^^i^ WOCHENSCHRIFT (DES VEREINS zun BEFÖRDEIIUNG DES GAIITENRAÜES IN DEN [iÖNIGL. PREUSS. STAATEN FÜR GÄRTNEREI UNI) PFLANZEMÜNDE. Redigirt dem General-Sekretair des Vereins. Professor Dr. KARL KOCH. • K MAHDEN III. Jahrgang. BERLIN. VERLAG VON KARL WIEGANDT. 1860. C' n 3 HiA-:i I ' I \ • ' jgg^^ Wochenschrift des Vereines zur Beförderung? des Gartenbaues in den Königiicii Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekvrtair des Vereines Professor Dr. Karl Kocik. JiS. li Berlin, den 5. Januar 1860« Preis des Jahrganges 5y Thlv., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Agaveen. — Cordylinen im Allgemeinen und die neuern Arten. — Myosotidium nobile W. Hook., das Vergiss- meinnicht der Chatam-Inseln. — Wachsen Orobanchen auch auf Pelargonien? Beschluss des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten. JLn der 386. Versammlung ist endgültig beschlossen worden, die bisher von den Herren Professor Dr. Karl Koch und Hofgärtner G. A. Fintelmann herausgegebene Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde mit den Verhandlungen des Vereines zu vereinigen und dadurch ein Vereins-Organ zu schaffen, was den Anforderungen der Zeit entspricht. Dieses Organ wird hiermit den Titel führen: „Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde, redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Pro- fessor Dr. Karl Koch" und genau in derselben Weise erscheinen, wie die Wochenschrift bisher erschienen, nur dass es selbst- verständlich vor Allem die Verhandlungen des Vereines, insoweit dessen Vorstand dieselben dazu für geeignet erachtet, aufnimmt. Alle wirklichen Mitglieder erhalten anstatt der bisherigen Verhandlungen vom Jahre 18(iü ab das neue 0.rgan des Vereines zugesendet. Vorwort. Mit dieser Nummer beginnt der dritte Jahrgang, luid zwar von jetzt ab als Organ des grössten Gartenbau-Vereines in Deutschland und erhält hiermit erst seine eigentliche Bedeutung. Der Redakteur hofft um so mehr, dass sie auf diese Weise die Interessen der Gärtnerei besser fördern und sich um die wissenschaftliche Pflanzenkunde weitere Verdienste erwerben wird, zumal auch ausserdem nach allen Seiten hin sich die Verhältnisse günstiger gestaltet haben. Dass die ersten Nummern, die längst gedruckt vorlagen, so spät ausgegeben wurden, hatte seinen Grund darin, dass die mit dem Vereine gepflogenen Verhandlungen zuvor zu diesem erfreulichen Abschlüsse gebracht werden mussten; von nun an wird die Wochenschrift wiederum wie früher regelmässig erscheinen. Die Berliner allgemeine Gai'tenzeitung, deren Redaktion der Herausgeber der Wochenschrift zwei Jahre lang übernommen, am Schlüsse des Jahres 1858 aber niedergelegt hatte, ist 1859 nicht wieder erschienen ; das reiche, in den Gärten Berlin's und der Umgegend vorhandene Material kann daher allein 1 zu Gunsten der Wochenschrift verwendet werden. Dazu kommt noch, dass ausserdem aber auch die Verbindungen der Redaktion sich, namentlich nach dem Auslande hin, sehr erweitert haben; von allen Seiten her treffen Mittheilungen über neue und interessante Pflanzen, oft auch diese selbst ein, und zwar in der Regel mit der Bitte, selbige in der bereits bekannten Weise zu veröffentlichen. Gern sind wir bisher, so weit als möglich, dem hier und da gegen uns ausgesprochenen Wunsche von Pflanzenfreunden und Botanikern, die eine oder andere schwierige Pflanzengruppe zu bearbeiten, nachgekommen, und werden auch später bereit sein. Es war für unsere Mühen eine besondere Genug- thuung, indem man sich vielfach dahin aussprach, dass grade diese Zusammenstellungen nicht allein für den Mann der Wissenschaft grossen Werth hätten, sondern auch für den praktischen Gärtner, welcher letzterer besonders dadurch in den Stand gesetzt wäre, sich selbst zu belehren und in der meist schwie- rigen Nomenklatur sich zu recht zu finden. Wie sehr diese Art der Bearbeitungen aber auch sonst An- erkennung gefunden, beweisen die häufigen Uebersetzungen derselben in französischen, belgischen und holländischen Zeitschriften. Wir haben bereits schon im vorigen Jahrgange uns veranlasst gesehen, hier und da Abbildungen zu geben; wir werden auch in diesem fortfahren, da es uns nothwentlig erscheint, bisweilen etwas bild- lich zu erläutern. Wie die ganze Ausstattung der Wochenschrift gewiss eine vorzügliche und anzu- erkennende ist, so werden dieser entsprechend auch nur gute und möglichst treue Abbildungen, jedoch fern von dem jetzt so sehr beliebten äussern Schmucke, der leider schon so oft getäuscht hat, mitge- theilt werden. Botaniker und Gärtner sind heutigen Tages, wie wir schon oft zu sagen Gelegenheit hatten, mehr aufeinander gewiesen, als früher; beide müssen gewinnen, wenn sie sich unterstützen. Es ist aber nicht allein der systematische Botaniker , der über Feststellung von Pflanzen-Arten sieh bei Gärt- nern Belehrung oder Bestätigung seiner Ansicht verschaffen kann , auch der Physiolog würde sein Wissen bereichern, wenn er von der Art und Weise der Kultur oder der Vermehrung einer Pflanze, also von dem Leben selbst, bei ihnen Kenntniss nehmen wollte. Man sollte meinen, dass es grade Auf- gabe eines physiologischen Botanikers wäre, praktische Erfahrungen auf wissenschaltliche Prinzipien zurückzuführen und dadurch wiederum dem Gärtner Gelegenheit zu geben, mit grösserer Sicherheit zu arbeiten. In der Einrichtung der Gewächshäuser, in dem Gedeihen oder Kränkeln der Pflanzen u. s. w. wird dem scharfsinnigen Beobachter so viel zum Nachdenken und zu weiteren Untersuchungen geboten, als Versuche im Zimmer nicht leicht bieten können. Grade in der Vernachlässigung praktischer Erfah- rungen möchte ein Hauptgrund unserer geringen Kenntniss von dem Leben der Pflanze gesucht werden; man stellt leider lieber, aber auch allerdings mit geringerer Mühe, Theorien auf, als dass man seine Ansichten mit den Erfahrungen der Gärtner und Landwirthe in Einklang zu bringen sucht. Als Organ des grössten Gartenbau-Vereines in Deutschland wird die Wochenschrift eine solche Verbreitung erhalten , wie wohl kaum eine gärtnerische und butanische Zeitschrift besitzt , zumal auch der Verein noch mit allen Gartenbau -Gesellschaften von irgend einer Bedeutung im In- und Auslande, selbst mehrfach in Amerika, in Verbindung und gegenseitigem Austausch der Schriften steht. Wir machen deshalb Botaniker und Gärtner, welche ihre Mittheilungen und Bearbeitungen rasch zur möglichst viel- seitigen Kenntniss bringen wollen, um so mehr darauf aufmerksam, als gediegene Aufsätze auf Ver- langen auch honorirt werden. Nicht weniger gewinnt das Beiblatt, die Garten-Nachrichten, bei allen denen, welche sich seiner zum grössern und rascheren Bekanntwerden von Pflanzen, Blumen, Sämereien, überhaupt für Anzeigen, bedienen woUen. Wir empfehlen die Garten-Nachrichten deshalb allen Handelsgärtnern ganz besonders, aber auch Buchhändlern, welche auf Gärtnerei und Botanik bezügliche Werke besprochen und zur wei- tern Kenntniss gebracht haben wollen. Wir machen noch besonders darauf aufmerksam, dass die meisten Exemplare der Wochenschrift mit den Garten-Nachrichten, auch nach Frankreich, Belgien und Holland, durch die Post versendet werden und ihr Inhalt auf diese Weise rasch zur Kenntniss der Leser kommt. Die Agaveen. Eine monographische Skizze. Auf den hüheni, besonders nördliclitn Terras- sen der mexikanischen Republik und des südlichen Kaliforniens fehlt oft das Wasser, weshalb während der wärmern Jahreszeit jene Gegenden zwar ein ödes und trauriges Ansehen besitzen, aber trotzdem zu den grossartigsten Parthien gehören, welche in ganz Amerika überhaupt vorkommen. Steil abfal- lende Felsenwände wechseln daselbst oft mit durch einander geworfenen Trümmergosteinen ab und sind kaum nothdürftig mit den ersten Anfängen einer Vegetation, mit Flechten, bedeckt. Der einer spä- tem Zeit angehörende Kalk hat, wo er vorkommt, sich zwar mehvfacli zerbröckelt und zum Theil in eine gelbgraue Erde umgewandelt, auf das feste, vulkanische Gestein anderer Strecken vermochte aber der Zahn einer noch so langen Zeit sehr wenig einzuwirken ; nur hier und da zeigte die Oberfläche eine schwache Schicht durch Verwitterung entstan- dener Erde, die ebenfalls, jedoch meist aus Mangel des nährenden und Nahrung zuführenden Wassers, wenig Spuren des pflanzlichen Lebens trägt. An- ders ist es allerdings da, wo grosse Hochebenen mit Seen und Flüssen vorhanden sind, denn hier begegnet man oft der üppigsten Vegetation. In den an Wasser armen und mehr gebirgigen Gegenden kommen eigenthümliche Pflanzen, meist einzeln stehend, doch auch zu Gruppen vereinigt, vor, die sich durch fleischige Stengel ohne alle Blätter, oder grade durch dicke und grosse Blätter ohne deutlichem und nur kurzem Stengel auszeich- nen. Der Reichthum an Wasser innerhalb dieser { Pflanzen, welche die Familien der Fackeldisteln oder Cacteen darstellen oder zu den Agaveen ge- hören, steht im grellen Gegensatze zu der Trocken- heit in der Luft nicht weniger, als in dem rings- [ umgebenden Erdreiche. Die Natur hat dafür gesorgt, ! dass in der Rinde jener Pflanzen hauptsächlich Kork- zellen vorhanden sind, deren Wandungen nicht, wie andere, ungehindert Wasser durchlassen, während ausserdem noch , wahrscheinlich hauptsächlich in den lebendigeren Zellen des Innern, chemische Pro- zesse bei der Ernährung vor sich gehen, durch die bei grösserer Verwandtschaft das nicht einmal für den Wärmegrad der äussern Luft hinreichend vor- handene Wasser begierig angezogen und zurück- behalten wird. In Betreff der Fackeldisteln sind es hauptsäch- lich verästelte und blattartig zusammengedrückte Stengel oder säulenartig-geformte Gestalten, welche man als zu den Geschlechtern Opuntia und Cereus (im weitern Sinne) gehörig betrachtet und welche in der Regel gruppenweise in näher bezeichneten Länderstrichen wachsen. Die andern Cacteen, beson- ders Mamillarien, Echinoeactcn u. s. w., findet man dagegen häufiger in den , aber ebenfalls während der wärmern Jahreszeit trocknen und wasserarmen Ebenen Südamerika's, welche bald den Namen Lla- nos führen, bald Pampas heisson; mit ihrem wäs- serigen Inhalte löschen die dort verwilderten Pferde, wobei sie mit ihren Hufen die einzelnen Pflanzen zerreissen, ihren Durst. Doch nicht die Cacteen sollen der Gegenstand unserer diesmaligen Betrach- tung sein, sondern die Arten der andern genannten Familie, die Agaveen. Wenn , wie bereits erwähnt , die Agaveen in ihrem Vaterlande sehr viel zum landschaftlichen Charakter beitragen , so sind sie auch in gärtneri- scher Hinsicht von der grössten Wichtigkeit. Es kommt noch dazu, dass viele von ihnen, und vor Allem die bei uns am Meisten verbreitete Agave americana, gegen unsere klimatischen Verhält- nisse gar nicht empfindlich sind und sogar eine Kälte von einigen Grad aushalten können. Auf zugigen Terrassen, am Eingange zu Parterre's und überhaupt zu den Theilen der Gärten, welche ein fremdes Gepräge tragen sollen, selbst hoch oben auf Thorpfeilern und ähnlichen Gemäuern finden sie die passendste Anwendung. Aber auch auf besonders dazu errichtetem Piedestale und inner- halb einer Urne oder eines ähnlichen Gefässes neh- men sie, namentlich in einem elegant eingerichteten, etwas grössern Garten, sich sehr gut aus. Es gilt dieses vor Allem in der Nähe von Springbrunnen und andern Wasserkünsten, doch nicht zu weit von der Wohnung entfernt. Selbst umgeben von Blu- menbeeten oder in dem einwärts gelegten Bogen einer grössern Rasenfläche machen sie Effekt. Im Borsig'schen Garten befinden sich zwei stattliche Exemplare einer blaugrünen Form der AgSve americana am Ende eines Wiesengrun- des und zwischen zwei kleinern, von Blumenbeeten umgebenen Gewässern, welche zur Erhöhung der Reize grade besagten Theiles sehr viel beitragen. Aus schwärzlicher Schlacke hat der Obergärtner Gaerdt eine 4 Fuss hohe Pyramide errichtet, welche den urnenähnlichen Topf mit der Agave trägt und ausserdem mit schottischem Epheu, doch nicht zu dicht, umrankt ist. Da ausserdem noch durch einige ähnlich aufgestellte Exemplare der Agave fili.- fera und des Dasylirion acrötrichon eine grössere Mannigfaltigkeit hervorgebracht ist, so gewinnt dadurch auch die Schönheit der beiden blaugrünen Agave-Exemplare. Ganz besonders sind alle Agaveen (freilich mit Ausnahme der krautartigen) zu grösseren Felsen- parthien passend. Selbst ein künstliches Stein- geröUe mit einer Agave auf der höchsten SteUe 1* 4 und in den Fugen dagecren einheimische Dick- pflanzen , namentlich blühbare Hauswurz - Arten (Sempervirum), aber auch schon Sedum's, beson- ders das rothblühende und selbst eine braun -rüth- liche Farbe annehmende S. Fabaria, ausserdem S. Telephium, vor Allem die kanarischen Sem- perviven, welche neuerdings mit Recht zu einem besonderen Genus, Aeonium, erhoben sind, wür- den eine entsprechende Zusammenstellung bilden. Noch mehr passen die Agaveen zu den Fackel- disteln und Yucceen , mit denen sie die Natur zu einer bestimmten pflanzengeographischen Formation selbst vereint hat. Die Liebhaberei zu den zuerst genannten Dickpflanzen ist zwar wiederum im Zu- nehmen : mit wenigen Ausnahmen werden sie aber eben so noch, wie früher, in besondern Beet-Kästen ohne alle ästhetische Gruppirung zusammen ge- pfercht. Unserer Ansicht nach können ihre Be- sitzer, abgesehen von der Liebhaberei und dem Haschen nach dem Barocken, nur dann einen wirk- lich ästhetischen Genuss von ihnen haben, wenn die eine oder andere Art ihre schöne Blüthe zeigt. Bei wie wenigen ist dieses aber der Fall und wie viele blühen bei uns gar nicht oder nur selten? Mau kann die Abschliessung der Cacteen um so weniger begreifen, als die Pflanzen, während der bessern Jahreszeit in's Freie gebracht, meist besser gedeihen und sich in der Luft für die ungünstigere Winterzeit erstarken. Wir erinnern uns eigentlich nur einen Garten ■gesehen zu haben, wo die Cacteen eine geschmack- volle Anordnung gefunden hatten , obwohl auf be- schränktem Eaume. Es war dieses bei Fr. A. Haagejun. in Erfurt. Wir möchten namentlich Liebhaber dieser sonderbaren Familie auf die dor- tige Aufstellung aufmerksam machen. Gewiss würde sich das Cacteen-AiTangement im genannten Gar- ten noch schöner ausnehmen, wenn mehr Raum vorhanden wäre und dabei auch Agaveen, so wie Yucceen, in Anwendung gebracht werden könnten. Eine sehr schöne Agaveen-Gruppe befand sich in AVeimar zu der Zeit, als der jetzige Parkinspek- tor Petzold in Muskau daselbst noch als Hof- gärtner war und den dortigen Park beaufsichtigte. Dort hatte man lU bis 12 Pflanzen auf ein erhöhtes Rundtheil in das freie Land gebracht; im Winter wurden sie überbaut und durch Lagen von Blät- tern gegen zu grosse Kälte geschützt. So Wuch- er o o sen sie ungemein rasch und brachten auch ihre Blüthen weit früher , so dass eine Reihe von Jah- ren lang fast in jedem Sommer ein mächtiger Blü- thenschaft sich erhob und zur Verschönerung des Ganzen beitrug. Wir möchten eine gleiche Gruppe allen Gartenbesitzern um so mehr empfehlen, als der Kostenaufwand gar nicht so bedeutend ist. Die Agaveen konzentriren sich in Central- amerika, Mexiko und in dem südlichen Kalifornien, so wie in Westindien, und nehmen an Anzahl der Arten und Individuen nach Norden und Süden ab. Dass ursprünglich in den heissen und tiefer gele- genen Gegenden Südamerika's Glieder dieser Fa- milie so häufig wie jetzt vorgekommen sind, könnte man vielleicht verneinen. Auf jeden Fall ist ihre Anzahl daselbst anfänglich gewiss gering gewesen. j Ihr ursprüngliches Vorkommen in Ostindien und 1 auf den Südsee -Inseln ist dagegen mehr als pro- blematisch. Am Allerwenigsten wuchs Agave americana L. ursprünglich in Südeuropa, obwohl sie daselbst, wie auch in Nordafrika, jetzt eine Hei- math gefunden hat und als eingebürgert betrachtet werden kann. Wenu auch nicht alle Agaveen, so gehört doch A. americana zu den Pflanzen, welche trotz ihres ursprünglich ihnen angewiesenen beschränkten Verbreitungsbezirkes mit den Menschen weiter ge- wandert sind; einmal irgendwo angepflanzt, fand sie sich, wenn irgend nur einiger Massen günstige Bedingungen ihr geboten wurden, auch bald hei- misch und vermehrte sich oft ohne alles Zuthun des Menschen so sehr, dass sie manche ursprüng- lich daselbst wachsende Pflanzen verdrängte. Die Zahl der übrigen Pflanzen, welche dieses gleich der Agave thun, ist gar nicht so klein : eine Zusammenstellung derselben möchte manches Inter- esse darbieten. Wir wollen nur beispielsweise un- sern Wildhafer (Avena fatua) erwähnen, der jetzt in Kalifornien, vor Allem in dem ganzen Thale des Sacramento, selbst da, wo unser Getreide nur spär- lich oder gar nicht gebaut wurde, und überhaupt Menschen ihn nicht hingebracht haben können, in unglaublichen Massen wächst und die grössten Flä- chen überzieht. In den genannten Gegenden hat er die ursprüngliche Vegetation ganz verändert. Lieber die Geschichte und Naturgeschichte der Agaveen haben wir eine vorzügliche Abhandlung, welche in der 44. bis .il. Nummer der Münchener gelehrten Anzeigen vom Jahre iSö.ö abgedruckt ist und den berühmten brasilianischen Reisenden v. Martins zum Verfasser hat. Sie besitzt einen um so grössern Werth, als wir dergleichen mühe- volle Arbeiten ausserordentlich wenige haben, so gi'oss auch das Bedürfniss darnach ist. Aus ihr werden wir besonders über die uns am Meisten bekannte A. america. Einiges mittheilen, um das Interesse für die bei uns ziemlich verbreitete Art noch mehr zu erhöhen. Sie gehört nämlich zu den umfassendsten Nutzpflanzen , die überhaupt existiren. (Fortsetzung folgt.) €ord}'Iinen im All «gemeinen und die neuem Arten. Zu den schönsten Blattpflanzen gehören um 80 mehr die Dracäneen , als sie sich zum grossen Theil leicht vermehren und in der Kultur wenig Schwierigkeiten machen. Es gilt dieses ganz be- sonders von den Arten mit mehreren Eichen in einem Fache, von den Cordylinen, da diese unterirdi- sche Ausläufer bilden, durch die die Pflanzen sich so leicht vervielfältigen lassen, dass schon beispiels- weise hübsche Exemplare der Cordyline stricta Endl., welche, .so sehr wir auch schon früher darauf aufmerksam gemacht haben, immer noch unter dem falschen Namen Dracaena oder Cordyline congesta vorkommt, auf dem Berliner Blumenmarkte und in Blumenkellern zu 1(1, ja selbst zu 7~ Sgr. verkauft werden. . Diese unterirdischen Ausläufer kommen nur bei Cordyline und nicht bei Dracaena vor; es ist dieses ein Grund, warum überhaupt, mit Aus- nahme unserer Cordyline superbiens (der Dracaena indivisa der Gärten), alle Cordylinen häufiger und wohlfeiler sind, als die ächten Dra- cänen , d. h. die Arten mit je einem Eichen in jedem Fache. Dieses Zusammentreffen eines physiologisch- morphologischen Momentes mit der Zahl der Eichen in dem Fächern des Fruchtknotens bekräftigt die generisehe Trennung von Dracaena und Cordyline; wir möchten sehr wenige Genera haben, welchen so natürliche Prinzipien zu Grunde liegen, als grade den beiden genannten, so dass geübte Pflanzenken- ner auch im Stande sind, ohne Blüthe und selbst ohne erst die Ausläuter nachzusehen, am äussern Habitus, ja selbst an der Beschaffenheit eines ein- zigen Blattes, das Genus zu erkennen. Mehr kann man gewiss nicht von einem guten Geschlechte verlangen. Anderntheils zeichnen sich alle ächten Dracäneen durch mehr oder minder riechende Wur- zelfasern aus. Um so weniger vermögen wir Regel , dem doch als erfalirenen Gärtner und Botaniker eine grosse Pflanzenkenntniss , wie nur sehr wenige seiner ge- lehrten Kollegen sich rühmen können , zu Gebote steht, zu begreifen, dass er in seiner Abhandlung über die Dracäneen des Petersburger botanischen Gartens im vorigen Novemberhefte seiner Garten- flora behauptet, Dracaena und Cordyline seien noch im höhern Grade künstliche Genera, als die von Planchon in Flore des serres von den Dracäneen aufgesteUten , obwohl er über deren Unhaltbarkeit sich selbst überzeugt hatte und wir in der Berliner allgemeinen Gartenzeitung ('2. Jahrgang, Seite 242) ebenfalls ausführlich darüber gesprochen haben. Die grosse Aehnlichkeit der Dracaena marginata und umbraculifera mit Cordyline indivisa der Gärten imd stricta flnden wir keineswegs so wie Regel; es wird uns sogar leicht, diese, als verschiedenen Geschlechtern angehörig, zu trennen. Die eben genannte Cordyline stricta Endl. und C. rubra Ilueg. sind am Meisten in unsern Gärten verbreitet und ganz vorzügliche Zimmer- pflanzen , die wir um so mehr empfehlen können, als sie keineswegs des Lichtes in so hohem Grade bedürfen, als andere, und selbst mehre Fuss vom Fenster entfernt stehen können. Sie sind auch kei- neswegs so sehr empfindlich gegen Säure im Bo- den, welche bei zu vielem Giessen sehr häufig sich einstellt. Begiessen mit bis zu 60 Grad warmen Wasser, insofern ein Versetzen nicht räthlich ist, hilft sehr häufig dagegen und bedingt die ihrer Blätter zum grossen Theil beraubten Pflanzen oft von Neuem zur thätigen Vegetation. Cordyline spectabilis Kth wächst zu rasch für das Zimmer und verlangt eine feuchtere, im Winter zugleich kühlere Temperatur, weshalb sie daselbst auch weniger gedeihen mag. Von uns angestellte Versuche sind wenigstens nicht geglückt. Was die nahverwandte, weit träger wüchsige C. odorata C. Koch anbelangt, so liegen noch keine Versuche über sie vor. In Gewächshäusern hat sie unbe- dingt durch die gedrängter stehenden Blätter den Vorzug. Ob die von uns ebenfalls aufgestellte C. rigidifolia, gleich den eben beiden erwähn- ten, in Zimmern gedeiht, möchten wir ebenfalls be- zweifeln, da ein schönes blühendes Exemplar im Zimmer bei uns bald schlechter wurde. An Ele- ganz steht übrigens diese Art wegen ihrer steifen Blätter der C. stricta Endl. nach. Regel betrachtet unsere C. rigidifolia als Abart der C. stricta und die C. odorata als Abart der C. spectabilis. Möglich, dass er Recht hat, da es allerdings nahe stehende Arten sind ; da er jedoch keine Aussaat-Versuche gemacht und auch ausserdem seine Ansicht nicht durch Gründe unterstützt , so möchten unsere aufgestell- ten Arten auch fernerhin um so mehr ihre Selbst- ständigkeit bewahren, als jeder Gärtner sie leicht ohne Blüthe unterscheiden kann. Es wäre selbst möglich, dass unter C. spectabilis noch 2 Arten verborgen wären, da die in den Berliner Gärten als C. longifolia vorhandene Pflanzen so rasch wachsen, dass einzelne Exemplare in einem Paar Jah- ren eine beträchtliche Höhe erreicht hatten. Diese Art besitzt ausserdem sehr schlaffe, auch am obern Theil des Stengels überhängende Blätter. C. odorata unterscheidet sich dagegen ziemlich leicht durch mehr, selbst am untern Ende gleichbreite, am Rande aber glatte, steifere und nur am untersten Theile des belaubten Stengels etwas überhängende Blätter, die 6 bei der cächten C. spectabilis stets schlaffer sind, mehr auseinander stehen , meist sämmtlich wenig- stens etwas überhängen, und endlich in der Mitte die grösste Breite, sowie am Rande ringsum feine Zähne besitzen. C. rigidifolia hat dagegen wiederum sehr steife und etwas dunklere Blätter und ist deshalb kaum mit C. st riet a zu vervvecliseln. Uebrigens vergleiche man unsere genaue Beschreibung beider Pflanzen im '2. Jahi-gange der Berliner allgemeinen Gartenzeitung, Seite 'li'.\. Auch hat Regel eine neue Art aufgestellt, C. violescens, welche der C. ru bra Hueg. sehr nahe stehen soll, in allen ihren Theilen aber grös- ser wird. Die jüngsten Blätter tragen nach ihm I auf der untern Seite einen violetten Schein, der f zur Benennung Veranlassung gegeben hat. Die Blätter sind sonst fast kürzer, als bei C. rubra, aber bisweilen gegen einen Zoll breiter. Wir sind weit entfernt, uns über die Selbständigkeit der Art 80 lange, als wir nicht Originalexemplare zu unter- suchen Gelegenheit haben, ein Urtheil zu erlauben, müssen jedoch bemerken , dass wir bereits auch Exemplare der ächten C. rubra Hueg. gesehen haben, wo dieselben Merkmale vorkamen. Schade, dass die buntblättrigen Arten: C. Jac- quini Kth (Dracaena ferrea Jacq.) mit der roth- und grün-panachirten Abart (Dracaena terminalis fol. var.) und C. nobilis C. Koch (Dracaena Sie- boklii Hort, und Calodracon nobilis PI.) gar nicht im Zimmer aushalten wollen und darin zeitig zu Grunde gehen. Dauegen sind sie ein um so schö- nerer Schmuck in den feucht- warmen Gewächs- häusern. Ihre Kultur scheint aber doch im All- gemeinen mehr Autmerksamkeit zu verlangen, als man meist glaubt , da man nur selten schön gezo- gene Exemplare sieht. Dagegen verdient wiederum Cordyline Ti Schott, als Dracaena heliconiaefolia und brasiliensis in den Gärten bekannter, für die Zimmer alle Be- achtung. Durch ihre breiten Blätter weicht ge- nannte Art wesentlich von allen andern Dracäneen ab , nimmt sich aber eben deshalb als sogenannte Blattpflanze gut aus. Wir kennen Exemplare, die bereits mehre Jahre sich im bewohnten Räume be- finden und neben manchen andern Dekorations- pflanzen sehr gut gediehen. Allerdings ist nicht genug hervorzuheben, dass Pflanzen in Zimmern um so leichter fortkommen, je mehr deren vorhan- den sind. Dass Dracaena indivisa Forst, eine sehr ähnliche, vielleicht dieselbe Pflanze ist, haben wir schon in einer der letzten Nummern des vorigen Jahrganges gesagt. Die Dracänee, welche jetzt allgemein in unseren Gärten diesen Namen trägt, ist eine ganz andere Pflanze, welche wir wegen ihres prächtigen Ansehens Cordyline super- biens genannt haben. Eben finden wir jedoch beim Durchblättern der von Schlecht endal her- ausgegebenen botanischen Zeitung (Seite '277 des vorigen Jahrganges |, dass die Pflanze in Herren- hausen bei Hannover im vorigen Sommer geblüht und von Wendland d. J. den Namen Dracae- nopsis calocoma erhalten hat. Wiederum ein Beispiel, wie oft neue Pflanzen gleich im Anfange ihres wissenschaftlichen Bekanntwerdens doppelte und selbst dreifache Namen erhalten. Wendland hat allerdings vor uns die Pflanze bekannt gemacht und steht ihm deshalb das Prioritätsrecht zu ; da er aber die Pflanze dem nicht haltbaren Planchon'- schen Genus beizählt und demnach doch eine Um- änderung des Namens geschehen müsste, so ist unsere Benennung Cordyline superbiens kei- neswegs umsonst gegeben, muss sogar unter ob- waltenden Umständen beibehalten werden. Wir bemerken dieses um so mehr, als möglicher Weise Pedanten kommen und in ihrer Weislieit die Pflanze Cordyline calocoma genannt haben wol- len. So sehr wir wünschen , dass die Artnamen der einen oder andern Pflanze, wenn diese nach ge- nauerer Untersuchung oder nur nach verschiedener Ansicht einem andern Genus beizuzählen wäre, auch beibehalten werden möchten, so liegt doch gar kein Grund vor, wenn bereits ein anderer gegeben ist, diesen wiederum zu ändern. Wenn es doch ge- schiebt, so ist es nur ein Missbrauch, dem man ernstlich entgegen treten muss. Man wäre sonst gezwungen, wirklich vielleicht Tausende bereits ein- gebürgerter Namen umzuändern und so eine Kon- fusion hervorzurufen, die gar nicht wieder gelöst werden könnte. Darum mag der, welcher Dracä- nopsis als Genus anerkennt, unsere Pflanze Dr. ca- locoma nennen, wer es aber verwirft, muss die Bezeichnung Cordyline superbiens festhalten. Dass übrigens die neue, auf den Blättern mit einem rothen Streifen versehene Cordyline in- divisa der englischen Gärten eben so wenig die- sen Namen behalten kann, da sie mit der Forster'- scheu Pflanze ebenfalls gar keine Aehnlichkeit be- sitzt, ist von uns an früher bezeichneter Stelle be- reits gesagt. Auch sie muss einen neuen Namen erhalten. In belgischen Gärten kommt sie als Dra- caena indivisa lineata vor; wir möchten diese Benennung zum Theil beibehalten und die Pflanze daher Cordyline lineata nennen. Von Cordyline superbiens besitzen wir mehre Formen. Bei einigen sind die Blätter sehr schmal, bei andern hingegen ziemlich breit, so dass diese das Ansehen derer der C. au st r aus Endl. erhalten und um so mehr damit verwechselt werden, als diese häufig auch noch als Dianella australis in den Gärten vorkommt. Die ziemlich parallel- laufenden Nerven in den Blättern, auf die wir schon früher aufmerksam gemacht haben, lassen sie aber leicht unterscheiden. Was nun endlich die Cordyline australis Endl. anbelangt, so gedeiht sie zwar weniger im Zimmer, desto mehr aber während der besseren Jahreszeit im Freien, wo sie in eleganten (iärten, im Schmuckraume u. s. w. wegen ihres Palmen ähnlichen Ansehens, eine grosse Zierde darstellt. Wir haben sie in dem v. Thielemann 'sehen Gar- ten in Wilmersdorf bei Berlin mit Orangen- und Lorbeerbäumen abwechselnd gesehen, wo sie Jeder- mann, der sie sah, erfreute. Auch mit grossen Dasylirien und Agaveen abwechselnd und in der Nähe von Blumenbeeten, vielleicht auch auf einem Rasengrunde eingegraben, nehmen sich 6 — S Fuss hohe Exemplare der Cordyline australis sehr gut aus; sie wachsen sogar im Freien üppiger und bauen sich hübscher, als in Gewächshäusern. Nur "werden sie leider bald zu gross und können dann im Winter nicht mehr gut untergebracht werden. Zum Glück kann man sie aber rasch vermehren und wächst eine junge Pflanze binnen wenigen Jahren wieder so weit heran , dass sie von Neuem auf gleiche Weise benutzt werden kann. n^osotidiiiiii nobile W. Hook., das Vergissmeinnicht der Chatam - Inseln. Gegen 12 Jahre sind verflossen, als ein neues Vergissmeinnicht von den Azoren-Inseln Corvo und Flores auf dem Kontinente eingeführt wurde, nach- dem es schon einige Jahre früher in England kul- tivirt worden war und die Aufmerksamkeit aller Blumenliebhaber auf sich gezogen hatte. Rasch verbreitete sich Myosotis azorüca selbst in den Gärten der kleinern Städte und wurde hauptsäch- lich auf Beeten in Gruppen, aber auch als Topf- pflanze, benutzt. Wie es so manchmal geht, auch das Schöne kommt über den vielem Neuen , was alljährlich Handelsgärtner bringen, in Vergessen- heit. In Berlin, wo das Vergissmeinnicht der Azo- ren mehre Jahre eine Rolle spielte, sieht man es kaum noch hier und da in wenigen Gärten. Da seine Vermehrung leider nicht ganz leicht ist und die Pflanze sich ausserdem in den kleinern Gärten auf dem Lande , wo man zum üeberwintern meist keine Lokalitäten besitzt, nicht gut für die Länge der Zeit erhalten kann , so wird es wahrscheinlich in wenigen Jahren wiederum allmählig aus der Kultur verschwinden. Im vorigen Jahre ist nun ein neues Vergiss- meinnicht , und zwar dieses Mal von noch fernem Inseln, von den Chatham-Inseln, eine Gruppe öst- lich von Neuseeland, in England eingeführt wor- den. Ein Watson brachte Myosotis azorica nach England und wiederum einem Watson (in St. Albans) verdanken wir die erste blühende Pflanze, welche in einer Ausstellung des Londoner Garten- bau-Vereins im März vorigen Jahres allgemeinen Beifall fand. Wir wissen leider nicht, ob beide Watson's ein und dieselbe Person sind und in welchem Zusammenhange beide oder nur der eine zu dem berühmten englischen Pflanzengeographen d. N. stehen. Der jüngere Hook er, der kühne Reisende, dem wir die Kenntniss und Einführung so vieler schöner Pflanzen verdanken — wir erinnern nur an die Sikkim-Rhododendren — , hat dem Vergiss- meinnicht der Chatham-Inseln zuerst den Namen Cynoglossum nobile gegeben; doch glaubte der ältere Hook er ein Jahr später in den eigenthüm- lichen, mit graden (nicht wellenförmigen) Flügeln versehenen Achenien Grund genug gefunden zu haben, um die Pflanze als den Typus eines neuen Genus zu betrachten, was er wegen der V^erwandt- schaft mit dem gewöhnlichen Vergissmeinnicht, Myosotidium, die Pflanze aber M. nobile nannte. Im Septemberhefte des botanical Magazine, und zwar auf der öl 34. Tafel, erhalten wir die erste genaue Beschreibung und zu gleicher Zeit eine Abbildung. Auch Lindley theilte fast zu glei- cher Zeit in Gardener's Chronicle eine Beschrei- bung mit. Wiederholt finden wir in dem Novem- berhefte der Illustration horticole auf der 'J'il. Tafel eine Abbildung mit ergänzender Beschreibung. Professor Lemaire, der Herausgeber der zu- letzt genannten Zeitschrift, macht nämlich mit Recht darauf aufmerksam, dass Myosotidium nobile keineswegs bis I8n8 eine unbekannte Pflanze ge- wesen sei, M'ie man glaube, sondern schon im Jahre 1S46 im ?). Bande von Delessert's Icones von Decaisne auf der99. Tafiel als Myosotis Hor- ten sia beschrieben und abgebildet wurde: den Beinamen erhielt sie wegen ihres dem einer Hor- tensia ähnlichen Blüthenstandes. Wir haben die Abbildung verglichen und zweifeln , obwohl die Blätter daselbst rundlicher und auf der Unterseite grau behaart angegeben sind, um so weniger an der Identität beider Pflanzen, als die Chatam- In- seln ebenfalls als das Vaterland der letzteren ge- nannt werden. Darnach gehörte die Ehre der Entdeckung dem Kapitän Cecille, die der Ein- führung allerdings Watson in St. Albans. Das Vergissmeinnicht der Chatham-Inseln stellt im Vergleich zu seinen Verwandten in Europa eine breite Pflanze dar und ähnelt ohne Blüthenstand wegen der in einen langen Stiel gezogenen und 8 mit parallelen Längsnerven versehenen Wurzel- blätter, die sonderbarer Weise mit denen einer Kohlpilanee verglichen werden, eher einem grössern Gebirgs- Enziane, zumal die ganze Pflanze eben- falls mehr oder weniger dicklich und selbst fleischig erscheint. Die Höhe scheint übrigens keineswegs bedeutend zu werden, da sie nur zu 1 bis l{Fuss anaresfebeu wird; es überträfe also unsere Pflanze in dieser Hinsicht die Myosotis azonca nicht sehr viel; durch das rosettenartige Ausbreiten der Wurzel- blätter erhält sie dagegen eine bedeutendere Breite. Myosotidium nobile wird im herangewach- senen Zustande unbehaart angegeben ; nur auf den Jüngern Blättern und gegen den Blüthenstand hin findet sich eine schwache Behaarung vor. Am auf- rechten Stengel werden die Blätter allmählig klei- ner, bis ersterer sich in eine dichte und rispenartige Traubendolde von einigen Zoll Durchmesser ver- ästelt. Die blauen Blüthen werden gegen den Rand heller und zuletzt ganz weiss, wodurch, ähnlich wie bei manchen unserer Vergissmeinnicht -Arten, ein hübsches Farbenspiel erzielt wird. AVie bei diesen letzteren befinden sich auch gelbliche Drüsen am Schlünde, lieber die Achenien ist schon oben das Nähere mitgetheilt. Wachsen Orobaiichen siiich auf Pclargonicii? Von G. W. Ackerm.ann, ehemaliger Zögling der königliehen Gärtnerlehranstalt in Gent. Die Orobanchen, diese durch ihre Form und Lebensweise so sehr auffallenden Gewächse, fessel- ten schon in früher Jugend meine Aufmerksamkeit im höchsten Grade. In jener glücklichen Zeit, wo ich in Begleitung mehrer Freunde die gesegneten Gefilde Schlesiens durchstrich, um meine Pflanzen- kenntniss zu erweitern, blieb es mir immer ein Käthsel, warum gewisse Orobanchen nur auf ein und derselben Pflanzeuart angetroffen werden. Dazu kam noch die Unsicherheit, mit welcher selbst sehr tüchtige Botaniker, die von ihren Mutterpflanzen getrennten Orobanchen bestimmten, als ob die erste- ren den Unterschied ausmachten. Alle diese Umstände erregten in mir die Idee, dass manche Arten dieser Gattung wohl nur Varietäten seien, deren Form je nach der Verschie- denheit der Mutterpflanzen ändere. Vergleichen wir z. B. die O. minor Butt, mit O. Eryngii Duby; der einzige Unterschied, welchen wir ent- decken, ist der, dass die Blüthchen der letzteren etwas mehr gebogen sind. Ist dieser Charakter hinreichend, um eine Art zu gründen? ich be- zweifele es sehr. Es ist auch dieses keineswegs das einzige Beispiel , es Hessen sich deren noch viele auffinden. Gern hätte ich früher Versuche angestellt und Orobanchen zwischen einer Menge verschiedener Pflanzen ausgesäet , um zu sehen, ob sie nicht auf anderen Gattungen wachsen und damit ihre Form ändern. Der Mangel an Mitteln ei-laubte mir nicht, grössere Versuche zu machen. Wie gross war daher meine Freude, als ich im Sommer des Jahres 1857 in einem Gevvächshause des van Houtte'- schen Etablissements, eine vollständig ausgebildete Orobanche im Topfe eines Pelargoniums erblickte: „Ha, dachte ich, schade nur, dass die Pelargonien in Europa sich nicht wild vorfinden, denn sonst hätte man vielleicht schon eine Orobanche Pe- largonii fabricirt." Um meiner Sache gewiss zu sein, befreite ich vorsichtig die Wurzeln von der sie umgebenden Erde, und fand, dass die Saugorgane der Oro- banche wirklich auf der Wurzel des Pelargoniums hafteten. Die Orobanche war nur einen halben Fuss hoch, schmutzig - weiss und das Innere der Blume röthlich angehaucht; ich verglich sie mit der in der Umgegend von Gent so häufigen O. minor Sutt. und bin überzeugt, dass sie nichts anders als eine Varietät dieser Art ist. Dem Pe- largonium aber schien dieser ungebetene Gast nicht wohl zu behagen, denn es sah sehr kränklich aus. Meine Meinung, dass viele Orobanchen nur Va- rietäten seien, welche durch die Verschiedenheit des Saftes der Mutterpflanzen hervorgebracht wer- den, ist durch diese so merkwürdige Erscheinung noch mehr bestärkt worden. Wissen wir Gärtner doch, das dieselbe Birnen- sorte auf Birnenwildling veredelt, oft ganz andere Resultate liefert, als auf Quitten. Wir erkennen sogar am Holze, ob sie auf Birnen wildliug oder Quitte gewachsen ist. Gleich wie der Saft des Birnenwildlings oder der Quitte seinen Einfluss auf das Edelreis geltend macht, so wirkt auch der einer Mutterpflanze auf den Parasit. Existirt denn überhaupt ein physiologischer Unterschied zwischen einem angewachsenen Edelreise und einem parasiti- schen Gewächse? mir ist keiner bekannt. Möchten sich doch bemittelte Personen durch diese Zeilen veranlasst fühlen. Versuche anzustellen, dann wäre mein Ziel erreicht. Manche schöne und nützliche Entdeckungen würden gemacht, welche uns über verschiedene Lebensprocesse der Pflanzen Auf- schluss geben könnten, von denen aber unsere meisten Pliysiologen, die kaum aus ihrem Zimmer kommen und ihre Wissenschaft möglichst bequem betreiben, nichts ahnen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. ¥. Stare ke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Köuigiich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. M 2. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Hoch. Berlin, den 12. Januar 1860. Preis des .Jahrganfres ö^ Thlr.. sowohl hei Bezui; durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten i)) ist eine zwar mehr strauchartige, aber doch wegen der schönen, 4 — (i Fuss langen und gefiederten Blätter sehr elegante Palme aus Neuseeland und den Nor- folkinseln. Forster entdeckte sie zuerst auf den zuletzt genannten Inseln und Bauer bildete sie bereits in seinen Illustrationen sehr gut ab. W^ie- derum lernen wir sie nach lebenden Exemplaren durch den Jüngern Hookcr in seiner Flora von Neuseeland kennen. Dieser, als Reisender und Bo- taniker gleich ausgezeichnet, erkannte jedoch, dass sich Areca sapida Forst, und die Bauer'sche da- von verschiedene, deshalb auch A. Baueri ge- nannte Pflanze sich wesentlich durch den einfächrigen Fruchtknoten von den übrigen Areca-Arten unter- scheiden und deshalb vielmehr zu Seaforthia R. Br. (Ptychosperma Labill.) gehören. Dieses Genus besitzt jedoch Blüthen mit mehr als (j Staubgefäs- sen, Areca sapida und Baueri aber 6; diese müssen demnach vielmehr zu dem Blume'schen Ge- nus Kentia gebracht werden, was bereits Mar- tins indem B.Bande seines Palmenwerkes (S. 312) 3» 20 auch in Betreff der erstem gethan hat. In unsern norddeutschen Gärten führt sie auch schon längere Zeit den Namen Kentia säpida. Eine schöne Pflanze von 16 Fuss Höhe haben wir in Herren- hausen bei Hannover gesehen. Von Orchideen ist abgebildet: Dendrobium albo -San guineum Lindl. (tab. filBO), neuerdings wiederum vonVeitch aus Ostindien bezogen. Wir finden sie minder schön , als die meisten Arten dieses grossen Geschlechtes. Aerides Wightia- num Lindl. wurde zwar schon ISOC aus Ostindien eingeführt, erhielt aber zu keiner Zeit eine grosse Verbreitung: die Pflanze fehlt z. B. noch in der Schiller'schen Sammlung. Die Blätter stehen in 2 Reihen gedrängt, wie bei den andern Arten dieses Geschlechts, es erhebt sich aber nur ein unbedeu- tender Stengel. Die Blüthen bilden eine einfache Traube und haben ausser der am Rande gelben und in der Mitte purpur- gefleckten Lippe eine gleichmässige Farbe. Laelia xanthina Lindl. (tab. 5144) blühte bei Backhouse und Sohn und steht der L. flava Lindl. sehr nahe; ihre Blüthen sind nur grösser und haben ein dunkeleres Gelb. Die 3 äussern Blumenblätter sind wellenförmig, die Innern hin- gegen konvex und von lederartiger Konsistenz. Die Lippe ist sehr breit und an der Spitze mit 3 ziemlich flachen Einschnitten versehen. Cattleya Schilleriana Rchb. fil. Ji. conco- lor (tab. 5144). Während die Hauptart gelbe Blu- menblätter mit dunkelblutrothen Flecken und eine weisse Lippe mit purpurrothen Seiden-Rändern und violettrother Aderung besitzt, hat hier die ganze Blüthe ein braun - purpurfarbiges Ansehen. Die Pflanze verdient deshalb alle Beachtung und den übrigen schönen Arten zugezählt zu werden. Evelyna Caravata Lindl. (tab. 5141) ist in jeglicher Hinsicht eine sonderbare Orchidee mit be- haartem, aufrechtem Stengel und elliptischen, sowie genervten Blättern. Die Blüthen stehen gedrängt an der Spitze des Stengels und sind gelb, wer- den aber von grossen , violetten Deckblättern ein- geschlossen. Entdeckt wurde die Pflanze schon von Popp ig. Schliesslich erwähnen wir noch, dass auch das vor einigen Jahren und auch jetzt noch von ver- schiedenen Handelsgärtnern so sehr gerühmte Som- mergewächs Gutierrezia gy mnospermoides A. Gr. auf der 5155. Tafel des botanical Magazine abgebildet ist. Dass es gar keine Beachtung ver- , dient, haben wir schon im ersten Jahrgange der Wochenschrift (Seite 6(j) ausgesprochen; eben so wurde das Nähere über die Nomenklatur in den Gartennachrichten (Seite 77) gesagt. Darnach ge- hört die Pflanze nicht in das Genus Gutierrezia, sondern hat nach Regel den Typus eines neuen und von diesem den Namen Guentheria viscosa erhalten. Die Agavccn. Eine monographische Skizze. (Fortsetzung.) Die Stellung der Agaveen im Systeme ist, wie die aller Monokotylen, schwierig. Wegen des unteren Fruchtknotens hat man sie zu den AmaryUideen gebracht, zu denen wir sie ihres ganz abweichen- den Habitus halber weniger gestellt wissen möchten. Oberer und unterer Fruchtknoten haben überhaupt bei den Monokotylen wenig Bedeutung, da seine Bildung in beiden Fällen eine und dieselbe ist, nämlich ein becherartig ausgehöhlter oberster Theil des Blüthenstieles, dessen obere Oefi'nung durch die meist mehr oder minder verkümmerten Frucht- blätter geschlossen ist. In den Familien der Bro- meliaceen und Haemodoraceen gibt es beispielsweise Genera mit ober- und unterständigem Fruchtknoten, die aber sonst einander sehr nahe stehen und des- halb auch nicht getrennt wurden. Unserer Ansicht nach sind sie den Bromelia- ceen und Aloinen am Meisten verwandt, nähern sich aber auch wieder den Yucceen und durch die Arten mit zurückgerollten Blumenblättern auch den Dracäneen. Alle diese Familien bilden eine natür- liche Gruppe, die wir, da viele einen deutlichen Stamm bilden oder an und auf Bäumen wachsen, mit den Namen der Baumlilien bezeichnen möchten. In den Gärten werden mehre Agaveen mit leder- artigen Blättern oft mit Tucceen verwechselt. Dass sie zum Theil monokarpisch sind, unterscheidet sie wenig von den genannten Familien, da ebenso viele es nicht zu sein scheinen. Wir stimmen übrigens denen bei, welche sie als eine eigene Familie be- trachten. Durch das Vorkommen einiger krautartigen Agaveen, wie namentlich der A. virginica L., wird es schwer die Familie abzurunden. Man ist gezwungen, mit Kunth ein Paar Genera, deren Arten ebenfalls mehr krautartig sind, selbst ein- ziehen und einen Theil des Jahres ruhen, den Aga- veen beizugeben, da sie sich ihnen im Blüthen- und Fruchtbau unmittelbar anreihen. Man darf sich deshalb auch nicht wundern, dass v. Martins die mit fleckigen Blättern versehene Abart der von dem Habitus der Agaveen sonst so abweichenden Agave virginica als eine Polyanthes-Ärt, und zwar als P. maculata, beschrieben und auf der 13. Tafel seiner Auswahl interessanter Pflanzen des Münche- ner botanischen Gartens abgebildet hat. 2« Versuchen wir nun die einzelnen Agaveen dem Leser so vorzuführen, dass w im Stande ist, sich selbst wo möglich aus dem Labyrinthe zum Theil namenloser Arten heraus zu finden. Neben der Kunth'schen Arbeit über diese Pflanzen im 5. Bande seiner Enumeratio plantarum haben wir von Regel im 7. Jahrgange seiner Gartenflora (Seite iUO) eine Aufzählung der im Petersburger botanischen Gar- ten und vom Fürsten Salm-Dyck ebenfalls im 7. Jahrgange (jedoch ein Jahr später, 1S5M) der Bonplandia ein Verzeichniss der von ihm kultivirten Arten erhalten. Alle ?> Abhandlungen haben ver- sucht , die grosse Anzahl zunäclist in Gruppen zu bringen, um das Auffinden der Namen zu erleichtern. Die An- und Abwesenheit des Stammes scheint uns zwar ein sehr wichtiges und durchgreifendes Moment zu sein, wenn wir immer vollkommen aus- gebildete Pflanzen hätten ; so ist es aber für die Bestimmung unserer Gartenexemplare nicht prak- tisch, abgesehen davon, dass dann ganz verschie- dene Arten neben einander kommen, die eine gerin- gere Verwandtschaft besitzen. Eben so wenig ist die Blüthenhülle, ob deren Abschnitte aufrecht oder mehr abstehen, oder gar zurückgeschlagen sind, geeignet, natürliche Gruppen zu bilden. Es gilt dieses auf gleiche Weise von der Beschaffenheit des Blüthenstandes. Regel und Fürst Salm-Dyck haben den ganzen Habitus und vor Allem die Beschaffenheit der Blattzähne zu Grunde zu legen versucht, um auch Pflanzen ohne Blüthen wenigstens annähernd zu bestimmen, der erstere aber hat zuviel, der andere zu wenig Abtheilungen gemacht, die auch keines- neswegs immer natürlich sind. Schwierig ist es auf jeden Fall, da einzelne Arten Verbindungen zwischen zwei Gruppen herstellen und dadurch die genaue Feststellung derselben erschweren. Im hie- sigen botanischen Garten steht uns eine der voll- ständigsten Sammlungen zu Gebote; ausserdem finden sich in Sanssou(,'i bei Potsdam und sonst in und bei Berlin manche vollständig ausgebildete Exemplare vor, so dass es uns einiger Massen mög- lich wird, wenigstens einen neuen Versuch zur Gruppirung zu veröffentliciien. Wir unterscheiden demnach zunächst die äch- ten Agaveen nach der Form der Agave ame- ricana ohne deutliche Achse und mit grossen, dicken und fleischigen Blättern, von denen die un- tern oft ziemlich weit abstehen und in oder ober- halb der Mitte zurückgebogen sind. Alle besitzen meist grosse, oft verschiedentlich -gekrümmte und braun gefärbte Zähne mit sehr breiter Basis, die noch einer grünen Erhöhung aufsitzen. Die Zwi- schenräume sind fast durchaus bogenförmig aus- geschweift. Von ihnen scheinen die meissen mo- nokarpisch zu sein, d. h. nur eine Vegetation zu durchlaufen. Eine zweite, wie es scheint, an Arten nicht sehr vertretene Gruppe, wächst weniger gedrängt, so dass deutlich die Achse sich erhebt, an der die zwar kleinern, aber ebenfalls fleischigen, jedoch mit kleinern Zähnen besetzten Blätter sich befinden. Die hierher gehörigen Pflanzen ähneln im Habitus den Aloen und sind auch von uns als Aloideae bezeichnet. Die Arten möchten eben so wenig, wie die der folgenden Gruppen, monokarpisch sein. Zahlreich verti-eten sind wiederum die Yuc- coideae mit langen, oft schmalen, graden, steifen und deshalb auch nie an oder über der Mitte zu- rückgebogenen Blätter, deren Textur in der Regel weit weniger fleischig, oft sogar lederartig sind. Viele von ihnen haben auch einen deutlichen Stamm. Auch den Bromelien reihen sich Formen an mit langen, harten, dorniggezähnten und zurück- gebogenen Blättern. Die Arten mit rinnenförmigen und sehr ver- längerten Blättern, die Canali culatae, sind in der Regel kleiner und haben wohl nie einen Stamm, wohl aber bisweilen ein unterirdisches Rhizom. Die Blätter sind bald steif und übergebogen , bald schlaff und breiten sich selbst später bisweilen auf der Erde aus, wie es bei vielen lilienartigen Pflan- zen aus der Gruppe der Hyacintheen der Fall ist. Endlich haben wir noch einige krautartige (Herbaceae) , die auch regelmässig einziehen , eine Zeit lang ruhen und dann wiederum austreiben. I. Furcraea Vent. Unsere in den Gärten kultivirten Arten zeich- nen sich durch schmale , aber doch ziemlich flei- schige, in die Länge gezogene, wenig abstehende und steife Blätter aus, die besonders auf dem Rücken und nach oben hin sich rauh anfühlen. In der Weise, wie dieses bei den Furcraeen der Fall ist, kennen wir es bei keiner ächten Agave, von denen sie sich sonst durch eine sechsblättrige und mehr glockenförmige Blüthenhülle unterscheiden. Die Blüthen hängen übrigens auch über. Nicht alle Arten scheinen Stengel zu haben. Sie wachsen vor- herrschend in warmem Gegenden Centralamerika's und auf den westindischen Inseln. 1. F. longaeva Karw. u. Zucc. in Verh. d. Leop. Carol. Acad. d. Naturf. XVI, 2. S. 266. Folia subglaucescentia, inermia, sed margine tenuissime calloso-ciliata, apice acuminata, neque spinescentia. Die Art, wie wir schon früher ausgesprochen haben, welche am Meisten baumartig wächst und 22 eine nicht unbedeutende Höhe erreicht. Im Vater- lande (Mexiko) muss die Pflanze, namentlich wenn sie blüht, einen grossen Einfluss auf die Physiogno- mie der Gegend , wo sie wächst, ausüben. Fehlt im botanischen Garten zu Berlin. '2. F. gigantea Vent. in bull. d. sc. de la soc. philom. I, p. 65. F. foetida Haw. syn. succ. p. 73. Agave foetida L. cod. Nro. ■2621. Folia viridia, nitentia, inermia, aut basi tantum dentata, canaliculata, sed ad partem superiorem pla- niuscula, lanceolata, mucronata, foetida. Eine prächtige Dekorationspflanze, welche sich von der vorigen durch das glänzende Grün und durch den unangenehmen Geruch, den man beim Reiben, besonders junger Blätter, erhält, leicht un- terscheidet. Der Verein zur Beförderung des Gar- tenbaues erhielt jedoch vor einigen Jahren ßulbillen mit der Bezeichnung Agave vivipara aus China, aus denen Pflanzen, die der F. gigantea Vent. zwar ausseroi-dentlich ähnlich sind, aber gar nicht riechen, erzogen wurden. Unter dem Namen Willemetiana, aber als Abart, hat M. J. Römer im 4. Fascikel seiner Synopses monographicae (S.'29:^) eine Form näher bezeichnet, von der Usteri zuerst und zwar in einem im Besitze von Willemet sich befindlichen Herbar der Insel Mauritius Blätter fand, deren Rand durchaus oder nur zum Theil mit Zähnen besetzt waren. Seitdem ( 17!)6) hat man keine Nach- richt wiederum von ihr erhalten. Es befindet sich aber im Garten des Oberlandesgerichtsrathes Au- gustin an der Wildparkstation bei Potsdam eine stattliche Pflanze, die vielleicht dieselbe ist. Sie besitzt ganz den Habitus einer F. gigantea Vent., nur sind beide Flächen der weit mehr abstehenden Blätter durchaus glatt, auch wold etwas breiter und die Ränder in der Mitte (und zwar zwischen dem ersten und letzten Drittel) mit stechenden Zähnen besetzt. Vielleicht stellt sie in der That eine selb- ständige Art dar, wie man aus der folgenden Be- schreibung noch näher ersehen wird. Die oben freudig-grünen, unten helleren Blät- ter haben an der Basis bei einer Dicke von 1|, einer Breite von '2; Zoll, während die letztere ober- halb der Mitte 4; Zoll, die ganze Länge über 3 Fuss beträgt. Der obere Theil verläuft sich lanzettför- mig und ist zuletzt in eine, aber stets mehr kraut- artige Spitze gezogen, ausserdem erscheint er ziem- lich schlaft', so dass er selbst überhängt. Die Zähne stehen verschiedentlich aus einander und haben eine dreieckig-lanzettförmige Gestalt. Ihr unterer Theil ist grün, die Mitte hellgelb, die sehr steife, ste- chende und meist horizontal-abstehende Spitze aber braun. Die ganze Länge und fast auch die Breite beträgt 3 Linien. 3. F. t übe rosa Ait. hört. Kew. ed. '2. II, p. 302. Agave tuberosa Mill. dict. Nro. ed. 6. Nro. 4. Agave angustifolia Hort. Par. Subcaulescens; Folia viridia, carnoso-coriacea, margine toto dentata, ad apicem longum canalicu- lata, dentibus sursum et deorsum curvatis, ad basin minoribus. Die Art ähnelt in jeglicher Hinsicht, nament- lich in Stellung, Form und Farbe der Blätter der vorisen , unterscheidet sich aber sehr leicht durch die stark gezähnten Blätter. 4. F. Sei loa C. Koch. Acaulis (?); Folia intense viridia, subtus palli- i diora, supra medium 4 — 4;, ad basin sensim atte- j nuata, '2 poll. lata, ibidem erassissima et supra con- vexiuscula, 30 — :V2 poll. longa, ad partem superio- rem lanceolata, in apicem sesqui-aut bipollicarem, mox mai-cescentem contracta, subtus asperrima, con- vexa, supra concava, dentata, dentibus viridibus, apice sursum curvato brunneo spinescente. Wie es scheint, bildet sich kein Stengel und die Pflanze besitzt, da die untern Blätter horizontal abstehen, die obern aber mehr aufrecht, eine halb- kugelige Gestalt von imponirendem Ansehen. Wir haben bis jetzt nur ein grosses Exemplar von gegen 0 Fuss Durchmesser gesehen , was sich in dem Besitze des Hofgärtners H. Sello in Sanssouci schon seit langer Zeit, wahrscheinlich von dem Inspektor v. Warszewicz eingeführt, befindet. F. gigantea und tuberosa stehen allerdings nahe, sind aber durchaus nicht so blätterreich und weit heller; auch besitzen beide einen Staumi. Bei der uns völlig unbekannten F. cubensis Haw. soll der Rand nur dornig-gewimpert sein. Ausser dieser Art befinden sich im Besitze des Hofgäi-tner's H. Sello noch ein Paar Exemplare einer wahrscheinlich auch zu Furcraea gehörenden, vielleicht mit F. asperaRoem. oder cubensis Haw. zu vereinigenden Pflanze. Von allen Furcräen ist diese am Meisten, ganz besonders auf der Rückseite der Blätter rauh. Wahrscheinlich sind die uns zu Gebote stehenden Exemplare noch jung und können demnach bedeutendere Dimensionen einnehmen. Die Blätter sind schlaft'er, mehr lederartig, nur an der Basis dick, etwas wellenförmig und biegen sich im obern Drittel etwas zurück, was sonst bei keiner Furcräe der Fall ist. Die Breite der Blätter be- trägt in der Mitte oder oberhalb derselben '2^, an der halbrunden Basis aber nur 1 Zoll, die Länge n hingegen 2(1 — 22 Zoll. Die Farbe ist grün, wird aber nach der Basis der Jüngern Blatter zu etwas mit Reif bedeckt. Auf der Unterfiäche ist ein breiter Kiel bemerkbar, diesem entsprechend auf der Oberfläche eine rinnenartige Vertiefung. Die Zähne besitzen ganz und gar die Farbe und Ge- stalt der F. Sei loa. "). F. cubensis Haw. syn. succ. p. 73. Agave cubensis Jacq. sei. stirp. amer. bist. UKI. A^räve odorata Pers. syn. pl. I, :iS(l. Subcaulescens? Folia pallide viridia ; crassa margine toto ciliato-spinosa, acuminata; Flores odorati. Ist und bleibt auf jeden Fall eine zweifelhafte Art. Die Eingeborenen sollen die Blätter anstatt der Seife benutzen. Aber auch bei F. gigant^a Vent. schäumen die Blätter wie Seife, wenn man mit dem Schwämme darüber kommt. Gewöhnlich werden auch Agave vivipara Arr. d._ Cam. diss. s. as. pl. d. Bras. p. 'l'^ und Furcraea agavaephylla Brot, in Transact. of the Linn. soc. vom Jahre 182!^ als Synonyma dazu gezogen. Beide sind aber eben so sehr von einander, als von F. cubensis verschieden und wahrscheinlich Syno- nyma von bestimmten Agaven. So wären wir ge- neigt, die letztere mit der A. mexicana Lam. zu vereinigen, die nach ihrem Verfasser ebenfalls eine nahe (i-blättrige, nämlich tief 6-theilige Blüthenhülle haben soll. Agave vivipara Arr. d. Cam. soll einen braungelben und nur in der Mitte der Blät- ter gezähnten Rand haben und ist gewiss von der Linne'schen Pflanze d. N. ebenfalls verschieden. II. .%er(tve li. A. Aechte Agaven. Ihre Zahl ist sehr gross, weshalb wir ver- sucht haben, die hierher gehörigen Arten weiter zu gruppiren. a. Breitblätterige. Die Blätter sind meist nur viermal länger als breit und mit sehr grossen , so wie gekrümmten Zähnen besetzt. Wir bemerken hier, dass die im Berliner botanischen Garten kultivirten Arten wahr- scheinlich noch mit der Zeit einen grössern Umfang erhalten möchten, die Längen- und Breitenver- hältnisse der Blätter sich aber kaum verändern werden. 1. A. ferox C. Koch. Acaulis; Folia opaco- viridia, vix glaucescentia, supra medium 6i^ — 7, ad basin 4- poll. lata, 18 poll. longa, crassa. ad supremam partem subito in apicem, f) poll. longum, integrum, brunneo-mar- ginatum, spina brunnca, bipollicari terminatum attenuata, sinuato-dentata ; Dentes maximi, basi la- tissima et violacea-brunnea, uncinato-recurvati aut subhorizontales, nigro- brunnei, minores saepe in media excisura poUicari. Von allen bekannten Arten besitzt diese die stärksten und auch am Meisten gekrümmten Zähne, weshalb sie, zumal noch die opak-grüne Farbe dazu beiträgt, ein umheimliches Ansehen besitzt und auf barocken Felsenparthien besonders angewendet zu werden verdient. Diese Pflanze ist es, welche seither in dem botanischen Garten als A. Tehuacan en sis kultivirt wurde und deshalb wohl auch die Pflanze darstellen möchte, welche der Baron Karwinsky so benannte. Doch haben wir keine nähere Be- zeichnung von diesem Reisenden erhalten und müs- sen demnach unter A. Tehuacanen sis die Pflanze verstehen, welche Fürst Salm-Dyck als solche in seiner Abhandlung bezeichnet (Bonpl. VII, Seite 89). Von dieser unterscheidet sicli unsere A. fe- rox sehr leicht durch die dunklere Farbe, durch grössere Dimensionen, durch elliptisch zulaufende, und demnach mehr plötzlich mit einem 2 Zoll lan- gen , stai-ken Dorn endigende Blätter und endlich durch an der Basis violett-bräunliche Zähne. 2. A. Tehuacanen sis Karw. in O.u.D. allg. Gartenz. X, S. r>l. Salm-D. in Bonpl. VII, S. 89. A. scabra Hort. Monac. Acaulis ; Folia griseo-viridia, praesertim in pa- gina inferiore, ibique ad basin plerumque transverse fasciata, medio 4, ad basin ?> poll. lata, sesquipeda- lia, ad partem superiorem (i — 8 poll. longam, brun- neo-marginatam, canaliculatam lanceolata, in spinam tenuem, sed firmam, brunneam, poUicarem exeuntia, praesertim ad basin crassissima, supra concaviuscula, subtus convexa; Dentes permagni, interstitiis <6 — 9 lin. longis separati. oninino brunnei, basi latissima, lanceolati, 2.^ — 3 lin. longi, superne curvati. Das Exemplar, was der botanische Garten aus München erhalten hat, ist kleiner, als das im Gar- ten des Fürsten von Salm-Dyck, und besitzt kaum fusslange und 2}, an der Basis 2 Zoll breite Blät- ter, stimmt aber sonst mit der gegebenen Diagnose überein ; nur vermissen wir die Erwähnung der auf der Rückseite befindlichen grauen Querbinde. Sollte diese nicht immer vorhanden sein? Die Art steht zwischen A. potatorum Zucc. und Salmiana Otto, die Blätter sind aber schmä- ler, als bei der ersteren, wo ausserdem der oberste Theil elliptisch (nicht lanzettförmig) verläuft, und kürzer als bei der letztern. 24 :, 3. A. scabra Salm-D. in Bonpl. VII, S. 89. Acaulis ; Folia rhombeo-oblonga, cinerascentia, aspera , supra piano- concaviuscula, basin versus convexa, ad marginem infernum minute serrulata, superne repando-dentata, dentibus corneis,recurvuli8, brunneis, apice in spinani validam exeuntia. Fürst Salm-Dyck erhielt Samen dieser Pflanze von Dr. Wislizenus von Chihuahua. Sie steht der A. Tehuacanensis Karw. am Nächsten, unterschei- det sich jedoch durch zahlreichere, nach oben zu sich nicht verschmälernde, sondern breiter werdende Blätter, ein Umstand, der bei A. ferox ebenfalls vorhanden ist. Die Blätter haben in 12 Jahren nur eine Länge von .) und eine Breite von 2— 2j ZoU erhalten, die Art gehört deshalb zu den klein- sten. Uns ist sie unbekannt und haben wir das hier Gegebene dem Fürsten Salm-Dyck entlehnt. 4. A. potatorum Zucc. in Verhandl. d. Leop. Car. Acad. d. Naturf. XVI, 2. p. 675. Acaulis; Folia opaco - viridia, glaucescentia, crassa, mox horizontalia, supra medium 4i, ad ba- sin 3t poU. lata, 1(5 poll. longa, ad partem supe- riorem elliptiea, subito in spinam pollicarem, brun- neam exeuntia, supra planiuscula, subtus convexa; Dentes minus validi, longiusculi, saepe horizontales, nigro-brunnei , sed mox fulvescentes , ad dimidium folium superius majores , praeterea autem adhuc in media excisura leviori minores, ad basin folii contra magis approximati et debiliores. Unsere Exemplare im botanischen Garten zeich- nen sich durch die untersten horizontal-abstehenden und am untern Theil mit schwächeren Zähnen ver- sehenen Blätter aus, die nach oben sich mehr ellip- tisch verlaufen und dann plötzlich mit einem Zoll langen Dorn endigen , während bei der nahe ver- wandten A. Scölymus Karw. der obere Theil der Blätter eine dreieckig-lanzettförmige Gestalt besitzt und allmählig in den sehr starken und längern Dorn übergeht. Auch unterscheidet die Farbe, welche bei A. potatorum Zucc. mehr grau-, bei A. Scölymus Karw. mehr hellgrün ist. Fürst Salm-Dyck erkennt sie nicht als 2 verschiedene Arten an und will sie vereinigt haben. 5. A. Scölymus Karw. in hört. Salm-Dyck. (1834) p. 307. O. u. Dietr. allg. Gar- tenz. XI, p. 404. Acaulis; Folia pallide viridia, sed rore glauco suffusa, supra medium 4}, ad basin 3j poll. lata, 18 poll. longa, crassa, supra saepe convexiuscula. ad partem superiorem triangulari-lanceolata, concava et in spinam validam, dimidio canaliculatam, 1 1 poll. longam exeuntia, sinuato -dentata; Dentes maximi, inaequales, plerumque deorsum uncinato-curvati, ad basin 2} lin. lati, ö lin. longi, saepe minores in excisuris; Panicula elongata, ramis apice flores breviter pedicellatos fasciculatos gerens ; Perigonium campanulatum, laciniis, viridibus erectis, linearibus; Stamina exserta. Diese Art scheint der A. Tehuacanensis Karw. näher, als der A. potatorum Zucc. zu stehen. 6. A. Jacobiana Salm-Dyck in Bonplandia VII, S. 6. Acaulis ; Folia lurido-viridia, erecto-patula late, oblonga, medio 4-^, ad basin 4 poll. lata, sesqui- pedalia, supra concava, subtus convexa, ad partem supremam lanceolata et integra, ceterum repando- grandidentata, dentibus corneis, valde remotis, basi latis et subdecurrentibus, brunneis; Spina terminalis longa, sesquipollicaris. Scheint eine eigenthümliche Art zu sein, die wegen ihrer wenig abstehenden Blätter und der mehr hornartigen Zähne wahrscheinlich gar nicht hierher gehört. Wir haben sie leider noch nicht gesehen. Fürst Salm-Dyck fand sie in der Samm- lung des Obersten v. Jacobi in Münster, dessen Namen sie deshalb .auch trägt. (Fortsetzung folgt ) Pothos argyraea Hort. Veitch. Wir haben bereits im vorigen Jahrgange (Seite 404) auf eine interessante Aroidee aufmerk- sam gemacht, welche sich seit dem letzten Herbste im Handel befindet und bereits von dem Ober- landesgerichtsrath Augustin an der Wildpark- station bei Potsdam direkt aus England bezogen ist. Seitdem ist uns wiederholt Gelegenheit ge- worden sie zu beobachten, und sehen uns zunächst veranlasst, das früher Gesagte in so fern zu be- richtigen, als jetzt auf den Blättern deutliche helle, fast weisse Flecken (also kein weisser Längsstrei- fen längs der Mittelrippe) vorhanden sind. Ob die Pflanze steigt, wissen wir noch nicht; eben so we- nig, ob sie dem Genus Pothos oder dem nah ver- wandten Anthurium angehört. Die Blätter sind bis jetzt eirund-länglich und haben die Länge von 2, bei einer Breite von H Zoll. Verlag von Karl Wieg.indt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt. von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Marl B&OCh. M 4. Berlin, den 26. Januar 1860. Preis des Jahrf;anges ö| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Gesnera zebrina Faxt, und Geroltiana Kth. — Die Agaveen (Fortsetzung). — Der blumistische Werth der Gladiolus, mit besonderer Berücksichtigung der neuen Zwerg-Hybriden. — Pteris argj'raea Th. Moore. — Die Krage der Pflanzen- Etiketten. — Beilage. Gesnera zebrina Faxt. und Oeroltiana Kth. Als zu Ende der dreissiger Jahre Gesnera zebrina in England bekannt und zuerst in Pax- ton's Magazin of Botany (im 8. Bande, Seite 271) beschrieben und abgebildet wurde, erregte die Pflanze wegen ihrer prächtigen, sammetartigen Blätter, die aus dem dunkeln Grün in Roth und Violett, je nachdem man sie betrachtete, allgemeines Aufsehen, und wurde schnell durch belorische Handelsgärtner auf dem Kontinente weiter verbreitet, so dass sie jetzt kaum in dem Garten eines Privaten, der ein warmes Gewächshaus besitzt, fehlen dürfte. Die Pflanze bringt grade im Winter ihre scharlach- rothen und goldgelben Blüthen in aufrechtstehen- den Trauben hervor und dauert in diesem Zustande eine sehr lange Zeit. Im Jahre 1843 erhielt der botanische Garten in Berlin von dem damaligen Minister-Resident in Mexiko, v. Gerolt, Samen einer nahe verwandten Art, die sich durch gleichfarbige, hellgrüne Blätter und weitere Blumenkronen auszeichnete und von dem Professor Kunth den Namen Gesnera Ge- roltiana (nicht Geroldtiana) erhielt. Hinsichtlich ihrer äussern Erscheinung und der Anwendung hielt sie sich vollkommen der Gesnera zebrina gleich. In dem Augu s tin 'sehen Etablissement an der Wildparkstation bei Potsdam hat man vor einigen Jahren durch Kreuzung der G. zebrina Paxt. mit der G. Geroltiana Kth eine Reihe von Blend- lingen erzeugt, die eine grosse Mannigfaltigkeit darbieten und sich ausserdem noch durch grössern und längern Blüthenreichthum auszeichnen. Grade deshalb sind diese Blendlinge in den gegen Weihnachten eintönigen Orchideenhäusern ' von Beachtung und nimmt sich das in verschiedenem Roth und Violett schimmernde oder einfach-freudige Grün mit dem brennenden Scharlach der Blumen ' im Gegensatz zu den eigenthümlichen, selten reinen ' Farben der Orchideenblüthen und den ruhenden, so wie deshalb oft hässlich aussehenden Orchideen- Pflanzen sehr gut aus ; wir können aus dieser Ursache eine Vertheilung der Pflanzen, wie es im genannten Etablissement der Fall ist, nicht genug empfehlen. Es befindet sich daselbst jetzt ein Exemplar eines solchen Blendlings von gegen 3 Fuss Höhe, was mit einem über und über mit leucbtend-rothen Blü- then besetzten traubigen Blüthenstande von l-|Fus8 Länge endigt, bereits länger als 8 Wochen dieselbe Pracht zeigt und gewiss noch lange blühen wird. Wir hatten die Absicht, die interessantesten Formen näher zu beschreiben, haben es aber auf- gegeben , da es fast gar nicht möglich war, ein- zelne derselben mit Genauigkeit festzuhalten. Diese gehen selbst so in einander über, dass sie sich gar nicht abgränzen lassen. Am Schönsten waren die mit den dunkelsten und die mit den hellsten Blättern neben einander gestellt. Je mehr der vio- lett-rothe Sammet der Blätter auf der Oberfläche sich geltend machte und damit zusammenhängend auch das Rothbraun der Unterfläche hervortrat, um so dunkler, jedoch auch kleiner, erschienen in der Regel 4 26 die Blüthen. Aber doch war eine Form mit roth- schimmenulen Blättern vorhanden, wo die Blüthen wiederum ziemlich hell erschienen und an die der ächten G. Geroltiana erinnerten. Eine dritte, interessante Form besitzt längere, weniger schillernde, als vielmehr dunkelgrün-braune Blätter mit grossen Kerbzähnen am Rande, während diese bei den andern Formen wiederum mit kleineren Zähnen versehen sind. Die Blüthen dieser Form sind zwar ziemlich gross, aber die untere (Bauch-) Seit% ist weniger goldgelb. Eine vierte Art steht insofern der ächten G. Geroltiana am Nächsten, als die Oberfläche der Blätter grün, jedoch auf beiden Seiten des Mittel- und der grössern Seiten- nerven braun - tingirt erscheint. Die Blüthen sind dagegen hellroth, aber auf dem Rücken dunkler als auf der Bauchseite. Regel hat zuerst im Samen Verzeichnisse des botanischen Gartens in Zürich an den beiden hier genannten Arten wegen ihrer schuppigen Wurzel und ihrer an der Basis nicht erweiterten , schief ansitzenden Blumenrohre den Typus eines eigenen Genus erkannt , dem er zu Ehren des jetzigen Professor's Nägeli in München, der damals in Zürich lebte, den Namen Naegelia gab. Von Dr. Hanstein in Berlin ist das Genus in seiner in der Linnaea veröfientlichten Abhandlung aufrecht erhalten ; es führen deshalb die beiden Pflanzen den Namen N. zebrina Reg. und Geroltiana Reg. Was endlich den Namen Gesnera anbelangt, so hat ihn der unter Ludwig XIV. lebende künigrliche Botaniker zu Ehren Konrad Gesner's gegeben. Linne schreibt jedoch Gesneria. ' Die Agaveen. Eine monographisclie Skizze. (Fortsetzung.) b. Grossblätterige. Die Blätter sind hier meist vier Mal länger, als breit, und haben überhaupt eine bedeutendere Grösse. Sie stehen nie so sehr wagerecht ab, als bei denen der früheren Abtheilung. Der Rand ist buchtig und mit ziemlich starken und mehr oder weniger gekrümmten Zähnen besetzt. 7. A. atrovirens Karw. in hört. Salm-Dyck. p. :?0'J. Acaulis ; Folia viridia , vix rore glauco prae- dita, subnitcntia, medio 7, basi b\ pollices lata, paene H ped. longa, valde crassa, ad partem supre- mam subito in apicem lanceolatum, integrum, cana- liculatum, spina pollicari terminatum contracta, su- pra planiuscula, subtus vonvexa; Dentes inaequales, brunnei, confertiusculi, basi lata, subito lanceolati. Die grösste Art, die sich durch ihre dicken und grünen Blätter sehr leicht unterscheidet, leider aber in den Gärten wenig verbreitet zu sein scheint. Im Vaterlande sollen die Blätter eine Länge von 10 und 12 Fuss erhalten, während der Blüthen- schaft die Höhe von 3U Fuss erreicht. Geblüht hat sie in Europa, so viel wir wissen, noch nirgends. 8. A. americana L. cod. Nro. "2518. Acaulis ; Folia colore viridi-glauco suffusa, me- dio 6 — 8, basi i — 6 poll. lata, 4 ped. longa, ad partem superiorem elliptica, apice 2 — -3 pollicari, Spina brunnea, pollicari, dimidio canaliculata termi- nato, sinuato-dentata, supra planiuscula, subtus con- vexa, dentibus brunneis, basi lata, ceterum lanceo- latis, saepe sursum et deorsum carvatis ; Panicula decomposita: Perigonium tubulo^o-infundibuliforme, viridi-lutescens, laciniis erectis. Man kultivirt von dieser am meisten verbreite- ten Art Formen mit gelb- und weiss - gerandeten Blättern oder der Rand ist grün und die Mitte gelb. Auch finden sich auf der grünen Fläche gelbe oder auf gelber Fläche grüne Streifen vor. Bisweilen ist der Rand grün und die Mitte gelb, aber wie- derum von 2 und .3 grünen Streifen unterbrochen. Sonderbar, dass diese zuletzt genannte Form weit rascher wächst, als die Hauptart. Ein wunder- schönes Exemplar von bedeutender Grösse befindet sich in der Allardt'schen Gärtnerei zu Berlin. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die eine oder andere der buntblättrigen Formen einer andern und nahe stehenden Form angehört. Ausserdem gibt es noch Formen mit schmälern , dagegen aber auch mit kürzern Blättern. Diese schon seit einigen Jahrhunderten in un- sern Gärten eingeführte und sehr verbreitete Art scheint sich doch ziemlich in ihrer ursprünglichen Form und Farbe erhalten zu haben. Solche Grös- sen-Verhältnisse, wie in der Diagnose angegeben sind, findet man übrigens seltener bei uns, desto häufiger aber in Italien , wo die Pflanze <;ar nicht selten zu Hecken benutzt wird. Die graugrüne eigenthümliche Färbung ist bezeichnend. Auf dem Rücken der Blätter und zwar gegen die Basis hin findet man bisweilen grüne Querbinden. Diese Agave wurde schon sehr frühzeitig nach den südlichen Spanien und nach Portugal verpflanzt, und daselbst hauptsächlich von den Geistlichen in den Klosterhöfen und in Gärten kultivirt. Von hier aus kam sie erst später nach Italien, wo sie zuerst im Jahre l.'ilil von dem damaligen Direktor des bota- nischen Gartens in Pisa, Cortusi, gesehen wurde. Die erste, allerdings sehr iinvollkommene Abbildung 27 der Pflanze gab der iiichriuals solion früher er- wähnte ßolaiiiker C'lusius in seiner Ilistoria plan- taruui im Jahre l.jTti, ziemlich gut dargestellt ist sie aber, und selbst mit Analysen versehen, in der Be- schreibung seltener Pflanzen des schon damals ( I ()25) berühmten Farnese'schen Gartens in Rom. Ver- fasser besagten Werkes ist Castelli, Leibarzt des Kardinals O d o a r d o F a rn e s e , welcher ersterer unter dem Namen Tobias Aldinus mehre bota- nische und medizinische Werke verfasst hat. Die Vermehrung- dieser Agave geschieht ähn- lieh, wie bei den Cordylinen, durch unterirdische Stolonen, die aber ausserordentlich zerbrechlich sind, üb aber dieses bei allen Arten auf gleiche Weise geschieht, wissen wir nicht. Ausser bei A.americana L. findet diese Vermehrung namentlich bei A. Verae crucis iMill. und Salmiana Otto statt. ß. intermedia. Im botanischen Garten zu Berlin wird eine Agave kultivirt , welche zwischen der A. ameri- cana L. und der A. Salmiana mitten inne steht iind deshalb einstweilen von uns als interme- dia bezeichnet ist. • Die Blätter sind aber grösser, als bei der A. Salmiana; ihre Form ist inso- fern abweichend, als das obere Ende nicht lan- zettförmig zuläuft, sondern auf beiden Seiten einen elliptischen Bogen, wie bei Agave americanaL., bildet , mit der sie überhaupt mehr Aehnlichkeit besitzt und gewiss auch nur eine Form derselben darstellt. Die Farbe der Blätter ist weniger grau- grün und scheint namentlich bei den Jüngern allein der untere Theil wie mit einem blaugrünen un- abwischbaren Reife überzogen. Die Länge be- trägt 'iS bis 'M) Zoll , die Breite hingegen oberhalb der Mitte 4j und an der Basis 3f Zoll. Die un- gleichen Zähne sind durch 9 — 12 Linien lange Zwischenräume getrennt und haben eine breite Ba- sis. Ihre Farbe ist dunkelbraun. 9. A. Milleri Haw. syn. succ. 71. A. virginica Mill. dict. li. edit. Nro. 2. (nee L.). Acaulis; Folia viridia, sed rore glauco suffusa, medio ri, ad basin 2 poll. lata, sesquipedalia, ad partera superiorem lanceolata, sensim in spinam eubulatani exeuntia, supra plana, subtus convexius- cula, sinuato-dentata, dentibus uncinatis, aurantiaco- roseis; Spica simplex, compacta. Diese Art mag sich hier und da in den Gärten vorfinden, vielleicht selbst als schmalblättrige Form der A. americana. Wahrscheinlich sind jedoch die Grössenverhältnisse viel bedeutender. Sollte nicht die Agüve ferox oder virginica Muntin gs, abgebildet in dessen Phytographie (tab. 94) hierher gehören? Ebenso sind wir geneigt, die zuerst im Journal der niederrheinischen Gartenbaugesellschaft zu Strassburg (Tom. III, pag. :Vi4) von Buchin' ger ohne besonderen Namen und dann von Hoo- ker im botanical Magazine (tab..'iOU6) als A. den- siflöra beschriebene und auch abgebildete Art als Synonym hierher zu rechnen. Nach Buchin ger sind die Zähne allerdings nicht gelbroth, sondern braun, ein Umstand, auf den man nicht zu viel Gewicht legen kann, da die Zähne bekanntlich mit dem Alter dunkler werden. Interessant sind die BlüthenhüUen insofern, als die Abschnitte zurückgerollt sind, wie bei den Arten des Üntergeschlechtes Littaea, ein Umstand, der demnach deutlich darlegt, dass die Blüthenhülle, selbst nicht einmal zur Unterscheidung von Unter- geschlechtern, benutzt werden kann, wenn man der Natürlichkeit nicht zu sehrGewq^t anthun will. Wich- tig ist, dass die Pflanze nach dem Verblühen wei- ter getrieben hat, also nicht zu Grunde gegangen ist. A. densiflora Hook, unterscheidet sieh zwar in manchen Stücken, aber doch nicht in der Weise, um einen specifischen Unterschied darnach zu be- messen. Die Blätter werden von dem Verfasser umgekehrt-eirund-lanzettförmig, dick, steif und dun- kelgrün angegeben und besitzen bei einer Breite von 4 und ö Zoll eine Länge von 3 Fuss. Die ungleichen Zähne sind ziemlich - entfernt von ein- ander und stehen auf einer breiten Basis. Sollte nicht auch A. raexicana Salm-Dyck, von der wir noch keine Blüthcn kennen, ebenfalls Synonym der A. Milleri sein? Die von dem Für- sten Salm-Dyck gegebene Diagnose stimmt mit der gegebenen fast ganz überein. Hätte man die eben genannten Agaven einmal, auch ohne Blüthcn, neben einander, so würde man gewiss darüber ent- scheiden können. lU. Agave picta Hort. Par.in Bonpl. VII, S.88. Acaulis; Folia elongata, utrincjue attenuata, viridia, ad margines flavido- picta, juniora erecta, seniora patentissima, flaccido-recurva, repando-den- tata, dentibus rigidis aeque ac spina terminalis longe producta brunneis. Diese vom Fürsten Salm-Dyck aufgestellte Art steht der A. Milleri Haw. sehr nahe, ist viel- leicht sogar ebenfalls eine Abart derselben. Leider stand uns kein grosses Exemplar zu Gebote, um darnach eine selbständige, mit den andern genau korrespondirende Diagnose zu entwerfen ; wir ha- ben deshalb die obige der Abhandlung des Fürsten Salm-Dyck entlehnt. 11. A. Antillarum Descourt. fl. pitt. et med. des Ant. IV, 239. t. 284. Acaulis ; Folia ovato-lanceolata, marginibus in- curvatis, ideoque supra concava, subtus convexa, 4» 28 fasciis binis antemarginalibus, longitudinalibus, albis ornata, sinuato-dentata; Panicula contracta, ramis alternis, paucis, apice capitulo densissimo terminatis ; Flores aurantiaci, sexpartiti, paene hexapetali; Sta- mina exserta. Zeichnet sich durch unten breite und mit zwei weissen Längsstreifen versehene Blätter aus, die, wie es scheint, eine hellere und mehr rein-grüne Farbe besitzen. Ob die Art in der Kultur sich befindet, wissen wir nicht; auf jeden Fall steht sie der gestreiften Abart der A. americana L., von der sich in der Allardt'schen Gärtnerei ein sehr schönes Exemplar befindet, sehr nahe und stellt vielleicht ebenfalls nur eine Form derselben Art dar. Andernseits weist die tief sechstheilige Blü- thenhülle auf eine Verwandtschaft mit der Lamarck"- echen A. mexicana hin, von der wir alsbald sprechen werden. 12. A. mexicana Lam. enc. meth. I, p. 52. Acaulis? Folia colore viridi-glauco sufi'usa, medio 5 poll. lata, ?> — 4 ped. longa, dentibus minus validis obsita; Panicula decomposita, laxiuscula; Flores numerosi, odore nauseoso; Perigonium sex- partitum, laciniis denique stellatis, flavescenti-viri- dibus. Eine zweifelhafte Art, die es auch wohl blei- ben wird. Dass Haworth und mit ihm später Fürst Salm-Dyck eine ganz andere Pflanze dar- unter verstanden, untei-liegt keinem Zweifel; viel- leicht ist sie, wie schon gesagt, von A. Milleri Haw. nicht verschieden. Wir besitzen übrigens eine gute Abbildung einer Agave mexicana im (Aloysii liodati) Index plantarum horti Bononiensis vom Jahre 1SU2 mit vorzüglichen Analysen. Die hier dargestellte Pflanze weicht zunächst jedoch dadurch ab , dass sie mit einem, wenn auch noch so kurzen Stamm versehen ist; sonst stimmt sie mit der allerdings zu kurzen Beschreibung Lamark's, namentlich hinsichtlich der tief 6-theiligen BlüthenhüUe, ziemlich überein. Wäre diese nicht in der Weise vorhanden , so möchte man geneigt sein, sie für A. lurida Ait. zu halten. Eine Vergleichung der Abbildung der Pflanze des Bologner Gartens vom Jahre 1SU2 mit der, welche Zuccarini im 2. Theile des 16. Ban- des der Verhandlungen der Leopoldinisch-KaroK- nischen Akademie der Naturforforschcr auf der 49. Tafel von A. lurida Ait. gibt, möchte kaum einen Zweifel erlauben. Fürst Salm-Dyck hatte seine Ag."»ve mexi- cana lange Zeit mit der A. Karatto Mill. ver- wechselt, bis er in seiner Abhandlung des vorigen Jahres in der Bonplandia seinen Irrthum berichtet. Dort gibt er von ihr folgende Diagnose: Acaulis; foliis lato-oblongis, acutis, confertis, strictis, planis' pallide viridibus, pruinosis, ad margines repando- dentatis, tinctura rubedinis dentibusque instructis numerosis, rigidis, incurvulis, nigricantibus , spina terminali subulata brunnea. Das Exemplar , was der botanische Garten zu Berlin von dem Fürsten Salm-Dyck erhalten hat, erlaubt wegen seiner Kleinheit noch kein Urtheil. 13. A. Salmiana Otto allgem. Gartenz. X, 51. A. Dyckii Hort. nonn. Acaulis; Folia griseo-viridia, medio 4^, basi 3 poll. lata, 25 poll. longa, supra concaviuscula, subtus convexa, mox patentissima, ad partem su- pi'emam pedem longam lanceolata, integerrima, brunnco-niarginata, canaliculata in spinam cylindri- cam, Ij — 2 poll. longam exeuntia, praesertim ad basin (2 — 2^ poll.) crassissima, sinuato-dentata; Dentes interdum duplices, interstitiis pollicaribus, ab initio flavescentes, deinde brunnei, deorsum et sursum curvati, basi latissima violascente praediti. Diese Art soll der Kunst- und Handelsgärtner Deppe in Charlottenburg eingeführt haben. In Berlin scheint sie sehr verbreitet zu sein. Warm kultivirt stehen die Blätter von einander entfernter, so dass die Art verhältnissmässisT armblättrig zu sein scheint. Sehr leicht kennbar ist sie an der langen, braun -umsäumten, lanzettförmigen Spitze von sehr harter Textur. 14. A. Celsiana Hook. bot. mag. t. 4934. Acaulis; Folia glauca, obovato- lanceolata, bi- pedalia, subito in apicem integrum, brevem, an- gvistum attenuata, dentibus simplicibus, furcatis, aut denticulatis, rectis, curvatisve armata; Scapus foliis arrectis, squamaeformibus lanceolatis obsitus, spica oblonga terminatus; Flores subgemini; Peri- gonium iufundibuliforme , laciniis patentibus, a sta- minibus styloque longitudine superatum. Diese Art soll aus Mexiko stammen und blühte in Kew. Durch ihre blaugrüiie Farbe und den einfachen Blüthenstand scheint sie sich sehr auszu- zeichnen. Uns ist sie nur durch die Abbildung bekannt. 15. A. inaequidens C. Koch. Acaulis; Folia pallide viridia, rore glauco par- ciore sufi'usa, medio 4^, basi o^ poll. lata, 22 — 25 poll. longa, mox ad partem superiorem recurvata, supra plerumque concaviuscula, subtus convexa, re- pando-dentata, ad basin integra, sed undulato-mem- branacea ; Spina terminalis sesquipollicaris, triente parte suprema excepta, canaliculata; Dentes brunnei, inaequales, majores 3 lin. longi, basi lata, plerum- que sursum curvati, minores in medio sinu omnes infra medium folium sensim breviora. 29 Eine sehr hübsche Art im Ansehen der A. americana ähnlich, aber durch die ziemlich unregel- mässigen und leicht abbrechbaren Zähne , so wie durch den gegen die Basis wellig -häutigen Kand sehr leicht von allen iibrit;en Arten zu unterschei- den. Sie wird schon seit geraumer Zeit in dem botanischen Garten zu Berlin kultivirt und verdient alle Beachtung. c Schmalblätterige. Das überwiegende Verhältniss der Länge zu der Breite tritt hier noch mehr hervor, als bei den Arten der vorigen Abtheilung. Die Zähne sind dagegen meist breiter, als lang, und gegen die der frühern Agaven unbedeutend; auch ist der Zwischen- raum kaum bogig zu nennen. 16. A. Verae crucis Mill. dict. Nro. A. lurida Ait. hört. Kuv. ed. 1. I, p. 472. A. lepida D. Dietr. syn. II, p. 1192. Caulescens; Folia griseo-viridia, medio 4^, ad basin 3 poll. lata, 2j — 3 ped. longa, ad partem su- periorem lanceolata, in spinam cylindrico-subulatam, nigro-brunneani exeuntia, minus crassa , coriaceo- carnosa, supra plana, subtus vix convexiuscula; Dentes aequales, basi 3 lin. lata, breves, ab initio pallide virides, deinde flavi, demum nigro-brunnei, plerumque horizontales , interstitiis vix sinuatis, 6 — 9 longis separati; Panicula oblonga, ramis apice plerumque 3-fasciculatis; Flores inodori, laciniis erectis. Wir zweifeln keineswegs, dass wir die ächte lurida Ait. im hiesigen botanischen Garten be- sitzen und diese mit der Aloe americana ex Vera Cruce foliis latioribus et glaucis der altern Bota- niker und der Agave Verae crucis Mill. identisch ist. Der letzte Name wurde schon 1771 ertheilt, muss also vor der Alton' sehen erst 1789 gegebe- nen Benennung den Vorzug haben. Viele, unter andern Kunth und Römer, halten A. Verae crucis und lurida für verschiedene Pflanzen, was aber, wie auch Hooker bei seiner neuesten Be- schreibung der A. Jacquiniana Schult, mit Be- stimmtheit sagt, nicht richtig ist. In vielen Büchern werden die Dimensionen der Pflanzen viel zu klein angegeben und in der Regel dergleichen Exemplare für A. Verae crucis gehalten. Die beste Abbil- dung, welche wir von der Pflanze besitzen, ist von Zuccarini in den Verhandlungen der Leopoldo- Karolinischen Akademie (im J. Theile des 16. Ban- des auf der 49. Tafel) gegeben. 17. A. Ixtli Karw. in hört. Salm-Dyck. (1834) p. 304. Acaulis ; Folia griseo-viridia, basi semicirculari amplectente, elongata, 3 poU. lata, 2| — 3 ped. longa, in spinam paene omnino canaliculatam , H — 9 Hn. longam, minus validam exeuntia, coriaceo-carnea, supra concava, subtus convexa, superiora erecta, inferiora supra medium dependentia, omnia dentata, interstitiis rectilineis, subpollicaribus; Dentes parvi, plerumque horizontales, brunnei. Die Beschreibung Kunth's wurde schon vor lÜ Jahren, wahrscheinlich nach denselben Exem- plaren, die noch heut zu Tage sich im botanischen Garten zu Berlin befinden, gemacht und gibt weit geringere Dimensionen an. Es ist dieses aber auch mit der erst im vorigen Jahre vom Fürsten Salm-Dyck in der Bonplandia (VII, Seite 90) ge- gebenen Diagnose der Fall. Ausserdem weicht diese aber auch noch in andern Stücken ab. Bei unseren Exemplaren sind die Blätter länger, als bei A. lurida Ait., nach der Salm-Dyck'schen Diagnose hingegen viel kürzer und sämmtlich steif und aufrecht. Auch wird der Rand buchtig -gezähnt angegeben, wäh- rend die Zähne selbst breiter und, wie der starke Enddorn, fast schwarz sein sollen. Sollte sich im Fürstlich Salm-Dyck'schen Garten eine andere Pflanze unter diesem Namen vorfinden oder das Exemplar, nach der die Diagnose angefertigt wurde, ebenfalls noch sehr jung sein? d. Sehwachzähnige. Die Blätter stehen meist sehr ab und sind we- niger blaugrün; auch besitzen in der Regel eine geringere Länge, als die Arten der beiden vorher- gehenden Abtheilungen, so dass sie sich wiederum den breitblättrigen nähern. Unterscheidend sind jedoch die schwachen Zähne. 18. A. vivipara L. cod. Acaulis; Folia lato-elliptica, pallide viridia, sed rore detersibili imbuta, medio aut infra medium 4^^, ad basin 2- poll. lata, 17—18 poll. longa, crassa, basi convexiuscula, apice in spinam molliorem, semipollicarem, brunneam exeuntia; Dentes confer- tiusculi, interstitiis curvatulis, 4 — 8 lineas longis separati, parvi, 2 lin. longi, ab inhio virescentes, demum brunnei, sursum et deorsum curvati ; Pa- nicula contracta, elongata, ramis brevibus; Perigo- nium laciniis patentibus, viridi-flavescens, stamina et stylum subaequans. Eine durch die helle Farbe und durch die kurzen, aber fleischigen Blätter mit ziemlich ge- häuften, kleinen Zähnen leicht kennbare Art, die an ihrem eii^enthümlichen Blüthenstande noch leichter von allen übrigen unterschieden werden kann. Linne gründet sie auf die ziemlich gut wieder- gegebene Abbildung Caspar Commelin's in des- sen praeludia botanica auf der 15. Tafel. Die Blät- ter sind allerdings hier etwas mehr in die Länge 30 gezogen , als bei dem Exemplare des botanischen Gartens; wir haben aber dagegen in der Allardt'- schen Handelsgärtnerei ein Exemplar gesehen, wo die Blätter ebenfalls verhältnissniässig länger wa- ren. Bei blühenden PHanzen , wie auch die Ab- bildung Comraelin's darstellt, sind jedoch die ober- sten Blätter an und für sich mehr in die Länge ge- zogen. Von ihr ist gewiss die Aloe ainerica'na minor in Muntingii phytographia auf der !)?>. Tafel nicht verschieden. Sie ist das Theometl oder das Ma- guei divinum des Franz. Hernandez und der ältesten Reisenden Mexiko's , so wie Zuccagni's Agave Theometel, die deshalb nicht speeifisch zu trennen ist, wie unter Anderem Kunth und Römer gethan haben. 19. A. subolifera Salm-D. hört. p. 3U7. 309. Acaulis; Folialaete viridia, nitida, late oblonga, Spina valida, aurantiaco -fulva terminata, medio 5, ad basin 3 poll. lata, 3 ped. longa, sinuato-dentata, dentibus apice solo cornois, aurantiaco-fulvis, de- bilibus arniata; Panicula fioribus luteo-viridibus. Kunth möchte Recht haben, wenn er A. vi- vipara Lam. enc. meth. I, 53 als Synonym hierher bringt. Gegründet wurde die Art auf Hermann's Aloe americana sobolifera, von der in dessen Hor- tus Lugduno-batavus eine Abbildung vorhanden ist. Darnach steht die Art der A. Salmiana Otto im Habitus nahe , unterscheidet sich aber hinlänglich durch die Farbe und Zähne der Blätter. (Fortsetzung folgt.) Der bliiiuistiscbe Wcrth der tiladioliis, mit besonderer Berücksichtigung der neuen Zwerg- Hybriden. Von A. Stelzner und W. Ackermann in Gent. Gleich den Hyacinthen, Tulpen, Crocus, Scilla's u. s. w., welche unsei'e erste Frühjahrsflor auf den Blumenbeeten so reich und mannigfaltig vertreten, eignen sich die verschiedenen Gladiolus- Arten für die Sommer- und Herbstflor; ihre Farbenpracht, die Verschiedenheit ihrer Form und die ununtei-- trochene Flor vom Juli bis Oktober sind Vorzüge, ■welche ihnen den Ruf ihi-es dekorativen Werthes für immer sichern. Die zuerst in unseren Gärten kultivirten Gladiolus waren die europäischen Arten, als G. communis, byzantinus, imbricatus u. s. w., welche allerdings dem wahi'en Blumenliebhaber nicht genug Abwechselung boten, da ihre Blumen klein, einfarbig und von kurzer Blüthenzeit sind. Sobald jedoch das eigentliche Vaterland der Gladiolus, das Cap der guten Hoffnung, den Europäern näher be- kannt wurde, führte man eine Reihe von Arten aus den dortigen, an Zwiebelblumen sehr reichen Ge- gend in den Gärten ein, ein V^erdienst, was na- mentlich die holländischen Gärtner sich erworben haben. Am meisten sind die Gl. psittacinus, car- dinalis, floribundus und ramosus hervorzuheben, da diese es sind, welche den sich allmählich bildenden Sammlungen als Grundlage dienten. Die Formen des Gl. ramosus, welche durch Säen von Schneevogt in Haarlem vor ohngefähr 25 Jahren gewonnen und auch von ihm zuerst in den Handel gebracht wurden, sind zwar bereits schon ziemlich zahlreich und schön, lassen jedoch in Bezug auf Verschiedenheit in den Farben viel zu wünschen übrig. Die hervorragendste Varietät ist Gloria mundi , welche sich besonders durch die Grösse ihrer Blumen auszeichnet. Wenige Jahre darauf wurde der so bekannte Gladiolus Gandavensis im Garten des Herzogs v. Aremberg in Enghien gezüchtet, und zwar durch künstliche Befruchtung des Gl. psittacinus mit Gl. cardinalis, und im Jahre 1S41 durch Louis van Houtte in Gent in den Handel gebracht. Dieser Blendling eröffnete den Gärtnern und Liebhabern ein neues Feld der Aus- beute, welches hauptsächlich von belgischen und fran- zösischen Gärtnern benutzt wurde. Durch unaus- gesetztes Befruchten und Säen erzielte man Resultate, welche selbst die kühnsten Hoffnungen übertrafen. Selten ist in einer Pflanzengattung eine so har- monische Zusammenstellung der Farben zu finden; vom reinsten Weiss bis zum dunkelsten Rosa, Pur- pur und Orangegelb sind alle Nuancen vertreten. Da sich die charakteristischen Flecken der 3 un- teren Blumenblätter des Gl. cardinalis übertrugen, andernseits sie den schönen Habitus und die Grösse der Blumen des G. psittacinus beibehielten, so ist es leiclit zu verstehen , dass sie jetzt überall mit grosser Liebe aufgenommen und gepflegt werden. Wer hat nicht mit der grössten Bewunderung den Harlekin betrachtet? das dunkle Purpurroth der sanimetartigen Blumenblätter, welche das Auge fast blendet, wird durch kleine goldgelbe Flecken höchst angenehm unterbrochen. Anatole le Vanneur. Grundfarbe gelb mit Rosa-Flcckcn, während die 3 unteren Blumenblätter citronengelb und aniarantfarbig gestreift sind. Für O OD die Grösse der Blumen verdient besonders: Goliath genannt zu werden. Ferner ist sul- p hure US hervorzuheben; die schwefelgelbe Blume ist lillafarbig gefleckt, die 3 unteren Blumenblätter aber kirschroth angehaucht, der Schlund der Blume endlich erscheint amarantfarbig. Von denen mit weisser Grundfarbe zeichnet sich besonders aus : Berthe Rabourdin. Die rein weisse Blume ist rosafarbig-schattirt ; in der Mitte der 3 unteren 31 Blumenblätter befinden sich dunkle amarantfarbige Flecken. Imperatrice. Die weisse Grundfarbe ist leicht amarantfarbig überzogen ; endlich noch : Vesta, wohl die schönste dieser Reihe, deren weisser Grund anianintfarbig geflammt ist; die 3 unteren Blumenblätter haben dagegen brauneFlecken mit amarantfarbigen Streifen. Die Beschreibung von mehr Varietäten würde uns zu weit fuhren ; auch wäre es schwer , eine richtige Gränze zu bestimmen, die alle Schönheiten einschlösse, ohne den vorzüglichen Eigenschaften der nicht angeführten Eintrag zu thun. Die Man- nigfaltigkeit ist zu gross. Zu ihrer Schönheit reiht sich noch das Verdienst, dass sie bis zu Eintritt des Frostes in Blüthe stehen. Die Varietäten der Gladiülus blandus und segetalis haben wenig Auf- sehen gemacht , obgleich sie auch von grosser Schönheit sind; der Grund liegt hauptsächlich in ihrer zartern Natur ; denn, um sie in ihrer vollen Pracht zu haben, müssen sie in kalte Beete ge- pflanzt werden ; auch ist die Zahl ihrer Varietäten zu gering, um dem Auge genug Abwechselung dar- bieten zu können. Dieser Reichthum von Arten und Varietäten wurde im Jahr 1858 noch durch die Samndung der sogenannten Zwerg- Gladiolus verstärkt, welche durch Befruchtung des G. cardinalis mitG. venustus, trimaculatus, tristis und mehrer anderer erzielt wurden, ein Verdienst, welches dem Etablissement van Houtte zukommt. Sowohl die Gestalt, Man- nigfaltigkeit der Farben, Form der Blumen und die Blütlicnzeit weicht gänzlich von den übrigen Gla- diolus ab. Sie sind es, welche im Monat Juli die Gladiolusflor eröfl'nen. Die gewöhnliche Grösse, welche sie erreichen, variirt zwischen 1^ bis 2 Fuss. Sie eignen sich deshalb ebensogut zur Topfkultur, wie zur Ausschmückung unserer Blumenbeete. Ihre Farbenpracht ist so reichhaltig, dass sie selbst die der Gl. Gandavensis übertrifft, was um so mehr hervortritt, da die rautenförmigen Flecken der 3 unteren Blumenblätter gewöhnlich von einer hellen und stets von einer andern dunkeln, lebhaften Farbe eingerahmt sind. Es ist unmöglich, von ihrer so anziehenden Schönheit eine richtige Beschreibung zu geben, denn ihre Farben, so wie Zeichnungen, ändern fast mit jeder Blume. Wir rathen Jedermann, diesel- ben auch in Töpfen zu kultiviren, um sie zur Zierde auf Blumentischen zu verwenden , denn das Auge weidet sich mit Wohlgefallen an diesen schönen Schöpfungen der Kunst! So schwer die Aufgabe auch ist, wollen wir es dennoch versuchen, einige Varietäten zu beschreiben: Aurore de Gentbrugge besitzt ein für Gladiolus ganz neues Kolorit ; die orangefarbenen Blumenblätter sind violettfarbig schattirt und mit karmoisinrothen Flecken versehen, die Mitte der 3 unteren Blumenblätter ist weiss mit orangefarbenem Rande, welcher sich in eine silbergraue Einfassung verläuft. Belle Am^ricaine: glänzend, fleischfarbig mit hellgelben Flecken auf den 3 untern Blumen- blättern, welche von einem karmoisinrothen in Lilla übergehenden Rahm gefasst sind. Jenny Even: zart rosa, die oberen Blumen- blätter dunkler, die unteren mit veilchenfarbenen Flecken, welche amarantfarbis: begränzt sind. Armada: lachsroth mit Lilla-Flecken, die un- teren Blumenblätter in der Mitte weiss, nach aussen orangefarbig. Lucia di Lammermoor: weiss mit leich- tem Rosa -Anflug, die Mittelflecken der unteren Blumenblätter schncew eiss, lilla schattirt und mit Dunkelorange eingefasst. So auffallend auch die Zusammenstellung der Farben ei scheint, so müssen wir doch bekennen, nur eine unvollkommene Idee der Schönheit dieser Pflanzen gegeben zu haben. Fügen wir hieran noch einige Bemerkungen über die Kultur der Gladiolus im Allgemeinen. Der Kultur nach zerfallen die Gladiolus in 2 grosse Abtheilungen , in solche , welche vor Eintritt des Winters und in solche, welche nach dem Winter im ersten Frühjahr gepflanzt werden müssen. Die erste Kategorie umfasst die grösste Anzahl; es ge- hören dazu alle diejenigen, welche eine frühe Blü- thenzeit haben, als Gl. cardinalis mit den eben bespro- chenen Varietäten, segetalis, blandus, byzantinus, communis, ramosus etc.; zur zweiten gehören die später blühenden Arten, wie G. psittacinus, flori- bundus und Gapdavensis mit den Varietäten. Sie lieben alle ohne Unterschied einen leichten an Humus reichen Boden, der mit verwestem Kuhmiste gedüngt ist; frischer Dünger ist ihnen besonders gefährlich. Man pflanzt ihre Zwiebeln 5 — (i Zoll tief und be- deckt sie während der Kälte je nach Erforderniss mit einer Lage Blätter oder Mist, da sie sehr em- pfindlich gegen Frost sind. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass sie nur bei trookner Witterung ge- pflanzt werden dürfen, da ihre gewöhnlich so aus- getrockneten Zwiebeln nicht im Stande sind, einen plötzlichen Ueberfluss von Nahruugssäften aufzu- nehmen, ohne in Fäulniss überzugehen. Aber ein- mal im Wachsthum begriffen, verlangen sie zwar eine nicht übermässige, aber doch beständige Feuch- tigkeit. Vom Geschmacke des Liebhabers oder Gärtners hängt es ab, sie zweckmässig zu ver- wenden. 32 Pteris argjraca Th. Moore. Ein Farn mit in der Mitte silberglänzenden Fiederblättchen. Das schönste Farn, was im vorigen Jahre in den Handel gekommen ist, verdanken wir den un- ermüdlichen Bestrebungen der auch auf dem Fest- lande rühmlichst bekannten Handelsgärtnerei von Veite h & Sohn in Exeter; dieselbe erhielt es un- mittelbar aus dem Innern Ostindiens. Wegen seiner zum Theil silberglänzenden Färbung hat es den Na- men Pteris argyraea erhalten. Wir haben früher schon auf eine javanische Pteris, nämlich auf P.aspe- ricaulis Wall., aufmerksam gemacht, welche sich durch ihre eigenthümllche, roth-braune Färbung der jungen Blätter auszeichnete, und doshalb in dem Jahrgange 1858 der allgemeinen Berliner Garten- zeitung (auf der 12. Tafel) auch eine Abbildung von der Pflanze gegeben; die vorliegende, so ähn- lich sie auch jener in der äussern Gestalt ist, über- trifft sie unbedingt aber noch an Schönheit, weshalb wir sie nicht genug empfehlen können. Bereits befindet sich die Pflanze auch in der Nähe von Berlin, und haben wir in diesen Tagen ein allerdings noch kleines Exemplar gesehen, was sich in dem Besitze des Oberlandesgerichtsrathes Augustin an der Wildparkstation bei Potsdam befindet. Ob es sich eben so leicht, als Pt. aspe- ricaulis Wall, vermehren lässt, bezweifeln wir, so sehr wir es auch wünschen, dass möglichst bald der Fruchtzustand eintritt und dann die erhaltenen Sporen ausgesäet werden können. Die Pflanze er- reicht nämlich nach der in Gardener's Chronicle (Seite 671 des vorigen Jahrganges) gegebenen Be- schreibung grössere Dimensionen und macht sogar einen kleinen Stamm. Die gefiederten Blätter haben .eine Länge von 2^ Fuss und besitzen eben so lange und ziemlich schlanke Stiele von hellgrüner Farbe. Von den Fiederblättchen, deren Zahl in der Beschreibung nicht angegeben ist, bei der Augustin'schen Pflanze aber 9 beträgt, stehen die untersten Paare zu 4 in's Kreuz , was sich selbst mit den darauf folgenden ebenfalls wiederholen soll, während das an der Spitze weit mehr in die Länge gezogen und überhaupt grösser ist. Dadurch erhält das ganze Blatt eine eirund-lanzettförmige Gestalt, während die Fieder- blättchen lanzettförmig sind und ausserdem in eine sehr verlängerte Spitze auslaufen. Sie sind wie- derum fiederspaltig und zwar in der Weise, dass die untersten Abschnitte am Grössten sind und nach oben kleiner werden. Alle sind gleichbreit, aber etwas sichelförmig nach oben gebogen, so wie mit abgerundeter Spitze versehen, und besitzen an der Basis bis zur Mittelrippe ein silberglänzendes An- sehen, während die obere Hälfte eine freudig-grüne Farbe hat. Dadurch entstehen längs der Mitte ziemlich breite Silberbänder, welche gegen das übrige Grün um so mehr hervortreten. Die untere Seite der Blätter ist durchaus freudig-grün. Bei der uns zu Gebote stehenden Pflanze haben wir nirgends eine Behaarung bemerkt , wohl aber gibt Lindley an der oben bezeichneten Stelle des Gardener's Chronicle die Basis der Stiele mit Spreu- blättchen besetzt und die Mittelrippe mit spitzen Punkten versehen an. Nach demselben Botaniker steht die Art der Pt. quadriaurita Retz am Nächsten und gehört wohl zu den buntblättrigen Formen , welche man auch als Pt. pyrophylla unterschieden hat. Die Frage der Pflanzen-Etiketten. Es herrschte in der Nomenklatur der Pflanzen bei Weitem nicht so viel Verwirrung, wenn sich die Gärtner daran gewöhnen wollten, alle ihre Pflan- zen mit den nöthigen Etiketten, auf denen die Na- men stehen, zu versehen ; so geschieht dieses aber nur zum Theil, und man verlässt sich auf das Ge- dächtniss, um endlich auch von diesem verlassen zu werden. Selbst in botanischen Gärten wird viel zu wenig Sorgfalt darauf verwendet, obwohl diese Institute grade mit gutem Beispiele vorangehen sollten. Man sieht es ein, und doch findet man nur selten durchaus Etiketten an den Pflanzen. Der Mangel dauernder Etiketten macht sich besonders in Baumschulen und in botanischen Gär- ten fühlbar, zumal wenn die Vorsteher letzterer keine Systematiker sind und sich dennoch hinsichtlich der Richtigkeit der Namen auf Andere verlassen müssen. In einer der letztern Versammlungen des Vereines legte der Universitätsgärtner Sauer dergleichen Etiketten aus Zink gegossen, mit blauer Farbe über- zogen und mit erhabener glänzender Schrift vor, die um so mehr Empfehlung verdienen, als sie verhältnissmässig wohlfeil sind und je nach der Grösse das Stück nur 3 bis H Sgr. kosten. Wenn die Schrift matt ist, wird sie einfach mit Schmirgel abgerieben. So dauern sie viele, viele Jahre. In dem Universitätsgarten haben sie sich bewährt. Man kann sie sich in beliebiger Form : breit-eirund oder viereckig und von 1 bis 2'^ Zoll Durchmesser an- fertigen lassen. Verfertiger ist der Modelleur Koch (Schöneberger Strasse Nro. 28) in Berlin. Der Preis bleibt derselbe, ob man denselben Namen mehrmals oder nur einmal bestellt. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Ueförderiiiio; des Gartenbaues in den Köniftiich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von (iem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. JW. 5. Berlin, den 2. Februar 1860. Preis des Jahrganges 5^ Thlr.. sowohl bei Bezuj; durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Davallia acnleata Sm. (Odontosoria aculeata J. Sm.). — Pflanzen- und Blumenschau. — Die Agaveen (Fortsetzung). — Flüssige Düngemittel (Jauche) und ihre Anwendung bei Zierpflanzen. — Neue Art in der Anzucht hochstämmiger Rosen. Davallia aculeata Sm. (Odontosoria aculeata J. Sm.). Ein zierliches Farn, zur Schaupflanze geeignet. In der iSS.'i. Versammlung des Vereines hatte unter Anderem der Geh. Ober-Medicinalrath Dr. Casper ein Farn in seltener Kultur- Vollkom- menheit ausgestellt, was wir deshalb um so mehr empfehlen, als es seiner schwachrankenden Blätter und der gekrümmten Stacheln an der Spindel halber, abgesehen von der Zierlichkeit, die Aufmerksamkeit der Warmhausbesitzer in Anspruch zu nehmen im Stande ist und der Obergärtner Schmidt, unter dessen sorgsamen Pflege jetzt der Garten des ge- nannten Pflanzen-Liebhabers steht, uns freundlichst sein Verfahren mittheilte. Obwohl derselbe erst im vorigen Sommer die Pflanze noch ziemlich klein aus der Handelsgärtnerei von W. Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam bezog, so besassen doch einzelne Blätter bereits eine Höhe von gegen 3-3- und die ganze Pflanze einen Durchmesser von 2|- Fuss. Eine durch Sand sehr locker gemachte Haide- Erde mit wenig Lehm gemischt ist die beste Mi- schung, ein luftiger, sowie heller, aber doch immer warmer Platz hingegen der beste Standort zum Gedeihen der stachlichen Davallia; aus dieser Ur- sache brachte der Obergärtner Schmidt sie im Sommer mit andern, an grössere Wärme gewöhnten Pflanzen in ein während dieser Zeit leer stehendes Kalthaus und stellte sie dem Fenster möglichst nahe. So viel und so oft die Witterung es erlaubte, wurde gelüftet, so dass sich stets eine reine und gesunde Luft im Innern des Hauses befand ; denn diese scheint die DavaUie vor AUem zu bedürfen. Aber auch im Winter muss sie einen hellen, sowie trock- nen Standort, dagegen eine Wärme von höchstens 1 3 und 14" E. erhalten. Man darf sie deshalb durchaus nicht bespritzen, so viel Wasser genannte Pflanze auch in der Erde während ihrer ganzen Vegetationszeit bedarf, und eben so wenig an eine Stelle bringen, wo ein feuchter Niederschlag statt- findet, denn in beiden Fällen werden die feinen Blättchen alsbald schwärzlich und sterben selbst ab. Da das Farn eine krautartige Pflanze ist und sich unsern Stauden ähnlich verhält, so werden mit der Zeit die Blätter schlecht und sterben wohl end- lich ab. Zu fruktifiziren scheint bei uns die Pflanze nicht. Bis zum Absterben lässt man sie wohl nicht kommen, sondern schneidet die Blätter schon früher dicht über der Wurzel ab, gönnt ihr dann eine kurze Ruhe mit nicht ganz unterbrochener Vegetation und lässt sie zuletzt durch massiges, aber öfteres Begiessen wiederum allraäldig antreiben. Wegen der feinen Fiederung hat Davallia aculeata eine Aehnlichkeit mit dem Frauenhaar; Linne hat sie sogar noch als Adiantum aeu- leatum beschrieben. Sie gehört jedoch zu den Dicksoniaceen , also in eine ganz andere Familie, wo die Farnfrüchte endständig sind und von einer durch Schleier und Kand gebildeten, becherartigen Hühluns umgeben werden. Die Blätter sind ziemlich in die Länge gezogen und bestehen aus dünnen. 34 hellbräunlichen und gerieften Stielen mit der Fort- setzung, der sogenannten Spindel, und aus den gegenüberstehenden sitzenden Fiederblättern. Er- stere sind so schwach, dass sie selbständig sich nicht aufrecht erhalten können, zumal sie noch eine Neiffung zum Winden haben : aus dieser Ursache bedürfen sie in ihrem Vaterlande, ähnlich unserer Futterwicke, eine andere Pflanze zur Stütze. Lei- der geht dieses nicht in der Kultur; wenigstens scheinen in dieser Hinsicht noch keine Versuche gemacht worden zu sein. So sieht man sich ge- zwungen, feine Holzstäbchen dafür einzusetzen, was allerdings gegen das ästhetische Gefühl nicht wenig verstösst. Die ziemlich entfernt , aber immer einander gegenüberstehenden und mehr hellgrünen Fieder- blättchen haben eine Länge von 1 Fuss und ober- halb der Basis eine Breite von 6 Zoll; sie bestehen wieder aus Spindel und aus gewöhnlich lU, eben- falls paarweise zusammen , aber doch nicht gegen- über, sondern mehr übereinander stehenden Fieder- blättchen. Wie die Haviptspindel, so ist auch diese auf der Unterfläche mit nach abwärts gekrümmten, ziemlich starken, aber von einander entfernten Sta- cheln besetzt. Die 3y Zoll langen, länglich-lanzett- förmigen und 1 ;[ Zoll breiten Fiederblättchen sind wiederum gefiedert und mit kleinern Stacheln an ihren Spindeln besetzt. Die l(i — 'iU Fiederblätt- chen wiederum sind im Umkreise länglich , wech- seln mit einander ab und bestehen aus j keilför- migen, an der sehr breiten Spitze gezähnten, aber oft auch einmal eingeschnittenen Blättchen von kaum 3 Linien Länge. Davallia aculeata ist schon sehr lange be- kannt und wurde bereits von dem mehrmals er- wähnten königlichen Botaniker Ludwig's XIV., Plumier, zu Ende des 17. Jahrhundertes in West- indien entdeckt; in die Gärten scheint sie jedoch ziemlich spät gekommen zu sein. In der neuesten Auflage von Loudon's Encyclopädie (vom Jahre ISöf)) ist sie eben so wenig, wie in dem Manuel } des plantes des jardins de FEurope (vom Jahre 1857), zu finden. In Deuschland mag sie längere Zeit schon gewesen zu sein; in John Smith's cul- tivated ferns wird sie für Ensrland aufgeführt. Genannt wurde das Genus von dem bekannten Botaniker und Floristen Grossbritanniens James Smith zu Ehren seines Freundes Davall, der ihm zu Ende des vorigen Jahrhundertes viele Schweizer Pflanzen mittheilte und zu Orbe im Kanton Bern lebte. Den Namen Odontosoria, d. h. Zahn-Fruchthäufchen, erhielt sie, weil sich die Fruchthäufchen am Ende der Zähne, und nicht, wie bei den ächten Davallien, in den Buchten zwi- schen den Zähnen befinden. Presl, der den Namen gab, betrachtete Odontosoria übrigens noch als Subgenus , zum Genus erhob es erst John Smith, der jetzige Inspektor des botani- schen Gartens in Kew. Pflanzen- und Bliimenschaii. Wir haben in dem frühern Berichte die inter- essanteren Pflanzen mitgetheilt, welche das botani- cal Magazine in der letzten Zeit abgebildet hatte, wir fügen jetzt diesen einige bei, welche in Gar- dener's Chronicle empfohlen werden und bei uns noch unbekannt sind. Der bekannte Reisende For- tune hat in der chinesischen Provinz Tschekian (Chekiang), im Westen von Ningpo auf einer Höhe von gegen 3U01 Fuss, eine Alpenrose, leider schon verblüht, aufgefunden, die ähnlich der des jionti- schen Gebirges und des Kaukasus zu wachsen scheint und vielleicht auch bei uns im Freien eine gleiche Anwendung finden dürfte. Exemplare in England haben bereits, ohne nur im Geringsten gelitten zu haben, drei Winter im Freien ausge- halten; selbst der plötzlich eingetretene Frost im letzten Frühjahre ist ohne Einfluss gewesen. Als Fortune im Herbste wiederum nach jenen Gegen- den kam, fand er Samen und sandte diesen an die bekannte Chiswick -Handelsgärtnerei von Glen- dinning in Turnham- Green (Middlesex), wo sie sehr rasch aufginjien und den Besitzerin den Stand setzen werden, die Pflanze bald weiter zu verbrei- ten. So hätten wir neben dem Rh. Championi Hook., was auf Hügeln in Hongkong wächst, noch eine zweite Alpenrose aus China. Noch sind uns die Blüthen, wie gesagt, nicht bekannt; sie sollen aber nach der Aussage der Eingebornen besonders schön sein. Nach Lindley sind die Blätter herzförmig -länglich, jedoch mit einer Spitze versehen. Ihre Länge beträgt ö", die grösste Breite hingegen 2^ Zoll. Die Oberfläche hat zwar eine tiefgrüne Farbe, ist aber nicht j:län- zend, während die Unterseite weiss erscheint. Der starke, piirpurviolette Blattstiel besitzt eine Länge von l Zoll. Am Nächsten soll die Art dem Rh. campanulatum Don stehen. Demselben Reisenden Fortune verdanken wir auch einen neuen Flieder, über dessen specifische Natur Lindley sich noch kein Urtheil erlaubt, da ihm nur getrocknete Exemplare vorliegen. For- tune entdeckte die Art in Shanhai; es wurde ihm aber berichtet, dass der Blüthenstrauch in den Gärten von Peking sich sehr häufig vorfinde. Im Allgemeinen ähnelt diese Art unserem gewöhnlichen Flieder, von dem sie sich vielleicht gar nicht spe- cifisch unterscheidet, sie wächst jedoch mehr bäum- 35 artig. Die Belaubung ist angenehm und die Blät- ter haben eine mehr herzförmig -rundliciic Gestalt, weshalb Lindley auch den Namen Syringa ob lata vorsehlägt, erscheinen auch etwas fleischi- ger. Die Blüthen kommen zwar in grosser Menge hervor, sie bilden aber lockere Rispen und sind kleiner, besitzen ferner nicht die feine und weiche Behaarung, wie die unseres Flieders. Man kulti- virt in China zwei Abarten davon, eine mit purpur- violetten und eine mit weissen Blüthen. Von der erstem sind bereits junge Pflanzen in dem Besitze von Glcnd i n ni ng, während von der weisslilüthi- gen Form Hend erson & 8 ohn in St. Johns Wood Vermehrung haben. Nach den Angaben von For- tune veredeln die Chinesen diese Art auf Ligu- strum lucidum und möchten deshalb auch bei uns Versuche mit der gewöhnlichen Kainweide (L. vul- gare) zu empfehlen sein. Chamaebatia foliolosa Benth. ist eine in jeglicher Hinsicht interessante Kosacee, denn sie hat mejirtach gefiederte Blätter mit kleinen Fiederblätt- chen, so dass sie, zumal sie auch einen nur '2, höchsteiTS 3 Fuss hohen Strauch oder Halbstrauch bildet, eher einer Gymnöcline , namentlich der G. macrophylla C. Koch und chiliophylla C. Koch, also einem der Schafgarbe ähnlichen Kürb- chenträger (Composita) ähnlich sieht, und man sie leicht ohne Bliithe damit verwechseln könnte. Fre- mont entdeckte die Pflanze zuerst auf den das Sacramento-Thal einschliessenden Bergen. Später wurde sie auch durch Hartweg und Shelton aufgefunden. In England eingeführt haben sie Veitch & Comp., so dass Hoffnung vorhanden ist, diese Pflanze auch in nächster Zeit auf dem Festlande zu besitzen. Der Strauch ist sehr verästelt und durchaus behaart, ja sogar an den Jüngern Zweigen und an den Spitzen der kaum eine halbe Linie lanj;en, äussersten Blattabschnitte mit Drüschen besetzt, durch die die Pflanze einen angenehmen, balsami- schen Geruch besitzt. Die ohngefähr 2 Zoll langen Blätter von breit-länglicher Gestalt haben wiederum gefiederte Blättchen, die nach der Spitze und nach der Basis zu schmäler werden. Die weissen ^ Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen bilden arme Doldentrauben und gleichen denen der Potentilla- Arten , nur dass der röhrige und ebenfalls drüsig- behaarte Kelch nur einen Stempel einschliesst. Sollte die Pfl:inze bei uns aushalten, was allerdings zu bezweifeln ist, so wäre sie ein grosser Gewinn, namentlich für kleinere Gärten. Aristolochia Sinarum Lindl. Ein dem unsrigen w ohl einiger Massen ähnlicher Osterlutzei mit etwas rankenden Aesten. Die völlig unbehaar- ten Blätter haben eine matte und fast schwarz-, unten jedoch grau-grüne Farbe, so wie eine herz- förmig-dreieckige Gestalt; alle Spitzen sind aber abgerundet. Aus ihrem Winkel kommen die 2 Zoll langen und fast eben so gefärbten Blüthen her- vor, die sich durt^h einen schwarz - pur|>urrothen Flecken an der Oefl'nung der Röhre auszeichnen. Auch diese Pflanze hat gerieben einen unangeneh- men Geruch. Sie stammt, wie der Name sagt, aus China und dürfte kaum eine gärtnerische Bedeutung erhalten. Antirrhinum Won der (d. i. Wunder -Lö- wenmaul). Unter diesem Namen wird ein Löwen- maul mit regelmässiger Krone und der Sechszahl in der Blüthe als etwas ganz Besonderes angepriesen. Wie bekannt, hat Linne dergleichen regelmässig gebildete Maskenblüthen Pelorien genannt, sie aber unseres Wissens nach nur bei Linaria vulgaris beobachtet. Später hat man bei mehrern Pflanzen mit unregelmässigen Blüthen diese mehr oder we- niger regelmässig gefunden, auch bei dem gewöhn- lichen Löwenmaul. Wir haben jetzt so sehr schöne Formen des Löwenmaul's, dass wir die eben als ein Wunder — gewiss nicht der Schönheit — ange- priesene grade nicht empfehlen wollen, in so fern nicht Jemand grade dergleichen Abnormitäten liebt. Eine botanische Merkwürdigkeit wird die Pflanze auf jeden Fall bleiben , zumal sich auch die unge- wöhnliche Sechszahl in der Blüthe vorfindet und nicht, wie meistens, die Fünfzahl. Von neuen Orchideen werden besonders drei empfohlen. Odontoglossum Uroskinneri Lindl. wurde von dem bekannten Reisenden und Pflanzen- liebhaber zwar in Guatemala wild entdeckt, allein trotzdem scheint es ein Blendling des Odontoglos- sum Bictoniense und einer andern dort wachsenden Art, vielleicht des O. Rossii oder Cervantesii, zu sein. Im Habitus gleicht die Art allerdings ganz und gar der zuerst genannten , die Blüthen sind jedoch grösser und die Blumenblätter abgerundet, während die fast kreisrunde , aber an der Basis tief- herzförmige Lippe deutlich gezähnt erscheint und einen tief - rosafarbigen Flecken auf hellerem tirunde besitzt. Sollte O. Uroskinneri aber nicht vielmehr nur eine Form sein? Cattleya Dominiana Hort, ist ein anderer Blendling, der in der Handelsgärtnerei der Herren Veitch durch den gescliickten Obergärtner Do- miny zwischen der C. labiata und amethy'stina (einer Form der C. Loddigesii), also zwischen einer ein- und zweiblättrigen Art, gezüchtet wurde. Die Blüthen haben die Grösse von kleinern der C. Mos- siae, mit denen auch die Farbe, einschliesslich das hell-citrongelbe Centrum, übereinstimmt, während wiederum die dünnen, häutigen Blumenblätter de- nen des O. Bictoniense gleichen. 36 Vanilla liitescens Moqu. Tand, stammt aus Guayra (wohl nicht in Paraguay, wie es in der Revue horticole heiest, sondern in Venezuela) und wurde durch einen Gärtner in Bordeaux, Coudert mit Namen, dem medizinischen Garten in Paris mitgetheilt, wo sie im Frühlinge des Jahres 1855 zuerst blühte. Die Blüthen öffneten sich des Abends gegen 1 1 Uhr und waren am Morgen schon dahin. In dieser Zeit verbreiteten sie einen schwach -aro- matischen Geruch. Im Januar 1856 waren die Früchte reif, welche einen schwachen Vanille-Geruch verbreiteten. Die Pflanze steht allerdings der V. aromatica nahe ; allein die Blätter sind mehr eiför- mig und die schön -gelben Blüthen bilden seiten- ständige Trauben. Calla oculata Lindl. Unter diesem Namen beschreibt Lindley eine Aroidee, die eher eine Bichardia sein möchte und der Beschreibung nach mit der von Hooker als R. albo-maculata im bo- tanical Magazine (tab. 5140) abgebildete und von uns bereits erwähnte Aroidee übereinstimmt. Allerdings hat diese weisse Flecken auf den Blättern, jene aber, wie es scheint , nicht. Beide Arten stammen aber aus Natal. Lygodium polystächyum Wall. Ein in- teressantes und zugleich schönes Farn, das keines- wegs, wie die andern Lygodien, rankt; wenigstens zeigt ein sehr grosses Exemplar in der Veitch'schen Gärtnerei auch keine Spur davon. Die Fieder- blätter stehen paarweise, ähnlich, wie es bei Da- vallia aculeata der Fall ist, übereinander und sind im Umrisse eiförmig. Sehr oft befindet sich an ihrer Basis noch ein anderes, aber kleineres Fiederblättchen. Sie sind gefiedert-fiederspaltig und weichhaarig. Besonders schön sind die Blätter im Fruchtzustande, da die Schleier den kleinen Deck- blättern ähnlich aussehen und diese fast überein- ander liegen. Auch deshalb weicht diese Art von den übrigen Lygodien ab. Die Art ist allen Farn- liebhabern sehr zu empfehlen. Die Agavecn. Eine monographische Skizze. (Fortsetzung'-) B. Aloeartige Agaven (Aloideae). Es erhebt sich hier in der Regel, ähnlich wie bei den meisten Aloen, ein deutlicher Stengel, an dem die mehr oder minder fleischigen Blätter sitzen. Dadurch, dass die untern absterben, bildet sich meist auch, wie bei den eben genannten Pflanzen, eine Art Stamm. 20. A. rupicola Reg. in Gartenfl. VII, B12. Caulescens; Folia laete, subtus pallide viridia, nitentia, 3j medio, H poll. ad basin lata, 1 — l^ped. longa, denique ad partem superiorem semiellipti- cam recurvata, supra planiuscula, subtus ad medium convexa, caeterum plana, in spinam brevem, non validam exeuntia, sei'rata, serris apice viridi-flaves- centibus, demum brunneis. Nach Regel sind die Grössenverhältnisse der Blätter schwankend und unterscheidet derselbe 3 Formen : 2 kurzblättrige mit nur an der Spitze bräunlichen oder durchaus rothbraunen Zähnen, und eine langblättrige. Mit A. serrulata und glau- cescens unserer Gärten hat A. rupicola Reg. gar keine Aehnlichkeit, sondern von den bereits bekannteren und beschriebenen niir mit A. mitis Hort. Mon., mit der der Fürst von Salm-Dyck sie sogar auch vereinigt haben will. Vergleicht man die von diesem gegebenen Diagnose der zu- letzt genannten Pflanze mit dem aus Petersburg dem botanischen Garten zu Berlin mitgetheilten Exemplar, so möchte man allerdings die Identität beider an- nehmen. A. mitis, welche wir jedoch aus Mün- chen erhalten haben und welche demnach eine Ori- ginalpflanze darstellt , weicht aber , wie man aus der von uns gegebenen Diagnose beider Arten er- sehen kann , in mehrern Stücken ab. Sollten in München als A. mitis zweierlei Pflanzen, von de- nen die eine A. rupicola Reg. darstellte, ausge- geben sein ? Vielleicht ändert auch die Art in so weit ab, dass doch nur Formverschiedenheiten vor- liegen. In diesem Falle müsste die allerdings frü- her gegebene Garten -Benennung A. mitis, dem aber ein Jahr früher (185S) veröffentlichten Namen A. rupicola Reg. weichen. 21. A. mitis Hort. Mon., in Bonpl. VII, S. ;)3. Subcaulescens ; Folia pallide viridia, subtus pallidiora, medio 3, ad basin 1{ poll. lata, pedalia et longiora , ad partem superiorem lanceolata, in spinam brevem, moUem, brunneam exeuntia, supra convexiuscula , subtus a basi usque supra medium convexa, dentata, dentibus basi latis, brunneis, su- perne arcuatis, minoribus saepe intermixtis. Unsere Exemplare haben mehr hellgrüne und durcliaus nicht glänzende Blätter, die ausserdem im obern Theile nicht elliptisch, sondern lanzett- förmig verlaufen und sich dadurch wesentlich von der A. rupicola Reg. unterscheiden. Der botanische Garten zu Berlin besitzt noch eine andere, sehr nahe stehende und vielleicht sich specifisch gar nicht unterscheidende Pflanze , die aus Mexiko bezogen ist und von dem verstorbenen Reisenden Ehrenberg gesannnelt wurde. Die Blätter sind jung ganz hell-gelbgrün, später haben 37 sie aber eine freudig -grüne Farbe. In der Form stehen sie zwischen denen der ächten A. mitis Hort. Mon. und der A.rupicola Keg., indem der obere Theil allerdings mehr abrundend sich ver- schmälert, aber doch zuletzt in eine besondere, 2j Zoll lange , an der Basis über i Zoll breite, lanzettl'örmige und rinnenfürmige Spitze ausläuft. Ein nicht davon verschiedenes Exemplar wurde aus dem botanischen Garten als A. glaiicescens zu Kew bezogen. 'i'l. A. Sartorii C. Koch (sp. e Mexico). (?) Caulescens; Folia angusta, sesquipedalia, Ij poll. lata, medio recurvata, laete viridia, Stria media, lata, longitudinali, pallidiore praedita, ple- rumque paululum canaliculata , ad apicem lanceo- lata, subtus ad medium convexa, ceterum plana et pallidiora, dentata, dentibus parvulis, flavescenti- viridibus, approximatis. • Diese Art macht den Uebergang zu denen, welche schmale und auf der Oberfläche mit einer "Rinne versehene und mehr krautartige Blätter ha- ben. Sie stammt aus Orizaba in Mexiko und soll als Epipliyt auf Bäumen gefunden worden sein. Der jetzt in Amerika angesiedelte Reisende, Dr. Rohrbach, hat sie aus genannter Gegend dem botanischen Garten zu Berlin mitgetheilt; andern- seits wurde sie durch den Reisenden Sartorius eben daher oder aus Guatemala an den Garten- direktor Noack in Darmstadt gesendet. '-.'3. A. chloracantha Salm-D. in O. u. Dietr. allgem. Gartenz. X, p. ÖO. Bonpl. VII, S. 93. Caulescens; Folia viridia, nitida, crassa, ad basin semicylindrica, superne coriacea, subcanali- culata, apice in cuspidem mollem longe producta, elorigato-lanceolata, recurvato-patentissima, infera deflexa, serrulato- dentata, dentibus subinermibus, minutis, valde confertis, primo albis, deinde nigri- cantibus; Spica densa, floribus geminatis, bractea lata, violacea fulcratis; Perigonium laete viride, tu- buloso-campanulatum, laciniis recurvulis; Stamina longe exserta. Diese Art ist uns nur durch die Beschreibungr des Fürsten Salm-Dyek bekannt und scheint darnach der A. Sartorii C. Koch am ähnlichsten zu sein. Aus Samen, welche der botanische Garten zu Berlin aus dem Garten des Fürsten Salm-Dyek erhielt, sind bereits eine Menge Pflanzen erzogen, die (allerdings in erster Jugend) ziemlich breite Blätter besitzen. 'U. A. aloina C. Koch. Caulescens; Folia viridia, subtus pallidiora, laevissima, elongata, ad apicem lanceolata, acumi- nata, infera breviora, 18 — 'Jü, media longiora '22 — 24 poll. longa, 2 poll. lata, ad basin vix angustiora, recurvata, suprema medio latiora, erecta, omnia coriaceo-carnosa, supra plana, subtus convexiuscula, denticulata, dentibus vix '^- — ^^ lin. longis, confertis, ab initio viridibus, demum brunneis. Diese Art, welche der Hofgärtner H. Sello in Sanssou5i schon seit längerer Zeit besitzt, steht der A. Sartorii nahe, zeichnet sich aber durch den Mangel des helleren Mittelstreifens aus. Die Zähne stossen sich bei den älteren Blättern bald ab, 80 dass ein brauner Rand erscheint. 2ö. A. attenuata Hort. Ber. Sahn-D. hört, p. 303. Caulescens; Folia glaucescentia, carnoso-mollia, inferiora hoi'izontalia , medio recurvata, suprema arrecta, elliptica, medio 4 — 5, ad basin crassissimam 2 poll. lata, 1 — lyped. longa, ad partem supremam lanceolata, in apicem convolutum, elongatum , sed herbaceum contracta, supra marginibus incurvis late concava, subtus convexa, margine acuto, inte- gerrimo. Eine eigenthümliche Art, welche eher einer Aloe, als einer Agave ähnlich sieht, aber doch zu der letzteren zu gehören scheint. Der botanische Garten zu Berlin besitzt ein Exemplar, wo der Stamm bereits eine Höhe von 3 Fuss erreicht hat und an der Spitze die Blätterkrone trägt. Die hell- blaugrüne Farbe der fleischigen und zwar scharf-, aber doch völlig ganz-randigen Blätter trägt eben- falls zum eigenthümlichen Ansehen der ganzen Pflanze bei. C. Yukkaartige Agaven (Yuccoideae). Auch bei den Arten dieser Gruppe ist häufig ein Stengel vorhanden. Die Blätter sind häufiger schmal als breit, und stehen wenig ab, sondern mehr steif und grade in die Höhe, wie bei den Yukken. Auch ist die Konsistenz nur bei den breitblättrigen dick und fleischig, sonst jedoch mehr lederartig. Die Zähne erhalten hier nie eine be- deutende Grösse, stehen aber meist um so ge- drängter. a. Breitblätterige. Die Arten dieser Abtheilung ähneln den ge- wähulichen Agaven aus der Verwandtschaft der A. americana L., haben aber geliäuftere, nie so dicke und fleischige, sondern mehr lederartige Blät- ter und in der Regel zahlreichere, auch schwächere Zähne. Sie stehen wenig ab und biegen sich fast nie in der Mitte zurück. 38 '2(i. A. polyacantha Haw. succul. revis. p. 35. AcauHs ; Folia viridia, vix glaucescentia, prui- nosa, carnosa, inedio f), ad basin 4 poll., '20 poU. longa, subito in apiceni H poll. longuni, ad basin 1t poll. latum, brunneo-niarginatum, spina pollicari, dimidio canaliculata, nigro- brunnea teiminatum attenuata, denssissime dentata, dentibus inter se basi lata plerumque cohaerentibus, paene triangula- ribus, minoribus intermixtis, nigro-, interdum rubro- brunneis. Kunth vereinigt fragweise in seiner Mono- graphie der Agaveeii (enum. pl. V, S'2'J) diese Art mit der A. vivipara L. , der sie jedoch unserer Ansicht nach keineswegs nahe steht und die sogar in eine ganz andere Abtheilung gehört. Der botani- sche Garten erhielt sie als A. ch loracan t ha. '27. A. Marti ana Hort. Berol. Acaulis; Folia paUide et laete viridia, patentia, infera contra adscendentia, intra medium 3|, ad basin 2i poll. lata, '25 poll. longa, supra plana, ad par- tem superiorem lanceolata, apice caniculato, in spi- nam mediocrem brunneam exeunte, carnosa, den- tata, dentibus approximatis, brunneis, basi latis, saepe curvatis. Durch die wenig abstehenden und nie zurück- gebogenen Blätter steht diese Art denen aus der Abtheilung der A. Karatto nahe, unterscheidet sich aber leicht durch die grössere Breite und die präch- tige, mehr hellgrüne Farbe. Woher der botanische Garten diese Art erhalten hat, wissen wir nicht; wahrscheinlich ist sie direkt aus dem Vaterlande eingeführt. "28. A. polyphylla C. Koch. Acaulis; I'olia conferta, griseo - glaucescentia, pagina utraque plana, basi vi.x magis crassa, ibidem 3, ad medium 4 poll. lata, 14 — 15 poll. longa, eUiptica, in spinam validam, ^ — v poU- longam, brunneam attenuata, dentata, dentibus interstitiis semipollicaribus , leviter sinuatis separatis , nigro- brunneis, triangulari-lanceolatis, plerumque sursum arcuatis. Diese durch ihre L'edrängten, flachen und fast sämmtlich- mehr aufrecht stehenden Blätter sehr ausgezeichnete und deshalb leicht kennbare Art, befindet sich in Sanssouci unter dem falschen Na- men A. Milleri. Die grau-blaugrüne Farbe und die Form der Zähne hat sie allerdings mit dieser Art überein. "29. A. micracantha 8alm-D. in Bonpl. S. 93. Acaulis ; Folia albicanti-viridia, opaca, patenti- incurvula, crassa, lato-oblonga, 4 poll. lata, 1 pcd. longa, basi supra convexiuscula, subtus convexa, superne plano-convexa, apice canaliculata, acuta, in cuspidem spinescentem attenuata, ad margines sub- tiliter dentata, dentibus ciliaeformibus, recurvulis, primo albidis, deinde rubris et mortuis nigris. Eine sehr eigenthümliche Art, welche, wie es scheint, sich nur in dem Besitze des P'ürsten Salm-D yck befindet und wegen ihrer abstehen- den und einwärts gekrümmten Blätter wohl besser neben der A. IMartiana Hort. Berol., als neben mitis Hort. Mon., auf welche der Fürst 8alm- Dyck sie folgen lässt, aufzuführen ist. Ausge- zeichnet erscheint ihre sehr helle Färbung, wie sie keine zweite Agave besitzt. 3U. A. bromeliaefolia Salm-D. hört. p. 303. Acaulis; Folia elongata, laete viridia, ad basin crassissima, 1| poll., ad medium 2^ — '■] poll. lata, ^7 — 3 ped. longa, planiuscula, ad partem supremam canaliculata, in apicemi herbaceum longe producta, sinuato-dentata, dentibus triangulari-lanceolatis, in- ferne viridibus , apice sursum curvato , pungente, brunneo, interstitiis - — - poll. separatis. Die Pflanze des botanischen Gartens zu Berlin weicht durch mehr fleischige Blätter und entfernter stehende, keineswegs krautartige und grade, son- dern umgekehrt sehr harte, stechende und auch meist nach oben gekrümmte Blätter von der Definition, welche Fürst Salm-D yck gibt, ab, wurde aber von diesem selbst für die ächte A. bromeliae- foliae erklärt. Sie ist durch die mehr strahlig- abstehenden, nicht grade zahlreichen Blätter von freudig-grüner Farbe leicht zu erkennen. 31. A. Commelini Salm-D. hört. p. 3UI. Furcraea Commelini Kunth enum. pl. V, p.84'2. Aloe americana tuberosa minor Comm. hört. Amstel. H, f. 19. Acaulis; Folia elongata, laete viridia, medio 4 — 5 poll. lata, 2 ped. longa: in apicem herbaceum longe producta, subtus asperula, plana, coriacea, ad margincm undulata, inferne repando-grandidentata, dentibus herbaceis, apice cartilagineis, fulvidis, su- perne integra. \A'ir haben die Pflanze nicht lebend gesehen. Nach der Beschreibung unterscheidet sie sich leicht von den ähnlichen Arten durch breitere und kür- zere Blätter, die nur zur untern Hälfte mit Zähnen besetzt sind. 32. A. bulbifera Salm-D. hört. p. 3U3. Acaulis; Folia elongata, glauco-viridia, recur- vato-patentissima, coriacea, flaccida, medio 2 poll., ad basin vix minus lata, 2 ped. longa, in apicem herbaceum longe producta , ad margines undulata, repando-grandidentata, dentibus herbaceis, remotis, 39 apice iincinatim cartilagineie et in mucronem her- baceuni exeuntibus. Scheint ebenfalls der A. br omeliaef olia Salm-D. sehr nahe zu stehen, aber schlaffer zu sein und sich ausserdem durch die blaug-rünc Farbe zu unterscheiden. b. Ganzblätterige. Die Pflanze baut sich mit ihren sehr zahlrei- chen, dicken und lanzettförmigen Blättern fast ku- gelig, indem diese dicht gedrängt und nach allen Seiten abstehen. Hauptsächlich lassen sich aber die beiden hierher gehörigen Arten durch den völ- ligen Mangel aller Bezahnung erkennen. 33. A. filifera Salm-D. hört. pag. 8 und 3ü3. Acaulis ; Folia viridia, crassa. ad basin poll. lata, sensim ad apicem attenuata, ideoque lanceo- lata, in spinam validam, fuscam exeuntia, 9 — 11 poll. longa, patentia, superne plana, sed ad apicem canaliculata , subtus convexa, ad margines fibrosa, filis capillaceis albis. Fürst Salm-Dyck scheint diese Art nur ein- farbig zu kennen, wir haben dagegen Formen ge- sehen, wo zum Theil zickzackartige weisse Streifen auf der Oberfläche der Blätter vorhanden waren. Ein Exemplar von seltner Grösse und Schönheit befindet sich in der AI lardt 'sehen Gärtnerei, ein anderes, nur wenig kleiner, im Besitze des Hof- gärtners Seile in Sanssou(,M bei Potsdam. Diese Art gehört zwar zu den kleinern Arten, nimmt sich aber sehr hübsch aus und ist wegen ihrer schwiericjen Vermehrung noch sehr im Preise. 34. A. filamentosa Salm-D. in Bonpl. VH, S. M4. A. filifera ';i. depauperata Salm-D. in den Gärten. Acaulis; Folia laete viridia, crassa, ad basin 8 — !> lin. lata, sensim ad apicem attenuata, ideoque lanceolata, in spinam validam, fuscam exeuntia, 1^ — 2 ped. longa, squarroso- patentia, supra canali- culata, subtus convexa, ad marginem fibrosa, lilis capillaceis, albis. Diese Art steht allerdings der vorigen sehr nahe, unterscheidet sich aber durch den mehr spar- rigen Wuchs, durch die schmälern und längern Blätter und durch weniger sich lösende Fäden. In der Sammlung des Custos am entomologischen Museum, Hopf f er, zu Berlin befinden sich zwei Exemplare, die keinen Zweifel überlassen, dass A. filamentosa von A. filifera verschieden ist. (Fortsetzung folgt.) F]äs!«ige Diingcmittcl (.lanche) und ihre Anwendung bei Zierpflanzen. Von Karl Enke, Otiergäitncr des Fürsten Tnibetzkoi - in Moskau. Flüssiger Dünger oder Jauche wird aus ver- schiedenen animalischen und vegetabilischen Stoffen bereitet; dahin gehören besonders : Rinder-, Schaf-, Hühner- und Taubenmist, menschliche Exkremente, Guano, Knochenmehl, Hornspähne, Blut, Leim, Malzkeime u. s. w. Am Häufigsten Averden aber die vier ersten dazu benutzt. Man nimmt in der Regel von diesen zu gleichen Theilen in ein Fass, mit dem sechsfachen Volumen Wasser verdünnt, und stellt dasselbe einige Tage vor dem Gebrauche mit dem Inhalte in die Sonne, um den Gährungs- prozess zu beschleunigen. Da aber eine zu starke Jauche bei Pflanzen naclitheilig sein könnte, so ist es nothwendig, dass die Jauche vor dem Gebrauche nochmals je nach dem Bedürfnisse mit mehr oder weniger Wasser verdünnt wird. Es gilt dieses ganz besonders, wenn menschliche Exkremente und Guano etwa ift vorwiegender Masse angewendet wurden. Malzkeime werden mit gleichen Theilen Horn- spähnen in Wasser gekocht ; diese Flüssigkeit hat viel für sich und kann alsbald nach dem Erkalten gebraucht werden. Leim muss ebenfalls gekocht und sehr reichlich mit Wasser verdünnt werden. Das Begiessen mit Wasser geschieht bei Zier- pflanzen in der Regel beim Beginne des W'achsens, d. h. nach der Ruhezeit und kann zu verschiedenen Malen wiederholt werden. Ich habe bei sehr vie- len Pflanzen einen ausserordentlichen Erfolg ge- habt, ganz besonders bei mehrern Erdorchideen, als Cyrtopodium, Bletia, Sobralia, Phajus, Arundina, Calanthe, Cymbidium u. s. w. ; aber auch bei fast allen AVarmhauspflanzen, hauptsächlich bei Ama- ryllis, Aralia, Ataccia, Bambusa, Barbacenia, Bo- napartea, Canna, Cerbera, Clivia, Croton, Curculigo, Crinum, Dasylirion, Dichorisandra, Dorstenia, Dra- caena, Erythrina, Eücharis, Eugenia, Ficus, Fran- ciscea, Gardenia, Gastonia, Gordonia, Hibiscus, Inga, Ixora, Jasminum, Laurus, Magnolia, Metho- nica, Pancratium , Passiflora, Pavetta, Pincinectia, Ravenala, Säccharum, Sanseviera u. a. m., vor Allem aber noch bei sämmtlichen Aroideen, Scitaniineen, Gesneriaceen, Bromeliaceen und Palmen. Was Kalthauspflanzen anbelangt, so gedeihen bei Anwendung flüssiger .lauche wunderbar: Agave, Agnostus, Aralia, Berberis, Calceolaria, Cineraria, Citrus, Clematis, Clethra, Crassula, Daphne, Deu- tzia, Dicentra (nicht Diclytra), Doryanthes, Drymis, Erythrina, Escallonia, Eugenia, Fuchsia, Glycine, Gynerium, Heliotropium, Hedera, Hydrangea, Hex, 40 Jasminuin, Lagerstroemia, Laurus, Lilium, Lobelia, Magnolia, Myrtus, Nerium, Olea, Phormium, Pittö- sporum, Primula, Punica, Stdtice, Thea, Uhdea, Verbena, Veronica, Vibumuni, Vitis , Yucca, fast alle Blüthensträucher, als Azaleen, Khododendren, Kamellien, Pelargonien, Rosen u. s. w. Endlich empfehle ich sie bei vielen Pflanzen , welche im Sommer im freien Lande stehen , als Paeonien, Phlox, Penstemon's, Georginen, Gladiolus, Nel- ken u. s. w. Wie schon bemerkt, kann das Giessen der Pflanzen mit Jauche öfters wiederholt werden, aber immer mit Vorsicht und, je häufiger man sie an- wendet, stets mehr verdünnt. Hat man nur hartes Wasser zum Begiessen, so rathe ich selbst an, für die ganze Wachsthumsperiode der Pflanzen sich allerdings in diesem Falle nur sehr stark verdünnter Jauche zu bedienen. Dagegen ist es für Pflanzen , welche während eines heissen, trockenen Sommers der Sonne zu sehr ausgesetzt sind, nachtheilig, und zwar um so mehr, wenn die Jauche hauptsächlich aus Guano, Hühner- und Taubenmist besteht.' Auf gleiche Weise dürfen kranke Pflanzen keine Jauche be- kommen. Dagegen habe ich die Jauche wiederum mit Vortheil bei Pflanzen , welche in magerer Erde standen, angewendet. Die Pflanzen werden dadurch nicht allein viel üppiger, sondern viele blühen auch leichter und schöner. Ich will nur einige Beispiele vorführen: die herrliche Erdorchidee, Ansellia africana, bekam re- gelmässig jeden Spätherbst unter meiner Pflege Knos- pen , die aber niemals zum Aufblühen gelangten ; meiner Ansicht nach war Ursache, dass die Pflanze zu matt und nicht kräftig genug war. Seit zwei Jahren wird die Pflanze nun einige Mal mit Jauche begossen und dadurch nicht allein viel stärker und höher, sondern entwickelt auch eine solche Blüthen- fülle, die in der That ihres Gleichen sucht. Lilium lancifolium, einige Mal mit ziemlich starker Jauche gegossen, blüht bei uns in Moskau um das Doppelte so schön gegen früher. Von zwei gleichen Exemplaren von Heliconia speciosa disco- lor, wurde das Eine mit Jauche begossen, und dadurch gegen das Andere fast dreimal höher, sowie wirklich auch um so viel schöner. Eben dasselbe Verhältniss habe ich ferner bei den Marantaceen und ähnlichen Pflanzen beobachtet. Dass eine passende Erde, eine gute Atmosphäre und ein entsprechender Standort das Ihrige ebenfalls dazu beitragen, ist wohl selbstverständlich. Schliesslich bemerkeich noch, dass zwar sämmt- liche Koniferen ebentalls mit Jauche gegossen wer- den können, dass aber hier sehr grosse Vorsicht nothwendig ist. Die Jauche muss hier sehr dünn sein und das Begiessen darf nicht oft wiederholt werden. ]\eae Art in der Anzucht hochstämmiger Rosen. I Vom Krcisgerichtsoffizial Schamal in Jungbunzlau. In den mir dermal zu Gebote stehenden zahl- I reicheren Mussestunden versuchte ich einjährige Sämlinge der Rosa canina gleich nach ihrer Ver- edelung zur Hochstammform heranzuziehen, und erzielte durch Kombination meiner Praxis mit der bezüglichen Theorie die glänzendsten Erfolge. Wenn die bisherigen Rosenzüchter mit alten I wilden Rosenuntei-lagen , die in ihren nur spärlich ; befaserten, unförmlichen und häufisr anffefaulten ; DO { Wurzelknorren ihren baldigen Tod schon aus dem Walde mitbringen, oder aber mit ähnlichen mehr- jährigen, zuweilen schon ziemlich verhütteten Ro- senwildlingen aus eigener Zucht bei ihren Ver- edelungen sich zu behelfen pflegen, so habe ich mit einjährigen Sämlingen ohne alles Antreiben im Warmhause blos im freien, sandigen Gartenboden ; viel ruhiger, schneller und nutzbringender dasselbe Ziel erreicht. Der wilde Same, der im April 1858 noch un- entwickelt im Saatbeete lag, lieferte heuer im Okto- ber 1S5;), daher schon binnen zwei Jahren seit der Aussaat die schönsten, zu jeder Pyra- miden - oder Hochstammform geeigneten Rosen- Edlinge von 6 — 8 Fuss Höhe, ja noch bedeutend höher. Diese sind so lebensfrisch und so reichlich bewurzelt, dass eben hierdurch ihr sicheres An- und kräitiges Fortwachsen schon von vornherein 1 mit Bestimmtheit zugesichert werden kann. Obwohl ich es heuer nur mit einigen Centifo- lien-, Moos- und Hybriden -Rosensorten versucht • hatte, so hoffe ich doch demnächst auch bei den kräftiger wachsenden Remontanten-, Bourbon- und Theerosen (letztere in geeigneter Kronenhöhe für die Topfkultur) zu gleichem Resultate zu gelangen, indem ich nicht den in Studirstuben geschmiedeten Theorien, sondern blos meiner eigenen 25jährigen Praxis folge. Je andauernder und vielseitiger die Praxis ist, desto richtigere Theorien lassen sich dann aus ihr von selber herleiten *). *) In der Oktubersitzung des Vereines legte der General- I Sekretair einen eingesendeten, bereits veredelten Rosenstamm j von 8 Fuss Höhe vor und erregte derselbe, namentlich bei allen I unseren Rosenzüchtern, allgemeine Bewunderung. Man ver- I gleiche Verhandlungen 7. Jahrgang der neuen Reihe. S. LXIX. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Grfmstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor. Dr. Karl Koch. M 6. Berlin, den 9. Februar 1860. Preis des Jahrganges 5y Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-üsterreichischen Post -Vereins. Inhalt: 387. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 5. Februar. Die neuesten englischen Pelargonien. — Die Agaveen (Fortsetzung). — Sturtia gossypioides R. Br. — 387. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 5. Februar. Bericht des General-Sekretair's, Professor K. Koch. Unter dem Vorsitze des Geheimen Ober-Regie- rungsrathes Knerk legte der Inspektor Bouche das Programm zur diesjährigen Festausstellung am 17. Juni, mit den Abänderungen, welche bei erneu- ter Berathung beliebt waren, vor. Man hatte dieses Mal, abweichend von den frühern Programmen, mehr kleine Gruppen in's Auge gefasst , um da- durch den Blumenliebhabern, denen für ihre Pflan- zen nur das Zimmer geboten ist, Gelegenheit zu bieten, ihren Geschmack zu bilden. Nicht unbe- deutende Preise waren deshalb auf Blumentische, Blumenpyramiden u. s. w. ausgesetzt, und hofft man, dass namentlich Handelsgärtner und Blumenhändler in ihrem eigenen Interesse sich bemühen werden, dergleichen Aufstellungen einzusenden und dadurch, namentlich die Liebe zur Pflanzenkultur im Zimmer, zu erhöhen. Die Aussteller werden hoffentlich die Gelegenheit ergreifen, um grade solche Blatt- und Blüthenpflanzen zu wählen, welche vorzugsweise im Zimmer gedeihen. Ausser einer sehr grossen Anzahl von Hyacin- then, Tulpen und Crocns, welche zur Verloosung unter die Mitglieder bereit standen, hatte der Uni- versitätsgärtner Sauer ein schönes 6 Fuss hohes Exemplar der Chamaedorea Lindeniana H. Wendl. mit einer 2| Fuss im Durchmesser ent- haltenden Krone aufgestellt. Diese Palme nimmt sich mit dem freudigen Grün der Blätter sehr gut aus und verdient um so mehr unsere Beachtung, als sie nicht viel höher zu werden scheint, also in jedem Gewächshause und selbst im Zimmer kulti- virt werden kann , trotzdem aber den Typus einer Palme vollständig besitzt. Besonders hübsch erschien dieses Exemplar noch vor Allem dadurch, dass eine orangenfarbige, grosse Blüthenrispe unter der Blattkrone nach unten sich ausbi'eitete, während eine andere weniger entwickelte und von hellblau- grüner Farbe in der Achsel eines Blattes in einem stumpfen Winkel abstand. Nicht weniger verdien- ten aber auch die beiden Schwarzen Niesswurz- Arten unsere Aufmerksamkeit; nur muss man sich wundern, dass diese Pflanzen, welche sich so leicht treiben lassen und deren Blüthen eine sehr lange Dauer haben, in Privatgärten nicht oder nur selten vorgefunden werden. Ganz besonders ist der von uns in den Kaukasusländern entdeckte Helleborus guttatus A. Br. zu empfehlen, da auf den grossen, blendend- weissen Blumenblättern blutrothe und punktähnliche Flecken sich voi-fin- den. Nicht minder Beachtung verdient jedoch auch Helleborus olympicus Lindl., eine Art, welche meist in den Garten als H. orientalis vorkommt. Diese Helleborus- Arten haben für uns ausserdem noch ein besonderes Interesse, als sie die schwarze Niesswurz der Alten lieferten und hauptsächlich den Schülern des Hippokratcs ein beliebtes Arznei- mittel waren. Der Kunst- und Handelsgärtner Bürkner in Gotha hatte eine braunblättrige und krautartige 6 42 Pflanze unter dem Namen Gymnare hetei-o- phylla an den General-Sekretair eingesendet und um die richtige Benennung ersucht. Die Pflanze befindet sich seit einigen Jahren bereits in den Gärten und wurde als S ol an um africanum durch van Houtte eingeführt. In Dresden war sie jedoch schon 1845 unter dem Namen S enecio j aponicus f'ol. laciniat is, in Hamburg als Senecio san gui- neu s. Sie stellt eine hübsche Blattpflanze dar, welche eine Höhe von ?> Fuss erreicht. Wir haben leider noch nicht Gelegenheit gehabt, die gelben Blüthen- körbchen zu untersuchen, zweifeln aber daran, dass sie eine von den gegen ö'iU Arten des Geschlechtes Senecio ist und glauben vielmehr, dass sie zu Gynura gehört. Sollte nicht Gymnare eine Ver- stümmelung von Gynura sein? Das Eisenhüttenwerk Tschirndorf der Gebrüder Glöckner hatte eiserne Rahmen von Frühbeet- fenstern eingesendet und selbige wegen ihrer Zier- lichkeit , Festigkeit vuid grossen Dauer empfohlen. Das Stück sollte If Thaler kosten. Nach Inspektor Bouche verdienen diese allerdings und besonders auch wegen ihrer Wohlfeilheit von Seiten der Gärt- ner und Gartenbesitzer alle Beachtung. Die grosse Vergänglichkeit der hölzernen Rahmen, die ausser- dem durchaus nicht das hübsche Ansehen dieser eisernen besitzen, ist sehr unangenehm und störend. Der Inspektor Bouche berichtete ferner über die Ergebnisse des Versuchsfeldes, namentlich über die Versuche mit verschiedenen Dungmitteln, wor- auf beschlossen wurde , die letztern noch weiter fortzusetzen. Zu gleicher Zeit legte der General- Sekretair nochmals das Verzeichniss derjenigen Sä- mereien vor, welche im Versuchsfelde erzogen wurden und unter die Mitglieder zur Vertheilung kommen sollen. Es wurdeu dalier alle diejenigen, welche Antheil nehmen wollen, ersucht, sich schriftlich bei dem Generalsekretariate darum zu melden , worauf das Gewünschte zugesendet wird. Die Sämereien bestehen aus neueren Blumen und Gemüsen, so wie aus Mais- und Tabaksorten und endlich aus einigen ökonomischen Pflanzen. Der Obristlieutenant v. Fabian in Breslau hatte Samen von Bohnen eingesendet, welche er aus Erdödy in Ungarn erhalten. Die weisse ist vorzüglich als Trockeubohne, soll sehr reichlich tragen, früh reifen und einen feinen, angenehmen Geschmack bes-itzen; ausserdem sei die Pflanze noch wegen ihrer hübschen Blüthen zu empfehlen. Die andere Sorte war sehr klein, fast rundlich - vier- eckig und besass eine grüne Farbe. Sie sollte zwar ebenfalls einen feinen Geschmack besitzen, reifte aber später und ungewisser. Beide Pflanzen gehören nach v. Fabian zu den Staudenbohnen und werden Ij Fuss hoch. Nach genauerer Unter- suchung stellte sich jedoch heraus, dass die erstere Dolichos leucospermus sei, die andere hingegen Cajanus Indiens (Cytisus Cajan), von denen die erstere viel im Süden angebaut werde, die letz- tere hingegen im Oriente, besonders in Ostindien, ein bekanntes Gemüse bilde, bei uns aber höch- stens nur in sehr heissen Sommern zur Reife kom- men möchte. Der Obristlieutenant v. Fabian berichtete fer- ner über den sogenannten Tagelöhnerkohl (Cotta- ger's Kaie), der von England so ungemein an- gepriesen und als vom Broccoli hervorgegangen betrachtet wurde. Seiner Meinung nach stamme er jedoch vom Sprossen- und Grünkohl; einzelne Exemplare seien ganz und gar in den letztern übergegangen. Eine Enijjfehlung verdiene er durch- aus nicht. Der Obergärtner Gaerdt in Moabit stimmte diesem vollkommen bei, imd habe er des- halb seine Kultur bereits wieder aufgegeben. Der Hofapotheker Neubert in Leipzig berich- tete über die ihm im vorigen Jahre überlieferten Sämereien und übergab eine Reihe von Maissorten, die er besonders des Anbaues für werth halte. Man glaube immer, dass die grossköruigen und hohen Sorten ertragreicher seien ; dieses sei aber durchaus nicht der Fall und halte er umgekehrt Srade die kleinkörnigen für unser Klima für weit belohnender, zumal auch der Körnerwerth höher angeschlagen werden müsse. Er habe die gold- gelbe Sorte, welche hauptsächlich in der europäischen I Türkei angebaut werde, für die beste gehalten und I könne er diese nicht genug empfehlen. Nächstdem besitze der gelbe frühe Perl- und der amerikanische Bernstein-Mais hinsichtlich seiner Körner den mei- ! sten Gehalt, während die tyroler Sorten, der ba- I dener und der Cinquantino zwar sehr zeitig reifen, aber Körner von geringerem Gehalte besitzen. Der türkische Mais scheint auch der Trockenheit mehr I zu widerstehen, als die andern. Der Lehrer Kummer in Naundorf bei Vet- I schau berichtete ebenfalls über einige im Früh- , jähre erhaltene Sämereien. Zu empfehlen sind die I Schmcrfelder Kohlrüben, welche zum Theil j Fuss im Durchmesser besassen und ein weiches, wohl- schmeckendes und sehr süsses Fleisch hatten. Von den Gurken eignet sich Non plus ultra wegen ihres dicken Fleisches zum Einmachen. Einige Früchte erreichten die Länge von 2 Fuss und wogen 4 bis 6 Pfund. Einen feineren Geschmack besitzt aller- dings die grüne Gurke aus China ; sie ist auch weit ertragreicher und hat oft das Ansehen einer grossen Herkuleskeule, so dass eine einzige Frucht für mehre Mensehen ausreichen kann. Kürzer sind die volltragende Gurke aus China und die blass- gelbe. Das Fleisch der letztern ist dick und nicht 43 wässrig, schliesst fiuch wenig Samen ein, weshalb die Früchte sich besonders zu Salzgurken eignen. Von den Melonen verdienen die von Sarepta in jeglicher Beziehung alle Beaclitung, zumal sie im Freien ausserordentlich gut gedeihen. Eben so ist die Moschus-Melone zu emj)t'ehlen, während die grosse, wfissschalige Chito- Melone wie Gurken genossen werken kann. In Würfel geschnitten und mit gutem Weinessig, Gewiirzpfeffer und etwas Zucker eingemacht , liefert sie ein angenehmes Dessert. Der Professor Schu Itz - Schult z e n s tein empfahl das Düngen mit Steinkohlen, da dadurch das Wachsthum der Pflanzen ungemein befördert werde. Ausserdem habe er in belgischen Blättern gelesen, dass Pflanzen mit ganz verdünnter Schwe- felsäure übergössen, ausserordentliche Resultate lie- ferten. Dieses Verfahren sei jedoch von ihm schon in den vierziger Jahren empfohlen worden- und da- her keineswegs neu. Nach Inspektor Bouche habe es jedoch nach Berichten seines Vetters Fraflz Bouch^ noch früher in Amerika ziemlich allge- meine Anwendung gefunden. Der Lehrer Oppler in Plania berichtete über die sehr erfreulichen Resultate des Gartenbau- Vereines in Ratibor. In dieser Stadt und in der Umgegend ist eine Reihe von Männern erst seit wenigen Jahren zusammengetreten, um die Zwecke der Gärtuerei zu fördern, namentlich Obst- bau und die übrigen ländlichen Theile derselben zu heben. Trotz der geringen Mittel, welche in jeglicher Hinsicht diesem Vereine zu Gebote ste- hen, geschieht hauptsächlich dadurch sehr viel, dass er seine Aufgabe richtig begriffen hat und weniger durch Einführung seltener und tlieurer Pflanzen zu wirken sucht, als grade durch allgemeine Ver- breitung des Vorhandenen. Die mehrfachen Aus- stellungen im Jahre, von denen wiederum Berichte vorliegen, bezeugen, dass die Theilnahme allgemein ist und man durch sie eine Einsicht in den Zu- stand der Gärtnerei erhalten kann.' Wir werden später noch manchmal Gelegenheit haben, über die Thätigkeit des Ratiborer Vereins zu berichten. Nicht weniger erfreulich ist die Thätigkeit des Gartenbau- Vereines in Wesel und liegen uns Berichte des letzten Jahres vor, zu denen noch mündliche Mittheilungen des Vorsitzenden, Haupt- mann Münster, kommen. Noch vor wenigen Jah- ren lag die Liebe zu Pflanzen und Blumen daselbst im Argen; für Obst- und Gemüsebau geschah we- nig oder gar nichts. Seitdem der Verein aber be- steht und sogar selbst einen Garten besitzt, um allerhand Zierpflanzen, Gemüse- und Obstsorten zu kultiviren und zu vei-breiten, hat in der That die ganze Umgegend ein anderes Ansehen erhalten. Man sucht hauptsächlich praktisch einzuwirken und gibt aus diesem Grunde unter Anderem eine Art Zeitschrift heraus, durch die in bester Auswahl aller- hand Beobachtungen, Erfahrungen, Mittheilungen u. s. w. zur Kenntniss, zunächst der Mitglieder, aber auch der übrigen Bewohner von Wesel und der Umgegend, kommen. Wir werden noch man- ches Mal Gelegenheit haben, ebenfalls über das Eine oder Andei'e des genannten Gartenbau-Ver- eines zu berichten. Endlich legte der Inspektor Bouche ziemlicli gereifte Granatäpfel aus dem botanischen Garten vor. Man sieht diese im Norden Deutschlands nur ausnahmsweise in solchen warmen und lang anhal- tenden Sommern , wie wir in dem verflossenen Jahre gehabt haben. Im Oriente sind sie weniger als Nahrungsmittel beliebt, als dass das rosafarbige Fleisch, was eine eigene Schiclit um die zahlrei- chen Samen bildet und einen säuerlichen, während der grössten Wärme selbst ziemlich kühlen Saft einschliesst , benutzt wird. Dieser ist es nämlich, der zum orientalischen Nationalgetränk, zu dem Scherbet, im Orient gewöhnlich genommen wird. Sturtia gossypioides R. Br. in Sturt's narr, exped. into ceiitr. Austr. II, app. p. 68. Ein neuer Blüthenstrauch aus Neuholland. Als der Kapitain Sturt in den vierziger Jah- ren beauftragt wurde, vom Süden aus eine Expedi- tion in das Innere Neuhollands zu machen, hat man auch Pflanzen gesammelt, die später dem berühm- ten Botaniker R. Brown, der vor zwei Jahren starb , zur Bestimmung übergeben wurden. Un- ter ihnen befand sich eine mehr halbstrauchige Pflanze mit Blüthen, denen der Baumwolle ähnlich, aber durch den aus drei ganzrandigen Blättern bestehenden Hüllkelch und durch die buchtigen Zwischenräume zwischen den Kelchzähnen hinläng- lich verschieden. R. Brown hielt dieses für hin- länglich, um aus der Pflanze ein besonderes Genus zu bilden, was er zu Ehren des Kapitäns Sturtia, die Art aber wegen der Aehnlichkeit mit der Baum- wollenpflanze Sturtia gossypioides nannte. Seitdem hat auch Richard Schomburgh, durch seine Reise in Guiana wohl hinlänglich be- kannt und jetzt in Buchsfelde bei Adelaide in Neu- holland angesiedelt, ebenfalls die Pflanze aufgefun- den und Samen an Fr. Ad. Haage jun. in Erfurt gesendet. Schomburgh rühmt sie wegen ihrer Schönheit und glaubt, dass sie eben so verwendet werden könnte, als die beliebten Abutilon-Arten ; wir müssen deshalb ihm sehr dankbar sein , dass 6* n er unsere Gärten mit einer solchen Pflanze bereicherte. Wir bemerken ferner, dass Fr. Ad. Haage jun. bereits junge Pflanzen herangezogen hat und nach seinem neuesten Samen- Verzeichnisse das Exemplar zu 2, Samen hingegen, und zwar drei Körner, zu 1 Thaler feil bietet. Es dürfte wohl den Lesern der Zeitschrift von Interesse sein, etwas Näheres über die Pflanze zu erfahren und so erlauben wir uns aus dem , was R. Brown in der Appendix zu Sturt's Reise- beschreibung bekannt macht und Fr. A. Haage uns berichtet, einige Mittheilungen zu geben : Die Sturtie bildet einen völlig unbehaarten Halbstrauch von gegen 6 Fuss Höhe; seine Aeste sind mit abwechselnden, dreinervigen Blättern, von 1 Zoll im Durchmesser und einem eben so langen Stiele aufsitzend, besetzt. Nach Fr. A. Haage jun. sollen sie eine hellgrüne Farbe haben mit bläuli- chem Reif überzogen, sowie mit schwarzen Punkten besetzt sein. Die einzelnen Blüthenstiele stehen diesen ziemlich gegenüber und sind nach oben mit einem kleinern Blatte versehen. Die beiden Neben- blättchen an der Basis des Stieles des letztern sind getrennt, während sie aiisserdem mit dem Blattstiele verwachsen erscheinen und eine trockenhäutige Konsistenz besitzen. Die 3 Blätter des Hüllkelches sind herzförmig, ganzrandig und mit schwarzen Drüsenpunkten be- setzt. Zwischen den lanzettförmigen Kelchzähnen befinden sich ausgeschweifte Bogen. Die purpur- farbigen Blumenblätter haben 1| Zoll Länge und sind an der gewimperten Basis so dunkel gefärbt , dass sie fast schwarz erscheinen. Ausserdem zeichnen sie sich ebenfalls, wie auch die Kelchröhre, durch schwarze Drüsenpunkte aus. Frucht und Samen sind noch nicht beschrieben. Die neuesten englischen Pelargonien. -In dem von Turner und Spenoer heraus- gegebenen Journale: the Florist, Fruitist and Gar- den-Miscellany, werden hauptsächlich Florblumen besprochen, wie wir auch schon im frühern Jahr- gange der Wochenschrift (Seite 172) mitgetheilt haben. Wir wählen dieses Mal die Pelargonien aus, welche in dem letzten Jahrgange empfohlen wurden und fügen diesen noch einige Sorten bei, welche in der Gärtnerei von Rollisson & Söhne gezüchtet worden sind. In England nennt man Pelargonien gewöhnlich nur die Arten mit verschiedenen Blüthen, welche in Töpfen gezogen werden, und unterscheidet diese von den Geranien, unter denen man die Ab- theilung des Pelargonium- zonale, also die soge- nannten Scharlach- und buntblättrigen Formen, ver- steht. Diese werden fast nur als Gruppenpflanzen (Bedding-plants) im freien Lande verwendet. In Betreu' der neuesten Sorten von beiden Gruppen verweisen wir auf den 2. Theil des Gartenkalen- ders von diesem Jahre (.Seite 128); wir führen dem- nach hier nur solche auf, die dort, mit sehr we- nigen Ausnahmen, noch nicht genannt sind. I. Von den buntblättrigen Gruppenpflanzen un- terscheidet man dreierlei' Sorten: wo die Blätter mit ihren Rändern rückwärts oder grade umge- kehrt nach oben gebogen sind, wie es bei Flower of the day und Brillant der Fall ist, oder endlich, wo sie flach sich ausbi-eiten. Die Formen der bei- den erstem haben stets ein etwas kränkelndes An- sehen und decken erst spät den ganzen Boden, so dass sie weniger brauchbar sind. Man liebt des- halb jety die flachblättrigen mehr, da diese ihren Zweck besser erfüllen. Empfohlen werden unter den weisspanachirten mit Scharlachblüthen: Alma (Turner) mit heller Belaubung und gros- ser BlüthenfüUe. An nie (Kinghorn), Blätter weiss gerandet. Bijou (Westwood) blüht sehr frühzeitig in reich- lichen Scharlachdolden. Hendersoni ähnlich Flower of the day, aber Scharlach blühend. Jane (Lennox) baut sich besonders gut und be- sitzt fein gezeichnete Blätter. Perfection mit sehr dunkler Belaubung, so dass die weissen Ränder um so mehr hervortreten. Aus der Zahl der weisspanachirten Sorten, de- ren Blätter in der Mitte durch eine fleisch- oder karmoisinrothe Zeichnung von Hufeisenform sich auszeichnen (Horseshoe-Geraniums) sind zu nennen: Attraction (Kinghorn) besitzt leider keinen hüb- schen Habitus , so sehr auch die Zeichnung wohlgefällig erscheint. Burning-bush (Halley) hat dieselbe Belaubung, wächst aber gedrängter und niedriger. Hotel de Clany, ganz weiss mit rosafarbenem . Hufeisen. Picturata fällt mit seiner bald rosa-, bald kar- moisinrothen Zeichnung und den weissen Rän- dern sehr in die Augen. Die Scharlachblüthen sind klein. Von den goldrandigen nennen wir nur: Golden chain von prächtiger Belaubung und zwergigem Wüchse, blüht aber schwach. II. Wir wenden uns den grossblumigen Pelargonien zu, welche von jeher in England mit Vorliebe gezogen wurden. Im Decemberhefte 1 45 genannten Journales sind zwei abgebildet, welche wegen ihrer Schönheit gerühmt werden: Lord Clyde (Fester) und King of Purples (Turner). Das erstere hat mehr kleine Blüthen von schö- ner rotlier Farbe , doch so , dass die beiden obern Blätter ein tiefes Purpurviolett in der Mitte be- sitzen, was sich nach dem rothen Rande scharf abgränzt. Aehnlich in der Färbung ist der Purpur- könig (King of Purples) , nur dass die Blumen überhaupt grösser sind und die 'A untern Blätter oberhalb der Basis einen violetten Fleck mit dun- keler Aderung besitzen, während die purpurviolette Mitte der beiden obern nach dem Rande zu heller wird. Ausserdem werden noch empfohlen : Ariel, rosakarminfarbige obere und weisse untere Blätter. Bride (die Braut) blüht ebenfalls weiss, hat aber auf den obern Blättern rosafarbig-e Flecken. Candidate, dem bekannten Wonderfull ähnlich, aber mehr orangefarbig. Empress Eugenie von zwergigem Habitus, aber sehr gut gebaut, sonst der vorigen ähnlich, aber mit karminrothen Flecken. Lady Canning, der Rosamunde ähnlich, aber mit lielleren und grösseren Blüthen. Leviathan wächst leicht und besitzt 3 untere purpur-karmoisinrothe und 2 obere fast schwarze Blumenblätter. Monarch, sehr grosse Blumen in ebenfalls gros- sen Dolden. Sir Colin Campbell blüht ausserordentlich dank- bar und in reichstem Kolorit, aber mit weissem Centrum. Ausserdem sind neu und demnach noch nicht in dem Gartenkalender enthalten: Ajax (Fester). Prächtig karmoisin - gefärbt sind die untern, fast schwarz, jedoch feurig gerandet, die obern Blumenblätter. Angeline (Hoyle). Blumen unten beinahe weiss, wie Rosa angehaucht, oben kastanienbraun. Annette (Foster). Blumen im Centrum weiss, oben fast schwarz und karmoisin - gerandet, unten karmoisin. Apollo (Beck). Prächtige Scharlachblumen, nur oben schwarz gefleckt. Autocrat (Foster). Centrum weiss, hellroth, aber dunkler geädert und oben schwarz gefleckt. Bacchus (Foster) blüht sehr leicht tief karmoisin- roth mit kastanienbraunen Flecken. Bridesmaid (bräutliche Jungfrau, Beck) von zwer- gigem Habitus und sehr reichlich weissblühend, aber mit rosa-karminrothen Flecken. Brilliant (Foster), leuchtend Scharlach mit schwar- zen Flecken oben. Criterion (Foster), karmoisinroth mit schwarzen Flecken oben. Czar (Hoyle). Dunkel kastanienbraun, weiss ge- randet oben, roth unten. Douglas (Hoyle) soll besonders zur Handelspflanze sich eignen. Weisses Centrum, tief-rosa unten, kastanienbraun oben. Duchess of Marlborough (Fellow), unten weiss, oben tiefpurpur mit weissem Rande. EasternBeaut y (östliche Schönheit, Hoyle) orange- rosa unten, dunkel-kastanienbraun oben, weiss im Centrum. Euphemie (Hoyle). Prächtig violett -rosa unten, sehr dunkel oben, aber weiss im Centrum. Excellent (Hoyle), oben kastanienbraun, unten zartrosa, Centrum weiss. Fire queen (Feuer -Königin, Foster), grosse Scharlachblumen, oben braun-gefleckt. Golden hue (goldene Farbe, Foster), tief-kar- moisin. Hesperus (Beck). Blüht sehr leicht und hat lachsfarbige Blumen mit dunkelern Flecken. Ivanhoe (Hoyle). Rosafarbig sind die untern, orange -kastanienbraun auf tief- rosafarbigem Grunde die obern Blumenblätter, weiss end- lich das Centrum. Othello (Foster, nicht Miell.), leuchtend hell-pur- purroth. Prince of Wales (Hoyle), oben dunkelbraun, unten rosa, Centrum weiss. Rajah (Hoyle), lebhaft rosa-scharlachroth , oben schwarz gefleckt. Raphael (Turn.), karminpurpur. Refulgent (Beck). Karmoisin, aber kastanien- braun die breite Mitte der obern Blumenblätter. Ringleader (Dobsonj, unten blassrosa, oben ka- stanienbraun, Centrum weiss. Sappho (Beck). Weiss, aber oben dunkel-ge- fleckt. The Belle (die Schöne), unten karmin, oben schwarz-gefleckt, Centrum weiss. Tom Brown (Hoyle), karmoisinroth unten, braun oben, Centrum weiss. Unique (Foster) wächst zwergig. Karmoisiri^othe Blumen mit dimkel- kastanienbraunen Flecken oben. in. Die fünffleckigen und Diadem-Pe- largonien lassen sich jetzt kaum noch als be- sondere Gruppen unterscheiden, da man bereits eine grosse Menge Zwischenformen besitzt. Adam Bede (Roll.). Dunkel-fleischroth und kar- moisin gefleckt. ' Admiration (Roll.) blüht ausserordentlich reich- lich. Die obern Blumenblätter sind dunkel- 46 karmoisinroth, nach dem Rande zu heller, wie es bei den untern der Fall ist, die aber wie- dei'um einen dunkeln Flecken haben. Amazon (Roll, nicht Lern.). Die kastanienbraunen obern Blätter sind roth umsäumt, die untern feurig-roth und braun gefleckt. Beadsman (der Fürbitter, Turn.). Hell-fleischroth mit braunen FlcL'ken. Black diamand (schwarzer Dianianl, Roll.). Dun- kel-purpurrothe Blumen, die untern Blätter rosa umsäumt. Bracelet (Turn.). Blumen rosafarbig, aber die untern Blätter braun, die obern blutroth ge- fleckt. Champion (der Held, Roll.). Fleisehrothe Blu- men, oben dunkelkarmoisin, imten hellroth ge- fleckt. Favorite (Turn.). Scharlach-karmoisin mit ganz dunkel-purpurrothen Flecken. Gern (der Edelstein, Roll.). Die Blumenblätter dunkelpurpur in der Mitte, die obern sonst Scharlach, die untern fleischroth. Hiawatha (Roll.). Lebhaft fleischroth unten mit braunen Flecken, oben rosafarbig und breit karmoisin gefleckt. Mammoth (Turn.). Ausserordentlich grosse Blu- men von rosarother Farbe, aber mit grossen, braunen Flecken. Model (Roll.) verdient seinen Namen ; obere Blät- ter dunkelkarmoisin, nach dem Rande zu hel- ler, die untern hingegen fleischroth, in der Mitte karmoisin. ßifleman (Kampfhahn , Turn.). Scharlach -kar- moisinrothe Blumen mit zwar sehr dunkeln, aber doch lebhaften Flecken. S parkler (Funkler, Roll.). Obere Blätter braun und Scharlach umsäumt, untere feurig karmoi- sin, rosa umgürtet, aber sehr dunkel in der Mitte. Sweep (Turn.). Ganz dunkelbraun und schwach rosa umsäumt. Traviata (Roll.). Blumenblätter braun und vio- lett umgürtet, aber weiss umsäumt. IV. Phauthasie -Pelargonien sind in England weniger allgemein beliebt und uns nur neuere von Turner bekannt: Amy Sedgwick. Blume von dunkelem Rosa mit weissen Rändern und weisser Mitte. Lady Craven blüht sehr reichlich violett -rosa, aber mit weissen Rändern. Louisa Pyne hat eine eigenthümliche Färbung; die obern Blumenblätter sind weiss und lila gefleckt, die untern hingegen purpurblau und weiss gerandet. Musjid. Dunkelbraun, aber weiss im Centrum und am Rande. Multiflora blüht ziemlich gross und sehr reich- lich, wie auch der Name sagt, obwohl sonst von zwergigem Wüchse. Blumen purpurblau- rosa, aber weiss im Centrum und am Rande. Omega hat zirkelrunde Blüthen mit lebhaft pur- purblauer Farbe, aber mit weissem Schein und weissem Centrum. Sarah Turner blüht ebenfalls sehr reichlich dun- kel-karmoisin mit purpurblauem Schein. Rand und Centrum weiss. Die Agaveen. Eine monographische Skizze. (Fortsetzung.) c. Eandblätterige. Mehr in die Länge gezogene Blätter, die sich durch ihren anders-, braun- oder braungelb-gefärbten Rand auszeichnen und entfernt stehende kleine Zähne besitzen. Viele von ihnen haben einen ziemlich brei- ten und heilern Längsstreifen auf der Überfläche. H.^. A. Lophanta Schiede in Linn. IV, Ü82 et in hört. bot. Berol. Acaulis ; Folia intense viridia, opaca, rigida, coriaceo-carnosa, a basi crassiuscula, ad medium vix 2 poll. lata, deinde lanceolata, in spinam semi- poUicarem exeuntia, supra planiuscula, aut paulu- lum canaliculata, juniora medio Stria lata, pallidiore, longitudinali instructa, subtus convexa, margine rufo, deinde ochraceo et solubili, dentibus remotius- culis, parvulis, flavo-brunueis armato. Seit sehr langer Zeit befindet sich diese Art, und zwar von Schiede eingefühi-t, in dem hiesi- gen botanischen Garten, so dass wir keinem Zwei- fel an der Aechtheit der Pflanze haben können. Sie zeichnet sich von den Verwandten durch die opake und dunkelgrüne Farbe aus. Wahrscheinlich ist sie die ächte Miller'sche A. Karat to (nicht Keratto); wir würden auch gar nicht gezögert haben, sie als solche aufzuführen, wenn nicht der Fürst Salm- Dyck bereits eine andere und zwar allerdings nahe stehende Art darunter beschrieben hätte. 3ü. A. heteracantha Zucc. Zucc.-in Verh. d. Leop. Car. Acad. d. Naturf. XVI, 2. S. 675. Acaulis ; Folia elliptica, laete flavescenti-viridia, numerosa, plana vel subtus parum convexa, 24 poll. lata, 1 ped. longa , margine corneo , primum casta- neo, deinde albido et solubili, dentato cincta, in spinam validam exeuntia : Dentes majusculi, approxi- mati, deltoidei, inaequales. 47 Diese Art steht gewiss der A. Lophanta Schiede sehr nahe und könnte allerdings auch A. Karatto Mill. sein; sie unterscheidet sich von der ersteren durch die hellgrüne Farbe und die mehr genäherten, so wie ungleichen Zähne. 37. A. Funkiana C. Koch et Bouche. Acaulis; Folia caesia, elongata, a basi supra medium H poll. lata, deinde lanceolata, in spinam seniipollicarem, brunneam expuntia, '2 pcd. longa, canaliculata et medio Stria lata, pallidiore, longitu- dinali praedita, subtus convexa, ad marginem brun- nescentem dentata, dentibus parvulis, remotis. Eine sehr hübsche Art, welche wir dem sorg- samen Pfleger des Fürstlich Salm-Dyck'schen Gar- tens, dem Direktor Funk in Dyck, zu Ehren ge- nannt haben. Sie steht zwischen den beiden folgenden Arten mitten inne. Sie unterscheidet sich von Lo- phanta durch die hellgrüne Farbe und die mehr genäherten, so wie ungleichen Zähne. 3.'^. A. coerulescens Salm-D. in Bonpl. VII, S. 92. Acaulis; Folia glauco-coerulescentia, elongata, a basi supra medium If poll. lata, deinde lanceo- lata, in spinam fulvidam exeuntia, Ij ped. longa, supra planiuscula, subtus convexa, ad marginem coloratum inferiorem dentibus albis, parvulis, sub- remotis armata. Wir besitzen im hiesigen botanischen Garten ein noch kleines Exemplar aus dem Dycker Gar- ten, was zwar der A. Funkiana C. Koch nahe steht, sich aber wesentlich durch die Färbung der Blätter und Zähne unterscheidet. 39. A. univittata Haw. philos. mag. X, p.414. Acaulis; Folia viridia, elongata, basi latissima, supra medium vix 2 poll. lata et planiuscula, deinde lanceolata, concava, in spinam semipolHcarem, brun- neam exeuntia, Stria longitudinali, lata, jjnllide fla- vescenti-viridi ornata,, ad marginem totum primo brunnescentem , deinde cinereum dentibus majus- cutis, remotis armata. Aehnelt der A. Funkiana C. Koch und Lo- phanta Seh., unterscheidet sich aber von beiden sehr leicht durch die Färbung und den bei dieser Art am Deutlichsten hervortretenden Mittelstreifen. 4U. A. Poselgeri Salm-D. in Bonpl. VII, S. 92. Acaulis; Folia conferta, perviridia, 8 — 9 lin. lata, S — 9 poll. longa, parum carnosa, supra cana- liculatim incurvata et Stria media longitudinali, pal- lidiore ornata, subtus convexa, pallide viridia, lineo- lisque saturatioribus longitudinaliter striata, margine tenui, corneo, fulvo-rubro, superne integro, infcrue dentato cincta, dentibus acutissimis, remotis, igneo- rubris, uncinatis, in spinam brunneam exeuntia. In- florescentia dense racemosa, floribus pallide rubris. Eine zwar kleine, aber sehr hübsche Art. Wir verdanken sie dem Dr. Po seiger in Berlin, der lange Zeit in Mexiko war imd sie daselbst ent- deckte. Durch die brennend -rothen Stacheln am untern Theile der Blätter leicht kenntlich. 41. A. xylonacantha Salm-D. in Bonpl. VII, S. 92. Acaulis; Folia elongato- lanceolata, cinereo-vi- rescentia, aspera, recurvato-deflexa, squarrose diver- gentia, ad basin 2| poll. lata, 1^ ped. longa, supra concaviuscula, subtus convexa, apicem versus ca- rinulata et triquetro -producta, in spinam subpolli- carem exeuntia, ad marginem pallidiorem repando- grandidentata, dentibus cinerascenti-brunneis, remo- tis, deltoideis ; Inflorescentia laxe racemosn, floribus virescentibus. Diese Art wurde im Jardin des plantes aus Samen erzogen und findet sich vielfach in franzö- sischen und belgischen Gärten. Sie hat wenig Blätter, die sehr steif und zurückgebogen sind, so dass die Pflanze ein sparriges Ansehen erhält ; die dreikantige Spitze zeichnet sie ebenfalls vor den ähnlichen Arten aus. 42. A. vittata Reg. Gartenfl. VH, 312. Caulescens; Folia supra intense, subtus pallide viridia, coriacea, undulata, plana, 2 poll. lata, ad 2 ped. longa, deinde squarroso-patentia, Stria lon- gitudinali, pallida supra ornata, in spinam 3 lin. longam exeuntia, margine brunneo, deinde solubili sinuato- dentata, dentibus e basi lata, viridi lanceo- latis, rigidis, saepe curvatis, brunneis, interstitiis sesqui-aut unipollicaribus separatis. Diese Art, welche Regel zunächst noch als Abart der A. heteracantha Zucc. beschreibt, scheint viel näher der A. Lophanta Schiede zu stehen, vielleicht sogar nur eine mehr schlafiblät- trige Form derselben zu sein. Sie befindet sich bis jetzt nur in dem Petersburger botanischen Garten. d. Schmalblättrige. Hierher gehören die Agaven, welche ganz be- sonders eine grosse Aehnlichkeit mit den Yukken besitzen und sich demnach durch die etwas stei- fen, aber mehr lederartigen, wenn auch bisweilen ziemlich dicken Blätter mit massiger Bezahnung von den drei frühern Gruppen unterscheiden. Nur bei wenigen Arten sind die Blätter schlaff, bei einer (A. rubescens Salm-D.) sogar zurückgeschla- gen; dadurch wird der Uebergang zur nächsten Gruppe gemacht. 48 43. A. angustifolia Haw. syn. pl. succ. p. 7'2. Caulescens; Folia laete, inferaintensius-j supera glaucescenti- viridia, crassiuscula, subtus convexa, supra subcanaliculata, incdio H — 1f, ad basin cras- sissimam I poll. lata, 'i — '2j ped. longa, ad apicem magis elliptice attcnuafa, apice 2 — 2j poll. longo, caniculato, spina crassiuscula, nigro-brunnea, brevi terminato, serrata, serris brnnneis, lanceolatis. Wir zweifeln nicht, dass die Pflanze, welche wir unter diesem Namen und als A. rigida im bo- tanischen Garten kultiviren, die ächte Haworth'sche A. angustifolia, welche sich durch ihre sehr scharf ausgeprägten Sägezähne leicht von allen Verwandten unterscheiden lässt, darstellt. 44. A. rigida Haw. syn. plant, succ. pag. 74. Subcaulescens ; Folia griseo-glaucescentia, te- nuia, rigida, subcanaliculatim-incurvula, planiuscula, 2 poll. lata, 15 — 18 poll. longa, ad margines in- ferne dentata, superne integra, in spinam termi- nalem abbreviatam, subulatani, nigram exeuntia; Dentes cartilaginei, pai-vuli, nigricantes; Panicula floribus viridi-flavis ornata. Diese schon sehr lange in den Gärten befind- liche Art scheint seit den letzten Jahren selten se- o worden zu sein. Was wir unter diesem Namen gesehen haben, war A. angustifolia. 45. A. Jacquiniana Schult, syst, veget. VIT, pag. 727. bot. mag. t. 5üM7. A. lurida Jacq. Collect. IV, p. 94. t. 1. Caulescens; Folia elongata, glaucesceuti-viridia, crassiuscula, 2^ — 2 ped. longa, ad partem superio- rem lanceolata, acuminata, apice non pungentia, suprema erecto-patentia, infera squarroso-patentis- sima, oninia pagina utraque plana, remote dentato- spinosa, dentibus curvatis. Diese zuerst von Schultes dem Jünsern als besondere Art unterschiedene Pflanze besitzt mit A. lurida Ait., für die Jacquin sie hielt, sehr wenig Aehulichkeit , sondern gleicht vielmehr der A. angustifolia Haw. und rigida Mill., von denen beiden hauptsächlich die Bezahnung zu unterscheiden scheint. Sie wurde vor ohngefähr 12 Jahren durch M'Donald, dem die Gärtnerei ausserdem noch manche schöne Pflanze verdankt, in Honduras entdeckt und dem botanischen Garten zu Kew mitgetheilt, wo sie sich wahrscheinlich nur allein befinden mag. 46. A. laxa Karw. in O. u. Dietr. allg. Gar- tenz. X, S.nl. Bonpl. VII, Seite 90. Acaulis ; Folia pauciora , flavescenti - viridia, poll. lata, 2 ped. longa, tenuia, supra concava, in spinam subulatam, brevem, atropurpuream attenuata, laxa, mox patentissima, spinoso -dentata, dentibus subremotis, corneis, gracilibus, antrorsum uncinatis, atropurpureis. Auch hier werden die Zähne in der Diagnose ziemlich entfernt, in der Beschreibung hingegen genähert angegeben. Sie scheint der vorigen nahe zu stehen, sich aber hauptsächlich durch sehr schlaffe Blätter zu unterscheiden. 47. A. Karw ins kyi Zucc. in Verh. d. Leop. Card. Acad. d. Naturf. XVI, 2. S. 677. Caulescens ; Folia numerosa, laete virida, erecto- patentia, a basi orbiculariter dilatata elongata, ly poU. lata, 1| — 2 ped. longa, rigida, superne concava, subtus convexa, in spinam validam, nigricantem exeuntia, remote spinoso-dentata, dentibus latis, to- tis corneis, nigricantibus ; Mavgo, folii parte suprema Cornea, nigricante, integerrima excepta, herbaceus. Soll sehr leicht an den schmalen, breiten und hellgrünen Blättern mit den breiten und fast schwar- zen Stacheln zu erkennen sein. Während aber der Fürst Salm-Dyck in der von Zuccarini aller- dings entlehnten Diagnose die Zähne entfernt ste- hend nennt, sollen sie nach seiner kurzen Be- schreibung doch nur 3 Linien von einander ent- fernt sein. 48. A. Karatto (nicht Mill. dict. Nro. 6) Salm- D. in Bonpl. VII, S. 93. Acaulis; Folia prasina, nitida, erecto-patula, elongata, inferne semicylindracea , superne appla- nata, crassiuscula, subrigida, medio 2 poll. lata, \j ped. longa, apice attenuata, canaliculata, in spi- nam fuscam longe producta, margine tenui serru- latim dentata, serrulis minutissimis, fulvidis. Wir zweifeln, dass diese Pflanze die ist, welche Miller in dep Gartenlexikon beschrieben hat. Dort werden die Blätter 3 Zoll breit und 24 bis SFuss lang angegeben. Ihre Farbe soll aber dunkelgrün (darkgreen) sein. Wahrscheinlich steht sie weo-en des bräunlichen Randes der A. Lophantha Schiede näher, als irgend einer Art und gehört auf jeden Fall in dieselbe Abtheilung. Die Salm-Dyck'sche Pflanze ist gewiss eine andere; wir haben sie aber mit dem Namen beibehalten, da die Miller'sche doch nicht mehr zu entziffern ist und eine Umänderung der Benennung wiederum Verwirrung hervorrufen würde. Üebrigens schreibt Miller auch Karatto und nicht Keratto. Uns scheint die Salm-Dyck'sche A. Karatta der A. pugionif ormis Zucc. näher zu stehen und sich durch die smaragdorrüne Farbe auszuzeichnen. (Fortsetzung folgt.) Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grönstrasse 16. Dnick von J. F. Stareke in Beriii ln"c.:a'Ar.vf?v5i'.Ä' Wochenschrift des Vereines zur Befördeniii"; des Gartenbaues in den Köni«iich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pllanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. JW. 7. Berlin, den 16. Februar 1860. Preis des Jahrf;anges 5j Thlr., sowolil bei Bezug dureh den Bueliliandel. als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt; Bericht über den Betrieb des, dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in dem Königl. botanischen Garten über- wiesenen Versuchsfeldes und der darauf erzielten Resultate. — Pflanzenschau. — Die Agaveen (Fortsetzung). — Einiges über Tritcleia. — Zur Frage über Pflanzen-Etiketten. — Beilage. Sonntag den 26. Februar findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Versammlung des Vereins statt. Bericht über den Betrieb des, dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten durch das Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten in dem Königl. botanischen Garten überwiesenen Versuchsfeldes und der darauf erzielten Resultate. Von C. Bouchc, Inspektor des Königl. botanischen Gartens. Das Versuchsfeld befindet sich an dem südlichen Ende des botanischen Gartens und ist ein ganz frei gelegenes Stück Land, welches früher als Wiese benutzt wurde. Dasselbe wurde rijolt und um einen Fuss erhöht, so dass jetzt die etwa 12 bis 15 Zoll dicke, humusreiche Wiesonnarbe reichlich mit Sand gemischt, hinreichend locker und der Boden weder als ein zu feuchter noch als ein zu trockner zu betrachten ist. Ueberall, wo gedüngt wurde, zeigten die Pflanzen ein höchst erfreuliches Wachs- thum. Um das Land gegen West- und Nordwinde zu schützen, ist es an diesen beiden Seiten mit ßohr- wänden umgeben, welche, um den Schutz zu vermeh- ren, mit der weissen Topinambur bepflanzt sind. Ein kleiner Theil des Landes ist mit Mist- beeten besetzt, um darin zartere Pflanzen anzuzie- hen ; das Uebrige wird zur versuchsweisen Kultur von Gemüsen, Feldfrüchteu, Zierpflanzen und Obst- sträuchern benutzt. Die obere Lcituns der vom Vereine bestimm- en ten Versuche und Kulturen sind dem Inspektor des botanischen Gartens übertragen , dem der Verein einen Gärtner und die dazu erforderlichen Tage- arbeiter beigeordnet bat, deren Löhnung aus den Mitteln des Vereins, resp. dem Zuschüsse des königl. landwirthschaftlichen Ministeriums, bestritten wird. Nachdem im Herbste 1857 die Benutzung des ehemaligen Instituts-Gartens von Seiten des Vereins eingestellt werden musste, wurden die noch darin vorhandenen, ferner zu benutzenden Pflanzen nach dem neuen Stücke übersiedelt, der Betrieb auf dem- selben im Frühlinge 1S58 begonnen und 1859 fort- gesetzt. Da eine einjährige Bearbeitung, und besonders bei der anhaltenden Dürre des Jahres 1858, keine entscheidenden Resultate mit einiger Sicherheit zu erzielen waren, so wurde es vorgezogen, die Ergeb- nisse erst nach einer zweijährigen Kultur zusam- men zu stellen. , Die bisher gestellten Aufgaben bestehen darin, dass: 1. Versuche mit verschiedenen Dungstoffen ge- macht, 2. neue, empfohlene Gemüse, Feldfrüchte, Zier- pflanzen und Obststräucher, so weit sie zu ihrer Erhaltung nicht eines Gewächshauses bedürfen, geprüft, .3. anerkannt brauchbare Ziergewächse vermehrt und entweder in Pflanzen oder in Samen an die Mitglieder vertheilt, 4. schönblühende Topfgewächse zu den allmonat- lich stattfindenden Versammlungen, zur Ver- losung unter die Mitglieder des Vereins, an- gezogen werden sollen. 50 1. Komparative Dungversuche. Ergebnisse der Dungversuche auf dem Versuchs felde des Gartenbau- Vereins in den Jahren 1858 und 1859*). 1858. Quantität und Ni rae und Ertrag der angebanetrr Produckte. Mais. Kartoffeln. Kohlrabi. Weisskohl. Wirsin gkohl. Runkelrüben. Benennung Gewicht Gewicht Gewicht Gewicht Gesammt- Gesammt- Gesammt- d. schwer- Gcsammt- d. schwer- Gcsammt- d. schwer- Gesammt- d. schwer- Ertrag. Ertrag. Ertrag. sten Ertrag. sten Ertrag. sten Ertrag. sten Dungmittels Kopfes. Kopfes. Kopfes. Rübe. pro 4 □Ruthen. Pfund. Pfund. Pfund. Pfund. Pfund. Pfund Pfund. Pfund. Pfund. Pfund. Pferdeduiig, l'i Karren . 154 27 75| 4t 1711 141 117| I3f 85 5t Kuhdung, 6 Karren . . 16|- 2S 90 1 5f 177 184 1001 II7 83 6 Kloakendung, 4 Karren . . 16^ 38^ 79 ÖT 1484 I3i 941 11 831 7 Berliner Dung aus der Fabrik in der Müllerstr., 16 Pfund . . 131- 28| 79 H 1441 124 80 n 76 5 Hornspähne, 12 Pfund . . 10 31^ 62 3f 131 lOf 82 7f 721 51 Knochenmehl, 20 Loth . . . 15 21 70 ^f 137i ili 67 61 59 31 Peruan. Guano, 20 Loth . . . 12 •25| 74| 3f 126 104 65 6 511 H Oranienbrg. Guano, 20 Loth . . . 13 27i 72f H 1371- 121 49 54 491 ^ 1859. Quantität und N ame und Ertraj^' der angebauctcn Protlukte. Rothkohl. Weist kohl. Wirsil gkohl. Kartoffeln. Runkelrüben. Mais. Benennung Gewicht Gewicht Geweicht Gewicht des angewandten Gesammt- d. schwer- Gcsammt- d. schwer- Gesammt- d. schwer- Gesammt- Gcsammt- d. schwer- Gesaramt- Dungmittels Ertrag. sten Ertrag. sten Ertrag. sten Ertrag. Ertrag. sten Ertrag. Kopfes. Kopi'es. Kopfes. Rübe. pro 4 □Ruthen. Pfimd. Pfund. Pfund. Pfund. Pfund. Pfund. Pfuml. Pfund. Pfund. Pfund. Pferdedung, 12 Karren . . 1194 15 176 124 1251 111 351 121 12 •)•) Kuhdung, 6 Karren . . 115 V.\ ' 168^ 141 1281 104 261 1284 13 181 Kloakendung, 4 Karren . . 1 'T)l 121 147 131 1064 9t 241 118 124 181 Berliner Dung aus ' der Fabrik in der Müllerstr., 16 Pfund . . 1091 '•n 131 134 72 10 17 1174 104 124 Hornspähne, 12 Pfund . . 90 8 93 101 534 '^i 14! 79 "t 1.51 Knochenmehl, 20 Loth . . . Peruan. Guano, 981 8i 127 m 37 6} 141 52 3; 8f 20 Loth . . . 109 94- 1094 124 511 8 lU 40 5 12 Oranienbrg. Guano, 20 Loth . . . 106 S| 941 114 47 9 134 3R1 4 Ili *) IS.'iS: Rosen- und Blumenkohl konnten nicht gewogen werden, da sie sich zu ungleichzeitig ausbildeten. 18 J9: Kohlrabi und Sellerie missriethen, wurden deshalb nicht gewogen. 51 Diese Versuche wurden angestellt, um zu er- mitteln, wie verschiedene Dungstoft'e in gleichen Boden auf ein und dieselbe Ptlanzenart wirken und welcher sich als der vorzüglichste herausstellen würde. Diese Versuche fanden nun in folgender Weise statt. Das dazu eingerichtete Stück Land war vor- her, wie oben angedeutet, Wiese; diese wurde 'ij Fuss tief rijolt, so dass sich der VViesenbodcn reichlich mit Sand vermischte, und dadurch wärmer und empfänglicher für die Einwirkung der Luft gemacht wurde. Dung war bis dahin wenig oder gar nicht auf die Wiese gebracht worden, so dass man mit Bestimmtheit wusste , welches Quantum neben dem natürlichen Wiesenhumus pro DRuthe in dem Boden war. Das Stück Land hatte eine Breite von 4 Ruthen und eine Länge von 8 Ruthen, also 32 □ Ruthen Flächeninhalt. Die Düngung nüt den verschiedenen zu prü- fenden Dungstofl'en wurde in 1 Ruthe breiten Strei- fen und der Quere nach vorgenommen, während die Bepflanzung der Länge nach geschah. Auf diese Weise kam eine gleiche Anzahl Pflanzen von jeder Pflanzenart in jeden zu prüfenden Dungstoff zu stehen. Die Pflanzen wurden rechtzeitig gepflanzt, den Sommer hindurch von Unkraut rein gehalten und gehörig gepflegt. Sobald sie ihre entsprechende Ausbildung, wie sie der Verbrauch bedingt, erreicht hatten, wurden sie von jeder einzelnen Dungart besonders gewogen. Die angewandten Dungstoffe bestanden in Pferde-, Kuh-, Kloaken-Dung, aus dem Dung der Berliner Fabrik in der Müllerstrasse, Hornspähnen, Knochenmehl, peruanischen und Ora- nienburger Guano. Die zu .den Versuchen benutz- ten Gewächse bestanden im Jahre 1858 in Mais, Kartoffeln, Kohlrabi, Rosenkohl, Blumenkohl, Weiss- und Wirsingkohl, Runkelrüben. Der Rosen- und Blumenkohl gedieh nicht so, dass die Erträge durch Gewicht genauer bestimmt werden konnten , weil die einzelnen Pflanzen zu ungleichzeitig ihre Aus- bildung erreichten, weshalb im zweiten Jahre ge- nannte zwei Gemüsearten ausgeschlossen wurden. Im Jahre I8f)!) wurde dasselbe Stück unter gleicher Bedüngunir und Berücksichtigung des Fruchtwech- sels mit folijenden Pflanzen bestellt: Roth-, Weiss- und Wirsingkohl, Kohlrabi, Sellerie, Kartoffeln, Runkelrüben und Mais. Rothkolil und Sellerie sind in diesem Jahre als Ersatz für Rosen- und Blumen- kohl kultivirt worden , weshalb zur Vergleichung eines zweijährigen Versuches nur Weisskohl, W ir- singkohl, Kartoffeln, Runkelrüben und • Mais in Betracht kommen können. Aus den hierbei ge- fügten Tabellen geht hervor, dass für den in Rede stehenden Boden, der übrigens durchweg von glei- cher Beschaffenheit war, bei einer Bedüngung, wie \ sie der Quantität nach hier üblich ist, der Pferde-, Kuh- und Kloakendung die reicliliclisten Erträge lieferten , und von diesen wiederum der Kuhdung sich als am wirksamsten auf die Vegetation heraus- stellte. Die übrigen Dungstoffe lieferten bedeutend geringere Erträge, so dass man fast annehmen möchte, sie seien nur alsdann mit Erfolg anzuwen- den, wenn bereits schon organische Stoffe, die nur einer Zersetzung bedürfen, im Boden vorhanden sind. 2. Prüfung neuer Gemüse, ökonomischer Gewächse, Zierpflanzen und Obststräucher. a. Gemüse wurden im Ganzen 6ü Sorten an- gebaut, b. Oekonomische Gewächse 31 Sorten, c. Zierpflanzen 36 Sorten, d. Obststräucher 3U Sorten. a. Gemüse. Bohnen, Stauden-, kastanienbraun mit gelber Schale, ähnlich der Stauden- Wachsbohne, (v. Fabian in Breslau.) weisse Flageolet, sehr gut, mittelfrüh, (v. Fab.) — — Chinesische weissschalige, früheste mit brau- nem Kern, gut. (v. Fabian.) dunkelbraune von Canada, hat nur kleine Hülsen, trägt aber dankbar und ist auch ziem- lich weich, (v. Fabian.) — — Griechische Fleisch-, hat grosse weiche Hül- sen mit gelben Kernen, ist ziemlich früh und ausserordentlich reichtragend ; da sie nicht sehr empfindlich ist, so würde sie sich zur Früh- treiberei eignen, (v. Fabian.) — — gelbe Flageolet, steht der vorigen ziemlich gleich, (v. Fabian.) — — Haricot renfle blanc nain, gut und früh. (Schübler in Christiania.) — — Early Rachel (Canada), früh und ergiebig. Kern braun mit weiss. (Schübler.) — — Phaseolus vexillatus, früh, ziemlich gut. (Schübler.) — — Phaseolns ornithopus, sehr früh und gut. Kern braun. (Schübler.) — — Early yellow 6-week Bean (frühe gelbe ß- Wochenbohne), früh, aber weniger ertragreich. Kern dunkelgelb. (Schübler.) No.L hat kleine Hülsen und rothe Kerne, also weder als Grün- noch Trockenbohne von Werth. — — No. H. hat gelbe Kerne, ist ebenfalls nicht lohnend. No. HL hat weisse Kerne und ist besonders als Trockenbohne beachtungswerth. — — Phaseolus ellipticus saccharatus, sehr weich und dankbar, gute Trockenbohne. (Schübler.) 7» 52 Bohnen, Stangen-, Hundert für Eine, mit weis- sem Kern, spät, gut und dankbar, (v. Fabian.) — — von St. Didier; sehr spar, gute VVachsbohne. (v. Fabian). — Dolichos sp. albissimus? (Lablab vulgaris), treibt 6 Zoll lange purpurrothe Blüthenrispen, die Hül- sen sind nur 2 Zoll lang und hart; eignet sich daher wohl als Zier-, nicht aber als Gemüse- pflanze, (v. Fabian.) — Dolichos sp. Texas, Blüthen weiss. Hülsen in Büscheln sitzend, ?i Zoll lang und selbst in ganz jungem Zustande hart und zähe, dass sie schwer- lich in unsere Küche Eingang finden werden, (v. Fabian.) — Dolichos sp. Liebensteiner Bohnart, unbrauchbar. — ägyptische PufF-, ganz ohne Werth. (v.Fabian.) Cardy, Puvi's frühe (Artischocke), verästelt sich stark und bringt schon im August eine Menge Blumen, (v. Fabian.) Chenopodium Quinoa; das Blatt soll als Spi- nat, der Same anstatt Reis, aber auch als Hüh- nerfutter zu verwenden sein. Da der Same erst im Juni ankam, so gelangte er kaum noch zur Reife. (Schübler.) Cyperus esculentus (Erdmandel), setzte der späten Aussaat wegen keine Knollen mehr an, eignet sich jedoch, früheren Versuchen zufolge, nicht zur Kultur. Amerika. (Königl. Land.- Oek. -Kollegium.) Erbsen (die Reihenfolge der Reife ist durch die vorgesetzten Nummern bezeichnet): 1) — niedrige Eugenien-Mark-, 2' hoch, sehr dank- bar, (v. Fabian). 2) — matshless (Unvergleichliche), gut, sehr reich- tragend, 1' hoch. (v. Fabian). 3) — von China, sehr gut, reichtragend, grosse saftige Kerne, (v. Fabian.) 4) — Riesen-, vom Plimalaya, hat einen guten Ge- schmack, doch selten volle Hülsen, 6' hoch, (v. Fabian.) 5) — runzliche Mark-, grosse Kerne, welche von ziemlicher Stärke noch immer einen sehr feinen Geschmack beibehalten, H' hoch. (v. Fabian.) 6) — schwarzkeimige von Canada, sehr gut, reich- tragend, 5' hoch. (v. Fabian.) 7) — Dwarf Mammuth, befällt leicht, sonst sehr schön, im Geschmack die beste, 3' hoch. (v. F'a- bian.) 8) — bunte wohlriechende ; Blüthen und Kerne sind bunt und wohlriechend ; letztere besitzen jedoch einen bittern Geschmack, der sie als Gemüse untauglich macht, 5' hoch. (v. Fabian.) 9) von Hohenheim, sehr gut, eme der spätesten und reichtragendsten mit schwarzkeimigen Kernen, 6' hoch. (v. Fabian.) lU) Erbsen, holländische, Blüthen und Kerne bunt, letztere jedoch auch ebenfalls bitter, 7 ' hoch. (v. Fabian.) 11) — aus der Ukraine, volltragend, kleine Hülsen, gut, (i' hoch. (v. Fabian.) — Vicia leucosperma, als Erbslinse neu eingeführt, als Troi'kenerbse zu benutzen, ziemlich ertrag- reich, muss aber dick gesäet werden und wird 2 bis 2i' hoch. (Prof. Koch.) — Vicia raonanthos, Algarobas, auch polnische Linse genannt, hat grau mit schwarz gefleckte Kerne, nur als Viehfutter zu verwenden, wird aber in Spa- nien und Polen gegessen; 2' hoch. (Prof. Koch.) — Ervilia sativa, Mnch. Wickenähnlich, aber von der Eigenschaft der Linse, liefert nur einen sehr geringen Ertrag, t Fuss hoch. (v. Fabian.) Gurke, grüne Arnstädter Riesen-, sehr gross und zart, zur Frühtreiberei besonders zu empfehlen. (Moschkowitz & Siegling in Erfurt.) — grüne, von Babylon, I' Fuss lang, doch ziem- lich viel Kerne ; unter dieser fand sich auch eine weisse vor, welche die grüne an Zartheit bei Weitem übertraf. (Pi'of. Petermann.) Melone, amerikanische, für's freie Land, nicht besonders. (Platz & Sohn in Erfurt.) — türkische Netz-, mit rothem Fleisch und aus- gezeichnetem Geschmack, eignet sich auch für's Freie, (v. Fabian.) — Eine Nutmeg- (feine Muskat-Nuss-), klein, un- ansehnlich, auch nicht von besonderem Ge- schmack. (Königl. Land. -Oek. -Kollegium.) — Ice Cream Watermelon ( Eis -Creme - Wasser- melone), gross und schön. (Kgl. Land. -Oek. -Koll.) — Blendling von der Kamilla- Melone und der mongolischen Gurke, trägt reich, ist aber des Geschmacks wegen nicht zu empfehlen. Kürbis, Nutz-, aus Cypern , rund, von mittlerer Grösse, aber sehr wässerig und faserig, als Speisekürbis unbrauchbar, (v. Fabian.) — Zucker, aus Persien, gross, gelblichroth und rund, als Spoisekürbis untauglich. (Prof. Koch.) — Zopallo, dunkelgrün mit weissen Streifen, klein. (v. Fabian.) — Riesen-, aus Connektitut, sehr gross, länglich, gerippt, weiss. — Janktin-, aus Amerika, mittelgross, rund, weiss. (v. Fabian.) — Vegetable Marrow (Pflanzen-Mark), lang und warzig, in der Farbe sowohl, als in der Form sehr veränderlich, Zierkürbis, (v. Fabian.) — Valpai'aiso-, dunkel-schwarzgrün mit mehr oder weniger gelbrothen Streifen, der beste Speisekflr- bis, weil er viel Stärkemehl enthält, (v. Fabian.) — Centner-, gross, platt und von gelber Farbe, guter Speisekürbis. 53 Kohl, Wirsing-, neuer blassgelber, wird ziemlich '2' hoch, hat kleine spitze Köpfe, ist zwar sehr zart, aber nicht ertragreich. Kohlrabi, grosse violette Riesen-, von enormer Grösse, schnellem Wachsthum und besonderer Zartheit. Lycopersicum esculentum, grosse, platte To- maten, ungemein reichtragend. (Königl. Land.- Oek.-Kolleuium.) Petersilie, engl. Myatts-, mit dichtgekräuselten Blättern und schöner dunkelgrüner Farbe, auch ziemlich starken Gerüche, so dass eine Verwech- selung mit dem Gartenschierling nicht möglich ist. Sie eignet sich auch zu Einfassungen. Rettig, Giavorscher weisser, lang, schnell wach- send und nicht zu scharf im Geschmack. Rübe, grosse Petrowodsk'sche, eine Stoppel- oder Wasserrübe von gelber Farbe, roh von ange- nehmen, gekocht aber von überaus strengem Geschmacke, ähnlieh der finnländischen Rübe. (ScUuss folgt.) * PflanzcnscLan. lieber zwei blühende Pflanzen des botanischen Gartens. Im botanischen Garten zu Berlin verdienen zwei, zwar bekannte Pflanzen unsere Aufmerksamkeit, und empfehlen wir dieselben Gewächshausbesitzern und Liebhabern. Es ist dieses vor Allem Talauma Candollei Bl., ein prächtiger i bis 6 Fuss hoher Blüthenstrauch aus der Familie der Magnoliaceen mit grossen schönen Blättern. Was aber noch mehr ihn empfiehlt, das sind die ocherfarbig-gelben, gros- sen Blüthen, welche weithin einen sehr angenehmen Geruch verbreiten. Das ist auch die Ursache, warum der verstorbene Professor Reinwardt (in seinen^ Manuscripte) den Namen Magnolia odo- ratissima gab. Magnolia und Talauma sind nah verwandte Genera, die sich nur durch die Früchte unterscheiden, indem diese bei dem letz- tern zu einer sogenannten Sammelfrucht zusammen- wachsen , während sie bei dem erstem doch mehr oder weniger getrennt bleiben und ein zapfenför- miges Ansehen haben. Die PHanze wächst auf Amboina und verlangt deshalb ein Warmhaus , wo sie aber keine beson- dere Pflege erheischt, in so fern sie nur ihre rich- tige Erdmischung erhalten hat und man sie während der Blüthe mehr als sonst giesst. Sie scheint sehr leicht zu blühen, wie man namentlich an den in dem Palmenhause vorhandenen Exemplaren sehen kann; die Blüthen sind nicht so hinfällig, als die der verwandten Magnolien und haben auch eine wohlgefällige Form, insofern der dreiblättrige Kelch ziemlich horizontal absteht, die Kronblätter sich aber glockenförmig zusammen neigen. Eine andere Pflanze ist Salvia Heerii Reg., wohl hinlänglich bekannt, aber keineswegs so ver- breitet und so angewendet, als es wünsclienswerth ist. Der Garteninspektor v. Warscewicz sandte im Jahre 1853 Samen an Dr. Regel, damals noch in Zürich, der sie zu Ehren seines Schwieger- vaters, des Professors Heer, Direktor des botani- schen Gartens in Zürich, nannte. Wahrscheinlich wächst sie grade in den höchsten Regionen Peru's, denn sie gedeiht bei uns am Besten in einem Kalt- hause mit 3— 5 Grad R. im Winter. Wir wüssten in der That keine Pflanze, welche grade im Januar und Februar , wo es im Allgemeinen wenig Blü- hendes gibt, so zur Dekoration verwendet werden könnte, als Salvia Heerii. Die Pflanze wächst ziemlich grade in die Höhe und macht einen Hauptstamm mit regelmässigen Aesten, doch so, dass sie ziemlich buschig wird und bei 4 und :") Fuss Höhe einen Durchmesser von 2 und 'Ij Fuss erhält. Die gegenüber stehenden, graugrünen und ziemlich grossen Blätter, welche nach oben allmählig kleiner werden und eine mehr rein- grüne Farbe besitzen, erhöhen das brennende Roth der fast zolllangen Blüthen. Diese erscheinen an der Spitze der Aeste und Zweige, zwar Aehren bildend , aber insofern die Verästelung im obern Theile der Pflanze stärker ist und die Zweige schon fast an ihrer Basis Blüthen hervorbringen , entsteht eine Rispe von ziemlich bedeutendem Umfang. Die AgJiTeen. Eine monographische Skizze. (Fortsetzung.) 49. A. pugioniformis Zucc. in Verh. d. Leop. Carol. Acad. d. Naturf. XVI, 2. S. 676. Acavilis; Folia glaucescentia , numerosa, elon- gata, erecto-patentia, carnosa, supra concaviuscula, subtus convexa, vix paene tota longitudine f poll. lata, 2 ped. longa, ad partem supremam pugioni- formia, in spinam pollicarem validam, subulatam, purpiu-eo-fuscam exeuntia, spinoso-denticulata, den- tibus remotis, parvis, sed latis, corneis, purpureo- fuscis. Durch die dicken, halbstielrunden Blätter mit den kleinen, aber breiten Zähnen von dunkelbrauner Farbe leicht zu unterscheiden, scheint sich aber sonst der A. angustifolia Haw. am Meisten zu nähern. 54 5U. A. m acroacan tha Zucc. Verh. d. Leop. Card. Acad. d. Naturf. XVI, "J. S. 676. Acaulis; Folia glauca, numerosa, crassa, ad partem inferiorem subtrigona, superiorem contra planiuscula, subtus convcxa, 1-y — 'J ])oll. lata, N — 9 poll. longa, in spinam validani , pollicarem, siibula- tem, nigricanti- fuscam exeuntia, spinoso-dentata, dentibus remotiusculis, latis, corneis, cuspidatis, nigricanti -fuscis, interstitiis herbaceis niajoribus minoribusve separatis. Nach dem Fürsten Salm-Dyck, dem wir die Diagnose entlehnt haben, gehört diese Art zu den kleinern und scheint im Habitus der A. poly- phylla C.Koch und A. filifera Salm-D. einiger Massen nahe zu kommen. nl. A. flavescens Hort. mou. in hört. Dyck. p. 8. Caulescens; Folia numerosa, glauca, crassius- cula, supra concava, subtus convexa, 1;^ poll. lata, 9 — IL) poll. longa, in spinam semipollicarem, subu- latam, rulesccntem exeuntia, spinoso-dentata, den- tibus parvis, remotis, corneis, rectis vel uncinatis. Soll der vorigen nach dem Fürsten Salm- Dyck sehr nahe stehen, sich aber leicht durch einen, wenn auch kurzen Stamm und durch oben fast rinnenförmige Blätter unterscheiden. 52. A. serrulata Karw. in O. u. Dietr. allg. Gartenz. X, S..'öl. Bonpl. VII, S. 91. Acaulis ; Folia glaucescentia, subrigida, tenuia, supra subcanaliculata, poll. lata, 2 ped. longa, in apicem vix spinescentem, sed nigricantem attenuata, ad margines serrulato-dentata, dentibus cartilagineis, minutis, confertis, albidis. Soll der vorigen wiederum ähnlich sein, unter- scheidet sich aber durch zwar dünnere, jedoch mehr aufrechtstehende Blätter. 53. A. rubescens Salm-Dyck hört. p. 306. A. punctata Salm-Dyck hört. p. 306. A. flaccida Hort. Monac. Acaulis; Folia glaucescentia, interdum rubes- centia, carnoso - coriacea , mox laxiuscula et recur- vata, supra concaviuscula, subtus convexa, infra medium 1| poll., ad basin crassiusculam poll. lata, vix bipedalia, in spinam subrigidam, gracilem atte- nuata, serrata, serris parvis, virescenti- albidis, sed apice brunneo instructis, interstitiis 2 — 3 lin. longis separatis. Wegen ihrer schlaÖ'cn und überhängenden Blät- ter steht diese Art in dieser Abtheilung abnorm, weshalb wir anfänglich geneigt waren, noch eine besondere aufzustellen und diese wegen ihrer Aehn- lichkeit im Habitus mit einigen Dracäneen, die dra- cänenartigen zu nennen. D. Bromelienartige Agaven (Bromelioideae). Hierher gehört allerdings bis jetzt nur eine Art, deren Vaterland und Stellung überhaupt , wie wir gleich sehen werden, noch für uns unsicher ist. Der Habitus erinnert einiger Massen an Billbergien oder selbst Bromelien. Die mehr lederartigen und härtlichen Blätter umfassen scheidenartig mit ziem- lich breiter Basis, sind ein Drittel ohngefähr der Länge breit-rinnenförmig und , indem sie sich bo- genförmig zurückschlagen, werden sie flach. öl. A. Rumphii Hassk. A. Cantula Roxb. fl. ind. II, p. 167. ? Furcraea Cantala Haw. syn. succ. p. 42. Acaulis; Folia supra intense, subtus glauce- scenti-viridia, opaca, coriacea, basi lata amplectente, ad partem inferam patentia, canaliculata, deinde plana, aequilata (2 poll.) et recurvata, ad partem sugeriorem lanceolata, in apicem vix spinescentem, aridum , brunneum , denique deciduum exeuntia, 33 — 35 poll. longa, subsinuato- dentata, dentibus triangulari-lanceolatis, apice curvato et brunneo, inferis approximatis, ceteris remotiusculis. Die Pflanze, welche der botanische Garten zu Berlin besitzt, hat allerdings eine Aehnlichkeit mit der Abbildung der Ananassa sylvestris oder Aloe americana in Rumph's Herbarum amboinense (Tom. V, t. 44), worauf Dr. Hasskarl seine Agave Rumphii bildete. Leider sind sämmtliche Mit- theilungen über die Pflanze, welche dieser gelehrte Reisende an Ort und Stelle gemacht hat, mit dem Schiffe, worauf sie sich befanden, verloren gegan- gen. Die Pflanze selbst besitzt van Geert in Ant- werpen zuerst in seinem Verzeichnisse ; wer sie je- doch eingeführt hat, wissen wir nicht. Nach dem Fürsten Salm-Dyck und Kunth soll wenigstens die Abbildung keine Agave, son- dern in der That eine Bromelia darstellen ; wir sind keineswegs derselben Meinung und halten die Pflanze viel eher für eine Agave, die aber gewiss, wie Rumph selbst sagt, nicht in Ostindien einheimisch ist. Hoffentlich kommt das keineswegs mehr kleine Exemplar des botanischen Gartens zu Berlin bald zur Blüthe, um darüber entscheiden zu können. E. Binsenblättrige Agaven (Littaea). Aus Versehen ist diese interessante Gruppe in der allgemeinen Uebersicht übergangen. Es ge- hören hierher wenige Arten mit langen, binsenför- migen und harten Blättern, die sehr dicht gedrängt stehen und meist in einem Bogen überhängen. Zähne sind nicht an den Rändern vorhanden. 55 5:'). A. geminiflöra Gawl. in Brande's journ. of sc. II, p. KU t. 1. Bonapartea juncea Willd. enum.pl. suppl. p. IS. Bonapartea f lagelli formis Hort. ital. in bot. Zeit. III, S. 45. Littaea geminiflöra Taglib. in bibl. ital. Tom. I, p. 1 Oü. c. ic. Subcaulescens; Folia numerosissima, congesta, recurvata, laete viridia, laevissima, basi crassa et lata, lineari-subulata, subancipitia, medio 2 lin. lata, 16 — 18 poll. longa, ad margines demum filit'era; Spina tenninalis abbreviata, brunnea; Inflorescentia simplex, floribus geminatis; Perigonii laciniae re- volutae; 8tamina longe exseita. Die Pflanze soll im Jahre 1797 aus dem Bo- logner botanischen Garten nach Mailand, vielleicht auch zu gleicher Zeit nach Paris gekommen sein, wo sie in dem berühmten Garten von Geis als Dracaena Boscii, im Jardin des plantes als Y.ucca Boscii kultivirt wurde. Zuerst blühte sie im Garten des Herzogs von Litta zu Lainate bei Mailand 18 15 und erhielt von dem Garten- meister Giuseppe Tagliabue zu Ehren des Herzogs und weil stets Blüthen zusammenstehen, den Namen Littaea geminiflöra. Gawler fand jedoch später, dass die Pflanze generisch nicht von Agave zu trennen sei und nannte sie deshalb Agave geminiflöra. Willdenow verwechselte sie mit einer Bonapartea und ertheilte ihr wie- derum den Namen B. juncea, unter dem sie, we- nigstens in Norddeutschland, fortwährend noch kul- tivirt ist. iSie ist sehr leicht an ihren dichtgedrängten und elegant überhängenden Blättern zu erkennen. Der bräunliche Rand löst sich in der Regel, na- mentlich bei altern Exemplaren, und gibt den Blät- tern mit ihren verschiedentlich-gekrümmten Fäden ein eigenthümliches Ansehen. Wie sehr die Pflanze zu Abänderungen neigt, haben wir an den .Samenpflanzen in dem Garten des verstorbenen Hofbuchdrucker's Hänel zu Ber- lin gesehen und uns von Neuem in der kleinen Sammlung des schon erwähnten Gustos Hopffer ebenfalls in Berlin überführt. Die Blätter sind bis- weilen ganz dünn und schmal, dann wiederum ziem- lich breit und flach. Nicht immer hängen sie über, oder erscheinen kurz, steif und sparrig- abstehend. Die Fasern sind bald sehr entwickelt und der ganze braungelbe Rand fasert sich ab, bald ist der Rand fast grün und nur wenige Fasern losen sich an den jungen Blättern. Es kommen selbst Fälle vor, wo gar keine Fasern sich entwickeln. Die Pflanze verdient noch in geschichtlicher Hinsicht einige Beachtung. Sie wurde, wie gesagt, zuerst in einem Verzeichnisse des botanischen Gar- tens von Bologna und zwar als Juncus foliis apice spinosis et basi vaginantibus aufgeführt und erhielt später in Italien den Namen Bonapartea flagel- liformis. War dieser hinsichtlich der Art be- zeichnende Beiname „geiselfürmig" wirklich ironisch ertheilt oder in der That nur zufällig, er gab aber doch dem ersten Napoleon, zu dessen Ehren 181)2 die beiden Verfasser einer Flora von Peru und j Chili, Ruiz und Pavon, das Bromeliaceen-Genus ' Bonapartea aufgestellt hatten, Anlass zur Ver- dächtigung, und man zog die Besitzer der Pflanze ' zur Verantwortung. Man kann sich wohl denken, ' dass unter diesen Umständen der Name Bona- partea flagel liforrai s nicht ferner in Anwen- I düng kam, was auch deshalb noth wendig war, da die Pflanze gar keine Bonapartea ist. Willdenow verwechselte sie mit der sehr verschiedenen Bo- napartea juncea, ein Name, der fortwährend in I unsern Gärten dafür in Gebrauch ist und sich so eingebürgert hat, dass man sie fast nur damit kennt. ! Nach dem Grafen Henkel v. Donnersmark, einem bekannten bayerischen Botaniker, hat übri- gens Brignoli v. Brunhof, der später Professor in Modena war, den Namen Littaea gemini- flöra gegeben und der Gartenmeister Tagliabue nur die Abhandlung veröffentlicht. Eben so weiss man nicht bestimmt, wer den Namen Agave gemi- niflöra gegeben hat ; der Redakteur des Journal of j sciences and of the arts, Brande, gewiss nicht, j da dieser gar kein Botaniker war. Die Abhandlung ' ist allerdings ohne Namen des Autors erschienen; nach Lindley ist es Ker, nach Kunth und Hooker hingegen Gawler. Das Letztere möchte \ das Wahrscheinliche sein. 5G. A. striata Zucc. in Verhandl. d. Leop. Ca- rol. Acad. d. Naturf. XVI. 2. p. 678. A. stricta Salm-D. in Bonpl. VH, S. 94. Subcaulescens ; Folia numerosissima, congesta, infera patentissima, asperula, glaucescenti- viridia, tenuissime striatula, lineari-subulata, rhombeo-anci- pitia, basi pollicem lata, sensim attenuata, IS — 20 poll. longa, ad margines nuda ; Spina terniinalis brevis, fulvido-brunnea ; Inflorescentia simplex, flo- ribus congestis; Perigonii laciniae breves, latae, erectae; Stamina longe exserta. W^ir finden keinen Unterschied zwischen A. striata Zucc. und stricta Salm-D., als dass von der letztern die Blätter steifer sein sollen und nicht zurückgeschlagen sind. SoUten dieses aber nicht jugendliche Exemplare oder auch nur Formen, wie bei A. geminiflöra, sein? Pflanzen, die wir ge- sehen haben und aus dem Garten des Fürsten Salm-Dyck stammen sollten, vermochten wir nicht zu unterscheiden. 56 57. A. recurva Zucc. in Abhandl. d. math.- phys.Kl. d. bayer. Acad. d. Wiss. IV, '2'2. Agave Hystrix Hort. Paris. Subcaulescens ; Folia numerosis.sima, congesta, inferiora recurvata, glauca, nervoso- striata, lanceo- lato-subulata, ad basin lata, niedio H lin. lata, 1 ped. longa, superne plana, subfus convexa, apiceni versus trigona, niargine scabra. Inflorescentia simples. Diese Art steht zwischen den beiden vorher- gehenden, unterscheidet sich aber sehr leicht durch die blaugrüne Farbe der elegant zurückgebogenen und breiteren Blätter, die auf der Oberfläche, mit Ausnahme der äussersten Spitze, flach, aui der Unterfläche konvex sind. In der Festausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues be- fand sich im vorigen Jahre ein schönes blühendes Exemplar, was dem Hofgärtner H. Sollo in Öans- soufi gehörte. (Schluss folgt.) Einiges über Tritclcia niiiflöra. Von C. A. Massberg in Petersburg, ehemaligem Zügling der Königlich Belgischen Kunst-Gartenbauschulc zu Gent. Diese Pflanze, die Buenos -Ayres (nicht Kali- fornien) zum Vaterlande hat, zur Familie der Lilia- ceen gehört und unsern Laucharten am Nächsten steht, hat sich seit einiger Zeit in der Blumisterei sehr bewährt befunden, und vermag ich die Pflanze allen Liebhabern bestens zu empfehlen. Bisher immer unter Glas kultivirt, hat sie schon mehre Jahre hindurch das Klima Belgiens im Freien ohne die geringste Bedeckung bei einer Temperatur von 18 Grad Kälte ausgehalten und uns dadurch einer langwierigen Ueberwinterung enthoben. Aus der fleischigen, knolligen und ver- zweigten Wurzel kommen im Frühjahre mehre linienförmige Blätter von einem grau-grünen Teint hervor, während aus deren Centrum selbst sich ein- blumige Stengel von ziemlich gleicher Höhe erheben. Eine hübsche Blüthe, blau-lilla im Innern und grün von Aussen, begränzt den letztern und hat eine ziemlich lange Dauer. Ihre Kultur bietet nichts Schweres dar; in guten humusreichen, etwas sandigen Boden gedeiht sie am Besten. Man pflanzt die Knollen in eine Tiefe von zwei Daumen und giebt ihnen ungefähr einen halben Fuss Abstand von einander. Dieses geschieht Ende September oder Anfang Octobers. Man nimmt die Knollen entweder alle Jahre heraus, oder lässt sie zwei Jahre auf dem Platze stehen, nach deren Ablauf man sie ausgräbt, die jungen von den alten trennt und die Erde erneuert. Obgleich die Triteleia uniflora keine Be- deckung gegen den Frost verlangt, so würde ihr doch in nördlichen Gegenden Deutschlands eine gute Bedeckung nicht schaden, sogar zu empfehlen sein. LTeberhaupt wer irgend seine Pflanzen decken kann, der thue es ; man kann dadurch in der Regel einer kräftigeren Vegetation und Blüthe entgegen sehen. Zieht man Triteleia zum Verkaufe, so nimmt man die Knollen nach Absterben des Laubes aus der Erde (im Juli und August) und bewahrt sie auf Stellagen in einem luftreichen Magazine auf. Im September und October vertraut man sie wieder der Erde an. Ihre Vermehrung geschieht durch junge Knol- len, die sie.^ reichlich ansetzt, und durch Samen. ZiiT Frage über Pflauzen-Etiketten. Von G. A. Fiutclniann, Königl. Hofgärtner auf der Pfaueninscl bei Potsdam. Für alle mit dauernden Stämmen versehenen Pflanzen wende ich mittelst Messingdraht angehan- gene ,, Namen -Plättchen " an, entweder aus Holz oder aus Zink gefertigt, und beschreibe beide mit Bleistift in frisch aufgewischte weisse Oelfarbe auf lange, zuvor in gleicher Weise aufgetragene Fär- bung. Die Befestigungsstelle ist entweder auf der Strecke bis zu I Fuss vom Grunde oder aber genau '1~ Fuss davon. Nie anders, weil sonst des Suchens gar zu viel wird. Zwei Blicke reichen so hin , um sich zu vergewissern , ob die Bezeich- nung vorhanden ist. Zu diesem Verfahren hat mich die leidige Unachtsamkeit derer gebracht, welche verpflanzen und dann mit leichter Hand die auf- gesammelten Beisteckplättchen an die Pfleglinge vertheilen. Die Bezeichnungsweise hat keine Nach- ahmer gefunden; der verstorbene Link wies sie sogar aus dem Grunde zurück, weil sie „an Ordens- verleihungen erinnere!" Mir, dem Erfinder, gefällt sie natürlich ausserordentlich. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Hierzu eine Beilage. kor,. ■ ^«■1 I i^ll WIH^f • Wochenschrift des Vereines zur Bcfördeninj^ des daileiibaiies in den Königlich Frciissischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde, Redigirt von ilem Gcneral-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl 14 O C il. JW. 8. Berlin, den 23. Februar 1860. Preis des Jahrganges 5^ Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Der Petersburger Gartenbau-Verein und seine Aufg.aben. — Bericht über den Betrieb des, dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in dem Konigl. botanischen Garten überwiesenen Versuchsfeldes und der darauf erzielten Uesultate iSchluss). — Die Agaveen (Schluss). — Die nützliehen Gehölze unserer Gewächshäuser. Sonntag, den 26. Februar, findet im Englischen Hause um 11^ Uhr eine Versammlung des Vereins statt. Der Petersburger Gartenbaii-Verciii und seine Aufgaben. So jung in der russischen Metropole die Ver- einigung von Männern zur Forderung dergesamm- ten Gärtnerei ist, denn nicht viel über ein Jahr besteht der Petersburger Gartenbau-Verein, so er- freulich muss schon das erscheinen, was durch ihn geschieht. Im 6U. Grade nördlicher Breite hat man bereits Ausstellungen gehalten, welche die so sehr nördliche Lage niclit ahnen lassen, Ausstellungen, die nach der Beschreibung kaum den unserigen nachgestanden haben möchten. Die Theilnahme hat eine erfreuliche Höhe erreicht, so dass auch bereits bedeutende Mittel zu Gebote stehen; und leider gehören heut zu Tage einmal Mittel dazu, wenn man etwas ausrichten will. Während in Deutschland die Gartenbau-Ver- eine hauptsächlich durch den Mittelstand erhalten werden, sind es in Russland, wie in England, grade die Vornehmern und Keichern, welche die Liebe zu Pflanzen und Blumen hauptsäi blieb bethätigen und auch materiell einen kräftijzen Nachdruck geben. Allerdings associirt man sich in Deutschland nach allen Seiten hin;, man wird, namentlich in grössern Städten, durch Aufforderungen dem einen oder an- dern Vereine beizutreten, oft belästigt, in Russland hingegen hat das Vereinsleben noch seine erste Ju- gend. Aber eben deshalb darf man sich der Hoffnung hingeben, dass auch der Petersburger Gartenbau- Verein blühen und fördern wird ; wir unsererseits wünschen ihm vom Herzen fröhliches und frisches Gedeihen. Die Gärtnei'ei steht allerdings in Russland noch auf ziemlich tiefer Stufe; es gilt dieses vor Allem von der Schönen Gartenkunst und von dem Obst- bau, Mährend die Gemüsezucht in einzelnen Ge- genden seit lange schon einen erfreulichen Auf- schwung genommen hat und selbst von Bedeutung ist. Auch die Treibereien sind in Petersburg sehr wichtig. Es ist demnach das Streben des Peters- burger Gartenbau-Vereines einestheils auf die Man- gel hinzuweisen, anderntheils das, was bereits vor- handen ist, einer höhern Ausbildung zuzuführen. Er beschränkt sich nicht darin auf Petersburg und seine Umgebung allein, sondern suclit auf das ganze weite russische Reich hinzuwirken. Dass er dieses mit Nachdruck thut, beweisen die H Auf- gaben, welche er zu einer allgemeinen Konkurrenz ausgeschrieben hat. Die Aufgaben haben auch für uns ein Interesse, zumal sie uns Zeugniss ablegen, dass man es praktisch anfängt und vor Allem ein guter Wille vorhanden ist, etwas Tüclitiges zu leisten. Dieser Aufgaben sind drei und verlangen die Abfassung bestimmter Werke, die den Charakter eines Handbuches haben müssen. Diese Werke können in russischer, deutscher oder französischer Sprache geschrieben sein \inä sollen die Verhältnisse, so wie die Bedürfnisse des ganzen russischen Reiches oder einzelner klimati- j sehen Zonen berücksichtigen. Wir möchten auf das Letztere einen besondern Werth um so mehr legen, 8 58 als ein Handbuch, was das ganze russische Keich umfasst, nicht allein für jetzt ein Ding der Un- möglichkeit ist, sondern auch, selbst wenn man alle Provinzen genau kennen sollte, durchaus unbrauch- bar und unpraktisch ausfallen dürfte. 1. Diese erste Aufgabe betrifit den Gemüse- bau und stellt A. einen Preis zu 'M)0 Rubel und 1 Medaille zu löü Rubel Werth, B. einen Preis von löü Rubel und eine Medaille von 7;i Rubel Werth. Ausser dem eigentlichen Gemüsebau niuss besonders noch das Treiben im Gewächshause und im Mistbeete, so wie Champignonzucht zu allen Jahreszeiten, berücksichtigt werden. Schluss der Konkurrenz ist der I. September 1861. '2. Nächstdem ist die Konkurrenz eines Hand- buches über den Bau der Gewächshäuser aus- geschrieben. Das ist ein Bedürfniss, was auch wir in Deutschland sehr empfinden. Die Preise sind : A. (JOU Rubel und eine Medaille zu l.'iU Rubel, B. HUÜ Rubel und eine Medaille zu 75 Rubel. Schluss der Konkurrenz ist der I.September ISH2. P). Endlich sind für das beste Handbuch über den Obstbau mit besonderer Berücksichtigung des nördlichen und mittlem Russlands: A. 6UU Ru- bel und eine Medaille zu 150 Rubel, B. :'.0U Rubel und eine Medaille zu 75 Rubel, ausgesetzt. Bericht über den Betrieb des, dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten durch das Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten in dem Königl. botanischen Garten überwiesenen Versuchsfeldes und der darauf erzielten Resultate. Von C. Bonchc, Inspektor des Königl. botanischen Gartens. (Schluss.) b. Oekonumisehe Gewächse. Gerste, Mandschurische, aus St. Petersburg er- erhalten, soll sich durch eine kurze Vegetations- zeit und früiie Reife auszeichnen. Sie bildete grosse vierzeilige Aehren mit grossen schweren Körnern und bestaudcte sich sehr stark , litt aber in Folge der späten Aussaat sehr von der zeitig eintretenden Dürre und den Rost, denn der Samen ging erst am 14. Mai vom Königl. Land. -Oek. -Kollegium ein. Sie lieferte jedoch noch eine kleine Quantität ausgebildeter Kör- ner, womit im nächsten Jahre von Neuem An- })au-Versuche gemacht werden sollen. Mais: Tuscarora, 10— 14' hoch, kam nur im Mist- beet ausgesäet zur Reife. — Riesen-, Mary Island. 8 — 10' hoch, hat grosse volle Kolben und wird vollständig reif; ob er in weniger warmen .Sommern so gut reift, ist zweifelhaft. (Königl. Land. -Oek. -Kollegium.) — Stowells evergreen körn, H — 8 'hoch, zum Ein- machen empfohlen und bewährt; setzt reichlich Kolben an, die aber schwer zur Reife gelangen. Die jungen Kolben besitzen einen feinen ange- nehmen Geschmack und sind sehr wohl zu ge- nanntem Zwecke zu verwenden. (Königl. Land.- Oek. -Kollegium.) — kleiner Perl-, H — 7' hoch, kommt nur im Mist- beet ausgesäet zur Reife; jeder Halm lieferte 3 ausgewachsene, äusserst zierliche Kolben mit ganz kleinen Körnern , weshalb er sich beson- ders ziu- Federvieh-Fütterung eignet. (Königl. Land. -Oek. -Kollegium.) — amerikanischer, 0 — 8' hoch, liefert ein grosses, ansehnliches Korn, aber sehr defekte Kolben, reift auch nur im Mistbeet ausgesäet. (Prof. Koch.) — Riesen-, 14' hoch als Grünfutter, wie in Blatt- pflanzen-Gruppen sehr zu empfehlen. Das Korn kommt nicht zur Reife. (Prof. Koch.) — weisskörniger, 5 — 6' hoch, bildet volle Kolben und ein grosses schönes Korn, reift zeitig und ist im Kornertrag der ergiebigste; zum Anbau sehr zu empfehlen. (Demmler.) — Zea Caragua, H— 8' hoch; nur einige Kolben kamen zur Reife, 1' lang mit grossen Körnern. (Moschkowitz & Siegling.) — k poulet rouge, kleiner, rother Mais, zum Hüh- nerfutter geeignet; reift sehr zeitig, ist aber weniger ertragreich. Die Aussaat wurde nur in rothen Körnern gemacht , die Aernte ergab dagegen über die Hälfte vollständig gelbe Kör- ner, woraus hervorgeht, dass er in der Farbe durciiaus nicht konstant ist, 3' hoch. (Schübler.) — aus der Bukowina, 5' hoch; 6" lange, voll- kommen dunkelgelbe Kolben ; reift zeitig, kommt am Kornertrag dem weisskörnigcn ziemlich gleich und verdient wie dieser des häufigeren Anbaues. (Prof. Koch.*) Holcus saccharatus, Zuckerhirse (Sorghum saccharatum), kam im vorigen Jahre gar nicht, m diesem Jahre nur theilweise zrur Reife. (Kö- ni<;l. Land. -Oek. -Kollegium.) *) Die Resiilt.ite über das Reifen der Maissorten sind sehr verschieden, indem dabei viel von der Feuchtigkeit, der Wärme und dein Humusgehalt des Bodens, so wie von der Lage ab- hängt; spätreil'ende Sorten kommen IViiher zur Ausbildung, wenn sie auf trocknerem, warmen, weniger gedüngtem Boden ausge- säet werden , weil unter diesen Umständen die Pflanze zwar weniger üppig wächst, ihre Vegetationsperiode bis zum Frucht- ansatz aber früher beendet. Ist der Boden aber feucht und sehr nahrh.aft, so wird die Pflanze veranlasst, längere Zeit zu wachsen und viel mehr Blätter entwickeln, den Fruchtansatz aber verzögern. 59 — Imphy de Caffre, als Blattpflanze sehr schön, zur Nutzanwendung aber fast untauglich, denn der Same wird nicht reif. Heide Arten eignen sich indessen sehr wohl zur Gewinnuii"- von Grünfutter, wenn es rentiren sollte, alljährlich den Samen aus südlicheren Gegenden zu he- ziehcn. (Königl. Lan(l.-(_)ok.-Kollegiun).) Kentucky-Gras wird 3 — 4' hoch, bestaudet sich stark, und liefert einen reichen Ertrag, ist jedoch nichts weiter als unser bekanntes Phlcum pratense, welches sich in dem reich gedüngten Boden so kräftig entwickelte. Königl. Land.- Oek. -Kollegium.) Futtergras aus Sibirien, bestaudet sich selir stark, kam aber in diesem Jahre rnnh nicht zur Blüthe, ist aber vielleicht Phalaris arundi- nacea. (Königl. Laml. -Oek. -Kollegium.) Tabak, Maryland-, 5' hoch, hat sehr grosse breite Blätter, noch grösser als ersterer. (Königl. Land. -Oek. -Kollegium.) — Havana-, :')' hoch, hat kurze weitstehende ovale Blätter; reift sehr zeitig. (Königl. Land.-Oek.- Kollegium.) — bester Argentinischer der Konfördation aus Oran, dem Havana ähnlich, nur etwas grössere Blät- ter. (Königl. Land. -Oek. -Kollegium.) — Cuba-, 4' hoch, Bläiter klein, oval und dicht- stehend. (Königl. Land.-Oek. -Kollegium.) — Graham-, 5' hoch, hat einen üppigen Wuchs und grosse Blätter. (Prof. Koch.) — vom Libanon, kam der vorgerückten Jahreszeit halber nicht mehr zur Reife, scheint aber nicht schlecht zu sein. (Am 28. Juni vom Professor Petermann erhalten.) Hanf, aus Amerika; lO'hoch (Cannabis chinensis), j Topinambour, weisse (Helianthus tuberosus) liefert sehr lange Halme, bringt aber schwer reifen Samen. (Königl. Land. -Oek. -Kollegium.) Japanisciie Erbse (Soja hispida), treibt sehr •üppig in's Kraut und trug nur im Topfe reife 3" lange Hülsen. Zum Anbau im Freien ganz untauglich. (Königl. Land. -Oek. -Kollegium.) Luzerne, chinesische Mü-sue aus St. Petersburg, trieb trotz der späten Aussaat und der grossen Dürre noch Stengel von '^j', und lieferte auch reifen Samen. (Am l4. Mtii vom Königl. Land.- Oek. -Kollegium erhallen.) Polygonum Siebold ti i *), ein 3' hohes Futier- gewächs , welches sehr rasch wächst und drei- mal im Jalire geschnitten werden kann; den Pferden scheint es zuzusagen. Vermehrt sich sehr stark durch Ausläufer, die vielleicht als Spargel-Surrogat Eingang finden werden. (Kö- nigl. Land.-Oek.-KoUegium.) Saradella (Ornithopus sativus), als Scliaffutter empfohlen, bildet einen dichten Busch mit lie- gendem Stengel; eine Pflanze deckt die Fläche von 1 — If DFuss. Der Same reift auf mage- rem Boden gut. Sesamum Orientale, eine orientalische Oelpflanze, welclie für unser nördliches Klima ganz ohne W'erth ist, da sie hier kaum zur Blüthe kommt. (Königl. Land. -Oek. -Kollegium.) oinapis juncea (nicht L.) , scheint von unserer viel gebaueten Sinapis alba nicht verschieden zu sein, hat aber braune Samen. (Königl. Land.- Oek. -Kollegium.) Tabak, Ohio-, hat lange breite dichtsteliende Blät- ter, wird 4' hoch und liefert eine gute Aernte. Königl. Land.-Oek. -Kollegium.) *) Ist der Gartenname für Polygonum cuspidatum S. et Z. QS. ».Jahrg. d. Wochenschrift S. -261.) Anm. d. Bed. liefert einen überaus reichen Ertrag, sowohl an Knollen, ab an Grünfutter, indem sie l'i bis 14' hoch wird. Da die Knollen unsere Winter sehr gut ertragen und die Pflanze mit schlechtem Buden vorlieb nimmt , verdient sie wohl eine allgemeine Beachtung. c. Zierpflanzen. Acroclinium roseum, eine schöne, rosenrothe und fruhblühende Immortelle, eignet sich auch für's freie Land. Anthirrhinum majus striatum nanum, sehr schön-gestreift, in vielen Farben. Arctotis breviscapa, eine Komposite mitoranore Blumen, blüht reichlich in magerem Boden. Aster chinensis in IJ verschiedenen Sorten, als: Chrysanthemumblüthige, in weiss, rosa und kar- moisin, erstere besonders schön und reichblühend. Truffaut'sche Perfection, in weiss, rosa und rosa mit weiss, sehr schön, lianunkelblüthige (ge- schorene), in vielen Farben, weniger schön als eigenthümlich. Riesen- und Kaiser-, lasurblau und und brillantrosa, unstreitig die schönsten, doch liefert besonders erstere selten guten reifen Sa- men. Ringel- oder Kokarden-, karnioisin mit weiss, schön, arten aber leicht aus. Kronen-, hell- und dunkelbläu mit weiss, schön, bleiben nicht beständig. Balsaminen, Andrieux-, in 10 verschiedenen Far- ben, als: granatroth, granatroth mit weiss, vio- let, violet mit weiss, karmoisin, karmoisin mit weiss, rosa, rosa mit weiss, rein weiss und bläu- lich weiss; sämmtlich so überaus gefüllt, dass es schwer hielt, Samen zu bekommen, denn viele Blumen blühten drei W^ochen, bis sie sich ganz in Blumenblätter auflösten, ohne einen Fruchtknoten zu bilden; am schönsten waren 60 die granatrothe, granatrothe mit weisse, bläulich- weisse und rosa. Eine rosenfarbene Zwerg- Kamellien-Balsaminen-Sorte lieferte nur einfache Blumen. Bidens f erulaefolia, recht hübsche gelbe Blu- men, widersteht selbst einer Kälte von 2 Grad und blühet, bis sie der Frost zerstört. Callirrhoe pedata, eine schöne Malvacee, die schon vor '20 — 25 Jahren unter den Namen Nuttallia pedata kultivirt wurde, mit karmoisin- rothen Blumen, verästelt sich stark, wird 3- — 4' hoch und blühet sehr dankbar, bis der Frost sie tödtet. Chaenesthes lanceolata, eine strauchartige Solanacee , kommt im Freien nicht zur Blüthe und bedarf eines halbwarmen Hauses. Clarkia pulchella marginata, karmoisin mit weiss gerandete Blumen, sehr hübsch, artet jedoch leicht aus, weshalb nur von den besten PHanzen der Same gesammelt werden darf. Datura humilis flava fl. pl., grosser gelb-ge- füllter Stechapfel, blüht als Topfpflanze erst spät im Herbste, in's FFeie ausgepflanzt schon zeitiger, bringt aber schwer Samen. Gaillardia coccinea var. grandiflora, eine sehr gute Sommerblume. — hybrida Schniidtii, von vorgenannter kaum zu unterscheiden, beide sind sehr variable Pflanzen. Helichrysum compositum fl. pl., wohl in 2(1 verschiedenen Farbenabstufungen, von grossem Farbenglanz und besonderer Füllung ; eine sehr willkommene Akquisition für getrocknete Bou- quets. Lathyrus odoratus in 8 Farben, der hübschen Farben und des schönen Geruchs wegen sehr zu empfehlen. (S.2.Jahrg.d.Wochenschr.S.27 I.) Lobelia Erinus grandiflora, schöne dunkel- blaue Lobelie für Töpfe und lür's freie Land. Lupinus affinis, eines der zierlichsten, früh- blühendsten Sommergewäcljse; auch für den Topf passend. Matricaria eximia, blüht sehr zeitig, rein weiss, vollständig gefüllt, ist sehr zu empfehlen. Oenothera rosea alba marginata, in 3 Far- ben, weiss, rosa und lila, blüht ziemlich lange. Oqonis pubescens, kleiner, gelber Schmetter- lingsblüthler, nicht besonders schön. Salpiglossis pumila und pumila nana, in vie- len Farben und sehr schön geformt, 1 — 1:^' hoch, hübsch für niedrige Gruppen. Scabiosa atro sanguinea nana, bleibt niedrig und buschig und blüht i-eich. Die Blumen wachsen häufig durch; für niedrige Gruppen zu empfehlen. Tagetes patula nana ranun culi f lora, sehr gefüllt, nur 6" hoch. Tropaeolum majus in 3 Sorten: neues schar- lachrothes, punktirtes und purpurrothes Zwerg-, bilden einen runden, dichten Busch, ranken we- nig, sind aber nicht beständig. Verbenen, ein Sortiment von 70 Sorten in allen Farben und Schattirungen , besonders in blau, purpur, Scharlach, rosa und weiss. Sie über- trafen alle bisher in den Handel gekommenen und fanden allgemeinen Beifall. (Mosenthin in Leipzig.) il. O bsts trau eher. Stachelbeeren, 30 Sorten englische, wurden im Frühjahre lSr)9 von H. Maurer in Jena in schwachen Exemplaren bezogen und angepflanzt. Dieselben konnten daher in diesem Jahre noch zu keinem Residtate führen, wurden aber schon zum Theil im Laufe des Sommers, so weit es thunlich, durch Ableger vermehrt. 3. Von anerkannt schönen Ziergewächsen wurden theils in Sämereien, theils in Pflanzen und Steck- lingen vermehrt und abgegeben. Im Jahre I8n8 wurden von Sämereien 980 starke Prisen an die Mitglieder vertheilt. Gefüllte Petunien in 12 schönen Sorten, von Gottholdt & Comp, in Arnstadt, wurden IfiO Stück zur Dis])osition gestellt. Im Jahre ISöi) wurden von dem aus 12 schö- nen Varietäten von Phlox decussata und omniflora bestehenden Phlox -Sortiment von Moschkowitz & Siegling verabfolgt: ih6 Stück. Von den aus Samen, von Lorenz in Erfurt, gezogenen , durch Ableger vermehrten Nelken ka- men zur Vertheilung !I5 Stück. Von den, dem Prof. Koch von Ambr. Verschaffelt überlassenen Begonien: Miranda, Madame Wagner, Prince Trou- betzkoi wurden überlassen 34 Stück. Topinambour wurden 2 Scheffel abgegeben. Von den meisten der vorgenannten Pflanzen sind Samen, Pflanzen und Ableger an Mitglie- der des Vereins abzugeben und bedarf es des- halb nur der Meldung bei dem Inspektor Bouche 1 im botanischen Garten oder bei dem General- Sekretair des Vereins, Professor Dr. Koch in Ber- lin, so wird die Vertheilung, so weit die Vorräthe 1 reichen, gewissenhaft erfolgen. 4. Anzucht von Pflanzen zu den bei den Versamm- lungen des Vereins stattfindenden Verloosungen. Da sich auf dem Versuchsfelde kein Gewächs- , haus, sondern nur Mistbeete und Ueberwinterungs- 11 Kästen befinden, so war es nothwcndig zu diesem Zwecke eine Auswahl von Pflanzen zu treflen, die den einjährigen Gewächsen, den .Stauden, Treib- zwiebeln oder solchen GewächshauspHanzen ange- hörten, die sich in einigen Monaten soweit ausbil- deten, dass sie blühend für obenerwähnten Zweck benutzt werden konnten. Zur Erfüllung dieser Aufwabe ist es für den Verein von grosser Wich- tisrkeit, dass sich sein Versuchsfeld im botanischen Garten befindet, indem es dadurch möglich wird. Pflanzen, Sämereien, Zwiebeln, Stecklinge u. s. w., die für denselben als überflüssig zu betrachten sind, zur Benutzung für Vereinszwecke rechtzeitig zu übergeben. Da die zu verloosenden Pflanzen wenig Mannigfaltigkeit bieten würden, wenn man sich nur auf solche Pflanzen beschränken raüsste, deren Ueberwinterung in dem Bereiche des Ver- suchsfeldes möglicii ist, so ist der erwähnte Um- stand als ein sehr günstiger zu betrachten, da schon in den ersten Frühüngsmonaten Stecklinge an die Gärtnerei des Vereins abizegeben werden. Ueber- haupt gereicht der Zusiimmenhang des Versuchs- feldes mit dem botanischen Giirten in mannigfacher Beziehung beiden Instituten zum Voitheil. Hieraus geht hervor, wie es möglich war, seit zwei Jahren die Monats-Versammlungen, mit wenigen Ausnah- men, durch Pflanzen zur Verloosung in bekannter Weise zu beschicken. Die darüber gefühlten Listen ergaben, dass im Jahre KSÖS: 5G3 Töpfe, im Jahre: 1!SÖ9: HU4 Töpfe, zusammen IIGT geliefert wurden. Die in Rede stehenden Pflanzen boteu zwar keine Seltenheiten, bestanden aber immer aus guten, kräf- tig-herangebildeten Exemplaren. Mag Mancher diese Verloosungen für Luxus halten, und mögen auswärtige Mitglieder meinen, dass sie, da von der Theilnahme ziemlich ausgeschlossen, keinen Nutzen hätten, so ist dies doch nicht der Fall. Die Ver- loosungen sind für das Gedeihen des Vereines und auch für die auswärtigen Mitglieder jedenfalls als nützlich zu betrachten, da sie schon häufig den Beitritt neuer Mitglieder, namentlich solcher, die nicht im Besitze von Gärten und Gcwäehshäusern sind, veranlasst haben, wodurch der Verein an Geldmitteln gewinnt und es ihm möglieh wird, auch für andere Zwecke, besonders für seine Bibliothek und Druckschriften, sowie für Beschaffung neuer Sämereien und Pflanzen, zu wirken, was auch den auswärtigen Mitgliedern nur von Nutzen sein kann. Da der Verein nur durch die Beiträge einer grossen Zahl von Mitgliedern die erforderlichen Geldmittel zu beschaffen genöthigt ist, so ist gewiss sehr wesentlich und nützlieh auf Mittel zu denken, die geeignet sind die Mitgliederzahl zu vermehren. Die Agavcen. Eine monographische Skizze. (Schlnss.) F. Rinnenblättrige Agaven (Canaliculatae). Die Blätter sind oft mehr krautartig, ziemlich gleichbreit und biegen sich mit den Rändern nach oben, so dass dadurch eine breite Rinne entsteht. 58. A. juccaefolia Red. Lil. t. 328. 329. Acaulis; Folia glauca, sed ad partem inferio- rem brunneo-maculata, elongata, lineari-lanceolata, ad basin I — l-j poll. lata, '24 — 30 poll. longa, erecto- recurvata, crassiuscula, canaliculata, in spinam gra- cilem, brunneam exeuntia, ad marginem serrulata, serrulis albis ; Scapus elatus, spica densa terminatus ; Perigonii laciniae flavescenti-virides, apice reflexae. Diese schöne Art mit ihrem bisweilen 12 Fuss hohen Schafte fand sich früher in den Gärten häu- figer vor und gibt einen schönen Anblick. 59. A. maculata Reg. ind. sem. hört. Petrop. I85ti. p. 16. Gartenfl. VI, S. 158. En- gelm. in Bonpl. VII, S. 94. A. maculosa Hook, in bot. mag. t. 5122. Acaulis; Folia laete viridia, sed viridi-brunnCO- maculata, lanceolato-linearia, basi poU. lata, 1 ped. longa et longiora, canaliculata, in apicern mollem contracta, erecto-recurvata, deniqvie saepe humifusa, dentata, dentibus remotiusculis, vix discoloribus, pallidioribus; Spica simplex, Perianthii laciniae albo-virescentes, i-ecurvatae; Capsula stylo persi- stente coronata, latere dehiscens. Der botanische Garten in Berlin und Fürst Salm-Dyck haben diese interessante Art von Dr. Engel mann aus St. Louis erhalten, wahr- scheinlich stammt sie aber aus Kalifornien, woher auch der Kewer Garten seine Pflanze erhalten hat. Die Petersburger möchte wohl dieselbe sein, ob- wohl die Zähne hier sehr fein sein sollen. Durch ihre langen , rinnenförmigen und am untern Theile gefleckten Blätter ist sie leicht zu erkennen. Ob der bleibende Griffel nur dieser Art eigenthümlich ist und nicht vielmehr auch den übrigen Arten die- ser Abtheilung zukommt, wissen wir nicht, möch- ten es aber vcrmuthen. Wahrscheinlich bedarf die Pflanze auch, wie die andern Verwandten, eine Zeit lano- der Ruhe und zieht demnach ein. G. Krautartige Agaven (Herbaeeae). Sie besitzen ein ganz anderes Ansehen und schliessen sich durch verwelkende Blätter, wodurch zu gleicher Zeit eine längere oder kürzere Ruhe bedingt ist, den übrigen krautartigen Agaveen: den 62 Bravoa- und Polyanthes-Arten, an. In gärtnerischer Hinsicht haben sie wenio; Bedeutung, daher sie nur in botanischen Gärten sicli erhaUen werden. 60. A. brachy st achy s Cavan. descr. de les plant, p. 45:^. A. Saponaria Lindl. in bot. reg. XXIV, misc. pag. 76. XXV, t. f),'i. A. humilis Roem. syn. monogr. IV, p. 285. A. spicata DC. hört. Monsp. a. ISIP). p.74. Red. Lil. t. 485. A. polyanthoides Hort, nee Schlecht. Acaulis ; Folia viridia, coriaeeo-herbacea, cana- liculata, niargine angustissime roseo-menibranacea, minutissime denticulata, basi 2 poll. lata, 2 ped. longa, magis, minusve arcuato-reflexa; Scapus spica densa, vix pedali terrainatus; Flores sessiles; Pe- rigonii glaucescenti-viridis laciniae reflexae, deinde iterum erectae. Wir begreifen nicht, dass Lindley seine Pflanze der A. lurida Ait. ähnlich nennt. Sollte sie von A. brachystachys Cav. verschieden sein ? Der Abbildung nach möchte man es weniger ver- muthen, während die Beschreibung in manchen Dingen abweicht. So sollen die lanzettförmigen Blätter eine grau -grüne Farbe haben und 1 Fuss lang sein. (>1. A. spicata Cav. Descr. de les plant, p. 454. Acaulis; Folia pallide viridia, canaliculata, mar- gine membranaceo- denticulata, basi i) poll. lata, 4 lin. crassa, lanceolata, 2J- ped. longa, divergentia; Scapus elatus, spica longissima; Flores bini, terni, pedicello pollicari , scapo adpresso insidentia; Pe- rigonii intus virescenti-flavi laciniae revolutae, deinde iterum erectae. Schlechtendal's A. polynnthoides (Linn. IV, p. 55, XVIII, p. 413) unterscheidet sich der Be- Beschreibung nach etwas; doch wird sie von Dr. Klotzsch, dem Original -Exemplare zu Gebote standen, als Synonym dazu gezogen. A. spicata Cav. muss in allen ihren Theilen weit grösser sein und unterscheidet sich dur<;h die deutlich gezähn- ten Blätter, so wie durch den sehr langen Bliithen- stand, der mit gleichem Rechte auch eine Traube genannt werden könnte. 62. A. undulata Klotzsch in allg. Gartenz. Vm, S. 274. Acaulis; Folia membranacea, laete viridia, sub- tus glaucescentia, lineari-lanceolata, basi \~ poll. lata, 6—8 poll. longa, in apicem teretem, longum convoluta, fere conduplicata, undulata, margine mi- nutissime albido-dentata. Sie ist weit kleiner, als die beiden vorher- gehenden, und steht der folgenden sehr nahe. 6H. A. revoluta Klotzsch in allg. Gartenzeit. VIII, S. 274. Acaulis; Folia membranacea, glaucescenti-viri- dia, lineari-lanceolata, in apicem teretem, longum convoluta, 5 — 6 poll. longa, basi 7 lin. lata, pla- niuscula, ad partem supreraam canaliculata, mar- gine anguste albido-cartilaginea; Inflorescentia spi- cata, tioribus bibracteatis , viridulis; Perigonii laci- niae patulae. Die noch im botanischen Garten zu Berlin be- findlichen Pflanzen unterscheiden sich leicht durch geringere Dimensionen von A. spicata Cav. und brachystachys Cav. und verdienen ebenfalls weiter keine Beachtung in gärtnerischer Hinsicht. 64. A. virginica L. cod. Nro. 252Ü. Acaulis; Folia membranaceo-crassiuscula, glau- cescenti- viridia, sed viridi-brüuneo-maculata, ob- longa, acuminata, medio 2 poll. lata, 6 — 8 poll. longa , margine cartilagineo tenuissime denticulata, divergentia, donique in orbem prostrata; Inflores- centia louge spicata; Blores sparsi, viriduli, laciniis patulis. Wir kennen diese Pflanze nur aus der Abbil- dung in Jacquin's Icones (Tom. II, t. 37. '.u{. Aechmea discolor Hook, in bot. mag. t. 4293. Folia praesertim basi lata, ad partem supremain paululum angustiora, rotundata, sed apiculata, ser- rulata; Scapus foliis bracteaeformibus erectis, lan- ceoLitis, menibranaceis, coloratis; Spica elongata, inferne ramosa, ramis bracteis parvis, saepe mox deciduis fulcratis, geniculatis, patentibus, floribus 4 aut 5 biseriatim obsitis; Calycis laciniae viola- ceae; Petala carnea. An Schönheit steht diese Pflanze, und beson- ders die Abart mit unten braunen Blättern, dem L. Laurentianus wenior nach. Auch über ihre o Einführung wissen wir nichts, sondern nur, dass sie in belgischen Gärten zuerst erschien und die unten braunblättrige Abart von Maquoy zu Lüt- tich , die mit gleichfarbigen Blättern hingegen von van Houtte zu Gent in den Handel gebracht wor- den zu sein scheint. Nach Brongniart jedoch ist Guiana das Vaterland. Diese Art hat zwar kürzere, aber um desto breitere (ziemlich 2 Zoll) Blätter, die sich nach oben nur wenig verschmälern, sich zwar abrunden, aber eine fein gezogene Spitze haben. Ihre Länge beträgt kaum mehr als | Fuss. Da sie anfangs wenig abstehen, dann aber einen schwachen Bogen nach aussen machen, so erhält die ganze Pflanze ebenfalls die Becherform. Die Oberfläche ist dun- kelgrüner und weniger glänzend, als bei den übri- gen Arten; es gibt aber eine Abart, wie schon erwähnt, mit unten tief - dunkelbraunen Blättern, die eben deshalb der gewöhnlichen Form vorzu- ziehen ist. Sie macht durch allmähliges Abfallen der Blät- ter einen Stengel von oft einigen Zoll Höhe , an dem Seitenknospen hervorkommen, die zu einer Art Nebenpflanzen sich entwickeln. Stolonen, wie die beiden folgenden Arten scheint diese Art nicht zu machen. Aus der Mitte des Stengels erhebt sich der Schaft mit hellröthlicher Farbe und von 1 bis 1 j Fuss Höhe, von der aber der verlängerte und längliche, sowie feuerrothe Blüthenstand fast die Hälfte einnimmt. Die wenigen, Deckblättern ähnlichen und lanzettförmigen Blätter stehen auf- recht und besitzen eine rothe Farbe. 10» 76 Die feuerrothen Blüthen stehen an den unteren zickzackförraig-gebogenen Aesten, meist zu f), ziem- lich entfernt und in '2 Reihen, während sie weiter oben rings um die Spindel sitzen. Der aufsteigende, walzenförmig-längliche und feuerrothe Fruchtknoten trägt einen violetten Kelch, aus dem die fleischfar- benen Blumenblätter noch um die Hälfte heraus- ragen, so dass die Länge der ganzen Blüthe gegen 10 Linien beträgt. Im Uebrigen gleicht der Bau der Blüthen dem der vorigen Art. Ausser diesen 4 von uns charakterisirten und näher beschriebenen Arten werden noch eine ganze Reihe Aechmeen theils kultivirt, theils beschrieben, die aber zum grossen Theil nicht hierlier, und noch weniger zu Aechmea R. et P., gehören. Mit Be- stimmtheit rechnen wir zu Lamprococcus : :i. Aechmea Weilbachii F. Didr. Sie soll dem L. fulgens Beer ähnlich sein, aber prächtig- rothe, deckblattähnliche Blätter, einen röthlichen Fruchtknoten, violette Kclchabschnitte und hell- fleischrothe, später schwärzliche Blumenblätter be- sitzen. Wir haben bereits von ihr gesprochen. Ausserdem nennt noch Beer in seiner Mono- graphie : 6. L. cordllinus (Aechmea corallina Brongn., aber wo?). Diese Art soll von Morel aus Brasilien eingeführt und vom Jardin des plantes verbreitet worden sein. Die nur fusslangen Blätter bilden eine zierliche Becherform und sind etwas über 1 Zoll breit. Da der Schaft nicht aus ihnen her- vorragt, muss er sehr niedrig sein. Er soll miss- farbio-e und hinfällige Blätter besitzen. Während Spindel und Aeste des Blüthenstandes schmutzig- ochergelb sind, haben Fruchtknoten und Kelcli eine lebhaft zinnoberrothe, die Blumenblätter aber eine weisse Farbe. 7. L. ramosus soll Plumier's Bromelia ra- cemosa, foliis arundinaceis serratis (Gen. p. 4()) sein und wird von Beer mit der von van Houtte früher als Aechmea surinamensis in den Han- del gebrachte Pflanze identificirt. Die von ihm gegebene Beschreibung ist wahrscheinlich nach die- ser angefertigt. Demnach stehen die J Fuss langen Blätter aufrecht und verschmälern sich etwas oberhalb der wenig breitern Basis. Im Uebrigen werden sie zungenförmig und If Zoll breit angegeben. Der Schaft soll 4 Fuss hoch sein und eine fusslange, unten ästige Aehre bilden , so dass demnach der Blüthenstand am Meisten dem des L. fulgens gliche. Die Farbe der Blätter am Schafte und der Blüthen ist nicht bemerkt. Uebrigens hat Beer diese Plumier'sche Pflanze zwei Mal und zwar jedes Mal in einem andern Genus aufgeführt. Seite 1U6 seiner Monographie nennt er sie, wie eben gesagt, Lamprococcus ramosus, während er später (Seite 1!^9) wiederum aus Bromelia lingulata L., die aber gar nichts weiter ist, als ebenfalls wiederum dieselbe Plumier'- sche Bromelia ramosa etc. sein Hophöphytum lingulatum bildet. (Schluss folgt.) Ueber den Gartenban und dessen Verliältniss zum Klima in Schweden und IVorwegen, nach eigenen Beobachtungen vom Professor Dr. Schultz-Schultzens tein. Seit langer Zeit hat das Gedeihen von Obst und Gemüsen in einem so kalten Lande, wie Schweden und Norwegen, grosse Aufmerksamkeit erregt; und in der That giebt es in Europa wohl kein anderes, unter so hohen Breitegraden gelegenes Land , wel- ches ein lür den Obstbau so günstiges Klima auf- zuweisen hätte, als Schweden und Norwegen, wor- über noch vor Kurzem auch in diesem Vereine die Nachrichten von Seh übler über die Ergiebigkeit des Obstbaues in der Gegend von Christiania mit- i;etheilt worden sind. Dieser Gegenstand erregte daher auf meiner diesjährigen Reise durch Schwe- den meine besondere Theilnahme, um so mehr, als ich durch meinen Freund Prof. Fries in Upsala, sowie durch Prof. Andersson in Stockholm und den Hofgärtner, Gartendirektor Ericsson in Haga die vielseitigste Auskunft über denselben zu erhal- ten das Vergnügen hatte. Der Obstmarkt in Stockholm ist auf dem Rit- terhausmarkte, der Ritterholniskirche gegenüber, am Wasser belegen, so dass das in Kähnen ankommende Obst, ohne einen Landtransport aushalten zu dür- fen, unverletzt, bequemer ausgeladen werden kann. Der Markt ist tagtäglich zur Aerntezeit des Obstes reichlich versehen; ich fand im September Aepfel, Birnen, Pflaumen, Weintrauben, Aprikosen in vie- lerlei Sorten vertreten, am zahlreichsten die Apfel- sorten. Dr. Eneroth, Sekretair des schwedischen Gartenvereins , der in der Drottningstrasse einen grossen Garten besitzt, theilte mir mit, dass im Oktober daselbst eine Obstausstellung veranstaltet werden sollte, welche ich indessen zu meinem Be- dauern nicht abwarten konnte. Die Apfelsorten, welche auf dem Markte aus- gelegt sich fanden, waren: der Hampus-Apfel, ein kleiner Apfel, der von einer Gräfin Hampus aus einem Pepping in Schweden gezogen sein soll und jetzt 8;hr verbreitet ist, weil der Baum sehr reichlich trägt und sich für das dortige Klima vor- züglich eignet. Ferner der weisse Astracha- 77 ner, welcher, wenn er am Baume reift, zuerst an der der bonne abgewendeten Seite und später durch und durch glasig und durchsichtig wird, und in diesem Zustande äusserst zart und wohlschmeckend ist, sich in diesem Zustande aber nicht lange hält, sondern schon nach einigen Tagen mulsch und iaul wird. Wenn diese Aepfel unreif abjxenommen sind, sollen sie durchaus nicht glasig werden. Es fiel mir auf, dass die weissen Astrachaner in Schweden so früh reifen, während die Pommes geles in Frank- reich erst im Spätherbste reifen und die Pomi gelati in Neapel erst im Januar zu haben sind. Von allen Seiten versicherte man indessen, dass der weisse Astrachaner Apfelbaum sich für das schwedische Klima vorzüglich eigne. Ausserdem fanden steh auf dem Ritterhausmarkte noch eine Sorte rother Astrachaner, die nicht glasig wird; weisse und graue Gyllen (Goldäpfel). An Birnen nenne ich: die Zuckerbirne (Zacker Bären,, Kanal- birnen, Schwanenhälse und Königsbirnen. Aus dem Garten von Haga erhielt ich von dem Dr. Ericsson noch: den Moskowiter Eisapfel, der erst im Spätherbste reift und von dem Astrachaner verschieden ist; Rosengyllen (ein ausgezeich- neter scliwedischer Sommerapfel); Rosenhäger (Winterapfel); weisse Calvillen; Gol drei- netten, welche in Schweden jedoch weniger gut gerathen; vor Allem gesucht sind die Gravenstei- ner. Von Pflaumen kamen mir in schönster Frucht zu Gesicht: rothe, blaue und gelbe Eier- pflaumen, Reine-Claude und Mirabellen. Weintrauben und Pfirsichen werden in Schweden im Freien nicht reif, und daher nur in Gewächs- häusern gezogen, deren Anlagen daher auf den Landgütern, wie in Städten, allgemein verbreitet ist. Die Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume wer- den in Schweden in der Resel nicht hochstämmig;, sondern nur halbhoch oder zwergstämniig gezogen, weil die dort so häufigen Stürme hohe Bäume leicht zerbrechen und auch die hohen Stämme der Win- terkälte weniger widerstehen , vielmehr leichter er- frieren, als die Zwergstämme. Es fiel mir auf, dass die Stockholmer Obst- händler das Obst nicht metzenweis, sondern stück- weis verkaufen; es fand sich sehr bald der Grund hierfür darin, dass das Obst in Schweden unver- hältnissmässig theurer ist, als in Berlin. Ein Apfel, eine Birne oder Pflaume kostet je nach der Güte und Grösse 2 — i Schillinge (=4 — 8 Oere), was ohngefähr ^ — 1 Sgr. ausmacht; so dass, wenn 24 — 3U Stück auf die Metze gehen, diese also 24 — 30 Sgr. kostet, was also ziemlich dreimal so viel, als der Berliner Preis ist. Dieser theure Obst- preis schien mir mit der Ansicht von der allgemein günstigen Wirkung des schwedischen und norwe- gischen Klima's auf den Obstbau nicht überein- zustimmen, indem hiernach der Ertrag der Obst- ärnte so gross sein müsste, dass der Bedarf einiger- massen gedeckt und der Preis sich auf solcher Höhe nicht erhalten könnte. Mehre Sachkenner suchten indessen die hohen Obstpreise dadurch zu erklären , dass der Gartenbau doch noch sehr ver- nachlässigt sei, insbesondere die Industrie der Land- bewohner sich noch zu wenig auf den Obstbau geworfen hätte, und mit den Fortschritten der Garten- und Obstkultur auch künftig reichere Obst- sorten und niedrigere Preise zu erwarten seien. Anderseits hatte ich auf meiner Reise mitten durch Schweden von Stockholm nach Gothenburg Gele- genheit, auch das Urtheil mehrcr intelligenter Land- wirthe zu hören und mehre Gartenanlagen zu sehen, woraus hervorging, dass diese Anlagen kei- nesweges in allen Lagen des Landes hinreichend gedeihen, sondern an vielen, nicht völlig geschützten Orten durch Sturm und Kälte so sehr leiden, dass an einen Ertrag derselben kaum zu denken ist, wie diess namentlich in den Umgegenden des Gütha- kanals bis Gothenburg der Fall ist; wenn gleich auch in diesen Gegenden sich durch Fruchtbarkeit des Bodens und geschützte Lagen begünstigte Oert- lichkeiten, wie am Fusse des Terrassenberges Kin- nekuUe an der Südseite des Wenersee's, finden, wo namentlich Kirschen- und Apfelzucht mit Erfolg betrieben wird. Dass die allgemeinere Ausdehnung des Obst- baues in Schweden nicht durch Mangel an gärtne- rischem Kunstfleiss der Einwohner allein gehindert wird , beweisen die seit langer Zeit in den grösse- ren Städten und namentlich in Stockholm befind- lichen bedeutenden Baumschulen , unter denen vor Allem die in dem von Bergius gegründeten (Ber- gianska Trädgärden zu Bergiilund in Carlbergs Allee), jetzt der Akademie der Wissenschaften da- selbst gehörigen Garten befindliche, unter Anders- son's Leitung stehende schöne Baumschule zu nen- nen ist; sowie auch die Thatsache, dass die Land- und Gartenbesitzer in Schweden die Bezugsquellen junger Obstbäume aus berühmten Baumschulen Deutschlands, wie der von Behrens in Trave- münde, sehr wohl kennen und seit lange benutzen, wie mir namentlich Liepe in Gothenburg ver- sicherte. Es scheint mir demnach keinena Zweifel unterworfen, dass es an gewiss ernsten Bestrebun- gen der schwedischen Obstzüchter um den Fort- schritt des Obstbaues nicht gefehlt hat , und dass diese Bestrebungen und schon oft wiederholten Versuche vielmehr an den im allgemeinen ungün- stigen klimatischen Verhältnissen, wenn nicht ganz gescheitert sind, so doch einen grossen Widerstand gefunden haben. 78 Die bisherige Ansicht von einem dem Garten- und Obstbau unbedingt günstigen und gleichförmig über das ganze Land verbreiteten milden Klima in Schweden und Norwegen beruht in der Haupt- sache auf der Annahme , dass der Golfstrom eine grosse Masse vi'armen Wassers aus den tropischen Gegenden Amerika's gegen die nordeuropiiisehen Küsten, besonders gegen Norwegen, werfe, und dass die hier vorherrschenden südwestlichen Winde eine von dein warmen Golfstrom erwärmte Luft über das Festland von Norw.egen verbreiten, welcher die allgemeine Milde des Klima's dieses Landes zu verdanken sein soll. So ist man gewohnt anzu- nehmen, dass Norwegen warm sein müsse, weil der Golfstrom seine Küsten bespült. Meine an Ort und Stelle gesammelten Beob- achtungen machen es indessen höchst wahrschein- lich, wenn nicht gewiss, dass nicht nur die An- nahme einer Erwärmung von Norwegen und Schwe- den durch den Golfstrom, sondern auch die Ansicht einer über ganz Norwegen und Schweden gleich- förmig verbreiteten, milden Klima's durchaus irr- thümlich ist, und es wird der Mühe werth sein, die Gründe hierfür kurz zusammenzustellen. L Dass Norwegen und Schweden nicht mit- telst einer vom Golfstrom erwärmten Luft eine hö- here Temperatur erhält, ergiebt sich daraus, dass : 1) der Golfstrom Norwegen erst oben unter 65 — 68" N. B. oberhalb Drontheim gegen die Lo- foden hin erreicht; in einer Gegend, wo notorisch der Garten- und Obstbau nicht mehr Statt findet und wo es schon so kalt ist, dass auf den Lofoden keinerlei Korn mehr reift. Dagegen werden die südlicheren Gegenden von Norwegen: Bergen, Chri- stianssund, Christiania, die ganze Westküste von Schweden vom Golfstrom im Entferntesten nicht erreicht, während gerade in diesen Gegenden das Klima dem Obstbau am Günstigsten ist. 2) Bringt in ganz Norwegen der Westwind nicht Wärme, sondern Kälte, daher die gegen We- sten offenen Thäler am wenigsten fruchtbar, und die Westwinde, neben den Nordwinden, wegen ihrer schädlichen Wirkung auf alle Kulturpflanzen sehr gefürchtet sind. So ist das Thal des Louvenelv, an dem Kongsberg südlicher als Christiania liegt, wegen seiner Kälte durchaus unfruchtbar, so dass kein Obst reift, weil die Eichtung und Gestalt die- ses Thals die kältesten Winde, im Winter Nord- west, im Sommer Südwestwinde darauf hinleitct, und gerade die kältesten und heftigsten Winde die Südwestwinde sind. In einem gegen die West- winde geschützten Theil, bei Sandsvär, ist dasselbe Thal dagegen so fruchtbar, dass es wenigstens Kornbau erlaubt; und weiter nöi'dlich, wo die Sei- tenzweige dieses Thals aufhören und die westlichen Zugwinde abgeschnitten sind, wird das Thal (das Nummedal) so warm , dass es einem Treibhause gleicht und alles Obst zur Reife bringt, so dass die Obstgärten sich über einander terrassenförmig erheben. Auch das den Nord-, West- und Ost- winden überall geöffnete Thal des grössten der norwegischen Flüsse, des Glommen, Oesterdal ge- nannt, hat wegen der kalten Winde ein so rauhes Klima, dass die Birken verkrüppeln und man kaum Hafer, aber kein anderes Getreide bauen kann und vielweniger an Obstkultur zu denken ist. Man fürchtet hier die heftigen, schneidenden Winde viel mehr, als die windstille Kälte in ihrem Einfluss auf die Vegetation ; und nirgends mehr als hier kalm man sich überzeugen, dass die blosse Auf- zeichnung und Berechnung der mittleren Tempera- turen, selbst der Sommertemperaturen in den untern Luftschichten, durchaus noch nicht geeignet ist, Schlüsse auf die der Vegetation günstige Witte- rung zu machen, welche von Veränderungen in den oberen Luftschichten abhängig ist und von allerhand örtlichen Verhältnissen der Lage eines Ortes bedingt erscheint, welche oft in Augenblicken wirken , denen die Temperatur-Beobachtungen gar nic^t folgen können. 3) Auch wenn wirklich warme Westwinde (vom Golfstrom) über Norwegen während des Som- mers hinwehten, so würden die Kulturpflanzen da- von nicht betroffen werden können, weil diese nur in tieferen Thälcrn gebaut werden, über welche diese Winde nothwendig hinwegstreichen müssen. 4) Sehen wir, dass auch jenseits der norwegi- schen Gebirge sowohl in Norwegen selbst (Chri- stiania, Guldbrandsdalen), als auch in Schweden bis nach Stockholm hinüber, sich den Kulturgewäch- sen sehr günstige Lagen finden, deren Temperatur doch unmö^ilich vom Golfstrom abgeleitet werden kann , da die Winde jedenfalls ihre vorausgesetzte Wärme auf den kalten Gebirgen müssten verloi'en haben. ü) Sind die in den verschiedenen Jahreszeiten in Norwegen und Schweden überhaupt, und in den kultivirten Thälern im Besonderen Statt findenden Temperatur- und Witterungsveränderungen grund- aus unabhängig von den aus der Gegend des Golf- stroms kommenden Luftzügen. Die ersten warmen Tage im Frühling, oft schon Ende März , dauernd erst im Mai , treten in Christiania und im ganzen südlichen Norwegen und Schweden nicht mit West- winden, sondern mit Südwinden ein. Gerade die zwischen durch im April auftretenden West- und Nordwestwinde bringen Kälte und verzögern das Aufbrechen der Gewächse. Ein solcher Wind- wechsel, der bis zum Juni sich wiederholt, wieder- holt auch die Störung der warmen Witterung, welche 79 bei anhaltenden Südwinden oft Ende Mai schon eine Wärme von 17 — 18" erreicht und dann wie- der auf Ut° sinkt. In der zweiten Nachtgleiche finden sich regenbringende Stürme ein, welche die Luft sehr abkühlen: aber gerade diese Stürme kom- men bei Westwinden, während die warmen Nach- sommer sich wieder bei Südwinden zeigen. (!) Müsstc, wenn ein vom Golfstrom erwärmter Luftzug die Wärme des Klima's in Norwegen und Schweden erzeugen sollte, die W'^ärme gleichförmig über alle Theile des Landes verbreitet und nicht, wie es in Wirklichkeit der Fall ist, auf einzelne üertlichkeiten beschränkt sein, wie wir sogleich sehen werden. (Schluss folgt.) Die vereinigten Garteiibaii-Vcreinc Belgien'«. „L'union fait la forcel" Mit diesen Worten beginnt der Aufruf zur Vereinigung aller Gartenbau- Vereine in Belgien. „Die Gemeinschaft (union)", heisst es ferner, „ist es, welcher ganze Nationen ihr Schicksal und ihre Grösse verdanken, die Ge- meinschaft ist es ferner, der Wissenschaft und Kunst ihre Fortschritte, den Stolz unseres .Jahrhundertes, schulden und wiederum ist es dieselbe Gemeinschaft (association) , die Handel und Industrie auf diese Hohe gebracht; aber auch der belgische Gartenbau verdankt der Ausführung dieser Devise das glück- liche Gedeihen und die Bedeutung, wodurch er auf dem ganzen Kontinente einzig dasteht." Das kleine Belgien ist in der Tliat , wie in vielen Dingen , so auch in gärtnerischer Hinsicht uns ein Muster. Schon seit sehr langer Zeit ver- einigten sich Männer gleichen Strebens in Belgien zu gemeinschaftlichen Handeln und gegenseitiger Unterstützimg; es entstand selbst in kleinern Städ- ten ein Gartenbau-Verein nach dem andern. Die Zahl der bedeutenderen ist fast grösser, als die des gesammten Deutschlands. Die Regierung hat eben- falls von jeher in Belgien die Bedeutung der Asso- ciationen und des gegenseitigen Zusammenwirkens erkannt und nach Kräften dieses unterstützt. Aber auch jetzt, wo seit vorigem Jahre eine Vereinigung aller Gartenbau-Vereine angebahnt ist und auch glücklich zu Stande gebracht wurde, thut wiederum die Kegierung alles Mögliche, um dieser Vereinigung alle Kraft zu verleihen , die zu ihrem Gedeihen nothwendig ist. Sie hat, ohne jedoch nur im Geringsten in die Selbständigkeit der einzelnen Vereine einzugreifen, mit dem Augenblicke, wo die Idee zur Reife gelangte, die Iniative ergriffen und in einem besonderen Schreiben die Aufforderung erlassen, zwei Abgeordnete aus der Zahl ihrer Mit- glieder zu ernennen, um gemeinschaftlich ein Re- glement zu berathen und festzustellen. In zwei Versanmilungen, zu Mechcln und zu Namur, ist dieses geschehen und auch zugleich ein Ausschuss zur Leitung der Geschäfte ernannt. A. Roy er von Niimur ist Präsident, A. Ronnberg, Abthei- lungs-Chef im Ministerium des Innern, Abgeord- neter der Regierung; de Cannaert d'IIamale von Meclieln und Ritter von Knytf von Antwer- pen sind Vicepräsidenten , während Professor E d. Morren in Lüttich zum Sekretär und Kegeljan j von Namur zum Schatzmeister ernannt wurde. j Die Satzungen bestehen aus 1 1 Paragraphen : 1. Unter den Anspielen der Regierung sind die Gartenbau-Vereine bei Anerkennung dieser Satzun- gen zu einer Vereinigung zusammengetreten, ohne dass dabei die Selbständigkeit eines jeden einzelnen nur im Geringsten beeinträchtigt wird. i. Die Vereinigung fördert alle Zweige der Gärtnerei durch Massregeln, welche aber jedem einzelnen Garten-Vereine zu Gute kommen müssen; deshalb treten zunächst die Abgeordneten derselben in bestimmten Zeiträumen zusammen, geben ein Recueil, als gemeinschaftlichen Mittelpunkt für die Arbeiten sämmtlichcr Vereine, heraus, ordnen all- gemeine Zusammenkünfte an und schreiben Preis- Aufgaben an. 3. Alle Jahre finden zwei Versammlungen der Abgeordneten statt; Tag und Ort bestimmt ein lei- tender Ausschuss. Wenn immer möglich , soll die Zusammenkunft der Abgeordneten mit den haupt- sächlichsten Ausstellungen zusammenfallen. l. Der Präsident des leitenden Ausschusses, oder, im Fall einer Abhaltung, der ältere der Vice- Präsidenten leitet die Verhandlungen. f). Die Versammlung der Abgeordneten disku- tirt und beschliesst die Massnahmen von allgemei- nem Interesse, während der leitende Ausschuss dieselben in Ausführung; bringt. G. Der leitende Ausschuss besteht aus 15 Mit- gliedern, welche in einer allgemeinen Versammlung erwählt werden, und aus einem Abgeordneten der Regierung, welcher die Interessen der vereinigten Vereine wahrzunehmen hat. Jeder Verein kann nur einen Vertreter haben. Der leitende Ausschuss erwählt aus sich l Präsidenten und 2 Vice-Präsi- denten, während der Schatzmeister nicht dazu zu gehören braucht. Kein Ausschuss -Mitglied erhält eine Vergütigung. 7. Alle Jahre erneuert der leitende Ausschuss ein Drittel seiner Mitglieder; es bestimmt dasLoos diejenigen, welche zuerst austreten, aber wieder- gewählt werden können. Auf jeden Fall bleiben die alten aber so lange im Amte, bis sie ersetzt sind. 8. Der Schriftführer führt die Protokolle in den allgemeinen Versammlungen und in den Sitzun- 80 gen des leitenden Ausschusses, hat das Archiv un- ter Aufsicht und redigirt unter der Direktion eines besonderen , vom leitenden Ausschusse gewählten Redaktions-Ausschusses das obenerwähnte Recueil. 9. Die Einnahmen bestehen aus den Beiträgen der Vereine, des Staates und der einzelnen Pro- vinzen. In einer allgemeinen Versammlung wird festgesetzt, wie viel jeder Verein beizusteuern hat. Das Maximum für die grössern Vereine darf aber nicht iO, für die kleinern nicht 30 Fr. übersteigen. Die Ausgaben betreffen die Kosten für die Schrift- führung, für die allgemeinen und für die Ausschuss- Sitzungcn, so wie für die Preisaufgaben und für die Pubhkationen. IL). Jeder Vorschlag zu einer Veränderung der Satzungen muss an den leitenden Ausschuss ein- gesendet werden, der darüber zu beschliessen und eine ausserordentliche Versammlung einzuberufen hat. Wird die Veränderung von zwei Dritteln aller Anwesenden angenommen, so muss sie dem Mini- ster des -Innern zur Ratifikation vorgelegt werden. 11. Gegenwärtige Satzungen sind der Bestäti- gung des Ministers des Innern unterzubreiten. Beschlossen in der allojemeinen Versammlung zu Brüssel am 24. September 1859. Ausser diesem Entwürfe der Satzungen haben die vereinigten Gartenbau - Vereine noch beschlos- sen, ? Preisaufgaben zu stellen. I. Aufgabe. Eine Geschichte des bel- gischen Gartenbaues, wo zu gleicher Zeit die Beziehungen zu dem Studium und den Fortschrit- ten der AVissenschaft, anzugeben ist, ferner wo nä- here Angaben über die wichtigsten Einführungen Belgien's , über botanische Reisen durch Belgier, über Gründung und Geschichte der grössten Han- delsgärtnereien zu machen sind und ein allgemeiner Ueberblick über den jetzigen Zustand der Gärtnerei mitgetheilt wird. II. Aufgabe. Festsetzung der Prinzipien der Kreuzung (Hybridation) bei den Pflanzen in wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht. HI. Aufgabe. Eine Abhandlung über Garten-Insekten und über deren Beziehung zu den Pflanzen, wobei jedoch mehr auf positive That- sachen, als auf allgemeine Räsonnements zu sehen ist. Vor Allem sind dabei die nützlichen und schäd- lichen Insekten in's Auge zu fassen. IV. Aufgabe. Eine umfassende Abhandlung über den Bau und die Einrichtung der ver- schiedenen Gewächshäuser, wobei auch die Beschaffenheit des zu benutzenden Materiales, die verschiedenen Heizungssysteme u. s. w. zu berück- sichtigen sind. V. Aufgabe. Einrichtung eines Obst- gartens mit Anbau von Hülsenfrüchten, aus dem der Besitzer die besten Früchte und zwar für jede Jahreszeit beziehen kann. Der Garten umfasst 1 Hektare (fast 4 Morgen), ist von Mauern umschlossen und hat Lagen nach Südost, Südwest, Nordost und Nordwest. Auf den Rabatten an den Wegen befinden sich gegen 6üü Stück Obstgehölze en pyramides, en quenouilles und cn fuseaux, die in der Weise berücksichtigt und behandelt werden müssen, dass der Eigenthümcr Aepfel und Birnen das ganze Jahr hindurch besitzt, Kirschen vom Mai bis August, Aprikosen vom Juni bis Septem- ber, Pfirsiche und Pflaumen vom Juli bis Oktober, Trauben vom August bis Oktober. Einige Obst- gehölze gedeihen in allen Bodenarten, andere nur, wo der Boden locker, trocken, fest oder feucht ist. Alles dieses muss berücksichtigt werden. VI. Aufgabe. Gemüsebau, Heranziehung von F r ü h g e m ü s e n und von Schwämmen müssen in Belgien noch an Ausdehnung gewinnen und sind noch der Vervollkommnung fähig, nicht allein zum Gebrauche für das Inland, mehr noch zur Ausfuhr. Es sind demnach in einer Abhand- lung die Mittel mit der Anleitung zu geben, auf welche Weise man dem doppelten Zwecke entspre- chen kann. VII. Aufgabe. Die verschiedenen Dung- i mittel und die Eintheilung eines Gemüse- gartens, sowie die Frucht folge sind in der Gärtnerei eben so wichtig, wie in der Landwirth- schaft. Man wünscht deshalb eine Abhandlung, wo man erfährt, auf welche Weise man einen erschöpf- ten Boden am Schnellsten wieder fruchtbar macht mit Zugrundelegung der neuesten Grundsätze, und wie die Folge der einzelnen Kulturpflanzen sein muss, um den Boden am Wenigsten anzugreifen, dagegen aber die grössten Erträge verschiedener Aernten in einem Jahre zu erhalten. Für jede dieser Aufgaben sind Preise von lüO bis 500 Fr. (in Medaillen oder in baarem Gelde) ausgesetzt. Eine extra durch den leitenden Aus- schuss ernannte Kommission, aus H Mitgliedern be- stehend , entscheidet. Nur schriftliche (nicht ge- druckte) Abhandlungen werden zugelassen und müssen eine Devise tragen, welche zugleich auf einem versiegelten Briefe, in dem Namen und Wohnort eingeschlossen sind, enthalten ist. Das Manuskript bleibt Eigenthum der vereinigten Gar- tenbau-Vereine und wird im Archive aufbewahrt; wird eine Abhandlung gedruckt, so hat der Ver- fasser das Recht auf 1 ÜO Freiexemplare. Man kann sich der französischen oder flamändischen Sprache bedienen. Die Zeit der Einlieferung währt bis zum 1. September d. J. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Urucli von J. K. btarcke in Berlin. Hierzu eine Beilage. i7l'<: liAT,9' ~1 Wochenschrift des Vereines zur Iteforderuns: des Gartenbaues in den Könijjilich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem Gcneral-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Kocll. M 11. Berlin, den 15. März 1860. Preis des Jahrganges 5| Thlr.. sowohl bei Bezup durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalf: Bemerkungen über das Auftreten mehrer dem Getreide schädlichen Insektenarten im Jahre 1S59. — Die Lamprococcus- Arten i Aechmeen) der Garten, nebst einer Zusammenstellung der Bromcliaceen-Gencra mit unterständigem Fruchtknoten (Schluss). — Ueber den Gartenbau und dessen Verhältniss zum Klima in Schweden und Nurwegen (Schluss). Am 1. April findet die Frühjahrs -Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues im Englischen Hause (Mohrenstrasse Nro. 49) statt. Das Programm ist im Auszuge in Nro. 1. der Garten-Nachrichten mit- getheilt worden, steht aber auch auf Anfrage bei dem Generalsekretariate zu Gebote. Besitzer von Gewächs- häusern und Handelsgärtner, mögen sie Mitglieder sein oder nicht, werden freundlichst aufgefordert, sich zu betheiligen und am Tage vorher die Pflanzen in das Ausstellungslokal zu senden. Bemerkungen über das Auftreten mehrer dem Getreide schädlichen Insektenarten im Jahre 1859. Vom Rittergutsbesitzer J. Starke in Oher-Ullersdorf bei Sorau *). Die Vermehrung der dem Getreide schädlichen Insekten hat, begünstisft durch die abnormen Wit- terungsverhältnisse , hauptsächlich durch mehrjäh- rige vorherrschende Trockenheit in den Sommer- monaten in schreckenerregendem Grade zugenom- men. Namentlich haben die Getreidearten und vorzugsweise Weizen und Roggen von der Ce- cidomyia secdlina Low und von Cephus pygmaeus L. zu leiden gehabt. Einzelne Ge- genden sind vorzugsweise von dieser Plage be- troffen worden; und wiederum scheinen solche Ort- schaften oder Feldmarken, welche von Höhenzügen eingeschlossen sind, mehr als andere benachbarte Orte gelitten zu haben, was seinen Grund zum *) Der Gegenstand ist so wichtig und erfordert alle Auf- merksamkeit der Landwirthe, dass wir nicht anstehen, diesen speciell l.indwirthschaftlichen Aufsatz hier aufzunehmen. Garten- bau und Landwirthschaft sind ühcrh.Tupt mehr oder weniger auf einander gewiesen (s. auch den vor. Jahrg. S. 104). Anm. d.Rcd. Theil darin haben dürfte, dass diese eingeschlosse- nen Feldmarken mehr gegen Wind geschützt sind und dass sehr häufig die heranziehenden Gewitter durch die Höhenzüge bestimmt wurden, ihre Rich- tung zu ändern und so den Feldmarken die ihnen so nöthige Feuchtiakeit entzogen. Im verflossenen Herbste trat die von Dr. Low als neu erkannte Roggenmade oder richtiger Roggengallmücke (Cecidomyia secalina Low) so verheerend auf, dass in hiesiger Gegend eine Menge Roggensaaten umgepflügt werden mussten. Es zeigte sich indessen, dass nur die bis zum 15. September bestellten Saaten im Herbste zu lei- den hatten, woraus hervorgehen dürfte, dass die Schwärmzeit der Roggengallmücke nur in der zwei- ten Hälfte des Septembers stattgefunden haben kann. Die Lebenszeit dieser Gallmücke ist nur auf wenige Tage beschränkt, und legt dieselbe ihre Eier mit dem kurzen Legestachel an die obere Blattseite oder an die Blattscheide der jungen Pflanzen, nicht aber an das im Boden befindliche Körnchen. In wenigen Wochen seit dem Ausschlüpfen aus dem Ei hatte die Made das Zerstörungswerk voll- bracht, ihre völlige Grösse erlangt und sich durch Zusammenschrumpfen der äusseren Haut in eine tönncheniürmige Puppe verwandelt. Bereits in der 11 82 zweiten H<älfte des Octobers wurden diese Puppen im Herzen der Pflanzen oft in Gemeinschaft mit noch fressenden Maden beobachtet. In dem Pup- penzustande verharrte das Insekt bis Ende April dieses Jahres ; dann schlüpfte die ausgebildete Gall- mücke hervor, begattete sich und verbreitete sich durch Windströniungen getrieben auch über alle benachbarte, bisher von der Made verschont gewe- senen Roggen - und Weizenfelder. Eifrigst wur- den überall hin die Eier gelegt und dadurch die zweite Generation hervorgerufen. Dass die Schwärmzeit Ende April stattgefun- den , und nicht schon zeitiger , wird dadurch be- wiesen, dass ein erst am 'I'.'). April von mir bestell- tes Sommerroggenfeld fast ganz verwüstet worden ist und viel mehr zu leiden hatte, als ein dicht da- neben befindliches Winterroggenfeld. Während bei der Herbstgeneration selbstver- ständlich die Made und dann die Puppen im tiefsten Innern der Pflanze, stets dicht über dem Wurzel- stocke zu finden waren, konnte man die Frühjahrs- generation nur bei dem spät gesäeten Sommerroggen an eben näher bezeichneter Stelle finden. Bei dem Winterweizen und den schwächeren Pflanzen des Winterroggens, den sogenannten Maipflanzen, wa- ren die Maden fast immer dicht über dem untersten Knoten am Stengel oder in dem untersten Knoten selbst zu bemerken, wogegen bei den stärkeren, bereits mehr an Wachsthum vorgeschrittenen Pflan- zen die Made in der Mehrzahl der Fälle über dem zweiten Knoten von der Wurzel ab gefunden wer- den konnte. Der von der Frühjahrsgeneration verursachte Scliaden bei dem Winterrogsen ist nicht so bedeu- tend gewesen, als der durch die Herbstgeneration verursachte, indem der bereits stärkere Stengel des Roggens im Stande war, länger Widerstand zu lei- sten, und daher erst zu einer Zeit, in welcher das Getreide bereits zu blühen anfing, unter Mitwirkung stärkerer Winde ein Umknicken der Stengel er- folgte. Doch auch jetzt noch waren die von der Made an der Beschädigungsstelle verdünnten und alsdann umgreknickten Stensel noch nicht völlig verloren. Man konnte Anfang Juni sehr häufig die Beobachtung machen, dass viele Stengel ein Knie hatten, und dass fast ohne Ausnahme diese mit ihrem Knie den Boden berührenden Stengel von der Made afticirt waren. Trotzdem begann eine, wenn auch sehr unvollkommene, Körnerbildung. Erst zur Zeit, als die Stengel saftloser wurden, schrumpfte die Beschädigungsstelle zusammen , wurde braun und faulig und machte, dass bei Hinzutritt von Wind der Steutrel ganz abbrach. Dass wir die Koggengallmücke bereits in den früheren Jahren auf unseren Feldern gehabt, unter- liegt keinem Zweifel; wir haben aber nicht Ver- anlassung gefunden, die Saaten so genau zu unter- suchen, weil eben grossere Schaden nicht vorge- kommen waren. Es wurde alle Jahre mehr oder weniger über Windbruch bei dem Getreide Klage geführt; ich bin überzeugt, dass, hätten wir die Bruchstelle genauer untersucht, gewiss oft das Vorhandensein der Made die Ursache gewesen wäre. Die beiden letzten Sommer sind ausserdem ungemein günstig zur Fortpflanzung aller Insekten gewesen. Die Schwärmzeit der Roggengallmücke traf immer zu einer Zeit, in welcher wir besonders über Trockenkeit zu klagen hatten. Hätten wir I während dieser Zeit stärkere Regengüsse gehabt, so würde bei der so zarten Konstitution dieses klei- nen Insektes gewiss eine grosse Anzahl Individuen zu Boden geschlagen und vernichtet worden sein. Es würden ferner eine grosse Masse der an die ! Oberfläche des Blattes bereits abgesetzten Eier durch , den Wind abgeweht oder durch Regen abgespült worden sein; mit grüsster Wahrscheinlichkeit hät- i ten dann die dennoch aus den zur Erde gefallenen Eiern ausgeschlüpften Maden umkommen müs- sen , da ihnen die Eigenschaft versagt zti sein scheint, wie andere fusslose Maden, zu springen und so die zu ihrem Lebensunterhalte nöthige Pflanze und Pflanzenstelle zu erreichen. Ich glaube mit Gewissheit annehmen zu kön- nen, dass auch in nächstem Herbste die Schwärmzeit der Roggengallmücke zu derselben Zeit, wie im vorigen Jahre, also in der zweiten Hälfte des September, eintreten wird. Die Frühjahrgeneration kann wohl durch länger anhaltende kalte, oder zeitiger eintretende, warme Witterung etwas ver-. spätet werden oder zeitiger auftreten, die Herbst- generation wird aber immer zu derselben Zeit wie- der erscheinen. Es wäre die Aussicht für die Landwirthe in Betreff der neuen Saaten eine sehr traurige , wenn nicht die Natur in ihrer Weisheit und in dem Be- streben der übergrossen Vermehrung einzelner Thier- arten auch wieder entgegen zu arbeiten, selbst schon eingeschritten wäre, und die Verminderung der Roggengallmücke bereits begonnen hätte. Es giebt besondere Gattungen unter den Insekten, welche darauf angewiesen sind, ihre Nachkommen- schaft auf Kosten und in den Körpern anderer In- sekten aufzubringen, und welche immer nur einzelne bestinnnte Insektenarten verfolgen. Hierher gehören die Schlupfwespen oder Zehrwespen. Dieselben Be- dingungen, welche zur ausserordentlichen Vermeh- rung einer Insektenart erforderlich waren, dieselben Bedingungen begünstigen auch wieder die schnelle Vermehrung ihrer Feinde. Das Zusammenleben 83 einer grossen Anzahl Individuen auf kleiner Fläche erleichtert das Zusammenfinden von Männchen und Weibchen behufs ihrer Begattung. Desshalb auch werden unsere Kulturgewächse, welche stets dicht bei einander stehen, immer viel stärker von ein- zelnen Insektenarten heimgesucht, als die wild- wachsenden und meist weiter entfernt von einander stehenden Pflanzen. Die oft winzig kleinen, ja mit unbewaffnetem Auge kaum sichtbaren Zchrwespen fliegen von Pflanze zu Pflanze, untersuchen mit ihren Tastern die Theile der Pflanze , an denen ihre Opfer sich befinden. Haben sie eine ihnen zusagende Larve gefunden , so stechen sie mit ihrem Legestachel in dieselbe und lassen ein Ei in das Innere fallen. In kurzer Zeit kriecht aus dem El eine Made, welche nun von dem Fett der Larve oder von dem ganzen Körper derselben lebt. Hat die Zehrwespenmade ihre völlige Grösse erlangt, so ist auch das Innere der Larve so weit ausgefressen, dass nur noch die leere Hülle übrig ist, in welcher sich die Made nun verpuppt. Nach einiger Zeit durchbricht sie diese Hülle, dann auch die diese umgebenden Pflanzen- theile, um nun als ausgebildetes Insekt zum Vor- schein zu kommen. Auch die Roggen-Gallmücke hat einen solchen Feind in einer Zehrwespe, und zwar aus der Gruppe der Pteromalinen, von denen eine Menge Indi- viduen aus Koggen-Gallmücken-Puppen, welche ich in einem Glase aufbewahrt hatte , Anfang August \ v. J. ausflogen. Diese kleine, noch keine Linie ' lange Zehrwespe hat eine schöne stahlblaue Farbe und zeichnet sich vornehmlich durch ihren fast völlig aderlosen Flügelbau aus. Da nach den an- t gestellten Untersuchungen auch aus den im Felde noch befindlichen Puppen der Gallmücke ebenfalls eine grosse Menge Zehrwespen bereits ausgeflogen waren, so muss diese Zehrwespe entweder eine be- deutend längere Lebenszeit haben , als die Gall- . . . . I mücke, oder sie hat möglicher Wjeise sofort eine ; zweite Generation abgesetzt, welche die noch ge- sunden Puppen der Gallmücke nun ebenfalls an- griff. Ob dies der Fall, ob diese zweite Genera- tion dann bereits im Puppenzustande überwintert, oder ob noch eine dritte Generation stattfindet, welche erst im Oktober abgesetzt werden müsste, darüber fehlen mir noch nähere Beobachtungen. Eine sehr grosse Menge von Roggen-Gallmücken wird also durch diese Zehrwespe vertilgt. Allmälig nun wird das von der Natur vorgesehene Gleich- gewicht der Thierarten wieder hergestellt werden. Alle in dem Schriftchen des Dr. Low zur Vertil- gung der Roggenmade vorgeschlagenen Mittel, als z. B. tiefes Umpflügen der Stoppeln, Walzen der- selben, Abhüten der Saat und Ausreissen der bereits sichtlich erkrankten Pflanzen werden immer nur einen geringen Nutzen bringen, znmal hierbei zu- gleich der natürliche Feind der Roggenmade eben- falls mit vermindert werden wird. Das einzige, nach meinem Dafürhalten wirklich durchgreifende Mittel wird sein, wenn die Saatbestellung bis Mitte Sep- tember, so bald es die Wirthschaftseinrichtung nur irgend gestattet, verzögert wird. Bei der nun eintretenden Schwärmzeit der Rog- gen-Gallmücke würde dann dieselbe nicht den ihr zusagenden Ort zur Absetzung der Eier finden. Da ferner die Gallmücken überhaujit in der Wahl ihrer Nahrung sehr bestimmt sind und sich meistens nur auf einzelne bestimmte Pflanzengattungen beschränken, so würden entweder eine grosse Masse Eier ver- loren gehen oder an Pflanzen abgesetzt werden müssen, welche der Made nicht zusagten und sie so zum Verhungern brächte. Fast eben so grossen Schaden, als die Roggen- Gallmttcke, hat in hiesiger Gegend die Zwerg- sägewespe (Cephus pygmaeus) angerichtet. Im Juni konnte die Larve dieser Wespe häufig schon in den Getreidehalmen gefunden werden, in denen sie das Mark völlig ausfrass und die Knoten durch- bohrte. Aeusserlich war an dem Getreide in der Regel nicht viel zu bemerken, als dass der Wuchs etwas beeinträchtigt wurde und die Körnerbildung sehr schnell, aber ganz unvollkommen vor sich ging. Etwa vom l'i. Juli an, wo in hiesiger Gegend die Reife des Roggens ziemlich vollendet war, konnte man bemerken, dass die Larve auch den untersten Knoten bereits durchbohrt und sieh in die Wurzel zurückgezogen hatte, wo sie ein seidenartiges Säck- chen zu ihrer Ueberwinterung fabricirte, nachdem sie dicht an der Erde den Halm rings herum in- wendig ausgesägt, und für den seidenartigen Cocon zum Schutze von obenher einen Deckel von dem Marke der Pflanze gemacht hatte. Als wenige Tage später etwas stärkerer Wind eintrat, brach fast der vierte Theil sämmtlicher Halme auf vielen Feldern zusammen. Sobald man nur einen solchen abge- brochenen Halm an der Bruchstille ansah, konnte man sofort die Arbeit der Wespe und bei dem Wurzelstocke den den Cocon schützenden Deckel bemerken, in welchem die Larve sich befand. Später im September sitzt die Larve noch ebenso unverändert in ihrer Wohnung und wird dies auch bis zum Mai nächsten Jahres thun, zu welcher Zeit erst die Verpuppung stattfinden und nach kurzer Zeit schon das Ausfliegen des vollkommenen In- sektes erfolgen wird. Da die Zwergsägewespe im Boden überwintert und ihre Lebenserhahung wahr- scheinlich von der Feuchtigkeit des Bodens mit bedingt wird, so wäre es vielleicht ein gutes Mittel, überall, wo diese Wespe gehaust, hauptsächlich aber 11' 84 bei Roggen- und Weizenfeldern, die Stoppeln mög- lichst gut auszueggen und vertrocknen zu lassen oder auch selbst zu verbrennen. Als dritter Hauptfeind des Getreides ist endlich noch der Elater segetis Gyll., der Saatschnell- käfer, anzuführen, dessen wie ein Mehlwurm gestal- tete Larve die Wurzeln der jungen Saaten abfrisst, und bei mir einen grossen Fleck Hafer auf diese Art total verwüstet hat. Die Larve lebt 5 Jahr unter der Erde bis zu ihrer völligen Ausbildung. Wir kennen leider kein Vertilgungsmittel, als ein öfteres Aufschliessen des Bodens, um den Vögeln die Lar- ven zur Vertilgung anzubieten. Bekanntlich ist der Elater segetis auch der Feind des Salats, der Kartoffeln und verschiedener anderer Gewächse. Die Lamprococcus-Arten (Aeclimecn) der Gärten, nebst einer Zusammenstellung der Bromeliaceen-Genera mit unterständigem Frucht- knoten. (Schluss ) Wir ergreifen die Gelegenheit, um von den bis jetzt aufgestellten Geschlechtern aus der Fa- milie der Bromeliaceen mit unterständigem Frucht- knoten, soweit es uns nach den zu Gebote stehen- den Hülfsmitteln möglich war, Diagnosen zu geben. Seitdem die beiden Schultes, Vater und Sohn, in dem Systema vegetabilium, und zwar im 2. Theile des 7. Bandes, die Bromeliaceen publicirt haben, sind grade 3U Jahre verflossen; aus den damals bekannten 5 Geschlechtern sind nicht weniger als 20 geworden. Leider sieht man sich jetzt gezwun- gen, eine Menge Bücher und Zeitschriften durch- zusehen, um über das eine oder andere Genus Nach- richt zu erhalten ; eben deshalb wird man uns Dank wissen, wenn wir eine Zusammenstellung versuchen, und dabei eine kurze Charakteristik geben. Ob alle Genera sich als selbständig erweisen und ob sie nicht in ihren Diagnosen Veränderungen erlei- den werden, müssen spätere L^ntersuchungen lehren. Wie wir schon früher gesagt haben (2. Jargang Seite 13U) führte Linne alle Bromeliaceen mit, unterständigem Fruchtknoten als Bromelia, mit oberständigem als Tillandsia auf. Die erstem besitzen meist pergamentartige Blätter, welche sich mit ihrer breiten Basis gegenseitig umfassen und dann ziemlich aufrecht stehen , so dass sie oft eine becherförmige Höhlung einschliessen. Ausserdem werden sie am ohern Theile des Stengels sehr oft mehr oder weniger rothgefärbt, wobei sie allmählig an Grösse abnehmen, sonst aber den übrigen in Gestalt und Konsistenz gleichen (Phyllantheae nach Beer). Bei anderen Arten aber ändern sich die eigentlichen Stengelblätter in weichere , hautartige, gefärbten Deckblättern ähnliche und einander ziem- lich gleiche Gebilde um (Lepidanthae nach Beer). Zwischen diesen beiden Gruppen stehen die Arten, wo der Stengel sich gar nicht weiter erhebt und der Blüthenstand im Herz der Pflanze selbst fast sitzend erscheint (Acaules). Endlich sind noch einige wenige Arten vorhanden, wo der Blüthen- stand nicht die Fortsetzung des Hauptstengels bil- det, sondern aus dem Winkel eines tiefer stehenden Blattes hervortritt (Plagianthae). L Phyllantheae. 1. Ananas Plum. (Ananassa Lindl.): Spica comosa, denique fructum compositum, e baccis bra- cteisque omnino connatis constans ; C alyx trisepalus, Corolla tripetala: petalis erectis, ad basin et intus squamis tubulosis binis instructis; Stigmata erecta. 2. Agallostächys Beer: Inflorescentia pani- culata; Calyx trisepalus: sepalis aequalibus, Corolla tripetala: petalis ei-ectis, ad basin (semper?) nudis; Stigmata erecta. Ovula plurima. 3. Chevaliera Gaud.: Inflorescentia spicata; Bracteae concavae et Calycis laciniae in cuspidem aristiformem attenuatae; PetaJa parva; Ovula ap- pendiculata. 4. Hohenbergia Schult, fil. : Inflorescentia spicata; Calyx trisepalus: sepalis antei'ioribus medio carinatis; Petala ad basin (semper?) nuda; Ovula plurima. 5. Acanthostächys Klotzsch: Inflorescentia spicata; Calyx trisepalus : sepalis anterioribus medio carinatis; Corolla tripetala: petalis ad basin squa- mosis, demum spiraliter contortis; Ovula bina, lon- gestipitata; Stylus infundibuliformis, trilobus. II. Acaules. 6. Bromelia L. et Beer: Inflorescentia ter- minalis, centripeta ; Calyx monosepalus , trifidus; Corolla monopetala: laciniispatentissimis; Filamenta corollae tubo plerumque omnino adnata; Stigmata spiralia, capitulum forniantia. 7. Cryptanthus O. et Dietr. (Pholidophyllum Vis., Madwigia Liebm.): Inflorescentia axillaris et terminalis, centripeta; Calyx monosepalus, tubulo- sus: Corolla tripetala, convoluta, basi nuda; Stig- mata revoluta ; Ovula pauca. S. Nidularium Lem. : Inflorescentia axillaris et terminalis, centrifuga; Calyx monosepalus, tri- partitus; Corolla monopetala: laciniis erectis aut patentibus; Stigmata spiralia, capitulum formantia; Ovula plurima. 85 ni. Lepidanthae. 9. Lamprococcus Beer: Inflorescentia pa- niculata, magis minusve rubescens; Folia scapina colorata; Calyx subcarnosus, tripartitus: laciniis ova- tis, conniventibus; Petala 3, erecta, basi squamigera, cum staminibus alternis perigyna ; Stamina opposita petalis adnata; Ovula apice lanceolata, pluriuia. 10. P o r t e a Hort. Belg. : Inflorescentia (an sem- per?) thyrsoidea; Folia scapina duriuscula, subco- lorata; Bracteae concavae, oblongae, coloratae; Se- pala ultra medium connata, aristata; Petala erecta, elongata, cum staminibus alternis perigyna; Stamina opposita petalis adnata; Ovula appendice lanceolata instructa. 11. Quesnelia Gaud. Inflorescentia spicato- elongata; Bracteae magnae, flores paene omnino includentes, denticulatae; Calycis basi connati se- pala emarginata, convoluta; Petala intus basi squa- mulis oblongis, dentatis instructa; Filamenta paene omnino petalis adnata; Placentae bifidae, ovulis obtusis, quadriserialibus. Sollte nicht Billbergia t'asciata Lindl. (rho- docyänea Lern., Hoplöphytum fasciatum Beer) hier- her gehören. 11. Hoplöphytum Beer (ex p.): Inflorescentia paniculata aut thyrsoidea ; Folia scapina bracteifor- mia, colorata; Sepala basi connata, saepe aristata; Petala 3, erecta, cum staminibus alternis perigyna; Stamina opposita petalis adnata; Ovula apice ro- tundata. Wahrscheinlich möchte dieses Genus noch bes- ser abgerundet werden, wenn ausser den Arten, wo nur die untern Blüthen oder Aeste des Blüthen- standcs mit grossen und der ßlumenkrone meist gleich gefärbten Deckblättern versehen , und wo stumpfe Kelchblätter, "sowie Schuppen an der Basis der Blumenblätter, vorhanden sind, vielleicht auch noch, wie gesagt, Hoplöphytum fasciatum Beer (Billbergia Lindl.) entfernt wird. Gewiss gehört dann dagegen Quesnelia rufaGaud., die Brongniart als eine Billbergia und zwar mit dem Beinamen Quesnelia betrachtet, hierher. Sollte ferner nicht Portea Hort. Belg. und viel- leicht sogar auch Lamprococcus mit Hoplö- phytum zu vereinigen sein? Da Brongniart, unbedingt der beste Bromeliaceenkenner, sich eben mit der Herausgabe einer Monographie der Bro- meliaceen beschäftigt, so hofl'en wir, dass ihm das nöthige lebendige Material zu Gebote steht, um die doch zum Theil zweifelhaften, aber hier nothwen- diger Weise aufzuführenden Genera einiger Massen zu sichten und zu berichtigen. 12. Streptöcalyx Beer: Inflorescentia thyr- soidea, cernua; Folia scapina et Bracteae ramoe fulcrantes oblongae, acuminata-pungentes, serratae; Flores bracteola latissima, sed brevissima, apiculata cincti ; Sepala contorta, coriacea, in cuspidem pun- gentem subito attenuata, a petalis duplo paene su- perantia. Der Freundlichkeit des Rentier Beer verdan- ken wir die Zeichnung eines Blüthenstandes und eine einzige Blüthe, wodurch wir in den Stand gesetzt wurden, wenigstens eine unterscheidende Diagnose zu geben. Das Genus, durch den spiral- förmig-gedrehten Kelch ausgezeichnet, steht einer- seits zwischen Portea und Hoplöphytum, andernseits nähert es sich durch den überhänüenden Blüthen- stand mehrern BiUbergien. 13. Billbergia Holm: Inflorescentia subspi- cata; Folia scapina et Bracteae florum inferiorum concolores; Sepala erecta, apice rotundata; Petala elongata, convoluta, basi squamigera, lamina patente ; Stamina tria epigyna, tria basi petalorum adnata; Ovula apice saepissime appendice lanceolata in- structa. 14. Macrochordium de Vr.: Inflorescentia dense spicata, lanata; Folia scapina membranacea, colorata; Bracteae lanatae, naviculari-saccatae, flores ad maximam partem includentes ; Sepala vix basi connata, obtusa; Petala erecta, basi intus squamulis fimbriatis instructa, denique nigrescentes, cum sta- minibus alternis epigyna; Stamina opposita petalis magis minusve adnata; Ovula longe stipitata, pen- dula. 1,5. Echinost achy s Brongn. : Inflorescentia dense spicata, lanata; Folia scapina membranacea, colorata ; Bracteae lanatae, inferiores cordatae , fim- briatae, reliquae longe aristatae, ad apicem comam formantes; Sepala vix basi connata; Petala erecta, basi intus squama fimbriata instructa, denique ni- grescentes, cum staminibus alternis epigyna, Sta- mina opposita plus minusve petalis adnata; Ovula plurima. Ib. Pothuava Gaud.: Inflorescentia elongata, spicata aut glomerato- paniculata; Folia scapina et Bracteae inferiores concolores; Sepala apice acuta, denique spirali-convoluta, conioe-conniventia ; Petala erecta; Stamina 3 epigyna, '■' petalis adnata; Ovula plurima. Dieses Genus, zudem auch wohl Hoplöphy- tum nudicaule C. Koch (Billbergia Lindl.) und wahrscheinlich noch andere Arten dieses Geschlech- tes gehören, möchte besser eine Abtheilung von Billbergia bilden. Leider feht die nähere Beschrei- bung, da wir zu diesem und dem folgenden Ge- schlechte nur die Abbildungen besitzen. 86 17. Peronneava Gaud.: Inflorescentia pani- culata; Bracteaeet Sepala in cuspidem aristiformem attenuata; Petala erecta, medio squamulis apiculi- formibus binis instructa; Stainina opposita longe adnata; Ovula plunnia appendiculata. Dieses ebenfalls noch nicht näher beschriebene Genus von Gau di chaud ist nur mit einigen Arten durch Abbildungen bekannt und steht dem von uns mehr abgerundeten Hoplophytuni sehr nahe, möchte sogar trotz der hoch verwachsenen opponirenden Staubgetässe und der mit Anhängseln versehenen Eichen damit am Besten vereinigt werden. Aller- dings scheint es wiederum, als wenn am Schafte ächte Blätter, den übrigen ähnlich nur kleiner, vor- handen wären, in welchem Falle das Genus auch in die erste Abtheilung gehörte. 18. Araeococcus Brongn.: Inflorescentia pa- niculata; Calyx tripartltus: laciniis ovatis, conniven- tibus; Petala n erecta, basi nuda, cum staminibus alternis perigyna; Filamenta plana; Stigmata ex- serta; Ovula appendiculata, bina. IV. Plagianthae. 11*. Aechmea R. et P. : Inflorescentia panicu- lata; Pedicelli 2 — 3-florae, ad basin mediumque rudimcntis 2 —3 florum abortivorum mucronati; Bractea lanceolatac, magnae, dependentes ; Bracteo- lae longae, subulatae, deflexae; Germen squama cya- thiformi, leviter triloba: lobo medio longe aristato, amplexa; Calycis laciniae margine in se invicem convolutae, a coroUa tripetala quadruple su|)eratae; Semina compressiuscula, in pulpa molli nidulantia. Die hierher gehörige Art, nach der die Ver- ! fasser einer Flora Peru's und Chili's , Ruiz und Pavon, das Genus Aechmea gebildet haben, scheint im Habitus und im Blüthenbau, abgesehen von dem seitlichen Blüthcnstande, so eigcnthümlich zu sein, dass sie mit den Aechmeen, welche man später dazu gebracht hat, gar keine Gemeinschaft haben kann. Es gilt dieses selbst von den Martius'- schen Arten dieses Namens. 2U. D isteganthus Lern.: Inflorescentia late- rali-basilaris, spicata; Bracteae coloratae, germen et calycem longe tubulosum omnino amplectentea; Petala basi spiraliter torta, lamina exserta, lutea, patente; Staminu opposita filamentis crassis, planis, sub pelliculis petalorum tubulatim involufis, apice liberis; Stylus basi spiraliter tortus, stigmatibus alte divisis, spiraliter convolutis; Ovula in quovis loculo 3 — 4, crasse stipitata; Bacca coronata. üeber den Gartenbau und dessen Verhältniss zum Klima in Sclineden und IVornegen, nach eigenen Bcobachtunicen vom Professor Dr. Schultz-Sch ult z ens tci n. (Schluss. ) II. Der Schluss, den man bisher aus 'dem Gedeihen mehrer Kulturgewächse und namentlich des Obstes in mehren Gegenden der Aemter von Christiania (Askerhuus) und Bergen, auf ein überall und gleichmässig über Norwegen verbreitetes mil- des Klima gemacht hat, ist ein irriger gewesen; es scheint nach meinen Beobachtungen vielmehr, dass die Beispiele milder Witterung und günsti- gen Wachsthums der Obst- und Gemüsepflanzen, welche wir aus verschiedenen Theilen von Norwegen und Schweden besitzen, von einzelnen Oertlichkei- ten herrühren, an welche sie dergestalt gebunden sind , dass sie unabhängig von dem allgemeinen Klima des Landes und als Ausnahmen von der Regel betrachtet werden müssen. Die fruchtbaren Orte bilden nur zerstreut liegende Oasen in einem für die Kulturpflanzen sonst unfruchtbaren Klima, oft einem wahren Wüsten-Gebiete. Es sind immer nur die Thäler, niemals freie Höhen, welche in Norwegen und Schweden ein dem Gartenbau zu- sagendes, mildes Klima haben; entweder Flussthäler, wie Guldbrandsdalen, oder Thäler tief eingesenkter Seen, wie in Tollemarken, oder Meeresbuchten (Fjorden), welche zwischen hohen Bergen lU — 15 Meilen weit in das Land einspringen, wie Christia- nia, Bergen, Drontheim. Nicht selten werden auf einem einzigen Gehöfte dieser Distrikte über 1(0 Tonnen Aepfel oder Birnen und Kirschen oder Pflaumen, in dem gegen Süden gelegenen Stifte Christianssand ^rosse Massen von Wallnüssen se- Wonnen, während rund herum alles Wüste ist. Die Wärme dieser Thäler ist einzig und allein eine Folge ihrer nur gegen Süden offenen, dagegen gegen W^esten, Norden und Osten geschlossenen und gegen Winde von diesen Seiten völlig ge- schützten Lage; wogegen die gegen Westen, Nor- den und Osten offenen Thäler durch die von die- sen Seiten einblasenden Winde immer kalt und unfruchtbar sind. In dem engen, gegen Seewinde geschützten Thal des Evangervand (See's und Flus- ses) im Bergenstift steigt im Sommer die Hitze der Sonne oft so sehr, dass nicht nur das Pech der Kähne schmilzt, sondern vertrocknete Bäume har- ziücr Nadelhölzer sich von selbst entzünden sollen. Das Bergcnsche Paradies, Vossevangen, wo die Obstkultur neben dem Kartoffelbau im höchsten Flor ist, wird durch die umgebenden Höhen scegen alle kalten Winde geschützt und durch die von 87 der Mittagsseite einfallenden Sonnenstrahlen so er- wärmt, dass bei dem Reichthum des Wassers, was in Katarakten niederspringt und den Boden durch- zieht, sich eine feuchtwarme Luft bildet, welche die Vegetation der Kulturpflanzen wie in einem südlichen Lande begünstigt, während auf den ura- gebondcn kalten Höhen nur Flechten und Moose wachsen. Aehnlich ist es in den Thälern der Um- gebung des Lysterfiords in der Nähe der Gletscher von Justedal. In der Helgelandsvogtei oberhalb Drontheim, wo in der ganzen kalten Umgegend selten Korn reift, ist ein enges Thal, zwischen ho- hen Gebirgen eingeschoben, Leerskaren genannt, wo das Korn ohne Ausnahme reift, weil es die einfallenden Sonnenstrahlen angenehm erwärmen, ohne dass es durch \^'indzüge erkältet würde. Zwei Meilen nürdlich von Drontheim werden in einem geschützten, südlich den Sonnenstrahlen geöffneten Thale des Sprengeis Trösten noch mit Erfolg Kir- schen gezogen. Die Sonne geht hier im Juni um J Uhr MorL'ens auf und um lU Uhr Abends unter, so dass in den Paar nächtlichen Stunden die Tem- peratur wenig abgekühlt wird und die fast kon- tinuirliche Lichteinwirkung das Reifen des Obstes begünstigt, ohne dass die Golfstromwärme den ge- ringsten Antheil daran hätte. AVas Christiania selbst anbelangt, dessen Um- gebungen durch ihre reiche Vegetation das norwe- gische Klima so berühmt gemacht haben, so muss man, um sich die milde Sommerwitterung daselbst zu erklären, vor Allem auf die Lage des Orts sein Augenmerk richten. Die Stadt liegt am Ende einer Meeresbucht (des C'hristianiafjords), welche gegen 15 Meilen weit zwischen Bergen in das Land hin- einragt; am südlichen Ende eines Bergkessels, der östlich vomEgebjerg, westlich vom Paradiesbakken gegen Ost- und Westwinde geschützt, und nörd- lich in weiterer Entfernung durch die Gebirge von Waldesland und Hallingdal, welche im Hintergrunde amphitheatralisch aufsteigen, eingeschlossen ; südlich aber frei gegen den Meerbusen geöffnet und den Sonnenstrahlen, wie den Südwinden, zugekehrt ist. Es ist dieses eine Lage, wie sie die lombardischen Seen, der Comersee und der Lago maggiore dar- bieten, ganz geeignet in den langen Sommertngen durch die senkrecht gegen die Bergabhänge der Hügelfläche in der Umgebung der Stadt einfallen- den Sonnenstrahlen eine Boden- und Luftwärme zu brüten, wie an den lombardischen Seen; da hier die grössere Länge der Tage die grössere Sonnen- höhe in den südlichen Ländern ausgleicht. Dass man zur Erklärung des milden Klima's von Chri- stiania hiernach der Wärme des Golfstromes, auch wenn es möglich wäre, dass sie über das zwischen- liegende Längsgebirge (Langefjeld) nach Christiania kommen könnte, nicht bedarf, ist augenfällig; man könnte sogar erwarten , dass in einem solchen na- türlichen, von Bergen ummauerten Gewächshause, durch die einfache Wirkung der Sonne, die Wärme noch grösser werden könnte, als sie wirklich ist. Wenn das über 4- Grad nördlicher als Stock- holm gelegene Christianiathal einen um 8 — 14 Tage früheren Ausbruch der Vegetation im Frühlinge und deragemäss eine um so viel i'rüher eintretende Frühlingswärme als Stockholm zeigt, so ist zur Erklärung dieser Erscheinung die Annahme der Golfstromwärme weder geeignet, noch nöthig; viel- mehrreicht die eigenthümliche gegen West, Nord und Ost geschützte und gegen Süden den Sonnen- strahlen offene Lage des Thals von Christiania vollkommen hin, die Ursache dieser klimatischen Verschiedenheit von Stockholm und Christiania zu verstehen. Giebt es doch in Norwegen selbst süd- licher als Christiania gelegene Orte, wie das Thal von Kongsberg, welche weit kälter und unfruchtbarer nicht nur als Christiania, sondern auch als Stock- holm sind, und zwar bloss wegen ihrer ungünstigen Lage. So erklärt denn auch die freiere, ungeschütz- tere Lage von Stockholm sehr leicht die dort etwas später eintretende Frühlingswärme; ebenso wie die noch mehr geschützte Lage einiger nördlicher als Christiania gelegenen norwegischen Thäler, wie des Nummedals und Guldbrandsdals, eine die Gegend von Christiania noch übertreffende Obstkultur erklärt. Es wiederholen sich in Norwegen dieselben Verhältnisse, welche wir in Italien finden, wenn wir vom Comersee nach Neapel hinuntergehen. Die Kessel der lombardischen Seen sind so warm, dass darin Orangen wachsen; gehen wir südlicher nach Toskana, so finden wir wieder ein viel kälteres Klima, und erst wenn wir über Neapel hinaus nach Sicilien kommen , finden wir wieder ein so warmes Klima, als an den lombardischen Seen. Der Grund hiervon liegt allein in der örtlichen , geschützten Lago der lombardischen Seen. Das durch seine Fruchtbarkeit reiche und be- rühmte Guldbrandsdalen, das Thal des Laugenflus- ses, welches dem weit öderen Glommenthai ziem- lich parallel läuft , ist auf beiden Seiten von fast gleichhohen , oben mit Nadelholzwäldern bewach- senen Bergwänden umgeben, gegen West- und Nordwinde geschützt und gegen Mittag glücklich den Sonnenstrahlen zu gelegen, so dass dieser Lage allein die Blüthe des Obst- und Gartenbaues in diesem Thale zuzuschreiben ist. Man hat in Schweden , wie in Norwegen , die Erfahrung gemacht, dass eine Bewaldung der die Thäler umgebenden Höhen das Klima der Thäler vorzüglich milde und warm macht, und dass durch Entwaldung der Berge die Witterung in den Thä- 88 lern, weil sie nun gegen die kalten Winde weniger geschützt sind, rauh und kalt, der Gartenkultur ungünstig wird; wie dies namentlich mit dem 0er- kelelvthal, welches den Kirchort Kwiken im Dront- heimstift enthält, der Fall ist, welches Thal, so lange die umgebenden Höhen bewaldet waren, so frucht- bar war, dass es von seinen reichen Aernten Korn ausführen konnte, während es kalt und unfruchtbar wurde durch die Anlage einer Kupferhütte, deren Holzbedarf die Berge ihrer Waldung entkleidete. Hier findet also das Umgekehrte, wie im südliche- ren Theile von Europa, statt, wo die Bewaldung in grösserer Ausdehnung das Klima rauher, die Entwaldung dagegen milder macht ; eine Verschie- denheit, welche sich dadurch erklärt, dass es in Norwegen und Schweden auf den Schutz derThä- 1er gegen die schneidend kalten Winde ankömmt, welcher durch eine Waldbekleidung der Berge sehr vermehrt wird; während die grossem Waldmassen, besonders der Ebenen, im Frühlinge das Schmelzen des Schnee's hindern und den Schnee länsrer be- herbergen, im Sommer dagegen sich der Erwär- mung durch die Sonne entgegenstellen und durch ihre kalte Feuchtigkeit erkältend auf ihre Umge- bung wirken. Der Schutz, welchen in Schweden eine Wald- umgebung den Kulturpflanzen gewährt, erstreckt sich auch auf ganz flache Thäler oder Mulden, ja auf völlige Ebenen, daher man eine Wald- oder Baumeinfassung der Gärten allgemein für zweck- massig erachtet. Ein der Fruchtbarkeit der norwegischen und schwedischen Thäler besonders günstiger Umstand ist der grosse Wasserreichthum dieser Länder, wo- durch Boden und Luft mehr als irgendwo mit Feuchtigkeit angefüllt werden. Dieser Wasser- reichthum zeigt sich in den vielen Seen, welche das Land bedecken, und überall auch in den Fluss- thälern entstehen, indem die Flüsse in ihrem gan- zen Laufe wiederholt sich zu Seen erweitern. Es giebt fast keinen Fluss in Norwegen und Schwe- den, der nicht eine ganze Kette von kleineren oder grösseren Seen im Lande bildete, wodurch eben die Wasserkommunikation so sehr erleichtert wird, indem man die Wässer als Strassen benutzt. In den Flussthälern, namentlich der Gebirge, findet sich daher eine unzählige Menge von Wasserfällen, alle dui-ch ihren Wasserreichthum ausgezeichnet, der noch in diesem so trockenen Sommer (1859) in wenig verminderter Fülle sich zeigte. Die Rie- senfälle des Göthaelvs (Trolhätta) in Schweden und des Glommen in Norwegen sind nur einzelne bekanntere Beispiele von Katarakten, die in allen kleineren und grösseren Gebirgsflüssen sich tau- Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. sendfach wiederholen. In den fruchtbareren Thä- lern sieht man von allen Wänden der sie einfas- senden Berge das Wasser in Silberadern herabrieseln und oft von Höhen abfallend sich in der Luft in Staub auflösen. Das immerwährende Nachquellen des Wassers erfordert daher einen ganz ungehin- derten Abfluss aus den Thälern , und wo dieses nicht der Fall ist, da sieht man viele Versumpfun- gen. Fast überall ist der Boden durch Quellen mit Grundwasser versehen. Die schwedische Gar- tenkultur hat somit eine ganz entgegengesetzte Aufgabe, als die Gartenkultur in südlicheren Län- dern. In diesen ist die Luft zu heiss und der Boden zu trocken, und so hat man es oft mit Ab- leitung der Wärme, Kühlung, Beschattung, dagegen mit fortwährender Wasserzufuhr, Begiessen des trockenen Bodens zu thun. In Schweden und Nor- wegen ist die Luft kalt und der Boden feucht; die Gartenkunst hat die Wärme zu wählen, zu sam- meln, oder sich solche Lagen zu suchen, wo die Natur selbst dies Geschäft übernommen und Treib- häuser gebaut hat; dagegen aber zu grosse Feuch- tigkeit abzuleiten. Die Arbeit des Begiessens fällt hier, wenigstens in der Regel, weg. Die Winde, welche in südlichen Ländern zur Abkühlung und Anfeuchtung der trockenen, heissen Luft nützlich sind, werden in Norwegen und Schweden schädlich, weil sie Kälte bringen. Als Ergebniss dieser Untersuchung würde Fol- gendes auszusprechen sein. 1. Das dem Gartenbau günstige Klima von Nor- wegen und Schweden ist nicht gleichmässig über alle Theile des Landes verbreitet, sondern an gewisse Oertlichkeiten gebunden, zwischen denen das Klima viel rauher ist. 2. Die Ursache des dem Gartenbau günstigen Klima's von Norwegen und Schweden hängt nicht vom Golfstrome ab. 3. Sie ist vielmehr in der örtlichen Lage gewisser Thäler, welche den kalten Winden verschlossen, aber gegen Mittag der Sonne zugänglich sind, zu suchen. 4. Es giebt günstig gelegene Orte in nördlicheren Theilen von Norwegen und Schweden, welche wärmer sind, als nicht günstig gelegene, unge- schützte Orte in den südlichen Theilen. Aus diesem Grunde tritt die Sommerwärme in Stockholm etwas später, als in Christiania, ein. 5. Die Erwartungen einer ganz allgemeinen Ver- breitung des Obst- und Gartenbaues in Nor- wegen und Schweden durch Fortschritte der Gartenkunst werden in der beschränkten Zahl der sich für den Obstbau eignenden Oertlich- keiten ihre bestimmte Gränze finden. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrifi des Vereines zur Belörderuiio; des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkünde. Redigirt von ilcm General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Harl Kocll. M 12. Berlin, den 22. März 1860. Preis des Jahrganges ö^ Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Der Borsig'sche Garten in Moabit und Botrvodendron latifolium Endl. — Dr. H. Karsten's Flora von Kolumbien. — Monochactum Candolleanum Naud. (M. ensil'erum Lind.). - Cattleya labiata Lindl. var. Lindigii. — Pteris argyraea Th. Moore und Pteris tricolor Lind. Am I.April findet die Frühjahrs-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues im Englischen Hause (Mohrenstrasse Nro. 49) statt. Das Programm ist im Auszuge in Nro. 1. der Garten-Nachrichten mit- getheilt worden, steht aber auch auf Anfrage bei dem Generalsekretariate zu Gebote. Besitzer von Gewächs- häusern und Handelsgärtner, mögen sie Mitglieder sein oder nicht, werden freundlichst aufgefordert, sich zu betheiligen und am Tage vorher die Pflanzen in das Ausstellunaslokal zu senden. Der Borsig'sche Garten in 9Ioabit und Botrvodendron latifolinni Endl. Das schöne Wetter der letzten Tage lockte eine Menge Blumenliebhaber zur Spazierfahrt nach Moabit, un) die Borsig'schen Gewächshäuser in ihrem schönsten Glänze zu sehen; wer den langen Weg nicht scheute, ging wohl auch zu Fuss, und fand in dem Garten volle Entschädigung für die Mühen des Wanderns. Es wird gewiss wohl wenige Bewohner Berlin's geben, die nur einiger Massen Sinn für Floren's Kinder haben und nicht grade in dieser Zeit, wo Blüthensträucher und Zwiebel- blumen mit einander an Farbenpracht und Mannig- faltigkeit der Blumenformen wetteifern, sich den sel- tenen Genuss zu verschaffen suchen. Wer es bis dahin versäumte, den möchte ich dringend auf- fordern, den nächsten Dienstag oder Freitag, denn nur an diesen Tagen öffnet mit nicht genug anzu- erkennender Liberalität der Besitzer für Jedermann seinen Garten, dazu zu benutzen. Zwei Jahre sind zwar erst verflossen, wo ich schon einmal die Gelegenheit erfasste, um in einem besondern Artikel im ersten Jahrgange der Wo- chenschrift ( Seite 73) das Innere des länglichen Gewächshauses zu schildern; die drei abgesonderten Räume sind zwar seitdem dieselben geblieben. Auch die Pflanzen zum grossen Theil. Die letztern haben aber doch an Grösse, zum Theil auch an Breite zugenommen ; andere wurden dagegen durch neue ersetzt. Der sinnige Obergärtner Gaerdt, der mit viel Geschmack den Borsig'schen Garten zu einem Muster erhoben hat , an den sich Garten- besitzer bilden können und auch in der That ge- bildet haben , hat seitdem nun für Abwechselung Sorge getragen, indem Manches anders gestellt und durch die neue Stellung auch der Natur eine neue Schönheit abgelauscht wurde. Er wusste, dass selbst das Schöne zuletzt gleichgültiger machen kann, und erkannte seine Aufgabe zu gut, um nicht zu wis- sen, dass in Gewächshäusern namentlich es gilt, zu wechseln. Es ist schwer, den Eindruck wieder zu geben, den all' das Schöne dort auf den dafür empfäng- lichen Menschen macht; das Auge weiss in der That nicht, ob die Farbenpracht der Tausende von Blumen oder das freudige Grün des Laubes oder endlich wohl mehr der freundliche Kontrast beider zu einander es ist , dem man den Vorzug geben soll. Das blendende Weiss der grossen Blumen des Lilienstrauches (Magnolia Tulan) und der Wohl- gcruch , den sie verbreiten , fesselt eine Zeit lang wohl; das Auge schweift aber bald weiter, um viel- 12 90 letcht von Neuem an dem glänzenden und unend- lich wohlthuenden Grün des Stenocarpus sinuatus zu ruhen. Die in allen Nüancirungen vom blendenden Weiss bis zum glühendsten Koth prangenden Blu- men der Kamellien werden durch das schöne Laub gehoben, während dieses selbst wiederum an Effekt durch jene gewinnt. Anders ist es dagegen mit den Akazien, deren kleine, unscheinliche Blüthen dadurch, dass sie dicht gedrängt in Köpfchen oder Aehren stehen, in ihrer goldigen Farbe um so mehr hervortreten, als das Grün der gefiederten Blätter in seiner grauen Nüancirung diese nicht beeinträch- tigt. Dächte man sich die güldenen Aehren an den Aesten der Kamellien oder gar die grossen Blumen dieser an den Akazien: es würde eine das Auge beleidigende Zusammenstellung geben, wo die Farbe des Einen die des Anderen beeinträchtigte. Die S Räume sind so eingerichtet , dass 'i ein längliches Viereck bilden. 3 Fuss ohngefähr von der Fensterseite entfernt, führt ein grader Weg bis an das entgegengesetzte Ende, von dem man in das Palmenhaus gelangt. Ein Gesims von '2 Fuss Breite zieht sich in den beiden mehr länglichen Räumen auf einer Höhe von ohngelähr 3| Fuss vom Boden und dicht am Fenster dahin und trägt im Hintergrunde Blüthensträucher, hauptsächlich von Haideähnlichem Ansehen. Epacris mit ihi-en meist mehr röhren-, aber auch glockenförmigen Blüthen, bald brennend-, bald lieblich-roth , bald am Saume aber blendend -weiss , sind hauptsächlich vertreten und wechseln mit andern ab, deren Blätter zwar schon breiter erscheinen, die aber im Habitus immer noch der Haideform sich nähern. Neuholländisclie Chorozemen mit ihren, an die der Bohne erinnern- den, nur kleiner und zum Theil lebhafter gefärbten Blüthen , japanische Deutzien , welche den Namen eines Gärtnerei und Pflanzenkunde liebenden Raths- herrn des vorigen Jahrhundertes tragen, und über und über bedeckt mit weissen Blüthen, Rnmsel- pflanzen (Polygala) Neuhollands, unseren wilden ähnlich, aber strauchartig, niedrige und buntblütliige Azaleen, Seidelbastarten China's mit weissen, weithin duftenden Blüthen u. a. m. Vor diesen Blüthensträuchern befinden sich Zwie- belblumen, hauptsächlich durch prächtige Hyacin- then, Tazetten, Jonquillen und Tulpen vertreten. Das Roth und Gelb der letztern hebt das Weiss mit allen Nüancirungen zum Gelb, Blau, Lila und Roth der erstem, zwischen denen nun wieder das schöne Gelb der beiden übrigen mildernd eintritt. Es ist nicht zu leugnen, dass namentlich eine gute Auswahl von Hyacinthen zu dem Schönsten gehört, was in dieser Zeit geboten werden kann und allen denen empfohlen werden muss, denen das Geschick nicht erlaubt, kostspielige Gewächshäuser zu er- bauen , sondern mit der Blumenpflege im Zimmer sich begnügen müssen. Die dem Fenster entgegensetzte Seite ist zwar Mauer, aber auf eine Weise geschmückt und ge- deckt , dass nichts von ihr erblickt wird. Eine Gallerie, breit genug, dass selbst unsere Damen mit nur einiger Massen bescheidenen Crinolinen auf ihnen, ohne Gefahr zu laufen nicht weiter zu kom- men, gehen und von oben herab schauen können, ist auf passender Höhe angebracht. Eine 'seltene Auswahl Kamellien deckt als Spalier die Hinter- wand ; vorn schaut man aber in das zum Theil von Blumen unterbrochene Grün des verschiedenen Ge- hölzes , was haldmondförmig in den beiden läng- lichen Räumen dicht unter und neben der Gallerie hainartig aufgestellt ist. In dem ersteren, wo auch die eiserne Treppe auf die Gallerie führt, sind es hauptsächlich Kameilienbäume , gefiedert- und ein- fach-blättrige Akazien, besonders prächtige Exem- plare der Acacia dealbata, Lophantha und decipiens, einige Alpenrosen (Rhododendren) des Himalaya und australische Drachenbäume (Dracaeneen), von denen Coidyline australis und superbiens (die frü- here Dracaena indivisa) mit ihrem eigenthümlichen Wachsthume dem Ganzen etwas Fremdartiges, aber immer Harmonisches mittheilen. Die übrige Fläche lässt keineswegs den nack- ten Boden erschauen, denn Bärlappptianzen süd- licher Zonen , oder Selaginellen , wie sie die Wis- senschaft genannt haben will, bedecken den Boden. Von den vielen Müttern, die hier wandeln, weiss vielleicht keine, dass die feinen Samen der Bärlapp- pflanzen unserer Wälder von gelber Farbe, sowie fettigem Anfühlen und ihren wunden Kinderchen auf die empfindlichen Stellen gestreut wohl schon oft Beruhigung und Linderung der Schmerzen ver- schafl't haben. In der Mitte steht die wunderschöne Printz'sche Gruppe aus blendend-weissem Marmor. Mutter Thetis trägt mit der einen Hand ihren Lieb- ling Achilles und fasst mit der andern nach der Ferse, um den schönen Knaben in die Fluthen des Styx zu tauchen und damit unverwundbar zu ma- chen. Das Plätschern des Wassers aus der Schale trägt zur freundlicheren Stimnuing des mensch- lichen Gemüthes gewiss nicht wenig bei. Das Bassin, was unten das oben fast tropfen- weis abfliessende Wasser aufnimmt, ist begränzt von einem Gürtel krautartiger Farne, deren zum Theil glänzende und gesättigt -grüne Farbe den Augen wohl thut. Cyrtomium falcatum ist haupt- sächlich verwendet. Sonst standen im Grün der Selaginellen einige Kronenbäumchen von Azaleen im vollsten Blüthenschmucke, während mehr vorn die Magnolia, welche von den Chinesen wegen der 91 blendenden Weisse ihrer auch wohlriechenden Blii- then Yu-Lan, d.h. Lilien-Strauch, genannt wird, in 2 — 3 Fuss hohen Exemplaren sich vorfindet. Wenn der Strauch blüht, hat er noch keine Blätter, kom- men diese zum Vorschein, dann ist der Blüthen- schmuck vorüber. Besonders schön nahm sich noch eine andere Pflanze aus China mit grossen , gelb- gefleckten Blättern aus, die erst seit einigen Jahren im Handel ist und anfangs um hohe Preise ver- kauft wurde. Mir war es vorbehalten , ihr den richtigen Platz im Systeme, und zwar als zu den chinesisch -japanischen Senecionen gehörig, anzu- weisen und ihr darnach nun den Namen Senccio Farfugium zu geben. Frühlings- Crocus in Weiss und Lila mit den dazwischen liegenden Nüanciruno:en waren nebst der kaukasischen Scilla (Scilla cf rnua, meist aber unter dem unpassenden Namen Scilla sibirica in den Gär- ten) ebenfalls in dem Boden eingesenkt und lugten aus dem üppigen Grüne der Selaginellen gruppen- weise hervor. Für mich eine freundliche Erinnerung aus den Ländern jenseits des kaukasischen Gebirges, wo grade zu derselben Zeit, aber im Freien, Cro- cus und Scilla neben Puschkinien und der mit netz- faseriger Zwiebel versehenen Iris Berge und Thäler da bedecken, wo die nöthige Feuchtigkeit gebo- ten wird. In dem anderen, ein längliches Viereck bilden- den Kaume herrschte das Grün fast durchaus vor; nur im Hintergrunde erblickte man hier und da hinter dem Laube die rothen und weissen Kamellien an der Wand der Gallerie, während an der Fen- ßterseite gleiche Blüthensträucher und Zwiebelblu- men sich hinzogen und mit ihrer Farbenpracht um so mehr hervortraten. Drei sehr grosse Farne von seltener Schönheit breiteten ihre mehre Fuss langen Blätter aus, zum Theil in eleganten Bogen nach aussen. Die beiden Lophosorien (affinis und Decke»- riana) stammen aus Colombien, woher sie uns vor mehrern Jahren Dr. Karsten brachte, während Dicksonia antarctica, bei uns unter dem Presl'schen Namen Balantium antarcticum bekannter, wie der Bei- name schon sagt, aus dem Lande unserer Gegenfüss- ler, aus dem australischen Insel- Welttheile, stammt. Aber auch ausserdem fanden sich hier merk- würdige und nicht minder schöne Gehölze vor. Die Mutterpflanze des Malern hauptsächlich be- kannten Danimarharzes, Dammara alba, hat ellip- tische breite Blätter und gehört doch mit unseren Nadelhölzern in eine und dieselbe Familie. Ihr Wachsthum ist gleich einer Araucaria. Wir be- zweifeln, dass auf dem Festlande ein zweites Exem- plar von dieser Grösse und dem gesunden, kräftigen Ansehen existirt, wie hier. Vor Allem zieht aber das in der That lachende Grün der glänzenden und buchtig -gelappten Blätter des Stenocarpus (Agno- stus) sinuatus die Blicke der Schauenden auf sich. Da bereits im vorigen Jahrgange (Seite 4US) über das interessante Gehölz gesprochen, sagen wir jetzt nichts mehr darüber, und verweisen auf jene Stelle. Ich könnte noch manche interessante Pflanze nennen, so Oreöpanax (Aralia) farinosuni, wenn ich nicht fürchtete, zu sehr in dem Einzelnen mich zu verlieren; nur der baumartigen Kamille (Ferdinanda eminens, früher als Cosmophyllum cacaliaefolium von mir beschrieben) will ich noch gedenken, zumal ich bereits ausführlich ebenfalls von ihr im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (Seite Itif:)) gespro- chen , um zu zeigen , wie mannigfaltig die Natur in ihren Werken ist. Stecklinge von ihr im ersten Frühjahre gemacht und dann in's freie Land ge- bracht, bilden neben den grossblättrigen Solanum- Arten u. a. wunderschöne und nicht genug zu empfehlende Blattpflanzen. Doch des sonderbaren Elephantenfusses (Te- studinaria oder Tamus Elephanthipes) will ich noch erwähnen, einer der sonderbarsten Pflanzen des südlichen Afrika's. Den sogenannten Yamsbataten oder Dioskoreen ähnlich, von denen eine (Dioscorea Batatas) seit fast einem Jahrzehende als Surrogat der Kartofi'el empfohlen wurde, jedoch keinen Beifall gefunden hat, macht sie aber anstatt essbarer, viel -Schleim und Stärkmehl enthaltender, knollenartiger Gebilde einen der Erde fast nur aufliegenden, ei- runden und fleischigen Körper, von einer korkigen Rinde umgeben und oft von 1 Fuss im Durchmesser, aus dem während der feuchteren Zeit* rankende Stengel hervorkommen. Diese treiben üppig, wie bei andern Pflanzen, und sterben, nachdem sie die unscheinlichen Blüthen und Früchte gebrächt haben, wiederum ab, um während der trockenen Jahreszeit, gleich den Knollen- und Zwiebelgewächsen, zu ruhen. Ich will mich noch dem viereckigen und klei- nern Mittelraume kurz zuwenden. Dort steht in der Mitte ein Kamellienbaum mit Tausenden rother Blü- then bedeckt, ein seltener Anblick. Der Kübel, der ihn enthält, ist mit einem Gürtel gelbrother Tulpen eingefasst; weissblühende Kamellien stehen dagegen auf den Seiten. Mitten aus diesen ragt ein wiederum schönes Exemplar eines andern neusee- ländischen Nadelholzes, Dacrydium cupressinum, mit langen, schlanken Aesten und Zweigen, hervor. So sehr auch alle die Schönheiten, welche dem Blumenfreund hier in reichlicher Menge geboten werden, dessen Aufmerksamkeit in Anspruch neh- men, so waren diese es doch nicht dieses Mal, welche mich, den Botaniker, bestimmt hatten, gleich den andern Besuchern hinaus nach Moabit zu wan- dern. Aller Kunstgenuss tritt bei dem Manne der Wissenschaft zurück, sobald seinem forschenden 12* 92 Geiste neue Nahrung geboten wird. Dieses war jetzt aber grade bei mir der Fall , denn in einem der kleinern Häuser, wo auch die früher näher beschriebene wunderschöne Palme: Astro- caryum Borsigianum (2. Jahrg. S. 401) sich befindet, steht eine höchst interessante Araliacee, die, so viel ich weiss, auf dem Kontinente zum ersten Male ihre unscheinlichen gelben Blüthen in Form eines dichten Strausses (Thyrsus) am Gipfel des einfachen Stengels getrieben hatte. Diese interessante Araliacee hat ganz den Ha- bitus einer Theophrasta oder Clavija, so dass sie selbst ohne Blüthen schwer zu unterscheiden sein möchte. Sie stimmt mit der Beschreibung, welche Endlicher in seiner Flora von Norfolk (Seite 63) von . seinem B. latifolium gibt, genau überein, so dass wir an ihrer Identität gar nicht zweifeln, obwohl sie in den Gärten unter dem Namen B. ma- crophyllum vorkommt. Diese von Richard zu- erst benannte, aber von Asa Gray ausführlich be- schriebene und abgebildete Pflanze unterscheidet sich durch hautartige Blätter und knäuelartig; zusam- mengedrängte Blüthen, die bei unserem Exemplare lederartig sind ; sonst gleicht sie dem B. latifolium allerdings sehr. Endlicher gibt bei seiner Pflanze den Man- gel an Nebenblättern an; es befinden sich aber an der breiten Basis des kurzen Blattstieles nach oben hautähuliche schmale Anhängsel, welche sich auch leicht lösen und demnach als Nebenblätter betrach- tet wei'den können. Ohne Entwickelungsgeschichte lässt sich 'allerdings nicht entscheiden. Eben so soll nach Endlicher die Zahl ti in der Blüthe vorherrschen; bei denen, die wir untersuchten, kam die Zahl 6' nur selten vor, während 4 und 5 Kelch- blätter, Staubgefässe u. s. w. weit häufiger gefun- den wurden. In allen übrigen stimmt an der Borsig'schen Pflanze Alles so genau mit der Endlicher'schen Beschreibung überein, dass wir diese hier nicht wie- dergeben wollen. Endlicher ist aber nicht sicher, ob Botryodendron wegen der fehlenden Krone und den mit den Kelchblättern abwechselnden Staub- gefässen in der That zu den Araliaceen gehört. Ich möchte meinerseits dem Genus keine andere Stellung anweisen, da namentlich der Fruchtknoten mit seinen dicken Wänden und den einzelnen her- abhängenden Eichen für die Arten dieser Familie massgebend ist. Die Borsig'sche Pflanze besitztjetzt eine Höhe von gegen 4 Fuss; und zwar befinden sich die dicht bei einander und fast wagerecht abstehenden Blätter nur im obern Viertel des Stengels, während man ausserdem deren Spuren deutlich sieht. Sie haben bei einer Länge von über ^'U Zoll eine spathelför- mig- elliptische Gestalt, so dass sich die grösste Breite von 9 Zoll im obersten Drittel befindet. Mittelnerv und gegen 14 Paare ebenfalls ziemlich wagerecht abstehende Seitennerven ragen oben und unten aus der Blattsubstanz hervor und haben eine hell - gelbgrüne Farbe. Der endständige Blüthen- stand ist sitzend und hat nur die Länge von 2 und den Durchmesser von t Zoll. Die einzelnen mehr kopfförmig- vereinigten und ebenfalls sitzen- den Blüthen haben an der Basis ein breites, aber kurzes Deckblatt. Dr. H. Karsten's Flora von Kolumbien. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues hat von Seiten eines hohen Ministeriums der geist- lichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten eben die beiden ersten Fascikel des Prachtwerkes: Florae Columbiae, terrarumque adjacentium speci- mina selecta ed. H. Karsten, als Geschenk erhalten. Der Herausgeber hat sich während seines längern Aufenthaltes in den kolumbischen Republiken (von 1843 bis 1847 und von 1849 bis 185(3) so viel Ver- dienste um die Wissenschaft und um die praktische Gärtnerei erworben , — wir erinnern nur an die zahlreichen Palmen und Baumfarne, deren Einfüh- rung wir ihm verdanken — dass man gewiss uns Dank wissen wird, wenn wir das wichtige Werk, in so weit es uns vorliegt , einer detaillirteren Be- sprechung unterwerfen und allen denen , welchen es die Mittel nur einiger Massen erlauben, es zum Ankaufe empfehlen. Es ist in Breit-Folio gedruckt; die Beschreibungen und die Abbildungen sind auf besonderen Tafeln, letztere lithographirt und zum Theil von dem bekannten Berliner Pflanzenzeichner Schmidt, zum Theil von Franz Wagner dar- gestellt. Jeder der beiden Fascikel hat 20 Tafeln und kostet If), illuminirt 20 Thaler. Die erste Tafel enthält ein Vegetationsbild der Klopstockia cerifera und Quindiuensis, doch so, dass am untern Ende auch die Analysen augebracht sind. Die erstere, welche vielfach jetzt in unsern Gäi'ten kultivirt wird, zeichnet sich ähn- lich der Ceröxylon andicola , der ächten Wachs- palme, dadurch aus, dass ein Theil der Epidermis sich in Wachs umwandelt. Dieses schmilzt von der zuletzt genannten Pflanze im siedenden Was- ser, von der Klopstockia aber nicht. Das Genus steht Ceröxylon sehr nahe, v. Martins hat es so- gar damit vereinigt. Es scheint sich hauptsächlich durch eine einblättrige, wenn auch tieftheilige Blume zu unterscheiden. Kl. cerifera Karst, soll im Vaterlande gegen 200 Fuss hoch werden. 93 Die zweite Tafel bringt uns ein schlankes Baumfarn, eine Cyathea, was wegen seines glän- zend-schwarzen, also in der Farbe dem Ebenholze gleichen Stamirres den Beinamen „ebenina" er- halten hat. Bei einer Stärke von nur -' Zoll er- reicht dieser eine Höhe von H bis II Fuss und trägt an seinem oborn Ende eine elegante Krone von gegen sechs dreifach gefiederter und (i Fuss langer Blätter. Das Farn gehört zur Gruppe deijenigen, wo die Fiederblättchen jeder Art an der Basis ge- gliedert sind. Acröstichum Lindigii Karst, auf der dritten Tafel übergehen wir und wenden uns zu einer interessanten Bignoniacce, Codazzia speciosa, mit aussen karmin - , innen hellrothen Blumen, da die Pflanze im Gebirge bis zu 9UUtl Fuss hoch steigt, was kaum bei einer andern Art dieser Familie sein möchte. Auf der fi. Tafel lernen wir ein neues Cincho- neen-Geschlecht, Joosia, noch näher kennen, als es bereits in dem vorigen Jahrgange der Wochen- schrift (Seite 32) von dem Verfasser provisorisch festgesetzt wurde. Es unterscheidet sich durch die eigenthümliche Form und durch die perigynische Stellung der weissen Krone von den verwandten Geschlechtern. Abgebildet ist Joosia pulchella Karst. Nicht weniger für die systematische Botanik wichtig ist Cinchona heterocarpa Karst., wegen der bald von oben, bald von unten aufspringenden Früchte, wodurch allerdings das von Klotz seh aufgestellte Genus Ladenbergia unhaltbar wird. Man muss sich, wie man hier wiederum sieht, hüten, nur ein einziges Merkmal zur Aufstellung eines Ge- nus für hinreichend zu erachten, da man sich sonst gezwungen sieht, dergleichen in der Regel später bei umfassenderem Materiale wieder einzuziehen. Auch auf die relative Länge der Staubgefässe legt Dr. Karsten bei den Chinchoneen keinen Werth. Es folgen auf den nächsten 5 Tafeln weitere Abbildungen von Cinchonen. Der Verfasser be- schäftigte sich in Amerika und hier mit Vorliebe mit diesen Pflanzen ; wir verdanken ihm auch eine mit Fleiss und Umsicht ausgearbeitete Monographie der medizinischen Chinarinden Neugranada's, auf die wir besonders aufmerksam zu machen uns noch erlauben. Auf der 7. Tafel ist Cinchona pris- matostylis Karst., ausgezeichnet durch die ver- wachsenen Nebenblätter und eine China alba lie- fernd, auf der 8. Tafel C. cordifolia Mut. nach Exemplaren, die Dr. Karsten an derselben Stelle Bammelte, welche Mutis angibt. Daraus ersehen wir, dass die Pflanze, welche Weddel auf der 17. Tafel seiner Naturgeschichte der Cinchonen un- ter diesen Namen abbildet, eine andere ist. Nicht weniger Interesse hat die neue , der C. purp Urea R. et P. allerdings sehr ähnliche C. tujucensis Karst., da diese eine offizinelle Rinde liefert , welche unter dem Namen der Mara- caibo-China in den Handel kommt. Pflanzen sind durch den Reisenden Engel lebend nach Europa gebracht, wo sie wohl noch im alleinigen Besitze des Kunst- und Handelsgärtners W. Lauche bei Potsdam sind. Auch die auf der 10. Tafel ab- gebildete und der C. hirsuta R. et P. ähnliche C. corymbosa Karst, liefert eine sehr kräftige Rinde, die von Jüngern Aesten der China Loxa und Pseudoloxa, von altern der China Huamalies ähnlich sieht. Auf der 11. Tafel ist C. lancifolia Mut. und auf der 12. eine Abart derselben Pflanze als discolor bezeichnet, von der bekanntlich die beiden China -Sorten stammen, welclie als China flava dura und fibrosa in dem Handel vorkommen. Auf der 13. Tafel ist ebenfalls eine officinelle Pflanze dargestellt: Croton Malambo Karst., deren Rinde als Cort. Malambo ähnlich der Casca- rilla gebraucht wird und früher fäschlich von Dri- mys granatensis L. abgeleitet wurde, während avif der 14. Tafel eine interessante Cobaea mit lan- gen, fadenförmigen Blumenabschnitten unter dem I Namen Rosenbergia penduliflöra Karst, dar- gestellt ist. Dass das Oersted'sche Genus Rosen- bergia wiederum mit Cobaea vereinigt werden möchte, haben wir bereits im ersten Jahrgange der Wochenschrift (S. 376) ausgesprochen. Poggen- dorfia rosea Karst. (15. Tafel) ist eine hübsche Passionsblume, welche sitjh von den sonst ähnlichen Tacsonien durch die Staubgefässe unterscheidet. Sie befindet sich bereits in Kultur. Stannia grandiflora Karst. (IG. Tafel) übertrifft mit ihren 10 Zoll langen, blendend weis- sen Blüthen und den über Ii\iss langen , eirunden Blättern an Schönheit noch die Stannia formosa Karst., welche bereits auf der !). Tafel der Kar- stcn'schen Auswahl neuer und schön-blühender Ge- wächse Venezuela"s dargestellt wurde. Das Genus steht der Posoqueria am Nächsten und unterschei- det sich nur durch ungleiche Staubgefässe. Hip- potis albiflöra Karst, (auf der 17. Tafel) ist eine andere Rubiacee, weniger schön, als durch die eigenthümliche Form des Kelches interessant. Eben so erhalten wir (auf der 18. Tafel) zu der im oben erwähnten Werke (auf der 5. Tafel i abgebildeten Schwerinia superba Karst, noch zwei Arten: S. Trianae Karst, und cordifolia Karst, dar- gestellt. Diese Melastomateen stehen den Merla- nen sehr nahe, mit denen sie Naudin auch ver- einigt hat. Wiederum ist eine Rubiacee: Tresanthera condaminoides Karst, auf der 19. Tafel, mit über 1t Fuss grossen Blättern, aber zur Gruppe der Hedyotideen gehörig, abgebildet, welche glocken- 94 förmige und orangenfarbige Blumen in endständi- gen und grossen Rispen und eigenthümlich auf- springende Staubbeutel besitzt. Endlich erhalten wir auf der '20. Tafel eine Jungermanniacee : Ani- phi biöphytuni di oi cum Karst, mit genauer Ent- wickeluncfssreschichte. Der zweite Fascikel beginnt auf den ersten ?> Tafeln wiederum mit Cinchonen. C. macrocarpa Vahl liefert ebenfalls China alba, C. Trianae Kai-st. hingegen eine Sorte der China Pitago (flava dura). C. barbacoensis Karst, endlich verdient unsere Beachtung, weil sie von allen Cinchonen am Tief- sten gegen das Meer hin herabsteigt , da sie von Triana schon bei !5UÜ Fuss beobachtet wurde, Meriana um bei lata Karst, (auf der 24. Tafel) steht allerdings der bereits angezeigten Schwe- rinia speciosa sehr nahe, unterscheidet sich aber hauptsäLhlich durch den Genus -Charakter, durch die Staubbeutel nämlich, welche nur mit einem Loche sich öffnen. Während übrigens alle Merla- nen unbehaart sind, ist diese behaart. Wiederum wird auf der 25. Tafel eine Stannia unter dem Beinamen Mete nsis Karst, erläutert. In der Form ähnelt diese der St. formosa Karst., besitzt aber grosse und breit-elliptische Nebenblätter. Es folgen von Neuem ein Paar Cinchonen, nämlich C pedunculata Karst, und Henleana Karst, auf der iH. und 27. Tafel, welche beide übrigens im vorigen .Jahrgänge der Wochenschrift (S. 3t) und 31) zuerst beschrieben wurden. Erstere hat, wie C. heterocarpa Karst., Kapseln, welche bald von der Basis nach der Spitze zu, bald um- gekehrt von der Spitze nach der Basis zu sich ööhen. C. Henleana besitzt die Eigenthümlich- keit, dass die Blätter nicht an den Flächen des viereckigen Stengels angeheftet sind, wie es sonst bei den Cinchonen der Fall ist, sondern an den Kanten ; ausserdem nähert sie sich wiederum durch die lederartige Krone den Arten des Subgenus La- denbergia. Eine andere Rubiacee, aber aus der Gruppe der Hamelineen, ist (Tat. 28) Garapatica ed Uli 8 Karst, mit schwarzen, süssschmeckenden Beeren von der Grösse einer Zuckererbse, und ähn- lich den Früchten der Loniceren, von dem Kelch- rande umsäumt. Auf der 2fl. Tafel sind 2 Gentianeen abgebil- det, die den Schultesien zwar sehr ähnlich sind, sich aber durch die in einem freien Zahn auslau- fenden Staubfadenflügel unterscheiden und deshalb als der Typus eines neuen Genus, was Reichertia zu Ehren unseres tüchtigen Forschers genannt, be- trachtet wurden. R. rosea Karst, und lineari- folia Karst, sind kleine, kaum Fuss hohe Kräuter, im Wachsthumc den Gentiana-Arten aus der Gruppe der Amarella ähnlich. Es folgt auf der 'iO. Tafel ein Farn: Alsophila frigida Karst., derA.prui- nata ähnlich, aber gedrungener wachsend. Die le- derartigen und dreifachgefiederten Blätter haben eine Länge von 5 Fuss und stehen auf kurzem .Stiele. Andere Farne sind (auf der 31. Tafel) Aspidium Braunianum Karst., welches an Felsen und auf Bäumen wächst, und Asplenium purdieanoi- des Karst, (auf der 32. Tafel) mit fusslangen und eben so breiten 3- oder '»-theiligen Blättern. Das Erstere ist als Bindeglied zwischen den Aspidiaceen und Aspleniaceen zu betrachten, da der Schleier bald nierenförmig, bald mehr länglich erscheint. Monadelphanthus flöridus Karst. (33. Taf.) stellt von Neuem eine interessante Rubiacee, aber mit verwachsenen Staubfäden dar, und ähnelt Weddel's Schizöcalyx am Meisten. Es ist ein bis 5U Fuss hoher Baum mit mehr glockenförmigen Blumen, aber vom Ansehen der Cinchonen. Asplenium magnum Kai-st. (34. Tafel) heisst ein doppelt- gefiedertes Farn , was wegen seiner 5 bis 6 Fuss hohen Blätter seinen Namen verdient. Cinchona macrophylla Karst. (35. Tafel) rechtfertigt eben- falls wegen ihrer bisweilen 2 Fuss langen und 7 Zoll breiten Blätter ihren Beinamen. Nach de Can- dolle müsste sie wegen ihrer zweitheiligen Frucht- klappen eine Remija sein. Spiciviscum polygynum Karst. (36. Tafel) schliesst sich wegen der mit Löchern sich öfinenden Staubbeutel den Phoradendren an, hat aber mo- nöcische Blüthen und aufrechte Eichen. Cyathea incana Karst. (37. Tafel) ist ein prächtiges Farn mit bis 12 Fuss hohem Stamme, an dessen oberem Ende eine dichte Krone kurzgestielter, doppelt ge- fiedert-fiederspaltiger Blätter von 1) Fuss Länge sich befinden. Rathea, ein Genus-Name, der an- fangs früher einem kurz vorher von Wen dl and Sy- nechanthus genannten Palmen-Geschlechte gegeben wurde (S.Wochenschrift 1. Jahrg. S.377, 2. Jahrg. S. 1;)), ist nun einer Tacsonie ähnlichen Passifloree ertheilt, wo die Kronenblätter nicht am Schlünde des Kelches , sondern tiefer in der Röhre befestigt sind. Die auf der 38. Tafel abgebildete Art heisst R. floribunda Karst. Metteniusa ediilis Karst. (30. Tafel) ist ein kleiner Baum mit so eigenthümlichen Blüthen- bau, dass ihre Verwandtschaft uns nicht klar er- scheint. Zu den Cordiaceen, wohin sie zu stellen Dr. Karsten zunächt geneigt sein möchte, gehört sie sicher nicht; aber wohin? Dr. Karsten ist auch geneigt, sie als den Typus einer besonderen Familie zu betrachten, worin er nicht so unrecht haben möchte. Hymenocallis Moritziana Kunth endlich ist eine in Berlin, wenigstens im botanischen Garten daselbst, genug bekannte Pflanze , welche eben so, wie die andern Arten dieses Geschlechtes, 95 ■wegen ihrer schönen, weissen und sehr angenehnn, wenn auch stark riechenden Blüthen alle Empfeh- lung verdient. Monochaetiini Candollvaniim Nand. (Itl. ensifcriim Lind.). Ein mexikanischer Blütheustrauch im Gartt-n des Fabrikbrsitzcrs N nu e n in Berlin. In der H8S. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues hatte Gireoud, der Obergärtner des Fabrikbesitzers Nauen, einige sehr hübsche Pflanzen ausgestellt, von denen Mo- nochaetum Candolleanum Naud. in so fern am Meisten Berücksichtigung verdiente, als es wohl eine Handelspflanzc zu werden verspricht, die bei ge- J ordneter Pflege mit Azaleen, Epakris, Chorozemen und andern Blüthensträuchern hinsichtlich der Fülle ihrer Blüthen sowohl, als auch der langen Blüthen- zeit, zu vvetteitern vermag. Eben deshalb wollen wir' sie hier einer besondern Aufmerksamkeit un- terwerfen und durch nähere Mittheilungen über Geschichte , Vaterland und Kultur ein besonderes Interesse für sie erwecken, zumal der Obergärtner Gireoud so freundlich gewesen ist, sein Kultur- verfahren zur Verfügung zu stellen. Die Pflanze wurde von Ghiesbrecht in der mexikanischen Provinz Oaxaca entdeckt und von Linden ISö? als Monochaetum ensiferum in den Handel gebracht. Das in dessen Catalogue des plantes exotiques Nro. I'i auf der 3. Tafel ab- gebildete Exemplar stimmt genau mit der Nauen'- schen Pflanze überein; eben so die Abbildung Hooker's im botanical Magazine (tab. 51!V2), we- niger die in Bclgique horticole (Tom. VII, zu p.'J57), welche letztei-e hinsichtlich der Blätter mehr an die ächte Pflanze d. N. erinnern möchte. Linden entlehnt seine Diagnose und Beschreibung dem Dr. Naudin, der M. ensiferum zuerst aufstellte, so wenig beide auch auf seine Pflanze passen. Hoo- ker hingegen gründet sie auf seine lebende Pflanze. Wir halten diese aber gar nicht für M. en si ferum Naud., da die Blätter eirund- (nicht linien-) lanzett- förmig, gezähnelt und gewimpert sind, sondern für M. Candolleanum Naud. (Arthros temma cal- caratum DC.) und berufen uns hierbei auf ein Exemplar im Königlichen Herbar zu Berlin. Obwohl das betreffende Exemplar im Nauen'- schen Garten erst im Februar vorigen Jahres als Steckling seine Selbständigkeit erhielt, so stellte es doch jetzt nach Verlaufe von einem Jahre bereits eine prächtige, grosse und buschige Pflanze von 2\ Fuss Höhe und \~ Fuss im Durchmesser dar; es begann bereits Mitte Februar seine Blüthen zu entfalten und steht noch nach Verlaufe von 6 Wo- chen fast in voller Blüthenpracht da. Aus dem fahlgelbgrauen Stamme entspringen in einem Win- kel von gegen 45 Grad die viereckigen Aeste, die wiederum, aber mehr abstehend, mit kleinern Aest- chen und Zweigen von braunrother Farbe besetzt sind. An deren Enden befinden sich die \j Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen mit 4 um- gekehrt-eirunden Blumenblättern von dunkelfleisch- rother Farbe, aber mit violettem Teint, aus dem die braunrothen Staubbeutel mit ihren desfenförmis- gekrümmten, Anhängsel wiederum von gelber Farbe herausragen. Die Blätter besitzen ziemlich die Länge eines Zolles, werden aber gegen die Enden der Aeste hin kleiner, und haben eine opak -grüne Farbe. Ihre Form ist die eirund-lanzettförmige und besitzen sie am Rande nach oben gerichtete schwache Zähne, welche in gleicher Richtung stehende Borsten tragen. Nach dem Obergärtner Gireoud gehört Mo- noehaetum Candolleanum Naud. zu den Pflan- zen, welche allen Blumenliebhabern empfohlen wer- den können und einer Zukunft entgegengehen. Im Februar vorigen Jahres hatte derselbe, wie gesagt, einen Steckling gemacht, der alsbald anwuchs und nun in einen kleinen Topf mit Lauberde und etwas Flusssand gemischt gebracht wurde. Im Sommer wurde die Pflanze in's Freie gestellt und der di- rekten Sonne möglichst ausgesetzt. Dass sie unter obwaltenden Umständen stets die nöthige Feuch- tigkeit erhielt, versteht sich von selbst. Sobald die W^urzeln den Rand des Topfes erreicht hatten, war auch die Zeit des Versetzens angegeben. Dieses geschah im Verlaufe des Sommers einige Mal. Im Herbste, wie das Wetter unfreundlich zu werden begann und eine zu niedere Temperatur eintrat, stellte der Obergärtner Gireoud die Pflanze mit ihrem 6 — 8zülligen Topfe in ein Kalthaus an eine sehr lichte Stelle und möglichst nahe dem Fenster. Zur weitern Ausbildung verlangt sie einen freien Platz; denn, wie sie gepresst oder nur ge- drückt steht, beginnt sie zu stocken. Schon im Januar fangen ihre erste Blüthen sich zu entfalten an ; diese verblühen und werden durch andere er- setzt. So geht es fort bis jetzt, wo die Pflanze sich endlich mit ihrem Blüthenreichthume erschöpft zu haben scheint. Die Monochäten gehören zu der Familie der Melastomateen und zwar zur Gruppe derOsbeckieen, deren Fruchtknoten an der Spitze mit einem Kranze von Borsten oder Schüppchen versehen ist und de- ren Samen eine muschelförmige Gestalt haben ; sie wachsen auf den Kordilleren Mexiko's, zum Theil wohl auch Columbien's, an offenen, der Sonne sehr ausgesetzten Stellen , wo sie als Blüthensträucher 96 mit andern Melastomateen die Heidelsträucher Peru's und Chili's, also der mehr südlich sich hinziehenden Kordilleren, vertreten*). Zum Theil waren die Monochäten früher mit Rliexia verbunden, bis de Candolle später dem Pavon"schen Genus Arthrostemma eine grössere Ausdehnung gab, in ihm aber bereits nach der Form des Mittelbandes (Connectivs) an Staubbeutel 5 Abtheilungen un- terschied. Die Gruppe der Arten, wo dieses sich in einen einfachen, borstenähnlichen Anhangsei ver- längerte, nannteer Monochaetum, d.i. Ein- oder Ganzborste, im Gegensatze zu der Gruppe Tri- furcaria, wo ein dreiborstiges Anhängsel vorhan- den ist. De Candolle vermuthet aber schon, dass die Gruppe wohl ein selbständiges GesclJecht darstellen möchte, zu dem sie auch Naudin in Paris in seiner vorzüglichen Monographie der Me- lastomateen erhebt. Wir bemerken schliesslich noch, dass in dem Berichte über die 388. Versammlung des Vereins (in der 9. Nummer) ans V'ersehen eine der ausge- stellten Pflanzen Strelitzia, anstatt Heliconia angu stif olia, genannt wurde. (S. (37) beschriebene Cattleya Trianae scheint sich nur durch den purpurvioletten Flecken an der Spitze der Lippe zu unterscheiden und ebenfalls eine Form der sehr veränderlichen C. labiata Lindl. zu sein. Cattleya labiata Lindl. var. Lindigii. Vom L)r. H. Karsten. Diese sehr schöne, von mir aus Neu-Granada eingeführte Orchidee blühte kürzlich in der reichen Sammlung des Konsul's Schiller in Hamburg. Auf der .il. Tafel des ersten Bandes meiner Flora Columbiens werde ich die Abbildung dieser präch- tigen Blume den Pflanzenfreunden übergeben; in- zwischen möge folgende kurze Beschreibung der- selben genügen: C. Pseudobulbo cyliudraceo, folio oblonge, apice rotundato, exciso, 25 c. m. longo, 5 cm. lato; spa- thafoliacea, 10 centim. longa, i Cent, lata, complicata, infra medium clausa, ajjice rotundata; racemo 5 — ü floro, pedunculo communi 12 c. m. longo, fioribus magnis, bracteolatis, albido-pallide roseis; sepalis lanceolatis, 7 — 8 cent. m. longis, 2 cent. latis, peta- lis lateralibus ovatis, undulatis, margine denticulato crispulis, apice obtusis; labello ovali, integro, margi- nibus parte inferiore integerrimis, usque ad medium conniventibus tubuloso, superne patulo, margine un- dulato, crispulo, apice exciso, pallide roseo, disco flavo. Die jüngst von dem Professor Reichenbach, zu Leipzig in der 9. Nummer der Wochenschrift •) S. 2. Jahrgang der Wochenschrift S. '200. Pteris argjraea Tb. ^loore un.i Pteris tricolor Lind. Wir haben bereits auf ein Farn in der Wochen- schrift (in der 4. Nummer und Seite '.]'!) aufmerksam gemacht, was sich durch seine bunte Färbung der Blätter auszeichnete und eben deshalb als einzig dastehend nicht genug empfolilen werden kann. Es war dieses Pteris argyraea Th.Moore. Eben erhalten wir durch die Freundlichkeit des Direktor's Linden in Brüssel die Abbildung eines Farn un- ter dem Namen Pteris tricolor Lind, und finden dasselbe in dem am I. März von demselben aus- gegebenen V^erzeichnisse neu eingeführter Pflanzen bereits als eine „introduction merveilleuse, destinee ä faire grande Sensation dans la monde horticole", das Einzel-Exemplar zu 50 Fr., 4 Exemplare mit 150 Fr. u. s. w. aufgeführt. Ein Vergleich mit Pt. argyraea Th. Moore lässt keinem Zweifel übrig, dass beide Pflanzen nicht verschieden sind. Das von Linden abgebildete Exemplar ist noch eine junge Pflanze, wie wir sie auch im Augu- st in 'sehen Etablissement an der Wildparkstation bei Potsdam sahen, und hat eine ausserordentliche Aehnlichkeit mit Pteris aspericaulis Wall., zu- mal junge Blätter ebenfalls eine mehr oder weniger braune Färbung besitzen und deshalb die Benen- nung tricolor rechtfertigen mögen. Wir haben hier wiederum ein Beispiel, dass eine und dieselbe Pflanze ziemlich zu gleicher Zeit (Pt. argyraea im vorigen Jahre), und zwar in zwei verschiedenen Ländern : in England und in Belgien, eingeführt wurde und nun gleich mit zwei Namen in den Handel kommt. Aufgabe ist es demnach der Botaniker, grade diesen neuen Einführungen ihr Augenmerk zuzuwenden, damit zunächst die Wis- senschaft bereichert, aber Pflanzenliebhabern auch Täuschungen erspart werden. Möchten nur Be- sitzer grösserer Handelsgärtncreien deshalb sich mit Botanikern in Verbindung setzen I Dass Pt. tricolor bereits als Pt. argyraea seit vorigem Jahre im Handel ist, thut ihrer Schön- heit gewiss nicht Abbruch. Wir können die Pflanze mit voller Ueberzeugung allen Liebhabern empfeh- len, und wünschen nichts mehr, als dass sie recht verbreitet werde. Von allen den neuesten Einfüh- rungen nimmt dieses Farn den ersten Kang ein. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderiiiio; des Gartenbaues in den KöniKÜcli Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Kocil. JW. 13. Berlin, den 29. März 1860. Preis des Jalirganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Fost-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Frühjahrs-Ausstellung der Gesellschaft der Gartenfreunde in Berlin am 25. März. — Ueber Petersburger Gartenanlagen. — Drei neue Florblumen. — Beobachtungen über Ceröxylon Klopstockia. — Vermehrung einknospiger Farne. — Einige Worte über Levkojen-Samenzucht. Frübjalirs-Aiisstellniig der Gesellschaft der Gartenfreunde in Berlin am '2b. März. Seit vielen Jahren schon existirt in Bei'lin neben dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten die Gesellschaft der Gartenfreunde. Der erstere beschränkt sich in seinem Streben, Gartenbau und Liebe zu Pflanzen und Blumen zu fördern und zu heben , nicht auf die preussische Residenz, obwohl von da seine Thä- tigkeit ausgeht, sondern umlasst alle Zweige der Gärtnerei , die höhere, wie die einfach-bürgerliche und landwirthschaftliche im Aligemeinen, während die Gesellschaft der Gartenfreunde die Berliner Gärtnerei hauptsächlich in's Auge fasst und die Interessen der hiesigen Gärtner vor Allem vertritt. Viele von diesen sind Mitglieder in beiden. In der Kegel am letzten Sonntage im Monat März veranstaltet die Gesellschaft der Gartenfreunde eine Ausstellung der Frühjahrs-Erzeugnisse, wäh- rend dieses vonseiten des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in der Eegel am 1 . Sonntage im April, also grade acht Tage später, geschieht. Das Programm zur letztern haben wir in Nro. 1. der Garten-Nachrichten, das zur erstem in Nro. 4. ver- öffentlicht. Wir verweisen daher für jetzt auf das letztere. Die Ausstellung geschah in den vordem Räu- men in der Bel-Etage von Arnim's Hotel unter den Linden und erfreute sich einer grossen Theilnahme, aber auch einer Anerkennung. Eintrittsgeld wurde nicht bezahlt ; der Vorstand hatte wenige Tage vor- her an die Familien, von deren Interesse er über- zeugt war, Eintritts-Karten gesendet. Dem Zwecke getreu , die hiesige Gärtnerei zu vertreten , waren auch vor Allem Pflanzen und Blumen , welche für den Berliner Pflanzenmarkt eine Bedeutung haben, in schönen, vollkommenen und ihrer Aufgabe wür- digen Exemplaren vorhanden. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, all' das Schöne, was in dieser Hinsicht vorhanden war, zu nennen; wir vermögen nur auf Einzelnes aufmerk- sam zu machen. Eins that uns leid ; eben deshalb halten wir uns für berechtigt, es auszusprechen: die Theilnahme war von Seiten der Handelsgärtner keineswegs so allgemein , als man hätte glauben sollen und als es deren eignes Interesse erheischte. Immer dieselben, welche früher nnd wiederum hier thätig waren und kundgaben, dass Förderung der Gärtnerei ihnen am Herzen liege. Das Publikum würde gewiss für Blumen grössere Summen aus- geben, wenn in solchen Ausstellungen grade den gewöhnlichsten Marktblumen in ihrer Vollendung noch mehr Rechnung getragen worden wäre. Lieb- haber hätten dann sich von dem Unterschiede über- zeugen können , den dergleichen Exemplare vor denen haben, die man sonst auf dem Markte für 2-j- und 5 Sgr. kauft; um etwas Besseres zu besitzen, würden sie gern für einzelne schöne Pflanzen eine Wenigkeit mehr bezahlt haben. In dem ersten Zimmer fanden sich verschiedene Schaupflanzen vor, zu denen der hiesige Holzbild- hauer-Verein (Leipziger Strasse 33) zum Theil die 13 98 Ständer geliehen hatte. Die letztern hatten ver- schiedene Formen, ahmten zum Theil die bronzirt- eisernen nach und zeichneten sich durch Eleganz und vortretiliches Aussehen aus. In dieser Weise waren sie, wie auch die ebenfalls mit hölzernem Piedestal versehenen Blumentische, bis jetzt uns unbekannt, verdienen aber, namentlich in den Bou- doirs der Damen und überhaupt für Zimmerpflan- zen, alle Empfehlung. Wir werden wahrscheinlich später noch Gelegenheit haben, ausführlich darüber Bericht zu erstatten. Der Fabrikbesitzer Danneel zeichnete sich durch schöne Azaleen aus. Wenn die eine oder andere doch nicht mit denen , wie man sie früher aus dessen Garten zu sehen gewöhnt war, an Fülle der Blumen wetteifern konnte, so liegen die Gründe weniger an dem, grade in der Azaleenzucht beson- ders ausgrezeichneten Obergärtner Pasewaldt, als vielmehr in der für Blumenzucht ausserordentlich ungünstigen Zeit, wo, ausser in den letzten Tagen, der Himmel meist bedeckt war, daher Sonnenschein fehlte. Nächstdem erwähnen wir eine von dem Rentier Bier durch seinen Obergärtner Hornemann aus- gestellte Acacie decipiens von kugeliger Form und von 'i', Fuss Durchmesser. Die Tauseiide von Blüthenköpfen zwischen den eigenthümlich geform- ten, mit der Fläche senkrecht (nicht wagerecht, wie gewöhnlich) stehenden, grünen Blättern machten Eindruck; auch Laien, die nur einiger Massen mit Pflanzenkunde sich beschäftigt haben, hätten aus den letztern ersehen , dass Neuholland Vaterland dieser Akazie ist. Ständer und Pflanze unterstütz- ten sich grade hier in ihrem gegenseitigen Effekte. Im zweiten Zimmer wenden wir uns zuerst zu 2 Gruppen in sinniger Aufstellung; die eine ver- dankte man einem Handelsgärtncr, Ritter, die andere einem Privatmanne, Kaufmann Hertz im Thiergarten (Obergärtner Güring). Unter der des letztern sahen wir eine, im Sonuner zwar ge- wöhnliche und viel benutzte, aber in dieser Jahres- zeit noch nicht ausgestellte Pflanze: Ageratum mexicanum. Grade die blauen BlQthenküpfchen tragen bei vorherrschend gelben und rothen Blumen in dieser Zeit zur Mannigfaltigkeit bei. Weiter hin war eine auserwählte Gruppe der neuern und neuesten Kamellien aufgestellt. Jam- merschade, dass die meisten während des Tags vorher erfolgten Transportes bei stürmischem Wet- ter mehr oder minder gelitten liatten. Man ver- dankte sie dem Obergärtner Schmidt im Garten des Geheimen Obermedicinalrathes Casper. Wir nennen von ihnen die Mathotiana mit dunkel- rothen, 5 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blu- men; Archiduchesse Marie, deren Blumen eine besondere rothe, mit Blau angehauchte Farbe haben, leider aber nichtsehr gross werden; Fra Arnoldo di Brescia besitzt rosafarbige Blumen mit breiten weissen Streifen, während die Blumen von Prin- cesse Bacciochi mehr hellrothe Färbung be- sitzen , die nur hier und da durch einzelne weisse und schmale Streifen unterbrochen wird; Mrs. Abby Wilder, amerikanischen Ursprungs, blen- dend weiss und bisweilen mit einem einzelnen, ziemlich grossen Rosa-Flecken verschen. Der Bau der ?) letztern ist sehr regelmässig. Gegenüber hatte auf einer langen, die Mitte des Zimmers durchziehenden Tafel der Obergärtner Schmidt im Casper'schen Garten dieselbe Samm- lung Rollinson'scher Begonien, von denen bereits in dem Berichte über die letzte Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues gespro- chen ist (Seite 1)5), neben der Begonia Knerkii und einigen andern, wiederum aufgestellt. Bego- nia splendida argentea scheint bei ihrer Bil- dung hauptsächlich thätig gewesen zu sein. Das silberglänzende Graugrün der Blätter mit dem brau- nen Kande gibt diesen etwas Eigenthümliches. An sie schlössen sich '2 Sammlungen blühen- der Hyacinthen von '2 bekannten Hyacinthen-Züch- tern : F r i e b e 1 und M ö w e s, an, worauf eine Gruppe blühender Orchideen aus der All ar dt 'sehen Gärt- nerei folgte. Wir nennen von den letztern Pon- thieva maculata mit eigenthümlich -gestalteten Blüthen , die ebenfalls die Formen ausländischer Insekten nachahmen. Die beiden obern Blumen- blätter sind weiss, aber mit rothen Punkten besetzt. Spiranthes Lindleyana war in einem schönen Exemplare vorhanden : die grossen , grünen , aber durch weisse Längsstreifen unterbrochenen Blätter von elliptischer form zogen umgekehrt grade die- ses Mal die Blicke der Besuchenden mehr auf sich, als die unscheinlichen Blüthen. Wir nennen von Orchideen endlich noch Zygopetalum inter- medi um. Au der Giebelwand stand wiederum eine Ta- fel besetzt mit verschiedenen Blumen. Dem Ober- gärtner Pase\\aldt verdankte man hier unter Anderem ein kleines Exemplar der rothblühenden Leschenaultia formosa, einer der nettesten Miniatur-Blüthensträucher, wenn seine Anzucht nur nicht gar zu schwierig wäre. Ganz nahmen unsere Aufmerksamkeit die Hoffmann 'sehen Amaryllis- Blendlinge in Anspruch. Wir haben schon manch- mal Gelegenheit gehabt, ihrer zu gedenken; aber immer müssen wir von Neuem darauf zurückkom- men , da ihr Besitzer fortwährend neue Formen heranzieht und alle Jahre andere Sämlinge blühen. Manche der ausgewählteren sind bereits jenseits des Kanales verführt worden. Das Handelsvolk 99 der Engländer versteht seinen V'ortheil besser, wie der zum grossen Theil ruhig dahin lebende, mehr träumerische Deutsche. Von jenseits des Kanales schickt man gewandte Gärtner nach Deutschland, um alles Neue und zugleich Schöne, was hier ce- züchtet wird, möglichst rasch aulzukaufen und dann wieder um hohe Preise, sowie oi't mit fabelhaften englischen Namen, nach dem Festlande zurück ver- führt zu werden. Die betreffenden Hoö'mann'schen Amaryllis- Blendlinge oder Hippeastren, M'ie sie die Wissen- schalt heut zu Tage genannt haben will und was der Kunst- und Handelsgärtner Priem in einer frühern Abhandlung mit ititterstern treffend übersetzt hat, sind erst 1856 und 1857 aus iSamen erzogen. Ganz besonders gelungen erschienen uns einige ISorten aus Samen der Amaryllis vittata Julia und Pias IX. Von ihnen war Nro. 1. viel feuriger in seinem in der Mitte durchgehenden ro- then Streifen ; ausserdem hatte die Blume bei sehr gutem Bau eine Oetinung von tj, Zoll. Die Zwie- bel dieser Sorte scheint auch rasch zu wachsen, da der noch nicht dreijährige Blendling bereits 2 Stengel, jeder mit 'A Blüthen, gemacht hatte. Eigen- thümlich war Nro. 2., in der Blume zwar etwas kleiner, ebenfalls aber mit schwach wellenförmigen Rande, durch die schwache Schachbrett-Zeichnung aber leicht kenntlich. Nro. 'A. hatte mehr in der Mitte der schmälern Blumenabschnitte ein sammet- artiges lioth ; das Weiss sah dagegen mehr wachs- artig aus. Eine i. Sorte besass hellkarmin- und eine 5. Sorte ziegel-rothe Mittelstreifen auf weissem Grunde. In einem dritten Zimmer befanden sich endlich einiges Gemüse und eine Aufstellung hübscher Koniferen aus dem königlichen botanischen Garten. Wegen Mangel an Kaum waren diese leider im Hintergrunde aufgestellt, wo wenig Licht war. Liebhaber konnten deshalb von diesen Modepflan- zen weniger Genuss haben, als sie wohl gewünscht hätten. Ueber Petersburger (iartenanlagen. Von dem Professor Dr. C *> h n in Breslau. Mir ist kein Land der Erde bekannt, in wel- chem der W^unsch, die Jahreszeit in freier Natur zu verleben, zu einem so allgemeinen Lebensbedürf- nisse geworden ist, wie in Russland. In England blüht gerade während des Sommers die eigentliche Saison in der Stadt, und erst im Herbste begiebt sich die vornehme Welt auf die Güter oder auf Reisen; bei uns in Deutschland, und ebenso auch in Frankreich, begnügt man sich in der Regel durch ein Paar in einem Badeorte verlebte Wochen, oder durch eine kleine Reise, um Körper und Geist zu erfrischen : und auch dieser Genuss ist immer nur wenigen, durch Müsse und Reichthum Bevorzugten vergönnt ; die überwiegende Menge der städtischen Bevölkerung muss auf Spazierg;ini;en und beim Besuche öffentlicher Gärten ihr Bedürl'niss nach frischer Luft abfinden. In Petersburg ist der Win- ter so laug und so streng, dass von Ende September, wo die Doppelfenster in allen Wohnungen einge- kii;tet werden, bis Anfang Mai kein frischer Luft- zug in's Zimmer eingelassen werden kann. Was Wunder, dass, sobald einmal die warme .Jahreszeit auch dort eingetreten, Alles, was nur im Stande ist, die Stadt zu verlassen — und dies ist bei der verhältnissmässigen Wohlhabenheit der gebildeten Klissen ein sehr grosser Theil der Bevölkerung — nach dem Lande strömt, um dort die schönen, lei- der nur so kurzen Sommermonate zuzubringen. Der Besuch eines Bades oder ein Ausflug in's Gebirge, der bei uns verhältnissmässig so wenig Zeit und Geld in Anspruch nimmt, setzt in Russ- land immer eine kostspielige Reise in's Ausland voraus, und ist daher nur ausnahmsweise möglich; die Meisten begnügen sich , ein Sommerhaus , eine sogenannte Datsche, in grösserer oder geringerer Entfernung von Petersburg, in der Regel in einem durch freundliche Lage begünstigten Dorle zu be- ziehen, von wo sie erst Ende September wieder in die Stadt zurückkehren. Zwar fehlt es auch dieser nicht an Baumschmuck; viele Hauptstrassen sind nach Art der Pariser Boulevards in der Mitte chaus- sirt und von Alleen eingefasst; so insbesondere die Prospekte auf Wassili-Üstrow, die Boulevards am Admiralitätsplatz u. s. w. Ausser vielen, zum Theil kolossalen Gärten, die theils Privaten, theils den Krongebäuden zugehören, finden sich mitten in der Stadt auch zwei öffent- liche Gärten, der kaiserliche Sommergarten, mit vorzüglicher Lagein der Nähe des Winterpalais und an die Newa angränzend; er ist von einem pracht- vollen Gitter eingefasst, und — noch von Peter dem Grossen — in altfranzüsischem Stil angelegt; er besteht hauptsächlich aus geraden, rechtwinkelig sich schneidenden Lindenheeken, die auf das sorg- fältigste unter der Scheere gehalten werden , und ist mit mittelmässigen Marmorstatüen überfüllt ; er hat für die Petersburger fast dieselbe Bedeutung, wie für Paris der Garten der Tuillerien, dem er freilich an Schönheit weit nachsteht; er ist eine elegante Promenade und der Hauptspaziergang für die Kinderwelt. Im Stil der Londoner Parks dagegen, in rie- 13* 100 sigen Dimensionen ist der Alexandergarten angelegt, der am rechten Ufer der Newa auf der Petersburger Seite in seinen zum Theil erst im Entstehen begriffenen Erweiterungen sich j Meile weit bis nahe zur Tutschkowbrücke erstreckt: durch schöne Rasenplätze und Baumgruppen, sowie ins- besondere durch seine Aussichten auf die benach- barte Festung und den majestätischen Strom bietet dieser Park manche reizende Parthie, scheint jedoch seiner ungünstigen Lage ausserhalb des eigentlichen Verkehrs wegen weniger benutzt zu werden. Ein grosser Theil der Sommerhäuser oder Dat- schen befindet sich noch im Weichbilde der Stadt Petersburg, das ja überhaupt noch nicht so voll- ständig, wie dies in den übrigen europäischen Hauptstädten der Fall sein mag, mit Gebäuden ausgefüllt ist. Bekanntlich theilt sich die Newa vor ihrer Mündung in vier Arme , die grosse und die kleine Newka; diese, in Verbindung mit eini- gen kleineren Kanälen, umschliessen einen ganzen Archipelagus von Inseln , unter denen nur die grüsste, die Basilius-Insel, Wassili-Ostrow, ebenso dicht mit Häusern besetzt ist, als die eigentliche, hauptsächlich auf dem linken Ufer der Newa sich ausdehnende Stadt. Die übrigen Inseln dagegen enthalten grossentheils nur Landhäuser und Gär- ten , die zwar in langen Strassen oder Prospekten aneinander gereiht, doch von dem Geschäftsleben abseits liegen; zum Theil sind sie bewaldet und parkähnlich von Wegen durchschnitten; nur diese meint der Petersburger, wenn er „von den Inseln" in der Mehrheit spricht, -während Wassili-Ostrow als „ die Insel " schlechthin im Singular bezeich- net wird. Es gibt nichts Anmuthigeres, als diese Inseln, deren Schönheit nicht nur in dem frischen Grün und den Blumen der zahllosen Garten , sondern auch in der Mannigf;i]tigkeit und Zierlichkeit der Häus'chen beruht. Diese sind zwar zum grüssten Theile, wie wohl überhaupt die Majorität der Pe- tersburger Häuser, nur von Holz, aus übereinander gelegten Kieferstämmen einstöckig zusammengefügt, aber ihre von regelmässig aufgenagelten Bohlen gebildeten, durch künstliche Holzschnitzereien ver- zierten FaQaden, der bunte, stets frisch erneute Oelanstrich, der Ueberfiuss an Säulen, Balkon's, Erkern, Treppengeländern und mannigfachen Orna- menten, die hcllrothen oder o-rünen Dächer von Eisenblech und der ganz leichte und gefällige Stil, der theils an die Schweizerhäuser, theils an jene antiken, phantastischen Gartenbauten erinnert, die wir in pom[)ejanischen Wandgemälden erhalten fin- den, machen einen sehr heitern und ansprechenden Eindruck. In der Regel sind die Freitreppen und Balkon's dieser Datschen mit blühenden Topfgewäch- sen auf das freundlichste ausgeschmückt ; exotische Blattpflanzen habe ich seltener gefunden. Freilich können sich die Petersburger Insel- prospekte nicht mit den Villen messen, die in an- deren Hauptstädten, so insbesondere in Berlin vor dem Brandenburger und Potsdamer Thore in lan- gen Strassen sich erheben; vermag ja doch schon das Material der Petersburger Datschen, das Holz, niemals jenen Adel architektonischer Formen zu zeigen, wie er unsern massiven Bauten aufgeprägt ist; und während diese so oft den Genuss eines vollendeten Kunstgeschmacks bieten, bleiben jene immer nur auf dem Niveau der Volksbaukunst stehen; und nur wenige, aus Stein erbaute Land- häuser, meist der kaiserlichen Familie angehörig, suchen aucli den Anforderungen höherer Kunst zu genügen. An Zahl freilich übertreffen die Peters- burger Sommerhäuser sicherlich alle in den übrigen Städten Europa's befindlichen; denn nicht nur die Inseln sind von ihnen bedeckt, eine noch weit grös- sere Menge befindet sich im Umkreise von mehrern Meilen auf allen Dörfern in der Nähe von Peters- burg; ich vermuthe, dass die Zahl der Landhäuser in der Umhegend der Stadt nicht viel kleiner sein wird, als die der eigentlichen Stadthäuser. Ins- besondere an zwei Punkten, wo die sonst ziemlich triste Petersburger Natur ihre schönsten Reize zur Schau trägt, an der Küste des Kronstädter Meer- busens und in den Duderhofer Bergen sind alle Dörfer mit Datschen überfüllt, die, ursprünglich von den Bauern gebaut und diesen gehörig, den Sommer über von Petersburgern bewohnt werden. In der Nähe der Kaiserlichen Schlösser Zarskoe Szelo, Pawlows und Peterhof haben sich ganze Städte von Sommerhäusern angesiedelt, von 10 bis 2UUUU Menschen bewohnt, in endlosen gradlinigten Strassen, in denen meiner Meinung nach der Haupt- reiz des Landlebens wieder verloren gehen müsste. Die Eisenbahnen nach diesen drei Schlössern exi- stiren fast ausschliesslich für diesen Sommerverkehr und prospcriren doch dabei; nach Peterhof führt ausserdem ein stündlich abgehendes Dampfboot, ebenso wie die Kommunikation mit den Inseln von zahllosen, äusserst zierlichen Sehraubendampfern vermittelt wird, die nicht grösser, wie gewöhnliche Kähne, von einem schwedischen Meister gebaut, pfeilgeschwind die Newa durchsehwärmen, und in dieser Zweckmässigkeit von mir in keiner andern Stadt beobachtet worden sind. Wenn man bedenkt, dass zu jeder der zahl- losen Datschen ein , wenn auch oft kleiner, Garten gehört, dass ausserdem die Reichen und Vornehmen eine Menge bedeutender Parkanlagen besitzen , so leuchtet ein, dass der Sinn für Gartenbau und Blu- men in Petersburg in hohem Grade geweckt wer- 101 den inuss. Fast alle Gärten sind in englischem Stile gehalten, mit Bowling -greens, C'lum{)"s und Baumgruppen ausgeschniückt. Was nun den Charakter dieser Gärten betrifi't, so werden wohl die meisten Fremden, jileich mir, von ihnen auf das angenehmste überrascht wer- den. Dass Petersburg grossartige (iebäude, reiche Sammlungen in Kunst und Wissenschaft, glänzende Strassen und Plätze besitzt, weiss ein. Jeder; aber wenige vermuthen wohl, dass es auch liebliche Naturscenerien, üppige Vegetationsbilder bietet, die sich den vorzüglichsten, selbst in weit günstigerem Klima, zur Seite stellen können. Wer da erwartet, von der Lage Petersburgs unter dem (il). Gnde in einer der unwirthlichsten Gegenden Europa's die Wirkungen in seinen Gärten deutlich ausgedrückt zu sehen, der findet mit Verwunderung, dass diese im Wesentlichen von denselben Pflanzen gebildet werden, wie bei uns. Zeigt ja doch auch die wilde Flora dieser Gegend von der unserer Brüche, Wie- sen und Nadelwälder durchaus keinen physiogno- migchen Unterschied, und charakterisirt sieh eigent- lich nur durch ihre grössere Armuth, während die Zahl der bei uns fehlenden Pflanzen aus der Pe- tersburger Flora nur gering, keine von ihnen für den Charakter jener Gegenden bestinunend ist. Durch das frische Grün ihres Rasens sind sogar die russischen Gärten denen des übrigen Kontinentes überlegen; sie können sieh in dieser Beziehung den englischen Bowling- greens und den Wiesen der Gebirge an die Seite stellen, was unzweifelhaft dem Feuchtigkeit verbreitenden Einfluss des finnischen Meerbusens zuzuschreiben ist. Während ich in Deutschland Ende i^ugust bei der ungewöhnlichen Hitze und Trockenheit des verflossenen Sommers überall nur verbrannten Rasen und dürres Laub verlassen, so überraschte mich um so mehr das saftige Grün des Rasens und selbst der Bäume in den Garten Petersburgs. Der Rasen daselbst ist allerdings nicht so fein, wie der unsrige, da das un- ersetzliche, auch bei uns gebrauchte Raygras (Lolium perenne) in jedem Winter ausfriert und daher alljähr- lich von Neuem angesäet werden muss ; der Rasen besteht daher hauptsächlich aus einheimischen Poa-, Agrostis- und Festuca-Arten, Dactylis, Phleum, so wie aus einer Menge dazwischen wachsender Wie- senkräuter ( Ranunculus acris , Trifolium repens, Campanula rotundifolia, Umbelliferen etc.), welche freilich keine so gleichförmige Sammtnarbe geben, wie sie die englischen Rasenplätze zeigen, immer- hin aber durch die Dichtigkeit und Lebhaftigkeit ilu'es Grüns das Auge erfreuen. (Fortsetzung folgt.) Drei iiciic FIorhliimeH. Es sind uns in diesen Tagen die Abbildungen von drei neuen Florblumen zugekommen, welche, wenn sie nur einiger Massen der Wirklichkeit ent- sprechen, zu den schönsten Akquisitionen der letz- ten Jahre gehören. Wir haben es schon mehrfach ausgesprochen, dass grade in der Anzucht der Florblumen es der Gärtner durch Studium der Natur und durch Beharrlichkeit zu einer Vollkom- menheit gebracht hat, die alle Beachtung verdient. Diese drei Florblumen gehören sehr verschiedenen Pflanzen an: den Hyacinthen, den Nelken und den Fuchsien. I. Wir wenden uns zu der ersteren, Wil- lem III, von der im ersten Hefte der Flore des jardins du royauine des Pays-Bas von diesem Jahre eine Abbildung und Beschreibung von Krelage, einem der bekanntesten Haarlemer Blumenzwiebel- züchter, enthalten ist. Krelage sagt mit Recht, dass die neueste Zeit besonders dazu berufen ist, die Hyacinthen , welche wegen ihres hohen Preises noch im vorigen Jahrkunderte speciell als die Blume der Fürsten betrachtet wurden, so allgemein zu ma- chen, dass sie, um uns des Ausdrucks eines Eng- länders zu bedienen, nun zur Blume „for the mil- lion" geworden, denn selbst der, der sich mit seiner Hände Arbeit ernährt , kann sich für wenige Gro- schen Hyacinthenzwiebeln kaufen und sich die Blu- men selbst für sein Zimmer heranziehen. Aber auch in der Vollkommenheit der Form und im Ausdruck der Farbe ist man in der neuesten Zeit zu einer hohen Stufe gelangt, obwohl grade die Anzucht neuer Hyacintlien, wie wir aus dem inter- essanten Aufsatze des Genter Zöglings und jetzigen Obergärtners in Petersburg, Massberg, in der ;]9. u. 40. Nummer des vorigen Jahrganges ersehen haben, mit nicht geringen Schwierigkeiten verbun- den ist. Die ganz dunkel-violettblauen Hyacinthen, welche man gewöhnlich auch als schwarze anerkennt, sind nicht allein durch ihre Farbe eigenthümlieh, sondern auch durch die harmonische Zusammenstellung der einzelnen Blüthen. Wie wunderschön und an Au- rikel erinnernd erscheinen die blauen Hyacinthen mit weissen Augen, wie wir sie in der letzten Früh- jahrsausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues im vorigen Jahre gesehen haben? Da- gegen wiederum die Mannigfaltigkeit unter den rothen Sorten vom zartesten Rosa bis zur strah- lenden Farbe des Feuers. Wir gedenken endlich der weissen Hyacinthen , deren einzelne Glocken jetzt oft eine solche Grösse haben, dass sie mit den Theetassen, wie sie in kleiner, zierlicher Form und 102 weisser Farbe von den Chinesen benutzt werden, wetteifern könnten. Die gelbe Farbe war bis jetzt bei den Hyaein- then weniger beliebt , möglich weil man bis jetzt darin nicht so liebliche Nüancirungcn als sonst er- zielt hatte ; aber auch hier hat die neueste Zeit Alles gethan, um dieser Farbe des Neides bei den Hyacinthen Freunde und Liebhaber zu ver- schaffen. Wir erinnern nur an Heroine, an I d a, Älide, Jacqueline, Roi des Pays-Bas u.a.m. Zu dieser Reihe gehört nun auch Willem III f d. i. Wilhelm III, König der Niederlande). Einige von diesen mögen gefüllter und intensiver gefärbt sein, wie es z. B. bei Heroine der Fall ist, aber j aUe diese blühen zu spät; diejenigen aber, welche \ dieses zeitiger thun, wie Goethe, Jaune su- j preme u. a. sind wiederum zu hell und fallen des- halb weniger in die Augen. Willem III dagegen eignet sich sehr gut zum Ti'eiben , ist sehr gefüllt und hat neben einer guten Form auch eine präch- tige Farbe. Diese Sorte wurde vor nun 'M) Jahren von dem Vater des jetzigen Handelsgärtners Kr e läge mit zwei andern ähnlichen Sorten erzogen. Von den letztern besitzt Thorwaldsen zwar noch grös- sere Blumen, blüht aber leider sehr spät und passt deshalb nur für die wärmern Länder des südlichen Europa's, während Willem II (Wilhelm II, der Vater des jetzigen Königs) allerdings etwas dun- kler ist und wenig später blüht. Die letztere be- findet sich aber noch gar nicht im Handel. Das hier Mitgetheilte ist aus den Berichten ihres jetzigen Besitzers selbst entlehnt. Wir haben uns aber noch das Urtheil eines Sachverständigen, eines unserer tüchtigsten Gärtner, über diese neue Hyacinthe eingeholt und zögern nicht, auch dieses im Interesse der Liebhaber zu veröffentlichen. Dar- nach ist allerdings Willem III eine gute Akqui- sition ; die Sorte steht dem Bouquet Orange am Nächsten, auch hinsichtlich der Blüthezeit. Es gibt, wie auch Krelage selbst zugibt, allerdings nicht allein gefülltere, sondern auch dunkler ge- färbte; hierherist ausser Heroine, besonders noch die sehr alte Sorte Ophir zu nennen. Beide über- treffen, wenn sie vollständig ausgebildet sind, was allerdings nur selten gelingt, Willem III. Ob jedoch diese neue Sorte übrigens einmal eine grosse Verbreitung erlangen wird , scheint schon deshalb fraglich, weil Krelage sagt, dass sie bereis vor ungefähr BO Jahren von seinem Vater gezogen worden ist. Wenn ihr Besitzer nun jetzt erst damit so weit gekommen ist, um sie in einiger Zeit in den Handel geben zu können, so dürfte man mit Recht fürchten, dass sie sich zu denjeni- gen neigt, die keine starke Vermehrung gestatten. Ausserdem möchte Willem III noch zu den Sor- ten gehören , welche leicht erkranken und deshalb, bevor sie vollkommen erstarkt sind, schon absterben. Deren gibt es bekanntlich schon mehre, die längst bekannt sind und sich in dem Handel befinden, sich aber deshalb im Preise stets hoch halten und immer nur in geringer Anzahl zu haben sind; z. B. unter den einfach weissen: Madame van der Hope und Mont blanc, unter den gefüllt weissen: Gloria florum suprema, unter den einfach rothen : Howard, Prosper Alpini, un- ter den gefüllt rothen: Josephine, Sans-souci und Milton, unter den einfach blauen: General Lauriston und Othello, unter den gefüllt blauen: Helicon, Garrick, Laurens, Koster und noch viele andere. Alle diese sind sehr schön, aber wollen nicht so allgemein werden, weil es mit deren Anziehen nicht rasch gehet. IL Wir haben bereits in der 4l). Nummer des vorigen Jahrganges der Wochenschrift (S. 313) der neuen chinesischen Nelke, von der der Kunst- und Handelsgärtncr Heddewig in Petersburg Samen aus Japan erhalten, ausführlich gesprochen und können deshalb im Allgemeinen darauf hinweisen. Wir -wollen nur erwähnen, dass dieselben Nelken wahrscheinlich vor iril) Jahren in Frankreich bereits eingeführt wurden, aber schon bald wiederum aus den dortigen Gärten verschwanden. Unter den Heddewig'schen Nelken befanden sich gleich anfangs zwei Hauptformen, von denen die eine gar nicht eingeschnittene Blumenblätter, dagegen die andere diese, ähnlich wie bei der Feder- nelke und der bei uns in Wäldern wildwachsenden Pracht -Nelke (Dianthus superbus), sehr geschlitzt besitzt. Die vielfachen Formen der ersteren haben wir bereits seit dem vorigen J:ihre im Handel und werden wohl nun in diesem schon eine allgemeinere Verbreitung finden. Mögen auch hier und da die Lobpreisungen sehr übertrieben gewesen sein, so gehören sie doch unbedingt zu den besten Akqui- sitionen der neuesten Zeit. Ohne Zweifel sind die Blumen der zweiten Sorte mit geschlitzten Blumenblättern noch schöner und verdienen deshalb um so mehr Berücksichtigung und Aufmerksamkeit. Ihr Besitzer brachte sie noch nicht in den Handel, sondern vermehrte sie erst in der Weise, dass Samen nach allen Ländern hin ausgegeben werden konnten. Der Kunst- und Han- delsgärtner Benary in Erfurt hat im vorigen Jahre durch Kauf den ganzen vorhandenen Samen an sich gebracht und versendet eben eine Abbildung der S hauptsächlichsten F"'arben dieser geschlitztblättri- gen Sorte (Dianthus Heddewigii laciniatus) an seine F^reunde und Abnehmer. Wir sind da- i03 durch im Stande, Einiges darüber zu safrtn und diese Nelke allen Liebhabern zu empfehlen. Die Blumen sind sehr gefüllt und haben einen prächtigen, angenehmen Bau. Wenn die einzelne Pflanze nur einiger Massen reichlich blüht, so muss sie einen bedeutenden Etirkt machen. Samen wird sie allerdings unter diesen Umständen wenig brin- gen, daher die Pflanze sich wohl eine Zeit lang im Preise erhalten dürfte. Da sie ein Sommer- gewächs ist, möchte man wohl auch daran zweifeln, dass sie sich durch Stecklini.'e oder Absenker ver- mehren lässt. Es käme übrigens auf Versuche an. Die Farben der S abgebildeten Formen des Dian- thus Heddewiuii laciniatus fl. pl. sind weiss und roth mit allen dazwischen liegenden Nüancirungen, von dem blendendsten Weiss zum lieblichsten Rosa, zum feurigsten Koth und zum dunkelsten Purpur. Im Blau und selbst in Violett und Lila überzu- gehen, scheint keine Neigun^j vorhanden zu sein; eben so nicht in Gelb, obwohl nach dieser Richtung hin. eine Wahrscheinlichkeit vorhanden ist. ser Gartenbaugesellschaft zur Beurtheilung gesen- det, sich der grössten Anerkennung erfreute und einen ersten Preis erhielt. Die Pflanze wächst rasch und trotzdem auch kräftig, so dass sie ein sehr gutes Ansehen besitzt. Die oft in Quirlen zu- sammenstehenden Blätter besitzen eine frische Farbe, eine Eiform und dabei eine ziemliche Grösse. Die am Ende der jungen Zweige reichlich hervorkom- menden Bliithen hängen elegant über und haben einen feurig -scharlachrothen Kelch mit horizontal abstehenden Keli;habschnitten. Das Innere ist, da in der Regel 3() bis id Blumenblätter vorhanden sind, sehr gefüllt und legen sich die äussern Blät- ter den Kelchabschnitten selbst auf. Ihre Farbe ist ein schönes Lila, was nach dem untern Ende zu mehr oder weniger in Roth übergeht. Trotz dieser Fülle ragen aus der Mitte zwar einige Staub- gefässe hervor, die Fäden sind aber bereits breit, ebenfalls lilla gefärbt und tragen zum Theil in Form von rothen Köpfchen die verkümmerten Staubbeutel. in. Die dritte Neuheit gehört den Blüthen- sträuchern an und ist eine gefüllte Fuchsie unter ter dem Namen Solferino, von der, wenn die an dem Orte gleichen Namens geschlagene Schlacht nicht in zu frischem Andenken wäre, man eine andere Färbung vermuthen möchte. Züchter derselben ist Le meine in Nancy. Wir haben schon früher Gelegenheit gehabt, manchmal diesen Namen zu nennen, wo von Florblumen die Rede war; Nancy in Lotharingen ist überhau[it ein Ort, wo m,an sich mit besonderer Vorliebe mit der Anzucht neuer Florblumen beschäftigt und aus dem schon eine grosse Reihe der verschiedensten Sorten hervor- gegangen ist. Ausser Lemoine ist es aber daselbst noch Crousse, welcher sich in dieser Hinsicht ebenfalls grosse Verdienste erworben hat. VN enn man bedenkt, wie wenig Ansprüche man noch zu Anfange dieses Jahrhundertes machte, wo Fuchsia coccinea und globosa in ihrer Ur- form die einzigen Blüthensträucher dieser Art wa- ren und später einige wenige Formen und Blend- linge dazu kamen, und sieht jetzt einen solchen Reichihum und eine solche Mannigfaltigkeit in Farbe und Form der Blumen, dass selbst geübte Fuchsien- Kenner kaum im Stande sind, alle die Spielarten gleich zu erkennen! Vor nicht sehr langer Zeit war es fast nur das Ausland, was uns die neuen Sorten zuführte; doch neuerdings haben auch deut- sche (iärtner die Wichtigkeit dieses Kulturzweiges begriffen und ihre Zöglinge sind zum Theil den ausländischen vollständig ebenbürtig. Doch wir kehren zur Fuchsia Solferino zurück, welche im vorigen December, an die Pari- Beobachtungen über Ceröxylon Klopstockia. Vom Obergärtner Reinecke. Im Jahre 1852 erhielt ich aus Neu-Granada von Dr. Karsten einige Früchte einer Palme mit dem zweifelnd angegebenen Namen Ceroxylon Klopstockia? Die Früchte waren in dem Ge- birge von Merida gesammelt worden, jedoch nicht in Blüthe beobachtet. Nach dem Habitus und Stand- ort wurde die Palme anfangs für das von Hum- boldt in dieser Gegend gefundene Ceroxylon gehalten, oder war eine neue Art der Gattung Klopstockia, von der wir nun schon drei Arten kultiviren. Ich erzog aus diesen Früchten Pflanzen, welche ich unter dem Namen Ceroxylon Klopstockia vertheilte und wünsche, dass diese sehr seltene Palme sich unter der Pflege der jetzigen Eigen- thümer ebenso wohl befunden haben möge, wie die beiden Pflanzen, die ich zurückbehielt, besonders desshalb, weil sich immer mehr die Verschiedenheit dieser Pflanze mit der eigentlichen Klopstockia herausstellte und es mir ebenfalls nicht unwahr- scheinlich war, dass wir in dieser Pflanze die lange verkannte Humboldt'sche Gattung Ceroxylon nun wirklich hier lebend haben. Bei allen bekannten Klopstockien nämlich geht die keimende Pflanze rhizomartig in die Erde, schräg abwärts in den Boden hinein bohrend, bis sie, wie mir Dr. Karsten niittheilte, die Dicke des künf- tigen .Stammes erreicht hat; dann erst soll sie an- 104 fangen, den Stamm aufwärts zu verlängern. Bei diesem Ceroxylon Klopstockia ist dies alles nicht vorhanden, die Pflanze wächst wie ein Ocno- carpus oder eine Oreodoxa gleich Anfangs in die Höhe. Sollte dies Verhältniss nicht darauf hindeu- ten, dass wir es hier mit einer von der Klopstockia verschiedenen Gattung zu thun haben? Nach Dr. Karsten 's Mittheilungen ist diese Pflanze im Habitus sonst der Klopstockia utilis ausserordentlich ähnlich, nur kleiner und schmäch- tiger, worauf auch die Entwickelungsweise der Pflanze hindeutet, die Blätter sind unten braun gefärbt, wie auch derjenigen der Klopstockia utilis, welche in der Gegend von Caracas gesam- melt wurde. Martins hat in seinem prächtigen Palmen- werke den Namen Ceroxylon Klopstockia angenommen , denselben jedoch auf eine andere Pflanze, nämlich auf Klopstockia cerifera, bezogen ; es sind aber dies zwei ganz verschiedene Pflanzen. Die Klopstockia cerifera hat die Unterseite ihrer Blätter silberweiss behaart : von dieser letztern Art hat uns Dr. Karsten wieder- holt grosse Mengen von Früchten aus Caracas ge- schickt. Sie ist jetzt in unsern Gärten die am Meisten und am Längsten verbreitete Wachspalme ; während das Ceroxylon Klopstockia selten vorhanden sein wird und in kleineren Exemplaren, da von dieser erst später wenige Früchte mir zu- geschickt wurden. Möchten diese Bemerkungen dazu dienen, die Besitzer dieser interessanten und seltenen Pflanze auf dieselbe aufmerksam zu machen und sie, wie sie es verdient, mit besonderer Aufmerksamkeit zu behandeln ; wahrscheinlich wird es uns gelingen, diese früher in Europa blühen zu sehen, wie eine der drei Arten Klopstockia. Vermeliriing «inknospiger Farne. Vom Hofgärtiier G. A. Fintelmann auf der Pfaueninsel. In früherer Zeit ein eifriger Farnfreund und glücklich im Erziehen, selbst aus sehr alten Sporu- len , beschlich mich auch zuweilen die Besorgniss, eine oder die andere Art zu verlieren, noch ehe sie fruktificirt haben möchte. Das erste Mal war dies in Betreff von Blechnum corcovadense der Fall, was. ich aus alten Samen erzogen hatte und nur in wenigen schwächlichen Exemplaren besass, mit Ausnahme eines, das eine dicke Knospe zeigte. Blechnum brasiliense treibt, wie bekannt, aus dem alten Stamme junge Sprossen, die abgenom- men leicht zu Pflanzen zu erziehen sind. Darauf hin schnitt ich das junge erwähnte Stämmchen des Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Bl. corcovadense von unten aufwärts in vier von einander klaffende Theile. Jeder wurde eine Pflanze und ich habe diese Art auf diesem Wege durch gleiche Tlieilung der dadurch gewonnenen Individuen weiter vermehrt. Cheilanthes brä- chypus hatte ich fast verloren, da nur noch eine Pflanze lebte. Sie wurde ebenfalls von oben herab geviertheilt ; das Ergebniss waren drei Pflanzen, w'elche die Stammmüttir vieler geworden. Diesen auch mit Polypodium spectabile Klf. gelunge- nen Versuchen folgten mehre, wenn allerdings auch nicht immer alle glückliche Resultate lieferten. Seit ich im Jahre 184!i die Passlichkeit der Torfgrumpeln und des Fasertorfes für Farnsaaten entdeckt (s. Verh. d. G. -Vereins Bd. 17. S. .308), hat sich wohl selten der Fall ereignet, dass nur wenige Pflänzchen einer Art aufgehen, daher also wohl kaum Jemand noch so in Noth sich wähnen wird, wie ich damals z. B. mit der lange verloren gewesenen Ceropteris (Gy mnogram mc) chry- sophylla. Dieses machte ich 1845 aus 9 Jahre alten Sporulen auferstehen, und, wenn ich die Pflanzen dann nicht geviertheilt habe , so wurden sie doch gehälftet. Nichts desto weniger mag man versuchen, junge Baumfarne durch Spalten zur Ver- mehruno; zu zwingen und dadurch Gewinn erzielen zu können. Anders als vor Erhebung oder Ver- härtung des jugendlichen Stämmchens habe ich den Spaltschnitt nie angewendet. £iuigc >Vorte über Levkojen-Samenzucht. Von dem Lehrer Oppler zu Plania. Bekanntlich lässt man die Levkojenpflanzen mit einfacher Bliithe zur Samengewinnung unter den gefüllt-blühenden stehen und bricht ihnen nur die Spitze der Krone ab. so dass nur einige Sa- menschoten sich ausbilden können. Unter diesen selbst bemerkt man schon einige mit abnormen Wüchse, nichts desto weniger aber sind es grade diejenigen Samenschoten, welche den brauchbarsten Samen liefern. Dieser zur obigen Kultur muss nicht regulär, sondern ungleich rund und mit kleinen Erhaben- heiten versehen sein, um das bezeichnete Resultat zu liefern. Referent hatte Gelegenheit, bei dem Kunst- und Handeiso ärtner Stanitzek zu Ratibor sich nach mehrjähriger Beobachtung von der Wahrheit dessen zu überzeugen, und will zu ähnlichen Ver- suchen bei andern Pflanzen-Kulturen, um vollblü- hende Exemplare zu erziehen, z. B. bei Nelken etc., hiermit anregen. Druck von J. F. btarcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Befiirderung des Gartenbaues in den Königlich Preussiscijen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl K O C h. M 14. Berlin, den 5. April 1860. Preis des Jahrganges 5^ Thlr,. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Frühjahrs-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am I. April. — Ueber Petersburger Gartenanlagen (Fortsetzung). — Heteröpterys undulata Ten. — Gärtnerische Notizen. — Pteris argyraea Th. Moore und Pteris tricolor - Lind. — Beilage. Frühjalirs-Aiisstolliiiig des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 1. April. Wenn von jeher ., wenig und gut" der Wahl- spruch des Vereines bei dieser Frühjahrsausstellung (var, so schlössen wohl noch nie die engen Räume ier beiden schmalen Säle im Englischen Hause zu Berlin so Vorzügliches, wenn auch verhältnissmäs- äig in geringerer Menge, ein, als an diesem Tage. Je winterlicher es draussen aussieht und je mehr Schnee die Strassen bedeckt, um so mehr impo- niren an und für sich schon das Grün der Pflan- zen und die bunten Farben der Blumen in den geschlossenen Räumen der Häuser. Ganz beson- ders ist dieses aber bei Pflanzen in solcher Voll- kommenkeit, wie hier, der Fall. Die grossen Schneeflocken, welche noch wenige Tage vorher von oben herab fielen und das Frühjahr noch wei- ter hinaus zu schieben schienen, hatten zum Glück zu fallen aufgehört; eine wärmere Luft war an die Stelle des kalten Nordostens getreten. Durch diese plötzliche Umänderung des Wetters wurde die Ausstellung nicht wenig begünstigt. Die tüchtigsten Gärtner Berlins und zumTheil von ausserhalb hatten seit vielen Monaten sich be- müht, grade zu dieser Ausstellung etwas Vorzüg- liches zu erziehen. Sie hatten ihre ganze Sorgfalt auf einige Pflanzen verwendet und dadurch in der That Ausgezeichnetes geleistet. Es waren dieses Mal weniger neue Einführungen vorhanden, welche die beiden Säle ziei'ten, als vielmehr Schaupflanzen im eigentlichen Sinne des Wortes , und wiederum nicht mit Scheere, Bändern und Zangen in will- kürliche und unnatürliche Formen gebracht, wie sie jenseits des Kanales leider Mode sind, sondern leicht, elegant und möglichst natürlich gehalten. Nicht leicht haben sich früher die Preisrichter in solcher Verlegenheit gesetzt gesehen, allem dem Vorzüglichen nicht Rechnung tragen zu können, als dieses Mal. Manches Preiswürdige, was bei andern Gelegenheiten bei der Zusprechung im Vor- dergrunde gestanden hätte, erhielt dieses Mal zum Theil kaum eine lobenswerthe ErwähnunEr; es musste gegen das Ausgezeichnete zurücktreten. Wir beginnen mit den Schaupflanzen und nen- nen zuerst ein Exemplar des Cyanophyllum magnificum, was der Obergärtner Kraus aus dem Garten des Kaufmann's Moritz Reichen- heim zur Ausstellung gebracht hatte. Wir be- zweifeln, dass noch ein zweites Exemplar in solcher Schonheitsfülle in Deutschland existirt. Die Pflanze war zwar nur 3 Fuss hoch, aber viele seiner 10, etwas nach abwärts stehenden, oben sammetgrünen, unten braunrothen Blätter besassen eine Länge von über 2 und eine Breite in der Mitte von 1 Fuss. Man darf sich deshalb nicht wundern , wenn grade hier der Schauenden Aufmerksamkeit gefesselt wurde. Nächstdem war Oncidium Volvox der Beachtung werth. Die rankende Blüthenrispe war so verzweigt und von solcher Länge, dass man wohl die ganze Giebelwand des einen Saales, wenn es möglich gewesen wäre, die einzelnen fadenfür- 14 106 migen Aeste auseinander zu legen, hätte bedecken können. Auch ein stattliches blühendes Exemplar der Vanda leres ebendaher nahm sich gut aus. Der Garten des Fabrikbesitzers Nauen ist stets auf den Ausstellungen des Vereines durch seinen Obergärtner Gireoud in glänzender Weise vertreten gewesen , aber grade dieses Mal geschah es ganz besonders; die Schaupflanzen schienen sich an vollkommener Ausbildung übertroffen zu haben. Eine Azalea amoena in r2-zülligem Topfe be- sass einen Durchmesser von 24- Fuss. Die schönen, rothen BliUhen waren in reichlichster Fülle vor- handen und traten errade seo-en das lebendige Grün der Blätter hervor. Möchte man dieser Pflanze doch mehr Aufmerksamkeit zuwenden und sie häufiger kultiviren. Gewöhnlich sieht man sie nicht gut gezogen. Eine andere Azalee aus der Gruppe der indica und unter dem Namen vittata bekannt, hatte in 10-zölligem Topfe ebenfalls die ansehnliche Höhe von 2 j , aber nur die Breite von '2 Fuss. Ihre verschiedenfarbigen Blüthen gaben ihr ein eigenthümliches Ansehen. Chorozema Henchmanni gehört allerdings mehr zu den seltenern Arten dieses Geschlechtes; ihre helleren, mehr ziegelrothen Blüthen fallen aber auch zu wenig in die Augen, abgesehen davon, dass die nadeiförmigen Blätter ebenfalls nicht zur Hebung des Ganzen beitragen. Trotzdem verdiente das vorhandene Exemplar aus dem Nauen 'sehen Garten wegen seiner vorzüglichen Kultur alle Be- achtung. Es befand sich in einem lU-zölligen Topfe und hatte eine Höhe und Breite von 2 Fuss. Von den beiden E riostemon's: neriifolius und sca- ber, mit ihren zahlreichen Blüthen von weisser Farbe befand sich das erstei-e in einem lü-zölligen Topfe und hatte bei einem Durchmesser von 2, eine Höhe von t-jFuss; das andere hingegen war im ll-zöl- ligem Topfe 2 Fuss hoch und 2j Fuss breit. Wir nennen noch Epacris pu Ichella und Gre vi 1 lea flexuosa. Die letztere, eine Proteacee, wächst leider zu schlank und verästelt sich zu wenig, ge- hört aber immer, zumal mit ihren Blüthcnähren, zu den interessanteren Pflanzen. Auch Epacris Viscountess Hill mit ihren mehr ziegelrothen und einfarbigen Blüthen nahm sich gut aus. Zwischen diesen Pflanzen war ein Lilie n- strauch, denn dieses bedeutet Yulan, der Bei- name einer chinesisch-japanesischen Magnolie. Die zahlreichen, blendend-weissen und ziemlich grossen Blüthen nahmen sich an dem Strauche ohne Blätter ganz eigenthümlich aus. Der Kunst- und Handels- gärtner Zietemann hatte die Pflanze geliefert. Auch der botanische Garten war durch einige Schaupflanzen vertreten. Am Meisten nahm Erio- stemon variifolius wegen seines gesunden und kräftigen Wachsthumes die Aufmerksamkeit der Schauenden auf sich. Polygala Dalmaisiana möchten wir den Handelsgärtnern empfehlen. Wiederum war eine Pfl;inze aus dem Garten des Geheimen Obermedizinalrathes Casper, wel- chem der Obergärtner Schmidt vorsteht, von den Schauenden mehr umstellt: ein Exemplar des son- derbar gestalteten Farn Platycerium grande mit einem Durchmesser von 2 Fuss und von einem prächtigen Wüchse. Die Blätter, welche später oben auf der untern Seite die Sporen hervorbringen, besassen noch ihr frisches Grün und hatten in der That das Ansehen eines Elenshornes. Aus Magdeburg waren aus dem Garten des Kommerzienrathes Kricheldorf durch den Ober- gärtner Kreutz zwei Schaupflanzen mit allen Ansprüchen auf Anerkennung eingeliefert worden: A cacia Drummon dii der Gärten (Pseudo-Dium- mondii Hei-.) und die Form des Phrynium pu- milum, welche auch als vittatum vorkommt. Letzteres war ein stattliches Exemplar mit zahlrei- chen Blättern, deren weisse Querbinden gegen das Hellgrün des übrigen Blattes deutlich hervortraten. Schade , dass trotz der längern Zeit , wo wir die Pflanze in unserer Kultur besitzen , es noch nicht gelungen ist, sie im Systeme festzustellen, zumal wir gewiss zwei verschiedene Abarten, wenn nicht Arten, kultiviren. Während hier die Blätter nach beiden Enden mehr spitz verlaufen , die Farbe des Grün heller ist und trotzdem die Querbinden deuti lieh hervortreten, sind bei der andern die auch gi'össern Blätter stumpfer und dunkler grün, da- gegen werden die Querbinden, und zwar mehr ge- gen den Rand hin, undeutlicher. Auch Frankfurt a. d.O. hatte durch den Kom- merzienrath Linau einige Pflanzen von grossem [ Interesse geliefert. Viele, die gegen den Spätsom- mer hin erst die Alpen besu<;hen, haben meist die- ses nette Alpenröschen mit den Blüthen eines Cist- ; röschen (Rhod otha mnu s oder Rhododendron Cham aecistu s) nur in Früchten gesehen; sie hatten Gelegenheit, hier ein hübsches Exemplar zu schauen, was aus in den Alpen geholten Samen in Frankfurt a. d.O. gezogen war. Wir nennen eben daher auch die Orchidee Den drob ium coeru-, lescens als stattliclie Schaupflanze, aus 5 auf- rechten und über und über mit Blüthen besetzten , Stengeln bestehend. Aus Breslau hatte der Obei-gärtner Rehmann aus dem Garten des Ban'quier Eichborn 4 Epa- kris gesendet, die sich besonders dadurch auszeich- neten , dass nicht, wie man es so häufig an diesen Arten sieht, einzelne Zweige die übrige Pflanze weit überragten. Epacris Regina war in 77- zölligem Topfe fast 3 Fuss hoch und 14 Fuss breit, 107 während die noch gefälligere albicans rösea bei 2j Fuss Höhe und \j Fuss Durchmesser nur einen 6 zölligen Topf besass. Der Universitätsgärtner Sauer hatte unter Anderem einen Zimnietbauni (Cinnamomum aro- maticum) von 10 Fuss Höhe und mit Früchten dicht besetzt, ausgestellt, der, wie man sich denken kann, ein besonderes Interesse in Anspruch nahm. Amaryllideen hatte man bisher noch nicht unter den Schaupfianzen gesehen und doch verdiente das von Lei[)zig aus der L aurcntius'schon Gärtnerei gesendete Himantophyllum miniatum das Prädikat in vollem Sinne des Wortes, denn es war eine kräftige Pflanze mit 2 sehr reichen Blüthen- stengeln. Vor Allem verdienen aber die Pasewaldt'- schen Plüthensträucher in wahrhaft riesigem Um- fange unsere volle Berücksichtigung, zumal selbige auch die derer, welche die Ausstellung besucht, erhal- ten haben. Ein fast 5 Fuss im Durchmesser enthal- tendes Exemplar der Azalea ledifolia alba im 24-zölligem Topfe bildete ein walires Blüthenmeer. 2 andere Azaleen, die eine mit rotlien und die an- dere mit weissen Blüthen, beide mit über 3 Fuss im Durchmesser enthaltender Krone und auf kurzem 2 Fuss hohen Stamme, wurden von einem 8 Fuss hohen Baume einer Telline bracteata, die meist als Cytisus elegans und bracteatus superbus in den Gärten vorkommt und eine 5 Fuss im Durchmesser besitzende Krone besass, überragt. Die gelben, in zahllosen und kurzen Trauben zusammengestellten Blüthen nahmen sich im Graugrün der Blätter und überhaupt gut aus, als grade die gelbe Farbe wenig vertreten war. Auch die Epacris Ion gif 16 ra splendens im 13-zölligen Topfe und bei einem Durchmesser von 2 , mit einer Höhe von 3 Fuss, so wie Rhododendron formosum (in den Gär- ten meist als Gibsonis) im l2-zölligem Topfe und 4 Fuss hoch, mit einer 2 Fuss Durchmesser ent- haltender Krone, verdienen erwähnt zu werden. Wir haben schon oft Schaupflanzen des neu- holländischen Schmetterlingsblüthlers Chorozema ilicifolium gesehen, da man ihn wegen der Fülle seiner bohnenartigen Blüthen liebt, aber eins der Art, wie der Obergärtner Kohl man n aus dem Garten des Kommerzienrathes Dannenberger geliefert, hatte noch nicht eine Ausstellung des Vereines geziert. Das Exemplar besass eine Leich- tigkeit, man möchte sagen, eine Ungezwungenheit und eine Eleganz, wie man diese auch bei andern Schaupflanzen nur selten sieht. Dabei war die Pflanze 3 Fuss hoch, hatte oben einen Durchmes- ser von ebenfalls 3 Fuss und befand sich doch nur in einem 10- zölligem Topfe. Wir nennen noch eben daher ein Eristömon scaber, von 1 Fuss Höhe, 1| Fuss Durchmesser und in 8-zöl- ligem Topfe. Der Kaufmann Hertz hatte durch seinen Ober- gärtner Göring ebenfalls 2 Schaupflanzen ausge- stellt; von ihnen nennen wir Tropaoolum tri'co- lor an einem elegant geformten Gestelle gezogen und mit Tausenden der dreifarbigen Blüthen bedeckt. Wiederum verdankte man dem Kentier Bier (Obergärtner Hornemann) zwei ausgezeichnete Schaupflanzen. Acacia hastulata Sm. (cordifolia der Gärten) war in Kugelform gezogen und befand sich bei gegen 2-r Fuss Durchmesser in nur lOzöl- ligem Topfe, die niedrige Azalea indica alba hingegen hatte eine Krone von 3 Fuss Durchmesser, obwohl das Gefäss , in dem sie sich befand , nur 12 Zoll Durchmesser besass. Wenn wir noch bei Azaleen verweilen, so ! gefielen 5 Kronenbäumclien aus der Hoffmann'- schen Gärtnerei wegen ihrer Leichtigkeit und Ele- ganz allgemein , zumal auch die Farben mit und unter einander harmonirten. Die noch seltene Aza- lee mit den halbgefüllten, denen einer weissen Nar- zisse im Bau und Farbe ähnlichen Blüthen war doppelt vorhanden und stand zwischen einer lachs-, einer hell- und einer mehr dunkel-rothen Azalea H^loise, Gabriele und Diana. Auch die niedrige und flach gezogene Azalea Susanne, aus dem Garten des Konsuls Wagner und von dem Obergärtner Egebrecht ausgestellt, erfreute sich wegen der Fülle prächtiger, rother Blüthen einer besondern Beachtung. Bei 2 Fuss Höhe war sie 2^ Fuss breit und hatte doch nur einen lü-zölligen Topf. So allgemein verbreitet jetzt Deutzia gracilis ist, so zog doch ein Exemplar aus demselben Garten wegen seiner Kultur-Vollkom- menheit grade die Blicke der Kenner auf sich. Auch aus der bekannten Priem'schen Handels- gärtnerei waren einige Schaupflanzen vorhanden, von denen besonders eine Form des Rhododen- dron arböreum und ein elegantes Trymalium fragrans Berücksichtigung verdienen. Wir nen- nen hier auch die beiden Tausendschönchen (Bellis perennis flore albo) mit gelb-gezeichneten Blättern. Der Aufgabe im Programme hinsichtlich der Treibereien war wenig genügt. Wir gedenken jedoch der herrlichen aus 38 Sorten bestehenden Zusammenstellung von Hyacinthen des Kunst- und Handclsgärtner's Friebel. Was Schönes und Vor- zügliches an diesen Lieblingsblumen in der neuesten Zeit vorhanden ist, war vertreten. Der Raum ge- stattet mir nicht, in's Einzelne zugehen. Es ist die- ses auf gleiche Weise mit den 15 verschiedenen Hyacinthen eines Liebhabers der Fall. Von ge- triebenen Blüthensträuchern hatte Hofgärtner Mayer in Monbijou eine Pirus spectabilis, eine Prunus 14* 108 avium fl. pl. und eine Deutzia gracilis zu einer hübschen Gruppe vereinigt. Wir schliessen hier auch einige Worte über die Gruppe blüliender Pflanzen an, welche Inspektor Bouch^ aus dem botanischen Garten an der vor- dem Giebelseite des einen Saales aufgestellt hatte. Die Gruppe war dieses Mal ebenfalls leicht ge- halten und verfehlte deshalb auch nicht einen gün- stigen Eindruck zu hinterlassen. Es imponirten vor Allem eine reichlich- und schünblühende Form des Rhododendron arböreum und riesige Exem- plare der Erica arbörea. Ldlage qrnata zog wegen der sonderbaren Farbe derBlüthen, Eücha- ris Candida wegen deren blendender Weisse, mehre Chorozemen, Diosmeen, Eriken, die man jetzt so wenig sieht , u. s. w. wegen der Fülle ihrer Blüthen die Aufmerksamkeit der Schauenden auf sich. Neue Einführungen waren ebenfalls dieses Mal nur in geringerer Anzahl vorhanden. An Arten ver- dient Pteris argyraea aus dem A ugustin'schen Garten an der Wildparkstation bei Potsdam (Ober- gärtner Fr icke) wegen ihrer silberweissen Blatt- zeichnung volle Beachtung der Kenner und Lieb- haber. Aus der Laurentius'schen Gärtnerei in Leipzig war eine Hippömane ilieifolia longi- folia zugleich als schöne Blattpflanze vorhanden. Von dieser sehr interessanten Art werden wir be- sonders sprechen. Unter den neuen Einführungen des Obergärt- ners Lauche befand sich ebenfalls ein Exemplar der Pteris argyraea; ausserdem machen wir aber noch auf eine andere, noch nicht näher bezeichnete Pteris aufmerksam, welche Beachtung verdient, sowie auf Lycopodium Lyalli. Auch Balantium Culcita befand sich noch nicht auf einer Aufstel- lung Berlins. Aus der Danneel'schen Gärtnerei war Goch Host ema odoratum (Tradescantia odoratissima der Gärten) vorhanden. Endlich ver- dienen die Sinnin gien des Obergärtners Gireoud aus dem Naue n 'sehen Garten Beachtung. Sie sind aus amerikanischen Samen erzogen und sehen noch einer nähern Bestimmung entgegen. Besonders ver- dient die, welche einstweilen den Namen S. gra- cilis multiflöra bekommen hat, wegen der me- tallisch-glänzenden Ober- und braunen Unterfläche der Blätter das Interesse der Liebhaber. Wir wenden uns zu den neuen Ab- und Spiel- arten und beginnen mit den Betronien aus der Mat hieu'schen Gärtnerei. B. Rex und annu- lata, so wie splendida haben hier Vorzügliches geleistet. Unter den neuen Hyacinthen von F rie- be 1 steht die Marie An toi nette mit ihrer ei- gentlichen Färbung oben an. Sie ähnelt am Meisten der Fax purpürea, ist aber dunkler. Von den übri- gen ist Jungfrau von Orleans weiss, Victo- ria regina fleischroth , Lajoyeuse pfirsichroth mit grünen Spitzen und La nuit besitzt das tiefste dunkelblau, hat aber ebenfalls grüne Spitzen. Auch der oben genannte Liebhaber hatte eine kräftige Hyacinthe mit grossen, hellgelben und gefüllten Blüthen ausgestellt , von der er die Zwiebel unter anderem Namen erhalten hatte. Dem Obergärtner Gireoud aus dem Nauen'- schen Garten verdankte man auch hier Beiträge, die Beachtung verdienen: eine blendendweisse Ka- mellie unter dem Namen Prinzessin von Preus- sen und Epacris Princesse royal mit langen, hellrothen, im obern Drittel weissen Blüthen. All- gemein gefielen die riesigen Blumen des Tausend- schönchen's (Bellis perennis) von der Grösse eines Thalerstückes, welche der Kunst- und Handelsgärt- ner Volkmar Döppleb in Erfurt als Prinz of Wales und als maxima nuptialis eingesendet hatte. Doch auch die beiden Sorten vom Kunst- und Handelsgärtner Lauche in Potsdam verdienten Berücksichtigung. Endlieh hatte noch der Inspektor Bouche aus dem botanischen Garten Rhododen- dron Macakoyanum und die längst vergessene, unter vielen Namen beschriebene und abgebildete Amygdalus pumilaSims, Cerasusjaponica Ker, Cerasus chinensis G.Don, Prunus Ke- riiSteud., Prunus sinensis Pers. und Prunus chinensis fl. pl. der Gärten ausgestellt. 1 Wir schliessen endlich mit den eigenen Züch- i tungen, die in derThat in höchst erfreulicher Voll- kommenheit und Schönheit vorhanden waren. Es gilt dieses namentlich von den 14 verschiedenen Begonien des Kunst- und Handelsgärtners L. L. Liebig in Dresden und des Kommerzienrathes Dannenberger (Obergärtner Ko hlmann) hier, 1 wfelche in der That mit dem Schönsten, was bereits vorhanden war, wetteifern, viele sogar übertreffen. Von ihnen werden wir noch besonders sprechen. Auch die neuen Züchtungen von Amaryllis des Kunst- und Handelsgärtners Hoffmann verdienen die höchste Beachtung aller Liebhaber, wie wir ' schon in der vorigen Nummer ausgesprochen haben. Zu den dort aufgeführten neuen Sorten kommen besonders noch 2: eine vittata grünlich-weiss, die ihre rothen Streifen in der Mitte der Blumen- abschnitte fast ganz verloren hatte und eine andere, wo grade ein liebliches Roth vorherrschend sich j geltend machte. Der Kommerzienrath L i n au in Frankfurta. d. 0. 1 hatte wiederum, wie im vorigen Jahre, einige hübsche Blendlinge von Azaleen und ein Rhododendron er- zogen , auf die wir aufmerksam machen wollen. Endlich verdienen noch die 3 verschiedenen Sorten, welche im botanischen Garten aus der Cineraria 109 Webbil erzogen wurden, eben so Beachtung, wie die buntblättrige Metrosideros robusta eben daher. Ueber Petersburger (jarteiianhagen. Von dem Professor Dr. Colin in Breslau. (Fortsetzung.) Was nun die Bäume der Petersburger Park- anlagen betrifft, so finden allerdings die Birken, Fichten und Kiefern der dortigen Wälder auch in den Gärten eine weit allgemeinere Verwendung, als man bei uns für zidässig halten würde. Aber sie entwickeln sich auch hier in ihrer eigentlichen nordischen Heimath bei weitem kräftiger, als bei uns; und mit Vergnügen verweilt das Auge oft auf einer majestätischen Kiefer, die einzeln auf grünem Käsen freigestellt ist, oder auf einer pracht- vollen Birkengruppe, die der Schmuck einer ein- samen Partie ist. Von andern Nadelhölzern schei- nen die sibirischen in Petersburg weit besser, als bei uns, zu gedeihen; so die schöne sibirische Tanne (Pinus Pichta) und die sibirische Lärche (Larix sibirica); auch die sibirische Zirbelkiefer (Pinus Cembra) ist nicht selten. Die deutsche Edel- tanne dagegen scheint nicht mehr fortzukommen ; eben so habe ich die kanadischen Koniferen (Pinus Strobus, Thuja occidentalis) nur selten gesehen. Auch von Laubbäumen besitzen die Gärten eine weit grössere Auswahl, als man bei uns wohl ver- muthet. Am häufigsten finden sich Linden ; sie werden nicht nur allgemein als Alleebäume ange- pflanzt, obwohl sie nie die Grösse und Schönheit der unsrigen erreichen; auch zu Laubwänden in den nach französischem Muster gehaltenen Anlagen eignen sie sich vortrefflich und ersetzen die bei uns gewöhnlich benutzten Buchen, die im nörd- lichen Kussland fehlen. Dagegen zeigen Ulmen und Ahornbäume (Acer Pseudoplätanus, platanoides oder tataricum) die schönsten Baumwipfel; unser gemeiner Massholder (Acer campestre) dagegen fehlt. Die Ebereschen erheben sich zu so statt- lichen Kronen , dass sie den Eschen an Schönheit nicht nachstehen. Weiden und Pappeln werden auch in Gärten sehr viel benutzt, von letzteren insbesondere die schwarze, die Silber-, die kana- dische und sibirische Balsam-Pappel (Populus b;d- samitera und suav^olens), die in Allem statt der fehlenden lombardisclien überall vorkommen. Eichen und Koss-Kastanien werden zwar ebenfalls in Alleen angepflanzt, doch gelten sie als Merkwürdigkeiten; von letzteren habe ich nur junge Bäume gesehen. Von Eichen gibt es einzelne alte Stämme mit dem schönsten Astwerk, deren Anpflanzung in der Ke- gel Peter dem Grossen zugeschrieben wird ; in der That verdankt Kussland diesem grossen Herrscher, ■wie fast alle seine Institutionen , so auch die mei- sten seiner grossartigeren Lustschlösser und Park- anlagen. Die Eichen, welche in Peterhof, sowie in der Nähe jenes kleinen Ilolzhäuschens auf der Petersburger Seite, der ersten Kesidenz des Reichs, stehen, mögen in der That von der Hand dieses Fürsten herstammen, der über dem Grossen auch das Kleinste nicht vernachlässigste; einige sehr alte jener angeblichen Peter- Eichen gehören vielleicht noch der Zeit vor der russischen Eroberung an. Ganz besonders charakteristisch für die Gärten Pe- tersburgs und geradezu unentbehrlich für dieselben sind die sibirischen Akazien (Kobinia Caragana, Caragana arborescens), während unsere nordame- rikanischen Akazien (Kobinia Pseud- Acacia) dem dortigen Winter nicht widerstehen. Die Caragana dagegen, welche ich bei uns in der Regel nur als Busch oder als Bäumchen gefunden, wird im Norden ein prächtiger Baum, der nicht nur durch seine gefiederte, bis tief in den Herbst hinein frisch grün-blinkende Laubkrone imponirt, sondern auch sich der Scheere mit gröss- ter Bereitwilligkeit fügt; sie liefert daher die schön- sten Laubwände, welche unsern Taxushecken an Gleichmässigkeit und Dichtigkeit nahe kommen, sie aber durch die Schönheit und die lichte Färbung des Laubes übertreffen. Alle Petersburger Gärten sind daher fast ohne Ausnahme von Carasrana- Hecken eingefasst ; die Hauptstrasse von Wassili- Ostrow, der grosse Prospekt — früher von einem Kanal durchzogen, der später zugeschüttet und bepflanzt wurde — zeigt zu beiden Seiten eine fortlaufende Reihe kleiner Gärten, von denen je einer zu einem Hause gehört ; jedes dieser Gärt- chen ist nach der Strasse zu von einem Gitter und dahinter von einer Caragana - Hecke begränzt — ein höchst freundlicher Anblick, den ich in solcher Weise nur in einigen Strassen London's, City road etc. wieder gefunden habe. Ebenso umgiebt eine dichte Caragana - Hecke den grossen Packhof in der Nähe der Börse und erfüllt vortrefllich ihren Zweck, das materielle Gewühl des Handels dem Auge der Spaziergänger zu verstecken. So ange- nehm der Fremde sich anfänglich durch die freund- liche, fast tropische Form des Laubwerks der Ca- ragana überrascht fühlt, so wird dieselbe ihm zuletzt durch die ewige und unvermeidliche Wie- derkehr ermüdend und langweilig. Eine andere Caragana mit bandförmig zu- sammengesetzten Blättern, Caragana frutescens, wird minder häufig benutzt. tio Von Ziersträuchern gedeiht Syringa vulgaris, dort Syrehen genannt , überall in grüsster Schön- heit, und es wurde mir gesagt, dass dieselbe in Deutschland seltener in solcher Ueppigkeit und Ueberfülle blühen, wie hier. Es mag dies wohl daran liegen , dass bei dem raschen Uebergange des nordischen Frühlings in den Sommer alle die Blüthen, deren Entwickelung sich bei uns auf mehre Wochen vertheilt, dort fast gleichzeitig zur Entfaltung gelangen. In Breslau durchbrachen in diesem Jahre ( I .Sfill) die Birken ihre Laubknospen Anfang April, die Kirschen begannen am 15. April, die Syringe am (!. Mai aufzublühen ; in Petersburg zeigten die Birken ihre grünen Spitzen heuer am 20. Mai, die Kirschen entfalteten am 27. Mai und der Flieder am 31. Mai seine ersten Blüthen; die Difl'erenz zwischen Kirsch- und Fliederblüthe be- trug in Breslau 3 Wochen, in Petersburg )> Tage. In Breslau blühte der Flieder 3 Wochen lang bis Ende Mai, in Petersburg wahrscheinlich kaum halb so lang. Von andern Sträuchern hebe ich hervor : Cratae- gus sanguinea,' auch zu Hecken viel verwendet, Vi- burnum Lantana, Cornus alba, Elaeagnus argentea; Potentilla fructicosa bildet 'i — 3 Fuss hohe Büsche, die mit gelben Blüthen völlig überdeckt sind, der Berghollunder (Sambucus racemosa) ersetzt hier den schwarzen: Sambucus nigra; von Loniceren, Ribes und Spiraea gedeihen mehre Arten. Selbst Phila- delphus erträgt den W^inter. Schlingpflanzen, wie sie bei uns durch Epheu und wilden Wein ver- treten sind, giebt es in Petersburg nicht; doch soll die neue Rebe von Amur, Vitis amurensis, der amerikanischen ziemlich ähnlich, den russischen Winter überstehen. Auch die anderen Einführun- gen von Amur haben sich als hart erwiesen und versprechen eine bedeutende Zukunft, selbst solche, die eigentlich tropischen Familien angehören, wie der eschenähnliche Korkbaum von Amur, Philo- dendron amurense, der zierliche Leguminosenbusch Lespedezia bicolor, Menispermum davuricum, Maxi- moviczia amurensis etc. Ueberraschend ist die Zahl der perennirenden Pflanzen, die in freiem Lande kultivirt werden; ja es sollen sogar die meisten sibirischen und nord- chinesischen Zierstauden (Dicentra, Anemone, Trol- lius, Paeonia etc.) in Petersburg den Winter weit besser überdauern und reicherblühen, als in vielen Theilen Deutschlands ; der Grund davon liegt darin, dass im Norden eine dichte Schneedecke zeitig fällt und ohne Unterbrechung bis zum Sommer-Anfang liegen bleibt, also die unterirdische Rhizome weit besser vor excessiver Kälte schützt , als dies in unsern, so oft schneefreien Wintern der Fall ist. Grössere Schwierigkeit machen die annuellen Pflanzen, von denen viele in dem kurzen Sommer nicht Zeit genug finden, um ihren ganzen Vegeta- tions-Cyclus zu durchlaufen; die meisten unserer gemeinsten Sommerblumen, die bei uns im Frühjahr einfach in die Beete gesäet werden , müssen daher in Petersburg erst sorgfältig unter Glas in Töpfen getrieben werden, bevor man sie in's freie Land pflanzt, wenn man noch Hoflnung haben will, sich an ihren Blüthen zu erfreuen. Selbst die überall mit besonderer Vorliebe kultivirten Rosen und Geor- ginen werden in Töpfen überwintert und erst im Juni in's freie Land ausgepflanzt. Daher ist es in Petersburg bei AVeitem schwieriger, als bei uns, die Blumenparterre's in den Pleasure-grounds im- mer mit blühenden Pflanzen gefüllt zu erhalten. Wie man aus Obigem ersieht , fehlt es den Gärten selbst unter dem HO. Grade keineswegs an reichlichem Materiale von Blüthen und Laub; ja dieselben sind den unsrigen offenbar in der Schön- heit der Rasenpartien überlegen. Rechnet man hinzu, dass wenigstens an der in einer ziemlich steilen Terrasse gegen das Meer abfallenden Küste, so wie in einem dahinter liegenden, mit W^ald und Wiesen bedeckten Höhenzuge auch die Natur sich recht freundlich gestaltet hat, so begreift man, dass die Petersburger Gärten den Ruf, den sie im In- nud Auslande geniessen , im Allgemeinen wohl verdienen. Ein so ehrenvolles Zeugniss dieselben nun auch dem Geschmacke und der Ausdauer ihrer Begrün- der geben, so kann man in ihnen doch keinen Augenblick vergessen, dass eben die Kunst hier Alles thun musste; nicht nur fehlt jene Ueppigkeit der Baum-Vegetation, die in glücklicheren Breiten den schönsten Reiz der Gärten bildet ; alte und majestätische Bäume, die einzeln durch ihre Schön- heit wirken, sind sehr selten ; sondern es fehlt vor Allem jene Harmonie der Gärten mit der umge- benden Landschaft, welche uns, wie in England und vielen Theilen Deutschlands, in die Täuschung versetzt, als seien die Gärten unmittelbar aus der Hand der Natur, aber in schönster Vollkommen- heit, hervorgegangen. Tritt man dagegen aus dem russischen Park heraus, so fühlt man sich verletzt durch den Kon- trast mit der wüsten und ti-aurigen Umgebung, die nichts als schilfbewachsene Sümpfe, Moorflächen mit Ledum und Andromeda und vor Allem den düstern, ewigen Nadelwald zeigt, aber weder Obst- bäume, noch Getreidefluren, höchsten Kohlfelder uud nur in weiten Entfernungen ein schnmtziges, baumloses Dorf, oder die goldenen Kuppeln einer Kirche. (Schluss folgt.) 111 lletcropterys iindiilata Ten. (Heteröpterys glabra Hort.). Eine reichlich blühende Liane des Warmhauses. Im hiesigen botanischen Garten blüht seit län- gerer Zeit schon eine Liane unter dem Namen Heteröpterys glabra mit zwar kleinen, aber hübschen gelben Blüthen , die allmähliff sich lief ' orange färben und dadurch noch mehr in die Augen fallen , dass sie zu 4 bis 6 an der Spitze kleiner und seitlicher Zweige Dolden bilden. Wir machen ßlumenliebhaber darauf aufmerksam, da sie in ihrem dem Je länger je lieber (oder Geisblatte, Caprifolium) ähnlichen Wachsthume und in Form von Guirlanden an beiden Seiten der Fensterspar- ren, wenn zu gleicher Zeit die wunderhübsche Manettia bicolor an dem Fenster selbst sich ausbreitet und mit Hunderten und Tausenden schar- lachrother, an der Spitze goldgelber liöhrenblüthen bedeckt erscheint, zu dieser eine freundliche Ab- wechslung darbietet. Vergebens suchen wir die Pflanze in den Verzeichnissen der Handelsgärtner, finden aber dagegen eine Menge anderer Pflanzen, zum Theil um hohe Preise, welche wohl in den Gärten der Wissenschaft ihre Stelle ausfüllen, aber in den Gewächshäusern von Privaten, wo das Schön- heitsgefüld allein das leitende Element sein soll, eine traurige Rolle spielen. Heteröpterys gehört in die grosse, bis jetzt über TÜÜ Arten zählende Familie der Malpighiaceen, die bekanntlich in den tropischen Wäldern, haupt- sächlich Araerika's, vertreten sind und im Blüthen- und Fruchtbau am Meisten wohl mit unsern, mehr die gemässigte Zone bewohnenden Ahorngehölzen (Accreen) harmoniren. Es gibt unter ihnen sehr viele Lianen, aber auch stattliche Bäume. Die schon länger bekannten Arten von Heteröpterys wurden früher zum grossen Theile unter Banisteria aufgeführt, bis Kunth, der eigentliche Bearbeiter der Humboldt'- und Bonpland'schen nova Genera sie wegen des dicken Mittelbandes am Staubbeutel und wegen dem nach hinten (also grade umgekehrt, wie bei Banisteria) dickem Rand des Fruchtflügels, sie trennte und zu einem selbständigen Genus erhob. Der Name Heteröpterys (nicht Heteropteris, wie Kunth selbst schreibt), d. i. ein anders gestalte- ter Flügel, bezieht sich auf den zuletzt erwähnten Umstand. Adr. von J u s s i e u , der leider nun verstor- bene Monograph der Malpighiaceen, hat diese Art, obwohl sie schon im Jahre 1840 von dem Direk- ! tor des botanischen Gartens in Neapel, Tenore, bekannt gemacht wurde, nicht gekannt, sondern übersehen. Wahrscheinlich ist sie aber dieselbe als Banisteria tenuis, welche Lindley in seinen Miscellaneen (Seite 72) zum 24. Bande des botani- cal Register beschreibt. Diese zieht allerdings Adr. von Jussieu zu Heteropteris glabra, einer Art, die Hook er und Arnott in den bota- nischen Miscellaneen des erstem (im !>. Bande und Seite löT) beschreiben. Das, was hier gesagt wird, ist aber nur wenig, so dass die Art ohne Original- exemplare kaum mit Gewissheit bestimmt werden könnte. Es kommt noch dazu, dass die Pflanze zwar in der Diagnose als aufrecht angegeben wird, nach Tweedie aber auch winden soll. Wohl viele Lianen der tropischen Urwälder Amerika's haben anfangs eine aufrechte Stellung und winden erst, wenn sie einen Gegenstand erfasst haben; man sieht aber solchen Pflanzen doch stets ihre geringe Selbständigkeit an. Umgekehrt möchten manche Heteropterys-Arten eine Neigung zum Winden be- sitzen, ohne jedoch ächte Lianen zu werden. Zu diesen scheint H. glabra Hook, zu gehören. Ba- nisteria tenuis Lindl. und Heteröpterys un- dulata Ten. werden dagegen als bestimmte Lianen angegeben, wie es auch bei der im Berliner bota- nischen Garten befindlichen Pflanzen der Fall ist. Dass diese bisweilen gar nicht sich winden sollte, möchten wir durchaus bezweifeln , da die dünnen Stengel sich ganz ähnlich, wie bei Lonicera semp erf lorens oder Caprifolium, um sich selbst drehen und eine Art Tau bilden. Von den Hauptstengeln der H. und u lata gehen kleine, meist wieder, aber wenig verzweigte Aeste ab, die mit gegenüberstehenden länglich- lanzettförmigen, ganz dünnen und wenig wellen- förmigen Blättern besetzt sind. Deren oberes Ende ist meist abgerundet, aber doch mit einer kleinen Spitze versehen. Ihre Länge beträgt 2 Zoll, die Breite im untern Drittel lU Linien. Beide Flächen, von denen die untere wenig heller erscheint, sind völlig unbehaart, was mit dem kurzen, kaum 2 — 3 Linien langem Stiele und den jüngsten Theilen der Zweige nicht der Fall ist. 4 bis ü Blüthen bilden auf kur- zen, 4 Linien langen und behaarten Stielen eine ebenfalls kurzgestielte und endständige Dolde. Oberhalb der Mitte der Blüthenstielchen befinden sich zwei kleine, längliche Deckblättchen und über diesen ein Glied, so dass durch dieses die nicht befruchteten Blüthen zeitig abfallen. An der Basis von 4 tief -gehenden Kelch- abschnitten sieht man 2 eirunde, glänzende An- hängsel drüsenartiger Natur, während der 5. keine besitzt. Die länglichen , am Rande gezähnelten und gelben Blumenblätter haben einen deutlichen Stiel und färben sich mit dem Verblühen dunkel- orange. Die 10 Staubgefässe sind ziemlich hoch verwachsen und schliessen den behaarten und drei- 112 eckigen Fruchtknoten gänzlich ein. Die drei etwas abstehenden Griflel haben eine glänzende, sonst aber wenig hervortretende , gipfelständige Narbe. Die Frucht ist uns unbekannt. Tenore erhielt im Jahre 1838 Samen der Pflanze von Humboldt 's Reisegefährten, Bon- pland, aus den Laplata-Staaten. Dieselben müs- sen schnell gekeimt haben und rasch gewachsen sein, da einzelne Exemplare schon nach zwei Jah- ren blühten. Gärtnerische Notizen. Vom Obergärtncr Karl Enke in Moskau. I. Beitrag zur Kultur von lilium giganteum und lancifolium. Das Lilium giganteum blühte im Mai 18.'S7 im hiesigen Etablissement. Der über 10 Fuss hohe Schaft mit seinen grossen, weissen, inwendig braun- röthlichcn, wohlriechenden Blumen gewährte einen wahrhaft majestätischen Anblick. Meiner Ansicht nach ist sie die Königin aller Zwiebelgewächse. Ich ärntete von diesem Exemplare eine bedeutende Portion Samen, welcher, in sandige Lauberde ge- säet, in folgendem Jahre zwar sehr gut keimte, die jungen Zwiebeln gingen aber im darauf folgen- den Winter, da sie zu trocken gehalten wurden, grösstentheils wieder zu Grunde. Von einer zweiten Aussaat wurden deshalb die Zwiebeln diesen Winter hindurch massig feucht gehalten; in Folge dessen haben alle vortrefflich durchwintert, so dass ich jetzt deren ohngefähr 150 Stück habe. Wir besitzen von dieser stolzen Lilienart ausserdem noch starke Exemplare, welche, im Spätherbste in 4 Theile grobe Torf- und 1 Theil Rasenerde gepflanzt, im Kalthause durchwintert und während ihres Wachsthums einmal stark mit Jauche gegossen, ungemein üppig und rasch wuchsen. Was nun Lilium lancifolium anbelangt, so pflanzte ich dieses in verschiedene Erdai'ten , finde aber, dass ihr eine Mischung von (i Theilcn Torf-, 1 Theil Rasenerde und 1 Theil Sand nicht nur am Besten zusagt, sondern dass sie sich in dieser Erde zu einer ungewöhnlichen Vollkommenheit entwickelt. Mehre starke Zwiebeln in einen Kübel gepflanzt, die Blüthenschäfte später einzeln aufgebunden und im Garten auf einem freien , passenden Platze auf- gestellt, gewährt einen herrlichen Effekt. Lilium lancifolium hier im Freien zu kul- tiviren, wie es in Deutschland geschieht, ist nicht rathsam. Die Zwiebeln bleiben in diesem Falle klein und bringen im Späthei-bste nur einige win- zige Blumen hervor. IL Notiz über die Theerose Isabella Gray. Wiederholt wird Klage geführt über das schwere Blühen der Rose I sabella Gray ; vmd doch blüht sie nicht so schwer, als vielleicht Manche glauben. Das grösste Geheimniss, sie zur Blüthe zu bringen, lieo't wohl darin, dass sie wenig oder gar nicht beschnitten sein will. Im vorigen Frühjahre, Ende Mai, pflanzte ich eine einjährige Stecklingspflanze in's freie Mistbeet in gleiche Theile Rasen- und Lauberde mit etwas verrottetem Kuhdünger ver- mischt. Das Exemplar wuchs rasch und wurde im Herbste vor Eintritt des Frostes in einen Topf ge- pflanzt, Mitte December sehr wenig gestutzt und nahe an's Licht gestellt. Bald darauf machte sie neue Triebe mit mehrern Knospen, die bis jetzt so kräftig sind, dass sie hoffentlich in kurzer Zeit zum Aufblühen kommen werden. Pteris argyraea Th. Moore und Pteris tricolor Lind. Eine Berichtigung. In Nro. l'J der Wochenschrift haben wir die Vermuthung ausgesprochen, dass Pteris argy- raea Th. Moore und Pt. tricolor Lind, nicht von einander verschieden sein möchten. Seitdem haben wir über die letztere nähere Nachrichten ein- gezogen, die keinem Zweifel übrig lassen, dass sie 1 doch spezifisch verschieden sind. Pteris argy- raea macht zuletzt einen Stamm; bei Veitch in Exeter soll ein Exemplar vorhanden sein, was I diesen deutlich ausgeprägt besitzt und überhaupt mehre Fuss hoch ist. Die jungen Blätter schei- nen hier nur ausnahmsweise eine sehr schwache bräunliche Färbung zu erhalten. Pteris tricolor hat nach Gärtner, welche die Pflanze im Leben gesehen, eine sehr grosse Aehn- lichkeit mit Pt. aspericaulis, der sie auch sonst am Nächsten steht. Die jungen Blätter kommen stets braunroth hervor und ein schmaler braunrother Rand zieht sich um die silberweisse Zeichnung der Blät- ter ringsherum. Wir beeilen uns hiermit das, was wir in be- sagter 12. Nummer gesagt haben, zu berichtigen. Verlag von Karl Wiegandl in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem Gcncral-Sckretair des Vereines Professor Dr. Karl Kocil. M 15. Berlin, den 12. April 1860. Preis des J:ihrganges 5j Thlr.. sowohl bei Bezug dureh ilen Buchhandel, als auch franco Kamel- lien befanden sich ferner ebenfalls einige hübsche Sorten. Aus dem Königlichen Garten zuPillnitz hatte der Hofgärtner Terschek manche interessante Pflanze geliefert, die um so mehr Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, als sie sich auch in einem guten, man möchte sagen, kräftigen Kulturzustande befand. Es galt dieses besonders unter den 6 Akazien von der A. Melanöxylon, sowie von der mit Recht Cordyline super biens genannten Dracänee, welche sonst unter mancherlei falschen Namen, wie Dianella australis, Freycinetia Baueriana u. s. w. in den Gärten vorkommt. Dieselbe gute Kultur hatten die 5 Blattpflan- zen, welche der Hofgärtner Terschek im Palais- garten geliefert hatte und von denen Monstera Lennea (Philodendron pertusum) mit ihren durch- löcherten Blättern und Banksia serrata beson- dei's zu nennen sind. Unter den Pflanzen des Kunst- und Handels- gärtners S ehre ib er befanden sich ebenfalls einige hübsche Kamellien: namentlich möchten aber seine Bouquets eine Erwähnung verdienen. Nicht weni- ger trugen die Hyacinthen (Bouquet tendre) und die Orangenbäurachen des Kunst - und Handels- gärtners Schwarz, die wenigen Blüthensträucher des Kunstgärtners Leop. Beck, sowie die hoch- stämmigen Cytysus Atleyanus des Kunst- und Handelsgärtners H. Petri und die verschiedenerlei Pflanzen des Kunst- und Handelsgärtner Traug. Schmidt zur Ausschmückung bei. Doch wollen wir nicht vergessen, auch der Sammlung blühender Cyclamens zu gedenken, welche dem Dr. Rusch- pler gehörte. Recht hübsch waren endlich auch der Blumenkorb und die beiden Haar-Garnituien des Kunst- und Handelsgärtner H. Wagner. Gemüse und Früchte waren, wie es leider auf den meisten Ausstellungen jetzt der Fall ist, sehr wenig vertreten. 5 Stück hübscher Ananas hatte 125 der Kunstgärtner Binert in Königswarthe, '2 Tupfe mit Gurken- und eben so viel mit Bohnenpflanzen der Kunstgärtner Schöne geliefert, von denen die Früchte eine vorzügliche Kultur voraussetzten. Der Salat in 3 Töpfen verdiente deshalb eine besondere Beachtunii, als er von dem Besitzer aus Montr^, befruchtet mit Berliner Königskopf, das Eigenthüm- thümliche haben soll, unter Glas, auch wenn es nicht bescliattet wird, nicht zu verbrennen. Wir gedenken schliesslich noch der interessan- ten Aufstellung von 65 verschiedenen Reis-Sorten, wekhe auf Ceylon kultivirt werden und von dem Dr. Raben hörst ausgestellt worden waren, sowie des bunten Maises, den ein Privatmann aus Meissen geliefert hatte. Illustrirte Bibliothek des laiHlnii'tliscIinftlicIic'u (lartnibaiies. Ein Lehrbui'h l'üi- Gärtner. Laudwirthc und Gartenbesitzer vun Jäger. Der Gartenbau ist, wie oft schon ausgespro- chen, auf's Innigste mit der Landwirthschaft ver- knüpft , so dass man ein Werk , wie vorliegendes, willkommen heissen muss. Wir haben bereits schon einen Theil, der auch an und für sich etwas Selb- ständiges enthält, besprochen und werden uns in Betreff dieses auf das früher Gesagte berufen. Keineswegs sind wir zwar der Meinung, dass alles Gute nur vom Auslande kommt ; in dem Falle aber, wo wir wirklich von dort etwas lernen können, dürfen wir auch nicht die Gelegenheit versäumen. Nur dadurch , dass wir von jenseits des Kanales, dem speciellen Lande der Industrie, Manches an- genommen und nicht umsonst gelernt haben, sind viele unserer Industriezweige zu einer Vollkom- menheit gelangt, dass wir darin selbst mit den dortigen Bewohnern wetteifern können. In Frankreich wurde Obst - und Gemüsebau schon seit sehr langer Zeit mit besonderer Vorliebe gehegt und gepflegt , zumal der Bewohner dieses, sich zum grossen Theile eines glücklichen Klima's erfreuenden Landes neben geistigen Genüssen auch , die materiellen nicht verschmäht. Obst- und Ge- müsebau stehen daselbst auf einer hohen Stufe. Der Verfasser vorliegenden grössern Werkes hat ausserdem um so mehr Ursache gehabt, auf den Zustand beider in Frankreich Rücksicht zu neh- men, als er diesen nicht aus Büchern, sondern, da er sich längere Zeit in der Nähe von Paris auf- hielt, aus der lebendigen Anschauung zu erlernen Gelegenheit hatte. So vermochte er als Deutscher Vergleiche mit dem deutschen Obstbau und mit der deutschen Gemüsezucht anzustellen und das Gute unserer westlichen Nachbarn den klimatischen und Boden-Verhältnissen, den fiigenthümlichkeiten seiner Bewohner u. s. w. anzupassen. Es werden deshalb hier keineswegs Uebersetzungen gegeben, wie vielleicht aus dem Ebengesagten hervorgehen könnte, sondern selbständige Bearbeitungen, in de- nen hauptsächlich nur die französischen Erfahrun- gen wiedergegeben und hier da zu Grunde ge- legt sind. Wie sehr diese Gärtnerbibliothek, welche seit dem Jahre 1855 erschien, selbst auch im Auslande, anerkannt ist, geht daraus hervor, dass sie bereits in fremde Sprachen übersetzt wurde und sich eine zweite Auflage der ersten Bändchen nothwendig gemacht hat. Auch von Seiten des Verlegers ist alles geschehen, um das Werk ordentlich auszu- statten. Papier und Druck sind gut; Holzschnitte im Texte eingedruckt erläutern, wo es nothwendig ist. Trotzdem ist der Preis so niedrig gestellt, dass im Durchschnitte der Bogen nur zu Ij Sgr. berechnet ist. Das ganze Werk besteht, wie es jetzt vor uns liegt, aus 1() Bändchen zu dem Preise von rj-7 bis 25 Sgr. und zerfällt in .j Abtheilungen und einer Art Vorschule: die Boden- und Düngerkunde, nebst einem Gartenkalender, enthaltend. Die erste Abtheilung umfasst in 3 Bändchen den prak- tischen Obstgärtner, die zweite in gleicher Stärke den praktischen Gemüsegärtner, die dritte endlich handelt spec'ielle Kulturen ab. Auch hiervon sind 3 Bändchen bis jetzt erschienen. Wir beginnen mit dem einleitenden Bändchen, was zuletzt erschienen ist und erst in diesem Jahre die Presse verlassen hat. Der Verfasser nennt es mitRecht die Vorschule des landwirthschaft- lichen Gartenbaues, denn Boden und Dünger sind die Fundamente der Landwirthschaft sowohl, wie des Gartenbaues. Wer sich Mühe gibt, seinen Boden möglichst gut kennen zu lernen und den Pflanzen abgesehen hat , unter welchen Verhältnis- sen sie am Besten gedeihen; wer, um kurz uns auszuspi'echen , seinen Gartenbau rationell betreibt, dem werden auch günstige Resultate nicht aus- bleiben. Wenn der Verfasser auch allen sogenann- ten künstlichen Düngmitteln Rechnung trägt, so ist er doch zuletzt zu der Ueberzeugung gekommen, dass Stallmist immer das Beste ist und bleibt. Dieser führt nicht allein die richtigen Nahrungs- mittel zu, sondern bedingt auch unlösliche Salze im Boden sich zu zersetzen und in lösliche Ver- bindungen überzugehen. Der Stallmist erhält fer- ner die Erde möglichst locker und gestattet da- durch den Atmosphärilien, bis zu den Wurzeln vorzudringen und ebenfalls Nahrungsstoffe abzu- 126 geben oder zur Neubildung dieser beizutragen. Lockerung des Bodens ist wichtiger als Giessen. Den physikalischen Eigenschaften des letztern ist im Land- und Gartenbau eben so sehr Rechnung zu tragen, als den chemischen. Weder Raum noch Zeit erlauben uns, speciell über den Inhalt zu sprechen ; auf jeden Fall möchte es den Lesern aber interessant sein, über die Art und Weise, wie der Verfasser in die Sache eingeht, Näheres zu erfahren. Er theilt das Werkchen von 16 Bogen in i Abtheilungen und in den Garten- kalender. In der ersten Abtheilung wird die Boden- kunde in 8 Abschnitten gelehrt. Von diesen ent- hält der erste die Zerkleinerunus- und Zersetzungs- formen des Bodens; der zweite behandelt Acker- und Kulturboden speciell mit Rücksicht auf den Untergrund, der dritte dagegen berücksichtigt Lage und Untergrund, während der vierte vou den phy- sikalischen Eigenschaften, der fünfte von den Grund- bestand! heilen spricht. Der sechste handelt von den Verwitterungen der Gebirgsai-ten und der siebente, sowie der achte, bringen eine Eintheilung der Boden- arten mit einer Anleitung zur leichtern Erkennung derselben. Düngung und Boden-V^erbesserung ist der In- halt der zweiten Abtheilung. In dem neunten Ab- schnitte werden die organischen und mineralischen Dungstofie abgehandelt , im zehnten hingegen von der Menge und Anwendung des Düngers, in dem eilften von der Düngung zu besonderen Zwecken gesprochen und in dem zwölften wird Anweisung zu Dünger versuchen gegeben. Der Anhang ist der Obst- und Gemüsegarten, in dem den Monaten nach gesagt wird , was zu thun ist und welche Erträge man zu erwarten hat. Wir gehen nun zu den speciellen Abtheilun- gen über. I. Von dem praktischen Obstgärtner enthält das erste Bändchen in iö Bogen mit 65 eingedruckten Abbildungen die Baumschule. Es liegt uns hiervon bereits die zweite Auflage vor. Nachdem der Verfasser über Zweck, Nutzen, Grösse und Betrieb einer Baumschule gesprochen, theilt er das Ganze in 14 Abschnitte, von denen der erste über Lage, Boden und Anlage, der zweite über Einrichtung und Bewirthschaftung handelt, der dritte eine Uebersicht der Fruchtarten und ihrer Verede- lungsunterlagen gibt, der vierte die nothigen Hülfs- mittol zum Betriebe angibt , der fünfte Belehrung über Anzucht der Wildlinge und der keiner Ver- edlung unterliegenden Obstgehölze, der sechste aber über Versetzen der Obstbäumchen, Bepflanzung und weitere Behandlung derselben ertheilt. Sehr aus- führlich und klar geschrieben ist der siebente Ab- schnitt über die Veredelung, wo alle Methoden kurz gelehrt werden, worauf im achten die Behandlung der veredelten Gehölze bis zur Abgabe an die Baum- schule angegeben wird. Der neunte Abschnitt ent- hält kurze Regeln über Erziehung einzelner Obst- arten , der zehnte spricht über Versendung der Bäume sowohl, als der Edelreiser. Im eilften wer- den verschiedene Kultur- und Nebenarbeiten be- sprochen, im zwölften Vorkehrungen gegen Feinde, Krankheiten u. s. w. angegeben. Der dreizehnte behandelt die Kosten und den Ertrag, während im vierzehnten endlich Anleitung über Erziehung neuer Obstsorten gegeben wird. Das ?. Bändchen behandelt den Obstbau und enthält auf 14 Bogen 49 eingedruckte Abbildungen. Nach einer Einleitung werden im ersten Abschnitte allgemeine Bemerkungen über Lage, Boden und Wasser gegeben, im zweiten hingegen die Wahl und die Vertheilung der Obstsorten besprochen. Im dritten erhalten wir Nachrichten über Werk- zeuge und Hüllsmittel, während der vierte die Ein- richtungen der verschiedenen Arten von Obstgärten und Pflanzungen, der fünfte aber die Vorbereitun- gen angibt. Das Pflanzen und die damit verbun- denen Verrichtungen ist der Inhalt des sechsten, die Behandlung der gepflanzten Gehölze der des siebenten und die Pflege der tragbaren , sowie die Unterhaltung der ganzen Pflanzungen der des achten, Krankheiten und Feinde der Obstbäume der des neunten Abschnittes. Im zehnten folgten Belehrungen über Abnehmen, Aufbewahrung, Versendung und Benutzung des Obstes , der eilfte aber lässt sich über Kultureigenthümlichkeiten der einzelnen Obst- arten aus und der zwölfte bespricht die Pflege der Obstanpflanzungen durch Baumwärter. Das ?i. Bändchen, was den O b s t b a u m s c h n i 1 1 auf 13 Bogen und mit DU eingedruckten Abbildun- gen enthält und uns ebenfalls in 2. Auflage vor- liegt, ist weniger eine eigentliche Uebersetzung, als die erste Auflage, aber doch häuptsächlich auf das AVerk Hardy's basirt, dem die Erfahrungen Du- breuil's, Lepfere's und Anderer wiederum hinzuge- fügt sind. Nach einey kurzen Einleitung über Pflanzung, Mauern, Geländer und Schutzvorrich- tungen wird in der ersten Abtheilung der eigent- liehe Schnitt der Obstbäume behandelt. Das erste Kapitel enthält noch vorläufige allgemeine Bemer- kungen, während in dem zweiten auf die Verrich- tungen selbst, welche den Schnitt ergänzen, über- gegangen wird. Das dritte und vierte Kapitel handelt von dem Schnitte der Pyramidenbäume und derer am Spalier, während der fünfte Anleitung über die Kultur des ^^'einstockes im Garten bringt, der sechste aber den Schnitt der Obststräucher be- spricht. In der zweiten Abtheilung erhalten wir Notizen über den Einfluss der Wildlinge uud der 127 Veredelungen auf den Schnitt, Bemerkungen über Krankheiten und Feinde, sowie ein Verzeichniss der für Spalierzucht und zu Pyramiden oder Zwer- gen am Meisten geeignetsten Obstsorten. II. Von dem praktischen Geniüsegärt- ner ist das erste, aus 12 Bogen bestehende, mit .'iU eingedruckten Abbildungen versehene Band- ■ chen dem Gemüsebau im Allgemeinen gewidmet. Begriff, Zweck und Nutzen des ersten Abschnittes ist wohl nur als Einleitung anzusehen. Der zweite Abschnitt behandelt die Art und den Umfang des Betriebes, während der dritte eine Uebersicht der ] Gemüsepflanzen ertheilt, der vierte aber die nöthi- gen Werkzeuge und Hülfsmittcl bespricht. Im j fünften wird über die Bedingungen in Bezug auf ! Klima, Lage, Boden, Wasser und Schutz nach aussen gesprochen , während Uebernahme des Bo- dens in Kultur und Eintheilung des Grundstückes Inhalt des sechsten, Wechselwirthschaft und Be- triebsplan des siebenten und Benutzung des Landes durch gemischten Anbau, Voranbau und Nachanbau des ächten ist. Im neunten Abschnitte wird eine Auswahl der Sorten und Arten gegeben, im zehn- ten hingegen Anleitung über die wichtigsten, beim Gemüsebau vorkommenden Verrichtungen ertheilt, während endlich der eilfte von der Vertilgung und Vertreibung der schädlichen Thiere und von den Krankheiten der Gemüse handelt. Im 2. Bändchen, aus US Bogen bestehend und mit 2-i eingedruckten Abbildungen versehen, wird speciell die Kultur aller bekannten Gemüse- Arten im freien Lande abgehandelt. Wir hät- ten wohl gewünscht , dass hier eine grössere Aus- wahl getroffen worden wäre, denn eine grosse Menge der hier angeführten Gemüse-Arten verdienen kaum Berücksichtigung, am Allerwenigsten auf dem Lande, wo man gewöhnt ist, Kesultate zu sehen und Erträge zu erhalten. Anderntheils haben wir vergebens einige gesucht, wie die verschiedenen Linsen, welche in manchen Ländern, z. B. in Preussen, Polen u. s. w. gern gegessen und viel angebaut werden. Wir ver- missen ferner grade bei den selteneren Sorten die wissenschaftlichen Namen , ohne die keine eigent- liche Verständigung möglich ist. Hoffentlich be- OD O rücksichtigt der Verfasser beim Druck der zweiten Auflage das hier Gesagte. Mit der Eintheilung der Gemüse -Arten und ihrer Durchführung: stimmen wir um so mehr über- ein, als grade hier, ganz besonders in den Verzeich- nissen der Haudelsgärtner, sehr viel gefehlt und bisweilen Alles, um uns eines im Munde des Volkes gebräuchlichen Ausdruck zu bedienen , wie Kraut und Rüben durcheinander aufgeführt wird, so dass man sich nicht herausfinden kann. Es beginnen die Kohlarten, darauf folgen die Hülsenfrüchte, dann die Blattsalatpflanzen, die Spinatpflanzen, die Lauch- und Zwiebelarten, die gurkenartigen Pflanzen, die Rüben, Wurzeln und Knollen (mit einem Worte das Wurzelgemüse), S|)argel, Meerkohl und Rha- barber, Artischocken und Cardonen, verschiedene Suppen-, Würz- und Zuthatkräuter, Erdbeeren (die gewiss zu keiner Art Gemüse gehören und neben den Beerensträuchern unmittelbar auf die Himbeere, deren Holz ja auch nur zweijährig ist, abgehandelt werden müssen) und endlich die essbaren Schwämme. Die Gemüsetreiberei ist der Inhalt des 3. Bändchens, was aus 8 Bogen besteht und 20 ein- gedruckte Abbildungen enthält. Ausser der Ein- leitung zerfällt es in 2 Abtheilungen. Die erste gibt die allgemeinen Regeln und Vorschriften. Grade die Kürze ist uns angenehm gewesen, da in der Regel viel zu viel gesagt wird und der Anfänger zuletzt nicht mehr weiss, worauf es hauptsächlich ankommt; anderntheils wird oft lokalen Verhältnissen zu sehr Rechnung getragen, ßemerkenswerth ist die Aus- wahl der Sorten , welche sich hauptsächlich zum Treiben eignen. Die zweite Abtheilung enthält die Kultur der einzelnen Gemüsearten nicht allein, son- dern auch einiger Früchte. Ananas, Erdbeeren und Melonen sollten aber in der Fruchttreiberei abge- handelt werden. Wir wünschten wohl, dass der Verfasser sich dazu entschliessen könnte, hierüber ein besonderes Bändchen, als das vieite des prak- tischen Obstgärtners, zu schreiben. Darin müssten allerdings die dazu nöthigen Räume zum Treiben ebenfalls ausführlich besprochen und namentlich die Erfahrungen der Engländer benutzt werden. III. Die dritte Abtheiluns umfasst einzelne Kulturen und besteht jetzt aus P> Bändchen. Das erste ist dem Spargelbau gewidmet und gibt uns eine Uebersetzung eines französischen Werkchens, was den in dieser Hinsicht weit und bi"eit berühmten Gärtner des Marquis von Clermont- Tonnerre, Loisel, zum Verfasser hat, ohne jedoch dabei zu versäumen, das dort Gesagte unseren Ver- hältnissen anzupassen. Loisel zieht bekanntlich Spargel von 1 Zoll Durchmesser und dabei von einer ausserordentlichen Zartheit. Das Bändchen ist nur 4 Bogen stark und enthält einige Abbildungen ein- gedruckt. Nachdem der Verfasser alle Verhältnisse für die Kultur des Spargels und diese selbst von der Anzucht aus Samen bis zur Samenärnte kurz und bündig auseinander gesetzt hat, folgt noch Einiges über Verpackung und über Transport der Pflanzen, sowie über die Feinde der S|)argelpflan- zen, was wohl zu berücksichtigen ist. Das 2. Bändchen, das Winzerbuch, lÜj Bo- gen enthaltend und mit (i!5 eingedruckten Abbil- dungen versehen, hat den Direktor des Obst-, Gar- ten- und Seidenbaues der Solinger Lokalabtheilung 128 des landwirthschaftlichen Central Vereins für Rhein- preusseu , Ferd. Rubens, zum Vei-fasser. Da dasselbe bereits schon früher, und zwar in Nro. 7. der Garten-Nachrichten vom Jahre 1858, besprochen ist, übergehen wir es hier. Das 3. und letzte Bändchen des ganzen Wer- kes führt den Titel: „ A pothek er -Garten", ist 11- Bogen stark und enthält 33 Abbildungen. Der Verfasser mag um so mehr berechtigt sein , grade ein solches Buch zu schreiben, als er längere Zeit in dem Garten der Ecole de Mödicine bei Paris früher angestellt war und daselbst einen wissen- schaftlichen Apotheker-Garten anlegte. Dieses mag auch die Ursache sein, warum man hier eine Menge Pflanzen aufgeführt findet, die nicht zum landwirth- schaftlichen Gartenbaue gehören. Es möchte aber wohl besser gewesen sein, wenn anstatt der 349 Pflanzen nur lOU bis 150 aufgeluhi-t worden wären. Die Vanillenpflanze wird Beispielsweise gewiss in kei- nem auf dem Lande befindlichen Apothekergarten gesucht werden, so wichtig sie auch für den Un- terricht ist. Ein Apothekergarten hat für das Land eine sehr gewichtige Bedeutung. Bekanntlich wohnt der Arzt in der Regel weit; nirgends sind daher soge- nannte Hausmittel mehr wünschenswerth, als auf dem Lande. Kamille, Baldrian, Flieder, Melisse, Eibisch u. s. w. sollten in keiner Wirthschaft feh- len und müssen alle Jahre frisch angezogen werden. Hat man mehr, als man braucht, so suche man es zu verwerthen ; man kann sich auf diese Weise eine recht hübsche Einnahme verschaffen. Eben deshalb thut auch eine richtige Auswahl noth, damit man nicht zu Vielerlei, was am Ende auch nur wenig und selbst gar keinen Werth hat, zieht. Wahr- scheinlich wird sich hier ebenfalls bald eine neue Auflage nöthig machen; dann möchten wir aber den Verfasser bitten, grade diesem Umstände Rechnung zu tragen. Vanda siiavis Lindl. var. major. Bei dem Rentier Laurentius in Leipzig blühte vor einigen Monaten eine Vanda suavis, deren Blüthen sich nicht allein durch besondere Schönheit, sondern überhaupt durch Grösse, aber auch durch andere Merkmale, von den beiden bis- jetzt bekannten Formen dieser ausgezeichneten Or- chidee, von denen Veitch die Hauptart und R Ol- lis so n später eine etwas abweichende Form in den Handel brachte, wesentlich unterschied. Sie befand sich früher in England bei einem Orchideenlieb- haber und wurde von seinem jetzigen Besitzer vor 3 Jahren um einen ziemlich hohen Preis käuflich erworben. Wenige Tage darauf scheint der Ver- käufer auf die Pflanze von Neuem aufmerksam ge- worden zu sein, denn er versuchte vergebens die- selbe , selbst um einen höheren Preis , wieder zu gewinnen. Sie kam in gutem Zustande nach Leipzig und wurde dort mit besonderer Vorliebe gepflegt. Im Monat December vorigen Jahres brachte sie 9 wunderschöne Blüthen an einem grünlichen all- gemeinen Stiele hervor, die weit hin einen höchst angenehmen Geruch verbreiteten. Der Besitzer war so freundlich, den ganzen Blüthenstand uns alsbald zuzusenden; dadurch wurde uns die Freude, den- selben fast noch eine ganze Woche in einem Glase mit Wasser gefüllt im Zimmer aufzubewahren und die Blüthen einer genaueren Untersuchung und Vergleichung mit zufällig blühenden Exemplaren der beiden bereits bekannten Formen der Vanda suavis: der Veitchii und Rollissonii, zu un- terwerfen. Nach der Angabe des Besitzers ist die ganze Pflanze an und für sich grösser und stärker. Während die beiden genannten Formen ohne Blüthe kaum von der ähnlichen Vanda tricolor durch die geübtesten Orchideenzüehter, welche die Pflan- zen beständig unter der Hand haben, unterschieden werden können, sind bei der Vanda suavis var. major die Laubblätter nicht allein länger, sondern auch bedeutend breiter. Die Blüthen selbst begin- nen der Basis des Schaftes ziemlich nahe und stehen in einer Entfernung von 2 bis 3 Zoll. Ihre kurzen Stiele , so wie der Fruchtknoten, die beide schlank sind und zusammen eine Länge von 3 Zoll haben, zeichnen sich durch ihre blendend -weisse Farbe aus, durch die sich wesentlich von den beiden an- dern Formen unterscheiden. Wenn alle Blumen- blätter flach ausgebreitet sind, so beträgt der Breiten- durmesser der ganzen Blüthe über 3 Zoll, während die Länge von der Spitze des obersten Blumen- blattes bis zur Spitze der Lippe nicht volle 3 Zoll hat. Die Färbung ist im Ganzen feuriger. Das Weiss ist zwar Grundfarbe, aber gegen den Rand hin geht es in ein zartes Rosa über. Da die beiden Innern Blumenblätter sich drehen, so dass die blen- dend-weisse Rückseite nach vorn kommt, so tritt deren Farbe gegen die braunen Flecken der andern, die ihre Stellung behalten, und gegen das Violett der Lippe, um so mehr hervor. Letztere scheint an der Spitze auch nicht so tief eingeschnitten zu sein , als es bei den beiden anderen Formen der Vanda suavis der Fall ist. Verl.ag von K.tvI W i e (xa n il t in Bfrlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. biarcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuno; des Gartenbaues in den Köniffiich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem Gcneval-Sekietiiii- dos Vereines Professor Dr. Karl Koch. M 17. Berlin, den 26. April 1860. Preis des Jahrganges .")| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franeo durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Dannenberger'schen und Licbig'schen Begonien. — Modellübungen des Landschaftsgärtners. — Vertilgung der Wick- ler und Stichmailcn auf den Rosen, Pfirsichen und Aprikosen. — Noch ein Wort zur Frage über Pflanzen-Etiketten. Sonntag, den 29. April, findet nm die Mittagsstunde im Englischen Hause eine Versammlung statt. Die j Diiiinonbrrgcr'schen und Lie1)i<^'sclicii Beironicn. Als wir vor 1| Jahren die Abhandlung über buntblättrige Begonien im 1. Jahrgange der Wo- chenschrift (in der 42., 43. und 44. Nummer) ver- ] öö'entlichten , ahndeten wir noch keineswegs, dass der Cyclus von Blendlingen, und zwar fast nur mit denselben, au besagter Stelle näher bezeichne- [ ten Arten mit zweifächrigem Fruchtknoten, sich in der Weise erweitern würde, wie es jetzt der Fall ist. Man möchte manchmal wünschen, sobald wiederum etwas Vorzügliches durch die Kunst eines Gärtners hervorgerufen ist, dass damit alle fernem j Versuche geschlossen würden , in der Meinung, dass ohnmöglich noch etwas Schöneres erzeugt werden könnte. Und doch wurden fast immer die frühern Blendlinge zum Theil von den spätem über- trofl'en. Bei der grossen Menge, die alle Jahre neu gezüchtet werden , konnte begreiflicher Weise nur das berücksichtigt werden, was sehr schön war. Kaum sind lU Jahre verflossen, wo die ersten buntblättrigen Begonien der Art (B. xanthina und rubrovenia) aus dem Himalaya in England einge- führt wurden; seitdem haben wir ge^'en 8 Arten ausserdem noch meist aus demselben Gebirge direkt erhalten, mit deren Hülfe eine so grosse Anzahl von Blendlingen, vielleicht zum Theil auch Formen, her- vorgerufen ist, dass sich diese gar nicht mehr be- stimmen lässt. 1853 wurden bekanntlich die ersten Kreuzungs -Versuche in der van Houtte'schen Handelsgärtnerei in Gent gemacht, denen alsbald die des Inspektor Bouche im botanischen Garten zu Berlin folgten. Ambr. Verschaffelt war es dann einige Jahre darauf, welcher seine wunder- schönen Blendlinge in den Handel brachte und da- mit ganz besonders die Aufmerksamkeit der Pflan- zenliebhaber auf sie lenkte ; ebenso fast zu gleicher Zeit Maquoy in Lüttich. Wiederum etwas spä- ter machte der jetzige Kunst- und Handelsgärtner Wilh. Lau eil e in Potsdam, damals noch Ober- gärtner im Au gast in 'sehen Etablissement, seine glücklichen Versuche fast zu gleicher Zeit mit Pa- sewaldt, Obergärtner des Fabrikbesitzers Dan- neel in Berlin. Eine andere ausgezeichnete Sammlung neuer Blendlinge sah man zum ersten Male auf der Fest- ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues im Sommer l8r)8 zu Berlin, welche ihrem Züchter Stange, Obergärtner des Konsul's Schil- ler in Ovelgönne bei Hamburg, zur besonderen Ehre gereichten und allgemein bewundert wurden. Ein Theil derselben ist in den Besitz von Louis Mathieu in Berlin gekommen; von den übrigen haben Moschkowitz & Siegling in Erfurt das Eigenthumsrccht erlangt. Jetzt erst schien man auch in England auf- merksam geworden zu sein. Eine nicht geringe Anzahl schöner Formen wurde in der bekannten Handelsgärtnerei von RoUinson & Söhne inToo- 17 130 ting in Surrey gezüchtet und kam im vorigen Jahre in den Handel. Zum ersten Male sahen wir vor gegen 8 Wochen in der Februar-Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Ber- lin von ihnen schon grössere Exemplare. Auch van Houtte in Gent hat vor 2 Jahren von Neuem Versuche anstellen lassen und wiederum glückliche Resultate erhalten. Seine l'i Blendlinge sind eben in den Handel gekommen, uns aber noch völlig unbekannt. Man wusste ausserdem aber schon seit längerer Zeit, dass wiederum in Berlin, sowie in Dresden, Kreuzungen stattgefunden hatten, die zu Hoffnungen berechtigten. Auf der Frühjahrs- Ausstellung des Vereines kamen auch zwei Samm- lungen , die man bisher absichtlich etwas verheim- licht hatte, zum ersten Male in die Oefi'entlichkeit und rechtfertigten in der That die grossen Erwar- tungen. Uns liegt es nun ob, diese beiden Sammlungen der Kenntnissnahme von Liebhabern zu unterbrei- ten. Die eine und kleinere Sammlung hat der Geheime Kommerzienrath Dannenberger, einer der grössten und eifrigsten Blumenfreunde Berlins, mit Hülfe seines Obergärtners Kohlmann, aus Begonia ßex und an n u la t a (Griffithii) gezogen, die andere grössere gehöi-t dagegen dem Kunst- und Handelsgärtner L. L. Liebig in Dresden. Von den 18 Formen der letzteren ist B. Rex Mutter, deren Narbe (natürlich von verschiedenen Exemplaren) mit dem Blumenstaube von splen- dida, annulata, xanthina, laciniata (Roylei) und einigen Blendlingen der ersten befruchtet wurde. I. Die Dannenberger'schen Begonien. Es ist nicht zu leugnen, dass B. annulata grade hier auf das sarametartige Grün der Blätter, ebenso wie auf den Silberring, eine Wirkung her- vorgerufen hat, wie sie weder diese, noch B. Rex, besitzen. Die Unterfläche ist bei allen Blendlingen in der Weise gefärbt, dass dem Silberringe oben eine hellbraune Zeichnung unten entspricht, wäh- rend die übrige Fläche hier hellgrün ist. Die Stiele sind schön roth braun. 1. Prinzess Friedrich Wilhelm. Unbe- dingt die reizendste aller Formen, die wir bisher gesehen haben. Der gedrungene Wuchs und der Reichthum der Blätter geben der Form etwas Ab- gerundetes und machen sie zur natürlichen Schau- ptlanze; die Blätter sind, wie bei der B. annulata, mehr klein und ebenfalls schief- eirund ffeformt. Ausgewachsen beträgt ihre Länge 8, bei einer Breite an der Basis von tj Zoll. Die Mitte des Blattes füllt ohngefähr lU Zoll im Durchmesser das prächtigste und tief dunkele Sammctgrün aus, was von einem kaum f Zoll breiten und zum Theil un- terbrochenen Silberringe umgeben ist. Der übrige nach dem Umkreise zu liegende Theil des Blattes hat eine spahuf^rüne Farbe, die aber durch zahl- lose weisse Punkte unterbrochen wird. Nur der äusserste Rand ist grünlich-bräunlich gefärbt. "2. Herzogin Dorothea von Sag an. Die Blätter sind hier etwas grösser und besitzen bei einer Breite von Tj , eine Länge von lU Zoll, so- bald sie vollständig ausgewachsen sind. Die sam- metgrüne Mitte erscheint nach aussen, und zwar längst der Hauptadern, mehr gezackt und wird von einem gleichmässigeren und breiteren Silberring umgeben. Der äussere Theil des Blattes ist wie- derum spahngrün, aber nicht durch Punkte, son- dern durch rundliche kleine Flecken, welche nach der Mitte zu gegen 2 Linien Durchmesser haben, nach dem Umkreise aber kleiner werden und eben- falls silberglänzend sind, unterbrochen. Auch hier, wie bei den folgenden, ist der äusserste Kand grün- lich-braun. 3. Madame Dannenberger. Besitzt die grössten und mehr in die Länge gezogenen Blät- ter. Eine sehr kleine Mitte ist dunkel-sammetgrün, aber sehr gezackt, und wird von einem schwachen, fast spahngrünen Kreise umgeben. Nun erst folgt der Silberring, aber nur gegen das obere Ende mehr zusammenhängend und sonst hauptsächlich durch grüne rundliche Flecken, namentlich gegen die äussere Seite hin, unterbrochen. Der übrige Theil des Blattes ist wiederum spahngrün, aber dagegen durch rundliche Silberflecken und Silber- punkte gezeichnet. 4. Helene Uhden. Die Blätter haben Grösse und Form von Nro. 2. Die gelappte Mitte sowohl als der Umkreis über einen Zoll blattein- wärts besitzen eine schöne, aber weniger schim- mernde saminetgriine Farbe. Der ziemlich breite Silberring wird, besonders nach der äussern Seite hin, von grünen, kleinen und runden Flecken un- terbrochen. :'). Elise Thomas. Hier ähneln dagegen die Blätter in Form und Grösse denen von Nro. 1., während die Zeichnung sich der bei Nro. 4. nähert. Ebenfalls ist die nicht sehr grosse, sammetgrüne und gelappte Mitte weniger schinmiernd. Der Sil- berring ist dagegen ziemlich breit, aber doch nicht sehr gleichmässig, sondern meist nach aussen hin von grünen und runden Flecken unterbrochen. Um diesen herum bis zum grünlich-braunen Rand findet sich wieder eine dunkelgrüne Färbung vor. II. Die Liebig'schen Begonien. Da, wie früher schon mitgetheilt ist, verschie- dene Arten hier eingewirkt haben, so ist auch die Form und die Zeichnung der Blätter mannigfaltiger. 131 Unterseite der Blätter und Blattstiele entsprechen dagegen der Angabe, wie sie bfi den Dannenberger'- schen Formen bereits mitgethcilt ist. Die schönern Blendlinge sind mit einem * bezeichnet. Von allen 18 Blendlingen ist B. Rex Mutter; bei Nro. 1 bis 4, (j, S, !), II, |B und 17 hatte der Blumenstaub von B. splendida arg^ntea, bei Nro. :') der von B. splendida, bei Nro. 7, U), 12 und 14 der von B. an nu lata, bei Nro. 13 der von B. Fürst Trübet zkoi, bei Nro. 15 der von B. xantiiina und endlich bei Nro. 18 der von B. laciniata (Roylei der Gärten) eingewirkt. * 1. Dominica '). Blatt von der Basis aus sternförmig grün-gestrahlt, mit rofhen Hauptnerven und glanzvoller silberner Zeichnung, welche fast die ganze Oberfläche des Blattes einnimmt. Die Form der Blätter ist elegant und der glatte Rand durch zwei an dem grösseren Bogen hervortretende Zacken unterbrochen. * 2. Eldorado. Die Blätter dieser reizenden Spielart sind von schönem, glänzendem Weiss. In der Mitte des Blattes befindet sich eine hellgrüne und bandförmige Zeichnung, während der Rand mit derselben Farbe sehr fein gemalt erscheint. Die Oberfläche ist glatt , der Rand jedoch etwa 1 Zoll bi'eit mit rothen Häi-chen bedeckt. Die Unterseite zeigt auf mattem Grün eine fein - netzförmige und röthliche Aderuns;. Die sehr zahlreich erscheinen- den Blätter legen sich fast dachziegelartig über- einander, und geben dadurch der ganzen Pflanze eine mehr gewölbte und abgerundete Form, welche sie grade zur Einzelpflanze sowohl, wie mit andern auf Blumentischen u. s.w., besonders geeignet macht. * '^. Elisabeth. Die Grundfarbe des Blattes ist dunkel-olivengrün, was durch eine sehr schöne, weisse Zeichnung unterbrochen wird. Eine nur bei wenigen andern Begonien vorkommende eigen- thümliche Färbung, welche bei jeder Wendung des Blattes wie Atlas changirt ist, erscheint hier be- sonders charakteristisch. Auch die nach der Spitze etwas überhängenden Blätter haben ein graciöses Ansehen. 4. Ernesta. Eine kleiner bleibende Spielart mit Blättern von nicht mehr als 4—5 Zoll Durch- messer. Letztere sind ganz weiss und haben einen aurorafarbenem Schimmer. * 5. Gabriele. Die Blätter sind myrtengrün, mit glänzender, in der Mitte einen Stern bildenden Zeichnung von atlasartigem Weiss. Die Blattstiele erscheinen mit schön-rothen und spreublattähnlichen Ilaaren ganz bedeckt. Ein sehr lebhaftes Kolorit zeichnet ausserdem diese Begonie aus. 1) Die Beschreibung dieser Blenillinae ist uus von Drcbden milgelheilt. Anm. d. Bed. * H. Frau Maria Fontaine. Das ganze Blatt von der Basis bis zum Rande ist weiss. Diese Spielart, welche in Gestalt und Grösse der B. argentea Linden gleichkommt, hat keineswegs jtMie matte, grünlich-weisse Farbe der eben genann- ten, sondern glänzt in schönem, festem Perlmutter- weiss. Die vom Blattstiel ausgehenden Hauptnerven sind grünlich -gelb. Nicht immer zeigt sich am Rande des Blattes eine schwache, grüne Zeichnung. * 7. Giuseppe Terreni. Mitte des Blattes saftgrün, jedoch nicht von grossem Umfange, son- dern diclit umschlossen von silberglänzender, am Rande scharf ausgezackter, weisser Zeichnung, welche den grössten Theil des Blattes einnimmt. Ein auffallender, wirklich bronzefarbener Rand ist von dem mittleren, weissen Theil durch frisches Hellgrün getrennt, in welchem wiederum sehr zahl- reiche, feine, weisse Pünktchen vertheilt sind. Nichts geht über die zarte Färbung der jungen Blätter dieser durch Wuchs und Farbenspiel ganz abwei- chenden Begonie. * 8. Hildegarde. Was die Zeichnung be- trifft, so ist diese Begonie Nro. 1 einigermassen ähnlich. Die Färbung ist jedoch hier reiner und besitzt einen grössern Perlmutterglanz. Auch die Blattform ist schmäler und mehr zugespitzt. 9. K r a u s e a n a. Blatt sehr gross und breit mit brillanter, weisser, bis zur Mitte reichender Zeichnung; Rückseite und Stiel sind roth, letzterer erscheint ausserdem mit weissen Haai-en bedeckt. 10. Nymphe, Mitte dunkel-olivengrün, ura- j geben von einem breiten Bande vom herrlichsten I Perlmutterglanze, auf welches wiederum ein Kreis von frischem Hellgrün folgt. In diesem sind wie- derum hier und da tropfenartig weisse Flecken ver- theilt. Das Blatt ist von einem röthlich- grünen, schmalen Rande eingefasst und erreicht keine be- deutende Grösse. * 11. Margaritifera. Blätter bräunlich- grün, blau schimmernd, wie dies bei B. Lazuli und bei B. poecila (picta vera van Houtte) zuweilen der Fall ist. Auf den zahlreichen keulenartigen Er- höhungen des Blattes sind kleine periweisse Flecken gleichmässiff vertheilt. Die Rückseite des Blattes ist dunkelroth. * 12. Pulchella. Blatt von massiger Grösse, fast rund geformt, schwarzgrün mit braunem Rand und heilgrünem Schimmer in der Mitte, ausserdem mit silberweisser Zeichnung. * 13. Smaragdina. Grundfarbe ist ein bril- lantes , sammetartiges , aber mehr helles Maigrün. Die Basis und die von derselben ausgehenden, hel- leren Hauptnerven umgiebt eine tief- braungrüne, allmälig in die feineren Adern übergehende Schat- tirung. Das Blatt ist ausserdem mit einem zoU- 17* 132 breiten Silbemnge, ähnlich dem der B. Rex, bis in die Blattspitze auslaufend und umgeben von schmalem, rothbraunem Rande, versehen. Die Ober- fläche ist völlig glatt , der Rand dagegen fein ge- kräuselt, gezähnt und gewirapert. 14. Seriosa. Die Mitte und der äussere Rand des Blattes sind ganz dunkelgrün, fast schwarz, manchmal in Braun oder Blau schimmernd. Der dazwischen befindliche Raum erscheint hellgrün : durch ihn zieht sich aber ein Kreis von periweis- sen Flecken, der gegen die düstere Färbung des Ganzen sehr absticht. * 15. Saxonia. Grundfarbe ist ein Hellgrün, die Hauptadern sind aber heller, die übrigen hin- gegen dunkler. Sehr hübschen Effekt macht ein breites , weisses , sich ringsherum ziehendes Band von schönem porzellanartigem Glänze, welches sich aber auch in die Blattspitze hineinzieht. Am Rande erscheinen ebenfalls kleine weisse Flecken von rund- licher Form. Der Rand selbst ist zierlich wellen- förmig-gekräuselt, ausserdem gesägt und gewimpert. Die Rückseite zeigt ein sanftes Grün mit zarter, röthlicher, netzfürmigrer Aderung. Der Blattstiel ist zwar roth, aber mit weissen Haaren bedeckt. * 16. Thalassina. Grundfarbe grünlich-weiss (meergrün), von überraschendem Glänze und mit silberweissen Adern durchzogen. Dies Weiss be- deckt beinahe das ganze Blatt. Die Mitte ist dun- kelgrün ausgestrahlt , ebenso wird am Rande eine dunkelgrüne, sehr schöne Zeichnung sichtbar. 17. Titania. Blatt saftgrün, röthlich- schim- mernd, mit grotesker, ganz zerrissener, silberfarbe- ner Zeichnung, die in uuregelmässig-vertheilten, theils grossen und länglichen , theils tropfenförmi- gen, theils kleineren Punkten auftritt. 18. Virgo. Blatt mit silbsrweisser Zeichnung, die ganze Fläche bedeckend, nur am Rande durch einen Kreis von hellgrünen Flecken unterbrochen und ausserdem mit einer schmalen und röthlich- grünen Einfassung versehen. Die llodellübiingeu des Laiulsfhaftsgiirtners. Ein Beitrag zum Studium der Gartenkunst von H. Jäger. Motto: „Ein tiefer Sinn liegt oft im Kind'schen Spiel.*' Schiller. Die Ausbildung des Landschaftsgärtners hat mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Darunter ist nicht die kleinste der Mangel an Gelegenheit zur Ausübung. Ich möchte ihn das grösste Hinderniss nennen, und betrachte ihn als vorzüglichste Ur- sache, dass es im Allgemeinen so wenig fähige Landschaftsgärtner gibt , und dass es die meisten erst in spätem Jahren werden. ..Uebung macht den Meister," sagt sehr wahr das Sprüchwort. Während der Architekt nach bestimmten Kunstgesetzen und festgestellten Verhältnissen zu bauen anfängt, nach- dem er kaum die Schule im Rücken hat, oder we- 1 nigstens als Gehülfe beigegeben wird: während der begabte, strebsame Bildhauer selbständig Kunst- werke zu schafi'en anfängt, wenn er es auch anfangs meist nicht über das Thonmodell bringt; der junge Maler schon auf der Schule seine Werke auf Aus- stellungen sehen lassen kann, ist dem Gärtner — ' ich verstehe hier natürlich nur dem Künstler — • fast jede Gelegenheit abgeschnitten , sich durch eignes Schaffen auszubilden. Unter hundert streb- samen jungen Leuten hat vielleicht erst einer das Glück, bei der Anlage von Gärten beschäftigt zu werden. Es fällt dem Landbesitzer natürlich nicht ein, seine Anlagen jungen Leuten zu übertragen, die noch keine Gärten anlegten, vielleicht gar noch nie , dabei beschäftigt waren, sondern er fragt nach Leuten von einigem Rufe, deren Schöpfungen er gesehen oder rühmen hörte. Gewiss würde man- cher junge Mann, der sich lange mit der Theorie der Gartenkunst beschäftigte, einen glücklichen Wurf thun, wenn er Gelegenheit hätte; er findet aber sie nicht. Leider ist das Material des Garten- künstlers zu massenhaft , um es als Uebungsstoö' zu benutzen, und, was das Schlimmste ist — der dazu nöthige Grund und Boden fehlt ihm: es würde, selbst w-enn dieser ihm zu Versuchen zur i Benutzung stände, jeder Versuch ein kleines Ver- ! mögen in Anspruch nehmen und rasch absorbiren. 1 Dem Gärtner sind daher ideale Kompositionen ver- ! schlössen. Er kann gleichsam nur auf Bestellunsr arbeiten und diese wird ihm selten zu Theil. j Die Studien des jungen Landschaftsgärtners j bleiben daher fast immer theoretisch. Die gebräuch- lichste ist das Zeichnen von Plänen. Dies ist ge- wiss nothwendig und nützlich; nur muss man nicht glaubej], dass es schon mit dem Kopiren genug sei. Wie Viele zu glauben scheinen, dass sie tüchtige Gartenkünstler seien, auch wenn sie noch nichts als Zeichner darstellen. Das E)rfinden eigner Pläne ist schon ein Schritt weiter, wird aber erst dann wahr- haft bildend, wenn man ein bestimmtes, vorhandenes Terrain zu Grunde legt, für welches man einen Plan macht, als sollte es wirklich als Garten ange- legt werden. Der angehende Künstler muss ferner Gärten beobachten, reisen, Landschaften, besonders wirkungsvolle Baumgruppirungen und glücklich ver- theilte Massen davon, sich einprägen und wo mög- lich durch Zeichnungen der Erinnerung aufbewahren. 133 Er muss die Natur des Bodens, die Wirkungen des Wassers, der Blumen und Gräser, vor allem die Natur der Bäume gründlich studiren. Er muss theoretische Werke und Abhandlungen über Gar- tenkunst gründlich lesen und durchdenken , und wird sie meist erst dann wirklich verstehen lernen, wenn er soweit gekommen ist, dass er, wenn er zu begreifen anfängt, die Sache allenfalls auch selbst maclien könnte. Er wird häufig auch die erhabe- nen Lehren der Gartenkunst gar nicht verstehen, denn manche Schriftsteller über Gartenkunst hüllen eine an sich einfache Sache in einen solchen Nebel von hochtrabenden Worten, dass ein gesunder Men- schenverstand sie nicht begreifen kann , und wenn das eigene Urtheil noch nicht feststeht, er bei eini- ger Bescheidenheit sich noch für unfähig halten muss, in die höchsten Kegionen der Kunst einzu- dringen. Auch die besten Theorien über Garten- kunst oder einzelne Theile derselben sind unbe- stimmt, und mehr für die Vorgeschrittenen, als für den Anfänger. Der Anfänger will Praxis, braucht bestimmte Vorschriften, bedarf Muster, Dinge, die eine Kunsttheorie natürlich nicht geben kann. Vor allem ist ihm Uebung nöthig, denn „Uebung macht den Meister." Da ich selbst den angedeuteten schwierigen, übungslosen Bildungsgang durchgemacht habe, in- dem ich nie Gelegenheit hatte, als Gehülfe bei Gar- tenanlagen verwendet zu werden, mit grosser Mühe und Aufopferung Gelegenheit aufsuchen musste, um wenigstens den Gang neuer Anlagen zu beobachten und in den Fall kam, selbst noch Schüler, als Leh- rer auftreten zu müssen, Anlagen auszuführen, wo- bei ich die Hauptsache selbst noch zu lernen hatte, 80 war es ein Mittel praktischer Uebung der ersten Jugend, welchem ich es verdanke, dass ich nicht ganz rathlos dastand, als ich nun etwas schaffen sollte; Ich fand es nicht etwa durch langes Nachdenken, sondern in der Erinnerung an die Jugendspiele. Man verzeihe mir, wenn ich erzähle, wie ich darauf verfiel und auf meine Kindheit zurücksehe. Ich spielte, wie alle Kinder, gern auf Sand- und Erdhaufen, machte Gärten, höhlte Festungen aus u. s. w. Als Gärtner hatte ich später Gelegen- heit genug, derartige Uebungen halb spielend fort- zusetzen. Erst schuf ich aus der Erinnerung mir bekannte Gegenden, Thäler, Berggruppen, zumeist auf dem Verpllanztische, wenn nach Feierabend die Erde zusammengestrichen wurde. Endlich verfiel ich darauf, mir nach Kinderweise auf dem Ver- pflanztische ein Gärtchen zn bauen, und verwen- dete manchen Wintersonntag darauf. Natürlich baute ich nun schon als Gärtner, d. h. ich ver- suchte, mir bekannte Gartenpartien möglichst getreu nachzuahmen, wobei ich stets ein bergiges Terrain wählte , und in der Behandlung des Bodens eine grosse Fertigkeit erlangte. Der Rasen wurde aus niedrigerem Moos, der Wald aus höherem arebildet. Zu einzelnen Bäumen und zu den Gruppen im Vor- dergrunde wurden immergrüne Zweige genommen. Das Wasser bildete ich aus heilem Sande, Wege bestreute ich mit anderm Sande, Felsen wurden aus Topfscherben und Tuffsteinen, Gebäude aus Holz- klötzchen gebildet. Selten brachte ich einen Garten ganz fertig, da das Kunstwerk des andern Tages zerstört oder von muthwilligen Kameraden beschä- digt wurde. Aber ich fand Freude an solchem Schaffen und fiiig an, ideale Gärten anzulegen, wo- bei ich aber selten genau nach vorgeschriebenen Regeln verfuhi'. Nur einmal machte ich einen Plan und trug ihn auf das Land, d. h. den Verpflanz- tisch vorschriftsmässig über, wobei ich die Rich- tungslinien mit weissem Faden recht deutlich an- geben konnte. Später versuchte ich mich bei der Anlage von sogenannten Christgärten für Kinder an solideren Schöpfungen, die, nachdem ich meine künstlerischen Ideen zum Theil den grotesken Phantasien und ro- mantischen Ideen der Frauen untergeordnet, nicht verfehlten, Bewunderung zu erregen. Ich zweifle nicht, dass die Leser jetzt wissen, wo ich hinaus will. Manche werden vielleicht über einen Vorschlag zur Nachahmung meiner Spiele- reien lachen, aber ich bitte, meine weiteren Vor- schläge zur Ausbildung eines gewissen Systemes zu solchen Modellübungen freundlich Gehör zu schenken, und zu bedenken, dass fast in allen Fä- chern, wo es sich um Formen handelt, Modelle gebildet werden, aus denen man ganz anders lernen kann, als aus Zeichnungen, besonders wenn man, wie ich will, die Modelle selbst macht. Die folgen- den Vorschläge habe ich mehr oder weniger selbst erprobt imd mit den strebsameren meiner Schüler praktisch durchgenommen. Erste M o d e 11 ü b u n g. Man nimmt ein grosses Stück der stärksten grauen Pappe , überklebt sie auf einer Seite mit weissem Papiere, und hat so ein Terrain für Gärten in der Ebene, allenfalls auch für kleine Bodenerhebungen. Weisse Pappe ist wegen ihrer Festigkeit weniger gut zu gebrauchen. Man zeichnet entweder einen Plan von eigner Erfindung sofort auf die Pappe, oder trägt, was noch belohnender ist, denselben oder einen fremden darauf über. Zum Anfange kann man, weil es leichter ist, das Erstere thun, später aber stets das Letztere, denn es kommt doch hauptsächlich darauf an, dass man im Modell ganz genau dasselbe Verfahren anwendet, wie bei dem Uebertragen einer wirklichen Anlage vom Plan auf 134 das Land, was, wenn mit Bleistift vorgezeichnet oder durchgestochen ist, nicht der Fall ist. Zuerst sucht man den der Grösse der Pappe angemessenen Massstab, wähle ihn aber nicht zu klein, weil sonst die Ausführung schwierig wird und es an Uebersicht fehlt. Man wage sich daher auch nicht an grössere Gärten , sondern begnüge sich lieber mit kleinen und einzelnen Partien. Die Wege sollten wo möglich nicht über 1 Zoll breit sein. Zuerst niuss man einen reichlichen Vorrath von Stecknadeln verschiedener Farbe und Grösse haben, auch einige lange Nähnadeln oder spitzig- geschliä'ene, schwache, halbe iStricknadeln zur Be- zeichnung von Richtungslinien. Die Pappe wird am besten auf ein Brett oder auf einen Tisch befestigt, damit sie fest aufliegt. Um einen Plan überzutragen, bedarf man Rich- tungslinien. Diese können bei einfachen Formen netzförmig sein, bei zusammengesetzteren Dreiecke bilden. Macht man ein Netz, so kümmei-e man sich nicht um Regelmässigkeit der Quadrate, son- dern ziehe die Linien an solchen Stellen, wo sich die meisten Formen (Wegebiegungen, Ufer, Grup- pen u. s. w.) häufen. Bei den Dreiecke bildenden, Richtungslinien lässt sich dies beliebiger einrichten, desshalb sind diese für diejenigen, welche mit Trianguliren umgehen können, vorzuziehen. Bei regelmässigen Gartenpartien wird der Zirkel zur Hand genommen; überhaupt muss hier der Zirkel den Massstab vertreten. Die Richtungslinien be- zeichnet man durch an Nadeln befestigte , straff gespannte, weisse oder farbige Fäden, welche so lange bleiben, bis das Ausstecken vollendet ist. Will man einen aus freier Hand angelegten Modell- garten später zu Papier bringen, so sind die durch die Dreiecke oder das Netz gebildeten Richtungs- linien ebenfalls zu gebrauchen , und die Modell- übung dient zugleich als Mass- und Aufnahme- übung. Man benutzt nun beim Abstecken der Wege, Pflanzungsumrisse, Ufer, Blumenbeete u. s. w. die Nadeln ganz wie bei wirklichen Anlagen die Ab- steckpfähle, und wählt zur Unterscheidung Nadeln von verschiedener Grösse und Farbe, kann auch durch schräges Einstecken und Zeichen mit ver- schiedenfarbigem Siegellacke nach mannichfaltigen Unterscheidungen anbringen. Soll die Uebung etwas nützen, so muss man ganz so verfahren, wie bei wirklichen Anlagen , was ich hier nicht weiter anzugeben brauche*). Will man die Sache noch *) Hierzu empfelik' ich das neu erschienene, vortrefl'liche „Lehrbuch der schiinen Gartenkunst" vun G. Meyer, Berlin I86ü, ßiegel's Verlag, wo im sechsten Allschnitte das technische Verfahren bei Anlagen so belehrend angegeben ist, wie in keinem andern Gartenwerke. anschaulicher machen, so legt man die Wege braun, die grösseren Pflanzungen dunkelgrün, das Wasser blau, den Rasen hellgrün oder gelblich an. Ein- zelne Bäume und Gruppen mit unterseheidbaren einzelnen Stänimen hebt man durch kleine mit Sie- gellack auf die Nadel befestigte Moosbüschel stär- ker hervor. Ist der Kunstschüler soweit gelangt, so kann er einen Schritt weiter gehen. Er kann die ge- sammte Wegfläche berechnen und einen Kosten- anschlag nach ortsüblichen Preisen anfertigen. Eben so kann er die Fläche des Rasens ermitteln, um den Grasbedarf festzustellen. Er kann noch weiter gehen, kann z. B. bereclmen, wie viel es kosten würde, nur einen Teich auszugraben, um damit in der Nähe den ebenen Boden etwas Schwung zu zu geben. Ja er kann diese künstliche Erhöhung sogar ausführen, indem er eine steife Mischung von schwarzem Mehl und Gyps, welche schnell trocknet, aufträgt, und an den stärkeren Stellen Löschpapier oder Baumwolle unterlegt u. s. w. Hat man doch auf diese Weise ganze Theile der Alpen so mo- dellirt, dass man sie verkleinert vor sich zu sehen glaubt! Ferner kann man Pflanzen und Farben- wirkungen -für die Blumenbeete bestimmen und Bäume auswählen. Alles dieses wird in vielen Augen freilich zwecklos erscheinen, aber dem Wiss- begierigen ist keine Arbeit zwecklos, wenn er dar- aus lernen kann. Natürlich wird man solche Kunstwerke nicht aufheben, es sei denn, um Andere daran zu be- lehren. Die Pappe ist daher oft zu benutzen, und man braucht nur einen neuen Papierbogen darüber zu kleben. Zweite M o d e 1 1 ü b u n g. Ist die vorher beschriebene Modellübung eine Beschäftigung im Zimmer für den Winter, so er- laubt die mildere Jahreszeit eine vervollkommnetere. Man richtet sich einen alten Tisch oder einige zu- sammengefügte Bretter als Gartenplatz ein, und gibt diesem grössere Ausdehnung. Darauf wird wirkliche Erde von lehmiger Beschaffenheit gebrei- tet, zu welchem Ende die Unterlage mit einer Rand- leiste versehen sein muss. Man kann sogar Holz- platten ganz mit zähem, steifem Lehm überziehen, und eben so gut wie auf Pappe im Zimmer arbei- ten , wenn man das Austrocknen der Lehmmasse verhindert. Bei Anwendung von Erde eröffnet sich dem lernbegierigen Kunstschüler ein neues Feld, denn er kann sein Talent in Bodengestaltung ent- falten und üben, kann Hügel, Thäler und Abhänge jeder Art machen. Die Bodengestaltung muss ge- geben sein, ehe der Plan entworfen wird, weil die- ser sich ganz nach derselben richten muss. Vor- 135 handene Gärten mit bergigem Terrain zu kopiren, möchte nicht Jedem gelingen, weil ein gewisses plastisches Talent und eine ungewöhnliche Erinne- rungs- und Auffassungsgabe dazu gehört, so etwas aus dem Gedächtnisse nachzubilden ; denn es wird wohl Niemanden einfallen, sich die Bodenform durch Nivellirarbeiten zu verschaffen, obschon auch dieses eine sehr lehrreiche Uebung sein würde. Der Schüler kann auch erst dem Terrain ein rohes An- sehen lassen, als bekäme er ein Stück wilde Natur zu verarbeiten. Dieses Terrain beginnt er nun spielend zu verändern. Er bildet , wo es passend ist, Plattformen zum Bauplatze, Terrassen, oder entfernt vorhandene, furcht Thälchen aus, glättet Hügel ab , oder erhöht sie , schüttet Erde an , um eine Auffahrt zu ermöglichen u. s. w. Auch hier- bei muss nach einem gewissen Massstabe gearbeitet werden, und der Modellirende muss thun, als gelte es Ernst. Beim Abstecken der Wege, Gruppen u. s. w. verfährt man ganz , wie auf Pappe , nimmt aber dazu Hölzchen verschiedener Länge. Auf diese Art nähert sieh das Verfahren immer mehr dem wirklichen Abstecken. Eine Nachahmung des Ra- sens, der Gebüsche u. s. w. ist unnöthig und würde an Spielerei gränzen; indessen kann auch dieses geschehen, wenn man Lust und Zeit dazu hat. Es ist stets zweckmässig, die Wege mit hellem Sand zu bestreuen, um sie mehr hervortreten zu lassen, und die Kanten scharf zu halten. Um dieses noch besser zu erreichen , bildet man die Wegeränder von steifen Papierstreifen oder von langen , gleich- breiten, biegsamen Holzstreiien , wo man sie beim Schneiden der Blumenstäbe bekommt, oder noch besser von Blechabschnitzeln, die man beim Klemp- ner umsonst bekommen kann. Dritte M o d e 1 1 ü b u n g. Die dritte Modellübung bildet schon den L'eber- gang zur wirklichen Ausführung von Gartenanlagen, indem dabei ein Massstab angewendet wird, welcher gestattet, in der Uebungsanlage selbst herum zu gehen. Bei den ersteren Uebungen erscheint das Ganze noch übersichtlich wie ein Bild. Wird aber nach einem grösseren Massstabe gearbeitet, so ver- liert sich dieses. Hierzu braucht man vor allen Dingen einen glatten, baumfreien Rasenplatz, gross genug, um die beabsichtigte Anlage daravif auszu- führen. Nachdem die Begränzung ausgemessen und abgesteckt ist, beginnt man das Uebertragen des Planes entweder genau nach Vorschrift, oder indem man den flüchtig selbst entworfenen Plan aus freier Hand auf dem Platze absteckt. Der Uebung hal- ber ist beides, das genaue vorschriftsmässige Ueber- tragen durch Messung und das freie Abstecken, zu empfehlen. Die Ecken des Hauptgebäudes, wenn man ein solches mit abzustecken hat , bezeichnet man durch drei starke Pfähle, oder man setzt Gar- tentische, Kisten, Backsteinsäulchen u. s. w. an i ihre Stelle, um den Punkt recht zu markiren. Die Wege muss man so breit annehmen, dass man darin gehen kann, ohne an die Pfähle zu stossen, also ungefähr 'i Fuss breit; das Ausmessen und Abstecken geschieht ganz wie bei wirklich auszu- führenden Gartenanlagen, nur nimmt man anstatt der Pfähle und Stangen grössere und kleinere Blu- menstäbe. Es versteht sich von selbst, dass man I auf diese Art nur kleinere Gärten nachbilden kann. Ich halte es für unnöthig, weiter in's Einzelne i zu gehen, und hoffe, vollständig verstanden worden i zu sein. Wer diese Uebungen versucht, wird noch manche Verbesserung anbringen können, woran ich nicht gedacht, oder was ich nicht besonders be- 1 j merken wollte. Ich kann nichts wärmer empfeh- len, als diese Versuche zu machen und mit Aus- dauer fortzusetzen, denn sie bringen den jungen Mann doch wenigstens so weit, dass er vor seinen künftigen Arbeitern nicht verlegen zu sein braucht, wenn er etwas machen soll, was er noch nie ge- macht. Freilich bleiben noch immer viele Dinge, die man aus diesen Uebungen nicht lernen kann. Wer aber die Gehölze gründlich kennt, Erdarbei- ten und Wegebau versteht, Rasen anlegen und pflanzen kann, — alles Dinge, die man viel eher zu lernen vermag, als Abstecken der Formen und Erfinden von Ideen — der wird sich ihrer mit grösstem Nutzen bedienen. Vertilgiiiig der Wickler iiiitl Stirliinaden auf ilen Rosen, Pfirsichen und Aprikosen. Vom Hofgärtner Karl Fintclmann am Xeucii Palais bei Putsdam. Wenige Gartenbesitzer wird es geben, denen nicht schon diese lästigen Feinde, von denen die Raupen der ersteren, Tortrix Bergmanniana und Forskohleana, an den Spitzen der Triebe von Rosen, Pfirsichen und Aprikosen in leicht zu- sammengesponnenen Blättern, die der anderen Pj- ralis Cynosbana (Tortrix Roborana Bechst.) in den jungen Trieben selbst lebt, alle 3 aber oft un- geheure Verwüstungen anrichten, manchen herben Verdruss bereitet haben ; ich selbst rechne mich zu diesen Leidtragenden und bemühete mich daher fortwährend, diese möglichst sicher auf leichter Weise zu bekämpfen. Wenn mir diese schwierige Aufgabe auch nicht gelungen ist, so habe ich we- 136 nigstens doch die Genugthuung, dass solche un- gebetenen Gäste mich jetzt nur wenig belästigen. Bei dem ächten Wicklern sowohl, wie bei der ßosenmotte, dem Schmetterlinge der Stichmade, wo die Raupen nur 6 — 7 Linien, die Puppen il Linien lang sind, ist dies sehr mühsam; als vollkommenes Individuum, also als Motte oder Schmetterling, wel- cher mit ausgebreiteten Flügeln bei der letztern nur 4, bei den Wicklern doch 6 — 7 Linien misst, aus- serdem aber nur des Nachts umher fliegt, oder geschieht es aufgescheucht bei Tage, wo er sonst unter den Blättern ruht, sich schnell einen andern Schlupfwinkel aufsucht, ist das Erhaschen eine fast noch schwierigere Aufgabe. Es bleibt daher nur die erste Lebensperiode als Ei zur Vertilgung übrig. Wo jedoch die Eier zu finden sind, habe ich nach vergeblichem Bemühen in keinem entoraologischen Werke angedeutet gefunden; ich sah mich daher genöthijit, die drei verschiedenen Arten in Gläsern zu kultiviren, wobei sich ergab, dass sie sämmtlich ihre Eier an der Rinde des alten Holzes oder an benachbarte trockne Körper legten. Es befinden sich hier auf dem Räume von ^ DZoll gegen 100 — 150 Eier von der Grösse eines feinen Sandkorns mit einem leimartigen Ueberzuge, so dass das ganze Nest wie ein grau - gelblicher Leimfleck erscheint. Für den Nichtkenner ist es hiernach fast unmöglich, die Eier aufzufinden, und für den Kenner die Zerstörung jedes einzelnen Nestes zu mühsam, daher wende ich schon seit Jahren folgendes höchst einfache Mittel mit dem besten Erfolge an. Bei den hochstämmigen Rosen, so wie den Spalier-Gehölzen der Pfirsiche und Aprikosen wird, nachdem sie im Frühjahre aufgedeckt sind, die rauhe Rinde des drei- und mehrjährigen Holzes mit einem stumpfen Messer abgeschabt, und darauf das so gereinigte Llolz mit folgender Salbe etwa [ Linie dick bestrichen. 1 Theil gelöschter Kalk, 2 Theile frischer, rei- ner Kuhdung ohne Stroh, 2 Theile Lehm werden mit Wasser verdünnt zu einem dickflüssigen Brei bereitet, und, um die helle Farbe zu dämpfen, etwas Küchenruss hinzu gefügt , der jedoch zuvor in etwas starken Branntwein oder Spiritus gelöst wer- den muss, weil er sich sonst nicht gut mit der Salbe mengt. Zum Auftragen dieser Salbe lasse ich aus Bast 1 Zoll dicke Pinsel bereiten, womit ein fleissiger Arbeiter in einem Tage einige hundert Rosenstämme bestreichen kann. ! Diese Salbe bildet eine feste Kruste auf der Rinde und bedeckt die Eier so, dass die sehr zar- ten Räupchen beim Ausschlüpfen aus dem Ei die- ' selbe nicht durchbrechen können , mithin bei ihrer ersten Entwickelung sterben. Wird nun auch im Laufe des Sommers durch starke Regen ein Theil des Anstrichs abgespült, so bringt dieses keinen Nachtheil , denn es hat dasselbe seinen Zweck be- reits im Monat Mai und zu Anfang Juni, wo die jungen Raupen aus dem Ei schlüpfen, erfüllt. Um die auf den Latten der Spaliere und den Pfählen der Rosen gelegten Eier zu zerstören, ge- nügt es, dieselben mit einem Borstwisch und feuch- ten, scharfen Mauersand gut abzureiben. Bei letz- teren möchte ich empfehlen, sie alljährlich mit dünner grüner üelfarbe zu überstreichen , w^odurch nicht allein die Eier zerstört, sondern auch die Pfähle länger erhalten und der Rosenpflanzung ein freund- licheres Ansehn gegeben wird. Das Bestreichen der Bäume mit obiger Salbe tüdtet nicht allein das Ll^ngeziefer, sondern reinigt auch die Rinde von Flechten und andern Crypto- gamen, welche dem Baume seine Nahrung entzie- hen, daher solches bestimmt empfehlenswerth. Noch ein Wort zur Frage über Pflaiizcii-Etikctteu. Vom Hofgärtner G. A. Fintelmann auf der Pfaueuinsel. Sollen Zinkplättchen im Freien angewendet werden, so ist, weil Eisen verrostet, zu deren An- heftung Messing zu verwenden, entweder in Foi'm von Stiften zum Annageln oder Draht zum An- hangen, wie dies bei allen Sträuchern und schwa- chen Baumstämmen nothwendig ist. Draht aber muss das Plättchen durch die Oese so fest halten, dass der Wind dasselbe nicht bewegen kann, denn sonst feilt der Draht das Zink durch und das Plättchen fällt zur Erde. Die Befestigung durch straffes Anziehen des Drahtes beim Umsclilagen reicht nicht aus: es müssen noch einige leichte Hammer- schlage hinzukommen. So hergerichtet habe ich Zinkplättchen nun \ö Jahre im Freien; lose, d. h. bewegliche, halten nicht zwei Jahre. Die Stärke meines Drahtes ist noch nicht die des zwanzig- schnürigen Bindfadens. Eine Schnur Bindfaden ist 60 Klafter, und nach der Zahl solcher Schnüre auf 1 Pfund heisst der Bindfaden. (S. übrigens Seite 2'^ und 56.) Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Köniffiicli Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekrctair des Vereines Professor Dr. Karl Kocil. M 18. Berlin, den 3. Mai 1860. Preis des Jahrganges 5| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Posi-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt; 390. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am '2it. April. — Einiges über Yams- Bataten, lieber die Kultur südeuropäischer Orchideen. — Ein Schattentuoh-Haus (TiÖ'any-house). — Hippomane longifolia. 590. Versammlung des Vereines ziir Bcfönlerniig des Oartcnb Fuss hohe und '2 Fuss im Durchmesser enthaltende Jovellana violäcea (Calceolaria Jovellana), über und über mit Blüthen bedeckt, ausgestellt, der wegen ihrer vorzüglichen Kultur von Seiten des Preisricliter-Amtes der Pi'eis zugesprochen wurde. Eine zweite Schaupflanze war im botanischen Garten erzogen, nämlich Adenan- dra fragrans. Ausserdem befanden sich eben daher noch ver- schiedene Blüthensträucher und Blumen vor. Von ihnen möchten wegen ihrer Vollblüthigkeit noch zu nennen sein: Sutherlandia speciosa, ein neuholländischer Schmetterlingsblüthler mit einem, 80 viel uns bekannt ist, der Wissenschaft nicht be- kannten Namen; ferner Sonchus platvlepis, eine jener holzigen Arten, welche auf den Kanaren wachsen und von der Dr. Bolle, ein Mitglied des Vereines, den Samen an Ort und Stelle gesammelt und hier mitgetheilt hatte, und das noch neuere Podophyllum Emodi aus dem Himalaya. Beide letztere möchten jedoch für unsere Gärten nie eine Bedeutung erhalten. Wohl aber verdienen unserer Ansicht nach die '.'> Formen gefüllter Scharbock- pflanzen (Ficaria ranunculoides) um so mehr eine Berücksichtigung, als sie grade in dieser jetzt noch armen Blumenzeit (im Freien wenigstens) eine will- kommene Erscheinung sein möchten. Das dunkle gedrängte Laub, aus dessen Grün auf kurzen Stielen die kleinen liclben Rüschen sich nur wenig erheben, passt sehr gut zu Einfassungen. Wir kennen bis jetzt hiervon ?> verschiedene Formen, von denen die mit ganz hellen, strohgelben und halbgefüllten Blü- then einen besonders eigenthümlichen Anblick dar- bietet. Bei den andern beiden sind die letztei-en goldgelb; die eine mit kleinern Blüthen hat auch mehr in die Länge gezogene Blätter. Endlich machte der Professor Koch noch auf Epimedium violäceum, von dem ein Exem- plar in voller Blüthe vorhanden war, aufmerksam. Er habe zwar mehrmals schon von diesen hübschen ! Pflanzen gesprochen, die, obwohl sie sehr leicht im Freien und frühzeitig blühen, sich auch gut treiben lassen, bei Handelsgärtnern und bei Liebhabern j zwar Gefallen finden, trotzdem aber zu keiner eigentlichen Verbreitung kommen können. Vor , 12 — 20 Jahren waren sie, besonders in Belgien, sehr beliebt und wurden von da aus auch meistens verbreitet. Professor Koch legte die Zweige zweier gif- tigen und Milchsaft führenden Apocyneen aus dem seinen Xamen mit Recht führenden Genus Cer- : bera vor, die ein geschichtliches Interesse haben. Ziemlich grosse Pflanzen finden sich im botanischen Garten vor und scheinen ziemlich alle Jahre ihre weissen Blüthen zu entfalten. Die eine ist C^r- bera Tanghin Sims von der Insel Madagaskar. Hier sind besonders die Samen so giftig, dass ein einziger hinreichen soll, um 2U Personen zu tödten. Aus ihnen wurde ein besonderes Gift bereitet, was zur Zeit der grausamen Königin genannter Insel zu sogenannten Gottesurtheilen verwendet wurde. Die andere Pflanze, Cerbera laurifolia, ist zwar bereits im Loddiges botanical Cabinet (tab. 989) abgebildet, aber nur sehr unvollkommen beschrie- ben worden, und wird uns später einmal Gelegen- heit geben, ausführlich über sie zu berichten. Wo- her sie stammt, weiss man nicht; wahrscheinlich von den grossen Sunda-Inseln, wo auch eine ähn- liche Art wächst, welche in der Systematik den Namen Cerbera oppositifolia erhalten hat. Die Holländer fürchteten während ihres vierjährigen Kampfes in der 2. Hälfte des 17. Jahrhundertes um das Macassar-Reich auf der Westküste der süd- lichen Halbinsel von Celebes, die in das aus diesem Baume bereitete Gift getauchten Pfeile mehr, als die schweren Keulen der dortigen Eingeborenen. Vergebens bemühte sich aber der Eroberer des Landes, der holländische General Cornelis Speel- mann, den Baum, der das Gift lieferte, kennen zu lernen. Erst als der erste Gouverneur Cops 1(381 den Auftrag erhielt, war es W'enigstens mög- lich, ein Exemplar zu finden. Unter dem Namen 18* 140 Macassar-Gift hat dieses lange Zeit eine Rolle gespielt. Professor Koch legte das 2. Heft des Hor- tus Lindenianus vor, was ihm der Verfasser vor wenig Tagen zugeschickt hatte, und besprach die darin abgebildeten Pflanzen. Auch die Abbil- dung der bereits einige Mal schon (Seite96u. 112) besprochenen Pteris tricolor befindet sich darin. Nach genaueren Untersuchungen von Lindley und Thomas Moore sind allerdings zwar zwischen dieser und Pteris argyraea Verschiedenheiten vorhanden, aber gewiss nicht specifischer Natur; beide möchten nur Abarten der schon länger be- kannten Pteris aspericaulis Wall., diese aber wiederum, wie schon Seite !)2 ausgesprochen ist, endlich von Pteris quadriaurita nicht verschie- den sein. Uebrigens hat man im Augustin'schen Etablissement an der Wildparkstation bei Potsdam bereits Pflanzen mit fruchtbaren Wedeln, die Spo- ren ausgesäet und daraus auch schon junge Pflan- zen erzogen. Endlich legte Professor Koch ein kleines Schriftchen über Levkojen -Zucht vor, was einen Lehrer zu Sachsenhausen bei Weimar, Moritz Rhein, zum Vei-fasser hatte. Wenn dasselbe auch grade nichts Neues enthält , so gibt es doch , na- mentlich für die Heranziehung von Samen , eine Menge nicht genug zu berücksichtigender Finger- zeige. Der Verfasser treibt auch einen Handel mit Levkojen - Samen , der allen Blumenliebhabern we- gen seiner Güte und zugleich auch wegen seiner Wohlfeilheit nicht genug empfohlen werden kann. Referent sah im vorigen Jahre daraus gezogene Pflanzen, die nicht schöner und gefüllter blühen konnten. Einiges über Vams-Kntateii. Die Ansichten über dieses aus China vor eini- gen Jahren eingeführten Wurzelgemüses haben sich bei uns in Deutschland allmählig dahin geeinigt, dass seine Kultur keineswegs die gewünschten Re- sultate liefert, am Allerwenigsten solche, dass die Yams-Bataten an die Stelle der Kartoffeln gesetzt werden könnten. Die LTrsachen liegen darin, dass unsere Sommer doch zu kurz sind, als dass die Wurzeln sich gehörig entwickelten. Die Nieder- schlage von Stärkmehl, deren Menge die Güte derselben bestimmt, geschehen erst im Jahre zu einer Zeit, wo bei uns bereits kalte Nächte eintre- ten, also dann nicht mehr in der Weise, wie in wärmern Ländern. Daher die Klage unserer Gärt- ner und Landwirthe, dass die Yams-Bataten so wenig schmackhaft wären und gar nicht mit der Kartoffel verglichen werden könnten. Die rübenförmigen Wurzeln den Winter über in der Erde zu lassen, damit sie sich durch eine zweite Vegetation erstarken, erlaubt wieder die starke Kälte nicht , welche bei uns meist eintritt, oder macht das Resultat wenigstens unsicher. Eine schützende Decke kann man wohl bei kleinen Ver- suchen in Gärten anbringen, nicht aber auf dem Felde und bei dem Anbau im Grossen. Wir ha- ben allerdings dergleichen zweijährige Wurzeln ge- sehen, welche 3 und i Pfunde schwer waren und 10, selbst 12 Procent Stärkmehl besassen ; unter günstigen Umständen können aber selbst einjährige bis 2 Pfund schwer und noch reicher an Stärkmehl werden. In Frankreich, wo es freilich, namentlich im Süden, aber auch schon in den in der Mitte lie- genden Gouvernements, bedeutend wärmer ist, schei- nen die Yams-Bataten allerdings besser zu gedei- hen; jährige Wurzeln von 3| Pfund Schwere und ! gegen 3 Fuss Länge sind daselbst keineswegs sel- ten. Bourgeois bei Paris legte sogar der dortigen Gartenbau-Gesellschaft eine zweijährige Wurzel von 15-i^ Pfund vor. Dieselbe theilte sich bald in zwei dicke Arme, die sich an der Spitze wiederum mit einer Menge Finger endigten. Noch weiter ist ihre Kultur in England gediehen, wo auf den Ausstel- lungen ganz gewöhnlich Exemplare von 6^^ Pfund bei fast gleicher Länge, wie oben angegeben, vor- kommen. Von Interesse ist es , dass nach den Mitthei- lungen der Pariser Gartenbau-Gesellschaft sich hier und da die Form der Wiu-zeln verändert hat. Die bedeutende Länge und das tiefe Eindringen der- selben in die Erde war bisher ihrer Kultur sehr ungünstig, da ihre Herausnahme schwierig wird und viel Kosten verursacht. Man hatte hier und da zwar flache Steine in die Löcher gethan, wohin man Wurzelschnitte zur Fortpflanzung brachte, da- mit den neuen Wurzeln Hindernisse in den Weo- ö gelegt würden, in die Tiefe zu wachsen, desto mehr sich aber in die Breite ausdehnen könnten. Wenn auch die dadurch erhaltenen Resultate durchaus günstig waren, so wird doch Niemand in Abrede stellen wollen, dass ein solches Verfahren im Gros- sen gar nicht ausführbar ist, abgesehen von den Kosten, welche es in Anspruch nimmt. Eine günstigere Form der Wurzeln wäre dem- nach gewiss von Bedeutung. Ein gewisser Pissot in Paris erhielt von dem französischen Konsul Montigny in China, demselben Manne, dem wir die Einführung der l'ams-Bataten verdanken, Knol- len, die nur eine Länge von 4 Zoll hatten und eine kurz-lüngliche Figur besassen. Diese Form scheint sich bis jetzt in der Kultur erhalten zu haben. Ein Anderer hatte von Samen, den er aus Algerien 141 bekam, Pflanzen erzogen, die zum Theil ebenfalls mehr rundliche Wurzeln hervorbrachten. Es wäre wohl werth, dass man auf die Sorte mehr Auf- merksamkeit verwendete und hauptsächlich diese zu verbreiten suchte. In England und Frankreich ist man der Mei- nung, dass es ganz gleichgfdtig sei, von welchem Theile der Wurzel man die Abschnitte zur Fort- pflanzung macht, da alle Pflanzen und Wurzeln von gleicher Stärke hervorbrächten. Dieses wider- spricht den Erfahrungen, welche der Universitäts- gärtner Sauer zu Berlin gemacht und in einer der Versammlungen des Vereins mitgetheilt hat. Darnach erhält man die stärksten Pflanzen und demnach auch die schwersten Wurzeln von Schnitt- liuL'en aus der Mitte. Wir haben diesen Umstand daher zu erklären versucht , dass die Mitte der Wurzeln an Stärkmehl reicher ist , als die beiden Enden. Die Vermehrung der Pflanze aus Wurzel- j Schnittlingen ist übrigens sehr interessant, zumal es Pflanzen-Physiologen gibt, die behauptet haben, dass der Unterschied des Stengels von der Wurzel darin liege , dass nur der erstere Knospen bilde. Uebrigens ist uns keine zweite Pflanze bekannt, wo die Knospenbildung an Wurzeln so leicht und so zahlreich geschieht, wie bei der Yams-Batate. Nach vielfachen Beobachtungen bildet sich haupt- sächlich unter der Oberhaut nach der Schnittfläche hin der Callas und damit die erste Spur der Knospe. Es dürfte nicht ohne Interesse sein, hier schliess- lich nach den Mittheilungen des Gardeners Chronicle ein Verfahren der Yams-Batatenzucht mitzutheilen, was der bekannte Ingram in den königlichen Garten zu Frogmore mit Erfolg anwendet und ge- wiss Berücksichtigung verdient. Ingram hat für seine Kultur ein Stück Land von lUU Fuss Länge und 7 Fuss Breite 3^ Fuss tief rijolt und die leichte Erde mit verrottetem Dünger vermischt. Rings um das Beet wird 1| Fuss breit und 1 Fuss tief die Erde herausgeworfen und das bezeichnete Stück noch erhöht. Wenn man die Schnittlinge einlegen will, nimmt man ein I Fuss breites Brett und legt es quer über, um auf diesen stehend und diesem entlang eine 6 Zoll tiefe Furche zu machen, um 1 Fuss von einander jene von 5 — 6 Zoll Länge zu legen. Darauf deckt man die Erde wieder darauf und macht daneben eine Furche, um auf gleiche Weise zu verfahren. So fährt man fort, bis das ganze Beet bepflanzt ist. Die Furchen kommen ohngefähr l Fuss auseinander. Beim Herausneh- men verfährt man so, dass man an dem einen Ende mit dem Auswerfen einer 4 Fuss tiefen imd breiten Furche beginnt, und dann die Wurzeln heraus- nimmt, wobei man allmählig in dem Beete vorwärts geht, die Erde immer entfernt und die Oeff'nung hinter sich wiederum damit deckt. Ein anderes allerdings sehr ähnliches Verfahren gibt der bekannte Ivery in Dorking (Grafschaft Surrey), dem wir so schöne Azaleen verdanken, an, wodurch derselbe ebenfalls bedeutende Resul- tate erhielt. Man muss jedoch bedenken , dass England ein weit günstigeres Klima besitzt , als Deutschland, namentlich der Nordosten : auf jeden Fall möchte es aber interessant sein, es kennen zu lernen. Um die Mitte Februar des vorigen Jahres wurde zur Aufnahme von Yams- Bataten ein Beet von 4'2 Fuss Länge und fi Fuss Breite zurecht ge- macht. Den Boden rijolte man zu diesem Zwecke 3 Fuss tief und vermischte ihn dabei mit gutem Dünger, wie man ihn zur Anlegung von warmen Beeten benutzt. Erst in der letzten Woche des März wurden die 72 Schnittlinge von l^bis '2 Zoll Länge und 12 ganze Wurzeln von 1 bis l-j- Pfund in der Weise gesetzt, dass man 2 gegen il Zoll tiefe und 2j Fuss von einander entfernte Furchen machte und sie hinein legte , um dann die Erde wieder darauf zu bringen. Wie die Pflanzen 6 Zoll hoch geworden waren, erhielten sie möglichst hohe Reiser, wie man sich deren zu Erbsen bedient. Sie wuchsen rasch heran, eiTeichten bald die Spitze, hingen dann über und blühten. Damit sistirte das Wachsthum. Die Knollen wurden Anfang November heraus- genommen. Zu diesem Zwecke machte man am Anfange des Beetes ein 3 Fuss tiefes Querloch und nahm dem Beete entlang mit Vorsicht die Erde weg, so dass die einzelnen Wurzeln meist mit dem untern Ende angefasst und herausgezogen werden konnten. Eine Verwundung hat nämlich oft die baldige Fäulniss in Folge. Der Ertrag von den 12 ganzen Wurzeln wog 74, die grösste 7j Pfund. Die Wurzeln der zweiten Reihe von 42 Schnitt- linien wogen 84, die schwerste von ihnen 4 Pfund. Die übrigen Hess man noch eine Zeit lang in der Erde und erhielt dadurch noch bessere Resultate. Es wurde noch ein zweiter Versuch auf einem leichten und nur schwach gedüngten Boden ge- macht, den man nur 2 Fuss tief rijolt hatte. Die Einsetzung der Schnittlinge geschah auch erst Ende April und zwar in Reihen, die nur 1 Fuss von einander entfernt waren, die Schnittlinge selbst hat- ten eine Entfernung von 9 Zoll; auch erhielten die Pflanzen keine Reiser, sondern wurden sich selbst überlassen. Die Resultate waren in diesem Falle weit geringer, denn die schwersten Wurzeln wogen nur 1 Pfund. 112 Ueber die Kultur sndcuropäischer OrdiidetMi. Von C. Büuchc. Inspektor des KCnigl. botanischen Gartens' zu Berlin. Schon seit einer Reihe von Jahren beschäftigte ich mich mit der Kuhur südeuropäischer, besonders griechischer Orchideen, von denen ich zu verschie- denen Malen Knollen aus Griechenland erhielt, hatte aber das Unglück sie immer sehr bald wieder zu verlieren. Sie wurden bis dahin in einem Kasten bei Alpenpflanzen überwintert, da diese den ganzen Winter hindurch zugedeckt blieben, wenigstens so lange, wie die gefrorene Laubdecke das Aufdecken erschwerte, und die Töpfe auch bisweilen etwas einfroren , was den meisten Alpenpflanzen nicht schadet, sondern insofern nützt, dass sie weniger von Fäulniss leiden ; so kamen die griechischen Orchideen im Frühlinge mit beschädigten Blättern zum Vorschein, fingen bald an zu welken und gin- gen ohne zu blühen ein. Ich würde sie nicht ha- ben einfrieren lassen, wenn mir nicht ein Freund in Athen, Hofgärtner Schmidt, mitgetheilt und gesagt hätte, dass ihnen 3 — 4 Grad Kälte nicht schaden und sie diese selbst in Griechenland nicht selten zu überdauern hätten, und dass sie eine Zierde für unsere Moorbeete des freien Landes werden könnten, wenn man sie im Herbste mit Moos be- deckte. Aber sowohl der Frost, wie auch die län- gere Entziehung des Lichtes durch eine ausrei- chende Decke schadet ihnen , denn selbst manche unserer hiesigen Orchideen, z. B. Orchis Morio und militaris erfrieren, wenn eine Kälte von 3 — 4 " die Knollen erreicht. Die Wiesen, auf denen sie wachsen, bleiben in Folge ihres moorigen Unter- grundes lange vom Froste verschont, so dass die Oberfläche nur etwa '2 Zoll tief gefriert; noch em- pfindlicher ist Ophrys Myodes. Da ich nun belehrt wurde, dass die unange- messene Ueberwinterung Schuld an dem Eingehen der griechischen Orchideen war, so schlug ich ein anderes Verfahren, sie unbeschädigt durch den Win- ter zu bringen, ein, was sich nun auch seit drei Jahren als das beste bewährt hat. Mitte Oktober, sobald stärkere Nachtfröste zu fürchten sind, stelle ich diese Orchideen in einen flachen Mistbeetkasten mit massiven AVänden, der das Frühjahr zuvor mit Laub , um Samentüpfe darauf zu stellen , angelegt war, und bedecke ihn Nachts mit Fenster und Laden , die aber am Tage abgenommen werden, damit sich die schon im Herbste entwickelnden Blätter möglichst kräftigen; wird das Wetter rau- her, 80 bleiben die Fenster am Tage darauf liegen, werden aber tieissig gelüftet; tritt endlich strenger Frost ein, so wird der Kasten mit einem guten Umschlage von Laub versehen, und Fenster, La- den und Laub nur so stark damit bedeckt, dass die Orchideen oben frostfrei darin stehen. An allen ir>rend milden Tagen aber wird der Kasten aufge- deckt, und, wenn irgend möglich, gelüftet. Mit dem Eintritte milden Frühlingswetters werden sie immer mehr der Luft ausgesetzt, bis sie endlich nur durch Laden gegen Nachtfröste geschützt, ganz frei gestellt werden. Bald nach der Blüthe beginnen die Blätter ab- zusterben, von wo ab sie trockner gehalten und gegen starken Regen geschützt werden müssen, während sie die ganze Vegetationsperiode hindurch ziemlich feucht stehen wollen. Das Versetzen in frische Erde muss alljährlich, und zwar Ende Juli, bevor sich neue Triebe und Wurzeln bilden, geschehen, wobei man, wenn die Knollen sich noch vollständig in Ruhe befinden, die Erde gänzlich abschütteln kann , ohne ihnen irgend zu schaden. Beim Wiedereinpflanzen achte man darauf, dass der Gipfel der Knolle mindestens j Zoll hoch mit Erde bedeckt ist ; werden sie zu flach gepflanzt, so bilden sich die neuen Knollen nicht so kräftig aus. Ebenso muss auch für reich- lichen Abzug des Wassers durch eine Unterlage von Torf brocken gesorgt werden. Da sie von Natur auf kalkhaltigem Boden vor- kommen , so gedeihen sie in einer Mischung aus 2 Theilen Haideerde, 1 Theil verwittertem Kalk und etwas groben Sand bestehend am besten. Verwit- terten Kalk kann man am bequemsten von Plätzen, an denen häufig Bruch-Kalksteine aufgesetzt wur- den, beschaÖen, wo sich die verwitterten Kalktheile durch das Abspühlen durch Regen in Menge an- sammeln. Das Vermischen der Erde mit zerschlasre- o nen Kalksteinen oder Kalkmörtel von alten Mauern nützt durchaus nichts. Auf ähnliche Weise lassen sich auch viele unserer hiesigen Orchideen recht gut in Töpfen kultiviren, nur mit dem Unterschiede, dass sie einer lockeren Wiesen- oder Haideerde, die mit etwas Lehm und Sand gemischt sein muss, am besten gedeihen. Orchis Morio, latifolia, mas- cula und maculata lassen sich Ende Januar in eine massige Wärme gestellt sogar künstlich treiben. Viele der europäischen Orchideen haben so überaus zierliche Blumen und bieten oft eine eigen- thümliche Farbenpracht, dass es wohl der Mühe werth ist, sie als Zierpflanzen zu kultiviren und sich der kleinen Mühe, die ihre Pflege bedarf, zu unterziehen. Wir machen um so mehr darauf auf- merksam, als es auch Händler aus solchen Gegen- den, die reich an verschiedenen Arten sind, gibt; so im Harz, in Thüringen u. s. w. 143 Ein Schattentiirli-Iliiiis (Tiffaiiy-huiise . Unter dem Namen Tit'fany-house, eigent- lich Gaze-Haus, was wir aber bezeichnender mit Schattentuch -Haus wiedergeben wollen, hat der bekannte Kunst- und Handelsgärtner Standish zu Bagshot in Surrey (England) eine Art Pflanzen- Abhärtungs-Raum für den ersten Frühling erbaut, was von England aus sehr gerühmt wird. Es be- steht aus einem 7 Fuss hohen Gerüste mit 7 bis 8 Fuss entfernstehenden Latten , welche wiederum durch Querlatten mit einander vereinigt sind. Das Ganze schliesst ein längliches Viereck von 90 Fuss Länge und (iO Fuss Tiefe ein und wird oben durch gewöhnliches Zeug, wie wir es meist bei uns zum Schattengeben gebrauchen, abgeschlossen. So lange das Wetter unfreundlich ist und die Nächte bis- weilen auch noch Frost erwarten lassen, werden die Seitenwände ebenfalls damit behängt. Der bedeutende innere Raum ist in einzelne Beete zur Aufnahme von allerhand feineren Blü- thensträuchern und sonstigen Pflanzen abgetheilt, welche man im Warmhause für den Verkauf etwas rasch angetrieben hat und denen man nun einen Uebergang verschaffen will, wo sie sich für ihre spätere Bestimmung im Freien, zunächst noch gegen die rauhe Witterung geschützt, abhärten können. Eine Menge Pflanzen, besonders aus der Reihe der Blüthensträucher: Kamellien, Alpenrosen, Azaleen, verschiedene feinere Berberis-Arten, besonders nepa- lensis, Bealii, japonica, ferner Haiden, Epacris, einige ausländische Farne u. s. w., welche bei uns nur in Kalthäusern oder auch an den Fenstern ungeheiz- ter Zinuner eine Anwendung finden, können jenseits des Kanales schon sehr frühzeitig in's Freie kom- men. Man hat demnach die yVufgabe, dazu vor- zubereiten und dergleichen Pflanzen an dieses zu gewöhnen. Bekanntlich versieht die Gärtnerei von Standish in Bagshot den Markt Londons mit Massen von genannten Pflanzen, besonders von den drei zuerst erwähnten Blüthensträuchern. Zu einem solchen Zwecke, wie ihn genannter Gärtner benutzt, könnten wir in Deutchland, be- sonders in dem so ungünstigen Nordosten, ein sol- ches 8chattentuch-Hau8 allerdings nicht gebrauchen, denn trotz aller Abhärtung würden genannte Pflan- zen, wenh man sie im ersten Frühjahre in's Freie bringen wollte, bei uns schon leiden und selbst ganz und gar zu Grunde gehen. Trotzdem würde es für uns doch mancherlei Vortheile bieten; in kleinerem Masstabe und allerdings aus anderen Gründen sind ähnliche Einrichtungen auch bei uns schon in Anwendung gekommen. Seit längerer Zeit nämlich bringen wir fast alle unsere Kalthaus- pflanzen mit der bessern Jahreszeit in's Freie und haben gefunden, dass die freie Luft jene ungemein stärkt. Es gilt dieses selbst von vielen Palmen, Farnen und andern Warmhauspflanzen, die ausser- dem während der Sommerzeit zum Theil wohl in ein luftigeres Kalthaus gestellt werden. Wenn auch die herangewachsenen Neuhollän- der, viele Kappflanzen und Südeuropäer, welche den Winter über im sehr kühl gehaltenen Hause standen, ein solches Schattentuchhaus nicht bedür- fen, so haben wir doch eine Reihe anderer, die einen plötzlichen Uebergang in's Freie nicht ver- tragen; es gilt dieses vor Allem von den Pflanzen der temperirten Häuser, welche im Winter eine Temperatur von 7 und 8 , auch wohl sogar von lU Grad erhalten. Für diese sind dergleichen Ein- richtungen unentbehrlich ; es ist auch bereits viel- fach darüber gesprochen worden. Allerhand Samen- und Stecklings -Pflanzen, welche man zum Theile später für die Blumenbeete in Anwendung bringen will, möchten hier eine noch bessere Stelle finden, als selbst in kalten oder gar warmen, abgeschlos- senen und mit Glas bedeckten Beeten. Man hatte anfangs in England die sanguinische Hoffnung, dass dergleichen Schattentuchhäuser bei feineren Obstgehölzen : Pfirsichen, W^ein u. s. w., mit Vortheil gebraucht werden könnten, wurde aber bald schon vom Gegentheil überzeugt. Bei etwas Ueberlegung konnte man sich dieses vorhersagen, denn dergleichen Obstgehölze, vor Allem die Pfir- siche, bedürfen Licht und selbst direkte Sonne, welche beide ihnen hier aber grade entzogen wer- den. Anderntheils sind jedoch vSchattentuchroUen bei dergleichen an Mauern und Spalieren gezoge- nen Obstgehölzen von sehr grossem Vortheile und sollten eigentlich nirgends fehlen, zumal die Kosten derselben sich reichlich durch spätere Erträge er- setzen. Es stellt sich bei uns oft sehr rasch eine rauhe Witterung, ja selbst Kälte, ein , so dass man bei grossen Ausdehnungen seiner Obstgehölze kaum Zeit genug hat , mit Strohmatten und sonst Schutz zu geben, ja dass selbst oft, wenn diese nicht zur Hand sind, durch eine einzige Nacht alle Aussicht auf Obst genommen ist. Dergleichen Schattentuch- rollen oben angebracht kann man rasch herunter lassen und geben hinlänglich Schutz. Wir haben schon erwähnt, dass bei uns in der warmen Sommerzeit, wo direktes Sonnenlicht nach- theilig auf Pflanzen wirkt, dergleichen durch Schat- tentuch nach oben abgeschlossene Räume vielfach Anwendung finden und in der That grossen Nutzen bringen. Da in diesem Falle sie nach den Seiten hin offen sind , so kann auch die Luft ungehindert cirkuliren und ihren wohlthätigen Einfluss auf die 144 Pflanzen äussern. Gegen heftige Regen sind sie ferner ebenfalls vom Vortheile , da die grossen Tropfen auf dem Schattentuche aufgehalten wer- den, sich zertheilen müssen und in massiger Grösse in dem Innern herabfallen. Legt man das Schat- tentuch etwas schräg, dann läuft die zu grosse Menge ausserdem ab. Hi|)pomiuu' loii^ifolia. Eine Blattpflanze des Warmhauses. Unter den Pflanzen der letzten Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues befand sich eine sehr hübsche Blattpflanze unter dem Na- men Hippömane ilicifolia longifolia, welche aus der Laure n tius'. sehen Gärtnerei in Leipzig eingeliefert wurde und die Aufmerksamkeit der Liebhaber sowohl, als der Botaniker, auf sich zog. Wir haben den ersten Beinamen „ilicifolia'" weg- gelassen, um eine Verwechslung mit der Hippö- mane spinosaL., welche Willdenow als Sa- pium ilicifolium aufführt, und mit Valentinia ilicifolia Sw. zu vermeiden. Die erstere befand sich, wie man aus Millers Gardener's dictionary und aus Loudon's Verzeichnisse ersieht , früher in den Gärten und wird vielleicht auch noch in Eng- land kultivirt. Die Valentinia ilicifolia scheint sich nie in Kultur befunden zu haben , obwohl Sprengel ausdrücklich in seinem Systema vege- tabilium (III, 805) hervorhebt, dass jene oft mit dieser verwechselt werde. Hippömane ist eine Euphorbiacee, deren Milchsaft sehr giftige Eigenschaften hat; von H. spinosa sind die Früchte unter dem Namen der Zombi-Aepfel auf den Antillen als besonders giftig bekannt. Die alten Griechen verstanden unter Hip- pomanes ein Kraut, was in Arkadien wuchs und begierig von den Pferden gefressen wurde, diese aber rossig machte. Valentinia hat im Systeme noch keine bestimmte Stellung erhalten; am Mei- sten ist man geneigt, sie zu den oder in der Nähe der Sapindaceen zu bringen, wohin sie unserer Meinung nach gewiss nicht gehört. Ob die Pflanze ebenfalls milcht, wird nicht gesagt. Schon Plumier, der bekannte königliche Bo- taniker unter Ludwig XIV, kannte beide Pflanzen und bildete sie in seinen amerikanischen Pflanzen ab. Linnö und "Willdenow citiren zu ihrer Hippömane spinosa (Sapium ilicifolium) die erste Figur der 371. Tafel und Swartz zu seiner Valentinia ilicifolia die 2. Figur der 167. Tafel. Die hier dargestellte Pflanze nennt Plumier zwar Malpighia Aquifolii amplioribus foliis, sagt aber in dem Texte dazu, dass sie ebenfalls eine Mancinella, d. h. Hippömane, sein möchte. Die abwechselnde Stellung der Blätter spricht auch da- für. Plumier war allerdings nur im Stande, ein Stück Zweig ohne Blüthe und Frucht abzubilden, so dass eine Entscheidung nicht möglich wurde. Wir haben die Abbildung in der Hand die Lau- rentius'sche Pflanze damit verglichen und zwei- feln nicht daran, dass beide nicht verschieden sind; auf keinen Fall sind jedoch beide mit der Valen- tinia ilicifolia Sw. identisch. Während hier die Blätter H Zoll lang ange- i OD geben werden, waren sie bei dem uns zur Verfügung stehenden Exemplare über Fuss lang und über Zoll breit. Sie hatten deshalb weniger Aehnlichkeit mit denen des Hex Aquifolium L., als vielmehr, namentlich wegen des ausgeschweift-dornigen Ran- des, mit denen der Theophrasta pungens Willd. (Jussiaei Lindl.), standen jedoch nicht gedrängt, sondern in einigen Zoll langen Entfernungen, ab- wechselnd und in regelmässiger Ordnung an dem Stamme, der eine Höhe von 2^ Fuss besass. Aus- serdem waren sie ziemlich gleichbreit und verschmä- lerten sich nur nach beiden Enden zu ziemlich rasch. Der Stiel erschien sehr kurz. Was die Blätter aber besonders auszeichnete, waren weiss- lich-graue Punkte, welche nach ihrem Besitzer da- durch entstehen , dass Milchsaft aus dem Innern hervortritt und auf der Obei-fläche abtrocknet. Die- ser Umstand erhält hauptsächlich die Vcrmuthung, wornach die Pflanze wirklich eine Hippömane ist und der spinosa nahe steht, aufrecht; die Benen- nung Hippömane longifolia ist bezeichnend und wurde von uns deshalb beibehalten. Wir bemerken schliesslich noch, dass sowohl Linne und Willdenow, als auch Swartz die 3. Figur auf der 196. Tafel des Plukenet'schen Almageston zu ihi'en Pflanzen ziehen ; unserer Mei- nung nach gehört die Abbildung aber zur Hippö- mane spinosa L. Von dieser haben wir übrigens noch eine weniger bekannte gute Darstellung in Descourtils's Flore medicale des Antilles und zwar im 3. Bande auf der 155. Tafel. Sollte die interessante Hippömane spinosa L. oder gar die Valentinia ilicifolia Swartz sich irgend wo in einem Garten vorfinden, so würde es uns sehr lieb sein, wenn man uns gefälligst Mit- theilungen darüber machen oder noch besser die Pflanze zur Vergleichung und weitern Kenntniss- nahme einsenden wollte ; wir würden dieselbe als- bald und unversehrt zurücksenden. Verlag von Karl Wiegjindt in Berlin. Grünstrasse 16. Dreck Ton J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderiiiig des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Marl Kocll. JW. 19. Berlin, den 10. Mai 1860. Preis des Jahrganges 5| Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Ein Paar neue Billbergien aus der Abtheilung mit hängenden Blüthenständen. — Ueber Maisban. — Die Kultur der Pompon-Chrysantheinen. — Blumen-Jury in England. — Beilage. Sonntag, den 20. Mai, findet llj Uhr im Vereinslokale des Palmenhauses eine Versammlung statt. Ein Paar neue Billbergien aus der Abtheilung mit hängenden Blüthenständen. In der Appendix zum Samen-Verzeichnisse des botanischen Gai-tens von Berlin haben wir (Seite 4 und [i) eine Aufzähhmg der uns bekannt geworde- nen Billbergien sresreben und dieselben in 3 Ab- theilungen gebracht. In die dritte (Cernuae) ge- hören alle diejenigen , wo der Blüthenstand über- hängt. Zu den 8 daselbst näher beschriebenen Arten, die sämmtlich wegen ihrer Schönheit unsere volle Beachtung verdienen, kommen nun noch 3, 80 dass die Zahl der bekannten und beschriebenen Arten mit überhängendem ßlütiienstande bis jetzt 11 beträgt. Wir müssen jedoch bemerken, dass die an besagter Stelle beschriebene Billbergia Leopoldi der belgischen Gärten bereits 3 Jahre früher von Professor de Vriese in Leiden unter demNamen Billbergia Rohaniana in den neuen und seltenen Pflanzen des Leidener botanischen Gartens veröffentlicht und auch später in der Tuin- bouw-Flora, im "j. Band auf der 3. Tafel, abge- bildet wurde; Original-Exemplare lassen uns keinen Zweifel übrig. Der zuletzt genannte Name muss demnach beibehalten werden. Von diesen 1 1 Billbergien haben ü blaue oder violette, 3 grüngelbe, 1 grüne Blüthen, während diese von einer noch nicht bekannt sind. Diese letztere hat der botanische Garten zu Berlin aus dem Pariser erhalten und stellt als Blattpflanze unbedingt die schönste Art des ganzen Geschlechtes dar. Brongniart hat ihr bereits einen Namen gegeben. Sie gehört ohne Zweifel hierher, da sie das dieser Abtheilung eigenthümliche Merkmal be- sitzt, dass die nicht zahlreichen und meist sehr in die Länge gezogenen Blätter mit ihrer Basis viel mehr eine röhren-, als becherförmige Höhlung ein- schliessen. Bei den übrigen wird die Höhlung von einer grössern Anzahl von Blättern eingeschlossen und erweitert sich nach oben. 1. Billbergia granulosa Brongn. Stolones adscendentes, squarrosi; Folia parte inferiore canaliculata, sese amplectentia, cylindrum 3 poll. in diametro continentem forraantia, elongata, ab initio erecta, deinde planiuscula et recurvata, ma- culis albis, rotundatis punctisque, praesertim ad pagi- nam inferiorem, dense adspersa, interdum transverse zonata, minus adulta supra laeteviridia, omnia mar- gine dentibus lanceolatis, pungentibus, approximatis armata, apice semieUiptico-triangulari recurvato. Diese Art, von der sich im botanischen Garten zwar grosse Exemplare befinden, die aber trotzdem noch nicht geblüht hat, steht der B. Rohaniana am Nächsten. Hier ist der Blatt - Cylinder aber weniger hoch, auch nicht so dick, und die auf der Oberfläche oft nur grau -weiss punktirten Blätter besitzen nie die zahlreichen, sehr hervortretenden, weissen Flecken, sondern nur weisse, aber leicht abwischbare Binden. Endlich stehen auch die Zähne mehr, meist bis \ Zoll, auseinander, während die Entfernung derselben bei B. granulosa nur 1 — 2 Linien beträgt. 19 146 2. Billbergia commixta C. Koch. Stolones adscendentes ; Folia ad medium cylin- drum angustum, elongatum formantia, erecta, vix ad parteru superiorem recurvata, remote serrata, supra lepidpto- punctata, subtus transversa zonata, ceterum albo-griseo lepidota; Scapus supra medium cernuus , foliia bracteiformibus amoene persicinis ornatus; Calycis sepala lanceolata, albo-farinosa; Petalaäavido-virescentia; Stigmatum capitukim ses- quicyclum; Ovula apice rotundata. Unter dem Namen B. stipulata erhielt der botanische Garten zu Berlin '2 verschiedene Pflan- zen. Die eine, welche aus dem Jardin des plantes in Paris stammte, erwiess sich bei näherer Unter- suchung, wie wir auch bereits in Nro. 12 der Gar- ten - Nachrichten vom vorigen Jahre bekannt ge- macht haben, als Billbergia zebrina Lindl., während die andere, die aus dem Petersburger Gar- ten bezogen wurde, sich als eine neue, uns wenig- stens unbekannte Art darstellte, der wir, um Ver- wechslungen zu vermeiden und weil wir den Bei- namen stipulata nicht rechtfertigen zu können glaubten, den Namen B. commixta gegeben haben. Sie steht der B. zebrina Lindl. allerdings nahe, unterscheidet sich jedoch durch schmälere Blätter, deren unterer Theil auch einen schmälern Cylinder bildet, der obere hingegen sich nur wenig zurück- schlägt. Charakteristisch sind die in die Länge gezogenen, lanzettförmigen Kelchblätter. Die steifen Blätter erreichen bei einer Breite von 1 Zoll eine Länge von H — 2 Fuss, stehen aufrecht und biegen sich nach oben nur wenig zu- rück. Bis zur Mitte bilden sie eine Rinne und umfassen sich gegenseitig, so dass dadurch eine 1 Zoll im Durchmesser enthaltende, walzenförmige Rühre entsteht. Graulich-weisse Schilterpunkte be- finden sich auf beiden Flächen, hauptsächlich aber auf der untern , wo ausserdem noch gleichgefärbte Querbinden vorhanden sind. Der dünne, oberhalb der Mitte überhängende Schaft hat eine Länge von l^bis2Fuss, wovon gegen S Zoll auf die Blüthen- ähre kommt, imd ist mit einem dünnen, weissen und flockigen Ueberzuge versehen. Von den ihm an- sitzenden Blättern bilden die untern eine ohngefähr '.\ Zoll lange Scheide mit einer abstehenden grau- weissen Spitze, die oberen hingegen haben eine prächtige pfirsichrothe Farbe und eine schmal-lan- zettförmige Gestalt. Bei einer Länge von 5 — 6 Zoll besitzen sie die Breite von 6 — 8 Linien. 25 — 3U Blüthen befinden sich ohne Stiel und ohne stützendes Deckblatt am obern Theil des BUi- thenstandes und stehen sehr ab. Der 6 Linien lange, aber nur 4 breite Fruchtknoten ist weiss- flockig und hat auf dem Rücken 7, auf der ent- gegengesetzten Seite 2 Längsrippen. Die ebenfalls weissflockigen, lanzettförmigen Kelchblätter werden von braunen Längslinien dicht durchzogen. Die gelblich-grünlichen und an der Basis mit 2 kleinen, an der Spitze gewimperten Schuppen versehenen Blumenblätter haben bei einer Breite von 2| Linien eine Länge von 3 Zoll und rollen sich später bis zu einem Drittel zusammen. Nur wenig kürzer sind die Staubgefässe, welche an der Spitze eine violette Färbung annehmen und einen sehr schma- len, gelben Staubbeutel tragen. Der schmal-säulen- förmige Griffel ist ebenfalls gegen die Spitze hin violett und endigt mit einem ebenso gefärbten, aus anderthalb Spiralen bestehenden Narbenkopf. Die sitzenden, anatropen Eichen mit abgerundeter Spitze füllen nur die Mitte der Fächer aus. 3. Billbergia Porteana Brongn. in Beer Brom. S. 11, "i. Stolones adscendentes; Folia ad partem infe- riorem canaliculata, cylindrum pedalem formantia, elongata, mox recurvata, serrata, supra minus, subtus magis albo - griseo punctata et transverse zonata ; Scapus infra medium cernuus, albo-floccosus, foliis bracteiformibus ellipticis, amoene pallide-rubris or- natus; Calycis sepala oblonga, lurido-albida; Petala flavido-virescentia; Stigmata libera, amoene coeru- lea; Ovula apice rotundata. Der botanische Garten zu Berlin erhielt die Pflanze von dem Rentier Beer aus Wien; aus des- sen Beschreibung an oben angezeigter Stelle ersieht man, dass der bekannte Reisende Morel sie in Paris aus Brasilien einführte. Sie steht allerdings der B. zebrina Lindl. sehr nahe und ist auch ohne Blüthen wohl nur schwierig zu unterscheiden. Im Allgemeinen sind aber bei genanter Pflanze die Blätter, wenigstens auf der Oberfläche und noch mehr im jugendlichen Zustande, reiner grün, und selbst glänzend. Auch haben sie eine geringere Breite. Charakteristisch ist aber der weit mehr in die Länge gezogene Blüthenstand, der schon in der Knospe eine schmal -elliptische Figur besitzt. Die Blüthen stehen weit entfernter und zeichnen sich durch eine schöne, blaue Farbe des oberen Theiles des Griffels und selbst der Staubfäden aus. Die Pflanze macht an ihrer Basis mehre Sto- lonen, die alsbald aufsteigen und sich rasch weiter entwickeln, ja selbst blühbar werden. Die untern und innersten Blätter sind weit kleiner, während die 3 bis fi mittleren bei einer Breite von 2 bis 2-5- Zoll oft eine Länge von 4 Fuss erhalten und dann meist von der Mitte aus in einen Bogen überhän- gen. Bis dahin bilden sie eine breite Rinne, um- fassen sich gegenseitig und bilden einen 1 — l-j-Fuss langen und 2 — 2^ Zoll im Durchmesser enthalten- 147 den Cylinder. Die Überfläche hat durch zahlreiche, weisse Punkte eine etwas graulich -sirüne Farbe, die auf der Unterfläche noch mehr hervortritt ; aus- serdem sind aber noch daselbst weisse Querbinden vorhanden. Die fast dreieckige Spitze schlägt sich zurück. Der dünne , dicht mit weisser Fiockonwolle überzogene Schaft hängt schon unterhalb der Mitte über. Ausser den beiden untersten, anliegenden und scheidenähnlichen Blättern finden sich. an ihm noch andere von lebhaftem Hellroth vor, die bei einer elliptischen Gestalt 6 Zoll lang und in der Mitte U Zoll breit sind. Die 12— Ui Blüthen ste- hen ziemlij3h entfernt, sind sitzend und durch kein Deckblatt gestützt. Ihr 7 — 8 Linien langer und 3| Linien im Durchmesser enthaltender Fruchtkno- ten hat zwar eine stumpf- dreieckige Gestalt, doch so , dass auf den stumpfen Kanten selbst sich eine Rinne befindet, welche von '2 Längsrippen umgeben wird. Diese haben eine blaue Farbe, währen4 alles Uebrige mit weisser Flockenwolle besetzt ist. Die eirund -länglichen Kelchblätter sind eben- falls flockig und nur 3 Linien lang, während die grünlich-gelblichen, an der Basis mit 2 gewimper- ten Schuppen versehenen Blumenblätter eine Länge von 2-7 Zoll besitzen und sich später bis zu j zu- sammenrollen. Nur wenig länger als die letztern sind die besonders nach oben blauen Staubfäden mit dünnen, ebenfalls blauen Staubbeuteln. Der schmale, dreieckig- säulenförmige Griffel zertheilt sich an der Spitze in 3 ziemlich lange, wohl etwas gedrehte, aber völlig von einander freie Narben, die wiederum, wie jefier, blau sind. Die eirunden Eichen bilden i Reihen. Heber ülaisbaii. Kach Berichten des Hofapothekcrs Neubert in Leipzig und des Predigers Sponholz in Rülow. Seitdem die Kartoffeln wiederum besser ge- rathen und das Bedürfniss nach einem andern Nah- rungsmittel nicht mehr in der Weise wie früher vorhanden ist, hat in vielen Gegenden der Anbau des Maises nachgelassen. Es gilt dieses namentlich von Schlesien, wo der vor wenigen Jahren verstor- bene Oberlandjägermeister, Graf von Reichen- bach, um _dessen Einführung und Verbreitung sich viel Verdienst erworben hatte : in andern Gegenden, und grade in dem kälteren Nordosten, scheint da- gegen sein Anbau von Jahr zu Jahr mehr zu- zunehmen. Ebenso wird in der Mark viel Mais gebaut. Man benutzt zum grossen Theile die Pflanze aber nur als Futter für das Vieh und zwar grade in den Sommermonaten , wo an und für sich mehr oder weniger Futtermangel vorhanden ist, und zieht daher hauptsächlich die Sorten, welche gross wer- den und viel Blätter besitzen. Da die Kolben nur in sehr guten Jahren reif werden, so sieht man sich gezwungen, alle .lahre den Bedarf an Samen aus dem Süden Deutschlands, aus Ungarn, haupt- sächlich aber aus Nordamerika zu beziehen. Es ist dieses aber unserer Ansicht nach ein Fehler, weil man sich dadurch vom Auslande abhängig macht und Zeiten eintreten könnten, wo keine oder nur eine schwache Zufuhr möglich ist. Alle Wirth- schaften, welche sich auf Maisbau zu Futter für das Vieh eingerichtet haben, würden aber dann in nicht geringe Verlegenheit gerathen. Man sollte demnach immer, wenigstens einen Theil der Felder, mit frühzeitig reifenden Mais bestellen. Es kommt nun noch dazu, dass dieser im All- gemeinen auch hinsichtlich der Körner einen gros- sem Futterwerth besitzt, als die grossen amerika- nischen Sorten. Der Hofapotheker Neubert in Leipzig, einer der eifrigsten Maisbauer, hat in dieser Hinsicht vergleichende Versuche angestellt und uns die Resultate derselben freundlichst mit- getheilt. Nach ihm sind die meisten Sorten, welche wir aus Amerika beziehen, solche, die bei uns in der Regel nicht reifen, ausserdem aber auch einen ge- ringern Futterwerth haben. Am Meisten besitzen dagegen diesen die türkischen, ganz besonders die- jenigen aus den Ländern an der Donau. Hierauf kommen erst der steiersche und der badensche Mais. Der Mais, Kukuruz hauptsächlich bei den sla- wisch-redenden Völkern der Türkei genannt, ist daselbst die Hauptnahrung für Menschen und Vieh; ja der ganze Ackerbau dreht sich im genannten Reiche um den Maisbau. Natürlich baut man da- selbst nur Sorten, welche unter allen Verhältnissen reifen. Ein Umstand ist es , dem man bei dem Anbaue vor Allem Sorge zuwendet, der aber bei uns gewöhnlich als Nebensache behandelt wird: es ist dieses das Trocknen der Körner und des Stro- hes an der Luft. Einer unrichtigen Behandlung in dieser Hinsicht hat man es hauptsächlich zuzu- schreiben, dass die Menschen die aus den Körnern bereiteten Speisen eines Nebengeschmackes wegen in der Regel nicht lieben; aber auch das Vieh ver- schmäht oft die nicht an der freien Luft getrockne- ten Pflanzen, wahrscheinlich aus demselben Grunde. Keine Nutzpflanze bedarf das Trocknen in der freien Luft so sehr als der Mais; es muss bestän- dig ein starker Luftzug vorhanden sein, der die ausdunstende Feuchtigkeit wegführt. Geschieht die- ses nicht und schlägt sich diese an der Pflanze selbst oder an den Körnern nieder, so wird zunächst die weitere Ausdünstung mehr oder weniger unterbro- 148 chen und es stellt sich der unangenehme , oft bit- tere Nebengeschmack ein, über den man sehr häufig Klage fühi-en hört. Selbst vollständig im Fi-eien aufgehängt oder auf dem Felde in der Erde gelas- sen und allen ungünstigen Witterungsverhältnissen des Spätherbstes ausgesetzt, schadet, namentlich den Pflanzen, nicht so sehr; das Vieh frisst diese lieber, als wenn sie in Scheunen oder sonst auf- gehäuft wurden. In der Türkei , sowie im südlichen Ungarn, baut man eigenthümliche Gerüste auf vier Pfählen ruhend, welche in einer Höhe von 12 bis 16 Fuss einen nach allen Seiten offenen und nur von oben her gedeckten Kaum tragen, wo die Kolben auf- gehängt werden und hier einer beständigen Zugluft ausgesetzt sind. Die Pflanzen selbst lässt man, nachdem die Kolben abgenommen , auf dem Felde stehen und gebraucht sie für das Vieh, wenn man ihrer bedarf. Der Hofapotheker Neubert in Leipzig hat uns, Yfie gesagt, eine vergleichende Analyse der Körner von den bekannteren frühreifenden Sorten mitge- theilt, aus der man ersieht, dass der türkische Mais verhältnissmässior den meisten Futterwerth besitzt. Türki- Bern- Ungari- Bade- Cin- Perl. scher. stein. scher. ncr. quau- tino. Spec. Gew. 0,729 0,728 0,725 0,702 0,704 0,687 Stärke . . 70i 71 69 m 67 69 Kleber . . l'il 12 12 11t 11 9 Zuckerund J. 3. 3^ J. j^ i 2 4 4 2 ■• Gummi Fett u. Oel 9 «T 8 7 8i 1 Hülse. . . n ^ 101 12 13 141 Der Prediger Sponholz in Rülow (Meklen- burg-Strelitz) beschäftigt sich ebenfalls seit längerer Zeit mit dem Maisbau. Da er im Norden Deutsch- lands wohnt, so möchte sein freundlichst uns mit- getheiltes, aber auch im Anklamer Kreisblatte ver- öffentlichtes Verfahren, wenn es auch grade nichts Neues enthält, doch für Manchem von Interesse sein. Wir bemerken nur noch, dass der Bukowiner Mais, von dem hier die Rede ist, dem Vereine von einem Mitglicde, dem Kunst- und Landschaftsgärt- ner Flach aus dem Hohenzollern'schen, der sich schon seit mehrern Jahi-en in der Bukowine und in der Moldau befindet und sich daselbst durch Anlegung von Gärten und Parks grosse Verdienste um beide Länder erworben hat, mitgetheilt wurde. „Seit sechs Jahren beschäftige ich mich mit dem Anbau von Mais (türkischem Weizen, Welschkorn, Kukurutz) doch mehr auf Körner- als auf Futter- gewinn. Meine gemachten Erfahrungen und er- langten Resultate über den Anbau dieser Frucht, die sich mit vollem Rechte immer mehr Freunde erwirbt, sind der Art, dass bei uns eine andere Kornart der Fläche nach wohl selten einen solchen Ertrag, der fast an's Fabelhafte gränzt, gewährt. Ich erlaube mir daher in aller Bescheidenheit salvo meliori in diesem Blatte meine Kulturverfahren nie- derzulegen." „Ich baue den Mais auf freiem Felde auf locke- rem, humusreichem, wenig lehmhaltigem Boden nach vorausgegangenem gedüngtem AVeizen. Der Boden ist vor mehrern Jahren gemergelt. Die Stoppel wird im Herbste gestürzt , bleibt in rauher Furche über Winter, wird im Frühjahre oberflächlich ab- geegt, erhält dann eine zweite tiefe Bestellung, Anfangs Mai die dritte flache, aber feine Furche. Kurz vor der Pflanzzeit, nie vor dem 8. Mai, wird der Acker sorgfältig, recht fein geegt; finden sich einzelne Stellen, die es nöthig machen, wird mit der Harke nachgeholfen. Darauf wird der Samen nach Gartenleine und Pflanzhölzer, höchstens llZoU tief, je ein Korn in jedes Pflanzloch gelegt. Die Pflanzhölzer, welche zugleich durch ihre Länge den Maassstab für die nöthige Entfernung der Pflanzen von einander abgeben, sind am untern Ende stumpf kegelförmig abgerundet, von dieser Spitze aufwärts, ly Zoll mit einem kleinen Querhölzchen versehen, damit das Pflanzloch immer gleich tief wird. Drei Frauen bepflanzen in einem Nachmittage 75 DRuthen Fläche, indem von beiden Enden der Gartenleine je eine derselben mit den Pflanzhölzern die Löcher macht, die dritte die Körner einlegt und die Löcher zumacht. Man pflanze nur bei trockenem Wetter, selbst wenn das Erdreich dürre ist. Sind die jun- gen Pflanzen 2 — ?■, Zoll hoch, wird mit der Hand- hacke die Pflanzung von etwaigem Unkraute ge- reinigt. Dass man vorzugsweise reinen Acker ver- wendet, wird vorausgesetzt. Wenn die Staude l Fuss hoch ist, lasse ich sie wenig behäufeln, wodurch dieselbe mehr Festigkeit gegen die Winde und die sich über der Erde jetzt bildenden Luftwurzeln mehr Nahrung erhalten. Doch ist diese Manipulation nicht unumgänglich nothwendig; wiederholte Erfah- rungen haben mich davon übei'zeugt. Man hüte sich aber, dieselbe noch vorzunehmen, wenn sich schon die zuerst erscheinende männliche Blüthe in der Spitze der Staude entwickelt; wie überhaupt von da ab jedes Betreten der Pflanzung, namentlich der Befruchtung der Kolben, nachtheilig wird." „So bleibt die Pflanzung bis zur Reife der Kol- ben, bei den verschiedenen Abarten in bedeutenden Zwischenräiunen eintretend, in Rulie. Sobald das Deckblatt der Kolben gelb wird, wohl gar herfib- hängt , bricht man täglich die reifen Kolben vor- 149 sichtig aus und bringt diese mehre Tage auf einem luftigen Bodenraum zum Nachreifen; nocii besser auf Hürden , entfernt dann die Deckblätter und Enden der Stengel und legt abermnls die Kolben dann nebeneinander auf den luftigen Bodenraum. So behandelt, gewinnt man auch von den zuletzt gebrochenen durchaus reifen Samen. In den lang- weiligen Winterabenden ist das Entkörnen der Kol- ben eine ebenso unterhaltende, als gar nicht schwie- rige Arbeit; doch bemerke ich hier, dass ich nur die zum Wirthschaftsgebrauch bestimmten Kolben auf einer ganz einfachen Mascliine, einem Gurken- hobel in grösserem Maassstabe nicht unähnlich, die für () — 8 Sgr. herzustellen ist, in einen Bottich ge- stellt entkörne. Mit derselben vermag ich in 'J Stun- den einen halben Scheffel und mehr zu bewältigen. Von den zum Pflanzen bestimmten Kolben, wozu man allerdings die vollkommensten und regelmäs- sigsten auswählt , entferne ich aber zunächst mit 'einem Messer die ?> — 4 Körner jeder Reihe an der Spitze, sowie die unrcgelmässigen an der Basis; denn jene reifen meist nicht völlig, diese sind aber unförmlich und geben nach meiner Erfahrung un- vollkommene Pflanzen, sowie schlechteren Ertrag. Nur die mittlem Körner verwende ich zum weitern Anbau. Sie lassen sich mit beiden Händen dre- hend lösen". „Zwei Feinde hat der Mais, gegen die man auf der Hut sein muss. Die Ackerkrähe, auch die Elster, spüren den gepflanzten Körnern nach, schar- ren sie wohl aus der Erde. Die Maus geht den reifen Kolben, besonders an geknickten Stauden und auch auf dem Boden nach." „Die mannigfaltige und höchst lohnende Be- nutzung dieser Frucht macht sie wahrlich immer ausgedehnterer Beachtung werth. Eine kleine Fläche schon gewährt bei weniger Arbeit lohnenden Ertrag. Der weiter unten genau und sorgfältig angegebene Ertrag meines Anbaues im vorigen Jahre wird meine Behauptung rechtfertigen. Und wenn kleine Leute an den Enden der Kartoffel - Reihen , nach- dem diese gehackt, ein Korn von dem schnell und früh reifenden Cinquantino stecken, gewinnen sie, ■wenn nicht mehr, doch für ihr Huhn ein nahrhaftes Futter." „Dass der jNIais für Federvieh jeder Art das beliebteste und nahrhafteste Futter ist, mag bekannt genug sein. Mehre Jahre schon mäste ich die Gänse mit demselben, ohne ihnen sonst Korn zu geben. Im vorigen Herbste erhielten '2(3 Gänse neben so vielen Futtermöhren, als sie verzehren mochten, 5 Scheffel Mais. Sie entsprachen in Schmalz und Gewicht — keine unter 1.3 Pfund — allen Wünschen der Hausfrau. Meine Cochinchina-Hüh- ner erhielten und erhalten noch Mais. Sie sind darnach so lecker, dass sie Weizen und Gerste lassen, um zuerst den Mais herauszulesen. Ein Hahn und ein junges Huhn melden sich täglich vor der Stübenthür zum Nachtisch. Kürzlich lie- ferte ich einem Gute 8 Pfund Pflanzmais (Buko- winer), dessen Ertrag zur Schweinemästung ver- wendet werden soll." „Seltener wird wohl in unserer Gegend der Mais zu Mehl und Gries verwendet, weil der An- bau desselben bisher nicht ausgedehnter beti-ieben wurde. Man fnnd ihn nur in Gärten an Steigen als Zierpflanze, eine Stelle, die er unbestritten auch verdient. Ich habe seit 2 Jahren die Frucht in jenen Formen zur Nahrung für Menschen verwen- det. Im Jahre 1858, wo ich gegen 8 Scheffel ge- wann , wurden 6 Scheffel zu Mehl und Gries her- gegeben. Das Mehl ist ausgezeichnet weiss und fein. Zwei Theile feines Roggen- und ein Theil Mais- Mehl geben ein gar schmackhaftes, ungemein näh- rendes Brod wegen des reichen Gehalts an Zucker- stofi. Der Geschmack desselben ist eigenthümlich, angenehm süss. Doch lasse man das Mehl nicht über 14 Tage, das daraus gebackene Brod nicht über 4 Tage alt werden , widrigenfalls wird dieses zu trocken und von einem unangenehmen Beige- schmack. Die Amerikaner backen ihr Brod , von reinem Maismehl freilich, in dünnen Kuchen täg- lich frisch. Ein Eierkuchen von Maismehl spart der Hausfrau Eier; er ist auffallend gelb und von angenehmen Geschmack. Gries in Milch, Apfelsaft oder gar in Wein gekocht, gibt eine Speise, die dem, der zuerst davon geniesst, hinsichtlich des Wohlgeschmacks ein Räthsel ist." „Nachdem ich in den ersten Jahren mit ver- schiedenen Ab- und Spielarten des Maises, als : Perl- mais, Tuscarora, ungarischen, bernsteinfarbigen, ja mit einem reichen Sortiment von Moschkowitz und Siegling in Erfurt bezogen. Versuche angestellt, blieb ich bei folgenden , als den für unser Klima, unsere Bodenverhältnisse zuträglichsten und loh- nendsten: 1. Cinquantino (fünfzigtägiger, italienischer Mais), ?Y bis .3 i^uss hoch ; kleineres, hellgelbes, halb- durchsichtiges Korn mit gar zarter Hülse, die Reihen der Körner oft schraubenartig gewunden an walzenförmigen, kürzeren, dickeren Kolben, deren 3 — 4 an jeder Staude. Aus letzterer Aernte besitze ich einen Kolben mit 18 Reihen, in jeder 40 Körner, mithin 120 Körner. 1859 fanden sich durch die anhaltende Dürre an der Staude nur 2, höchstens 3 Kolben. Dieser Mais empfiehlt sich besonders durch seine kurze Vegetations-Periode und Frühreife ; unter allen, selbst den nachtheiligsten Witterungs-Verhält- nissen reifte er seit 6 Jahren Ende August. 150 Nicht minder wegen seines weissen, zarten Mehls, wie wegen seiner geringen Höhe, wo- durch er weniger von Winden leidet, verdient er alle Beachtung. Am fO. Mai v. J. pflanzte ich von demselben '1 Pfund '22 Loth, die Rei- hen 10 Zoll, die Körner auch lUZoU von ein- ander entfernt auf l5DRuthen. Am U.Juli zeigten sich die ersten männlichen Blüthen ; am 29. August brach ich die ersten reifen Kolben. Vom Ertrage unten. 2. Frühen badischen gelben Mais pflanzte ich an eben dem Tage 6 Pfund 10 Loth, die Reihen 1 Fuss, die Körner 14 Zoll von einander ent- fernt auf r57 nRuthen. Sonst hatte ich ?> Kol- ben an jeder Staude, im letzten so trocknen Jahre nur 2, oft nur 1 Kolben. Er wird 5 Fuss hoch, gibt also auch noch brauchbares Futter für Kühe. Am Hl. September brach ich reife Kolben. Es gibt nicht selten Varietäten mit braunem, auch marmorirtem Korn. Diese son- dere ich jährlich aus, weil das Mehl derselben nicht so weiss erscheint, als das vom gelben. Das Korn ist bedeutend grösser, zahnförmig, dunklerer Farbe als das von Nro. 1. Die Kol- ben haben eine Länge von 10 Zoll, keine hat unter 1^20 Körner in 8 geraden Reihen. 3. Mais aus der Bukowina. Durch die Vermit- telung des General-Sekretairs, Professor Koch, i erhielt ich von dem Vereine zur Beförderung ! I des Gartenbaues in Berlin im Frühlinge v. J. ' einen Kolben dieses Maises mit der Bemerkung, wie er selbst auf seiner frühern Reise das Klima in der Bukowina dem unsrigen ähnlich gefun- den. Es sei daher wohl des Versuchs mit dieser Sorte werth, und wünsche er Mittheilung von meinen erlangten Resultaten. Der Kolben enthielt 10 Loth Körner, die ich auf 15 DRuthen in Entfernungen, fast wie Nro. 2., an eben dem I Tage, wie die beiden ersteren, pflanzte. Die Staude wird höher , als Nro. 2., volle 6 Fuss, hat reichliche, breitere Blätter, eignet sich da- her zugleich als Futterpflanze. Freilich gab jede Staude nur 2 Kolben, aber von 10 Zoll Länge und mit überall ausgebildeten und rei- fen Körnern in 8 — 10 Reihen, jede dieser mit 35 — 40 überaus grossen, zahnförmigen , gelb- braunen Körnern. Er kommt dem Badenschen sehr nahe. Ende September war dieser Mais reif; die letzten Kolben brach ich am 10. Ok- tober." „Nun zum Ertrage. Leider habe ich vom Cin- quantino und Badenschen nicht den Ertrag von jedem besonders gemessen, noch gewogen, da die Benutzung beider zum Gänsemästen sofort eintrat. Von diesen beiden sind gewonnen: 1. 2() Gänse erhielten neben Futtermöhren .... 5 Scheffel — Metzen Die Hühner .... Zu Meld und Gries . . Zur Saat und zum Ver- kauf, Cinquantino auch in Kolben, Badenschen nur in Kürnern - 1 14 Ot Beide Arten auf .52 DRuthen gaben 9 Scheffel 34- Metzen. Der Mais aus der Bukowina gab: in Körnern . . 1 Scheffel 4 Metzen in Kolben ... — „ 4.1 Zusammen 1 Scheffel Sj Metzen. Bemerken muss ich aber bei dem letztern Mais, dass die Unvorsichtigkeit eines Knechtes wohl 3 QRuthen der mit demselben bepflanzten Fläche bald nach der Pflanzung mit Eggen überzogen, so dass auf diesem Räume kaum 5 Stauden erschie- nen. Einzelne, spät reifende Stauden haben die Hühner beider erhalten." „Die Metze Samen vom Cinquantino hat ein Gewicht von H Pfund 9 Loth, vom Badensehen 6 Pfund und vom Bukowina 5^- Pfund." Die Kultur der Pompou-CIir^santlieuien. Nach Wigi^nns, Obergävtner bei Beck Esqu. in Isleworth. Wir haben zwar schon im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (Seite 124) auf die chinesischen Chrysanthemen, die vor einigen Jahrzchenden auch bei uns weit mehr beliebt waren ^ aufmerksam ge- macht und auch die Kultur-Methoden angegeben, durch die man in England nnglaubliche Resultate erzielt ; wir glauben aber doch von Neuem und zwar so lange auf diese Blumen hinweisen zu müs- sen, als bis sie auch bei uns wiederum ihre ver- diente Anerkennung gefunden haben. Wiggins sagt mit Recht , dass ein Dutzend gut gezogener Chrysanthemen weit mehr Effekt machen, als ein Hundert dergleichen, wie man sie hin und wieder in einigen Gärten (bei uns fast durchaus) sieht. Allerdings eine Pflanze, von der uns der genannte Gärtner erzählt, in einem achtzölligen Topfe, mit einem Durchmesser von 4} Fuss und mit 1000 bis 1200 Blumen bedeckt, ist uns in Deutschland nicht annähernd vorsekommen. Mühe macht das Heran- ziehen, aber belohnt auch reichlich. Wenn die Kulturmethode W iggins's, wie die- ser sie im Februarhefte des Florist mittheilt, im Allgemeinen auch derjenigen ähnlich ist , wie wir sie bereits in der erwähnten Abhandlung (Seite 142) mitgetheilt haben, so enthält sie doch noch eine 151 Reihe Fingerzeio;e, welche zur bessern Volieiidiing beitragen; wir stehen deshalb nicht an, sie hiermit zur Kenntniss zu bringen. Wie man sieht, ver- langt jeder Monat seine besondere Aufmerksamkeit. Im December macht man gute Stecklinge und entfernt alle Blätter und Augen bis zu einer Höhe von '.\ Zoll, um sie in i^zolligo Tupfe mit fettem Lehm und Sand zu bringen und dann in ein kaltes Beet mit Asche gefüllt zu stellen, wo sie gegen Kälte zu schützen sind. Wasser nur spärlich. Während des Januars verbleiben sie in dem- selben Zustande, nur rauss man sie durch häufiges Luftgeben, wenn es irgend möglich ist, abzuhärten suchen. Im Februar bringt man sie in .'i zöllige Töpfe und mischt der Erde Kuhdung und Austern- schalen bei. Sie bleiben in demselben kalten Beete, müssen aber der freien Luft wiederum so viel als möglich theilhaftig sein ; auch ist die Atmosphäre etwas feucht zu halten. Dasselbe geschieht im März, wo man bereits anfängt , gegen das Ende desselben die Pflanzen zuzustutzen. Im April wachsen sie in der Regel rasch und man muss sie bald in 6 zöllige Töpfe umsetzen. Damit ist ihnen auch reichlichere Nah- rung zu geben und, da oft gegossen wird, für ge- hörigen Abzug zu sorgen. Nahrhafter, faseriger Lehm, Kuh- und Taubendünger nebst etwas Russ ist die beste Zusammensetzung der Erdmischung für sie. Es ist gut, dem Wasser noch etwas flüs- sigen Dünger zuzusetzen und die Pflanzen wie- derum so viel als möglich der Luft auszusetzen. Man entfernt alle Blätter und Augen am Stengel bis zur Höhe von 3 Zoll, bricht die Krone aus und wendet bei der Heranzucht in die Breite nur 7 bis lU Hauptästen seine Aufmerksamkeit zu. Im Mai werden die Pflanzen in 8| zöllige Töpfe umgesetzt, in denen dieselbe Erdmischung ist. Es haben sich nun schon Schösslinge von wenigstens 4 Zoll Länge gebildet; diese werden durch dünnen Draht auseinander gezogen u d durch Stäbe in ihrer Lage erhalten, so dass sie sich ebenfalls nach ! allen Richtungen entwickeln können. Sollten sich mehr als lU Ilauptäste gebildet haben, so müssen die Jüngern und schwächern entfernt werden. Die Töpfe selbst bringt man in eine Lage nach Süden in"s Freie und setzt sie zur Hälfte in die Erde ein, die Pflanzen hingegen werden zum zweiten Male estutzt. So bleiben sie bis Ende Juni, wo sie wiederum in so weit herangewachsen sind, dass sie zum drit- ten Male gestutzt werden und in 9j zöllige Töpfe kommen können. Es bleibt zwar wiederum die^ selbe Erdmischung, aber es werden noch mehr Austern -Schalen (d. h. kohlensaurer Kalk) zuge- setzt. Bis zu drei Viertel gräbt man die Töpfe ein und bringt sie an einen Ort, wo sie der Sonne voll- vollständig ausgesetzt sind. Die Hauptäste müssen noch tiefer herabgezogen werden. Im Juli hat man der Form, welche die Pflanze erhalten soll, am Meisten seine Aufmerksamkeit zu- zuwenden. Man hüte sich jedoch die Hauptäste nicht zu tief und der immer feuchten Erde nicht zu nahe herab zu biegen, damit sie nicht etwa Wurzeln schlagen, und bringe die Schösslinge und Zweige in eine solche Richtung, dass dadurch das Exemplar ein rundliches Ansehen erhält. Wo in- nerhalb der Pflanze ein leerer Raum vorhanden ist, sind die Zweige heran zu ziehen, um diesen aus- zufüllen. Man nehme sich aber dabei in Acht, dass man nichts abbricht. Im August muss die Pflanze so weit erkräftigt sein, dass alle Haupttheile ohne Stäbe und Bänder sich in ihrer Lage erhalten können. Damit ent- fernt man alle verwelkten Blätter und sieht nach, ob nicht etwa Mehlthau sich eingefunden hat. Wenn dieses der Fall ist, so bestreut man die Pflanze mit Schwefelblumen. Bevor man den Topf wiederum an seine Stelle bringt , wird das Loch in der Erde, worin er stand, zum Theil mit Scherben und Steinen ausgefüllt, damit nicht etwa die Wurzeln der Pflanze durchgehen und ausserhalb sich fest- setzen. Im September wachsen die Chrysanthemen am Meisten, daher man auch für das regelrechte Wachs- thum am Meisten sorgen muss. Man gibt jetzt so viel flüssigen Dünger, als die Pflanze nur vertra- gen kann, und spritzt mehre Male am Tage, am Bessten am frühen Morgen, den Nachmittag und den Abend. Gut ist es, hin und wieder auch mit Tabaks-Absud zu waschen, um dadurch dem Mehl- thau und den Blattläusen vorzubeugen. Sobald sich im Oktober die Blüthenknospen zeigen, muss der Topf aus der Erde und überhaupt aus dem Freien genommen werden. Alan reinigt ihn und die Pflanze von allen anhängenden Schmutze und steckt von der Mitte strahlenförmig nach dem Umkreise Stäbe ein , die man durch ringsherum gehende Fäden oder dünnen Draht in ihrer hori- zontalen Lage zu erhalten sucht. An diese be- festigt man nun die jungen Triebe, welche nach aussen sich entwickeln. Den Topf stellt man in ein durchaus helles Haus, wo alsbald die Blüthen erseheinen. Man gibt möglichst viel Luft und be- spritzt nicht allein die Pflanzen, sondern auch die ganzen Stellagen, damit ringsherum eine solche Atmosphäre gebildet wird. Im November muss, wenn das Chrysanthemum diesen Vorschriften nach behandelt ist, dieses seine Vollendung erhalten haben und blühen bis zur Weihnachtszeit. Trotzdem verlangen die einzelnen 152 Zweige und Blumen fortwährend Sorge, damit die ganze Pflanze mit ihrer i-eichen Blüthenllor Effekt macht und nichts störend wirken kann. ](liiiiu'ii-.liiry in Kiiglaiul. In der letzten Versammlung des Vereines zur Beförderuns des (Gartenbaues theilte der General- sekretair, Professor Koch, Einiges über die Be- strebungen des Londoner Gartenbau -Vereins, alle Theile der Gärtnerei gleichmässig zu heben, mit. Für die verschiedenen Ausschüsse wurden stehende Sekretaire ernannt, denen hauptsächlich nicht allein die Leitung derselben übertragen war, sondern die auch von Allem, was neu oder interessant in ihrem Bereiche vorkam, Kenntniss nehmen, sowie Bericht darüber erstatten sollen. Für Blumenzucht konnte man nicht leicht eine tüchtigere Persönlichkeit ge- winnen, als Thomas Moore. Wer sonst dem Ausschusse für Blumenzucht beigegeben ist, wissen wir nicht; derselbe hat aber seine Thätigkeit bereits hauptsächlich damit begon- nen, dass er die neu eingeführten oder neu gezüch- teten Blumen einer Kritik unterwirft. Dadurch hofft man den Käufern manche Täuschungen zu ersparen. Wie viele Liebhaber sind bei uns schon durch dergleichen abgeschreckt worden, ferner grös- sere Summen auf den Verkauf von Blumen zu ver- wenden! In England thut es allerdings noch weit mehr noth, dass man der gärtnerischen Charlata- nerie ernstlich entgegentritt, da selbst die grössern und renommirteren Gärtnereien sehr oft mit dem allgemeinen Strome schwimmen. Veronica sv- riaca und Spergula pilifera sind nicht das Papier werth gewesen, was man zu ihren Lobprei- sungen verschwendet hat. Der Ausschuss für Blumenzucht in London hat bestimmte Tage festgesetzt, wo er zusammen- tritt, um sein Urtheil abzugeben; er fordert des- halb alle Gärtner auf, neue Pflanzen und Blumen an bestimmten Tagen einzusenden oder selbst zu bringen. Es haben bereits am V2. und 2ö. April dergleichen Sitzungen stattgefunden; die folgenden sollen am 12. und 24. Mai, am 14. und 28. Juni, am 12. und 2fi. Juli, am 9. und 23. August, am 13. und 27. September, am 11. Oktober, am 8. No- vember und 1 3. December sein. Ohne Zweifel wird man die Verhandlungen veröffentlichen, wie es auch bisher geschehen ist. Thomas Moore hat bereits auch die Gele- genheit ergriffen, ein besonderes Journal unter dem Namen Blumen-Magazin (Floral Magazine) her- auszugeben, in dem die schönsten Blumen abgebil- det werden sollen. Walter Fitch, der die Ab- bildungen zum botanical Magazine liefert, hat bereits die Anfertigung derselben für dieses Journal eben- falls übernommen. Von dem Blumen-Magazin wird alle Monate ein Heft mit 4 kolorirten Tafeln zu dem Preise von 2 Sh. 6 d. erscheinen; das erste soll Ende Mai ausgegeben werden. Eine ähnliche Einrichtung besteht schon von Seitender Königlichen botanischen Gesell- schaft, welche ihren Sitz in Regentspark zu Lon- don hat, indem von dieser für ausgezeichnete Pflan- zen Certificate erster und zweiter Klasse ausgestellt und die Aussprüche veröffentlicht werden. Wir ergreifen die Gelegenheit, um Beispielsweise die letztem vom 4. April zur Kenntniss zu bringen. Es erhielten demnach dergleichen Certificate erster Klasse: 1. C. Turner in Slough für Cineraria Rey- nolds Hole wegen ihrer vollendeten Färbung (feurig- karmoisin- violett), sowie wegen der Grösse und Lieblichkeit der Blumen. 2. Derselbe für ein Rhododendron ciliatum grandiflorum, also mit besonders grossen Blüthen. 3. Derselbe für ein buutblättriges Pelargonium: Flower of Spring. Blätter weiss gerandet mit grauen Flecken; Blumen kirsch-scharlachroth. Certificate zweiter Klasse erhielten dagegen: 1 . W i g g i n s , Obergärtner des Ritters Beck in Isleworth für Cineraria Bridesmaid. Strahlen- blüthchen glänzend weiss mit hellvioletten Punkten, Mitte dunkel-violettpurpur. 2. Dobson u. Sohn in Isleworth für Cine- raria Mr. Maruock. In der Färbung der vorigen Sorte ähnlich. Blumen besonders elegant und flach. 3. G. W. Hoyle, Esqu., zu Reading, für Pe- largonium Reading Volunteer. Von wunderschöner Färbung; blüht auch frühzeitig, daher besonders zu dekorativen Zwecken. Obere Blumenblätter kastanienbraun geädert , untere in der Mitte weiss, sonst karmoisin gefleckt und gesprenkelt. 4. C. Turner für Cineraria Darling zu de- korativen Zwecken. Blüthen rosa-karmin mit einer weissen Zone an der Basis des Strahles ringsum die violett-purpurne Mitte. Eine der schönsten und elegantesten Blumen. Verlag von K."iil Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. fetareke in Berlin Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuni^ des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. M 20. Berlin, den 17. Mai 1860. Preis des Jahrganges ;i| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Pflanzen- und Blumenaussttdlung in Breslau vom '28. bis JO. April 1860. in Magdeburg vom 15. bis 17. April. — Erklärung. Die Pflanzen- und Blumenausstellung Sonntag, den 20. Mai, findet Uj Uhr im Vereinslokale des Palmenhauses eine Versammlung statt. Die Pfl) Pandanus odoratissimus, alle drei vom Konimerzienrathe Krichel dorff eingeliefert; ferner 4) Pandanus javanicus fol. var. und .t) den sogenannten Sagobaum (Cycas revoluta), beide vom llofbuchdrucker Haenel. Im kleinen Saale da- gegen standen ausser den oben genannten noch: 6) Acacia Drummondii, von welcher anderwärts noch zwei grosse Exemplare vorkamen, vom Koni- merzienrathe K r ic heldorf f, 7) Philodendron pin- natifidum, eine sehr grosse Blattjiflanze mit vielfach ausgebuchteten Blättern vom Rittmeister Hermann und S) Cytisus bracteolafus, reich blühend, aber lange nicht so voll, wie er es bei früher eintretendem Sonnenschein vermocht hätte, vom Hofbuchdrucker Haenel. Ausserdem waren von andern Pflanzen im klei- nen Saale noch vorhanden: Begonia grandis und B. spJendida Knerkii , beide neu , so wie mit wun- dervoller Blattzeichnung und Färbung, welche die Zuschauer zu diesen Pflanzen in wirklicher Mast- kultur, wie man unschön zu sagen pflegt, unwill- kürlich hinzog, vom Konimerzienrathe Krichel- dorff: ferner Dianella australis oder, wie man jetzt richtiger sagt, Cordyline superbiens, mit einem eigen- thümlichen Wachsthurae, war, wie die vorletzte, Eigenthum des Fabrikanten G. Hauswaldt. Auch von Bouquets und Kränzen war, wie es sich gehört, einiger Vorrath vorhanden. Eingelie- fert hatte sie Kunst- und Ilandelsgärtner Sutthof. Die Kränze waren gut gebunden und dekorirt, an den Bouquets aber konnten die in grader Linie eingelegten Kamellien eben so wenig gefallen, wie in der Landschaftsgärtnerei die gradlinigen Kon- turen. Ausser den Pflanzen waren auch Gartengeräthe ausgestellt, namentlich, vom Gürtler Lange hier: Spritzen, Fontaineaufsatz, letzterer von Zink, Preis 150 Thlr.; ferner von den Thonwaarcnfabrikanten Duvigneau & Co., so wie Mesch & Co., Beet- bestecker mit und ohne Glasur, Vasen, Blumen- töpfe, Fontainon u. s. w. Laut Programm waren von Seiten des Vereins 100 Thlr. zu Prämien ausgesetzt, von denen 9'2 Thlr. vertheilt wurden. Davon erhielt A. Für Gruppen: 1. den 1. Preis der Garten des Kommerzienrathes Ki;icheIdorff, den 2. und '^. Preis der Gar- ten des Hofbuchdruckers Haenel, den 4. Preis der Garten des Fabrikanten G. Haus- waldt, den 5. und H. Preis der Kunst- und Handelsgärtner Stake. 2. für eine Aufstellung blühender Cinerarien : Kom- merzienrath Krichel d or ff. B. Für neue Einführungen : 3. a. für eine neue, zum ersten Male hier aufge- stellte Pflanze, gleichviel ob blühend oder schöne Blattform, für Cossignea borbonica: Kommerzienrath Krichel d orf f , b. ein Accessit für Cyperus alternifolius fol. var. : Hof buchdrucker Haenel, 4) für eine neue, zum ersten Male hier blühende Abart oder einen neuen Blendling eigner Zucht, für Cyclamen spec. (grosse Blume, feurig-roth und eigenthümlicher Bau): Hofbuchdrucker Haenel. C. Für Schaupflanzen eigner Zucht: b. drei Preise für Eriostemon intermedius, Begonia grandis und splendida: Kommerzienrath Kri- cheldorff, 6. zwei Preise für Cycas revoluta und Cytisus bracteolata: Hofbuchdrucker Haenel, 7. drei Extrapreise für Rhododendron , Caladien und Azaleen: Fabrikant O. Hermann, 8. ein Extrapreis für Cyclamen: Fabrikant Weiss - plog, 9. ein Extrapreis für Pincenectitia tuberculata: Kommerzienrath Kri ch el dorff , 10. ein Extrapreis für Acacia Drummondii: Kom- merzienrath Kri c heldorf f. 160 Drei Preise für getriebene Pflanzen fielen aus. Zu dem Preise für getriebenes Gemüse war leider nur ein Bewerber vorhanden: Hofbuehdrucker Hae- nel, dessen Produkte aber, nämlich Kartoffeln, Boh- nen, Gurken, Radies, Mühren, Salat, trotz der we- nig sonnenhellen Tage, welche wir gehabt hatten, als preiswürdig anerkannt wurden und einen ersten Preis erhielten. Obst war begreiflicherweise gar nicht eingeliefert worden. FürBouquets und Kränze bekam den zweiten Preis der Kunst- und Handels- gärtner Sutthoff. Eine ehrenvolle Erwähnung wurde endlich der Gruppe des Zimmermeisters L ebner t zuerkannt. Hier ist das Urtheil der Preisrichter und oben mein eigenes über die vor kurzem beendete, in der Erinnerung aber noch fortlebende Ausstellung. Von beiden Seiten lautete es ebenso günstig, wie von Seiten des zahlreich herzueilenden Publikums. Alles das zusammengefasst liefert den Beweis, dass un- sere Stadt und Umgegend im Gartenbau, wie in andern Stücken, dem Fortschritte huldigt. Dadurch allein kann sie , als Hauptstadt der Provinz , auch in diesem Zweige des Betriebes , für die kleineren Städte das werden, was sie sein soll, nämlich eine Vorschule für alle Gärten im Lande umher. Der Verein hat in Bezug darauf bei der jüng- sten Ausstellung das Seine wiederum redlich gethan. Erklärung. In den botanischen Mittheilungen von dem Herrn Geh. Med.-R. und Professor Dr. Göppert (einer besonderen nachträglichen Abhandlung im letzten Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vatei-ländische Kultur) heisst es: „In einer jüngst erschienenen Schrift von Prof. Dr. Karl Koch: über die botanischen Gär- ten, ein Wort zu seiner Zeit, stellt sich der Herr Verfasser auf den Standpunkt der Reform, findet ihre bisherige ganze Einrichtung zum Zwecke des Unterrichtes, sowie zur Förderung der Wissen- schaft und Vei-breitung derselben in weiteren Krei- sen, als völlig ungeeignet und macht eine Menge Verbesserungsvorschläge, die ich fast alle für sehr zweckmässig halte, was man mir ohne Zweifel glauben wird, da ich dieselben bereits vor länger als 5 Jahren nicht blos als wünschenswerth hingestellt , sondern auch in dem hiesigen botani- schen Garten wirklich zur Ausführung gebracht habe, worüber die von mir im Jahre 18f)? verfasste, von einem ausführlichen Plane begleitete Beschrei- bung des Gartens hinreichende Auskunft erthcilt. Wenn nun in der von dem Herrn Verfasser redi- girten Zeitschrift oft unser Institut als mustergültig erwähnt, ja noch im August des vorigen Jahres anf eine für die bescheidenen Verhältnisse eines Provinzial-Universitätsgartens allzu schmeichelhafte Weise mit den Gärten zu Kew und Petersburg; ebenbürtig in Parallele gestellt wurde, so durften wir wohl erwarten , dass auch in genannter Schrift dem wirklichen Sachverhältnisse der darin erst pro- jektirtenRefoi-men Rechnung getragen werden würde. Da dieses aber nun nicht geschehen ist, so sehe ich mich genöthigt, dies hier zur Sprache zu bringen und uns nicht blos die erste Idee der noth- wendigen Verbesserung botanischer Gär- ten, sondern auch die Ausführung zu vin- diziren, welche durch gänzliche ßeform des hiesigen botanischen Gartens in's Leben trat." Ich bin fern davon, eine Ehre für mich in An- spruch zu nehmen, die einem Andern gebührt, und erkläre demnach hiermit, dass es bei Abfassung des genannten Büchelchen gar nicht in meinem Sinne gelegen hat, sagen zu wollen, dass ich der erste gewesen sei, der Reformen in den botanischen Gär- ten in Vorschlag oder gar in Ausführung gebracht. Diese Ehre gebührt ohne Zweifel meinem verehrten Freunde, dem Hei-rn Geh. Med.-R. und Professor Dr. Göppert in Breslau, sogar in doppelter Hin- sicht, da er sie nicht allein zuerst ausgesprochen, sondern auch ausgeführt hat. Ich habe dieses schon bestimmt in meiner Abhandlung über den botani- sehen Garten in Breslau (s. vorigen Jahrg. der Wo- chenschr. Seite "259) ausgesprochen und brauchte mich daher hier nicht zu wiederholen. Die genannte kleine Schrift hat übrigens gar keinen anderen Zweck gehabt, als meine Ansichten über botanische Gärten einmal im Zusammenhange j auszusprechen, da ja wohl alles das, was ich hier j gesagt, von mir an andern Stellen, nur zerstreut, zur Kenntniss derjenigen, die sich dafür interessiren, gebracht wui'de. Um keinem Institute zu nahe zu treten, vermied ich AUes, was speciell liezug haben konnte, mochte die Einrichtung mit meinen Ansich- ten übereinstimmen oder nicht. Ich habe sogar nicht einmal, wie Herr Göppert es hier thut, er- klärt, dass die jetzigen Gärten völlig ungeeignet sind , sondern nur gesagt , dass alle wissenschaft- lichen Institute einen andern Beruf jetzt haben, als früher. Am Schlüsse habe ich mich ferner dahin geäussert: „dass ich fern davon bin, meine hier niedergelegten Ansichten für allein massgebend zu halten, dass diese sogar hier und da unrichtig sein konnten." Uebrigens möchten die drei Gesichts- punkte, welche von mir in genannter Sclu-ift dar- gelegt sind , doch — ohne nur im Geringsten den sehr grossen Verdiensten meines Freundes zu nahe zu treten — von mir zum ersten Male in dieser Weise und so speciell erörtert worden sein. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starckc in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von (1cm General-Sekretuir des Vereines Professor Dr. Karl Koch. M 21. Berlin, den 24. Mai 1860. Preis des Jahrganges 5j Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 391. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am '20. Mai. — Die Pflanzen- und Bluraenausstellung in Köln vom 1:'). bis 18. April 1800. — Pflanzen- und Blumenschau. — Sphaeralcea nutans Scheidw. und Helleri Hort. Vindob. — Ein neuer Raucher-Apparat. — Cycas revoluta. 391. Versammlung des Vereines zur Beförderuug des Gartenbaues am '2U. Mai. Der Vorsitzende, Geh. Ober-Reg.-R. Knerk, theilte mit, dass von Seiten Sr. Excellenz des Ge- nerallieutenants und Oberstallmeisters v. Willisen die Erlaubniss zur Benutzung der Königlichen Reit- bahn in der Breiten Strasse für die in den Tagen des 17. und 18. Juni stattfindende Fest- Ausstellung des Vereines erthcilt worden sei. Er hofie, dass eine rege Theilnahme von Seiten der Gartenbesitzer und Gärtner sein und die Aus- stellung den frühem wenigstens nicht nachstehen werde. Der Kunst- und Handelsgärtner E. Bouche in Charlottenburg habe bereits das schwierige Amt eines Ordners übernommen und werde derselbe demnach Anmeldungen und was sonst die Ausstel- lung anbelangt, entgegennehmen. Das Programm zur Festausstellung ist bereits in der 2. Nummer der Garten-Naclu-ichten bekannt gemacht. Als Preisrichter wurden durch den Vor- sitzenden ernannt: Hofgärtner G. A. Fintelmann auf der Pfaueninsel, zugleich auch als Vorsitzender, Fabrikbesitzer Danneel, Kunstgärtner Forkert, Obergärtner Gaerdt, Geh. Reg. -R. Hey der, Kunst- und Handelsg. Hoffmann, Lauche, L. Mathieu und Ostwaldt, Hofgäi-tner Meyer im Neuen Garten und Morsch in Charlottenhof, Obergärtner Rein ecke und Universitätsgärtner Sauer. gingen aus der Wahl- Nach §. 26. der Statuten werden in der Ver- sammlung vor dem Jahresfeste die beständigen Ausschüsse neu gewählt, weshalb die von Seiten des Vorstandes gemachten Vorschläge auf 'besondere Zettel gedruckt unter die anwesenden Mitglieder vertheilt wurden. Man beschloss, dass in den ver- schiedenen Ausschüssen derjenige das erste Mal zu berufen habe, dessen Name mit dem Buchstaben „A" oder dem diesem am Nächsten stehenden be- ginne, und dann in der ersten Sitzung der Vor- sitzende erwählt werde. Es urne nach gemachtem Skrutinium hervor: I. Für den Ausschuss für Obst, Gemüse, Han- dels- und überhaupt Nutzpflanzen: Hofgärtner K. Fintelmann am Neuen Palais, Kunst- und Han- delsg. L. Mathieu, Gutsbesitzer v. Türk, die Kunst- und Handelsg. Friebel und Zietemann. n. Für den Ausschuss für die Erziehung von Blumen und Zierpflanzen, so wie für Treibereien: Inspektor Bouch^, Obergärtner Gaerdt, Kunst- und Handelsg. Demmler, Hofgärtner G.A. Fin- telmann von der Pfaueninsel und Morsch in Charlottenhof. IH. Für den Au&schuss für Gehölzzucht und bildende Gartenkunst: Inspektor Henning, Ober- gärtner Gireoud, Hofgärtner Meyer und H. Sello in Sanssouci, so wie Fabrikbesitzer Dan- neel. IV. Ausschuss zur Entwerfung des Etats, zur Revision der Kasse, der Rechnungführung, so wie der Revision der Bibliothek: Kunst- und Handelsg. L. Mathieu, Direktor August, Kammergerichts- 21 162 rath Bratring, Kommerzienrath Rimpler und Geh. Reg.-R. Schweder. Inspektor Bouche legte den Entwurf des Pro- grammes zur nächsten Frühjahrs- Ausstelkmg am 1. Sonntage im April des Jahres 1861 vor. Es wird in der folgenden Nummer der Garten-Nach- richten abgedruckt werden. Inspektor Bouche berichtete als Mitglied des Kuratoriums der Königlichen Gärtner-Lehranstalt und Landesbaumschule über die Prüfung der Zög- linge und den Zustand der zuerst genannten An- stalt Folgendes: Es sei sehr erfreulich wie dieses Institut seit seiner Reorganisation , nach der nur junge Leute aufgenommen werden, die bereits schon ein bis zwei Jahre die Gärtnerei betrieben haben, unter der umsichtigen Leitung des Generaldirektors Lenne und Anleitung von Lehrern, die die rechte Lehrweise für Gärtner, um diesen die erforderliche wissenschaftliche Bildung zu geben, erkannt haben, prosperire. Die bei der Anstalt fungirenden Lehrer sind: Hofgärtner Legier und Meyer, deren Tüchtigkeit und erfolgreiche Wirksamkeit längst anerkannt ist; mit demselben Erfolge hat sich die Lehi'weise erst in neuerer Zeit hinzu getretener Lehrer, des Direktors Baumgardt, übergärtuers Reuter und Zeichenlehrers Kenneberg bewährt. Besonders* ansprechend und zweckmässig ist der botanische Unterricht, indem er zwar populär ge- halten, aber doch so weit in das rein Wissenschaft- liche streift, dass die jungen Gärtner eine richtige Anweisung über die Ptlanzenwelt, deren geogra- phische Verbreitung, Lebensweise, innere Organi- sation und .Stellung im Systeme erlialten, so dass diejenigen, welche sich specieller mit Botanik be- schäftigen wollen, im Stande sind, selbständig wei- ter zu arbeiten. Mit derselben Umsicht und Sach- kenntniss sind die andern Lehrgegenstände: Che- mie, Physik, Arithmetik und Geometrie, Theorie der bildenden Garteukunst, des Plan-, Landschafts- und Blumenzeichnens, Gemüse- und Fruclittreiberei behandelt. Mit seltenen Ausnahmen wurden alle gestellten Fragen mit Sicherheit beantwortet, und die mathe- matischen Aufgaben, sowie die chemischen Analysen mit Leichtigkeit entwickelt; wobei der Zuhörer die Ueberzeugung gewann, dass das Gelehrte nicht auswendig gelernt , sondern ^virklich begrifl'en war. Die vorgelegten Pläne, Zeichnungen und Malereien waren sehr befriedigend ausgeführt, was zum Theil von dem Talente der jungen Leute abhängt und keineswegs den Lehrern zur Last gelegt werden kann. Auch das sittliche Verhalten der Zöglinge wurde als ein sehr befriedigendes von Lehrern und Lehrherrn , den Königlichen Hoigärtnern , geschil- dert. Die Zahl der bei der Prüfung betheiügten Zöglinge betrug bei der Gärtner -Lehranstalt 13» bei der Routinier-Schule 16. Referent kann nach solchen Ergebnissen der Prüfung nur wünschen, dass es allen dabei Betheiligten noch lange ver- gönnt sein möge, segensreich für diese Anstalt zu wirken, indem es dadurch gelingen wird, den Gärt- nerstand wesentlich zu heben und ihm die Geltung zu verschaffen, die er verdient. Der Vorsitzende, Geh. Ober-Reg.-R. Knerk, legte das Programm der 2. Versammlung des bo- tanischen Vereines für die Mark Brandenburg vor, die am 29. Mai auf dem Bahnhofe zu Potsdam statt- finden wird. Professor Koch theilte mit, dass hier bei dem Fabrikbes. E. Soltmann im sogenannten Brun- nengarten (IloUmannsstr. 25) zum ersten Male in Berlin eine Paulownia imperialis blühe und forderte im Namen des Besitzers alle diejenigen, welche sich dafür interessiren, auf, dieselbe in Augenschein zu nehmen. In Magdeburg bei dem Hofbuchdrucker Hänel blühte übrigens, ebenfalls zum ersten Male , ein anderes Exemplar. Ferner habe er zum ersten Male Caladium argyrospi- lum Chant. bei dem Kunst- und Handelsg. W. Da u che bei Potsdam blühend gesehen. Nach ge- nauer Untersuchung und Vergleichung mit Cmar- moratum L. Math, halte er zuerst genannte Pflanze nur für eine Form der letztern. Endlich hatte der Rentier Laurentius in Leipzig ihm Blüthen der noch ziemlich neuen Psychotria leuconeura oder leucantha der Gärten eingesendet. Der Inspektor Bouch^ bei'ichtete über die aus- gestellten Pflanzen und Blumen. Aus dem botani- schen Garten war ausser einer Gruppe; blühender Pflanzen, von denen Hymenocallis Moritziana, Ca- massia esculenta (Quamasch der Amerikaner, mit essbarer Zwiebel), Gesneria Houttei, Siphocampyloa amoenus, Pultenaea Brownei, Lennea robinioides, Paratropia Corona sylvac und Kerndra Boissieri zu nennen sind, noch eine neuere Capparidee, Leuco- petalum Horsfieldii, und eine 10 Fuss hohe und gleichmässig 4t' Fuss im Durchmesser enthal- tende Dammara australis (Mutterpflanze des DauHuarharzes) mit Zapfen in verschiedenen Alters- zuständcn und in Deutschland wohl zum ersten Male blühend, vorhanden. Der Obergärtner Gireoud aus dem Nauen'- schen Garten hatte die rosenfarbene Abart des Se- lenipedium caudatum, was sonst als Cypri- pedium Humboldtii in den Gärten vorkommt, und ejnige derneuesten Bed i nghaus'schen, zum Theil gefüllten kaukasischen Wucherblumen (Py- rethrum carneum et roseum), die in der T hat wegen ihrer Schönheit alle Berücksichtigung ver- dienen, ausgestellt (s. Wochenschr. 2. Jahrg. S. 193). 163 Ausserdem verdankte man ihm noeh abgeschnittene Zweige einer Kosa Danksiae von einer Pflanze, welche nach achtjähriger Ueberwinterung an der Giebehvand eines Warmhauses im Freien eben jetzt, wie ziemlich alle Jahre, ausserordentlich reich blüht, ferner von VVistaria chinensis mit Blüthentrau- ben wahrhaft überladen, von der von Neuem ein- geführten Prunus japonica oder chinensis ( gewöhnÜQh als Amygdalus pumila) ü. albo pl., von Halesia teträptera, mit blendend weissen Blü- then wie überladen, und endlich von der Manna- oder Bli'ithen- Esche (Fraxinus Ornus), der Mutterpflanze der als Abführemittel bekannten Manna. Der Geh. exp. 8ekretair Kriele hatte eine rothe Azalee (indica Napoleon) in 8chirmform ausgestellt, wie man sie wohl selten sieht. Sie war 2j Fuss hoch und 4f Fuss breit und befand sich in einem lö zölligen Topfe. Zum ersten Male sah man a^uch die bereits in der Wochenschrift (I. Jahrg. S. H7-1) besprochene buntblättrige Cobaea, welche man nebst einer vorjährigen blühenden Stecklings- ! pflanze des üianthus chinensis Heddewigii (S. Wochenschrift '2. Jahrg. 1859, Seite P)13) dem j Kunst- und Handelsgärtner Fr. A. Haage jun. in Erfurt verdankte. Nach Inspektor Bouche hat der Hofgärtner Schneider in Oranienbaum bei Dessau die zuerst genannte Pflanze gezogen und an Fr. A. Haage jun. abgegeben. Endlich ver- dankte man dem Kunst- und Handelsg. E. Bouche in Charlottenburg H Stück Calceolarien von vollendeter Schönheit und dem Direktor August einen blühenden Blendling von C actu s speciosus und phyllanthoides (alatus der Gärten). Von Seiten des Preisrichter-Amtes wurde der blühenden Dämmara australis der Monatspreis, den Formen der kaukasischen Wucherblume ein Ehrendiplom zuerkannt. Professor Koch übergab dem Versuchsgarten des Vereines ein Exemplar der Begonia Hersch- bach, welche er von ihrem frühern Besitzer, dem Kunst- und Handelsg. Herschbach in Köln, er- halten und welche aus gegenseitiger Befruchtung der Begonia annulata (Griffithii) mit splen- did a erzeugt worden. Es ist dieser Blendling übrigens derselbe, den Linden in Brüssel neuer- dings als Duchesse de Brabant in den Handel gebracht hat. Der Professor Koch regte dabei um so mehr von Neuem die Frage an , ob es durch die Praxis sich nachweisen lasse, dass bei der Bildung eines Blendlings dreierlei Eltern eingewirkt haben könn- ten? als der Inspektor Bouche ebenfalls der Mei- nung war, dass bei der Begonia Herschbach ausser den beiden genannten Pflanzen noch die B. xanthina bethätigend gewesen sein möchte. (S. 1. Jahrg. der Wochenschrift, 8.336.) Es wäre wohl zu wünschen, dass dieser Gegenstand von Seiten der Praktiker recht ernstlich in's Auge ;liiis L. in ßlütlie. In dem Palmenhause des botanischen Gartens zu Berlin blüht schon seit mehrern Wochen ein interessanter Baum von ansehnlicher Grösse. Da er sich mitten in einer der beiden Abtheilungen be- findet und von kleineren Palmen , Cycadeen und Araliaceen umgeben wird , so kann man ihn leider nicht so sehen, als es zu wünschen wäre. Am Besten kann dieses noch von den Galerien aus geschehen, welche im Innern genannten Gebäudes sich rings- herum ziehen und überhaupt einen umfassenderen Blick über das Ganze erlauben. Der Balanghas-Baum wächst in Ostindien und hat schöne, dunkelgrüne Blätter von länglicher Ge- stalt und Fuss Länge, so dass er auch eine hübsche Blattpflanze darstellt. Seine Samen sind, wie die aller Sterculien, ölreich und werden in ihrem Vater- lande als Malabar-Nüsse gegessen. Die einer ähn- lichen, aber in Afrika wachsenden Art, St. acu- minata Beauv., sind unter dem Namen des Sudan- Kaffee's oder Kola bekannt und haben die Eigen- thümlichkeit, verdorbene Speisen und Getränke wiederum schmackhaft zu machen. liiited Staates and llcxican Bonndary factaceae by George Engelmann, med. Dr. Von Dr. Poselger in Berlin. Die zahlreichen, grossen, militärischen Expedi- tionen, welche die Regierung der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika seit mohrern Jahren ausgerüstet hat, theils um den günstigsten Weg zur Anlage einer den Atlantischen Ocean mit der Sndsee ver- bindenden Eisenbahn zu ermitteln, theils um die Grenzen der Staaten mit Mexiko zu berichtigen und näher zu erforschen, sind stets auch von Bo- tanikern begleitet gewesen, welche diese öden und noch so wenig bekannten, weit ausgedehnten Län- derstrecken des Westens in botanischer Hinsicht durchforscht, vielfache Schätze eingesammelt und die Wissenschaft durch eine grosse Anzahl ganz neuer Pflanzen ansehnlich bereichert haben. Die hervorragendsten unter diesen Männern sind: Dr. Bigelow, Dr. Parry, Ch. Wright, Dr. Gregg, Wislizenus, Schott und viele Andere. Den ehrenvollen Auftrag, das so reichlich zu- sammengetragene Material zu sichten und syste- matisch zu ordnen, ertheilte das Gouvernement der Vereinigten Staaten dem Hrn. Dr. Engelmann in St. Louis, welcher diese schwierige Aufgabe mit grosser Geschicklichkeit und ausserordentlichem Talente gelöst hat. Es liegen uns jetzt die Werke vor, welche Dr. Engelmann über die dort ge- sammelten Cactaceen veröffentlicht hat und wird es gewiss jedem Freunde dieser so interessanten 192 Familie erwünscht sein, etwas Näheres über- diese Arbeiten zu erfahren. Dr. Engel mann, welcher seit vielen Jahren vorzugsweise diese immerhin noch nicht genau ge- kannte Pflanzenfamilie auf das sorgfältigste stu- dirt, hat sich angelegentlichst bemüht, die Einthei- lung derselben auf eine wirklich wissenschaftliche Grundlage zurückzuführen. Diese Eintheilung ist bisher als eine sehr unvollkommene zu betrachten gewesen, weil bei der grossen Anzahl von Cacta- ceen, von welchen in Europa Blüthen und Früchte unbekannt waren, die Klassifikation derselben mehr nach dem äussern Habitus , als nach ihrem botani- schen Chai'akter erfolgen musste , wodurch es ge- schah , dass nicht selten die verschiedenartigsten Pflanzen in eine Abtheilung vereinigt wurden. Was zunächst die Gattung Mamillaria betrifft, 80 hat Dr. Engel mann dieselbe in zwei grosse Haupt- Unterabtheilungen getheilt, deren eine er Eumamillaria, die andere Coryphantha nennt. Erstere enthält sämmtliche eigentlichen Mamillarien, die aus den Achseln der älteren Warzen ihre Blüthen ent- wickeln, welche mehr im Kreise um den Gipfel der Pflanze stehen und bei denen der Fruchtknoten meistentheils bis zur Zeit der Reife hin im Fleische der Pflanze eingesenkt bleibt; letztere enthält die- jenigen, bei denen die Blüthen aus den Achseln der neugebildeten Warzen hervortreten und sonach scheinbar auf dem Scheitel der Pflanze stehen. Diese Eintheilung muss jedenfalls als eine sehr zweckmässige betrachtet werden, obgleich es zwei- felhaft bleibt, ob es nicht vielleicht ebenso gut ge- wesen wäre , die Coryphanthen ganz von den Ma- millarien zu trennen. Doch hat Dr. Engelmann bei sorgfältigster Untersuchung der Samen, der Lage des Embryo und der Gestalt der Kotyledonen hiervon Abstand nehmen zu müssen geglaubt. Am meisten auffallen muss es, dass er ein drittes Sub- genus der Gattung Mamillaria aus der früher voll- ständig davon getrennten Gattung Anhalonium bil- det; doch hat ihn auch hierzu die genaue Unter- suchung der Fruktifikations-Organe veranlasst. Die Gattung Echinocactus hat keine Verände- rung in der Eintheilung erfahren. Die Gattung C^reus zerfällt in 4 Subgenera: Echinocereus, Eucereus, Lepidocereus und Piloce- reus. — Die Untergattung Echinocereus, welche Dr. Engelmann früher als eine selbständige Gat- tung aufgestellt hatte, umfasst meist die kleineren, niedrig bleibenden Cercen, welche meistentheils naiie dem Gipfel mit kurzer Kelchröhre blühen, und ent- hält einige Arten, welche früher zur Gattung Echi- nopsis gezählt wurden. Auch den dünnen, hoch- wachsenden C. tuberosus P. hat er dieser Unter- gattung einverleibt , obgleich er in seiner äussern Gestalt völlig von den übrigen abweicht. Von der Untergattung Eucereus sind nur wenige Arten be- schrieben und wahrscheinlich werden noch viele andere der schon früher bekannten Arten dahin gehören ; die Untergattung Lepidocereus wird nur aus dem so merkwürdigen C. giganteus Engelm. und C. Thurberi Engelm. gebildet ; die Untergat- tung Pilocereus endlich verleibt die früher von Lemaire unter diesemNamen als selbständig auf- gestellte Gattung der Gattung Cereus ein. Die letzte Hauptgattung, welche Dr. Engel- mann beschreibt, ist die Gattung Opuntia, deren sorgfältige Bearbeitung bei der so grossen Schwie- rigkeit der Aufgabe wegen der unzähligen Varie- täten und Uebergänge, welche dieses Genus dar- bietet, die höchste Anerkennung verdient. Das Werk selbst ist mit 7ö Kupfern ausge- stattet, deren saubere und meisterhafte Ausführung nichts zu wünschen übrig lässt. Den einzelnen Abbildungen ist eine sehr sorgfältige Analyse der Fruktifikationsorgane in natürlichem und in stark vergrössertem Massstabe beigefügt, so dass es leicht ist, die einzelnen Arten auf den ersten Blick zu erkennen und auf das Genaueste zu studiren. Das früher von Dr. Engel mann veröffent- lichte Werk, betitelt: Report on the Botany of Whipple's Expedition ist mit gleicher Sorgfalt be- arbeitet und enthält 24 höchst sauber ausgeführte Kupfertaiieln. Desgleichen ist die kleinere Abhand- lung Engel mann's: Synopsis of the Cactaceae of the territory of the United States bestens zu empfehlen. Was nun die Engehnann'schen Arbeiten über Cactaceen im Allgemeinen betrifft, so können wohl verschiedene Meinungen darüber obwalten , ob er bei seinen Eintheilungen stets das Richtige getroffen haben mag; darüber aber werden gewiss Alle, de- nen dieselben zu Gesicht kommen, übereinstinimen, dass sie mit ungewöhnlichem Fleisse vollendet wur- den und die Kenntniss dieser so eigenthümlichen Pflanzenfamilie durch dieselben ganz ausserordent- lich vermehrt worden ist. Deshalb können wir sie allen Freunden und Liebhabern von Cactaceen auf das Angelegentlichste empfehlen. Diese AVerke, deren Herausgabe von dem Gou- vernement der Vereinigten Staaten von Nordame- rika veranstaltet wurde, erscheinen nicht im Buch- handel ; einige auf Kosten des Verfassers hei'gestellte Exemplare sind indessen bei Professor Metten iu 8 in Leipzig niedergelegt und können von dort her bezogen werden. Die Preise sind billig gestellt. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Stare ke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur ßeföi'derung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von (lern General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. M 25. Berlin, den '21. Juni 1860. Preis des Jahrganges öy Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten . lies deutsoh-üsterreichisehen Post -Vereins. Inhalt: 39"2. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 17. Juni. — Die neueren, so wie besseren Gemüse und Vilmorin's Annuaire. — Ein Sortiment neuer Alpenrosen. — Frühe Centifolien im freien Lande. — Der Baum der türkischen Pfeifenröhre. 39'2. Versammlunff des Vereines zur Beförderung des (üartenbcaues am 17. Juni. Der Vorsitzende, Geheime Ober-Regierungs-: Rath Knerk, eröffnete die Versammlung mit einem Vortrage über die Wirksamkeit des Vereines wäh- rend seines nunmehr 38jährigen Bestehens. Der- selbe erstattete demnächst den vorgeschriebenen Jahresbericht und machte Mittheilungen über die Landesbaumschule zu Alt-Geltow und die Gärtner- Lehranstalt zu Potsdam. Hofgärtner G. A. Fin tel mann las hiernächst das nachstehende Protokoll , enthaltend den Aus- spruch der Preisrichter über die für die Fest-Aus- stellung zuerkannten Preise. Verhandelt Berlin, den 17. Juni 1860. Zuvörderst wurde der Hofgärtner Fintelmann auf seine Bitte des Vorsitzes entbunden und danach der Geh. Kegierungsrath Hey der einstimmig zum Vorsitzenden erwählt. Die unterzeichneten Preisrichter zuerkannten dann, wie folgt : *) A. Link's Preis. 1. 20 Thlr der Aufstellung von blühenden Orchi- deen des Kaufmann's Moritz Reichenheim (Obergärtner Kraus). B. G ruppir ungen. 2. 10 Thlr dem Königlichen botanischen Garten (Inspektor Karl Bouchö). *) S. Programm in Nro. '2 der Garten-Nachrichten, Seite 5. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. D 10 Thlr dem Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu. 5 Thlr 1 5 Thlr Ifallen wegen Mangel an Bewerbung aus. 5 Thlr ) C. Blumentische. 10 Thlr dem Obergärtner Gireoud. 10 Thlr dem Königlichen botanischen Garten (Inspektor Bouch^). 5 Thlr 5 Thlr \ i fallen aus. Aufstellungen kleinerer Gruppen von Pflanzen vorzüglicher Kultur, a. Von 10 Pflanzen. 11. 10 Thlr der Farn - Aufstellung des Universi- tätsgärtner Sauer. 12. 10 Thlr der Aufstellung neuerer Pflanzen aus derLaurentius'schen Gärtnerei zu Leipzig. b. Von ,i bis lÜ Pflanzen. 13. 5 Thlr der hauptsächlich aus Araliaceen be- stehenden Aufstellung des Königlichen bo- tanischen Gartens (Inspektor Bouch^). 14. 5 Thlr ] l.'S. 5 Thlr Ifallen aus. 5 Thlr 16 17. 18. E. Einzelne Schaupflanzen. 5 Thlr der Erica Cavendishi des Kom- merzienrathes Kricheldorf in Magdeburg (Obergärtner Kreutz). 5 Thlr der Musa coccinea des Königl. botanischen Gartens (Inspektor Bouch^). 25 194 19. 5 Thlr der Colea Commersoni der Lau- re ntliis 'sehen Gärtnerei zu Leipzig. 20. 5 Thlr der Nepenthes destillatoria des Universitätsgärtners Sauer. 21. 5 Thlr deui Dasylirion j unceum eben des- selben. 22. 5 Thlr dem Cypripedium spectabile des Fabrikbesitzers Nauen (Oberg. Gireoud). F. Früchte und Gemüse. 23. 5 Thlr den Pflaumen des Hofgärtners Brasse zu Pless. 24. 5 Thlr den Erdbeeren des Oberhofgärtners Fintelmann zu Charlottenbur^. o 25. .'S Thlr den Er dbeer Sorten in Töpfen des Hofgärtners Nietner zu Schönhausen. 26. 5 Thlr den Erdbeeren des Hofgärtners Herm. Sello in Sans-Souci. 27. 5 Thlr dem Blumenkohl des Kunst- und Handelsgärtners Crass. G. Abi;eschnittene Blumen. 28. 10 Thlr dem pyramidalen Bouquet des Gehül- fen im Thiergarten Krause. 29. 10 Thlr der Schale mit Blumen des Gehiilfen im botanischen Garten Böse. 30. 5 Thlr den Rosen des Baumschulbesitzers L 0 r b e r g. 31. 5 Thlr den Rosen des Kunstgärtners im Gar- ten des Kriegsministeriums Forkert. H. Im Proirrammc nicht vorgesehene Leistungen. I. Geldpreise. 32. .'i Thlr den Orchideen des Kunst- und Han- delsgärtners Allardt. 33. .0 Thlr dem buntblättrigen Cyperus alter- nifolius des Hofbuchdruckers Hänel in Magdeburg (Obergärtner Dressel). 34. 5 Thlr den Agaven und Yuccen der Lau- rentius'schen Gärtnerei in Leipzig. 35. 5 Thlr dem Dianthus Heddewigii laci- nitus des Hofgärtners Morsch in Charlot- tenburg. 36. h Thlr den neuen Einführungen des Kunst- und Handelsgärtners Lauche. 37. 5 Thlr dem Asplenium Nidus avis des Kunst- und Handelsgärtners Allardt. 38. .5 Thlr der Morenia corallocarpa des Kö- niglichen botanischen Gartens. 39. .') Thlr dem Bouquet und dem Diadem des Kunst- und Handelsgärtners Dav. Bouche. 40. 5 Thlr dem Acer japonicum atropur- pureum des Kunst- und Handelsgärtners Priem. 41. fi Thlr der unbestimmten Yucca-Art des Hofgärtners Herm. Sello. 42. 5 Thlr den beiden Glaskästen, von denen der erstere mit Anecochilus, Phy surus u. s. w., der andere mit Farnen besetzt war, der Au- gust in 'sehen Gärtnerei zu Potsdam (Ober- gärtner Fricke). 43. ö Thlr den neuen Einführungen des Fa- brikbesitzers Danneel (Obergärtner Pase- waldt). II. Diplome. 1. der Erica ventricosa grandiflora des Kunst- und Handelsgärtners Jul. Hof f mann. 2. den Begonien des Geheimen Rathes Caspar (Obergärtner Schmidt). 3. den Begonien des Garteninspektors Jühlke (Firma: Carl Appelius) in Erfurt. 4. dem Rosenbouquet des Dr. Richter. 5. dem Päonien bouquet des Baumschulbesitzers L o r b e r g. 6. den abgeschnittenen Rosen des Kunst- und Handelsgärtners Ja nicke. 7. den abgeschnittenen Rosen des Turn- und Fechtlehrers Lübeck. Heyder. G. A. Fintelmann. H. Danneel. L. Mathieu. G. Fordert. W. Lauche. J. A. J. lieinecke. Sauer. Morsch, Die Versammlung sprach ihren Dank des Preis- richtern , den Festordnern und allen denen aus, vv^elche zum Gelingen der Festausstellung beigetra- gen hatten. Der Vorsitzende legte sein Amt nieder, indem er zugleich seinen Dank für die ihm zu Theil ge- wordene freundliche Unterstützung und stets ge- übte Nachsicht während der Zeit seiner Verwaltung ausdrückte. Ein Gleiches thaten die übrigen Mit- glieder des Vorstandes. Während der veranlassten Neuwahl des Vor- standes übernahm Direktor Baerwald den Vorsitz. Geheime Regierungsrath Schweder, Banquier Flatau und Obergärtner Gaerdt besorgten das Scrutinium. Nach dem veröffentlichten Resultate waren ge- wählt : als Vorsitzender: der Geheime Ober-Regierungs- rath Knerk, „ erster Stellvertreter: der Professor Dr. B raun, „ zweiter Stellvertreter: der Inspektor Pouche, „ General-Sekretair: der Professor Dr. Koch, „ Schatzmeister: der Rentier Bohnstedt. Die neu Gewählten erklärten sich zur Annahme bereit und dankten für das ihnen bewiesene Ver- trauen. 195 Die neueren, so wie besseren (leniüse und Vilniorin's Aniiuaire. Der leider erst vor Kurzem in seinen besten Jahren verstorbene Handelsgärtner Vilmorin in Paris hat im vorigen Jahre einen Bericht über die neuern Gemüse und Blumen in Form eines Annuaire ausgearbeitet; in diesem Jahre ist ein zweiter er- schienen. Es wäre wohl zu wünschen, dass bei uns dergleichen Beurthcilungen häufiger und namentlich, wenn es geschieht, gewissenhafter erschienen, als es der Fall ist. Mancherlei Verzeichnisse werden zwar jetzt veröffentlicht , in denen neben dem Na- men noch eine Beschreibuno- und scheinbare Kritik folgt ; in der Regel sieht man es aber beiden an, dass sie nur dazu gemacht sind, um Käufer heran- zuziehen. Gewissenhafte Beurthcilungen wären vor Allem eine Aufgabe der Gartenbau-Vereine. Es ist nicht immer nothwendig, dass dazu ein theures Versuchsfeld angeschafft wird. Wenn nicht zufällig Jemand vorhanden ist, der sich ganz spe- ciell dafür interessirt und neben der Müsse auch noch eine gewisse Opferfreudigkeit besitzt, so wird ein solches Versuchsfeld in der Regel viel zu wenig beaufsichtigt , um bestimmte Resultate erhalten zu können; anderntheils stehen auch die meist nicht unbedeutenden Unterhaltvuigskosten mit den letz- tern oft gar nicht im Verhältnisse. Besserer und sicherer scheint es uns demnach zu sein, wenn Sa- men von Pflanzen, deren Güte und Brauchbarkeit man erproben will, an sich dafür interessirende Mitglieder vertheilt werden . zumal diese in der Regel doch auch unter verschiedenen Verhältnissen kultiviren und demnach Versuche nach mehrem Seiten hin stattfinden. Ein aus den verschiedenen Berichten herausgestelltes Gesammt-Urtheil möchte eben deshalb einen besonderen Werth haben. Der Verein zur Beföreerung des Gartenbaues in Berlin hat zwar ein besonderes Versuchsfeld ; es werden aber auch ausserdem an Mitglieder und andere (iartenbau-Vereine Samen und Pflanzen ver- theilt und deren Berichte später veröffentlicht. Wir erinnern an den letzten des Inspektors Bouche in Nro. 7 und S der Wochenschrift, nicht weniger aber an die frühern des Obristlieutenants v. Fabian in Breslau und E. Bouche 's in den Verhandlun- gen des Vereines. Ausserdem haben besonders noch die Sektion für Gartenbau der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau und der Gartenbau-Verein in Kiel, sowie von Han- delsgärtnereien vor Allem die von Karl Appelius, welche jetzt Eigenthum des früheren Inspektors in Eldenabei Greifswald, J ühlke, geworden ist, der- gleichen Berichte und Beurthcilungen veröffentlicht. Das zweite Annuaire Vilmorin' s haben wir dem Obristlieutenant v. Fabian in Breslau zur gefälligen Berichterstattung und Vergleichung mit den eigenen Erfahrungen vorgelegt; wir stehen nicht an, seine uns gewichtig erscheinenden Bemerkungen und Urtheile zur weitern Kenntniss zu bringen, und schliessen ausserdem noch die unsrigen an, die übrigens zum Tlieil auf Mittheilung anderer sach- verständiger Männer fussen, zum Theil auch den Berichten der Breslauer Gartenbau-Sektion und des Kieler Gartenbau-Vereines entnommen sind. A. Wurzeln. I. Kunkeln und Beten. 1. Alber ts-Riesen -, Bamberger, Fear- head's improved orange globe unterscheiden sich nicht wesentlich von der gewöhnlichen ffelben und runden Runkel. 2. Fairhead's long red new Elvethian ist eine der gewöhnlichen langen und rothen Run- kein, die mit ihrem obern Theil aus der Erde ste- hen (Betterave disette hors de terra). Dazu gehört ferner die grosse dicke Pfahl- und die lange dicke rothe Flaschen- Runkel; die letztere ist übrigens im Nordosten Deutschlands sehr beliebt. 3. Die Neue weisse Imperial-Runkel ist sehr zuckerreich und daher zu empfehlen, wird auch bei uns viel gebaut. 4. Henderson's select dark und Pine apple short top gehören zu den rothen Zwerg- Beten. n. Oldacre blood red unterscheidet sich nicht von Rouge fonce de Whyte. 6. Die Neue rothe Crapaudine gehört unbedingt zu den besten Beten zum Einmachen. Sonderbar ist, dass die Blätter grün sind, während das Fleisch der Wurzel die schönste blutrothe Farbe besitzt. 7. Die Rübe vonBassano ist hinlänglich als eine vorzügliche Bete zum Pjinmachen bekannt, leider erhält man in der Regel nur schlechten Samen. II. Molurüben (Carolen). 1. Unter den Mohrrüben führen wir die Aller- kürzeste Pariser Treib-C arote (Carote tres courte oder grclot) auf, da sie wegen ihres raschen Wuchses und ihres frühzeitigen Erscheinens noch die bekannte Frühe holländische Treib-Ca- rote übertrifft und im freien Lande eben- so reich- lichen Ertrag gibt. Gut ist auch die Bamberger frühe. Carote jaune de Malines ist eine gewöhnliche Möhre mit gelbem Fleische. 'i. Von den Futtermöhren verdienen immer noch die Altringham-Möhren vor Allem den Vorzug, zumal sie auch als Gemüse sehr gut zu 25* 196 gebrauchen sind. Ganz besonders ist die Blass- gelbe Saalfelder zu empfehlen. Neuerdings hat die Neueste ora n gen farbige Riesen- Möhre, die fast halb aus der Erde wächst, wegen ihres Ertrags, Ruf erhalten. Sie muss nur weitläufig gesäet werden. Die Ganz neue verbesserte rothe grünküpfige Möhre ist keineswegs bes- ser, als andere bekannte Sorten. III. Rüben. i. Unter den Kohlrüben ist ohne Zweifel die Schmer felder die beste und sehr zu empfehlen. Ebenso wird die Skirving's verbesserte gelbe schwedische gerühmt. Wegen ihrer Haltbarkeit sind die beiden Rothgrauhäutigen Riesen- Kohlrüben mit weissem und mit gelbem Fleische ausgezeichnet. 2. Von den Tellerrüben rühmt man Cornish white von England aus; sie stellt eine der weis- sen Norfolkrüben dar, die zwar Tellerrüben sind, aber doch mehr in die Länge gezogen. Kaum ver- schieden möchten lorkshire Paragon und un- sere Schottische w^eisse Steinrübe sein. Die Schottische gelbe Steinrübe gehört zu den Aberdeen-Rüben mit weissem Kopfe. Blackstone hybrid (Navet noir ronde) ähnelt der runden ro- then Rübe und möchte von der Schwarzen Re- ffensburger nicht verschieden sein. Die Kleine weisse Regensburger, die Pfälzer und die Geisseid orf er Rübe (Navet rose du Palatinat) scheinen identisch zu sein und verdienen als Herbst- rüben alle Beachtung, ebenso die gelb fleischige Finländer, von der sich kaum die Rübe von Petrosowodsk unterscheiden dürfte. 3. Von dem Märk'schen oder Teltower Rübchen (Navet petit de Berlin) scheint das Rüb- chen von Belle-Isle entstanden zu sein. Die Rübe von Freneuse ist allerdings schon seit mehrern Jahren bekannt und wird in Paris ebenso geliebt, wie bei uns das Teltower Rübchen. Wie dieses artet sie aber bald in andern Gegenden aus und muss man dann neuen Samen aus Frankreich beziehen. 4. Von den langen Wasserrüben verdient die Lange grosse gelbe Altringliam Beachtung. IV. Rettige uuil Radiesehen. 1. Als Chinesischen langen Herbstret- tig hat man eine weisse und eine i'othe Sorte. Beide sind zu empfehlen, da sie bei einer Länge von oft 6 Zoll und einer Stärke von 2 Zoll die Zartheit und den feinen Geschmack der Radieschen verbin- den. Von diesen haben Beck's scharlachrothes langesTreib- und das olivenförmige Schar- ia chrothe Radieschen den Vorzug. Für den Sommer verdienen die langen Radieschen den Vor- zug. Als Rundes grosses Mühlha user Ra- dieschen erhält man die gewöhnliche Sorte mit dunkeler Schale. 2. Nachdem derRaphanus caudatus, von dem die oft fusslangen Schoten in noch unreifem Zustande auf Java und Sumatra, so wie hier und da auf dem Festlande Ostindiens , roh und einge- macht gegessen werden , bei uns vor 2 Jahren für nichts Besonderes erklärt und seine Kultur auch alsbald aufgegeben wurde, wird er von Neuem von Edinburgh aus unter dem Namen Radieschen von Madras mit es sbaren S choten verbreitet. V. Sellerie. 1. Wir führen hier auch den Stauden- oder Bleich-Sellerie (Celeri plein) auf, obwohl die- ser in eine andere Abtheilung, zu den Salaten, ge- hört. Leider ist dieser bei uns wenig bekannt, während er in Frankreich und England sehr geliebt wird. Obristlieutenant v. Fabian rühmt den ge- wöhnlichen sehr; in Paris wird besonders eine Sorte als Court hatif (früher noch als Celerie turc oder de Prusse bekannt) hauptsächlich in unge- heurer Menge gebaut. Man hat von England an- dere Sorten, als Cattell's tall white solide, Champion white, Cole's crystall, Cole's new white, verbreitet, die jedoch alle nach Vil- morin sich nicht unterscheiden. Auf gleiche Weise ist der Celerie plein violet, der sich haupt- sächlich durch seine Grösse auszeichnet, von Eng- land aus unter mehrern Namen verbreitet worden, als: Attwoods new large pink, Dewsbury pink, early red Emperor und Ivery's non such new. 2. Der violette und rothe Sellerie macht gar keine Knollen und kann nur geschnitten zu Suppen benutzt werden; nach v. Fabian unterlässt jedei", der ihn einmal angebaut hat, einen fernem Versuch. ?>. Von Knollen-Sellerie führt man ebenfalls eine Menge Sorten auf, die aber alle meist nur von der Kultur und dem Boden abhängen. Der beste Erfurter, Naumburger und Leipziger geht in andern Gegenden in die gewöhnlichere Sorte über. VI. Sonstiges Wnrzel-Gemüse. 1. Zu den mancherlei Einführungen des be- kannten Reisenden v. Siebold aus Japan gehört auch Lappa edülis, deren Wurzel in ihrem Va- terlande allgemein gegessen wird. Alle Kulturver- suche, welche in Deutschland und in Frankreich damit angestellt wurden , haben sehr schlechte Re- sultate erzielt, so dass man ohne Weiteres die Pflanze aufgegeben. Ob man damit Recht gethan, glauben 197 wir nicht; auf jeden Fall hätte man die Kultur mehre Jahre lang fortsetzen müssen. Manche Ge- müse aus fremden Ländern wurden erst allmählig wohlschmeckend, wenn sie sich an unser Klima gewöhnt hatten. Uebrigens haben uns Vergleiche mit der Lappa major, der gewöhnlichen grossen Klette, belehrt, dass Lappa edülis nicht von ihr verschieden ist. Da die erstere ebenfalls in ganz Kussland und selbst in Sibirien wild wächst, wahrscheinlich auch in China, so kann ihr Vorkommen in Japan nicht auf- fallen. Bekanntlich wird die Kleltenwurzel, welche Stets mehr oder weniger fleischig ist, bei uns we- gen ihrer harzigen Bestandtheile, die den Haarwuchs fördern, unter die Pomade gemischt. Dieses Harz ist es aber grade, welches die Wurzel ungeniessbar macht und in der japanischen Kulturpflanze auch vorkommt. 2. Unter dem Namen der russischen Skor- zoner baut man hier und da seit mehrern Jahren eine Sorte, die an Zartheit der unsrigen nicht nach- steht, aber weit grösser wird und deshalb auch mehr Erträge gibt. 3. Von Pastinak gibt es jetzt eine Sorte un- ter dem Namen Neuer imperial, der kräftig wachsen solK 4. Seit einigen Jahren hat man aus China die Knollen eines Schmetterlingsblüthlers , welche den Namen Chien-Hu (Tschien-Hu) hat, eingeführt. Nach Vilmorin ist die Pflanze Phaseolus Ca- racalla L., der ursprünglich in Ostindien wach- sen soll ; er stellt demnach eine hübsche Schling- pflanze, ähnlich dem Lablab vulgaris (Dolichos Lablab), dar. Als solche wird diese Bohnenart mit breiten Hülsen neuerdings auch von England aus empfohlen. Die Knollen bilden sich ähnlich, wie bei Orobus tuberosus. B. Laucharten. I. Zwiebeln und Sehalotteii. 1. Seit wenigen Jahren sind einige Sorten ein- geführt worden , die ausgezeichnet sind und alle Beachtung verdienen. Es sind dieses die Ma- deira- und die spanischen Zwiebeln, die oft mit einander verwechselt werden, sich aber hin- länglich unterscheiden. Von der erstem hat man eine runde und eine flache, von der letztern da- gegen eine weisse und eine rothe. Die Weisse wird auch in Südfrankreich als Ognon gros blanc allgemein kultivirt. Obwohl sie im Norden genann- ten Landes nicht gedeihen will, wächst sie bei uns (wenijjstens im Nordosten) vorti'eölich. Die Spa- nische sehr grosss Pfund-Zwiebel ist nichts weiter, als die Weisse spanische. Die Madeira - Zwiebeln zeichnen sich bekanntlich gleich durch ihren weit mildern Geschmack aus, der bei den im Vaterlande, sowie in Portugal und Spanien kulti- virten so angenehm sein soll , dass solche gewöhn- lich dort roh gegessen werden. 2. Die Gelbe neue Riesen-Zwiebel Ist die einzige Sorte, welche, wie Porrije, einen mit halbverfaulten Dünger stark besetzten Boden ver- langt und auch mit Gülle begossen werden kann. Sie reift spät und hält sich gleich den übrigen grossen Sorten nicht gut, daher sie bald, am Besten zum Füllen mit einer Farce, verbraucht werden muss. 3. Am dauerhaftesten ist immer die Platte Braunschweiger von dunkelrother Farbe. In Frankreich kommt diese neuerdings als Ognon rouge fonce de Mars vor. In genanntem Lande liebt man dagegen die hellrothe , welche bei ims auch als Zwiebel von Niort gebaut wird. 4. Die Ovale James-Zwiebel scheint klein zu bleiben und überhaupt für unser Klima nicht zu passen. 5. Zu den kleineren Zwiebeln gehören ferner die Kleine Nocera-, welche auch wieder als Flo- rentiner in den Katalogen aufgeführt wird, fer- ner als Kleine weisse italienische und als Provencer, aber leider etwas empfindlich ist und im Freien nicht immer gedeihen will. Ganz vorzüg- lich ist die Grosse Jersey-Schalotte, der sich die Russische oder die Dänische Schalotte anschliessen. II. Porree. Vor Allem sind die französischen Sorten zu empfehlen, zumal sie eine bedeutendere Grösse er- reichen. Wir fehlen leider darin, dass wii" ihn viel zu spät aussäen. Wenn dann die Pflanzen in's Freie gebracht werden, brauchen sie zu viel Zeit, um zu erstarken. Die Franzosen säen den Samen im Februar, März und im Juli aus. Sobald die Pflänzchen die Stärke eines Federkieles erlangt ha- ben, wird er bei feuchtem Wetter und bedecktem Himmel in gut vorbereiteten und nahrhaften Boden 3 Zoll entfernt und in 3-j — 4y Zoll Tiefe gepflanzt, nachdem man sie an der Spitze und an der Wurzel beschnitten hat. Während der warmen Zeit jätet und giesst man gehörig. Viele Gärtner beschnei- den den Porree im Laufe des Sommers 3, 4 und selbst 5 Mal, damit die Pflanzen um desto mehr in die Dicke wachsen. In Paris wird eine Sorte unter dem Namen des Gelben von Poitou viel an- gebaut, während der Kurze dicke von Rouen (Poireau gros court de Koueu) hauptsächlich in der IS'ormandie sich vorfindet und dort bisweilen die Stärke eines Armes erhalten soll. (Fortsetzung folgt.) 198 Ein Sortiment neuer Alpenrosen des Obergärlner's Scliönthier in Gräbschen bei Breslau. Es gereicht uns um so mehr zur besonderen Genugthuung, auf eine Sammlung von Alpenrosen- Blendlingen aufmerksam zu machen, welche in die- sem Jahre zuerst oreblüht haben und sich durch Schönheit in Farbe und Bau auszeichnen, als sie deutschen Ursprunges sind und mit den besseren Erzeugnissen der Art in Belgien und England wett- eifern können. Im Jahre 180:') machte nämlich der Obergärtner des Oberamtmannes und Ritterguts- besitzers Sauer in Gräbschen bei Breslau, Schön- thier, Kreuzungs-Versuche, indem er den Blttthen- staub von Rhododendron ponticum, unter- mischt mit dem von Azaleen, auf die Narbe des Rh. arbüreum übertrug und den dadurch später erhaltenen Samen aussäete. Pjine grosse Menge von Pflänzchen ging auf, welche später zum Theil als Unterlage für andere Sorten verwendet wurden. Ein Theil von ihnen zeigte jedoch schon im Anfange ein besonderes edeles Ansehen und wurde zurückgestellt, um die Blüthen abzuwarten. Schon die ersten entsprachen den Erwartungen; bei genauerer Verglcichung Hes- sen die Sämlinge keinen Zweifel übrig, dass sie alle Beachtung verdienten. In dieser Hinsicht ha- ben sich wenigstens sowohl der Vorstand und mehre Mitglieder des schlesischen Central-Gärtnervereines, als auch der Direktor des botanischen Gartens in Breslau, Professor Göppert, ausgesprochen. Auch uns sind die Blüthen einiger Sorten zur An- sicht zugesendet worden, die ebenfalls den obigen Aussprüchen nachkommen. Wir ergreifen deshalb gern die Gelegenheit, in der Wochenschrift auf die Schönthier'schen Blendlinge aufmerksam zu machen , behalten uns jedoch eine nähere Beschreibung für das nächste Jahr um so mehr vor, als ihr jetziger Besitzer uns versprochen hat, die schönsten Sorten in der näch- sten Frühjahrs- Ausstellung des Vereines zur Be- förderung des Gartenbaues am ersten Sonntage im April iS(il zur Kenntniss der Liebhaber zu bringen. Wir glauben aber doch schon jetzt Einiges sagen zu können. Die Pflanzen bleiben niedrig, da (bis jetzt we- nigstens) nur eine Sorte über 2 Fuss hoch wird, die andern hingegen kaum die Höhe von 2, zum Theil nur die von 1{ Fuss erreichen. Ihr Wachs- thum seheint gedrängt zu sein, so daes sie im Ha- bitus unseren pontischen Alpenrosen , wie sie in Töpfen bei uns gewöhnlich auf den Markt kommen, entsprechen. Wie diese, scheinen sie auch leicht und schon frühzeitig zu blühen und mehr schmale Blätter zu besitzen. Die bessern Sorten sind bereits numerirt und zum Theile auch mit Namen versehen. Als der schönste Blendling wird Alexander von Hum- boldt geschildert. Die luftigen Dolden enthalten ziemlich grosse und verhältnissmässig flach-gebaute Blumen vom schönsten Rosa, inwendig aber mit schwachgoldgelber Zeichnung und am Rande in Karmin übergehend. Die Staubfäden sollen einen eigenthümlichen Silberglanz besitzen und deshalb gegen die Farbe der Blume einen angenehmen Gegensatz bilden. Die ganze Pflanze wird nur 1 j- Fuss hoch. Eine gleiche Höhe erreicht Professor Göp- pert mit prächtigen, dunkel-plirsichrothen Blumen, die sich ausserdem noch durch zahli-eiche, purpur- violette Punkte auszeichnen. Die dunkelste (kar- min) von allen, die wir gesehen, im Bau aber und in Zeichnung der vorigen Sorte ähnlich, ist Gustav Weckworth. Am Höchsten (nämlich 2j Fuss) scheint Prinz-Regent von Preussen zu wer- den. Die Farbe der Blume ist ein dunkeles Fleisch- roth, unterbrochen von ausserordentlich zahlreichen Purpurpunkten. Weniger hoch wird Madam Sauer. Ihre Blumen haben den Bau der vorigen, aber eine dunkelere und mehr in Lila übergehende Farbe. Bei Konstantin Klose ist diese helllila, im Schlünde selbst allmählig in Weiss übergehend. Die Grösse ist dieselbe. König von Preussen bleibt zwar niedriger, hat aber fast grössere Blumen von prächtiger Pfirsich-Farbe. Wiederum sei es uns erlaubt, hier auf einen Gegenstand aufmerksam zu machen , der erst vor Kurzem in einer Versammlung des Vereines zur Sprache kam und die Aufmerksamkeit aller An- wesenden in Anspruch nahm. Obergärtner Schön- thier hat nämlich, wie oben gesagt, unter den Blumenstaub des Rhododendron ponticum zur Be- fruchtung des Rh. arboreum auch den von Azaleen gemischt und behauptet nun, dass durch den Ein- fluss des letztern besonders eine Reihe von Sorten mit flachen Blumen erzielt worden wäre. Es hätte demnach ein doppeltes männliches Prinzip obge- waltet. Die Lösung dieser Frage möchte kaum auf rein wissenschaftlichem Wege gelöst werden können, da sich der Akt der eigentlichen Befruch- tung und die Art der Einwirkung wohl auf immer unseren Sinnen entziehen. Vielleicht Hesse es sich aber, wenigstens annähernd, auf empyrischem Wege beantworten, wenn man nur recht viele Versuche machen und diese genau verfolgen wollte. Wir legen deshalb die Angelegenheit allen Praktikern nochmals angelegentlichst an das Herz und bitten uns von etwa erhaltenen Resultaten Nachricht zu geben. 199 Frühe Ceiitifolien im freien Lande. Von dem Hofgärtner Seh och in Dessau*). Es werden ein oder mehre Centifolien-Beete, die Pflanzen 1| Fuss im Verbände von einander entfernt gepflanzt. Die Grösse der Beete richtet sich nach der Grösse der Mistbeetkasten, die man zum Uebersetzen dazu anwendet. Ich nehme ge- wöhnlich Blumenkohlkästen, weil diese etwas grösser sind, dazu. Solch ein gepflanztes Rosenbeet muss "2 bis '^ Jahr wachsen, um die gehörige Stärke zum Treiben zu erlangen. Man schneidet die Stöcke tüchtig, damit sie buschig und nicht zu hoch werden. Ich binde auch einzelne Zweige nieder, diedurch den Schnitt nicht zu bändigen sind. Sind die Beete mit kräf- tigen Stücken besetzt, die im Uebrigen ganz so behandelt werden , ■ wie die Centifolien im freien Lande, so setzt man, je nachdem man sie früher oder später blühend haben will, Ende Januar oder bis Ende Februar die Mistbettkästen darüber. Die Kästen müssen höher stehen, als bei den gewöhnlichen Frühbeeten, deshalb unterstützt man die vier Ecken und die vier Mitten der Bretter an den Kästen mit Pfählen in Art von Stollen, auf denen der Kasten ruhet. Dadurch erhält er die nöthige Höhe. Diese Pfähle verbindet man der besseren Haltbarkeit wegen mit Lattenstücken, die einen Fuss von einander entfernt stehen. Hat man den Kasten über das Rosenbeet ge- stellt und gut befestigt, so wird er einen Fuss breit, bis zu seiner Höhe mit frischen Pferdedünger, Laub oder Nadeln umpackt, und die Fenster darauf gelegt. Ist günstige Witterung, so wird gelüftet; man bedeckt des Nachts die Fenster mit einfa- chen Strohdecken. Tritt noch starke Kälte ein, so werden dieselben verdoppelt oder verdreifacht. Bei schönem Wetter muss man sie Morgens und Abends mit verschlagenem Wasser spritzen. Zeigt sich die Blattlaus, so muss geräuchert werden. Es geschieht dieses bei mir gewöhnlich zwei Mal im Laufe der Treibzeit. Hat man sie gut behandelt , so blühen die Centifolien 4 bis 6 Wochen früher, als im Freien. Natürlich muss man sich einen etwas geschützten Standort aussuchen und den Kästen eine Neigung *) In Dessan und Wörlitz sah ich an den beiden Pfingst- fciertagen, also so ziemlich 1 i Tage und 3 Wochen früher, als dieses Jahr es der Fall ist, prächtige Centifolien, und zwar in einer Fülle, wie man sie selten im freien Lande findet, in Blüthe. Auf meinen Wunsch war Holgärtner Seh och auch gern bereit, mir sein KuHurverfahren mitzutheilen uud unter- lassen wir nicht, ihm deshalb unseren besten Dank auszusprechen. Anm. des Red. gegen Mittag geben, damit sie das volle Sonnenlicht geniessen. Ebenso kann man einen Theil der Remontanten, der Bourbon- und Monatsrosen behandeln. Ich brauche gewöhnlich Anfangs oder Mitte April die Mistbeetfenster zu den Ananas oder Me- lonenlagen ; dann nehme ich sie von den Rosen- kästen herunter und decke sie nur mit Strohdecken des Nachts zu. Sie blühen dann 1 4 Tage bis !^ Wochen früher, als im Freien. Geschnitten werden sie ganz wie die Centifo- lien zum Treiben. Hauptsächlich ist auf das rich- tige Lüften, gehörige Spritzen, Vertilgen der grü- nen Blattlaus und auf das Absuchen der Wickler zu achten. Was meine sonstige Behandlung der Rosen anbelangt , so decke ich die Centifolien und ge- wöhnlichen Hybridenrosen gar nicht, sondern hacke sie nur nieder, die feinern Remontanten hingegen, die Bourbon-, Thee- und Monatsrosen decke ich mit Moos oder mit Fichtennadeln. Niedergelegt werden bei mir die Centifolien Anfangs oder Mitte November, wenn der Frost beginnt, aufgerichtet aber wiederum im Mai. Ich halte es aber für un- umgänglich nöthig, sie im Herbste vor dem Nieder- legen zu schneiden; sowie ich bei allen Fruchtbäu- men und Fruchtsträuchern , sowie schönblühenden Gehölzen den Herbstschnitt dem Frühjahrsschnitte vorziehe, weil sich der im Winter aufsteigende Saft dann besser anhäufen kann, und die Zweige, in welcher er sich angehäuft hat, da er immer nach oben strebt, im Frühjahre nicht mit abgeschnitten werden. Der ßnniu «ler türkischen Pfeifenröhre. In der Türkei, sowie im ganzen Oriente, aber auch in den frühern Zeiten bei uns, wo man lieber den Tabak aus Pfeifen, als in Form von Cigarren rauchte, stehen und standen die sogenannten türki- schen Pfeifenröhre in grossem Ansehen und wur- den hoch bezahk. Bei uns ist man gewöhnlich der Meinung, dass im Oriente gutgewachsene Schöss- linge der gewöhnlichen Weichsel (Pi-unus Mahaleb), wie es bei uns des angenehmen Geruches wegen, welche diese besitzen, früher geschah, dazu benutzt wurden. Während meines zweiten Aufenthaltes im Oriente widmete ich auch diesem Gegenstande meine besondere Aufmerksamkeit und fand schon bald, dass die Bewohner der asiatischen Türkei sich keineswegs der Weichsel zur Anfertigung der Pfeifenröhre bedienen, sondern einer Kirschen-Art, deren Holz ohne allen Geruch ist. Diesen ertheüt 200 man erst dadurch, dass man die Pfeifenrohre län- gere Zeit in Rosenwasser liegen lässt. Im pontischen Gebirge längs der Nordküste Kleiuasiens, dem Vaterlande unserer Süsskirsche, wächst eine Kirschenart mit kleinen , etwas bitter- lichen Früchten meist erst auf einer Höhe von 4 und 5U()0 Fuss. Sie besitzt im Habitus das An- sehen unserer sogenannten Vogelkirsche, Prunus Avium sylvestris, wie man sie in den Wäldern Mittel- und .Süddeutschlands gar nicht selten findet. Ich habe damals getrocknete Früchte durch den Dr. Klotz seh an den tVerein zur Beförderung i des Gartenbaues gesendet, ohne dass ich jedoch j nach meiner Rückkehr Resultate erfahren hätte. Es ist dieses um so mehr zu bedauern, als da- durch wahrscheinlich meine Ansicht über das wirk- liche Vaterland der Süss -Kirsche bekräftigt wor- den wäre. Man nimmt bekanntlich gewöhnlich an, dass Lukuli die Sauerkirschen nach Rom gebracht habe, und lässt die Süsskirschen im mittlem und süd- lichen Europa wild wachsen; meiner Ansicht nach, die ich in meiner Reise „Wanderungen nach dem Oriente" ausgesprochen, möchte dieses auf einen Irrthum beruhen, da aller Wahrscheinlichkeit nach LukuU nicht die Sauerkirsche, sondern die Süss- kirsche, welche noch jetzt in jenen Gegenden Kiras heisst, in Italien einführte. In den niedrigen Thä- lern der Nordküste Kleinasiens, besonders in den Wäldern in der Nähe von Kerasunt und östlich von genannter Stadt bis zum Ausflusse des Tscho- ruk, wird der Süsskirschbaum (Prunus Avium) allgemein kultivirt. Man findet hier und da Bäume von bedeutender Grösse. Wild fand ich ihn aber nur in den höher gelegenen Misch- Wäldern; von ihm fertigen nun die dortigen Bewohner auch die Pfeifenröhre hauptsächlich an. Da mir ein verehrtes Mitglied des Vereines, der Kunst- und Landschaftsgärtner Flach aus Hohenzollern, der sich aber schon seit mehrern Jahren in der Bukowina und in der Moldau befin- det, um den dortigen Gutsbesitzern ihre Gärten zu verschönern oder ganz neu anzulegen, mittheilte, dass auch in den Gebirgen der europäischen Türkei eine Kirschenart mit geruchlosem Holze wachse, aus der die dortigen Bewohner ihre Pfeifenröhre sich machen, so habe ich ihn ersucht, mir von ge- nanntem Baume Samen oder vielleicht junge Pflan- zen zu senden, um auf diese Weise zunächst fest- zustellen , was es für eine Art und ob es dieselbe ist, welche im Pontischen Gebirge wild wächst. Da mir freundliche Zusage geworden ist, so wird mir wahrscheinlich auch später Gelegenheit wer- den, in der Wochenschrift darüber ausführlich zu sprechen. Es möchte aber zunächst das Intei-esse der verehrten Leser der Wochenschrift in Anspruch nehmen, wenn ich aus den brieflichen Mittheilungen des Kunst- und Landschaftsgärtners Flach das mittheile, was auf diesen Gegenstand Bezug hat. „In Russland, im russischen Polen, in Galizien, in der Bukowina, in der Moldau, in der Walachei, in Bessarabien , sowie überhaupt in allen Ländern und Provinzen, wo der Tabak aus d'em Tschibok (der langen Pfeife) geraucht wird, haben unter allen dafür verarbeiteten Gehölzen , resp. Röhren , der Antip oder die. türkische Gebirgsweichsel ohne Geruch und der ächte Jasmin (Jasminum officinale) den grössten Werth; doch sind Phila- delphus coronarius, Sta*phylea pinnata, Ulmus suberosa, die Weichsel (Prunus Ma- haleb) und die Kirsch weichsei (Prunus Avium sylvestris) beliebt, wenn auch weit weniger. Ein schöner Antip von 5 — 6 Fuss Länge und f — 1 Zoll Durchmesser wird hier in der Moldau ti. s. w. mit 5 — 8 Dukaten in Gold bezahlt. Dazu kommt noch ein Bernstein als Aufsatz von 20, 50, 100, 150 und mehr Dukateh Werth." „Der Adel und der höhere Bürgerstand hier zu Land, hauptsächlich aber die Damen, rauchen aus sehr luxuriösen Pfeifen, welche öfters nicht allein einen werthvollen Antip oder Jasmin, nebst dem dazu gehörigen Bernstein , sondern noch verschie- dene kostbare Steine als Garnituren u. s. w. ent- halten , so dass eine solche Pfeife zuweilen 600, 800 und mehr Thaler Werth enthält. Es finden sich wenige Damen und selbst wenige Bürgersfrauen, welche nur in ihren häuslichen Räumen rauchen, die Mehrzahl versorgt sich in der Regel mit türki- schem Rauchtabake, und zwar in entsprechenden Quantitäten, sobald sie zu Fuss und Wagen Pro- menaden oder wenn sie Visiten u. s. w. machen wollen. Aber ausser aus Pfeifen (Tschibok) rau- chen sie mit aller Bravour Cigarren." „Aber auch die Männer thuen ihr Möglichstes in Betrefi' des Rauchens; hier findet ebenfalls ein grosser Luxus damit statt. In Gesellschaften gehört es zum guten Ton, dass die jungen und unver- heirathetcn Damen kleine Cigarren erst anrauchen und dann den Gästen präsentiren. Aus den Pfeifen wird mehr geraucht, wenn die Herren nur unter sich sind, namentlich wenn gespielt wird." Verlag von Karl Wiegaiult in Berlin. Grünstrasse 16. üruck von J. F. Stare ke in Berlin. ■ »»**A4a^^ Wochenschrift -«.,. des Vereines zur neliirderiiiij; des Gartenbaues in den Königlich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. JW. 26. Berlin, den 28. Juni 1860. Preis des Jahrjjauges .j| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt; Festausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 17. und 18. Juni. Weinreben. — Folgen des Ringelschnittes an Festausstellung des Vereiues zur Beförderung des Ciartenl).tues am 17. und IS. Juni. Während in der Frühjahrs -Ausstellung jeder einzelnen Pflanze Rechnung getragen und je nach der Vollendung ihrer Kultur, nach der Art ihrer Züchtung oder der Einführung der Preis zugespro- chen wird, hat sich der Verein zur Beförderung des Gartenbaues bei der Sommer-Ausstellung eine andere Aufgabe gestellt. Es gilt hier dem Ganzen ; es soll vorherrschend auf das ästhetische Gefühl eingewirkt Werden. Dazu ist es aber allerdings nothwendig, dass auch die einzelnen, mehr oder weniger selbständigen Theile den Ansprüchen nach- kommen, dass selbst jede Pflanze durch ihr Erschei- nen wirkt und nicht etwa einen Miston gibt; es wird nur nicht auf gleiche strenge Weise, wie im Frühjahre, nacli der Kulturvollkommenheit gefragt. Selbst jMängel können durch die Zusammenstellung und Vereinigung mit andern Pflanzen so in den Hintergrund kommen, dass man sie gar nicht mehr bemerkt. Grade darin liegt auch die Kunst des Gärtners, mit gewöhnlichem und weniger ausgesuch- tem Matenale in der Aufstellung etwas Vorzügliches zu leisten, was Eindruck macht und diesen dauernd hinterlässt. In dem Worte Gruppirung ist an und für sich der Begriff einer ästhetischen Vereinigung enthalten. Wie sehr der Verein in dieser Richtung gewirkt hat, ist bekannt und auch schon von uns an andern Stellen ausgesprochen worden. Unsere Berliner Gärtner erfreuen sich grade hierin eines Rufes, auf den sie mit Recht stolz sein können. Der Verein hatte sich aber dieses Mal ausserdem noch eine be- sondere Aufgabe gestellt. Vor Allem in so grossen Städten, wie Berlin, wo nur Wenige so glücklich sind, auch das kleinste Stück Land, selbst nicht einmal temporär, ihr eigen nennen zu können, ist das Bedürfniss derer, die Pflanzen und Blumen lieben, um so grösser, wenigstens einige derselben in ihrem Zimmer zu kiütiviren und diese auf einem Blumentische u. s. w. so zusammen zu stellen, dass sie auch in ihrer Gesammtheit einen Eindruck hin- terlassen. Es ist dieses aber keineswegs so leicht, als es scheinen möchte, obgleich sich wiederum Manches mit wenig Mitteln recht geschmackvoll arrangiren lässt, sobald man es nur versteht. Wenn wir bei Allem, so auch hier, eine angeborne Fertigkeit bis zu einem gewissen Grade annehmen, so ist es doch auch nicht weniger nothwendig, diese zuvor aus- zubilden. Es müssen demnach Beispiele vorgeführt werdeil, an denen der Laie lernen kann. Dieses fasste der Ausschuss, der mit der Ent- werfung eines Programmes zu dieser Festausstellung betraut war, vor Allem in's Auge und setzte des- halb besondere Preise für verschiedene kleinere Arrangements, wie sie in Zimmern, auf Estraden, auf Balkon's u. s. w. Anwendung finden können, aus. Wenn auch keineswegs in der erwünschten Weise entsprochen wurde, so ist doch damit ange- fangen ; man hat eingesehen, wie wichtig und noth- 26 202 wendig es ist , dergleichen Arrangements durch Beispiele zu versinnlichen. Unserer Ansicht nach haben sie auch hauptsächlich dazu beigetragen, der ganzen Ausstelluug einen besonderen Reiz zu ge- ben, wie sie ihn, so schön und vorzüglich diese auch gewesen sein mögen, frühere nicht besassen. Man hatte damit in der That etwas Neues gegeben. Es kommt noch dazu, dass der Kunst- und Handelsgärtner Emil Beuche, dem das nicht weniger schwierige, als mühselige Amt eines Ord- ners übertragen war, in Gemeinschaft mit dem Kunst- und Handelsgärtner Jannoch, den er sich zur Unterstützung beigesellt, seine Aufgabe auf eine Weise gelöst hatte, die ihm den Dank des Vereines zunächst, aber auch aller derer, welche die Ausstellung besuchten , sichert. Was uns am Meisten gelungen schien, das war das harmonische Verhältniss zwischen dem Blumenreichthume und der Farbenpracht einerseits und dem in allen Nüan- cirungen vorkommenden Grün andererseits. Rings um an den Wänden war hauptsächlich das letztere vertreten; wenn auch hier an einzelnen Stellen Blumen und selbst kleinere Sortimente das Grün unterbrachen, so erschienen doch dei'en Farben mehr mildernd, als in Gegensatz tretend, und hoben jenes dadurch um so mehr. Ganz besonders gut nahmen sich beispielsweise die stengellosen Bromelien mit ihren prächtig -rothen Herzblättern inmitten exoti- scher Blattpflanzen in einer Gruppe des botanischen Gartens aus; sie mochten wohl dazu beitragen, ein treues Bild von der Mannigfaltigkeit südländischer Vegetationszustände zu geben. Auch die beiden Orchideen -Gruppen an den Seiten passten zu ihren Umgebungen. Vor Allem aber machte die sogenannte Königsgruppe, welche auf einer Terrasse stand und die hintere Giebel- wand deckte, durch die Reinheit ihres verschiede- nen Grünes sowohl, als auch durch die Mannigfal- tigkeit des fremdländischen Blätterschmuckes, einen grossartigen Eindruck. Der Blick hingegen auf hoher Terrasse, wo das Auge zunächst über all' die verschiedenen bunten Gruppirungen und über die Einzelpflanzen, welche beide auf grünem Rasen standen, nach dem reizenden Laubengange , durch den der Eingang führte , und drüber hinaus nach der Strasse schweifte, wo die Menschen in eiliger Geschäftigkeit dahin wandelten, war vor Allem am Nachmittage reizend, wo die Beleuchtung, haupt- sächlich aut der Strasse im tiefen Hintergrunde, noch sehr viel dazu beitrug. Das Arrangement erschien uns dieses Mal auch besonders elegant und entsprach demnach derjetzi- gen Zeitrichtung, namentlich in einer grossen Stadt von nahe einer halben Million Einwohnern. Die trotz der Mannigfaltigkeit der Farben keineswegs überladenen Blumentische und sonstigen Arrange- ments harmonirten auf eine freundliche Weise mit den bald mehr schauenden , bald mehr sinnenden Menschen, von denen besonders die Damen an Eleganz weit mehr gewetteifert , hätten nicht gar zu oft die unnatürlichen und unschönen Crinulinen einen grellen Miston gegeben. Bevor wir in's Einzelne gehen, sei es uns er- laubt, noch einige Worte im Allgemeinen zu sagen. Die Ausstellung fand wiederum in dem Königlichen Reithause in der Breiten Strasse Nro. 3() statt. Der daselbst orebotene Raum bildet ein längliches Viereck von über 90Fuss Länge und 44 Fuss Breite, und ist leider sehr hoch, so dass nach unten um so mehr dem Auge dargeboten werden musste, damit es nicht nach oben schweifen konnte. Von beiden Sei- ten fiel durch hohe Fenster das nöthige Licht ein. Den Eingang bildete eine Laube exotischer Schlinggewächse oder Lianen, welche erstere der Inspektor des botanischen Gartens, Karl Bouch^, angefertigt hatte; es wurden dadurch zu gleicher Zeit auch rechts und links '1 Räume für die Ordner und für die Preisrichter abgesperrt. Breite Wege führten auf beiden Seiten, wo auf schmalen Tischen Blattpflanzen die weisse Wand deckten, nach hinten zu einer gegen IG Fuss breiten Terrasse, zu der man auf einer breiten, in der Mitte befindlichen Treppe gelangte. Auf der Terrasse selbst befand sich bis zu einer ziemlichen Höhe, an der Giebel- wand hinaufsteigend, die bereits erwähnte Königs- gruppe, mit den Büsten Ihrer Majestäten des Kö- nigs und der Königin, so wie der Königl. Hoheit des Prinz-Regenten und der Prinzessin vonPreussen. Auch hier waren nur Pflanzen aus dem botanischen Garten verwendet worden. Der übrige Kaum bildete ebenfalls ein läng- liches Viereck, was mit Rasen belegt war. Dadurch, dass man genau in der Mitte ein Rundtheil (Ron- del) mit einem Wege ringsherum, der aber wiederum seitwärts mit dem, welcher sich an den Wänden hinzog, in Verbindung stand, abgesondert hatte, wurden ausserdem noch ein vorderer und ein hin- terer Theil gebildet, von denen ein jeder nach innen einen halbrunden Ausschnitt hatte. Das Rundtheil besass einen Durchmesser von 16 Fuss und war in der Mitte ohngefähr um 1 ' Fuss erhöht, um eine auf breitem Piidestale ruhende Schale zur Aufnahme von Blumen zu tragen. Die Schale war von gelbröthlichem Thon und aus der in dieser Hinsicht rühmlichst bekannten March'- schen Fabrik bei Charlottenburg freundlichst zur Verfügung gestellt. Ein Gehülfe aus dem botani- schen Garten, Böse, hatte es übernommen, die Schale mit Blumen zu füllen und seiner schwieri- gen Aufgabe glücklich entsprochen. Dass in der 203 jetzigen Jahreszeit Rosen hauptsächlich zur Ver- wendung kommen, ist begreiflich; sie fehhen auch hier nicht, um mit andern grösseren Blumen eine harmonische Vereinigung darzustellen , die haupt- sächlich sich den Augen durch Gräser leichter und wohlgefälliger zeigte. Der Obergärtner Egebrecht im Garten des KonsuTs Wagen er hatte ausserdem es übernom- men, das Rundtheil zu schmücken. Zunächst stan- den kleine Phrynion mit dunkel^'rnnen Blättern und niedrige Ardisien mit scharlachrothen Beeren, um- rankt von Cissus disLolor, dessen Blätter, nament- lich wenn sie jung sind, bekanntlich in allen Far- ben schillern, am Fusse dos Piedestal, während ein Kranz blauer Lobelien die niedrige Terrasse, welche jenes trug, umsäumte. Ein zweiter weit grösserer Kranz, wo schöne Pelargonien in üppiger Blüthenfülle mit weithin duftenden Helioti-opien wechselten, befand sich am äussersten Rande des Rundtheiles selbst. Auf den beiden Rasenstücken standen die Blu- mentische und sonstigen Gruppirungen, so wie ein- zelne öchauptianzen. Zwei Blumentische von 5 Fuss Durchmesser hatten Füsse aus noch mit Rinde ver- sehenen Holzstücken ohne allen Schmuck, während die übrigen Träger von Blumen schon durch ihr Aeusseres die Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Dieses war ganz besonders mit den aus Holz ge- schnitzten der Fall, welche der Bildhauer Seufert (Werderscher Markt Nro. 6) angefertigt hatte und nicht allein das Gepräge des Soliden, sondern auch des Nobeln und Eleganten trugen. Aber auch aus- serdem verdienen die aus massivem Holze geschnitz- ten den Vorzug, weil die gewöhnlichen aus Weiden- ruthen geflochteneu gar zu bald durch die Feuch- tigkeit, welche beim Giessen der Pflanzen verloren geht, leiden und unbrauchbar werden. Andere Blumentische und Blumenständer wa- ren aus Messingdraht .angefertigt. Obwohl auch dauerhaft, besassen sie doch mehr das Gepräge der Leichtigkeit, daher sie nicht weniger Empfehlung verdienen. Der Nadlermeister Schwendy (Linien- strasse U)9'') hatte einige zur Verfügung gestellt. Ausserdem war endlich von dem Tischlermeister Joachimsen (Küpenickerstrasse 127) ein Blumen- gestell mit Armen, aus Holz und vergoldet, zur Verfügung gestellt, wo auf den runden und flachen Enden der Arme die Blumentöpfe aufgestellt wer- den konnten. Von den beiden grossen Blumentischen befand sich der eine auf dem vordem Rasenstücke gegen das linke Ende des bogenförmigen Ausschnittes, während auf der andern Seite das zuletzt genannte Blumengestell mit Armen korrespondirte. '1 grosse Schiefblätter oder Begonien (B. Rex und Regina), von H Fuss Breite und 1|^ Fuse Höhe, aber nur in 15- zölligen Töpfen, ächte Schaupflanzen aus dem botanischen Garten und unmittelbar auf dem Rasen stehend, standen davor ;uif den beiden Vorsprüngen. Die Arme des obengenannten Blumengestelles hatte der Oberg. Fricke aus dem Garten des Ober- landesgerichts-Rathes Augustin an der Wildpark- station bei Potsdam benutzt, um daselbst ein ziem- lich vollständiges Sortiment der bei uns kultivirten Gold- und Silberfarne aufzustellen. Der Blumentisch des Oberg. Gireoud bildete eine abgerundete Pyramide von gegen 6 Fuss Höhe, wo Selaginellen, Adianten und andere leichte Farne die 5 Fuss im Durchmesser enthaltende Basis um- säumten, während eine niedrige Palme (Chamädo- ree) in der Mitte stand. Um diese waren gleich- sam die verschiedensten Blumen in allen Farben prangend gruppirt. Da sah man blendend-weisse kleine Calla's (Richardia africana), Rittersporn (Del- phinium formosum) in schönstem Blau, neuere Po- tentillen mit gelben und mennigfarbenen, ein Cle- rodendron mit tiefblaurothen Blüthen und wiederum die angenehm riechende Gardenie von weisser Farbe. Wandelblumen (Cinerarien), Calceolarien, Verbenen und andere Tagesblumen fehlten eben so wenig in der harmonischen Verbindung zu einem gelungenen Ganzen. Auf demselben Rasenstücke nach vorn befan- den sich, aber mehr nach den Ecken, 2 Farn-Grup- pen mit einer schlanken Palme in der Mitte. Die eine derselben hatte Inspektor Bouche aus dem botanischen Garten, die andere Universitätsgärtner Sauer gruppirt. Hier war es ein Oenocarpus Sancona, dessen Fuss von leichtem Venushaar (Adiantum), von Selaginellen, Diplacium celtidi- folinm u. a. umstellt erschien, dort hingegen um- gaben grössere Farne, als Polypodium grandidens var. elongata, Microlepia trichosticha, Marattia laxa u. s.w. eine Morenia corallocarpa, deren elfenbein- farbener Blüthenstand unter den Blättern ausserdem noch einen besonderen Reiz verlieh. Von den beiden vordem aus Messingdraht an- gefertigten Blumenständern trug das eine ein Bou- quet aus Rosen des Dr. Richter, das andere eins aus gemischten Blumen des Kunst- und Handels- gärtners Dav. Bouche. Letzterer hatte auch eine Haargarnitur, hauptsächlich aus Röschen bestehend, höchst geschmackvoll zusammengesetzt. Auf den beiden hintern aus massivem Holze bestehenden Blumenständern befanden sich dagegen als Schau- pflanzen eine blühende Torenia asiatica aus dem botanischen und ein Polypodium Reinwardtii aus dem Au gu st in' sehen Garten. Zwischen diesen beiden Ständern hatte der Ober«-. Schmidt im Garten des Geh. O.-Med.-R. 2ti* 204 Casper eine Gruppe noch ziemlich neuer, beson- ders Henderson'schen Begonien zusammengestellt, die davon Zeugniss ablegten, in welcher kurzen Zeit man dergleichen zu stattlichen Schaupflanzen heranziehen kann. Keine derselben besass weniger als 2 Fuss im Durchmesser. Und doch hatte sie ihr jetziger Besitzer erst vor wenigen Monaten di- rekt aus England bezogen. Wir behalten uns vor, noch besonders von ihnen zu berichten. Mitten aus ihnen ragte, auf kurzem Ständer stehend, ein Da- sylirion junceum des Universitätsgärtners Sauer, ebenfalls als Schaupflanze herangezogen, hervor. Seine Form sowohl, als das helle Grün der schma- len Blätter kontrastirte ganz eigenthümlich zu der doch meist dunkeln und bunten Färbung der Schief- blätter. Eine andere Gruppe strauchartiger Calceolai-ien in den mannigfaltigsten Farben befand sich vorn auf einem Vorsprunge des Rasenstückes. Der In- spektor Bouche hatte dieselben um eine niedrige Chamädorea gestellt. Wir gedenken endlich noch der 4 Schaupflan- zen, welche vor Allem durch ihre Kultur-Vollkom- menheit die Aufmerksamkeit der Kenner sowohl, als auch der Laien, auf sich zogen. 2 derselben, ein 2{ Fuss hohes Cypripedium spectabile mit gegen 2U Blumen und ein Rhynchospermum jasminoides um ein Draht-Cylinder gezogen, 3j Fuss hoch, 24- im Durchmesser und in rizölligem Topfe verdankte man dem Obergärtner Gireoud im N au en 'sehen Garten, eine Maranta regalis dagegen in der Höhe von IjP'uss und eine Erica Cavendishi mit wachs- farbigen Blüthen dicht besetzt dem Obergärtner Kreutz in dem Kommerzienrath - Kricheldor f '- sehen Garten in Magdeburg. Die zuletzt erwähnte Pflanze hatte bei einer Höhe von gegen 1 1 Zoll einen Durchmesser von fast |J Fuss und befand sich docli nur in Bizülligem Topfe. Zum ersten Male sah man in einer hiesigen Ausstellung eine blühende Curcuma rubricaulis. Man verdankte sie dem Obergärtner Dressler des Hofbuchdruckers Hänel aus Magdeburg. Auf dem hintern Rasenstücke korrespondirten auf der innern Seite 2 grosse Pflanzen mit den bei- den Blumentischen von grösserem Umfange. Die eine war eine Colea Commersonii, welche Rentier Laurentius in Leipzig nebst anderen alsbald zu erwähnenden schönen Pflanzen gesendet hatte. Wir bezweifeln, dass irgend in Europa noch ein zweites Exemplar dieser überhaupt noch wenig verbreiteten Pflanze aus Madagaskar hinsichtlich der Grösse und der Kulturvollkommenheit existirt. !l Quirle 3 Fuss langer und 111 Zoll breiter Blätter standen über einander. Der ganze stattliche Baum war über 6 Fuss hoch und besass einen Durchmesser von nahe o Fuss. Ihr gegenüber hatte der Kunst- und Handelsgärtner Späth eine in den Dimensionen ziemlich gleichkommende Chili -Tanne (Araucaria excelsa) aufgestellt. An dem Einschnitte nach innen befanden sich 2 aus Holz geschnitzte Tische, von denen beson- ders der eine, dem der Obergärtner Göring im Kaufmann- Hertz 'sehen Garten wegen seiner hüb- schen Aufstellung Beachtung verdiente. Genau in der Mitte hatte aber der Universitätsgärtner Sauer eine eigenthümliche Gruppirung versucht. An einem 1 gegen 4 Fuss hohen, ohngefähr 4 Zoll dicken, mit , einigen kurz abgehauenen Aesten versehenen Stamme war eine Kannenpflanze (Nepenthes destillatoria) als Liane angebracht, die mit ihren herunterhängenden Kannen ganz besonders die Blicke der Schauenden auf sich zog. Am Fusse des Stammes, und zwar nach vorn, war eine Bromelia Cai'olinae so gestellt, dass man grade in die brennendrothe Mitte, wo der unscheinliclie Kopf helllillafarbener Blüthen einge- schlossen war, hineinsehen konnte. Durch zarte Adianten, welche ringsum standen, trat der Epiphyt um so mehr hervor. Hübsche Achimenes in voller Blüthe, zwischen Begonien sich erhebend, bildeten die übrige, in der That nicht weniger reizenden, als eigenthümlichen Gruppe , zu der im Ganzen doch wenig Pflanzen gebraucht worden waren. Auf der entgegengesetzten Seite des Rasen- stückes und der Treppe gegenüber, welche auf die Terrasse führte, hatte der Inspektor Bouchö seinen Blumentisch angebracht. Er korrespondirte mit der Blumenschale des Rundtheiles, was beson- ders, wenn man auf der Terrasse stand und nach vorn schaute, hervortrat. In der Mitte befand sich hier ein über 5 Fuss hohes Exemplar der Theo- phrasta pungens (Jussiaei), an die sich grössere Blüthen, Pflanzen und einige rothblättrige Dracänen anschlössen. Es folgten Matricaria eximia, Cen- tranthus, orangenfarbige Diplacus, einige Diosmeen u. s. w. , die wiederum mehr nach dem Rande zu durch Gloxinien, Rhodanthe Manirlesii, einise Eri- ken, untermischt mit kleinen buntblättrigen Kala- dien, vertreten wurden.^ Den Rand umgaben kleine Begonien, zwischen denen Tradeskantien und Com- melynen überhingen. 4 Gru[)pen interessanter Pflanzen fanden sich ferner auf diesem Rasenstücke vor. 2 derselben hatte wiederum Herr Rentier Laurentius aus Leipzig geliefert. Die eine enthielt Neuheiten von besonderem Werthe, so die beiden buntblättrigen Farne: Pteris argyraea und tricolor, ferner Asple- nium glaberrimuni , Isotypus rosiflorus und onose- roides (Cataleuca rubicunda), die nette Aralia lepto- phylla und 4 Theophrasten : longifolia, latifolia, imperialis und macrophylla, von denen die erstere 205 wegen ihres gedrängten Wuchses besonders die Aufmerksamkeit der Schauenden auf sich zog. Wie die Colea, hatte sie !) Quirle und war doch nur, bei einer Breite von 'i Fuss, '12 Zoll hoch ; sie befand sich in einem (I zölligem Topfe. Die andere Laurent ius' sehe Gruppe bestand aus Tuccen und Agaven und war in so fern sehr interessant, als wohl alle buntblättrigen Formen und manche bisher verwechselte Arten hier verteten waren. Wir bedauern , dass uns die kurz zuge- messene Zeit nicht erlaubte, das so günstig darge- botene Material einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen. Zum ersten Male sahen wir Yucca Parmentieri und Agave xylonacantha in schönen, ziemlich grossen Exemplaren. Von der Yucca Dra- conis quadricolor sah man auch grössere Exemplare mit nur '2 Farben, so dass man recht sah, wie mit der Grösse allmählig die rothe Farbe sich verliert. Ausserdem waren auch die Abarten vorhanden, wo der Rand goldgelb gefäi'bt und wo dagegen in der Mitte ein goldgelber Streifen vorhanden ist. Die letztere besass den Namen Yucca longifolia fol. var. Yucca canaliculata schien uns von Yucca angusti- folia Pursh nicht verschieden zu sein, die wir frei- lich, da sie uns noch nicht in den Gärten vorge- kommen ist , nur nach der Beschreibung kennen. Beschorneria multiflora hat das Ansehen einer jun- gen Fourcroya und scheint sich doch von B. yuc- coides zu unterscheiden. Die dritte Gruppe verdankte man dem Ins]iek- tor Bouche im botanischen Garten. Es waren hauptsächlich neuere Araliaceen in besonders guter Kultur. Wir nennen von ihnen : Aralia farinifera, Sieboldii und reticulata, sowie papyrifera, welche letztere bekanntlich das chinesische Seidenpapier liefert. Zu ihnen hatte man wegen ihres ähnlichen Ansehens auch Dombeya ruscifolia und eine andere entsprechende Pflanze gestellt. Die vierte Gruppe endlich war von Pasewaldt, Obergärtner im Danneel' sehen Garten, zusam- mengestellt. Um einen ziemlich hohen Amorpho- phallus standen mehre der neueren Begonien, zum Theil , wie B. Knerkii und nivosa, als Schaupflan- zen, ferner buntblättrige Caladien, meist ebenfalls erst in der letzten Zeit eingeführt, Sonerila splen- dens, Hiraea Houlletii, Maranta pardina und einige andere nicht minder interessante Arten. Dem Kunst- und Handelsgärtner Hoff mann verdankte man ebenfalls 2 kleine Gruppen kleiner 5 -zölliger Töpfe mit Erica ventricosa grandiflora, jede aus 12 Exemplaren bestehend. Alle hatten genau dieselbe Grösse von 4' Zoll Höhe und 4 Zoll Breite, sowie ziemlich dieselbe Blüthenfülle. Es bleiben noch einige Schaupflanzen übrig. Auf dem einen Ende des bogenförmigen Ausschnit- tes nach innen befand sich wiederum eine Begonia Miranda aus dem botanischen Garten, auf den beiden Ecken nach hinten aber ebendaher eine grosse Pteris brasiliensis und eine prächtige Musa coccinea mit rothen Blüthenköpfon. Der Kunst- u. Handelsg. Allardt hatte auf dem andern vordem Ende ein Asplenium Nidus avis in 13zülligem Topfe, 3-^ Fuss breit und 2y Fuss hoch, aufgestellt. In der Mitte sah man ferner noch ein anderes stattliches Farn I aus dem botanischen Garten , nämlich Cyrtomium falcatum mit einem gleichen Durchmesser, aber 3 Fuss hoch. Zuletzt erwähnen wir noch aus dem v. Thielemann" sehen Garten in Wilmersdorf, dem der Obergärtner Pilder vorsteht, eine blühende Gardenia florida und einen Cissus discolor. Wir kommen zu der Terrasse. Auf dem Rande, der nach der Treppe zu abfällt, sah man zunächst ganz vorn und auf beiden Seiten 2 viereckig-läng- liche Glaskästen, welche der Oberlandesgerichtsrath Augustin durch seinen Obergärtner Fricke hier aufgestellt hatte. Der eine enthielt eine ziemlich vollständige Sammlung jener kleinen Orchideen (Anecochilus und Physurus), wo die Blüthen un- scheinlich, dagegen die Blätter mit einer ganz eigen- thümlichen bunten Färbung versehen sind. Die Eingebornen des ostindischen Festlandes nennen sie deshalb Petolen, d. h. Brokadekleid, was uns schon früher Anlass gegeben hatte, diese Pflänzchen mit dem Namen „Sammetblätter" zu belegen. Ausser- dem waren noch Nephelaphyllum pulchrum, Pogo- nia Nervile, Cephalotes follicularis und Pothos ar- gyraea beigegeben. Das andere Kästchen enthielt Farne meist schwieriger Kultur, wie Trichomanes radicans, Chei- lanthes pulveracea und Borsigiana. Selaginella pili- fera, Lobbii und Vogelii, sowie Lycopodium squar- rosum. Hinter diesen Kästchen erhob sich eine Rosen- pyramide. Der bekannte Rosenzüchter Forkert im Kriegsministerium hatte sich zu der Aufstellung seines Sortimentes kleiner Töpfchen, mit feuchtem Sande gefüllt, bedient, um seine schönen abgeschnit- tenen Rosen hineinzustecken. Auch dem Rentier Viering verdankte man ein kleineres Rosensorti- ment, was von der guten Pflege ihres Besitzers Zeugniss ablegte. Auf einem niedrigen Ständer endlich befanden sich 2 Pyramiden-Bouquete, wie- derum hauptsächlich Rosen , ausserdem aber noch Blumen und Gräser' in grosser Mannigfaltigkeit ent- haltend; es wurde schwer, eine Wahl zwischen bei- den zu treffen. Das eine hatte der Gärtner Krause im Thiergarten, das andere der Gehülfe im botani- schen Garten, Neu mann, zusammengesetzt. Wenden wir uns nun dem schräg abfallenden Rande der Estrade zu, welcher sich auf beiden 206 Seiten hinzieht , ao war der eine zur Aufstellung von allerhand neuen Einführungen benutzt. Zum ersten Male sahen wir '1 Alpenrosen des östlichen Himalaja blühend: Rhododendron Jenkinsii aus dem Garten des Banquier Eichborn in Breslau, dem Obergärtuer Reh mann vorsteht, und Rh. Keysii aus der Louis Mathieu' sehen Gärtnerei. Der letzteren gehörten auserdem eine noch unbestimmte Melastomatee (wahrscheinlich die Lasiandra elegans Naud.), Maranta coccinea floribunda (Thalia specta- bilis C. Koch, Stromanthe spectabilis des Par. G.) und Acer japonicuni purpureum. Dieses hatte übri- gens in einem noch grösseren Exemplare ebenfalls der Kunst- und Handelsgärtner Priem, ausserdem aber: Clematis lanuginosa, Indigofera Roylei und einige Semperviven, geliefert. Eine Auswahl der in der neuesten Zeit einge- führten Pflanzen waren ferner von dem Obergürtner Pasewaldt im Danneel'schen Garten und dem Kunst- und Haudelsgärtuer W. Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam zur Verfügung gestellt. Dem ersteren verdankte man Caladium hastatum, Cochliostema odoratum (Tradescantia odoratissima), Maranta argyraea, Pothos argyraea .und ein buntblät- triges Tussilago, dem letztern aber: Philodendron Wendlandi (von P. latipes C. Koch nicht verschieden), Anthurium obtusilobum, Homalomena coerulescens, Calyptrogyne saraquipense u. Chcilanthes Borsigiana. Auch der botanische Garten hatte einige neuere Pflanzen geliefert, von denen sich Spathi- phyllum lanceolatum und Philadelphus Salzmauni (wahrscheinlich nichts weiter als Ph. floribundus) in Blüthe befanden. Ein anderes Spathiphyllum, nämlich heliconiaefolium , ebenfalls in Blüthe, ge- hörte dem Oberlandesgerichtsrath August in in Potsdam. Wegen seiner schönen und langen Blätter stellt eben genannte Aroidee eine vorzügliche Blatt- pflanze dar und ist sicher zu empfehlen. Auch derRentier Laurent ius hatte eine sehr interessante Bronieliacee aus Leipzig gebracht. Sie gehört wahrscheinlich zu einem der beiden noch nicht beschriebenen und nur durch die Abbildung bekannten Gaudichaud'schen Geschlechter: Cheva- liera oder Peronneava, und war unter dem Namen Guzmannia spectabilis vorhanden. Durch sein eigenthümliches Ansehen zog ein buntblättriges Cyperus alternifolius, was der Ober- gärtner des Hofbuchdrucker-Hänerschen Gartens in Magdeburg, Dressler, eifigesendet, die Auf- merksamkeit, namentlich der Liebhaber, auf sich. Zum ersten Male sahen wir auch einige Exemplare des so sehr gerühmten Dianthus Heddewigii laci- niatus vom Hofgärtner Morsch in Charlottenhof. Als eigene Züchtungen standen hier ferner: 3 strauchartige Calceolarien aus dem botanischen und 5 Fancy-Pelargonien aus dem Konsul Wage- ner'schen Garten, welchem letzteren Obergärtner Egebrecht vorsteht, lieber diese werden wir, da sie sich den besten englischen der Art würdig anschliesscn, später noch besonders sprechen. End- lich verdienten die 18 Töpfe mit blühenden Lev- kojen, welche der Kunst- und Handelsgärtner Keu- mann in Erfurt geliefert, ebenfalls alle Beachtung. Die Pflanzen waren kurz und gedrungen, Hessen aber auf ferneres Wachsthum in die Breite hoffen. Wir gehen auf die andere Seite der Treppe. Hier standen wiederum Betronien in reichlicher Auswahl, meist eigene Züchtungen oder wenigstens neue Einführungen. Ein grösseres Sortiment, was zumal noch meist aus schönen Schaupflanzen be- stand, hatte Inspektor Jühlke, Besitzer der Karl Appelius'schen Gärtnerei in Erfurt, durch seinen Obergärtner Boes, das kleinere die bekannte Han- delsgärtnerei Moschkowitz und Siegling eben daselbst geliefert. Da wir über diese Begonien, so wie über die übrigen hier ausgestellten alsbald noch ausführlicher sprechen werden , gehen wir jetzt nicht weiter in"s Einzelne. Ehe wir die schöne und elegante Königsgruppe im Hintergrunde einer näheren Beschreibung unter- werfen, müssen wir der grossen und nicht minder in ihrer Vorzüglichkeit bemerkenswerthen Sorti- mente abgeschnittener Rosen des Baumschulbesitzera Lorberg und des Kunst- und Handelsgärtners Jan icke gedenken. Auf sie näher einzugehen, erlaubt uns leider der Raum nicht. Ausserdem hatte aber auch der Turn- und Fechtlehrer Lü- beck aus seinem Garten ein Sortiment Rosen in einzelnen Blüthen vorgelegt, was ebenfalls die Blicke der Kenner und Laien fesselte. Alle diese Sortimente befanden sich auf der Terrasse zur Seite. Vergessen wollen wir nicht das Sortiment pracht- voller Stiefmütterchen (Pensees) der Gärtnerei von Moschkowitz und Siegling in Erfurt. In'der Königsgruppe werden stets die Büsten der Allerhöchsten Herrschaften aufgestellt. Auf sie wird deshalb besondere Aufmerksamkeit verwendet, zu- mal sie ausserdem noch den Zweck hat, die breite Giebelwand bis zu einer nicht unbedeutenden Höhe zu decken und gleich beim Eintreten dem Auge einen imposanten Hintergrund zu bieten, auf dem es wohlgefällig ruhen kann. Der Königliche bota- nische Garten liefert das Material. Dieses Mal bil- dete ein grosses Exemplar der Cycas revoluta so gestellt , dass die zahlreichen Wedel deutlich ge- schaut werden konnten, gleichsam den Mittelpunkt, um den Fächerpalmen aus den Geschlechtern Livi- stona, Corypha und Sabal mit andern, deren Blätter gefiedert sind, namentlich mit Phoenix-, Oenocar- pus-, Cocos-, Chamaedorea- u. s. w. Arten, ab- 207 wechsolten. Schöne Carludovicen, Monsteren, grös- sere Philodendren, Dracänen und ähnliche Blatt- pflanzen mit frischem Grün trugen ausserdem zur Mannigt'ahigkcit bei. Grosse Myrtaceen , Bom- baeeen, Araliaceen und andere Bäume, diesen entsprechend, schlössen gegen die Seiten hin die majestätische Gruppe. Die beiden Seiten waren dieses Mal viel leich- ter gehalten, als früher; die Tische, welche die Pflanzen trugen, besassen auch eine geringere Breite. Durch einige Orangenbäume aus dem Königlichen Garten von Charlottenburg, unter denen sich auch die prächtigen Formen mit Blättern, denen der Weide ähnlich und mit den grossen Pompelpus- früchten befanden, unterbrachen die sonst gleich- massigen Aufstellungen sehr gemischter Pflanzen und waren zu gleicher Zeit benutzt, um allerhand interessante Gegenstände : kleinere Gruppen von Blumen, einzelnen Schaupflanzen, Obst, Gemüse, Gartengeräthe u. s. w., darunter aufzustellen. Die grossen Gruppen waren meist sehr mannig- faltig an blühenden und nicht blühenden Pflanzen, 2 enthielten jedoch hauptsächlich nur Orchideen. Die eine Aufstellung dieser wunderbaren Bewohner meist tropischer Urwälder, wo diese mit andern Pflanzen an den Stämmen und zwischen den Aesten grosser Bäume als Epiphyten vorkommen, verdankte man dem Obergärtner Kraus im Kaufmann -Moritz - Reiche n hei m'schen Garten. Lauter grosse und schöne Exemplare in bester Kultur. Den Glanz- punkt bildete ein Saccolabium guttatum mit 8 her- abhangenden, ziemlich langen Trauben, von zart- fleischfarbenen Blüthen ziemlich dicht. Daneben stand wieder ein Aerides odoratum mit 4 Trauben, dessen weisse, aber mit blauröthlichen Spitzen versehene Blüthen in Gemeinschaft mit denen der Vanda suavis stets sehr wohlriechende Düfte verbreiteten. Damit kontrastirten die seltsamen Formen der gel- ben Blüthen von zwei Anguloen: virginalis und Clowesii. Ueber alle ragte der Blüthenstand des Odontoglossum hastilabium hervor; dessen Blumen- blätter haben eine gelbgrünliche Farbe, während die weisse der Lippe allmählig in ßosa übergeht und an der Basis von Purpurbraun ersetzt wird. Alle standen gleichsam unter dem Schutze einer etwas überhängenden Caryota urens. Die zweite Orchideen -Gruppe gehörte dem Kunst- und Handelsgärtner Allardt und bestand aus 14 blühenden Arten, unter denen sich ein noch nicht bestimmtes Oncidium und eine Pleurothallis befanden. Ausserdem nennen wir; Dendrobium Farmeri, Epidendron asperum und ibrmosum, Mil- tonia stellata und Laelia aurantiaca. Was nun die andern 3 grösseren Aufstellungen anbelangt, so verdankte man die eine dem Hof- gärtner Crawack in Bellevue. Um ein sehr hüb- sches Sortiment von 21 blühenden Pelargonien stan- den gleichsam im Halbkreise verschiedene Blatt- und Blüthenpflanzen in der freundlichsten Harmonie ne- ben einander, doch herrschte im Allgemeinen der Blüthenschmuck der Gloxinien, Achimenes, einiger Cactus, Eskallonien, Eriken, Diosmeen u. s. w. vor. Die Zahl aller hier verwendeten Pflanzen betrug 126. Die zweite Gruppe des Kunst- und Handels- gärtners Louis Mathieu enthielt im Allgemeinen seltenere Pflanzen, von denen einzelne Familien und Geschlechter besonders reich vertreten waren. Blatt- pflanzen herrschten vor. Chamädoreen und einige andere leichte Palmen verliehen ihr neben Scitami- neen, besonders Thalien und Phrynien, buntblättri- gen Caladien und Begonien einen tropischen Cha- rakter, der durch!) blühende Orchideen noch erhöht Avurde. Von diesen führen wir nur Trichopilia coccinea, Cättleya Forbesii und Maxiilaria guttata auf. Die Begonien gehörten zum grossen Theile denen an, die der Obergärtner Stange in Ovel- gönne bei Hamburg gezüchtet hatte und uns noch Veranlassung geben werden , darüber zu sprechen. Durch U) Dracäneen, denen sich einige Pandanen anschlössen, erhielt die Gruppe in ihrer Eigenthüm- lichkeit wiederum etwas Neues. 1 4 ^^ Pflanzen hatte man überhaupt hier verwendet. Die grösste Gruppe war die des botanischen Gartens, denn sie bestand aus gegen drittehalb hundert Pflanzen ; unter ihnen befanden sich man- che, die es wohl verdient hätten, dass sie besonders aufgestellt worden. Das Verhältniss der Blatt- und Blüthenpflanzen hielt sich ziemlich gleich. Eine grössere Anzahl von Palmen: Chamädoreen, Calamus, Arecen u. s. w. verliehen ihr neben meist buntblättrigen Caladien, blühenden Gloxinien , ver- schiedenen Bromeliaceen mit feuerrother Mitten, s.w. ebenfalls einen tropischen Charakter. Grade die letzteren: Caraguata splendens, Bromelia Carolinae und agavaefolia, trugen ganz besonders dazu bei, und zwar um so mehr, als ihre Aufstellung die günstigste Anschauung erlaubte. Wir würden Ge- legenheit haben, noch manche interessante Pflanze zu nennen, wenn wir überhaupt nicht schon fürch- teten, den Bericht zu ausführlich gegeben zu haben. Es bleiben uns noch einige kleinere Gruppen von Blumen und wenige Einzel-Exemplare, welche hauptsächlich, unter den oben erwähnten Orangen- bäumen Platz gefunden hatten, zu erwähnen übrig. Zu den letztern gehören vor Allem ein sehr gros- ses Exemplar des Tamus Elephantipes, wie es kaum sonst existiren möchte, von dem Obergärtner Fricke aus dem Augustin'schen Etablissement geliefert; ferner ein im Zimmer gezogenes E^xemplar des Cactus Ackermanni in seltener Blüthenfülle, was 208 dem Fräulein Baronesse v. Firks, ersten Vorste- herin der Louisenstiftung gehörte, eine Strelitzia Eeginae des Kunst- und Handelsgärtner's Kuhns und 2 blühende Exemplare der Gesnerea Donkelaa- riana des Kunst- und Handelsgärtners Späth. Liebliche Gruppen bildeten die 21 blühenden Ver- benen des Herrn E. A. Schäffer (Rosengasse 28°), so wie die 40 Lobelien und die 40 Phlox Drum- mondii des Kunst- und Handelsgärtners Ostwaldt, während die 4 Alpenrosen des Kunst- und Handels- gärtners Barrenstein uns neue, bis dahin bei uns noch nicht gesehene Formen, unter ihnen Rho- dodendron Bylsianum und Ninon de l'Enclos, vor- führten, die 12 Exemplare des Nerium splendens des Kunst- und Handelsgärtner Späth aber wie- derum zeigten, was der Berliner auch mit gewöhn- lichen Marktpflanzen zu machen vermag. Endlich hatte noch der Rentier S chäf f er (Rosenfhalerstr. 40) durch seinen Obergärtner Jacob eine nette Gruppe von 18 blühenden Pflanzen (Calceolarien, Petunien, Gloxinien, Crassida coccinea u; d Pimeleen) zusam- mengestellt. Wir haben auch noch einige Verwendunoren abgeschnittener Blumen zu nennen. Sehr geschmack- voll war die Haargarnirung des Kunst- und Hau- delsgärtners Grieben, aus Stiefmütterchen ange- fertigt, die auf der einen Seite durch kleine Röschen von weisser, auf der andern von rother Farbe un- terbrochen wurden. Auch sein Bouquet erschien reizend. Nicht weniger waren der Kranz zum Auf- setzen, der Blumenteller und der Blumenkorb, welche der Blumenhändler Schmidt (Friedrichsstrasse 168) zur Verfügung gestellt hatte , in ihrer Zusammen- setzung; selungen zu nennen. An Obst hatte der Hofgärtner Brasse in Pless ein Körbchen mit Pflaumen der Oberhofgärtner Fintelmann in Charlottenburg und der Hofgärt- ner H. Sello in Sanssouci einige Körbchen mit Erdbeeren, der Hofgärtner Nietner in Schönhau- sen dagegen 2S Töpfe mit Erdbeeren in 14 Sorten ausgestellt. Auch das Gemüse fand sich wenig vertreten. Aus dem Versuchsgarten des Vereines .war mehres Neues ausgestellt: Spinat aus Savoyen, Spargel- salat (Lactuca angustana), von dem man die Blatt- rippen isst, neuholländischc Kresse (eine Form des Lepidium sativum) und verschiedene Radieschen, der Kunst- und Handelsgärtner Grass hatte dagegen ausgezeichneten Erfurter Zwergblumcnkohl, meh- rerlei Gurken, Kohlrabi, Spargel u. s. w. ausge- stellt, während man der bekannten Handelsgärtnerei von Moschkowitz u. Siegling in Erfurt eben- falls nicht minder ausgezeichneten Blumenkohl und 4 verschiedene Sorten Treibgurken, dem Obergärt- ner Pilder im Rittmeister v. Thiele mann' sehen Garte>n Sechswochen -Kartoffeln und Gurken ver- dankte. • An Instrumenten war durch Nicolaus Hoff- mann aus Nürnberg ein Sortiment solcher, wie der Gärtner und Liebhaber sie bedarf, ausgestellt, die wohl Beachtung zu verdienen schienen. Eine Niederlage befindet sich bei Meisner (Friedrichs- strasse 163). Auch der Klempnermeister Julius Berg er hatte einige der bereits in der Wochenschrift (Seite 168) näher beschriebenen Räuchermaschinen, so wie einige Gartenspritzen, der Fabrikant Koch (Schönebergerstrasse 17) aber Zink -Etiketten aus- gestellt. Wir ergreifen wiederum die Gelegenheit, um namentlich Baumschulbesitzer auf die Brauch- barkeit der letzteren aufmerksam zu machen. Grade hier, wo es gilt, die Namen richtig zu erhalten, sollte man die Ausgabe zur Anschaffung nicht scheuen. Es kommt noch dazu, dasa es im Preise vollkommen gleich ist, ob derselbe Name nur ein oder mehre Mal bestellt wird. Schliesslich erwähnen wir noch, dass der Maul- beer- und Seidenzüchter Pathe (Fennstrasse 7) einige Maulbeerpflanzen, wie er selbige in seiner Anstalt benut?t, zugleich mit mehrern Seidenraupen zur bessern Versinnlichung zur Verfügung gestellt hatte. ' Folgen des Ringelsclinittes an Weinreben. Wir haben im vorigen Jahrgange der Wochen- schrift mehrmals auf das Ringeln der Weinreben auf- merksam gemacht und erlauben uns, es um so mehr von Neuem zu thun, als wiederum ein Fall vorliegt, wo die günstigsten Resultate gewonnen sind. Wir haben bekanntlich mehre südländische Sorten, welche bei uns nicht tragen wollen, trotzdem aber sehr in's Holz wachsen. Hofgärtner Karl Fintelmann am Neuen Palais bei Potsdam, der die glänzendsten, von uns bereits (Seite 295 des vorigen Jahrganges) erwähnten Erfolge erhielt, hatte auch im vorigen Jahre und zwar zu gleicher Zeit dergleichen Reben geringelt. Wir liaben in diesen Tagen die Reben besich- tigt und fanden zu unserer grossen Freude da, wo im vorigen Sommer geringelt war, einen Reichthum von Trauben, während wo es nicht geschehen, kaum die eine oder andere, meist gar keine vorhanden war. Da die Zeit, wo das Ringeln geschehen muss, sobald nämlich die Trauben ohngefähr die Grösse I einer Erbse erhalten haben , bald herangekommen ist, ersuchen wir alle die, welche sich für den Ge- genstand interessiren. Versuche anzustellen und uns I später über den Erfolg zu berichten. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. ¥. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Befiirderuns; des Gartenbaues in den K()ni«;licli Preussisctien Staaten für Gärtnerei uiid Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekietair iles Vereines Professor Dr. Karl Koch. M 27. Berlin, den 5. Juli 1860. Preis des Jahrganges 5y Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch francu durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Pflanzen- und Blumenausstellung des Anhaltinischen Gartenhau- Vereines zu Dessau am il. '2.2. und -23. Juni. — Colea Commersonii DC. — Die schönsten Pl'cii'ensträuoher (Pbiladcl]ihus-Arten). — Zwei neue Phantasie-Pelargonien. — Ca- mellia Comte de Nesselrode. — Die neueren, so wie besseren Gemüse und Vilmorin's Annuaire (Fortsetzung). — Beilage. Dienstag, den 10. Juli, findet eine gemeinschaftliehe Exkursion nach Sanssouci statt, um hauptsächlich die Resultate der vorjährigen Eingelung der Weinreben in den Königl. Weinbergen unterhalb Belvedere in Augenschein zu nehmen. Die Abfahrt von hier geschieht mit dem Extrazuge Nachmittags um 3 Uhr. Pflanzen- und Blumenausstellung Anhaltiuischrn Gartenbau-Vereines zu Dessau am 21.. 22. und 2-!. Juni. Zum ersten Male seit längerer Zeit fand die Ausstellung in diesem Jahre wieder im Juni und zwar im Herzoglichen Orangerie-Hause statt ; der grössere daselbst zu Gebote stehende Raum hat ihr auch eine grössere Mannigfaltigkeit und Aus- dehnung gegeben, als sonst die Frühjahrs-Ausstel- lungen zeigten. Dem Eingange, vom Herzoglichen Lustgarten aus, gegenüber wurde man von einer grossen und sehr geschmackvoll zusammengestellten Gru])|)e von Blatt- und blühenden Pflanzen, welche dem Hofgärt- ner G. L. Seh och hierselbst gehörte, empfangen. In dieser Gruppe waren, beschattet von grossen und schönen Myrtenbäumen, die Büsten Sr. Hoheit des Herzog's , Sr. Hoheit des Erbprinzen und Ihrer Hoheit der Frau Erbprinzessin aufgestellt. Darüber hin wanden sich Blumenguirlanden. Hier waren die schönen neuen Pelargonien und Caiceolarien vorzüglich hervorzuheben. Neben dieser Gruppe reihten die würdigen Auf- stellungen der Kunst- und Handelsgärtner Sei- fert und Boas von hier sich an. Beide hatten namentlich neue und schöne Fuchsien gebracht ; doch verdienten auch die beiden neuen Caladien ( Chantini und Brogniartii ) des ersteren und die Odier'schen Pelargonien des letzteren besondere Beachtung. Ueber die Boas'sche Gruppe erhob sich ein schönblühendes Rhododendron ponticum des Kaufmann's Senn. Weiterhin, auf der rechten Seite vom Eingange, erfreuten die Blattpflanzen und Blumengruppen vom Hofgärtner G. L. Seh och von hier und vom Hof- gärtner Richter vom Louisium. Das Schoch'sche Sortiment von 38 Sorten Begonien Hess die Ver- schiedenheit ihrer prächtigen Blattbildung mit den herrlichen Zeichnungen darauf übersehen. Aus den reichen und sehr schönen Blattpflanzengruppen des Hofgärtner's Richter wollen wir nur die wunder- voll blühende Tapina splendens und Caladium ar- gyrites nennen. Dem Hofgärtner Li nke aus Biendorf verdankte man eine schöne und reichhaltige Pelargoniengruppe, vermischt mit schönen Theerosen und eingefasst von der hübschen Agrostis pulchella. Den Schluss auf dieser Seite machte eine grosse, geschmackvoll aufgestellte Gruppe von Cacteen und andern Fett- pflanzen der Professoren Jahn und Happach, so wie des Hofgärtner's G. L. Seh och. Auf der andern Seite des Ausstellungslokales hatten die Einsendungen in geschmackvollen Grup- pen vom Hofgärtner Schmidt im Georgium, vom 27 210 Stifsgärtner Herre in Mosigkau und von den Kunst- und Handelsgärtnern Lindemann von hier. Krause von Naundorf, Prietsch und Marx ' von hier, Platz gefunden. Eine jede bietet Schö- nes und Seltenes dar. Von ausgezeichneter Kultur ! waren die Schmidt'schen und Herre'schen Pflanzen. Wir wollen nur die schönen Exemplare der Clematis lanuginosa und lanuginosa pallida, der Hydrangea involucrata und manchei-lei Begonien in bester Kul- tur vom Hofgärtuer Schmidt, die prächtigen und grossen Dianthus Heddewigii, verschiedene Hima- ; laya- Rhododendren, grosse üppige Acacia petiola- ris, Orangenbäume in üppigster BlüthenfüUe und seltsame Nadelhölzer von Herre, hingegen reich- blühende Fuchsien und Pelargonien von Linde - mann, und die gut kultivirten Pelargonien von '. Prietsch erwähnen. Von den schönen Blattpflanzen und blühenden | Gewächsen, die Krause aus Naundorf einsandte, dürften namentlich Fuchsien und Pelargonien, Dra- caena umbraculifera, Senecio Farfugium (Farfugium grande Lindl. und der Gärten) zu erwähnen sein. Ein schönes, interessantes Sortiment Koniferen gab noch der Hofgärtner G. L. Schoch von hier. Nicht < weniger als drei Fenster hatte derselbe mit den verschiedenen Roezl'schen Pinus-Arten besetzt. Den Schluss bildete eine Tafel mit Früchten und Gemüsen. Erdbeeren, Gurken und Salat vom Hofgärtner G. L. Schoch, Blumenkohl von Lin- demann und eine Melone vom Direktor Arndt. Ein geschmackvoller Blumentisch von Seifert und ein Tisch mit Blumen-Bouquets von Lindemann und Prietsch, schöne abgeschnittene Rosen von Lindemann, und vorzügliche Gartenmesser aus Wolframsstahl angefertigt von G. Hauswald hat- ten hier ebenfalls Platz erhalten. Gehen wir, nachdem das Allgemeine in's Auge gefasst war, nun auch ins Specielle über und nen- nen das Vorzügliche. I. Die Pflanzen des Hofgärtner's Schoch. I. Pelargonien und zwar: a. Odier'sche: Duchesse de Cambac^res (Miel- lez), Madame Boucharlat (Bougiere), Prince Jerome (Duval), Diademe (Doiseau), Prinzesse Royal (Story), Madame Boucharlat (Miellez), Charles Turner (Miellez), Crocelle (Miellez), Alphons Leroy (Duval), Claude Lorrain (Miel- lez), Pescatorei superbum (Miellez), Dugueslin (Carpentier), Napoleon HL (Miellez), William Schule (Lemoine), Modele (Miellez), Alma (Du- val), Grand Duchesse Stephanie (Duval). b. Diadem-Pelargonien: Madame de Pruines (Lemoine), Madame de Wendel (Duval), Se- neque (Malet), Virginie Miellez (Miellez), Pli- nius (Malet), Virgil (Malet), Bicolor (Miellez), Madame Fevrifer (Les^ble), Ciceron (Malet), Flambeau (Lemoine). c. Grossbluniige Pelargonien: Eclips (Hen- derson), Simmetry (Forster), Malvina (Doiteau), Rose Raglan (Hoyles), Laquintin^e (Lemoine), Mad. Ingelrelst (Lemoine), Bianca (Hoyle), King of Prussia (Turner), Gloire de Paris (Quellarde), Scarlet brillant (Henderson). 2. Von den Calce olarien nennen wir: General Cavaignac, Lord Raglan, golden Cap, Alexander H, bicolor und General Outram. 3. Von den Begonien aber: Rex Leopardina, RoUissonii, grandis, splendida imperialis, splendida, picturata, Imperator, aniabilis (Linden), margariti- fera (Liebig), Saxonia (Liebig), seriosa (Liebig), smaragdina (Liebig), Eldorado (Liebig), Dominica (Liebig), Frau Maria Fontaine (Liebig), Gabriele (Liebig) u. a. m. 4. Die Cacteen hatte Hofgärtner Schoch um eine Agave filifcra und eine A. bromeliaefolia gruppirt. 5. Von den Erdbeeren in grossen uud guten Früchten nennen wir: a. Improved Blake's Prince, b. La grosse sucr^e, c. Exhibition (Nicholson), d. Prince of Wales (Stewart et Neilson), e. Gäineau (Gelincau), f. Prince imperiale (Graindrogge), g. Mrs. Dr. Neilson (Stewart et Neilson), h. Prince of AVales (Toynes), i. Incomparable (Blakes), k. La chalonaise, 1. Ad;iir (Henderson), m. Rival queen, n. Empress Eugenie, o. Mai Königin. IL Vom Kunst- und Handelsgärtner Seifert von hier nennen wir: Caladium Chantini, C. Bro- gniartii, Begonia Rex magnifiea, B. Gaerdtii, Gym- nogramme Laucheana, ferner 24 Sorten schöner neuer Fuchsien, und einen geschmackvoll arran- girter Blumentisch. HI. Vom Hofgärtner Schmidt aus dem Ge- orgium verdienen vor Allem erwähnt zu werden die Schau- oder Kulturpflanzen von: Begonia Lazuli, zweier Begonien - Sämlinge des Konsul Schiller, B. Queen Victoria, B. Leopoldii, B. Rex, B. ama- bilis (Linden), B. [)occila (picta vera der Gärten) u. a. m., ferner Tremandra Ilügelii, Hydrangea ja- ponica fl. plen., Clematis lanuginosa pallida, Cl. la- nuginosa, Cl. florida, Chamaecyparis nutkana (Thujopsis borcalis der Gärten), Thuja Doniana, Excoecaria bicolor (Croton discolor der Gärten) u. a. m. IV. Vom Stiftsgärtner Herre in Mosigkau: 2 sehr schön gezogene hochstämmige Pomeranzen- bäume in Blüthe, sehr schöne Dianthus Heddewigii, Acacia pulchella, racemosa und petiolaris, Crypto- meria Lobbii und Diosma ciliaris u. a. m. V. Vom Kunst- und Handelsgärtner L in- dem ann von hier: 2 schöne Fuchsien, Rose of 211 Castile, so wie Prinzesse of Prussia, eine unge- mein reichbliihende Iloya cainpsa und Pelargonium hederaefolium. Ein schöner Odier'scher Pelargo- nien-Sämling voii ihm wurde Madame Lindemann genannt. Er ist im Centrum fleischfarben, Blumen- blätter fcurigkarmin mit dunkelpurpur Flecken und hellrosaroth umsäumt, bei schöner Form und Hal- tung, sowie reicher Bliithe. VI. Vom Kunst- und Handelsgärtner Krause jun. in Naundorf: Dracaena umbraculif'era, Panda- nus utilis, Senecio Farf'ugium, Gynerium argenteum, Thuja aurca u. a. m., endlich auch schöne Fuchsien. VII. Vom Kunst- u. Handelsgärtiier P riet seh von liier: Sehr gut kultivirte neuere Odier'sche Pelargonien. VIU. Vom Kunst- und Handelsgärtner Marx von hier: schöne Begonien, als B. Leopoldii, Rex, Rex magnifica, Madame Wagener, Sämling Konsul Schiller (Stange) u. a. m. IX. Vom Kunst- und Handelsgärtner Boas von hier: schöne Odier'sche Pelargonien. Wir nennen Napoleon III., Grand-Duchesse Stephanie, ferner Verschaffeltii, La Belle-Alliance. Fuchsien, worunter sich die schönen, von ihm gezogenen Säm- linge auszeichneten : 1. Schöne von Anhalt, 2. Abdul Medschid, 3. Holgärtner Schoch, 4. Friedrich Marx, die sich in Farbe und Füllung den neuesten fran- zösischen und englischen würdig zeigen. Sie blüh- ten leider bei der Preis-Bestimmung sehr gering. Von Begonien zeichneten sich aus : nebulosa, Isis, Urania, grandis. X. Hofgärtner Richter vom Louisium hatte unbedingt die schönste Blattpflanzengruppe ausge- stellt. Hier sah man hauptsächlich Aroideen und Begonien. Die Mitte bildete ein sehr schönes und gut kultivirtes Blechnum brasiliense, um das sich reihten: Acacia cristata blühend, Monstera Lennea (Philodendron pertusum Kth und der Gärten), Phi- lodendron pinnatifidum und cannaefolium, Caladium metallicum undpictum, Böhmeria argcntea, Begonia Rex, Rex magnifica, splendida argentea, Leopoldii, annulata C.Koch (Griffithii Hook.), Miranda u.a.m. In der zweiten grossen Gruppe zeichneten sich aus: Amorphophallus bulbifer blühend, Tapina splendens blühend, Caladium argyrites, Phlox Radetzky, Fuchsia fulgens dark , Pandanus graminifolius, Rhapis flabelliformis u. a. m. XI. Vom Hofgärtner Linke in Biendorf war vorhanden eine grosse Pelargonien-Sammlung von gegen 4U Sorten. Wir nennen die schönsten: Tha- lia (Malet), Plinius (Malet), Reine Hortense, Geant des BataiIles(Mielle«), Madame Ingelrelst (Lemoine), Dr. Andry, striatum perfectum, James Odier, Se- linda, Cyclop. Unter den Theerosen zeichneten sich aus: Melanie Oger, Mansais und Melanie Vil- lermoz. Ein grossblühender Pelargoniensämling von ihm wurde erst benannt und Maria Antoinette ge- nannt. Es sind : Centrum rosalilla, obere Blumen- blätter purpurkarmin , mit dunkelpurpur Flecken, untere Blumenblätter zart karminrosa mit Hellrosa I gleichmässig umsäumt. Guter Bau und reicher Blüthenstand. XII. Die schönsten Cacteen gehörten dem Pro- fessor Happa eh. Mächtige Opuntien, Cereus, Ma- millarien, Echinopsis, Echinocactus von ausgezeich- neter Kultur. XIII. Vom Pi'ofessor Jahn stammten dagegen grosse Mamillarien. Die Preisvertheilung war folgende : 1. Den 1. Preis: die silberne vergoldete Me- daille für die beste Sammlung blühender Pelargo- nien in mindestens 24 Varietäten erhielt der Hof- gärtner G. L. Schoch in Dessau. 2. Das Accessit hierzu (eine silberne Medaille) dagegen Hofgärtner Linke in Biendorf, für eine gleiche Sammlung. ?>. Die erste silberne Medaille für die schönste Gruppe gut kultivirter Pflanzen in mindestens 30 Arten wurde dem Hof'gärtner Richter im Louisium zugesprochen. 4. Die zweite silberne Medaille für eine Gruppe seltener und neuer Pflanzen in mindestens 6 Arten dem Hofgärtner Schmidt im Georgengarten. 5. Einen Extrapreis, bestehend in einer bron- zenen Medaille, für eine eben solche Gruppe, be- kam der Stiftsgärtner Herre in Mosigkau. 6. Einen zweiten Extrapreis dagegen, bestehend in einer silbernen Medaille, für Cacteen in ausge- zeichneter Kultur der Prof. Happach in Dessau. 7. Die bronzene Medaille für 20 Sorten Fuch- sien in guter Kultur der Kunst- und Handelsgärt- ner Seifert von Dessau. • 8. Die schönen Fuchsien-Sämlinge des Kunst- und Handelsgärtner Boas von Dessau ein Ehren- diplom. !). Die bronzene Medaille für eine schöne, gut kultivirte Pflanzengruppe erhielt der Kunst- und Handelsgärtner Lindemann von Dessau. 10. Ein Extrapreis, eine bronzene Medaille, für das Roezl'sche Pinus- Sortiment in kräftigen ein- jährigen Pflanzen der Hofgärtner G. L. Schoch in Dessau. 11. Ein Ehrendiplom für eine schöne Blatt- pflanzen-Gruppe: der Kunst- und Handelsgärtner Krause in Naundorf. 12. Ein Ehrendiplom für schön kultivirte neuere Odier'sche Pelargonien: der Kunst- und Handela- gärtner P riet seh von Dessau. 27' 212 Colca Conimcrsonii DC. Unter den '25000 Pflanzen, welche der berühmte Reisende in der zweiten Hälfte des vorigen Jahr- hundertes, Commerson, gesammelt haben soll und welche sich jetzt im Museum d'histoire natu- relle zu Paris befinden, war auch eine Colea, die der jetzige Herausgeber des Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis, Alph. de Candolle, nach ihrem Entdecker Colea Commersoni nannte. Leider scheint aber das getrocknete Exemplar kei- neswegs in der Weise vorhanden gewesen zu sein, um eine sichere Diagnose darauf zu gründen. A. de Candolle gibt die Blätter doppelt ge- fiedert an, da die Fiederblätter wiederum aus 9 Blättchen bestehen sollen. Sollte hier nicht ein Versehen obliegen und der genannte Gelehrte nicht die vollständigen Blätter für Fiederblätter gehalten haben? Alle übrijren 11 Coleen besitzen nur ein- fach -gefiederte Blätter. Seit einigen Jahren be- sitzen wir nun aus Belgien eingeführt eine Pflanze, die wohl eine Colea sein möchte und auch den Namen Colea Commersonii führt. Wenn aber die Angabe A. de Can dolle's richtig ist, so muss die Gartenpflanze eine andere sein. Wir wissen aller- dings nicht, wer dieser obigen Namen gegeben hat ; es möchte überhaupt schwer sein, nach einer sol- chen Beschreibung, wie wir von Colea Commer- sonii haben, eine Pflanze wiederum zu erkennen. Uns scheint es demnach, als wenn der Name, wie es ja überhaupt nicht selten in den Gärten geschieht, nur gegeben wäre, damit die Pflanze einen habe. Auf der Festausstellung des Vereines, wie wir aus dem Berichte ersehen, hatte der Rentier Lau- rentius aus Leipzig ein Exemplar der Colea Commersonii ausgestellt, was wohl in dieser Schönheit auf dem Festlande unseres Erdtheiles, wie auch jenseits des Kanales, kaum existiren möchte. Es ist eine stattliche Pflanze , die leider für das dortige Etablissement zu gross zu werden anfängt, weshalb ihr Besitzer, so ungern er sich auch von ihr trennt, sich doch gezwungen sehen müclite, sie weg- zugeben. Dass sie in jedem grösseren Warmhause — dieses verlangt die in Madagaskar einheimische Pflanze durchaus — eine grosse Zierde darstellen würde, unterliegt keinem Zweifel. Besagte Pflanze hat bereits eine Höhe von 6 Fuss und stellt einen einfachen Stamm mit mehr in Quir- len stehenden Blättern dar. Da diese 3 Fuss lang sind, aber etwas schräg nach oben stehen, so wird es nicht auffallen , dass der Durchmesser des gan- zen Baumes über 5 Fuss beträft; Jedes Blatt be- steht wiederum aus 9 Zoll langen und 1 7 bis 2 Zoll breiten Blättchen von länglicher Form. Alle sind lederartig und haben eine mattgrüne Farbe, sowie einen ganzen Rand. Nur das oberste Blättchen ist wenig grösser. Es befinden sich aber ausserdem noch an der Basis '2 kleine Blättchen. Hoffentlich kommt die Pflanze zum Blühen und gibt uns dann Gelegenheit, die Blüthe genau zu untersuchen, um dann den Namen mit Bestimmtheit festzustellen. Die 12 bis jetzt bekannten Coleen kommen fast nur auf Madagaskar und den Maskarenen vor, nur eine (C. ramiflora DC.) wächst auch auf Timor, also im Malayen-Archipel. Die erste, C. mauri- tiana, entdeckte der damalige Gouverneur auf Mau- ritius, Cole, und ist dieselbe bereits als Bignonia Colei im botanical Magazine (tab. '2817) abgebildet worden. Bojer, ein Böhme von Geburt, der bis zu seinem vor wenig Jahren erfolgten Tode Dii*ektor des botanischen Gartens auf genannter Insel war, erkannte jedoch in ihr und einigen andern ähnlichen Pflanzen den Typus eines besonderen Geschlechtes, was zu gleicher Zeit als Verbindungsglied zwischen den ächten Bignoniaceen und Crescentieen, welche letztere früher als Solanaceon, dann als Gesnera- ceen betrachtet wurden, anzusehen ist, und legte denselben den Namen ihres Entdeckers bei. Die schönsten Pfeifensträucher (Philadelphus- Arten). Zu den schönsten Blüthensträuchern gehören ohne Zweifel die Pfeifensträucher, von denen wir auch bereits in dem vorigen Jahrgange (Seite '225) eine monographische Bearbeitung gegeben haben; sie verdienen noch weit mehr berücksichtigt zu werden, als es geschieht. Wir bedienen uns ab- sichtlich des deutschen Namens Pfeifenstrauch für die sonst gewöhnlichere Bezeichnung „falscher oder wilder Jasmin", da er bezeichnender ist, wie wii aus der kleinen Abhandlung über den Baum der türkischen Pfeifenröhre gesehen haben. Die Fran- zosen bedienen sich des griechischen, eine Röhren- pfeife bedeutenden Wortes Syringa dafür und geben dadurch oft Verwechslung mit unseren Syringa- Arten. Gewöhnlich sieht man in den Anlagen nur den Philadelphus coronarius L. Aehnlich wächst aber noch und blüht fast zu gleicher Zeit die Art, welche ihn im Himalaya- Gebirge ersetzt, nämlich Ph. tomentosus Wall., gewöhnlich als Ph. ne- lensis in den Gärten. Auch er hat angenehm riechende Blüthen und empfieht sich ausserdem durch deren weissere Farbe. Vor Allem sind aber H Arten wegen ihres aus- serordentlichen Blüthen reichthumes um so mehr zu empfehlen, als die Blüthezeit auch etwas später als die der gewöhnlichen Pfeifenstrauches fällt, und die 213 Blüthen, mit Ausnahme der einen, ebenfalls eine weisse Farbe besitzen. Von diesen dreien steht Phi- lade Iphus l'loribundus Schrad. mit einem sehr bezeichnenden Namen oben an. Der Strauch wächst insofern anders als Ph. coronarius, weil lanse Aeste emporsteigen und aus dem Winkel der Blätter kleine Zweijze von kaum Fusslänge hervortreiben, die wie- derum in den Winkeln eirunder, aber zugespitzter Blätter mit graufilziger Untertiäche und gegen 2 Zoll Länge, nach den Enden aber allmählig kleiner wer- dend, kurzgestielte Blüthen, den angenehmsten Ge- ruch verbreitend, besitzen. Ausserdem stehen aber meist f), nur von kleinen Deckblättchen gestützte Blüthen am Ende der Zweige. Man kann sich kaum einen Begriö von der Schönheit eines solchen Astes in Blüthe, der gar nicht selten 4 und fi Fuss lang ist, machen. Da die kurzen Zweige in den Winkeln gegenüberste- hender Blätter in ziemlich gleicher Grösse sich be- finden, so hat ein solcher Ast eine vierkantige Figur, in der die weissen Blüthen an den Kanten stehen und mit dem Grün der Blätter in freundlicher Har- monie sich befinden. Auf gleiche Weise wächst Ph. Gordonianus Lindl. Flier haben aber die Blätter auch auf der Oberfläche ein graugrünes Ansehen und die Blü- then besitzen , obwohl sie fast in noch grösserer Fülle vorhanden sind , eine mehr gelbliche Farbe, sowie einen keineswegs Jederman angenehmen, zu- mal starken Geruch. Sie sind auch etwas kleiner und wölben sich noch mehr glockenförmig zusam- men, als es bei Ph. floribundus der Fall ist. Die dritte Art ist Ph. latifolius Schrad. Wegen der grossen Blätter verdient sie ebenfalls ihren Namen. Im Wachsthume steht sie zwischen dem gewöhnlichen Pfeifenstrauche und den beiden vorhergehenden, denen sie sich jedoch mehr nähert. Sie wird sehr hoch und ist , so viel wir zu beob- achten Gelegenheit gehabt, der am Höchsten wach- sende Pfeifenstrauch. Die Fülle der Blüthen ist hier geringer; diese sind dagegen weit grösser, blendend weiss und breiten sich später ziemlich flach aus. Dagegen ist der Geruch weit schwächer, bisweilen gar nicht vorhanden. Schrad er hat noch eine sehr ähnliche Art beschrieben, die er Ph. verrucosus nennt, weil die Härchen auf kleinen Wärzchen stehen sollen. Die Behaarung ist jedoch überhaupt, und nament- lich bei den Pfeifensträuchern, schwankend. Auf trockenen Stellen haben wir allerdings bisweilen dieses Merkmal beobachtet, fanden aber bei fortge- setzten weiteren Untersuchungen keinen anderen durchgreifenden Charakter. Auch die Spaltung des oberen Griffeltheiles ist relativ. Möglicli jedoch, dass wir noch keinen ächten Ph. verrucosus gesehen haben. Aehnlich hat übrigens schon Bosc eine Art als Ph. pubescens, Lindley als Ph. grandi- florus beschrieben, der zuerst genannte Name müsste, insofern sich die wahrscheinliche Identität aller drei oder vier Arten nachweisen sollte, die Priorität haben. Dass Mittelformen zwischen dem Ph. latifo- lius Schrad. und grandiflorus Willd. vorhanden sind, dass der letztere vielleicht sogar selbst Blend- ling von Ph. inodorus und latifolius ist, ha- ben wir schon in der oben citirten Abhandlung ausgesprochen. Es gibt aber wiederum Formen, die den Charakter des Ph. grandiflorus und latifolius zugleich tragen. Solche sind Ph. spe- (jiosus Schrad. und laxusLodd. der frühern Zeit, die beide wiederum aus den Gärten verschwunden zu sein scheinen, sowie Ph. Roy 1 ei der neuesten Zeit. Dagegen ist Ph. chinensis der Gärten nicht von Ph. grandiflorus Willd., Ph. Coluinbia- nusHort. nicht von Ph. latifolius zu unterschei- den, der ächte Ph. inodorus L. kommt dagegen neuerdings wieder als Deutzia sanguinea vor. Zwei neue Pliaiitasie-Pclargonieii. In dem Berichte der Festausstellung des Berliner Gartenbau- Verein es haben wir auf die 6 vom Ober- gärtner Egeb recht im Konsul- Wagen er'schen Garten gezüchteten Pelargonien hingewiesen und uns Näheres darüber vorbehalten. Von diesen ti Pflan- zen waren es hauptsächlich 2 , welche eine weitere Verbreitung verdienen und deshalb von uns hier näher beschrieben werden sollen. 1. Consul Wagen er gehört zu den eigen- thümlichen Phantasie-Pelargonien, welche sich duixh Ungleichheit in der Farbe der Blumenblätter aus- zeichnen. An der Spitze eines allgemeinen Stieles stehen nämlich 2 bis 6 Blüthen mit einem Durch- messer von 1{ Zoll. Die Farbe der Blumenblätter ist weiss und rosa, aber insofern originell, als sie in Form breiter und unregelmässiger Streifen auf- tritt , so dass keine Blume der andern vollkommen gleicht. In der Mitte der H untern Blumenblätter be- findet sich ein kleiner und schwacher, bläulich-rother Flecken, der als Ende einer ebenso gefärbten, von der Basis ausgehenden Aderung auf weissem Grunde erscheint. Die beiden obern sind im Allgemeinen etwas dunkler, haben aber in der Mitte ebenfalls einen dunkelern und grösseren Flecken, der nach unten in eine ebenso gefärbte und federförmige Aderung übergeht. Die Laubblätter besitzen eine mattgrüne Färbung und sind bei rundlicher, jedoch schwach 3-lappiger Kante ebenfalls nicht gross {2j bis ?> Zoll). Nerven und deren Hauptäste liegen vertieft. 214 2. Minna Bontel besitzt etwas grössere Blü- then, als jene. Die 3 untern Blumenblätter sind pfirsichroth, allmälilig gegen die Basis in Weiss übergehend. Ein schwacher dunkeler Flecken in der Mitte und eine bläulich-rotheNeivatur zeichnet sie ausserdem aus. Die oberen Blumenblätter be- sitzen dagegen eine sammetartig-rothe Farbe , die nach dem Rande zu allmählig heller wird, die Ba- sis ist aber wiederum weiss. Blaurothe Adern durch- ziehen ebenfalls die Fläche. Die Laubblätter glei- chen zwar in Farbe und Form denen der vorigen Sorte, sind jedoch etwas grösser und tiefer dreilappig. Camellia Couite «Ic Aesselrode. Die Blume dieser prachtvollen Kamellie hat einen Durchmesser von 4^ Zoll, und ist bis in's innerste Herz von tadellosester Regelmässigkeit. Die einzelnen Blumenblätter sind schön rund-ge- formt, zart-, doch nicht zu blass-rosa gefärbt, mit feiner, etwas dunklerer Aderung, am Rande in reines Weiss übfergehend, also von demselben ein- gefasst. Bis jetzt hat die Blume sich stets als konstant erwiesen. Beim Aufblühen ist sie mehr rosenförmig, später wird sie flach, und die Blumen- blätter liegen dachziegelförmig-übereinander. Dazu tommt ausser kräftigem und gefälligem Wachsthume noch ein reichliches und leichtes Blühen. Alle diese Eigenschaften machen diese Sorte sehr werthvoll; Farbe und Bau der Blumen geben ihr besonders das reizende Ansehen einer Rose. Ein mit Blumen reich bedecktes Hochstämmchen erregte auf der diesjährigen Dresdener Frühjahrs- Ausstellung die Bewunderung der Beschauer, und wurde mit der silbernen Medaille prämiirt. Die neueren, so nie besseren Geuiüse und Vilniorin's Anuiiaire. (Fortsetzung.) C. Kohlarten. I. Grünkohl und Blattkohl. 1. Der Grüne Schnitt-Blätterkohl mit breitem Blumenkohl blatte ähnelt im Wachs- thume allerdings dem Schnittkohle, hat aber ganze oder nur wenig eingeschnittene Blätter. Nach v. Fabian ist er aussezcichnet und deshalb sehr ZU empfehlen. Da er sich sehr ausbreitet, muss er weitläufiger, als die gewöhnlichen Sorten, gepflanzt werden. 2. Chou new heading ist eine schlechte Sorte des Krauskohls, von dem man bekanntlich j einen grossen und einen kleinen hat. Zu dem erstem gehört der genannte und der auch neuerdings em- pfohlene Neue grüne Krauskohl, aus dessen Samen Vilmorin aber grade die kleine Sorte ge- zogen haben will. 'r>. Melewille's beautyful variegated Borecole ist nach Vilmorin ein gewöhnlicher Krauskohl, aus dessen Samen aber rothe und grüne Sorten hervorkommen. Da er besser, als alle übrigen Sorten der Kälte widersteht, verdient er vielleicht Berücksichtigung. Nach v. Fabian möchte aber doch eine besondere Sorte der Art existiren, die er wohl vor 12 Jahren kultivirte. Die Pflanzen wurden 5 Fuss hoch mit theils roth, theils grün gezeichne- ten Franzen an den Blättern, welche ausserdem noch auf der Oberfläche eine Menge Auswüchse vom Ansehen junger Pflanzen machen. Nach v. Fabian ist es eine hübsche Blattpflanze, aber sonst ohne Werth. i. Chou Minette macht, wie Daubenton's Staudenkohl (Chou vivace de Daubenton), am Grunde des Stengels Seitenzweige, die sich selbst bewurzeln können. 5. Der Grüne hohe lappländische Kohl gehört zu den hohen, sich verästelnden Sorten, er- reicht zwar nur eine Höhe von 4 Fuss, wird aber um so breiter. Er wird ganz allgemein in Schweden bis in den höchsten Norden hinauf angebaut und gehört zwar keineswegs zu den feinern Sorten, ist jedoch sehr ertragreich. In Frankreich führt er den Namen Chou vert branchu de Poitou. 6. Der sogenannte Tagelöhner-Kohl (Cot- tager's Kaie), der von EuLjland aus so sehr gerühmt und namentlich als die beste und wohlfeilste Speise für die Armen empfohlen wurde, hat sich gar nicht bewährt und ist rasch zurückgegangen. Bei un^ ist er demnach nichts Besonderes mehr, am Aller- wenigsten ein Sprossenkohl, sondern der ganz ge- wöhnliche hohe Futterkühl geworden. • Von allen mir zu Gebote stehenden Verzeichnissen der Han- delsgärtner ist das der Karl Appelius'schen Gärt- nerei in Erfurt das einzige, was dieses offen aus- spricht. 7. Zarter gelber Butterkohl verdient we- gen seiner grossen Ergiebigkeit alle Beachtung, da er den ganzen Sommer hindurch geblattet werden kann. Er ist weniger streng, als der gewöhnliche Grünkohl, aber mehr verdaulich. II. Wirsing oder Herzkohl. 1. Als Bamberger Wirsing kultivirt man jetzt eine Sorte, welche vom Ulmer Savoyerkohl oder kleinen frühen Mailänder Kohl gar nicht ver- schieden ist. 2. Herblinger neuer extra gekräusel- ter Savoyer-Kohl ist ein grüner langer Wir- sing, gehört also zu den spitz zulaufenden Sorten, 215 welche in Frankreich als Milan k tele longue be- kannt sind und alle Empfehlung verdienen. Ver- scliieden ist durchaus nicht der Strasburger langköpiige grosse runde Savoyerkohl. 3. Fein genarbter englischer Wirsing und Hogg's superior curled scheinen nicht ver- schieden und nach Vilmorin mit Milan du Cap identisch zu sein. Er ist sehr gut und gehört zu den mittlem Sorten. 4. Chou de Milan gros dore du Mans ist nach Vilmorin gar kein gelber Wirsing, sondern ein Gemisch des gewöhnlichen Herzkohles und des Ulnier späten Wirsinges (Paiicalier de Touraine), welcher letzterer sich bekanntlich durch seine dun- kel-grüne Farbe und durch seine starken Rippen auszeichnet, während der gelbe Wirsing besonders im Winter eine fast goldgelbe Farbe annimmt. Dieser kommt jetzt gewöhnlich als Blumenthaler gelber vor. ü. Neuer englischer grüngekräuselter imd Viktoria- Wirsin g sind gar nicht verschie- den, aber zu empfehlen. Beide weichen übrigens von andern Sorten wenig ab. 6. Chou romain grand k pomme plate d'Agen schliesst sich viel weniger, als die be- kannten Sorten, macht bisweilen sogar gar keine Köpfe, und verdient deshalb gar keine Beachtung. 7. Chou Marcelin stammt aus der Schweiz und gehört zu den besten niedrigen und mehr glatt- köpfigen Sorten, so dass dieser Wirsing hier und da selbst mit Weisskraut (weissem Kopfkohl) ver- wechselt wurde. Er besitzt noch dadurch einen Vorzug, dass er weniger von der Kälte leidet und selbst dadurch besser wird. Nach dem Berichte des Kieler Gartenbau-Vereins entspricht er jedoch in dieser Weise dem dortigen Klima gar nicht. 8. Als Allergrösster krauser später Vertus bringt man den grossen Börsch- (auch Pörsch-) Kohl wiederum in den Hjindel. In Frank- reich ist er als Chou des Vertus und Gros chou pommö-frise d'Allemagne sehr beliebt und verdient auch Beachtung. 9. Neuer Non plus ultra ist etwas zähe, insofern dieser Umstand nicht vom Boden abhängt. III. Sprossen- oder Rosenkohl. 1. Roseberry stellt eine kleine Sorte dar, welche aber nichts desto weniger zu empfehlen ist. Wahrscheinlich möchte der Neue niedrige Ro- senkohl gar nicht davon verschieden sein. 2. Chou Rosette Colewort hat das An- sehen des kleinen \orker Krautes, zeichnet sich aber dadurch aus , dass zwischen den zahlreichen Blättern kleine Kohlröschen ansetzen. Steht wohl dem Bleichfelder Kohl, der dasselbe thut, sehr nahe. Damit die Bildung der kleinen Röschen ge- schieht, bricht man zeitig im August das Herz aus. Die Röschen wachsen bei abgeschnittenen und im Keller aufbewahrten Pflanzen noch fort, setzen sich sogar erst an. IV. Kraut oder Kopfkohl. 1. Das Angelberger breite grosse weisse Kraut gehört zu den Wintersorten, die sich am Längsten halten und eine mittlere Grösse besitzen (Chou d'hiver oder de Vaugirard), während das Mittelfrühe weisse eine der gewöhnlichen und flachgedrückten Sorten (Chou de St. Denis) dar- stellt. Von dem ersteren möchte Choupomm^ d'hiver de Cahors kaum zu unterscheiden sein. "2. Als Chou imperial und Meisbach ist Ulmer, Braunschweiger oder Strasburger Centner- kraut oder Kabus (Chou d'Alsace oder quintal) zu verstehen. Das Griechische Centnerkraut möchte kaum verschieden sein, hat jedoch eine bläulich-grüne Farbe. Das Beste führt den Namen Bergrheinfelder, doch ist auch das Kaiser- kraut (Chou impörial) sehr zart. Ersteres muss, da es längere Zeit zum Reifen bedarf, zeitig aus- gesäet werden. 3. Das Bamberger Kraut unterscheidet sich nicht von dem kleinen frühen Erfurter oder Ulmer Weiskraut. Als Neuestes frühes Zwergkraut hat man eine Sorte, die noch früher ist und selbst der Dürre leichter widersteht. 4. Lubscher Kraut ist ziemlich gross, aber eine Frühsorte und möchte zu dem Frühen grossen Ulmer Ki-aute gehören. 5. Unter dem Namen Sehr grosser süsser Bleichfelder hat Vilmorin eine Sorte kultivirt, die er mit Chou Hollande k pied court iden- tificirt. Diese gehört zu dem mittelgrossen frühen Weisskraut und schliesst sich dem vorigen an. Wahrscheinlich entwickeln sich die Röschen des Pariser Bleichfelder Krautes gar nicht. 6. Mo min g star ist ein festes und ganz fla- ches Weisskraut, was mit dem in England belieb- ten Batterseakraut identisch ist. 7. Das Enfield kraut kann im Frühjahre ausgesäet werden und bringt im Juli und August seine Köpfe. Säet man spät aus und bringt die durchwinterten Pflanzen im März , wenn es die Witterung nur einiger Massen erlaubt, in's Freie, so hat man im Sommer nicht allein schon zeitig festgeschlossene Köpfe, sondern es bilden sich so- gar, wenn man diese abschneidet, von Neuem 3 und 4 kleinere, aber ebenfalls festere Köpfe. Lei- der scheint sich aber bei uns diese Sorte nicht zu j halten und in gewöhnliches Kraut überzugehen, I weshalb man ihren Anbau aufgegeben hat. 216 8. Chou de Mortagne, Chou trappier, , Chou trappiste, Chou de la Trappe sind 1 alles Namen für das Joannet-Kraut, was besonders i im Westen Frankreichs sehr beliebt ist und auch j neuerdings bei uns Eingang gefunden hat. Es ge- j hört zu den mittelfrühen und mittelgrossen Kraut- sorten und kommt bei uns auch als Chou Nan- tais vor. 9. Blen heim -Kraut ist ein Butter- oder Karbonatkraut (Coeur de boeuf) , also sehr locker und mit mehr geschlitzten Blättern. So zart diese Sorte auch ist, so passt sie doch gar nicht zu Salat und erfreut sich deshalb bei uns keines Beifalls. Zu den mehr grossem Sorten derselben Abtheilung gehört auch Fairhead's Champion, Sutton's dwarf Coombe, Chou i ncomparable, zu den kleineren hingegen Myatts Eclipse und Reliance, die allerdings sich ausserdem noch durch einen besondern Blattreichthum auszeichnen. Chou Wellington rechnet man nachVilmorin zwar ebenfalls dazu, allein nach v. Fabian u. A. bildet er ein festes Kraut mit niedrigem Strünke und besitzt auch nicht die Süssigkeit in den Blät- tern, wodurch das Karbonat-Kraut sich gleich un- terscheidet. Early conqueror ist wiederum eine grosse Sorte, aber ebenfalls sehr blattreich, wäh- ; rend Britisch queen und Hardy green Co- | lewort Mittelfornien des Karbonat- und Yorker i Krautes darstellen. ] lU. Das Ulmer Spitz- oder Filder-Kraut | möchte kaum von dem Grossen Zuckerhut-Kraut verschieden sein, was gewiss ebenfalls mit dem W innigst ädter Spitzkraut der Fall ist, das in frühern Zeiten und wohl auch jetzt noch in Pom- mern viel angebaut wird und deshalb in Frankreich allgemein den Namen Chou conique de Pome- ranie führt. Den Namen Filderkraut hat es übrigens von den Fildern, einer Hochebene bei Stuttgart, wo es besonders gedeiht. 11. Cormack's early dwarf ist ein frühes Spitz oder Yorker Kraut. 12. Von dem Rothkraute ist das Erfurter ächte blutrothe Salatkraut trotz der kleinen Köpfe, die aber sehr fest sind, doch das Beste. 13. Der englische Trommelkopf (Drum- head ) gehört wohl mehr hierher und nicht zu den Wirsing- Arten, da er eine gelbgrüne Farbe besitzt und einen fast ganz glatten Kopf macht. Als Mason's Drumhead scheint man nur ein Gemenge von verschiedenen grössern und kleinern Krautarten zu haben. Uebrigens besitzt man schon mehre Varietäten des Trommelkopfes, von denen zwei niedrig wachsen, aber die eine gehört zu den Früh-, die andere zu den Spätsorten. Die erstere führt deshalb auch den Namen Johannistag- Kraut. V. Blumenkohl oder Carviol. 1. Die fremden Blumenkohlsorten wollen bei uns nicht gedeihen. Unbedingt am Besten und am Zartesten ist der Erfurter Zwergblumenkohl. Man muss nur bedauern, dass er so wenig Samen ansetzt und deshalb stets sich im hohen Preise erhalten wird, ja bisweilen gar nicht bezogen wer- den kann. 2. Der Neue späte Stadtholder Blumen- kohl kann erst spät ausgcsäet werden, gibt aber dann ziemlich grosse, feste Blumen, die bis in den Winter hinein dauern. VI. Broccoli. So sehr der Broccoli in günstigeren Ländern, besonders in Italien und England, beliebt ist und selbst den Blumenkohl vorgezogen wird, so sind doch bei uns alle Versuche, ihn im Freien und in gehöriger Menge zu erziehen, misslungen; wir er- halten nur nothdürftig: die sogenannte Blume oder den Käse und müssen uns dagegen mit den aller- dings zarten Stengeln, die bekanntlich ähnlich dem Spargel zubereitet werden und ihm auch bei uns den Namen Spargelkohl verschafi't haben, begnügen. Da es aber doch Liebhaber gibt, die durch beson- dere,Pflege und Aufmerksamkeit Besseres erziehen, theilen wir mit, was Vilmorin über die neuesten englischen Sorten sagt. 1. Early white Grange's autumn ist eine niedrigbleibende, gute und frühzeitige Sorte mit ganzen Blättern. 2. Exeter fine dwarf white ist sehr mit- telniässig. 3. Mitchinson's Penzance und 4. Nortbampton white market stehendem Manimuth-Broccoli nahe, sind aber frühzeitiger. 5. Penzance white gleicht dem gewöhn- liehen weissen. 6. White Waterloo ähnelt dem Mammuth- Broccoli, ist aber nicht so gut. VII. Kohlrabi. Nächst der Weissen frühen Wiener Glas- kohlrabi ist die Niedrige Wiener blaue Glaskohlrabi ebenfalls sehr zu empfehlen. Die Neue englische blaue Eiesenkohlrabi ist die ganz gewöhnliche blaue englische, die höchstens nur als Viehfutter Werth besitzt. Wahrscheinlich hat aber das Klima Einfluss darauf, da Vilmorin sie für besser hält. Die Kohlrabi mit Arti- schokkenblättern steht in jeglicher Hinsicht der Wiener Glaskohlrabi nach. (Schluss folgt.) Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grönstrasse 16. Druck TOn J. F. Starcke in Berlin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur lieflirderunff des Gartenbaues in den Königlich Freussisclien Staaten tur Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von licm General-Sekretiiir des Vereines Professor Dr. Karl ÜOCll. M 28. Berlin, den 12. Juli 1860. Preis des Jahrtrang-es öy Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Bnchhandol. als auch l'ranco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Blendlinge aus dem Geschlechte der Spiersträucher (Spiraea). — Die neueren, so wie besseren Gemüse und Vilmorin'i Annuaire (Schluss). — Eine Verwendung von Scharlach-Pelargonien. — Beilage. Blendlinge aus dem Geschlechtc der Spiersträucher (Spiraea). Es ist nicht zu leugnen, dass die Spiersträucher zu den besten Akquisitionen gehören, welche wir besitzen und in Boskets, kleineren Anlftgen u. s. w. gar nicht gut entbehrt werden können. Die Zahl der Arten ist ziemlich gross und ihre Verwendung eine mannigfache. Selbst Gruppen von nur Spier- sträuchern zusammengesetzt machen Effekt, und könnten hier und da mit Erfolg zur Verwendung kommen ; dergleichen Gruppen könnten selbst so eingerichtet werden, dass sie vom ersten Erwachen des Frühlings bis über die Mitte des Sommers zum Theil im Blüthenschmucke stehen. Es kommt noch dazu, dass in der Regel die kleinern Arten früher, die grössern später blühen und dass nach dem Verblühen die unbedeutenden Balgkapseln keines- wegs für das Auge so störend sind, wie es z. B. bei dem Flieder der Fall ist. Spiraea acutifolia, gewöhnlich als Sp. sibirica in den Gärten, blüht zuerst; dann folgen Sp. cana, crenata, hypericifolia, die grössere prunifolia, um wiederum durch die Formen der Sp. oblongifolia, chamaedryfolia(confusaReg.),Cantoniensis(Reewesii Lindl.), ulmifolia, ferner triloba und thalictroides ersetzt zu werden. Nun kommen die weiss- und rothblülienden aus China und aus dem Himalaja: Sp. bella, expansa, vaccinifolia, canescensu.s.w., um von Neuem denen aus der Gruppe von Sp. salici- folia, ferner der Sp. Douglasii, callosa u. s. w. Platz zu machen. Ziemlich zuletzt blüht wohl die graziöse Sp. ariaefolia, die auch wegen ihres höheren und schlankeren Wachsthumes bei derglei- chen Gruppen die Mitte einzunehmen hätte, so wie Sp. sorbifolia und Lindleyana mit gefiederten Blättern. Die grössere Anzahl blüht weiss, einige wenige jedoch roth. Zu den letztern gehört auch die Spi- raea collosa, eine schon langst in Herbarien bekannte Art aus Japan und China, die- neuerdings aber erst durch den bekannten Reisenden Fortune in den Gärten eingeführt und vor wenig Jahren von den früheren Hauptarbeitcr der Flore des ser- res, Planchen, als von Sp. callosa Thunb. ver- schieden, unter dem Namen Sp. Fortunei in ge- nanntem Werke abgebildet worden ist. Anfangs wurde sie den Winter sorglich gedeckt; seitdem man aber weiss, dass die Pflanze in der Regel aus- hält und selbst , wenn sie bis zur Wurzel abfriert, im Frühjahre um so mehr neue Blüthenstengel treibt, hat man aufgehört, sie ängstlich zu behandeln. Sp. callosa hat auch deshalb schon vor dem Blü- hen einen eigenthümlichen Reiz, als die jungen Zweigspitzen eine grünlich- bräunliche Farbe be- sitzen. Die genannte Pflanze hat auch in so fern neuer- dings noch einen besondern Werth erhalten, als sie sehr leicht geneigt ist, Blendlinge mit andern Arten zu bilden. Wir haben schon vor 3 Jahren in der Allgemeinen Gartenzeitung auf einen solchen Blend- ling aufmerksam gemacht, der zufällig in einer Abtheilung der Landesbaumschule in Sanssouci bei Potsdam sich durch Befruchtung mit dem Blumen- 28 218 staube der Sp. Douglasii gebildet hatte und von uns den Namen Sp. Sanssouciana erhielt. Seitdem ist er auch in der Gärtnerei von Noble in Bagshot (Grafschaft Surrey) in England ent- standen, insofern nicht Spiraea Sanssouciana, die schon vor 3 Jahren wahrscheinlich ohne Namen nach England gebracht wurde, nur als eigene Züch- tung und als englisches Erzeugniss ausgegeben ist. Hook er hat ihr in dem botanical Magazine (tab. öl 61)) den Namen Sp. Nobleana gegeben, wie wir be- reits auch schon Seite 176 mitgetheilt haben. Unter den gar nicht übel gewählten Namen Spiraea pachystachys, d.h. dicktraubiger Spier- strauch, existirt in der Landesbaumschule ein ande- rer Blendling von Sp. Douglasii und callosa, der fast noch mehr Beachtung verdient, da er wohl der schönste von allen ist. Er steht der Sp. Sans- souciana am Nächsten, hat aber eine 2 und mehrfach zusammengesetzte und kurz-pyramidenförmige Dol- dentraube, und nicht eine gedrängte Eispe oder einen Straus , wie der genannte Blendling. Grade am Ende der Aeste stehen 5 — S Zweige, die alle auf gleiche Weise fast blattlos sind und mit Dolden- trauben endigen, so dass der ganze Blüthenstand gar nicht selten einen Durchmesser von 6 und 7 Zoll besitzt. Die Laubblätter scheinen sich von denen der Sp. Sanssouciana nicht weiter zu unterscheiden. Es sind aber noch andere Blendlinge der Sp. callosa mit Sp. expansa Wall, und latifolia ßorkh. (carpinifolia Willd.) entstanden, die nicht weniger unsere Beachtung verdienen. Der eine mit zuletzt genannter Pflanze entstand ebenfalls zufällig in dem Garten des Kunst- und Handelsgärtners Billiard zu Fontenaye-aux-Koses bei Paris und erhielt die- sem zu Ehren den Namen Sp. Billiardii. Auch über diesen haben wir bereits in dem Beiblatte des vorigen Jahrganges der Wochenschrift (Seite 46) berichtet. Seitdem haben wir mehrfach Gelegenheit gehabt, ihn zu sehen; darnach trägt er den Cha- rakter zwischen den beiden Eltern, neigt sich aber doch im Habitus mehr der S p. latifolia zu. Unter dem Namen Sp. eximiä hat ferner Booth eine Pflanze in den Handel gebracht, die auch sonst in den Baumschulen als S p. califor- nica vorkommt, und der Sp. Billard ii sehr nahe steht, wenn sie nicht dieselbe ist. Allerdings schei- nen die Blätter auf der L'nterfläche etwas grauer zu sein, was wiederum einiger Massen an Sp. Douglasii erinnerte. Doch haben wir Exemplare gesehen, welche sich gar nicht von Sp. Billardii unterschieden. Andere Formen erinnern bald an Sp. callosa, bald aber auch wiederum an Sp. latifolia. Zu der letzteren gehört die Sp. Bethlehemsis ru- bra der Gärten. Sp. B ethlehemensi s ist, wie wir in unserer Abhandlung über die strauchartigen Spiräen in Regel's Gartenflora vom Jahre 18.'i4 Seite ?<0i schon mitgetheilt haben , eine Form der Sp. latifolia mit schärferen Blattzähnen. Woher diese nordamerikanische Pflanze ihren Namen er- halten hat, wissen wir nicht; wahrscheinlich von einer Stadt Bethlehem in Nordamerika, deren es ~ daselbst sogar mehre gibt. Diese Sp. Bethlehe- mensis rubra hat, wie angedeutet, ganz und gar das Ansehen einer Sp. latifolia und mit dieser die charakteristische keilförmige Blattbasis. Von Sp. callosa besitzt sie dagegen die Farbe der Blttthen und die mehr graugrüne Unterfläche der Blätter. Die Form aber, welche mehr der Sp. callosa sich nähert und mit dieser nicht allein die Farbe der Blüthen gemein hat , sondern auch die Form des Blüthenstandes , scheint zufällig in der einen Abtheilung der Königlichen Landesbaumschule ent- standen zu sein. Wir haben sie als Sp. calloso- latifolia bezeichnet. Auch als Sp. Regeliana haben wir einen Blendling gesehen , der hierher gehört. Die dritte Reihe von Formen bildet die Sp. callosa mit der Sp. expansa Wall. (sp. de Ka- moon der Gärten). In der Landesbaumschule kul- tivirt man zwei Formen, von denen die eine als Sp. expansa rubra und die andere als expansa hybrida aufgeführt wird. Die erstere steht der Sp. eximia ausserordentlich nahe und unterschei- det sich hauptsächlich durch noch mehr spitz zu- laufende Blätter. Es seheint uns jedoch vielmehr, da eine gedrängte Rispe vorhanden ist und keine zusammengesetzte Doldentraube, dass wir hier kei- neswegs einen Blendling von S p. callosa und expansa vor uns haben, sondern einen Blendling, der mit einer der beiden Arten und mit Sp. lati- folia hervorgegangen ist. Es gilt dieses nicht weniger von Sp. expansa hybrida, die sich von jener hauptsächlich durch röthere und etwas kleinere Blüthen , so wie durch kürzere Staubfäden auszeichnet. Durch den letz- tern Umstand ist sie hauptsächlich von allen übri- gen Blendlingen zu unterscheiden. Schliesslich theilen wir noch mit, dass nach der Revue horticole (Jahrg. bS.nH, S. 457) in Frank- reich zwei längst bekannte Spiersträucher unter neuen Namen in den Handel gekommen sind. Die eine heisst Spiraea speciosa und ist weiter nichts, als die längst bekannte und in unseren Gär- ten viel verwendete Sp. hyperici folia L. Die andere dagegen , welche weniger Eingang in den Gärten gefunden hat, nämlich Sp. canescens Don. (cuneifolia Wall.), wird wiederum als Sp. flagell i formis verbreitet. 219 Di«' noiu'ren, so wie ln>ss«'reii ficniüso UIlil Viliiiorin's Aniiiiüirc. D. Hülsenfrüchte. I. Erbsen.*) Alle Jahre erhalten wir, namentlich aus England, eine Menjje neuer Sorten ; sie entsprechen aber kei- neswegs immer dem Rufe, der ihnen vorausgeüjan- gen ist. Seit wenigen Jahren hat man grade hierin so Vorzügliches geleistet, dass es auch in der That nur sehr schwierig sein dürfte, noch Besseres zu erzielen. Dem Obristlieutenant v. Fabian ver- danken wir fast alljährig Berichte über die neueren Erscheinungen in der Gemüsezucht, hauptsächlich aber die Erbsen und Bohnen betreffend, so dass wir auf diese zum Theil um so mehr zurückweisen können, als sie in den frühern Verhandlungen des Vereins, zweite Reihe, abgedruckt wurden (Jahrg. I, a.-.m. II, -Jöl. IV, 186. V, 289. VI, 254). Eine sehr gediegene Abhandlung über die jetzt kulti- virten Erbsen- Arten, das Resultat mehrjähriger Kultur- V^ersuche in dem Vereinsgarten, hat ferner der damalige Vereins-, jetzige Kunst- und Handels- gärtner E. Beuche geliefert; auch diese kann in der zweiten Reihe der Verhandlungen (S. 2. Jahrg. Seite 236 und 258) nachgelesen werden. Vilmorin führt in seinen Annuaire eine grosse Reihe von Erbsen auf, über die wir, so weit es uns möglich wurde, sie mit deutschen und bei uns bekannteren Sorten zu vergleichen, Mittheilungen machen wollen. A. Pahl- uder Folger-Erbsen. 1. Beck's gem hat ein gelbes, rundes, ziem- lich grosses Korn und scheint der Pols nain de Joseph, also einer Krupp- oder Bischoffs-Erbse, nahe zu stehen. Die Kultur der genannten hat man aber bereits aufgegeben. 2. Buckley's gener al Wyndham ähnelt der grossen grünen Mammuth-Erbse sehr, reift aber später und trägt weniger reichlich. Das Korn ist gross, runzlich, weiss und grün. 3. Pois Citron wird nicht gerühmt und soll der Erbse des Ueberflusses, über die widerspre- *) Im gewöhnlichen Leben belegt man bei uns die Erbsen mit dem falsehen Namen der Schoten. Hülsen (Lcgumes der Franzosen) nennt man aber richtig die Früchte einer grossen i Klasse der Pflanzen, der Leguminosae, während Schoten die j Früchte der Krcuzblüthler sind. Beide Arten von Früchten i bestehen aus J Fruchtschalen (Klappen), die bei den Hülsen 1 nur eine Höhlung mit einer Reihe Samen einschliessen. Eine , Scheidewand trennt dagegen die Höhlung der Schote in -2 Fä- | eher. Auch sind hier -i Keihen von Samen vorbanden. chende Ansichten herrschen (v. Fabian verwirft sie, Meyer in Ulm lobt sie), nahe stehen. Anderen Nachrichten nach ist es zwar eine späte Sorte, die aber gegen 7 Fuss hoch wird und ungemein reich- lich trägt. Sie hat ihren Namen Citronen -Erbse von der schönen Farbe ihrer Körner und ist iden- tisch mit der Pariser Gold- und der Wachs-Erbse. 4. Cotton'sLeviathan reift etwas später, als die grosse grüne Mammuth-Erbse, der sie mit Ausnahme der weissen Farbe des Korns ungemein gleicht. 5. Dilleston's early prolific ist von Prince Albert, einer der besten frühen Sorten, nicht ver- schieden. 6. Dunnett's new earliest ist gleich der Pois Michaux de Hollande, also unserer gewöhn- lichen Mai- oder Frühen Spalier-Erbse. 7. Early Washington entspricht dagegen der Kaiser- oder Emperor-Erbse, die in Russland sehr beliebt ist und viel daselbst angebaut wird. 8. Early- W onde r ist keineswegs mit der Auvergner Erbse identisch, wie Vilmorin sagt, und verdient wegen ihrer sehr frühen Reifzeit ihren Namen (d. i. frühes Wunder). Genannte Sorte wird höher und reift auch später. 9. Epicurian steht der neueren und auch zu empfehlenden Pois Eugenie sehr nahe und ist mit dieser als eine reichtragende frühe Sorte mit ziemlich grossen Körnern zu empfehlen. Letztere sind aus- serdem gelb und rund. iU. Excelsior marrow mit rundlichem oder länglichem Korn von gelber Farbe und mittlerer oder bedeutenden Grösse. Sie soll sich von der Marly-Erbse nur durch etwas frühere Reifzeit, da- gegen aber durch geringere Ertragbarkeit auszeich- nen. Genannte, bei uns nicht bekannte, in Paris viel augebaute Sorte gehört zu den späten und grossen Sorten, deren Körner gross, rund und sehr zart sind. 11. Fairhead's conqueror mit gelbem run- dem Korn ist unserer frühen Maierbse eleich. 12. Fairhead's excelsior mit grossem grü- nem und runzlichem Samen ist dagegen nicht von der Napoleons-Erbse, welche der Eugenien-Erbse sehr nahe steht und eben so gut ist, verschieden. 13. Green marrow Noble's early ähnelt in der Vegetation der Pariser Clamart-Erbse, die bei uns auch als Karr's Erbse (Pois carrö, d. h. Erbse mit eckigem Korn) vorkommt. Diese Sorte ist es, welche man in Paris im Grossen als spätere Aussaat benutzt. 14. Gros quarantain de Cahors ähnelt der schon erwähnten Marly-Erbse, reift aber 8 Tage früher und hat sonst nichts Besonderes. Korn gross, rund und grünlich-gelb. 28» 220 15. Guttenberger's früheste Schalerbse soll nach Vilmorin der gewöhnlichen Kaisererbse gleichen, ist aber niedriger, da sie H Fuss hoch wird, und trägt sehr reichlich. l(i. Hon ig -Erbse ist wohl mit Braun's Ho- nig-Erbse und der Neuen Honig -Erbse identisch. Sie wird sehr hoch (H — 7 Fuss) und vei'dient we- gen der ausserordentlichen Süssigkeit der Körner ihren Xamen. Vilmorin rühmt sie weniger, zumal sie viel später reifen und weniger Erträge liefern soll, als die sonst sehr ähnliche Pols de Marly und de Gouvigny. Sollte der Pariser Boden eine solche Veränderung hervorgerufen oder nicht vielmehr eine andere Sorte unter diesem Namen angebaut sein ? Eine späte Sorte ist sie allerdings. 17. Jaune hatif d'Erfurt (Grosse frühe gelbe Klunker- Erbse) ist ohne Zweifel eine der besten Sorten zum Anbau im Grossen und zum Trocknen der Körner. Für den Anbau in Gärten steht sie allei-dings manchen Sorten nach, denn wir ha- ben zartere und mehr zu empfehlende. Dahin zielt wohl Vilmorin' s weniger günstiges Urtheil, der sie übrigens mit der wegen der Schönheit ihrer Hülsen (Schoten) Lady's finger (Frauen-Finger) ge- nannten, ursprünglich aus England stammenden und auch in Frankreich als Doigt de dame viel ange- bauten Sorte vergleicht. 18. Jenny Lind. Grosse, weisse, runzliche Körner, .also verschieden von der Sorte, die früher in den Handel war. Die jetzige soll von Cotton's Leviathan nicht verschieden sein. 19. Lawson's paradise besitzt grosse, runde und gelbe Körner und scheint von Pois de Gouvigny nicht verschieden. '2U. Marshall's double blossora frame soU die frühere Michaux de Nanterre, deren Hülse etwas weniger gross, als die der gewöhnlichen Pois de Michaux (der bekannten Mai-Erbse) ist, sein. Das gelbe, runde Korn hat eine mittlere Grösse. 'il. Mormonen-Erbse steht der Citren- oder Wachserbse sehr nahe. Man hat übrigens deren mit grösseren und mit kleineren Hülsen. Das Korn ist rund, gross und gelb, die Reifzeit sehr spät. 22. Mumien-Erbse. Als vor einigen Jah- ren der Mumien-Weizen Aufsehen machte, wurde durch Grinstone auch eine Mumien-Erbse von ziemlicher Güte in den Handel gebracht. Seitdem hat man auch anderen Sorten von geringerer Güte diesen Namen gegeben *). 23. November prolific ist eine Krupp- oder Zwerg-Erbse, die der in Frankreich sehr beliebten *) Die ganze Erzählung von dem Mumien- Weizen, so wie von der Mumien-Erbse, ist sehr unwahrscheinlich, vielleicht ganz und gar erdichtet, insofern sie nicht aul' einem Irrthum beruht. Gros nain sucre sehr nahe steht, wenn nicht selbst mit ihr identisch ist. 24. Payne's Conqueror gehört zu den Mark-Erbsen mit runzlichem Samen , die auch als Knight-marrow bekannt sind und in Frankreich den Namen Pois ride ä rames führen. Sie reift etwas spät. '2.T. Pois Prime ist unsere gewöhnliche Mai- Erbse. 2G. Riesen-Erbse vom Himalaya ver- gleicht Vilmori n mit der Viktoria -Mark -Erbse, dem V. Fabian nicht beistimmt. Erstere ist eine 7 Fuss hohe, sehr reichlich tragende Sorte mit grossen, grünen Körnern, daher zu empfehlen. 27. Pois de M. Soyer mit kleinem, weissen und runzlichem Korn. Kaum verschieden von der Eugenien-Erbse. 28. Spanish dwarf Fan unterscheidet sich nicht von Beck's gem. 29. Stubb's blue dwarf ist wiederum eine Krupp-Erbse, die Vilmorin mit Pois nain vert imperial identificirt. 30. Pois de M. Tronchon. Unter diesem Namen hat man zweierlei Sorten; die eine besitzt gekrümmte Hülsen und die andere gehört zu den Sorten mit eckigen Körnern (Clamart-Erbsen). 31. Victoria branching mit ziemlich gros- sem und gelbröthlichem Korn. Unterscheidet sich von der schon erwähnten Pois nain vert imperial nicht und ist daher eine Krupp-Erbse. 32. Vienna mit ziemlich grossem, weisslich- gelblichem und rundlichem Kom. Die Sorte steht zwischen der Marly- Erbse und dem Frauenfinger. B. Zucker-Erbsen (Zucker-Schoten). 33. Graue chinesische. Ein orraubraunes o Korn und wohl aus der Riesen-Zucker-Erbse (Pois Sans parchemin oder mange-tout geant) hervor- gegangen, aber weniger ertragreich. 34. Pois poulots ist eine der spätem Zwerg- sorten, ähnlich der in Paris bekannteren Pois ä la reine. 35. Princesse royal mit grossem, rundli- chem, gelbem Korn und Waite's queen of the dwarfs sehr nahe stehend, aber etwas höher werdend und ergiebiger. 3H. Russe mange-tout mit rundlichem, grü- nem und gelblichem Korn. Nach Vilmorin steht die Sorte zwischen der Frühen kleinem holländischem Zucker- und der Halbhohen (sans parchemin k demi- rames) Zucker-Erbse. Unter Mange-tout verstehen die Franzosen überhaupt Zuckererbsen. 37. Die Seh warzkeimige Zucker-Erbse soll für das Klima von Paris nicht passen, daher wohl noch weniger für das unsrige in Norddeutschland. 221 38. Veitch's perfection mit grossem, weiss- lich -grünlichem und runzlichem Korne. Sie soll noch früher, als die ihr sehr ähnliche Pois nain de Mamniouth , sein. Demnach gehörte sie zu der Kleinen holländischen Zuckererbse und in die Nähe der bei uns mehr bekannten Hair's dwarf Mam- mouth. Sie wird von England ausserordentlich gerühmt. II. Bohnen. Die Zahl der Sorten von Bohnen ist noch grös- ser, als die der Erbsen; es finden sich auch zwi- schen ihnen in der Regel mehr Unterschiede vor, als bei jenen, obwohl sehr oft eine und dieselbe unter mehrern Namen in einem und demselben Verzeichnisse aufgeführt werden. Neu-eingeführte haben wir jedoch weniger. 1. Späte Bamberger gehört zu den Erbsen- Bohnen ( Haricot de Prague) und ist wegen der späten Zeit (August), wo die Hülsen gebraucht werden können, weniger zu empfehlen. Nach V. Fabian soll sie zwar nicht so spät sein, aber doch auch zum Anbau nicht werth sein. '2. Haricot blanc sucre perle wird nicht sehr hoch und bringt die weissen Blüthen ziemlich spät. Nach v. Fabian hat sie ein kleines, beinahe rundes Korn und ist nur als Trockenbohne zu empfehlen. 3. Haricot blanc sucre perle sans par- chemin (Feine weisse Zucker- Perlbohne unserer Verzeichnisse). Sie ist ziemlich bekannt bei uns und besitzt kleine, flache und eirunde Körner von weisser Farbe, daliegen stark gekrümmte Hülsen. Sie gehört zu den Buschbohnen und reift Anfangs September. Nach Vilmorin soll diese Bohne jedoch der Haricot Princesse gleich sein. Dann wäre sie eine Stangenbohne — was wenigstens un- sere Kleine Prinzessinnenbohne ist — und dann keine Zucker-Perlbohne, vielleicht identisch mit der Feinen kleinen weissen Perlbohne ohne Fäden *). 4. Blasen-Zucker-Brechbohne gehört zu den Schwertbohnen (Haricot sabre k rames). Sie ist bei uns eine bekannte Sorte, auch als Riesen- Blasen-Zuckerbohne bekannt, sowie identisch mit der Rheinischen Schmalzbohne. Sehr zu empfehlen. 5. Fessolina signora wird nach v. Fa- bian 4 Fuss hoch und hat mit der bunten grie- chischen Bohne grosse Aehnlichkeit ; wie diese, auch nicht zu empfehlen. Das Korn ist schmutzig-weiss und grau gesprenkelt. Vilmorin vergleicht sie dagegen mit der Haricot couleur d'apricot. Nach *) Unter Haricot Princesse verstand man aber in älteren Zeiten eine Sorte der Flageolet- Bohne (Haricot nain hatif de Laon in Frankreich. ihm zeichnet sie sich durch reiche Blüthonbüschel an der Spitze der Stengel und Aeste aus und ist eine Buschbohne mit Neigung zum Ranken. Ohne Zweifel ist dieses eine andere Sorte, zumal die die Körner von Vilmorin auch dunkelgelb an- gegeben werden. FAne solche wurde übrigens ebenfalls unter diesem Namen in den Garten des Vereins gebaut. Diese erwies sich identisch mit Pheseolus aureus und der Ganz frühen Pariser gel- ben Bohne. 6. Fitz- James hat grünlich -weisses, rund- liches und etwas zusammengedrücktes Korn. Die Sorte gehört zu den Buschbohnen und trägt ziem- lich reich lange Hülsen. 7. Frenchlever coloured. Lanjre walzen- förmige Körner von olivengrüner Farbe. Sie hat einige Aehnlichkeit mit der gelben Flageolet, wächst aber kräftiger und trägt später. Es ist demnach eine Buschbohne. 8. Fulnier's early forcing, hellrothes Kom und dunkelroth gezeichnet, ähnlich, wie bei der Haricot sang de boeuf. Ausserdem ähnelt sie der gelben Flageolet, der sie aber nachsteht. H. Haricot de Guadeloupe nain blanc Sans parchemin hat ein kleines, längliches und weisses Korn und eine hellgelbe Blüthe. Die Sorte gehört zwar zu den Buschbohnen, besitzt aber doch die Neigung zum Ranken. Obwohl sie später reift, so hat sie wegen des Reichthumes an langen, fla- chen und ziemlich graden Hülsen als Trockenbohne einigen Werth. lU. Köstliche Markbohne, soll nach Vil- morin einmal als Busch- und dann als Stangen- bohne vorkommen, so wie bald weisse, bald gelbe Blüthen besitzen, und nichts werth sein. Wir wissen nicht, woher diese Bohne nach Paris gekommen ist, da wir sie in keinem deutschen Verzeichnisse auf- geführt finden. Sollte es nicht eine Speckbohne sein, deren wir allerdings mehre Sorten besitzen? Ausgezeichnet ist z. B. die Frankfurter wegen ihrer grossen Hülsen, welche sie in reichlicher An- zahl hervorbringt und welche sehr lange weich und zart bleiben. 11. Haricot Lachaume ist identisch mit Prague bicolore , einer zwar späten , aber ausser- ordentlich reichtragenden Stangenbohne, die, wie alle übrigen Erbsen-Bohnen, in der Umgegend von Paris sehr viel angebaut wird, bei uns aber, wenn man noch im Oktober junge Hülsen haben will, eine geschützte Lage verlangt. Bekanntlich sind die Körner von allen Erbsenbohnen rund. \'2. Nain blanc de la reunion sans par- chemin hat ein längliches, weisses und kleines Korn, gehört zu den halbrankenden Sorten und bietet nichts Besonderes dar. 22^ 13. Nain hatiide Ploucastel. Eine Busch- bohne, welche man meist noch gemengt erhält und ohne besonderen Werth. Das rothe Korn ist läng- lich oder mehr rundlich und roth. 14. New vari egated Kunner unterscheidet sich nicht von der zweifarbigen Feuerbohne (Hari- cot d'Espagne bicolore). ITi. New Zealand Rünner. Diese in Eng- land so sehr gerühmte und um hohen Preis ange- botene Bohne ist gar nichts weiter, als unsere mar- morirte Baudins-Bohne (Haricot de Prague marbre), welche als Lerchoneier noch bekannter ist. Be- kanntlich hat das last eirunde dicke Korn eine gelbe Farbe mit rother Marmorirung und rothem Ring an der Keinistelle. Kl. Perkin's early Warwick trägt zwar sehr früh, aber nicht reichlich. Es ist eine Busch- bohne mit blasslilafarbenen Blüthen, ziemlich brei- ten und flachen Hülsen und länglichem, braunem Korn. 17. Pfriemen-Bohne ist wegen ihrer Er- giebigkeit als Trockenbohne sehr zu empfehlen. Wegen ihrer kleinen und weissen Kürner wird sie als Haricot Riz, d. i. Reisbohne sehr geliebt; na- mentlich benutzt man die Hülsen zu Salat, die jun- gen Samen bereitet man auch ähnlich den Erbsen zu. Die Pflanze erreicht höchstens eine Höhe von 5 Fuss. Was wir in Deutschland meist unter Rei»bohne verstehen, ist eine Buschbohne von kaum 1 j Fuss Höhe mit ebenfalls weissen und kleinen Kör- nern. Diese kommt auch als „Tausend für Eine" und „Zweihundert für Eine" vor. 15. Als Reisig-Bohne hat Vilmorin eine schlechte späte Stangenbohne erhalten mit grossem flachem Korn. 19. Riesen-Zucker-Bohne ist wohl von Nro. 4. nicht verschieden. 2lO. Rothkörnige Bohne mit mittlerem Korn von lebhafter rother Farbe und gelben Blüthen. Sie trägt spät und wird sehr hoch. Am Meisten ähnelt sie der Haricot rouge d'Orleans, die bei uns als Französische rothe Butterbohne vorkommt und kaum von Phaseolus sphaericus miniatus verschie- den sein möchte. 21. St. Didier wird von Vilmorin nicht weiter beachtet, ist aber eine der besten Busch- bohnen und in dieser Hinsicht der Solitaire gleich- zustellen. Die schmalen, aber 6 Zoll langen Hülsen sind sehr fleischig und besitzen eine sehr dunkele Farbe; leider kommen sie grade nicht sehr reichlich zum Vorschein. 2'2. Ex tra-Schlach t seh wertb ohne wird wohl die „Sehr lange breite weisse Schwertbohne, ganz extra" unserer meisten Verzeichnisse und da- her mit der Riesen-Schwertbohne und der grössten Schlachtschwertbohne identisch sein. Diese besitzt ein weisses Korn und ist die beste Schneidebohne zum Einsalzen, zumal sie auch sehr reichlich trägt. Wahrscheinlich ist sie nicht verschieden von Hari- cot Lafayette, die im Jahre 1844 in Paris in den Handel gebracht wurde und Aufsehen machte. Die Schlachtschwert-Bohne mit buntem Korn steht in jeglicher Hinsicht nach. 23. Sion house mit langem vvalzentörmigem Korn von heller Lachsfarbe, aber roth marmorirt. Dieser Beschreibung nach scheint sie der frühen Berliner Buschbohne aus Sanssouci sehr nahe zu stehen. 24. Unvergleichliche Kafferländerin (auch Kafferländer genannt) erwiess sich bei den Kulturversuchen des Vereines als sehr ergiebig, dem jedoch v. Fabian nicht beistimmt. Die Samen sind rundlich (nach Vilraorin's Angabe lang), weiss und mit braunen Flecken versehen. III. Puff- udei- Vice-Bohuen liebt man bekanntlich nur in einigen Gegenden Deutschlands, daher wir die von Vilmorin ange- führten nur kurz erwähnen wollen. 1. Fairhead's dwarf prolific ist eine frühe Sorte zum Treiben, vielleicht ähnlich der Mazagan- Bohne, die nur 1 Fuss hoch wird. 2. Dwarf Fan oder Bog wird etwas höher, als die vorige, und scheint bald auszuarten. Das- selbe gilt von New green Bog mit reifen Kör- nern von grüner Farbe. 3. Feve noire ist eine Frühsorte, welche der Feve violette sehr ähnelt, zumal auch Körner vor- kommen, welche in dieser Farbe übergehen. 4. Hung döwn long pod macht sehr lange Hülsen, die aber nur kleine Körner einschliessen, und ist ohne Bedeutung. 5. Mackie's monarch ist gleich der Feve ä longue cosse, macht demnach lange Hülsen von besonderer Zartheit, trägt aber leider nicht reichlich. 6. Mumford unterscheidet sich von der Wind- sor- oder Pfennig-Bohne nicht. £. Salat- und andere Blatt-Gemüse. I. Kupfsalat. Die Zahl der Kopfsalat- Arten, welche man in den Verzeichnissen findet, ist meist sehr gross, der Unterschied aber ausserordentlich gering. Und doch hört man über nichts so häutig Klage von Seiten der Gartenbesitzer, als über die läuschun- gen in Betreff des Kopf- oder Garten -Salates. Aber die beste Sorte wird schlecht, wenn man der Samengewinnung nicht Sorgfalt widmet. Man niuss durchaus die ersten und besten Köpfe (wie man 223 sagt) schiessen lassen, um davon den Samen zu sammeln. Nirgends ist der Anbau von Pflanzen zur Samengewinnung im Grossen nnd auf dem Felde schädlicher, als bei dem Salate, da auf diese Weise die vorzüglichsten Sorten in kürzester Zeit degeneriren. a. Kupfsalate. I. Der Bamberger Dauer- und Bamber- ger Grosskopf sind vorzügliche Sommer-Salate. Der erstere hat vv'eisse, der letztere gelbe Samen. Vilmorin hat bei ihrer Kultur kein Gliick gehabt. ,'. Als Laitue Beuton und Native de Si- lesie hat man '2 Frühsorten, welche der Laitue hative de Simpson ähnlich sein sollen. ?>. Laitue Bigotte mit grossem, sehr hellem aber roth gezeichnetem Kopfe: wahrscheinlich von dem Neuen italienischen nicht verschieden. 4. Der Blassgelbe Dresdener Dauerkopf möchte sich von dem Harlemer gelben Blank- (nicht Blan - oder gar Blau-) Salat unterscheiden, nur dass letzterer mehr eine längliche Figur hat. Der weisse Blank-Salat soll nach v. Fabian jedoch zarter sein. 5. Laitue brune d'hiver des Carmes und pomniee de Cahors sind Winter- oder so- genannte Passions-Salate; letzterer ist etwas röthlich. ti Crystal gehört zu den sogenannten Prin- zenköpfen oder holländischem Kopfsalat. 7. Der Flach köpf ige röth liehe Kopfsa- lat gehört zu den Pfälzer Salaten, welche sich durch schwarze Samen und flache brauni-othe Köpfe aus- zeichnen. Hierher ist auch Georges h graine noire zurechnen, sowie der Haarlemer braune Blanksalat und der Pariser grosse braune extra. .S. Früher Schmalz-Salat ist sehr gut, namentlich für frühe Aussaaten auf freiem Beete. Er hat weissen Samen. Das Blatt ist goldgelb, sehr zart und weich. In einigen Gegenden kulti- virt man ihn als Frühen gelben Maikopf. 9. Goldring's Salat gehört zu den Pfälzer Salaten und soll der Laitue rousse a graine jaune ähnlich sein, aber festere und bessere Köpfe machen. Der Samen ist schwarz. Wahrscheinlich ist Lai- tue ne plus ultra nicht verschieden. lU. Hochgelber Eier-Salat, auch als frü- her Montree bekannt, gehört zu den frühesten Sor- ten und ist besonders zum Treiben geeignet. II. Laitue imperiale pommee extra large macht zwar noch grössere Köpfe, als der gewöhnliche Kaisersalat, diese sind aber lockerer Ihm steht der Mammut h sehr nahe, macht aber kleinere Köpfe. Vi. Sanguine ä graine jaune ist ein Fo- rellen-Salat, der aber Topf'sVollblut in jeglicher Hinsicht nachsteht. Eben genannte Sorte ist nicht genug zu empfehlen. 13. Unter dem Namen Texter hat Vilmorin den gewöhnlichen Berliner gelben Salat erhalten. 14. Laitue Union ist von dem gewöhnlichen asiatischen gelbem Salate (Laitue paresseuse oder Blonde d'^t^), einer ganz vorzüglichen Sorte, nicht verschieden. Er geht schwierig in Samen. Zar- ter und .sich selbst in grösster Hitze haltend, ist der Perpignan (auch Bellegarde genannt). Der zarteste schien uns dagegen der ähnliche West- indische mit etwas flachem Kopfe. b. Biuilc- oder Rümische Salate. In Deutschland findet man sie nur im Süden kultivirt, da sie ausserdem nicht gut gedeihen wol- len ; desto mehr sind sie in Italien, Frankreich und England beliebt. 1. Coss Lettuce Turner's green unter- scheidet sich von dem gewöhnlichen blonden Binde- salat (blonde maraichfere ) , wie er bei Paris all- gemein angebaut wird, gar nicht, während Early white und Waite's new large white ihm sehr nahe stehen. Hardy winter white hat weniger runde Blätter und eignet sich mehr für die Win- terkultur. Er schliesst sich auch von selbst, ohne gebunden zu werden. 2. Unter dem Namen Coss-Lettuce Cry- stal erhielt Vilmorin 2 Sorten, den blonden und grünen Pariser Bindesalat. Von dem letzteren un- terscheidet sich Green large nicht, während der ägyptische Bindesalat, den übrigens v. Fabian für sehr schlecht hält, diesem nahe steht, aber schwarze Samen hat. Dasselbe ist mit Laitue romaine douce d'Alger derFaU, nur dass die- ser weisse Samen besitzt. 3. Auch Laitue romaine turque d'ete besitzt schwarze Samen und ist mit Alphonge blonde identisch. 4. Adys ist mit Blonde de Brunny identisch; er muss gebunden werden, ebenso wie der vorige. II E n d i V i e n. 1. Gekräuselte Endivien mit dem Spi- natblatt eignen sich zur Aufbewahrung und dann hauptsächlich zur Salatbereitung. Sie haben ein grosses Blatt, sind aber im Herzen weniger dicht. 2. Chichoree grosse Simonne brune d'hiver unterscheidet sich von dem italienischen Endivien nicht. 3. Von Natur gelbe und krause Feder- Endivien ist eine vorzügliche krause Sorte, die Vilmorin mit der Chichoree toujours blanche identificirt. 4. Grosser weissgelber Winter-Bata- '224 vier gehurt zu den besten Winter -Endivien (Es- kariol's). III. Spinat. Als Epinard new imperial hat Vilmorin einen riesigen und zu empfehlenden Porree erhalten. IV. Kresse. Unter dem Namen Australische Kresse ist von England eine Gartenkresse (Lepidium sa- tivum) in den Handel gekommen, welche mehr umgekehr eiförmige Blätter besitzt und ganz ge- wöhnlich im Oriente zum Rohessen angebaut wird. Eine Ycrweiidiiiig von Scliarliich-Pclargoiiien. Dass die Gruppe der Pelargonien , welche zur Abtheilung des P. zonale und des inquinans ge- hören, für unsere Blumen-Parterre's und Schmuck- gärten eine Hauptzierde bilden, ist eine bekannte Sache. Wir haben deren bereits auch eine solche Auswahl, dass diese Blumen allein schon eine man- nigfache Anwendung erlauben. Und doch scheint diese noch nicht erschöpft zu sein. Wir wollen übrigens dieses Mal nichts Neues bringen, sondern grade etwas Altes in"s Gedächtniss rufen. Vor einigen '20 und 30 Jahren, wo das Pelargonium mit seinen feurigen Scharlachblttthen und dem dunkelen Laube kaum in einigen Sorten existirte, wurde es in Parks hier und da mit viel Glück und mit Effekt zu Boskets verwendet. Der Rokoko- und Re- naissance-Styl hatte damals noch keineswegs in der Gartenkunst die Bedeutung erhalten, wie jetzt. Man Hesse sich immer noch den reinen Renaissance- Geschmack mit seiner Eleganz gefallen; so begeg- net man aber um desto häufiger lächerlichen Spie- lereien, die weder zum Ganzen, am allerwenigsten in unseren Hausgärten zwischen hohen Mauern, passen, noch für sich betrachtet gefallen können. Wir erinnern uns aus der Jugend solcher eben erwähnten Pelargonien-Boskets in dem Parke zu Weimar, die in der Gruppirung selbst und in dem Zusammenhange mit den Umgebungen ausser- ordentlich gelungen waren. Der Weimarische Park, an dem der geistreiche Grossherzog Karl August selbst Hand angelegt hatte, war überhaupt damals ein Muster, hauptsächlich in der Gruppirung. Er hielt die Mitte innc zwischen den Ansichten derer, die alles geschlossen haben wollen, und derer, wo man sich zu sehr im Isoliren verliert. Im hohen Grade gelungen waren vor Allem im Weimarischen Parke die Verhältnisse zwischen den Wiesenflächen und den Gehölzparthien , noch mehr fast aber die Färbungen in dem verschiedenen Laube. Grade im letztern fehlt man heut zu Tage gar zu sehr; der malerische Effekt in der Färbung wird leider oft gar nicht berücksichtigt. Man pflanzt alles bunt durch einander und überlässt es dann dem lieben Gotte, wie der die Farben zusammenfügt. Durch Bewegungen, wie man hier und da glaubt, mag man Vieles können, aber keineswegs Alles. Daher kommt die Unruhe in den meisten Anlagen , wenn man nur etwas fern steht, und wiederum das Todte, befindet man sich ganz in der Nähe. Die Boskets der Scharlachpelargonien waren im Weimarischen Park meist länglich, und wurden etwas fern vom Wege auf grosse Rasenflächen ge- setzt. In der Mitte standen grössere Exemplare von 4 bis (i Fuss Höhe, während ringsherum die klein- sten zur Anwendung kamen. Im Hintergrunde, doch immer in gewisser Entfernung, liebte man dunkellaubiges Gehölz, so dass die weithin leuch- tenden Scharlachblüthen um so mehr hervortraten. Namentlich erinnern wir uns einer Gruppe, welche dem sogenannten Römischen Hause gegenüber sich befand und in ihrem Efl'ekte wirklich grossartig war; bis zum Boden fast belaubte Weihmuthskiefern standen im Hintergrunde. Nicht minder verdient die Verwendung hoher Scharlachpelargonien in einem grossem Blumengarten oder Schmuckraume (Pleasure-Ground), wie sie der Hofgärtner Schenk er im Garten der Frau Für- stin von Liegnitz in Sanssouci angewendet hat, Beachtung. Auf einem schönen Rasenplatze in der Nähe der Villa befindet sich eine kleine Gruppe von Lebensbäumen. Dieser Gruppe, und zwar auf der der Villa zugewendeten Seite, hat der genannte Hofgärtner bis 10 Fuss hohe und etwas wandartig gezogene Scharlach- Pelargonien angelehnt. Wenn vom Juli an bis spät in dem Herbste die feurigen Scharlachblüthen in Menge sich entwickeln, so bie- tet die ganze Gruppe einen reizenden Anblick dar. Es liesse sich auf diese Weise noch Manches anbringen, wenn der Gartenkünstler nur darauf sinnen wollte. Man darf über dem Ganzen nie das Einzelne übersehen und diesem nicht weniger Rech- nung tragen. Ist dieses geschehen, dann ist auch eine Anlage gelungen. Wir wollen schliesslich noch erwähnen, dass auch Fuchsien, und ganz besonders die rothblülianden, vor Allem die alte coccinea und globosa, in grössern Gärten und selbst in Parks in der Nähe von Wohngebäuden, architektonischen Zierden u. s. w. sich sehr hübsch ausnehmen, wenn man sie in's Gebüsch pflanzt. Verlag von Kar! Wiejrandtin Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Belörderun«^ des Gartenbaues in den Königlich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem Oteneral-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. M 29. Berlin, den 19. Juli 1860. Preis des Jahrganges 5^ Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Der ungarische Gartenbauverein und die 3. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter. — Die Schlingpflanzen oder Lianen der diesjährigen Fcstausstellung. — Auswahl der neuesten und schönsten Verbenen. Der iini^arisclic Ciartcnbaiivercin die 3. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter. Noch nicht drei Jahre sind seit der Gründung des genannten Vereines verflossen und doch hat er bereits eine Thätigkeit entfaltet, die alle Anerken- nung verdient. Wir haben schon im vorigen Jahr- gange der Wochenschrift über ihn Erfreuliches be- richtet und sind nun wiederum im Stande , dessen noch mehr hinzuzufügen. Der Ungar und zwar in allen seinen Nationalitäten, der Magyar sowohl, wie der Deutsche und der Slawe, lieben ihr Vater- land über Alles und sind für dasselbe jedes Opfers fähig, wie man keineswegs immer von andern Völ- kern sagen kann. Was er einmal ergreift, das erfasst er mit ganzer Kraft und wird nicht müde, mögen noch so sehr Hindernisse ihm und seinem Streben entgegentreten. Nicht ihm ist die Schuld beizumessen, wenn trotz dem in seinem Vaterlande zur Wohlfahrt doch nicht so viel geschehen ist, als man nach dem Gesagten hätte meinen sollen : äussere ungünstige Verhältnisse und (obwohl der grösste Strom Europen's Ungarn durchfliesst) Man- gel an gehörigen Kommunikationsmitteln drückten schwer auf das Land. Dazu kommt noch , dass Ungarn auch auf niedriger Stufe stehende Stämme einschliesst und ausserdem zum Theil von manchen Völkern umgeben ist, die selbst noch auf tiefer Stufe der Kultur stehen und doch mehr oder minder Einfluss auf seine Entwickelung ausgeübt haben. Alles dieses musste selbst auf ein an und für sich gesegnetes Land hemmend wirken. Der ungarische Gartenbau -Verein schrieb im Anfange Juni d. J. eine Versammlug nach der Hauptstadt des Landes, nach Pesth, aus, um wich- tige Fragen zu behandeln. Aus allen Provinzen trafen Mitglieder ein, um an den Berathungen Theil zu nehmen. Es galt dieses Mal vor Allem dem Obstbau, denn der auch bei uns bekannte Pomolog Siebenfreud aus Tyrnau hatte diesen betreffende Anträge gestellt. Ungarn ist für Obst- und Weinbau wie ge- schaffen, denn es besitzt grade dafür das herrlichste Klima und die geeignetsten Gegenden. Wir haben selbst leider nur einen kleinen Theil dieses schö- nen Landes gesehen und sind nur längs der gros- sen Strassen gewandert ; wir haben aber ausserdem Gelegenheit gehabt, durch freundliche Mittheilungen, und zwar von Seiten aller Nationalitäten, über die verschiedenen Zustände, über Kultur des Bodens, über Produkte u. s. w. Kenntniss zu erhalten, so dass wir wohl berechtigt sind, darüber zu sprechen. Der Pomolog Sieben fr eud hat zwar keine der beiden Versammlungen deutscher Pomologen und Obstzüchter besucht, er hat aber in so fern regen Theil genommen, als er dazu schöne Samm- lungen von Obst einsendete. Aus diesem ersah man, dass man in Ungai'n nicht allein von den meisten besseren Sorten, welche bei uns in Deutsch- land kultivirt werden, Kenntniss hat, und dieselben auch zum grossen Theil besitzt, sondern dass in genanntem Laude ausserdem noch viele Obstsorten 29 226 vorkommen, welche bei uns unbekannt sind, ob- wohl sie unsere volle Beachtung verdienen. Der Pomolog Sieben fr eud forderte deshalb in der Anfangs Juni in Pesth tagenden Versamm- lung von Gartenfreunden und Landwirthen auf, da- für Sorge zu tragen , dass das ungarische Obst erforscht werde und die eigenthünilichen Sorten, zumal diese sich zum Theil schon seit sehr langer Zeit bewährt haben , überhaupt zur Kenntnis« des pomologischen und sich für Obst interessirenden Publikum kommen. Doch müssten sie zuvor nach allen Seiten hin geprüft und die Ungarn eigen- thümlichen besseren Obstsorten als Nationalfrüchte beschrieben werden. Der Vorschlag Si ebenfreu d"s fand allge- meinen Beifall. Man beschloss schon in diesem Jahre vorwärts zu gehen. Es wurde eine .Jury ernannt, deren ^Mitglieder von dem in ganz Ungarn angebauten Obste Keuntniss nehmen und dann spä- ter berichten sollten. Damit dieses in möglichst kurzer Zeit geschehen kann, werden zuvor in allen Comitaten Sammlungen von den darin angebauten Obstsorten gemacht und diese in 6 Städten der Reihe nach aufgestellt. Die Mitglieder reisen im nächsten Herbste von einer Ausstellung zur andern, berichtigen die Nomenklatur so viel als möglich und scheiden vor Allem die Nationalfrüchte aus. Auf diese Weise wird die 1. Ausstellung in Raab vom 6. bis 10. Oktober, 2. 3. 4. ö. in Szarvas vom IPi. bis 15. Oktober, in Eperies vom '21. bis 2?t. Oktober, in Miskolez vom '25. bis '27. Oktober, in Klausenburg vom 29. bis 3 1 . Okto- ber und die 6. „ in Pesth vom 8. bis 14. November stattfinden. Wir freuen uns, später die Resultate zu vernehmen, und werden nicht zügern, einen Aus- zug davon in der Wochenschrift mitzutheilen. Da von Seiten des ungarischen Gartenbau- Vereines auch unsere 3. Vei-sammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter in Berlin beschickt werden und der Pomolog Siebenfreud selbst uns mit einer grossen Sammlung ungarischen Obstes beehren wird, so möchte es wünschenswerth sein, dass, da der Schluss der obigen Versammlung erst am 7. Oktober erfolgt, die erste ungarische Aus- stellung in Raab vielleicht um 4 W^ochen hinaus geschoben wird, damit durch den ungarischen Ab- geordneten zu gleicher Zeit .auch die Resultate un- serer Versammlung und Ausstellung später mitge- theilt werden können. Von Seiten des V'ereines zur Beförderung des Gartenbaues hat man deshalb auch bereits die nöthigen Schritte gethan, um auch im dortigen Interesse einen Aufschub der Ausstel- lung in Raab zu ermöglichen. Dass dergleichen auf einander folgende Aus- stellungen einen sehr grossen Nutzen haben, unter- liegt keinem Zweifel. In Württemberg hat man schon seit mehrern Jahren auf gleiche Weise ver- fahren; diesem Umstände möchte man es wohl haupsächlich zuzuschreiben haben , dass der Obst- bau, der zwar schon seit langer Zeit gehegt und beachtet wurde . in genanntem Lande auf einer so hohen Stufe , wie sonst nirgends in Deutschland, steht. Es kommt noch dazu, dass die Reo;ierunff ' OD oder auch die Vereine selbst, welche eine Ausstel- luug rnachen wollen, gewöhnlich den Garteninspektor Lucas, dem überhaupt der Obstbau sehr viel ver- dankt, beauftragen, die Austellungen zu besuchen, eine Einigkeit in der Nomenklatur herbeizuführen und endlich sogar meist auch einer) entsprechenden Vortrag zu halten. Dadurch kommt Leben hinein, wie es leider da, wo dergleichen Angelegenheiten bureaumässig betrieben werden und trotzdem dann immer auch viel Geld kosten, fehlt. W^ir haben übrigens noch die angenehme Mit- theilung zu machen, dass die mit einer Ausstellung verbundenen Pomologen-Versammlung während der Tage vom '2. bis 7. Oktober nicht allein aus Un- garn Sammlungen von Stein- und Kern-, sondern auch vom Wein-Obste zukommen werden, und zwar die letzteren zu gleicher Zeit mit den Weinen. Ungarn baut so viel und so herrlichen Wein, dass es Jedermann leid thun muss, dass dieser doch keineswegs bei uns so bekannt ist, wie er es ver- dient. Auf diese W^eise wird uns aber hoffentlich Gelegenheit geboten, eine bessere Kenntniss von ihm zu erhalten. Schliesslich erwähnen wir noch, dass aber auch ausserdem die 3. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter eine rege Theilnahme erwarten lässt. Fast allenthalben , wohin wir uns gewendet, sowohl in Nord-, wie in Süddeutschland, ist man uns bereitwilligst entgegengekommen. Von Seiten mehrer Gartenbau-Vereine werden schon vor- her Sammlungen aus den Ländern oder Provinzen, worauf sich deren Thätigkeit erstreckt, angelegt, diese revidirt und dann mit einem Abgeordneten nach Berlin gesendet. An einigen Orten haben sich zu diesem Zwecke rasch Gartenbau-Vereine gebil- det, an andern dagegen Männer, die sich dafür interessiren , die Angelegenheit in die Hand ge- nommen. Es ist sehr zu wünschen, dass es auch ausserdem noch an andern Orten geschieht. Nur durch gemeinschaftliches Wirken können die Erfolge gesichert werden, nach denen wir streben. Diese Abgeordneten der verschiedenen Vereine haben hier auch die Aufgabe, bei der 3. Versamm- lung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüch- ter ihr specielles Vaterland zu vertreten und dessen 227- Interesse wahrzunehmen. Durch sie könnte man auch am Bessten die Zustände des Obst- und Ge- müsebaues in den verschiedenen Ländern kennen lernen, sowie auf diese Weise am Ersten auch eine Einigung in der Nomenklatur herbeigeführt würde. Das .specielle Programm der 3. V^ersammlung ist übrigens in diesen Tagen ausgegeben, so dass nun Jedermann Kenntniss von dem Gange der- selben erhalten kann. Dass auch ausserdem von Seiten der Friedrich- Wilhelm-Viktoria-Stiftunjj für junge L.indwirthe eine Ausstellung landwirthschaft- licher Erzeugnisse damit verbunden wird , ist be- reits früher mitgetheilt. ^^'ir bemerken jedoch, dass sämmtliche Ausstellungen, auch die des Obstes und Gemüses, schon am 'J9. .September anfangen , wes- halb die Einsendungen darnach ermessen werden können, die Versammlung selbst hingegen wird, wie schon ausgesprochen, am i. eröffnet und dauert bis zum 7. Oktober. Schliesslich bemerken wir, dass bei den Unterschriften aus Versehen als Wohnort des Dr. Ahlmann Breslau genannt wurde, wäh- rend es Kiel ist. Die Schlingpflanzen oder Lianen der diesjährigen Festausstellung. Der Laubengang, durch den man in den wei- ten Raum des Ausstellungslokales in den Tagen des 19. und 'JO. .luni gelangte, hat so allgemeinen Beifall gefunden und war auch gleich schön als elesant angefertigt worden, dass wir in dem Be- richte über die Festausstellung absichtlich ihn nur kurz andeuteten, um desto ausführlicher in einem besondern Artikel zu sprechen. Der Gartenkunst, und zumal der bildenden, steht jetzt ein so reiches Material zu Gebote, dass es nur an den Gärtnern und Liebhabern selbst liegt, wenn die Anordnun- gen nicht so sind, als sie sein sollten oder wenn gar Dürftigkeit entgegentritt. Es kommt uns in der That manchmal vor, als wenn jetzt zu viel vorhanden wäre und man über den Reichthum nicht zur malerischen Aufstellung gelangen könnte. Lei- der trennt man sich oft von dem Ueberflüssigen nicht gern , selbst auf die Gefahr hin , plumb und ungeordnet zu werden. Es gibt Gärtner, die sich von ihren . oft sehr erbärmlichen Exemplaren durchaus nicht lossagen können, wenn sie sich auch noch so sehr überzeugen , dass diese den bessern Pflanzen, welche deshalb gar nicht zur natürlichen Entwickelung gelingen, den Platz wegnehmen. Die Zahl der bekannten Schlingpflanzen, welche wir in unseren Gärten besitzen, ist gar nicht so gering, als man wähnen möchte; es steht zur Aus- wahl eine grosse Mannigfaltigkeit zur Verfügung. Bald sind es bei ihnen die Blätter mit ihrem präch- tigen Grün oder mit ihrer feinen Zertheilung, bald sind es wiederum die Blüthen, in verschiedenen Farben prangend und selbst zum Theil die ange- nehmste Düfte verbreitend, bald aber auch Blüthen j und Blätter zu gleicher Zeit, welche Berücksichti- I gung verdienen, ^^'ir wollen aber dieses Mal nicht überhaupt über Lianen sprechen, sondern zunächst nur von einigen, die zwar den kalten, zum Theil auch den wärmern Gew'ächshäusern angehören, im , Sommer aber sich im Freien anwenden lassen. Solche waren es auch, die den anfangs erwähnten Laubengang bildeten und im botanischen Garten zu Berlin seit vielen Jahren schon während der bes- seren Jahreszeit im Freien zu Guirlanden, Festons, j zur Ueberkleidung von Planken, Brettern, gewöhn- j liehen und künstlichen Draht-Gittern u. s. w. be- I nutzt werden. I. Obenan stehen in dieser Hinsicht verschie- dene Bignonien und Tecomen, die beide im äussern Habitus einander ungemein ähnlich sind und sich nur durch verschiedenes Aufspringen der Kapseln unterscheiden. Während die Klappen der letztern sich an den Rändern der Scheidewände bei den Bignonien lösen, geschieht dieses bei den Tecomen in der Mitte des Faches. Man darf sich bei einem solchen Merkmale, was bei den Pflanzen in der Kultur nur ausnalunsweise verfolgt werden kann , nicht wundern , dass in den Gärten die Arten ganz gewöhnlich mit einander verwechselt werden. Geschieht dieses doch ganz gewöhnlich auch in den Herbarien, so dass selbst der letzte Monograph der Familie der Bignoniaceen oft nicht wusste, wohin er eine Art zu stellen habe. Viel- leicht thäte man auch gut, alle Arten mit gefieder- ten Blättern zu Tecoma, die übrigen zu Bignonia zu bringen. Die ächten Bignonien gehören auch vorherrschend den warmern und heissen Ländern Amerika's an, die Tecomen hingegen hauptsächlich dem fünften Erdtheile und Südafrika. 1. Bignonia Lindleyi DC. ist eine der besten Lianen, die wir haben, obwohl sie Bosse in der neuesten Ausgabe seines Handbuches der Blumengärtnerei wohl nur aus Versehen „fast ran- kend" nennt. Die Blätter sind zum Theil einfach, zum Theil gepaart und der Blattstiel läuft dann in eine Ranke aus. Zwei Blüthen von ziemlicher Grösse und heller vio'letter Farbe stehen am Ende eines gemeinschaftlichen Styles. In den Gärten kommt sie meist als B. picta vor, eine Pflanze mit eine Rispe bildenden Blüthen und mit Blättern ohne Ranke. ■29* Q28 2. Bignonia speciosa Hook, der vorigen sehr ähnlich und ganz gewöhnlich mit ihr verwech- selt; sie unterscheidet sich leichter während der Blüthezeit durch einen deutlichen allgemeinen Blü- thenstiel und durch eine mehr in's Rothe sich nei- gende Krone von der vorhergehenden Art. 3. Bignonia capreolata L. wird in Eng- land, ähnlich der Tecoma radicans, im Freien ge- zogen und düi-fte auch bei uns an sehr geschützten Stellen und im Winter gehörig gedeckt vielleicht aushalten. Die südlichen Staaten Nordamerika's sind das Vaterland. Zu 2 bis 5 kommen aus den Win- keln der gepaarten Blätter die lederartigen und dunkelrothen Blüthen hervor. 4. u. 5. Bignonia aequinoctiali s L. und Chamberlaynii Faxt, gehören dem wärmern Bra- silien an und dürfen den Sommer nur bei gehörigem Schutze im Freien angewendet werden. Beide be- sitzen ebenfalls gepaarte, glänzende Blätter mit und ohne Ranken und die gelben Blüthen in gipi'el- ständigen Rispen. Bei B. Chamberlaynii sind die Blätter mit durchsichtigen Punkten versehen, was bei B. aequinoctialis nicht der Fall ist. 6. Bignonia crucigera L. stammt von den Caribaen. Die ziemlich grossen Blättchen stehen gepaart und der Blattstiel läuft dann in eine Ranke aus, oder zu drei. Die orangefarbenen Blüthen bilden wiederum endständige Rispen. 7. Tecoma australis R. Br. ist eine der brauchbarsten Lianen, da sie weniger Sorgfalt in Anspruch nimmt und sehr dankbar blüht. Aus dem Winkel der gefiederten Blätter kommen die weislichen, inwendig röthlichen Blüthen in Form von Rispen hervor. Eine schmalblättrige Abart ist Bignonia meonantha Lk (Tecoma mneonantha G. Don). 8. Tecoma chloroxantha Kth u. Boucht^ (nicht ochroxantha). Diese ebenfalls aus Australien stammende Art ähnelt der vorigen in jeglicher Hin- sicht ungemein, unterscheidet sich aber, wie der Name auch sagt, durch die gelbe Farbe der Blü- then. Sie ist sonst in den Gärten kaum zu finden, wird aber in dem botanischen Garten zu Berlin viel und gern verwendet. 9. Nicht minder verdient Tecoma jasminoi- des Lindl. alle Beachtung, zumal sie selbst ein schlankeres Ansehen als die voi-ige besitzt. Wäh- rend die Blätter der beiden vorigen Arten ausser dem ungleichpaarigen aus 4 und 5 Paar Blättchen bestehen, haben sie hier mit Ausnahme derer gegen das Ende der Aeste und Zweige eine grössere Anzahl. Die Farbe der Blüthen gleicht der derer von T. australis; man hat aber eine Abart, wo sie durchaus rosenfarbig sind. Vaterland ist eben- falls Australien. 10. Tecoma capensis Lindl. ist, wie der Name sagt, eine südafrikanische Pflanze , hat jedoch das Ansehen der vorigen. Die orangenfarbenen Blüthen unterscheiden hinlänglich. Tecoma radicans Juss. (Trompetenliane) aus den südlichen Staaten Nordamerika's übergehen wir, da die Liane bei ims im Freien aushält. H. Wenn Hardenbergien , Ziehyen und Kennedyen auch nicht solche Lianen darstellen, wie Bignonien und Tecomen, so verdienen sie doch als solche in mannigfacher Hinsicht unsere Beach- tung. Mehr ist in dieser Hinsicht schon Campto- sema zu beachten. In den Kalthäusern bilden sie an den Rahmen der Fenster die schönsten Guir- landen und zwar um so mehr, als sie auch im Freien an Spalieren Anwendung finden können. Es sind bekanntlich Schmetterlingsblüthler (Papi- lionaceae) aus der Abtheilung der Bohnen (Phaseo- leae) und wachsen sämmtlich in Neuholland. Die 3 ersten Geschlechter stehen einander sehr nahe und waren früher unter Kennedy a vereinigt, einem Genus, was der 1808 in Paris verstorbene Professor Ventenat zu Ehren seines Freundes Kennedy, des bekannten und zu Ende des vo- rigen und zu Anfang dieses Jahrhundertes in Ham- mersmith bei London lebenden Handelsgärtners nannte. Wegen des nur kurz fünfzähnigen Kelches und der nicht mit Anhängseln versehenen Fahne trennte Bentham die blau- oder violettblühenden Arten unter dem Namen Hardenbergia, zu Eh- ren der Gräfin Franziska von Hardenberg, Schwe- ster des berühmten Reisenden Baron von Hügel genannt, dieser hingegen die roth- und in Dolden blühenden Arten mit einer breiten und fast kreis- förmigen Fahne als Zichya. Zichy ist ein be- rühnmtes ungarisches Grafen -Geschlecht, deren Glieder zum Theil in näherer Beziehung zu Ba- ron von Hügel stehen. Alle 3 Genera haben nur Arten mit gedreiten, selten mit einfachen Blät- tern; Zichya ist in der Regel mit rostfarbenen Haaren besetzt. Camptosema lässt sich leicht durch den gestielten Fruchtknoten unterscheiden. 11. Zichya coccinea Benth. besitzt ziemlich grosse Blüthen von dunkler Scharlachfarbe, die be- sonders im April in reichlicher Anzahl imd zu 3 bis () zum Vorschein kommen. 12. Zichya inophylla Benth. ist wohl noch schöner, zumal sie auch dankbarer blüht. Man besitzt eine Abart unter dem Namen floribunda, wo in der Tliat die Blüthenflor vom Anfang März bis spät im Mai nicht aufhört. Auch besitzen die Blüthen ein feurigeres Roth, was, wie es übrigens auch bei der Hauptart der Fall ist, innerhalb der Blume durch eine schwarze und gelbe Zeichnung unterbrochen wird. 229 \?i. Hardenbergia Huegelii Benth. wird oft fälschlich als eine Zichya aufgeführt und nicht selten auch verkannt. Die ächte ist unbehaart und besitzt die kleinen, keineswegs scharlachrothen, son- dern hellvioletten Blüthen in Trauben. 14. Hardenbergia digitata Lindl. verdient alle Beachtung, besonders zur Bekleidung von Spa- lieren. Die prächtigen und dunkelblauen Blüthen bilden 5 bis (i Zoll lange Trauben und kommen vom März bis Mai zum Vorschein. Wahrscheinlich ist sie nur eine Form der H. Lindleyi Meisn., wo '1 anstatt H Blättchen vorkommen. If). Hardenbergia macrophylla Benth. schliesst sich der vorigen an, zeichnet sich aber ausserdem durch das schone und grössere Laub von dunkelgrüner Farbe aus. 16. Hardenbei-gia monophylla Benth. ist schon seit sehr langer Zeit in Kultur und existirt des-halb bereits auch in einer Menge von Ab- und Spielarten; wir besitzen sogar eine, wo die Laub- blätter eine bunte Färbung haben. Die Farbe der Blüthen ist ursprünglich blau, wird aber durch 2 weisse Flecken unterbrochen. Aus letzterem Grunde kommt sie in den Gärten auch als Kennedya bimaculata vor und wurde auch zuerst als Gly- cine bimaculata beschrieben und (bot. mag. t. '263) abgebildet. Abarten sind H. audomaren- sis oder Kennedya bimaculata rosea der Gärten mit rosenfarbenen und H. liläcina der Gärten mit lilafarbenen Blüthen. Vor Allem ist jedoch die Art mit langen Blüthentrauben , welche Loddiges (nicht Lindley, wie es gewöhnlich heisst) als Kennedya longeracemosa (bot.cab. tab. 1940) dargestellt hat, zu empfehlen. 17. Kennedya rubicunda Vent. ist die einzige Kennedya, die etwas höher wird und sich deshalb auch sehr gut zu Spalieren verwenden wird, während die übrigen mehr als Ampelpflanzen eine Verwendung finden können. Gewöhnlich stehen 3 rothbraune Blüthen von fast Zoll Länge an der Spitze des allgemeinen Blüthenstieles. Wahrschein- lich gehören mehre Garten- Arten, wie K. Bau- manni, floribunda und oblongata als Abarten hierher. 18. Camptos^ma rubicundum Hook, et Arn. schliesst sich an, verdient aber als Liane un- bedingt den Vorzug. Seine schönen, scharlachrothen Blüthen erscheinen nicht im Frühjahre, wie die der bis jetzt genannten Arten, sondern im August und September. Nicht Neuholland, sondern Südamerika ist übrigens das Vaterland. In den Gärten kommt sie auch als Kennedya splendens vor. HL Wir schliessen hier einige weniger be- kannte Lianen aus der Familie der Ajjocyneen an, welche ebenfalls während der bessern Zeit im Freien verwendet werden können. 19. Parsonsia heterophylla All. Cunn. verdient wegen der sehr verschiedenen Formen, welche die Blätter besitzen , ihren Namen und hat deshalb auch ein eigenthümliches Ansehen. Die meist schmalen und harten Blätter besitzen nämlich eine prächtige dunkelgrüne, oft aber auch in's Braune sich neigende Farbe, variiren in der Länge von 2 bis 4 Zoll und sind bald sehr schmal, bald ziemlich breit, bald wiederum buchtig, bald ganz- randig. Die weissen Blüthen bilden am Ende der Zweige einseitige Rispen. Hier und da findet man, anstatt Parsonsia, fälschlich Parsonia geschrieben. 2Ü. Parsonsia variabilis Lindl. ändert fast noch mehr, als die vorige, hinsichtlich der Blätter und zeichnet sich auch dadurch aus, dass diese, wenn sie sehr schmal sind, oft plötzlich an der Spitze zu einem kreisförmigen Anhang sich erwei- tern Die Oberfläche hat auch ein glänzenderes Ansehen. Ausserdem unterscheidet sie sich aber durch weit kleinere Blüthen und durch eine glocken-, nicht becherförmige Ki'one. In einigen Gärten kommt sie auch als Parsonsia linearis vor. Beide stam- men aus NeuhoUand. 21. Lyonsia straminea R. Br. besitzt ziem- lich dicke und lederartige Blätter von dunkelgrüner Farbe und länglicher Gestalt. An der Spitze der Zweige sowohl, wie aus den Winkeln der Blätter, kommen die Scheindolden hervor. Die glockenför- migen Blumen von gelber Farbe sondern einen nar- kotischen Zuckersaft aus, weshalb auch, wie bei denen des Apöcynum androsaemifolium, in der Re- gel todte Fliegen in ihnen gefunden werden. Neu- holland ist wiederum das Vaterland. IV. Dass die Familie der Winden (Convol- vulaceae) ebenfalls eine grosse Menge holziger Lia- nen besitzt, ist hinlänglich bekannt; wir übergehen sie jetzt aber, so sehr sie auch zum Theil im Freien, ähnlich den eben abgehandelten Sorten, eine An- wendung verdienen und zum Theil im botanischen Garten zu Berlin hauptsächlich zu Festons u. s. w. verbraucht werden. Wir nennen nur als weniger bekannt von den kanarischen Inseln 2 ächte Con- volvulus-Arten, denen wir dann noch ein sehr zu empfehlendes Solanum anreihen werden. 22. Convolvulus canariensis L. ist über und über behaart und hat deshalb ein graugrünes oder auch ein in's Rostfarbene sich neigendes An- sehen. Aus dem Winkel der herzförmigen Blätter kommen die meist viele blaue Blüthen tragenden Stiele hervor. 23. Convolvulus Massoni Dietr. ist da- gagen ziemlich unbehaart und hat mehr in die Länge gezogene und noch einmal so lange Blätter, 230 die trotz dem von den Blüthenstielen an Länge übertroffen werden. In den Privat-Gärten scheint sie noch unbekannt zu sein, in botanischen Gärten findet sie sich aber als Convolvulus suberosus Willd. und sufi'ruticosus Ait. vor. 24. Solanum jasminoides Paxt. darf man nicht mit dem ähnlichen S. j asmi nifolium Sendt., die beide übrigens in Brasilien zu Hause sind, ver- wechseln. Die erstere ist weniger eine Liane, als vielmehr ein Ranker, der aber eben deshalb an Spalieren und Mauern sehr gut verwendet werden kann. Er erinnert einiger Massen an unseren Bit- tersüss (Solanum Dulcamara L.), wird aber w-eit grösser. Die eirund -länglichen Blätter kommen auch fiederspaltii: vor. im Freien und während der Sommerzeit verwendet, kommen die etwas ga- belästigen Blüthenstände die ganze Zeit hindurch in Menge vor. Die Farbe der Krone ist hellviolett, bisweilen fast weiss. V. Dass man mit vielen ursprünglich an ein wärmeres Klima gewöhnte Pflanzen viel zu ängst- lich verfährt , ist eine bekannte Thatsache. Man kultivirt überhaupt im Allgemeinen viel zu warm. Es ist dieses auch mit den Passionsblumen der Fall, von denen einige sogar im Winter und bei sehr geschützten Lagen , wie Passiflora incarnata, im Freien aushalten. Die ächten Arten dieses Geschlechtes zeichnen sich durch ihren prächti- gen Fadenkranz, die Tacsonien hingegen durch ihre lange Röhre aus. 25. Passiflora Actinia Hook, ist eine der neuern Arten aus dem Orgely;ebirge Brasiliens. Die Blüthen haben in der That eine gewisse Aehnlich- keit mit den Seeanemonen (Actinien), deren Namen die Pflanze trägt. In der grünlich -weissen Blume ruht gleichsam der Kranz mit seinen weissen, aber violett gefleckten und gewundenen Fäden. Ausge- zeichnet ist die Blüthe durch ihren lieblichen Geruch. 26. Passiflora coerülea.L. kommt gut ge- deckt selbst hier und da im Freien fort; auf jeden Fall gedeiht sie aber in dem freien Grunde eines Kalthauses gepflanzt weit besser, als zu warm ge- halten. Die Blüthen sind himmel- und dunkelblau, aber auch weiss. Es ist eine der ältesten Passions- blumen unserer Gärten. Zu ihr gehört als Form P. Collvillei Sweet. 27. Passiflora incarnata L. gedeiht noch besser im Freien, als die vorige, deren Vaterland allerdings Brasilien ist, während diese aus den südlichen Staaten Nordameiika's stammt. Möchte man dieses nur recht beherzigen und sie, wenig- j stens im Sommer, häufiger im Freien verwenden! Die Blüthen erscheinen allerdigs erst spät (im August und September) und haben eine angenehme fleisch- | rothe Farbe, wie auch der Beiname sagt. | 28. Noch ein schöneres Roth besitzen die Blü- then eines Blendlings der Passiflora kerme- sina Lk et Otto, die unter dem Namen P. Lou- doni zuerst von Sw eet verbreitet wurde. Während die Hauptart selbst während der bessern Zeit im Freien nicht gedeihen will, ist dieses mit P. Lou- doni ganz gut der Fall. 29. Passiflora alba Lk et Otto verdient we- gen der weissen Farbe ihrer Blüthen unsere Be- achtung und ist um so mehr zu empfehlen, als sie ebenfalls im Freien sich gar nicht empfindlich zeigt. 30. Tacsonia moUissima Humb. Bonpl. Kth gehört zu den schönsten des Geschlechtes und blüht, wie alle übrigen Arten, im Herbste und zwar stets in reichlicher Fülle. Die Blüthen sind ziem- lich gross und haben eine schöne dunkelrothe Farbe. Vaterland ist Columbien. Wir könnten mit leichter Mühe noch eine grös- sere Anzahl von Schlingpflanzen aufführen; es möge aber genügen, durch die angeführten auf die Ver- wendung derselben im Freien aufmerksam gemacht zu haben. Answalü iler nenesten und schünstcii Verhenen. Als der Pater Feuillee im Anfange des vo- rigen Jahrhundertes das südliche Amerika, beson- ders die östlichen Provinzen, durchforschte, fand er unter Anderem auch im Gebiete des Rio la Plata eine kleine Pflanze mit brennend rothen Blüthen und eine noch kleinere mit lilafarbenen , welche beide er Lychnidea veronicae folio flore coccineo und Lychnidea verbenae tenui- foliae folio nannte. Er ahndete damals nicht, welche Bedeutung die erstere anderthalbhundert Jahre später in der Gärtnerei haben würde. Linne kannte beide Pflanzen nur aus der Beschreibung und Abbildung von Feuillee und brachte sie mit L^nrecht zu der Familie der Maskenblüthler (Scro- phularineae) in das Genus Erinus und zwar als Erinus peruvianus und laciniatus. Erst Jussieu stellte die erstere richtig in das Geschlecht Verbena, als V. chamaedryf olia, Lamark hin- gegen die letztere als Verbena erinoides. Obwohl eine andere, den südlichen Staaten Nordamerika's angehörende Verbene , Verbena Aubl e tia Ait., die Linne wiederum unter einem durchaus falschen Namen, als Buchnera cana- densis aufgeführt hat, seit dem Jahre 1774 durcjh den altern (Claude Louis) Richard in den Gärten eingeführt sein soll , so kultivirte man diese nicht minder zu empfehlende Pflanze doch erst später 231 allgemeiner, und besonders in den zwanziger Jah- ren viel. Selbst als nun auch endlich Verbena chamaedryf olia Juss. im Jahre \H26 als lebende Pflanze durch Poussette bei Hawkins im Bignor- park eingeführt wurde und von da auch nach dem Festlande kam , erregte sie immer noch nicht die Aufmerksamkeit, welche sie später auf sich zog, als sie in den Jahren 18H5 bis 1S38 mit noch 4 anderen bis dahin nicht bekannten Arten zum zwei- ten Male und zwar als Verbena Melindres Gill. in den Gärten eingeführt wurde. Zwei bekannte Reisende, Gillies und Tweedie, befanden sich damals in den La-Plata-Staaten und durchforschten hauptsächlich die Pampas. Ihnen verdankt man auch die Entdeckung der eben bezeichneten Verbenen. Wir wissen nicht, ob es Zufall oder Absicht irgend eines englischen Gärtners war, diese 3 oder 4 Verbenen gegenseitig mit einander zu befruchten und Blendlinge zu erziehen. Aber als man einmal den Anfang gemacht, da ging die Verschönerung und Vervollkommnung rasch vorwärts. Kaum ist seitdem wiederum ein Viertel-Jahrhundert noch ver- flossen und wir besitzen bereits eine solche iVIenge von Sorten, und zwar in allen Farben des Roth, Blau und Gelb prangend, dass die Verbenen, ganz besonders in den eleganten Blumengärten, unbedingt eine der ersten Stellen einnehmen. Eine Zeit lang bezogen wir, wie leider es oft der Fall ist, die schö- nem Sorten nur aus dem Auslande, wo namentlich noch England und ausserdem Frankreich den Vor- rang hatten ; seit mehrern Jahren sind es aber auch deutsche Gärtner, welche Vorzügliches erzogen ha- ben. Wir nennen vor Allem Boas in Dessau und Sonntag in Karlsruhe, sowie Soupert und Not - ting in Luxemburg. Was nun die 4 Arten anbelangt, so entdeckte zwar schon der bekannte Berliner Reisende Sello die eine mit eirunden und rothen Blütheuköpfchen im südlichen Brasilien , nach Europa gelangte sie jedoch, und zwar nach dem Dubliner Garten, erst durch den Reisenden Tweedie. Nach diesem wurde die Pflanze auch Verbena Tweediana Niv. genannt; früher jedoch (183'i) hatte sie bereits schon durch den Dichter und Botaniker Cham is so, der zumTheil Sello's Pflanzen bearbeitet hat, den Namen Verbena phlogiflora erhalten, einen Na- men, der nun auch als der ältere beibehalten werden muss. Sehr ähnlich ist ihr Verbena incisaHook., welche früher in den Gärten noch mehr als V. Ar- raniana bekannt war und ebenfalls von T w e e d i e eingeführt wurde. Eine 3. Pflanze hat wiederum Gillies in den Pampas von Buenos Ayres, also in denselben Ge- genden, wo auch die vorigen wachsen, nur wenig später entdeckt; sie blühte zuerst 1838 in England und erhielt den Namen Verbena teucrioides Gill. et Hook. Diese Art zeichnet sich durch einen mehr in die Länge gezogenen, anfangs rosafarbe- nen, später weislichen Blüthenstand aus. Endlich nennen wir noch die von Paxton beschriebene und abgebildete Verbena anioena mit sehr dichten, lilafarbenem und eiförmigem Blü- thenstande. Ihr Vaterland ist unbekannt; man ver- muthet jedoch als solches Mexiko. Nachdem wir nun das Geschichtliche voraus- geschickt, wollen wir auch die schönsten Sorten, wie wir sie in diesen Tagen bei dem Kunst- und Handelsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam sahen, der Reihe nach aufführen. Dort sind sie auch um wenige (5) Groschen die Sorte zu beziehen. Es gibt in der That nicht leicht etwas Schöneres, als ein Beet mit den verschiedenen Sor- ten bunt untereinander; recht passend hat man ihnen den Namen MiUetieurs gegeben. Es kommt noch dazu , dass sie rasch und leicht anwachsen , auch bis spät in den Herbst blühen. 1. Mad. Jusseaud (Nardy) bildet ziemlich grosse Doldentrauben, deren einzelne Blüthen an- fangs eine helle Fleischfarbe haben, allmählig aber immer blässer und zuletzt mit Ausnahme eines Rin- ges um den Schlund (d. h. dem Auge oder der Kronrohre) fast blendend weiss werden. Man fin- det deshalb gewöhnlich an einer und derselben Doldentraube am Rande weisse und in der Mitte fleischrothe Blüthen, dazwischen aber alle Abstu- fungen. '2. Louise Müller (Sonntag) der vorigen sehr ähnlich, aber anstatt des Fleischrothes ein helles Lila und in jedem Zustande ein purpurlilafarbenes Auge. 3. Beatrix (Sonntag) weiss, jedoch im An- fange mit einem sehr schwachen, röthlich - violetten Schein, vom Auge ausgehend. 4. Magnet (Boas). Die Doldentraube ist mehr pyramidenförmig, als bei den andern. Blüthen sämmtlich weiss, mit grünlichem Schimmer um das Äuge. 5. La Croquette (Crouzy) fleischroth, am Auge gelblich, nach diesem blasser werdend. 6. Angelina (Boucharlat) wird blanc cr^me, centre pourpre vineux angegeben. Die uns zu Ge- bote stehenden Exemplare sind aber hellfleisch- oder heUpfirsichroth mit Purpur-Auge. 7. Com pacta (nicht Compactum, Bouch.) ver- dient den Namen „die dichte" wegen der sehr vol- len und geschlossenen Doldentraube. Die Farbe ist anfangs pfirsichroth mit einem schwachen Lila- schein und kleinem dunkellilafarbenem Auge. Spä- ter werden die Blüthen heller, an dem Rande der Abschnitte fast weiss. 232 8. L a u r a ( Sonntag ) lilafarbig , etwas in's Weisse geflammt mit hellgelblichem, unscheinlichem Auge; später hauptsächlich an den Blumenabschnit- ten heller werdend. 9. Amalie (Sonntag) soll perlweis mit 5 rosa- violetten Flecken und p;rünem Auge sein. Unsere Exemplare sind aber lila, zum Theil selbst sammet- artig, nach dem Rande heller und erst später selbst fast weiss w-erdend. 10. Belle de Luxembourg (Soupert u. Not- ting). Schön lila, anfangs selbst etwas sammetartig, später heller werdend ; ein schmutziglilafarbenes Auge von weisslichem Ringe umgeben. 11. Adlar Herre (Boas) lilaiarbig mit schwa- chem weisslichem Auge, etwas in's Rothe sich neigend. 12. Hofrath Schwabe (Boas) lilafarbig mit grösserem, weissgelblicliem Auge. Wohli-iechend. 13. Ida de Mervelt (Soup. u. Nott.) lila mit unbedeutendem gelblich-weissem Auge. 14. Magnificens (Bouch.) baut sich mehr pyramidenförmig. Lilaroth mit schwachem dunke- lerem Auge. 15. Delicatissima (Bouch.). Ein helles Blau -Violett, noch heller geflammt; sehr grosse Blüthen. 16. Mad. Schoch (Soup. u. Nott.). Violett- blau mit grossem, grünlich-weisslichem Auge. Blü- then sehr gross und wohlriechend. 17. Deuil du g^neral Clerc (Nardy). Dun- kelblau-violette, etwas wohlriechende Blüthen mit schwachem, gelblich-weissem Auge. 18. Maröchal Pelissier (Crouzy). Violett- roth, etwas sammetartig, mit kleinem, grünlich-gelb- lichem Auge. 19. Abel (Dönis). Dunkellilafarbig, nach der Mitte zu sammetartig und dunkelpurpur- violett. Ein Äuge kaum sichtbai. 2U. Henry Meester (Soup. u. Nott.). Präch- tig indigoblau -violett, sehr dunkel mit hervortre- tendem, grünlich-gelblichem Auge. 21. Mad. Sonntag (Soup, und Nott.). Ama- rantroth-violett, heller geflammt, mit gelblich-weiss- lichem Auge. 22. Mad. de Pourtales (Bouch.). Dunkel- amarantroth, an den Enden der Abschnitte etwas in's Violette übergehend. Auge ziemlich gross, anfangs weisslich, später röthlich werdend. 23. Mad. Delosne (Nardy) der vorigen sehr ähnlich, aber das Roth mehr vorherrschend und das grosse Auge stets grünlich-gelb. 24. Mona. Grimm (Soup. u. Nott.) wird leb- habt karmin-rosa angegeben, während die Blüthen bei unsern Exemplaren dunkelkupferroth und in's Amarantfarbige sich neigend gefärbt sind. Auge ziemlich gross, gelblich weiss. 2.0. Lady Milford (Sonnt.). Roth, fast Kar- min mit sehr schwacher Neigung in's Violette. Auge kaum bemerkbar. Sehr angenetm riechend. 26. Mad. Kaipf (Soup. u. Nott.). Anfangs mehr blutroth, zuletzt immer mehr in Lila über- gehend. Auge wenig bemerkbar. 27. Solferino (Dufoy). Scharlach -karmin, bisweilen scharlach-blutroth, sehr feurig, fast ganz ohne Auge. Sehr schöne, grosse Blütben. 28. Hedwig (Sonnt.). Purpur-karmin ; Auge nicht bemerkbar. Die Blüthen bauen sich mehr pyramidenförmig. 29. Mad. Poiseaux (Rendattier). Violett- amarantroth mit grossem, weisslich-gelblichem Ringe. 3U. Prinzessin Eboli (Sonntag). Ein feu- riges Scharlach mit Neigung in's Zinnoberrothe. Auge klein und weiss. Etwas riechend. 31. Schöne Dessauerin (Boas). Der vori- gen ähnlich, aber weniger feurig und zuletzt mit Neigung in's Violette. Riecht ebenfalls. 32. Roi de Feux (Denis). Eine ganz eigen- thümliche Färbung, nämlich ein feuriges Scharlach mit Lila geflammt. Das weisse Auge unbedeutend. 33. Thekla (Sonntag). Roth, aber in der Mitte dunkler und gegen den Rand heller. Auge sehr schwach. 34. Gräfin Lavagna (Sonnt.). Roth, sich aber in's Lilafarbige neigend, selbst zuletzt mit lilafarbenen Spitzen. Auge fast gar nicht vorhanden. 35. Alwina Charpiu (Nardy). Ein schönes, aber mattes Rosenroth. Auge gross, grünlich-gelb. Ist wohkiechend. 36. Variabilis (Soup. u. Nott.) der vorigen sehr ähnlich. Wir haben den angegebenen Geruch weniger bemerkt. 37. Souvenir de M. Nerard (Dönis). Ein prächtiges, feuriges Rosa, allmählig blasser werdend mit gelblichem Auge. 3S. Rosa Bonheur (Nardy). Roth-Rosa, aber feurig, allmählig in Rosa völlig übergehend. Auge gelblich-weiss. 39. Beaute de Bocage (Nardy). Der vori- gen ausserordentlich ähnlich, aber etwas grösseres Auge. 4U. Belle Aurore (NardyJ. Zartrosa, mit grossem, gelblich-grünlichem und von Karmin breit- umfassten Auge. 41. Clömentine Beneville (Rend.). Kaum von der vorigen Sorte verschieden. 42. Salvina (Denis). Ein feuriges Scharlach, allmählig in Rosa übergehend, mit grossem, grünlich- gelbem Auge. Sehr wohlriechend. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Hefiii'deruiig des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. ßedigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. M 30. Berlin, den 26. Juli 1860. Preis des Jahrganges öj Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Drei zu empfehlende Pflanzen. — Cyolobothra lutea Lindl. und Milla biflora Cav. - Zwiebel- und Knollen-Gewächsen von Krelage & Sohn in Haarlem und Frankfurt a. M. Bericht über den Handel mit Sonntag, den 29. <^. M., findet um 11t Uhr in dem Vereinslokale im Palmenhause des Königl. bota- nischen Gartens eine Versammlung der Mitglieder des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt und Dienstag, den 31. d. M., eine Exkursion nach Glienicke u. s.w. Die Fahrt geschieht vom Potsdamer Bahnhofe in Berlin aus, pünktlich um 12 Uhr um den halben Preis. Zu wünschen ist, dass beim Generalsekretariate eine vorläufige Anzeige geschieht. Das Nähere wird noch in der Versammlung am Sonntage mitgetheilt. Droi zu empfrlilende Pflanzen. Es blühen eben im botanischen Garten drei Pflanzen, die alle Beachtung verdienen, obwohl sie kaum in den Gewächshäusern eines Privaten zu finden sein möchten; eben so sucht man sie in den Verzeichnissen der Handelsgärtner meist vergebens. Und doch scheint ihre Kultur keineswegs so schwie- rig zu sein, als dass es abhalten könnte; die Ver- mehrung ist ebenfalls leichter, als man vermuthet. Wir haben uns vorgenommen, über das viele Neue nicht das Alte zu vergessen , wenn es werth ist, erhalten zu werden; wir wollen, so oft es uns nö- thig scheint und Gelegenheit fjeboten wird, auf solche Pflanzen immer von Neuem aufmerksam ma- chen. Wir beginnen mit: 1. Mimosa marginata Lindl. Seit vielen Jahren sieht man im botanischen Garten zu Berlin gleich in der ersten Abtheilung desselben, wo der Weg auf der einen Seite an Gruppen grösserer und kleinerer Blüthensträucher aus den verschiedensten Ländern der Erde, auf der andern neben Eispflanzen oder Mesembrian- themen vorbei weiter führt, niedrige Festons, ge- bildet aus einer feinblättrigen Mimosee , die bisher unter dem Namen Mimosa prostrata kultivirt wurde. Der Narae ist unrichtig, wenn auch pas- send, denn die Pflanze ist weniger eine Liane, als vielmehr eine Art, die meist auf'dem Boden dahin kriecht, vielleicht auch im Vaterlande kleineres Gestrüpp überzieht. Da sie ziemlich rasch wächst, regelmässig Sa- men bringt und in der Kultur nicht schwierig ist, so verdient sie alle Beachtung. Es kommt noch dazu, dass die kleinen violett-rosafarbigen Blüthen- köpfchen den ganzen Sommer hindurch sich bilden und zu dem frischen Grün der Blätter eine ange- nehme Erscheinung bilden. Aber nicht allein im Sommer bietet die Pflanze eine vorzügliche Akqui- sition dar, auch im Winter, wo sie in temperirten und kalten Häusern an den Sparren der Fenster u. s. w. Anwendung finden kann. Der Name Mimosa prostrata ist, wie ge- sagt und wie es leider oft in den Gärten der Fall ist, falsch: der richtige ist M. marginata Lindl. Damit erfahren wir auch das Vaterland, was das südlichste Brasilien ist, wo sie wahrscheinlich schon jene Vegetations-Zustände bilden hilft, welche zwi- schen den die Blätter abwerfenden Catinga- Wäldern und den im Anfange auch Gestrüpp, Boskets u. s. w. 30 234 einschliessenden Pampas ein Mittelglied bilden. Der unglückliche Berliner Reisende Sello — er ertrank beim Durchsetzen eines Flusses — hat das Ver- dienst, sie entdeckt zu haben. Ohne Zweifel ge- langte auch durch ihn Samen nach dem Berliner botanischen Garten, wo sie schon seit den zwan- ziger Jahren kultivirt worden zu sein scheint. Exemplare im Königlichen Herbar zu Berlin, welche Sello selbst gesammelt hat, stimmen genau mit der Gartenpflanze überein. Obwohl nach dem Berliner botanischen Garten alljährlich verschiedene Handelsgärtner, die sonst auf neue Pflanzen ein besonderes wachsames Auge haben und sich dergleichen durch Tausch aus ge- nanntem Institute zu verschaffen wissen, kommen, um zu sehen , was vorhanden, so ist doch , so viel wir wissen, stets diese Pflanze übersehen worden. Wir empfehlen sie daher jetzt allen Gartenbesitzern auf das Angelegentlichste, denn diese erhalten dadurch eine Pflanze, welche sie vielfach verwenden können und eine Zierde der Gewächshäuser im Winter und der Gärten im Sommer darstellt. Grade in Schmuckgärten, in Blumen -Parterre's u. s. w. ist sie sehr gut zu gebrauchen. Mimosa marsinata Lindl. gehört nach Bentham zu den ächten Mimosen, wo die Zahl der Staubgefässe und der Blüthenblätter gleich ist, und zwar mit unserer Mimosa pudica L. in eine und dieselbe Gruppe. In Betreff der Blüthenköpfe besitzt sie auch mit der genannten eine grosse Aehnliehkeit: auch hinsichtlich der Form der Blätt- chen, nur dass diese ein einziges Fiederpaar bilden, während deren bei M. pudica mehre vorhanden sind. Die Blättchfen selbst sind etwas härtlich und besitzen einen knorpeligen Rand , der zur Benen- nung Veranlassung gegeben haben mag. Lange Borsten machen ihn gewimpert. Aber auch ausser- dem sind die langen Stiele, welche die Blüthen- köpfchen tragen, und namentlich die Jüngern Zweige, dicht mit Borstenhaaren besetzt. In den kleinen Blüthen herrscht die Vierzahl vor. Die Ableitung des Wortes Mimosa scheint wenig bekannt zu sein. Acosta, der bekannte Geschichtschreiber des spanischen Ameiika's, scheint schon zu Ende des l(i. Jahrhundertes der Mimosa pudica den Namen Herba mimosa, d. i. Gauk- lerkraut, wegen der Reizbarkeit der Blätter gegeben zu haben. 2. Grewia occidentalis. Sie ist eine unserer ältesten Kulturpflanzen und befand sich schon im 17. Jahrhundert sowohl in holländischen , wie in englischen Gärten. So im Garten zu Amsterdam nach C ommelyn, indessen seltenen Pflanzen sie schon damals abgebildet wurde, nach Ph. Miller aber in dem königlichen Garten von Ilampton-Court. Wegen der Form ihrer Blätter nannte sie der erstere Ulmi facie arbuscula aethio- pica, ramulis alatis, floribus purpurascentibus. Son- derbar, dass mehre Pflanzen des südlichen Afrika, wie es auch mit unserer Grewia der Fall ist, von frühern Botanikern als aus Aethiopien stammend angegeben wurden. Bekanntlich ist es nicht weniger mit der bekannten Calla aethiopica der Fall, die Kunth mit Recht Richardia africana nannte. Gre- , wia occidentalis scheint überhaupt hinsichtlich ] ihres Vaterlandes ein eigenthümliches Geschick ge- habt zu haben, denn andererseits sollte sie in Ame- rika und zwar in Curacao, also auf einer der kleinen j Antillen unter dem Winde, vorkommen. Darauf stütztLinne seine Benennung Grewia occiden- talis, d. h. abendländische (also amerikanische) Grewie. Genannte Pflanze mag auch im Vaterlande ein Strauch bleiben und besitzt einen gedrängten Ha- bitus, indem die in einem Winkel von 4U bis üO Grad abstehenden Aeste kurz bleiben und sich wieder verästeln. Die Blätter sind eirundlich und gekerbt, selbst hier und. da seicht eingeschnitten. Ihre Länge beträgt kaum einen Zoll, während die Farbe als ein gleichmässiges schönes Grün erscheint. Von einer Behaarung findet man nirgends eine Spur. Die hübschen Blüthen haben 5 Kelch- und ebenso viel Blumenblätter, beide von ziemlich glei- I eher Grösse und einer härtlichen Textur. Sie sind schmal elliptisch und besitzen bei einer Breite von ! 1| eine Länge von ^ bis 6 Linien. Während die Kelchblätternach aussen eine hellgrüne, nach innen eine violette Farbe besitzen, findet sich die letztere bei den Blumenblättern durchaus vor. Die Blüthen haben eine ziemlich-lange Dauer und stehen gegen das Ende der Zweige, meist in dem Winkel weit kleinerer Blätter. Mit der violetten Farbe der Blumen- und Kelchblätter bildet das Bündel gelber Staubgefässe einen angenehmen Gegensatz. I Grewia wurde zu Ehren des bekannten eng- lischen Pflanzen-Anatomen Nehemias Grew, der I 1711 starb, genannt und gehört in die Familie der Lindengehölze (Tiliaceae). 3. Clerodendron hastatnm Wall. Man begreift bisweilen Namen nicht, die gege- ben werden. Die Hindu's der Provinz Silhet, wo genannter Blüthenstrauch wächst, nennen ihn wegen der Form der Blätter, wie es heisst, Elephanten- Ohr, denn dieses soll Hathi-Chan bedeuten, Rox- burg hingegen gab ihm in seinem Hortus ben- galensis den Namen Siphonanthus hastatus, Wallich nannte ihn anfangs (man meint aus Ver- sehen) Clerodendron sagittatum, später Cl. 235 hastatum. Nun besitzen unseres Erachtens nach die Blätter weder eine Aehnlichiceit mit einem Ele- phanten-Ohr, noch mit einem Spiess oder mit einem Pfeil. Der Name ist aber einmal da und muss beibehalten werden. Was den Genus-Namen anbelangt, so hat man Siphon an t hu s, d.h. Köhrenblume, der übrigens wegen der Länge der Kronröhre sehr bezeichnend ist, als Genus eingezogen und mit Clerodendron vereinigt. Dieser Name bedeutet dagegen so viel als Schicksals -Baum. Die Benennungen zweier hierher gehörigen Arten Cl. fortunatum und in- fortunatum, von denen die erstere ein wohlthä- tiges Arzneimittel liefert, die andere in ihrem Va- terlande als scharfes Gift gefürchtet wird, beziehen sich ebenfalls darauf. Clerodendron hastatum \A'all. stellt, wenn sie gut gezogen ist, eine hübsche Blattpflanze dar, da die bis nahe f Fuss grossen Blätter eine schöne grüne Farbe besitzen und durch ihre verschiedene Gestalt einen eigenthflmlichen Reiz haben. Gegen das Ende der Zweige sind sie mehr eirund-länglich und besitzen allerdings dann häufig an der Basis einen schwachen Einschnitt, der einen mit der Spitze aufwärts gerichteten Lappen bildet. Sonst haben sie eine 3- und .'i- lappige Form und sind an der Einfügung des Blattstieles ausserdem buchtig. Die Breite beträgt in diesem Falle gewöhnlich ein We- niges mehr, ais die Länge. Beide Flächen sind übrigens fein behaart. Einen noch grössern Reiz haben aber die präch- tigen, weissen Blüthen mit den weit herausragenden rothen Staubgefässen. Aus dem becherförmigen, an den Spitzen der 5 sonst grünen Abschnitte röth- lichem Kelche von 6 — 7 Linien ragt die mit drü- sigen Haaren besetzte, kaum 2 Linien im Durch- messer enthaltende Kronröhre von 4| Zoll heraus. Aus dem trichterförmig sich erweiternden, auch noch über I Zoll langem Saume verbreitet sich ein star- ker und angenehmer Duft, der einiger Massen an das verwandte Clerodendron fragrans erinnert. Da die Blüthen eine trugdoldenartige Rispe bilden, also gleich in ziemlicher Menge erscheinen, so bietet die Pflanze im blühenden Zustande einen herrlichen Anblick dar. Dazu nun noch der an- genehme Geruch, sodass Cl. hastatum unbedingt in jedem Gewächshause eine Zierde darstellen würde. Es ist übrigens schon lange in den Gärten, nament- lich in den botanischen, da bereits Roxburgh sie im Jahre 181 1 nach England sandte. S[)äter kam sie durch Wallich noch einmal dahin und fand, als ein vollkommenes Exemplar bei Herbert, dem bekannten Monographen der Amaryllideen, 1830 blühte, allgemeinen Beifall. Cvclobotlira liitca Lindl. unil ^lilla biflora Cav. Unter den zahlreichen Pflanzen, welche Rözl, der bekannlich in Mexiko eine Handelsgärtnerei errichtet hat und damit ein Verbindungsglied zwi- schen der europäischen und dortigen Gärtnerei bil- det, nach Europa gesendet, befinden sich auch die beiden genannten Liliaceen; es scheint jedoch, dass \ die Namen beider zufällig mit einander verwech- selt worden wären, denn der botanische Garten in Berlin erhielt über Wien anstatt der verlangten Milla biflora die Cyclobothra lutea, während wir vor einigen Tagen wiederum von Seiten des Ober- gärtner's Pilder im v. Thielemann'schen Garten zu Wilmersdorf bei Berlin eine blühende Milla biflora unter dem Namen Cyclobothra lutea zugesendet bekamen. Wir machen deshalb darauf aufmerksam, da wohl auch sonst dieselbe Verwechs- lung stattgefunden haben möchte. Von beiden Pflanzen verdient Milla biflora unbedingt den Vorzug. Sie ist schon im Jahre 18'26 einmal direkt aus Mexiko eingeführt und ver- breitete sich bei ihrer leichten Kultur und raschen Vermehrung ziemlich rasch auf dem Kontinente. In den dreissiger Jahren wurde sie in Berlin viel kultivirt und war wegen ihrer blendend-weissen und sehr angenehm riechenden Blüthen sehr beliebt. Wie es manchmal geht, so wurde sie über all' dem Neuen, was die folgenden Jahre brachte , vernach- lässigt, und verschwand damit aus den Gärten. Wir müssen demnach Rözl in Mexiko besonders Dank wissen, dass er uns diese Blume wieder zu- geführt hat. Lindley gibt in der Beschreibung der Milla biflora (bot. reg. tab. 1555) büschelförmige Wur- zeln, ähnlich wie bei Asphodelus, an; das uns über- sendete Exemplar hat jedoch eine deutliche Zwiebel, wie bei den Triteleien, mit denen die Pflanze auch sonst übereinstimmt. Es wäre allerdings auch mög- lich, dass, wie bei vielen Allium-Arten, die Zwiebel einem etwas flachgedrückten knolligem Gebilde auf- sässe. An grösseren Exemplaren könnte man sich bald davon überzeugen. Mit den Triteleien, die nur in Südamerika vorkommen, gehört übrigens Milla in die Abtheilung der Alliaceen, während die an Schönheit unbedingt nachstehende Cyclobothra lutea (C. barbata Sweet, nicht Humb. Bonpl. Kth) mit ihren glockenförmigen Blüthen zu den TuUpa- ceen gehört. Die zuletzt genannte Pflanze wurde, übrigens fast zu gleicher Zeit, wie die Milla bi- flora, eingeführt. 30' 236 Bericlit über den Handel mit Zwiebel- und Knollengewäehsen v..n E. H. Krelasre & Sohn in Haarlcm und Frankfurt a. M. Im Jahre 1857 Hessen wir unsern ersten Han- delsbericht erscheinen , mit dem festen Vorsatze, jährlich ein oder mehrmals ähnliche Berichte zu veröffentlichen. Obgleich unser erwähnter erster Handelsbericht sehr beifällig aufgenommen und so- gar durch den Ueberdruck in mehre Zeitschriften in allgemeinerem Kreise verbreitet wui'de, als wir hätten vermuthen können, ist so doch seitdem von unserer Seite keine weitere Publikation dieser Art erschienen. Aussergewöhnliche Umstände und viel- fache anderweitige Beschäftigungen sind allein da- von die Ursache. Vielseitig ist indess der Wunsch ausgesprochen worden , diese Berichte fortgesetzt zu sehen. Wir willfahren deshalb gern diesem Begehren, indem wir für die Folge hoffen, es mög- lich machen zu können, mindestens einmal jährlich eine solche Uebersicht des hiesigen Blumenhandels . u. s. w. zu geben. Heute berichten wir allein über den Haupt- artikel der hiesigen Gärtnerei: die Zwiebel- und Knollengewächse ; die darüber gemachten Bemer- kungen können gleichzeitig zur Erläuterung der neuen Kataloge von diesem Artikel dienen, welche ungefähr zu gleicher Zeit mit diesem Berichte die Presse verlassen. 1. Hyacinthen. Das Jahr iSö'J ist der Hyacinthen zucht im Ganzen nicht günstig gewesen. Schon die Herbst- fröste des Jahres 1S5S, die sich besonders früh und gleich mit ungewöhnlicher Strenge einstellten, überraschten die meisten Züchter; sogar da, wo an den Vorkehrungen für den Winter nichts fehlte, übten sie einen nachtheiligen Einfluss aus. Auch die Frühjahrswitterung und der dürre Sommer waren der Kultur schädlich, so dass die Ernte im Nach- sommer 1859 sehr mittelmässig und die Anzahl der verkäuflichen Zwiebeln im Vergleich mit dem kul- tivirten Boden sehr gering war. Wenn auch ein- zelne Stellen ein ausgezeichnetes Gewächs hervor- brachten , so waren dagegen die Hyacinthen an vielen andern Orten ganz missrathen. Diesem Um- stände muss es zugeschrieben werden, dass viele Hyacinthen weniger schön blühten, wie sonst, und einzelne Sorten überall nur sehr mittelmässige Blu- men hervorbrachten. Die Nachfrage nach Hyacinthen war im An- fang der Saison 18Ü9 verhältnissmässig gering, ohne Zweifel in Folge der gedrückten politischen Ver- hältnisse; später liefen jedoch mehr Aufträge ein, so dass man rechnen kann, dass die Gesammt-Aus- fuhr von Hyacinthen vielleicht die des Jahres 1858 noch überstieg. Zu dieser im Ganzen doch grösseren Nach- frage nach Hyacinthen haben ohne Zweifel die bil- ligeren Preise viel beigetragen. Die politischen Verhältnisse hatten bereits seit Anfang des Jahres eine gedrückte Handelsstimmung verursacht; die Preise in den Frühlings-Auctionen waren bei weitem niedriger, als im Jahre vorher, und mit dem Zu- rückgehen der Preise nahm auch die Lust von dem , Zwiebelgeschäfte fremder Personen, sich Hyacinthen aus Liebhaberei oder aus Spekulation anzuschaf- fen, ab. In früheren Jahren war gerade dadurch, dass sich Hunderte solcher Personen eine Samm- lung Hyacinthen anschaffen wollten , der Preis von den begehrten Sorten gestiegen; da alle von diesen neuen Züchtern gekauften Zwiebeln zur Vermehrung benutzt wurden, so ist eine sehr grosse Anzahl der besten Exemplare dem Handel entzogen worden.- Wie früher bei den Züchtern Kaufwuth bestand, so zeigte sich jetzt nach und nach Neigung zum Ver- kaufen. Durch diese Verhältnisse war es möglich, dass die Katalogpreise des vorigen Jahres gegen früher sehr bedeutend niedriger waren. Da nun die Quantität der lieferbaren Zwiebeln verhältnissmässig gering war, konnte fast alles, was zum Verkaufe bestimmt , abgesetzt werden und stellte sich bei vielen Sorten sogar Mangel an gu- ter Qualität ein. Dieser nicht genügende Ertrag hatte natürlich zur Folge, dass mehr Zwiebeln zum Einpflanzen übrig blieben, als sonst. Dazu muss berücksichtigt werden , dass die in den früheren Jahren in so übergrosser Zahl zur Vermehrung benutzten Zwie- beln jetzt jährlich mehr Boden für ihre Brüten brauchen. Wenn man daher annimmt, dass im Jahre 18:^9 die Hyacinthen-Pflanzungen sich um lU Procent ausbreiteten gegen das Jahr vorher, so ist dieser Anschlag gewiss nicht übertrieben. Man hat die Ausdehnung der Plyacinthen-Pflan- zungen im Jahre 1854 auf ungefähr 50 französische Hectaren (fast '200 Morgen) geschätzt. In diesem Augenblicke dürfte die Ausbreitung dieser Pflan- zungen vielleicht doppelt so gross sein. Diese Ausbreitung der Kultur hat die Preise des geeigneten Bodens sehr in die Höhe getrieben, so dass die besten Grundstücke zu 7000 bis 120ÜÜ Fl. die Hectare verkauft werden. Die Preise des Materials, wie Dünger, Schilf u. s. w. sind eben- falls hoch. Durch diese Verhältnisse betragen die jährlichen Kulturkosten einer Hectai'C Hyacinthen gegenwärtig ungefähr 4000 Fl., ohne die Zinsen des Zwiebelkapitals zu rechnen. 237 Es lässt sich hieraus leicht ableiten, dass, so sehr auch die Preise zeitweise heruntergehen kön- nen, wenn im Verhältnisse zum Absätze durch die Kultur zu viel angeboten wird, diese Preise einmal ihr Minimum erreicht haben, und der Züchter, wenn er seine Kulturkosten nicht mehr decken kann, in der Zucht nachlässt. So war im Jahre 1(S59 blau überhaupt, und namentlich einfach blau, ausser von den kouranten Sorten, unverkäuflich; die Folge ist gewesen, dass diese unrentabeln Sorten durch die Kultivatoren aufgegeben wurden , und dass dieses Jahr viel weniger blau gepflanzt ist, als Irüher. Man kann daher ein allmähliges Steigen der Preise dieser Farbe erwarten. Der gelinde Winter 1859— 1S6U ist für die Hyacinthenkulturen ausserordentlich günstig gewe- sen : der Herbstfrost hat nur hier und da bei ver- späteten Pflanzungen geschadet. Das kühle Früh- jahr hat kräftige Triebe hervorgebracht; der Brand, welcher namentlich bei abwechselnd warmer und nasser Witterung den frühen Sorten nachtheilig ist, zeigt sich erst seit wenigen Tagen, und zwar nur stellenweise. Ringelkrankheit und Rotz kommen immer hier und da vor, sind aber bis jetzt nicht sehr verbreitet. Im Ganzen genommen ist der Kulturzustand der Hyacinthen im Augenblicke gün- stig und es lässt sich eine gute und reiche Ernte erwarten. Indess sind immer noch durch klimati- sche Verhältnisse Störungen des AVachsthums mög- lich, so dass der Ausfall der Ernte nie lange vorher mit Sicherheit zu bestimmen ist. Die Frühjahrs-Auctionen waren zahlreich; die Preise für gute Waare, wenn auch nicht höher wie voriges Jahr, doch fester. Gute Parthien fanden, namentlich auch unter den Handelsfirmen, geregel- ten Absatz. Parthien untergeordneter Qualität da- gegen waren oft unverkäuflich. Die Aussichten auf eine gute Ernte und der grosse Vorrath von Zwiebeln haben die Katalog- preise wieder bedeutend erniedrigt; indess steht es doch zu erwarten, dass namentlich die kouranten Sorten willig abgesetzt werden können, da die nie- drigere Notirung auch grössere Anfragen zur Folge haben wird. Handelsleute werden daher wohl thun, auch dieses Jahr ihre Aufträge vor Mitte Juli nach Haarlem zu senden. Im vorigen Jahre liefen, na- mentlich aus Deutschland, viele Bestellungen erst Mitte und Ende August ein und konnten grössten- theils nicht mehr ganz nach Wunsch ausgeführt ■werden. Namentlich ist dieses nöthig für kourante Sorten, wie DR.: Bouquet tendre, Dw.: Anna Maria, LaTour d'Auvergne, DG.: Bouquet Orange, ER. : Hergestellter Friede, Homerus, Emilius, EW.: Grand Vainqueur, EB.: Emilius, Nimrod und dergl., wovon oft die Bestellungen den Vorrath übersteigen. Das Hyacinthen-Sortiment ist in den letzten Jah- ren durch viele Neuheiten verbessert worden; da die Vermehrung von vielen derselben sehr eifrig betrieben wird, so werden sie nach und nach auch dem ausländischen Handel mehr zugänglich. Unter den gefüllten und doppelten sind in der rothen Farbe die meisten Verbesserungen ange- bracht ; namentlich sind die aus dem Veen'schen Nachlasse stammenden Sorten in dieser Beziehung bemerkenswerth; wir nennen als solche DR.: Su- sanna Maria, Regina Victoria, Lieutenant Waghorn, La Belle Alliance, Princesse Royale, Ko-i-noor u. s. w., welche sich alle durch schöne Farben, grosse Bou- quets und meistens durch frühes Blühen auszeich- nen. Ferner verdienen imter den Neuheiten dieser Farbe von andern Züchtern genannt zu werden: Noble par merite oder Johanna Jacoba, eine sehr schöne frühe dunkelrothe Blume, dieses Frühjahr zum ersten Male in den Handel gekommen, Mira- flores, Louis Napoleon, Wieland, unsere Prince d'Orange und van Walre u. s. w. Unter den doppelten weissen sind weniger Neu- heiten bekannt ; empfehlenswerth sind: Grossfürstin oder weisser Grossfürst, weisse Bouquet royal, van Hoboken (halbdoppelt), Jacoba Johanna (spät) u. s.w. In Doppelt -gelb sind von den neueren Sorten unsere Goethe und Veen's Jaune supr^me die be- liebtesten. Unsere Thorwaldsen, obgleich die grösste von allen Sorten dieser Farbe, ist zu spät blühend. Ein Paar Neuheiten von dunkler Farbe und un- vergleichlicher Güte: Wilhelm III und Wilhelm II, wovon die erste in dem ersten Hefte dieses Jahr- gangs der in Leiden erscheinenden Flore des Jar- dins nicht ganz geti-eu abgebildet ist, sind in un- serer Sammlung vorhanden, aber nicht im Handel. Auch in Doppelt -blau haben wir nur wenige Neuheiten. Unsere van Speijck bleibt eine der oTössten frühen Blumen; Rembrandt ist ebenfalls schön, aber etwas spät, Louis Philippe, Shakespeare oder Sir Collin Campbell Garrick und Janus Douza sind als gute Sorten zu erwähnen. Dagegen sind unter den Einfachen die Neu- heiten überaus zahlreich und sehr viele von diesen 80 ausserordentlich prachtvoll, dass sie überall den Vorrang vor den gefüllten als Effektblume erwerben werden. Reine und lebhafte Farben, grosse schön- geformte und gut -gestellte Glocken, schöne und grosse Bouquets sind die Vorzüge von vielen die- ser Neuheiten. Unter den zahlreichen, schönen neuen einfachen rothen Sorten nennen wir nur: Lina, Maria Catha- rina, Mrs. Beecher Stowe, Queen Victoria, Alexan- drina, Prosper Alpini, Cedo nulli, von Schiller, Bavaria, Howard, L'adorable, Lady Morgan, Le Prophete, La respectable, Mr. Macauly, Emmeline, 238 Princesse Clotilde, Pelissier, Goldsmith, Geant des Roses, Newton, Cavaignae, Maria Theresia, Rose Blandine u. s. w. Einige dieser neuen Sorten zeigen eine eigen- thümliche Orangefärbung im Abblühen und sind dadurch merkwürdig, z. B. Chapeau de Cardinal, Solfatara u. s. w. Mit besonderer Sorgfalt hat man darnach ge- trachtet, violetrothe Varietäten zu erzielen. In we- nigen Jahren wird ein ganzes Sortiment in dieser Farbe dem Handel angeboten werden, während bis jetzt ausser l'Unique fast keine Sorte in den Ver- zeichnissen notirt ist. Unter den Neuheiten nen- nen wir: Leviathan, Lord Clyde, Honneur d'Over- veen u. s. w. Auch in einfacher weisser Farbe sind wahre Prachtblumen in letzter Zeit bekannt geworden. Besonders verdienen erwähnt zu werden: Mam- mouth, Michel Angelo, Miss Aikin, Miss Nightin- gale, Mozart, Alba maxima, Alba superbissima, Isabella II, Jenny Lind, La belle blanchisseuse, La pucelle d'Orleans, Madame Ristori, Madame van der Hoop, JNIendelssohn Bartholdy, Paix de l'Eu- rope, Montblanc, Paganini u. s. w. Die wirklich guten einfachen gelben Neuheiten sind seltener; in der orangeartigen Nuance über- treffen wenige die bereits bekannten Sorten: König von Holland, Hermann, Amelia Werther, Orondates u. s. w. Dagegen in Rein -gelb ist sehr empfeh- lenswerth: Ida und die durch uns zum ersten Male angebotene Mademoiselle Rachel, so wie auch Alida Jacoba, Anna Carolina, l'Interessante und Victor Hugo jaune. In den nächsten Jahren werden auch in gelb mehre Sorten bekannt werden, welche die genann- bei Weitem übertreffen; bis jetzt sind diese aber noch nicht in dem Handel. Einfach blau hat zwar nicht so sehr die Auf- merksamkeit der Hyacinthen-Säer erhalten, wie die anderen Farben, dennoch sind auch hier sehr wertli- volle Neuheiten bekannt geworden. In Schwarz und Schwarzblau sind: Aimable noir, Mimosa, Oncle Tom, Siam, Baron von Humboldt, Milton, Marie Antoinette grosse Verbesserungen. In Hellblau können als solche genannt werden: Admiral de Coligny, Couronne de Celle, Herzog von Welling- ton, Prince Metternich , Porcelein Kasteel , Porce- lein Standard, van Speijkstoren, Ferdinandus Im- perator u. s. w. Sehr gefällig sind die neuen blauen Hyacinthen mit weissem Auge; in dieser Nuance namentlich kann man von der Zeit noch Vieles erwarten. Die älteren Sorten, wie: Emicus, Fran^ois, Coeur blanc, Ma favorite, Nonpareille, van der Smissen haften meist nur wenig schöne Blumen; die neueren, wie Beauty, Lampüchter, Argus, Auricula's Auge, sind bereits von grosser Schönheit. So ausgezeichnet das Hyacinthen -Sortiment auch sein mag, so stehen demselben im Laufe der Zeit doch immer noch grosse Verbesserungen be- vor; es wird in dieser Hinsicht auch für künftige Generationen noch viel zu thun übrig bleiben. Wir sind überzeugt, dass bei zunehmender Liebhaberei für diese Zimmerblume par exellence im Auslande — wie bei den Fortschritten im Sortimente dersel- ben wohl nicht anders möglich ist — die Kultiva- toren sich befleissigen werden, immer Schöneres und Vollkommeneres zu erzielen, und die Blumen- liebhaber stets sich auf neue Eroberungen werden freuen können. Leider hat aber ein aussergewöhnliches Ereig- niss die schönen Aussichten der Hyacinthenernte, wenn auch, wie wir hoffen, nicht gänzlich vernich- tet, doch sehr gemindert. Der furchtbare Sturm, welcher an den beiden Pfingstfeiertagen , den '27. und 28. Mai, namentlich in den Niederlanden, grosse Verheerungen verursachte, zahlreiche Schiffbrüche herbeiführte, die schönsten Bäume entwurzelte, Dä- cher abdeckte und Häuser zusammenwarf, hat auch sämmtlichen Hyacinthenpflanzungen grossen Scha- den gethan.» Das sehr üppig-emporgeschossene Laub ist durch den Wind zu Boden geworfen und viel- fach zerknickt. Dieses kann aber nur von grossem Nachtheil für das fernere Wachsthum der Zwiebeln sein, die noch nirgends ihre vollständige Grösse erlangt haben. Obgleich anfänglich die kühle Wit- terung günstig ist für das Ausgleichen dieses Scha- dens, so dürften doch manche, namentlich frühe Sorten, weniger gute Zwiebeln geben, als zu er- warten war, und wird jedenfalls die Ernte wirklich guter Waare viel geringer ausfallen, als der bis- herige Kulturzustand möglich machte. An andern Zwiebelgewächsen hat dieser Sturm wenig Schaden gethan, dagegen haben Gemüse und Saatgewächse liier und da gelitten, welches möglicherweise auf zukünftige Sanienpreise influiren dürfte. Die Baum- schulen sind sehr stark mitgenommen; höhere Bäume stehen fast überall ganz blätterlos. 2. Tulpen. Der Stand der Tulpenkulturen kann nur als ein günstiger betrachtet werden. Alle Sorten haben sehr schön, reich und gross geblüht; ähnliche Be- richte sind uns auch vom Auslande zugekommen. Es wird eine grosse Masse Tulpen in hiesiger Gegend kultivirt, dem es allein zuzuschreiben ist, dass die Preise auf dem jetzigen niederen Stand- punkte bleiben, da doch jährlich die Ausfuhr sich mehret. Frühe einfache Tulpen sind in den gewöhn- 239 liehen Sorten sehr billig zu haben. Die feineren Sorten wie Koi-Pepin, Etendard d'or, Claarmond u. 8. w. gehen auch im Preise nach und nach zu- rück, da die früheren hohen Preise bloss durch Ankäufe von Liebhabern im Inlande herbeigeführt wurden. Obgleich sich nun immer noch viele aus Liebhaberei mit der Kultur der Tulpen, und na- mentlich der frühen einfachen, beschäftigen, so wer- den doch nicht mehr so hohe Preise bezahlt, wie vor einigen Jahren. Eine Auction von guten frü- hen Tulpen gehalten, fand geregelten Absatz. Mehre Neuheiten kamen da zum ersten Male in den Handel. Die gewöhnlichen einfachen Duc van Tholl sind genügend vorhanden und billig zu haben, auch die andern Duc van Tholl-Sorten , deren Vermehrung sehr zunimmt, werden inmier billiger und dadurch geeignet massenhaft gebraucht zu werden. Duc van Tholl major ist nicht so häutig und die ächte Duc de Berlin sogar selten. • Von doppelten Tulpen sind Duc van Tholl genügend vorhanden, Tournesol in Ueberfluss und daher sehr billig, Rex rubrorum genügend, dagegen La Candeur und Imperator rubrorum weniger häu- fig, und die Preise steigend durch grössere Anfrage einerseits und Zurückhalten für die Kultur anderer- seits. Die übrigen Sorten preishaltend.. Für neue frühe doppelte Tulpen ist im Inlande viel Liebha- berei ; dieselben werden stets gut bezahlt. Zu den besten Sorten dieser Art gehören : Couronne des Koses, Miaulis, Grenadier, Le Blasen, La parfaite, Raphael, Murillo (Albano), Salvator Rosa, Weenix, Michel Angelo, Leonard da Vinci, Titian, Gaillard borde u. s. w., wovon einige in diesem Jahre zum ersten Male in den Handel kamen. Monströse Tulpen werden häufiger und sind für die Anfragen genügend vorhanden. Späte Bybloem-, Bizard-, Roses- und Baguette-, sowie Mutter-Tulpen werden stets viel im Rummel verkauft, so dass sich die Preise halten. In den feinen und theuern Sorten ist wenig Absatz; die- selben sind aber auch nur noch in einzelnen Samm- lungen vorhanden. Von den sogenannten botanischen Tulpen sind die gelben Florentiner Tulpen immer sehr verlangt; dagegen ist der Absatz der für niedrige Beete so geeigneten Tulipa persica nicht hinreichend, was nur der Unbekanntheit dieser Sorte zugeschrieben werden muss. Die dunkelrothe T. Gesneriana wird immer mehr für Beete benutzt, und andere Sorten haben einen geregelten Absatz ; einige interessante, hierher gehörende Neuheiten sind in den letzten Jahren bekannt geworden. Es steht zu erwarten , dass alle Tulpen sehr gut gerathen werden. 3. Narcissen. Obgleich sich die Wurmkrankheit hin und wie- der bei dieser Gattung zu zeigen anfängt, und auch dann und wann, namentlich die Tazetten, vom Froste zu leiden haben, so stehen doch die Felder dieses Zwiebelgewächses meistens sehr gut, so dass eine befriedigende Ernte erwartet wird. Die Preise blei- ben niedrig. Die neuen Sorten werden mehr ver- breitet, einige Species, bisher selten, kommen nach und nach in den Handel. Im Ganzen bleibt aber die Kultur doch sehr unlohnend. 4. Fritillarien. Die Kaiserkronen sind schon seit Jahren von einer Krankheit heimgesucht, die grosse Verhee- rungen unter denselben anrichtet ; der Vorrath der- selben nimmt eher ab als zu und, da die Aufträge auf diesen Artikel sich jährlich auf gewohnte Weise wiederholen, bleiben die Preise hoch. Namentlich selten sind die doppelten rothen und gelben, sowie auch die einfachen gelben. An Kiebitzeier, namentlich an breitblättrigen, ist stets Mangel ; diesem dürfte indess in wenigen Jahren wieder abgeholfen sein, da nicht unbedeu- tende Anzucht aus Samen vorhanden ist. 5. Lilium. Die gewöhnlichen Sorten, wie candidum, lon- giflorum, bulbiferum, cröceum u. s. w. sind hin- länglich vorbanden und sehr billig. Auch an chal- cedonicum und tigrinum ist weniger Mangel wie früher; venustum wird nach und nach in grösseren Massen für niedere Beete gebraucht, die Fulgens- Varietäten finden stets mehr Beifall. Die feineren Lilien-Sorten sind nur in wenigen Sammlungen zu finden. Märtagon- und Chalcedonicum - Sorten ver- schwinden fast aus allen Sammlungen durch Krank- heit; wo solche noch zu finden sind, werden dess- halb die Preise hoch gehalten. Lancifolium - Sorten sind in grossen Parthien vorräthig und finden einen geregelten Absatz , na- mentlich seitdem die billigen Preise unter den aus- ländischen Notirungen stehen. 6. Iris. Englische und Spanische, obgleich viel begehrt, doch genügend vorhanden. Durch Samenzucht sind beide Gattungen im Sortimente in letzter Zeit viel verbessert. Iris persica wird jährlich mehr gebraucht. Von Iris Susiana ist immer nur kleiner Vorrath und viel Anfrage, deshalb der Preis hoch. Iris pumila wird zu Einfassungen viel verlangt und in den Germanica- und dergleichen Arten ist ein geregelter Absatz. Q40 7. Gladiolns. Von den alten bekannten Sorten, wie floribun- dus, ramosus, Gandavensis, ist grosser Vorrath und bei sehr billigen Preisen auch grosser Absatz. Car- dinalis weniger häufig. Die neuen Hybriden von ramosus werden stets mehr verlangt, da man deren Kultur nach und nach mehr kennen lernt; die'Preise halten sich daher und steigen sogar von einigen Sorten. Die Preise der Gandavensis -Hybriden halten gleichen Schritt mit denen des Auslandes. Floribundus, cardinalis, blandus, sagittalis und andere Hybriden werden nur in einzelnen Samm- lungen gefunden, und finden im Verhältnisse zu dem Vorrathe genügenden Absatz. 8. Crocus. Die Crocus stehen im Ganzen gut, und ver- sprechen eine reiche Ernte ; davon müssen aber ab- gerechnet werden nicht unbedeutende Parthien, welche von der bekannten Krankheit befallen sind, die schon seit Jahren die Croeuspflanzungen ver- wüstet. Durch diese Krankheit und in Folge des starke i Begehres sind in diesem Jahre weniger Crocus ausgepflanzt, wie im vorigen. Wenn auch hier und da einige Vari:ition im Preise eintritt, so ist doch vorerst keine Aussicht für eine wesentlich billigere Notirung, namentlich da der Absatz eher zu, als abzunehmen scheint. 9. Kanunkeln. Von allen Sorten ist genügender Vorrath; im vorigen Jahre war durch die trockene Witterung die Ernte theilweise misrathen und daher die Knöll- chen klein ; für dieses Jahr sind bis jetzt die Aus- sichten günstiger. Die Preise bleiben sehr niedrig und der Absatz ist wohl dadurch stets ansehnlich. 10. Anemonen. Der Absatz ist stetzt ein sehr bedeutender und hat sich durch die überaus billigen Preise der letz- ten Jahre sehr gesteigert. Da übrigens die Preise so sehr gefallen waren, dass die Kultur nicht mehr rendirte, hatte diese hier und da nachgelassen ; da- bei war die Ernte, namentlich im letzten Jahre, sehr mittelmässig, so dass bei weitem der Vorrath für die Anfragen nicht hinreichte. Im Ganzen hat vielleicht, wenigstens von den doppelten, die Hälfte der Ordres unausgeführt bleiben müssen. Es ist natürlich , dass , obgleich die Anemonen sehr gut stehen, die diesjährigen Preise die früheren bei wei- tem übertreffen werden, da allein dadurch dasVer- hältniss zwischen Anfrage und Vorrath hergestellt werden kann. Es wird immer einige Jahre dauern bis von den doppelten die Notirungen wieder der Billigkeit der früheren gleich kommen werden *). Einfache sind mehr vorhanden. 11. Amaryllis. Von dieser Prachtpflanze bestehen hier einige Sammlungen, welche alles übertreffen dürften, was in der Art im Auslande bekannt ist. Ein kompe- tenter Kritiker hat den Vorzug, den die holländi- schen Amaryllissammlungen vor den so sehr ge- rühmten belgischen verdienen, noch kürzlich in einem öffentlichen Blatte seines Vaterlandes ausge- sprochen **). Der Handel in diesem Artikel ist stets lebhaft; sehr schöne Sämlinge sind für wenige Gulden pro Stück zu haben; wirklich hervorragende Sorten werden indess immer noch mit 10 bis lÜÜFl. die blühbare Zwiebel verkauft. 12. Paeonien sind in grösserer Anzahl nur in einzelnen Samm- lungen vorhanden. Unter den neueren Sorten ist die doppelte tenuifolia massenhaft zu haben; unter den älteren von der gewöhnlichen arborea oder Moutan sehr grosser Vorrath. 13. Fernere Zwiebel- und Knollengewächse. Da die Kultur derselben nur von wenigen in ausgedehnter Weise getrieben wird, so kann diese Rubrik hier kurz gefasst werden. Für die ersten Frühlingszwiebeln nimmt die Anfrage stets zu und sucht man so viel als möglich durch sorgfältige Kultur dieselbe zu befriedigen. Scilla amoena, Eranthis liyemalis, Bulbocodium vernum u. a. sind bis jetzt genügend vorhanden; dagegen werden Erythronium, Galanthus u. dergl. seltenet, Cvcla- men werden in grossen Quantitäten producirt, Scilla und Muscari stets mehr für Beete verlangt. Tigri- dien sind häufiger wie früher. Wir gedenken in einem folgenden Handels- berichte die andern hiesigen Kultui'en zu bespre- chen, und eventuell auch über die Zwiebelkultur weitere Details mitzutheilen. *) In einer dieser Tage abgehaltenen öffentlichen Auction zu Fcliie stehender Anemonen wurden durchgängig hohe Preise bezahlt; die meisten doppelten Sorten wurden mit 10 — "20 Fl. pro lUO bezahlt. **) Het Handelsblad van Antwerpen '2'2. u. 'li. April 1860. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grfinstrasse 16. Druck von J. F. Stare ke in Berlin. Woclieiiscliri des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. JW. 31. Berlin, den 2. Auaust 1860. Preis des Jahrganges 5y Thlr., sowolil bet Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. •Inhalt: 393. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 29. Juli. — üeber einige blühende Cyeadeen. Eine fernere Auswahl von Schiefblatt-Blendlingen. — Hybride de Laöken. — Mittel gegen Blattläuse. Die am 31. Juli nicht stattgefundene Exkursion (s. Nro. 30 d. Wochenschr.) wird am nächsten Dienstage sein. 393. Versammlung des Vereines zur ßeförderiing des Gartenbaues am 29. Juli. Da der Vorsitzende, Geh. O.-Reg.R. Knerk, verreist war, übernahm dessen Stellvertreter, Pro- fessor Dr. Braun, den Vorsitz und berichtete zu- nächst über einige interessante Pflanzen des botani- schen Gartens in Blüthe. Zu diese gehörte vor Allem Pdndanus furcatus Roxb. (Rykia furcata de Vr.) in einem stattlichen männlichen Exemplare von IL) Fuss Durchmesser. Da sich noch eine zweite, gleich starke Pflanze vorfindet, so ist zu wünschen, dass diese eine weibliche sein und ebenfalls bald blühen mochte, damit eine Befruchtung stattfinden kann. Für grössere Gewächshäuser, aber nur für diese, stellt Pändanus furcatus eine hübsche Blatt- pflanze dar. Die grossen, in einen leichten Bogen überhängenden, Tj Fuss langen und 3 Zoll breiten Blätter stehen in 3 Reihen und haben ein freund- liches Grün. Interessant war die rasche Entvvicke- lung des Blüthenstandes; während derselbe noch vor 4 Tagen kaum aus den Winkeln der Blätter hervorsah, war er den Tag darauf bis zu einer Länge von über 3 Fuss entwickelt und hing über. Die ocherfarbigen Deckblätter an der Basis der dicht mit Blüthen besetzten Aehren verloren schon nach 24 bis 36 Stunden ihre schöne Farbe. Nicht weniger interessant war eine in trockenen Gegenden Neuhollands häufig wachsende Pflanze mit schmalen, zum Theil binsenähnlichen, im Wachs- thume aber denen einer 8chmalblättrit;en Agave ähnlichen Blättern, Xanthorrhoea Has tile Sm. Sie ist es, welche hauptsächlich das den Gummigutt ähnliche Botanybayharz liefert und in den grossen baumlosen Ausbreitungen genannter Insel haupt- sächlich zur Physiognomie des Landes beiträgt. Auch die Victoria regia hatte vor 3 Tagen wiederum in diesem Jahre die erste Blüthe ent- faltet und wird nun in ziemlich regelmässigen Zeit- abschnitten von 3 und 4 Tagen andere zum Vorschein bringen. Endlich machte Professor Braun noch auf ein Staket mit blühenden Pairierosen (Rosa setigera Mich., rubifolia Mich.) aufmerksam. Abgesehen von deren halbrankenden Eigenschaft haben sie auch durch ihr spätes und reichliches Blühen einen besondern Werth. Der Inspektor Bouchö theilte Einiges über die aussrestellten Pflanzen mit. Aus dem Nauen'- o sehen Garten hatte der Obergärtner Gireoud 3 der schönsten von den neueren Fuchsien mit ge- füllter Blüthe in Kidturexemplaren ausgestellt, die alle Beachtung verdienten und deshalb wohl bald eine grössere Verbreitung erhalten werden. Es waren dieses: Edmund Tante s, Marie Parent und Duc de Trevise. Ausserdem verdankte man demselben noch abgeschnittene Blüthenstengel der H eddewig' sehen gewöhnlichen und geschlitzten Nelke. Die Blumen waren dieses Mal weit voll- kommener, als die, welche auf der Festausstellung sich befanden; Dianthus Heddewigii ist gewiss eine der besten Akquisitionen, welche wir seit mehrern Jahren in der Gärtnerei erhalten haben. 31 242 Der Obergärtner des Kaufmannes Mor. Rei- chen heim, Kraus, hatte 4 aus Tydaea ama- bilie und arg^ntea selbst gezüchtete Blendlinge ausgestellt, die in Färbung des Laubes sowohl, als der Blüthen, kaum etwas zu wünschen übrig Hessen. Unter sich unterschieden sich diese 4 Blendlinge in der Belaubung sehr; während bei dem einen die Blätter fast durchaus eine silbergraue Färbung be- sassen , zeichneten sich die eines andern dagegen durch das schönste dunkle Sammetgrün aus. Dem Obergärtner Pilder im Garten des Ritt- meisters V. Thiele mann zu Willmersdoi'f ver- dankte man eine neue Tigridie, welche Küzl aus Mexiko unter dem Namen Tigridia van Houttei eingeführt hatte. Die '^ äussern Blumenabschnitte der an und für sich kleineren Blüthe waren kaum grösser, als die Innern und diesen gleich punktiin. An Schönheit stand sie daher der aUen Tigridia pa venia weit nach und ist deshalb gar nicht zu empfehlen. Aus dem botanischen Garten war als Schau- pflanze ein über und über blühendes Exemplar der Achimenes Verschaff eltii ausgestellt, die we- gen ihres gedrungenen Wachsthumes und der Fülle ihrer Blüthen allgemein gefiel. Ausserdem fand sich aber noch ebendaher eine Gruppe blühender Pflan- zen vor, unter deften manche Ai-t einer weiteren Verbreitung werth sein möchte. Es gilt dieses ganz besonders von der Bravoa geminiflöra La LI. et Lex., deren scharlachrothe Blüthen eine lange Dauer haben, fenier von dem Hi m ant ophy llum cy r tanthif 16 rum vind von der Bromelia Ca- rolinae (Nidularium Carolinae Lem. , Bromelia, Billbergia und Nidularium Meyendorfii Regel), ein Exemplar, was der hiesige Garten als Caraguata serrata aus dem Petersburger Garten bezogen hatte; nach Regel, dem Direktor des genannten Institutes, soll aber die zuletzt genannte Pflanze identisch mit Nidularium S ch creme ti ewii Reg. sein, was jedoch ein achtes Nidularium ist. Endlich nennen wir noch Billbergia incarnata aus dem Blass'schen Garten. Unter diesem Namen werden hier aber 2 verschiedene Pflanzen kultivirt, von denen die eine das bekannte Nidularium discolor Beer, die andei'e Lamprococcus mi- niatus Beer (Aechmea miniata Hook.) darstellt. Professor Koch übergab einige abgeschnittene Stiefmütterchen (Pensees), welche der Kunst- und Handelsgärtner Neumann in Erfurt aus selbst- gezogenen Samen erhalten hatte. Unter ihnen be- fanden sich mehre von besonderer Schönheit; na- mentlich verdiente eine, wo die obern Blumenblätter eine opak-schwarze Farbe hatten, besondere Berück- sichtigung. Zuletzt legte der Inspektor Bouche noch abgeschnittene Nelken vor, welche der Gärtner Bueß in dem Garten der Anstalt verwahrloster Kinder aus Samen erzogen hatte und welche zum Theil recht hübsch waren. Der Inspektor Bouch(5 hatte auch aus dem Versuchsgarten des Vereines eine Reihe von Ge- müse-Sorten, die daselbst versuchsweise gezogen waren , ausgestellt. LTeber dieselben wird später ausführlich berichtet. Professor Koch machte Mittheilungen über die gärtnerisch-landwirthschaftliche Ausstellung, welche der Verein in Gemeinschaft mit der Friedrich- Wilhelm -Viktoria- Stiftung zur Erziehung junger Landwirthe vom 2H. September an im KroU'schen Lokale veranstalten wird. Bekanntlich hat der Verein auf dieselbe Zeit auch die dritte Versamm- lung deutscher Obst- und Gemüsezüchter ausge- schrieben, "und wird dieselbe vom 2 — 7. Oktober tagen. Zu dem, was wir bereits in der '29. Num- mer der Wochenschrift mitgetheilt haben, kann noch hinzugefügt werden, dass fast die meisten Garten- bau-Vereine Deutschlands sich in der Weise be- theiligen werden, dass dieselben in dem Lande oder in der Provinz, wo sie sind, allerhand Sammlungen von Obst und Gemüse anlegen, und diese dann revidirt durch einen Abgeordneten hierher nach Berlin bringen werden. Diese Abgeordneten treten hier sogleich als Mitolieder des Ausschusses ein und haben zunächst die Aufgabe , die Interessen der Länder, welche sie vertreten, wahrzunehmen, besonders aber dahin zu wirken, dass für Obst vmd Gemüse eine Einigkeit in der Nomenklatur hergestellt wird. Dann mögen sie hauptsächlich dazu beitragen, dass die im Programme aufgestell- ten, sehr wichtigen Fragen nach allen Seiten hin beleuchtet und dann würdig gelöst werden. Sol- cher Abgeordnete sind bereits aus Holstein, aus Hannover, aus der Provinz Sachsen, aus Schlesien, aus Thüringen, aus Anhalt, aus Kurhessen, aus AVürttemberg und aus Bayern, aus einigen Län- dern sogar mehre, zugesagt. An einigen Orten, so in Weimar, haben sich rasch Gartenbau-Vereine gebildet. Während der beiden frühern Versammlun- gen zu Naumburg und Gotha wurde hauptsächlich das Kernobst berücksichtigt; dieses Mal wird aber dem Stein- und Beeren-Obste, vor Allem aber dem Ge- müse, dieselbe Aufmerksamkeit zugewendet werden. In Betrefi:' des letztern ist es besonders erfreulich, dass grade die Städte, die deshalb sich eines be- sonderen Rufes erfreuen, wie Ulm, Nürnberg, Bam- berg, Erfurt, Kiel u. s. w., das Schönste, was die- ses Jahr hervorgebracht hat, zur Ausstellung brin- gen werden. Der Apothekenbesitzer Augustin berichtete über die letzte Ausstellung in Richmond-Park bei London, welche er vor einiger Zeit gesehen hatte. 243 Professor Schultz- Schultzenstein sprach über die grossen Verwüstungen , welche während dieses Frühjahres die Roggen made in Feldern mit Sommerroggen gemacht ; der Besitzer eines Gutes bei Rheinsberg habe sich gezwungen gesehen, des- halb 150 Morgen Landes umzupflügen. An meh- rern Stellen wäre der Glaube allgemein gewesen, dass die Verwüstungen in Foloje eines Hagelschla- CT» Ö O ges geschehen , bis man sich bei genauerer Unter- suchung eines Anderen überzeugt hatte. Professor Koch wies in dieser Hinsicht auf die Abhandlung des Gutsbesitzers Starke in Oberullersdorf bei Sorau in Nro. 1 1 der Wochenschrift hin ; auch habe der Generalsekretär des Königl. Landesökonomie- KoUegiums, Freiherr v. Salviati, bereits alles, was darüber bekannt sei, in einer andern Abhand- lung zusammengestellt, die alsbald in den Annalen des genannten Kollegiums abgedruckt werden würde. Uebrigens seien die Verheerungen der Koggen- made (oder Hessischen Fliege) in Nordamerika seit einigen Jahren noch weit grösser, als bei uns, und hätte man daselbst schon H von einander verschie- dene Arten dieses schädlichen Insektes, was zum Genus Cecidorayia gehöre, aufgefunden. Professor Koch theilte mit, dass er vor einigen Tagen von den Handelsgärtnern Moschkowitz & Siegling Kirschen erhalten habe, welche ausge- zeichnet gewesen wären und deshalb weitere Ver- breitung verdienten. Es waren dieses die Hybride de Laekcn oder Monstreuse de Bavay. Soll- ten Liebhaber Pfropfreiser wünschen , so würden genannte Herrn selbige gern gratis abgeben. Auch der Inspektor B o u c h e, der ebenfalls einen kleinen Baum der Kirsche besitzt, war dazu bereit. Stadtgärtner Huot theilte Einiges über die Verwüstungen der Blattwespen (Tenthredines) im Friedrichshaine mit; eben so über die der Fichten- Schildlaus (Chermes coccineus und viridis), welche an den Spitzen der Zweige von den Fichten die bekannten Ananasähnlich über einander gehäuften Gallen hervorbringen und bei zu grosser Menge die Bäume ganz und gar zu Grunde richten können. Er habe allein in diesem Jahre aus dem Friedrichs- haine mehre Schefiel solcher Auswüchse abge- schnitten. Schliesslich machte der Vorsitzende bekannt, dass von Seiten der Preisrichter der Achimenes Ver shaffeltii des botanischen Gartens der Preis zugesprochen sei , dass diese aber sich ausserdem veranlasst fänden, ihr Bedauern auszusprechen, dass die vorgeschriebene Form ihnen nicht erlaubt hätte, auf die ausgezeichneten Tydaeen - Blendlinge aus dem Kaufmann Mor. Reiche nheim'schen Garten Rücksicht zu nehmen. lieber einige bläliende Cyradecn. ! In Nro. 21 der Wochenschrift ist bereits einer ! Cycas revoluta Erwähnung gethan, die in der Gärtnerei von Geitner in Planitz bei Zwickau eben jetzt blüht; wir haben von Seiten des Be- sitzers weitere Mittheilungen erhalten , welche ge- wiss das Interesse der Leser um so mehr in An- spruch nehmen, als die Art schon eine gewisse Stärke erreicht haben muss, wenn sie blühen soll, und die Cycadeen unter den jetzt lebenden Pflanzen überhaupt eine eigenthümliche Familie daretellen, die sich eigentlich keiner andern anschliesst. Wir besitzen auch noch Notizen des Obergärtner's Gaerdt in Moabit bei Berlin über ein Paar an- dere Cycadeen, von denen die eine von dem nun verstorbenen Professor Lehmann in Hamburg zu Ehren des früheren Kultus-Ministers Freiherrn V. Alten stein: Encephalartos Altensteinii, die andere von ihrem Entdecker, dem jetzigen Garteninspektor v. Warszewicz zu Krakau, zu Ehren eines bekannten Reisenden in Mexiko: Za- mia Skinneri genannt wurde. Was die erstere, die Cycas revoluta, anbe- langt, so ist die Pflanze ein weibliches Exemplar. Wir sahen vor bereits ?> Jahren in dem Garten des Freiherrn v. Spiegel zu Seggerde bei We- ferlingen ohnweit Helmstädt ebenfalls eine weib- liche Pflanze blühend und besitzen noch die Frucht- blätter mit den angeschwollenen grossen Eichen in den Buchten zwischen den grossen Zähnen. Die Cycadeen sind nämlich Pflanzen, wo sich die Frucht- blätter nicht schliessen und die Eichen demnach offen daliegen. Bei Cycas ähneln sie insofern mehr den ächten Blättern, als diese an der Spitze des Stammes allmählig in jene selbst übergehen, und noch deutliche Blattnatur haben. Sie sind nämlich mehr in die Länge gezogen, daher schmal und ein- geschnitten-gezähnt. Zwischen den Zährten ent- wickeln sich die ziemlich grossen Eichen. Wir haben nur noch die Klasse der Nadel- hölzer oder Koniferen, wo ebenfalls die Eichen von ihren Fruchtblättern nicht eingeschlossen sind und mit diesen meist einen besondern Blüthenstand bil- den, den man den Zapfen (Conus) nennt und der auch bei den Cycadeen in allen übrigen Geschlech- tern sehr ähnlich gebildet ist. Nur bei wenigen Koniferen verwachsen später die Schuppen (d. h. die Fruchtblätter) entweder sämmtlich oder nur zum Theil mit einander, werden fleischig, schliessen dann die Samen ein und bilden die Zapfenbeere (Galbulus). Beispiele sind die Cypresse und der Wachholder. 31» 244 Die Cycadeen haben aber sonst ausserordentlich wenig Aehnlichkeit mit den Nadelhölzern, obwohl die eigenthümliche Blattbildung bei Phyllöcladus einiger Massen an mehre Cycadeen, besonders Za- mien, erinnert. Ob demnach die Vereinigung der Cycadeen mit den Koniferen zu einer besonderen Abtheilung der Nacktsämler oder Gymnospermen, die dann den Krypto- und Phanerogamen gleich zu stellen wäre , berechtigt ist , lassen wir auf sich beruhen, und bemerken nur noch, dass die Cycadeen in der Vorwelt eine grosse Bedeutung gehabt haben müssen und sich damals über die ganze Erdobei-fläche verbreiteten. Mit den ächten und falschen Farnen, denen «ie sich in anderer Hinsicht, besonders durch den Bau des Stammes , anschliessen , haben sie hauptsächlich zur Bildung unserer Steinkohlen bei- getragen. Der Kunst- und Handelsgärtner Geitner theilt uns über sein blühendes Exemplar Folgen- des mit : „Dasselbe hat einen im Herbste 1858 unmittelbar aus Surinam eingeführter Stamm von 18 Zoll Durch- messer und 8 Fuss Hohe, und stellt ein wohlgebil- detes, nach oben wenig verjüngtes Exemplar dar, welches trotzdem, dass dasselbe über 4 Monate auf der Reise war und keine Spur von Wurzeln, noch Wedeln, hatte, sonst auch noch in der ungünstigsten Zeit (Ende November) dort ankam, dennoch im Frühjahre 1859 sich so kräftig entwickelte, dass seine 40 AVedel meist eine Länge von 5 Fuss er- reichten *). In diesem Frühjahre hob sich der Kopf sehr kräftig. Anfangs schien es, als käme ein Trieb von mindestens 4 — 500 Wedeln. Genauen Beob- achtungen zu Folge nahm das sonst cylindrische Ende eine schone kugelförmige Gestalt an, die an ihrer Basis sich von der übi-igen Pflanze durch eine starke Einschnürung deutlich absonderte. Man durfte auf Blüthen schliessen. Durchschnittlich hob sich der Kopf täglich ^ Zoll und erreichte vom 16. Mai; wo er erst i^ Zoll hoch war, eine Breite von 8 Zoll, hingegen bis zum 26. Mai eine Höhe von 9 Zoll. Der bis dahin dicht geschlossene, weisswollige, im Sonnenscheine besonders seiden- artig - schimmernde Kopf lockerte sich allmählig, nahm dadurch in der Höhe etwas ab, in der Breite jedoch täglich 1 Zoll zu, so dass er am 29. Mai 12 j Zoll breit war und nun deutlich gegen 100 *) Cycadeen-Stämme haben ein ausserordentlich zähes Le- ben. Wir kennen ein Di von edüle von ziemlicher Stärke, das mehre Jahre lang auf einem trocknen Boden lag und all- gemein für todt gehalten wurde. Der Besitzer gab es des- halb um eine Kleinigkeit weg. In die richtigen Verhältnisse gebracht, entwickelte es aber bald Wurzeln und Blätter. Aum. d. Ked. meist 6 Zoll lange Fruchtblätter mit im Ganzen von 5 — 600 Blüthen erkennen Hess. Die ziemlich horizontal, dicht im Kreise über- einander liegenden Träger sind von der Basis bis zur Hälfte ihrer Länge etwas zusammen gedrückt, sonst rundlich, stark behaart und | Zoll stark. Der obere Theil ist breiter eingeschnitten -gesägt und deshalb mit je 25 — 30 pfriemenartig auslaufenden, 1-7 Zoll langen Spitzen versehen. Die jetzt schon ziemlich grossen und angeschwollenen Eichen sind dicht behaart, von der Seite etwas gedrückt, sonst ; kreisrund und sitzen zu 4 und 6 an der unteren Hälfte. Anfang Juni bogen sich die äussersten Spitzen etwas über, und man erkannte nun, dass wiederum ein innerster und äusserster Kranz ohne Fi'uchtansatz erschien. Der letztere näherte sich schon wieder der gewöhnlichen Blattform im ersten Stadium. Bald darauf sah man aus der Mitte des Eichen's ein weisses I> öhrchen sich vorschieben, das oben offen einen glasigen , etwas wulstigen Rand zeigte. In dieser Zeit verbreitete sich durch's ganze Haus ein stark- würziger und angenehmer Geruch und die Röhrchen füllten sich oben mit einem kleinen durch- sichtigen Tröpfchen. Acht Tage lang waren keine Veränderungen wahrzunehmen; dann trockneten die Röhren wieder ein und die Eichen begannen etwas I zu schwellen. Aber auch in den ganzen Kopf kam neues Leben , denn die einzelnen im Kreise sitzenden, vorn etwas überhängenden Spitzen be- gannen sich nach der Mitte zu aufzurichten. Die obersten, unfruchtbaren Theile eines jeden Frucht- trägers standen von dem unteren mit Eichen be- setzten Theile nach innen gewendet ziemlich im rechten Winkel ab, während der innerste Kranz mehr im Winkel einbog. Die übrigen 25 — 30 Spitzen der über lOO zählenden Träger bogen, als eine gute Wehr, nach aussen. Während man früher die meisten Eichen und das Herz frei übersehen konnte, hat sich jetzt das Ganze wieder fest geschlossen; so scheint es, als dienten die oberen bandförmigen Spitzen der Frucht- ; träger als besonderer Schutz. I Noch immer (gegen Ende Juli) ist der Kopf geschlossen, nimmt aber fast täglich ziemlich an Breite zu, so dass man annehmen kann, die Eichen schwellen bedeutend an. Leider vermag man gar keine Beobachtung mehr zu machen, was im Innern ] vorgeht, denn die Fruchtblätter lassen sich nicht ; zurückbringen. Wie man dieses mit Gewalt versucht, brechen sie wegen ihrer Sprödigkeit ab." Es ist sehr zu bedauern, dass der Besitzer dieser blühenden Cycadee während der Zeit, wo sich die offene Röhre an der Spitze noch in vol- ! lern Leben befand, keine Befruchtung mit Blüthen- 245 staub vornehmen konnte, um möglicher Weise Sa- men zu erhalten. Was nun die beiden andern Cycadeen anbe- langt, so f heilte der Obergärtner Gaerdt des Kommcrzienrathes Bors ig über sie Folgendes mit: „Das blühende Exemplar des Encephalartos Alt ensteinii Lehm, ist ein männliches und stammt wahrscheinlich aus der von Eck Ion und Zeyher nach Europa gebrachten Sammlung. Nach Moabit kam es im Jahre 1846, wo es der Vater des jetzigen Besitzers und Gründers des Gartens von dem bo- tanischen Garten in Hamburg für seine Pflanzen- sammlung erwarb. Der Stamm hat jetzt eine Höhe von 4^ und einen Durchmesser von l^^Fuss. Als er nach Europa gekommen war, besass er nur eine Höhe von 3 Fuss ; er ist demnach in 1 4 Jahren nur um 1 1 Fuss gewachsen. Eigenthümlich ist es, dass derjenige Theil, der sich hier in Moabit im Kulturzustande entwickelt hat , einen grösseren Durchmesser be- sitzt, als der Theil, der grade unter den gewiss heisseren Sonnenstrahlen Afrifa's gebildet ist. Der Stamm hat deshalb an der Stelle, wo die im Kul- turzustande gemachte Verlängerung beginnt, eine Art Ueberwallung, die ziemlich deutlich an Obst- bäume , wo auf eine hartholzige Unterlage eine raschwüchsige, weichholzige Sorte veredelt worden ist , erinnert. Möglicher Weise mögen hier ähn- liche Ursachen zu Grunde liegen. Die Pflanze ist augenblicklich mit 93 Stück 5 — -(i Fuss langer Blätter oder Wedeln geschmückt und nimmt sich von der Gallerie aus betrachtet, wo man grade darauf sehen kann, wunderschön aus. Bei der Trauerfeierlichkeit des Leichenbegängnisses A. V. Humboldt 's wurden 16 der allerschönsten Wedel abgeschnitten und von den Studenten, die den Sarg unseres Nestors der Naturforscher un- mittelbar begleiteten, getragen. Es hatte also zu Anfang dieses Jahres die Pflanze 109 Wedel, von denen mehre bereits 5 und sogar 7 Jahre alt wa- ren. Vor 2 Jahren entwickelten sich gleichzeitig mit einem Male 35 Wedel. Es scheint, dass ältere Exemplare nur von 2 zu 2 Jahr einen neuen We- delkrauz bilden. Statt dieses Mal neue und wahr- scheinlich dann auch eine grössere Anzahl von Wedeln zu treiben, entfalteten sich 3 schöne Blü- thenstände. Diese waren männlich und erreichten schon bald eine Länge von 14, in der Mitte hingegen einen Durchmesser von 4| Zoll. Sie blieben eine lange Zelt und stäubten ungemein. Endlich wur- den sie abgeschnitten. Bis jetzt hat sich aber noch kein frischer Trieb von Blättern gebildet, obwohl es den Anschein hat, als sollte die Entwickelung noch in diesem Jahre geschehen. Was endlich Zamia Skinnerii Warsz. an- belangt, so hat sie ihr Entdecker, der mehrmals erwähnte Garteninspektor v. Warszewicz, auf einer Höhe von 5 — 70UÜ Fuss in Veragua (im Staate Costa Rica) gefunden und hierher geschickt. Von Dr. A. Dietrich, einem der beiden Heraus- geber der Allgemeinen Gartenzeitung, ist sie in der genannten Zeitschrift (19. Band Seite 146) beschrie- ben. Von Warszewicz hatte, ausser lebenden Exemplaren, auch Samen gesendet, von denen die letzteren, im Jahre 1849 ausgesäet, sehr gut auf- gingen und sich rasch entwickelten. Nach Die- trich haben dagegen in einem andern Garten die Aussaaten zu keinem Erfolge geführt. Die jungen Pflanzen sind jetzt schon ziemlich gross geworden und hatten bereits 1857 die ersten Blüthen ent- wickelt. Unter den gegen 2U Exemplaren waren nur 2 männliche. Die Pflanzen scheinen übrigens sehr willig zu blühen. Leider scheint bei uns für solche Pflanzen kein günstiges Klima zu sein, da sich die dicht an ein- ander liegenden Fruchtschuppen in der Regel gar nicht öffnen und demnach auch eine Befruchtung nicht vorgenommen werden kann. Wahrscheinlich fehlt es uns an dem intensiveren Licht der dortigen Sonne. Nur an einem kräftigen weiblichen Exem- plare, was unmittelbar aus seinem Vaterlande ein- geführt ist, öffneten sich die Fruchtschuppen etwas und wurden hier im Jahre 1858 Befruchtungs versuche angestellt. Es schien zwar anfangs, dass die Ope- ration von Erfolg wäre, denn es wurde ein An- schwellen der Eichen bemerkbar; allein plötzlich stellte sich dieses wieder ein und man sah, dass allerdings Perisperm sich niedergeschlagen, die Bil- dung eines Embryo aber nicht stattgefunden hatte." Schliesslich sei es uns noch erlaubt, über einige grosse Exemplare von Cycadeen zu berichten, welche sich im botanischen Garten zu Amsterdam befinden. Ein Encephartos caffer Lehm, hat daselbst, bei einem Durchmesser von 1^, einen Stamm von fast 13 Fuss Höhe. Es ist dieses wohl das grösste Exemplar, was in Europa existirt. Ein grosses Exemplar des Petersburger botanischen Gartens ist dagegen mit einem Durchmesser von 1^ nur 7 Fuss hoch. Ein Encephalartos longifolius Lehm, besitzt bei einem Durchmesser von 1, eine Höhe von 5j Fuss. Nebenbei bemerken wir, dass auch eine Sagopalme (Sago Rumphii Willd.) daselbst existirt, die bei 8 Fuss Dvirchmesser eine Stamm- höhe von 20 Fuss besitzt. Auf jeden Fall inter- essant ist es auch, dass sich daselbst eine männliche Cycas circinalis mit 3 Köpfen befindet, deren Stamm ausserdem 4^ Fuss hoch ist. Ein anderes weibliches Exemplar ist dagegen 7 Fuss hoch. 246 Eine fernere Aiisnalil von Schiefblatt-Bleudlingen (Hybriden Begonien). Schiefblätter oder Begonien sind jetzt das Lo- sungswort der Gärtner und der Liebhaber. Seit- dem hauptsächlich durch Begonia splendida und Rex eine Reihe der schönsten Sorten erzielt wurden und man sah, dass Jedermann, der nur einiger Massen sich zu dergleichen Kreuzungs- Versuchen berufen fühlte , auch mit Erfolg seine Versuche anstellte, ist eine so grosse Anzahl von Blendlingen entstanden, dass nur die allerschüusten berücksichtigt, andere dagegen, die unter andern Umständen Epoche gemacht haben würden, kaum beachtet werden. Selbst das Vorzügliche verliert in Gemeinschaft mit noch Vorzüglichem. / Dass auch die Fest-Ausstellung am 19. Juni wiederum mehre Sammlungen neuer Begonien- Blendlinge vorführte, ist eben so in dem Berichte darüber mitgetheilt , als dass wir noch später Ge- legenheit finden würden, ausführlicher über sie zu sprechen. Wir wenden deshalb dieses Mal unsere Aufmerksamkeit zweien Sammlungen zu, weil die Besitzer derselben sie zum Theil selbst gezüchtet haben, andererseits aber die einzelnen Sorten unsere volle Beachtung verdienen und werth sind, weiter verbreitet zu werden. Von den beiden Sammlun- gen stammte die eine aus der bekannten Handels- gärtnerei von Moschkowitz & Siegling in Erfurt, die andere gehörte dagegen dem Inspektor Jühlke (Besitzer der Firma Karl Appelius) eben- daselbst. Wir bemerken noch , dass ein grosser Theil der Sorten , namentlich aus der zuerst ge- nannten Sammlung, von dem Obergärtner Stange in Ovelgönne bei Hambui'g gezüchtet worden ist. I. Die Sammlung von Moschkowitz & Siegling. 1. Neuberti hat ein gedrungenes Wachsthum und steht der Linden'schen Begonia arg^ntea sehr nahe; sie unterscheidet sich jedoch durch kleinere Dimensionen. W^enn aber auch die Blätter kleiner sind und nur einen Längendurchmesser von 6:!; bis 7, eine Breite dagegen von 4^ Zoll besitzen, so kommen sie doch häufiger vor, als bei genannter Pflanze. An der Einfügung des Blattes befindet sich ein spahngrüner Stern mit ungleichen Strah- len, in dem die, welche nach der Mitte des Blattes zu laufen, weit länger sind. Alle besitzen aber in der Regel einen silbernen Längsstreifen in der Mitte. Der übrige Theil der Oberfläche ist gleich seidenem Atlas silberglänzend ; bei ausgewachsenen Blättern scheint jedoch gegen den Rand hin in Form länglicher Flecken die ursprüngliche grüne Farbe durch. Die ganze Unterfläche, besonders die Aderung, ist mehr oder weniger hellrothbraun und in's Grünliche schimmerd. Der Blattstiel be- sitzt eine hellbräunlichgrüne Farbe und ist mit weissen Borsten besetzt. 2. Erzherzog Ludwig Joseph ist in allen ' Theilen grösser, als die vorige. In der Jugend sind i die Blätter durchaus silberweiss mit braunem Schim- mer und glänzend Später werden die Nerven und i ihre nächste Umgebung, besonders gegen die Basis hin, pappelgrün; eben so der Rand in der Breite von einigen Linien. Hier wird die Farbe jedoch wiederum durch rundliche und kleine Flecken von silberweisser Farbe unterbrochen. ! 0. Frau Professor Koch. Das ganze Blatt I besitzt auf der Oberfläche ein silberglänzendes An- ' sehen mit Ausnahme der Stellen rings um die Ner- ven von der Mitte aus, die hellgrün sind. Ausserdem ist noch eine spahngrüne Sprenkelung vorhanden und der Rand erscheint dunkelmattgrün, aber wie- derum unterbrochen durch silberweisse Punkte. Während am äussersten Saume braunrothe Borsten vorhanden sind, haben diese am Blattstiele eine weisse Farbe. 4. Anna Gräfin Schönborn ähnelrim Ha- bitus der ß. annulata, doch zieht sich das Blatt mehr in die Länge. Die prächtige, sammet-dunkel- grüne Oberfläche wird durch einen grünlich-silber- weissen Ring unterbrochen. Der Rand hat nicht das sammetartige Ansehen und wird nach der Pe- ripherie zu allmählig heller. Nur einzelne rothe Haare sind auf der Oberfläche und am Blattstiele vorhanden. 5. Dr. Regel ist wahrscheinlich aus der Be- gonia Madam Wagen er hervorgegangen und die- ser auch sehr ähnlich, scheint aber ebenfalls keine grossen Dimensionen anzunehmen. ■ Die Oberfläche der Blätter ist grün und zwar in der Mitte ringa um die Einfügung des Blattstieles dunkler und etwas glänzend grün. Zahlreiche, tropfenähnliche Flecken von 1 — 1| Linie Durchmesser und silberweisser Farbe treten so dicht zusammen, dass sie eine sil- berweisse Binde bilden, die nur auf beiden Seiten sich wiederum in die ursprünglichen Flecken auf- löst. Der Rand ist grünlich-bräunlich. Die Unter- fläche und die Blattstiele haben die Färbung und Behaarung derer von B. splendida. (i. Inspektor Bouch^ steht Nro. 5 sehr nahe, die Oberfläche ist aber weniger silberfleckig, da- gegen sind die Flecken gegen den Rand hin grös- ser und hängen zum Theil selbst mit einander zu- sammen. 7. Laciniata bicolor. Wie der Name sagt, ein Abkömmling der Begonia laciniata, welche unter dem Namen B. Roylei eingeführt wurde, und dieser auch sehr ähnlich. Wie diese ist das 247 Blatt am Rande gelappt. Grundfarbe der Ober- fläche ist ein ganz dunkles Olivengriin , was aber zwischen den Nerven und den Hauptadern durch zahlreiche runde Flecken von silberglänzender Farbe und etwas über eine Linie im Durchmesser 80 unterbrochen wird, dass diese zu grossen Haufen zusammentreten. Der äusserste Rand besitzt einen bräunlichen Schein und ist an etwas wellenförmi- gem äusserstem Saume mit braunen Borsten besetzt. Die Unterfläche hat, mit Ausnahme der braunen Adern und Nerven, eine hellgrüne Farbe, während auf dem hellgrünlich-weissen Blattstiele weisse Bor- sten sich befinden. Auch diese Pflanze scheint gedrungen zu wachsen. 8. Erzherzog K a rl. Ist ebenfalls ein Blend- ling der B. laciniata und steht zwischen dieser und der vorhergehenden Sorte. Die silberweissen Flecken sind aber dichter, hängen zum Theil zusammen und besitzen einen grünlichen Schein. Die übrige Obei-fläche hat anfangs eine helle blau-, später jedoch eine dunkelgrüne Farbe. II. Die Sammlung des Inspektors Jühlke. 1. Margarethe Lenne ist hauptsächlich aus der B. laciniata entstanden, nur sind die Blatt- abschnitte nicht sehr tiefgehend. Die gleichmässige Mitte und der äusserste Rand besitzen ein tief- dunkelgrünes, in's Leberfarbige sich neigendes An- sehen, während der Ring maigrün ist, aber durch kleinere, bisweilen aber auch grosse, tropfenartige Silberflecken unterbrochen wird. '1 Dr. Franz Schulze ähnelt der vorigen in der Gestalt der Blätter. Während an den Nerven und deren Aesten die Färbung grün erscheint, ist die Zwischensubstanz silbern gefärbt, doch so, dass an der Gränze zwischen beiden der sonst gleich- mässige Silberüberzug sich in eben so gefärbte Tropfen auf grünem Grunde auflöst. 3. Reichenbach filius. Sehr grosse Blät- ter von mehr rundlicher Gestalt, aber doch in eine Spitze ausgezogen. Die Oberfläche ist keineswegs eben, sondern innerhalb der Adern-Maschen erhebt sich die Blattsubstanz etwas. Der anfangs gelblich- grüne Ring tritt nur schwach hervor und löst sich später in silberweisse Flecken auf, die nun grup- penweis stehen. 4. Graf Arnim-Boitzenburg gehört zur B. splendida und hat demnach schwach -gezackte Blätter. Die Mitte und der Rand der Oberfläche besitzen eine dunkelgrüne Färbung und sind aus- eerdem glänzend. Die Nerven haben dagegen ein bald mehr grünlich -gelbliches, bald mehr silber- weisses Ansehen. '). Isis stellt wiederum einen Abkömmling der B. splendida dar und besitzt grosse Blätter, die denen der vorigen zwar ähnlich , aber doch breiter gelappt sind. Die Haare, welche sonst bei allen Formen der genannten Art vorhanden und es haupt- sächlich sind, welche die eigenthümliche Färbung geben, fehlen hier. Ü. Medusa neigt sich mehr der B. splendida arg^ntea zu und hat ebenfalls grosse und stumpf- gezackte Blattei. Die Silberfärbung tritt erst spä- ter mehr in ihrer Reinheit hervor, während sie im jugendlichen Zustande der Blätter mehr auf einer rothbraunen Unterlage ruht. Längs derselben ist jedoch die Färbung durchaus dunkelgrün. Auch hier sind keine Haare auf der Oberfläche vorhanden. 7. Von Behr-Vargatz ist eine eigenthüm- liche Form der B. splendida. Silberglänzende Fi- guren, den Palmen auf den Schawls gleichend, stehen zwischen den Nerven; nach oben abgerundet und zusammenhängend laufen sie nach der Mitte zu spitz zu. Dadurch erscheint die leberfarbige, aber doch sammetartige Mitte unregelmässig ge- zackt. Dieselbe Farbe besitzt der Rand. Hier häufen sich die Spreublatt ähnlichen Borsten in grosser Menge, sind aber auch ausserdem reichlich vorhanden. In der Jugend erscheinen die Blätter noch brauner gefärbt. 8. Pleureuse ähnelt der vorigen Sorte im äussern Ansehen, namentlich wegen der grossen Blätter und der Farbe. Dagegen ist der Einfluss der B. Rex viel bedeutender gewesen, da der glän- zende Ring sehr breit ist. Ihre Farbe erscheint eigenthümlich und lässt sich sehr schwer beschrei- ben. Sie ist zwar silbjergrau, aber doch etwas in's Grünliche übergehend und wie bronzirt aussehend. Die strahlige Mitte und der Rand besitzen dagegen eine Leberfarbe. 9. Grandis hat von allen Sorten die grössten Blätter, weshalb der Name gerechtfertigt erscheint. Der Silberring tritt deutlich hervor und ist sehr breit, so dass in der Mitte eine nicht grosse und strahliwe Stelle übrig bleibt, welche braungrün er- scheint. Auch der Rand besitzt dieselbe Farbe, ist aber durch rundliche, tropfenartige Flecken von silberweisser Farbe unterbrochen. lU. Mellit ist der vorigen sehr ähnlich, die Blätter sind aber etwas grösser und nach der Spitze zu auch breiter; ausserdem neigt sich die Farbe des Silberrings mehr in's Grünliche. 11. Hilda stellt eigentlich eine grosse Begonia Rex dar, wo der breite Silberring an beiden Seiten, namentlich nach innen, gelappt erscheint. Die nach der Peripherie sich strahlenförmig- verlaufende Mitte ist sammetartig- braungrün, die Nerven haben da- gegen eine grün-gelbe Farbe. Der Rand ist eben- falls braungrün, aber von tropfenartigen Silber- flecken unterbrochen und am aussersten Saume 248 durch braunrothe Spreublättchen ähnliche Haare gewimpert. Sericea minor gehört zwar zu den kleinern, aber an auf rothbraunen Stielen stehenden Blättern reicheren Sorten. Der Ring ist schmal und hat eine silbergraue Farbe, die sich jedoch, besonders in jüngerem Zustande, etwas in's Braune neigt. Die grosse Mitte ist anfangs mehr braungrün, wird aber allmählig leberfarbiger; dasselbe gilt von der Peripherie. 13. Consul Schiller ist ebenfalls eine klei- nere und gedrängt wachsende Sorte , wo , wie bei B. Reichenbach filius, die Oberfläche weniger eben, sondern an den Maschen aufgetrieben ist. Der bei Weitem grössere Theil von der Mitte aus ist dun- kelgrün , dann folgt nach der Peripherie zu ein ziemlich breiter silbergrauer Ring, während der äusserste Rand an den Nerven wiederum dunkel- grün, die übrige Blattsubstanz silbergrau erscheint. Hybride de Laöken. Eine sehr zu empfehlende Kirsche. Zu der letzten Versammlung des Vereines wa- ren aus der Handelsgärtnerei von Moschkowitz & SIegling in Erfurt vorzügliche Kirschen ein- gesendet, die alle Beachtung verdienten und deshalb möglichst verbreitet werden müssen. Es ist dieses die Hybride deLaeken oder Monstreuse de Bavay. Ein geehrtes Mitglied des Vereines, Ober- förster Schmidt in Forsthaus Blumberg bei Ka- sekow an der Berlin -Stettiner Eisenbahn, schreibt uns darüber: „Die mir gefälligst übersandte Kirschen-Sorte führt ausser den gewöhnlichen noch eine Menge Namen, von denen ich nur: Reine Hortense, Louis Philipp und Grosse v. Wagnelee an- führen will. Professor Scheid w eiler in Gent beschrieb sie zuerst in den Verhandlungen unseres Garten- bau-Vereines, und sandte mir auf mein Ansuchen Reiser vom Mutterstamme, dessen Früchte bekannt- lich alljährlich an Louis Pliilipp, der sie allen an- dern Sorten vorzog und nur diese essen wollte, nach Paris befördert wurden. Die Franzosen gaben hiernächst dieser Sorte verschiedene Namen , von denen ich eben einige anführte. Ich säumte nicht, sie sammt und sonders aus Frankreich kommen zu lassen, erhielt aber stets dieselbe Frucht, und hatte somit unnütze Ko- sten gehabt. Hoffentlich werden die demnächst hier versammelten Pomologen mit aller Energie diesem Unwesen der unnützen Namengeberei ent- gegentreten und , soweit als möglich , eine Einheit in der Nomenklatur herstellen. In der Vegetation ist diese Sorte von allen mir bekannten auffallend unterschieden , daher im Sommer leicht zu erkennen. Der Baum hat einen Fehler: er trägt nicht reichlich genug, wohingegen diese Sorte als Tafel- frucht nichts zu wünschen übrig lässt. Aus eben diesem Grunde zog sie, wie gesagt, der König von Frankreich auch allen übrigen Kirschen vor. Leicht möglich aber, dass sich bei vorgerück- ten Lebensjahren des Baumes die Tragbarkeit er- höht, worüber mir noch Erfahrungen mangeln. Zur Anpflanzung in geschlossenen Gärten verdient diese Kirsche jedenfalls für die Tafel, bei der bevorste- henden Pomologen-Versammlung, lebhaft empfohlen zu werden. Zur Versendung eignet die Frucht sich nicht." Mittel gegen Blattläuse. In Frankreich hatte man die Erfahrung gemacht, dass betheerte Decken bei der Anzucht von Früh- gemüsen alle Sorten von schädlichen Insekten von den Pflanzen abhalten und die erstem völlig davon verschont bleiben. Aus dieser Ursache sind ver- gleichende Untersuchungen bei Anpflanzungen von allerhand Kohlsorten, Raps u. s. w- gemacht wor- den und haben zu befriedigenden Resultaten geführt. Man nimmt zu diesem Zwecke Hobelspähne, tränkt diese möglichst derb mit Theer und streut diese dann zwischen den Kohl- u. s. w. Pflanzen aus. Ein Theil desselben Feldes , wo dieses nicht geschehen war, hatte von den Feinden aus der Klasse der Insekten ungemein gelitten, während ausserdem, wo dergleichen Hobelspähne lagen , gar kein Schaden bemerkt wurde. Wir haben bei der Anwendung dieses Mittels im Grossen nur ein Bedenken, dass nämlich der Wind die selbst mit Theer getränkten, aber immer noch leichten Hobelspähne wegführt, was allerdings in den abgeschlossenen Räumen der Gärten weniger der Fall ist. Auf jeden Fall ist das Mittel werth , versucht zu werden, und bitten M'ir dann, uns gefälligst die Resultate mitzutheilen. Grade die Kohlpflanzen, welche unser bestes und am Allgemeinsten benutztes Gemüse liefern, werden hauptsächlich heimgesucht, so dass jedes nur einiger Massen entsprechende Mittel willkom- men sein muss. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Stare ke in Berlin. Wochenschrift des VereiDes zui* Belörderuiio; des Gartenbaues in den Köiiijjlicli Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pllanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Kocil. M 32. Berlin, den 9. August 1860. Preis des Jahrganges ö| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Posi-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Heddewig'schen Nelken. — Pitcairnia ramosa Jaeq. und Pourretia floccosa C.Koch. — Pflanzen- und Blumensahau. — Nachträge zu der Abhandlung über neuere und bessere Gemüse in Nro. '25, -27 u. '28 der Wochenschrift. Die Heddcnig'scheii IVelkcii. Wir erhalten eben eine Auswahl des im Früh- jahre dieses Jahres zuerst ausgegebenen Dianthus Heddewigii laciniatus von dem Kunst- und Handelsgartner Benary in Erfurt, und beeilen uns, darüber zu berichten. Wenn auch die Abbil- dungen der Pflanze , welche vor nun 2 Jahren in Regel's Gartenflora erschienen, unsere ganze Auf- merksamkeit in Anspruch nahmen, so müssen wir doch bekennen, dass die ersten blühenden Pflanzen, die wir im vorigen Sommer sahen, keineswegs den hohen Erwartungen entsprachen. Selbst die aller- dings schon schönern Exemplare, welche auf der letztern Sommerausstellung sich vorfanden, befrie- digten uns noch nicht, weit mehr jedoch schon die Blumen, welche der Obergärtner Gireoud im N au en 'sehen Garten in der letzten Versammlung des Vereines am 2^). Juli vorlegte. Seitdem wir aber durch die Freundlichkeit des Kunst- und Handelsgärtners Benary in Erfurt in den Besitz einer Auswahl von 20 Sorten gekommen sind, müssen wir offen gestehen, dass uns die Grösse derselben — die meisten hatten über 3 Zoll Durch- messer — und noch mehr die Mannigfaltigkeit, die Lebendigkeit und zum Theil auch das Sammetartige der Farbe in hohem Grade imponirte. Es unter- liegt keinem Zweifel, dass die Heddewig'schen Nelken sich in unseren Gärten um so mehr einen dauernden Platz erwerben werden, als der Preis schon im nächsten Frühjahre ein geringerer, viel- leicht schon ein solcher sein wird, dass selbst we- niger bemittelte Bewohner kleiner Städte für ihr bescheidenes Gärtchen dieselben sich anschaffen können. Nur eins bedauern wir: die Heddewig'- schen Nelken besitzen keinen Geruch. Wir haben bereits im vorigen Jahrgänge (Seite 313) eine Abhandlung über die Heddewig'sche und über die Chinesernelke gegeben, und namentlich das Geschichtliche zum ersten Male näher ausein- ander gesetzt, so dass wir jetzt darauf verweisen können. Was wir schon früher ausgesprochen ha- ben, möchte sich bestätigen, dass nämlich die Hed- dewig'sche Nelke aus 2 specifisch von einander ver- schiedenen Arten besteht, von denen die eine einen gedrängteren Habitus mit nur gezähnten Blumen- blättern besitzt, während diese bei der andern sehr geschlitzt sind. Man könnte die eine als D. Hed- dewigii, die andere als D. laciniatus bezeich- nen. Die von Regel charakterisirten Varietäten vermögen wir, wenigstens nach dem uns zu Ge- bote stehenden Materiale , nicht zu unterscheiden. D. Heddewigii, als die weniger schöne Nelke, ist gegen unsere Witterungs-Einflüsse empfindlicher, während der reizende D. laciniatus, auch nach den Mittheilungen Benary's, ziemlich hart ist und sich im Freien sehr gut kultiviren lässt. Es sei uns gestattet, eine Musterung von den hauptsächlichsten Formen, die alle Farben vom blen- dendsten Weiss bis zum tiefsten und sammetartigen Purpur durchlaufen, zu geben. Einige sind bereits zum Theil gefüllt und ist alle Aussicht vorhanden, dass die Anzahl der gefüllten sich mit der Zeit 32 250 vermehren wird. Eine schneeweisse mit tiefgeschlitz- ten Bhimenblättern hat den Durchmesser von fast 4 Zoll, eine andere von derselben Farbe hingegen ist sehr gefüllt. Das letztere ist auch bei einer dritten der Fall, wo aber die weisse Farbe durch fleischrothe Punkte so unterbrochen ist, dass gfgen die untere Hälfte hin diese gleichmässig fleischfar- ben erscheint. Ebenfalls gefüllt, wenn auch in ge- ringerem Grade, sind eine karmoisinrothe mit fein geschlitzten Blumenblättern und einige sammetartig- purpurrothe. Abweichend von allen übrigen erschien uns eine Form mit fleischroth- und weiss-gewasche- nen Blumenblättern. Ein grösseres Farbenspiel tritt bei den Sorten hervor, wo die Mitte der Blume von einem fünf- eckigen, 7 Zoll im Durchmesser enthaltendem Kinge von meist sehr dunkler Farbe eingenommen wird und von diesem Ringe aus nach innen andere, meist strahlenförmige Zeichnungen vorhanden sind , die sich oft auch von denen ausserhalb des Ringes wesentlich unterscheiden. In der Regel ist hier die Zeichnung dunkler; es sind aber auch Blumen vor- handen, wo die Zeichnung grade heller erscheint. Bei den sammetfarbigen und purpurrothen ganz einfachen erscheint ferner dadurch ein eigenthüm- licher Gegensatz, dass die Staubbeutel anfangs eine violette, immer blasser werdende Farbe besitzen. Pitcairnia rainosa Ja«]. und Poiirretia floccosa €. Koch. Eine alte und eine neue Bromeliacee. 1. Pitcairnia ramosa Jacq. Wir haben eine Menge Pflanzen , welche im trockenen Zustande zur Unterscheidung keine si- chern Merkmale geben und durchaus im Leben untersucht und hinsichtlich ihrer unterscheidenden Charaktere festgestellt werden müssen. Es ist die- ses eine Hauptaufgabe der botanischen Gärten, die leider, zum Theil wenigstens, meist nicht in der Weise erfüllt wird, wie es sein sollte. Augenblick- lich blühen im botanischen Garten zu Berlin 2 sich ausserordentlich ähnlich aussehende Pitkairnien in mehrern Exemplaren, die uns deshalb Gelegenheit geben sollen, vergleichende Untersuchungen anzu- stellen. Es sind auch zujileich zwei Pflanzen, die wegen der Schönheit und langen Dauer der Blüthen unsere volle Beachtung in Anspruch nehmen und wohl verdienen in den Gewächshäusern der Lieb- haber eine Berücksichtigung zu erhalten. Im Jahre IS'iü wurde im botanical Magazine eine Pitcairnia als furfurdcea abgebildet, die ächte Pflanze d. N. aber, welche Will den ow nach einer Humboldt'schen Pflanze in seiner Enumeratio der Pflanzen des botanischen Gartens zu Berlin aufstellte, damals schon zweifelhaft dazu gezogen. Bereits lÜ Jahre früher hatte jedoch schon Jacquin in seinen Eclogae (tab. 79) eine Pitcairnia furfuracea abgebildet, welche er bald darauf (S. Ifii) für ver- schieden von der Willdenow'schen erklärte und we- gen des ästigen Blüthenstengels P. ramosa nannte, welche aber mit der im botanical Magazine gleich ist. Die Humboldt'sche Bromeliacee wurde auch von Kunth, der die Humboldt'schen Pflanzen bekannt- lich bearbeitet hat, bestimmt für verschieden von der, welche abgebildet ist, erklärt; Römer und Schultes, die Herausgeber einer nicht fertig ge- wordenen neuen Ausgabe des Linne'schen Systema vegetabilium, hielten die erstere wegen des vollstän- dig oberständigen Fruchtknotens für eine Puya (Pourretia) und nannten sie P. Bonplandii, füh- ren aber trotzdem neben der Pitcairnia furfuracea des botanical Magazine noch die P. i'amosa Jacq. als eine besondere Art auf. Wir glauben wohl, mit Unrecht, denn Jacquin wollte seine Pflanze nur nicht mit der Humboldt'schen identificirt haben und sah deshalb sich gezwungen, einen neuen Na- men zu geben. Mit der , die später im botanical Magazine abgebildet wurde, ist sie dagegen, wie gesagt, sicher identisch. In der Weise scheinen uns die Abbildungen gar nicht verschieden zu sein, wie Römer und Schultes meinen. Im botanischen Garten zu Berlin blühen eben zwei Pflanzen, die sich sehr nahe stehen; die eine ist unzweifelhaft die Jacquin'sche P. ramosa (fur- furacea bot. mag.) und führte bisher im genannten Institute den Namen P. intermedia, wurde auch als P. Skinneri von Neuem daselbst eingeführt. Die andere besass bisher den falschen Namen P. integrifolia, mit der sie allerdings die lebbaft- rothen Blüthen gemein hat, sich aber sonst durch die gezähnelten Blätter hinlänglich unterscheidet. Vergleichen wir P. ramosa Jacq. und die ähn- liche lebhaft rothblüheiide, die wir einstweilen nur mit dem Beinamen rubriflora bezeichnen, mit einander, so sind bei der letztern die Blätter im Durchschnitte heller und in eine weit längere Spitze ausgezogen. Namentlich gegen diese hin finden sich in Entfernung von j, l! und i Linien kleine aufwärts gerichtete Sägezähne vor, während die Mitte des Blattes bis fast zur Basis ganzrandig ist. Bei P. ramosa Jacq. sind die Sägezähne weit grösser und stehen in grösseren Entfernungen. Auch ist die Unterfläche dichter mit einem sil- bergrauen und leicht ablösbaren L^eberzuge be- setzt, als es bei der lebhaft rothblühenden Pflanze der Fall ist. 25t Der Stengel ist hinwiederum bei beiden bald mehr, bald weniger flockig. Die Blüthenstielchcn besitzen bei der P. ramosa Jacq. eine geringere Länge und werden durchaus von den zur obern Hälfte zottigen Deckblättchen an Länge etwas iibertroft'en. Sie haben auch eine gelblich-grüne Farbe, wie auch der verdickte Theil des Bliithenstieles (der mit dem untern Theile des Fruchtknotens verwachsen ist), während die Kelchblätter sich durch hell-, die Blumen- blätter durch selimutzig-fleischrothe Farbe auszeich- nen. Die letztern runden sich zwar am obern Ende ab, besitzen aber doch daselbst ein kleines Spitzchen. Bei der rubriflora sind die Blüthen mit den Blüthenstielchen durchaus lebhaft roth, selbst die Narbe, welche bei P. ramosa dagegen wieder weisslich erscheint. Die Blumenblätter haben end- lich ausserdem bei rubriflora eine längere und deutlichere Spitze. Versuchen wir von beiden Diagnosen festzu- stellen, so bemerken wir sogleich, dass wir die lebhaft- rothblühende Pitkairnie doch zunächst nur als Abart festgehalten haben wollen. Vielleicht, dass spätere Lntersuchungen und Aussaat-Versuche die specifische Natur nachzuweisen vermögen. Pitcairnia ramosa Jacq. (furfuracea bot. mag., nee AVilld.): Folia elongata, ad partem supre- mam plerumque remote serrata, serris sursum cur- vatis, subtus lanugine furfuracea, detersibili dense vestita, supra nitentia; Infiorescentia paniculata, flo- ribus oblique hiantibus ; Petala luride carnea, bre- vissime apiculata, ad basin intus squamula ovato- oblonga praedita; Pedicelli a bracteis longitudine superati : Ovula ad apicem breviter et obtuse ap- pendiculata. f!. rubiflora: Folia ad partem supremam re- motiuscule serrulata, subtus minus furfuracea, in apicem longissimum attenuata: Pedicelli, ut tlores, laete rubri, bracteis lanceolatis majores ; Petala !on- gius apiculati. 2. Pourretia floccosa C. Koch. Bekiinntlieh bilden die Pourretien oder Puyen mit den Pitkairnien und einigen andern Bromelia- ceen eine besondere Abtheilung, die sich durch den ganz- oder wenigstens zum grössten Theile oberstän- digen Fruchtknoten, sowie durch die an den Schei- dewänden sich trennende und in die ursprünglichen drei Fruchtblätter zerfallende Kapsel auszeichnet. Pourretia hat ganz oberständigen Fruchtknoten und schön gefärbte Blüthen, die sich nach dem Ver- blühen mehr oder weniger spiralförmig zusammen- rollen. Die meisten Arten besitzen auch einen Stamm, was bei den Pitkairnien nur ausnahmsweise der Fall ist. Ausserdem zeichnen sich diese durch einen halbunterständigen Fruchtknoten ans : nach dem Verblühen sind endlich ihre Blumenblätter nicht spiralförmig gedreht. In den Augu s tin' sehen Gewächshäusern an der Wildparkstation bei Potsdam befindet sich seit langer Zeit eine Pourretia unter dem Namen P. la- nuginosa, deren Blüthen und Kapsel wir zu un- tersuchen Gelegenheit hatten. Den Angaben der Autoren entgegen war bei dieser die letztere Schei- dewand- (septicida) nicht Fächerspaltend (loculi- cida). Die Kapsel hatte demnach denselben Bau, wie bei den Pitkaii-nien. Wir haben schon bei Gelegenheit unserer Monographie der Pitkairnien in der Berliner allgemeinen Gartenzeitung des Jahr- ganges 1858 (Seite 2()()) auf diesen Umstand auf- merksam gemacht und aufgefordert, namentlich bei der in den Gärten befindlichen Pourretia oder Puya chilensis, sobald diese blühen sollte, dar- auf zu achten. Sollte wirklich hier und bei andern Arten dieses Geschlechtes eine fächerspaltende Kap- sel vorhanden sein, so müsste der Name Puya als der ältere auch für die zuletzt genannte Art reservirt, der 10 Jahr später gegebene Name Pour- retia dagegen für die Arten mit Scheidewand- spaltender Kapsel beibehalten werden. So hätte auch denn jeder dieser Namen, die bis jetzt als Synonyme betrachtet wurden, eine selbständige Be- deutung ; es wären dann die beiden Genera folgen- der Massen zu charakterisiren. Puya Mol. Petala erecta, marcescentia spi- raliter contorta; Germen superum; Capsula locu- licida; Semina planiuscula aut angulata. Pourretia R. et P. Petala erecta, marce- scentia spiraliter contorta ; Germen superum ; Cap- sula septicida; Semina angulata. W^as die Pourretia lanuginosa des Augu- s tin'schen Etablissements anbelangt, so stimmt diese mit der Ruiz- und Pavon'schen Pflanze d. N-, abgesehen von dem Baue der Kapsel, nicht überein, weshalb wir uns gezwungen sehen, ihr einen andern Namen zu geben. Die letztere hat Blüthen , die dachzie- gelig über einander liegen und eine Aehre bilden, während bei Pourretia floccosa ein rispiger Blüthenstand vorhanden ist. Zur bessern Verglei- chung geben wir hier ihre Beschreibung. Die Pflanze scheint einen ächten Stamm zu machen, da bei vorliegendem Exemplare die An- fänge desselben bereits deutlich waren. Aus der Mitte der zahlreichen und gedrängten Blätter kommt ein 5 Fuss hoher und längerer, wollig -flockiger Stengel mit der Blüthenrispe am Ende hervor und ist mit allmählig kleiner werdenden, steif- aufrech- ten, verlängert-lanzettförmigen, oben freudig-grünen, unten grauflockigen und am Rande gezähnelten Blättern besetzt. Diesen ähnlich zwar sind die andern, aber weit grösser, schärfer gesägt und 32* 252 etwas in einem Bogen abstehend. Der Blüthenstand ist eine Rispe, welche allein über die Hälfte des Stengels an Länge einnimmt, und besteht aus ab- wechselnden , ebenfalls mit flockiger Wolle beklei- deten Aesten, welche an ihrer Basis durch ein eirund -lanzettförmiges, weisses, gesägtes und in eine verlängerte Spitze auslaufendes Deckblatt ge- stützt werden und 6 bis 8 Blüthen tragen. Diese haben ebenfalls ein eirundes , aber mit einer grannenartigen Spitze versehenes Deckblätt- chen zur Stütze und sind abwechselnd sehr kurz gestielt. Die ii Kelchblätter rollen sich mit ihren Rändern etwas einwärts und erscheinen deshalb konvex , später auch etwas spiralförmig - gedreht. Ausserdem sind sie wie mit einem weissen Mehle über- zogen und lanzettförmig; ihre Länge beträgt 1 Zoll. Die fast doppelt so langen und aufrechten Blumen- blätter haben im Anfange eine fast schwarzblaiie, auf dem Rücken jedoch grüne Farbe, werden jedoch allmählig rothbraun und rollen sich mit dem Ver- blühen spiralförmig zusammen. Sie sind ziemlich gleichbreit, laufen aber in eine lanzettförmige Spitze aus. Sämmliche Staubgefässe entspringen auf dem Blüthenboden und haben die Länge der Blumen- blätter. Die Staubfäden sind nach oben violett- gefärbt und tragen eben so gefärbte, ziemlich auf- rechte und oberhalb der Basis auf dem Rücken eingefügte Staubbeutel; der Blumenstaub ist aber wiederum safranfarbig. Der länglich-pyramidenförmige und dreifurchige Fruchtknoten besitzt einen schwach-violetten, etwas aus der Blumenkrone heraurragenden Griffel, des- sen 3 Narben spiralig über einander gerollt sind und einen gleichmässigen, schmalen Körper bilden. Wie bei den Pitkairnien ist auch hier die Placenta zweitheilig und trägt in mehrern Reihen die läng- lich-linienföniiigen, horizontal-abstehenden und ana- tropen Eichen, deren Rhaphis ziemlich breit und an der Spitze des Eies etwas gekrümmt erscheint. Die Kapsel löst sich an den Scheidewänden und wird dadurch dreitheilig. Eine Diagnose würde sich folgender Weise stellen: Pourretia floccosa C. Koch: Folia elon- gata, supra nitentia, subtus griseo-floecosa, serrata; Inflorescentia paniculata ; Petala atro-coerulea, dorso viridi, denique rubro-brunnea; Filamenta cum stylo atro-violacea: Ovula pluriserialia, rhaphi lata, apice curvatulo, brevi praedita. Pflanzen- und Blunienschan. Wir werden in Folgendem versuchen, die Pflan- zen , welche in französischen, belgischen und hol- ländischen Zeitschriften während des verflossenen Halbjahres abgebildet und beschrieben sind, einer Beurtheilung zu unterwerfen und beginnen mit den Orchideen. Zu den schönsten gehören ohne Zweifel die Cattleyen, sowohl durch die Grösse, als auch durch die zarte Färbung ihrer Blumen ; unter ihnen verdient wiederum C. labiata um so mehr Berück- sichtigung, als sie eine Reihe Formen, die zum Theil als Arten beschrieben sind, zu bilden scheint. Wir haben schon früher in der Wochenschrift (Seite 96) eine Form durch den Dr. Karsten kennengelernt, die dieser mit dem Beinamen „Lindigii" belegte. Eine andere wurde ebenfalls zuerst in der Wochen- schrift (Seite 67) von dem Jüngern Reichenbach, aber als selbständige Art, unter dem Namen C. Tri- anaei vei'öffentlicht. Diese ist es mm, welche in dem Juni -Hefte des Journals der Pariser Garten- bau-Gesellschaft abgebildet ist. Die Blumenblätter besitzen ein sehr zartes , etwas in's Violette sich neigendes Fleischroth, während die grosse Lippe um eine orangenfarbige Mitte purpurroth- gefärbt er- scheint. Diese und die beiden eirunden Innern Blu- menblätter haben einen gekräuselten Rand, während die äussern grade sehr schmal und etwas zurück- gerollt erscheinen. Reichenbach erklärt mit bestimmten Worten, dass seine Cattleya Warszewiczii verschieden sei und hält C. Trianaei als Art aufrecht; Prof. Duchartre, der Herausgeber des oben genannten Journales, macht jedoch auf eine sehr ähnliche Form mit fast ganz weissen Blumenblättern aufmerksam, welche Lindley bereits C. labiata Candida (Paxt. fl. gard. I, tab. '^4. Nro. 1) genannt hat und auch in Flore des serres (tab. 660) abgebildet ist. Die neuerdings von Thomas Moore in seinem neuen Journal: Floral cabinet, auf der 8. Tafel ab- gebildete C. Rollinsonii schliesst sich dieser als Abart an. C. Trianaei besitzt mit der letzteren fast ganz weisse, aber doch mehr blass- fleischfarbene Blumenblätter, jedoch insofern eine anders gefärbte Lippe, dass diese eine rosafarbige Röhre besitzt, während um die gelbe, aber orangenfarbig- strah- lende Mitte der blattartigen Ausbreitung sich ein weisser, hierauf endlich noch ein rosafarbiger Kranz herumzieht. Der äusserste Rand ist aber wiederum weiss. Die Kunst- und Handclsgärtner Thibaut u. Keteleer in Paris, bei denen die Cattleya Tri- anaei zuerst blühte, besitzen aber noch eine zweite Form, welche zwischen C. Mossiae, ebenfalls einer 253 nur grossblühenden Abart, und der ächten C. la- biata stehen soll, und uns die dunkelste Färbung zu besitzen scheint. Sie steht der von Paxton im Magazine of botany (Tom. VII, p. 73) abgebildeten C. labiata at ropurpu re;a nahe, wenn sie nicht dieselbe ist. Von den dunkelfleischrothen Blumen- blättern sind die beiden innern gross und breit, am Rande aber fast etwas gelappt, so dass wiederum dadurch eine Annäherung zu der vielleicht ebenfalls nicht verschiedenen C. lobata Lindl. herbeigeführt wird. Die am Rande wellenförmige und gekrauste Lippe ist an der Basis schmutzig -gelb, ausserdem aber, mit Ausnahme des äussersten weissen Saumes, braunroth-purpurfarbig. In der Belgique horticole (X. ann., zu Seite 11)3) ist ebenfalls eine Cattleya labiata und zwar die riesige Form , welche nach der Lady M o s s zu Ottorspool bei Liverpool den Namen C. Mossiae erhielt, abgebildet. Durch genannte Dame wurde nämlich die Pflanze eingeführt. Endlich finden wir in dem Journal d'horticul- ture pratique de la Belgique auf der 11. Tafel (von diesem Jahrgange) eine Kopie derjenigen Cattleya, welche zuerst im vorigen Jahrgange des Florist und Fruitist (auf der 153. Tafel) ohne Namen dar- gestellt wurde. Es ist dieses aber eine gute Art, nämlich Cattleya Schilleriana Rchb. jun., die eben in dem Garten des Kaufra. Mor. Reichen- heini ihre Blüthen entfaltet hat und in der That auch alle Empfehlung verdient. Eine weniger schöne Form mit gleichmässig-gefärbten Blumen haben wir schon früher (Seite '2ü) erwähnt, da sie im botani- cal Magazine (tab. rit44) abgebildet ist. C. Schil- leriana unterscheidet sich durch ihre sehr langen Scheinzwiebeln sehr leicht von C. labiata Lindl. Wir wenden uns den übrigen abgebildeten Orchideen und zunächst denen der Illustration hor- ticole zu. Zum ersten Male ist hier (auf der '240. Tafel) bildlich dargestellt: Chysis Limmingii. Wie- derum der jüngere Reichenbach ist es, der sie in der Berliner allgemeinen Gartenzeitung (Jahrg. 18ÖS, Seite 3SÜ) von C. aurea Lindl. trennte. Hook er hatte sie bis dahin als Abart mit dem Beinamen „maculata" betrachtet. Die Farbe der Blüthen ist bei Chysis Limminghii ausserordentlich zart. Während am obern Ende der Blumenblätter ein dunkleres Violett-flei^hroth sich abgränzt und von Gelb umsäumt wird , erscheint dieses an dem übrigen Theile weit heller, allmählig selbst weiss. Die Lippe besitzt zwar eine gelbe Farbe, die durch schön-rothe Streifen unterbrochen wird, ihr ver- hältnissmässig-grosser Mittellappen ist aber hellroth und mit violettrothen dunkleren Punkten besetzt. Miltonia cuneata Lindl. auf der 237. Tafel desselben Werkes ist eine seit 15 Jahren bekannte Art, deren Blüthen eine entfernte Aehnlichkeit mit einigen Odontoglossen haben. Die schmalen und etwas wellenförmigen Blumenblätter sind zwar ur- sprünglich strohgelb, aber die ganze innere Fläche wird oft durch einen langen chokoladenbraunen Flecken ausgefüllt. Lippe und Stempelsäule sind dagegen weiss. Als die Nobelste unter den ostindischen Van- den erkennt Lindley: V. coerülea Griff, an, welche Griff ith in den Khasya-Bergen entdeckte. Im Ansehen besitzt die Pflanze ganz das Ansehen der bekannteren Arten dieses Geschlechtes , aber die blasse hellblaue Farbe unterscheidet sie sehr leicht. Ihre kleine Lippe ist jedoch wiederum dunkelblau gefärbt und hat einen violetten Schein. Sarcanthus teretifolius Lindl. (Belg. hört. 5. Livr.) hat als Pflanze grosse Aehnlichkeit mit Vanda teres Lindl., einer ostindischen Orchidee, wurde anfangs auch als Vanda teretifolia von Lindley beschrieben und abgebildet, ist aber ein Bewohner China's und steht hinsichtlich der Schön- heit und Grösse der Blüthen dieser nach. Wäh- rend die 5 weit kleineren Blumenblätter eine gelbe Farbe besitzen, die nur durch rothe Streifen unter- brochen wird, ist die Lippe und die Stempelsäule weiss. Wir wenden uns anderen Warmhauspflanzen zu und zwar zunächst solchen mit bunten Blättern. 6 Kaladien will der bekannte Handelsgärt- ner Chantin in Montrouge bei Paris von Neuem aus Brasilien erhalten haben und hat selbige eben zu 150 Fr. feil geboten. Wir kennen nur die 3 von ihnen, welche in dem uns ohnlängst zugekommenen Mai-Hefte des Horticulteur fran^ais abgebildet sind. Es ist nicht zu leugnen, dass hauptsächlich durch die Einführung der ersten 8, welche wir nebst einigen anderen bereits im 1. Jahrgange der Wo- chenschrift (Seite 286 u. 330) näher charakterisirt haben , wiederum von Neuem die Aufmerksamkeit auf diese schönen Blattpflanzen gelenkt ist. Dass alle 14 Chantin'schen Kaladien gute Arten sind, mochten wir von vornherein bezweifeln. C. thri- pe stum Chant. unterscheidet sich zunächst gar nicht von C. marmoratum Math.; zu dieser gehört auch ferner als Abart C. argyrospilum Chant., wie wir bereits Seite 162 schon nachgewiesen haben. Von diesen dreien gefällt uns Caladium Bel- lemeyi Chant. am Meisten. Anfangs sind die Blätter ganz grün; allmählig stellen sich jedoch weisse Flecken ein, die sich zuletzt so häufen, dass die ganze Fläche ein silberweisses Ansehen erhält, die nur durch grünliche Aderung unterbrochen wird. Bei alten Blättern bekommt zuletzt das Silberweiss eine Rosafärbung. Nach Herincq ändert die ?54 Grösse der ßlätter ungemein, die Form bleibt aber immer dieselbe, ähnlich unserer und noch mehr der italienischen Aronswurz (Arum italicum). Caladium Perierii Chant. hat hell-, nach der Mitte zu dunkelgrüne Blätter, aber die Haupt- nerven besitzen eine dunkelviolett -braune, fast schwarze Farbe , während ausserdem sich noch rothe und gelbumsäumte Flecken , so wie weisse und rosafarbene Punkte auf der Oberfläche vor- finden. Die Länge der Blätter beträgt "iU , die Breite 10 Zoll. Die ohrähnlichen Abschnitte an der Basis sind abgerundet und lassen nur einen schma- len Ausschnitt dazwischen. Die Art steht wiederum dem C. Neumanni Chant. sehr nahe und möchte wenigstens specifisch gewiss nicht verschieden sein. Der Blattstiel soll fast ganz schwarz sein, während er bei C. Neumanni eine dunkelgrüne Färbung besitzt. Caladium Troubetzkoi Chant. ist eine Form des zuerst von uns beschriebenen C. picturatum, aber in allen seinen Verhältnissen weit kleiner, da es nur 5 Zoll Länge und an der Einfügung des Blattstieles 1)^ — 14 Linien Breite hat. Um den Mittelnerv mit seinen Hauptästen ist eine Breite von einigen Linien roth gefärbt, während die übrige Blattfläche ein schönes Grün, aber unterbrochen von weissiunsäumten, rothen Flecken, besitzt. Von den übrigen 3 Kaladien, die ausserdem Chant in in den letzten Wochen in den Handel gebracht hat, kennen wir nur noch C. Barraquini Chant., genannt nach dem einen der Reisenden, welche überhaupt die Chantin'schen Kaladien in Brasilien gesammelt und nach Paris gesandt haben, aus einem Verzeichnisse van Houtte's in dem eben ausgegebenen Hefte der Flore des serres. Es soll sehr ähnlich dem C. bicolor Vent. sein, sich aber durch fast schwarze Blattstiele und durch eine grössere und brillantere rothe Färbung der Blatt- fläche unterscheiden. Sollte C. Barraqu i nii nicht die von uns zuerst beschriebene Abart sein, welche wir (im ersten Jahrg. S. 288) splendens genannt haben und welche aus England in den Garten nach Moabit bei Berlin zu dem Kommerzienrath Borsig kam ? Dann hätte der Engländer in Gardener's Chronicle doch nicht unrecht, wenn er C. Barra- quini Chant. mit dem in England gewöhnlich als C. bicolor kultivirten C. splendens identificirte. Hoffentlich haben wir in einigen Wochen schon Gelegenheit, ein bestimmteres Urtheil darüber zu erhalten , da ein Berliner Blumenliebhaber sie be- reits bestellt hat. Von den frühern Chantin'schen Kaladien sind im Julihefte des Horticulteur frangais noch abge- bildet: Caladium Chantini Lern, und Argy- rites Chant. Beide haben wir bereits, wohl zuerst und noch etwas früher als in der Illustration hor- ticole, im ersten Jahrgange der Wochenschrift (Seite 287 und 288) beschrieben. Wir fügen nur noch hinzu, dass die zuletzt genannte Art mit C. Humboldtii Schott, einer Art, die Alex. V. Humboldt entdeckte, zusammenfällt und dem- nach dieser Name beibehalten werden muss. Auch in van Houtte's Flore des serres sind mehre der Chantin'schen Kaladien abgebildet, näm- lich auf der 1345. Tafel: Caladium Humbold- tii Schott (Argyrites Lem.), auf der I34(i.: C. ar- gyrospilum Chant., auf der 1348.: C. Bron- gniartii Chant., ohne Zweifel ebenfalls eine Abart des C. bicolor Chant., auf der 1351): C. Chantini Lem., auf der 1352: C. Neumanni Chant. Da wir schon an besagter Stelle über sie gesprochen haben, übergehen wir sie hier. Von den buntblättrigen Kaladien wenden wir uns zu den buntblättrigen Begonien , welche eine Abbildung erhalten haben. Das Etablissement von van Houtte hat sich immer durch seine schönen Begonien ausgezeichnet. Wiederum erhalten wir ein Paar seiner schönsten, die wir bereits auch lebend kennen gelernt haben. Begonia Rex leopardi- nus (auf der 1317. Tafel) verdient ihren Namen. Die Blätter erreichen eine ausserordentliche Grösse und haben ausser dem ziemlich breiten Silberringe noch einzelne Silberflecken auf der sonst grünen Fläche in der Mitte und gegen den Rand hin. Es ist ein Blendling der B. Rex mit der B. xanthina argyraea oderReicbenheimii(s. Wochenschr. I .Jahrg. S. 34(3). Ein zweiter Blendling ist B. grandis (auf der 13311. Tafel), von dem auf der Festaus- stellung ein schönes Exemplar vorhanden war. AVir haben ihn bereits Seite 247 beschrieben. Unter den Verschaffelt'schen Begonien- Blendlingen verdient B. eximia (Illustr. hortic. t. 233) ebenfalls Beachtung. Sie ist ein Blendling der Begonia rubro-venia Hook, und Twaithesii Hook., also zweier entferntstehender Arten. Die Blätter sind mehr klein und niedrig und an den Nerven bräunlich-grün, sonst hingegen silbergrau. In der Jugend tritt die braune Farbe mehr hervor. Auf der 245. Tafel der Illustration hoi'ticole ist wiederum Bromelia Carolinae, aber aller- dings unter dem neuesten Regel'schen Namen Nidularium Meyendorfii, abgebildet. Wir ha- ben erst in der letzten \;ersammlung des Vereines über diese Pflanze gesprochen, aber jetzt noch nach- zuholen, dass Regel sowohl, wie Lemaire, end- lich ebenfalls eingesehen haben , dass die ächten Nidularien mit centrifugalem und zum Thcil axil- larem Blüthenstande sieh von den neuerdings von ihnen dazu gebrachten Arten, wie vorliegende Bro- nielia Carolinae, generisch unterscheiden. Le- 255 maire ist sogar rasch bereit, einen neuen Namen, nämlich Regelia, vorzuschlagen, anstatt an dem Bestehenden festzuhalten und Bromelia in dem Sinne aufzimehmcn, wie es zuerst von Beer und dann von mir durchgeführt ist, und für die Bromelien mit dreiblättriger Krone und verlängertem Blüthen- stande den einmal von Beer vorgeschlagenen Na- men A gallost achy s zu gebrauchen. Eine sehr interessante buntblättrige Pflanze ist ferner auf der 'li'l. Tafel abgebildet, nämlich Wi- theringia pogonandra Lem. ; bisher kam sie in den Gärten als Solanum argyraeum vor. Die fast iS Zoll langen und 44- Zoll breiten Blätter von länglicher Gestalt haben nämlich, ähnlich den Blendlingen aus der Abtheilung der B. rubro-venia Hook., zwischen den von dem Mittelnerv ausgehen- den Hauptästen eine silbergraue Zeichnung. Die Aehnlichkeit mit den Blättern genannter Pflanze wird noch dadurch erhöht, dass die beiden Blatt- hälften ebenfalls etwas ungleich sind. Nach Lemai r e sind aber keineswegs bei Witheringia pogo- n-andra die Blätter immer bunt, da die Hauptform im Gegentheil gar keine Spur von Flecken zeigt. Wir gehen zu einigen andern Blattpflanzen aus der Familie der Musaceen über. Vor 'J Jahren, als wir das schöne Palmenhaus zu Herrenhausen bei Hannover besahen und von seinem reichen Inhalte Kenntniss nahmen, fanden wir eine präch- tige Strelitzia unter dem Namen S. Nicolai. In dem vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 83) haben wir ihrer gedacht. Jetzt erfahren wir durch den Direktor des botanischen Gartens in Peters- burg, Dr. Regel, dass Exemplare derselben seit vielen Jahren schon in dem ihm jetzt anvertrauten Institute bisher unter dem Namen Strelitzia au- gusta kultivirt wurden. Erst als sie blühte, war man im Stande, ihre Unterschiede von der genann- ten Pflanze festzustellen. Regel hat in dem I.Hefte der Mittheilungen des russischen Gartenbau-V^ereins uns nähere Kenntniss von der Pflanze gegeben und dieselbe durch eine vortreffliche Abbildung erläu- tert, welche letztere wiederum in der Flore des serres auf der 1:^56. Tafel kopirt ist. Der ausserordentlich thätige Dr. Regel gehört zu den wenigen Gelehrten , welche verstehen, ihr Wissen in der Weise mitzutheilen , dass es auch Jedermann , der nur einiger Massen auf Bildung Anspruch macht, verstehen, man möchte sagen, verdauen kann. Dadurch sind auch nur dergleichen Männer belehrend inid erfüllen ihi-en Beruf. Regel schildert uns die Geschichte seiner Strelitzia auf eine so anmuthige Weise, dass Jedermann, der Gelehrte sowohl, als der Laie, die Abhandlung mit Vergnügen liest. Zunächst macht er darauf auf- merksam, dass die erste Art dieses Geschlechtes, als sie bekannt wurde, auf gleiche Weise Aufsehen erregte, als über 50 Jahre später die Victoria regia. Wie der Entdecker dieser riesigen Wasserpflanze, Robert Schomburgh, deren Namen der Beherr- scherin des stolzen Inselreiches entlehnte, so hatte in Betreff der aus Südafrika stammenden Musacee der berühmte Botaniker Banks ebenfalls geglaubt^ seine Pflanze zu Ehren der damaligen Königin von England, Charlotte, einer Prinzessin von Meklen- burg-Strelitz, Strelitzia Reginae nennen zu müssen. Dr. Regel glaubte seinerseits, als im Früh- jahre 1858 die beiden grössten Exemplare der bis- her mit Str. augusta Thunb. verwechselten Exem- plare im botanischen Garten ihre Blüthen in einem Zeiträume von 2 Monaten allmählig entfalteten, dass er der bis dahin verkannten Pflanze ebenfalls einen würdigen Beinamen geben müsste: er nannte sie zu Ehren des Grossfürsten-Thronfolgers: Strelitzia Nicolai. Das Exemplar des Herrenhauser Gartens stammt ohne Zweifel aus Petersburg. Doch mag diese Art keineswegs so selten sein, als man glaubt, da Dr. Regel ein Exemplar auch in dem Fischer'- schen Ilerbar fand, was aus Madeira stammte. Am Ende eines '2U Fuss hohen Stammes stehen in 2 Reihen die langgestielten, jedoch mit einer eben so langen Scheide umfassenden Blätter und haben eine ^~ Fuss lange, sowie 2^ Fuss breite Fläche. Der winkelständige Blüthenschaft wird von 2 grossen Deckblättern umf'asst und trägt an seinem Ende 4 grünliche, am Rande aber purpurfarbige Blüthen- scheiden, die einseitig auf dem spiralförmig sich drehenden allgemeinen Blüthenstiele über einander stehen. Von den sitzenden Blüthen sind die !5 äus- sern nachenförmigen Blumenblätter weiss, aber, gleich dem Fi'uchtknoten, mit gelblichem Scheine, und 7 bis 7~ Zoll lang, während von den kornblumen- blauen Innern die beiden untern 5-i- Zoll lang sind. Die Strelitzien werden in Amerika durch die Arten der Geschlechter Phen a cospermum und Heliconia, auf Madagaskar durch Ravenala vertreten. Von letzterem kennt man nur eine Art und zwar den berühmten Baum der Reisenden, Ravenula madagascarien si s , von dem wir bereits in dem vorige Jahrgange der Wochenschrift (Seite 165) gesprochen haben. Wiederholt abge- bildet ist er seitdem in der Illustration horticole (tab. 234) und in der Flore des serres (tab. 1355). Neuerdings kommt ein Phenacospermum unter dem Namen Urania amazonica in einigen Gär- ten vor. Durch Miquel haben wir erfahren, dass diese Pflanze wohl verschieden von der ist, welche v. Martins zuerst in seiner Reise erwähnt, wohl aber sich nicht von Urania guianensis L. C. Rieh., die jetzt Phenacospermum guianense 956 Miqu. heisst, unterscheidet. Auf der 239. Tafel der Illustration horticole erhalten wir eine Abbildung, die freilich der Miquel'schen in dessen Werke über Pflanzen Surinam's entlehnt ist. Genannte Pflanze stellt eine Ravenala ohne Stamm dar. Die ebenfalls zweireihig gestellten Blät- ter haben mit den gleich-langen Stielen eine Länge von 6 Fuss. Beide Flächen sind glänzend-grün. Aus der Mitte erhebt sich ein schlanker allgemeiner Blüthenstengel von gegen 10 Fuss und verästelt sich am Ende auf eine solche Weise, dass die ho- rizontal-abstehenden Aeste wiederum in 2 Reihen stehen und an der untern Seite von einem kahn- förmigen Deckblatte umgeben werden. Die weis- sen Bliithen stehen alle nach oben und besitzen eine Länge von 6 Zoll. (Fortsetzung folgt.) Nachträge zu der Abhandlung über neuere und bessere Gemüse in Nro. 25, 27 u. 28 der Wochenschrift. Vom Obristlieutenant v. Fabian in Breslau. 1. Zu Seite 214 (Nro.fci.). Die ausserordent- lichen Anpreisungen des Tagelöhner- Kohles sind wohl nicht gerechtfertigt; einen reichen Ertrag gewährt er. Ich liess ihn im November zubereiten, und fand ihn gar nicht sonderlich schmackhaft ; im Januar hatte er jedoch im Geschmacke allerdings viel Aehnlichkeit mit dem Sprossenkohle. Ich möchte wohl in Abrede stellen, dass er identisch mit dem hohen Futterkohle ist, denn die sich zwi- schen Strunk und Blätter bildenden Auswüchse sind von diesem abweichend. Ihn statt des Grün- kohls anzubauen, wäre wohl nicht abzurathen. 2. Zu Seite 215 (IV, 2). Chou imperial ist nach meiner Erfahrung eine der besten Krautarten, mit mittelgrossem Kopfe und niedrigem Strünke. Die ersteren sind von allen Sorten die festesten, daher auch die specifisch-schwersten. Das Berg- rheinfelder Kraut macht grosse, aber nicht feste Köpfe und hat sehr zarte Blätter, ist deshalb aber nicht sehr haltbar. 3. (IV, 7.) Enfield-Kraut ist ein Spitz- kraut. Die Ueberwinterung von in demselben Jahre durch Aussaat erhaltenen Pflanzen lässt sich bei uns mit Sicherheit nur in abgetragenen Frühbeet- kästen ausführen. i. Zu Seite 216 (VII). In Betreff der Blauen Riesenkohlrabi möchte ich nicht der Ansicht sein, dass solche identisch mit der gewöhnlichen Blauen englischen ist. Die Blätter sind schon verschieden, viel grösser, kraus; sie nähern sich mehr einer runden Form. Wenn man andere Kohl- rabi-Arten so gross wachsen lässt, sind sie unge- niessbar; bei dieser Sorte ist dieses nicht der Fall. Auch der Geschmack ist etwas abweichend. Die Kohlrabi mit Artischocken-Blättern hat den Nachtheil, dass viele Pflanzen keine Knollen bilden. 5. Zu Seite 22Ü (Nro. 26). Die Riesenerbse vom Himalaja ist keine Markerbse, denn sie hat keine runzligen, sondern grosse, glatte Körner. 6. Zu Seite 221 (Nro. 4). DieBlasen-Zucker- Brechbohne, wie schon der Name es beweist, ist keine Schneidebohne, zu denen die Schwerdt- bohnen gehören. 7. Zu Seite 222 (Nro. 17). Ich halte die Pfriemen-Bohne von der Reisbohne für sehr verschieden ; bei mir waren die Hülsen faserig und fleischlos. LTnsere Rcisbohne ist auch von Tausend für Eine verschieden; die erstere war längst be- kannt, letztei-e ist aber erst 18,5ü oder 1851 in den Handel gekommen. Tausend für Eine wird oft mit der Karolinischen Staudenbohne verwechselt; letztere hat jedoch kleinere, wachsartige Körner und macht eine viel umfangreichere Staude. 8. (Nro. 2ü.) Die Rothkörnige Bohne, welche ich vor 15 Jahr unter dem Namen Bohne von Orleans erhielt, hat lange Kürner, wird 5 Fuss hoch, und ist eine schlechte Bohne, welche ich deshalb nur einmal anbaute. !). (Nro. 22.) Wir haben zwei Grosse Schlachtschwerdtbohnen, eine Stangen- und eine Stauden-Bohne ; erstere ist wegen ihrer grös- seren Tragbarkeit und wegen ihrer grösseren Hül- sen vorzuziehen. II). (III, 3.) Feve noire. Wenn diese gleich ist mit der von Aegypten, so ist es eine schlechte Puffbohne. Von allen Samen, den man von den Handels- gärtnern bezieht, ist der von Kohl und Salat der unzuverlässigste ; daher tadelt der Eine , was der Andere lobt. Es könnte nur dadurch Zuverlässig- keit herbeigeführt werden, wenn Jeder, der schlech- ten oder unrichtigen Samen erhielt , es veröffent- lichte. Wie oft habe ich sowohl Blumen - als Gemüsesamen erhalten , der unrichtig war , oder nicht aufging. Möchte deshalb die jetzt bevor- stehende Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchtsr auch daliin zu wirken suchen, dass neben Herbeiführung fester und kurzer Namen auch der Handel mit Samen eine festere Solidität erhält, als es bis jetzt der Fall ist. Leichtsinnige und gewissenlose Samenhändler müssen öffentlich genannt werden. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. IT. Starcke in Berlin. Wochenschri des Vereines zur Berorderuns: des Gartenbaues in den Könisiicli Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Rodijjirt vun dem General-Sckrctair des Vereines Professor Dr. Karl Kocil. M 33. Berlin, den 16. August 1860. Preis des Jahrganges öy Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco dureh alle Posi-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Xanthorrhoea. der neuholländische Giasbaum. — Ein Ausflug nach Bessarabien. — Pflanzen- und Blumenschau (Fort- setzung). — Die Plirsichpflaume. — Beilage. Die nächste Versammlung des Vereines wird, wie gewöhnlich, am letzten Sonntage im Monate, also am 26. August, in dem bekannten Lokale des botanischen Gartens stattfinden und um 11! Uhr beginnen. Wir bitten um so mehr um Theilnahme, als über die am 29. September beginnende Ausstellung im KroU- schen Lokale referirt werden wird. Xaiitliori'Iioea, der neuholländische Grasbaum. Im Jahre IT^IS beschrieb der bekannte Bota- niker Smith ein Pflanzen-Genus aus Neuholland, was er wegen des harzigen, aus dem Stamme flies- senden Stoffes Xanthorrhoea nannte. Als da- gegen Robert Brown zu Anfang dieses Jahrhun- dertes '2 .lahre lang die Küste von Neusüdwales untersuchte, fand er daselbst Pflanzen aus diesem Genus mit einem 1 '2 Fuss und mehr hohem Stamme, dessen Spitze mit einem Büschel binsenähnlicher Blätter von (i Fuss Länge besetzt war. Da diese ziemlich horizontal abstanden und gegen ihre Mitte hin in einem eleganten Bogen sich rückwärts krümm- ten, so bot die Pflanze, aus der Ferne gesehen, einen sonderbaren Anblick dar. Es kam noch dazu, daes der Stamm sich gar nicht selten verästelte und aus seiner Mitte sowohl, wie aus der der Aeste, ein oft eben so langer Blüthenstiel sich erhob , der mit einer dichten Aehre endigte. Die dortigen Bewoh- nennen die Pflanze Gummi- oder Grasbaum. Un- ter Gummibaum versteht man aber gewöhnlich in andern Gegenden Neuholland' s eine riesige Myrta- cee: Eucalyptus resinifera Sm., bisweilen aber auch Metrosideros costata Gaertn. Kobert Brown entdeckte später noch mehr ähnliche Pflanzen, denen aber der Stamm ganz und gar fehlte oder nur in kaum bemerkbarer Weise vorhanden war. Der Blüthenbau sprach ebenfalls für die nahe Verwandtschaft, so dass er auch diese mit den beiden baumartigen in dem Genus Xan- thorrhoea vereinigte. Im Ganzen hat er in sei- nem Prodromus der neuholländischen Flor 7 Arten : X.arbörea, australis (diese beiden mit Stamm), Hastile (nicht hastilis als Beiwort, sondern Ha- stile, d. i. Wurfspiess, als Hauptwort), media, minor, bracteata und Pumilio, beschrieben. Später sind noch von Preis 3 Arten auf der Süd- westküste im Gebiete des Schwanenflusses entdeckt worden, die Endlicher: Preissii, Brunonis und srracilis genannt hat. Von ihnen besitzt nur die erste einen Stumm. Im botanischen Garten zu Berlin befinden sich auch einige Pflanzen unter dem Namen Yucca Hartwegii, Dasylirion Xanthorrhoea und Yucca sp. e Mexico, welche ohne Zweifel eben- : falls zu Xanthorrhoea gehören. Es ist nur die Frage, wie kommen ursprünglich neuhoUändische Pflanzen so nach Mexiko , dass ein so tüchtiger Keisender, wie Hartweg, sie als dort wild wach- -send angeben konnte. Sollte Xanthorrhoea wirk- lich auch ursprünglich in Mexiko vorkommen? Der Grasbaum hat, abgesehen von seinem pflanzenphysiognomischcn VVerthe, namentlich in eintönigen Gegenden noch einen besonderen Werth 33 238 für die Eingebornen , da die Endknospe, ähnlich der vieler Palmen sehr zart ist und gegessen "Tvird. Die binsenähnlichen Blätter sollen ausserdem von dem Vieh gefressen werden , wahrscheinlich aber doch nur, wenn dieses nichts Anderes besitzt. Aus- serdem fliesst aus der Pflanze ein harzartiger Stoff von gelber Farbe, der auch iinter dem Namen „gelbes Harz von Neuholland und Botanybaygummi, auch Resina Acoroides" in den Handel kam. An sich ist es geruchlos und hat zum Theil die Farbe des Gummigutt. Auf Kohlen verbrannt entwickelt sich ein Geruch nach Benzoe oder auch nach Peru- balsam. Auf die Zunge gebracht, schmeckt es da- gegen etwas scharf. Nach frühern Naclirichten soll dieses Harz hauptsächlich aus dem Theile des Stammes fliessen, der sich noch in der Erde befin- det, nach Preis fliesst es jedoch auch aus dem Blüthenschafte. Die Stellung des Genus Xanthorrhoea scheint uns am Natürlichsten die in der Nähe von Dasylirion; es gehört unzweifelhaft zu den Dra- cäneen und nicht zu den Asphodeleen in die Nähe von Borya, wohin es Robert Brown wegen des schwarzen Samens und des Eiweisses gebracht ha- ben will. Unserer Ansicht nach geben Merkmale, wenn diese nur den Blüthen entnommen sind, bei den Monocotylen keine natürlichen Gruppen; es ist hier durchaus nothwendig, den natürlichen Habitus mit in Betracht zu ziehen. Die Pflanze, welche jetzt im botanischen Gar- ten zu Berlin blüht und über welche wir in der '^\. Nummer bereits berichtet haben, ist übrigens nicht Xanthorrhoea Hastile, sondern unzwei- felhaft X. minor R. Br. Die kürzeren Blüthen, welche von nicht - bärtigen Deckblättern gestützt werden , unterscheiden sie leicht von genannter Pflanze. Mit dieser hat sie aber wiederum den Mansrel eines deutlichen Stammes gemein. Ein .4uslliig nach Bessarabien. I Vom Kunst- und L.indsi-hal'tsgartntT Flach. In Odessa angekommen, beeile ich mich, Ihnen Wort zu halten und mitzutheilen , wie es in gärt- nerischer Hinsicht in diesem fernen Lande, wohin sich wohl nur selten der Fuss eines Deutschen vm-irrt, aussieht. Ich könnte Ihnen freilich darüber kurz sagen, es sieht in Bessarabien gar nicht aus, als wenn selbst in den nächsten Jahrzehenden die Liebe zu Blumen, von der Gärtnerei will ich gar nicht sprechen , ihren Anfang nehmen wollte. Ja selbst die Landwirthschaft steht noch auf tiefer, sehr tiefer Stufe : von allen den Verbesserungen und r ortschritten , die diese bei uns genommen , findet man in Bessarabien keine Spur. Trotzdem ist der Boden im Allgemeinen keineswegs unfruchtbar; es fehlt auch gar nicht an Wasser, wenigstens nicht in der Weise, wie in Südrussland. In der Moldau und Wallachei steht es dagegen ganz anders; da wird nicht allein der Boden nach einem gewissen Systeme bebaut, man liebt auch Blumen , legt Gärten an und lässt selbst aus dem Auslande Gartcnkünstler kommen, welche grosse Anlagen, oft mit sehr grossem Aufwände, anferti- gen müssen. Ich habe Ihnen schon früher darüber Mittheilungen gemacht und behalte mir auch vor, später noch ausführlich Ihnen darüber zu berichten. In der Moldau und Wallachei ist Leben , Handel und Wandel, in Bessarabien dagegen, mit Aus- j nähme der beiden grossen Städte, alles still und I ruhig. Es fehlt an Menschen und diejenigen, welche I hier sind, haben nicht Lust zu arbeiten. Sie sind zum grossen Theile erst aus dem Innern Russlands übersiedelt: die wenigen dagegen, welche nach der Besitznahme des Landes durch die Russen zurück- : blieben, waren ursprünglich Nomaden, und können ' sich noch nicht recht an einen festen Wohnsitz gewöhnen. Vielleicht, dass es besser wird, wenn erst von Lemberg aus über Tschernowitz eine Eisenbahn nach Odessa führt. Diese möchte mit einem Male Leben in die jetzt vereinsamten Gefilde Bessarabiens bringen. In wenigen Jahren würden dann neue Ort- j Schäften entstehen. Eine Eisenbahn nach Odessa, also mitten durch Europa, ist meiner Meinung nach für die Länder am Schwarzen Meere eine Lebens- frage; sie würde mehr thuen, als alle die Anstren- I gungen, welche man jetzt macht, um jene zu heben. Leider ist bis jetzt in Bessarabien selbst noch nicht von einiger Massen genügenden Strassen die Rede ; man fährt mit seinem Dreigespann mehr der Richtung nach, als auf einem bestimmten Wege. Das glückliche Land braucht mit seinem Boden noch nicht zu geizen; man fährt da, wo es am Bessten geht. Der Weg hat weder rechts noch links eine bestimmte Gränze und ist ziemlich allent- halben, gleich der unendlichen Steppe, mit einer we- niger dichten Rasennarbe bedeckt. Selbst in der Nähe der Dörfer liegt noch viel Land unbebaut. Man unterscheidet hier meist ru- hendes und arbeitendes Land. Wenn ein Stück nicht mehr guten Ertrag gibt, lässt man es 3, 5 ja selbst 8 Jahre unbenutzt liegen. In diesem Falle ruht es aus, um für spätere Benutzung neue Kräfte zu sammeln. Wird ein Stück Land dagegen mit Ge- treide bestellt, so muss es nach dortigen Begriffen arbeiten. Die Erschöpfung des Bodens durch Dün- ger auszugleichen, dazu ist man zu träge: man hat es auch gar nicht nothwendig, da es, wie gesagt, an 259 Land zum Bebauen nicht fehlt. Man braucht auch den Dünger zu anderen Zwecken. In ganz Bessarabien gibt es nämlich keine Wälder, ja nicht einmal Holz; nur hier und da findet man dürftige Exemplare des Schlehendorn's und der Zwergmandel (Amyjidalus nana), ausser- dem endlich des Cytisus sessilifolius. Diese Sträu- cher wuchern, wo sie einmal sind, so sehr, dass sie nur mit Mühe vertilgt werden können. Wo ein Stück Land der Kultur übergeben werden soll, machen sie dem Pflufie oft die grössten Schwierig- keiten. Bei diesem Ilolzmangel wird es trotzdem im Winter sehr kalt , oft selbst mehr wie bei uns. Der Bewohner jener unwohnsamen, vereinsamten Gegenden sieht sich deshalb gezwungen, zu unge- wöhnlichen Mitteln seine ZuHucht zu nehmen; er nimmt den Koth seiner Kühe und Ochsen, lässt die- sen gehörig durchfaulen und formt dann Stücke von 1 Fuss in's Geviert und I!-^ bis 4 Zoll Stärke daraus, um diese an der Sonne trocknen zu lassen. Diese Backsteinen ähnlichen Stücke (Kebitzen) werden in Haufen gestellt oder auch um die Wohnhäuser herum gelegt, damit deren Inneres, oft nur ein einziger Raum, im Winter nicht so leicht auskältet. Ganz Bessarabien bildet eigentlich nur eine ein- zige Steppe, die durch wenige Dörfer und Ort- schaften mit ihren bebauten Feldern unterbrochen wird. Die Gräser herrschen keineswegs in der Weise vor, wie auf unseren Wiesen; wiederumsind es meist solche, die keine Ausläufer machen, also nie gleichmässig ein Stück Land überziehen können. Unser Feder- und Knäuelgras (Stipa pennata und Dactylis glomerata) sind die gewöhnlichsten Arten, welche daselbst vorkommen. Dagegen ist ein viel grösserer Eeichthum von Stauden, weniger Som- mergewächsen , mit oft sehr schönen Blumen vor- handen. Viele Pflanzen, welche wir in unseren Gärten kultiviren, wachsen in den dortigen Steppen wild. Ich erinnere an unsere Papierblume (Xe- ninthemum annuum), an die Galateilen, an mehre Senecio- und Stätice-Arten, Malven u. a. m. Sonst sind Labiaten, Cruciferen, Cynarocephalen und Um- belliferen vorherrschend vertreten. Ich wendete mich zuerst nach dem Norden und besuchte Kischeneff, eine jetzt sehr bedeutende Stadt. ^ ie alle neuen Städte Russland's, so ist auch diese nach der Schnur gebaut. Mitten darin befindet sich der sogenannte Boulevard; so heisst nämlich ein viereckiger Platz in halbfranzösischem Style. Dieser sowohl, wie der Kronsgarten, machen einen unange- nehmen Eindruck, sind zu ängstlich angelegt und zer- fallen in eine Menge Theile, die aber eigentlich nicht zum Ganzen passen. Obwohl viele Häuser hinlänglich Raum zu Gärten und Anlagen haben , so scheint doch den Besitzern noch der Sinn zur Ausschmückung ihrer nächsten Umgebung zu fehlen. V^ergebens habe ich mich bemüht, in Kischeneff wenigstens, einen Garten von irgend einer Bedeutung zu finden. Und doch herrscht eine gewisse Wohlhabenheit, ja selbst Reichthum in der Stadt. Um desto mehr freut man sich des in der Nähe befindlichen kaiserlichen Gartens. Der Garten- inspektor Doengingk ist stets bemüht, denselben nicht allein in gehöriger Ordnung zu halten, son- dern auch mit neuen Strauchparthien zu versehen. Was diese in einem Lande, wo Gehölze zu den Seltenheiten gehören und Wälder gar nicht vor- handen sind, für einen Eindruck machen, nament- lich wenn man Wochen lang in der endlosen Steppe herumgelaufen ist , kann man sich wohl denken. Es befindet sich hier auch eine besondere Baum- schule, wo allerhand Gehölze vermehrt und heran- gezogen werden. Von besonderem Werthe ist aber der pomologische Theil, da unser Kern- und Stein- obst in ganz Süd-, man möchte sagen, in ganz Russland zu den Seltenheiten gehört. Hoffentlich wird doch von hier aus für den Obstbau in Bess- arabien ein Anfang gemacht. Zu bedauern ist, dass auch Zeit dazu gehört, um das Obst zum Bedürf- nisse zu machen. Dann vvei-den auch wohl die Anpflanzungen mit melir Liebe gehegt und gepflegt werden.' Von Kischeneff wandte ich mich südlich nach Odessa. .le mehr ich mich dem Süden zuwandte, um desto trockner wurde es. Sonderbar! während der Pflanzenwuchs in der Steppe allmählig schwä- cher, zum Theil selbst verkrüppelt erschien, desto üppiger stand das Getreide in der Nähe der Döi-fer. Man baut hauptsächlich dreierlei AV'eizen , von de- nen der auch bei uns bekannte Arnauten-Weizen der gewöhnlichste ist. Feinere Sorten sind der Hirka und der Mariehülf- Weizen. Letztere beiden Sorten werden hauptsächlich von den Aufkäufern gesucht und um höhere Preise bezahlt. Ausser- dem fand ich Gerste, Hafer, Linsen und Erbsen, hier und da auch etwas Flachs und Hanf. Roggen und Raps habe ich nirgends gesehen und Kartof- feln fast nur in der Nähe der deutschen Kolonien. Eine Hauptfrucht für Bessarabien sind die Wasser- und fast eben so die Zucker -Melonen. Die ersteren liebt man in ganz Südrussland und auch in Bessarabien ungemein. Ganze Felder fin- det man imr von ihnen bedeckt. Sie sind im Som- mer eine Hauptnahrung der dortigen Bewohner. Man hat auch eine Sorte von Kürbissen , welche ebenfalls roh vei'speist werden. Welchen Gegensatz bilden die deutschen Ko- lonien gegen die russischen Dörfer I Schon bevor ich die ersteren betrat, erschienen mir die Felder ganz anders. Sie waren sauber angelegt; kein Un- ^ 33* 260 kraut erstickte die Früchte und man sah Menschen, welche sich darum kümmerten. Trat man in die Kolonie ein, so erblickte man freundliche Häuser mit kleinen Gärtchen daran. Zum Theil waren die erstem, wie man es besonders in Württemberg fin- det, bemalt. Selbst die Namen der Kolonien, wie Mannheim, Strassburg u. s. w. erinnerten an die Heimath. Wie ganz anders in den meisten russischen Dörfern. Kein Baum, kein Strauch in der Nähe. Anstatt der Häuser: f]rdhfigel oder Steinhaufen, die zum Theil, um im Winter mehr Schutz gegen die Kälte zu geben, mehr unterirdisch sind. Wohnt bei uns nicht der ärmste Mensch viel besser? Ich frug mich oft, wie können Menschen ihr ganzes Leben hindurch in solchen Wohnungen zu bringen! Odessa ist zwar eine noch schönere Stadt als Kischenefl', besitzt auch einen reizenden Boulevard, von dem aus man auf hohem Standpunkte hinab nach dem unermesslichen Meere blickt, und ausser- dem manchen hübschen Spaziergang, aber trotzdem liegt doch noch die Gärtnerei im Argen. Liebhaber und Freunde der schönen Gartenkunst gehören noch zu den Seltenheiten. Doch es beginnt hier all- mählig zu tagen. Mir ist eben der ehrenvolle Auf- trag geworden, für einen Flächenraum von über 300 Morgen Landes einen Plan zu parkähnlichen | Anlagen zu machen. Dazu kommen noch ein be- sonderer Gemüse- und ein Obst-, hauptsächlich Weingarten von wiederum beinahe '2.^0 Morgen Flächenraum. j Leider geräth der botanische Garten immer mehr in Verfall und kann das, was er eigentlich sein soll: ein Mustergarten, immer weniger sein. Man hat bereits die grössten Summen darauf ver- I wendet ; die Anlagen wollen aber nicht recht gedei- hen, gehen sogar zum Theil fianz und gar ein. Man gibt es dem Boden Schuld. Allerdings ist die Lage des Gartens grade keine ausgewählte, da der Wind vor Allem sehr schadet. Früher soll er sich aber doch im bessern Zustande befunden haben ! Dieses Misslingen der Kulturen im botanischen Garten hat auch die Regrierung; veranlasst, die früher hier vor- handene Gärtnerlehranstalt nach üman bei Kieff zu verlegen. Desto Erfreulicheres vermag ich von dem Gar- ten der Kaiserlichen Landwirthschafts-Gesellschaft zu sagen. Der Direktor desselben heisst Isnar, ein auch ausserdem, namentlich in technischen Din- gen, sehr unterrichteter Mann. Die Kulturen stan- den hier vortrefflich. Es ist alle Hoffnung vorhan- den, dass der Garten mit der Zeit immer mehr das wird , was er sein soll : ein Mustergarten. Grade in einem Lande, wie Bessarabien oder Südrussland, wo das Bedürfniss von Gehölzanlagen und Gärten in so hohem Grade vorhanden ist, muss ein solches Institut so eingerichtet sein , dass es wirken und mit gutem Beispiele vorangehen kann. Ich hatte bei meinen Anlagen eine Menge wil- der Pflanzen mit schönen Blüthen, ganz besonders Staticearten, gefunden und mir vorgenommen, diese, wenn sie verblühet wären , auszuheben und sie Ihnen zukommen zu lassen. Leider ist aber der Uebergang zu der trockenen Zeit hier so rasch, dass, als ich nach 1 4tägiger Abwesenheit nach dem Land- gute zurückkam, alles schon ganz vertrocknet war; ich fand die Pflanzen, welche mir früher besonders schön erschienen waren, nicht mehr heraus. Aber doch habe ich Sorge getragen, dass Sie, im nächsten Jahre wenigstens, eine Sendung erhalten. Es thut mir leid, Sie bis dahin vertrösten zu müssen. Pflanzen- nnd B[Hnien*»chau. 'Fortsftziinjj.j Wh- gehen zu einer Palme über, welche auf der 1?)07. Tafel der Flore des serres abgebildet und bei uns, namentlich in Berlin, schon längst bekannt ist: Chamaedorea Ernesti Angusti Wendl. Sie ist von Linden aus Neugranada eingeführt und seit Ende der vierziger .lahre in den Gärten, wo sie auch lange Zeit als Geönoma latifrons , Hyö- spathe elegans und Chamaedorea simplicifrons kul- tivirt wurde, von Hook er aber als Geönoma co- rallina beschrieben ist. Auch Wendland, der sie zuerst in der allgemeinen Gartenzeitung (20. Jahrg. S. 73) bekannt machte, glaubte in ihr später den Typus vom Genus Morenia, die Ruiz und Pa- V o n aufgestellt haben , zu erkennen. Die sehr hübsche Palme verdient um so mehr Beachtung, als sie auch im Zimmer sich leichter kultiviren lässt, als manche andere Pflanzen, die man daselbst besitzt. In der That Palmenähnliches Ansehen besitzt einiger Massen eine Pflanze des Himalaya, deren Entdeckung wir dem kühnen Reisenden jener Län- der, dem Jüngern Hooker, verdanken. Decais- nea insignis Hook. fil. et Thoms. ist eine Lardi- zabalee, gehört also einem Genus an, das zwischen den Magnoliaceen und Berberideen steht und eigent- lich ein Mittelglied darstellt. Unsere Pflanze erin- nert selbst einiger Massen wegen der gefiederten Blätter an Mahonien, bildet aber einen kleinen Baum mit aufrechtem Stamme, der sich bald in mehre, ebenfalls gradaufsteigende Aeste theilt. An der Spitze derselben breiten sich die gefiederten Blät- ter lächerartig aus. Zwischen diesen kommen die gelblich -grünlichen Blüthen Trauben bildend her- 061 vor, die viel eher, auch schon wegen der vorherr- schenden Sechszahl, an die mancher Pflanzen aus der Familie der Smilaceen erinnern. 8chr interessant sind die Früchte, welche zu ,'i zusammenstehen und fleischige ßalgkapseln bil- den. Diese haben eine gelbe Farbe und krümmen sich zurück. Ihr weisses Fleisch besitzt einen an- genehmen Geschmack und wird deshalb von den Eingebornen gern gegessen. Sollten die Pflanzen wirklich in England , wie man glaubt , aushalten, so wäre dieses gewiss ein Gewinn, und machen wir alle Liebhaber und Besitzer von Gärten darauf auf- merksam. Eriococcus gracilis Hassk. wurde von dem Inspektor des botanischen Gartens zu Buitenzorg (Hortus bogoriensis) auf Java im vorigen Jahre nach dem zu Leiden gesendet, wo sie der dortige Inspektor, Witte, der jetzige Herausgeber der Flore des jardins, in genannter Zeitschritt im Fe- bruarhefte abgebildet und beschrieben hat. Die Pflanze ist eine Euphorbiacee und schliesst sich den Phyllanthus-Arten an. Mit diesen hat sie ein schlan- kes , zartes Ansehen; ihre Zweige mit den zwar abwechselnden, aber in 2 Reihen stehenden Blättern scheinen, wie hei mehrern Phyllanthus-Arten, be- sonders Ph. Niruri, gefiederte Blätter darzustellen. Vor genannter Pflanze hat sie deshalb einen Vor- zug, weil die kleinen Blüthen schön roth gefärbt sind und zwischen den Blattei-n herabhängen. Man muss deshalb den Eriococcus gracilis während der BlOthezeit etwas hoch stellen, damit man darunter sehen kann. Wir möchten ihn aber trotzdem nur denen empfehlen , welche in Orchideen- oder ähn- lichen Warmhäusern Platz genug haben , um die Pflanze einmal kennen zu lernen. Eigentlichen gärtnerischen Werth möchte sie aber ebenso wenig, wie Phyllanthus Nuriri , den man aber doch hier und da bei Privaten sieht, haben. Lasiandra Fontanesiana DC. ist auf der r2. Tafel des Journal d'horticulture pratique de la Belgique von diesem Jahre abgebildet. Sie stammt aus dem südlichen Brasilien und ist eine längst bekannte Pflanze, die seit 1821 bereits in den Gär- ten vorhanden, aber eigentlich nie zu einer rechten Anerkennung gekommen ist. Funck, Herausgeber des genannten Journales und Vicedirektor des zoo- logisch-botanischen Gartens zu Brüssel, mag wohl mit Recht darin einen Grund finden, dass man die Melastomateen im Allgemeinen viel zu warm kul- tivirt und deshalb nur selten schöne Exemplare heranzieht. Es ist leider dieses ein Vorwurf, der allgemeiner gestellt werden kann, indem man immer noch viel zu viel Pflanzen in den Wai'mhäusern kultivirt. Und selbst da, wo es geschehen muss, wird in den Räumen die Luft viel zu wenig erneu- ert. Selbst in den dichtesten Urwäldern hilft sich die Natur, um darin einmal der frischen Luft Zu- tritt zu verschaffen ; es geschieht dieses durch die heftigen Stürme, wie wir in unserer Abhandlung „bildende Gartenkunst und Pflanzenphysiognomik", die im vorigen Jahrgange der Wochenschrift ab- gedruckt ist (Seite 45), nachgewiesen haben. Lasiandra Fontanesiana DC. steht der L. elegans Naud., die von L. Mathieu blühend in der diesjährigen Festausstellung sich vorfand, sehr nahe und besitzt dieselben prächtigen violetten Blüthen. Schon kleine Exemplare von lundljFuss bringen diese hervor und stellen, wenn man ihnen nur einiger Massen etwas Sorgfalt zuwendet, auch hübsche Blattpflanzen dar. Die 5 -nervigen und behaarten Blätter sind länglich lanzettförmig, haben bei einer Breite von 2, eine Länge von 4 Zoll und besitzen ein schönes Grün. Es ist zu bedauern, dass es bis jetzt noch kein Melastomateen-Liebhaber gibt, da eine Zusammenstellung der Arten ebenge- nannter Familie in besonderen Häusern gewiss an Schönheit denen mit Orchideen, Bromeliaceen u. s.w. wetteifern könnte. Wir bemerken übrigens , dass Lasiandra als Genus neuerdings nicht mehr aner- kannt ist und wiederum mit Pleroma vereinigt wer- den muss; unsere Pflanze führt deshalb nach Gar- den er den Namen Pleroma Fontanesiana. Columnea erythrophaea Dne (ebenfalls in demselben Journal, aber im Maihefte abgebildet) ist unbedingt die schi'inste ihres Geschlechtes, die alle Beachtung; verdient. Der bekannte Reisende Ghiesbreffht entdeckte diese Gesneracee in der mexikanischen Provinz Chiapas und sandte vor 2 Jahren lebende Exemplare an Linden in Brüssel. Wegen der unsichern Färbung in den Blüthen der meisten Columneen lieben wir sonst die Arten die- ses Genus nicht, und haben wir uns auch früher (Seite 10) gegen deren Kultur von Seiten der Pri- vaten ausgesprochen. C. erythrophaea macht aber eine Ausnahme und erinnert wegen ihrer lan- gen und scharlachrothen Blumenkronen einiger Massen an Aeschynanthus-Arten. Was die Blumen noch besonders hervorhebt, ist, dass sie an der Ba- sis von dem einer nicht-tiefen Schale ähnlichen und ziemlich grossen, 5-lappigen Kelche umgeben sind. Dieser hat zwar im Allgemeinen eine hellgrüne Farbe, aber unterbrochen durch einen karmoisin- farbigen Ring. Die Blätter besitzen eine länglich- lanzettförmige Gestalt, wie sie den meisten Colum- neen eigen ist. In den Ausstellungen der Pariser Gartenbau- Gesellscliaft haben 2 Gloxinien mit aufrecht ste- henden Blumen, welche der Handelsgärtner C han- tln, dem ersten Besitzer der neuesten Kaladien, gezüchtet hat, allgemeinen Beifall gefunden. Beide 262 besitzen weisse Blumen mit violetten Abschnitten; bei G. Madame Chantin setzt sich die violette Farbe jedoch etwas in dem Schlünde fort, bei Mad. Pinard wird diese hingegen an der Basis der Abschnitt. Heft zu Seite 95) wird ausser dieser aber noch eine Eugenia americana (im Texte mexicana), mit längern Blättern und kleinern Früchten abgebildet. Sie findet sich im Etablisse- ment von Jakob Makoy in Lüttich vor. Mahernien und Hermannien schliessen ver- wandte Arten ein, die in der neuesten Zeit ganz und gar aus den Gärten der Liebhaber verschwun- den sind und doch eigentlich, namentlich wegen ihier langen dauernden Blüthezeit, alle Beachtung verdienen. Im botanischen Garten zu Berlin werden sehr viele kultivirt, die alle, sowohl im ersten Früh- jahre in den Häusern , als auch später im Freien (aber in Töpfen) und zu Gruppen verwendet, eine Zierde darstellen. Neuerdings werden sie mit Recht wiederum in der Revue horticole empfohlen und 2 Arten daselbst abgebildet. Hermannia und Ma- hernia sind 2 einander sehr nahe stehende Ge- schlechter, eigentlich nur i Abtheilungen eines und desselben Geschlechts-Typus, da der einzige Unter- schied allein darin liegt, dass bei Hermannia die nur an der Basis verwachsenen Staubfäden zusammen- gedrückt sind und lanzettförmig verlaufen, während bei Mahernia sich die Mitte derselben zu einem herzförmigen oder Cupula-artigen Körper erweitert. Hermannia und Mahernia sind aber auch die- selben Wörter, das letztere nur ein Anagramm des ersteren, und beide zu Ehren des schon 1695 ver- storbenen Professors der Botanik in Leiden, Her- mann, genannt. In der Revue horticole werden 2 sehr zu empfehlende Arten: Hermannia althaeaefolia L. und Mahernia pinnata L. (Seite 94 und 9.5) zwar abgebildet, leider sind aber die Darstellungen nicht geeignet, um Liebhaber dafür einzunehmen. Die erstere stellt einen gedrängt-wachsenden, kleinen .Strauch mit graufilzigen Blättern dar und bringt den ganzen Sommer hindurch goldfarbene Blüthen in reichlicher Menge hervor. Dieses ist auch die Ursache , warum die Pflanze in den Gärten auch als H. aürea vorkommt, eine Name übrigens, den schon Jacquin gegeben hat. Während genannte Pflanze eirunde Blätter be- sitzt, sind diese bei Mahernia pinnata L. ge- fiedert oder fiederspaltig. In der Revue horticole wird nach de Candolle fälschlicher Weise M. bipinnata geschrieben. Hier sind die Blüthen hellroth und stehen gepaart auf verlängerten und winkelständigen Stielen. Die Pflanze bildet zwar ebenfalls nur einen kleinen Strauch , hat aber ein zarteres Ansehen. Von Mahernien sind besonders nach M. gla- brata Cav., mit gelben, nach Jonquillen riechenden Blumen, incisa Jacq. grandiflora Burch. und diffusa Jacq., letztere ?> rothblühend, zu empfeh- len. Von den beiden ersten hat man auch recht hübsche Blendlinge erzogen , die durch ihre lange Blüthezeit einen besonderen Werth haben. Der schönste unter ihnen heisst Mahernia hybrida Hector und hat lebhafte orangenfarbige Blüthen, während diese bei M. hybrida Diana fast kirsch- roth, bei Vesta rosenfarbig sind, aber einen blauen Schinmier haben. Die Zahl der im Allgemeinen gedrängter wach- senden Herrmannien , welche zu empfehlen wären, ist grösser. Mehre von ihnen besitzen einen sehr feinen und angenehmen Geruch, wie schon die Na- men fragrans Lk und odorata Ait. andeuten. Die Blüthen der ersteren haben , wie auch die der H. la vendalaefolia L., eine goldgelbe Farbe. Die übrigen, wie H. alnifolia L., die weissfilzige H. candicans Ait.., decumbens Willd., disticha Schrad. , hirtusa Schrad. und Wendl., micans Schiad. u. Wendl., plicata Willd. u. a. sind rein gelbblühend, dagegen wiederum bei H. arg^ntea Sm. und flammea orangenfarbig, bei H. in- flata Lk et O. tiefpurpur-, bei H. trifurcata L. endlieh violett-blühend. Wir kommen zu ein Paar Salbei- Arten. Im Junihefte des Journal d'horticulture pratique de la Belgique befindet sich ein blaublühender Salbei unter dem Namen Salvia cacaliaef oli a Benth. Er möchte sich der bereits von uns früher erwähn- ten S. janthina anschliessen und wie diese sich in Gruppen verwenden lassen. Die Blumen haben eine prächtige dunkelblaue Farbe und sind zwar weniger lang, als bei den blaublühenden S. patens, stehen aber um so dichter. Nach Funck soll die Pflanze 2 — 3 Fuss hoch werden, schwache, anfangs zurückgebogene und dann aufwärts gerichtete Aeste haben und behaart sein. Die Blätter sind herz- förmig und sollen zuletzt ihre Behaarung verlieren. Entdeckt wurde S. cacaliaef olia durch Lin- den in der mexicanischen Provinz Chiapas, Samen aber wurden eingesendet von Ghiesbreght vor 2 Jahren. S. Candelabrum Buss. ist eine spanische Pflanze, welche unserem officinellen Salbei nahe steht, gewiss aber nicht den Werth, wie dieser, besitzt, da sie wahrscheinlich doch nicht bei uns aushält. Wir können sie auch nicht wegen ihrer Schönheit so anpreisen, wie es von anderer Seite geschehen ist, und stimmen immer noch dem bei, was wir an an- 264 derer Stelle bereits gesagt haben. Abgebildet ist die Pflanze auf der 1344. Tafel der Flore des serres; dieselbe Abbildung wurde aber schon früher im botanical Magazine auf der 5007. Tafel gegeben. Lobelia porphyrantha Dne kann ebenfalls zu Gi'uppen ins freie Land benutzt werden und schliesst sich den bekannten Arten und den bereits von uns erzogenen Blendlingen und Formen ttn. Genannte Pflanze, welche in der Revue horticule Seite lin abgebildet ist, wurde erst vor einigen Jahren aus Mexiko in dem Jardin des plantes ein- geführt und steht der bekannten Lobelia car- dinalis sehr nahe. Sie unterscheidet sich jedoch durch einen grauweisslichen Ueberzug sehr leicht; ausserdem sind noch die Blumenschnitte weit mehr in die Länge gezogen. Eine andere Lobelia, die schon in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts bekannt war, in den Gärten eigentlich aber nie eine Bedeutung erhielt , auch kaum noch hie und da gefunden werden möchte, istL. pinifolia L. Sie stammt aus Südafrika und hat hellblaue Blütheu, welche gepaart aus dem Winkel hervorkommen. Ihre nadeiförmigen Blätter geben der Pflanze ein eigenthümliches Ansehen. Abgebildet ist sie in der Belgirjue horticole im 2. Hefte des 10. Jahrganges. Talinum teretifolium Pursh ist zwar eine schon längst bekannte Pflanze, aber bis jetzt in Gärten der Privaten noch nicht in Anwendung ge- bracht, obwohl sie es verdient, wenn sie auch man- chen andern Arten derselben Familie der Portula- ceen an Farbenpracht der Blumen nachsteht. Sie erinnert an unsere jetzt zu Bouquets vielfach ver- brauchten Gypsophilen und kann wegen der lan- gen allgemeinen Blüthenstiele eine gleiche Verwen- dung finden. Die Blüthen selbst haben eine schöne Purpurfarbe, \aterland ist Nordamerika. Grön- land, einer der Bearbeiter der Revue horticole, dem wir auch eine Abbildung der Pflanze in genannter Zeitschrift (Seite 35) verdanken, macht darauf auf- merksam , dass sie zwar eine Staude sei , aber als Sommergewächs für das Freie benutzt werden müsste. Falkia repens L. verdiente wohl Beachtung und wurde früher in den Gärten ebenfalls ange- wendet, scheint aber, wie die Lobelia pinifolia, ganz verschwunden zu sein. Wir sind deshalb dem Pro- fessor Morren, der die in dem von ihm mit Um- sicht redigirten Belgique horticole durch eine Ab- bildung ('2. Heft des 10. Jahsg.) von Neuem auf die Pflanze aufmerksam gemacht hat, Dank schuldig. Falkia wird zwar zu den Convolvulaceen gerech- net, denen es aber mit seinen 4 freien Fruchtknoten etwae fern steht, sie nähert sich dagegen im Habitus, sowie in der Form der Blüthe, der Nolana pro- stata und hat einen um so grösseren Werth, als sie ausdauernd ist. Vaterland ist wiederum Süd- Afrika. (Fortsetzung folgt.) Dil' Pfirsichpflaiiine. Wir haben in diesen Tagen eine Reihe von Bäumen einer Pflaume bei dem Kunst- und Han- delsgärtner E. Bouche in Charlottenburg bei Ber- lin gesehen, deren ^Tragbarkeit uns wahrhaft in Erstaunen setzte; wir erlauben uns deshalb selbige allen denen, welche sich für dergleichen Früchte interessiren, bestens zu empfehlen. Die Pflaume hat durch ihr frühzeitiges Reifen und ihren ange- nehmen Geschmack einen Vorzug vor vielen andern. Sie scheint der rothen Mirabelle ähnlich zu sein und wurde uns als Pfirsichpflaume zugesendet. Sie erreicht eine bedeutende Grösse und ist etwas weniges länger als breit. Die Farbe der Schale ist ein Rothbraun, was aber durch einen duftigen Ueberzug einen bläulichen Schein erhält. Das angenehm schmeckende , aber doch etwas fa- serige Fleisch hat eine grünlich-gelbliche Farbe und hängt leider dem Steine sehr an. Sonst ist es aber ziemlich saftig. Die Frucht hat im Aeussern eine sehr grosse Aehnlichkeit mit einer Nektarine. Da man nun in- Nordamerika, sowie in England, eine Pflaume dieses Namens besitzt, deren Beschreibung mit unserer Frucht übereinstimmt, so möchten wir fast vermu- then, die Nektarinen -Pflaume vor uns zu haben. Nach dem Amerikaner Downing, dem tüchtigsten Pomulogen jenseits des atlantischen Meeres, sollen die Pfirsich - und Nektarineu -Pflaumen nicht von einander verschieden sein, dem jedoch wiederum Rivers widerspricht. Nach Downing soll die Pfirsichpflaume ferner mit der Prune LouisPhi- lipp identisch sein. Die Pfirsichpflaume entstand im Karthäuser Klostergarten zu Paris zu Ende des vorigen Jahr- hundertes und führte anfangs auch den Namen der Karthäuser Pfirsischpflaume. Nach den Franzosen soll sie der Prune Monsieur ähnlich sein und erst im September reifen. Auch die Beschreibung der Fran- zosen passt nicht vollständig zu unserer Frucht. Die Abbildung der Pfirsichpflaume im Teutschen Garten-Magazin, und zwar im 4. Jahrgange (1807) auf der '29. Tafel, ist gewiss nicht unsere Frucht, zumal die Beschreibung ebenfalls auf eine andere hindeutet. Verlag von Karl Wiepandt in Berlin. Grünstvasse 16. Druck von J. F. Starcfce in Beriir. Hierzu eine Beilage. Wocheiischri des Vereines zur neförderuno; des Gartenbaues in den Küniirlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Kocit. Jo 34. Berlin, den 23. August 1860. Preis des Jahrganges 5^ Thlr.. sowohl bei Bczui; durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Ausstellung von Florblumen am 2[K September zu Berlin, und Blumenschau (Fortsetzung). Die Loganiaceen. — Gärtnerische Notizen. — Pflanzen- Die nächste Versammlung des Vereines wird, wie gewöhnlich, am letzten Sonntage im Monate, also am 26. August, in dem bekannten Lokale des botanischen Gartens stattfinden und um 11-' Uhr beginnen. Wir bitten um so mehr um Theilnahme, als über die am 29. September beginnende Ausstellung im Krollsehen Lokale, sowie über die 3. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter referirt werden wird. AiLssteiliiii!; von Florliliimoii am iö. September zu Berlin. Die am '29. September im Kroirschen Lokale beginnende gärtnerisch-landwirthschai'tliche Ausstel- lung gibt auch Gelegenheit unsere Herbstblumen, namentlich Georginen, Astern, Chrysanthemen, aber auch Verbenen u. s. w. auszustellen ; wir fordern um so mehr alle Liebhaber derselben auf, die bes- sern Sorten derselben in abgeschnittenen Blumen in der Weise einzusenden, dass sie bis zum 26. Sep- tember Mittags hier sind, als bisher eine solche Ausstellung, so viel wir wenigstens wissen, von Seiten des Vereines und wohl überhaupt in Berlin, noch nicht stattgefunden hat. Dass uns aber auch dergleichen Pflanzen in Töpfen und in Form soge- nannter Schau- oder Kultur -Pflanzen willkommen sind, versteht sich von selbst. Die Vollkommenheit genannter Florblumen in England verdankt naan hauptsächlich den dortigen Ausstellungen. Es existirt zu Aston-Hall bei Bir- mingham eine besondere Gesellschaft für Georginen mit Ausstellungen, abgesehen davon, dass auch sonst noch Liebhaber die letztern hier und da veranstal- ten. Vereine für Chrysanthemen, den an meisten beliebten Florblumen jenseits des Kanales, gibt es sogar sechs. Grade dadurch, dass man in solchen Vereinen speciell einer Pflanze seine Thätigkeit zuwendet, muss diese rascher eine grössere Voll- kommenheit erhalten. Es kommt noch dazu, dass auch weniger- und selbst unbemittelte Liebhaber sich mit dergleichen Fiorblumen beschäftigen kön- nen und dann durch solche Vereine und Ausstellun- gen zu grösserer Aufmerksamkeit angeregt werden. Die Loganiaceen. Allgemeines und Besonderes. Es gibt Gruppen von Pflanzen, denen die Xa- tur gleichsam ihre Verwandtschaft so deutlich auf- gedrückt hat, dass selbst Laien, man möchte sagen, Kinder, ohne sich weiter zu bedenken, gleich wis- sen, sie gehören zu einander, sie sind Glieder einer und derselben Familie. Wer einmal Mohrrüben, Fenchel, Schierling und andere Doldenträger oder Umbelliferen in Blüthe gesehen und sie einiger Massen mit Aufmerksamkeit betrachtet hat, wird uns rasch sagen können, wenn man falschen Bären- klau (Heracleum) , Petersilge , Sellei-ie , Koriander u. s. Vf. ihm zeigt, dass diese derselben Familie angehören. Dasselbe ist mit den Schmetterlings- blüthiern (Papilionaceen) der Fall. So verschieden unsere Robinien (oder Akazien unseres freien Lan- des), Bohnen, Ginster und Klee im Aeussern er- scheinen, so deuten doch auch Blüthen und Frucht 34 266 darauf hin, dasa sie ebenfalls mit andern ähnlichen Pflanzen eine Familie bilden. Wer schon mehr im Pflanzenreiche sich umgesehen und auch ausserdem einige Kenntnisse sich in der Botanik erworben hat, wird auch die Verwandtschaft anderer hierher ge- hörigen Pflanzen, selbst ohne Blüthe, erkennen. Es gilt dieses auf gleiche Weise von andern Familien, wie z. B. von den Lippenblüthlern (Labiaten), von den Körbchenträgern (Compositen), von den Kreiiz- blüthlern (Cruciferen) u. a. m. Und doch ist es ausserordentlich schwierig, ja selbst zum Theil (nach dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft wenigstens) unmöglich, grade solche Familien so zu charakterisiren, dass dennoch alle dahin gehörigen Pflanzen mit Bestimmtheit inbe- griffen werden könnten. Allenthalben gibt es Aus- nahmen und Uebergänge zu andern Familien. Wir haben Schmetterlingsblüthler, wo ausser der Fahne alle übrigen Kronentheile fehlen; die prachtvolle Amherstia nobilis besitzt eine ächte Schmetter- lingsblume und wird doch zu den allerdings nah verwandten Caesalpiniaceen gerechnet, wo wiederum Copaifera steht, w-as eben so gut eine Terebin- thacee sein könnte. Man nennt Papilionaceen, Caesalpiniaceen und Mimoseen auch wegen der Frucht: Hülsenträger (Leguminosae); Hülsen, wie sie in botanischen Bü- chern definirt werden , hat aber ein sehr grosser Theil der hierher gehörigen Pflanzen gar nicht. Man hilft sich allerdings damit, dass man nicht Jsüsschen u. s. w. sagt, sondern, um nicht inkon- sequent zu sein, lieber von einer nüsschenähnlichen Hülse u. s. w. spricht. Hätte man aber nicht bes- ser gethan, gleich zu sagen , so sonderbar es auch klingen mag: „Hülse ist die Frucht der Hülsen- träger." Ist es etwa anders mit den übrigen sogenann- ten natürlichen Familien? Wir haben Compcisiten, also Pflanzen mit sogenannten zusammengesetzten Blüthchen oder, wie wir lieber sagen, mit Blüthen- körbchen , wo die ganze zusammengesetzte Blüthe nur aus einer Blüthe besteht, also strenggenommen gar keine zusammengesetzte ist. Nach logischer Folgerung dürften demnach die Echinops- Arten gar nicht unter den Coiupositen stehen. Und doch ist es bis jetzt selbst den Pedanten unter den Botanikern nicht eingefallen , Echinops in eine andere Familie zu bringen. In einem Blüthenkürbchen (Calathium), wie wir , abgesehen von der auch unrichtigen Be- nennung „zusammengesetzte Blüthe", mit andern diesen Blüthenstand nennen, kann sich aber ebenso gut eine, als mehre Blüthen befinden. Man nennt die Compositen wegen der mehr durch eine gummi- artige Masse verbundenen, als wirklich zusammen- gewachsenen Staubbeutel auch Synanthereae. Aber wiederum gibt es, wie Xanthium u. s. w., Synan- I thereen, wo die Staubbeutel nicht zusammengewach- sen sind. ^\'ir nennen Kreuzblüthler (Cruciferae), Scho- tenträger ( Siliquosae ) und Tetradynamisten eine Eeihe Pflanzen mit 4 in's Kreuz stehenden Kron- blättern, deren Früchte Schoten (Siliquae) sind und die B Staubgefässe haben, von denen 4 grösser, als '2 andere sind. Man trifft aber hierher gehö- rige Pflanzen , wo gar keine Krone vorhanden ist, oder anstatt der Schoten bilden sich Nüsschen. Weder das angegebene Grössenverhältniss, noch die Zahl der Staubgefässe entspricht endlich immer dem Namen: „Tetradynamisten." Und doch wird es Niemand einfallen , solche Pflanzen aus dieser Familie heraus zu thuen, eben weil die Familien natürlich sind. Wie viele Lippenblüthler gibt es, die keine Lippenblüthe haben. Niclit ein Merkmal [ entscheidet, sondern das Ganze. So logisch die Natur in allen ihren Schöpfun- gen ist, so dürfen wir doch in der Systematik kei- neswegs so logisch und so konsequent verfahren, als Manche zu glauben meinen, so lange wir eben nicht Alles erforscht tmd mit unserer ^^'eisheit durch- drungen haben, um damit die ganze volle Einsicht zu erhalten. Sollte dieses aber einmal der Fall sein, besitzen wir die volle Einsicht, dann hört auch das Forschen auf und wir sind fertig. Doch dahin wird es noch lange, gewiss gar nicht kommen, so \ lange unser Geschlecht auf Erden wandelt. Die Menschen der vorausgegangenen Jahrhunderte ha- ben uns grade genug zu tlum hinterlassen, denn für die reine Forschung ist früher sehr wenig ge- schehen; um so heller leuchten aber am Firmamente einzelne grosse Geister mitten in der Nacht der damaligen Unwissenheit. Mat hat sich leider früher ; mehr gefallen, in überirdischen, man möchte sagen, in übernatürlichen Sphären, wohin doch kein erschaf- fener Geist zu dringen vermag, sich zu vertiefen. Wir haben im Gegensatze zu diesen natür- lichen Familien im Systeme auch solche , die das Gepräge der Zusammengehörigkeit nicht tragen und nur auf von Botanikern nach eigenem Ermessen bestimmten Charakteren beruhen. Diese Familien sind anscheinend, um uns des einmal beliebten Ausdruckes zu bedienen, auch logischer, freilich eben so logisch, als das früher und jetzt noch von Anfängern und Laien beliebte Linne'sche "Sexual- systeni, von dem der grosse Linne jedoch selbst sagte, dass es nur ein Stellvertreter sein sollte, weil er kein natürliches zu geben vermochte. Be- trachtet man solclie logische Familien etwas näher, so sind diese, wie bei allem Lebendigen, dem AA'erh- sel Unterworfenen, wo der scharfe Verstand logisch gliedern will, gar nicht so logisch: sie umfassen 267 auch oft niii' Arten, die man snnst nicht leicht un- terzubringen vermochte. Zu diesen keineswegs natürlichen Familien ge- hören auch die Loganiaceen, über die \vir seit einigen Jahren eine sehr gründliche Arbeit, die den bekannten Botaniker Benthani in London zum Verfasser hat, in dem Journal der Linne'schen Ge- sellschaft in London (I. Band der botanischen Ab- theilung, Seite :V2) besitzen. Wie die AVissenschaft jetzt steht, müssen die Loganiaceen auch noch als Familie festgehalten werden, so lange wir nicht eine noch bessere Kennt- niss von ihnen haben. Unserer Ansicht nach möchte spiitcr ein Theil zu den Gentianeen, ein anderer zu den Apocyneen, zu welchen beiden Familien auch bereits das eine oder andere Genus schon früher einmal gebracht war. Es fehlen uns vor Allem noch vergleichende Entwickelungsgeschichten ven den einzelnen Arten. Es ist unbegreiflich, dass die Systeniatiker bis jetzt grade hierauf keinen Werth gelegt haben , da man doch weiss , welche wichtigen Aufschlüsse vergleichende Entwickelungs- geschichten stets in der Zoologie gegeben haben. Es ist dieses nicht Sache der Physiologen und Ana- tomen, wie Manche glauben, denn zu vergleichen- den Entwickelungsgeschichten gehört eine grosse Kenntniss von Pflanzenarten. Mat hat Beispielsweise bei den Loganiaceen so grossen Werth auf das Vorhandensein von Ne- benblättern gelegt, dieses zum Theil selbst da an- genommen, wo, wie bei den Desfontainien, Neben- blätter wahrscheinlich gar nicht vorhanden sind. Benthani legt ausserdem einen grossen W^erth auf die acht-, d. h. vom Anfange an eentralständigen Placenten ; diese könnten ^^ iederum nur durch Ent- wickelungsgeschichten, die aber leider, wie gesagt, noch gar nicht gemacht sind, nachgewiesen werden. Die von mir untersuchten Spigelien hatten bei- spielsweise bestimmt keine Centralplacenten , was übrigens auch schon anderwärts ausgesprochen ist; Desfontainia möchte ebenfalls keine ächt-cen- tralständige Placenten haben. Vielleicht stehen mir noch später Blüthenknospen zur Verfügung, um darüber zu entscheiden. Die Capsula bipartibilis bei Logania möchte ebenfalls nicht für ächte Central- placenten sprechen. Es gibt übrigens auch Bota- niker, die bei Desfontainia den Fruchtknoten einfächrig nennen. G. Don hat deshalb gar nicht so Unrecht , wenn er aus dieser Ursache dieses Genus zu den Gentianaceen stellt, so sehr sich auch der kenntnissreiche Monograph dieser Familie, Pro- fessor Grisebach in Göttingen, dagegen bestimmt ausgesprochen hat. James Log an, nach dem E. Brown in sei- nem 1810 erschienenen Prodromus der Flor Neu- liollands für eine Reihe Pflanzen das Genus Lo- gania nannte, war ein Irländer und .starb als Statthalter Pensylvaniens. Bekannt wurde er durch seine botanische, im Jahre 1 739 zu Leiden erschie- nene Schrift: „Versuche und Gedanken von der Erzeugung der Pflanzen", die auch deutsch in den physikalischen Belustigungen (3. Band, S. ll)Ss) erschienen ist. Aber schon vor R. Brown war eine Art dieses Geschlechtes in Andrew's botanical Repository (auf der ÖJU. Taf.) als Euosma albi- flöra, also bereits lU Jahre früher, beschrieben und abgebildet. Es hat deshalb der grosse eng- lische Botaniker gegen seinen Landsmann ein Un- recht begangen, dass er einen vorhandenen Namen ohne Weiteres auf die Seite schob und dadurch das Recht der Priorität verletzte. Wollte man seine Entschuldigungsgründe annehmen, so hätte man eben so Recht, Manches in seiner Nomenklatur zu reformiren. Wäre nicht der Name schon weiter für eine Familie benutzt und würde nicht dadurch von Neuem Namensverwirrung herbeigeführt, so trügen wir gar kein Bedenken, dem älteren und demnach auch mehr berechtigten Namen wiederum den Vor- zug zu geben. Wir wollen jedoch hoffen, dass da, wo wir die Sachlage auseinandergesetzt haben, Niemand Anderes es thut. Es gibt leider unter den Botanikern Manche, welche den eigenen Namen hinter dem der Pflanze gar zu gern prangen sehen, selbst wenn sie schon vorher wissen, dass derselbe keine lange Dauer hat und schon in der nächsten Zeit eingezogen wird. Nur um vielleicht das Prio- ritätsrecht sich zu reserviren, machen sie oft Pflan- zen rasch als neu bekannt, bevor sie sich von der Neuheit selbst genügend überzeugt haben. Man sollte kaum glauben, wie viel Unheil durch die Eitel- keit ihrer Jünger der Wissenschaft überkommen ist. Rob. Brown erkannte schon damals, als er seinen Prodromus schrieb, die Nothwendigkeit an, Logania als eine besondere Abtheilung zu den Gen- tianaceen zu stellen und den Vorschlag zu machen, dieses Genus mit andern als den Typus einer selb- ständigen Familie zu betrachten , welche die Apo- cyneen mit den Rubiaceen verbände. Später (im Jahre 1814) spricht er dieses in seinen zu Flinder's Reise gehörigen Bemerkungen über die Flor Au- straliens (2. Band B.Anhang S. üHi, Brown's verm. bot. Schriften I.Band, S. Tö) noch bestimmter aus. Andere Hessen sich dagegen verleiten, Usteria wegen ihres Stipularrandes an der Basis der Blätter und trotz des oberständigen Fruchtknotens zu den Rubiaceen zu stellen: ja die Verfasser einer Flora Nordameri- ka's, Torrey und Gray, betrachten die ganzen Loganiaceen nur als eine Abtheilung der Rubiaceen. Die meisten Botaniker sehen in der neueren Zeit die Loganiaceen als eine selbständige Familie an. 34* 268 Endlicher vereinigte sogar in seinem grossen Werke „Genera plantarum" die von den altern Deean- dolle aufgestellten Strychneen , die man sonst zu den Apocyneen rechnet, mit den Loganiaceen, worin ihm viele, auch Bentham, gefolgt sind, schied aber Spigelia als besondere Familie aus. Nach Bentham stehen aber die Strychneen in der Fa- milie der Loganiaceen am Meisten abnorm. Es wäre wohl zu wünschen . dass auch die Gärtner ihr Scherflein zur Lösung der Frage über die Stellung der Loganiaceen beitragen wollten. Ein sehr wichtiges Moment für die Verwandtschaft gewisser Pflanzen ist, wenn sie sich mit einander veredeln lassen. Ist dieses der Fall, dann unter- liegt es keinem Zweifel mehr. Möchte man daher Versuche anstellen und Lisianthus-Arten z. B. auf Loganien, Defontainien auf Strychnos, Logania oder Lisianthus veredeln ! Leider hat Desfontainia ein so hartes IIolz, dass allerdings die raschwüchsigen Arten genannter Geschlechter nur wenig geeignet sein werden. Man mag aber doch einmal es auch mit hartholzigen Kubiaccen versuchen und sehen, ob denn der Fruchtknoten , insofern er ober- oder unterständig ist, für die wahre Verwandtschaft in diesem Falle eine solche Bedeutung besitzt, als man glaubt. ^ L Desfontainia .spinosa H. et i\. ein BlüthenstriUK-h der Westküste Süd.nnierika's. Wir haben sehr wenige Pflanzen, welche dem Botaniker sowohl , wüe dem Gärtner so viel Mühe gemacht haben, als dieser Bewohner Südamerika's. Da er auf den Kordilleren der ganzen Westküste von Neugranada bis zur Maghellans- Strasse vor- kommt, so darf es auch nicht Wunder nehmen, dass bei solchen verschiedenen klimatischen und Bodenverhältnissen Form-Veränderungen, und zwar in den Blättern, wie in den Blüthen, vorkommen, so dass selbst tüchtige Botaniker, wie Dunal und Bonpland, sich veranlasst fühlten, selbständige Arten daraus zu bilden. Nicht besser ist es mit der Stellung von Desfontainia im Systeme ge- gangen, bis endlich Bentham, dem allerdings ein sehr reichliches Material zu Gebote stand, wohl mit Bestimmtheit nachwiess , dass das Genus zu den Logoniaccen gehört und Fagraea am Nächsten verwandt ist. Zunächst hatte die Form der Blätter, welche denen der Hex Aquifolium ähnlich sind, auf den Gedanken geführt, dass Desfontainia eine Aqui- foliacee sei; dann meinte man wieder, es sei eine Theophrastee. Der ganz andere Blüthenbau und die abwechselnden Blätter in irenannten Familien bestimmte dagegen Andere, diese Ansicht zu ver- werfen. Man war aber eben so wenig glücklich, j wenn man sich durch die Frucht verleiten Hess, " Desfontainia zu einer Solanacee zu machen, oder gar in die Nähe von Diapensia und Galax zu bringen. Die gegenüberstehenden Blätter und der bittere Geschmack aller Theile war von Neuem für einige Botaniker hinlänglich Grund, sie den Gen- tianaccen zuzuzählen. Nach dem Vorgange Lind- ley's in neuester Zeit, Desfontainia zu den Le- gnotideen, die man wohl am Besten zu den Rhizo- phoraceen als Abtheilung stellt, zu bringen, geht noch weniger. Am Bequemsten haben es sich die gemacht , welche eine selbständige Familie daraus machten. Was die 4 zuerst beschriebenen Arten anbelangt, so sind diese, wie schon gesagt, nur Formen einer und derselben Art, die den ältesten der Namen D. spinosa R. et P. führen muss. D. splen- dens H. B. et K. ist die Form mit wenigen, aber grössern Zähnen an den Blättern, sowie mit kaum gewiinperten Kelchlappen, während Dunal die Form mit üppigen . breiten Blättern und deutlich gewiinperten Kelchlappen: D. Hookeri, die aber mit schmalen Blättern und scharf hervortretenden Linien an den Zwischengliedern des Stengels : D. acutängula, nannte. Zu der letztern möchte auch D. chilensis Gay gehören. Sie hat schmale, keilförmige Blätter mit nicht stechenden Zähnen, sowie schmale Kelch- abschnitte und kleinere Blüthen. Das Genus Desfontainia wurde von den Verfassern einer Flora Peru's und Chili's, Ruiz und Pavon, welche auch die Pflanze zuerst entdeck- ten, zu Ehren Desfontaines, eines der thätigsten Direktoren, die jemals am Jardin des plantes an- gestellt waren, im Jahre 17'J4 genannt. 9 Jahre später hingegen gab Persoon der Pflanze zu Eh- ren des damals schon anerkannten Pro fessor's Link, des vor nun 10 Jahren verstorbenen Direktors des botanischen Gartens zu Berlin, den Namen Linkia, der allerdings, da die Pflanze bereits schon be- nannt war, nicht weiter berücbsiclitigt werden konnte. Aber auch für die Gärtner ist bisher D. spi- nosa eine der schwierigsten Pflanzen gewesen. Schöne Exemplare heranzuziehen, gelang nur sel- ten: oben so wenig brachte man die Blüthenfülle hervor, welche sie haben muss , wenn sie sich na- türlich entwickeln soll. Wir haben eben Gelegen- heit gehabt, ein vorzüglich-kultivirtes Exemplar im Garten des Fabrikbesitzer's Nauen zusehen. Etwas Schöneres, als die einzelnen, [- Zoll langen Blu- men mit ihrer brennenden Scharlachfarbe zwischen dem prächtigen und glänzenden Grün der Blätter kann man nicht leicht haben, und ist deshalb der Blüthenstrauch allen Liebhabern zu empfehlen. Q69 Der Obergärtner Gireoud war so freundlich, uns seine Kultur-Methode anzugeben, durch die es ihm nach manchen vergeblichen Versuchen crelun- gen war, eine so vollkommene Pflanze heranzuzie- hen. Bei aller Kultur ist es vor Allem nothwendig, möglichst die Verhältnisse kennen zu lernen, unter denen die Art in ihrem Vaterlande wächst, und dann die Eigenthümlichkeiten zu studiren , welche die Pflanze, ganz besonders hinsichtlich ihrer Wur- zeln, besitzt. Das Letztere ist dann vor Allem nothwendig, wenn man das Erstere wenig oder gar nicht kennt , dieses also gleichsam dadurch auch noch ausgeglichen werden muss. Sieht man die Wurzeln näher an, so findet man, dass diese eine fleischige Beschaffenheit, fast ähnlich wie bei den Kamellien, haben. Alle dergleichen Pflanzen, wo dieses der Fall ist, nehmen durch ihre jugendlichen Wurzelfasern , die in weit geringerer Anzahl vorhanden sind, das ihnen dargebotene Was- ser im Boden weniger rasch auf, sie besitzen aber eine längere Dauer und sind gegen Verletzun- gen empfinfilicher. Untersucht man einen Topf mit einer Desf'on t ainia, so findet man auch gar nicht ein solches Wurzel- Vermögen, wie bei andern Pflanzen, wo in kurzer Zeit schon der Ballen ganz umzogen ist. Je mehr eine Pflanze dieses aber thut, um so häufiger muss sie umgesetzt werden. Die Wurzeln der Desfontainia dürfen mög- lichst wenig gestört werden; jedes Umsetzen hemmt aber, wenn auch nur kurze Zeit, die Funktionen derselben. Man hat deshalb ganz besonders darauf zu achten , dass die Erde im Topf nicht schleclit, vor Allem nicht sauer wird, dass daher ein Umsetzen sich nicht nöthig macht. Das Wasser darf die Wur- zeln nur umspülen, aber nicht dauernd umgeben. Kohlensaures Wasser innerhalb der Erde scheint den Pflanzen sehr schädlich zu sein und die Auf- nahme der Nahrung zu stören. So ein nothwendi- ges Nahrungsmittel für die Pflanzen auch die Koh- lensäure an und für sich ist, so scheint sie doch nur durch die Blätter zersetzt zu werden, damit der eine Bestandtheil, der Ivohlenstoff, aufgenommen werden kann. Moorerde, Sand und Lehm ist aber die Mi- schung, die ein leichtes Durchsickern erlavibt, zumal wenn dieses noch durch gröbern Kies und durch Scherben auf dem Boden des Topfes unterstützt wird. Die Pflanze muss im Sommer in"s Freie und zwar an einen geschützten und schattigen Ort ge- stellt werden, damit sie sich recht erkräftigen kann. Im Winter kommt sie mit Mitrarien und andern unter gleichen Verhältnissen wachsenden Pflanzen in einen kalten Kasten, um sie nur frostfrei zu erhalten. Sie mit Mitraria in ein Kalthaus, und zwar noch dazu an einen sehr hellen Ort zu stel- len, ist gar nicht gut, weil sie hier nicht zu der durchaus nöthigen Ruhe kommt und stets etwas weiter wächst. Man kann sich wohl denken, dass, da zum Theil im Winter in Chili und noch weiter südlich in Patagonien sehr viel Schnee fällt, die Pflanze von diesem völlig bedeckt wird, dass also damit auch eine gewisse Ruhe für die Pflanze ein- tritt. In wärmern Gegenden mag die Ruhe durch Trockenheit hergestellt werden. Hätten wir so gleichmässigen Schnee den ganzen Winter hin- durch, wie dort, und nicht einen so grossen Wech- sel grade in der Winterszeit, so würde gewiss Desfontainia iraFreien bei uns aushalten. Man sollte aber doch einmal den Versuch damit machen und die Pflanze nur gut decken. (Si-hluss folgt.) Gärtiicrisclie Notizen. Vcm Gärtnereibesitzer Güiiier zu Luckau. I. lieber Spargelzucht. Der Spargel ist eine Pflanze, die wir so mannigfach und so lange schon ziehen , dass man glauben sollte, man habe den höchsten Punkt ihrer Kultur erreicht und sei dem nichts mehr hinzuzu- fügen. Viele, die Spargel kultiviren, mögen auch wohl das Richtige hierbei thun, aber bei weitem der grösste Theil behandelt die Pflanze nicht natur- gemäss ; es veranlasst mich dieses , folgende Beob- achtung hier mitzutheilen, die mir die Natur selbst an die Hand gab. Die Natur leitet uns bei Fehl- griffen immer wieder auf den richtigen Weg, sowie eine freie Entwickelung die geschraubten Kulturen beschämt. Auf einem Beete, wo vor mehrern Jahren Spar- gelsamen-Ptianzen gestanden, hatte sich eine Pflanze erhalten ; vielleicht war der Zeitraum auch noch kürzer. Die Pflanze muss aber jedenfalls sehr klein gewesen sein, denn sonst wäre sie bemerkt worden, als das Beet umgegraben und zu einer Baumschul- pflanzung benutzt wurde. Vor zwei Jahren war sie schon ein recht starkes Exemplar geworden, das wegzunehmen übersehen wurde. Im vorigen Jahre war sie bereits so gross, dass sie 16 starke Triebe hervorbrachte. Damit mochte sie wohl nach meiner Ansicht ihre völlige Entwickelung erlangt haben. Es wurde daher be- schlossen , sie im F'rühjahre mit Sand zu über- decken , sobald sich der Trieb zu entwickeln be- gänne, und den Ertrag zu nutzen. Ich brachte 18 Zoll leichten, feuchten Gruben- sand darauf, zumal die Pflanze selbst nur 3 ZoU unter der Erde stand. Es dauerte nun noch 10 Tage, bis einige Triebe durchbrachen. Der Sand wurde mit der Hand abgeräumt , was sehr leicht 570 geschah, als es nur ein kleiner Hügel war, und es konnten 14 lange und starke Triebe abgenommen werden, die sich unten leicht abbrachen, was ich stets dem Stechen vorziehe, denn dadurch kann leicht ein anderer Trieb beschädigt werden. Obgleich die meisten Stengel gegen 1 Fuss lang waren, fand ich sie doch sämintlich weich, was auf so gleich- mässiue Weise bei dem andern Spargel nur sehr selten der Fall ist. Der Sand ward wieder aufge- legt. Es dauerte nur (i Tage und ich machte eine gleiche Aernte. Aber noch zweimal brach ich, je nach 6 Tagen, jedesmal S starke Triebe ab. Das Gewicht der gesammten Aernte betrug reichlich bis 2 Pfund. Nun hielt ich die Pflanze für entkräftet und hörte auf abzunehmen. Ich that keinen Sand wie- der darauf, obgleich es erst Mitte Mai war, denn '2 Pfund von einer Pflanze schien mir genug. Es zeigte sich aber bidd , dass ich dreist hätte mehr nehmen können, denn es kamen im Laufe von 14 Tagen noch !VJ starke Triebe hervor, die jetzt so dastehen, als wäre der Pflanze auch nicht ein Trieb entzogen worden. Demnach hätte ich gewiss noch 2 Pfund abnehmen können, ohne der Pflanze zu viel zu thun. Der ganze Ertrag einer einzigen Pflanze war demnach bei dieser Kultur in einem Jahre 4 Pfund. Ich muss noch bemerken , dass diese Pflanze weder Dünger noch Düngererde be- koniinen hatte, ebenso weder unten, noch oben zwar auf nahrhafte, aber doch keineswegs auf fetter Gar- tenerde steht. Der Boden liegt bei nassen Jahren nur zwei Spatenstiche über dem Wasser. Dieser Trieb konnte mir dadurch entstehen, dass die AVurzeln nach allen Seiten Freiheit hatten, sich auszudehnen und namentlich die Obererde, die doch immer die nahrhafteste für alle Gewächse ist, insbesondere aber für alle krautartigen, auszubeuten vermochte, üeberall wird angerathen, in der Baum- zucht, wie in der Topfpflanzenkultur, die Pflanze nie tiefer zu pflanzen, als sie gestanden hat. Wenn- gleich die Wurzeln auch öfters in eine grosse Tiefe eindringen , so fehlen doch Oberwurzeln niemals. Unsere alten Gärtner pflanzen noch heut oft die Spargclpflanze souleich I Fuss tief; wenn die Pflan- zen dann nicht aufkommen können, haben sie ge- wöhnlich nichts getaugt. Die neuere Methode ver- langt dagegen eine Erdfüllung von I bis 2 Fuss nach zwei Jahren, sobald man zu stechen anfangen will. Ich würde vorschlagen, alle Frühjahre um jede Pflanze, die aber — wie weiter unten gesagt ist — ■ viel einzelner, als man gewöhnlich thut, stehen müs- sen, einen Sandhügel aufzulegen und nach dem beendeten Stechen denselben wieder wegzunehmen, um ihn anderweit zu gebrauchen oder zu lagern. Dies ist keineswegs eine schwierige oder zeitrau- bende Arbeit, da der Sand sehr locker liegt. Die Kosten decken sich gewiss durch den hohem Er- trag. Auch kann hier eigentlich nur eine Winter- düngung Nutzen bringen. Die besprochene Pflanze hat jetzt über der Erde um die Stengel gewachsen einen Umfang von 5 Fuss , der Durchmesser hingegen ist Fuss. Der der Wurzeln ist sicher 3 Fuss; es leuchtet sonach ein, dass die Pflanzen nicht so dicht stehen dürfen , sofern sie sich nicht entkräften oder auf- reiben sollen. 3 bis 4 Fuss dürfte darnach die geringste Entfernung sein, in welcher man pflanzt. Bei grössern Anlagen können Zwischenbeete , die man mit andern frühen Gemüsen bepflanzen kann, unerlässlich sein , damit die Wurzeln Gelegenheit finden , unten sich auszubreiten , was den anderen Gewächsen, wie bekannt, nicht schadet, da jede Pflanzenart ihre eigene Nahrung hat und oft nimmt, was eine andere liegen lässt. Sodann kann nicht genug beherzigt werden, dass man nicht zu lange sticht, oder dass man eine Pflanzung nur ein Jahr um's andere benutzt , da der Wuchs nach Johanni nicht im Stande ist, die Pflanze wieder völlig zu kräftigen. Auch sticht man gewöhnlich den Spargel viel zu früh, nachdem die Pflanze ihre gehörige Ent- wickelung noch nicht erlangt hat. Höchstens sollte man nur einzelne Stengel im dritten Jahre abzu- nehmen anfangen, aber nur da, wo die Pflanzung eine besonders gedeihliche ist. Man muss sonst das Vergnügen zeitig zu ärnten mit Verlusten zahlen. II. Einiges über Fortpflanzung der linden. Obgleich die Linde einer unsrer schönsten Alleebäunie ist, findet man sie doch im Allgemeinen immer noch zu wenig angepflanzt. Es dürfte dieses wohl ein Beweis ihrer schwierigeren Vermehrung sein, weshalb ich mir erlaube. Einiges hierüber zu sagen. Wie schon die kleinblättrige, altdeutsche Linde seit längerer Zeit der grossblättrigen, wohl fälsch- lich holländische genannt, weichen musste, so hat man doch bei dieser gefunden, dass sie, namentlich in heissem und trocknem Sommer, sehr zeitig ihr Laub verliert oder ein gelbes und unfreundliches Ansehen erhält. Nicht mit Unrecht macht man ihr den Vorwurf, dass sie viel zu zeitig den Herbst verkünde. Diesen Uebelstand habe ich dadurch abgehol- fen , dass ich veredelte, nicht wurzelächte Bäume erzog. Als Unterlage nahm ich T i 1 i a d a s y s t vi a *), * Es sollte uns leid tliun. wenn Tilia dasystyla, ein Krim'scher Baum, als Unterlage benutzt würde, da sie unbedingt die schönste ihres GescMechls ist und in allen Baumschulen, wo sie äeht und nicht eine damit verwechselte Tilia americana sein sollte, auch riel höher im Preise steht. Anm. d. Ked. 271 lonffifolia dentata und americana alba. Diese drei sind schnellwüchsifr, haben grosse, schöne, dunkelgrüne Blätter, namentlich die erstere, einen schönen ^Vuclls, sowie auch ein schönes Holz, blei- ben ferner spät in den Herbat hinein grün. Alle drei Sorten nehmen leicht durch Pfropfen, nament- lich Kopulation, an. Es ist zwischen wurzelächten und veredelten grossblättrigen Linden in meiner Baumschule ein so ijrosscr Unterschied, dass es Jedermann auffällt. Als Einzelbaum ist sie präch- tig, da sie jeden Kältegrad widersteht und nicht von Insekten beschädigt wird. Man vermehrte bisher die Linden meist da- durch , dass man zeitig im Frühjahre die aufkei- menden Sämlinge in der Nähe grosser Linden aus- stach und weiter pflanzte. Besser ist es freilich, man kann sie ein Jahr auf ihrem Platze lassen, wonach sie rascher anwachsen. In der Regel be- kommt man von den aufgenommenen Sämlingen nur wenige fort und erhält noch die meisten, wenn man sie in flache Töpfe oder Kästen bringt und ihnen eine schattige Stellun^^ gibt. Der Same liegt gewöhnlich i bis ö Jahr, ehe er keimt ; bei schlechten Jahren geschieht es auch gar nicht. Am besten keimt er noch, wenn man ihn aushülset und gleich nach der Reife säet, oder ihn zuvor in feuchten Sand lagert. Weniger bekannt ist das schneller zum Ziele führende Senken*). Ich nehme hierzu recht kräftige Pflanzen und bringe sie auf Beete je 4 Fuss in Reihen. Nur solche Bäumchen darf man aber nur nehmen, die unten Augen zeigen; da dieses nicht immer der Fall ist, muss man darauf sehen, zumal auch die Linde grade nicht der Baum, der sicher von unten kommt, sofern man ihn abschneidet. Auf diese \^'eise erhalte ich schon im zweiten Jahre oft '2 Fuss lange, schöne, kräftige, gut be- wurzelte Pflanzen, die dann auch abgenommen wer- den müssen, um neu senken zu können. Hierzu ist es durchaus nothwendig, die Erde zu wechseln. Gewöhnlich liefert hier ein kräftiger Lindenstamm '20 bis 30 Pflanzen. Man sieht hieraus, dass es also namentlich keine Noth hat, sich Pflanzen an- zuziehen, so viel man auch deren bedarf. III. Ein Tropaeolum peregrinum. Eine eigenthümliche Erscheinung zeigte sich in diesem Jahre bei einem einzelnstehenden Tro- paeolum peregrinum, das bereits zu einer ho- hen, buschigen Pflanze herangewachsen war, aber plötzlich von Tausenden von Erdflöhen bedeckt und kahl gefressen wurde, ehe wir dazu kamen und wie ich es nie gesehen. Ich Hess des Morgens früh weisse Tücher im- terbreiten nnd sie abschütteln. Wie sie fielen, blie- ben sie ruhig liegen; so konnten sie täglich entfernt werden, bis keine mehr da waren. So vielerlei Pflan- zen in der Nähe sich befanden, sah ich doch keine weiter berührt. IV. Anwendung eines flüssigen Düngers. Noch muss ich auf's Neue erwähnen, dass auch in diesem Jahre bei aller Hitze sich ein Guss von flüssigem Dünger mit 3 bis 4 Theilen Wasser bei allen meinen Topfgewächsen auf's Glänzendste be- währt hat. So lange eine Pflanze nur im Triebe ist, bekommen die Blätter ein so dunkles Grün, wie man es sonst nicht kennt, Myrten besonders, dann Laurus, Neuholländer, Kamellien, Azaleen, Fuchsien, Rosen und Orangerie , so weit sie nicht krank oder unfähig sind, Nahrung aufzunehmen. Alle andern Nahrungsmittel, wie Guano, Hornspäne u. dergl. hatten nicht die gleiche Wirkung. Nur Nerium Oleander schien der Guss anzugreifen, denn es verblühete schneller, wie sonst, und wie die nicht hiermit gegossenen Stöcke. *) In.niehrein grossem Bamiisihulen geschieht es haupt- siichUL-h mit den bessern Sorten auf diese Weise. Anm. d. Red. Pflanzen- und Uliinicnscliiiii. (Kurtsetxung.) Chironia floribunda Paxt. ( Belg. hört. 'Ä. Heft, 0. Taf.) befindet sich mehr in botanischen, als in andern Gärten, verdient aber wegen des Reichthumes der Blüthen alle Beachtung. Kegel hat das Verdienst, von Neuem auf die hübsche südafrikanische Pflanze aufmerksam gemacht und nachgewiesen zu haben, dass sie mit der unter dem Namen Ch. Fischeri aus Petersburg auch in Berlin eingeführten Art identisch ist. In der Behandlung möchte sie sich den anderen südafri- kanischen Arten, die übrigens ebenfalls mehr kul- tivirt zu werden verdienen, anschliessen. Hibiscus röseus Thore (Rev. hört. S. 182) ist bis jetzt nur in dem Departement des Landes gefunden worden, möchte aber doch vielleicht aus Amerika stammen. Es ist eine Staude, die aber nicht bei uns im Freien aushält und sogar hin und wieder im Warmhause kultivirt wird. Im Frühjahre in einen weiten Topf gepflanzt, entfaltet dieser Hibiscus seine schönen, grossen und rosa- farbi^ren Blüthen um so mehr. Diese kommen ein- zeln aus dem Winkel gestielter, länglich -lanzett- förmiger Blätter. Das von uns bereits im vorigen Jahrgange der Woclienschrift besprochene Solanum Ranton- nei Carr. ist als S. Rantonnetii im horticulteur 272 fran^ais auf der 16. Tafel des Jahrg. IS'iH abge- bildet. In einer späteren Abhandlung: „Blattpflan- zen aus der Familie der Solanaceen", werden wir ausführlicher darüber sprechen. Wir gehen zu einer Reihe windender und krie- chender Pflanzen über. In der Revue horticole (Seite 41) wird Passiflora gracilis Link ab- gebildet und empfohlen, zumal diese Pflanze aus den meisten Gärten verschwunden zu sein scheint. Im botanischen Garten zu Berlin wird sie aber fort- während kultivirt. Sie gehört zu den einjährigen Pflanzen und lässt sich deshalb sehr gut im Freien verwenden, zumal sie rasch wächst und schon durch ihre eigenthümlichen, sehr breiten und dreilappigen Blätter interessant ist. Aus ihren Winkeln kom- men weisse, aber doch mehr kleine Blüthen hervor, die sich später in Taubenei grosse und rüthliche Früchte mit scharlachrothen Samen verwandeln. Vaterland ist Brasilien. Samen des Calonyction diversifolium Hassk. var. sulphureum erhielt van Houtte von einem ostindischen Reisenden aus Toulon und verbreitete die Pflanze anfangs als Ipomoea re- niformis, bis der verstorbene Karl Morreu sie für das erklärte, was sie ist und sie zuerst im 7. Bande der Belgique horticole auf der zu Seite '22.5 gehörenden Tafel abbilden Hess. Nun hat van Houtte sie ebenfalls auf der i:^28. Tafel sei- ner Flore des serres bildlich dargestellt. Die Winde erreicht keine bedeutende Höhe (4 Fuss), bedeckt sich aber über und über mit schwefelgelben Blüthen. Die Blätter sind fussförmig und haben eine Gestalt, die denen der Niesswurz-Arten gleich ist. Vater- land ist Java. Die Cucumis -Arten mit den kleinen netten Früchten findet man leider in den Gärten der Lieb- haber fast gar nicht, obwohl sie für viele Zwecke alle Berücksichtigung verdienen. Mit Recht hat deshalb die Revue horticole einige derselben von Neuem empfohlen und auch abgebildet. Zu den schönsten gehört ohne Zweifel die Stachelbeer - gurke (Cucumis grossularioides der Gärten, Seite 106), welche der Monograph der Familie der Cucurbitaceen, Naudin, als C. myriocarpus neuerdings beschrieben hat. Beide Namen sind sehr passend; die kleinen Früchte haben ganz das Ansehen von grossen, borstigen Stachelbeeren. Frü- her war die Art schon einmal als C. propheta- rum in den Gärten und wurde auch von Jacquin unter diesem Namen abgebildet. Die Linne'sche Pflanze d. N. ist aber eine ganz andere und hat essbare Früchte, was hier nicht der Fall ist, denn diese schmecken bitter. Vaterland ist Südamerika. Nicht minder interessant ist Cucumis me- Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. tüllifer E. Mey. (Seite IST) mit ihren länglichen ziemlich grossen Früchten, welche mit an der Ba- sis breiten , aber oben spitzen Warzen so besetzt sind, dass sie einer Keule mit Nägeln beschlagen nicht unähnlich aussehen und deshalb auch V^er- anlassung zur Benennung der Keulentragenden ge- geben haben. Die Früchte sind ausserdem ganz glatt und haben anfangs eine gelbe Farbe mit gel- ben Flecken, die zuletzt aber in ein gleichmässiges Scharlachroth übergeht. Das Innere der Frucht ist sehr saftig und etwas säuerlich. Das Vaterland kennt man nicht, möchte aber ebenfalls Südafrika sein. So viel wir wissen, führen die llandelsgärt- ncr bei uns noch keine Samen; wir möchten sie jedoch darauf aufmerksam machen, zumal die Pflanze sich auch an Staketen und sonstigen festen Gegen- ständen erhebt und ihre hängenden Früchte, na- mentlich während ihrer Reife, gegen das dunkle Grün der Blätter einen sehr hübschen Anblick dar- bieten. Die Karden- Gurke (Cucumis dipsäceus Eh- renb., C. Bardana Fenzl, Momordica dasycarpa Höchst., Seite 210) findet sich in den botanischen Gärten häufiger und ist daselbst sehr beliebt. Wie bei der Spring -Gurke (Momordica Elaterium L., Ecbalium agreste Rchb.), deren längliche Gestalt auch die Karden-Gurke besitzt, ist die ganze Ober- fläche dicht mit weichen Stacheln besetzt, ein L^m- stand, der auch Veranlassung zur Benennung ge- geben hat. Ihre Farbe ist anfangs grün, sie wird aber allmälilig gelb. Der ziemlich saftige Inhalt schmeckt sehr bitter. Cucumis Fi gar ei Dd. wächst in Arabien Nubien und Abyssinien, aber nur im Gebirge, selbst bis zu einer Höhe von 600Ü Fuss, und hat den Namen nach einem gewissen Figari-Bei erhalten. Die Früchte gleichen hier rundlichen Birnen von mittlerer Grösse und sind mit borstigen Haaren besetzt. Reif haben sie eine gelbe Farbe, die aber durch hellere und dunklere Längsbänder ein eigen- thümliches Ansehen erhält. Die ganze Pflanze än- dert ungemein, und hat Richard sich sogar be- wogen gefunden, zwei Foi-men einer und derselben Abart, welche kurze Blüthenstiele und die jungen Früchte dicht mit feinen Haaren besetzt, als Arten : C. ficifolius und abyssinicus zu beschreiben. Ausserdem kommen noch Abarten vor, wo überhaupt die Pflanze grösser (bis zu 16 Fuss lange Stengel treibend) wird und feigenähnliche Blätter besitzt, sowie grade umgekehrt solche mit sehr klei- nen Blättern und kurzen, kaum Ij Fuss langen Stengeln. Interessant ist endlich die Abart, wo die Früchte mit langen und dichten Borsten besetzt sind. (Schluss l'olgt.) Druck von J. F. btarcke in Berlin. Wochenschrifl des Vereines zur liefördenino- des Gartenbaues in den Königlicii Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von ilera General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Kocil. M 35. Berlin, den 80. August 1860. Preis des Jahrganges 5^ Thlr.. sowohl bei Bezus: durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 39 i. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 26. August. Die Loganiaceen (Schluss). — Pflanzen- und Blumenschau (Schluss). — Kniphofia aloi'des Moench. — 394. Versammlung des Vereines zur Beförderung des («artenbaues am '20. August. Der Vorsitzende des Vereines, Geh. O.-Reg.-R. Knerk, welcher verreist war, wurde durch den ersten Stellvertreter, Professor Dr. Braun, und der General-Sekretair, Professor Dr. Koch, der durch Krankheit verhindert war, der Versammlung beizu- wohnen, durch den Garten-Inspektor Bouche ver- treten. Nach Verlesung; des Protokolles der vorigen Sitzung machte der Garten-Inspektor Bouche zu- nächst auf die ausgestellten Pflanzen und Blumen aufmerksam. Beide waren reich vertreten und ge- reichten in Verbindung mit den zu verlosenden Pflanzen des Versuchs-Gartens den Vorhallen des Palmenhauses zum grossen Schmucke. Im untern Geschosse war ein fast in Blüthe stehendes Exemplar des Dasylirion acrötri- chum aus dem Garten des Oberlandesgerichtsrathes August in bei Potsdam aufgestellt, ferner ein Tisch mit 6 ausgezeichnet schönen Kulturpflanzen aus dem botanischen Garten, als: Laportea crenu- lata, Boehmeria argentea, Hibiscus ferox, Crocosmia aurea, Fuchsia venusta und Be- gonia Frogmoore Seedling, denen durch die Preisrichter die Monatsprämie zuerkannt wurde. In dem Vorräume zum Versammlungslokale hatte der Obergärtner Pasewaldt aus dem Dan- neel'schen Garten eine überaus zierliche, mit allen möglichen buntblättrigen Pflanzen besetzte Schaale aufgestellt, die ebenfalls die Aufmerksamkeit der Eingehenden auf sich zog und deshalb für preis- würdig erklärt wurde. Ein Ehrcndiplom wurde der blühenden Des- fontainia spinosa des Fabrikbesitzers Nauen (Obergärtner Gireoud) zu Theil; derselbe hatte ausserdem einige neue Gladiolen und schöne Fuch- sien ausgestellt. Der Kunst- und Handelsgärtner Lauche aus Potsdam hatte eine prächtige Pteris argyraea, Laportea crenulata, Sclaginella atroviridis und ein Sortiment schöner Georginen geliefert, der botanische Garten ausserdem noch eine Gruppe von 22 meist reichlich blühenden Pflanzen, von denen Hebenstreitia dentata und Begonia Saundersoni ihrer reichen Blüthenfülle und leichten Kultur als Marktpflanzen, sowie Cuphea montana, als neue Einführung empfohlen wurden. Ferner waren eingeliefert: ein Bouquet von aus eigenem Samen gezüchteten, schönen Trüffaut'schen- und Ranunkel-Astern durch den Kunst- und Han- delsgärtner E. Bouche in Charlottenburg ; ein Bouquet schöner Remontant-Rosen von Fü bring er; ein Körbchen mit Früchten ausdauernder Gehölze vom Stadtgärtner Huot; Madcra-Z wiebeln von ganz besonderer Grösse aus dem Garten des Freiherrn V. Thiele mann (Obergärtner Pilderj in Will- mersdorf ; zwei schöne Rambour-Calvillen durch den Direktor August; eine Sarepta-Melone durch den Hofgärtner Hempel. Hiernächst wurde der Etat des Vereines pro 1860 noch einmal vorgelegt und angenommen. Hofgärtner Hempel fragte, von welcher Pflanze 35 274 das aus Tampico, dort Anacahuite genannte, ge- gen Schwindsucht empfohlene Holz stamme? In- spektor Bouch^ berichtete dagegen über die fort- währenden erfreulichen Zusagen von auswärtigen Vereinen und von Privaten zur Betheiligung bei der am 29. September bevorstehenden Obst- und Gemüse- Ausstellung. Die nüthigen Vorbereitungen, sowie die verschiedenen Gegenstände, die die Aus- stellung selbst, sowie die Aufnahme der Gäste, be- trafen, machen es nothwendig. dass übrigens noch Mitte September eine ordentliche Sitzung zur Be- sprechung dieser Angelegenheit stattfinden wird. Der Vorsitzende theilte mit, dass er die nach- gelassenen Arbeiten des verstorbenen Institutsgärt- ners P. C. Bouche über die Gattung Canna jetzt im Besitze habe; sie bestehe aus 6öU einzelnen Blättern und über lOU Abbildungen. Aus ihnen sei ersichtlich, dass derselbe 131 Arten, die er in drei Gattungen: Canna, Eurystylis und Di- stömon theilte, unterscheide. Referent behalte sich vor, diese Gattung mit dem Inspektor Bouch^ später zu bearbeiten und wenigstens eine geordnete Uebersicht der Arten zu geben. Hieran knüpfte derselbe noch einen Vortrag über die Blattstellung der Marantaceen an und theilte zuletzt auch noch Einiges über Polyembryonie oder das Vorkommen mehrer Keimlinge in einem Samenkorne mit. Das- selbe sei bei dem Samen der Citronen , Apfelsinen und Pomeranzen längst bekannt, indessen habe mau in neuester Zeit mehr Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand verwendet und die Abnormität bisjetzt bei 3:1 Familien, 48 Gattungen und ü5 Arten beob- achtet. Am häufigsten habe er es bei Evonyraus latifolius und americanus, ferner bei einer Ardisia, die durch Moritz aus Caracas an den hiesigen botanischen Garten geschickt und A. po- lytoca A. Braun et Bouche benannt sei, gefunden; auch bei der durch Parthenogenesis merkwürdigen Caelebögyne ilicifolia kommen zwei und drei Keimlinge in einem Samen vor. knipliofia aloidrs .lloench. Unter den Pflanzen, welche der Danziger Kauf- mann und Botaniker Jakob Breyn auf seiner zweiten Reise nach Holland in dem Jahre 1688 in dem berühmten Garten des Herrn v. Beverningk zu Leiden sah, befand sich auch eine Lilienart aus Südafrika, von der es ihm zweifelhaft war, dass er sie zu Aloe rechnen sollte, wie es in dem Verzeichnisse des damaligen Professor's Hermann eben daselbst geschehen ; er nannte sie deshalb Iris uvaria flore luteo. Der Name Aloe africana, foliis triangulari longissimo et angustis- simo war bis auf Linnes Zeit dagegen der ge- bräuchliche. Mit diesem Reformator erhielt sie aber anfangs den Namen Aloe Uvaria, später jedoch wurde sie bei Aletris, wo übrigens ganz verschie- dene Pflanzen zusammengestellt sind, aufgeführt. Dass sie weder bei Aloe, — obwohl sie La- marck in der Encyclopedie doch wieder Aloe lon- gifolia nennt, — noch bei Aletris bleiben konnte, sah man ein; Willdenow und Roth vereinigten sie daher mit Veit heim ia; ersterer nannte sie V.Uvaria, letzterer hingegen V. sp eciosa. Aber schon Mönch hatte eingesehen, dass die Pflanze den Typus eines besonderen Geschlechtes hatte, was er 1794 zu Ehren dos Professors der Anato- mie, Physiologie und Botanik zu Erfurt, Joh. Je- rem. Knophof, der 1768 starb, aber grade nicht besondere Verdienste um die Botanik gehabt hat, Kniphofia, die Art aber K. aloides, nannte. lü Jahre später erkannte Gawler, einer der flühern Bearbeiter des botanical Magazine, das- selbe, wusste aber nichts von dem Mönch'schen Namen und gab daher einen neuen. So passend Tritoma wegen der dreischneidigen Blätter auch ist, so muss derselbe doch als der spätere verwor- fen werden und Tritoma Uvaria kann nur als Synonym von Kniph ofia aloides Mnch gelten. Auf die beiden Namen Link's: Tritomanthe (Enum. pl. hört. Berol. I, 333) und Tritomium (Handb. d. Gewächsk. I, 270), da sie viel später und eigentlich ohne allen Grund gegeben wurden, ist gar kein weiterer Werth zu legen. Wir haben uns veranlasst gefühlt, auf diese sehr alte Pflanze zurückzukommen, da sie eines- theils trotz ihres blumistischen und gärtnerischen Werthes doch mehr oder minder aus den Gärten der Liebhaber verschwunden ist und anderntheils aus Belgien mit einem neuen Namen Tritoma Rooperii verbreitet wurde. Die letztere blüht seit mehrern Wochen im botanischen Garten und wir haben Gelegenheit gehabt , sie zu untersuchen und zu vergleichen, ohne dass wir irgend wesent- liche Unterschiede gefunden hätten. Aus dieser Ursache tragen wir gar kein Bedenken, sie als Syno- nym zu der bekannten K. aloides Mnchzu stellen. Genannte Pflanze nimmt sich im Freien so- wohl im Topfe, als in das Land gesetzt, sehr gut aus. Die langen, dreischneidigen Blätter haben ein angenehmes Grün und die anfangs mehr orangen- farbigen, selbst mehr rothen und zu einer dichten Aehre zusauuiiengedrängten Blüthen besitzen eine ziemlich lange Dauer, da sie von unten an anfan- gen sich zu entfalten und dieses am Blüthenstengel aufwärts allmählig weiter geschieht. Die Zahl der bis jetzt bekannten Kniphofien beträgt 7. Von ihnen aber haben wir ausser der gewöhnlichen nur noch von zweien Gelegenheit ge- 275 habt, sie zu untersuchen, leider aber ohne Blüthen. Doch unterscheiden sie sich so deuthch, dass sie gewiss gute Arten darstellen. Es sind dieses K. Burchellii Kth (Tritoma BurchcUi Lindl.) mit ganz glatten Blättern und blutrothen Blüthen , die aber ebenfalls nach dein Verblühen eine gelbe Farbe annehmen, und K. sarmentosa Kth (Tritoma media Gawl., Tritomanthe media Lk, Aletris sar- mentosa Andr., Veltheiinia sarmentosa Willd.). letz- tere ist weit kleiner und besitzt gelbe Blüthen, die umgekehrt nach dem Verblühen dunkler werden. Au gezeichnet sind ihre Stolonen, durch welche sie sich sehr kenntlich macht. Früher sah man diese Art in Berlin häufig auf dem Blumenmarkte, wo sie aber leider jetzt ganz und gar verschwunden ist. Wir bemerken noch, dass K. aloides früher in Sanssouij'i bei dem Hofgärtner Karl Fintel- mann am Neuen Palais bei Potsdam im Freien überwintert wurde, wodurch die Pflanzen haupt- sächlich im Sommer sehr schön und lange blühten. Die Pflanzen wurden nur gut gedeckt, verloren aber allerdings jedesmal die Blätter, die sich aber rasch wieder erzeugton. Es wäre doch im Interesse mancher Gärten zu wünschen, dass man von dieser Erfahrung Gebrauch machte. Die Logaiiiacecn. (Schluss.) II. Sjiigolia aenea Lern. In der Mitte des vorigen Jahrhunderte« kam eine krautartige Pflanze aus Amerika mit einem grossen Rufe als Heilmittel gegen Würmer nach Europa. Linne schrieb eine besondere Abhandlung (Amoent. botan. V, 133) darüber und nannte die Pflanze zu Ehren eines berühmten Arztes , der in Brüssel geboren, aber t ö'2:i als Professor der Medi- cin und Botanik zu Padua starb und ein botanisches, ziemlich unbedeutendes Buch geschriebeu hat, Spi- gelia Anthelmia (d. h. wurniwidrige Spigelie). In Brasilien, wo man sie am Häufigsten anwendete, wurde sie Aropabaca genannt. Unter diesem Na- men kommt sie auch zuerst in Marcgrafs Geschichte Brasilien's vor, die l()4S erschienen ist. Später lernte Linne eine andere Art dieses Geschlechtes, und zwar mit denselben Heilkräften, aus dem Nor- den Amerika's kennen und gab ihr den Namen: S. marylandica. Seitdem hat sich die Zahl der Spigelien sehr vermehrt, so dass der jüngere de Candolle in seiner Monographie deren nicht weniger als 23 auf- führt; zu ihnen kommen aber noch 2 (S. niultispi- cata und nervosa), welche Steudel beschrieben hat, nach Bentham aber freilich nur Formen der S. Anthelmia L. sind, und 2, welche später der bekannte, aber nun auch verstorbene Reisende Ga- leotti in Mexiko fand und vielleicht ebenfalls sich auf bekannte Arten zurückführen lassen. Ausser- dem sind nach Bentham: S. Schomburgkiana Benth. und wahrscheinlich auch S.mexicana A.DC. ■ nicht von S. Humboldtiana Ch. et Schi, und S. gracilis A.DC. nicht von S. spartioides Ch. et Schi, verschieden. Wenn man nun mit diesen die 3 von de Candolle schon zweifelhaft hingestellten Arten ebenfalls in Abzug bringt, so beträgt die wirkliche Zahl der bekannten Spigelien nur gegen !G. Die neue Lemaire'sche S. aenea ist vielleicht ebenfalls nur eine Form einer schon bekannten Art, vielleicht von der S. Humbold- tiana Ch. et Schi, nicht verschieden. Spigelia wurde anfangs zu den Gentianaceen gestellt. Das Vorkommen von Nebenblättern jedoch, sowie die eigenthümliche Gliederung des Griffels und die so sehr abweichende Gestalt der Kapsel bestimmten schon den bekannten Münchener Rei- senden v. Martins das Genus als eine besondere Abtheilung zu befrachten, die später Endlicher zu einer selbständigen Familie erhob. Als abwei- chend hervorzuheben ist aber auch noch, dass die Blüthenähren in der Jugend, wie bei den Helio- tropien und andern Asperifoliaceen zurückgekrünimt sind. In der neuesten Zeit ist Spigelia zu den Loganiaceen gestellt worden , wo man eben , w ie oben gesagt, eine ganze Reihe selbst unter einander abweichender Arten vereinigt hat. Spigelia aenea wurde von dem Reisenden Marias Porte in der Jacobina, einem östlich liegenden Distrikte der brasilischen Provinz Bahia entdeckt und an dem Direktor Linden in Brüssel gesendet. Wahrscheinlich ist es dieselbe Art, welche der jetzige Kunst- und Handelsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam in seiner „gärt- nerischen Reise" (Wochenschr. 1. Jahrg. S. 135) als S. aiirea erwähnt, und welche er in dem van Houtte'schen Etablissement zu Gent damals als etwas Neues sah. Wir finden in dem Pflanzen-Verzeich- nisse des genannten Institutes vom Jahre 185S nur j S. aenea angeführt. ! Beschrieben ist übrigens S. aenea zuerst von I Lemaire im Jahre ISJT in dem 4. Bande der von ihm herausgegebenen Illustration horticole (Seite Ü2 der Miscellanien); ein Jahr später erhielt sie auch in dem damals noch von Galcotti herausgegebe- Journal d'horticulture pratique de la Belgique (im '1. Jahrgang auf der l'i. Tafel) eine gelungene Ab- ' bildung. Seitdem hat die Pflanze eine grössere Verbreitung erhalten; wir haben ebenfalls Gelegen- heit gehabt, sie in dem Nauen'schen Garten zu I sehen, wo der Oberg. Gireoud uns freundlichst Blüthen- und Fruchtzweige zur Verfügung stellte. 3.') * Q76 S. aenea gehört zu den kleinern Pflanzen mit bunten Blättern und schliesst sich in dieser Hin- sicht den Campylobotrys-, einigen Thalia- Arten (z. B. glumäcea C. Koch) u. a. an. Mit Pentas edrnea Hook., welche nach Lemaire nahestehen soll, hat sie unseres Erachtens nach gar keine Aehn- lichkeit, weder im Habitus, noch in der Blüthe. Sie besitzt einen kurzen, meist auch wenig röthlichen und selbst gegen die Basis hin etwas holzigen 8ten- gel von 1 bis 2 Zoll; dieser verästelt sich aber als- bald gar sehr und die kurzen Zweige tragen allein und ziemlich gedrängt wenige Blattpaare überein- ander. Dadurch geht jedoch die Pflanze sehr in die Breite und erhält dann nicht selten den doppelten Durchmesser der Höhe, also eine Breite von 8 — I U Zoll. Die Blätter haben jung eine glänzend-dunkel- grüne Färbung auf der Oberfläche, die aber schon bald sich um so mehr bronzirt, als das Blatt älter wird, so dass sie zuletzt mehr oder weniger einen olivenfarbig-kupi'errothen Widerschein erhält. Die hellgrünen Nerven- und Hauptadern treten dann um so mehr daraus hei'vor. Die Unterfläche ist dagegen prächtig-hellgrün. Die eigenthümlichen Punkte auf der Oberfläche, von denen Lemaire spricht und die die eben besprochene Färbung geben sollen, haben wir nicht beobachten können. Sobald die Pflanze sich nur einigermassen er- starkt hat, erheben sich aus den Winkeln der Blät- ter oder am Ende der Zweige die einseitigen Aeh- ren von gegen J Zoll Länge mit iliren weislichen, am Saume aber zart rosenrothen Blüthen. Die eirund -spitzen Abschnitte der Blumenkrone haben nach innen, mit Ausnahme des Randes, eine violett- fleischrothe Färbung, von der aber weder Lemaire, noch Galeotti, etwas sagen. Den ganzen Sommer hindurch blüht die Pflanze. Ihre Schönheit wird dadurch allerdings nicht weiter erhöht, da die weisslichen Blüthen nicht genug ge- gen die olivengrün -kupferrothe Färbung hervor- treten. Den Hauptreiz wird immer die letztere bilden. Da aber doch die Pflanze zu klein ist, um zu imponiren, so bezweifeln wir, dass sie sich lange in den Gärten halten wird. Es geht ihr gewiss, wie der Maranta glumäcea, die man jetzt wie- der seltener sieht. Ihre Kultur soll leicht sein. Sie verlangt eine geschlossene feuchte Luft , auch sonst viel Feuch- tigkeit, ohne dass das Wasser sicli freilich in der Erde ansammeln kann, und Schatten, wenn sie ihren Sammetglanz erhalten soll. Der Obergärtner Gi- reoud hatte sie im Sommer im Kasten. IIL Logania latilblia Br. u. lloribunda Kth. Als d'Entrecastaux im Jahre 1791 ausgesandt wurde, um Spuren von dem verunglückten Lape- rouse aufzusuchen, begleitete Labillardi^re die Expedition als Botaniker. Man durchforschte na- mentlich die bis dahin kaum befahrenen Küsten von Neuholland und Vandiemensland und Labillar- diere sammelte eine Menge Pflanzen, die er 1804 in seinem Specimen der neuholliindischen Flor ver- öffentlichte. Darin (I, p. 37, t. .TJ) finden wir auch einen Blüthenstrauch unter dem Namen Exacum vaginale beschrieben und abgebildet. Robert Brown fand ihn während seines Aufenthaltes in Neuholland von Neuem und erkannte in ihm und einigen andern, wie wir oben schon (Seite 207) aus- gesprochen haben, den Typus eines besonderen Geschlechtes, was er Logania nannte, die besagte Pflanze erhielt aber den Namen L. latifolia. Seit dem Jahre 18 IG befindet sich diese nun bei uns in Kultur und trotzdem hat sie sich noch nicht bis zu den Gärten der Liebhaber verbreitet, sondern nur in den wissenschaftlichen Instituten erhalten. Als Blüthenstrauch steht Logania la- tifolia vielen andern, besonders manchen weiss- blühenden aus der Familie derDiosmeen an Schön- heit und BlütheiifüUe wenigstens gleich, dadurch, dass aber die Blüthen einen angenehmen Geruch besitzen, hat sie dagegen unbestritten einen Vorzug. Wir zweifeln gar nicht, dass sie sich eben so gut wie Coleonemen, Zierien u. s. w. zur Schaupflanze heranziehen lässt. Es kommt noch dazu, dass die weissen Blüthen gegen das schöne Grün der Blät- ter hier angenehm kontrastiren. Eine genauere Beschreibung zu geben , halten wir für unnöthig, da die Pflanze hinlänglich be- kannt ist; wir hielten es nur für Pflicht, Liebhaber, die gern etwas Neues, besonders aus ihnen bis dahin unbekannten Familien, besitzen, darauf auf- mersam zu machen. Von- Seiten des botanischen Gartens wird gewiss gern, besonders gegen andere Pflanzen, abgegeben. Unter dem Namen Logania paniculata hat Prof. Kunth eine Art, welche sich im botanischen Garten zu Berlin fand, in dem Samenverzeichnisse des genannten Institutes vom Jahre 1847 beschrie- ben, von der man bedauern muss, dass sie nicht mehr vorhanden ist. Sollte sie sich vielleicht noch in Franki'eich vorfinden, da sie in dem Manuel des plantes et des arbustes par Jacques et Herincq aufgeführt wird? Diese Pflanze ist nämlich diö- cisch, gewiss ein seltenes Beispiel in der ganzen Gruppe von Pflanzen, zu denen man auch die Lo- ganiaceen rechnen muss. Sie weicht übrigens auch ausserdem so ab, dass man anzunehmen geneigt sein möchte, sie gehöre gar nicht hierher. Der Schlund der Krone soll bärtig; sein. Aus ihm i-agen die verkümmerten Staubgefässe, welche die Form spathelförmiger Schuppen angenommen 277 haben , heraus. Der Griffel werden 2 angegeben, die an ihrer Spitze zusammenhängen. liei den übrigen Loganien ist es gnide umgekehrt: der ein- fache Griffel theilt sich in 2 Narben. Sollte dieser Umstand nicht auf die Asklepiadeen hinweisen I A. de Candolle beschreibt in seiner Mono- graphie der Loganiaceen i:'> Arten; Bentham glaubt aber wohl mit liecht , dass mehre derselben nur Formen sein möchten. Zu diesen kommen nun noch!!, die später beschrieben wurden. Wiederum soll aber eine (hyssopoides N.v. E.) Synonym einer frühern, von R. Brown beschriebenen (campanulata) sein, so dass die Zahl sämmtlicherLoganien '2'2 betrüge. Pflanzen- und BiunirnüichaH. (Schluss. , Zu den windenden Pflanzen gehört auch Lab- lab vulgaris Savi ( Dolichos Lablab L.) mit allen seinen Abarten und Formen, welche zum Theil als besondere Arten beschrieben sind. Die schönste von allen ist Lablab purpiireus, welche blau- rothe, ziemlich dunkele Blüthen besitzt: aber auch das Laub hat eine röthlich- bräunliche Nüancirung. Sie ist auf der 18. Tafel des Jahrganges IBö^J/liü des Horticulteur francjais abgebildet. Seit einigen Jahren ist die Pflanze wieder mehr zu Ehren ge- kommen. In den verschiedenen Samenverzeichnissen findet man leider oft mehre Formen als Arten neben einander aufgeführt, wie Dolichos giganteus oder alt iss im US, senegalensis und martini- censis. Herin cq, der Herausgeber oben ge- nannten Journales sagt mit Kecht, dass die Lablab- bohne nicht mehr Sorge verlangt, als die bei uns, namentlich in kleinern Städten und auf Dörfern, vielfach angewendete arabische oder Feuerbohne. Wenden wir uns nun einigen Blüthensträu- chern und zwar zunächst Alpenrosen oder Rhodo- dendren zu. Auf der 230. Tafel der Illustration horticole ist Rhododendron Comte de Gomer abgebildet. Es ist ein Blendling eines Blendlinges: Rh. Fleur de Marie (Byls), mit dem Blüthen- staube des R. eximium novum befruchtet, und hat im Aeussern sowohl, als im Blüthenbouquet und in der Farbe eine grosse Aehnlichkeit mit Rh. Bylsianum, über das wir früher gesprochen haben. Da es bereits im Freien während des Win- ters 1858/!^) eine Kälte von U und 15 Grad aus- gehalten hat , so ist es um so mehr zu empfehlen, und dürften auch bei uns Versuche gemacht werden. Eine andere Aljjenrose für's freie Land ist Rh. omniguttatum (auf der 244. Tafel abgebil- det). Sie gehört zu den pontischen, aus der sie aus Samen erhalten wurde. Aus welcher Sorte? ist nicht gesagt. Die Pflanze verästelt sich unge- mein und bildet schon zeitig einen stattlichen Busch. Alle Aeste bringen fast Bouquets kleiner bläulich- fleischfarbiger Blüthen hervor. Einen besondern Reiz erhalten diese durch die zahlreichen Purpurpunkte, womit die sämmtlichen Blumenabschnitte besetzt sind. Rhododendron Blandianum gehört hin- gegen wiederum zu Rh. arboreum und stammt aus England, wo es Th. Nuttall gezüchtet hat. Diese Alpenrose soll zwar ebenfalls im Freien aushalten, aber in Deutschland wohl nur in dem wärmern Rhein- thale Baden's und in anderen günstig- gelegenen Gegenden. Die Blüthen sind verhältnissmässig sehr gross und haben eine prächtige rothe Farbe. Ab- gebildet ist sie im Horticulteur fran^ais auf der 13. Tafel des Jahrganges 185',)/l)U. Betrachten wir einige Azaleen, welche in der Flore des serres abgebildet sind. Auf der 1325. Tafel befindet sich Comte de Hainaut, von Ver- vaene gezüchtet. Laub und Blüthen sind gleich schön; ersteres dunkelgrün und glänzend, letztere sehr gross, einfarbig-roth, aber doch mit zahlreichen Purpurpunkten am obern Theile des Saumes und zwar mehr gegen das Centrum hin. Auch ist Nei- gung zum Gefülltsein vorhanden. Azalea umbellata alba (auf der 1321). Taf.) ist eine A. ledifolia, wo die Blätter gegen die Spitze der Zweige gedrängt stehen, so dass aus der Mitte des Blattbüschels 2 oder 3 blendend -weisse und gestielte Blüthen hervorkommen. Diese haben da- durch noch ein besonderes Interesse, als die Zahl der Abschnitte meist 9 beträgt. Van Houtte er- hielt sie von einem gewissen Rovelli. Azalea Aurelia (auf der 1354. Tafel) ist uns bereits hier in Berlin bekannt und hat Anerkennung gefunden. Dem Kunst- und Handelsgärner Lie- big in Dresden, der um Neuzüchtung dieser Blü- thenträucher sich grosse Verdienste erworben, ver- danken wir auch diese Sorte. Sie ist deshalb besonders eigenthümlich, weil keine Bliithe hin- sichtlich ihrer Farbe der andern gleicht. Während die eine bisweilen blendend-weiss ist, entfaltet sich gleich daneben eine rothe. Desto häufiger sind aber die, wo beide Farben zu gleicher Zeit vorkommen und wo nur bald die eine, bald die andere mehr vorherrscht. In der Regel tritt das Weiss als Grund- farbe auf und das Roth erscheint in Form von Stri- chen, Streifen und Bändern, oder umgekehrt das Roth ist Grundfarbe. Dieses neigt sich aber bald mehr zum Lachsfarbigen, bald mehr zum Amarant- Roth hin. Wir ergreifen übrigens die Gelegenheit, um auf eine Eigenthündichkeit einer andern Pflanze aufmerksam zu machen, von der uns Herschbach zu gleicher Zeit einige Blumen einsendete ; es wa- ren dieses gelblich-grünliche Blumen einer Azalee. Wenn dergleichen auch nicht grade auf Schönheit 278 Anspruch machen können, so sind doch so gefärbte Azaleen-Blüthen uns noch nicht vorgekommen. Wir schliessen hier die eigenthümliche Form einer gel'ülhen Pfirsiche mit zugleich weissen und rothen Blüthen nn. Entweder ist die eine oder andere Farbe in einer Rliithe durchaus vorhanden und die andere ist ausgeschlossen oder die äussern Blumen- blätter erscheinen mehr oder weniger roth, die mehr in der Mitte und nach innen stehenden dagegen weiss. Diese interessante Sorte, welche auf der 1311). Tafel der Flore des serres mit dem langen Namen: Amv'gdalus Persica flore versico- lore pleno abgebildet ist, verdankt van Houtte dem bekannten Reisenden v. Öiebold; sie stammt daher aus Japan. Im -i. Hefte der Flore des jardins, die jetzt der Universitätsgärtner Witte in Leiden heraus- gibt, befindet sich wiederum eine jener prächtigen Baum-Päonien, die ebenfalls wiederum der Reisende V. Siebold aus Japan eingeführt hat und von de- nen wir schon früher einige kennen gelernt haben. Die jetzt abgebildete führt den Namen Triomphe de Harlem. Die in der Mitte tieischrothe, gegen das obere Ende der Blumenblätter immer blasser, zuletzt an der Peripherie weiss werdenden Blüthen haben, weil sie nur halb gefüllt sind, ein sehr leich- tes Ansehen. Wir nennen einige der neuern Fuchsien. Man liebt jetzt bekannter Massen die, welche die Krone gestreift besitzen; und schon hat man auch in dieser Hinsicht wirklieh Vorzügliches geleistet. Im '2. Hefte (auf der 2. Tafel) des Journal d'hor- ticulture pratique de la Belgique sind ^ Sorten des in dieser Hinsicht hinlänglich bekannten Kunst- und Handelsgärtners Cornelissen in Brüssel abge- bildet, die gewiss zu dem Schönsten gehöre, was die Neuzeit in dieser Hinsicht hervorgebracht hat. Alle ö haben einen rothen Kelch. Bei Franz - Joseph IL besitzt zu gleicher Zeit die Blüthe eine solche Grösse, wie wir sie kaum gesehen haben. Aus dem Kelche mit schmalen und ziemlich flach abstehenden Abschnitten erhebt sich eine vielblät- trige, dunkel-purpurviolette Krone, deren Basis aber mit breiten, nach oben gezackten Streifen wiederum von rother Farbe geziert ist. Sie ist aus Prinz von Wales, befruchtet mit Leopold I. und Peter dem Grossen (Pierre le Grand), entstanden. Madame Cornelissen hat eine sehr zarte Blume. Die noch schmälern Kelchabschnitte sind in einem leichten Bogen zurückgekrümnit und die zahlreicheren Kronblätter von schneeweisser Farbe besitzen verästelte rothe Nerven. Als Mutter wird Duchesse de Lancaster, als Vater Roi des Blancs angegeben. Delphine Parent ähnelt der ersten hinsicht- lich der Färbung, ist aber weit kleiner. Die Kelch- abschnitte sind ebenfalls zurückgekrümmt und die gefüllte Krone besitzt mehr violett-blaue Farbe, die an der Basis durch ein schmutziges Fleischroth ersetzt wird. Marie Mackin tosh gleicht wiederum der vorhergehenden in der Färbung, aber die Kelch- abschnitte stehen schief ab und die blauen Blumen- blätter besitzen an der Basis breite und gezackte fleischrothe Streifen. Henri ülin gefällt uns am Wenigsten. Die Kelcliabschnitte sind zurückgeschlagen und die brei- ten violettrothen Kronblätter sind sehr matt. Auch in Flore des serres sind einige Fuchsien abgebildet. Unter Anderem: Lord Clyde (tab. 13: Vi), welche Youell et Co. in Grcat-Yarmouth in den Handel brachte. Wir haben bereits von ihr im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 173) gesprochen. Auguste Gevaert (Coene) finden wir we- niger schön. Der grosse Kelch hat anfangs auf- rechte, im obern Drittel aber zurückgebogene Ab- schnitte. Seine Farbe setzt sich zum Theile auch auf dem Fruchtknoten fort. Die zahlreichen vio- letten Blumenblätter haben auf dem Rücken einen fleischfarbenen Streifen. Desto mehr imponu't die durchaus schön-rothe Fuchsie, welche Beranger genannt wird. Sie mag wohl noch Franz Joseph II. an Grösse, auf je- den Fall aber an Leichtigkeit und Eleganz, über- treffen. Die Kelchröhre ist schlank und die sehr langen und schmalen Abschnitte macheu erst gegen die Mitte hin einen leichten Bogen nach rückwärts. Was Floi'blumen für's freie Land anbelangt, so ist die in Flore des serres auf der 1341. Tafel abgebildete Verbena Madame Jourdier. welche Boucharlat in Lyon gezüchtet hat, sehr zu em- pfehlen. Sie besitzt zwar keine grossen Blüthen, aber um desto freundlichere. Die Blumenabschnitte haben in der Mitte eine tiefkarmin-, rings am Rande eine roscnrothe Färbung. Wie wir von der Coreopsis t in et o ria hin- sichtlich der Färbung ihrer Blüthen eine Reihe schöner Formen erhalten haben , so nun auch von dem ähnlichen Cosmidium Bu rid geanum. Da die Blüthen des letztern langstielig sind, auch etwas grösser, so haben diese I^ormen unbedingt vor de- nen der zuerst genannten Arten einen Vorzug. Von denen, die auf der liVJ I.Tafel der Flore des serres abgebildet sind, verdienen die dunkelbraunen und goldgelb-eingefassten alle Beachtung. Die Abart der gewöhnlichen Kapuziner-Kresse (Tropaeolum majus), welche gar nicht rankt, aber um so buschiger wächst, hat unbedingt wegen ihres Blüthen-Reichthumes, der in der That bis spät in « 279 den Herbst hinein, wo der Frost ein Ende macht, dauert, einen Vorzug. Sic scheint in England zu- erst entstanden zu sein und erhieh den Namen: Tom Thumb. Wir besitzen bereits mehre Sorten. Eine mit rein - (nicht gokl-) gelben Blüthen ist in der Illustration horticole auf der 'l'.VL Taf. absrebildet. Zu den Florblumen , welche in der neuesten Zeit eine hohe V ollkoinmenheit erhalten haben, ge- hören auch die Phloxe. Nachdem man der ein- jährigen Phlox Drummon dii hauptsächlich seine Aufmerksamkeit zugewendet hatte, suchte man auch die mehrjährigen, besonders Phlox paniculata und decussata, zu vervollkommenen. Diese ha- ben um so mehr Werth , als sie sich leichter in ihrer einmal angenommenen Eigenthümlichkeit fort- pflanzen lassen. Im ,Iournal d'horticulture de la Belgique (und zwar im Aprilhefte) sind '^ Sorten abgebildet (allerding als Kopie einer schon im vo- rigen Jahre im Florist und Fruitist auf der Ifi.^i. Ta- fel gegebenen Darstellung), die in England allge- mein gefielen und nun auch auf dem Festlande Beifall gefunden haben. Julie Roussel ist blen- dend weiss, besitzt aber einen breitstrahligen,rothen Stern in der Mitte. Die Blüthen sind hier besonders gross. La Volupt^ zeichnet sich dagegen durch ein zartes Karmin in den Blüthen aus und erreicht als Pflanze eine grössere Höhe (3 Fuss), als die vorhergehende. Souvenir d'un ami ist die kleinste von allen und wird kaum 1 } Fuss hoch. Die Farbe der Blüthen ist hier wiederum ein präch- tiges dunkeles Karmin. Auch die Georginen, welche eine Zeit lang etwas in den Hintergrund getreten waren, werden wiederum sehr geliebt, namentlich die kleinblüthi- gen, die sogenannten Liliputs. Im Maihefte der Belgique horticole sind deren (5 abgebildet. Wir führen sie nicht besonders auf; wir wollten nur darauf aufmerksam machen , dass diese deutschen Ursprunges sind, und wir demnach ebenfalls Sorten heranzuziehen im Stande sind, wie sie in England und Frankreich nicht schöner erzielt werden. Der sonst unbedeutende Ort Köstritz bei Gera im Fürsten- thume Reuss hat namentlich hierin Vorzügliches geleistet. Wir beziehen uns in dieser Hinsicht auf unsern diesjährigen Garten-Kalender, wo alle neuen Sorten aufgeführt und näher bezeichnet sind(S. I4()). Auch hinsichtlich der Strohblumen liat man in der neuesten Zeit in Deutschland eben so viel ge- leistet, als in Frankreich. Arnstadt und Erfurt sind hier die Orte, denen wir die schönsten Farben verdanken. Zwei neuholländische Sommergewächse: Helichrysum bracteatum und macranthum, vielleicht nur Abarten eines und desselben Typus, haben durch Kreuzung allmählig die grosse Man- nigfaltigkeit in den Farben der Blumen gegeben, die alle Nüancirungen aus Weiss durch Rosa, Roth, Braun und wiederum zu Gelb durchlaufen. Die eine hat gelbe , die andere weisse oder röthliche Blüthenkörbchen. In der Revue horticole ist Seite 14 mit Recht von Neuem auf diese interessanten Pflanzen aufmerksam gemacht worden; Helichry- sum macranthum hat auch eine, allerdings nicht gi'ade vortheilhafte, Abbildung erhalten. Von der beliebten japanischen Lilie , welche Thunberg als Lilium speciosum beschrieben, die in den Gärten aber in der Regel unter dem fal- schen Namen Lilium lancifolium kultivirt wird, hat van Houtte eine Form mit gelbpanachirten Blättern erhalten und bringt sie jetzt in den Han- del. Sie ist auf der \'.V.V.^. Tafel der Flore des serrcs abgebildet. Die Blätter haben einen gold- gelben Rand, weshalb ihr Besitzer der Pflanze noch den Beinamen au reo-marginat um beigelegt hat. Wir sind übrigens in dem Besitze eines Zweiges des Lilium speciosum Thunb. , den wir von dem Kunst- und Ilandelsgärtner Herschbach in Köln erhalten haben, wo der goldgelbe Rand gegen die grüne Mitte der Blätter viel bedeutender er- scheint, als es in der bereits citirten Abbildung der Fall ist. Wenn wir nicht irren, war diese Form ebenfalls in dessen Gärtnerei selbständig entstanden. Wir gehen zu 2 andern Lilien über, auf die man in der neuesten Zeit durch Maximowicz's Reise nach dem Amurlande wiederum aufmerksam , geworden ist, die aber auch in Sibirien wachsen und unsere volle Beachtung verdienen. Der erste Direktor des botanischen Gartens in Petersburg, Fischer, beschrieb schon im Jahre \H\'2 die eine und nannte sie wegen ihrer sehr schmalen Blätter: Lilium tenuifolium. Durch ihn kam sie auch in die botanischen Gärten Deutschlands, wurde aber trotz der schönen scharlachrothen Blüthen, deren Blumenblätter, wie bei dem Türkenbunde, zurück- gerollt sind, von Liebhabern nicht weiter beachtet. Eine zweite ähnliche Pflanze erhielt später Fischer aus Dahurien und machte sie 184ü als Lilium pulchellum bekannt. Diese besitzt wenig -brei- tere Blätter, die ebenfalls scharlachrothen Blumen- blätter sind aber nicht zurückgerollt, sondern stehen ab. Beide hat Regel in seiner Gartenflora auf der 284. Tafel recht gut abgebildet, während die Dar- stellungen in dem Journal d'horticulture de la Bel- gique (im Julihefte auf der l'^. Tafel) in der Aus- führung sehr nachstehen. Saxifraga pur|)urascens Hook. fil. gehört zu den Pflanzen, welche der jüngere Hook er in dem Himalaya entdeckt hat ; sie verdient den übri- gen bekannten Arten dieses Riesengebirges für un- sere Gärten angereiht zu werden, möchte aber, wie die verwandte S. crassifolia, kaum im Freien 280 aushalten. Sir blühte vor einigen Jahren zuerst im botanischen Garten zu Kew und wurde auch von dem altern Hook er im botanical Magazine (tab. 5066) abgebildet. In dem Horticulteur franc^ais und zwar auf der U.Tafel (im 8. Hefte) wird sie eben- falls dargestellt. Der Name ist sehr bezeichnend, denn der ganze Blüthenstiel und die Blumenki-one haben eine braunrothe Farbe; auch die Mittelnerven der grossen, eirund-länglichen und dicklichen Blät- ter sind ebenso gefärbt. Eine andere Pflanze, deren Einführung in den Gärten wir dem unermüdlichen Reisenden Hooker Sohn verdanken, ist ein Mohn mit grossen blauen Blüthen, der wegen der einfachen Blätter den Na- men Meconopsis simplicifolia D.Don erhal- ten hat. Der Genus- Name ist passend gewählt, denn er bedeutet „Mohngestalt". Die Pflanze wurde durch Wallich, dem grüssten Forscher der ost- indischen Flor, zuerst bekannt. Aus dem Büschel langer und schmaler Blätter tritt der ebenfalls mit Borstenhaaren dicht besetzte, aber blattlose Blüthen- stiel hervor und trägt an der Spitze eine überhän- gende, sehr grosse Blüthe. Dadurch unterscheidet sich diese Art sehr leicht von der in einer Rispe, aber ebenfalls blaublühcnden M. Wallichii Hook., welche vor mehrern Jahren in unsere Gärten ge- kommen ist, aber eben so schnell wieder daraus verschwunden zu sein scheint. Meconopsis sim- plicifolia ist auf der 1324. Tafel der Flore des serres abgebildet, stellt aber nur eine Kopie der- jenigen aus Hooker's Illustrations of the Himalayan plants dar. Wir gehen schliesslich noch zu einigen Gehöl- zen über. Wegen ihres sonderbaren Laubes haben die Phyll 6 cladus- Arten unter den Coniferen eine eigenthümliehe Stellung; die beiden in den Gärten vorhandenen P. rhomboidalis Rieh (as- plenifolia Labill.) und trieb omanoi des Don haben stets die Aufmerksamkeit der Botaniker so- wohl, als der Laien, in Anspruch genommen. Wie- derum ist es der jüngere Hooker, der uns mit einer neuen Art dieses Geschlechtes bekannt ge- macht hat, die auf der Insel Borneo im Gebirge bis zu 6üUüFussHühe wächst. Im Frühjahre 18;")!) blühte eine Phyllocladus bei van Houtte in Gent und wurde von Prof. Scheid weiler untersucht. Nach ihm ist es wahrscheinlich Ph. hy{)ophylla Hook.fil., vielleicht jedoch auch Ph. glauca Carr., eine jedenfalls nahe stellende Art. Abgebildet ist sie auf der 1331. Tafel der Flore des serres. Die blaugrünen, dicklichen Blätter haben eine rau- tenförmige Gestalt und laufen scheinbar in einen Stiel aus. Gegen die obere Hälfte sind sie mit einigen grossen Kerbzähnen versehen. Die fast wal- zenförmigen Kätzchen stehen auf eben oder doppelt so langen , nach oben stachlichen Stielen , die aus dem Winkel kleiner, eirunder Blätter hervorkommen. Unter dem Namen Mahonia intermedia be- findet sich wohl mehr eine Form, als eine besondere Art schon längere Zeit in den Gärten. Unserer Ansicht nach gehört sie zu Berberis Aquifolium L. Ob die, welche in der Revue horticole zu Seite 23 abgebildet wurde, dieselbe ist, vermögen wir aus der Darstellung nicht zu entscheiden. Diese scheint mehr in die Höhe zu steigen und soll selbst H bis 9 Fuss hoch werden. Die Blätter bestehen zwar nur aus 7 oder 9 Blättchen, sind aber mehr in die Länge gezogen und geben, da sie horizontal ab- und in Zwischenräumen gruppenweise stehen, ein hüb- sches Ansehen. In dieser Weise haben wir aller- dings die Form, welche wir als M. intermedia gefunden, nicht beobachtet. Als luglans regia gibbosa wird in der Revue horticole (zu Seite 99) eine Wallnuss ab- gebildet, die unsere Beachtung verdient. Schon die Bllittchen unterscheiden sich dadurch etwas von de- nen der Hauptart, dass sie auf der Oberfläche sehr glänzend, fast wie mit Firniss, überzogen erscheinen, trotzdem aber durch schwach aufgetriebene Maschen etwas uneben sind. Dagegen besitzt die Unterfläche ein weit blasseres Ansehen und ist ausserdem, na- mentlich auf den Nerven, mit einer schwachen rost- farbenen Behaarung besetzt. Das oberste Blatt ist auch verhältnissmässig zu den andern gross. Am Meisten zeichnen sich aber die grossen Früchte durch die abgerundeten Höcker aus , welche sich besonders nach der Seite hin vorfinden. Auch die Spitze derselben (die Griffel- Verlängerung) läuft in eine kegelförmige Warze aus. Nimmt man die äussere schwache Schale weg, so kommt man zur ausserordentlich unebenen Oberfläche der Nuss, de- ren Schale wiederum dick ist und verhältnissmässig, wie freilich bei allen grossen Wallnttssen , einen kleinen, sich aber sehr leicht lösenden und ange- nehm schmeckenden Kern einschliesst. Diese Sorte der Wallnuss erhielt der Baum- schulbesitzer Cadet Grognet in Vitry-sur-Seine vor ungefähr 12 Jahren als essbare Nuss aus Ame- rika; dieser theilte sie wiederum seinerseits an Billard zu Fontenay-aux-roses mit, der einige aussäote und dadurch Pflanzen erzog, die vollstän- dig ihre Eigenthümlichkeiten beibehalten hatten. Im äussern Ansehen nähern sich die Nüsse allerdings einJL'en amerikanischen oder Hikkorv- Nüssen, na- mentlich durch die kegelförmige Verlängerung an der Spitze, die bei den Riesennüssen Inglans re- gia macrocari)a (Noix de Jouge und Noix Bi- joux der Franzosen) weit kleiner ist und in einer Vertiefung sitzt, die Abart gehört aber durchaus zu unserer Inglans regia. Verlag von Karl Wiegandtin Bprlin. Grünstrasse 16. Dnick Ton J. F. Starcke in Berlin. Woclieiischri des Vereines zur lieförderuno; des Gartenbaues in den Köuifflicli Preussischeu Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt V(in dem General-Sekretair Jes Vereines Professor Dr. Karl Kocll. M 36. Berlin, den 6. September 1860. Preis des Jahrj,'anges ö| Thlr.. sowohl bei Bezu. Rambour, 7. Rosenäpfel, 8. Reinetten, 9. Streiflinge, 10. Trossäpfel. HI. Ur- oder Stammart: Baumstrauchartige. 11. Johannisäpfcl, 1'2. Heckapfel. IV. Ur- oder Stammart: Beer enap feiartige. Frucht roh ungeniessbar, dünn und langstielig. 13. Brustapfel, 14. Kronapfel, 1;^. Kirschapfel. Die Birnen zerfallen nach Dochnal's Ein- theilung gleichfalls in 4 Hauptstämme, nämlich: I. Ur- oder Stammart: Filsbirnen. Baum gross, Blatt ober- oder unterseits wollig, ganzrandig oder seicht gezähnt; zerfällt in 3 Gattungen: 1. Bratbirnen, 2. Faustbirnen, 3. Gewürzbirnen. n. Ur- oder Stammart : Holzbirnen. Blatt kahl, zerfällt in IH Gattungen: 4. Muscatellerbirnen, 5. Weissbirnen, 6. Rousselettes, 7. Zuckerbirnen, 8. Schmalzbirnen, 9. Bergamotten, 10. Dechantsbirnen, 1 1 . Butterbirnen, 12. Zapfenbirnen, 13. Flaschenbirnen, 14. Pomeranzenbirnen, 15. Knackbirnen, 16. Apothekerbirnen, 17. Pfundbirnen, 18. Schmeerbirnen, 19. Trossbirnen. ni. Ur- oder Stammart: Azerolbirnenartige. Blatt wollig, sägezähnig. 20. Azerolbirne. IV. Ur- oder Stammart: S t rauchbirnen artige. 21. Büschelbirne, 22. Schneebirne. Es ergibt sich hieraus , dass selbst nach den Blättern es schwer hält, eine dem Zwecke entspre- chende Eintheilung zu treffen, denn wir sehen schon bei den Aepfeln, dass die 1. Stammart Holzapfel- artige nur 2 Gattungen mit 67 Sorten und die 2. Stammart Filsapfelartige 8 Gattungen mit 1 165 Sor- ten enthält. Bei den Birnen enthält die 1. Stamm- art Holzbirnenartige 3 Gattungen mit 135 Sorten oder Arten, wohingegen die 2. Stammart Filsbirnen- artige 16 Gattungen mit 905 Sorten aufnimmt. Unter so bewandten Umständen hat denn auch Dochnahl seine Gattungen nach der Form der Frucht und Beschaffenheit des Fleisches weiter ge- ordnet, wie dies schon früher vom Geheimen Rath 286 Diel mit besonderem Fleiss, reifer Ueberlegung und Umsicht geschehen. Was Diel mit Klassen und Ordnung benennt, bezeichnet Dochnahl als Gattung, wodurch die Zahl derselben sich, sowohl bei den Aepi'eln, als bei den Birnen bedeutend vermehrt; ob dadurch das Auf- suchen eines Namens oder das eigentliche Bestimmen einer fremden Frucht erleichtert wird, vermag ich als Laie niclit zu sagen und muss dies den Pomo- logen von Fach überlassen ; ich muss jedoch gestehen, dass. wenn mir ein fremder Apfel oder Birne vor- gelegt wird , ich zuerst nach dem Dochnahrschen Werke greife, weil ich darin vermöge der vielen charakteristischen Unterabtheilungen u. s. w. leicht den annähernd richtigen Namen finde und dann in andern Werken die specielle Beschreibung nachlese, indem diese von Dochnahl hier zu kurz ange- deutet wird. Bei den Kirschen hat unser Verfasser das v. Truchsess'sche System gewählt , auch bei den Pflaumen die Siegel'scheEintheilung beibehalten. Die Aprikosen zerfallen in 4 Gattungen: I. Pflaumenaprikose ( Armeniaca dasycarpa Bork.). Frucht dunkelroth. Kern bitter. Blatt lang- zugespitzt. II. AI berge (Armeniaca vera Poit. et Turp.). Frucht klein , gelb , meistens früh reifend, Kern bitter, Blatt gross. m. Goldaj)rikose (Armeniaca vulgaris Lam.). Frucht gross, gelbroth. Kern bitter, Blatt gross. IV. Mandelaprikose (Armeniaca amygdalina Dochnahl). '■ Kern süss. Die Pfirsiche haben dagegen "2 Hauptstämme mit 9 Gattungen : I. Wahre Pfirsich. Haut filzig. 1. Blutpfirsich. Fleisch roth, ßlüthe gross. '2. Strauchpfirsich. Baum strauchartig, dOnnästig, Blätter drü- senlos. Fleisch weiss, Blüthe meist gross. 3. Magdalene. Baum dickästig, Blätter drüseulos. Fleisch weiss, Blüthe meist gross. 4. Lieblingspfirsich. Blatt drüsig. Fleisch weiss, Blüthe gross. b. Lackpfirsich. Blatt drüsig, Fleisch weiss, Blüthe klein. 6. Aprikosenpfirsich. Fleisch gelb, Blüthe mittelgross oder klein. n. Nuss-Pfirsich. Haut glatt. 7. Nectarine. Blüthe gross. 8. Violette. Fleisch weiss, Blüthe klein. 9. Brunelle. Fleisch entschieden gelb , Blüthe klein. Eine jede dieser Familien zerfäUt wieder in: a. Mit ablösendem Stein. b. Mit nicht ablösendem Stein. Die Stachelbeeren sind in 'i Hauptstämme getheilt : I. Krausbeerartige. Frucht haarig. IL Gro ssbe erartige. Frucht kahl. Diese zerfallen jeder in 3 Abtheilungen, als: 1. Frucht grün. 2. Frucht hellfarbig, gelb oder weisslich. 3. Frucht dunkelfarbig, roth. Unterabtheilungen von diesen sind: a. Frucht länglich. b. Frucht rundlich. Obige J Hauptstämme zerfallen in i'i Gattun- gen , nämlich : 1. Krausbeeren, 'i. Grasbeeren, 3. Glasbeeren, 4. Asatbeeren, ,i. Stickbeeren, 6. Wendelbeeren, 7. Grosseibeeren, 8. Rahmbeeren, 9. Goldbeeren, 10. Zungenbeeren, 1 1 . Klosterbeeren, 12. Kauchbeeren. Die Weintrauben theilt Dochnahl in 3 Hauptstämme : I. Fuchs weinrebenartige, kahlblättrig. Vi- tis vulpina. n. Sü SS w e inrebenar tige, wollblättrig. Vitis vinifera. III. Wild weinr eben artige, filzblättrig. Vitis Labrusca. Diese zerfallen jede in 2 Äbtheilungen : 1. Beeren rundlich, 2. Beeren entschieden lang. Unterabtheilungen dieser sind : a. Traube hellfarbig. b. Traube roth. c. Traube schwarz oder dunkelfarbig. 287 Jeder der 3 Hauptstärame zerfällt in f) Gat- tungen : I. Fuchs weinreb enartige: 1. Eugenia, 2. Babonia, 3. Corvina, 4. Oleagina, 5. Blussarda. II. Süssweinrebenartige: 6. Sapidusia, 7. Allemanda, 8. Ornithia, 9. Älalwasia, 10. Trummeria. m. Wildweinrebenartige: li. Clementea, 12. Bronnera, 13. Haematia, 14. Bumastos, It). Digitariii. Die bei einer jeden Gattung gemachten Unter- abtheilungen beziehen sich auf: A. den Rebstock, ob derselbe: a. stark, b. mittelstark oder c. schwach; B. das Blatt, ob: a. tief eingeschnitten, b. geschlitzt oder c. wenig eingeschnitten, klein oder gross ; C. die Traube, ob: a. gross oder klein, b. gedrängt oder locker, c. gleichbeerig oder ungleichbeerig, d. Traubenstiel lang oder kurz; D. die Beeren , ob: a. dickhäutig, b. dünnhäutig, c. sauer oder süsslich, d. mit oder ohne Muskatgeschmack, 6. gross oder mittelgross, f. saftreich oder fleischig. Es ergiebt sich hieraus, dass bei der Einthei- lung sowohl der ßebstock, als jeder einzelne Theil der Frucht möglich berücksichtigt, und das Auf- finden des richtigen Namens unter den beschriebe- nen 311 Sorten erleichtert ist. Die übrigen Obstsorten sind mit gleicher Um- sicht, wie die Vorstehenden, vom Verfasser bei der Eintheilung behandelt, daher ich diese, als eine zu untergeordnete KoUe beim Obst im Allgemeinen epielend, nicht besonders angedeutet habe. Eine Arbeit, welche sich derselbe gemacht, kann ich nicht unerwähnt lassen , muss jedoch ge- stehen , dass deren wahre Anerkennung und allge- meine Nutzanwendung schwerlich in jüngster Zeit zu erwarten steht; es hat nämlich Dochnahl jede einzelne Art von sämmtlichen iWii) Früchten mit einem lateinischen Namen versehen und wünscht, dass solche künftig allgemein so benannt würden, damit endlich die vielen Synonyme wegfallen. Der Naui'irsclic (»arten in Iterlin. In kleinern Städten und überhaupt in den Pro- vinzen versteht man den Besitz, auch des kleinsten Stück Landes, gar nicht so zu würdigen, wie in grössern und ganz besonders in Berlin , wo man mitten in der Stadt bisweilen sich gezwungen sieht, wenige Quadratfuss um hohe Preise zu kaufen. Und doch möchte gewiss nicht in Deutschland, wahrscheinlich überhaupt gar nicht, ein zweiter Ort existiren, wo man so verstanden hätte, jeden, auch einen grossen Raum gärtnerisch so zu benutzen, wie in der preussischen Metropole. Unscheinliche Höfe, zwischen sehr hohen Mau- ern, wo kaum um Mittag einige Stunden die Sonne scheint, sind mit Blumen und Pflanzen geschmückt ; mit der grössten Mühe pflegt man und sorgt man für seine Lieblinge, giesst und entfernt augenblick- lich das gelb gewordene Blatt, damit es im übrigen Griin und im Farbenschmucke der Blumen keinen unangenehmen Ton gebe. Man hat selbst Pflanzen- liebhaber , die nicht verschmähen , das Dach ihres Hauses in ein Gärtchen zu verwandeln. Wir ken- nen mehr als einen solchen Freund von Cacteen und überhaupt Dickpflanzen, welchen für ihre zum Theil reiche Sammlung nur der offene Boden und das Dach zu Gebote steht. Wer einen Morgen Land sein nennen kann, fühlt sich in Berlin glücklich. Nur einen Morgen gross ist z. B. der Garten des Fabrikbesitzers Nauen am Schlesischen Thore; trotzdem werden aber grade aus ihm zu den Hauptausstellungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues sowohl, als zu den Versammlungen desselben, wie man sich aus den Berichten in der Wochenschrift selbst über- zeugen kann, stets Pflanzen geliefert, die bald aus- gezeichnet durch die Kultur, bald durch ihre Sel- tenheit und Neuheit, aber auch durch ihre Schönheit, sind, und hauptsächlich das Interesse der Kenner und Laien mit in Anspruch nehmen. Die Namen Nauen und seines Obergärtners Gireoud hört man deshalb auch bei den Zuspi-echungen der Preise ganz gewöhnlich nennen. 288 Der Nauen'sche Garten bildet anfänglich den vordem Theil eines Hofraumes, der sich vor den Fabrikgebäuden findet. Elinige kleine Gewächs- häuser mit einem hübschen Salon und ein hoher lebendiger Zaun sperrt gegen diese nach hinten. Nach vorn steht zum Theil ein Gebäude, was durch hohe Bäume fast vollständig gedeckt ist ; dasselbe geschieht mit der einen Seite , während auf der andern wiederum hübsches Buschwerk den von der Strasse nach der hintern Fabrik führenden Fahrweg nicht weiter schauen lässt. Tritt man von vorn in den Garten, so ahnt man wohl kaum den geringen Flächeninhalt, der hier zu Gebote steht. Links steigt es etwas zu einer Rosenlaube, rechts schlängelt sich ein Pfad läng:^ des Buschwerkes der Fahrstrasse zu der Fa- brik und grade vorblickend schaut man eine Wie- senfläche mit etwas bewegtem Boden und unterbro- chen von einigen kleineren, seltenern und hübschem Gehölzen. Gleich im Anfange unterbricht ein wun- derschönes Exemplar der grossblättrigen Cypressen- Ulme (Ulm US Exoniensis) mit dem prächtig- sten dunkelem Grün. Weiter sieht sieht man eine Araucaria imbricata von 4t Fuss Höhe, die schon mehre Winter, allerdings gut gegen Frost und sonstige Unbilden geschützt, im Freien gestan- den hat und sich im äussern Ansehen wesentlich von den Exemplaren, wie man sie sonst in Ge- wächshäusern sieht, unterscheidet. Eine Sophora japonica pendula trägt ebenfalls bei, die Reize des Ganzen zu vermehren. Ferner sind hier noch zu erwähnen einige kleinere Exemplare des Cypres- sen ähnlich wachsenden Taxbaumes, der leider un- sere Winter nicht gut aushalten will, und vor Allem eine Bluteiche, bekanntlich ein noch seltenes und theures Gehölz. Grössere Gehölzgruppen stehen bald, nament- lich im Anfange, mehr vorn, bald befinden sie sich seitlich mehr im Hintergrunde, so dass es scheint, als bildeten sie nur den Vorhain eines grösseren Gehölzes. Am entgegengesetzten Ende der Wie- senfläche sieht man einige Blumenbeete, gleichsam eine Art Schmuckraum oder Pleasure-ground bil- dend, und weiter zieht sich der obenerwähnte Salon mit den Gewächshäusern quer vor. Es möchte kanm Jemand, der zum ersten Male in den Garten tritt, vermuthen, dass dieser nur einen Morgen Flächenraum umfasst. Es wird ganz besonders auf der Seite durch die verschieden grup- pirten und auch an und für sich mannigfachen Ge- hölze der Phantasie viel Gelegenheit geboten, sich willkürlich auszumalen, was dahinter noch vorhan- den sein möchte und wie weit sich der Garten hinauszieht und ausdehnt. Darin liegt aber grade die Kunst des Gärtners, selbst einen dargebotenen noch so kleinen Raum so zu benutzen, dass er viel grösser scheint, als er ist, und dass er auch in der That Viel und Vielerlei bieten muss, wie man es ' sonst nur in grössern Anlagen zu sehen gewöhnt j ist. Und doch darf es auch nicht überladen und gedrängt aussehen, wie man es leider wiederum gar zu häufig, selbst in grössern Anlagen, findet. Es liegt nicht in unserem Zwecke, Alles ein- zeln zu beschreiben, was der Obergärtner Gireoud hier zur Verschönerung des Ganzen gethan; uns lag es zunächst nur daran, aufmerksam zu machen, dass man auch in kleinem Gärten und Anlagen \^'irku^gen hervorrufen kann ; es sei uns aber doch erlaubt, wenigstens auf Einiges aufmerksam zu machen. So befindet sich einem kleinen Haine angelehnt, ein abendländischer Zürgelbaum (Celtis occi- dentalis) von besonderer Schönheit. Der ganze Baum hat mit seinen langen, im eleganten Bogen überhängenden Zweigen und dem schönen dunke- I lern Grün seines Laubes etwas so Reizendes, wie wir es kaum bei einem andern Gehölze finden. : Dazu ist aber durchaus nothwendig, dass der Baum 1 frei steht oder wenigstens nicht im Dickichte. Auf Rasenplätzen sind ferner Thuja aurea und com- pacta so schöne Akquisitionen, wie sie in dieser Hinsicht ebenfalls einzig dastehen. Im Nauen'- schen Garten befindet sich ein Exemplar der letz- tern von !^y Fuss Durchmesser. Endlich zieht der Obergärtner Gireoud Heliotropium peru- vianum baumartig und verwendet es im Freien; da blüht es den ganzen Sommer unaufhörlich und entsendet nach allen Seiten seine balsamischen Düfte. Ein Exemplar bosass einen Stamm von f) Fuss Höhe und an der Spitze zwei Aeste, von denen ein jeder eine besondere Krone hatte. Der Durchmesser bei- der betrug nicht weniger als fast .') Fuss. An zwei geschützten Wänden befinden sich auch einige interessante Lianen, die man sonst nur ausnahmsweise im Fi'eien durchwintert. Es waren dieses die Passionsblume Comte de Nesselrode, einer der dankbarsten Blüher, Clematis florida fl. ])1. und Clematis bicolor. Die hübsche Akebia quinata sah man früher häufiger als jetzt, und scheint sie seit einigen Jahren wiederum sehr selten geworden zu sein. Verlaj: von Karl Wicgandt in Bo.rlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur Befördeniiiff des Gartenbaues in den Künij!;lich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem Gcneral-Sekrotair dos Vereines Professor Dr. Karl flioch. M 37. Berlin, den 13. September 1860. Preis des Jalirganges 5y Thlr.. sowohl bei Bezuf; durch lien Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhall: Ueber Auzugt' u"J Veredelung von Rosen. — Blattpflanzen aus der Familie der Solanaceen für's freie Land (Schluss). I Ueber Alizucht und \ ero(lelHU|>' vou Hosen. Seitdem man in Frankreich so glänzende Erfolge in der Neuzucht von Rosen erzielt und die Kom- munikations-Mittel der Art sind, dass sie uns mit dem Schönsten, was das eine Jahr auch in weiter Ferne gebracht, rasch bekannt machen, ist die Liebe zu Rosen, die eigentlich noch nie, wie es doch bei andern Blumen der Fall gewesen ist, so lange Men- schen in Gärten Hlumen gepflegt haben, abgenom- men oder gar eine Zeit lang aufgehört hat, zu einer solchen Höhe gestiegen , dass man in kleinern ent- legenen Städten der Provinz und selbst in Dörfern nicht mehr mit Centifolien, Essig-, Band-, Provence- und einigen andern altern Rosen zufrieden ist, die ihre Reize nur in der schönsten Jahreszeit, wo an und für sich Blumenfülle und Blumenschmuck vor- handen ist, entfalten, sondern man will auch später, noch über die eigentliche Rosenzeit hinaus, bis in den Herbst hinein, blühende Rosen haben. Remon- tanten und nur Remontanten verlangt man. Es kommt dazu , dass man Mittel und Wege gefunden hat, selbst die Kinder südlicher Zonen, wie Bourbon-, Thee- imd andere Rosen, einestheils gänzlich an unser Klima zu gewöhnen, anderntheils wenigstens für sie die feindliche Winterzeit un- schädlich zu machen. Man veredelt unsere Hage- butten-Stämme der Hecken und Wälder, d. h. man setzt ihnen eine Krone auf, die ursprünglich nur in wärraern Ländern im Freien gedeiht und im Win- ter bei uns erfrieren würde, wenn man nicht vorher Sorge trüge, das zartere Haupt zur Erde nieder- zubiegen und daselbst bedeckt einiger Massen gegen Kälte zu schützen. Man erzieht sich damit zu glei- cher Zeit kleine hübsche Bäumchen in einer Höhe, dass die Krone mit unseren Augen korrespondirt und dadurch es uns recht bequem wird, die schönste Blume beliebig mit den Augen zu betrachten oder auch den angenehmen Duft durch einen andern Sinn in uns aufzunehmen. Hochstämmige Rosen sind daher ferner das Losungswort aller derer, welche so glücklich sind, ein Stückchen Land ihr eigen nennen zu können. Die Nachfrage nach ilinen wurde bald so gross, dass Wälder und Felder nach allen Richtungen hin durch- sucht und ihrer schlank gewachsenen Rosenstämm- chen beraubt wurden. Namentlich hat Thüringen, was so reich an wilden Rosen ist und allenthalben, an Rändern, an Wegen, in Hecken, auf und an Bergen , deren bisher in Menge aufweisen konnte, solcher Stämmchen seit mehrern Jahrzehenden schon in Masse geliefert. Es gibt dort Leute, die sich einen recht hübschen Verdienst dadurch verschafften, dass sie im Frühjahre und im Herbste das Land durchstreiften, die erstarkten Wui'zelausläufer von Rosenpflanzen vorsichtig aus der Erde heraushoben und mit diesen einen ansehnlichen Handel trieben. Gewöhnlich waren es wiederum Gärtner kleinerer Städte, welche die ersten Aufkäufer machten und die Stämmchen dann weiter an grössere Gärtnereien verkauften. So sehr nun auch unsere wilden Rosen wuchern und so schnell sich die abgenommenen Wurzelaus- .37 290 läufer wieder ersetzen, so entstand doch seit eini- gen Jahren ein solcher Mangel an Rosenstämmchen, dass man eärtnerischor Seits ernstlich daran denken musste, auf eine andere Weise sich dergleichen her- anzuziehen. Die hochstämmigen Kosen stiegen da- mit nicht wenig im Preise ; was die allerdings ziem- lich aufgeräumten Wälder und Felder nachzuliefern vermochten, genügte kaum den ersten Nachfragen im Jahre. Man säete aus, man senkte und machte Stecklinge. Alles dieses jedoch will nicht ausreichen und nimmt auch mehre Jahre Zeit in Anspruch; die Roseuliebhaher wollen aber nicht warten. Ein [ bekannter Rosenzüchter sprach sich noch in diesen Tagen dahin aus, dass eine Baumschule, die nur Rosenstämmchen zum Veredeln heranzöge, die be- sten Geschäfte machen würde. Gute, kräftige Wild- linge gehören jetzt zu den Seltenheiten; man darf sich deshalb nicht über die Klagen der Rosenfreunde . wundern, dass man gar keine guten hochstämmigen Rosen mehr erhielte, diese selten viele Jahre dau- ! erten und oft schon den Keim eines frühen Ab- , Sterbens gleich anfangs in sich trügen. Dergleichen Nothjahre und Uebelstände haben immer ihr Gutes ; sie erwecken die Menschen aus ihrem gewöhnlichen Schlendrian, zwingen sie zum Nachdenken und eröffnen ihnen dann oft Auskunfts- mittel, die oft so nahe liegen, dass man sich nur wundern muss, warum man nicht früher daran ge- dacht hat. Rosenstämmchen , die man selbst ab- nimmt oder von Verkäufern sich verschafft, sind von der Hauptwurzel weggenommene Ausläufer, die nur selten ein solches Wurzelvermögen besitzen, dass dieses im Stande wäre, eine hübsche Krone entsprechend zu ernähren. Gartenbesitzer wissen, wie oft dergleichen Stämmchen eingehen, brandig und rissig werden oder überhaupt ein kümmer- liches Dasein mit jährlich wenigen Blumen fristen, an denen der Besitzer wahrlich nicht , insofern er nicht sehr genügsam ist, seine Freude haben kann. Nimmt oder zieht man einen solchen Stamm aus der Erde, was meist ohne grosse Mühe geschieht, so findet man die Wurzeln meist nur auf der einen Seite, denn auf der andern, wo der Ausläufer von der Mutterpflanze losgerissen wurde , haben sich keine oder nur sehr wenige gebildet. Mit dieser Un- vollkommenheit der Wurzel hängt aber auch die schwächliche Krone und die Kleinheit der Blumen genau zusammen. Unserer Ansicht nach ist, wie ich wiederholen muss, der immer mehr fühlbare Mangel an Rosen- stämmchen für die Vervollkommnung der Rosen- zucht ein wahres Glück. Wildlinge aus den Wäl- dern und von den Feldern werden meist kein solches Wurzelvermögen besitzen oder erhalten, wie Stämm- chen, die man mit Sorgfalt selbst herangezogen, wo die Wurzel sich nach allen Seiten entwickelt hat und im Verhältniss zu einer schönen Krone steht. Nur auf dem letztern wird die aufgesetzte Edelrose, eine künstlich herangezogene, also verfeinerte Blume, die an und für sich eine ausgesuchtere Nahrung in Anspruch nimmt, die Vervollkommnung erhalten, welche befriedigen wird. Geht es denn nicht auf gleiche Weise mit den Obstwildlingen , welche zufällig aufgegangen sind oder gar einen Wurzel- Ausläufer bilden ? \\' er sich solcher bedient und sich nicht die Mühe gibt, sich bessere Stämmchen heranzuziehen oder diese um ein Paar Groschen mehr zu kaufen, ist kein wah- rer Obstfreund und Obstkenner; er vermag auch nicht eine gute Frucht zu beurtheilen und vei-dient keine bessere. Dergleichen Stämmchen werden ver- edelt nie das feine Obst geben und als Bäume auch gar nicht das gute Aussehen erhalten, deren sich selbst mit Sorgfalt herangezogene erfreuen. Man kann nicht genug darauf aufmerksam machen, dass der Käufer sich beim Ankaufe von Rosen-, Obst- und andern Stämmchen die Wurzeln recht ansieht. Auf welche Weise zieht man sich aber gärt- nerischer Seits die Mengen von Rosenstämmchen in möglichst kurzer Zeit heran, um den vielen Nach- fragen nicht allein zu genügen, sondern auch um die Rosen selbst um einen massigen Preis liefern zu können? Die gewöhnliche Anzucht aus Samen, — obwohl immer und zwar nicht allein bei Rosen, sondern bei allen Gehölzen, die beste und sicherste Art und Weise — sagt man, macht im Allgemeinen viel Mühe und nimmt auch zu viel Zeit in Anspruch, wenigstens für den Gärtner, der damit handelt. Rosenstecklinge wachsen schlecht. Die alte Manier, im Juli aus Sommerholze, was man, um die Wur- zelbildung zu befördern, an der Basis dreht, Steck- linge zu machen, schafft zu wenig und nimmt eben- falls noch zu viel Zeit in Anspruch. Nicht weniger ist dieses bei Anderem , was man vorgeschlagen, der Fall. Unserer Ansicht nach führen J Methoden am Sichersten und Schnellsten zum Ziele. Die eine ist zwar bekannt, aber keineswegs so allgemein in Anwendung, um nicht ein Paar Worte darüber sagen zu können. Wir haben sie seit Jahren schon bei dem bekannten Rosenzüchter Forkert in Ber- lin gesehen und uns von ihrer Vorzüglichkeit über- zeugt; die andere Methode ist durchaus neu, verdient aber nichts desto weniger unsere volle Beachtung. Wir erhielten vom Kreisgerichtsoffizial Schamal in Jungbunzlau, im Spätsommer voi'igen Jahres, ein solches veredeltes Rosenstämmchen von über liFussHöhe, obgleich die ganze Pflanze nur l-J-Jahr alt war. Es überraschte ims weniger das allerdings dünne Stämmchen, als vielmehr das kräftige Wurzel- 291 vermögen. Zur Zeit der zweiten Versamnihuis deutscher Pomologen , Obst- und Gemüsezüchter in Gotha erregten Obststämmchin, die Schamal eingesendet hatte, aus demselben Grunde bei aUen Pomologen daselbst ebenfalls allgemeine Verwun- derung, wie man aus dem Protokolle der \ ersamm- lung (Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gartonbaues, ,Iahrg. lyö?) ersehen kann. Was zunächst das alte Verfahren, dessen sich der Kunstgärtncr Forkert bedient, anbelangt, so besteht dieses darin , dass man die ganzen Wild- linge im Herbste in der Weise in die Erde legt, dass sie eben nur bedeckt sind. Zur bessern Si- cherung gegen Frost nimmt man Laub oder soge- nannten langen Mist und legt das Eine oder Andere über das Beet mit den eingesenkten AVildlingen. Im Frühjahre nimmt man so zeitig als möglich die Decke weg, damit eincstheils die Sonne, andern- theils wiederum feuchte Luft einwirken kann. Bald wird man sehen, dass die nach oben und zur Seite befindlichen Augen treiben und zu gleicher Zeit an ihrer Basis Wurzeln schlagen. Die jungen Triebe nimmt man zeitig ab und pflanzt sie in Töpfe, welche mit j Fluss-Sand und j gute Lauberde ge- füllt sind. Mit diesen stellt man sie nun in ein halbwarmes Mistbeet, was so lange geschlossen bleibt, bis die Pflänzchen sich wiederum angesogen haben. Nun erst fängt man an, Luft zu geben und thut dieses allmählig mehr, so dass die Fenster nach 14 Tagen und '^ Wochen ganz entfernt wer- den können. Es versteht sich von selbst, dass direkter Sonnenschein durchaus vermieden und zur rechten Zeit Schatten gegeben werden muss. Zur Aufnahme dieser abgenommenen Triebe wird ein geschütztes Land zurecht gemacht, indem man gut rijolt und der an und für sich guten Erde noch Dünger zusetzt. Hier wachsen die jungen Triebe rasch an und erhalten schon im ersten Sommer ein gutes Wurzelvermögen. Gewöhnlich müssen sie noch 'J Jahre stehen , ehe sie so stark sind , dass sie zur Veredelung benutzt werden können. Wir gehen zur Seh amal'schen Methode über, welche vielleicht noch rascher zum Ziele führen dürfte. Die Samen (oder vielmer Früelitchen, Ache- nien,) werden schon im Herbste aus ihrer fleischigen Umhüllung, der sogenannten Hagebutte, herausge- nommen und in einem Kasten, wie man sie zu der- gleichen Zwecken benutzt, oder auch gleich in's Freie, aiisgesäet. Solche Samen gehen gewöhnlich schon im März oder im April auf, während eine Frühlings -Aussaat weit weniger Resultate liefert, denn der grüsste Theil der Samen keimt gar nicht oder doch sehr spät, so dass die Pflänzchen oft schon im Herbste oder im Winter wieder zu Grunde gehen. Man thut gut, die jungen Pflänzchen ein- und selbst zweimal zu pikiren. Bei Stammfäule, wenn sie eintritt, häufelt vnan reinen, am Bessten selbst ausgeglühten Flusssand an , der gar nichts Orga- nisches mehr enthält. Im Spätherbste nimmt man die Pflänzchen, wenn man sie im freien Lande hatte, hei'aus und schlägt sie der Keihe nach in einem sogenannten Samenkasten, den man an ii'gend eine, eben nur frostfreie, Stelle bringt, ein und kopulirt sie im Zimmer, sobald man mitten im Winter eben Zeit und Lust hat, um sie dann wiederum in dem- selben Kasten , aus dem man sie genommen , ein- zuschlagen. Sobald die Witterung es im P^rühjahre erlaubt, bringt man sie in's freie Land, was gut vorbereitet sein muss. Noch besser und rascher kommt man zum Ziele, wenn man die veredelten Pflänzchen recht zeitig in kleine Töpfe pflanzt und diese in einen kalten Kasten setzt, wo sie eben nur im ersten Frühjahre gegen plötzliches rauhes und regnerisches Wetter und gegen Frost gesichert sind. Werden die Tage schöner und beständiger, so topft man die Pflanzen an der Stelle aus, wohin man sie eben haben will und zwar so tief, dass die veredelte Stelle grade noch unter die Erde kommt. Man glaubt gar nicht, wie sich das Wurzel- vermögen jetzt schon ausgebildet hat und nun eine Stammbildung begünstigen kann. Es ist auch ganz natürlich; in der Zeit, wo das Edelreis mit dem Wildlingspflänzchen sich vereinigt, nimmt dieser Akt nur wenig Nahrungssäfte in Anspruch; diese werden deshalb um so mehr zur Wurzelbildung verwendet. Aber auch die Verwachsung des Edel- i'eises mit dem Wildlinge gesthieht weit inniger und fester, da von beiden Theilen sänuntliche aneinander stossende Zellen bei der Neubildung sich gedräng- o r- CT' ter in einander schieben. Macht man nach einem Paar Jahren an der Veredelungsstelle einen Längs- durchschnitt, so ist es oft schwierig, beiderlei Zel- len-Gefüge noch von einander deutlich zu unter- scheiden. Sobald das Wurzelvermögen sich auf diese Weise gut entwickelt hat, beginnt das Kopulirreis selbst zu wachsen, auf das Lebhafteste unterstützt durch zahlreiche , gesunde und kräftige W^urzel- fasern. Der Umtausch der Säfte geht rasch vor sich; damit hängt aber auf's Innigste wiederum das Wachsthum selbst zusammen. Der Kreisgerichts- official Schamal in Jungbunzlau sandte uns im vorigen Spätsommer eine Kosenpflanze, die im März 1858 noch als Keimling im Samen ruhte, im De- cember genannten Jahres kopulirt wurde und bei dem ersten guten Wetter 18ÖI) auf gut vorbereiteten Boden in's Freie gebracht worden war; sie hatte im Spätsommer bereits eine Höhe von 6 Fuss. 292 Wir haben damals die Gelegenheit wahrgenom- men, dieses interessante Beispiel in einer Versamm- lung des Vereines zur Beförderung des Garten- baues vorzulegen, auch sonst Jedermann, der sich für den Gegenstand interessirte, gezeigt. Die Pflanze wiu-de deshalb 4 oder gar 5 Mal aus der Erde ge- nommen, nachdem sie doch auch schon, nur einge- geschlagcn, die lieise von Jungbunzlau in Böhmen nach Berlin mit der Post gemacht hatte; und doch hat sie in diesem Jahre so krät'tis getrieben, wie keine der andern, die ebenfalls im Herbste vorigen Jahres mit V^orsicht eingesetzt worden waren. Die tiefe Veredlung hat einen grossen Vor- theil, dass sie vom Winde weniger oder fast gar nicht leidet; derlei Stämmchen verhalten sich den wurzelächten Rosen ziemlich gleich und besitzen dadurch vor den übrigen viel voraus. Allerdings kann man auf diese Weise nur Veredlungen sol- cher Rosensorten vornehmen, die, wenn auch nicht ' vollkommen frei, so doch gut umwunden, unsere Winter aushalten. Man hat es hier vollkommen in der Hand, wie hoch man sein Rosenbäumchen ha- ben will. An beliebter Stelle stutzt man die schlank emporgewachsene Ruthe ein und zieht sich eine Krone heran. Dass der Stamm mit der Krone zu- nimmt, sieht man wohl ein. Dergleichen dünne Stämmchen, wie man bei der gewöhnlichen Kronen- Veredlung gar zu häufig sieht, die oft mit der Krone in gar keinem Verhältnisse stehen und in der Regel auch nur eine kurze Dauer haben, werden auf diese Weise ganz und gar vermieden. Es wäre aber weiter die Frage und wohl der Versuche werth, ob man nicht für die feinern, ge- gen unsern Winter empfindlichen Sorten, wie Thee-, Bourbon - u. s. w. Rosen eine zweite Veredlung vornehmen könnte? Der aus einer Veredlung lier- vorgegangene Stamm diente in diesem Falle als , Wildling, als Unterlage für eine neue Veredlung. Es ist eine bekannte Thatsache, dass, je mehr Un- terlage und Edelreis verwandt sind , die Verwach- sung um so inniger geschieht, die Ernährung um so leichter von Statten geht. Das Edelreis, was dem Wildlingssämling aufgesetzt wurde, gehört aber bereits einer feinern, etwa einer Damascener-Sorte an. Der daraus hervorgegangene Stamm steht dem- nach auch in seiner innern Organisation einer Thee-, Bourbon - u. s. w. Rose naher und wird innigere Verbindungen eingehen, als unsere Hecken- und Waldrosen. Wir empfehlen allen Rosenfreunden, aber auch im Allgemeinen, allen Gärtnern und Gar- tenliebhabern , diesen Gegenstand und bitten nur, uns von den Erfolgen alsbald Nachricht zu geben, t Da der Kunstgärtuer Forkert uns sein wei- teres Verfahren in der Anzucht hochstämmiger Ro- sen mitgetheilt hat und dasselbe, wenn auch nicht neu, doch manche Vortheile gewährt, die weniger darin Erfahrenen Interesse darbieten dürften, so tragen wir kein Bedenken, dasselbe zur Kenutniss zu bringen. Zur Rosenschule gehört ein gutes Stück Land , am Besten von Bäumen umgeben, doch in der Weise, dass die Aeste nicht zu sehr hereinhängen, um etwa dadurch den so sehr nütz- lichen Thau abzuhalten. Die Rosenschule hat am Bessten eine Lage nach Mitternacht, wo die Sonne keinen grossen Einfluss ausüben kann, wo, wie man sagt, nur Streifsonne vorhanden ist. Zur Anlegung der Schule theilt man das Land in ohngefähr 4 Fuss breite Beete mit einem Zwi- schenräume von gegen 1 Fuss, der einstweilen als Weg dient. Die Einpflanzung der Rosenstämmchen geschieht am Bessten im Herbste in der Weise, dass man auf beiden Seiten eines schmalen Streifen Landes (von !) Zoll bis 1 Fuss Breite) genau in der Mitte ohngefähr 7 Fuss tief einen Graben auf- wirft und den Boden daselbst gut vorbereitet. Am Besten nimmt man frischen Kuhdung, wenn es möglich ist ; hat man diesen aber nicht , so thut gut verrotteter, nicht mehr warmer Pferdedünger dieselben Dienste. In beide Gräben rechts und links von dem stehen gebliebenen Wall kommen die Rosenstämmchen in Reihe. Diese werden so weit eingestutzt, bis vollstän- dig reifes Holz beginnt. Die Wurzeln legt man möglichst auseinander, so dass alle ihre Theile zur weiteren Entwickelung freien Spielraum haben. Die Entfernung der Stämmehen von einander hängt zu- nächst von ihrer Stäike und dann von der Absicht ab, wie lange man dieselben hier lassen will. In der Regel genügt schon ein halber Fuss. Will man die Stämmchen mehre Jahre hier halten, bis sie vollkonnnenc Kronen gemacht haben, dann müssen sie entfernter stehen. Man thut gut, alle Stämmchen von gleicher Grösse in einen Graben zu bringen, damit das Auf- binden leichter und bequemer geschehen kann. Am bequemsten ist es, dass die niedrigen Stämmchen zuerst eingepflanzt werden, also in der Rosensehule ganz nach vorn kommen. Hat man die eine Reihe gepflanzt, so wirft man etwas Erde auf, giesst ge- hörig an und beginnt die Stämmchen dem Graben entlang, und zwar alle nach einer Seite hin, nieder- zubiegen. Nun erst wird der Graben in der Weise mit Erde gefüllt, dass alle Stämmchen bis an die Spitze gut bedeckt sind. Es ist stets gut, wenn man noch mit Laub deckt, da harte Winter leicht Schaden bringen , indem Stämmchen sehr leicht erfrieren. Man geht nun an die zweite Reihe und dann von einem Beete zum andern. Das Einsetzen im J'rühjahre hat manche Nach- theile und sollte nur dann geschehen, wenn man 393 im Herbste es wegen allerhand plötzlich eingetre- tener Hindernisse versäumt hatte. Man muss in j diesem Falle aber die erste beste Zeit, wo es mög- lich ist, benutzen ; da man immer noch Fröste er- wartet, legt man die Stämmchen ebenfalls noch nie- der und bedeckt sie mehr oder weniger. Sonst lockert man bi'i im Herbste eingepflanzten Stämm- chen die Erde etwas, wie einiger Massen milderes Wetter einzutreten scheint, und nimmt zunächst die Laubdecke weg. Diese wird gleich da einge- graben, wo friilier der Weg war, um dann der nächsten Pflanzung, die natürlicher Weise nicht in derselben Reihe wieder geschehen kann , Nahrung zu geben. Das Lockern geschieht allmählig um so mehr, je weiter die Jahreszeit vorrückt, so dass die Stämm- chen zuletzt von selbst sich heben und ihrer Decke sich entledigen. Tritt plötzlich wiederum Kälte ein, die befürchten lässt , so muss rasch wieder mehr gedeckt werden; aber auch wenn die Sonne zu sehr wirkt, einestheils den Boden austrocknet, an- derntheils die Vegetation zu sehr beschleunigt, thut , man gut, Laub, Dünger, Schrittentuch oder was sonst zur Seite steht, auf die Stämmchen zu legen, i Es ist ferner gut, zur äussern Seite der Reihen . von Stänimchen den Boden etwas vertieft zu ma- i oben, damit, wenn das Giessen bei trocktnem Wet- ter sich nöthig macht, dieses in der Weise gesche- hen kann, dass es den Stämnichen möglichst voll- ständig zu Gute kommt. In der letzten Hälfte des Monates Mai oder Anfang Juni ist für Nordostdeutschland die geeig- netste Zeit, wo die Stämmchen aufgebunden werden müssen. In andern Gegenden unseres Vaterlandes, besonders im Süden und Westen mag es früher geschehen. Zu diesem Zwecke macht man auf dem Streifen Landes, der zwischen den beiden Rosen- reihen unberührt blieb, aus schwachen Stangen eine leichte Barriere, an deren Horizontalstangen die einzelnen Stämmchen leicht angebunden werden können. Doch zuvor ist es nothwendig, dass man diese gleich beim Aufrichten mit dem Fusse fest antritt und hierauf tüchtig giesst. Man wartet dann mit dem Anbinden immer noch gern ein Paar Tage, da man in der Regel dimn noch einige Exemplare findet, welche zu schlecht sind, um noch angebun- den zu werden. Man nimmt solche, so wie die, welche schon abgestorben sein sollten , heraus und wirft sie weg. Wenn es möglich ist, wählt man sich zum Aufrichten sowohl, wie zum Anbinden, feuchtes Wetter; selbst Regen darf man nicht scheuen. Ueber die Behandlung dieser Rosenstämmchen braucht wohl nichts gesagt zu werden , da Jeder- mann wissen muss, wie er sich ein gutes Bäumchen heranzieht ; die Veredelung selbst aber, wie sie zu- erst vom Kunstgärtner Forkert in Anwendung gebracht wurde, erscheint uns als ein so wichtiger Fortschritt, so dass wir nicht zögern, obwohl wir schon mehrmals, besonders in den Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin berichtet haben, noch einmal ausführlich dar- über zu sprechen. Man hat behauptet, dass das Verfahren nicht neu und vor Allem in Frankreich schon vor längerer Zeit in Anwendung gebracht, wiederum aber durch bessere Methoden verdrängt worden sei. Grade das Letzte spricht für die Neuheit. Es gibt allerdings ähnliehe Verfahrungsweisen, aber keine empfiehlt die Veredelung ausserhalb der Zeit des sogenannten Safttriebes, wie die Forkert'- sche. Hierin liegt grade der grosse Voi-theil, dass die Veredlung keineswegs während des vollen Saft- triebes zu geschehen braucht, sondern in Anwendung gebracht werden kann , sobald nur überhaupt eine einiger Massen bemerkbare Vegetation an dem Stämnichen vorhanden ist. Im Freien kann man, insofern nur gute Augen zu Gebote stehen, bis Ende September veredeln, bei günstiger ^^'itterung selbst bis in den Oktober hinein. Wir überzeugten uns, da vor einem Paar Jahren eine solche Verede- lung an einem !{ Zoll dicken Pflaumenbäumchen Mitte Oktober noch angenommen hatte. Wir haben bei Rosen und bei Steinobste dergleichen Veredelungen nach einem Paar -Jahren auch untersucht und stets gefunden , dass hier die Verbindung weit inniger geschehen, als da, wo man die Veredelung auf die gewöhnliche Weise gemacht hatte. Es kommt dazu, dass das Forkert 'sehe Verfahren leichter und be- quemer ist, als wohl jedes andere. Die in obiger Weise vorbereiteten Stämmchen müssen schon den Ansatz zu einer hübschen Krone haben. Das Ausputzen ist sehr vorsichtig zu ma- chen. Alles, was weggenonmien werden soll, darf nur mit einem scharfen Messer geschehen. Unter der Stelle, wo man die Veredelung vornehmen will, darf nichts stehen bleiben, darüber hingegen sind wenigstens zwei sogenannte Zugäste nothwendig, durch die hauptsächlich die Nahrung für das ein- zusetzende Auge herangezogen wird. Das Forkert 'sehe Verfahren ist eine Art Aeugeln oderOkuliren. Zu diesem Zwecke schneidet man an einer passenden freien Stelle unterhalb der Zugäste, wiederum mit einem scharfen Messer, ein längliches Stück Rinde mit etwas Holz in der Grösse ab, dass ein auf gleiche Weise von dem Edelreise herausgeschnittenes Stück Rinde mit einem Auge in der Mitte grade darauf passt und dessen Stelle einnehmen kann. Vermittelst eines Fädchens wird das Letztere in seiner Lage erhalten. Man 394 nimmt nun ein flüssiges Baumwachs odei- irgend eine indifferente , leicht an der Luft trocknende Masse und überstreicht das angebundene Auge mit der nächsten Umgebung des .Stämmchens in der Weise, dass eine leichte Haut darüber kommt, die aber immer so dick sein muss, dass aller Einfluss der Luft vollständig abgesperrt, das Auge also her- metisch abgeschlossen ist. Der Kunstgärtner For- kert bereitet selbst eine solche indifferente Masse, die sehr brauchbar ist und empfohlen werden kann. Wie wir schon angedeutet haben, ist das Ab- schliessen der nicht allein austrocknenden, sondern ausserdem einwirkenden Luft Hauptsache. Man sah sich deshalb bisher gezwungen, bei allen Ver- edelungen einer Zeit sich zu bedienen, wo ein ver- mehrter Säfteumlauf in der Pflanze bemerkbar war, also des Frühjahrs oder Ende Juli und Anfang August. In der zuerst genannten Zeit werden die in dem Holze niedergeschlagenen Nahrungsmittel (Stärke, Gummi, Zucker u. s. w.) wiederum aufge- löst und in den allgemeinen Kreislauf gebracht, um die im vorigen Jahre vorgebildeten Knospen zur Entwickehing und weiteren Ausbildung zu bringen. Während des zweiten Triebes werden hauptsächlich die Nahrungsstoffe für den Beginn der nächsten Vegetation gebildet und in den betreffenden Orga- nen niedergeschlagen. In beiden Fällen ist Feuch- tigkeit genug vorhanden , um bei einer etwa statt- findenden Verwundung, die doch bei jeder Ver- edelung stattfindet, ein vollständiges Austrocknen zu verhindern. Ganz anders ist es ausserhalb der genannten Zeiträume , wo die verwundeten Zellen sehr bald der austrocknenden Kraft der äussern Luft unterliegen würden , dadurch also auch eine Anwachsung unmöglich gemacht wird. Nimmt man eine indifferente Masse, welche nur die Luft ab- hält, so wachsen beiderlei Zellen (des Stänimchens und des Auges) bei mit jeder Verwundung eng verbundenen vermehrten Säftezuflusse ruhig weiter [ und schieben sich zu innicrer Verwachsung zwar langsam, aber sicher zwischen einander. Wir haben Ende September als den letzten Termin im Jahre genannt, wo nach Forker t'schen Verfahren veredelt werden kann; es kann aber auch im ersten Frühjahre geschehen, sobald nur einiger Massen wiederum eine Vegetation bemerkt wird. Im Kalthause und frostfreiem Räume vermag man es selbst noch mehre Wochen früher, als im Freien zu thun. ßlattpflaiizeii aus der Familie der Solanaceen für's freie Land. (Sfhluss.) 7. S. auriculatum Ait. ist zwar eine alte Gartenpflanze, findet sich aber doch kaum noch in Privatgärten vor. Sie wird ebenfalls baumartig und erreicht im Vaterlande (Madagaskar und die Mas- karenen) selbst eine Höhe von 15 Fuss. Die ei- rund-länglichen und etwas am Rande ausgeschweif- ten Blätter werden oft Fuss lang und zeichnen sich durch den schönen weissen Filz auf der Unterfläche aus. An der Basis machen sie ohrenähnliche An- hängsel, was Veranlassung zur Benennung gab. Die hellblauen Blüthen bilden eine ziemlich um- fangreiche Doldentraube. 8. S. verbascifol i um L. steht der vorigen sehr nahe und scheint in Amerika einen grossen Verbreitungsbezirk innerhalb der Tropen zu haben, insofern die Pflanze nicht erst durch die Kultur aus Ostindien und dessen Inseln nach der Neuen Welt versetzt wurde. Die gaiizrandigen Blätter sind in der Regel noch filziger, als bei S. auriculatum; bei unserer Mastkultur verlieren sie aber mehr oder weniger ihren Filz. Die Blüthen sind kleiner, als bei der eben genannten Art, auch weiss, bilden aber dieselbe Infloreseenz. Da in der Regel die Früchte reifen, ist es gut, sich hier und bei der vorigen stets junge Pflanzen heranzuziehen. !•. S. callicarpaef olium Kth et Bouche ver- dankte der botanische Garten dem jetzigen Garten- inspektor Otto in Hamburg, der im Auftrage ge- nannten Institutes bekanntlich eine Reise nach den kolombischen Republiken gemacht hat und eine Menge Pflanzen von dort mitbrachte. Die Art schliesst sich der vorigen an und stellt einen Strauch mit etwas eckigen Aesten und einer weissgelblichen Behaarung dar. Die elliptischen, mehr häutigen Blätter sind ganzrandig und mit sternförmigen Haa- ren dicht besetzt, so dass namentlich die Ünterfläche eine meist gelblich-weisse Farbe erhält. Die dicho- tomen Scheindolden sind etwas lang gestielt und besitzen die grossen (j Zoll im Durchmesser ent- haltenden) Blüthen ziemlich gedrängt. b. Grossblättrige Arten mit dünnen Staubbeuteln. (Subgenus Leptostemonum.) 1U. S. hyporhodiuni A. Br. Steht der näch- sten Art an Schönheit keineswegs nach und macht fast noch grössere Blätter, besitzt aber eine ganz andere Färbung. Die Blätter werden gar nicht sel- ten 1^ Fuss lang und Ij Fuss breit und haben einen verhältnissmässig dünnen Stiel von 2 bis ?i Zoll Länge mit einer violettröthlichen Farbe. Auf jeder 295 Seite des Blattes ist der Rand mit 5 bis H breiten, aber kurzen Abschnitten versehen. Die bald spahn-, bald dunkelgrüne Oberfläche hat etwas Sarnmet- artiges. Einzeln sitzende ISternhaare treten aus der kurzen , wie geschorenen Behaarung hervor. Die Unterfläche besitzt dagegen eine braunröthliche Fär- biuig, welcher Umstand im Gegensätze zur Ober- fläche Veranlassung zur Benennung „hyporhodium, d. i. unten roth" gegeben. Auch der Gartenname „discolor", unter dem die Pflanze sich hier und da vorfindet, deutet darauf hin. Da R. Brown schon einer Art diesen Namen gegeben hatte, machte sich allerdings ein neuer nothwendig. Es ist Schade, dass S. hyporhodium, wenn die Blätter alt wer- den, viel von seinem sammetartigen Ansehen ver- liert. Der Stengel und die Blattstiele mit Einschluss derMittelri()pen und ihrer Hauptäste sind meist mit kleinen Stacheln besetzt. Sehr gross, fast I Zoll im Durchmesser, sind die helllila-farbigen Blüthen und stehen ziemlich dicht gedrängt auf einem kur- zen allgemeinen Stiele. Der bekannte Reisende Wagen er schickte Samen dieser Art an den bo- tanischen Garten in Berlin aus Caracas. II. S. callicarpum Karst. Durch die Ein- führung dieser als Blattpflanze reizenden Art, die wahrscheinlich noch, wenn man auf dem Beinamen, der Schünfrucht bedeutet , Rücksicht nimmt , im Fruchtzustande einen besondern Werth erhält, hat sich Dr. Karsten ein besonderes Verdienst er- worben. Sie steht dem alsbald zu erwähnenden S. quitoense Lam. sehr nahe, kommt sogar auch in unseren Gärten häufig unter diesem Namen vor. AI. Braun hat sie zuerst mit der vorhergehenden Art in der Appendix zum Sanienverzeichnisse des Jahres 1853 als Solanum Karsteni veröffentlicht. Da jedoch bereits 2 Jahre früher Prof. Dunal in seiner Monographie der Solanaceen eine neue, eben- falls von Dr. Karsten in Kolumbien und später von Linden und Funck in Venezuela aufgefun- dene Art, die mit S. Capsicastrum Lk sehr nahe verwandt ist, S. Karstenii genannt hat, der Name also schon vergeben ist , stellen wir den ur- sprünglich von ihrem Entdecker vorgeschlagenen Namen wieder her. An dem dicht mit ziemlich langen, stechenden, graden, aber meist abwärts gerichteten und braunen Stacheln besetzten Stengel des S. callicarpum stehen die Blätter ebenfalls ziemlich wagerecht ab und haben eine herzförmige Gestalt, doch so, dass der Rand auf jeder Seite mit .5 oder 6 breiten, aber kurzen Abschnitten versehen ist. Der Ausschnitt von der Spitze des einen bis zu der des andern bildet einen Bogen. Beide Flächen sind durch dicht in einander gefilzte, aber kurze Sternhaare grau- grün; desto mehr treten aber der violette Mittelnerv und seine Hauptäste hervor, zumal diese wieder mit einzelnen gelben Stacheln besetzt sind. Auch der 'i bis 3 Zoll lange Blattstiel ist mit violetten Sternhaaren besetzt. Die Blüthen stehen ebenfalls dicht gedrängt auf kurzem, filzigem, allgemeinem Stiele und haben eine blau- violette , sehr grosse Krone. \'2. S. quitoense Lam. (quitense H. B. K.). Wie Dunal dazu kommt, diese Pflanze in die Nähe der ächten Melongenen zu bringen, begrei- fen wir nicht. Möglich , dass er aber eine ganz andere Pflanze vor sich hatte, und dass die, welche im botanical Magazine (tab. 'JTi')!)) unter diesem Na- men abgebildet wurde, verschieden ist. Da uns leider bis jetzt das ganze nöthige Material, um hier- über ein bestimmtes Urtheil abzugeben , nicht zu Gebote steht, nehmen wir als S. quitoense die Pflanze an, wie sie in den Gärten vorkommt und an näher bezeichnetem Orte abgebildet ist , also auch in Kew dafür angenommen wird. Sie steht dem Si callicarpum Karst, sehr nahe und scheint sich hauptsächlich durch etwas grössere Dimensio- nen, durch den Mangel an Stacheln und durch eine Aveisse Krone zu unterscheiden. Die braun-violette Färbung der Blattstiele , Blattrippen und deren Hauptäste hat sie nicht allein mit genannter Art, sondern auch mit S. crinitum Lam. überein. Wir behalten uns das Nähere für eine spätere Zeit vor, empfehlen sie aber jetzt gar sehr der Beachtung der Liebhaber. 13. S. crinitum Lam. stammt aus der Guiana, sowie aus Brasilien, und ist eine der interessantesten Arten des ganzen Geschlechtes, welche sich leicht durch die meist gefärbten Borsten auszeichnet, welche an der Spitze einen Büschel Haare tragen. Ob S. crinitipes Dun. und cyananthum Dun. verschieden sind oder nicht, ob sie nicht nur Formen einer und derselben Art darstellen ? können nur ver- gleichende Kulturversuche feststellen. Was im bota- nischen Garten als S. fraudulentum kultivirt wird, ist gewiss nur eine mit weniger Stacheln versehene und weniger violette Form. Der Stengel mit Blatt- und Blüthenstielen ist mit breitgedrückten, dreieckigen Stacheln , ausserdem aber , wie schon angedeutet, mit steifen braunvioletten und ziemlich langen Bor- sten, welche an der Spitze wiederum einen Büschel steifer Haare, aber weisser Farbe tragen, sehr dicht besetzt. Im freien Lande und unter günstigen Verhält- nissen werden die breit-eirunden und ungleich-herz- förmigen Blätter über Fuss, ja selbst l{Fuss lang und bis I7 Fuss breit. Die Mittelrippe und ihre Hauptäste sind auf der Oberfläche dunkelbraun- violett gefärbt und ebenfalls mit büscheltragenden '296 Borsten , so wie mit Stacheln besetzt. Ausserdem fühlt sich die Oberfläche durch meist einzeln ste- hende längere Haare weich an. Die Unterfläche ist weit heller (gelbst die Mittelrippe und die Sta- cheln), auch dichter^ mit sterntiinnigen Haaren be- kleidet. Ueberhaupt nehmen alle dem Lichte we- niger ausgesetzten Theile eine hellere Farbe an, so dass die Stacheln bisweilen selbst hellgrün erschei- nen. Bemerkenswerth ist, dnss die obere, sehr braun-violette Seite des ziemlich dicken und walzen- förmigen Blattstieles keine Stacheln besitzt. Die sehr grosse (bis "2 Zoll im Durchmesser enthaltende) Krone zeichnet sich durch den fünfstrahligen Stern aus, der über den Rand hinausragt. l4. S. robust um Wendl. Eine wunderschöne Pflanze mit grossen, fast wagerecht abstehenden Blättern, die am obern Theile des Stengels, also im jugendlichen Zustande, mit einem rostfarbigen Filz bedeckt sind, der, weil nach unten dagegen die grau- grüne Farbe überhand nimmt, um so mehr hervor- tritt und deshalb einen eigenthümlichen Anblick gewährt. Die Blätter selbst haben eine verschiedene Gestalt, indem sie bald mehr länglich sind, fast ohne alle Abschnitte , bald in der Kontur mehr kurzeirund, aber mit deutlichen, dreieckigen Ab- schnitten versehen ; in diesem Falle erscheinen sie auch fast breiter, als lang, und sind an der Basis meist gradlinig, wie abgeschnitten. Bei allen Blatt- formen ist aber, wie bei S. maroniense Poit., dem die Art sehr nahe steht, der kurze, kaum '1 Zoll lange Stiel breitflügelig. Auf dem Mittelnerv, so wie auf dessen Hauptästen , und zwar auf beiden Blattflächen, stehen orangenfarbige, an der Basis aber gelbe und grade Stacheln. Vaterland ist Bra- silien. IP). S. maroniense Poit. soll nach Dunal eben- falls in den Gärten als S. quitoense vorkommen. Wir kennen es nur aus Hooker's Abbildung im botanical Magazine (tab. 4lri8), wo es wegen der grossen, ebenfalls aber blau -violetten Blüthen dem Namen S. macranthum erhalten liat. Es scheint allerdings der vorigen Art nahe zu stehen und mit dieser in eine Gruppe zu gehören, zeichnet sich aber durch breite und verhältnissmässig längere Blätter aus, die ebenfalls durch sternförmige Haare mit einem dichten Filz versehen sind. Durch die geflügelten Blattstiele stimmt die Art aber wiederum mehr mit S. r ob US tum Wendl. überein, zumal auch hier, besonders die jungen Blätter am Ende des Stengels, ein rostgelbes Ansehen besitzen. In Betreff der Stacheln scheint sie sich der vorigen gleich zu halten. Ausser den genannten Pflanzen , welche nicht leicht auf Rabatten, auf Grasstücken u. s.w. ersetzt werden, kultivirt der botanische Garten noch ein Paar , welche bisher noch nicht bestimmt werden konnten. 1'S. S. mar gi natura L. ist ebenfalls eine sehr alte Gartenpflanze, welche sich auch mehr in den Gärten der Privaten erhalten hat. Sie bildet in der Regel nicht einen so graden Stamm, als die bisher abgehandelten und verästelt sich auch leichter. Der Stengel mit den Aesten ist mit einem weissen, sel- ten gelblichen Filz überzogen und ausserdem mit Stacheln besetzt. Die bu'htig-ausgeschweiften, an der Basis etwas herzförmigen , dicklichen Blätter sind auf der Oberfläche grün, am Rande aber (da- her auch der Name) und auf der Unterfläche präch- tig-weissfilzig, oben und unten aber mit gelben, in der Jugend weissen Stacheln besetzt. Die weisse Krone hat einen purpurfarbigen Stern. In der Re- gel reifen die ziemlich grossen ( 1 Zoll im Durch- messer enthaltenden), kugelrunden, herabhängenden und gelben Früchte , daher man nicht versäumen darf, sich, wenigstens für das freie Land, Pflanzen heranzuziehen. Vaterland sind Abyssinien, Aegypten und Syrien. IT. S. amazonicum Ker bildet einen ästigen, nicht sehr hoch werdenden Stengel mit kleineren Blättern, die kaum in guter Gartenerde - Fuss lang und '2 bis "21 Zoll breit werden. Sie haben eine längliche Gestalt und sind am Rande mehr oder weniger buchtig, selbst etwas wellenförmig. Beide Flächen sind zwar mit einem Filz überzogen, die- ser macht aber nur die Unterfläche weisslich, die Oberfläche hingegen gelblich -grünlich. Auch der Stengel hat dieses Ansehen. Stacheln finden sich nur äusserst selten vor. Die schönen , grossen, violetten und mit einem gelben Stern versehenen Blüthen bilden Trauben, welche das Eigenthümliche haben, in der Jugend, wie bei den Asperifoliaceen, rückwärts gerollt zu sein. Nur die erste Blüthe jeder Traube ist zwitterig, die übrigen sind männ- lich. Diese Art stellt mehr einen Blüthenstrauch, als eine Blattpflanze dar. IS. S. Rantonnetii Carr. steht der vorigen sehr nahe und ist vielleicht gar nicht verschieden. Nur vergleichende Untersuchungen bei lebenden Pflanzen mögen entscheiden. Die Blätter scheinen weder buchtig, noch etwas wellenförmig zu sein. Auch ist die Behaarung schwächer. Die Blüthen sind nach der Abbildung(im Hortic. fran^ais l(S:")!)/6l), auf der Hi. Taf.) von denen des S. amazonicum gar nicht verschieden. Die Früchte werden vom Ansehen einer Süsskirsche angegeben, erhalten aber zur Zeit der Reife einen gelblichen Teint. Eigen- tbümlich ist die dreitheilige Spaltung des Griffels. Vaterland ist wahrscheinlich , wie bei der vorigen, Brasilien. Verla;; von Karl Wiet'i'nil' in Bprlin. Grünstrassp Ib. Druck von J. F. t^larcbe in Beriii. Woclieiischrifi des Vereiiits zur lidiiiilei'uns des Oarleiibaiies in den kiiiiiMitli l'rcussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde; Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. JW. 38. Berlin, den 20. September 1860. Preis des Jahrganges 5j Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Aufforderung an Gärtner und Gartenbesitzer zur Beschickung der im KroU'schen Etablissement am '29. September d. J. zu eröffnenden Ausstellung. — Gärtnerischer Ausflug eines Botanikers. — Ueber die neueren guten Erdbeersorten. — Bosse 's Handbuch der Blumengärtnerei, — Beilage. Aiiffordoriiiig an Gärtfier und Gartenbesitzer zur Beschickung der im KroU'schen Etablissement am 29, September d. J. zu eröffnenden Ausstellung. Nachdem beschlossen worden, mit dieser Aus- stellung auch eine Ausstellung von Pflanzen und Blumen zu verbinden, so ist dafür gesorgt worden, derartigen Gegenständen geeignete Plätze im Freien oder in geschlossenen Räumen geben zu können. Da diese Ausstellung aus allen Gegenden des ge- meinsamen deutschen Vaterlandes beschickt werden und Fremde aus ganz Deutschland herbeiführen wird, so erscheint es selir wünschenswerth, dass Berlin und dessen Umgebung zeige, was es in gärtnerischer Hinsicht zu leisten vermag und welche Vollkommenheit die Gärtnerei hier erlangt hat ; es werden daher alle Handelsgärtner und Garten- besitzer freundlichst ersucht, die Ausstellung, beson- ders mit blühenden Gewächsen und abgeschnittenen Sortimentsblumen , zu beschicken , zumal dadurch auch den Handelsgärtnern Gelegenheit geboten wird, ihre Produkte zu zeigen und den Kreis ihrer Kund- schaft zu erweitern. Die Einsendung und Aufstellung ist am 'J7. und 28. d. Mts im KroU'schen Etablissement zu bewirken. Gärtnerischer Ausflug eines Botanikers. Privatgärten und Handelsgärtnereien bieten heut zu Tage dem Botaniker, und zwar zunächst dem Systematiker, so viel dar, dass Männer der Wissen- schaft, welche in der Kenntniss neuer Pflanzen Fort* schritte machen wollen, sich oft gezwungen sehen, sich fast mehr in diesen umzusehen, als in botani- schen, welche der Staat speciell für den Unterricht der wissbegierigen Jugend und zur Förderung der Wissenschaft unterhält. Allerdings haben die klei- nern Institute der Art zum grossen Theile nur geringe Fonds und können in der Anschaffung neuer und deshalb auch theurer Pflanzen nicht mit reichen Privaten, die sich an den alten sattgesehen haben, wetteifern, zumal ihr Zweck doch auch wei- ter sich erstreckt. Aber doch könnte auch in ihnen Manches anders und besser sein, besonders wenn mehr Organisation vorhanden wäre und die Aus- wahl der Pflanzen nicht dem Zufall anheimgestellt würde, oder wenn man nicht aus Bequemlichkeit sich mit dem Vorhandenen, was seit Jahrzehenden da ist und in der «Kultur keine Schwierigkeiten darbietet, begnügen wollte. Freilich hat ein Di- rektor eines botanischen Gartens gefunden, dass die Menschen eigentlich gar keinen Sinn zur weitern Aus- bildung hätten, aussei'dem aber das wirklich naive Gestandniss gemacht, dass das ihn anvertraute In- stitut hauptsächlich zu ganz andern Zwecken, wie : „um sich etwas zu ergehen, sich die Zeit zu ver- treiben, für seinen Kanarienvogel Futter zu holen, 38 598 ein Bouquet sich schneiden zu lassen u.s.w., u.s.w." benutzt wird. Botanische Gärten haben eine grosse Aufgabe zu erfüllen; es gibt auch mehr als ein Institut der Art, was nicht allein die Wissenschaft fördert und der Jugend zur Belehrung Mittel darbietet, sondern auch zur allgemeinen Bildung viel beiträgt. Wenn einerseits auch den Botanikern in Pri- vatgärten und in Handelsgärtnereien mannigfach Gelegenheit dargeboten wird, etwas Neues zu se- hen, so möchte andernseits auch der Besuch eines Mannes, der Kenntniss und Erforschung der Pflan- zen sich zur Aufgabe seines Lebens gestellt hat, den Besitzern jener willkommen sein, um vielleicht Namen zu berichtigen , denn bekanntlich liegt die Nomenklatur der Pflanzen sehr im Argen. Leider kennen aber unsere deutschen Botaniker in der Regel wenig Pflanzen; viele wollen sogar von Gar- tenpflanzen nichts wissen, in der Meinung die ur- sprüngliche Form der Pflanzen ginge in den Gärten ganz und gar verloren. Es würden, sagen sie wei- ter, nur Abnormitäten und kranke Erzeugnisse gezogen ; dabei entständen durch das. Zusammen- wachsen ähnlicher Pflanzen auf einem kleinen Räume so viel Mischlinge, dass dadurch die eigentliche Species gar nicht mehr herausgefunden werden könnte. Es sind dieses aber durchaus unrichtige An- sichten. Ich habe nie gefunden, dass z. B. in Staudensortimenten sich viele Blendlinge von selbst erzeugt hätten. Unsere Botaniker sind meist nur zu bequem, um jahrelange und schwierige Unter- suchungen über den Formenkreis einer Art zu ma- chen; sie greifen deshalb, weil ihre Erfahrungen eben nicht weit reichen , vielleicht auch , um ihre eigentliche Unwissenheit zu verdecken, gern zu dem beliebten Auskunftsmittel : „es ist ein Blendling, ein Bastard." Als Gymnasiast zu Weimar machte ich meine ersten botanischen Studien in Belvedere, wo sich ein vorzügliches Staudensortiment, noch von Goethe eingerichtet und von dem damaligen Gai'teninspektor Skell dnselbst in meisterhafter Ordnung gehalten, vorfand. Nachdem ich ausstudirt hatte und wie- derum eine sehr kurze Zeit in Weimar lebte, fand ich dieselben Stauden noch unverändert in ihrer Form vor. Es war dieses selbst da noch der Fall, als ich sie nach der Rückkehr von meiner ersten, und endlich nach der von der zweiten Reise wieder sah. Die Ursache dieser Unveränderlichkeit der Stauden, über deren Ausartung man sonst in bo- tanischen Gärten klagt, lag einfach darin, dass das Sortiment in Ordnung gehalten wurde und man den Arten, welche ein zäheres Leben hatten und sich ausserdem durch freiwillige Aussaat leicht ver- mehrten , nicht den Spielraum gewährte, wie es sonst der Fall ist; diese konnten demnach nicht nach und nach den andern, die etwas zärtlicher in der Kultur waren imd leicht verdrängt werden konnten, schädlich sein. Man darf sich deshalb nicht wundern, dass man da, wo man sich um seine Stauden nicht kümmert, ganze Beete mit 8—10 und 12 Pflanzen sieht, die alle nur eine und dieselbe Art darstellen, trotzdem aber immer noch verschie- dene Namen tragen. Da heisst es nun, die Arten seien nach und nach in diese eine übergegangen. Auf meiner gärtnerischen Reise besuchte ich zuerst Magdeburg. Diese Stadt und überhaupt die Provinz hat durch" seine schönen Gärten mit Recht einen Ruf. Viele der reichern Kaufleute und Guts- besitzer haben viel Liebe für Pflanzen und Blumen und geben jährlich grosse SumiTjen aus, um ihre nächste Umgebung zu verschönern. Seit mehrern Jahren schon hat der Garteninspektor Hering aus Berlin sich durch Einrichtungen von Gärten, zum Theil durch ganz neue Anlagen, im Magdeburgschen sehr viel Verdienst erworben und arbeitet fortwäh- rend an der Verschönerung der Umgegend. In diesem Sommer macht er wiederum für Pfeiffer und Schmidt in genannter Stadt umfassende An- lagen, die sehr viel versprechen: wir behalten uns vor, später einmal, wenn sie fertig sein werden und mir dadurch auch ein Urtheil möglich ist, darüber zu berichten. Das Vorzüglichste, was wir dieses Mal daselbst gesehen, ist der Garten des Hofbuchdruckers II ä- nel auf dem grossen Werder. Es ist dieses ein langes, schmales Stück Land längs der Elbe, was durch ein wohnlich eingerichtetes Gartenhaus in 2 ziemlich gleiche Theile zerlegt wird. In dem einen und breitern befinden sich Gemüse und Obst, nebst einigen Blumen vor, während grade der schmale und deshalb schwierige Theil landschaftlich behan- delt wurde. Der Garten ist bereits in den frühern Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues beschrieben. Da der Besitzer des Gartens diesem selbst fortwährend grosse Sorgfalt zuwendet, so ist er natürlich in einem Zustande, der wohl fast gar nichts zu wünschen übrig lässt. Es sei mir erlaubt, auf Einiges aufmerksam zu machen. Als Koniferen-Liebhaber ist der Hofbuchdrucker Hänel hinlänglich bekannt: seine ziemlich grosse Sammlung befindet sich in der That so, wie man sie kaum wo anders sieht. Es sind alles schöne Exemplare, die sich gleichmässig nach allen Seiten hin entwickelt haben. Viele Arten, die man sonst nur in den Kalthäusern zu sehen gewöhnt ist, wer- den hier- im Freien gezogen nnd im Winter nur leicht gedeckt. Ich berufe mich in dieser Hinsicht '299 auf die Abhandlung, welche genannter Gartenbesitzer in einer der frühern Nummer der Wochenschrift mitgetheilt hat. In diesem Winter sollen nun Versuche gemacht werden, einige der nun mehr abgehärteten Konife- ren ganz und gar unbedeckt zu lassen. Dergleichen Versuche sind sehr dankenswerth; ich wünsche nur, dass die Resultate auch veröffentlicht werden. Zu den Arten, welche bis jetzt im Freien, aber aller- dings bedeckt, ausgehalten haben, gehört eine A rau- caria imbricata, eine Wellingtonia gigantea, fast eben so breit wie hoch, eine Pinus Pinsapo von n Fuss Höhe, mehre H imalay a-Cedern, C ryptomerien , C h a mae c \'pari s Nutkanus (Thujopsis borealis), eine bis jetzt bei uns in dieser Hinsicht verkannte Pflanze, welche im weit kältern nordwestlichen Amerika wächst, u. a. m. Eigen- thümlich waren in dieser Hinsicht die 3 Himalaya- Cedern (Cedrus Deodora) deshalb, weil die eine, die bereits mehre Jahre im Freien gewesen war, kurze und dunkelgrüne Nadeln hatte, also der Libanon- Ceder sehr ähnlich aussah, die andei'n dagegen, welche bis daher im Kalthause im Winter gewesen waren, eine blaugrüne Farbe besassen. Es möchte daher die Ansicht derer, welche glauben, dass alle 3 Cedern (die des Himalaya, des Libanon und des Atlas) nur Formen einer und derselben Grundart sind, wohl richtig sein. Sehr hübsch gewachsen erschienen auch Exemplare der Pinus calabrica und der Pinus Salzmanni. Eine wahrhaft vollendete Schönheit waren die 5 Exemplare der Thuja aiirea und 1 der Thuja compacta. Auf Rasenplätzen gibt es nichts, was mehr Effekt hervorruft. Die ersteren waren noch kleiner, etwas über '2j Fuss hoch und hatten 2 Fuss im Durchmesser, die letztere hingegen besass bei einem Durchmesser von -i, eine Höhe von 4i Fuss. Auch nicht ein einziges tadelhaftcs Aestchen be- fand sich an den Pflanzen; ringsum ein gleichmäs- siges Wachsthum. Da jetzt ihre Vermehrung leich- ter geschieht und ihr Preis demnach nicht mehr so hoch ist, als früher, so können diese beiden For- men der Thuja orientalis gar nicht genug zu gleichen Zwecken empfohlen vverden. Von den Blumengruppen imponirten besonders 3: eine Lantanen-, eine Fuchsien- und eine Hu- meen-Gruppe. Das Farbenspiel und die Mannig- faltigkeit in den Blumen selbst ist bei Lantanen \ jetzt sehr gross, so dass, wenn mit Geschmack eine Auswahl getroffen wird und dann auch dieZusam- I menstellung gelungen , eine solche Gruppe um so j mehr Interesse darbietet , als das dunkle Laub ein \ deutlicheres Hervortreten der Farben gestattet und ] auch für ziemlich weite Ferne berechnet werden kann. Es gilt dieses auch von den Fuchsien, j wo die höhern und dunkler- laubigen, zumal wenn auch noch zu gleicher Zeit die Blumen recht feurig sind, in der Mitte, die helllaubigen und niedrigeren dagegen ringsherum eine passende Verwendung finden. Da Lantanen und Fuchsien den ganzen Soiimier unaufhörlich blühen und fast gar keine Mühe weiter in Anspruch nehmen, so niuss man sich nur wundern, dass genannte Blüthensträucher im Allgemeinen doch viel zu wenig verwendet werden. Hiimea elegans ist eine Pflanze, die jetzt wieder mehr in Vergessenheit kommt, obwohl sie eine sehr brauchbare, auf jeden Fall eigenthümliche Dekorationspflanze darstellt. Sie muss nur in Töpfen gut herangezogen werden, so dass sie recht buschig und hoch wird. Die kleinen, aber in mächtigen Rispen herunterhängenden Blüthen bieten, nament- lich in der Abendbeleuchtung, mit ihren gelbbräun- lich-broncirten Hüllschuppen einen Reiz dar, wie keine andern. Wenn dann- noch ein schwacher Wind die Rispen bewegt, so tritt der Glanz um so mehr hervor und zeigt allerhand Nüancirungen. Um die kahlen Hauptstengel einiger Massen zu decken, hatte der Hofbuchdrucker Hänel rings- herum die bekannte weissblättrige Minze heruni- gepflanzt. Ich habe früher darauf aufmerksam gemacht, dass mehre unserer-Kaltliaus-Blüthensträucher sich sehr gut' ausnehmen, wenn sie während der guten Zeit in die Gebüsche unserer Gärten und Schmuck- räume gepflanzt werden. Es gibt dieses einen be- sondern Reiz, der einiger Massen an südeiu'opäische oder orientalische Vorhaine erinnert. In dieser Hinsicht habe ich früher die Fuchsien erwähnt. Der Hofbuchdrucker Hänel hat zu diesem Zweck den amerikanischen Ilahnenkamm: Erythrina Crus galli und laurifolia dazu benutzt. Die grossen über einen Fuss langen Blüthentrauben machten besonders da, wo im Hintergrunde dunkeles Nadel- holz stand, sehr viel Effekt. Aber selbst wärmere Blattpflanzen waren im Freien mit unseren Gehölzen verwendet. In grös- seni Anlagen und in Parks würde dieses meiner Ansicht nach ein Fehler sein, da hier nur natürliche Gruppen zur Anwendung kommen dürfen. AVas anders ist es in kleinern Gärten und in der Nähe der Wohnungen, wo auch der Mensch nicht mehr in seiner Natürlichkeit lebt, sondern sich Manches aus andern Zonen und Ländern angeeignet hat-. Hier tritt die Eleganz an die Stelle der Natürlich- keit. Eine Umgebung muss sich stets nach der Persönlichkeit des Besitzers richten. Der luxuriöse Städter oder der reiche Aristokrat auf dem Lande hat in seiner Wohnung und an sich so viel Aus- ländisches, dass es nicht auffallen kann, wenn er in seinem Garten neben einer Auswahl Gehölze 38* 300 seines Vaterlandes auch Bewohner fremder und selbst tropischer Gegenden besitzt. In dem ein- fachen Garten eines Landmannes würden dieselben Pflanzen sich dagegen sonderbar ausnehmen. Im Hä nel'schen Garten waren auf diese Weise mehre Araliaceen verwendet. Unter Anderem sah ich auch einen gegen lOFuss hohen Tupidanthus Pückleri, über den wir ausführlich im vorigen Jahr- gange der Wochenschrift (S. 'M?)) gesprochen haben, in einer Kräftigkeit , wie sie kaum an dergleichen Exemplaren in Gewächshäusern sich vorfinden. Die ganze Pflanze hatte einen kräftigen und gedrängten Wuchs ; die Blätter erfreuten sich eines prächtigen Grünes und kamen eben im neuen Triebe zum Vorschein. Wir kultiviren im Allgemeinen viel zu warm; es kann den Gärtnern nicht genug wie- derholt werden, dass Licht und Wärme stets in einem gewissen Verhältnisse stehen müssen und dass keins vorherrschen darf. Bei trübem ^^'etter vmd selbst schon bei einfach bedecktem Himmel muss auch die Wärme in den Gewächshäusern er- niedrigt werden. Tropische Pflanzen im gehörigen Schutze in's Freie zur guten Zeit gebracht, erstarken dadurch für den Winter, dass das von den Wurzeln auf- genommene und Nahrungsstoffe enthaltende Wasser weit leichter wieder sich verflüchtigen kann, wo be- ständiger Luftwechsel vorhanden ist , der im Ge- wächshause nie in der Weise vorhanden sein kann. Eine gute Verholzung der Zellen im Gewächshause ist schwieriger, abgesehen davon, dass weit mehr Wasser assimilirt wird und die Theile dadurch weich und zarter werden. Ausser diesem Tupidanthus fanden sich auch noch 4 Formen des Pseudopanax crassifolium (Aralia crassifolia) vor, die meist als Arten unter- schieden werden. Da sah man die beiden Formen mit einfachen, schmalen, bald grünlich-bräunlichen und nach abwärts gerichteten, bald opak-grünen und in stumpfen Winkel abstehenden, sowie die, wo das einfaciie Blatt sich in 3, und dann wieder, wo es sich in ö Blättchen getheilt hat. Ebenfalls im vorig-en Jahrgange (S. 36li) habe ich hierüber gesprochen. Wie sehr man bei gewissen Pflanzen vorsichtig sein muss, um nicht Formen für Arten zu halten, davon geben auch die Dasylirien mit zwiebelför- miger Stengelbasis oder die sogenannten Pincinec- tien ein Beispiel. Meiner Ansicht nach stellen alle Pincinectien, sie mögen Namen haben, wie sie wol- len, nur eine und dieselbe Art dar. Der Hofbuch- drucker Hänel besass ein sehr schönes Exemplar derjenigen Form, wo die Blätter sehr lang sind, herunterhängen iind gedreht erscheinen. Er hatte sie als Pincinectia tuberculata erhalten, un- ter welchen Namen man sonst eine andere Form mit mehr abstehenden Blättern kultivirt. Diese habe ich aber sonst als P. tortilis oder recurvata gesehen. Ein anderes, stammloses Dasylirium besitzt der Hofbuchdrucker Hänel ohne Namen, deren Blätter zwar noch weit länger (bis über 6 Fuss) waren, aber dieselben Drehungen zeigten. In dieser Schön- heit hatte ich die Pflanze, die übrigens hier und da als Dasylirion gracile vorkommt, noch nicht gesehen. Ob es der richtige Name ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Neuerdings hat Rözl in Mexiko Samen derselben Pflanze, wie es scheint, ebenfalls als Dasvlirion gracile imd serrati- folium eingesendet. (Fortsetzung folgt.) Ueber die iieiiereii wutpn Erdbeersorten. Vom Hol'gärtner Seh och in Destau. Wer Erdbeeren zieht , ist bei den vielen auf- tauchenden neuen Sorten häufig in Verlegenheit, welche er anschaffen soll, um die Kulturfortschritte dieser schönen Frucht zu verfolgen. Es sind man- che Sorten aufgetaucht, die der Anzucht nicht werth oder schon besser vorhanden waren, daher auch nach kurzem Anbau wieder aus den Gärten ent- fernt wurden. Dagegen haben wir auch durch nachdenkende fleissige Züchter ausgezeichnete Sor- ten erhalten, die entweder in Grösse, Geschmack ■ und Gertich. oder auch im zeitigen und späten i Keifen alle früheren Arten übertreffen. Seit zwei Jahren habe ich mich viel mit der Kultur einer Menge Sorten beschäftigt, indem ich mir von den neuen angepriesenen Züchtungen, die in den Handel kamen, 1 oder 2 Stück von jeder Sorte anschaffte, um sie kennen zu lernen und zu prüfen, mit der Absicht nur das Gute und Werth- volle zu behalten. Bei der Anzucht und Prüfung verfuhr ich folgenderweise : Im August verschrieb ich mir die Sorten, pflanzte sie so, wie ich sie erhielt, in kleine, den Exem]ilaren angemessene Töpfe. Sie blieben darin bis Ende September oder Anfang Oktober stehen; dann verpflanzte ich sie wieder in etwas grössere Töpfe, stellte sie in einen Mistbeetkasten, der bei eintretender Kälte mit Fenstern und Stroh- decken bedeckt wurde. Anfangs Februar nahm ich die Erdbeerpflanzen aus dem Kasten heraus, pflanzte sie in 1 Fuss breite und 5 Zoll tiefe Scha- len, und stellte sie in ein kaltes Haus dicht unter die Fenster. Sie fingen hier bald an kräftig zu treiben und zeigten gegen Mitte April ihre Blüthen. 301 Nach der Mitte genannten Monates brachte ich sie in einem Erdkasten in's Freie, wo sie des Nachts mit Strohdecken bedeckl wurden. Jetzt fingen sie auch schon an , Auslüuter zu zeigen , die in der Schale herumgelegt und einge- hakt wurden, damit sie sich gut bewurzelten. An- fang Mai wurden die Schalen an einen sonnigen geschützten Platz in's Freie gestellt, aber auf Mauer- steine, damit die Regenwürmer fern gehalten wurden. Die Erdbeeren trugen, auf diese Weise behan- delt, 14 Tage früher, als sie ihrer Sorte nach im Freien gereift hätten. Die kleinste Pflanze, die ich im August des vergangenen Jahres erhalten hatte, brachte schöne, reife Früchte, deren Werth demnach leicht geprüft werden konnte. Die Ausläufer wurden immer in der Schale festgehakt und mitunter mit Erde bedeckt. Ende Juli, wo ich mit dem Auspflanzen der Sorten in's Freie begann, hatte ich an jeder Pflanze 30 bis üO Stück gut bewurzelte Ausläufer; so war mir die Sorte gesichert. Die Ausläufer, welche keine Wurzeln hatten, pflanzte ich in Schalen dicht zu- sa'mmen, stellte sie im Schatten, wo sie gegen Ende September bewurzelt waren. Auf diese W^eise habe ich in den letzten zwei Jahren eine Menge Erdbeeren geprüft. Die besten Sorten hiervon, die zu verschiedenen Zeiten tragen und von gutem Geschmacke und Aroma, sind fol- gende : 1. Prince of Wales (Toyne). Eine sehr grossfrüchtige Sorte von gestreckter Form und leuchtend-rothem Ansehen. Ihr Fleisch ist weiss, von vorzüglichem Geschmacke. Wuchs der Pflanze sehr kräftig und reichtragend. 2. Rival Queen (Tiley). Eine grosse Frucht von orangenrother Farbe, mit weissem Fleische und feinstem Gerüche. Die Pflanze wächst kräftig und ist volltragend. 3. Prince imperial (Graindorge). Eine ausgezeichnete Sorte. Die Frucht mittel- gross, herzförmig, von glänzend -rothem Ansehen. Das Fleisch weiss und sehr süss. Die Tragbarkeit der Pflanze ist ausserordentlich. Eine der frühsten Sorten. 4. Empress Eugenle (Kneveirs). Diese Sorte trägt Früchte erster Grösse, deren Fleisch vom schönsten Roth ist. Eine der wohl- schmeckendsten Erdbeeren. J. Improved Blake Prince. Grösser als die gewöhnliche Blake Prince, von unbeschreiblichem Geschmacke und Aroma. (>. Duke de Malakoff (Gloede). Von der alten Chili mit British Queen befruch- tet. Die Frucht ist von erster Grösse. Ich habe Früchte von 6 Loth Schwere von ihr gehabt. Sie ist dunkelroth gefärbt, mit feinem, festem, wein- artigem, rosafarbenem Fleische und von kostbarem Aroma. Der Wuchs der Pflanze ist sehr kräftig und von ausserordentlicher Tragbarkeit. Mittlere Reifzeit. 7. Incomparable (Blake . Früchte erster Grösse, von schön-rother Farbe mit weissem Fleische und süssem , aromatischem Geschmacke. Die Pflanze ist sehr kräftig, von ungemeiner Tragbarkeit und spät tragend. S. Mrs. Dr. Neilson (Stewart et Neilson). Sie trägt Früchte erster Grösse von orangen- rother Farbe mit weissem, aromatischem Fleische und ist äusserst ertragreich. Eine der spätesten Erdbeeren , welche es gibt , deren Aernte erst be- ginnt, wenn die Reife der übrigen Sorten beinahe vorüber ist. 9. Fraguria lucida. Ihre Blätter sind lederartig, glänzend, die Früchte kaum mittlerer Grösse, dunkelroth, von weinartigem Geschmacke. Sie wird erst nach zweijähriger Pflanzung ti-agbar. Ihr Hauptwerth besteht darin, dass ihre Früchte dann reifen, wenn es, ausser den immertragenden Sorten, keine Erdbeeren mehr gibt. Ich hatte die erste reife Frucht von ihr im Monat August. 10. Gel ine au (Gelineau). Eine Frucht erster Grösse mit rothem, saftigem, angenehm säuerlichem Fleische. Spättragend. 11. Prince of Wales (Stewart et Neilson). Eine grosse, abgerundete, duukelrothe Frucht, mit röthlichem Fleische. Eine sehr frühzeitige Erd- beere. VI. Exhibition (Nicholson). Eine grosse Frucht von schöner Form mit aro- matisch-schmeckendem Fleische. Die Pflanze wächst kräftig und ist von ausserordentlich langer Trag- barkeit. 13. Reine des quatre Saisons. Eine der besten immertragenden Sorten, die in Einem fort blüht und trägt, mit grossen, sehr an- genehm schmeckenden, aromatischen Beeren. 14. Cook's Hybrida. Frucht mittlerer Grösse, roth gefärbt und sehr wohlschmeckend. Die Pflanze wächst kräftig und ist volltragend. 302 Ifi. Mount V es u vi US (Rendle). Frucht gross, dunkelroth gefärbt, von vorzüg- lichem Geschmacke. Die Pflanze ist volltragend. 16. Madame Elisa Vilmorin (Gloede). Eine sehr grosse, süsse, wohlschmeckende Frucht, von vorzüglichem Aroma. 17. Adair (Henderson). Eine sehr grosse Frucht von gutem Geschmacke. 18. La Challonaise (Docteur Nicaise). Frucht erster Grösse, von hellrother Farbe mit weissem Fleische. 19. Ananas de Bretagne. Frucht mittlerer Grösse, verschieden geformt, mit gelblichem Fleische, von äusserst delikatem Geschmacke. 20. Mai Queen (Nicholson). Eine der, durch ihre frühe Reife und ihren aus- gezeichneten Geschmack, besten Erdbeeren. Sie lässt sich sehr gut treiben, und trägt sehr reichlich. 1l. Wonderfull (Jeye). Frucht sehr gross, von ausgezeichnetem Ge- schmacke und erstem Verdienste. Eine späte Sorte. 2'2. La Constante (De Jonghe). Eine grosse Frucht, von rother, lebhafter Fär- bung, mit süssem, wohlschmeckendem, weissem Fleische. Die Pflanze zwergartig und ausserordent- lich reichtragend. Eine späte Sorte. 23. La grosse sucr^e (De Jonghe). Die Frucht zeichnet sich durch ihr Gewicht und durch die Feinheit ihres Geschmackes aus. Die Pflanze ti-ägt sehr reichlich. 24. Bonte de St. Julien (Carrc^). Sie trägt zeitig und bringt schöne Früchte mitt- lerer Grösse hervor. Die Pflanze ist ausserordent- lich fruchtbar. 25. L'imperial (Duval fils). Eine sehr grosse Frucht von orangenrothem Ansehen und gutem Geschmacke. 26. Quatre-Saisons de Fox. Eine gute, immertragende Sorte, mit wohl- schmeckenden Früchten und von reicher Trag- barkeit. Bosses HiUHlbiicIi «ler }tluiucu*;ärtiierci. Dritte Auflage. Die Zahl der in den Gärten kultivirten Pflan- zen ist bereits so hoch gestiegen, dass selbst ein Handbuch , wie vorliegendes , was aus 3 Bänden mit gegen 180 Bogen besteht und wohl über 3000 Pflanzen beschrieben hat, noch keineswegs allen Anforderungen genügen kann und manche hübsche Pflanze vergebens darin gesucht wird. Es kommt dazu, dass alljährlich wiederum eine Menge neuer Arten eingeführt werden, die dann ebenfalls fehlen; selbst die des Jahres 1860, wenigstens zum Theil, sind schon nicht darin enthalten. Wir halten es für unsere Pflicht, gleich von vornherein auf diesen Umstand aufmerksam zu machen, damit diejenigen, welche den jetzigen Umfang der Pflanzenkenntniss kaum ahnen, nicht der Meinung sind, dass sie über jede beliebige Gartenpflanze in genanntem Hand- buche Auskunft erhalten müssten. Es enthält aber immer noch mehr als alle übrigen Handbücher zu- sammengenommen. Wir sind bisweilen nach einem solchen Hand- buche gefragt worden; oft ist uns aber später der Vorwurf gemacht worden, dass das vorgeschlagene nicht genüge, da man die eine oder andere Pflanze nicht gefunden. Die Engländer besitzen in Lou- don's encyclopedie of plants ein Werk, was mehr als 6 Mal so viel Pflanzen, als in Bosse's Handbuch, kurz charakterisirt enthält; und doch sucht man ebenfalls gar nicht selten eine bei uns nicht wenig verbreitete Pflanze vergebens darin. Dem Botaniker geht es aber noch viel schlimmer, als dem Pflanzen- liebhaber und Gärtner, denn wie ein Allem genü- gendes Handbuch zum Nachschlagen für Gärtner nicht gibt, so haben wir ein solches für Botaniker, also wo alle bekannten Pflanzen aufgezählt und beschrieben sind, noch weniger. De Candolle's Pi-odromus, der ein solches werden sollte, beginnt mit dem Jahre 1824. Natür- lich sind zunächst unterdess, wo wir mehr als drei und ein halbes Jahrzehend weiter gelebt haben, die ersten Bände an und für sich ganz und gar ver- altet. Einzelne Familien, die darin abgehandelt sind, umfassen jetzt zum Theil das* Doppelte und Dreifache an Arten, als darin verzeichnet sind. De Candolle ist darüber gestorben und sein Sohn setzt das \\'erk mit nicht genug anzuerkennender Rüstigkeit fort; aber gut Werk will Weile haben. Es geht , obwohl eine Reihe tüchtiger Botaniker daran arbeiten, nur langsam vorwärts. Noch sind die Dikotylen nicht beendet. Der verstorbene Pro- fessor Kunth begann in dem Jahre 1833 die Pflan- zenfamilien in umgekehrter Reihe in seiner Enu- 303 inei'atio plantaruin zu bearbeiten iintl hat bis zu seinem 1849 erfolgten Tode (i Bände, Monokotylen enthaltend , bearbeitet. Dieses Werk wird nicht fortgesetzt. Es sind in der Zeit ausserdem noch zwar ver- schiedene Versuche gemacht worden, alle aber, mit Ausnahme des Sprengel'schen Werkes, haben nur Bruchstücke oder sehr Unvollkommenes geliefert. Dr. Wal per s in Berlin unternahm die schwierige Arbeit, die in Decandolle's J^rodromus abgehandel- ten Familien zu vervollständigen und Dr. Müller ebendaselbst setzt es jetzt fort. Wir haben vom letztern aber noch nicht alle Familien bis zum Jahre lsr)5 nachgetragen; und jetzt ist schon das Jahr 1 860 zu fast drei Vierteln verflossen , bis wohin, bekanntlich mehr als je früher, in fremden Ländern Mengen von Pflanzen entdeckt wurden. Bekannte sind ausserdem mannigfach revidirt. AVie alle Naturwissenschaften der ganzen ge- bildeten Welt angehören und Männer in allen Erd- theilen sich berufen fühlen, ihr Schertiein zur För- derung derselben beizutragen, so ist es natürlicher Weise auch mit der Pflanzenkunde der Fall. Je- der schreibt aber in seinem Lande und in der Sprache, die ihm am Geläufigsten ist. Neue Pflan- zen veröffentlicht man deshalb fortwährend in der Alten, wie in der Neuen Welt. Wer heut zu Tage von einer Pflanze wissen will, ob sie schon bekannt gemacht ist, niuss, wenn er einiger Massen ge- wissenhaft sein will, nicht allein Sammelwerke, Monographien und Floren der betreffenden Länder durchsehen, er muss auch von den betreffenden Zeitschriften Kenntniss nehmen, die aber keineswegs jedem zu Gebote stehen. Es kommt noch dazu, dass leider viele Unberufene sich ebenfalls für be- fähigt halten, neue Pflanzen fremder Länder zu beschreiben , obgleich sie selbst nicht einmal das dazu gehörige Material besitzen. Es mögen sich deshalb Pflanzenfreunde und Gärtner nicht wundern, wenn sie unter obliegenden Umständen, wie eben schon gesagt, auch in Bosse's Handbuch einmal vergebens sich über die eine oder andere Pflanze Belehrung verschaffen wollen. Noch ist zu bedenken, dass die grössern Handelsgärt- nereien nicht allein des Auslandes, auch des In- landes, in verschiedenen Ländern der Erde, na- mentlich in solchen, die am Wenigsten in dieser Hinsicht erforscht sind, Reisende haben, um sich neue Pflanzen schicken zu lassen. Nicht unbedeu- tende Mengen werden auf diese Weise in den Gärten eingeführt. Dem Gärtner liegt es daran , dass eine Art, die einiger Massen gärtnerischen Ansprüchen nach- kommt, möglichst rasch in den Handel kommt, denn dadurch gelangt er zuerst wiederum zu seinen oft sehr bedeutenden Auslagen. Da ihm sachver- ständige Botaniker nicht immer zur Seite stehen, eine genaue Untersuchung auch Zeit verlangt, so gibt er in der Regel einen beliebigen Namen und schickt die Pflanze in die. Welt, unbekümmert ob der Name richtig ist oder nicht. Es vergehen oft Jahrzehende und selbst eine noch längere Zeit, be- vor, in der Regel mehr zufällig, ein Botaniker Gele- genheit hat, ein blühendes Exemplar zu untersuchen. Botanische Gärten, deren Direktoren eigentlich für Berichtigungen sorgen sollten, haben in der Regel gar nicht die Mittel, um neue Pflanzen, die meist auch noch hoch im Preise stehen, sich anzu- schaffen. Pflanzen, welche demnach noch nicht beschrieben sind , können deshalb in einem Hand- buche der Gärtnerei entweder gar "keine Stelle fin- den oder sie werden nur namentlich aufgeführt. In wenigen seltenen Fällen wird aber doch eine nothdürltige Beschreibung oder Charakterisirung gegeben. Das Bosse"sche Handbuch war uns schon in seinen frühern Ausgaben deshalb sehr werth, weil wir eine Menge Pflanzen darin verzeichnet fanden, die man sonst vergebens in einem botani- schen Werke sucht. Auch die neueste Auflage, welche uns vorliegt, muss aus gleichem Grunde jedem Botaniker von sehr grossem Werth sein; ein Systematiker möchte es selbst kaum entbehren können. Mit wahrem Riesenfleisse hat der Verfasser die Samen- und Pflanzen -Verzeichnisse der bedeuten- deren in- und ausländischen Handelsgärtnereien durchgesichtet und die aufgeführten Pflanzen auf- gezeichnet, um sie in dem Buche zur Kenntniss des Publikums zu bringen. Wir hätten wohl ge- wünscht, dass auf gleiche Weise auch die botani- schen und gärtnerischen Zeitschriften durchgesehen ! worden wären. Leider vermissen wir aber manche, I wo es nicht geschehen. Zeitschriften kosten aller- dings, zumal wenn sie Abbildungen enthalten, viel Geld, so dass sie wohl die meisten Privaten nicht sämmtlich anschaöen können. In diesem Falle sollte aber stets der Buchhändler, der doch auch in der Regel bei der Herausgabe eines solchen Werkes den meisten Nutzen hat, auch dafür Sorge tragen, dass es dem Herausgeber nicht an diesem nothwendigen Materiale fehlt. Der Verfasser hat uns ein Verzeichniss der Werke, die ihm zu Gebote gestanden haben, ge- geben. Leider vermissen wir vor Allem die an- längs angeführten Sammelwerke zum grössten Theil, aber auch Zeitschriften, die sich Gärtnerei oder Pflanzenkunde speciell zur Aufgabe gestellt haben, selbst deutsche, vor Allem unsere Wochenschrift, obwohl diese grade vor allem Andern sich durch Berichtigungen von Pflanzen, besonders von sol- 304 eben, die in Gärten kultivirt werden, auszeichnet und sich dadurch eines besonderen Kufes erfreut. Aber auch Gardener's Chronicle und die Revue horticole sind nicht berücksichtigt , obwohl diese beiden für Grossbritannien und Frankreich die wich- tigsten Organe sind. Erst im Nachtrage finden wir, dass es zum Thoil noch geschehen. Trotzdem bleibt aber das Bosse'sche Handbuch in dieser Hinsicht das Vollkommenste und ist Je- dermann zu empfehlen. Es sei uns deshalb erlaubt noch speciell auf den Inhalt einzugehen. Der Auf- zählung der Pflanzen selbst geht eine Einleitung voraus. Diese selbst zerfällt in U Abtheilungen, von denen die erste über Lage und Einrichtung der Gewächshäuser, Pflanzenkasten, Loh- und Mist- beete handelt, die zweite gibt Kenntniss von den verschiedenen, für Zierpflanzonkultur gebräuchlichen Erd- und Düngerarten, während wir in der dritten Belehrung erhalten über die Standorte und die Auf- stellung derZier|)flanzen, über Luftgeben, Beschatten und Unterhaltung der Wärme, über Begiessen, über Verpflanzen der Topfpflanzen und dei'er des freien Landes, über Beschneiden, Anbinden und Eingeln, über Vertilgung schädlicher Thiere und Reinigen der Topfpflanzen, über Befruchtung und Kreuzung, sowie über Einsammeln und Aufbewahi-en der Sa- men, ferner über Kvdtur der Landzierpflanzen im Allgemeinen und endlich über Durchwinterung und Abhärtung zarter Freilandpflanzen. In der vierten Abtheilung finden wir Nach- richten über verschiedene Vermehrungs- und Fort- pflanzungs-MethodenV in der fünften über Anlage und Eintheilung eines Blumengartens, in der sech- sten über einige Krankheiten der Pflanzen und de- ren Heilung, über Verpacken und Versenden u. s. w. Die Uebersicht der Systeme von Linne , Jussieu und de Candolle in der siebenten Abtheilung möchte Pflanzenliebhabern angenehm sein. Die achte Ab- theilung enthält Angaben über die Kultur einiger Pflanzenfamilien im Allgemeinen, die neunte endlich Auswahlverzeichnisse von Zierpflanzen, Beschrei- bungen von Zimmer-Aquarien, sowie Erklärungen der vorkommenden Zeichen und Abkürzungen. Es folgt nun die Aufzählung der Pflanzen, welche natüi-licher Weise den grössten Theil des ganzen Buches einnimmt, in alphabetischer Ordnung. Die Genera erhalten eine kurze Charakteristik, wäh- rend die einzelnen Arten kurz beschrieben werden. Eine Angabe des Preises, wie sie in den frühern Ausgaben angegeben war, ist mit Recht wegge- lassen. Sehr wichtig ist die Angabe der Autoren hinter dem Namen der Pflanze. Es ist dieses selbst in der heutigen Zeit, wo so viele Verwechslungen und IiTungen vorkommen, eine Nothwendigkeit. Den Schluss im dritten Bande macht ein An- hang mit V^erschiedenerlei. Er beginnt zunächst mit einer Abhandlung über Palmen und deren Kul- tur. Warum diese Pflanzenfamilie besonders ab- gehandelt wird , begreift man nicht ; ihre Abson- derung stört sogar, da selbst Gärtner bei der Nen- nung irgend einer Pflanze keineswegs stets in der Systematik so bewandert sind, dass sie wüssten, ob selbige zu den Palmen gehört oder nicht. Aller- dings imponirten die Palmen selbst dem grossen Linne so sehr, dass er anfangs gar nicht wagte, sie in seinem Systeme unterzubringen und sie als Für- sten (Principes) im Pflanzenreiche besonders ab- handelte. Die Aufzählung der zierenden Farne und Ly- copodiaceeu war wohl noth wendig, da auch die Abtheilung dieser Pflanzen im Buche sonst ganz und gar übergangen war. Warum dieses gesche- hen, sieht man ebenfalls nicht ein, da doch die Farne in der Gärtnerei jetzt eine sehr wichtige Rolle spielen und in Warmhäusern fast unentbehr- lich sind. Ganz besonders liebt man Baumtarne. Für die Auswahl der Ziergräser, die immer noch viel zu wenig verwendet werden, muss man dem Verfasser eben so dankbar sein , wie für die Auswahl von Gehölzen für Parks und Lustgärten. Es folgt der Nachtrag, eine Reihe interessanter Pflanzen und verschiedenerlei Berichtigungen ent- haltend. Das Register mit den deutschen Pflanzen- namen der im Nachtrage enthaltenen I'flanzen hätte dem allgemeinen mit beigefügt werden können, was alsbald folgt. Bei uns fängt man endlich ebenfalls an, wie in England und Frankreich, sich anstatt der lateinischen Benennungen einheimischer zu be- dienen. Man sollte kaum glauben, dass grade die gebildeteren Gärtner diesem Bestreben, zum Theile entgegen und in dem Wahne sind, dass sie ihrer Ehre etwas vergeben würden, wenn sie anstatt des lateinischen Namen einen deutschen nennen. Die Adressen von Handelsgärtnereien und Gar- tenvorstehern hätten wegbleiben können, da sie mit jedem Jahre unvollkommener und unvollständiger werden müssen, dagegen ist die Aufzählung der im Handbuche enthaltenen Geschlechter oder Gattungen nach natüi'lichen Familien eine angenehme Zugabe. Wir hätten nur gewünscht, dass von jeder Familie auch eine kurze Charakteristik gegeben worden wäre und damit auch Gärtner eine Einsicht in dieselben erhalten hätten. Grade hierin möchten sich stre- bende Gärtner oft gern belehren. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlir. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Beföi'dei'uiio; des Gartenbaues in den Könio;lich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. M 39. Redigirt von (lern General-Spkretair lies Vereines Professor Dr. Karl Koch. Berlin, den 27. September 1860. Preis des Jnhriranges öy Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: lieber Billbcrgieon im Allgemeinen und Hoplophytum bractcatum insbesondere. — Ein Beitrag zur vergleidHfendcn Kli- matologic der Pflanzen. — Gärtnerischer Ausflug eines Botanikers (Fortsetzung). — Die Garten-Pahl-ErbseW Harrison's Ruhm und Harrison's Vollkommenheit. — Beilage. Ueber Billl)eri^i4>oii im Allgcniciiirii und Hoplophytum bracteatum insbesondere. Unter den Bromeliaceen mit unferständigem Fruchtknoten haben wir eine nicht geringe Anzahl von Arten, welche im Habitus eine grosse Ueberein- etimmung mit einander besitzen, im BliUhenstande jedoch um desto mehr Verschiedenheiten zeigen; aber doch ist der Bau der Blüthen selbst wiederum bei allen Arten ziemlich ein und derselbe, oder, wo er sich doch etwas zu entfernen scheint, sind Ueber- gänge vorhanden, so dass es schwer wird, derglei- chen Arten generisch zu trennen. Alle hierher gehörigen Pflanzen zeichnen sich nämlich dadurch aus, dass ihre meist mehr oder weniger gleichbrei- ten, hartpergamentartigen Blätter sich scheidenartig an der Basis umfassen und mit ihrem untern Theile wenig abstehen, so dass sie eine becherförmige Vertiefung bilden, aus der zur Zeit der Blüthe der Blüthenschaft herausti'itt. Natürlich hat der Becher eine umgekehrt-kegelförmige Gestalt, indem er oben sehr breit ist , nach unten hingegen spitz zuläuft und in der Regel mit einem kurzen Stamme endigt. Von diesem gehen meist sehr kurze Stolonen aus, die sich bald erheben und dann einen eben so ge- formten Becher bilden. Auch der Blüthenschaft unterscheidet sich we- sentlich von dem, wie er bei den übrigen Brome- liaceen mit unterständigem Fruchtknoten beschaffen ist, indem er mit veränderten, zum Theil schön roth- oder violett-gefärbten Blättern besetzt erscheint. Entweder setzen sich diese Blätter auch als gefärbte Deckblätter durchaus oder nur zum untern Theile an dem Blüthenstande fort, die Blüthen oder die Verzweigungen an der Basis umgebend, oder es treten kleine, schuppenförmige Organe an deren Stelle. In der Aufzählung der Bromeliaceen-Geschlech- ter mit unterständigem Fruchtknoten , welche wir schon früher in . demselben Jahrgange der Wochen- schrift (Seite 84) gegeben, haben wir dieser Gruppe mit Beer den Namen Lepidanthae ertheilt. Wir stehen jetzt davon ab, zumal man mit Recht jetzt vorzieht, dergleichen Gruppen mit dem Namen des dazu gehörigen Genus zu belegen, was am Meisten diese bezeichnet. Es kommt noch dazu, dass frü- her die hier untergebrachten Arten zum grossen Theile als Billbergien beschrieben wurden und dass sich vielleicht gar nichts einwenden lässt, wenn Jemand von Neuem sie alle in dem Genus Bill- bergia vereinigt und die übrigen Genera nur als Subgenera gelten lässt. Wie alle Bromeliaceen den wärmern und heis- sen Ländern Amerika's angehören, so auch dem- nach die Billbergieen ; hauptsächlich scheinen sie sich aber in den Urwäldern Brasiliens zu konzen- triren. Dort wachsen sie an den Stämmen und Aesten, ganz besonders in deren Winkeln, in gros- ser Menge und ertheilen mit ihren meist schön ge- 39 306 färbten Hoch- und Deckblättern nebst den Orchi- deen diesen den eigenthümlichen, von Reisenden so oft gerühmten Farbenschmuck. Auch bei uns wür- den sie mit den Arten der genannten Familie recht gut eine -gleiche Verwendung finden können : haupt- sächlich sind sie geeignet , das monotone Ansehen der Orchideen -Häuser einiger Massen zu mildern. "Wir haben diese Verwendung in Tetschen gesehen, wo der Schlossgärtner des Grafen Thun-Hohen- stein daselbst, Josst Orchideen und Bromeliaceen, nebst einigen andern Pflanzen, höchst geschmackvoll gruppirt hat. Im August in 'sehen Etablissement an der Wildparkstation bei Potsdam hat der Ober- gärtner Fricke in dem einen Palmenhause, wo im Hintergrunde die Mauer durch an verästelten Baumstämmen sich emporwindende Aroideen ge- deckt wird , ebenfalls verschiedene Bromeliaceen angebracht, die viel beitragen, die Schönheit des an und für sich Gebotenen noch zu erhöhen. < Hoplöphytum bracteatum C. Koch. Folia glabra, elongata, denique recurvata et dependentia: Folia scapina adpi-essa , rubescenti- viridia; Bracteae elongatae, persicinae, punctis albis minutis notatae, glabrae; Florum capitula infera breviter pedunculata, cetera sessilia; Bracteolae et Sepala flavo-viridia, apice pungentia; Petala ochra- ceo-aurantiaca. Unter dem Namen Bromelia longifolia erhielt der botanische Garten zu Berlin aus dem zu Leiden vor mehrern Jahren eine Bromeliacee, die jetzt in Blüthe steht und daher eine genaue Untersuchung zuliess. Diese ist dann geschehen und es stellte sich heraus , dass genannte Pflanze eine der ältesten Bromeliaceen ist, die wir in Kul- tur besitzen, leider aber im V^erlaufe der Zeit wie- derum verloren gegangen zu sein scheint. Entdeckt wurde sie' von dem schwedischen Botaniker Olaf Swartz, der in den Jahren 178r! bis 1787 West- indien besuchte und im Jahre 17S8 seine nova ge- nera et species plantarum , worin er die von ihm auf dieser Reise zuerst entdeckten Pflanzen ver- öffentlichte, herausgab. In genanntem ^A'erke ist Bromelia longifolia des Leidener Gartens als Bromelia bracteata ziemlich genau beschrieben. Zu gleicher Zeit (1786) wurde sie mit mehrern Ananas-Pflanzen aus Jamaika in dem Garten der Allerton -Kapelle eingeführt und kam 18U4 zur Blüthe. Salisbury bildete sie in seinem Paradi- 8us Londinensis ab, hielt sie jedoch von Bromelia bracteata verschieden; er nannte sie deshalb Bromelia Aquilega. Unter diesem Namen wurde sie noch im Jahre 1820 in dem Garten des Lon- doner Gartenbau- Vereines in Chiswick kultivirt. 1816 kam sie auch in den Besitz von Loddi- ges, der sie wahrscheinlich jedoch direkt aus dem Vaterlande bezog. Er bildete sie ebenfalls in dem von ihm herausgegebenen botanical Cabinet (auf der 801. Tafel) ab, und zwar wiederum mit einem neuen Namen, nämlich als Bromelia exudans, eine Be- nennung (ausschwitzende Bromelie) , die wohl auf das meist in dem Becher der Pflanze enthaltene Wasser Bezug hat. Im Jahre 18'J"2 wurde in England eine Bro- melia paniculigera eingeführt. Wir sind nicht im Stande zu wissen, ob diese Pflanze dieselbe d. N. ist, welche ebenfalls Olaf Swartz entdeckt und beschrieben hat und sich durch bi-eitere Blät- ter, sowie durch deutlich gestielte Blüthenköpfe, von seiner Bromelia bracteata unterscheidet. Was Reichen bach der Vater unter diesem Namen auf der 239. und 240. Tafel abgebildet hat, ist wegen der sitzenden Blüthenköpfchen nicht die Swartz'sche Pflanze d. N., was er übrigens auch selbst glaubt, da er, wenn sie verschieden sein sollte, den Namen B. capituligera vorschlägt. Dass B. bracteata und paniculigera keine Bronielien im engern Sinne des Wortes sind , hat zuerst Beer in seiner Familie der Bromeliaceen (S. 130) ausgesprochen, er thut aber unserer An- sicht nach Unrecht, beide Pflanzen für eine und dieselbe zu halten, da Olaf Swartz, ein so tüch- tiger Botaniker, der beide in der Natur beobachtet hatte, sie specifisch trennt. Es lässt sich wenigstens nicht eher darüber ein L'rtheil abgeben , bis man beide Pflanzen lebendig und neben einander län- gere Zeit beobachtet hat. Beer hat ein Genus mit aufrechtstehenden Blumenblättern und begrannten Kelche, sowie mit kapselartigen Früchten, einestheils von Billbergia, anderntheils von Lamprococcus (Aechmea der Gär- ten) getrennt, darin aber sehr verschiedene Pflanzen vereinigt. Wir haben uns darüber schon in der früher angeführten Uebersicht der Bromeliaceen mit unterständigem Fruchtknoten (Seite 85) ausgespro- chen und müssen wieder darauf zurückkommen. Zu den eben aufgeführten Merkmalen gehört noch, das die opponirenden Staubgefässe bis an die eigent- liche Blumenplatte (Lamina) angewachsen sind und an der Basis des Blumenblattes selbst von 2 kleinen und gekerbten Schüppchen umgeben sind. Zu die- sem Genus Hoplöphytum (d.i. gewaffnete Pflanze, wegen der dornigen Sägezähne am Rande der Blät- terj bringt Beer die beiden Swartz'schen Pflanzen Bromelia bracteata und paniculigera, ver- einigt sie aber zu einer Art mit dem Namen Ho- plophytum paniculatum. Als Bromelia pa- niculata hat nämlich Steudel die zuletzt ge- nannte Art früher aufgeführt. Dass diese aber 307 von Bromelia bracteata Sw. verschieden ist, wurde bereits erwähnt. übgk-ith die zuletzt genannte Pflanze Swartz bereits beschrieben hat, ist es doch nicht genügend geschehen, weshalb es wohl gut sein möchte, dass nochmals eine ausführliche Beschreibung folgt. Die im Berliner botanischen Garten befindliche Pflanze ist ein schönes und kräftiges Exemplar, was bereits zur selbständigen Pflanze entwickelte Stolonen be- sitzt, die fast eine gleiche Höhe von gegen 'i Fuss haben. Der Becher ist zwar kurz, erweitert sich aber um desto* mehr zu einer sehr weiten Oeflnung. Die untern Blätter stehen sehr ab und hängen als- bald über, während die obersten sich ohngefähr 1t Fuss ziemlich grade in die Höhe richten und dann ebenfalls überhängen. Sie sind sämmtlich unbehaart, auf der Oberfläche sogar glänzend, rin- nenfürmig und haben eine Länge von 3 bis 4 Fuss, aber nur eine Breite von '2 Zoll. Nach aufwärts gerichtete, mehr kleine öägezähne stehen in Ent- fernung von 4 — (i Linien und haben gegen die Basis des Blattes hin eine schwarzbraune, sonst aber eine gelblich- oder weisslich -grüne Farbe. Die Blattfläche ist bis nach oben etwas rinnen- förmig. Der etwas schwache Blüthenschaft hängt über, steigt aber an seinem obern Ende wieder aufwärts. Ob dieses jedoch stets der Fäll ist, vermögen wir nicht zu beurtheilen. Seine Farbe ist, wie die der an ihm sitzenden, anliegenden, elliptisch-lanzettförmi- gen Blätter, röthlich-grün, wird aber nach oben roth. Sonst hat er keine Spur einer Bekleidung. Die schmalen, elliptisch-linienförmigen Deckblätter, von denen die untern leer sind, haben eine pfirsich-rothe Farbe und fehlen den obern Blüthenköpfen, die sämmtlich sitzend sind, während die untern an einem kurzen und breitgedrückten Stiel befestigt sind. Die gelblich -grünen Blüthenköpfe werden zu- nächst von pergamentartigen, stechenden und auf dem Kücken gekielten Deckblättchen gestützt, an deren Basis meist nur eii>e Blüthe steht. In ent- gegengesetzter Kichtung folgen '2 und 3 kleine, zusammengedrückte , aus wenigen Blüthen beste- hende Köpfchen, die wiederum besondere, aber ebenso gestaltete Deckblättchen haben. Dasselbe ist auch mit den einzelnen Blüthen der Fall. Aus den lanzettförmigen, sehr harten, stechen- den und an der Basis verwachsenen Kelchblättern ragt die ocher-orangenf'arbige und aufrechtstehende Krone nur wenig vor. Die ziemlich breiten, später schwarz werdenden Blumenblätter haben eine un- deutliche Platte (Lamina), bis zu der die opponi- renden Staubgefässe verwachsen sind. An deren Basis befindet sich auf jeder Seite eine kleine, gekerbte Schuppe. Die Staubgefässe, von denen die alternirenden mit den Blumenblättern dem Kelche angewachsen sind, haben mit dem Griffel, der mit ?) zu einem Kopfe spiralförmig -gedrehten Narben endigt, eine ziemlich- gleiche Röhre und erreichen fast die Spitze der Blumenblätter. Der hellgrüne Fruchtknoten ist auf der Bauch- Seite fast flach, auf dem Rücken jedoch gewölbt, und besitzt in jedem Fache die länglichen, aber an der Spitze mit einem gekrümmten, pfriemen- förmigen Anhängsel versehenen Eichen in mehrern Reihen. Die Frucht sowohl, als die Samen sind uns unbekannt. Ein Beitrag zur vcr«l(>ii-lu'ii4i('ii Kliiiiiitolo^ic (Irr I'fluiizc'n. Von Dr. Th. Basiner in Kiew. Es ist eine merkwürdige Erscheinung, dass die Kulturpflanzen eine Eigenschaft mit den im Kultur- zustande lebenden Thieren und Menschen gemein haben, durch die sie sich von den im wilden oder Naturzustande lebenden Individuen auf eine sehr auffallende Weise unterscheiden. Diese Eigenschaft besteht in der Wandelbarkeit mancher äussern For- men und ihrer Innern Organisation innerhalb ge- wisser Gränzen , in der Biegsamkeit ihrer Natur; eine Eigenschaft, die den Systematiker zur Ver- zweiflung bringt, aber eine wesentliche Bedingung ihrer Kulturfälligkeit ausmacht. Die Verschieden- heit der Gestalt und der Eigenschaften der Völker, sowie unserer Hausthiere und Kulturpflanzen, ist Jedermann bekannt. Eben so wissen wir, dass gewisse Geschlechter und Arten der Thiere, sowie gewisse Menschenracen und Nationen, eine grössere Biegsamkeit ihrer Natur, als andere, besitzen und dadurch eben zu einer weitern Verbreitung über den Erdkreis befähigter sind. Wir wollen diese Eigenschaft besonders in Be- zug auf das Pflanzenreich näher erörtern, wo sie, so viel mir bekannt, noch nicht zum Gegenstande einer besondern Betrachtung gemacht worden ist, ausser in dem von mir im Jahre 1857 veröffent- lichten Aufsatze: „Ueber die Biegsamkeit der Pflan- zen gegen klimatische Einflüsse"*). Wenn ich in Nachfolgendem einen Auszug aus diesem Aufsatze mit Weglassung der speciell- wissenschaftlichen und daher für einen grössern Kreis von Lesern weni- ger unterhaltenden Untersuchungen vorführe, so geschieht es desshalb, weil ich eine lebhaftere Theil- nahme für die von mir angeregten Untersuchungen *) S. Bulletin de la Soc. imp. des Naturalistes de Moscan. 1&,Ö7. No. n. 39' 308 in weiteren Kreisen erwecken möchte , um die Freunde der Pflanzenwelt zu Beobachtungen und ausführlicheren Forschungen dieser Art zu ver- anlassen. Bei den von Jahr zu Jahr mit reissender Schnelligkeit sich mehrenden Transport- und Kom- munikationsmitteln ziehen wir, theils von wissen- schaftlicher Forschlust, theils vom erwerbsuchenden Unternehmungsgeist getrieben , immer mehr und mehr neue Länder und Gegenden in den Kreis unserer Thätigkeit. Dadurch werden zugleich mit den Menschen und Thieren immer mehr und mehr auch neue Pflanzen aus ihrer Heiniath hervorgeholt und der weitern Verbreitung .und Kultur übergeben. Bei jedem neuen Ankömmling der Pflanzenwelt fräsen wir zuerst, bevor wir ihn der Kultur unter- werfen , nach den klimatischen und Bodenverhält- nissen seiner Heimath, um, so viel es in unsern Kräften steht, ihm die wesentlichsten äussern Le- bensbedingungen auf gleiche Weise und in gleichem Masse, wie er sie in seiner Heimath hatte, darzubieten. Zum Glück für uns ist der grüsste Theil der Land- pflanzen nicht an ganz ausschliessliche Eigenschaf- ten des Bodens gebunden, während andrerseits ganz ausschliessliche Bodenarten gleichfalls zu den sel- tensten Ausnahmen gehören und meistentheils in nicht ausgedehnten Strecken auftreten, so dass in Bezug auf den Boden die Kultur der Pflanzen uns keine besonderen Schwierigkeiten oder unübersteig- liche Hindernisse in den Weg stellt. Desto mehr ist sie aber durch die Temperatur- und Feuchtig- keitsverhältnisse der verschiedenen Gegenden be- gränzt, weil diese beiden Potenzen je nach der geographischen und örtlichen Lage einer Gegend im höchsten Grade verschieden sind, was ganz be- sonders von den Temperaturverhältnissen gilt. Wir sind desshalb gewohnt, die Temperatur und nächst ihr die Feuchtigkeit als die auf die Kultur, sowie auf die natürliche oder selbständige Verbreitung der Gewächse, einflussreichsten Faktoren zu be- trachten. Hieraus ergibt sich, wie wichtig für die Kultur der Pflanzen in weiterem Umfauge das Studium der Pflanzengeographie und der Klimatologie ist; denn ohne eine gründliche Erforschung der klimatischen Verhältnisse des natürlichen Verbreitungsbezirks einer bis dahin noch nicht in Kultur genommenen Pflanze ist die Einführung derselben in die Kultur dem blossen Zufalle und daher einem sehr unsi- cheren Erfolge unterworfen. Es wird also bei der Einführung einer neuen Pflanze die wichtigste Frage sein, die wir uns vor- zulegen haben: „Unter welchen klimatischen Ver- hältnissen lebt diese Pflanze in ihrer Heimath? Je genauer die Kenntniss ist, die wir uns über diese Verhältnisse verschaffen können, desto sicherer kön- nen wir im Voraus den Erfolg bestimmen, den unser neuer Kulturversuch haben wird; denn je ähnlicher das Klima des Kulturortes dem Klima des natürlichen Verbreitungsbezirks der Pflanze ist, desto besser muss sie ofl'enbar gedeihen. Je um- fangreicher nun der natürliche Verbreitungsbezirk einer Pflanze ist, desto verschiedener müssen auch die klimatischen Verhältnisse sein, unter denen sie vegetirt, und desto grösser muss die Ausdehnung der Gegend sein , in denen sie angebaut werden kann, oder mit andern Worten: je grösser der na- türliche Verbi'eitungsbezirks einer Pflanze ist, desto grösser muss auch ihr künstlicher Verbreitungs- bezirk sein. Da aber in manchen Gegenden, wie z. B. zwi- schen den Wendekreisen und auf ausgedehnten Ebenen die klimatischen Verhältnisse in grossen Entfernungen weniger von einander abweichen, als in andern Gegenden in kleineren Entfernungen, wie z. B. in höheren Breiten und in gehörigen Ländern, so können viele Gewächse in räumlicher Beziehung einen sehr bedeutenden Verbreitungsbezirk haben, während er in klimatischer Beziehung nur sehr un- bedeutend ist. Die Grösse der klimatischen Vege- tationssphäre einer Pflanze steht also durchaus nicht immer in geradem Verhältnisse zum räumlichen Verbreitungsbezirke, obwohl jene aus diesem abge- leitet wird. Die Kultur sehr vieler Pflanzen müsste aber eine mehr oder weniger beschränkte Ausdehnung haben, wenn sie nur in solchen Gegenden gedeihen könnten , deren wesentlichste klimatische Verhält- nisse denjenigen ähnlich sind, unter denen die Pflan- zen im wilden oder Naturzustande wachsen. Es ist daher eine nicht nur in wissenschaftlicher, sondern auch in praktischer Beziehung nicht unwichtige Aufgabe zu erforschen, ob die Pflanzen auch im Kulturzustande streng an dieselben klimatischen Bedingungen gebunden sind , wie in ihrem Natur- zustande. Wir wollen diese Aufgabe in folgende drei Fragen theilen : 1 ) Ist durch die Kultur eine Erweiterung des natürlichen klimatischen Verbreitungsbezirks der Pflanzen möglich ? 2) Ist mit dieser Erweiterung eine Veränderung der Natur der Pflanzen verbunden 'i 3) Welche Gränzen hat die künstliche Erwei- terung des klimatischen Verbreitungsbezirks der Pflanzen ? So wie diese Fragen hier gestellt sind, fallen sie mit der Frage über die Akklimatisation der Pflanzen zusammen und dürften Manchem vielleicht als schon entschieden erscheinen, seitdem Alphonse de Candolle in seinem neuesten, an speciellen und 309 sehr gelehrten Untersuchungen über die Verbrei- tung der Pflanzen so i'eichcn Werke: „Geographie botanique raisonnee, Paris 1805" dieselbe nicht un- berücksichtigt gelassen hat. Es heisst daselbst unter Anderem (p. I()S7 und Iü88)*): „Jedesmal, wo es sich um den Einfluss des Klima's auf die Gewächse handelt, habe ich mich bestrebt, die Annahme einer Akklimatisation zu bekämpfen, d. h. einer Verände- rung in der Natur der Arten, welche sie nach eini- gen Generationen geschickter macht, den ungünstigen Einflüssen eines Klima's zu widerstehn. Ich habe dem geistreichen Ausspruche du Petit - Thouars, welcher die Akklimatisation einen süssen Wahn der Kultur nennt, meinen Beifall nicht versagen können und zum Beweise auf die wildwachsenden Arten hingewiesen, die an den Polar- und Aequatorial-, sowie an den obern und untern Gränzen ihrer Ver- breitungsbezirke seit .lahrhunderten gegen das Klima ankämpfen, ohne vordringen zu können, folglich ohne sich den äusseren örtlichen Bedingungen ge- mäss zu verändern." Trotz dieses Ausspruches eines Mannes, der sein ganzes Leben hindurch mit dem Studium über die Verbreitung der Pflanzen und die klimatischen Einflüsse, von denen sie bedingt wird, sich beschäf- tigt hat, dessen Unheil daher mit schwerem Ge- wichte auf die Wagschale gegen die Akklimatisation fallen muss, sehen wir doch an vielen Orten gerade in der neuesten Zeit Gesellschaften in"s Leben tre- ten, die sich gerade die Akklimatisation der Pflan- zen zur Aufgabe stellen. Es ist — wenn ich mich so ausdrücken darf — gewissermassen ein Instinkt, der die Menschen leitet, diesem Resultate wissen- schaftlicher Forschungen nicht vollen Glauben zu schenken ; ich muss gestehn , dass ich es als ein Glück für den Garten- und Ackerbau ansehe, dass die Lehren der Pflanzengeographie und Pflanzen- physiologie noch nicht jenen unbedingten Glauben an ihre Untrüglichkeit erlangt haben, wie z.B. die Lehren der Astronomie, weil eben jene beiden Wissenschaften noch auf sehr unsicheren Füssen stehen. (Fortsetzung folgt.) *) Wörtlich: Toutes les fois qu'il a ete question de l'in- fluence Ju climat sur les v^getaux, je me suis efforce de com- battre l'opinion d'une acclimatisation, c'est-ä-dire d'im chan- gemcnt dans la nature des especes qui les rende, apres quelques generations. plus aptes a resister aux influences defavoraWcs d'nn climat. J'ai applandi au mot spirituel de du Petit-Thouars: „L'acclimatation, cette douee chimere de la culture." J'ai mon- tr^ pour preuve les especes spontanees luttant depuis des siecles sur les limitcs polaires, equatoriales , superieures oa inferieures de leurs habifations, sans pouvoir arancer, par consequant, sans se moditier confoimemcnt aiix conditions locales exterieures. Gärtnerischer Aiisflii<2; eines Botanikers. (Fortsetzung.) Von Magdeburg aus wendete ich mich nach Leipzig, wo die Verwüstungen des furchtbaren Hagelwetters noch allenthalben sichtbar waren. In der Zeitzer Strasse befand sich ein neues Haus, wo die eine Seite, welche hauptsächlich dem Un- wetter ausgesetzt gewesen war, wie mit Kartätschen beschossen erschien. Man hat die Grösse der Ha- gelstücken vielfach übertrieben, Stücken von (i bis 7 Loth aber gehörten keineswegs zu den Selten- heiten. Wenn man nun bedenkt, aus welcher Höhe die Hagelstücken herab fielen und dass mit dem Fallen die Spitzen und Kanten noch schärfer her- vortraten, so wird man die Verwüstungen begreifen können. Am Meisten sind leider die Gärtner betroffen worden. Das schöne Gemüse auf dem Felde ist zerschlagen, so dass nur wenig noch benutzt wer- den kann. Man hat bereits Sammlungen für die am Härtesten betroffenen Gärtner von Seiten des dortigen Gärtnervereins begonnen; wir woUen hof- fen, dass diese einen guten Erfolg haben und des- halb wünschen, dass wer sich für Pflanzen und Blumen interessirt, auch sein Scherflein beiträgt. Die Redaktion der Wochenschrift ist ebenfalls gern bereit, auch die kleinsten Beiträge in Empfang zu nehmen und selbige an Ort und Stelle gelangen zu lassen. Am Meisten fand ich den botanischen Garten verwüstet. Grosse Agaven von fi Fuss Durchmes- ser hatten die untern mehr horizontal abstehenden Blätter durchlöchert und selbst zerfetzt. Wenn man nun bedenkt, wie dick die Blätter besonders an der Basis sind, und was dazu gehört, diese durchzuschlagen, so kann man sich einen Begriff von der Kraft der Hagelstücke machen. Starke Aeste eines ziemlich grossen Mandelbaumes waren wie mit dem Messer abgeschnitten. Viele Koniferen hatten ihre Kronen verloren und sahen in diesem verstümmelten Zustande traurig aus. Die schöne Sammlung von Neuholländern war nicht weniger verunstaltet. Dazu kam, dass Arbeitslohn und Glas rasch 80 in die Höhe gingen, dass gar keine umfassen- den Reparaturen vorgenommen werden konnten, in- solern man nicht sehr viel bezahlen wollte; man nahm nur das Nothwendigste vor. Ein Glaser- geselle wurde in der ersten Zeit mit 3 Thaler täg- lich bezahlt. Selbst das Doppelglas für Gewächs- häuser, an dem es keineswegs fehlte, stieg alsbald auf das Doppelte des frühern Preises, so dass Gar- tenbesitzer sich gezwungen sahen, in der Zeit zu andern Mitteln ihre Zuflucht zu greifen und ihre 310 Warmhauspflanzen einstweilen in den noch zu Ge- bote stehenden Räumen dicht zusammenzustellen. Nächst dem botanischen Garten fanden wir die schöne Laurentius'sche Gärtnerei hart mitge- nommen. Alles, was im Freien war, hatte mehr oder weniger gelitten. Den prächtigen Araucarien fehlten zum grossen Theile die Köpfe ; es möchte eine lange Zeit hingehen , bevor diese nur einiger Massen wiederum ein gutes Aussehen erhalten. Yuccen und Dracänen waren so zerschlagen , dass es zum Theil kaum lohnen möchte , ihnen noch weitere Sorgfalt zuzuwenden. Auch die schöne Samn)lung von Araliaceen, welche im Sommer hier im Freien aufgestellt wird, hatte ungemein gelitten. V^erbenen, Petunien und andere Florblumen, an denen die Laurentius'sche Gärtnerei so sehr reich ist, waren völlig zerschlagen. Zum Glück befanden sich die neueren Sorten sämmtlich noch in Töpfen. Weniger hart waren die Gewächs- und vor Allem die Warmhäuser betroÖ'en. Die Rolldecken hatten sich hier bewährt, denn in der kürzesten Zeit wurden diese herabgelassen und dadurch die Fenster gegen den Hagel so geschützt, dass doch nur einzelne Scheiben zerbrochen waren. \\'eniger fand dieses mit den Kästen und Mistbeeten statt, da man hier keineswegs so rasch mit den Brettern decken konnte. Zum Glück waren die meisten darin enthaltenen Pflanzen Knollen-Gewächse, wie Kaladien, oder wenigstens solche, die, wie die Be- gonien, rasch wiederum vermehrt werden konnten, so dass der Verlust sich bald wiederum ausglei- chen wird. Die Laurentius'sche Gärtnerei gehört wohl unbedingt zu den schönsten, welche wir in Deutsch- land besitzen, und entspricht dem Inhalte nach ihrem Rufe. Rasch setzt sie sich in den Besitz neuester Einführungen , mögen diese als no^ue Pflanzen aus fremden Ländern eingeführt oder durch die Kunst entstandene Sorten von Florblumen und Blüthen- sträuchern sein. Was Vorzügliches alljährlich an Rosen, Azaleen, Rhododendren u. s. w. einerseits, an Tydäen , Chrysanthemen , Verbenen , Lobelien andei-erseits in Frankreich, Belgien oder England gezüchtet wird, findet sich in der kürzesten Zeit auch hier vor. Um dieselben Preise , bisweilen selbst noch wohlfeiler, wie diese vom Auslande angeboten werden, kann man alles dieses auch in der Laurentius' sehen Gärtnerei erhalten. Zunächst interessirten mich solche Pflanzen, mit denen ich mich in letzter Zeit vorherrschend be- schäftigt hatte. Zum ersten Male sah ich die neuen Dracäneen, welche vor Kurzem direkt aus Neusee- land in England eingeführt wurden und nun auch ihren Weg nach dem Kontinente gefunden haben. Dass unsere Cordyline indivisa, die zuerst als Dianella australis und Freycinetia Bau- eria na über Hamburg und Wien eingeführt wurde, nicht die ächte Pflanze des Namens ist, habe ich bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift aus einander gesetzt und deshalb ihr den Namen Cordyline superbiens gegeben, während sie andererseits als D. calocoma beschrieben wurde. Dass übrigens Dracaenopsis calocoma, wie sie Standish in den Handel gebracht hat, mit unserer Cordyline superbiens identisch ist, möchte ich bezweifeln. Leider standen mir nicht zu gleicher Zeit Exemplare von beiden zu Gebote, um Verglei- chungen anzustellen. Es kam auch dazu, dass die Exemplare der Dracaenopsis calocoma sehr jung waren und noch zweireihige Blätter besassen. In diesem Alterszustande waren die Blätter der von Standish eingeführten Pflanze sehr schmal und besassen einen hellen Mittelnerv, sowie einen gezähnten Rand. An der Basis wurden sie schei- denartig, umfassten den Stengel und zeichneten sich durch eine rosenrothe Zeichnung am äussersten Saume aus. Cordyline indivisa vera von Lee möchte eben so wenig die ächte Pflanze dieses Namens, welche sehr breite Blätter haben soll, sein. Sie scheint in der Nähe von Cordyline rubra zu steheil, hat wenigstens schon in der ersten Jugend ringsherumgehende Blätter, die mehr abstehen, in einem leichten Bogen sogar rückwärts gewendet sein können und eine mehr krautartige Konsistenz haben. Ausgezeichnet sind sie ausserdem durch einen gelb-rothen Mittelstreifen, der auch Veranlas- sung zur Benennung Dracaena aureo-lineata gab, die die Pflanze anfangs erhielt. Ausserdem fanden sich noch 2 Dracäneen vor, die mir bis dahin unbekannt gewesen waren. Die hier befindlichen Exemjjlare waren leider aber eben- falls noch zu klein, um schon ein bestimmtes Lr- theil über sie haben zu können. Die eine führte den Namen Dracaena picta, die andere Dra- caena stricta vera. Was die erstere anbelangt, so steht sie im Habitus zwischen der Cordyline rubra und stricta (congesta der Gärten), zeich- net sich aber durch lange, meist viereckige Flecken von hellgrüner Farbe auf den Blättern aus. Die andere dagegen gehört entweder in die Nähe von Cordyline indivisa oder ist gar keine Dracänee, sondern eine Dianelle. Die schmalen Blätter haben nämlich nicht gegen die Basis hin, sondern in der Mitte den grössten Querdurchmesser (bei vorliegen- dem Exemplare von fast 1 Zoll) und unterscheiden sich ausserdem durch einen ganz hellgrünen, fast weissen Mittelstreifen. Sie stehen übrigens in 2 Reihen. Mit der ächten C. stricta hat sie weniger 311 Aehnlichkeit. Standish hat sie mit seiner Dra- caenopsis calocoma aus Neuseeland erhalten. Unter den Bromeliaceen, an denen bekanntlich die Lau rentius' sehe Gärtnerei ebenfalls sehr reich ist, waren mir unter Anderem Bi über ff ia Skinneri und gigantea neu. Beide stellen sehr hübsche Blattpflanzen dar und möchten schon ohne Blüthen alle Empfehlung verdienen. Die erstere gehört vielleicht zur (ilruppe der Billbergia py- ramidalis, wahrscheinlicher ist sie aber eine Pi- ronneava, vielleicht gl o mar ata. Die andere hat in die Länge gezogene Blätter, die zuletzt über- hängen. Da diese ganz gewöhnlich eine Länge von 4 Fuss haben und ohne Zweifel noch länger werden möchten , so rechtfertigt sich einiger Massen die Benennung gigantea, d.i. der riesigen Billbergie. Dadurch, dass die Unterfiäche eine braun -grüne Färbung besitzt, unterscheidet sie sich wesentlich von den verwandten mit überhängendem Blüthen- stande, denn diesen wird sie wahrscheinlich eben- falls erhalten. .Li vollem Blüthenschmucke stand noch Guz- mannia spectabilis, welche in Berlin zur Zeit der grossen Festausstellung allgemeine Anerken- nung gefunden hatte. Da mir der Rentier Lau- rentius vollständig entwickelte Blüthen nach Ber- lin gesendet hatte, so wurde mir schon früher Gelegenheit geboten, diese Bromeliacee im Systeme festzustellen. Darnach gehört genannte Pflanze zu einem der Gaudichaud'schen Geschlechter, welche noch nicht charakterisirt, wohl aber in dem Atlas zur Reise des Bonite bildlich erörtert sind, und zwar zu Pironneava (nicht Peronneava, wie frü- her aus Versehen gedruckt wurde). Da aber auch eine zweite dazu gehörige Art im botanischen Gar- ten zu Berlin unter dem Namen Aechmea virens blüht, so werden wir bald Gelegenheit nehmen, beide Pflanzen näher zu beschreiben. Zum ersten Male sahen wir die f) neuesten Caladien, welche in diesem Jahre der Kunst- und Handelsgärtner Chantin in Montrouge bei Berlin in den Handel gebracht hat. Wir möchten fast vermuthen, dass ein Theil der frühern und der jetzigen Chantin'schen Caladien , wie wir übrigens auch bei einigen bereits nachgewiesen haben, gar keine Arten sind, sondern wahrscheinlich in Europa zufällig oder vielleicht auch durch Kreuzung ent- standene Formen. Caladium Belleymei ist unbedingt die schönste und stellt ein grosses C. Ar gyrides dar, •wo auf mehr hellgrüner Biattfläche ebenfalls eine Menge weisser und einander ungleicher Flecken vorhanden sind. C. Baraquini ist eine Form des C. bicolor und möchte vielleicht von dem von mir zuerst beschriebenen C. splendens kaum verschie- den sein. Die sonst rothe Farbe ist bei C. Bara- quini allerdings mehr eine ziegelrothe , aus der die karmoisinrothen Hauptäste des Mittelnervens hervortreten. Caladium Perrierii besitzt grosse Blätter mit schöner grüner (irundfarbe, die durch zahl- reiche kleinere P"'lecken und Punkte von hellrosen- rother, nicht weisser, Farbe, wie es in der Be- schreibung heisst, unterbrochen wird. C. Rogieri wurde ebenfalls in der frühern Beschreibung nicht richtig angegeben. Die Grundfarbe ist ein Grün mit fleischrothem Schimmer, die Mitte aber und den Aesten entlang ist das Blatt roth ; ausserdem finden sich noch eben so gefärbte Flecken zerstreut vor. Was endlich Caladium Troubetzkoi an- belangt, so ähnelt dieses hinsichtlich seiner Gestalt dem C. picturatum, die Blätter sind jedoch etwas kleiner, haben eine dunkelgrüne Farbe mit Aus- nahme des rosenrothen Mittelstreifens, der sich auch in die beiden Ohren fortsetzt, und der silberweissen zerstreuten Belecken. AVir bemerken schliesslich noch, dass alsXan- thosoma maculatum die Abarten des X. sa- gittifolium und atrovirens kultivirt wercjen, wo die Blattstiele an ihren Scheidenrändern eine violette Färbung besitzen. Manche schöne und interessante Pflanze wird aber ausserdem in den Laurentius 'sehen Ge- wächshäusern kultivirt. Es erlaubten mir aber we- der Zeit noch Raum s|)eciell einzugehen ; wir be- schränken uns daher nur auf Weniges. Von Palmen sah ich zum ersten Male dem durch Engel neuer- dings eingeführten Oenocarpus Mapora, Cha- maerops Mocinii und die Areca Nagensis aus Java, sowie die beiden bereits auch in Berlin befindlichen Latanien : Verschaffeltii und glau- cophylla. Von Blattpflanzen nenne ich Fagraea auriculata in besonders schönem Exemplare, Stadtmannia Jonghei, Theophrasta glauca, Sapota Muelleri aus Guiana, von der bekannt- lich eine Sorte Gutta-Percha gewonnen wird, Xy- lopea macrantha und Coccoloba acuminata, von der das sogenannte Zebraholz stammt, ausser- dem aber das prächtige Cyanophyllam assa- micum, einige Warmhaus- Blüthensträucher, wie LasiandraFontanesiana und Arduina gran- diflora, ferner die beiden Lianen : Poggendorfia rösea von Dr. Karsten eingeführt, und Aristo- lochia grandiflora mit sehr grossen isabellen- farbenen, in der Mitte aber braungefleckten Blüthen, einige kleinere buniblättrige Pflanzen, wie: Pollia purpiirea von der Gestalt einer Dichorisandra, Campylobotrys regalis und smaragdina, sowie Tricholaena scorpioides, welche letz- tere sich den Sonerilen anschliesst, endlich die neue 312 blaublühendc Salbei, Salvia cacaliaefolia, die beiden neuen Locherien: pardina und oenö- chroa; erstere blüht goldgelb mit kanninrothen Punkten, letztere weinroth mit purpurfarbigen Punk- ten und gelbem Schlünde. Nächst der Lauren tius'schen Gärtnerei nahm die von Martin und M o s e n t h i n am Berliner Bahnhofe meine Aufmerksamkeit in Anspruch , da daselbst in diesem Jahre die Victoria regia schon Mitte Juli die erste Blüthe entfaltet hatte, also früher, als es irgendwo der Fall war. Es kommt noch dazu, dass gar keine Heizung dabei angewendet worden. Die Viktoriapflanzen befanden eich in einem hölzernen länglichen Kübel von 18 Fuss Länge und 12 Fuss Breite und waren un- mittelbar in gutem, aber bereits ruhigem Dünger eingepflanzt. Damit das Wasser dadurch nicht trübe und schmutzig wurde, war die Düngerschicht mit reinem Sande bedeckt. Der Kübel selbst stand auf einer 'A Fuss dicken Schicht von Abfällen bei Gewinnung ätherischer Oelc aus Kalmus, Coriander, Fenchel und Anis, wie man diese in den Likör-Fabrikationen hat und daselbst um billige Preise beziehen kann. Diese Mischung war Ende April so angelegt, dass an den Seiten keine Ausströmung von Wärme möglich war. Damit von oben fortwährend Luft zutreten konnte , stand der bezeichnete Kübel zunächst auf einigen Backsteinen, so dass die aufsteigende Wärme unmittelbar dem Boden des letztem berührte. Die Wärme betrug in den ersten Monaten fortwährend 45 Grad K. und war jetzt (also Anfang September) bis auf einige SO herabgesunken. In der ganzen Zeit war die Masse unberührt geblieben; man hatte weder umgestochen, noch Wasser darauf gegossen. Die Blätter hatten in dem kleinen Kübel von 18 Fuss Länge und 12 Fuss Breite allerdings nur einen geringen Durchmesser, da dieser kaum 4 bis ij Fuss betragen mochte. Trotzdem entwickelte sich in den Zwischenräumen von gegen 4 Tagen mit jedem Blatte stets auch eine neue Blüthe. Diese selbst besass dagegen die gewöhnliche Grösse. Die Martin -Mosenthin'sche Gärtnerei zeich- net sich ausserdem durch sehr schöne Blattpflanzen aus, zumal diese sich auch in guter Kultur befan- den. Besonders reich waren Cycas revoluta und Livistona (Latania) borbonica vertreten. Die beiden letztern sind für Leipzig und Dresden weniger als Pflanzen Handelsartikel, als dass viel- mehr die Blätter bei den Begräbnissen reicher und vornehmer Leute benutzt und deshalb um hohe Preise bezahlt werden. Ein einziges Blatt kostet je nach der Jahreszeit 1 und selbst 2 Thaler. Dass die Pflanzen sich dadurch ungemein verwerthen, kann man sich denken. Da das Trasen von Pal- menblättern bei Leichenbegängnissen nicht allein bei Katholiken Sitte ist, sondern auch Protestanten in der neuern Zeit diese nachgeahmt haben, so ist natürlich in beiden genannten Städten, aber ausser- dem auch in Sachsen, die Nachfrage sehr gross darnach. (Fortsetzung folgt.) Die Garten-Pahl-Erbsen Harrison's Rulim und Uarrison's Vollkomiiieuheit. Vom Hol'giirtuer Schoch in Dessau. Im Frühjahre 1859 erhielt ich aus der Samen- handlung von Karl Appelius (F. Jühlke) in Erfurt von jeder dieser beiden Erdbeersorten ein Pfund. Sie waren als Früherbsen aufgeführt; da ich aber als Früherbsen die Alaierbsen-Sorten haupt- sächlich baue , so legte ich sie als Folger etwas später. Sie gediehen trotz des trockenen Jahres recht gut und setzten reichlich an. Beim Kochen ergaben sie sich als sehr süss und wohlschmeckend, und kochten sich schnell weich, selbst als die Erb- sen in den Schoten schon etwas stark geworden waren. Sie erschienen mir als die besten Folger- Erbsen; ich Hess sie desslialb zum Samentragen stehen und ärntete von Harrison's Ruhm 12, von Harrison's Vollkommenheit hingegen b Pfund Erbsen. In diesem Jahre legte ich sie gegen Ende April in ziemlicher Menge. Sie wuchsen bei der frucht- baren Witterung noch vorzüglicher, wie im vorigen und gaben vom 20. Juni bis 20. Juli einen un- unterbrochenen Ertrag. Ihr Geschmack, sowie die Zartheit und Süsse ihrer Erbsen ist nach Aussage eines Jeden, der davon gegessen, unübertroffen. Sie eignen sich auch vorzüglich zum Trocknen und Einmachen in Büchsen. Von den vielen Erbsen -Sorten, die ich schon angebaut habe , ist mir noch keine Sorte von sol- cher Ertragfähigkeit vorgekommen. Sollte ich einer von beiden den Vorzug geben, so wäre es Har- rison's Kuhm. Die Pflanzen werden höchstens 3 Fuss hoch und machen keine zu dicke, wohl aber eine breite Hülse, die voll von zu gleicher Zeit ausgewachsenen Erb- sen sitzen. Verla}; von Karl Wiegandtin Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Hierzu eine Beilasre. Wochenschrift des Vereines zur BeförderuDo; des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. M 40. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. Berlin, den 4. Oktober 1860. Preis des Jahrganges 5| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-üstcrreichischen Post -Vereins. Inhalt: Gärtnerische Notizen. — Gärtnerischer Ausflug eines Botanikers (Schluss). — Ein Beitrag zur vergleichenden Klimato- logie der Pflanzen (Fortsetzung.) Gärtnerische IVotizen. Vom Pfarrer Sponholz in Rülow. I. Yamsbatate (Dioscorea Batatas). Im Jahre 1856 pflanzte ich 3 Wurzelknollen auf eine gegen Süden gelegene und geschützte Ra- batte meines Blumengartens. Im Herbste sorgfältig herausgenommen, wurde die stärkste derselben, nach einer Vorschrift zubereitet, versucht. Da sie aber in keiner Hinsicht der damals vielfach verbreiteten Empfehlung als Surrogat der Karloftel entsprach (vgl. Metz & C. Berichte über neuere Nutzpflanzen, ISfiTff.), so pflanzte ich im Frühlinge 1857 dieselbe nicht wieder. Weder im Jahre 1857, noch im Jahre 1858, bemerkte ich an der Stelle, wo sie gestanden, keine Spur von ihr, obwohl ich sie täglich vor Augen hatte. Ganz unerwartet zeigte sich aber im vori- gen Jahre an derselben Stelle plötzlich eine Pflanze; ich gab ihr einen Stab, an welchem sie gegen 4 Fuss hoch hinaufrankte. Da sie keine Aussicht auf Blüthe andeutete, achtete ich ihrer nicht weiter. In diesem Jahre entwickelte sich im Anfange Mai nun eine kräftige Pflanze, die Ende August sich bereits 5 Fuss hoch und in grösster Ueppigkeit an einer Stange hinaufgewunden hatte, obgleich Anfangs Juli die Krone von einem heftigen Winde abgebrochen war. In der zweiten Hälfte des Mai kam 4 Zoll von je- ner entfernt eine zweite, aber weit schwächere Pflanze hervor, die bereits 2| Fuss hoch rankt. So hat denn diese wärmeren Gegenden angehörige Pflanze bereits vier Winter im Freien ohne alle Bedeckung ausgehalten. Ich werde sie auch in diesem Winter in der Erde lassen und sehen, was weiter aus der Pflanze wird. II. Ein Paar neue Begonien-Blendlinge. Bekanntlich besitzt der Grosshändler Aug. Kressmann in Grabow bei Stettin eine fürstlich ausgestattete Villa mit vortrefilichen Gartenanlagen, mit Treibhäusern und mit einer reizenden Aussicht. Der Obergärtner Schedel machte im Jahre 1857 und 1858 ebenfalls daselbst Kreuzungs -Versuche mit Begonien und erhielt 2 Blendlinge, die wohl verdienen, dass sie im weiteren Kreise bekannt werden. Leider hat der Züchter mir nicht die Na- men der Aeltern mitgetheilt. 1. Begonia Mad. Kressmann. Wuchs: kräftig, doch niedrig; ausgebildetes Blatt: 8 Zoll lang, 6 Zoll breit. Blattstiel: braun, wie das junge Blatt stark weiss-behaart, Oberseite des Blattes mit stark hervortretenden Nerven, eigen- thümlich durchweg mit buckelfürmigen Erhaben- heiten. Rand: unregelmässig stumpf- gezähnt mit schwachen, kurzen Härchen. Oberseite : dunkelgrün, fast wie Fürst Troubetzkoi; ich möchte die Farbe „russisch -2rün" nennen. Dabei schimmert das schöne Braunroth der Unterseite durch. Diese ist bei ausgewachsenen Blättern ohne Haare, die sich indess auf den Nerven zeigen. Blüthe eben in der Entwickelung ; sie scheint gelb zu werden. 40 314 2. Begonia Pastor Sponholz. Wuchs : weniger kräftig, als bei vorhergehen- der; niedrig; Blatt länger gestreckt, in eine Spitze auslaufend; tij Zoll lang, .') Zoll breit. Hin und wieder der Rand unregelmässig ausgebuchtet, mit sehr kurzen Härchen wie gefranzt. Die Oberseite mit schwächeren , buckelfürmigen Erhabenheiten ; vom Ansatz des Blattstiels aus I7 Zoll ein dunkel- grüner Kreis; dann ein '2 Zoll breiter, zusammenhän- gender, schön silbergrüner Kreis (wie mit Silberlack angefertigt) und durch die Nerven unterbrochen ; Rand l{Zoll breit, dunkelgrün, wie die Mitte, nur am Rande das Kirschbraun der Unterseite durch- schimmernd. Unterseite: das Grün der Oberseite kirschbraun in dunkelroth übergehend; das Silber- grün der Oberseite hier schwachgrün ; Blattstiel dicht wollig, kirschbraun. III. Potentilla. Warum findet man diese so empfehlenswerthe und dankbar blühende , wenige oder keine Pflege bedürfende Staude so selten in Privat-, wie Han- delsgärten? Einzeln auf Rasen-Rabatten gepflanzt ziert sie mit ihren Erdbeer-Blättern, gelben, ponceau-, granat- und rosen-rothen Blüthen ungemein. Von Moschkowitz & Siegling in Erfurt besitze ich 6 Formen, die sämmtlich reizend sind. Sie lassen sich leicht durch Wurzeltheilung und Samen ver- mehren *). IV. Stiefmütterchen (Viola tricolor) und Pensees. JSIan sollte billig überall Viola tricolor und Pen- sees unterscheiden; sind doch letztere aus Viola tricolor und altaica entstanden. Von Pensees ist docl) nur die Rede ; auch Viola tricolor maxima be- zeichnet nicht die fragliche Modeblume. Sie ver- dient bei der endlosen Nüancirung in Zeichnunof und Farbe mehr Aufmerksamkeit, als man ihr schenkt. Um sie recht schön zu erhalten , schlage ich folgendes Verfahren ein. Ich widme der Pflanze alljährlich eine frische Rabatte, die ich 4 Zoll hoch mit Kuhlager dünge, tief (wenigstens 6 Zoll) gra- ben lasse und Ende August möglichst dünn mit dem Samen oder ausgezeichnetsten Blumen bestreue. Ist die Temperatur und der Erdboden feucht, so drücke ich nur mit einem Brettchen den Boden *) Die Potentillen möchten sich doch mehr in den Gärten vorfindet, als der Verfasser vorliegender Abhandlung glaubt. Wir stimmen ihm aber vollständig bei, dass sie zu den schön- sten Stauden gehören, welche wir besitzen. Wir haben be- reits eine grosse Menge von Formen, die besonders in Belgien und England gezüchtet wurden und deren Blumen alle Nüan- cirungen vom Schwefelgelb zur Orangenfarbc , vom Rosenroth zum dunkelsten Purpur durchlaufen. Anm. d. Red. etwas fest , ausserdem bestreue ich aber schwach etwa '2 Linien hoch mit guter, fetter Erde. Ohne alle Bedeckung bleiben die jiuigen Pflanzen den Winter über. So geben sie, wenn sie im Frühlinge mit einem Düngerguss von Zeit zu Zeit regalirt werden , ausgezeichnet grosse und schön gezeich- nete Blumen schon Ende April. Anfangs April säe ich ebenfalls , aber in Samennäpfe und auf fette, doch mit Sand gemischte Erde , wie oben , halte Samen und Pflänzchen gleichmässig feucht und netze sie mit feiner Brause. Diese geben nur verpflanzt eine Herbstflor *). Gärtiit'risclicr Ausflug eines Botnnikers. (Schluss.) Von Leipzig wendete ich mich nach dem schö- nen Dresden. Es ist eine schon, auch von mir, mehrfach beobachtete Thatsache, dass je schöner die Umgegend einer Stadt ist, die Gärten in der Regel auch eine geringere Bedeutung haben und mehr oder weniger vernachlässigt werden. Es wer- den zwar in Dresden, wie es auch früher der Fall war, die königlichen und öffentlichen Anlagen mit derselben Sorgfalt, wie früher, gepflegt; etwas Neues ist aber nicht geschehen. Bei den Privaten hat da- gegen die Liebhaberei zu Pflanzen und Blumen in der neuesten Zeit eher ab- als zugenommen. In Leipzig mit der flachen Umgegend ist es umge- kehrt der Fall: es nimmt die Liebhaberei alljährig zu. Die altern Gärten werden verschönert und neue dagegen eingerichtet. Was zunächst in Dresden meine Aufmerksam- keit in Ans[)ruch nahm, war die Gehölz-Sammlung im sogenannten Gondelhaten. Derselbe liegt be- kanntlich am Ende der Brührschen Terrasse, wo man zum botanischen Garten umbiegt, und stellte früher einen sumpfigen und sehr vernachlässigten Platz dar. Seit einigen Jahren hat man ihn kultur- fähig gemacht und zur Anlegung einer Sammlung von Gehölzen, welche am Häufigsten in den Anlagen benutzt werden, verwendet. Da der Gondelhafen zu den öffentlichen Anlagen gehört und also von Jedermann besucht werden kann, so wird Gelegen- heit geboten, sich selbst zu belehren. Ich wünschte wohl, dass in andern Städten ebenfalls dergleichen Anlagen gemacht würden, damit die Menschen auch mit leichter Mühe die Namen derjenigen Gehölze sich aneignen können, zwischen denen sie vielleicht täglich spatzieren gehen. Dadurch wird das Inter- *) Die uns freundlichst zugesendeten Blumen waren sehr schön und entsprachen allen Anforderungen. Anm. d. Red. 315 esse wesentlich geweckt. Alle öffentliche Anlagen sollten einen Theil haben, wo säraratliche verwende- ten Gehölze mit deutlichen Namen versehen sind. Der botanische Garten in Dresden hat insofern eine schlechte Lage , als er dem Rauche ungemein ausgesetzt ist und alle Pflanzen mehr oder weniger einen schwärzlichen Ueberzug besitzen. Dass Rauch ; übrigens den Pflanzen schädlich sein sollte, wie man gewöhnlich anzunehmen geneigt ist, beruht auf einen Irrthum. Ich habe im Gegentheil gefunden, dass Gehölze, und vor Allem Obstbäume, freudiger in seiner Nähe wuchsen, als in grösserer Entfernung. Die Menge Kohlensäure, welcher jeder Rauch ent- hält, thut den grünen Theilen der Pflanze gut; es findet eine raschere Zersetzung statt. Es gilt die- ses selbst von Rauch, der aus Steinkohlen entsteht. Die Linden im Borsig'schen Garten in Moabit bei Berlin, welche dem Steinkohlen-Rauche am Näch- sten sich befinden, haben zwar einen schwarzgefärb- ten Stamm und eben solche Aeste, aber das Grün der Blätter ist weit lebendiger als sonst. Ob übrigens der Rauch für krautartige Pflan- zen ebenfalls vortheilhaft oder doch wenigstens nicht schädlich ist, wage ich nicht zu entscheiden. Ich habe jedoch nicht gefunden, dass die Stauden des botanischen Gartens in Dresden kränklich aussahen; im Gegentheil waren weniger Lücken in dem Stau- den-Soi'timente vorhanden, als man gewöhnlich in botanischen Gärten findet. Unter den Gewächshauspflanzen des genannten Institutes zeichneten sich vor Allem ein Paar weib- liche Exemplare der Cycas revoluta aus, zumal sie häufig blühen. Es wäre wohl zu wünschen, dass bei der nächsten Blüthe Beobachtungen ge- macht würden, in wie weit die röhrenförmige Ver- längerung an der Spitze der Eichen , wie sie der Kunst- und Handelsgärtner Geitner in Zwickau beobachtet hat, mit dem Embryosacke zusammen- hängt. Wenn auch, wie ich anfangs gesagt habe, die Liebe zu Pflanzen und Blumen in Dresden neuer- dings eher ab- als zugenommen hat, so haben doch die Handelsgärtnereien ihren alten Ruf sich nicht allein erhalten , sondern, ihre Bedeutung hat sogar nicht wenig gewonnen. Die Anzucht von Blüthen- sträuchern, ganz besonders von Kamellien, Azaleen, 1 Rhododendren, Epakris u. s. w. ist so grossartig, wie sie nur in den renommirtesten Gärtnereien des Auslandes gefunden wird und kaum irgend wo über- troffen werden möchte. Der Markt ist besonders ; der Westen und Norden Europa's, vor Allem Russ- land und Ungarn. Man bemüht sich in Dresden aber nicht allein die besten und schönsten Sorten des Aus- und Inlandes zu vermehren, man gibt sich auch grosse Mühe durch Blendung neue Formen heranzuziehen und ist darin zum Theil sehr glücklich. Bis nicht vor langer Zeit wurden dergleichen von England und Belgien angekauft und kamen dann unter fremd- ländischen Namen und als Fremde nach Deutsch- land zurück. Jetzt sucht man aber sein Recht zu behaupten, gibt den neuentstandenen Formen als- bald einen neuen Namen und verbreitet sie mit diesem. Die Kürze der Zeit, in der ich mich in Dres- den aufhielt, erlaubte mir nicht, alle Gärtnereien, so interessant es auch für mich gewesen wäre, zu besuchen, ich muss mich daher auf die grösseren und wichtigeren beschränken. Obwohl die Gärtnerei von Lüdicke kaum einige Jahre besteht, so ge- hört sie doch zu den bedeutendsten, welche Dresden und Sachsen überhaupt besitzt. Sie liegt ausserhalb der Stadt oberhalb der Elbe und enthält einen Theil der Liebig'schen Grundstücke. Ihre Einrichtung ist elegant ; man würde eher den Garten eines rei- chen Privatmannes vermuthen, als den eines Han- delsgärtners. Sie weicht wesentlich von der ab, wie man sie leider zum grössten Theile noch hier und da in andern Gärtnereien findet und wie sie keineswegs zum Kaufen einladen. Die geräumise Wohnung ist vielmehr eine Do O Villa, die schon von Weitem sichtbar ist und mit ähnlichen Gebäuden , welche sich auf der andern Seite der Elbe bis nach Pillnitz hin am hohen Ufer entlang ziehen, an Wohlgefälligkeit harmonirt. Ein viereckiges Glashaus verbindet es mit dem eigent- lichen Gewächshause, was eine Länge von 150 Ellen besitzt und in 3 ungleiche Abtheilungen gebracht ist. Die Breite beträgt 25 Ellen. Der Flächen- inhalt überhaupt hat hingegen nicht weniger als 23,UÜU Quadratfuss. Das ganze Gebäude ist, mit Ausnahme der Nordseite, die eine Mauer darstellt, von Eisen und Glas erbaut. Das Satteldach bildet ziemlich einen rechten Winkel. Die Aufstellung im Innern ist sehr geschmack- voll. Der Vorbau stellt mit der daranstossenden Ab- theilung ein Warmhaus dar, was sehr schöne Blatt- pflanzen, hauptsächlich aus den Familien der Palmen, Cycadeen, Scitamineen, Aroideen, Moreen u. s. w. einschliesst. Auch die andere kleinere Abtheilung, welche auf der einen Seite daran stösst, ist für warme Pflanzen und enthält manche interessante Art. Diese beiden Abtheilungen zusammengenom- men haben eine Länge von 56 Ellen, während auf der andern Seite die dritte Abtheilung allein nicht weniger als 94 Ellen lang ist. Hier stehen die Kamellien im schönsten Wachsthume und zum Theil in grossen Exemplaren. Alles wag in Italien, Bel- gien und weniger in andern Ländern an schönen Kamellien gezogen ist, findet sich hier vor. Selbst ohne Blüthen nahmen sich die Kamellien mit ihren 40* 316 glänzend-grünen Blättern sehr gut aus; um wie viel reizender niuss der Anblick in den ersten Monaten des Jahres sein, wenn die prächtigen Blüthen in voller Entwickelung stehen und zu Hunderttausen- den sich auf einmal entfaltet haben. Die innere Einrichtung dieses Kamellienhauses ist ausserordentlich bequem. Ein breiter Gang führt der Länge nach mitten durch; auf beiden Seiten hin- gegen stehen die Stellagen mit den genannten Blü- thensträuchern, vor denen man aber wiederum, wenn auch nicht so bequem , wie in der Mitte wandeln kann. Die Lud icke 'sehe Gärtnerei ist auch reich an südländischen Koniferen , welche sich grade im Freien befanden und in diesem regnerischen Som- mer ein gutes und frisches Ansehen hatten. Es waren lauter schöne und stattliche Exemplare, zum Theil von bedeutender Höhe. Eine Libocedrus chilensis sah ich in solcher Grösse und in solcher Kulturvollkommenheit, wie mir das Gehölz noch nicht vorgekommen war. Nicht weniger interessirte mich eine Araucaria excelsa mit ziemlich wei- chen Nadeln, die sich aber sonst von der ächten Art, von der ein nicht minder hghes Exemplar vor- handen war, nicht weiter unterschied. Es liegt ausser meinem Zwecke, alles das Schöne zu nennen, was ich hier sah; bemerken muss ich aber noch die prächtige Sammlung von Sikkim- und Bhutan - Rhododendren , so wie von Blendlingen und Formen des Rhododendron arböreum. Endlich gedenke ich auch noch der prächtigen japanischen Lilie, welche in den Gärten meist unter dem Namen Lilium lancifolium vorkommt, aber Lilium speciosum darstellt, da sie in Formen vorhanden war, die mir in dieser Weise neu ei'schienen. Ganz besonders fiel mir eine Sorte mit sehr grossen Blüthen auf, wo das prächtigste Karmin auf Weiss sich auf den Blu- menblättern ausgebreitet hatte. Sie kommt als Li- lium rubro-speciosum in den Handel. Dicht an die Lud icke 'sehe Gärtnerei gränzt, wie gesagt, die Liebig'sche, ein altes, bewährtes Etablissement, was sich in jeglicher Hinsicht stets eines guten Rufes erfreut hat. Seit geraumer Zeit beschäftigte man sich hier mit der Anzucht von allerhand Blüthensträu ehern , lange vorher, bevor es in andern deutschen Orten geschah. Die Zahl schöner Azaleen vor Allem, welche aus der Lie- big'schen Gärtnerei hervorgegangen sind, ist gar nicht gering; einige sind bereits auch in ausländi- schen Zeitungen rühmend erwähnt und selbst ab- gebildet. Nicht weniger wird besonders in neuester Zeit den Rhododendren Aufmerksamkeit zugewen- det; recht hübsche Formen sind bereits auch die Früchte der zum Theil jahrelangen Bemühungen. Interessant waren mir die Kreuzungs- Versuche des Rhododendron Edgeworthii mit Rh. Gib- sonis, zumal diese leicht blühen und auch in der Kultur gar nicht schwierig sind. Leider ist es bis jetzt nicht gelungen, der zuerst genannten Alpen- rose, die bekanntlich weiss blüht, eine rothe Farbe zu geben. Versuche, dieses durch Blendung mit dem Blumenstaube des Rh. arböreum hervorzubringen, sind misslungen, so oft auch die Versuche gemacht wurden. Es gilt demnach vielleicht eine der neuern Arten herauszufinden, die rothe Blumen besitzen und von denen eine Befruchtung angenommen wird. Es wäre wohl zu wünschen, dass über die vielfachen und höchst interessanten Versuche mit verschiedenen Rhododendren etwas veröfientlicht würde, damit man deren auch, und zwar auf gleiche Weise, an andern Orten versuchte. Ausserordentlich reich ist die Liebig'sche Gärtnerei auch an Begonien; nirgends haben wir eine so grosse Sammlung der ausgezeichnetsten Sor- ten und Blendlinge gesehen, als hier. Es ist doch seit wenigen Jahren für unsere Gärten ein Reiz ge- wonnen, der früher gar nicht bekannt war. Seidem man in Berlin imd ziemlich gleichzeitig in Gent die ersten Blendlinge erzog, ist noch kein Jahr- zehend verflossen, und man ist bereits nicht mehr im Stande, nur die vorzüglicheren mit Namen zu kennen oder wenigstens zu unterscheiden. Seitdem B. Rex und splendida sich bis in die Gärten entlegener und kleinerer Städte verbreitet hat, sind auch in diesen Versuche gemacht und Resultate erzielt worden. Jedermann fühlt sich jetzt berufen Begonien zu kreuzen um neue Formen hervorzu- rufen. Wenn diese nicht eine besonders auffallende Schönheit besitzen, so werden sie gar nicht berück- sichtigt. Unter den englischen Blendlingen und For- men, welche sich in der Liebig'schen Gärtnerei vorfanden, nahm eine wegen der blendend-weissen Farbe meine Aufmerksamkeit ganz in Anspruch; sie hiess Snowflake, d. i. Schneeflocke. Alle noch so interessanten Gärtnereien Dres- dens zu besuchen, fehlte mir, wie schon gesagt, Zeit ; ich gedenke deshalb nur noch einer dritten nicht minder bewährten und schon lange Zeit exi- stirenden Gärtnerei, nämlich der Seidel' sehen. Kaniellien waren von jeher es, die hier gezogen wurden. Wenn schon vor 30 Jahi'en die Masse dieser Blüthensträucher, welche ich hier sah, meine Aufmerksamkeit in hohem Grade in Anspruch nahm, so nicht weniger jetzt. Man begreift in der That nicht, dass es möglich ist, dass solche Massen einen Absatz finden. Und doch ist es. Ausser Kamel- lien sind es aber wiederum Rhododendren und Azaleen, denen hier Sorgfalt gewidmet wird. 317 Ein Beitrag zur verlcichcu(lcii Kliiiiatologic ticr Pflanzen. Von Dr. Tb. Basiner in Kiew. (Fortsetzung.) Fassen wir das oben Erörterte in eine kurze Uebersicht zusammen, so können wir daraus fol- gende Lehren für den Garten-, Forst- und Acker- bau ableiten : 1) Durch fortgesetzte Aussaat der Samen der auf einander folgenden Generationen werden Spiel- und Unterarten gewonnen, die am meisten dem örtlichen Klima entsprechen. 2) Die klimatischen Eigenthümlichkeiten der Kulturpflanzen sind desto dauerhafter, je län- ger sie in demselben Klima ohne eine be- merkbare Veränderung ihrer Natur angebaut worden sind. 3) Kulturpflanzen, die einem häufigen klimati- schen Wechsel ausgesetzt werden, sind in ihrer durch klimatische Einflüsse bedingten Eigenthümlichkeiten wenig beständig (Tabak, Getreide). 4) Die werthvollen Spiel- und Unterarten der eigenen Gegend verdienen den Vorzug vor ähnlichen werthvollen Spielarten eines andern Himmelsstriches. 5) Bei Einführung fremder Kulturpflanzen kajin man desto sichei'er auf die Erhaltung ihrer Eigenthümlichkeiten rechnen, je weniger das neue Klima vom KJiraa ihrer ursprünglichen Heimath abweicht. 328 6) Will man gewisse, durch das Klima bedingte Eigenthiimlichkeitcn ausländischer Kultur- pflanzen 80 viel wie möglich erhalten, so muss man sie von Zeit zu Zeit durch Sa- men, oder noch besser durch Individuen und Stecklinge aus ihrem ursprünglichen Klima erneuern (Tabak, Wein). 7) Bei den wildwachsenden (oder im Natur- zustande lebenden) Pflanzen ist es am schwie- rigsten, gewisse Veränderungen ihrer eigen- thümlichen Eigenschaften oder ihrer Formen anfangs hervorzurufen. Untersuchen wir jetzt die letzte der drei An- fangs gestellten Fragen, nämlich die: „Welche Gränzen kann die künstliche Erweiterung des na- türlichen Verbreitungsbezirks der Pflanzen über ihre ursprünglichen klimatischen Gränzen hinaus haben?" Diesen erweiterten Theil des Verbreitungsbezirks der Kulturpflanzen habe ich, um die weitläuftige Umschreibung zu umgehen, der Kürze wegen ihren exochy tischen Verbreitungsbezirks genannt, und denjenigen Theil ihres künstlichen Verbreitungs- bezirks, wo sie angebaut werden, den endochyti- schen Verbreitungsbezirk. Beide Ausdrücke gelten nur für die Kulturpflanzen. Der exochytische Theil des Verbreitungsbezirks der Kulturpflanzen ist also die Akklimat i sat ions sph äre derselben. So be- findet sich z.B. die Robinia Pseudacacia im mittleren Theile Deutschlands in ihrem cndochytischen Ver- breitungsbezirk, weil die dortigen klimatischen Ver- hältnisse noch innerhalb der Gränzen der klimati- schen Verhältnisse ihres natürlichen Verbreitungs- bezirks in Nordamerika liegen, während sie sich in Kanada und im mittlem Theile Russlands schon in ihrem exochytischen Verbreitungsbezirke oder in ihrer Akkimationssphäre befindet, weil die klimati- schen Verhältnisse dieser Länder ausserhalb der klimatischen Gränzen ihres selbständigen Verbrei- tungsbezirks liegen. Man kann also die obige Frage auch so stellen: „Wie weit gehen die Grän- zen des exochytischen Verbreitungsbezirks der Pflanzen ? " Diese Frage ist für den Kultivateur von gröss- ter Wichtigkeit; denn hätten wir schon bestimmte Gesetze ermittelt, durch die wir, sei es nach den Familien, zu denen die Pflanzen gehören, sei es nach ihrer Organisation schon im Voraus bestim- men könnten , bis zu welcher Gränze nach Süden oder nach Norden der Anbau einer gewissen Art über ihre endochytische Temperatursphäre hinaus ausgedehnt werden könnte, so wären wir so vieler erfolgloser Kulturversuchc überhoben. Da aber diese Frage bei den Forschungen über die geographische Verbreitung der Pflanzen bisher ganz unbeachtet geblieben ist, so kann ich, obwohl die Untersuchung derselben mich längere Zeit beschäftigt hat, doch wegen Mangels an genauen Notizen über die na- türlichen und künstlichen Verbreitungsbezirke der Pflanzen und die klimatischen Verhältnisse dersel- ben auch keine sicheren Resultate aufweisen, ausser den beiden Gesetzen: 1) dass die Pflanzen sich in dieser Beziehung sehr verschieden verhalten; und 2) dass bei den meisten Arten der exochytische Verbreitungsbezirk über das Maximum der natür- lichen Temperatursphäre hinaus bedeutend grösser ist, als der exochytische Verbreitungsbezirk über das Minimum der natürlichen Temperatursphäre hin- aus; d. h. dass die Pflanzen durch die Kultur sich über ihre natürlichen Gränzen hinaus nach dem Aequator hin viel weiter ausbreiten lassen, als nach den Polen hin. ^Schluss folgt.) Ecliiiioc}stis lobata T. H Cr. Eine Sommer-Liane. Aus der Familie der Cucurbitaceen besitzen wir schon manche hübsche Schlingpflanze oder Liane; wir erinnern an die nette Pilogyne suavis, so wie an die Cyclanthera pedata, die neuerdings viel verwendet werden. In neuester Zeit hat der botanische Garten wiederum den Samen eines Som- mergewächses aus derselben Familie erhalten, was wegen ihrer gelblich -weissen Blüthentrauben von nicht unbedeutender Länge alle Beachtung verdient. Wir empfehlen es daher allen Handelsgärtnern als eine der besten Akquisitionen der neuesten Zeit. Dieses Sommergewächs ist schon lange, gegen das Ende des vorigen Jahrhundertes, bekannt und wurde zu gleicher Zeit von dem pensylvanischen Preditrer Älühlenberg und dem Verfasser einer Flora Nordamerika's, Michaux, entdeckt. Erste- rer nannte es Momordica echinata, letzterer Sicyos lobata. Die Pflanze ist monöcisch und trägt zugleich mit den Blüthen ziemlich-reife und unreife Stachel- früchte. Wegen der letztern nannten Torrey und Gray, als sie in ihr den Typus eines besonde- ren Geschlechtes erkannten, dieses Echinocystis, d. i. Stachelblase, die Art aber selbst E. lobata. Da die Pflanze bereits beschrieben ist, enthalten wir uns alles Nähere. Verlag von Karl Wieganrtt in Berlin. Grünstrassc 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur HefOrderuno; des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten tur Gärtnerei und Pflanzenkunde. JW. 42. Redigirt von dem General-Sekietair des Vereines Professor Dr. Karl Koch. Berlin, den 18. Oktober 1860. Preis des Jahrganges .i| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die 3. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter vom 2. bis 7. Oktober. — Ein Beitrag zur verglei- chenden Klimatologie der Pflanzen (Schluss). — Berichtigung. — Silybum ebürneum Coss. et Dur. Sonntag-, den 28. Oktober, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt und beginnt um lly Uhr Vormittags. Die dritte Versammlung dentsclicr Poiiiolo<:;t'n, Ohst- iiiul (jeniäsoxiiclitcr vom '2. bis 7. Oktober. Wenn schon die Antworten auf die vorläufigen Anfragen bei den verschiedenen Gartenbau-Vereinen und den tüchtigeren Pomologen, Obst- und Ge- müsezüchtern des gemeinsamen deutschen Vater- landes von Seiten des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues die Hoffnung erweckten, dass die dritte Versammlung, nebst der damit verbundenen Obst- und Gemüse -Ausstellung, den beiden vor- ausgegangenen in Gotha und Naumburg nicht nach- stehen würde, so hatte doch Niemand eine solche Betheiligung erwartet. Aus fast allen deutschen Gauen kamen Männer, die entweder schon in den beiden genannten Städten zur Förderung des so gewichtigen Industriezweiges, des Obst- und Ge- müsebaues, redlich das Ihrige beigetragen hatten oder doch ein gleiches Interesse in ihrer Brust trugen und sich nun den Bestrebungen jener an- schlössen. Als der Verein zur Beförderung des Garten- baues im Jahre 1853 die Iniative ergriff und zum ersten Male Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter nach Naumburg a. d. S. berief, war ein schwerer Anfang gegeben. Die zwar zahlreich eingelaufenen Sammlungen waren zum grüssten Theile ungeord- net; Namen bei Aepfeln und Birnen meist unrich- tig oder gar nicht vorhanden. In einer Sammlung befand sich eine und dieselbe Sorte oft 4, ja selbst lU Mal, bisweilen selbst unter den seltsamsten Be- nennungen. Auch herrschte schlechtes Obst im Allgemeinen vor, gutes war dagegen nur in geringer Anzahl vorhanden; dem Obste sah man an, dass den Bäumen, worauf es gewachsen, in der Regel wenig Sorgfalt gewidmet war. Wenn die 1. Versammlung deutscher Pomolo- gen, Obst- und Gemüsezüchter weiter keinen Nutzen gehabt hätte, als den, dass wenigstens die intelli- genteren Grundbesitzer zum Bewusstsein kamen, es müsse dem Obstbau mehr Sorgfalt gewidmet und vor Allem bei den Anpflanzungen eine bessere Auswahl getroffen werden , so wäre dieser schon hinlänglich, um die darauf verwendeten Mühen und Kosten zu rechtfertigen. So aber beginnt in der That seit der Naumburger Versammlung und Ausstellung ein Um- schwung, den man in dieser Weise kaum ahndete. Reges Leben heiTscht seitdem in allen Baumschu- len; die lU Sorten Aepfel und 10 Sorten Birnen, welche 18.')3 zum allgemeinen Anbau empfohlen waren, wurden schon im folgenden Jahre in einer Weise verlangt, dass schon bald in den besseren Baumschulen nicht mehr entsprochen werden konnte. Manche von den Besitzern der letztern sahen sich in die angenehme Nothwendigkeit versetzt, ihr Land, was sie zu diesem Zwecke benutzt hatten, zu vergrös- sern; viele Gärtner, die früher der Erziehung von 42 :330 Obststämmchen wenig oder gar keine Sorgfalt ge- widmet hatten, fingen an, auch diesen Theil der Handelssärtnerei emsig zu bearbeiten. Unter diesen Verhältnissen kann es nicht Wun- der nehmen, dass, als der Verein zur Beförderung des Gartenbaues 4 Jahre sptäter das ihm zu Naum- burg übertragene Mandat in Ausführung brachte, die 2. Versammlung deutscher Pomologen , Obst- und Gemüsezüchter nach Gotha berief und ebenfalls wiederum eine Ausstellung damit verband, die Fol- gen sich noch sichtbarer zeigten. Die Zahl der Theilnehmer war bedeutend grösser, als früher, die Sammlungen kamen geordneter und die einzelnen Obstsorten besassen zum grossen Theil richtigere Namen. Man hatte das Bewusstsein, dass der schwere Anfang überwunden sei und man nun ge- stützt auf das, was vorausgegangen, ruhig vorwärts gehen könnte. Es wurden in Gotha noch weitere lU Aepfel und 12 Birnen zum allgemeinen Anbau vorgeschla- gen, nachdem man durch die Erfahrung die Ueber- zeugung gewonnen, dass die in Naumburg a. d. S. vorgeschlagenen Obstsorten ihre Empfehlung ver- dienten. Einen Hauptvortheil erhielt aber Obst- kunde und Obstbau dadurch , dass die Pomologen sich enger an einander schlössen und zu gemein- schaftlichen Wirken sich immer mehr die Hand reichten. Schon in Naumburg a. d. S. hatte sich das Bedürfniss nach einem gemeinschaftlichen Organe geltend gemacht : die Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau, herausgegeben unter Mit- wirkung von einer Reihe tüchtiger Männer vom Superintendenten Oberdieck in Jeinsen und Gar- teninspektor Lucas, damals noch in Hohenheim bei Stuttgart, jetzt in Reutlingen, wurde schon 1854 in's Leben gerufen. In Gotha beantragte man da- gegen die Bearbeitung eines den jetzigen Ansprüchen nachkommenden Handbuches der Obstkunde. Es wurden die Herausgeber der Monatsschrift und ausserdem der Medicinalassessor Jahn in Meinin- gen damit beauftragt , alle namhaften Pomologen l aber sagten ihre Unterstützung zu. Auch dieses Werk hat 1858 begonnen und schreitet seitdem rasch vorwärts. Wie die 2. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter gewirkt hat, davon gibt die 3. Versammlung, ebenfalls verbunden mit einer allgemeinen Ausstellung, lautes Zcugniss. Wenn in Naumburg von vorhergegangener Verständigung und einer geregelten Auswahl bei Einsendung der Sammlungen, wie oben schon angedeutet, gar keine Rede war und selbst in Gotha nur wenige Vereine die Sache vorher in die Hand genommen und vor- gearbeitet hatten, so bemerkte man jetzt bei der 3. Ausstellung in Berlin, dass man fast in allen Ländern die W^ichtigkeit der Association auch für unsern Industriezweig erkannt hatte. Viele Gar- tenbau-Vereine Deutschlands hatten seit 1857 noch mehr die Wichtigkeit des Obst- und Gemüsebaues erkannt; es wurden von ihnen Ausstellungen in's Leben gerufen, die hauptsächlich und selbst nur diese betrafen. Man suchte sich einestheils zu- nächst von dem, was vorhanden, Kenntniss zu ver- schaffen , anderntheils aber die schlechten Obst- rmd Gemüse-Sorten durch bessere zu ersetzen; auf diese Weise arbeitete man der '.^. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter nicht wenig vor. Einzelne Gartenbau-V^ereine, wie der für Schleswig-Holstein in Kiel, der in Wesel, die Sektion für Obst- und Gartenbau in Breslau u. a. m. legten, gleich dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin, der es übrigens schon seit dem ersten Jahre seiner Gründung im Jahre 1822 gethan, Vevsuchsgärten an und prüften das Neue darin, um alljährlich einen Bericht darüber zu veröffentlichen. So vorbereitet wurde am 2. Oktober die dritte Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter in Berlin eröflnet, nachdem schon einige Tage vorher die Ausstellung begonnen hatte. Die Erwartungen waren zwar, wie oben schon an- gedeutet, gross gewesen, zumal man auch wusste, dass man sich ausserhalb Deutschland ebenfalls be- theiligen würde ; dass sie aber so grossartig zu Stande käme, wie sie zu Stande gekommen, war nicht voraus zu sehen. Einige Gartenbau-Vereine, von deren Betheiligung man früher nichts gewusst, eben so mehrere Baumschul- und Gartenbesitzer, sendeten noch in den letzten Tagen das Schönste vom Obst, was bei ihnen wuchs. Wenn nun schon die Ausstellung wohl die be-j deutendste gewesen sein möchte, die bis jetzt (aucB ausserhalb Deutschland) zu Stande gekommen, so war nicht weniger die Betheiligung aus fast allen Ländern und Gauen unseres gemeinsamen Vater- landes nicht minder gross; selbst das Ausland hatte noch mehr Antheil genommen, als man früher wähnte. Die meisten Gartenbau-Vereine hatten Abgeordnete gesendet, um zunächst den Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin in seinen Bestrebungen zu unterstützen, dann aber hauptsächlich Kenntniss zu nehmen von allem , was vorhanden, die mitge- brachten Sammlungen zu revidiren und später Be- richt zu erstatten. Länder, wo Obstbau blüht und fortwährend gehegt und gepflegt wird, wie Württemberg, Nas- sau und Sachsen- Weimar, erkannten ihrerseits die Nothwendigkeit einer Vertretung an. Aber auch von Seiten der 4 landwirthschaftUchen Akademien ite J cl^ 331 Preussens waren die akademischen Gärtner als Ab- geordnete gesendet. Es ist dieses rrewiss ein sehr erfreuliches Zeichen. Die national-ökonomische Seite des Obstbaues verdient gewiss von Seiten aller Re- gierungen ihre Berücksichtigung. Der Obstbau soll die Landwirthschaft nicht und selbst keinen ihrer Theile ersetzen, sondern nur ergänzen, wenn auch zugegeben werden niuss, dass er selbst im Grossen, also landwirthschaftlich betrieben, beachtenswerthe Erträge liefert. In Böhmen, W ürttembcrg u. s. w. ist es bereits der Fall. Es liegt hier und da man- ches Stück Land unbenutzt, was grjidc für Obst- bau, wenn man nur die richtigen Sorten auswählt, in Anwendung gebracht werden könnte. Für Be- sitzer kleinerer Ländereien , besonders für Schul- lehrer, bietet Obst- und Gemüsebau Gelegenheit, sich einen leichten Nebenerwerb zu verschaffen. Es haben sich einige gewichtige Stimmen ge- gen dergleichen grosse Ausstellungen, wie sie der Verein in's Leben gerufen, erhoben; man hat selbst einen Nutzen in der eben angedeuteten Weise ge- leugnet, da eine Berichtigung der Nomenklatur bei der-Kürze der Zeit, kaum des kleinsten Theiles, gar nicht möglich wäre. Diese Ansichten haben sich jedoch grade bei dieser Ausstellung als durch- aus irrig gezeigt. Niemand wird zunächst Unmög- liches verlangen oder gar meinen, dass die anwe- senden Pomologen nichts weiter zu thun hätten, als die Namen in den verschiedenen Sammlungen zu berichtigen. In dem Programme wurde ausdrücklich ge- sagt, dass uns gar nichts daran liege, Massen von Obst zu erhalten: wir wünschten dagegen aus den einzelnen Ländern und Provinzen, aus den grossem Baumschulen und Obstplantagen bis zu einem ge- wissen Punkte revidirte Sammlungen und hofften, dass diese von wenigstens einem Abgeordneten be- gleitet würden. Der letztere hätte zunächst sich damit zu beschäftigen, dass sein mitgebrachtes Obst hinsichtlich seiner Namen in Einklang mit den all- gemeinen Benennungen , wie sie die Pomologen- Versanimlung annimmt, gebracht wird. Darin liegt aber grade ein Hauptnutzen, der in keiner andern Weise ermöglicht werden kann. Ausserdem sollte er über die Zustände des Obstbaues in seinem Lande berichten. Wenn aus allen Ländern Obstsorten eingesen- det werden, so lernt man von letzteren zu gleicher Zeit diejenigen kennen, welche allenthalben gedei- hen; man sieht aber auch, welchen Veränderungen bestimmtes Obst in den verschiedenen klimatischen und Bodenverhältnissen unterliegt und erhält hier- über eine genauere Einsicht. Männer, wie Super- intendent Oberdieck, Inspektor Lucas u. a. m. fanden grade darin einen ausserordentlichen Nutzen und sammelten Erfahrungen, die ihnen ausserdem nirgends geboten wurden. Es kann Jemand das Obst seiner Anpflanzungen sehr genau kennen, wird aber nie und nimmer, wenn er nicht dieselben Sor- ten in andern Ländern und unter andern Verhält- nissen gezogen studiren kann, ein guter Obstkenner werden; er bleibt so lange einseitig und unsicher, als er nicht einen weitern Kreis zu seinen Unter- suchungen ziehen kann. Wohl nirgends wird ihm dieser aber in solcher Weise gegeben, als es eine Ausstellung, wie sie die Berliner jetzt darbot, im Stande ist; er müsste denn recht fleissig im deut- schen Vaterlande herumreisen, alle Baumschulen und Anpflanzungen wiederholt besuchen und so nach und nach eine gründlichere Kenntniss des Obstes, so wie der Bäume, auf dem es wächst, erhalten. Welcher Pomolog ist aber in der glücklichen Lage dieses zu thun? Eine solche Ausstellung bietet ferner die beste Gelegenheit dar, um das bessere Obst kennen zu lernen , nicht weniger aber auch die Bedingungen zu ergründen, durch die es die guten Eigenschaften überhaupt erhält. Das Letztere ist in Baumschulen mit Standbäumen, mag man noch so viel Aufmerk- samkeit und Sorgfalt darauf verwenden , gradezu unmöglich. Aus diesem Umstände erklären sich auch die Widersprüche, wie sie selbst in den Ver- handlungen der Pomologen, namentlich während der ersten Sitzungen, in Berlin vielfach zur Sprache kamen , dass nämlich gewisse Baumschulen eine Sorte empfehlen, andere dagegen verwerfen. Und doch möchte Jeder von seinem einseitigen Stand- punkte aus Recht haben. Eben deshalb sollten alle Länder und Provin- zen ihre besonderen Baumschulen besitzen, welche der Staat aber beaufsichtigen müsste, damit den provinziellen Eigenthümlichkeiten Rechnung getra- gen und Auswahl getroffen würde. Grade jetzt, wo dem Obstbaue im Allgemeinen mehr Aufmerk- samkeit gewidmet wird, möchte man alle Fehlgriffe möglichst vermeiden, um die Liebe dafür nicht erkal- ten zu lassen. Hauptsächlich bei grossen Anpflan- zungen, namentlich au Wegen, Eisenbahnen u. s. w., müssen diese möglichst vermieden werden. Vor Allem ist die nöthige Auswahl in den Sorten zu treffen. Wo diese nicht geschieht, wird die Folge sein, dass die Bäume, wo nicht ein glücklicher Zu- fall geleitet, wenn auch nicht immer ganz und gar zu Grunde gehen und verkünmiern, so doch auf keinen Fall die Erträge liefern, welche man mitRecht erwartet. Sollten endlich Versammlungen von Männern, die einen und denselben Zweck verfolgen, nicht dadurch von unberechenbarem Vortheile sein, dass sie sich unter einander kennen lernen, ihre Ansich- ten gegenseitig austauschen und dadurch läutern ? 42» 332 Es kommt in diesem Falle noch dazu, dass durch die damit verbundene Ausstellung den an- wesenden Pomologen, wie übrigens schon früher ausgesprochen wurde, reichliches Material und zwar zu gleicher Zeit zur Erweiterung ihrer Kenntnisse geboten wurde, wie es auf andere Weise gar nicht geschehen konnte. In der ganzen beschreibenden Naturwissenschaft sind vergleichende Untersuchun- gen bekanntlich von grüsstem Werthe. Je ansehn- licher die Anzahl der Exemplare einer Sorte ist, je grösser die Zahl der Länder, aus denen sie stam- men und je mannigfaltiger die Bedingungen, unter denen sie gewachsen sind, um so leichter lässt sich auch ihr Formenkreis festsetzen und eine gute Dia- gnose geben. Die grosse Stadt Berlin mit allem, was sie darbietet, war nicht im Stande die Pomologen von den Aufgaben , die sie sich oder die eine Behörde ihnen gestellt, auch nur abzulenken. Wer die zweimal des Tages stattfindenden Sitzungen, die stets 2 und .3 Stunden dauerten, besucht hat, wird sich von der regen Theilnahme überzeugt haben. Ausser- dem wurde aber nicht weniger in den Ausschüssen gearbeitet und Kenntniss von dem Vorhandenen genommen. Wir dürfen daher unsere volle Ueber- zeugung dahin aussprechen, dass auch die 3. Ver- sammlung deutscher Pomologen , Obst - und Ge- müsezüchter entschiedenen Nutzen gehabt hat und ferner noch weit mehr bringen wird. Gehen wir nun nach dieser uns nothwendig scheinenden Einleitung auf die Versammlung selbst über und berichten, was in den einzelnen Sitzun- gen geschehen. Dann wollen wir schliesslich noch eine Uebersicht alles dessen geben , was in den Ausstellungsräumen sich vorfand. Auch hier wer- den wir die Zusammenstellungen nach Ländern und Provinzen machen, um auf diese Weise das Auf- finden mehr zu erleichtern. Wir bemerken nur noch, dass Obst und grösstentheils auch Gemüse in den Räumen des grossen Kroll'schen Etablissements im Thiergarten gruppirt war, dass nur die gröberen Sorten des letztern ausserhalb desselben auf dem frühern grossen Exei'cierplatze, der dicht daran stösst, Platz fand. Die Sitzungen wui-den dagegen im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) abgehalten, und zwar, mit Ausnahme des Donnerstages, wo die Festfahrt nach den königlichen und prinzlichen Gär- ten bei Potsdam stattfand, täglich von lU bis gegen 1 Uhr und Abends von 7 bis !) Uhr und darüber. 1. Sitzung am '2. Oktober, Vormittags 10 Uhr. Schon am Abende des vorhergegangenen Tages hatte im Englischen Hause eine Vor- Versammlung stattgefunden und waren die Pomologen durch den Prof. Koch gegenseitig vorgestellt worden. Die Sitzung selbst eröffnete der Vorsitzende des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues, Geh. Ober- regierungsrath Knerk, mit einer Begrüssung aller Anwesenden. Der Verein habe das ihm von der '2. Versammlung der deutschen Pomologen , Obst- und Gemüsezücliter zu Gotha übertragene Mandat, nach bestem Gutdünken die 3. Versammlung nach irgend einer beliebigen deutschen Stadt zu verlegen, nicht besser entsprechen zu können geglaubt , als dass er die günstige Gelegenheit wahrnahm , diese hierher zu berufen , wo von Seiten der Friedrich- Wilhelm -Viktoria -Stiftung zur Erziehung junger Landwirthe hier eine Ausstellung landwirthschaft- licher Erzeugnisse beschlossen war und ihm (dem Vereine ) , in so fern er durch Berufung der 3. Versammlung deutscher Pomologen , Obst- und Gemüsezüchter und Veranstaltung einer Ausstel- lung von Obst und Gemüsen anzuschliessen geneigt sein sollte, die schönen Innern Räume des bekann- ten Kroll'schen Lokales zur Verfügung gestellt wurden. Der Verein zur Beförderung des Garten- baues habe alle Ursache, stolz darauf zu sein, dass man fast aus allen deutschen Gauen seinem Rufe freudig gefolgt sei und ebenso, hauptsächlich Obst, aus allen Ländern des gemeinsamen Vater- terlandes eingesendet habe. Der Vorsitzende glaubte deshalb allen Pomologen ganz besonders den innig- sten Dank aussprechen zu müssen, namentlich aber den deutschen Regierungen, sowie den Gartenbau- Vereinen, auch ausserhalb Deutschlands, die sich durch Abgeordnete betheiligt hätten. Das Erste , was wohl heute vorzunehmen sei, müsse die Wahl eines Vorsitzenden , so wie die Konstituirung des Büreau's sein ; er erlaube sich deshalb die Bitte auszusprechen, sich in dieser Hin- sicht zu äussern. Der Garteninspektor Lucas nahm das Wort und schlug den Professor Koch, der schon zweimal die Versammlungen deutscher Pomologen zur allgemeinen Zufriedenheit geleitet habe, als 1., den Superintendenten Oberdiek aus Jeinsen als 2. Präsidenten vor. Da allgemein bei- gestimmt wurde, übergab der Geh. Oberregierungs- rath Knerk den Vorsitz an den Professor Koch, der für das erneute Vertrauen den verbindlichsten Dank aussprach. Ein Gleiches geschah von Seiten des Superintendenten Oberdieck. Als I.Sekretär für die Obstsektion schlug der Vorsitzende, Professor Koch, den Garteninspektor Lucas aus Reutlingen, als 2. den Oberlehrer Filly von hier, als 1. Sekretär hingegen für die Gemüse- Sektion den Garteninspektor Jühlke in Erfurt, als 2. hingegen den Kunstgärtner Späth jun. vor, Vorschläge, die von der Versammlung sämmtlich gut geheissen wurden. 333 Man ging hierauf zur Ernennung von Aus- schüssen für die verscliiedenen Gegenstände der Ausstelhing über, damit in der vorletzten Versamm- lung am Sonnabende Bericht darüber erstattet wer- den konnte. Es wurden demnach ernannt: I. Zur Prüfung des vorhandenen Obstes. (Mit Ausnahme der \\'eiutrauben.) 1. Dr. Ahlmann aus Kiel, 2. Garteninspektor Lucas aus Keutlingen, 3. Hofgärtner Maurer aus Jena, 4. Hofgärtner Schmidt aus Dessau, 5. Garteninspektor Schnittspahn aus Darm- stadt, 6. Regierungsrath v. Trapp aus Wiesbaden, 7. Akademischer Gärtner Zarnack ausEldena. B. Zur Prüfung der Weintrauben. 1. Gartendirektov v. Babo in Kloster Neuburg bei Wien, 2. Hofgärtner Karl Fintelmann am Neuen Palais bei Potsdam, 3. Stadtrath Thränhardt in Naumburg a.d.S. III. Zur Prüfung des Gemüses. 1. Akademischer Gärtner Hanne mann aus Proskau in Oberschlesien, 2. Garteninspektor Jühlke aus Erfurt, 3. Kunst- und Handelsgärtner Langguth aus Nürnberg, 4. Kunst- u. Handelsgäi-tner Louis Mathieu aus Berlin, 5. Kunst- und Handelsgärtner Sc hiebler aus Celle. IV. Zur Prüfung der Pflanzen, Blumen u. s. w. 1. Garteninspektor Bouche aus Berlin, 2. Professor Dr. Braun aus Berlin, 3. Obergärtner Gaerdt aus Moabit bei Berlin, 4. Obergärtner Gireoud aus Berlin, 5. Garteninspektor Schon dorf aus Oliva bei Danzig, 6. Garteninspektor Sinning aus Bonn. Ausserdem wurden noch 2 Ausschüsse ernannt, von denen sich der eine speciell mit der Synonymie des Obstes beschäftigen und zu gleicher Zeit Vor- schläge machen sollte , welche weitere Sorten von Aepfeln und Birnen zu empfehlen seien? Es wa- ren dieses : 1. Hofgartenmeister Borchers aus Herren- hausen bei Hannorer, 2. Direktor und Professor Dr. Fickert aus Breslau, 3. Medicinal- Assessor Jahn aus Meiningen, 4. Professor Lange aus Altenburg, 5. ßaumschulenbesitzer Lorberg aus Berlin, 6. Organist Mü sehen Beelitz bei Laage, 7. Gutsbesitzer v. Türk auf Türkshof bei Potsdam. I-Cndlich ersuchte der Vorsitzende den Aus- schuss zur Prüfung der Weintrauben zu gleicher Zeit noch die Vorschläge hinsichtlich der letzteren zu machen und die Sorten zu nennen , welche be- sonders in Norddeutschland für die Tafel zu em- pfehlen seien und zeitig reifen. Eben so sollte Hofgärtner Maurer aus Jena mit mehrern seiner Kollegen Vorbereitungen treffen, um in einer der letzten Sitzungen die Beerenfrüchte mit Namen auf- zuführen, welche die meiste Empfehlung verdienen. Der 2. Ausschuss sollte sich mit der Synony- mie der Gemüse beschäftigen und, wenn es irgend möglich, Vorschläge über die besten der letztern machen. Der Vorsitzende ernannte dazu: 1. Kunst-u.HandelsgärtnerBenary aus Erfurt, 2. Hofgärtner G. A. Finteiniann auf der Pfaueninsel bei Potsdam, 3. Kunst- und Handelsgärtner Krüger aus Lübbenau, 4. Hofgärtner Seh och jun. aus Dessau, 5. Kunst- und Handelsgärtner Wrede aus Braunschweig. Nachdem die Wahlen getroffen und die Ernen- nungen zu den verschiedenen Ausschüssen gemacht waren, theilte der Vorsitzende mit, dass von Seiten vieler Poraologen, Obst- und Gemüsezüchter, deren Zeit und Umstände nicht erlaubt hätten, die Ver- sammlung zu besuchen, allerhand Anträge gestellt und Wünsche ausgesprochen seien, um selbige hier in Berathung zu ziehen. Er lasse diese eben zu- sammenstellen und werde in der nächsten Sitzung, welche morgen früh um 10 Uhr stattfinde, das Nähere darüber mittheilen. Er bezweifle aber schon jetzt, dass alle Anträge und Wünsche zur Sprache kommen könnten; deshalb möchte es gut sein, nur die allerwichtigsten jetzt zur Kenntniss zu bringen, die übrigen aber in dem spätem Berichte aufzu- nehmen, damit selbige vielleicht auf diese Weise zur Erledigung gebracht oder wenigstens doch für die nächste Versanmilung vorbereitet würden. Der Vorsitzende ging nun zur ersten im Pro- gramme aufgestellten Frage über: „Welche weitere und sichere Erfahrun- rungen können über die in Naumburg und Gotha empfohlenen Obstsorten mit- get heilt werden?" Was die 10 Sorten Aepfel und eben so viel Birnen , welche in Naumburg empfohlen wurden, anbelangte, so glaubten die Anwesenden nicht wei- 334 ter darüber zu verhandeln zu brauchen, da diese sich wohl durchaus als empfehlenswerth bewiesen hätten. Aus dieser Ursache wurden die Sorten nur genannt und zu gleicher Zeit charakteristische Exemplare herumgegeben. In Betreff der in Gotha empfohlenen weiteren lU Aepfeln und 12 Birnen theilte man allerhand Erfahrungen mit, aus denen hervorging, dass auch diese der weiteren Empfehlung werth waren. Nur in Betreif der beiden letzten Koch- birnen, der Kuhf uss-Birne und der Kamper- venus, entstanden allerhand Bedenken, da beide viel zu wenig bekannt wären und über sie zu wenig Erfahrungen vorlägen. Man wünsche aber gar sehr, zumal Superintendent Oberdieck ihre Vorzüge nochmals vertrat, dass sie bis zur nächsten Ver- sammlung von den Pomologen und Obstzüchtern besonders beachtet werden möchten, um dann ein noch sicheres Urtheil darüber zu erfahren. (Fortsetzung folgt.) Ein Beitrag zur vei'^lciclu'iulcii Kliiiiatologic der PflaiizMi. Von Dr. Th. B.isiner in Kiew. (Schluss.) Zum Beweise des ersten Satzes, dass der exo- chytische V^erbreitungsbezirk der Pflanzen je nach der Art ein verschiedener sei, diene uns die Ver- gleichung des exochytischen Verbreitungsbezirks der Robinie mit dem des Tulpenbaumes. Es hat näm- lich die Kobinia Pseudacacia eine grössere exocliy- tische Temperatursphäre als der Tulpenbaum (Li- riodendron Tulipifera), obwohl beide Arten in Nord- amerika beinahe denselben natürlichen Verbreitungs- bezirk haben; ja der Tulpenbaum geht in Amerika sogar weiter nach Norden, als die Kobinie, da er nach Torrey's und Gray's Flora noch in Kanada einheimisch ist, während die nördliche Gränze des natürlichen Verbreitungsbezirks der Robinie sich nicht über Pensylvanien hinaus erstreckt. Darnach sollte man schliessen, dass der Tulpenbaum in Russ- land weiter nach Osten und Norden angebaut wer- den könnte, als die Robinie ; wir finden aber grade das Gegentheil. Ja, es unterliegt der Tulpenbaum nach den bisherigen Ei-fahrungen nicht nur der Strenge der Kiew'schen Winter, sondern häufig auch der geringeren Kälte Ostpreussens; denn nach einer Nachricht in der botanischen Zeitung (lSä'2, Seite 1H(J) unterlag ein hochstämmiger Tulpen- baum im Parke des Grafen Lepel unweit Stettin dem Froste des Winters von 1851 auf 1852, ob- wohl er in einer geschützten Lage stand. Es ist eine merkwürdige Erscheinung, dass in Ueberein- stimmung mit dieser geringen klimatischen Bieg- samkeit gegen die Kälte, der Tulpenbaum auch gegen die Wärme sehr wenig biegsam zu sein scheint, indem er auf Madeira von allen dort ein- geführten Bäumen seine Vegetationsperiode am we- nigsten dem wärmeren Klima angepasst hat. Wäh- rend nämlich nach den Beobachtungen des Prof. Heer die Buche auf Madeii-a eine Vegetations- periode von 216, die Eiche eine Vegetationsperiode von 255 Tagen und die Platane (Platanus occiden- talis) sogar eine Periode von 278 Tagen angenom- men haben, eine Apfelbaunisorte sogar das ganze Jahr über vegetirt, hat sich der Tulpenbaum dort auf eine Vegetationsperiode von 214 Tagen be- schränkt, also am wenigsten seine ursprüngliche Eigenschaft verändert. Wir sehen hieraus, dass die Pflanzen einen sehr verschiedenen Grad von Biegsamkeit gegen die klimatischen Einflüsse be- sitzen, wenn sie auch aus einer und derselben Hei- math stammen und ursprünglich einen fast gleichen Verbreitungsbezirk einnehmen, weshalb auch die Gränzen des exochytischen Verbreitungsbezirkes (oder der Akklimatisationssphäre) derselben je nach den Arten bald enger, bald weiter sein werden. Einen Beleg für den zweiten Satz, dass näm- lich der exochytische Verbreitungsbezirk der Pflan- zen nach einem wärmeren Klima hin ein grösserer sei, als nach einem kälteren Klima, liefern uns die vom Prof. Heer in Madeira beobachteten europä- ischen und nordaiüerikanischen Bäume, so wie der Kirschbaum auf der Insel Ceylon und der von Alex. v. Humboldt erwähnte Weinstock in Cumana, wo er das ganze Jahr über mit vortrefflichen Früch- ten bedeckt ist. Hieraus würde folgen, dass die wärmeren Himmelsstriche auf zwiefache Weise von der Natur bevorzugt wären : ei'stens dadurch, dass dort neben den meist werthvoUeren einheimischen Kulturpflanzen der Ebene auch die Gewächse der gemässigten und nördlichen Zonen auf den Gebir- gen angebaut werden können, und zweitens durch die Eigenschaft der Pflanzen selbst, dass ihre exo- chytische Verbreitungssphäre in der Richtung nach dem Aequator hin grösser ist, als in der Richtung nach den Polen zu. Da aus dem vorhin angeführten Beispiele der Verschiedenheit zwischen dem exochytischen Ver- breitungsbezirke der Robinie und dem des Tulpen- baumes hervorgeht, dass die Pflanzen sich im Kul- turzustande je nach der ursprünglichen Anlage der Art sehr verschieden verhalten, so müssen wir zur Erforschung der Gesetze, denen der exochytische Verbreitungsbezirk folgt, eine Menge Versuche an- stellen und zwar in den verschiedensten Gegenden und an den verschiedensten Pflanzen , von denen der natürliche Verbreitungsbezirk und dessen kli- 335 matische Verhältnisse bekannt sind. Solche Ver- suche führt besonders der Gartenbau in bedeuten- tendem Umfange aus, indem er alijährlich neue Pflanzen aus den entlegensten Erdtheilen in das Bereich seiner Thätigkeit zieht und immer weiter und weiter verbreitet. Leider finden wir aber über die Resultate dieser Versuche nur sehr spärliche Nachrichten, die ausserdem oft sehr ungenau sind ; und die Verfasser örtlicher Floren berücksichtigen in der Kegel die Kulturpflanzen gar nicht, oder wenn sie einigen derselben einen Platz unter den wildwachsenden Pflanzen einräumen, so sind es in der Kegel nur die ältesten und am meisten ver- breiteten Kulturpflanzen, deren natürliche Verbrei- tungsbezirke völlig unbekannt sind, während zu dem vorliegenden Zwecke gerade diejenigen Pflanzen einen grösseren Werth haben, welche in neuerer Zeit aus dem Naturzustande in die Kultur eingeführt worden und deren natürliche Verbreitungsbezirke daher genauer bekannt sind. Hierher gehören na- mentlich die neuesten Zier- und Nutzpflanzen, und unter diesen sind wiederum für unsern Zweck am wichtigsten die Bäume, Sträucher und Stauden, d. h. die mehrjährigen, im Freien angebauten Ge- wächse, weil diese allen klimatischen Einflüssen der neuen Ansiedelungsgegend im Laufe einer längern Reihe von Jahren ausgesetzt sind, während die ein- jährigen Gewächse immer nur eine kurze Jahres- zeit vegetiren und während dieser kurzen Zeit unter den verschiedensten Breiten ganz ähnliche Temporaturbedingungen vorfinden. Es ist daher sehr wünschenswerth, dass die Zahl der Beobach- tungen über die Erfolge der Kultur solcher mehr- jähriger Gewächse, deren Einführung neueren Ur- sprungs ist, sich mehre und namentlich für jede Gegend genau angegeben werde, welche von diesen Pflanzen dort gut gedeihen , welche nur mit Hülfe gewisser Schutzmittel, wie z, B. einer Bedeckung für den \\'inter, angebaut werden können, und welche nach mohrfach wiederholten Versuchen im- mer wieder zu Grunde gegangen sind. Es versteht sich von selbst, dass dabei auch die örtliche Lage des Grundstückes, wo die Pflanze angebaut wird, ob hoch oder niedrig, trocken oder nass, so wie die Beschaffenheit des Bodens, angegeben werden muss. Durch die Veröffentlichung solcher Beob- achtungen würde der Wissenschaft von den klima- tischen Lebensbedingungen der Pflanzen und folg- lich auch dem Garten-, Forst- und Ackerbau ein wesentlicher Dienst geleistet werden. Es würde dadurch die Grundlage zu einer neuen , für den Gartenbau besonders wichtigen Wissenschaft ge- legt werden , welche ich die vergleichende Klima- tologie der Pflanzen nenne (oder vergleichende Phytoklimatologie) , deren Aufgabe in der Erfor- schung der klimatischen Bedingungen und der man- nigfaltigen Veränderungen der in die Kultur über- geführten Pflanzen im Vergleiche mit den wild- wachsenden Pflanzen derselben Art besteht. Meine gegenwärtige Keise hat unter Anderem auch den Zweck das Interesse für die genannten Beobach- tungen und Untersuchungen zu erwecken. Beson- ders wichtig sind in dieser Beziehung das nord- östliche Deutschland und die Ostseeprovinzen, so wie überhaupt der westliche Theil Kusslands, weil in diesen Gegenden viele nordamerikanische und westeuropäische Gewächse, deren natürliche Ver- breitungsbezirke von Jahr zu Jahr immer mehr erforscht werden, die äusserste (xränze ihres exo- chytischen Verbreitungsbezirks nach Norden hin finden. Zu demselben Zwecke ist es wünschens- werth, dass die Zahl der Orte, an denen zuverläs- sige meteorologische Beobachtungen angestellt wer- den, sich gleichfalls mehre. Berichtis^uii";. Bei Gelegenheit der ebenso freundlichen, als ehrenden Besprechung unserer Gärtnerei in Nro. '^9 der Wochenschrift für Gärtnerei u. s. w. haben sich bezüglich des am 27. August hier eingebrochenen, fürchterlichen Hagelwetters einige Ungenauigkeiten eingeschlichen, deren Berichtigung wir nachstehend folgen lassen. Von keiner einzigen der Araucarien ist der Kopf abgeschlagen worden. Wohl aber sind zwei derselben, eine grosse A. excelsa und eine ditto A. Cookii stark verletzt worden, indem mehre Segmente der Zweige abgeschlagen und die Kinde von mehrern der Aeste abgeschält wurde. Was aber die Yuccen und Agaven betrifft , so ist nicht eine einzige auch nur verletzt worden, was schon deshalb nicht möglich war, als unser ganzes starkes Sortiment dieser dekorativen Pflanzen an der Ost- seite eines Hauses anfgestellt war, so dass sie sich gegen Westen, woher der Sturm kam, vollständig geschützt fanden und auch nicht im Mindesten von dem Unwetter gelitten haben. Yucca quadri- color (die grossen Exemplare, wie die kleinen Pflanzen) waren etwas seitwärts von den anderen ihres Geschlechtes in einer Gruppe vereinigt und durch grosse , mit starker grauer Leinwand bezo- gene Schirme geschützt, die sich bei diesem Natur- ereignisse trefflich bewährt haben und die wir da- her zum Schutze solcher und ähnlicher Pflanzen als sehr zweckmässig empfehlen können. Wir kul- tiviren übrigens diese schönen Genera, die in die- sem Sommer und Herbst bedeutenden Zuwachs an seltenen Arten erhalten haben, gegenwärtig mit In- 336 teresse in einem besonders hierzu eingerichteten Kahhause, wo sie für Kenner und Liebhaber einen zur Betrachtung geeigneten hübschen Vereinigungs- punkt bilden. Was die in dem angezogenen Aufsatze erwähn- ten Araliaceen, von denen überhaupt nur eine ein- zige (Aralia Sieboldtii) im Freien sich befand, betrifl't, so hat hier jedenfalls eine Verwechselung mit zwei sehr starken Dracäneen stattgefunden, mit Dr. australis und Dr. indivisa (Cordyline super biens Koch), die schon seit Jahren im Monat Mai in den freien Grund gebracht werden und deren Blätter durch den Sturm und Hagel arg zerfetzt worden sind. Ausserdem wurden drei mit- telgrosse Wellingtonien in Töpfen stark verletzt, dagegen ist die grosse, seit mehreren Jahren im Lande befindliche Wellingtonie, das stärkste Exem- plar in Deutschland, unversehrt geblieben. Den 4 Zoll starken Stamm einer Liriodendron Tu- lipifera hatte der Sturm unterhalb der Krone, wie ein Rohr abgebrochen, eine grosse Parthie an einer nach Westen zu liegenden Mauer befindlichen Wein dagegen , sowie eine grosse Menge krautartiger Gewächse, stark zerschlagen. Dagegen haben die Gewächshauspflanzen, in Folge schnellen Deckens der Häuser wenig oder gar nicht gelitten ; und ist auch hier und da ein Blatt verletzt worden, so dürfen wir im Hinblick auf die Grösse der unserer Stadt im Allgemeinen betroffenen Kalamität, über einen so unbedeutenden Verlust uns durchaus nicht beklagen. Da in diesem Aufsatz zugleich die in unserem diesjährigen Herbstkataloge angezeigten neuen Dra- cäneen besprochen und dabei Zweifel erhoben wor- den, ob die in der That prachtvolle Cordyline indivisa die ächte Dracaena indivisa sei, weil, wie der Verfasser jenes Artikels sagt, die Blätter ihm nicht breit genug geschienen: so müs- sen wir hierauf entgegnen, dass, wenn die Breite der Blätter das Kriterium der Aechtheit dieser Dra- cänee sein soll, die Cordyline indivisa Lee unzweifelhaft die veritable Dracaena indivisa (Forst.) ist. Denn nicht nur, dass die Blätter der in unserem Besitz befindlichen Samenpflanzen die- ser schönen Species bei einer Länge von noch nicht einem Fusse schon über einen Zoll Breite haben, so hat auch Schreiber dieses die Mutterpflanze ge- sehen, deren ausgebildete Blätter, wie er sich dessen noch genau erinnern kann, mindestens 8 Zoll breit waren. Im Habitus hat diese Species grosse Aehn- lichkeit mit Dracaena australis, nur dass den Blättern dieser Art die scharlachroth-gefärbten Mit- telrippen und Nerven , sowie der bronzene Schim- mer fehlen, welches Kolorit, in Verbindung mit der edlen Form der Pflanze, jene vSpecies zu einer der entzückendsten Erscheinungen der Pflanzenwelt ma- chen. Da aber leider die Importeurs nur eine ver- hältnissmässig geringe Anzahl von Samenpflanzen haben , so ist auch ihr Preis ein ziemlich hoher. Denn in England werden junge Pflanzen mit 5 Gui- neen, in Belgien mit l'iö — 15U Frcs verkauft. Wir geben sie gegenwärtig zu 28 Thaler das Stück ab. Dracaena calocoma undDr. stricta vera scheinen, wie der Herr Verfasser jenes Aufsatzes mit Kecht bemerkt, zu der Abtheilung; Dianella zu gehören. Ihre weiss- oder gelblich-gestreiften Blät- ter breiten sich nur nach zwei entgegengesetzten Seiten aus, sind im Verhältniss zu der Cordyline indivisa vera schmal, hart, steif und erreichen allem Anscheine nach eine bedeutende Länge. Aus- ser dieser haben wir jetzt noch zwei neue Arten erhalten. Es sind dies Dracaena Banksii und Dr. ery throrachis. Ein merkwürdiger Umstand ist es, dass diese fünf neuen Dracäneen sämmtlich von Neuseeland stammen und ebenfalls zu einer und derselben Zeit eingeführt, oder doch in den Handel gebracht wurden. Leipzig, den 12. Oktober 18H(). Laurenti us'sche Gärtnerei. Silybuiu cbiirneiim Coss. et Dur. Im botanischen Garten zu Berlin wird seit einem Paar Jahren eine grosse Distelpflanze aus den Innern Theilen Algeriens kultivirt, welche zur Dekoration auf freien Grund einen grossen Werth hat und des- halb Handelsgärtnern zur weitern Verbreitung , so wie Gartenbesitzern zur Benutzung nicht genug empfohlen werden kann. Die hübsche Mariendistel (Silybum Marianum Gaertn., Carduus Marianus L.) ist Jedermann bekannt und wurde früher in den Gärten wegen ihrer gefleckten Blätter häufiger ge- sehen, als jetzt, zumal wenn sie einmal vorhanden, sie sich von selbst aussäete und ganz besonders, wie manche andere Verwandte, Schutthaufen, Dün- gerstätten u. s. w. liebte. Die elfenbeinerne Mariendistel (Silybum ebur- neum) hat zwar ebenfalls auf dem glänzenden Grün der Blätter weisse, aber viel grössere Streifen, er- hält jedoch weit umfassendere Dimensionen und ge- hört daher zu den ansehnlicheren Blattpflanzen. Die zahlreichen Blätter erhalten die Länge von 2 und 2^ Fuss und breiten sich im Anfange ziemlich flach auf dem Boden aus. Sie sind fiederspaltig und ihre Abschnitte laufen in blendend-weisse, sehr stechende Dornen aus, die zunächst, aber auch der ebenfalla weisse, nicht hoch werdende Stengel Veranlassung zur Benennung der elfenbeinernen gegeben haben. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Iteförderiiiio- des Gartenbaues in den Königlich Preussiselien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl l4och. JW. 43. Berlin, den 25. Oktober 1860. des deutsch-üsterreichischen Post -Vereins. Inhalt: Pironueava Gaud. — Die 3. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und GemüscziK-htcr vom 2. bis 7. Oktober (Fort- setzung). — Noch Einiges über Bessarabicn. Sonntag, den 28. Oktober, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt und beginnt um Uj Uhr Vormittags. Pirouiiciva (liaiid. Ein neues Bromeliaceen-Geschlecht. Die Bearbeitung der Resultate in pflanzlicher Hinsicht, welche durch die AVeltumsegelung der von Vaillant geführten Corvette, la Bonite, in den Jahren 1S3(S und lS?u erzielt wurden, war dem Bo- taniker Charles Gaudi chaud- B eaupre über- tragen. Leider ist sie aus uns unbekannten Grün- den nicht vollendet. Wir haben nur einen Folio- Band ausgezeichneter Abbildungen erhalten, keine Beschreibung aber zu den daselbst dargestellten Pflanzen. Eine nicht geringe Anzahl von neuen Geschlechtern ist darin aufgestellt ; es fehlt jedoch leider aus eben ausgesproenem Grunde die Angabe der charakteristischen Merkmale. Zum Glück sind noch die gegebenen Analysen bei den Abbildungen der Art, dass man, zum Theil wenigstens, einiger Massen im Stande ist, eine Diagnose zu entwerfen, ganz besonders wenn dieselben oder doch nah- verwandte und dem Genus angehürige Pflanzen ausserdem noch im Leben zur nähern Untersuchung zu Gebote stehen. Gaudichaud hat in diesem Bande mit Abbil- . düngen hauptsächlich einige Familien mit besonderer Vorliebe bearbeitet; zu diesen gehören vor Allem die Pandaneen und Bromeliaceen, von letzteren wie- derum die Billbergieen. Wir haben schon mehr- mals, erst in der 39. Nummer dieses Jahrganges, von diesen nicht weniger durch ihr eigenthümliches Aussehen, als auch durch den Blüthenstand ausge- zeichneten Pflanzen gesprochen und sehen uns auch jetzt wiederum veranlasst, auf ein Paar bis jetzt in den Gärten völlig unbekannte Arten zurückzukommen, zumal wir die eine bereits bei der Beschreibung der Festausstellung des Vereines (Seite 206) als neu bezeichnet haben. Die zweite, welche jetzt in dem botanischen Garten in Berlin blüht, gehört demsel- ben Gaudichaud'schen Genus Pironneava (nicht Peronneava, wie dort aus Versehen steht) an. Ueber den Namen Pironneava vermögen wir nichts zu sagen, da uns, wie gesagt, der Text im genannten Werke zu den Abbildungen fehlt. Wir haben aber bereits in einer besonderen Abhandlung über die Bromeliaceen mit unterständigem Frucht- knoten die sämmtlichen hierher gehörigen Genera möglichst genau zu charakterisiren versucht und können uns deshalb in dieser Hinsicht darauf (Seite 8-i) beziehen. Pironneava hat, wie es scheint, stets grosse Dimensionen. Ausgezeichnet ist ferner ihr Blüthen- stand mit einem Schafte, der mehr oder weniger von ungefärbten und, wie es scheint, in der Regel auch stets wenig abstehenden Blättern fast ganz bedeckt ist. Er stellt eine Rispe dar, deren Aeste an der Basis von kleinen Deckblättern gestützt sind und entweder gleich die längliche und dicht gedrängte Aehre tragen oder sich noch einmal verästeln. Auch 43 338 die Blüthen haben an ihrer Basis zwar breite, aber kurze und grüne, sowie mit einer stechenden Spitze versehene Deckblättchen. Die Kelchblätter endigen ebenfalls stets mit einer mehr oder minder stechen- den Granne. Pironneava ist demnach ein Genus, was leicht zu erkennen ist und Lamprococcus 1 Beer (Aechmea der Gärten) am Nächsten steht. Bei diesem haben aber die Arten rothgefärbte Beeren als Frucht. : 1. Pironneava spectabilis C. Koch. Folia elongata, subtus albo-pulverulenta; Sca- pu8 floccosus , foliis bracteaeformibus , mox aridis obsitus ; Panicula magna, composita, ramis compres- siusculis ; Sepala latissima, subito in aristam pun- gentem attenuata: Petala brunneo-rubra, basi squa- mula duplici instructa; Stamina opposita supra me- dium adnata; Ovula cuspidata. Zum ersten Male sahen wir diese Art, wie wir schon erwähnt haben, während der Festausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in diesem Jahre unter dem Namen Guzmannia spectabilis, vermutheten aber schon damals, dass die Pflanze eine Pironneava sein möchte. Nach der i Mittheilung ihres Besitzers, des Rentier's Lauren- tius in Leipzig, hat dieser sie von de Jonghe in Brüssel erhalten. Wahrscheinlich ist demnach Brasilien ihr Vaterland, von wo de Jonghe be- kanntlich durch seine Reisenden eine Reihe der schönsten Bromeliaceen erhielt. Pironneava spectabilis stellt eine statt- liche Pflanze dar und ist daher allen W'armhaus- besitzern, besonders in dekorativer Hinsicht, zu empfehlen. Die Blätter sind im Verhältnisse zur Breite von '.] Zoll sehr lang, denn sie erreichen die Länse von gegen !' F'uss. Wie bei allen Billbergieen, so sind sie auch hier am Rande mit steifen und aufwärts gerichteten Zähnen besetzt. Die Oberfläche erscheint glatt und grün, während die Unterfläche mit einem weissen und pulverigen Ueberzuge versehen ist. Schon aus der geringen Breite der Blätter ersieht man, dass deren Basis nicht sehr umfasst und daher der Becher auch nicht den Umfang . wie bei der nächsten Art, besitzt. Aus der Mitte der Pflanze erhebt sich der 3^ Fuss hohe Blüthenschaft , von dem der zusam- mengesetzte Blüthenstand allein mehr als die Hälfte einnimmt. Er ist rund und mit einer weissen , so wie flockigen Bekleidung versehen. An ihm befin- den sich, ihm anliegend oder doch wenig abstehend, grüngefärbte, lanzettförmige Hochblätter, welche schon sehr zeitig vertrochnen. Die untern sind etwas über 3 Zoll lang, werden aber nach oben zu stets kürzer. Die Rispe hat einen Durchmesser von 14 Zoll und besitzt ziemlich abstehende und mehr oder weniger zusammengedrückte Aeste, welche an der Basis von einem breit - umfassenden , kurzen und grünen Deckblatte gestützt sind und ziemlich die- selbe flockige Bekleidung haben, wie der Schaft. Wiederum ähneln die Deckblättchen der mehr rund- lichen Zweige mit länglichen Aehren denen, welche die sitzenden Blüthen stützen. Sie haben eine i-und- lich-dreieckige Gestalt, laufen in eine lanzettförmige, stechende Granne aus und sind bräunlich -gefärbt. Die Blüthen erreichen noch nicht die Länge eines Zolles und haben einen fleischigen, hellrosa- farbigen Fruchtknoten, dessen obere Ränder in die 3, mit dem einen Rande einander deckenden und an der Basis sehr breiten Kelchblätter übergehen. Diese neigen sich nach oben zusammen und endigen mit einer dornenartigen Granne. Die braunrothen und aufreeht stehenden Blumenblätter sind doppelt so lang uud haben an der Basis und nach innen ein doppeltes Schüppchen. Die gleichlangen Staubgefässe gleichen hin- sichtlich der Länge den Blumenblättern; von ihnen stehen die, welche mit diesen abwechseln auf dem Fruchtknoten selbst und sind völlig frei, während die, welche davor befindlich sind, über die Hälfte angewachsen erscheinen. Etwas kleiner als die Staubgefässe ist der Griffel, dessen 3 Narben einen aus 'i bis 3 Spiralen bestehenden Kopf bilden. Der untere Theil der Fächer ist leer, der obere hin- gegen umfasst die dicht in einen Haufen zusam- mengedrängten und mit einer grannenartigen, aber weichen Spitze versehenen Eichen. '2. Pironneava glomerata Gaud. Folia lata, giüseo- virentia, urceolum magnum formantia: Scapus floccosus, foliis bracteaeformibus erectis, adpressis, viridibus dbsitus; Panicula sim- plex, ramis omnino et dense floribus ornatis, bra- ctea aequilonga basi fulcratis; Sepala lanceolata, ad apicem arista brevi, patula praedita: Petala flave- scentia, ad basin squaniula duplice, lanceolata; Sta- mina opposita paene tota adnata; Ovula cuspidata. Der botanische Garten zu Berlin erhielt diese Pflanze vor einigen Jahren aus Paris unter dem Namen Aechmea virens; es befindet sich im genannten Institute aber noch eine Bromeliacee un- ter dem Namen Billbergia surinamensis, wel- che nicht verschieden zu sein scheint. Doch haben wir die letztere noch nicht blühend gesehen. Eben so möchte Billbergia Skinneri, die wir in der Laurentius'schen Gärtnerei sahen, wenn auch nicht dieselbe Art sein, doch auf jeden Fall sehr nahe stehen. Beer vereinigt Pironneava glomerata 339 Gaud. mit der TiUandsia anorusta Fl. Fluni, unter dem Namen Ho p 1 o ]) li y t um angusfum. Beide Pflanzen sind aber schon deshalb verschie- den, weil TiUandsia angusta nach der Ab- bildung in der Flora Fluminensis, behaart ist. Pironneava glomerata gleicht im äussern einer der grösseren Billbergien aus derGru|)pe der B. pyramidalis, da sie einen grossen und wei- ten Becher darstellt. Sie scheint leicht Slolonen zu machen, die, mit kurzem Stiel versehen, sich 1 alsbald grade aufrichten und die Gestalt der Mut- terpflanze annehmen. Nur die untersten und klei- nern Blätter stehen sehr ab. die übrigen aber sind aufrecht und bilden den Becher. Sie iiaben eine Länge von '1{ Fuss bei einer Breite von 4 Zoll und sind mit Ausnahme des obersten flachen Theiles gegen die Ränder hin nach innen gebogen, so dass sie daselbst eine breite Rinne bilden. Bis dahin sind sie auch ziemlich gleichbreit und verschmälern sich erst dann, zuletzt eine kurze und dreieckige Spitze bildend. Am Rande befinden sich, in ge- ringen Entfernungen stehend, kleine, dreieckige, aber nadi oben gerichtete Zähne von schwärzlicher Farbe. Diese ist sonst auf beiden Flächen ein lebhaftes Graugrün, was auf der untern jedoch matter und deutlicher auftritt. Der Schaft erreicht eine Höhe von Tt Fuss, von dem das oberste Drittel die einfache und 4 Zoll im Durchmesser enthaltende Rispe bildet. Er ist zwar, besonders an den Knoten, mit weiss-flockiger Wolle besetzt, wird aber von den bis 4 Zoll langen und anliegenden Blättern fast ganz bedeckt. Die ungestiehen Aehren stehen nach unten entfernter und bilden zur Spindel einen stumpferen ^^ inkel. als die obern. Sie sind länglich, haben die Länge von gegen J Zoll und werden von einem eben so langen und grünem Deckblatte gestützt. Dicht gedrängt sitzen in fünt etwas gedrehten Reihen die Blüthen und werden von einem breit- eirunden, aber in eine lanzettförmige und stechende Spitze auslaufenden Deckblatte gestützt und zum Drittel bedeckt. Dieses hat eine grüne Farbe, wie der nach der Spindel zu mehr flache, nach aussen hingegen gewölbte Fruchtknoten, der eben deshalb nach jeder Seite hin eine scharfe Kante zeigt. Der obere Rand läuft in die dreieckig -lanzettförmigen, zusammengeneigten und mit dem einen Rande sich deckenden Kelchblätter aus, welche mit einer kur- zen, stechenden und etwas abstehenden Granne endigen. Noch einmal so lang, als die letztern, sind die gelblichen und aufrecht stehenden Blumenblätter, welche an ihrer Basis und nach innen 2 lanzett- förmige Schüppchen besitzen. Zwischen diesen be- finden sich Staubfäden, welche ziemlich der ganzen Länge nach dem Blumenblatte angewachsen sind, so dass fast nur die Staubbeutel frei erscheinen. Mit diesen gleichen sie hinsichtlich der Länge der Krone. Der Griffel ist wenig kürzer und endigt mit einem spiraligen Narbenkopfe. Die in dichten Reihen stehenden und mit einer grannenartigen, aber etwas gekrümmten und weichen Spitze verse- henen Eichen füllen so ziemlich die 15 Fächer aus. Die dritte Versammlung deutscher Pomol«i;eii, Obst- iiiul (ieniüsezücliter vom 'i. l)is 7. Oktober. (Fortsetzung.) Da es für die Leser der Wochenschrift von Interesse sein dürfte, dass die Namen der wieder- holt empfohlenen Aepfel und Birnen noch einmal genannt werden, lassen wir sie hier folgen: I. Aepfel. 1. der Gravensteiner, '2. der Danziger Kantapfel, 3. der Grosse rheinische Bohnenapfel, 4. der Luikenapfel, 5. der Rothe Wintertaubenapfel, 6. die Grosse Kasseler Reinette, 7. die Pariser Rambour-Reinette (Reinette von Canada), 8. die Englische Winter-Gold-Parmäne, 9. die Karmeliter Reinette, lU. der Edle Wintersborsdorfer, 11. die Ananas-Reinette, VI. der Goldzeugapfel, lo. der Virginische Sommerapfel, 14. der Prinzenapfel, l.ö. der Rothe Eiserapfel, 16. die Champagner Reinette, 17. die Englische Spitalreinctte, 18. der Königliche rothe Kurzstiel, 19. die Orleans-Reinette, 20. Harbert"s Rambour. Garteninspektor Lucas bemerkte zum letzte- ren, dass diese Sorte durchaus kein Rambour sei, sondern eine Reinette, daher auch den Namen Harbert's Reinette führen müsse. Es wurde beschlossen, den letztern Namen von nun an zu gebrauchen. II. Birnen. 1. die Weisse Herbstbutterbirn (Beurrö blanc), 2. die Grumbkowcr Winterbirn, ?>. Capiaumont's Herbstbutterbirn, 4. Coloma's Herbstbutterbirn, 43» 340 5. Napoleons Butterbirn, 6. Forellenbirn, 7. Liegel's Winterbutterbirn (Supreme Coloma), 8. Hardenpont's Winterbutterbirn, 9. der Katzenkopf, 10. die Winter-Gute-Christbirn, 11. die Grüne fürstliche Tafelbirn, 12. die Sommerdechantsbirn, 13. der Punktirte Sommerdorn, 14. die Gute graue (Beurre gris). 15. der Wildling von Motte, 16. die Köstliche von Charneu, 17. die Eegentin, 18. die Neliswinterbirn, 19. die Winterdechantsbirn, '20. Bosc's Flaschenbirn, 21. der Kuhfuss, 22. Kampervenus. 2. Sitzung am !-!. Oktober, Vormittags 1(1 Uhr. Der Vorsitzende, Professor Koch, theilte mit, dass 2 Anträge gewichtiger Natur ihm übergeben seien und er daher diese zunächst zur Kenntniss bringe. Den ersteren hätten Gutsbesitzer v. Böse und Direktor Fickert Igest eilt; er beträfe die Bildung eines pomologischen Vereins. Da der Antrag allgemeine Zustimmung fand, ernannte der Vorsitzende einen Ausschuss, um die Angele- genheit zur speciellen Verhandlung vorzubereiten und Vorschläge darüber zu machen, bestehend aus dem : Gutsbesitzer v. Böse aus AVittgenstein, Direktor Fickert aus Breslan, Medicinalassessor Jahn aus Meiningen, Garteninspektor Lucas aus Reutlingen, Superintendent Oberdieck aus Jeinsen, Kegierungsrath v. Trapp aus Wiesbaden. Der 2. Antrag bezweckte eine praktischere systematische Eintheilung des Obstes, damit es auch weniger Geübteren möglich wäre, irgend eine ihm unbekannte Obstsorte möglichst rasch zu be- stimmen, d. h. ihren Namen herauszufinden. Par- tikulier Deuringer aus München hatte denselben gestellt. Da er schriftlich ausführlich motivirt war, wurde er verlesen. Auch dieser Antrag erhielt seine Zustimmung und wurde deshalb zu seiner Vorbereitung ebenfalls ein Ausschuss ernannt, be- stehend aus dem: Partikulier Deuringer aus München, Direktor Fickert aus Breslau, Professor Lang-e aus Altenburg, Oberlehrer Niemann aus Guben, Hofgärtner Schmidt aus Dessau, Garteninspektor Schnittspahn aus Darmstadt und Magistratsgärtner Schuster aus München. Bevor man zur Verhandlung der 2. Frage des Programmes überging, erhielt der Hofrath Dr. Ba- sin e r in Kiew das Wort , um einen Vortrag über den Zustand der Gärtnerei und ganz besonders des Obstbaues in Russland zu halten. Derselbe ent- hielt so viel Interessantes, dass wir nicht anstehen, denselben als besondern Artikel in der nächsten Nummer abzudrucken, daher wir dorthin verweisen. Man ging nun zur 2. Frage über: AV eiche Sorten können noch empfohlen werden und welche der neueren auslän- dischen, besonders französischen und belgischen Birnen sind unserer Beach- tung werth? Man glaubte den 2. Theil dieser Frage zunächst auf sich beruhen zu lassen , da die Erfahrungen darüber noch keineswegs in der Weise vorlägen, um ein gegründetes Urtheil abgeben zu können. Den ersten Theil hatte aber der ernannte Ausschuss reiflich erwogen und den Hofgartenmeister Bor- chers aus Herrenhausen bei Hannover ersucht, darüber zu berichten. Dieser ergriff denn auch auf die Aufforderung des Vorsitzenden das Wort. Der Ausschuss sei der Meinung, dass man nicht weiter empfehlen solle, wenn man auch die Ueber- zeugung habe, dass noch manche Sorte schon jetzt so allgemein als vorzüglich erkannt sei, dass sie allgemeine Empfehlung verdiene. Man halte es dagegen für nothwendig, die Aufmerksamkeit der Pomologen und Obstzüchtcr auf bestimmte Sorten ganz besonders hinzulenken, damit bei der i. Ver- sammlung über sie recht viele Erfahrungen vorlä- gen und man ein gesunderes Urtheil erhalten könnte. Da diese Ansicht des Ausschusses allgemeinen Beifall fand, so theilte Hofgartenmeister Borchers zunächst mir die Namen von lU Birnen mit, die vor Allem Berücksichtigung verdienten: 1. die Grüne Hoyerswerder, 2. die Englische Sommerbutterbirn, H. die Hei'bst-Sylvesterbirn, 4. Willlam's Gute Christbirn, f). Oberdiek's Butterbirn, 6. Seigneur Esper^n, 7. Marie Louise Desc, 8. Jaminette, 9. Dicl's Butterbirn, 10. Baron"s Birn. Ausser diesen möchten aber weitere 10 Birnen in zweiter Reihe verdienen , bis zur nächsten Ver- sammlung ebenfalls genauer betrachtet zu werden, nämlich : 341 1 1 . Beurre de Clairgeaux, 1'2. Holzfarbige Butterbirn, 1!^. Geliert's Butterbirn, 14. Holländische Feigenbirn, 15. Soldat Laboureur (auch Bhiraenbach's But- terbirn genannt), 16. Volkmarser Butterbirn, 17. Rothe Dechantsbirn, 18. Bunte Birn, Ut. Deutsche National- Bergamotte, '20. Clevenow'sche Birn. Schliesslich theilte der Vorsitzende noch mit, dass er die Einrichtung treffen werde, dass die V^erhandlungen über Obst und über Obstbau in der Vormittagssitzung, die über Gemüse und Ge- müsebau in der Abendsitzung stattfinden würden. Auf diese Weise könne man an beiderlei Sitzungen Theil nehmen. '^. Sitzung am ri. Oktober, Abends 7 Uhr. . Der Vorsitzende, Professor Koch, eröffnete die Sitzung damit, dass er um Erlaubniss bat, be- vor man an die Verhandlungen über die das Ge- müse betreffenden Fragen ginge, dem Garteninspek- tor Lukas das Wort geben zu dürfen, damit dieser seine neue Einrichtung , um Obst zu dörren , zur allgemeinern Kenntniss bringen könnte. Lucas sprach demnach : Er habe zwar bereits eine Abhand- lung: .,Ivurze Anleitung zum Obstdörren, Stutt- gart bei Ebner" drucken und durch Zeichnungen erläutern lassen, er glaube aber doch , zumal er zu gleicher Zeit auch ein Modell vorlegen könne, dass eine mündliche AuseinandersetzTing die Vorzüge sei- ner Obstdörre noch überzeugender darstellen werde. Der Hauptfehler liege bei den meisten Obstdörren darin, dass viel zu viel Zeit dazu gebraucht und damit verhältnissmässig auch viel zu viel Brenn- material verwendet werde. Die Vorzüge seiner Obst- dörre beständen in folgenden Punkten: 1. Mehre Gemeindeglieder können bei völlig abgeschlossenen Dörr - Kaum und mit eigener Feuerung zu gleicher Zeit ihr Obst dörren. '2. Feuerung und Kanäle sind so eingerichtet, dass sie nicht allein leicht und gut heizen, sondern auch bequem zu reinigen und zu behandeln sind. 3. Jede Art von Brennmaterial, am Besten Coaks oder Steinkohlen, kann verwendet werden. 4. Jede Dörre vermas; nicht weniger als 160 bis '100 Pfund frisches Obst aufzunehmen und die- ses binnen '24 Stunden mit einem Feuermateriale von 8 bis 1(1 Gr. oder 30 Xr. zu dörren. Mit demselben Quantum des letztern werden aber aus- serdem SO Pfund Obst halb abgedörrt, welches nachgefüllt wird, so dass eigentlich die Kosten ein Fünftel noch weniger betragen. 5. Mit dem Dörrobste kommt kein Rauch in Berührung, wie es sonst leider gar zu häufig der Fall ist. 6. Die Dörrkästen oder Schubladen sind so eingerichtet, dass das Dörren möglichst gleichmäs- sig geschieht, insofern man nur Obst von gleicher Grösse und gleicher Beschaffenheit nimmt. 7. Dazu kommt , dass auch die Wärme nach allen Seiten gleichmässig wirkt und 8. dafür Sorge getragen ist, dass eine fortwäh- rende Luftströmung vorhanden , dass demnach die feuchte Luft ab-, trockene hingegen zufliessen kann. 9. Die Dürre nimmt verhältnissmässig wenig Raum ein, so dass sie selbst in jedem einiger Mas- sen geräumigen Waschräume aufgestellt werden kann. 10. Auch die Kosten zur Anlegung einer sol- chen Obstdörre sind gering, da sie in Württem- berg nur einen Aufwand von 45 Fl. , also von gegen '26 Thlr. in Anspruch nehmen. Da ferner ihre Einrichtung sehr einfach ist, so kann sie jeder nicht gar zu unwissende Maurer leicht anfertigen. Regierungsrath v. Trapp aus Wiesbaden fügte diesem hinzu, dass sowohl im Nassau'schen, als auch im Hessischen mehre solche Dörren einge- richtet worden wären, die glänzende Resultate ge- geben hätten; aus dieser Ursache könne er die Lucas'sche Dörr -Methode nicht genug empfehlen. Garteninspektor Lucas ergriff noch einmal das Wort, um ein weiteres Verfahren anzugeben, um das Dörren des Obstes noch mehr zu beschleunigen, so dass Aepfel in 8 bis 10, Birnen in 10 bis 12 ' Stunden gut gedörrt sind. Zu diesem Zwecke koche ' er, und zwar geschältes , wie auch ungeschältes Obst, so lange mit Dampf, bis man mit einem Strohhalme leicht in das Fleisch eindringen könne. Man ging zu der eigentlichen Tagesordnung, die Verhandlung der das Gemüse betreffenden Fra- gen, über. Der Vorsitzende suchte dieselben durch Folgendes einzuleiten. Dem Obste habe man schon seit mehrern Jahren besondere Aufmerksamkeit zu- gewendet, nicht aber dem Gemüse , obwohl dieses nicht weniger, vielleicht noch mehr, dieselbe ver- lange. Wie man in Beü-eff' des Obstes schlechtes und gutes durcheinander baue, so auch hinsichtlich des Gemüses. In so lern bieten sich aber grössere Schwierigkeiten in Betreff des letztern dar, als die- selben Sorten bei schlechter oder wenigstens nicht zweckmässiger Behandlung weit mehr ausarten, als bei dem Obste. Dieselbe Sorte Gemüse wird bei richtiger Pflege ausgezeichnet, bei falscher oder keiner gar nicht zu geniessen sein. Dieses sei auch eine der hauptsächlichsten Ursachen, warum man 342 bald mit dem, was man habe, nicht zufrieden sei, und sich nach Anderem, nach Neuem sehne. Wäh- rend der beiden vorausgegangenen Versammlungen zu Naumburg und Gotha habe man zwar auch Ge- müse mit ausgestellt, zu Verhandlungen darüber sei es aber nicht gekommen. Aus dieser Ursache habe sicli der Verein zur Beförderung des Gartenbaues bewogen gefunden , für diese dritte Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter ebenfalls bestimmte Fragen für das Gemüse , wie für das Obst, aufzustellen. Die erste Frage laute nun nach dem Programme : Welches sind die hauptsächlichsten Missstände und Gebrechen unseres Gemüsebaues in Deutschland? Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes bethei- ligte sich eine sehr grosse Anzahl der Anwesenden an den Verhandlungen und wurden zum Theil die entgegengesetztesten Ansichten ausgesprochen. Die Einen glaubten, dass der Gemüsebau nicht mehr in der AVeise gepflegt werde, wie früher, und er deshalb im Verfalle wäre, während Andere umge- kehrt die ileinung auss])rachen , dass zu keiner Zeit so vorzügliches Gemüse gebaut worden, als grade jetzt. Man brauche nur die Märkte Berlins durchzugehen und die ausgestellten Gegenstände in dieser Hinsicht zu durchmustern, um sich da- von zu überzeugen. Anderntheils traten besonders die Gemüsezüchter als solche den Samenhändlern entgegen, indem sie diesen vorwarfen, auf die Ge- winnung des Samens zu wenig Sorgfalt zu ver- wenden, während die Saraenhändler wiederum be- haupteten, die Gemüsezüchter beobachteten bei dem Anbaue nicht die Aufmerksamkeit, welche durchaus nothwendig wäre. Als Resultat stellte sich bei den Verhandlungen heraus, dass der Gemüsebau im Allgemeinen doch auf einer höhern Stufe stände, als früher, dass aber auch zu keiner Zeit beim Verkaufe von Gemüse- sämercien ein solcher Missbrauch stattgefunden hätte, als jetzt. Die Missstände und Gebrechen lägen aber keineswegs nur auf Seite der Samenhändler, denn auch die Gemüsezüchter trügen nicht wenig Schidd. Zu beherzigen wären folgende Punkte: 1. Die Gemüsezüchter nehmen zu we- nig Rücksicht auf die Lokalität, indem sie glauben, dass alle Sorten unter jedem Klima und bei jeder Bodenbeschaffenheit gedeihen müssen. Das ist aber durchaus nicht der Fall, da jede Ge- gend ihre Eigenthümlichkeit hat, der Rechnung getragen werden muss. Bestimmte Sorten gedeihen zwar zieiulich allenthalben: man ist aber gezwun- gen, den Samen von Zeit zu Zeit, bisweilen sogar von einem Jahre zum andern von seinem ursprüng- lichen Orte zu beziehen. Thut man dieses nicht, so artet die Sorte aus und man hört dann plötzlich ein Urtheil aussprechen , was den frühern Erfah- rungen gradezu widerspricht. Werden gar noch dergleichen Sämereien ausgeführt , so erhält man damit eine ausgeartete Sorte, die die ursprünglichen Eigenthümlichkeiten nicht mehr besitzt. Es ist die- ses namentlich bei Rüben, Salat, verschiedenen Kohlsorten u. s. w. der Fall. Der Gemüsezüchter muss daher vor Allem, wie einer unserer tüchtig- sten Gärtner sich ausdrückte, lokalisiren. 2. Bei Gewinnung der Samen gibt man sich nicht immer die gehörige Mühe und beobachtet nicht die nöthige Aufmerk- samkeit. Es gilt dieses wiederum mehr von den Gemüsezüchtern und Liebhabern, als von den ei- gentlichen Samenbauern. Die ersteren verwenden nicht gern die Erstlinge ihrer Zucht zur Samen- gewinnung, sondern bringen diese, weil sie höher bezahlt werden , lieber zu Markte oder verspeisen sie selbst. Die ersten Gurken aber, die meist auch die Besten sind, die ersten Salatköpfe u. s. w. müs- sen zur Samengewinnung stehen bleiben, wenn mau sich für das künftige Jahr ebenfalls wiederum etwas Gutes heranziehen will. Dass aber auch die Sa- menhändler, welche selbst bauen, grade hier sehr oft fehlen, ist jedoch eben so gewiss. Ein grosser Fehler ist bei ihnen, dass sie häufig alle Pflanzen, wie sie einmal da stehen, demnach auch die, welche sich weniger vortheilhaft entwickelt haben, zur Samen- gewinnung verwenden. Samenhäudler dagegen, die nicht alles selbst bauen, haben nicht immer zuver- lässige Leute, von denen sie ihren Bedarf ziehen. In der Regel hat man grösseres Misstrauen gegen die Samenhändler, welche ihr Gescliäft im Grossen treiben. Man thut diesen aber Unrecht, denn man kann eben so gut im Kleinen unachtsam, als im Grossen achtsam sein. Im letztern Falle ist es nur nothwendig, dass man eine gehörige Anzahl von Leuten zur Beaufsichtigung besitzt und es auch sonst an der nöthigen Sorgfalt nicht fehlen lässt. Wo dieses nicht der Fall ist, wird allerdings mittel- mässiger und selbst schlechter Samen gewonnen. Mit Recht wurde hervorgehoben, dass man jetzt Alles und denmach auch die Samen möglichst wohlfeil haben wolle, und Manche sich deshalb ge- zwungen sehen, weniger Sorgfalt darauf zu ver- wenden. Gemüsezüchter und Private haben es sich aber selbst zuzuschreiben, wenn sie einen Groschen sparen wollen und ihren Bedarf bei Winkelverkäu- fern entnehmen. Wohlfeil und gut finden sich be- kanntlich nur selten beisammen. Die grosse Kon- kurrenz drückt leider allerdings die Preise oft mehr herunter, als gut ist. Mancher sieht sich leider ge- zwungen, beim Anbaue zur Samengewinnung noth- I 343 wendige Ausgaben zu ers|)aren. Man thut aber unrecht und wird durch Verkauf unsicheren Samens seinen guten Ruf bald verlieren. Bei der Samengewinnung muss man die Sor- ten um desto mehr auseinander bringen, je näher sie verwandt sind. Es ist dieses vor Allem bei den verschiedenen Kohlarten der Fall. Sobald eine gegenseitige Bestäubung möglich ist, wird auch eine Verschlechterung und selbst eine Unsicherheit des Samens der Fall sein. Es gibt jetzt Samen- händler, welche nahverwandte Sorten halbe und ganze Stunden bei der Aussaat auseinander brin- gen, ja selbst unter Aufsicht in ganz verschiedenen Gegenden aussäen lassen. Dasselbe gilt von den Gurken und Salat -Arten, wo die frühern guten Sorten allmählig verloren gegangen sind. Neue und zum Theil auch bessere Sorten sind an deren Stelle getreten , aber auch diese werden ohne die nothiffe Sorgfalt allmählig seltner. So wohlthätigen Einfluss sonst die Bienen, be- sonders für die Obstgewinnung, ausüben, indem sie zur Befruchtung wesentlich beitragen und den ihnen anhängenden Blumenstaub oft an einer sehr entfernten Blüthe hängen lassen, so nachtheilig sind sie bei der Samen-Gewinnung. Bienenhäuser sind deshalb da, wo man von verschiedenen, aber ein- ander nahverwandten Sorten Samen gewinnen will, durchaus zu vermeiden. o. Nicht weniger ist das Haschen nach d e m N e u e n auch bei dem Gemüse ein Ge- brechen unserer Zeit. Das kaufende Publi- kum hat liier jedoch in der Kegel mehr Schuld, als der Verkäufer, der dem Gelüste jenes nur Rechnung trägt. „Die Welt will betrogen werden" das gilt hier im eigentlichsten Sinne des Wortes. Ein Gärtner, ein Samenhändler würde sehr schlechte Geschäfte machen, der nur das Beste feil hätte und das Neue ausschlösse. Es geht ja mit den Blumen nicht anders. Wie viele der letzteren, die in der That schön waren, sind allmählig in Verges- senheit gerathen ; dagegen sind minder schöne an ihre Stelle getreten. Ein Gärtner, der ferner in seinem Verzeichnisse nicht wenigstens einzelne Na- men von Gegenständen mit gesperrter oder fetter Schrift enthielte, würde von nach Neuem haschendem Publikum für einen Mann gehalten, der nicht mit der Welt fortginge. Kann man sich unter solchen Verhältnissen wundern, wenn der Verkäufer diese Schwäche seiner Käufer Rechnung trägt und dann hier und da zu marktschreierischen Lobpreisungen seine Zuflucht nimmt, die sich aber trotzdem nicht rechtfertigen lassen. Auch diese können allmählig zur Gewohnheit werden. Mancher Gärtner ist schon dadurch bis zur Charlatanerie gekommen. Es scheint auch, als wenn ein langes Verzeich- niss mit möglichst viel Sorten einer Art ebenfalls zum Geschäfte eines Samenhändlers gehöre. Wir geben zu, dass Grosshändler sich oft gezwungen sehen, eine und dieselbe Sorte in ihrem Verzeich- nisse unter mehrern Namen aufzuführen, weil diese in den verschiedenen Ländern gebräuchlich sind. Warum sagt man aber dieses nicht ganz oflfen und setzt die Namen, welche Gleiches bedeuten, nicht neben, sondern unter einander? Man kann es doch den Namen nicht ansehen, dass sie dasselbe bedeu- ten! Der Käufer ist aber getäuscht, wenn er unter einem neuen Namen eine alte Pflanze erhält. Das deutsche, Gemüse bauende Publikum kann sich endlich bei dem Anschaffen von Gemüsen sei- nes deutschen Erbfehlers nicht ganz entäussern, indem es glaubt, alles Fremde und Ausländische müsse besser sein, als das Einheimische, und daher begierig kauft, was das Ausland ihm an Neuem darbietet. In England hat man zwar vorzügliches Gemüse und bemüht sich auch durch Kreuzung und sonst noch Besseres zu gewinnen ; nirgends ist aber hinsichtlich der Gemüse und der Blumen die Charlatanerie so zu Hause, als grade jenseits des Kanales. Man scheut sich dort nicht , die schlechtesten Gemüse und Blumen als das Vor- I züglichste anzupreisen, lässt selbst bisweilen Ab- bildungen anfertigen, die der Wahrheit fern stehen, und versucht ausserdem jedes Mittel, um das Eine oder Andre an den Mann zu bringen. Oft holt man sogar erst eine Sorte vom Festlande und po- saunet dann aus, dass sie aus irgend einem fernen Theile der Erde stamme. Wir erinnern nur an die Neuseelandbohne, deren Anpreisung eine Zeit lang alle Nummern des Gardeners Chronicle zierte und die doch nichts weiter als eine gute deutsche Sorte darstellte, die von allen Erfurter Gärtnern bezogen werden konnte. 4. Nicht weniger sind die langen Na- men, sowie die Synonymie überhaupt, ein Gebrechen unserer Zeit. Namen wie „grosse breitblättrige vollherzige gelbe Eskariol-Winter-En- divien" oder „grosse frühe weisse Schwert-Zucker- Erbse" oder „ später krauser grüner Brabanter Winter -Savoyer- Kohl" oder „gelbe weissschalige Zucker-Brech-Stangenbohne" erinnern an die Pflan- zen-Namen der alten Botaniker, wo bisweilen die ganze Diagnose mit in dem Namen aufgenommen wurde. Wie schwierig dergleichen Namen zu mer- ken sind und wie häufig sie zu Verwechslungen V^eranlassung geben, brauchen wir wohl nicht erst zu sagen. Man muss sich wundern, dass selbst die tüchtigsten und intelligentesten Gärtner noch nicht dazu gekommen sind , die Namen zu vereinfachen. (Fortsetzung folgt.) 344 IVoch Einigt'S uher Kessarakicu. Briefliche MittheiUnig des Garteninspektors Doengingk in Kiseheiiew. Nro. X]. der Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde von Dr. K.Koch enthält einen Auf- satz: „Ausflug nach Bessarabien", der eine Berich- tigung in Folgendem erheischt. 1) Bessarabien ist nicht überall waldlos ; beson- ders der nördliche und mittlere Theil desselben ent- hält Wälder mit uralten Bäumen von ?^ Fuss und mehr im Durchmesser, vorzüglich Buchen und Ei- chen. Auch die Vogelkirsche (Prunus Avium) erreicht in den Wäldern oft einen Durchmesser von 2 Fuss. Die hiesigen Kohlenbrennereien sind grossartig und liefern eine ungeheuere Masse Kohlen nach Odessa, Kischenew und andern Städten. Folgende Gehölze kommen in Bessarabien's Wäldern vor: * Acer campeste ' ), *A. platanoides, A. Pseudoplatanus, *A. tataricum, Berberis vulgaris, *Carpinus Betulus, *Cornus mascula, C. sanguinea, Corylus Avellana, Crataegus laciniata, C. melanocarpa, *C. Oxyacantha, Evonymus europaeus, E. verrucosus, *Fagus syl- vatica, *Fraxinus excelsior, ' Hedera Helix, Prunus Avium, Pyrus communis sylvestris, P. Malus syl- vestris, *Quercus pedunculata, Q. Robur, Khamnus cathartica, *ßhus Cotinus, Kosa canina, Sorbus torminalis, Staphylea pinnata, * Tilia alba, T. mi- crophylla, *Ulmus campestris, *U. suberosa, Vi- burnum Lantana, V. Opulus , Ligustrum vulgare, Populus nigra, P. tremula, Viscum album, besonders auf Bii-n - und Apfelbäumen , Vitis vinifera. Die letztere findet sich in den Wäldern mit einer ro- then , kleinbeerigen , zottigen und unschmackhaften Traube und scheint seit den Römerzeiten eher ver- wildert, als wirklich einheimisch zu sein. Auf den Feldern und Wiesen kommen zer- streut folgende Gesträuche vor: Amygdalus campestris, A. nana, Cytisus austriacus, C. nigricans, C. bifiorus, C. sessilifolius, Prunus spinosa, Rosa leiostyla, R. pumila, Rubus fruticosus, mehre Astragalus- und Spiraea-Arten. — Ganz im Norden von Bessarabien findet man Betula alba, Pinus Abies und sylvestris, die erstere häufiger, als die letztere. 2) Ein Land, das von bedeutenden Hügelreihen und Thälern durchzogen und mit Waldparthien ge- schmückt ist, kann man durchaus keine Steppe nennen. Die eigentliche Steppe fängt erst jenseits des Dnesters im Chersonschen Gouvernement an. ') Die mit * bezeiehueteu Gchülze kommen häufig vor. Wohl sagt der gemeine Mann: ich gehe auf die Steppe; darunter ist aber weiter nichts zu ver- stehen, als das Feld, welches er bebaut, oder die Wiese, auf der seine Schafe weiden ?)} Die Urbevvohner dieses Landes sind die Moldauer oder Moldawaner, wie man sie nennt; sie bilden die Hauptmasse der hiesigen Bevölkerung und haben stets ihre festen Wohnsitze gehabt, sind folglich keine Nomaden, wie der Verfasser des obi- gen Artikels meint. Selbst die Ziegeuner besitzen gegenwärtig, mit wenigen Ausnahmen, ihre bestimm- ten Sitze. 4) Der Moldauer hat wohl nicht den Unter- , nehraungsgeist eines deutschen Kolonisten, doch ist er auch nicht durchaus träge zu nennen. Unter den Moldauern, besonders denen, die ihr eigenes Land besitzen, oder die auf dem den Reichsdomänen zugehörigen Grunde leben, trifft man oft sehr wohl- habende Bauern, die beinahe alle reinliche Häuser bewohnen, Viehzucht, Acker-, Wein- und Tabaks- bau treiben und die erlangten Produkte zum gross- m ten Theile nach Odessa schaffen. ^ 5) Die Wassermelone oder Arbuse (Cucurbita Citrullus) wird vorzüglich in der Nähe der Städte viel gebaut , doch gehört sie , obgleich gerne ge- nossen, nicht zu der Hauptfrucht des Moldauers; seine Hauptnahrung ist und bleibt zu jeder Zeit der Mais, ohne welchen er nicht bestehen kann und den er vorzugsweise baut. Dass irgend eine Art Kürbis hier roh verspeist werde, ist mir noch nicht vorgekommen ; wer könnte auch den Appetit dazu bekommen ? (J) Kern- und Steinobst gehören weder in Bessarabien , noch in Südrussland zu den Selten- heiten ; im Gegentheil ist es oft Ueberfluss daran, so dass in manchen Jahren hier in Kischenew die edelsten Aprikosen und die schönsten Bigareau- Kirschen mit nur 2 Rub. p. Pud (3ö Pfund) be- zahlt werden. Der gewöhnlichste Preis der Wein- trauben ist p. Pud ;')() Cop. (gegen I (3 Sgr.) , der edlen Aepfel und Birnen 1 bis H Rub. (1 Thlr. 18 Sgr.), der ungarischen Zwetschen 40 Cop. (fast 13 Sgr.). Von den letztern werden Hunderte von Fudern getrocknet und nach Russland u. s. w. ver- schickt. Aus diesem ist leicht zu ersehen, dass in Bessarabien an Obstgärten gegenwärtig kein Man- gel ist. Zur Verbreitung des edlen Obstes hat die hiesige Gartenbauanstalt schon viel beigetragen und ihre Baumschulen sind nicht nur in Bessarabien und den angränzenden Gouvernements, sondern auch im Innern des Reichs , in der Moldau und Wallachei, wohin sie ihre edlen Obstbäume ver- sendet, rühmlichst bekannt. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. ¥. Starcke in Berlin. Wocheiischrif des Vereines zur Herili'deruii"; des Gartenbaues in den K(ini<»;licli Preussiselien Staaten für Gärtnerei uiid Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl lioch. M 44. Berlin, den 1. November 1860. Preis des Jahrganges 5y Thlr.. sowohl bei Bezu, selten 4 Klappen auf. Inspektor Bouche knüpfte Angaben über derenKul- tur daran, sowie über die ebenfalls in der \^'ochen- schrift als Blattpflanze empfohlene Distel Silybum ebürneum. Kunst- und Handelsgärtner Demm- 1er fügte diesem bei, dass er letztere schon seit Jahren kultivire und regelmässig Samen in reich- licher Menge ärnte. Er betrachte letztere als Som- merpflanze und säe sie im März aus. Weiter theilte der Professor Braun noch ein Beispiel von Samen mit , welche mehre Keimlinge oder Embryonen einschlössen. Es waren dieses Samen unserer gewöhnlichen Rosskastanie. Der Geh. Oberregierungsrath Knerk übergab 17 Flaschen Ungar- Wein, den der Gutsbesitzer Sieben freud aus Tyrnau zur Ausstellung mit- gebracht und nach Schluss derselben dem Vereine zur Verfügung gestellt hatte. Leider waren H ab- handen gekommen. Da man von Ungarn aus den Wunsch ausgesprochen hatte, der Wein möge von Seiten sachverständiger Mitglieder des Vereines hin- sichtlich seiner Güte geprüft und das Gutachten protokollarisch festgesetzt werden , so wurde er in dieser Hinsicht auch zum grossen Theile versucht, während der Rest auf die nächste Versammlung aufgespart wurde. Es waren die verschiedensten Weine, herbe, süsse und gewöhnliche Tischweine. Im Allgemeinen stellte sich das Urtheil günstig heraus und muss man bedauern, dass die Ungar- Weine bei uns zwar immer Anerkennung gefunden, aber keineswegs die Verbreitung, welche sie ver- dienen, erhalten haben. Ganz besonders fanden die dreierlei Sorten Tokaier, von denen die beste und theuerste Sorte etwas dickflüssig war und nach Muskateller schmeckte, wegen seiner Eigentliflm- lichkeit Beifall. Professor Koch hielt einen längern Vortrag über die Dracäneen , besonders Ober die in der neuesten Zeit aus Neuseeland eingeführten Arten, und legte von den meisten Blätter vor, nach denen ge- nannte Pflanzen sich meist auch unterscheiden lassen. Zu gleicher Zeit sprach er sich dahin aus, dass die sämmtlichen Dracäneen nur in 'i Genera: Dracaena und Cordyline getrennt werden dürften, dass da- her die übrigen, welche von Planchon aufgestellt wurden, wiederum eingezogen werden müssten. Kunst- und Handelsgärtner Görner in Luckau wünschte, dass sich auf gleiche Weise ein pomnlo- gischer Verein für Norddeutschland mit dem Sitze in Berlin bilden möge, wie er für ganz Deutsch- land jetzt durch die hier tagende Pomologen-Ver- sammlung mit dem Hauptsitze in Reutlingen in's Leben gerufen sei. Durch die grossartige Aus- stellung im KrolFschen Etablissement hätte man von Neuem die Wichtigkeit des Obstbaues erkannt und fehlte es nur für unsere, hinsichtlich des Obstbaues etwas verwaiste Gegend an einem Centralpunkte, von wo aus man Belehrung erhalten könnte. Nach dem Generalsekretär wäre der Wunsch gleich na- türlich, als gerecht; ein solcher Verein bedürfe jedoch opferfreudiger Männer und ausserdem Geld. Beides fehle noch zur Zeit. Vielleicht wirke aber der Antrag durch seine Bekanntmachung und es treten zunächst wenige Männer zusammen, um sich der ersten Mühewaltung zu unterziehen. Prediger Sponholz in Rfllow bei Neubran- denburg theilte schriftlich dreierlei mit. Zunächst habe er an mehrern Begonien , besonders an breit- blättrigen, wie B. Rex, magnifica u.a.m. kleine Löcher, wie von Insekten verursacht, bemerkt, in Folge dessen die Pflanzen allmählig schlechter wurden und zuletzt zu Grunde gegangen wären. Räuchern mit Tabak und sonstige Mittel hätten nichts geholfen. I Von den Anwesenden hatte Niemand dergleichen Erfahrungen gemacht. Prediger Sponholz em- pfahl ferner auch einige Begonien, wie fuchsioi- des acuminata, Saundersii semporflorens und incarnata als Ampelpflanzen. Endlich be- diente derselbe sich jetzt anstatt der Lohe u. s. w. des Torfmülls für Beete und behaviptete, dnss alle Pflanzen in denselben- weit besser und kräftiger gediehen. Es ist dieses übrigens eine Erfahrung, die auch andern^its gemacht worden war. Stadtgärtner Huot legte kleine, grüne Aepfel ] mit langen, dünnen Stielen vor, welche einen an- genehmen und intensiven Geruch besassen. Er selbst hielt sie für Formen der bekannten Pirus 1 prunifolia und bemerkte noch hinzu, dass der Geruch erst nach der Abnahme der Aepfel und durch Liegen im Zimmer sich entwickle. Keinem der Anwesenden waren bis jetzt von den vielen Sorten des genannten sibirischen Apfels wohlrie- chende Früchte vorgekommen. Den Blättern nach zu urtheilen, möchte die Frucht jedoch nach Pro- fessor Koch nicht der Pirus prunifolia ange- hören ; hier seien diese konsistenter. Stadtgärtner Huot wurde ersucht, einen ganzen Zweig mit den Blättern einzusenden, da es vielleicht dann mög- lich wäre. Bestimmtes darüber anzugeben. I Schliesslich theilte Inspektor Bouche mit, dass im Versuchsfelde des Vereines von den Mau- I rer'schen Stachelbeersorten Vermehrung vorhanden j o sei und an Mitglieder abgegeben werden könne. Man möge sich schriftlieh deshalb an ihn wenden. 347 Ueber den Zustand der (ilärtnonM iiiid dos Obstbaues hl Itusslaiid. Ein Vortrag in der -2. Sitzung deutscher Pomologen und am 3. Oktober gclialten vom H Gruppen untergebracht werden. Wenn auch der wissenschaftliche Gärtner immer wissen werde, dass sämmtliche Kohlarten einander sehr nahe verwandt sind, so sei doch dieses nicht mit dem Laien der Fall, der eben, weil eine Kohl- ( Brassica-) Art essbare Wurzeln liefere, die Blätter von der andern als Gemüse, aber auch als Salat gebraucht werden, glauben müsse, dass diese auch ganz verschiedene Pflanzen sein müssten. Der Sel- lerie wird bei uns in Deutschland hauptsächlich der Wurzeln halber angebaut, in Frankreich, England und Belgien hingegen wegen der Blattstiele. Wollte man demnach die Gemüse nur nach dem Gebrauche eintheilen, so sähe man sich gezwungen, sogar eine und dieselbe Pflanze zwei Mal aufzuführen. Der Vorschlag, die Gemüse nach ihrer Dauer in I-, 'i- und mehrjährige einzutheilen, fand noch weniger Beifall , da mehre Sorten als 1 - und als 2-jährige behandelt werden können und deshalb das System ebenfalls keine Sicherheit gibt. Es kommt noch dazu, dass man bei der ferneren Eintheilung doch noch zu einem andern Prinzip seine Zuflucht nehmen müsste. Es wurde zwar zugestanden , dass das auf na- türliche Familien gegründete Gemüse-System auch seine Schattenseiten habe, zumal man sich einmal daran gewöhnt habe, die Art des Gebrauches in den Vordergrund zustellen. Man wolle z. B. einmal alle Salat-.Vrten kennen lernen und sehe sich des- halb gezwungen, in vielen Familien sich umzusehen; nicht weniger flnden sich Knollen - Gewächse in den verschiedensten Familien. Allerdings müsse auch diesem Umstände Kechnung getragen werden. In einer Einleitung kann es am Allerbesten ge- schehen und mag sich dann Gärtner und Laie hier zu belehren suchen. Zur bessern Kenntniss der Pflanzen und Sorten selbst vermag aber, wie gleich anfangs gesagt, nur eine Eintheilung nach Familien die nöthige Erläuterung geben. Das Bedürfniss eines in dieser Weise durchge- führten Handbuches der Gemüsekunde wurde wäh- rend der Verhandlung sehr anerkannt, so dass man vielfach den Wunsch aussprach, es möge die dritte Versanmilung deutscher Pomologen, Obst- und Ge- müsezüchter auf gleiche Weise diese Angelegenheit in die Hand nehmen, wie es früher bereits in Be- treff der Monatsschrift für Pomologie und prak- tischen Obstbau und des illustrirten Handbuches der Obstkunde gewesen. Da der Verein zur Be- förderung des Gartenbaues seit vielen Jahren schon Erfahrunjxen in dieser Hinsicht gesammelt, ihm ein Versuchsfeld dazu zu Gebote stehe und ausserdem seine vielfachen Verbindungen mit Vereinen und Liebhabern ihm am Allermeisten dazu befähigen, so wurde der Wunsch allmählig laut, dass dieser und zwar zunächst sein Generalsekretär, Professor Koch, die Sache in die Hand nehmen und bis zur nächsten Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter ein Handbuch der Gemüse- kunde herausgeben möchte. Da die dritte Frage noch nicht hinlänglich durch den dazu ernannten Ausschuss vorbereitet war, so ging man zur vierten über: Welche gemeinsamen jNIass regeln sind in Angriff zu nehmen zur Ermittelung und Feststellung des Ertrages und des relativen Gebrauchswerthes der verschie- denen essbaren Kultur - P rodukte des Küchengartens in den verschiedenen Provinzen unseres Vaterlandes? Die Wichtigkeit dieser Frage wurde allgemein anerkannt. Man habe zwar das Müller'sche Buch über diesen Gegenstand; dieses reiche aber lange nicht aus und verlasse grade da, wo man am Mei- sten Auskunft verlange. Wie oft komme man bei Abschätzungen in Verlegenheit, nach seinem Ge- wissen da ein Unheil zu geben, wo alle Grundlage 352 fehle. Es sei hier wiederum die Aufgabe einer sol- chen Versammlung, wie sie dieses Mal zusammen ge- kommen sei, ebenfalls voran zu gehen und diejenigen unter den Anwesenden zu bezeichnen, die am Be- fähigsten zur Herausgabe eines entsprechenden Leit- fadens wären. Man könne sich bei der Ausarbei- tung an das Vorhandene im Müller'schen Buche anlehnen. Gartendirektor Schnittspahn aus Darmstadt, dem in seiner Stellung häufig Gelegenheit gegeben wurde, Urtheile abzugeben und eben deshalb sich bereits Erfahrungen gesaumult hatte, wurde dem- nach ersucht, hier an die Spitze zu treten, alle Andern aber aufgefordert, durch bezügliche Mit- theilungen ein so verdienstliches Werk zu unter- stützen. Der Verein zur Beförderung des Garten- baues würde gewiss bei seiner günstigen Stellung zunächst das Mitgetheilte entgegennehmen und es dann zur weiteren Verarbeitung an Gartendirektor Schnittspahn abgeben. Schliesslich sprach man noch den Wunsch aus, dass Garteninspektor J ühlke in Erfurt und Kunst- und Handelsgärtner Demm- 1er in Berlin hauptsächlich bei der Herausgabe eines solchen Werkes besonders hülfreich sein möchten. Die Cliautin'^chen Caladien. Eine Berichtigung. In der Illustration horticole, und zwar im Au- gusthefte d. ,T., befinden sich in Betreff einiger von mir bearbeiteten Artikel über genanntes Genus aus der Wochenschrift Irrthümer. Prof. Lemaire hält es nämlich (Augustheft Mise. ?)S) für nothwendig, in Betreff der Chantin'- schen Caladien Gardener's Chronicle und die Wo- chenschrift zu berichtigen. Zunächst sagt er, sei meine Angabe (Wochenschr. 185!) S. HÜÜ), dass die Bekanntmachung der Chantin'schen Caladien durch die Illustration horticole und durch die Wochen- schrift gleichzeitig erfolgt sei, completement inexacti Que le second de ces recueils ait r^pete l'article du premier: voila la verite. In meinem Artikel heisst es aber „ziemlich gleichzeitig", könnte aber auch „gleichzeitig" heissen. Die Wahrheit ist die, dass Lemaire 4 Arten (Argyrites, Chantini, Neumanni und Brongniartli) im Augusthefte des Jahres 1858 bekannt machte und das Heft mir alsbald (Anfangs September) durch den Herausgeber genannter Zeit- schrift, Ambr. V e r schaff elt, direkt zugesendet wurde. Ich hatte bereits damals bei James Booth und Söhne in Hamburg, die (i Chantin'sche Ca- ladien eben aus Paris erhalten, diese schon gesehen und auch für die Wochenschrift beschrieben. Ich fügte demnach noch vor dem Abdruck meiner Ab- handlung noch rasch hinzu, dass die Beschreibiuig der Chantin'schen Caladien bereits in Illustration horticole begonnen habe. '1 Arten (C. Verschaf- feltii und argyrospilum) wurden in Nro. riß (9. Sep- tember) des Jahres 1858 der Wochenschrift zuerst von mir beschrieben, denn das Septemberheft der Illustration horticole erschien einige Wochen später mit der Fortsetzung. Dass ich demnach ein Kecht hatte, zu sagen, Lemaire's und meine Beschreibungen seien ziem- lich zu gleicher Zeit erschienen , liegt wohl klar. Ein Vergleich beider Beschreibungen wird auch eine grosse Verschiedenheit in denselben finden ; es kann demnach von einem Abschreiben meinerseits eben so wenig die Rede sein, als von einer Be- nutzung des von mir früher Gegebenen durch Prof. Lemaire. Wenn Lemaire ferner behauptet, dass Chantin ihm die Benennung der Arten übertragen habe, so mag es sein; es verträgt sich aber diese Behauptung nicht damit, dass letzterer die Caladien mit denselben Namen und ohne den Autor „Le- maire" anzugeben vor der Beschreibung durch letzteren an James Booth und Söhne nach Hamburg sendete. Wenn demnach Prof. Lemaire weiter ausruft ,,c'est donc ainsi, que l'on ecrit Thi- stoire", so fällt leider der Vorwurf auf ihn zurück. Weitermacht sich Prof. Lemaire über einen Druckfehler lustig und die Redaktion der Ham- burger Gartenzeitung — die es besser wissen musste — hat nichts Eiligeres zu thun , als nach- zudrucken. Nachdem ich Caladium thripedestum — übrigens ein seltsamer Name — schon vor zwei Jahren (Jahrg. 1858 S. 33U) beschrieben, ein Jahr später (Jahrg. 1839 S. 301) in der Aufzählung der Caladien genannt und ausserdem einige Mal richtig geschrieben erw^ähnt hatte, vergisst der Setzer der Wochenschrift in der Nummer vom 9. August die- ses Jahrganges unglücklicher Weise im Namen die beiden Buchstaben „de" und in der Korrektur wird es übersehen. Prof. Lemaire ist nun so glück- lich, dieses zu finden und ruft aus: o histoire! comme Ton estropie ! ! Aber auch die Hamburger Gartenzeitung (Oktoberheft S. 48U) hat nichts Eili- geres zu thun, als dasselbe auszurufen! Ja, in der That, so macht man Geschichte und treibt Wissen- schaft ! Dabei werden die eigenen Splitter im Auge Übersehehen und bei demselben Genus und in der nächsten Nähe spricht die Illustration von Cala- dium Barraquinii, die Hamburger Gartenzei- tung von C. Baraguinii, obwohl einer der bei- den Entdecker Baraquin, nicht Barraquin oder Baraguin heisst. Wie leicht würde es mir, noch Dutzende von Fehlern nachzuweisen, wenn die Wissenschaft nur einigen Gewinn davon hätte. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Hcf'önleriinu; des Garteiibiiiics in den KömVIich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. M 45. Redigirt von dem Gcneral-Sekrctair des Vereines Professor Dr. Karl Kocil. Berlin, den 8. November 1860. Preis des .iMlirganges h\ Tlilr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die neuseeländischen Cordylinen und eine westafrikanische Dracäne. — Die 3. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter vom '2. bis 7. Oktober (Fortsetzung). - Bemerkungen über einige Gemüse. Die neiisrcläudisolicii Cordvliiicn und eine westafrikaiiischc Dracäne. In England hat man in der neuesten Zeit eine Reihe Dracänecn aus Neuseeland erhalten, die be- reits auch den Weg nach dem Kontinente gefunden haben und in den grösseren Gärtnereien daselbst auch schon kultivirt werden. Vor langer Zeit lernten wir zuerst durch die Cook'sche zweite Ent- deckungsreise 'J Arten kennen, welche die beiden diese begleitenden Botaniker .Toh. Reinhold und Georg Forster (Vater und Sohn) auf Neuseeland entdeckten und welche der letztere als Dracaena indivisa und australis so unvollständig be- schrieb, dass man bis auf die neueste Zeit über sie selbst in Ungewissheit blieb. Jeder, der nach Neu- seeland kam, glaubte auch die beiden Forster'schen Pflanzen alsbald finden zu müssen, beschrieb aber unter obigen Namen ganz andere Arten. Es stellte sich endlich heraus , dass auf Neuseeland nicht weniger als lU von einander verschiedene Arten wachsen. Dem j ungern H o o k e r ( J o s. D a 1 1.), der selbst Neuseeland besuchte, verdanken wir schon in seiner Flora genannter Insel dankenswerthe Beiträge; in der neuesten Zeit hat er jedoch in der 3.5. Nummer (Seite 791) des Gardener's Chronicle wiederum eine Abhandlung über diesen Gegenstand veröffentlicht, in der Manches , was er früher selbst gesagt , be- richtigt, Einiges verlangt aber ausserdem eine Be- richtit;ung. Bevor wir über den Gegenstand selbst weiter sprechen, sei es uns erlaubt, einige Worte über die beiden Geschlechter der Dracäneen : D ra caena und Cordyline, zu sagen. Bereits haben wir im Jahr- gange 1858 der Berliner allgemeinen Gartenzeitung bei Gelegenheit der Beschreibung zweier neuen Arten (Seite 241 und 253) auch GelegenhT?it ge- nommen, unsere Ansichten über generische Ein- theilung der Dracäneen raitzutheilen ; wir sind auch noch jetzt im Stande, diese festzubehalten, und zwar um so mehr, als auch die Engländer, vor Allem Jos. Dalt. Hooker, mit uns übereinstimmen. Weder das Sweet'sche Genus Charlwoodia und das Kunth'sche Cohnia, noch die Planchon'schen Ge- nera Dracaenopsis und Calodracon lassen sich, selbst nicht als künstliche Geschlechter festhalten, wäh- rend die Eintheilung des alten Adr. Lorenz Jus- sieu in Dracaena und Cordyline eine natürliche ist und sich selbst ohne Blüthen behaupten lässt. Wir können deshalb einen so tüchtigen Botaniker, wie Kegel unbedingt ist, nicht begreifen, wenn er das Gegentheil ausspricht , beide aber doch so an- nimmt. Wenn auch der Name Dracaena erst seitdem Jahre 17()5 datirt, so reicht doch die Benennung Draco arbor (Drachenbaum), wegen des von Dr. Draco erhaltenen rothfärbenden Stoffes so benannt, bis in das 15. Jahrhundert, während Cor- dyline zuerst 17iÜ von Royen gebraucht wurde. Auch Commerson, den man fälschlich als Autor 45 354 des zuletzt genannten Namens aufführt, bedient sich dessen für alle Dracaena- Arten. Adr. Lor. Jussieu war der erste, der Dracaena nur für die Arten, wo die Eichen einzeln in den Fächern des Frucht- knotens sich voi-finden, Cordyline hingegen für die, wo mehre vorhanden sind, benutzt Planchon hat leider in seiner Monographie der Dracäneen (im 6. Bande der Flore des serres) die Bedeutung bei- der Genera umgekehrt und versteht unter Dracaena Arten mit mehrern Eichen, unter Cordyline mit nur einem Eichen in jedem Fache. Zu den Unterscheidungsmerkmalen, welche wir an näher bezeichneter Stelle schon angegeben ha- ben, kommen aber noch andere, welche ebenfalls die Natürlichkeit beider Genera bestätigen. I. Dracaena: Ovula in loculo solitaria; Flo- res bini, terni aut fasciculati, bractea fulcrati ; Bra- cteolae laterales aut internae binae, liberae ; Stolones subterranei nulli. II. Cordyline: Ovula in loculo pluria; Flo- res solitarii, raro bini, bractea fulcrati ; Bracteola in- terna solitaria, saepe bifida; Stolones subterrani. Wir fügen hinzu, dass die beiden Genera auch in geographischer Hinsicht sich natürlich beweisen. Dracaena hat in Ostindien und seinen Inseln, so wie in Afrika, mit Einschluss der Maskarenen und der nordwestlich liegenden Inseln, seine Repräsen- tanten, Cordyline hingegen ist in Betreff seiner mehr schmalblättrigen Arten auf Neuseeland , vielleicht auch auf Amerika, in Betreff der breitblättrijien auf China, auf die Molukken, auf einige Südsee-Inseln und auf Neuholland beschränkt. Wir möchten dem- nach wohl mit ziemlicher Gewissheit annehmen, dass Dracaena selandica Hooibr. eine Cordyline und wahrscheinlich, da sie von Baron Hügel eingeführt wurde, von C. rubra nicht verschieden ist. Dass Cordylinen auch in Südamerika und in Westindien vorkommen, ist zwar richtig; wir haben aber schon früher uns dahin ausgesprochen, dass sie meist erst dort eingeführt sein möchten. C. Sieberi Kth fand Sieber in Westindien, Jos. Dalt. Hoo- ker hat aber auch Exemplare von Borneo gesehen. Eben so möchte C. Ti Schott (heliconiaefolia Otto et Dietr.), obwohl sie auch den N.imen C. brasi- liensis führt, nebst den übrigen verwandten Arten mit breiten Blättern ursprünglich nicht in Brasilien wachsen. Was anders ist es mit der C. Sellowiana Kth , zu der wir (und nicht, wie wir früher mein- ten, zu C. spectabilis Kth) jetzt C. fragrantis- sima Lern, zu stellen geneigt sind. Diese sam- melte der Reisende Sello in Brasilien; später hat sie auch Libon wiederum, und wie es scheint, ursprünglich daselbst wild, aufgefunden. Jos. Dalt. Ho oker sind auch Exemplare von Guiana bekannt. Diese unterscheidet sich wesentlich von den übrigen schmalblättrigen Arten, mit denen sie sonst auch im Habitus vollständig übereinstimmt, durch ihre wohlriechenden Blüthen. Wir haben aber noch eine '2. Art unter dem Namen C. odorata (Berl. allg. Gartenzeitung Jahr^'. 1S5S, Seite 24H) beschrieben, die ebenfalls, wie der Name saut, wohlriechende Blüthen hat und sich nur w-enig zu unterscheiden scheint. Vielleicht ist sie auch nur eine Form. Das Vaterland kennen wir von ihr ebenso wenig, wie von der wiederum verwandten C. spe-ctabili s Kth. Diese haben wir zwar schon einige Mal früherblü- hend gesehen, erinnern uns aber leider jetzt nicht mehr, ob ihre Blütheti geruchlos oder riechend wa- ren. Vielleicht ist auch diese, welche übrigens auch mit schlaÖern Blättern nnd rascher wachsend unter dem Namen C. longifolia in unsern Gärten vor- kommt, ebenfalls nur Form der einen im Osten Südamerika's wachsenden C. Sellowiana Kth. Wir kommen zu den neuseeländischen Dracä- neen zurück. Wie gesagt, sind in der neuesten Zeit mehre neue Arten unter verschiedenen Namen eingeführt. Dadurch wurde man erst klar, dass die beiden bei uns unter Forster'schen Namen kultivirten Arten nicht die ächten sein möchten. Die eine derselben, Dracaena indivisa, blühte im vori- gen Jahre zu Herrenhausen und der jüngere Wend- land beschrieb sie in der botanischen Zeitung als Dracaertopsis colocoma. U'endland wählte wahi-scheinlich diesen Namen, weil Standish zu- erst eine Pflanze als Cordyline und Dracaena indivisa vera neben einer D racaena colocoma in den Handel brachte. Weniiie Wochen später haben wir selbst die D. indivisa der Gärten als Cor- dyline superbiens beschrieben und ihr damit auch die richtige Stelle im Systeme nachgewiesen. Die Dracaena calocoma Stand, kommt übri- gens auch als Dr. Standishii vor. Ob die zu- letzt erwähnte Art mit unserer C. superbiens identisch ist , vermögen wir nicht zu entscheiden, vermuthen es aber. Jos. Dalt. Hooker hat sich aber auch ferner überzeugt, dass Cord yli ne australis der Gärten nicht die Forstersche ist, wohl aber die, welche der bekannte Pflanzenmaler Bauer in Norfolk fand und Endlicher als C. australis beschrieb. Ernannte sie deshalb C. Baueri. Die ächte C. australis befindet sich ebenfalls in der Handelsgärtnerei von Stan- dish zu Bagshot in Surrey als Dracaena Nro. 2. Was dagegen daselbst unter Dracaena Nro. I. vor- handen, hat Hooker als C. Banksii beschrieben, weil ein unvollkommenes Exemplar wahrscheinlich derselben Pflanze sich in den Herbar von Banks befindet und wohl auch von ihm gesammelt ist. An der besagten Stelle in Gardener's Chronicle 355 finden sich die etwas weitläufigen Diagnosen der bis jetzt erwähnten und zum grossen Theile früher mit einander verwechselten Arten , weshalb wir nicht anstehen, diese hier wiederzugeben. 1. C. australis Forst, (nicht der Gärten): Caulis 10 — 40 ])edalis, ramosus; Folia ensiformia, If — 1| poll.*) lata, "J ped. longa, \ix ad bnsin la- tiorem contracta, nervis (sub-) parallelis, non pro- minentibus p(>rcur8ii, costa mediana obscura ; Flores coarctati. odorati, albi : Bracteae membranaceae, la- tae, diniidium florem attingentes. Sie unterscheidet sich von den übrigen durch ihre bedeutendere Grösse, durch verhältnissmässig- kürzere Blätter ohne hervortretende Nerven und an dej' breiten Basis kaum etwas zusammengezogen, ferner durch breite Deckblätter. Sie wächst in den nördlichem Theilen Neuseelands. '2. C. Banksii Hook, fil.: Caulis arborescens, 5 — lO ped. altus, simiilex aut paueiramosus; Folia longissima, hnejyi - lanceolata, 5 — 6 ped. longa, H — ~ poll. lata, sensim in petiolum ! — '2 ped. lon- gam attenuata, dense nervosa, nervis fi — cS promi- nentibus utrinque praedita; Flores laxi, albi; Bra- cteae niulto minores , vix floris partem octavam superanies. Kleiner, als die vorhergehende Art, zeichnet sie sich durch schmale und sehr lange Blätter aus, die einen deutlichen Stiel haben und auf jeder Seite der Mittelrippe einige hervorstehende Nerven be- sitzen. Die Blüthen sind etwas grösser, stehen aber laxer, und besitzen an der Basis sehr kleine Deckblätter. In den nördlichen und mittlem Thei- len der Insel. 3. C. indivisa Forst, (nicht der Gärten): Caulis simplex, arborescens, 'i — ;) pedalis : Folia valde crassa, coriacea, '1 — 5 ped. longa, 4 — fi poll. lata, vix ad basin contracta, costa mediana robusta nervis parallelis proniinentibus praedita, subtus glauca; Infloreseentia nutans, vix coniposita: Flores pedicellati, densissimi, rhaehi crassitie pollicis; Bra- cteae longitudinem floris paene aequantes. Leicht durch die langen und verhältnissmässig- dicken Blätter, welche unten noch blau -grün ge- färbt sind, zu erkennen , eben so durch den dicht mit Blüthen besetzten und mit diesen, fast 1 Zoll im Durchmesser enthaltenden, hängenden Blüthen- stand. In den südlicheren Theilen der mittlem und und in den gebirgigen Gegenden der nördlichen Jnsel. Der botanische Garten in Kew erhielt sie von Lee. Ob diese dieselbe ist, welche Lee als indivisa vera und aureo-lineata neuerdings verbreitet hat, wissen wir nicht. Nach der Angabe Lee'sund *) Aus Versehen steht wohl nur hier und sonst im eugli- Anin. d. Bed. Laurentius'a sollte man es nicht vermuthen, da Hook er von der bräunlich-karmoisinfarbenen Mit- telrippe und den ihr gleichlaufenden rothen und w^eissen Nerven nichts erwähnt, auf die jene grade einen grossen VVerth legen. Umgekehrt scheint die Lee'sche Pflanze keineswegs dicke Blätter zu haben, die selbst noch breiter (von fi — !l Zoll) angegeben werden. Die Exemplare, welche wir in der Lau- rentius'schen Gärtnerei gesehen haben, waren zu klein, um ein bestimmtes Urtheil darüber abgeben zu können. 4. C. Baueri Hook. fil. in Gard. chron. 1860 p. T9'2 (C australis Endl. und der Gärten, Draeaena australis Hook, in bot. mag. t. '28!^!?, Dr. obtecta Grab, in Edinb. phil. journ. I.S27. p. 175): Caulis arborescens, simplex, 4 — 10 pedalis; Folia lanceo- lata, ensifolia, supra basin paululum contracta, 1:^ — 2 ped. longa, 2 — 2- poll. lata, costa mediana lata, nervis numerosis striata ; Flores remoti, albi, breviter pedicellati; Bracteae parvulae, bracteolis angustioribus minores. Kurze und breite Blätter, so wie entfernt ste- hende Blüthen und sehr kleine Deckblätter und Deckblättchen zeichnen nach Hook er diese Art aus, welche in unseren Gärten ziemlich häufig sein soll. Nach den uns mehrfach zu Gebote gestande- nen Exemplaren in Blüthe, stehen diese jedoch kei- neswegs so entfernt; wir möchten umgekehrt den verästelten Blüthenstand weit eher gedrängt nennen. 5. C. superbiens C. Koch (Wochenschrift ^S.")!), S. H80, Dracaenopsis calocoma Wendl. fil. in bot. Zeit. lktuber. (Fortsctziini;.) 4. Sitzung am f). Oktober, Vormittags 10 Uhr. Der Vorsitzende, Professor Koch, theilte mit, dass immer noch von nicht anwesenden Pomologen, Obst- und Gemüsezüchtern allerhand Anträge und Wünsche sowohl, als Beantwortungen einzelner im Programme aufgestellter Fragen, eingegangen wären; wollte man nun auf diese näher eingehen, so dürf- ten selbst die wenigen Sitzungen, welche uns noch zu Gebote stehen, viel zu kurze Zeit umfassen. Er wünsche deshalb auch, dass dieser, so weit sie in- teressant wären, bei Ausarbeitung des ausführlichen Berichtes Rechnung getragen würde, dass sie aber in den Sitzungen nicht zur Sprache kämen. ^^on Seiten mehrer Vereine, so z. B. des po- mologischen Vereines in Prag, lägen ferner auch in Betreff der noch zu empfehlenden Obstsorten allerhand Vorschläge vor, die zum Theil sehr zu beherzigen wiiren; er hätte sie deshalb zum Theil schon früher dem bezüglichen Ausschusse für die 2. Frage mitgetheilt, und wünsche auch jetzt, dass sie bei den weitern Empfehlungen von Stein- und Bee- ren-Obste ebenfalls berücksichtigt werden möchten. Weitläufige Verhandlungen über die von Seiten der 3. Versammlung deutscher Pomologen zu empfeh- lenden Sorten des letzteren zu führen , ermangele es ebenfalls an der nöthigen Zeit, da noch Man- cherlei zu erledigen sei; er ersuche deshalb den Superintendenten Ober dick mit Benutzung der in dieser Hinsicht eingegangenen Schi-eiben und mit Zuziehung sachverständiger Fachmänner für die nächste Sitzung nur Vorschläge zu Empfelilungen von Pflaumen und Kirschen zu machen, den Stadt- rath Thränhardt hingegen eine Anzahl von Re- ben für Tafeltrauben, den Hofgärtner Maurer endlich eben so für das übrige Beerenobst eine Anzahl von Sorten vorzuschlafen. Bevor man zur weitern Erledigung der zwei- ten Frage ging, forderte Professor Koch den Vor- sitzenden des Ausschusses, welcher den Antrag über die Gründung eines pomologischen Vereines zur weiteren Verhandlung vorbereiten sollte, auf, darüber zu berichten. Direktor Dr. Fickert ergriff dem- nach das Wort und theilte mit, dass der Ausschuss sich zunächst wesentlich umgestaltet habe, da einige der ernannten Mitglieder abgereist und andere so beschäftigt gewesen wären, dass diese an den Be- ratliungen nicht Antheil nehmen konnten. Aus die- ser Ursache habe er als Vorsitzender des Aus- schusses von seinem Rechte Gebrauch gemach- und andere Mitglieder ernannt. Hierauf suchte er noch- mals in einer ausführlichen Rede die Nothwendig- keit der Gründung eines solchen pomologischen Vereines für Deutschland nachzuweisen. Der Aus- schuss habe, um mit etwas Fertigen vorzutreten, gleich einen Entwurf von Satzungen gemacht, die er hiermit vorzulegen die Ehre habe, die jedoch selbst nur als vorläufige anerkannt werden sollten. Er wolle sie hiermit vorlesen. Um keine Zeit zu ver- lieren, wünsche er dann ferner, dass dieser Entwurf als solcher, wie er vorgeschlagen, angenommen werde; man könne später in den allgemeinen Ver- sammlungen nach den Bedürfnissen, die sich jetzt in der Weise noch nicht erkennen Hessen , immer noch abändern. Ueber die Bildung eines deutschen pomologi- schen Vereines war man durchaus einig; man hatte jedoch nach Vorlesung der Satzungen gegen das Eine und Andere Bedenken. Den einen Paragra- piien fand man nicht praktisch, den andern wiederum nicht scharf genug gefasst. Schliesslich gab sich aber immer mehr der Wunsch kund, zumal es doch nur galt, vorläufige Satzungen aufzustellen, nicht allein diese genau in der Weise, wie sie der Aus- schuss gegeben, anzunehmen, sondern auch die Vorschläge über die in §. i. enthaltenen Punkte und Wahlen Efut zu heissen. Es wurde deshalb abse- Stimmt und der Entwurf mit seinen Vorschlägen ;nommen. Damit trat der deutsche pomologische Verein sogleich in's Leben. Der Eine der 3 Vorstands- mitglieder, Inspektor Lucas, Leiter des pomolo- gischen Institutes und zugleich des künftigen Cen- tralpunktes, wurde ermächtigt, Beiträge anzunehmen und zu diesem Zwecke eine Liste für die Einzeich- nung auszulegen. Ein sehr erfreuliches Zeichen war es, dass alsbald eine grosse Menge der Anwe- senden ihre Namen einschrieb und diese damit als die eigentlichen Gründer des deutschen pomologi- schen Vereines anzusehen sind. Möchten doch aus allen Ländern unseres gemeinsamen deutschen Va- terlandes deren noch recht viele zutreten ! 358 Satzungen des deutschen pomologischen Vereines. J- '• Es bildet sich ein pomologischer Verein für Deutachland. §• 2. _ Zweck und Aufgabe des Vereines ist die He- bung der deutschen Obstkunde im Allgemeinen, besonders Ermittelung und richtige Benennung der in Deutschland vorkommenden Obstsorten. §• :''■ Mitglied wird Jeder, welcher bis zum 1. De- ceniber einen Jahresbeitrag von 1 Thaler an den Geschäftsführer des Vereins franco einsendet. §• ^- Der Verein wählt in einer Generalversammlung einen Centralpunkt, einen Vorstand von 3 Personen, einen Ausschuss von 6 und eine Zeitschrift als Organ für seine Mittheilungen. (Es werden vorgeschlagen als Centralpunkt das pomologische Institut in Reutlingen, als Vorstand die Herausgeber der Monatsschrift für Poniologie und praktischen (Jbstbau: Oberdiek und Lucas, und der Herausgeber der Wochenschrift für Gärt- nerei und Pflanzenkunde: Professor K och, als Aus- schuss: von Böse, eJahn, vonFlotow, Breuer, von Trapp und Fickert, als Organ die Monats- schrift für Pomologie.) . §• •^- . Die Wahlperiode geht von einer General-Ver- sammlung zur andern. Die General-Versammlung ist stets verbunden mit der allgemeinen Versamm- lung deutscher Pomologen und Obstzüchter. §. (i. Von den H Mitgliedern des Vorstandes wird das am Centralpunkte wohnende (also jetzt Inspektor Lucas in Reutlingen) zum Geschäfts- und Kassen- führer ernannt. §• 7. _ Jedes Mitglied des Vereines hat das Recht, Obstsorten, dessen richtige Benennung er zu wis- sen wünscht, an den Geschäftsführer franco einzu- senden, und erhält von diesem unentgeldlich den gewünschten Bescheid. §• 8- Kann der Geschäftsführer allein diesen Be- scheid nicht geben , so sendet er das Obst franco an andere Mitglieder des Vorstandes oder Ausschus- ses, um deren Urtheil einzuholen. §• !!• Die Kosten der Sendungen und Korrespon- denzen innerhalb des Vorstandes und Ausschusses und der (Mittheilungen und Antworten) an die Mit- glieder des Vereines werden aus der Kasse des Vereins bestritten. §. 10. Etwaige Ueberschüsse verwendet der Vorstand unter Zuziehung des Ausschusses im Interesse des Vereines oder erspart dieselben. ' , ^'- "■. Der Geschäftsführer berichtet in jeder General- Versammlung iiber die Thätigkeit und über die Erfolge des Vereines während der letzten Periode und legt Rechnung über seine Kassenverwaltung. Die General- Versammlung crtheilt ihm, wenn die Rechnung richtig befunden ist, Decharge. §. VI. Der Verein behält sich Abänderungen dieser Statuten vor. Solche Abänderungen müssen in einer General- Versammlung von mindestens y der anwesenden Mitglieder beschlossoi werden. lireuer Dr. Engelbrccht. Dr. Fickert. Iiiimisr/i. E. I). Lucas. F. Späth. Nach der Annahme der Satzungen für den pomologischen Verein in Deutschland forderte der Vorsitzende, Professor Koch, den Inspektor Lu- cas auf, über den Deuringe r" sehen Antrag zu berichten, die Aufstellung eines gleich brauchbaren und wissenschaftlichen Systemes für das Obst be- treffend. Derselbe ergriff demnach das Wort und setzte ausführlich auseinander, wie dieses grade in der jetzigen Zeit, wo so viele Obstsorten einge- führt worden wären und fortwährend noch einge- führt würden, ein grosses Bedürfniss sei. Das Diel'sche reiche lange nicht aus und von den neu- ern sei keines in der Weise auch von Laien zu benutzen, um rasch sich über die eine oder andere Sorte zu belehren. In der Regel glaube Jeder, der anfange, sich mit Pomologie zu beschäftigen, er müsse gleich mit einem Systeme heraustreten. Das sei aber gar nicht so leicht. Der Antraüsteller habe es auch versucht und sei ziemlich glücklich gewesen. Das System hätte die Einfachheit zwar für sich , aber sei noch nicht vollendet. Er halte es auch mehr für einen Schlüssel. Der zur Be- gutachtung beauftragte Ausschuss habe hinsichtlich der Bestimmung Versuche angestellt, in wie weit es genüge. Mit ziemlicher Leichtigkeit habe man den Namen der einen oder anderen Sorte auch in der Tliat herausgefunden ; er könne es demnach allen Obstzüchtern und Obstfreunden nur empfeh- I len. Es möchte aber wohl wünschenswerth sein, I dass der Gegenstand von möglichst vielen Seiten beleuchtet und in Erwägung gezogen werde, be- vor man einen definitiven Beschluss darüber fasse. j Er schlage demnach vor, dass das System, was er 359 zunächst durch Vorlesen zur Kenntniss der An- wesenden bringen wolle, in der Monatsschrift für Poniologie und praktischen Obstbau mitgetheilt werde , um darüber auch anderer Seite Ansichten zu vernehmen. Da man allgemein beistimmte, kam es in der Versammlung selbst nicht zu weiteren Verhandlungen. Hofgärtner Schmidt im Georgengarten bei Dessau stellte hierauf einen neuen Antrag. Es wäre gewiss im hohen Grade dankenswerth , dass man die Sorten Obst bereits kennen gelernt habe und weiter auch die kennen lernen werde, welche allgemeinen Anbau verdienen, man müsse aber auch Sorge tragen, dass man, zu V eredlungen wenigstens, die richtigen Reiser erhalte. Man möge deshalb die Baumschulen nennen , aus denen man sie mit Bestimmtheit beziehen könne. So wichtig man auch den Antrag hielte, so glaubte man doch, dass er nicht geeignet wäre, hier zur besondern Verhand- lung zu kommen. Dazu möge man sich des Or- ganes der Pomologen-Versammlungen, der Monats- schrift, bedienen und entweder Aufforderungen in diesem Sinne erlassen oder denen , welche damit dienen könnten , zur weitem Bekanntmachung die Spalten öffnen. Es wäre auch wünschenswerth, dass sowohl die Redaktion der Wochenschrift, als hauptsächlich der nun in's Leben getretene pomo- logische Verein sich mit allen Lokalvereinen, die nothwendigrer Weise in allen deutschen Ländern und Provinzen sich bilden n\üssten, in Verbindung setze und diese einestheils um Berichterstattung überhaupt und besonders auch den Schmidt'schen Antrag betreffend ersuche, anderntheils aber von den anderweitigen Bedürfnissen in Kenntniss setze. Auf diese Weise werde zu gleicher Zeit auch den Versammlungen deutscher Pomologen vorge- arbeitet. Mehre der Anvs'esenden erklärten sich übrigens um Abgabe richtiger Reiser bereit, so der Super- intendent Oberdiek, Inspektor Lucas, Inspektor Konzelmann (für Hohenheim), Regierungsrath Paalzow (für die Landesbaumschule bei Weimar), Gutsbesitzer v. Türk (für die Baumschule des Oberförsters Schmidt in Radekow bei Tantow in Pommern). Regierungsrath v. Trapp gab übri- gens den Rath, sich in der Ausstellung selbst um zu sehen und die Obstsorten , von welchen man Reiser wünsche, und ihre Aussteller sich zu be- zeichnen, um dann später den letztern seine Wünsche auszusprechen. Man ging nun nochmals zur Beantwortung der 2. Frage über und wiederholte zunächst noch ein- mal die in der vorigen Sitzung vorgeschlagenen Sorten Birnen, hie und da, besonders durch den Superintendenten Oberdiek, anknüpfend. Hierauf wurden Vorschläge für weitere Sorten Aepfel ge- macht, die bis zur nächsten Versammlung deutscher Pomologen ganz besonders der Beachtung der letz- tern empfohlen wurden. Wir enthalten uns hier aller weitern Bemerkungen und führen selbige nur der Reihe nach mit Namen auf. 1. Der Weisse Astrachaner, '2. die Gestreifte Sommer[)armäne, '.^. die Scharlachrothe Parmäne, 4. der Sommerzimmetapfel, 5. Charlamowsky (für die Küche), 6. die Süsse Herbstreinette, ?. der Rothe Herbst-Calvill (für den Haushalt), 8. der Kaiser Alexander (für den Haushalt), 9. die Goldreinette von Blenheim, III. Fromm's Goldreinette, 1 1. der Goldnobel, 12. die Quittenreinette, IH. Duquesne's Pipping, 14. der Deutsche Gold-Pipping, li. Parker's grauer Pipping, IB. der Rothe Stettiner, 17. der Lütticher Rambour, 18. der Grüne Fürstenapfel, 19. der Weisse geflammte Kardinal. 5. Sitzung am 5. Oktober, Abends 7 Uhr. Der Vorsitzende, Professor Koch, legte den Entwurf eines Schema's vor, den der Lehrer Breuer aus D'horn ihm übergeben und wie dieser es zu seinem eigenen Gebrauche behufs seiner Sammlung selbst benutzt habe. Es sei nicht genug, dass man bei dergleichen Sammlungen die Namen der ein- zelnen Sorten angebe, man müsse auch wissen, un- ter welchen Verhältnissen sie gewachsen , um ein sicheres Urtheil darüber zu haben. Es könne eine sonst ausgezeichnete Frucht, unter ungünstigen Be- dingungen gewachsen, kaum noch zu erkennen sein. Grade derlei Angaben, wie der Lehrer Breuer verlange, setzten auch die Pomologen am Meisten im Stande, bei der Beurtheilung und Empfehlung sicherer zu sein, als es sonst möglich wäre. Er lege hiermit den Entwurf vor und wünsche nichts weiter, ah dass er von den anwesenden Pomologen recht beherzigt werde. Gut möchte es sein, ihn in dem ausführlichtn Berichte abzudrucken, damit er dann auch von denjenigen Pomologen, welche nicht anwesend wären und vielleicht die Ausstel- lung der 4. Versammlung beschicken wollten , be- nutzt werden könnte. Hierauf wurde von Seiten des Vorsitzenden der Superintendent Oberdiek aufgefordert über Kirschen und Pflaumen Vorschläge zu machen. 360 Dieser ergriff demnach das Wort, glaubte aber zu- nächst noch nachtraglich Birnen und Aepfel nennen zu müssen, die übersehen worden seien, trotzdem ebenso die Beachtung aller Pomologen verdienen. Von Birnen nenne er demnach noch: die Edle Somnurbirn und die Hannoversche Jakobsbirn als früheste Früchte für die Tafel und für den Markt, diese für die Küche. Ferner Westrumb, Esperine (VSchmidtbergers Butterbirn), Römische Schmalzbirn, Stuttgarter Geishirtel, Zimmet farbige Schmalzbirn, die 3 letzten seien Früchte für den Haushalt und den Markt, was ebenfalls von der in der 2. Sitzung empfohlenen Volksmarser-, Barons- und Bunten Birn gelte. In Betreff der Marie Louise wolle er nur noch hinzufügen, dass hier nicht die van Mons'sche, sondern die von Duquesne gemeint sei *). In Betreff der Aepfel könne für den Weissen Astrachaner auch der Rothe genannt werden. Aus- serdem möchten aber die Pomologen noch auf fol- gende Sorten ein besonderes Augenmerk richten und in der 4. Versamndung deutscher Pomologen darüber berichten: Alantapfel, Ribstons Pipping, Reinette von Sorgvliet, Baumanns (rothe Winter-) Reinette, Reinette von Breda, Punktirter Knackpipping, Winter-Citronenapfel, Rheinischer Krummstiel und • Weisser Mantapfel. Von Seiten des Dr. Reisig, Geschäftsleiter des pomologischen Vereines in Prag, wurden ausser- dem noch schriftlich an Birnen empfohlen : 1. Duchesse d'Angouleme, '2. Poire Leurs, 3. Doynne du comice, 4. Van Mons (Leon Leclerc), 5. Beurre Six, 6. Colmar d'Aremberg, 7. Bonne Louise d'Avranches, 8. Celeste, 9. Triomphe de Jodoigne, lU. Giffard, . ■ II. Calebasse d'ete. *) Aus Versehen sind Espercn's Henenbirn und Oberdiek's Butterbirn als "2 verschiedene Sorten mit "2 Nummern angegeben, obwohl sie eine und dieselbe Sorte darstellen. 12. Beurre d'Hardy, 13. Poire de Tongres, 14. Nouvelle Fulvie. (Fortsetzung folgt.) ßc>iiicrkiiu»cii über einige Gemüse. Vom Obristlieutenant v. Fabian. 1. Der Chinesische Pe-tsai-Kohl mag in seinem Vaterlande sich anders ausbilden, als bei uns. Ich habe ihn ohne Erfolg mehre Jahre ange- baut; er nahm einen grossen Umfang ein, hatte aber nur äussere Blätter und besass damit das Ansehen einer offenen Terrine. '2. Die violette Cardy ist nicht neu, schon 1(S5Ü und liSöl habe ich sie angebaut; die Stengel sind weniger gross, als bei den guten grünen Sor- ten, aber zarter. Sie ist bei Aufbewahrung im Win- ter noch difficiler. als die grüne Sorte, und fault sehr bald, daher ich die Kultur aufgab. 3. Den schwarzen Blumenkohl möchteich weniger gut, als den weissen, annehmen; er hat einen etwas scharfen Geschmack. 4. Nach meiner Ansicht ist der rosenrothe Chinesische Winterrettig (ich halte ihn für einen Ilerbstrettig) der beste von allen ; auch der weisse ist gut. Wo aber richtigen Samen bekommen? 5. Den Trapue-Salat habe ich vor mehrern Jahren angebaut , ihn. aber wieder verlassen , weil ich ihn viel weniger gut fand, als viele andere Sorten, die weit besser sind. Bei dem Salate ist es schwer, ein gültiges Urtheil abzugeben, denn eine Art gedeihet an einem Orte sehr gut, während sie am andern missräth. J (). Die blutrothe Birnzwiebel hat in Hin- ' sieht ihrer Güte keinen Vorzug vor der gelben, gedeihet nicht so leicht als letztere und ist weniger haltbar. i 7. Die Zwiebel von Nocera ist die frühste, vielleicht auch feinste, aber nur wenig haltbar ; sehr selten, dass man richtigen Samen erhält, solcher müsste vom Abstamniungsorte bezogen werden. 8. Die vorzügliche Basuno-Rübe ist bereits, weil die Handelsgärtner unterlassen haben, hin und wieder den Samen vom Abstammungsorte zu be- ziehen, sehr ausgeartet. y. Die Karmeliter Melone habe ich 1802 und 18.5!' angebaut, solche aber aufgegeben, weil sie weit weniger gut, als viele andere war. Sie stellt eine kleine, beinahe runde Melone dar und eignet sich zur Kultur im Freien. Es ist allerdings die Frage, ob ich richtigen Samen erhielt. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Griinstrasse 16. Di-urk von J. F. Starckc in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Hefiinleriiiiff des (Jartenhaiics in den Köni<>;licli Preussischen Staaten für Gärlnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem Gcneral-Sekretair iles Vereines Professor Dr. Karl Kocil. M 46. Berlin, den 15. November 1860. Preis des .I;ilirs:anffes .ij Thlr.. sowolil bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frunco durch alle Post-Anstalten des dentsch-üsterreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die neueste Expedition nach Inner-Afrika in ihrer Beziehung zur Ritterstiftung. — Die 3. Versammlung deutscher Po- mologen. Obst- und Gemüsezüchter vom -2. bis 7. Oktober (Fortsetzung). - Ueber die Kultur der Echinocystis lobata Tor. et Gr. und des Silybum eburncum Coss. et Dur. — Beilage. Sonntag, den 25. November, findet um die gewöhnliehe Stunde im Englischen Hause (Mohrenstrasse Nro. 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. Nach dem Schlüsse der Verhandlungen (2 Uhr) ein gemeinschaftliches Mittagsessen. Die neueste Expedition n.ach Inner-Afrika in ihrer Beziehung zur Ritterstiftung. In dem Charakter des Deutschen liegt eine Festigkeit und Beharrlichkeit, wie beide nur noch dem stammesverwandten Engländer eigcnthiimlich sind. Hat er einmal einen Gedanken get'asst, so ist er auch unablässig bemüht, diesen durchzufüh- ren; weder Gefahren, noch Mühen schrecken ihn ab. Zwei Deutsche stellten sich im Jahre 1819 die Aufgabe, Inner-Afrika zu erforschen. Nur der eine der beiden, Dr. Barth, kehrte nach unsäglichen Mühen und Drangsalen glücklich in die Heimath zurück, während der andere, Overweg, leider sein Streben mit dem Tode zahlen musste. Dr. Barth hatte sich hauptsächlich das Centrum Inner- Afrika's und dessen Verbindungen mit dem Westen zur Aufgabe gestellt. Was er geleistet, das liegt uns vor. Schon hatte genannter Reisender Inner-Afrika fast 3 Jahre lang nach verschiedenen Richtungen hin erforscht, sein Begleiter war bereits dem feind- lichen Klima erlegen, da zog von Neuem ein jun- ger Mann in eben zurückgelegtem 24. Lebensjahre aus, um sich dem dermalen vereinzelten und ver- einsamten Reisenden anzuschliessen und das deut- sche Werk, die Erforschung Inner -Afrika's, mit gleicher Energie forzusetzen. Eduard Vogel erreichte bereits 1854 den grossen Tsad-See und Kuka, die Hauptstadt des be- freundeten Herrschers von Bornu, und stellte es sich nach vorhergegangenen kleinern Reisen nach den benachbarten Gegenden zur Haupt - Aufgabe , die Länder im Osten zu erforschen , welche zwischen genanntem Binnenwasser und dem Nil liegen, Län- der, die bis dahin noch von keinem Europäer be- treten waren. Die Verbindung mit Inner- Afrika gehört überhaupt zu den schwierigsten , die mit den näher bezeichneten Gegenden ist aber so gut, wie gar nicht vorhanden. Haben wir doch nur die spärlichsten Nachrichten über sie durch Afrikaner und durch arabische Handelsleute erhalten. Dort- hin wendete also Ed. Vogel bereits im Anfange des Jahres 1856 seine Schritte. Kurz vor seiner Abreise schickte er noch seine letzten uns zusregano-enen Briefe. Seitdem haben wir nichts wieder von ihm vernommen. Bis dahin gehen auch unsere Nachrichten von ihm. Ganz Deutschland nahm den innigsten Antheil an dem jungen Manne, der für die Wissenschaft ausgezogen. Immer mehr stellte sich leider die Gewissheit her- aus , dass er ein Opfer seines Strebens geworden. Afrikaner brachten endlich die Kunde, dass er in der Hauptstadt Wadai's, in Wara, von dem dortigen 46 3 6 '2 fanatischen Könige enthauptet sei. Lange wollte man in Deutschland nicht an das Schreckliche glau- ben. Im Jahre 1858 zog noch ein kühner Mann, Baron v. Neu mann, aus, um nun über das Schick- sal Ed. Vogel's Kunde einzuziehen, und, wenn auch nicht mehr ihn, so doch seine wissenschaftliche Hinterlassenschaft zu retten. Er wollte den Nil hinauf gehen und von Osten aus nach \\'adai ein- zudringen versuchen; der Unglückliche unterlag je- doch zeitig schon dem Klima Aegypten's. Wiederum ging ein Franzose, Dr. Cuny, vom Nil nach dem Westen ; auch er musste seine Entschlossenheit nicht weniger, als seine W^issbegierde, mit dem Tode büssen. Ganz Deutschland sieht es jetzt für eine Ehren- schuld au, die Hinterlassenschaft des Ed. Vogel zu retten, oder wenigstens doch bestimmte Nachricht über sein letztes Schicksal zu erhalten. Sein Nach- lass wäre doch etwas, was einiger Massen für die grossen Opfer, welche gebracht sind, einen Ersatz bieten könnte. Mag unser Vaterland politisch noch so gespalten sein; wenn es gilt, die Ehre zu ver- pfänden, da gibt es keinen Unterschied mehr zwi- schen den Bruderstäinmen im Süden und Norden; in Westen und Osten reicht man sich zu gemein- schaftlicher That die Flände. In Nürnberg und Leipzig verbanden sich zu- erst Männer zu gemeinschaftlichen Schritten. In Gotha war das geographische Institut für ein neues Unternehmennach Inner-Afrika thätig. Am 15. Juli trat bereits unter dem Vorsitze Sr. Hoheit des re- gierenden Herzogs von Sachsen-Koburg-Gotha de- finitiv ein Ausschuss zusammen, um eine Expedition nach Inner-Afrika in's Leben zu rufen. In Berlin waren immer Männer, wie A. v. Humboldt und Karl Ritter, fortwährend bemüht gewesen, Kunde von dem unglücklichen Reisenden einzuziehen. Als diese durch ihren im voritren Jahre erfolgten Tod nicht mehr wirken konnten, war es wiederum die geographische Gesellschaft derselben Stadt, welche im Andenken Karl Ritter's, um wissenschaftlich- gebildeten Männern das Reisen in fremden Län- dern zu ermöglichen, die Ritter st if tun g in's Leben rief. War es doch die geographische Ge- sellschaft gewesen , der man ja überhaupt die erste Anregung und Ausführung zur Erforschung Inner- Afrika's durch Dr. Overweg und Dr. Barth verdankt! Was ist nun natürlicher, als dass die Ritterstiftung auch gleich bei ihrer definitiven Grün- dung den Gedanken, der ganz Deutschland be- wegt, zu den ihrigen machte und in der letzten Sitzung der geographischen Gesellschaft beschloss, niit einer nicht geringen Summe sich bei der be- reits angeregten Expedition nach Inner-Afrika zu betheiligen. Es dürfte Manchem der Leser der Wochen- schrift auffallen , hier etwas zur Sprache gebracht zu sehen, was den Zwecken derselben doch fern zu liegen scheint. In der That liegt aber die Ex- pedition nach Inner-Afrika nur scheinbar fern. Sollte schon zunächst nicht eine Ehrensache Deutschlands auch in einer gärtnerisch -botanischen Zeitschrift einen Platz finden dürfen? Gärtnerei und Botanik müssen aber ein grosses Interesse zur Erforschung fremder Länder haben, denn dadurch allein werden auch die Pflanzen jener Gegenden bekannt; wir er- halten damit eine Ansicht der dortigen Vegetations- zuständc. Die botanische Wissenschaft wird we- sentlich durch dergleichen Expeditionen gefördert, ganz besonders, wenn auch Botaniker von Fach, wie es hier der Fall ist, dieselbe begleiten. Jeder Gärtner weiss, dass trotz des sehr rei- chen Materiales an Pffanzenschätzen für unsere An- lagen , Gärten und Gewächshäuser zu keiner Zeit ein solches Streben nach neuen Pflanzen vorhanden war, als grade jetzt. Man will immer etwas Neues sehen ; man macht sich oft in seinem Garten dazu Platz, indem man bisher gepflegte und anerkannte Blumen entlernt. Abgesehen davon, dass wenn einmal ein bis dahin noch so unbekanntes Land dein Forschergeist des gebildeten Europa's aufge- schlossen ist, man später leichter eindringen und Verbindungen unterhalten kann , so begleitet diese Ex])edition, wie gesagt, speciell ein Botaniker, der durch praktische Studien und Kenntniss der jetzt kultivirten Pflanzen besonders dazu berufen zu sein scheint und nicht weniger die Interessen der Gar- tenkunst vertreten kann. Die Besitzer grösserer und kleinerer Ciärtne- reien waren bisher auch bemüht, den Anforderun- gen des nach Neuem haschenden Publikums mög- lichst nachzukonnnen. Früher hatten England und Belgien gleichsam das Privilegium, Deutschland mit Neuigkeiten an Pflanzen und Blumen zu versehen; jetzt beziehen viele deutsche Gärtner dergleichen schon direkt. Die Redaktion dieser Blätter wird fortwährend ersucht, Verbindungen und Anknü- pfungspunkte mit fremden Ländern nachzuweisen. Viele Gärtner besitzen diese auch bereits in Ame- rika, in Neuholland u. s. w.; einige haben selbst in fremden Ländern Reisende luid erhalten durch diese direkt allerhand Sämereien und lebendige Pflanzen. Afrika ist aber, mit Ausnahme des äus- sersten Nordens und des äussersten Südens, der am wenigsten bekannte Erdtheil, der deshalb auch für unsere Gärten am wenigsten geliefert hat. Nur von Seiten der englischen Nigerexpedition unter Baekie und durch den kühnen Reisenden Li- vingstone im Süd-Osten sind einige Beiträge für Botanik und Gärtnerei geliefert worden. Um so 363 melir müsste es Gärtnern iinil Botanikern erfreulich sein, dass sie Aussicht hätten, gilbst aus dem In- nern Afrikas Pflanzen zu erlialten. Eben deshalb wendrn wir uns an die zahlrei- chen Leser der Wochenschrift mit der Bitte, die Ritterstiftung zunächst und dadurch die vielleicht schon in wenig Wochen abgehende Expedition nach Inner-Afrika durch Beiträge zu unterstützen. Es kann dieses durch einmaliges Einzeichnen geschehen oder indem man für die auf vier Jahre berechnete Expedition sich für einen jährlichen Beitrag ver- pdiehtet. Die Ritterstiftung soll eine dauernde sein; es ist deranncli vor Allem ihre Aufgabe, Selbstän- digkeit auch für ungünstige Zeiten , wo einmal ihr wenige Beiträge zufliessen sollten, zu verschaffen; sie muss vor Allem ein Grundkapital sammeln, von dessen Interessen allein die Unterstützung von Rei- senden geschehen kann. Die Redaktion der Wochenschrift ist bereit, Einzeichnungen und Beiträge entgegenzunehmen. Auch die kleinste Gabe wird dankbar angenommen. Wir bitten nur, es im Kreise der Bekannten zur weitern Kenntniss zu bringen. Vor Allem ersuchen wir botanische und gärtnerische Vereine, ebenlalls freundlichst die Angelegenheit in die Hand nehmen zu wollen , die Redaktionen von botanischen und gärtnerischen Zeitschriften aber, eine Bekanntma- chungr in ihren Blättern aufzunehmen und uns nicht weniger in der Sammlung von Beiträgen ebenfalls zu unterstützen. Wir werden nicht allein in dem Beiblatte der \A'üchenschrift, den Garten-Nachrich- ten, von Zeit zu Zeit die Liste derjenigen, welche Beiträge geliefert, veröffentlichen, sondern auch ausserdem von Zeit zu Zeit Rechnung ablegen. Wir mochten noch Gartenbesitzer und Gärtner von Fach auf einen Umstand aufmerksam machen. Wenn auch die Erlangung von VogeTs Nachlass und die wissenschaftliche Erforschung der Länder zwischen dem Nil und dem Tsad-See immer die erste Aufgabe der Expedition sein und bleiben wird, so legt doch schon die ^^'ahl zweier allgemein ge- bildeter Naturforscher, von denen der eine, nochmals gesagt, speciell Botaniker ist, Zeugniss ab, dass Sammlungen aus allen drei Naturreichen jedenfalls, so schwierig diese auch sein mögen, gemacht wer- den. Da wir, wie angedeutet, gar Nichts aus jenen Ländern besitzen, so muss auch Alles, was von dort kommt, von grösstem Interesse sein. Getrocknete Pflanzen sind aber bei Weitem nicht das. was uns lebende zu bieten vermögen. Eben deshalb liegt es selbst im Interesse der botanischen Wissenschaft nicht weniger, als der geographischen , dass auch Samen, Zwiebeln, Knollen u. s. w. von dort ge- sendet werden. Sobald aber die Kultur derselben von möglichst vielen Seiten in Angriff genommen wird, dann ha- ben wir auch mehr Aussicht auf Resultate. Eine Vertheiluiig von Samen, Zwiebeln u. s. w. ist daher wünschenswerth. Es unterliegt wohl keinem Zwei- fel, dass die Länder zwischen dem Tsad-See und dem obern Nil auch manche gärtnerisch wichtige Pflanze ernähren; so viel Vermuthung zu schlies- sen erlaubt, müssen sie besonders an Knollen und Zwiebel tragenden Pflanzen, vielleicht auch an sol- chen, welche zur grossen Familie der Hülsenfrücht- ler oder Leguminosen gehören, reich sein. Sollten demnach Samen, Zwiebeln u. s. w. von Seiten der Ex|)edition eingeschickt werden, so werden natür- lich diejenigen, welche durch Einzeichnung und Zahlung von Beiträgen ein lebhafteres Interesse kund gegeben haben, auch zunächst und vor Allem bei der Vertheilung Berücksichtigung erhalten. Schliesslich sei es uns noch erlaubt, mitzuthei- len , wie es bis jetzt mit der beabsichtigton Expe- dition steht. Mehr als manche andere, die gemacht sind, gibt diese Hoffnung zum Gelingen, da ein Mann an die Spitze tritt, der nicht allein mit den nöthigen Kenntnissen versehen, sondern bereits 7 Jahre lang in den obern Nilgegenden zubrachte, von dort einige Expeditionen ausführte, sich mit den dortigen Sitten und Gebräuchen , so wie mit der Sprache bekannt machte, und bereits auch Verbin- dungen mit Eingeborenen angeknüpft hat. Es ist dieses der Baron vonHeuglin aus Stuttgart, welcher während der oben besagten Zeit österrei- chischer Konsul in Chartum für Centralafrika war. Wer in fremden Ländern gewesen ist, wird auch wissen, wie viel Zeit oft dazu gehört, um sich vor Allem in den dortigen Verhältnissen einzuleben. Baron von Heuglin hat auch Erfahrung für sich und von seiner Umsicht bereits Zeugniss ab- gelegt. Begleitet wird er auf dieser Expedition vom Dr. Steudtner aus Görlitz, dem oben schon erwähnten Botaniker. Auch dieser hatte schon lange den Entschluss gefasst, einmal eine wissen- schaftliche Reise nach fremden Ländern zu machen und sich zu diesem Zwecke mehr allgemeiner aus- gebildet, wenn auch seine specielle Wissenschaft, die Botanik, im Vordergrunde blieb. Die Expedition wird übrigens noch hoffentlich in diesem Jahre in's Leben treten. Die Vorberei- tungen sind zum grossen Theile getroffen. Es ist selbst auch des Klima's halber wünschenswerth, dass sie keinen fernem Aufschub erleide. Möge sie demnach keine Zeit mehr verlieren! W^ir wer- werden später noch manchmal Gelegenheit haben, darüber zu berichten. 46' 364 Die dritte Versammlung deutscher Pomologcn, Obst- und Gemüsezüchter vum '2. bis 7. Oktober. (Fortsetzung.) Zur Tagesordnung übergehend, setzte der Super- intendent Oberdiek auseinander, wie die vorge- schriebene Zahl der zu empfehlenden Kirschen und Pflaumen durchaus nicht genüge ; man müsse doch für jede Klasse genannter Steinobstsorten einige haben, um einiger Massen zu genügen. Das werde er denn auch thun. Er habe ausserdem aber für nothwen- dig gehalten, bisweilen anstatt der einen, 2 und selbst 3 vorzuschlagen, von denen aber immer nur eine anzubauen sei, und zwar die, welche dem Pri- vatgeschmacke am Meisten zusage oder zu den Boden- und klimatischen Verhältnissen am Meisten passe. Solche 2 oder 3 Sorten habe er durch Klammern verbunden. Er beginne mit den A. Kirschen. I. S(.'lnvarzc Herzkirschen. 1. Frühe Maiherzkirsche, ty ) Werdersche frühe schwarze Herzkirsche, ' I Knights frühe schwarze Herzkirsche, 3. \ Fra iFro (■Büttners schwarze Herzkirsche, '^rasers tatarische schwarze Herzkirsche, romms schwarze Herzkirsche, 4. Krügers schwarze Herzkirsche, {Spitzens schwarze Herzkirsche, Schwarzer Adler, Ochsenherzkirsche. II. Bunte Herzkirschen. 1. Früheste bunte Herzkirsche, 2. Winklers weisse Herzkirsche, 3. Lucienkirsche. HI. Schwarze Knorpelkirschen. 1. Hedelfinger Riesenkirsche, 2. Schwarze spanische Knorpelkirsche, 3. Grosse schwarze Knorpelkirsche. IV. Bunte Knorpelkirsehcn. 1. Holländische Prinzessinkirsche, ly \ Grolls grosse Knorpelkirsche, ■ I Drogans weisse Knorpelkirsche. V. Gelbe Knorpelkirsehcn. 1 . Donissens gelbe Knorpelkirsche. VI. Süsswcichsel. Rothe Maikirsche, Schwarze spanische Frühkirsche. VII. Rothe Muscateller-Kirschcn. {Prager Muscatellerkirsche, Velscrkirsche, Guindoux de Provence. 1. Vin. Glaskirschen nnd AmarcUen. Königliche Amarelle, Herzogin von Angouleme, 2. Doppelte Glaskirsche, 3. Späte Amarelle, 4. Grosse Gobet (kurzstieiige Montmorency), 5. Rothe Oranienkirsche. LS. Weichsel. 1 l Süsse Frühweichsel, ( Spanische Frühweichsel. X. Doppelte Natte. {Henneberger Grafenkirsche, Neue englische Weichsel, Braunrothe \\'eichsel. 2. Grosse lange Lothkirsche, 3. Do[i])elte Schattenmorelle. Als beste Schattenkirsche darf als noch spä- tere: Büttners September- und Oktober- Weichsel beigegeben werden. Für grössei'e Gärten ist auch wegen Grösse, Schönheit und Güte des Geschmacks anzuziehen: die Königin Hortensia (Monstreuse de Bavay, Hy- bride de Lacken u. s. w.), die zum allgemeinen Anbau bis jetzt nicht empfohlen werden kann, da der Baum noch in zu wenigen Lagen sich hinrei- chend tragbar gezeigt hat. Die Frucht ist aber ausgezeichnet. Aus den Verhandlungen ist noch hervorzuheben, dass der Gutsbesitzer Kotzoll in Tempelburg bei Danzig die Eavenner Kirsche, welche so häu- fig mit der Königili Hortense verwechselt werde, durchaus verschieden sei und ebenfalls Empfehlung verdiene; der Kaufmann Behrens aus Lübeck hingegen konnte nicht umhin auf die Belle de Choisy aufmerksam zu machen, während der Re- gierungsratii Paalzow aus Weimar hervorhob, dass in Marienhöhe, der Landesbaumschule, eine Kirsche aus Samen erzeugt worden sei, die alle Beachtung erheische und auch von Sachkennern , denen man sie zugeschickt habe, in ihrer Güte erkannt sei. Sie führe den Namen: „Schöne von JMarien- höhe" und könne von der Weimar'schen Landes- baumschule abgegeben werden. Gutsbesitzer Siebenfreud ergrifl die Gele- genheit, darauf aufmerksam zu machen, dass nur Weichsel auf Weichsel veredelt, gedeihe, auf Süss- kirsche aber acht gemacht, nicht die gewünschten Früchte gebe. Einerseits wurde es zwar bestritten, andernseits aber nachgewiesen, dass die Unterlage stets einen grossen Einfluss übe und demnach aUe Beachtung verdiene. Superintendent Oberdiek ergriff hierauf von Neuem das Wort um die Pflaumen zu nennen, welche er empfehlen könne. 365 B. Pflaumen. I. Wahre Zwctsuhen. a. Blaue. Wangenheinis Frühzwetsche, Eugen Fürsts Frühzwetsche, Italienische Zwetsche, Grosse engliche Zwetsche, Hauszwetsche. b. Rothe. Violette Jerusalemspflaume, Rothn EieipHaume, Nienburger Eierpflaume, Ilartwiss' gelbe Zwetsche, Coes rothgefleckte Pflaume (Coesgoldendrop). II. Damascencnartigo Zwetschen. .a. Blaue. Violette Diapr^zwetsche, Grosse Zuckerzwetsche. 1. Reizensteiner gelbe Zwetsche. III. Zwetschenartige Damascener. a. Biaue. 1. Kirkes Pflaume. b. Gelbe. 1. Rangheris gelbe Mirabelle, 2. Weisse Jungt'ernpflaume, 3. Braunauer aprikosenartige Pflaume, 4. Merolds gelbe Reineclaude, Esperens Gold- pflaume. c. Grüne. 1. Durchsichtige Pflaum"e. 1. d. Bunte. Jeft'erson-Pflaume. IV. Wahre Damascener. a. liothe. 1. Rothe Frühdamascener, 2. Künigspflaume von Tours. b. Gelbe. 1. Gelbe Mirabelle, 2. Washington. c. Grüne. 1. Frühe Reineclaude (wohl die beste früheste Pflaume). V. Als ganz späte Frucht noch: (■Kochs gelbe ISpätdamascener, jwntons Kaiserin, rlVO( 1.]Do' IViolette Oktoberpflaume. Von Seiten des pomologischen Vereines in Prag wurden an Kirschen ausserdem noch empfohlen : 1. Die Podiebrader bunte Herzkirsche, 2. Elton-Kirsche, 3. Early Richmond, 4. Lauermanns Kirsche (Bigarreau Napoleon), .5. Büttners neue bunte Kirsche, (3. Troprichters schwarze Knorpelkirsche, 7. Schwarzbraune Knorpelkirsche. Was die Pflaumen anbelangt, so empfiehlt an neueren Sorten besagter Verein : 1. Die Montfort Pflaume und 2. die frühe Mirabelle, welche sich durch ihre grosse Tragbarkeit und frühe Reife auszeichnen. Ferner: 3. DoreH's grosse Frühzwetsche, 4. die violette Jerusalciuer Pflaume, 5. die aprikosenartige Pflaume, 6. Esperens Aprikosen-Pflaume. Da während der Verhandlungen Aprikosen und Pfirsische nicht zum Vorschlag kamen, theilen wir hier die Sorten mit, welche von Prag ebenfalls aus empfohlen werden: I. Aprikosen. 1. Abricot de Nancy, 2. Holub's Zuckeraprikose, 3. Mandelaprikose, 4. die Grosse frühe Aprikose, 5. die Königliche Aprikose, 6. Ranzlebens frühe Aprikose, 7. Ambrosia-Aprikose, S. Tourscr Aprikose (Albcrge de Tours). II. Pfirsische. 1 . Doppelte Bergpfirsiche (Montagne double), 2. Frühe Bergpfirsiche (Montagne precoce la grosse). 3. Grosse frühe Mignonne, 4. Frühe Purpurpfirsiche (Pourpree hative k grande fleur), 5. Frühe Peruvianerin, 6. Grosse Mignonne (Mignonne ordinaire), 7. die Galande, 8. die Rothe Magdalene (Madeleine rouge), 9. Schöne von Beauce (Belle Bausse), 10. Souvenir de Java. Es wurde zur 4. Frage übergegangen: Welche Tafeltrauben sind besonders zur Anpflanzung in den nördlichen Ge- genden Deutchlands für Mauern, aber ohne Glasbedeckung, zu empfehlen? Der Vorsitzende forderte den Stadtrath Thrän- hardt als Vorsitzenden des damit beauftragten Ausschusses auf, darüber zu berichten. Dieser ergriff demnach das Wort : Er habe die zu empfeh- lenden Reben, je nach ihrer Empfindlichkeit in 3 Abtheilungen gebracht und dann von den Ein- zelnen das Nähere angegeben; dadurch hoffe er der Aufgabe am Meisten zu entsprechen. 366 I. Für Pflanzungen, die keine besonders ge- schützte Lage haben, und für welche keine sorg- fältige Kultur des Bodens und der Behandlung aufgewendet werden kann, halte ich: I. den gcwöluilicheii Kothen Gutedel, 1. den gewöhnlichen Weissen Gutedel. '.]. den Blauen Portugieser (Oporto) und i. den Frühen blauen Champagner für sehr empfehlen swcrth. Diese Sorten geben gleichmässigcn, i-eichlichen Ertrag, sind nicht empfindlich in der Blüthe und leicht zu behandeln. Nur der Portugieser möchte wegen seiner starken , viel Mark enthaltenden Re- ben nicht, wie oft geschieht, zum Schutze j^egen Winterfrost niederzubeugen und mit Erde zu be- decken sein, weil dann zu häufig viel Fruchtreben brechen und verloren gehen. Das Einbinden in Stroh empfiehlt sich hier mehr. II. Für Pflanzungen, die geschütztere Lage und guten Boden haben, und wo auch eine sorg- fältige Kultur angewendet werden kann, empfeh- len sich : 1. Diamant-Gutedel, i. Muskat-Gutedel, :^. Pariser Gutedel, i. Früher Gutedel (Perle), .T. Seidentraube und 6. Precoce de Malingre. Der Diamant-Gutedel wird aber in zu trockenen Bodenarten nicht gut gedeihen; er leidet dann leicht in der Blüthe und bleibt im Wachsthume zurück. Er reift sehr früh, wird aber an W^ohlgeschmack sehr vom Muskat-Gutcdel übertroffen, der bei gün- stiger Lage auch noch früher, als der gewöhnliche Gutedel, reift. Der Pariser Gutedel reift auch etwas früher, als der gewöhnliche, ist durch die Form der Traube von diesem unterschieden, aber ebenso, wie der Muskat-Gutedel, etwas zärtlicher, als der gewöhnliche. Der frühe Gutedel (Perle) ist sehr dankbar, unterscheidet sich aber ausser durch etwas frühere iieife wenig vom gewöhnlichen Gutedel. Die Seidentraube und die Pr&oce de Malingre hielt ich längere Jahre für identisch, doch scheint die letztere ein gemässigteres Wachsthum, grössere Fruchtbarkeit und etwas frühere Reife zu besitzen. Beide Sorten gehören zu den besten Fruchttrauben. Die Seidentraube ist aber stark treibend und muss, wenn sie reichlich tragen soll, die zur Frucht- bildung eingeschnittenen Reben auf mehrjährigem, älterm Holze stehend haben. Die Jahresabschnitte scheinen wie ein Filtrum des Saftes zu wirken und die Fruchtbarkeit zu befördern. Die Trauben sind von kräftigem, weinigem Geschmacke, haben viel Mark und sind deshalb der Fäulniss nicht ausge- setzt; sie können lange am Stocke bleiben und den höchsten Reifegrad erreichen. Sie erlangen dann eine Bernsteinfarbe und ausserordentliche Süsse. III. Unter ähnlichen Verhältnissen, wie ad IL, sind noch zu empfehh n : I. der Frühe weisse Malvasier (frühe Leip- ziger), "2. der Rothe frühe Malvasier, 3. der Blaue Blussard, 4. der Dolcedo und b. der Frühe Burgunder. Der Frühe weisse Malvasier ist die früheste weisse Traube; er ist auch bei einer, oben bei der Seidentraube erwähnten Schnittbehandlung reich tragend , allein bei feuchter Herbstwitterung und der dünnen Hülse der saftreichen Beere leicht der Fäulniss ausgesetzt. Die Frühe rothe Malvasier ist starktriebig und will, wie die Seidentraube, geschnitten sein. Er trägt dann gut. reift auch zeitig, aber die Beeren haben mehr Mark als Saft; trotz eines grossen Zuckergehalts ist der Geschmack Vielen weniger angenehm. Das Ansehen der grossen Traube ist dagegen sehr schön. Der Blaue Blussard ist die vorzüglichste der grossbeerigen blauen Trauben. Er reift zeitig und hat einen vorzüglichen Geschmack. Allein der Stock ist zärtlich und leidet zwar in der Blüthe, indessen verdient er besondere Berücksichtigung. Der Dolcedo ist die schönste blaue Frühtraube. Nur deshalb muss er in nürdliclien Klimaten andern Sorten nachgestellt werden, weil er in ungünstigen Jahren leicht stielfaul wird, auch in der Blüthe leidet. Die Trauben sind bei glücklicher Ausbil- dung von ganz vorzüglichem Geschmacke und gros- ser Süssigkeit. Der Frühe Burgunder ist die früheste Sorte in der Reife, die wir besitzen. Er trägt auch recht gut, allein die Beeren und Trauben sind klein und dichtgedrängt ; sie haben ferner wenig Saft und sind von Wespen und Bienen so verfolgt , dass man sie selten bis zum höchsten Reifegrad hängen las- sen kann. Die Trauben sind süss, allein der Ge- schmack ist nicht erquicklich. Zu diesem Verzeichnisse zu empfehlender Ta- feltrauben hat später der Hofgärtner Karl F in- telmann am Neuen Palais noch eine Anzahl von Reben-Sorten zu nennen geglaubt, welche derselbe ebenfalls für unsere nordischen Klimate für passend hält. Es sind folgende: 1 . Fuhrman's blauer Malvasier, 2. Blauer Spanischer, 3. Weisser Portugiesischer, 4. Gebogene Cybebe, 5. Blauer Frankenthaler, 6. Rother Muacateller, 367 , 7. Gelber Muscateller, S. Grand Provenral h;itiv, H. St. Liiurent, lil. Gelber Smirnaer, I I. Früher von der Lahn, V2. Vanillen-Traube, IH. Lenne's Ehre, 14. Grüner Edling, 1.'). Blauer Kothstiel, 16. Grüner Belvcdere, Nro. lo bis IG. sind Sämlinge, welche Hoi'gärtner Karl Fintelmann selbst gezüchtet hat. Der Vorsitzende ergriff die Gelegenheit, um auf die 9. Frage zu kommen : Sind in den letzten Jahren rationelle Versuche über das Ringeln der O b s t - bäume und der Weinreben gemacht und welche Resultate hat man erlangt? Er freue sich, wenigstens in Betreff der Wein- reben, über erfreuliche Resultate berichten zu kön- nen und erlaube sich demnächst einige Trauben vorzuzeigen , unter denen geringelt worden sei. Der Hofgärtner Karl Fintelmann habe schon seit dem vorigen Jahre sich die Aufgabe gestellt, durch nach verschiedenen Richtungen hin angestellte Versuche zu bestimmten Resultaten zu gelangen und deshalb an einer und derselben Rebe , und zwar dicht über einander und unterhalb der Trau- ben geringelt und nicht geringelt. An den beiden Beispielen, welche vorgelegt wurden, war allerdings der Erfolg so schlagend, dass sich Jedermann von den Wirthcilen überzeugen konnte. Da wo unter den Trauben geringelt worden , waren die Beeren gross und süss, wo das Ringeln hingegen nicht gescliehen war, fand man die letztern noch sauer und zum Theile noch etwas härtlich, ausserdem aber auch natürlich weit kleiner. Der Vorsitzende theilte mit, dass er schon frü- her in der Wochenschrift über das Ringeln Mit- theilungen gemaciit habe. Es sei dieses zuerst im Frühlinge des vorigen Jahres geschehen (S. Wo- chenschrift, Seite 195). An besagter Stelle habe er zuerst seine Ansichten im Allgemeinen über diesen Gegenstand auseinander gesetzt und auch die Prinzipien darüber möglichst festgestellt. Alle, die sich für diesen Gegenstand interessiren, müsse er demnach auf die besagte Abhandlung verweisen. Später habe er noch zwei Mal (Seite '29.Ö und 391) über die vom liofgärtner Karl Fintelmann er- haltenen Resultate berichtet. Der letztere hatte im vorigen Jahre auch an Reben Ringelungen angestellt, die aus dem Süden stammen und bei uns wohl sehr gut in's Laub wachsen, aber in der Regel keine oder nur wenige Trauben hervorbringen. Der Erfolg war hier ausser- ordentlich, da alle geringelten Reben wenigstens ;) und I) Trauben besassen , die meisten der nicht geringelten hingegen unfruchtbar geblieben waren. Auf eine Einladung des Hofgiirtncrs Karl Fin- telmann (S. Seite '20S dieses .fahrganges der Wochenschrift) wurde auch von Seiten des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues am 1 U.Juli eine Exkursion nach Belvedere bei Sanssou(,'i ge- macht, um sich selbst von den Resultaten des Rin- geins bei den betreffenden Weinreben zu über- zeugen. Es war aber ferner auch in diesem Jahre bei solchen Reben geringelt worden, wo sich au den Trauben sogenannte Doppel wüchsigkeit zeigte. Nicht minder erhielt man hier augenscheinliche Erfolge, indem die einzelnen Beeren bei Trauben, unter de- nen geringelt war, ziemlich gleiche Grösse besassen, da hingegen, wo es nicht geschehen war, sich eine grosse Ungleichheit hinsichtlich der Grösse zeigte. Nach allem diesem möchte es wohl keinem Zweifel mehr unterliegen , dass das Ringeln bei spätreifenden, sowie bei doppelwüchsigen Reben, ebenso aber auch bei solchen, die bei uns nicht oder nur schlecht tragen, grosse Vortheile darbietet. Man kann deshalb nur wünschen, dass auch ander- wärts noch Versuche angestellt werden, um dadurch noch mehr die Prinzipien, unter denen es gelingt, feststellen zu können. Leider vermochte der Vorsitzende über Erfolge des Ringeins an Kern- und Steinobstbäumen gar nichts zu berichten, da keine Versuche vorlägen. Er bedauere dieses um so mehr , als man gewiss auch hier interessante Erfolge erwarten dürfe. Es sei vor Allem die Frage, ob man nicht dadurch, wenigstens bei Spalierstämmen, die Schmackhaftig- keit und Grösse der Früchte erhöhen könne? Im vorigen Jahrhunderte habe man auch bei Kernobst ausserordentliche Erfolge erzielt. Nicht weniger sei jedoch wissenschaftlich die Sache von grossem In- teresse. Es gebe noch immer Botaniker, welche einen absteigenden, durch die Blätter und grünen Theile hauptsächlich assimirbar gemachten Nah- rungssaft ableugnen ; nichts sei aber im Stande, den letzteren auf eine solche Art nachzuweisen, als grade das Ringeln. Er erlaube sich daher, nament- lich die Besitzer von Spalier-Anpflanzungen , auf- zufordern. Versuche anzustellen. Leider wisse man noch gar nicht recht, welche Zeit wohl am (ieeig- netsten dazu sei und müsse erst die Erfahrung uns Fingerzeige geben. \\'olle man auf die allgemeine Fruchtbarkeit eines Baumes aber einwirken, so möchte wohl die Zeit des ersten Safttriebes die- jenige sein, wo man zu ringeln habe. Die Ringe- lung selbst müsse in diesem Falle am alten Holze 368 geschehen. Anders verhalte es sich gewiss, wenn man auf die Ausbildung einzelner Früchte einen Einfluss auszuüben gedenke. In diesem Falle müsse es seiner Meinung nach nur an jungem Fruchtholze selbst geschehen ; die Zeit des zwiüten Safttriebes sei wahrscheinlich beim Kern-, die des ersten beim Steinobste die beste Zeit dazu. Es wäre wohl zu wünschen, dass alle diejenigen, welche Versuche künftig anstellen, der Redaktion der Wochenschrift darüber berichten wollten, damit die Resultate zur Kenntniss aller derer, welche sich für den Gegenstand interessirten, kämen. Er selbst wäre auch gern bereit, auf etwaige Anfragen so weit als möglich Auskunft zu geben. (Fortsetzung fol^t.") Heber die Kultur der Echinocystis lobata Tor. et Gr. und des Silybiini cbiiriiciim Coss. et Dur. Vom Inspektor C. Boucho im butanischen Garten bei Berlin. Wenn den Gärtnern neue Pflanzen als beach- tenswerth empfohlen werden, ist es mit seltenen Ausnahmen, wenn auch für den erfahrenen Gärtner nicht unbedingt nöthig, doch gewiss in vielen Fäl- len sehr willkommen, über die Behandlung solcher Pflanzen unterrichtet zu werden; mehr Wichtigkeit aber hat dieser Umstand für den Laien in der Gartenkunst. Leider wird oft nur die Kultuningabe mangelhaft angedeutet oder bisweilen als selbstver- ständlich ganz übersehen. Eine grosse Zahl von Pflanzen sieht man unter den verschiedensten Behandlungsweisen und wirk- lich bei oft sehr geringer Pflege fast gleich jint gedeihen, bei vielen andern aber ist oft ein kleiner Umstand, spätere oder frühere Aussaat, wärmerer oder kühlerer, trocknerer oder feuchterer Standort hinreichend, sie in einem vollkommenen Kultur- zustand zu versetzen oder sie im entgegengesetzten Falle krankhaft und kümmerlich zu haben. Man frage zur Bestätigung des Ebengesagten nur alte, praktische, beobachtende Gärtner und verfolge ihre Pflanzenaufstellungen in den Gewächshäusern durch mehre Jahre, so wird man finden, dass sie gewisse Pflanzen stets an einem und demselben Platze zu stehen haben, weil sie die Erfahrung gemacht, dass sich diese oder jene Pflanze an diesem oder jenem Platze am besten durchwintert und entwickelt. Jedes Gewächshaus, mag es so zweckmässig wie möglich gebaut sein, bietet für gewisse Pflanzen ganz vorzüglich gute und auch schlechte Stand- örter dar. Die Kunst, den geeignetsten Standort für eine Pflanze zu ermitteln , ist die Aufgabe je- des Gärtners; die richtige Wahl des Standortes ist ein sehr wesentlicher Theil der Kunst des Kulti- vateurs. Hierzu kommt noch, dass der Platz auch dem Vegetationszustande jeder Pflanze angemessen gewählt sein muss. Wer diese Umstände berück- sichtigt, wird auch einsehen, dass es nicht möglich ist, Sammlungen lebender Pflanzen, gleich denen eines Herbariums, in einer systematischen Reihen- folge aufzustellen. Zu dieser Darlegung würden leicht noch viele, durch praktische Gärtner leicht zu bestätigende Dinge hinzuzufügen sein; indessen es würde zu weit führen; man entschul- dige diesen Abweg von dem eigentlichen Thema und erlaube mir dahin zurückzukehren, und die Kulturen der beiden obengenannten, in der Wochen- schrift No. 41 und 42. empfohlenen Pflanzen hier mitzutheilen. Echinocystis lobata ist dem Anscheine nach eine Kletterpflanze, die gleich der wilden Gurke allentljalben wächst, jedoch verlangt sie mehr Sorgfalt, denn sie gedeiht am besten in recht locke- rem, warmem Boden. Die Samen müssen, wenn sie keimen sollen, den AVinter hindurch in feuchter Erde, am besten im Freien, aufbewahrt werden; säet man sie im Frühlinge, nachdem sie trocken aufbewahrt wurden, aus, so keimen sie weder im kühlen, noch im warmen Mistbeete, selbst das Anschneiden der Samen hilft nichts. Bei einigen derselben blieb sogar die gänzliche Entfernung der Samenschale erfolglos und die Samen liegen noch jetzt unverändert in der Erde. Um die Pflanzen beliebig versetzen zu können, pflanze man sie, nachdem sie im Freien aufgegangen sind, einzeln in Töpfe und stelle sie tS — 1 4 Tage unter Fenster, damit sie schneller anwachsen. Silybum ebürneum ist eine sehr schöne Blattzierpflanze, die den meisten Effekt auf einem sonnigen Rasenplatz einzeln stehend macht. Sie gedeiht am besten in massig nahrhaftem, nicht feuch- tem, aber tief gelockertem Boden; in fettem wächst sie zwar üppiger, verliert aber die weissen, binden- artigen Flecken der Bliitter fast ganz. Da sie lange Zeit bis zur Blüthe bedarf, so muss man sie schon Anfangs März in Töpfen, die man dicht unter die Fenster eines temperirten Hauses stellt, aussäen und die Sämlinge bald einzeln in 3 — 4 Zoll weite Töpfe piquiren, um sie Mitte Mai, nachdem sie in einem kalten Kasten abgehärtet worden sind, an den Ort ihrer Bestimmung auspflanzen zu können. Verlavr von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstrasse 16. Druck von J. ¥. Starcke in Berlin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Kiinigiicli Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl Bioch. Ji 47. Berlin, den 22. November 1860. Preis des Jahrcranges ö| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Waldreben der Gärten (Clematis und Aträgene). — Die 3. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüse- züchter vom -2. bis 7. Oktober (Schluss). Sonntag, den 25. November, findet um die gewöhnliche Stunde im Englischen Hause (Mohrenstrasse Uro. 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. Nach dem Schlüsse der Verhandlungen (2 Uhr) ein gemeinschaftliches Mittagsessen. Die Waldreben iler Giirteu (Clematis und Aträgene). Eine monographische Skizze. Wir erhielten vor einigen Wochen aus der Han- delsgärtnerei von Moschkowitz und Siegling in Erfurt eine Waldrebe aus dem Himalaja, Cl. Buchananiana DC, mit dem Bemerken, dass dieselbe bei uns sehr gut aushalte und gleich meh- rern andern Arten dieses Geschlechtes zum Ueber- ziehen von Lauben, Staketen u. s. w. ausserordent- lich passend sei. Es unterliegt auch keinem Zweifel, dass C 1. Buchananiana DC eine sehr interessante Liane darstellt und demnach auch zu den empfeh- lenswerthen Pflanzen gehört, welche in der Neuzeit eingeführt worden sind. Es gilt aber auch von andern Arten dieses umfangreichen Geschlechtes, die zum grössten Theile Schlingpflanzen oder Lia- nen sind und in der Farbe, so wie in der Beschaf- fenheit der Blüthe, so viel Mannigfaltigkeit darbie- ten, dass sie, namentlich in grösseren Anlagen, sehr gut verbraucht werden können. Eben dieses soll uns Gelegenheit geben, die in den Gärten und Gewächshäusern befindlichen Arten zusammen zu stellen und mit Diagnosen zu versehen , damit Je- dermann sich selbst leicht zurecht finden kann. Sind auch die Namen der Waldreben keineswegs in solcher Verwirrung, wie es in manchen andern Geschlechtern der Fall ist , so kommen doch hier und da Verwechslungen vor. Der Name Clematis wurde schon von den Griechen, «aber erst in der Zeit der römischen Kaiser, für niederliegende Pflanzen, und zwar von dem gros- sen und kleinen Wintergrün (Vinca major und minor), gebraucht und ist das Verkleinerungswort von Klema (xX7||j.c(), was die Weinrebe bedeutet. Als eine an- dere Sorte Clematis ( -/.kr^^xa-''.: stioot) scheint aber schon Dioscorides Cl. ViticellaL. verstanden zu haben, während nach dem Engländer S ib thorp, der sich speciell mit der griechischen Flor beschäf- tigte und diese betreuend ein Prachtwerk hei-aus- gegeben hat, die Clematitis desselben Autors dagegen für Cl. cirrhosa L. hält. Ln 16. Jahrhunderte gebrauchten die damaligen Botaniker Clematis und Clematitis für unsere Wald- reben und nannten dagegen den Wintergrün wecren seiner hai-ten und im Winter ausdauernden Blätter Clematis daphnoeides (d. h. lorbeerartige Cl.). Spä- ter wurde der Name von Reisenden in Amerika auch auf andere rankende Pflanzen übertragen, und zwar zunächst auf Passionsblumen, dann auf Bigno- nien und endlich auch auf den nordamerikanisch'^n Älondsamen (Menispermum). Tournefort bedient sich der Bezeichnung Clematitis für unsere A^^lld- reben als Genus-Name, während Linne und alle spätem Systematiker dafür das einfachere Wort Clematis gebrauchen. 47 370 Linn^ unterscheidet einige grossblühende und mehr auf den Boden liegende Arten, wo ausser der eigentlichen Blüthenhülle noch kleine Blumenblätter vorhanden sind, und bildet für diese ein besonderes Genus, was er Aträgene nennt. Unter diesem Namen versteht Theophrast aber ein unbestimm- bares Gehölz, was jedoch Clusius für unsere ge- meine Waldrebe (Cl. Vitalba) hält, gewiss aber eine andere PHanze darstellte. Letzterer nennt sie deshalb Atrsigene Theophrasti. Theophrast schreibt jedoch Athragene. Einige Botaniker betrachten übrigens, wie der ältere De CandoUe, Aträgene nur als Subgenus von Clematis, während andere, wie Persoon, die Arten des Subgenus Cheiropsis dagegen zu Aträgene bringen. Die Waldreben bilden wegen ihrer gegenüber- stehenden Blätter eine eigenthüniliche Abtheilung der Hasenfuss- Pflanzen oder Kanunculaceen und ranken fast sämmtlich oder haben wenigstens doch, wie bei Cl. recta, eine Neigung zum Ranken; unter gewissen Umständen ranken sie auch wirk- lich. Nur sehr wenige, wie Cl. integrifolia L., tubulosa Turcz. und einige andere ranken gar nicht. Sie scheinen über die ganze Erde verbreitet zu sein, konzentriren sich jedoch in der gemässig- ten Zone der nördlichen Erdhälfte, vor Allem aber in den wärmern Ländern derselben, sowie in Nord- amerika, nächstdem aber auf der südlichen Erd- hälfte in Neuseeland am Meisten. In den heissen Ländern sind sie am Wenigsten verbreitet und kommen dann mehr in den höhern und gebirgigen Gegenden vor. Was die Verbreitung anbelangt, so wächst von den gegen 150 bis jetzt beschriebenen Arten des Geschlechtes Clematis, von denen sich später doch manche nur als Formen nachweisen würden und in Betreff vieler Himalaja- Arten auch bereits nach- gewiesen ist, wohl die Hälfte in der nördlichen gemässigten Zone, während IS in Neuseeland und in Neuholland vorkommen. Auf Java sind 8 beob- achtet worden, auf Madagaskar und den Maskarenen 6, auf der gegenüberliegenden Ostküste I, auf der Westküste Afrika's hingegen H, im Süden H oder 4, endlich in Abyssinien 4. Aus Mexiko und Gua- temala kennen wir 8, aus Peru und dem übrigen daran gränzenden Hochlande 6; eben so viel aus Brasilien und Buenos-Ayres , so wie wiederum 6 aus Westindien. Uie Zahl der Atragenen ist weit geringer und beträgt nur H, vielleicht I) Arten, die in den Alpen, in Sibirien und in Nordamerika vorkommen. I. Clematis L. Betrachten wir zuerst die in den Gärten vor- kommenden Arten von Clematis etwas näher. Man bringt sie am Besten in 4 Gruppen, von denen die kleinste die krautartigen und nicht rankenden ein- schliesst. Mit sehr wenigen Ausnahmen haben alle übrigen mehr oder weniger zusammengesetzte Blät- ter. Die Zahl der Arten, wo unterhalb der Blüthe noch ein Hüllkelch vorhanden ist und welche das Subgenus Cheiropsis darstellen, ist ebenfalls nicht gross. Es gilt dieses auf gleiche Weise von denen, wo die breitgedrückten Früchte, die Ache- nien, wohl oft behaarte, aber nicht gefiederte Ver- längerungen an der Spitze haben. Diese bilden das Untergeschlecht Viticella. Die bei Weitem grösste Menge sind Arten, wo die Früchte in eine lange, durch kürzere oder längere Haare gefiederte Borste auslaufen und welche das Subgenus Fläm- mula darstellen. Am Besten theilt man diese wiederum in solche mit kleinen gelben oder weis- sen Blüthen, welchfe grosse Rispen bilden , und in solche, wo die einzelnen oder gabelförmig stehenden Blüthen gross sind und vorherrschend eine blaue und violette Farbe besitzen. A. Die krautartigen (Herbaeeae). 1. Cl. integrifolia L.: Folia sessilia, ovato- oblonga, acuta, trinervia; Flores magni, longe pe- dunculati, solitarii aut terni, violacei ; Sepala mar- gine griseo-tomentosa; Acheniorum cauda longis- sima, argenteo-plumosa. Wächst in den Donauländern westlich bis zur bayerischen Gränze und breitet sich dann durch ganz Russland bis zum Altai aus, südlich hingegen bis zum Kaukasus. Sie kommt mit gi'össern und kleinern Blüthen, so wie mit schmälern und kleinern Blättern vor. Neuerdings ist sie wiederum unter dem Namen Cl. Hartwegi eingeführt worden. In den Gärten befindet sie sich bereits seit dem Ib. Jahrhunderte, wo Clusius, die Gebrüder Bau- hin und Lobcl ihrer schon gedenken. J. Cl. ochroleuca Ait.: Folia subsessilia, ovato-oblonga. acuta, subtus argentea ; Flores magni, longe pedunculati, solitarii aut terni, ochroleuci; Sepala extus argenteo-tomentosi; Cauda longissima, argenteo-plumosa. In den östlichen Staaten Nordamerika's von New-York bis Georgien. Scheint wiederum aus den Gärten verschwunden zu sein , da sie uns le- bend in den letzten Jahren nicht wieder vorgekom- men ist. H. Cl. tubulosa Turcz.: Folia petiolata, gla- bra, trisecta aut trifoliata; Foliola rotundato-ovata, crenata, crenis dente brevissimo, duro coronatis, medium petiolatum ; Flores axillares, fasciculati, violacei. In der Mongolei und wahrscheinlich in ganz Centralasien verbreitet, daher in den Gärten auch 371 als Cl. monorolica und tubulosa verbreitet. Sie wird diücisch ancreofeben. In den uns vorliesrenden Exemplaren sind jedoch zaliliciche Pistille mit i'ede- rigem Griffel vorhanden; ob diese jedoch fruchtbar sind, lässt sich nicht sagen, da die Pllanze, welche sich übrigens auch auf Rasen und Rabatten sehr gut ausnimmt, spät blüht und deshalb auch nie Früchte ansetzen kann. i. Cl. songarica Bge (Gebleriana Bong., Gebleri Hort.): Folia petiolata, glabra, lineari-elli- ptica, basi cuneata, dentato-serrata, interdum basi incisa; Flores paniculati, sepalis lato-oblongis, albis. Im südlichen Sibirien, hauptsächlich in derSon- garei und wahrscheinlich sieh tiefer in das Hoch- land Central -Asiens hineinziehend. Es ist eine hübsche Staude, welche bald aulrecht steht, bald auch darnieder liegt. Einen besondern gärtnerischen Werth hat sie allerdings nicht. Durch die ganzen Laub- und durch die sehr breiten Blumenblätter unterscheidet sie sich leicht von der nächsten. f). Cl. recta L. (erecta DC): Folia pinnata, pifinis heteromorphis, glabris , petiolatis, integris; Flores paniculati, sepalis oblongis, albis, extus mar- gine pubeseentibus. Eine fast in ganz Europa östlich bis an den Ural wachsende Staude, die südlieh selbst noch bisweilen jenseits des Kaukasus vorkommt. Es scheint eine sehr veränderliche Pflanze zu sein, da die Blättehen bald sehr schmal und klein, bald ziemlich gross und breit, selbst herzförmig vor- kommen. Der Stengel steht bisweilen steif- auf- recht , bisweilen ist er schwach und die Zweige haben selbst die Neigung zum Ranken, besonders in der Nähe anderer Pflanzen. Auch der Blüthen- stand bildet bald eine grosse, ii-theilige Rispe, bald mehr eine Traubendolde. Im letztern Falle sind die Blüthen grösser und die Zahl der Blumenblät- ter beträgt mehr als 4, meist (J, 7 und S. Diese Form, wo dann auch die Blätter grösser sind, kommt hauptsächlich in den Steppen RussLmds vor und wurde von Besser als Cl. lathyrifolia be- zeichnet. Eine sehr ähnliche Form, wo die Blätt- chen herzförmig sind, aber die Blüthen kleiner sein sollen, hat Wenderoth Cl. stricta genannt. In dem botanischen Garten werden eine Menge For- men unter verschiedenen Namen gezogen, die alle aber einer und derselben Art angehören. Die mit grossen, aus li bis S Blumenblättern bestehenden Blüthen, welche zu gleicher Zeit eine mehr dolden- traubige und arme Rispe bilden, haben wir häufig unter dem Namen Cl. hexapetala gefunden, die man sonst zur nächsten Art zu stellen geneigt ist. Sie ist es, welche von allen Formen am Meisten zu empfehlen ist. Sie kommt selbst bisweilen mit so wenig Blüthen vor, dass sie der Pallas'schen Cl. hexapetala nahe steht und sich von dieser durch breitere Laub- und durch auf der Rückseite nicht wollige Blumenblätter unterscheidet. (Fortsetzun;; lul|:!t.) Die dritte Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter vom 1. bis 7. Oktober. (Schluss.) Nach Erledigung der pomologischen Frage hielt es der Vorsitzende. Professor Koch , für nothwendig, noch einige das Gemüse betreffende Fragen zu er- ledigen, und zwar um so mehr, als die Abend- sitzungen an und für sich dafür bestimmt seien. Er ging deshalb zur 5. Frage über: OD o Wie kann am Besten der Degeneration der einzelnen Sorten vorgebeugt wer- den? Da Niemand zur Einleitung dieser Frage das W^ort ergriff, glaubte der Vorsitzende sie selbst etwas näher erörtern zu müssen. Zu keiner Zeit seien so viel Klagen über Degenerationen unserer gewöhn- lichsten Gemüse laut geworden, als seit den letzten lü Jahren und doch baue man jetzt, wie bereits schon in einer der frühern Sitztmgen hervorgehoben sei, vorzügliches Gemüse; anderntheils sehe man aber allerdings auch, besonders in kleinern Städten, sehr schlechtes. Frage man nach den Ursachen, so heisse es immer, die Gemüse seien nach und nach von selbst so schlecht geworden. In manchen Ge- genden habe man sich allmählig so sehr daran ge- wöhnt, dass man gar kein Verlangen nach Besserem mehr habe. Unsere meisten Gemüse-Sorten stellen Erzeug- nisse der Kunst dar und wurden erst im Verlaufe der Zeit so jjut, wie wir sie jetzt zum grossen Theile haben. Die Pflanzen, welche sie liefern, seien leider zum allergrössten Theile nicht ausdau- ernde, am Wenigsten holzige Gewächse, die man beide aber nur allein auf ungeschlechtlichem Wege vermehren und so die Sorte, d. h. die einmal von der Natur angelegte Abweichung von dem ursprüng- lichen Typus, sich erhalten könne; die Vermehrung könne deshalb bei unserem Gemüse meist nur ein- zig und allein durch .Samen geschehen. Es mache sich nothwendig, dass man zur Samengewinnung sich diejenigen Exemplare auswähle, welche am Meisten nicht den Typus der natürlichen Pflanze, wie sie wild und ohne Zuthun des Menschen wächst, sondern den derjenigen Form, welche man wieder zu erhalten wünsche, besitzen. Man habe in diesem Falle wenigstens am Meisten die Hoffnung, dass man am Leichtesten zuin Ziele gelange. Seien erst mehre 372 Generationen einer und derselben Abweichung der Reihenach auf gleiche Weise hervorgegangen, so werde auch die Neigung zu dieser Umgestaltung habituell und die Form erhalte sich leichter. Da- her erkläre es sich, warum neue Gemüse-Sorten auch am Leichtesten zurückschlagen, ältere dagegen in der Aussaat konstanter bleiben. Ein Hauptgrund der häufigen Degenerationen liege darin, dass man bei der Samengewinnung nicht die nöthige Sorgfalt auf die Auswahl der dazu zu benutzenden Pflanzen-Exemplare verwende und will- kürlich die ersten besten Pflanzen benutze, am Lieb- sten sogar oft solche, die sonst als Gemüse gar nicht, oder nur schlecht zu verwerthen seien. Da dieser Gegenstand übrigens schon bei Beliandlung der ersten Frage zur Sprache gekommen (S. Seite 'M'l) und auch im Protokolle aufgenommen sei, brauche das dort Gesagte hier nicht wiederholt zu werden. Nicht weniger trage aber, wie besonders der Garteninspektor Jühlke von Neuem nicht genug hervorheben zu können glaubte, eine richtige Aus- wahl des Bodens zur bessern Erhaltung einer be- stimmten Sorte bei. Auch hierüber sei übrigens schon in der 3. Sitzung gesprochen. Wie sehr die Lokalität bedinge, sehe man daran, dass bestimmte Gemüse-Sorten auch nur an bestimmten Orten die Eigenthümlichkeiten erhalten, wodurch sie sich aus- zeichnen. Es ist scheinbar oft eine Kleinigkeit, ein grösserer Gelialt irgend eines nähern Pflanzenstoffes, bald von Eiweiss, bald von Stärkmehl oder Zucker, oder grade die Art und Weise der Verbindungen dieser Stoße unter einander und mit Salzen, von dem die Güte des einen oder andern Gemüses ab- hängt. Es gilt dieses hauptsäcldich von den Wur- zelgemüsen, von allerhand Rüben, von Kartoffeln u. s. w. Man brauche nur an die Teltower Rüb- chen bei Berlin oder an die Rübe von Freneuse bei Paris zu erinnern, die nirgends in der Weise gedeihen, als an ihren bestimmten Lokalitäten. Bei der Kultur der Teltower Rübchen ist das Terrain so beschränkt, dass oft nur wenige Schritte davon diese nicht mehr dieselbe Güte besitzen. Um zu erfahren, worauf es ankomme, müssen von den Männern der Pi-axis und der Wissenschaft vielseitige Erfahrungen angestellt werden. Hier sei dem Agrikultur- Chemiker ein Feld gegeben, wo er sich bewegen könne, um nach Resultaten zu su- chen. Leider ist aber zu diesem Zwecke noch gar nichts geschehen. Um so mehr sei es aber zu wünschen, dass vor Allem die chemischen Statio- nen, die jetzt in grösserer Anzahl vom Staate ein- gerichtet sind, sich dergleichen Aufgaben um so mehr stellen, als auf diese Weise eher Resultate zu erlangen sein möchten, als ausserdem. Endlich muss man vermeiden. Pflanzen, welche man zur Samengewinnung benutzen wolle, neben andere Sorten zu bringen , die zu derselben Art gehören, vielleicht sogar sich nur durch sehr un- wesentliche Merkmale unterscheiden. Wirkt der Blu- menstaub der letztern auf die Befruchtung der erstem, so kann man sicher sein, Samen zu erzie- hen, welche schlechte Pflanzen liefern. Auch hier- über sei schon in der ?i. Sitzung gesprochen und könne man, insofern nichts Neues gesagt werden sollte, zur nächsten, eigentlich damit zusammen- hängenden Frage übergehen. iNIan brachte nur noch die Erfahrung zur Kennt- niss, dass alle Gemüse aus der Familie der Körb- chenträger oder Kompositen am Wenigsten geneigt seien, sich unter einander zu kreuzen. Es habe dieses seinen natürlichen Grund darin, dass der Bau der Staubbeutel bei den Pflanzen der genann- ten Familie der Art sei, dass Blumenstaub nicht leicht verfliegen und selbst nicht gut von Bienen übertragen werden könne. Die sechste Frage lautet: In wie weit ist Wechsel der verschiede- nen Arten auf einem und demselben Bo- den, Wechsel der Sorten und ^V'echsel des Samens noth wendig? Wenn eine und dieselbe Pflanze — und das gilt ganz besonders von ein - und zweijährigen Pflanzen , welche am iMeisten für die Dauer im Boden wählerisch sind — längere Zeit auf einer und derselben Stelle angebaut wird, so werden die in dem Boden enthaltenen Stoffe, die zur Nahrung dienen oder nur aufgenommen werden sollen, mit der Zeit weniger und zuletzt ganz und gar verschwin- den. Die Pflanzen oedeihen zuletzt nicht mehr. Auf diesem sehr gewichtigen Umstände beruht auch in der Landwirthschaft der sogenannte Fruchtwechsel. Es erhoben sich jedoch für die Nothwendigkeit des Wechseins des Bodens, wenigstens für ein und dasselbe Gemüse, allerhand Zweifel. Ganz beson- ders wiess der Kunst- und Handelsgärtner Demm- 1er es für die Umgegend von Berlin nach, wo man seit vielen Jahren immer dasselbe Gemüse auf dem- selben Boden ziehe und trotzdem ausserordenthche Erträge erzieh , wie er sie bei stetem Bodenwech- sel nie gefunden. P^r wolle nur die ungeheuren, einige 3U Pfund wiegenden Kohlköpfe erwähnen, welche in der Ausstellung vor dem KroU'schen Etablissement vorhanden und von einem Rixdorfer Bauer auf derselben Stelle gebaut seien, wo es schon seit 'JO Jahren geschehen. Er müsse noch hinzufügen, dass der ursprüngliche Boden daselbst der erbärmlichste Sand sei, den man nur in der Umgi-gend Berlins irgend wo finden könne. Bei Sanssouci , so wurde von anderer Seite berichtet, 373 baue man ebenfalls seit länger als '10 Jahren die- selbe Sorte Kartofl'eln auf demselben Boden und erhalte stets grosse Erträge. In Erfurt baue man ferner noch länger Blumenkohl und Sellerie so vorzüglich, als er kaum an einem andern Orte ge- funden werde, Jahr aus Jahr ein an derselben Stelle. Von anderer Seite, besonders von dem Hof- buchdrucker Hänel, wurde jedoch das Gegentheil nachgewiesen, und zwar zunächst für die Umgegend von Matjdeburg, wo die Kunkelrüben-Zuckerfabri- kanten sich jetzt in sehr grosser Verlegenheit be- finden, weil die Kunkelrüben nicht mehr recht ge- deihen wollen. Die Fabrikanten sehen sich orenöthigt, mit ihren Kuben- Anpflanzungen immer weiter von Magdeburg sich zu entfernen und besonders nach solchen Orten zu gehen, wo bis jetzt noch kein Rübenbau getrieben sei. Die von der Gegenseite aufgeführten Beweise, dass sich Gemüse viele Jahre lang an demselben Orte ohne Degenirung anbauen lasse, möchten doch am Ende nicht ausreichen. Es betreÖe dieses ganz besonders die Berliner Gemüse- zucht. Man treibe diese allerdings in der Regel viele Jahre hindurch stets an derselben Stelle ; man möge aber bedenken , wie der Boden dabei be- arbeitet werde und wie viel Zusätze er erhalte, so dass eigentlich jedes Mal, wenn im Frühjahre junge Gemüsepflanzen eingesetzt werden, der Boden, in dem es geschehe, keineswegs mehr der sei, der er im vorigen Herbste, wo man das vorjährige Gemüse herausnahm, gewesen. Die Rixdorfer Kohlköpfe verdienten alle Beachtung; sie seien aber wohl nicht im Berliner Sande gewachsen , sondern man hätte aus den düngenden Abwürfen der grossen Residenz sich einen Boden gebildet, in dem der Berliner Sand nur das Medium dargestellt habe. Wie man in der Medizin einige wirksame Tropfen in ein Löffel Wasser thue, um eine Wirkung zu erzielen, so vermische man etwas von der Quintessenz der Berliner Dunsstoäe mit dem Sande aus gleichem Grunde. Man müsse ferner auf das Rijolcn des Bodens ein grosses Gewicht legen. Kijole man oft und gut, 80 sei allerdings bisweilen dadurch ein Wechsel nicht nothwendig. Es gelte dieses vor Allem von dem sonst wenige lösliche Salze und überhaupt Nahrungsstoffe enthaltenden Berliner Sand, der aber das Kegenwasser, was mancherlei für die Pflanzen brauchbare Stoffe mit sich führe, durchlasse und diese nach unten führe. Durch das Rijolen kom- men aber diese nach üben und damit den Pflanzen zu Gute. Was den zweiten Theil der Frage: „Wech- sel der Sorten und Wechsel des Samens'" anbelange, so gelte dieses vor Allem von den Ge- müse-Sorten, welche von bestimmten lokalen Be- dingungen mehr oder weniger abhängen. Diese lokalen Bedingungen sind zunächst an andern Orten unvollkommen vorhanden und verlieren sich natür- lich da, wo sie in weit geringerem Grade auftreten, auch schneller ; die davon abhängigen Pflanzen wer- I den daher schon in der kürzesten Zeit in ihrer eigenthümlichen Entwickelung beschränkt und gehen rasch zurück. Man sehe sich schon zeitig gezwun- gen, die Samen, Knollen u. s. w. aus den Gegen- den, wo die Pflanzen besonders gut gedeihen und daher an die dortigen lokalen Verhältnisse gebunden sind, kommen zu lassen. Bei den Gemüsen, welche auf ungeschlecht- liche Weise sich vermehren lassen, wie z. B. bei den Kartoffeln , hat man ferner oft die Erfahrung { gemacht, dass diese in den ersten Jahren ihrer Kultur nicht allein ausserordentliche Erträge lie- ferten , sondern sich diese auch hinsichtlich ihrer Güte auszeichneten. Doch wurden die ersteren in kürzerer und längerer Zeit geringer; die Güte nahm ebenfalls ab. Man sah sich zuletzt gezwungen, die Sorte ganz und gar aufzugeben und eine neue an- zubavien, mit der es alsbald vielleicht grade so ging. Die Ursachen mögen wohl, zum Theil wenigstens, ebenfalls darin liegen, dass die Stoffe, welche grade zur Erzielung der die Sorte bedingenden Eigen- thümlichkeiten nothwendig waren, allmählig abnah- men. Wechsel der Sorten ist demnach bei allen Gemüsen, die sich ungeschlechtlich vermehren las- sen, ebenfalls anzuempfehlen. 6. Sitzung am Ö. Oktober, Vormittags 10 Uhr. Der Vorsitzende, Professor Koch, forderte den Hofgärtner Maurer auf, die Stachel-, Johan- nis- und Himbeeren zu nennen , welche einer wei- teren Verbreitung werth wären und deshalb allge- mein empfohlen werden könnten. Derselbe nahm deshalb das Wort. Seit vielen Jahren beschäftige er sich hauptsächlich mit der Anzucht der Beeren- sträucher und lasse sich aus allen Ländern stets die Sorten, welche neu gezüchtet und angepriesen würden, kommen, um dieselben selbst zu prüfen. Damit sei er noch keinesweijs immer zufrieden ge- Wesen, sondern er habe sich mit Männern, die eben- falls in der Beerenzucht Erfahrungen gesammelt, in Verbindung gesetzt, um auch deren Urtheil ent- gegen zu nehmen. Nach seiner vollen Ueberzeugung reiche eine kleine Anzahl von jeder Sorte für den Liebhaber hin ; da die Vorschläge hauptsächlich diesem gelten sollen , so erlaube er sich demnach folgende zu machen, bemerke jedoch, dass er auch die Nummer, welche die Sorte in seinem Verzeich- nisse habe, zu gleicher Zeit nennen werde. 374 I. Stachelbeeren. a. Kuthe. 1. Jolly Miner Greenhalgh's (Nro. '1), '1. Alicante (Nro. '2ö), 3. Rockwood Prophet's (Nro. 68). b. Grüne. 4. Smiling beauty Beaumont's (Nro. 1), 5. Esmeralda (Nro. (iPi), 6. Jolly Anglers (Nro. 224). c. Gelbe. 7. Smooth yellow Ranzlebeu's (Nro. 15), 8. Yellow Lion Ward's (Nro. 27), 9. YeUow Eagle (Nro. 48). d. Weisse. IL). Queen Mary Morri's (Nro. 21), 11. Shanon Hopley's (Nro. 1U5), 12. Primerose Unsworth's (Nro. 158). II. Johannisbeeren. a. Rothe. 1. Holländische ächte grosse (Nro. 2), 2. VersaiUaise (Nro. S), 3. Du Caucase (Nro. 6,. b. Weisse. 4. Holländische grosse (Nro. 16). c. Rosa- oder fleischfarbige. 5. Holländische grosse (auch hellgelbe genannt). m. Himbeeren. a. Rothe. 1. Fastolf, 2. Vorster's grosse. b. Gelbe. 3. Grosse Antwerpener. c. Mehrmals tragende rothe. 4. Merveille des quatre saisons rouge. d. Mehrmals tragende gelbe. 5. Merveille des quatre saisons blanc. Ministerialrath v. Trapp glaubte auch seiner- seits auf die empfohh^nen Beeren-Sorten für Lieb- haber aufmerksam zu machen ; nur eine Stachel- beere vermisse er: Great Farmer. Die Beerenzucht habe leider noch keineswegs die Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, welche sie verdiene; und doch hätten die genannten 3 Arten nicht allein in diätetischer, sondern auch in medizinischer Hinsicht eine grosse Bedeutung. Möchte die dritte Ver- sammlung deutscher Pomologen zur Beerenzucht einen neuen Anstoss gegeben haben ! Der Vorsitzende legte hierauf eine Reihe Ver- edlungen von Kern- und Steinobstfriichten, so wie von Rosen, vor, welche der Kreisgerichts-Offizial Schamal in Jungbunzlau eingesendet hatte, und machte auf deren Vorzüglichkeit aufmerksam. Es waren : A. Im Mai 1860 gekeimte und piquirte Säm- linge von der stärksten und mittleren zur Zimmer- kopulation geeigneten Gattung, und zwar Aepfel-, Birn-, Pflaumen-, Schlehdorn- und Rosensämlinge, je zu 10 Stücken. B. Einjährige Edelstämmchen, welche sämmt- lich (mit wenigen bei den betreffenden Stämmchen bemerkten Ausnahmen) auf die im Mai 18.i9 ge- keimten und piquirten Sämlinge theils schon im Herbste 18.59 okulirt, theils aber erst im Frühjahre 1860 kopnlirt worden, daher sämmtlich seit deren Entwickelung aus dem wilden Samen bis zum heu- rigen Herbste als zweijährige, eigentlich aber nur 17 Monate alte Bäumehen zu betrachten sind. C 23 Rosen-Edlinge, und zwar: 4 Zimnier- kopulanten in Buschform, 15 hochstämmige und 4 Theerosen in Töpfen, ausserdem noch 2 vertrock- nete Rosenokulauten von 30 Stücken, die heuer im Frühjahre aus einem renommirten ausländischen Etablissement bezogen waren, die jedoch nach ihrer Auspflanzung in die Rabatten bis auf 6 Stück alle eingegangen sind. Die Ursache des Nichtfortkom- mens ist sichtlich in den alten wilden Rosenunter- lagen, die in den nur spärlich befaserten , unförm- lichen und häufig; ano-efaulten ^A luzelknorren ihren nahen Tod schon aus dem Walde mitgebracht hal- ten, zu suchen. Der Kreisgerichtsoffizial Schamal hatte schon zur zweiten Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter einige Veredlungen ein- gesendet, welche ihres vorzüglichen Wurzelvermö- gens halber ganz allgemein die Aufmerksamheit der Anwesenden in Anspruch nahmen. Grade diese Stämmchen legen lautes Zeugniss ab, wie sehr man alle Ursache hat, auf die Anzucht die grösste Sorg- falt zu verwenden. Leider ist das aber in vielen Baumschulen , wo man nur allein den Vei-kauf im Auge hat , nicht der Fall. Daher die vielen und gerechten Klagen der Käufer. Aber grade die erste Behandlung wirkt am Meisten ein. Der Kreis- gerichtsoffizial Schamal hat selbst 5 Punkte auf- gestellt, die wohl verdienen, zur Kenntniss zu kom- men. In Betreft der 2 Rosen-Okulanten, wo man die Stämnichen aus dem Walde geholt hatte, er- laubte sich der Vorsitzende ganz speciell auf eine \'ergleichung mit aus Samen erzogenen Stämmchen aufmerksam zu machen. Ein solches Wurzel- Ver- mögen, wie aus Samen erzogene Pflanzen , können solche Stämme, die man von Wildlingen abnimmt, — es gilt dieses auch bei Pflaumen — nie erhalten. Die 5 Schamal'schen Punkte sind: 375 1 ) Die piquirten Sämlinge sind wegen ihrer schön geregelten und reichlich verzweigten Wurzel- kronen zur Auspflanzung am tauglichsten. 2) Bei gehöriger Isolirung der einzelnen Pflänz- linge und Beseitigung aller Nebengewächse hat der Baumzüchter das Wachsthum sowohl derselben, als auch der aus ihnen erhaltenen Edelstämmchen (bis zu einer ungewöhnlichen Höhe und Stärke) ganz in seiner Gewalt. H) Beispielsweise können aus dem gesammten Rosengeschlechte nur die Centifolien, Hybriden, Moos- und mehre kräftig treibende Remontant- rosen gleich im zweiten Jahre seit der Aussaat des Samens, daher schon binnen 17 Monaten, zu Hochstämmen von beliebiger Höhe , die schwächer treibenden Remontant-, Bourbon-, Thee- und ähn- liche Rosen jedoch binnen derselben Zeit bedeutend niedriger, dennoch aber in sehr schönen, der Topf- kultur vorzüglich zusagenden Formen gezogen wer- den, ohne je zu wilden Unterlagen aus dem Walde die Zuflucht nehmen zu müssen. 4) Es sind die sämmtlichen Kopulanten und Okulanten im zieralich abgemagerten, bloss 2 — 3 Jahre zuvor mit Gassenkehricht massig gedüngten Gartenabtheilungen gezogen , und daher auch bei dieser ganz naturgemässen Kulturmethode allen in Treibhäusern und Blumentöpfen gezogenen Schwäch- lingen bei Weitem vorzuziehen. ö) Bei den in der (Schamarschen) Baumschule spielend leichten und nur unbedeutende Regiekosten in Anspruch nehmenden Manipulationen wird der Reinertrag des Bodens auflallend schnell erhöht. Die meisten Gartenabtheilungen werden bei den niedrig gestellten Preisen der Erzeugnisse regel- mässig schon binnen zwei Jahren seit der Aussaat des Samens durch Abverkauf sämmtlicher noch ju- gendlicher Pflänzlinge vollständig geleert und der gewünschte Geldbetrag erzielt, ohne dass man, wie in mancher andern Baumschule, 6, 8, lU und mehr Jahre dazu warten müsste. Der Vorsitzende ging zur II. Frage über: Was ist in den verschiedenen Ländern zur Hebung der Obstkultur geschehen? Hieran knüpfen sich Berichte über den Stand der Obstkultur in den verschie- denen L ändern. Leider stellte sich als Resultat der aus ver- schiedenen Ländern von dortigen Pomologen ge- machten Mittheilungen heraus, dass von Seiten der Einzelnen und einiger Gartenbau -Vereine zwar Manches Erfreuliche, von den meisten Regierungen jedoch Nichts zur Förderung des Obstbaues ge- schehen. Man habe noch immer nicht die Wich- tigkeit des Obstbaues so anerkannt, wie es zum Segen des Volkes sein müsse. Nur in einigen wenigen Gegenden unseres gemeinsamen deutschen Vaterlandes blühe der Obstbau und rufe einen aus- serordentlichen Wohlstand hervor Sehr interessant sei es, dass in diesem Falle der materielle Wohl- stand stets mit dem sittlichen Hand in Hand gehe. Während in Dürfern , wo der Obstbau darnieder liege oder gar nicht betrieben werde, an Feier- abenden und am Sonntage in der Regel der Bauer in den Wirthshäusern zubringe, beschäftige man sich, namentlich in solchen Orten, wo die Lehrer mit gutem Beispiele vorangehen, mit der Pflege der liebgewonnenen Bäume. In Preussen und einigen andern Ländern sei zwar die Vorschrift vorhanden, dass in jedem Dorfe dem Schullehrer ein grösserer oder kleinerer Platz zum Obst- und Gemüsebau zur Verfügung stehen solle; in den wenigsten Orten komme man aber nach, oder, wo es geschehen, wachsen Nesseln und andere Unkräuter anstatt der Obstbäume und Ge- müsepflanzen. Hier und da werde ferner an den Seminarien Unterricht in den beiden Zweigen der Gärtnerei gegeben, dieser sei aber leider mehr me- chanisch und auswendig gelernt, also ohne Geist und Leben, so dass man wünschen müsse, es fände lieber gar kein Unterricht statt. Die Schüler wer- den dadurch mehr abgeschreckt, als dass sie Liebe zur Sache erhalten. In einigen Ländern ertheile man ferner Vor- schriften : Wege , Chausseen und Eisenbahnen mit Obstanpflanzungen zu versehen ; man verwende selbst grosse Summen darauf. Da begehe man aber gleich den Fehler, dass man gar keine Aus- wahl trefi'e, vielleicht noch die einzelnen Stämm- chen recht wohlfeil haben wolle, und wundere sich dann , wenn schon nach Kurzem ein Theil davon wiederum zu Grunde gehe. Man halte sich wohl auch an diese Thatsache, um nachzuweisen, dass der Obstbau an besagten Stellen unstatthaft sei, und unterlasse es dann lieber ganz und gar. Es sei allerdings nicht leicht, für jedes Land, für jede Provinz die Sorten Kern- und Steinobst herauszufinden, welche für die verschiedenen Zwecke angebaut werden müssen. Theorie helfe nicht viel, die Erfahrung, die Praxis könne allein entscheiden. Dazu gehöre aber vor Allem eine Provinzial-Baum- schule , die vom Staate unterhalten nur zu diesem Zwecke diene. Solche Baumschulen müssen, gut geleitet, sich selbst unterhalten und trotzdem nur die Verbreitung brauchbarer und passender Sorten übernehmen. Sie müssen Versuche anstellen, die dem Privatmanne zu theuer kommen. Noch se- gensreicher würde es sein, wenn ausserdem noch Kreisschulen eingerichtet würden. Württemberg sei von jehe'r mit Böhmen das 376 Land gewesen, wo der Obstbau geblüht habe und die Quelle des Wohlstandes selbst in weniger gün- stigeren Gegenden geworden. Nassau habe sich diesen angeschlossen und liefere unter Anderem auch viel verwerthetes Obst, was an Güte und Feinheit sich dem besten französischen anschliesse. Wie viel Geld gehe alljährlich für gebackenes und getrocknetes Obst aus Deutschland nach Frankreich, was man doch erhalten könne. Sachsen - Weimar suche ebenfalls seinen frühern bewährten Ruf von Neuem zu gewinnen, indem die Regierung den Obst- bau jetzt nach allen Richtungen hin zu fördern und zu unterstützen suche. Auch in Braunschweig fange man an, sich den Forderungen für Obstbau anzu- schliessen. Viel, sehr viel ist allerdings von Privaten ge- schehen; die Versammlung selbst lege Zeugniss ab, welches Interesse in allen deutschen Ländern für Obstbau herrsche. Es würde dieses aber noch weit mehr vorhanden sein, wenn die Regierungen nicht gar zu thatlos wären und den Obstbau seinem eigenen Schicksale überliessen. In allen Ländern Deutschlands seien Anpflanzungen von Privaten geschehen, aber es fehle das Verständniss und zum Theil auch die Pflege. Daher müsse vor Allem in denProvinzialbaumschulen oder in pomologischen Gärten, wie Oberdiek und Lucas empfehlen und in einem besonderen Büchelchen beschrieben, Unterricht ertheilt werden. In jedem Kreise oder Bezirke müsse ein besonderer Obstbau- Aufseher vorhanden sein, der in diesem herum reise und gegen eine geringe Entschädigung, wo es verlangt werde, Hand anlege, überhaupt mit Rath und That zur Seite stehe. Dadurch wirke dieser zu gleicher Zeit auf die Ausbildung der Landleute. Die pomologischen Gärten seien höhere Anstal- ten , wo auch für Gebildete rationeller Unterricht gegeben werde, wo zu gleicher Zeit regelmässige Beobachtungen über Einfluss des Klima's und des Bodens wissenschaftlich angestellt werden. Wie es meteorologische und magnetische Stationen gebe und diese unter einander in V^erbindung ständen, so müssten auch dergleichen für die Vegetation der Obstbäume durch die pomologischen Gärten be- stehen. Es sei sehr zu bedauern, dass in ganz Deutschland kein einziges Institut der Art noch in's Leben gerufen sei und unser Vaterland von dem hinsichtlich seiner Kultur noch zurückstehendem Russland, wie man aus dem Vortrage des Hofrathes Basiner aus Kiew gesehen, überflügelt werde. Da die Vorträge der einzelnen Pomologen, welche hierüber ges])rochen , in dem eigentlichen Berichte ausführlich wieder gegeben werden, so wird das Weitere hier übergangen. Der Vorsitzende dankte für die interessanten Mittheilungen, bedau- erte aber zugleich, dass für alle weitern Verhand- lungen über die noch offen stehenden Fragen über Obst- und Gemüsebau keine Zeit mehr vorhanden sei ; die Erledigung derselben müsste der 4. Ver- sammlung überlassen bleiben. Die Berichterstat- tung und die Preiszusprechung nehme noch die beiden übrig bleibenden Sitzungen völlig in An- spruch. Doch bevor er heute schliesse, müsse er, so spät es auch sei , doch noch einen Gegenstand nach dem Programme zur Sprache bringen: Wo und wann soll die 4. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Ge- müsezüchter stattfinden? Dass man die Versammlungen, welche bisher so evidenten Nutzen gehabt, fortsetzen müsse, dar- über waren alle Anwesende einig. Auf gleiche Weise wünschte man , dass auch wiederum der Verein zur Beförderung dos Gartenbaues das Man- dat erhalte, die vierte Versammlung wieder zusam- men zu berufen und die Leitung zu übernehmen. Ein Theil der Anwesenden hielt es aber für noth- wendig, dass die Zeit insofern festzustellen sei, dass man möglichst den dreijährigen Turnus festhalte. Es verstehe sich von selbst, wenn in 3 Jahren die Zeiten ungünstig seien, namentlich ein Fehlschlagen der Aernte eingetreten, auch die Versammlung von dem Vereine auf 1 und selbst 2 Jahre hinauszu- schieben sei. In Betreff des Ortes aber, wo die vierte Versammlung stattfinden solle, wünsche man jetzt schon einige Bestimmtheit, zumal auch schon Städte ihre Geneigtheit ausgesprochen hätten. Wenn auch nur wenige einen Ort schon als bestimmt ge- nannt haben wollten, so glaubten noch mehre, dass es gut wäre, wenn dem V^ereine 3 Orte namhaft gemacht werden möchten. Aber auch diese An- sicht erhielt nicht die Majorität. So wurde schliess- lich dem Vereine übertragen, in 3 Jahren, insofern es die Umstände erlaubten, die vierte Versammlung, und zwar au einem Orte, den derselbe für am Gün- stigsten halte, zus-.immen zu berufen. Die Ansicht derer endlich, welche ausserdem noch insofern eine nähere Bestimmung wünschten, dass der Ort in- mitten Deutschlands liegen sollte, von wo aus er von allen Seiten gleich leicht erreicht werden könne, wie es in Betrefl' Naumburgs a. d. S. und Gotha's gewesen, ei-hielt eben so wenig allgemeine Zustim- mung, als die, dass man stets mit den Ländern wechseln müsse, da ohnstreitig die, wo die Ver- saniniluiig stattgefunden, die gröGSte Anregung und dadurch auch die meisten Vortheile erhalten. Verla«; Vf)Ti Karl Wiesrandi in Berlin. Grünstrasse Ib. Druck von J. ¥. biarcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Hel'iii'dei'iiiif»; des Garteiihaiies in den Kiiiiiektor Teysmann schreibt darüber, dass im (jlycerin allerdingrs bis zui August kein Samenkorn gekeimt wäre, dass er indessen trotzdem die Hoff- nunu; noch nicht aufgegeben habe. Im Lehm fanden ~ OD sich drei gekeimte Samen vor, die alsbald in Töpfe gesetzt und besonders gepflegt recht guf fortwuch- sen. In der Kohle waren sogar fünf gekeimt, je- doch gelang es nur eine Pflanze aufzubringen, da die andern vier bald abstarben. Inspektor Bouche hoffte, dass dadurch die Pflanze für den dortigen botanischen Garten ge- wonnen wäre. Ein früherer Versuch des letztern, wo dieser aus Calcutta Samen erhalten, wäre miss- glückt, da die kleinen Viktoria-Pflanzen in einer Nacht durch Krebse zerstört wurden. Nach dieser Erfahrung sei daher die Versendung in nassen Lehm vorzuziehen. Weiter legte Inspektor Bouche den Frucht- kolben einer in Ostindien auf sandigen , unfrucht- baren Stellen wachsenden Dattelpalme (Phoenix farinifera) vor, deren Früclite im Palmenhause des hiesigen botanischen Gartens gereift waren. Mitte März blühten gleichzeitig neben einer weib- lichen auch zwei männliche Pflanzen genannter Palme. Die künstliche Befruclitung gelang und die weiblichen Blüthen fielen nicht ab, sondern bildeten sich zu Früchten, wie die vorliegenden zeigen, aus. Ausserdem mögen wohl noch gegen 2ÜU sich an der Pflanze befinden. Allerdings seien sie im Ver- gleich zu denen der Dattelpalme nur klein und un- geniessbar, indessen soll auch diese mit kleinen Früchten und in einer grossen Anzahl von Formen und Varietäten vorkommen. Endlich legte Inspektor Bouche noch einen Fruchtkdlben des Psindanus utilis vor, der ne- ben vielen andern ebenfalls an einer im Palmen- menhause befindlichen Pflanze gereift war. Professor Koch theilte das Mandat eines un- garischen Land- und Gartenbau- Vereines für den während der Pomologen-Versammlung hier anwe- senden Gutsbesitzer vSiebenfreud mit, um dar- zuthun, wie man in Ungarn an Allem, was bei uns Wichtiges geschieht, lebendigen Antheil nimmt. Zu gleicher Zeit machte er bekannt, dass der Rest des von genanntem Abgeordneten zur Verfügung gestell- ten Weines bei Tische weiter vorsucht werden sollte. Es geschah dieses und stellte sich im Allge- meinen wiederum dasselbe Urtheil heraus, was be- reits schon in der letzten Sitzung (S. den Bericht darüber Seite 346) ausgesprochen, dass man wün- schen müsse , die ungarischen Weine erhielten bei uns eine grössere Verbreitung und Anerkennung. Es waren dieses Mal besonders zwei rothe Sorten, welche im Geschmacke zwar zwischen dem Bur- gunder und dem bekannten herben ungarischen standen, aber doch ganz eigenthümlich waren. Der eine „AVaag-Neustädl" besass einen besondern Bei- geschmack , der allerdings nicht Jedem munden würde, der andere hingegen „Senardar" erschien sehr angenehm. Uebrigens war der Wein gewiss noch besser, als er befunden wurde, da der fast 14tägige Aufenthalt der Flaschen im Lokale der Ausstellung nicht vortheilhaft auf die Güte einge- wirkt haben mochte. Es kommt noch dazu, dass er seitdem noch mehrmals seinen Ort gewechselt hatte. Professor Koch machte ferner bekannt, dass auch in Wien ein Liebhaber von Cacteen und an- dern Dickpflanzen existire: Alex. Pazzani. Der- selbe habe seinen reichen Katalog eingesendet und stehe derselbe Liebhabern zu Gebote. [Auf die reiche Sammlung von Cacteen und andern Pflan- zen, welche der Freiherr von Goldegg bei Bozen besitze , habe er schon früher aufmerksam gemacht; er ergreife daher von Neuem die Gelegen- heit, um Liebhaber darauf aufmerksam zu machen. ländlich hatte man von Seiten eines galizischen Edelmanns durch den Kunst- und Handelsgärtner Friebel hier an den Verein das Gesuch gestellt, ein gutachtliches Urtheil abzugeben über ein Ver- fahren zur Behandlung verwahrloster Orangen- bäume. Das Schreiben nebst den Belegen wurde bereits vor einiger Zeit dem Hofgärtner Karl Finte Im ann zugestellt, der denn auch sein Gut- achten schriftlich abgegeben hatte. Da dasselbe für die Kultur genannter Pflanzen überhaupt von Wichtigkeit ist, so wird es besonders in der Wo- chenschrift abgedruckt werden. 48' 380 Die Waldreben der Gärten (Clömatis und Aträgene). Eine monographische Skizze. (Fortsetzung.) 'S. Cl. hexap(5tala Pall.: Folia pinnata bipin- natave, pinnis angustioribus et latioribus, glabris, plerumque petiolatis, interdum trilobis ; Flores soli- tarii aut terni, bracteis foliiformibus fulcrati , albi, extus lanuginosi. Wächst Dur in Sibirien wild, findet sich aber schon lange in unseren Gärten. Die breitblättrigen Formen ähneln einer arm- und grossblühenden Cl. recta L., unterscheiden sich aber durch die aussserhalb wolligen Blumenblätter sehr leicht. Die Substanz der Blätter scheint im Allgemeinen etwas härter, als bei der vorigen, zu sein. Gewöhnlich wird Cl. hexapetala in den Hand- büchern als Cl. angustifolia Jacq. beschrieben. Die Pflanze d. N. scheint uns aber in Betreff der Jacquin'schen Diagnose und ihres Vorkommens eine ganz andere zu sein, und zwar dieselbe, welche in den Eeichenbach'schen Centurien deutscher Pflanzen als Cl. maritima AU. aufgeführt wird und im ganzen Littorale bis Venedig vorkommt. Mir ist es wahrscheinlich, dass diese auch die Linne'schePflanze d. N. ist, aber nicht der Cl. recta L., wie Linn(5 meint, nähersteht, als der Cl. Flammula, obwohl sie unseres Wissens nach gar nicht rankt. Sie besitzt meist doppelt-, selten nur einfach-gefiederte Blätter. Die Abbildung der Cl. angustifolia in Jacquin's Icones (I,t.l04) ist dagegen eine Cl. hexapetala Pall. mit doppelt-gefiederten Blättern, wie genannter Botaniker sie wohl im botanischen Garten zu ^^ ien kultivirt haben mochte. Die auf der Aussenseite dick wolligen Blumenblätter, die Fischer, als er noch im Gorenki'schen Garten war, Veranlassung zur Benennung Cl. las ian tha, d. h. der wollig- blüthigen, gaben, unterscheiden sie sehr leicht von einer Form der Cl. erecta mit einzelnen, grossen und oft aus G und selbst aus S Blumenblättern be- stehenden Blüthen , die ebenfalls gewöhnlich als Cl. hexapetala kultivirt wird. 7. C. Douglasii Hook.: Pilosa; Folia bi- tripinnata; Pinnae oblongo-linearia, integrae ; Flores solitarii, nutantes, purpureo- violacei; Sepala ob- longa, subcoriacea, erecta, apice patente, stamina longe superantia. Eine sehr hübsche Art des westlichen Ame- rika's, wo sie zuerst an den Quellen des Oregon entdecht wurde. Hinsichtlich der Blüthe schliesst sie sich der Cl. int egri folia an, hat aber dop- pelt- und dreifach-gefiederte Blätter und ähnelt in dieser Hinsiclit wiederum einer Pulsatilla. B. Die ächten Waldreben (Flammula). Wir haben den zuerst nach dem Beispiele älterer Botaniker von de Candolle gegebenen und auch von uns bereits in der Einleitung zu Clematis mit- getheilten Charakter (Seite 37U) etwas verändert, da die Länge der Haare an dem bleibenden Griffel (der Cauda acheniorum) etwas sehr relatives ist. Grade nah verwandte Arten, wie CL cylindrica und crispa, werden dadurch in 2 Subgenera, die erstere zu Flammula, die andere zu Viticella, ge- bracht. Die Schwierigkeit, durchgreifende Merk- male für die einzelnen Untergeschlechter, die wir deshalb lieber Unterabtheilungen nennen wollen, liegt in den häufig hier vorkommenden Uebergän- o-en. Wir möchten daher für Flammula zunächst einen rispenförmigen Blüthenstand, der sich aber auch zu P) und selbst zu 1 gipfelständigen Blüthe reduciren kann , festgehalten , dann aber auch die Knospenlage der Blumenblätter berücksichtigt ha- ben, indem diese klappig ist, oder die Ränder der letztern liegen nur sehr wenig übereinander. a. Blüthen gelb oder weiss, flarh oder zurückgesehlagen. 8. Cl. Flammula L. : Folia bipinnata*), supe- riora pinnata, glabra: foliolis integris aut bi-tri-fidis; Flores paniculati, albi, sepalis ad marginem extus tomeiitosis. Bis nach den Kaukasusländern durch ganz Südeuropa, wo in den frühern Zeiten die Blätter dieser Art, aber noch mehr die der Cl. erecta, weniger der gewöhnlichen Waldrebe (Cl. Vitalba), wegen ihrer Schärfe als blasenziehendes Mittel ge- braucht wurden. Die Botaniker und Aerzte des l(i. und 17. Jahrhunderts nannten diese Pflanzen deshalb Flammula, d. i. Flämmchen. Wie Cl. recta, so ist auch diese Art sehr veränderlich. Es liegt uns ganz besonders eine Form vor mit sehr schmalen Blättern und wenig rankend, so dass sie der Cl. angustifolia Jacq. nahe steht, aber durch die kleinern Blüthen und stets doppeltgefiederten Blätter zu unterscheiden ist. Diese Form stellt die C 1. maritima Lam. dar. Dagegen wächst in Italien eine andere Form, wo die Blätter mehr rundlich sind und die Blüthen einen noch angenehmem Geruch, als die der Hauptart, *) Es ist zu bemerken, dass der ältere de Candolle und nach ihm sehr viele Botaniker auf unbegreifliche Weise die ge- fiederten Blätter der meisten Clematis- Arten fiederspaltig und rtederthcilig (folia pinnatisecta und pinnatipartita) nennen. Es geht in der Botanik, so wie allenthalten, dass grosse Männer Fehler oft nicht allein ungerügt machen, sondern dass Andere nach ihnen ungerügt die Fehler nach-, resp. abschreiben können. Weder Linne, noch der Erlanger Koch, erlaubten sich der- gleichen Fehler, wie wir sie jetzt hinsichtlich der Terminologie in vielen systematischen Büchern nicht einzeln sehen. 381 besitzen. Tenore hat diese deshalb Cl. fragrans genannt. Eine Unterform von dieser ist wiederum eine Pflanze, welche in den Gärten als Cl. cras- sifolia kultivirt wird. Hier sind die Blätter klei- ner und etwas fleischig. Cl. Flammula L. kann nicht zum Ueberzie- hen grosser Räume benutzt werden, aber abwech- selnd mit andern, mehr zarten Schlingpflanzen oder in Verbindung mit diesen sind Laub und Blüthen geeignet, einen Effekt hervorzurufen. 1). Cl. Orientalis L.: Folia pinnata, bipinna- tave; Pinnae ovatae aut elli]iticae. saepe lobatae, glaberriniae, glaucescontes ; Paniculae axillares et terminales, breves; Flores lutei, sepnlis acutis, extus pubescentibus, stamina pilosa longitudine super- antibus. Diese Art scheint durch ganz 'Vorder- und Mittelasien bis zum Himalaya vorzukommen und eben deshalb, besonders hinsichtlich der Blattform, sehr zu ändern. Auch die Blüthen kommen klein und gross vor und sind bald mehr oder weniger behaart. Dieses ist hauptsächlich auf der Innen- fläche der Fall, bei der vorigen hingegen mehr auf der Aussenfläche. In unsern Gärten kultiviren wir schon seit sehr langer Zeit, wahrscheinlich durch Pallas eingeführt, die mehr stumpf blättrige Abart, welche vorherrschend im südlichen Sibirien und in der Tatarei wächst und von Willdenow als C 1. glauca beschrieben wurde. Die beiden andern Hauptformen: die schmal- und die breitblättrige, scheinen nicht in Kultur zu sein. Die erstere ist die ächte Cl. orientalis, welche Boissier in der neuern Zeit wiederum als C 1. Ispahanica, Royle schon früher als Cl. tenuifolia beschrie- ben haben. Was Hook er im botanical Magazine auf der 445)5. Tafel als Cl. graveolens abgebildet hat, soll ebenfalls zu dieser Form gehören. Wenn die Abbildung aber getreu ist, so möchte sie doch verschieden sein und sich vielleicht durch länglich- lanzettförmige und gegen die Basis hin dreilappige, so wie durch sehr grosse, innen goldgelbe und un- behaarte Blüthen, welche eine arme Doldentraube darstellen, auszeichnen. Die Form mit sehr breiten Blättern ist bis jetzt nur in dem Himalaya beob- achtet worden und hat von ßoyle den Namen Cl. globosa erhalten. Wegen der eigenthümlichen Laubfärbung ist Cl. Orientalis sehr zu empfehlen; es kommt noch der ausserordentliche Reichthum der Blüthen hinzu. lU. Cl. parvifolia Edgew.: Glabra; Folia bipinnata, parva; Pinnae integrae, saepe divisae, lacinia media oblonga, majore; Flores corymbosi, saepe solitarii, longe pedunculati; Sepala late ob- longa, praesertim supra et extus ad marginem vil- losa, lutea, stamina pilosa superantia. Diese hübsche Art, welche sich in der Klein- heit der Blätter der Cl. Flammula L. anschliesst, sich aber durch den wenig-blüthigen Blüthenstand, der sogar sich bis zur einzelnen Blüthe reducirt, sehr leicht unterscheidet ; sie wächst in dem westlichen Himalaya und in der chinesischen Tatarei. Obwohl sie daselbst noch auf einer Höhe von 12000 Fuss wächst, hält sie im Freien bei uns nicht aus. In den Gärten kommt sie nur unter dem Namen Cl. graveolens Lindl. vor, mit dem sie 1844 durch die Londoner Gartenbau-Gesellschaft, die sie vom Capitän Munro erhielt, eingeführt wurde. 11. Cl. Gouriana Roxb. : Folia pinnata: Pin- nae ovatae aut ovato-lanceolatae, integrae aut den- tatae, glabriusculae ; Paniculae elongatae, axillares et terminales, ramis bracteis foliaceis fulcratis; Flo- res parvi, sepalis obtusis, stamina glaberrima lon- gitudine aequantibus. Im Himalaya, aber auch im blauen Gebirge (Nilgerry's), daher sie kaum unsere Winter aus- halten möchte. Sie steht im Habitus zwischen un- serer Cl. Vital ba und der orieutalis, indem sie, wie die letztere, langgestielte, fast wagerecht ab- stehende Blätter, aus deren Winkel die beblätterten Rispen hervorkommen, besitzt; mit der ersteren hat sie dagegen die Form der Blätter gemein. Von beiden unterscheidet sie sich durch die kleinen Blüthen, von der Blumenblätter und Staubgefässe eine gleiche Länge haben. 12. C 1. chinensis Retz : Minus scandens, glabra; Folia pinnata, pinnis ovato-oblongis . inte- gris ; Paniculae axillares, aphyllae : Flores rubri. In China. Sowohl Sweet als London ge- ben die Pflanze in Kultur an. Und doch ist sie so schlecht beschrieben und so wenig bekannt. Wir haben sie zu keiner Zeit in Verzeichnissen der Han- delsgärtner Englands oder des Kontinentes gefun- den und bezweifeln deshalb, dass sie sich in Gär- ten vorfindet und je sich vorgefunden hat. Ob übrigens die Cl. paniculata Thunb., die in Japan als wildwachsend angegeben wird, von Cl. chi- nensis verschieden ist, möchten wir nach den allerdings schlechten Abbildungen bezweifeln. Die rothen Blüthen der letztern sind, wenn es richtig ist, allerdings charakteristisch. 13. Cl. grata Wall.: Incana; Folia pinnata; Pinnae cordato-ovatae , grosse inciso-dentatae, sae- pius tripartitae ; Paniculae plerumque terminales, magnae, foliosae; Flores lutei, odori, sepalis linea- ribus, stamina glaberrima longitudine superantibus. Sie wächst mehr im Westen des Himalaya- Gebirges und erstreckt sich bis nach Afganistan und nördlich nach China. - Sie scheint unserer Waldrebe am Nächsten zu stehen und sich haupt- sächlich durch den grauen Filz, mit dem die ganze 38'2 Pflanze bedeckt ist , zu unterscheiden. Vielleicht hält sie auch unsere AVinter aus. 14. Cl. bracchiat a DC: Glabriuscula: Folia pinnata, bipiniiatave . lucida: Pinnae ovato-lanceo- latae, sae]ie basi cordatae, grosse dentatae; Panicula terminalis, foliosa: Pedunculus tri-quinqueflorus, axil- laris: Flores viridi-flavidi, cernui; Sepala ohlongo- lanceolata, denique explanata, ipsaque revoluta; Stamina dorso pilosa. Eine Art Südafrika's , welche wir noch nicht lebend gesehen haben, wahrscheinlich sich aber noch in England und sonst vorfindet. Sie besitzt eine entfernte Aehnlichkeit mit unserer gemeinen Waldrebe und gehört in's Kalthaus. l.ö. Gl. Vitalba L. : Folia pinnata; Pinnae heteromorphae, cordatae aut ovato-oblongae, lobatae dentatae aut integerrimae, pilosae: Paniculae Iblio- sae, terminales, magnae : Flores albi, sepalis obtusis, extus omnino tomentosis, stamina glabra longitu- dine superautibus. Unbedingt unsere schönste Liane, welche des- halb noch den Hopfen übertriöt und in grössern und kleinern Anlagen viel mehr benutzt werden sollte, als es geschieht. Um die Wände, Stakete u. s.w. zu bedecken, wird sie nur an rascherem Wachsthume von dem Jungfernweine (Ampelopsis quinquefolia Mich.) iibertroffen. Im Kroll'schen Eta- blissement hat man sie zur Anfertigung einer so- genannten chinesisclien Laube in Pilzform verwen- det , wo sie sich sehr gut ausnimmt. Sie kommt übrigens durch ganz Europa vor, geht selbst nach Nordafrika über und erstreckt sich östlich bis nach Kleinasien. Es ist eine vielgestaltige Pflanze. Bei uns sind die gestielten Blättchen meist herzförmig und grob- gezähnt, nach dem Osten zu werden sie aber eirund- länglich und erhalten selbst einen ganzen Kand. Jacquin hat die letztere schon in in seiner Flora austriaca auf diese Weise abgebildet : auch ver- stand Linne unter seiner C 1. Vitalba ebenfalls die Form mit ganzen Blättchen und unterschied die mit gezähnten oder eingeschnittenen als Abart. Für diese gebrauchte aber grade Dodonäus (I.tI? bis l.ö96. Versammlung des Vereines in der 48. Nummer der Wochenschrift mitgetheilt wurde, hatte der Hofgärtner Karl Fin- te Im an n am Neuen Palais bei Potsdam die Freund- lichkeit , nach Uebersendung der dazu gehörigen Materialien, das verlangte Gutachten nicht allein zu geben, sondern auch seine Ansichten über Orangen- kultur überhaupt darzulegen. Der Gegenstand ist so überaus wichtig, dass es wohl im Interesse aller Besitzer von Orangerien liegen dürfte, von dem Gegenstände selbst, wie auch von dem, was Hofgärtner Fintelmann mit- getheilt hat, Kenntniss zu erhalten. Die Orangerien wurden in den frühern Zeiten, wo der Gärtner noch nicht durch verschiedenartige Kulturen und durch Einführuns einer grossen Menge fremder Pflanzen OD ~ in seiner Zeit beengt wurde und jenen seine volle Aufmerksamkeit schenken konnte, weit mehr mit Sorgfalt behandelt, als jetzt. Früher waren beson- dere Orangeriegärtner angestellt, jetzt hingegen muss dieser noch Tausenderlei kultiviren. Dieses mag zu- nächst der Grund sein, warum im Allgemeinen jetzt die Orangerien, mit sehr wenigen Ausnahmen, sich in keinem guten Zustande befinden und man oft die Klage hört, sie seien von einer besondern Krank- heit befallen. Aus dem eingesendeten Materialien geben wir zunächst Folgendes: „Die Citronenbäume fingen seit einiger Zeit an zu kränkeln , wahrscheinlich in Folge zu starken Begiessens im Winter und zu wenigen Umsetzens in frische Erde, überhaupt in Folge einer ihnen zu wenig gewidmeten Sorgfalt. Die Blätter bekamen schwarze Flecke, fielen ab und die Bäume zeigten kein Gedeihen, noch blühten sie. Da bei diesem i Krankheitszustande der Verlust sämmtlicher Bäume zu besorgen stand, wenn nicht noch rechtzeitig wirk- same Mittel angewendet würden , so wandte sich der Eigenthümer an einen hiesigen Sachverständi- gen, welcher folgendes Mittel empfahl: 1 Eimer Blut, 1 Eimer Wasser, 21) Pfund Salz, 8 Quart Tauben- oder Hühnerkoth und Russ. Dieses Alles wohl zusammengerührt, soll in einem Fasse 8 oder 10 Tage lang stehen und täglich ge- mischt werden. Mit diesem Gebräue begiesse man dann die grösseren Bäume binnen 10 oder 12 Tagen zweimal stark, die kleineren aber etwas weniger. Die grossen Eschenbäurae (? Kübel) können im Ganzen zweimal, jedesmal aber mit diesem ganzen Gebräue, begossen werden. Vorzüglich wird dabei das Begiessen mit Wasser anempfohlen. Dieses Mittel soll nun angeblich ganz nach Vorschrift angewendet worden sein, in Folge dessen die Bäume aber noch kränker wurden, die Blätter 49 386 gänzlich verloren und die Haut von den Wurzeln sich abzog. Der Sachverständige will noch gesagt haben, dass man die Wurzeln vorher ganz aus- waschen, so wie die kranken Theile entfernen, die Bäume nachher in irische Erde setzen und mit obigem Mittel begiessen solle. Letzteres ist nun faktisch nicht geschehen, auch ist der Guss ganz in seinem alten Zustande applicirt worden. Da nun der gewünschte Erfolg nicht statthatte, so wird dem Sachverständigen theils eine Gehäs- sigkeit, theils eine Unkenntniss zugeschrieben. Ich kann in diesem Falle keineswegs an eine Böswil- ligkeit glauben , aber auch nicht gern an eine Un- kenntniss. Es handelt sich nun hierbei, ein rich- tiges Urtheil zu fällen, weshalb ich Sie ersuche, ein solches von ihrem dortigen Gartenbauvereine einzuholen und mir gütigst mitzutheilen." Hofgärtner Karl Fintelmann hat nun Fol- gendes darüber geäussert: „Sehr richtig wird bemerkt, dass der Grund der Krankheit der Bäume in der schlechten Be- handlung und namentlich durch zu starkes Begies- sen im Winter entstanden sei ; dadurch bekamen die Wurzeln einen Ansatz von Fäulniss. Es ist auch möglich, dass der Gärtner zuviel animalische Nahrung gegeben, welches die Citronen nicht lieben. Was die V'erordnung des dortigen sogenannten Sachkenners zur Heilung der Bäume betrifft, so muss ich offen gestehen, dass dessen Kenntniss von der Ptlanzenkultur nicht bedeutend sein kann, denn das Mittel ist dem gleich, als wenn ein Arzt einem am hitzigen Ncrvenöeber leidenden Kranken recht kräftige, stark gewürzte Speisen verordnete. Der empfohlene Guss von Blut, Salz und Hühnerkoth ist so stark, dass selbst ein gesunder Citronenbaum bei dessen Anwendung erkranken würde. Wenn der, dessen Sorgfalt und Pflege die Citronenbäume anvertraut sind, Liebe zu seinen Pfleglingen besitzt und deslialb wiederum gesunde Bäume wünscht, so ist noch keineswegs alles ver- loren; ich erlaube mir zuvor nachfolgendes Ver- fahren vorzuschlagen, ein Verfahren, was ich auch allen denen, welche keine kräftigen Bäume haben, empfehle. Ich bin überzeugt, dass wenn in den Stämmen nur noch etwas Leben ist, sich dieselben binnen einigen Jahren wieder vollkommen erholen werden. Ohne Zweifel sind durch die zu kräftige Arznei sämmtliche feine Wurzeln zerstört und ist schon ein Theil der älteren angegriffen. Es macht sich daher vor allem nöthig, diese Bäume aus den Ge- lassen, worin sie stehen, herauszunehmen und sie gänzlich von ihrer Erde zu betreien (NB. wenn die Wurzeln sämmtlich krank erscheinen , sonst nur soweit, als dies der Fall ist), jede einzelne Wurzel aber genau zu untersuchen, ob sie gesund oder krank ist. Die kranken Theile müssen durchaus bis dahin, wo die Wurzeln gesund, d. h. noch rein weiss erscheinen, weggeschnitten werden. Die Schnittflächen der Wurzeln, welche mehr als j Zoll im Durchmesser haben, sind mit Collodium zu be- streichen. Diese wohlfeile, jede Wundfläche auf das Beste den Einflüssen der atmosphärischen Luft abschliessende Masse kann man in jeder Apotheke, die Unze für 5 Sgr., haben, und lässt sich, insofern die Flasche gut zugepfropft ist, leicht für längere Zeit aufbewahren. Sollte man übrigens dieses nicht bekommen können, so würde auch jedes indifferente, also namentlich von Säure freies Baumwachs genü- gen. Nach dieser (J|)eratiün muss die Krone im Verhältniss zu den Wurzeln ebenfalls verdünnt wer- den, d. h. es sind nicht sämmtliche Aeste zu stutzen, sondern man nimmt nur einzelne ganz heraus und bestreicht die Wunden ebenfalls mit Baumwachs. An den bleibenden jungen Zweigen sind nämlich Blattknospen vorhanden, welche sich möglichst rasch entwickeln müssen; durch das junge Laub wird auch das Erzeugen der jungen Wurzeln wesentlich befördert. Sind keine neuen Kübel oder Kästen zum Ein- pflanzen der Stämme vorhanden, so bleibt allerdings nichts weiter übrig, als die alten zu benutzen; in diesem Falle muss man aber durch Hineinstellen von alten Stäben oder Holzstöcken am innern Kande den Raum in so weit verkleinern , dass vom End- punkte der Wurzeln nur höchstens '■) Zoll Raum für die Erde bleibt. Oft kommt es vor, dass der Wurzelstock nicht gleichmässig rund beschnitten werden kann und einzelne Wurzeln selbst bis dicht an den Stamm wegzunehmen sind. In dem Falle muss man diesem Rechnung tragen und den Raum allenthalben so mit Holzstöcken auszustellen, dass, wie oben bemerkt, den Wurzeln nach allen Seiten hin nur 3 Zoll Raum Erde für ihre weitere Ent- wickelung bleibt. Bei grossen Kübeln machen sich oft ganze Stücke von Kloben, die 5 — (i Zoll Dicke haben, aus diesem Grunde notliwendig. Ein Haupterforderniss bei der Kultur der Oran- gen ist ein recht guter Abzug im Gefässe, damit die untere Erdschicht nicht versäuert. Bei mehr als '.' Fuss im Durchmesser haltenden Gelassen wird ein doppelter Boden dadurch hervorgebracht, dass zunächst die im Boden des Kübels oder Kastens befindlichen, 1 Zoll im Durchmesser haltenden Ab- zuglöcher mit Dachziegelstücken belegt werden. Hierauf breitet man Brettstüeke, welche am Rande eingekerbt sind, aus, und belegt diese mit einer 2 — '.'> Zoll dicken Schicht von Borke, Torfstücken und groben Holzspähnen. Auf dieses Alles zusam- men streut man wieder kleine Holzspähne 1 Zoll 387 ( hoch. Nun erst erfolgt eine :' Zoll starke Lage von Erde. Kleinere Get'ässe werden anstatt des doppelten Bodens ?> Zoll hoch mit groben Holz- stttcken belegt. Die Erde für kranke Citronenbäume darf nur aus : 2 Theilen grober Holzertie, 1 Theile grober Lauberde, 1 Theile Flusssand (oder anderem grobem Sand), 1 Theile kleingeschlagener Holzkohle (Stücke von l bis I Zoll Dicke) bestehen. Sind die Gefässe, wie oben angedeutet, berei- tet, so kann das Einpflanzen beginnen. Es wird zu dem Ende die Erde im Gefässe fest angedrückt, bei grossen selbst fest getreten , -, Zoll mit klein- geschlagener Holzkohle bedeckt und darauf der Baum gestellt. Sämmtliche Wurzeln umgibt man zuvor I Zoll hoch mit khingesclilagener Holzkohle, ehe man die übrigen Räume mit der vorgeschrie- benen Erde ausfüllt, wobei durch Hin- und Her- biegen des Stammes und Nachhülfe mit den Fin- gern dalür Sorge getragen werden muss, dass jeder Raum zwischen den Wurzeln stets gehörig mit Erde ausgefüllt werde. Um dieses noch vollständiger zu erreichen, begiesst man den Kübel, je nach seiner Grösse, mit 1 — 3 Kannen Flusswasser. Der einen grossen Theil seiner Stützen (näm- lich der Wurzeln) beraubte Baum kann, wie man sich wohl denken kann, sich nicht gut allein auf- recht erhalten; es müssen daher von der Krone nach dem Kübelrand zu 3 bis 4 starke Bindfäden oder Drähte geleitet und daselbst befestigt werden. Den Winter hindurch bis Mitte März können die Bäume im Orangeriehause bleiben, dürfen jedoch mit ihren Gefässen nicht fest auf den Boden stehen, sondern müssen durch Unterlagen von 3 Steinen oder Holzstücken 2 — 3 Zoll erhöhet werden, damit sie hohl stehen und dadurch das Austrocknen der Erde befördert wird. Ein Begiessen derselben ge- schieht im Laufe des Winters nur dann, wenn die Erde ganz trocken werden sollte; in diesem Falle dürfen sie aber stets am Rande der Gefässe nur wenig mit reinem Wasser begossen werden. Ist ein Warmhaus vorhanden , so sind die Stämme bis Mitte März dorthin zu übersiedeln, wo nicht, so bleiben sie bis Mitte Mai auf dem alten Standorte. Nun muss ein geschützter, der Sonne aber exponirter Raum im Garten ausgewählt werden, um daselbst die Patienten so aufzustellen, dass ein Gefäss von dem andern 2 Fuss Abstand hat. Durch Unterlagen von Mauersteinstücken er- höht man sie hier um 3 Zoll. Die Räume zwischen den Gefässen werden mit frischen Pferdedünger ausgefüllt; jedoch muss man während der Arbeit die äusseren Wände der Gefässe mit alten Brett- stücken umstellen, damit der warme Dünger die jungen Wurzeln nicht verletzt. In jedes Gefäss ist ein Blumenstock zu stecken, um sich wöchent- lich mehre Male von der Temperatur der Erde überzeugen zu können. Es darf nämlich dieselbe nur die Wärme von frischer Milch, wie solche von der Kuh kommt, haben. Darnach muss, wenn die Wärme grösser ist, der Mist entweder von den Kübeln entfernt, oder, wenn sie zu gering ist, durch frischen diese erhöht werden. Das Begiessen geschieht Anfangs auch nur dann, wenn die Erde ganz trocken ist, und zwar wiederum allein am Rande der Gefässe. Später, wenn die Bäume junge Triebe entwickeln, kann es nach Bedürfniss stärker geschehen, jedoch aber nur mit Wasser. Bei sonnenreichen Tagen sind Abends die gesammten Stämme und Kronen mit einer Spritze zu befeuchten. Das stärkere Einstutzen der Aeste zum Bilden einer hübschen Krone* geschieht erst im zweiten Jahre, wo auch dann bei ganz durchwurzelten Bal- len schon bessere Erde gegeben werden kann. Die Erde für gesunde Citronenbäume be- steht aus: 2 Theilen Holzerde, 2 Theilen Lauberde und 1 Theile Kuhmisterde, das Ganze mit etwas groben Sand gemischt." Die Waldreben der Gärten (Clematis und Aträgene). Eine monographische Skizze. (Sfhluss.) C. Viticella. ^^ ir haben in der Einleitung zu Clematis (Seite 37U) und bei Gelegenheit der Charakterisi- rung der Unterabtheilung Flammula (Seite 380) ge- sagt, dass der ältere de Candolle nach der Un- terscheidung der altern Botaniker unter Viticella die Clematis verstand, wo der bleibende Griffel (die cauda acheniorum) nicht mit langen Haaren besetzt ist; wir halten hingegen als INIerkmal: win- kelständige einzelne Blüthen oder einen zwar drei- theiligen, aber anstatt der Nebenblätter mit ächten nur wenig veränderten Laubblättern besetzten Blü- thenstand und die Art und Weise, wie die Blu- menblätter beschaffen sind, fest. Die letztern sind nämlich ziemlich gross, bei vielen, besonders im obern Drittel, breiter, und haben auf dem Rücken drei deutliche Längsnerven. In der Knospenlage 49» 388 decken sich die Ränder besonders am obern Rande zum Theil sehr. Die von uns für gärtnerische Zwecke beque- mere Unterabtheilung der Krautartigen hat bota- nisch keinen Werth, die einzelnen Arten müssen daher zum Theil zu Flammula, zum Theil zu Viticella gebracht werden, und zwar zu ersterer: Cl. songa- rica, recta und hexapetala, zur andern hingegen Cl. Douglasii, ochroleuca, tubulosa und integrifolia. In Betrefl' der letztern lugen wir noch hinzu, dass eine Form mit langgestielten Blüthen von Tratti- nick (Arch. 2. Band 139. Taf.) auch als Cl. elon- gata abgebildet ist, dass aber die Pflanze aus- serdem noch in den Gärten verschiedene Namen besitzt. a. Blüthen mehr oder weniger glockenförmig oder wenigstens nicht flach ausgehreitet. 27. Cl. Viorna Sweet: Glabra; Folia pinnata, bipinnatave ; Pinnae oblonge- lanceolatae , interdum tripartitae, ceterum integrae; Flores longe pedun- culati, axillares, solitarii, saepe terni, cernui; Se- pala erecta, apice reflexa, coriacea, tubum superne constrictum referentia, stamina omnino villosa longi- tudine supenmtia. Eine nordamerikanische Liane, welche haupt- sächlich in den westlichen Staaten vorkommt und sich schon seit dem Jahi'e 172U in uiisern Gärten befinden soll. Schon im Hortus Elthamensis erhielt sie eine Abbildung. Da sie unsere stärksten Win- ter aushält, so ist sie sehr zu empfehlen, zumal sie als keineswegs selten leicht bezogen werden kann. Was den Namen Viorna anbelangt, so ist er keineswegs, wie in Dr. Wittsteins etymologisch- botanischem Wörterbuche steht, eine Verstümmelung des Wortes Virginia, sondern bedeutet im Franzö- sischen unsere gewöhnliche Waldrebe. Lobel aus Lille, zuletzt Direktor des königlichen Gartens zu Hackney in England, führte das besonders in Süd- frankreich gebräuchliche AVort in seiner 1576 er- schienenen Geschichte der Pflanzen zuerst ein, in- dem er genannter Pflanze den Namen Viorna vulgi ertheilte. 2S. Cl. cylindrica Sims: Pilosiuscula aut glabra; Folia pinnata; Pinnae 5 aut 7 oblongae, acutae, duae infimae brevissime, duae mediae lon- gius pedicellatae, integerrimae; Floi'es cernui, extus violaceo-brunneae, intus purpureo-coeruleae ; Sepala erecta, apice latiora, patente; Filamenta plana, ciliata, latitudine antheram glaberrimam longe superantia; Cauda acheniorum plumosa. In den südlicheren östlichen Staaten Nordame- rika's sehr häufig und schon seit Anfange dieses Jahrhundertes in unseren Gärten. Bevor die Pflanze sich in unseru Klimaten erstarkt, kommt es häufig vor, dass sie nicht rankt, zumal wenn sie frei steht. Schon Loddiges, der übrigens die Pflanze noch Cl. Viorna (bot. rep. I, 7 1 ) nennt, behauptet die- ses. Jacquin glaubt deshalb, dass die letztere von Cl. cylindrica Sims, obwohl der botanische Garten in Kew seine Exemplare von Loddiges erhielt, verschieden sei, und nennt sie wegen der sehr abstehenden Aeste: Cl. divaricata. Später kam sie von Neuem als C 1. Hendersoni in den Handel und scheint zuerst wiederum unter diesem Namen von der Kön. Landesbaumschule bei Pots- dam in Deutschland weiter verbreitet worden zu sein. Auch hier sahen wir sie im Anfange nicht oder nur wenig rankend. Auf der Pfaueninsel bei Potsdam befinden sich dagegen Exemplare, die weit hin ranken. Die blaue Farbe der Blumenblätter und die breiten, gewimperten Staubfäden unter- scheiden sie sehr leicht von den ähnlichen Arten. 29. Cl. reticulata Walt.: Glabra; Folia pin- nata; Pinnae 7 aut 9, ovato - oblongae, inferae trilobae, i-eliquae integrae, subcoriaceae, nervis ve- nisque prominulis; Flores cernui, roseo- violacei; Sepala erecta, supra medium latiora, patenti-recurva; Filamenta lineai-ia, latitudine antheram barbatam vix supei-antia ; Caudae plumosae. Kommt ebenfalls nur in den südlicheren Staa- ten der Ostkttste Nordamerika's vor. Sie soll zwar schon seit dem Jahre IS 12 in unsern Gärten sein, scheint jedoch nie in denselben eine grosse Ver- breitung gehabt zu haben. Wahrscheinlich — uns stehen nur Blüthenexemplare zu Gebote — ist die Art, welche neuerdings in den Garten als Cl. in- sulensis vorkommt, nicht verschieden. Darnach steht die Art zwischen Cl. crispa L. und Viorna Sims, ist vielleicht Form der ersteren. 30. Cl. Viticella L. : Folia pinnata aut bi- pinnata; Pinnae ö, ovatae aut ovato-lanceolatae, in- tegrae aut lobatae ; Flores subcernui, griseo-violacei, demum magis explanati; Sepala ad partem supre- mam latissima, cuneata, stamina et stylos glaberrimoa longitudine pluries superantia; Achenia glabriuscula, cauda brevi, curvata coronata. Diese Art kommt im ganzen südlichen Europa sehr Jiäufig vor und erstreckt sich ostwärts bis nach Kleinasien und nach den Kaukasusländern, wo selbst eine interessante Form mit sehr sedrängten und dicht behaarten Blättern vorkommt, deren Fieder- blättchen tief gezähnt und silbst eingeschnitten sind. Sie ist bereits schon in Sibthorp's Plora graeca (tab. 51ß) abgebildet. Da sich Cl. Viticella weit länger als drei Jahrhunderte auch in Kultur befin- det, so darf man sich auch nicht wundern, dass sich allmählig eine Älenge Formen gebildet haben. Sehr alt ist schon die gefüllte Abart mit mehr kleinen und fast hellchocoladenfarbigen Blüthen, 389 die liier fast in noch grösserer Anzahl vorzukom- men scheinen, als bei der Hauptart. Leider scheint diese Abart gegen unsere rauheren Wintet etwas empfindlich zu sein. Wo wir sie früher, wie in der Landesbaumschule bei Potsdam , sehr viel ge- sehen haben, ist sie plötzlich abgestorben. Ks kommt noch dazu , dass die Vermehrung dieser gefülltbliihenden Abart ebenfalls schwierig ist und man sie überhaupt gar nicht häufig findet. Ls sollten deshalb Handelsgärtner um so mehr sich um die Vermehrung bemühen, als die Pflanze alle Empfehlung verdient. Sie ist bereits auch in Wein- mann's Phytographie (tab. oOS fig. d.), noch früher selbst in Chabraeus stirpium icones et sciagraphia vom Jahre I66ö (pag. 117, fig. 5) abgebildet. Per- soon hat ihr den Beinamen pulchella gegeben. Derselbe Botaniker beschreibt auch eine Form, wo die Achenien mehr oder weniger fleischig sind ; er nennt sie deshalb: baccata. Die Grösse der Blumen ändert sehr. Je klei- ner sie sind, um desto mehr neigen sich in der Regel die Blumenblätter schüssel- oder glocken- förmig zusammen. Wir besitzen sogar eine Form, wo die S[iitzen der letztern zurückgeschlagen sind und welche wir in den Gärten auch unter dem Namen Cl. revoluta und parviflora gefunden haben. Diese Namen gebraucht man jedoch sonst für Cl. campaniflora Brot. Als coeri'ilea führt Sweet im Hortus bri- tannicus eine mehr blaublühende Form an, während in Lieusaint bei Paris im Jahre 1849 eine Form durch den Gärtner Alfroy (neveu) aus Samen er- zogen wurde, welche sich durch sehr grosse Blüthen auszeichnete und auch den Beinamen grandiflora erhielt. Neuerdings macht wiederum ein Sämling wogen seiner Schönheit Aufsehen, den liinz in Frankfurt a. Main erzogen und Cl^matis Fran- cofurtensis genannt hat. Nach mündlichen Be- richten soll sie sehr schön sein. Ferner gedenken wir noch eines Blendlinges, der neuerdings unter dem Namen Cl. Guascoi in den Handel gekommen ist. Auf der 1 17. Tafel der Illustration horticole befindet sich eine sehr gute Abbildung von ihm. Er wurde von einem Liebhaber in Luxemburg, de Guasco, durch Befruchtung der Clömatis coerulea (also patens Morr. et Dne) grandiflora mit der Cl. Viticella flore purpureo ge- züchtet. Dem äusseren Ansehen nach möchte man aber eher eine Form der letztern, als einen Blend- ling vermuthen. Die Abbildung im botanical Ma- gazine (tab. 564) steht ihr sehr nahe. Endlich ist noch eine Form mit sehr schmalen, fast linienförmigen Blättchen und grossen Blüthen vorhanden, welche schon Tour ne fort kannte und als tenuifolia lusitanica bezeichnet hat. Was den Namen Viticella anbelangt, so wird er nur einmal von einem spätem römischen Schriftsteller aufgeführt, und zwar für eine Pflanze, die sich nicht mehr ermitteln lässt. Caesalpin, Professor zu Pisa im 16. Jahrhunderte, führte das Wort zuerst in der Botanik ein, indem er Cl. Vi- talba damit bezeichnete, der Darmstädter Dille- nius aber, der später Professor zu Giessen wurde und als Professor zu Oxford 1747 starb, gebrauchte es dagegen zuerst für die eben von uns beschriebene Pflanze. Viticella bedeutet so viel als kleine Wein- rebe. Die Engländer nennen sie Virgin's Bower, d. h. Jungfern Laube. ?)1. Cl. crispa L. (Schillingii Hort.): Glaber- rima; Folia pinnata, bipinnatave; Pinnae f) aut 7, ellipticae, interdum ovato-lanceolatae, integrae, saepe basi bilobae ; Flores magni , sub-ccrnui, rosei ; Se- pala spathulata, cuspidata, erecto-patula, apice re- curva, stamina, basi excepta, omnino pilosa pluries longitudine supcrantia; Achenia cum caudis villosa. Wir sind nach neuen Untersuchungen und Ver- gleichungen zur Ueberzeugung ijekommen, dass Cl. Schillingii der Gärten, trotz der nur gedrei- ten Blätter in der Linne'schen Diagnose, welche noch durch die Angabe in Miller's dictionary bestä- tigt wird, wirklich die ächte Cl. crispa L. ist. In der Abbildung in Dillen's Hortus EUhamensis (t. 1 18 fig. 144), nach welcher Linne seine Cl. crispa macht, sind aber nicht gedreite, sondern gefiederte Blätter dargestellt. Es kommt noch dazu, dass in dem Königl. Herbar zu Berlin sich ein von Engel- mann in Texas gesammeltes Exemplar befindet, was mit unserer Cl. Schillingii genau übereinstimmt. Wahrscheinlich ist es, dass Cl. rösea Abbot (in- sect. americ. t. IUI) ebenfalls nicht verschieden ist, obwohl die Blüthe hier stets röhrenförmig und wie bei Cl. Viorna unterhalb der Spitze etwas verengt sein soll. Als Synonym möchten wir die Abbildung von C 1. crispa im botanical Magazine (tab. 11^92), im botanical Register (3'i. Band tab. 16), so wie die von Gray und Sprague in deren Genera (tab. 2) und die von Cl. cordata im botanical Magazine (tab. 1816) hierher ziehen. Gray ist übrigens ge- neigt, Cl. crispa nur als eine Form der Cl. Vi- ticella oder auch der campaniflora zu betrach- ten, was gewiss unrichtig ist. Woher wir Cl. S chillingii erhalten, wissen wir nicht, auf jeden Fall aus den südöstlichen Staaten Nordamcrika's. Wir haben sie zuerst in der Lan- desbaumschule bei Potsdam gesehen und auch be- reits in der Appendix zum Samenverzeichnisse des botanischen Gartens vom Jahre IS.'iS beschrieben. '.Vi. Cl. campaniflora Brot.: Glaberrima; Folia bipinnata, superiora biternata; Pinnae ovato- oblongae aut ovato-lanceolatae, integrae, interdum 390 basi lobatae; Flores parvi, subcernui , pallide coe- rulescentes aut albidi , late «ampanulati ; Sepala, marginc excepto, giabriuscula, oblonga; Filamcnta brevia, lata, glaberriina; Cauda acheniorum longa, sericea. Diese hübsche Art wächst in S]ianien und Portugal und soll seit dem Jahre IS III in unseren Gärten eingeführt sein. Sie ist in allen ihren Thei- len kleiner, als die übrigen Arten dieser Abtheilung, und besitzt auch die kleinsten Blüthen, deren weiss- liche, bläuliche oder röthliche Farbe die Art leicht erkennen lassen. Die Laubblätter sind im Allgemeinen etwas härter, als bei der Cl. Viticella L. In den Gärten kommt sie auch unter den Namen C 1. vi or- nioides und revoluta vor; der ältere Decan- dolle hat sie auch als Cl. parviflora beschrieben und in den seltenen Pflanzen des Genfer Gartens (tab. VI) abgebildet. Wir haben in den Gärten Formen mit grossen und kleinen, mit röthlichen, bläulichen und weissen Blüthen gesehen , ohne dass wir einen durchgrei- fenden Unterschied gefunden hätten, um die eine oder andere, selbst nicht einmal als Abart, zu cha- rakterisiren. b. Blüthen sehr gross, flach ausgebreitet. 33. Cl. flörida Thunb.: Glabra; Folia biter- nata, superiora bitrisecta; Pinnae elliptico-lanceola- tae, integrae, raro uni-bilobatae ; Pedunculi axillares, solitarii, folio longiores ; Flores maxinii , albidi aut flavescentes ; Sepala elliptica, stamina omnino villosa pluries superantia. Nach Curtis wurde die gefüllte Form schon im Jahre 1 77(5" aus Japan eingeführt, bevor man die Hauptart mit einfachen Blumen kannte. Die erstere kommt in unseren Gärten gemeiniglich unter dem Namen C 1. anemoniflöra vor, während man sonst darunter Cl. montana Buch, versteht. Seit dem Jahre l^'J'J besitzt man aber noch eine zweite Form, welche v. Siebold ebenfalls direkt aus Java ein- führte und welche man anfangs unter dem Namen Cl. Sieboldii kultivirte; als solche wurde sie in Paxton's Magazin (IV, t. 147) abgebildet. Später erhielt sie als Form der Cl. florida den passenderen Beinamen bicolor. Es haben nämlich die in flache und zungenähnliche Blättchen umgewandelten Staubgi'fässe eine hübsche blaue Farbe, die gegen das Weiss der eigentlichen Blumenblätter sehr absticht. 34. Cl. patens Morr. et Dne (coeriileaLindl., aziirea Hort.): Pilosiuscula; Folia pinnata, superiora ternata; Pinnae ovato-lanceolatae, integerrimae; Flo- res niaximi, solitarii, axillares; Sepala elliptica, extus puberula, stamina glabra pluries superantia. Diese wunderschöne Liane aus Japan verdan- ken wir dem berühmten Reisenden v. Siebold und wurde kurz auf einander folgend in Belgien und in England bekannt gemacht. Zuerst scheint sie in Gent geblüht zu haben und wurde von Murren und Decaisne tfS36 beschrieben. Wegen der ganz flach abstehenden Blumenblätter erhielt sie von ihnen den Namen Cl. patens. Ein Jahr später sah sie Lindley und gab ihr wegen der blauen Farbe der Blüthen ebenfalls den passenden Namen Cl. coerülea, sie zu gleicher T^eit im botanical Register (tab. 1955) abbildend. In den Gärten hatte sie ausserdem den Namen Cl. aziirea erhalten und wird noch fortwährend hauptsächlich unter diesem kultivirt. Seit der Zeit haben wir zum Theil durch Kreu- zung mit d&r verwandten C 1. Viticella eineKeihe von Formen, resp. Blendlingen, erhalten, die sämmt- lich gärtnerischen Werth haben. Zuerst entstand in Paris eine sehr grossblüthige Form, welche nach ihrem Züchter den Namen Cl. patens '^. Luloni erliielt. Wohl dieselbe ist später von Hooker (im bot. mag. tab. 3i)s3) als C 1. coerülea gran- diflora abgebildet. Hierauf wurde wiederum eine Form unmittelbar aus Japan eingeführt, deren mehr violette Blumen in der ]\Iitte grüne Streifen be- sitzen. Sie führt den Namen Sophie. Was spä- ter als Clematis Sophie fl. pl. in den Handel gekommen ist, hat anfangs rosafarbene Blüthen, die allmählig sich lila färben und zuletzt weiss werden. Cl. monstrosa ist eine halbgefüllte Form mit sich in einen Stiel verschmälernden weissen Blumen- blättern, von denen die äussern grüne Streifen und Flecken haben. Cl. Am alle heisst die Form mit wasserhell - lilafarbigen , Cl. Louise aber die mit blendend- weissen Blumenblättern, wo jedoch das Centrum violett erscheint. Ist dieses aber wiederum strohL;elb, so wird die Form Cl. Helene genannt. Neuerdings sind nun wieder zwei Formen mit sehr grossen Blüthen in den Handel gekommen, deren Namen atropurpürea und violäcea gleich die Farbe ihrer Blumenblätter angeben. Die beiden Blendlinge mit C. Viticella L.: Cl. Guascoi und Francof u rtensis stehen die- ser näher, als der Cl. patens. 35. Cl. lanuginosa Lindl. : Folia ternata aut simplicia, liaeu et pinnae coriaceae, cordato-ovatae, acuniinutae, subtus petiolis que villosae; Pedunculi axillares, solitarii, lanati; Flores maximi, pallide coerulei; Sepala ovato-oblonga, acuta, margine saepe undulata, stamina pluries superantia. Diese wunderschöne Liane wurde von dem be- kannten chinesischen Reisenden Fortune aus China eingeführt und blühte zuerst bei Standish und Noble in England im Jahre 1852. Nach einer Notiz von Lindley, der sie von Fortune selbst 391 erhalten, wächst sie nur in Tein-Sung in der Nähe von Ningpo. Sie gehört in's Kahhaus. D. Cheiropsis. Lfrsprünglich brachte man in diese Gruppe die- jenigen Arten, welche unterhalb der ISlüthe noch Deckblättsr in Form eines Hüllkelches besitzen; da es aber auch bei denen, wo es in der That der Fall ist, vorkommt, dass die Bliithe selbst über diesem Hüllkelch langgestielt erscheint, so passt das Merkmal nicht mehr, abgesehen davon, dass der ältere de Candolle, der das Subgenus auf- stellte, auch Arten hier aufnahm, wie Cl. mon- tan a, welche das Kennzeichen nicht besassen, aber doch im Habitus eine grosse Verwandtschaft zeig- ten. Edgeworth bildete deshalb für diese ein besonderes Genus, was er Babaeanthera nannte und deren dazu gehörige Arten ausserdem die Eigenthümlichkeit besassen , dass die Staubbeutel, wie bei den Paeoniaceen, nach innen und nicht, wie bei den übrigen ßanunculaoeen, nach aussen auf- springen. Unserer Ansicht nach haben aber die Verfasser der Flora indica, J. D. Hooker und Thomson, Recht, wenn sie auch diese wiederum mit Cheiropsis vereinigen und nur den Charakter genannten Untergeschlechtes insofern ändern, dass mehre achselständige Blüthen, die übrigens auch zn einer kurzgestielten Doldentraube oder Traube vereinigt sein können , nun diesen darstellen. Es gehören in diesem Falle ebenfalls einige neuhol- ländische Arten hierher. Vielleicht wäre auch die Stellung der Staubbeutel für alle, selbst für die letztern, massgebend. nti. Cl. bar bell ata Edgew. : Glabra; Folia ternata, longe petiolata; Pinnae ovato - lanceolatae, serratae aut inciso-lobatae; Pedicelli foliis breviores; Sepala ovato-lanceulata, erecta, apice recurva, deni- que patula, purpurascentia, utrinque pubescentia, stamina ciliata duplo superaiitia; Achenia glabra. Eine hinsichtlich der Blüthe der Cl. Viorna nahestehende Art des Himalaya, welche wohl, da sie in einer Höhe von 8UU — lUUO Fuss wächst, bei uns aushalten möchte. Leider ist sie noch selten, verdient aber alle Empfehlung. 37. Cl. montana Harn.: Folia ternata, longius petiolata; Pinnae ovatae, grosse dentatae aut loba- tae: Pedicelli folia aequantia aut superantia; Sepala magna, ovata vel elliptica, planiuscula, alba, gla- brata vel extus adpresse pilosa; Achenia sericea. Wiederum eine sehr zu empfehlende Art aus den höhern Gegenden des Hinialaya, wo sie bis lUUUU Fuss hoch vorkommt, trotzdem aber nicht im Freien bei uns aushält. Eigenthümlich ist, dass sie in wärmern Gegenden sehr behaart erscheint, wie man aus der Abbildung in Wallich's seltenen Pflanzen Ostindiens (HI, tab. '217) ersieht. Wal- lich hat sie übrigens unter mehrern Namen in seinem Verzeichnisse aufgeführt, so als: Cl. Pun- duana und Anemone curla, während D. Don sie in seinem Prodronius Cl. anenionaef löra ge- nannt hat. In den Gärten ist sie seit dem Jahre 1831. Später wurde aber noch eine Form mit doppelt so grossen Blüthen, ebenfalls direkt vom Himalaya, eingeführt; dieselbe ist bereits einige Mal, zuerst im botanical Magazine (tab. 401)1), als Cl. montana 'i. grandiflora abgebildet. .38. Cl. nepalensis DC. (nipalensis J. D. Hook, et Th., napaulensis Angl.): Folia ternata, longius petiolata; Pinnae elliptico -lanceolatae aut elliptico-lineares, integi'ae aut paucidentatae, laterales etiam interduin trilobae; Pedicelli floribus breviores, supra medium involucrati, sericei; Sepala oblonga, extus sericea, intus glabra; Filamenta elongata, glabra; Achenia parce sericea. Diese von D.Don als Cl. montana beschrie- bene Art des mehr östlichen Himalaya hat kleinere Blüthen als die vorhergehende und unterscheidet sich durch die beiden zu einem Hüllkelche ver- wachsenen Deckblättchen, aus der die Blüthe all- mählig heraustritt, sehr leicht. 39. Cl. cirrhosa (nicht cirrosa) L.: Glabra; Folia fasciculata, simplicia, ovata, dentata, saepe tii- fida, aut ternata, foliolis integris, dentatisve ; Pedi- celli folia subaequantes, sub fiore aut medio invo- lucro campaniformi praediti; Flores albidi, sepalis oblongis, extus pubescentibus; Filamenta filiformia, antheris latiores, glabri; Achenia villosa. Eine hinsichtlich der Blattform sehr veränder- liche Pflanze Südspaniens, Algeriens, Siciliens, Cor- sikas, Grieclienlands und ?Syriens, welche Gus- sone, der Florist Siciliens, deshalb auch Cl. he- teromorpha, d.i. die verschiedengestaltete, nennt und die schon seit dem Ende des IG. Jahrhunderts in den Gärten kultivirt wurde. Sie hat das Eigen- thümliche, dass die härtlichen Blätter im zweiten Jahre abfallen, der ziemlich lange Blattstiel aber in Form einer lianke zurückbleibt. Die Abart mit einfachen, aber oft dreilappigen Blättern ist von Lagasca als Cl. semitriloba, die hingegen mit gedreiten Blättern, wo die in die Länge gezogenen Blättchen wiederum mehr oder weniger fiederspaltig sind, heisst nach Richard Cl. balearica, nach Alton Cl. calycina. Was endlich die Abart anbelangt, wo die Blüthe weit aus dem Hüllkelche herausragt, so ist grade diese im botanical Magazine (tab. 1Ü7Ü) für die ächte Cl. cirrhosa, von Persoon hingegen fälschlicher Weise für Cl. balearica gehalten worden, während Sweet und Lindley sie unter dem Namen Cl. pedicellata für eine selbständige Art erklärten. 392 40. Cl. indivisa Willd.: Glabriuscula; Folia ternata, subcoriacea; Pinnae ovatae aut ovato-ob- longae , saepe basi cordatae , integrae aut dentato- lobatae; Flores dioici, magni, albi, plerumque hexa- sepali, ra< einuin aphyllum, laxuni, amplum, axillarem formantes; Sepala oblonga, sericea, filamenta glaber- riina longe superantia. Diese interessante Liane Neuseelands steht hier etwas zweifelhaft, da nicht mehre einzelne Blüthen aus dem Winkel der Blätter entspringen, sondern fusslange, fast stiellose Trauben, deren langgestiel- ten grossen Blüthen aber ganz das Ansehen derer der Abtheilung, besonders derer der Cl. montana [i. grandif löra, besitzen. Die bekannten Reisen- den und Botaniker Forster entdeckten die Pflanze schon im letzten Viertel des vorigen Jahrhundertes und nannten sie Cl. in tegri folia, ein Name, da er schon von Linne vergeben, von Willdenow in Cl. indivisa umgewandelt wurde. Beiderlei Benennungen sind jedoch unpassend, da die Blätter keineswegs einfach, ja die Blättchen sogar in der Regel noch gelappt sind. Die Abbildung und Beschreibung der Pflanze in der Revue horticole (IV. ser. II. Tom. pag. 241 und tab. i .'>) von Carriere zeigt auch ferner, dass die Pflanze, welche durch Colenso eingeführt im Jahre 1 848 zuerst im Garten zu Kew blühte, wegen der gelappten Blättchen nicht einmal den Beinamen „lobata" verdient, da ein zweites Exemplar, was im Frühjahre 1853 bei Thibaud und Keteleer in Paris blühte und aus Kew stammte , mit ganzen Blättchen dargestellt ist. Carriere sagt aber, dass auch gelappte Blätter an derselben Pflanze und zwar, wie es scheint, in grösserer Anzahl vorhanden wa- ren. Die weibliche Pflanze kennt man noch nicht. Allen Pflanzen-Liebhabern ist Cl. indivisa Willd. wegen des ausserordentlichen Blütheureich- thumes für Kalthäuser sehr zu empfehlen. Leider haben wir noch nicht Gelegenheit gehabt, sie lebend und in Blüthe zu untersuchen. 41. Cl. Forsteri Gmel. (hexapetala Forst., hexas(5pala DC): Glabra; Folia pinnata, parva; Pinnae ovato-cordatae, saepe incisae, grosse-dentatae ; Flores pauci, corymbum vix pedunculatum, axillarem referentes, explanati ; Sepala sex, viridi- lutea, li- neari-elliptica, stamnia (i glabra superantia. Eine eigenthümliche Art Neuseelands, im Ha- bitus der Cl. balearica Rieh, (calycina Ait.) sehr ähnlich, aber mit Blüthen, die wiederum (abgerech- net die Farbe) denen der Anemone stellata gleichen. Dazu nun 6 Staubgefässe. Leider haben wir nicht Gelegenheit gehabt, die Pflanze im Leben zu beobachten. Da der älteste Name Cl. hexa- petala bereits schon früher von Pallas für eine andre Pflanze gebraucht war, haben wir den bereits von Gmelin aus gleichem Grunde gegebenen Na- men zur Bezeichnung benutzt. II. Aträgene L. Es gehören hierher weniger rankende, als viel- mehr auf dem Boden liegende Pflanzen mit grossen achselständigen Blumen. Am Nächsten stehen sie den Arten des vorigen Geschlechtes aus der Ab- thcilung Cheiropsis : besonders ist eine grosse L^^eber- einstimmung wegen der oft bleibenden und Ranken vertretenden Blattstiele. So schön die beiden be- kannteren Arten mit den grossen blauen , weissen oder gelblichen Blüthen auch sind, so findet man sie doch kaum in den Gärten der Privaten. 1. A. alpina L.: Glabra; Folia ternata, biter- natave; Pinnulae oblongo-lanceolatae, serratae, su- prema petiolulata; Sepala elliptica, longitudine latitu- dinera plus duplo superante, margine ciliata; Petala spathulata, stamina inaequalia, pilosa vix longiora. Eine Aveit verbreitete Gebirgspflanze von den Pyrenäen bis zu den östlichsten Alpen , so wie im hohen Norden von Lappland bis nach Kamtschatka und in Sibirien wiederum südwärts bis zum Altai. Die sibirische Pflanze wurde wegen ihrer gelblichen Farbe der Blüthen als A. sibirica unterschieden; man hat aber neuerdings auch blaublühende da- selbst gefunden, in den Alpen dagegen Formen mit weissen Blüthen. Sonst haben wir vergebens uns bemüht, Unterschiede zwischen der Pflanze Sibi- riens und der Alpen zu finden. Ebenso wenig ver- mögen wir die Schweizerpflanze, welcher v. Schi ech- ten dal den Namen A. Wenderot hü gegeben hat, während sie Wenderoth selbst als A. austriaca beschrieben , zu unterscheiden. Nach diesem sol- len die Blätter nur einfach gedreit und die Blätt- chen eine herzförmige Basis besitzen. Die Blumen- blätter sind auch nicht stumpf, sondern spitz und überhaupt anders geformt. Sonderbar ist es, dass die sibirische Pflanze in unsern botanischen Gärten früher (seit 1753) kultivirt wurde, als die der Alpen, welche erst seit 17ir2 daselbst vorkommt. 2. A. americana Sims: Glabra; Folia biter- uata, quaterno-verticillata; Pinnulae ovatae aut ob- longo-lanceolatae, saepe cordatae, acuminatae, saepe serratae, omnes petiolulata«; Sepala oblonga, acuta; Petala angusta, acuta, stamina pilosa subacquantia. Scheint in der nördlichen Hälfte Nordamerika's bis westlich zu dem Oregongebirge vorzukommen und zeichnet sich durch hellblaue Blumenblätter aus. In den Gärten befindet sie sich seit dem Jahre 1797. Decandolle, der bekanntlich das Genus Aträgene nicht anerkennt, nennt sie wegen der 4 in einem Quirl stehenden Blätter: Clematis verticillaris. Verlag von Karl W i e fjan il t in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck vnn J. F. Starcke in Berlin. E iri'V \ V! iii'-T.^ rj Wochenschrift des Vereines zur Reförderiiiii); des Gartenbaues in den Köniiijlieli Preussischeu Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Marl Koch. JW. 50. Berlin, den 13. December 1860. Preis des Jahi-s;ant;es ö| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Posi-Anstalien des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Obst- und Gemüse -Ausstellung während der Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter vom 2H. September bis 1-2. Oktober in Berlin. — Die neuesten Kamellien von Verschaffelt. — Josst's Obstbau-Kunde. Die Obst- und Gcninse-Ausstclliing während der Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter vom 'i9. September bis 1'2. Oktober in Berlin. Wir haben bereits in 4 auf einander folgenden Nummern (44 bis 47) einen vorläufigen Bericht über die Sitzungen deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter, welche vom 2. bis 9. Oktober wäh- rend der dritten allgemeinen Versammlung im Eng- lischen Hause zu Berlin tagte, gegeben; es bleibt uns noch übrig, Einiges über die Ausstellung selbst zu sagen. Sie fand bekanntlich in dem Lokale des KroU'schen Etablissements im Thiergarten statt und füllte dessen sämmtliche Räume so vollständig aus, dass der Verein zur Beförderung des Gartenbaues sich leider gezwungen sah, daselbst auch das Zim- mer, was ursprünglich zu den Sitzungen für die Pomologen bestimmt war, in Anspruch zu nehmen und diese nach seinem gewöhnlichen Lokale für den Winter, nämlich nach dem Englischen Hause, zu verlegen. So unangenehm und selbst störend die dadurch entstandene Weitläufigkeit auch wurde, und von den anwesenden Pomologen u. s. w. viel- fach bedauert ist, so liess sie sich doch nicht ver- meiden; es muss aber auch andererseits anerkannt werden, dass für die Abendsitzungen die Lage des Englischen Hauses inmitten der Stadt wiederum auch weit bequemer war, als wenn diese im Kroll'- Bchen Lokale hätten stattfinden müssen. Um zunächst von der Grossartigkeit der Aus- stellung einen Begrifl' zu geben, wird es genügen, wenn wir die Räumlichkeiten des KroU'schen Lo- kales etwas näher bezeichnen. Dasselbe besteht aus einem Hauptgebäude, dem sich auf jeder Seite ein in gleicher Linie fortlaufender Flügel anschliesst. Das ganze Gebäude hat eine Länge von gegen TiöO E'uss. Von einer längs des Hauptgebäudes führenden Terrasse an der Vorderseite besitzt man einen bequemen Ueberblick über den frühern, jetzt mit Boskets und Rasenflächen versehenen Exercier- Platz, von über 1200 Fuss Länge und GUU Fuss Breite, der am gegenüberliegenden Ende von dem Palais des Grafen Raczinsky und dem Atelier von Cornelius begränzt wird. Dieser Exercier- Platz war zum Theil von der landwirthschaftlichen Ab- theilung zur Aufstellung von Maschinen und aus- serdem von gröberem Gemüse, von Runkeln, Zier- und andern Kürbissen u. s. w. benutzt. An der Hinterseite des Gebäudes schliesst sich der Garten zum Aufenthalte der Gäste während der besseren Jahreszeit an. Ein bedeckter Gang, in dem sonst hauptsächlich gespeisst und nur einmal durch eine Tribüne für die Musik unterbrochen wird, hat bei einer Breite von lü, eine Länge von gegen 2r)Ü Fuss und gränzt nach hinten an den Thiergarten, an dem obern Ende hingegen an das durch Glasfenster geschlossene Gewächshaus , von wiederum 80 Fuss Länge. Da die Innern Räume des Lokales kaum die Obstsammlungen zu fassen vermochten, so sah man sich gezwungen, von dem 50 394 Gemüse die feinern Sorten, so wie bestimmte Sor- timente hier aufzustellen und den zum Theile da- selbst befindlichen landwirthsehaftlichen Gegenstän- den anzuschliessen. Was die innern Räume des Lokales anbelangt, 80 bestehen sie aus dem mittlem, das Hauptgebäude fast ganz allein ausfüllenden sogenannten Künigs- Saale, der auf jeder Seite durch zwei schmale Räume mit einem langen Saale in Verbindung steht, aber leicht durch eingesetzte Glaswände abgesperrt wer- i den kann. Er besitzt eine Länge von lUO, eine Breite von lij Fuss, während die beiden Flügelsäle (der Römische und der Rittersaal) 80 Fuss lang und H8 Fuss breit sind. Da die zwischenliegenden j Querräume ausserdem noch '2U Fuss Breite be- sitzen , so beträgt die ganze Länge von dem An- fange des Römischen bis zu dem Ende des Ritter- , Saales grade !1U0 Fuss. An dem einen Ende führt der Aufgang mit einem Vorzimmer zu dem Römi- schen Saale, während an dem entgegengesetzten, dem Rittersaale, sich ein querliegender kleinerer Saal anschliesst, der in der Regel mit Glaswänden abgesperrt ist und gewöhnlich wegen der darin befindlichen Korbmöbel den Namen Korb -Saal führt. Hier sollten , wie oben angedeutet wurde, anfänglich die Sitzungen der Pomologen abgehalten ! werden. Er hat bei einer Breite von 'J5, eine Länge von H8 Fuss und wurde schliesslich ebenfalls zur Ausstellung benutzt. Die ganze Vorderseite des Hauptgebäudes und der Flügel nach dem Exercierplatze zu wird durch Glaswände , die auch hinlänglich Licht einlassen, abges|)errt; nach der amlern Seite hingegen befin- det sich hinter den Flügel - Sälen , und zwar dem Römischen Saale gleichlaufend, ein langer Speise- saal, längs des Rittersaales hingegen liegen die \Vohnzimmer für den Besitzer. In dem Königs- saale sehliesst sich nach hinten das Winter-Theater an. Aus den , zwischen Flügel und Königssaäle befindlichen, schmalen Räumen führen Thüren nach dem Garten. Die ästhetische Ausschmückung der innern Räume sowohl, als auch des Gartens hinter dem Lokale und des vor demselben benutzten Theiles des Exercier-Platzes, hatte der Generaldirektor Lenne, einer der Mitglieder des Comite's, über- nommen und meisterhaft durchgeführt. Die Aus- führung im Lokale selbst geschah durch den Hof- gärtner Zipf. ausserhalb desselben durch den Thiergarteninspektor Henning. In wenigen Ta- gen wurde der sonst einförmige Exercierplatz, wie durch einen Zauber, in einem prächtigen Schmuck- raum oder Pleasure-Ground umgewandelt, wo Tau- sende von Menschen zwischen Blumenpfaden un- gestört wandeln konnten. Einige Springbrunnen trugen zur Belebung des Ganzen nicht wenig bei, während andererseits Statuen , Vasen u. s. w. in harmonischer Verbindung zu dem Uebrigen so auf- gestellt waren, als wäre es nie anders gewesen. Es würde uns zu weit von unserem Zwecke führen, wollten wir hier die einzelnen Einrichtungen näher beschreiben und überhaupt in's Einzelne ein- gehen. Wir würden auch denen, die Bericht über diesen Theil der gärtnerisch -landwirthsehaftlichen Ausstellung abstatten werden, vorgreifen. AVir ge- hen demnach , um die Art und Weise der Obst- Ausstellung kennen zu lernen, zu den innern Räu- men des KroU'schen Etablissements über. Dem Römischen Saale hatte man als dem ersten, der von den Schauenden betreten wurde, besondere Auf- merksamkeit zugewendet. Eine Farn -Gruppe aus dem Garten des Oberlandesgerichtsrathes Augu- stin in Potsdam schmückte die Giebelseite, wäh- rend vom Fenster einige Fuss entfernt und in ge- höriger Höhe Festons von mit Trauben behangenen Weinreben aus den Königlichen Weinbergen von Sanssouci sich hinzoüen. Die H Kandelaberartigen Pyramiden in der Mitte trugen auf 'i übereinander- liegenden Terrassen Obst-Sortimente, während am Rande wiederum die Trauben verschiedener Wein- sortimente angeheftet waren. Auf langen Tafeln, welche sich am Fenster und an der hintern Seite hinzogen, wurde ebenfalls Obst ausgelegt, hier und da unterbrochen durch prächtige Ananas-Pflanzen, verschiedenerlei Früchte der Hesperiden, beide aus Königlichen Gärten, und durch Schaupflanzen aus denen mehrer Berliner Pflanzen- und Hlumen- Liebliaber. Die geräumigen Nischen in den vordem Win- keln am Ende der Fensterwände wurden zur Auf- nahme der Sortimentsblumen benutzt, wo besonders Georginen, Astern, Verbenen, Nelken, hauptsächlich die Heddewig'schen, Malven, Strohblumen und an- dere Immortellen u. s. w. in reichlichster Auswahl vorhanden waren und einen Begriff davon gaben, wie weit man es heut' zu Tage in der Vervoll- kommung unserer gewöhnlichsten Florblumen ge- bracht hat. Natürlich war der an und für sich prächtige Königs-Saal auch in ästhetischer Hinsicht auf eine Weise ausgeschmückt worden, wie sie würdig war, um Pomona's schönste Erzeugnisse aus dem ge- sammten deutschen Vaterlande aufzunehmen. Die Bühne des Theaters bildete einen Palmenhain, den Bouche, Inspektor des botanischen Gartens, sin- nig zusammengestellt hatte tmd der vorn am Rande von Begonien und anderen buntblättrigen Pflanzen umsäumt war. Um den Saal selbst mehr abzu- runden und die scharfen Winkel in den Ecken zu vermeiden, standen hier hohe Pyramiden mit den 393 schönsten Blattpflanzen der tropischen Urwälder besetzt. Fast alle Königlichen (iärten in und um Berlin und in Sanssouci hatten sieh zu (iunsten der Ausstellung auf die Zeit derselben ihrer Pfiaii- zenschätze zum Theil beraubt. An der Fensterseite auf erhöhter Tribüne, wo sonst die Muse der zarten Töne in den verschie- denartigsten Verbindungen des Menschen Ohr er- götzt , hatte jetzt wiederum Pomona auf langen Tafeln gezeigt, was der denkende (iärtner aus den unschniackhaften Früchten der ursprünglich nur im vordem Oriente wachsenden Obstgehölze mit der Zeit zu schaffen vermochte. Schau-Pflanzen man- nigfacher Art aus Privathäusorn unterbrachen auch hii r wiederum das Eintönige der langen Reihen von Aepfeln und Bii'nen. Herrliche Orangenbäume, wie sie ebenfalls in dem Lande der Hesperiden ursprünglich nicht vorhanden waren, standen aus dem Königlichen Garten von Charlottenburg mit mächtigen Laubkronen an den Seiten und ver- setzten die Besucher der Ausstellung an die la- chenden Ufer des Comer-See's. Zwei Reihen gleicher Pyramiden befanden sich wiederum in der Mitte des grossen Saales und um- fassten die Obst-Sortimente verschiedener Länder; ausserdem nahmen aber noch lange Tafeln, w^elche sich längs der Bühne hinzogen, das eingesendete Obst auf. Der Rittersaal hatte die Einrichtung des Rö- mischen; es waren jedoch ])flanzliche Ausschmük- kungen hier in geringerer Anzahl vorhanden und hauptsächlich durch Sortimente abgeschnittener Flor- blumen vertreten. Der Korbsaal, in dem ringsherum Tafeln standen, und die Zwischenräume, ebenfalls an den Wänden mit Tafeln besetzt, besassen nur zum Theil Sortimente von Florblumen, welche spä- ter angekommen waren , sonst wurde ebenfalls hier Obst aufgestellt. Wenn auch die zustimmenden Erklärungen der meisten Gartenbau-Vereine Deutscldands und vieler Pomologen, so wie von Besitzern grösserer Baum- schulen, eine rege Betheiligung erwarten Hessen, so wurde doch noch weit mehr, selbst aus Gegenden, wo man nicht zugesagt hatte, eingesendet. Den ursprünglichen Plan, wonach für Preussen der eine, für Oesterreich der andere Flügelsaal, für das übrige Deutschland der Königssaal reservirt werden sollte, vermochte man leider nicht vollständig durchzu- führen. Eben so wenig war es wegen des be- schränkten Raumes möglich, das Obst auf Teller zu legen, wozu man bereits KJUtlU Stück erworben hatte. Die Aufstellung geschah in der Weise, dass Berlin und die Provinz Brandenbui-g begann und dass deren Sammlungen schon mit einem Theile derer aus der Provinz Sachsen den Römischen (also ersten) Flügelsani völlig ausfüllte. Im dem ersten Zwi- schenräume wurden noch die übrigen Sammlungen der letztern aufgestellt. Im Königssaale nahmen die Ost- und Westpreussen's, sowie Schlesien's allein die in der Mitte stehenden Pynimiden ein. Zwi- schen ihnen wurden später noch Tafeln eingescho- ben, welche einerseits die ungar'schen Obst- und Trauben- Sorten trugen, andernseits ;iber für ein zur Kcktifizirung der Namen bestimmtes Muster- sortiment aufgestellt waren. Das ponuuersche und rheinische Obst befand sieh auf den Tafeln vor der Tribüne. Da wo sonst Musikchöre spielten, waren Hannover, Thüringen und die übrigen nord-, so wie mitteldeutschen Staaten vertreten. Im zweiten Zwischenräume wurden einige spät angekommene Sammlungen aus verschiedenen Ländern aufbewahrt. Der Rittersaal enthielt auf den Pyramiden in der Mitte die Obstsammlungen der i freien Reichs- städte, während auf den langen Tafeln auf der Seite Süddeutschland, Böhmen, Tyrol und Frankreich ver- treten waren. In dem Korbsaale endlich hatten die Sammlungen aus dem Erzherzogthume Oesterreich, aus Schweden und Norwegen, nebst einigen andern, die leider erst nach der Eröfl'nung angekommen wa- ren, Platz gefunden. Die Art und Weise der Aufstellung des Obstes hatte Professor Koch, eins der Mitglieder des Co- mite's , wiederum übernommen ; er wurde bei der- selben sowohl durch Mitglieder des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, als auch durch frü- her angekommene Pomologen auf das Beste un- terstützt. Die meisten Abgeordneten hatten die Anordnung ihrer mitgebrachten Sammlung selbst durchgeführt. Nur dadurch wurde es auch mög- lich, dass die Aufstellung in einem einzigen Tage so weit geschehen konnte, dass die Eröffnung am 2!). September um 1 1 Uhr dann wirklich auch zu Stande kam. Allen den Herren, die so wesentlich beigetragen haben, gebührt inniger Dank, den übrigens auch der Vorsitzende des Vereines, Geh. Oberregierungsrath Knerk, in der Oktober-Sitzung bereits ausgesprochen. Man sah hier, was vereinigte Kräfte vermögen. Für diejenigen, welche vielleicht nicht wissen , warum die Aufstellung des Obstes nicht schon früher begonnen und erst so spät ge- schah, fügen wir bei, dass das Kroll'sche Etablis- sement täglich 250 Thaler Miethe kostete und dass die ästhetische Ausschmückung vollendet sein musste, bevor die Aufstellung des Obstes selbst geschehen konnte. W^enn demnach bei der Auf- stellung manche Wünsche unberücksichtigt geblie- ben, so liegt wohl in der Eile, mit der Alles ge- schehen musste, Grund zur Entschuldigung. Da die Aufstellung des Obstes nach Ländern 5U* 396 geschah, so werden wir auch hier die Aufzählung derer, die Obst, aber auch derer, welche Gemüse, Blumen, Pflanzen und andere gärtnerische Gegen- stände der Austeilung zur Verfügung gestellt hat- ten, länderweise geschehen lassen. Der Raum er- laubt uns jedoch nicht, in das Einzelne einzugehen ; dieses muss einem ausführlichen Berichte vorbehal- ten bleiben. Wenn bei der Menge der ausgestellten Gegenstände und bei der Kürze der Zeit , die zur Aufstellung übrig blieb, das Eine oder Andere über- sehen und nicht besonders erwähnt sein sollte, so nehmen wir schgn im Voraus Nachsicht in Anspruch; wir bitten aber, dass uns dann die Berichtigungen zugehen möchten, damit in dem eigentlichen Be- richte davon Notiz genommen werden kann. I. Königreirb Preu!i§!^on. A. Provinz Brandenburg. a. Berlin und Umgegenil. 1. Kunst- und Handelsgärtner Allardt: eine Sammlung von IPi blühenden Orchideen. 2. Anstalt für sittli ch - verwahrloste Kinder (Obergärtner Bu e s ): . Königliche Landesbaumschule bei Potsdam: '2'i7 Sorten Aepfel, 29 Sorten Kartoffeln, einige Veredlungen. 54. Kunst- und Handelsgärtner v. d. Lippe in Neustadt-Eberswalde: ein Sortiment Georginen. 55. Königlicher Neuer Garten bei Pots- dam (Hofgärtner Mayer):, ein grosses Sortiment Dekorationspflanzen. 56. Oekonomierath O ck el in Fi'ankenfelde bei Wriezen a. d. O.: ein Sortiment Kartoffeln. 57. Königlicher Garten der Pfaueninsel (Hofgärtner G. A. Fintelmann): verschiedene Sorten Gemüse, 8 Sorten Mais, ein grosses Sorti- ment Dekorationspflanzen. 58. Königlicher Garten von SanssouQi (Hofgärtner K. Fintelmann): 43 S. Weintrauben, 1 S. Pfirsiche, 3 S. Kopfkohl, 2 S. Keulenkürbisse. 59. Königlicher Garten von Sanssou9i (Hofgärtner Meyer): einige grosse Ananasse. 60. Königlicher Garten von San8sou9i (Hofgärtner Nietner): 42 Weintrauben und aus- serdem dergleichen zur Dekoration, Quitten- und Mispelzweige, 9 Erdbeertöpfe, dreierlei Pflanzen. 61. Königlicher Garten von Sanssou9i (Hofgärtner Her m. Sello): Tafeltrauben, Pfirsiche, verschiedenerlei Orangenfrüchte. 62. Graf v. Schlippenbach in Arendsee bei Prenzlow : 31 S. Aepfel, 34 S. Birnen von Contre- spalieren und Topforangerie, 13 S. Pfirsiche, 8 S. Weintrauben. 63. Amtsrath Schütz in Grünthal: ein Sorti- ment Kartoffeln. 64. Gutsbesitzer v. Türk auf Türkshof bei Potsdam: 39 S. Aepfel, 52 S. Birnen, 4 S. Pflau- men, 1 S. Quitten. 65. Oekonomierath Thaer in Möglin bei Wrie- zen a. d. O. : ein Sortiment Gemüse. c. Regierungsbezirk Krankfurt a. d. 0. 66. Amt Gor gast bei Manschnow im Oder- bruche (Kunstgärtner Sil ex): 81 S. Aepfel, 34 S. Birnen, 7 S. Pflaumen, einige Quitten, Feigen, Mispeln und Trauben. 67. Gartenbau-Verein in Guben: 94 S. Aepfel, 56 S. Birnen, 6 S. Pflaumen, 3 S. Hasel-, 2 S. Wallnüsse, Quitten, Mispeln, 1 Zweig mit süssen Mandeln, 13 Traubensorten, Kirschen nach Art der Rosinen getrocknet und auf gleiche Weise zu verwenden, 5 S. Erbsen. Beiträge lieferten: a. Tuchmacher Bauer, b. Mühlenbesitzer Groche, c. Kirchhofsgärtner Hartwich, d. Seifensieder Heffter, e. Handelsgärtner E. Kohlheim, f. Gastwirth Kleemann, g. Winzer Leschke, h. Rechtsanwalt Merkel, i. Bauvoigt Mertsching, k. Winzer Neumann, 1. Obristlieutenant v. Pro eck, 398 ni. Rittergutsbesitzer Reininitz, n. Gärtner Schmidt, 0. Kanzleirath Schmidt, p. Apotheker Ulrich, q. Handscliuhl'abrikaiit Wagemann, r. Lehrer Weilich, s. Musikus Zabel. 68. Kunst- und Handelsgärtner Krüger in Lübbenau: 175 S. Kartoffeln. 100 Zier- und Nutz- kürbisse, \'l S. Rettige, S S. Zwiebeln und ausser- dem noch verschiedenerlei Gemüse und I Wasser- melone. 6M. Kommerzienrath Linau in Frankfurt a. d.O.: 8 S. Aepfel, einige Birnen, Reine Claude de Bavay. 70. Königliche Domaine Alt-M ah lisch bei Seelow (Kunstgärtner Galle): einige Madeira- zwiebeln. 7 1 . Kaufmann L e o p o 1 d M ü 1 1 e r in Züllichau : 42 S. Aepfel, '1 S. Birnen. B. Provinz Ostpreussen. l'l. Gutsbesitzer v. Awayde in Wölken bei Gumbinnen: 9 S. Aepfel, 2 S. Birnen. 73. Oekonomierath Franck auf Passelgsten bei Tilsit: H S. Trauben. 74. Überlehrer Hei den reich in Tilsit: 1 Rebe mit 20 Trauben, 'A Sorten Aepfel, 2 8. Birnen, 2 Herbarien. 75. Gartenbau- Verein in Königsberg: ein Sortiment Obst, ausgestellt durch: a. Grundbesitzer Conrad, b. Gärtner Fischer in Tapiau, c. Kunst- und Handelsgärtner Handschuck, d. Kunst- und Handelsgertner Hund rieser, e. Kunst- und Handelsgärtner Koppe und En- ders, f. Stift Legitten bei Königsberg, ■_'"' g. Rendant Lücke, h. Kunst und Handelsgärtner M o nitz kowitz, i. Generallandschaftsrath Richter in Schreitla- ken bei Königsberg, k. Spitzing's Ackerbauschule bei Königsberg, 1. Gutsbesitzer Toussaint in Neudamm, m. Königlich es Waisen haus (Direktor D ora- bro wski ), n. Madame Warschauer in Hufen beiKönigs- nigsberg (Obergärtner Richter), o. Kaufmann Zättre. •■' 70. Kunst- und Handelsgärtner Koppe und Enders in Königsberg: Zwiebeln, Bouquets und Kränze von getrockneten Blumen und Immortellen. 77. Gutsbesitzer Kuwert in Pogauen bei Kö- nigsberg : ein Sortiment Weintrauben. 78. Freiherr v. Lincker auf Nemmersdorf (Kreis Gumbinnen): (i S. Aepfel. 79. Gutsbesitzer Mack in Althof-Ragnit : 69 S. Aepfel, 24 S. Birnen, fi S. Pflaumen, !l S. Trau- ben, ein Sortiment selbsgezüchteter Blendlinge von Tabak. 80. Gutsbesitzer Mül lauer auf Absteinen (Kreis Tilsit): 6 S. Aepfel. 81. Die Stadt Ragnit: 15 S. Aepfel. 82. Freiherr v. San den auf Tusseinen (Kreis Ragnit): 8 S. Aepfel. (Fortsetzung folgt.) Die neuesten Kanieilien von Verschaflell. Wir haben bereits gegen das Ende des vorigen Jahrganges der W^ochenschrift (Seite 409) eine Aus- wahl der neueren Kamellien gegeben; wir fügen jetzt die hinzu, welche seitdem durch die Icono- graphie des Camellias von Ver seh äffe It abgebil- det wurden. Leider sind uns von diesem Jahrgänge nur die 5 ersten Hefte zugekommen, deren Inhalt wir hiermit , so wie die der 3 letzten Hefte des vorigen Jahres, geben und zwar wiederum in alpha- betischer Reihe. 1. Alba delicata, wie der Name sagt, von zarter weisser Farbe. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass die äussern Blumenblätter sehr breit sind und kaum ausgerandet erscheinen; nach innen zu werden sie allmählig schmäler, so dass die der Mitte selbst mehr eirund -lanzettförmig erscheinen. Sie ist in dem Etablissement von Verschaffelt aus Samen erzogen. 2. Albani wurde von Cesar Franchetti in Florenz an Verschaffelt mitgetheilt. Die ziem- lich breiten Blumenblätter liegen dachziegelig über einander und sind ausgerandet, ja selbst zweilappig. Ihre Farbe ist ein dunkeles Rosa, was nach der Basis zu in Roth übergeht. 3. Andrea Doria stammt ebenfalls aus Ita- lien und hat eine geschlossene Dachzieselform. Die Blumenblätter sind verhältnissmässig zu denen der ähnlichen Sorten breit und haben eine präch- tige rothe Farbe. 4. Bella Carlotta wurde 1859 aus Italien erhalten und macht zwar nur kleine Blüthen , je- doch von angenehmen Bau. Das Weiss der Blu- menblätter geht allmählig in ein ganz zartes Rosa über, wird aber durch einzelne, meist kleine Kar- minstreifen unterbrochen. 5. Bin da hat eine sehr regelmässige geschlos- sene Form, die dunkelkirschrothen, in der Mitte gestreiften Blumenblätter sind aber ziemlich breit. Sie stammt von Franchetti aus Florenz. 399 (i. Bonomiana erhielt Verschaffelt von Palazzi in Venedig. Sie hat wiederum einen re- gelmässigen geschlossenen Bau und zeichnet sich durch weisse, aber roth gestreifte und gefleckte Blumenblätter aus, die einigennassen an die man- cher Nelkensorten erinnern. 7. Cimarosa wurde von Santarelli in Flo- renz gewonnen. Die ziemlich grosse Blume ist zwar sehr regelniässig-dachziegelig, aber doch we- niger geschlossen ; ihre weissen Blumenblätter be- sitzen einen schwachen rosafarbii;en Anstrich und sind ausserdem roth gestreift. IS. Comte de (romer von Bernardino Le- ch! in Brescia erhalten und dem (irafen Gomer in Amiens gewidmet. Eine grosse Blume von re- gelmässigem, geschlossenem Bau und zartem Rosa, aber, wie bei vielen Nelken, dicht- karmingestreift und punktirt. Sehr zu empfehlen. i). Coquettina gezüchtet von den Kunst- und Handelsgärtnern Grilli in Florenz. Die rothe Blume scheint nicht gross zu werden und besitzt einen vollkommenen, geschlossenen Bau mit ziem- lich kleinen Blättern. HL Corradino. Wiederum von Ce sar Fran- chetti aus Florenz bezogen. Eine selir grosse rothe Blume von vollkommen-dachziegeligem und geschlossenem Bau. In der Mitte werden die Blu- menblätter heller und selbst weissgestreift. LI. Countess of Derbi. Ebenfalls eine sehr grosse Blume und von Veitch in Exeter bezogen. 3 oder 4 Reihen der äussern Blumenblätter sind sehr gross, ausgerandet und flach liegend, die übri- gen kleinern richten sich etwas kelchartig in die Höhe. Die Grundfarbe ist weiss, aber durch rothe Streifen unterbrochen. I'i. David Boschi stammt aus Florenz. Die grosse , rothe Blume hat einen vollkommenen und geschlossenen Bau und ihre sehr zahlreichen Blät- ter sind ausgerandet und selbst gezähnelt. 13. Delicata amoena hat Verschaffelt selbst gezogen und besitzt ziemlich grosse, bunte Blumen mit grossen ausgerandcten , zwar dachzie- gelig über einander liegenden , aber weniger ge- schlossenen Blättern. Die Farbe ist ein zartes Rosa von Karmin - Streifen und -Strichen unter- brochen. 14. Distinction grösser und locker gebaut, wie die vorige , der sie auch hinsichtlich der Fär- bung gleicht: nur ist die Mitte röther. Ist von Do ' selbst auf General Washington entstanden. l.'i. Duo de Trevise erhielt Verschaffelt von Delimon -Pap eleu in Gent. Eine mittel- mässig-grosse, rosafarbene Blume von sehr regel- mässigem und geschlossenem Bau. U). Fanny Polis Dr. Piantine von dem Grafen Bernardino in Breschi gezüchtet. Blume mittlerer Grösse von regelmässigem und geschlos- senem Bau. Die äussern Blumenblätter sind ziem- lich gross. 17. G e n 4 r a 1 D u f o u r hat C e s a r F r a n c h e 1 1 i in Florenz gesendet. Sie ist sehr gross und von vollkommenem, geschlossenem Bau. Die llosafarbe besitzt einen ziegelrothen Schein und wird durch weisse Längsbinden unterbrochen. KS. Giardina Petraja steht der Corradino nahe und stammt ebenfalls von C es ar Franchetti. Wie die vorige im Bau hat sie nur hellere rosa- farbige Längsbindeu in der Mitte der ausgerandcten Blumenblätter. I'J. Guerriera stammt vom Grafen Bern. Lechi in Brescia und hat eine mittlere Grösse. Der Bau ist vollkommen und geschlossen. Die rothen Blumenblätter sind nach oben abgerundet und kaum ausgerandet. '2ü. Leon Leguay hat Verschaffelt von Miellez in Lille erhalten und ist weniger als mittclmässig - gross. Bei sehr geschlossener , voll- kommener Dachziegelform sind die sehr zahlreichen Blumenblätter schön roth und erheben sich in der Mitte etwas. 21. Libri wurde von Carlo Luzzati in Florenz bezogen und besitzt grosse Blumen von der reinsten Regelnlässigkeit. Eigenthümlich ist die Farbe , da das Rosa in Blau überzugehen scheint. 22- Madame Domage, eine wunderschöne Blume von grösster Regelmässigkeit, welche Miel- lez in Lille zunächst aus Italien erhielt. Die rosa- farbenen Blumenblätter sind ziemlich breit und er- heben sich in der Mitte etwas kelchartig. '23. Madame Hermann. AViederum eine Blume von erster Grösse und aus Italien. Ihr Bau ist etwas locker und die auch gegen die Mitte hin sehr grossen Blumenblätter besitzen eine Rosafarbe, bisweilen von weissen Strichen unterbrochen. 24. Madame Pepin bekam Verschaffelt ebenfalls von Miellez in Lille. Vom regelmäs- sigsten und geschlossenen Bau mit zahlreichen klei- nen Blumenblättern, die gegen den Rand hin kirsch- roth sind; dann folgen rosafarbene, welche nach dem Centrum zu heller werden und daselbst einen weissen Saum erhalten. 25. Marchese Natta stammt aus Italien und besitzt die regelmässigste und eine geschlossene Dachziegelform. Sie ist mehr als mittelgross und schön rosa gefärbt. 26. Monsieur d'Offoy, eine italienische Blume, welche eben erst in den Handel gekommen 400 ist. Der Bau zeigt sich i'egelmässig und geschlossen, doch keineswegs gedrängt. Von besonderem Reiz ist die ausserordentlich zarte Rosafarbe. 27 . M u t a b i 1 i 8 v i o 1 a e e a. Ein durch ihre Färbung sonderbare Blume italienischen Ursprungs. Sie ist mittelgross und hat die Dachziegelförm, ohne jedoch sehr geschlossen zu sein. Beim Aufbrechen ist die Grundfarbe dunkelscharlach , später jedoch rosa-violett , in beiden Fällen jedoch von einem breiten, weissen Längsstreifen unterbrochen. 2S. Palla RuceUai. Im Bau und in Grösse der vorigen gleich, aber dunkelrosa und selbst roth , was aber namentlich gegen die Miite hin durch einzelne Längsstreifen unterbrochen wird. 29. Rosea transparens. Dachziegelig zwar, aber grossblättrig und etwas locker. Die Farbe ist ein lebhaftes Rosa mit einem Schein in's Lila- farbige. Gegen die Mitte hin finden sich einzelne weisse Streifen vor. Sie stammt aus Italien. 30. R o s i n a V e n t u r i. C e s a r F r a n c h e 1 1 i theilte diese schöne und grosse Blume mit. Sie neigt sich zur Rosenform , indem auch die äussern Blumenblätter nicht flach aufliegen, sondern konkav nach innen sich neigen. Die Farbe ist ein zartes Rosa. 31. Triumph of Philadelphia stammt aus den vereinigten Staaten und entspricht nicht ganz dem Rufe. Sie ist mittelgross, dunkelrosa und hat eine einfache Dachziegelform. 32. William Penne. Wiederum aus Ame- rika stammend und von einfacher Dachziegelform. Sie ist rosa und weiss in so weit, dnss die erste Farbe mehr am Rande und gegen die Mitte hin, die letztere ausserdem vorherrscht. Josst's Obstbaii-KiiiHlc. In einer Zeit, wo man allmählig anfängt, die Wichtigkeit des Obstbaues zu begreifen und auch die Regierungen vieler Länder diesem ihre Auf- merksamkeit und Unterstützung zuwenden, muss die Anleitung eines Praktikers von grossem Werthe sein. In Böhmen blüht schon seit langer Zeit der Obstbau; er trägt daselbst nicht wenig bei, um den Nationalreichthum zu erhöhen. Man braucht nur im Herbste den Obstmarkt in Prag, der Hauptstadt genannten Landes , zu besuchen , um sich einen Begrift' von der Grossartigkeit des Obstbaues, aber auch der Sorgfalt, welche man ihm dort zuwendet, zu erhalten und um zu sehen , wie sehr viel in andern deutschen Landen noch fehlt und was da- selbst noch geschehen muss. Wenn nun Böhmen schon überhaupt seinen Ruf verdient, so stehen die weitläufigen und nicht weniger geordneten Obstanpflanzungen des Grafen von Thun-IIohenstein in vorderster Reihe. Der Schlossgärtner Josst in Tetschen hat die Aufsicht über diese und gibt ausserdem in der Tetschen- Liebwerder landwirthschaftlichen Lehranstalt in allen Zweigen des Obstbaues seit 6 Jahren praktischen Unterricht. Dadurch war derselbe auch im Stande zu beobachten, was der Laie, besonders aber der Bewohner des Landes, zu wissen braucht. Leider lässt man oft seine Zöglinge insofern zu viel ler- nen, als man ihnen allerhand zwar interessante Dinge beibringt , mit denen sie aber in der Regel gar nichts anzulangen wissen. Dadurch wird eines- theils Zeit geraubt, anderntheils werden dergleichen Zöglinge oft uer Meinung, als wenn diese die Hauptsache seien. Es geht in der Regel nicht besser mit Hand- büchern und Leitfaden. Anstatt darin einfach seine Erfahrungen niederzulegen, werden allerhand Neue- rungen, die vielleicht in andern, unter abweichen- den klimatischen Verhältnissen existirenden Ländern recht gut sind, aber für uns nicht passen, in den Vordergrund gestellt, als wollte man eben für solche schreiben , die bereits mit dem Gewöhnlichen ver- traut sind. Das widerspricht aber dem Begrifie eines Leitfadens. Noch schlimmer ist es, wenn Theoretiker dergleichen Bücher schreiben oder wenn sie aus Spekulation des Buchhändlers oder gar dem Autor nur Mittel schaffen sollen, hervorgegangen sind. Vorliegende Obstbaumschule ist ein durchaus praktisches Buch , was allen Lehranstalten zu em- [ifehlen ist, nicht weniger aber auch zum Selbst- unterrichte benutzt werden kann. Für ihre Brauch- barkeit spricht der Umstand, dass binnen 4 Mona- ten sich eine zweite Auflage nothwendig machte. Das Buch ist sehr gedrängt geschrieben — es uni- fasst nur 1 54 Seiten — , aber doch so , dass es leicht fasslich ist. Es kommt noch dazu, dass auf 8 Quarttafeln nicht weniger als 11)9 erläuternde Abbildungen beigegeben sind, welche die oft lako- nische Kürze einiger Massen mildern. Dass der Verfasser grade bei scheinbaren Kleinigkeiten gern verweilt, scheint uns von Wichtigkeit und zeigt, dass der Obstbau in allen seinen Theilen Aufmerk- samkeit und Pflege verlangt, wenn er gedeihen und seinen Zwecken entsprechen soll. Möchte demnach das Buch recht gekauft werden! Vprlaj; von Karl Wiejrandtin Berlin. Kommandantenstrasse t)'2. Dmck von .1. F. brarcke in Benin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Köuigiicli Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines Professor Dr. Karl JKoch. M 51. Berlin, den 20. December 1860. Preis des .Jahrganges 5| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deulseh-üsterreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die neuesten Sonerilen, nebst Bemerkungen über Melastomateen. — Die Obst- und Gemüse -Ausstellung während der Vorsiimmlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter vom •214. September bis 1'2. Oktober in Berlin (Fortsetzung). — Koch's Hülfs- und Schreibkalendcr auf das Jahr IHbl. — Beilage. Sonntag, den 30. December, Mittags 11-^ Uhr findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse Nro. 49) eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Die neuesten Sonerilen, nebst Bemerkungen über Melastomateen. Durch den holländischen .Statthalter in Malabar, Adrian van Rheede tot Drakensteen, ge- wöhnlich kurzweg Rheede genannt, erhalten wir von der Westküste der ostindischen Halbinsel über eine Pflanze aus den Urwäldern, welche den Namen Soneri-ila führte und in dem von einer grossen Anzahl Gelehrter zwar bearbeiteten , aber von Rheede während der Jahre 1676 bis 1703 heraus- gegebenen Hortus malabricus (Tom. IX, tab. 6')) abgebildet ist, die erste Nachricht. Der bekannte ostindische Florist Roxburgh lernte sie weit spä- ter ebenfalls kennen , latinisirte den mnlabarischen Namen in Sonerila zum Geschlechts-Namen um und nannte die Art wegen der weissen und punkt- förmigen Flecken S. maculata, d.h. die gefleckte Sonerile. Im Anfange der fünfziger Jahre wurde ferner durch den bekannten Reisenden der grossen Handels- gärtnerei von Veitch in Exeter, Thomas Lobb, aus Ostindien (woher daselbst ? weiss man nicht, viel leicht auch aus Borneo, wo dieser sich am Längsten aufhielt) eine sehr ähnliche und, wie es scheint, nur kleinere Pflanze nach Europa gesendet, wo sie im November 1Sd4 zuerst blühte und auf einer klei- nern Ausstellung des Londoner Gartenbau-Vereines wegen ihrer Schönheit allgemein gefiel. Lindley beschrieb sie alsbald im Gardener's Chronicle(p.727) und gab ihr den Namen S. m argari t ä ce a , d. i. Perlen-S oner ila. In der That erscheinen auch auf dem schönen Grün der Blätter die kleinen weissen Flecken wie Perlen. Die Sonerilen, deren man jetzt über 30 kennt, gehören zu den wenigen Melastomateen , welche nicht in Amerika wachsen, sondern nur in Ostindien, mit Einschluss hauptsächlich der grössern Inseln. Sie scheinen wohl nur in heissen und feuchten Wäldern vorzukommen, wo sie wahrscheinlich oder wenigstens doch zum Theil als Epi[)hyten auf und an Bäumen wachsen. Gleich vielen ihrer übrigen Verwandten sind sie zum Theil mehr oder weniger braunroth grefärbt oder haben wenisrstens eine braun- es o rothe Färbunsi auf der Unterseite der Blättter. Die Farbe der Blüthe scheint bei allen Arten rosafarben oder hellröthlich zu sein. Wenn man auch auf den ersten Blick geneigt ist, die Sonerilen für Melastomateen zu halten , so besitzen sie doch wiederum zwei Eigenthümlich- keiten, welche in der genannten Familie abnorm sind, nämlich die einfache Dreizahl in den Blüthen- hüllen und die eigenthündiche Nervatur der Blät- ter, indem nur ein Mittelnerv vorhanden ist und von diesem einige wenige Seitenäste abgehen. In der letzteren Hinsicht stimmen die Sonerilen mit den auch bei uns bekannten, aber aus Amerika stammenden Heterocentren überein, während sonst 51 402 bei den Melastomateen von der Basis der Blatt- fläche aus mehre, so ziemlich neben einander lau- fende Nerven nach der Spitze zu sich erstrecken. Man sieht, dass selbst bei den Familien, welche sonst durchaus natürlich ^ind, doch bei einzelnen Arten Erscheinungen auftreten, welche dem von uns gegebenen, allerdings mehr oder weniger künst- lichen Charakter widersprechen. Die Melastomateen bilden eine sehr grosse Familie, deren Glieder fast durchaus in den heissen Ländern , und daselbst wiederum vorherrschend in den Niederungen, vorkommen. Sie sind mehr oder weniger krautartig, haben aber auch holzige Sten- gel, doch nie von Bedeutung, so dass Bäume hier selten erscheinen. Nur die letztern und die mei- sten Sträucher gehören auch subtropischen oder wenigstens höher celegencn Gegenden an und dür- fen deshalb bei uns nicht zu warm gehalten wer- den, vertragen sogar zum Theil im Sommer einen Aufenthalt im Freien sehr gut. Je mehr kraut- artiger sie aber sind, um desto mehr verlangen sie Wärme und Feuchtigkeit. Viele von diesen haben nur eine kurze Lebensdauer, erneuern sich aber rasch mehr durch Knospen - , als durch Samenbil- dung. Alle diese müssen auch in der Kultur immer von Neuem verjüngt werden. Man wirft die alten, abgeblühten Pflanzen weg und schafft sich durch Stecklinge oder sonst frische Exemplare. Ein Beweis dafür ist, dass auch die Stecklinge, wenn man ihnen nur günstige Verhältnisse gewährt, sehr leicht an- wachsen, die Vermehrung denmach nicht schwie- rig ist. Ueber 1500 Arten sind bis jetzt aus der Fa- milie der Melastomateen beschrieben ; manche wer- den aber ausserdem noch in den Gärten kultivirt, die keiner botanischen Kontrole bis jetzt unterlegen haben. Ganz besonders hat Direktor Linden in Brüssel das Verdienst, eine grosse Anzahl sehr zu empfehlender Arten eingeführt zu haben. Man muss sich deshalb wundern , dass es in gärtnerischer Hinsicht noch keine Melastomateen-Liebhaber gibt. Eine hübsche Sammlung der Arten dieser Familie würde gewiss wegen der Mannigfaltigkeit, haupt- sächlich in der Laubfärbung, und wegen des Blü- then-Keichthumes viele lieize darbieten. Wir wür- den auch dann erst im Stande sein, die Familie in ächte natürliche Gruppen abzutlicilen und sich leich- ter in der Nomenklatur zurecht zu finden. Zwar besitzen wir in der dritten Reihe der Annales des Sciences naturelles (vom 12. Bande an) eine sehr dankenswerthe Monographie von Naudin, durch die es ungemein erleichtert ist , sich heraus- zufiuden; es sind aber damit noch nicht die natür- lichen Haltpunkte gegeben, da das Meiste mehr künstlich geordnet ist. Es wäre auch sehr zu wün- schen , dass Naudin, der sich schon an und für sich in der Systematik grosse Verdienste erworben hat, eine als Buch selbständige Monographie der Melastomateen herausgäbe und auch die Arten, welche sonst ausser Frankreich in Gärten und Her- barien sich vorfinden, zu gleicher Zeit mit be- arbeitete. Naudin bringt die Melastomateen in 5 Unter- familien, von denen aber nur die erste solche Arten begreift, wo die Staubbeutel an der Spitze mit 1 oder 'J Löchern aufspringen. Dieses Merkmal nahm man früher als ein Haupterforderniss für die Arten der Familie an, während man jetzt der sonstigen Verwandtschaft halber ausserdem noch manche Pflan- zen zu ihr rechnet, welche auch Staubbeutel mit Längsspalten haben. Die Staubbeutel zeichnen sich ausserdem nocli bei den meisten Melastomateen durch Verlängerungen nach oben und unten aus. Grade diese sind es, welche der Blüthe, besonders wenn die letzteren gegen die gelben Staubbeutel durch eine andere F'arbe abstechen , ein besonderes An- sehen geben. In der Blüthe selbst herrscht in derEegel die Vierzahl vor, es sind aber auch nicht selten fi Kelch- zähne, eben so viel Kronblätter und 10 Staubgefässe vorhanden. Noch seltener ist die Sechszahl, wäh- rend die einfache Dreizahl wohl nur bei Sonerila allein vorkommt. Der Fruchtknoten ist zwar am Häufigsten unterständig, aber Fälle, wo er halb- unter- oder gar oberständig erscheint, stehen kei- neswegs einzeln da. Die Frucht ist bald eine Kapsel, bald eine Beere. Letztere ist oft dunkel- violett gefärbt und enthält meist auch viel Gerb- säure, so dass man schwarz damit färben kann. Der Name Melastouia bedeutet selbst Schwarz- mund. Die Laubblätter stehen immer einander gegen- über und sind nie zusammengesetzt , selbst nicht einmal tief getheilt, obwohl Zähne vorkommen. Ganz- raudige Blätter scheinen am Häufigsten gefunden zu werden und eben so sind sie meist, wenn auch nur kurz gestielt. Ihre Substanz ist ausnahmsweise haut- artig, oft aber etwas fleischig. Von ihrer Färbung, namentlich auf der ünterfläche, haben wir schon gesprochen. Uns interessiren liier zunächst die Arten der 1. Unterfamilie, der ächten Melastomateen, wo also die Staubbeutel mit Lüchern aufspringen. Diese bringt Naudin wiederum in 4 Grupjjen, welche aber durchaus nicht scharf sich unterscheiden lassen. Mit Kecht hat deshalb der gelehrte Monagraph sich, selbst auf die Gefahr der Inkonsequenz hin, oft von der Natürlichkeit leiten lassen und trotz des abwei- chenden Charakters die eine oder andere Art nicht aus der Gruppe entfernt. 403 »Schon früher hatte man in der Bilduno; des Samens ein unterscheidendes Moment gefunden. Bei den Osbeckien und ähnlichen sind nämlich die Samen muschel- oder liach kappenfürmig und ihr Anheftungspunkt liegt in der iVIitte der Höhlung. Der Embryo oder Keimling ist in diesem Falle natürlich gekrümmt. Naudin nennt die hierher gehörigen Arten Lasiandrales. Bei den übrigen ist die Form der Samen selten nieren-, meist ei- oder pyramidenförmig. Wenige Arten besitzen am Staubbeutel nach unten keine Verlängerung und haben oft auch die doppelte Anzahl der Kelch- zähne: Pyramiales. \^'o Verlängerungen sind, ist entweder die Zahl der letztern einlach: Micro- liciales, oder doppelt und die Frucht ist in die- sem Falle nicht selten eine Beere: Miconiales. Zu den letztern gehören auch die Sonerilen, so wie die verwandten Bertolonien, welche in den Gärten meist unter dem Namen Eriocn^ma kultivirt werden. Von den erstem scheinen nur (i in Kultur zu sein. S.'stricta Hook, w'ar wohl die erste, welche (gegen das Jahr 1848) eingeführt wurde; hierauf sind S. speciosa Zenk. und ele- gans Wight in die Gärten gekonunen, so wie bald darauf S. margaritäcea. Der neuesten Zeit ge- hören S. affinis Arn. und zeylanica Arn. an. Uns interessiren zunächst Sonerila marga- o ritäcea Lindl. mit ihren 3 Formen, welche in der letzten Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues (S. Nro. 48) einen Preis erhielten. Wir haben die Gelegenheit wahrgenommen, um sel- bige bei dem Fabrikbesitzer Danneel genau zu untersuchen und gefunden, dass 2 derselben, ob- wohl sie in den Verzeichnissen als Arten unter den Namen splendens und superba aufgeführt wer- den, doch nur Formen sind. Was man jetzt in den Gärten als S. marga- ritacea annimmt, hat eine bräunlich - grüne Fär- bung und in der Regel mehr oder weniger glän- zende Obertiächen. Die übrigen 3 Formen sind dagegen matt und fast hellgrün. Sie unterscheiden sich fast nur durch die Grösse und Häufigkeit der perlenschnurartig gereihten weissen Flecken; diese ziehen sich zwischen den Haupt-Seitenästen, welche vom Mittelnerven in einem spitzen Winkel abgehen und etwas bogenförmig nach innen gekrümmt sind, in einen oder mehrern Reihen dahin und haben eine rundliche oder kurz längliche Figur. Bei der ächten S. margaritäcea sind die Flecken mittelgross, besitzen kaum den Durchmesser einer Linie und liegen nur in einer Reihe. Am Grössten (bis zu 2 Linien Längs- Durch- messer) sind sie bei der Form, welche den Namen 8. margaritäcea alba führt. Diese ist deshalb auch die, welche am Meisten in die Augen fällt und daher auch vor Allem Empfehlung verdient. Die kleinsten Flecken und diese dagegen in 2 und 3 Reihen besitzt S. splendens. Die Oberfläche der Blätter scheint hier am Meisten matt zu sein. Was als S. su[)erba in den Gärten vorkommt, steht hinsichtlich der Grösse der Flecken der äch- ten S. margaritäcea am Nächsten und unter- scheidet sich, wie es scheint, ausserdem noch durch Blätter, welche oberhalb der Mitte mehr lanzett- förmig sich verschmälern. Sonst haben sie eine elliptische, bisweilen auch längliche Form. Das obere Ende ist aber stets zugespitzt. Ob diese Formen sich in der Kultur rein erhalten, bezweifeln wir von vorn herein. Es existiren übrigens in Ostindien mehre Arten, wo die Oberfläche der Blätter mit weissen Flecken besetzt sind, aber sich noch nicht in den Gärten befinden. Es scheint übrigens, als wenn bei der- selben Art auch die Flecken fehlen könnten. Fleckige Blätter besitzen noch ausser der gleich anfangs genannten S. maculata Roxb., dessen Abart mit ungefieckten Blättern Roxburgh selbst als eigene Art unter dem Namen S. emaculata unterschied: S. Wallichii Horsf. (Rheedei Wall.), S. Rott- ler i Wall, und S. secunda Wall. Alle diese haben insofern ungleich grosse Blätter, indem das eine der beiden gegenüberstehenden weit kleiner erscheint, was bei S. margaritäcea nicht der Fall ist. Ausserdem hat diese keine Spur von Bor- sten oder Haaren, wie bei den früher genannten Arten es hauptsächlich an den Kanten der Stengel und auf den weissen Flecken der Fall ist. Als eine buntblättrige Art ist auch noch 8. picta Korth. zu nennen, da hier der Mittelnerv und seine Haupt- äste eine weisse Farbe besitzen. Was schliesslich noch die beiden neuesten So- nerilen: affinis Arn. und zeylanica Arn. anbe- langt, so haben wir sie ebenfalls in dem Garten des Fabrikbesitzers Danneel gesehen. S. affinis verdient wegen der braunrothen Färbuno- auf der Unterfläche der Blätter mehr Berücksichtigung als S. zeylanica, beide haben aber ein mehr buschi- ges Ansehen und ähneln einiger Massen den Mo- nochätums und den kleinern Centradenien. Wie diese zeichnen sie sich durch Blüthenfülle aus. Der Obergärtner Pasewaldt im Danneel'schen Garten hat uns über die ausgestellten Pflanzen und deren Kultur Mittheilungen gemacht, die wir hier- mit zur weitern Kenntniss bringen wollen : „Ich mache im Frühjahre Stecklinge, die sehr leicht anwachsen und bis zum Herbste zu vollkom- menen Pflanzen herangezogen sein müssen. Zu diesem Zwecke bringe ich sie zuerst in eine recht sandige llaideerde, wie man sie aus dem in der Nähe Berlins befindlichen Grunewalde beziehen kann. 51» 404 Diese Haideerde zerreibe ich nur mit den Fingern und siebe sie nicht, damit sie recht locker bleibt. Sind die Sonerilen etwas herangewachsen, so nehme ich eine Mischung von 2 Theilen gehacktem weis- sem Wiesenmoos und 1 Theile tlusssand und thue diese in flache, sogenannte Stecklingsschalen. Die Wurzeln der Pflanzen gehen nämlich gar nicht tief und halten sich mehr oberflächlich. Säure im Bo- den ruinirt sie schnell; deshalb ist es ausserdem noch nothwendig, dass der Boden der Schalen zum leichtern Abflugs des Wassers gehörig mit Scher- ben belegt wird. Sobald die Pflanzen anfangen, Seitentriebe zu machen, so werden diese vermittelst kleiner Haken auf der Erde befestigt. Hier schlagen sie rasch Wurzeln und tragen zur Ernährung und Vervoll- kommnung des Ganzen sehr viel bei. Damit der Boden einestheils feucht bleibt, anderntheils aber auch die kleinen Pflanzen mit ihren bunten Blät- tern mehr Ansehen erhalten, nehme ich kleines Bärlappmoos (Selaginella apus Spring, apoda minor der Gärten) und pflanze es ebenfalls in die Schale, so dass diese rasch sich damit überzieht. Die Sonerilen verlangen Licht und Feuchtig- keit; aus dieser Ursache sind niedrige Häuser ganz besonders zu empfehlen, da sie hier nahe den Fen- stern stehen können. Ihre beste Blüthezeit ist der November und December." Die Obst- iiml Gomüso-AusstcUung während der Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter, vom '29. September bis V2. Oktober in Berlin. (Fortsetzung.) C. Provinz Westpreussen. 83. Gar tenb au- V^erein inDanzig: 138 S. Aepfel, 76 S. Birnen, Ü S. Weintrauben, 4 S. Pfir- siche, 2 S. Quitten, 1 S. Wallnüsse, 1 S. Kastanie, SB S. Gemüse, 2 S. Lein. Ausgestellt durch: C(. Obst. a. Landrath A b r a m o w s k i in Panklau bei Elbing, b. Rittergutsbesitzer v. Beelow auf Rutzau bei Putzig, c. Kommerzienrath H. Behrend in Hochwasser, d. Hofbesitzer Böhm in Wotzlaff bei Danzig, e. Königlicher Garten zu Oliva (Inspek- tor Schon d orf), f. Kunst- und Handelsgärtner Rathke, g. Kunst- und Handelsgärtner Ray mann, h. Kunst- und Ilandelsgärtner Reiche, i. Kunst- und Ilandelsgärtner Roh de, k. Lotterieeinnehmer Rotzoll in Tempelburg, 1. Prediger Sadowski in Oliva, m. Kaufmann Salzmann, n. Dr. Schmidt in Schönbaum bei Danzig, o. Pfarrer Schwimminski in Oliva, p. Gutsbesitzer Sie wert in Ludolphineb. Danzig, q. Gutsbesitzer Wegner im Seebad Zappot. fi. Gemüse. r. Hofbesitzer Böhm in Wotzlaff, s. Königlicher Garten zu Oliva (Inspektor Schondorf), t. Kunst- und Handelsgärtner Rathke, u. Kunst- und Handelsgärtner Rohde. 84. Rentier Louis Klamann in Marienfelde bei Marienwerder: l(i S. Aepfel, 12 S. Birnen, 2 S. Nüsse. 85. Provinzial -Irrenanstalt in Schwetz (Obergärtner Schulz): 23 S. Gemüse. (S(i. Kunst- und Handelsgärtner Wend in Co- I nitz: einiges Obst- und einige zum zweiten Male blühende Pflanzen. D. Provinz Schlesien. 87. Geheime Oberhofbuchdrucker und Ritter- gutsbesitzer Decker in Dittersbach bei Liegnitz (Obergärtner Fehse): 25 S. Birnen. 88. Gewerbe- und Gartenbau- V erein in Grünberg: eine grosse Sammlung von frischem und verwerthetem Obste und zwar: a. Kunst- und Handelsgärtner Eichler: 57 S. Aepfel, 32 S. Birnen, sehr grosse Haselnüsse, Obst gedörrt, in Schmalz gesotten, in Zucker eingemacht, Beeren-Syrupe, b. Kommerzienrath Förster: 20 S. Aepfel, 7 S. Birnen, Cyder von Borsdorfer Aepfeln, c. Apotheker Hirsch: Beeren-Syrupe. d. Justizrath Neumann: 40 S. Aepfel, 25 S. Birnen. e. Kaufmann Wilhelm Petschel: verschiede- nes Backobst und Mus. f. Kaufmann Eduard Seidel: Cyder, Beeren- Syrupe, verschiedenerlei Mus. 89. Parkanlage in Görlitz (Parkgärtner Gräfe): einige Weintrauben. 90. Freiherr v. Herberstein in Grafenort bei Habelschwerdt (Obergärtner Peicker): 26 S. Aepfel, 21 S. Birnen, 2 S. Pflaumen, 5 S. Pfirsiche. 91. Karl Samuel Häusler Wittwe in Hirsehberg : einige Aepfel-Sorten und wenige Birnen. ',•2. Rendant und Baumschulbcsitzer Klose in Spahlitz bei Oels : 82 S. Aepfel, 34 S. Birnen. 93. Gasthofbesitzer Jaschke in Ratibor: ein grösseres Sortiment Aepfel und Birnen. 94. Kunst- und Handelsgärtner Mohnhaupt in Breslau: 41 S. Aepfel, 56 S. Birnen, 1 S. Rie- senmispel. 405 95. Sammlung aus der Oberlausitz (vom Bürgermeister Richtsteig eingesendet): ein grös- seres Sortiment von Aepfeln und Birnen. 9H. Königliche landvvirthschaftliche Aka- demie in Proskau (Instituts S. Gemüse, 6 S. Hopfen und 5 verschiedene technische Pflanzen. 97. G arten bau- Vcrei n in Ratibor: ein grosses Sortiment Obst, eingesendet von 33 Gar- tenbesitzern, als: ^a. Kommerzienrath Albrecht in Ratibor, b. Kunst- u. Handelsgärtner Arlt in Altendorf, c. Kaufmann Doms in Ratibor, d. Stadtältester U.Apotheker Franke in Ratibor, 6. Stellenbesitzer Gawenda in Ostrog, ■ f. Stellenbesitzer Gegonka in Plania, ' g. Anbauer Hein in Putsch, h. Baurath Linke in Ratibor, i. Destillateur Lokotsch in Plania, k. Stellenbesitzer Mftskwa zu Plania, • 1. Frau Appellationsgerichtsräthin Müller in Ratibor, m. Kunstgärtner Neugebauer in Ratibor, n. Kaufmann Niepelt in Plania, o. Lehrer Oppler in Plania, p. Wirthschaftsinspektor Pfleger zu Ponien- czütz, q. Stellenbesitzer Pioskowski zu Markowitz, r. Kaufmann und Senator Polko in Ratibor, 8. Frau Majorin Renouard de Viville zu Ratibor, t. Baron v. Richthofen auf Leszczyn, u. Taubstummenlehrer Rode in Ratibor, v. Dominium Rzuckow im Kreise Rybnick, w. Baumeister Seidel in Ratibor, X. Stellenbesitzer Johann Slawik in Plania, y. Lehrer Sobel in Pogrzebin bei Ratibor, z. Kunst- und Handelsgärtner Stanitzeck in Ratiboi', aa. Lehrer Stock lossa in Buckau (im Kreise Ratibor), bb. Kreisschuleninsp. Strzybuy in Altendorf, CG. Apotheker und Senator Thamm in Ratibor, dd. Anbauer Ulrich zu Putsch bei Leobschütz. ee. Mühlenbaumeister Wahn auf Doms-Dampf- mühle bei Ratibor, ff. Stellenbesitzer Jacob War was in Plania, • gg. Frau Landesälteste v. Wroehem auf Czer- wienzitz, hh. Lehrer Wystyrk zu Luban bei Ratibor. 98. Albert Roh de in Fürstenberg: verschie- denerlei Gemüse und Kohlrabi. 99. Taubstummen- Anstalt in Breslau (Lehrer Klose): 31 S. Aepfel, 10 S. Birnen. 100. Frau Geheime Kommerzienräthin Treut- ier in Leuthen bei Preussisch-Lissa: 46 S. Aepfel, 43 S. Birnen, 8 S. Pflaumen, 2 S. Quitten. 101. Freiherr v. Thiele (Garteninspektor Stoll): 18 S. Aepfel, 3 S. Birnen, 3 S. Pfirsiche, 1 Melone, 1 Ananas. 102. Graf v. York- Wartenburg in Klein- Oels bei Ohlau (Obergärtner Sprotte): 91 S. Aepfel, 34 S. Birnen. E. Provinz Pommern. 10!?. Gu tswirthschaft und Königliche landwirthschaftliche Akademie in Eldena bei Greifswald (Institutsgärtner Zarnack): 71 S. Aepfel, 28 S. Birnen, 2G S. Kartoffeln. Beiträge lieferten : a. Geh. Regiei'ungsrath Prof. Dr. Baumstark, b. Oekonomierath Dr. Roh de, c. Departements-Thierarzt Dr. Fürstenberg, d. Dr. Jessen, e. Sekretair Lorenz, f. Akademischer Gärtner Zarnack. 104. Gartenbau -Verein für Neuvor- pommern und Rügen in Eldena: KiO Sorten Aepfel, 82 S. Birnen, 2 S. Wallnüsse, 40 S. Gemüse. Beiträge lieferten: a. Baron Schoultz von Ascheraden zu Neh- ringen (Oberg. Harz), b. Gutsbesitzer Barnewitz zu Lehmhagen (Oberg. Woldt), c. General-Lieutenant v. Bis mark -Bohlen zu Carlsburg (Oberg. Franz), d. Oberamtmann Burmei ster zu Diedrichshas;en (Oberg. Rossow), e. Oberamtmann Holst zu Ladebow (Oberg. Thuneman n), f. Präsident Graf von Krassow zu Diewitz, g. Lehrer Ott zu Wyck, h. Gutsbes. Schütz zu Guest (Oberg. Met zier), i. Pastor Schütz zu Wyck, k. Baron v. Sobeck zu Zarrenthin (Obergärtner Gülzow), 1. Oberamtmann Tamms zu Kl. Schönwalde, m. General-Lieutenant v. Thun zu Schlemmin (Oberg. Reyer), n. Gutsbesitzer Weissenborn zu Ludwigsbui-g (Oberg. Lüth), o. Handeisgärtner Ziegler und Brämer in Stralsund. 105. Königlicher Univers itätsgarten in Greifs wald (Inspektor D ot zauer): 31 S. Aepfel, 8 S. Birnen, 2 S. Pflaumen, l S. Feigen, 4 S. Wein- trauben, 4 S. Gemüse. 106. Professor Dr. Hünefeld in Greifswald: in ihren Farben erhaltene, getrocknete Blumen. 406 107. Rittergutsbesitzer v. Kruse auf Neetzow bei Jarmen: 9H S. Aepfel, 45 S. Birnen. F. Provinz Sachsen. a. Regierungsbezirk Magdeburg. KJS. Wirklicher Geheimer Rath und Oberjäger- meister Graf V. d. Asseburg (Oberg. Kluge): 159 S. Aepfel, 1U7 S. Birnen. 1U9. Gastwirth Goldacker in Oebisfelde: 15 ' S. Aepfel, 10 S. Birnen. 111). Lehrer Graben hörst in Neuhaldens- Icben: einige Birnen. 111. Kunst- und Handelsgärtner Grashof in Quedlinburg: rin Sortiment Aepfel und Birnen, ein grosses Sortiment Gemüse, eine sehr grosse Samm- lung verschiedener Sämereien. 11>. Kaufmann A. Kreyenberg in Oebis- felde : 21 S. Aepfel und 1 1 S. Birnen. 113. Gartenbau-Verein in Magdeburg, vertreten durch: a. Hofbuchdrucker Hänel: ein grosses Sorti- ment Gemüse, b. Gutsbesitzer Leder bogen in Benneckenbeck: ;')H S. Aepfel, 4S S. Birnen, c. Gärtner Sonntag in Thale am Harz: einige Sorten Aepfel, d. Kunst- und Handelsgärtner Sutthoff: ein Sortiment Obst, e. Lehrer Vorbrodt in Berlingen in der Alt- mark: einige Sorten Aepfel und Birnen. 114. Domherr Freiherr v. Spiegel auf Seg- gerde bei Weferiingen (Obergärtner Schrader): eine Parthie Körbelrüben und -Samen, 4 Metzen Birnquitten, 3 Veredlungen. 115. Graf v. Stolberg- Wernigerode, Er- laucht, (Holgärtner Fintelmann): 129 S. Aepfel, 101 S. Birnen. b. Regierungsbezirk Merseburg. 11H. Weinbergsbesitzer Hossfeld in Alme- rich bei Naumburg a. d. S.: 14 S. Aepfel. 117. Weinbau-Gesellschaft und Garten- bau-Verein in Naumburg a. d.S.: 85 S. Aepfel, 76 S. Birnen. Beiträge lieferten: a. Stadtrath Glendenberg, b. Küster Gröbner, c. Landrath a. D. Jacobi v. Wangelin in Gross-Jena, d. Oberanitmann J äger (Obergärtner K er sten) in Schulpforta, e. Magistrat aus der Muster-Obstanlage, f. Obrist a. D. Labes, g. Stadtrath Schwarzbach, h. Stadtrath Stockmann, i. Stadtrath Thränhardt. 118. Stadtrath Thränhardt in Naumburg a. d. S.: 30 S. W^ein. 119. Kunst- und Handelsgärtner Zettler in Naumburg a. d. S.: 11 S. Gemüse. c Regierungsbezirk Erfurt. 120. Kunst- und Handelsgärtner Bahlsen in Erfurt: ein Muster-Sortiment von Arbeiten getrock- neter Blumen nnd Immortellen. 121. Kunst- und Handelsgärtner Benary in Erfurt: 52 S. Gemüse, 14 S. Runkelrüben, 19 S. Kartoffeln, 2 Melonen ; grosse Sortimente abgeschnit- tener Florblumen, namentlich Georginen, Astern, Nelken, vor allem Heddcwigg'sche eigener Züchtung. 122. Fabrikdirigent Blochmann in Erfurt: 30 S. Aepfel, 50 S. Birnen. 123. Gebrüder Born in Ilversgehofen bei Er- furt: 28 S.Kartoffeln, 8 S. Kohlrabi, 2 S. Zwiebeln. 124. Kunst- und Handelsgärtner Döppleb in Erfurt: einige Sorten Gemüse, Centner-Kürbisse. 125. Lehrer Geislei'in Witterda: 28 Sorten Aepfel, 34 S. Birnen, 14 S. Pflaumen. I 126. Franz Anton Haage in Erfurt: 46 S. ! Gemüse, 9 S. Runkelrüben. 127. Martin Friedrich Haage in Erfurt: einige Sorten Gemüse, frische Brunnenkresse in blechernen Kästen. 128. Kunst- und Handelsgärtner Halt in Er- furt: ein Sortiment (jemüse. 129. Kunst- und Handelsgärtner Heinemann in Erfurt: ein grosses Sortiment Gemüse, eine Pe- tersilgen-Säiile, ein Sortiment getrockneter Blumen und Immortellen. 130. Stadtrath Hermann in Erfurt: 5 S. Aepfel, Shanley-Marrow-Erbse. 131. Haubach in Alkersleben: 8 S. AepfeL !32. Garteninspektor Jühlke (Firma: Karl Appelius) in Erfurt: ein Sortiment besonders der neueren Gemüse, ein Sortiment Kartoffeln, ein Sor- timent Mais, Sortimente abgeschnittener Florblumen, besonders Georginen, Strohblumen, Staticen u.a.m., eine neue verbesserte Drillharke. 133. Oekonom Kippe in Hochheira: volltra- gende Saubohnen. 134. Kunst- und Handelsgärtner L. Kolbe in Erfurt: eine Sammlung verschiedener Bouquets, Kränze u. s. w. aus getrockneten Blumen und Im- mortellen verfertigt. 135. Lehrer Kraatz in Hoch he im: verschie- dene Sorten Aepfel und Birnen. 136. Kunst- und Handelsgärtner Lorbacher in Erfurt: 8 S. Gurken. 137. Kunst- und Handelsgertner Moschko- ■witz und Siegling in Erfurt: 62 S. Gemüse, 117 S. Kartoffeln. 407 1!-!S. Lehrer Mühlefeld in Erfurt: einige Her- barien. 1!^9. Redakteur Rümpler in Hochheim: ein Sortiment Aepfel und Birnen. 140. Kunst- und Handelsgärtner Schmidt in Erfurt: 8 S. Aepfel, 14 S. Birnen, 1 8. Birnquitte, 5 S. Pflaumen, eine Sammlung Bouqufts, Kränze u. s. w. von getrockneten Blumen und Immortellen. 141. Instrumentenmacher Staffelstein in Er- furt: verschiedene Gartenmesser. 142. Gartenbau- Verein in Suhl: 4U S. Aepfel, 16 S. Birnen. Beiträge lieferten: a. Gewerksbesitzer E. W. Grüber, b. Färbereibesitzer G. Harras, c. Fabrikant und Senator P. Harras. G. Provinz Westpreussen. 143. Gemüse- und Handelsgärtner Freitag in Münster: 12 Sorten Gemüse. H. Rheinprovinz. 144. Gemüse-Sammlung der .Stadt Aachen, eingesendet durch den Stadtgärtner J anke. Bei- träge haben dazu geliefert: a. Heinrich Goldhausen, b. Oekonom Gerhard Kirchhof, c. Joseph K ohnemann, d. Ludwig Kratzborn, e. Paulus Kü sters. 145. Weinhändler Alex. Bender in Vallendar bei Koblenz : 24 S. Aepfel, 4 S. Birnen. 14(j. Franz Bresgen in Landeshoven bei Ahrweiler: 3 Flaschen Rothwein aus den Jahren 1857, 1858 und 1859. 147. Landesbaumschule in Schloss Engers (Garteninspektor Weihe): 71 S. Aepfel, 4U S.Birnen. 148. Kaufmann Anton Lehmann in Adenau (in der Eifel): 54 S. Aepfel, 16 S. Birnen. 149. Gartendirektor Strauss in Sayn: 8 S. Tafelbirnen, 8 S. Pfirsiche, Fruchtblätter und Sa- men der Cycas revoluta, ein Rosenbouquet. 150. Gartenbau- Verein in W esel: 51 S. Aepfel, einige Sorten Kohl und Endivien. II. Kaisertlium Oesterreicli. A. Erzherzogthum Oesterreich. 151. Hochgräflich-Fries'schcr Garten zu Vöslau bei Wien: 62 S. Birnen. 152. Wein- und Obstbauschule im Klo- eter-Neuburg bei Wien: 100 S. Aepfel, 84 S. Birnen, 17 S. Trauben. B. Geforstete Grafschaft Tyrol. 153. Obst-Sammlung der Stadt Bozen: 45 S. Aepfel, 60 S. Birnen, 3 S. Mispeln, 25 S. Süd- früchte, 1 S. Melone, 1 S. Spanischer Pfeffer, 1 S. Mais. Beiträge lieferten: a. Se. Kaiserl. Hoheit Erzherzog Heinrich (Obergärtner Prucha), b. Kaufmann Aloys Baur, c. Dr. jur. Joseph Gasteiger, d. Hugo Ritter v. Goldegg, e. Peter v. Mayrl, f. Karl Moser, g. Karl v. Zollinger. 154. Ritter Hugo v. Goldegg: ein Sorti- ment Trauben. C. Königreich Böhmen. 155. Garten Sr. Majestät des Kaisers Ferdi- nand in Swolenowes bei Prag: einige Aepfel, Bir- nen und Pflaumen. 156. Kais. Geheimer Rath Graf v. Chotek in Gross-Spriessena. d.Elbe: 22S. Aepfel, 21 S.Birnen. 157. Fürst Clary' scher Garten zu Teplitz (Obergärtner \\'atzek): 14 S. Aepfel, 14S. Birnen. 158. Professor Ha ekel in Leitmeritz : 24 S. Aepfel: 32 S. Birnen. 159. Obergärtner Hol üb in Mratin bei Prag: 16 S. Aepfel, 10 S. Birnen. 160. Dr. Wenzl Kubischka in Lobositz: 7 S. Aepfel, 5 S. Birnen, 6 S. Pfirsiche. 161. Fürst Kynski'sche Domäne Slonitz: einige Sorten Aepfel und Birnen. 162. Hofgärtner Petrikowsky in Prag: 9 S. Birnen. 163. Prager Blinden-Institut: 8 S. Aepfel, 2 S. Birnen. 164. Pomologi scher Verein in Prag: 13 S. Aepfel, 50 S. Birnen. 165. Dr. med. Reis ich in Prag: 22 S. Aepfel, 50 S. Birnen. 166. Obergärtner Rieh ter inOsseg: verschie- dene Sorten Aepfel und Birnen. 167. Kreisgerichtsoffizial Schamal in Jung- bunzlau : einige Sorten Aepfel und Birnen, eine grosse Reihe Veredlungen von Obst-Stänimchen und Rosen. 168. Gräflich S chönborn'sche Domäne Dlaschkowitz im Leitmeritzer Kreise (Obergärt- ner Reif): 15 S. Aepfel, 14 S. Birnen. 169. Johann Ferdinand Stuchly in Böhmisch- Brod: 7 S. Aepfel, 50 S. Birnen. 170. Kaiserlicher Geheimer Rath und Kämme- rer Graf V. Thun-Hohen stein (Schlossgärtner Jos st): 60 S. Aepfel, 18 S. Birnen. 171. V. Trauttenberg in Prag: einige Sor- ten Aepfel. Mit Ausnahme von Nro. 156, 167 und 170 wur- den die übrigen böhmischen Sammlungen durch den pomologischen Verein in Prag vermittelt. 408 D. Königreich Ungarn. 172. Ungarischer Gartenbau- Verein in Pesth: über 200 Sorten Obst aus der Umgegend von Debreczin, Carlburg und Tyrnau , einige 40 Traubensorten mit den daraus gepressten Weinen, eingeliefert durch den Gutsbesitzer Siebenfreud in Tyrnau. Die Weine lieferten: a. Markovics in Sator Ajhely: Tokayer von 1856 und 1858 (:^ u. 2| Fl. die Flasche), b. Baron Geislern: Tokayer 1856 (4 Fl. die Flasche), c. Dokus: Tokayer 1827ger (1 in Gold), d. Bathjanischer Keller in Enying: Som- lauer weiss und Sekander roth, e. Die Gesellschaft der Producenten in Erlau (Fekete et Co.): Herlei Erlauer Ge- birgswein, f. Graf Brenner: ?>erlei Sorten Waagneustädt- 1er (20 Fl. der Eimer), g. Tamasy in Debreczin: Erlauer 1848ger, h. Kardos in Debreczin: Bakator und Ermcle- ker Tischwein, i. Foldwdry in Jazbereny: Szüser, Tischwein weiss, roth, Ausbruch roth und Damenaus- bruch roth. (Schluss folgt.) Koch's üülfs- und Sclircilikalender auf das Jahr 1861. Dieser allgemein anerkannte Kalender liegt wie- der vor und empfehlen wir denselben allen Gärtnern und Gartenfreunden. Der erste Theil hat nur we- nige Veränderungen erfahren. In dem Posttarife sind die neuesten Veränderungen angegeben. Da von all' den vielen Kalendern, welche heut zu Tage für alle Berufs-Arten existircn, keiner etwas Aehn- liches besitzt, möchte vorliegender namentlich Ge- schäftsleuten gewichtig sein. Der zweite Theil enthält , wie in dem vorigen Jahrgange, eine Aufzählung der Gartenbau- Vereine und sänimtlicher Ilandelsgärtnereien. Die Nütz- lichkeit dieser Verzeichnisse ist allgemein, auch im Auslande , anerkannt , so dass selbst jenseits des Rheines Nachbildungen von ihnen erschienen. Wenn hier und dairrthümer vorhanden sind, so mag man es mit der Schwierigkeit entschuldigen , aus allen Gegenden bestimmte Nachrichten zu erhalten. Von Seiten der Verlagshandlung werden zwar alle Jahre im Laufe des Sommers den Handelsgärtnern An- fragen franco zugesendet; nur wenige kommen aber dem Gesuche nach. Einzelne haben sogar die An- nahme der Anfragen verweigert und es sich nun selbst zuzuschreiben, wenn sie, in der Voraussetzung ihre Gärtnereien seien eingegangen, in dem Ver- zeichnisse gestrichen wurden. Die deshalb bereits schon an die Redaktion gerichteten Beschwerden finden hierin ihre Erledigung. Leider sind uns die Mittheilungen über ame- rikanische Gärtnereien, welche uns zugesagt waren, noch nicht zugekommen ; wir sahen uns deshalb gezwungen, das diesjährige Verzeichniss derselben nochmals unverändert abzudrucken. Weit mehr als früher ist den neuen Pflanzen und den Pflanzenberichtigungen Aufmerksamkeit zugewendet worden ; es soll dieses von nun an eine Hauptaufgabe der Redaktion sein. In einer Zeit, wie die jetzige, wo jährlich Massen neuer Einfüh- rungen kommen, leider dabei auch vieler Unfug getrieben, manche längst bekannte Art als eine neue angepriesen wird , oder eine unscheinliche Pflanze, die gar keinen Platz in einem Garten verdient, mit gesperrten Lettern gedruckt, oder sonst in dem Verzeichnisse hervorgehoben erscheint, um hohe Preise angeboten wird, hat sich die Redaktion ge- wiss mit der Aufzählung der neueren Einführungen ein Verdienst erworben, zumal sie mehr oder we- niger kritisch dabei verfahren ist. Die Pflanzen sind in Gruppen so zusammen- gestellt , dass man sich leicht herauszufinden ver- mag. Zum Theil sind die natürlichen Familien zu Grunde gelegt; aber auch da, wo dieses nicht ge- schehen, kann man sich leicht Raths erholen, wohin die eine oder andere Pflanze gehört. Den Autor hinter dem Namen der Pflanze mag wohl mit Recht mancher Gärtner vermissen, aber mit den Schwie- rigkeiten , die sich grade hier entgegenstellen , ent- schuldigen. Viele neue Einführungen haben nur Gartennamen, andere sind nicht das, wofür sie aus- gegeben. Durch die Anführung des Autors würde man aber bestimmt darauf hinweisen, dass der Name richtig sei. Am Ausführlichsten sind die Koniferen behan- delt. Keine Abtheilung von Pflanzen bedurfte es aber auch so sehr, wie grade diese. Wir glauben, dass die Redaktion dadurch sich einen Dank er- worben hat. Nicht weniger wird das Register über alle an- geführten Pflanzen willkommen sein , da man sich dadurch rascher zurecht findet. Wenn leider sich hier und da Druckfehler eingeschlichen haben , so bitten wir dieses freundlichst entschuldigen zu wollen ; die Korrekturen vermochte dieses Mal die Redaktion nicht selbst, \vie früher es der Fall gewesen, zu besorgen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstraese 62. Druck ¥on J. F. Stare ke in Beriin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Beförderiino; des Gartenbaues in den K(iuij»iicli Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekietair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. Jo 52. Berlin, den 27. December 1860. Preis des Jaiirt^anges ö| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten lies deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Obst- und Gemüse -Ausstellung während der Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter vom 29. September bis l'J. Oktober in Berlin (Schluss). — Allgemeines Inhalts-Verzeichniss. Die Obst- und Ociiinso-Au$stclliiii. Azalea amoeuaUlO.l 4. Aurel,a2,7. magnifica 7-2 umbellata alba 277. ■ Azafa GiUesii Hook, et Arn. 173. ^ «c-onia eximia Lern. 204. frigida a" PC IÖ7. Kex leopardmns i34. Berberis Hookeri Hort. Angl. 72. Bescborneria tubiflora Kth. 4. Chironia Fischeri 271. flonbunda2,l. Chorozema Henchmanni 106.11^. ihci- folium 1U7. . CUrysophyllum argenteum 64. »..at- nito 64. , . . .. )i/, Chvsis aurea 254. Limmingii 2a4. Cinchona barbacoensis Karst 9^. cor- dilolia Mut. i*.},. corymbüsa Karst i<ö. Henlcana Karst. 9 4 hetcrocarpa Karst. 93 lancifüUa Karst. 9.i. macrocarpa Vahl94. macrophyllaKarst.9^. pedun- culata Karst. 94. prismatostylis Karst. 93. Trianaei Karst. 94. tujucensis Cinerarl'a' aurita l'Her. 188 cruenta PHer 1S7. hybridaWilld. 188 lactea WiUd. 188. lanata l'Her. 188. po- pulilolia l'Her. 188. Cinnamomum aromaticum fO,. 113. Clarkia puldiella integripetala IM. Cematis^•.lpi.ra DC. 392. amplex>- caulisEdgew. 383. anemonaeflora Don im Hort. 390. angustifoba Jacq. 380: aristata R. Br. 3^i. aromatica C. Koch 383. azurea Hort. 390. ba- learica Rieh. 391. banat.ea Wierb 382. barbcllata Edgew. 39 . bicolor Hort .590. bracchiata DC. 382 Bucha- naniana DC 3S0 ealycina Ait. 391. campanirtora Brot. o89, ebinensis Rctz 581 cirrhosaL. 391. coerulea Lmdl. 390' coerulea Sweet 389 connata DC. 383. cordatabot mag. 389. crassi- folia Hort. 381. crenata Jord. 382. crispa L. 389. crispa Thunb. 382. cvlindrica Sims 388. davnrica Pers. 383. divaricata Jacq. 388. Douglas.i Hook. 380. Drummondii 1. et Ur. 38-2. erecta DC. 371. Flaminula L. 380. florida Thunb. 390 iorster. Gmel. 392. fragrans Ten. 381. Fran- cofurtensis Rinz 389. Gebleriana Bong. 5-1 glauca WilUi. 3S0 globosaRoyle i 38l'. glycynoides DC. .3-3. Goumna Roxb. 361. gracilisEdgew.383 Gra- hami Benth. 382. grandiflora DC 383. I grata Wall. 381. graveolens Hook. ' 381 grareolens Lindl. 381. Guascoi Hort. 38:.. Hart,vegi Hort. 37u. hedy- sarifolia DC. .'.82. Henderson, Hör . 388. heteromorpha Guss. 391. hexa- sepala DC. 392. hexapetala t orst. 39^. hexapetala Hort. .!7 1 hexapetala Pall. 380 indivisa WiUd. 292 jnsulensis Hort. 388. integrifolia L. 3/0. iorst. 392. Ispahanica Boiss. 381. lanugi- nosa Lindl. 390. lasiantha l isch. 38U. lathyrifolia Bess. 371 m.antmia L u. All 380. mongohcaHort. 3/1. mon- tanaDon391. Harn 391. nepalen «is DC 391. ■ ochroleuca Ait. ö/v. oricmalis L 381. p.aniculata Thunb. 381 382. parvifloraDC. 390. Hort. 389'. parvifolia Edgew. 381. patens Clema'tis (Fortsetzung.) Morr. et Dne 390, pedicellata Lmdl. 391. pukheUa Pers. 389. Punduana Wall 391. recta L. 371. reticu ata Walt. 388. revoluta Hort. Par. 3b9. 39IJ scandens Brockh. 382. S*^|' lingii Hort. ,iS9. scmitriloba Lag- ■391. Sieboldii Faxt 390. smilacifolia -ft^all. 383. songaricaBge37l. stricta Wen- der 371 tcnuifolia Royle 381. tor- tuüsa Wall. 3S3. tubulosa Turoz. 3/0. velutina Edgew. 383. venosa Royle 3S3. verticiUaris DC. 392. violaeea DC. 383. Viorna Sweet 388. vior- noides Hort. 390. virginica l.- 3b-. Vitalba L. 382. Viticella L. 388. vi- tilolia Wall. .583. .,- , , C 1 e r 0 d e n d r o n fortunatum 23o . hasta- tum Wall. 234. infortunatum 16,}. sagittatum Wall. 234. Colea Commersonii 204. "•'1'- C o 1 u m n e a erythrophaea Dne 261. scan- dens Mart. II. . T nm m c C o n V o 1 V u 1 u s canariensis L. 229. Mas- soni Dietr. J29. suberosus Hort. 230. suEfmticosus Ait. 2.50. _ CordTline angustifoba Kth. ..ob. au- stralisEndl. 354. 355. Banksn Hook, fil. .154. .155. G.4b. Bauern Hook fil. 354 35.3. congesta Endl. So^- na,- grantissima Lern. .5.4. Ja':qumi Kth. 6 355. 356. indivisa Hook. hl. .Joa. indivisa Lee 310. 33'.. G. 46 on- gifolia Hort. 5. 354. nobilis C.Koch 6. odorata C. Koch 5. 354 356^ Pnm^ lio Hook. fil. 356. rigid.foba C.Koch 5. rubra Hueg. 5. 356. SellowianaKth. 3^^. 3..6. spcctabilisKth5..554.336 stricta Endl. 5. 35b. stricta vera Hort. 33b G 46 superbicns G. Koch 3. 6. 310. 354.355. terminalisL. 35b. Ti Schott 6. 356. violascens Hort. b. 3o6. Corydalis speciosa Ma.Kim. 188. Cosmidium Buridgeanum 278. Croton Malambo Karst. 93. Qrvptanthus O. et D. 84. Cucumis abvssinicns Rieh. 27-.. oTiria L. 384. Bardana Fenzl An- 27-2. Rieh. dipsaceus Ehrenb. 272. hc.fobu •>72 Figarei Kaud. 272. grossulanoi- des Hort. 272. mctuUifer E. Mey. 272. myriocarpus Saud. 272. prophetarum Cncu'ibiia ficifolia P. C. Bouche 384. melanosperma A. Br. 38i. Cuphea eminens 183. CyanophvUum magnificum lUj. uo. Cyathea'ebenina Karst. 93. incana Karst 9-^. . C y c a s' circ'inalis 245. reToluta_ 243. Cvclobothra lutea Lindl. 233. _ Cynoglossum nobile Hook. fil. /■ Cyphomandra bctacea Sendtn. "ibö. "fragrans Sendtn. 283. Cypripedium Humboldtii 162. Uammara austrfilis 162. 163. Datura chlorantha fl. pl. Hook. 18. Davallia aculeata Sm. ii- Decaisnea insignis Hook. fil. et in.^ 260. . , . . ' Dendrobium albo - sangumeum Lina 20. coerulescens 114. Dendromecon rigidum Benth. 11. Desfontainia acntangula Dun. -20 chilensis Gay 268. Hookeri Dun. 263 spinosa R. et P. 268 splendcns » B. K. 268. 417 , Deutzia sanguinea Hort. 219. Dianella australis 0. Dianthus Hcddewigii Hort. '241. '249 Verschaffeltii 7'2 Dicentra Cucullaria DC. 7'2. D idymocarpus primulinus Gardn. 175. D ipter acan th US Herbstii Hook. 10. Dissotis Irvingiana Houk 11. Disteganthus Lern. S<). D o li c h o s altissimus 277. giganteus 277. Lablab L. -277. Icucospermus 42. raar- tinicensis 277. senegalcnsis '277. Dossinia lanccolata 170. inarmorata. 170. Dracaena Aubryana Brongn. 350. au- reo-lineata Hort. ii. 3IU. G. 46. ca- locoma Stand. 310. 33<). 35J. G. 46. erythorrbachys Veitch 3.>t). 356. G. 46. iudivisa Forst. 5 (). 3'i4. indivisa li- neata 6. picta Hort. 31U. 356. Sie- boldii Hort. 6. Standishii Hort, 356. G. 46. stricta vera Hort. 310. 336. thalioides Mak. 356. Veitchii Hort. 356. Dracaenopsis calocoma Wendl. 6. 301 -. 310. 3:)5. Draeocephalum denticulatum Ait. 1 89. lancifoliumMnch 1S9, speciosum Sweet. 189. variegatum Vent. :89. Kchinocystis lobata T. et Gr. 3'28. 3^5. 3bS. Echi nostachys Brongu. 8j. Encephalartos Altensteinii Lehm. 245. caifer Lehm. 245 longifulius Lcbni. 245. Engelraannia pinnatifida T. et Gr. 190. Epi medium violaccura 139. Erianthus Ravennae Beauv. 19'2. Eriococcus gracilis Hassk. "261. Erythrina Grus galli 299. laurifolia '299. E n g e n i a amerieana 263. mexicana '263. Ugni '263. Euosma albiflora Andr. 267. Evelyna Caravata Lindl. 20. Kalkia repens L. '264. Fatsia japoniea de Vr. 378. Ficaria ranuneuloides fl. pl. 139. Fourcroya Cantala Haw. 54. Com- melini Kth 3S. eubensis Haw. '23. flavo-viridis Hook. Ib7. foetida Haw. ■22. gigantea Vent. 12. '22. longaeva Zuce. 13. 21. Selloa C. Koch ii. tu- berosa Ait. '2'2. tubiflora 63. © alactodendron utile Kth 64. Garapatica edulis Karst. 94. Gazania pavonia R. Br. 190. rigens E. B. 190. speciosa Less. 190. splen- dens Hend. 190. Gesnera Geroltiana Kth. '25. zebrina Faxt. 25. Glycine bimaculata ^29. Goldfussia Thomsoni Hook. 11. Gorteria heterophylla Willd. liiO. Gram m a t ophy Uum speciosum 166. Grerillea alpestris Me.isn. ß. hehan- thifoha 72. Dallachii Hort. 72. Grewia occidentalis L. 234. Guentheria viscosa Reg. '20. Gutierrhezia gymnospermoides A. Gr. 20 Guzmannia spectabilis Hort 311.336. Gymnare heterophylla Hort. 42. Gymnogramme Laucheana 115. Gynura bicolor DC. 11. Gypsophila muralis 166. Hardenberg iea audoraarensis Hort. '229. digitata Lindl. 229. Huegelii Benth. 220. lilacina Hurt. 229. ma- crophvlla Benth. 229. monuphylla Benth'. 229. Helichrysum Blandowskyanum StectJ 377. Hei lebor US guttatus A. Br. 41. olym- picus Lindl. 41. orientalis Hort. 41. Hepatica angulosa DC. 174. trans- sylvanica 174. triloba Chai.x 174. Hermannia alnifolia L. 263. althaeae- folia L. 263. argentea Sm. 263. aurea Jacq. 263. candicans Ait. '263. de- cumbens Willd. 2ti3. disticha Schrad. 263. flammea Jacq 263. iragrans Lk 263. hirsuta Schrad. 263. inflata Lk et Otto '263. lavanduhiefolia L. 203. niicans Schrad et Wendl. 2b3. odorata Ait. •2f).i. plicata Willd. '263. trifurcata L. 2i'3. Heterocentron mexicanum Hook. 175. roseum AI. Br. 175 Heteropterys glabra Hort. Hl. un- dulata Ten. 111. Hexacentris cocciuea K. v. E. 11.182. Hihi sc US roscus Thore '271. Himanthophyllum cyrtanthiflorum '242. miniatum 1U6. 115. Hippomane ilicil'olia longifolia 108. 115. 144. longifcdia 144. spinosa L. 144. Hippotis albiflora Karst. 93. Hohenbcrgia Schult, fil. 84. Hoplophytum Beer 85. angustum Beer 3.i9. bracteatum C Koch 306. fasciatum Beer 85. lingulatum C. Koch 76. paniculatum Beer 306. Hoya Cumingiana Dne 12. Humea elegans 299. Hymenocallis Moritziana Kth. 94. speciosa 345. Jasmin um ofticiualis '200. Jehlia fuchsioides Warsz. 17. J o n e s i a pulchella Karst. 93 JoveUana violacea 139. Ipomoea Karwinskyana Reg. 184. limbata elegantissima 184. limbata marginata 184. reniformis Choisy 184. reniformis Hort. 272. splendidissima 184. tuberculata Hort. 184. Isona ndra Gutta 64. Juglans regia gibbosa 280. regia ma- crocarpa 280. K. e n n e d y a bimaculata Hort. 220. lon- geracemosaLodd. '229. rubicunda Vent. 2'29. splendens Hort. 229. K e n t i a sapida 20. Klopstockia cerifera Karst. 92. 104. quindiuensis Karst. 92. Kniphofia aloides Mnch 182. '274. Burchelli Kth. 274. sarmentosa Kth. 275. Uvaria Moench. 182. 274. Xiablab purpureus 277. vulgaris '277. Laelia xanthina Lindl. '20. Lag erst roem i a indica L. 66. Lamprococcus Beer 85. corallinus Beer 76. fulgens Beer 75. glomeratns Beer 74. Laurentianus C. Koch 73. miniatus Beer 75. 2 12. ramosus Beer 76. Lasiandra Fontancsiana DC. '261. Latania glaucophyllaHort. 71. Loddi- gesii Mart. 71. rubra vera Hort. 71. Verschaffeltii Leni. 71. Leonitis Leouurus R. Br. 189. Leucopetalum Horsfieldii 162. Li 1 i u m giganteum 112. laneifolium 1 12. Linum candidissiniuni 184. Littaea geminiflora Tagliab. 15. 55. Livistona humilis R. Br. 71. Llavea cordifolia Lag. 167. Lobelia pinifolia L. 264. porphyran- tha Dne '264. Logania (loribunda Kth. 27b. latifolia R. Br. 276. paniculata Kth. 276. Lopezia macrophylla Benth. 17. Lucuma deliciosa Planch. 64. mam- mosa 64. Lycoris radiata l'Her. '262. Lycopodium Lyallii 108. Lygodium polystachyum Wall. 36. Lyonsia straminea R. Br. '2'29. ]W^acodes imperialis van H. 170. lan- ccolata Rchb. fil. 170. marmorata Rchb. lil. 170. Petola Lindl. I7ü. Macrochordium de Vr. 85. Madvigia Liebm. 84. Magnolia odoratissima Reinw. 53. Yulan 89. Mahernia glabrata Cav. 263. grandi- flura Burch. '263. hybrida Diana '263. hybrida Heetor 263. incisajacq. 263. pinnata L. '263. M a h 0 n i a intermedia 280. Maranta coccinea floribunda 206. Meconopsis simplicifolia D. Don 280 Wallichii Hook. 280. Melastoma me.xicanum 175. subtri- plicinervium Lk et Otto 17.5. Meriana umbcUata Karst. 94. Metteniusa edulis Karst. 94. Michauxia campanuloides l'Her. 184. M i 1 1 a biflora Cav. 235. Mi mos a marginata Lindl. '233. pro- strata Hort. ^Xii. M o m o r d i c a dasycarpa Höchst. 29'2. mixta Roxb. 12. Monadelphantus floridus Karst. 94. Monoch actum CandoUeanum Naud. 95. ensiferam Lind. 65. 95. Monochilus regium Lindl. 170. Myosotidium nobile W. Hook. 7. Myosotis azorica Wats. 7. Hortensia Dne. 7. Hfarthex Asa foetida Balf. 175. Neottia Petola Bl. I7ll. Nerine radiata Sweet '26'2. U i c o t i an a chinensis Fisch. 282. glauca Grab. 282. glutinosa L. '282. fruti- cosa L. 2b2. Tabacum L. 282. wi- gandioides C. Koch '282. Nidulariura Lern. 84. discolor Beer 242. MeyendorfiiReg. 242. 254. Schere- mitejewii Reg. 242. Nigella hispanica L. 184. Odontoglossum laeve Lindl. 71. Reichenheimii Hort. 71. TJroskinneri Lindl. 35. Odontosoria aculeata J. Sm. 33. Oenothcra biennis hirsutissima 192. Olea ilicifolia ISl. Oncidium Volvox 1Ü5. oruithorrhyn- chum 345. Oreopanax farinosum 91. Orthosanthus multifloms Sweet 71. Paeonia Moutan alba gigantea 180. Alexandre II. 180. Parsonsia heterophylla All. Cunn. 2'29. linearis Hort, 229. variabilis Lindl. 229. 53 41S P a s s i f 1 0 r a alba Lk et Otto -230. Aeti- nia Hook. 230. coerulea L. 230. gracilis Lk 272. incamata L. 230. kermesina Lk et Otto 2. JU. Loudom230. Paulownia imperialis lb2. Pentsteraon centranthifolius Benth. 18. Pericallis D. Don 185. eruenta Bark. W. ls7. eehinata Bark. W. 188. Webbii C. Koch ISS. Pharbitis limbata Lindl. 184. Phenacospermum guianense 255. Philadelphns chmensis Hort. 213. Colombianus Hort. 213 coronarius L. 200. 212. floribundus Schrad. 213. Gordonianus Lindl. 213. grandiflorus Lindl. 210. grandiflorus Willd. 213. latifolius Schrad. 213. laxus Lodd. 213. nepalensis Hort. 212. pubescens Bosc2l3. Ko3-lei213. speciosus Schrad. 203. tomentosus Wall. 212. verrucosus Schrad. 213. Philodendron Weudlandü Schott 206. Phlomis LeonuiTis L. 189. Ph o en i X farinifcra 379. reclinata Jacq. 71. Pholid oph yllum Vis. 84. Phrynium pumilum vittatum lOb. PhTllocladus glauca Carr. 280. hy- pophyUa Hook. ffl. 280. Ph vs OS t egia speciosa 189. virginica 189. Physurus pictus Lindl 171. Picea Nordmanniana 65. Pinus lophosperma Lindl. 17l). P ironneava Gand. 86. 337. glomerata Gaud 311. 33S. spectabilis C. Koch 310 338. Pirus prunifülia 34b. Pitcairnia furfuracea bot. mag. "250. integrifolia Hort. 250. intermedia Hort. 25u. ramosa Jacq. 250 Skinneri 250. Platycerinm grande lOb. 115. Pleroma Fontanesiana Gardn. 261. Podophyllnm Emodi 139. Poggendorfia rosea Karst. 93. Polypodium spectabile 104. Portea Hort. Belg. 85. Pothos argyraea Hort. Veitch. 24. Pothuava Gaud. s5. Ponrretia floccosa C. Koch 251. 252. Primula Fortunei 189. Prunus Avium sylvestris 200. Mahaleb 200. Pseudopanax crassifolinm C. Koch 300. Psvchotria leucantha 162. leuconenra 162 Pteris arg>Taea Th. Moore 32. 96. I(i8. 112. 115.140. aspericaulis ^yall. 32. 96. 140. pvrophvUa32. quadriaurita32. 140. tricolo'r Lind. 96. 1 12. 140. ^uesnelia Gaud. 85. mfa Gand. 85. Bathea floribunda Karst 94. B a v e n a 1 a madagascariensis 255. Eegelia Lem. 255 Eeichertia linearifolia Karst. 94. ro- sea Karst. 94. Rhipsalis sarmentacea 0. etDietr. 19. Rhododendron Blandianum Sutt. 277. Bylsianum Hort. 277. Chamaecistus 106. Championi Hook, cinnabarinum 123. Edgeworthii 123. Gibsonis 107. Ken- trickii Nutt. 9. Nuttallii Bth 9. omnigut- latum Hort. 277. Roylei 123. Shepherdii Nutt 9. Smithii Nutt. 9. Windsori 223. Richardia albo-maculata Hook. 19. 167. hastata Hook. 167. Rosa canina L. 40. Isabella Gray 112 rubifolia Mich. 241. setigera Mich. 2 i 1. Rosenbergia penduliflora Karst. 93. Ruh US maximus 6b. Rudbeckia fulgens 189. grandiflora 189. speciosa l89. Saccharum Ravennae L. 192. Salvia albo-coerulea 183. bicolorDesf. 183. cacaliaefülia Benth. 263. Can- delabrum Boiss. "2b3. cyaniflora A. Dietr. Ib3. Heerii Reg. 53. janthina A. Dietr. 183. 2b3. Sapium ilicilolium 144. Saponaria calabrica Guss. 189. Sapota Mnelleri bi Saxil'raga purpurascens Hook. 279. Schomburgkia Lyonsii Lindl. 166. Schwerinia cordil'olia Karst. 93. su- perba Karst. 93 Trianaei Karst. Sj. Scorodosma loctidum Bge 175. Selen ipedi um caudatum 162 Senecio appendiculatus C. H. Seh. 187. Heritieri DC. 188. japonicus fol. la- cin. 42. Maderensis DC. 188. san- guineus Hort. 42. S i 1 e n e barbata Angl. 1 89. S i 1 V b u m ebumeum Coss et Dur. 336. 346. 368. Sinningia gracilis multiflora 1U8. Siphonanthus hastatus Boxb. 234. Smilax aspera 65. Sisyrinchium multiflorum Steud. 71. Solanum africanum van H. 42. ama- zouicQjn Ker 296. argyraeum Hort. 255. auriculatum Ait. 294. betaceum Cav. 283. callicarpaefolinm Kth et Bouche 294. callicarpum Karst. 295. CapsicastrumDun. 182. crinitipes Dun. 295. crinitum Lum. 2!*5. cyananthum Dun. -95. decurrens Balb. 2s4. discolor 295. esculentum Dun. 182. fragrans Hook. 283. fraudulentum Hort. 295. Gilo Raddi 182. hyporhodium AI. Br. 294. jasminifolium Sendtn. 230. jas- minoides Faxt. 230. 284. Karsten! AI. Br. 295. laciniatum Hort. Kew. 182. marginatum L. 29b. maroniense Poit. 296. pyracanthum Lam. 2S4. quitoense Lam. 295. Rantonnei Cart. 296. robu- stnmWendl. 296. sisyrabriifoliimiLam. "2S4. texanum Dun. 182. Vellozianum Dun. 284. verbascifolium L. 294. ni- gandioides Hort. ^S.i. Sonchus platylepis 139. Sonerila afßnis Arn lO.i. emacnlata Roxb. 403. maculata Roxb. 401. margaritacea Lindl. 401. margaritacea alba 403. picta Korth. 403. Rheedei Wall. 403. Rottleri Wall. 403. se- cunda Wall. 403. speciosa Zk 403. splendens Hort. 403. stricta Hook. 403. superba Hort. 403. Wallichii Horsf. 403. Sphaeralcea Helleri Hort. 167. nu- tans Scheidw. Ib7. Spiciviscum polygynum Karst. 94. Spigelia aenea Lem. 275. Anthelmia L. 275. gracilis A. DC. 275. Hum- boldtiana Ch. et Sohl. 275. mexicana A. DC. 275. Schomburgkiana Benth. 275. spartioides Ch et Schi. 275. Spiraea Bcthlehemensis Hort. 218. Billardii Hort. 176. 218. califomica Hort, 218. caUosa Thunb. 1"6. 217. Spiraea (Fortsetzung.) canescens Don 218. Doaglasii Hook. 218. eximia Hort. 2! 8. expansa Wall. 218. flagelliformis 218. For- tunei Planch. 176. 217. hvpericifolia L. 218. Nobleana Hook."l7h. 218. pachystachvs Hort. 2 . 8. Regeliana Hort. 218. Sanssouciana C. Koch 176. 218. speciosa Hort. 218. Spraguea nmbellata Torr. 18. Stangeria paradoxa Moore 19. Stanuia grandiflora Karst. 93. Staphylea pinnata L. 200. Statice Bonduelli Lestib. 12. 175. Bourgaei Bark. W. 12. brassicaefolia 12. 175. Stenocarpus sinuatus 91. Sterculia Balanghas L. 192. Strelitzia angustifolia 65. angnsta Thunb. 255. Nicolai Reg. 255 Re- ginae Banks 255. Streptocalyx Beer 85. Sturtia gossypioides R. Br. 43. Sutherlandia speciosa 139. Syringa oblata Lindl. 35. Tacsonia ignea ISI. manicata 181. mollissima 181. 23U. Talauma Candollei Bl. 53 Talin um teretifolium Pursh 264. Tecoma capensis Lindl 228. jasmi- noides Lindl. 228 radicans Juss. 228. Thalia spectabilis C. Koch 206. Thuja aurea 299. compacta 299. Thunb ergia alata 182. americana 182. coccinea Hook. 11. )82. Harri- sii Hook. 182. Tigridia Vanhouttei Roezl 242. TiUandsia angusta Fl. Flum. 339. Torenia hirsuta Lam. 167. Tradescantia Warszewicziana Kth 2b2. Tresanthera condaminoides Karst. 93. Trichopilia picta Lem. 71. Triteleia uniflora 5b. Tritoma BurchcUi Lindl. 275. media Gawl. 275. Uvaria Gawl. 182. 275. Tropaeolum peregrinum 271. Tupidanthus Pückleri C.Koch 300. Tydaea amabilis 242. argentea 242. Ulm US suberosa 200 Urania amazonica 2.55. guianensis L. C. Rieh. 255. Valentinia ilicifolia Swartz 144. Vanda coerulea Griff. 253. snavis 167. suavis var. major 128. teres 106. Vanilla lutescens Moqu. Tand. 36. Victoria regia 241. Witheringia pogonandra Lem. 255. Xanthorrhoea Hastile Sm. 241.257. minor R. Br. 258. Xanthosoma maculatnm Hort. 311. ITucca angustifolia 205. canaliculata 205. concava 262. Draconis quadri- color 205. filamentosa 262. Pannen- tieri 181. Parmentieri fol. var. 205. Kamia Skinneri Warsz. 245. Zichva coccinea Benth. 228. inophylla Benth. 2-28. dA4^\ju4 lyil^ %f.^ Garten - IVachrichten. Redigirt vom Professor Dr. K. Koch. 1860. M 1. Pflanzen- und Blumcn-Ausstcllungen. Bei der sehr grossen Verbreitung, welche die Wochenschrift als Organ des Vereines zur Beför- derung des Gartenbaues zu Berlin besitzt, machen wir alle Vereine, welche Förderung der edeln Gar- tenkunst oder irgend eines Theiles derselben sich zur Aufgabe gestellt haben, darauf aufmerksam, dass es in ihrem eigenen Interesse liegen dürfte, uns von Allem möglichst schnell Kenntniss zu geben, was irgend von Bedeutung und demnach wichtig genug ist, um weiter verbreitet zu werden. £s gilt dieses ganz besonders in Betreff der Aus- steUungen, nicht weniger aber auch von den Ver- änderungen, welche in dem Bereiche der gesamm- ten Gartenkunst in deren Nähe vorgekommen, so wie von den neuen Pflanzen, die daselbst eingeführt oder auch gezüchtet sind und allgemeinen Beifall finden. Da die Versendung zum grossen Theile (an die Vereine, mit denen der zur Beförderung des Gartenbaues in und ausserhalb Deutschland in Ver- bindung steht, und an die zahlreichen Mitglieder durchaus) direkt durch die Post geschieht und demnach auch die \V^ochenschrift ausserordentlich rasch in die Hände der Blumen- und Pflanzen- liebhaber kommt, so werden alle Mittheilungen der erstem auch schnell zur allgemeinern Kenntniss gelangen. 1. Der Verein zur Beförderung des Gar- tenbaues in den Königlichen Preussischen Staaten zu Berlin veranstaltet am I.April seine gewöhnliche Frühjahrs-Ausstellung, wo hauptsäch- lich Schaupflanzen und neue Einführungen berück- sichtigt werden. Zur Krönung der auserwählten Gegenstände wird der Jahi-esbeitrag des erhabenen Protektors des Vereines, Sr. Majestät des Königs, verwendet; ausserdem stehen aber noch den Preis- richtern 5 Ehrendij)lome zur beliebigen Verfügung. 5 Preise, je zu I Friedrichsd'oi-, sind für Ein- zelexemplare aus den Familien oder Gruppen der Diosmeen, Thymelaeaceen , Ericeen, Epakrideen, Polygaleen, Rhodoraceen, Pittösporeen, Viburneen, Leguminosen, Begoniaceen, Compositen, Bromelia- ceen , Amaryllideen oder Orchideen ausgesetzt, 3 hingeo-en für Zusammenstellungen von mindestens DD O 3 verschiedenen Arten, Abarten oder Blendlingen aus einer der vorhergenannten Familien oder Grup- pen, sowie für eine Aufstellung von mindestens 12 Stück Hyacinthen, Amaryllis und andern Zwie- belgewächsen. Für neue Einführungen sind 3 gleiche Preise, und zwar 2 für reine Arten und I für Abart oder Blendling, ferner 1 Preis für eine eigene Züchtung. Für Treibereien sind i Preise bestimmt, und zwar für eine Aufstellung von mindestens Vi Rosen, für eine andere aus mindestens 3 andern Blüthensträu- chern bestehend , ferner für getriebenes Gemüse und endlich für getriebenes Obst. Ausserdem stehen aber noch 3 Preise zur Ver- fügung der Preisrichter, um nach Belieben zu krö- nen und können auf gleiche Weise die nicht zu- erkannten Preise noch verwendet werden. Die 5 Ehrendiplome werden nach dem eigenen Ermessen der Preisrichter vertheilt. 2. Der Gartenbau- Verein in Mainz ver- anstaltet eine Blumen- und Pflanzen - Ausstellung vom 8. bis 11. April und wird von Nicht -Mitglie- dern ein Eintrittspreis von 12 Xr. bezahlt. Von Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Grossherzogin von Hessen ist zunächst ein Preis von 5 Dukaten für die 5 schönsten Kulturpflanzen ausgesetzt; aus- serdem stehen zunächst für die schönste Gruppe in mindestens 40 verschiedenen Arten ein Preis von 70 und ein anderer von 45 Fl. zur Verfügung, dagegen für eine reichhaltige Sammlung gut kul- tivirter Pflanzen in mindestens 20 Arten eine kleine goldene, sowie eine vergoldete Medaille (resp. 2:') oder 14 FL). Es sind ferner 2 Preise ausgesetzt für die reich- haltigste Sammlung von Kamellien mit Berücksich- tigung der neuesten Sorten, und zwar von 35 und 20 FL, auf gleiche Weise für mindestens 50 Azaleen und wiederum für 50 Rhododendren; ebenso für min- destens 25 verschiedene Blatt- und Modepflanzen 2 Preise von 20 und 15 FL, für mindestens 3 neue blühende Pflanzen ein Preis von 15, für eine Sammlung getriebener Gemüse je ein Preis von 10 Fl. Endlich stehen noch zur beliebigen Ver- fügung der Preisrichter eine grosse und eine kleine silberne Medaille (resp. 3 Fl. 30 Xr. und 1 Fl. 45 Xr.). Mit der Ausstellung ist auch eine Blumen- Verloosung, das Loos zu IS Xr., verbunden. 1 3. Der Gartenbau-Verein in Nürnberg | hat seine Frühjahrs -Ausstellung für den 22. bis j 25. April ausgeschrieben. Für Nicht-Mitglieder ist ein Eintrittspreis von 12 Xr. festgesetzt. Preise sind bestimmt und zwar 15, 12, 9, 6, 5 und 4 Fl. (also 6) für die schönsten Gruppen, 12 und 8 Fl. für eine Sammlung von Kamellien, 12 Fl. für min- destens 12 Rhododendron arboreum - Formen , 12 und 8 Fl. für mindestens 3U Sorten Azalea indica, 12 Fl. für mindestens 25 Blatt- und Modepflanzen, 10 Fl. für eine Sammlung Rosen, 8 Fl. für eine Sammlung Eriken und Epakris, 6 Fl. für eine Sammlung von Cinerarien und Calceolarien , 4 Fl. für eine Sammlung Primula acaulis, Auiükeln und Viola altaica, 5 Fl. für getriebenes Gemüse, 3 Fl. für Zusammenstellung abgeschnittener Blumen und 6, sowie 4 Fl. ausserdem zur beliebigen Verwen- dung der Preisrichter. 4. Der Magdeburger Gartenbau-Verein beginnt seine Frühjahrs -Ausstellung am 15. und schliesst sie am 17. April. Der Eintrittspreis für Nicht-Mitglieder beträgt die beiden ersten Tage 5, am letzten 2j Sgr. Preise sind ausgesetzt für Gruppen 6, und zwar zu 8, 7, 6, 5, 4 und 3 Thlr. für eine Zusammenstellung blühender Rhododen- dren in mindestens 12 Sorten: 5, desgleichen blü- hender Cinerarien, so wie blühender Azaleen, je 4, für letztere noch ein Accessit von 3 Thlr., für neue Einführungen 3 Preise, und zwar 2 für reine Arten und 1 für Formen zu 4, 3 und 2 Thlr., für Sehau- pflanzen 4 Preise zu 3 Thlr., für getriebene Pflan- zen 2 Preise zu 3 und 2 Thlr., für Zwiebelgewächse 1 Preis für 2 Thlr., für Gemüse 2 Preise zu 5 und 3 Thlr., für Obst 2 Preise zu 4 und 2 Thlr. und endlich für abgeschnittene Blumen wiederum 2 Preise zu 3 und 2 Thlr. Ausserdem finden noch Ausstellungen statt: in London durch das Floral Committee am 9. Fe- bruar, am 8. März, am 12. und 26. April, in London durch die Royal botanic Society den 21. März, 4. und 25. April, in Gent den 4. und 5. März, in Audenarde und Tour nay den 11. u. 12. März, in Paris eine Ausstellung von Kamellien im März, in Utrecht vom 23. bis 25. März, in Dordrecht den 25. und 26. März, in Brüssel vom 25. bis 27. März, in Amsterdam vom 30. März bis 2. April, in Löwen vom 1. bis 3. April, in Rotterdam vom 13. bis 16. April, in Petersburg Ende April, in Wien im Mai. Anerbieten. Eine gut rentirende Handelsgärtnerei , in fre- quenter Lage einer Mittelstadt Sachsens . soll ver- änderungshalber unter vortheilhaften Bedingungen billig verkauft werden. Näheres darüber zu erthei- len, wird Herr Kunst- und Handelsgärtner Schrei- ber, Dresden, Neue Gasse 16, die Güte haben. Kalt-flüssiges Baumwachs. Dieses unübertreftliche Baumwachs, zum Be- decken der Brandwunden, Veredeln u. s. w., wird kalt aufgetragen, verhärtet sich sowohl in der Luft, als auch im Wasser, wird bei einer Temperatur von 45 Grad nicht flüssig, in }. j und 1 Pfund Blech- dosen, grössere Quantitäten billigst berechnet. Wie- derverkäafern angemessenen Rabatt, per Comptant zahlbar. Briefe franco. Darmstadt. Georg Liebig & Sohn. J. F. f.. Kircher in Hildesheim (Königreich Hannover). Mein Georginen-Katalog für 1860 (32ster Jahrg.) enthaltend: 101 Sorten Liliputen (Bouquet- Georginen), 190 neueste (darunter 39 eigene Zög- linge, die zum ersten Mal in den Handel kommen), 148 neue, 135 ältere und 162 gute alte Sorten, ist fertig gedruckt, und wird auf frankirtes Abfordern gern zugesandt. Unser neuestes Verzeichniss Ober Gemüse-, Feld- und Blumensamen, neueste Pflanzen, Rosen, Georginen u. s. w. mit den niedrigsten Preisen liegt der heutigen Nummer bei und bitten wir um zahl- reiche Bestellungen. Langelsalza bei Erfurt. G. Krätzschmar & Sohn, Kunst- und Hamielsgärtner. Quercus coccinea Samen ... 1 Pfund 15 Sgr. 30 Pfund 10 Thlr. 1000 Stück Ferraria Tigridia .... 12 „ 1000 Stück 1| „ 60 „ Aurikel in Romme! ... 1 „ 30 „ Paeonia chinensis var. . . 2 „ 100 ., Topfnelken in Rommel . . 5 „ 20 Sorten frühe Tafelweine, extra . . 2 „ empfiehlt Fr. Neidigk in Dessau. Neues Abonnement auf die „Vereinigten Frauendörfer Blätter'' (Gartenzeitung, Obstbaumfreund, Bauernzeitung), herausgegeben von der praktischen Gartenbau-Ge- eellschaft in Bayern, redigirt von Eugen Fürst. Jahrgang 1860. Von dieser thatsächlich verbreitetsten aller deut- schen Gartenzeitungen erscheint wöchentlich eine Nummer von Bogenstärke. Prän. -Preis durch die Post halbjährlich 1 il. 16 kr. rh., im Buchhandel ganzjährlich 2 fl. 24 kr. rh., bei direktem Bezüge durch die gefertigte Expedition mittelst Franko- Marken ganzjährlich '^ i\. rh. (1 Thlr. 21 Sgr.). Nr. I ist bereits erschienen. Recht vielen Bestellungen auf diese beliebte Zeitschrift sieht entgegen Die Expedition der ,, Frauendörfer Blätter" in Passau (Niederbayern). Hülfs- und Schreibkalender für Onrtner und (üarteufreunde auf das Jahr 1860. Herausgegeben vom Professor Ur. Karl Kueh. Von Jahr zu Jahr hat dieser Kalender an Verbreitung nicht weniger, als an Anerkennung gewonnen und möchte auch in der That nichts Anderes existiren, was auf gleiche Weise alle In- teressen der Gärtnerei förderte. Wenige Gärtner und Gartenfreunde dürften bereits existiren , die nicht den ersten Theil des Kalenders zu ihrem täglichen Begleiter gewählt hätten. Er gibt ihnen zunächst Raum genug, um allerhand wichtige No- tizen darin einzutragen , während die ihm ange- hängten Tabellen rasch über das Eine oder Andere Auskunft geben. Am willkommensten möchte für die deutschen Besitzer der allgemeine Briefporto- Tarif sein. Der zweite Theil ist gewiss dem Gärtner, und ganz besonders wenn er Handel treibt, nicht weniger unentbehrlich , da er ein Verzeichniss sämmtlicher Gartenbau - Vereine und Handels-Gärtnereien aller Länder gibt; der Liebhaber findet dagegen in der Aufzählung der neuesten Florblumen Gelegenheit, für seinen Garten eine Auswahl zu treffen. Der Preis beider Theile, von denen der erste sauber gebunden, der andere brochürt ist, beträgt 25 Sgr. Berlin, den 20. Januar 1860. Bo sselmann'sche Buchhandlung. €. Zandoliet, Blumist zu Sassenhcim bei iJiiarlem in Holland, bietet starke Amaryllis-Zwiebeln um beistehende Preise an. Maine und Farbe der Blumen Pro Stiiek »j Guldcnl Cents Admiral Napier, brennend-zinnoberroth mit heilem Bändern Adrienne Lecouvreur, weiss- und grün- gestreift mit Tausendschön-Bändern Agamemnon, ziegelfarb- orange, Schar- lach mit gelb-grünen Bändern . . Aspasia, weiss mit dunkel-rosafarbigem Tausendschon Atrosanguinea , blutroth mit weissem Rande . Aurora, gelb, weiss, mit Tausendschön- Bändern Bertha, weiss mit Kosa Tausendschön ßeaute illustre, weiss mit Rosa Tausend- schön Beau JSeigneur, feinroth und weiss-ge- gestreift Belle Helene, weiss mit braun Tausend- schön und grün-gestreift . . . . ßicolor, weiss mit rosa Glühroth . . Blondinas, weiss mit karmoisin und Tau- sendschön-Bändern Boerhave, weiss mit rosa und Tausend- schön-Bändern Charles Efner, weiss mit rosa-scharlach gefärbt und grün Cleopatra, blutroth, gelb- gestreift und glockenförmig zusammengeneigt . . Conqueror, sammet-dunkelkarmoisin mit grün und weiss-gestreift . . . . Cochenille, Scharlach- und cochenillfar- big mit gelb-\feissen Bändern . . Columbus, dunkel -Scharlach, fast in's Schwarze, weiss-gestreift . . . . Delight, auswendig achatfarbig und in- wendig purpur- weiss mit Tausend- schön Donlesar de Basan, dunkel -blutfarbig, violett mit breiten Blumenzipfeln Electa , glühend - zinnoberroth , breite Blumenöffnung mit weissen Bändern Elegans rosea, glühend-rosa und Tau- sendschön-gestreift ...... Fearless, feurig- violett, scharlach mit breiten weissen Bändern . . . . 2 •) 8 10 3 3 5 3 3 3 2 10 15 3 3 4 5 5 5 3 3 2 50 50 50 *) Der holländische Gulden ist ziemlich gleich dem süd- deutschen oder rheinischen und wird mit 17 Sgr. berechnet. Er enthält lUO Cents. 6 Cents sind gleich 1 Sgr. Die Be- stellungen werden im März effektuirt. Im April wird das neue Verzeichniss von llyacintheu, Tulpen. Tazettcn, Crocus und an- dern Blumenzwiebeln ausgegeben, und ist dasselbe auf Franco- Anfrage zu beziehen. Name und Karbe der Blumen Pro S tlick Gulden Cents Feu de Joye, karmoisin - zinnoberroth mit breiten weissen Bändern . 2 50 Flavescens, rahmfarbig mit grün und Taiisendschün 0 50 Fulgens obscura, dunkelroth, ganz in's Schwarze übergend ...... n 50 Formosissiraa, blutfarbig, karmoisin und Scharlach — 12 General Iwan Tottlebcn, karmoisin- scharlach mit weissen Bändern . . •20 — Graf Marni von St. Aldegonde, Coche- nille und Tausendschön mit weissen Bändern 8 — H^b^, rosa mit weiss und Tausend- schön 5 Herzog von Brabant, Tausendschön und purpur mit weiss, grüne Bänder . . 6 — Herzogin von Brabant, karmoisin und achatfarbig mit gestreiften Rändern 5 — Ibrahim Pascha, dunkelroth mit weissen Bändern 2 Insignis , feurig - Scharlach mit grün, weisse Bänder 6 — Jan van Vondel, scharlach und weiss gesäumt H 50 Jacob Cato, weiss mit purpur, Tausend- schön-Bänder 3 — Johnsoni Alba, weiss, dunkel -pui-pur und Tausendschön gestreift . . . 2 — John obscura, Scharlach, ganz in das Schwarze übergehend 2 — John rutilans, zimmetfarbig und Schar- lach mit grünen Bändern .... 3 — Jubile, weiss mit purpur. Tausendschön geflammt und gestreift 15 — Ladv Stanhope, weiss mit Tausendschön und violett-geflammt 5 — Littbedell, weiss mit purpur-rosa, weisse Bänder 3 Le Souvenir, feurig -kirschfarbig mit weissen Bändern 1 — Lucifer, dunkel-atlas, scharlach-roth . 4 — Lutescens, rahmfarbig mit grün, unten 5 Magnifica, zimmetfarbig, scharlaoh, weiss bordirt und dunkel im Centrum . . 3 50 Mad. Legrelle d'Manis, weiss mit Schar- lach, weiss umsäumt 10 — Miniata splendens, dunkel feurig-schar- lach 0 50 Montezuma, feurig-zinnober und weiss- gestreift 0 — Montezuma superba, glühend orange- zinnober, breite Blumenöffnung . . T) — Name und F.arho der Blumen Pro stück Gulden Cents Notabilis superba, scharlach-weiss und grün-gestreift 5 Ornata superba , scharlach - orange mit weissen Bändern und grünem Grund 0 — Optima superba, orange - zinnober mit breiten Blumen-Abschnitten . . . 4 — Prinz van Orange, orange mit grün und gelb 1 25 Princesse Mathilde, amarant-purpur auf weissem Grund 5 Princeps, Kirschfarbe und zinnober mit weissen Bändern •) 50 Pouvelle Amoureuse, wie Johnsoni Alba, aber mehr rosafarbig 2 50 Regale, dunkel-ponceau 3 — Rcigneus, feurig-zinnober mit weissen Bändern 1 50 Rosa Vesta, weiss. Tausendschön - ge- streift 3 50 Rosea bicolor, rosa mit Tausendschön 2 50 Rosalie, achatfarbig mit Rosa-Streifen 2 50 Rutilans, glühend-zinnober mit breiter Blumenöffnung und weissen Bändern 2 50 Rubescens striata, karmoisin und zin- nober, weiss-gestreift 3 — Striped Queen, kirschfarbig und zin- nober, feinweiss-gestreift .... 2 — Syrius, glühend -orange, scharlach mit gelb und grünen Bändern .... 2 50 Triomph Royal, kirschfarbig, scharlach und weiss-gestreift 3 — Tyrian Queen, weiss mit braun, Tau- sendschön-Bänder 5 — van Speyck, glühend-orange, scharlach mit grün 6 Vittata nova, weiss mit Tausendschön- Bändern 2 — Vittata purpurascens, weiss und purpur geflammt 2 50 Vittata superba, weiss mit Tausend- schön-Bändern 2 — 1. Sortiment von \'2 Stück in eben so viel ausgesuchten Sorten mit Namen und Farbe 20 — 2. Sortiment von 12 Stück in eben so viel schönen Sorten mit Namen und Farbe 15 3. Sortiment von 12 Stück in eben so viel Sorten mit Namen und Farbe . 10 Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. vWl^/vYl-ll W'7 Garten - Nachrichten, Redigirt vom Professor Dr. M. Kocll. 1860. M2. Programm zur Preis-Ben er biing für das 3H. Jahresfest des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den König]. Preussischen Staaten zu Berlin am 17. Juni 186Ü. Bedingungen. 1. Zur Preisbewerbung sind Gcärtner und Garten- liebhaber des In- und Auslandes berechtigt, sie ^ seien Mitglieder des Vereines oder nicht. 2. Ausser Pflanzen, abgeschnittenen Blumen, Ge- müse und Obst sind auch Garten-Geräthe und Garten -Verzierungen, Sämereien, künstlicher Dünger und sonst auf Gärtnerei Bezug habende Gegenstände zulässig. 3. Die Gegenstände der Preis -Bewerbung ver- bleiben das Eigenthum der Besitzer. 4. Die zur Preis-Bewerbung beigebrachten Pflan- zen müssen in Gefässen gezogen sein und min- destens seit drei Monaten sich in dem Besitze des Ausstellers befinden. 5. Die deutlich zu etiquettirenden Pflanzen und sonstigen Ausstellungs-Gegenstände sind, von einem doppelten Verzeichnisse begleitet und mit Namen und Wohnung des Ausstellers ver- sehen, bis zum 1(). Abends einzuliefern. Nur Früchte, Gemüse und abgeschnittene Blumen werden noch am ersten Ausstellungstage bis früh 7 Uhr angenommen. Nicht rechtzeitig emgehende Gegenstände sind von der Bewer- bung ausgeschlossen; auf verspätete Einliefe- rung von Auswärtigen soll jedoch billige Rück- sicht genommen werden. 6. Die Aussteller haben in den Verzeichnissen ausdrücklich anzugeben, um welche Preise des Programmes sie sich mit den eingesandten Gegenständen bewerben wollen ; es ist daher nothvvendig, für jede Kathegorie der einzusen- denden Ausstellungs- Gegenstände ein beson- deres Verzeichniss in doppelter Ausfertigung einzureichen. Dagegenhandelnde haben es sich selbst beizumessen, wenn ihre Gegenstände nicht die gewünschte oder gar keine Berück- sichtigung der Ordner finden. 7. Das Arrangement der Aufstellung übernehmen die vom Vorstande ernannten Ordner, welche allein berechtigt sind, die eingelieferten Gegen- stände anzunehmen, den dazu erforderlichen Kaum anzuweisen und den Empfang in dem Duplikate der Verzeichnisse zu bescheinigen. Die Aufstellung der Ausstellungs-Gegenstände kann Jeder selbst übernehmen oder auch den Ordnern überlassen. 8. Alle Einlieferungen müssen bis zum Schlüsse der Ausstellung, am zweiten Tage Abends, aufgestellt bleiben; doch können Früchte auf besonderes Verlangen schon früher zurück- genommen werden. 9. Die Zurückgabe der Pflanzen beginnt Dienstag, den 19. Juni, Morgens 7 Uhr; Ausnahmen hiervon sind nur unter Rücksprache mit den Ordnern zu gestatten. 10. Das Preisrichter- Amt besteht aus 13 Mitglie- dern des Vereins, von denen schon 7 beschluss- fähig sind. 11. Das Preisrichter-Amt tritt schon am Sonnabend zu einer Vorberathung zusanunen, fasst aber erst am Sonntage einen endgültigen Beschluss, welcher in der Versammlung durch den Ge- neral-Sekretair bekannt gemacht wird. Die gekrönten Gegenstände werden nach Abfassung des Urtheils besonders bezeichnet. 12. Ausser auf Geldpreise erkennen die Preisrich- ter auch auf ehrenvolle Erwähnung durch Ge- währung besonderer Diplome. 13. Preise, welche die Preisrichter nicht zuerken- nen, fallen an die Kasse zurück: jedoch haben die Preisrichter das Recht, solche sämmtlich oder zum Theil auf andere Ausstellungs -Ge- genstände zu übertragen, falls dazu genügende Veranlassung vorhanden ist. 14. Die Räume, in welchen die Ausstellung statt- findet, und die Namen der Ordner, so wie der Preisrichter, werden später bekannt gemacht. 2 1 2. 4. 20 Thlr. 15 7. 9. D. 11. 13. 17. 23. 27. 28. 30. 32. PreiN-Aufgaben. A. Link's Preis. Für eine ausgezeichnete Leistung in der Gärtnerei 20 Thlr. B. G rupp i r ungen. u. 3. Für geschmackvoll aufgestellte Gruppen blühender und nicht blühen- der Pflanzen von mindestens je 70 Töpfen, zwei Preise k 10 Thlr. . . bis ß. Für geschmackvoll aufgestellte Gruppen blühender und nicht blühen- der Pflanzen von mindestens je 50 Töpfen, drei Preise ä 5 Thlr. . . . C. Blumentische. (Dip Blumentische sind von den Ausstellern zu lieiern.) u. 8. Für geschmackvoll arrangirte Blu- mentische oder dergleichen, zwei Preise k 10 Thlr 20 Thlr. u. 10. Desgl. zwei Preise k 5 Thlr. 1(J „ Aufstellungen kleinerer Gruppen von Pflanzen vorzüglicher Kultur. u. 12. Für Aufstellung von 10 gutkulti- tivirten Pflanzen, zwei Preise ä 10 Thlr. 20 Thlr. bis 16. Desgl. von 3 bis 10 gut kulti- virten Pflanzen, vier Preise k fi Thlr. 20 „ E. Einzelne Schaupflanzen. bis 22. Für einzelne gut kultivirte Pflanzen, sechs Preise k 5 Thlr. . . 30 Thlr. F. Früchte und Gemüse. bis 20. Für einzelne gut gereifte Frucht- sorten, vier Preise ä 5 Thlr. . . . 20 Thlr. Für irgend ein besonders ausgezeich- netes Gemüse, ein Preis h 5 Thlr. . 5 „ G. Ah ges chni tte n e Blumen. u. 20. Für geschmackvolle Anordnung oder Verwendvmg abgeschnittener Blu' men, zwei Preise k 5 Thlr. . . . u. 31. Für je eine gute und reiche Aus- wahl abgeschnittener Sortiments-Blu- men einer Gattung, z. B. Pelargonien, Rosen, Stiefmütterchen, Calceolarien, Nelken, Verbenen u. dgl. m. , zwei Preise k 5 Tlilr 10 „ H. Zur Verfügung der Preisrichter. Zu mindestens zwei, höchstens vier Preisen für vorzügliche Leistungen irgend welcher Art 20 Thlr. Summa 220 Thlr. 387. Versammlung am 10 Thlr. So eben erschien unser Gesamiiit-Kiitalog für 1800 in zwei Abtheilungen, deren erste die Gewächs- hau spflanzen, die zweite die Flor- und Mode- blumen und Frei landpflanz en enthält, und steht denen, die ihn nicht zngesendet erhielten, auf frankirte Aufforderung franko zu Diensten. Leipzig, im Januur 1800. Laurentius'sche Gärtnerei. Angenommen in der 5. Februar l.SGO. Der Vorsitzende: Knerk. Die Preis-Verzeichnisse der Booth'schen Samenhaiiilliing in Hamburg sind medio Januar erschienen und unter andern in unten bemerkten Städten zu haben : in Berlin bei Herrn J. G. Henze & Mahlow, „ C. F. G. Kaerger, „ Prowe & Appelbaum, „ F. J. Kirchmayer & Sohn, „ F. VV. von Frantzius, „ A. L. Mende, „ C. Funk, „ Immanuel Müller, „ D. L. Lubenau Wwe & Sohn, „ Leopold Laemel, „ G. F. Grützmacher Söhne, „ F. Helmhacker, Marien- hilfer Hauptgasse Leim- grube 1 1 . Solche" erlaubt sich aus ihrem (bekanntlich das reichhaltigste) Verzeichnisse von sämmtlichen Gar- ten-, Futtergewächs- und andern ökonomischen, so wie forstwirthschaftlichen Samen u. s. w. noch be- sonders im Interesse des Ackerbaues auf den gros- sen praktischen Nutzen ihrer F ut tergräser- Mischuntjen und für Zier- Gärten auf ihre Mi- schungen zu feinen kurzen englischen Käsen, welche beide in vielen Gegenden bereits eine besondei'e Anerkennung gefunden, aufmerksam zu machen. in Breslau in Bromberg in Cracau in Danzig in Dresden in Königsberg in Leipzig in Posen in Prag in Stettin in Wien Durch den dem heutigen Blatte beiliegenden reichhaltigen Katalo«; fiir das Friilijahr 1860 über Gemüse-, Garten-, Feld-, Wald- und Blumen -Samen, der schönsten Pracht- Geor- ginen, Kartoffeln, Weine, schönblühende Land-, Kalt- und Warmhaus-, auch Schling- pflanzen, empfiehlt sich die Samenhandlung des Unterzeichneten unter Versiclierung promjiter, reell- ster Bedienung, und ladet alle noch unbekannten Samenhandlungen und Geschäftshäuser dieses Fa- chee zu einer recht nutzreichen Verbindung freund- lichst und ergebenst ein. Die Herren Oekonomen und Landwirthe ver- fehle ich nicht, auf meine grossen, erlragreichen Futter-Runkelrüben und Mais (Türk. Wei- zen), so wie auf die grossen Kiesen- und andere Mohrrübenarten, neue Getreide-Gattungen, als auch auf die Gras arten zum Wiesenbau, Zuckenfabriken, Kultivateure der Zuckerrüben und Cichorienwurzel auf meine vorzüglichen .Sorten weissen Zuckerrüben- und Cichori en-S a- men aufmerksam zu machen. Quedlinburg, in der Provinz Sachsen. Martin Grashoff, Kunst- und Handelsgärtiier. Pflaiizeiifreiiiidcn zur gefälligen Notiz, dass mein Haupt-Preiskourant für 1860 — 1862 erschienen ist. Derselbe zerfällt in drei Haupt- Abtheilungen: I. Warmhauspflanzen, H. Kalthauspflanzen, in. Freilandpflanzen. Dass diese mit ihren 37 Unterabtheilungen vom Neuesten und Gediegensten die reichste Aus- wahl bieten, dafür bürgt der Umfang des Katalog's mit über lOtJ Seiten kompressensten Druckes. Da selbst die kleinsten Aufträge sich der grüss- ten Sorgfalt zu erfreuen haben , so sehe um so öfteren Nachfragen entgegen. Auch ist derselbe durch alle Buchhandlungen und in Zwickau durch die Herren Gebrüder Thost zu beziehen. Planitz bei Zwickau in Sachsen. G. Geitner. liCvkojoii iiiid überh.iiii>t Bliimeii-Saiuen. Mein Verzeichniss ausgewälilter Sämereien der beliebtesten Gartenblunien für das Jahr ISGO ist erschienen, und bin ich im Stande die Samen in bester Qualität und um sehr billige Preise zu lie- fern. Ganz besonders empfehle ich mit Recht meine Levkojen, da sie sich eines grossen Rufes bereits erfreuen. Von den englischen grossbluniigen Sor- ten, von denen ich [ö verschiedene Farben habe, verkaufe ich die Farbe zti 100 Korn mit 2, alle 1f) Farben mit 'l'lj, 12 Farben egal gemischt 100 Korn zu 1| Sgr. Alle übrigen Sorten von Som- mer-Levkojen die Farbe zu 100 Korn mit 1^ Sgr. Bei Abnahme aller 6, resp. 0 Farben einer Sorte kommt jede einzeln nur 1 Sgr. Meine 9 Farben frühblühenderHerbstlevkojen kosten zusammen (jede lOO Korn) lU, eine l{, 0 Farben gemischt und 100 Korn 1} Sgr. Sachsenhausen bei Weimar im Februar 1800. Moritz Rhein. Neueste Oeor«;iiieii eigner Züchtung. Zum ersten Mal im Handel und ausgezeichnet schön. Das Stück 1 Thlr., l> Stück 10 Thlr. Amtsrath Diederichs, prachtvoll leuchtend, sammet- ponceau, im Centrum dunkler, von grossem Effekt. Armin, sammtig- kastanienbraun mit feurig karmin Spitzen, sehr hübscher Liliput. Assessor v. Benningsen, brillant dunkel sammt- scharlach ; köstlich von Farbe, Form und Hal- tung grossbl. Eine ausgezeichnet schöne Geor- gine. Baron v. Steinberg, herrlich sammtig dunkelpon- oeau, im Centrum tief dunkelbraun. Bertha, sehr zai-t inkarnat mit lila eingefasst und in weiss auslaufend, grossbl., prachtvoll geröhrt. Sehr liebliche Blume. Cupido, karmoinrosa mit weissen Spitzen; sehr niedlicher Liliput. Emma, gelblich -ehaniois mit blutroth bandirt, ge- strichelt und bespritzt, reichbl. Erblandmarschall v. Behr, rein dunkelscharlach, herrlich von Bau und Haltung, grossbl. Favorite, orange mit Scharlach schattirt und weissen Spitzen, grossbl.; sehr elegant. Feuerfax, orangegelb mit bläulichem Anhauch an den Spitzen, dunkelblutroth bandirt und ge- streift. Fräulein Sophie Weigel, zart blassrosa mit purpur- karniin Spitzen, ausgezeichnet in Form imd Haltung; ein niedlicher kleiner Liliput. Freund Ferd. Schweckendieck , herrlich lachsrosa auf scharlachorange Grund, nach Aussen mit hellrosa berandet ; vortreffliche neue Färbung. Freund A.Lehmann, schön karmoisin, nach Aussen fast blau, ausgezeichnet. Freund Palandt, hell citrongelb mit bläulichkarmin Spitzen und dunklem Centrum. Fr. V. Schiller, saffrangclb, im Verblühen nach Aussen chamois, grossbl. Fritzchen, ponceau-karmoisin mit schwarz getuscht, auf der Rückseite helllila; sehr niedlicher Li- liput. Garibaldi, rein dunkel Scharlach ; brillante Blume. GartenmeisterHeicke, glühend karmoisin mit schwarz übertuscht, grossbl. 8 Hänschen, feurig pfirsichrosa auf zart hellrosa mit dunkelkarraoisin bandirt und gestreift ; pracht- volle Färbung. Liliput. Herzog Ernst von Koburg, glühend dunkelschar- lach in schönster Form und Haltung. Sehr brillant und grossbl. Johanne, weiss mit dunkelkarmin getuscht, an den Spitzen dunkler, fast braun; sehr hübscher Liliput. Jungfrau von Hildesheim, prachtvoll feurig gold- gelb mit ponceau-scharlach schattirt, von schön- stem Rosenbau und elegant in Form und Hal- tung, grossbl. ; höchst brillant. Leuchthühnchen , hell grünlich-orange mit dunkel- karraoisin bandirt und gestreift. Kugelrunder Liliput. Louise , weiss mit karmin getuscht und dunkel- braunen Spitzen; herrlicher Liliput. Marie, citrongelb mit lakrothen Spitzen, effektvoll. Masaniello, rein schwefelgelb, von schönstem Bau und gratiöser Haltung. Meteor, schönstes Blassgelb, klein aber hübsch. Negerknabe, schön karmoisin; sehr niedlicher Li- liput. Nordlicht, feurig aurora mit dunkelbraun bandirt und gestreift, und mit grünlichgelben Spitz- chen; brillante neue Färbung. Phönix, rein hellschwefelgclb; herrlich strahlende Blume von grossem Effekt. Rath Hochhut, röthlich weiss mit violetbraun schön bandirt , gestreift und bespritzt. Heri-liche effektvolle Blume. Rose von Hildesheim , rein dunkelrosa in schöner Rosenform, grossbl. Schmuckröschen, weiss mit Pensee-Spitzen. Rück- seite lilaweiss , durch die regelmässig umge- schlagenen Fetalen sehr bunt. Allerliebster Liliput. Schöne Hildesheimerin, ponceaukarmoisin mit rein weissen Spitzen. Sehr konstant 4 Fuss. Sonne von Hildesheim, strahlend, rein gelb in schön- ster Rosenform, vortrefflich. Sternschnuppe, goldig-charaois mit karminbraunen Spitzen imd dunklem Centrum ; sehr hübscher Liliput. Tante Bege, schön sammtig ponceauroth, nach In- nen dunkler. In jeder Hinsicht eine inter- essante Blume. Vilmorin-Rose , zart hellrosa in schöner Form und Stellung; neue liebliche Farbe. Vulkan, dunkel kaffeebraun mit schwarzem Sammet getuscht; sehr dunkler Liliput. Zigeunermädchen, gelblich -chamois mit graurosa getuscht. Hildesheim, im Februar 1860. J. F. G. Kircher. Cronssc a Nancy. Nouveaut«5s, Plantes de serre chaude, serre froide, pl eine - ter re, Begonia, Dra- caena, Fougeres, Gesneriac^es, Rhopala, Pivoines, l'ucca, Phlox, Fuchsia, Petunia, Verveines, Rosiers derni^res nouveaut^s. Les persounes, qui desireraient n'auraient pas re(;u mon catalogue, sont pri^es d'en faire la demande par lettre affranchie. Lelirbiich der scköiien Garteiikiinst. Mit besonderer Rücksicht auf die praktische Aus- führung von Gärten, Parkanlagen u. s. w. Bearbeitet von G. Meyer, hishorigem Köiiigl. Garteu-Coiiducteur, jetzigein Hofgärtner zu Sanssouci und Lehrer an der Königl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam. Das vorstehend angekündigte bedeutende Werk, dessen Herausgabe die Unterzeichnete mit beson- derer Freude übernommen hat, ist die Frucht einer langjährigen, allseitig anerkannten Thätigkeit und ernster Stvidien des Verfassers, von dem auf Grund seiner Berufsthätigkeit in den weltberühmten Königl. Gärten zu Potsdam und Sanssouci, und seiner an- derweitigen, umfangreichen Beschäftigung auf die- sem Kunstgebiete nur etwas Gediegenes und Zeit- gemässes erwartet werden darf. Es wird mit diesem zugleich sehr übersichtlichen und umfas- senden Werke über bildende Gartenkunst eine grosse Lücke in unserer Literatur auf das Vollständigste und Würdigste ausgefüllt. Das „Lehrbuch der schönen Gartenkunst" um- fasst '24 mit seltener Meisterschaft gezeichnete Ta- feln in gr. 4" und etwa 12 — If) Bogen Text in demselben Format mit gegen I Ol) Holzschnitten und erscheint in 4 Lieferungen zu "2 Thlr. Einzelne Lieferungen werden nicht abgegeben, und man verpflichtet sich zur Abnahme des voll- ständigen Werkes. Riegel's Verlags-Buchhandlung in Berlin, Charlottenstrasse No. 94. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Grünstrasse 16. Druck von J. ¥. Starcke in Berlin. 1860. Garten - Nachrichten. Redigirt vom Professor Dr. M. Kocll. M 3. Joli. Georg Christian Lclimaiiii. Am 12. Februar starb der Direktor des botani- schen Gartens, Professor am Gymnasium und Ober- bibliothekar, J. G. C. Lehmann, nach einem län- gern Leiden. Geboren wurde er zu Haselau im Holstein'schen am 25. Februar 1792 und 18 IS als Professor der Naturgeschichte an das Gymnasium zu Hamburg berufen. Mit ihm verliert die Wissenschaft wiederum einen der wenigen Systematiker, welche Deutschland besitzt; sein Verlust ist daher auch um so fühlbarer. Da er mit Liebe dem ihm an- vertrauten Institute vorstand und stets bemüht war, die Namen der Pflanzen zu berichtigen, so trifft der Verlust nicht weniger auch die (lärtnerei. Seine 8 Pugilli novarum et minus cognitarum stir- pium enthalten eine Menge von Pflanzen, die für diese wichtig sind. Ausserdem hat Lehmann verschiedene mono- graphische Arbeiten geliefert, die eben deshalb von besonderem Werthe sind. Seine erste Arbeit in dieser Hinsicht war die Monographie der Primula- Arten, die bereits 1817 erschien; ein Jahr dnrauf erfolgte die Naturgeschichte von Nicotiana. Ganz besonders beschäftigte er sich aber, man möchte sagen sein ganzes Leben hindurch, mit Erforschung der Asperifolien, der Potentillen und der Nymphäen, und veröffentlichte zu verschiedenen Zeiten seine Resultate. Die letzte Arbeit von Bedeutung ist die 1856 bekannt gemachte Revisio Potentillarura. Programm zur Pflanzen-, Blumen-, Frucht- u. Gemüseausstellung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlin's am 25. Mävz im Ainim'schen Hotel ( Unter den Linden 44). Die Gesellschaft beabsichtigt für das Jahr 1860 eine Pf Lanzen- Ausstellung zu veranstalten, die auch diesel Mal nur einen Tag und unentgeld- lich, jedoch gegen Vorzeigung von Einlass-Karten, den Besuchern eröffnet werden soll. Die Beschickung derselben steht sowohl den Mitgliedern des Vereins, als anderen Pflanzen-Kul- tivateuren, die nicht Mitglieder sind, frei, und wird um zahlreiche Einsendungen freundlichst gebeten. Zur Prämien-Vertheilung wird eine Summe von 50 Thlr. ausgesetzt. Es werden vorzugsweise folgende Aufstellun- gen gewünscht: 1. Mehre Pflanzengruppen mit meist blühenden Pflanzen (prämirt mit 5 Thlr. und 3 Thlr.). 2. Aufstellung blühender Rosen (mit 5 Thlr. prä- mirt). 3. Sortimente blühender Hyacinthen (die schön- sten mit 5 Thlr. und 3 Thlr. prämirt). 4. Sortimente blühender Amaryllideen oder Lilia- ceen, mit Ausschluss der Hyacinthen (die schönsten mit 3 bis 5 Thlr. prämirt). 5. Sortimente schön blühender Orchideen (die schönsten mit 5 Thlr. prämirt). 6. Eine neue Einführung, welche Handelspflanze zu werden verspricht (mit 3 bis 5 Thlr. prä- mirt). 7. Schöne Kulturpflanzen (die schönsten prämirt mit 5 Thlr., die nächstfolgenden mit 3 Thlr. und 2 Thlr.). 8. Getriebene und gut konservirte, selbstgezogene Früchte (die besten mit 3 bis 5 Thlr. prämirt). 9. Getriebenes frisches und gut konservirtes Ge- müse (das beste mit 5 Thlr. prämirt). Sollten noch ausserordentliche Leistungen statt- finden, die in dem Programme namentlich nicht vorgesehen sind, und vorzüglich preiswürdig er- scheinen, so sollen die Preisrichter ermächtigt sein, ausfallende Prämien, diesen ausserordentlichen Lei- stungen in Prämien von zu 5 Thlr. und zu 2t Thlr. zuzuertheilen ; ausserdem die obigen Prämien nach Befinden bis zu der Summe von 20 Thlr. zu er- höhen. Herr Rönnenkamp und Herr Ho ff mann werden die Güte haben, die Anordnung der Aus- stellung zu übernehmen und werden die Einsender von Pflanzen gebeten, sich mit den oben genannten Herren in Verbindung zu setzen. Die Pflanzen- Einsendungen werden am Sonnabend den 24. März bis 5 Uhr im Arnim' sehen Hotel von den Aus- stellungs-Ordnern in Empfang genommen. Der Vorstand der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Herrmatin. Ostwald. Jiönnenkainj). Schult%e. Prof. SchuUz-Sc/iulzenstein, Vorsitzender. Dr. C Müller, Sekretair. 10 Programm der 3. Ansstellnng von Blnmen, Gartenprodnkten n. s.w. des fränkischen Gartenbau-Vereins in Würzburg vom 15. bis 17. April. Herr Dr. Schwär z becher 1. Vorstand nimmt bis 8 Tage vorher franco eingesendete Anzeigen über Betheiligung an der Ausstellung an, die Ge- genstände selbst sind mit genauen Verzeichnissen bis zum 14. April Morgens bis iU Uhr franco ein- zusenden; nur bei abgeschnittenen Blumen, Bou- quets, Gemüse und Obst kann es bis früh 8 Uhr des 15. geschehen. Am 18. April (nicht früher oder später) müssen alle Pflanzen u. s. w. wieder abge- holt werden. Nur Mitglieder des Vereins haben für sich und ihre Familie freien Eintritt. In freier Konkurrenz sind folgende Preise aus- gesetzt, wovon die ersten (nicht die zweiten und dritten) auch Diplome erhalten. 1. Den 5 schönsten Schau- (Kultur-) Pflanzen in 5 Arten ein Preis zu 3 Dukaten. 2. Der besten Gruppe reichblühender Pflanzen Preise zu '20, 10 und 8 Fl. 3. Der schönsten Rosengruppe in 40 Sorten Preise von 20 und 10 Fl. 4. Der schönsten und reichhaltigsten Kamellien- Sammlung von mindestens 18 Sorten Preise von 15 und 8 Fl. 5. Ebenso einer Azaleen-Sammlung in wenigstens 20 Sorten Preise von 12 und G Fl. 6. Der grossen und besten Koniferen-Sammlung aus mindestens 20 Arten ein Preis von 15 Fl. 7. Der mannigfaltigsten Sammlung von Blatt- und Modepflanzen in 25 Sorten ein Preis von 10 Fl. 8. Der reichhaltigsten Gruppe blühender kraut- artiger Pflanzen Preise von 10, 8 und 5 Fl. 9. Der schönsten Pelargonien-Gruppe in minde- stens 20 Sorten ein Preis von 10 Fl. ,10. Der schönsten Gruppe getriebener Blumen- zwiebeln in mindestens G Arten, jede genü- gend vertreten, ein Preis von 10 Fl. 11. Den schönsten Levkojen in mindestens 6 Far- ben, und Lack Preise von 8 und 4 Fl. 12. Dem schönsten, aus freier Hand gebundenen Bouquet ein Preis zu 3 Fl. 13. Der schönsten Sammlung getriebenen Gemü- ses in mindestens 8 Sorten Preise zu 20 und 10 Fl. 14. Einem Gärtnerlehrling für einen gutgezeich- neten Plan eines Küchengartens mit Anwen- dung von Mistbeeten und Obstplantagen. 15. IG. 17. Drei Preise zur Verfügung der Preis- richter. Folgende Preise wurden von Mitgliedern aus- gesetzt: 18. Der schönsten Ranunkel- oder Schlingpflan- zen-Sammlung 5 Fl. 19. Der schönsten Sammlung von Garten-Primeln und Aurikeln 5 Fl. 20. Den schönsten Primula acaulis in 6 gefüllten Sorten 4 Fl. Die l»ot.inischen Gärten. Ein Wort zur Zeit Tom Pruiessor Dr. Karl Koeh. Eben hat diese kleine Schrift die Presse ver- lassen und empfehlen wir sie allen denen, die sich für den Gegenstand speciell interessiren. Und wer sollte dieses nicht thun, wo Liebe zu Pflanzen be- reits Gemeingut aller Gebildeten geworden ist? Die botanischen Gärten haben heut zu Tage eine ganz andere Aufgabe. Sie sollen zwar immer zu- erst Wissenschaft fördern, aber ausserdem doch noch in doppelter Hinsicht auf die allgemeine Bil- dung einwirken , indem sich daselbst Jedermann die gewünschte Belehrung holen kann, aber auch in ästhetischer Hinsicht in botanischen Gärten be- friedigt fühlen muss. Das Büchelchen ist zwar nur 4:j- Bogen stark, aber gewiss so kurz und bün- dig' geschrieben, dass kaum noch etwas sich heraus finden dürfte, was übergangen wäre. Berlin, den 5. März 1860. Riegel's Verlags- Buchhandlung. Llllnstriition horticole. Zeitschrift für Treibhäuser und Gärten oder raisonnirende Auswahl der interessantesten Zier- pflanzen , nebst deren Geschichte, Beschreibung, Ab- bildung und Kultur. Kedigirt von Cb. I^iemaire, Professor der Botanik. Herausgegeben von Ambroise Veraeliaffelt. Diese Zeitschrift erscheint i-egelmässig allmo- nathch; jedes Heft enthält (wenigstens) drei litho- graphirte und mit dem Pinsel kolorirte Tafeln und 16 Seiten Text, hoch 8° mit Vignetten zum Habitus der Pflanzen, Blumen, mit Gartenplänen u. s. w. Preis für Belgien 15 Franken für den Jahr- gang, für das Ausland 18 Franken franco. Abonnement bei A. Verschaff elt, rue du Chaume Nro. 50 in Gent und bei allen Buchhänd- lern des Auslandes. 11 IVouvelle Iconographie des Camellias. Honiusgcgebcix von Ambroise Versrhaffelt. 12 Lieferungen jährlich, jede mit 4 schönen Tafeln der schönsten bekannten Camellien mit Text. Preis für Belgien 22 Franken, für das Aus- land 26 Franken (franco) für den Jahrgang. Abonnement bei A. Ver schaffeit in Gent und bei allen Buchhändlern des Auslandes. Den Kunst- und Handelsgärtnern zur gefälligen Notiz, dass die Pesther „Zeitung für Landwirt he" nach Inhalt und Format er- weitert wurde und seit Anfang dieses Jalires in Gr. Folio unter dem Titel erscheint : r>ciiieiiinützigcs Pestlier Journal. Zeittmg für Landwirthschaft, Gartenbau, Handel, Industrie und Gewerbe. Abonnement für das Ausland halbjährlich 2 Thaler mit freier Zusendung. Mit dieser Nachricht verbinden wir zugleich das Anerbieten, dass wir Annoncen kleinern und grössern Umfanges, sowie ganze Kataloge und Auszüge aus denselben billigst inseriren und bei Wiederholungen bedeutenden Rabatt bewilligen. Auch Beilagen von Ankündigungen, Verzeich- nissen u. s. w. behufs Versendung mit unserm Journale werden bestens besorgt. — Bei dem in Ungarn sich täglich steigernden Interesse für ra- tionelleren Wirthschaftsbetrieb und Gartenbau, wel- ches durch die hier fortwährend entstehenden Land- wirthschafts- und Gartenbau-Vereine geweckt und genährt wird, können Ankündigungen von Feld-, Gemüse- und Blumensämereien, Pflanzen, Gehölzen u. s. w. nur von gutem Erfolge sein. Pesth, im Februar ISHÜ. Die Redaktion des Gemeinnützigen Pesther Journals. (Spiegelgasse Nro. '2., zweite Etage.) Ich zeige hiermit ganz ergebenst an, dass mein Verzeichniss Nro. 29 über Zierbäume und Zier- sträucher, so wie über Obstgehölze aller Art fertig und bereits ausgegeben ist; auf Ver- langen wird dasselbe gratis zugesendet und bitte ich nur, mich mit recht zahlreichen Aufträgen zu beehren. Berlin, den 6. März 1860. H. Lorberg, Baumschulbesitzer. Neueste Pelargonien. Mit Bezugnahme auf die Abhandlung über die neuesten englischen Pelargonien in Nro. 6. der Wochenschrift erlaubt sich das unterzeichnete Eta- blissement darauf aufmerksam zu machen, dass die meisten derselben ebenfalls daraus bezogen werden können, und zwar um Preise, wie sie kaum eine andere Gärtnerei liefern könnte. Von den gross- blumigen besitzen wir als letzte Neuheiten eben- falls noch : Jung Bahadur (T), karmoisinroth mit schwarzen Flecken auf den unteren Petalen. Leviathan (Hoyle), schön purpurroth mit schwar- zen Flecken auf den oberen Petalen und purpur Rand. Monarch (Hoyle), Centrum weiss, untere Petalen lila-rosa, obere karmin mit rosa Rand. Picnic (T.), roth mit schwarzbraunen Flecken und rosa-orangefarbenem Saum. Sir Colin Campbell (Hoyle), Centrum weiss, untere Petalen Orangeroth, obere gänzlich schwarz- braun, neue und schöne Färbung. Das Stück kostet 1^ Thlr. , 12 Sorten nach freier Wahl 16, nach unserer 12 Thlr. Ausserdem empfehlen wir die neueste Sorte zum Treiben : Larkfield Rival (Davies), reinweiss mit kleinen lila-rosa Flecken auf den oberen Petalen, grosse Dolden, niedriger Habitus und ausserordentlich reichblühend. 1 Thlr. Sowie folgende deutsche Sorten: Agnes (Hvass), Grundfarbe leuchtend tief violet- karmin mit fünf ganz schwarzen Flecken, Mitte weiss. Amalie (H.), bläulich dunkelkarmin, obere Blumen- blätter beinahe ganz schwarz belegt, Mitte weiss. Auguste (H.), Blume schönster Form, kirschroth mit ponceau-zinnober belegt, obere Blumenblät- ter fast ganz dunkelbraun. Der Bräutigam (H.), blassrosa mit dunkelbrau- nen Flecken, die karmin eingefasst sind, Mitte weiss. Die Hexe (H.). Die Muhme (H.). Ida (H.), nankin-rosa mit fünf braunen Flecken, ausserordentlich grosse Blume. Marie (H.), dunkelkirschroth mit schwarzen Flek- ken, Mitte weiss: riesenhafte Blume von gutem Bau. Das Stück 1| Thlr.; 6 Sorten nach unserer Wahl 6 Thlr. 3« f« Endlich neueste französische Sorten sind: Belle Milanaise (Miellez), hortensiarosa mit fünf grossen schwarzen Flecken. Fiorametta (M.), weiss und rosa mit fünf enorm grossen schwarzen Flecken. Fr^d^ric Mylius (M.), karmin, dunkel schattirt mit fünf sehr grossen schwarzen Flecken, Cen- trum weiss. General Forey (M.), lila-rosa mit fünf grossen dtinkel-karmoisinrothen Flecken. La Candeur (M.), Blume gross, vom reinsten weiss mit fünf grossen rabenschwarzen Flecken. Le tresor des Arts (S. et N.), obere Fetalen saharlach mit breiten schwarzvioletten Flecken, untere Fetalen fleischfarben und roth gefleckt, Centrum reinweiss. Mirabelle (Miel.), dunkelkirschroth mit hellen Rändern und bläulichem Centrum, die oberen Fetalen schwarz gefleckt. Montezuma (Charpentier), hellkarmin, Centrum lila, mit fünf grossen schwarzen Flecken; viel- blumig. Phylomele (Miellez), feurig ponceau-zinnober, obere Fetalen schwarz gefleckt, vielblumig. Profusion (Miel.), Vervollkommnung des Pel. Belle Esquermoise in Farbe und Grösse der Blumen. Schamyl (M.), schwärzlich bronzefarben auf weis- sem Grunde mit fünf schwarzen Flecken. Solf^rino (M.), scharlachroth mit breiten, ganz schwarzen Flecken auf den oberen Fetalen der sehr grossen Blumen. Trakir (M.), bräunlich karmoisin auf blasslila Grunde. Wallace (Miellez), dunkel-scharlachroth mit fünf schwarzen Flecken. Das Stück 1| Thlr., 12 Sorten nach freier Wahl 16 Thlr., V2 Sorten nach unserer Wahl 12 Sorten. Leipzig, im März 18(30. Lauren tius'sche Gärtnerei. Mein Verzeichniss über Obst, Zier- und Waldbäume, sowie über Stauden und Samen von Gemüse, land wirthschaftli che und Sommerblumen liegt zur Ausgabe bereit und wird auf frankirtes Verlangen sofort franko zuge- ßcndet. Langensalza bei Erfurt. W. Roemer, Kunst- und Handelsgärtner. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Grünstrasse 16. Erdbeeren. Die grösste und ausgezeichnetste Sammlung von Erdbeeren ist ohnstreitig im Besitze von Fer- dinand Gloede in Sablons pres et par Moret-sur Loing (Seme et Marne) und hat einen um so ho- hem Werth, als ihr Besitzer stets bemüht ist, nur Vorzügliches zu haben , ausserdem man aber auch ihm eine Anzahl der besten Sorten verdankt. Zum ersten Male erscheinen in dem Verzeichnisse: 1. Beauty ofEngland (Frewin); sehr grosse, rothe Frucht, meist in die Länge gezogen und ab- geplattet. Fleisch sehr saftig, aromatisch und roth. 2. Brighton (Tiley) stammt aus Amerika. Die Frucht hat Herzform von rother Farbe, das Fleisch ist aber gelblich-weiss, sehr süss uud eigenthümlich parfürairt. Reift zeitig. ?,. General Havelock(Tiley). Kegelförmige, rothe Frucht, mit rosafarbigem, etwas säuerlichem Fleische. Sehr ertragreich, früh reifend und zur Treiberei geeignet. i. Oscar (Bradley). Ebenfalls grosse, aber mehr abgerundete, bisweilen Hahnenkamm ähnliche Frucht, mit festem, sehr süssem und sehr aromati- schem Fleische. Beginnt zeitig zu tragen und hält trotzdem lange Zeit an, auch lässt sie sich gut treiben. 5. Peabody's Seedling stammt aus Ame- rika. Die grosse Frucht gleicht einer Börse am Halse zusammengezogen und ist sammetartig-roth. Muskatartig schmeckend. G. Princess Frederick William (Nevin), die früheste, sehr fruchtbare, auch zum Treiben geeignete Soi"te mit dicken Früchten. Diese sind rundlich, bisweilen hahnenkammartig und wie das süsse und parfümirte Fleisch rosafarbig. 7. Royal Victoria (Stewart et Neilson ). Grosse, abgerundete, orangenfarbige Frucht mit weissem, sehr feinem und aromatischem Fleische. Trägt sehr reichhch und dauert gut aus. 8. Scott's Seedling. Amerikanischen Ur- sprunges. Frucht sehr gross, konisch und roth, innen rosa, sehr fruchtbar. I). Wilsons Albany. Ebenfalls amerikani- schen Ursprunges und durch grosse Fruchtbarkeit und Kusticität ausgezeichnet. Runde, rothe Frucht mit rosafarbigem, etwas säuerlichem Fleische. Das Stück von Nro. 2. u. 4. kostet 2, 6 Stück 10 Fr.; von Nro. 5. u. 7. das Stück fi-, 6 Stück 8 Fr.; die übrigen das Stück 1, 6 hingegen 5 Fr. Es ist zu bemerken, dass Aufträge nur effek- tuirt werden, wenn ich Anweisungen auf irgend eine Stadt Frankreichs erhalte oder preussische Kassen- Anweisungen eingesendet werden. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Garten - Nachrichten. Redigirt vom Professor Dr. K. Kocll. 1860. M 4. Programm der allgemciiicu Bliiiuen-Aiisstrlliiiig in München. Die Bayerische Gartenbau-Gesellschaft veran- staltet eine Ausstellung von Erzeugnissen aller Art, wie im Vorjahre im Glaspalaste. Die Eröffnung erfolgt Sonntag den 29. April und dauert bis zum 6. Mai. Nur Mitglieder erhalten Freikarten, wäh- rend sonst der Eintrittspreis 1 2 Xr. beträgt. Ausser Pflanzen, Gemüse, Früchte, Blumentöpfen und Gar- tenwerkzeugen , die allein um die nachfolgenden Aufgaben konkurriren können, werden auch plasti- sche.Bilderwerke, insofern sie sich zur Aufstellung in Gärten eignen, Garten-Verzierungen, Gränzgitter, Garten-Meubles , Gartengeräthe, Modelle von Ge- wächshäusern, von Holzapparaten u. s. w., Nach- bildungen von Früchten und Abbildungen von Pflan- zen und Blumen angenommen. 1. Für drei verschiedene und vorzüglich schöne Einführungen: 4 Preise zu 3:i, 20, 15 und 10 Fl. 2. Für eine Blüthenpflanze in ausgezeichneter Kultur: 3 Preise von 35, 25 und 20 Fl. 3. Für eine Blattpflanze in ausgezeichneter Kul- tur: 3 Preise zu 2(', 15 und 10 Fl. 4. Für eine neugezüchtete Spiel- oder Abart: 3 Preise zu 20, 15 und 10 Fl. 5. Für die reichhaltigste und geschmackvollste Aufstellung von hauptsächlich Blüthenpflan- zen: 5 Preise zu 25, 20, 15, 10 und 8 Fl. 6. Für die werthvollste und schönste Blattpflan- zengruppe: 3 Preise zu 20, 15 und 10 Fl. 7. Für die schönste Neuholländer- Gruppe: 3 Preise zu 20, 15 und 10 Fl. 8. Für die grössten und besten Gränzgruppen von Dekorationspflanzen: 2 Preise zu 15 und 10 Fl. 9. Für die beste Kamellien-Sammlung aus wenig- stens 12 Sorten: 3 Preise zu 20, 15 und 10 Fl. 10. Für die schönste Gruppe aus wenigstens 6 Sorten hybrider Rhododendren: 4 Preise zu 20, 15, 10 und 8 Fl. 11. Für die schönste Gruppe von mindestens 25 chinesischen Azaleen: 5 Preise zu 25, 15, 10, 8 und 6 Fl. 12. Für die schönste Gruppe von wenigstens 10 Sorten pontischer Azaleen: 2 Preise von 15 und 10 Fl. 13. Für mindestens 20 gute Sorten Rosen : 4 Preise zu 30, 20, 15 und 10 Fl. 14. Für reich und schön blühende Orchideen: 1 Preis zu 15 Fl. 15. Für Eriken und Epakrideen: 2 Preise zu 15 und 10 Fl. 16. Für Koniferen: 3 Preise zu 12, 10 und 8 Fl. 17. Für englische und französische Pelargonien, wenigstens in 20 Sorten: 3 Preise zu 15, 12 und 8 Fl. 18. Für Scharlach-Pelargonien in wenigstens 12 Sorten: 3 Preise zu 12, 10 und 8 Fl. 19. Für Zwiebel- und Knollengewächse : 3 Preise zu 10, 8 und 6 Fl. 20. Für Cinerarien: 3 Preise zu 10, 8 und 6 Fl. 21. Für Aurikeln in Sorten ersten Ranges: 1 Preis von 10 Fl. 22. Für Levkojen und Lak: 3 Preise zu 10, 9 und 6 Fl. 23. Für Nelken: 2 Preise zu 10 und 8 Fl. 24. Für Verbenen , Violen und Sommerpflanzen : 3 Preise zu 10, 8 und 6 Fl. 25. Für Sammlungen von Blumensträussern ver- schiedener Art, Ball-Colffüren, Kränzen u. s.w.: 2 Preise zu 12 und 10 Fl. 26. Für das geschmackvollste Tafelbouquet in freier Form: 1 Preis zu 6 Fl. 27. Für das schönste Handbouquet in flacher Form: 1 Preis zu 6 Fl. 28. Für Sammlungen getriebenen Gemüses: 5 Preise zu 15, 12, 10, 8 und 6 FI. 29. Für eine einzelne Gemüsesorte besonderer Kul- tur: 1 Preis von 8 Fl. 30. Für ein oder mehre neue Gemüse mit guten Eigenschaften: 1 Preis von 6 Fl. 31. Für Sammlungen getriebener Früchte: 2 Preise zu 12 und 10 Fl. 32. Für die besten und am Reichsten mit Früch- ten behangenen Erdbeerpflanzen in mindestens 3 Töpfen: 1 Preis von 5 Fl. 33. Für Blumentöpfe guter Form und dauerhaftem Materiale, die wohlfeil hergestellt werden kön- nen: 2 Preise von 8 und 6 Fl. 34. Für dauerhafte Werkzeuge zur Bodenbearbei- tung, welche billig zu beziehen sind: 1 Preis zu 10 Fl. Dr. V. Martius. Ostermaier. Effner. 4 14 Auszug des Programmes der Ausstellung des Garteubau-Vereins iu Paris vom 1-2. bis '28. Mai 18b0. Alle Gärtner und Blumenliebhaber des In- und Auslandes werden aufgefordert, sich durch Einsen- dungen von Zier-, seltenen und neuen Pflanzen, abgeschnittenen Blumen, Früchten, Gemüsen, Ge- räthschaften , Werkzeugen, Gelassen für Pflanzen, Modellen von Maschinen und von Kunstgegenständen aller Art, in so fern diese sich auf Gärtnerei bezie- hen, zu betheiligen und aus ihrem Personale die- jenigen zu bezeichnen , welche sieb durch gute Aufführung oder durch besonderes Talent ausge- zeichnet haben , damit unter diesen eine Auswahl zur Belohnung getroffen wird. Gegenstände aus der Nähe von Paris, die nicht eingesendet werden können, werden auch auf Verlangen durch einen besonders dazu erwählten Ausschuss in Augen- schein genommen und können demnach ebenfalls einen Preis erhalten. Schriftsteller über Gärtnerei und deren einzeLae Zweige haben vor dem I.April 2 Exemplare einzusenden, in so fern sie an der Preissprechung Theil nehmen wollen. Für jede Aufgabe steht ein doppelter Preis, eine goldene, vergoldete oder silberne Medaille 1. und 2. Qualifikation für den 1. und eine silberne Medaille 1. und 2. Qualifikation oder eine von Bronze zur Verfügung. Der Aufgaben sind nicht weniger als 82, und zwar: 1. Für neue Einführungen 3. 2. Für Schaupflanzen in ihrer höchsten Voll- endung 2. 3. Für Warmhaus- Pflanzen 12: für 30 verschiedene Pflanzen, für Farne, für Palmen und Cycadeen, für Pandaneen und Di-acäneen, für Or- chideen, für Araliaceen und Rhopala, für Brome- liaceen, für Gloxinien , für Achimenes, Tydäa und Gesnerien, für Begonien, für Cacteen und für bunt- blättrige Pflanzen. 4. Für Kalthaus-Pflanzen 25: für Blüthen- pflanzen, Koniferen, Aurantiaceen , Rhododendron arboreum und deren Blendlinge, Himalaya-Alpen- rosen, für chinesische Azaleen und zwar 3 Aufga- ben, Haiden, Pelargonien 5 Aufgaben, Cinerarien, Calceolarien 2 Aufgaben, Vcrbenen, Petunien, Phlox Drummondii, Fuchsia, Lilien mit ober- und unter- ständigem Fruchtknoten, Gladiolus und Ixien, Aga- veen, Dasylirien und Aloe, so wie endlich Dick- pflanzen. 5. Für das freie Land 27: Alpenrosen 2 Aufgaben, Azaleen, Blüthensträucher, immergrünes Gehölz, Stechpalme (Hex), Kosen 3 Aufgaben, blü- hende Stauden , Päonien 4 Aufgaben , Iris 2 Auf- gaben, Tulpen, Yukken, Stiefmütterchen (Pens^es), Levkojen, Ranunkeln und Anemonen, Sommerblu- men, Farne, Alpen- und Felsenpflanzen, und end- lich Dekorationspflanzen 2 Aufgaben. 6. Für Gemüse 9: Hülsenfrüchte, Melonen, Erdbeeren, Kohl, Blumenkohl, Artischocken, Salat, Spargel und Wurzelgemüse. 7. Für getriebene Früchte 2: überhaupt und für Ananas. 8. Für gärtnerische Gegenstände der Industrie 2: Bouquets aller Art und konservirte Früchte. Ausserdem finden noch Ausstellungen statt: in Alen(;.on am 14. April, in Amiens und Lyon vom 22. bis 27. Mai, in Bordeaux vom 8. bis 13. Mai, in Montauban vom 26. Mai bis 3. Juni, in Montpeillier vom 8. bis 13. Mai, in Poitiers vom 8. bis 13. Mai, in Troyes vom 25. bis 31. Mai, in Saint-Germain en Laye vom 3. bis 6. Juni. Anleitung zur Landschaftsgärtnerei von Johann Höpken. Die eigentlichen Gartenkünstler und solche, die es werden können, sind durch den K. Hofgärtner G. Meyer mit einem sichern Anhalte versehen. Für gebildete Laien und Gärtner, die ein kleines Feld zu betreten versuchen wollen und die es so gern thun, um an eigner Schöpfung sich erfreuen zu können, hat Höpken die oben genannte kurze Anleitung (3 Druckbogen) geschrieben. In kurzen Worten gibt er leicht fassliche Regeln, deren Be- folgung einerseits die am Häufigsten vorkommenden Verstösse gegen die Anlagekunst meiden, ander- seits gefällige Formen, Yertheilungen und Zusam- menstellungen finden lehrt. Höpken ist Besitzer eines reizenden, von ihm selbst gepflanzten Gartens in Bremen und hat Jahre hindurch die dortigen städtischen Anlagen geleitet, wie er denn auch durch Aufforderungen der Freunde und Bekannten häufig- Gelegenheit erhalten, seine Studien in dem Fache durch die That zu Erfahrungen zu erheben. Wir möchten das Schriftchen der Beachtung em- pfehlen. G. A. F intelmann. Das Pflanzenverzeichniss des Blass'- schen Gartens in Elberfeld ist erschienen und macht sich wiederum durch den Reichthum seines Inhaltes geltend, weshalb wir uns erlauben, dar- auf aufmerksam zu machen. Zum letzten Male er 15 scheint ein Verzeichniss und dauern die Verkäufe nur bis zum 1. Juni. Die eingehenden Bestellun- gen werden der Reihe nach eÖektuirt. Wenn schon die Preise an und für sich sehr niedrig gestellt sind, so werden wir doch noch bei grössern Bestellungen Eabatt ertheilen und zwar bei 50 Tblr. 5, bei lUÜ hingegen 10, bei 200 endlich If) pCt. Wir laden deshalb hauptsächlich auch noch zu persönlichen Einkäufen ein und erwähnen endlich unsere neu- esten P>inführungen , da diese bis jetzt noch gar nicht in den Handel gekommen sind. Es gilt die- ses vor Allem von der Aetherea javanica va- riegata, eine Verwandte der Anecochilus, mit bronzefarbencn, aber weissgefleckten Blättern, von der Maranta Groene wegen sis, ähnlich, aber weit schöner als Phrynium zebrinum. Von beiden wird nur auf besondere Anfrage der Preis mit- getheilt. \euc Bes^onien. Begonia Bern storf f ii. Wunderschöne Hybride, die Blätter sind an Form und Grösse der Begonia Verschaffeltii gleich und besitzen eine Zeichnung der B. annulata C. Ko(;,h (Griffethii Hook.) ähnlich. Jedoch ist das Farben- spiel ein weit Schöneres. Diese schönen Species wurden aus Samen gezogen bei Herrn Alb. Caron (Fabrikbesitzer Rittershausen). Kräftige Pflan- zen werden Mitte Mai abgegeben. Preis Iv Thr. Begonia Groenewegensis. Ganz neu! Eingeführt von Jora. Bedarf gar keine Empfehlung. Die Blätter erreichen eine Grösse von 1| bis 2 Fuss und sind hellgrün mit wunderschönem Goldschein. Junge Blätter sind wie bei der B. splendida ganz roth. Blüthe pracht- voll. Kräftige Pflanzen werden auch von dieser Mitte Mai abzugeben sein. Preis 1 Thlr. Elberfeld, im März 1860. Blass'scher Garten. 18. Verzeichniss der in Excellenz gräflich Franz von Thun-Hohenstein'schen Schloss- garten zu Tetschen ;\n der Elbe in Böhmen kultivirten und um beigesetzte Preise verkäuflichen Pflanzen für das Jahr 1860. Der Schlossgarten von Tetschen erfreut sich schon sehr lange eines besonderen Rufes, besonders hinsichtlich seiner Orchideen und der Blüthensträu- cher. Von den erstem werden jetzt allein 600 ver- schiedene Arten und Abarten kultivirt; unter ihnen befinden sich die schönsten, welche überhaupt in europäischen Gewächshäusern kultivirt werden. Sehr reich ist demnächst die Kamellien-Sammlung und in so fern auch werthvoll , als der Besitzer sich stets bemüht, das Neueste und zugleich Schöne aus Italien, Belgien, Frankreich und England sich zu verschaffen. Wir machen besonders darauf auf- merksam, als auch die in der Schlussnummer des vorigen Jahrganges der Wochenschrift aufgeführten neueren Kamellien ebenfalls vorhanden sind und um billige Preise bezosren werden können. Nicht minder reich und ausgewählt ist die Sammlung von Azaleen und Rhododendren. Schliesslich möchte noch zu bemerken sein , dass aber auch Kalt- und Warmhauspflanzen aller Arten zu beziehen sind. J. F. G. Kirclicr, in Hildesheim (Königreich Hannover). Mein Georginen-Katalog für 1860 (S'ister Jahrg.) enthaltend: 101 Sorten Liliputen (Bouquet- Georginen), 190 neueste (darunter ,39 eigene Zög- linge, die zum ersten Mal in den Handel kommen), 148 neue, l.Tfi ältere und 162 gute alte Sorten, ist fertig gedruckt, und wird auf frankirtes Abfordern gern zugesandt. Wir machen darauf aufmerksam, dass ausser den in No. 9. dieser Zeitschrift beschriebenen sechs neuen Pelargonien von Herrn Simandre, noch sechs andere neuere von demselben Züchter bei uns vorräthig sind und vom 1. Mai an, das Stück mit 1 Thlr. 10 Sgr. , von uns abgegeben werden. Zu derselben Zeit verseaden wir die neue Collection Fuchsien von Herrn Cornelissen, 10 Sorten, sowie Fuchs ia Solferino (Lemoine), jede Varietät ii 1 Thlr. Die Beschreibung dieser und anderer Neuhei- ten findet man in unserem Ge samm t-Katalog für 1860, gross 8", 106 Seiten, welcher denen, die ihn zu haben wünschen, auf frankirte Auffor- derung franko zugesendet wird. Lauren tius' sehe Gärtnerei in Leipzig. Neue Rosen, die wir als Eigcnthumsrccht erworben unil im November 1859 in den Handel gebracht haben. Rosa borbonica bifera. — Bourbon-Rose. 686. Giulietta. Kräftige remontirende Hybride mit aufrechtwachsenden Zweigen ohne Domen und glänzendem dunkelgrünem Laube. Blumen voll, in Dolden blühend, weiss mit fleischfarbe- nem «Anhauch, von schönem Effekt. Diese Rose hat viel Aehnlichkeit mit der R. Souvenir de la Malmaison; zwar sind die Blumen nicht so gross, jedoch blühen sie besser und regelmässiger auf. Wir können diese schöne Rose mit Recht em- 4* 16 pfehlen, sie ist reichblühend, hart und dabei leicht remontirend — Eigenschaften, welche man selten vereinigt findet. Hochstämme von 4 — 5 Fuss mit Kronen 3 Thlr. Vorjährige Oculanten 1 Thlr. Rosa hybrida borbonica. — Bourbon-Hybride. 637. Perfection. Diese in der Form vollendet schöne Rose, aus mehren lüO Sämlingen ausge- wählt, ist das Produkt einer Kreuzung der Pro- vence- mit der Bourbon-Rose. Die Pflanze ist kräftig, die Zweige aufrecht wachsend mit we- nigen röthlichen Dornen versehen, die lebhaft grünen Blätter auf der untern Seite weisslich. Blume gross, stark gefüllt, von prächtigem, festem Bau und schönstem Rosa. Diese Hybride ist zwar nicht remontirend, aber ihre Blumen er- scheinen reichlich, sind stark duftend und blü- hen bis Mitte Juli. Hochstämme mit Kronen 1 Tlilr. 10 Sgr. Remontirende Spalier-Rose. 688. L' Elegante. Produkt der Kreuzung der Remontant-Rose „Gloire des Eosomenes" mit einer Rosa multiflora. Zweige lang, aufrecht- und sehr kräftig - wachsend ; Blume halbgefüllt, leuchtend kirschroth, in grossen Dolden blühend. Diese Rose, geeignet zur Bekleidung von Wän- den, Spalieren und Säulen, blüht ununterbrochen vom Juni bis Ende November und wird daher die nicht remontirenden Kletterrosen auf eine vortheilhafto Weise ersetzen, wodurch ein lang- gehegter Wunsch der Rosenliebhaber befriedigt wird. • Wurzelächtc oder niedrig veredelte Pflanzen '2 Thlr. Auf drei bestellte Exemplare einer und derselben Sorte wird ein viertes gratis gegeben. Laurentius'sche Gärtnerei in Leipzig. Neueste Rosen. Da die Zeit der Versendungen bereits einge- treten ist, machen wir auf unsere neuesten Rosen um so mehr aufmerksam, als sie alle Beachtung verdienen. I. The er OS en. 1. Duc de Magenta (Margottin) grosse, gut ge- baute Blume, lachsfarbig- rosa in fleischfarbig übergehend, sehr stark riechend. 2Ü Fr. 2. Mad. Blachet (Boyau) hält aus. Grosse, sehr gefüllte Rose, rosafarbig, geht allmählig inKar- moisin über. 20 Fr. n. Noisette-Rosen. 3. Amerika (G. Ward) hält aus und blflht sehr reichlich. Rahmfarbig -gelb, mit lachsfarbigem Teint im Centrum. 2Ü Fr. 4. Cinderilla (G. Ward) hält ebenfalls aus und blüht ebenso reichlich. Lachsfarbig. 15 Fr. III. Bourbon-Rosen. 5. Baron Gonella ( Guillot pere ). Sehr gross, wunderschöne Form, weiss mit rosa -violettem Reflex. 15 Fr. 6. Gourdault (Guillot pere). Mittelgross, dun- kelpurpur. 15 Fr. 7. Guillaume Teil (Oger). Sehr gross, mehr flach gebaut, lebhaft rosa. 15 Fr. 8. Marie Joly (Oger). Mehr mittelmässig, als gross, purpurroth aber in der Mitte. 15 Fr. 9. Victor Emanuel (Guillot pere). Mittelmässig, kugelrund gebaut, rosa-fleischroth. lü Fr. IV. Retnontirende Hybriden vom Ansehen der Bourbonrosen. 10. Mademoiselle Eugenie Verdier (Eug. Verdier fils aine). Mittelgross, sehr gefüllt, weiss, mit zartem Rosa. Teint im Centrum. 20 Fr. 11. Princesse imperiale Clotilde (Eug. Ver- dier fils aine). In Bouquets vereinigt, weiss, in der Mitte gelblich. 2U Fr. V. Remontirende Hybriden vom Ansehen der Indischen Rosen. Deren Zahl ist gross, daher wir sie nach den Farben nur anführen. a. Weiss. 12. Duchesse de Magenta (Guillot pere). b. Rosa. 13. Madame Boll (Boyau); 14. Mad. Eugene Verdi er (Guillot pere); 15. Ma- demoiselle Marie Dauvesse (Vigneron); 16. Princesse Clotilde; 18. Le royal epoux (Damaisin) und 19. Victor Verdier (Lacharme) riecht und sieht aus wie eine Centifolie; 20. Co- quette de Lyon (Lacharme) mehr Inkarnat; 21. Alexandrine de Belfroy (F. Fontaine) fast weiss punktirt aussehend; 22. Garibaldi rosa -lila; 23. Triomphe de Bagatelle rosa-karmin; 24. Belle de Bourg-la-Reine (Margottin) atlasartig-rosa. c. Roth. 25. Admiral Nelson (Ducher); 26. D un an t (Guillot pere); 27. Isoline (vanHoutte); 28. Louis XV. (Guillotfils) und 29. Mad. Louise Carique (F. Fontaine) karmin ; 30. Mad. Charles Crapelet (F.Fontaine) kirschroth; 31. Palestro (Boyau) roth-lila; 32. Victoire de Magenta (F. Fontaine) sehr grosse Blume, purpur mit violettem Schein; 33. Triomphe d e Lyon (Pernet) purpur- violett; 34. Senaten r Vaisse (Guillot pere) leb- haft i-oth; 35. Buffon (Guillot fils )sammetartig-roth; 36. Leonce Moise (Vigneron) feuerroth und sam- metartig; 37. Gloire de Santenay (Ducher); 38. Louis Gulino (Guillot p^re) und 39. Vain- queur de Solferino (Damaisin) dunkelroth. Paris (Rue de trois ormes Nro. 6. Gare d'Jvi-y) im März 1860. Eugene Verdier fils ainö. Verlag von Karl Wiegan dt in Berlin, Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starekc in Berlin. Garten - Nachrichten. Rciiigirt vom Professor Dr. K. Kocil. 1860. ^ 5. Picrn' Louis Fraiit^ois Levvquc Ae Vilniorin. Die Gärtnerei nicht weniger, als die botanische Wissenschaft hat den Tod eines Mannes um so mehr zu beklagen, als derselbe in der kräftigsten Blüthe seines Alters stand. P. L. F. Lcv. deVilmorin, der Chef der grössten und wohl auch ältesten Han- delsgärtnerei Vilmorin-Andrieux et Co. in Pa- ris war erst 44 Jahr alt, als er am 22. März starb, und hinterlässt eine trauernde Wittwe und mehre Kinder, von denen der älteste in einigen Jahren das Geschäft übernehmen wird. Beinahe ein und ein halbes Jahrhundert hat der Sohn auf den Vater dieser gärtnerischen Familie demselben vorgestanden und es mit Umsicht und Sachkenntniss geleitet. Grossartig wav der Handel mit Samen von Blumen, Gemüsen und ökonomischen Pflanzen, noch grösser war aber die Redlichkeit und Pünkt- lichkeit, mit der er betrieben wurde. Weit über die Gi-änzen Frankreichs hinaus stand das Etablis- sement mit allen bedeutenden Gärtnereien Deutsch- land's, Grossbritannien's, Nordamerika's u. s. w. in Verbindung. Ein Hauptverdienst hat es sich be- sonders deshalb erworben, dass es die Synonymie der Namen zu berichtigen und dadurch Täuschun- gen zu vermeiden suchte. Seit vorigem Jahre machte es sogar in einem besonderen Werkchen: Annuaire des essais de Vilmorin-Andrieux et Co., die Synonymie bekannt ; es liegt uns eben der 2. Jahr- gang vor und werden wir nicht versäumen, in dem Hauptblatte nächstens einen Auszug zu geben. AHsstelliiiigen in Frankreich und Belgien finden im Laufe des Frühlings und Sommers noch statt: in Versailles vom 13. bis 17. Mai, in Tour vom 17. bis 20. Mai, in Nantes vom 19. bis 31. Mai, in Caen und Amiens vom 22. bis 27. Mai, in Montauban vom 26. Mai bis 3. Juni, in Saint-Germain en Laye vom 3. bis (5. Juni, in Lüttich vom 17. bis 19. Juni, in Namur vom 8. bis 10. Juli, in Brügge vom Ifi. bis 17. Juli. Eine neue Bearbcitiing der Genera plantarimi. Wir erfahren eben, dass eine neue Bearbeitung aller Pflanzen-Genera bevorsteht, und können die- selbe um so mehr freudig begrüssen, als die Na- men der Bearbeiter: Jos. Dalton Hooker und Bentham, dafür bürgen, dass wir nicht allein ein durch und durch wissenschaftliches , sondern auch praktisches Buch erhalten. Wer weiss, wie sehr die Ansichten über den Begriff Genus auseinander gehen, muss iim so mehr dem baldigen Erscheinen der Genera plantarum entgegen sehen , als damit wenigstens eine Basis gegeben wird, auf der man weiter gehen kann. J. Dalt. Hooker und Ben- tham gehören zu den Botanikern, welche ihre Kenntnisse weniger in Büchern, als vielmehr in der Natur, sich erworben haben und daher für jedes Genus eine natürliche Abrundung verlangen. Ihnen genügt keineswegs eine geringe Abweichung in Blüthe und Frucht, um gleich mit einem neuen Genus aufzutreten. Grade diese letztere Ansicht hat in der Bota- nik hauptsächlich zu der grossen Verwirrung der Namen beigetragen und trägt fortwährend noch bei. Es kommt noch dazu , dass eine solche geringe Abweichung selbst einmal zufällig sein kann und demnach ein darauf gegründetes Genus stets auf schwankenden Füssen steht. Die Zahl solcher Ge- nera, welche auf zufälligen Abweichungen beruhen, ist nicht ganz gering. Erst Olivier hat z. B. neuerdings nachgewiesen, dass die Art des Genus P i n g u i c u 1 a , bei der B e n j a m i n , Monograph dieses Genus, den Sporn an der Blüthe nicht fand und aus der er deshalb sein Genus Akentra bil- dete , grade einen sehr langen Sporn besitzt. Es gehört allerdings ein gewisser Muth dazu, wo man selbst noch nicht einmal gewiss ist, ob man nicht den Sporn als Lippe genommen hat, ohne Weiteres ein Genus zu bilden und diesem sogar den Namen Akentra, d. h. Ohnsporn, zu geben. (Siehe Lin- naea XX, 319.) Mit welchem Leichtsinne oft Genera gebildet werden, davon gibt auch Lindley ein Beispiel. Der jüngere Bertoloni erhielt Zweige eines Bau- mes aus dem östlichen Afrika, aus dem eine Art vegetabilischer Butter bereitet wird; in dem Glau- 5 18 ben , denn keine Untersuchung ging voraus, dass der Baum mit Mungo-Park's Butterbaum, der bei den Eingebornen Shea heisst, identisch sei, nannte der Professor zu Bologna keckhin ihn Sheadendron, und gab in seiner Ilkistratione di jjlante Mozambi- chesi sogar auf der i. Tafel eine Abbildung nebst sehr ausführlicher Beschreibung. Caruel, ein jun- ger Botaniker in Florenz, hat jedoch nachgewiesen, dass der Bertoloni'sche Butterbaum ein achtes Com- bretum sei und mit Mungo-Park's Butterbaum auch gar nichts zu thun habe. Amliroise Vcrscliaffelt. Extrait et Supplement du catalogue Nro. 66 de l'etablissement horticole de Ambroise Verschaf- fe 1 1 ä Gand, rue du Chaume Nro. fiO. Dieser Auszug und Anhang zum frühern Ver- zeichnisse ist erschienen und steht allen denen, welche ihn wünschen, auf portofreie Anfrage zu Gebote. Die Palmen- Sammlung möchte die reichste sein, welche sich in einer Handelsgärtnerei befindet. Gent, im März 1860. .1. Liiideu. Das Etablissement für neue Einführungen hat seit dem vorigen Monat sein Verzeichniss für das Jahr 1860 veröffentlicht und steht allen denen, die Kenntniss davon nehmen wollen, zu Gebote. Wie im vorigen Jahre, so sind auch in diesem wiederum eine grosse Anzahl von Pflanzen aufgeführt, die direkt aus dem Vaterlande bezogen sind und eine Zierde unserer Gewächshäuser zu werden verspre- chen. Wir machen vor Allem auf den Reichthum buntblättriger und überhaupt ornamentaler Pflanzen aufmerksam. Brüssel, im April 18(iÜ. Nene ßegonien. Die von mir gezogenen, in Nro. 18 der W^ochen- schrift besprochenen und empfohlenen Begonien, welche auf den Frühjahrsausstellungen zu Berlin und Dresden prämiirt wurden, übergebe ich von jetzt an zu folgenden Preisen dem Handel: Das Sortiment von 18 Sorten zu 18 Thlr. lü Sgr. 12 Stück in 12 Sorten nach mei- ner oder des Bestellers W^ahl 13 „ — „ 6 Stück in 6 Sorten nach meiner oder des Bestellers Wahl . . 7 ., — „ Einzeln das Stück 1 „ 10 „ Für drei bestellte Exemplare einer Sorte werden vier gegeben. Dresden, im Mai I8(i0. L. L. Lieb ig. Nene Chrysanthemen. Collection Miellez, neue Varietäten von Lebois, Barthere und Pertuzes. 176. Admiration (Bth.), karraoisinschwarzbraun mit gelbl. Centrum ; grossblumig. 186. Ami Barat (Pert.), Blume voll, mittelgross, kugelförmig, zartrosa, dunkelrosa gestreift; frühe Sorte. 178. Arabella (Leb.), weiss mit fleischf. Rande; grossbl. I 181. Docteur Rozies (P.), karmin- rosa, Rück- seite blassrosa; grossbl. 182. Fastiguoso (P.), gelb mit orange Rand und karmin Saum ; Pomj)on. 187. Lara (L.), weiss mit rosa Rand; Pompon. 19C. Mad. la Marquise de Castelbajac (L.), fleischfarben mit weissl. Centrum, Petalen aus- gezackt; Pompon. 191. Miranda (Leb.), amarantrosa mit gelben Spitzen; Pompon. 194. Theresita (L.), purpur-rosa mit weissem Saum; Pompon. 177. Amulette (Barth.), karmin - mennigroth auf gelbem Grunde ; kleinbl. 179. Croquette (L.), purpur-lilla mit weissem Centrum; kleinbl. 180. Distinction (B.), schiefer - agatfarben mit karmin Spitzen; kleinbl. 183. Faust (B.), goldgelb, gewölbte Form; kleinbl. 185. Fiorametta (L.), fleischfarben mit rosa Bän- j dern: kleinbl. I 184. La Flammet ta (B.), rein .weiss, gefranst und gewölbt ; kleinbl. 188. La Salt arella (L.), kupfer-orange auf gel- bem Grund; kleinbl. 192. Pichonella (P-), orange mit karmin Spitzen; kleinbl. 193. Rigolo (B.), gelblichweiss, Rand karmin mit weissem Saum ; kleinbl. 189. Toto (L.), goldgelb, gefranst und gewölbte Form; kleinbl. Pro Stück 10 Sgr., 12 Sorten 3 Thlr. Neue englische Sorten. Collection von Salter, Hains etc. 158. Andromeda (Salter), gelb mit braunen Spitzen; Pompon. 159. Ariel (S.) lila-weiss, stark gefüllt; Pompon. 160. Aurora (S.), ochergelb, stark gefüllt und ge- wölbt; grossbl. 161. Cassandra (S.), weiss mit rosa Spitzen; grossbl. 196. Conqueror fol. var. (S.). 162. Dr. M'Lean (Round.), rosa; grossbl. 163. Esmeralda (S.), lachsroth mit orange; Pomp. 19 164. Excelsior (S.), lebhaft karmoisinroth , stark gefüllt; grossbl. 165. Furtune's t w o colou red Inciirved, oransre mit tief kastanienbraun; prächtige Varietät von Fortune aus China gesendet. 166. Globe white (Guernsey), weiss, kugelrund; grossbl. 167. Glory (Sarnie), fleischfarben-rosa : grossbl. 168. Golden Cedo nulli (Hains), orange mit braunen Spitzen; Pompon. 169. Golden Queen of England (S.), prächtig kanariengelb; die grösste, welche existirt. 17U. Maid of Saragossa (S.), rosa, Centrum fleischfarben; Pompon. 171. Miss Talfourd (S.), weiss; Pompon. 172. Mr. Shirley Hibbert (S.), lebhaft rosa, Centrum goldgelb; Pompon. 1(3. Mrs. Dix (S.), weiss mit rosa Saum, sehr voll ; Pompon. 174. Mount Vesuvius (S.), lebhaft feuerroth; grossbl. 175. Prince Albert (S.), sammetig hellkarmoisin, gewölbte Form; grossbl. 195. Queen of England (S.) Das Stück (mit Ausnahme von Nro. 164, 165, 168, 169, 173 u. 175. welche pro Stück 15 Sgr. kosten' 10 Sgr. Die ganze Kol- lection 6 Thlr. 15 Sgr. H Sorten 3 Sgr. (mit Ausnahme der genannten Nummern). Neue franz. Zwerg- oder Pompon-Chrysanthemum, 141. Andre Fourcarde (Bonamy). 142. Comtesse de Circourt (B.). 155. Kenilworth (Pele), purpur-rosa mit gelbem Centrum. 143. Henry de Gaujac (B.). 144. Mad. Edmond Vital (B.). 154. Magic Flute (P.), lila-rosa mit weissem Cen- trum ; grossbl. 145. Mad. Houlet (B.). 146. Mad. Löon Pratt (B.). 147. Marie de Baulat (B.). 150. Masaniello (P-), schön lachsfarben, rosa nüancirt ; vielblumig. 153. Miss Towers (P.), elegant rosaweiss, in rosa übergehend. 149. Procida (L.). 152. Queen of Beauties (P.), feurig purpurrosa mit weissem Centrum ; vielbl. 157. Satanella (P.), grossbl., dunkelgelb, in hell- gelb übergehend und bronzefarben punktirt. 156. St. Justia (S.), grossbl., dunkel zimmetfar- big mit orange Centrum. 151. öunset (P.), lebhaft orange, bronzefarben schattirt; vielbl. Das Stück lÜ Sgr., 1'2 Sorten 3 Thlr. Laurentius'sche Gärtnerei in Leipzig. liiiiiierhlüIieiHle i\c'lkeii. Oeillcts pt-rpfliirls du reiiioiitaiits. — I'erpi-tut'l Tref Ciirjiatiniis. i Dieses Genre von Nelken, dessen neuere Hybriden von über- raschender Sdiünheit sind , zeichnet sich von der sogenannten Gartonnclke dadurch aus, dass sie mehrmals im Jahre, sogar im Winter, blühen und dass deren Kultur keinerlei Schwierig- keiten darbieten. Neuheiten. — Collection d'Elite von Alegatiere. 21. Artaban. Lachsgelber Grund mit scliiefrig- ziegelrothem Saum. 23. De Candolle. Aprikosengelb, orangeroth punktirt und umsäumt mit schieferfarbigem An- fluge. 26. G i 1 b 1 a s. Röthlich-gelber Grund, bläulich und kirschroth zart gestreift. 28. Mons. Gourdault. Ponceauroth mit dunkel- karmoisin schattirt. 30. Pharaon. Schieferfarbig, nach der Mitte zu lachsroth. 33. Ulysse. Grund dunkelgelb, rosa geflammt und purpurroth schattirt. 34. Virgile. Grund gelb, lebhaft rosa geflammt und kirschroth punktirt. Das Stück 15 Sgr. — 6 Sorten nach unserer Wahl •2 Thlr. 15 Sgr. Laurentius'sche Gärtnerei in Leipzig. Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhand- lung in Hannover ist kürzlich erschienen und durch alle Buchhandlungen zu erhalten : J. F. TT. Bosse's (GrossherzogL rJaiten-Iiisju^ktur in t)ldenburg etc.) Toll$fnii Uhr aufge- stellt bleiben und nachher, spätestens bis Mon- tag Mittag, wieder abgeholt werden. 2) Für Transportkosten wird keine Entschädigung gewährt. 3) Die Pflanzen müssen sich nebst den Töpfen in einem ausstellbaren, d. h. den ästhetischen Prin- zipien entsprechenden, Zustande befinden, wenn sie nicht von den Ordnern zurückgewiesen werden sollen. 4) Das Preisrichteramt wird aus 7 Personen be- stehen, doch soll die Zahl 5 beschlussfähig sein. Bei gleicher Abstimmung entscheidet der Vorsitzende. 5) Der Vorsitzende des Preisrichteramts hat das Kecht, im Falle einer Unvollzähligkeit im Preis- richteramte auch andere, vom Vorstande nicht ernannte Mitglieder des Vereines zu ernennen. Allgeiiii>ine freie Konkurrenz. I. Geld-Preise aus dem Beitrage Sr. Majestät des Königs, des erhabenen Protektors des Vereines. A. Für Schaupflanzen. 9 Preise von je einem Friedrichsd'or. Die Pflanzen müssen sich mindestens b Monate in dem Besitze des Ausstellers befunden haben und in den Töpfen angewachsen reich und schon blühende Exemplare aus den Pflanzen-Familien der Leguminosen, Polygaleen, Pittosporeen , Diosmeen , Bcgoniaceen , Vibur- neen, Kompositen, Epacrideen, Rhodoraceen, Ericeen, Thymeläaceen, ßromeliaceen , Amaryl- lideen oder Orchideen. 6. bis 8. Drei Preise füi-- einzelne Zusammenstel- lungen von mindestens drei verschiedenen Arten, Abarten oder Blendlingen aus einer der vorge- dachten Pflanzenfamilien. Von jeder Art darf nur Eine Pflanze aufgestellt werden, welche sich in reichlicher Blüthe befinden muss. 9. Ein Preis einer Aufstellung von mindestens 12 Stück Hyacinthen, Amaryllis und anderen Zwie- belgewächsen, welche den blumistischen An- sprüchen nachkommen. B. Neue Einführungen. 3 Preise von je einem Friedrichsdo'r. lU. u. 11. Zwei Preise für je eine neue oder zum ersten Male hier aufgestellte Pflanze, gleichviel, ob blühend oder schöne Blattform. 12. Einer neuen oder zum ersten Male hier blü- henden Abart oder einem Blendlinge (Hybride). C. Eigene Züchtung. 1 Preis zu einem Friedrichsd'or. 13. Einer oder mehren selbst gezüchteten Pflanzen (Abart oder Blendling), welche den blumistischen Ansprüchen nachkommen. D. Treibereien. 4 Preise von je einem Friedrichsd'or. 14. Einer Aufstellung von mindestes 12 Stück ge- triebenen blühenden Rosen in einer oder meh- rern Sorten. 15. Einer Aufstellung von getriebenen blühenden Gehölzen in mindestens 3 verschiedenen Arten (Ribes, Spiraea, Deutzia, Weigela, Prunus, Cy- tisus, Hortensien u. s. w.). 16. Für eine oder mehre Sorten getriebenen Gemüses ; 17. Für in Gefässen gezogenes Obst (Himbeeren, Erdbeeren u. s. w.). E. Zur Verfügung der Preisrichter. 18. bis 20. Drei Preise von je einem Friedrichsd'or, woraus auch die zur Ausschmückung der Aus- stellung aufzustellenden Pflanzen zu berück- sichtigen sind. Ausserdem stehen auch die nicht zuerkannten Preise, in sofern Preiswürdiges noch vorhanden, zur Verfügung. II. Ebren-niplome. Die Zuerkennung derselben bleibt den Preis- richtern überlassen. 6 22 lieber etwa noch auszusetzende Preise ver- füffen die Preisrichter, in sofern die Geber nicht selbst das Nähere bestimmt haben. Schluss-Bemerkungen. Jedem Mitgliede werden für seine Familie 3 Einlasskarten zugestellt, welche für die ganze Dauer der Ausstellung von S Uhr Morgens ab gültig sind. Die für Fremde und Gäste auszu- gebenden Karten berechtigen nur zum Eintritt von 1 Uhr ab. Der Schlnss ist 6 Uhr Abends. Angenommen durch Plenarbeschluss in der 391. Versammlung. Berlin, den 20. Mai 1860. Der Direktor des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Künigl. Preuss. Staaten. Knerk. Preis-Progr.imni zu der Ausstellung der königlichen Gesellschaft für Ackerbau und Botanik in Gent am -.'4. Juni. 1. Für eine Sammlung von 75 der schönsten, mannifffaltigsten und am Besten kultivirten Pflan- zen, von denen die Hälfte blühen rbuss: 1 goldene und 1 vergoldete silberne MedaiUe. 2. Für eine Sammlung von 15 der schönsten und am Besten kultivirten Pflanzen in Blflthe, von denen IC reine Arten sein müssen: 1 vergoldete und 1 silberne Medaille. 3. Für Pflanzen in Blüthe ausgezeichnet durch Kultur: 2 silberne Äledaillen. 4. Für eine Sammlung von 12 interessanten und erst eingeführten Pflanzen: 1 gold. u. 1 silb. Medaille. 5. Für eine blühende und für eine nicht blü- hende, erst kürzlich eingeführte und am Meisten verspi'cchende Pflanze : 2 silberne Medaillen. 6. Für eine Sammlung von 30 Pelargonien in Blüthe: 2 silberne Medaillen. 7. Für eine Sammlung von 30 blühenden Rosen in Töpfen in mindesten 20 Sorten : 2 silb. Medaillen. 8. Für eine Sammlung von 40 Calceolarien in Blüthe: 2 silberne Medaillen. 9. Für eine Sammlung von 4U Fuchsien in Blüthe: 2 silberne Medaillen. 10. Für eine Sammlung von 30 blühenden Ver- benen: 2 silberne Medaillen. 11. Für eine Sammlung von 30 blühenden Pe- tunien: 2 silberne Medaillen. 12. Für eine Sammlung von mindestens 6 Ane- cochilus- Arten : 2 silberne Medaillen. 13. Für eine Sammlung von 25 remontirenden Nelken in Blüthe : 2 silberne Medaillen. 14. Für eine Sammlung von 30 der schönsten und mannigfaltigsten Farne: 1 vergoldete und 1 silberne Medaille. 15. Für das schönste Baumfarn: 1 silb. Medaille. 16. Für eine Sammlung von 30 verschiedenen Koniferen: 1 vergoldete und 1 silberne Medaille. 17. Für eine Sammlung von 30 verschiedenen Kakteen : 2 silberne Medaillen. 18. Für eine Sammlung von 25 verschiedenen baumartigen Lilien (Dracaena, Yucca, Aloe u. s.w.): 1 vergoldete und 1 silberne Medaille. 19. Für 10 der schönsten Dekorationspflanzen in grossen Exemplaren: 1 verg. u. 1 silb. Medaille. 20. Für eine Sammlung von 40 verschiedenen Lilien in Blüthe: 2 silberne Medaillen. 21. Für eine Sammlung von 10 verschiedenen Orchideen: 1 goldene und 1 silberne Medaille. 22. Für die schönste blühende Orchidee : 1 ver- goldete Medaille. 23. Für eine Sammlung von 30 verschiedenen Palmen : 1 vergoldete und l silberne Medaille. 24. Für eine Sammlung von 30 verschiedenen Gesneraceen: 2 silberne Medaillen. 25. Für eine Sammlung von 30 Gloxinien: 2 silberne Medaillen. 26. Für eine Sammlung von 30 verschiedenen Begonien: 1 vergoldete und 1 silberne Medaille. 27. Für eine Sammlung von 15 möglichst ver- schiedenen Lycopodiaceen : 1 silberne Medaille. 28. Für eine Sammlung von 25 buntblättrigen Warmhaus-Pflanzen : 1 vergoldete und 1 silberne Medaille. 29. Für eine dergleichen des Kalthauses und des freien Landes: 2 silberne Medaillen. 30. Für Blüthenpflanzen in Belgien aus Samen erzogen und besonders preiswürdig: 2 silberne Me- daillen. 31. Für eine Sammlung von 12 verschiedenen Kaladien : 2 silberne Äledaillen. 32. Für eine Sammlung von 30 verschiedenen und gut gezogenen Sommergewächsen : 2 silberne Medaillen. 33. Für die Aufstellung von 6 der schönsten Bouquets: 2 silberne Medaillen. 34. Für die beiden Mitglieder, welche am Mei- sten zur Verschönerung der Ausstellung beigetragen haben: eine vergoldete und 1 silberne Medaille. Kochs Garten-Kalender iiir 1861. Wir machen die Besitzer von Handelsgärtne- reien, Baumschulen und Samenhandlungen darauf aufmerksam, dass der Jahrgang 1861 des Garten- Kalenders sich bereits in Arbeit befindet und es in deren eigenem Interesse liegt , sofern irgend eine Veränderung vorgegangen sein, vielleicht auch die eine oder andere Gärtnerei in der statistischen Aufzählung fehlen sollte, wenn sie die Redaktion 23 oder die Verlagshandlung davon in Kenntniss setzen. Nur dadurch ist es auch nur möglich, dass das Verzcichniss vollständig und richtig wird. Wir fordern ferner die Gartenbau-Vereine auf, uns von Allem Nachricht zu geben, was die mit ihnen in Verbindung stehenden Handels-järtner betrifft. Soll- ten sich irgendwo neue Gartenbau- Vereine gebildet oder bis dahin vorhandene eingegangen sein, so würde die Redaktion ebenfalls es dankbar anerken- nen, wenn sie davon Mittheilung erhielte. Auf gleiche Weise dürfte die Aufzählung der neu eingeführten und neu gezüchteten Pflanzen für Liebhaber nicht weniger, als für Handelsgärtner, von Interesse sein. Wir fordern deshalb die letztern ebenfalls ganz besonders auf, auch hiervon uns in Kenntniss zu setzen. Von vielen Seiten ist uns für das umfassende Verzcichniss der neuesten Flor- blumen in dem jetzigen Jahrgange Anerkennung zugekommen und haben Liebhaber bei der Aus- wahl für ihre Gärten hauptsächlich sich darnach g&richtet. Wünschenswerth ist es allerdings, dass eine kleine Beschreibung zugefügt wird, um mög- licher Weise ein Urtheil darüber geben zu können. Die Redaktion ist auch ferner bereit, blühende Pflanzen, auch wenn sie nicht neu sein sollten, aber voraussichtlich einen falschen, oder auch gar keinen Namen haben, zu untersuchen und den letztern festzustellen, in so fern ein Exemplar oder auch nur ein blühender Zweig eingesendet und auch sonst etwaiger Aufschluss gegeben wird. Fuchsien- u. Pelargonienschau im Laurciitius'sclicu Garten zu Leipzig. Eine Gärtnerei in der Nähe von Berlin, gut und vollständig ein- gerichtet, mit 25 bis ÜO Morgen Terrain und guten Gebäuden, soll sofort zu einem sehr massigen Preise verkauft werden. Der Boden eignet sich zum Ge- müsebau, zu Baumschulen und besonders zur Kul- tur von Hyazinthenzwiebeln. Das Nähere bei dem Handelsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam. Allen Pflanzen- und Blumen-Liebhabern, Gartenbesitzern u. s. w. empfehle ich meine dicht an der Eisenbahn gelegene Handelsgärtnerei nach jeder Richtung hin. Dieselbe ist stets mit Allem versehen, was neu eingeführt wird und was von den altern Pflanzen sich als empfehlenswerth bewährt hat. Seit der kurzen Zeit ihres Bestehens habe ich mich doch bereits vielseitigen Zuti-auens zu erfreuen und wird es deshalb auch mein eifrisstes o Bestreben sein, dasselbe ferner noch zu verdienen. W^ildparkstation bei Potsdam im Juni 1S6U. Wilh. Lauche. Neueste Verbenen. Es gibt wenige Pflanzen, welche zur Aus- schmückung der Blumenbeete so geeignet sind, als grade die Verbenen. Noch ist es Zeit, dieselben einzupflanzen und damit vielleicht bereits abgeblühte Frühlingsblumen zu ersetzen. a. CoUection J. Sonntag. Diese Varietäten wui-dcn aus Hiiiulertcn von Sümlingen gewählt von Kennern, und sind nach deren Urtheil den besten ausländi- schen würdig zur Seite zu stellen, ja der grüsste Tbeil übertrifft selbige noch im Bau, Grösse und Haltung. 404. Schiller, Dolde und Blume sehr gross, dun- kelindigoblau, gegen die Mitte schwärzlichblau, Auge grau; edelste der blauen Verbenen. 405. Laura, Dolde und Blume ungewöhnlich gross, röthlich weiss, mit karmin geflammt, Auge gross, gelblich, Centrum dunkler. 398. Amalie, Dolde und Blume sehr gross, peri- weiss mit 5 rosavioletten Flecken , Auge grün, vervollkommte Reine des Verveines. 408. Louise Miller, Dolde und Blume extragross, Form edel, porzellanweiss, Centrum gelb, mit Karmin reizend umflamrat. 401. Lady Milford, Dolde und Blume gross, röthlich violett, mit feurig scharlachenen Flam- men, Auge gross, weiss mit schwarzem Ringe. 395. Gräfin Lavagna, Dolde und Blume sehr gross, karminlila mit karminscharlach marmorirt, Auge lilarosa. 400. Elisabeth Königin von Spanien, Dolde und Blume gross, lebhaft lilarosa, feurig mit Karmin geflammt, Auge gross, weiss mit Purpur umringt. 390. Prinzessin Eboli, Dolde und Blume mit- telgross, feurig scharlach-zinnoberroth , Prunk- blume für Gruppen. 407. Elisabeth Königin vonEngland, Dolde und Blume sehr gross, von edelstem Bau, feurig dunkelroth, Centrum weiss mit einem dunkeln Purpurring umgeben. 399. Marie Stuart, Dolde und Blume sehr gross, kupferigrosa, mit schön-blutrothem Stern, Auge grau. 391. Jungfrau von Orleans, Dolde und Blume gross, rein, veilchenblau, Auge gross, weiss, Centrum schwarz, Prunkblume. 406. Beatrice, Dolde und Blume ungemein gross» reinster Bau, milchweiss, Auge lilarosa. 6* 24 393. Phaedra, Dolde und Blume gross, glänzend amarantviolett, mit feurig purpurnen Flammen, Auge gross, gelblich. 392. Thekla, Dolde gross, Blume sehr gross, mattrosa, Mitte ziegelroth, in Blutroth überspie- lend, Auge grau. 408. Gustel von Biasewitz, Dolde und Blume gross , an derselben Dolde Blumen in Pfirsich- blüthe mit Karminflammen, andere in Rosalila mit feurigstem Scharlach gestirnt. 394. Hedwig, Dolde imd Blume sehr gross, dun- kelbräunlich-blutroth, Auge grau. 409. Lady Macbeth, Dolde und Blume gross, bräunlich-roth, Auge gelblich-weiss. 397. Peter Hebbel. Die Sorte Kl Sgr. 1-2 Sorten nach unserer Wahl 3 Thlr. b. CoUection von Saupert & Notting. 378. Belle de Luxembourg, Blume sehr gross, lilarosa ins grau spielend, Auge braun, extra. 379. Etendard des Verveines, Blume gross, leuchtend feurig purpur , Centrum schwärzlich- sammt-purpur, von grossem Effekt. 380. Henry Mester, Blume gross, indigoblau mit ultramarinblau untermengt, Auge weiss, sehr brillant. 381. Ida de Mervelt, Blume sehr gross, amarant- farbig mit violettem Anhauch, helllila berandet, Auge lebhaft. 381. Mad. Schoch, Blume sehr gross, lebhaft blau, gegen den Rand blau-violet, Centrum rein- weiss, extra. 382. Mad. Erich, Blume sehr gross, hell -lila, Centruni dunkel-amarant, manchmal gestrichelt. 383. Mad. Kaipf, Blume gross, bluthroth, Cen- trum brennend -purpur, Auge reinweiss, ausge- zeichnet schön. 385. Mad. Sonntag, Blume sehr gross, lila-rosa, Centrum dunkelamarant, ganz ausgezeichnet. 386. Marietta, Blume sehr gross, dunkelkarniin- roth mit schwärzlich nüancirt, Centrum rein- weiss, prächtig. 410. Mons. Grimm, Blume sehr gross, lebhaftkar- minrosenroth, Centrum gelblich-grün, von gros- sem Effekt. 387. Roi des Noirs, Blume sehr gross, schwarz- braun-purpur, mit sammt-violet nüancirt, Cen- trum weisslich, extra. 388. Sarkophag, kastanienbraun mit röthlich gol- denem Reflex; diese prächtige Farbe ist nicht genau zu beschreiben. 389. Variabilis, Blume gross, mit leichtem rosen- farbigen Anhauche, Krone lebhaftrosa, mit stark parfümirtem Gerüche. Die Sorte 10 Sgr. li Sorten nach unserer Wahl 3 Thlr. c. Letzte Neuheiten. 411. Clementine de Benaville (Rend.), die grosse Blume lebhaft rosa mit gelbem Auge, Dolde stark. 412. De Charmont (R.), Blume sehr gross, weiss- karmin geflammt, mit weissem Auge. 413. L'orp heiin (R.), dunkelroth, Mitte weiss, Dolde gross. 414. Mad. Poiseaux (R), violet-amarant, Cen- trum weiss mit Purpurring, starke Dolde. 415. Mons. Barrat (R.), kirschroth, purpur schat- tirt, Centrum lila mit grünem Auge. 416. Surpasse Etonian (R.), dunkelviolet mit grossem weissem Auge. Die Sorte \)H Sgr. 4 Sorten nach unserer Wahl I Thlr. 10 Sgr. Leipzig, im Mai 1860. Laurentius'sche Gärtnerei. IIor1)strul)saiiiou - Offerte. Die Sal. Ludwig Klinger 'sehe Samenhand- lung in Nürnberg offerirt Herbstrübsamen, lan- ger, mittellangcr und runder Art, zu den billigsten laufenden Marktpreisen. Räiiclier-Apparate. Meine in der Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues versuchten und em- pfohlenen Räucher-Aj)parato empfehle ich den Herrn Gärtnern und Pflanzenzüchtern zum Räuchern der Glashäuser und der Mistbeete als sehr praktisch, da mit grosser Leichtigkeit, ohne die Fenster zu öffnen, beide letztere mit Rauch angefüllt werden können, ohne dass dieser weiter belästigt. Die- selben bewähren sich auch bei einzelnen Topf-, Strauch- und Spalier-Gewächsen ganz vorzüglich. Als praktisch anerkannt wurde der Raucher-Apparat auch von Seiten des Herrn Hofgärtners Nietner in Schönhausen bei Berlin, welcher seit längerer Zeit einen solchen im Gebrauch hat. Von den kleineren kostet das Stück 2} Thlr, von den grösseren 3| Thlr. Gleichzeitig empfehle ich meine in Frankreich patentirten Pariser Gartenspritzen, welche eben so wohl zu Strauch- und Spalier-Gewächsen, als auch für grosse Beete in Anwendung gebracht werden können. Das Stück kostet 1 Thlr. 25 Sgr. Berlin, den 6. Juni 1860. Julius Berger, Klempner-Meister. (Leipziger Strasse No. 71.) Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Garten - Nachrichten. Redigirt vom Professor Dr. K. Kocil. 1860. M 7. 3. AHgemeine Versammlung der deutsclicii Poniologeii, Obst- und (leiiiüsezuchtcr in Berlin Vdiu i. bis 7. Oktober d J. Wie früher schon bekannt gemacht wurde, wird die dritte Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter zu gleicher Zeit stattfinden mit der landwirthschattlichen Ausstellung, die von Sei- ten der Friedrich- Wilhelm- Viktoria -kStiftuns für jungeLandwirthc in's Leben gerufen wird. Es möchte dieses in so fern ein sehr wichtiger Umstand sein, als dadurch auch den Landwirthen eine Gelegenheit geboten wird, an den Bestrebungen der Fachmänner Theil zu nehmen und sich von den Vortheilen eines rationellen Obstbaues zu überzeugen. Auf den Wunsch sehr Vieler wird dieses Mal auch dieselbe Rücksicht für das Gemüse genommen; schon im Programme sind Fragen dafür aufgestellt, die dann in besondern Sitzungen zur weitern Ver- handlung resp. Erledigung gelangen werden. Es ist auch hier hauptsächlich die unleidliche Nomen- klatur, welche im Argen liegt und vor Allem einer Revidirung bedarf. Selbst noch schlimmer, als in Betreff des Obstes, ist es hier, wo ausserdem, da die Vermehrung der Gemüse fast nur durch Samen geschieht, ein Rückgehen bei nicht sehr sorgfältiger Behandlung unvermeidlich ist. Wir lioffen das Programm in der nächsten Nummer schon ausführlich zu geben, können aber jetzt schon die erfreuliche Mittheilung machen, dass in so fern eine grosse Betheiligung zu erwarten ist, als die meisten der grösseren Gartenbau -Vereine nicht allein ihren Beistand zugesagt haben, sondern dass sie auch für die Länder und Provinzen, wo- rin sich ihre Thätigkeit erstreckt, Sammlungen von Obst und Gemüse u. s. w. anlegen , diese genau revidiren, um allen unnöthigen Ballast zu entfernen, und endlich durch einen Abgeordneten nach Berlin senden. Dieser hätte dann die specielle Aufgabe, daselbst sein specielles Vaterland zu vertreten und hauptsächlich für die Berichtigung und Herbeifüh- rung einer allgemein anzuerkennenden Nomenklatur gemeinschaftlich hinzuwirken. Es i§t sehr zu wünschen, dass auch ausserdem die Angelegenheit auf gleiche Weise unterstützt wird und selbst Private, wie es ja auch bereits schon geschieht, Sammlungen in ihrem Kreise anlegen. Nur dadurch bekommt man Kenntniss von dem, was jedes Land, jede Provinz Vorzügliches enthält und was noch zu thun übrig bleibt. Erst wenn dieses geschehen, wird auch Obst- und Gemüsebau in der Landwirthschaft die Stelle einnehmen, wozu beide in national-ökonomischer Hinsicht berufen sind. Somiiicr-Aiisstelliin«^ von Zierbhiuicn u. s. w. zwischen dem 15. und 17. Juli (einschliesslich) im Saale der Ott'schen Restauration, Theatinerstrasse 18 in München, veranstaltet von der bayerischen Garten- bau-Gesellschaft für ihre Mitglieder. Zur Sommerzeit blühen viele Blumen-Geschlech- ter der Gärten in grosser Pracht, die man in glei- cher Weise zu einer andern Jahreszeit entbehrt. Einige derselben sind seit alten Zeiten Hauptschmuck der Gärten und bilden mit andern die glänzendste Zierde moderner Gärten und Blumenparks. Eben so gross wie ihre Schönheit, ist das Feld ihrer Ver- wendbarkeit. Diese „Sommer-Zierblumen" in grösserem Zu- sammenflusse von edlen und neuen Spielarten den Mitgliedern der Gartenbau-Gesellschaft zur eigenen Anschauung und Vergleichung vorzuführen , hat sich nunmehr der Ausschuss als Aufgabe gestellt. Diese Aufgabe hofft er durch ein eifriges Zu- sammenwirken mit strebsamen Gärtnern und ächten Blumenfreunden Deutschlands, insbesondere aber Bayerns, zu lösen und ladet demnach zu zahlrei- cher Beschickung dieser „Ausstellung" mit Pflanzen in Töpfen oder abgeschnittenen (in Wasser frisch erhaltenen) Blumen ein. Auswärtige Herren, welche Einsendungen be- absichtigen, wollen eine Woche vor der Ausstellung dem Ausschusse gefälligst Anzeige machen. OD O Die hervorragendsten Gegenstände der Aus- stellung werden durch Preise ausgezeichnet, die zugleich als Leitfaden für die Beurtheilung der Werthverhältnisse den Beschauern dienen, während sie die tüchtigen Leistungen der Züchter anerken- nen. Die Zahl und Höhe der Preise wird von der Güte der eingesendeten Gegenstände abhängen und 7 26 den disponiblen Mitteln der Gesellschaft angemes- sen sein. Obwohl diese Ausstellung zunächst blos für die Gesellschaft selbst bestimmt ist und mit der „Früh- jahrs-Blumen-Ausstellung" im Glaspalaste nicht in Vergleich gesetzt werden darf: so steht dieselbe doch auch dem allgemeinen Besuche gegen einen Eintrittspreis von 12 Kr. (für Nichtmitglieder) offen. Am Abende des 17. Juli, des letzten Tages der „Ausstellung", findet eine Versammlung statt, welche zum Zwecke hat, die wesentlichsten der aus- gestellten Objekte durch Erläuterungen über ihre Abstammung u. s. w. hervorzuheben und in Vor- trägen Winke über die Eigenschaften, die Ver- wendbarkeit, sowie über die Behandlungsweise der vor Augen befindlichen Zierblumen zu geben. Der Ausschuss richtet sein Augenmerk haupt- sächlich auf folgende Gegenstände und hegt die Erwartung, dass dieselben auf der „Sommer-Aus- stellung" zahlreich vertreten werden möchten: 1. Pelargonien (engl., Fancy u. Odier): a. in Sammlungen markirter, wohl unterschiedener Varietäten und b. in voll-entwickelten Kultur- Exemplaren. 2. Scharlach-Pelargonien in Sorten, welche r sich für Blumenbeete im Freien eignen. 3. Die hervorragendsten Typen von Fuchsien für Gärten- und Zimmer-Schmuck. 4. Sommer-Levkojen. 5. Petunien in schönen (nicht blos bizarren) Varietäten. 6. Strauchartige Calceolarien von gedrun- genem Wüchse, in reicher Blüthenfülle. 7. Gesneriacen. 8. Hortensien mit besonders grossen und auch vollkommen blauen Blumen. 9. Granatbäumchen von der Zwergvarietät in reicher Blüthe. 10. Sammlungen werthvoller Varietäten von Ro- sen*) mit Namen und Klassifikation. 11. Sammlungen von Nelken*), wenn möglich klassificirt. 12. Perennirende und einjährige Phlox. 13. Perennirende Arten und Abarten von Del- phinium. 14. Viola tricolor-Varietäten. 15. Verbenen in Spielarten, welche durch ihre Farbenabstufungen sich vorzugsweise zu Blu- mengärten eignen. 16. Lantanen. 17. Heliotropien. 18. Eriken, welche sich in jeder Beziehung aus- zeichnen. 19. Sammlungen von Zwiebel- und Knollen- gewächsen. 20. Sammlungen verschiedener „Sommerblu- men", welche schön sind. Schliesslich muss erwähnt werden, dass es der Ausschuss besonders freudig begrüssen wird, wenn sich in der Richtung der folgenden drei wesentli- chen Zielpunkte unseres gesellschaftlichen Strebens auch bei der „Sommer-Ausstellung" befriedigende Erfolge ergeben werden : I. Ausgezeichnete Kultur-Leistung. IL Einführung werthvoller Pflanzen in die bay- erischen Gärten. UI. Züchtung von Blumen - Varietäten und Hy- briden mit entschiedenen Vorzügen über die bekannten in bayerischen Gärten. Ausser Blumen , sind auch Sammlungen von Beeren-Obst und solche Gemüsesorten auf der Ausstellung willkommen , welche selten oder neu und von hervorragendem Werthe sind. München, den 15. Juni 186U. Der Ausschuss der bayer. Gartenbau-Gesellscliaft. Der durch seine praktischen Untersuchungen auch Gärtnern und Industriellen hinlänglich be- kannte Dr. Schacht in Berlin ist zum ordentlichen Professor der Botanik an der Universität zu Bonn ernannt worden und hat bereits daselbst seine Stelle angetreten. Dr. Karsten in Berlin, dem die botanische' Wissenschaft nicht allein, sondern auch die Gärt- nerei sehr viel verdankt, ist als Anerkennung seiner Verdienste zum Mitgliede der Kaiserlichen Gesell- schaft der Naturforscher zu Moskau ernannt worden. AV. Neubert in Stuttgart, der fleissige Her- ausgeber des Gaiten-Magazins, hat für seine Ver- dienste um die Gärtnerei den Orden der Württem- bergischen Krone erhalten. Der Inspektor Jühlke, jetziger Besitzer der Karl Appelius 'sehen Gärtnerei in Erfurt, ist zum Vorsitzenden des dortigen Gartenbau-Vereins ernannt worden. Unter der Leitung dieses gleich theoretisch -gebildeten und praktisch -unterrichteten Mannes wird dieser gewiss noch mehr gedeihen, als es schon früher der Fall war. *) Hier, wie bei den meisten der folgenden Pflanzenarten, sind „abgeschnittene Blumen" vorzugsweise erwünscht. Hofgärtner Doli in Eisenberg, der bekannte Verfasser des Rosengartens ist ohnlängst gestorben. 27 Miellez, der bekannte Bluinist, besonders Pelargonienzüchter, zu Esquermes-lez-Lille in den französischen Niederlanden, ist den 8. März gestor- ben. Die Wittwe will die Gärtnerei verkaufen und hat deshalb Circulare, selbst auch in deutscher Sprache, versendet. Paillet, einer der tüchtigsten Pariser Gärt- ner, ist ebenfalls im März gestorben. Besonders um die Verbreitung der "i'amsbatate hat er sich grosse Verdienste erworben. Koch's Garten-kaleiidcr fiir IStil. Wir machen die Besitzer von Handelsgärtne- reien, Baumschulen und Samenhandlungen darauf aufmerksam, dass der Jahrgang 18G1 des Garten- Kalenders sich bereits in Arbeit befindet und es in deren eigenem Interesse liegt, sofern irgend eine Veränderung vorgegangen sein, vielleicht auch die eine oder andere Gärtnerei in der statistischen Aufzählung fehlen sollte, wenn sie die Redaktion oder die Verlagshandlung davon in Kenntniss setzen. Nur dadurch ist es auch nur möglich, dass das Verzeichniss vollständig und richtig wird. Wir fordern ferner die Gartenbau- Vereine auf, uns von Allem Nachricht zu geben, was die mit ihnen in Verbindung stehenden Handelsgärtner betrifft. Soll- ten sich irgendwo neue Gartenbau-Vereine gebildet oder bis dahin vorhandene eingegangen sein, so würde die Redaktion ebenfalls es dankbar anerken- nen, wenn sie davon Mittheilung erhielte. Auf gleiche Weise dürfte die Aufzählung der neu eingeführten und neu gezüchteten Pflanzen für Liebhaber nicht weniger, als für Handelsgärtner, von Interesse sein. Wir fordern deshalb die letztern ebenfalls ganz besonders auf, auch hiervon uns in Kenntniss zu setzen. Von vielen Seiten ist uns für das umfassende Verzeichniss der neuesten Flor- blumen in dem jetzigen Jahrgange Anerkennung zugekommen und haben Liebhaber bei der Aus- wahl für ihre Gärten hauptsächlich sich darnach gerichtet. Wünschenswerth ist es allerdings , dass eine kleine Beschreibung zugefügt wird, um mög- licher Weise ein Urtheil darüber geben zu können. Die Redaktion ist auch ferner bereit , blühende Pflanzen, auch wenn sie nicht neu sein sollten, aber voraussichtlich einen falschen, oder auch gar keinen Namen haben , zu untersuchen und den letztern festzustellen, in so fern ein Exemplar oder auch nur ein blühender Zweig eingesendet und auch sonst etwaiger Aufschluss gegeben wird. Eine Gärtnerei in der Nähe von Berlin, gut und vollständig ein- gerichtet, mit '25 bis .30 Morgen Terrain und guten Gebäuden, soll sofort zu einem sehr massigen Preise verkauft werden. Der Boden eignet sich zum Ge- müsebau, zu Baumschulen und besonders zur Kul- tur von Hyazinthenzwiebeln. Das Nähere bei dem Handelsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam. Caiiiellia Comtc de IVesselrode. Die in Nro. i? der Wochenschrift beschriebene Camellia Comte de Nesselrode gebe ich in hübschen Exemplaren zum Preise von 3 Thlr das Stück ab. Dresden, im Juni 1860. L. L. Liebig. Neue Begonien. Die von mir gezogenen, in Nro. 18 der Wochen- schrift besprochenen und empfohlenen Begonien, welche auf den Frühjahrsausstellungen zu Berlin und Dresden prämiirt wurden, übergebe ich von jetzt an zu folgenden Preisen dem Handel:* Das Sortiment von 18 Sorten zu 18 Thlr. — Sgr. 12. Stück in 12 Sorten nach mei- ner oder des Bestellers Wahl 13 „ — „ 6 Stück in 6 Sorten nach meiner oder des Bestellers Wahl . . 7 „ — „ Einzeln das Stück 1 „ 10 „ Für drei bestellte Exemplare einer Sorte werden vier gegeben. Dresden, im Mai 1860. L. L. Liebig. Cvcas revoluta. Ich zeige hiermit ergebenst an , dass bei mir 5 Exemplare der Cycas revoluta von besonderer Schönheit zum Verkaufe stehen. Lauban, Anfang Juli 1860. Delpech, Kunst- und Handelsgärtner. Herbstrübsanicn - Offerte. Die Sal. Ludwig Klinger 'sehe Samenhand- lung in Nürnberg offerirt Herbstrübsamen, lan- ger, mittellanger und runder Art, zu den biUigsten laufenden Marktpreisen. 28 Fuchsien- u. Pelargonienschau im Lanrentiiis'scheu Garten zu Leipzig. Der Preis-Kourant Nro. 22. ülicr echte llollüiider Bliiiueiizniebelii erschien so eben, womit ein Nachtrag neuester oder doch im Preise sehr ermässigter Warm-, Kalt- haus- und Freiland- Pf lanz en verbunden ist; darunter die neuesten Begonien, Kaladien, Georginen u. s. w. Auf geneigte Anfragen erfolgt dessen frankirte Zusendung umgehend. Planitz bei Zwickau in Sachsen. G. Geitner. Blumeiiztviebeln. Ich zeige hiermit ergebenst an, dass mein Verzeichniss von Blumenzwiebeln aller Art bereits ausgegeben ist und allen denen , die sich dafür interessiren , gegen portofreie Anfrage, zugesendet werden wird. Es ist wohl nicht weiter nothwendig, ei^t auszusprechen, dass alle Zwiebeln, welche von mir versendet werden, vollständig ausgewachsen sind und deshalb nur gute Zwiebeln geben. Blu- menhändlern, welche sich speciell an mich wenden, gebe ich ein Drittel oder 33 Procent Rabatt. Amsterdam, Plantage V, 39. im Juni 1860. Groenewegen et Co. iNeneste Eiiifüliriiii«[eii. Mein Verzeichniss des Etablissements der neu- esten Einführungen neuer und seltener Pflanzen ist ausgegeben und darf wohl allen Liebhabern um so mehr empfohlen werden, als es eine Reihe der schönsten Arten nach jeder Richtung hin enthält, die sich nur in meinem Besitze befinden. Vor Allem mache ich aber auf meine Sammlung von Cycadeen aufmerksam, welche wohl die vollständigste sein möchte. Von den neuen Einführungen erlaube ich mir besonders auf einige speciell hinzuweisen. Pollia purp Urea, eine Commelinacee mit oberhalb dunkelgrünen, unten hingegen braunrothen Blättern. Preis 25 Fl. Phyllogathis rotundifolia BL, eine der schönsten Melastomateen, die Jack in den Wäldern Sumatra's entdeckt hat. Die jungen Zweige mit den Blättern sind anfangs hellroth, die letztern werden aber später dunkelgrün. Preis auf Anfrage. Evodea speciosa, eine herrliche Blattpflanze aus der Abtheilung der Diosmeen, wozu unter An- derem auch die ebenfalls sich präsentirende Metro- dorea atropurpurea gehört. Sie stammt aus Java. Preis auf Anfrage. Goodyera colorata schöner als alle übrigen Arten dieses in seiner Blattfärbung ausgezeichneten Geschlechtes. Preis ebenfalls nur auf Anfrage. Aetheriajavanica Bl. gehört zu den mit Stengeln versehenen Orchideen und ist wegen ihrer Schönheit ebenfalls zu empfehlen. Preis 25 Fl. Tabernaemontana sphaerocarpa Bl. ge- hört zu den beliebtesten Pflanzen der Eingeborenen Java's, die viel in Gärten, hauptsäclilich aber auf Gräber, gepflanzt werden. Preis auf Anfrage. Pahudia Hasskarliana Miqu., ein Gegen- stück zur berühmten Amherstia nobilis. Preis 50 Fl. Pandan ophyllum humile Hassk. ist eine interessante Cyperacee, die ganz den Bau niedriger Pandaneen besitzt. Preis 25 Fl. Schliesslich empfehle ich meine Exemplare der TestudinariaElephantipes in jeglicher Grösse von j bis 1^ Fuss Höhe und Stärke. Amsterdam, Plantage V, 58. im Juni 1860. Groenewegen et Co. AUen Pflanzen- und Blumen-Liebhabern, Gartenbesitzern u. s. w. empfehle ich meine dicht an der Eisenbahn gelegene Handelsgärtnerei nach jeder Richtung hin. Dieselbe ist stets mit Allem versehen, was neu eingeführt wird und was von den altern Pflanzen sich als empfehlenswerth bewährt hat. Seit der kurzen Zeit ihres Bestehens habe ich mich doch bereits vielseitigen Zutrauens zu erfreuen, und wird es deshalb auch mein eifrigstes Bestreben sein, dasselbe ferner noch zu verdienen. Wildparkstation bei Potsdam im Juni 1860. Wilh. Lauche. Ich zeige hiermit ergebenst an, dass ich seit vorigem Herbste meine Pachtung in der Alexander- strasse Nro. 22 aufgegeben und eine selbständige Gärtnerei an der Frankfurter Chaussee Nro. 7 käuf- lich übernommen habe. Wie früher, so wird auch jetzt um so mehr mein Bestreben sein, alle die, welche mir ihr Vertrauen schenken werden, auf das Schnellste und Reellste zu bedienen. Ich bitte nur um recht zahlreiche Aufträge in allen Zweigen der Gärtnerei. Berlin im Juni iStiO. F. A. Priem, Kunst- und Handelsgärtner. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Grünstrasse 16. Druck von J. F Starcke in Berlin. Garten - Nachrichten. Redigirt vom Professor Dr. K. Koch. 1860. M. 8. 3. Allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter, verhunileii mit einer Ausstellung von Obst und Gemüsen zu Berlin, vom 2. bis 7. Oktober 1860. In Folge des Beschlusses der 2. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter in der S.Sitzung am 13. Oktober 1857 zu Gotha, wurde mit Zustimmung aller Anwesenden dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten zu Berlin wiederum übertragen, für die 3. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter die Zeit und den Ort späterhin zu bestimmen und dann auch das dazu nöthige Programm festzustellen. (S. den Bericht in den Verhandl., neue Reihe 5. Jahrg. S. 234.) Der Verein hält, nachdem die längere Zeit von drei Jahren verflossen und Aussichten auf eine günstige Aernte vorhanden, den Herbst dieses Jahres um so mehr dazu für geeignet, als zu gleicher Zeit eine Ausstellung landwirthschaftlicher Erzeugnisse, Geräthe u. s. w. (jedoch mit Ausschluss der Thiere) von Seiten der Friedrich- Wilhelm -Viktoria -Stiftung zur Ausbil- dung junger Landwirthe damit verbunden wird. Es ist dem Vereine mannigfach der Wunsch ausgesprochen, dass während dieser Zeit dem Gemüse auf gleiche Weise, wie bisher dem Obste, Rechnung getragen und auch hier für Revidirung der nicht minder schwierigen Nomenklatur gesorgt werden möchte. Es werden demnach 2 Sektionen, die eine für Obst, die andere für Gemüse, gebildet und jede durch einen besonderen Ausschuss zur Leitung derselben vertreten sein. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues hat sich deshalb seit längerer Zeit mit verschie- denen Gartenbau- Vereinen, speciell aber auch mit den Männern, die bisher an den Bestrebungen lebhaft Theil genommen, in Verbindung gesetzt, und allenthalben die freundlichste Entgegnung gefunden. An mehrern Orten fängt man an, bereits Vorbereitungen zu treffen und Aufrufe zur Betheiligung zu erlassen. Es ist vor Allem wünschenswerth, dass man sich Kenntniss von dem Zustande des Obst- und Gemüsebaues in den verschiedenen Ländern unseres gemeinsamen grossen Vaterlandes verschafft, um einestheils das Gute , was in dem Einen ist , nachzuahmen , anderntheils aber auch die Mängel zu beseitigen. Von Seiten eines hohen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten zu Berlin sind für den Transport grösserer und kleinerer Sammlungen auf den Königlichen und den unter König- licher Verwaltung stehenden Eisenbahnen Preisermässigungen zugesichert und zwar in der Weise, dass 1. Obst und Gemüse als Eilfiracht aufgegeben zum einfachen Satze befördert wird, insofern der Frachtbrief mit rother Tinte den Vermerk „Eilgut zur Ausstellung in Berlin" enthält. 2. Maschinen und Maschinen - Theile werden zum halben tarifmässigen Frachtsatze, jedoch nicht unter 3 Pf. pro Centner und Meile, unter Beachtung der sonstigen tarifmässigen Bestimmungen befördert. 8 30 3. Bei Sämereien, Getreidearten und sonstigen Produkten der LandwirtLschaft und Thierzucht erfolgt auch bei Eilgut der Transport zum Frachtsatze der niedrigsten (Rohprodukten) Klasse, Wagen- ladungen. Alle di'ese Gegenstände müssen auf dem Frachtbriefe ausdrücklich als „Ausstellungs- Gegenstände" bezeichnet und an das Ausstellungs-Comite adressirt, beziehungsweise beim Rücktransport von diesem als Versender aufgegeben werden. Diese Transport-Erleichterungen beginnen frühestens 4 Wochen vor dem Beginne der Ausstel- lung und enden 4 Wochen nach ihrem Schlüsse. Man darf hoffen , dass auch auf den Privat-Eisenbahnen gleiche Erleichterung bewilligt werden wird, und geht deshalb an die verehrlichen Gartenbau- Vereine ausserhalb Preussen das freundliche Gesuch, ebenfalls bei den dort befindlichen Eisenbahnen dahin wirken zu wollen. Es wird Sorge getragen, dass Muster - Sammlungen von Obst und Gemüse aufgestellt werden, so dass sich Jedermann selbst belehren kann. Zu wünschen ist aber ausserdem, dass die Herausgeber und Bearbeiter des während der 2. Versammlung in Gotha angeregten und nun auch zur Ausführung gebrachten illustrirten Handbuchs für Obstkunde richtige und gute Exemplare ihrer beschriebenen Obstsorten mitbringen und zu gleichem Zwecke gemeinschaftlich aufstellen. Nähere Anfragen beantwortet das General -Sekretariat (Herr Professor Koch) in Berlin. Die Theilnehmer an den Sitzungen haben sich im Lokale desselben (Bernburgerstrasse 13) zu melden. Noch wird bemerkt, dass die ganze Ausstellung, also einschliesslich der landschaftlichen Erzeugnisse, einige Tage früher, und* zwar schon am 29. September eröffnet und im Kroll'Bchen Lokale vor dem Brandenburger Thore stattfinden wird. A. Anordmugen fiir die Aasstellang. §. 1. Gegenstände der Ausstellung sind: Erzeugnisse und Produkte des gesammten Obst- und Ge- müsebaues, so wie Geräthschaften aus dem Bereiche der gesammten Gärtnerei. Ferner Pflanzen und Blumen, namentlich neue Einführungen, Schau- und Handelspflanzen. §. 2. Jeder Aussteller kann nur seine Erzeugnisse und Produkte mit seinem Namen ausstellen und reicht ein doppeltes Verzeichniss der auszustellenden Gegenstände ein , von denen er das eine dem mit der Aufstellung betrauten Personale überlässt und das andere nach stattgehabter Kontrole zurückerhält. Vortheilhaft ist es, wenn auf das Obst und auf die Gemüse die entsprechenden Nummern aufgeklebt, resp. zum Theil eingeschnitten werden. Gut geschriebene Namen der ausgestellten Gegenstände am Anfange oder Ende eines Stückes weissen Papieres in Quart, den Sammlungen gleich beigefügt, würden eine gute und rasche Aufstellung sehr erleichtern. §. 3. Die Gegenstände müssen spätestens bis zum 27. September hier eingetroffen sein, insofern sel- bige bei der Aufstellung besonders berücksichtigt werden sollen. Da ein Verzeichniss gedruckt wird und die Gegenstände nach den verschiedenen Ländern und Provinzen aufgestellt werden sollen, so ist es durchaus nothwendig, dass noch früher schon eine Anzeige der Theilnahme erfolgt und ohngefähr auch der Flächenraum, und zwar für Obst und Gemüse besonders, angegeben wird, der zu beanspruchen wäre. Ferner niuss ein Verzeichniss wenigstens 8 Tage vor der Eröffnung eingesendet werden, wenn es im General-Verzeichnisse Berücksichtigung finden soll. §• -l. Wünschenswerth ist es vor Allem, dass in den verschiedenen Ländern und Provinzen, wo es noch nicht geschehen, eich Ausschüsse bilden, insofern nicht Gartenbau- und landwirthschaftliche Ver- 31 eine ee thun, um die Sammlungen in ihrer Nähe in Empfang zu nehmen, dieselben einer Durcheicht zu unterwerfen, um unnöthigen Ballast zu vermeiden, und, wo möglich in Begleitung eines Abgeordneten nach Berlin zu senden. Jeder Abgeordnete ist an und für sich Mitglied des Ausschusses. §• '^. Für Fracht durch die Eisenbahn wird, insofern übst und Gemüse auf dem Frachtbriefe mit rother Tinte als „Eilgut zur Ausstellung in Berlin" angegeben, alles Uebrige ausdrücklich als „Ausstellungsgegenstände" bezeichnet ist, eingestanden, Rückfracht aber nicht vergütigt. §. 6. Es ist den Ausstellern überlassen, nach Beendigung der Ausstellnng über ihr Obst- und ihr Gemüse, so wie über deren Produkte, zu verfügen. Wer nichts darüber bestimmt, überlässt es still- schweigend der Ausstellung. §. 7. Ueber die Zeiteintheilung wird ein besonderes Programm, was jedem Ankommenden eingehän- digt wird, Nachricht gegeben. B. Gegenstände der Verhandlung. I. Obst betreffend. 1. Welche weitere und sichere Erfahrungen können über die in Naumburg und Gotha empfoh- lenen Obstsorten mitgetheilt werden? 2. Welche Sorten könnten noch empfohlen werden und welche der neueren ausländischen, be- sonders französischen und belgischen, Birnen sind unserer Beachtung werth? 3. Welches sind die 10 Sorten Pflaumen und 10 Sorten Kirschen, die für den allgemeinen Anbau empfohlen werden können? 4. Welche Tafeltrauben sind besonders zur Anpflanzung in den nördlichen Gegenden Deutsch- lands für Mauern, aber ohne Glasbedeckung, zu empfehlen? 5. Welches sind die Sorten von Kern- und Steinobst, welche sich zum Anbau im Grossen und namentlich an den Strassen am Besten eignen ? 6. Welche Grundsätze gelten zur Abschätzung von Obstanlagen, besonders bei Exprobriationen? 7. Welche Mittel und Wege möchten dahin führen, der feinern Obstzucht an Spalieren und auf Zwergstämmen, die in Belgien und Frankreich so vorzügliche Resultate geben, bei uns mehr Eingang zu verschaften ? 8. Das häufige Fehlschlagen von Spalierpflanzungen und die verhältnissmässig kurze Lebens- dauer derselben rief in England die Einrichtung der sogenannten Pflanzkammern (gemauerte Pflanz- gruben) bei der Anlage in's Leben. Bestehen derartige Einrichtungen auch in Deutschland ? Welche Obstsorten eignen sich dazu, in Pflanzkammern versetzt zu werden und welche Erfahrungen liegen über Gesundheit, Lebensdauer und Ertragsverhältnisse derselben im Vaterlande vor? 9. Sind in den letzten Jahren rationelle Versuche über das Ringeln der Obstbäume und der Weinreben gemacht und welche Resultate hat man erlangt ? 10. Es ist bekannt, dass die Birn-Quitte als Unterlage für manche Birnensorten in Betreff der Qualität und Quantität der Früchte vorzügliche Resultate liefert; welche Erfahrungen aber liegen darüber vor, wenn umgekehrt die Quitte auf Birnunterlagen veredelt wird? wie verhält sich die Frucht der wurzelächten Quitte zu einer auf Birnwildlinge veredelten und wie äussert sich das Verhalten dieser auf Birnunterlage veredelten Quitte, wenn dieselbe zum zweiten Male mit einer edlen Birnsorte gepropft wird? 11. Was ist in den verschiedenen Ländern zur Hebung der Obstkultur geschehen? Hieran knüpfen sich Berichte über den Stand der Obstkultur in den verschiedenen Ländern. 32 12. Welche neuere Erfahrungen und Beobachtungen sind während den letzten Jahren in dem ganzen Bereiche der Obstkultur gemacht worden? In dieser allgemeinen Frage sind eine Reihe anderer Fragen inbegrifien, die uns zur Aufnahme in das Programm zugesendet worden und von den Antrag- stellern zur Sprache gebracht werden können. 13. Welches sind nach den verschiedenen Gegenden und den daselbst zu Gebote stehenden Kommunikations-Mitteln die besten Verwerthungs-Methoden des Obstes? II. Gemüse betreffend. 1. Welches sind die hauptsächlichsten Missstände und Gebrechen unseres Gemüsebaues in Deutschland ? 2. Auf welchem Wege lässt sich die Einführung eines bestimmten Systemes in der Nomen- klatur erreichen und damit eine Einigung in der Benennung herbeiführen? 3. Welche neueren Sorten haben sich bewährt und sind für allgemeine Kultur oder zu spe- ciellen Zwecken zu verwenden? 4. Welche gemeinsamen Massregeln sind in Angriff zu nehmen zur Ermittelung und Fest- stellung des Ertrages und relativen Gebrauchswerthes der verschiedenen essbaren Kultur-Produkte des Küchengartens in den verschiedenen Provinzen unseres Vaterlandes? 5. Wie kann am Bessten der Degeneration der einzelnen Sorten vorgebeugt werden? 6. In wie weit ist Wechsel der verschiedenen Arten auf einem und demselben Boden, Wechsel der Sorten und Wechsel des Samens noth wendig? 7. Sind bei der Früh-Erziehung der Gemüse in grösserem Massstabe für den Markt neue prak- tisch-wichtige Methoden eingeführt worden? 8. In welcher Weise ist der örtliche Werth der verschiedenen Gemüsesorten festzustellen? 9. Wie müssen die verschiedenen Gemüse aufbewahrt werden, damit sie ihren Wohlgeschmack sich erhalten? 10. Welche neuen Geräthe und Maschinen haben sich bei uns bewährt: a. zur Boden-Vorbereitung? b. bei der Kultur? c. bei der Bewässerung? 11. Welche Art der Aufbewahrung des Samens bewährt sich am Besten? 12. Welche Erfahrungen liegen vor über die Anwendung und den ökonomischen Nutzen der Dünger-Surrogate ? 13. Welche Kohlarten eignen sich zum Anbau im Grossen als Frühkraut, als Spätkraut und endlich in Gebirgsgegenden. Berlin, den 12. Juli 1860. Dr. Ahlmanii Benarij Borchers Dr. Fickert Karl Fintelmann in Breslaa. in Erfurt. in Hannover. in Breslau. amNeuenPalais b. Potsdam. Jühlke Knerk Dr. K. Koch Langguth Lucas , in Erfurt. in Berlin. in Berlin. in Nürnberg. in Reutlingen. Louis Mathieu Maurer Meyer Oherdieck Dr. Pfeilfer in Berlin. in Jena. in Ulm. in Jeinsen (Hannover). in Kassel. Dr. Rauch Schild df Schmidt Schock jnn. Siebenfreud bei Bamberg. im Gcorgeagarteu bei Dessau. im Forsthause Blumberg bei Tantow. in Dessau. in Tymau (Ungarn |. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Grünstrasse 16. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Garten - Nachrichten, Redif^irt vom Professor Dr. K. Koch. 1860. JW. 9. Pro«[raiiiin der 36. Ausstellung von Blumen, Pflanzen, Obst, Ge- müse und Garten - Industrie - Gegenständen der k. k. Gartenbau -Gesellschaft in Wien, welche im neuen Garten der Gesellschaft (fürstlich Lichtenstein'scher Garten in der Rossau) vom 6. liis it. September 1860 stattfinden wird. (Dieses Programm ist seinem ganzen Umfange nach auch für die Herbst- aiisstellnng im nä hsten .J;ihre 1R61 göUig.) A. Blumen und Pflanzen. a. Die kleine goldene Gesellschafts-Medaille. _1. Für eine bisher wenig bekannte, leicht zu ver- mehrende Pflanze, welche sowohl als Garten- zierde während der Sommermonate für den freien Grund, als auch für den Blumenmarkt eine bedeutende Zukunft verspricht. 1). Die gmsse silbeine Gesellschafts-Medaille. 2. Für neu eingeführte "Warmhaus-Pflanzen. 3. Für neu eingeführte Kalthaus-Pflanzen. 4. P'ür eine Sammlung seltener Palmen von min- destens 6 Stücken. .0. Für tropische Orchideen in Blüthe. 6. Für neu eingeführte Scitamineen. 7. Für blühende Bromeliaceen. 8. Für eine Sammlung blühender Ficoideen in min- destens 1 0 Arten ( wie Mesembrianthemum u. s. w.) 9. Für Blattpflanzen, zur Gartenzierde für den freien Grund passend. 10. Für eine Sammlung von schön gezogenen Far- nen, Lycopodien. 11. Für dekorative Gramineen. 12. Für Lapageria rosea oder alba in Blüthe. 1.3. Für eine reichblühende Poineiana Gilliesii. 14. Für Canna liliflora oder iridiflora in Blüthe. 15. Für Eucharis in kräftiger Kultur und Blüthe. c. Zwei grosse silberne Gesellscliafts-Medaillen, die eine für die Gartenbesitzer oder deren Gärtner, die zweite für die Handelsgärtner. (Jede dieser zwei Kategorien von Ausstellern lioiiknrrirt nur unter sich.) 16. Für neue Georginen in Töpfen. 17. Für eine Sammlung; Georginen-Blüthen. 18. Für neue Begonien. Inländische Erzeugnisse sollen besonders berücksichtiget vv'erden. 19. Für Prachtexemplare von Begonien. 20. Für neue Pelargonien für den freien Grund. 21. Für ein Prachtemplar von Tonnia. 22. Für neue Kosen (remontirende, Bourbon, Thea). 23. Für blühende und schön gezogene Ericeen. 24. Für eine Gruppe blühender Sommer-Levkojen. 2.Ö. Für Gesneriaceen (wie Achimenes, Tydaeen u. s. w.) in Blüthe. 26. Für blühende Erythrinen mit besonderer Be- rücksichtigung der neuen Varietäten. 27. Für neue Varietäten von Abutilon in wenigstens 4 Sorten. 28. Für eine Gruppe von Viola arborea oder sem- perflorens. 29. Für Bouvardien in wenigstens .5 neuen Variet. 30. Für blühende Malvaceen, mit besonderer Be- rücksichtigung von Hibiscus mutabilis. 31. Für eine Sammlung blühender neuer Varietäten von Tropaeolum. 32. Für reichblühende schön gezogene Thunbergien, Hexacentris u. s. w. 33. Für blühende schön gezogene Clerodendron's. 34. Für blühende sorgsam gezüchtete Gardenien. 35. Für blühende niedrig gezogene Tecoma-Arten. 36. Für blühende Sclilingpflanzen. 37. Für blühende Loboliaceen, welche dem Garten zur Zierde gereichen. 38. Für neue blühende Fuchsien in wenigstens 24 Sorten. 39. Für neue blühende Petunien in wenigstens 15 Sorten. 40. Für neue Heliotropien in Blüthe. 41. Für neue Varietäten von Phlox in Blüthe. 42. Für Lilium giganteum kräftig blühend. 43. Für 6 neue V^arietäten von Lantana in Blüthe. 44. Für eine Gruppe blühender Balsaminen. 45. Für eine Sammlung der neuesten Verbenen in mindestens 20 Sorten. 46. Für eine Sammlung blühender strauchartiger Calceolarien. 47. Für eine Sammlung neuer blühender Astern. 48. Für eine Sammlung neuer Chrysanthemen. B. Obst. a. Sechs grosse silberne GeseUschafts-Medailkii für ausgezeichnetes Obst. Die Zuerkennung dieser Preise für ausgezeich- netes Obst bleibt dem Ermessen der Herren Preis- richter überlassen. 9 34 C. Gemüse, Salate u. s. w. a. Sechs grosse silberne Gesellschafts-Medaillen für zierlich geordnete Sammlungen der verschiedensten Gemüse. b. Die grosse silberne Gesellschaft-Medaille. 1. Für Turners allerneuesten Sprossenkohl. 2. Für Chinesischen Pe-tsai-Kohl. .3. Für die neue violette Cardy. 4. Für den schwarzen sicilianischen Blumenkohl. .5. Für den rosenrothen chinesischen Winterrettig. 6. Für die Malteser-Rübe. 7. Für die Rübe von Freneuse. 8. Für den neuen Zwerg-Öprossenkohl. 9. Für Trapue-Kopfsalat. 10. Für französischen Bindsalat blond maraichere. 11. Für feinen Moos-Endivien-Salat. 12. Für die ovale James-Zwiebel. IH. Für die blutrothe birnförmige Zwiebel. 14. Für die neue weisse frühe von Nocera. 15. Für die gelbe frühe d'Anvers. 16. Für Hunter's long de Bokhara. 17. Für die Carmeliter-Melone. 18. Für die Sarepta-Melone. 19. Für Artischoken. 20. Für Karfiol. ' " 21. Für Bassano-Rüben. 22. Für rothes Kraut. 23. Für Rosen- oder Sprossenkohl. 24. Für Melonen. 25. Für Nutzkürbisse. 26. Für Zierkürbisse. Die Herren Aussteller von Obst und Gemüse, welche eine Entschädigung anzusprechen sich be- wogen fühlen, werden ersucht, den Betrag bei Uebersendung der Gegenstände im Aiisstellungs- lokale anzumelden. Die Gemüse sollen, wo müslich in Töpfen gepflanzt, zur Ausstellung gebracht werden. Die Privat -Preise werden später bekannt ge- macht. Pi'0<^rainiii der Obst-, Feldfriichte-, Gemüse-, Blumen- und Pflan- zen-Ausstellung, sowie für Bienen- und Seidenzuclit, überhaupt sämmtlicher gärtnerischen und landwirth- schaftlichcn Erzeugnisse; gemeinschaftlich veranstaltet von der Gartenbau-Gesellschaft „Flora" und dem land- wirthschaftlichen Verein in Frankfurt a. M. vom 29. September bis 3. Oktober IstiO. Eine Ehrenurkunde 1. und 2. Klasse für jeden Pi'eis mit Ausnahme derer, wo es besonders an- gegeben. A. Obst. 1. Für die beste und reichhaltigste Sammlung der verschiedenen Obstgattungen. 2. Dem reichhaltigsten und besten Sortiment Aepfeln in mindestens 40 resp. RO Sorten. 3. Dem reichhaltigsten und besten Sortiment Bir- nen in mindestens 30 resp. 20 Sorten. 4. Der reichhaltigsten und besten Sammlungr von Weintrauben in mindestens 20 resp. 15 Sorten. 5. Der besten und reichhaltigsten Sammlung Stein- und Schalenobstes. 6. Der reichhaltigsten und mannigfaltigsten Samm- lung Obstorangerie in Töpfen mit Früchten, in mindestens 2( resp. 10 Sorten. 7. Der reichhaltigsten Sammlung von Beerenfrüch- ten nur eine Ehrenurkunde 2. Klasse. 8. Für den besten Wein , aus Trauben von den Frankfurter oder den Sachsenhäuser Wein- bergen gewonnen. NB. Die Einsendungen der Proben müssen in ganzen Flaschen, versiegelt und mit Bezeichnung des Jahrganges versehen sein. B. Gemüse. 9. Der besten und reichhaltigsten Sammlung der verschiedenen Gemüsearten. Eine 1. und zwei Urkunden 2. Klasse. 10. Dem reichhaltigsten und besten Sortiment von Kohlgemüsen. 11. Der besten und reichhaltigsten Sammlung von Wurzeln- und Rübengemüsen. 12. Der reichhaltigsten und besten Sammlung fri- scher Hülsen-Gemüse. 13. Der reichhaltigsten Sammlung Gurken und Melonen. 14. Dem reichhaltigsten Sortiment Salat. Nur eine Urkunde 2. Klasse. 15. Der reichhaltigsten und schönsten Sammlung Kürbisse. Nur eine Urkunde 2. Klasse. C. Pflanzen und Blumen. 16. Der schönsten, reihhhaltigsten und best kulti- virten Gruppe dekorativer Blattpflanzen. 17. Dem reichhaltigsten und best kultivirten Sorti- ment Fuchsien in mindestens 30 resp. 20 Sorten. 18. Dem reichhaltigsten und schönsten Sortiment Georginen-Blumen. 19. Der schönsten und reichhaltigsten Sammlung Rosen. 20. Der reichhaltigsten, schönsten und best kulti- virten Gruppe blühender Astern und Balsa- niinen in Töpfen. 21. Dem reichhaltigsten, schönsten und bestkulti- virten Sortiment blühender Verbenen in Töpfen. 22. Der reichhaltigsten Sammlung blühender Herbst- blumen in Töpfen. Nur eine Urkunde 1. Kl. 23. Je Eine für das schönste und geschmackvollste gebundene Bouquet. Zwei Urkunden 2. Klasse. 24. Drei Ehrenurkunden zur freien Verfügung. 35 Priinp PpcIic Von der in dieser Nuimner empfohlenen Pflaume (Prune Peche) sind im nächsten Jahre wiederum veredelte ötämmchen zu haben. Reiser sind aber zu 'i Sgr. das Stück von mir zu beziehen. Charlottenburg, den Ki. August 18H0. Emil Bouche. Holländische ßliiiiienzwiciH'lii in ausgezeichneter Qualität und nicht theuerer, als in Holland selbst; sowie die vorzüglichsten Aus- saaten von Calceolarien , Cinerarien, Pen- sees und Erfurter Zwergblumenkohl haben hiermit empfohlen Moschkowitz & Siegling, Handelsgärtner in Erfurt. Der Aiisvcrk.aiif von Pflanzen wird bei den noch vorhandenen grossen Beständen, sowie in Folge neuer Einführungen bis auf Wei- teres fortgesetzt. Die Preise sind überaus niedrig. Elberfeld, den 8. August 1860. Blas s' scher Garten. Das Verzt'ioliniss flertlivoller knltnr-Pflanzen zur Dekoration grosser Gewächshäuser und Salon's ist eben ausgegeben und wird auf gefällige An- frage zugesendet. Leipzig, den 12. August 1860. Laur enti us'sche Gärtnerei. ^eue (ineniricn. Pericallis Webbii C.Koch (Cineraria Webbii). Die vorstehende Art verdankte der botanische Garten in Berlin dem Dr. Bolle daselbst, der die- selbe im Jahre 1857 von den canarischen Inseln einführte ; sie darf in der That als eine wahre Prachtpflanze für unsere Grünhäuser empfohlen werden. Meine Stammpflanze erhielt ich direkt vom Garten-Inspektor Bouche in Berlin und habe ich aus dieser durch Befruchtung mit Cineraria hybrida auffallend schöne Formen gezogen. Die daumstarken Stengel der grossblättrigen Pflanzen erreichen in ihrer Verästelung eine Höhe von 3-7 bis 4 Fuss, wachsen sehr robust und lassen sich durch Auseinanderbinden zu den prachtvoll- sten Schaupflanzen ziehen, deren Strahlenblüthen in violett, weiss, blau u. s. w. mannigfach variiren und eine unvergleichliche Zierde bilden. Indem ich die Varietäten dieser Art jetzt zum ersten Male in den Handel bringe, off'erire ich Samen davon und zwar: 1000 Korn 8 Thaler, 100 Korn I Thaler, k Prise 10 Sgr. Erfurt, im August 1860. F. Jühlke, Königl. Garten-Inspektor. (Besitzer der Kunst- ii. Handelsgärtnerei Karl Appelins in Erfurt.) licrbstrnbsamen - Offerte. Die Sal. Ludwig Klinger "sehe Samenhand- lung in Nürnberg offerirt Herbstrübsamen, lan- ger, mittellanger und runder Art, zu den billigsten laufenden Marktpreisen. Pflanzen - Ansstellung in Planitz bei Zwickau. Hiermit beeile ich mich, Ihnen die ergebenste Mittheilung zu machen, dass die hier aus Anlass der Cycas (resp. dessen Fruchtstandes) abzuhal- tende Pflanzen- und Blumen- Ausstellung Ende August eröfinet wird ; sie dürfte insofern von vielen andern sich unterscheiden, als dieselbe auf 10 bis 11 grössere Häuser ausgedehnt wird, ausserdem aber alle Pflanzen, welche in irgend einer Bezie- hung zum Menschen stehen — also entweder Nah- rungsstoffe, oder Gifte, Medikamente u. s. w. liefern — mit besonderen Schildern versehen sind, auf de- nen ihre Verwendung namhaft gemacht wird. Die ausgedehnten Sammlungen gestatten nicht immer (besonders wegen Effektuirung von Kona- missionen) sie in wohlgefälligen Arrangements auf- zustellen ; die Zeit der Ausstellung wird natürlich hiervon eine Ausnahme machen und dürfte sich daher am besten für Ausführung der, der Anstalt in diesem Jahre zugedachten Besuche eignen. Planitz bei Zwickau in Sachsen. G. Geitner. Im Verlage der Heyn 'sehen Buchhandlung in Görlitz erschienen und sind durch alle Buchhand- lungen zu beziehen: H. R. Göppert, Ueber botanische Museen, ins- besondere über das an der Universität Breslau. gr. 8. geh. 1856. 12 Sgr. H. R. Göppert, Die officinellen und technisch- wichtigen Pflanzen unserer Gärten. Eine gedrängte Uebersicht derselben unter Angabe ihrer systematischen Stellung, ihres Gebrauches und Vaterlandes, gr. 8. geh. 1857. 9* 20 Sgr. 36 H. R. Göppert, Der botanische Garten der Universität Breslau. 8. geh. ISfiT. 20 Sgr. Diese gewisseiitiiissen zusammcnhängeinlen Schriften des je- dem Botaniker und Gärtner bekannten Verfassers bahnen eine zweckmässige Erweiterung des botanischen Unterrichts und zu- gleich die zeitgemässe Reform der botanischen Gärten an. Sie verdienen um so mehr empfohlen zu werden, als es sich nicht um Vorschläge handelt , sondern um Versuche , die bereits in's Leben traten und sich rasch und trefflich bewährten. Sie haben insbesondere dem botanischen Garten zu Breslau die Anerken- nung verschafft, deren er sich in immer steigendem Grade zu erfreuen hat. F. SAVY, editeur, 20, rue Bonaparte, Paris t't fhez liius Ics liliraires de Fiain_t' • Baumschulen. Durchweg sind Garten und Gärtner nicht als nothwendige Uebel aufgefasst , sondern als unent- behrlicher Luxus , dessen Pflege nicht nur dem Landwirthe Annehmlichkeiten , sondern der Land- wirthschaft auch Nutzen gewähren kann, wenn man nur nicht baaren Ueberschuss allein Nutzen nennt. Der ländliche Garten kann nur in sehr seltenen Fällen Reingewinn gewähren; in der Regel verhält es sich damit, wie mit den Wagenpferden des Landwirthes, die doch auch eher eine unentbehr- liche Annehmlichkeit, als ein nothwendiges Uebel zu nennen sind. Die ausgesprochenen Ansichten betreffend, so scheint mir nur eine fraglich , und diese ist die, dass ein Glashaus von besonderen Nutzen zur Be- wahrung der guten Laune, der Thätigkeit und des sittlichen Wandels des ländlichen Gärtners sei. Richtig ist, dass ganz tüchtige Gärtner angebotene einbringliche Stellen ablehnen, wenn sie erfahren, es sei kein Gewächshaus vorhanden. Aber es wird auch zujiegeben werden müssen, dass wenn ein Pflanzenhaus so gross, dass ein Gärtner während der Wintertage darin ausreichende Beschäftigung findet, die Pflege derselben Topfpflanzen, welche während der kalten Jahreszeit eine Lust gewesen, im Frühjahre eine Last werden kann. Dann lei- den ganz sicher entweder die Topfpflanzen oder der Küchen- und der Obstgarten: da oder dort muss nothwendig Hintenansetzung eintreten. Der wirk- licli fleissige, eifrige, ländliche Gärtner, der wohl nie ohne Obstbäume ist, meistens auch noch Wege- pflanzungen zu pflegen hat, wird für die leidlich gelinden Tage der Zeit vom November bis zum März hin, so viel zu schneiden und zu binden fin- den, dass er vollauf zu thun hat. Er wird die langen Abende durch sorgsames Reinigen, ja Ver- lesen der Samen sich zu verkürzen wissen, er wird Decken und Korbe flechten, Stäbe und Nummer- hölzer schneiden, auch Manches zu ordnen und sicher auch Manches zu schreiben und zu lesen haben, ohne Schriftsteller- oder Gelehrten-Beruf in sich zu fühlen. Hat man schon einen fleissigen Menschen gekannt, der nicht gewusst hätte, nütz- liche Beschäftigung zu erfinden. Der durch Topfgärtnerei erzeugte Dünkel ist mir immer als die vornehmste LTrsache der Gering- schätzung untl Vernachlässigung der Gemüse- und Obstzucht erschienen, auch ist es mir nie gelungen einen Glashausgärtner dahin zu bringen, dass er Mistbeete richtig handhabe. Und doch ist das Umgekehrte die am leichtesten zu lösende Aufgabe eines Lehrherrn. G. A. Fintelmann. Verlag von Karl Wicgandt in Berlin, Grünstrasse Ib. Druck von .7. F Starcke in Berlin. Garten - Nachrichten. Rcdigirt vom Professor Dr. K. Mocll. 1860. M 10. Tages-Ordnung für die dritte Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter in ßerliii vom 2. bis 7. Oktober 1860. Die Aufstellung des Obstes und Gemüses, sowie der übrigen gärtnerischen Gegen- stände geschieht schon vor dem 29. September, an welchem Tage luid zwar am Nach- mittage um 1 Uhr, die Eröffnung der ganzen landwirthschaftlich-gärtnerischen Ausstellung im Kr oir sehen Etablissement stattfindet. Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter, sowie alle diejenigen, welche als Mitglieder der Versammlung beitreten wollen, vor Allem aber die Abgeordneten der verschiedenen Vereine Deutschlands, haben sich bei ilirer Anliunit zunächst in dem Bureau des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues (Bernburger Strasse Nro. 13, parterre) zu melden, um die entsprechenden Legitimations- Karten zu erhalten und ihre Namen aufzuzeichnen. Die Sitzungen der dritten Versamm- lung beginnen erst am 2. Oktober und werden sämmlich im Englischen Hause (Mohrenstrasse Nro. 49) abgehalten. Montag, den 1. Oktober, Abends 7 Uhr findet eine Vorversammlung statt, um sich einestheils schon vorher über Wahlcnu. s. w. zu verständigen, anderntheils um Gelegen- heit zu geben, sich kennen zu lernen. Dienstag, den 2. Oktober, wird um 10 Uhr ilic erste öffentliche Sitzung durch den Vorsitzenden des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues eröffnet, worauf die Wahl eines Präsidenten, sowie der Schriftführer, geschieht und die Ausschüsse ernannt werden. Alle Vorträge sind vorher anzumelden. Nachmittags um 3 Uhr wird im Englischen Hause ein gemeinschaftliches Mittags- mahl stattfinden, wozu schriftliche Anmeldungen nothwendig sind. Ausserdem wird im Bureau für Auswärtige zu jeder Zeit und wälu-end der Vormittags-Sitzung im Englischen Hause eine Liste zu diesem Zwecke ausgelegt werden, in der man sich einzeiclinen kann. Abends um 7 Uhr gesellige Vereinigung im Englischen Hause. 10 • 38 Mittwoch, don 3. Oktolier, lun 10 ülir Vormittags zweite öffentliche Sitzung zur Erledigmig der aulgestellten Fragen. Die Arbeiten der verschiedenen Sektionen finden von 8 Uhr an im Ausstellungslokale des KrolFschen Etabhssements statt. Nachmittag um 3 Ulu' gemeinschaftliche Besichtigung des botanischen Gartens. Abends um 7 Uhr dritte Sitzung und dann gesellige Veremigung im Englischen Hause. Donnerstag, den 4. Oktober, früli 8 Lhr Fest-Fahrt nach Potsdam zur Besichtigning der Königlichen Gärten. Abends um 7 Uhr findet ein gemeinschaftliches ;^hlhl auf dSrn Balinhofe in Potsdam statt. Um 9 Ulir Rückfahrt nach Berlm. ■ Die auswärtigen Theihiehmer haben sich bis zum 2. Oktober Abends in der im Englischen Hause ausgelegten Liste emzuzeichnen und die Karten in Empfang zu nehmen. Freitag, den 5. Oktober, beginnt wiederum um 10 TTiiv eine öffentliche Sitzung im Enghsehen Hause, während schon um 8 Ulu- die Arbeiten der verschiedenen Sektionen im Kroll'schen Etablissement stattfinden. Nachmittag um 3 Uhr Besichtigung interessanter Privatgärten und Handels- gärtnereien. Abends um 7 Uhr allgemeine Sitzung im P]nghschen Hause zur weitern Erledi- gmig der im Programme aufgestellten Fragen. Hierauf gesellige Veremigung. Sonnabend, den 6. Oktober, um 10 Uhr allgemeine Sitzung ün Englischen Hause, wo ausser der Erlechgmig der im ProgTamme aufgestellten Fragen noch Berathungen über die vierte Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter stattfinden w^erden. Um 1 Ulir gemeinschaftliche Besichtigung des zoologischen Gartens. Abends um 7 Uhr allgemeine Sitzung iin Englischen Hause. Hierauf geselhge Verehiigiuig. Sonntag, den 7. Oktober, um 10 Ulir Schlusssitzung mit Zusprechung der Preise. 39 Gegenstände der Vcrhandinng. a. übst bc'trcflcnd. I. Welche weitere und sichere Erfahrungen künnen über die in Naumburg und Gotha empfoh- lenen Obstsorten mitgetheilt werden? '2. Welche Sorten könnten noch empfohlen werden und welche der neueren ausländischen, be- sonders französischen und belgischen, Birnen sind unserer Beachtung werth? 3. Welches sind die 10 Sorten Pflaumen und lU Sorten Kirschen, die für den allgemeinen Anbau empfohlen werden können? 4. Welche Tafeltrauben sind besonders zur Anpflanzung in den nördlichen Gegenden Deutsch- lands für Mauern, aber ohne Glasbedeckung, zu empfehlen? 5. Welches sind die Sorten von Kern- und Steinobst, welche sich zum Anbau im Grossen und namentlich an den Strassen am Besten eignen? 6. Welche Grundsätze gelten zur Abschätzung von Obstanlagen, besonders bei Exprobriationen ? 7. Welche Mittel und Wege möchten dahin führen, der feinern Obstzucht an Spalieren und auf Zwergstämmen, die in Belgien und Frankreich so vorzügliche Resultate geben, bei uns mehr Eingang zu verschaffen? 8. Das häufige Fehlschlagen von Spalierpflanzungen und die verhältnissmässig kurze Lebens- dauer derselben rief in England die Einrichtung der sogenannten Pflanzkammern (gemauerte Pflanz- gruben) bei der Anlage in's Leben. Bestehen derartige Einrichtungen auch in Deutschland? Welche Obstsorten eignen sich dazu, in Pflanzkammern versetzt zu werden und welche Erfahrungen liegen über Gesundheit, Lebensdauer und Ertragsverhältnisse derselben im Vaterlande vor? 9. Sind in den letzten Jahren rationelle Versuche über das Ringeln der Obstbäume und der Weinreben gemacht und welche Resultate hat man erlangt? 10. Es ist bekannt, dass die 'Birn-Quitte als Unterlage für manche Birnensorten in Betreff der Qualität und Quantität der Früchte vorzügliche Resultate liefert; welche Erfahrungen aber liegen darüber vor, wenn umgekehrt die Quitte auf Birnunterlagen veredelt wird? wie verhält sich die Frucht der wurzelächten Quitte zu einer auf Birnwildlinge veredelten und wie äussert sich das Verhalten dieser auf Birnunterlage veredelten Quitte, wenn dieselbe zum zweiten Male mit einer edlen Birnensorte ge- pfropft wird? II. Was ist in den verschiedenen Ländern zur Hebung der Obstkultur geschehen? Hieran knüpfen sich Berichte über ^en Stand der Obstkultur in den verschiedenen Ländern. 12. Welche neuere Erfahrungen und Beobachtungen sind während der letzten Jahre in dem ganzen Bereiche der Obstkultur gemacht worden ? In dieser allgemeinen Frage sind eine Reihe anderer Fragen inbegriffen, die uns zur Aufnahme in das Programm zugesendet worden und von den Antrag- stellern zur Sprache gebracht werden können. 13. Welches sind nach den verschiedenen Gegenden und den daselbst zu Gebote stehenden Kommunikations-Mitteln die besten Verwerthungs-Methoden des Obstes? 10* 40 b. Gemüse betreffend. 1. Welches sind die hau])tsächlichsten Missstände und Gebrechen unseres Gemüsebaues in Deutschland ? 2. Auf welchem Wege lässt sich die Einführung eines bestimmten Systemes in der Nomen- klatur erreichen und damit eine Einigung in der Benennung herbeiführen? 3. Welche neueren Sorten haben sich bewähi-t und sind für allgemeine Kultur oder zu spe- ciellen Zwecken zu verwenden? 4. Welche gemeinsamen Massregeln sind in Angriff zu nehmen zur Ermittelung und Fest- stellung des Ertrages und relativen Gebrauch swerthes der verschiedenen essbaren Kultur-Produkte des Küchengartens in den verschiedenen Provinzen unseres Vaterlandes? ü. Wie kann am Bessten der Degeneration der einzelnen Sorten vorgebeugt werden? 6. In wie weit ist Wechsel der verschiedenen Arten auf einem und demselben Boden, Wechsel der Sorten und Wechsel des Samens nothwendig? 7. Sind bei der Früh -Erziehung der Gemüse in grösserem Massstabe für den Markt neue praktisch-wichtige Methoden eingeführt worden? 5. In welcher Weise ist der örtliche Werth der verschiedenen Gemüsesorten festzustellen? 9. Wie müssen die verschiedenen Gemüse aufbewahrt werden, damit sie ihren Wohlgeschmack sich erhalten? 10. Welche neuen Gcräthe und Maschinen haben sich bei uns bewährt; a. zur Boden-Vorbereitung? b. bei der Kultur? c. bei der Bewässerung? 11. Welche Art der Aufbewahrung des Samens bewährt sich am Besten? 12. Welche Erfahrungen liegen vor über die Anwendung und den ökonomischen Nutzen der Dünger-Surrogate ? 13. Welche Kohlarten eignen sich zum Anbau im Grossen als Frühkraut, als Spätkraut und endlich in Gebirgsgegenden. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Grünstrasse 16. Druck von J. F Starcke in Berlin. Garten - Nachrichten. Redigirt vom Professor Dr. K. Kocil. 1860. M. 11. Aufruf! Das Unwetter am '27. d. Mts, welches sich schreckenerregend und vernichtend über unserer Stadt entlud, hat in Haus und Ilof vielfachen und wohl für Manchen gar empfindlichen Schaden ge- bracht. Für einen besonderen Stand aber ist das Unwetter am härtesten gewesen ; für einen Stand, der viel zur sittlichen Erhebung und reinsten Freude der Einwohnerschaft beiträgt : „für den Stand der Kunst- und Handelsgärtner." Jeder der ein Gärtchen pflegt, wird bei einem Blick in demselben sich schmerzlich berührt fühlen, gewiss aber bald wieder den gewonnenen, trüben Eindruck verlieren, wenn er in sein Geschäft, seine Werkstatt zurückkehrt und alles in dem gewohnten, segenbringenden Geschäftsgangsich bewegen sieht; anders aber ist es bei dem Gärtner; dieser steht, der Verzweiflung nahe, an dem Grabe seiner Hoff- nungen, in das nicht nur der Fleiss, die viele Mühe eines ganzen Jahres binnen einer Vier- telstunde gesunken, sondern auch theilweis die Aus- sicht auf die Aernte während der nächsten Jahre geschwunden ist , da der an Bäumen und am Ge- sträuche entstandene Schaden sich noch in den nächsten Jahren fühlbar machen wird. Den grossen, ausserordentlichen Schaden, der den Einzelnen betroffen, zu konstatiren, ist bis jetzt noch nicht möglich gewesen ; leider haben aber die Unterzeichneten die traurige Ueberzeugung gewon- nen, dass in Leipzig und Umgegend nicht wenige unserer Genossen in jener verhängnissvollen Spanne Zeit ihr ganzes Hab' und Gut verloren haben, ohne dass sie im Stande sein werden, ihr zu Grunde gerichtetes Geschäft wieder so aufrichten zu kön- nen, dass sie während des Winters vor Mangel und Entbehrung gesciiützt sind. Für diese, also für die ärmere unserer Genos- senschaft, wenden wir uns an unsere Mitmenschen, um eine milde Spende bittend. Die unterzeichnete Kommission wird es sich zunächst zur strengsten Aufgabe machen , die der Unterstützung wirklich Bedürftigen — es wird deren in Dorf und Stadt keine kleine Zahl sein — sowie den dieselben bctrofl'enen Schaden möglichst genau zu ermitteln, um die eingegangenen Gelder seiner Zeit auf das Gewissenhafteste ver- theilen und später Rechnung ablegen zu können. Mit grösstem Danke würden wir bei der Um- fänglichkeit der entstandenen Schäden es anerken- nen, wenn auch andere Blätter unserem Hilferuf ihre Spalten öffnen und auch andere Orte für die- jenigen Schwerbetroffenen sammeln wollten, die einem Kreise angehören, welcher so oft und willig zur Linderung fremder Noth beigetragen. Leipzig, am "29. August 1S6U. Für den Gärtner - Verein zu Leipzig die beauftragte Kommissicm. J. C Hanisch, Vorsteher des Gärtnervereins. O. Wittenberg, Rathsgärtner. M. Bachmann, Ehrenmitglied des Gärtnervereins. Friedr. Hofmeister, Ehrenmitglied des Gärtnervereins. R. Krauss, Direktor der Armenschide, Ehrenmitglied des Gärtnervereins. Rudolph Zenker, Gutsbesitzer in Lindenau. Gustav Riis. Die für unseren Zweck freundlichst bestimmten Gaben bitten wir niederzulegen bei: M. Bachmaitn, Firma: C. E. Bachmann, Petersstr. 38. Friedr. Hofmeister, Grimmaische Strasse 9. Carl Linnemann, Katharinenstr. 28. Gustav Rus, Grimmaische Strasse 16. Progranini über die vom 10. bis 15. Oktober 1860 zu haltende Ausstellung von Erzeugnissen des Herbstes in Dresden. Die Gesellschaft Flora für Botanik und Gartenbau im Königreiche Sachsen wird vom 10. bis 15. Oktober d. J. eine Ausstellung von Erzeugnissen des Obst-, Wein- und Gemüsebaues veranstalten. Doch soll dieselbe auch Pflanzen, besonders solche , welche mehr krautartiger Natur sind, sowie Blumen und Dekorationen umfassen. Die Einlieferung der auszustellenden Gegen- stände findet Montag und Dienstag, den 8. und 9. Oktober, oder spätestens bis Mittwoch den 10. Oktober, Vormittags !) Uhr, statt. Die geehrten Einsender werden ebenso freund- lich als dringend ersucht , möglichst genaue und 11 42 vollständige Verzeichnisse ihren Einsendungen bei- zufügen, weil ausserdem dieselben von den Preis- richtern nicht berücksichtigt werden können. Bei der Preisvertheilung findet freie Konkur- renz statt; und es sind folgende Preise ausgesetzt worden: A. Preise für Weintrauben, Obst und Gemüse. Drei Dukaten für das reichhaltigste Sortiment Weintrauben. Drei Dukaten für das reichhaltigste Sortiment Aepfel. Drei Dukaten für das reichhaltigste Sortiment Birnen. Ein Dukaten für das vorzüglichste Sortiment Steinobst. Ein Dukaten für besonders ausgezeichnetes Obst irgend einer Gattung. Ein Dukaten für eine im Inlande aus Samen erzogene gute Obstsorte. Ein Dukaten für voi'zügliche Leistungen irgend einer Gattung im Gemüsebau. Zu jedem der vorstehenden Preise wird den Preisrichtern je ein Accessit, bestehend in einer silbernen Medaille, bewilligt und die Erthei- lung von Belobigungs-Dekreten überlassen. B. Preise für Pflanzen, für Pflanzen- und Blumen- Dekorationen, sowie für abgeschnittene Blumen. Vier silberne Medaillen für die schönsten und reichhaltigsten Sortimente krautartiger Warm- oder Kalthaus-Pflanzen einer Gattung. Zwei silberne Medaillen für die schönsten und reichhaltigsten Sortimente abgeschnittener Blumen, besenders für Rosen und Georginen. Eine silberne Medaille für eine geschmackvoll ausgeführte Dekoration von Früchten oder von Blumen. Eine Medaille für abgeschnittene Blumen, wel- che zu einem malerisch- schönen und geschmack- vollen Bouquet natürlich gebunden sind. Zu jedem dieser Preise werden Accessite , be- stehend in Belobigungs - Dekreten , zur Ertheilung bewilligt. Die Entscheidung über Ertheilung der Preise erfolgt durch eine Kommission von fünf Preis- richtern. Wer sich um die unter A. ausgesetzten Preise bewerben will, muss die Früchte oder Gemüse selbst erzogen haben. Bei den unter B. ausge- setzten Preisen ist es nothwendig, dass die Pflan- zen entweder selbst erzogen oder wenigstens drei Monate lang vor der Ausstellung in des Einsenders Kultur gewesen sind. Spätere Einsendungen, als die bis zu dem oben bestimmten Termine können bei der Preisertheilung keine Berücksichtigung finden. Alle dessfallsigen Anmeldungen und Anfragen sind an den Vorstand der Ausstellungs-Konimission, Herrn Garteninspektor Krause in Dresden, zu richten. Dresden, am 31. Juli 1860. Die Kommission der Gesellschaft Flora für Pflanzen- und Blumen-Ausstellungen. Füuftcr Poiuologisehor Koiigross zu Iiyon. 1. Er findet vom 29. September bis zum 4. Oktober statt und zwar in den Räumen des Palais des arts. 2. Zu gleicher Zeit eröffnet die kaiserliche praktische Gartenbau - Gesellschaft der Rhone ihre allgemeine Ausstellung. Die erste Sitzung des Kon- gresses ist früh Morgens 8 Uhr Sonnabend den 29. September, die letzte Mittag, Donnerstag den 4. Oktober. 3. Die erste Sitzung eröffnet der Vorsitzende der praktischen Gartenbau-Gesellschaft, der zugleich Vorsitzender des Kongresses ist, unterstützt vom Bureau und dem poraologischen Ausschuss. 4. Das definitive Bureau für die ganze Dauer des Kongresses wird durch Abstimmung der von den Vereinen Abgeordneten gewählt. 5. Alle französischen und ausländischen Gar- tenbau- und landwirtschaftlichen Vereine werden ersucht, sich vertreten zu lassen. 6. Alle Vereine werden ersucht , ihren pomo- logischen Ausschuss zu beauftragen: a. ihre Beobachtungen zu den Vorarbeiten des Kongresses (travaux ant^rieurs du Congres) einzuliefern, b. die vom Kongress zugelassenen und in ihrem Bereiche kultivirten Sorten zu beschreiben. Die Beschreibungen müssen hauptsächlich die Eigenschaften der Früchte, die Zeit ihrer Reife und die Kultur des Baumes enthalten. c. Sie haben ferner die am meisten zu empfeh- lenden Früchte , die bisher noch nicht vom Kongress einer Prüfung unterworfen wurden, genau zu untersuchen, und zwar Kirschen, Aprikosen und Pflaumen. d. Endlich sollen sie mit der grössten Gewis- senhaftigkeit die aus Samen neugezüchteten Früchte prüfen. 7. Die Listen der untersuchten Früchte, so- wie die von den Vereinen gut geheissenen Berichte der Ausschüsse, müssen bis zum 29. September der 43 Gartenbau-Gesellschaft der Rhone eingeliefert sein. Die Vorsitzenden werden ersucht, die Liste der Abgeordneten beizufügen. Diese muss Namen und Vornamen, Stand und Wohnort enthalten. Die Abgeordneten haben das Mandat ihres Vereins vor- zulegen , was zu gleicher Zeit als Eintritts-Karte dient. 8. Die Abgeordneten werden ersucht, zweifel- hafte und weniger bekannte Früchte mitzubringen. 9. Obstfreunde werden ersucht, ihre Beob- achtungen entweder direkt in einer Sitzung mit- zutheilen oder diese schriftlich einzureichen. Ein- tritts-Karten werden ihnen von der Gesellschaft zuertheilt. lU. Die Beschreibungen der Früchte werden gleich im Anfange der ex-sten Sitzung aij dem Kon- gress abgegeben, damit von ihm aus ein specieller Ausschuss ernannt und beauftragt wird, um diesel- ben mit einander in Uebereinstimmung zu bringen. Lyon, den 30. Juni 1860. Die Mitglieder des pomologischen Ausschusses und des Kongresses : Luizet. Morel. GaiUard. Bizet. Biviere. Bonnefois. Cuissard. Lagranye. Der Sekretär: Der Vorsitzende: Willermoz. Reveil. Der Unterzeichnete erlaubt sich hierdurch dar- auf aufmerksam zu machen , dass sein neues Ver- zeichniss über Haarlenier und Berliner Blu- menzwiebeln, diversen Knollengewächsen, Sämereien (vom August bis Oktober auszusäen), nebst Anhang neuer und schöner Pflanzen erschienen ist, und auf frankirtes Verlangen gratis und franko eingesendet wird. Etwaige Aufträge bitte mir gefälligst recht frühzeitig zukommen zu lassen. Erfurt, im August 1860. Ernst Benary, Samenliaudlung, Kunst- und Handelsgärtnerei. Das Verzeichniss werthvoller Kiiltiir-Pflanzen zur Dekoration grosser Gewächshäuser und Salon's ist eben ausgegeben und wird auf gefällige An- frage zugesendet. Leipzig, den 12. August 1860. Laurentius'sche Gärtnerei. So eben erschien Nro. 16: Preis-Verzcichniss von grösstentheils diesjährigen Neuheiten Gewächshaus-, Freiland-Pflanzen und Blumistik, 20 Seiten in gr. 8", vieles Interessante und Neue enthahend, wie auch Preis-Ermässigungen älterer Pflanzen. Dieser Herbstkatalog wird auf frankirte Auf- forderung franko von uns versendet. Leipzig, Ende August 1860. Laurentius'sche Gärtnerei. Pflaiizcn-Vorkaiif. 50 Stück hochstämmige Kamellien von 10 bis 16 Fuss Höhe mit Knospen, schöne Spielarten, 500 Stück desgleichen von. 1 bis 5 Fuss, zum Theil neue (Verschaft'clt'scheJ, 500 Stück indische Azaleen von 3 bis 6 Zoll Stamm- höhe, hübsche, blühbare Büsche, 50 dergleichen in sehr starken buschichten Exem- plaren, Rhododendron arboreum in allen Grössen, bis zu 14 Fuss Höhe, Magnolia tripedala und acuminata, 2 bis 5jährige Samenpflanzen, stehen bei mir, wegen Mangel an Raum, billig zum Verkaufe. Ferner: Araucaria Cunninghamii, 10 Fuss Höhe, sehr schön und einige Palmen, als: Chamaedorea Casperiana, Attalea speciosa und Ceroxylon Klop- stockii. Frankfurt a. d. 0., den 3. September 1860. M. Linau. Cerisc inonstrciisc de Bavay. Von Cerise monstreuse de Bavay (Hy- bride de Laaken, Louis Philipp, Reine Hortense etc.) offeriren wir: Hochstämmige Bäume ... ä. 20 Sgr. Halbstämmige und Pyramiden ä, 15 „ Espalier- oder Fächerbäume . ä 20 — 30 Sgr. Celle (Hannover), im September 1860. J. L. Schiebler & Sohn, Künigl. Hof-Sämerei-Handlung und Baumschulen. 11' 44 Fr. Neidigk in Dessau empfiehlt: 60 Stück Juniperus virginiana, 2 Fuss 14 Thlr. o 25 „ 3 „ 9 „ 10 „ H „ Ol 60 „ Pinus Strobus, Ij — 2 Fuss 1000 „ dito 60 „ Quercus rubra, 2 — 3 Fuss 100 „ „ coccinea, 1jährige 60 „ „ Banisterii, 2jährige 12 „ „ pyramidalis . . 12 „ Yucca filamentosa . 60 „ Taxus baccata aurea variegata. 3jährige .... 60 „ „ baccata, 2jährige . 60 „ Thuja Orientalis, 1jährige .60 „ „ pyramidalis, 1jährige 60 „ Pinus maritima, 1jährige 60 „ „ Larix, 2jährige . . 60 „ Acer sacharatum, 1jährige 60 „ Ailanthusglandulosa, 1jährige 60 „ Sorbus Aria, 2 Fuss . . . 100 „ Weinsenker in 24 frühen Ta- feltrauben .' . . . . 1000 „ Birnwildlinge, 2jährige 1000 „ Apfelvvildlinge, 2jährige 30 „ Delphinium azureum . 50 „ Aurikel in 50 Farben . 50 „ „ in Kommel . . 12 „ Lilinmlancifolium purpureum 30 „ Hochstämmige Rosen . 20 „ AmarylJis formosissima 100 „ schöne Topfnelken in 100 Farben 100 „ schottische Federnelken in Sorten 1000 „ Ferraria Tigridia, schön . 60 „ Dicentra(Dielytra) spectabilis Im Einzelnen die schönsten Stauden und Sträucher zu billigen Preisen. 14 4 o 2 2 1 1 2 4 10 10 8 3 2 1 2 9 1 2 12 3 Einige Samen von: Quercus rubra 1 Pfd. 15 Sgr. 30 Pfd. 10 Thlr. „ coccinea 30 ., 10 „ Tilia caroliniana 1 Pfd. 20 Sgr. sacharatum 1 „ 15 „ und anderen Gehölzsamen. Acer Negundo IVeiieste Erdbeeren. 20 Sorten der neuesten Erdbeeren mit Namen, welche sich als ganz vorzüglich bewährt haben, sind das Schock zu 20 Sgr. abzugeben von W. Seyffert, Kunst- und Handelsgärtner in Dessau. Verkauf einer Orchideen-Saninilung. 82 Sorten Orchideen in 12U starken Kultur- Exemplaren, worunter sich namentlich die Stanho- peen auszeichnen, hat Unterzeichneter für den bil- ligen Preis von 150 Thlr. zu verkaufen und wird auf Verlangen ein Katalog verabreicht. W. Seyffert, Kunst- und Handelspartner in Dessau. Ilolliindische ßlunienzniebeln in ausgezeichneter QuaHtät und nicht theuerei", als in Holland selbst ; sowie die vorzüglichsten Aus- saaten von Calceolarien, Cinerarien, Pen- sees und Erfurter Zwergblumenkohl haben hiermit empfohlen Moschkowitz & Siegling, Handelsgärtner in Erfurt. Neue Cinerarien. Pericallis Webbii C.Koch (Cineraria Webbii). Die vorstehende Art verdankte der botanische Garten in Berlin dem Dr. Bolle daselbst, der die- selbe im Jahre 1857 von den canarischen Inseln einführte ; sie darf in der That als eine wahre Prachtpflanze für unsere Grünhäuser empfohlen werden. Meine Stammpflanze erhielt ich direkt vom Garten-Inspektor Pouche in Berlin und habe ich aus dieser durch Befruchtung mit Cineraria hybrida auffallend schöne Formen gezogen. Die daumstarken Stengel der grossblättrigen Pflanzen erreichen in ihrer Verästelung eine Höhe von 3-^ bis 4 Fuss, wachsen sehr robust und lassen sich durch Auseinanderbinden zu den prachtvoll- sten Schaupflanzen ziehen, deren Strahlenblüthen in violett, weiss, blau u. s. w. mannigfach variiren und eine unvergleichliche Zierde bilden. Iijdem ich die Varietäten dieser Art jetzt zum ersten Male in den Handel bringe, offerire ich Samen davon und zwar: lUOO Korn 8 Thaler, 100 Korn 1 Thaler, ä Prise 10 Sgr. Erfurt, im August 1860. F. Jühlke, König]. Garten-Inspektor. (Besitzer der Kunst- u. Haiidelsgärtnerei Karl Appelius in Erfurt.) Ilerbstrübsauien - Offerte. Die Sal. Ludwig Klinger'sche Samenhand- lung in Nürnberg offerirt Ilerbstrübsamen, lan- ger, mittellanger und runder Art, zu den billigsten laufenden Marktpreisen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Grünstrasse 16. Dnick von J. F Starekc in Berlin. Garten - Nachrichten. Red i gilt vom Trofessor Dr. I4. liocll* 1860. M 12. Am f). November starb ijfi. Jahre 4 Monate alt Dr. Klotzsch, langjähriger Kustos bei dem Kö- niglichen Herbarium, was früher in Neu-Schüneberg dem botanischen Garten gegenüber sich befand, jetzt aber im Königl. Universitäts- Gebäude aufge- stellt ist. Erst vor Kurzem wurde er zum Professor ernannt. Er war zugleich ^litglied der Akademie der Wissenschaften. Die botanische Wissenschaft verliert an ihm sehr viel, da er zu den wenigen Systematikern, welche Deutschland besitzt, gehörte und eine seltene Pflanzenkenntniss, verbunden mit einem sehr guten sogenannten botanischen Blick, besass. Von den beiden Photographien , welche von Seiten der '.\. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter in Berlin angefertigt wurden und von denen die eine die Portraits des Superintendenten Oberdiek, des Assessors Jahn und des Garteninspektors Lucas, die andere aber das des Präsidenten der Versammlung, des Pro- fessors Koch, enthält, sind noch Exemplare das Stück zu 1 Thaler vorräthig. Der Kunst- und Handelsgärtner Späth jun. (Köpnickerstrasse löU) wird bei freier Einsendung des Betrages gern das Gewünschte übersenden. Traiigold Sdiniidt, Tharandter Strasse Nro. VI in Dresden, empfiehlt allen Pflanzen- und Blumenliebhabern seine Han- delsgärtnerei und bemerkt zugleich, dass er sich hauptsächlich mit der Anzucht von Kamellien, Aza- leen, Eriken und krautartigen Pflanzen beschäftigt. Die neuen Draeaeneen. Diese schon mehrfach besprochenen, neuen Species von Neuseeland, deren kurze Beschreibung nach den vor uns befindlichen Exemplaren wir folgen lassen, sind in kräftigen und gesunden Pflanzen zu den beigesetzten Preisen bei uns vor- räthig. 1. Cordyline indivisa Lee ( Dracaena in- divisa vera, Dr. aureo-lineata) . '28 Thaler. Die Pflanzen, welche wir von dieser schönsten Species besitzen, haben gegenwärtig schon 10 — Vi Blätter von 1.) Zoll Länge und I Zoll Breite. Sie sind folglich hinreichend stark, um ihr prachtvolles Kolorit erkennen zu lassen. Die stark hervortre- tende , verhältnissmässig breite Mittelrippe ist von einem klar und deutlich ausgeprägten, glänzend Scharlach -bräunlichen Kolorit, die hervortretende Nervatur von ähnlicher, jedoch weniger ausgepräg- ter Färbung. Die Kückseite der Blätter, welche von fester Struktur, aber graciös zurückgebogen sind, ist blaugrün. Wird die Pflanze grösser, so werden die Blätter durch einen gold - bronzenen Schimmer, der sich jetzt schon bemerkbar macht, noch mehr belebt. Obgleich wir schon vor vier Monaten in unserem Herbstkataloge besonders auf diese Species aufmerksam gemacht haben, so zwei- felt man doch noch hie und da an ihrer Schönheit und wird, wie das bei uns immer der Fall ist, erst dann daran glauben, wenn sie vom Auslande her gebührend empfohlen wird. Nun, in Kurzem wird eine Abbildung davon in der Illustration horticole erscheinen, alsdann wird an der Pracht dieser Spe- cies nicht mehr gezweifelt werden. 2. Cordyline Banksii Hooker fil. (zuerst Dracaena calocoma, auch Standishii, genannt) 7 Thaler. Unsere Exemplare haben jetzt 10 — 12 Blätter von 24 Zoll Länge und | Zoll Breite. Die auf der Rückseite stark hervortretende Mittelrippe ist weiss, die scharf hervorti-etenden Nerven von ähnlichem Kolorit auf dunklem Grün ; Struktur der Blätter, deren Kückseite blaugrün, sehr fest und an ihrer Basis rund zusammengedrückt. 3. Cordyline stricta vera . . 10 Thaler. Die Pflanzen, welche wir von dieser Art be- sitzen, haben jetzt ebenfalls 10 bis 12 Blätter von 24 Zoll Länge. Sie sind verhältnissmässig sehr schmal (| Zoll breit), steif, lederartig, mit scharfer grünlich- weisser Nervatur, die Mittelrippe ist auf der Rückseite sehr stark hervortretend, nach vom wenig ausgeprägt. Gegen die Sonne betrachtet, sind die Blätter dieser Species ganz regelmässig weiss und grün gestreift. 4. Dracaena e ry throrrh achis Vcitch 10 Thaler. Diese Species weicht von den vorstehenden sehr ab. Die Blätter sind schmal, weich, grasartig, glatt. 12 46 Nach dem Herrn Veitch sollen sie sich, wenn die Pflanzen älter werden , durch ein schönes rothes Kolorit, namentlich der Mittelrippe, auszeichnen. Unsere Pflanzen haben jetzt lU— 12 Blätter von 12 Zoll Länge. Diese Art scheint nicht so gross zu werden, als die anderen. Keine der in den Gärten befindlichen und be- kannten Cordylinen und Dracaenen hat Aehnlichkeit mit einer der vorstehend beschriebenen vier neuen Species. Ausser diesen besitzen wir die ältere, jedoch seltene Dracaena picta, haben aber keine Pflan- zen davon abzugeben. Leipzig, den 13. November IS60. L a u r e n t i u s 'sehe Gärtnerei. ich mich nochmals allen Pflanzen- und Blumen- freunden. Erfurt, im November 1860. Johann Nicolaus Haage. So eben erschien Nro. 16: Prcis-Vcrzt'icbiiiss Villi grösstentheils diesjährigen Neuheiten in Gewächshaus-, Freiland-Pfiaiizen und Blumistik, 'JU Seiten in gr. 8", vieles Interessante und Neue enthaltend, wie auch Preis-Ermässigungen älterer Pflanzen. Dieser Herbstkatalog wird auf frankirte Auf- forderung franko von uns versendet. Leipzig, Ende August 1H(U). Laurentius'sche Gärtnerei. Indem ich die Ehre habe, Ihnen anzuzeigen, dass ich am hiesigen Platze eine Engros- Samen- handlung gegründet habe, empfehle ich mich Ihrem geneigten Wohlwollen unter der Versicherung, dass Ihre geschätzten Aufträge die grösstmüglichste Auf- merksamheit und streng reeiste Bedienung erhalten werden. Ich wende mich insbesondere an diejenigen Geschäftsfreunde, mit denen ich die Ehre hatte, in den prominenten Stellungen, welche ich in den grössern Häusern in London, Edinburgh und hier für eine lange Reihe von .lahren begleitete, in Ver- bindung zu stehen, und hoffe, dass die mir allge- mein zu Theil gewordene Anerkennung der in den- selben gezeigten Promptität und soHden Handlungs- weise Ihr Vertrauen gesichert hat. Mit Hülfe umfangreicher Sachkenntniss und zu Gebote stehenden Resourcen werde ich im Stande sein, den jetzigen Anforderungen im höchsten Grade zu entsprechen. Mit der höflichen Bitte von meinen Ihnen zur Zeit zugehenden Preis-Kouranten gefälligst recht ausgedehnten Gebrauch machen zu wollen, empfehle Erfurter Riesen-Spargel. Erfurt steht nicht alkin in der Blumistik her- vorragend in allen Theilen der Erde da; auch in den Theilen der Gärtnerei, welche die materiellen Bedürfnisse des Menschen befriedigen, sind hier am Platze die wesentlichsten Fortschritte gemacht worden. Der Beiname „Erfurter", sprichwörtlich im In- und Auslande das Non-plus-ultra von Vollkommen- heit bezeichnend, beschränkt sich nun nicht blos auf Astern-, Balsaminen-, Levkojen- und anderen Blumen-Samen, sondern man findet ebenso die Er- furter Gemüse in gleichem Grade geschätzt. Alle Sorten des letzteren, welche für das Klima in Deutschland geeignet sind, haben hier durch lang- jährige aufmerksame Kultur und genaue Assorti- runo- einen Plöhegrad von Vollkommenheit erreicht, 1 ■ welche durch abweichende werthvolle Eigenschatten sich von den gewöhnlichen charakterisiren und für Erfurt nun eigenthümlich geworden sind. Gleichwie der nur seit einigen Jahren erst in den Handel gegebene Haage'sche niedrige frü- heste Treib- Blumenkohl durch seine ausser- ordentlichen Eigenschaften sich jetzt schon selbst einen transatlantischen Ruf erworben, wird auch die nun erreichte Vollkommenheit des Erfurter Rie- sen-Spargels dieselbe Anerkennung finden. So- wie bei dem Haage"schen Blumenkohl die Köpfe an Zartheit und Feinheit des Geschmackes in glei- chem Masse mit der erzielten enormen Grösse und Festigkeit derselben zugenommen haben, so hat im nämlichen Verhältnisse der Riesen-Spargel an Zart- heit des Fleisches und Feinheit des Geschmackes mit der Grösse der Keime sich entwickelt. Er verdient wohl mit Recht die Bezeichnung „Riesen- Spargel", da nicht selten Keime bis sogar weit über 10 Loth das Stück wiegen. Wie bei der wilden Möhre ( Daucus Carota L.) liat sich durch sorgsame Kultur das Holzige und Faserige, dort in der Wur- zel, hierin den Keimen, in zartes, feinschmeckendes, süsses Mark umgewandelt. Weit entfernt mein Kultur -Verfahren geheim zu halten, bin ich bereit Jedem, der es zu wissen wünscht, auf portofreie Anfrage es unentgeldlich mitzutheilen. Die Preise meines-Spargels sind: lUU Stück 1 Thlr. 10 Sgr. lUO „ extra Qualität . 1 „ 15 ,, Erfurt, im November 1S60. Johann Nikolaus Haage. 47 Rosen. Hiermit beehre ich mich Ihnen anzuzeigen, dass mein diesjähriges Rosen -Verzeichniss ausgegeben ist, und auf Verlangen sofort zugesendet wird. Ich erlaube mir zu bemerken, dass sämmtliche Rosen nur anerkannt schöne, beliebte und meist neuere Sorten sind. Die Stämmchen und Kronen sind gesund und kräftig, und 2 bis 6 Fuss hoch. Die Versendung geschieht auf Kosten und Ge- fahr der Besteller. Für Verpackung, die sorgfältio- ausgeführt wird, werden nur die baaren Auslagen berechnet. Die Aufträge werden der Reihe nach, so wie sie eingehen, effektuirt und zwar von Mitte Okto- ber bis Dezember. Da mit der Zeit mehre Sorten vergriffen sein möchten, so bitte je nach Grösse der Bestellung mehr oder weniger Sorten zur Ergänzung etwa fehlender zu verzeichnen, oder, wenn mir die Wahl zur Ergänzung überlassen werden sollte, dies gü- tigst zu bemerken. 2 bis 4 Fuss hohe Exemplare, ohne Wurzel und Krone gerechnet : IUI) Stück 25— 3Hi Thlr, 50 „ li— 17 „ 25 „ 7^-9 „ 12 4—;:) 1 „ 12| Sgr. i bis 6 Fuss hohe Exemplare, ohne Wurzel und Krone gerechnet : lOü Stück 4,5—50 Thlr, 50 „ 23-26 „ 25 „ 12-14 „ 12 ., 6-7 ., 1 „ l7|-22i Sgr. Wurzelächte Remontanten-, Bourbon-, Noisette- und Thee-Rosen ohne Namen (gemischt) für Grup- pen-PHanzungen, in schönen Sorten und Exempla- ren, das Dutzend H— 3 Thlr. Wurzelächte Ranken-Rosen für Lauben, Fe- ston's u. s. w., in kräftigen Pflanzen k Stück 5 Sgr. Stettin, im November 1860. F. W Nertzinff. Rosicrs iioiive.tii\ pour laiitomne 1860 h 1S61. Wie in jedem Herbste, so haben wir auch in diesem die Ehre, eine Anzahl neuer Rosen in den Handel zu bringen und allen Gartenbesitzern und Liebhabern bestens zu empfehlen. I. Theerosen. 1. La beule d'or (Margottin): Blume gross, sehr voll und tiefgoldgelb. 15 Franc. 2. La Marquise de Foucault (Marg.): Blume gross, voll, gut gebaut, weiss, in der Mitte hell- gelb. 10 Fr. 3. Regulus (Robert et Moreau): Blume gross, voll, flach, mit röhrenförmig zusammengelegten Blättern, rosa-kupferroth. 15 Fr. II. Bourbonrosen. 4. Baronne de Nairmont (Granger): Blume mittel, voll, lebhaft-rosa; blüht lauge und reich- lich. 20 Fr. 5. Catherine Guillot (Guillot fils) : vollkom- mene Blume, rosa-purpur. 20 Fr. 6. Modele des perfections (Guill. f.): Blume mittel, rosa mit Sammetschein. 15 Fr. III. Hybride Remontanten. 7. Abdelkader (Verdier et fils): Blume gross, beinahe voll, purpur und sammetartig. 12 Fr. 8. Agatoide (Lebreton): Blume gross, sehr voll, rund, rosa, sehr wohlriechend. 15 Fr. • 9. Alexandre Fontaine (Fontaine): Blume mittel, voll, ranunkelartig, kirschroth, aber weiss schattirt. 25 Fr. 10. Amiral Gravina (Robert et Moreau) : Blume voll, tiefpurpur. 20 Fr. 11. Bar low (Ducher): Blume mittel, flach, voll, tiefpurpur und sammetartig, in der Mitte violett. 20 Fr. 12. Clement Marot (Oger) : Blnme sehr gross, fast voll, rund, hellrosa. Junge Jahresschüsse : 15 Fr. 13. ComtessseLouis de Kergorley (Touvais): Blume gross, voll, in Rispen, purpur. 20 Fr. 14. Darzens (Ducher): Blume sehr gross, beinahe voll, rosa, sehr wohlriechend. 15 Fr. 15. Dominique Daran (Touv.): Blume gross, voll, becherförmig, purpur- sammetartig, blüht reich. 25 Fr. 16. Duc de Caze (Touv.): Blume gross, voll, rund, tiefpurpur und sammetartig, die Blumen- blätter ausserhalb bronzirt. 25 Fr. 17. Eugenie Lebrun (Font.): Blume gross, sehr voll, roth-amarantfarbig. 20 Fr. 18. Genöral Washington (Grang.): Blume sehr gross, sehr voll, lebhaft rosa-roth. 25 Fr. 19. General Zachargersky (Duch.): Blume mittel, voll, lebhaft rosa, oft gestreift, sehr wohl- riechend. 15 Fr. 20. Jean -Bart (Marg.): Blume mittel, voll, roth- violett und sammetartig. Blüht in Rispen zu 15 — 20. 20 Fr. 21. John Waterer (Portemer): Blume sehr gross, sehr voll, lebhaft roth. 25 Fr. 12* 48 22. Mad. Aug. van Geert (Robichon): Blume mittel, voll, rosa, dunkelgestreift und weiss mar- morirt. 1:i F'r. 2.3. Madame Furtado (Vcrd. et f.): Blume sehr gross, sehr voll, lebhaft rosa— karmin. 25 Fr. 24. Madame Melanie (Pernet): Blume fast voll, violett-purpur, blüht reichlich. 15 Fr. 25. Madame Pierson (Font.): Blume sehr gross, sehr voll, lebhaft roth mit ISilbersehein. 25 Fr. 26. Madame Sylvain Caubert (Duval): Blume gross, voll, rosa ; blüht reichlich. 2ü Fr. 27. Marquise de Paris (Guetier): Blume gross, sehr voll, rosa, seidenartig, mit Silberscliein. 20 Fr. 28. Mr. Joigneaux (Liabaud): Blume gross, voll, purpur, in der Mitte fast schwarz. 15 Fr. 29. Parmentier (Guillot fils): Blume mittel, voll, dunkelrosa mit weissem Schein. 1 5 Fr. 30. Paul Emilie (Robert et Moreau) : Blume gross, voll, becherförmig, zart-karmin. 20 Fr. 31. Praire de terre noire (Lacharme): Blume gross, voll, rund, purpur, aber violett-nüancirt. 20 Fr. 32. Princesse Mathilde (Peru.); Blume mittel, voll, violett. 20 Fr. 33. Reine des violettes (Mille Mallet): Blume mittel, voll, flach, violett-purpur, in der Mitte roth. 20 Fr. 34. Robert de Brie (Granger): Blume mittel, voll, lachsroth. 1 5 Fr. 35. Koi David (Ogcr): Blume gross, voll, rund, roth-purpurfarbig. Junge Jahresschüsse: 15 Fr. 36. Rosine Parron (Font.): Blume mittel, sehr voll, kirschroth, weiss nüancirt. 2(1 Fr. 37. Triomphe d'Amiens (Mille Mallet): Blume sehr gross, voll, sammetartig, moire, gestreift und panachirt, sehr wohlriechend. 25 Fr. IV. Immerblüheude Portland. 38. Burck (Rob. et Mor.): Blume gross, voll, flach, lila oder rosalila. 20 Fr. V. Eemontirende Moosrosen. 39. Eugfene de Savoi (Rob.etMor.): Blume gross, voll, flach, lebhaftrosa, sehr wohlriechend. 20 Fr. 40. Madame Larivi^re (Rob. et Mor.): Blume mittel, voll, rund, rosa, weiss punktirt. 20 Fr. Paris, im Oktober 1860. Eugene Verdier fils aine (rue de 3 ormes Nro. 6. 1 3. arroud.). EimI beeren. Ich erlaube mir ganz ergebenst anzuzeigen, dass ich für den Herbst 1860 und Frühjahr 1861 mein Erdbeer-Verzeichniss ausgegeben habe, und dasselbe auf portofreie Anfrage gern zugesendet wird. Auch dieses Mal bringe ich wieder eine ziemliche Anzahl vorzüglicher Sorten in den Han- del , welche eine weitere Verbreitung verdienen. Ich nenne nur die, welche ich selbst versucht und gut befunden habe und berufe mich ausssrdem auf mein Verzeichniss. 1. Ambrosia (Nicholson): Frucht gross, rund, roth, mit zuckerigem, rosafarbigem Fleische. \j Franc, (i Stück 8 Franc. 2. Charles Favourite (aus Amerika): Frucht mittel, konisch, scharlachroth, mit saftigem, ro- safarbigem Fleische. 1 Fr., 6 Stück 4 Fr. 3. Crimson Queen (Myatt): Frucht sehr gross, Form veränderlich, karmoisin; Fleisch roth, saf- tig, aromatisch. 2 Fr., 6 St. 10 Fr. 4. Durfee's Seedling (aus Amerika): Frucht mittel, konisch, lebhaft roth ; Fleisch zuckerig, etwas weich. 4 Fr. 5. Docteur Karl Koch (de Jonghe) : Frucht gross, länglich, lebhaft orange ; Fleisch sehr voll, rosafarbig, zuckerig. 1 Fr., 6 Stück 5 Fr. 6. Delices du Palais (Dr.Nicaise): Frucht mit- tel, rund, roth; Fleisch fest, saftig, süss, aro- matisch; reift früh. 2 Fr., 6 St. 10 Fr. 7. Emma (de Jonghe): Frucht gross, konisch, roth , mit zurückgeschlagenem Kelch ; Fleisch weiss, süss, aromatisch. 1 Fr., 6 St. 5 Fr. 8. Hook er (aus Amerika): E^rucht ziemlich gross, herzförmig, roth, zeitig reifend; Fleisch rosa, fest, süss, wenig säuerlich. 6 St. 4 Fr. 9. Jenny Lind (Isaac Fay): Frucht mittel, ko- nisch, roth; Fleisch rosa, ziemlich fest, süss- säuerlich. I Fr., 6 St. 5 Fr. 10. M argue r it e (Lebreton): Frucht ausserordent- lich gross, länglich roth; Fleisch orange, voll, süss. 2^ Fr. 6 St. 6 Fr. 11. Monroe scarlet (aus Amerika) : Frucht mit- tel, Scharlach; Fleisch rosa, süss, saftig. 1 Fr., 6 St. 5 Fr. 12. Napoleon III. (Gloede): Frucht gross, rund oder flach, bisweilen halmenkammartig , rosa; Fleisch weiss, sehr süss. 2 Fr., 6 St. 10 Fr. 13. Nonsuch (Robertson): Frucht mittel, rund oder oval, purpur; Fleisch roth, rosa geädert, süss, sehr aromatisch. 1| Fr., 6 St. 8 Fr. 14. La Sultane (Dr. Nicaise) : Frucht gross, ko- nisch, roth mit braunen Körnern; Fleisch weiss, saftig, süss, sehr aromatisch. 2 Fr., (i St. 10 Fr. 15. Des Quatre-Saisons de Versailles. Ver- vollkommnete gewöhnliche Quatre-Saisons, etwas grösser. 12 St. 5 Fr., 100 St. 30 Fr. Sablons pr6s et par Moret-sur-Loing (Seine et Marne). Ferdinand Gloede. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Grünstrasse 16. Druck von J. F Starcke in Berlin. Garten - Nachrichten. Redigirt vom Professor Dr. K. Kocil. 1860. M 13. An«;raecaiii scsqnlpedale Pet. Th. in Blüthe. Wir haben im Anfange des vorigen Jahres auf diese Orchidee aufmerksam gemacht (s. Wochen- schrift '2. Jahrgang .Seite Hi) und freuen uns nun allen Pflanzen- und Blumenliebhabern wiederum mit- theilen zu können, dass sie im Garten des Kauf- mannes Moritz Reichen heim in der Thiergar- tenstrasse Nro. ^ (nahe dem Hofjäger) von Neuem in Blüthe steht und zwar in grösserer Vollkommen- heit , als das erste Mal. So viel wir wissen , hat Angraecum sesquipedale seitdem nirgends, weder auf dem Kontinente, noch in England, ge- blüht; der Obergärtner Kraus hat sich ein beson- deres Verdienst um Orchideenkultur erworben, dass es ihm von Neuem gelungen, dieselbe Pflanze zum Blühen zu bringen. Die Pflanze besitzt eine Höhe von 1 Fuss 1 1 Zoll, eine Breite aber von 2 Fuss 2 Zoll. Aus den Win- keln zweier einander ziemlich gegenüberstehender Blätter kommt ein überhängender Blüthenstengel, jeder mit 4 grossen, wunderschönen Blüthen hervor. Auf den ersten Blick fällt es auf, dass die endstän- dige Blüthe zuerst sich entfaltet hat, der Blüthen- stand demnach ein centrifugaler ist, während es sonst bei den Orchideen umgekehrt erscheint: die Blüthen entfalten sich nämlich von unten nach oben, der Blüthenstand ist demnach centripedal. Die Blüthen selbst haben einen Durchmesser von 8 Zoll. Die unten 1 Zoll breiten, 4 Zoll lan- gen und lanzettförmigen Kelchblätter haben eine etwas in's Gelbliche spielende Färbung und stehen strahlenförmig ab, die drei innern Blumenblätter sind dagegen blendend-weiss. Von ihnen ist die Lippe wenig anders geformt, und mit Ausnahme der zu- sammengelegten Spitze von Ij Zoll Länge ganz flach. Der Sporn besitzt eine Länge von Ij Fuss, möchte aber vielleicht noch länger werden. Wir machen Blumenliebhaber um so mehr dar- auf aufmerksam, als noch einige andere interessante Orchideen in genannten Garten blühen, nämlich: Laelia autumnalia, Cymbidium pulchel- lum, Selenipedium Schlimii, Coelogyne Rhodyana, Barkeria Skinneri u. s. w. Prosranmi zur allgemeinen grossen Blumen- und Pflanzen-Ausstellung in den herzoglichen Wintergärten zu Biebrich a. R., vom 31. März bis inclusive 18. April 1861. Die Ausstellung beginnt den 'M. März 1861, endigt den 18. April und findet in den herzogli- chen Wintergärten und in dem damit verbundenen, eigends für diese Ausstellung errichteten grossen Lokale statt. Da durch die Gnade Seiner Hoheit des Her- zogs sehr ansehnliche Summen, sowohl zur Er- bauung und Einrichtung dieses Lokales, als auch zur Vertheilung von Preisen bewilligt worden sind, so glaubt man einer regen Theilnahme entgegen sehen zu können. Die Pflanzen erhalten während ihres Hierseins die gewissenhafteste Pflege und haben bei jeder Witterung den günstigsten Standort. Die Einsender von Pflanzen sind gebeten, die- selben längstens bis zum 28. März hierher zu sen- den, damit das Aufstellen derselben noch zweck- mässig genug geschehen kann. Die Pflanzen bittet man den Kl. April wieder durch einen sachverständigen Mann einpacken und abholen zu lassen. Folgenden Pflanzen werden von hierzu erwähl- ten Richtern Preise zuerkannt: L Preis: 1. fiOU Gulden] der schönsten aufgestellten, ge- 2. IfiO „ [mischten Gruppe in mindesten 60 00 ., jCiattungen und 250 Exemplaren. n. Preis: 400 Gulden 1 der schönsten Sammlung Rosen 150 „ > von mindestens 170 Arten und 400 100 „ ) Exemplaren. m. Preis: der schönsten Sammlung von Rho- dodendren und deren Hybri- den von mindestens 50 Sorten und 200 Exemplaren. IV. Preis: 1. 300 Gulden] der schönsten Sammlung Indi- 2. 100 „ is eher Azaleen von mindestens H. I( 3. 350 Gulden I 100 75 „ 50 1 100 Sorten und 300 Exemplaren. 13 50 V. Preis: 300 Gulden) der schönsten Sammlung Kamel- 2. 100 3. 50 3. 2. 3. 1. 2. 3. lien in mindestens SO Sorten und 300 Exemplaren. VI. Preis: /-i ij \äer schönsten Samml. von Zwie- 1. 200 GuldenL ^jg^^^^^^j^^^^^ ,^,^^ Amaryllis, " Tulpen, Hyacinthen u. s. w. von mindestens 1 50 Sort. u. 4U0 Exempl. VII. Preis: 1. 200 Guldenjder schönsten Sammlung ponti- 75 „ [scher Azaleen von mindestens 50 „ )tiO Sorten und 300 Exemplaren. VIII. Preis: 175 Gulden I der reichhaltigsten Sammlung von 50 „ [Blattpflanzen in mindestens 50 25 „ ) Gattungen und 200 Exemplaren. IX. Preis: 75 Gulden) der schönsten Sammlung von Ci- 50 „ [nerarien in mindesten 50 Sor- 25 „ jten und 300 Exemplaren. X. Preis: (der Gruppe von mindestens 10 neuen blühenden Pflanzen mit her- 2. 25 „ [vorragendem blumistischenWerth, Jbisjetzt hier noch nicht ausgestellt. 100 Gulden: zur Verfügung der Preisrichter. Neuheiten erhalten bei allen Preisen den Vor- zuo-, müssen aber bei ihrer Neuheit einen entschie- denen blumistischen Werth haben. Die herzogliche Gärtnerei Biebrich kon- kurrirt nicht mit. Als besonderer Leitfaden für die Preisrichter mag dienen, dass alle Pflanzen, welche gekrönt werden sollen, gesund und reichblühend wo dieses die Eigenschaft der Pflanze zulässt) sein müssen. Biebrich, den 10. Juli 1860. Thelemann , Herzoglich Nassauischer Gartendirektor. 1. 2. 3. Ich zeige hiermit ergebenst an, dass ich einen Theil der bisherigen Gärtnerei meines Vaters zum eigenen Betriebe übernommen habe und unsere Firmen demnach von nun an heissen : Joh. Jak. DochnaM (Vater): Samenhandel, Gemüse- zucht, Baumschule, Friedr. Jak. Dochnahl (Sohn) : Blumenzucht, Mode- pflanzen, Baumschule. Neustadt an der Haardt im November 1860. Friedr. Jak. Dochnahl, Redakteur der Pomoiia, Zeitschrift für Obst und Weinbau. (üeorginenfrcunden. Es hat sich in meiner heurigen Flor- Saison wieder ein sehr bedeutender Fortschritt kundgege- ben, der uns für neue Farben, Formen, reiche Flor und Habitus ein unerschöpfliches Feld eröffnet. Deshalb erlaube ich mir abermals eine Subscription auf 6 Madators zu eröffnen und zwar auf folgende Weise: Ich offerire nachstehende 6 Sorten Georginen, die ich in meinem nächsten Kataloge k '.\ Thlr ansetzen werde, für den Subscriptions- Preis von 10 Thlr pränumerando ab Mitte April in Pflanzen, während Zusendungen nach dem Kataloge erst Mitte Mai erfolgen. Es werden auch von Mitte März ab Knollen- theile, soweit der Vorrath reicht, abgegeben, die Kollektion zu 20 Thlr. Sammler von Aufträ- oren erhalten auf lU die 11. Kollektion frei. Die Subscription wird den 2. März 1861 ge- schlossen, später eingehende Bestellungen werden zum Katalogs-Preis berechnet. 4206. Blondine von Elsterthal (Sieckmann). Zart blasspaille auf grünlich canariengel- bem Grunde; äusserst liebliche, transparente Farbe-Abkömmlinge der „Deutschen Sonne". 4 Fuss. 4235. Kleines Wunder (Sieckmann). Amarant- karmoisin mit hellem, fast weissem Rande. 4 Fuss. Liliput. 4243. Gärtner fleiss (Sieckmann). Schönes rei- nes Blaubille, grossblumig. 5 Fuss. 4251. Tochter von Köstritz (Sieckmann). Köstlich rosapfirsichblüth und karmin, Rückseite milchweiss. Zarte, auffallende Färbung. 4 Fuss. 4309. Schmuck von Köstritz (Sieckmann). Dunkel purpurviolett auf weissem Grunde, später heller und wie mit weissen Perlen eingefasst. 3 Fuss. 4311. Freier Knabe (Sieckmann). Schön pur- purviolett mit schwarzbraunen Spitzen. Grund purpurrosa. 4 Fuss. Liliput. In der Hoffnung und dem Bewusstsein, dass sich in den früher erüflneten beiden Subscriptionen auf meine „Deutsche Sonne" und die 5 Sorten vorigen Jahres gewiss Niemand getäuscht gefunden haben wird, hege ich auch diesmal das Vertrauen, dass meine Bemühung durch rege Theilnahme un- terstützt werden wird. Köstritz, an der Weissenfeis-Geraer-Eisenbahn, den 1. November 1860. J. Sieckmann. 51 lloriiiaiin Scliloictier in Königsberg in Pr. empfiehlt seine Handelsgärtnerei und seinen Sainen- handel allen Blumen- und Pflanzenfreunden, und macht besonders auf seine Kamellien, Azaleen, Neu- holländer und Blattpflanzen überhaupt aufmerksam, so nicht weniger auf seine neuesten üeor'"'°S''if,';',,Ml|i'Ml'i 3 5185 00270 4698 aaMMaaBai^iaiiaa^^MkJBuiik(cat&-i:uciB>i>^