:.] A^.^ üilrrairiT / WOCHENSCIffilFT DES VEREI\ES ZUR BEFÖRDERINC DES GARTENBAIES IN DEN KÖMGLICD PREUSSISCHEN STAATEN FÜR GÄRTNEREI UND PFLANZEMÜIDE. ßedigirt von , dem General - Sekretair des Vereines, Professor Dr. KARL KOCH. XII. Jahrgang. BERLIN. VERLAG VON WIEGANDT & HEMPEL. 18G9. 'Ol JkJt-i', ' ^/^. Wochenschrift I, L- j B R A R Y , I des Tereijies zur Befördeniiiff des Garteiibanes in deo Könisl. Freassisclieii Staaten für f^ärtiBerei und Pflana^eHiBiLifiiitle« Redakteur : !E*i'ofessor" I>i". Klarl Ivochi, üeaeral-SeUretair des Vereine*. No.l. Berlin, den 9. Januar 1869. Preis des Jahrelanges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch fraiico durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die japanischen Hortensien. Eine monographische Skizze. Nebst einer Kultur -Anweisung von ßeiuh. Pieper. — L'art de greft'er par Charles Baltet. (Karl Baltet's Kunst des Vercdelns.) — Bildungsanstalt für junge Gärtner iu Paris. Die japanisciten Hortensien. Eine monographische Skizze. liebst einer Kultür-Aii\-. cisuiii: vnn RL'inh. Pieper. Es sei fern von mii-, Berliner Gärtnern hier etwas Neues sagen zu wollen , denn die Hortensie gehört zu den Blütliciiäträuclieru, ■«■elclie iu Berlin zu mehrera Tausenden herangezogen und zum gros- sen Theil ausgeführt werden, liire Kultur ist in den meisten Gärten völlig übereinstimmend und bringt iu kurzer Zeit so vollkommene Pflanzen her- vor, wie man sie auswärts nur ausnahmsweise sieht. Eben deshalb ist jetzt die Hortensie in den kleine- ren Städten der Provinz keineswegs mehr so häufig, wie sie es vor längerer Zeit gewesen sein soll. Um die in mannigfacher Hinsicht nicht zu ersetzende Hortensie ausserhalb Berlins wiederum zu grösserer Ehre zu bringen, erlaube ich mir iu der auch dem Auslande zugehenden \^'ochenschrift das Verfahren anzugeben, wie ich es in dem Vereine junger Gärtner vor Kurzem mitgetheilt. Gewiss ist aber auch mein Aufsatz dem Bcrli- uer Gärtner und vor Allem den nicht-gärtnerischen Mitgliedern des Vereins zur Beförderung des Gar- tenbaues dadurch genehm, dass der General-Sekretär desselben mir allerhand Kotizen über die Geschichte der Hortensie u. s. w. freundlichst zur Verfügung gestellt hat, wie sie nicht Jedem bekannt sein möch- ten. Wie das Interesse für einen Gegenstand im Allgemeinen erhöht wird, wenn n)an etwas Näheres über ihn weiss, so wird es auch hier der Fall sein. Die erste Nachricht über die Hortensie erhalten wir durch den berühmten Reisenden Kämpfer, der die blaublüliendc Form iu seinen Amoenitates exo- ticae, welche 1712 gedruckt wurden, kurz beschrieb. Die Aufmerksamkeit wurde dadurch aber auf unsere Garteupflanze nicht besonders gelenkt; dies war einer späteren Zeit vorbehalten. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhundertes wurde unter Bugin ville eine Entdeckungsreise, besonders nach der südlichen Erdhälfte, gemacht, der auch Naturforscher, unter Anderem als Botani- ker Commerson, als Astronom Lapeaute, bei- gegeben wurden. Letzteren begleitete auch seine Frau, die den Vornamen Hortense besass und durch ihre Liebenswürdigkeit zur Annehmlichkeit einer langen Seereise viel beitrug. Ah Commer- son später nach Isle de France, einer der Maska- renen-Inseln im Osten des tropischen Afrika's, ging und sich daselbst b Jahre zur Erforschung genann- ter Insel aufliielt, fand er dort unter Anderem auch einen erst aus Japan eingeführten Blüthenstraucb, der ihm besonders wohl gefiel, so dass er ihm den Vornamen der Frau Lapeaute"s beilegte. Es ist unwahrscheinlich, dass Commerson die Hortensie auch lebend nach Frankreich gebracht hat. Ant. Lorenz Jussicu und Lamarck fanden sie später getrocknet unter l'5,ü(i(i von Commerson auf sei- neu Reisen gesammelten Pflanzen, und Ijctzterer beschrieb sie in der französischen Encyclopädic im Jahre 1780 als Hortensia opuloides. Der Bei- name, welcher „dem Schneeball (Viburnum ( >pulus) ähnhch" bedeutet, k^jimte wohl nicht besser gewählt und rauss auch als der älteste beibehalten werden. Etwas spater, als Conimerson, hatte ein por- tugiesischer Missionär, Loureiro, welcher viele Jahre sich in Hinterindien aofgehalten und von da aus auch China besucht hatte, die Hortensie im letzteren Lande ebenfalls kultivirt gesehen und rühmt in seiner 17 CK) herausgegebenen Flora von Cochinchina ihre Schönheit. Zu gleicher Zeit sah er die bei uns weit später eingeführte Primula chineusis, ein Umstand, der ihm wahrscheinlich Veranlassniig gab, die Hortensie wegen der grossen, rosafarbenen Blüthen Primula mutabilis zu nen- nen. Auffällig ist, dass Thunberg, der 1775 Ja- pan besuchte nnd eine Flora genannten Landes her- ausgegeben, unsere Garten-Hortensie nicht gesehen hat, während er andere Arten desselben Genus als zu Viburnum gehörig beschrieb. Eingeführt wurde sie im botanischen Garten zu Kew im Jahre 1790. Um dieselbe Zeit blühte aber bereits eine Hortensie in dem Etablissement des auch als tüchtigen Botaniker bekannten Haudelsgärtners Slater in London (s. Desv. journ. de la bot. I, 243), muss also doch schon einige Jahre früher da- selbst eingeführt worden sein. Die näheren Um- stände der Einführung sind nicht weiter bekannt. Easch verbreitete sie sich unter dem Kamen der Japanischen Rose in England und kam auch zeitig nach dem Kontinent, wo sie im Anfange des 19. Jahrhundertes keineswegs mehr zu den seltenen Pflanzen gehörte und vermulhlich in Holland ver- breitet gewesen zu sein seheint. Es war die mit gefüllten, rosafarbenen Blüthen. Man kannte damals weder die einfache, noch die blanblühende Hortensie. Ob die letztere direkt aus Japan oder aus China eingeführt wurde oder bei uns zufällig entstand, wäre wohl interessant zu wissen, könnte aber viel- leicht nur durch die Einsicht in die damals erschie- nenen und auf Blumenzucht bezüglichen Zeitschrit- ten und Bücher ermittelt werden. Es möchte die- ses eine Aufgabe des Obergärtners Teichert in Potsdam sein, der sich mit derlei Untersuchungen beschäftigt und dem wir schon Manches der Art verdanken. Die erste Nachricht von einer blau- blühenden Hortensie finden wir im ^Allgemeinen teutschen Gartenbuche'' vom Jahre 1808 (8. Band S. 381). Nach dem älteren Morren soll sie bei einem Holländer mit Namen van Hoorebeke zu- erst gesehen worden sein. Wann? wird nicht ge- sagt. Die einfache Hortensie ist erst durch Siebold bekannt und später eingeführt worden. Dieser hielt sie für eine von der gefüllten Gartenpflanze ver- schiedene Art und beschrieb sie mit dem Beinamen japonica in der von ihm und Zuccarini herausge- gebenen Flora japonica. In diesem illustrirteu, lei- der nicht vollendeten Werke, dem man nur den einen Vorwurf machen kann, dass die Abbildungen auf Kosten der Treue zu schön gemacht sind, fin- den wir überhaupt eine dankenswcrthe Monographie der in Japan existirenden Hortensien. Dass die Verfasser mehre Formen unserer Hortensie als be- sondere Arten beschrieben und abgebildet haben^ beeinträchtigt den Wertb des AVerkes auch nicht im Geringsten. Seit einigen Jahren befinden sich sämmtliche in eben erwähntem Werke beschriebenen Hortensien nebst einigen bis dahin noch nicht bekannten Ab- arten auch im Handel und verdienen eine weitere Verbreitung. Sie wurden zum Theil erst während Siebold's letzter Keise nach Japan in den Jahren 1859 bis 18(32 in Holland eingeführt und können noch aus dem Akklimatisations- Garten in Leiden durch die Vermittelung des Garten-InspektorsWitte, ausserdem aber durch das bekannte Etablissement von Louis van Houtte in Gent, bezogen werden. Ueber einige derselben ist bereits ausführlich in der Wochenschrift gesprochen worden. Sie finden sicli auch bereits bei uns vor und wurden zum Theil selbst auf unseren Ausstellungen gesehen. Es dürfte gewiss das Interesse der Leser der Wochenschrift in Anspruch nehmen, wenn hier eine Aufzählung der japanischen Hortensien mit ihren Abarten und Formen gegeben würde. Zunächst be- merken wir, dass der Name Hortensia zur Bezeich- nung des Geschlechts - Namen einem anderen und zwar älteren Namen weichen muss. Schon Linne gebrauchte für ähnliche, aber in Nordamerika wach- sende Pflanzen den Namen Hydrangea, und zwar bereits im Jahre 1737; es könnte Hortensia höch- stens für die japanischen Arten als eine Art Sub- genus oder Untergcschlecbt beibehalten werden. 1. Hydangea opuloldes (Hortensia) Lani. Die einfache Form haben Siebold und Zuccarini un- ter dem Namen H.japonica beschrieben, sie kommt aber auch als H ortensia chinensis vor. Die nur blaublühende Form besitzt dagegen in den Gärten meist den Namen Imperatrice Eugenie, bei et- was hellerer Färbung wird sie aber Hortensia japonica coerulescens genannt, während die Form mit blassblauen Blüthen von Siebold als Azisai besehrieben wurde. Es gibt ferner eine Form, wo die Blüthen einer und derselben Pflanze zu verschiedenen Zeiten bald eine rosarothe, bald eine weisse Farbe haben. Nach Anderen soll dage- gen die Farbe von der Art und Wejse der Kultur abhängen. Diese Form ist es, welche als Horten- sia rosalba vorkommt. Von den beiden (roth- und blau-) gefüllten Sorten ist die blaublühendc wiederum direkt von Japan, und zwar als eine be- sondere Art, unter dem Namen Otaksa eingeführt worden. Interessant ist hier ebenfalls die Beschrei- bune:, dass dieselbe Pflanze unter anderen Kultur- Verhältnissen auch rosenroth bliilicn kann. Eiullich hat der Reisende Dr. Maximowicz noch eine ge- füllte Form mit besonders grossen BlUthen einge- t'iihrt, der Kegel in Petersburg den Beinamen ma- crosepala gegeben hat. Die interessanteste Form ist ohne Zweifel die, •welche von Siebold als Hydrangea stollata beschrieben ist und sich ebenfalls bereits im Handel befindet. Die Zahl der Blumenblätter beträgt hier 6 bis 9, die Blüthe ist daher noch in einem ande- ren Sinne des Wortes gefüllt. Lnter dem GefüUt- seiu versteht man nämlich, wie Professor Koch be- reits im 10. Bande der Wochenschrift auseinander- gesetzt hat (S. 96), 4 von einander sehr verschie- dene Zustände bei den Blüthen, resp. Blüthenstän- deu. Umwandlung der Staubgefässe und Frucht- blätter in Blumenblätter, re-p. \'ermehrung der letz- teren in der Blütho überhaupt , wie es bei Eosen, Nelken, Levkojen u. s. w. vorkommt und auch bei der jetzt besprocheneu Form der Hortensie der Fall ist, wird im gewöhnlichen Leben als Gefülltscin oder Flore pleno bezeichnet; \venn aber bei Hortensien und Viburnura-Arten alle Blüthen einer rispenartigeu Scheindolde, gleich denen am Rande derselben, mit Verkümmerung der Staubgefässe und Stempel, sehr grosse Kronen erhalten, wie es bei unserer Horten- sie und dem Schneeball (Viburnum Opulus fl. pl.) vorkommt , so ist dieses eine andere Art des Ge- fülltseins, als die vorige. Von dieser eben näher bezeichneten Hydrangea stellata existirt aber eine andere Form, welche noch interessanter ist und eine bei Rosen, Pomaceen u. s. w. eigeuthümliche Wucherung zeigt. Aus der Mitte der einzelnen Blüthen besagter H. stellata er- hebt sich ein Stiel von einigen Linien bis fast Zoll- Länge und trägt wiederum eine kleinere Blüthe. Professor Koch sah hübsche Exemplare dieser Form bei dem Handelsgärtuer Crousse in Nanzig (Nancy). Wir kultivireu in unseren Gärten auch einige Hortensien , wo eine ^'erschicdcnheit von der ge- wöhnliciien Form bei den Blättern vorhanden ist. Die Form, welche man als macrophylla, d. i. grossblättrig, bezeichnet, scheint noch nicht im Han- del zu sein. Ob sie etwas Besonderes darstellt, müs- sen wir abwarten. Formen mit bunten Blättern gibt es dreierlei, eine gefleckte, als clegans niaculata und 2 mit gefärbten Blatträndcrn , welche man je nach der Färbung als foliis albo- und aureo- variegatis bezeichnet; die erste führt in den Gär- ten noch häufiger den Namen Hvdrangea japo- uica latifolia albo-variegata. Auch von der als H. Azisai beschriebenen Abart gibt es eine Form mit bunten Blättern. Wie sich die Form versico- lor dagegen verhält, welche noch nicht im Handel zu sein scheint, aber unter den Siebold sehen Pflanzen in Leiden aufgeführt wird, weiss ich nicht. Ebenso ist mir die Form, welche die nähere Be- zeichnung Liadleyi führt und sich in dem Eta- blissement von van Houtte befindet, unbekannt. 2. Hydrangea acuminata Sieb, ist nicht ge- füllt und hat nach der Abbildung in der Flora ja- ponica kleinere Blüthen von hellblauer Farbe und Blätter, deren oberer Theil in eine lange Spitze ausgezogen ist. Bereits hat sie van Houtte in seinem Verzeichnisse. 3. Hydrangea Thuubergii Sieb, hat noch kleinere hellblaue Blüthen und auch kleinere Blät- ter. Sie kannte schon Thu nbcrg, der sie aber für ein Viburnum hielt und als H. serratum beschrie- ben hat. Es wird auch eine Form mit pfirsich- rothen Blumen unter der nähereu Bezeichnung flo- ribus persicinis kultivirt. 4. Hydrangea paniculata Sieb, hat weisse Blüthen, welche einen rispenformigeu Blütheustand mit wagerecht abstehenden Aesten bilden und klein sind, daher diese Art weniger in die Augen fällt. Wahrscheinlich ist dieses wiederum mehr der Fall bei einer Abart, welche als grossbluniig (grandiflora) bezeichnet wird. 5. Hydrangea iuvolucrata Sieb, verdient unsere volle Beachtung. Vor Allem zeichnet sie sich durch ihre Behaarung aus. Die gewöhnliche Form hat hellblaue Blüthen, von denen die äussern zum Theil unfruchtbar und gross sind. Eine Abart hat am Rande des Blüthenstandes nur wenige grosse Blüthen von prächtiger Rosenfarbe und in der Regel aus mehr als 5 Blumenblättern bestehend, also auch gefüllt. Aus der Jlitte der einzelneu Blüthe erhebt sich hier ebenfalls bisweilen noch ein kurzer Stiel, der wiederum eine kleinere Blüthe trägt. Noch ein- mal gefüllt, d. h. wo der ganze Blütheustand nnr aus grossen unfruchtbaren Blüthen besteht, scheint diese Art nicht vorzukommen. (3. Hvdrangea pubescens Dpe schliesst sich der H. iuvolucrata an, ist aber vielleicht nur eine weissblühendc Abart. Ueber ihren Ursprung und ihre Natur ist man noch nicht im Klaren. Mit H. petiolaris Siel)., welche noch nicht im Handel zu sein seheint, hat sie die Eigenthümlichkeit, dass die grossen unfruchtbaren Blüthen am Ende der untern und wagerecht abstehenden, im obern Drittel selbst zurückgebogenen Hauptästc stehen. Vielleiclit ist H. pubescens ein Blendling beider? Ausser diesen 6 japanischen Hortensien hat man nocii eine Art des Hinialava: Hydrangea altis- sima Wall, und 3 nordamerikanische Arten: H. quercifolia Bartr., arborescens L. (cordata Pursb, laevigata Geis') und radlata Walt, (nivea Mclix, canescens iiiul glauca Hort.) in Kultur. Von diesen halten die beiden letztern sehr gut aus und finden sich auch vielfach in Anlagen vor; H. quercifolia hingegen ist, wenigstens im nordöstlichen Deutsch- land, gegen unsere kalten Winter etwas empfindlich nnd erfriert leicht. Ich gehe nun zu meinem Vortrage, resp. zur Kultur der Hortensie, über. , Die beste Zeit zur Vermehrung der Hortensie j ist der Monat Februar. Man schneidet zu diesem Zwecke in genannter Zeit die nicht blühbaren, von unten aus treibenden jungen Zweige ab, und zwar auf 3 und 4 Glieder, dicht nnter einem Blatte, und bringt die Stecklinge in eine aus gleichen Theilen bestehende Haideerde, Moorerde und Sand. In der Abtheilung für Vermehrungen müssen sie dem Glase so nahe wie möglich stehen. Sowie sich die Steck- linge bewurzelt haben, welches gewöhnlich schon in 14 Tagen der Fall ist, werden sie in 4-zöllige Töpfe in eine gleiche Mischung von Erde ausge- pflanzt und auf ein mässig-erwärmtes Mistbeet ge- bracht. Hierin hiilt man die Luft in der ersten Zeit geschlossen und gibt auch bei hellem Sonnenschein erforderlichen Schatten. Sowie sich die Stecklingspflanzen hierin sehr gut bewurzelt haben, fängt man an, ein wenig zu lüften, welches je nach dem Wachsthum verstärkt wird, bis endlich die Fenster, wenn keine Nacht- fröste mehr zu befürchten sind, ganz herunter ge- nommen werden. Man versäume jedoch nie, noch fleissig Schatten zu legen, denn die immer noch zarten Blätter können die heissen Strahlen der Sonne nicht gut ertragen. Nachdem die jungen Pflanzen so angewachsen sind, dass die Wurzeln im Topfe sich etwas stark zeigen, schreitet man zur zweiten Verpflanzung und gibt ihnen in (3-zölligen Töpfen eine Erde, bestehend zur Hälfte aus schwerer Ilaide-, ziu" Hälfte aus Moorerde, welcher Mischung man zur Lockerung gehörig Saud und etwas Hornspähne zusetzt. Wie sie das 4. und 5. Blatt gemacht haben, müssen die Spitzen weggenommen werden. Hat raan keinen passenden halbschattigen Ort, so stellt man die Pflanzen, um das lästige Schattengeben zu ersparen, an die Hinterwände der Mistbeetkästen und trägt Sorge, dass sie niemals Mangel an AVasser leiden. Bei dem Einfüttern der Töpfe in die Erde hat man zu beobachten, dass sie niemals tiefer als 24 Zoll ^n dieselbe kommen. Stehen sie tiefer , so kann man sicher sein, dass die W^urzeln faulen. Im Anfange des Monats August werden die üppig-wachsenden Pflanzen die Töpfe durchwurzelt haben, weshalb ein abermaliges Verpflanzen vorge- nommen werden niuss. Man gibt ihnen dabei andere, ihrer vStärke entsprechende Töpfe und setzt sie jetzt völlig der Sonne aus, damit die jungen Triebe rei- fen. Ich mache wiederholt darauf aufmerksam, dass man sorgfältig jeden Wassermangel vermeidet. So- wie sich im Herbste des Nachts Fröste einstellen, bringt man sie in die Mistbeetkästen, bedeckt sie aber, wenn es irgend geht, nur des Nachts; der- gleichen Hortensien befinden sich in der freien Luft stets am wohlsten. Sobald es die eintretende Kälte nicht mehr ge- stattet, sie in den Mistbeetkästen zu lassen, schnei- det man sämmtliche Blätter (nicht aber mit, fon- dern ohne die Blattstiele) bis auf die vier , welche an der Spitze sich befinden, ab und stellt die Pflan- zen in ein Kalthaus unter die Stellage. Von da an wird nicht mehr gegossen. Sowie sämmtliche Blatt- stiele und die 4 oder 5 an der Spitze befindlichen Blätter abgefallen sind, so ist dieses Zeichen, dass man mit dem Treiben beginnen kann. Zu diesem Zwecke bringt man sie in ein tcmperirtes Haus von gegen 8 bis 10 Grad Wärme R., und zwar an einen recht hellen Platz, womöglich nahe, an das Glas. Hier entwickeln sich die Pflanzen in sehr kurzer Zeit zu üppiger Fülle. W'cnn die Triebe so stark geworden , dass .sie die Blumenknospe ansetzen, werden diese einzeln an Stäbe gebunden , damit die Pflanzen in den Töplen ein gefälliges Ansehen erhalten. Gut ist es, wenn man den Pflanzen wöchentlich zweimal einen Dungguss, den man sich am vortheilhaftesten aus Hornspähnen selbst bereitet, gibt. Von nun an hat man nur darauf zu sehen, dass die Pflanzen nicht zu dicht an einander gepresst stehen und während der warmen Mittagssonne be- schattet werden. Luft gebe mau nur dann , wenn sich die Knospen soweit entwickelt haben, dass sie anfangen sich zu öffnen. Will man die Hortensien nicht treiben, so lässt man sie ruhig so lange an ihrem Standort, bis man sie in's Freie bringen kann, und bidiandelt sie wie im vorigen Jahre. Bei dieser Kultur sind Pflanzen in einem Jahre gezogen \Yorden, welche 8 bis 15 kräftige Blüthen- stände besassen, ich habe sogar Pflanzen gehabt, deren Blüthenstände 7 Zoll im Durchmesser hatten. Schliesslich könnte noch hinzugefügt wei'den, dass, wenn man nur 1 oder 2 Blüthenzweige an der Pflanze lässt, die ganze Nahrung der Pflanze auch nur dieser zukommt. In Bellevue, zur Zeit, wo Hof- gärtner Crawack daselbst noch fungirte, und auf dem Versuchsterrain des Vereines im botanischen Garten, sah mau früher dergleichen 1- und 2-köpfige Pflanzen, wo der Durchmesser der Blüthenstände noch grösser, als der bereits angegebene war. L'art de greffer par Charles ßaitet. (Karl Baltet's Kunst des Veredelns.) Mit Spanuung haben wir dem Erscheinen eines Werkes, von dessen Bearbeitung wir Kenntniss hat- ten, entgegengesehen, und mit Befriedigung haben •wir CS jetzt aus der Hand gelegt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Karl Baltet in Troyes einer unserer intelligentesten Obstbaumzüchter und Pomo- logen ist und Niemand wohl auch mehr berufen war, ein Werk über das Veredeln, namentlich auch für intelligentere Leser, zu schreiben, als er. Wir haben schon früher Gelegenheit gehabt, Werke von ihm anzuzeigen und sie auch zum Theil selbst zu besprechen; wir lernten ferner in der Zeit unseres fast viermonatlichen Aufenthaltes in Paris während der internationalen Industrie -Ausstellung im Jahre 1867 den Verfasser näher kennen und hatten damit Gelegenheit, da ihm die Anordnungen für Obst- und Weinbau von Seiten der französischen Recie- rung übertragen waren, nicht allein uns von seinen Kenntnissen und von seinem tiefen Verständniss der N'atur des Obstgehölzes, sondern auch von der grossen Liebe, ja selbst von dem Enthusiasmus für den Obstbau, zu überzeugen. Während der 6. internationalen Pflanzen -Aus- stellung im vorigen Frühjahre in Gent befand sich daselbst auch eine Sammlung der bis jetzt in Anwendung gebrachten Veredlungs-Methoden in sauberen und für den Unterricht ausserordentlich passenden Modellen. Leider wurde diese Sammlung keineswegs in der Weise beachtet, als sie es wohl verdient hätte. Diese lehrreiche Sammlung, welche aus dem Etablissement von Karl Baltet in Troyes hervorgegangen und von dem dortigen Obergärtner angefertigt war, hätte als Beleg für das eben zu besprechende Buch gelten können, denn was damals als Modell ausgestellt war, wird ausführlich darin besprochen und erläutert. Seitdem der Verein zur Beförderung des Ofarten- baues im Jahre 1853 nicht allein für Deutschland, sondern auch für ganz Europa die erste grosse, mit Ausstellungen verbundene pomologisclie Versamm- lung in's Leben gerufen hat, sind manche Jahre des Streben» verflossen , bevor der Obstbau die jetzige Stellung einnahm. Wenn dieser in national-ökono- mischer Hinsicht auch nicht das leistet, wozu er be- rufen ist, so nähert er sich doch von Jahr zu Jahr dem Ziele mehr. So hat sich z. B. die Ausfuhr von Obst über Stettin und über Danzig nach den nordischen Reichen seitdem nicht wenig erhöht; wahrscheinlich ist dieses nicht minder auf dem Ivhein, durch den schon früher sehr viel Obst ausgeführt wurde, der Fall. Bücher, welche, wie das vorliegende, die Kunst des Veredeins behandelu, tragen, wenn sie mit Sach- kenntniss und fasslich geschrieben sind, nicht wenig zur Förderung des Obstbaues bei. Das vorliegende beschränkt sich übrigens nicht allein auf die Obst- gehölze, sondern der Verfasser zieht auch unsere Luxnsbäumc und Sträuchcr in den Bereich seiner Belehrungen und gibt dadurch dem Buche einen noch allgemeineren Werth. Die Kunst des Veredeins ist an und für sich zwar eine sehr leichte Operation; aber doch gehö- ren, abgesehen von der Geschicklichkeit, welche man bei jeder ^Manipulation haben muss, noch manche Erfahrungen dazu, welche die Praxis gibt und welche von der Wissenschaft noch nicht auf Gesetze zu- rückgeführt sind. An solchen Erfahrungen ist das Baltet'sche Buch besonders reich. Sie sind es auch hauptsächlich, welche diesem noch einen besonderen Werth geben. W^ir sind überzeugt, dass weder Laie und Botaniker, noch Praktiker es unbefriedigt aus der Hand legen werden. Es kommt dazu, dass zahlreiche im Texte beigegebene und sauber ange- fertigte Holzschnitte das Gesagte noch verständ- licher machen, als es an und für sich ist. Uebei'- haupt hat die Verlagshandlung (Victor ^lasson et fils in Paris) Alles gethan, um das Buch dem In- halte würdig auszustatten. Obwohl sehr verständlich , ist es doch in mög- lichster Kürze geschrieben. Üeberflüssige Redens- arten, die man sonst häuflg in Büchern findet, sind vermieden. Das Buch zerfällt in 9 Abschnitte, von denen der G., der die verschiedenen Veredlungs- Mcthoden behandelt, und der 8., welcher die Ge- hölze alphabetisch aufführt, den grösstcn Raum ein- nehmen. In dem ersten Abschnitte wird der Leser über den BegriflT iind den Zweck des Veredeins belehrt. Nach dem Verfasser sind bis jetzt Vcredlungs-Ver- suche bei Monokotylen nicht geglückt. Es würde auch wissenschaftlich wichtig sein, zu erfahren, wo- rin die Gründe liegen, und wie es sich bei Diko- tylen, welche, wie die Aristolochiaccen, hinsichtlich ihres Baues an die Smilaccen erinnern, verhält. Interessant ist der 2. Abschnitt, der von den Bedingungen für den Erfolg des Veredeins spricht. Der Verfasser hat Recht, wenn er mit einer gewis- sen Befriedigung ausruft: „Wo die Wissenschaft nicht die Bedingungen, unter denen eine Veredlung gelingen ranss, angeben kann, da tritt der richtige Takt des Praktikers ein"; denn leider ist von Seiten der Wissenschaft hierbei gar nichts geschehen. Wie kommt es z. B., dass alle Kirschensorten auf der Mahaleb - Kirsche gedeihen, diese aber auf jenen nicht? Pflirsich und Ai)rikose wachsen auf unserer Pflaume und ^Mandel ganz vorzüglich, aber nicht auf gegenseitigen Unterlagen. Unsere Eberesche (Sor- 6 bus aucuparla) wächst, auf dem sonst als trocken erscheinenden Weissdorn veredelt, viel kräftiger, als unveredelt. Die Veredlung von Gehölzen mit abfal- lenden Blättern auf nahverwandten, aber immergrü- nen missglückt stets, während umgekehrt sie ge- lingt. Von grösster Wichtigkeit sind die doppelten und mehrfachen Veredlungen auf einem und dem- selben Stamme, welche neuerdings sehr beliebt sind und grosse Erfolge mit sich geführt haben. Es ist das Letztere sogar der Fall, wenn die Veredlungen mit derselben Sorte, ja mit demselben Individuum, geschehen. Als Eegel gilt, dass der Wildling eine kräfti- gere und frühzeitigere Vegetation haben muss, als das Edelreis. Es gibt aber wiederum Fälle, wo es sich umgekehrt verhält. Für eine Fabel erklärt Baltet die auch bei uns verbreitete Ansicht, dass Veredlungen, im zunehmenden Monde gemacht, eine stärkere Vegetation erhielten, im abnehmenden Monde aber die Erträge vermehrten. Der dritte Abschnitt handelt von den Werkzeu- gen und sonstigen Bedürfnissen bei der Veredlung. Was die AVerkzeuge anbelangt, so glaubt in der Regel Jeder, dass das ^^'erkzeug, woran er sich ge- wöhnt hat und mit dem er daher am besten umzu- gehen vermag, auch absolut das beste ist. Darin liegt zunächst der Grund, warum immer wieder neue, wenn auch nicht bessere Werkzeuge empfoh- len werden; nicht weniger hat aber auch an der grossen Anzahl von Werkzeugen die Eitelkeit man- cher Baumzüchter, immer etwas Neues in die Welt bringen zu wollen, Schuld. Glücklicher Weise lei- det Karl Baltet nicht daran. Wenn er Kivifere's Grefloir combine empfiehlt, so hat er Recht; noth- wendig ist er aber deshalb doch nicht. Beim Ver- edeln wird immer die eigene Geschicklichkeit Haupt- sache bleiben. Ein ungeschickter Mensch wird auch mit dem besten Werkzeuge nichts Ordentliches zu Stande bringen. Zum Binden (Ligaturen) empfiehlt Baltet 2 auch bei uns allenthalben wachsende Sumpfpflanzen, den Rohrkolben und die Igelknospe (Typha latifolia und Sparganium ramosum). Man trocknet die Blätter im Schatten und hebt sie in Bündeln auf. Sobald man sie gebrauchen will, schneidet mau sie in be- liebige Stücke, um sie einige Stunden in das Was- ser zu legen. Herausgenommen, ringt man sie wie Wäsche aus und benutzt sie. Die Blattfasern dür- fen nicht zu trocken und nicht zu feucht sein. Als Baumwachs zieht Baltet das warme dem sogen, kaltflüssigen Mastix, besonders bei Herbst- Veredlungen, vor, weil er die Beobachtung gemacht hat, dass das letztere weniger fest und dauerhaft ist und die Veredlung daher mehr der Kälte aus- gesetzt wird. Für die, denen es unbequem ist, mit der Kohlcnpfanue umzugehen, empfehlen iwir den Späth'schen ausserordentlich bequemen Apparat (s. 11. Jahrg. d. Wochenschr. S. 77). Sehr wichtig ist die Wahl der L'nterlage oder des Wildlings (sujet) und des Edelreises (GreflFon), worüber im 4. Abschnitte gesprochen wird. Bekannt, aber doch, wenigstens bei Privaten, nicht so allge- mein verbreitet, möchte ein in Frankreich fast allent- halben in Anwendung gebrachtes Verfahren sein, sich von Quitte, Paradies und Doucin, sowie von Pflaume, Feige und Haselnuss möglichst rasch und viel Wildlinge zu erziehen. Man pflanzt zu diesem Zwecke sogen. Mutterstöcke und behandelt diese ähnlich wie die Stocke, um Bindeweiden zu erhal- ten. Die jungen, aus dem dicht über der Erde be- findlichen Kopfe hervorsprossenden Triebe werden im Sommer mit Erde behäufelt und an der Spitze beschnitten. Im Herbste haben sie sämmtlich Wm'- zeln getrieben und man kann sie als fertige Pflan- zen zu Unterlagen benutzen. Sollten sie nicht kräf- tig genug sein , so lässt man sie noch ein Jahr stehen. In Betrefi' der Edelreiser, welche eine lange Reise gemacht haben und mehr oder weniger trok- ken geworden sind, genügt das Einlegen in Wasser für einige Stunden nicht immer allein, mau muss sie oft noch einige Wochen in Furchen, die man in die Erde gemacht hat, bringen, damit sie sich nach und nach erholen können. Da die Veredlung der immergrünen Gehölze und verschiedener zarter Pflanzen im Freien in der Regel nicht recht oder gar nicht gelingen will, neue und theure Arten auch eine besondere Sorgfalt ver- langen , so geschieht deren Veredlung bekanntlich im Schutze, also unter der Glocke, im Beete oder Im Gewächshause. Diese Veredlung wird auch in einem besonderen Abschnitte, dem fünften, bespro chen. Viele Baumschulbesitzer, wie z. B. die in Or- leans, ertheilen dem Flusssande, welchen sie dabei in Anwendung bringen, eine besondere Kraft für das Gelingen ihrer Veredlungen, resp. Vermehi'uugen. Die Veredlung unter Glasglocken geschieht in Or- leans während der Monate Februar uud März, bis- weilen auch im Juli. Ist sie geschehen, so legt man die Stämmchen haufenweise in mit Sand gefüllte Kästen und bedeckt sie mit Glocken, deren Rand aber völlig von jenem bedeckt sein muss. Nach un- gefähr 6 Wochen hat die Veredlung angefangen und man lüftet allmählig. Nach etwa 8 Tagen haben die Veredlungen sich au die freie Luft gewöhnt. Die anderen Methoden, welche von Baltet beschrieben werden, sind bei uns hinlänglich bekannt. Sehr ausführlich behandelt, wie schon anfangs erwähnt, der Verfasser in dem 6. Abschnitt die ver- schiedenen Veredlungs - Methoden. Wir sind kein Freund des Vieleiiei uud überzeugt, dass alles Kün- steln mehr schadet, als nützt. Thatsache ist es aber, dasB die Gehölze sehr oft bei der einen Veredlungs- Methode besser gedeihen, als bei einer anderen. Die Erfahrung hat hier nach und nach für einzelne Gehölze die besten Verfahrungsarteu herausgefunden, welche deshalb auch in den meisten Baumschulen in Anwendung gebracht werden. Nicht so ist es in Betreff der meisten Luxusgehölze, wo wir oft noch in Versuchen sind und keine sichere ^lethode besitzen. Der Verfasser hat deshalb grade diesen Gegenstand besonders in's Auge gefasst und gibt uns in diesem uud noch mehr im nächsten Ab- schnitte aus seiner eigenen und Anderer Erfahrun- gen eine Menge von Beispielen für die einzelnen Gehölze. Der ^ erfasser unterscheidet die bekannten drei Veredhings- Methoden: Ansäugeln oder Abiaktiren (par approche), Pfropfen (par rameau detache) uud Aeugeln oder Okuliren (par oeil). Das Ansäugeln wird bei uns, soviel wir wissen, wenig benutzt, während es in Frankreich eine grosse Rolle spielt und vor Allem zu allerhand Künsteleien, um dem Formenbaume verschiedene Figuren, Namenschifi'eru u. s. w. zu geben, aber auch zur Vermehrung ge- braucht wird. Grade dieser Tlieil wird Liebhabern deshalb sehr interessant sein. Abgesehen davon, hat diese Veredhmgs-JIethode aber auch ausserdem prak- tischen Werth, um z. B. einzelne Aeste, welche zu- fällig schadhaft geworden sind, zu ersetzen, um nackte Stelleu am Baume, welche besonders bei Pfirsichen leicht entstehen, zu decken, um Früchten Kahrung zuzuführen u. s. w. Um einzelne Früchte, namentlich Birnen, besonders gross zu haben, säu- gelt Baitet selbst an Fruchtspiessen und dicht un- ter der Frucht am krautartigen Theil eines Triebes an, damit mehr Nahrung zugeführt werden kann. Was das Pfropfen anbelangt, so kann man nicht genug darauf sehen, dass Unterlagen und vor Allem Pfropfreiser kräftig und gesund sind. Nach unserer Ansicht sind deshalb Pfropfreiser von unteren, mehr seitlich gehenden Aesten ebenso wenig etwas werth, als solche , welche von sogenannten Prohcbäumen entnommen sind. Wir sind überhaupt nicht der Mei- nung, dass dergleichen Probebüume den Werth einer Frucht herausstellen vermögen, da wir auf ihnen überhaupt gute Früchte nur ausnahmsweise gesehen haben, und zwar nur dann, wenn die Zahl der Sor- ten sehr gering war. Will man im Sommer pfropfen, so muss man die Pfropfreiser wenigstens 24 Stunden früher schnei- den und die Blattspreitcn bis auf den Stiel weg- nehmen. Bei Gehölzen mit immergrünen Blättern ist das Pfropfreis sogar kurz vor der ( »peration von der MutterpHauzc abzunehmen. Baitet unterscheidet sechserlei Methoden des Pfropfens. Bei uns kommt das Pfropfen am Ende der Achse (des Stammes oder Astes) am häufigsten zur Anwendung, weniger das seitliche. Greffagc en precision nennt Baitet 2 Methoden, welche eine grössere Sorgfalt verlangen und im Korden Deutsch- lands wenig in Anwendung gebracht werden: das Anplatten (en Placage) und den Geisfusssehnitt (en Licrustation). Neu uud gewiss weiter zu empfehlen ist das Verfahren Bouillet's in Montreuil bei Paris, welches greffe en placage avec laniere genannt wird und dem Jldelreis eine grössere Festigkeit gibt. Es besteht darin, dass von der Unterlage zur Aufnahme des Edelreises die Rinden -Splintschicht nicht, wie gewöhnlich, völlig abgeschnitten wird, sondern am unteren Theil noch verbunden bleibt, um an das angesetzte Edelreis angedrückt zu werden. Ausführlich werden die Methoden des Spalt- pfropfens behandelt. Weniger bekannt dürfte bei uns das Spaltpfropfen auf das gipfelständige Auge sein; und d. ch ist es zu empfehlen. Bei den Wall- nussgehölze;i und den Koniferen wird es in Frank- reich mit stetem Erfolge angewendet. Dasselbe gilt von dem Spaltpfropfen in die oberste Gabel eines Zweiges, der durch ein ausgetriebenes Auge ent- stellt. Simon Lotus fr eres in Metz wenden diese Veredlungsweisc jetzt bei den meisten Luxusgehöl- zen an, nicht allein bei den Koniferen und bei der Weinrebe. AVir haben uns selbst vor 2 Jahren von der Vorzüglichkeit dieser Methode überzeugt und können sie nicht genug empfehlen. Unser Kopuliren nennt der Franzose greffage ä l'anglais. Weniger bekannt möchte bei uns ferner das Kopuliren sein, was man jenseits des Rheines en trait de Jupiter heisst. Es ist dieses ein Sattel- schäften, wo auch das schief nach hinten abgestutzte Edelreis in einen Korb der Unterlage eingeschoben wird uud dadurch unbedingt weit fester anliegt, auch schneller wächst. Greffe anglaise ;i cheval soll bei Rhododendren, wo man kleine Pflanzen mit grossen Blüthenständen haben will, besonders ange- zeigt sein. Bertin fils stellte im Frühjahre 18(37 zu Versailles eine ziemlich grosse Sammlung solcher blühender Rhododendren aus. Die Manipulation ist sehr einfach. 3Ian schneidet den schwachen und gleich dicken Wildling auf 2 Seiten spitz zu, macht in der Mitte des Edelreises eine Spalte und setzt es mit dieser gleichsam reitend auf die zu diesem Zwecke vorbereitete L'ntcrlagc. Unter Greffage mixte versteht Baitet einige Vcr- cdlungs - Methoden aussergewöhnlich.er Art, die bei (ichölzen angewendet werden, welche sonst schwer zu vermehren sind, oder wo ausserdem die Erzie- hung zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Es ist die- ses beispielsweise mit Aucuba, mehrern Citrus-Arten 8 und -Sorten, mit Evonymus japonicus, ferner mit Paeonia arborea, Cleraatis, Glycineu, Bignonien, Mag- nolien 11. s. w. der Fall. HierJier gehören z. B. die Methoden , ^Yo zur Unterstützung eines rascheren Anwachsens das untere Ende des angesäugelteu Triebes in Erde oder, wenn die Veredlung höher geschehen soll, iu einem augebrachten Topfe oder wohl auch in einem Glase mit Wasser sich befindet, wo ferner die Unterlage einen Steckling darstellt oder wo dieses bei Unterlage und Edelreis zugleich der Fall ist. Ferner werden die Wurzelvercdlungen hier besprochen, vor Allem die der Weinrebe, welche jetzt nach Dr. Guyot im Süden und im Westen Frankreichs in Anwendung kommt und auch bei uns im Grossen zunächst wenigstens versucht werden möchte. Auch die jetzt in Frankreich be- liebte Stockraalven -Vermehrung, wie sie bereits in der Wochenschrift mitgetheilt ist, gehört hierher (s. 10. Jahrg. S. 255). Endlich wird die jetzt auch bei uns, obwohl noch sehr einzeln, beliebte Vei-edlnug mit Fruchttrieben besprochen. Das Aeugeln oder Okuliren ist die dritte Me- thode der Veredlung. Das gewöhnliche Aeugeln (greffage par ecusson) ist bei uns in solch allgemei- nem Gebrauche und so einlach, dass wir darüber nichts zu sagen brauchen. Höchstens dürften wir erwähnen, was übrigens Jäger in seinem vorzüg- lichen Buche: „Die Baumschule", sagt*), dass bei vollsaftigen Gehölzen und überhaupt, wenn die Un- terlage in vollem Safte steht, es besser sein möchte, das Schildchcn von unten nach oben einzuschieben und zu diesem Zwecke den Querschnitt unterhalb zu machen. Das Eöhreln oder Pfeifelu (greffage en flute) wird in Frankreich sehr wenig, bei uns fast gar nicht angewendet. Es folgen noch allerhand Bemerkungen und Nachträge zu den Veredlungen als 7. Abschnitt, während der 8. Abschnitt für den Praktiker unbe- dingt der wichtigste ist, denn er enthält aus dem reichen Schatze von Erfahrungen des Verfassers und seiner Kollegen in Frankreich eine Zusammenstel- lung derselben in Bezug auf die einzelnen Gehölze. In diesem 8. Abschnitte erfährt man, welche Unter- lagen für bestimmte Gehölze die besten sind und welche Veredlungsmethoden am meisten Erfolg ha- ben. Hier Einzelnes oder einen Auszug zu geben, ist nicht möglich, mau müsste Satz für Satz über- setzen. Wir empfehlen deshalb diesen Abschnitt weniger zum Lesen, als vielmehr zum Studireu. Den Schhiss macht im 9. Abschnitt die Verjün- gung und Umpfropfung der Gehölze im Ganzen und Einzelnen. So interessant der Inhalt auch ist und zur Vervollständigung des Ganzen gehört, so steht doch sein Werth dem des vorigen Abschnittes nach. Möchte das Buch in Deutschland die Anerken- nung finden, welche es verdient und dadurch dem Verfasser für seine Bestrebungen zur Verbreitung des Obstbaues eine Belohnung werden, die wir ihm auch ausserdem wünschten! *) Wir uelimeu hier nocimials Gelegenheit, auf Jäger's illustrirte Bibliothek des landwirthscliaftlicheu Gartenbaues, von der genanntes Buch eine Abtheihmg bildet, zurückzukommen imd sie, besonders Laien, zu empfehlen. .Bi[i)im9Sttullnft [ür jimgc ijärlncr in jJttiis. Es ist schon einige Älal in der Wochenschrift von dem gi'osseu Garten - Etablissement der Stadt Paris gesprochen imd zu gleicher Zeit auch mitge- theilt worden, dass den jungen Leuten daselbst Ge- legenheit geboten wird, sich weiter auszubilden. Es ist auch zur Belehrung eine Bibliothek daselbst vor- handen, wo auch deutsche Bücher sich' vorfinden. Unter Anderem wird von Selten eines hohen Mini- steriums für die landwirthsehaftlichen Angelegenhei- ten dem Etablissement die Wochenschrift für Gärt- nerei und Pflanzenkunde regelmässig zugesendet, so dass deutsche Gärtner auch mit den Fortschritten und Ergebnissen der deutscheu Gärtnerei in Ver- bindung bleiben. Es sind jetzt von Seiten der Direktion der gärt- nerischen Bildungsanstalt mit dem Ersuchen Mit- theiluugen gemacht worden, dieselben zur weiteren Kenntnis« zu bringen. Darnach steht es auch deut- schen jungen Gärtnern frei, in das Garten-Etablis- sement der Stadt Paris einzutreten , wenn sie sich bei dem Direktor der öfl^entlichen Wege und Pro- menaden (ä Monsieur le Directeur de la voie pu- blique et des Promcnades, Nro. !• de la place de l'hotel de ville, Paris) melden. Alle jungen Leute, welche wenigstens 18 Jahr alt sind und die erste Anweisung bei eiuem prak- tischen Gärtner erhalten haben, können eintreten und beziehen als sogenannte Aspiranten die ersten 3 Monate einen Gehalt von 60 Fr. (16 Thlrj, dann steigt derselbe für die nächsten 3 Monate auf 70 und hierauf auf 80 Fr. Damit treten die jungen Leute als Eleven ein. Je nach ihren Fähigkeiten und ihrer Brauchbarkeit wird ihr Gehalt auf ??5, 90, 95 Fr. (25^ Thlr) u. s. w. erhöht. Wir sind gern erbötig, jungen Leuten nähere Auskunft, resp. besoudere Empfehlungen mitzugeben. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimnier-Strasse No. 91. Drnck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. MewesJ, Berlin, Wilhelms-Platc No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beföiderniia: des Gartenbaues in den Könis:!. Prenssischen Staaten für ft^'ärtnerei «md PflanzenhiAnde« Redakteur : P*i-ofessor Dr- Karl Koclis General-Sekretair des Vereines. No.2. Berlin, den 16. Januar 1869. Preis des Jahrganges 6^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Landschaftsgärtnerei und Landesverschönerung. Von Karl Koch. — Ueber den Einfluss der Steinkohlenasche auf Kar- toffeln. Von l'"r. Baron von Korff in Kötheu. — Koch's Dendrologie. Eaiiöfffjnflsgnrdirrci iml) fanöcsocrfrijöuerung. Von Karl Koch. Als F. L. V. Sc kell im Jahre 1825 die Bei- träge zur bildenden Gartenkunst herausgegeben und die darin aiis^ 'spiochenen Grund.sätze in der Nähe von Bayerns Haupt- und Residenzstadt München bereits praktisch in Anwendung gebracht liatte, fühlte man bald auch das Bedürl'niss, diese überhaupt in der Landschaft zu verwerthen und die Umgebun- gen zu verschönern. Es genügte niclit mehr, Chaus- seen und Wege mit Bäumen einzufassen und damit dem Wanderer Schutz gegen die brennenden Son- nenstrahlen zu geben. Damals cxistiiten noch keine Eisenbahnen, welche die Menschen bequem machten; im Gegentheil, die Jugend fühlte einen unwiderstehlichen Drang in sich, das deutsche Vaterland, den Wanderstab in der Hand und das Ränzchen auf dem Rücken, zu Fuss zu durchstreifen und seine schönern Gegenden kennen zu lernen. Es wurde damit der Sinn für das Schöne in der Natur, der an und für sich dem Deutscher mehr als anderen Völkern innewohnt, noch weiter geweckt. Wenn dergleichen jungen Leute sich dann, besonders auf dem Lande, den eigenen Hausstand gegründet, fühlten sie oft das Bedürfniss, ihren nächsten Umgebungen noch mehr pflanzlichen Schmuck zu verleihen, als bisher vorhanden war. So pflanzt^'n sie in ihren Gärten Bäume und Luxus- gehölze und suchten in gleicliera Sinne auch auf die übrigen Bewohner des Ortes einzuwirken. W^ie die der Natur abgelauschten Anlagen von Sckell's im Süden Deutschlands einen grossen Ein- fluss auf die weitere Entvvickelung der bildenden Gartenkunst daselbst ausübten, so geschah es nicht weniger in der Mitte unseres grösseren Vaterlands durch einen grossherzigen Fürsten, der bereits seine bescheidene Residenz Weimar zum Mittelpunkt eines geistigen Lebens in einer Weise gemacht hatte, wie dieses vorher, selbst bei einer grösseren Stadt, noch nie der Fall gewesen. Karl August von Wei- mar war selbst Pflanzenkenner und hatte durch seinen Aufenthalt in England auch genaue Einsicht in die dortigen öffentlichen und Privatparks erhal- ten. Als grosser Freund von Naturschönheiten war er es hauptsächlich, der mit einem Verwandten des Müncheuer Sckell jene nicht weniger schönen, als lieblichen Anlagen in der Nähe von Weimar, wenn auch nicht selbst in's Leben rief, so doch wenigstens wesentlich verschönerte und ihnen ihren eigenthüm- liehen Charakter erst aufprägte. Wer das Glück gehabt hat, wie Schreiber die- ser Zeilen, der in Weimar geboren, auch seine erste Jugendzeit auf diesem klassischen Boden verlebte, diese Anlagen in ihrer Reinheit gekannt zu haben, der wird sich auch noch lebhaft erinnern, welchen Einfluss sie auf die Verschönerung des ganzen Länd- chens und weit über dieses hinaus gehabt haben. 2 10 Diese Anlagen, deren 3 vorhanden waren, befanden sich keineswegs im Zusammenhange, sondern jede hatte ihre Eigenthümlichkeit, jede unterschied sich wesentlich von der anderen. Der eigentliche Park dicht bei der Stadt mit dem sogenannten Steru jenseits der Um schien mit seinen grossen Wiesenflächen, den dunkeln Laub- gängen, den herrlichen grossen Bäumen und den oft grotesken Felsenparthien für die grossen Dichter, welche zum Theil in der letzten Zeit des vorigen, zum Theil in den ersten Jahrzehnten des jetzigen Jahrhundertes, den Musen sich hingebend, oft hier lustwandelten und ihren Gefühlen Worte verliehen, geschaffen zu sein, während das entferntere Tief- furt hinlänglich Spielraum für jene idyllischen Spiele bot, welche schon Karl August's Mutter, die noch im Andenken der Thüringer hochgefeierte Anna Ama- lie, in's Leben gerufen hatte. Und in der That stellt dieses Tieffurt in seiner grossen Einfachheit selbst eine Idylle dar und vermag jene denkwürdigen Tage, wie wir sie nur aus Ueberlieferungen kennen, uns mehr zu vergegenwärtigen, als ausserdem. Belvedere, die dritte, wiederum verschiedene An- lage und an einer nicht unbedeutenden Höhe, die darüber hinaus dunkles Waldesgrün deckt, gelegen, schien zum Fürstensitz wie geschafien und wurde auch schon zu Anfange des vorigen Jahrhundertes zu diesem gemacht. Von hier aus blickt man hinab in das liebliche Ilmthal, in dem die Stadt Weimar sich ausbreitet, und darüber hinaus nach einer glei- chen Höhe, die ebenfalls wiederum von Eichen- und Buchenwäldern bedeckt erscheint. Belvedere war der Sommeraufenthalt Karl August's, wo er sei- ner hohen Stellung würdig, obwohl in einem be- scheidenen Schlösschen, Fürsten empfing und gast- lich bewirthete; dem entsprechend war diese Anlage weit luxuriöser behandelt, als Tieffurt. Grosse Ge- wächshäuser schlössen die seltensten Gewächse aus allen Ländern der Erde ein, doch hatten Brasilien und Neuholland nebst Südafrika am reichlichsten beigesteuert. Aus allen Gauen des grösseren deut- schen Vaterlandes kamen PflanzeniVeunde, um von dem reichen Lihalte der Gewächshäuser, aber auch von den Pflanzen, welche im Freien sich befanden, Kenntniss zu nehmen. In Tieffurt hatte die Kunst nur wenig gethan; es waren Wege gezogen, um die hübscheren Punkte mit einander zu verbinden, — die Anlagen waren im eigentlichen Sinne des Wortes naturwüchsig. In dem eleganten Belvedere gingen dagegen die künst- lichen Alllagen in die Landschaft über und bildetet! einen unzertrennlichen Theil derselben. — Bereits in den zwanziger Jahren erschienen Bro- schüren über Landesverschönerung, ausserdem mach- ten aber zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften auf die Nothwendigkeit aufmerksam, die Umgebungen von Städten, Schlössern u. s. w. zu verschönern. Im Sü- den war es besonders H. v. Nagel, der durch sein im Jahre 1827 erschienenes Büchelchen über Lan- desverschönerung, welches 1832 unter dem Titel Landesverschönerung und Landesverbesserung eine neue Bearbeitung erhielt, grossen Einfluss ausübte, während J. Schuderoff in Altenburg schon 1825 durch sein Schriftchen auf eine allgemeine Verschö- rung des Landes hingewiesen hatte. Eine mächtige Anregung gaben die Andeutun- gen des geistreichen Fürsten von Pückler-Mus- kau über Landschaftsgärterei. In diesem Buche wurde der Grundsatz, dass bei jeder Anlage die nächsten Umgebungen nicht allein berücksichtigt, sondern mit hineingezogen werden müssten, durch- geführt; er kam selbst in dem Park von Muskau alsbald zur Geltung. Es ist seitdem Vieles und Grosses von Gartenkünstlern in's Leben gerufen, aber noch steht der Park von Muskau unerreichbar da. Die Einzelheiten sind in ihm mit Feinheit durchgeführt und zu einem harmonischen Ganzen vereinigt, so dass selbst einer der heutigen grössern Gartenkünstler Fi-ankreichs, die sonst auf Details sehr wenig Wertii legen, uns sagte, dass er in die- ser Hinsicht nichts Vollkommeneres gesehen. Aller- dings ist es ein besonderes Glück für Muskau, dass Fürst Püekler's tüchtigster Schüler, Petzold, dem Parke vorsteht und in gleichem Geiste ihn er- hält. Fürst Pückler-Muskau hat aber auch ausser- dem sich grosse Verdienste um Landesverschönerung erworben, indem er in verschiedeneu Gegenden Deutschlands, vor Allem im Thüringer Lande, be- stehende Anlagen erweiterte und bis dahin unbe- nutzten Wäldern und Hainen neue Reize verheb. Wir erinnern in dieser Hinsicht an das leider kaum bekannte, aber reizende Ettersburg bei Weimar. Neben dem genialen Fürsten wirkte in gleichem Sinne, wenn auch auf anderem Wege, Lenne. In seiner günstigen Stellung wurden ihm die Mittel in hinlänglicher Weise geboten, sein schöpferisches Ta- lent nach allen Seiten zur That werden zu lassen. Vor Allem ist es Norddeutschland, welches ihm un- gemein viel verdankt. Er ist es hauptsächlich, der ,des heiligen römischen Reiches Streusandbüchse" zum Theil in lachende Gefilde umgewandelt hat. Die sonst so sehr verschrie'ne Mark bietet jetzt ein- zelne Punkte dar, die an Schönheit und auch oft an Mannigfaltigkeit nichts zu wünschen übrig lassen und unsere volle Beachtung verdienen. Die Umge- bungen von Potsdam, besonders nach dem Babels- berg und nach Glienicke zu, bieten so viel Eigen- thümliches dar, dass jeder Freund von Naturschön- heiten sie bewundern wird. 11 Nichts wirkt mehr als das Beispiel. Allenthalben, in grösseren und kleineren Städten, nicht weniger auf dem Lande, wurde damit der Sinn für allge- meine Verschönerung wach. Neben Gartenbau-Ver- einen bildeten sich Verschönerungs -Vereine, welche die Verschönerungen ihrer nächsten Umgebung in die Hand nahmen luid sie überwachten. Grössere Grundbesitzer umgaben ihre Wohnungen mit An- lagen und wirkten damit wiederum anf die Besitzer kleinerer Güter und selbst auf die ärmeren Bewoh- ner der Dörfer ein, so dass auch diese anfingen, Anpflanzungen zu machen oder doch wenigstens Bäume zu pflanzen. Wer, wie Schreiber dieser Zei- len, vor 30 und 40 Jahren öfters Fuss -Wanderungen gemacht hat, wird sich noch des Zustandes der ver- , schicdenen Länder und Provinzen, vor Allem der grösseren und kleineren Güter, in landschaftlicher Hinsicht erinnern, wie es damals ausgesehen. Und dass es jetzt anders aussieht, ist ein erfreuliches Zei- chen des jetzigen Bildungsgrades im deutschen Volke. Weniger durch Beispiele, als vielmehr durch An- regung und Belehrung, wirkte der Verein zur Be- förderung des Gartenbaues in den Königlich Preus- sischeu Staaten zu Berlin. Seine Schriften vom Jahre 1823 bis in die neueste 2eit legen lautes Zeugniss ab, wie vor Allem seine Aufgabe es war, auf Landesverschönerung ebenfalls einen Eiufluss auszuüben. Seine nicht allein in Preussen, sondern in ganz Deutschland zerstreuten Mitglieder unter- stützten ihn in seinem Streben. Mit der Verschönerung des Landes ging die Einführung und Neuzüchtung von Gehölzen Hand in Hand. Bäume und Sträucher sind es hauptsäch- lich, welche von allen Pflanzen wegen ihrer Grösse einen Einfluss auf den Charakter der Gegend aus- zuüben im Stande sind. Die Physiognomie hängt zwar zunächst von der Figuration der Gegend selbst ab , die Pflanzendecke ist es aber , welche sie zur Geltung bringt. So schön auch unsere einheimischen Bäume sind, so wird doch Niemand die Monotonie ableugnen wollen, welche selbst schliesslich Eichen-, Buchen- und Tannen-, noch mehr aber Kiefern- wälder von grosser Ausdehnung auf uns machen, wenn wir längere Zeit in ihnen verweilen. Der Mensch langweilt sich schliesslich in dem Einerlei, und wenn es noch so schön und grossartig ist. Man- nigfaltigkeit muss demnach vor Allem in unseren Anlagen herrschen, um das menschliche Gemüth nach allen Seiten hin zu befriedigen. Unsere Gar- tenkünstler pflegen oft durch Bewegung eine grös- sere ^Mannigfaltigkeit in den Nuancirungen des Laub- grünes herzustellen und haben hierin in der That Meisterhaftes geleistet. Es wird zwar die Beherr- schung der Bewegung bei grösseren Anlagen und ganz besonders, wo man die Umgebungen in ihren Bereich zu ziehen sucht oder vorhandene Haine und Waldbestände zu verarbeiten hat, immer die Haupt- sache des Landschaftsgärtners bleiben; in den fei- neren, wir möchten sagen, eleganteren Parthien und in der Nähe von Wohnungen ist es etwas Anderes. Hier sind die Verhältnisse zu klein, um mit Bewe- gungen viel machen zu können. Hier muss die Man- nigfaltigkeit der Gehölze, die auch nur meist klei- nere im Umfang sind oder als Einzelexemplare im- poniren sollen, eintreten. Wenn man die Anzahl der damals zu Gebote gestandenen Gehölze mit der vergleicht, welche wir jetzt haben, so stellt sich das Verhältuiss ungemein zu Gunsten der Jetztzeit heraus. Die Zahl der bis zum Erscheinen der 2. Auflage von Willdenow'a Berlinischer Baumzucht, also bis zum Jahre 1811, bekannten Sträucher und Bäume betrug gegen 200; rechnet man noch die damals bekannten Abarten und Formen dazu, so wird die Zahl auf kaum 300 erhöht werden. Jetzt, wo der erste Band unserer Dendrologie vorliegt, sind allein in diesem, der nur die Polypetalen umfasst, über 600 Arten von Bäu- men und Sträuclicrn beschrieben; dazu kommt noch die im Verhältuiss zu früher weit grössere Reihe von Formen und Abarten, so dass mehr als das Doppelte, vielleicht das Dreifache der angegebenen Zahl erreicht wird. Monopetalen und Apetalen zu- sammengenommen, sind gewiss nicht geringer an Zahl vorhanden, als Polypetalen. Unsere heutigen Landschaftsgärtner haben demnach gegen das Jahr 1811 über eine (jfache Anzahl von Gehölzen für ihre Anlagen zu verfügen. Dieses reiche Material ist noch keineswegs in der Weise ausgenutzt, als man glauben sollte. Man weiss zum Theil noch gar nicht, was man besitzt und welche Verschönerungen eigenthümlicher Art man damit iu's Leben rufen könnte. Wir wollen nur einige Beispiele vorführen. Je- des Land hat seine Eigenthümlichkelten in der Ve- getation; diese selbst ist es, welche jenen eigen- thümlichen Charakter, die Physiognomik, verleiht. Durch Be- und Anpflanzungen von charakteristischen Bäumen und Sträuchern sind wir im Stande, aus fremden Ländern Vegetationsbilder vorzuführen, die uns nicht allein belehren, sondern die Mannigfaltig- keit unserer Anlagen vermehren. Seitdem der be- kannte, erst vor wenigen Jahren verstorbene Kei- sende in Japan, v. Sicbold, eine grosse Reihe ja- panischer Gehölze, welche zum Thcil unsere Winter selbst ungedeckt aushalten, cingefülirt hat, sind wir erst auf derglciclien Anpflanzungen aufmerksam ge- worden. Man findet bereits, und zwar nicht allein in botanischen Gärten, auch von Privaten ausgeführt, Gruppen japanischer Gehölze zusammengestellt, die wohl im Stande sind, uns ein Bild von der mehr 12 in die Augen fallenden Vegetation Japans zu ge- ben. Die vielen Formen der Aukuba's, des japani- schen Spindelbaums, der Euryen u. s. w. führen \u:s den Charakter der dortigen immergrünen Geiiülze vor, wie diese auch in japanischen Gärten selbst Anwendung gefunden haben. Und wiederum gibt es viele Blüthensträucher, die in einer Menge von Formen in dem asiatischen Inselreiche ebenfalls kul- tivirt werden und unseren Gärten zur Zierde ge- reichen können. Wir erinnern au die zahlreichen Hortensien, an die baumartigen Päonien, an die ja- panischen Quitten, an die Aepfelsträuclier aus der Abtheilung der Pirus baccifera, an die Pfeifensträu- cher imd Deutzien u. s. w. Dazu kommen nun die in den mannigfaltigsten Formen erscheinenden Nadelhölzer oder Zapfenträger (Koniferen), welche beide Namen, wenn man an der Etymologie festhält, zu Schanden werden lassen. Ein Laie hält den breitblättrigen, fleichige Samen ohne Fruchthülle tragenden Gingkobaum ebenso we- nig für einen Zapfenträger, als die Mutterpflanze des wohlriechenden Bleistiftholzes, obwohl sie oft den Namen der kalifornischen Ceder, Taxodium di- stichum trägt, ihm ein Nadelholz sein kann, denn sie wirft die kleinen, linienförmigen und hautartigen Blätter sammt den sie tragenden Zweigen ab. Wie Japan, so hat auch Nordamerika seinen eigeuthümlichen Charakter in der Vegetation , der sich wiederum in den Vegetationsbildern abspiegelt. Abgesehen von den herrlichen Bäumen, welche jen- seits des grossen Meeres in einer Mannigfaltigkeit wachsen, wie es bei uns nicht der Fall ist, und weit mehr gemischte Laubwälder bilden, kommen dort in den so oft besungenen Prairien natürliche Boskets, bald aus Blüthensträuchern mit abfallendem Laube bestehend, bald aus immergrünen Geholzen zusammengesetzt, vor, wie sie uns, oder wenigstens den Schottländern, oft zum Vorbild, besonders in früheren Zeiten, für ihre Parks gedient haben mö- gen und auch jetzt noch dienen können. Es würde uns ein Leichtes sein, auch hier Beispiele vorzufüh- ren, die uns aber für jetzt von unserer Aufgabe nur ablenken könnten , vielleicht später jedoch bei an- deren Gelegenheiten von grösserem Interesse sind. Wiederum andere Vegetationsbilder hat Ungarn, und diese unterscheiden sich wiederum von denen, welche der Orient oder das südliche Sibirien dar- bieten. Nicht allein pflanzengeographische Gruppen wür- den die Mannigfaltigkeit in unseren Anlagen ver- mehren und uns zugleich die Kenntniss fremder Länder erleichtern; nicht weniger würden Boskets, aus Arten eines Geschlechts oder einer Familie zusammengesetzt, belehrend, aber auch, wenn die ein- zelnen Pflanzen ästhetischen Prinzipien entsprechend angepflanzt wären, dem Auge wohlgefällig sein. Wie hübsch würde sich beispielsweise eine Gruppe aus- nehmen, in der alle strauchartigen Spiräen ange- pflanzt wären. Es kommt noch dazu, dass deren Blüthezeit so verschieden ist, dass man von dem ersten Erwachen im Frühlinge bis in den Spätsom- mer blühende Sträucher hätte. Bings herum wür- den die kleineren Arten, wie Spiiaea acutifolia, Thuubergii, cana, den äussersten Kranz bilden, dann folgten Sp. hypericifolia, thalictroides, crenata; sie würden von Sp. confusa, charaaedryfolia, media abge- löst, W'Orauf etwa die japanischen und Ilimalaya-Arten mit röthlichen Blüthen kämen. Die Gruppe der Sp. salicifolia und tomentosa mit den zahlreichen For- men könnte wiederum eine besondere Abtheilung bilden, in der etwa die am spätesten blühende Sp. ariaefolia die Mitte einnähme. Der Fruchtschmuck unserer Gehölze hat in den Anlagen prinzipiell noch gar keine Anwendung ge- funden. Und welchen Schmuck wir grade dadurch entbehren, weiss wohl der am besten, der sie kennt und vielleicht schon oft ihre Missachtung bedauert hat. Wir wollen nur die Weiss- und ßothdorn- Arten aus dem Genus Mespilus, resp. Crataegus, nennen. Der botanische Garten in Berlin besitzt vielleicht die grösste Sammlung dieser Gehölze. Mancher, der im August und September diesen be- suchte, hat uns schon seine Verwunderung ausge- sprochen, dass man diesen Reiz so ausserordentlich wenig und dann nur einzeln sieht. Es kommt noch dazu, dass diese Fruchtsträiicher sich auch durch ihr schönes Laub auszeichnen, aus dem die meist weis- sen Blüthen im Frühjahre einen ausserordentlich freundlichen Anblick darbieten. Ausserdem nimmt es im Herbste oft noch eine rothe Färbung an. Noch mehr ist, besonders für Hausgärten, der Winterschmuck vernachlässigt. Grade für diese sonst so unangenehme Zeit hätte man auch in Gärten sorgen sollen. Welch grosses Material haben wir grade hierfür in unseren immergrünen Sträuchern und in den Nadelhölzern. Auf die Farbe der Kinde einzelner Gehölze, um darnach Zusammenstellungen zu machen, hat noch kein Landschaftsgärtner Rück- sicht genommen. Und doch Hesse sich auch hier Manches thun. Bei dem echten Cornus alba, in Baumschulen unter dem Namen Cornus sibirica be- kannter, haben Aeste und Zweige eine herrliche Korallenfarbe, welche im Winter, vor Allem, wenn die Sträucher vor den dunkclen Koniferen stehen,, besonders hervorzutreten scheint. Alle Cornus-Arten haben aber mehr oder weniger roth gefärbte Aeste und Zweige und Hessen sich zu einer Gruppe ver- einigen, wo dazwischen angepflanzte Pimpernuss- sträucher mit ihrer gelbgrüncn Farbe einen ange- nehmen Gegensatz bilden könnten. 13 Grade solche Zusammenstellungen, wie wir sie eben in verschiedenen Richtungen angegeben haben, würden in öffentlichen Anlagen einen um so grös- seren Werth besitzen, als sie allgemein gesehen ■werden und zu Nachahmungen führen könnten. Wir machen besonders Verschönerungs-Vereine darauf aufmerksam, hierin weiter zu wirken und mit gutem Beispiele voranzugehen. Es würde dieses eine hö- here, aber auch eine belohnenderc Aufgabe sein. Das Publikum hätte auf eine bequeme Weise Gele- genheit, die einzelnen Gehölze näher kennen zu lernen und sie zu Hause vielleicht wiederum auf eine andere Art in Anwendung zu bringen. In der Nähe von Städten und Dörfern finden sich manche nackte und verwilderte Stellen, die gewiss niemals besser verwerthet werden könnten, als durch An- pflanzungen von Gehölzen. Noch mehr gilt dieses von den öffentlichen We- gen, besonders von solchen, welche auf beiden Sei- ten mit Bäumen bepflanzt sind und zu gleicher Zeit den Bewohnern eines Ortes zum Spaziergehen die- nen. Hier sollte man ebenfalls zu belehren suchen und weniger eine einzige Baumart anpflanzen, wenn diese auch noch so sehr gegen die brennenden Strahlen einer Juli- und Augustsonne schützte, als vielmehr die verschiedenartigsten Bäume, damit sie Liebhaber kennen lernen und bei gleichen etwa aus- zuführenden Anpflanzungen zur Auswahl dienen könnten. Trotz der Ungleichheit der Bäume könnte man in der Reihcnt'olge das Gleichartigere auf ein- ander folgen lassen. Die verschiedenen Linden-Arten und -Formen z.B. in Alleen neben einander ver- wendet, würden dem Zwecke vollkommen entspre- chen. Welches Interesse müsste weiter eine ähnliche Zusammenstellung der verschiedenen Wall- und Hik- kory-Nussbäunie (Juglans und Carya) für den Laien haben! Bei Sammlungen von Eichen, Eschen, Ul- men, Ahornbäumen u. s. w. würde das Gleiche statt- finden. Jlan hört oft die Klage, dass man aus den Baumschulen nicht das erhält, was man verlangt, oder in dein, was man zu haben wünscht, getäuscht wird. Dergleichen öffentliche Anpflanzungen wür- den Täuschungen, wenn auch grade nicht unmög- lich, so doch selten machen. Liebhabern würde es frei stehen, in Betreff der Namen sich auf die öf- fentlichen Anlagen zu berufen. Ein grosser Ucbelstand, nicht allein für Gehölz- Anpflanzungen, sondern überhaupt für Anlagen und Gärten, ist die unsichere Nomenklatur, die noch durch das Bestreben mancher Ilandclsgärtner, immer etwas Neues in den Handel bringen zu wollen, um es leichter abzusetzen, vermehrt wird. Unbedeutende Abänderungen an einer Pflanze werden benutzt, um dieser einen neuen Namen zu geben und sie als etwas Besonderes zu empfehlen. Man sehe nur in dem Verzeichnisse der Lebensbäume, Wachholder- Arten, der Linden, der Weiss- und Rothdorne 11. s. w., wie es von Seiten der Baumschul- Besitzer ausgegeben wird, die grosse Anzahl von Arten und Abarten an, welche darin aufgeführt werden und zum Tlieil gar nicht von einander verschieden sind. Es konnnt noch dazu, dass man in der einen Baum- schule sich des einen der vielen Namen, welche ein Gehölz leider nach und nach von Seiten der Bota- niker ei-halten hat, bedient, während In einer zwei- ten ein anderer beliebt ist. Bei dem Streben nach Vervollständigung ist es natürlich, dass die Besitzer vielleicht beider Baumschulen sich das bis jetzt un- ter einem anderen Namen kultivirte Gehölz kommen lassen; sie vergleichen es aber nicht, sondern un- bekümmert darum, dass sie es bereits haben, kultl- vlren sie es auch unter diesem Namen nicht nur, sondern bringen es auch als etwas Besonderes in den Handel. Wir wollen damit den Handelsgäitnern keinen Vorwurf machen, zumal diesen weit mehr die Bo- taniker verdienen. Bis jetzt existirte kein Buch, worin sie sich hätten Raths erholen können. Diesem Uebelstande abzuhelfen, haben wir seit länger als 2 Jahizehntcn uns damit beschäftigt, in dem Sinne von Willdenow's Berlinischer Baumzucht, eine Aufzählung und Beschreibung aller in Mitteleuropa im Freien aushaltenden Gehölze, zu gleicher Zeit mit Berücksichtigung der schwierigen Nomenklatur, auszuarbeiten und zu veröffentlichen. Zu diesem Zwecke haben wir wohl alle Baumschulen Europa's, welche Irgend eine Bedeutung haben, besucht und die darin kultivirten Gehölze mit ihren Benennun- gen verglichen, um schliesslich im Staude zu sein, neben dem richtigen, d. h. ältesten Namen auch alle übrigen, deren man sich In der Wissenschaft oder In der Praxis bedient, aufzuführen. Jedermann, der ein Interesse für die richtige Benennung seiner Ge- hölze hat, kann mit Hülfe des Registers in dem Buche sich selbst belehren. Von dieser kritischen Aufzählung aller bei uns Im Freien aushaltenden Gehölze Ist unter dem Namen „D encirologie" be- reits der erste Band, der sämmtliche Gehölze aus der grossen Abtheilung der Polypetalen enthält, er- schienen und kann durch jede Buchhandlung bezo- gen werden. Der zweite Band liegt zum grossen Theil im Manuskripte fertig da. Der Druck wird noch In diesem Jahre beginnen, so dass das ganze Werk im nächsten Jahre vollendet vorliegt. Nie- mand wünscht mehr, als wir selbst, dass uns nicht Hiudernisse entgegentreten, die unsere weitere Be- aibcitung, sowie die Herausgabe verzögern könnten. Bis zum Erscheinen des '2. Bandes werden wir auch noch weitere Gelegenheit zum Beobachten haben. 14 lieber bell (fiiijlii^ i)er -Stem&ofjfciml'f^ß nuf 3{arto)|efu. Von Fr. Barou von Kor ff in Kütheu. Im 10. Jahrgänge der Wochenschrift hatte ich S. 383 einen Artikel in Bezug des Einflusses der Steinkohlenasche auf Kartoflielkultur veröfi'entlicht. Obgleich wir ein abnormes, trocknes und für viele Gegenden ungünstiges Kartofleljahr hatten, so ist das Resultat meiner fortgesetzten Kultur immer ■wichtig genug, auch diesmal der OefFeutlichkeit übergeben zu werden. Wie im Jahre 1867, so hatte ich auch im vo- rigen Frühjahre Steinkohlenasche, ohne irgend wel- chen Dung, untergraben lassen. Trotz der grossen Dürre ergab die P^rndte für die nachstehend auf- geführten Sorten dennoch immer ein günstiges Re- sultat für einen Boden, der bereits sechs Jahre Er- trag ohne Düngung geliefert hat. Bei den Sorten, die noch, wie im Jahre 1867, Kartoffeln von normaler Grösse lieferten, habe ich selbiges dabei vermerkt; sind einzelne Sorten in der Grösse zurückgeblieben, so kann man gewiss der grossen Trockenheit des Bodens Schuld geben. Viele Stauden brachten, nach der Stückzahl gerechnet, in den meisten Fällen bedeutend mehr Kartoffeln; doch kann ich nicht unerwähnt lassen, dasB auch viele nur klein waren, was sich nament- lich auf frühe feinere Sorten bezieht. Professor Kocli hat die Güte gehabt, dem Ver- eine einige von mir zur Ansicht eingeschickte Pro- ben vorzulegen, und ist gewiss viel erreicht, wenn man 6 Jahre nicht düngt und dennoch so kräftige Exemplare, wie die eingesandten, aufzuweisen hat. Die Steinkohlenasche kann in Folge ihrer Be- schaffenheit den Boden locker machen, was in Ge- genden, wo man festen Boden hat, schon von gros- sem Nutzen ist; ausserdem — was von grösserer Bedeutung ist — gibt dieselbe eine Menge Dung- stoffe ab und trägt also zur Bodenverbesserung bei. Die chemische Analyse hat ergeben, dass die Steinkohlenasche in verschiedenen Verhältnissen, je nach dem Ursprünge, enthält: Schwefelsaures Kali, schwefelsauren Kalk, verschiedene Verbindungen von Säuren mit alkalischen Erden, kohlensauren Kalk, Thon und Kieselerde. Rasenplätze damit zu düngen, gibt, wie bereits Versuche erwiesen haben, einen ganz vorzüglichen Rasen. Man hat auch bereits mit Halmfrüchten den Versuch gemacht und Roggen sowohl wie Hafer in reine Steinkohlenasche gesät und ausgezeichnete Aehren erzielt. Das Stroh hatte beim Roggen eine Länge von 1,40 Meter, beim Hafer von l,io Meter. Dieser Versuch zeigt also, dass die Steinkohlen- asche ohne Zusatz von Erde oder Dünger ausreicht, um den Roggen und Hafer bis zur Reife mit Nah- rung zu versehen. Nach angestellten Versuchen übt bei Kultivirung von Topfgewächsen die Steinkohlenasche, mit Erde gemischt und namentlich auf Blattpflanzen ange- wandt, einen bedeutenden Einfluss aus. 1867 von 2 .Stück 18 6 8 1. Weisse Niere (6 Wochen) 23 20 2. Frühe blaue (9 Wochen) 50 60 3. Bisquit 65 56* 4. St. Jean de Segoncas. . . 50 59 5. Early Goderich 64 61* 6. La Circassienne 45 54 7. Blau (6 Wochen) 36 51 8. Preis von Holland 45 48* 9. Pesca 40 54* 10. Rothe Zwiebel-K 72 105 11. Frühlingskansalupe .... 35 72 12. Schwarze Niere 28 26 13. Köuigs-Niere 18 28 14. Frühe weisse runde .... 60 51* 15. Polnische Niere 23 32* 16. Mylord Aier Salat 64 43* 17. Zucker-K 43 75 18. Fortyfold 40 63* 19. Rothe lange späte 37 41 20. K. des Ueberflusses. . . . 67 62* 21. Heidelsberger blassrothe. . 28 40 22. Liverpool 19 23 23. Amerikanische weisse ... 27 103 24. William's Niere 39 41* 25. Blaue (10 Wochen) .... 40 60* 26. Weisse späte 38 50* 27. Biendorfer weisse 36 28* 28. Riesen-Niere 18 32* Summa 1,150 1,438. Die mit * bezeichneten Nummern waren sämmt- lich in normaler Form ausgewachsen; No. 27, wie beigefügte Probe gezeigt hat, sogar ausgezeichnet gross *). *) Es wäre sein- zu wünschen, dass mit der Steinkohlen- asche um so mehr weitere Versuche gemaclit würden, als ande- rerseits der Einfluss derselben auf die Vegetation abgeleugnet wird. Viel mag von der Steiukohlenasche selbst abhängen, die in der Untersuchung bisweilen gar kein Kali nachgewiesen hat. Anm. der Redaktion. 15 Dendrologie. Bäume, Sträucher und Halbsträucher, welche in Mittel- und Nord-Europa im Freien kultivirt werden. Kritisch beleuchtet von Professor Dr. Karl Koch. Erster Theil. Die Polypetalen enthaltend. Erlangen. Verlag von Ferdinand Euke. 1869. In vorstehendem Werke legt uns der Verfasser die Frucht seiner langjährigen, weit umfassenden Studien vor, und wir dürfen wohl behaupten, dass seine Arbeit eine Epoche machende ist, ein Werk, das in der Schärfe der Diagnosen den Arbeiten seines grossen Namensvetters Joiiaun Williclm Daniel Koch nichts nachgicbt. Wie dessen Flora von Deutschland, so wird auch die Koch'sche Dendrologie einen dauernden Werth behalten, und es sollte das Buch in der Bibliothek keines Gärt- ners, namentlich keines Baumsciiulbesitzers fehlen, wie denn gleichfalls der Mann der Wissenschaft es mit grossem Nutzen gebrauchen wird. Kaum bedarf es bei dem anerkannten Ruf des Verfassers, der bekanntlich auch General- Sekretär des grössten deutschen Gartenbau -\'creines ist und der schon seit langen Jahren nach vielen Richtun- gen hin gewirkt hat, noch einer besonderen Em- pfehlung seines Werkes. Der Inhalt ist auch ein so reicher und zugleich so gedrängter, dass es fast unmöglich ist, in kurzer Darstellung eine Ilebersicht desselben zu geben. Alles, was man sonst in Bezug auf Gehölzkunde nur sehr zerstreut findet, ist hiw zusammengestellt, und wie nothwendig eine solche Arbeit war, geht n. A. daraus hervor, dass, wie der Verfasser auch in seiner Vorrede bemerkt, seit der 2. Auflage von Willdenow's Berlinischer Baumzucht (1811), und Hayne's dendrologischer Flora von Ber- lin (1822), sowie Loudon's Arboretum et fru- ticetum britannicum (1836) kein Werk über beschreibende Gehölzkunde erschienen ist, das auf Vollständigkeit und Wissenschaftiichkeit zugleich An- spruch machen könnte. Niemand war aber auch wohl besser als der Ver- fasser im Stande, die schwierige Aufgabe zu lösen, da grade seine Stellung ihn in der Beziehung aus- serordentlich begünstigte. Mit allen grösseren Baum- schulen des In- und Auslandes in Verbindung tre- tend, ward ihm das gewünschte Material im reich- sten Masse geboten, und in seinem Verhältniss zum botanischen Garten in Berlin fand er auch in dem letzteren den Ort, wo er umfassende Beobachtungen machen konnte, namentlich seitdem im Jahre IböG der Garten erweitert und dabei die Anlegung einer möglichst vollständigen Sannnlung der bei uns im Freien aushaltcnden Gehölze iiauptsächlich in's Auge gefasst war. Endlich benutzte er auch ganz besonders auf seinen vielen Reisen, sowohl in Europa, als im Orient, die Gelegenheit, die Pflanzen im Leben zu untersuchen, wie er denn immer und immer wie- der betonte, dass man nicht genug Rücksicht auf das Verhalten der Pflanze während ihres Wachs- thums legen könne. Auf seinen Reisen in Deutsch- land besuchte er ausser anderen besonders das Arboretum Muscaviense, die Flottbecker Baumschu- len bei Altena von James und John Booth, so- wie die Anlagen auf der Wilhelmshöhe bei Kassel (ehemals Schloss Weissenstein) und die früher be- rühmten Gärten von Harbke bei Ilelmstädt und Wörlitz bei Dessau. Fand er in den letzteren zum Theil die Original-Exemplare zu den von Duroi, Borkhausen, Mönch u. A. einst gelieferten Be- schreibungen, so standen ihm in den ersteren be- ■sonders die neu eingeführten Gehölze zur Verfü- gung. Im Auslände war es die grossartige Baumschule von Andrö Leroy in Angers, die ohne Zweifel die grösste Gehölz-Sammlung Europas enthält, so- wie viele andere in Frankreich, Belgien, Holland und England, die von ihm genau durchmustert wurden und ihm über das eine, wie über das an- dere Zweifelhafte oft ein gutes Licht gaben. Von vielen Freunden ausserdem mit Material aus den grossen Herbarien Europa's unterstützt und selbst im Besitz einer reichen Sammlung konnte es nicht fehlen, dass der Stoff in ausserordentlicher ^^'eise anwuchs. Glücklicher Weise fehlte es dem Verfasser nicht an Muth und Freudigkeit, sich neben seiner reichen anderweitigen Thätigkeit auch noch der sorgfältigen Bearbeitung dieses Materials zu unterziehen, und so ist es nicht die Fülle des Stoffs allein (das Buch zählt 46 Bogen), sondern auch die wahrhaft kri- tische Beobachtung und Sichtung, die hervorgehoben zu werden verdient. Grosser Fleiss ist auf die Feststellung des Na- mens einer jeden Species verwandt und dabei das Prioritätsrecht im Allgemeinen strikte durchgeführt; zur besseren Begründung ist jedesmal dem betref- fenden Namen das Jahr, in welchem er gegeben wurde, hinzugefügt. Ebenso ist auf die Betrach- tung der einzelnen Gartenfornien einer Species vor- züglich Rücksicht genommen und gleichfalls sind die Synonyme, namentlich die Gartennameu, in grosser Vollständigkeit in Betracht gezogen. Alles das verleiht dem Buche einen besonderen W^erth, und es ist jetzt in die Hand eines jeden Gärtners, namentlich jedes Baumschulbesitzers, gelegt, sich für die bei ihm etwa eingeführten fehlerhaften Namen die richtigen zu verschaffen. Dass manche seit lan- ger Zeit eingebürgerte Namen sich nicht so rasch verdrängen lassen werden, ist vorauszusehen; immer 16 muss aber doch nach Möglichkeit dahin gestrebt werden. — Niemand wird übrigens bei der oben gerühmten Vollständigkeit erwarten, dass etwa auch alle Aepfel-, Birn- und Rosen -Varietäten u. dgl. au- geführt wären. Dazu sind Spezialwerke vorhanden; aber gerade da, wo in anderen Schriften nicht so auf die Varietäten eingegangen wird, ist hier mit besonderer Ausführlichkeit verfahren. Beispielsweise sind von Mespilus (Crataegus) nicht weniger als 30 Arten, die nebst ihren Abarten 94 Namen tragen, besprochen, darunter von M. monogyna 15 Abarten, resp. Formen, und von Prunus finden wir sogar 35 Arten mit 113 Namen. Ein genaues Register erleichtert das Auffinden sehr und in dieser Bezie- hung möchten wir überhaupt an alle botanischen Schriftsteller, insbesondere an die Physiologen , die Bitte richten, doch auch bei ihren Arbeiten noch mehr Sorgfalt auf das Inhalts-Verzeichniss verwen- den zu wollen, da dem Leser dann oft ausseror- dentlich viel Zeit erspart wird. Besonders dankbar wird Mancher dem Verfasser auch insofern sein, als er bei fremden Wörtern mei- stens die Betonung, sowie die Bedeutung derselben angegeben. Dafür aber, dass fast jedesmal, wo der Speciesname einer Person entlehnt worden, er uns über diese eine kurze biographische Notiz gibt, müssen Alle sich ihm sehr verpflichtet fühlen. Wer da weiss, wie viel Schwierigkeiten es kostet, nament- lich von noch lebenden Männern eine selbst nur kurze Lebensbeschreibung zu erhalten, der wird die Grösse der Arbeit, die in diesen kleinen Bemerkun- gen niedergelegt ist, zu beurtheilen vermögen. Hinsichtlich der Anordnung und Ausdehnung der Familien ist der Verfasser im Allgemeinen Ben- tham und Hook er 's Genera plantarum gefolgt; mannigfache Abweichungen bekunden aber auch in dieser Beziehung die kritische und selbständige Arbeit. Was nuu die, wie der Verfasser mit Recht sagt, der ganzen Systematik zu Grunde liegende Frage aubetrifl't: die Frage nach dem Begrift' der Art, so hätte Referent gern gesehen , wenn der Verfasser sich entschiedener für die Darwin'sche Theorie aus- gesprochen hätte, anstatt dass er sich von Darwin, wie von dem gleiche Zwecke verfolgenden Nägeli mehr abwendet. Allein da er immerhin zugibt, dass jede Art einen bestimmten Formenkreis habe und nur ihr Vermögen, diesen zu durchbrechen bestrei- tet, ja S. VI der Vorrede auch sogar von einem Durchbrechen des scheinbar geschlossenen Kreises spricht, so ist der Unterschied in praxi nicht so gross. Wünscht doch auch der Verfasser, dass ähn- lich wie pflanzen -physiologische Institute existiren, so ebenfalls Anstalten für die Systematik errichtet werden möchten, wo vor Allem Untersuchungen über den Begrifi' Art im Allgemeinen angestellt und wo dann die Formenkreisc der einzelnen Arten näher bestimmt werden. Wenigstens hofi't er, dass die botanischen Gärten, die dafür aus mancherlei Gründen bisher nicht viel thun konnten, in Zukunft sich mehr dieser Sache annehmen werden. Gewiss würde bei Verfolgung solcher Zwecke sein Buch ein wichtiges Hülfsmittel sein, ja es könnte vielleicht als Grundlage dienen. Namentlich würde es Fingerzeige geben, auf welche Species und Formen man behufs ihrer definitiven Feststel- lung besonders zu achten hätte. Wünschen wir denn, dass dem Buche, das nach allen Seiten hin so tüchtig durchgearbeitet und das auch vom Verleger gut ausgestattet ist, die verdiente Anerkennung nicht fehle; um so eher werden wir dann gewiss dem 2. Theile entgegensehen können. Im Verlage von R. Kittler in Hamburg er- scheint auch für 1869: Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Zeitschrift für Garten- und Blumenfreunde, Kunst- und Haudelsgärtner. Herausgegeben von Ed. Otto. 25. Jahrgang. 18G9. 12 Hefte ä 3 — 4 Bogen, mit Abbildungen, gr. 8. Geh. Preis 5 Thlr. Die Hamburger Gartenzeitung ist nach dem Ausspruche deutscher Sachkenner und englischer und belgischer Blätter die gediegenste deutsche Zeitung für Gärtner und Gartenfreunde; sie ist in England, Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal und Italien (bis Neapel), in der Wallachei, in Mos- kau, Kasan, St. Petersburg und Stockholm, in Bra- siUen und Nordamerika zu finden, und englische Blätter erklärten: dass es die einzige deutsche Gar- tenzeitung sei, aus der man etwas lernen könne. — Sie übertrifi^t an Reichhaltigkeit fast alle ande- ren Gartenzeitungen, und enthalten schon sechs Hefte der Hamburger Gartenzeitung mehr, als der ganze Jahrgang der meisten anderen deutschen Gartenzeitungen. — Es dürfte sonach der reiche Inhalt dieser Gartenzeitung für Gärtner und Gar- tenfreunde, Botaniker und Gutsbesitzer von grossem Interesse und vielem Nutzen sein. — Das erste Heft ist von jeder Buchhandlung zur Ansicht zu erhalten. Inserate werden pr. Petitzeile für IJ Ngr. auf- genommen, 600 Beilagen mit 2^ Thlr berechnet. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Druck der C. Feis t er 'sehen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhclms-PIatz No. 4- Wochenschrift des Tereiiies znr Beförderniig; des Gartenbanes in den Königl. Prenssischen Staaten für fnärti^erei und PflaiBKenhmBcle* Redakteur : I*i'ofessor I>r. Klarl Koch., Genera I-Sekretair des Vereines. No.3. Berlin , den 23. Januar 1869. Preis des Jahrganges H Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch des deutsch - österreichischen Post- Vereines. alle Post-Anstalten Inhalt: Die Hayu'schen Korff in Kütben. Anlagen — Ueber in Hermsdorf bei Central -, Bezirks Waidenburg i. Schi. — Gärtnerische und Gemeinde-Baumschulen. Von H Bruchstücke. Jäger. Vom Freiherrn von Sonntag, den 31. Januar, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse 49) eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Garten-Inspektor Gaerdt wird über die zum Treiben am geeignetsten Blüthensträucher, Kunst- und Handelsgärtner Späth über Beerensträucher sprechen. Die Hayn'schen Anlagen in Herrasdorf bei Waldenburg i. Schi. Zwischen Waldenburg und Gottesberg , der höchstgelegenen Stadt in Schlesien, liegt Hermsdorf, in nicht minder schöner Gegend, als das bekann- tere Dorf gl. N. am Fusse des Kynast und nicht weit von Warmbrunn. Dieses befindet sich aber am Fuss des Hochgebirges und auf der anderen Seite bereits in der weiten Ebene, während jenes von hohen Bergen selbst ringsum eingeschlossen ist. Diese Berge bestehen hier meist aus Kohlensand- stein und Porphyr; in ihren Thälern liegen aber, zum Theil von geringen Schichten bedeckt, bedeu- tende Steinkohlenlager, welche technisch abgebaut werden und die dortigen Grundbesitzer in kurzer Zeit reich gemacht haben. Hermsdorf ist, mit anderen Stellen des Gebirges und seiner Thälcr verglichen, bezüglich der Vege- tationsverhältnisse in günstiger Lage. Denn hoch- gelegen, fast nur von Süd -Süd -Westwinden durch- strömt, wasserarm, leidet die Pflanzenwelt weniger, als in der Nachbarschaft, wo in wasserreichen Thä- lern sich bei milder Temperatur durch Wasserdämpfe das Pflanzenleben zwar leichter entwickelt, von Frö.sten aber öfters wieder zerstört wird. Das Dorf war früher ein gewöhnliches Gebirgs- dorf, wie wir dergleichen noch oft auf den Wan- derungen im schlesischen Gebirge begegnen. Seine Häuser, unscheinlich , zum Theil selbst armselig, Hessen auf unbemittelte Bewohner schliessen. Ganz anders ist es jetzt, wo Reichthum und Wohlhaben- heit im Dorfe allgemein herrschen. Wer in Herms- dorf ein Gut sein Eigenthum nennen kann, ist ein gemachter Mann. Aber nicht ist es, wie bereits angedeutet, die fruchtbare Oberfläche des Bodens, welche in anderen Gegenden die Quelle des Reich- thums ist, sondern die ungeheuren Wälder, welche in vormenschlicher Zeit hier standen und nun als Steinkohlen im Innern der Erde liegen, haben die Besitzer wohlhabend gemacht. Am äussersten Ende des Dorfes, wo die Chaus- see nach dem erwähnten Städtchen Gottesberg führt, befand sich früher ein zum Hayn'schen Gute gehöri- ges, mit einer Gastwirthschaft versehenes Bad. Um fremde Gäste aufzunehmen, war es nicht nur wohnlich eingerichtet, sondern man hatte auch Sorge getragen, dass die nächsten Umgebungen verschönert wurden. Selbst Gewächshäuser mit schönen oder seltenen Pflanzen fanden sich vor. Von einem Bassin, das von Blütlicnsträuchcrn und Grasflächeu umgeben war, liattc das Bad mit der Gastwirthschaft den Namen Flora-Bassin erhalten. Der Kohlenbau unterwühlte auch an dieser Stelle zum Theil schon bald das Terrain und ent- zog dem Bade schliesslich das Wasser, womit es als solches aufhören rausste. Sämmtliche tiebäude muästen später abgetragen werden, weil ihr Einsturz 3 18 auf dem bereits ausgehöblten Boden drohte. Mit dem Bade ging uothwendigcr Weise aiieh die Gast- wirtliBchaft ein. So kam das Terrain wiederum unmit- telbar zur Verwaltung des eigentlichen Besitzers, des Kaufmanns Hayn, eines thätigen Mitgliedes des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin und eines der grössten Pflanzenfreunde. Er hat im Verlauf mehrer Jahrzehnte eine Anlage hergestellt, die zu den interessantesten gehört, welche Schreiber dieser Zeilen hat kennen lernen. Zu gleicher Zeit ist diese Anlage so eigenthümlich gehalten, dass wir jedem Pflanzen- und Bluuienfreuud rathen, wenn er nach Schlesien kommt, um so mehr den Hayn'- schen Garten zu besuchen, als der Besitzer es gern gestattet, wenn sich Andere auch der Schönheiten, die er geschaffen, erfreuen. Was der Besitzer für Mühe gehabt hat, um die Anlagen in der Weise herzustellen, wie sie jetzt sind, werden wir gleich sehen. Von den alten An- lagen ist nur sehr wenig noch vorhanden. Wie sie jetzt bestehen , sind sie aus 7 Theilen zusammen- gesetzt: aus den Aulagen vor und an dem Wohu- hause mit den Gewächshäusern, aus dem Park, aus der Baumschule , aus dem Gemüsegarten, aus dem Obstgarten, aus dem Wildpark und aus einem bis jetzt noch nicht in Angrifl' genommenen Thcile. Ein breiter, von Norden nach Süden gehender Weg trennt den eigentlichen Park mit der Wohnung und den Wirthschaftsgebäuden von den übrigen Theilen und begiünt nördlich an der Chaussee von Waiden- burg nach Gottesberg selbst, welche eine Richtung von Nordost nach Südwest besitzt. In dieser Eichtung steht auch das Wohngebäude, während der Park, mit Ausnahme des Anfangs, von Norden nach Sü- den verläuft und ein ungefähr 200 Fuss breites, aber fast 1,500 Fuss langes Terrain bildet. Es liegt et- was höher, als die Chaussee, also plateauartig, und ist besonders nach der Südseite durch Bäume und hohes Gesträuch abges])errt, so dass man, mit Aus- nahme eiuiger offen gelassener Punkte, die hohen Berge der Nähe nicht sehen kann. Es ist dieses absichtlich geschehen, um desto mehr den in der nächsten Nähe befindlichen Verschönerungen seine Aufmerksamkeit widmen zu können. In diesen Parkanlagen befindet sich ein Reich- thum von Gehölzen, aber auch von Florblumen, auf kleinem Räume zusammengedrängt, wie er noch nir- gends uns vorgekommen ist. Neben älteren Pflan- zen findet man die neuesten Einführungen; wohl nur ein Zufall ist es, dass unter den Gehölzen die von China und Japan, welche uns neuerdings so Manches von Interesse gebracht hatten, sehr wenig vertreten sind. Wir erlauben uns, den Besitzer selbst darauf aufmerksam zu machen. Ausserdem findet man aber die kostspieligsten und seltensten Gehölze. Wir erinnern beispielsweise an Phellodendron amu- rense, das sich in Plernisdorf bereits in einem so grossen Exemplare findet, wie wir es selbst nicht in dem günstigem Frankreich gesehen haben. Der Besitzer hat zur Herstellung eines angeneh- men Aufenthaltes seit 34 Jahren viel Arbeit gehabt, denn unmittelbar in der Nähe des Wohnhauses be- fand sich das hüglige Terrain im Zustande vei'lasse- ner Berghalden, welche aus Steinkohlen-, Schiefer- thon- und Sandstein-Trümmern bestanden. Um für Hof und Gebäude Terrain zu gewinnen, musste ein Bergabhang vollständig abgetragen werden, dagegen waren vom Bergbau untergrabene und bereits ein- gesunkene Flächen von Neuem zu ebnen , resp. nicht unbedeutend zu erhöhen. Derjenige Theil der Gartenaulagen, welcher dicht hinter dem Hofe liegt, bildete wiederum eine verwilderte Halde. Er musste hier und da rigolt, au anderen Stellen mit frucht- barer Erde befahren werden, denn der kieselreiche, sandige Grund würde eine Pflanzung gar nicht er- nährt haben. Die ungünstigen Bodenverhältnisse wurden noch dadurch vermehrt, dass der Bergbau unter den ge- sammten Kuiturflächen alle Feuchtigkeit entzogen hatte. Es wurde deshalb zunächst der vor dem Wohnhause flicssende Dorfbach kanalisirt und aus- serdem ein Bassin vor den Glashäusern angelegt, um auch hier Wasser zum Begiessen zu haben. Diese Glashäuser standen früher auf der Fläche des Flora- Bassins, wo der Bergbau den Boden unterwühlt hatte, und wurden in der Nähe des Wohnhauses, wohin der Bergbau nicht sobald, vielleicht gar nicht kommen dürfte, aufgebaut. Zu ihnen gelangt man von der Chaussee aus, gegen die eine Einfassung von Ligustrum vulgare absperrt, und erblickt zu- nächst das oben besprochene Wasserbassin mitten auf einem Rasenstücke gelegen. Der Weg zum Wohuhause ist auf beiden Seiten mit Pyramiden- Eichen und Pyramiden-ülmen, mit der glänzend-blätt- rigen Tilia dasystyla, triflora und europaea corallina, mit dem Bohnenbaume (Cytisus Laburnum), Prunus virgiuiaua, Crataegus flabellata und Oxyacantha rubro pleno, sowie Lonicera tatarica bepflanzt. Die Vorderseite des Wohnhauses zeigt am Spa- lier Clematis Vitalba, Ampelopsis hederacea und Aristolochia Sipho; die Seiten am Treppenaufgange sind dagegen mit dem gemeinen Flieder, der japa- nischen Quitte, dem falschen Jasmin, der Spiraea hj'pericifolia und dem rothblühenden Weissdorn ein- gefasst. Auf dem Rasen vor dem Hause nimmt sich eine ansehnliche Gruppe von Weigela rosea, welche auf jeder Seite wiederum von kleineren Gruppen von Remontantrosen begleitet ist, in Blüthe besonders schön aus. Gegen die Chaussee hin stehen 2 Pyra- 19 miden-Eicheu. — Die Gebäude zur Eecliten des Gutsweges werden von Ampelopsis hederacea, von verschiedenen Cleniatis-Arten, von Lonicera Pericly- meimm und semperflorens, sowie von Lycium bar- baruin bekleidet. Wenden wir uns an die Hinterseite der Glas- häuser, welche mit Spalierobst und Wein bepflanzt werden soll, vorbei, wiederum nach dem Wasser- bassin, so sehen wir noch schöne Exemplare der eichen- und weissdornblättrigen Erle (Alnus gluti- nosa var. quercit'olia und oxyacanthaefolia), ferner den Bohnenbaum (Cvtisus Laburnum) und die ge- schlitztblättrige Birke (Betula alba laciniata). Um das Bassin herum befinden sich Steingruppen , die mit Alpen- und anderen Pflanzen bedeckt sind. Hauptsächlich sieht man hier Saxifraga, Sedum und Hauswurz. Verschiedene Lilien und Schwertlilien stehen zwischen heimischen Farnen , Spiraeen und Myrica's. Die Glashäuser sind bei liegenden Fenstern von Eisen, die Gläser darauf Platten von i bis i Zoll Dicke, 7 Fuss Länge und 2 Fuss Breite, sowie 10 Fuss ganzer Länge. Das Kaltbaus mit Häusler'- schem Cementdach ist 20 Fuss hoch, 30 Fuss tief und 33 Fuss lang, das temperirte Haus dagegen 44 bis 45 Fuss lang, 30 Fuss tief und 22 Fuss hoch, das Warmhaus endlich 30 Fuss lang, 32 Fuss tief und 18Fuss hoch. Die Bedachung der Eückseile besteht ans englischem Schiefer. Die Heizung geschieht durch Rauchkanäle, welche in einen 60 Fuss hohen Schornstein münden. In den Kalthäusern finden wir schöne Exem- plare von Araucaria brasiliensis, excelsa und imbri- cata, sowie von Aralia crassifolia, ferner verschie- dene Hex -Arten in schönen Pyramiden, Oleander, ebenfalls in verschiedenen Sorten und in grossen Exemplaren, Laurus Camphora, Myrte, MagnoHa grandiflora, Lennei u. A., Punica Granatum var. Legrellei, grosse Exemplare von Kirschlorbecr, Rho- dodendren in Menge, Azalea indica und Camellia japonica, letztere beiden wiederum in grosser Zahl, endlich Hakea Victoria, Banksien und andere soge- nannte Neuholländer, unter denen Akazien, Mela- leuken, Callistemons, Calotharanus, Eugenien, Lepto- spermen besonders in starken Exemplaren hervor- ragen. Nicht zu vergessen, dass von Pelargonien, Verbenen, Fuchsien und anderen Blüthensträuchern ebenfalls ganze Sortimente vorhanden sind. Von Pflanzen des wärmeren und temperirtcn Hauses erwähnen wir besonders zwei starke Schau- exemplare der Bonapartca juncea, ferner Anthurium Scherzeriannm, Aralia Sieboldii, Ardisia crenulata, Bambusa arundinacea, Begonien in grossen Sorten und Arten, Cactus, Cissus, Clerodeudron Balfourii und Bcthunianum, Chamaedorca Schiedeana und Er- nestl Augusti, Chamaerops excelsa und Fortunei, Areca Verschatfeltii , Seaforthia elegans, Corypha australis, Latania borbonica, Geonoma pumila, Phoe- nicophorium Sechellarum, Phönix dactvlifera und leonensis, Rhapis flabelliformis, Sabal Adansonii, Trithrinax mauritiaeforrais, Pandanus graminifolius Zamia horrida, Cycas revoluta und circinnalis, Ura- nia speciosa, Maranta zebrina, regaüs, picturata (van den Heckei) und Warczewiczii, Musa Cavendishii und zebrina, Strelitzia Reginae und augusta, Passiflora quadrangularis, fulgens und cardinalis, Monstcra Lcn- nea (Philodendron pertusum), verschiedene Dracä- nen, Dasyliriou acrotrichon und junceum. das rei- zende Farn Oibotium princeps, die beiden tropischen Nutzbäume Myrtus Pimenta und Tlicobroma Cacao, ferner Abutilon Tompsonii, Jasminum Sambac fl. pl., Duchesse d'Orldans und grand Duc de Toscana, Crinum araabile, die neuesten preisgekrönten Coleus, 20 Lycopodium-Arten u. s. w. Wir verlassen die Gewächshäuser und gehen an der Gärtnerwohnung, welche, mit der J]isgrube in einen Bergabhang gebaut, von spitzblättrigem Ahorn, Ulmen, Pimpernuss (Staphylea pinnata) und Schnee- beere (Symphoria racemosa) beschattet und umgeben ist, vorüber. Hier zeigt sich eine Gruppe, au« dem Gewürzstrauch (Calycauthus floridus), aus Azalea pontica, Kalmia latifolia, Andromeda speciosa und polifolia gebildet. Li der Nachbarschaft steht Juni- perus Sabina fol. var. neben Evonymus nana. Oben auf den steinernen Stufen angelangt, wo zur Rechten von der Gartenmauer Lonicera Peri- clymenum an dem darauf stehenden Drahtgeländer rankt, finden w^ir Waldreben (Clematis), wohlrie- chende Wicken (Lathyrus- Arten), immerblübendcn Jelängerjelieber (Lonicera semperflorens), Aristolo- chia Sipho und die wilde AValdrebc (Clematis Vi- talba). Der vorliegende Erdsaum trägt dagegen Saxifraga umbrosa als Einfassung, ferner heimische Farnen -Arten, worunter Struthiopteris germanica, Blechnum boreale, Aspidium Filix mas et femina, Asplenium Tricbomanes, Scolopendrium officinarum u. A., während im Hintergrunde, also dicht vor dem Drahtgeländcr, verschiedene Sorten von Phlox se- tacea, Bulbocodium vernum und Scilla sibirica sich befinden. Gehen wir auf dem Gange zur Linken neben Quei-cus rubra zur Rechten weiter, nachdem wir einige Pomponen der Rosa Centifoiia und andere niedrige Sträuchcr von kleinen bengalischen Rosen als Gruppe links gesehen, so kommen wir an einem runden Platze vorbei, welcher von Birken, Stein- eichen, Ahorn, Massholder, Akazien, Ebereschen u. s. w. beschattet ist und den eigentlichen Garten noch dem Auge entzieht. Dieser selbst ist zur Lin- ken, sobald mau vortritt, mit verschiedenen Blüthen- 20 sträuchern, -wie Syringa vulgaris, Rosa villosa, Rhus typhinum, Pbiladelplius coronarius fl. p]. und Sat- sumani, sowie Ribes aureum bepflanzt und zeigt eine geräumige Laube von Massholder (Acer cam- pestre). Im kühlen Schatten sitzt man hier im Som- mer und überblickt 3 grosse Rasenflächen, welche mit Boskets, einzelnen Bäumen und Blumenbeeten besetzt sind, während darüber hinaus hohes Weiss- dorngebüsch , von einer Rosenkante eingefasst, die Fernsicht nach dem Gebirge abschneidet. Die äusserste Rasenfläche ist mit schönen Ex- emplaren der Castanea vesca, der Juglans fertilis, der Quercus rubra und mit verschiedenen Hasel- stauden, welche der Besitzer aus England bezogen, bepflanzt; dagegen steht auf dem mittleren Rasenplatz und gegenüber der Laube, eine prächtige Trauer- buche, an deren Fusse der hübsche Sclimetterlings- blüthler Lupinus Douglasii superbus fast dun ganzen Sommer hindurch blüht. Wiederum nimmt sich eine buntblättrige Stieleiche zwischen Gruppen von Dian- thus alpinus, Gentiana acaulis und escisa, sowie von Crociis vernus reizend aus. Ganz eigenthümlich er- scheint eine Gruppe mit der weissen Anemone ja- ponica Honorine Jaubert, umgeben von der niedri- gen Rhodora canadensis. Unmittelbar vor der Laube befindet sich dage- gen eine Gruppe von bei uns aushaltenden Zwiebel- gewächsen, wie Lilium atrosanguineinn, Amaryllis lutea, Crocus vernns, Gladiolus Byzantinus und com- munis fl. roseo, zwischen denen einige Alpenpflan- zen: Dryas octopetala, Potentilla nitida und Ane- mone apennina stehen. Die Rosengruppe aus hoch- stämmigen und wurzelechten Sorten , welche aus Frankreich bezogen wurden, ist zur Zeit der Blüthe reizend. Rosen liebt auch der Besitzer, wie wir mehrmals zu sehen Gelegenheit haben werden, denn es folgen hier alsbald Spaliere, mit rothen und weis- sen Prairierosen von 15 Fuss Höhe besetzt. Die rechte Seite des Ganges zeigt verschiedene neuere Weigelen, wie Desboisii, Grönewegenii, Stelz- neri u. a. ; gegenüber dem Spalier aber ist eine Gruppe von van Houtte'scheu Hybriden der ben- galischen Rose. In der Mitte des Rasens steht eine Zürbelkiefer (Pinus Cembra); an beiden Seiten des Ganges hingegen bis zur Felsgruppe aufwärts ziehen sich Trauer-, sowie Fächer- und halbhohe remon- tirende Rosen und wiederum bewährte Sorten der jetzt leider sehr vernachlässigten Rosa gallica hin. Auf und zwischen den Felsen selbst sind diesen entsprechende Pflanzen angebracht, wie verschiedene Hauswurz -Arten (Sempervivum), Campanula pulla in blau und weiss, Hieraciura aurantiucum imd Lycli- nis fulgens fl. pl. Dieser Felsgruppe gegenüber befindet sich eben- falls eine Gruppe hochstämmiger Rosen französischer Kultur. Vom Spalier aus bilden den Hintergrund als Bäume im Anfange Exemplare der Quercus rubra und davor der Bohnenbaum (Laburnum), mit verschiedenen Sorten des gemeinen und chinesischen Flieders abwechselnd, Pinus austriaca, Strobus und canadensis, sowie Taxus baccata. Weiterhin, wo sich der Gang theilt, steht eine grosse Gruppe von den wunderschönen und nicht genug zu empfehlenden Freiland-Azaleen van Houtte'scher Züchtung, welche als Azalea pontica Gandavensis in den Handel ge- kommen sind, und eingefasst von Kalmia glauca. Zwischen und unter ihnen hat der Besitzer Cycla- men europaeum und verschiedene Lilien angepflanzt. Zur Linken steht eine Gruppe von Anemone japonica mit hell- und dunkelrosafaibenen Blüthen. Weiter aufwärts, und zwar rechts, kommt man zu einer Gruppe von Asphodelus luteus, Gladiolus com- nuinis imd Colvillii, umgeben von Anemone coerulea und sylvestris. Wenige Schritte entfernt können wir dagegen wiederum unter dem Schatten von Eichen und Linden ein ganzes Sortiment von Paeonia Mou- tan fl. pl., namentlich papaveracea in vielen Schat- tirungen in Roth, W^eiss und Gelb, sehen. Die Anlage macht hier eine geringe Biegung und setzt sich von nun an in rein südlicher Rich- tung fort. Folgen wir dem oberen Gange. Hier befindet sich zunächst im Rasen ein langes Beet, wo Lilium lancaefolium in zahlreichen Formen und Farben in Roth und W^eiss und vor ihm das nied- liche Alpenveilchen (Cyclamen europaeum), gleichsam einen Blumenkranz bildend, stehen. Weiter oben zur Rechten enthält die erste Gruppe pontische Frei- land-Azaleen und Rhododendren, imtermischt mit unseren Schweizer und Tyi'oler Alpenrosen. Um das Alpenbild vollständiger zu machen, stehen zwischen ihnen noch verschiedene aus den Alpen stammende Enziane (Gentiana lutea, purpurea, Pneumonanthe und acaulis). Ein anderes Beet, welches von Mai- blumen eingefasst ist, enthält ein schönes Sortiment von Aurikeln und wird bald durch ein drittes er- setzt, welches Zusammenstellungen der leider in neuester Zeit bei uns fast ganz aus der Mode ge- kommenen englischen und spanischen Schwertlilien (Iris xij^hiüides und Xijjhium) enthält. Diese Gruppe ist von Adonis vernalis eingefasst. Wir wandeln vorwärts. Hier stehen einzelne schöne Bäume von Pirus pruuifulia mit gelber Frucht und Robinia viscosa, die dem Beschauer eine Abwechslung bieten, wenn er zu lange mit seinen Augen auf den Zusammenstellungen krautartiger Pflanzen verweilt hat imd sich wieder ihnen zuwen- den soll. Vor Allem nimmt sich ein sehr gemisch- tes Beet mit den japanischen und jetzt beliebten buntblättrigen Hemerocallis Kwanso hübsch aus, da auch Blüthenschmuck durch Primula cortusoides, 21 verschiedene Liatris- Arten , spanische Schwertlilien und Gentiana acaulis geboten wird. Ein Kranz von niedrigem, silbergrauem Cerastium Biebersteinü schliesst die Gruppe ein. Ein anderes Beet ist hauptsäclilicli mit Scabiosa alpina und pyrenaica be- pflanzt. Im Vordergrunde hat es ein Jledaillon von Campanula pulla alba von Tunica Saxifraga einge- fasst. Hinter diesem Beete wird die Aussicht durch grosse Exemplare unserer weiss- und der erst vor Kurzem eingeführten rothblülienden Akazien, um- geben von Hippopbae rhamnoides, zwar schon ge- deckt, dahinter stehende grosse Eschen und Berg- ahorn machen aber einen Blick auf das nahe Ge- birge gradezu unmöglich. Der Gang macht hier einen Bogen und führt wieder zurück. Ehe wir die volle Biegung machen, wo wiederum die virginische Ceder, Lawson's Cy- presse, der abendländische Lebensbaum und die ka- lifornische Ceder (Taxodium disticlium) jede Fern- sicht decken, steht man plötzlich an einer etwas hochgelegenen Stelle, die nicht bepflanzt ist und ausnahmsweise eine Aussicht gewährt. l.)as prächtige Gebirge mit allen seinen Herrlichkeiten breitet sich plötzlich vor unseren Blicken aus. Eine Laube ladet uns ein, um in Ruhe das Schöne und Grossartige zugleich zu geniessen. Welchen tiefen Eindruck der Blick auf das hohe Gebirge macht, lässt sich nicht beschreiben. Doch wir dürfen uns nicht in gemütli- lichen Erinnerungen ergehen, wo wir nur den Gar- ten und die Anlagen schildern wollten. Auch die Laube bietet mit ihrer Anpflanzung Interessantes dar. Sie hat ein Drahtgerippe und ist auf der Hinterseite mit amerikanischen Weinreben, auf der Vorderseite hingegen mit verschiedenen der neueren Clematis-Formen der patens , wie Helene, Louise, Sopihia, azurea, u. s. w. , ausserdem mit Lo- nicera sempervirens berankt. Vor der Laube befin- det sich ein reizendes Beet von Erica hcrbacea und von anderen Ilaiden des freien Landes. Wir setzen unsere Wanderung fort. Um eine hübsche Eiche ist Blüthengesträuch von Spiraea expansa und triloba gruppirt und von Calystegia pubescens fl. roseo pleno, der reizenden Zaunwinde Sibiriens, durchzogen. Eichen und Linden sind es, welche die Aussicht nach dem Gebirge hier schliessen und den Lustwandelnden zwingen, sein Augcnn)erk auf die nächste Umgebung zu richten. Unter ge- nannten Bäumen haben, wenn man zur rechten Zeit im Sommer hier ist, der Frauenschuh (Cvpripcdium Galceolus), der Saloraonsspicgel (Convallaria Puly- gonatum und verticillata), das Lungenkraut (Pulmo- naria), das niedliche Leberblümchen (Hepatica tri- loba), einige Steiubrecharten (Saxifraga) u. s. w. ihre Blüthen entfaltet, geschützt gegen eine zu warme Sonne, während freudiggrüner Epheu im Sommer und Winter die ziemlich dicken Stämme umrankt. — Wenden wir uns nach der Innenseite des Gar- tens, wo Easenflächen mit Boskets und Blumen- beeten abwechseln. Zwischen Steinen ist eine Samm- lung jener Steinbrecharten, welche hauptsächlich die Alpen bewohnen und abwechselnd vom Schmelzen des Schnees bis dahin , wo im Sommer die Johan- nisfeuer brennen, ihre weissen Blüthenrispen treiben, angelegt. Wir nennen von den mit rundlichen Blät- tern versehenen nur die seitnern, wie Saxifraga mi- nor, Andrewsii, Bucklandii, cordifolia und granulata fl. pl., sowie die niedliche S. oppositifolia. Die Stein- parthien setzen sich fort und zeigen den Augen eine grössere Mannigfaltigkeit betreffender Pflanzen und Pflänzchen. Aus der Zahl der einheimischen Orchideen findet man mehre Ophrys- Arten, deren Blüthen bekanntlich Insekten gleichen, ferner un- sere Maiblume mit gefüllten Blüthen und mit ge- streiften Blättern, Cerinthe minor, Arabis alpina und albida, Melittis Melissophyllum, mehre kleinere Ve- ronica-Arten, den Küchenpolei (Thymus Serpyllum), das Lichtröschen der Alpen (Lvchnis alpina), Cam- panula pnlla und Epiraedium alpinuni. Gruppen von der Felsenbirn (Amelanchir ova- lis) und der mit starken Dornen besetzten Gledi- tschia horrida bieten Abwechslung, um uns mit neuer Kraft auf ein Beet schauen zu lassen, was einzig in seiner Art ist, denn es enthält eine ziemlich vollständige Sammlung der ausgesuchtesten Lilien der früheren und jetzigen Zeit. Freilich ist es notb- wendig, den Hayn'schen Garten auch in der Jah- reszeit zu besuchen, wo alle diese Lilien ihre Blü- then entfaltet haben. Liebhaber würden hier eine reiche Auswahl finden und konnten sich hinsichtlich der Benennung leicht orientiren. Wir nennen das grossblüthige Lilium auratum; ferner L. Brownii, Buschianum, mehre Formen unserer weissen Lilie, L. Catesbaei, chalcedonicum, atropurpureum (fulgi- dum), ponticum (coicliicum), Szowitzianum, croceum, dahuricum, excelsum (isabellinum), testaceum, den Türkenbund (Lilium Martagon) in mehrern Formen, L. pyrenaicum, roseum (Thompsoni), Takesima, te- nuifolium, Thunbergianum, tigrinum, umbellatum und dergl. m. Auch andere Zwiebelgewächse haben hier einen passenden Platz gefunden und bilden eine Art Einfassung, so Ornithogulum splendens, Scilla campanulata und nutans in verschiedenen Farben. In einiger Entfernung von diesem grossen Lilien- beete findet sich ein anderes mit verschiedenen Päo- nien krautartiger Natur, hauptsachlich solcher, welche neuerdings als chinesische einen so hohen Grad der Vollkommenheit erlangt haben. Eingefasst sind diese Päonien mit Hemerncalli.s fulva. Wiederum wechselt es. Felstrümmer sind zum Tlieil von Epheuraukcn umzogen und zwischen ihnen 22 befiuden sich Cerastium liirsutum, Dictamnus albus, ■weiss lind rothblühciid , Kalthäuser Nelke in zahl- reichen Sorten, wie auch Federnelke, ferner Epi- medium alpinum, mehre Sedum- Arten, Saxifragen und Hauswurz. Wir steigen einige Stuten Iierab, wo an den Sei- ten Linaria Cymbalaria, Farne u.s.w. angepflanzt sind, und gelangen zu einer Gruppe von verschiedenen Alpeuroscn (Rhododendron ferrugineura und hirsu- tum), von Kalmia pumila und Clethra arborea, der eine zweite, aus Genter Freiland-Azaleen bestehend, folgt. Zwischen ilmen steht ein kleiner Hain von niedrigen Magnolien (Norberti, Soulaugeana, Uni- brella u. s. w.). Um den schöneren Sorten der neueren Clematis einen passenden Platz zu geben, ist ein Spalier an- gebracht und gibt ein Bild von dem, was mau mit diesen Lianen macheu kann. Die dankbarsten Sor- ten sind ohne Zweifel: Clematis Fortunei, hybrida insignis, Frankofortensis, Jackmanni, rubro-violaceo, Sophia fl. pl. und Standishii. Da die Clematis-Arten in der Regel wenig Laubschmuck haben, so ist die grade dadurch ausgezeichnete Pfeifenpflanze (Ari- stolochia Sipho) dazwischen gepflanzt. Wiederum kommen auf grünem Rasen Felsenparthien vor, aber zum Theil sind es andere Pflanzen, welche hier dazwischen stehen. Wir nennen die Alpenveilchen (Cyclamen europaeum), verschiedene Corydalis-Arten, Dicentra (nicht Diclytra) cucullata und forraosa, Dodecatheon Meadia, Erythroniura Dens cauis und Epimedium, diese 3 letzteren in mannigfachen For- men und Abarten, ferner buntblättrige Minzen, Glo- bularia cordifolia, unsere kleine Campanula rotundi- folia mit gefüllten blauen und weissen Blüthen, Li- naria alpina imd triornithophora, sowie endlich ver- schiedene Niesswurz«- oder Helleborus-Ai-ten. Den Gang rechts verfolgend, bilden die portu- giesische Quitte, unsere Mispel, chinesischer Flieder und tatarisches Geisblatt eine dichte Hecke, in de- ren Vordergrunde schöne Lilien aus der Abtheilung des Türkenbundes stehen. (Schluss folgt,) cßnrtucrifffje ]Jrudj(lü*e. Vom Freiberrn vou Kort't' iu Köttien. Die Walzen-Gurke von Athen ist eine Neu- heit von Benary in Erfurt und kann Gärtnern und Gartenfreunden empfohlen werden. Sie hat unge- mein dickes Fleisch, wird bis 23 Zoll lang und trägt sehr lange. Ich habe nur von Gurken, welche nicht unter 20 Zoll lang waren, Samen gesammelt und werde gern (natürlich umsonst) dem Vereine zur Be- förderung des Gartenbaues etwas zur Verfügung stellen. Silly's neue W^alzen-Gurke ist meist von noch stärkerer Form und sehr fleischig. Courge Gauffrci ist ebenfalls eine Neuheit von Benary und hat in Lyon im Jahre 1865 die gol- dene Medaille bekommen. Wie dieser Speise-Kürbis dazu gekommen ist, kann ich nicht begreifen. Man scheint dort mit dergleichen Auszeichnungen leicht, resp. oberflächlich zu verfahren*). Der Kürbis soll normal 18 Pfund schwer werden, der meinige wog 25 Pfund, hatte jedoch die Grosse wie ein Kürbis gewöhnlicher Art von 10 bis 12 Pfund. Ich habe damit Viele überrascht, die ich aufforderte, den Kürbis aufzuheben. Sein Fleisch ist etwa einer Me- lone gleich; es täuscht auch der Geruch. Man sollte meinen, es sei eine feine Netz-Melone. Ein Gleiches habe icii übrigens auch bei anderen Sorten Speise- Kürbisse, sowie bei Türkenbund, bisweilen gefunden. PhaseolusLucasianus kann mit vollem Rechte zu den Akten gelegt werden. Laitue Bossin ist ein Salat, der sich bereits seit einigen Jahren heimathlich gemacht hat. Bei richtiger Behandlung schmeckt er gut. Dazu ist es aber nothwendig, dass man ihn erst zieht, wenn die Kopfsalat-Zeit bereits vorüber ist. Sobald sich die Staude vollkommen ausgebildet hat, muss sie behut- sam mit breitem Bast zusammengebunden werden. Die Blattstiele und Blattrippen bleichen dann noch mehr und schmecken ungemein weich und zart, noch besser, als bei der Moos-Endivie. AVer jedoch das Bleichen unterlässt, wird nie sagen können, dass der Bossin'sche Kopfsalat gut schmecke. Den mir freundlichst gesandten Kohlrabi -Sa- men**) habe ich am 5. August v. J. ausgesät und am 20. bereits verpflanzt. Es fangen die Knoten schon an, sich zu bilden. Ich werde nicht erman- geln, seiner Zeit speziellen Bericht zu erstatten. Diese Kohlrabi soll, beiläufig gesagt, die Eigenschaft haben, dass man sie im Winter ohne Schutz im freien Felde stehen lassen kann, ohne dass sie ver- dirbt. W^enngleich nachstehende Methode, Weintrauben zu kouserviien, nicht meine Erfindung ist, so wird das Interesse an der Sache für Solche nicht abge- schwächt werden, denen dies Verfahren noch unbe- kannt war. *) Im westlicheu und südlichen, weniger im östlichcu Frauk- reicli bilden die liartfleischigen Kürbisse und Türkenbünde eine gewöhnliche Speise für die ärmere Klasse von Menschen. Man zieht sie doshalb in sehr grosser Menge nicht allein in Gärten, sondern auch auf dem Felde. Der Franzose ist gewöhnt, die guten Esskürbisse tou den raittelmässigen und schlechtem zu unterscheiden, was bei uns nicht der Fall ist. Man versteht bei uns auch gar nicht ihre Zubereitung. Der Courge Gauffre ist wirklich ein ausgezeichneter Speise-Kürbis, der in ganz Frank- Anm. der Redaktion. **) S. S. 226 des vorigen Jahrganges. 23 Dem Vertreter der sächsischen Ilandelsinteresseu in China und Japan während der preussischen Expedition nach Ostasien unter Grat' Euleuburg, Spiess, fiel es in Tientsin in China auf, noch im Monat Mai vorzügliche Weintrauben zum Dessert zu bekommen, und theilt uns in seinem herausge- gebenen Keisebericbte Folgendes darüber mit: Die Chinesen schneiden von einem reiten Kür- bis einen Deckel ab, so dass das entstandene Loch bequem das Aushöhlen desselben mit der Hand zu- lässt. Alsdann legt man die reifen Trauben behut- sam hinein und verschiicsst durch den Deckel den Kürbis wieder sorgfältig. Au einem küiilen Ort aufbewahrt, erhalten sich die Trauben in vollstän- diger Frische eine sehr lange Zeit. Für diejenigen, welche sich dafür interessiren, mache ich jedoch die IVlittheilung, dass nach augestellten Versuchen sich nicht alle Kürbisse dazu eignen. Feine Speise-Kür- bisse haben zu saftiges Fleisch; dieses geht, nach dem die Frucht einmal angeschnitten ist, schnell in Fäulniss über. Meiner Ansicht nach eignen sich dazu nur gewöhnliche Feldkürbisse, die eine harte Rinde haben. lieber (Tentrttfs M^kk^-- iiiii) ijeiueiiiöe=-]^ttiimfdjufeu*). Von H. Jäger. Die Landes- oder Central-Baumschulen und die Bezirks- und Kreis-Baumschulen sind im eigentlich- sten Sinne Schulen, Bildungs- und Prüfungsaustal- ten, wobei der materielle Nutzen nur Nebensache sein darf. Landes - Baumschulen dürfen keinen anderen Zweck haben, als die Verbreitung solcher Obstarten, welche sich am besten für das Land eignen. Der darin hie und da ertlieilte Unterricht in der Erzie- hung junger Obstbäume kann nur Nebenzweck sein und würde erst dann wirklich nützlich, wenn damit ein grosser Musterobstgarten verbunden wäre, in welchem die Schüler, grösstentheils künftige Land- schullchrer und Baumwärter, nicht nur die Erzie- hung, sondern auch die fernere Behandlung und Erhaltung der Obstbäume lernen könnten, denn Er- halten ist ebenso wichtig, wie Schafi'en. So lauge Letzteres nicht der Fall ist, ist auch das Erstere, nämlich der Unterricht in der ersten Erziehung, keineswegs so nutzbringend, als man gewöhnlich annimmt, indem es heutzutage in den meisten Ge- genden Deutschlands kaum einer Staatsanstalt mehr bedarf, um einige Obstbäume in gewöhnlicher Form *) Auszug aus U. Jäger's „Baumscbule" in der Baumschule zu ziehen , weil zahlreiche Pri- vatbaumschulen schon dafür sorgen. Eine Central-Baumschule im besten Sinne kann ausgedehnte Obstanlagen nicht entbehren, denn sie nniss alle nicht schon als gut und für die Gegend als passend oder geradezu als schlecht bekannte Obstsorten prüfen, wozu einige Sorten- und Probe- bäume nicht hinreichen. Sie muss demnach entschei- den, welche Sorten überhaupt Verbreitung verdie- nen, welche davon zu Hochstämmen, welche zur Zwergform geeignet sind. Vor Allem aber muss sie Erfahrungen zu machen suchen, welche Obstsorten sich für diu rauheren Gegenden des Landes eignen, um dorthin nur passende Sorten gelangen zu lassen. Hierzu gehören langjährige, fortgesetzte Beobach- tungen, die durch genaue Buchführung Sicherheit erlangen; denn obschon es viele Sorten gibt, deren Gedeihen in hohen Gegenden und anderen rauhen Lagen bekannt ist, so lassen sich docii deren immer noch mehr und bessere auffinden. In der Central- Baumschule sollen ferner die vielfältigsten Ver- suche über das Verhalten gewisser Sorten zu den verschiedenen Wildlingen, ob z. B. eine Birnsorte besser auf Birnwildling, Weissdorn oder Quitte ge- deiht und ergiebiger ist u. s.w., gemacht werden. Die Lehrbücher enthalten nur sehr unsichere derartige Bestimmungen und Mittheiluugen. Die Central- Baumschule soll daher selbst versuchen, insofern nicht schon ganz sichere Erfahrungen vorliegen. Ausserdem soll sie andere Versuche jeder Art ma- chen, insofern davon ein Gewinn für die Hebung der Obstkultur zu hofl'en ist, denn als Anstalt für Landeskultur kann und muss sie auf erfolglose Ver- suche gefasst sein, um dadurch den Einzelnen vor Schaden zu bewahren. Kurz — die Central-Baum- schule muss mit Hülfe der Wissenschaft das Prak- tische fördern. Aus alledem geht hervor, dass eine Central- Baumschule nicht wie andere Bauinscliuleu einge- richtet sein kann und darf; folglich, dass die meisten, weil sie eben nichts Anderes sind, als gewöhnliche Obstbaumschulcu im grossen Massstabe, ihren Zweck nicht erfüllen und den Namen Landes -Baumschule nicht verdienen. Um alles das vorhin Angedeutete und noch Anderes zu leisten, kann sie nicht grosse Massen von jeder Sorte zum Verkauf oder zur unent- geltlichen Abgabe ziehen. Sie muss nur dafür sorgen, dass die empfehlungswerthen Sorten erhalten werden und an die verschiedeneu Bezirks- und fiemeinfle- Baumschulen gelangen, und dabei auf die klimati- schen und Bodenverhältnisse der betrcfienden Lan- destlieile Rücksicht nehmen. Nur wenn in einem Jjandc die Obstkultur noch auf so niedriger Stufe steht, dass die massenhafte und schnellste Verbrei- tung notli thut; nur dann mag es einer Landes- 24 Baumschule gestattet sein , eine Reihe von Jahren die besten Sorten in Massen anzuziehen und unter die Leute zu bringen. Sobald aber ein gewisser Fortschritt eingetreten ist, inuss sie dann den oben angedeuteten Weg einschlagen, und solchen Betrieb den Privat- und Gemeinde-l^aumschulen überlassen. Gewöhnlich sollen die Landes - Baumschulen sich zum Theil oder ganz erhalten und treiben deshalb so stark wie möglich mit allen Baumschulen-Erzeug- nissen Handel, namentlich auch mit Ziersträuchern. Hierdurch verfehlen sie aber ganz ihre Bestimmung, und der Staat thäte besser, einen solchen Baum- schulen-Betrieb der Privatspekulation zu überlassen, wenn er die Anstalt nicht genügend unterstützen kann oder will. Einen kleinen Gewinn wird eine Central-Baumschule immerhin abwerfen, wenn sie in der von mir angegebenen Weise eingerichtet ist. Auch bedarf sie bei solcher Einrichtung mehr einer vorzüglichen Aufsicht, als vieler Arbeitskräfte. Die Bezirks-, Kreis- oder Provinzial-Baumschu- len, wie man sie nennen mag, müssen das für ihren Bezirk im Kleinen sein, was die Central-Baumschule für das ganze Land. Da sie aber die schon in der Haupt - Baumschule gemachten Erfahrungen nicht noch einmal zu machen brauchen, so werden sie sich in den meisten Fällen schon mit der Anzucht der Sorten im Grossen befassen können. In einem grossen Staate hingegen, wo manche Provinzen ein sehr verschiedenes Klima von dem der Centralstelle haben, hat die Bezirks-Baumschule die Aufgabe, für ihren Bezirk Alles auszumittelu, was nützlich oder schädlich sein kann, ehe Gemeinden und einzelne Pflanzer Anstalt dazu machen. Alle Erfahrungen der Central-Baumschule, welche für einen Bezirk von Nutzen sein können, werden mitgetheilt. Die Baumschulen von Gartenbau -Vereinen haben fast denselben Zweck, und machen, %vo sie gut ein- gerichtet sind , Staatsanstalten unnöthig. Sie sind dann gleichsam eine vom Staate eingesetzte und unterstützte Behörde. Ihre Zweigvereine verhalten sich zur Baumschule des Hauptvereins ganz wie die Bezirks-Baumschulen zu der Central-Baumschule. Die Gemeinde - Baumschulen können mit den Bezirks- und Landes-Baumschulen in keiner andern Beziehung stehen, als dass sie von ihnen mit Rath und That unterstützt werden. Sie sind der Haupt- ausfluss der Bemühungen der oberen Anstalten und verwandeln gleichsam das vom Herzen ausgegangene Blut in Fleisch — hier Wohlstand und Genuss. Ihre Einrichtung und Bewirthschaftung ist zwar Sache der Gemeinden, aber wenn sie der Wohl- thaten, welche durch die Bezirks-Baumschulen und von der Central-Baumschule ausgehen, theilhaftig werden wollen, so müssen sie sich eine gewisse Be- vormundung vom Staate gefallen lassen. Die Be- zirksanstalten müssen mit der Centralstelle in ge- nauester Verbindung stehen und sie als ihren Mittel- punkt betrachten. Sie beziehen die Sorten von der Centralstelle und theilen dieselben den Gemeinde- Baumschulen mit. Sie haben nur das für die Ge- gend geeignete Obst zu erziehen. Findet zwischen der Lage einzelner Ortschaften ein grosser klimati- scher Unterschied statt, wie es in Gebirgsgegenden meist der Fall ist, so ist bei der Abgabe von Sor- ten auf diesen Umstand gehörige Rücksicht zu neh- men. Die Bezirks-Baumschulen theilen der Central- Baumschule ihrerseits wcrthvolle Sorten und Erfah- rungen mit, um sie von dem Mittelpunkt aus für andere Landestheile nützlich zu machen. Nachtrag. Nach zwölfjähriger Beaufsichtigung der Ge- meinde-Baumschulen im hiesigen Landestheile bin ich zu der Ansicht gekommen, dass dieselben keineswegs allgemein zu sein brauchen, dass sie nur dann Nutzen bringen, wenn sich im Orte eine Per- son findet, welche besonderes Interesse daran nimmt, sei es Bürgermeister, Lehrer oder Pfarrer, dass da- her die meisten ganz zwecklos sind, weil eben diese Bedingungen fehlen. "Vei-theilutig- von Sümeveien. Die In dem Versuchsgarten des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues aus vorigem Sommer erhaltenen Samen verschiedener Florblumen u. s. w. stehen jetzt Mitgliedern des Vereines, soweit der geringe Vorrath reicht, zur Verfügung. Zu diesem Zwecke ist eine Reihe von Verzeichnissen der ab- zugebenden Sämereien angefertigt. Das General- Sekretariat des Vereines (Hafenplatz 4) ist bereit, den Mitgliedern, welche von den Verzeichnissen Ein- sicht nehmen wollen, diese mit der Bedingung zu- kommen zu lassen, dass sie sie so rasch wie mög- lich, event. unter Beifügung einer auf einem besonderen Zettel geschriebenen Liste des- sen, was sie wünschen, zurücksenden. Da die Verzeichnisse weiter gebraucht werden, wird nicht darauf Rücksicht genommen, wenn Mitglieder etwa anstatt des besonderen Zettels die Namen der Blu- men u. s. w. , welche sie wünschen, einfach anstrei- chen. Die Vertheilung der Sämereien geschieht Ende Februar oder Anfang März und müssen die Listen wenigstens 14 Tage früher eingesendet sein. Verlag Ton Wiegandt & Hempel in Berlin, Zünmer-Strosge No. 91. Druck der C. Feis ter'achen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, WUhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Eöiiigl. Preussischen Staaten für Cnärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : Px-ofessor" Dr. Klar-l Kocli, General-Sekietair des Vereines. ]fo.4. Berlin, den 30. Januar 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Einiges über Schönlilien oder Amaryllidaceen, besonders über Knimmblumen oder Cyrtanthus-Arten. — Die Hayn' sehen Anlagen in Hernisdorf bei Waidenburg i. Schi. (Scbluss.) — Die zwölf grössten und die zwölf kleinsten Apfelsorten. Vom Kunstgärtner L. Maurer jun. in Jena. Sonntag, den 31. Januar, Vormittags 11 TThr, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse 49) eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Garten-Inspektor Gaerdt wird über die zum Treiben am geeignetsten Blüthensträucher, Kunst- und Handelsgärtner Späth über Beerensträucher sprechen. Einiges Über Schünlilien oder Amaryllidaceen, besonders Über Krummblumen oder Cyrtanthus-Arten. Den Bemühungen der bekannten Handelsgärt- nerei von Haage und Schmidt in Erfurt haben wir in neuerer Zeit auch die Einführung vieler Zwiebel- und Knollengewächse aus Neuholland und aus Südafrika zu verdanken, welche meist in man- nigfacher Hinsieht einen nicht unbedeutenden gärt- nerischen Werth haben und ausserdem interessant genug sind, um die Aufmerksamkeit niciit allein der Blumenliebhaber, sondern auch der Botaniker, von Neuem auf diese Gruppe von Pflanzen zu lenken. Es gab eine Zeit, wo die Zwiebelgewächse, vor Allem diejenigen, welche in Südafrika und Süd- amerika zu Hause sind, mit besonderer Vorliebe kul- tivirt wurden, wäiirend dieses jetzt keineswegs mehr in> dieser Hinsicht der Fall ist. Kurz nach Beendigung des grossen französischen Krieges begann England die mancherlei aussereuro- päischen Besitzungen, welche es während des Krie- ges ohne Weiteres ihren früheren Herren, den Hol- ländern, weggenommen hatte, nach allen Richtungen hin auszubeuten, vor Allem aber besondere Sorgfalt auf Neuholland imd auf Südafrika zu verwenden. Namentlich aus letzterem wurden viele Pflanzen, unter diesen auch Zwiebelpflanzen, in grösserer Menge eingeführt. Es trug dieses wesentlich nicht allein zur Vergrösserung der Blumenliebhaberei im Allgemeinen bei, sondern Pflanzenfreunde fingen auch an , sich mit der speziellen Kultur der einen oder anderen Pflauzengruppe zu beschäftigen. In England lebte unter Anderen auch ein Geistli- cher, Herbert mit Namen, dessen reiche Mittel ihm erlaubten, eine grosse Sammlung von Zwiebelpflanzen aus allen Ländern der Erde anzulegen und durch einen tüchtigen Gärtner in der Weise kultiviren zu las- sen, dass er im Stande war, dadurch wissenschaftliche Untersuchungen anzustellen und die erhaltenen Re- sultate zu verüflentlichen. Hauptsächlich interessirten diesen GeistHchen die Zwicbelpflanzen, welche auf der südlichen Hemisphäre unserer Erde, vor Allem in Südafrika und Südamerika, wild vorkommen und zum allergrössten Theil sich dadurch von den Zwie- belpflanzen der nördlichen Hemisphäre unterschei- den, dass die gefärbte Blüthenhülle den Frucht- knoten nicht einschliesst, sondern auf diesem selbst steht. Auf diese Stellung der lilüthenhülle zum Fruchtknoten legt man bekanntlich botanischer Seits einen grossen Werth und liält sie für wichtig ge- nug, um darnach bestimmte Familien aufzustellen. Alle Zwicbelpflanzen mit oberständigen Frucht- knoten, wo also dieser von der Blüthenhülle ein- geschlossen wird, bilden die Familie der echten Lilien (Liliaceae), während die Zwicbelpflanzen, 26 wo der Fruchtknoten unterständig ist, d. h. wo die Blüthenhülle auf dem Gipfel des Fruchtknoteus ein- gefügt erscheint, zu den Schönlilien oder Ama- ryllidaceen gerechnet werden. Amaryilis war be- kanntlich eine schöne Nymphe des Alterthums, der Name, welchen Linne zuerst gewissen Pflanzen bei- legte, weist demnach auf die Schönheit der Blumen hin. Aber nicht allein die echten Amaryllis-Arten zeichnen sich durch Schönheit ihrer Blumen aus, die ganze Familie besteht aus Pflanzen, welche sämmtlich Anspruch auf dieses Prädikat machen können. Seitdem Linn^ zur Benennung von Pflanzen, deren Kenntniss übrigens von Jahrzehnt zu Jahr- zehnt auf eine Weise zunimmt, dass es heut' zu Tage in der That sehr schwer ist, nicht schon be- nutzte Namen für neue Pflanzen noch zu finden, Frauen und Männer der griechischen Mythologie in der systematischen Botanik zu Pathen genommen hat, sind manche spätere Botaniker, vor Allem die beiden Monographeu der Amaryllidaceen, Herbert und Kunth, ihm darin gefolgt. So wurden nach und nach eine Menge Namen aus der griechischen Mythologie in der Blumenwelt eingeführt. Doch sind es weniger die Dii majorum gentium, wie Jupiter, Juno, Minerva u. s. w., deren Namen benutzt wur- den , als vielmehr die der Götter untergeordneten Ranges, sowie die von Männern und Frauen, welche auf irgend eine Weise im Alterthume sich ausge- zeichnet hatten, wie Ganyraedes, Ajax, Calypso, He- lena u. s. w. Herbert veröff"entlichte zuerst im Jahre 1821 Mittheilungen über verschiedene Genera der Ama- ryllidaceen in einer Appendix zu dem botanical Register; die umfassende Monographie der ganzen Familie erschien dagegen erst im Jahre 1837. Bei der Bildung der Genera ging Herbert gewiss viel zu weit, so sehr man auch sonst der ganzen Arbeit die volle Anerkennung zusprechen muss. Er ist in- soweit vergleichend zu Werke gegangen, als ihm das Material lebend zu Gebote stand. Deshalb sind seine Gruppen naturgemäss und vorzüglich charak- terisirt. Weniger vergleichend und weniger auf le- bendiges Material sich stützend, hat der spätere Monograph der Amaryllidaceen, Professor Kunth, verfahren. Seine Arbeit wurde 13 Jahre später, und zwar in dem 5. Baude seines grösseren Werkes der Aufzählung aller bekannten Pflanzen, veröffentlicht. Die Amaryllidaceen bilden natürliche Gruppen, wo die Vegetation und das Vaterland sehr oft weit wichtigere Charaktere geben, als der Blüthenbau. Aber auch die Samen besitzen für die weitere Ein- tbeilung grösseren Werth. Von den unechten Ama- ryllidaceen , welche die Arten ohne Zwiebelbildung umfassen, wie die Agaveen, und auch getrennt werden müssen, nehmen wir hier keine Notiz. Un- ter den echten Amaryllidaceen scheidet sich alsbald eine kleine Gruppe, 1. die der Galantheen, aus. Hier sind es die Blüthen, welche in einigen Punk- ten von denen der übrigen Amaryllidaceen abwei- chen. Die Staubfäden sind nämlich nicht mit der Blüthenhülle verwachsen, sondern stehen, gleichwie bei den unechten Amaryllidaceen, auf dem Frucht- knoten. Ferner sind die Blumenblätter von einander getrennt, weshalb die Blüthenhülle nicht 1-, son- dern 6-blättrig erscheint. Zu dieser Gruppe der Galantheen gehören nur gegen 10 Arten mit weisser oder röthlicher Blume, welche in der gemässigten Zone der Alten Welt vorkommen. Beispiele sind das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) und die Merzenblume (Leucojum vernum). Alle übrigen Amaryllidaceen theilt man am besten in solche ein, wo der unmittelbar aus der Zwiebel hervorkommende Blüthensteugel oder Schaft hohl ist, und in solche, wo keine Höhlung in diesem sich vorfindet. Nach dem Vaterlande lassen sich von den Arten mit hohlem Schafte wiederum 2 natür- liche Gruppen unterscheiden: 2. Die Narcisseen kommen in den wärmereu Ländern der gemässigten nördlichen Zone vor und zeichnen sich durch weisse, weniger röthliehe BIü- thenhüllen, welche am Schlund der Röhre noch einen gefärbten Kranz besitzen, aus. Die schwar- zen Samen sind bei allen hierher gehörigen Arten mehr oder weniger rund. 3. Die Hippeastreen wachsen dagegen in grosser Anzahl in Südamerika, hauptsächlich in Bra- silien, doch kommen einige (gegen 12) auch in Süd- afrika vor. Die weissen oder rothen, selten gelben Blüthen sind ziemlich gross, oft ausgebreitet, aber auch langröhrig, und haben keinen Kranz am Schlünde der Blumenröhre, doch dafür bisweilen Haare oder schuppenförmige Anhängsel. Von den Amaryllidaceen, wo der Schaft nicht hohl, sondern fest ist, lassen sich 3 weitere Gruppen unterscheiden: 4. Die Sternbergieen sind gering an Zahl (18 Arten) und bis jetzt nur in der Alten Welt auf- gefunden worden, und zwar zur Hälfte in den wär- meren Ländern der nördlichen gemässigten Zone und zur Hälfte in Südafrika. Sie zeichnen sich da- durch aus, dass der Schaft nur eine Blüthe ti-ägt und dass die Frucht mehr oder weniger fleischig ist, wenigstens nicht aufspringt. 5. Die Crinecn kommen nur auf der südlichen Hemisphäre, und zwar in Amerika und in Südafrika, aber in grosser Anzahl von Arten, vor und zeich- nen sich durch grosse, weisse oder rothe Blumen, sowie durch grosse, fleischige Samen aus, welche bisweilen selbst schon in der Kapsel keimen. 27 6. Die Pankratieeu endlich wachsen zum Theil zerstreut auf der ganzen Erde, wie in den wärmeren Ländern der uördHcheu gemässigten Zone, in Ostindien (die Pancratien), in Neuholland (Calo- stcmraa) und in Kordamerika, die bei Weitem grösste Anzahl kommt aber in Süd-, weniger in Mittel -Amerika vor. Ihre schönen, grossen, meist weissen und oft wohlriechenden Blüthen zeichnen sich dadurch aus, dass eine zarte Haut den untern Theil der Staubfäden zu einem Kranze vereinigt. Die Samen sind hier nicht fleischig und haben eine schwarze oder grüne Farbe. Unter den Amaryllidaceen, deren Einführung man der Haudelsgärtnerei von Haage & Schmidt in Erfurt verdankt, befindet sich auch eine Art Cyrtanthns, ein Genus, welches (mit Vallota) von allen südafrikanischen Zwiebelgewächsen aus der Familie der Schönlilien allein einen hohlen Schaft besitzt. Aus dieser Ursache steht Cyrtanthus mit seinen IG Arten in pflanzengeographischer Hinsicht abnorm unter den Hippeastreen. Diese eine Art führt in dem Pflanzen-Verzeichnisse der genannten Handelsgärtnerei den Namen Cyrtanthus Macken- nii (M'c Kennii), möchte aber kaum von C. lutes- cens Herb, verschieden sein. Leider war diese Pflanze, wie es scheint, aus den Gärten verschwunden, bis sie wiederum vor einigen Jahren durch den bota- nischen Garten in Kew eingeführt wurde. Hooker hat sie im botanical Magazine auf der 5374. Tafel abgebildet; wahrscheinlich ist aber hier die Blüthe zu sehr gelb dargestellt, da sie in der Regel nur schwach-gelblich, fast weiss erseheint. Die Cyrtanthus -Arten sind, gleich den übrigen kapischen Zwiebelgewächsen, nicht genug zu em- pfehlen, zumal sie keine grosse Mühe in der Kultur machen. Mit Ausnahme zweier Arten (C. obliquus Herb, und carneus Liudl.), welche die Blätter nicht einziehen und daher keine Ruhezeit haben, verhal- ten sich die übrigen 13 Arten in der Kultur völlig gleich. Die Blüthen stehen in geringerer oder grös- serer Anzahl an der Spitze des Schaftes, sind lang- röhrenförmig, nach oben sich erweiternd und etwas gekrünnut, ein Umstand, der zur Benennung Cyr- tanthus (von kyrtos, krumm, und anthos, Blüthe,) d. i. Krummblüthe, Veranlassung gab. Ausserdem hän- gen sie meist über. Diejenigen Arten, wo sie auf- recht stehen, haben grössere Blüthen mit flachem und selbst zurückgebogenem Saume und ähneln des- halb denen der Vallota purpurea Herb., die wahr- scheinlich gcncrisch gar nicht zu trennen ist. Am meisten bildet Cyrtanthus sanguineus van H., welchen Lindley zuerst als Cyrtonema sangui- nea beschrieb, den Ucbcrgang zu Vallota. Diese reizende Zwicbelpflunze, von der van Houtte in der Flore des serres (tab. 1496) eine gute Abbil- dung gegeben hat, ist leider gar nicht so verbreitet, als sie es verdient. Wir erlauben uns deshalb um so mehr darauf aufmerksam zu machen, als sie leicht aus der van Houtte'schen Gärtnerei zu bezie- hen ist. Was nun den Cyrtanthus Mackennii von Haage und Schmidt anbelangt, so haben uns diese eine Notiz gegeben, die interessant genug ist, um sie hier raitzutheilen , und zwar um so mehr, als ge- genaunte Gärtner uns auch iu den Stand gesetzt haben, eine Abbildung zu geben. „Unter der Bezeichnung Cyrtanthus Mackennii erhielten wir im vorigen Jahre eine Anzahl Zwie- beln aus Port-Natal (im östlichen Südafrika), etwa so gross, wie mittlere Narzissenzwiebeln, in der äus- seren Form eher einer Habranthus- oder Pentlandia- Zwiebel, als denen der anderen bekannteren Arten Cyrtanthus ähnlich. Da die Sendung im Herbst ein- traf, hielten wir die Zwiebeln nur iu Erde einge- schlagen ganz trocken und neben den Amaryllis. Im März eingepflanzt und ganz so behandelt, wie die Amaryllis-Hybriden u. s. w. auf einem warmen Mist- beetkasten, erschienen bald Blätter und von August ab auch die Blüthen, die seitdem auch noch nicht verschwunden sind. Die Blätter sind 12 bis 1(3 Zoll lang, schwertförmig, schmal und zugespitzt, der Blü- thenschaft ist dagegen 15 bis 18 Zoll hoch und trägt 3 bis 8 oder mehr trompetenförmige Blumen, deren Röhre über 2 ' Zoll lang, an der Spitze ge- öffnet, in G Abschnitte getheilt vmd rahmweiss er- scheint. Die gelben Staubfäden ragen nicht heraus, sondern reichen nur bis zur Mündung. Der Griffel ist weiss, dreitheilig und tritt aus der Blume her- aus. Die Blüthen haben einen starken, denen der Hyazinthen ähnlichen Wohlgcruch. Durch ihr leich- tes und reichliches Blühen zeichnet sich diese Art 28 sehr vortheilhaft vor den meisten anderen Zwiebel- gewächsen aus und dürfte in nicht zu langer Zeit eine gesuchte Marktpflanze werden. Uebrigens ver- rautben wir, dass es dieselbe Pflanze ist, welche Hooker im botanical Magazine (tab. 5374) als C. lutescens beschrieben und abgebildet hat." Die Hayo'schen Anlagen in Ilernisdorf bei Waidenburg i. Schi. (Schluss.) Wir stehen vor einer Laube, hinter der eine Mauer die Park -Anlagen gegen den mitten durch- führenden Weg absperrt. Auch diese Mauer hat ihren Pflanzenschmuck, und zwar Sedum speciosum. Vor der Laube befindet sich dagegen ein Beet, das, allerdings nur in den wärmeren Monaten des Jah- res mit Lilium giganteum und Yucca filamentosa in der Mitte, ringsherum hingegen mit Sisyrhin- chium anceps und Primula Auricula bepflanzt ist. Gegenüber befindet sich ein Rundbeet mit Oeno- thera speciosa und Campanula carpathica in der Mitte und schottischen Federnelken ringsum. Seitwärts zur Linken und Rechten blühen unter einer alten Eiche und unter Birken: Aquilegia al- pina, Omphalodes verna und verschiedene Arten von Veilchen; auf den kleineren Felsparthien stehen da- gegen Phlox setacea und Lord Nelson, neben Lych- nis Viscaria fl. pl., Campanula pusilla, Aspliodelus Intens, Pyrethrum roseum superbum und Gentiaua acaulis. Ausserdem finden sich aber noch zahlreiche Blumen, für das Frühjahr hauptsächlich berechnet, vor, so die seltene, fast schwarzblühende Schach- blume (Sarana oder Fritillaria camtschatica), Galan- thus nivalis fl. pl., Anthericum Liliago, Lilium bul- biferum, Ornithogalum pyramidale, Tradescantia vir- ginica, Tricyrtis hirta und verschiedene Tulpen (Tu- lipa Gesneriana, turcica und Oculus solis); ferner Pri- mula cortusoides, Delphiniuni forniosum fl. p]., Cru- cianella stylosa, Silene Schafta, verschiedene Poten- tillen, einfach und gefüllt u. s. w. Man geht vorwärts, und zwar etwas aufsteigend. Hübsche Rasenflächen, von Gruppen, Blumenbeeten und Felsparthien unterbrochen, breiten sich seithch aus und bieten zum Theil recht hübsche Miniatur- bilder dar. Zu diesen gehört unter Anderem eine nette Gruppe , wo chinesischer und persischer Flieder während des Monates Juni im schönsten Blüthensclimucke prangen, etwas später aber wie- derum, besonders des Abends, der ringsum jene umgebende Gewürzstrauch (Calycanthus) seine Wohl- gerüche weithin spendet. Wiederum begegnet man einer Felsgruppe mit verschiedenen Pflanzen, wie Phlox stolonifera, Po- tentilla Fragariastrum und Salisburgensis, Saponaria ocymoides, Sedum Sieboldü , Primula minima, ver- schiedene Hauswurz-Arten und Fetthennen (Seraper- vivum und Sedum); ferner Campanula americana, grandiflora (weiss - und blaublühend) , nobilis und. persicifolia (einfach- und gefülltblühend), endlich. Scabiosa alpina und pyrenaica. An diese, mit Sedum Ewersii eingefasste Gruppe schliesst sich vor einer Eiche eine andere an, welche Lilium umbellatum, Camassia esculenta*), Delphiniuni elatum in einer Reihe von aus Frankreich bezogenen Sorten, sowie Achiilea tomentosa, Iberis gibraltarica, Aubrietia deltoidea und andere enthält. Wir wandern weiter und kommen zu einer in-- teressanteu Koniferen- Gruppe, da man hier nicht allein manche weniger bekannte Art findet, sondern auch hübsche Exemplare sieht. Aus der grossen Anzahl nennen wir: Abies cauadensis, Nordman- niana, Pinsapo und Pichta, Biota aurea und tata- rica, Thuja Wareana, lycopodioides, gigantea und plicata, ferner Juniperus prostrata, Oxycedrus und suecica, endlich einige der seltsamen, mehr einem holzigen Schaciitclhalm gleichende Ephedra -Arten, wie mouostachya und distachya. Links davon kommen wir wiederum zu einigen. Blumenbeeten im prächtigen Rasengrün und von. Buxbaum umfasst. Ein grosses Exemplar des Poly- gonum Sieboldü macht sich ferner als Blattpflanze ganz vorzüglich. Wenn diese Pflanze nur nicht gar zu sehr wucherte, so dass man stets gezwungen wäre, ihrem Vordringen Einhalt zu thun! Es folgen seltene oder interessante Bäume, wie die gefülltblühende Rosskastanie, die Erle mit ge-- schlitzten Blättern, die Eiche mit dem Farnblatte (Quercus fiiicifolia), der reichlich-blühende Beeren- apfel (Pirus floribunda) bereits in ziemlich grossen Exemplaren u. s. w. Hübsch nehmen sich ferner Gruppen mit dem buntblättrigen Negundo, mit ja- panischen Weigelen, mit feineren, besonders Thee- rosen, mit verschiedenen Pfeifensträuchern und end- lich mit rothblüheuden Johannisbeersträuchern aus; vor Allem nimmt aber eine Gruppe hoher und aus- dauernder Rittersterne (Delphiuium elatum) zur Zeit der Blüthe die Aufmerksamkeit der Lustwandeluden in Ansprucli. An die oben erwähnte Koniferen-Gruppe schlies- sen sich schöne Exemplare der mit verästelnden *) Dieses .schöne Zwiebelgewädis mit seinen grossen, blauen Blütheu ist leider in Privatgärtcu ausserordentlich selten, so sehr es auch Empfehlung verdient, zumal es unsere härtesten Winter aushiUt. Im Vaterlande (Nordamerika) werden die Zwie- beln von den Eingebornen gern gegessen. Anm. der ßedaktion. 29 Dornen dicht besetzten Gleditschia macracantha, die gegen die nicht minder schönen Exemplare der ge- schlitztblättrigen Birke mit ihrer feinen Zertheihnig der Aeste wunderbar absticht, an und tragen in jeg- licher Hinsicht zur Mannigfaltigkeit bei. 'Doch auch an Easenschmuck fehlt es nicht, denn eine grosse dreieckige Fläche wird von ihm bedeckt, ist aber von Gruppen kleinerer Blütlien- sträucher und verschiedener, noch seltener Gehölze von geringer Höhe und Ausbreitung unterbrochen. Eine solche Gruppe enthält beispielsweise Spiraea prunifolia fl. pl. und der mit ihr kontrastirende Ca- ragana jubata, eine andere ist mit den rothblühenden Himalaya- Spiräen, eine dritte mit niedrigen Geis- klee- (Cytisus-) Formen und eine vierte mit Pfei- fensträuchern (Philadelphus -Arten) bepflanzt. Eine fünfte besteht aus der Form des Bohnenbaumes, die den Beinamen Watereri führt, aus Exochordia gran- diflora und aus Sjjiraea expansa, eine sechste aus zahlreichen Formen des Hibiscus syriacus, eine sie- bente aus einfacher und gefüllter Kerria, ringsum mit Indigofera Dosua bepflanzt. Unter den seltenen, hier befindlichen Gehölzen nennen wir den Kork- bauni vom Amur (Phellodendron amureuse), von den buntblättrigen: schöne Exemplare des Haselstrauchs mit blutrothen Blättern, sowie eine Eiche, wo die Blätter silberweisse Flecken haben, und eine andere, "WO sie roth gefärbt sind. Auch hohe krautartige Blattpflanzen ziehen wegen ihrer Schönheit die Auf- merksamkeit der Lustwandelnden hier auf sich. Wir freuten uns um so mehr, der weidenblättrigen Son- nenblume (Helianthus salicifolius) zu begegnen, als dieser vor 3 und 4 Jahrzehnten in den Gärten so beliebte Blattschmuck neuerdings fast ganz und gar aus diesen verschwunden ist. Einen eigenthümlichen Anblick bot ein höchst malerisch-gewachsener alter Birnbaum dar, an dessen Stamme das keineswegs hinlänglich gewürdigte, weil ■wild-wachsende Bittersüss (Solanum Dulcamara) ziem- lich hoch emporkletterte. Die Rabatten sind mit grünen, 3 Fuss hohen Pfählen, auf denen vergoldete Porzellan-Figuren in Form von Blattknospcn stehen, rückwärts besteckt, und durch dunkelgrüne, aus Hanfsehnur bestehende Bogen mit einander verbunden. Hier sind nun aller- hand Schlingpflanzen angebracht. Die llabatten ent- halten dagegen eine grosse Reihe unserer beliebte- sten Florblumen, vor Allem in reichlichster Sorten- Auswahl Löwenmäuler (Anthirrhinum majus) in allen Farben und Zeichnungen, ebenso Gauklerblumen (Mimulus) und Lobelien. Schreiten wir vorwärts, so kommen wir wiederum zu einer ansehnlichen Sammlung von Fliedersträu- chcrn, besonders aus verschiedenen Sorten der ge- wöhnlichen Syringa vulgaris bestehend. Es sind meist grosse Exemplare, denen man schon den Na- men von Alleebäumen zuerkennen könnte. Ihre Blüthenpracht kann man im Monat Juni sich nicht grossartiger denken. Zwischen ihnen steht Cerasus serrulata fl. pl., als Vorpflanzung aber Cephalauthus occidentalis, Coronilla Euierus, Prunus sinensis fl. pl. (die alte Amygdalus pumila), Viburnum macro- cephalum u. s. w. Wir verfolgen in gleicher südlicher Richtung unseren Weg weiter und steigen dabei etwas auf- wärts, bis wir auf der Höhe zu einem grossen Rund- theil gelangen. Die langen Beete zur Rechten ent- halten hier Hochstämme von Trauer- und Remon- tantrosen. Dazwischen befinden sich englische Malven und von Truffaut gezüchtete Paeonien-Astern. Drei Gruppen dahinter bestehen wiederum aus halbstäm- migen und wurzelechten Remontantrosen, welche der Besitzer vor Allem liebt. Das Rundtheil selbst ent- hält dagegen eine Gruppe der beliebten, aber in der Kultur schwierigen gelben Rose, welche den Namen Persian yellow führt und von Remontant- rosen umgeben ist. Die darum laufende Rabatte trägt Scharlach - Pelargonien mit Buxbaum -Einfas- sung, hinter der aber — etwas tiefer gelegen — Oenothera speciosa und Campanula carpathica, letz- tere weissblühend, angebracht ist. Die Unebenheit dieses Theiles der Anlage wird dadurch bedingt, dass in P^olge des in der Tiefe betriebeneu Kohlen -Abbaues Höhlungen entstanden, welche bedeutende Senkungen der Oberfläche bis zu 3 und S Fuss veranlassten und dass jene, unge- achtet mannigfacher Regulirungen , doch in ihren Folgen nicht ganz beseitigt werden konnte. Zur Linken befinden sich wiederum zwei Ro- sengruppen, zur Rechten hingegen auf dem Rasen eine Gruppe der neuesten englischen Malven, von Agrostemnia coronaria in Roth und Weiss umsäumt. Die hohe Pflanzung zur Deckung nach aussen be- steht weiterhin zur Linken aus Esche, Linde, Ahorn, Akazie und Erle, während vor ihnen Hartriegel, Flie- der und Spiräen, durch viele Arten vertreten, sich befinden. Auf dem Rasen sieht man ferner Einzel- Exemplare von der Stieleiche mit weissurarandcten Blättern und von Quercus Dauvessii, sowie von Ro- binia Pseudacacia Bcssoniana, Wcigela splendens und hortensis uivea. Kehren wir um, so sehen wir wiederum zur Linken eine grosse Gruppe von Georginen, während eine andere einige Sorten der beliebten peruani- schen Sonnenwende (Hcliotropium peruianum) ent- hält. Gehen wir weiter abwärts, so kommen wir an eine Gruppe der schönsten roth- und weiss-, ein- fach- und gefüllt-blühenden Weissdorn-Formen, zur Rechten steht dagegen eine Hecke der alten Da- masceuer- und Essigrosen, ^viederum abwechselnd 30 mit einer Gruppe von Eemontantroseu in bester Kultur. Auf dem Rasen weiter unten, und zwar zur Linken, steht eine Gruppe von Deutzien und ein schönes Exemplar der Silberlinde, um das verschie- dene Formen unserer Herbstzeitlose im September und Oktober blühen; gegenüber befinden sich da- gegen interessante Gehölze, wie die Haselstaude mit geschlitzten Blättern, der Mannastrauch (Tamarix gallica), die noch wenig bekannten Formen des Weissdorns, welche als Crataegus Oxycantha Seste- riana und ruberrima in den Handel gekommen sind, ferner die jetzt so sehr vernachlässigte Cornus flo- rida und die Kaiser-Erle (Alnus imperialis), Quercus Fennesii und pedunculata rubra u. s. w. Auf dem Rasen selbst finden sich auch Blatt- ptianzen krautartiger Natur und mehre Beete, mit Blumen bepflanzt, vor. Von diesen nehmen wiederum vor Allem die Beete mit ausgesuchten Georginen, eingefasst von kleineren Beeten, welche die reizen- den italienischen Verbenen oder die jetzt auch sehr vernachlässigte Commelina coelestis tragen, die Auf- merksamkeit derer, die hier lustwandeln, in Anspruch, lieber Einförmigkeit kann man sich überhaupt in dem Ha yn 'sehen Garten gewiss nicht beklagen, Nichtkenuer möchten eher das Gegentbeil, zu grosse Mannigfaltigkeit und Abwechslung, finden. Der Kenner jedoch ist erfreut, wenn er immer wieder etwas Neues findet. Noch Manches hätten wir zu erwähnen, was grade hier mit besonderer Liebe und Sorgfalt ge- pflegt wird; wir fürchten aber mit der trockenen Aufzählung dessen, was vorhanden, zu sehr zu er- müden, und werden deshalb in unserer weiteren Be- schreibung nur das Wichtigere hervorbeben. So er- wähnen wir von interessanteren Gehölzen die ame- rikanische Eiche mit dem Lorbeerblatt (Quercus laurifolia), das sonderbare Nadelholz: den japanischen Glngkobaum mit den eigenthümlich geformten und breiten Blättern, ferner die Kirsche mit gefüllten Blüthen, Halimodeudron argenteum, Caragana pyg- maea und gracilis pendula u. s. w. Verfolgen wir einmal in östlicher Richtung den sich schlängelnden Weg und steigen etwas auf- wärts, so kommen wir zunächst vor Gruppen von Elaeagnus argeutea und von Ribes Gordonianum vorbei auf einen ziemlich breiten und 23 Fuss lan- gen Promenadengang. Hier befinden wir uns in einem lichten Walde, wo ein grosser Reichthum von verschiedenartigen Gehölzen, im Hintergründe grös- sere Bäume, vorn niedriges Gebüsch und Blüthen- sträucher dargeboten werden. Diese Mannigfaltig- keit kennt man allerdings in unseren natürlichen Hainen und Wäldern nicht, dagegen erinnert sie uns schon mehr an die Nordamerika's, wo sie zwar schon grösser ist, aber immer noch weit gegen die zurücksteht, welche in Südamerika und in den Tro- pen überhaupt gefunden wird. Unsere schönen Wald- bäume fehlen hier keineswegs und man sieht stattliche Eichen, Birken, Linden, Eschen, echte Kastanien- bäume und Ahorn, dazwischen auch Lerchen, Fich- ten und Weihnachtskiefern. In kleineren Exempla- ren sind auch neuere Formen von Eichen und Lin- den vertreten. Die Hauptmasse bilden Sträucher, vor Allem solche, welche mit ihren schönen, zum Theil auch wohlriechenden Blüthen eine Zeitlang erfreuen. Alle die Sträucher, welche aus dem Osten und Westen unserer Erde bei uns vor längerer Zeit oder auch erst in den letzten Jahren eingeführt sind , findet man hier vertreten. Am reichlichsten finden sich Arten aus den grossen Geschlechtern der Dorne (Crataegus), der Pfeifensträucher (Phila- delphus), der Hartriegel (Cornus), der Loniceren, der Spiräeu, Ribes, Weigelen, Sauerdorne (Berbe- ris) U.S.W, vor, ferner Coluteen, Caraganen, Per- rückensträucher, Kreuzdornc, Acer tataricnm, Hip- pophae rhamnoides, Blüthenesche, Ceanothus, Spin- delbaum-Arten (Evouymus), Traubenkirschen aus Nordamerika, vor Allem die nicht genug zu empfeh- lende Prunus serotina, einheimischer und nordame- rikanischer Schneeball (Viburnum Opulus und Oxy- coccus), Ptelea trifoliata, Rubus odoratus u. s. w. In der Mitte dieses herrlichen Promenadenweges befindet sich seitwärts in einem rundlichen Aus- schnitt eine Laube eigenthümlicher Art. Nach hin- ten stehen nämlich in einem Halbkreise steinerne Säulen, vor ihnen aber steinerne Bänke. Das dichte Laubdach wird von wagerecht abgehenden Aesten mehrer Trauereschen, die ihre dünneren Aeste und Zweige nach unten senden und dadurch eine Art Halbdunkel hervorrufen, gebildet. Leider steht man \ hier auf sehr unsicherem Boden, denn wiederholte j Senkungen des durch den unterirdischen Bergbau ! unterwühlten Terrains sind bereits vorgekommen. Der Besitzer möchte wohl schliesslich gezwungen sein, die Laube ganz wegzunehmen. Der Laube gegenüber, auf der anderen Seite des Promenadenweges, führt ein kurzer Gang um ein rundes Beet, auf dem unsere Stechpalme und Sindelbast (Hex Aquifolium und Daphne Mezereum), von heimischen Farnen umgeben, angepflanzt sind. Wir gehen nicht weiter, sondern kehren zurück, um nach gleich langer Wanderung das entgegen- gesetzte Ende des Promenadenweges zu erreichen. Immer geht es noch aufwärts. Wir kommen schliesslich zu einem mit Akazien besetzten runden Platz, auf dem wiederum Bänke zur Ruhe einladen, und verfolgen einen schmäleren und gewundeneu Weg, welcher bis an's Ende der Anlage führt. Von nun an steigt man wiederum 31 abwärts. Von Neuem tritt uns hier Gebüsch in grosser Mannigfaltigkeit, besonders auf der einen Seite, entgegen, während auf der anderen ein gros- ser Easenplatz, mit verschiedenen Gruppen bepflanzt, eine angenehme Abwechslung bringt. Reizend mag sich hier, besonders zur Zeit der Blüthenflor, die Gruppe der Pontischen und uordamerikanischen Frei- land-Azaleen ausnehmen. Ferner schmücken den Easen hübsche Buxbaum- Pyramideu und Gruppen verschiedener Landrosen. Weiter entfernt steht ein Bosket mit einer Weih- muthskiefer (Pinus Strobns) in der Jlitte und Le- bensbaum des Abendlandes (Thuja occidentalis), so- wie Virginische Ceder (Juniperus virginiana) ringsum. Wir lenken nicht zur Linken in einen schmalen Weg ein, der zu einem freien Platze, durch vier Grauitsäulen begrenzt und von einer Traueresche beschattet, führt, sondern gehen grade vorwärts. Auf der rechten Seite setzt sich das mannigfache Ge- hölz fort, auf der linken hingegen breitet sich die grosse Easenfläche weiter aus. Auf ihr, gegen das Ende hin, hat der Besitzer die letztere benutzt, um verschiedene, weniger häufige Fruchtgehölze zu kul- tiviren. Ausser Wallnussbäumen und guten Kasta- nienbäumen findet man hier die grossfrüchtige Mis- pel, sowie grosse Sortimente von Hirn- und Brom- beeren. Dass von letzteren die bei uns noch kei- neswegs gewürdigte Rochester- oder Lawton-Brom- beere nicht fehlt, versteht sich von selbst. Wir gelangen schliesslicii auf einen viereckigen offenen Platz, wo das Gebirge in seiner Schönheit vor uns liegt. Die Chaussee von Waidenburg nach Gottesberg begrenzt hier die Anlage. Wie ganz an- ders ist hier auf einmal das Auge in Anspruch ge- nommen! Aus dem, was der Mensch sich geschaffen, tritt man heraus und wird von der grossartigen Katur überwältigt. Doch wir sind an der Grenze der Anlage im Süden angelangt und nehmen eine Zeitlang denselben Weg zurück, bleiben aber auf derselben Seite der Anlage, um nicht wieder zu dem breiten Promenadenwege zu gelangen. Wir erreichen endlich einen grossen freien Platz, welcher früher den Gesellschaftsraum für die Gäste des Flora-Bassins zur Sommerzeit darstellte. Grosse Eschen, Akazien, Ahorn, Ulmen, Rosskastanien und Birken stehen hier als Einzeibäume. Unter ihnen nahm man, als das Bad noch besucht wurde, gegen die Sonnenstrahlen, die auch hier im Gebirge lieiss werden können, geschützt, Platz. Am Eingänge zeigt sich ein grosses Rundbeet mit Heinerocallis fulva und unserer gewöhnlichen Schwertlilie (L'is germanica). Ihm gegenüber, am Rande der Um- pflanzung, wo einst diu halbkreisförmige Musikhalle gestanden hat, ist eine Pflanzung in bogenförmigen und central -laufenden Schmuckbeeten angebracht. Da sieht man diese von kleineren Blumen in grös- seren Mengen bepflanzt, wie man es heut' zu Tage liebt. Ein Beet enthält Leberblümchen, einfach und gefüllt, blau-, rosa- und weissblühend, ein anderes Stiefmütterchen in buntester Farbenpracht, ein drittes verschiedene Crocus, dann wiederum Schneeglöck- chen und Merzeublumen, abwechselnd mit Trauben- hyazinthen (Muscari), Schachblumen (Fritillaria Me- leagris) und Scilla; doch auch Veilchen fehlen nicht auf besonderen Beeten, und zwar sah man wohl sämmtliche alte und neue Sorten gleich vertreten. Würden wir weiter vorwärts gehen, so kämen wir auf W^ege, auf denen wir bereits gewandelt sind und deren Umgebungen wir auch schon beschrieben haben. Allerdings blieben uns noch manche Schilde- rungen über Gemüse- und Obstgarten, aucli über den Wildpark, übrig, doch wir ziehen vor, hier zu schliessen. Wir bemerken nur nocii, dass manche Frucht liier im Gebirge gedeiht und von vorzüg- licher Qualität ist, wie mau sie kaum in günstiger gelegenen Gegenden Deutschlands findet. Man sieht hieraus, dass neben dem Klima Sorgfalt, Pflege und Verständniss ebenfalls nicht zu unterschätzende Fak- toren sind. Die pöff größten uiii) öic juiöff ^feinden ilpfefrorten. Vom Kunstgiirtuer L. Maurer jun. in Jena. Da man in neuester Zeit, dem Beispiele der Franzosen folgend , auch bei uns in Deutschland auf die Grösse der Kernobstfrüchte, besonders der Aepfel, ein ziemlich bedeutendes Gewicht legt, so laube ich mir im Nachstehenden eine Sammlung der 12 grossfrüchtigsten, zugleich aber auch eine solche der 12 kleinfrüchtigsten Apfelvarietäten namhaft zu machen. Bevor ich mit der Aufzählung der einzelnen Sorten beginne, erlaube ich mir noch zu erwähnen, dass die folgenden, kurz charaktcrisirten Sorten meist bekannte Varietäten sind und durch fast jede nur einigermassen vollständige Baumschule bezogen werden können ; Lokalsorten anzugeben, wenn solche auch an Grösse oder umgekehrt an Kleinheit die nachverzeichneteu Sorten übertreffen sollten, würde wohl nicht zweckdienlich erscheinen. Was zunächst die 12 grossfrüchtigsten Sorten betrifft, so müssen wir diese wohl zum grossen Theile in der an und für sich schon durch ihre Grösse charaktcrisirten Klasse der Ramboure oder Pfundäpfel suchen. Es sind folgende: 1. Gloria Mundi: eine weisslich-grünc, mittel- gute Frucht, welche leicht an ihren zahlreichen 32 websen Punkten zu erkennen ist. Der Eaum eig- net sich ausgezeichnet zur Spindelform. 2. Hausmütterchen: im Ansehen eine wahre Tafelzierde, jedoch hinsichtlich der Güte nur für den Haushalt verwendbar. 3. Kaiser Alexander: allbekannte und ge- schätzte, sehr zu empfehlende Tafel- wie TS'irth- schaftsfrucht. Der Baum bt starkwüchsig tmd recht finchtbar. 4. Grosser, grüner Rambour: verdient nur seiner Grösse wegen Beachtung und hat sonst kei- nen Werth. 5. ßother Winter-Eambour: prachtvoll dun- kelroth-gefärbter Tafel- wie Wirthschaftsapfel. Der Baum ist vom kräftigsten Wüchse. 6. Generals- Geschenk: noch wenig verbrei- tete ffute Herbst- und Winterfrucht. Der Baum treibt krätüg und ist fruchtbar. 7. Lotharinger ßambour: schön gefärbter Sommer- und Herbstapfel für alle landwirthschaft- lichen Zwecke. Er bildet, wie die meisten Ram- boore, grosse Bäume von nur mittelraässiger Frucht- barkeit •S. Kanada -Reinette: allbekannter und viel verbreiteter Winter- bis Frühjahrsapfel und für alle Zwecke gleich schätzbar. Der Baum ist flachkronig •und leidet leider sehr oft in der Blüthe. 9. Bedfordähire-Foundling: einfarbige, recht gute Eambour-Eeinette. Der Baum wächst kräftig und ist sehr fruchtbar. 10. Goldreinette von Blenheim: prächtig gefärbter und vorzüglicher Tafelapfel. Der Baum ist von kräftigem Wüchse und grosser Frucht- barkeit. 11. Kalvill St. Sauveur: eine neue französi- sche Sorte, die sich bei ihrer respektablen Grösse auch noch durch ihre Güte empfiehlt. 12. Königsfleiner: hoch gebauter, prachtvoll gefärbter Herbst- bis Winter-Spitzapfel. Er eignet sich zum Rohgenuss besser, als für den Haushalt, wozu er aber ebenfalls vorzüglich ist. Der Baum wächst kräftig und trägt gern. An diese sich anschliessend, möchten vielleicht noch folgende Aepfel durch ihre Grösse ausgezeich- net sein: Rother Eckapfel, Rother Kardinal, Pleisner Rambour und Harbert's Reinette. Die kleinfrüchtigen Sorten finden wir meist in der Klasse der einfarbigen Reinetten und kommen gewöhnlich mit der sehr unbestimmten Bezeichnung jPepping" vor. Sie sind in der Regel hartfleischig, klein und die Lieblinge der Engländer. Manche werthvoUe Züchtung verdanken wir diesen. 1. Deutscher Goldpepping: allbekanter, de- likater Winter- Tafelapfel. Der äusserst fruchtbare Baum wächst schön pvramidal. 2. Downton Pepping: eine der vorigen nahe- stehende Frucht, welche jedoch an ihrem grossblätt- rigen Kelch leicht kenntlich ist. Sie eignet sich für Tafel und Wirthschaft sehr gut und bildet nur kleine, für Hausgärten passende Bäume. 3. Gaesdonker Reinette: kleiner, recht guter Winter- und Frühjahrsapfel, für Tafel und Markt gleich schätzbar. Der Baum ist von grosser Frucht- barkeit. 4. Hahnen-Pepping: ein für Tafel und Wirth- schaft gleich beliebter Winterapfel. Der Baum ist sehr fruchtbar. 5. Hörlin's Pepping: noch wenig verbreitete, schöne Winterfrucht, vorzüglich für Mostbereitung geeignet. Der Baum wächst schön pvramidal und trägt reichlich. 6. Oelkofer Pepping: sehr haltbare, gute Reinette, besonders für Obstwein schätzbar. Der Baum ist nicht empfindlich und sehr fruchtbar. 7. Carpentin: ziemlich weit verbreitete, beson- ders für Obstwein hochgeschätzte graue Reinette. Der Baum wächst stark und liefert äusserst reiche Erträge. 8. Crede's Taubenapfel: kleiner, recht hüb- scher Winter-Tafelapfel. Der Baum wächst schwach, trägt aber sehr reich. 9. Mühlhauser Christapfel: lieblicher Win- terrosenapfel für den Markt. Der Baum ist stark- wüchsig und fruchtbar. 10. Kleiner Favoritapfel: schön gestreifter Sommerrosenapfel für den Markt. Der Baum ist sehr fruchtbar. 11. Kleiner Api: bekannter kleiner Zierapfel ohne besonderen Werth. Er pflanzt sich durch Sa- men fort und ändert in der Frucht. Seine vorzüg- lichsten Formen sind: der Gestreifte Api, der Stern-Api, der Rothe Sommer-Ap' ucd der Rosen-Api. 12. Kleiner Langstiel: kleiner, recht ä:'ih.,z- barer Winter-Plattüpfel. Der Baum wächst kräftig, baut sich schön pvi-amidal und trägt reichlich. Ausserdem steht diesen angeführten Sorten sehr nahe: der Köstliche von Kew, Hughe's und Franklin's Goldpepping und Kienle's Apfel. Diese kleinfrüchtigen Apfelsorteu eignen sich zum Theil auch zum Topfobst. Es ist sehr zu be- dauern, dass die Kultur der Obstgehölze in Töpfen gegen früher nachgelassen hat, da man sich wirklich nicht leicht etwas Angenehmeres verschaffen kann. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasie So. 91. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes;, Berlin, WUhelms-PUti So. t. Woehensclirift Vereines zur Beförderniig des Gartenbaues in den Königl. Preussisclien Staaten tur (K^ärtiiepel und Pflaiizenkunde« Redakteur : I*rofessor r>r- Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No.5. Berlin, den 6. Februar 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. Inbalt; Freylinia lanceolata und Sphaeralcea nmbellata. Zwei alte und doch neue Blüthensträucher. — Ist der Hopfenbau, trotz den Jahrgängen mit Ceberjjroduktiou, rentabel oder nicht? Beantwortet von W. X. St all ich, amtlich geprüftem Hopfen - Sensalen in Saaz. — Die Gartenbauschule der K. K. Garteubau- Gesellschaft in Wien. — Karl Borchers' Mistbeettreiberei in ihrem ganzen Umfange. Freylinia lanceolata und Sphaeralcea umbell ata. 3mci alte uni bori) neue 6liitlicnßtäud)cr. Wenu man die alten Verzeichnisse der Haudels- gärtnereien von einigen Jahrzehnten zurück durch- sieht oder das Bosse 'sehe Handbuch der Blumen- gärtnerei durchblättert, so findet man eine ilenge Pflanzen, welche eine Zeitlang in unseren Gärten, Anlagen und Gewächshäusern kultivirt wurden, jetzt aber vergebens darin noch lebend gesucht werden. Mehre, vielleicht viele von ihnen, mögen es auch nicht werth gewesen sein, dass man sie weiter kultivirte, von manchen muss man es aber dagegen bedauern, dass sie verschwunden sind und nicht mehr eine Zierde unserer Gärten bilden. Bisweilen kommt es vor, dass dergleichen Pflan- zen, und zwar meist uuter einem anderen Xamtn, von Neuem eingeführt werden. Zu diesen verloren gegangenen und wiederum eingeführten Pflanzen gehören die beiden Blüthensträucher, welche Veran- lassung zur Ueberschrift für diese Abhandlung ge- geben haben und in der letzten Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in ge- trocknetem Zustande vorgelegt wurden. Da wir nähere Nachrichten über ihre Kultur erhalten haben und sie auch zu beziehen sind, so möchten spezielle Angaben über sie das Interesse der Gärtner und Liebhaber erhöhen und zu ihrer weiteren Verbrei- tung beitragen. Wir bemerken übrigens, dass sowohl Freylinia lanceolata, als auch Sphaeralcea umbellata keineswegs ganz aus den europäischen Kulturen, sondern zunächst nur aus dem Handel und aus den Gärten der Liebhaber verschwunden waren, denn sie befanden sich fortwährend, freilich ohne dass sie besonders von den Besuchern berücksichtigt wurden, im Königlichen botanischen Garteu in Berlin, einem Institute, wo unbedingt in ganz Europa die meisten Pflanzen-Arten kultivirt werden und wo viele der Pflanzen aus früheren Zeiten allein noch zu finden sind. Was zunächst die Frevlinia lanceolata anbelangt, so wurde sie schon im Jahre 1774 von dem be- kannten Pflanzeusammler und Gärtner Masson in London aus Südafrika nach England gebracht. Durch diesen lernte sie auch der Sohn des grossen Linne kennen, der ihr den Namen Capraria lanceolata gab. Ob sie damals schon eine allgemeine ^ erbrei- tung erhalten hat, wissen wir nicht. Dietrich führt im 2. Bande seines vollständigen Lexikons der Gärt- nerei und Botanik vom Jahre 1802 die Pflanze ebenfalls schon auf und giebt sogar die Kultur an. Seitdem ist aber in den wenigen gärtnerischen Schrif- ten der ersten 14 Jahre unseres Jahrhupdertes nicht mehr von ihr die Rede gewesen, bis sie, wahrschein- lich direkt aus dem Vaterlande, von Neuem in dem botanischen Garten zu Paris eingeführt wurde. Von hier aus kam sie als eine unbestimmte Art Selago im Jahre 1815 nach dem botanischen Garten in Berlin, wo sie im December 1811' zuerst blühte. Der damalige Direktor des zuletzt genannten Gartens, Link, ergriff die Gelegenheit, um . die 34 Pflanze näher zu bestimmen. Er fand auch alsbald, dass sie dieselbe war, welche der jüngere Linnö bereits als Capraria lanceolata in dem Supple- mente zu seines Vaters Genera et Species planta- rum (p. 284) beschrieben hatte. Da noch keine Abbildung der Pflanze existirte, hielt Link im In- teresse der Wissenschaft es für gut, eine solche zu geben , und veröff'entlichte diese zugleich mit einer genauen Beschreibung in den Abbildungen auserle- sener Gewächse des Berliner botanischen Gartens vom Jahre 1828 (auf der 4. Tafel). Obwohl der damalige Inspektor genannten Gartens, Otto, eine Kultur-Methode beifügte, so scheint sie doch keine weitere Verbreitung in Deutschland gefunden zu Laben, wenn sie auch hier und da kultivirt wurde. Ebenso wird sie in Bosse's vollständigem Hand- buche der Blumengärtnerei aufgeführt und dabei ebenfalls eine gute Kulturmethode beigefügt. Capraria lanceolata befand sich auch in einigen Gärten Turins während der zwanziger Jahre. Wahr- scheinlich war sie aus dem botanischen Garten zu Paris ebenfalls dahin gekommen. In der Nähe Tu- rins lebten damals grosse Blumenliebhaber, welche eine Menge schöner Pflanzen in ihren Gewächshäu- sern kultivirten. Zu diesen gehörte auch Luigi Co Ha, der einen vielfach besuchten und berülimten Garten zu Rivoli bei Turin besass, und de Spin zu St. Sebastian. Beide untersuchten die ihnen wahrscheinlich ohne Namen zugekommenen Pflanzen genannter Art und fanden in ihnen den Typus eines besonderen Genus, welches sie zu Ehren Freylin's, des Besitzers eines ebenfalls schönen Gartens zu Buttigliei-i bei Marengo, nannten. Ersterer gab ihr den Namen Freylinia cestroides und veröfi'ent- lichte ausserdem eine besondere Abhandlung darüber. Letzterer hingegen nannte sie Fr. oppositifolia. Das Genus wurde auch von den Botanikern aner- kannt, der Pflanze aber von George Don, dem Verfasser der dichlaraydeous plants, der ursprüng- liche Beiname lanceolata wiederum beigefügt; sie muss demnach jetzt Freylinia lanceolata heissen. Freylinia gehört zu der Familie der Masken- blüthler oder Persouaten und wird mit den bekann- ten Florblumen Chelone und Pentstemon in eine Gruppe, die der Cheloneen, zusammengestellt. Ob sie aber dahin gehört, ist für uns eine andere Frage; die Verwandtschaft der Freylinien mit den Loganiaceen und den Apocynaceen mit 2-fächrigen Fruchtknoten ist gewiss grösser. Das verkümmerte fünfte Staubgetäss, worauf man botanischerseits ein grosses Gewicht legt, hat hier (unserer Ansicht nach) eine untergeordnete Bedeutung. Freylinia lanceolata bildet einen Strauch mit aufwärts strebenden Aesten und schmal -elliptischen (nach Linn^ lanzettförmigen Blättern) ohne alle Behaarung. Letztere erhalten bei 3 und 4 Linien Breite eine Länge von 2^ bis .3 Zoll. Der Strauch muss erst eine gewisse Höhe erreichen, bevor er zur Blüthe gelangt, und besitzt dann eine grosse Aehn- lichkcit mit manchen gelbblühenden Cestrura-Arten, weshalb der Colla'schc Beiname „cestroides" be- zeichnend ist. Die anfangs helleren, später dunkel- oder orangegelben Blüthen bilden am Ende zahl- reicher Zweige 2 und 3 Zoll lange Aehren und ha- ben trichterförmige Kronen von 4 bis 5 Linien Länge. Garten-Direktor Niepraschk in Köln theilt uns über die Pflanze Folgendes mit: „Ich kaufte die Pflanze vor 3 Jahren hier (in Köln) für einige Groschen mit anderen zusammen auf einer öffentlichen Versteigerung. Sie hatte da- mals eine Höhe von gegen 20 Fuss und befand sich, da sie seit vielen Jahren wohl nicht verpflanzt sein mochte, in einem dürftigen Zustande. Der etwas knorrig-gewachsene, sehr biegsame, weiche Stamm mit einer Rinde, ähnlich der der Casuariua quadri- valvis, hatte 4 Zoll im Durchmesser und theilte sich auf der Höhe von 3 Fuss in zwei Arme, die nur an dem Gipfel einige belaubte Zweige trugen." „Da mir das Aussehen dieses Gehölzes nicht ge- fiel, machte ich kurzen Prozess und schnitt im kom- menden Frühjahre nach dem Verpflanzen den einen Arm ganz weg, den anderen kappte ich dagegen bis auf eine Höhe von 12 Fuss. Nach 10 bis 12 Tagen zeigten sich überall unterhalb der Schnitt- stellen junge Triebe, die sehr schnell wuchsen. Bald war ein einigermassen geformter Kronenbaum von gegen 15 Fuss Höhe erzielt." „Im November vorigen Jahres zeigten sich gleich nach dem Einräumen au allen Enden der ruthen- artigen Zweige Blüthenstände, die sich schnell ent- wickelten und die Krone der Pflanze bald mit Blu- men bedeckten. Beim Aufblühen sind diese weiss- lich-, dann hell- und nach einigen Tagen schön orangegelb, so dass sie eine Schattirung von hell- zu dunkelgelb zeigen." „Da diese Pflanze ihre auffallenden Blüthen in einer Zeit brachte, wo es in den Gewächshäusern gewöhnlich an Blumen fehlt, und gegen Weihnach- ten ein Verblühen noch nicht zu merken war, Hess ich Anfangs Januar Stecklinge davon machen. Ich wählte hierzu die jungen Triebe, welche sich wie- derum an der Schnittstelle des früher ganz entfern- ten Armes zeigten und liess sie halbwarm in Sand stecken. Diese bilden eben bei mir Wurzeln." „Wichtig ist, dass die Mutterpflanze noch heute (am 24. Januar) an den obersten Zweigen blüht und voraussichtlich noch 14 Tage fortblühen wird. Ich bin überzeugt, dass Freylinia lanceolata bei gu- ter Kultur und, wie Fabiana imbricata, in einer Mischung von Haide- und Misterde, jede zur Hälfte 35 genommen, mit biurcichendem Zusätze von Sand, sowie diii-ch gehöriges Kneipen oder Niederbiuden, schon jung zur Blüthe zu bringen ist und dann i eine gute Hiindelspflanze abgeben wird." | Den zweiten Blüthenstrauch, Sphaeralcea ura- bellata, erhielten wir in Fragmenten von Franz Hocic et Co. in Mainz schon in den letzten Tagen des Novembers vorigen Jahres, ebenfalls ohne Na- men. Unserer Bitte um vollständiges Material, na- mentlich um Fruchtzustände, wurde später entspro- chen, und so konnten genaue Untersuchungen an- gestellt werden. Die Besitzer hatten Samen des Blüthenstrauehes aus Wien erhalten, wohin er vor einigen Jahren durch den unglücklichen Kaiser Maximilian aus Mexiko direkt eingesendet war. Eine Malvacee heut' zu Tage zu bestimmen (in- dem man nur das Einreihen in das betreffende Ge- nus darunter versteht), ist nach den vorliegenden Arbeiten von Bentham und Hooker nicht schwer, sich zu versichern aber, ob die Pflanze schon be- schrieben ist, gehört zu den schwierigen Dingen, weil eine Monographie nach den neuesten Festsetzun- gen der Malvaceen- Genera ganz und gar fehlt. In den Geschlechtern Malva und Sida findet man bei den früheren Botanikern die verschiedenartigsten Pflanzen eingereiht; mau sieht sich daher bei der Be- stimmung einer Malvacee gezwungen, oft auch in Ge- schlechtern zu suchen, wohin sie nach den neuesten Feststellungen nicht gehört. Dazu kommen nun noch die schlechten Beschreibungen und die noch schlech- tem Diagnosen, welche von vielen Arten vorhanden und nicht im Geringsten vergleichend aufgestellt sind. Sphaeralcea umbellata muss bis jetzt noch unter Malva gesucht werden; nur Sweet hat sie allein bis jetzt in seinen Verzeicknissen unter Sphae- ralcea aufgeführt. Die Pflanze ist schon lauge be- kannt. Zuerst wurde sie von dem Spanier Cava- nilles in seinen Abbildungen und Beschreibun- gen spanischer und in Spanien kultivirter Pflanzen (Tom. 1, tab. 95) erwähnt. Sie muss demnach be- reits im Jahre 1791, wo der I.Band genannten Werkes veröfl'cntliclit wurde, wenigstens in spani- schen Gärten, vorhanden gewesen sein. Gewiss wurde sie von Spanien aus, wenigstens auf dem Kontinente, weiterverbreitet, denn Dietrich , der obengenannte Verfasser des bereits erwähnten Garten -Lexikons, kannte sie bereits im ersten Jahrzehnt dieses Jahr- hunderts und gibt von ihr die erste , wenn auch kurze Kultur-Methode. Nach England kam sie, wie Sweet berichtet, erst im Jahre 1814. Dass Sphaeralcea umbellata eine grosse Verbrei- tung erhalten hat, bezweifeln wir. Anfangs der dreissiger Jahre befand sie sich im botanischen Gar- ten zu l^onn und wurde wegen ihrer Schönheit in der Sammlung schön -blühender Gewächse dieses Gartens, welche Nees v. Esenbeck und Sinning im Jahre 1831 veröfientliebten (auf der 58. Tafel), aufgenommen. Seitdem hörte man nichts wieder von ihr. Nur im botanischen Garten zu Berlin er- hielt sie sich fortwährend bis auf den heutigen Tag; sie wurde sogar vor einem Paar Jahren von Neuem aus Mexiko dahin eingeführt. Vergleicht man Spaenilcea umbellata, welche Cavanilles abbildet und wie sie auch noch im Berliner botanischen Garten aus früherer Zeit kul- tivirt wird, mit der neuerdings eingeführten und früher in Bonn kultivirten Pflanze, so unterscheidet sich letztere in einigen Punkten, so dass weitere Untersuchungen und Vergleichungen noch gemacht werden müssen, bevor man in's Klare kommt. Die jetzt eingeführte Sphaeralcea umbellata ähnelt im äusseren Ansehen der bekannten Lavatera arborea und ist, wie diese, mit einem grauen Filze bedeckt. Die Abfchnitte der etwas härteren, herzförmigen und 3- oder 5-lappigen , ausserdem aber noch ge- zähnten Blätter, welche eine verschiedene Grösse von 3 bis 5 und selbst 6 Zoll haben, sind nicht ab- gerundet, wie bei der früher kultivirten Pflanze, sondern dreieckig- spitz. Diese scheint ausserdem überhaupt weicher und weniger behaart zu sein, so dass die Blätter eine grüne Farbe haben. Die Kelch- abschnitte sind ferner bei unseren Exemplaren län- ger, lanzettförmig und graufilzig, während sie bei der Pflanze von Cavanilles weit kürzer und abge- rundet erscheinen. Wir unterscheiden deshalb unsere eben aus Mexiko eingeführte Pflanze mit der nähern Bezeichnung ^grisea" als Abart. Die gestielten Blüthen beider Formen befinden sich zu 3 am Ende eines gemeinschaftlichen und ' die Blätter an Länge übertreffenden Stieles, ein Umstand, der zur Benennung umbellata, d. h. doldig, Veranlassung gegeben hat. Die braunrothen Blu- menblätter breiten sich später flach aus und haben den Durchmesser eines halben Zolles, so dass der der ganzen Blüthe 1 Zoll und mehr beträgt. Franz Hock in Mainz theilt uns über die Kultur der Sphaeralcea umbellata ß. grisea Folgen- des mit: ^Dic Behandlung ist sehr leicht. Sie nimmt mit einer recht fetten Mistbeet-Erde, vermischt mit einem Theil Sand- und einem Tlieil Laub- oder Haide- erde, fürlieb. Sie lässt sieh ebenfalls sehr leicht ver- mehren und wächst als Steckling, namentlich in einem Sandbeetc, rasch an. Hierbei ist gar nichts Besonderes zu bemerken; überhaupt ist sie eine recht harte Kalthauspflauze und muss nur, wenn sie den Winter hindurch blühen soll, warm gehalten werden." ,Im Sommer ausgepflanzt, überdeckt sie sich, gleich einem Abutilon, mit den grossen und glän- 36 zendeu Blüthen, nur mit dem Unterschiede, dass hier bei der Sphaeralcea immer 3 Blüthen zusam- menstehen, was bei dem Abutilon nicht der Fall ist. Durch ihr schönes Laubwerk ist sie auch als Easenpflanze oder in grösseren und gemischten Gruppen für den Sommer sehr gut zu verwenden. Als Marktpflanze hat sie dadurch einen besonderen Werth, dass sie grade den Winter über, wo man nach Blumen sich sehnt und diese braucht, blüht. Es versteht sich von selbst, dass man sie in diesem Falle warm halten muss. Da ich bereits nicht we- nig Vermehrung habe, so stehe ich Gärtnern und Liebhabern gern damit zu Diensten." Ist der Hopronliaii, trotz den Jahrgängen mit Ueberproduktiou, rentabel oder nicht? Beantwortet von W. N. S t a 1 1 i c h , amtlich geprüftem Hopfen - Sensalen in Saaz. Vor einiger Zeit konnte man im ^Wochenblatte für Schwetzingen und Philippsburg" die Notiz lesen, dass am 8. November v. J. eine Besprechung im Ratbhaussaale zu Schwetzingen „über den Ausgleich der durch den unverhältnissmässig ausgebreiteten Hopfeubau in ganz Süddeutschland veränderten land- wirthschaftlichen Verhältnisse" stattfinden werde. Diese Nachricht gab Veranlassung zur Selbst- beantwortung der an der Spitze dieses Aufsatzes stehenden Frage. Eine geraume Anzahl von Jahren hintereinan- der waren die Getreidepreise allgemein so niedrig, dass jeder Landwirth sich gezwungen sah, auch an- dere Pflanzen neben den Halmfrüchten zu kultiviren. Man griff" zuerst zu verschiedenen Handelsgewäcbsen und wählte unter diesen den Hopfen, der den An- bau am besten zu lohnen versprach. Die Geschichte des Hopfenbaues liefert aber zahlreiche Beweise, dass kein Landwirthschafts - Produkt so sehr den Schwankungen im Ertrage ausgesetzt ist, als eben das in Bede stehende; denn wer sich damit befasst, muss in jedem Jahre dreimal wenigstens vom Glück begünstigt werden, indem er 1. überhaupt eine gute Erndte erzielt, 2. das geerndtete Quantum gut und schön dörrt und 3. endlich zu dem möglichst besten Preise es vcrwerthet. Bei genauer Prüfung der oben erwähnten Be- weise zeigt es sich, dass nicht blos die Menge der Erndte auf den Preis eines Jahrganges Einfluss hatte, sondern noch viele andere Umstände ihre Wirkimg in dieser Richtung geltend machten. Es sind dies vor Allem die Qualität und das Aussehen des Hopfens; — Witterungs- und Geldverhältnisse, welche erstere das Gedeihen der Pflanze und beide den vermehrten oder verminderten Bierverbrauch bedingen; — friedliche oder kriegerische Aussich- ten, die fördernd oder lähmend auf den Handel und die Biererzeugung einwirken; — hohe oder niedere Preise der Gerste und anderer Cerealien und Le- bensmittel und mitunter auch genügende oder man- gelnde Eisproduktion eines Winters. Zuweilen tre- ten verschiedene den Ertrag beeinflussende Umstände zugleich auf; so war z. B. zu Ende der zwanziger Jahre (1829, wenn wir nicht irren) eine solche Menge Hopfen von ziemlich zweifelhafter Qualität erzeugt worden , dass der Centner für 7 fl. Conv.- Münze in Saaz verkauft wurde. Kaum begann je- doch der Frühling des darauf folgenden Jahres, so zeigte sich an den aufgedeckten Hopfenstöcken, dass keine besonders günstige Erndte im kommen- den Jahre zu gewärtigen sei, und der alte Hopfen stieg rapid bis auf 20 fl. Conv.-Münze der Centner. Viele Produzenten waren durch den Anfangs so niederen Preis zu dem Entschlüsse gekommen, ihre Hopfenanlagen auszuroden und lieber wieder Ge- treide oder andere Gewächse anzupflanzen, und führ- ten jMauche von ihnen diesen Entschluss auch im Herbste 1829 schon aus. Das nächste und einige darauf folgende Jahre waren dem Hopfenbaue in Bezug auf die Entwick- lung und das Gedeihen der Pflanze so wenig gün- stig, dass die noch übrig gebliebenen Pflanzungen den vermehrten Bedarf für Hopfen kaum zu decken vermochten und der Preis in diesen Jahren viele Grundbesitzer neuerlich zum Anbau ermunterte. Nach und nach, und unter fortwährendem Wech- sel grösseren oder geringeren Ertrages der Hopfen- anlagen, vermehrten sich diese wieder allmählig; als aber um die Mittfe der fünfziger Jahre die Preise bis zu nie geahnter Höhe stiegen, da wollte alle Welt Hopfen bauen, und die letzten zwei Jahre (1867 und 1868) lieferten eine solche Menge — freilich sehr verschiedenes Produkt — dass manches nicht den Namen Hopfen verdiente. Die natürlichste Folge war, dass die Preise durch solche schlechte, aber in Menge vorhandenen Qualitäten sehr ge- drückt wurden und auch die besseren Produkte am verdienten Preisaufschwunge hinderten. Nun ist fast allgemein der Ruf zu hören: „Der Hopfenbau ist zu ausgedehnt, um noch lohnend zu sein; man muss ihn ganz oder doch zum grossen Tbeil aufgeben, wenn die Wirthschaft nicht zu Grunde geheu soll!" Angesichts der so sehr vermehrten Bierkonsum- tion, die jetzt auch auf Länder sich erstreckt, welche noch vor Kurzem den edlen Gerstensaft kaum dem Namen nach kannten, muss man unwillkührlich fra- gen: ob denn die Klagen der Hopfen -Produzenten auch gerecht seien, weil zufällig zwei oder drei 37 Jabre hinclurcb die Quantität der Erndtcn oder de- ren Gelderträgniss ihre HofFniingen im Stiche liess? War daran wirklich nur eine Ueberproduktiou an Hopfen Schuld, oder auch, und baiiptsäcblicii: die erzeugte Menge nicht ausgereifter und geringer Sorten, die zum Ueberflusse durch Winde, Thaue oder andere Krankheiten verdorben wurden? und sind die p]rndte- und Ertragsergebnisse der letzten zwei Jahre ganz neu und ist noch nie Aehnliches dagewesen? Wir wollen einmal einen Rückblick in die Ver- gangenheit werten und sehen, ob solche Fälle nicht schon vorgekommen und keine Wendung zum Bes- seren erfahren haben? Und sielie! das vorn genannte Jahr und manche seiner Nachfolger beweisen hin- länglich, dass auch der Hopfenbau dem natürlichen Kreislaufe alles Irdischen folgte, und gute, wie schlechte Jahre sich wechselvoll die Hände reichten! Wer blos die zwei letzten Jahrgänge im Auge hält, der mag nicht Unrecht haben, wenn er behaup- tet, der Hopfenbau sei nicht mehr rentabel; wer aber das Kind nicht mit dem Bade ausschütten und reiflicher die Sachlage prüfen will , der betrachtet nicht blos die Ergebnisse der Erndte eines oder des anderen Jahres, sondern stellt die Kosten und Er- trägnisse einer Reihe aufeinander folgender Erndten zusammen, und schliesst erst dann auf die lohnende oder nicht lohnende Kultur einer Pflanze, wenn er die Bilanz dieser Periode gefunden hat. Da aber nur wenige Gärtner und Landwirthe über ihre Einnahmen und Ausgaben genau Buch führen, so ist es vielen auch nicht möglich, den an- gegebenen Rückblick selbst zu machen und durch das untrügliche Resultat der Bilanz sich die ge- wünschte Aufklärung zu schaffen. Für diese, und zum allgemeinen Nutzen, sei nachstehend die Zu- sammenstellung der Kosten und Einnahmen, wie auch der Hopfendurchschnittspreise einer Pflanzung im Verlaufe der letzten fünfzehn Jahre angeführt. Zugleich möge diese den Gärtnern und Land- wirthen als Beweis dienen, wie unerlässlich nöthig eine genaue Aufschreibung der Kosten und Er- trägnisse der Gärtnerei und der Landwirthschaft überhaupt, besonders aber des Hopfenbaues, sei, da nur durch diese es möglieh ist, die Ertragsfähigkeit der einzelnen Kulturzweige kennen zu lernen, und gleichzeitig die häuslichen Ausgaben dem Einkom- men entsprechend zu regeln. Es ist grundfalsch , wenn man die bei vielen kleinen Gärtnern und Landwirtheu einreissende Ver- armung blos den Zeit- und Geldverhältnissen, der hohen Besteuerung des Grundes und Bodens und dem angeblichen Misserfolge des Hopfenbaues zu- schreibt. Viele Hopfenpflanzer sind nicht gewöhnt, über ihre Einnahmen und Ausgaben genau Buch zu führen; sie betrachten blos die Höhe der gelösten Geldsumme, und je grösser diese sich beziffert, desto flotter wird gelebt, ohne aber vorher zu fragen, ob nicht diese grossen Einnahmen die natürliche Folge der vermehrten Betriebskosten der Wirthschaft seien und von diesen wieder zum grossen Theile ver- braucht werden müssen, oder in Jahren mit minder hohem Einkoramen als Reservekapital dienen sollen. Wenn dann einmal ein nur scheinbar weniger gün- stiges Jahr in der Kasse solcher Gärtner und Land- wirthe Ebbe macht, dann muss nach ihrer voreilig gefassten Ansicht die Ertragslosigkeit der Pflanzung die Schuld tragen, während doch eben nur ihre Geldgebahrung ohne Kopf und Fuss die Noth brachte und die Nothwendigkeit der genauen Rech- nungsführung in der Wirthschaft glänzend darthut. Diese Gärtner und Landwirthe hatten in solchen Fällen nichts eiliger zu thun, als ihre Hopfenpflan- zungen ganz oder theilweise zu kassiren und mit anderen Gewächsen zu bebauen. Wenn aber dann Jahre mit geringen Erndten kamen, und theils wegen dieser, theils wegen der kassirten Pflanzungen, Mangel an Hopfen eintrat und dieser hohe Preise erreichte, so beeilte man sich, den als unrentabel ausgerodeten Hopfengarten mit mehr oder weniger Kosten — wie grade die Umstände sie erheischten — wieder neu anzulegen. Bevor derselbe aber zu einer lohnenden Ertrags- fähigkeit gelangte , was gewöhnlich 2 bis 3 Jahre nach der Anlage der Fall zu sein pflegt, kamen wieder reichlichere Erndten, oder grade in jenen Fluren , wo die Gärten der Produzenten lagen, Krankheiten, Hagel oder Misswachs vor, und die Nachtheile versäumten Ausharrens trafen sie oft so schwer, dass sie dann mit dem besten Willen nicht mehr im Stande waren, die Kultur des Hopfens wei- ter fortzusetzen. Wenn solch verkehrtes Handeln dann Klagen über Unrentabilität der Hopfenkultur zu Tage bringt, so ist dies gewiss ganz ungerechtfertigt und nicht Schuld der Pflanze, sondern der mangelnden Beharr- lichkeit der betreffenden Produzenten. Nach dieser Abschweifung möge hier nun die vorerwähnte Bilanz über Ertrag und Kosten einer Hopfenpflanzung in den letztverflossenen 15 Jahren mit vorangehender Einleitung Platz finden. Ein hiesiger Bürger schaffte sich nach und nach einige Hopfengärten an, die er aber im Laufe von If) Jahren einzeln theilweise ausrodete, um sie durch Rigolen und neue Anpflanzungen zu verjüngen und ertragsfähiger zu machen. Da auf diesen neu her- gerichteten Gärten im ersten Jahre der erneuerten, aber nicht ertragsfähigen Hopfenanlage Gurken und andere Geraüsesorten gebaut wurden, die so viel 38 Keinertrag gaben*), dass die Kosten der Boden- verbesscrung und neuen Hopfenaulage gedeckt wur- den, so haben wir auch weder diese Auslagen, noch die Einnahmen von den Gemüsepflauzungen und später erziehen Erträgnisse der Zwischenfrüchte (Wasser- oder Zuckerrüben) in der Ausgabe- oder Einnahme-Rubrik der Tabelle aufgenommen. Dagegen sind in den Auslugen die Arbeits- und Erndtekosten fertiger Pflanzungen, die Steuern imd die Erstehungskosten der Stangen inbegriffen, welch' letztere Auslage sich z. B. im Jahre 1865 auf 300 fl. behef. Noch muss bemerkt werden, dass sich die Hopfengärten in solchen Fluren der Stadt Saaz befinden, die in Bodenbeschaffenheit und Er- tragsfähigkeit von einander sehr verschieden sind und nur theilweise und. bei zusagenden Witterungs- verhältnissen zu den guten gezählt werden können. Da sie ausserdem Ueberschwemmungen ausgesetzt sind, so erheischen sie kostspielige Dammbauten, welche den Reinertrag selbstverständlich wesentlich beeinträchtigen. Ertrags - Tabelle einer Hopfenpfianzung während 15 Jahren. Anzahl Total- Hopfen- enidte Preis Ankaufs- Kapital des 5 Proc. Zinsen vom Rein- Jahr der Ausg-aben nach Wiener Pfunden pro Eimialime Grund- ertrag Verhist Anmerkung Hopfenstöcke fl. xr. Centner fl. xr. Grundes fl. Kapitale fl. xr. fl. xr. fl. ÜV. 1854 5760 257 18 396 181 717 15 3200 160 460 Standen cekauft 1855 7560 369 41 751 80 594 30 4200 210 225 -! 'cio: ' 1856 9360 505 65 1444 77 1191 75 5200 260 686 Hagelschlag 1857 9360 496 44 280 80 221 55 5200 260 275 1858 9360 456 75 488 190 915 60 5200 260 459 __ Missemdte 1859 9360 299 57 173 170 293 67 5200 260 6 1860 7740 153 i 46 84 330 275 55 4300 215 122 . 1861 7200 211 1 77 251 110 277 72 4000 200 66 18C2 5760 311 88 400 150 598 — 3200 160 287 . 1863 12360 370 44 1059 125 1324 — 6800 340 _ 954 Staugen gekauft 1864 8760 646 46 1058 140 1499 4900 245 853 1865 12360 1165 — 1150 210 2477 . — . 6800 340 1312 _ Staugen geltauft 1866 12360 924 — 1200 200 2385 — 6800 340 . 1461 für 300 fl. 1867 11160 815 ' 1800 58 1000 — 6200 310 185 1868 11160 873 50 1600 95 1513 — 6200 310 — 640 — — — • nebstbei 300 fl. f. Gurken ein- genommen 15 Jahre 139620 7853 51 12134 2096 15283 29 77400 3870 7710 281 Total'Summe 1 Jahr 9308 523 57 809 140 1018 88 5160 258 — 514 — 18 74 Dnrehschuittpr. " 2327 Schock 121 Schock pr. Jahr 3 33 5.1 — 6 57 34 1 70 3 24 — — Jahr Durchschnitt pr. 1 Schock = G0 Stangen — — 5 62 8| — 10 95 56 2 80 5 33 — — Durchschnitt pr. — 3600 199 80 312 — 394 20 2000 100 — 200 52 7 39 100 Stangen Durchschnitt pr. Joch h lUO 1 Qnadrat-KIaft. I Wiener Maass In dem Zeiträume von 15 Jahren betrugen die 5 Prozent Zinsen des Grundankaufs - Kapitales pr, 2,000 fl. Oest. W. für 1 Joch oder 1,600 Quadrat- Klaftern 3,870 fl. Oest. W., der wirkliche Reinertrag oder Ueberschuss der Einnahmen aber 7,428 fl. Oest. W., mithin verblieben 3,559 fl. Zinsen-Mehr- ertrag, und sonach verzinste sich das durclischnitt- liche Grundanlags-Kapital pr. 5,160 fl. mit 9;^ Pro- zent im Jahre. Wie aus vorstehender Tabelle ersichtlich ist, hat im Laufe von 15 Jahren grosser und kleiner Ertrag abgewechselt, im Jahre 1857 ein Hagelschlag nahezu 5 der Erndte, welche ohne diese hätten erzielt wer- den können, vernichtet, in Jahren mit guten Prei- sen die Fechsungsmenge viel zu wünschen übrig gelassen, und wurde meistens der günstige Verkaufs- moment nicht getroften; die Auslagen für Stangen waren in manchem Jahre bedeutend gewesen; die Fechsungs - Durchschnittsziffer ergibt nur 5.^ Pfund Hopfen pr. 60 Stangen oder 81 Pfund pr. 100 Stau- *) So ergab die Gurkeupflauzung im Jahre 18G4 allein 200 fl. Reinertrag, die nicht in die Einnahme -Rubrik aufn-enommen wurden. 39 gen, während in ganz guten Jahren G() Stangen über 10 Pfund und 100 Stangen nahezu 1 7 Pfund zu tragen vermögen und demnach zeigt das Reinerträgniss eine Kapitalsverzinsung von durchschnittlich 91 Prozent! Wenn nun eine, unter so vielfältig ungünstigen Verhältnissen betriebene Hopfenkultur eine so re- spektable Verzinsung bot, so kann man doch un- möglich sagen, dass der Hopfenbau nicht lohnend sei, und es dürfte wohl schwer sein, ein anderes Bodenprodukt zu finden, dass solch' ein Erträgniss trotz l'reisschwankuiigen, Misswachs, ungünstiger Wahl des Verkaufsmomentes u. s. w. zu geben ver- mag, und jeder denkende Gärtner und Landwirth, welcher vorstehende, genauen Abschreibungen ent- lehnte Berechnung einer eingehenden Würdigung unterzieht, muss gewiss der Ansicht beipflichten, dass auch heute noch, wie schon immer, die Hopfen- kultur der am reichlichsten sich lohnende Zweig der Kultur technischer Pflanzen in der Landwirthschaft und in der Gärtnerei ist, wenn sie rationell betrie- ben wird und zur Anlage der Pflanzungen nur beste Saazer Fechser*) verwendet werden, welche beson- ders in Gegenden mit reichlichen Niederschlägen bedeutend grössere Erndte - Quantitäten liefern, als dies in dem trockenen Klima und Boden bei Saaz der Fall ist. Selbstverständlich muss jeder Hopfen- pflanzer so viel Kapital besitzen, um über möglicher- weise in den ersten Jahren vorkommende schwache oder schlechte Erndten ohne Gefährdung seiner Exi- stenz hinwegzukommen und ausharren zu können, und er wird nach Verlauf eines Jahrzehnts gewiss alle Auslagen und momentanen Verluste nicht nur ausgeglichen, sondern Kapital und Mühe reichlich verzinst und belohnt finden. Schliesslich sei noch gestattet, eine Bemerkung über die Zinsenberechnung des an die Hopfenkultur verwendeten Kapitals beizufügen. Viele Grundbesitzer, welche über ihre Einnahmen und Ausgaben nur oberflächlich Rechnung führen, pflegen die Zinsen des Grundankaufs -Kapitales zu den Lasten zu schreiben und erst den sich dann noch ergebenden Ueberschuss des Ertrages als Rein- gewinn zu betrachten, wodurch die so häufig ver- lautende Klage: „Grund und Boden tragen nichts!" scheinbar gerechtfertigt erscheint. Diese Art der Rechnungsführung ist aber grund- falsch ! Wenn ein Kapitalist sein Vermögen von bei- spielsweise 10,000 fl. zu 5 Prozent in Hypotheken oder Staatspapicren anlegt, so bezieht er davon ohne alle Mühe 500 fl. jährlich, muss aber von diesem Ertrage seinen Lebensunterhalt, die Vermögenssteuer und die Wohnungsmiethe bestreiten. Es wird dabei gewiss Niemandem beifallen, die 5 Prozent Erträg- niss zu den Lasten der Kapitalsverwerthung zu schreiben. Verwendet er dagegen das Kapital zum Ankaufe von Grundstücken, und erzielt damit, nach Abzug der Betriebskosten, Steuern, Reparaturen u. s. w. 700 fl. Reinertrag, so hat sich sein Kapital mit 7 Prozent verzinst, und das Plus von 2 Pro- zent, das er über den gewöhnlichen Zinsfuss erzielte, ist der Lohn für seine Bemühungen bei der Boden- kultur. Rechnet er aber die 5 Prozent Kapitalszinsen, die er olme Benutzung seines Vermögens erlangt, aber dennoch, im Bewirthschaftungs-Gesammtertrage enthalten, selbst empfangen hat, so ist das doch ge- wiss vollkommen unrichtig, weil kein richtig den- kender Mensch einen Geld empfang zu den Aus- gaben rechnen kann, da er den betreffenden Be- trag eben nicht ausgegeben oder verwendet, sondern mit dem Totalertrage der Wirthschaft selbst empfangen hat. *) Der Verfasser dieses Artikels ist gern bereit, gegen Ein- sendung von lOfl. 70 xr. Jedermann, der es wünscht, das Tau- send echte Saazer Fechser samnit Emballage zu liefern. Die v^nrlcuOtuifdjufe der K. K. Gartenbau-Gesellscliaft ia Wien. Leider ist es uns erst jetzt möglich, über ein Institut zu berichten, welches ganz besonders für die österreichische Monarchie wichtig ist und die (mit Ausnahme Wiens und Prags mit ihren Um- gebungen) dort darniederliegende Gärtnerei hoflfent- licli bald einer besseren Zeit entgegen führen wird. Obst- und Weinbauschulen existirten zwar schon; über die in Klosterneuburg bei Wien haben wir selbst früher Vortheilhaftes zu berichten Gelegenheit gehabt; Gartenbauschulen im eigentlichen Sinne des Wortes fehlten aber, und man sah sich meist ge- zwungen, tüchtige Gärtner aus dem Auslande kom- men zu lassen. Nach der Eröffnungsrede des Vice -Präsidenten, Professor Fenzl, hatte man zwar schon vor 25 Jahren den Gedanken , im Schoosse der Wiener Gartenbau - Gesellschaft eine Gartenbauschule in's Leben zu rufen, leider waren aber damals deren finanziellen Verhältnisse keineswegs der Art, um einen solchen vor Allein Geld in Anspruch neh- menden Gedanken auszuführen; noch hinderlicher waren die politischen Erscheinungen der beiden letz- ten Jahrzehnte. Jetzt, wo Ost- und Westöster- reich speziell auf sich gewiesen sind und um desto mehr im Innern erstarken werden, kam auch endlich die Zeit heran, wo die finanziellen Verhältnisse des Vereines sich wesentlich gebessert hatten und wo 40 man deslialb daran denken konnte, den längst ge- hegten (bedanken um so mehr zur Ausführung zu bringen, als auch die Regierung bereit war, Geld- mittel zur Verfügung zu stellen. Die Eröffnung geschah am 15. Oktober vorigen Jahres in Gegenwart des Ackerbau-Ministers, Grafen Alfred von Potocki. Die zur Aufnahme festge- stellte Zahl von Schülern (30) hatte sich bereits eingefunden; aber schon nach wenig Wochen sah man sich gezwungen, diese auf 40 zu erhöhen, um dem Zudrange zu genügen. Die Schüler sind Lehr- linge und Gehülfen, welche den Tag über in kai- serlichen und Privatgärten beschäftigt, des Abends aber (während der Winterzeit) viermal wöchentlich in je 2 Abendstunden unterrichtet werden. Die betreffenden Gegenstände werden theils von Männern der Wissenschaft, deren Namen — wie der Vice-Präsident in seiner Rede richtig bemerkte - — sich des besten Klanges erfreuen und deren Selbstverleugnung nicht hoch genug anzuschlagen ist, sowie von gewiegten Fachmännern, welchen eine grosse Reihe praktischer Erfalirungen zur Seite steht, gelehrt. Wir nennen von den ersteren die beiden Kustoden des K. K. Hofkabinets, Dr. Reis- seck und Dr. Reich ardt, von den letzteren den Kunst- und Handelsgärtner Abel. Da die Hälfte der lehrenden Fachmänner zu gleicher Zeit Mitglieder des Verwaltungsrathes sind, so ist man auch in den Stand gesetzt, im Schoosse der Verwaltung rasch von Allem Kenutniss zu erhalten, was dem neuen Institute zu seiner weiteren Erkräftigung noth thut. jDurch die Gartcnbauschule", sagt weiter ein thätiges Mitglied des Verwaltungsrathes, „soll an die Stelle des blossen Empyrismus die bewusste Ar- beit, getragen von einer entsprechenden wissenschaft- lichen Vorbildung, treten; durch sie soll der Gärtner befähigt werden, nicht blos zu wissen, wie etwas geschieht, sondern sich auch Rechenschaft zu geben über die Gründe, warum es so geschieht, und über die Mittel, wie es noch besser geschehen könne; durch sie soll ein sicheres Fundament gelegt wer- den, auf dem durch Selbstthätigkeit in der Schule des Lebens mit Erfolg weiter gebaut werden kann." Karl Borchers' 3]ü|löccttreiöetei in ifjreiii piiäeu iliiifttiigc. Der uns bereits als tüchtiger Obstkenner und Obstzüchter bekannte Hofgarten - Direktor Karl Borchers in Herrenhausen übergibt uns hiermit die zweite Auflage seines auf einem anderen, wenn auch nahe verwandten Gebiete der Gärtnerei ge- schriebenen Buches. Wohl kaum an einem anderen Hofe wurde die Mistbeettreiberei in so ausgedehnter Weise betrieben, als früher in und bei Hannover, denn mit Ausschluss der Ananas-Treibereien befan- den sich daselbst nicht weniger als 600 Mistbeet- fenster. Dass die Treibereien zu Linden, im Grossen Garten u. s. w. auch von tüchtigen Gärtnern geleitet wurden, ist ebenfalls eine Tbatsache, auch wenn wir nicht wüssten, dass einige Vorsteher derselben be- reits Tüchtiges hierüber geschrieben haben. Da das Buch nicht ganz 9 Bogen stark ist und für nur wenige Groschen bezogen werden kann, so empfehlen wir es wegen seines belehrenden Inhaltes ganz besonders jungen Leuten in eleganten Privat- gärtuereien, wo man nicht gezwungen ist, mit dem Gelde zu sparsam umzugehen, dagegen es gern sieht, wenn das Aeussere dem Auge angenehm entgegen- tritt. Handelsgärtner in etwas beschränkteren Ver- hältnissen, welche von ihren Treibereien leben müs- sen, möchten wohl hier und da gezwungen sein, etwas sparsamer zu Werke zu gehen, als in vorlie- gendem Buche vorgeschrieben ist. In der Einleitung wird zuerst das Erd-Magazin, sowie Anlage und Behandlung der Mistbeete im All- gemeinen, besprochen und dann erst auf ihre Be- stellung, sowie auf Behandlung der darauf befind- lichen Gewächse als Hauptsache übergegangen. Die- ser Haupttheil zerfällt in 4 Abtheilungen: Tempe- rirte, kalte und warme Mistbeete, sowie Spargelbau. Zu beherzigen sind im Nachtrage die allgemei- nen Regeln für das Giessen, sowie die Mittel gegen die vielen beim Treiben sich einstellenden Feinde, von denen wohl die rothe Spinne der schlimmste ist und bleibt. Das Verzeichniss für das Jahr 1869 über Ge- müse-, Feld- und Blumensämereien von Franz Anton Haage in Erfurt hat der vorigen Nummer für die Leser der Wochenschrift, welche dieselbe durch Buchhändler - Gelegenheit erhalten oder in Berlin und dessen Umgebung wohnen, beigelegen. Wir machen darauf aufmerksam, dass es, wie früher, auch jetzt ausserordentlich reichhaltig ist und die Firma schon seit langer Zeit durch ihre gute Waare nicht weniger, als durch ihre Billigkeit einen guten Klang besitzt. Auf den Inhalt einzugehen, erlaubt uns der zugewiesene Raum nicht; Liebhaber, denen das Verzeichniss jedoch nicht zugekommen ist, kön- nen dasselbe auf Franko - Briefe franko durch den Besitzer des Etablissements erhalten. Verlag von Wiegaudt & Heinpel in Berlin, Zimmer-Strasso No. 91. Druck der C. Fels ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, WUhelmsPlatz No. 4. Woehenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für (wärtiierei und Pflaiizeiikiiiide« Redakteur : Professor Dr. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No.6. Berlin, den 13. Februar 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Unsere Flieder oder Lilaksträucher (Syringa L.). — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. I. — Etwas über unsere Sonnenblume (Heliauthus annuus L.). Vom Garten-Inspektor C. Bouche. — Nistkästen. Unsere Flieder oder Lilaksträucher (Syringa L.). Die Verhandlungen in der letzten Versamnihing am 31. Januar über die Blüthensträucher, welclie am besten sich treiben lassen, geben uns Gelegen- heit, über unsere Fliederarten im Allgemeinen, na- mentlich in geschichtlicher Hinsicht, etwas mitzu- theilen, um das Interesse für sie noch mehr zu er- höhen. Die am genannten Tage ausgestellten Flie- dersträucher des Kunst- und Haudelsgärtners Lack- ner waren so schön getrieben vorhanden, als man sie irgend nur während ihrer Blüthezeit im Freien sehen kann, und standen mit denen, welche man jetzt hier und da vor den Thüren , besonders eini- ger Wirthshäuser, ebenfalls getrieben sieht, im grel- len Gegensatz. Während hier kleine Rispen in geringerer Anzahl und von heller Farbe zwischen dem Grün der Blätter sich befanden, ragten die Blüthenstände des Flieders bei den Lackner'scheu Pflanzen weit über die Blätter hervor und bcsassen eine schön dunkele Farbe. Fast jeder Zweig endete mit einer Rispe. Geschichtlich wissen wir, dass unser gemeiner Flieder, Syringa vulgaris L., erst sehr spät bei uns bekannt wurde, denn der berühmte Reisende des 16. Jahrhundcrtes, Busbecq, soll ihn im Jahre 1566 nach Flandern gebracht haben. Man gibt gewöhnlich das Jahr 1556 als das der Einführung an; dieses kann aber nicht der Fall gewesen sein. da Busbecq erst im Jahre 1562 aus dem Innern Asiens nach Konstantinopel zurückgekehrt war. Für uns ist es überhaupt die Frage, ob Busbecq wirk- lich unseru gewöhnlichen Flieder (Syringa vulgaris) und nicht vielmehr den Türkischen ( Syringa per- sica) eingeführt hat, der zugleich von den Botani- kern der damaligen Zeit genannt wird. Der gemeine Flieder heisst nämlich an vielen Orten im Gegensatz zu dem Türkischen der Spanische Flieder. Es ist dieses eine Bezeichnung, deren sich auch andere Völker bedienen. Sollte deshalb nicht vielmehr der gewöhnliche Flieder von Spanien aus bei uns ein- geführt worden sein? Vielleicht brachten die mau- rischen Araber auf ihrem Eroberungszuge ihn erst nach Spanien, wo die Franzosen ihn kennen lernten und in ihrem Vaterlande, wo er noch heut' zu Tage Lilas heisst, einführten. Der Flieder scheint bei den Orientalen, und vor Allem bei Persern und Arabern, gleich der Rose und dem Jasmin, ein seit sehr langer Zeit beliebter Blüthenstrauch gewesen zu sein und wurde, ebenso wie die beiden genannten, von persischen und ara- bischen Dichtern vielfach besungen. Bei den Per- sern führt er den Namen Lela oder Lila, von den Arabern hingegen wird er Lelak und Lilak genannt. Unser Gebrauch des Wortes Lila zur Bezeichnung einer bestimmten Farbe ist der Farbe der Blüthcn entlehnt worden. Bei den deutschen Botanikern wurde das Wort Syringa bereits vor der Einführung des Flieders für Philadelphus coronarius gebraucht und wird heut' zu Tage noch von den Franzosen zur Bezeichnung 42 dieses Blüthenstrauches benutzt, wie man aus den Verzeichnissen der meisten französischen Baumschul- Besitzer ersieht. Als der Flieder im 16. Jahrhun- derte eingeführt wurde, erhielt Philadelphus corona- rius den Beinamen „albus, d.i. der weissblühende", während der Flieder als „coeruleus, d. i. der blaue", unterschieden wurde (C. Baub. Phj'topin. 398). Woher das Wort Syringa stammt, scheint uns nicht recht klar, obwohl Clusius in seiner Geschichte der Pflanzen (I, 55) es damit erklärt, dass die grade aufschiessenden Sprösslinge der Syringa alba (d. i. des Philadelphus coronarius) ein markiges In- nere besitzen, welches sich leicht ausstossen lässt und wodurch eine Röhre (Syrinx) hergestellt wird. Ebenso wenig sind wir im Stande, zu sagen, woher unser deutsches W^ort j, Flieder" stammt und was man ur- sprünglich damit bezeichnet hat? Unter dem Namen Flieder versteht man in mehrern Gegenden Deutsch- lands aber auch einen ganz anderen Strauch, nämlich den schwarzen Hollundcr (Sambucus uigraL.), nennt aber den blauen Flieder wiederum in Thüringen Hollunder. Deutsche Sprachforscher mögen uns dar- über Auskunft ertheilen. Soviel wir wissen, ist man über das eigentliche Vaterland des gewöhnlichen Flieders noch keines- wegs ganz klar; wenn es auch sicher sein möchte, dass der Orient das Vaterland ist, so wissen wir doch noch nicht, in welchem Lande des Orientes er wächst. Auf unseren Streifzügen in den Kaukasus- ländern, in Kleinasien, in Armenien und in Kurdistan haben wir ihn nirgends wild gefunden, wohl aber sahen wir ihn auf einem hohen Berge des Banates, auf dem Domoglett (also im östlichen Ungarn) unter anderem Gesträuche in einer Weise, dass man ge- neigt sein könnte, ihn wirklich daselbst für einhei- misch zu halten. Der Türkische Flieder wird von Pluckenet Lilac babylonicum genannt, während er andererseits als Persischer Flieder bezeichnet, von Linne auch als Syringa persica in eeinem System aufgeführt wird. Wiederum nennt aber Cornuti nur die ge- schlitzt-blättrige Abart dieses Flieders Lilac Persa- rum. Interessant ist dieses auf jeden Fall, da wir da- mit wissen, dass diese nicht minder schöne Abart nicht erst bei uns entstanden ist, sondern direkt aus Persieu eingeführt wurde. Der dritte Flieder, fälschlich der chinesische Flieder genannt, ist der bei uns jetzt am meisten verbreitete und vor Allem zum Treiben geeignet. Er stammt keineswegs aus China, wie man aus dem Namen vermutheu sollte, sondern entstand im Jahre 1777 zufällig aus Samen des Türkischen Flieders, und zwar in der Handelsgärtnerei von Varin in Ronen. Wahrscheinlich hatte hier eine zufällige Kreuzung mit dem gewöhnlichen Spanischen Flieder stattgefunden, denn die Pflanze ist gewiss keine Abart des Türkischen Flieders, sondern ein Blend- ling, der in seiner Erscheinung zwischen beiden Arten, wenn auch dem Türkischen Flieder näher, steht. Der Chinesische Flieder kam alsbald als Lilac Varin in den Handel. Wie es scheint, war Dumont- Courset der Erste in Frankreich, welcher ihn auch unter diesem Namen, und zwar in seinem 1802 er- schienenen Botaniste Cultivateur, beschrieb. Will- denow hatte ihn jedoch (Berlinische Baumzucht, I.Auflage, S. 378) schon früher unter dem Namen Chinesischer Flieder aus Holland erhalten und im Jahre 1796 als Syringa chinensis veröffentlicht, ob- wohl er gleich anfangs seine Blendlingsnatur ebenfalls vermuthete. Für die Blendlingsnatur möchte unter Anderem auch sprechen, dass man bis jetzt noch keinen Samen von der Pflanze erhalten hat. Da der von Willdenow, obwohl früher, gegebene Bei- name chinensis als ein falscher nicht beibehalten werden kann, so muss der von Dumont-Courset, womit er in den Handel kam und auch zuerst in Frankreich beschrieben wurde, beibehalten werden. Der Blendling wäre daher jetzt nach dem Rechte der Priorität Syringa Varina Dum.-C. zu nennen, inso- fern man, dem gewöhnlichen Gebrauche der Bota- niker entsprechend, nicht vorzieht, durch Vereinigung beider Eltern-Namen ihn als S. vulgari-persica auf- zuführen. Im Jahre 1804 wurde er von Neuem durch den Botaniker Reyuold in seiner Flor des Depar- tements der Orne (pag. 100) unter dem Namen des Flieders aus Ronen (Syringa Rothomagensis) beschrieben imd wird auch mit dieser Benennung bis auf den heutigen Tag hier und da in den Verzeichnis- sen der Ilandelsgärtuer in Frankreich aufgeführt. Als Persoon im Jahre 1805 den ersten Band seiner Synopsis plantarum herausgab, nannte er den Varin- Flieder wegen seines zweifelhaften Ursprungs Sy- ringa dubia (p. 9). Der frühere Professor in Dorpat, Buuge, be- gleitete im Jahre 1830 eine russische Gesandtschaft nach Peking und sah daselbst einen Flieder in den Gärten, den er mit dem Varin-Flieder ideutifizirte. Es unterliegt jedoch wohl keinem Zweifel, dass er, wie bei anderen Gelegenheiten, so auch hier, sich irrte und dass seine Syringa chinensis wohl dieselbe Pflanze darstellt, welche, wie wir alsbald sehen wer- den, LIndley Syringa oblata genannt hat. Nach dieser geschichtlichen Auseinandersetzung wollen wir die bereits erwähnten beiden Flieder mit ihrem Blendlinge nebst den übrigen beschriebenen Arten etwas näher betrachten. 1. Spanischer Flieder (Syringa vulgaris L.). Zweige steif aufrecht; Blätter herzförmig, völlig 43 unbehaart, auf beiden Flächen ziemlich gleich- farbig; Blumenabschnitte konkav. Schon seit sehr langer Zeit kennt man die Ab- art mit weissen Blüthen; ausserdem wurde bereits vor 200 Jahren in einigen Gärten von Edinburgh eine Abart mit dunkeleren Blüthen kultivirt, die in England sehr beliebt gewesen zu sein scheint und wahrscheinlich dieselbe ist, welche etwas später als Marly-Flieder (Syringa Marliensis), besonders in Versailles und dessen Anlagen, vor Allem in dem Garten zu Marly, viel kultivirt wurde. Von diesem Marly-Flieder rühmte man früher ausserdem noch, dass er reichlicher, gedrängter und etwas grösser blühe. In späteren Zeiten kam er als Syringa pur- piirea und rubra major von Neuem in den Handel, auch ist er mit der näheren Bezeichnung vlolacea in den Miller'scheu auserlesenen Pflanzen (auf der 163. Tafel) und in dem botanical Magazine (tabula 183) abgebildet worden. Von dem Marly-Flieder besass man früher auch eine Form, wo nur die Spitzen der Blumenabschnitte eine violette Farbe besassen, die übrige Blume aber •weiss war. Sie führte deshalb den Namen der zwei- farbigen (bicolor); die Form, welche durchaus weiss blühte, hat dagegen den Beinamen virginalis erhal- ten. Zu Ende des vorigen Jahrhundertes kultivirte man in Frankreich ferner eine Form, welche aus Samen des Marly-Flieders hervorgegangen sein soll und sich durch etwas röthere Blüthen auszeichnete, unter dem Namen des Flieders von Versailles (Syringa Versaliensis). Noch dunkler sind endlich die Blüthen bei einer zweiten dort gezogenen Form, •welche im Garten von Trianon bei Versailles aus Samen hervorgegangen ist und deshalb auch den Namen Flieder von Trianon erhalten hat. Auch der Karlsruher Flieder ist aus dem Marly - Flieder hervorgegangen und zeichnet sich durch etwas grössere und gedrängter stehende Blü- then aus. Inwieweit Syringa amoena der Gärten hiervon abweicht, vermögen wir nicht zu entschei- den. In den Flottbecker Baumschulen bei Altona •wird eine besonders schöne Form als Syringa ni- gricans unterschieden, wo nicht allein die Blüthen eine dunkele violette Farbe besitzen, auch die sonst grünen Blätter haben ein weit duiikclcrcs Ansehen. Was dieselben Baumschulen als Syringa sibirica in den Handel gebracht, scheint sich nur durch grös- sere Blätter zu unterscheiden. Eine Form mit fast rosenrothen Blüthen hat Maquoy als Duc de Rohan in den Handel gebracht, während eine mit hellvioletten Blüthen den Namen Syringa Notgeri führt. Endlich nennen wir die neueren Sorten Croix de Brahy und Victoria, wo die rosafarbenen Blüthen sich durch einen weissen Stern auszeichnen. Es sind zwar noch viele Formen in den Ver- zeichnissen der Handelsgärtner zu finden; zum Theil sind es aber solche, welche kaum von den ange- führten sich unterscheiden, zum Theil auch keine Beachtung verdienen und deshalb wohl übergangen werden können. Wir bemerken schliesslich nur noch, dass es auch buntblättrige gibt. Was wir jedoch bisher meist gesehen haben, konnte keinen Anspruch auf Beachtung raacheu. Vor einigen Jahren fanden wir aber eine buntblättrige Form bei dem Kunst- und Handelsgärtner Sclieurer in Heidelberg, die uns gefiel, llebrigens hat schon Miller in seinem Gärtner-Lexikon eine weiss- und eine gelb-panachirte Form gekannt. 2. Türkischer Flieder (Syringa persica L.). Zweige steif, aufrecht; Blätter elliptisch-lanzett- förmig, völlig unbehaart, auf beiden Flächen gleichfarbig; Blüthenstiele länger, als der Kelch; Blumenabschnitte ziemlich flach. Bekanntlich bleibt dieser Strauch viel niedriger, als der Spanische Flieder und besitzt auch weit kleinere Blattei", deren Basis nie herzförmig erscheint. Früher wurde er häufiger in Gärten und Anlagen gefunden. Eigenthümlich ist es, dass die Abart mit geschlitzten Blättern, welche in den Gärten auch als Syringa pteridifolia vorkommt, fast früher in den Gärten gewesen zu sein scheint, als die Haupt- art mit ganzen Blättern. Die erste Kunde von ihr erhalten wir durch Caspar Bauhin, der sie in seinem Phytopinax (pag. 475) erwähnt; sie war dem- nach schon gegen das Ende des 16. Jahrhundertes bei uns bekannt. Ausser dieser Abart besitzt man noch eine mit weissen Blüthen, die aber neuerdings sehr selten ge- worden zu sein scheint. Die behaarte Abart, welche in den Verzeichnissen von Loddiges mit der nähe- ren Bezeichnung salviaefolia aufgeführt wird, ha- ben wir nirgends gefunden. 3. Varin-Flieder (Syringa Varina Dum.-C). Zweige lang, meist übergebogen; Blätter läng- lich-lanzettförmig oder länglich-spitz, völlig un- behaart, auf beiden Flächen ziemlich gleichfar- big; Blüthenstiele länger, als der Kelch; Blu- menabschnitte flach. Durch das mehr sich ausbreitende Wachsthum und durch die namentlich zur Zeit der Blüthe über- hängenden Zweige zeichnet sich diese Art vortheil- haft aus. Wir kennen kaum einen Blüthenstrauch, der eine solche Fülle von ]5Iumeu entfaltet, wie der Varin-Flieder. Die oft verästelten Blüthenrispen ha- ben nicht selten die Ijängc von einem Fuss und noehr, einen Durchmesser hingegen von 6 und ofi 9 Zoll. Der Varin-Flieder scheint gleich anfangs eine grosse Verbreitung erhalten zu haben und auch, be- sonders in Paris, schon lange zum Treiben benutzt 6* 44 worden zu sein. Ein Gärtner daselbst, mit Namen Sauge, erzog schon im Jahre 1809 eine Form, deren Blüthen dunkler sind und deren Farbe sich auch beim Treiben erhält, während die Blüthen des gewöhnlichen Varin-Flieders durch das Treiben viel heller, ja sogar oft ganz weiss werden. Wahrschein- lich ist es dieselbe Form, welche in Paris auch jetzt noch allgemein zum Treiben benutzt wird. Sie hat nach ihrem Züchter den Namen Syringa Sau- geana erhalten. Die Form mit weissen Blüthen ist nicht beliebt und wird zum Treiben auch nicht benutzt. Inter- essant ist aber die Form, wo die anfangs röthlichen Blüthen allmählig blässer und zuletzt' weiss werden. Diese Form ist es, welche den Beinamen bicolor erhalten hat. 4. Breitblättriger Flieder (Syringa oblata Lindl.). Zweige aufrecht; Blätter breit, eirund- lichspitz, unbehaart, auf beiden Flächen ziem- lich gleichfarbig; Blüthonröhre kurz. Diese vor 10 Jahren durch Fortune einge- führte Art befindet sich bereits auch auf dem Konti- tineute im Handel. Es kamen im Anfange gleich 2 Formen auf den Markt: eine purpurviolett-blühende durch Glendinning und eine weissblühende durch Henderson. Wir haben beide noch nicht gesehen und vermögen daher auch kein Urtheil darüber abzu- geben. Wahrscheinlich ist es aber dieselbe Art, welche Bunge, wie oben schon erwähnt, in den Gärten von Peking sah und mit unserem Varin- Flieder verwechselte. Vielleicht ist sie aber mit einer Art identisch, welche wir unter dem Namen Sy- ringa japonica in einigen Gärten gefunden haben, obwohl sich diese durch längere Blätter unterschei- det. Die ebenfalls kleineren Blüthen besitzen eine violettblaue Farbe und bilden kleinere und schlaffere Eispen, welche zum Theil aus dem Winkel der oberen Blätter entspringen. 5. Josika- Flieder (Syringa Josikaea Jacq. fil.). Zweige aufrecht; Blätter elliptisch, meist in den Stiel verlaufend, unbehaart, auf der Unterfläche weisslich; Blüthen sehr gedrängt, kurz - oder fast gar nicht gestielt. Diese, der ungarischen Freifrau Rosalie v. Jo- sika, geb. Gräfin v. Czaki, zu Ehren genannte Flieder-Art ähnelt im äusseren Ansehen und haupt- sächlich des Wachsthums halber dem gewöhnlichen Flieder ungemein, hat aber schönere, auf der Ober- fläche dunkelere Blätter mit einer Breite von li bis 2 und einer Länge von 4 Zoll, so dass sie als Blatt- pflanze den Vorzug verdient. Die Blüthen besitzen eine dunkele, violettblaue Farbe, sind aber kleiner, als die des gewöhnlichen Flieders und stehen dicht gedrängt in Knäueln. Diese zusammen bilden einen straussähulichen Blüthenstand , der ziemlich in der Mitte seinen breitesten Durchmesser besitzt. In die- ser Hinsicht steht wieder der Josika-Flieder unseren bekannteren Sorten weit nach. 6. Emodi - Flieder (Syringa Emodi Wall.). Zweige aufrecht; Blätter elHptisch oder ellip- tisch-lanzettförmig, unbehaart, auf der Unter- fläche weisslich; Blüthenstiele kürzer, als der Kelch; Blumenabschnitte flach. Diese im Himalaya wachsende Art steht dem Josika - Flieder sehr nahe, ist aber womöglich noch steifer, und hat als Blattpflanze selbst einen höheren Werth, als eben genannte Art. Die ziemlich grossen Blätter zeichnen sich durch ihre glänzende, dunkel- grüne Fläche aus, während auf der weisslichen Unterfläche die Aderung sehr deutlich hervortritt. Die weisslichen Blüthen haben einen röthlichen Schein und ziemlich lange Blumenröhren. Sie stehen ebenfalls gedrängt, bilden aber kurze Eispen. Aus- gezeichnet ist ihr Geruch , der zwar schwach er- scheint, aber doch dem des Heliotrops ähnlich ist. 7. Amur-Flieder (Syringa amurensis Eupr.). Zweige aufrecht; Blätter breit-elliptisch und laug-zugespitzt, bisweilen aber auch mit herz- förmiger Basis, unbehaart, auf beiden Flächen gleichfarbig; Blüthen kurzgestielt; Krouähre so lang, wie der Kelch; Staubgefässe herausra- gend. Diese erst seit Kurzem aus dem Amurlande ein- geführte Art weicht so sehr von den übrigen Arten im Blüthenbau ab, dass man leicht geneigt sein möchte, sie für einen Liguster zu halten, während die Frucht wiederum ihr einen Platz bei Syringa anweist. Eegel hat sie deshalb auch als den Typus eines besonderen Genus betrachtet, dem er den Na- men Ligustrina gegeben hat. Noch haben wir sie nicht im Leben gesehen. Der in Eegel's Garten- flora (12. Jahrg. S. 116, tab. 396) gegebenen Ab- bildung nach steht sie dem japanischen Liguster im Aeusseren sehr nahe. Die etwas härtlicheu Blätter haben bei einer Breite von 1} eine Länge von 2 Zoll und besitzen auf beiden Flächen eine schöne grüne Farbe. Die weissen Blüthen bilden, den japanischen Liguster- Arten gleich, grosse und sehr verästelte Rispen, welche an der Basis fast ebenso breit wie lang sind, und haben nur eine kurze Blumenröhre, die aus dem becherförmigen Kelche nicht herausragt. Ueber die Kultur und Behandlung überhaupt sagen wir nichts, da wir beide als hinlänglich be- kannt voraussetzen; in Betreff des Treibens ist aber zu bemerken, dass man am besten thut, die Pflan- zen schon zeitig in Töpfe zu setzen, damit sie sich gut bewurzeln können. Auch der Gebrauch, sie mit den Frostballen im Winter einzusetzen, hat, gut angewendet, seine Berechtigung. 45 Allerlei aus der Gärtnerei und PAtinzenkunde. I. f^a ist bereits in den letzten Nummern der Wochenscliiift des vorigen Jahres mehrfach von der Platane die Eede gewesen; wir sind wiederum in den Stand gesetzt, Einiges noch hinzuzufügen, was nicht minder von Interesse sein dürfte. Hofgärtner Reuter in Sanssouci bei Potsdam theilt uns zu- nächst mit, dass sich ein Platanenbaum in der Nähe der Neuen Kammern und unweit des sogenannten Sizilianischen Gartens mit einem Stammumfauge von 9 und einer Höhe von gegen 80 Fuss befindet, der sich durch sein äusseres Ansehen, und vor Allem durch seine Blätter , wesentlich von den gewöhn- lichen Platanenbäumen unterscheidet und deshalb wohl werth sein möchte, dass darauf aufmerksam gemacht würde. Die Blätter haben nämlich die Form derer des Amberbaumes (Liquidambar styraciflua), nur sind sie grösser. Sie besitzen einen Durchmesser von 7 und 8 Zoll und zeichnen sich vor Allem durch ihre schöne dvmkelgrüne Oberfläche aus. Nach den uns vorliegenden, allerdings im Herbste gesammelten Blättern ist weder auf der Ober-, noch auf der Unterfläche eine Spur von Behaarung zu finden. Aber auch die Knospen sind vollständig glatt und selbst glänzend. Dass bei den Blättern der gewöhn- lichen Platane die im Frühjahre stärkere Behaarung sich meist mehr oder weniger, wenigstens auf der Unterfläche, bis zum Herbste erhält, gibt ihnen ein graugrünes Ansehen und macht sie deshalb weniger schön. Sonst sind die Blätter dieser Platane ziemlich tief 5-lappig. Die 3 mittleren Abschnitte liabeu eine länglich- lanzettförmige Gestalt, der Rand ist aber ausserdem noch ausgeschweift. An der Basis sind die Blätter breit - herzförmig - ausgebuchtet, die Blatt- substanz selbst verschmälert sich aber nur ganz un- merklich in den verhältnissmässig kurzen Stiel. Die vollständigste Sammlung von Platanen-For- men haben wir in den Baumschulen von Andre Leroy in Angers gesehen. Nicht eine einzige aber hatte daselbst nur entfernte Aehnlichkeit mit der oben bezeichneten. Wir erlauben uns daher, auf sie aufmerksam zu machen und sie zur näheren Be- zeichnung mit dem Beinamen liquidambrifolia zu belegen. Baumschul-Besitzern möchte vor Allem diese Mittheilung interessant sein , da wenige Ge- hölze so werth sein möchten, allgemein verbreitet zu werden, als grade diese Platanenform. Da die Vermehrung der Platane überhaupt leicht ist, dürfte ihrer raschen Vervielfältigung auch kein Hinderniss im Wege stehen. Ferner wird uns vom Chemiker Harnecker in AVriezen a. 0. mitgetheilt, dass im Schlossgarten zu Fredersdorf, unweit der Eisenbahn - Station Neuen- hagen und zwischen Berlin und Frankfurt a. 0., 3 schöne Platanenbäume sich befinden , von denen der grösste bereits eine Höhe von 100 Fuss besitzt, während sein Stamm kaum von drei Männern um- klaftert werden kann. Uass Witterungsverhältnisse einer Gegend sich bisweilen wesentlich von dem normalen Zustande unterscheiden können, ist eine hinlänglich bekannte Thatsache. Man beliebt diese Abweichung sogar mitunter auf Rechnung sogenannter Ausgleichungen zu bringen. Aber auch andere Erscheinungen in der Natur treten manchmal an einem bestimmten Orte ganz anders auf, als man sie an andern be- obachtet hat und wie sie normal ist. Es liegen uns Briefe des in diesen Blättern mehrmals erwähnten Gartendirektors Scharrer aus Tiflis vor, welche uns dergleichen Abweichungen von der gewöhnlichen Norm kund thun und interessant genug sind, um auch hier mitgetheilt zu werden. Die erste betrifi"t die Witterung selbst. Was wir im vorigen Jahre während der Sommerzeit an Hitze und Trockenheit ausgehalten haben, ist noch zu neu, um schon aus dem Gedächtniss verwischt zu sein. Selbst in dem feuchten England herrschten beide in einer erschrecklichen W^eise, wie wir bei unscrm Besuche der Naturforscher-Versammlung in Norwich (s. vor. Jahrg. S. 297) uns selbst überzeugt hatten. In Transkaukasien war dagegen ein so feuchtes Som- merwetter, wie man es vorher noch nie beobachtet hatte. Wer Tiflis am Südfusse des Kaukasus in der Sommerzeit besucht hat, wie Schreiber dieser Zei- len, wird auch die trockene Hitze, welche sonst von Ende Mai bis in den September hinein gewöhnlich dort herrscht, und ihre erschJafl'enden Wirkungen hinlänglich kennen gelernt haben. Und nun auf ein- mal eine feuchte Luft, abwechselnd mit ohne Unter- brechung wehenden, äusserst schwachen, aber um desto erschlaftendcren und ungesunderen Südwest- winden! In Folge dieser abnormen Witterung haben fast in ganz Transkaukasien die Gärten gar keine Er- träge gegeben oder doch nur Erndten schlechter Qualität. Die spätere P^ntwickelung der Augen beim Weinstock hatte anfangs hinlänglich Garantie gegen Frost, der leider auch in Tiflis bisweilen Schaden thun kann, geboten. Seine Blüthen entwickelten sich im Mai in solcher Fülle, dass einzelne Reben 20 bis 27 Trauben (Rispen) trugen. Da brach im Juni plötzlich die Weinkrankheit mit solcher Hef- tigkeit aus, dass die meisten Weinbergs-Besitzer das 46 Schwefeln für unnütz hielten und ihre Erndte gleich anfangs für verloren gaben. Was man aber mit regelrechtem Schwefeln machen kann, davon über- zeugte sich Gartendirektor Scharrer, denn nicht allein erhielt er in Folge seiner getroffenen Mass- regeln eine mittelmässige Erndte in seinem Garten, auch das Holz wurde vollständig reif und versprach damit für das nächste Jahr gleiche Erträge. Wo nicht geschwefelt worden war, hatte dagegen das Holz seine Reife nicht erlangt. Die Krankheit selbst zeigte sich in ihrem Ver- laufe ebenfalls ganz verschieden von dem früherer Jahre. Gärten um Tiflis und in den östlichen Pro- vinzen mit spärlicher Bewässerung und freier Lage wurden grade dieses Mal auf das Heftigste befallen, während umgekehrt die Weinstöcke in Gärten, welche ein Uebermass von Feuchtigkeit besasseu und in dumpfigen Schluchten lagen, gesund blieben. Bekanntlich hatte man bisher die umgekehrte Er- fahrung gemacht. Wie früher aber, hatten dieses Mal die Art der Rebenkultur und der Schnitt wiederum einen grossen Einfluss auf die Entwickelung der Krankheit. Die Weinstöcke an hohen Spalieren und Laubengängen, wie man sie in der transkaukasischen Provinz Karthli hat, wurden stark befallen, während die der deut- schen Kolonisten, welche den rheinischen Bogen- schnitt haben, auch nicht eine Spur der Krankheit zeigten. Weinstöcke, welche von dem oft in jenen Gegenden auftretenden Sturme niedergeworfen und nach dortiger schlechter Sitte nicht wieder aufge- richtet wurden , waren ebenfalls gesund geblie])en. Auf gleiche Weise hatte man da, wo man den Wein- stock an Bäume pflanzt und ihn sich selbst über- lässt, die Krankheit nicht gehabt. In diesem Falle gehen die Keben bis in die Gipfel ziemlich hoher Bäume. Es ist ein Vergnügen, im August und Sep- tember eine Fülle der schönsten Trauben in den belaubten Kronen zu sehen, als gehörten sie ui-- sprünglich dazu. Unter den Sorten litten die feineren und alle europäischen am meisten, Muskat- und Rosinentrau- ben waren weniger, amerikanische dagegen gar nicht befallen. Erfreulich ist es, nach den Berichten des Gar- tendirektors Scharr er in Tiflis, zu vernehmen, wie auch in diesen entfernteren Ländereien die Garten- kunst nicht unbedeutende Fortschritte macht. Mag sonst das Klima in dem früheren selbständigen Kö- nigreich Georgien, dessen Residenz Tiflis war, ge- gen das unsere sehr günstig sein , so hat es doch grade in mancher Hinsicht auch seine grossen Schat- tenseiten. Der Sommer, und zwar schon von Ende Mai an und bis tief in den September hinein dau- ernd, ist nämlich im Allgemeinen ausserordentlich heiss und trocken, so dass in der Regel Quellen bald versiechen und Bäche zeitig ihr Wasser ver- lieren. Die im Frühjahre grünenden Berge in der Nähe von Tiflis bekommen Ende Mai schon ein fahlgraues Ansehen; selbst Sträucher, die hier und da mehr ein Gestrüpp bilden und hauptsächlich aus einem Dorn (Paliurus aculeatus) bestehen, bieten einen kümmerlichen Anblick dar. Von dem schneidenden Gegensatze der Vegeta- tion im ersten FrUhlinge und im Sommer, welcher übei-haupt im Oriente herrscht, hat man bei uns gar keinen Begriff. Viele Wüsten — und dies gilt namentlich von denen auf der Westseite des Kaspi- schen Meeres — sind keineswegs unfruchtbare Län- dereieu, sondern die Fruchtbarkeit des Bodens kann nur im Sommer wegen gänzlichen Mangels an Was- ser nicht zur Verwerthuug kommen. Um desto mehr gedeiht Alles in der Zeit, wo Regen eintritt, Luft und Boden feucht sind. Da sieht man Crocus, Scil- len, Puschkiuien, Traubenhyazinthen, Iris reticulata, Ornithogalum- Arten, Narzissen, Tulpen, auch viele Orchis-Arten, Cyclamen's u. s. w. zwischen den nie- drigen grünen Gräsern in allen Farben emporkom- men, wie auf einem gestickten Teppiche. Man traut kaum seineu Augen, wenn man nach einigen Mo- naten, ja bisweilen nach einigen Wochen, dafür eine fahlgraue, öde Gegend findet. Die Mährchen der Tausend und Einen Nacht sind es hauptsächlich, welche uns eine ganz ver- kehrte Ansicht von den Gärten des Orientes bei- gebracht haben. Der Orientale ist Im Allgemeinen zu indolent, um Blumen zu pflegen, die er jedoch sehr liebt. Wo er nicht augenblicklichen Erfolg und lohnende Erträge sieht, thut er gar nichts und Uber- lässt sich, gleich dem heutigen Bewohner Italiens, seinem Dolce far niente. Wenn ihm nur eine küh- lende Luft entgegenweht, oder wenn er vielleicht noch das Plätschern des Wassers vernimmt und zu gleicher Zeit etwas geschützt gegen die direkten Strahlen der Sonne ist, so gibt er sich schon zu- frieden. Einiges Gehölz, vor Allem Cypresse, Myrte, Granate, Mastixbaum, Zürgelstrauch u. s. w., hat er gern in seiner Nähe. Unter den Blumen liebt er am meisten die Rose, vom Pflegen ist aber bei ihm ebenfalls nicht die Rede. Der Georgier ist gegen die Pflege der Blumen im Allgemeinen noch gleichgültiger, weil er vielleicht Gelegenheit hat, diese in den gebirgigeren und des- halb an Wasser nicht ärmlichen Gauen seines Vater- landes ohne alles Zuthun zu besitzen. Im Ge- birge herrscht allerdings oft ein Reichthum und eine Fülle, wie wir sie kaum in den Thälern der Schweiz und Tyrols finden. Auf jeden Fall ist aber die Maimigfaltigkeit der Vegetation in Geor- gien grösser. 47 Tiflis liegt am Ausgange in die grosse Ebene, •welche sich alsbald bis zum Kaspischeu Jleere er- streckt und hat nach 3 Seiten Hügelreihen, welche erst etwas später den versengenden Strahlen der Sonne anheimfallen. Diese Hügelreihen waren bis- her kahl, d. h. ohne Gehölz, oder armseliges, meist dorniges Gestrüpp bedeckte einzelne Stellen. Die dortige Regierung, welche sich bereits grosse Verdienste um die Verschönerung des Landes er- worben hat und vor keinen Schwierigkeiten zurück- schreckt, hat jetzt angefangen, diesen Höhen und deren möglichen Bepflanzung ihre Hauptsorge zu widmen, nachdem frühere Versuche, in der Nähe von Tiflis Gärten anzulegen, misslungen waren. Nach den Berichten Scharrer's ist man neuerdings auch mit vielem Erfolg gekrönt worden. Gewiss haben die Umgebungen von Tiflis dadurch ein ganz anderes Ansehen erhalten. Um den Tiflisern, und vor Allem den zahlrei- chen Beamten, die Annehmlichkeit, im Schatten spa- zieren gehen zu können, zu verschaft'en, wurde unter der Leitung des Direktors Scharrer im Jahre 1861 mit der Anlage eines besonderen Gartens , des so- genannten Alexander -Gartens begonnen und dieser auch nach 2 Jahren vollendet. Es ist erfreulich, dass der Garten gedeiht und damit seinem Zwecke ent- spricht. Jetzt fängt man an, einen zweiten Garten bei dem neuen grossartigen Hospitale, welches vor wenigen Jahren in der Nähe der deutschen Kolonie gebaut wurde, anzulegen, um den Kranken ebenfalls einen Genuss zu verschafien. Auch in der Nähe des Palastes für den Oberbefehlshaber sind neue Anlagen entstanden, so dass man diesen Theil der Stadt ebenfalls kaum wieder erkennen möchte. End- lich hat man eine Akklimatisations-Anstalt gegründet, wo allerhand Kultur-Versuche angestellt werden. Von Wichtigkeit ist ferner die Gründung einer besonderen Ackerbauschule, 2i Meile von Tiflis ent- fernt, wobei vor Allem die Anlage einer Baumschule in Angriff' genommen wurde. In dem seit längerer Zeit bestehenden Priester-Seminare erhalten die Zög- linge bereits auch im Gartenbau Unterricht, eine Einrichtung, die wohl in anderen Ländern ebenfalls nachgeahmt werden dürfte. Selbst wenn nur wenige Schüler Liebe für Gartenbau erhalten, so vermögen diese wenigen doch in ihrer späteren Stellung bei der Jugend grossen Eiufluss auszuüben. Ueber buntblättrige Taxbäume erhalten wir von Ottolandcr in Boskoop bei Gouda in Holland einige Mittheilungen, welche, sich anschliessend an das, was im vorigen Jahrgange (S. 319) darüber gesagt ist, den Lesern der Wochenschrift von Litcr- esse sein dürften. An einer Stelle der Baumschule genannten Gärtners stand ein Exemplar des irischen Taxbaumes, mit Samen dicht besetzt; nicht weit davon befand sich dagegen ein männliches Exemplar der gewöhnlichen Taxus baccata, aber mit goldum- randeten Blättern. Die Samen des ersteren wurden ausgesäet und haben gegen 2 Drittel buntblätlrige Formen gegeben, aber nicht eine bestimmte Sorte, sondern bei dem einen waren die Blätter weiss-, bei den anderen hellgelb- und bei den übrigen gold- gelb-panachirt. Dass der Blumenstaub einer buntblättrigen Form auf die Entwickelung der Embryonen einen so be- deutenden Einfluss ausgeübt hat, wie hier, möchte nicht häufig vorkommen. Es bestätigt aber wiederum die oft gemachte Erfahrung, dass fremde Pollen- schläuche stets intensiver wirken, als die derselben Pflanze. Säet man Samen buntblättriger Formen aus, welche durch Befruchtung ihres eigenen Blüthen- staubes entstanden, so erhält man gewöhnlich nur sehr wenige Sämlinge, welche wiederum buntblättrig sind. Umgekehrt ist uns dagegen berichtet worden, dass oft die Konstanz beträchtlich gewesen ist und 50 — 60 Prozent betragen hat. Sollte nicht hier eine Befruchtung mit fremdem Blumenstaube stattgefun- den haben? Eis wäre sehr zu wünschen, dass Baum- schul-Besitzer grade hierauf, zumal es auch in ihrem eigenen Vortheile liegt, ihr Augenmerk wendeten und vergleichende Versuche anstellten. Wir bäten nur, im Interesse der Wissenschaft sowohl, als der Gärtnerei selbst, uns über die Erfolge Mittheilungen zu machen. finteressant ist ferner eine Mittheilung aus Bos- koop, wenn sie auch nichts Unerwartetes enthält. Bekanntlich hatten wir früher von der japanischen Aukube nur die weibliche Pflanze in Kultur. Diese entfaltete gewöhnlich ihre nnscheinlichen Blüthen, trug aber natürlich, da eine Befruchtung nicht statt- gefunden hatte, keine Früchte. Anders verhält es sich jetzt seit einem Jahrzehnte, wo unter den zahl- reichen Formen, welche man direkt aus Japan ein- geführt hat, auch männliche Exemplare sich befinden und eine Befruchtung möglich machen. Wir haben seitdem in Belgien und England, aber auch auf den Ausstellungen des Vereines, schöne Pflanzen reich- lich mit Beeren bedeckt gesehen. Leider hält Aukuba japonica, wenigstens im nordöstlichen Deutschland, im Freien nicht ohne Bedeckung und selbst bisweilen dann nicht immer aus, und wir entbehren deshalb jetzt, wo die korallen- rothcn Früchte reifen können, einen grossen Sclmiuck in unseren Anlagen. Anders ist es in Süddeutsch- land und am Rhein, wo aber leider die Aukube noch keineswegs die Anwendung gefunden hat, wie sie es verdient. Auch in Holland hält die Pflanze vorzüglich aus. In Boskoop befinden sich Massen von Vermehrungen 48 im Freien uud geben sehr erfreuliclie Bilder, da sämmtliche Pflanzen jetzt bet'ruclitet werden und in ihrem Beerenschmuck prangen. Baumschnl-Besitzer Ottolander schildert uns mit lebendigen Farben den Eindruck, den grosse Beete weiblicher und Beeren-tragender Aukuben, ganz besonders auf den Fremden, dem ein solcher Anblik neu ist, macht. Etwas über unsere Soiinenbliime (Helianthus annuus L.)- Vom Garten -Inspektor C. Bouehe. Ein im Militär -Wochenblatte (Jahrgang 1868 Nro. 99) befindlicher Aufsatz des Dr. med. W. Va- lentin zu Frankfurt a. M. über „die in den Festun- gen herrschenden Fieberepidemien, ihre Ursache und ihre Verhütung", enthält die Mittheilung, dass un- sere Sonnenblume (Helianthus annuus L.) die Eigen- thümlichkeit besitzen soll, die mit Miasmen erfüllte, dem Menschen nachtheilige Luft zu reinigen, indem die Pflanze eine grosse Masse schädlicher und feuch- ter Dünste einsaugt und dafür der Atmosphäre eine grosse Quantität Sauerstoff mittheilt. Die Pflanze habe sich zu diesem Zwecke auch besonders in Nordamerika bewährt, denn man schuf durch ihren Anbau in Washington und Philadelphia ganze Stadttheile, die sonst wegen der herrschenden Fieber fast unbewohnbar waren, in gesunde, fieber- freie Wohnplätze um. Auch ein Niederländer, van Alsteiu, dessen Besitzung sich auf einem ange- schwemmten Stück Landes au dem Ufer der Scheide befand, berichtet einen ähnlichen Fall. Er pflanzte 30 bis 40 Ellen vom Wohnhause entfernt 3 bis 4 Gruppen von je einer Quadratruthe, wodurch die Luft verbessert wurde, dass seit zehn Jahren Nie- mand mehr an miasmatischen Fiebern erkrankte. Dasselbe fand auch auf den Nachbargrundstückeu, wo das gute Beispiel nachgeahmt wurde, statt. Vielleicht könnte die Pflanze auch dazu dienen, die Luft in der Umgebung von Kraukenhäusern überhaupt zu verbessern. Neben diesem Vortheile ist die Sonnenblume sonst noch als Nutzpflanze zu betrachten. Die Samen liefern ein gutes Oel, welches dem Mohnöl ziemlich ähnlich ist und bis zu 40 Prozent darin enthalten sein soll. Die Blätter liefern dagegen ein gutes Viehfutter. In den Stengeln sollen Salpeter und. Pottasche in grösserer Menge sich vorfinden , wäh- rend diese sonst auch im trocknen Zustande als Brennmaterial dienen könnten. JiillRttilen. Es ist in den Verhandlungen des Vereines mehr- fach schon von dem Nutzen unserer Singvögel ge- sprochen worden und dass man Alles thuu müsse, um diese zu hegen. Da die Frühjahrszeit bereits uns nahe bevorsteht, so erlauben wir uns um so mehr von Neuem auf die künstlichen Nistkästen aufmerksam zu machen, als im Thüringer Gebirge, und zwar in Schleusingen, eine Holzwaaren-Fabrik besteht, wo dergleichen in grossen Mengen und dem- nach auch zu sehr billigen Preisen angefertigt wer- den. Es ist dieses die PIolzwaaren-Fabrik von H. E. F r ü h a u f . Man vernimmt nicht selten den Einwurf, dass die Singvögel nicht darin nisteten und dass dafür in der Regel nur Sperlinge, deren man au und für sich genug hätte, darin einzögen. Die Sache mag oft richtig sein, die Schuld tragen aber gewöhnlich diejenigen selbst, welche sie aufgestellt haben. Am häufigsten haben sie schon mehre Jahre gedauert und man hat versäumt, die durch den Aufenthalt der Vögel im Innern schmutzig gewordenen, bis- weilen auch mit lästigem LTngeziefer behafteten Nist- kästen zu reinigen. Grade der Vogel liebt vor Allem Reinlichkeit, wenn er brütet, und baut sich deshalb in jedem Frühjahre sein Nest von Neuem. Jeder Vogel hat aber auch seine Eigenthümlich- keiten, die man bei der Anfertigung der Nistkästen berücksichtigen muss und vor Allem bei den Früh- auf'schen Nistkästen berücksichtigt worden sind. Macht man daher in Schleusingen Bestellungen, so gebe man auch genau an , für welche Vögel man sie haben will. Nach den uns gegebenen Mitthei- lungen kostet 1. für Bachstelzen, Staare, Wendehälse, wo die Nistkästen 20 bis 30 Fuss hoch an Bäumen angebracht werden, das Dutzend 3 Thlr; 2. für Meisen sind die Nistkästen nur zu 10 und 15, höchstens 20 Fuss hoch anzubringen, das Dutzend ebenfalls 3 Thlr; 3. für Rothschwänzchen, 10 bis 15 Fuss hoch zu befestigen, das Dutzend 2 Thlr; 4. für Fliegenschnepper, gleich hoch anzubringen, das Dutzend 1 Thlr; 5. Schlafkästen zum gemeinschaftlichen Ueber- nachten im Herbst und Winter und mit 3 Sitz- hölzern versehen, das Dutzend 3 Thlr. Bei dieser Gelegenheit erlauben wir uns auf die beiden Bücher von Giebel und Stadelmann über nützliche Vögel aufmerksam zu machen, welche wir im vor. Jahrg. (S. 208 u. 216) besprochen haben. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Ziramer-Stra3se No. 91. Druck der C. Feister'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Tcreüies znr Beförderniig des Gartenbaues in den Eönigl. Prenssischen Staaten für No.7. (Härtiierei iififid PflaiizenkiaEfide« Redakteur : I*i-ofessor I>r. ICar-l liLoch., General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 20. Februar 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als anch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. lubalt: Schizostylis coccinea Harv. und die Iridaceen im Allgeraeineu. — Belgitiue horticole. Jahrgang 1867 und 1868. — Bericht des Ackerbau-Departements der Vereinigten Staaten für das Jahr 1866. — Haupt-Verzeichniss; über Samen und Pflanzen von Haage und Schmidt in Erfurt. Sonntag, den 28. Februar, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse 49) eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Kunst- und Handelsgärtner Späth wird einen Vortrag über Beerensträucher halten. Schizostylis coccinea Harv. und die Iridaceen im Allgemeinen. Garten-Iuspektor Beuche machte in der letzten Versanuiiluug des Vereines am 31. Januar auf ein kapisches Zwiebelgewächs, Schizostylis coccinea Harv., aufmerksam und glaubte in ihm eine Pflanze zu ha- ben, welche wegen ihrer Blüthezeit um Weihnacli- ten sich zur Marktpflanze eignen dürfte. Sie soll uns Gelegenheit geben, wiederum über eine Eeihe von Pflanzen zu sprechen, welche nicht weniger, als die vor Kurzem behandelten Amaryllidaceen, vor 2 und 3 Jahrzehnten weit mehr von Seiten der Liebhaber und demnach auch der Handelsgärtner Berücksichtigung erhielten, als es jetzt der Fall ist. Wir meinen die Iridaceen oder Schwertlilien, welche mit den Amaryllidaceen oder SchönliHen den untern, die bunten Blüthetheilc tragenden Fruchtknoten ge- meinschaftlich besitzen, aber sich wesentlich durch das Vorhandensein von nur 3 Staubgefässen, ausser- dem aber auch im äusseren Ansehen, unterscheiden. Audi hier hat eine Göttin zur Bezeichnung einer Blume ihren Namen gegeben; aber schon die Alten nannten diese wegen ihrer schönen Farben Iris, nach der Göttin, welche als Eegenbogen erschien, 80 oft die Götter den Menschen ihre Nähe kund thun wollten. Wohl ohne Zweifel verstanden Grie- chen und Römer unter Iris unsere Schwertlilien. Aber nicht allein Iris florentina und pallida, deren wohlriechende und weisse Knollen schon damals zur Anfertigung einer Salbe gebraucht wurden und welche jetzt noch mit dem bezeichnenden Namen als Veilchenwurzel zu Parfümerien aller Art, aber auch als Arzneimittel, dienen, sondern auch die blau- und violett-blühenden Arten, welche in mehrern Far- ben schillern, wurden Iris genannt. "Wie die Amaryllidaceen hauptsächlich auf der Südhälfte unserer Erde vorkommen, so auch die Iridaceen; weniger ist es aber Südamerika, wo sie in Menge wachsen, als vielmehr Südafrika. Doch hat auch der Insel -Erdtheil, Australien, und zwar fast nur die ausserhalb der Tropen befindlichen In- seln und Inseltheile, seine Repräsentanten in der Familie der Iridaceen. Die Nordhälfte der Erde ist jedoch hier ebenso wenig völlig ausgeschlossen, wne bei den Amaryllidaceen. Die Arten des Geschlechtes Crocus und Iris sind es, welche, nebst einigen Gla- diolen und den beiden Pardauthus, zerstreut in der gemässigten nördlichen Zone der Alten und Neuen Welt vorkommen. Wir haben gesagt, dass die Iridaceen auch im äusseren Ansehen, in dem sogenannten Habitus, etwas haben, wodurch sie sich von den verwandten Amaryllidaceen, aber auch von den übrigen Lilien- pflanzen mit oberständigem Fruchtknoten, im Allge- meinen unterscheiden. Es ist dieses hauptsächlich die Art und Weise der Stellung der Blätter am Stengel und deren Konsistenz. Die Blätter der 50 Monokotylen oder Pflanzen, welche nur mit einem Blatte keimen (zu denen alle unsere Lilienpflanzen nebst Gräsern, Orchideen und Palmen gehören), unterscheiden sich in ihrer grösseren Anzahl haupt- sächlich dadurch von denen der Dikotylen, welche mit 2 Blättern keimen, dass sie mehr in die Länge gezogen sind , einen ganzen Rand haben und auch kein Aderuetz auf ihrer Fläche zeigen, sondern da- für der Länge nach die Substanz durchlaufende Nerven besitzen. Ferner sondert sich in der Kegel kein eigentlicher Blattstiel ab, sondern das Blatt sitzt ohne Weiteres dem Stengel an oder bildet an- fangs eine diesen mehr oder minder umfassende Scheide. Bei den Irldaceen treten sehr häufig die parallel- laufenden Nerven über die Oberfläche der Blattsub- stanz hervor und die Stellung zum Stengel ist der Art, dass die Blattflächen oft nicht wagerecht, sondern senkrecht stehen, indem die Ränder nach der Erde und entgegengesetzt nach dem Himmel gerichtet sind. Dazu kommt noch, dass der Stengel bisweilen zusammengedrückt erscheint und die Basis der Blät- ter ihn so umfasst, als wären diese gespalten und sässen reitend auf ihm. Diese eigenthümliche Ent- wickelung der Blätter ist, so viel wir wissen, noch keineswegs von Seiten der Morphologen erforscht, so interessant und wichtig es auch sein dürfte. Der Ausdruck reitend, equitaus, war übrigens von Seiten der Botaniker zur Bezeichnung dieses Zustandes in der Terminologie schon längst eingeführt. Sonst be- sitzen die Blätter zum Theii eine entfernte Aehnlich- keit mit einem Schwerte und werden deshalb in der Terminologie wiederum als Folia ensiformia bezeich- net. Dieser Umstand war auch Ursache, dass zunächst schon im Volke die Iris- Arten zur Unterscheidung von den übrigen Lilien als Schwertlilien bezeichnet wur- den. Ein Genus aus der Familie der Iridaceen weicht jedoch hiervon ab und steht auch ausserdem in sei- ner äusseren Erscheinung abweichend da. Es ist dieses Croeus, dessen zahlreiche Arten hauptsächlich in den wärmeren Ländern der nördlichen gemässig- ten Zone wachsen imd iliren Blüthenschmuck zum Theil im Frühjahre, zum Theil im Herbste, entfalten. Diese Croeus haben lange, sehr schmale (nicht rei- tende) Blätter mit einem hervortretenden Mittelnerv auf der Unterfläche xmd einem umgebogenen Rand und kommen direkt aus der Erde, wo sie in der Mitte einer Zwiebel ihren Ursprung nehmen. Diese Zwie- bel weicht mit der von Gladiolus von den übrigen Zwiebeln wesentlich dadurch ab, dass die neue Knospe, aus der später die neue Zwiebel sieh ent- wickelt, niclit innerhalb der Basis der alten Zwie- belschuppe sich entwickelt, sondern auf ihr. Es trägt demnach die alte Zwiebel stets die neue. Diese eigenthümliche Zwiebelbildung kommt sonst, so viel wir wissen, nirgends vor, deutet aber auf die Ver- wandtschaft der Genera Croeus und Gladiolus hin. Während wohl alle Iridaceen einen beblätterten und oft auch mehrblüthigen überirdischen Stengel haben, erhebt er sich bei Croeus nicht über die Erde und ist nur mit wenigen verkümmerten, fein hautartigen Blättern in Form von scheidenartigen Deckblättern versehen. Mit Unrecht aber wird der Stengel von Botanikern ganz und gar abge- sprochen. Diese Croeus bilden nach Allem, was wir eben darüber gesagt haben, eine besondere Abtheilung in der Familie der Iridaceen, haben aber in mehrfacher Hinsicht wiederum eine grosse Aehulichkeit mit einer Reihe von echten Lilienpflanzen mit oberem Frucht- knoten, welche unter dem Namen von Zeitlosen all- gemein bekannt sind und das Genus Colchicum bilden. Was die übrigen Iridaceen anbelangt, so lassen sie sich noch in 3 andere Gruppen , deren Unter- scheidung aber vorhandener Uebergänge halber bis- weileir schwierig ist, theilen, je nachdem die Blumen regelmässig sind oder nicht und je nachdem die Staubfäden mit einander verwachsen oder völlig ge- trennt von einander erscheinen. Die Irideen im engeren Sinne besitzen in der Familie die grössten Blüthen und zeichnen sich ausser- dem dadurch aus, dass die 3 äusseren Abschnitte (resp. Blumenblätter, wie man zu sagen gewöhnt ist), bedeutend grösser und biswellen auch zurück- geschlagen sind, während die kleineren inneren Abschnitte aiifreclit stellen. Unsere gewöhnlichen Schwertlilien bieten hierfür das beste Beispiel. Wir erinnern ausserdem noch an die früher so sehr be- liebten Tigridien, Pavonien, Moräen und Patersonien. Diese Irideen im engeren Sinne haben zum grossen Theil knollige W^urzeln und ziehen in diesem Falle nach dem Blühen nicht ein, was aber da geschieht, wo Zwiebeln vorhanden sind. Eine dritte Gruppe bilden die Ixieen, fast nur Bewohner des südlichen Afrika's und in grosser Menge daselbst vertreten. Sie sind wohl sämmtlich mit Zwiebeln versehen und ziehen meist nach der Blüthezeit ein. Da diese in ihrem Vaterlande grade während unserer Winterzeit stattfindet, so haben, die Ixlueen um so mehr für unsere Gewächshäuser einen grossen Werth, als sie ausserdem noch keine grosse Wärme zum Treiben verlangen und blühend imsere (allerdings nicht zu warme Zimmerluft) vertragen. Die Blumen sind in der Regel etwas kleiner, als bei den Irideen im engeren Sinne, haben aber stets schöne Farben. Ihre Abschnitte sind einander ziem- lich gleich; nur bei den Gladiolen, von denen eine. Anzahl auch in der nördlichen gemässigten Zone wächst, fangen sie an, mehr oder weniger ungleich 51 sich zu entwickeln. Von den 3 Staubgefässen bildet sich endlich ein jedes für sich aus. Was endlich die vierte Gruppe, die der Sisy- rinchieen anbelangt, so besitzt diese die am wenig- sten schönen Blumen, obwohl mehre von ihnen eben- falls Liebhabern empfohlen werden. Sie haben dick- fasrige Wurzeln und ziehen, insofern sie nicht ein- jährig sind und damit nach der Fruchtreife ganz lind gar absterben, nicht ein. Die Blume ist meist sehr vergänglich und hat am häufigsten eine weisse oder bläuliche Farbe. Die 3 Staubgefässe sind mit einander verwachsen. Wir kommen schliesslich speziell zur vom Garten- Inspektor Bouche empfohlenen Schizostylis coc- ciuea Harv. Sie gehört zur Gruppe der Ixieen und möchte vielleicht mit Hesperantha besser zu einem Genus vereinigt werden. Der einzige Unter- schied scheint in dem Grißel mit den 3 langen Aesten an der Spitze, ein Umstand, der auch zur Benennung Schizostylis (d. h. gespaltener Griffel) Veranlassung gab, zu Hegen. Bei Hesperantha sind diese zurückgebogen, bei Schizostylis hingegen neigen sie sich zusammen. Schizostylis wurde als Genus von dem be- kannten südafrikanischen Floristen Harvey aufge- stellt und die bis jetzt einzige Art S. coccinea (wegen der schönen rothen Blumen) genannt. Ge- funden wurde sie in verschiedenen Ländern Süd- afrika's, wer sie aber nach Europa gebracht hat, weiss man nicht. Der jetzige Direktor des botani- schen Gartens in Kcw, Hooker, erhielt sie aus der bekannten Handelsgärtnerei von Backhouse und Sohn in York und beschrieb sie zuerst in dem bot. Magazine (tab. 5422). Von hier aus erhielt sie der botanische Garten in Berlin, wo sie seitdem kulti- virt wurde. Ueber sie theilte Garten - Inspektor Bouche in der anfangs erwähnten Sitzung des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues Folgendes mit: „Schizostylis coccinea ist eine sehr schöne Pflanze für den Winterflor. Vor drei Jahren besass der botanische Garten in Berlin nur 3 Pflanzen da- von; es gelang mir jedoch, durch künstliche Be- fruchtung reichlich Samen zu erndten. Dieser wurde gleich nach der Ecife im Mai ausgesäet. Bis zum Frühliuge dieses Jahres blieben sie in den Samen- töpfen, um im März einzeln in 3-zöllige Töpfe ge- pflanzt und in einen massig warmen Kasten, wo sie sich sehr bald bewurzelten und kräftig fortwuchsen, gestellt zu werden." „Mitte Mai liess ich sie in's Freie auspflanzen, um zu versuchen, ob die Pflanze auf diese Weise sich nicht als eine im Herbst blühende Gruppcn- pflauze eignen sollte, was jedoch nicht gelang, in- dem sieb bis zum Eintritt des Frostes nur einzelne Blüthenstengel zeigten. Mitte Oktober wurden die mit 4 bis 5 starken und ebenso viel kleinen Trieben versehenen Pflanzen in 5-zöllige Töpfe gestzte und in ein kaltes Haus gestellt. Seit jener Zeit hat fast jede Pflanze 3 bis 5 Blüthenstengel getrieben." ,Ich versuchte einige durch eine Wärme von 8 bis 10 Grad anzutreiben und früher zur Blüthe zu bringen. Es gelang mir recht gut, so dass sich ihre Blüthen gegen Weihnachten entwickelten. Da das Publikum grade zu dieser Zeit oft seltenere Pflan- zen zur Schmückung des Weihnachtstisches zu ha- ben wünscht, so dürfte diese Pflanze ein recht guter Handelsartikel werden. Stellt man sie in ein nur massig warmes Zimmer oder zwischen die Dop- pelfenster, was auch bei Kamellien zu empfehlen ist, damit sie nicht so leicht die Knospen abwerfen, so blühen allmählig alle Knospen auf." „Am besten gedeiht Schizostylis coccinea in 2 Thcilen Laub- und 1 Theil alter Dungerde mit etwas Sanderde vermischt. Obgleich ein Zwiebel- gewächs, so darf sie durch weniges Begiessen nicht ihre Blätter abwerfen, sondern muss stets in Vege- tation erhalten werden. Vom Beginn der Entwicke- lung neuer Triebe bis gegen die Samenreife will sie sogar recht feucht stehen." „Die Vermehrung findet, wie oben bereits ge- sagt, durch Aussaat, und auch mit gutem Ei folge durch Sprossen , die sich aus der nur wenig ange- schwollenen Zwiebel bilden, in reichlichem Maasse statt." Belgiqne horticole. Jahrgang 1867 und 18C8. Es ist eine lange Zeit verflossen, seitdem wir über eine gärtnerische Zeitschrift, welche fortwährend in Belgien, aber auch im Auslande, sich eines grossen Hufes erfreut, Mittheilung gemacht haben; um so mehr ergreifen wir jetzt, wo uns die beiden letzten Jahrgänge vorliegen, die Gelegenheit, darüber zu berichten. Beginnen wir dieses Mal mit den Florblumen, welche in genannter Zeitschrift empfohlen und ab- gebildet sind. Die 1. Tafel des Jahrganges 1867 und die 15. des Jahrganges 1868 enthalten Petu- nien aus der Gruppe der Inimitable's oder derer mit sternförmig- gestreiften Blumen. Die erste ist keineswegs neu und führt die nähere Bezeichnung Pizarre. Wer Paris während der internationalen Industrie -Ausstellung gesehen hat, wird sich noch der Körbe, Massifs u. s. w. erinnern, welche mit die- ser Petunie gefüllt waren und den ganzen Sommer hindurch bis spät in den Herbst hinein blühten. 52 Die Grundfarbe ist violett oder roth, die von der Mitte auslaufenden Streifen aber sind weiss, oder die Farben erscheinen auch in umgekehrter Weise. Bei der anderen Form hingegen, welche den Bei- namen Emilie erhalten hat, ist die Zeichnung sehr regelmässig, indem in der rothvioletten Grundfarbe 5 in der Mitte breitere (also elliptische) Strahlen von weisser Farbe von der Mitte nach dem Eande zu verlaufen. Interessant ist die Gartenuelke auf der 18. Tafel des Jahrganges 1867, indem an einem und dem- selben Stengel sich eine rotbe und eine weisse Blume, letztere aber mit rosenrothen Streifen am Eande , befinden. Dieser Dichroismus (Doppelfar- bigkeit), wie man diese Erscheinung zu nennen be- liebt hat, kommt in 'der Blumenwelt, besonders bei den Nelken, keineswegs selten vor und ist vor Allem auch schon bei Rosen beobachtet worden. Im T.Bande der Wochenschrift (S. 39(3) haben wir bereits auf die reizenden Nelken von Verviers, welche zu den Flamändern gehören, aufmerksam gemacht; wir kommen jetzt, wo auf der 1. Tafel des Jahrganges 1868 uns eine Abbildung von vier Blumen mit verschiedenen Farben dieser Form vor- liegt, auf sie zurück und empfehlen sie nochmals der Beachtung der Blumenliebhaber. Im I.Bande der Wochenschrift (S. 313) haben wir eine ausführliche Abhandlung über die bei uns beliebten zwergigen Blüthensträucher der Ivammaren (Lantana Cammara L.) gegeben. Seitdem hat sich die Anzahl der Sorten durch intelligente Züchtung der Gärtner sehr vermehrt. Die Schönheit der Blu- men wird dadurch erhöht, dass in der Dolde die nach aussen stehenden allmählig eine dunklere Farbe annehmen, während die in der Mitte später blühen- den noch hell-, meist gelb- oder orange -gefärbt sind. Die 3 , welche auf der 10. Tafel des Jahr- ganges 1868 abgebildet wurden, führen die Namen: Julius Cäsar, Madame Dufoy und Adolph Hivas. Auf der 13. Tafel desselben Jahrganges ist eine Form des Fingerhutes (Digitahs purpurea L.) ab- gebildet, deren einzelne weisse und im Schlünde braun gefleckten Blumen eine dicht gedrängte Aehre bilden und wegen ihrer Schönheit von ihrem Züchter, dem bekannten Ivery in Dorking in England, den Namen Beauty of Dorking erhalten hat. Sie schliesst sich den Sorten an, welche Deegen in Köstritz vor einigen Jahren mit der nähereu Bezeichnung gloxiniaeflora in den Handel gebracht hatte (s. 5. Jahrg. d. Wocheuschr. S. 258) und bereits wieder, so schön sie auch waren, in Vergessenheit gerathen zu sein scheinen. Nun werden sie aus dem Auslande augepriesen und wohl mehr Beachtung finden! Die 14. Tafel desselben Bandes enthält die Ab- bildung zweier Pflanzen: Epimedium alpinum L. var. rubrum xmd Draba violacea DC. Die er- stere ist bereits schon einmal in der Belgique hor- ticole (und zwar im 4. Jahrgänge auf der 6. Tafel) als selbständige Art abgebildet worden«. Das möchte sie wohl auch sein imd keine Abart. Wahrscheinlich ist sie nicht verschieden von E. pubigerum Morr. et Due. Sie ist schöner und auch grösser, als unser Epimedium der Alpen und verdient mit ihren aussen rothen und innen goldgelben Blüthen alle Beach- tung. Vaterland ist Japan, von woher Siebold die Pflanze eingeführt hat. Draba violacea DC. haben wir erst im vo- rigen Jahrgange (S. 396) besprochen. Alyssum maritimum Lam. (12. Tafel des Jahrganges 1867) ist eine alte Gartenpflanze, die mehrfach in der Wochenschrift besprochen worden ist, auch in den Gärten früher als neue Pflanze unter dem Namen Alyssum Benthami in den Handel kam, jetzt aber allmählig durch andere Pflanzen verdrängt wurde. Zu Einfassungen, als Ampelpflanze u. s. w., ist besonders die Abart mit bunten Blättei'n gar nicht genug zu empfehlen. In Frankreich wird die letztere fortwährend noch sehr viel, namentlich zur Ausfüllung kleinerer Blumenkörbe, benutzt. Da- her stammt auch ihr Volksuame Corbeille d'argent, während sie sonst daselbst auch Gazou de Marie genannt wird. Die Gloxinien mit den punktirten Blumen, welche in dem Jahrgange 1867 auf der 16. Tafel bildlicli dargestellt worden, sind von uns bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 317) be- sprochen worden. Zu den schönsten dreifarbigen Pelargonien gehört ohne Zweifel die Form, welche vor nun drei Jahren in Lüttich durch den Handelsgärtner Ma- wet-Postula gezüchtet wurde und den Namen Comte Mercy d'Argenteau erhalten hat (Jahrgang 1867 der Belgique horticole, tab. 19). Die sonst hübschen, rothen Blumen nehmen sich zwischen den ziemlich lebhaft gefärbten Blättern allerdings nicht gut aus und ist die Pflanze ohne jene schöner. Hemerocallis disticha Donn (s. 9. Jahrgang d. Wochenschr. S. 104) wurde seit einigen Jahren schon in den Verzeichnissen der Handelsgärtner auf- geführt, ohne dass es uns bis jetzt gelang, sie im Leben zu sehen. Das ist jedoch nun der Fall ge- wesen und können wir sie auch empfehlen. Lieb- haber finden auf der 20. Tafel des Jahrganges 1867 der Belgique horticole eine Abbildung. Die grossen Blüthen haben einen Durchmesser von 4 und 5 Zoll und zeichnen sich durch rothe imd braune Längs- streifen auf ocherfarbig-goldgelber Grundfläche aus. Auch zwei schöne Rosen finden wir in den bei- den Jahrgängen abgebildet, und zwar zunächst die bereits auch schon bei uns eingeführte dunkel-, fast 53 Bchwarzpurpurrothe, welche den Namen Black prince erhalten hat und von William Paul in London gezüchtet wurde, auf der 3. Tafel des Jahrganges 1867, Rose Miss Ingram hingegen, vom zartesten Eosa wie angehaucht, auf der 9. Tafel des Jahrgan- ges 1868. Diese letztere wurde von dem bekannten, im Züchten mit einer glücklichen Hand begabten königlichen Gärtner von Frogmore, Ingram, aus Samen gezogen und erst voriges Jahr durch Tur- ner in den Handel gebracht. Sie schliesst sich dem äusseren Ansehen nach den beiden bekannten Sor- ten Madame Eivers und Madame Vidot an. Auf der 16. und 17. Tafel des Jahrganges 1868 sind 2 Blüthensträucher mit gefüllten Blumen und mit bunten Blättern dargestellt, die am besten das Morren'sche Gesetz, wonach bunte Blätter und ge- füllte Blumen nicht an einer Pflanze vorkommen können, widerlegen werden. Wenn Morren behaup- tet, dass trotzdem das von ihm gefundene Naturgesetz aufrecht zu erhalten sei, so ist das schwer zu be- greifen. In Deutschland unterscheidet man Gesetz und Regel, welche letztere wohl Ausnahmen gestattet, das erstere aber nie und nimmer. Wenn Morren ferner meint, dass auch die von Keppler und New- ton gefundenen Naturgesetze Ausnahmen gestatte- ten, so irrt er sich. Es widerspräcjie dieses auch aller Logik, da am allerwenigsten ein mathematisches Gesetz eine Ausnahme erleiden kann; es wäre denn bei sogenannten Störungen falsch berechnet. Die eine gefülltblühendc Pflanze mit bunten Blättern ist die von uns bereits früher erwälnite Kamellie, die andere der buntblättrige Hibiscus syriacus, der sogar in mehrern Formen schon kultivirt wird. Interessant ist der rothblättrige Spitzahorn (Acer platanoides L.) auf der 4. Tafel des Jahrganges 1868 und schliesst sich dem rothblättrigen Stumpfaliorn (Acer Pseudoplatanus L.) an, welcher schon früher mit der näheren Bezeichnung Leopoldi in den Han- del kam und bereits von uns besprochen wurde. Uebrigens ist es Regel in Petersburg (s. Gartenfl. 16. Jahrg. tab. 545), der zuerst darauf aufmerksam macht und uns mittheilt, dass auf der Petersburger Insel Jelagin sich 3 stattliche Bäume davon befin- den. Wir machen Baumschul-Bcsitzer ganz beson- ders auf diese reizende Akquisition aufmerksam. Ueber Aukuba japonica Thunb. mit Früchten haben wir erst in der letzten Nummer gesprochen. Die früher von uns citlrten Abbildungen stellten Pflanzen mit grünen Blättern dar, während die in Belgiquc liorticolc (tab. 4 des Jahrganges 1867) ein buntblättriges Exemplar ist. Ebenso kennen wir die buntblättrige Kerria japonica DC. mit einfachen Blüthen, welche auf der 5. Tafel abgebildet ist, und haben bereits darüber gesprochen (10. Jahrg. S. 222). Auch das buntblättrige Rispengras, Poa tri vi a- lis (18. Tafel des Jahrganges 1868), ist bei uns hinlänglich bekannt und wurde schon seit langer Zeit in Sanssouci bei Potsdam, und zwar in dem Reviere des Plofgärtners H. Sello, kultivirt; wir haben auch über dieses im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 236) und früher berichtet. Oft, besonders in Frankreich, rechnet man auch graublättrige Blattpflanzen zu den buntblättrigen ; es ist dieses z. B. mit den beiden Centaureen der Fall, welche unter dem Namen C. Ragusina L. und gymnocarpa Mor. et Not. beschrieben sind und bereits von uns früher als solche bezeichnet wurden (5. Jahrg. der Wochenschr. S. 35). Beide Arten sind auf der 20. und 21. Tafel des Jahrgan- ges 1868 der Belgique horticole abgebildet. Schon seit langer Zeit hat man sie übrigens im botanischen Garten zu Berlin verwendet. Was die eigentlichen Gewächshauspflanzen an- belangt, so finden wir zwar eine sehr gute Auswahl unter den abgebildeten Arten, aber leider sind (mit sehr wenigen Ausnahmen) die Abbildungen nur Ko- pien aus anderen Zeitschriften. Es ist dieses um so mehr zu bedauern, als ausserdem viele empfehlungs- werthe Pflanzen eingeführt werden, die noch nir- gends abgebildet sind. Welches Verdienst würden die Herausgeber von gärtnerischen Zeitschriften mit Abbildungen sich um die Wissenschaft und Gärt- nerei erwerben, wenn sie mehr auf eigenen Füssen ständen und von interessanten, bis dahin wenig oder gar nicht bekannten Pflanzen gute Abbildungen lie- ferten. In den beiden Jahrgängen der Belgique hor- ticole (versteht sich, abgesehen von den Florblumen) sind nur 2 Pflanzen, welche bis jetzt noch nicht in anderen Zeitschriften abgebildet wurden: Aristo - lochia macroura Gom. (tab. 9 fig. 1 des Jahr- ganges 1867) und Kaempferia Roscoeaua Wall, (in einer dem Texte S. 4 eingedruckten Abbildung). Die letztere ist eine auf den beiden der Erde auf- liegenden Blättern wunderschön gezeichnete Pflanze, von der wir ein Exemplar der Freundlichkeit von James Veitch and Sons in London verdanken. Ueber sie haben wir bereits einige Iilal (11. Jahrg. der Wochenschr. S. 291) berichtet. So gering auch der gärtnerische Werth der Aristolochia macroura ist, so wurde doch durch die Abbildung und Beschreibung dieser Art ein wichti- ger Beitrag geliefert. Wir hätten nur gewünscht, dass zu gleicher Zeit auch eine Darstellung der ein- zelneu Blüthentheilo gegeben worden wäre. A. macroura wächst in Brasilien und gehört nebst der ähnlichen A. trilobata (s. 4. Jahrg. S. 251) zu den Arten, welche tief-dreithcilige Blätter mit etwas rankenartig sich drehendem Stiel besitzen. Die l^ bis 2 Zoll langen Blüthen haben einen kurzen rund- 54 liehen unteren Theil, der die Befruclitungsorgane einschliesst, und einen oberen, weit grösseren und länglichen Theil mit eingerollten Rändern, der mit einem endständigen über Fuss-laugen, fadenförmigen Organe endigt. Die Farbe der Blüthen ist, mit Aus- nahme des unteren grünen Theiles, braun. Nach Morren soll übrigens A. tapetotricha Lem. die- selbe Pflanze sein. Auf derselben 9. Tafel der Belgique horticole ist noch eine andere Liane abgebildet: Bignonia spe- ciosa Grab. (B. picta Lindl.), und zwar eine heller blühende Abart. Diese hübsche Pflanze lässt sich während der guten Jahreszeit im Freien ebenfalls gut verwenden und kann dann die ganze Zeit hin- durch blühende Festons bilden. Vaterland der Pflanze ist Buenos Ayres. Die Blätter sind gepaart oder einfach und besitzen eine dunkelgrüne und glän- zende Oberfläche, zum Theil wandeln sie sich in einfache Ranken um. Was die übrigen abgebildeten GewäcJishaus- pflanzen anbelangt, so ist die bei uns hinlänglich bekannte Peperomia argyreia (nicht argyraea), welche auf der 2. Tafel des Jahrganges 1867 ab- gebildet wurde, niu' eioe Abart der P. arifolia Hook., über die in der Wochenschrift mehrmals gesprochen wurde (zuletzt im 10. Jahrg. S. 248). lieber Cypripedium laevigatum Bat. (tab. 6 des Jahrganges 1867) vergleiche man das, was wir bereits im 8. Jahrgange der Wochenschrift (S. 343) gesagt haben, während Fremontia californica Torr. (tab. 13) im 10. Jahrgange (S. 262), San- chezia nobilis Hook. (tab. 14) ebendaselbst (S. 171 und 246) und Amaryllis pardina Veitch (tab. 17) wiederum (S. 131 und 263) besprochen wurden. In dem Jahrgange 1868 der Belgique horticole (auf der 5. bis 8. Tafel) sind ferner von den neuen Begonien mit grossen Blüthen, welche wir dem überaus thätigeu Etablissement von James Veitch and Sons verdanken, 4 zusammengestellt. Auch über sie haben wir schon mehrmals berichtet, zu- letzt im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (Seite 397 und 398). Wegen ihrer Schönheit machen wir nochmals auf sie aufmerksam. Vor Allem empfehlen wir B. boliviensls DG. und Veitchii Hook, fil., doch verdienen auch B. rosaeflora Hook. fil. und Clarkei Hook. fil. nicht wenig Beachtung. Auf der 2. Tafel desselben Jahrganges ist die merkwürdige und einzige Agaveen-Art, welche im fünften Erdtheil vorkommt, Doryanthus excelsa Corr. , abgebildet. Die Abbildung ist nach einem Exemplare angefertigt, welches während der Pariser internationalen Industrie - Ausstellung im Sommer 1867 ausgestellt und in dem botanischen Garten zu Orleans zur Blüthe gekommen war. Erst neuerdings ist man wiederum mehr auf diese schöne Blattpflanze aufmerksam gemacht worden, über die wir übrigens schon berichtet haben (s. 8. Jahrg. der Wochenschr. S. 203). Lilium Leichtlini Hook. fil. (auf der 11. Tafel des Jahrganges 1868) schliesst sich den übri- gen Lilien Japans an und wurde von uns schon im vorigen Jahrgänge (S. 388) besprochen. Ebenso ist das so oft schon nachgebildete Anthurium Scher- zerianum Sehott., auf das unsererseits zuerst und seitdem wiederum mehrmals aufmerksam gemacht wurde, auf der 12. Tafel des Jahrganges 1868 von Neuem bildlich dargestellt worden (siehe übrigens 5. Jahrg. der Wochenschr. S. 164). Endhch wird auf der 22. Tafel eine hübsche Abbildung der Stercnlia Balanghas L., die weniger als Blüthen-, denn viel- mehr als Blattpflanze zu empfehlen ist, aber leider schon zeitig viel Raum verlangt, gegeben. Auch Früchte sind dieses Mal abgebildet. Eine neue Traube, raisin Almeria, mit kleinen, gelblich- grünen, wohlschmeckenden Beeren, welche ausser- dem durch eine zarte Haut sich empfehlen, findet man auf der 7. Tafel des Jahrg. 1867. Sie wurde durch Robert und Moreau in Angers gezüchtet. Worin ihr eigentlicher Werth besteht, wird nicht gesagt. Belle Imperiale heisst eine schöne grosse Pfirsiche, welche von dem bekannten Obstzüchter Dcsir^ Chevallier in Montreuil aus Samen gezogen wurde und seit 1863 im Handel ist. Im Geschmacke soll sie Alles übertreflfen , was bis jetzt vorhanden ge- wesen (s. die 11. Tafel des Jahrganges 1867). Endlich wird eine Pflaume belgischen Ursprungs, welche ein Liebhaber, Rademacker, im belgischen Limburg fand und von dem bekannten Pomologen Royer in Namur den Namen Prune Rademakers erhalten hat, auf der 15. Tafel des Jahrganges 1867 abgebildet. Sie soll der Prune Brugnon und noch mehr der Imperial de Sharp ähnlich sein. Sie ist eirund und von bedeutender Grösse. Die feine, zarte Haut besitzt eine karmin- und orangenrothe Farbe, unterbrochen durch zahlreiche dunkele Punkte und einzelne braune Flecken und schliesst ein saftiges, süsses uud gewürzhaftes Fleisch von hellgelber Farbe ein. Der Stein löst sich sehr leicht. Ausser diesen bunten Abbildungen finden sich auch noch schwarze in den Text eingedruckt. Sie betreÖeu aber entweder botanische Analysen bestimm- ter interessanter Pflanzen oder Darstellungen von allerhand Gegenständen der technischen Gärtnerei, wie Pläne von Gärten, Durchschnitts -Zeichnungen von Gewächshäusern, Heizungen u. s. w. Interessant ist aber (S. 27 des Jahrganges 1867) ein physio- guomisches Bild von der Art und Weise des Vor- kommens der Cveas revoluta L. auf Japan. 55 Bericht des Ackerbau - Departemeuts der Vereinigten Staaten für das Jahr 1866. Das Ackerbau -Departement in Washington hat dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues den Wunsch ausgesprochen, mit ihm in nähere Verbin- dung zu treten, hauptsächhch um den Austausch von Pflanzen, welche in Nordamerika oder in Deutsch- land kultivirt werden, dem einen oder anderen Lande aber nicht oder wenigstens nicht hinlänglich bekannt sein sollten, zu vermitteln und überhaupt in Betreff von gärtnerischen Pflanzenkulturen nähere Mittheilungen zu machen. Zu diesem Zwecke wurde von Seiten des genannten Ackerbau -Dejjartements der erste Bericht über die Anbau -Verhältnisse in den Vereinigten Staaten vom Jahre 1866 zur Kennt- nissnahme zugleich mit dem Verlangen übermittelt^ die Verhandlungen des Vereines mit dem Organe desselben, der Wochenschrift für Gärtnerei und Pflan- zenkunde, dagegen zu erhalten. Von Seiten des Vereines beauftragt, von dem anfangs genannten Be- richte Kenntniss zu nehmen und dann Mittheiluugen zu machen, halte ich es für meine Pflicht, gleich anfangs auszusprechen, dass wir dem Ackerbau- Departement durch dieses Anerbieten uns nur zu grossem Danke verpflichtet fühlen müssen, da wohl kaum ein anderes Land existiren möchte, durch des- sen nähere Verbindung der deutschen Gärtnerei, vor Allem auch der Gehölzzucht im Allgemeinen, der Obst- und Beerenzucht im Besonderen, so grosser Vortheil geboten werden könnte. Der vorliegende Bericht gibt uns zuerst ein an- schauliches Bild der Bodenkultur-Verhältnisse in den Vereinigten Staaten. In ihm sind die Berichte der verschiedenen Versuchsstationen nebst zum Theil sehr ausführlichen, die Landeskultur betreffende Ab- handlungen enthalten. Zur Erläuterung des Textes sind zahlreiche Illustrationen beigefügt. Aus diesem überreichen Material wollen wir fol- gende, den Garteubau speziell berührende Abhand- lungen hervorheben und auch anderen Mitgliedern des Vereines zum Lesen empfehlen: , Die verschiedenen Kulturen des Weinbaues; Neues Verfahren zur Anlage billiger Treib- kästen; Die wilden Fruchtpflanzen, die im Gebiete der Fclscngebirge vorkommen ; Anbauversuche von Obst und Wein in Neu- Mexiko; Bericht über das Klima und über die Kulturen in Kalifornien u. s. w. Ferner wird ein ausfülirlicher Bericht über das Klima in den verschiedenen Staaten der Union mit vergleichender Angabe der höchsten Sommer- und Wintertemperatur und der Feuchtigkeitsverhältnisse gegeben. Ebenso nimmt der Bericht über die in den verschiedenen Grafschaften mit der Obst- und Weinkultur gewonnenen Resultate unser Interesse in Anspruch, als man daraus ersieht, welche Mühe man sich um Obst- und Weinkultur gibt und wie sehr die dortigen Vereins -Verhältnisse im Interesse des Ganzen geordnet sind. Nicht minder belehrend ist der Bericht der entomologischen Station. Nord- amerika ist wohl das einzige Land in der Welt, wo ein besonderer Staats -Entomolog angestellt ist und diesem sehr bedeutende Mittel zur Verfügung ge- stellt werden. An diesen, dem bereits eine bedeu- tende Sammlung der in Nordamerika vorkommenden Insekten zu Gebote steht, werden aus allen Graf- schaften vor Allem solche Arten, die sich in so grosser Menge zeigen, dass sie die Kulturen zu bedrohen schei- neu, gesendet. Der Staats- Entomolog, der zugleich Vorsteher der Sammlungen ist, muss den Einsendern, so weit freilich sein Wissen selbst geht, über den Namen des Insektes, seine Vermehrung, seine Ent- wickclung Belehrung geben , aber auch über etwa zu ergreifende Massregeln Mittheilung machen. Wenn man bedenkt, wie wenig entomologische Kenntnisse überhaupt, selbst in unseren gepriesenen Kulturländern Europa's, verbreitet sind und wie oft wir, wenn plötzlich in der Art etwas eintritt, rath- los dastehen, so ist einer solchen Station ein bedeu- tender Werth gewiss nicht abzusprechen; diese Sta- tion wird um so wichtiger, als ihre Thätigkeit sich nicht allein auf die schädlichen Insekten beschränkt, auf gleiche Weise werden auch alle nützlichen auf das Aufmerksamste beobachtet. Beispielsweise werden in dem vorliegenden Berichte des Ackerbau-Depar- tements einige zwanzig Arten wilder Bienen auf- geführt, mit denen Kulturversuche angestellt wur- den. Auf gleiche Weise widmet man allen Raupen, welche für Seidenzucht eine Bedeutung erhalten könnten, seine volle Aufmerksaiukeit. Dass der Obstbau in den Vereinigten Staaten ganz besonders in seinem Werthe anerkannt wird, ist eine uns schon länger bekannte Thatsaclie; dass auch er in dem vorliegenden Bericht seine Bedeu- tung hat, ersehen wir noch aus der Beschreibung und Abbildung einer ganzen Anzalil von Obstsorten, die sich in Folge spezieller Kulturversaehe bewährt ha- ben und deshalb zum allgemeinen Anbau empfohlen werden. Es sind meist neue, in Amerika gewonnene Sorten. Der praktische Nordamerikaner legt mit Eecht dabei einen besonderen Werth auf ihre Aus- dauer gegen die Winterkälte, ihre Fruchtbarkeit und die Verwendbarkeit als Marktfrucht. Es sind dies Erfordernisse, die man leider bei uns noch gar 56 zu oft bei der Anempfehlung von Obstsorten über- sieht. Wieviel Obstsorten haben wir, welche nur in guter Lage und in warmen Sommern ihre gerühmte Feinheit erreichen und doshalb im Durchschnitt nur sehr mittelmässige Erträge liefern! Weil unser im Ganzen milderes Klima uns ge- stattet, feinere Kern- und Steinobstsorten zu ziehen, als in den nördlicheren Neuenglandstaaten gedeihen, so beschränken wir uns hier schliesslich noch auf die Aufzählung einiger Himbeerarten. Philadelphia: Frucht mittelgross bis gross, von mittelmässiger Qualität, sehr fruchtbar. Beere fest und für den Marktverkauf sehr geeignet; erfriert nicht. Kirtland: mittel bis gross, feiner als Philadel- phia, wenn auch nicht so gut, wie rothe Antwer- pener. Triebe stachelfrei, sehr fruchtbar, hart. Naomi: gross bis sehr gross, hellroth. Ge- schmack delikat, trägt an zahlreichen Seitenzweigen, vollständig hart. Diese neue, sehr werthvoUe Art ist durch den Gouverneur Wood erzogen worden. Ihre guten Eigenschaften haben sich bereits zwölf Jahre bewährt. Orange: vorzügliche, dunkel-orangegelbe Him- beere, welche von Brinkle in Philadelphia, einem der eifrigsten und würdigsten Pomologen, gewonnen wurde. Frucht für den Liebhaber unübertrefflich, jedoch für den Markt, ihres weichen Fleisches we- gen, nicht geeignet. Die Zweige müssen im Winter bedeckt werden. Auch von der bei uns bekannten und geschätzten Eothen Antwerpener Himbeere wird bemerkt, dass ihre Zweige nördlich von Philadelphia im W^inter niedergelegt und mit Erde bedeckt werden müssten. Da bei uns die Himbeerzweige vom Froste nie lei- den, so kann man hieraus ermessen, um wie viel intensiver die dortige AVinterkälte sein muss. Interessant möchte noch die Notiz sein, dass die Amerikaner für sich die Ehre in Anspruch nehmen, zuerst Obstkongresse, zur Belebung des Obstbaues und zur Feststellung richtiger Sorten, zusammen- berufen zu haben, und wird darauf hingewiesen, dass erst 1846 (?) in Brüssel nach amerikanischem Vor- bilde eine derartige Versammlung in Europa statt- gefunden habe. Eichtig ist jedoch, dass in Europa erst im Jahre 1853, und zwar durch den Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin, der erste pomologische Kongress zusanimenberufen wurde, wäh- rend es in Frankreich 3 Jahre später geschah. Die Pomologie erfreut sich in Amerika grosser Pflege. Es existiren mehre pomologische Zeitschrif- ten. Pomologische und Gartenbau-Vereine machen Ausstellungen und tragen zur Hebung und Verbrei- tung des Obstbaues, der bereits auch für einen Theil der Bevölkerung ein wichtiger Erwerbszweig geworden ist, sehr viel bei. Dieser Bericht, der, wie wir gesehen haben, so viel des Neuen und Anregenden enthält, hat seine Verbreitung mit einer Auflage von über zweimal- hundertausend Exemplaren gefunden. Wir sehen, wie der so energisch thätige Amerikaner an die Hebung der Schätze seiner weiten Gebiete gegangen ist, und wie er nichts unterlässt, um sich immer neue Quellen des Wohlstandes zu eröffnen. i)nuj]t=llerjei(fjiii^ über Samen und Pflanzen von Haage und Sclimidt in Erfurt. Eben ist das neue Verzeichniss der überaus thä- tigeu Handelsgärtnerei von Haage und Schmidt in Erfurt erschienen und übertrifft die früheren an Reichhaltigkeit. Es muss für Jeden, der selbst we- niger oder gar nicht eingeweiht ist, eine Freude sein, wenn er ein so vorzüglich bearbeitetes und durchgeführtes Verzeichniss in die Hand nimmt. Wenn wir schon früher uns dahin ausgesprochen haben, dass das Verzeichniss einzig in seiner Art dasteht, so können wir auch jetzt wiederholen, dass weder in England, noch in Frankreich oder Belgien, etwas dergleichen existirt. Bei den ungeheuren Anstrengungen, welche die Besitzer fortwährend macheu, muss man sehr wün- schen, dass ihre Bemühungen wenigstens darin ihren Lohn finden, dass sie einen guten Absatz haben. Auf den Inhalt des Verzeichnisses gehen wir jetzt nicht ein. Wir werden nächstens wiederum eine Uebersicht der neu eingeführten und von den ge- züchteten Pflanzen diejenigen, welche ein weiteres Interesse in Anspruch nehmen, in der Wochenschrift bringen, wo uns das Haage - Schmidt 'sehe Ver- zeichniss zur Grundlage dienen soll. Die Zahl der sauber angefertigten Holzschnitte ist gegen das Verzeichniss des vorigen Jahres grös- ser Wir bedauern nur, dass diese Holzschnitte meist zu klein sind, um einen deutlichen Begrift' von der Pflanze zu geben. Immerhin haben sie aber grossen Werth. Ganz besonders macheu wir darauf auf- merksam, dass in der Abtheilung der Pflanzengrup- pen wiederum allerhand Zeichnungen, Arabesken u. s. w. gegeben sind, au denen Laien sich belehren können. Verlag von Wiegandt & Herapel in Berlin, Zimmer-Strasse Ko, 91. Druck der C. Feist er'schen Buclidruckerei (L. Mewes), Berlin, Wühelms-Platz No. 4. Wochenschrift Tereines znr ßeförderniig des Garteiibanes in den Königl. Prenssischen Staaten tür Redakteur : !F*i*ofessor I>r. Klarl Koch, General-Sekretair des Vereines. No.8. Berlin, den 27. Februar 1869. Preis des Jahrganges 6J^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; XJeber Treiberei im Allgemeinen und der Blüthensträucher insbesondere. Vom Garten-Inspektor Gaerdt in Moabit. — Illustration horticole. 1867 und 1868. — Catalogue giaital descriptif et raisouue des especes et vari^t^s de fruits dans l'etablissemeut des Simon-Louis freres ä Metz. Sonntag, den 28. Februar, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse 49) eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Kunst- und Handelsgärtner Späth wird einen Vortrag über Beerensträucher halten. Ueber Srciöecei im ilOfijeiiicineii unö i)cr i-- Ivarl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 10. Berlin, den 13. März 1869. Preis des Jahrganges 51 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Die internationalen Pflanzen-Ausstellungen in Petersburg Mitte Mai und in Hamburg Anfangs September. — Die Fixi- rung der Gehölzformen. — Die Krankheiten der Hopfenpflanze. Geschildert von W. N. Stallich, amtlich geprüftem Hopfen-Seusalen in Saaz. — Flora von H. Witte und A. J. Wendel. Die interntitioiialeii Pflanzen - Ansstel hingen in Petersburg .IWittc ^Mai und in Hamburg Anfangs September. Es gehen uns eben Nacluicliten über die beiden im Frühjahre und im Spätsommer stattfindenden internationalen Pflanzen-Ausstellungen in Petersburg und in Hamburg zu, die von allgemeinem Interesse sind und daher durch die Wochenschrift weiter ver- breitet werden sollen. Endlich erhalten wir von Seiten des geschäftsführenden Ausschusses in Peters- burg die erfreuliche Nachricht, dass auf den russi- schen Eisenbahnen, also von der preussisch-russischen Grenze bis Petersburg, für Personen eine Ermässi- gung von 50 Prozent stattfindet. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin war in Folge dieser Mittheiluug auch im Stande, die nö- thigeu Schritte bei einem hohen Ministerium für Handel, Gewerbe und öftcntliche Arbeiten in Berlin zu thun und um gleiche Begünstigung, zunächst für die Königliche Ostbahn, also für die Reise von Berlin bis au die russische Grenze, zu bitten, ausserdem aber für Pflanzentransporte insofern eine Erleichte- rung zu erhalten zu suchen, dass die Gegenstände als Eilfracht gehen, der Besitzer derselben aber nur den einfachen Satz zahlt. Da voi'aussichtlich aus dem Westen des nord- deutschen Bundes eine rege Betheiligung stattfinden wird, so ist es ferner wüuschenswerth, dass, gleich Berlin im Osten, auch eine Stadt am Rhein, wo vor Allem Köln am günstigsten liegt, als Sammelplatz aller Derer, welche nach Petersburg zum Besuch der internationalen Pflanzen-Ausstellung gehen, bezeich- net wird. Bereits hat der dortige Specialvertreter der Petersburger internationalen Pflanzen - Ausstel- lung, Direktor Niepraschk, ebenfalls Schritte ge- than, um behufs desselben Zweckes Ermässigungen auf den dortigen Eisenbahnen herbeizuführen, leider konnten aber diese, so lange man nicht wusste, was von der russischen Regierung selbst geschehe, keine bedeutenden Resultate herbeiführen. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues hat auch hier die Initiative ergriffen und einem hohen Ministerium des Handels ferner die gehor- samste Bitte ausgesprochen, bei den verschiedenen Eiseubahngesellschaften zwischen Berlin und Köln dahin wirken zu wollen , dass für die Strecke von Köln nach Berlin eine gleiche Vergünstigung statt- findet. Mehr vermag für jetzt der Verein zur Be- förderung des Gartenbaues nicht zu thun ; es ist aber zu wünschen, dass die übrigen deutschen Gar- tenbau-Vereine oder sonst sich dafür intcrcssirende Personen bei den Direktionen ihrer betrefl'enden Eisen- bahnen sich verwenden und uns später von dem Ertulge Kenntniss geben, um die nöthigen Bekannt- machungen zu erlassen. Diese ^littheilungen dienen zunächst allen Denen zur Kcnntuissnahme, welche zum Thcil schon seit 2 Monaten sich an uns gewendet hatten, um Näheres über die Begüustiginigcu von Seiten der Eisenbahn- Direktionen zu erfahren. So lange uns niclit Kunde von dem, was von Petersburg aus geschehen, wurde, 10 74 ■waren wir aiicli nicht im Stande, irgend eine Nach- richt zu geben. Alle Anfragen einzeln zu beant- worten, ist nns wegen Maugel an Zeit nicht mög- lich; wir bitten deshalb um Entschuldigung. Die internationale Ausstellung von Pöanzeu in Hamburg beginnt in den ersten Tagen des Septem- ber. Der Ausschuss entwickelt bereits eine unge- meine Thätigkeit, um eine Ausstellung in's Leben zu rufen, welche den vorausgegangenen in keiner Weise nachstehen soll; sie wird allem Anscheine nach mit Erfolg gekrönt werden. Das bereits ge- wonnene Terrain zwischen dem Millernthore und dem Johanuisbollwerk, mit dem Eibpavillon, dem Stintfang und dem Stadtgraben, begrenzt im Westen durch das Seemannshaus, die Hafenstrasse und die Allee, bietet Eaum genug, um auch in landschaft- licher Hinsicht allen Anforderungen genügen zu können. Paris hat durch seinen Jardiu re3ervr. Ivarl Koclij, General-Sekretair des Vereines. No. 13. Berlin, den 3. April 1869. Preis des Jahrganges 6^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frauco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: J. L. Norton's amerikanischer Rohrbrunneu. — Einige Worte über Obst-Pflanzungen. — Allerlei aus der Gärtuerei und Pflanzenkunde. III. Sonntag , den 4. April , Vormittags 11 TJhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse 49) eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 3. L Jlorton's niiien&auil'ffjeu 3iofjt6nmneii. Es möchte bei dem bereits eingekehrten Früh- linge Zeit sein, weuu auch nicht eine neue Erfin- dung, so doch eine neue Anwendung, zur Sprache zu bringen, welche auch der Gärtnerei von nicht unbedeutendem Nutzen sein dürfte, insofern sich die Hoffnungen, welche sich daran knüpfen, reallsiren, die Befürchtungen aber, welche man andererseits ausgesprochen, sich nicht bewahrheiten sollten. Wir meinen den nach dem Systeme J. L. Norton an- gefertigten amerikanischen ßohrbrunnen. Man möchte auch hier ausrufen: „Alles schon dagewesen!" denn ein ganz ähnlicher Brunnen ist bereits im Jahre 1724, also vor 145 Jahren, im Theatrum mechani- cum generale von Jacob Leupold, das in Leipzig gedruckt wurde, abgebildet. Damit ist aber noch keineswegs behauptet, dass Norton, ein in Amerika lebender Engländer, wirklich das Werk gekannt luid seine Weisheit aus ihm geschöpft hätte, denn die Einrichtung ist so einfach, dass sie auch ohne- dies leicht gefunden werden konnte. Der Brunnen scheint in den Vereinigten Staaten gcthfilten Beifall gefunden zu haben, hat aber durch den englischen Feldzug in Abessinien einen grossen Ruf erhalten. Nach einem Vortrage in der geographischen Gesellschaft zu Berlin Anfang dieses Jahres war der Norton'sche Rohrbrunneu auf den zum Theil wasserleeren Districteu Abessiniens von ungemeinem Nutzen und soll hauptsächlich durch Herbeischaffung des nöthigcu Wassers zur Erhaltung der Gesundheit in der Armee beigetragen haben. Der Fabrikant Cornelius Franke (Chaussde- Strasse 24a) hielt, wie man aus dem Berichte er- sehen kann, in der 498. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 31. Januar einen ausführlichen Vortrag über diesen amerikani- schen Rohrbrunnen und stellte am anderen Morgen einen solchen, der vollständig den Anforderungen entsprach, im botanischen Garten auf. Garten- In- spektor Bouche hat uns sowohl über die Art und Weise der Aufstellung, wie über die Erfolge, nä- here Mittheilung gemacht, um sie in der Wochen- schrift zur weiteren Kenntniss zu bringen. Es ist nicht zu leugnen, dass, wie gleich anfangs ausge- sprochen, wenn auch au anderen Stellen ungleiche Erfolge erreicht werden, dieser Brunnen für die ganze Gärtnerei von ungemeinem Nutzen ist. Was das Tragen von Wasser für Arbeit und Kosten in Anspruch nimmt, weiss Jedermann, der selbst nur einen kleinen Garten besitzt. Besonderen Vortheil würde er aber vor Allein im Frühjahre gewähren, wo oft grosse Anpflanzungen von Gemüse u. s. w. gemacht werden sollen und man nicht selten lange warten muss, ehe ein trüber Tag zum Pflanzen kommt. Hat man aber einen Brunnen in der Nähe und kann demnach bis zum Anwachsen der Wur- zeln Wasser geben, so wird die ganze Arbeit un- gemein erleichtert. Man kann ja auch willkürlich den Brunnen wieder herausnehmen und an einer 13 98 • anderen Stelle eintreiben. D Wie oft ist während der lieissen und trocknen Jah- reszeit irgend eine Stelle des Gartens oder einer An- pflanzung des Wassers be- dürftig, und man muss se- hen, wie die Pflanzen zu Grunde gehen, weil man die nötliige Feuchtigkeit herbeizuschaffen nicht im Stande ist! Beistehende Figur gibt ein deutliches Bild. Eine gegen 3 Fuss lange eiserne Eöhre von beinahe 2iZoll Durchmesser (AD) und 34^ bis 4^ Linien Wand- stärke ist an ihrem unte- ren Ende (A) mit einer stählernen Spitze versehen, während darüber bis zu einer Höhe von 1 Fuss und mehr viele Löcher in der Wand angebracht sind, so dass Wasser in das Innere der Röhre eindrin- gen kann. Diese mit der stählernen Spitze versehene Eöhre wird etwa 1 Fuss tief in den Boden gesenkt und in entsprechender Höhe ein Kragen (B) ange- schraubt. Eine eiserne schwere A Walze von gegen } bis 1 Fuss Länge und im In- nern so weit hohl, als sie, bis auf einen geringen Kaum, über die Rohre gezogen und mit Leichtig- keit herabfallen, aber auch wiederum heraufgehoben werden kann, dient dazu, die letztere tiefer in die Erde einzutreiben. Zu diesem Zwecke wird am oberen Ende ein zweiter Kragen, auf jeder Seite eine Rolle haltend, angeschraubt, um die am oberen Ende der Walze angebrachten Seile über die beiden Rollen laufen zu lassen. Durch Anziehen der Seile wird die Walze bis zum oberen Kragen gehoben und durch Loslassen fällt sie mit Heftigkeit auf den unteren Kragen , um damit die ganze Röhre tiefer in die Erde zu treiben. Ein zweites Röhrenstück wird oben (D) ange- schraubt, sobald das erste sich fast in der Erde be- findet. Dieselbe Arbeit beginnt von Neuem, bis auch dieses sich nur wenig noch über der Erde be- findet, um hierauf ein drittes Stück anzuschrauben. Hat man noch kein Wasser, so folgt ein viertes Röhrenstück u. s. w. , bis jenes endlich erreicht ist. Ist dieses geschehen, so schraubt man schliesslich oben eine gewöhnliche Saugpumpe an und hebt das Wasser. Es versteht sich von selbst, dass dergleichen Rohrbrunnen nur in Alluvial-, sowie in Thon- und Sandboden, von Nutzen sein können. Schwemmsand möchte dagegen die Anwendung sehr erschweren, wenn nicht selbst unmöglich machen. Nach Dr. Filly ist seine Anwendbarkeit eine beschränkte, wie man aus folgenden 4 Punkten, die er uns freundliehst mitgetheilt hat, ersieht. ^L Die zufliessende Wassermcnge, wird ausser durch die Konstitution der zuführenden Schicht, be- dingt durch die Grösse der Fläche, durch die das Wasser in den Raum dringt, aus welchem das Was- ser gehoben werden soll. Man macht deshalb die Brunuenkessel um so grösser, je mehr Wasser iu einer Zeiteinheit aufgesogen werden soll. Der Brun- nenkessel des Norton'schen Brunnens ist unter allen der relativ kleinste, nämlich nur der untere Theil der Brunnenröhre; es kann also nur ein kleines Quantum Wasser sich in demselben ansammeln, das oft schon mit einem Zuge gehoben wird. Es ist ferner immer eine gewisse Zeit nöthig, bis der untere Theil der Röhre wieder gefüllt ist, und zwar um so mehr, je feinkörniger die wasserführende Schicht und so- mit um so grösser die kapillare Anziehung ist. Während bei einem gewöhnlichen Brunnen das un- tere offene Ende in das sich fort und fort ansam- melnde, an seinem Zuflüsse nicht verhinderte Wasser taucht, muss sich dieses bei dem Rohrbrunneu durch eine begrenzte Zahl von Löchern in die Röhre drängen; es wird um so langsamer folgen, je kleiner die Gesammtgröäse sämmtlicher Oeffnungen ist, wozu ausserdem noch der bedeutend erhöhte Reibungs- widerstand kommt. Ueberzieht man die Oeffnungen gar noch mit einem feinem Drahtnetz, um den Sand abzuhalten, so wird nicht nur der Widerstand erhöht, sondern auch die einsaugende Fläche ver- kleinert." „2. Der Brunnen kann nur in nicht zu fein- körnigem Terrain Anwendung finden ; feiner Quell- sand dringt mit dem Wasser so lange in das In- nere der Röhre, bis dieselbe soweit gefüllt ist, wie die Löcher reichen; damit verschwindet jede Mög- lichkeit, dass sich Wasser ansammeln kann." „3. Der Brunnen ist theuer, sobald es sich um grössere Tiefen handelt, und sobald man viel Was- ser gebraucht, weil dann viele Brunnen angewendet werden müssen statt eines Kesselbrunnens." „4. Der Brunnen hat also allein da Werth, wo es sich darum handelt, überhaupt nur Wasser und vorübergehend zu beschaffen, ferner wo es nicht 99 darauf ankommt, wieviel es kostet, wenn zalilreiche Brunnen benutzt werden, also auf Truppenraärschen und auf Expeditionen iu unwirthbare Gegenden. Die nicht selten ausgesprochene Annahme, die Brunnen wären auch auf felsigem Terrain zu benutzen, ist durchaus falsch. In Abessinien hat man sie nur da benutzen können, wo man Alluvium fand." Dagegen theilt uns Garten- Inspektor Bouche Folgendes mit, was allerdings sehr für die Nützlich- keit des Norton 'sehen Brunnens spräche. Wir haben uns ebenfalls 2 Mal davon überzeugt und können demnach den Mittheilungen zustimmen. Nur das Eine fanden wir wenigstens lästig, dass man nämlich beide Mal, wo der Brunnen in unserer Ge- genwart in Bewegung gesetzt wurde, erst etwas Wasser zugiessen musste, bevor der Sauger das unten stehende Wasser hob. Letzteres war aber stets in reichlicher Fülle vorhanden. Wir bemerken noch, dass der Brunnen in verschiedenen Gegenden der Stadt Berlin ebenfalls versuchsweise eingesetzt wurde und sehr verschiedene Resultate gab. Bald erhob man gar kein Wasser und bald darauf wie- der in Menge. Hier und da versagte er sogar voll- ständig. Garten-Inspektor Bouche schreibt uns: jAm 1. Februar wurde im hiesigen Königlichen botanischen Garten durch den Fabrikanten Corne- lius Franke ein amerikanischer Rohrbrunnen, wel- chen der Verfertiger in der Sitzung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues empfohlen hatte, aufgestellt. Die Aufstellung und sonstige Herrich- tung des Brunnens währte kaum eine halbe Stunde, 60 dass derselbe schon nach dieser kurzen Zeit ganz klares Trinkwasser lieferte." „Die Oberfläche des Terrains, wo der Brunnen aufgestellt wurde, liegt 4 Fuss über dem Grund- wasserstande, so dass das Rohr an dieser Stelle auch ohne die Rammvorrichtung, welche von dem Fabri- kanten mitgebracht worden war, wenn ein 4 Fuss tiefes Loch gegraben wäre, hätte aufgestellt werden können, indem sich das 10 Fuss lange, mit einer etwa 1 Fuss langen Stahlspitze versehene Rohr ohne Anstrengung und ohne es zu beschädigen, in ange- messener Tiefe hätte eintreiben lassen. Das Rohr ragt nur 2 Fuss aus dem Erdboden hervor, so dass es also 8 Fuss tief in demselben steht. Bei einer Messung mit einem Senkblei ergab sich, dass im Rohre ein Wasserstand von 3 Fuss Höhe vorhan- den war." „Soweit bis jetzt meine Erfahrung über die Niitzlichkeit derartiger Brunnen reicht, kann ich sie nur empfeiilen. Sic scheinen mir für grössere Ge- müsegärten, und besonders für ausgedehnte Acker- stücke, die mit Gemüsen bepflanzt werden sollen, einen grossen Nutzen zu versprechen, indem durch ihre Anwendung das Herbeischaffen von Wasser zum Begiessen der Pflanzen aus weiteren Entfer- nungen beseitigt wird." „Was die Wassermenge betrift't, die der Brunnen zu geben vermag, bemerke ich, dass er in der Mi- nute 24 bis 30 Quart lieferte." „Ueber die Nachhaltigkeit des Wassergebens vermag ich jetzt, wo der Bedarf an Wasser kein grosser ist, kein bestimmtes Urtheil zu fällen, werde den Brunnen aber auch in dieser Hinsicht streng prüfen und darüber Mittheilung machen." In einem weiteren Schreiben berichtet Garten- Inspektor Bouche: „Die zweite genaue Prüfung erfolgte einen Mo- nat später. Ein neben dem Brunnen stehendes Bassin von 31 Kubikfuss Inhalt wurde zunächst von einem Arbeiter mit Wasser gefüllt, wozu eine Stunde er- forderlich war. Nach der Füllung wurden drei Ar- beiter mit je zwei grossen Giesskannen, die mit Brausen versehen waren, angestellt, um das Wasser in einer Entfernung von 30 Schritt zu verbrauchen. Während des Wasserverbrauchs wurde ein Arbeiter zu pumpen beauftragt. Das Bassin war trotz des Ausschöpfens stets voll." „Es ist demnach anzunehmen, dass ein Arbeiter soviel W^asser pumpen kann, wie drei andere ver- brauchen." „Obgleich der Brunnen bei diesem Versuch zwei Stunden in ununterbrochener Thätigkeit sich befand, so war doch keine Verminderung des Zuflusses aus dem Erdreiche zu bemerken." Giiiitje lUortc üöcr ilfi(l=]J|Tttii5uu(ieu. Der bereits eintretende Frühling gibt uns Ge- legenheit, nochmals auf Obst-Pflanzungen zurückzu- kommen und uns, selbst auf die Gefahr hin, Wie- derholungen zu machen und Bekanntes zu bringen, noch einmal auszusprechen. Es gilt, Vorurtheile ge- gen den Obstbau, wie sie leider immer noch bei uns vorhanden sind, zu entkräften und Verständnisa an deren Stelle zu setzen. Diese Vorurtheile, besonders der Landwirthe, haben viel mehr in eigenen Missgriff'cn, als iu be- sonderen Uebelständen, ihren Grund. Zuerst rathen wir, bei dem Ankaufe von Obst- stämmchen sich nur an gute Baumschulen, deren wir jetzt doch grade in hinlänglicher Auswahl haben, zu wenden und von herumziehenden Verkäufern, selbst wenn sie aus Frankreich kommen, nichts zu nehmen. Will man durchaus in Frankreich gezogene Bäume haben , so wende man sich ebenfalls direkt an dort lebende Baumschul -Besitzer, deren es jen- 13* 100 seits des Eheines, ebenso wie bei uns, zuverlässige gibt. Unser Zeitalter ist allerdings mehr, als je eine frü- here Zeit, das Zeitalter der Reklame. Man möchte jetzt möglichst rasch reich werden. Mittelmässige Pflanzen erb alten, wo man es ordentlich versteht, oft plötzlich eine ungeheure Verbreitung, und wenn das Geschäft gemacht ist, gerathen die Pflanzen ebenso schnell wieder in Vergessenheit, als sie erschienen. Eben deshalb ist jeder Kaufmann, wie jeder Handel treibende Gärtner, mehr oder weniger gezwungeu, um sich Absatz zu verschaffen , auch Reklame zu macheu. Sein Ruf braucht deshalb aber nicht zu leiden. Die Reklamen sind leider eine Nothweudig- keit geworden; wir wünschten nur, dass von Seiten der Käufer bewährten Geschäften und ihren Ver- tretern mehr Rechnung getragen würde, als bisher. Man scheue ferner nicht, eine Kleinigkeit mehr auszugeben, wo man sicher ist, etwas Gutes zu er- halten. In der Regel ist der Preis auch nur ein scheinbar höherer, da die gekauften Stämmchen einen grösseren Werth haben und meist 1 und 2 Jahre früher Früchte bringen. Liebhaber, denen nur kleinere Gärten zu Gebote stehen, thun überhaupt besser, gleich starke Stämme zu kaufen, um mög- lichst zeitig Resultate zu erhalten und sich damit bald an den Früchten freuen zu können. Heut' zu Tage, wo Alles schnell geht, will mau auch in der Obstbaumzucht rasch etwas sehen. Man hat nicht mehr die Geduld, wie früher. Viele Grundbesitzer, welche gern selbst Obst- Anpflanzungen haben möchten, sind leider nicht klar in dem, was sie wollen, und kaufen ohne einen Sachverständigen um Rath gefragt zu haben. Diese Grundbesitzer thäten besser, wenn sie sich an einen bekannten und zuverlässigen Baumschul - Besitzer ihrer nächsten Nähe, wo der Transport massig ist, wendeten, ihnen mittheilten, in welcher Richtung sie etwas wünschten, und schliesslich die Auswahl der Sorten ohne Weiteres diesem überliessen. Jeder ordentliche Baumschul -Besitzer wird gewiss einem solchen Vertrauen auf das Gewissenhafteste Rech- nung tragen, zumal sein Ruf, wo er dem nicht ent- spräche, in diesem Falle ungemein leiden würde. Sehr schädlich ist dem Obstbau die Sucht nach dem Neuen. In diesem Falle hat in der Regel der Käufer mehr Schuld, als der Verkäufer, der gezwun- gen ist, sich im Niveau der Zeit zu halten und des- halb oft Sorten bereit halten muss, um an ihn ge- stelltenForderungen zu genügen, wo er sich selbst sagt, dass sie nicht entsprechen. Wir erkennen das Streben hauptsächlich französischer und belgischer Obstzüchter, unser Obst zu vervollkommnen, voll- ständig au; es ist in der neuesten Zeit grade in dieser Hinsicht sehr viel geschehen. Wir kultiviren jetzt weit besseres Obst, als früher. Nicht aber ist jede neugezüchtete Sorte gut, im Gegentheil ist deren Zahl nur sehr gering. Es ist deshalb ein grosser Fehler dieser Obstzüchter, dass sie auch ihre mittelmässigen neuen Sorten in den Handel bringen. Jede neue Sorte sich kommen zu lassen, halten wir für verfehlt. Man überlasse das Prüfen der Sorten denen, welche bereits grosse Obst- Pflanzungen be- sitzen und in deren Interesse es liegt, etwas Besseres zu gewinnen, vor Allem aber den poiuologischen Gärten, deren in Preussen bald 2 vorhanden sein werden. Diese pomologische Gärten müssen zxmächst die Obstsorten prüfen und nur die besten verbreiten. In ihnen muss Jedermann Gelegenheit geboten wer- den, sich hinsichtlich seiner Anpflanzungen zu orien- tiren und selbst zu prüfen. Eben deshalb und weil die klimatischen Verhältnisse auf die Güte einen grossen Einfluss ausüben, muss jede Provinz schliess- lich ihren besonderen pomologischen Garten haben. Besitzer von Gärten mit geringem Umfange sollten sich stets mit dem begnügen, was bereits in ihrer Gegend anerkannt ist, zumal die Zahl der be- kannten guten Früchte gross genug ist, iim eine belie- bige und selbst reichere Auswahl zu haben. Es kann auch eine Frucht in einer bestimmten Gegend ganz vorzüglich sein und in einer anderen ist sie mittel- mässig, vielleicht sogar schlecht. Nicht wenige Bir- nen, welche in Frankreich einen sehr feinen Ge- schmack besitzen , darf mau nicht in Deutschland empfehlen, während andere bei uns mehr gedeihen. Diel's und Napoleon's Butterbirn, am Spalier oder an der Pyramide gezogen, erscheineu selbst im nord- östlichen Deutschland wohlschmeckender und na- mentlich gewürzhafter, als in Frankreich. Es ist dieses nicht allein unser Urtheil, sondern auch das französischer Obstzüchter, wie Lepfere's u. s. w. Dass ein Privatmann in seinem grösseren Obst- garten auch eine reichere Mannigfaltigkeit wünscht und namentlich verlangt, dass er fast zu jeder Zeit im Jahre, besonders den Winter hindurch, gute Früchte auf seiner Tafel habe, ist natürlich. Wir haben aber auch für jede Zeit eine grosse Aus- wahl guter Früchte, so dass er seinem Verlangen stets Rechnung tragen kann. Etwas Anderes ist es aber, wenn Obst, vor Allem Winterobst, zum Ver- kaufe, und selbst nur für die eigene Wirthschaft, herangezogen werden soll oder wenn man Wege und Chausseen mit Obstbäumen bepflanzen will; in beiden Fällen ist Mannigfaltigkeit ein grosser Ucbel- stand. In letzterer Hinsicht vielleicht gar noch an den wenigstnehmenden Unternehmer die Bepflanzung zu übertragen, wie es leider noch häufig geschieht, ist das schlechteste und theuerste Mittel, zu dem mau greifen kann, selbst in dem Falle, dass die Bäume allen formellen Anforderungen entsprechen. 101 Grade dergleichen Alleen an Wegen verlangen, •wenn sie gedeihen sollen, eine sehr strenge Auswahl von wenigen bestimmten Sorten. Es ist eine be- kannte Thatsache, dass kleine und uuregelmässige Mengen sich weit schlechter verkaufen, als in be- stimmten Sorten regelmässig-wiederkehrende Massen. Dem Obsthändler liegt es daran, bestimmte Sorten in grösserer Menge zu erhalten, weil er nur in die- sem Falle auch grössere Geschäfte im Wiederver- kaufe maclien kann. An öftentlichen Wegen dürfen ferner deshalb nicht vielerlei Obstsorten angepflanzt werden, weil dann auch die Reifzeit in der Regel sehr verschie- den ist, sich selbst 3 und 4 Monate hinausziehen kann und die Bewachung zu viel Kosten bean- sprucht. Wir kennen Chausseen, wo Kirschen mit Birnen und Aepfeln abwechselten und wo Sommer- äpfel mit Herbst- und Winteräpfeln durch einander gemengt angepflanzt waren. Man darf sich in dieser Hinsicht niclit wundern, wenn sich kein Pächter findet oder doch nur ein sehr geringer Preis ge- zahlt wird. Ausser Kirschen — und selbst diese geben an Wegen eine verhältnissmässig geringe Einnahme — sollte man an öftentlichen, viel be- suchten Wegen nur Winterobst, welches fest hängt und kein gutes Ansehen hat, anpflanzen. Die Kronen der Bäume müssen so hoch sein, dass Fiissgänger auch die unteren Aeste nicht er- reichen. Ferner darf man junge Bäume aus doppel- ten Gründen nicht zu früh tragen lassen, weil sie nämlich dann später erstarken und damit dem Scha- den muthwilliger Menschen länger ausgesetzt sind. Ein junges Bäumchen, das trägt, muss so stark sein, dass es nicht umgebogen werden kann. Wir möchten auch Jedermann rathen, Beschä- digungen jeder Art an Obstbäumen möglichst rasch auszugleichen, vor Allem abgebrochene rasch zu er- setzen. Der Xachalimungstrieb des Menschen gibt sich leider bei muthwilligeu Streichen am meisten kund. Wir haben stets beobachtet, dass, wo einmal ein Baum abgebrochen war und man diesen nicht entfernte, alsbald noch weitere Bäume, selbst wenn keine Früchte sich daran befanden, abgebrochen wurden. Hat man sich aber einmal gewöhnt, eine All^e an Wegen nur in gutem Zustande zu sehen, so prägt sich von selbst eine gewisse Achtung vor Obstbäumen ein und es kommen weit weniger Be- schädigungen vor. Diese Achtung vor Bäumen sollte schon von der Schule aus den Kindern eingeprägt werden. Es würde auch weit mehr geschehen, wenn die Sehul- lelircr nicht, wie es meistens der Fall ist, gleich- gültig an Bäumen vorübergingen, sondern womög- lich selbst ein Paar Bäume zu pflegen hätten. Ihre Liebe zu diesen würde mehr oder weniger sich auf die Kinder übertragen. Man kann überhaupt, be- sonders auf dem Lande, nicht genug darauf hinwir- ken, dass von jedem Landmanne Bäume zur eigenen Pflege angepflanzt werden. Wo das der Fall ist, sieht man weit weniger, in der Regel gar keine Beschädigungen. Im Braunschweigischen werden in der neuesten Zeit auf dem Lande und in der Nähe kleiner Städte von einzelnen Familien eine Anzahl von Obstbäumen an öffentlichen Wegen und Plätzen alijährlicli ge- pachtet. Es versteht sich von selbst, dass die Mit- glieder der Familien den Bäumen eine besondere Beachtung zukommen lassen, um möglichst viel Früchte zu erndten. Eine schöne Sitte, von der man wünschen möchte, dass sie allgemeiner würde. Allerlei ans der Uärtuerci und Pflanzenkiuide. in. IJer Streit, ob Panachirung und Gefülltsein der Blüthe au einer und derselben Pflanze möglich sei, hat sich noch nicht gelegt und wird auch wohl nicht eher zu Ende sein , als bis noch mehr sol- cher Beispiele, wo beide Zustände an einer und derselben Pflanze neben einander existiren, gefunden werden. Bis jetzt haben wir bestimmt deren nur 2: den Hibiäcus syriacus , und zwar diesen bereits in 2 Formen, und die Kamellie, obwohl noch einige andere, wie die Gardenie und die Levkoje, ebenfalls genannt sind, von uns aber wenigstens noch nicht beobachtet wurden. Unsere Ansicht haben wir be- reits mehrmals dargelegt, zuletzt in der Besprechung der Belgique horticole; sie ist auch jetzt noch die- selbe geblieben , obwohl wir gern zugeben , dass die Beispiele, wo beide Zustände neben einander an einer Pflanze vorkommen, noch selten sind. Die Zahl der in der That gefüllten Blumen, d. h. der Pflanzen, wo die Zahl der Blumenblätter in in einer und derselben Blüthe sich sehr vermehrt hat, und zwar meist auf Kosten der übrigen Blü- thentheile, ist aber ebenfalls nicht so gross, wie man gewöhnlich glaubt, weil mau ganz andere Zustände damit verwechselt. Auf diese Verwechslungen macht Professor Morren, der obige Theorie zuerst aus- gesprochen hat, mit Recht aufmerksam. Da unser verehrter Freund und Kollege in Lüttich aber kei- neswegs den Gegenstand erschöpft hat, so erlauben wir uns, auf unsere frühere Abhandlung in der Wochenschrift, wo wir über die vcrscliicdcncn Zu- stände dessen, was wir Gefülltsein der Blume nennen, gesprochen liabcn, hinzuweisen. Ebenso ist nicht jede 102 Pflanze -wirklich panachirt, welche man gewöhnlich als solche bezeichnet. Auch hierüber haben wir uns früher einige Mal ausgesprochen. Die Zahl der Pflanzen mit wirklich pauachirten Blättern ist je- doch, besonders in der neuesten Zeit, ziemlich gross geworden. Professor Morren hält seine Theorie (Gesetz oder Kegel, wie er sie abwechselnd genannt hat) trotz der beiden oben erwähnten, ihm widersprechen- den Beispiele aufrecht und vertheidigt sie in einer längeren Abhandlung in der von ihm herausgege- benen Belgique horticole (18. Jahrg. p. 257). Wir bringen sie von Neuem zur Sprache und fordern ganz besonders Gärtner auf, aus dem Bereiche ihrer Erfahrungen uns hierauf bezügliche Mittheilungen zu machen. Gärtner sind hauptsächlich im Stande, zu koustatiren, ob, ausser den oben genannten Pflanzen, noch andere vorhanden sind, wo pauachirte Blätter und gefüllte Blüthen zugleich vorkommen. So ist es uns, als wenn früher auch eine Barbarea existirt hätte, wo die Blätter gelb -umrandet und die Blü- then gefüllt waren. Wissenschaftliche Streitigkeiten sind, so lange die Sache nicht mit der Person ver- wechselt wird, immer zum A'ortheile der Wissen- schaft und führen der Wahrheit näher. So werden wir gewiss stets auch die Verdienste unseres ver- ehrten Freundes Professor M o r r e n völlig aner- kennen, selbst wenn wir in dem Einen und Andern, wie z. B. hier, nicht übereinstimmen. Wenn wir Professor Morren recht verstanden haben , so stützt er seine Theorie auf zwei andere Theorien, nach denen Panachirung eine Folge der Schwäche ist, Gefülltsein der Blume das Gegentheil darstellt. Wäre das richtig, so würde allerdings bei einem und demselben Individuum das Eine das An- dere ausschliessen. Die Pflanze ist aber nicht ein, sondern, gleich dem Polypenstock, eine Vereinigung vieler Individuen zu einer Einheit zweiter Ordnung. Wir sehen in der Obstzucht, besonders bei Spalie- ren, häufig, dass die eine Seite des Baumes in Folge von Krebs oder schlechter Ernährung einen Schwächezustand zeigt, wo die andere Seite grade sehr üppig erscheint. Aber selbst das eine Indivi- duum, der Zweig, kann in Folge seiner doppelten Aufgabe der Erhaltung und Vermehrung eine er- höhte Vegetation und eine schwache oder gar keine Blüthenbildung zeigen. W^ir wissen, dass hungernde Topfpflanzen (also mit Schwäche in der Vegetation) gern und leicht blühen. Unser bekannter Gummi- baum der Zimmer (Urostigma oder Ficus elastica) blüht nicht leicht in unseren Gewächshäusern oder wo er sonst gut kultivirt wird, während wir ihn keines- wegs selten in Zimmern, wo man ihn nicht abson- derlich pflegte, in Blüthe gefunden haben. Umge- kehrt blühen sogenannte geile oder sonst üppig- wachsende Pflanzen , besonders Weinreben , wenig oder gar nicht, weil den Blättern, resp. Zweigenden, auf Kosten der Blüthen zu viel Nahrung zugeführt wird, letztere sich also in einem Schwächezustand befinden. Der Begrift' der Krankheit ist ferner nur ein relativer, denn das ganze Leben ist ein stetiger Kampf um's Dasein, wo bald das Eine, bald das Andere etwas überwiegt. Die Krankheit als Gegen- satz der Gesundheit bezeichnen zu wollen, ist so lange nichtssagend, als man nicht genau weiss, was Gesundheit ist. Man bezeichnet wohl auch jede Ab- weichung von dem Normalen als Krankheit. In diesem Falle wären aber unsere Obstgehölze um so kränker, je mehr ihre Früchte von der ursprüng- lichen Beschafl^enheit abweichen, d. h. um so mehr sie (nach des Gärtners und des Konsumenten Be- griffen) vollkommen sind und um so besser sie schmecken. Die Abweichung bei irgend einem In- dividuum ist in diesem Falle dauernd, also habituell, geworden. Niemand denkt deshalb daran, einen Obst- baum, trotz der Abweichung von dem Normalen, krank zu nennen. Noch mehr kommt man mit der Frage: was ist krank? was ist gesund? bei den Pelorieu in Verle- seuheit. So nennt man bekanntlich Pflanzen mit unregelmässigen Blüthen, z.B. das Leinkraut, das Löwenmaul u. s. w., wo diese regelmässig geworden sind. Die unregelmässige Blüthe, also die Abwei- chung von dem Normalen und erst aus der regel- mässig-angelegten Blüthe hervorgegangen , ist in diesem Falle normal, die regelmässige Blüthe ab- norm. Schliesslich erwähnen wir noch, dass unser ver- ehrter Kollege und Freund, Professor Morren, glaubt, dass wir eine Stelle seiner Abhandlung in unserer Besprechung der Belgique horticole nicht richtig wiedergegeben haben. Zur weiteren Beur- theilung dessen, was wir an angeführter Stelle der Wochenschrift (S. 53) gesagt haben, geben wir den französischen Original-Text: ,11 y a bien de rfegles d'une v^rite absolue dans les sciences naturelles; toutes, meme les lois de Newton et de Kepler, se refusent h se laisser renfermer dans les limites d'une expression concrfete: combien donc uos petites lois pour les petites choses ne doivent-elles pas etre flexibles et temperdes dans leur application." Wir gestehen, dass wir unseren verehrten Freund nicht begreifen, dass er sich in seiner eben erschie- nenen Entgegnung (Belgique horticole p. 77) eines Ausdruckes bedient, den wir am allerwenigsten bei ihm, dem uns von der höflichsten und liebenswür- digsten Seite bekannten Manne, gesucht hätten. Wir wollten in unserer Besprechung der Morren 'sehen Theorie, wenn wir sagten, dass Naturgesetze, und 103 demnach auch nicht die von Newton und Kepler aufgefundenen, nie und nimmer Ausnahmen erlei- den, keineswegs die Worte, sondern, was uns wich- tiger schien, den Sinn der eben citirten Stelle wie- dergeben. Was nennt denn unser verehrter Freund -lois flexibles et temp^rees" und „refuser h se laisser renfermer dans les limites d'uno expression concr^te"? Naturgesetze sind nie und niuimer biegsam und lassen sich nicht allein, sondern müssen sich sogar bestimmt ausdrücken lassen, denn sonst sind es eben keine Gesetze. Prof. Morren scheint hier die aller- dings biegsamen Gesetze, die Menschen geben und nach denen sie regiert werden, mit den unumstösslichen Gesetzen der Natur verwechselt zu haben. Was ver- steht ferner eigentlich Prof. Morren unter petites lois? In der Natur gibt es keine Gesetzchen, son- dern nur Gesetze. Eins ist so -wichtig, wie das andere. Wenn Professor Morren endlich behauptet, die buntblättrigeu und zugleich gefüJltblüliendeii Plibi- Bcus existirteu nur in den Katalogen der Handels- gärtuer, so gibt er zu erkennen, dass er Handels- gärtnereien, und vor Allem Baumschulen, nicht gut kennt. Belgische Baumschulen haben wir aller- dings in der letzten Zeit zu anderen Zwecken be- sacht, erinnern uns aber, wohl einige der eben be- zeichneten Hibiscus gesehen zuhaben: gewiss sind sie auch in grösserer Menge vorbanden. In Frankreich fanden wir sie dagegen in einigen Baumschulen gleich zu Hunderten, und zwar bereits in mehrern Sorten. Da Professor Morren uns auffordert, im be- vorstehenden Kongresse zu Petersburg den Streit weiterzuführen, so bedauern wir erwidern zu müssen, dass gegen Thatsachen nicht zu streiten ist. Wir •werden aber ein Paar Zweige des gefülltblUhenden und zugleich panachirten Hibiscus aus unserm Her- bar mitbringen. "^^'ir haben vor einiger Zeit der bei uns ziem- lich vergessenen Gymnogramme Laucheana ge- dacht (S. 61). Vor Kurzem erhielten wir aber vom Kunst- und Handelsgärtner Stelzner in Gent die Berichtigung, dass er es gewesen sei, der nicht allein dieses schöne Farn stets in grosser Menge herangezogen, sondern auch mit ilun weitere Aus- saaten gemacht und in Folge dessen andere zum Thcil noch schönere Formen erhalten habe. Unter diesen Formen verdiene vor Allem die, welcher er wegen ihres kräftigeren und höheren Wuchses den Beinamen gigantea gegeben habe, die Beachtung der Pflanzen-, speziell aber der Farn - Liebhaber. Wir haben diese Form auch auf der internationalen Pflanzen-Ausstellung zu Gent im vorigen Jahre ge- sehen und können den Empfehlungen des Züchters nur beipflichten. Gern ergreifen wir auch die Ge- legenheit, um die Verdienste des Kunst- und Han- ! delsgärtners Stelzner in Gent um Neuzüchtung i schöner Farnen, besonders aus der Gruppe der Gold- und Silberfarneu, anzuerkennen. In Gent sahen wir auf derselben Ausstellung auch zum ersten Mal das ebenfalls von ihm gezüclitete Goldfarn, ' wo die Enden der Wedel kammförmig ausgebildet j waren (s. 11. Jahrg. d. Wochenschr. S. 168). End- lich machen wir noch auf ein interessantes Farn aufmerksam, wo der Ueberzug auf der Unterfliiche eine gelblich-weisse Farbe besitzt und welches vom Züchter den Namen Gymnogramme hybrida spectabilis erhalten hat. ]Es ist uns wiederum ein Verzeichniss von neuen und interessanten Pflanzen, welche v. Siebold direkt aus Japan eingeführt Iiat und welche sich noch in dem Akklimatisationsgarteu zu Leiden be- finden, zugegangen. Wir machen besonders Lieb- haber von japanischen Sträuchern darauf aufmerk- sam. Wenn die meisten derselben auch grade nicht im nordöstlichen Deutschland in starken Wintern unbedeckt aushalten, so möchten doch das Rheinland und Süddeutschland ein Klima besitzen, in dem sie besser gedeihen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die japanischen Sträuciier einen grossen Schmuck in unseren Gärten bilden und lange noch nicht hin- länglich gewürdigt sind. Unter den Koniferen werden in besagtem Ver- zeichnisse eine Podocarpus und ein Tasbaum ge- rühmt. Der zuerst genannte Straucli ist eine Form des auch bei uns im Freien aushallenden Podo- carpus koraianus von im FrUbjahre goldgelber Farbe. Es ist demnach ein Gegenstück zu unserer Thuja aurea und gewiss gegen rauhe Witterungs- verhältnisse nicht empfindlicher, als diese. Taxus cuspidata Sieb, et Zucc. ist bekanntlich die japa- nische Form unseres gewöhnlichen Tasbaumes, die sich durch duukelere und scharfzugespitzte Blätter unterscheidet. Von ihr wird jetzt von Leiden aus eine Form in den Handel gebracht, wo die Blätter kürzer, aber breiter sind. Unter den Laubgehölzen machen wir vor Allem auf den Kirschbaum mit hängenden Aesten und i'o- senfarbigen Blüthen (Cerasus pendula fi. roseis) auf- merksam , ebenso auf den Aptelbaum mit kleinen beerenartigen Früchten, dem Siebold den Namen Pirus floribunda gegeben hat. Von ihr bringt man jetzt ebenfalls eine Form mit hängenden Aesten iu den Handel. 1 m Münchener botanischen Garten blüht nach den Mittheilungen des Inspektors Kolb eine Agave heteracantha Zucc., welche noch der Freiherr V. Karwinsky in den 2()er Jahren nebst anderen Arten dieses interessanten Gcschleclitcs direkt aus Mexiko eingeführt hat und demnach ein (Jrigiual- Exemplar darstellt. Nach den Blättern und IMüthen 104 zu urtlieilen, welche wir aus München erhalten ha- ben, scheint sie sich nicht, wenigstens nicht spezi- fisch, von der Agave Lophanta, welche ziemlich zu gleicher Zeit Schiede in Berlin einführte, zu unterscheiden, und wäre dann identisch mit der Agave Karatto MilL (nicht Salm-Dyck, eine ganz andere Pflanze). Leider wird die Pflanze und damit das einzige noch existirende Original-Exemplar aus jener Zeit, welches noch existirt, zu Grunde gehen; es war deshalb uns von wissenschaftlichem Werthe, sie mit ähnlichen Pflanzen des Berliner botanischen Gartens noch vergleichen zu können. Leider hat sie Stolonen, wie sie bei der Agava americana ganz gewöhnlich vorkommen, nicht angesetzt; ebenso scheint sie, trotz der künstlich versuchten Befruch- tung, keine Früchte hervorzubringen. Am meisten fühlbar möchte der Verlust der Pflanze für den bo- tanischen Garten in München selbst sein, zumal das Exemplar ausserdem eine schöne kräftige Pflanze mit freudig-grünen Blättern von 17 Zoll Länge und 2 Zoll Breite an der Basis, 2^ Zoll hingegen in der Mitte, darstellt. Ueber blühende Agaven sind uns seit unseren mehrfachen Mittheilungen über die Pflanze in Pil- gramshain bei Striegau im vorigen Jahrgange der Wochenschrift noch andere Mittheilungen zugegan- gen; nicht aber sind es immer schöne Exemplare, welche blühen. Am leichtesten blühen die Agaven, wenn sie im freien Grund und Boden eingepflanzt sind. Welche Dimensionen dergleichen Pflanzen dann einzunehmen im Stande sind, haben wir uns zu überzeugen mehrmals Gelegenheit gehabt. Da die Agaven trotz ihres wärmeren Vaterlandes kei- neswegs gegen eine niedrige Temperatur sehr em- pfindlich sind, so sollte man auch das Pflanzen in freiem Grund und Boden noch mehr anwenden, als es geschieht. Aus Frankreich berichtet man von einem im Freien befindlichen Exemplare, wo die Blätter schon nach einigen Jahren eine Länge von 6 und 7 Fuss erhielten. Wenig bedeckt hielt es sogar eine Winter- kälte von 10 bis 14 Grad aus. Nur die jungen Wurzelschösslinge litten und erfroren wohl auch ganz. In Mons (Belgien) hat eine schöne Agave, welche in der Winterzeit mit Blättern und mit Stroh bedeckt worden war, ebenfalls sehr gut aus- gehalten. Aber auch sonst sind die Agaven gegen Beschädigungen nicht empfindlich. Bei der zuerst bezeichneten Pflanze erlitt der Blüthenstengel gleich im Anfange seiner Entwickelung an der Basis einen nicht unbedeutenden Querbruch. Trotzdem wuchsen die getrennten Theile wieder zusammen und der ganze Stengel erhielt schliesslich eine Höhe von 19 Fuss, an der Basis hingegen einen Umfang von 16 Zoll. Im botanischen Garten zu Berlin wird die schöne und grosse Sammlung von Agaven ebenfalls während des Winters sehr kalt gehalten. Sie befin- det sich mit Aloen, Euphorbien und anderen Dick- pflanzen in einem besonderen hellen Hause. Es gilt dieses auch von den Agaven der beiden Pflanzen- Liebhaber in Mons, Demoulin und Maigret, de- ren schöne Sammlungen noch kälter gehalten wer- den, als in Berlin, so dass sie sich in völliger Ruhe befinden und deshalb auch keinen Tropfen Wasser erhalten. Im Sommer dagegen werden die Pflanzen in Mons zum Theil in's Freie gebracht und im Herbste ohne besondere Schonung der Wurzeln wiederum eingesetzt. Sie erhalten dadurch auch nicht den geringsten Nachtheil. Sie werden zwar etwas gelblich, welche Farbe sich aber im Frühjahre vollständig und rasch wieder verliert. Verlag von Wiegandt & Hempel Landwirthschaftliche Buchhaudhtug iu Berlin: Vogelschiitzbiich. Die nützlichen Vögel unserer Aecker, Wiesen, Gärten lind Wälder. Nothwendigkeit ihrer Pflege und Scho- nung, Widerlegung der bisherigen Vorurtheile gegen dieselben uud ihre hohe Bedeutung für die Vertilgung schädlicher Thiere, Der Beachtung aller Laudwiitlie u. Forstmänner dringend empfohlen von Dr. C. Giebel, Professor iu Halle. Zweite Auflage. Mit 88 Holzschnitten. Preis ISSfitr. Allen Gärtnern und Gartenfreunden empfohlen: Die Veredlungskunst mit besonderer Berücksichtigung der Obstbaixmzxiolit. })raktifd)er JcUfsbcn für ©ävtncr utiD (5artciiftcun!)c, foiuic für /orjl- iinö .Canbiuirtlit v..»n Oskar Teichert, Inspektor au der Kgl. Laudc-s. Baumschule und Lehrer an der Kgl. Gärtner- Lehranstalt zu Potsdam. Mit 38 iu den Text gedruckten Holzschnitten. 1869. Preis 20 Sgr. Verlag von Wiegandt & Herapel in Berlin, Ziramer-Strasse No,91. Druck der C. Feis ter'scheu Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. i. Wochenschrift des Tereines znr Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Prenssischen Staaten für No. 14. («ärtnerei und Pflaiizenkiinde. Redakteur : Professor I>r. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 10. April 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Mittheilungen über die neuesten Pflanzen. — Die Nothwendigkeit der Veredlung der Hopfenpflanze. Von W. N. Stal- lich, amtlich geprüftem Hopfen - Sensalen iu Saaz. — Coust. Charmeux' Art und Weise, .Weintrauben zu konser- viren. — Die internationale Pflanzen-Ausstellung in Petersburg. JlUttfjeifimgeii üöeu die neue|teii Pttu^en. 1. Abies brachyphylla Maxim, ist eine japa- nische Weisstanue, welche wir dem russischen Rei- senden im ostasiatischen Inselreiche, Maximo witsch, verdanken und welche durch Regel iu Petersburg bei uns eingeführt wurde. Sie ist ausgezeichnet durch ihre kurzen, 5 bis 8 Linien langen, aber kaum 1 Linie breiten, nach oben gerichteten Nadeln, die eine breitere Basis und eine abgerundete, bisweilen jedoch auch ansgerandete Spitze haben und auf beiden Seiten des Mittelnervs der Ünterfläche eine weisse Längsbinde besitzen. Ob diese Weisstaune bei uns aushält, müssen wir abwarten. Wir haben bis jetzt nur einjährige Pflanzen in der Lauren- tius'schcn Gärtnerei in Leipzig gesehen. 2. Abies obovataLoud. haben wir bereits im vorigen Jahrgange (S. 60) besprochen. In wieweit die japanische Pflanze von der sibirischen abweicht, vermögen wir nicht zu sagen. William Bull in London hat sie mit der näheren Bezeichnung ja- ponica unterschieden. IJirc dunkelgrünen Blätter stehen nach allen Seiten ab. 3. Abies Pinsapo pendula führt wiederum Laurcntius in seinem Verzeichnisse auf. Die steife Spanische Tanne als Trauerbaum muss ein cigcn- thümliches Ansehen haben! 4. Abronia arenaria Menz. Gleich den beiden bereits seit einigen Jahren eingeführten anderen Arten A. umbellata Lara, und fragrans Kutt. (siehe 1. Jahrg. der AVochenschrift S. 30 und !). .Tahrg. S. 2'J4) ist diese Staude raehrstengelig und liegt dem Boden auf. Ihre fleischigen und herzförmig -rund- lichen Blätter sind nur in der Jugend schwach be- haart, stehen aber an einem behaarten, selbst kle- brigen Stengel von brauner Farbe einander gegen- über. Die gelben Blüthen bilden einen dichten Kopf. Vaterland ist Kalifornien. 5. Acacia pubescens R. Br. kennt man zwar schon lange und mag sich auch iu einigen botani- schen Gärten noch erhalten haben, wurde aber neuerdings durch unseren Landsmann Ferdinand Müller, Direktor des botanischen Gartens in Mel- bourne, wieder eingeführt. Sie bildet, gleich der be- kannten A. dealbata, einen hübschen Baum mit doppeltgefiederten Blättern, deren 6 bis 18 linien- förmige Blättchen unbehaart sind , während Blatt- stiele und junge Zweige behaart erscheinen. Die kleinen gelben Blüthenköpfchen bilden ziemlich grosse Trauben. Haagc und Schmidt in Erfurt bringen Samen dieser neuholländischen Mimosec in den Handel. 6. Achyranthes s. Iresine borbonica wird im Laurentius'schen Verzeichnisse eine bunte Grup- penpflanze vom Ansehen der Iresine Herbstü, aber von zwergigerem und kom])akterem Wüchse und mit leuchtend-purpurrothen Blättern, genannt. Dass es Achyranthes borbonica Wiild. ist, bezweifeln wir, vermuthen dagegen in ilu' die im vorigen Jahre bei Linden in Brüssel gesehene und von uns bespro- chene Iresine (s. 11. Jahrg. S. IGT). 7. Adenostoma fasciculatum Hook, et Arn. ist ein haidcähnliclicr Strauch aus der Nähe der Spiräacecn mit gespreizten Aestcn und Zweigen, sowie 14 106 mit schmalen, steifen, büsclielig-zusammeiigestellten iiiicl immergrünen Blättern. Auch die kleinen, weissen Blüthen stehen gedrängt und bilden unterbrochene Aehren. Vaterland ist Kalifornien. Haage und Schmidt in Erfurt bringen ebenfalls Samen dieses Strauches in den Handel. 8. Adianthum amabile Jloore scbliesst sich den elegantesten Formen des Frauenhaares an und •wurde von dem unlängst verstorbenen Pearce, dem Reisenden von Veitch and Sons, in Peru ent- deckt. Die sehr zarten und übergebogenen Blätter haben eine freudig-grüne Farbe und sind dreifach gefiedert. Die kurz-gestielteu Fiederblättchen laufen keilförmig an der Basis zu und sind, was besonders an den grösseren und endständigen der Fall ist, tief-eingeschnitten. A. amabile steht dem A. concin- num H. B. K. und cuneatum Langsd. et Fisch, am nächsten. 9. Adiantum concinnum H. B. et K. ji. la- tum wurde ebenfalls von Pearce aus Peru einge- führt und unterscheidet sich von der Hauptart durch aufrechteren Habitus, kräftigeren Wuchs und brei- tere Fiederblättchen. 10. Adiantum decorum Gard. Chr. gehört wiederum den dünnblättrigeu Frauenhaar -Arten an und nähert sich am meisten dem A. cuneatum Langsd. et Fisch. Die breiten Fiederblättchen sind oben abgerundet, wie bei der vorigen Art, und ver- schmälern sich plötzlicii und keilförmig in die Ba- sis; ausserdem sind sie aber vielfach eingeschnitten. Gleich den beiden vorigen sind es Veitch and Sons in London, deren Einführung man die Pflanze verdankt. IL Adiantum cxcisum Kze ß. multifidum wurde durch Williams in den Handel gebracht und wird kaum 1 Fuss hoch. Es ist eins der fein- sten Frauenhaar- Arten mit vierfach-gefiederten Blät- tern von ziemlich dunkeler Farbe und unterscheidet sich von der Hauptart durch tiefer eingeschnittene Fiederblättchen. 12. Adiantum rubellum Mast, hat seinen Namen von der hellrothen Farbe, mit welcher die jungen , doppeltgefiederten Blätter hervorkommen. Es bleibt niedrig und erreicht kaum eine Höhe von 6 bis 8 Zoll, baut sich aber um so buschiger. Die einzelnen Fiederblättchen haben eine breit-keilförmige Gestalt, sind aber wiederum tief eingeschnitten und die Abschnitte gezähnt. Vaterland ist Bolivien, wo- her es Veitch und Söhne erhielten. 13. Adiantum Seemanni Hook, wurde von Seemann, der sich noch in Central-Amerika be- findet, eingeführt und durch William Bull in London in den Handel gebracht. Auch diese Art hat in der Jugend einen rothen Schein, besitzt aber nur einfach-gefiederte, anfangs sogar herz-eiförmige Blätter. Nur die untersten Fiederblättcben sind bis- weilen wieder getheilt; sonst haben sie eine breit- eiförmige Gestalt mit ungleichen Seiten. 14. Adiantum Veitchianum Moore ist eine interessante, kaum 9 Zoll hocli werdende Art, deren später ziemlich hart werdenden Blätter im Anfange eine rothe Färbung, die gegen das Halbgrün der älteren Blätter einen angenehmen Gegensatz bildet, besitzen. Von den kurzen und länglichen Fieder- blättchen sind nur die 2 oder 3 unteren auf jeder Seite wieder gefiedert, während die übrigen allmählig kleiner werden und gegen die Spitze hin sich in- einander verlaufen. A. Veitchianum wurde von Pearce im peruanischen Hochgebirge entdeckt und darf nicht mit dem japanischen A. Veitchii Hance verwechselt werden, welches jetzt den Namen A. monochlamys führt. 15. Agation Pancheri Brongn. ist ein ran- kender, aber unbedeutender Strauch Neukaledoniens aus der Familie der Violaceae. In dem Winkel der länglich-lanzettförmigen und abwechselnden Blätter, deren Band grob-gezähnt ist, befinden sich die dop- pelt so langen Eispen, aus kleinen, denen der Jo- nidien ähnlichen Blüthen bestehend. Wir bezweifeln, dass diese Pflanze in den Gärten Anerkennung finden wird. IG. Agave dealbata 0. Koch ß. nana ist eine höchst interessante Form der ziemlich verbreite- ten Art, die von Jean Verschaffelt in Gent jetzt in den Handel gebracht wird. Wälirend dieser die Hauptform in einer Grösse von 6-1 Fuss Brei- tendurchmesser und über 3 Fuss Höhe besitzt, hat der Zwerg den Durchmesser von nur IJ Fuss und wegen der zahlreichen und steif abstehenden Blätter den Bau einer A. filifera. Wir bemerken schliesslich, dass sich bei dem Präsideuten der Vereinigung belgischer Gartenbau- Vereine, de Cannart d'Hamale in Mecheln, zwei sehr schöne Exemplare der Hauptart befinden, wo, nachdem viele Jahre die Blätter nach allen Seiten hin gleichraässig entwickelt waren, diese seit 2 Jah- ren anfangen, ebenfalls nach einer Richtung sich zu drehen , wie es bei der im botanischen Garten zu Berlin befindlichen Art der Fall ist. General-Lieu- tenant V. Jacobi beschrieb die letztere deshalb un- ter dem Namen A. dasylirioides als eine besondere Art. 17. Agave laticincta nennt Jean Verschaf- felt eine zwergige Art aus der Gruppe der A. Gnesbrechtii. Die 15 bis 17 Zoll langen, aber 5 Zoll breiten Blätter, welche an der Basis sehr dick sind imd dann lanzettförmig sich verschmälern, endigen mit einem starken und braunen Dorn. Ihr Rand ist breit-gelblichweiss-umsäumt und trägt ausserdem ha- kenförmig-gekrümmte Stacheln. 107 18. Agave Leguayaua beisst eine dritte Agave aus demselben Etablissement, welche zu Ehren eines grossen Agaven -Liebhabers in Frank- reicli, des Barons Leon Leguay, genannt wurde, und möchte wohl die kleinste ihres Geschlechtes sein, da sie nur etwas über i Fuss Durchmesser besitzt. Sie gehört mit der vorigen in dieselbe Gruppe und besitzt ebenfalls einen wcisslichcn, aber schmälern hornigen Eand, aus dem sich zahlreiche Stacheln erheben. Da die Zahl der auf der oberen Seite deutlich rinnenförmigen, an der Basis nicht verdickten und aufrecht stehenden Blätter ziemlich gross ist, so vergleicht sie ihr Besitzer nicht unpas- send mit dem Blüthcnkörbchen einer grossen Arti- schocke. 19. Agave Nissoni nennt Jean Verschaf- felt endlich eine vierte Agave, welche der A. uni- vittata sehr nahe stehen möchte. Die Blätter sind dunkelgrün und haben einen gelben, von unten nach oben sich verlaufenden Mittelstreifen. Genannt wurde sie zu Ehren Nisson's, des bekannten Pflanzen- Liebhabers in Neapel. 20. Agave Seemanni wurde von Dr. See- mann in Nikaragua entdeckt und an William Bull in London raitgetheilt. Sie gehört wiederum zu den kleinereu Arten, aber in die Gruppe der A. Verschaffeltii , wo kein horniger Rand, wie bei der A. Giesbrechtii, vorhanden ist. Die mehr spatei- förmigen Blätter bilden eine hübsche Rosette. Selbst in Amerika erreicht die Rispe nur die Höhe von kaum 6 Fuss. 21. Allamanda nobilis Mast, ist unbedingt die schönste ihres Geschlechtes und verdient die Lobsprüche, welche man ihr bereits zuertheilt. Wie die anderen Arten dieses in die Familie der Apo- cynaceen gehörigen Geschlechtes bildet sie eine Liane und möchte wegen ihrer grossen, gelben Blü- then, welche einen Durchmesser von 4 und 5 Zoll haben, der A. Hendersoni, von der die neuer- dings- ebenfalls empfohlene A. W^ardleiana sicher nicht verschieden ist, am nächsten stehen. Nach Oleudinning und Sohn in Chiswick, die sie in den Handel bringen, blüht sie ungemein leicht. Im März veredelte Pflanzen brachten bereits im August 12 Büschel, jeder 10 bis 16 Blüthen enthaltend, hervor. 22. Alocasia Jenningssii von Veitch und Söhne in London möchte kaum eine Art des Genus Alocasia darstellen inid vielleicht zu Eennisatia ge- hören, deren Arten wenigstens ähnliche Blätter be- sitzen. Dass sie zu den schönsten Blattpflanzen ge- hört, welche neuerdings eingeführt sind, darin stim- men wir mit den Besitzern überein. Die schildför- migen Blätter von 6 bis 8 Zoll Länge und einem etwas geringeren Breitendurchmcsser sind an der Basis ausgerandet und besitzen eine blaugrüne Farbe, welche aber zwischen den 6 starken Nervenästen auf jeder Seite durch einen grossen, schwarzgrünen Flecken unterbrochen wird. Wir fanden sie vor einem Jahre in Gent, aber noch klein und unter dem Namen Alocasia Jenkinsii (s. 10. Jahrgang der Wochenschrift S. 166). 23. Alocasia intermedia ist ein Blendling zwischen A. Veitchil C. Koch (5. Jahrg. S. 137, 7. Jahrg. S. 80) und Alocasia zebrina C. Koch ß. longiloba (6. Jahrg. S. 331, 8. Jahrg. S. 163) und verdient die volle Beachtung der Pflanzenliebhaber. AVir sahen sie im vorigen Herbstsommer bei den Besitzern. Sie zeichnet sich hauptsächlich durch ihre grossen Blätter, welche eine Länge von 32 und vielleicht mehr Zoll erhalten können, aus. Wir machen darauf aufmerksam, dass in dem Veitch '- scheu Etablissement fortwährend noch Kreuzungen zwischen buntblättrigen Alocasia-Arten gemacht wer- den, welche zum Theil bereits erfreuliche Resultate geliefert haben. 24. Alonsoa ]\Iutisii D. Don steht der be- kannten uud früher viel kultivirten A. incisaefolia E. et P. (Hemimeris urticaefolia Willd.) sehr nahe und unterscheidet sich nur durch weniger eingeschnit- tene Blätter und kleinere Blüthen. Sie wächst in Mexiko und Kolumbien und gehört zur Familie der Maskeublüthler. 25. Alphitonia excelsa Reiss. ist ein hoher Baum mit rostfarben-filzigen Zweigen und läng- lichen, ganzrandigen und auf der Ünterfläche grau- filzigen Blättern, welche beim Trocknen auf der Oberfläche eine schwarze Farbe erhalten. Die Schein- dolden stehen selten- und gipfelständig und haben kleine, rostfarbene Blüthen. Sie wächst auf den australischen Inseln und scheint sich bis zu den Sunda -Inseln zu erstrecken. Als Blattpflanze hat diese Rhamnacee einen W^erth, möchte aber in un- seren Gewächshäusern kaum zur Blüthe gelangen. 26. Amarantus elegantissimus Hort, ist in England zu Einfassungen und als Beetpflanze un- gemein beliebt und hat einen zwergigen, buschigen Wuchs. Die ganze Pflanze erscheint scharlaeh-rotli gefärbt. Wir wissen nicht, zu welcher Art die Pflanze gehört, da wir sie noch nicht in Blüthe gesehen haben. 27. Amarantus speciosus Sims ist eine alte Gartenpflanze, welche sieh früher wegen ihrer mehr oder weniger braunrothen Färbung vielfach in Gärten vorfand, zumal sie sich von selbst aussäcte. Neuerdings hat Burridge in London eine Form in den Handel gebracht, wo die verästelten Blü- tliensclnvänze eine schöne braungoldgelbe Farbe be- sitzen. Sie führt den Beinamen aureus. 28. Ampclopsis japonica nennen Veitch 108 und Söhne eine eigenthümliche Liane mit breiten nnd eiriind-längliclien Bättern , welche gegen den Herbst hin eine orangenrotbe Farbe annehmen. Sollte diese Pflanze nicht eine der vielen Formen der Vitis heterophylla Thunb. darstellen, vielleicht sogar mit der Abart, welche Bunge Ampelopsis humulifolia genannt hat, identisch sein? Möglicher- weise möchte sie auch zur ebenfalls vielgestaltigen Cissus Thunbergii S. et Z. gehören! 29. Ampelopsis tricuspidata S. et Z. wurde, wie die vorige, von James Veitch and Sons in London eingeführt und kam anfangs unter der Na- men Ampelopsis Veitchii und Vitis japonica in den Handel. Sie ist eine der brauchbarsten Lia- nen, welche ungemein rasch etwas bedecken. Die Form der Blätter ändert häufig, indem diese bald herzförmig und gesägt, bald mehr oder weniger dreilappig und selbst tiefgetheilt erscheinen. Ihr an- genehmes Grün erhält schon zeitig einen röthlichen Schein, wird aber im Herbste mehr oder weniger braim. 30. Anecochilus Dawsonianus St. Low ist eine Petole, welche dem alten Anecochilus setaceus der Gärten (Friederici Augusti Echb. fil.) zur Seite steht und Liebhabern nicht genug empfohlen wer- den kann. Eingeführt wurde sie durch Stuart Low, welcher sie von einer Insel des Malayischen Archipels erhielt. Zu beschreiben ist die Pflanze sehr schwer. Die Grundfarbe der Oberfläche der Blätter ist dunkeloliveugrün, aber unterbrochen durch 9 purpurne Läugsbindeu mit hieroglyphischen Zei- chen. Die Unterfläche ist braunroth. Die Pflanze wurde zu Ehren eines englischen Orchideen -Lieb- habers genannt. 3L Anemidyction Phyllitis Presl ist ein sehr verbreitetes Farn und auch seit langer Zeit in unseren Gärten bekannt. William Bull in Lon- do)i bringt jetzt eine Abart in den Handel, wo sich auf der Oberfläche der 2 Fuss langen Blätter längs der Mittelrippe eine hellgelbe Längsbiude hinzieht. 32. Antirrhinum Asarina L., ein in Frank- reich und Italien wachsender Maskenblüthler, der sich zur Ampelpflanze eignet, denn seine zahlreichen Stengel und Aeste liegen im wilden Zustande der Erde auf. Die ziemlich langgestielten und herz- eiförmigen Blätter sind 5-lappig und, wie die ganze Pflanze, mit klebrigen Haaren besetzt; die Masken- blüthen haben dagegen eine gelb-bräuuliche Farbe. 33. Anthurium Libonianum Reg. et Lind, schliesst sich der vielgestaltigen Gruppe des A. lon- gifolium Kth au und besitzt H Fuss lange, sowie 3f Zoll breite und lederartige Blätter. Dadurch, dass die Pflanze fast gar keine Stengel zu machen scheint, vollkommen runde Blätter besitzt und die auf beiden Flächen hervortretende Mittelrippe eben- falls abgerundet ist, unterscheidet sie sich von den verwandten Arten. Auch besitzt die Pflanze einen 3 Linien langen, gestielten Kolben. 34. Anthriscus vulgaris Pers. ist eine ge- meine, auf Schutt, an Hecken u. s. w. wachsende Pflanze aus der Familie der Doldenträger; und doch nimmt sie sich, gleich unserem Suppenkörbel, mit ihren freudig-grünen und vielfach zusammengesetzten Blättern wenigstens in der Jugend nicht übel aus. 35. Antigonon leptopus Hook, et Arn. hat Seemann neuerdings aus Centralamerika an Wil- liam Bull in London mitgetheilt und soll eine der schönsten Pflanzen , welche in der neuesten Zeit eingeführt wurden, sein. Obwohl sie gar keine Aehn- lichkeit mit einer Rose hat, so nennt man die Pflanze im Vaterlande doch wegen der Fülle der rosafar- bigen imd mit der Fruchtreife sich noch vergrös- sernden Blüthen Bergrose. Es ist eine Liane mit herzförmigen und gestielten Blättern und gehört zur Familie der Polygonaceen. 36. Arabis arenosa Scop. ist eine wenigstens im Nordosten von Deutschland ziemlich verbreitete Pflanze aus der Familie der Kreuzblüthler. Sie schliesst sich der Arabis alpina L. an, baut sich aber viel leichter. Sie hat kleine, weisse oder röth- liche Blüthen, während die Blätter schrotsägeförmig- fiederspaltig erscheinen. 37. Araucaria elegans von William Bull ist sicher von der ebenfalls reizenden Pflanze dieses Namens, welche, wenn wir nicht irren, van Houtte als Araucaria gracilis eingeführt hat und eine Form der A. brasiliensis A. Rchd. darstellt, verschie- den. Sie stammt aus Neukaledonien und gehört wahrscheinlich zur A. Cookii R. Br. Sie bleibt weit kleiner (auch im Vaterlande), als die übrigen Arten, baut sich aber elegant und zeichnet sich ausserdem durch ein dunkeles Grün ihrer Zweige und Blätter aus. (Fortsetzung folgt.) ,l(olf)U)eiiili(|Rcit Der Uercöfuujj i)cr Jjojjfeiipffaii^e. Von W. N. Stallicli, amtlich geprüftem Hopfen-Senßalen in Saaz. Es ist eine all- und altbekannte Thatsache, dass alle Pflanzen, wie auch die Thiere, die Neigung be- sitzen, ihre ursprünglichen Eigenschaften zu verän- dern. Bleiben Pflanzen oder Thiere Jahrzehnte lang am gleichen Orte und vermehren sie sich durch sich selbst, so wird man bald eine wesentliche Verände- rung ihrer inneren, wie äusseren Formationen wahr- nehmen, die meistens eine Verminderung ihrer guten Eigenheiten ist. 109 Die Ursache dieser unliebsamen Wahrnehmung ist in der Natur und in dem zum Gedeihen alles vegetabilen und animalen Lebens unbedingt noth- wendigen Stoffwechsel zu suchen. Ein Mensch, welcher forwährend einerlei Nah- rung, z. B. nur Fleisch, geniesst, wird wohl von Fettleibigkeit bewahrt bleiben, aber dafür mancherlei Störungen seines Wohlbefindens fühlen, wogegen eine richtige Mischung von Fleisch- und Pflanzen- kost dem Körper alle Stofl^e zuführt, die seiner ge- sunden Erhaltung nöthig sind, und die einseitige Organbilduug auf Kosten der anderen Körpertheile vermeldet. Das Thler dagegen, wie die Pflanze — • besonders aber letztere — sind ihrem Organismus nach nicht geeignet, ihre Nahrung behebig zu wechseln, und bleiben immer auf das augewiesen, was ihnen ihre Table d'liüte — die Erde — bietet. Je länger die Pflanzen auf einem Standorte oder in einer Gegend bleiben, desto mehr verbrauchen sie die ihnen dienlichen Nahrungsstoife aus der Luft, aus dem Regen und vorwiegend aus der Erde, wenn- gleich die Düngung unterstützend einwirkt. Aber auch diese vermag eri'ahruugsgemäss der Pflanzen- entartung nicht wirksam zu steuern , weil sie meist aus thierischen Exkrementen und Stroh besteht, die beide gewöhnlich von denselben schon entarteten Pflanzen gewonnen wurden, zu deren Regenerirung sie künftig dienen sollen. Der denkende Landwirth musste durch solche Uebelstände nothgedrungen auf Abhülfe sinnen , und lange bevor die Wissenschaft der Agrikultur ihre hülfreiche Hand bot, erkannte man, dass ein vernünftiger Frucht- und von Zeit zu Zeit auch Samenwechsel allein der Pflanzenentartung erfolgreich entgegen zu wirken vermag, besonders wenn im letzteren Falle der Samen aus rauherem Klima oder magerem Boden — jedoch kräftig in Form und Gehalt — in gelindere Himmelsstriche oder üppigere Lagen verpflanzt wird, wo dann ein vorzügliches Gedeihen der neuen Saat sich rasch bemerklich machte. Wenn nun das Getreide und andere Feldfrüchte, die doch nicht alle Jahre in ein und dasselbe Feld gesäet werden , sondern erst nach mehrern Jahren wieder denselben Standort, wie früher, einnehmen, schon so grosse Neigung zur P3ntartung und Ver- kümmerung zeigen, um wieviel mehr muss dies bei einer Pflanze der Fall sein, die bestimmt ist, eine Reihe von Jahren unverrückt denselben Standort zu behaupten , und diese ganze Zeit hindurch aus dem oft bald erschöpften Boden den ohnehin viel- leicht schon gering vorgefundenen Nahrungsstoft' zu ziehen und manchmal auch sogar mit Zwischenfrüch- ten und Obstbäumen thcilen zu müssen! Diese Pflanze ist der Ilopt'cn, der so viel Nah- rung bedarf, dass er nicht mit Unrecht ^der Wolf in der Pflanzenwelt" genannt wird und auch des- halb von den Botanikern den Namen ,Lupulus" (Wolf) erhielt. Er benöthigt vor Allem einen tiefgründigen, hu- musreichen Boden. Ihm genügt es aber nicht, einen Standort zu haben, auf welchem er seine Wurzeln tief und weit auszubreiten und so die erforderliche Nahrung aus der Erde sich zu suchen vermag; auch reicht es nicht aus, durch kräftige Düngung ihn darin zu unterstützen, um ihn In gleicher Güte lauge zu erhalten; er ist auch mit seinen vielen und grossen Blättern von der Natur angewiesen, seine Nahrung aus der Luft und den Niederschlägen zu holen, um üppig und kräftig zu gedeihen. Das ist es aber eben, was seiner feinen Entwicklung anderwärts, als bei Saaz, stets entgegen- steht. Je wasserreicher die Luft einer Gegend durch Wälder, Teiche oder häufige Niederschläge ist, desto reichlicher zwar, aber auch desto gröber wird der Hopfen. Dabei ist seine Konstitution so weich, dass die geringsten Witterungs- Abnormitäten ihm schädlich werden , oder er härtet sich mit der Zeit ab imd entartet in Kurzem derart, dass seine Erzeugnisse in Form und Gehalt ganz andere werden, als sie ursprünglich gewesen. In einer Gegend, die vor Nord- und Nordost- winden geschützt ist und wenig Regen oder Nebel hat, wie dies besonders bei Saaz der Fall ist, ge- deiht der Hopfen auf tiefgründigem Weizen- oder Luzernboden zwar nicht überaus üppig, dafür ent- faltet er aber das Lupuliu und das aromatische Oel so äusserst reichlich und fein, dass er stets den ersten Rang in Bezug auf Güte und Feinheit zu behaupten vermag. Da aber die meisten Länder mit der allen Pflan- zen so nöthigen Feuchtigkeit mehr gesegnet sind, als die Umgebung von Saaz, so ist es auch klar, dass der Hopfen in geeignetem Boden zwar überall üppig zu wachsen , aber für die Dauer keine so feine Qualität zu behaupten vermag, wie dies hier der Fall ist. Nachdem aber die Hopfenkultur nicht den Zweck hat, grosse Mengen rohen Pro- duktes, das nur geringen Werth besitzt, zu er z e u gen , sonder n mögli chst feine und gehaltvolle Waarc, so muss der rationelle Hopfenpflanzer bedacht sein, die auf die Qualität so nachtheilige, sie degenerirende Einwirkung der feuchten Luft und der Niederschläge zu vermin- dern. Um dies zu erzielen, ist es nothwendig, die Pflanzen nach kürzerer Zeit schon, als in Saaz zu 110 gesclielien pflegt, durch neue Wurzeln zu verjüngen und iieuerlicli zu veredeln, wodurch allein die hier entbehrte, aber anderwärts vorhandene Ueppigkeit des Klimas ihre schädliche Einwirkung auf die Qua- lität für mehre Jahre verliert. Den Beweis dafür, dass die klimatischen Eigen- heiten der Saazcr Gegend — d. i. Trockenheit der Luft überiiaupt und seltene Niederschläge — we- sentlichen Einfluss auf die Güte des Hopfens üben, gaben hier angestellte Versuche mit der Anpflan- zung der Hopfenwurzeln aller Hopfen produzireudeu Länder und der diesjährige trockene Sommer, wel- cher fast überall die beste Qualität erzeugte, die es je gegeben hat. Die aus Bayern bezogenen Setz- linge nahmen schon nach 4 bis 5 Jahren, die aus anderen Ländern nach (> bis 8 Jahren alle Eigen- heiten des Saazer Produktes an, und nach 10 Jah- ren waren sämmtliche von den hiesigen Pflanzungen nicht mehr zu unterscheiden. Nur der Grünhopfen, wie andere Species, blieb sich ziemlich gleich, wenn auch eine geringere Uep- pigkeit der Entfaltung und ein feineres Aroma dem Kenner nicht unbemerkt bleiben konnte. Aus dem Gesagten erhellt, wie wichtig und nothwendig ein Wechsel der Hopfenwurzcln (auch Fechser oder Setzlinge genannt) für jeden Hopfen- pflanzer ist, dem daran gelegen, ein möglichst fei- nes, dem Saazcr, als anerkannt bestem Hopfen ähn- liches Produkt zu erzielen, welches ungeachtet der manchmal eintretenden Ueberprodiiktion doch immer noch das rentabelste aller Landwirthschafts-Erzeug- nisse bleibt. Zu diesem Zwecke ist es unumgänglich nöthig, schon beim ersten Anzeichen einer Degenerirung den Garten auszuroden und mit echten, von hier bezogenen Fechsern neu zu besetzen, die der Ver- fasser Dieses Jedermann mit Vergnügen in vorzüg- lichster Qualität besorgt und bei Einsendung der entsprechenden Baarschaft mit nur 10 fl. Oesterr. Währg. und 70 xr. für Emballage das Tausend be- rechnet. Bei Bestellungen auf 1000 Stück und dar- über werden 20 Prozent Rabatt zugestanden. Die Versendung der Setzlinge erfolgt iü der zweiten Hälfte des April; die Besteller mögen da- her ihre Aufträge bis spätestens Ende März k. J. ertheilen, damit die Expedition sich nicht verzögert. Im heurigen Frühjahre hat Verfasser Dieses über eine Viertel-Million Saazer Hopfen-Setz- linge in alle Hüpfenbauländer des Kontinentes und auch in solche Gegenden versendet, die dieses Pro- dukt erst zu kultiviren beginnen, und hatte das Ver- gnügen, mit der Ausführung der Bestellungen die vollkommenste Zufriedenheit der Herren Auftrag- geber zu erlangen. C 0 11 s t. (' li a r m e ii x " ilr( uiiö Weife, Wcinfrttuöeii ju ftoufcrüireu. Alle Diejenigen, welche im Jahre 1867 während der grossen Industrie-Ausstellung in Paris den Jar- din reserv^ des Marsfeldes besucht haben, werden sich noch der herrlichen Weintrauben erinnern, welche fast die ganze lange Zeit hindurch daselbst ausgestellt waren. Die schönsten verdankte man stets den beiden Weinzüchtern Constant und Rose Charme ux in Thomery, einem durch seine eigen- thündiche Rebenkultur (ä la Thomery) bekannten Dorfe bei Paris. Aber auch wenn man ausserdem nach der Weltstadt an der Seine, selbst mitten im Winter, kommt, sieht man an Schaufenstern, haupt- sächlich des Palais royal, oft Trauben von seltener Schönheit. Die Verkäufer haben die Namen ihrer Lieferanten, nämlich derselben Gebrüder Char- me ux in Thomery, dabei gelegt, um schon im Vor- aus für die Früchte einzunehmen und Käufer her- beizulocken. Am 21. Januar fand sich ein von Seiten des Pariser Gartenbau -Vereines besonders ernannter Aus- schuss bei dem einen der Brüder, Constant Char- raeux, ein, um die Aufbewahrungs - Methoden der Weintrauben kennen zu lernen. Ihr Bericht ist in dem Februar -Heft des Journals des näher bezeich- neten Gartenbau -Vereines (S. 122) abgedruckt und enthält so viel Interessantes, dass wir nicht zögern, ihn im Auszuge hier mitzutheilen. Von der Grossartigkeit der Rebeukultur zum Zweck der Heranziehung von Tafeltraubcn in der Nähe von Paris hat man bei uns, die wir ebenfalls in einer, wenn auch Paris noch lange nicht errei- chenden, so doch grossen Stadt leben, gar keinen Bcgrifi". Wir wollen nur einige Zahlen nennen. Nach obigem Berichte fanden die Mitglieder des Aus- schusses am 21. Januar bei Constant Charmeux, also nur bei einem der 150 in Thomery lebenden Weintraubenzüchter, auf dem Lager 40 Centner trockene und 10 Centner grüne Weintrauben noch zum Verkaufe. Wie man sich denken kann, haben besonders die letzteren einen um so höheren Preis, je näher man dem Ausgange des Wmters steht. Während der Wiederverkäufer dem Produzenten im Anfange das Pfund mit 5 bis 6 Frank (1 Thlr 10 bis 18 Sgr.) zahlt, erhält dieser Mitte April für das- selbe Gewicht bis zu 20 Frank (also 5| Thlr, nach dem jetzigen Ivourse sogar noch etwas mehr). Nach dieser Zeit beginnt schon der Verkauf mit getrie- benen Weintrauben , deren Anzucht in Paris zwar lange noch nicht so grossartig, wie in England, ist, aber ebenfalls eine hohe Bedeutung hat. Wenn man bedenkt, dass ein einziger, wenn 111 auch vielleicht der bedeutendste Weinzüchter in Thomery allein für die Winterzeit 5000 Pfd. Wein- trauben liefert und gewiss nicht weniger im Som- mer und Herbste verkauft, ausserdem aber noch eine bedeutende Weintreiberei besitzt; wenn man ferner weiss, dass ein zweiter Ort in der Nähe von Paris, Conflans de St. Honorine, die Rebenkultur zum Zwecke der Züchtung von Tafeltrauben fast noch in höherem Grade betreibt und schliesslich viele Weinzüchter noch hier und da in der Nähe von Paris fast zu jeder Zeit im Jahre Trauben auf den Markt liefern, so möchte man ungefähr einen Be- griff von der Grossartigkeit dieses einzigen Kultur- zweiges für Paris erhalten. Diese Trauben werden jedoch keineswegs in der Kaiserlichen Residenz allein verzehrt, sondern es ist ausserdem noch ein bedeutender Handel mit Weintrauben nach ausser- halb vorbanden, an dem auch Berlin nur einigen Antheil nimmt. Behufs der Aufbewahrung für den Winter wer- den die Weintrauben schon am Stocke mit beson- derer Sorgfalt behandelt. Je nach der Verwendung zu trocknen oder zu grünen Trauben legt man diese in der letzten Zeit an der Rebe mehr oder weniger frei und entfernt darnach Blätter. Das obere Ende der Weintraxibe wird zeitig weggeschnitten und ausserdem von Beeren weggenommen, was nicht entsprechend ist oder einer freien Entwickelung der übrigen hinderlich sein könnte. Es würde zu weit führen , wollten wir hier ausführliche Mittheilungen machen, zumal wir die Behandlung der Trauben zu diesem Zwecke als zum grossen Theil bekannt vor- aussetzen dürfen. Die vorsichtige Abnahme der Weintrauben nimmt man an trocknen Tagen vor und beginnt oft schon am 7. September, sie dauert aber bis in den November hinein, insofern die Witterung es erlaubt und nicht zeitige Nachtfröste zur Eile drängen. Die Aufbewah- rung geschieht in (wenigstens später) dunkelen Zim- mern auf sehr einfache Weise und zwar werden die trocknen Weintrauben von den grünen getrennt in besonderen Räumen aufbewahrt. Für die erstcren hat man Etageren mit 4 oder 5 über einander stehenden und ungefähr 4 Fuss im Durchmesser enthaltenden Etagen und zwar je nach der Grösse des Raumes so viel, als hineingehen und bequem sich besichtigen lassen. Gewöhnlich bringt man sie reihenweise und spart damit am meisten Raum. Zur Anfertigung der Etagen gebraucht man nicht ganze Bretter, sondern Latten, um zum Durch- gange der Luft Zwischenräume zu haben, und be- legt sie mit völlig ausgetrocknetem Roggenstroh. Auf diesem werden die Trauben zwar vorsichtig, aber doch keineswegs so ängstlich, dass sie sich nicht gegenseitig berühren, ausgebreitet. Die ersten 14 Tage oder noch länger, insofern die Luft ausser- halb nicht feucht ist, bleiben Fenster und Thüren offen, so dass die Beeren abtrocknen können. Hier- auf wird aber Alles geschlossen, so dass das Zim- mer völlig dunkel ist. Wird es kalt, so heizt man, natürlich nur so viel, dass kein Frost eindringen kann. Ungefähr alle 14 Tage werden die Trauben einer Besichtigung unterworfen und diejenigen Bee- ren entfernt, welche faulen wollen. Dabei wird aber kein Fenster geöffnet, sondern man bedient sich zur Erhellung des Raumes einer einfachen Lampe. Nach Constant Cbarmcux machen Frauen die Arbeit der Besichtigung viel besser, als Männer. In dem Zimmer , wo die grünen Trauben auf- bewahrt wurden, waren bei Constant Charmeux ringsum an der Wand Stellagen in der Weise an- gebracht, dass sich schmale Tafeln lierunizogen. Auf diesen befanden sich kleine Fläschchen und wurden durch eine darüber angebrachte glcichhiufende Tafel mit Lochern, durch die der Hals gesteckt wurde, in einer etwas schiefen Lage erhalten. Dem Wasser darin hatte man zerkleinerte Kohle zugesetzt, um sein Verderben zu verhindern. Li der Glitte des Zimmers befanden sich dagegen in grösseren Ent- fernungen Ständer, auf denen mit Wasser gefüllte Cylinder von 3 Fuss Länge und ungefähr 2 Zoll Stärke lagen und nach oben auf jeder Seite eine Reihe von 12 mit einer sehr kurzen aufrechten Röhre versehene Löcher besasscn. Elin etwas grös- seres Loch befand sicii schliesslich genau in dem Scheitel an dem einen Ende und diente zum Füllen der Röhre. Wer vor nun fast 2 Jahren den Jardin njservö auf dem Marsfelde in Paris besucht hat, wird sich noch dieser eisernen Cylinder erinnern, die übrigens auch zur Aufnahme von Blumen, be- sonders Tulpen, benutzt waren. Die Trauben werden, um hier aufbewaln-t und als grüne verkauft zu werden, mit einem Stück Rebe (4 Zoll lang unterhalb und 1 i Zoll oberhalb derselben) und ebenfalls nur bei troekneni Wetter abgeschnitten, um das untere Ende des Rebenstückes vorsichtig in die Fläschchen oder in die Löcher zu stecken. Das Zimmer wird gleich anfangs dunkel gehalten. Da die Blätter sieh neben den Trauben fiiseh erhalten, so bietet ein solches Zimmer bei Lampeubeleuchtung einen eigcnthümlichcn, aber sehr freundlichen Anblick dar. Es versteht sich von selbst, dass das Wasser, um es vor dem Verderben zu be- wahren, ebenfalls Kohle erhält, und dass man heizt, wenn es nothwendig ist, aber inmier nur soviel, dass kein Frost eindringt. Besondere Vorkehrungen wer- den ausserdem nicht getroftcn. Es ist sehr selten, dass dabei eine Traube zu Grunde geht. 112 Die iutei'iiatioiiale Pflanzen - Aiisstelliiug in I* e t er sb virg-. Auf die Vorstellung des Vereines zur Beförde- derung des Gartenbaues in Berlin um Ermässigung der Preise auf den Eisenbahnen für die Fahrt der Besucher der internationalen Pflanzen-Ausstellung in Petersburg und für den Transport von Pflanzen und von mit der Gärtnerei zusammenhängenden Gegen- ständen eben dahin an ein hohes Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten ist dem- selben eröffnet worden: Berlin, deu 31. März 1869. Auf die Vorstellung vom 6. d. Mts benachrich- tige ich deu Verein — bei Rückgabe des eingereich- ten Schreibens vom Februar c. — , dass ich beschlossen habe, für die „Internationale Ausstel- lung von Gegenständen des Gartenbaues in Peters- burg", welche vom ^ji^ bis ^"jji Mai d. J. stattfinden soll, auf den Preussischen Staats- und unter Staats- Verwaltung stehenden Eisenbahnen — auf den letz- teren unter der Voraussetzung, dass Seitens der Gesellschafts -Vertretungen keine Bedenken erhoben werden, nachstehende Transport-Erleichterungen ein- treten zu lassen: a. Alle lebenden Pflanzen, sowie alle leicht ver- derblichen Gegenstände, welche mit der Adresse j Internationale Ausstellung von Gegenständen des Gartenbaues in Petersburg" versehen sind, werden auf der Hinfahrt mit den Personen- zügen (jedoch excl. der Schnell- und Kourier- züge) zum gewöhnlichen Frachtsatze der Nor- malklasse befördert. b. Die ad a. gedachten Gegenstände, sowie die ausgestellt gewesenen Maschinen, Geräthe und Materialien u. s. w. werden, wenn dieselben auf der Ausstellung nicht verkauft worden sind und, begleitet von einem Atteste des Komit^'s über ihre Eigenschaft als Ausstellungs-Gegen- stände, an den Aussteller zurückgehen, mittelst der Güterzüge frachtfrei zurückbefördert. c. Personen, welche die Ausstellung besuchen, haben für die Hinreise den vollen Falirprels zu zahlen, wogegen ihnen zur Rückreise in die Heimath freie Fahrt für die betreffende Wagenklasse gewährt wird, sofern sie sich durch ein Attest des Ausstellungs-Komite's als Besucher der Ausstellung legitimiren. Die Königlichen Eisenbahn-Direktionen sind mit entsprechender Anweisung versehen, auch die Kö- niglichen Eisenbahn -Kommissariate beauftragt wor- den, bei den Privat -Eisenbahn- Verwaltungen ihres Geschäfts - Bereichs auf die Gewährung derselben Transport-Erleichterungen, — welche übrigens drei W^ochen nach dem Schlüsse der Ausstellung auf- hören, — hinzuwirken. Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Im Auftrage : Weishaupt. Von Seiten des geschäftsführenden Ausschusses in Petersburg ist endlich in Betreff der Frachtsätze, welche den für die internationale Pflanzen- Ausstel- lung bestimmten Pflanzen und sonstigen Gegenständen zu Gute kommen werden, folgende Mittheilung ge- macht : Die Grosse Russische Eisenbahn - Gesellschaft berechnet für die Ausstellung folgende Frachtsätze: Für jede Werst und jedes Pud a'o Kopeken (von der preussischen Grenze bis Petersburg sind 840 Werst, 3 Pud r= 1 Zollcentner). Die Bestimmungen, dass Gegenstände von bedeutender Grösse deu dop- pelten Frachtsatz und solche unter 3 Pud für 3 Pud zahlen, kommen nicht in Anwendung. Ein ganzer Wagou, von einem Aussteller befrachtet, zahlt 15 Kopeken für die Werst. Der Präsident der Kommission. E. Regel. Der Sekretär der Administrativ-Abtheilung. Ernst Ender. Verlag von Wiegaadt & Hempel Laudwirthscbaftliche Buchhandlung in Berlin: Allen Gärtnern und Gartenfreunden empfohlen: Die Veredlungskunst mit besonderer Berücksichtigung der Ol>stl5aii.m.zxxclit. |)raktifd)ct ^eitfabtn für ©ärtiuv unb (ßartfiifmuibe, foroit für /or|l- uiii) ,Caii{iuutll)c Oskar Teichert, Inspektor au tier Kgl. Landes-Baumschule und Lehrer aa der Kjj:!. Gärtuer- Lthranslalt zu Potsdam. Mit 38 in den Text gedruckten Holzschnitten. 1869. Preis 20 Sgr. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Druck der C. Feist er' sehen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des Gartenbanes in den Konigl. Prenssischen Staaten für No. 15. Ceärftiaerei imd PfEaiia^enkunile. Redakteur : I*i'ofessor Dr. Ivarl Kocli, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 17. April 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 499. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. Februar. — Mittheil uugen über die neuesten Pflanzen. (Fortsetzung.) — Die Entstehung des Janus-Apfcls. — Die kombinirte Pflanzen-Ausstellung des Vereines. 490. Vcrsamnilung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. Fcbruiir. JJI'ach Verlesung des auf den Wunsch einiger Mitglieder ausführlich mitgetheilten Protokolles der 498. Versammlung vom 31. Januar wurde der An- trag gestellt: ^Protokolle haben nur Thatsachen und Be- schlüsse zu enthalten. Vorträge sind beson- ders mit der Unterschrift des Redners zu veröffentlichen" und angenommen. Ferner stellte der Vorsitzende im Kassen -Aus- schusse den Antrag: ,Der Verein wolle genehmigen, dass der Etat, wie er für das Jahr 18G8 durchge- führt sei, auch für das Jahr 18G9 ange- nommen würde." Auch dieser Antrag wurde angenommen. Professor Koch theilte mit, dass ihm endlich vom Komitt' der internationalen Pflanzen-Ausstellung in Petersburg die Nachricht zugekommen, dass von Seiten der Direktionen der russischen Eisenbahnen von Petersburg bis an die preussische Grenze den Reisenden eine Ermäs-^igung von 50 Prozent bewil- hgt sei. Der Vorstand habe in Folge dessen alsbald an Se. Exccllenz den Herrn Ilandelsminister ein Gesuch um gleiche Begünstigung für die Reisenden auf den prenssischen Eisenbahnen eingereicht. In Betreff des Transportes der Pflanzen, welche eine rasche Beförderung verlangen, sei bei dergleichen Gesuchen der Gebrauch, insofern eine Erleichterung herbeizuführen, als die Pflanzen als Eilfracht beför- dert werden, der Absender aber den einfachen Satz zahlt. (S. übrigens S. 112.) Inspektor Bouchi^ berichtete über die ausge- stellten Pflanzen, welche dieses Mal aus 4 verschie- denen Gälten eingesendet worden waren. Kunst- und Handelsgärtner Grass hatte eine Sammlung von 14 verschiedenen Coleus-Blendlingcn, welche in den letzten beiden Jahren in den Handel gekom- men waren, ausgestellt. Diese Coleus sind für Beet- bepflanzungen, Arabesken u. s. w. von sehr grossem Werth und können demnach Liebhabern und Gar- tenbesitzern nicht genug empfohlen werden. Dem Baunischul - Besitzer Lorberg verdankte man dagegen eine Sammlung von 9 verschiedeneu Aukuben, zum Theil in Früchten, zum Theil in Blüthen. Es waren sämmtlich kräftige und gesunde Exemplare, welche ein deutliches Bild von der Schönheit dieser immergrünen Sträuclier gaben. Obergärtner Dressier hatte aus dem Garten des Kommerzienrathes Dannenberger eine Schau- pflanze des Leucopogon Cunninghami ausgestellt, welche einen konvexen Schirm darstellte und über und über mit Blüthen bedeckt war. Die Breite be- trug .3 Fuss 2 Zoll, während die Höhe des Schirmes nur 2 Fuss 2 Zoll war. Die Pflanze selbst befand sich in einem Topfe von 14 Zoll Durciinicsser. Kunst- und Ilandelsgärtner Pasewaldt über- gab endlich ein ^'ei!ch(■n, das im Handel den Na- men Marie Louise füiirt und sich durcli einen star- ken Wohlgeruch auszeichnet. Ausserdem macht es 16 114 zahlreiche Sprossen von nicht unbedeutender Länge, welche am Ende wiederum Blätter und Blüthen treiben. Aus dieser Ursache eignet sich das Veil- chen ganz besonders auch zur Ampelpflanze. Professor Koch theilte eine Berichtigung über die früher in der Wochenschrift (S. 22) empfohlene Walzengurke aus Athen mit. Diese vorzügliche Gurke wurde vor nun fünf Jahren vom Hofgärtner Schmidt in Athen an Fr. A. Haage juu. in Er- furt mitgetheilt und daselbst 2 Jahre lang als Treib- gurke benutzt. Vor 3 Jahren wurden auch Ver- suche auf dem Lande im Freien gemacht, die als- bald herausstellten, dass die Walzengurke von Athen hauptsächlich als Salatgurke deshalb vor den meisten anderen sich auszeichne, dass sie nie bitter schmecke, als Senfgurke hingegen sehr fleischig und nie pelzig erscheine. J^unstgärtner Siegliug in Erfurt theilte brief- lich mit, dass das von einem Franzosen empfohlene Verfahren mit dem Stutzen -der Wurzeln der auf W^asser getriebenen Plyazinthen deren sogenanntes Sitzenbleiben verhindern solle, nach seineu Erfah- rungen völlig erfolglos geblieben sei. Auch von Seiten sämmtlicher anwesender Gärtner erklärte man sich gegen das Stutzen. Garten-Inspektor Bouche wies darauf hin, wie nachtheilig die Beschädigung der Wurzeln durch die Anwendung neuer Blumentöpfe und das dadurch entstehende Faulwerden der Wurzelspitzen sei, denn bekanntlich gehöre die Hyazinthe zu denjenigen Zwiebelgewächsen, deren Wurzeln einjährig sind und sich daher auch nicht verästeln. Baumschul -Besitzer W^artenberg in Bernau wünschte, dass der Verein auch auf Garten-Instru- mente seine Aufmerksamkeit wende, da grade hier noch Manches zu verbessern sei. Zunächst wolle er auf die Baumscheeren hinweisen, die in Deutschland angefertigt, keineswegs so brauchbar wären, wie die französischen. Um eine Baumscheere zu beurtheilen, müsse man wenigstens einen ganzen Tag mit ihr arbeiten. Er sei bereit, einem Fabrikanten, der nach den von ihm vorgeschriebenen Prinzipien eine Scheere anfertige, 5 Thaler Prämie, die dann wäh- rend der Frühjahrs - Ausstellung zur Vertheilung icommen solle, auszuzahlen. Nothwendig sei es allerdings, dass diese Scheere ihm vorher erst zu- gesendet werde, um sie einer Prüfung zu unter- werfen. Kach Kunst- und Ilandelsgärtner Späth gibt es in Frankreich und in Deutschland schlechte und gute Baumscheeren; es hänge bei der Beurtheilung derselben viel davon ab, wie man sich gewöhnt habe. Er seinerseits besitze deutsche Baumscheeren, die für ihn gar nichts zu wünschen übrig Hessen. Da dem Vereine in Betrefl" des ausgesetzten Preises bei der Beurtheilung keine Stimme zukomme, so müsse die ganze Angelegenheit auch nur als eine Privatsache angesehen werden und könne auf keinen Fall, wie der Baumschul - Besitner Wartenberg wünsche, zugleich mit der Preisvertheilung bei der diesjährigen Frühjahrs-Ausstellung des Vereines zur ErlediguDg kommen. Professor Koch legte Photographien vor und nahm damit die Aufmerksamkeit der Anwesenden in Anspruch, weil sie Vegetatiousbilder aus Kolumbien darstellten. Sie waren nach Skizzen angefertigt, welche Professor Bellermann im Vaterlande ge- zeichnet hatte und welche sich jetzt im Besitze Sr. Majestät des Königs, auf dessen Kosten er die Rei- sen gemacht, befinden. Es ist jetzt vom Photo- graphen Lincke (Dessauer Strasse 2) eine Samm- lung von 24 solcher landschaftlicher Photographien zu einem Werke vereinigt, das in der gewöhnhchen Ausgabe 15, in einer besseren Ausgabe aber 20 Thaler kostet. Die einzelne Photographie wird zu 20 Sgr. verkauft. Professor Koch machte ferner Mittheiluugen über die gärtnerischen Zustände W^estphaleus. Die- selben seien auf eine erfreuliche Weise seit den letzten Jahren vorwärts gegangen. 3 Vereine exi- stirten jetzt daselbst und bemühten sich nicht um- sonst, die Liebe zu Pflanzen und Blumen zu er- höhen und vor Allem den Obstbau zu heben. Grosse Verdienste um den letzteren hätten haupt- sächlich 2 Männer, Eitterguts-Besitzer von ßose auf Emmaburg bei Laasphe und Baumschul - Besitzer Coers in Lünen, von denen Ersterer mit Unter- stützung eines hohen landwirthschaftlichen Ministe- riums Vorlesungen über Obstbau durch einen geeig- neten Lehrer veranlasst. Letzterer hingegen selbst einen Obstbau-Kurs in's Leben gerufen habe. Seit Beginn dieses Jahres sei nun auch in Mün- ster ein Gartenbau -Verein entstanden und verspreche auf gleiche Weise in seiner Umgebimg zu wirken. Vorsitzender sei Professor Dr. Nitschke, während Dr. Landois daselbst als Sekretär fungire und einen Lesezirkel leite. ^ on Seiten des Vorsitzenden des Gartenbau- Vereines in Kassel, Apotheken - Besitzer Gläsner, war Bericht über die erhaltenen Sämereien abge- stattet; zu gleicher Zeit wurde aber über einige neuere Gemüse Mittheilungen gemacht. üuust- uud Handelsgärtner Späth hielt einen längeren Vortrag über Beerensträucher uud sprach besonders über die grosse Ausdehnung ihrer Kultur in Nordamerika. Der Vortrag soll ausführlich mit- getheilt werden. Hofgarten -Direktor Jühlke empfahl bei dieser Gelegenheit eine Erdbeere, welche er als Roseberry maxinia aus Petersburg erhalten und in jeglicher 115 Hinsicht empfohlen zu werden verdiene. Pflanzen gebe er an Liebhaber gern ab. Dabei kam anch das neuerdings wieder empfohlene Veredeln der Jo- hannisbeere auf Eibes aureuni zur Sprache, welches jedocJi in Berlin schon vor vielen Jahren in Anwen- dung gebracht worden war. Jli linst- rmd Handelsgärtner Krüger in Lübbe- nau übergab eine von ihm gezüchtete Bohne von vorzüglicher Güte: Riesenschwert -Butterbohne mit ■weissem Korn, zur Vertheilnng luid empfahl dieselbe. Uen Monatspreis erhielten die Aukuben des Baumschul-Besitzers L o r b e r g. .llüüfjeifimpii üöer Die iieucfleii pnnjcn. (Fortsetzung.) 38. Ardisia villosa Roxb. ist zwar ein schon längst bekanntes Gehölz aus der Familie der Ardi- siaceeu (Myrsinaceen), aber erst in neuester Zeit durch Gröne wegen in Amsterdam in den Handel gekommen. Es ist eine zu empfehlende, sich meist nicht verästelnde Blattpflanze des Warmhauses mit über Zoll-langen, drüsig-gekerbten, elliptischen und lederartigen Blättern, welche auf den Nerven und Adern der Unterfläche, sowie auf den Blattstielen, behaart sind. Jung sind sie mit einem braunen Puder bedeckt. Die selten- und gipfelständigen, so- wie rostfarbenen Blüthen sind mehr oder weniger doldenförmig zusammengestellt. Was der Pflanze einen besonderen Reiz verleiht, das sind die rothen Beeren, welche ziemlich gross sind und aufrecht stehen, sonst aber denen der Ardisia crenulata ähneln. Man besitzt eine Abart, wo die Unterfläche der Blätter noch behaarter ist und und welche leichter blüht, demnach auch rascher Früchte trägt. Mau hat ihr den Beinamen mollis beigelegt. 39. Aristolochia Duchartrei Andre war im Jahre 1867 im Jardin r^serv^ ausgestellt und wurde zuerst von Andre in seinem Mouvement horticole zu Ehren des Verfassers der neuesten Monographie der Aristolochiaceen, Prof. Duchartre, genannt. Sie ist gleich den meisten übrigen Arten dieses Geschlechtes eine Liane. Sie schliesst sich der eben- falls von Linden eingeführten und von Wallis in Brasilien entdeckten Aristolochia leuconcura an und hat einen mit dicker korkiger Rinde versehenen Stamm, aus dem (und nicht von den runden Zwei- gen) die büschelförmig- stehenden Blüthen hervor- kommen. Diese haben eine am vmteren Theilc wal- zenförmige, von der Mitte der ganzen Länge aber n die Höhe gerichtete und allmälilig sich erwei- ernde Blume, die deshalb mit Recht mit einer tür- kischen Pfeife verglichen wurde. Im Innern der Erweiterung ist die weisse Farbe von zahlreichen braunen Flecken unterbrochen. Die grossen und herzförmig -zugespitzten Blätter haben eine Länge von beinahe 6 Zoll. 40. Azalea hybrida odorata soll ein Blend- ling der Azalea indica L. (welche aber botanisch zu den Rhododendren gehört) wahrscheinlich mit Rho- dodendron ciliatum Hook. fil. sein und zeichnet sich durch einen angenehmen Geruch aus. Die blendend- weissen Blüthen kommen in üppigster Fülle hervor. 4L Azalea mollis Bl. haben wir bereits im 9. Jahrgange der Wochenschrift (S. 83) besprochen und mitgetheilt, dass die Pflanze, welche durch Maximowitsch eingeführt wurde, wohl von der echten Pflanze dieses Namens, welche wegen der mit einem Loche aufspringenden Staubbeutel ein Rhododendron ist, verschieden sein möchte. Uns ist sie noch unbekannt. Neuerdings erhalten wir eine weniger behaarte Form in der Regel'schen Garten- flora (auf der 556. Tafel) abgebildet. Darnach be- sitzen die geruchlosen Blüthen allerdings eine grosse Aehnlichkeit in Form und Farbe mit der orangen- blüthigen Abart der Azalea pontica L., die Blätter ähneln dagegen der A. indica Sims und noch mehr denen der A. ledifolia. Da die Pflanze sehr gut bei uns aushalten wird, ist sie zu empfehlen. 42. Bactris Maraja Mart. ist eine schöne bra- silische Palme, welche wir zwar schon längst aus dem grossen Martius'schen Palmenwerke kennen, welche aber erst neuerdings, wenn wir nicht irren, durch William Bull in London, in den Handel gekommen ist. Der hohe Stamm ist mit starken und zusammengedrückten, die Blattstiele aber und nicht weniger die Blätter sind mit schwächeren Stacheln besetzt. Ebenso erscheint die Blüthen- seheide dicht mit Stacheln bedeckt. Die 6 bis 8 Fuss langen Blätter sind gefiedert und haben zahl- reiche, ziemlich breite Fiederblättchen. 43. Begonia foliosa Hort, wurde von Saun- ders direkt aus Neugranada bezogen und kommt jetzt durch William Bull in den Handel. Sie ge- hört zu den niedrigen Arten, welche sich aber buschig bauen und einen pyramidenförmigen Wuchs besitzen. Ihre an der Basis ungleich -herzförmigen Blätter sind am oberen Theile schwach-dreilappig, haben nur die Länge eines Zolles und stehen fast zweireihig und ziemlich rasch aufeinander folgend an Stengel und Acsten. Die Blüthen besitzen eine weisslich-röthliche Farbe. 44. Begonia sagittata erhielt wiederum Wil- liam Bull aus Südamerika und stellt eine halb- strauchige und aufrechte Pflanze dar, welche sich durch iiire langen, an der Basis halb-pfeilförmigen Blätter von 6 bis 8 Zoll Länge und auf der Ober- 15* 116 fläche mit weissen, Perlen-artigen Flecken besetzt, auszeichnet. Aus ihren Winkeln kommen die fleisch- farbigen, nur mit 2 Blumenblättern versehenen Blü- then, Scheindolden bildend, hervor. 45. Begonia ornata und Weltoniensis heisst ein und derselbe Begonien -Blendling, der aus Be- gonia Dregei O. et D., einer der wenigen kapischen Arten, die es gibt und von Berlin aus verbreitet ist, gezogen wurde und wahrscheinlich nur eine Form und nicht einen Blendling genannter Art dar- stellt. Sie zeichnet sich durch die grosse Fülle fleisch- rother BlUthen, welche fortwährend zum Vorschein kommen, aus. Sie wurde in dem Garten des Blumen- und Pflanzenliebhabers Clark e, nach dem bekannt- lich eine der schönsten neueren Begonien genannt worden ist, gezogen. 46. Biglandularia couspicua hat Berth. Seemann eine Gesueracee aus der Verwandtschaft der Sinningien und Ligerien, also derer mit knolli- gen Wurzeln, genannt, welche sich aber durch das Vorbandensein von nur 2 Drüsen (und nicht 5, wie bei genannten Geschlechtern) unterscheidet. Die Pflanze stammt aus dem südlichen Brasilien und wurde unlängst von W. Bull in den Handel ge- bracht. Sie wird Fuss-hoch und hat schwach herz- oder ei-lanzettförmige und gegenüberstehende Blät- ter. Die Blüthen kommen einzeln aus den Blatt- winkeln, haben eine gelbe Farbe und sind bauchig- erweitert, mit unregelmässigem Saume. 47. Als Bilbergia Saundersii hatte der Uber- gärtner des bekannten Pflanzenliebhabers Sauuders in London, Namens Green, eine interessante Art aus Bahia ausgestellt, über die aber bis dahin nichts Näheres gesagt wurde. 48. Blandfordia Cuuniughami Lindl. wurde von Allan Cunningham, dem bekannten Reisen- den in Neuholland, entdeckt und soll die schönste ihres Geschlechtes sein, da sie noch einmal so grosse Blüthen als B. grandiflora E. Br. besitzt. Diese stehen in grösserer Anzahl am Ende des Schaftes, sind trichterförmig und haben eine prächtige rothe Farbe mit Ausnahme der gelben Spitzen. Die rin- nenförmigeu und etwas fleischigen Blätter kommen in grösserer Menge aus dem kurzen und büsche- ligen Wurzelstocke hervor. 49. Brassia glumacea Lindl. unterscheidet sich wesentlich von derjenigen Pflanze, welche bis- her in den Gärten unter diesem Namen kultivirt, von Lindley aber Br. cinnamomea, von ßei- chenbach Br. Keiliana genannt wurde, und zeich- net sich durch Harlekin-artig gezeichnete Blumen aus. Die Grundfarbe ist nämlich grün, wird aber unterbrochen durch zahlreiche, braune Flecken und Einge. Sonst ähneln die Blüthen denen der A. cau- data, sind aber kleiner und kürzer. 50. Burtonia scabra E. Br. gehört zu den dreiblättrigen Arten dieses nur in Australien vor- kommenden Geschlechtes aus der Familie der Schmet- terlingsblüthler und war schon früher in den Gärten. Sie baut sich gleich den übrigen bekannteren Arten sehr buschig und muss durch zeitiges Zvu'ückschnei- den in ihrem Wachsthume unterstützt werden, wenn sie reichlich blühen soll. Die jüngeren Theile sind fein-weichhaarig, die Blätter hingegen scharf. Die bräunlich -rothen Blüthen befiuden sich im Winkel der obersten und klein gewordenen Blätter. 51. Gaesalpinia alternifolia hat W. Bull aus Central-Amcrika erhalten und gehört wahrschein- lich einer der bekannteren Ai'ten an. Sie besitzt doppelt-gefiederte Blätter mit Zoll-langen, elliptischen und ungleichseitigen Blättcheu, welche nicht, wie es gewöhnlich der Fall ist, einander gegenüber- stehen, sondern mit einander abwechseln. Behaarung ist nicht vorhanden. Die gelben Blüthen bilden grosse Büsche. 52. Calamus Luisianus wird von W. Bull als eine besonders schöne Blattpflanze empfohlen und soll kurze und gefiederte Blätter besitzen. Woher diese Palme stammt, wissen wir nicht. 53. Calauthe vestita Wall, ist eine bei uns hinlänglich bekannte und vielfach kultivirte Orchi- dee, welche sich durch Blattschmuck auszeichnet und in Ostindien zu Hause ist. Man hat jetzt eine Abart mit dem Beinamen nivalis, welche völlig weisse Blüthen besitzt, wo also der goldgelbe Flek- ken oder das sogenannte Auge fehlt. 54. Calceolaria Pavoni Benth. ist zwar eine den Botanikern, besonders durch die Abbildung im botanical Magazine (tab. 4525), bekannte Pflanze, hat aber bisher keine Verbreitung erhalten, weshalb wir von Neuem auf sie aufmerksam machen. Sie wird ziemlich hoch, erreicht sogar bisweilen, beson- ders wenn man sie im Sommer in's Freie bringt, eine Höhe von (j und selbst 8 Fuss und schliesst sich deshalb imseren bekannten strauchartigen Pan- tofi'elblumen an. Die ganze Pflanze ist behaart und besitzt grosse und schwach gelappte, sonst aber noch gezähnte Blätter mit rundlicher Oberfläche. Die gelben , innen aber roth-gezeichneten Blüthen bilden ziemlich grosse Eispen und ergänzen sich den ganzen Sommer hindurch. 55. Camellia euryoides Lindl. ist ein längst bekannter Blüthenstrauch aus China (s. bot. Eeg. tab. 983), der aber eigentlich nie zur Beachtung gekommen. Kolb, Inspektor des botanischen Gar- tens in München, empfiehlt ihn in freier thoniger Erde, wel er alsbald dann im schönsten Blüthen- schmucke erscheint. Die Blüthen haben eine weisse, später etwas in's Eoscnrothe fallende Farbe und be- sitzen den Durchmesser von gegen 8 bis 10 Linien. 117 Die elliptischen und gezähnten Blätter sind immer- grün und die jungen Zweige mit einer feinen Be- haaruug besetzt. 56. Campanula Hohenackeri F. M. et Lall, ist eine transkaukasische ausdauernde Glockenblume, "WO aus der anfangs spindelförmigen Wurzel mehre Stengel, die zum Theil Stolonen bleiben, hervor- kommen. Die ganze Pflanze ist kurz-behaart und hat an der Basis spateiförmige, am Stengel aber länglich-lanzettförmige und sitzende Blätter mit ge- kerbtem Bande. Die blauen und überhängenden Blüthen bilden Rispen und haben walzen-trichter- förraige Kronen. 57. Castilleja arvensis Cham, et Schi, ist ein mexikanischer Maskenblüthler, auf den Haage und Schmidt von Neuem aufmerksam machen, und stellt eine aufrechte und behaarte Pflanze dar, die gleich im ersten Jahre blüht. Die länglich-lanzett- förmigen und ganzrandigeu Blätter haben am un- teren Theile des Stengels eine Länge von 3 und 4 Zoll , dagegen nur eine Breite von G und 7 Li- nien. Nach oben hin werden sie kleiner und sind in der Nähe der Blüthen gefärbt. Diese stehen sehr gedrängt, haben eine gelbe und rothe Farbe und bilden Aehren. 58. Cattleya exoniensis (nicht oxoniensis) haben wir vor L] Jahren in Paris im Jardin ruserve gesehen, wo sie von ihren Eigenthümeru, Veitch and Sons, ausgestellt wurde. Es ist ein höchst interessanter Blendling der Cattleya labiata Lindl. var. Mossiae und der Laelia purpurata Lindl. , der die Schönheiten beider besitzt. 59. Cattleya speciosissima Lowii wird in Gardener's Chronicle (1868, p. 404) eine Orchidee genannt, welche an Schönheit alle bekannten Catt- leyen übertreflen soll und von dem bekannten Eei- senden Stuart Low in Venezuela entdeckt wurde. Die einzige in Europa befindliche Pflanze ist in dem Besitze des bekannten Orchideen - Freundes T. Dawson in London. Die Blüthe hat 8 Zoll im Durchmesser, während von ihren fleischrothen Blu- menblättern die inneren allein 3 und 4 Zoll breit sein sollen. Die amethystfarbene Lippe hat einen ringförmigen, aber zugleich krausen und gefranzten Hand, während im Diskus sich ein gelbumsäumtcr weisser Flecken befindet*). 60. Centaurea Fenzlei ist eine interessante Blatt- und Blüthenpflanze und zweijährig. Im ersten Jahre bildet sie nur ihre grossen, filzigen und ganz- randigen Blätter rosettenartig aus, während im zwei- ten der von unten an sich einfach-verästelnde Sten- *) Wir keuuon keine Cattley.i mit dem Beinamen speeio- sissimii, wohl aber eine im Florist beschriebene C. spectabilis Lindl. Oder sollte gar Laelia suijerbiens gemeint sein? gel schon zeitig eine Höhe von 3 Fuss erreicht, wenige und kleinere Blätter zerstreut besitzt und am Ende sämmtlicher Aeste grosse Blüthenkörbchen von kanariengelber Farbe trägt. 61. Chamaeranthemum igneum hat Regel (Gartenflora XVII, S. 354, tab. 598) das von uns bereits erwähnte (9. Jahrg. d. Wochenschr. S. 238) und von Linden in Brüssel eingeführte Eranthe- mum igneum genannt. Ebenso wenig, wie es dem Genus Eranthemum (s. 10. Jahrg. S. 173) angehört, ebenso wenig dürfte es eine Art des Genus Cha- maeranthemum sein. Die Pflanze ist bereits jetzt vielfach in den Gärten des nordöstlichen Deutsch- lands, verlangt aber im Warmhause viel Aufmerk- samkeit, weun sie ihrem Zweck als schöne bunt- blättrige Pflanze entsprechen soll. Sie bleibt nie- drig und treibt aus der Mitte der Blattrosette schon zeitig die unbedeutende, nur einige Zoll hoch wer- dende Aehre mit gelben Blüthen. 62. Cheiranthus Cheiri albescens plenus, also weiss- und gefülltblühender Lack, wird jetzt durch Haage und Schmidt in Erfurt in den Han- del gebracht, und zwar in 2 Formen als Busch- und als Stangenlack. Die Blütben sind übrigens nicht vollständig weiss, sondern haben einen deutlichen gelblichen Schein. 63. Chironia nudicaulis L. ist oder war viel- mehr früher als Ch. jasminoides Lam. bei uns bekannter und mag sich auch unter letzterem Na- men in manchen botanischen Gärten erhalten haben. Es ist ein kapischer, krautartiger Strauch von höch- stens 2 Fuss Höhe und am unteren Theile mit eirund-länglicheu, weiter oben schmallänglichen und umfassenden Blättern, welche zum Theil von drei Nerven durchzogen sind, besetzt. Auf langen Stielen befinden sich die rothen Blüthen am Ende der Aeste. 64. Cibotium spectabile schliesst sich dem bereits von uns empfohlenen C. regale (8. Jahrg. d. Wochenschr. S. 166) an und ist vielleicht auch nur eine Form davon. Wie genanntes Baumfarn, wird auch dieses nicht hoch, unterscheidet sich aber durch eine hellere Farbe des spreublättrig-haarigen Ueberzugs und durch kürzere Blätter. Es gehört gleich dem vorigen in's Kalthaus. 65. Coelogyne Reichenbachiana Moore et Veitch wurde vom Colonel Benson aus Mulmein, also aus Ostindien, eingeführt imd gehört zu den schöneren Arten aus der Pleione-Gruppc. Die schma- len, schwach-kegelförmigen Sclicinknolien sind durch hellere Flecken auf duukelerem Grunde ausgezeich- net. Die rosa-lilafarbigen Blüthen kommen einzeln vor den Blättern zum ^'orschein und haben schmale, ausgebreitete Kclcli-, aber zurückgeschlagene Blumen- blätter. Die weisse Lippe ist auf dem Diskus dunkel- lila gestreift. 118 66. Colllnsia corymbosa nennen Haage und Schmidt in Erfurt eine neue Art, welclae sich den übrigen bei uns bekannten und bereits (im ersten Jahrgänge der Wochenschrift S. 66) bespro- chenen Collinsien anschhesst und gewiss nur eine Form der C. bicolor Benth. (nicht C. bartsiaefolia Benth., wie Regel meint) darstellt. Irren wir uns nicht sehr, so ist es dieselbe Pflanze, welche vor einigen Jahren als C. candidissima (9. Jahrgang S. 95) aus Frankreich eingeführt wurde und in Vilmorin -Andrieux' vorzüglichem, bei uns leider fast aar nicht bekannten Werke: Les fleurs de pleine terre, ebenfalls unter diesem Namen beschrie- ben ist. Die Abart stellt eine vorzügliche Beet- und Einfassungspflanze dar, dauert leider nur nicht lange. 67. Convolvulus tricolor L., die 3-farbige Winde, wird für Arabesken, Öchrauckbeete u. s. w. viel zu wenig in Anwendung gebracht, obwohl sie Verwendung verdient. Man hat neuerdings eine be- trächtliche Anzahl von Formen, welche eine Aus- wahl erlauben und hoffentlich zur Anerkennung der Pflanze von Neuem beitragen werden. Zu den bekann- teren Formen kommen jetzt eine weissblühende mit schwarzem Auge (albus oculatus), eine hellblaue und dunkelviolett-gestreifte (violaceus striatus), eine vier- farbige (dunkelblau, gelb und weiss, im Schlünde aber noch schwarz gezeichnet) und endlieh eine auf- rechte Abart (unicaulis), während sonst die kurzen Aeste der Erde aufliegen. In letzterem Falle be- finden sich die violetten Blüthen ziemlich gedrängt in einer Art Krone. 68. Cordyline Guilfoylei heisst eine Form der bekannten buutblättrigen C. Terminalis, wo die braunen Blätter anfangs gelblich-weiss gestreift er- scheinen, später aber sich in Roth verwandeln. Älit Recht wird diese Dracänee deshalb mit einer Yucca quadrieolor verglichen. 69. Cornus officiualis S. et Z. ist unserer gewöhnlichen C. mas L. so nahe stehend, dass man beide Sträucher leicht mit einander verwechseln könnte; ein besonderer Gewinn ist demnach der Strauch nicht, zumal die Früchte, wenigstens im Vaterlande (China und Japan), nicht gegessen wer- den, sondern als Arzneimittel dienen, ein Umstand, der auch zur Benennung Veranlassung gegeben hat. Die ostasiatische Pflanze unterscheidet sich von der unserigen durch zahlreichere Blüthen mit behaarten Fruchkuoten. 70. Cornus Thelyerania heisst ein Strauch des botanischen Gartens in Paris, der aus Peters- burg eingeführt wurde. Nach der Beschreibung in der Revue horticole (Jahrg. 1868, S. 260) scheint es die echte Cornus brachypoda C. A. Mey. zu sein, welche sich durch sehr kurz -gestielte Blüthen und durch auf der Unterfläche blaugrüne Blätter von der Pflanze d. N. unserer Gärten und von der ge- wöhnlichen Cornus sanguinea L. unterscheidet. Der Name Thelyerania (nicht Thelicania, wie Carrifere schreibt) heisst weiblicher Cornus, als welche man im Gegensatz des männlichen (Cornus mas L., ma- scula Dur.) in früheren Zeiten C. sanguinea bezeich- nete. Cornus brachypoda unserer Gärten hat übri- gens von uns, als eine von der echten Pflanze d. N, verschiedene Art, den Namen C. ignorata er- halten (s. Koch's Dendrologie I, S. 684). 71. Coryanthus elegantium Rchb. fil. bildet mit der flachen Lippe eine eigenthümllche Abthei- lung von Pflanzen im Genus Coryanthus, ein Um- stand, der dem Autor zu seiner etwas gesuchten Benennung Veranlassung gab. Reichenbach ver- gleicht nämlich diese flache Lippe mit den flachen Hüten der Damen, welche jetzt Mode sind. W^ir haben die Pflanze noch nicht gesehen, vermögen demnach auch nichts über sie zu sagen. 72. Cornidia integerrima Hook, et Arn. Ist eine Hortensie mit immergrünen Blättern und, gleich den übrigen Arten dieses Geschlechts, in Peru zu Haiise. Neuerdings hat man, wohl mit Recht, das Genus Cornidia eingezogen und wiederum mit Hy- draugea vereinigt, was übrigens schon der Entdecker dieser Pflanze, Pöppig, that. Vorliegende Liane besitzt die Blätter rundlich -länglich. Ihr Rand ist ganz, die Oberfläche besitzt aber eine freudig-grüne Farbe. Die Blüthen bilden zahlreiche Doldentrau- ben, welche zu einer gemeinschaftlichen Traube ver- einigt sind. (Fortsetzung fol^t.) Die (fnlltefjuug Des 3mm8=cflj)fefs. Dass der Blumenstaub einer sehr nahe ver- wandten Art, Abart oder Form auf die Ausbildung der Frucht ebenfalls einen Einfluss ausüben kann, sehen wir an dem bunten Mais, der regelmässig dann entsteht, wo zweierlei Sorten Mais, die eine mit hellgelben, die andere mit rothen oder schwarz- grünen Früchten neben einander gepflanzt werden. Dagegen scheint ein Einfluss auf den Embryo, also auf die künftige Pflanze, nicht immer stattzufinden, denn man erhält unter der Aussaat auch Pflanzen, wo die Körner (d. h. die Früchte) des Kolbens nur eine Fai'be besitzen. Nach einer Bemerkung in den Annaleu der Sociötd d'horticulture de l'Herault (Tom. VIII, No.o) scheint dasselbe auch bei dem Kernobste der Fall zu sein. Man hatte nämlich beobachtet, dass auf dem Zweige eines Herbstkalvills, wo die Frucht bekanntlich eine gelbe, aber durch rothe Punkte 119 unterbrochene Hautfarbe besitzt, ein Apfel sich be- fand, der auf der einen Seite nicht allein äusserlich einen ziemlich breiten rothcn Streifen hatte, sondern wo auch unter der Oberfläche im Apfelfleische sich dieselben rothgefärbten Fasern vorfanden , welche dem rothen Kalvill eigenthümlich sind. Bei näherer Untersuchung fand man ferner, dass neben dem Herbstkalvillbaum ein rother Kalvillbaura stand und dass der Zweig des ersteren, welcher den eben näher bezeichneten Apfel trug, in die Krone des letzteren tief hineinragte. Die Möglichkeit, dass Blumenstaub der Blüthe des rothen Kalvills auf ein Pistill der Blüthe des Herbstkalvills gefallen ist und auf die Entwickelung der Frucht einen Einfluss aus- geübt hat, liegt sehr nahe. Der Vorgang bei dem Kernobste hat um so grössere Aehnlichkeit mit dem der Entstehung der bunten Maiskolben, als der Apfel nicht eine einzige Frucht ist, sondern aus mehrern Fruchtknoten zu- sammengesetzt erscheint und demnach ebenfalls einen Fruchtstand darstellt. Schade, dass man in dem beschriebenen Falle nicht genau nachgesehen hat, ob die theihveise Umgestaltung des Herbstkalvills sich auf ein oder zwei bestimmte Fächer erstreckt hat oder nicht? wie es sehr wahrscheinUch sein möchte. Derlei Aepfel sind keineswegs eine sehr grosse Seltenheit. Wir haben sie selbst zwei Mal gesehen, leider aber damals versäumt', Näheres darüber zu erfahren zu suchen, da selbst Untersuchungen zu machen, wegen der Entfernungen nicht möglich war. Das eine Mal erhielten wir einen solchen Apfel aus Obersehlesien von dem vor einigen Jahren verstor- benen Pomologen Jaschke in Katibor und theilten ihn einem botanischen Freunde, der darüber genaue Untersuchungen anstellen wollte, mit. Leider ver- gassen wir anfangs die Sache, und als wir daran erinnerten, war derselbe verfault. Den zweiten Apfel hatten wir Mährend der ersten Versammlung deut- scher Pomologen in Naumburg a. d. S. im Jahre 1853 Gelegenheit zu sehen. Der Besitzer der Mauke'schen Buehhandlung in Jena, welcher damals das deutsche Obstkabinet herausgab, versprach den Apfel von Seiten eines seiner Bearbeiter untersuchen zu lassen und eine darüber anzufertigende Abhand- lung zu veröffentlichen. Eine Abl)ildung ist auch im 13. Hefte in der 2. Aufl. besagten Werkes erschienen. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn wissen- schaftlich-gebildete Pomologen auf diesen Umstand ihre besondere Aufmerksamkeit richteten, ganz be- sonders aber darauf achteten, ob ein Exemplar des Baumes, von dessen Frucht der Janus-Apfel eben- falls die Merkmale trägt, in der Nähe gestanden hat oder nicht? Im letzteren Falle wäre allerdings die oben gegebene Erklärung illusorisch. Vielleicht Hesse sich aber auch durch Auftragen des Blumenstaubes einer Apfelsorte auf das Pistill einer anderen ein solcher Janus-Apfel künstlich herstellen? In diesem Falle wäre aller Streit gehoben und es bestätigte sich die bei der Maispflanze nicht zu leugnende Thatsache, dass fremder Blumenstaub einer nahe verwandten Pflanze nicht allein auf die Embryo- Bildung, sondern auch auf die Frucht einen Einfluss ausüben kann, ebenfalls bei dem Apfelbaume. Professor Caspary, der über dergleichen Janus- Früchte bei dem Genus Citrus während der dritten mit einem botanischen Kongresse verbundenen inter- nationalen Pflanzen -Ausstellung in Amsterdam im Jahre 1865 (s. Bulletin du Congrfes p. 67) bei Ge- legenheit seines Vortrages über die durch Veredeln erhaltenen Blendlinge ausfülirlich gesprochen hat, kannte das, wie gesagt, keineswegs sehr seltene Vor- kommen der Janus- Aepfel nicht und liess es des- halb auch unerwähnt. Was die Janus-Früchte bei den Orangen anbe- langt, so ist ihr Vorkommen nur zwei, vielleicht drei Mal beobachtet: zunächst ein Mal vor sehr lan- ger Zeit iu Italien, und zwar in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts zu Pisa. Gegen die Thatsache lässt sich nichts erinnern, wohl aber sehr viel gegen die damalige und auch jetzige Erklärung. Während der Gärtner, welcher den betreftenden Baum in Pisa nicht allein unter seiner Pflege, sondern auch erzo- gen hatte, bestimmt erklärt, dass er den Baum durch kein Aufpfropfen anderer Arten, durch kein Kunst- stück der Aussaat, durch keine geschickt angebrachte Kreuzung, sondern als ganz freiwilliges Natur-Erzeug- niss erhalten habe, behauptet trotzdem der Professor Nati, dass der Baum gepfropft sei, und Professor Caspary stimmt ihm bei. Die zweite (und vielleicht dritte) Janus-Frucht aus dem Genus Citrus wurde 1841 in Smyrna und zu gleicher Zeit in Alexaudrien beobachtet und iu Gardener's Chronicle vielfach besprochen. Nach Re- nouard (Gard. Chron. 1841, p. ;>96) ist die letz- tere aber identisch mit der ersteren und wurde von Smyrna nach Alexandrien gebracht. Es unterliegt keinem Zweifel, dass, wenn die von uns gegebene Ihklärnng der Entstehung des Janus-Apfel richtig ist, die Janus-Orange unleugbar dieselbe Entstehung hat. Die gezwungene Annahme eines durch Veredeln entstandenen Blendlings lässt sich hier noch weit weniger anwenden, als bei Cy- tisus Adami, bei dem übrigens nicht einmal fest- steht, ob er wirklich von dem Gärtner Adam in Vitry gezüchtet ist. Adam selbst sagt nämlich, dass er die seinen Namen tragende Veredlung nie in sei- nem Garten blühend beobachtet habe. 120 Die koiubiiiirte Pfhiiizcn - Ansstellnug des V e 1" e i n e s- Wir machen nochmals darauf aufmerksam, dass die beiden Ausstellungen, welche bisher der Verein zur Beförderung des Gartenbaues alljährlich gehalten hat, nach dem Beschlüsse in der General -Versamm- lung vom 29. September vorigen Jahres (s. 11. Jahr- gang der Wochenschr. S. 339) in diesem Jahre zu einer einzigen vereinigt worden, welche am 1. und 2. Mai c. in der Eeitbahn der Tattersal-Gesellschaft (Georgenstr. 19) stattfindet. Das Programm ist be- reits im vorigen Jahre in der Wochenschrift (S. 353) abgedruckt, kann aber auch noch fortwährend durch das Geueral-Sekretariat (Hafenplatz 4) bezogen wer- den. Die Kunst- und Handelsgärtner Jannoch (Steglitzerstr. 66) und Boese (Landsberger Str. 46) haben das schwierige Amt eines Ordners, wie bereits bekannt gemacht worden ist, übei-nommen und sind stets bereit, nicht allein Anmeldungen entgegenzu- nehmen, sondern auch die nöthige Auskunft zu ertheilen. Da der Raum der Ausstellung gegen früher sehr bedeutend ist, so muss dem Vereine ganz besonders an einer regen und vielseitigen Theilnahme sehr ge- legen sein. Wir bemerken, dass die Ausstellung mehr als je landschaftlich gehalten werden wird, ein Umstand, der besonders darauf hinweist, wie noth- wendig es ist, dass die Anmeldungen dieses Mal recht zeitig geschehen, damit von Seiten der Ordner das zur Verfügung gestellte Material beherrscht werden kann. Wer zu spät anmeldet, hat es sich auch selbst zuzuschreiben, wenn seine Pflanzen viel- leicht nicht die Berücksichtigung erhalten, welche wünschenswert!! gewesen wäre , um ihre Schönheit nach- allen Seiten hin zu erkennen. Nach dem Beschlüsse des Vereines wird dieses Mal ein Eintrittsgeld erhoben , was übrigens nicht ausschllesst, dass Berliner Mitglieder, welche wegen ihres hiesigen Aufenthaltes und der davon abhän- gigen Theilnahme an Versammlungen und Ausstel- lungen einen höheren Beitrag zahlen, für ihre Fa- milie wenigstens einige Freikarten erhalten. Der Verein weicht demnach zum ersten Male von seinem Grundsatze, kein Eintrittsgeld zu erheben, ab; die Anforderungen, sowie die damjt verbundenen Aus- gaben, sind aber in der letzten Zeit bei Vermehrung der Preise und bei der nothwendjgen Ausdehnung der Ausstellung so gross geworden, dass eine Er- hebung von Eintrittsgeld geboten war. Es ist bereits in der 500. Versammlung am 4. April ein besonderer Ausschuss unter dem Vor- sitze des Ritterguts-Besitzers Berend (Wilhelmsplatz 2) und bestehend aus den Mitgliedern Apotheken-Besitzer jVugustin, Kunst- und Handelsgärtner Boese, Garten-Inspektor Bouche, Hotel-Besitzer Dreitzel, Kunst- und Handelsgärtner Jannoch, Professor Dr. Koch, Geheime Kommerzienrath Ravenc?, Rentier Sonntag und Rentier Weber ernannt worden, welcher sich mit der Leitung der geschäftlichen Angelegenheiten, ganz besonders aber mit den Vorbereitungen, beschäftigen wird. Als Preisrichter hingegen werden fungiren: Hofgarten-Direktor Jühlke in Sanssouci als Vor- sitzender, Apotheken-Besitzer Augustin, Kunst- und Handelsgärtuer Boese, Garten-Inspektor Gacrdt, Hofgärtner Giesler in Glienicke, Hofbuchdrucker Hänel in Magdeburg, Kunst- und Handelsgärtner Jannoch, Hofgärtner Morsch in Charlottenhof und Kunst- und Handelsgärtner Schmidt (Teltower Strasse 44). Pflanzeil -Abgabe an Vereins-Mitglieder. An die Mitglieder des Gartenbau- Vereines sind aus dem Versuchsgarten abzugeben; Himbeersorten bis Ende April, Fuchsien, Verbeaen, Pentstemon, Agera- tum, Achyranthes VerschafFeltü , Scarlet - Pelargonien, Malven, Ricinus und Violen bis Ende Mai. Mel- dungen um Himbeeren sind umgehend, um die anderea Pflnazen bis Anfang Mai an den Garten - Inspektor Bouche, Berlin, Potsdamer Strasse 75, einzusenden, damit dieser die Vertheilung alsdann bewirken kann. Verlag von B. F. Vogt in Weimar: !Der ijaiisgnrten. Ideen und Anleitung zur Einrichtung, Ausstattung und Erhaltung geschmackvoller Haus- und Vorstadt- gärten , sowohl für den Luxus , als zur Nutzung. Erläutert durch 35 Gartenpläue auf 12 lithograph. Tafeln in Farbendruck. /ür ©«rttnbcfiUfr, (ßärtiicr, .Ard)itclitfn un^ Snuuntfnitljmtr von H. Jäger, Grossli. SUelis. Ilofgärtner. gr. 4. Geh. 2 Thlr. Vorräthie; in allen Buchhandlungen. Verlag von Wiegaudt & Hempel in Berlin, Zimmer-Straaae No.91. Druck der C. Fe is ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-PlaU No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des (üartenbanes in den Königl. Frenssischen Staaten für No. 16. fn'ärtBfierei und FflaBfi^eBAf^iiiide» Redakteur : Professor I>r- Karl Klocti, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 24. April 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Illliait: Karl Friedrich Philipp von Mai'tius. — Der Kumquat (Citrus japonica Thuub.). — Mittheilungen über die neuesten Pflanzen. (Fortsetzung.) — Blütheu- und immergrüne Sträucher von Jos. Baumann in (jent. Sonntag , den 2. Mai , Vormittags 11 Uhr, wird im Lokale der Ausstellung ( in der Reitbahn der Tattersal-Gesellschaft, Georgen-Str. No. 19) das Urtheil des Preisrichter-Amtes verlesen. Eine besondere Sitzung des Vereines findet dieses Mal nicht statt. Karl Friedrich Philipp von Martins. Am 13. Dezember v.J. starb der Nestor der deutschen Botaniker, der Geheime Rath und Pro- fesäor Dr. Karl Friedrich Philipp von Mar- ti us nach kurzer Krankheit in München. Als der berühmte Forscher im Kleinsten der organischen Welt, der Geheime Ratli und Professor Dr. Ehrenberg zu Berlin, am 5. November v.J. den Tag, wo er vor 50 Jahren den Doktorhut sich erworben und damit seine eigentliche wissenschaft- liche Thätigkcit begonnen, feierte, und aus der Nähe und aus der Ferne Freunde und Verehrer des Ju- bilars, selbst von jenseits des grossen atlantischen Meeres gekommen, um ihre Glückwünsche darzu- bringen, da befand sich, also nur wenige Wochen vor seinem plötzlichen Dahinscheiden, auch Philipp von Martins unter den zahlreichen Gästen. War er auch zunächst im Auftrage der Königlichen Aka- demie der Wissenschaften in München erschienen, um den Jubilar zu beglückwünschen, so hatten ihn doch ausserdem auch freundschaftliche Gefühle gegen einen Mann, mit dem er fast ein halbes Jaluhun- im wissensehafilichen Verkehr gestanden, nach Berlin gezogen. War es doch dieselbe Wissenschaft — Ehrenberg war ant'angs Bctaniker — welche beide Männer zu dem intimsten J'Vcundscliaftsbunde ver- einigt hatte. Wer das Glück gehabt hat, wie Schreiber dieser Zeilen, Philipp von Martins während dieser Tage gesehen und gesprochen zu haben, wird sich noch erinnern, mit welcher Geistesfrische er in Berlin er- schien, wie nach allen Seiten hin sein liebenswür- diges Wesen, das ihm von frühester Jugend an eigenthümlich war, sich entfaltete. Mau sah trotz seiner weissen Ilaare kaum ihm an, dass er das 74. Jahr bereits überschritten: so rüstig erschien er, so rege, sowie theilnchmend zeigte er sich in allen seinen Gesp;ächen. Es war eine Freude, ihm zuzu- hören. Oft fand man ihn von Männern und Frauen umgeben, welche seinen Worten lauschten. Das tiefe Gemüth sowohl, wie die Vielseitigkeit seines Wissens, traten aber besonders hervor, wenn er sich inmitten einer ihm befreundeten Familie befand und Erinnerungen, hauptsäclilieh aus der Zeit seiner bra- silianischen Reise, mittheilte. Er war Botaniker, und zwar vorherrschend Syste- matiker; aber doch hatte er fortwährend ein grosses Interesse für Kultur der Pflanzen, sowie für Gärt- nerei überhaupt. Als langjähriger Präsident der Königlich - ]5averischen Gartenbau - Gesellschaft iu München vertrat er deren Interessen und trug um so mehr zur Fürdcrnng der Liebe zu Pflanzen und Blumen bei, als ihm in dem liofgärtner Epner ein tüchtiger Sekretär zur Seite stand. Mit besonderer Vorliebe verfolgte er die Fiirtschrittc der Obstzucht und erkannte deren \Vi('htigkcit auch für ]5ayeru an. Nicht umsonst suchte er die Regierung für deren Hebung zu gewinnen, zumal König Ma.\i- milian II. ebenfalls das grösste Interesse für Obst- IG 122 tau an den Tag gelegt und vor nun 2 Jahren den Verein beauftragt hatte, eine Statistik des Obst- und Gemüsebaues, und zwar unter steter Berück- sichtigung der den ortlichen Vorkommnissen zu Gniiide liegenden Vegetationsbcdiiiguugen, für das Königreich Bayern herzustellen (s. 10. Jahrg. der Wochenschr. S. 3'.)1). Während seines letzten Aufenthaltes hier nahm Ph. •V. Martins den regsten Antheil an Allem, was von Seiten des Berliner Gartenbau -Vereines für Hebung der Gärtuerei geschieht und gab mehrmals seine volle Anerkennung über die gärtnerischen Zustände Berlins und des ganzen Norddeutschland kund. Dem Schreiber Dieses sprach er mehrmals aus, dass beide Vereine von München und Berlin in noch nähere Verbindung treten und in ihrem Streben einander unterstützen möchten. Philipp von Martins hatte das Glück, einer Familie anzugehören, welche schon in ihm voraus- gegangenen Vorfahren der wissenschafilichen Welt bekannt war. Sein Vater war einer der 3 Gründer der K. Bayerischen botanischen Gesellschaft in Re- gensburg; seinem Grossobeim, Heinrich von Mar- tius, verdankt man eine Flora von Moskau. Sein Bruder war der vor ihm verstorbene Pharmakognost Martins in E rlan gen . Die Familie Martins ist italienischen Ursprungs und lässt sich bis in das lä. Jahrhundert hinauf ver- folgen. Galeottus Martius, im Jahre 1427 zu Narni geboren, war 1450 Professor zu Pisa und schloss sich öffentlich den reformatorischen Bestre- bungen in der Kirche auf eine Weise an, dass er sich, um Verfolgungen zu entgehen, gezwungen sah, zu fliehen. Er wandte sich nach Ungarn, wo der Wissenschaft-fordernde Matthias Corvinus König war, und fand glücklicher Weise schon bald als Biblio- thekar eine Stelle. Später siedelte sich die Familie zum Theil nach Deutschland über und wir finden den Vater unseres Philipp von Martius bereits in Erlangen. Hier wurde er am 17. April 1794 geboren und erhielt schon in der Wiege den Ehrentitel eines akademischen Bürgers. Seine Erziehung war vor- züglich. Vor Allem rühmt er selbst seine Mutter, welche auch in der That eine vortreffliche Frau ge- wesen sein muss und besonders die bis in sein hohes Alter ihm eigenthümlichc unverdrossene Heiterkeit auf ihn übertragen hat. Bei den angeborneu Fähig- keiten und der grossen Empfänglichkeit des Knaben darf es nicht auflallen, dass er in der Schule so rasch Fortschritte machte, dass er bereits als 16- jähriger Jüngling (im Jahre 1810) die Universität beziehen konnte, um Medizin zu studiren. Der medizinischen Praxis konnte er jedoch kei- nen Geschmack abgewinnen. Er war deshalb sehr erfreut, als sich eine Gelegenheit ihm darbot, in Folge deren er sich seiner Lieblings -Neigung, der Botanik, ganz und gar hingeben konnte. Der da- malige Professor der Botanik in Erlangen, Seh re- ber, war nämlich gestorben, und von München aus wurden die Akademiker Schrank und Spix nach Erlangen geschickt, um dessen Sammlungen für das Münchener Museum anzukaufen. Dort lernten sie den jungen Martius kennen und fanden schon bald in ihm einen geeigneten Mann, der sich möglicher Weise zu einer Professur der Botanik, um schliess- lich den alternden Professor Schrank zu vertreten, heranbilden könnte. Zu jener Zeit war nämlich mit der Münchener Akadenjie ein eigenthümliches In- stitut verbunden, wo junge und besonders befähigte Männer zu gewichtigen wissenschaftlichen Stelleu herangezogen wurden. Die leider jetzt eingetretene Ueberfüllung junger und oft zugleich tüchtiger Ge- lehrten war damals noch nicht vorhanden. Ph. V. Martius wurde am 23. März 1814 in genanntem Institute als Eleve aufgenommen, eine Woche darauf zum Duktor der Medizin ernannt und bezog bereits am 7. April (seinem Geburtstage) und in einem Alter von 20 Jahren ein Jahrgehalt von 500 Gulden. Zwei Jahre daiauf ernannte ihn die Akademie der Wissenschaften zu ihrem Ad- junkten. Der damalige König Maxi mil ian Joseph war bekanntlich ein grosser Freund und Gönner der Wissenschaften überhaupt, vor Allem aber der Bo- tanik, und besuchte bisweilen den botanischen Gar- ten, wo der junge Adjunkt sich mit grossem Eifer dem Studium der Pflanzen hingab. Bei dieser Ge- legenheit lernte er Letzteren auch kennen und fand an seinem regen und strebsamen Geiste so grosses Wohlgefallen, dass er ihn der beabsichtigten wissen- schaftlichen Expedition, welche von Seiten der östei'- reichischcu llcgicrung bei Gelegenheit der Verhei- rathung der Erzherzogin Leopoldina mit dem Kaiser von Brasilien Don Pedro I. nach eben genanntem Lande veranstaltet wurde, neben dem Zoologen Spix als Botaniker beigab. Am 6. Februar 1817 reisten die beiden bayeri- schen Gelehrten ab und am 15. Juli trafen sie in der brasilianischen Residenz und Hauptstadt Rio de Janeiro ein, um, unabhängig von der österreichischen Expedition, ihre Forschungen im Innern des Landes zu beginnen. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, über diese Reise zu berichten. Die Beschreibung derselben in 3 Quartbänden und einem Atlas, welche in den Jahren 1823 bis 1831 verolf entlicht wurden, liegt vor und vermag ein deutliches Bild von dem zu geben, was die Reisenden, und vor Allem Mar- tius, in der kurzen Zeit von 3 Jahren gethan ha- ben. Es unterliegt keinem Zweifel, dass sich das 123 Werk nebst den später naclifolgendcn dem eines Alexander v. Humboldt würdig anscbliesst und das crsto von Bedeutung ist, das Kunde von einem bis dahin uns fast ganz unbekannten Lande gegeben hat. Ph. V. Martius war nicht einseitig gebildet, sondern besass überhaupt einen weiteren Gesichts- kreis, wie ihn alle Reisenden, besonders nach frem- den, bis dahin wenig oder gar nicht erforschten Ländern, haben sollten. Diese Vielseitigkeit spricht sich nicht allein in dem genannten Reisewerke, son- dern mehrfach auch in seinem späteren Leben aus. Hat er doch noch ein Jahr vor seinem Tode ein besonderes Werk über Sprache und Leben der bra- silianischen Indianer herausgegeben. Am 8. Dez. 1820 trafen die beiden Münehener Gelehrten wiederum in ihrer Heimath ein. Spix überlebte leider die Zeit nicht lange — er starb schon 1S26 — und so blieb seinem Reisegefährten allein die Leitung der Herausgabe und zum Thei! auch der Bearbeitung des grossen Jlateriales. Nur allein gegen 5,400 Pilanzenarten hatte Martius in Brasilien getrocknet, einige aber auch lebend nach München gebracht. In der Heimath lebte er un- unterbrochen mit Brasilien fort und stand mit Ge- lehrten dieses Landes beständig im regsten Verkehr. Unter den Pflanzen waren es vor Allem die Palmen, welche er mit Vorliebe studirte. Freilich bot ihm grade in dieser Hinsicht Brasilien ungemein viel dar. Sein kostbares Palmeuwerk ist trotz des hohen Preises sehr bekannt und wird immer noch, selbst von Laien, gesucht. Er machte auf diese Fürsten des Pflanzenreiches, wie Linnc sie nannte, zuerst speciell, und zwar auf eine würdige Weise, auf- merksam und trug nicht wenig dazu bei, dass, als Professor Dr. Karsten (jetzt in Wien, früher in Berlin) und andere Reisende Palmen (als Samen und als junge Pflanzen) aus dem tropischen Ame- rika in Europa einführten, diese Liebhaber fanden und jetzt nicht allein in unseren Gewächshäusern eine grosse Rolle spielen, sondern sogar in unseren Zinmiern eine Aufentiialtsstälte gefunden haben. Es ist eine bekannte Erscheinung, dass Reisende, besonders wenn sie einen wissenschaftlichen Zweck verfolgen, in der Regel, nachdem sie zurückgekehrt sind, stets einen Drang in sich fühlen, von Neuem zu reisen. Diesen Drang scheint Ph. v. Martius nicht gehabt zu haben, denn er bat seit dem Jahre 1820, wo er zurückgekehrt war, keine Reise von irgend einer Bedeulung mein' gemacht. Desto mehr beschäftigte er sich aber wissenschaftlich mit dem Lande seiner Erinnerungen, mit Brasilien, und för- derte ein darauf bezügliciios Werk nach dem ande- ren. Wo er selbst nicht thiitig sein konnte, stellte er Anderen sein reiches Material zur Verfügung. Auf diese Weise ist ein Epoche machendes Werk, die Flora brasiliensis, entstanden, welche nicht allein seine eigenen botanischen Resultate, sondern auch alle die, welche überhaupt erhalten sind, uns vor die Augen füiirt. Leider ist dieses Werk noch lange nicht vollendet, wenn es auch in den letzten Jahren rascher erschienen ist. Im hohem Grade erfreulich ist es aber, wie wir aus sicherer Quelle erfahren, dass die Flura brasiliensis nicht unterbrochen, soti- dern unter der Leitung eines der thätigsten und tüchtigsten Mitarbeiter, des Dr. Eichler, fortgesetzt und hoffentlich auch vollendet werden wird. Es sei uns gestattet, auf einen Punkt aufmerk- sam zu machen, dem bisher leider bei Bearbeitung der Flora sehr wenig , man möchte sagen , kaum Rechnung getragen wurde, damit er künftighin mehr Berücksichtigung erhält. Seit länger als 2 Jahr- zehnten nämlich wird Brasilien vielfach von Gärt- nern bereist, welche für grössere Etablissements Pflanzen sammeln. Wir nennen in dieser Hinsicht vor Allem Linden in Brüssel, dessen einer Rei- sende daselbst, Libon, leider vor einigen Jahren unterlegen, während der andere, Wallis, vor Kur- zem zurückgekehrt ist. Louis van Houttc, der Besitzer des mehrseitigsten Pflanzen- Etablissements in Gent, war selbst in Brasilien, um Pflanzen von dort einzuführen. Die aus Brasilien eingeführten Pflanzen werden zum Tlieil noch in unseren Ge- wächshäusern kultivirt und sind bisweilen in Ge- genden gesammelt, wo weder Martius, noch irgend einer der botanischen Reisenden, hinkam. Wir nen- nen in dieser Hinsicht ganz besonders die von Wallis eingeführten Pflanzen. Es kommt noch dazu, dass eine Menge Pflanzen — ■ wir erinnern nur an Zwiebelpflanzeu, Aroideen, Bromeliaceen, Orchideen u. a. m. — getrocknet nur eine ungemein schwierige, bisweilen gar keine genaue Untersuchung zulassen. Ganz besonders von Orchideen hat Pro- fessor Reichenbach in Hamburg, von den andern genannten Familien Schreiber Dieses sehr viele bei uns kultivirte Arten aus Brasilien lebend untersucht und auch beschrieben. Es ist zur Vervollständigung des Materiales einer Flora brasiliensis nicht allein nötliig, dass die oben erwähnten, wenn auch zer- streut in Zeitschriften existirenden Bcarbeitungeia bei dem weiteren Fortschreiten der Fliu-a brasiliensis be- rücksichtigt werden, sondern dass auch die künftigen Bearbeiter der einzelnen Familien sich mit den in Gewächshäusern befindlichen Pflanzen aus Brasilien mehr bekannt machen , als es bisher geschehen. Während der Anwesenheit von Ph. v. Martius in Berlin hatten wir bereits bei Besprechung der Wich- tigkeit der Flora brasiliensis dieses Umstandes eben- fall-! Erwähnung gethan. Doch wir kehren zu dem weiteren Leben des uns immer noch viel zu früh verstorbenen Nestors IG* 124 der Botanik zurück. Dass er als Lehrer an der Universität im hohen Grade anregend wirkte, geht aus dem Gesagten hervor. Und er wirkte in der That nachdrücklich, wie selten ein Lehrer. Die lau- nige und heitere Weise, mit der er besonders die botanischen Exkursionen leitete, trug nicht wenig bei, Liebe zur Botanik hervorzurufen. Die Exkur- sion nach der 2^ Stunde von Müuchen entfernten Linnäus-Eiche war ein Fest für alle Studenten, die sich für Botanik interessirten, und blieb lange Zeit in der Erinnerung ihrer Theilnehmer. Dass ein Mann, wie Ph. v. Jlartius, im In- und Auslände reiche Anerkennung fand, darf nicht Wundernehmen. 182G wurde er zum ordentlichen Professor der Botanik und 6 Jahre später zum ersten Konservator des botanischen Gartens ernannt. Die letztere Stelle hatte er bis zum Jahre 1854 inne, wo ihn Unannehmlichkeiten bestimmten, sie niederzu- legen. Der Akademie der Wissenschaften gehörte er als ordentliches Mitglied lunger als ein halbes Jahr- hundert an und seit vielen Jahren bekleidete er auch das Ehrenamt eines ständigen Sekretärs. Als solcher kam er, wie anfangs gesagt, zu Ehrenberg's Ju- belfest am ö. November nach Berlin und starb, nach- dem er völlig gesund und heiter nach München zu- rückgekehrt war, am 13. Dezember 1868. Wir erwähnen schliessslich nur noch, dass Ph. V. Martins am 30. Blärz 1804 ebenfalls sein 50- jähriges Doktor-Jubiläum gefeiert hat und dass bei dieser Gelegenheit ihm von nah und fern die ver- dienten Huldigungen gebracht win-den. Der Kuiiiqiiat (Citrus japoiüca Tliiiiib.)» Ueber diese Zwergorange erhalten wir durch einen Vortrag des bekannten Reisenden in China, Fortune, den er in der Versammlung des Garten- bau-Vereines vom 16. März in London gehalten hat und der uns im Auszuge in Gardener's Chronicle (p. 307) zugegangen ist, nähere Kunde, durch die das Interesse für diesen iaimcrgrünen Blüthen- und Fruchtstraucli noch mehr erhöht wird. Soviel wir wissen, haben wir den Kumquat bei uns noch nicht in Kultur, so sehr er es auch verdiente und so sehr er vor Allem die Aufmerksamkeit der Handelsgärt- ner in Anspruch zu nehmen im Stande wäre. Wohl aber ist er jenseits des Kanalcs jetzt vorhanden und könnte deshalb leicht aus England bezogen werden. Ein schönes Exemplar, mit Früchten dicht bebangen, wurde in einer der letzten Versammlungen des Lon- doner Gartenbau -Vereines von dem bekannten Pflan- zenliebhaber und Orchideenzüchter Bateman aus- gestellt. Der Kumquat hat einen grossen Vorzug vor der bei uns als Citrus chinensis oder japonicakul- tivirten Zwergform, welche zu den Limonen gehört und wahrscheinlich gar nicht aus Chiua oder Japan stammt, sondern ihren Ursprung in Unteritalicn er- halten hat, weil sie weniger empfindlich gegen un- sere Winter ist und in China selbst da noch sehr gut im Freien gedeiht, wo alle übrigen Orangen- Arten und -Formen erfrieren. Nach dem, was For- tune uns über die klimatischen Verhältnisse in China mitthcilt, sind wir aber keineswegs sehr ge- wiss, dass die Pflanze, wenn sie derselben Kälte auch bei uns ausgesetzt wird, nicht erfriert, denn Nordchina hat zwar sehr kalte Winter, aber auch sehr heisse andauernde Sommer, wo das frisch ge- bildete Holz für den härtesten Winter durch die vollständige Reife eine solche Widerstandskraft er- halten hat, dass es keinen Schaden leidet. Dieser Umstand mag überhaupt Ursache sein, warum eine ganze Reihe von Gehölzen aus dem Norden China's im Vaterlande eine starke Kälte aushalten können, während sie in Deutschland schon bei einer geringeren erfrieren. Als Beispiel führt Fortune unter Anderem die baumartige Päonie auf, welche in Gegenden wächst, wo in der Regel dauernde Kälte von 20 Grad (R.) im Winter herrscht, während die '\^\'ärme im Sommer bisweilen 30 Grad erreicht und 23 bis 27 Grad ganz gewöhnlich sind. Bekanntlich muss sie bei uns im Nordosten Deutsch- lands, wo sehr selten, und nwr kurze Zeit, eine so starke Kälte eintritt, umbunden und überhaupt ge- schützt werden, wenn sie nicht erfrieren soll. In südlicheren Gegenden Chinas, z.B. in der Nähe von Kanton , will dagegen die Baumpäonie nicht gedeihen, weil die Winter zu milde sind. Man ist, da njau sie in Kanton sehr liebt, fortwährend ge- zwungen, sie aus dem Norden zu beziehen. Das erste Mal blüht sie in reichlichster Fülle, fängt aber schon im nächsten Jahre an zu kränkeln und geht schliesslich völlig ein. Auf gleiche Weise verhält es sich mit dem Kumquat, welcher ebenfalls für wärmere Gegenden China's immer von Neuem aus dem Norden bezogen werden muss. Diese Verschiedenheit des Klima's bei uns und in China darf jedoch die deutschen Handclsgärtner nicht abhalten. Versuche mit dem Kumquat anzu- stellen und ihn in Kultur zu nehmen. Selbst wenn e?, wie es vrahrscheinlich ist, nicht gelingen sollte, diese Zwergoraugc bei uns im Freien zu überwin- tern, so bleibt sie doch, gleich uiipcrer Citrus chi- nensis, eine wohl zu empfehlende Marktpflanze. Es würde schon ein ganz bedeutender Gewinn sein, wenn der Kumquat auch nur, wie die Baumpäonie, umbunden imd einigermassen geschützt, in Deutsch- land überwinterte. Wir sind gern bereit, Gärtnern. 125 ■welche Versuche damit anstellen •wollen, wegen eines Bezuges aus England als Vermittler zu dienen. Der Kunujuat baut sich noch buschiger, als Ci- trus chinensis des Berliner Handels, bedeckt sich aber auf gleiche Weise mit Blütheu und Früchten. Die 2 bis 3 Zoll langen und elli)itisthen Blätter haben einen kaum G bis 8 Linien langen und ge- flügelten Stiel uud zeichnen sich ebenso, wie die übrigen Orangen, durch ein freudiges Grün ihrer Oberfläche aus. Im Vaterlande erreicht sie im freien Grund und Boden wohl die Höhe von o und 6 Fuss, während sie in Töpfen kultivirt kaum 1 bis liFuss hoch wird. Die weissen Blüthen sind aus- serordentlich -wohlriechend und die kleinen rundlichen oder länglichen Früchte haben eine orangenrothe Farbe. Diese Früchte sind es, welche in China aligemein, und zwar mit der Schale, roh und eingemacht, ge- gessen werden und eine beliebte Speise darstellen. Eingemacht kommen sie auch häufig in den Handel, selbst nach Europa. In England bilden sie bereits ein sehr gesuchtes Dessert. Proben davon verdankten "wir zuerst der Freuudlichkeit des bekannten Ber- liner lieisenden, Dr. Jagor, der sich längere Zeit in China aufgehalten hat (s. 7. Jahrg. d. Wochen- schrift S. 388). Später haben wir auch Gelegenheit gehabt, den eingemachten Kuraquat in England zu geaiessen. Mllfjcifimgeii üöer Die ncucjlcu p'IIttni^eu. (Fori Setzung.) 73. Corymbium purpureum Hort, gehört, gleich unseren Echiuops-Arten, zu den interessanten Kompositen oder Körbchenträgern, welche nur eine einzige Blüthc in dem Blüthenkekhe (Anthodium) eingeschlo.'ssen enthalten , also keine zusammenge- setzten Blüthen bilden. Die Pflanze ist eine Staude, v/'iTcL aber nicht hoch , und verästelt sich dolden- traubenartig, wobei jeder Zweig oder Ast am Ende blüht. Ausser den linienförmigen Wurzelblättern sind nur wenige andere, und zwar dann Stengel umfassend, vorhanden. Die Blüthen haben, wie der Beiname sagt, eine pur])urviülettc Farbe. 74. Als Costus albescens, cinerea und lu- cida hat Dr. Seemann 3 Blattpflanzen aus Cen- tral-Amerika nach England gesendet. Sie werden jetzt von W. Bull in den Handel gebracht, um später wohl noch einer Revision unterworfen zu ■werden. C. albescens macht Stengel mit blau- grünen Blattscheiden, aber mit oben hellgrünen und undeutlich dunkler gestreiften Blättern, deren Unter- fläche wiederum blaugrün erscheint. Die letzteren sind ausserdem ziemlieh breit, denn sie haben bei 3 Zoll Breite nur eine doppelte Länge. Von C. ci- nerea besitzen die ungleichseitigen und elliptisch- lanzettförmigen Blätter von 10 Zoll Länge und 4 Zoll Breite eine deutliche spiralförmige Anordnung. Sie sind jung glänzend, werden aber mit der Zeit matt und erhalten schliesslich ein graugrünes Ansehen. Durch das IIervortrete4 der grösseren Nerven er- scheinen sie ebenfalls gestreift. C. lucida ist die grösste der 3 Arten und zeichnet sich durch auf beiden Flächen glänzende Blätter von 10 Zoll Länge bei 4 Zoll Breite aus. Ausserdem haben diese eine elliptische Gestalt mit wenig ungleichen Hälften. 75. Croeus Scharojani Rupr. ist eine sehr zu empfehlende Art, welche im kaukasischen Ge- birge schon im Spätsommer blüht und tief orangen- farbige Blumen besitzt. Wahrscheinlich ist sie, wie auch schon Ruprecht sagt, nicht von dem von una zuerst beschriebenen Croeus Thirkeanus verschie- den; wenigstens stimmen unsere getrockneten Ex- emplare mit der Abbildung völlig überein. Aus- gezeichnet ist die kleine Zwiebel dadurch, dass sie ausser dem Kern nur aus 2 schwachhäutigen Schup- pen besteht. Unser Croeus croceus hat dagegen an der Basis umschnittene und ziemlich feste Zwie- belschuppen und ist ein Frühlingsblüher. Croeus Aucheri Boiss. scheint sich nicht vou diesem letz- teren zu unterscheiden. 70. Crassula odoratissima Andr., später La- rochea oder Rochea odoratissima Haw. ge- nannt, ivar vor einem halben Jahrhunderte sehr viel in den Gärten, ist jedoch trotz ihrer •wohlriechenden, leider aber nicht schön-, weil gelb-gefärbten Blüthen fast gar nicht mehr zu finden. Man ist deshalb Haage und Schmidt in Erfurt zu Danke ver- pflichtet, dass diese -wenigstens Samen aus ihrem Vaterlande, Südafrika, bezogen haben. Die Pflanze bleibt klein, hat schmal -elliptische Blätter und be- sitzt die Blüthen in gedrängten Dolden. 77. Crataegus alnifolia S. et Z. ist nach unseren Untersuchungen eine Sorbus-Art, die wir bereits auch S. alnifolia genannt haben (Ann. Mus. Lugd. Bat. I, p. 24'J). Sie stammt aus Japan, möchte aber kaum bei uns im Freien aushalten. Grossen landschaftliehen Werth besitzt sie sicher nicht, indem sie nur einen niedrigen Strauch vom Ansehen der Sorbus oder Pirus arbutifolia dar- stellt. 78. Cryj)tomeria pungens hat Carrit^rc eine der beiden Formen genannter japanischer Ko- nifere genannt, welche in den Gärten als Crypto- mcria japonica vera vorkounncn und mehr das An- sehen einer Araukaria haben, indem die unten brei- tereu Nadeln steif sind und ziemlich horizontal ab- stehen. Auch ist der Bau regelmässiger, so das3 126 eine deutliche Hauptaclise hervortritt, von der die Seiteuäste in Quirlen und horizontal abstehen. Die eine zartere, aber auch ungleich hübschere, führt in den Gärten den Namen Cr. gracilis, wurde je- doch von Veitch unter dem Namen Cr. elegans in den Handel gebracht und von Carri^re als eigene Art unterschieden (Trait. d. Conif. 2. edit. I, 19G). Die andere Form ist robuster und ihre Nadeln ha- ben eine stechende Spitze, ein Umstand, der Car- ri^re Veranlassung zur Benennung gab. Während er sie in seinem Handbuche nur als Abart aufführt, betrachtete er sie später in der Revue horticole (Jahrg. 1868, S. 238) als selbständige Art. 79. Cucumis Arada (Cornichon des Antilles) wird von Vilmorin- Andrieux mit Recht empfoh- len, da sie eine der nettesten Ziergurken darstellt. Leider scheint sie in Ziergärten gänzlich unbekannt zu sein, während sie in botanischen Gärten, aber unter dem richtigen Namen C. Anguria L., noch häufiger als C. echinatus Mnch, hin und wieder kultivirt wird. Die länglichen, grossen Stachelbeeren nicht unähnlichen Früchte sind auf der Oberfläche dicht mit Weichstacheln besetzt und werden jetzt allgemein in den Vereinigten Staaten in noch nicht völlig-reifem Znstande als Cornichons eingemacht, um bei der Tafel und sonst bcniitzt zu werden. (Vergl. übrigens 3. Jahrg. d. Wochenschr. S. 384). 80. Cupressus Balfouriana ist uns völlig unbekannt und wurde aus Kolumbien eingeführt. Die Zweige hängen etwas über, was der Pflanze einen besonderen Reiz verleihen soll. 81. Cyanophyllum Bowmani*) ist eine neue Einführung aus Brasilien, welche jetzt W. Bull in den Handel bringt. Es steht dem beliebten C. mag- nificum sehr nahe und gibt ihm an Schönheit nichts nach. Die Form der Blätter ist dieselbe und ebenso die purpurviolette Farbe der Unterfläche, während die Oberfläche glänzend und freudig grün erscheint. 82. Cyathea princeps E. Mey. haben wir vor mehrern Jahren bei Linden in Brüssel gesehen (s. 5. Jahrg. d. W^oclienschr. S. 205), wo 3-jährige Pflanzen schon 17 Blätter getrieben hatten und das grösste bereits 12 Fuss Länge besass. Regel macht mit Recht in seiner Gartenflor (17. Jahi-g. S. 10) von Neuem auf dieses Baumfarn, das in seinem Vaterlande oft die bedeutende Höhe von 50 und 60 Fuss erreicht , aufmerksam. Dabei gibt er den guten Rath, alle Baumfarne alljährig zu verpflanzen, weil die Erde schnell zu versauern scheine und dann *) David Bownian ist wiederum eins der vielen Opfer, welche der Botanik und der Gärtnerei in fremden Landen zum Opfi/r gefallen sind. Er ging vor 3 Jahren nach Brasilien und alsbald darauf nach Kolumbien, von wo er eben wieder zurück- kehren wollte, als ihn eine Dysanterie hinraffte. die neuen, alle Jahre sich bildenden Wurzeln daria zu Grunde gingen. 83. Cyathea Hookeri ist eine andere Art dieses Geschlechtes, welche in England ausgestellt und wegen ihrer Schönheit gekrönt wurde. Wir haben nirgends eine Beschreibung von ihr gefunden. 84. Cyperus Lacouri ist das in Ostindien und auf den Inseln des stillen Oceans sehr verbrei- tete Rietgras Kylliugia monacephala L., eine Warmhauspflanze, deren Kultur gewiss für den Lieb- haber kaum Interesse haben dürfte, in botanischen Gärten aber meist bekannt ist. 85. Damnacanthus major S. et Z., ein dem D. iudicus Gaertu. nahe stehender, wenn überhaupt verschiedener Strauch aus der Familie der Rubia- ceen, welcher in Gärten Japans als Zierstrauch kul- tivirt wird, bei uns aber in's Kalthaus gehören möchte. Regel bildet in der Gartenflora (tab. 570) eine Abart ab, wo die gegenüberstehenden Dornen fast ganz und gar fehlen. Ob der Strauch Aner- kennung finden wird, müs.sen wir abwarten. Die längliehen oder länglich-lanzettförmigen Blätter sind ganzrandig, und aus ihrem Winkel kommen meist 2 später überhängende Blüthen hervor. 86. Dasylirion glaueophyllum Hook, hat in einem direkt aus Mexiko eingeführten Exemplare im botanischen Garten zu Petersburg im vorigen Herbste geblüht. Nach Regel gehören die Samenpflanzen, welche jetzt unter den Namen Bonapartea und Da- sylirion gracile in dem Handel sind, zu genannter Pflanze (s. 8. Jahrg. S. 212). 87. Davallia parvula ist ein kleines, aber nettes kriechendes Farn, das wir zuerst 1867 im Jardin r^serve zu Paris und dann im vorigen Hoch- sommer in der Handelsgärtnerei von Veitch und Söhne sahen. Es erreicht kaum die Höhe von 1 bis Iv Zoll, überdeckt aber die Schale, worin sie sich befindet, sehr rasch bis zu dem Durchmesser eines halben Fusses. Die Blätter sind mehrfach- und feingefiedert und haben mit jugendlichen Blät- tern unserer Petersilie nicht geringe AehnlichTieit. Der Reisende T. Lobb hat das Pflänzchen auf Borneo entdeckt. 88. Dendrobium crystallinum Rchb. schliesst sich dem reizenden D. Bensoniae Hook, fil., über das wir im vorigen Jahrgange (S. 375) berichtet haben, an und treibt dicke und aufrechte Stengel, an denen sich die milchweissen und rothpuuktirten Blüthen paarweise an besonderen Stielen befinden. Der Diskus der Lippe hat eine gelbe Farbe. Vater- land ist das Birmanenland. 89. Von Dendrobium Devonianum Paxt. kultivirt man jetzt in England eine Abart, wo die abgerundete Lippe mit rosa-violetten Streifen ver- sehen ist, unter der Bezeichnung rhodoncurum. 127 90. Dendrobiurn Jerdonianura WigLt ge- hört zu der Abtheilung des Geschlechtes, wo die jährigen Stengel an der Basis mit kurzen, schwar- zen Haaren besetzt sind. Sie gehört zwar nicht zu den schönsten des Geschlechtes, verdient aber doch empfohlen zu werden. Die Blüthen kommen in dichten Büscliehi zum Vorschein und besitzen eine ziunoberrothe Farbe. Die Pflanze befand sich übri- gens früher schon in Wien. 91. Dendrobium lasioglossum Rchb. fil. ver- danken Veitch luid Söhne in London dem Ober- sten Benson, der diese dem D. Ruckeri Liudl. nahe stehende Orchidee in Birma fand. Sie macht Stengel von 1 bis 14 Fuss Höhe und blüht ziem- lich reichlich. Die milchweissen Blüthen bilden zu 2 bis 4 eine Aehre und besitzen eine rothge- streifte Lippe. 92. Dendrobium Mac Carthiae Hook, blühte zwar schon vor 15 Jahren im botanischen Garten in Kew, ist aber bis jetzt, soviel wir wissen, noch nicht auf dem Kontinente kultivirt worden. Es ist eine der schönsten Arten des Geschlechtes, welche der Frau des früheren KolonialSekretärs der Insel Ceylon zu Ehren genannt wurde. An dem lA bis 2 Fuss hohen Stengel bilden die blasspurpurrothen, 3 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen bis zu 4 eine Aehre. Die Lippe hat jedoch eine weisse Farbe und ist roth punktirt. 93. Dendrobium microglaphys Kchb. stammt aus Borueo, woher Low et Co. in Clapton die Pflanze erhielten. Sie steht dem D. aduncum Wall. am nächsten, wird aber nur eine Spanne hoch. Die weissen Blüthen haben eine purpurgestreifte Lippe. 94. Dendrobium raonili forme Swurtz ist eine längst bekannte Pflanze, für die aber in deutschen Gärten meist D. Linawianum Rchb. kultivirt wird, ■während D. japonicum Hook, und castum Hort. in England das echte D. moniliforme darstellen. Von dieser Orchidee kultivirt der Obergärtner Krä- mer in Flottbeck bei Altona 3 Formen, welche wohl auch das Interesse anderer Liebhaber in Anspruch nehmen möchten. Die eine hat ganz weisse, die andere aber zartrosagefärbte Blüthen, während eine dritte die Blätter mit einem breiten Rande von weisser Farbe besitzt. Panachirte Orchideen sind eine seltene Erscheinung. 95. Dichorisandra albo-marginata Lind. hat Regel in seiner vortrefflichen Gartenfiora (17. Band tab. 509) abgebildet, nachdem wir schon mehr- mals in der Wochenschrift über diese Pflanze und ähnliche Formen gesj)rochen haben (2. Jahrgang S. 341, 9. Jahrg. S. 345). 96. Dieffenbachia mirabilis wird eine der niedrigeren D. Weirii (s. 10. Jahrg. S. 102) sehr ähnliche Art genannt, welche sich aber durch robuste- ren Habitus auszeichnet. Sie befand sich im vorigen Frühjahre auf der Genter Ausstellung mit mehrern anderen neuen Formen, welche bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. IGT) besprochen worden sind. 97. Dioscorea egregia war ebenfalls im vori- gen Frühjahre auf der Genter Ausstellung (s. 1 1. Jahrg. S. 167). Sie steht der von uns an besagter Stelle näher bezeichneten D. nobilis an Schönheit nach, nichtsdestoweniger ist sie jedoch zu empfehlen. Gleich dieser ist sie eine Liane, besitzt aber die herzförmigen Blätter mit verschiedenen Nuancirun- gen des Grün gefleckt. 98. Dipladenia amoena ist ein Blendling der D. amabilis Hort, und D. splendens A. DC, besitzt aber nicht geringe Aehnlichkeit mit D. crassinoda Dne hinsichtlich der schönen, dunkelgrünen Blätter. Gleich den übrigen Arten dieses Geschlechtes ist es wiederum eine Liane. Die hellrosafarbigea Blüthen haben einen gelben Schlund. 99. Dip teracanthus ciliosus N. v. E. ist Ruellia ciliosa Pursh, eine Akanthacee aus dem nord- amerikanischen Georgien, welche früher in botani- schen Gärten kultivirt wurde. Dass sie trotz der li bis 2 Zoll langen Blüthen bei den Liebhabern Beifall finden wird, bezweifeln wir, da wir schö- nere Akanthaceeu besitzen. Die Pflanze ist übrigens ganz und gar krautartig. 100. Doodia duriuscula Th. Moore ist ein neukaledonisches Farn aus der Gruppe der Polypo- diaceae und macht einen kurzen Stamm mit steif aufrecht-stehenden und gefiederten Blättern von Fuss- Länge. Die eirunden Fiederblättchen sind dornig- gezähnt. lOL Als Dracana lutescens variegata bringt jetzt Ambr. Verschaffelt eine Art, angeblich aus Afrika stammend, in den Handel, welche elegant übergebogene Blätter von grünlich -gelber Farbe, aber mit einem dunkeleren Mittelstreifen versehen, besitzt. Wir haben sie noch nicht gesehen. Ueber die anderen im vorigen Jahre eingeführten Dracä- uen, besonders Formen der Cordyline Terminalis, haben wir bereits im vorigen Jahrgange der Wochen- schrift (S. 166) gesprochen. 102. Echeveria glauco-metallica ist ein in England gezüchteter Blendling der von uns im 9. Jahrgänge der Wochenschrift (S. 101) beschrie- benen E. metallica und der ebenfalls noch nicht näher botanisch-bestimmten E. glauca, welche beide vorzügliche Pflanzen im Etablissement von Jean Verschaffelt in Gent in reichlicher Auswahl zu beziehen sind. Der Blendling ähnelt hinsichtlich der Färbung der zuletzt genannten Art, wird aber drei Mal grösser. (Fortsetzung folgt.) 128 Sfülfjcib und iiiimcrgrime -Sträuc^et von Jos. Baumann. in Gent. Wir haben früher schon einige Mal der in die- ser Hinsicht ausgezeichneten Gärtnerei von Joseph Baumann in Gent in der Wochenscln-ift Erwäh- nung gethan und später noch mehrmals Gelegenheit gehabt, das Etablissement zu besuchen. Jetzt, wo die Jahreszeit herangekommen ist, um sich für den •weiteren Verkauf mit dem nöthigen Material zu ver- sehen, machen wir besonders Wiederverkäufer auf den ausserordentlich reichen Vorrath an allerhand Blüthen- und immergrünen Sträuchern bei Joseph Baumann in Gent aufmerksam. 100 Stück Ka- mellien, nur aus guten Sorten bestehend, werden je nach der Stärke zu 75 bis 200, 100 Stück Azalea indica zu 80 bis 150, 100 Azaleen-Wildlinge zu 15, 100 Stück Freiland - Rhododendren (2-jährige Veredlungen) zu 150, 100 Stück Hex Aquifolium in verschiedenen Sorten zu 150 und 200 Frank ab- gegeben. Ferner machen wir auf die Thnja's auf- merksam, wo ebenfalls 100 zieralicli starke Exem- plare der Thuja aurea zu 200 und 300, der Th. Lobbü zu 50 imd 200, der Th. gigantea zu 50 und 100 Frank angeboten werden. Die beiden letz- teren Lebensbäume möchten um so mehr unsere Auf- merksamkeit verdienen , als sie bei uns noch gar nicht in erwünschter Weise vertreten sind und doch unsere kältesten Winter aushalten. Schliesslich er- wähnen wir noch, dass die 3 neuen Genter Azaleen: Graf Bismarck, Alfred Delimon und Triomphe d'Everghem, zusammen zu 15 Frank (4 Thlr) eben- falls von Jos. Baumann in Gent zu beziehen sind. Verlag von B. F. Voigt in Weimar: Englische u. französische G li r t n c r s p r a c h c oder Hilfsbüchlein für Kunst- und Handelsgärtner bei geschäftlicher Anwendung englischer und französi- scher Ausdrücke, namentlich bei Zusammenstellung von Preisverzeichnissen, wie beim Korrespondirea in beiden Sprachen. Bearbeitet von Dr. Wilhelm Ulrich. gr. 8. Geh. 12 Sgr. VorrUthig in allen Buchhandlungen. Iiitcniatiosiiilc Pflaiizcii-Atisstclliuig in Petersburg. An die Bekanntmachung in No. 14 der W^ochenschrift anschliessend, theilen wir ferner mit, dass die gemeinschaftliche Reise nach Petersburg von Berlin aus, und zwar vom Centralbahnhofe der Ostbahn, mit dem Abends 11 Uhr 15 Minuten abgehenden Kourierzuge am 13. Mai geschieht. Die Reisenden haben sich daselbst zu melden, um ein Billet bis an die russische Grenze zu erhalten, das niclit atjg'eg'elien ■wird, damit es bei der freien Rückfahrt als Beleg dienen kann. Von der russischen Grenze bis Peters- burg ist von der Direktion der dortigen Bahn den Reisenden 50 Procent Ermässigung gewährt worden. Inwieweit deutsche Privatbahnen aus dem Süden und Westen nach Berlin Ermmässigungeu geben werden, ist uns bis jetzt unbekannt und bleibt den Reisenden selbst überlassen, sich hier zu informiren, resp. darauf hinzuwirken. In Belgien hat die Regierung bereits ebenfalls freie Rückfahrt gegeben und ist alle HoiF- nung vorhanden, dass auch die Privatbahnen von der belgischen Grenze bis nach Berlin den Reisenden freie Rückfalnt gestatten. Es sind in diesem Falle ebenfalls die bis Berlin gelösten Billete zur Legiti- mation nicht abzugeben. Zur Reise nach Petersburg ist ein von einer russischen Behörde visirter Pass nothwendig. Für den Transport der Pflanzen u. s. w. gelten wiederum die Bestimmungen der Ministerial-Ver- fügung vom 31. März (s. Wochenschritt No. 14). Jeder Aussteller hat aber für seinen Trausport selbst zu sorgen und empfehlen wir den Ausstellern das Speditions - Geschäft von Phalandt & Dietrich in Berlin, mit dem wir bereits Rücksprache genommen haben. Alle Gegenstände müssen die Adresse: Oiilcnialiounfe ilusflelTung uoii ijcgeiillmiöeii öcs ^ar(eiiöituES in 51. IJetcrsöurg haben und werden in diesem Falle an der russischen Grenze nicht geöffnet. Schliesslich bemerken wir, dass jeder Aussteller die (allerdings ermässigteu) Transportkosten nach Petersburg selbst zu tragen hat, Rücktransport aber durch die gewöhnlichen Güterzüge umsonst geschieht. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strosse No. 91. Druck der C. Feis t er'schen Buchdruokerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Plati No. i. Wochenschrift Vereines znr Befördernng des Gartenbaues in den König!. Prenssisclien Staaten für fiiärtiierei und Pflafli%eiikuncle* Redakteur : !F*x"ofessor I>r- Karl Koclis General-Sekretair des Vereines. No. 17. Berlin, den 1. Mai 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. luhalt: Die internationale Pflanzen-Ausstellung in Hamburg. — Physiologisch -morphologische Bezeichnungen der Bäume in botanischen Gärten. Von H. R. Göppert, Direktor des botanischen Gartens in Breslau. — Mittbeilungen über die neuesten Pflanzen. (Fortsetzung.) Sonntag, den 2. Mai, Mittags 12 Uhr, wird im Lokale der Ausstellung (in der Reitbahn der Tattersal-Gesellschaft, Georgen-Str. No. 19) das Urtheil des Preisrichter-Amtes verlesen. Eine besondere Sitzung des Vereines findet dieses Mal nicht statt. Die internationale Pflanzen - Ausstellnng in II a m l) TT !• g-, Preussischer Staats - Preis. Für eine Aufstellung von mindestens zwölf ver- sebiedenen, durch Schönheit des Blattes oder der Blüthe ausgezeichneten Pflanzenarten, welche bisher weder öflentlich ausgestellt gewesen, noch in den Handel gekommen sind. Die ausgestellten Pflanzen müssen sich im vollkommenen Kultiirzustande, und die durch die Blüthe ausgezeichneten unter ihnen derart im blühenden Zustande befinden, dass Blumen und Blüthenstand vollständig erkennbar sind. Von jeder Pflanzenart darf nur Ein Exemplar ausgestellt werden. Hybriden sind ausgeschlossen, ebenso Varie- täten früher schon bekannt gewesener Pflanzenarten. Sind nur zwölf verschiedene Arten ausgestellt, so darf sich darunter nur Eine Orchidee befinden; die Zahl der ausgestellten Arten ist aber nicht entschei- dend, sondern der Werth der Pflanzen. Erster Preis: die grosse, für Leistungen im Gartenbau bestimmte Staats-Medaille, 50 Du- katen an Werth. Zweiter. Preis: dieselbe ^ledaillc in Silber aus- gcj)rägt. Berlin, den 17. April 1869. Der Minister für die laiidwirtbsclint'tlichen Angelegenheiten. ü. Scldioui. Von Seiten des Ausstellungs-Komit^'s sind uns ausserdem Mittbeilungen zugegangen, die wir im Interesse der Sache hier insoweit folgen lassen, als sie nicht schon in unserem frühem Berichte (S. 74) veröffentlicht wurden. Der Ausschuss sagt: Durch einen überaus milden Winter begünstigt, waren wir in der Lage, die grossartigeu Erdarbeiten auf unserem Ausstellungsplatze soweit zu fördern, dass die Vollendung derselben nahe bevorsteht und ein sehr grosser Tbeil der Pflanzstätten bereits fertig ist. Es ist denn auch seit einigen Wochen mit den Pflanzungen begonnen worden, und sind eine nicht unerhebliche Zahl der verschiedensten Bäume und Gewächse schon von Ausstellern ein- gesandt und gepflegt. Der Park gewährt heute, ob- wohl das frische Grün noch kaum merklich zu kei- men beginnt, einen grossartigen Anblick, denn man erkennt deutlich, dass die Lage desselben sowohl, wie die Anlage des Ganzen ihres Gleichen suchen. Fast von allen Punkten des Parkes aus bieten sich dem Auge die interessantesten Perspektiven. Die Abwechslungen, welche in der Anlage selbst, ihren Hügeln, Baumgnippen, dein Flusse mit seinen Inseln, dem Blick auf Hamburgs Hafen mit seineu unzäh- ligen Schiffen und endlich auf Stadt, Vorstadt und die Nachbarstadt Altona sich zeigen, sind, selbst für den mit dem Terrain bekannten Einheiraiscbcn, im höchsten Grade überraschend. Die Bauten werden zum grössten Tlieile auf dem der Stadt zugekehrten Plateau des Ausstel- 17 130 liiiigstcrrains errichtet werden und erhalten an der einen Seite diircli den bereits vorhandenen sogenann- ten Klhpavilhin, eine mit ausgedehnten Sälen und liäunien aller Art versehene und entsprechend uni- gcbanto Ivestaurations - Lokalität, an der anderen Seite durch eine an der Eibhöhe belegene Schwei- zerei ihren Abschluss. Die letztere soll als Kail'ee- Wirthseliai't und Kestaurations-Lokal verwendet wer- den ; der grosse freie Platz vor derselben, mit dem Musikpavillon in der Mitte, bietet auf der einen Seite den Blick auf die Elbe und Hamburgs Hafen, auf dei' anderen zeigt er von der Ilüho herab den gesanimlen Ausstellungsplat/-. In der Mitte nun zwischen Elbpavillon und Sehweizcrci wird sich der in grossartigcin Style ge- haltene Jlau[itbau, das l'ihuizenhaus, belinden. Der- selbe zerfällt in einen Mittelbau von TuFusslIöho und zwei Seitenflügeln, von denen der südlich ge- legene für Warmhaus-, der nördliche für Kalthaus- l'flan/.en bestimmt ist. Jeder Seitenflügel hat ein Mittelschifi' von 30 und zwei Seitenflügel von je lü Fuss Breite; die Länge eines jeden Flügels be- trügt 1'lOFuss. Die Ilauptbestinimung des Mittel- baues ist die Aufnahme des Koniltes und der Jury bei der Prcisvertheilung, und, um auch einem grös- seren Kreise die 'riieilnahme an dieser Feierlichkeit zu ermöglichen, sind (iailericn im Lmern des ]\llttel- baues projektirt. Dem Eingang gegenüber befindet sich in einer grossen Nische auf einer hohen, durch l)oppeltre])i)en, welche zugleich den Aufgang zu den Gallerien bilden, erreichbaren Estrade eine Kolossal- statue der Flora. Der gcsammte innere Raum, zu- mal die Estrade, werden durch rilanzcn , Vasen, Statuen ii. s. w. reich ausgestattet werden. In dem Baume zu Norden des Bflanzenhauses bis zum J'^lb- pavillon werden Bureaux und Sitzungszimmer sein, nach Süden fügt sich dagegen dem Hauptgebäude eine bedeckte Pergola an, welche zu dem von dem Architekten Haller in der That genial projektirten Obstbau führt. Den zugesagten umfassenden Anmel- dungen, welche von fast sämmtllchcn Autoritäten dieser Spezialität des Gartenbaues ausgegangen sind, ents[)rechend , wird dieser Obstbau riesige Dimen- sionen annehmen. Mit demselben hängt dann wie- der, durch eine Pergola verbunden, die Schweizerei zusammen, und so werden durch diese zwisihen den einzelnen ]5auliehkeiten hergestellten bedeckten Ver- bindungen die vorstehend beschriebenen Baulichkei- ten, einschliesslich des Elb]iavillons, einen einzigen Baucomplcx von über 1,00U Fuss Länge bilden und in dieser Ausdehnung, im Fall ungün.stigcn Wetters, den Besuchern einen anziehenden Zufluchtsort bieten. Vor dem Hauptgebäude wird eine '30 bis 40 Fuss breite Terrasse und, durch Freitreppen verbunden, 14 Fuss tiefer eine zweite, CO Fuss breite und 2G0 Fuss lange Terrasse hergestellt. Beide 'J'errassen sind zur Aufnahme von Pflanzen und sonstigen Aus- stellungs- Gegenständen bestinnnt; insbesondere soll aber die zweite Terrasse ein Bild des schönen Blu- menparterre's geben, mit pyrametriseh regelmässigen l'eeten und Eascneintheilung, verziert durch Fon- tainen, Statuen, Vasen und Buhejilätze. Eine breite Treppe wird von dieser zweiten Terrasse zu dem sich durch das dort befindliehe grüne Thal ziehen- den Weg liinabfi'ihicn. Der Fluss, welcher den Ausstellungsplatz durch- zieht, hat an den Seiten hohe Lffer. Diese werden in der Nähe der Schweizerei, durch eine Drahtseil- brücko mit einander verbunden werden. Die Ge- saramtlänge der Brücke beträgt 300 Fuss, ihre Höhe 35 Fuss über dem Wassersjiicgel. ihre äusserst zier- liche Form wird das Auge entzücken luid der land- schaftlichen Schönheit des Parkes keinen Abbruch thun. Zugleich wird sie einen Ueberbliek über den Park und die Elbe gewähren und mit der maleri- schen Aussieht von dem schroflcn Abhänge vor dem Elbjiavillon an Schönheit wetteifern. Die vom Komitd eingeleiteten Sehritte zur Er- langung von Fracht- und Fahrpreisermässigungen auf den in Frage kommenden deutsehen und aus- ländischen Eisenbahnen und Danipfsc^hilflinieu sind von dem glücklichsten Erfolge gekrönt worden. Fast sämmtliche deutsche Bahnen befördern Pflanzea und verderbliche Gegenstände auf der Herreise in den l'eisonenzügen zu Normal-Güterfraclit, und es sind ausserdem Vorkehrungen getroffen, um eine aufenthaltslüse Beförderung derselben zu sichern; alle Ausstellungs-Gcgcnstände werden frachtfrei zu- rückbcförderl. Einzelne Bahnen, z. B. die Köln- Mindener und ßheinische, werden voraussiehtlicli tour und retour einen Juvbatt von 25 Prozent ein- treten lassen. Desgleichen haben viele Bahnen für Begleiter der Ausstellungs-Gegenständo, als Gärtnergediülfen, Techniker u. s. \v., eine Beförderung mit der 111. Wagenklassc zu den Preisen der IV. Wageuklasse bewilligt. Von ausländischen ]?ahnen heben wir in erster Keiho hervor, dass sämmtllclu^ belgische I5ah- nen, wie auch die französische Nordbahu, einen Ea- batt von 50 Prozent tour und retour einräumten ; die österreichischen Bahnen gewähren entweder eine gleiche Begünstigung oder befördern zum ermässig- ten Frachtsätze von 1 Kreuzer pr. Centner und Meile. Die niederländischen Staatsbahnen haben sich den Ermässigungen der deutschen Bahnen ange- schlossen. Auch für Aussteller selbst und Besucher sind auf einzelnen Bahnen, thcils durch Verlängerung des Tagesbillets, theils durch Beduklioncn der Fahr- preise, Konzessionen erlangt. Was die Ermässigungen auf den Dampfschiif- 131 Linien betrifft, so haben die Linien New-York-Ham- burg, Amsterdam - Hamburg, Norwegen - ITambiirg 50 Prozent Ermässigung tour und retour bewilligt, englische Linien geben freie Rückfracht und einge- leitete Schritte werden voraussichtlich für Pflanzen und verderbliche Gegenstände auf der Herreise noch eine Ermässigung bewirken. Die Linie Havre-x'Vnt- •werpeu-Haraburg hat einen Pabatt von 25 Prozent tour und retour zugesagt. Das Komitcj wird übrigens ein ausführliches Ver- zeichniss der gewährten Frachtermässigungen bald- möglichst durch Circular bekannt geben und macht schon jetzt darauf aufmerksam, dass zur Erlangung der Frachtermässigung der Besitz eines Zulassungs- Certifikats, welches das Komitil nach erfolgter ord- Dungsniässigcr Anmeldung durch die jeder Zeit gratis zu beziehenden Anmeldungs-Formulare zusendet, so- wie die Adressirung der Gegenstände an die Spe- diteure W. Grund & Co. in Hamburg durchaus erforderlich ist. Sowohl der Zollverein, als auch die Stadt Ham- burg, haben zollfreie Ein- und Ausfuhr der Aus- stellungs-Gegenstände bewilligt. Es würde in unserem heutigen Berichte zu weit führen, der zahlreichen eingegangenen Anmeldungen ausführliche Erwähnung zu thun. Einiger voraus- sichtlichen Glanzpunkte sei schon heute gedacht. Von dem Rosieristcn-Verein in Brie-Comte-Pobert ■wurden 10,000 abgeschnittene Rosen gemeldet; auf 173a des Programms ist eine Anmeldung von 100, eine zweite von 200 und eine dritte von sogar 500 Rosenstöcken erfolgt. Sieckraann in Köstritz wird ein vollständiges Sortiment Georginen, der hanno- versche pomologische Verein Muster gut beschnit- tener Obstbäume für Chaussden, Gloede in Beau- vais 3 bis 400 Gladiolen bringen und sich ausser- dem, abgesehen von verschiedenen Fruchtkoukur- renzen, bei der für 75 Varietäten Kartoffeln ausge- schriebenen Kiinkurrenz bctiieiligen. England wird, ■wie gewöhnlich bei allen Ausstellungen, eine rege Betheiligung bei den Maschinen und Gcräthen zeigen. Vor allen Dingen aber verweisen wir auch auf die von allen Autoritäten Deutschlands zugesagten Anmeldungen aller Obstgattungen. Folgende Sub-Komite's haben sich für die Un- terstützung unserer Ausstellung bereits formirt. An- dere stehen in Aussicht und werden wir Hmen über diese in unserem Nächsten berichten. L Sub-Komitd für das Königreich Grossbritan- nien. II. Sub-Komite für das Königreich Belgien, in. Sub-Koniit(' für das Königreich Norwegen*). *) Näheres über diese 3 Sub-Komitü's s. S. 74. IV. Sub-Komitd in Erfurt für Mittel-Deutschland. Theodor Rümpler, Sekretär des Gartenbau- Vereines in Erfurt, Haagc & Schmidt, J_ <• V n -u ■ Erfurt. r. O. Heinemann, ( V. Sub-Komite für Süd-Deutschland. 1. Mitglieder im Königreich )5ayt'ni. Dr. Eiehlcr, Privatdozent der Botanik in Mün- chen, W. Koelle, Kunst- und Handelsgärtncr in Augs- burg, Max Koib, Inspektor des botanischen Gartens in IMünchcn, Friedr. Sippel, Vorstand des Gartenbau -Ver- eines in Bamberg, Daniel Meyer, Kunstgärtner in Bamberg, Der fränkische Gartenbau -Verein in AVürzburg (Vorstand Jos. Steib), Der ^'orstand des Gartenbau-Vereines in Nürn- berg, Conrad Toelke, Kunst- und Handelsgärtner in Nürnberg. 2. Mitglieder im Königreich Württemberg. Dr. Neubert in Stuttgart, Prof Henckel, Professor der Botanik in Tü- bingen, Hochstetter, botanischer Gärtner in Tübingen. 3. Mitglieder im Grossherzogthum Baden. Dr. Hirschbrunn in Mannheim, Hofapotheker Cucucll, Präsident des Gartenbau- Vereines in Freiburg. 4. Mitglieder im Grossherzogthum Hessen. Geiger, Grossherzogl. Garten-Direktor in Darm- stadt. Ein Sub-Komitd für Holland und ein gleiches für Schweden sind in der Bildung begriffen; in Dänemark wirkt die dortige Gartenbau-Gesellschaft, in Florenz die Socidt«^ royale d'Horticulture und in Betreff Frankreichs sind die erforderlichen Schritte eingeleitet, wie denn auch in Ncw-York ein Agent des Komit(5's ernannt ist. Von verschiedenen Regierungen sind die Ernen- nungen von Spezial -Konimissären zu unserer Aus- stellung bereits erfolgt, so von Grossbritannien der Vorsitzende unseres dortigen Sub-Komit(^: Berkeley Rev., von Prcusscn der Geheime Ober-Regierungs- Rath Hcyder, von den Niederlanden Herr Coitte von der Landes- Akademie zu Leiden und Herr J. H. Krelage zu Harlem. Die Ernennung von Spczial-Kommissärcn für Belgien, Frankreich, Italien und anderen Staaten stehen in Aussicht. Im Kon- gress zu Washington ist die Ernennung eines Spe- zial - Kommissars für die Vereinigten Staaten von Nordamerika bereits beantragt und ein bezüglicher Bericht zum Druck verwiesen. 17* 132 Fast sämtntliche Regierungen haben das Unter- nehmen ausserdem durch Vertheihmg von Program- men an die bezüglichen Behörden und Vereine in ent- sprechender Weise unterstützt; manche Regierungen, so z. B. Preussen, Holland und Italien, haben sogar das ganze Programm amtlich abdrucken lassen. Auffallenderweise finden wir vielfach den Irr- thum verbreitet, selbst bei solchen, welche unser Programm erhielten und gelesen haben wollen, dass auch für frisches Obst, Pflanzen, Blumen und frische Gemüse ein Standgeld zu entrichten sei. Wir er- klären deshalb hier noch ausdrücklich, dass für diese Gegenstände kein Standgeld zu entrichten ist, was auch aus unserem Programm deutlich hervorgeht. Indem wir endlich schon heute allen Denen, ■welche unser Vorhaben so eifrig unterstützen , un- seren wärmsten Dank aussprechen, hofleu wir, von einem heiteren Herbsthimmel begünstigt, allen Aus- wärtigen zur Freude, unserer Stadt zur Ehre und der Wissenschaft zum Nutzen, ein grossartiges Un- ternehmen unter Gottes Segen glücklich, wie wir es begonnen, zu Ende zu führen. |31i)iriolo5ifd)-morpticilogifd)c ^Be^cidjiumgcu öcr Jläiimc in Oolttuiriljeii i]ä{k\\. Von H. E. G Upper t, Direktor des botanischeu Gartens in Breslau. Wie Vielen bekannt ist, befindet sich im hiesi- gen botanischen Garten eine physiologisch-morpho- logische Partie, welche zur Veranschaulichung alier mit unbewaffuetem Auge erkennbaren Wachsthums- verhältuisse der Holzgewächse bestimmt ist und dies durch grössere im Freien aufgestellte Exemplare zu erreichen sucht. Instruktiver erschien es mir jedoch, hierzu auch noch lebende Bäume zu verwenden, oder die einst von mir begonnene ausführlichere Etiket- tirung nicht mehr allein auf systematische und Ver- wendungsverhältnisse zu beschränken, sondern auch auf morphologische Eigenthümlichkeiten auszudeh- men. Natürliche und durch Kunst veranlasste Vor- gänge im Leben der Holzgewächse boten hierzu Gelegenheit. Zu jenen gehören Bezeichnungen ver- schiedener Stadien des Ueberwallungsprozesses, durch den bekanntlich die Natur Beschädigungen der Holz- substanz nicht zu heilen, wie mau zwar ziemlich allgemein, doch fälschlich annimmt, sondern nur ein- zuhüllen bemüht ist; ferner Versuche, um den Gang und Verlauf desselben zu zeigen, verschiedene Grade des Verschlusses durch Fäulniss hohl gewor- dener Bäume (Ailanthus, Sophora, Tilia, Juglans), Frostspalten, Schliessung derselben in der Drehungs- richtung der Stämme (bei Rosskastanien, Ahorn und Eichen), Maserbildungen u. s. w. Zur Bezeichnung absichtlich veranlasster Uebergänge werden benutzt: Verhalten der Bäume nach Pfropfungen, mit über- wiegendem Wachsthume des Mutterstammes oder des Pfröpflings, also unterer oder oberer Anschwellung; Verwachsung von Stämmen, eine absichtslos schon bald nach Anlage des Gartens gebildete, seit etwa 20 Jahren vollendete Verwachsung von 4 damals 30 Jahr alten Stämmen von Ulmus americana, die in halber Brusthöhe sich zu einem Stamme von 12 Fuss Umfang vereinigt haben, und eine von mir seit 12 Jahren erzielte von 2 Eichenstämmen, wo- durch der Beweis geliefert wird, dass man in verhält- nissmässig kurzer Zeit starke Stämme zu erziehen vermag, welcher in vieler Hinsicht sehr merkwür- dige Vorgang anderweitig durch Bild und Schrift näher erläutert werden soll, hier vorläufig nur als ausführbar erwähnt wird. Durch solche Bezeichnungen lebender Bäume, wozu sich wohl in den meisten älteren botanischen Gärten Gelegenheit genug findet, wird das allge- meine Interesse an der Baumwelt wesenthch erhöht, Achtung vor derselben verbreitet und ihr dadurch ein viel sicherer Schutz verliehen, als durch viele zu diesen Zwecken erlassene, wenn auch au und für sich wohl nützliche Verordnungen. Diese eben näher bezeichnete physiologisch- morphologische Partie selbst hat in der letzten Zeit durch die zalilreichcn und instruktiven Exemplare von Inschriften und Bäumen , worunter allein 6 in bestimmten Beziehungen zu den Jahresringen stehen, eine sehr wesentliche Bereicherung erfahren. Jlültljeiliiuijeii üöeu Die iieiiefleii lJ|rttii,^eii. (Fortsetzung.) 103. Echidnium Schomburgkii Schott hat van Houtte in Gent in den Handel gebracht und schliesst sich dem von uns bereits in der Wochen- schrift besprochenen E. Spruceanum (10. Jahrg. der Wochenschrift S. 103) an. Die Pflanze stammt aus dem holländischen Guiana (aus Surinam) und zieht gleich der genannten Art und allen verwandten Pflanzen aus der Aroideen-Gruppe der Dracontieen ein. 104. Eleusine Barcinonensis ist ein sjiani- sches Gras, das von Ch. Huber et Co. in Hyeres zu Einfassungen empfohlen wird. Es erreicht eine Höhe von I5 bis 2 Fuss und bestandet sich unge- mein. Gleich den übrigen Eleusine -Arten werden die dicken Aehren an der Spitze des allgemeinen Halmes fingerförmig getragen. 133 105. Eopepon vitifolius ist eine nordchine- siscbe Cucurbitacee, welche essbare Knollen tragen soll. Wahrscheinlicb hält sie bei uns aus und würde dann wegen ihres üppigen Wachsthumes zum Ueber- ziehen von allerhand Gegenständen ganz vorzüglich sein. Sie ist perennirend und treibt aus der Wurzel zahlreiche Stengel, dicht mit denen der Weinrebe ähnlichen Blättern besetzt. Die grossen und weissen Blüthen sind gefranst, was der ganzen Pflanze ein reizendes Ansehen gibt. Die Frucht hat die Grösse und die Fai'be einer Orange. Vilmoriu- And rieux et Co. in Paris haben die Pflanze in den Handel gebracht. 106. Epidendron Giesbrechtianum A. Rieh, ist E. tripunctatuui Lindl., eine noch sehr seltene Orchidee in der Form des E. hastatum Lindl., welche weiter verbreitet zu werden verdient. Die Blumen haben oben eine helle kupferrothe Farbe, unten hingegen sind sie grünlich-gefärbt. Die weisse Lippe ist roth-gestreift. Sie wurde von dem oft erwähnten Reisenden Giesbrecht fder von Fran- zosen, Belgiern und Engländern, aber auch von Deut- schen oft fälschlich Ghiesbreght geschrieben wird) bei Oasaca in Mexiko entdeckt und blühte unlängst, wohl zum ersten Male, in England. 107. Epidendron Ibaguense ist von Back- house and Son aus Neugrauada eingeführt worden und treibt schlanke, mit fleischigen Blättern besetzte Stengel. Ein dichter Busch orangengelber Blüthen befindet sich an der Spitze. 108. Eranthemura elegansMast. ist eine der schönsten, weil auch reichblüheuden Arten dieses Geschlechts. Es wurde zwar von der Insel S. Trini- dad (Westindien) bezogen, möchte aber doch, gleich den beiden nahe verwandten E. crenulatura Wall, und bicolor Schrank, ostindischen Ursprungs sein. Die Pflanze baut sich ziemlich biischig, hat ellip- tische und schwach buchtig- gezähnte Blätter und trägt die weissen Blüthen in grossen, endständigen Rispen. Da die letztern allmählig sich entfalten, so dauert die Blüthczcit wenigstens 4 Wochen. Aus- gezeichnet ist die Blume durch ihre beiden Lippen, von denen die untere mit purpurrothen Flecken versehen ist. Da der Name E. clegans bereits von Robert Brown einer in Neuholland wachsenden Art schon früher gegeben wurde, so möchte der Autor des Namens unserer Pflanze sich veranlasst sehen, seine Pflanze anders zu benennen. 109. Erica azorica Höchst, befindet sich viel- leicht noch als Erica scoparia in botanischen Gärten; in denen der Liebhaber möchte sie aber kaum kul- tivirt werden. Wir sind Haage und Schmidt in Erfurt besonders dankbar, dass sie diese hübsi^he Haide, wenigstens Samen davon, wiederum von den Azoren eingeführt haben. Die Pflanze wächst baum- artig und ist mit einem rostfarbenen Filz bedeckt. Die haideähnlichen Blätter stehen zu 3 in einem Quirl und die einseitigen Blüthen haben entweder eine hellrothe oder eine grünliehe Farbe. 110. Erythrina tuberculata wurde von Rözl unter diesem Namen aus Mexiko eingeführt, ist aber keineswegs zu einer weiteren Verbreitung gekom- men. Botanisch untersucht möchte die Art noch nicht sein; wir finden sie überhaupt nur einmal in Regel's Gartenflor (8. Jahrg. S. 278) erwähnt. Auf jeden Fall ist diese Erythrina interessant und stellt eine zwergige Pflanze von 2 Fuss Höhe dar. Es kommen zahlreiche Stengel zugleich aus dem Boden und blühen sämmtlich an ihren Spitzen in reichlich- ster Fülle. Die einzelnen Blumen haben eine bren- nend-rothe Farbe und einen Durchmesser von 3 Zoll. Auch von dieser Pflanze ist von Haage und Schmidt in Erfurt Samen zu beziehen. 111. Eurycles Cunuinghami Ait. ist eins von den vielen schönen Zwiebelgewächsen, beson- ders Amaryllidaceen, welche sich in dem Etablisse- ment von van Houtte in Gent vorfinden und nicht genug zu empfehlen sind. Vor einigen Jahrzehnten wurden diese Pflanzen viel mehr kultivirt imd er- freuten sich eines allgemeinen Beifalles der Lieb- haber, weshalb wir auch jetzt und immer wieder von Neuem darauf aufmerksam machen. Eurycles Cunuinghami Ait. gehört wegen ihres Kranzes in die Nähe der bekannteren Hymeuocallis- und Is- mene- Arten, wächst aber auf der Hauptinsel des fünften Erdtheilcs, auf Neuholland. Die weissen Blütlien befinden sich am Ende eines allgemeinen, unmittelbar aus der Zwiebel hervorkommenden Stie- les und sind ohne Geruch. Sie sind ausserdem röh- rig mit flachem, 6-theiligem Rande und haben meist die bedeutende Länge von 1} Zoll. 112. Ferula gigantea wird von Ch. Huber et Co. in Hy^res empfohlen und soll grösser und stärker werden, als F. communis L. Eine gute Eigenschaft soll auch sein, dass sie bei ims im Freien aushält. Das ist in der Regel bei allen Fe- rula-Arten der Fall, welche vom armenisch-persischen Hochlande stammen. Ob diese Ferula gigantea die- selbe ist, wie die Hornemann'sche Pflanze d. N., welche in Kopenhagen kultivirt worden, aber nicht beschrieben zu sein scheint, wissen wir nicht. Es wäre jetzt Gelegenheit geboten, sich blühende und Fruchttragende Pflanzen zu verschaft'en und die Art endlich botanisch festzustellen. W^ir macheu übri- gens Gartenbesitzer auch auf andere Ferula -Arten als Blattpflanzen auf Rasen aufmerksam. Sie neh- men, wie die Heraclcen, ebenfalls grosse Dimen- sionen ein, haben aber ein schöner grüngefärbtes und sehr fein zertheiltcs Laub. Seit Jahren wird eine solche, leider noch nicht bestimmte Ferula im 134 botanischen Garten zu Berlin auf diese Weise kul- tivirt und gefällt ungemein. 113. Ferula sulcata des Verzeichnisses von Haage und Schmidt in Erfurt ist vielleicht F. gigantea, weil sie ebenfalls riesige Dimensionen an- nehmen soll. Die eigentliche F. sulcata, welche Des- fontaines beschrieben hat und in Italien und im südwestlichen Europa, sowie in Nordafrika, wild wächst, wird nicht so gross, möchte auch kaum bei uns im Freien aushalten. 114. Ficus dealbata Liud. befand sich unter den 6 neuen Pflanzen, welche Linden vor zwei Jahren im Jardin reserve ausgestellt hatte (siehe 10. Jahrg. der Wochenschr. S. 171), hatte aber da- mals den Namen F. argentea. Warum hat Lin- den unnöthiger Weise diesen Namen umgeändert? Der zuerst gegebene Name möchte um so eher wieder hergestellt werden, als, wenn wir nicht sehr irren, bereits eine andere Gartenart den Namen Ficus dealbata erhalten hat. Was übrigens die Lin- den'sche, von Wallis im oberen Amazoneugebiete entdeckte Ficus-Art anbelangt, so verdient sie im hohen Grade die Berücksichtigung der Liebhaber und Handelsgärtner. 115. Ficus eburnea heisst bei William Bull in London eine Art mit grossen, immergrünen und länglichen , aber zugespitzten Blättern von 15 Zoll Länge und 9 Zoll Breite. Aus der glänzenden und freudig grüucn Oberfläche tritt ein elfeubeiuweisser Mittelnerv hervor und verleiht dem Blatte eiuen eigenthümlichen Reiz. Vaterland ist Ostindien. 116. Galauthus latifolius Rupr. ist ein kau- kasisches Schneeglöckchen, das zwar dem G. pli- catus Bieb. nahe steht, sich aber durch freudig- grüne, dünnhäutige und sehr breite (selbst bis zu 1 Zoll) Blätter unterscheidet. Die Blüthe gleicht der unseres gewöhnlichen Schneglöckchens (G. ni- valis L.) ungemein. 117. Gardenia hexagona Lern, ist eine neue brasilianische Art dieses Geschlechts, welche Ambr. Verschaffelt in Gent erst in den Handel bringen wird. Sie bildet einen niedrigen, buschigen Strauch mit elliptischen Blättern und grossen, weissen Blü- then in Büscheln, welche einen sehr angenehmen Geruch verbreiten. 118. Ob Gaultheria floribunda beschrieben ist oder nicht, ist uns unbekannt; Haage und Schmidt in Erfurt bieten Samen an. Die Gaulthe- rieu Chili's und Peru's schliessen sich den Vacci- nien an und bilden immergrüne Blütheusträucher mit meist endständigen und dann Trauben bildenden Blüthen, in der Form denen der Androuieden ähn- lich (s. 10. Jahrg. d. Wochenschr. S. 110). Vorlie- gende chilenische Art ist besonders reichblühend. 119. Geouoma imperialis hat William Bull in London aus Südamerika erhalten und soll, we- nigstens jung, eine der schlankesten Arten dieses Geschlechtes darstellen. Die gefiederten Blätter ha- ben schmale Fiederblättehen und schlanke Stiele. 120. G eonoma Seemanni ist eine andere Art des Geschlechtes von zvvergigem und gedrängtem Wüchse. Die nach oben sich verbreiternden Blätter sind ziemlich tief 2-lappig und geben dadurch der Pflanze ein eigenthümliches Ansehen. Nach dem Namen zu schliessen, hat Dr. Seemann, der sich, wie schon früher gesagt wurde, jetzt in Central- Amerika befindet, die Palme nach Europa gesendet. 121. Gladiolus cruentus Moore erhielt Wil- liam Bull aus Südafrika und schliesst sich in je- glicher Hinsicht dem beliebten Gl. cardinalis Gurt., besonders der Gartenform Colvülei, an. Die starke, kräftige Pflanze treibt einen 21 Fuss hohen Stengel mit ziemlich 1 Zoll breiten und blaugrünen Blättern. Ungefähr ein Dutzend grosser (fast 4 Zoll im Durch- messer enthaltender) Blüthen von lebhaft-blutrother Farbe und von fast regelmässigem Bau bilden eine einseitige Aehre. Ausgezeichnet gefärbt sind noch dadurch 2 untere und seitliche Blumenabschnitte, dass sie in der Mitte, aber mehr nach der Basis zu, eine weisse, roth- gesprenkelte Zone besitzen und nach oben ihre dunkelrothe Farbe in ein feuriges Scharlach umändern. Es unterliegt wohl keinem Zwei- fel, dass diese Art Gelegenheit geben wird, eine neue Reihe von Gladiolen in's Leben zu rufen. 122. Godoya splendida Planch. bildet einen. 8 bis 10 Fuss hohen Strauch mit grossen gefiederten Blättern, welche aus 9 länglichen und lederartigen Blättchen von 4 und 5 Zoll Länge bestehen. Die prächtigen, weissen Blüthen von der Grösse einer Lilie und zu 10 bis 15 zu einer Rispe vereinigt, verbreiten einen ausserordentlich angenehmen Ge- ruch. Die Pflanze, welche nicht genug emptohlea werden kann und von Linden aus Kolumbien be- zogen wurde, gehört nach Hooker und Bentham in die Familie der Ochnaeeen. 123. Goodyera japonica BI. ist nach Mi- quel identisch mit Reichenbach's G. Schlech- tendahlii, welche 11 Jahre früher beschrieben wurde. Wir bezweifeln es, da Reichenbach seiner Pflanze Querzonen auf der Oberfläche der Blätter gibt, während bei unserer Pflanze diese eine dunkel- oliveufarbige Oberfläche mit blendendweisser (in der Jugend jedoch zartrosarother) Längsbinde in der Mitte besitzt. Die Orchidee schliesst sich an Schön- heit den übrigen Arten aus derselben Gruppe an. 124. Grevillea Banksii R. Br. gehört zu den schönsten Arten dieses Geschlechtes und bildet einen hübschen Strauch, dessen junge Zweige mit einem fuchsrothen Filz besetzt sind, während die bis 6 Zoll langen und fiederspaltigen Blätter 6 bis 12 verlän- 135 gerte und sehr schmale Abschnitte besitzen, welche auf der Unterfläche mit einer seidenglänzenden Be- haarung verscheu sind. Die bis 8 Linien langen, röhrenförmigen und ebenfalls fuchsroth- behaarten Blüthen bilden dicht-gedrängte Trauben von 1 bis 3 Zoll Länge an der Spitze der Zweige. Vaterland ist Neuholland, wo die Pflanze schon von Robert Brown entdeckt wurde. 125. Grias zamoreusis Lind, wächst in der Republik Ecuador uud schliesst sich im Ansehen der von uns schon einige Male besprochenen Grias cau- liflora (s. 10. Jahrgang d. Wochenschr. S. 410) als schöne Blattpflanze mit einfachem Stamme und grossen , ziemlich wagerecht abstehenden Blättern von über H Fuss Länge imd 5 bis 7 Zoll Breite an. Sie hat ausserdem noch einen besonderen Reiz, dass die jungen Blätter eine gelbröthliche Farbe be- sitzen, welche sich aber rasch in ein duukeles Grün umwandelt. 126. Von Gvnerium argenteum N. v. E. sind seit einigen Jahren eine Reihe von Formen in den Handel gekommen, welche aber nur geringen Werth besassen ; desto mehr kann man jedoch die erst un- längst zufällig aus Samen erhaltenen Formen mit weissgestreiften Blättern empfehlen. Die erste Form züchtete, wenn wir nicht sehr irren, Rendatier in Nancy und wurde in den Verzeichnissen als al bo- lin eatum aufgeführt. Dagegen wurde in der Gärt- nerei von Hans in Mühlhausen im Elsass eine zwar kleinere, aber gedrängter wachsende Form gezüch- tet, wo die Blätter fast ganz weiss und nur von schwachen grünen Längsstreifen durchzogen sind. Diese Form hat den Namen Gjnerium elegans foliis niveo-vittatis erhalten. Endlich wird in dem neuesten Lemoine'schen Verzeichnisse eine dritte panachirte Form aufgeführt, welche von dem Gärtner Meny in Wesserling gezüchtet und deshalb auch Gynerium Wesscrliugii genannt wurde. Hier wechseln blendend-weisse Längsstreifen mit dunkelgrünen auf der Oberfläche ab, während auf der Unterfläche nur ein gelblich-weisses Mittelband vorhanden ist. 127. Ueber Gymnogramme Laucheana C.Koch haben wir erst unlängst gesprochen (S. Gl und 103). Den dort empfohlenen Formen, welche vom Kunst- und Haudelsgärtner Stelzner in Gent gezüchtet und in den Handel gebracht wurden, fü- gen wir noch 2 englische Formen, resp. Blendlinge, hinzu. G. Laucheana corymbosa haben Hender- son und Sohn in London in den Handel gebracht und steht der Stelzner'schen aurea cristata inso- fern nahe, als die eizelnen Blätter sich ebenfalls plötzlich verzweigen, aber nicht erst, wie bei genann- ter Form, an der Spitze, sondern schon unterhalb der Mitte. Die Pflanze wächst zwergig. 128. Gymnogramme Parsoni dagegen, die von Williams in London gezüchtet und auf der Genter Ausstellung im vorigen Jahre zugleich mit aurea cristata ausgestellt wurde, hat vielmehr das Ansehen der früher von uns besprochenen G. We- tcnhalliana, ist aber kein Silberfarn, wie dieses, son- dern ein Goldfarn. 129. Von Habrothamnus elegans Brongn. ist jetzt in England eine panachirte Form gezogen, welche nach Ihrem Züchter den Beinamen Hawk- shawiana erhalten hat. 130. Hakea spinosa ist eine noch nicht sicher festgestellte Art, welche Ferd. Jlüller, der Di- rektor des botanischen Gartens in Melbourne, nach England gesendet hat. Sie gehört zu der Reihe von Arten, welche sich durch harte, nadeiförmige Blätter auszeichnen. Sollte es nicht H. pugionitormis Cav. sein? Die steifen und mit einer stechenden Spitze versehenen Blätter werden bis zu li und selbst 2 Zoll lang angegeben und sitzen dicht an den Zweigen. Die Pflanze bildet einen buschigen und sich sehr verästelnden Strauch aus der Familie der Proteaceen. 131. Helenium Bolanderi nennen Haage und Schmidt in Erfurt einen wahrscheinlich dem bekannteren H. quadridentatum Lab. nahe ver- wandten Körbcheuträger aus Kalifornien mit grossen, goldgelben Blüthenkörbchen (s. 1. Jahrg. d. Wochen- schrift S. 66). Wir haben bereits ein Sommerge- wächs dieses Geschlechtes aus demselben Lande, das vom botanischen Garten zu Berlin als H. califor- nicum Lk verbreitet wurde, aber keineswegs Bei- fall gefunden hat; ob es dieser Art besser ergeht, müssen wir abwarten. 132. Helianthus Maximilianl Schrad. brin- gen Ch. Huber et Co. in Hy^res in den Handel, wurde aber bereits im Jahre 1835 im Göttinger botanischen Garten kultivirt. Seit dieser Zeit war die Art gänzlich wiederum aus den Gärten ver- schwunden. Sie gehört zu den Stauden, welche sich sehr verästeln und kleine Blüthenkörbchen besitzen, und steht zwischen dem bekannten Helianthus cali- fornicus DC. und giganteus L., welche beide noch in den meisten butanischen Gärten sich vorfinden. Nach Huber soll H. Maximiliani sich zu Grup- pen, nicht aber zu Einzelexemplaren eignen. 133. Helichrysum serpyllifolium Lcss. ist eine alte, den Botanikern wenigstens bekannte Ln- mortelle aus Südafrika, die sich noch in manchen botanischen Gärten vorfindet und einen verästelten Halbstrauch darstellt. In den Gewäclishäuscrn der Liebhaber iiaben wir sie noch nicht gesehen. Die umgekehrt-eiförmigen Blätter sind auf der Ober- fläche von spinnwebartigen langen Haaren graufilzig. Die Blätter des rundlichen Hüllkelches sind weiss. 136 134. Hemerocallis picta heisst eine uns we- gen ihrer Stellung im Systeme noch nicht klare Liliacee (im weiteren Sinne), deren Vaterland uns ebenfalls noch unbekannt ist. Die rinnenförmigen und in 2 Reihen stehenden Blätter sind eigenthüni- lich braun und hellgrün oder weiss gezeichnet und geben der ganzen Pflanze ein merkwürdiges An- sehen. Vollständig entwickelt, sollen sie sich wie die Ripj^eu eines Fächers ausbreiten und elegant über- gebogen sein. 135. Heraclcum Panaces L. wird von Haage und Schmidt als grossblättrige Blattpflanze em- pfohlen. Auf jeden Fall möchte es dem bei uns bereits vielfach verwendeten und als Einzelpflanze auf grösseren Rasenstücken ganz vorzüglich sich ausnehmenden H. persicum Hort. Par. nachstehen. (Vergl. übrigens in Betreff der Heracleum- Arten den vorigen Jahrg. d. Wochenschr. S. 141.) 136. Hibiscus Hügelii Endl. gehört zu den neuholländischen Arten dieses Geschlechtes, deren Kenntniss man dem bekannten Reisenden und Pflau- zeulicbliaber, Freiherrn von Hügel (jetzt öster- reichischen Gesandten in Brüssel) , verdankt. Die Pflanze wächst strauchartig, ist mit einem grauen Filz bedeckt und trägt eirunde und ganzrandigc oder dreilappige Blätter. Die ziemlich grossen Blu- men besitzen eine purpurviolette Farbe. Haage und Schmidt in Erfurt, welche Samen der Pflanze aus dem Vaterlande bezogen haben, empfehlen sie auch zum Auspflanzen in's Freie während der Som- merzeit. 137. Hibiscus Reevesii kennen wir nicht, vermutlien aber, dass er aus China stammt. Nach Haage und Schmidt in Erfurt, von denen mau ebenfalls Samen beziehen kann, ist die Pflanze, wie die vorige, strauchartig und hat sehr grosse Blumen von leuchtender Karmoisinfarbe. Im Sommer soll sie, in geschützter Lage in's Freie gepflanzt, sich durch Blüthenfülle auszeichnen. 138. Hibiscus vulpinus Reinw. stammt aus Java und wird von van Houtte in Gent in den Handel gebracht. Er gehört in die Abtheilung der Bombicellen, welche sich durch behaarte Samen aus- zeichnen. Die ganze Pflanze ist mit grauen Stern- haaren besetzt und ihre gestielten Blätter haben eine runde Gestalt mit herzförmiger Basis, sowie einen gezähnelten Rand. Der äussere Kelch ist 10 oder 12 Mal getheilt. 139. Hornemannia bicolor Willd. ist Mazus rugosus Lour. , früher wohl auch als Lindei-uia ja- ponica Thunb. in den Gärten, im südlichen und süd- östlichen Asien sehr verbreitet und gehört zur Fa- milie der Maskenblüthler (Personatae). Sie ist eine krautartige Pflanze, deren umgekehrt-eirunden oder spathelförmigen und grobgezähnten Blätter eine Ro- sette bilden , während sie an den verästelten Sten- geln klein und gering an Zahl sind. Die blauen, am Gaumen aber gelblichen und weisslichen Blüthen bilden endstäudige Trauben von 3 bis 6 Zoll Länge. 140. Jamesia americana T. et Gr. ist ein Strauch aus Neumexiko, der möglicher Weise bei uns, wenigstens im Winter bedeckt, aushalten möchte. Er verästelt sich sehr und hat die eirunden, abfal- lenden und einander gegenüberstehenden Blätter mit grobgesägtem Rande auf der Unterfläche weisslich behaart. Die kleinen, weissen, aber auf der Innen- fläche behaarten Blüthen bilden gedrängte Schein- dolden, welche sich nicht über die Blätter erheben. Die Pflanze steht in der Nähe von Decumaria und gehört mit dieser zur Familie der Saxifragaceen. 141. Jasioue humilis Lois. schliesst sich der bei uns in Deutschland wild wachsenden J. perennis vollständig an und wächst nur noch niedriger. Sie ist eine Staude und treibt mehre und zugleich ver- ästelte Stengel, welche im Spätsommer und Herbste blaue Blüthenköpfe tragen. Vaterland sind die Py- renäen. (Fortsetzung folgt.) Sclxöne Loi'beei'bäxime. Vielfachen an uns gerichteten Anfragen nach- zukommen, theilen wir mit, dass in dem grossen Garten -Etablissement von Jean Verschaffelt in Gent (Belgien) eine grosse Auswahl von über 300 Paar der schönsten Lorbeerbäume, und zwar als Kronenbäumchen, sowie als Pyramide, zur Verfü- gung steht. Nach der Grösse und Schönheit der Bäume ist natürlich der Preis ebenfalls verschieden und kosten die ersteren das Paar 12, 18, 20, 30 und selbst 40, die letzteren hingegen 20 bis 80 Thlr. Mit Vergnügen wird der Besitzer bereit sein, auf Anfragen Auskunft zu ertheilen. Im Verlag von Ferd. Enke in Erlangen ist soeben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Koch, Prof. Dr., Dendrologie. Bäume, Sträucher und Halbsträucher, welche in Mittel- und Nord- Europa kultivirt werden. I. TheiL gr. 8. geh. 4 Thlr. oder 7 fl. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Ziramer-Straa3e No. 91. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Tereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Köiiigl. Prenssischen Staaten für No. 18. Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor II>r. Karl Klocti, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 8. Mai 1869. Preis des Jahrganges 5J Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Eine Auswahl von Blüthensträuchern für's Kalthaus in den Monaten Mäi'z und April. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IV. — Mittheilungen über die neuesten Pflanzen. (Fortsetzung.) Eine .Aixs^vahl von Blüthensträuchern fürs Kalthaus in den Monaten März und April, In dem Königlichen botanischen Garten in Neu- Schöneberg (Berhn) befindet sich seit Jahren schon ein kleines Kalthaus, gefüllt mit einer nicht geringen Anzahl von kleineren Blüthensträuchern, welche in den Monaten März und April einen seltenen Blüthen- schmuck entfalten, wie er kaum in den Gewächs- häusern der Liebhaber geboten wird. Es sind nicht Neuheiten darin, wie man leider in unserer neue- rungssüchtigen Zeit meist immer nur haben will; sondern wer seit längerer Zeit schon den Fort- schritten, aber auch dem Wechsel und der Mode, in der Gärtnerei, wie Schreiber dieser Zeilen, gefolgt ist, findet fast lauter alte Bekannte aus frühern Jahren darin vor. In den Gärten der Liebhaber haben diese Blüthcnsträucher leider nicht immer schöneren Pflan- zen Platz machen müssen. Man freut sich, dass wenigstens ein Garten noch existirt und im Stande ist, an die guten alten Zeiten der Schaupflauzen, hauptsächlich der neuholländischcn und südafrikani- schen Blüthcnsträucher aus den Familien der Hal- den, der Diosmeen, der Thymeläaceen, der Kliamna- ceen, der Schmetterlingsblüthler, dcrMimoscen u.s.w., zu erinnern. Man möchte fragen: wie war es nur möglich, einen solchen Schmuck aufzugeben? Mag dem sein, wie ihm wolle; wir ergreifen jetzt die Gelegenheit, um Liebhaber auf die alten Blüthcnsträucher einmal wieder aufmerksam machen zu können. Es liegt eine geraume Zeit zwischen dem Früher und Jetzt. Alle die meist feinblättrigen Blüthensträucher, wie sie vor 1 und 2 Jahrzehnten mit Liebe gepflegt und herangezogen wurden, könnten auch wieder einmal Mode werden und von Neuem Pflanzenfreunde entzücken, wie sie es schon einmal gethan haben. Deshalb versuchen wir ein anschau- liches Bild von ihnen zu geben, indem wir sie mit Angabe ihrer Farben der Reihe nach aufführen, so- weit wir sie nämlich in dem oben bezeichneten Kalt- hause des botanischen Gartens gefunden haben. Wir übergehen die echten kapischen und neu- holländischen Halden (Erica- und Epacris-Arten), da diese hei ihrer Reichhaltigkeit wohl eine besondere Abhandlung verdienen, beginnen dagegen mit Ruch- haiden oder Diosmeen, deren Blätter mit Oeldrüs- chen versehen sind und gerieben oft einen starken Geruch besitzen. Der letztere Umstand war Grund genug für Linne, obwohl nicht alle Arten wohl- riechend sind, das Genus, welches sie einschliesst, Diosraa, d. h. Göttergeruch, zu nennen. Neuerdings hat man aber das Genus wiederum in mehre zer- legt, die ebenfalls entsprechende Namen, wie Aga- thosma, Barosma (d. i. guter, starker Geruch) er- halten haben. Diese Diosmeen werden kaum 1 und 2 Fuss hoch und verästeln sich gleich von der Basis aus. An der Spitze der ruthcnförmigen Zweige be- finden sich meist in Form von Köpfen die in der Regel violetten oder weissen Blüthen. Wir nennen Diosma ciliata, Ventenatiana, obtusa, reflcxa, crenata und alba. Letztere besitzt die Blüthen einzeln in Blattwinkcln und gehört deshalb jetzt in das Genus Coleonema. Dazu gesellen sich, in dieselbe Familie 18 138 gehörend, einige rosa- oder weissblühende Adenandra- Arten, besonders A. grandiflora, speciüsa und fra- grans. Grössere weisse Blüthen haben die im Allge- meinen grösser werdenden und noch jetzt zu Schau- pflanzen beliebten Eriostemon-Arten, wo E. buxifo- lius und intermedius obenan stehen. Durch rosa- farbene Blüthen zeichnen sich dagegen die oft mit gefiederten Blättern versehenen Boronien aus. Wir nennen von ihnen nur B. tetrandra, Moliui, Drum- mondii und serrulata. Abnorm unter den ßuchhai- den stehen, da sie, gleich den echten Haiden, eine einblättrige Krone haben, die Correen und gehören zu den Blüthensträuchern, welche sich, hauptsächlich die im brillantenen Roth der Blüthen erscheinenden Arten, wie C. speciosa mit vielen Formen, in der Mode ei'halten haben. Unter den Thymeläaceen verdienen vor Allem die sehr wohlriechenden Daphne-Artcn, wie die ja- panische D. odora und die daraus und mit unserm gewöhnlichen Seidelbaste (D. Mezereura), sowie mit D. neapolitana, gezogenen Blendlinge , welche als D. hybrida, Dauphini und Delahayana vorkommen, un- sere Beachtung, auch wegen der langen Blüthezeit, welche sie besitzen. Weiss- und rosablUhende Blü- thensträucher aus dieser Familie liefert das neuhollän- dische Genus Pimelea, aus dem wir nur P. spectabilis, decussata, ligustrina und hypericina nennen wollen. In Betreff der letzteren scheint es uns, dass P. li- gustrina die weibliche, hyperina hingegen die männ- liche Pflanze einer und derselben Art darstellt. Wenn auch die kapischen Gnidien weniger in die Augen fallende Blüthen besitzen, so nehmen sich doch die bald weissen, bald gelben Blüthenköpfe am Ende der mit nadeiförmigen Blättern besetzten Zweige recht hübsch aus. Ein geringer Theil, wie Gn. simplex (aurea Lodd. et Hort.) blüht im Herbst, die meisten anderen Arten entfalten dagegen im März und April ihre Blüthen. Hierher gehört be- sonders G. imberbis oder carinata und pinifolia, so- wie die mehr breitblättrige Gn. denudata (virescens Hort.). In dem genannten Kalthause befindet sich aber noch eine Art, welche im Aeussern der Gn. pinifolia sehr ähnlich sieht, die Nektarien in der Blüthe aber nicht behaart enthält. Unter den Rhamnaceen spielten früher die ka- pischen Phylica-Arten eine Rolle; ihre Blüthen sind rosenroth oder weiss. Aus ihrer Zahl nennen wir Ph. ericoides, rosmarinifolia und thymifoHa. Wir fügen Pomaderris phylicaefolia, einen neuholländi- schen Strauch mit gelben Blüthen, au, obwohl er erst im April zu blühen beginnt, seine Blüthen aber bis zum Juni hält. Neuerdings sind jedoch Blüthensträucher aus einem Rhamnaceen-Genus für die Kalthäuser Mode geworden, wie es früher nicht der Fall war. Wir meinen die kalifornischen und überhaupt amerikanischen Ceanothus- Arten mit schön- blauen Blüthen. Eine allgemeine Vei-breltung haben sie aber leider doch nicht erhalten. Obenan stehen unbedingt C. azureus und floribundus, denen wir n'och C. dentatus und divaricatus beifügen wollen. Unter den Schmetterlingsblüthlern spielten früher die neuholläudischen Arten mit einfachen Blättern eine Rolle. W^o sind all' die Brachysemen, Gompho-, Oxy-, Gastro- und Platylobien, die Daviesien, Bos- siäen, Goodien, Dilwynien u. s. w., welche man früher in so grosser Auswahl kultivirte, hingekommen? Kaum sieht man noch einige Chorizemen, Hoveen, Eutaxien, Pultenäen und etwa noch Actus in den Gärten der Liebhaber. Chorizema ilicifolium (va- rium) ist fast der einzige Blüthenstrauch, der sich noch eines allgemeinen Beifalles und in mehrern Formen erscheinend, erfreut. Die anderen hübschen Arten, wie Ch. Henchmanni, Hendersoni, spectabile u. s. w., findet man nur noch vereinzelt. Auch Hovea Celsii mit ihren dunkelblauen Blüthen sieht man nur noch hier und da, ebenso Eutaxia myrtifolia und floribunda; ferner Aotus gracillimus mit kleinen, aber um so gedrängter stehenden goldgelben Blü- then mit brauner Zeichnung; endlich Pultenaea po- lygalaefolia, Paxtoui, floribunda u. s. w. Aus der Zahl der reich und dankbar blühenden Arten mit violetten oder rothen Blüthen machen wir vor Allem noch ausserdem auf die, zum grossen Theil aber später blühenden Indigofera-Arten aufmerksam. Wie oft ist in den früheren Jahren in den Be- richten der Fest- und Frühjahrs -Ausstellungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues der klei- nereu, strauchartigen Akazien mit selten gefiederten, meist nadeiförmigen oder von der gewöhnlichen Form abweichenden [Blättern, sogenannten Phyllo- dien, gedacht worden, und wie wurden sie in der Fülle gelber Blüthenköpfchen bewundert? Es sind 11 Jahre her, wo wir eine kleine Abhandlung über die strauchigen Akazien mit kleinen, aber gefiederten Blättern (also aus der Abtheilung der Pulchellae) in der Berliner allgemeinen Gastenzeitung (S. 193) veröfientlichteu. Von den 12 — 15 Arten, welche da- mals in den Gärten kultivirt wurden, sieht man nur noch hier und da die eine oder andere vereinzelt, so die reizende A. pentadenia Lindi. (Neillii Hort.), ignorata C. Koch (pentadenia Hort.), Drummondii, pulchella und hispidissima. Von den nadelblättrigen sind tamariscina, mehre Formen der A. verticillata und juniperina, von den mit Phyllodien versehenen endlich A. alata, decurrens, decipiens und vor Allem die nicht genug zu empfehlende hastulata zu nennen. Schliessen wir noch einige Blüthensträucher, welche ihren Schmuck am Ausgange des Winters entfalten, aus anderen Familien an, so nennen wir zuerst eine Solanacec aus der allerdings abnorm da- 139 selbst stehenden Unterfamilie der Cestrineen, die peruanische Fabiana imbricata. Warum dieser nied- liche Strauch, genau vom Ansehen einer Haide, ob- wohl er sich schon seit sehr langer Zeit in botani- schen Gärten befindet, gar nicht in die Kalthäuser weder der Handelsgäi'tner, noch der Liebhaber, ge- langt ist, haben wir nie begreifen können und be- greifen es noch um so weniger, als ihre Kultur doch keineswegs schwierig zu sein scheint. Nächstdem nehmen die, auch den Sommer hin- durch blühenden Polygalen, obwohl sie zum gröss- ten Theil wegen ihrer Höhe weniger hierher ge- hören, unsere Aufmerksamkeit in hohem Grade in Anspruch. Wir erinnern an P. speciosa, myrtifolia, Pappeana , latifolia und cordata , sowie an Dalmai- siana, ein Blendling der beiden letzteren. Ihre Blüthezeit zieht sich lange hin. Ihre grossen, meist violetten Blüthen nehmen sich zwischen dem schö- nen Laube vorzüglich aus. Den kleineren Blüthen- sträuchern, auch hinsichtlich der Blüthen und Blät- ter, schliessen sich Polygala (jetzt Muraltia) Heisteri und mixta an. Eine sehr hübsche Pflanze ist Westringia tri- phjlla, eine noch näher zu bestimmende Labiate aus Neuholland mit ziemlich grossen und blendend- weissen Blüthen, welche besonders zwischen den gelbblühenden Akazien, den violetten oder weissen Diosmeen n. s. w. sich gut ausnimmt. Das ist wie- derum ein Blüthenstrauch, mit dem für Handels- gärtner etwas zu machen wäre! Gedenken wir noch der hübschen, von uns zu- erst beschriebenen Libonia floribunda, welche all- mählig anfängt, in der Handelswelt eine Bedeutung zu erhalten. Bereits ist sie auf den Berliner Märkten in grossen Mengen zu beziehen. Es ist eigenthüm- lich, dass diese Pflanze im ersten Jahre ihrer Ein- führung nur schwierig blühte, dann brachte sie we- nige Blüthen hervor und jetzt haben wir buschige Exemplare von li Fuss Durchmesser, wo man vor lauter orangefarbenen, an der Spitze aber rothcn Blüthen fast keine Blätter mehr sieht. Sciiliesslich wollen wir noch die früher in Gär- ten viel kultivirten, südafrikanischen Immortellen aus dem Genus Helipterum (Anaxeton und Aphe- lexis) nennen. Selbst im Zimmer fand sich eine derselben: Helipterum humile DC. (als Xeranthemum und Ilelichrysum sesamoides bei den Gärtnern be- kannter) nicht selten vor, wurde aber noch häufiger mit H. sesamoides DO., eximium DC. und spe- ciosissimum zu Schaupflanzen herangezogen. Die ziemlich grossen , oft 1 Zoll und mehr im Durch- messer enthaltenden Blüthenkürbchen mit den silber- weissen, rosafarbenen oder purpurrotlicn Hüllkelch- Strahlen nehmen sich sehr gut aus und haben eine lange Dauer an der lebenden Pflanze. Allerlei au8 der Gärtnerei und Pflanzenkniide. IV. Diejenigen, welche im Jahre 1860 die Obst- Ausstellung der 3. pomologischen Versammlung deut- scher Pomologen und Obstzüchter im KroH'schen Lokale zu Berlin besucht haben, werden sich noch der schönen getrockneten Pflaumen erinnern, welche der Vorsitzende des Gartenbau -Vereines in Bor- deaux, der preussische Konsul Michelsen, ausstellte. Ihre Grösse sowohl, als ihr schönes Aussehen, vor Allem aber der feine Geschmack, wurden allgemein bewundert. Dergleichen aus Frankreich oft auch als Katharinenpflaumen*) schon seit langer Zeit bei uns eingeführten gewelkten Pflaumen oder Zwetschen werden von einer eigenthümlichen Pflaumenart ge- wonnen, die hauptsächlich in dem alten Lande der Guienne, und zwar an den Flüssen Lot und Ga- ronne, in der Nähe der Stadt Agen, kultivirt wer- den und sich durch robusteren Wuchs, durch grös- sere und auf der Oberfläche glänzende Blätter und durch grössere Früchte, vom Ansehen unserer Baueru- pflaume oder Hauszwetsche, auszeichnen. Uns schie- nen die Bäume wenig durch etwas hängende Aeste und durch eine halbrunde Krone von der sog. grossen oder Ungar. Zwetsche unterschieden zu sein. Uebri- gens scheint die Sorte, wahrscheinlich nach den ver- schiedenen Lokalitäten, sehr abzuändern, so dass sie Dochnahl im 3. Bande seines sicheren Führers der Obstkunde nicht allein unter 3 verschiedenen Namen, sondern sogar unter 3 verschiedenen Abtheilungen beschreibt. Eine vorzügliche Beschreibung und Ab- bildung der Pflaume von Agen ist in dem eben aus- gegebenen Aprilhefte der vortreffTichen periodischen Schrift von M. Mas (5. ann. p. 81 No. 41) enthalten. Diese Pflaume von Agen (Prune d'Ente oder Robe de Sergent) hat den sehr grossen Vortheil, dass sie sich, gleich unserer Hauszwetsche, sehr leicht welken lässt und dann eine lange Reihe von Jahren einen angenehmen Geschmack behält. Da die Frucht zugleich grösser und fleischiger ist, als unsere Bauern- pflaume, so verdient sie den Vorzug. Es wäre des- halb wohl zu wünschen, dass man auch bei uns Kultur -Versuche mit ihr anstellte, denn gewiss würde sie in manchen Gegenden von Deutschland dieselben Resultate geben, wie in Frankreich. Die Ungar. Zwetsche wird bei uns vollständig in ihrem Werthe erkannt; ob sie aber im Grossen zum Wel- *) Als IvatIiarinen]>flniimo wird in Frankreich gcwühnlicU auch die gelbe Dlaiimc von Tonrs verstanden, welche el)eulalls sehr viel getrocknet und hinsichtlieh ihres Geschmackes der Prune d'Ageu noch vorgezogen wird. Sie ist süsser und gewürz- hafter. 18* 140 ten taugt, darüber fehlen uns sichere Nachrichten. Die Fruchtbarkeit des Baumes von Agen und dem- nach auch der Ertrag sind bedeutend. Leider scheint sie aber eine besondere, von der anderer Pflaumen- bäume abweichende Kultur -Methode zu verlangen, die selbst im Vaterlande nur Wenige gut verstehen. Es gibt daher besondere Sachverständige, welche alljährlich das Beschneiden der Bäume besorgen und deshalb oft mehre Meilen weit herbeigeholt werden müssen. Es sei uns erlaubt, von der Fruchtbarkeit der Pflaumenbäume von Agen nur ein Paar Beispiele aufzuführen. Von 5 allerdings sehr gut gepflegten und ungefähr 25 bis 30 Jahre alten Bäumen wurde die Erndte auf dem Markte zu Agen für den sehr hohen Preis von 500 Frank (also über 130 Thaler) verkauft. Ein Grundbesitzer verkaufte an einem Tage von 26 Bäumen, welche seit 8 Jahren auge- pflanzt waren, für GOO Frank (160 Thlr) Pflaumen. Der Preis der getrockneten Frucht richtet sich natürlich nach ihrer Güte , Schönheit und Grösse. Wo 80 Früchte auf das Pfund gehen , wird der Centner zu 100, wo aber für dasselbe Gewicht deren 120 nöthig sind, nur zu 45 bis 55 Frank bezahlt. Dagegen kostet das Pfund mit nur 35 bis 40 Früchten schon 2 bis 2\, mit 20 bis 25 sogar 3 Frank. Diese grossen Pflaumen von Agen führen den Namen Prunes imperiales. Die Erndte der Früchte beginnt Mitte August und dauert bis Mitte September. Sie beschäftigt, wie man sich wohl denken kann, eine Menge von Menschen. Es gibt Grundbesitzer, welche allein jähr- lich 3 bis 400 Centuer erndteu. In diesem Falle werden 12 bis 15 Leute beschäftigt, welche 15 bis 20 Tage lang ununterbrochen welken. Hauptsache ist, dass das Welken nicht unterbrochen wird. Grundbesitzer, welche nur 2 bis 300 Centner Pflau- men trocknen, gibt es zwar nicht wenige im De- partement des Lot und der Garonne, wo Agen der Hauptort ist; im Allgemeinen werden aber in der Regel, da der Grundbesitz in jenen Gegenden, wie in ganz Frankreich, bekanntlich sehr zertheilt ist, von den einzelnen Familien weit gei'ingere Massen getrocknet und von Händlern aufgekauft. Seit den letzten 10 und 20 Jahren hat sich die Kultur der Pflaumenbäume von Agen behufs des Trocknens der Früchte um das Doppelte vermehrt. Man nimmt an, dass das ganze Jahr hindurch im genannten De- partement 12 bis 15 Millionen Aufträge (aff'aires) efi^ektuirt werden. Die Pflaumenbäume werden meist in Weinber- gen und in Weinfeldern, in Reihen mit 15 bis 20 Meter Entfernung und 6 bis 10 Meter auseinander stehend, gepflanzt, um hier, wie gesagt, die sorg- samste Pflege zu erhalten. Früher hatte man nur Wildlinge, welche mit besonderen Kunstgriflen aus Ausläufern herangezogen wurden. Jetzt veredelt man auch auf die Kirschpflaume, resp. auf Prunus divaricata , und hat gefunden , was man früher ab- leugnete, dass die Pflaumen hiernach schmackhafter werden. interessant ist es, dass man neuerdings unsere Mistel (Viscum album L.) auch auf einer Freiland- Azalee in England als Schmarozer beobachtet hat. Nach dem Berichte des betrefienden Gärtners, der diese Beobachtung gemacht hat, ist die Mistel ebenso kräftig, wie diejenigen Exemplare, welche sich in grosser Menge auf Apfelbäumen, Pappeln u. e. w. in der nächsten Nachbarschaft vorfinden. Obergärtner Spanmuth in Jannowitz bei Lauenburg in Pommern macht uns einige Mitthei- luugen über mehre ältere Pflanzen, welche ziemlich vergessen sind, aber immer noch zu einer weiteren Verbreitung empfohlen zu werden verdienen. Obenan steht unter diesen die prächtige Form einer Pas- sionsblume, welche von A. Verschaffelt in Gent vor nun 10 Jahren unter dem Namen Passiflora Impor'atrice Eugenie in den Handel gebracht wurde und welche auch bereits von uns besprochen ist. Wir haben sie bisher wohl in Belgien, nicht aber in Deutschland in Gärten gesehen; luid doch ist sie einer der dankbarsten Bluher, welcher den ganzen Winter hindurch in reichlichster Fülle sei- nen Blüthenschmuck entfaltet. Obergärtner Span- muth hat sie in einem Anauashause im freien Grund an einer Seitenwand. Nicht allein die schönen fleisch- farbenen Blüthen mit einem rothbraunen Fadenkrana nehmen sich gut aus, auch die grossen, dreilappigen, denen des Feigenbaumes nicht unähnlichen Blätter haben ein angenehmes Grün. Eine andere Schlingpflanze, welche vor bereits längerer Zeit während des Sommers ziemlich viel kultivirt wurde, ist Loasa oder Cajophora Her- bertii. Einige halten diese Pflanze für einen Blend- ling der C. lateritia mit dem sich nicht windenden L. Pentlandi; wahrscheinlicher möchte sie aber nur eine grossblumige Form der ersteren sein," welche mit weniger brenueuden Haaren besetzt ist. Ober- gärtner Spanmuth empfiehlt sie als Winterblüher, wo sie allerdings Sonne verlangt, dann aber auch ausserordentlich belohnend blüht. Nicht allein die schöne, ziegelrothe Farbe der Blüthe ist es, welche die Aufmerksamkeit auf sich zieht, noch mehr der eigentliche Bau derselben. Es ist zu bedauern, dass jetzt eine Menge kleinerer Schlingpflanzen, welche man früher in den Gärten der Liebhaber ziemlich häufig sah, jetzt ganz und gar aus diesen verschwun- den sind. Zu ihnen gehören unter Anderem noch Loasaceen, von denen wir vor Allem nur die rei- zende Blumenbachia insignis nennen wollen. 141 Mit Eecht macbt Obergärtner Spanmntli auf das zwar ebenfalls sehr alte, aber immer wiederum zu empfehlende Hippeastrum reticulatum ß. striatifolium in doppelter Hinsicht aufmerksam, da das Zwiebelgewächs zunächst seine freudiggrünen und mit einem blendend weissen Mittelstreifen ver- seheneu Blätter das ganze Jahr hindurch behält und dann im Blüthenschmucke besonders in die Augen fällt. In der Regel sind am Ende des Schaftes 4 lilagefärbte, aber dunkelgestreifte Blüthen vorhanden, die ziemlich lange Zeit dauern. Man sucht zu Beetpflanzungen und Arabesken kleine Pflanzen mit gelben Blüthen und langer Dauer. Gewiss sind 2 kleine Körbchenträger aus der Abtheiluug der Senecioneen und in Kalifornien einheimisch, nämlich Hymenoxys californica Hook, und Lasthenia californica Lindl. (richti- ger Eancagua glaberrima Endl.), ganz vorzüglich dazu geeignet. Beide verästeln sich von der Basis' an und tragen am Ende der Aestchen rundliche und strahlenlose Blüthenkörbchen von gelber Farbe. Obwohl beide Pflänzchen ziemlich verschieden von einander sind und die letztere völlig unbehaart ist, sowie linienförniige und einander gegenüberstehende Blätter besitzt, die erstere dagegen kurz behaart erscheint und ihre feinzertheilten Blätter abwechselnd stehen, so werden sie doch ganz gewöhnlich mit ein- ander verwechselt. Seit längerer Zeit ist zwischen zwei Franzosen, den bekannten agronomischen Schriftstellern Victor Chatin und Dr. Eugene Robert, ein Streit aus- gebrochen, welcher noch weiter ausgeführt zu wer- den scheint. Gegenstand des Streites ist der Sper- ling, welchen der Erstere für einen sehr nützlichen, der Andere für einen sehr schädlichen Vogel hält. "Während Victor Chatin verlangt, dass von Seiten der Polizei Alles geschehen soll, um hauptsächlich die junge Brut der Sperlinge zu schützen, will der Andere, dass diese möglichst ausgerottet werden. Beide behaupten, die Gründe ihrer Ansicht aus der Natur selbst geholt zu haben, und führen auch in der That, Jeder auf seine Weise, zahlreiche Beweise für ihre Behauptungen auf. Es ist nicht zu leugnen, dass der Sperling zu den Vögeln gehört, welche, besonders vmserem fei- neren Obst, oft sehr grossen Schaden anthun, welche selbst viele Getreidekörner auffressen, wenn auch hier grade von anderen Vögeln, und zwar vor Allem von den so sehr beliebten Tauben, weit mehr geschadet wird ; anderntheils ist aber der Nutzen der Sperlinge durch das Aufzehren schädlicher In- sekten sehr gross und möchte ohne Zweifel weit be- deutender sein, als ihr Schaden. Victor Chatin behauptet, dass in seiner Ju- gend (vor einigen 30 Jahren) die Zahl der Sper- linge in seinem Vaterlande, in Frankreich, weit grösser gewesen sei und dass' in Folge dessen un- sere Garten- und Feldfrüchte weit weniger von schädlichen Insekten gelitten hätten. Dergleichen Verwüstungen, wie sie jetzt fast alljährlich, bald hier, bald dort vorkommen, wurden früher nach ihm nicht beobachtet. Es mag dieses für Frankreich sehr wahr sein, denn in keinem Lande Europa's herrscht seit einigen Jahrzehnten eine solche Armuth an unseren kleinen Singvögeln, aber auch an Sper- hngen, wie in genanntem. Wie kann es aber auch Wunder nehmen, wo Jedermann, wenn er nur sei- nen Jagdschein löst, das Recht erhält, mit der Flinte herumzulaufen und, da es lange schon nicht mehr, wenigstens in einer grossen Anzahl von Departements, Wild zum Jagen gibt, die unschuldigen Vögel zu tödten. Mit welcher Rohheit dieses geschieht, davon haben wir uns während unseres mehrmaligen Auf- enthaltes in Frankreich leider sehr oft überzeugt. Es möchte für die französische Regierung die höchste Zeit sein, einem solchen Unwesen mit aller Ener- gie und Kraft entgegen zu steuern. Wenn Victor Chatin verlangt, dass man in Frankreich sich des Unglücks erinnern solle, welches England, Preussen, Ungarn u. s. w. durch die Aus- rottung der kleinen Vögel dereinst betroffen, so passt diese Behauptung wenigstens nicht auf Preus- sen, wo niemals ein solcher Mangel stattgefunden, wie jetzt in Frankreich, wo im Gegentheil seit längerer Zeit schon von Seiten der Regierung Alles geschieht, um die Singvögel zu schonen. Nirgends sieht man auch diese in solcher Menge, wie grade in Preussen und in Deutschland überhaupt. Selbst in grossen Städten, wie Berlin, sind Sperlinge eine ganz gewöhnliche Erscheinung im Winter und Im Sommer, während man sie auf den Strassen und selbst in den Gärten von Paris vergebens sucht. Lerchen, Finken und selbst Nachtigallen lassen bei uns im Freien und in Gärten ihre harmonischen Lieder während der Frühlingsmonate freudig erschal- len; in Frankreich entbehrt man dagegen diesen Genuss fast ganz und gar. Eben deshalb ermahnen wir Gärtner und Gar- tenbesitzer auf das Dringendste, ebenfalls beizutra- gen, dass die kleinen Vögel auf alle Weise geschont und gehegt werden. Tragen diese doch selbst nicht wenig bei, unseren Aufenthalt in Gärten und Parks zu verschönern und mehr zu beleben. Die Nistkästen, von denen wir so oft gesprochen, sind vor Allem geeignet, ihnen zu ihrer Vermehrung Gelegenheit zu geben, aber auch, um sie an unsere Nähe mehr zu gewöhnen, ' und können nicht genug empfohlen werden. Unserer und Anderer Aufmunterungen zur Anlegung dieser Nistkästen haben auch bereits er- freuliche Resultate gehabt. 142 Um schliesslich noch einmal auf den Nutzen der leider oft mit Unrecht verfolgten Sperlinge zurück- zukommen, 80 wollen wir noch die Berechnungen Chatln's, wieviel diese Vögel allein an Maikäfern jährlich vertilgen, anführen. Nach Chat in existiren in Frankreich gegen 30,000 Ortschaften (Commu- nen). Wenn man annimmt, dass in jeder Ortschaft nur 300 Sperlinge (gewiss eine viel zu kleine An- zahl) vorhanden sind, so gibt dieses für ganz Frank- reich doch 11,400,000 SperHnge. Während der Brü- tungszeit fängt jedes Sperliugspaar 60 Maikäfer für seine Jungen und frisst selbst gegen 25 , so dass die 1 1 Millionen Vögel mit ihren Jungen in den 30,000 Ortschaften täglich nahe 500 Millionen Mai- käfer vernichten. Nimmt man 30 Tage Brutzeit an, so erhöht sich deren Zahl noch um das Dreis- sigfache. 'J'homas Woodford in Eastwell Park bei Ash- ford in der Grafschaft Kent veröffentlicht in dem Gardener Chronicle die Maasse einiger grossen Taxus- bäume in dem genannten Park, die wir des Inter- esses halber hier folgen lassen. Der eine Baum misst im Umfange 16 Fuss 0 Zoll englisch in einer Höhe von 1 Fuss über dem Boden, 14 Fuss 4 Zoll in 5 Fuss Höhe und 14 Fuss 6 Zoll in 10 Fuss Höhe, wo die ersten Aeste beginnen. Das Exem- plar ist in guter Beschaffenheit, vollkommen unver- sehrt und ganz grade. Der andere Baum hat in 1 Fuss Höhe 19 Fuss Umfang und in 5 Fuss Höhe 22 Fuss 6 Zoll, ist aber hohl. Ein dritter Baum besitzt 19 Fuss 6 Zoll in 3 Fuss Höhe, wo er sich verzweigt. Ein vierter endlich hat in derselben Höhe 22 Fuss 6 Zoll Umfang. Der Stamm des letzteren ist aber bereits etwas mürbe. Mehre andere Taxbäume daselbst haben 10 bis 15 Fuss Umfang. Schliesslich bemerken wir noch, dass sich in dem- selben Garten ein Kastanienbaum von 29 Fuss Um- fang in 1 Fuss Höhe und 28 Fuss Umfang in 3 Fuss Höhe befindet. Eine andere Kastanie hat 24 Fuss und resp. 19 Fuss 6 Zoll Stamm-Umfang in 1, resp. 6 Fuss Höhe. Endlich ist noch eine Kosskastanie, die an dem Punkte der Verästelung 19 Fuss 6 Zoll im Umfange mist, zu erwähnen. Henry Hepburn in Scaresbrick Hall Gardens erwähnt in derselben Zeitschrift einer Hex var. ar- gentea von 35 Fuss Höhe, deren schöne Krone in 20 Fuss Höhe vom Boden 95 Fuss Umfang hat. Der Stamm besitzt am Grunde 6 Fuss 2 Zoll Umfang, in 6 Fuss Höhe, wo die Verzweigung beginnt, 4 Fuss. Man schätzt das Alter auf ungefähr 100 Jahre. Wahrscheinlich würde der Baum weit grösser sein, wenn nicht zu Weihnachten stets viele Zweige ab- geschnitten worden wäiren. "(Jeher den Einfluss der Unterlage auf das Edelreis erhält man in derselben Zeitschrift wieder ein eklatantes Beispiel. Auf dem Ast einer Chau- montel-Birn war später ein Reis der Marie Louise gesetzt worden. Es zeigte sich bald, dass die letz- tere auf dieser Unterlage viel besser wuchs, als alle diejenigen Exemplare, welche einfach veredelt wa- ren. Die Birnen wurden auch erst 2 bis 3 Wochen später zum Essen tauglich. Es wäre , so wird in dem betreffenden Bericht hinzugefügt, gewiss sehr zu wünschen, wenn öfters ähnliche Versuche ge- macht würden. Es möchte dann gelingen, manche Birnsorte, die sich jetzt für diese oder jene Loka- lität nicht eignet, auf solche Weise dort zu einer recht guten Frucht herauszubilden*). [Schon öfter ist im Gartenbau -Verein über die Schädlichkeit oder NichtSchädlichkeit neuer Töpfe bei Hyazinthen -Kultur gesprochen worden. Jetzt lesen wir in Gardeuer's Chronicle einen Bericht, der zum Theil Aehnliches erzählt, was auch von Seiten Berliner Gärtner behauptet wurde. Die Wurzeln der Hyazinthen in neuen Töpfen waren nämlich, so- bald sie die Wandung des Topfes erreichten, braun geworden und faulten. Der betreffende Züchter be- merkt, dass die Topfwände der Erde soviel Feuch- tigkeit entzogen hätten, als wenn sie vorher in Was- ser getaucht worden wären , was nicht geschehen. Der rühmlichst bekannte Hyazinthen-Züchter Wil- liam Paul fügt dem hinzu, dass wahrscheinlich der Thon, aus dem die Töpfe gebrannt, schädliche Sub- stanzen (wohl Aetzkalk? Die Red.) enthalten habe. CJarrifere empfiehlt in der Revue horticole eine Baumscheere (Secateur) von Couvreux in Lyon- Vaise, die wirklich manches Zweckmässige hat und namentlich sehr vereinfacht ist. Eine Zeichnung in genanntem Journal macht die Sache noch deutlicher. Die Vortheile sollen in Folgendem bestehen: 1) die beiden Griffe (Hebel) sind mit Hörn bedeckt und daher nicht so kalt in der Hand; 2) das Instrument ist leicht als eine Raupenscheere zu benutzen, in- dem man es in eine hohle Unterlage, etwa eine Röhre, steckt, an deren anderem Ende man eine Stange befestigt. Der Hauptvortheil liegt aber 3) in der Form und Lage der Feder, welche letztere auf dem einen der beiden Griffe der Scheere und nicht zwischen beiden angebracht ist, so dass sie auch bei offenem Instrument nicht vortritt. Ihre Gestalt ist ganz, wie die der Federn bei den alten Feuerstein- Gewehren, und lässt sich, im Falle sie einmal zer- brechen sollte, sehr leicht herausnehmen. Der Preis beträgt 5 Fr. 50 Cts bis 8 Fr. (1 Thlr 14 Sgr. bis 2 Thlr 4 Sgr.). *) Dergleichen Versuche sind neuerdings sehr viel in Frank- reich und in Mähren angestellt worden. Die Eed. 143 Ollitt^eifungen iiöeu Die neuefleii pnn,^en. (Fortsetzung.) 142. Iberis affinis nennen Vilmorin-An- drieux in Paris eine Zwergform der weissen Schlei- fenblume (Iberis amara L.) und empfehlen sie vor Allem zu Einfassungen und zu Arabesken. Sie wird kaum die Hälfte so hoch und wächst sehr buschig; auch sind die Blätter tiefer eingeschnitten. 143. Idesia polycarpa Maxim, findet sich als Polycarpa Masimowiczii bei Linden in Brüs- sel und Lemoine in Nancy. Es ist ein grosser ja- panischer Baum aus der Familie der Sterkuliaceen, der vielleicht unsere Winter aushält. Seine grossen und herzförmigen Blätter sind von 5 Nerven durch- zogen und haben einen gesägten Rand. Am Ende der Zweige befinden sich meist die langen Blüthen- stände, deren aussen behaarte Blüthenhülle in der weiblichen Blüthe etwas grösser ist, in beiden aber eine gelbe Farbe hat. Ausgezeichnet sind die rothen Früchte von der Grösse einer Beere. 144. Ipomoea Huberii heisseu eine Reihe von Formen, welche in der Handelsgärtnerei von Ch. Huber et Co. in Hyferes gezogen sind und welche zum Theil bunte Blätter haben, lieber die letztern ist bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 142) ausführlich gesprochen worden. Wir fügen nur hinzu, dass die Pflanzen aus dem Samen kon- stant hervorgehen und dass die Zahl der Formen und Blendlinge der buntblättrigen Reihe (der Ipo- moea purpurea Lam. var. grandiflora und der I. he- deracea L.) bereits 10 erreicht hat, ausserdem aber noch G nicht-buntblättrige vorhanden sind. 145. Ixora amabilis und Dixiana sind zwei Gartenformen der I. javanica DC, einem seit zwei Jahrzehnten in England sehr beliebten Blüthen- strauche aus der Familie der Rubiaceen. Beide For- men haben etwas grössere Blüthen von orangen- rother Farbe, welche bei I. amabilis dunkler, bei I. Dixiana heller erscheinen. 146. Kennedya Fredmoodii soll sich den anderen Lianen aus diesem Genus im äusseren An- sehen auschliessen, sich aber durch blutrothe und weissgezeichnete Blüthen auszeichnen. Uns ist die Pflanze, von der Haage und Schmidt in Erfurt Samen anbieten, sonst unbekannt. 147. Knautia montana DC. ist eine hohe Ska- biose aus den kaukasischen Vorbergen, welche sehr häufig in botanischen Gärten gefunden wird, auf keinen Fall aber den Beifall der Gartenbesitzer er- halten möchte. Sie ähnelt sonst der bei uns viel •wild wachsenden Knautia arvensis Coult. 148. Von der bekannten Laclia albida Batcm. sind kürzlich 3 neue Formen durch Stuart Low eingeführt worden, welche unsere Aufmerksamkeit verdienen. Die eine hat Relchenbacli mit dem Beinamen brunnea belegt, weil die Blumenblätter und der obere Theil der Lippe eine braune Farbe haben, während die Basis der letzteren weiss und purpurviolett gezeichnet ist. Die zweite Form heisst ochracea und hat hellbraune Blumenblätter, die Lippe besitzt dagegen einen weissen Diskus und erscheint an den seitlichen Abschnitten purpurviolett. Die schönste der 3 Formen hat aber den Beinamen Tuckeri erhalten. Die Blumenblätter sind hier amethystfarbig, der obere Theil der Lippe purpur- violett. 149. Von Laelia anceps Lindl. wird jetzt in England eine Form kultivirt, welche blendend-weisse Blumenblätter besitzt, während der obere Theil der Lippe hellviolett, der übrige Theil hingegen weiss, aber violettgestreift erscheint. Diese Form hat nach ihrem Besitzer den Beinamen Dawsoni erhalten. 150. Laelia Pilcheri nennen Veitch und Söhne in London einen Blendling, den sie aus Laelia Perrinii Lindl. und crispa Rchb. erzogen ha- ben. Die Blüthen sind etwas grösser, als bei der letzteren, und haben hellrosafarbige Blumenblätter, während die Lippe die schönste Karmosinfarbe be- sitzt. 151. Lastrea floridana (Nephrodium) Hook. steht der L. Filix mas Presl sehr nahe und besitzt kräftige, 1^ bis 2 Fuss lange und doppeltgefiederte Blätter mit dunkelgrüner Oberfläche. Die Fieder- blättchen sind schmäler, als bei unserer eben ge- nannten einheimischen Pflanze und stehen auch et- was von einander entfernter. Vaterland ist das öst- liche Florida. 152. Lilium Maximowiczii Reg. ist eine in den Gärten Japans kultivirte Lilie, welche deshalb noch einen besonderen Werth für uns erhält, dass sie selbst in Petersburg im Freien ausgehalten hat. Nach, der in der Gartenflor gegebenen Abbildung (tab. 596) steht sie in der Nähe des L. tigrinum und besitzt ziemlich gleich-grosse Blüthen mit blut- rothen Punkten und kleinen Flecken. Die einzelnen bis 3 Zoll langen Blumenblätter sind oberhalb der Mitte zurückgekrUmnit und am Rande etwas wellig. Der mit sehr schmalen Blumenblättern besetzte, 2 bis 3 Fuss hohe Stengel trägt an seinem oberen Ende wenige, bisweilen sogar nur eine einzige Blüthe. 153. Lilium parthonion S. et de Vr. möchte vielleicht nur eine Form des früher vom botanischen Garten in Berlin aus verbreiteten L. pulchellum Fisch, sein, ist aber stets einblüthig auf 1 bis 1-] Fuss hohen Stengeln. Von den sclimal-ellijitischcu Blu- menblättern sind die äusseren, mit Ausnahme des grünen MIttelnervs, auf der Aussenfläche orangefar- big, auf der Innenfläche aber, wie auf den beiden 144 Flächen der innern, rotb. Die schmal-elliptischen Blätter stehen zerstreut und haben bei einer Breite von 3i bis 4 Linien eine Länge von 21 bis 21 Zoll. Nahe verwandt ist L. coridiou Sieb, et de Vr. und unterscheidet sich fast nur durch gelbe Blüthen. Diese letzteren kann man für wenige Frank echt aus dem Akklimatisationsgarten von Siebold in Leiden beziehen. 154. Lilium Wilsoni befand sich bisher als Lilium Thunbergiauum pardiuum in dem Garten des Pflanzenliebhabcrs Wilson, scheint aber eine von genannter Lihe sehr verschiedene Art zu sein. Der mit elliptischen Blättern besetzte Stengel wird 3 imd 4 Fuss hoch und trägt in Form einer unregel- mässigen Dolde mehre Blumen von oft 5 Zoll Durch- messer an ihrem oberen Ende, so dass sie einiger- massen dem Lilium auratum sich anschliesst. Die Blüthen besitzen eine leuchtend-orangenrothe Farbe, unterbrochen durch einzelne schwarzbraune Punkte und Flecken. 155. Linum campanulatum L. gehört zu den gelbblühenden Arten, deren Stengelbasis holzig wird und deshalb den Winter überdauert. Vaterland ist das südliche Frankreich, weshalb es zweifelhaft sein möchte, ob die Pflanze bei uns aushält. Die Sten- gel und Aeste verzweigen sich ungemein und bilden eine reiche Traubendolde. 156. Littonia modesta Hook, wird wiederum durch Haage und Schmidt in Erfurt in den Han- del gebracht, nachdem die Pflanze bereits vor 15 Jahren von Louis van Houtte in Gent empfohlen worden war, aber trotz Ihrer Schönheit keine grosse Verbreitung erhielt und schliesslich wieder vergessen wurde. Es Ist eine rankende LiJiacee, ähnlich der Methonica oder Gloriosa superba, hat aber die zu einer Röhre zusammengeneigten Blumenblätter einer Uvularla. Diese Lilie bildet, ähnlich wie bei den Orchideen, alle Jahre sich erneuernde Knollen. Die länglich-lanzettförmigen und sitzenden Blätter ver- laufen in eine rückwärts sich rollende Ranke; In tiirem Winkel befinden sich auf kurzen Stielen die grossen; orangengelben Blüthen. Vaterland Ist Süd- afrika, und zwar Port-Natal. 157. Liquidambar Altlngia Bl., ein höchst interessanter Baum der grossen Sunda-Inseln, beson- ders Java's, befindet sich in einem kleinen Exem- plare In dem botanischen Garten in Karlsruhe. Wir machen besonders solche Pflanzenliebhaber darauf aufmerksam, welche in der Arzneikunde gebräuch- liche oder sonst technisch-wichtige Pflanzen sam- meln. Wenn der Baum auch keineswegs den feinen Storax des Handels liefert, wie mau bisher glaubte. so findet man doch oft in hohlen abgestorbenen Bäumen ein im Vaterlande hochgeschätztes und sehr wohlriechendes Harz, das aber nicht nach Europa kommt. 158. Lonicera Maximowiczli Rupr. Ist eine der Loniceren, welche seit einigen Jahren aus dem östlichen Sibirien, und besonders aus dem Amur- lande, bekannt geworden sind, aber der ebenfalls sibirischen L. tatarica L. an Schönheit und Brauch- barkeit in den Anlagen nachstehen werden. Vor- liegende Art wurde durch den botanischen Garten in Petersburg verbreitet und ähnelt der L. alpigena L. am meisten. Die elliptischen oder elliptisch-lan- zettförmigen Blätter sind nur auf der Unterfläche behaart und haben an den Zweigen die rothvioletten Blüthen gepaart auf Zoll-langen Stielen und mit den Fruchtknoten mehr oder weniger verwachsen. 159. Lubinia spathulata Vent. ist eine be- kannte Primulacee von der Insel Bourbon, die hin und wieder noch In botanischen Gärten kultivirt und jetzt wiederum von Ch. Hub er et Co. in Hyeres empfohlen wird. Es ist ein niedriges und sich verästelndes zweijähriges Gewächs mit abwech- selnden, spateiförmigen, punktirten imd ganzrandigen Blättern. Die gelben Blüthen mit iintertassenförmi- ger Krone befinden sich in den Blattwinkeln auf kurzen Stielen. 160. Lupinus macrophyllus Benth. Ist eine Staude, ähnlich dem L. polyphyllus Lindl. , kann demnach nicht die Pflanze sein, von der Haage und Schmidt in Erfurt jetzt Samen in den Handel bringen , da diese eine Höbe von 6 Fuss erreichen imd holzig sein soll. Da sie ferner gelbe, wohl- riechende Blüthen besitzt, so vermutben wir, dass sie Lupinus arboreus Sims darstellt, welche früher hier und da in botanischen Gärten sich vorfand. (Fortsetzung folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel Landwirtlischaftliche Buchhandlung in Berlin: Vogclscliutzbucli. Die nützlichen Vögel unserer Aecker, Wiesen, Gärten und Wälder. Nothwendigkeit ihrer Pflege und Scho- nung, Widerlegung der bisherigen Vorurtbeile gegen dieselben und ihre hohe Bedeutung für die Vertilgung schädlicher Thiere, Der Beachtung aller Landwirthe u. Forstmänner dringend empfohlen von Dr. C. Giebel, Professor in Halle. Zweite Auflage. Mit 88 Holzschnitten. Preis 15 Sgr. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-StroBse No. 91. Druck der C. Feist er'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wllhelma-Platz No. 4. Wochenschrift des Tereuies znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für No. 19. Crärtoerei und Pflanzenkunde. Redakteur : I*x*ofessor I>r. Klarl Kocli, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 15. Mai 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; 501. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 2. Mai. — Urwälder in Schlesien und in Böhmen. — Das pomologische Institut zu Proskau. — Der Weinstock in Privatgärten und als Hausschmuck. Von C. Ä. J. Kruse. 501. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 2. Mai. Verhandelt Berlin im Tatter.sal, den 2. Mai 1869. Nach dem in der Versammlung des Gartenbau- Vereines am 29. September v. J. für die kombinirte Ausstellung am 2., 3. und 4. Mai d. J. angenom- menen Programme wurden von dem Preisrichter- Amte nachstehende Preise zuerkannt: I. Preis Sr. Majestät des Xönigs, Eine goldene Medaille für die hervorragendste Leistung im Gebiete der Gärtnerei: dem Geheimen Kommerzieurath Danuenberger ( Obergärtner Dressler). II. Preis Ihrer Majestät der Königin. Für eine geschmackvoll aufgestellte Gruppe von mindestens 50 Töpfen: dem Rittergutsbesitzer Pflug (Obergärtner Nicolai). III. Preis des Ministeriums der geistlichen etc. Angelegenheiten. Für die beste Gruppe getriebener Kosen in min- destens 12 Sorten und wenigstens 30 Exemplaren ÖOThlr: dem Kunst- und Handelsgärtuer Harms in Eimsbüttel bei Hamburg. IV. Preise des Ministeriums für die landwirthschaft- liehen Angelegenheiten. 1. Für eine gemischte Gruppe gut kultlvirter blü- hender strauchartiger Topfpflanzen in mindestens 50 Töpfen und wenigstens 25 Arten 50 Tblr. Um diesen Preis konkurrirte eine Gruppe blü- hender strauchartiger Gewächse aus der Gärtnerei des Rittergutsbesitzers M. Reicheuheira (Ober- gärtner Haack), welche wohl in Betreff der Zahl der ausgestellten Töpfe, nicht aber in Betreff der ausgestellten Sorten die Bedingungen der Preis- Aufgabe erfüllte. Das Preisrichter-Amt konnte so- mit den ausgesetzten Preis nicht zusprechen, einigte sich aber dahin, den Herrn Minister für die land- wirthschaftlichen Angelegenheiten zu bitten, den Preis gleichwohl zu bewilligen, da die Gruppe in der That eine so vorzügliche sei, dass sie nach der Ansicht des Preisrichter-Amts eine solche Auszeich- nung wohl verdiene. Der Ministerial-Kommissarius, Geh. Ober-Regierungsrath Heyder, trat dieser An- sicht bei und versprach, die ausnahmsweise Bewilli- gung bei dem Herrn Minister zu befürworten. 2. Vier silberne Staats -Medaillen für Gartenbau, und zwar: a. Für eine Pflanze, welche in gärtnerischer Beziehung einen grossen Werth hinsichtlich dekorativer Schönheit und vielseitiger An- wendbarkeit hat, die aber bisher noch keine ihrem Werthe entsprechende Verbreitung und Nutzbarmachung gefunden, in einem oder mehrern Exemplaren: fällt aus. b. Für eine Gruppe von mindestens 3 blühen- den Genetyllis in ausgezeichneter Kultur und in mindestens 2 Arten: fällt aus. c. Für eine reiche Gruppe neuerdings einge- führter Arten von Kapzwiebeln in blühen- dem Zutande und in mindestens 12 Arten: fällt aus. 19 146 d. Für eine vorzügliche Leistung in irgend einem Zweige der Gärinerei, welche von einem über 4 Meilen von Berlin entfernt wohnenden Aussteller eingesandt wird: dem Garten-Inspektor Gireoud in Sagan. V. Preise von Privaten. 1. Von Frau von Schwanenfeld auf Sartowitz bei Schwetz: Für eine besonders gut gezogene Schau- pflanze 2 Friedrichsd'or: der Frau Kommer- zienräthin Reichen heim (Obergärtner Leid- ner) für Medinilla magnifica. 2. Vom Professor Koch hierselbst: Für mindestens 3 Exemplare der grossblü- henden Eeseda in Baumform 1 Friedrichs- d'or: dem Garten - Inspektor Gireoud in Sagan. VI. Preise des Vereines. 1. Link 's Preis. Für eine ausgezeichnete Leistung in der Gärt- nerei 20 Thlr: dem Kunst- und Handelsgärtner Fr. Chon^ hier. 2. Acht Preise für Gruppiningen von Pflauzeu. a. Für eine Pflanzengruppe, welche malerisch und ästhetisch aufgestellt ist, ein Preis von 10 Thlrn: dem Universitätsgärtner Sauer. b. und c. Für 2 Pflanzengruppen desgl. zwei Preise zu je 5 Thlr. ad b.: der Aufstellung der Orangerie des bota- nischen Gartens (Garten-Inspektor Bouche), ad c. : dem Kunst- und Handelsgärtner Friebel. d., e., f., g. Für je eine aus mindestens 12 beson- ders gut kultivirten Exemplaren der nämlichen Art bestehende Gruppe von Marktpflanzen, 4 Preise zu je 5 Thlr. ad d. : dem Stadtrath W^isotzky (Obergärtner Haase), ad e.: dem Kunst- und Handelsgärtner Saeger (Gr. Frankfurter Str. 133) für Citrus, ad f.: dem Kunst- und Handelsgärtner Bading (Andreasstr. 32) für Hortensien, ad g.: dem Kunst- und Handelsgärtner Bading für Myrten, h. Für eine Orchideen-Gruppe ein Preis von 20 Thlrn: dem Rittergutsbesitzer Reichenheim (Obergärtner Haack). 3. Vier Preise für Zusammciistelhnigen gut kiiltivirter Pflanzen. a. Für 6 Stück reichblühender Eriken in 6 ver- schiedenen Arten und Abarten 2 Friedrichsd'or: fällt aus. b. Für 6 Stück reichblühender Leguminosen in 6 verschiedeneu Arten oder Abarten 2 Friedrichs- d'or: fällt aus. c. Für 6 Stück reichblühender Cyclamen's in 3 verschiedenen Arten oder Abarten in vorzüg- licher Kultur 1 Friedrichsd'or: fällt aus. d. Für eine Zusammenstellunng von schönblühen- nen neueren Azaleen in mindestens 6 verschie- denen Sorten 1 Friedrichsdor: dem Kunst- und Handelsgärtner Ritter in Berlin. 4. Aulit Preise für Scliaupflanzen. a. Für die beste Schaupflanze 10 Thlr: Frau Kommerzienräthln Reichenheim (Obergärtner Leidner) für Doryanthes excelsa. b., c, d., e., f. Für 5 ungewöhnlich reich- und schönblühende Schaupflanzen nach Wahl der Aussteller je 1 Friedrichsd'or. ad b.: dem Rentier Zimmermann in Charlot- tenburg für Pimelia spectabilis, ad c: dem Universitätsgärtner Sauer für Cho- rozema ilicifolium, ad d.: dem Rittergutsbesitzer Reichenheim (Obergärtuer Haack) für Tropaeolum tri- color, ad e.: dem Geheimen Ober-Hofbuchdrucker von Decker (Obergärtner Kliugs) für Calla aethiopica, ad f.: der Frau Kommerzienräthin Reichen- heim (Obergärtner Leidner) für Azalea carminata. g. und h. Für 2 gut kultivirte Schaupflauzen je 5 Thlr. ad g.: dem Hofgärtner Brasch für Cordyline nutans, ad h.: dem Kommerzienrath Mendelssohn (Obergärtner S c h i e m a n n ) für Alocasia cuprea. 5. Drei Preise für neue Einführungen. a. und b. Für 2 Pflanzen, welche hier zum ersten Male ausgestellt werden und welche soweit aus- gebildet sein mü.ssen, dass ihre Eigenschaften erkennbar sind und eine grössere Verbreitung als Zier- oder Nutzpflanzen voraussetzen lassen, je 1 Friedrichsd'or. ad a.: dem Kunst- und Handelsgärtner Liebig in Dresden für Azalea superba, ad b. : den Gebrüdern Barreustein in Char- lottenburg für Bignonia argyraea ß. vio- lacea. c. Für eine Pflanze desgleichen 5 Thlr: dem bo- tanischen Garten (Garten - Inspektor Beucht) für Brachychiton Dalebachii. 147 6. Sechs Preise für getriebene Pflanzen. a. Für eine Aufstellung von getriebenen blühen- den Gehölzen aus dem Freien in Töpfen und in mindestens 6 verschiedenen Arten 1 Frie- drichsd'or: den Gebrüdern Barrenstein. b. Für eine Aufstellung von 6 Stück Winterlev- kojen in 3 verschiedenen Farben 1 Friedrichs- d'or: dem Geheimen Kommerzienrath Raven6 (Obergärtner König). c. Für eine Aufstellung von 24 blühenden Zwie- belpflanzen in mindestens 12 Arten oder Sorten (ausgenommen Amaryllis) 1 Friedrichsd'or: fällt aus. d. Für eine Aufstellung blühender Amaryllis in mindestens 8 Sorten 1 Friedrichsd'or: fällt aus. e. Für eine Zusammenstellung von mindestens 3 blühenden Exemplaren verschiedener Formen der Paeonia Montan oder Clematis in 3 Arten oder Abarten 1 Friedrichsd'or: fällt aus. f. Für eine Aufstellung von Alpenpflanzen in mindestens 16 verschiedenen Sorten 1 Frie- drichsd'or: fällt aus. 7. Zwei Preise für abgeschnittene Blumen. a. Für ein geschmackvolles Arrangement unter Anwendung abgeschnittener Blumen 10 Thlr: dem Kunst- und Handelsgärtner Kunze (Firma Schmidt) Unter den Linden. b. Für Sortiments -Blumen 5 Thlr: dem Kunst- und Handelsgärtner Gorpe. 8. Drei Preise für Obst nnrl Gemüse. a. Für das beste, richtig benannte und selbst- gezogene Obst 10 Thlr: der Kgl. Laudes- Baumschule in Geltow. Für die besten getriebenen Gemüse 10 Thlr: dem Handelsgärtner Rahn in NeuSchöneberg. Für die besten frischen, hier gezogeneu und während des Winters konservirteu Gemüse 5 Thlr: der Handelsgärtnerei von Boese & Co. 9. Zur Verfügung der Preisrichter. Dem botanischen Garten (Garten - Inspektor Bouchu) für die grosse Mittelgruppe 2 Frie- drichsd'or. Der Frau Kommerzienräthin Reichenheim (Obergärtner Leidner) für die Aufstellung von Koniferen und Azaleen 3 Friedrichsd'or. Dem Kunst- und Handelsgärtner C. F. Che n<5 für eine gemischte Gruppe 2 Friedrichsd'or. Dem Kunst- und Handelsgärtncr Saeger für Arrangements von Azaleen, Eriken und Myrten 2 Friedrichsd'or. Dem Kunst- und Handelsgärtner Paul ßusch- pler zu Dresden für Rosen 10 Thlr. b. 2. 3. 4. o. 6. Dem Kunst- und Handelsgärtner Späth für Rhododendren und Aukuben 5 Thlr. 7. Dem Rittergutsbesitzer Pflug (Obergärtner Nicolai) für Gloxinien 5 Thlr. 8. Dem üniversitätsgärtner Sauer für getriebene Gehölze o Thlr. 9. Dem Kunst- und Handelsgärtner Fricke in Braunschweig für Rosen 5 Thlr. 10. Dem Kunst- und Handelsgärtner Drawiel für Rosen 5 Thlr. 11. Dem Kunst- und Handelsgärtner Wendt für Viola tricolor 5 Thlr. 12. Dem Baumschulbesitzer Lorberg für getrie- bene Gehölze 5 Thlr. 13. Dem Geh. Kommerzienrath Ravene (Ober- gärtner König) für Croton 5 Thlr. 14. Dem Hofgärtner Nietner IL in Sanssouci für getriebenes Obst 5 Thlr. 15. Dem Hofgärtner Brasch für Paconien 5 Thlr. IG. Dem Kunst- und Handelsgärtuer AUardt für eine Gruppe 5 Thlr. 10. Ehren-Diplome des Vereines. 1. Dem Kunst- und Handelsgärtner Priem für eine Gruppe. 2. Dem Schullehrer Kratz in Hochheim für eine buntblättrige Weichselkirsche („Victoria"). 3. Dem Verein für Pomologie in Meininge;n für gut bestimmtes Winterobst. 4. Der Handelsgärtnerei von Boese & Co. für Sämereien. 5. Dem Hofgärtner G. Meyer in Sanssouci für getriebene Gurken und Früchte. 6. Der Handelsgärtnerei von Metz & Co. für Koniferen. 7. Dem Kunst- und Handelsgärtner Späth für Koniferen. 8. Dem Baumschulbesitzer Lorberg für Koni- feren, 9. Dem Kunst- und Haudelsgärtner Jamaiu in Paris für Rosen. 10. Dem Gehülfen im botanischen Garten Bouchd für dessen Bouquet. 1 1 . Dem botanischen Garten in Neu - Schöneberg für Aurikel. u. w. o. Heyder (für die Preise des landwirthschaftlichen Ministeriums). Jvilillie- A. Haenel. A.u.g-ustin. >Ioi'Scli. E- Boese. GJ-iesler. Th. .Tannocli. 19* 148 Urwälder iu Schlesien nnd in Böhmen. Wir hören soviel von Urwäldern aus Tropen- ländern der Alten und Neuen Welt, dass mau sich fast daran gewöhnt hat, als gäbe es nur Urwälder innerhalb der Tropen. Und doch ist es nicht so. Wenn wir unter Urwald die baumartigen Vegeta- tionszustände verstehen, welche bisher nicht unter der speziellen Aufsicht und Zucht des Menschen standen, und die Axt, wenigstens im Grossen, noch nicht darin gehaust hat, sondern sich Alles im jung- fräulichen, d. h. urnatiirlichen Zustande befindet, so gibt es auch noch viele Urwälder in Europa, ja sie kommen sogar vereinzelt in Deutschland vor; Göp- pert hat sie selbst in unserer nächsten Nähe, in der Grafschaft Glatz in Schlesien, gefunden. Noch grossartiger sind sie aber in dem Böhmer Wald- gebirge, welches Böhmen von Bayern trennt. Soll- ten sie nicht auch im Thüringer Walde existiren, wo besonders die Höhen zwischen Ilmenau und Suhl zum Theil mit Edeltann -Waldungen besetzt sind, in denen kaum der Mensch eine Nutzung gehabt ha- ben möchte? Wenigstens sah es vor 40 Jahren so aus, wo wir als Student, das Eänzchen auf dem Rücken und den Bergstock in der Hand, wochen- lang uns in den wilden Bergschluthten herumtrieben, um Thüringens Flora näher kennen zu lernen. Dass auch in den höheren und abgelegeneren Gegenden der Schweiz es noch Urwälder gibt, möchten wir aus freilich älteren Erinnerungen eben- falls verrauthcn; auf jeden Fall sind aber in den Ländern südlich von der unteren Donau in der euro- päischen Türkei, besonders in den Donaufürstenthü- mern, Urwälder von beträchtlicher Ausdehnung vor- handen. In Serbien sind es Eichen, welche unge- heure Waldkomplexe jungfräulicher Natur bilden. In sie treiben den Herbst über die Bewohner des Landes ihre Schweine zur Mast, um diese gegen den Ausgang des Jahres, wo sie durch die reichlichste Nahrung an Eicheln fett geworden sind, wiederum in Empfang zu nehmen. In der Regel verknüpfen wir mit dem Begriffe Urwald, von denen der Tropen ausgehend, einen Zustand der Ündurchdringlichkeit, sowie der üppig- sten und mannigfaltigsten Vegetation. Das trifft nicht ganz bei unseren nordischen Urwäldern zu: es fehlt bei uns die Mannigfaltigkeit. Wenn, je mehr wir vom Süden nach Norden wandern , die Mannigfal- tigkeit der Pflanzen überhaupt im Abnehmen be- griffen ist, so ist es in den Wäldern des Nordens ganz besonders der Fall. Die Bäume , welche un- sere grossen Wälder bilden, wie beiderlei Tannen, Lärchen, Kiefern, Eichen und Rothbuchen, haben, im Gegensatz zu denen der Tropen, die Eigenthüni- lichkeit, dass sie nur wenig, oft gar keine andere Pflanzen neben sich dulden und in der grössteu Ein- förmigkeit ungeheure Strecken einnehmen. Wenn demnach ein Naturforscher, dem wir eine populäre Schrift über den Wald verdanken, von der Gross- artigkeit unserer nordischen Wälder tief ergriffen ist, so wird wohl Jedermann ihm beistimmen; wenn er aber ausspricht, dass sie an Schönheit und auch sonst die Wälder der südlicheren Länder und selbst der Tropen übertreffen, so vermögen wir einem sol- chem Ausspruche weiter nichts zu entgegnen, als dass er die letzteren nicht kennt, am wenigsten aber gesehen hat. Zur Vergleichung fehlte ihm die An- schauung beider Zustände. Es kommt uns grade so vor, als wollten wir, von der Unendlichkeit einer grossen Ebene, vielleicht einer russischen Stej)pe, ergriffen, sagen, dass ihre Schönheit weit über die, welche iu Gebirgen dargeboten wird, ginge. Diese Mannigfaltigkeit der tropischen Wälder, wo oft ein Quadratmorgen Landes mehr verschie- dene Pflanzen ernährt, als bei uns eine Quadrat- meile, ja wo ein einziger Baum mit Massen epiphy- tischer Pflanzen, zum Theil die schönsten und in Farbe, sowie in Gestalt, abweichenden Blumen tra- gend, geschmückt ist, fehlt unseren nordischen Wäl- dern, wo nur einzelne Sträucher im Waldesdunkel kümmerlich gedeihen, wo kaum einige Kräuter meist gelbe Blüthen entfalten, und endlich Moose^ Flechten und Pilze dagegen vorherrschen. Dort aber wuchern Orchideen, Bromeliaceen mit buntgefärbten Herz- blättern, Farne u. s. w. an den Bäumen, als gehörten sie zu ihnen; die verschiedenartigsten Blatt- und Blüthenpfianzen, wie Scitamineen, Aroideen, Akan- thaceen u. s. w. bedecken dicht den Boden, während Lianen (Schlingpflanzen), wie Sapindaceen, Malpi- ghiaceen, Passifloren, Leguminosen, selbst Palmen u. s. w. , zu denen viele Pflanzenfamilien ausserdem noch Repräsentanten stellen, bald auf dem Boden hinlaufen, bald aber wiederum die höchsten Bäume erklettern. Auf diesen Lianen bringen Menschen und Thiere, welche dergleichen Urwälder in den Tropen bewohnen, die sogenannte Regenzeit zu, weil der Boden meist wochenlang mit Wasser bedeckt ist. Unsere Urwälder haben neben der Grossartigkeit nur das Gepräge der Wildheit und Unordnung. Am allerwenigsten passte deshalb der Ausdruck jung- fräulich auf sie, wenn man allein Lieblichkeit und Zartheit damit verbinden wollte. Kein Mensch hat sie aber zu seinem Vortheil verwendet und verge- bens sucht man die Spuren der Axt in ihnen. Da- gegen sind es die Elemente Luft und Wasser, welche um desto mehr in den Urwäldern ihre Macht fühlbar gemacht haben. 4 bis G Fuss im Durch- messer enthaltende Stämme, welche weit über hun- dert Fuss ihr Haupt erhoben, sind, hier und da vom ' Sturme gefasst, leblos am Boden hingestreckt und 149 "unterliegen mm langsam dem Alles verzehrenden Einflüsse der Witterung. Oder nach starken Gewit- tern haben ■wilde Wassermengen den Boden iinter- "WüLlt und die bis dahin in ihm festgewurzelten Bäume verloren ihren Haltpunkt, um von der Schwere ihres eigenen Gewichtes zur Erde herab- gezogen zu werden, wenn nicht andere, die unver- sehrt geblieben, sie in ihrem Falle aufgehalten hät- ten. So bleiben die wankenden Stämme oft lange Zeit in ihrer schiefen Lage und versperren dem, der zufällig oder aus Wissbegierde seine Schritte in die Urwälder lenkt, den Weg. Wir erhalten eben eine Schrift über die Urwäl- der Schlesiens und Böhmens, welche den Geheimen Kath und Professor Dr. Göppert in Breslau zum Verfasser hat und aus dem 34. Bande der Verhand- lungen der Leopoldo - Karolinisclicn Akademie der Naturforscher besonders abgedruckt ist. Die Schrift hat ein so grosses Interesse, dass wir nicht anstehen, einen Auszug anzufertigen und in der Wochenschrift zur weiteren Kenntniss zu bringen. Diese Urwälder in Schlesien und in Böhmen bestehen aus Nadel- hölzern, besonders aus Rothtannen oder Fichten, weniger aus Weiss- oder Edeltannen, und befinden sich auf einer schon bedeutenden Höhe über der Meeresflächc. W^as den Urwald der Grafschaft Glatz anbelangt, so sagt Göppert selbst in seinen Skizzen zur Kenntniss der Urwälder Schlesiens und Böhmens: Der Glatzer Urwald liegt über die Region der Laubwälder hinaus, die sich etwa bis 2,600 Fuss hier erstreckt, ganz im Gebiete der Nadelholzregion nnd besteht daher auch nur aus Fichten oder Roth- tanuen (Pinus Abies L.) als dominirendcr Holzart. Als Unterholz enthält er die Berg-Eberesche (Sor- bus Aucuparia alpestris), Salix silesiaca, Lonicera nigra, zwischen welchen Pflanzen der höheren Berg- regiou von allen Formen, Polypodium alpestre Hoppe mit 6 bis 8 Fuss langen Wedeln und die einer tro- pischen Bromeliacee ähnliche grosse Binse , Luzula maxima, mit 1 bis 2 Fuss grossen Blattroscttcn, in grösster Menge und üppigster Fülle wuchsen. Ueber gewaltige, drei- bis vierfach übereinander lagernde, mit Moos bedeckte Stämme tritt man in das In- nere. Die Stämme selbst sind auch auf höchst eigen- thümliche Weise an den Boden befestigt, indem auf ihnen in ihrer ganzen Länge wieder andere Bäume keimten, wuchsen und ihre Wurzeln in das verrot- tete Innere der Mutterstämme senkten oder sie auch umklammerten. So erscheinen sie reihenweise in grader Reihe dicht gedrängt oft zu 30 bis 40 hin- tereinander und gewähren so dem überraschten W^vn- derer das Ansehen von nach allen Richtungen sich kreuzenden Rciiien-Pflaiizungen. Auf einem liegen- den Stamme von 50 Fuss Länge zählte ich 3G Stämme jeden Alters von 4 bis 80 Fuss Höhe, auf einem anderen von 70 Fuss Länge an 32 Stämme von 80- bis 100-jährigem Alter, auf einem 80 Fuss langen Stamme gar 46 von 2 bis 58 Fuss Höhe, welche alle mit ihren Wurzeln untereinander ver- einigt wieder von denen mächtig überragt wurden, die sich auf dem beim Fallen emporgehobenen Wur- zelstocke einst festgesetzt hatten. 10 bis 15 Fuss weit senden diese ihre Wurzeln zu denen der be- nachbarten Stämme und verwachsen ebenfalls mit ihnen. Wiederholte Bestätigung der von mir schon im Jahre 1841 hervorgehobenen Thatsache, dass in allen dichten Nadelholz- Wäldern eine unterirdi- sche Verbindung der Stämme mittelst der Wurzeln besteht. Diese Beobachtung ist sehr interessant, kommt aber in den Tropen ebenfalls vor. Wenn nun diese als Unterlage dienenden Stämme nach hundert und mehr Jahren verfault sind und auseinander fallen, so haben die darauf entstandenen noch lebenden Stämme an ihrer Basis oft die sonderbarsten Ge- stalten. Göppert selbst macht in seiner Schrift darüber weitere Mittheilungen, welche wir ihres In- teresses halber ebenfalls hier folgen lassen. Anders gestaltet sieh das Bild, wenn die junge Fichtensaat sich auf senkrecht stehenden, abgestor- benen Wnrzelstückcn entwickelt. Die keimenden Pflänzchen, von denen sich zuletzt gewöhnlich nur ein Exemplar erhält, senden hier ihre Wurzeln nach und nach immer tiefer in den faulenden Stock, end- lich auch in den Boden. Nach seiner allmählig er- folgten Verrottung befestigen sie sich darin, so dass zuletzt das vielästige, nur ganz frei dasteiiende ober- irdische, zuweilen 10 bis 15 Fuss hohe, gerüstartige Wurzelgeflecht den Stamm wie eine in der Luft schwebende Säule hoch über dem Boden trägt. Die Höhe wird natürlich von der Höhe des abgebroche- nen Stammes bestimmt, auf welchem die Pflänzchen anfänglich keimten. Die Höhlung zwischen den Wurzeln bezeichnet ziemlich genau den Umfang, welchen der vermoderte Stamm einst cinnalira. Das ganze Vorkommen, welches übrigens keineswegs so selten ist und in vielen alten Gebirgswäldern , die man wenigstens einigermassen sich selbst übcrlässt, angetroflfen wird, erinnert ganz und gar an das Aeupsere der durch Luftwurzeln gestützten Stämme der I'andaneen und vieler Palmen, wie z.B. Iriar- tea exorrhiza; ich sage ausdrücklich nur an das Aeussere, da diesem Wachsthums- Verhältnisse be- kanntlich ganz andere Ursachen zu Grunde liegen. Wenn nun ein solcher Fiehtenstamm wieder um- stürzt und sich im Laufe der Zeit mit Baumvege- tation, mit Jloosen und Farnen bekleidet, entstehen au>serordentlich mannigfaltige, ja wnhrhaft phanta- stische, oft so verworrene Formen, dass man erst 150 bei genauer Untersuchung über Ihren Ursprung in's Klare kommt. Noch weit grossartiger fand Göppert die Ur- wälder des Böhmerwaldes besonders im Süden im Qucllengcbiete der Moldau, nördlich von Passau. Das Gebirge erhebt sich hier bis zu einer Höhe von 4,500 Fuss und bildet einen laugen im Durchschnitt 4,000 Fuss hohen Rücken von 7 Meilen Länge und ^ Meile Breite, unterbrochen von meist abgerundeten Kuppen, welche höchstens noch 500 Fuss darüber hervoi'ragen und breite Einschnitte oder Thäler zwischen sich haben. Diese Thäler zeigen aber nur in sehr einzelnen Fällen nackte Felsen, sondern sind mit einem 3 bis 4 Klafter tiefen Moor bedeckt, in welchem beide Formen des Knieholzes , die ge- wöhnliche Pumilio und die hauptsächlich auf den Pyrenäen vorkommende uncinata, ziemlich dicht wachsen. Solcher Knieholzbestände sollen nach den Angaben der dortigen Forstbeamten niclit weniger als 8,212 preussische Morgen vorhanden sein. Diese also als urwaldlichen Alters anzusehenden Knieholz - Bestände bieten, nach Göppert, keine besonderen Wachsthums- Verhältnisse dar, wie er auch noch jüngst auf dem Ttiesengebirge, wo es an wahrhaft jungfräulichen Knieholz-Parthien ebenfalls nicht fehlt, gefunden hat. Der alte Stamm, welcher nur äusserst selten ein Alter von 400 Jahren er- reicht, verrottet, und der neue entwickelt sich in dem aus Moos (Sphaguum, Polytrichum, Dicranum) einschliesslich Flechten (Cenomyce, Gornicalaria, Ce- traria) bestehendem dichten Geflecht, welches sich bei der ersten Ansledlung unter dem Schutze des Knieholzes allmählig entfaltet und zu grösserer oder geringerer Mächtigkeit gelangt. So findet man na- mentlich in Hochmooren der Moldauthäler und ihrer Seitenthäler, aber auch im Riesengebirge auf der Isarwiese, 3 bis 4 Generationen von Knieholzstäm- men übereinander, deren Alter sich wohl auf Jahr- tausende schätzen lässt, da das Knieholz noch viel langsamer, als die meisten andern Abietinen, zer- stört wird, insbesondere die in niederen Regionen bei diesem Prozesse so wirksame Pilzvegetation hier weniger entwickelt erscheint. Unterhalb dieser im Durchschnitt 4,000 Fuss hohen Moore beginnt die Urwaldszone bis zu 3,000 Fuss herabsteigend. Der grösste Theil gehört dem Fürsten Adolph von Seh warz enber g und ist auf den Herrschaften Krummau, Wiuterberg und Stubenbach vertheilt, ein kleiner Theil liegt in der Herrschaft Gross -Zdikau, welche dem Grafen von Thun eigen ist. Die kolossalen Waldkomplexe auf der dem Fürsten Windi schgräz gehörenden Herr- schaft Tamun erinnern nur hier und da in einzel- nen Stämmen und Waldrevieren an Urwald. Das Gesammt- Areal des Urwaldes wird auf etwa 70,000 Morgen oder 33,000 (österreichische) Joch ge- schätzt. Doch lassen wir Göppert selbst sprechen: Der erste Eindruck, den diese doch eigentlich so einfach zusammengesetzten Wälder gewähren, lässt sich nur schwer beschreiben. Freundlich und geräumig erscheinen sie in den unteren Regionen, wo Buchen und Weisstannen gemeinschaftlich vor- kommen, weil sie in bedeutender Höhe, von 60 bis 80 Fuss, erst Aeste zeigen, wodurch sie sich gleich von vornherein selbst von älteren Beständen ande- rer Gegenden unterscheiden. Wie polirte Säulen treten uns die schlanken 3 bis 4 Fuss starken und oft lOO bis 120 Fuss hohen Buchen entgegen, mit ihren herrlichen Kronen, thurmähnlich die vier, häutig 6, ja selbst 8 Fuss dicken und 120 bis 200 Fuss hohen Weisstannen, hoch oben erst bei 80 bis 120 Fuss mit sparrigen, weit abstehenden, sich nur wenig verkürzenden Aesten, während die mit ihr an Stärke imd Höhe wetteifernden Rothtannen in schönen Pyramiden sich gipfeln. Im dichtesten Ur- wald erscheint das helle Licht des Tages beschränkt, die gewaltigen Kronen verhindern das Eindringen der Sonnenstrahlen, tiefe, durch keine Laute der Thierwelt unterbrochene Stille umgiebt uns und nur der hier nie fehlende Wind durchsaust die Wipfel. Zu grosser Vorsicht ermahnt der pfadlose Boden, der aus einem Gewirre von zerbrochenen, dahinge- streckten, halb oder ganz vermoderten, mit Moos, Farnen und anderen Waldpflanzen bedeckten Stäm- men und wunderlich untereinander verwachsenen Wurzeln besteht, aus denen sich die Kolosse des Waldes erheben. Mit kaum glaublicher Schnellig- keit entwickelt sich überall die junge Fichtenwal- dung, die alle Lücken einnimmt und die zahlreichen mit Moos bedeckten Lagerhölzer mit Legionen von jungen Stämmchen überzieht. Im Ganzen bleiben sich die Urwälder hier über- all ziemlich gleich, au feuchten Orten längs des Ufers herabrieselnder Bäche, zwischen 2,000 bis 3,500 Fuss Höhe am imposantesten und wegen des Gemisches von Buchen, Weiss- und Rothtannen auch zugleich am mannigfaltigsten , am wildesten höher hinauf an felsigen Abhängen, wo sie auch nur aus Fichten bestehen. Hier ist denn auch die Hand des Menschen am wenigsten thätig gewesen, und zahlreiche, oft von oben bis unten mit Bartflechten oder Usneen bedeckte und entrindete Stämme, weiss- gebleichte Baumleichen, starren noch aus dem holz- trümmerreichen Boden, wie z. B. auf dem Weil- füllenflötz, oft wahrhaft grauenhaft empor. Die Ur- wälder auf dem Kubauy hält man für die imposan- testen. Eine wohlgebahnte Strasse führt, wie schon erwähnt, in ailerneuester Zeit mitten in sie hinein. Schon weiter unten kann man von Weitem den Urwald- 151 Charakter der die Höhen bedeckenden Waldungen an ihren zackigen Konturen erkennen, welche durch die die runden Laubkronen der Buchen durch- brechenden Tannen mit ihren horizontalen Aesten und die schönen Pyramideugipfcl der Rothtaunen hervorgerufen werden. Am schönsten finden wir die Buche auf dem Schreiner, einem in der Nähe des Kubany gele- genen 3,000 Fuss hohen Berge, in der für diesen Baum ganz abnormen Höhe von 18 bis 24 Klaf- tern bei 28 bis 25 Zoll Durchmesser. Als der Mächtiffste wurde ein Stamm von 12 bis 13 Fuss Umfang in Brusthöhe und 22 Klaftern Länge, ohne den Gipfel , während das Alter auf 500 Jahre ge- schätzt wurde, bezeichnet. Unsere Bewunderung erregte weniger die Stärke der Stämme, die wir schon an mehrere Orten Deutschlands, bei Würz- burg, auch in Schlesien bei Sprottau und Skarsine, in gleichen Dimensionen beobachteten, als vielmehr die bedeutende Stammhöhe und die Menge der gleich- alterigen Exemplare. Der eigentlich interessanteste Baum bleibt je- doch durch seine ungeheure Höhe die Wei sstanne (Pinus Picea L.), der schönste die Fichte (Pinus Abies L.) wegen ihres vielgestaltigen pyramidalen Wachsthum?. PIo c h stetter, der im Jahre 1855 in der Allgemeinen Augsburger-Zeitung eine Eeihe von Briefen aus dem Böhmerwald verötfentHcht hat, sah im sogenannten Greinerwald bei L'nter-W'uhlau in 2,563 Fuss Höhe eine vom Sturm gestürzte Weiss- tanne von 9^- Fuss Durchmesser in Brusthöhe, also etwa von 30 Fuss Umfang, und 200 Fuss Länge. Dreissig Klaftern SOzölliges Brennholz schätzte man die Holzmasse des Eiescn. Eine andere von 20^' Fuss Umfang war 168 Fuss hoch. Dergleichen in Brusthöhe von 4 bis 6 Fuss Umfang, im Alter von 300 bis 400 Jahren, mit 15 bis 20 Klaftern pro Stamm, keiner unter 12, kommen noch in ganzen Beständen vor, während allerdings Exemplare von ersterer Art gegenwärtig wohl zu den grössten Sel- tenheiten gehören, ja vielleicht nicht mehr vorhan- den sind. Im Revier St. Thomas und Neutlial an der Wintcrberger Grenze fällte man vor Kurzem eine Welsstanne von 15U Fuss Höhe und 37 Fuss Umfang, welche die ungeheure Quantität von 31 Klaftern Derbholzmasse lieferte, wobei hier, wie auch bei den Folgenden, der Abraum, Stockholz, Gipfel- holz und Aeste gar nicht in Anschlag gebracht worden sind. Ich selbst besitze aus dem Wintcrber- ger Forst den Querschnitt einer Tanne mit 448 Jahresringen und 210 Zoll Umfang, also 68 Zoll Durchmesser, die excl. Wipfel, Aeste und Stockliolz 989 Kubikfuss Masseninhalt hatte. Im Urwaldc bei Scbattawa fand ich eine Weisstanue von 22 Fuss Umfang, und auf Bayrischem Gebiete auf dem Wege von Neuhaus nach dem Dreisesselberg in einem übrigens schon vieltach in Anspruch genommenen Walde eine noch stärkere von 24 Fuss, beide wohl nahe an 200 Fuss Höhe. Von höchster Bedeutung ist die Fichte, Pinus Abies L., welche, wie schon oben erwähnt, nicht blos in der oberen Buchenregion sich mehr ausbrei- tet, sondern endlich von 3,500 Fuss ab als der al- lein herrschende Baum anzusehen ist. Am herrlich- sten und grossartigsten erscheint sie an der Grenze der Buchenregion, etwa zwischen 3,000 bis 3,400 Fuss, obschon niemals von solcher Stärke und Höhe, wie die Weisstanne, aber von ähnlichem astreinem Wüchse. Sie ersetzt dies jedoch durch das massen- hafte Vorkommen in ungeheuren Beständen, wie z. B. im Urwalde von Kubany noch Tausende von Stämmen von 12 bis 16 Fuss Umfang und 120 bis 150 Fuss Höhe, 15 bis 20 Klaftern pro Stamm, angetrofteu werden. Stämme von 24 Klaftern Scheit- holz gehören jedoch zu den Seltenheiten. Dabei erreicht sie ein höheres Alter als die Weisstanne. Stämme mit 700 Jahresringen sind schon in ganz gesundem Zustande beobachtet worden. Unvergesa- lich bleibt mir der Anblick einzelner Parthien auf dem Kubany, insbesondere am Kapellenbach, wo sich in einem Gesichtskreise an 40 Stämme von 10 bis 20 Fuss Umfang und 120 bis 150 Fuss Höhe aus einer nicht geringen Zahl an wild durcheinan- der liegenden, mit zahllosem kleineren Fichtenanflug bedeckten Stammresten erheben. Wahrhaft unvergleichlich ist auch ein neben der oben schon erwähnten Laukastrasse, auf der man ganz bequem mitten in diese Naturwunder gelangt, ein forstlich eingerichteter Restaurationsplatz, dessen un- mittelbare Umgebung 6 Baumriesen von 180 Fuss Höhe und 4 Fuss Durchmesser bilden, mit Natur- tischen von 4 bis 500 Jahresringen und mossbe- deckteii Holzbänken, auf denen bereits wieder junge Fichten üppig vegetiren. Von 3,G00 Fuss bis zu den höchsten Gipfeln er- fährt die Fichte auch hier, wie auf anderen Gebir- gen, eine Veränderung der Form, die Schäfte wer- den kürzer, die Aeste steigen immer tiefer herab, verlängern sich in horizontaler Richtung oder nei- gen sich in Folge von Schueedruck wohl abwärts, wodurch denn endlich der Baum ein vollkommen pyramidales oder konisches Aeusscrc erhält. Ausser- ordentlich schön sieht man die Umwandlung in den Hocligebirgsstamm in allen Graden an dem breiten, grad bergansteigenden Durchhaue, der von der böh- mischen Seite auf den Dreisesselberg führt. In der unteren Fichtenregion sind natürlich die Jahresringe am breitesten; auf Holzsclieiben von 16 Fuss Umfang zählte ich nur 400 Jahresringe. Hö- her hinauf werden sie immer enger: ein Stamm in 152 etwa 3,500 Fusa Höhe von 3 Fuss Durchmesser zeigte 420, andere fast auf dem Gipfel des Kubany in 4,100 Fuss Höhe bei 2 Fuss Durchmesser 235, bei 2^ Fuss 290, auf dem Dreisesselberge zwischen den Dreisesselsteinen und den Hochsteinen bei 2 Fuss Durchmesser immer noch 160, bei 9 Zoll 130, bei 4 Zoll 80 Jahresringe. Dort sah ich auch etwa in 4,200 Fuss noch eine 3 Fuss dicke, aber nur 40 Fuss hohe Fichte mit krouleuchterartig gebogenen Aesten, ähnlich den sogenannten Wettertannen der Schweizeralpen. Uebrigens fand ich den bei Weitem grössten Theil der Fichten auf den von mir besuchten höch- sten Punkten keineswegs krank oder verkrüppelt, wie man im Allgemeinen gewöhnlich solche niedrige Bäume ohne weitere nähere Untersuchung zu nen- nen pflegt. Sie zeigten im Gegentheil ein recht üppiges Wachsthum, welches sich nur nicht durch bedeutende Entwickelung der Hauptachse, sondern durch recht reichliches Hervorsprossen von Seiten- knospen und daraus sich entwickelnden Aesten zu erkennen gibt. Die Hauptachse bleibt in Folge dessen zurück und wird von den Seitenachseu ge- wöhnlich überragt. Das poiiiofotjiff^e Onllilut ju )Jros&nu in Oberschlesien. Das pomologische Institut zu Proskau, das vor- läufig für die Aufnahme von 18 Zöglingen berechnet ist, begann seine Lehrthätigkeit Mitte Oktober v. J. mit 9 Zöglingen (Gartenbau - Schülern), deren Zahl Anfangs November auf 12 stieg. Die in dem abgelaufenen Semester theils von dem Direktor und dem Fachlehrer der Anstalt, theils von den Lehrern der Akademie zu Proskau vorge- trageneu DiszipHnen waren: Obstbaumzucht, Obst- kenntniss (Pomologie), Weinbau, Gemüsebau, die Lehre vom Baumschnitt, Anatomie und Physiologie der Pflanzen, Chemie, Physik, Mineralogie, Zoo- logie, Arithmetik, Buchführung, Plan- und Frucht- zeichnen. Im Sommersemester 18G9 besuchen die Anstalt 18 Zöglinge (Gartenbau - Schüler) , die zum Theil schon gärtnerisch vorgebildet sind; 3 gelernte Gärt- ner, welche den Kursus für Baumgärtner durch- machen, und 4 Baumwärter, im Ganzen 25 Per- sonen. Die Zöglinge gehören, bis auf einen aus Euss- land gekommenen, sämmtlich dem j^reussischen Staate an und vertheilen sich folgendermassen auf die Pro- vinzen: Schlesien 5 Rheinprovinz .... 4 Mark 3 Provinz Posen .... 1 Westpreussen .... 1 Ostpreussen 1 Hannover 1 Holstein 1 Eussland 1 18 Hierzu treten (ausserhalb der Anstalt wohnend): Baumgärtner 3 Baumwärter 4 Zusammen 25. In diesem eben begonnenen zweiten Semester werden folgende Disziplinen vorgetragen und, wo es erforderlich , durch Demonstrationen , praktische Uebungeu und Exkursionen erläutert. Obstbaum- pflege, Obstkenntniss (Pomologie), Gemüsetreiberei (Mistbeettreiberei), Morphologie und Systemkunde der Pflanzen, Chemie, Experimentalphysik, Geognosie und Bodenkunde, Zoologie, Geometrie und Stereo- metrie, Bienenzucht, Seidenbau, Plan- und Frucht- zeichnen, Feldmessen und Nivelliren u. s. w. llieinltofR in Jlriotttgarten imö nfs ijausff^mucR. Von C. A. J. Kruse, Gärtner. Wir haben jetzt eine Reihe von Weinsorten, welche früh reifen, also auch in unserem nordischen Gebiete gedeihen können, um wenigstens Trauben zum Essen zu erhalten. Uebrigens unterliegt es keinem Zweifel, dass der Anbau von Tafeltrauben, insofern man, wie in der Nähe von grossen Städten, Gelegenheit zum Absatz hat, weit belohnender ist, als aus den Beeren Wein zu bereiten. Eben deshalb möchte ein Leitfaden, wie das vor- liegende Büchelcheu, Liebhabern zur Belehrung will- kommen sein. Es besteht aus 1 1 Kapiteln. Zunächst bespricht der Verf. das Terrain und die Art und Weise der Bewässerung. Eine Auswahl der Sorten folgt und Anweisung, wie sie anzupflanzen sind. Die Behandlung des Weinstockes ist in 3 Kapiteln abgehandelt, ebenso dem Ringeln ein Abschnitt ge- widmet. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strosse No. 91. Druck der C. Fe is t er'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, WilhelmsPlatz No. 4. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Ciärtiierei und Pflanzenkunde. Redakteur : I*i*ofessor I>r. Karl Ivocli, General-Sekretair des Vereines. No. 20. Berlin, den 22. Mai 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frauco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Die grosse Pflanzen- und Blumen -Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Tagen vom 2. bis 6. Mai. Dienstag, den 1. Juni , Nachmittags 6 Uhr , findet im Palmenhause des Königl. botanischen Gartens zu Schöneberg eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Die große )Jffan5en= uiiö -Bfumen^iluslleffuiijj des Vereines zur Beförderung des (Gartenbaues in den Tagen vom 2. bis 6. Mai. Zum ersten Male hatte der Verein ein Lokal gewonnen, wo er im Stande war, den Zustand der heutigen Gärtnerei in einem vortheilbafteren Lichte als früher, den Kennerblicken sowohl, als denen der Laien, vorzutuhreo. Es war die Reitbahn der Tatter.sal-Gesellschaft mit einem Flächeninhalte von fast 14,000 Quadratfuss und mit dem vortheilhafte- sten Oberlichte versehen. Alle die, welche die Blu- raenausstellung gesehen haben, werden dem geehr- ten Vorstande der genannten Gesellschaft mit dem Vereine sich zu grossem Danke verpflichtet fühlen, dass er die Reitbahn zur Verfügung stellte. Die Rossebäudiger, welche sonst hier hausten, waren in den Tagen vom 2. bis 6. Jlai durch Priester der Göttinnen Flora und Pomona vertreten. Zwar hatten diese nur wenige Tage darin geschaltet, aber doch war aus der sandigen Arena ein irdisches Paradies geworden, wo man Gelegenheit hatte, die Rasch- heit sowohl, als den Kunstsinn der beiden Ordner, der Ilandelsgärtner Boese (Landsberger-Strasse 46) und Jannoch (Steglitzer-Strasse (J6) zu bewundern. Das Schöne und Herrliche, was Private durch ihre Obergärtner, oder Besitzer von llaudelsgärtne- reien, freilich in vorzüglichem Kulturzustande, ge- bracht, verstanden sie, ohne dass das Einzelne etwa seine Bedeutung verloren, so zu einem Ganzen zu gestalten, als hätte Mutter Natur es selbst getban. Wir hätten wohl gewünschst, dass diese harmonische Verbindung der einzelnen Theile recht viel von auswärtigen Besuchern, und besonders von Auslän- dern, in Augenschein genommen worden wäre, da- mit man sich ein Beispiel hätte nehmen können, wie Ausstellungen von Pflanzen zu macheu sind, wenn sie auch ästhetisch wirken sollen. Der Ver- ein hat die Geuugthuung dass das Werk zweier seiner Mitglieder dieses Mal mehr als je auch ge- würdigt wurde. Geschmackvolle Aufstellung war immer eine der ersten Aufgaben des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues gewesen. Der Ver- ein trat damit in Gegensatz , namentlich zu den englischen Ausstellungen, wo nur das Einzelne seine volle Berücksichtigung erhält, eine Verbindung der einzelneu Theile zu einem harmonischen Ganzen aber nie vorhanden ist. Die Ausstellung, welche ursprünglich nur drei Tage währen sollte, dauerte auf allseitigen Wunsch fünf Tage. Trotz dieser für Berlin noch nie vorhandenen langen Zeit befanden sich die Pflanzen am fünften. Tage noch in demselben frischen Zustande, als am ersten der Ausstellung. Möchte man doch bei Ausstellungsräumen zu allererst darauf Bedacht neh- men, nur da auszustellen, wo die Pflanzen sich auch 20 154 gut erhalten. Dann können auch Aussteller zum allgemeinen Besten ihre Pflanzen anvertrauen, ohne Gefahr laufen zu müssen, dass sie ihre mit vielem Gelde oft erkauften und dann wieder mit der gröss- ten Sorgfalt gepflegten Lieblinge, wenn auch nicht verlieren, so doch vielleicht lange Zeit siechen sehen. Wie oft haben wir Klage über das Lokal bei Ausstellungen vernommen, wo die aufgestellten Pflanzen mehr eingepfercht, als ästhetisch aufgestellt waren, wo zum Theil der den Pflanzen durchaus nöthige Luftwechsel fehlte, wo die dumpfe Luft selbst den Besuchern unangenehm war, wo endlich die Pflanzen, in ihre früheren Käume zurückgebracht, nach und nach die Blätter abwarfen, oder wohl auch ganz und gar zu Grunde gingen. Nicht Jlonate, Jahre gehörten nicht selten dazu, bevor bisweilen eine Pflanze, und wenn sie sich kaum zwei Tage in einer Ausstellung befunden, sich wieder erholte. Jahre- lang sah man gar nicht selten die schädlichen Ein- wirkungen einer Ausstellung an einer Pflanze. Jeder Gartenkünstler entlehnt die Art und Weise seiner Gruppirung von Pflanzen der Natur. Ausser- halb der Natur giebt es keine Schönheit. Es geht ihm, wie dem Landschaftsmaler , er macht Skizzen von dem, was er in der Natur gesehen, und setzt diese zu einem Ganzen zusammen, um ein Bild zu haben. Wer in unserem Vaterlando sich viel in freier Natur bewegt und Sinn für deren Schön- heiten besitzt, wird, wenn auch selten, mitten in Gebirgswäldern plötzlich einen offenen Grund ge- funden haben, wo aus grünen Gräsern höhere Stau- den mit Blumen geschmückt herausragen und das Bild eines Naturteppichs darbieten. Die Farben der Blumen sind um so reicher, je mehr dergleichen W^älder mit den offenen Stellen sich im Süden be- finden. Schon im nördlichen Oriente, in der euro- päischen Türkei oder in den Pyrenäen sind es nicht allein Stauden , welche auf dem Wiesengrunde Blüthenschmuck entfalten, es nehmen auch meist immergrüne Sträucher an den Rändern Antheil. Ver- setzt man sich gar nach den Tropen, so prangen auch die Bäume in seltener Farbenpracht; nicht sieht man aber Blumen in der dicht geschlossenen Krone, sondern es sind Epiphyten, hauptsächlich aus den Monokotylen -Familien der Orchideen und Bromeliaceen, denen sich Dikotylen aus den Fami- lien der Gesneraceen, Akanthaceen u. s. w., aber auch einige Parasiten, besonders aus der Familie der Loranthaceen, anschliessen. Li dem Winkel zweier Aeste oder auch sonst an Vorsprüngen und Unebenheiten haben sie sich angesiedelt uud blühen fast das ganze Jahr hindurch. Wir kennen leider die ächten Tropenwälder Ostindiens und seiner Inseln nicht; ebensowenig haben wir die Urwälder Brasiliens gesehen, aus sub- tropischen und sonst wärmeren Ländern des Orien- tes ist uns aber Gelegenheit geworden, Wälder mit off"enen Gründen vielfach zu schauen. Fehlte auch hier die grössere Mannigfaltigkeit in den Blüthen- sträuchern, so wurde sie doch von der Masse ein- zelner Arten ersetzt. Wir erinnern uns noch leb- haft aus dem pontischen Gebirge, wo in minder hohen Regionen freundliche Mischwälder grosse Strecken einnahmen und hier und da reizende Wie- sengründe sich zeigten. Auf diesen ist oft ein seltener Blüthenschmuck kurz und gedrängt wachsender Stauden mitten in dem saftigsten Grün des Laubes, und der weniger zahlreichen Gräser vorhanden, während am Rande, wo Felsen sich erheben, Rho- dodendren und Azaleen in der üppigsten Blüthen- füUe prangen. Als wir zum ersten Male das Ausstellungslokal der Tattersal- Gesellschaft am 2. Mai betraten, wur- den die Erinnerungen aus jenen über 20 Jahr hin- ter uns liegenden Zeiten, wo wir zum zweiten Mal den Orient durchwanderten, plötzlich wach. Wir sahen einen solchen oben geschilderten oflJenen Grimd mit seinem Wiesengrün, anstatt der Stauden erho- ben sich aber die rundlichen oder länglichen Ge- stalten der Schaupflanzen. An den emporsteigen- den Rändern hatten hier die Azaleen ein Blüthen- meer geschaffen, welches die Augen wahrhaft blen- dete. An einigen Stellen wurden sie durch Rosen und andere Blüthensträucher vertreten. Ueberhaupt neigte sich in dem Ausstellungsräume alles mehr dem tropischen Charakter zu, einestheils ..durch die grössere Mannigfaltigkeit, anderntheils durch die vorhandenen Fächer- und Fiederpalmen. Versuchen wir, ehe wir mit dem Einzelnen be- ginnen, ein allgemeines Bild zu geben. Der Ein- gang zu der Reitbahn ist seitlich. Man gelangt zunächst nach einer von dem Niveau nur wenig er- habenen Gallerie von 6 Fuss Breite, über der, in entsprechender Höhe und ebenfalls nur an dieser Giebelseite, eine zweite Gallerie sich hinzieht und einen noch vortheilhafteren Ueberblick über ' das Ganze gewährt. Die untere Gallerie war bis auf einen 10 Fuss breiten Theil in der Mitte verdeckt, so dass die Besucher, wie sie hier vortraten, mit dem, was geboten, überrascht wurden. 10 Fnss breite Wege führten seitlich an dem Waldessäume hin und erlaubten einestheils diesem und den ein- zelnen Pflanzen eine besondere Aufmerksamkeit zu- zuwenden, anderntheils aber auch die mit grünem Rasen belegte Mitte näher zu betrachten. Diese Mitte bildete aber keineswegs ein zusam- menhängendes Ganze, sondern eine sich allmählig erhebende Rosengruppe stellte das Centrum in Form eines besonderen Rundtheils, das man bequem um- gehen und zu dem man von beiden Seiten gelangen. 155 konnte, dar. 2 nach der Mitte zu aiif?geschnittene, nach der entgegengesetzten Seite hingegen grad- linige Easenparthien befanden sich nach beiden Gie- belseiten zu und waren hauptsächlich mit Schau- pflanzen besetzt. Wiederum trennte ein Weg das eine Rasenstück von der sanft aufsteigenden Ter- rasse, auf der man ebenfalls bequem wandeln, bald einen Urwald exotischer Pflanzen vor sich schauen, bald, rückwärts gewendet, einen Fernblick nach vorn haben konnte. Dieser Urwaldssaum war mit den verschieden- sten Repräsentanten der wärmeren und heissen Län- der beider Hemisphären besetzt und bot eine grose ilannigfaltigkeit dar. In der Mitte hoch oben stand auf felsigem Grunde ein prächtiges Exemplar einer Dattelpalme mit 10 bis 12 Fuss langen Fiederblät- tern. Dicht an ihr, wo scheinbar der kurze Stamm aus der Erde kam, sprudelte eine wasserreiche Quelle hervor und murmelnd stürzte sich das feuchte Element von Fels zu Fels bis zur ebenen Terrasse, wo es plötzlich verschwand, um auf jener Seite, aber in Form einer Kaskade, wieder hervorzukommen. Aus einem rundlichen Becken, das in der Mitte der von unten sanft aufsteigenden Höhe angebracht war, erhob sich ein Springbrunnen mit 2 Schalen von gegen 10 Fuss Höhe imd einem gleichen Durch- messer. In dem Wasser des Bassins selbst befanden sich zur Seite 2 prächtige Calla's (Richardia aethio- pica) von fast 5 Fuss Höhe, zwischen deren pfeil- förmigen und saftgrünen Blättern die weissen Blü- then herausragten. Die Böschung, aus der die Felsen hier und da zu Tage kamen, war mit blühenden Rosenstöcken bepflanzt und fesselte stets das Pflan- zen und Blumen liebende Publikum längere oder kürzere Zeit. Während die äussere Kante der Terrasse soweit bedeckt war, dass die Fläche als solche aus der Ferne nicht sichtbar wurde, hatte man die Mitte, um den ganzen Wasserfall aus der Ferne bequem und in seiner Schönheit erschauen zu können, oflen ge- lassen und auf beiden Seiten 2 in vollster und üp- pigster Blüthcnpracht sich den Blicken der Zu- schauer darbietende Exemplare von Medinilla mag- nifica, welche einen Durchmesser von 4 und 5 Fuss besassen, aufgestellt. Auf den Kanten der näher bezeichneten Rasenstücke standen prächtige Orangen- bäume nach aussen , hohe Lebensbäume und Cy- pressen, aus Nordwest-Amerika und in bester Kultur, nach innen. Wenden wir uns wiederum rückwärts, so be- fanden sich auf beiden Seiten des Einganges hohe Koniferen von seltener Schönheit und zum Theil noch die Brüstung der oberen Gallerie deckend. Wie ganz anders war dieser Blick! Tiefer Ernst sprach sich aus anstatt des frischen, frohen, man möchte sagen lachenden Lebens, das sonst allent- halben entgegentrat. Der Hintergrund der oberen Gallerie war be- nutzt, um die Neuheiten von Pflanzen und ferner Obst und Gemüse aufzustellen. Wendete mau sich dagegen auf dieser Gallerie, zu der auf beiden Sei- ten hinter den Koniferen 2 ziemlich breite Treppen von unten aufwärts führten, nach vorn, so war der Eindruck, den das Ganze auf den Beschauer machte, wahrhaft überwältigend. Schliesslich bemerken wir noch, dass in dem Hofraume vor der Reitbahn, und zwar auf beiden Seiten, grosse Sammlungen von Koniferen aufgestellt waren. Versuchen wir nun, auch das Einzelne zu schil- dern und beginnen wir mit den Gruppen. Zu der Königsgruppe, welche die hintere Seite der Reitbahn ausfüllte und die Büsten Sr. Maj. des Königs, des er- habenen Protektors des Vereines, sowie Ihrer lilaj. der Königin Augusta enthielten , waren zwar aus ver- schiedenen Gärten den Ordnern die nöthigen Pflan- zen zur Verfügung gestellt; die meisten hatte jedoch der Königl. botanische Garten geliefert. Es galt dieses ganz besonders von den Falmeu, über die wir uns gleich anfangs ausgesprochen haben. Einen solchen schlagenden Effekt, wie diese Königsgruppe, möchte wohl kaum eine Zusammenstellung von Pflan- zen in einer Ausstellung gemacht haben, besonders wenn die Sonne zugleich durch die oben angebrachten imd mildes Licht einlassenden Fenster einzelne Strei- fen der Gruppe beleuchtete und dadurch grösseren Wechsel in der Färbung hervorrief. Traf dieser Strahl noch das von Fels zu Fels herabfliessende Wasser, so war der Eindruck noch grossartiger. Landschaftsmaler würden hier reichen Stoff gefan- den haben. Die obere Gallerie der entgegengesetz- ten Giebelseite, unmittelbar über dem Eingang, war früh Morgens bis spät am Abend von Beschauern besetzt, hauptsächlich um das Schöne und zugleich Seltene der Königsgruppe zu schauen. Nicht weniger, und zwar hier nicht allein durch die gelungene ästhetische Aufstellung, ebenso durch die Pflanzen selbst, welche dazu benutzt waren, nahm eine zweite Gruppe, welche in der Mitte der einen längeren Seite sich befand, die Aufmerksam- keit des schauenden Publikums im höheren Grade in Anspruch. Der Rittergutsbesitzer Moritz Rei- chenheim hatte seinem Obergärtner Haack er- laubt, das Schönste, was seine Gewächshäuser ein- schlössen und zu dessen Anzucht die geschickte Hand des Gärtners nicht etwa einzelne Wochen oder JIdnato laug gebraucht hatte, sondern wo .lahro lange Sorgfalt bei genauer Kenntuiss der Wachs- thums -Verhältnisse nothwcndig gewesen war, zun» Autbau der besagten Gruppe zu benutzen. Der- 20* 156 gleichen Gruppen haben wir, die wir seit Jahren alle Ausstellungen von irgend einer Bedeutung in ganz Europa besuclit haben, um Bericht darüber zu erstatten, alljährlich gesehen; das Material, aus denen sie bestanden, war oft reicher; auch die Kul- tur der einzelnen Pflanzen liess zum Tlieil nichts zu wünschen übrig, desto mehr aber die Aufstellung. "Wir sahen gewöhnlich, dass man passende und un- passende Pflanzen nebeneinander zusammengebracht imd aufgestellt hatte: hier entfaltete eine Pflanze ihre Blumen im feurigsten Roth und gleich daneben prangten vielleicht andere mit orangefarbenen oder blauen Blütheu, ohne dass die erste Farbe abgeho- ben war, resp. zur Geltung kam. An eine Harmo- nie der Farben, wie sie dem Auge allein wohltliut, ist leider auf den meisten Ausstellungen, besonders im Auslande, kaum Rücksicht genommen. Wir er- innern nur an die gewöhnlichen Zusammenstellungen von Azaleen, wo kaum einige grüne Blätter die bunten Farben unterbrechen. Wenn bei diesen scharf ausgeprägten Farben in den Blumen die Harmonie nicht gewahrt ist, vermögen selbst die reichblühend- sten und bestkultivirtesten Exemplare keinen Effekt zu machen. Eine Gruppe soll ferner etwas Selbständiges und Zusammenhängendes sein. Man soll das Einzelne, obwohl es nicht ganz unterzugehen braucht, nicht als solches mehr erkennen; es niuss im Gegentheil mit seinen Nachbarn, als dazu gehörig, verbimden sein. Wir geben zu, dass es oft seine Schwierigkeit hat, dieses durchzuführen, ganz besonders bei den kugelig- oder schirmartig -gezogenen Azaleen: die Möglichkeit hatte uns aber jetzt Obergärtner Haack gezeigt. Dass die Reichenheira'sche Gruppe weder Sel- tenheiten, noch Neuheiten enthielt, haben wir bereits ausgesprochen; desto mehr war aber die ausgezeich- nete Kultur, welche die gegen 80 hier benutzten Blüthensträucher xmd sonstigen Gehölze besassen, anzuerkennen. Wir hätten nie geglaubt, dass eine ernste Konifere in einer solchen Blumengruppe, wie hier geboten war und wo sie im Hintergründe die Mitte bildete, um die alle anderen Pflanzen grup- pirt waren, sieh mit diesen in Harmonie betinden könnte! Und doch machte die prächtige Araukaria Cunningliami daselbst einen angenehmen Eindruck. 24 hohe Rhododendren aus dem Himalaya, und zwar nicht allein in den Farben des Roths in den Blü- then prangend, es waren auch die Arten mit den grossen gelben Glockenblumen vertreten, umgaben sie zunächst. Ihre dunkelgrünen, lederartigen Laub- blätter standen mit dem dunkelen Grün der Nadeln im Einklänge. Weiter nach vorn befanden sich 6 Kamellien, deren weisse Blüthen aus dem glän- zenden Grün der Blätter gleichsam hervorlugten. Deutzien, Spiräen, Weigelen, Kahnien, Kerria japo- nica und andere Blüthensträucher waren weiter be- nutzt, um die 40 in verschiedenen Farben blühen- den Azaleen zu unterbrechen, aber auch wiederum zu verbinden. Dieser Gruppe gegenüber und in der Mitte der anderen langen Seite befand sich eine dritte, in der, entgegengesetzt der eben beschriebenen, die grösste Mannigfaltigkeit der Arten herrschte. Garten- Inspektor Bouch^ hatte die Materialien aus dem ihm anvertrauten grossartigen Institute, aus dem bo- tanischen Garten, entnommen und selbst aufgestellt. Dass sie nicht verfehlte, ebenfalls einen angenehmen Eindruck zu machen, brauchen wir wohl nicht erst ausfüln-cn zu müssen. Nahe an 200 Pflanzen, in 127 Arten vertreten, waren dazu benutzt. Diese Pflanzen bestanden zum grossen Theil aus Blüthen- sträuchern, wie wir erst unlängst in einem besonde- ren Artikel (s. S. 137) beschrieben haben, und wur- den durch verschiedene Blattpflanzen in ihrer Wir- kung gesteigert. Es würde zur Kenntniss der Blü- thensträucher, sowie zu ihrer Anerkennung, nicht wenig beitragen, wenn wir näher auf ihre Beschrei- bung eingingen. Das erlauben uns aber der Raum und die Zeit nicht; wir wollten ja auch nur im Allgemeinen berichten. Vor Allem freuten wir uns, wiederum einmal eine grössere Anzahl echter süd- afrikanischer Haiden iu seltenem Blüthenreiehthum zu sehen. Ihnen schlössen sich die Ruchhaiden (Diosmeen), unter denen sich ausser den früher ge- nannten noch Zierien mit zierlichen weissen Blü- then befanden. Die ueuholländischen Sehmetterlings- blüthler mit nicht-gefiederten Blättern waren ausser- ordentlich reich vertreten, ebenso die Akazien und die rankenden Kennedyen, Hardenbergien u. s. w. Doch hatten noch viele andere Pflanzen Repräsen- tanten geliefert. Unter diesen befand sich auch eine krautartige, der ich wohl einen anderen Platz, wo sie mehr gewürdigt worden, gewünscht hätte. Es war dies ein gefülltes Hainröschen (Anemone nemo- rosa [ß. virescens), wo die Blumenblätter eine grün- liche Farbe angenommen hatten. Neben dieser Gruppe des botanischen Gartens hatte der Universitätsgärtner Sauer eine Gruppe von grösseren Blattpflanzen malerisch zusammenge- stellt. Die grosse Masse bildeten Farne aus verschie- denen Abtheilungen und in ihren Gestalten wech- selnd. Unter ihnen sahen wir wiederum einmal das reizende Asplenium Belangeri, welches mit seinen lang-herunterhängeuden Blättern eine vorzügliche Ampelpflanze der Warmhäuser darstellt. Wir em- pfehlen daneben Nephrolepis tuberosa, deren Blätter ebenfalls eine Länge von 3; Fuss besassen. Klei- nere Selaginellen standen am Rande der Gruppe,, während Astrocaryum Ayri und Klopstockia cerifera, 157 ihnen zur Seite einige Carludoviken, im Hinter- grunde emporragten. Eine fünfte Gruppe verdankte man dem Kom- merzienrathe Dannenberger, einem der ältesten Mitglieder des Vereines und stets an den Ausstellun- gen Tlieil nelnnend. Obergärtner Dressler hatte eine Auswahl schöner Blüthensträucher aus verschie- denen Familien, hauptsächlich aber Azaleen, gewählt, um, allen ästhetischen Anforderungen entsprechend, den Zuschauern ein freundliches Bild vorzuführen. Die Harmonie der Farben war besonders gewahrt. Ohne Ausnahme waren es schöne und kräftige Pflan- zen, welche sich selbst als Einzel-Exemplare präsen- tirt hätten. Unter ihnen befanden sich auch einige interessante und weniger verbreitete Pflanzen. Wir nennen von diesen hauptsächlich Anthurium Scher- zerianum mit seinen scharlachrothen, mehre Monate dauernden Blüthenscheiden. Es ist nicht zu leugnen, dass diese von Wendland in Herrenhausen bei Hannover eingeführte, früher aber schon in Wien kultivirte Aroidee die werthvollste Neuheit ist, welche wir seit Jahren erhalten haben und welche demnach nicht genug empfohlen werden kann. Ataccia cri- stata mit ihren braunen Blüthenständen möchte mehr interessant, als schön sein. Und doch fand auch sie ihre Liebhaber. Eine andere Gruppe aus dem Dannenberger'- schen Garten bestand aus neueren und daher noch seltenem Blattpflanzen, von denen jedes Exemplar Beachtung verdiente. Zunächst befanden sich unter ihnen ß der neuesten Jlaranten, oEranthemen, 2 Pepcromien, Sanchezia uobihs, Gymnogramme Lau- cheana, Gravesia (Bertolonia) guttata, Dicliorisandra musaica und undata, Adelaster albo-venosus und an- dere mehr. Das Etabhssement von Priem zeichnet sich be- kanntlich durch reiche Auswahl von Marktpflanzen aus; von diesen hatte sein Besitzer auch jetzt eine freundliche Gruppe zusammengestellt. Es waren gegen 30 Arten in nicht weniger als 78 Töpfen ver- treten. Wir gedenken besonders der 14 Eriken, welche im Grosshandel Berlins sich befinden und hier in vorzüglicher Kultur waren. Zu den als Markt- pflanzen wohl zu beachtenden Rliodudcndren gehört ohne Zweifel die hier ausgestellte Form, welche den Namen (i)ueen Victoria erhalten hat. Endlich gedenken wir noch einer reizenden, in Form eines Epheublattes aufgestellten Gruppe von Marktpflanzen, welche man dem Kunst- und Han- delsgärtner Saeger verdankte. Li der Mitte erhob sich eine Azalea, Beautd de l'Europe, etwas über die anderen und diente als Ausgangspunkt gleichsam für 5 Nerven, welche im oberen Theil aus kleinen Myrten, im unteren hingegen aus Halden gebildet waren, während die Mittelfelder blühende, aber sehr niedrige Azaleen ausfüllten. Der Rand war mit Schiefblättern, Blendlingen und Formen der Bego- nia Rex umstellt. Auch der Stadtrath Wisotzky hatte durch sei- nen Obergärtner Haase eine hübsche Gruppe von Marktpflanzen zusammengestellt, welche das Inter- esse der Liebhaber in Anspruch nahm. Ausser diesen mehr oder weniger gemischten Gruppen waren aber auch solche vorhanden, welche nur aus bestimmten Abtheilungen, Familien oder Geschlechtern Repräsentanten enthielten. Vor Allem nennen wir hier die Gruppen mit Koniferen, die in einem seltenen Reichtlium, zum Theil auch von bedeutender Grösse, vorhanden waren. Wir haben schon der 2 Koniferen-Gruppen gedacht, welche auf beiden Seiten der Eingangsthür standen und von denen einige Exemplare bis zur oberen Gallerie hinaufreichten. Sie gehörten der Frau Kommerzien- räthin Reichenheim, welche auch dieses Mal ihren Obergärtner Leidner beauftragt hatte, den Verein bei seiner diesjährigen Ausstellung möglichst zu un- terstützen. Nicht weniger als 120 Koniferen fanden sich in beiden Gruppen vor, und nicht etwa kleine, win- zige Exemplare, wie man sie leider gar zu häufig auf Ausstellungen sieht; alle waren kräftige, schöne Pflanzen, die zum Theil eine Höhe von 20 bis 25 und mehr Fuss besassen. Vor Allem wurde wegen ihres regelrechten Wuchses Araucaria imbricata mit Recht bewundert. Dergleichen Exemplare kommen zwar in England und in Frankreich keineswegs selten vor, aber nur im freien Grund und Boden, wo sie, ohne bedeckt zu werden, in jenen Ländern aushalten. Es waren auch einige Formen der Hi- malaya-Ceder (Deodara), von denen wir bei Gele- genheit des letzten Besuches des A. Leroy'schen Etablissements in Angers (s. 10. Jahrg. d. Wochen- schrift S. 308) gesprochen haben, in uutadelhafter Kultur vorhanden. Dasselbe galt von den Formen der Cupressus Lawsoniana und anderen Cypressen. Arthrotaxus selaglnoidcs, diese fleischige Konifere ohne alle Nadeln, möchte wohl kaum ausserdem in Deutschland in einem 5 Fuss hohen und zugleich regelrecht gewachsenen Exemplare sich vorfinden. Besonders reich waren endlich die Lebensbäume (Thuja- und Biota-Arten) an Arten und Abarten vertreten. Metz & Co., welche ihre Baumschulen bei Steg- litz in der Nähe von Berlin besitzen, hatten eine Sammlung von meistens Freilaud- Koniferen ausge- stellt, deren Zahl nicht weniger als 130 betrug. Es waren die Abietineen am meisten vertreten. Unter ihnen befand sich auch die Abies lasiocarpa, welche man in Belgien so wunderschön sieht, unsere harten Winter aber durchaus nicht t'i-tragen will. 158 Noch grösser war die Koniferen-Sammlung des Baumschulbesitzers Lorberg und demnach auch reichhaltiger. Wir können nicht in das Einzelne eingehen, erlauben uns aber um so mehr auf diese Sammlung aufmerksam zu machen, als Ihr Besitzer einen Theil dieser Koniferen in seinem Garten in schönen Exemplaren im Freien kultivirt, insofern man sich belehren will. Endlich hatte auch Kunst- und Handelsgärtner Späth eine kleinere Gruppe von 34 Koniferen in 24 Arten aufgestellt, die sich sämmtlich in stattlichen Exemplaren vorfanden. Wir gehen zu den übrigen Freiland - Gehölzen über, von denen Baumschulbesitzer Lorberg eine Sammlung ausgesuchter Arten, Abarten und Formen von über 100 Exemplaren zu einer grossen Gruppe vereinigt hatte. Besonders wurde diese für Lieb- haber interessant, als sie auch die neuesten bunt- blättrigen Formen enthielt. Es thut uns leid, dass wir jetzt ausser Stande sind, näher darauf einzu- gehen, wir bemerken aber, dass Baumschulbesitzer Lorberg stets bemüht ist, in dieser Hinsicht Alles von Freiland-Gehölzen sich zu verschafi'en , was ir- gend einen Werth für unsere Anpflanzungen haben könnte. So sind besonders die neuereu japanischen und überhaupt ostasiatischen Gehölze in schönen Exemplaren bei ihm zu finden. Nächstdem machen wir auf die grosse Auswahl von Eichen und Ulmen aufmerksam, welche in dieser Gruppe vorhanden waren. Mehrmals haben wir schon die grosse Mannig- faltigkeit in den Formen der Aukuben, von denen wir vor kaum 20 Jahren nur die weibliche Pflanze mit gelbpunktirteu Blättern besassen, besprochen; die diesjährige Ausstellung führte 2 grosse Samm- lungen (den Baumschul - Besitzern Lorberg und Späth gehörend) vor, welche wohl im Stande wa- ren, uns einen Begriff von der Schönheit und Man- nigfaltigkeit dieser Blatt- und Fruchtsträucher zu geben. Die Aukuben wetteifern jetzt mit den Stech- palmen oder Hex-Arten, welche letztere aber doch insofern bei uns den Vorzug behalten werden, dass sie etwas besser unsere harten Winter aushalten. Zum ersten Male sahen wir auf den Ausstellun- gen des Vereines eine Sammlung der verschiedenen Epheu-Arten und Formen. Wollen wir hoften, dass ihnen damit mehr Aufmerksamkeit zugewendet wird, als es bisher geschehen. Man würdigte bei uns bis jetzt fast nur den sogenannten schottischen Epheu, allerdings in so hohem Grade, dass er einen bedeu- tenden Exportartikel darstellt; es gibt aber ausser- dem Formen von Epheu, welche verschiedene An- wendungen in den Gärten gestatten. Wir machen deshalb darauf aufmerksam , dass die ausgestellte Sammlung von 24 Epheu-Arten und Formen dem Kunst- und Handelsgärtner Späth gehört. Sämmt- liche Exemplare befanden sich in vorzüglichster Kultur. Ausser den bereits aufgeführten Sammlungen von Koniferen, Aukuben und Epheu verdankte man dem Kunst- und Handelsgärtner Späth endlicli noch deren 2, welche Arten bestimmter Genera enthielten. Von grossem Interesse war die Sammlung von 18 verschiedenen Dracäneen in guter Kultur. Im nord- östlichen Deutschland versteht man diese leicht zu kultivirenden und keineswegs empfindlichen Blatt- pflanzen zu würdigen; nicht aber auf gleiche Weise im übrigen Deutschland, noch weniger im Auslande, wo man einige Arten und Formen wohl kultivirt, aber keineswegs allgemein anwendet. Von Berlin aus findet ein grosser Handel mit allerhand Dracä- neen nach den verschiedensten Gegenden hin statt. Die fünfte Gruppe des Kunst- und Handelsgärt- ners Späth bestand aus Rhododendren in 27 ver- schiedenen Formen, meistens Spielarten des Khodo- dendron ponticum, welclie am besten zu Marktpflan- zen sich eignen. Sämmtliche Exemplare hatten einen und denselben Wuchs, sowie eine und dieselbe Grösse, und waren mit 3 bis 5 Blüthenköpfen versehen. Der- gleichen Pflanzen werden zu Tausenden in Berlin herangezogen und gehen meistens nach auswärts. Wir kommen zu einer Gruppe von Pflanzen, welche lange Zeit schon auf Aufstellungen um so mehr die Lieblinge des schauenden Publikums wa- ren, als sie in der Kegel sich auch in vorzüglichem Zustande und in grossen Exemplaren vorfanden. Wir meinen die Orchideen, von denen Obergärtner Haack aus dem Garten des Rittergutsbesitzers Mo- ritz Reichenheim eine ausgezeichnete Sammlung ausgestellt hatte, die iu keiner Weise denen, wie wir sie früher gesehen haben, nachstand. Da Ober- gärtuer Haack verstanden hatte, noch andere in- teressante Pflanzen um die Orchideen zu gruppiren, so gewann die Aufstellung dadurch ungemein. Be- sonders schön waren die 4 grossen Exemplare der Vanda suavis, von denen jede 3 und 4 Blüthentrau- ben besass. Sie überragten mit Phajus Wallichii, deren Blüthen uns dieses Mal besonders gross er- schienen, die übrigen Pflanzen der Gruppe. Von auffallender Schönheit waren ausserdem Exemplare der Phalaenopsis grandiflora, des Cypripedium hir- sutissimum und des Selenipedium caudatum mit fast 3 Fuss langen Blumenblättern. Das Treiben von Blüthensträuchern wird seit Jahren von Seiten des Vereines unterstützt, indem Preise dafür ausgesetzt werden. Drei Bewerber hat- ten sich dieses Mal eingefunden: Uuiversitätsgärtner Sauer, Kunst- und Handelsgärtner Barrenstein in Charlottenburg und Baumschulbesitzer Lorberg. Wir gehen nicht auf's Einzelne ein, da es einestheila 159 nur bekannte sind, welche iu Berlin getrieben wer- den, lind da anderatheils erst vor Kurzem ein aus- führlicher Aufsatz darüber geschrieben ist (s. S. 57). Interessant waren ferner die getriebenen Exemplare der Eoblnia hispida, welche Inspektor Beucht ausgestellt hatte, um darzuthun , dass auch dieser Blüthenstrauch Berücksichtigung verdient. Wir kommen zu den Eosen. Auf den frühe- ren Ausstellungen des Frühjahres hatten wir oft Gelegenheit, Rosen in Blüthe zu sehen, dergleichen fanden sich auch auf den Märkten Berlin's vor, ohne dass sie jedoch eine Bedeutung gespielt hät- ten. Seit einigen Jahren haben sich aber die nord- deutschen Gärtner mit besonderer Vorliebe der Anzucht der Eosen in Töpfen gewidmet und gezeigt , dass sie den Völkern des Kontinentes darin nicht nach- stehen, im Gegentheil meist übertreffen. Was die- ses Mal an Eosen ausgestellt war, vermochte mit denen, welche im Jahre 1863 iu Mainz ausgestellt waren und dort allgemeinen Beifall fanden, ja selbst Bewunderung verdienten, zu wetteifern. Man sah nicht allein vollkommene Blumen in allen Nuanci- rungen des Eoth und Gelb, auch das Laub - — , welches keineswegs immer, man möchte sagen, nur selten der Fall ist — , hatte eine schöne dunkel- grüne, zum Theil glänzende Farbe, aus der jene um so mehr hervortraten. Neun Bewerber hatten sich eingefunden und jeder etwas in seiner Art Ausgezeichnetes geliefert. Selbst Paris war durch eine Sammlung niedriger Rosen, welche der Kunst- und Handelsgärtner Ja- main eingesendet hatte, vertreten. Leider hatten diese durch den langen Transport sehr gelitten und konnten demnach hinsichtlich der Schönheit der Blumen nicht mit den deutschen in die Schranken treten. Es war dieses um so mehr zu bedauern, als eine Anzahl der neuesten Sorten, welche bei uns weniger oder gar nicht bekannt waren , sich darunter befanden. Die grösste Sammlung verdankte man dem Kunst- und Handelsgärtner Harms in Eimsbüttel bei Hamburg, nächstdem dem Kunst- und Handelsgärtner Fr. Chone (Gr. Frankfurter- Strasse 133). .Jede Sammlung war ausgezeichnet. Die des letzteren bestand aus niedrigen Exempla- ren , wie man sie in den Zimmern liebt. Welche Auswahl wird jetzt hierin geboten, gegen frülier, wo man nur die Monatsrose und vielleicht noch, aber doch schon in der späteren Zeit, ein paar Ee- montanten besass? Die Harms'sche Sammlung enthielt die meisten neuesten Rosen bereits in Blüthe; da konnten Liebhaber unter ihnen eine Auswahl treffen, ohne getäuscht zu werden, wie es leider bei Einkäufen von Pflanzeu, die man nicht gesehen, gar zu oft geschieht. Eine dritte Sammlung, vor Allem ausgezeichnet durch gute Kultur und grosse Blumen, hatte der bekannte Rosenzüchter Ruschpier in Dresden, dem in unserem für Neuzüchtung von Rosen so un- günstigem Klima es gelungen ist, neue Rosensorten von Bedeutung heranzuziehen, ausgestellt; eine vierte und kleinere der Kunst- und Haudelsgärtner Fricke in Braunschweig. Man sieht, wie allgemein die Liebe zu Rosen ist, da es allenthalben tüchtige Gärtner giebt, welche es verstehen, sie heranzu- ziehen. Doch wollen wir nicht versäumen, auch der Sammlung schöner Rosen zu gedenken, welche Kunst- und Handelsgärtner Drawiel in Lichten- berg bei Berlin und C. F. Chonö (Frankfurter- Chaussee) in Berlin ausgestellt hatten. Auch Private hatten Beiträge zu den Eosen ge- liefert, und zwar zunächst der Garteninspektor der Frau Fürstin von Sagan, Gireoud, und der Ober- gärtuer des Geheimen Kommerzienrathes AI. Men- delssohn zu Charlottenburg, Schiemann. Beide Sammlungen waren schön und machten ihren Be- sitzern Ehre. Wir bemerken schliesslich nur noch, dass die Eosenbäumchen an dem Hügel im Hinter- grunde aus dem M e n d e 1 ss o h n ' sehen Garten stammten. Nächst den Eosen waren die Azaleen in reich- lichster Anzahl und Mannigfaltigkeit vertreten. Dass die Gruppe des Rittergutsbesitzers Eeiclienheim hauptsächlich aus Azaleen bestand, haben wir be- reits gesagt. Wegen der Schönheit der Blüthen- fülle der einzelnen Exemplare, aber auch nicht we- niger wegen der Mannigfaltigkeit der Farben und harmonischen Zusammenstellung der einzelnen Exem- plare zog eine Sammlung von 24 Sorten in 34 Töpfen die Aufmerksamkeit der Schauenden um so mehr auf sich, als sie auf beiden Seiten der Terrasse die hohe Königsgruppe umsäumten und das saftige Grün der letzteren um so mehr hervor- treten liessen. Die Azaleen besassen zum grossen Theil die halbkugelige Form und hatten auch ziem- lich denselben Durchmesser von 2\ bis 3 Fuss. Obergärtner Nicolai aus dem Pflug'schen Garten hatte sie ausgestellt. Die Azaleen-Gruppe der Fraii Kommerzienräthin Eeichenheim (Obergärtner Lindner) bestand aus 40 Exemplaren und wurde noch besonders dadurch gehoben, dass im Hinter- grunde Neuholläudcr von geringerer Höhe aufge- stellt waren. Nächst diesen beiden Gruppen war die des Ge- heimen Kommerzienrathes A.Mendelssohn (Ober- gärtner Schiemann) am grössten und nahm nicht weniger die Aufmerksamkeit aller Besucher in An- spruch. Jedes der ;')() Exemplare, die sich vorfan- den, war eine vollkommene Schaupflanze, die auf jeder kleinen Ausstellung auch einzeln gefallen ha- ben würde. 160 Von den als Schaupflanzen oder als Neuheiten ausgestellten Azaleen werden wir besonders sprechen. Eine kleinere Gruppe, aus Exemplaren in ge- lungenen Formen bestehend, wie man sie auf die Berliner Märkte bringt, hatte der Kunst- und Han- delsgärtner Ritter (Markusstr. 12) ausgestellt. Da- gegen verdankte man wiederum dem Kunst- und Handelsgärtner C. F. Chon^ (Frankfurter-Chauss^) 3 verschiedene Gruppen vorzüglich gezogener Aza- leen. Die eine bestand aus 30 grösseren Exem- plaren, von denen eine jede als Schaupflanze hätte gelten können, die andere hingegen aus 25 kleine- ren, wie man sie schon auf den Märkten sieht, während die dritte 50 zwergige Pflanzen von kaum f bis 1 Fuss Höhe enthielt. Die letzteren waren zum Einfassen der Treppen, welche auf die Terrasse führten, benutzt. Wir möchten diese Verwendung wohl allgemeiner empfehlen. Ausgezeichnet war ferner die Sammlung von 40 Sorten Pelargonien in 60 Töpfen des Kunst- und Handelsgärtuers Carl F. Friebel (Boxhageuer Weg) um so mehr, wenn man die frühe Zeit be- denkt, wo sie ausgestellt waren. Sie bestand aus in Grösse und Form gleichmässigen Exemplaren, wie man sie während der besseren Sommerzeit in grossen Mengen auf den Markt bringt. Diese Pe- largonien , deren Blüthen sonst auf Ausstellungen ungemein leiden, waren dieses Mal am fünften Tage der Ausstellung noch so schön , wie am ersten. Auch der Obergärtner König hatte aus dem Gar- ten des Geh. Komnierzienrathes ßavend in Moabit eine hübsche Gruppe von 18 blühenden Pelargo- nien ausgestellt. So reich, als dieses Mal, und in solchen voll- kommen entwickelten Exemplaren im verschiedenen Alter der Pflanze, hatte man eine Sammlung von Hortensien, wie sie der Kunst- und Handelsgärtner Bading (Andreasstr. 82) ausgestellt, noch nicht auf Ausstellungen gehabt. Seit 30 Jahren wohl kulti- virt man in Berlin eine Sorte mit grösseren, beim Treiben sich schneller färbenden Blumen, ohne dass man bis jetzt besonderen Werth auf sie gelegt hatte. Dem Besitzer dieser Sammlung war es vor 3 Jah- ren vorbehalten, diese für den Handel vor Allem ge- wichtige Hortensie mit ihren Vorzügen zu erkennen und allgemeiner zu macheu. Interessant wurde die Sammlung, dass Pflanzen von verschiedenem Alter, 1-, 2- und mehrjährige, vorhanden waren, um auf diese Weise das Wachsthum mehr beurtheilen zu können. Ausser diesen Hortensien hatte aber Kunst- und Handelsgärtner Bading noch eine Sammlung Ton 32 Myrten ausgestellt, wie diese gewöhnlich auf den Berliner Markt kommen und ebenfalls jähr- lich zu vielen Tausenden verkauft werden. Wir schliessen hier die Sammlungen der Zwerg- orangen von kaum li; bis 2 Fuss Höhe an, wie sie allgemein in Berlin unter dem Namen Citrus chi- nensis auf den Markt kommen und sehr geliebt werden. In der Regel sind sie reich mit wohl- riechenden Blüthen, meist zu gleicher Zeit auch mit, wenn auch noch grünen Früchten besetzt. Die eine Sammlung gehörte dem Kunst- und Handels- gärtner Saeger (Gr. Frankfurterstr. 133) und be- stand aus 18 Exemplaren, während die andere, blü- hende und Frucht- Exemplare zugleich enthaltend, der Kunst- und Haudelsgärtner Ritter (Markus- strasse 12) ausgestellt hatte. Auch Gloxinien waren vertreten, und zwar in einer durch Mannigfaltigkeit ausgezeichneten Samm- lung von Pflanzen mit hauptsächlich überhängenden, weniger mit aufrechten Blüthen. Man verdankte sie dem Rittergutsbesitzer Pflug, der seineu Obergäi-t- ner Nicolai auch dieses Mal beauftragt hatte, den Verein bei dieser Austeilung möglichst zu unter- stützen. Sammlungen von Wandelblumen oder Cinerarien waren nur einige vorhanden. Es scheint fast, als wenn diese früher so sehr beliebten Florblumen nicht mehr wie sonst mit Vorliebe behandelt wür- den; man sieht sie wenigstens auf den Ausstellun- gen jetzt weit seltener, als früher, wo sie eine der hauptsächlichsten Zierden darstellten. Drei recht hübsche Gruppen verdankte mau dem Hofgärtner Brasch in Charlottenburg, dem Kunst- und Han- delsgärtner Drawiel in Lichtenberg und der Frau Kommerzienräthin Reichenheira ( Obergärtner Lindner). Die Aurikeln haben zwar hier und da noch ihre Liebhaber im gesammten Deutschland, aber doch nur vereinzelt. Inspektor Boucht^ im botanischen Garten gibt sich seit einigen Jahren viel Mühe, um wiederum mehr Liebe für sie zu erwecken und sucht sich zu diesem Zwecke die besseren Sorten zu verschaffen. Wir wollen wünschen , dass die früher so sehr beliebten Aurikeln wiederum mehr Anerkennung finden und dass die ausgestellte Samm- lung einer nicht geringen Anzahl von Formen dar- auf hingewirkt hat. Wir erinnern uns der vorzüg- lichen Sammlung von Aurikeln, welche in dem 2. und 3. Jahrzehnt unseres Jahrhunderts im Belvedere bei Weimar sich befand und wohin man zur eigent- lichen Blüthenzeit oft von entfernten Städten reiste, um sich des herrlichen Anblickes zu erfreuen. (Schluss folgt.) Verlag von Wiegaudt & Hempel in Berlin, Ziramer-StraBse No. 91. Druck der C. Feister'schen Bnchdruckerei (L. Mewea), Berlin, WUhelmsPlatz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beförderniig des Gartenbaues in den Köiügl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : IE*vofessor I>r. Karl Kocti, General-Sekretair des Vereines. No. 21. Berlin, den 29. Mai 1869. Preis des Jahrganges 63 Thlr,, sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Gärtnerisch - botanische Streifzüge am Amazonenstrom. Von Gustav Wallis aus Detmold. — Die grosse Pfianzen- und Blumen -Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Tagen vom 2. bis 6. Mai. (Schluss.) Mittheilungen über die neuesten Pflanzen. (Fortsetzung.) Dienstag, den I.Juni, Nachmittags 61Jhr, findet im Palmenhause des Königl. botanischen Gartens zu Schöneberg eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Gärtnerisch - botanische Streifzüge am .A. m azonensti'o m. Von Gustav Wallis aus Detmold. So gern ich beim ersten Besuche Berlins über meine Wanderungen in Südamerika gleich anfangs in einer der Versammlungen des Vereines Mitthei- lungen gemacht hätte, so wurde ich doch leider ge- zwungen, ärztliche Hülfe in Anspruch zu nehmen gegen ein Augenübel, das wahrscheinlich der Ueber- gang aus einem heissen Klima in ein kaltes hervor- gerufen hatte. Nun wo ich davon glücklicher V\^eise befreit bin, stehe ich gern bereit, für das Organ des Vereines, die Wochenschrift, einige Skizzen auszu- arbeiten, von denen ich Ihnen hiermit die erste zu- stelle. Das Hauptfeld meiner Thiitigkeit bot der Ama- zonenstrom mit seinen unendlichen Ausdehnungen nach Nord und nach Süd dar. Eeich und üppig, wie das Vegetationsfeld dieses weiten Beckens sich darstellt, so wenig lässt es sich in kurzen umschrei- benden Begriffen zergliedern. Dichter Urwald, Sa- vannen, Uferdistrikte, luseln, Gebirge und sandige ausdorrende Wüsteneien liefern , jedes in seiner Weise, bestinimtcn Antheil zu dem vielgestaltigen Pflanzcngcwcbc. Nocli vor dem Eintritte auf die allgewaltige, daherfluthcnde Wasserstrasse, von Parii aus durch ein Inscl-Labvrinth den Weg dahin ein- sciilagend, bewundert jeder Keisende, insbesondere aber der Nordländer, die grossen dichten Massen von Palmen, welche die Ufer und Inseln nach allen Richtungen bekleiden. Wenn schon die Palmen vorzugsweise abge- schlossen, in eigenliebigem Vereine wachsen, so füh- len sie sich doch hier, wo Alles von Fülle und Le- ben zeugt, gleichsam aus engerer Sphäre herausge- zogen, berufen, am grossen Schauspiele Theil zu nehmen, das Flora mit überschwenglicher Hand hin- gezaubert. Da sind es nicht mehr die Laubwald- massen allein, die mit ihrem hohen schweigenden Dome und den oft grossen prachtvollen Blumen, durchwobeu von einer Unzahl unentwirrbarer Lianen und erdrückt unter parasiti.^chem Gepränge, dem Beschauer Bewundern abnöthigen. Hier rückt Alles, wie zur Feier eines grossen Tages, heran. Die Ge- wächse verschiedenster Formen erstreben, zu einem Ganzen sich verkettend, in stillgefiihltem Drange Gleichberechtigung. Schauen die grösseren , unter sich an Höhe und Praclit wetteifernd, auch wohl manchmal erdrückend auf die niederen Genossen, wie ihre Vasallen herab, so dienen doch diese wie- der, scin-offes Dazwisciientreteu zu vermeiden, Kon- traste zu mildern. Ucber die an dem Boden sich ausbreitenden Jlarantcn crlicben sich die, zu einem freieren Wüchse befähigten Ilelikonien^ ilnx'rseits wieder überboten durch hier und da aufragende Uranien, die kühn ihre Blüthenschäfte zu den Aestca 162 «ler nächst -umstehenden Laubbäume emporsenden. Hier und da, eingestreut, erkennt man eine der zier- lichsten Palmen, die Euterpe, wie sie in zauberhaf- tem Nicken ihre vom Winde erregten Kronen auf und niederneigt. Ernster, aber nicht weniger wür- dig unter ihren Verwandten, behauptet an eiuzelnen Stellen auch die Mauicariapalme ihren Eang, die mit eigenthümlich ungetheilteu Blättern sich originell genug unter den umstehenden Pflanzen ausnimmt, um die Neugierde auch des gewöhnlichsten Eeisen- den anzuregen. Die Einzelheiten dieses anscheinend aus Urkrät'ten gebildeten Gemäldes musternd, ent- deckt man auch andere Einmischlinge, strauchiger oder rankender Natur, mit ihren Blumen für's Auge zu ersetzen, was den übrigen, mehr durch grosse malerische Blattformen sich auszeichnenden Gewäch- sen abgeht, während durch die Wohlgerüche herbei- gelockte Kolibri's und andere Näscher wieder dazu beitragen , deu Zauber zu erhöhen. Oben in den Kronen der einzelnen Laubbäume endlich fand eine Schaar wieder anders geformter Pflanzen, Bromelien und Arum-artiger Gewächse, bescheidenen Platz. So fühlt sich der Reisende in stetem Entzücken mit des Dampfes raschem Flug durch Flora's ge- heiligte Tempel getragen ; ihn drängt es unwidei-- stehlich, das geheimnissvolle Gewebe zu lüften, — unaufhaltsam aber, immer weiter trägt ihn der Flug, und wenn — der Ungeduld zu verheissendem Tröste — auch einmal eine Station zur Ruhe winkt, so ge- wahrt doch bald der Reisende mit betrübtem Ent- setzen, dass die mächtige Natur, die eben noch aller Menschenhand trotzen zu sollen schien , hier den- noch zum Sklaven geworden. Da liegt weit und breit, im Revier der kleinen doriähnlichen Stadt, der prächtigste aller Wälder zu Block und Asche vernichtet, wo hindurch kein ungestraft Wandeln zum fernen, noch verschont gebliebeneu Waldbe- stande! Zergliedern wir die einzelnen Formen dieser Uferbekleidung , so fällt uns vor Allem die schöne Mauritia flexuosa auf, die, überall gern auf nassen Gründen wachsend, auch hier auf ihrem rechten Boden steht, wo die Ufer in breitem Gürtel niedri- ges, alljährlich überschwemmtes Land bilden'*'). Ihnen an Kraft und Höhe, nicht ganz aber an feierlicher Schönheit gleichkommend, weil das überaus schöne Fächerblatt fehlt, sind Iriartea exorrhiza, verschie- dene Attalea und Maximiliana regia; ferner Oeno- carpus in mehrern Abstufungen, Raphia taedigera, Euterpe, Hyospathe und die schon erwähnte Mani- *) Auf den oft wasserarmen Savannen des brasilianischen und englischen Gniana's wird das zufällige Anftreten der Mau- ritia flexuosa zum Verräther von im Boden aufzufindendem "Wasser, und dorthin lenkt der Langgewanderte in nicht ver- geblicher Hoft'nung seine Schritte. caria, letztere den Eingebornen so wichtig durch das dauerhafte, zu Dächern dienende grosse Blatt! Ge- nannte Palmen bilden, mit Ausnahme der Mauritia aculeata, die unbewehrten Formen ihrer Repräsen- tanten, und mfissen wir nun zunächst die oft unter ihren Stacheln in vollkommenem Harnisch stecken- den Astrocaryen und Baetris in starker, die Desmon- cus-Arten in schwächerer Vertretung hier anreihen. Unter den Astrocaryen bildet der Murumuru ein wahrhaft vegetabilisches Phantom, ringsum igelmässig in seine über 1 Fuss lange Stacheln eingehüllt, einen Umfang von 10 bis 11 Fuss, wogegen nur 4 bis 5 Fuss auf seine Stammstärke kommen. Man sieht, dass so eine Palme einen respektablen Raum in Anspruch nimmt, will sie ihren kriegerischen Appa- rat zu ganzer Geltung bringen. Zum Glück für den Anbauer sammelt sich dieser hartherzige Be- wohner doch nur auf sehr feuchten, oft schlammigen Stellen, wie das auch meist mit den übrigen Astro- caryen und Baetris der Fall ist. Verschiedene Geo- noma- und Chaemodora - Arten bilden schliesslich die letzten hauptsächlichen Formen dieser landschaft- lichen Gruppirung. Entzückt schon den Reisenden der blosse An- blick all' der herrlichen, nur an ihn voriiberfliegen- der Palnigestalten, — wieviel höhern Werth muss er ihnen beilegen, wenn er, bei der Gefälligkeit und Redseligkeit des auf sein Land mit allem Rechte stol- zen brasilianischen Gefährten, gegen denselben sein Entzücken äussernd, von dem vielfachen Nutzen er- fährt, mit dem diese nobeln Gewächse der National- ökonomie beisteuern! Also hat die Natur nicht allein mit Ausschüttung ihres vollsten Zaubers sich be- gnügt, deu Menschen die vollendeten, erhabenen Gestalten nicht nur zu tiefsinnigen Genüssen, nein selbst diese nobelsten aller Gewächse zum Träger vieler materieller Bedürfnisse gemacht! „Könnte wohl ein Volk glücklicher auf Erden bedacht sein" ■ — so drängt sich dem von allen Naturreizen Ergriffenen uuwillkiihrHch die Frage auf — • „dass der Schöpfer ihm gestattete, Hand anzu- legen an sein erhabenstens Werk, das niu' bestimmt schien, Friede, Wonne über die Landschalt auszu- giessen! Königliche Würde sollte nicht einmal zum Schutzmantel dieser geheiligten Tugenden werden und so masste sich die Kultur auch über die stolze Palme ihr Beleidigungsrecht an. Stamm, Blätter, Früchte, Fasern, ja sogar die trockene holzige Hülle der Blüthen erfuhren iu des Menschen Dienste viel- fältige Auswerthung und kaum liesse sich sagen, welcher der besagten Theile geringeren Nutzen böte. Ohne hier auf die vielerlei Einzelheiten einzugehen, glaube ich aber Eins als völlig neu und unbekannt näher bezeichnen zu dürfen. Es ist dies nämlich die Verwendung junger Attaleastöcke, die, kaum über 163 dem Bodeu sich erhebend, ausgestochen werden, um in verschiedener Zubereitung als Speise zu dienen. Da alle Palmen bekannter Weise nicht allein im Charakter monokotjledonischer Gewächse schon im Anfange ihres Wachsthums in fast ganzer Zukunfts- grösse sich entwickeln, sondern auch Attaleen über- haupt ein starker Umfang beschieden ist, so leuchtet das Vortheilhafte einer derartigen Ausbeutung um so mehr ein, als die Schüsse wirklich sehr nährend und wohlschmeckend sind ; und in der That bezwingt eine noch so grosse Familie nicht leicht die gebo- tene Speise. Das3 dabei die ganze Pflanze zerstört wird, kann die nicht Wunder nehmen, die da wis- sen, dass ja so viele, auf hohem Stamm stattlich prangende Palmen tagtäglich nur ihres Fruchtkno- • tens, ja selbst nur ihrer Blätter wegen gefällt wer- den. Die Natur ist in solcher Ueppigkeit, dass Nie- mand an Schonung der Wälder denken zu müssen ; glaubt. Rügte ich nun im Allgemeinen das Unrecht, das der Aubauer an der Vegetation begeht, so kann ich mit um so grösserer Genugthuung den Pflanzen- sammler frei von dieser Gewissensschuld sprechen. Denn wenn auch seine Aufgabe ist, mit scharfen Werkzeugen einzuschreiten, so macht er sich doch keineswegs zum rücksichts-, noch gefühllosen Jlisse- thäter an dem, was noch so eben sein Entzücken hervorrief. Dem Hinterhalte moralischer Freispre- chungen gegenüber möchte wohl Jeder in, meine Gedanken errathender Weise mir mit dem beliebten Apologe zuvorkommen: „Der Zweck heiligt die Mittel." Das ist's aber eben, was sich mit ganzer und alleiniger Wahrheit so recht auf den Sammler lebender Pflanzen anwenden lässt! Denn tritt er auch mit entweihender Hand heran an das Heiligthum, an das Ideal seiner Thätigkeit, seiner Träume, so entehrt er doch keineswegs die Elemente, die diesen Zauber schufen. Im Gegeutheil, er entnimmt den iSchöpfergabeu mit bescheidener H^id, er hegt und pflegt das Gewonnene, wie sein eigen Kind, ja er darf sich stolzen Bewusstseins sagen, dass er an der Verherrlichung göttlichen Werkes mitarbeitet, — wendet er doch, mit Hintansetzung eigenster Inter- essen, Gesundheit und Leben, Alles auf, um diese beredten Zeugen tropischer Vegetation in sein nor- disches Ileimathsland hinüberzuführen, damit sie auch dort zu verdienter — und zu unserer Ehre sei es gesagt — zu ganzer Anschauung und Bewunderung fühlender ^lenschen gelangen. Noch mehr, indem der Sammler sich eifrigst bemüht, diese schöne Auf- gabe zu lösen, hat er gar nicht einmal nöthig, sich gewaltsamer Mittel zu bedienen : ihm genügen für seinen erhabenen Zweck die Früchte, die, aus luf- tiger Höhe herabfallend, mit leichter Mühe am Bo- den aufzulesen sind. Mit dem Austritt aus dem gewaltigen lusella- byrinthe und auf den eigentlichen Strom einlenkend, schwindet auch allmählig jenes zauberhafte Pflanzen- gemälde, welches die Sinne in begeistertem Ent- zücken hielt. Auf mehrere Tausende schätzt man die Inseln, die in jugendlich kräftiger und urzu- ständlicher Weise geschmückt, die Eingänge des Amazonenstroms beleben, ihm ein eigenes Charakter- gepräge verleihen; und nicht mit Unrecht nannte man diesen Weltiieseu den „Strom der tausend In- seln*. In dem Maasse, v.'ie die drückende Fülle der Palmen und Scitaniineen sich lichtet, beginnen die anderen, secuudär bestandenen Formen sich mehr und mehr hervorzuthun , zum grossen Theile aus Rubiaceen, Laurineen, Leguminosen, Myrtaceen, Sterculiaceen und Guttiferen gebildet, jedoch nicht in jenem bunten Durcheinander des Labyrinths, wo Alles, gleichsam nach Licht drängend, die Glorie seines Reiches zu verkünden strebte. Es scheint mehr Ruhe über die Landschaft ausgegossen. Den Vordergrund der Scenerle in's Auge fassend, so sehen wir, wie die Pflanzen sieh sondern und sich gruppiren, dem Ganzen andere, neue Charaktere aufdrückend. Hohe, fast gigantische Gräser bilden die Staffage der Scenerle, einzelne Inseln, den Strand und die Ufer mit einem Saume umziehend ; aus ihrer Mitte — auf niedrigem Bodeu namentlich — erheben sich die Salix Humboldtiaua und Hermesia castauea?folia, eigenthümlich nicht allein dadurch, dass sie an unsere Weiden erinnern und sich zu- gleich als scheinbare Kosmopoliten hinstellen, son- dern auch, dem äquatorialen physiognomischen Cha- rakter entgegen, als gesellschaftlich wachsende Pflan- zen auftreten, dahinter und über sie hinaus ragen die uns als Cecropien bekannten Armleuchterbäume empor, und wo auch diese anderer Vegetation Platz machen, da spannt endlich hehr und schweigend der gewaltige Urwald seine Dome aus. Die Palme hat aber damit Ihr ganzes Recht noch nicht abgegeben. Wohl behauptet sie sich noch in ganzer Kraft, ja mehr noch als früher, wo in üppigem Vereine die verschiedensten Arten ne- beneinander gediehen, sucht sie, aus jenen kämpfen- den Reihen herausgetreten, nun Ihr Individualitäts- recht zurückzufordern, um nicht allein geschlossene Grup])cn, sondern selbst ganze Waldstrecken zu be- herrschen. Hierher gehören vor Allem zwei grosse Attaleen, A. excelsa und speciosa, deren i» einiger Entfernung vom Ufer stehende compacte Massen ernst luid feierlich zum Strome herüber schauen. Da, wo der Urwald menschlicher Kultur gewichen, wechseln Pflanzungen von Mandiocca, Zuckerrohr, Mais, Kakao, Musa und andere tropische Gewächse mit einander ab. Von cigcnthünilichcr Charaktcr- wirkung — für den Laien selbst — sind die nua 21* 164 stets mehr auftretenden, oft stundenweit ausgedebn- ten Kakaopflanzungen, die niedrig und schattig in monotoner Weise sich hinziehen und deren düste- rer Eindruck nur durch die lebhaft gelben, schroff aus Stamm und Aesten hervorbrechenden Früchte gehoben wird. Dieser Baumgürtel tritt oft so hart an die Ufer heran, dass die Kronen sich in den Fluthen spiegeln und leicht durch das alljährliche Anschwellen des Stromes — das, beiläufig gesagt, 20 bis 30 Fuss beträgt — grosse Schplleu abge- rissen und fortgetrieben werden. So einladend auch eine Promenade untex dem kühlen dunklen Daclie erscheint, so straft sich doch jeder Versuch durch die peinigenden Moskitos, die hier auf feuchtem schattigem Grunde die Tageszeit verbringen und die während der Nacht diese ihre Schlupfwinkel verlassen, den Menschen auch auf freiere Stellen mit ihrer Qual verfolgen. Auf niedrigen sonst nicht gut zu verwendenden Gründen gedeihen übrigens die Kakaobäume am besten, sie wollen feuchten, nahrhaften Boden, dampfende Atmosphäre imd tritt einmal der Amazonenstrom nicht soweit über, um ihr Terrain zu überschwemmen, so giebt es keine gute Erndte. Den schlagendsten Kontrast mit diesen Kakao- wälderu bilden die durch Form und Färbung so sehr verschiedenen Musapflanzungen, die hier am Amazoneustrome sich befinden und dessen Verzweigun- gen fast ausschliesslich der M. paradisiaca angehören. Der durch das sonstige Brasilien so gewöhnliche Name „Banana" für dieses Pflanzengeschlecht ist hier unbekannt oder wenigstens nicht üblich, indem das Wort „Pacova" an seine Stelle tritt uud auch wohl mit einigem Rechte, weil mau im ganzen Stromgebiete die durch Habitus und Früchte von der Musa Sapientum so verschiedene M. paradisiaca als eine wirklich distinkte Art anerkennt und sie sich auch schon dadurch wesentlich unterscheidet, dass sie, kräftiger und höher treibend, dem wärme- ren Klima angemessener sein muss. Fügen wir zu den ständigen Kulturen noch die Mandiocca und die Kafleestaude, so haben wir die Factoren hervorgehoben, die dem Amazonenstrome sein Kulturgepräge geben. Mais, Ingwer, Bataten imd andere kleinere Pflanzen sind nur sehr zer- streut oder nur zeitweilige Gewächse und von keiner entscheidenden Wirkung für das landschaftliche Ge- mälde. «Von Palmen hat der Mensch unbegreiflicher Weise sich nur zwei dienstbar gemacht, die Gui- lielraa s^ieciosa und die indische Kokosnuss. Alles was der Mensch von den Palmen wünschen kann, liefert ihm ja der Wald in der freigebigsten, nicht zu erschöpfenden Fülle und manche wichtige In- dustrie schlummert hier noch im Verborgenen. (Schluss folgt.) Di poge lJffnujen= iinb -]]fuiiien=iUi8lleffung des Vereines zur Beförderuiisj des Gartenbaues in den Tagen vom 2. bis 6. Mai. (Schluss.) Auch die Winterlevkojen, welche früher unge- mein viel in Berlin kultivirt wurden, haben jetzt nur noch wenige Liebhaber. Der Verein setzt des- halb alljährlich Preise aus, um sie wiederum mehr zu Ansehen zu bringen. Leider hat er aber bis jetzt nur geringen Erfolg gehabt. Dem Aufrufe im Programm hatten nur 2 Bewerber entsprochen : der Obergärtner König im Garten des Geheimen Kommerzienrathes Ravene und der Kunst- und Handelsgärtuer Dressler in Prester bei Magde- burg. Beide hatten aber Vorzügliches geleistet. Auch eine Sammlung von Alpenveilchen oder Cyclameu's fand sich aus dem Garten der Frau Herzogin von Sag an vor. Insp)ector Gir eoud hatte die meisten selbst aus Samen des Cyclamen persicum erzogen. Schön waren ausserdem noch die beiden Formen des C. aleppicum, welche die nähere Bezeichnung maculatum elegans und macula- tum Universum hatten. Wir haben mehrfacli über die Coleus-Blendlinge, welche vor 2 und 1 Jahre in England gezüchtet wurden und deren Verkauf (von 12) dem Züchter (Obergärtner Bause im Garten der Gartenbauge- sellschaft in London) die bedeutende Einnahme von 2,700 Thalern, wie sie Gärtner selten erhalten, ge- bracht haben und sie empfohlen (vor. Jahrgang der Wochenschrift S. 191 uud 229). Von ihnen war durch Gireoud, dem Garteninspektor der Frau Fürstin von Sagau, eine Sammlung von nicht weniger als 30 Sorten ausgestellt worden. Dass diese Blendlinge, resp. Formen, an deren Neuzüch- tung später auch Gärtner Theil nehmen werden, freilich ohne eine gleiche Einnahme zu erzielen, schön und interessant sind, wird Niemand in Frage stellen, ob sie aber den hohen Erwartungen als Beet - und Arabesken-Pflanzen entsprechen, möchten wir bezweifeln. Auf keinem Fall werden sie, wie man anfangs meinte, eine neue Aera bilden. Der Obergärtner Dressler im Garten des Kom- merzienrathes Danuenberger hatte ferner eine Gruppe von buntblättrigeu Kaladien zusammenge- stellt, die besonders von der grossen Menge bewun- dert wurden. Es war etwas Neues, nachdem diese früher so beliebten buntblättrigen Pflanzen die letz- tern Jahre wiederum mehr in den Hintergrund ge- treten waren. Endlich gedenken wir noch der Farngruppe des botanischen Gartens. Bei uns finden die Farne 165 keineswegs die Anerkennung, welcher sie besonders in England sich erfreuen. Vielleicht hat diese Gruppe von 25 Arten, welche hier eine ästhetische Zusam- menstellung gefunden, wiederum angeregt und wir haben später die nöthige Müsse, um ausführlich über die Arten, welche am meisten zu empfehlen sind, zu sprechen. Wir gellen zu den Schaupflanzen über. Dass viele Pflanzen in den bereits besprochenen Gruppen diesen Namen verdienten, ist bereits erwähnt; wir führen daher jetzt nur diejenigen auf, welche als Einzelexemplare auf den beiden Rasenstücken oder auf der Terrasse standen. In dieser Hinsicht nahmen 2 Exemplare der Medinilla magnifica, welche die Obergärtner Leidner und Haack aus den beiden Reich enheim'schen Gärten geliefert hatten und die wir bereits wegen ihres imposanten Eindruckes gleich anfangs erwähnten, vor Allem die Aufmerk- samkeit der Schauenden in Ansprach. Das Exemplar des letzteren war arösser. Aus dem dunkelen Grün der Blätter kamen nicht weniger als beinahe 60 rosuurothe Blüthentrauben von li Fuss Länge und 9 Zoll Breite (an der Basis) hervor und hingen in einem eleganten Bogen über. Nicht weniger imponirten 2 grosse Baum-Päo- nien in voller Blütlie auf den Seiten der im Hinter- grunde befindlichen Terrasse, welche der Hofgärtner B rasch in Charlottenburg ausgestellt hatte. Ihm verdankte man auch ein prächtiges, von unten bis oben beblättertes Exemplar der Cordyline nutans, einer Blattpflanze, die wir nicht genug empfehlen können und über die wir bereits mehrmals berichtet haben (s. vor. Jahrg. S. 217). Zum Auspflanzen in's Freie übertrifft sie wegen ihres raschen Wachs- thums und ihrer grösseren Widerstandsfähigkeit ge- gen klimatische Einflüsse, auch gegen Kälte, alle übrigen Dracäneen. Dagegen verdankte man 2 statt- liche Exemplare der Cordyhne australis dem Kunst- Tind Handelsgärtner C. F. C li o n e (Frankfurter Chaussee). Am Fusse der Terrasse, dicht am anfangs er- wähnten Wasserbassin, nahm ein grosses, blätter- reiches Exemplar der Alocasia cuprea, das Ober- gärtner Schiemann aus dem Mendelssohn'schen Garten in Charlottenburg aupgestellt hatte, wegen des metallischen Glanzes seiner Blätter die allge- meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Nicht weniger war dieses der Fall mit den beiden erst seit einigen Jahren eingeführten Anthurien, welche den Bei- namen leucaneuron und magnificum erhalten haben. Besonders schön und blätterreich war das letztere. Gegen 20 Blätter hatten 2 Fuss Länge und IJ Fuss im Breitendurchmesser. Beide verdankte man dem Obergärtner Leidner im Garten der Frau Kom- merzienräthin Reich cnheim. Wir gedenken ferner der 4 Exemplare der Cy- cas revoluta, welche der Kunst- und Haudelsgärtner C. F. Chond ausgestellt hatte. Waren es auch längst bekannte Pflanzen, so wurden sie doch allgemein wegen ihrer guten Kultur und ihres frischen Aus- sehens, besonders von Laien, beachtet. Auch Richardia aethiopica, die als Calla oder Colocasia früher in den Zimmern der Privaten viel gezogene, jetzt aber fast ganz und gar aus densel- ben verschwundene Aroidee, war in 2 nicht weniger als 5 Fuss hohen Exemplaren aus dem Garten des Geheimen Ober-Hofbuchdruckers v. Decker (Ober- gärtner Klings) vorhanden und erregte mit der Fülle weisser Blüthen, welche aus dem prächtigen Grün der Blätter herausragten, allgemeines Auf- sehen. Wie man aus den früheren Berichten der grös- seren, besonders ausländischen Ausstellungen ersehen hat, ist hauptsächlich durch James Yeitch and Sons in London eine Anzahl von Formen der unter dem Namen Croton pictum schon seit längerer Zeit bekannten buntblättrigen Euphorbiacee direkt aus dem Vaterlande Ostindien und seinen Inseln ein- geführt worden; sie verdienen es auch, dass man auf sie Rücksicht nimmt, und werden stets einen Schmuck in unseren Gewächshäusern bilden. Mit Recht wurden deshalb die 3 grossen (über 4 Fuss hohen) Exemplare der Ausstellung: eine breit- und 2 schmalblättrige Formen, wegen ihrer Schönheit und untadelhaften Kultur bewundert. Der Ober- gärtner Koenig aus dem Garten des Geheimen Kommerzienrathes Ravene hatte sie ausgestellt. Die Schönheit der in Gestalt einer Araukarie wachsenden Form der Cryptomeria japonica, welche den Namen Cr. elegans erhalten, haben wir schon mehrmals bei Berichten über ausländische Ausstel- lungen hervorgehoben : wir freuten uns jetzt, eben- falls ein prächtiges Exemplar dieser Konifere, das unter der Kultur des Obergärtners Nicolai aus dem Garten des Rittergutsbesitzers Pflug hervorgegan- gen war, auf dieser Ausstellung zu sehen. Dem- selben Obergärtner verdankte man übrigens auch eine stattliche Schaupflanze der kanarischen Teline, welche gewöhnlich als Cytisus Atlevanus in den Gärten kultivirt wird. Kunst- und Ilandclsgärtiler Lackner (Markus- Strasse 20) hatte ebenfalls einen Beitrag zu den Schaupflanzen geliefert: es war dieses ein stattliches Exemplar des Rhododendron, welches den Beinamen „Königin von Preussen" erhalten hat. Von den Azaleen erwähnen wir nur einige be- sonders schöne Schaujiflanzen, welche auf den be- kannten Rasenstücken aufgestellt waren. Die eine, Azalea carrainata, verdankte man dem Obergärtner Leidner im Garten der Frau Kommerzienräthin 166 Keichenheiui. Sie bestand fast nur aus Blüthen, hatte eine kurz -pyraniidenförmige Gestalt und bei einem Durchniesser vou 3 eine Hölie von über 4 Fuss. Die andere, Azalea pelargoniflora, war weni- ger hocli, dagegen im Verliältniss breiter und bil- dete eine Halbkugel. Obergärtner Haack aus dem Garten des Rittergutsbesitzers Eeiclienheim hatte sie ausgestellt. Eine dritte Azalea, die wunderschöne Beaute de l'Europe, war aus den Gewächshäusern der Herzogin von Sagan und durch den dortigen Inspektor Gireoud herangezogen worden. Eine in diesem Umfange wohl kaum auf Aus- stellungen gesehene Schaupflanze des Chorizema ilicifülium vou .SJ: Fuss Durchmesser und in dem reichsten Blüthenflor, wie sie der Universitätsgärtner Sauer herangezogen, bildete nicht weniger einen besonderen Schmuck, als eine mit gelblich -weissen Blütheuköpfeu prangende Pimelia spectabilis, welche letztere um so mehr Beachtung verdiente, als ein Liebhaber, Rentier Zimmermann in Charlottenburg, sie herangezogen hatte. Ein grosses Exemplar des Eriostemon intermedlus und ein stattliches Phrvnium Veitchianum verdankte man ferner dem Obergärtner Dressler aus dem Dannenberger'schen Garten; auch sah man, in rundem Spalier gezogen, 2 über und über blühende Exemplare der Acacia pulchclla, aus der kunstfertigen Hand des Kinist- und Han- delsgärtners Saeger hervorgegangen, sowie in der Schirniform einige Exemplare des Tropaeolum tri- color. Durch Schönheit und Blüthenfülle zeichnete sich besonders aus das Exemplar des Obergärtners Eggebrecht aus dem Garten der Frau Banqiüer Wagner. 2 andere Exemplare verdankte man dem Obergärtner Haack aus dem Mor. Reichenheim'- schen Garten. Versäumen wir auch nicht, der baum- artigen Banksrose zu gedenken, welche der Hof- gärtner Finteiniann in reichlichster Blüthenfülle ausgestellt hatte. Aus dem botanischen Garten hatte Inspektor Bouche ebenfalls Schaupflanzen geliefert, auf die ■wir aufmerksam machen wollen. Zum Theil waren sie auch erst in der neueren Zeit eingeführt wor- den. Wir nennen Fittonia Pearcei , Erantheraum argyroneuron, Tapeinotes Carolinae, Tapina cupreata, Ceratozamia Miqueliaua und das zwar alte, aber immerhin schöne Farn Woodwardia radicaus. Gleichfalls verdankte man dem Garten des Rit tergutsbesitzers Moritz Reichenheim noch einige Schaupflanzen von Interesse, so Sanchezia nobilis, Ataccia cristata, Fittonia argyroneura, Peperonia peltaeformis und Anthurium Scherzeriauum; dem Garten der Frau Kommerzieuräthin Reichenheim hingegen vor Allem eine Doryauthes excelsa von 10 Fuss Durchmesser und mit zahlreichen Blättern im Durchschnitt von 6 Fuss Länge. Schliesslich erwähnen wir der 3 baumartig- gezogenen Exemplare der grossblühenden Reseda, welche der Garten - Inspektor Gireoud in Sagau gezüchtet hatte, sowie der Saxifraga sarmentosa tri- color des Kunst- und Handelsgärtuers 0. F. Clion^. Als Ampelpflanze ist diese Steinbrech-Art nicht genug zu empfehlen. Neue Einführungen (für Berlin) waren dieses Mal in geringer Anzahl vorhanden, und zwar auch noch in Arten, die wir bereits an anderen Orten gesehen und über die wir deshalb auch schon gespro- chen haben. Es betriift dieses zunächst Dalechampia Roezlii und Alocasia Jenningsii des Kommerzien- rathes Dannenberger (Obergärtner Dressler). Von letzterer war auch ein Exemplar aus dem Uni- versitätsgarten vorhanden. Aus dem botanischen Garten hatte dagegen Inspektor Bouch(i Brachy- chiton Dalebachii, Ourisia Pearcei, Schismaglottis picta und Thuja australis fol. var. ausgestellt. Eigene Züchtungen waren in noch geringerer Anzahl vorhanden. Garten -Inspektor Gireoud in Sagan hatte seine früheren Versuche der Kreuzung von Himalaya-Rhododendron fortgesetzt und 2 Ex- emplare einer Kreuzung von Rhododendron Edge- worthii mit Rh. Maddenii einerseits und mit Rh. ciliatum andererseits ausgestellt, welche bei weiterer Kultur etwas versprechen. Noch nicht im Handel ist eine Azalee, welche der Kunst- und Handels- gärtner Emil Lindig in Dresden gezüchtet und unter dem Namen Azalea indica superba ausgestellt hatte. Die Farbe der Blume war ein feuriges Blut- roth, der Bau hingegen wellenförmig. Wie es scheint, blüht die Sorte auch sehr reich und kann deshalb nicht genug empfohlen werden. Von vorzüglicher Schönheit fanden wir ferner die Blumen von 8 neuen Azaleen, welche der in der Neuzucht von diesen Blüthensträuchern mit Recht gefeierte Kunst- und Handelsgärtner Schulz in Hanau eingesendet hatte. Es waren lauter grosse Blumen von bestem Bau; eine Sorte in der Weise der Beaute de l'Europe hatte 4 Zoll 3 Linien, eine weisse mit rothen Schmit- zen 4 Zoll, ebensoviel eine lachsfarbene und eine rothe im Durchmesser. Endlich gedenken wir eines eigenthümlichen Vergissnicinnicht (Myosotis sylvatica), das der Fa- brikant Fonrobert ausgestellt hatte, und zu Hoff- nungen berechtigt. Zunächst standen bei der einen Pflanze einige Blüthen so dicht, dass sie fast einen Kopf bildeten. Ausserdem waren die Blüthen dieses und eines anderen Exemplares nicht 10-, sondern 5-lappig. ]\Iöglicher Weise könnte daraus eine ge- füllte Form entstehen, wie wir sie bis jetzt noch nicht besitzen. An abgeschnittenen Blumen waren reichlich noch Kamcllien und Stiefmütterchen vertreten. Eine 167 grosse Sammlung der ersteren, welche Kunst- und Handelsgärtner Gorpe in Scliöneberg unter Glas ausgestellt hatte, hielt sich bis zum 5. Tag, ohne dass sie erneuert wurde. Stiefmütterchen verdankte man dem Kunst- und Handelsgärtner Wen dt (in der Haseuhaide). Sie enthielten einige sehr hübsche Formen. Nicht weniger war dieses der Fall mit einer andern Sammlung, welche Obergärtner Eber- hardt des Amtsrathes Reusner in Gottesgnaden bei Kalbe a. S. eingesendet hatte. Bouquets und Blumenverwendungen waren we- nig vorhanden. Nur der Gartengehülfo im botani- schen Garten, Julius Bouche, hatte Zweige der jetzt im Freien blühenden Gehölze zu einem leich- ten Bouquet gebunden, während man dem Kunst - und Handelsgärtner Kunze (Firma: Schmidt, Unter den Linden 17) eine sauber und geschmack- voll gearbeitete Haargarnirung verdankte. Von Kernobst aus vorigem Jahre waren zwei vorzügliche Sammlungen vorhanden. Die eine be- stand aus besonders gut kultivirten Früchten, welche meist noch ein frisches Ansehen hatten , als wären sie erst vom Baum entnommen. Die aus 70 Sorten bestehende Sammlung war ausserdem deshalb noch besonders instruktiv, als sie in 3 Abtheilungen aus- gestellt war. Die eine derselben enthielt das Obst, dessen Bäume sich zur Anpflanzung an Chausseen, Wegen u. s. w. eignen, die andere bestand aus den besseren Sorten der Gärten und die dritte war aus- gesuchtes, mehr Sorgfalt verlangendes Tafelobst. Die zweite Sammlung hatte der pomologische und Gartenbauverein in Jleiningen eingesendet und bestand aus 100 verschiedenen Sorten, welche in den Jahn 'sehen Baumschulen daselbst erzogen worden waren. Der Name Jahn gab dem Sorti- mente einen besonderen wissenschaftlichen Wertb, weshalb auch Liebl]abcr nicht weniger als Kenner ihr grosse Aufmerksamkeit zuwendeten. Die Jahn'- scheu Baumschulen befinden sich jetzt im Besitz eines tüchtigen jungen Gärtners, Hugo Feist- körn, der zur weiteren Ausbildung in Pomologie und Obstzucht längere Zeit in Frankreich ge- lebt hat. Zu diesen beiden Sammlungen kam schliesslich noch eine dritte und kleinere des Kastellans Gette in Freicnwaldc, welche zwar nur wenige, über doch vorzüglich kultivirte Exemplare enthielt. Was die getriebenen Früchte anbelangt, so hat- ten Hofgärtner H. S e 1 1 o in Sanssouci 3 Wein- trauben und 36 Stück Kirschen, Hofgärtner Niet- ner II. in Sanssouci ebenfalls 2 Weintrauben, aus- serdem aber Himbeeren und Erdbeeren, Hofgärtner Nietner I. in Schönhausen und Ilofgärtner Jleyer in Sanssouci Erdbeeren geliefert. Von jungen Gemüsen hatte Kunst- und Ilan- delsgärtner Rahn in Schöueberg die grösste Samm- lung ausgestellt, ausserdem verdankte man aber dem Garteninspektor Gireoud in Sagan, dem Hofgärt- ner Nietner II. in Sanssouci und dem Kunst- und Handelsgärtner Grass Gurken, Bohnen, Salat, vor- züglichen Spargel, junge Kartoffeln, Kohlrabi, Ka- rotten u. s. w. Vorzüglich war endlich das konservirte Gemüse des Kunst- und Ilandelsgärtners B o e s e ; ebenso fand auch seine Sammlung von Gemüse-Sämereien allgemeine Anerkennung. Schliesslich erwähnen wir noch, dass Unger und Grüper hier (Melchiorstr. 31) und W. Wer- ne cke in Genthin gute Hanfschläuche, der Fabri- kant Heyne aber (Leipzigerstr. 41) eine Sammlung von Garteninstrumenten ausgestellt hatten. JUiUfjetfuugcii iiOer Die neuelleii pfTttiii^cn. (FortsetzungO 161. Auf Magnolia Campbelli Hook. lil. et Thoms. hat bereits van Iloutte in seiner vorzüg- lichen Flore des serres (_tab. 12S7 bis 1287) auf- merksam gemacht. Wenn alle Arten dieses Geschlech- tes überhaupt zu den schöneren Blüthensträuchern gehören, die es gibt, so steht diese, welche in den Gebirgen des Himalaja, besonders in Bhutan, wächst und daselbst eine Plöhe von 80 Fuss erreichen kann, ohne Zweifel obenan. Wie bei den japanisch-chine- sischen Arten kommen die Blüthen vor den anfangs auf beiden Flächen unbehaarten, später auf der un- teren seidenhaarig-glänzendcii Blättern zum Vorschein und haben einen Durchmesser von G bis 10 Zoll. Ihr Geruch ist nur schwach, desto brillanter aber die Farbe, die einigermassen an die der M. Lennea erinnert, aber feuriger erscheint. Leider können wir in unserem norddeutschen, ziemlich rauhen Klima kaum annehmen, dass das Blüthengehölz, selbst be- deckt, im Freien bei uns aushält. Wollen wir wün- schen, dass es dann wenigstens in kleinen Exempla- ren in den Kalthäusern blüht. Dann wäre es immer noch ein grosser Gewinn. 162. Marauta amabilis befand sich unter den Arten, welche Linden in Brüssel im Juni 1867 zu Paris ausstellte (s. 10. Jahrg. der Wochenschrift S. 231) und welche er jetzt nach und nach in den Handel bringt. Sic wächst sehr gedrängt und hat dunkelgrüne Blätter, auf deren Oberfläche sich auf beiden Seiten des Mittelnervs eine gefärbte Zone von unten nach oben zieht. 163. Maranta Chimborazensis heisst eine andere, bereits ebenfalls an besagter Stelle aufge- führte Art, welche, gleich der vorigen, von dem un- ermüdlichen Reisenden Wallis aus Detmold ent- 168 deckt wurde, und zwar am Fusse des Chimborazo. Es ist eine eigentbümliche Art, welche von den an- deren, aus den Quellentbälern des Amazonenstroiues stammenden Arten in manchen Stücken abweicht. Die an der Basis etwas herzförmigen Blätter haben ungleiche Hälften und sind ausserdem auf beiden Seiten des Mittelnervs bizarr gezähnt. Die Mitte um den Mittelnerven ist hellgrün und wird von einem unregelmässigen und gefärbten Bande umgeben, wo- rauf wiederum eine dunkelgrüne Schiebt folgt, wäh- rend das übrige Blatt, jedoch mit Ausnahme des weissen Bandes, wiederum hellgrün erscheint. 164. Maranta princeps war eine der (i neuen Pflanzen Linden's, welche in der mehrfach von uns besprochenen Mai-Ausstellung des Jardin räserv^ vor 2 Jahren in Paris den Sieg davontrugen. In unserem Berichte (10. Jahrg. S. 171) ist bereits von ihr gesprochen worden. Wir fügen nur ergänzend hinzu, dass die Mitte und der äusserste Rand auf der Oberfläche eine gesättigt-dunkelgrüne Farbe ha- ben, während diese übrigens strohgelb erscheint; die Unterfläche ist dagegen purpurviolett. Sic wurde von Wallis im oberen, bereits zu Peru gehörenden Gebiete des Amazonenstromes entdeckt. 165. Maranta setosa darf nicht mit der be- reits unter diesem Namen bekannten Pflanze, welche einem ganz anderen Marantaceen-Geseblechte ange- hört, verwechselt werden. Die Oberfläche ist gleich- massig grün, aber mit seidenartigem Glänze verse- hen, die Unterfläche hingegen rothbi-aun. Die schma- len, elliptischen Blätter stehen aufrecht und sind langgestielt. Wahrscheinlich scbliesst sich diese Art dem Phrynium varians C. Koch (Helicouia discolor Hort.) au. Vaterland bat sie mit der vorigen ge- mein. 166. Maranta virginalis ist wiederum eine Art der 6 neuen Pflanzen Linden's aus dem Jahre 1867, die den Sieg davontrugen. Auch über sie ist an oben angegebener Stelle berichtet. Vaterland ist ebenfalls das obere Gebiet des Amazonenstromes. Jetzt bringt Linden eine Abart mit grössern Blät- tern in deu Handel. 167. Maranta Wageneri (nicht Wagneri) ist eine von James Veitch and Sons in London in den Handel gebrachte und von dem deutseben Rei- senden Wagener in Kolumbien entdeckte . Art, welche sich dem Phrynium Veitchianum anzuschliessen scheint. Wir haben sie noch nicht gesehen. Auf der dunkelgrünen Oberfläche der Blätter ziehen sich von der Basis nach der Spitze zu 3 Längszonen von grauer Farbe, während die Unterfläche . braunroth erscheint. 168. Masdevallia coccinea Lind, blühte zum ersten Male im vorigen Jahre bei James Veitch and Sons in London und gehört zu deu schönsten und interessantesten Orchideen, welche Linden auf den kolumbiscben Kordilleren entdeckt bat. Sie be- sitzt lederartige und längliche Blätter und deren Stiele tragen an ihrem Ende ziemlich grosse Blü- then, welche aussen eine gelbe, innen aber eine cochenillenrothe Farbe besitzen. 169. Matisia cordata H. B. K., ein kolum- bischer Baum aus der Familie der Bombaceen, der sich durch seine schönen, grossen und herzförmigen Blätter krautartiger Konsistenz auszeichnet und schon deshalb zur Dekorationspflanze sich eignet. Aus ihren Winkeln kommen mehre rosafarbene Blüthen büschelförmig hervor. Die fleischigen Früchte wer- den, besonders in Neugranada, unter dem Namen Sapote und Chupa-Chupa gern gegessen. 170. Miconia peruviana bringt Laurentius in Leipzig in den Handel. Eine Pflanze d. N. ist, soviel wir wissen, noch nicht beschrieben. Sollte nicht überhaupt diese Melastomacee einem anderen Ge- nus einzureihen sein? Die langen Blätter sollen eine bellgrüne Farbe haben, aus der die weissen Nerven hervortreten. 171. Mimulus alatus Sol. gehört zu den pur- purviolett-blühenden Stauden dieses Geschlechtes, welche sich von der Basis an leicht verzweigen und an den Aesten auch wohl wiederum W^urzeln schla- gen. Der geflügelte Stengel hat die länglichen, in einem Stiel verschmälerten Blätter einander gegen- über. Versuche durch Kreuzungen mit gelbblüben- den Arten möchten vielleicht interessante Blendlinge hervorbringen. 172. Miltonia festiva Rchb. stammt aus Bra- silien, woher sie das Etablissement von Low et Co. in London erhielt. Diese Orchidee zeichnet sich da- durch aus, dass am Ende des Stieles sieb 2 Blüthen befinden, welche, mit Ausnahme der purpurgefärbten Lippe, eine ochergelbe Farbe besitzen. Was einige andere Miltouien anbelangt, so berichtigt Reichen- bacb in Hamburg, dass M. rosea Lern, nichts wel- ter, als SI. spectabilis Liudl., und zwar seine xVbart varians, M. cereola Lern, hingegen eine echte M. Regnelli Rchb. ist. 173. Monopanax Giesbrechtii nennt Regel (Garteufl. XVII, 382) die bereits von uns im 10. Jahrgange der Wochenschrift (S. 343) besprochene Aralia Giesbrechtii. Sie zeichnet sich von den übrigen Araliaceen durch einen einfächrigeu imd eineiigen Fruchtknoten aus. (Fortsetzung folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, WilhclmsPlatz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für Giärtnerei und Pflaiizeiikuode« Redakteur : ^Professor Dr. Karl KLocli» General-Sekretair des Vereines. No. 22. Berlin, den 5. Juni 1869. Preis des Jahrganges 6^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die 7. internationale Pflanzen- und Blumen -Ausstellung in den Tagen vom 16. bis 31. Mai zu St. Petersburg. — Gärtnerisch-botanische Streit'züge am Amazonenstrom. Von Gustav Wallis aus Detmold. (Schluss.) — Mittbeilungen über die neuesten Pflanzen. (Fortsetzung.) — Oskar Teich ert's Vetedlungskunst. Die 7. intenitttioiiafc pnnjei^ iml) -)]fmiien=ilus|le(ruiig in den Tagen vom 16. bis 31. Mai zu St. Petersburg:. Als im Frühlinge des vorigen Jahres Dr. Regel als Abgesandter des Kaiserlich-russisclien Gartenbau- Vereines und im Namen desselben die Botaniker, Gartenbesitzer, Kunst- und Handelsgärtner, sowie alle Pflanzenfreunde, welche nach Gent gekommen ■waren, um die dortige 6. internationale Pflanzen- und Blumen- Ausstellung zu beselien, einlud, im Jahre 1869 nach Petersburg zu kommen, um eben- falls Autheil an der 7. internationalen Pflanzen-Aus- stellung, sowie an dem damit verbundenen bota- nisch-gärtnerischen Kongresse zu nehmen, da scliüt- telte Älanchcr ungläubig den Kopf, dass die Theil- nahme ausserhalb Russlands nm- einigermassen eine erfreuliche sein würde. Wenn auch Russland unter dem jetzigen Kaiser ein ganz anderes geworden ist und sich weit mehr dem Auslände erschlossen hat, als früher, so herrschen doch noch Vorurtheile ge- nug bei uns gegen das Zarenland, abgesehen davon, •dass in der That einer Austeilung von Pflanzen in einer Stadt unter dem OO. Grade nördlicher Breite und im äussersten Osten Europa's sehr grosse, durch Klima und weite Entfernung bedingte Schwie- rigkeiten entgegenstehen. Doch Petersburg hat seine sich gestellte Aufgabe würdig gelost und die 7. in- ternationale Pflanzen- und Pilunien-Ausstellung reiht sich in jeglicher Hinsiciit den früheren an. Der Russe liebt im Allgemeinen Pflanzen und Blumen mehr, als andere Völker Europa's. Das in der Regel herrschende rauhe Klima bietet in seinem Lande nur eine kurze Zeit, wo diese im Freien ge- deihen und dann Manches ersetzen müssen, was an- deren Ländern an Naturschönheiten geboten wird. Es scheint auch, als wenn in der That das Erwaclieu des Frühlings auf der russischen Steppe grössere Reize darböte, als in anderen Ländern, wo der Bo- den bewegter erscheint und seine Konturen unsere Augen ebenfalls in Anspruch nehmen. Auf jeden Fall ist aber die russische Steppe mannigfaltiger und der Blüthenflor grösser, als auf unseren Wiesen. Der gemeine Russe liebt zwar, wie gesagt, Blumen, und schmückt sich gern mit ihnen, auf gleiche Weise besingt er sie auch in seinen Liedern; er pflanzt sie aber nicht in besonderen Gärten, die er hegte und pflegte, wie der Deutsche. Noch weniger setzt er sie in Gefässe, um sie vielleicht an sein Fenster zu stellen, wie man dieses früher in Deutschland häufiger noch als jetzt sah. Die Kultur der Pflanzen und Blumen in beson- deren Gärten und in Gewäch.shäusern beginnt in Russland erst in neuerer Zeit, nachdem Peter der Grosse sein Volk auch der Kultur des Geistes ent- gcgeuzufüiircn versuciit hatte, und ausländisciic Für- sten und Fürstinnen den russischen Thron bestiegen. Katharina II. und ihr Sohn Paul waren es, welche hauptsächlich aus dem Auslande für iiirc Winter- gärten Pflanzen um hohe Preise kauften und durch englische, später mehr durch deutsche Gärtner pfle- gen Hessen. Der bekannte Reisende Fräser \vurde. 170 nachdem er seine in Amerika gesammelten Pflanzen au Katharina IL verkauft hatte, noch einmal durch Paul nach den südlichen Staaten Nordamerika's und nach Westindien gesendet, um passende Pflanzen zu sammeln; leider starb aber der Kaiser, und sein Nachfolger hatte nicht gleiche Liebe dafür, zumal die damaligen ei-nsten Zeiten vielfach ihn auf an- dere Weise in Anspruch nahmen. Diese Liebe der kaiserlichen Familie zu Pflanzen und Blumen, welche allmählig eine Reihe schöner Gärten mit weitläufigen Gewächshäusern in's Leben gerufen hatte, trug sich nach imd nach auch auf die Grossen des Reiches über; es entstanden von Neuem Anlagen aller Art und die seltensten Pflan- zen wurden mit grossen Kosten in Gewächshäusern unterhalten. Wenn dergleichen Gärten sich anfangs auch nur auf die Nähe Petersburg's, weniger Mos- kaus, beschränkten, so verbreitete sich doch später die Liebe zur Kultur von Pflanzen aus einem wär- meren Klima allmählig auch nach dem Innern Russ- lands, wo bereits jetzt einzelne Gutsbesitzer so be- deutende Gärten mit Gewächshäusern besitzen, wie mau sie gewiss nicht in so weiten Entfernungen und in solcher Abgelegeuheit vermuthet. Vor Allem ist es aber doch die unmittelbare Nähe von Peters- burg, wo dergleichen Anlagen existiren und die Ge- wächshäuser bisweilen mit grossem Luxus ausgestattet sind. Es gilt dieses hauptsächlich von den kaiser- lichen Gärten und denen der kaiserlichen Familie. Erfreulich ist es, dass diese Liebe zur Kultur frem- der Pflanzen jetzt auch bereits auf den Plandels- und Industriestand übergegangen ist, und nicht we- nige Private existiren, welche schöne Gärten mit Ge- wächshäusern besitzen. Unter solchen Umständen theilte Schreiber dieser Zeilen, der Russland aus eigener Anschauung schon lange kannte und ausserdem mit den gärtnerischen Verhältnissen Petersburgs und seiner näheren Um- gebungen vertraut war, keineswegs die Besorgnisse, welche ihm vielfach ausgesprochen wurden, sondern hatte im Gegentheil die Zuversicht, dass unter den Männern , welche die Leitung der ganzen Angele- genheit in die Hand genommen hatten, auch eine Ausstellung von Pflanzen zu Stande kommen müsste, welche den vorausgegangeneu ebenbürtig erschiene. Da die Gartenbesitzer selbst vor Allem Dekorations- oder sogenannte Blattpflanzen lieben und die Pal- men, Cycadeen, Aroideeu u. s. w. in grosser Menge und Mannigfaltigkeit ziehen, auch bei dergleichen Gelegenheiten gern durch reiche Beiträge unter- stützen, so war auch ein grosses Material zur Durch- führung geboten, wie man es kaum bei uns findet. Weil der Ankauf neuer Pflanzen in Petersburg mehr Opfer als bei uns verlangt und demnach auch seltener geschieht, so verwendet man um so mehr Aufmerksamkeit auf das Vorhandene. Die einzelnen Exemplare, besonders von Dekorationspflanzen, be- finden sich meist in einer Schönheit und Kulturvoll- kommenheit, wie sie, vv-enigstens in Betreßt der er- steren, nur selten bei uns gesehen werden. Es gilt dieses vor Allem von den Palmen und Cycadeen, zum Theil auch von den Agaveen und Aroideen. So war ein Encephalartos Altensteinii mit gegen lÜO untadelhaften Blättern und mit einer Krone von 14 bis 15 Fuss Durchmesser auf der jetzigen Aus- stellung. Aus dem dunkeln und glänzenden Grün der älteren Blätter hob sich das hellgrüne Laub des eben zur vollständigen Entwickelung gekommenen . Triebes auf eine sehr angenehme Weise ab. Leider hatte die Pflanze keineswegs die Aufstellung erhal- ten, welche sie hätte bekommen müssen, um einen grossartigen Eflekt hervorzurufen. Philodendrou ma- crophylhim, war in 2 so grossen und schönen Ex- emplaren vorhanden, wie wir es nirgends sonst in Europa gesehen. Die Aroideen-Sammlung aus dem kaiserlichen Garten von Strelna bestand fast einzig aus (auch in Kultur) so vorzüglichen Exemplaren, dass jede einzelne Pflanze Bewunderung verdiente. Eine Furcraea tuberosa hatte gegen 40 fast 5 Fuss lange Blätter. Freilich gehört zur Anzucht solcher Schaupflanzeu sehr viel Raum, wie ihn leider unsere Gärten, am allerwenigsten die botanischen Institute, nicht besitzen. Neuigkeiten findet man dagegen in der Regel weniger in Russland. Pflanzen , wie der bekannte Dianthus Heddewigii, machen seltene Ausnahmen; doch verbreitet der Kaiserliche botanische Garten in Petersburg, besonders in der neuesten Zeit, eine nicht unbedeutende Menge neuer Pflanzen, vor Al- lem von den erst kürzlich in Besitz genommenen Ländern im nördlichen C>stasien, von China und Ja- pan, alljährlich nach allen Ländern Europa's. Die Neuigkeiten der 7. internationalen Pflanzen- Ausstel- lung in Petersburg verdankte man dagegen fast allein dem Auslande, hauptsächlich Belgien und Eng- land. Zum Ausstellungs- Lokal war ein grosses Reit- haus, die Michael'sche Manege, benutzt, die, was die Räumlichkeit anbelangt, wohl geeignet war, eine in- ternationale Ausstellung von solcher Ausdehnung auf- zunehmen. Leider war sie aber bei einer Länge von 500 Fuss und einer Breite von 120 Fuss für eine landschaftliche Aufstellung viel zu niedrig; dazu kam, dass Licht nur durch seitliche Fenster in keineswegs genügender Menge einfiel, um den grossen Raum hinlänglich beleuchten zu können. Ebenso sperrten die durchaus nothwendigen Aufstel- lungen hoher Pflanzen an den Seitenwänden sehr viel Licht ab, so dass beispielsweise im Hintergrunde des Ausstellungsraumes auf der hohen Tei'rasse der 171 tiefste Schatten herrschte. Endlich trug ein bis an die Decke reichender Pavillon in der Mitte des lau- gen Raumes nicht wenig dazu bei, das an und für sich Gedrückte des Ganzen noch mehr zu erhöhen, leider auch die Augen zu bestimmen , mehr nach oben zu blicken, als es gut war. Wenn demnach die Aufstellung und das ganze Arrangement trotz des ausserordcntlich-reichen und günstigen Materiales Tielk'icht- nicht den P^ffekt gemacht hat, welchen sie unter anderen und günstigeren Umständen gemacht haben würde, so muss man wohl dem eben Mitge- theilten Rechnung tragen. Dasa die Ausstellung landschaftlich gehalten wurde, geht aus dem, was bereits gesagt ist, hervor. Von einer niedrigen Tribüne am vorderen Ende der Reitbahn stieg mau in den eigentlichen Ausstellungs- raum herab. Grössere und kleinere Gruppen, aus Blütheusträuchern, besonders Rosen und Azaleen, bestehend, denen andere von Blattpflanzen folgten, fanden sich bald zerstreut vor, hauptsächlich im vor- deren Räume, bald waren sie aber auch mehr oder weniger an den Rändern grosser und otfener Ötellen miteinander verbunden. Anstatt des Rasens hatte man sich trocknen Mooses zum Bedecken des Bodens sowohl, wie zum Ausfüllen der Räume zwischen den Gefässen, worin die Pflanzen sich befanden, bedient. Wir möchten die Benutzung dieses Materiales bei uns, wo man im Frühjahre sich weit früher Rasen im Freien her- anziehen kann, nicht empfehlen, da die matte Farbe des trocknen Mooses zu dem frischen Grün des Lau- bes nicht passt und dem letzteren schadet. Das Terrain war, je mehr man nach hinten schritt, auch um so mehr gehoben, und zwar noch schroffer an der einen Seite des bereits erwähnten Pavillons, wo man einen Gebirgsrand darstellen wollte. Von den Seiten vorgeschobene Gruppen trugen zur Unterbrechung des mittleren Raumes bei. Dass die Wege mit Brettern, wenigstens zum Theil, bedeckt waren, möchte wohl der leichteren Ausführung hal- ber geschehen sein, sieht aber nicht gut aus. Ivies darauf geschüttet, würde gewiss einen natürlicheren Anblick dargeboten haben. Vom Pavillon aus hatte man den besten Ueber- blick über das Ganze, das leider etwas unruhig ge- halten war. Wir sind übrigens weit entfernt, denen, welchen das Arrangement anvertraut war, hiermit einen Vorwurf zu machen. Wir wissen aus Erfah- rung zu gut, wie wenig oft die Ordner im Stande sind, ihre regelrechten und genau durchdachten Pläne durchzuführen , da ihnen zunächst das zu Gebote stehende Material nur zum Theil bekannt ist, zum Theil aber auch so spät eingeliefert wird, dass man schliesslich schon froh ist, wenn man es nur unter- gebracht hat. In der Regel werden grade die Pflan- zen, welche am meisten Effekt machen würden und als Mittelpunkt zum Gruppiren gebraucht werden könnten, erst gebracht, wenn die wichtigsten Dispo- sitionen getroffen sind. Die Besitzer solcher Pflan- zen halten diese gewöhnlich so lange zurück, als es nur möglich ist, um sie zu schonen. Eine Xaturbrücke führte vom Pavillon nach der gegenüberliegenden Höhe und unter ihr ging ein breiter Weg nach der gut verdeckten Restauration. Genau auf derselben Stelle der anderen niedrig ge- haltenen Seite fand die Verbindung durch einen breiten Weg mit einem über 120 Fuss langen und 18 Fuss breiten Annex für neue Pflanzen, Garten- utensilien u. s. w. statt. Der Hintergrund stellte ein Gebirge dar, wo eine steil abfallende Wand, hinter der eine breite und gangbare Terrasse angebracht war, durch einen Was- serfall grossen Reiz erhielt. Ein ansehnliches Bassin nahm die Wasser auf und stand nach vorn mit einem zweiten in Verbindung, aus dem ein starker Wasserstrahl bis fast zur Decke emporgeworfen wurde. Auf der Terrasse nach hinten erhob sieh der Boden, und Ruinen, von Gesträuch umgeben und von Lianen umrankt, schlössen hier, die hintere Giebelseite völlig deckend, die Aussicht. (Fortsetzung folgt.) Ciäi'tiierisch - hotaiiisclie Streifzüge aiu • A. iTi azonenstro in. Von Gustav Wallis aus Detmold. (Schluss.) So führt uns das von Parii ausgehende Dampf- boot in wenig Tagen durch ein Gebiet von 225 geographischen Meilen hindurch , um an den Ter- minus des ersten Abschnittes, an die Mündung des Rio negro („Schwarzer Fluss") anzulangen, wo das Städtchen Manaos als trefflicher Centralpunkt für naturhistorische, namentlich aber für die unseren, für botanische Sammelzwecke gelten muss. Sind auch die Ufer bei der gewaltigen Breite des Stromes nicht immer in Sicht, so entschädigt doch das trunkene Auge sich durch die zahlreichen mit Gewächsen und Vögeln belebten Inseln, die bald hier, bald dort auftauchen. Aber, aber — üppig, von aller Urkraft strotzend, wie nun auch die Vegetation des Amazonenstromes sich darstellt, so befremdend darf es wohl bezeich- net werden, dass die in dem Sammler angeregten Erwartungen nur zu relativ geringem 'J'hcile in Er- füllung gehen, denn, wenn schon auf jener endlos scheinenden Strecke das Pflanzenreich den ganzen ungebrochenen Zauber bewahrt, so sind doch der Pha- 172 seil des eigentliclieu Wechsels so wenige und sie selbst so ausgedebut, dass der Reisende nur, mit Hundertmeilenstiefeln augethan, die einzelnen Gren- zen zu überspringen vermag, um sie, seinen beson- deren Zwecken entsprechend, ausbeuten zu können. Bei Parä, dem ersten Auslaufspunkte der Ex- cursionen, beginnend, findet der Sammler nament- lich ein grosses Kontingent Aroideen in den ver- schiedensten Formen, bäum- wie erdwüchsige und selbst in dem Wasser wurzelnde, darunter die wun- derbaren Formen der Amorphophallus (? Sauroinatum) Asterostigma, Phiiodendrum criuipes, die baumarti- gen Montricbardien, Scindapsus pertusus, Diefien- bachia, Arisaema und vor Allem die durch ihr Blatt- kolorit so hervorstechenden, mit allem Rechte als Flora's Steckenpferd zu bezeichnenden Kaladien. Bei der unglaublichen Fülle und dem Gemengt- sein aller Arten und Variationen durcheinander musste ich staunen, dass diese so brillanten Blatt- pflanzen nicht schon früher in Europa bekannt ge- worden, um so mehr, als sie so leicht am Leben zu erhalten und in allen Gärten, besonders aber auf ländlichen Besitzungen, kultivirt werden, ilit Leich- tigkeit wären Schiffsladinigen davon zu beschaffen und — wenn man wollte, ein abermaliger Auf- schwung mit Einführung dieser Harlekinsbliitter zu versuchen. Mich brachte der ausserordentliche Reich- thum aller dieser, ohne Grenzen, ohne Maass ge- zeichneten Kaladien, unter Berücksichtigung des Blüthenkolbens etc. bald auf die feste Annahme, dass diese Pflanzen unter ihrer europäischen Ge- vatterschaft hart zu leiden haben würden, und in dem Sinne schrieb ich seiner Zeit an Dr. E d. Regel, um vor Ueberstürzung zu warnen. Meine Vermuthung hat sich nur zu bald bestätigt, indem man richtig so viel und vielleicht noch mehr Spe- cies schuf, als Varietäten vorlagen. Nicht allein um Parä, sondern auch später bei Sautarem, sowie an den Ufern des Rio negro etc., strahlten mir die Kaladien wie ein biintgewebter Teppich entgegen, so dass ich wirklich manchmal ganz unschlüssig war, ob noch davon senden oder nicht, indem ich fürchtete, dass Europa endlich da- mit übersättigt sein müsse. Die Aroideen sind es aber auch fast einzig, was — das Detail angehend — den Sammler dau- ernd beschäftigen könnte, denn alles Uebrige will nur mühsam und spärlich aufgefunden sein. Wohl sind es noch viele herrliche Bignonien, die Schous- boea coccinea, Allamanden, Tabernajmontanen, No- ranleu, Passifloren, einige höchst wenige Orchideen, wie Zygopetalum rostratum, Selenipedium palmatum, Jonopsis etc., die den Sammler fesseln, ihm aber als bekannte und bereits eingeführte Pflanzen von geringerem Interesse sind, und so springt er gern bald in seine Hundertmeilenstiefel, um mit gewalti- gem Sprunge sich anderswo im weiten Lande um- zusehen. Mich führte die Wahl nach Santarem und Obydos, deren Umgebungen bei mehrwöchentlichem Aufenthalte mich mit mehrern neuen Pflanzen be- kannt machten. Bei ersterem Orte das Ufer besteigend, gestehe ich, dass bei aller Ueppigkeit, bei allem magischen Zauber, der der tropischen Landschaft eigen ist, ich dennoch fürchtete, das reiche Land unbefriedigt verlassen zu müssen. Hatte die so üppige Vege- tation Parä's nicht vermocht, mich in meinem Spe- cialinteresse zu befriedigen , so konnte diese meine Befürchtung durch den plötzlichen Wechsel der Sce- nerio nur noch gesteigert werden. Ringsum brei- teten sich Savannen aus, und in einzelnen Bruch- stücken nur zogen sich Gruppen höheren Wuchses und in weiter Ferne noch der Urwald hin. Die Palmen lichteten sich. Wenig bot der trockene Campo zum Ersatz, nur hier und da niedrige, neue, an den Boden geheftete Attaleen tragend. Den Astrocaryen gesellten sich zwei neue Species zu, A. Jauary und A. Tucumai. Die liebliche Gestalt der Leopoldinien trat hier zum ersten Male auf. Nie- drigen Wuchses, Gruppen bildend und in geselligem Vereine wachsend, b'lden sie eine besondere Ver- schönerung in der landschaftlichen Scenerie. Sie wachsen, wie auch die benannte A. Jauary, auf nassen Stellen, weshalb sie in dieser Umgegend fast unfehlbar an allen Ufern der Flüsse und Seen angetroffen wird. Auf dem Wasser selbst breiten sich Pontederieii und Pistien aus, oft zu undurch- dringlichem Gewebe sich verfilzend, durch die hin- durch dem Kahne nur mit Hülfe des Säbels sein Weg gebahnt wird. Eine seltsame Wasserzierde besteht noch in einer, durch eine grosse Menge, nach aussen hin auf immer längeren Stielen getra- genen Blätter gebildeten Rosette , die sich höchst zierlich geordnet, wie ein wahres Kunstwerk prä- sentirt. Es ist dies eine schwimmende Jussiaea, durch ihre rhomboidalen gezähnten Blätter verschie- den von der von Humboldt benannten J. natans. Auf Felsen wuchsen eine feine Selaginella und zwei Adiauten eigenthümlich je in ihrer Art, das eine mit wohlriechendem Laube und das andere mit in langem Schweif ausgehender Mittelrippe, an de- ren Ende allemal ein junges Pflänzchen sprosst, als Adiantum odoratum und A. viviparuni nach Europa übersendet. Unter höheren Formen namentlich hier Cyathea in den Wäldern, und an den Ufern eines Baches wachsend Alsophila amazonica, die im Schlamme einwurzelnd, selbst bis zur Hälfte im Wasser steht. Mauritia aculeata, Cyclanthus, Tha- lia, Ataccia belebten ausserdem noch einzelne feuchte Plätze. 173 Nicht ganz befriedigt zog's mich weiter, dies- mal auf das nördliche Ufer, nach Faro hinüber, einer Gegend, die ausser den Pflanzen, die ich dort vermuthete, noch ein historisches Interesse bietet, denn dort weist mau die Stelle nach, wo die soviel bestrittene Aniazonensage ihren ersten Ursprung ge- nommen, indem der tapfere Orella na daselbst von kämpfenden Indianerweibern angegriffen wurde. In niciit vergeblicher Erwartung hatte ich meine Schritte hierher gelenkt; reizende Galeandra in 3 Species lohnten bald unter Anderin meine Exkur- sionen. Leider hat die Kultur einige Schwierigkeiten, und solche voraussetzend, begleitete ich meine Sen- dungen mit einigen besonderen , die lokalen und physiologischen Erfordernisse detaiilirenden Angaben, um eineu Maassstab an die Pland zu geben, sowohl für Behandlung der Galeandra, wie auch der Leo- poldinien, auf deren verfilzten Stämmen jene wach- sen. Sie kamen jedoch nicht an, und so hoffe ich, dasä ihrer Veröffentlichung noch später eine Spalte geöffnet werden wird. Cattleya superba, epiden- droides, verschiedene Vanillen, Catasetum etc., noch zu den Orchideen rechnend, begegnete ich in den Wäldern, ferner mehreru niedrigen, höchst zierenden Palmen, zu Geonoma und Chamaedorea gehörend, ohne der zahreichen höheren Formen specielle Er- wähnung thun zu wollen, %vie einer grösseren Leo- poidinia — L. major — (ob Varietät von pulchra oder besondere Species?), Oenocarpus minor, Euterpe mit kleinen, kaum erbsengrossen Flüchten, einer wahrscheinlich neuen Manicaria, etc. Unter Sträuchern bezeichne ich noch das ziem- lich häufige Vorkommen von Stadmannien,' Theo- phrasten, Clavijen, Cupanien und ähnlichen hartblättri- gen Eepräsentanten aus der Umgegend von Gby- dos. Xach beendigter Ausbeute wieder so ein Hun- dertmeilensprung mit dem Dampfer stromauf nach Villa Bella, wo ich auf den im Innern gelegenen Landseen die Victoria regia zu seheu wünschte, be- vor ich die Exkursionen auf dem ersten Abschnitte des Amazonenstromes schliessen und mich nach dem Rio negro, sowie dem Ilio Branco begeben würde. Ohne den Eindruck hier schildern zu wollen, den dieses soviel und mit Recht bewunde;te Ge- wächs auf mich machte, darf ich wohl hervorheben, dass dieses Schauspiel für mich um so entzücken- der sein musste, als die umgebende Natur mit ihrem ganzen Zauber hereinschaute, der heiterste Tropen- himmel seinen Dom darüber ausspannte und ihres Lebens froii auch Fauna's Jünger hier ihren Tum- melplatz aufgeschlagen, denn leichtbeschwingt tanz- ten in stiller ungebundner Lust allerlei zierliche Wasservöarel auf den schwinmiendcn Tellern umher. Sieiit und bewundert man die Victoria unter dem schützenden Glasdache unserer Gärten, so möchte sich einem leicht der Anschein aufdrängen, als seien all diese kleinen Gesellschafter, die der Blumenkö- nigin beigegeben, willkührlich herzugezogen; aber nein, auch in der Heimath sieht man die Herrsche- rin, wie in richtiger Würdigung von diesem ihrem Hofstaate umgeben, aus kleinen Nymphäen, Lim- nocharis, Pontederien, Pistien, Desmanthus etc. ge- bildet. Dem Sammler kommt bei der sparsamen Ver- theilung aller zu Kulturzwecken dienenden Pflanzen selbstredend die geregelte DampfsehiftYahrt des Ama- zonenstromes sehr fördernd zu Hülfe, denn rasch versetzt sie ihn an die oberen Stationen und rascher noch treibt sie die Sendungen abwärts nach Panl, dem Stapelplatze aller für das Ausland bestimmten Güter; in drei Tagen z. B. wird die 225 geographi- sche jMeilen betragende Strecke vom Rio negro bis Pani durchbraust, in 8 bis 10 Tagen von dem Fusse der Kordilleren herab, auf einem Zuge von nahezu 700 geographischen Heilen. Das Alles sind aber nur scheinbare Vortheile, weil auf dem nächsten Ufergebiete keine oder doch nur geringe Ausbeute zu erzielen ist, und man sich dieserhalb wochen- und monatelang in's Innere zu begeben hat. Schleppt man nun das Gewonnene mit Mühe, Noth und Ge- fahren hin zum letzten Hafenplatz, so liegt noch nicht immer ein nach Europa gehendes Schiff' be- reit. Lange Wochen vergehen oft, ehe ein solches nach Nantes, Bordeaux oder England ausläuft. Dieser misslichen Beförderungsweise war es denn auch zuzuschreiben, dass meine Sendungen, die ich von den oberen Zuflüssen des Amazonenstromes herabsandte , soviel Monate von Parä nach Europa brauchten, als Tage hingereicht hatten, sie jene ge- waltige Strecke von den Kordilleren bis zur Küste zurücklegen zu lassen. Das umgekehrte Verhältniss tritt für die Sendungen von den Kordilleren nach Westen hin ein, wo der ausserordentlichen Küsten- nähe ungeachtet e? aller erdenklichen, oft gi-adezu unüberwindlichen Mühen bedurfte, die Pflanzen zum Hafen zu bringen, wo Dampfer bereit liegen, den Weitertransport zu vermitteln. .lliitlfjcifuiigcii üöiT i)ic wmfm Paii,icii. (Fortsetzung.) 174. Myosotis dissitiflora Bak. soll sich durch doppelt-längere Blütlicnsticle an einem verlän- gerten allgemeinen l'lütheustiel und durch kurze, uiclit hakenförmig-gekrümmte, sondern meist anlie- gende Kelclihare vnn der nahe stehenden M. sylva- tica Ehrh. unterscheiden und gleich der echten, mit 174 kurzen Aebren und kurzen Blüthenstieleu versehe- nen M. alpestris aus der Schweiz stammen. Die hellblauen BlUtheu haben ein gelbes Auge und wer- den schliesslich lilaroth. 175. Myrica californica Ch. et Schlecht. wurde durch den jetzigen Garten - Inspektor Hart- weg in Schwetzingen bei Heidelberg, der früher im Auftrage der Londoner Gartenbau-Gesellschaft Cen- tral-Amerika besuchte, entdeckt und stellt, gleich den übrigen Arten dieses Geschlechtes, einen völlig un- behaarten Strauch, dessen meist ganzrandige, schmale und spathelförraige Blätter herablaufen und eine fast lederartige Textur besitzen, oder die einfachen oder zusammengesetzten Kätzchen sind androgynisch, d. h. sie haben männliche und weibliche Blütheu zu glei- cher Zeit. Von bis 4 verwachsenen weiblichen Blü- then ist nur eine fruchtbar und verwandelt sich in eine mit einem wachsartigen Ueberzuge versehene Steinfrucht. 176. Myrica Faya Ait. fand sich früher in botanischen Gärten vor und besitzt elliptisch-lanzett- förmige und deutlich gestielte Blätter von leder- artiger Textur. Die männlichen und weiblichen Kätz- chen sind zusammengesetzt. Bei den letzteren ver- wachsen 3 oder 4 Fruchtknoten zu einer gemein- schaftlichen Frucht von rother Farbe. 177. Myrsine retusa Ait. ist unser in den Gärten als M. africana kultivirter Blüthenstrauch. 178. Nepenthes hybrida. Bei unserem letz- ten Besuche des grossartigen Etablissements von James Veitch and Sons in London hatten wir auch Gelegenheit, die weiteren Resultate der Kreu- zungen mit verschiedenen Nepeuthes-Arten daselbst kennen zu lernen. Ein ziemlich geräumiges Haus ist allein mit verschiedenen Nepenthes-Arten, welche eine Pflege erhalten, wo man den Pflanzen ansieht, dass sie sich wohl befinden, gefüllt. Diese Sorgfalt mag auch hauptsächlich zum Gelingen der Blend- lings-Versuche beigetragen haben. Es wäre im In- teresse der Wissenschaft sehr wünschenswerth, dass von Seiten der Besitzer und des in dieser Hinsicht mit glücklicher Hand versehenen Obergärtuers Do- miny ausfühi-liche Mittheilungen über ihre Manipu- lationen sowohl, als über ihre Erfolge, gemacht würden. Nirgends möchte so reichliches Material zur Be- arbeitung einer Monographie der Nepenthes-Arten vorhanden sein, wie in der Handelsgärtnerei von James Veitch and Sons in London, wo ausser den bekannten Arten noch mehre direkt aus Borneo und anderen Inseln des indischen Archipels einge- führte Pflanzen, welche noch nicht beschrieben sind, kultivirt werden. So sahen wir unter Anderem eine Art von genannter Insel mit grünen Kannen, die uns deshalb noch besonders interessant war, dass man sie mit dein Blumcnstaub der N. destillatoria L. gekreuzt und dadurch einen Blendhng erhalten hatte, der braune und grüne Kannen zu gleicher Zeit trug. Nicht minder interessant waren die ge- wonnenen Resultate einer neuen Kreuzung der unter dem Namen Nepenthes Dominiana bekannten Blend- lings-Pflanze mit einer anderen Nepenthes-Art. Wir machen reiche Pflauzenliebhaber besonders noch auf die Nepenthes-Arten aufmerksam, nicht allein als Blatt- und Dekorationspflanzen, sondern auch zur Füllung ganzer Häuser, und zwar auf ähnliche Weise, wie es mit den Orchideen gewöhn- lich geschieht. Jedermann wird sich des angeneh- men Eindruckes erinnern, den man erhält, wenn mau die Reihe von Orchideenhäusern im Borsig'- schen Garten in Berlin durchwandert und in das letzte kommt, wo die Sammlung gut kultivirter Ne- penthes-Arten mit Hunderten herabfallender Kannen sich befindet. Viel grossartiger ist natürlich, wie man sich denken kann, der Eindruck, den die Ne- penthes - Häuser des Veitch'scheu Etablissements machen, wo z.B. ein einziges nichts weiter als Ne- penthes Hookeri enthielt. 179. Niphaea gracilis hat Regel eine kleine Art dieses Gesneraceen-Geschlechtes genannt, welche er bei Linden in Brüssel sah. Die ganze Pflanze ist mit weissen Haaren besetzt, doch in der Weise, dass die eirund-spitzen Blätter noch eine grüne Oberfläche haben. Die weissen Blüthen kommen auf ziemlieh laugen Stielen aus den Blattwinkeln und haben fast 7 Linien im Durchmesser. 180. Nuttallia cerasiformis T. et Gr. ist eine sehr interessante Amygdalacee mit 2 bis 5 Frucht- knoten, welche letztere zu ebensoviel den Kirschen ähnlichen Steinfrüchten sich ausbilden. Ausserdem sind auch die Blüthen diöcisch oder wenigstens po- lygamisch. Die Pflanze bildet einen im Wachsthum den Amelanchir-Arten ähnlichen Strauch mit dunkel- grünen, ganzrandigen und länglichen Blättern und überhängenden Trauben mit weisser Blüthe. Wir kennen bis jetzt nur die männliche Pflanze, welche seit einigen Jahren als Prunus califo rnica kultivirt wird. Da Nordwest-Amerika Vaterland ist, so hält der Strauch wahrscheinlich bei uns aus. 181. Odontoglossum Andersonianum Rchb. stammt aus Neugranada und ist eine hübsche Orchi- dee mit gelblich-weissen, aber breit-braungestreiften Blumenblättern, während die Lippe eine gelbe Basis besitzt. Sie steht am nächsten dem von Linden eingeführten 0. crispum. 182. Von Odontoglossum coronarium Lindl. bringen Veitch and Sons die echte Pflanze d. N. in den Handel; wir wissen nicht, wie sie sich zu der, welche auf dem Kontinente sich befindet und vor mehrern Jahren auch als 0. Candclabrum 175 von Linden in den Handel gebracht wurde, ver- bält, da uns keine Gelegenheit geboten wurde, beide Pflanzen mit einander zu vergleichen. Die dunkel- braunen, aber gelbumrandeten Blütben schliessen eine gelbe Lijapo ein und bilden zu 30 bis 40 eine oft 16 bis 17 Zoll lange Aehre. Der bekannte Peru- ßeisende, Pearce, entdeckte sie im Hochgebirge Peru'«, weshalb die Pflanze zu den kalt zu kuiti- virenden Arten gehört. 183. Odontoglossum cristatuni Lindi. war lange Zeit eine nur beschriebene, aber nicht kultivirte Pflanze, bis es Linden gelang, sie direkt aus ihrem Vaterlande Peru zu beziehen. Ihre mit Ausnahme der weissen Lippe honiggelben, eine Aehre bilden- den Blüthen sind in der Kegel braun- oder seltener purpurviolett-get'ärbt, oder es ist nur ein einziger grosser Flecken von purpurvioletter Farbe vorhan- den. Im letzteren Falle hat die Form den Beinamen canaria, im ersteren Argus erhalten. Endlich ist noch eine dritte, als Dayanum bezeichnete Form vorhanden, wo die rautenförmige, aber mit einer besonderen Spitze versehene und ausserdem gesägte Lippe an der Basis den Wimperkranz viel dichter und übereinanderliegend enthält. 184. Odontoglossum In sbayi Lindl. ist nach Reichenbach in den letzten Jahren selten gewor- den, denn was man jetzt in den Gärten vorfindet, ist 0. Schlieperianum (au Ü. Schillerianum Rclib.V). Neuerdings ist jedoch eine Form, welche den Bei- namen splendens erhalten hat, eingeführt worden, wo die kastanienbraunen Blumenblätter gelbumrandet sind, wälirend die gelbe Lippe purpurviolott-gefleckt ist und einen orangefarbenen Kamm besitzt. 185. Odontoglossum Krameri Echb. wurde von dem zweiten Sohne des tüchtigen r)bergärtners der Frau Senator Jenisch in Flottbeck bei Altena, Kramer, der im Auftrage von James Veitch and Sons (London) in Costa-Eica reist, entdeckt. Die Art gehört zu den zwergigen Orchideen mit rundlichen und zusammengedrückten Scheinknollen und zahlreichen, überhängenden Stielen, von denen jeder eine violette Blüthe mit dunkelgelbem Kamm an der Basis und einem doppelten purpurgefärbten Streifen am oberen Theil der Lippe trägt. 18(;. Von Odontoglossum nebulosum Lindl. hat man jetzt eine Form, wo die weissen Blüthen auf der Lippe den die Art sonst auszeichnenden schnabelförmigen Fortsatz zu einer einfachen Schwiele von gelber Farbe verkümmert besitzen. Nach ihrem Besitzer hat sie den Beinamen Pattisonianum erhalten. 187. Odontoglossum retusum Lindl. ist be- kanntlich eine Orchidee mit verhältnissmässig kleinen Blütiien von zinnoberrotlier Farbe, die einen aus- gebreiteten BlUthenstand bilden, ilan hat jetzt eine Abart mit der näheren Bezeichnung Latro, wo die abgestutzte Lipjie eine besondere Spitze besitzt und wo aucii die Anhängsel an der Grift'elsäule spitz sind. 188. Oncidiuni aurosum Echb. gehört zu den grösseren Arten. Der allgemeine Blüthenstengel wird 3 und 4 Fuss hoch und trägt eine dichte Aehre mit gelben, aber braungefleckten Blüthen. 189. Oncidium calanthum fl. Mag. t. 384 hat eirunde und gefaltete Scheinknollen, sowie läng- lich-lanzettförmige Blätter. Die schönen gelben Blü- then mit dunkler, an der Basis mit einem Purpur- fleck versehenen Lippe bilden grosse Eispen. Va- terland ist Ecuador. 190. Von Oncidium cueullatum Lindl., von dem wir bereits eine Abart (nubigenura, s. 11. Jahr- gang d. Wochenschr. S. 218) besprochen haben, ist wiederum eine andere durch James Veitch and Sons in London mit der näheren Bezeichnung Pha- laenopsis in den Handel gekommen. Die mässig- grossen Blüthen bilden aufrechte Aehren und ihre braunen, aber dunkler gefleckten Blumenblätter schliessen eine weisse Lippe, deren gelber Kamm von einem blaurothen Kreis umgeben ist, ein. 191. Oncidiuni Limminghei Ed. Morren wurde zuerst in der Belgique horticole vom Jahre 1856 beschrieben und zu Ehren des Grafen Lim- minghe, eines der grössten Pflanzenliebliaber Bel- giens, der leider dem Dolche eines Mörders in Eom unterliegen musste, genannt, ging aber wiederum verloren, bis die Orchidee von Neuem, und zwar gleich doppelt, in Hamburg und in England, ein- geführt \yurde. Sie gehört zu den kleineren Arten und trägt am Ende ihrer zweikantigen, fast eiför- migen Scheinknollen elliptische und ungleiche Blät- ter. Die gelben, aber braungefleckten Blüthen be- finden sich, abweichend von den sonstigen Oncidien, einzeln auf langen Stielen. 192. Oncidium macropus Lind, et Echb. ist eine andere interessante Art, welche Linden aus Ecuador eingeführt hat und welche Seheinknollen, vollkommen gleich denen des ebentalls erst neuer- dings eingeführten Oncidium macranthum Hook., be- sitzt. Die gelben, aber mit braunen Flecken und Querbändern versehenen Blüthen stellen auf langen Stielen ziemlich entfernt von einander und bilden eine weitläufige Eispe. 193. Oncidium porrigens Echb. erhielten Low et Co. aus Neugranada. Die Blüthen haben kastanienbraune, aber gelbpunktirte Blumenblätter, während die Lippe zinmicttärbig ist, jedoch mit oran- gengelber Schwiele und ausserdem mit einigen dun- keleren Flecken versehen erscheint. 194. Oncospermuni Vanhouttcauum haben wir bereits besprochen (9. Jahrg. d. Wochenschrift 176 S. 351); wir theilen aber nachträglich, nachdem wir grössere Exemplare von dieser Palme gesehen ha- ben, noch mit, dass sie in der That eine wunder- schöne Pflanze, deren rothe Dornen nebst dem ele- ganten Laube einen besonders freundlichen Anblick gewähren, darstellt. lUÖ. Origanum gracile C.Koch wurde von uns in Trauskaukasien entdeckt imd stellt eine we- niger behaarte und in eine grosse Kispe sich auf- lösende Art dar, zumal mehre Stengel aus der Wur- zel hervorkommen. Die Bluthen haben eine hübsche rosenrothe Farbe. Haage und Schmidt in Erfurt bieten Samen an. 196. Als Ornithügalum revolutum führen Haage und Schmidt eine Art dieses Geschlechtes mit 4 Fuss hohem Blüthenstengel, welcher mit li Fuss langen Trauben endigt, auf, die aber keines- wegs die Jacquin'sche Pflanze d. N., welche weit niedriger ist, sein kann. Während ebengenannte Pflanze milchweisse Blumenblätter besitzt, w^erdeu diese bei jener Pflanze mit grünem ßückennerv an- gegeben. 197. Oxalis Valdiviensis Barn, gehört zu den Arten mit faseriger Wurzel. Aus dem Winkel der 3-zähligcn Blätter kommen die laugen Blütheu- stiele hervor und theilen sich zunächst gabelförmig, um dann zahlreiche und wohlriechende Blüthen von gelber Farbe zu tragen. Da die Pflanze gedrun- gen wächst, so eignet sie sich auch zu Einfassun- gen, aber auch auf Blumenbeeten um so mehr, als die Blüthen eine lange Zeit dauern. Eingeführt wurde die Pflanze durch den Reisenden Pearce. 198. Palavia flexuosa ist eine einjährige Mal- vacee aus Bolivien und bildet eine buschige, sich sehr verzweigende Pflanze mit ziemlich grossen und karmoisinrothen Blüthen, welche in der Mitte ein dunkelbraunes, fast schwarzes Auge haben. Dazu kommt noch eine schöne Belaubung. 199. Phalacraea Wendlandi Ist ein halb- strauchiger Körbchenträger, der sich ohne Zweifel unseren bekannteren Ageratum mexicanum und co- nyzoides, von denen früher mehr als jetzt eine Reihe von Formen in Gärten kultivirt wurde, an- schllesst. Sie soll sich nach Haage und Schmidt in Erfurt, welche Samen davon anbieten, besonders zur Winterflor eignen und sich dann durch gedräng- tes Wachsthum und Fülle blauer Blüthenkörbcheu auszeichnen. 200. Phyllodium pulchellum Desv., als Di- cerma pulchellum DG. bekannter, ist ein schon seit längerer Zeit beschriebener Blüthenstrauch, bis jetzt aber noch in den Gärten der Liebhaber fehlend. Er wächst in Ostindien und gehört in die Abtheilung der Schmetterlingsblüthler, welche Gliederhülseu ha- ben. Nach Haage und Schmidt soll er sich auch zum Auspflanzen in's Freie während der guten Jahreszeit eignen. Er wird nicht gross und hat 3-zählige Blätter, von denen das mittelste die an- deren an Grösse übertrifft, gleich diesen eine ellip- tische Gestalt besitzt und nur auf der Unterfläche behaart erscheint. Mehre gelbe Blüthen befinden sich in dem W^inkel der Blätter büschelförmig. 201. Picconiaexcelsa DC. ist ein schö- ner, grosser, leider jetzt auf Madeira selten gewor- dener, aber auch auf den Azoren wachsender Baum aus der Familie der Oleaceen, der früher auch als Olea excelsa Ait. beschrieben wurde. Seine leder- artigen und elliptischen Blätter sind völlig unbe- haart, haben einen ganzen Eand und geben eine gute Belaubung. Die weissen und 4-blättrigen Blü- then bilden überhängende Trauben. (Fortsetzung folgt.) i3s&ar äeirijert's üeretiQmgsfeimll. Der Verf. ist uns bereits durch seine geschicht- lichen Bearbeitungen im Bereiche der Landschafts- gärtnerei und der Gemüsekunde vortheilhaft bekannt; als Lehrer an der Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam hat er seit Kurzem auch Gelegenheit, seine prakti- schen Kenntnisse zu verwerthen. Etwas Neues fin- det man in dem aus 8 Bogen bestehenden Büchel- chen zwar nicht, wohl möchte es aber seinem Zwecke, Anfängern in der Veredlung der Gehölze Anweisung und Belehrung zu ertheilen , vollkom- men entsprechen. Sollte eine zweite Auflage nöthig werden, so wünschen wir nur, dass die alten Ver- edlungsmethoden , welche hier ebenfalls mitgetheilt und sogar durch Illustrationen versinnlicht sind, ganz und gar als unnützer Ballast wegblieben. Beim Un- terricht ist Vereinfachung des Materiales Haupt- sache, zumal die Veredlung der Gehölze einen ein- fachen und leicht begreiflichen Akt darstellt. Interessant ist zwar der Anhang, welcher den Ursprung der deutschen Veredlungskunst enthält; wir hätten aber doch gewünscht, dass der Verf. eine geschichtliche Entwickelung des Verfahrens überhaupt gegeben hätte. Bekanntlich waren schon die Römer mit der Veredlung sehr vertraut und bei den Fran- zosen findet sich schon in sehr früher Zeit eine Mannigfaltigkeit in der Art und Weise des Ver- fahrens. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimnier-Strasse No. 91. Drnck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde* Redakteur : P*rofessor Dr. Ivarl Kochi, General-Sekretair des Vereines. No. 23. Berlin, den 12. Juni 1869. Preis des Jahrganges 6^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: üeber einige von dem botanischen Reisenden Karl Besserer neu eingeführte Agaven. Vom General-Lieutenant von Jacobi. — Die 7. internationale Pflanzen- und Blumen -Ausstellung in den Tagen vom 16. bis 31. Mai zu St Petersburg. (Fortsetzung.) — Mittheilungen über die neuesten Pflanzen. (Fortsetzung.) — ileöer einige oon Dem öotanifffjeu -Heifeiiöeii Mü Keffer er neu eingefüfjrte ilgttoeii. Vom General-Lieutenant v. Jacobi. Der neueste Katalog der Lauren tius'scheu Hau- delsgärtnerei zu Leipzig bringt eine durch gute Abbildungen ilkistrirte Auzeige über einige von dem botanischen Reisenden K. Besserer aus Zürich im vergangenen Frühjahre neu eingeführte Agaven. Da auch wir die in dem gedachten Katalog auf- geführten Agaven von K. Besserer erworben ha- ben, und da sich unter denselben mehre neue, bis- her in unseren Gärten noch nicht kultivirte Pflanzen befinden, so wollen wir, um Irrthümern und etwaigen Doppelbenennungen vorzubeugen , hierunter unsere Ansicht über diese neuen Einführungen aussprechen und denselben ihren Platz in unserer systematischen Eintheilung der Agaven anweisen. Wir haben von Besserer unter anderen bereits bekannten Arten auch folgende Pflanzen erhalten, die zwar mit schon bekannten Namen bezeichnet waren, die wir aber sofort als irrtbümlich benannt erkannten. 1. Agave artichaut. Besserer hat, wie er uns schreibt, diese Pflanze nur vorläufig so benannt, wegen der Aehnliclikeit in Ihrer Form mit der Frucht der Artischocke. Diese allerdings anfangs fest geschlossene Pflanze hat sich indessen in der Kultur bedeutend geöffnet und gestaltet sich jetzt einigermassen mitraeform. Wir haben in derselben sofort die A. horrida Ch. Lern. wieder erkannt, die wir im Jahre 1863 auf der internationalen Ausstellung zu Naraur als eine neue Einführung von Ambr. Verschaffelt fanden, und die wir im Jahrgang 1864 der Hamburger Garten- und Blumen-Zeitung auf S. 546 u. f., sowie in den Separatabdrücken unserer systematischen Eintheilung der Agaveen auf S. 44 u. f. beschrieben haben. Wir haben später bei A. de Meester auf Schloss Hombeeken bei Mecheln eine Pflanze imter diesem Namen gefunden , welche derselbe auf der Auktion von van derWinneu erstanden hatte. Da er uns 1865, wo wir diese Pflanze zuerst bei ihm gesehen, versicherte, es sei dies dieselbe Pflanze, welche 1863 unter diesem Namen in Namur ausgestellt gewesen sei, so gaben wir im Jahrgang 1866 der genannten Zeitschrift auf S. 64, sowie in den Separatabdrücken auf S. 207, eine Notiz über die merkwürdige Ver- änderung, die mit dieser Pflanze vorgegangen war. Im verflossenen Sommer nun haben wir die Pflanze bei de Meester abermals gesehen und die- selbe einer genauen Untersuchung luiterworfen. Fast gleichzeitig erhielten wir die neuen Einführungen von K. Besserer. Unter letzteren gab uns nun der Anblick der sogenannten A. artichaut sofort die Ueberzcugung, dass wir hier wieder unsere Pflanze von Namur vor uns hatten, und dass die Pflanze de Meester's eine ganz verschiedene sei, die .seiner Zeit van der Winnen von irgend einem Ilandelsgärtner unter der Benennung A. horrida ge- kauft und die dann aucli unter diesem Namen wie- der zur Versteigerung gekommen ist. Die de Mee- ster'sche Pflanze ist augenscheinlich eine schöne Varietät der A. Giesbrechtii, mit besonders kräftiger 23 178 Bestacheluiig und einer sehr dunkel-olivengrünen Blattfarbe mit einem helleren Mittelstreifen auf der Oberseite der Blätter. Sie kann als A. Giesbrechtii ß. rigidior aufgenommen werden, und nehmen wir hiermit Das- jenige zurück, was wir a. a. 0. über die mit unse- rer A. horrida vorgegangene Veränderung gesagt haben. Alle Diejenigen aber, welche von Besserer des- sen A. artichaut erstanden haben, können sich freuen, eine echte A. horrida Ch. Lern, zu besitzen, eine der baroksten, gleichzeitig aber auch kleinsten For- men der Agavae marginatae. Laurentius nennt die Pflanze in seinem Ka- talog fälschlich A. horrida var. nana. Der Zusatz nana ist aber ganz ungerechtfertigt, da bisher keine Formen dieser Art bekannt sind, welche sich in der Grösse wesentlich von einander unterschieden. 2. Eine andere der Besserer'schen Pflanzen ist von ihm als A. Kerchovei abgegeben worden. Lau- rentius führt sie als A. horrida nana var. lae- vior auf. Die letztere Benennung ist, wenn man das Wort nana streicht, eine ganz richtige. Es ist dies weiter nichts, als eine gracilere, weniger ge- drungene und minder stark bestachelte Form der A. horrida, mit etwas hellerer Blattfarbe und mit etwas längeren und schmaleren Blättern. Von A. Kerchovei Ch. Lern, kann aber hier gar nicht die Rede sein. Diese Art steht ihrem ganzen Habitus nach der A. lophantha Schiedw. am näch- sten, nur hat sie breitere Blätter und weniger, aber viel stärkere Eandstächeln, als letztere. 3. Neben der eben angeführten A. horrida lae- vior, die Besserer als A. Kerchovei abgegeben hat, brachte er noch eine andere Pflanze unter derselben Benennung auf den Markt, die mit der genannten Art aber nichts gemein hat, als die Blattfarbe, ein in's Aschfarbige spielendes Graugrün. Dieselbe steht hinsichtlich ihrer Eandbestachelung zwar der A. hor- rida Ch. Lem. sehr nahe, weicht aber in anderen wesentlichen Theilen, als Blattform, Blattrichtung, Blattfarbe, doch so sehr von ihr ab, dass wir sie nicht als eine Varietät derselben anzuerkennen ver- mögen. Wir stellen sie daher als eine eigene Spe- zies auf, und wollen sie, der fast dreieckigen Blatt- form und der scharf dreikantigen Gestalt des sehr robusten Endstachels wegen, der mit seiner breiten Basis dem oberen Blattthelle ebenfalls eine fast drei- kantige Form verleiht, Agave triangularis Nob. benennen. A. acaulis rosacea e minimis congenerum; foliis radicalibus duro-carnosis, brevibus perlatis subtrian- gularibus in apicem lanceolatum spina terminal! per- valida triquetri lato-canaliculata cinereocastanea ex- currentibus, supra concavis subtus convexis apicem versus carinatis, erecto-patentibus, cinereo-glaucis opacis, margine lato corneo vel lignoso junioribus cinereo-castaneo aetate griseo dentatis; dentibus per- magnis longis forma ac directione variis applanatis rigidissimis plerumque deorsum curvatis vel flexuso- arcuatis margine concoloribus apice sphacelatis. Nob. Die allem Anscheine nach ausgebildete Pflanze gehört, gleich A. horrida, zu den kleinsten rosetten- förmigeu ihrer Gattung; sie hat bei 51 Zoll Höhe zwischen den obern Blattspitzen den gleichen Durch- messer; die wurzelständigen, in der Basis 3 Zoll breiten, 4 Zoll langen Blätter verjüngen sich nach oben hin allmählig und laufen in eine gestreckt lan- zettliche Spitze mit ausserordentlich starkem, 1 Zoll langen , in der Basis 3 bis 4 Linien starken, scharf dreikantigen, breit und tief gerinnten, in der Jugend aschfarbig kastanienbraunen, im Alter grauen End- stachel aus, die scharfkantige Rückseite desselben setzt sich, von der Stachelbasis aus, auf der gekiel- ten Rückseite der Blätter in einer 3 Linien langen, 1 Linie breiten lippenförmigen Verlängerung fort, unterhalb welcher auf dem Blattkiel nach unten zu noch ein bis zwei hornartige Stacheln aus der Blatt- substanz hervortreten; Oberseite ausgehöhlt, nach der Spitze zu gerinnt; Unterseite gewölbt, im oberen Blatttheile gekielt und auf beiden Blattseiten mit stark hervortretenden Abdrücken von der Eand- bestachelung der älteren resp. jüngeren Blätter ver- sehen; Blattrichtung grade aufrecht abstehend; Blattfarbe ein in's Aschgraue übergehendes glanz- loses Hellgrün; Konsistenz hart, dickfleischig, sehr starkfaserig; Blatträuder mit einem 1 Linie brei- ten, hornartigen oder hartholzigen, in der Jugend aschfarbig kastanienbraunen , im Alter rein grauen, scharfen gezahnten Saum umgeben , der sich nach der Basis zu allmählig verjüngt; Zähne gross, 5 bis ü Linien laug, in Form und Grösse sehr ver- schieden, ziemlich genähert, plattgedrückt, spitz und lang dreieckig, meistentheils nach unten, mitunter aber auch nach oben oder wellig hin und her ge- bogen und von ihrer Basis an etwas nach innen gekrümmt, im unteren Blatttheile bedeutend kleiner und gedrängter stehend, in den Zwischenräumen häufig bedeutend kleiner, in Form und Substanz den Blatträndern gleich, aber mit stets, auch im Alter, dunkelerer Spitze. 4. Die von Besserer als A. Besseriana ein- geführte Pflanze ist der Urtypus der A. macrantha Karw., wohingegen die schon früher von Besserer eingeführte und in den belgischen Gärten nach ihm benannte Pflanze die A. flavescens des Münchener Gartens ist. 179 5. A. Besseriana longifolia glauca, wie Besserer sie nennt, ist eine von der vorigen we- sentlich verschiedene Pflanze. Nicht allein ihre Blatt- form ist eine ganz andere, sondern auch ihr Be- stacheluugscharakter. Wir stellen hiermit folgende Diagnose von ihr auf: A. subfalcata Nob. A. acaulis e minoribus congenerum; foliis iiu- merosis rigidis tcnui-carnosis perfibrosis elongato-lan- ceolatis subfalciformibus basin perlatam versus an- gustatis in apicem longum rectum spina termiuali robusta longa semicanaliculata nigricanti excurrenti- bus, supra iraa basi plano-subconvexis mox plano- concavis summa apice canaliculato subtus planocon- vexis, laete glaucis opacis utrinque glabris , erecto- patentibus, margine recto continuo dentatis; dentibus paulum couspicuis rcniotis basi triangularibus apice sursum curvatis rigidis corneis brunneis. Nob. Die stammlose, ziemlich blattreiche Pflanze bildet eine trichterförmige Krone. Die fast Fuss-langen, in der Basis 2j Zoll, dicht über derselben J Zoll und in der Mitte 1 Zoll breiten, gestreckt lanzettlichen, ziemlich starren Blätter sind in den Blatträndern etwas sichelförmig bald nach der einen, bald nach der anderen Seite hin derart gebogen, dass der eine Blattrand flach eingebogen und der andere flach gewölbt ist. Aus der sehr breiten Basis ziehen sie sich in sehr scharfer Biegung ganz eng zusammen, verbreitern sich dann allmählig bis zur Mitte und laufen von da aus in eine lange grade Spitze mit sehr starkem und langem (1 Zoll) halbgerinntem schwarzbraunem Endstachel aus; Oberseite von der Basis aufwärts ganz flach gewölbt, aber sehr bald flach ausgehöhlt und in der äussersten Spitze gerinnt; Unterseite flach gewölbt; Blattrich- tung aufrecht abstehend; Farbe ein lebhaftes glanz- loses Graugrün, auf beiden Blattseiten glatt; Kon- sistenz dünnfleischig, starkfaserig; Blattränder grade fortlaufend, gezahnt; Zähne wenig ansehnlich, weitstehend, auf dreieckiger Basis mit nach oben gekrümmter Spitze, starr, hornartig, dunkelbraun. Hieraus ist leicht ersichtlich, dass diese Pflanze mit A. macrantha Karw. syn. A. Besseriana Hort. Belg. nichts gemein hat, als die lilattfarbe. Wir haben die Pflanze nach der sichelförmigen Gestalt der Blätter benannt. 6. Die A. Besseriana longifolia viridis, •wie Besserer diese Pflanze benannt hat, ist eben- sowohl wie die vorige keine Varietät der A. ma- crantha oder flavescens, sondern unserer Ucberzeu- gung nach auch eine selbstberechtigte Art, die wir A. linearia nennen. A. linearia Nob. A. acaulis ; foliis strictis, rigidis flbroso-subearno- sis, lato-linearibus in apicem lanceolatum spina ter- minali valida conica subflexusa obscuro-castanea ex- eurrentibus, supra piano - concavis subtus plano-con- vexis, erecto-patulis, intense-viridibus opacis utrinque glabris, toto margine recto continuo dentatis; den- tibus paulum conspicuis remotis basi triangulari fo- liorum substantia aequalibus apice sursum curvato cor- neis obscuro-castaneis, Nob. Die nicht sehr blattreiche Pflanze ist staram- los und bildet eine trichterförmige Blätterkrone. Die 9 bis 10 Zoll langen, aus der 2 Zoll breiten Basis in kurzer Biegung auf 10 Linien verschmälerten Blätter sind breit, linienförmig, grade, starr und laufen in eine lanzettliche Spitze mit sehr starkem, 10 Linien langem, in seiner Basis 2 Linien starken, konischen, auf der Oberseite in der unteren Hälfte etwas abgeplatteten, flach wellig gebogenen, dunkel- kastanienbraunen Endstachel aus; Oberseite flach ausgehöhlt, Unterseite flach gewölbt; Blattrich- tung aufrecht abstehend; Farbe glanzlos saftgrün; Konsistenz hartfaserig, fleischig; Blattränder grade fortlaufend, gezahnt; Zähne weitstehend auf dreieckiger fleischiger Basis mit knorpeliger, im ober- sten Theilc hornartiger, gebräunter, nach oben und innen gebogener Spitze. Man würde vielleicht auf die Vermuthung kom- men können, dass diese Art eine klimatische Abart der vorigen sei, wenn nicht beide Pflanzen in der- selben Region und auf demselben Fleck gefunden worden wären. Endgültig wird allerdings erst die Blüthe über die Vollberechtigung dieser Arten als eigene Spezies entscheiden können. 7. Ferner hat Besserer eine Pflanze unter dem Namen der A. Beaucarnei eingeführt. Ch. Le- maire hat einer Pflanze diesen Namen gegeben, welche sieh 18G5 auf der Amsterdamer Ausstellung befand. In ihrer späteren Entwickelung hat sieh dieselbe aber als eine Varietät von A. Kerchovei erwiesen und ist als solche auch von uns in unsere systematische Eintheilung aufgenommen worden. Mit dieser letztgenannten Pflanze hat aber die von Bes- serer unter diesem Namen eingeführte nicht die leiseste Aehnlichkeit. Es ist dieselbe vielmehr eine bisher in den europäischen Gärten noch nicht ver- tretene, ganz neue Art, wie dies die nachstehende Diagnose und Beschreibimg klar darthun wird. Wegen der sehr starren, graden, aufrecht ab- stehenden Blätter der Pflanze haben wir ihr den Namen Agave rigidissima Nob. gegeben. A. acaulis e congenerum minoribus; foliis pau- 23* 180 him nuinerosis subbrevibus carnosis crassis rectis rl- gidissimis oblongis in apicem lanteolatum spiua ter- minali valida angusta se'micanaliculata cornea fusca excurrentibus, supra concavis subtus convexis, erecto patiilis, laete-olivaceis opacis, medio stria media ob- solete pallidiora, margine recto-continuo angusto- lignoso cinereo dentatis; dentibus minutis subdistan- tibus triangularibus deorsum spcctantibus margine concoloribus. Nob. Die stammlose Pflanze gehört zu den kleineren ihrer Gattung. Die 85 Zoll langen, in der dickflei- schigen Basis 5 Zoll breiten oblongen Blätter ver- schmälern sich in kurzer Biegung auf 2 Zoll, be- halten diese Breite bis zur Mitte und laufen von da an in eine langlanzettliche Spitze mit starkem, halbgerinnten, hornartigen, dunkelgraubraunen End- stachel aus; Oberseite ausgehöhlt, Unterseite gewölbt; Blattrichtung grade aufrecht abstehend ; Blattfarbe ein helles glanzloses Olivengrün mit einem unscheinbaren helleren Mittelstreifen auf der Oberseite; Konsistenz dickfleischig; Blattränder grade fortlaufend mit einem schmalen (i Linie brei- ten) holzartigen , in der Jugend graurothbraunen, im Alter aschfarbenen gezahnten Saum umgeben; Zähne klein, etwas entfernt stehend, dreieckig, nach unten gerichtet, in Farbe und Konsistenz dem Saume gleich. Die Pflanze hat bis jetzt eine Höhe von 10 Zoll bei gleicher Ausbreitung der am weitesten abstehen- den Stachelspitzeu in der Blätterkrone. Die 7. iiUernatiouftfc pan^cib uiiö 3lfuiiien=ilus)le(lun(} in den Tagen vom 16. bis 31. Mai zu St- Ir*etersl)ixrgf. (Fortsetzung.) Leider war wegen der vielfach verspäteten Ein- lieferungen der Druck der Verzeichnisse von Pflan- zen u. s. w. so weit hinausgeschoben worden , dass man ein solches erst am 6. Tage erhalten konnte. Die Menge der ausgestellten Pflanzen war aber so gross, dass es gar nicht möglich war, ohne Ver- zeichniss Alles einzeln zu betrachten, um das Inter- essantere herauszufinden und einer näheren Betrach- tung zu unterwerfen. Die ästhetische Aufstellung in oft sehr dichten Gruppen erschwerte das Studium natürlich ebenfalls nicht wenig. Wir müssen deshalb von vorn herein um Nachsicht bitten, dass uns Man- ches entgangen sein mag, was hätte erwähnt wer- den sollen. Das Programm in der Hand, wollen wir nun versuchen, wenn auch nicht eine Uebersicht über alles Das, was eingesendet war, zu geben, so doch wenigstens im Allgemeinen zu berichten und auf das Wichtigere aufmerksam zu machen. Wie ge- wöhnlich, so standen auch in dem Programme der Petersburger internationalen Ausstellung dieses Mal die Neuheiten obenan: 9 Bewerbungen waren allein dafür ausgeschrieben und den Bewerbern ausserdem dabei die höchsten Preise zugesichert, insofern sie den im Programme ausgesprochenen Anforderungen nachkamen. Das Ausland hatte hier am meisten beigesteuert und wiederum waren es Linden in Brüssel und Veitch in London, welche im Vorder- gründe standen und mit einander wetteiferten. 1. 6 verschiedene Pflanzen, vom Aussteller selbst eingeführt und noch niclit im Handel, war die erste Aufgabe. Linden in Brüssel hatte sich mit zwei Sammlungen, Ambr. Verschaffelt in Gent mit einer betheiligt. In der ersten Sammlung Linden's befanden sich : Carludovica imperialis aus Ecua- dor, Cissus Lindeni aus Kolumbien, Dieffen- bachia nobilis aus Peru, XanthosomaWallisii aus Neugranada, Cochliostema Jacobianum aus Ecuador und Maranta Chimborazensis. Die beiden letzten Pflanzen haben wir bereits besprochen, zum Theil ausführlich beschrieben (10. Jahrgang d. Wochenschr. S. 321 und 12. Jahrg. S. 168). Car- ludovica imperialis gehört gleich den übrigen Arten dieses Geschlechtes zu den schönsten Blatt- pflanzen der Warm-, besonders Palmenhäuser und hat ziemlich lange, an der Spitze 2-theilige Blätter von dunkler Farbe, wie sie die nahestehende C. atro- virens besitzt, und mit deutlich hervortretenden Nerven versehen. Dieffenbachia nobilis schliesst sich den grös- seren Arten dieses Geschlechtes an und besitzt auf den Blättern unregelmässige Flecken von heller und pappelgrüner Farbe. Xanthosoma Wallisii un- terscheidet sich dadurch von allen übrigen bekann- ten Arten dieses Geschlechtes, dass die Mitte und von dieser ausgehend auch die Seitennerven eine weisse Farbe haben. Ueber Cissus Lindeni ver- mögen wir nichts zu sagen. Die zweite Sammlung Linden's bestand aus Dioscorea Eldorado aus Brasilien, Drymonia Turialvae aus Costa - Eica, Fittonia gigantea aus Ecuador, Maranta prineeps aus Pei-u, Kud- gea nivosa aus Brasilien und Dieffenbachia Wallisii aus Peru. Die letzte bleibt niedrig, be- blättert sich ungemein und schliesst sich den Aglao- nemen an. Die sehr kurz gestielten Blätter besitzen bei einer Breite von 4 eine Länge von 8 Zoll und haben eine li Zoll breite Läugsbinde in der Mitte, aus der aber der grüne Mittelnerv hervortritt. Aus- serdem erscheint die Oberfläche noch pappelgrün 181 gestrichelt. (S. übrigens 10. Jahrgang d. Wochen- schrift S. 161). Drymonia Turialvae ist eine sehr liübsche Blattpflanze aus der Familie der Gesneraceen, welche sich durch die dunkelgrüne Ober- und braune Un- terfläche der Blätter auszeichnet. Sic wächst ge- drängt. In Blüthe haben wir sie noch nicht ge- sehen. Fittonia gigautea scheint zu steigen und deshalb weniger am Boden zu liegen, als vielmehr eine Liane zu bilden. Die ziemlich grossen, breit- länglichen Blätter haben die Zeichnung der F. ar- gjroneura, stehen aber darin denen dieser Art au Schönheit weit nach. Dioscorea Eldorado schliesst sich der unlängst besprochenen D. egregia (S. 127) an, dürfte aber den Vorzug verdienen. Maranta princeps, die wir ebenfalls schon einige Mal (zu- letzt S. 168) besprochen haben, gehört, was wir hier hinzufügen wollen, in die Nähe des Phrynium vittatum und ornatum. Rudgea nivosa ist eine nicht genug zu empfehlende Kubiacee, welche sich hinsichtlich des leichten Blühens den meisten ande- ren Warmhauspflanzen aus genannter Familie an- schliesst. (S. übrigens 10. Jahrg. S. 332). Die 6 neuen Pflanzen, welche A. Verschaf- felt aus Gent ausgestellt hatte, waren ßegonia vernicosa, Dieffenbachia nobilis, Maranta spectabilis, Peperomia Verschaffeltii und Po- thus Baracjuiniana, sämmtlich aus Brasilien, so- wie Hoteia japonica fol. var. Leider sind wir nicht im Stande, über diese Pflanzen zu berichten, da sie wahrscheinlich erst sehr spät aufgestellt wur- den und uns dann bei dem Eeichthum des vorhan- denen Materiales entgangen sind. 2. Um die zweite Aufgabe: 3 neue, vom Aus- steller selbst ausgestellte Pflanzen waren G Bewer- bungen vorhanden. Linden In Brüssel hatte zwei Sammlungen gebracht. Die eine enthielt: Anthu- rium trilobatum aus Kolumbien, Sphaerogyne imperialis aus Peru und Xauthosoma Wallisii var. aus Neugranada, die andere: Episcea tessel- lata, Maranta Mazelli und Peperomia cun- dinamarcen sis, sämmtlich aus Peru stammend. Anthurium trilobatum hatten wir vor 2 Jahren noch klein gesehen (s. 10. Jahrg. d. Wochenschrift S. 132); jetzt stellt es eine prächtige Blattpflanze dar, die zu empfehlen ist. Die am oberen Ende dreilappigcn Blätter haben einen Durchmesser von 2 Fuss und stehen auf 4 Fuss langen Stielen von brauner Farbe. Von den 3 divergirenden Abschnit- ten ist der mittlere mit einem spitzen, die beiden seitlichen sind dagegen mit einem stumpfen Ende versehen. Die Substanz des ganzen Blattes er- scheint lederartig. Sphaerogyne imperialis, ist gleich den bei- den bekannten Arten Sph. cinnamomea und latifolia. eine stattliche Blattpflanze. Zum Vergleichen und zum Feststellen der Art fehlte uns das nöthige Ma- terial. Episcia tessellata ist eine interessante, wie es scheint, gedrängt-wachsende Gesneracee, de- ren breite Blätter eine sehr runzliche, lebergrüne Ober-, aber eine braune Unterfläche besitzen. Ma- ranta Mazelli sahen wir bereits vor 2 Jahren in Paris (10. Jahrg. d. Wochenschr. S. 231). Sie bil- det mit der ebenfalls früher schon beschriebenen M. virginalis blattreiche Stauden und möchte mit dieser vielleicht nur eine Form der Calathea pictu- rata sein. Die Fusslangen und 8 Zoll breiten Blät- ter sind unten braun-, bei M. virginalis hellgrün gefärbt. Mit M. roseo-picta bilden diese 3 Arten eine eigene Gruppe. Die drei neuen Pflanzen, welche Veite h in London ausgestellt hatte, waren Aralia Veitchü, Pandanus Veitchü und Philodendron Pearcei. Letzteres steht dem Ph. spectabilis sehr nahe und unterscheidet sich von diesem hauptsächlich durch die braune Unterfläche, welche bei eben ge- nannter Art hellgrün ist. Auch ist die Textur der Blätter fester und ihre Oberfläche erseheint gleich- massig gefärbt, völlig herangewachsen smaragdgrün. Pandanus Veitchü (früher Veitchianus) schliesst sich dem buntblättrigen P. javanicus an, hat aber am Rande hellgrüne Stacheln (10. Jahrg. d. Wochen- schrift S. 165). Aralia Veitchü ist eine sehr in- teressante Pflanze mit feinen, fingerförmigen Blät- tern. Sie scheint nicht hoch zu werden, aber buschig zu wachsen. Am br. Verschaffelt in Gent hatte Dracaena lentiginosa und lutescens variegata, sowie Sanchezia glaucophylla ausgestellt. Die letz- tere vermögen wir von S. nobilis nicht zu unter- scheiden und die beiden anderen sind bereits von uns besprochen worden (11. Jahrgang der Wochen- schrift S. 167). Die 3 neuen. Pflanzen von Jean Verschaffelt in Gent: Agave Regeli, Anthurium araliae- folium und Pandanus sp. n., haben wir leider nicht gesehen. Endlich hatte Ortgies aus dem bo- tanischen Garten in Zürich 3 neue Pflanzen als Bewerbung ausgestellt, über die sich aber wegen ihrer geringen Entwickelung noch kein Urtheil ab- geben Hess. Es waren: Guzmannia imperialis, Pilocercus Hopendorpii und eine Agave. 3. Die Aufgabe: eine vom Aussteller selbst ein- geführte neue Pflanze, war aus verschiedenen Gär- ten, von einem aber doppelt gelöst worden; uns waren es, mit wenigen Ausnahmen, bekannte Pflan- zen. Coclil eo stema J acobianu ni hatte Linden in 2 grossen Exemplaren ausgestellt. Schade, dass die Blüthen dieser schönen Pflanze auf dem langen Transporte sehr gelitten hatten und die Art daher 182 nicht den Eifekt machen konnte, den sie mit aus- gebildeten Blüthen gemacht hätte. Wie wir hören, wird Linden sie jetzt in den Handel bringen; wir macheu daher alle Gewächshausbesitzer auf diese als Blüthen- und Blattpflanze zugleich ausgezeichnete Commelinacee aufmerksam. (S. übrigens 10. Jahrg. d. Wochenschr. S. 321). Ueber die zweite von Lin- den ausgestellte Pflanze, Philodendron specta- bile, haben wir erst gesprochen. Jean Verschaffelt in Gent hatte als Einzel- pflanze wiederum Agave Regelii ansgestellt, Dr. Kegel hingegen aus dem Petersburger botanischen Garten eine der Sanchezia nobilis ähnliche Pflanze unter dem Namen S. aureo-s triata geliefert. Der Kleinheit halber liess sich nichts Näheres darüber sagen. Dem Inspektor des botanischen Gartens in München, Kolb, verdankte mau das unlängst in der Wochenschrift beschriebene Änthurium Mar- tianum (11. Jahrgang S. 274), Veitch in London und A. Verschaffelt in Gent aber Formen der Cordyline ferrea, welche ziemlich gleichmässig rothbraun gefärbt waren. So schön als Lycopo- dium tetrastichum vonWillinck in Amsterdam dieses Mal ausgestellt worden war, haben wir diese Pflanze noch nicht gesehen. Schade, dass sie in der Kultur so ausserordentlich schwierig ist und des- halb kaum in den Handel kommen kann. Zum ersten Male sahen wir das im 10. Jahrgange der Wochenschrift (S. 294) beschriebene Lilium Wit- tei im lebenden Zustande. Ausserdem hatten aber Krelage und Sohn in Harlem noch eine weiss- blühende Form des Lilium auratum ausgestellt. 4. Um die Aufgabe von 15 verschiedenen Pflan- zen, welche in den beiden letzten Jahren eingeführt waren, hatten sich 2 Bewerber eingefunden: Lin- den in Brüssel und Alexis Dallifere in Gent. In der Sammlung des letzteren waren als besonders interessant zu nennen: Tillandsia Lindeni, eine mit schmalen, aber dicken und zurückgeschlagenen Blättern versehene Art, wo der breitgedrückte und ähreuförmige Blüthenstaud eine roseurothe Farbe besitzt, während die grossen und lang herausragen- den Blüthen azurblau gefärbt sind. Die ganze Pflanze erreicht mit dem Blüthenstande kaum die Höhe eines Fusses (s. 11. Jahrg. d. W^ochenschr. S. 168). Aukuba Victor Emanuel ist eine interessante Form, wo die grünen Blätter mehr punktirt, als gefleckt, erscheinen. Ob Phormium Colensoi fol. var. sich wirklich von P. tenax fol. var. unterschei- det, vermögen wir nicht zu sagen. Was für eine Palme Welfia regia darstellt, wissen wir ebenfalls nicht, da das ausgestellte Exemplar noch zu klein •war. Der Name ist uns völlig unbekannt. Alocasia intermedia ist eine Form der A. Veitchii mit geti- gerten Blattstielen. Die 15 neueren Pflanzen Linden 's enthielten unter Anderem die Passiflora trifasciata in Blüthe. Diese ist klein, hellgrün und vermag nicht, gleich denen der meisten übrigen Arten, Effekt zu machen. Die Pflanze scheint aber leicht zu blühen und sich bequem in Ballonform, in welcher sie auch ausgestellt war, heranziehen zu lassen. Philoden- dendron Melinoni war in einem wunderschönen und grossen Exemplare vorhanden und möchte dem Ph. Wendlandi nahe stehen, doch sind die Blätter weit grösser und länger gestielt. Auf gleiche Weise war ein Änthurium r egale vorhanden, das wohl ein treues Bild von der Grösse und Schönheit die- ser Aroidee zu geben vermochte. Ausserdem wollen wir noch auf die interessante und von uns wieder- holt besprochene Alocasia Jeuningsii aufmerksam machen. 5. Um die Aufgabe von 3 verschiedenen neuen Pflanzen hatten sich 2 Bewerber eingefunden. Die 3 Lind en'scheu Pflanzen: Peperomia odoratis- sima, Diastema calaminthiflorum und Tus- sacia semiclausa, haben wir leider nicht gesehen, die 3, welche AI. Dallifere iu Gent ausgestellt hatte, bestanden dagegen aus einer neuen Form der indisch-chinesischen Azalee, einer Form eines Hima- layaEliododendrou und aus einer Orchidee. 6. 7. Die Bewerbungen um eine neue blühende Pflanze waren zahlreicher. Linden hatte ein schö- nes Exemplar der bereits besprochenen Rudgea nivosa, Ambr. Verschaffelt dagegen Pitcairnia aphelandroides ausgestellt, während man wie- derum AI. Dal Ufere iu Gent eine neue Azaleen-, sowie eine neue Rhododendron - Form, Jean Ver- vaene fils in Gent endlich ebenfalls eine neue Azalee verdankte. Nicht- blühende neue Pflanzen waren von Jean Verschaffelt in Gent: ein noch nicht benanntes Änthurium, vom Hofgärtner Katzer in Paulowsk (bei Petersburg): eine buntblättrige Curculigo recurvata, und von Schneider in München: eine Rothtanne mit hängenden Zweigen. 8.9. Der Aufgabe: vom Einsender selbst durch künstliche Befruchtung erzogene Spielarten von Zier- pflanzen in 4 verschiedenen Sorten, hatte allein Niepraschk, Direktor des Floragartens in Köln, entsprochen. Ihm verdankte man 3 Campvlobotrys- Formen, eine gelbpanachirte Begonie, eine neue Form der Primula chinensis fimbriata und 2 Formen der buntblättrigen Alteruanthera paronychioides. Ein- zelne Blendlinge, vom Einsender selbst gezüchtet und noch nicht im Handel, waren 7 vorhanden: eine Form des Pelargonium zonale, welche den Na- men Dl-. Regel führte und von dem Obergärtner Medwediew im Garten des Staatsrathes Gromow in Petersburg gezüchtet war: 6 andere Formen hatte dagegen der Oberbotauiker im botan. Garten 183 in Petersburg, Dr. Eegel, ausgestellt. Neue For- men der chinesisch-indischen Azalee verdankte man AI. Dalliere und Jean Verschaffelt, beide in Gent, letzterem ausserdem eine Clematis-Form. Die buntblättrige Form der Ananas, welche Vanjasek in Warschau gezüchtet hatte, initcrschied sich nicht im Geringsten von der bereits vorhandenen Form. Ebenso vermochten wir Alocasia Sedeni, welche Veit eh durch Befruchtung der Alocasia cuprea (nicht metallica, welche letztere eine ganz andere Knollen -tragende und periodisch einziehende Art darstellt und welche von uns im Jahre 1857 in der Berliner allgemeinen Gartenzeitung ( S. 337 ) be- sehrieben und (auf der 7. Tafel) abgebildet wurde) mit A. Lowi erhalten haben will, nicht von A. cu- prea zu luiterscheiden. (Fortsetzung folgt.) JUKtfjeifiiiigeii üöer öie iieucHeii pan,^en. (FonselzuDg.j 20'2. Als Picea acicularis Reg., bicolor Maxim, und Maximowiczii Hort. Petrop. sind Jieuerdiugs Rothtannen aus dem nördlichen Ostasien durch den botanischen Garten in Petersburg in den Handel gekommen und bereits bei Laurentius in Leipzig als Samenpflanzen zu beziehen. Soviel wir wissen, sind sie bis jetzt noch nicht beschrieben, 2 davon jedoch schon in dem Samenverzeichuisse des genannten Gartens vom Jahre 18G5 (S. 33), wenig- stens namentlich, aufgeführt wordeu. Die beiden letzteren führen auch den Namen P. obovata. Die eine von ihnen (nämlich P. Maximowiczii) soll da- gegen eine Form der echten Picea obovata Led. sein. Wir vermögen über diese, neuerdings erst durch Maximowicz aus dem nördlichen Japan eingeführ- ten Arten nichts zu sageu, da wir noch keine Ex- emplare lebend zu beobachten Gelegenheit hatten, nach getrockneten Exemplaren aber bei der Un- sicherheit der aut den Zapfen bezüglichen Charak- tere sich kein Urtheil fassen lässt. Ledebur vereinigt bekanntlich seine Picea obo- vata Sibiriens mit der vorderasiatischen P. orien- talis C'arr. Inwieweit er Recht hat, vermögen wir nicht zu sagen, da uns bisher die nöthigen Ver- gleichungen fehlten; wenn aber neuerdings Teplu- choff (Bull, de la soc. d. natur. de Mose. 18ü8 p. 244) beide mit unserer gewöhnlichen Rothtanne vereinigt, so können wir, wenigstens in Botreff der P. Orientalis, dies nicht begreifen. Fasst man Zweige von beiden von oben nach unten an, so dass die Spitzen der Nadeln die Haut der Hand treffen, so sticht unsere Rothtanne sehr unangenehm, während man bei der P. orientalis, ebenso wenig auch bei der amerikanischen Rothtanne, nichts davon be- merkt. 203. Picea Sitchensis Carr. wird neuerdings mit der M enzies'schen Rothtanne vereinigt. Da- gegen erheben sich Bedenken, die wir zu heben uns nicht berufen fühlen. P. Menziesii Carr. wächst im nördlichen Kalifornien, P. Sitchensis hingegen noch nördlicher, und zwar auf der Insel Sitcha oder Sitka, von wo sie bereits von Bongard eingeführt wurde. Da ebenfalls in der Laurentius'sciien Gärtnerei Samenpflanzen vorhanden sind und es wohl keinem Zweifel unterliegt, dass diese Rothtanne bei uns aushält, so wird Gelegenheit geboten, sie näher kennen zu lernen. 204. Pitcairnia commutata Reg. (Garteufl. XVI, tabula 557) erklärt der Autor selbst später (XVII, S) für eine Form der alten P. bracteata Dryand. Die Pflanze fand sich früher häufiger in den Gärten und wurde schon einmal als besondere Art unter dem Namen P. Gireoudiana Dietr. (allgem. Gartenz. XXI, 105) beschriebeu. 205. Pitcairnia imbricata Brongn. gehört zu den hübscheren Blattpflanzen aus der Familie der Bromeliaceen mit langen, maisartigen Blättern, welche am Rande der Basis mit dornigen Zähneu besetzt sind und ausserdem meist auf der Ober- fläclie mit abwischbaren Schilferschuppen bekleidet erscheinen. Die gelblichen Blütlien fallen wenig in's Auge und ragen aus den grossen, meistens glän- zend-grünen Deckblättern der fast walzenförmigen Aehre hervor. Regel vereinigt mit Unrecht P. ochroleuca C. Koch damit, eine ganz andere Pflanze, welche sich durch saftigeres Grün und durch gänzlichen Mangel der Schilferschuppen auf der Oberfläche und der dornigen Zähne an dem Rande der Blätter unterscheidet. Brongniart hat für alle Pitkairnien mit maisähnlichen Blättern, -weil sie sich ausserdem noch durch den eigentliüuilichen Blüthenstand, hauptsächlich aber durch die lange borstenförmige Verlängerung an der Spitze des Eichens unterscheiden, das Genus Neumanuia auf- gestellt, das wohl auch beibehalten werden mnss (s. Ind. pl. hört. Berol. a. 195G, p. 2). 206. Pittosporum Endcri Reg. kam unter dem Namen P. Mayi und Bidwillianum aus Australien nach dem Petersburger Garten, wurde von Regel als eigene Art erkannt und zu Ehren des Verfassers des Index Aroidearum , des jetzigen Obergärtnera Ender im botanischen Garten zu Pe- tersburg, genannt. Ob es von P. Mavi, das schon lauge in botanischen Gärten kultivirt wird, sich un- terscheidet, vermögen wir nach der Abbildung nicht zu beurtheilcu. Die Pflanze bildet einen 5 bis GFuss 184 hohen Strauch mit länglichen oder elliptischen, un- behaarten und ganzrandigen Blättern, in deren Win- kel sich die brauneu Biütheu einzeln befinden. Nach Regel muss man diese Art, wenn man sie bald in BlUthe haben will, auf P. Tobira oder auf eine an- dere Art veredeln. 207. Platycodon autumnalis soll nach Haage und Schmidt in Erfurt in allen ihren Theilen grösser sein, als PI. grandiflorus DC, ein erst von uns für unsere Gärten empfohlener Glok- kenblüthler aus Sibirien (s. 10. Jahrg. S. 124). P. autumnalis blüht im Herbste, P. grandiflorus da- gegen im Frühling. 208. Von Podocarpus Th unbergi i Hook., einer kapischen Art mit elliptisch - lanzettförmigen und lederartigen Blättern, bringt Lauren tius in Leipzig eine buntblättrige Art in den Handel, wo die Blätter gelbpauachirt sind. Es wäre diese Ko- nifere demnach ein Seitenstück zu der von uns be- sprochenen und zuerst bei Makoy in Lüttich ge- sehenen P. flagelliformis (s. 10. Jahrg. d. Wochen- schrift S. 125). 209. Primula auriculata Lam. ist zwar eine längst bekannte, auch hier und da, besonders in botanischen Gärten, kultivirte Pflanze, kann aber nicht genug, besonders zur Topfkultur, empfohlen werden. Haage und Schmidt in Erfurt haben Samen direkt vom Kaukasus erhalten und bieten denselben Liebhabern au. 210. Prunus Puddum Wall, ist ein Süss- kirschenbaum des Himalaja, der gewöhnlich mit dem japanischen Prunus Pseudocerasus Lindl. verwechselt wird, gewiss aber von diesem verschieden ist. Wenn wir einmal von beiden Gehölzen lebende Pflanzen besitzen, wird es sich schliesslich herausstellen; bis jetzt haben wir nur die letztere unter dem unrich- tigen Namen Pr. Puddum. Die Pflanze ähnelt übri- gens unserem Kirschbaume ungemein und unter- scheidet sich hauptsächlich nur durch den Blüthen- stand, der bei Pr. Pseudocerasus eine beblätterte Doldentraube bildet, während bei Pr. Avium L. und Puddum Wall, die Blüthen büschelweise aus der Knospe hervorkommen. (Vgl. Koch 's Dendrologie I, 109). 211. Prunus subhirtella nennt der Ver- fasser des niederländischen Pflauzengartens, Professor Ou dem ans, die von Siebold in den Verzeichnissen seines Akklimatisations-Gartens als Prunus (Cerasus) pendula aufgeführte Art. Sie bleibt niedrig und hat überhängende Aeste und Zweige. Die kleinen Blät- ter werden clhptisch-lanzettförmig angegeben. Wäh- rend in dem genannten Garten -Journale die zu 3 und 4 aus einer Knospe hervorkommenden Blüthen als weiss bezeichnet werden, lässt sie Siebold ro- senroth sein. 212. PtarmicaClavennae ist eine wohl zu empfehlende Alpenpflanze aus der Familie der Körb- chenträger, und zwar aus der Abtheilung der Se- necioneen, wo aus der Wurzel mehre graufilzig-be- haarte Stengel hervorkommen. Die ebenfalls grauen Blätter sind an ihrer Basis gefiedert, sonst fieder- spaltig. Die weissen, aber von braunem Hüllkelche eingeschlossenen Blüthenkörbchen bilden Doldeutrau- ben. Haage und Schmidt in Erfurt bringen jetzt eine Form in den Handel, wo die Blüthenkörbchen gefüllt sind. 213. Von Pteris auricul ata Retz (asperieau- lis Moore) kennen wir bereits einige Formen ; jetzt bringt W. Bull in London eine neue Form in den Handel , welche die Blattstiele und die Unterseite der Mittelrijjpe schwarzbraun besitzt. Diese Form hat deshalb den Beinamen fuscipes erhalten. 214. Pteris serrulata L. fil. ist ein bekann- tes Farn unserer Gewächshäuser. Vor einigen Jah- ren brachten James Veite h and Sons in Lon- don eine Form mit kammförmig- gelappten Fieder- blättchen als Pt. cristatum in den Handel; eine Form von dieser, wo jene Abschnitte in grosser An- zahl vorhanden sind, führt jetzt Williams in Lon- don mit der näheren Bezeichnung corymbiferum in seinem Verzeichnisse auf. 215. Unter dem Namen Ptychosperma ele- gans und lacerata hat Dr. S eemann 2 Palmen nach England an W. Bull gesendet, welche dieser als kleine Pflanzen jetzt in den Handel bringt. Die Blätter der jugendlichen Exemplare haben eine Schwalbenschwanz - ähnliche Gestalt und stehen auf ziemlich langen Stielen. Pt. lacerata scheint einen zwergigen Wuchs zu haben und zeichnet sich aus- serdem noch dadurch aus , dass die beiden ausein- anderstehenden Abschnitte geschlitzt sind. 216. Von Pyrethrum parthenifolium Sm. hat man jetzt in England eine gelbblühende Form unter dem Namen Golden feather. Sie soll zwergiger Natur, sowie eine Staude von kompaktem Wüchse und höchstens 6 bis 9 Zoll hoch sein. Sollte es wirklich eine Form unseres gewöhnlichen Mutterkrautes sein und nicht vielmehr zu den ja- panisch-chinesischen Chrysanthemen gehören? (Scliluss folgt.) Berichtigu.ng'- Die neue schöne Azalee der Ausstellung vom 2. bis 5. Mai (s. S. 166) hatte nicht Kunst- und Handelsgärtner Emil Lindig, sondern Emil Lieb ig in Dresden ausgestellt. Verlag von Wiegaudt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Druck der C. Fe is t er'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. i. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Köiügl. Prenssischen Staaten für Cwärtuerei und Pflaiizenkuode« Redakteur : I'r-ofessor' I>i-. Karl Koch., General-Sekretair des Vereines. No. 24. Berlin, den 19. Juni 1869. Preis des Jahrganges B^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Stauden im Allgemeinen und Astragalus Monspessulanus L. insbesondere. — Die 7. internationale Pflanzen- und Blumen -Ausstellung in den Tagen vom 16. bis 31. Mai zu St. Petersburg. (Fortsetzung.) — Mittbeilungen über die neuesten Pflanzen. (Schluss.) — Abies lasiocarpa Hort. Von Metz u. Co. — Gärtnerisch-botanischer Kongress zu Hamburg. Sonntag, den 27. d.M., Nachmittags 2 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) die Fest- Versammlung, mit der zugleich eine allgemeine General-Versammlung zur Beschlussnahme des Antrages, ob im nächsten Jahre wiederum die beiden Ausstellungen zu einer einzigen vereinigt werden sollen, verbunden wird, statt. Nach der Versammlung (um 3 Uhr) ist ein gemeinschaftliches Mahl, an dem auch Damen Antheil nehmen werden. Stttuöeii im illTgeiiieiiieu und A s t r a g a 1 n s DI o n s p e s s u I a n ii s L. insbesondere. Wie oft haben wir über Standen gesprochen und sie, besonders in grösseren Gärten und auf dem X/ande oder in kleineren Städten, wo die feinere Luxusgärtnerei auch meist nicht angezeigt ist und mit den einfaclien Verhältnissen daselbst in Wider- spruch stehen würde, empfohlen, — aber keineswegs finden wir sie in der Weise gewürdigt, als es im Interesse des Gegenstandes wüuschenswerth wäre. Es kommt noch dazu, dass die Stauden oder Peren- nen , wie man sie liier und da mit einem fremden, gelehrt klingenden Namen auch zu nennen pflegt, von allen Gartenblumen am wenigsten Mühe machen, bisweilen Jahre lang nicht die geringste Zeit in Anspruch nehmen und doch stets, bald im Früh- jahre, bald im Herbste oder Sommer, ihren Blüthen- schmuck entfalten. Die Stauden sind bekanntlich krautartiger Natur, welche aus der Wurzel oder vielmehr aus dem Wurzelstock alljälirlich mit dem Erwachen des Frühlings neue Stengel, mit Blüthen und Früchten endigend, treiben, ohne dass man ir- gend etwas dabei zu thun hat, als etwa die abge- storbenen Reste vom vorigen Jahre zu entfernen und die Pflanzen etwas in Ordnung zu halten. Früher wurden die Stauden sehr viel auf Ra- batten, welche sich längst der Wege hinzogen, an- gepflanzt, während die von ihnen eingeschlossenen Beete die Blumen, aber auch die Gemüse trugen. Man benutzte sie auch in englischen Anlagen oder sogenannten Parks, um die Rabatten an den Haupt- wegen damit zu bepflanzen. Man liebte hier aber vorherrschend solche Arten, welche eine grössere Höhe von 3 bis 6 Fuss hatten und demnach in einem gewissen Verhältnisse zu den dahinter stehen- den Sträuchern standen. In Frankreich, namentlich in Paris, liebt mau sie noch in solcher Höhe auf Rabatten angepflanzt, und zwar möglichst dicht und mannigfaltig, auch in Betreff der Farben. Die Zahl der Stauden, welche bei uns im Freien aushalten, ist sehr gross. Die Staude selbst ist eigentlich ein Kind der gemässigteren Länder, be- sonders der nördlichen Hemisphäre, wo der Winter der Vegetation im Freien oft plötzlich ein Ende macht. Gehölze verlieren wenigstens ihre Blätter, die Stauden sterben aber mit ihrem überirdischen Theile ab und ihr Leben zieht sich auf den unter- irdischen Wurzelstock zurück, wo eine oder mehre Knospen bereits während der Vegetationszeit ange- legt sind , um im nächsten Frühjalire auszutreiben. Li fast allen Pflanzenfamilien gibt es Stauden in grösserer oder gcringi-rcr Anzahl. Besonders reich sind die Lippcnblüthlcr, die Hahnfussitflanzcn, die Fünffingerkräuter, die Schmctterlingsblüthlcr u. s. w. 24 186 Grade auf Stauden aus der zuletzt genannten Familie wollen wir dieses Mal aufmerksam macbeu, da auch die Blätter oft neben den Blüthen einen Scliniuck zu geben vermögen. Es gilt dieses vor Allem aus den Abtheilungen, welche zahlreiche ge- fiederte Blätter oder mehre beblätterte Stengel aus der Wurzel treiben und den Boden, den sie ein- nehmen, dicht bedecken. Astragaieen und Hedysa- reen, also Traganth- und Esparsettpflanzen, sind hier in reichlichstem Masse, besonders im Oriente und in Sibirien, aber auch in Nordamerika, vertreten und spielten früher in unseren Gärten eine grössere Eolle. Besonders in der Zeit, wo Fischer Direk- tor des botanischen Gartens in Petersburg war (also in den Jahren 1823 bis 18.t0), wurden grosse Men- gen von Stauden aus den Kaukasusläudern und aus Sibirien in den Gärten eingeführt. Wir beschränken uns dieses Mal auf die Beschrei- bung einer Staude, welche den ganzen Mai hindurch im botanischen Garten zu Berlin in seltener Biü- thenfülle stand. Es ist dieses eine längst bekannte Pflanze, welche Linne schon in dem botanischen Garten zu Upsala unter dem Namen Astragalus Monspessulanus kultivirte und beschrieb, da er sie aus der Umgegend von Montpeillier in Südfrank- reich erhalten. Doch schon vor ihm hatte Johann Bauhin sie in seiner Geschichte der Pflanzen (III, 338) aus gleichem Grunde unter diesem Namen auf- geführt. Die Pflanze beschränkt sich aber keines- wegs auf die Umgegend von Montpeillier, ebenso wenig wie Ajuga Genevensis nur bei Genf wächst, und selbst nicht allein auf Südfrankreich, sondern kommt in ganz Südeuropa vor und erstreckt sich östlich bis zu den Kaukasusländern, wo wir sie selbst noch gefunden haben. Astragalus Monspessulanus gehört zu den Arten, wo scheinbar Blätter und Blüthentrauben aus der Erde hervorkommen; in Wahrheit ist aber ein kur- zer Wurzelstock vorhanden, der sich dicht über der Erde so kurz verästelt, dass man vor den zahlreichen Blättern die Verästelung meist gar nicht sieht. Die kurzen Aeste sind übrigens holziger Natur und frie- ren nicht ab, sondern treiben im nächsten Frühjahre neue Knospen, welche später zu nicht entwickelten Trieben werden und mit rasch auf einander folgen- den Blättern dicht besetzt sind, so dass es scheint, als kommen diese unmittelbar aus der Wurzel her- vor. Sie sind, einschliesslich des 3 und 4 Zoll lan- gen Stieles , 7 bis 9 Zoll lang und bestehen meist aus 16 bis 20 Paar kleiner, breitlänglicher und ganz- randiger Blättchen mit freudig -grüner Oberfläche, während die Unterfläche in Folge weisslicher Haare etwas graugrün erscheint. Während die Blätter ziemlich aufrecht oder mehr oder weniger abstehen, liegen die eirunden, später länglichen Aebren dagegen mit ihren 6 bis 9 Zoll lan- gen Stielen der Erde auf und umgeben, da sie in ziemlicher Menge aus den Blattwinkeln hervorkom- men, die dichten, oft 1 Fuss und mehr im Durch- messer enthaltenden Blattbüschel in einem schönen Kranze. Die Blüthen selbst, von meist Zolllänge und dicht auf einander folgend, haben eine hübsche violett- blaue, bisweilen auch röthliche Farbe und nehmen sich im Gegensatz zu dem frischen Grün der Blätter gut aus. Die Pflanze findet sich leider in keinem Ver- zeichnisse eines Handelsgärtners, so schön sie auch ist und Empfehlung verdient; Inspektor Bouch^ hat sich aber bereit erklärt, an Liebhaber insoweit etwas abzugeben, als es ihm möglich ist. Leider lässt sich die Pflanze nach ihm nicht leicht vermeh- ren und wäre es deshalb vielleicht räthlicher, sie aus Samen, der wohl bei uns ansetzen möchte, zu erziehen. Die ?. interualioiiafc pmijcn- uiil) .)Jfiimeu=iliislle(ruiig in den Tagen vom 16. bis 31. Mai zu St. Ir*etersbvxr"g-. (FortsetzuDf^.) 10. 11. Sammlungen von 50 Gewächshauspflanzen in Blüthen fanden sich 2 vor. Die eine hatte Staats- rath Durnowo in Petersburg durch seinen Ober- gärtner Lorgus ausgestellt und bestand zum gros- sen Theil aus bekannten Blüthensträuchern , unter denen die Azaleen besonders vertreten waren. Die andere Sammlung, welche der Obergärtner im bo- tanischen Garten in Petersburg, Ernst Ender, zur Verfügung gestellt, war grösser und enthielt auch seltenere Blüthensträucher, wie Ilakea microcarpa, Evon3'mus fimbriatus, Jasminum subtripli- cinervium, Goodia medicaginea, Macleania longiflora, Mancttia micans und Gromovia pulchella (Belojjorone pulchella Hort). Dem Ober- gärtner Medwediew im Gromow'schen Garten hingegen verdankte mau eine Sammlung von nur 25 blühenden Pflanzen. 12. Weit reichlicher hatten sich Bewerbungen um die Aufgabe von 50 Blatt- oder Dekorationspflanzen des Gewächshauses eingefunden. Sie trugen, wie man sich denken kann, hauj)tsächlich zur Ausschmük- kung des grossen Raumes bei. In der Sammlung, welche der Obergärtner M e w e s im botanischen Garten in Petersburg ausgestellt hatte, fanden sich die meisten interessanten Pflanzen vor. Wir wären gern näher auf sie eingegangen , wenn uns nicht 187 ausserdem reichliches Material vorläge. Einen be- sonderen, nicht genug zu würdigenden Werth hatte diese Sammlung, gleich den übrigen des genannten Pflanzenreichen Institutes, ausserdem durch die Rich- tigkeit der Nomenklatur. Wir machen auf folgende Arten aufmerksam: Capparis cynophallophora L., Carapa guianensis Aubl., Cinnamomum Reinwardtii Nees, Crescentia nigripes Lind., Hippomane speciosa Hort., Jambosa lauceo- lata Korth., Rupala crenata Lind, und Syste- men Fischeri Reg. Der bereits einige Mal erwähnte Staatsrath Gromow, einer der bedeutendsten Pflanzenliebhaber Petersburgs und Russlands überhaupt, der eine Reihe von mit schönen und seltenen Pflanzen ge- schmückten Gewächshäusern besitzt, war ebenfalls mit einer Sammlung von 50 Blattpflanzen in die Schran- ken getreten. Vermochte dieselbe auch keineswegs an seltenen und botanisch-wichtigeren Arten mit der des botanischen Gartens zu wetteifern, so zeichne- ten sich die vorhandenen Pflanzen doch durch gute Kultur aus, abgeselien davon, dass die interessante- ren Blattpflanzen, welche neuerdings in den Handel gekommen, in ihr vertreten waren. Wir nennen von diesen: Ficus leuconeura und Porteana, Cre- scentia regalis, Gomphia Theophrasta, Stadt- mannia Jonghei und Tlieophrasta iraperialis. Dieser letzteren Sammlung stand die des Staats- raths Durnowo an Werth völlig gleich, obwohl die einzelnen Pflanzen, woraus sie bestand, wiederum andere waren. Unter ihnen fanden sich unter An- derem Araliaceeu, Brexien und Aukuben mehrfach durch stattliche Exemplare vertreten vor. Auch mehre Farne waren vorhanden. Ausserdem nennen wir noch die feinblättrige Jaearanda digitali- flora und schliesslich Banisteria aureo-nitens, sowie Sphaerogyne cinnamomea. Ausserdem hatten 7 Hofgärtner sich an derselben Aufgabe betheiligt. Die Sammlung des Hofgärtners der Grossfürstiu Helene Paulowna in Petersburg, Ph. Eggmann, bestand hauptsächlich aus Palmen, Paudaneen , Dracäneen und Aroideen. Unter den ersteren befanden sich auch hübsche Exemplare des Phocnicophorium Borsigianum (Sechcllarum), der Chamaedorea Verschaff cltii und des Astro- caryum Cinchon. Eine andere Sammlung von 50 Blattpflanzen, welche ebenfalls der Grossfürstin Helene Paulowna gehörte, hatte der Hofgärtner Marco in Oranienbaum ausgestellt. Auch hier wa- ren Palmen und Dracäneen vorherrschend, ausser- dem aber noch Farne und Cycadeen. Von den er- steren nennen wir Syagrus plumosa und Atta- lea compta. Die Sammlung des kaiserlichen Hofgärtners in Zarskoje-Selo, E. Barlow, war mannigfaltiger und enthielt einige interessante Pflanzen; unter ihnen Syringa amurensis unter dem Namen Ligustrum syringiflorum. Diese interessante Pflanze mit weissen Blüthen, denen eines japanischen Ligusters ähnlich, bringt anstatt Beeren Kapseln hervor imd ist demnach eine Syringa. Auch die Sammlung des Hofgärtners Katzer in Paulowsk, welche unter Anderem sehr hübsche Carludoviken, ausserdem hauptsächlich Chamädoreen und Dracäneen enthielt, war ziemlich mannigfaltig. Die Sammlung des Hof- gärtners Ruck in Strelna war noch mannigfaltiger und die einzelnen Pflanzen befanden sich ausserdem in besonders guter Kultur. Wir nennen unter An- derem: Attalea speciosa, Carludovica atro- virens und plicata, Ficus Cooperi, Cocco- loba excorticata und macrophylla. In der Sammlung von 50 Blattpflanzen, welche der Hofgärtner A u r i c h in Peterhof ausgestellt hatte, fanden sich auch schöne Exemplare der Al- meidia macropetala, der Heretiera grandis, der Theophrasta latifolia und des Pandanus leucanthus vor. Endlich hatte auch der kaiser- liche Hofgärtner im Taurischen Garten, Süssmeier, eine sehr schöne Gruppe, die durch die grosse An- zahl gut gezogener Palmen besonders irapouirte und zum Schmuck des grossen Raumes viel beitrug, aus- gestellt. 13. Die nächste Aufgabe verlangte nur 25 Blatt- pflanzen zu einer Gruppe vereinigt und wurde durch 5 Aussteller gelöst. Auch hier hatten sich 3 Hof- gärtner betheiiigt: der Hofgärtner des Prinzen von Oldenburg, Petersen in Peterhof, der Hofgärtner Wüttnow auf Jelagiu-Ostroflf und der Hofgärtner Balthasar in Peterhof. Die Sammlung des letz- teren war mannigfaltiger, die der beiden ersteren enthielten dagegen hauptsächlich Palmen. Endlich hatten auch die Gebrüder Saposchnikoff durch ihren Obergärtner Gratschew eine hauptsächlich aus Dracänen und Phönix bestehende Gruppe aus- gestellt. 14. 15. Die Aufgabe: 15 blühende Pflanzen aus Japan, hatte nur der botanische Garten in Pe- tersburg durch seinen Obergärtuer Höltzcr gelöst. Für uns war Ery th rochaete palmatifida S. et Z. neu. Es ist diese Art die Thunberg'sche Ar- nica japonica, die Pflanze sieht aber einer Ligularia ähnlicher. Interessant sind die handförraig-getheilten Blätter, wie sie sonst nicht in der Unterabtheiluug der Senecioneen vorkommen. Interessanter war die nächste Aufgabe: 15 ornamentale Pflanzen Japans, j welche ebenfalls der botanische Garten, aber durch I den Obergärtner Ender, gelöst hatte. i 16. bis 20. Den Aufgaben: 25 Neuholländcr I und 15 seltene Pflanzen des Gewäclishauses in ' Blüthe, war niclit entsprochen, dagegen fand sich 24* 188 eine Sammlung von 15 Blattpflanzen des Gewächs- hauses vor, und zwar aus dem botanischen Garten, durch den Obergiirtner Ender, ausgestellt. E swa- ren fast nur Monokotylen, hauptsächlich Bromelia- ceeu und Pandaneen. Ob Chamaerops Maximo- wiczii sich wirklich von der Tschusan-Palme (Ch. excelsa) unterscheidet, müssen weitere Beobachtungen und Vergleichungen lehren. Unter den 10 neueren Gewächshauspflanzen, welche Hofgärtner Gruner- wald in Snamenskoje ausgestellt hatte, befanden sich mehre interessante Arten, wie Latania glauco- phylla, Cyanopli ylHim spectandum und Pas- siflora trifasciata. Die Aufgabe: 10 Arten Schlauchpflanzen, war nicht gelöst. 21. An der Aufgabe: eine Warmhauspflanze in Blüthe und guter Kultur, hatten sich 5 Aussteller mit 7 Bewerbungen betheiligt. AI. Dallifere war mit 3 Pflanzen, die den Namen von Schaupflanzen verdienten, aus Gent gekommen. Am meisten im- ponirte Anthurium S eher zerianum mit 8 in völliger Entwickeluug stehenden und einigen noch nicht entfalteten Blüthen, nächstdem Medinilla magnifica. Aber auch die mit grossen, gelben Blüthen prangende Allamanda cathartica ver- diente Anerkennung. Ein zweites noch reicher blü- hendes Anthurium Seh erzerianum hatten Ja- mes Veitch and Sons in London, eine zweite stattliche Medinilla magnifica Hofgärtner Gru- nerwald in Snamenskoje ausgestellt. Die beiden anderen Schaupflanzeu, eine reichblühende Garde- nia Stanleyana und GastoniaCandollei ver- dankte man dem Obergärtner Bogatyrew im Le- pe schkin'schen Garten zu Sloskau. 22. Der Aufgabe: eine Kalthauspflauze in Blüthe , hatten 4 Aussteller entsprochen , und zwar Jean Verschaffelt in Gent durch ein ausgezeich- netes, im reichlichsten Blüthenschmucke stehendes Exemplar der Genetyllis Hookeriana, Ober- gärtner Höltzer im botanischen' Garten durch die interessante Scilla sicula Tineo, Hofgärtner Marko in Oranienbaum durch ein grosses Exemplar des Pittosporum Tobira und endlich Hofgärtner Eggmann durch eine sehr grosse Pflanze des ja- panischen Schneeballs (Viburnum macrocepha- lum). 23. Einzelne nicht-blühende Warmhauspflanzen in guter Kultur waren 14 vorhanden: Strelitzia juncea in ziemlich bedeutender Höhe aus dem Gromow'schen Garten; ein prächtiges, gedrungen gewachsenes Exemplar der Tlieophrasta impe- rialis von AI. Dalli^re in Gent; Sphaerogyne latifolia, Anthurium magnificum und Aloca- sia cuprea (metallica Hort.) vom Hofgärtner Eggmann; Astrapaea Wallichii, Stadtman- nia australis und Cjathea medullaris vom Hofgärtner Marco in Oranienbaum; Cissus dis- color vom Hofgärtner Ruck in Strelna; Gasto- nia palmata, Spathodea gigantea und cam- panulata vom Obergärtner Bogatyrew im Le- peschkin'scheu Garten in Moskau; Theophra- sta imperialis vom Obergärtner Ganschurow im Sti eglitz sehen Garten: Aralia Sieboldii fol. var. vom Hofgärtner Ruck in Strelna, und endlich Hirtella macrophylla vom Garten -In- spektor Encke in Moskau. 24. Die Aufgabe: eine Blattpflanze des Kalt- hauses in vorzüglicher Kultur, war zehnmal vertre- ten. AI. Dallifere aus Gent hatte ein hübsches Exemplar der Boronia purpurea. Stelzner ebendaher eine buntblättrige Aralia Sieboldii und P h o r m i u m t e n a x , sowie Rupala corco- vadensis, eingesendet, während man dem Pflanzen- liebhaber Gromow in Petersburg ein starkes Ex- emplar der Agave americana, dem Pflanzcnlieb- haber Durnowo: Agave xylacantha und Ver- se haffeltii, dem Hofgärtner Marco in Oranien- baum: Clethra arborea und Passerima fili- formis, sowie endlich den Gebrüdern Saposch- nikow wiederum Phormium tenax verdankte. 25. Sehr interessante Gewürz- und offizinelle Pflanzen hatte Linden in Brüssel eingeliefert. Sie waren um so werthvoller , als sie erst vor Kurzem eingeführt wurden. Wir nennen von ihnen die Strychnos Cabalonga Hort. Lind., welche die Nux vomica von Chiaspaj liefern soll, Schinus an- tarthriticus (nicht antarcticus) Mart., den bra- silianischen Mastixbaum, aus dessen Harz ein gicht- widriges Pflaster bereitet wird, Calophyllum Li- moncilla Hort., Janipha Loeffingii Ktb, die Mutterpflanze der süssen Cassave, Myroxylon Pereira Klotzsch, die Mutterpflanze des Balsams von Sansonnate, welche L^rsache der Benennung der Küste von San Salvador ist, und Monodora gran- diflora, von der eine Art Muskatnuss gewonnen wird. Während die Linden'sche Sammlung aus 21 Arten bestand, hatte die, welche Obergärtner Eu- der aus dem botanischen Garten in Petersburg aus- gestellt hatte, nicht weniger als 70, allerdings mehr bekannte Arten. Doch waren uns einige derselben bis dahin unbekannt gewesen, so Amomum Ta- racca, Curcuca a marissim a und aro matica^ Ziugiber Mioga Rose, deren knollige und zu- gleich aromatische Wurzel in Japan allgemein ge- gessen wird. Hex Macoucoua Pers. aus Guiana, welche eine Sorte ausgezeichneter Galläpfel liefern soll, Mühlenbeckia complexa Meisn., deren Stengel die australische Sassaparille liefern, Malva- viscus mollis DG. u.a.m. (Fortsetzung folgt.) 189 . Oltiltfieifungen üfier Die upue|Ieii l^Uw^m. (.SchlUS;,). 217. Rhododendron brachycarpum G. Don bringt Stelzner in Gent jetzt in den Han- del. Uns ist sie völlig unbekannt. Wir wissen nur aus der kurzen Ijesclireibung ihres Autors, dass sie längliche, auf der Untcrfliiehe rostfarben-filzige Blät- ter von lederartiger Koustenz besitzt und aus Ja- pan stammen soll. Wir finden sie aber nirgends unter den japanischen Pflanzen, selbst in Miquel's neuester Prolusio der japanischen Flora nicht, und bezweifeln deshalb ihren japanischen Ursprung. Wo Eh. brachycarpum sich jetzt in Kultur befindet, wird sich später ein Urtheil darüber abgeben lassen. 218. Von Rhododendron caucasicum Bieb. haben wir bereits vor 2 Jahren ge.^prochen (s. 10. Jahrg. S. 125); seit Kurzem ist durch den botani- schen Garten in Petersburg eine Form mit gelblichen Blüthen mit der näheren Bezeichnung flavidum (Regel's Gartenfi. XVI, 322, tab. 560) in den Han- del gekommen, auf die wir hiermit aufmerksam ma- chen wollen. W^ahrscheinlich ist es dieselbe, welche in belgischen Verzeichnissen mit der näheren Be- zeichnung luteum aufgeführt wird. 219. Unter dem Namen Rhododendron fra- grantissimum haben Rollinson and Sons einen Blendling von Rh. Edgeworthii Hook. fil. und ci- liatum Hook., zweien Himalaja- Arten, in den Handel gebracht, der vor Allem sich durch den Wohlge- ruch der Blüthen auszeichnet. Die letzteren be- sitzen eine weisse Farbe , bisweilen aber mit Rosa- schein. 220. Rhododendron rhombeum Miq. ist eine andere Art dieses Geschlechtes, welche der bota- nische Garten in Petersburg eingeführt hat (Re- gel's Gartenfi. XVII, 225, tab. 586). Sie schhesst sich dem Rhod. dahuricum an und hat genau rau- tenförmige , sowie behaarte Blätter, die ziemlich zu gleicher Zeit oder etwas früher, als die 1 bis 3 an der Spitze der Zweige stehenden Blüthen, zum Vor- schein kommen. 221. Rubus crataegifolius Bunge (Regel's Gartenfi. XVII, 259, tab. 591) ist eine strauchige Art mit aufrechten, nur einige Fuss hoch werdenden und in der Jugend mit einem grauen Filz bedeck- ten, ausserdem aber mit Stacheln besetztem Stengel. Die Blätter sehen in der That denen des Scharlach- dorns (Mespilus s. Crataegus coccinea L.) nicht un- ähnlich aus und sind herzförmig, aber zugleich tiefge- zähnt und selbst gelappt. Die mit wellenförmigen Blumenblättern versehenen Blüthen befinden sich einzeln in dem Winkel der oberen Blätter oder bil- den eine kurze Traube. Die Früchte werden kaum etwas fleischig. 222. Ruckia Ellemeti Reg. (Gartenfi. XVII, 65, tab. 571) ist schon länger unter dem Namen Hechtia Ellemetii in den Gärten, besonders Bel- giens und Frankreichs; wir sahen sie bereits vor einigen Jahren bei Lüddemanu zu Paris in Blüthe und hatten damit Gelegenheit, sie zu untersuchen. Regel bildet aus ihr ein eigenes Genus, wie der Name andeutet, während wir geneigt sind, wegen der dicklichen und sehr dornigen Blätter sie in die Nähe von Bromelia denticulata und Karatas zu stel- len , also nicht von Bromelia zu trennen. Die Pflanze ist eine hübsche Blattpflanze, welche wir vor Allem Agaveen- und überhaupt Dickpflanzen- Liebhabern empfehlen. Ihre gesättigt-grünen, unbe- haarten und elegant übergebogenen Blätter bilden eine dichte Rosette, aus der der Strauss rosenrother Blüthen sich nicht erhebt. 223. Unter dem Namen Salvia bracteata sind verschiedene Pflanzen beschrieben worden. Die, welche jetzt als solche empfohlen ist, stammt aus Mexiko und kommt hier und da auch als S. Side- ritis Valil , noch häufiger als S. cryptanthus Schult, in botanischen Gärten, vor. Sie hat von Poiret den Namen S. bracteata erhalten, wurde aber früher schon alsS. hirsuta von Jacquin be- schrieben und abgebildet. Zu empfehlen möchte sie kaum sein, denn ihre kleinen Blüthen werden von den grossen , aber grünen Deckblättern fast ganz eingeschlossen. Auch sonst präsentirt sie sich nicht. 224. Sauranja (Sauravia) superba nennt Laurentius in Leipzig eine neue Art aus Menado (also von der Insel Celebes) mit grossen, gezähnten Blättern von in der Jugend rosenrother Färbung. Durch lederartige Konsistenz unterscheiden diese sich ausserdem von den meisten übrigen Arten dieses Geschlechtes. Stengel und Blattrippen sind mit er- habenen braunen Punkten besetzt. Ueber Sauraujen haben wir bereits im 5. Bande der Wochenschrift (S. 292) gesprochen. 225. Selagiuella Poulteri steht der bekann- ten Selaginella denticulata Hort., d. i. hortcnsis Mett. am nächsten, gehört vielleicht zu ihr, bleibt aber kleiner und niedriger. Dagegen wächst sie buschi- ger und gedrängter, so dass sie zum Bedecken der Ränder und der freien Stellen in Gewächshäusern der genannten Pfianze noch vorzuziehen ist. Leider ist das Vaterland nicht angegeben. Veitch in Lon- don hat sie in den Handel gebracht. 226. Selaginella setosa erhielt Linden aus Kolumbien. Wir haben diese Pfianze noch nicht le- bend gesehen. Nach ihrem Besitzer hat sie auf der Oberfläche eine sammetgrünc Farbe, auf der Ihiter- fläche hingegen soll sie einen rosafarbigen Schein besitzen. 227. Siliihium laciniatum L. ist eine längst 190 bekannte hohe Staude aus der Familie der Körb- chenträger, und zwar aus der Abtheiluiig der He- liantheen , und findet sich wohl in manchen bota- nischen Gärten noch vor. Als Blattpflanze auf Ka- batten und Rasenstücken macht sie mit ihren fie- derspaltigen , grossen und ziemlich harten Blättern, besonders jung, Effekt; zur Zeit der Blüthe wird sie aber doch meist zu hoch, da sie oft 8 und mehr Fuss erreicht. Die Blüthenkörbchen sind ziemlich gross und haben gelbe Strahlenblüthchen. Vaterland ist Nordamerika, wo die Pflanze meist an den Ufern der Flüsse und Bäche vorkommt. 228. Siphocampylos fimbriatus nennt Re- gel (Gartenfl. XVII, 355, tab. 600) eine schöne Art dieses Geschlechtes, welche van Houtte in Gent unter dem Namen S. fulgens in den Handel gebracht hat. Da wir aber schon eine Gartenpflanze d. N., welche im floral Magazine (tab. 313) abgebil- det ist, aber mit S. Humboldtiauus DC. identisch zu sein scheint, besitzen, so war wohl Grund vor- handen, den Namen umzuändern. Die Art steht dem früher in den Gärten Berlins kultivirten S. cordifolius 0. et Dietr. nahe, unterscheidet sich aber durch die am Rande lang-gewimperten Blätter sehr leicht. Sie bildet eine Staude mit schönen, orangerotheu und goldgelben Blüthen von oft 1^^ Zoll Länge, welche aus dem Winkel der Blätter hervor- kommen. Vaterland ist Brasilien. Inwieweit S. fim- briatus Reg. übrigens von S. ciliatus Lind, (siehe 8. Jahrg. d. Wochenschr. S. 165) unterschieden ist, vermögen wir ohne Vergleichung beider Pflanzen nicht zu entscheiden, auf jeden Fall stehen beide Pflanzen aber einander sehr nahe. 229. Solanum Pseudoeapsicum L. und Cap- sicastrum Lk, welche beide früher sehr beliebte Blüthensträucher bei uns waren und selbst auf Dör- fern und in kleinen Städten in den Zimmern kul- tivirt wurden, fangen wiederum an, beliebt zu wer- den. In England hat man bereits auch Blendlinge von beiden gezogen. Der eine hat wegen seines steifen Wuchses den Beinamen rigidum erhalten. Er wird nicht hoch, sondern bleibt zwergig und auch seine Blätter sind kürzer. Die Farbe der Bee- ren ist leuchtend-orange. Der andere Blendling führt den Beinamen Weatherillii und verästelt sich un- gemein, später dicht mit weniger rundlichen, als eiförmigen Früchten sich bedeckend. 230. Als Sphaerogyne ferruginea bringt William Bull in London eine Art dieses Ge- schlechtes in den Handel, welche auf jeden Fall der von uns früher besprochenen Sph. cinnamomea (8. Jahrg. d. Wochenschr. S. 136) sehr nahe steht, vielleicht gar nicht verschieden ist. Auch sie hat einen mit kurzen, hellbraunen Borsten besetzten Stengel und ihre horizontal abstehenden, mehr ellij)- tischen, als längliehen Blätter verschmälern sich etwas gegen die Basis hin. Ihre Oberfläche ist matt-dunkelgrün, die Unterfläche heller. 231. Spiranthus Smithii Rchb. fil. scheint sich dem früher in den Gärten befindlichen Sp. El- dorado, von der vielleicht die jetzt in England kul- tivirte Sp. picta nicht verschieden ist, anzuschliessen. Sie wurde von dem Sammler der Low'schen Gärt- nerei in London, Smith, in Costa - Rica entdeckt, und zwar in 2 Formen, von denen die eine gelbe, die andere braune Blüthen besitzt. 232. Stanliopea platj'ceras Rchb. ist eben- falls von Low et Co., aber aus Neugranada, ein- geführt worden und steht der St. Haselowiana Rchb. sehr nahe. Ausserdem ist sie mit St. grandiflora Lind), (bei uns als St. eburnea Lindl. bekannter) ver- wandt. Der Schaft trägt in der Regel 2 ziemlich grosse Blüthen von einer Naukingfarbe, welche durch braune Flecken unterbrochen wird. Ausserdem be- findet sich noch auf jeder Seite der Lippe ein grosser rothbrauner Flecken. 233. Stanhopea xytriophora verdanken wir Veite h and Sons, welche diese Orchidee aus Peru erhalten haben. Die Farbe der Blüthen ist ein Strohgelb , das nur an der Basis der Lippe durch eine rothe Zeichnung unterbrochen ist. 234. Stauranthera grandiflora des Ver- zeichnisses von Haage und Schmidt in Erfurt möchte wohl St. grandifolia Benth. sein (s. 9. Jahr- gang d. Wochenschr. S. 212.) 235. Sternbergia Fischeriana Roem. (Reg. Gartenfl. XVII, tab. 576) steht der im Herbste blü- henden und bei uns hinlänglich bekannten St. lu- tea (Amaryllis) L. zwar nahe, unterscheidet sieh aber durch die Blüthezeit, welche der erste Frühling ist, und durch die die gelben Blüthen meist überra- genden, am Rande glatten Blätter. Mit Scilla Hohen- ackeri blüht sie am frühesten und verdient deshalb für unsere Gärten Empfehlung, insofern sie, was freilich noch zu imtersuchen ist, unsere Winter aushält. 236. Als Strelitzia rutilans hat Louis de Smeet in Gent eine Pflanze in den Handel ge- bracht, deren grosse eirunde Blätter durch eine pur- purrothe Läugsbinde in der Mitte der Oberfläche ausgezeichnet sind. Wir haben die Pflanze selbst noch nicht gesehen, wissen demnach auch nicht, zu welcher Art sie gehört oder ob sie eine selbstän- dige Art darstellt. 237. Strobilanthes lelictus nennen Veitch and Sons eine Art dieses Geschlechtes, deren Va- terland sie Nord-Indien nennen. Sollte es nicht die- selbe sein, welche Haage und Schmidt in Erfurt in ihrem vorjährigen Verzeichnisse Str. Helictus nennen? (S. vor. Jahrg. d. Wochenschr. S. 182.) 191 Oder ist lelictiis ein Schreibfehler für relictus? Nach Veitcb and Sons bildet diese Akautbacee eine bu- schige, aber niedrigbleibende Pflanze von kräftigem Wüchse, deren blaue Blütheu verlängerte Aehren bilden. 238. Styrax japonica S. et Z. (Reg. Gartenfl. XVII, tab. 583) scliliesst sich den nahe verwandten Haiesien au und möchte einen der schönsten Blü- thensträucher bilden. Ob sie bei uns im Nordvvesten Deutschlands aushält, ist freilich noch eine Frage, die erst durch Versuche beantwortet werden muss. Im Juni und Juli erscheinen an den Zweigen zahl- reiche, 2- bis 5-blüthige Doldentrauben an kurzen, nur mit 1 oder 2 Blättern besetzten Seitentrieben. Die Blüthen haben eine milchweisse Farbe. 239. Als Synnotia bicolor führen Haage und Schmidt in Erfurt eine den Gladiolen ver- wandte Iridacee aus Südafrika auf. Wir kennen weder die Pflanze, noch finden wir den Geschlechts- uamen irgendwo genannt. 240. Von Syringa vulgaris L. hat Stelzner in Gent eine zwergige Form mit bunten Blättern seit März mit der näheren Bezeichnung nana nia- culata in den Handel gebracht. Nach ihrem Be- sitzer sind die Blätter zum Theil fast bis zur Hälfte weiss, ausserdem grün und rosafarbig, zum Theil erscheinen sie dicht mit gelben Punkten versehen, als wären sie damit gepudert. 241. Tacsonia eriantha ist eine interessante Passifloracee des Kalthauses mit 3-lappigen, oben unbehaarten, unten weisshaarigen Blättern, deren Band aber ausserdem noch mit schwieligen Zähnen besetzt ist. Die ziemlich grossen Blüthen haben hellfleischfarbene Blumenblätter, während der grüne Kelch und die Deckblätter, gleich denen der T. mol- lissima, mit weissen Haaren besetzt sind. 242. Tamarix plumosa ist eine eigenthüm- liche Form der T. gallica L. oder indica Willd., wo die kurzen Aeste dicht mit feinen und ebenfalls kurzen Zweigen besetzt sind. 243. Tapina variegata heisst bei Haage und Schmidt in Erfurt eine Gesueracee, welche mit ihren Aestcn und Stengeln aufliegt und deshalb als Ampelpflanze benutzt werden kann. Die Blätter wer- den kupferfarbig und weiss geädert, die grossen Blüthen hingegen karmoisinroth angegeben. Wir kennen die Pflanze nicht. Vielleicht ist sie nur eine Form der früher in den Gärten vielfach vei'breiteten Tapina splendens Trian. (Cyrtodeira cupreata Hanst.) 244. Terminalia elegans nennt Laurentius in seinem neuesten Verzeichnisse eine Blattpflanze für das Gewächshaus, welche aber kaum zu dem Genus Terminalia, ja selbst nicht einmal zu der Familie der Combretaceen, wohin genanntes Genus gestellt ist, gehören möchte. Die Blätter sind in genannter Familie durchaus einfach, während sie bei Terminalia elegans nach Laurentius zu 3 finger- förmig (als Blättchen), ähnlich wie bei Aralia trifo- liata, gestellt sein sollen. Einen Werth erhält die Pflanze übrigens dadurch , dass aus der dunkelen Oberfläche der Blüthen ein hellrother Mittelnerv hervortritt. 245. Thrixspermum luniferum nennt Rei- chenbach eine kleinblüthige, aber höchst interes- sante Orchidee aus Hinterindien und stellt damit das von L o u r e i r 0 aufgestellte Thrixspermum für Sarcochilus wieder her. Die zahlreichen, eine Aehre bildenden Blüthen haben ocherfarbige Blumenblätter mit zimmetfarbenem Diskus, während die weisse Lippe braungestreift erscheint. 246. Unter dem Namen Tradescantia repens fol. var. befinden sich 2 verschiedene Pflanzen in den Gärten. Die eine ist weissgestreift und möchte eine echte Tradescantia sein. Sie kommt auch als Tr. repens vittata in den Gärten vor. Die an- dere führt dagegen die nähere Bezeichnung varie- gata und ist nach van Houtte Commelina defi- ciens, eine Art, die uns nicht weiter bekannt ist. Interessant und die Pflanze zugleich empfehlend, ist, dass sie in Gent sich von selbst ausgesäet und den Winter über ausgehalten hat. Van Houtte em- pfiehlt die Pflanze zu Einfassungen, gleich den Sela- ginellen. 247. Triteleia p orrifolia Endl. et Popp, ist eine hübsche, unseren Laucharten sich anschliessende Liliacee, deren hellviolettblaue Blüthen meistens zu 6 eine Dolde bilden und eine tief 6-theihge Blume besitzen. Aus der länglichen Zwiebel kommen zahl- reiche halbrunde Blätter hervor. Vaterland ist Chili. Abgebildet ist neuerdings die Pflanze in Gardener's Chronicle p. 990. 248. Tropaeolum sessifolium Endl. et Popp. (Gard. Chron. p. 842) ist eine sehr interessante In- dische Kresse mit kleinen, gefingerten und sitzenden Blättern. Im Vaterlande scheinen die aus Knollen hervorkommenden Stengel auf der Erde sich aus- zubreiten, während sie bei uns als schwache Liane, gleich dem Tr. brachyceras, benutzt werden können. Die gestielten Blüthen haben gelben Kelch und Sporn, während die Blumenblätter dunkelroth, zum Theil in violett übergehend, erscheinen. 249. Tydaea Lindeniana Reg. (Gartenfl. XVII, t. 589) wurde von Linden aus dem tropischen Amerika eingführt. Die cirund-zugcspitzten und ge- kerbten Blumenblätter haben, wenigstens jung, eine lebergrüne Farbe, die aber durch eine weisse Zeich- nung längs des Mittelnervs und seiner Hauptäste unterbrochen wird. Die mehr glocken-, als trichter- förmigen und auf langen Stielen stehenden Blüthen sind weiss, am Schlünde aber violett. Die Pflanze 192 scheint gedrängt zu wachsen. Hanstein stellt sie zum Genus Gloxinia und nennt sie Gloxinia ty- daeoides. 250. Uraria lagopoides DC. und picta Desv. sind 2 ostindische, nicht hoch werdende Blü- theusträucher aus der Papilionaceen-Abtheilung der Hedj-sareen mit blaurothen, lange Trauben bilden- den Aehren. Die letztere wird höher und hat ge- fiederte und auf der Oberfläche gelbgefleckte Blät- ter, während die erstere diese nur gedreit, aber un- gefleckt besitzt. 251. Vaccinium padifolium mit immergrü- nen Blättern, wie Haage und Schmidt in ihrem neuesten Verzeichnisse angeben, existirt nicht. Wir besitzen 2 Arten dieses Namens, die beide auf den nordwestlich von Afrika liegenden Inseln wachsen, aber abfallende Blätter haben. Die eine hat spä- ter wegen ihrer walzenförmigen Krone den Namen V. long iflorum Wickstr. erhalten, während die an- dere mit glockenförmigen Kronen V. Maderense Gn. et H. genannt wurde. Die letztere wird ziem- lich (bis 6 Fuss) hoch, hat das Ansehen des V. Ar- ctostaphylos L. und war früher vielfach in Kultur. 252. Von der reizenden und zugleich wohl- riechenden Vanda suavis Lindl. hat man in Eng- land jetzt eine Abart, wo die dunkler gefärbte Lippe rosa-karminrothe Flecken und an der Basis ein gelbes Auge besitzt. Sie hat den Beinamen splendens erhalten. 253. Zygopetalum aromaticum Rchb. hat schöne, grosse und zugleich wohlriechende Blüthen, deren apfelgrüne Blumenblätter wagerecht abstehen und eine weisse Lippe mit purpurviolettem Diskus einschllessen. Die Pflanze wurde zuerst von dem bekannten Reisenden V\^arczewicz auf dem Vulkan Chiriqui entdeckt, aber erst durch Low et Co. ein- geführt. Abies lasiocarpa Hort. Von Metz u. Co. Bei der Besprechung der einzelnen ausgestellten Gruppen der letzten grossen Ausstellung des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues wurde be- sonders der oben angeführten Tanne in der von uns ausgestellten Koniferengruppe gedacht und ihre Schönheit hervorgehoben, mit der Bemerkung jedoch, •dass selbige unser Klima durchaus nicht vertragen ■wolle. Da nun jedoch obige Abies lasiocarpa Hort. {Lowiana Gord.) eine Pflanze ist, welche in kürze- ster Zeit dasselbe Aufsehen und vielleicht noch mehr machen wird, als seiner Zeit Abies Nordmanniana oder die Wellingtonia und auch ihres schnellen Wachs- thums und ihres ganz distincten Habitus, sowie Cha- rakters wegen durchaus alle Beaclitung verdient, so glauben wir nur der guten Sache zu dienen, wenn wir hier das Gegentheil der in dem erwähnten Be- richte aufgestellten Bemerkung behaupten. Zur Erprobung der Härte pflanzten wir im vo- rigen Sommer 2 Exemplare aus Töpfen, in denen sie erzogen worden waren und eine Höhe von Ij resp. 2 Fuss erreicht hatten, in den Vorgarten un- serer Baumschule. Trotz unserer Ueberzeugung be- deckten wir doch beim Eintritt der starken Fröste das grössere mit einer Kiste, das kleinere mit einem grossen Blumentopfe, mit Hinweglassung jedes an- deren Deckmaterials. Dieselben haben ohne Scha- den ausgehalten, stehen jetzt im besten Triebe und versprechen herrliche Einzelpflanzen zu werden. Da sich nun dieselben bis zum Herbst gehörig festwur- zeln und in Folge dessen gehörig ausreifen werden, so werden wir selbige ohne allen Schutz ihrem Schicksale überlassen, mit der festen Ueberzeugung, dass sie nur ganz harten W^intern, die wahrschein- lich noch manchen unserer bis jetzt als „hart' gel- tenden Zierbäume dahinratfen werden, zum Opfer fallen. Koiigress von Oärtucrn, Gartciit'rciiiitlcn iiiul Botanikern zu Hamburg 1869. Das zur Vorbereitung des im September a. c. zur Zeit der internationalen Gartenbau-Ausstellung hier stattfindenden Kongresses von Gärtnern , Gartenfreunden und Botanikern zusammengetretene Komite beehrt sich hiermit zu recht zahl- reicher Theilnahmc aufzufordern. Zugleich wird der Wunsch geäussert, dass Alle, die sich zu betheiligen beabsichtigen, sich mögliehst bald bei dem Sekretär des KomitiS , Herrn Dr. Hermann Merck, Advokaten, Ferdinandstrasse 45, oder bei einem der deutschen Gartenbau -Vereine melden mögen, von denen persönliche Mitgliedskarten gegen Bezah- lung von 1 Thlr. Pr. Court, entgegengenommen werden können. Diejenigen, die Fragen zur Diskussion zu stellen beab- sichtigen, werden ersucht, diese bis zum 15. Juli einzusen- den , da spätere Einsendungen nicht berücksichtigt werden können. Hamburg, den 13. Juni 1869. Th. Ohlendorflf, erster Vorsitzeiulei'. Eduard Otto. J. C. Lüders. F. J. Jürgens, J. D. G. Sottorff, zweitcrVorsitzeiiiler. Scliatzineistcr. Julius Schmidt. Eduard Schmidt. A. Wundel. Fr. Harms. Verlag von Wiegaudt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strosse No.91. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Tereines znr Befördernng des Gartenbaues in den König;!. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor II>r- Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 25. Berlin, den 26. Juni 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Hofgärtner Hermann Morsch. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. V. — Die 7. internationale Pflanzen- und Blumen -Ausstellung in den Tagen vom 16. bis 31. Mai zu St. Petersburg. (Fortsetzung.) — Sonntag, den 27. d.M., Nachmittags 2 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) die Fest- Versammlung, mit der zugleich eine allgemeine General-Versammlung zur Beschlussnahme des Antrages, ob im nächsten Jahre wiederum die beiden Ausstellungen zu einer einzigen vereinigt werden sollen, verbunden wird, statt. Nach der Versammlung (um 3 Uhr) ist ein gemeinschaftliches Mahl, an dem auch Damen Antheil nehmen werden. Hofgärtuer Hermann Morsch. Am 31. Mai starb plötzlich an einem Schlag- flusse der Hofgärtner Hermann Morsch in Char- lottenhof. Kurze Zeit vorher (am 2. April) hatte er das 60. Jahr zurückgelegt, und Niemand ahnte, dass er uns sobald schon entrissen werden sollte. Noch am 2. Mai besuchte er die grosse Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin, dem er mit der grössten Liebe und Anhänglichkeit angehörte und an dessen Streben er den innigsten Antheil nahm, um auch jetzt wiederum, wie früher oft, an den Beschlüssen zur Vertheilung der Preise sich zu betheiligen. Hermann Jlorsch gehörte zu den glücklichen Persönlichkeiten, die, selbst harmlos, sich auch ari- dere Menschen nur harmlos denken konnten und, unbeirrt um das Treiben der Welt, sowie mit Nie- mand auf einem feindlichen, ja selbst nicht auf einem gespannten Fusse stehend, das Leben durch- wandelten. Wie er die Menschen liebte, so war auch er allgemein gc- und beliebt; wer ihm aber näher stand, den umfasstc er mit der ganzen Liebe seines Herzens und hielt zu jeder Zeit treu zu ihm. Dazu kam eine seltene Pflichttreue. Gärtner durch und durch, lebte er auch nur seinen Pflanzen und Blumen. Charlottenliot erfreute sich eines grossen Rufes, besonders bei den Berlinern, die hauptsächlich zur Pfingstzeit es besuchten, um an der Rosenflor da- selbst sich zu erfreuen. Später lockten nicht we- niger die Florblumen seines ihm anvertrauten Gar- tens, als auch die in seltener Vollkommenheit her- angezogenen Blattpflanzen auf den Rabatten, welche den mittleren Weg einschlössen. Vor Allem liebte er aber Alpen- und Zwiebel-Pflanzen und kultivirte eine ziemlich grosse Anzahl derselben in Töpfen. Zu jeder Jahreszeit konnte man bei ihm sich einer ausgesuchten Blumenflor erfreuen. Am 2. April 1809 wurde Hermann Morsch geboren. Sein Vater war Königlicher Hofgärtner im Neuen Garten bei Potsdam und gab ihm eine vorzügliche Erziehung. Er besuchte das Gymna- sium zu Potsdam und vcrliess dasselbe als Sekun- daner im Jahre 1827, um bei seinem Vater in die Lehre zu treten. Obwohl ihm bedeutende gärtne- rische Anlagen nicht abzusprechen waren und er von der ersten Jugend an sich schon mit der Be- handlung der Blumen und Pflanzen beschäftigt hatte, so hielt es sein Vater doch für gut, nachdem sein Hermann bei ihm 2 Jahre mit Aufmerksamkeit und Fleiss der Gärtnerei obgelegen, ihn noch als Lehr- ling ein Jahr lang in den botanischen Garten nach Halle a. d. S. zu schicken. 25 194 Zu seiner weiteren Ausbildung erhielt er ein Heise-Stipendium von 300 Thaleru und ging im März 1830 zunächst nach München, wohin ihn Sckeirs Werke zogen, und von da nach Wien, um auch dort unter tüchtigen Gärtnern weitere Kenntnisse zu sam- meln. Später begab er sich nach Brüssel, um sich daselbst eine kurze Zeit aufzuhalten, und eilte nach Paris, wo er die französische Gärtnerei näher ken- nen lernte. Im März 1832 kehrte er nach Pots- dam zurück uud trat alsbald als Freiwilliger im dor- tigen Garde-Jäger-Bataillon ein. Zu gleicher Zeit machte er sein Obergehülfen -Examen und verwal- tete später als Obergehülfe den Neuen Garten bis zu dem Tode seines Vaters, der gegen das Ende des Jahres 1834 erfolgte. Nun trat er in Gharlottenhof als Obergehülfe ein, um drei Jahre später den jetzigen Hofgärtner Hermann Sello, der an die Stelle seines Vaters in Sanssouci gekommen war, zuerst als Obergehülfe, dann vom Jahre 1840 ab als Hofgärtner des Kron- prinzen, nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm IV., zu ersetzen. Im Jahre 1838 verheirathete er sich mit einer Tochter des Kaufmanns und Hoflieferan- ten C. Lehmann in Potsdam und lebte bis zu de- ren Tode im Jahre 1855 in glücklicher Ehe. Ein Jahr darauf verheirathete sich Hofgärtner Ilermau n Morsch zum zweiten Male, und zwar mit einer Tochter des Eechnungsrathes Gravensteiu in Ber- lin, um ebenfalls mit ihr bis zu seinem Tode in der glücklichsten Ehe zu leben. Aus der ersten Ehe sind 3 Kinder vorhanden, von denen die beiden ältesten. Söhne, bereits selb- ständig dastehen, während die Tochter sich noch zu Hause befindet. Aus der zweiten Ehe sind dagegen 2 Mädchen im Alter von 10 bis 12 Jahren vor- handen. Seit seiner Anstellung in Charlottenhof hat er ruhig im Kreise seiner Familie gelebt und empfing gern daselbst seine Freunde von auswärts. Schrei- ber dieses gedenkt oft noch der freundlichen Auf- nahme, welche er stets in seinem Hause gefun- den; aber auch Andere rühmen seine Gastfreund- schaft. Ein Viertel - Jahrhundert gehörte Hermann Morsch dem Vereine zur Beförderung des Garten- baues in Berlin als Mitglied an, denn er trat ihm bereits im Jahre 1844 bei. Welche Thätigkeit er auch hier entfaltete, ist schon im Anfange dieser Skizze seines Lebens ausgesprochen worden. In den früheren Zeiten, bevor die Wochenschrift Organ des Vereines wurde, bearbeitete er hauptsächlich die neueren Pflanzen in den damaligen Verhandlungen. Allerlei aus der Gtäituerei nnd Pflaiizeiikiiiide. A.m Schlüsse der 23. Nummer der Wochenschrift (S. 184) wird einer Abart unseres Mutterkrautes, welche in England den Namen „goldene Feder (Golden feather)" führt, unter den neuen Pflanzen genannt. Der Verfasser der Abhandlung kennt sie nicht und glaubt, dass es eine gelbblühende Form, wahrscheinlich unseres chinesisch-indischen Chrjsan- themum's sein möchte. Garten - Inspektor Gaerdt in Moabit theilt uns darüber eine Berichtigung mit, die wir um so lieber hier aufnehmen, als die Abart eine der besten Einführungen neuester Zeit ist uud nicht genug, besonders zu Beetpflanzen, Arabesken, Blunienteppicheu u. s. w., empfohlen werden kann. In Verwendung mit Alternantheren, Achyranthes oder Coleus, aber auch mit weiss- buntblättrigen Scharlach-Pelargonien, ruft die Golden feather einen grossen Efi'ekt hervor. Sie ist eine zwergige Abart unseres Muttei-krau- tes (Pyrethrum Parthenium) und gehört kei- neswegs zu Chrysanthemum indicum, noch blüht sie gelb, sondern der Beiname ,.golden" bezieht sich auf die Farbe der sonst grünen Blätter. Wie im Allgemeinen die Pflanze gedrängt und buschig wächst, so stehen auch die Blätter dichter bei ein- ander und sind rundlicher oder mehr eirund, unge- fähr 2 Zoll Länge besitzend, bei nur wenig gerin- gerem Querdurchmesser an der Basis. Auch die 3 Paar Fiederblättchen stehen näher bei einander und sind nur schwach gelappt, eine breit - längliche Gestalt besitzend. J n den ersten Versammlungen des Vereines in diesem Jahre ist mehrfach von den Blüthensträu- chern, welche sich am besten treiben lassen, die Eede gewesen, und Gai'ten - Inspektor Gaerdt in Moabit hat eine besondere Abhandlung darüber in der 8. Nummer der Wochenschrift veröffentlicht. Dem dort gegebenen Verzeichnisse fügen wir noch einen Blütheustrauch hinzu, der bei uns, soviel wir wissen, bis dahin noch nicht zum Treiben benutzt wurde, jetzt aber in England in die Mode zu kom- men scheint. Es ist dies unser gewöhnlicher Besen- ginster (Spartium oder Sarothamnus scoparius), der im Frühjahre an unseren Rändern, an Wegen, auf Hügeln, am Saume von Wäldern allgemein ver- breitet ist und eine unserer grössten Zierden dar- stellt. Die goldgelben Blüthen, welche ohne Blätter zum Vorschein kommen, sind zwar au und für sich schon gross; wir besitzen aber in den Baumschulen eine Abart, wo sie noch grösser sind. Die Pflanze wird aus dem Boden herausgehoben, 195 in einen Topf gesetzt, ohne weitere Vorkehrungen zu treffen, in einer massigen Wärme augetrieben und daselbst bis zum Aufbrechen der Knospen auf- bewahrt. Dieses geschieht schon nach 3 Wochen. Damit hat man sich in seinem Kalthause einen Schmuck geschaffen, der keinem anderen Blüthen- strauche nachsteht. JJfach einer Jlitthcilung in der illustrirteu Mo- natsschrift für Pomologie und Obstbau wurde im vorigen Herbst in den Dominial-Weinbergen Nas- saus trotz der warmen, iür Traubenreife ausgezeich- neten Witterung im Sommer und Herbste doch nur eine halbe bis drei Viertel der Durchschnitts-Erndte vom weissen Wein erhalten, während vom rothen Wein so viel gekeltert wurde, als es seit 3Ieuschen- gedenken nicht der Fall war. In Hochheim haben die Domiuial -Weinberge nur 11 Stück geliefert, während der Neroberg bei Wiesbaden 16, Erbach über 87»', Rüdesheim endlich 371 Stück ergab. Das Stück umfasst 71 Ohm und dieses enthält 1,200 Li- tres, von denen jedes wiederum etwas weniger als ein preussisches Quart in sich fasst. So weit sich bis jetzt ein Urtheil fällen lässt, wird der 1868°"' Wein ein vorzüglicher werden. Dem Mostgewichte nach haben das Beste ge- liefert: Der Steinberg, ßüdesheimer Schlossberg, Gräfenberg und jMarkobriinnen. IJer bekannte Pomolog, Freiherr v. Böse, theilt in derselben Zeitschrift über die Verkaufs- preise der feinsten Medoc-, oder wie man bei uns gewöhnlich sagt , der Bordeauxweine einiges Inter- essante mit. Wir ersehen daraus, dass die Wein- güter, welche das vorzüglichste Getränk liefern, sich im Besitze der Familie von Rothschild in Paris befinden. So Braue Moutow seit dem Jahre 1853 (für 1,175,000 Frank gekauft) und Cliateau Lafitte seit 1868 (mit 4,140,000 Frank bezahlt). Von dem besten Wein des letzteren wurde die Tonne (912 Litres) für die angebotenen 6,000 Frank noch nicht weggegeben , für ersteren hingegen bezahlte man 5,000 Frank. Die Tonne Chäteau Gruaud-Larose erhielt den Preis von 3,500 Frank. Geringere Sor- ten wurden, so Chäteau Giscouis mit 2,500, Chä- teau Cautemarle mit 1,700, Chäteau Batailly und Röchet mit 1,500 Frank bezahlt. Man sieht hieraus, dass unsere iiheingau-Weine noch weit hoher bezahlt werden und die theuersten sind, welche man überhaupt kaufen kann. Bekannt- lich werden die besseren Weine im Klieingau und an der Mosel öffentlich versteigert. Es gilt dieses auch von dem Johannisbergcr. Fürst Jletternich kaufte den Kaiserwein, so genannt, weil die in Frank- furt a. JI. von Oestreichs Kaiser eingeladenen deut- schen Fürsten später damit bewirthet wurden, zurück und bezahlte die Flasche mit 27 Gulden. Es wird erzählt, dass aber ein noch vorzüglicherer Wein, ein Rauhenthaler, ein Wein übrigens, der 1867 beider internationalen Industrie - Ausstellung in Paris alle anderen Weine schlug, damals für den Preis von 32 Gulden die Flasche angeboten und bezahlt wurde. Freiherr v. Böse gibt ein Beispiel von der Masse Weines, welche im Gaue Medoc jetzt gebaut wird, indem ein einziger Weinbauer aus einem Jahr- gange allein 106 Tonnen zu 600 B^-ank verkauft und damit einen Ertrag von 63,000 Frank erhalten hatte. Es ist Schade, dass das Areal, worauf dieser Wein gewonnen wurde, nicht angegeben ist, um mit den Erträgen imserer Weinberge Vergleichungen anzustellen. Als wir im September 1867 der Wein- versteigerung des vortheilhaft bekannten Weinbauers Mohr in Trier beiwohnten, erfuhren wir am Schluss, dass die ganze Weinerndte des Jahres 1865, welche auf einem Areal von gegen 60 Morgen gewonnen und in einzelnen Stücken versteigert worden war, die nicht geringe Summe von gegen 40,000 Thaler, also über Iv Mal mehr noch, als die Weinparzelle obigen Besitzers, eingebracht hatte. Uebrigens wird im Gau Medoc, der unterhalb Bordeaux an der Gironde (d. h. der mit der Dor- dogne vereinigten Garonne) unendlich mehr Wein gebaut, als im Rheingau und an der Mosel gewon- nen wird. Der Gau ist keineswegs hügelig, wie die Champagne, sondern ziemlich flach, und hat ein sehr steiniges Terrain , das seit einem Jahrhundert erst durch die Kultur auf die jetzige Höhe ge- bracht wurde. Die früheren Bordeaux-Weine wur- den au den längs der Gironde sich hinziehenden Kalkhügeln jenseits des Flusses gezogen. Man fing erst die Kultur diesseits an, als den Nachfragen nicht mehr genügt werden konnte. Die ersten im Gau Medoc gezogenen Weine waren aber so mit- telmässig, ja so schlecht, dass man sie nur ungern kaufte. Jetzt verhält es sich umgekehrt; die Weine jenseits der Gironde sind sehr untergeordneten Ranges. \^ir haben schon mehrmals Gelegenheit ge- habt, von den Fortschritten, welche der Obstbau in den Vereinigten Staaten macht, zu sprechen, und kommen jetzt wieder darauf zurück, damit auch bei uns noch mehr Aufmerksamkeit darauf verwendet werde, als es geschieht. Der pomologische Verein daselbst bringt von seiner 1 1. Versammlung, welche im Jahre 1867 stattfand, einen ausführlichen Be- richt, der Manches enthält, was auch wir bei uns sehr beherzigen könnten. Zunächst ist man in der Auswahl der Früchte in Nordamerika weit skrupu- löser, als bei uns. P2he eine Frucht von Seiten des Vereines zum Anbau empfohlen wird, muss sie we- nigstens 5 Jahre lang in verschiedenen Lokalitäten beobachtet sein. Jlan legt ferner vor Allem grossen 196 Werth auf die einheimischen Früchte, welche zu- fällig entstanden oder rationell gezüchtet sind und nicht empfindlich gegen dortige klimatische Verhält- nisse sich gezeigt haben. Wenn man doch bei uns erst dahin käme, die guten Früchte, welche wir bereits besitzen, mehr zu verbreiten! Nicht auf die alljährlich neu einge- führten Aepfel und Birnen beruht der Segen unse- res Obstbaues, sondern auf der Vervollkommnung derer, welche sich bereits bei uns erprobt haben. An guten Obstsorten fehlt es uus überhaupt nicht, sondern an dem nöthigen Verständuiss, sie so zu behandeln, dass sie die relativ-besten Früchte geben. Gute Obstbauschulen sind zwar bei uns den älteren neuerdings noch hinzugefügt worden, das genügt aber noch lauge nicht. Jede Provinz, jedes durch besondere klimatische Verhältnisse abgeschlossene Land muss seine besondere Obstbauschule besitzen, wo junge Leute die rationelle Behandlung des Obst- baumes erlernen, wo ältere Leute dagegen sich, so oft als sie das Bedürfniss haben, Raths erholen können. Interessant ist das plötzliche Erscheinen der durch Oidium Tuckeri (dem bekannten Weinpilze) hervorgerufeneu Krankheit der Weinrebe ■ auch auf den in Nordamerika einheimischen Weinreben. Bis jetzt wurde das vegetative Verhalten der amerikani- schen Weinrebe gegen den Pilz von den Bewohnern jenseits des grossen Ozeans als ein so grosser Vortheil angepriesen, dass nach der Meinung Einiger wir mög- licher Weise in Eiiropa gezwungen sein könnten, wenn die Verheerungen in unseren Weinbergen über- hand nehmen sollten, amerikanische Rebensorten bei uns einzuführen und im Grossen zu kultiviren. Wo jetzt die Weinkrankheit sich einmal gezeigt hat, könnte sie möglicher und selbst wahrscheinlicher Weise mit den Jahren in Nordamerika noch hef- tiger auftreten, als es bis jetzt geschehen, und die- selben Verheerungen hervorrufen, wie bei uns in den früheren Jahren. Es ist dieses wenigstens meist der Lauf der Dinge, wie er ähnlich bei anderen Gelegenheiten beobachtet worden ist; zunächst wol- len wir aber den Nordamerikanern von ganzem Herzen wünschen, dass es nicht geschieht. j^icht allein der Obstbau hat in Nordamerika ein neues, und zwar sehr günstiges Vaterland ge- funden, auch die Liebe zu Pflanzen und Blumen hat ungemein, selbst in entlegenem Gegenden, zu- genommen. Wir werden in neuester Zeit bisweilen in Anspruch genommen, um Samen unserer gewöhn- lichen, aber seit Kurzem vervollkommneten Flor- blumeh nach Nordamerika zu senden, und ent- sprechen um so mehr dergleichen Wünschen, als wir getrocknete Pflanzen und Samen von dort wild wachsenden Pflanzen dagegen erhalten. Man berichtet, dass allein in einer einzigen, frei- lich sehr grossen Stadt, in New-York, in der Weih- nachtszeit für 150,000 Dollars (also über 210,000 Thaler) Blumen im Durchschnitt verkauft werden. Das ganze Jahr hindurch beträgt der durch Blumen- und Pflanzen-Verkauf bedingte Umsatz in Neu-York nicht weniger, als gegen eine Million Dollars. Uie grossen Pflanzen- Ausstellungen häufen sich in diesem Jahre mehr, als es in irgend einem der früheren der Fall war. Von der ersten bereits statt- gefundenen Ausstellung des Verbandes Rheinischer Gartenbau -Vereine zu Mainz im April haben wir schon gesprochen ; die 7. internationale Pflanzen- Ausstellung in Petersburg hat unlängst stattgefunden und Berichte darüber werden in der Wochenschrift gegenwärtig veröffentlicht. Dass die 8. internatio- nale Pflanzen-Ausstellung noch in diesem Jahre zu Hamburg, und zwar im Anlange September, statt- finden wird, ist ebenfalls bereits von uns mehrfach erwähnt worden. Bis dahin ist aber noch eine grosse Pflanzen- Ausstellung, wo ebenfalls eine Reihe von Preisen vertheilt werden, bei Gelegenheit des allgemeinen landwirthschaftlichen Kongresses in Kopenhagen für die Tage vom G. bis 10. .Juli ausgeschrieben. Ein speziell dazu ernannter Ausschuss, bestehend aus dem Freihrrn v. Adeler, dem Gartendirektor Rothe, dem Gartendirektor in Rosenborg, Tyge, und den Gärtnern Haussen und Holm, hat bereits die Ein- richtungen zur Entgegennahme von Pflanzen und Gartengegenständen in Rosenborg getroflTen, Eine internationale Ausstellung für Pomologie und Obstbau findet aber auch in den Tagen vom 12. bis 15. September in Touruai (Belgien) statt. Auch hier hat man bereits grosse Anstalten getroffen und nach allen Seiten hin Aufforderungen und Einladun- gen erlassen. Ein grosses Gewicht wird man ausser- dem noch auf Rosen, sowie auf Georginen und Gladiolus legen. Man hat bereits aus allen Kultur- ländern Europa's kenntnissreiche und erfahrene Män- ner gewonnen, welche als Preisrichter fungiren wer- den. Allein für Obstbau sind 61 Aufgaben, jede mit 2 Medaillen, gestellt worden, während man für die genannten Florblumen 21 (für Rosen allein 11) Bewerbungen ausgeschrieben hat. In Gardener's Chronicle (Jahrg. 1869, p. 335) werden Beispiele von dem zähen Leben einiger Zwiebeln erzählt, denen wir ebenfalls noch eins hin- zufügen können. Der bekannte Botaniker Giles Munby, dem wir mehre Beiträge über die Flor Algeriens verdanken, berichtet nämlich, dass er eines Tages in seinem Herbarium das Genus Nar- clssus durchgesehen hätte und ganz erstaunt gewe- sen 'wäre, von Gorbularia monophylla, einer niedlichen, weissblühenden und wohlriechenden Nar- 197 zisse vom Ansehen des Narcissus (oder Corbularia) Bulbocodium, 2 Zwiebeln noch vollständig frisch und bereits das eine Blatt von Zoll-Länge getrieben ge- funden habe. Die eine Zwiebel hatte Munby bei Oran in Algerien im Jahre 1848 gesammelt und befand sich demnach 21 Jahre im Herbarium; die andere war im Jahre 1857, also 9 Jahre später, bei Tlemcen dem Boden entnommen. Beide Zwie- beln sind in Töpfe gesetzt und werden hoffentlich blühen. Wir können, wie gesagt, ein ähnliches Beispiel hinzufügen. Im Juni 1845 befanden wir uns im Westen des Kaspischen Meeres und sammelten unter Anderem auch blühende Pflanzen mit den Zwiebeln einer niedrigen Form des Ornithogalum pyre- naicum, sowie des 0. refractura, während einer sehr heissen Zeit, wo das Thermometer mehre Tage hinter einander 28 bis 30 Grad E. zeigte. Um die Pflanzen rasch zu trocknen, wurden sie einige Zeit hindurch der direkten Sonne selbst, wo sie eine noch weit höhere Temperatur aushalten mussten, aus- gesetzt. Die getrockneten Pflanzen wurden mit anderen Gegenständen nach Konstantinopel gesendet, von wo sie keineswegs rasch weiter befördert wurden, und gingen dann zu Schifle um Europa herum nach Hamburg, um endlich nach Berlin zu gelangen. Da die Kisten, welche die Pflanzen enthielten, keine deutliche Adresse hatten , blieben sie 2 Jahre lang auf einem Speicher unter Kaifeesäcken liegen, bis es uns nach langen sorgfältigen Forschungen ge- lang, sie endlich aufzufinden. Als wir die Kisten öffneten, fanden wir Alles wohl erhalten; aber die genannten Zwiebeln hatten unterdess, da alles Trock- nen in einer brennenden Sonne und die Jahre lange Aufbewahrung in einer verschlossenen Kiste sie kei- neswegs getödtet hatte, getrieben. Sie wurden in's freie Land des botanischen Gartens gesetzt und ent- wickelten sich nun daselbst ruhig weiter. J[m botanischen Garten zu Berlin blühen jetzt mehre Exemplare des früher von uns empfohlenen Lilium ponticum C. Koch (L. Szovitsianum Hort., s. 51. Jahrg. d. Wochenschrift S. 49) in einer BIü- thenfüUe, wie wir die Lilie selbst nicht im Vater- lande, wo wir sie im Jahre 1845 entdeckten, ge- sehen zu haben uns erinnern. Während der Stengel im westlichen Transkaukasien und im Pontischen Gebirge bei einer Höhe von 14 bis 2 Fuss nur 2 bis 4 Blütheu trug, haben bis zu 3 Fuss hohe Sten- gel im . botanischen Garten deren 6 bis 8. Wir enipfelilen deshalb von Neuem diese schöne Pflanze, welche noch keineswegs so verbreitet ist, als sie es verdient. Die 7. intenmtioimfc pnn,^cu= unÖ -l?fmiien=>Hu8lle(ruii(i in den Tagen vom 16. bis 31. Mai zu St. JPetersbvn'o-. (Fortsetzung.) 26. Eine sehr interessante Sammlung von 169 medizinischen Pflanzen des freien Landes hatte Ober- gärtner Höltzer im botanischen Garten ausgestellt und hätte jungen Medizinern und Pharmaceuten vor ihrem Examen zum Studium dienen können, zumal sie auch alle die Pflanzen unseres Vaterlandes ent- hielt, welche schon längst obsolete Mittel liefern. 27. Der Aufgabe einer Sammlung von tech- nisch wichtigen Pflanzen des Auslandes hatte wie- derum Linden in Brüssel durch eine Sammlung von 19 interessanten, zum Theil erst seit Kurzem eingeführten Arten entsprochen. Wir nennen Bow- dichia Caobano aus Brasilien, welche ein ausge- zeichnetes Nutzholz liefern soll, Machaerium fir- mum Fr. Allem., die Mutterpflanze unseres Jaka- randenholzes, Mimusops Elengi L. , deren wohl- riechende Blüthen in Hinterindien ein beliebtes Oel liefern und deren süssschmeckende Früchte unter dem Namen der malabar'schen Pflaumen bekannt sind, und Physocalyx edulis, uns bis dahin völlig un- bekannt. Eine zweite Sammlung, aus 74 Arten bestehend, hatte wiederum 'Obergärtner Ender aus dem bota- nischen Garten zusammengestellt. Auch sie enthielt neben bekannteren Pflanzen seltenere, zum Tlieil kaum eingeführte Arten. Uns interessirten speziell: Anda Gomezii Juss., deren Samen als Abführ- mittel (Purga des Paulistas) im Vaterlande (Brasi- lien) gebraucht werden; Alstonia scholaris R. Br. liefert ein in Java beliebtes magenstärkendes Mittel; Cyperus textilis Thunb. wird in Südafrika allge- mein zu Flechtwerk, aber auch zur Anfertigung von Papier benutzt; Thevetia Ahovai DC. hat sehr giftige Samen , welche von harten Schalen einge- schlossen werden. Die Nüsse zusammengebunden und an einander geschlagen, geben ein starices Ge- räusch, daher sie allgemein als Kinderklappcr in Brasilien gebraucht werden. Embryopteris glu- tinifera Roxb. enthält in ihren Früchten Mas- sen klebrigen Schleims, der im Vaterlande (Ost- indien) allgemein zum Verkleben der Wunden, aber auch als Leim, verwendet wird. Psidium Cattleya- num Sav. wird der wohlschmeckenden Früchte hal- ber , gleich dem Guajavabaum (Psidium Guajava Piaddi), in Südamerika allgemein angebaut. 28. Vom grössten Interesse war die Sammlung russischer Gehölze, welche der Obergärtner Hölt- zer aus dem botanischen Garten ausgestellt hatte; 198 ■wir bedauern nur, sie erst so spät aufgefunden und schliesslich nicht mehr die uöthige Ruhe, aber auch nicht die Zeit gehabt zu haben, sie einem gründ- licheren Studium, als es geschehen ist, zu unter- werfen. Besonders wichtig war die Sammlung, weil sie fast säramtliche Gehölze enthielt, welche in den beiden letzten Jahrzehnten aus den erst annektirten Ländern im äussersten Nordosten Asiens eingeführt worden sind. Leider waren zum Theil die Exem- plare auch noch zu klein und es fehlte uns (bei der Kiivzn der Zeit) das nöthige Material zum Verglei- chen, um eiu eiuigermasseu sicheres Urtheil darüber zu haben. Die grosse Menge derer, welche die Aus- stellung besucht haben, mögen kaum auf diese höchst interessante Sammlung geachtet haben. Die Gesammt- summe der hier aufgestellten Arten betrug nicht weniger als 118. 29. Auf gleiche Weise interessant war die Samm- lung von 55 Stauden der russischen Flor aus dem- selben Institute. Wir machen botanische Gärten, aber auch Pflanzenliebhaber, auf diese Sammlung besonders aufmerksam, denn sie enthielt eine grosse Menge schönblühender und interessanter Arten, die man nur ausnahmsweise bei uns findet. Wir nen- nen Allium Akaka GawL, Arum albispathum Stev., Gagea rufescens Reg., Orchis caucasica Reg. und Raddeaua Reg., Polygonatum roseum Kth, Romanzowia sitchensis Cham., Trollius genuin US Reg. und Viola ta urica C. A. Mey. Die Sammlung aus dem botanischen Garten in Moskau, welche der dortige Inspektor Luugers- hausen ausgestellt hatte, war nur klein, enthielt aber doch einige interessante Arten, welche in jener fehlten, wie Pulmonaria aurea Bess., Fritilla- ria minor Led. und Tulipa tricolor Fisch. 30. Wiederum verdankte man dem botanischen Garten in Petersburg eine Sammlung von 44 Gehöl- zen mit abfallendem Laube, unter denen sich ebenfalls einige interessante Arten, besonders aus der sibiri- schen Flor, wie Cotoneaster multiflora Bge, Lonicera Maximowiczii Rupr., Philadclphus tenuifolius Rujjr., Ribes affine Dougl. und Sara- bucus pubens L., vorfanden. 31. Der bereits besprochenen Sammlung russi- scher Stauden schloss sich eine Sammlung blühender Stauden des freien Landes au, welche Obergärtner Höltzer aus dem botanischen Garten zusammen- gestellt hatte. Sie bestand aus 190 Arten. Auch auf diese Sammlung machen wir Pflanzenliebhaber und Direktoren von botanischen Gärten aufmerksam, ob wohl sie meistens auch bei uns bekannte Arten ent- hielt. Weniger und gar nicht bekannt bei uns möchten sein: Aquilegia fragraus ^lauud, Chry- sobactron Hookeri Col., Hesperis violacea Boiss., Luzula pcdiformis DC, Primula Mu- re tiana Chase, Waldstelnia siblrica Trautw. u. s. w. 32. Weit mehr Interesse besass ferner wegen ihrer seltenen Pflanzen die Sammlung von 75 Al- penpflanzen, welche ebenfalls Obergärtner Höltzer aus dem botanischen Garten zusammengestellt hatte. Aquilegia nevadensis Boiss. et Reut., Arabis Soyeri Reut, et Heldr., Callianthemum rutae- folium C. A.Mey., Globularia spinosa L., Kernera Boissieri Reut, und Viola sciaphila Koch sind Pflanzen , auf die wir vor Allem auf- merksam machen. 33. bis 3(J. Die Aufgabe: eine Sammlung (echt) buntblättriger W^armhauspflanzen, war nur einmal durch den Obergärtner des Staatsrathes Duruowo, Lorgus, gelost. Der anderen Aufgabe: buntblätt- rige Kalthauspflanzen, hatte man dagegen doppelt entsprochen: durch den Obergärtner Medwediew im Gromow'scheu Garten und durch den Ober- gärtner Ender im botanischen Garten. Die Samm- lungen bestanden meist aus den auch bei uns bekann- ten und kultlvirten Pflanzen. Auf gleiche Weise fand sich in Betrefl' der Aufgaben von buntblättrigen Stauden und buntblättrigen Gehölzen je nur eine Sammlung vor, und zwar verdankte man die eine dem Obergärtner Tschernitzin aus dem botani- schen Garten, die andere dem Obergärtner Hölt- zer aus demselben Institute. 37. Blattpflanzen, die im Sommer ins Freie ausgepflanzt werden können, waren aus dem bota- nischen Garten wiederum durch 2 Sammlungen ver- treten; die eine, welche der Obergärtuer Ender ausgestellt hatte, enthielt hauptsächlich Solauum's und Canua's, die andere hingegen, welche man wie- derum dem Obergärtner Höltzer verdankte, weni- ger gewöhnliehe Pflanzen, die aber zimi Theil auch au und für sich im Freien aushalten, so Heracleum barbatum, Lehmanni und sibiricum, sowie Inula Heleniuni. Ausserdem machen wir auf die bei uns weniger angewendeten Ferula-Arteu, von de- nen hier F. Candelabrum, orientalis und Tingi- tana genannt wurden, besonders aufmerksam. Eine dritte Sammlung bestand nur aus den neueren Co- leus-Formen und gehörte dem Hofgärtuer Gruner- w^ld in Snameuskoje. 38. 39. Der Ausdruck Zimmerpflanzen möchte wohl, wenn man die Liste der als solche aufgeführ- ten Pflanzen durchsieht, zäher Katur sein, denn wir finden unter ihnen Pflanzen, von denen wir sehr bezweifeln, dass sie bei gewöhnlicher Zimmerpflege lange aushalten. Dass auch in der Kultur sehr schwierige Pflanzen bisweilen im Zimmer bei sorg- fältiger und sachverständiger Pflege besser gedeihen, als in manchen Gewächshäusern , unterliegt keinem Zweifel. Wir haben selbst zärtliche Anecochilus- 199 und Physurus-Aiten vom besten Aussehen im Zim- mer gepflegt gesehen. In Berlin leben 2 Palmen- liebhaber, welche gegen 60 verschiedene Palmen, zum Theil selbst Calamns-Arten, in ihren Zimmern kultiviren. Wenn wir demnach unter den 43 Zimmerpflan- zen, welche der Oberbotaniker des botanischen Gar- tens in Petersburg, Dr. Eegul, selbst ausgestellt hatte, unter Anderem Aphelandra Liboniana, Cha- maeranthemum leuconeuron, Gymnostachyum Ver- schatfeltii u. s. w. finden, so möchten wir doch be- zweifeln, dass Jedermann damit Glück im Zimmer hat. Dagegen glauben wir gern, dass die 25 Blatt- pflanzen des Liebhabers Peter Uspenski wirklich im Zimmer gezogen sind. Sie bestanden aus Pal- men, Dracäneeu, Aroideen u. s. w., welche auch bei uns in dieser Hinsicht beliebt sind. Unter den einzeln ausgestellten Zimmerpflanzen fanden wir allerdings auch solche, deren Anzucht und Behandlung den Besitzern Ehre machten. Wir nennen in dieser Hinsicht den Kaflfeebaum der Für- stin Maichutow, die Dattelpalme der iladame Solsky, vor Allem aber lledinilla magnifica des Liebhabers Hülpen. Bei der letzten Pflanze war wirklich alles Mögliche geleistet. 4U. Die 25 Wasserpflanzen, welche Obergärtner Höltzer aus dem botanischen Garten ausgestellt hatte, waren Arten des freien Landes. 41. Wir gehen zu den Aufgaben, welchen be- stimmte Familien, Geschlechter und Arten zu Grunde liegen, und beginnen hier, der Reihenfolge im Pro- gramme uns anschliessend, mit den Farnen. Die Aufgabe: 50 Farne des Warmhauses; war nur ein- mal, und zwar durch den Hofgärtner Katzer in Paulowsk, vertreten. Es befanden sich interessante, bei uns weniger bekannte Arten, hauptsächlich Po- lypodieu, darunter, aber auch solche, die, wenigstens dem Vaterlande nach, iu's Kalthaus gehören möchten. 42. Unter den 12 neuen Farnen, welche der botanische Garten durch Obergärtner Ender aus- gestellt hatte, war eigentlich jede einzelne Art in- teressant. Mehre von ihnen hatten wir noch nicht lebend gesehen. Die Aufmerksamkeit der Farnlieb- haber möchten verdienen: das von uns früher be- sprochene Adiantura culpodes Moore, Cyathea funebris Lind., Litobrochia undulata Th., To- dea hy m enop hylloides und Pteris Enderi Reg. 43. Farne des Kalthauses hatte der Obergärtner Stukuwentow, und zwar 49 Arten, aus dem bo- tanischen Garten zusammengestellt, unter denen wir einige interessante und auch zu empfehlende Pflan- zen vorfanden. Unter ihnen sahen wir auch viele Formen des männlichen und weiblichen Farns (Aspi- dium Filix mas und femina), auf welche wir schon im vorigen Jahrgange der Wochenschrift bei Ge- legenheit unserer Reise nach England aufmerksam gemacht haben. Sonst enthielt die Sammlung meist Arten, die, bei uns wenigstens, im Freien aushalten. 2 andere ziemlich gleiche Sammlungen hatten der Obergärtner der landwirthschaftlichen Akademie in Moskau, Schröder, und der Plandelsgärtner Olsen in Kopenhagen gelieiert. 44. 45. Die 6 Baumfarne, welche A. Verschaf- felt in Gent ausgestellt hatte und welche um so mehr Berücksichtigung verdienten, als sie einen so weiten Transport ausgehalten, waren untadelhaft und zeigten von Neuem , was dessen Handelsgärt- nerei im Allgemeinen, aber auch hier, zu leisten vermag. Einzelne Baumfarne, welche zur Verschönerung der Ausstellung nicht wenig beitrugen, hatten Ober- gärtner Ender aus dem botanischen Garten (Ba- lantium antarcticum), Hofgärtner Eggmann (Cya- thea princeps), Staatsrath Gromow (Cyathea nie- dullaris) und Enke, luspektor des Kronsgarten in Moskau (^Alsophila australis), ausgestellt. Vor Allem nahmen aber 2 Baumfarne Neuseelands durch die eigenthümliche Form des Stammes die Aufmerksam- keit der Botaniker und Laien in Anspruch. Diese beiden Farne (Todea barbara) hatten einen keines- wegs runden, sondern etwas eckigen, von zwei Sei- ten wenig zusammengedrückten Stamm von gegen 4 Fuss Höhe und 2i Fuss Durchmesser und moch- ten erst kurze Zeit eingeführt sein. Besonders der obere Theil des Stammes war seitlich mit mehrern Trieben besetzt, so dass es schien, zumal die Blät- ter keine bedeutende Grösse erhalten dürften, als wären die Triebe Epiphyten auf einer Farnstamm- Unterlage. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die- ses Farn für den Kenner und für den Botaniker überhaupt die interessanteste Pflanze der ganzen Ausstellung war. 46. Lykopodiaeeen waren durcli 2 Sammlungen vertreten, welche Edm. de Ghellinck de Walle in Gent und Burmester im botanischen Garten in Petersburg ausgestellt hatten. In der des crste- ren fanden sich einige interessante Neuigkeiten vor. 47. 48. Cycadeen in 6 Exemplaren waren mehr- fach und meist als gut gezogene, zum Theil selbst ziemlich grosse Pflanzen vorhanden. Es betraf das Letztere besonders die Sammlungen, welche die Hofgärtner Grunerwald und Katzer aus den kai- serlichen Gärten Snamenskoje und Paulowsk gelie- fert hatten. Li der einen der beiden Sammlungen von Ghellinck de Walle befanden sich mehre noch unbenaunte Arten, in der anderen die noch neue Art, welche auch den Namen des Besitzers trägt, aber mit Encephalartos gracilis identisch ist (s. vor. Jahrgang d. Wochenschr. S. IGG). Kunst- 200 und Handelsgärtner Wagner aus Leipzig hatte da- gegen 6 Exemplare der Cycas revoluta zur Verfü- gung gestellt. Endlich verdankte man noch dem Petersbuiger Pflanzen - Liebhaber Durnowo eiue Sammlung von 6 verschiedenen Cycadeen. Einzel- Exemplare der Cycas circinnalis von besonderer Schönheit hatten der Lispektor des Kronsgarten in Moskau, Enke, und der Obergärtner der Gebrüder Saposchniko w, Gratschew, ausgestellt, während ein schönes Exemplar der Cycas revoluta dem Gar- teninspektor von Ropscha bei Petersburg, Höckel, gehörte. Einer der Glanzpunkte der ganzen Aus- stellung war aber das prächtige, grosse Exemplar des Encephalartos Altensteinii, welches wir gleich anfangs in unserem Berichte erwähnten und von dem Obergärtner der Gebrüder Saposchnikow, Gratschew, ausgestellt war. 49. Ausserordentlich reich und zum Theil in schönen und grossen Exemplaren waren die Koni- feren vertreten und trugen zur Ausschmückung des Raumes sehr viel bei. Dergleichen in 25 Arten ver- dankte man zunächst dem Staatsrath Gromow, der sie durch seinen Obergärtner Medwediew ausge- stellt hatte. Von ihnen nennen wir Dammara alba und Phyllocladus trichomanoides. Die 25 grossen Koniferen der Handelsgärtner Croux und Sohn in Sceaux bei Paris enthielten hauptsächlich schöne Tannen, auch die interessante Form der Fichte, welche den Beinamen inversa (nicht inverta oder gar niverta) führt. Peter Smith und Co. hatten dagegen in ihrer sämmthch aus stattlichen Exemplaren bestehenden Sammlung be- sonders die Lebensbäume (Thuja-Arten in weiterem Sinne) vertreten. Auch die gemischte Gruppe von 25 hohen Exemplaren, welche Hofgärtner Gruner- wald in Snamenskoje ausgestellt hatte, verdiente Anerkennung. 50. Grössere Sammlungen von 50 und mehr Arten waren 6fach vorhanden. Die reichste Samm- lung hatten der Staatsrath Durnowo und der bo- tanische Garten in Petersburg ausgestellt. Die des letzteren bestand aus 127 Arten, Abarten und Formen. Besonders reich fand man die Cypressen und Wachholder - Arten vertreten ; es mochten nur wenige von denen fehlen , die überhaupt in Kultur sind. Von den Kiefern nennen wir Piuus Fenzlii, Heldreichii und die amerikanische protuberans. Die Sammlung des Staatsrathes Durnowo hingegen enthielt 137 Arten, stand aber insofern jener nach, als ihre Benennungen weniger korrekt waren. Trotz- dem blieb sie aber für den Kenner sehr inter- essant. Leider war nur die Zeit zu kurz , um ihr mehr Aufmerksamkeit widmen zu können und die Exemplare standen auch zu dicht, um die einzelnen Arten immer leicht und rasch herauszufinden. Die übrigen Sammlungen bestanden aus den vor- geschriebenen 50 Arten und gehörten 3 Ausstellern: dem Obergärtner der Gebrüder Saposchnikow, Gratschew, dem Handelsgärtuer Olsen in Kopen- hagen und endlich dem Lispektor der landwirthschaft- lichen Akademie zu Moskau, Schröder, der sich dabei doppelt betheiligt hatte. Die eine Sammlung bestand aus Koniferen des Kalthauses und die an- dere aus solchen des Freilandes. 51. Die Aufgabe: 12 seltene Koniferen, hatte dem Kenner interessantes Material geliefert. Von den beiden Sammlungen, welche der Handelsgärtner Neumann in Erfurt ausgestellt hatte, enthielt die eine unter Anderem: Abies firma, Chamaecyparis plumosa und Prumnopitys elegaus Phil. Dass letz- tere übrigens nichts weiter ist, als Podocarpus an- dina Popp., haben wir schon früher ausgesprochen (8. Jahrg. d. Wochenschr. S. 79). Die 12 seltenen Koniferen, welche Obergärtner End er aus dem bo- tanischen Garten ausgestellt hatte, war höchst inter- essant, denn sie enthielten die neueren und neuesten aus Ostasien eingeführten, wenn auch leider zum Theil noch in kleinen Exemplaren. Mehre waren uns selbst dem Namen nach unbekannt, so Cha- maecyparis breviramea Max. und Juniperus filiform is Max. Neu waren uns die interessante Form der Cryptomeria japonica mit spiralig- gedrehteu Blättern, ferner Abies diversifolia Max. und die echte Podocarpus Nageia R. Br. Unter den 12 neueren Koniferen von Peter Smith u. Co. in Hamburg befand sich auch die interessante buntblättrige Lebensbaumform, welche den Namen des Züchters, Thuja Vervaena, erhalten hat, in einem schönen Exemplare, während unter den 12 neuen Arten von Jean Verschaffelt in Gent wir eiue hübsche Zwergform der Chamaecy- paris aurea, sowie Abies polita und Araucaria ßulei sahen. (Schluss folgt.) Lu botanischen Garten zu Poppeisdorf bei Bonn blühen zur Zeit zwei weibliche Cycas revoluta. Sollte irgendwo ein männliches Exemplar derselben oder einer ähnlichen verwandten Art in Blüthe stehen oder Pollen von einem solchen in noch brauchbarem Zustande aufbewahrt sein, so erlaube ich mir um gefällige Mittheilung davon zu einem Befruchtungsversuch hierdurch zu bitten. Poppeisdorf bei Bonn den 17. Juni 18G9. Prof. Dr. Hanstein. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Straase No. 91. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für («ärtnerei und Pflaiizeiikunde« Redakteur : I*i-ofessor- I>i-. K^arl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 26. Berlin, den 3. Juli 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Rosa VVichurae C. Koch. Eine neue Eose aus Japan. — Einfluss des vorigen Jahres auf das Obst. — Die 7. inter- nationale Pflanzen- und Blumen-Ausstellung in den Tagen vom 16. bis 31. Mai zu St. Petersburg. (Schluss.) — Karl Braun 's Weinbau im Rheingau. — Verkauf von Koniferen. Rosa Wichiirae i\ Kocli. Eine neue Eose aus Japan. Die Fabriken für neue Eosen- und Rubus- Arteu, welche es in allen Ländern jetzt ftibt, könn- ten wohl Einem es verleiden, mit etwas Neuem aus dem umfassenden Genus Rosa zu erscheinen , weil man doch fürchten müsste, dass es alsbald der Ver- gessenheit anheim gegeben oder gar nicht weiter beachtet würde. Vielleicht gelingt es uns aber, bei der Veröffentlichung einer neuen Rose doch die Auf- merksamkeit der Leser in Anspruch zu nehmen, wenn wir von vorn herein erklären, #lass wir es hier nicht mit einer neuen deutschen, selbst nicht mit einer europäischen Eose zu thun haben, sondern mit einer Art, die in Japan wächst und von dem verstorbenen Regierungsrath Wichura aus Breslau, der die preussische Expedition nach Ostasien als Botaniker begleitete, dem botanischen Garten in Berlin mitgetlieilt wurde. Die Pflanze ist wahrscheinlich in Japan sehr verbreitet und gehört mit Rosa multiflora, moschata, setigera u. s. w. zu einer besonderen Abtheilung, die gegliederte Blüthenstiele besitzt. Möglicher Weise ist sie dieselbe Rose, welche von neueren Reisenden auch als R. sempcrvirens aufgeführt ist; die süd- europäische Pflanze d. N. unterscheidet sich aber wesentlich von unserer Pflanze und kommt gewiss nicht in Japan vor. JLig dem sein, wie ihm wolle, — die von Wi- chura eingeführte Rose ist in mehrfacher Hinsicht dem Botaniker nicht allein eine interessante, son- dern auch dem Gärtner eine brauchbare Pflanze. Rosa W i c h u r a e hat einen gärtnerischen W^erth, weil sie auch zum Ueberziehcn von Wänden u. s. w. ein nicht genug zu würdigendes Jlaterial, das durch die dunkele Farbe des Laubes noch ge- winnt, darstellt und unsere Winter vollkommen aus- hält. Durch den letzteren Umstand verdient sie vor der sonst auf gleiche Weise zu verwendenden, aber gegen unser rauhes Klima empfindlichen R. sempcr- virens den Vorzug. Sie besitzt das Ansehen einer Rosa sempervi- rens, da ihre Blüthen-tragenden Stengel schwach bleiben und zu ihrer aufrechten Haltung meist einer Stütze bedürfen, ausserdem aber aus dem Plauptsten- gel dicht über der Erde hervortretende Aeste sich auf dem Boden ausbreiten und diesen bedecken können. Auch ihr Laub ähnelt dem der R. sempcrvirens und überdauert möglicher Weise selbst im Vaterlande den Winter, während es bei uns, so lange wir es wenigstens seit einigen Jahren im botanischen Gar- ten beobachtet haben, abfällt. Wenn nun schon die Art des Wachsthumes auf eine entfernte Verwandtschaft mit den echten Brom- beer-Arten hindeutet, so ist dieses noch mehr in BetreflT der kleinen Blüthen und des Blüthenstandes der Fall. Die ersteren sind schncewciss und haben kaum den Durchmesser eines Zolles, während die gemeinschaftliche Achse des letzteren etwas hin und her gebogen ist und die Aeste ziemlich wagcrccht abstehen. Die einzelnen Blüthenstiele sind, wenig- stens insofern sie seitlich stehen, gegliedert, eine P^igcnthümlichkeit, welche, wie gesagt, wohl bei R. multiflora, moschata und setigera, nicht aber bei unseren europäischen verwandten Arten: Rosa scm- 26 202 pervirens imd repens (arveusis), vorkommt. Unsere Rosa Wicburae war wahrscheinlicher Weise schon Thunberg bekannt und wurde unter seiner Rosa multiflora wohl mit inbegriffen. Was wir aber später (seit 1804) gefüllt unter diesem Namen aus Japan erhielten, war eine aufrechte Pflanze mit kleinen gefüllten Blüthen von rother Farbe, nach der (zumal sie auch aufrecht genannt wird) wohl hauptsachlich seine Diagnose aufgestellt war. Aus dieser Ursache thut man gewiss am besten, als Rosa multiflora nur die jetzt noch in unseren Gärten als solche kulti- virtc Pflanze zu verstehen. Wir haben in unserer Dendrologie möglichst ge- naue Diagnosen und Beschreibungen der Rosen, wo die Griffel zu einer herausragendeu Säule verwach- sen sind und zu denen auch unsere hier genannten Arten gehören, gegeben und könnten die, welche sich Raths erholen wollten, dorthin verweisen: da aber die jetzige neue Art einzuschieben ist, möchte es gut sein, wenigstens eine Uebersicht der hierher gehörigen Arten zu geben. Man kann sie zunächst eiutheileu: I. in solche Arten, wo die Blüthen eine Rispe oder Doldentraube bilden und, insofern sie seit- lich stehen, gegliederte Stiele besitzen; II. in solche, wo der BlUthenstand einfach ist oder die Blüthen sogar einzeln stehen, und die Blü- thenstiele nicht gegliedert .sind. In die letztere Abtheilung gehören unsere euro- päischen Arten : Rosa repens Scop. (arvensis Huds.), R. sempervirens L. und R. leucochroa Desv. (sy- styla Bast.), welche letztere Einige für einen Blend- ling von R. repens Scop. und canina L. halten. Die bis jetzt bekannten Arten der ersten Ab- theilung wachsen in Ostasien, auf dem Himalaya- Gebirge und in Nordamerika. 1. Ro sa Wi churae C Koch. Surcnligera; Gau- les erecti , debiles; Foliola septena, in pagina infe- riore pubescentia, griseo-pallida; Stipulae longe fim- briatae; Panicula cum ramis horizontalibus pube- scens; Germen et Columna stylina breves, glaber- rlmae. 2. Rosa multiflora Thunb. Gaules erecti, debiles; ramis dependentibus; Foliola septena, plerum- que in pagina utraque pubescentia; Stipulae pectl- natae; Panicula ramis patentibus, Germen et Go- lumna stylina longa, pubescentes. 3. Rosa moschata Mill. Svirculigera; Gaules erecti; I'oliola septena, plernmque in pagina utra- que glaberrima, in pagina inferiore pallida; Stipulae integrae; Panicula ramis patentibus et Germen pu- bescens; Columna stylina longa, pilosa. 4. Rosa Brunonis Lindl. Surcnligera; Gaules erecti, debiles; Foliola septena, in pagina inferiore pubescentia et glandulifcra: Stipulae integrae: Pani- cula ramis patentibus, Germen et Gulumna stvlina longa pubescentes. 5. Rosa setigera Mchx. Gaules debiles, saepe scandentes; Foliola terna, interdum quiua, in pa- gina inferiore pubescentia; Stipulae angustae, serru- latae; Panicula ramis patentibus et Germen pilosum, glanduliferum; Columna stylina longa, glaberrima. Giuduri öps üorigpii M]k>> nuf t)ns ilö|l. Im 18. Jahrgange des Lotos, Zeitschrift für Na- turwissenschaften (S. 169), befindet sich eine brief- liche Mittheiluug des auch den Lesern der Wochen- schrift bekannten Pfarrers Fischer in Kaaden bei Prag über den Einfluss des vorigen warmen Som- mers auf die Entwickelung des Obstes, die wohl verdient, auch im weiteren Kreise bekannt zu wer- den, hauptsächlich deshalb, dass auch andere Pomo- logen, welche eine wissenschaftliciie Bildung haben, Beobachtungen über den Einfluss der Witterung auf die Entwickelung des Obstes und der Pflanzen über- haupt anstellen möchten, um damit eine Unterlage zu weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen zu gewinnen. Es sind dieses vor Allem Aufgaben von pomologischen Gärten, die keineswegs die Praxis allein in's Auge fassen dürfen, wie man hier und da meint. Ohne wissenschaftliche Grundlage ver- fehlen pomologische Gärten ihren Zweck. Pfarrer Fischer in Kaaden machte zunächst die I Beobachtung, dass das Obst im vorigen Jahre im Allgemeinen grösser wurde und fester au den Bäu- men hing. Nur die gewöhnlichen Zwetschen (Bauern- pflaumen) machten eine Ausnahme, blieben klein und fielen massenweise ab, während bei den edleren Sorten das Gegentheil stattfand. Dagegen hatte sämmtlichcs Obst des vorigen Jahres im Allgemeinen I keine Dauer und faulte rasch weg. Das Winter- obst wurde frühzeitig, meist schon Anfang Oktober, geniessbar, so Diel's Winter - Butterbirn und der Winterkalvill. Es wäre wohl interessant, wenn vergleichende chemische Untersuchungen angestellt würden, um sich der Gründe dieser Er.seheinungeu bewusst zu wer- den. Pfarrer Fischer gibt die geringe Aufnahme von Bodenbestandtheilen neben massenhafter Bildung von Kohlenhydraten (Schleim, Zucker, Stärkemehl u.s.w.) als Ursache an. Das müsste sich wohl rasch und leicht durch die Chemie feststellen lassen. So viel wir wissen , sind dergleichen Untersuchungen noch gar nicht gemacht worden. Wir unsererseits möch- teij das raschere Verfaulen des Obstes aus vorjäh- riger Erndtc vielmehr dem grösseren Gehalte von stickstoffhaltigen Verbindungen, vvelche bekanntlich 203 sehr leicht sich zersetzen und im Nornialzustaude des Obstes kaum beachtungswerth , wenigstens im Kernobste, vorkommen, zuschreiben. Noch interessanter möchte die Beobachtung sein, dass viele Obstsorten im vorigen Jahre eine ganz veränderte Schale besassen, so dass sie kaum er- kannt werden konnten. Man kultivirt z. B. in Böh- men eine Birn, welche wegen ihrer rauhen Sehale den Namen Rauhbirn erhalten hat. Diese Eauhbirn hatte im vorigen Jahre eine ganz glatte Schale, so dass es um so mehr schien, als hätte man eine völ- lig andere Frucht vor sieh, als die ursprüngliche graue Farbe ebenfalls sich in eine schöne gelbe Farbe umgewandelt Iiatte. Bekanntlich hatte das Obst im vorigen Jahre ferner sehr viel durch die Insekten zu leiden. Dass diese in Betreff der von ihnen heimgesuchten Früchte schuld waren, wenn letztere früher reiften und ver- gänglicher waren, unterliegt keinem Zweifel. Dieser allgemeinen Beobachtung, dass die Insekten massen- haft das Obst verdarben, entgegengesetzt, existirten Obstsorten, die gar nicht durch Insekten litten. Es war dies beispielsweise ganz besonders mit dem böh- mischen Jungfernapfel, der bekanntlich unter dem Namen Rothes Hähnchen massenweise nach Berlin kommt, unv zur Weihnachtszeit die Christbäume zu schmücken, der Fall. Endlich hatte Pfarrer Fischer im vorigen Jahre die Beobachtung gemacht, dass sämmtliches Obst, mit Ausnahme der Weintrauben, den Menschen nicht so zuträglich war, wie man sonst allgemein annimmt. Hauptsächlich bekam es älteren Leuten nicht gut. Häufig genossen, verursachte das Obst nicht selten Magendrücken und selbst Durchfall. Möglicherweise möchte diese Erscheinung mit dem leichten Verfau- len der Früchte im vorigen Jahre im Zusammen- hange stehen. Die grosse Trockenheit und die höhere Tempe- ratur war dagegen dem Gedeihen der Gurken in Böhmen ungemein günstig. Während die Gurken- erndte sonst schon im August zu Ende ist, dauerte sie im vorigen Jahre bis in den Oktober hinein. Grosse Sammlungen von Gurken gingen fortwährend bis dahin nach dem Auslande. Die Rothen oder Zuckerrüben waren im vorigen Jaiire zwar im Allgemeinen klein, aber zugleich auch ausserordentlich süss. Dieses fand auch mit den Pflaumen, und zwar in erhöhtem Masse, statt. Diese Früchte dienten den Bienen, da im Hochsommer und im Anfange des Herbstes oft Maugel an blü- henden und jionigreichen Pflanzen vorhanden ist, als Nahrung und zum Eintragen als Honig. Einige Be- sitzer von Bienenstöcken in Böhmen überliessen selbst edelerc Pflaumen den Bienen als Beute . lun einen desto höheren Honig-Ertrag zu haben. Die 7. intcrimtioiuifc pnnjpn= unö .]?fumen=ilus|le(ruiiij in den Tagen vom 16. bis 31. Mai zu St. IPetei'sbtii'o-. (Schluss.) 52. Als ausgezeichnete P^inzel-Exemplare nennen wir vor Allem eine Araucaria excelsa des Hofgärtners Grunerwald in Snameuskoje. Araucaria imbricata des Hofgärtners Barlow in Zarskoje Selo war so schön, wie wir sie nur im freien Grunde in Eng- land und Frankreich gesehen haben. Ein anderes hübsches Exemplar derselben Art verdankte man Peter Smith u. Co. in Hamburg. Endlieh hatte Obergärtner A. M ül 1er im Garten der Gesellschaft von Pflanzenlicbhabern in Russland ein ansehnliches Exemplar der Biota aurea ausgestellt. 53. bis 55. Orchideen scheinen in Russland weniger beliebt zu sein, als bei uns, oder die Kultur ist jenseits der Weichsel weit schwieriger, als in Deutschland , denn russischer Seits hatte man sich bei den 4 darauf basirenden Aufgaben nur sehr wenig betheiligt. Aus dem botanischen Garten in Petersburg war allerdings eine gemischte Gruppe von Monokotylen vorhanden, unter denen sich auch 17 Orchideen in Blüthe befanden; diese waren aber klein und konnten nicht mit denen, welche der eng- lische Orchideenliebhaber Warner in London und die beiden Handelsgärtner Linden in Brüssel und Ambr. Verschaffelt in Gent ausgestellt hatten, verglichen werden. Vor Allem wurden die Warner'- schen Orchideen mit Recht wegen der Grösse der Pflanzen, der vorzüglichen Kultur und des Reich- thunis der Biüthen aligemein bewundert. Die Pflan- zen sahen trotz der weiten und langen Reise so gut aus, als hätte man sie nur von dem einen Ge- wächshause in's andere getragen. Unter den 5 neuen Arten von James Veitch and Sons in London nahm die reizende Masdevallia Veitchiana wegen ihrer Schönheit — die Biüthen hatten die Farbe und fast auch die Grösse des Anthurium Scherze- rianuqi — und Neuheit unsere ganze Aufmerksam- keit in Anspruch. Besonders schön waren noch die grossen Vanden. 56. 57. Die Aufgabe: eine Sammlung von 10 verschiedenen Anecochilus-Arten und ähnlichen bunt- blättrigen Orchideen, hatte nur der botanische Gar- ten in Petersburg gelöst. Auf gleiche Weise die Aufgabe: 20 verschiedene Erd-Orchideen aus Europa, Sibirien und Nordamerika, unter denen sich einige sehr interessante Arten befanden, wie Calypso bo- realis, Liparis lilüfolia und ()rchis Steveni. 58. bis 60. Die Aloen und Yukkcn waren nur jede durch eine Sannnlung, aus der wir die noch 26* 204 neue Yucca aspera Reg. nennen, vertreten; da- gegen hatten sich an der Aufgabe: 20 Draeäneen, 6 Aussteller betheiligt. Leider waren hier die Na- men zum grossen 'i'heil sehr inkorrekt und dieselben Arten 2- und mehrfach unter verschiedenen Namen vorhanden, so dass sich 20 wahre Arten in keiner der 6 Sammlungen vorfanden. Zum Theil waren es aber schöngezogeue und kräftige Exemplare. Wir übergehen das Nähere, da wir nichts von Interesse sahen und was nicht früher schon in der Wochen- schrift beschrieben worden wäre. Gl. bis 65. Von Lilien, Tulpen und Hj-azinthen waren von jedem 2 Sammlungen vorhanden. Die ersten bestanden fast nur aus weissen Lilien , die beiden anderen Florblumen waren dagegen durch zahlreiche Sorten vertreten und machten durch ihren kräftigen Wuchs und durch die Schönheit der Blu- men einen angenehmen Eindruck. Beiderlei Samm- lungen verdankte mau Ganschurow, dem Ober- gärtner des Freiherrn von Stieglitz, Hyazinthen hingegen allein einem Moskauer, Suiitzin mit Na- men, Tulpen dem Obergärtner im Cromo waschen Garten, Medwediew. 66. bis 70. Die beiden Gruppen getriebener Maiblumen waren so schön, als wir sie nur irgend bei uns zu sehen gewohnt sind. Die Irisgruppe ent- hielt die bekannteren Arten und Formen aus dem botanischen Garten. Narzissen waren gar nicht vor- handen und Amaryllis hatte AI. Dalli^re in Gent iu den besseren Sorten ausgestellt. 7L Die 20 Agaven, welche Anibr. Verschaf- felt in Gent ausgestellt hatte, waren von einer sel- tenen Schönheit, wie man sie übrigens aus dessen Etablissement stets nur zu sehen gewöhnt ist. Sie enthielten hauptsächlich Formen der beliebten Agave Verschafi'eltii und Giesbrechtii. Dass diese Pflanzen den langen und schwierigen Transport, ohne auch nur im Geringsten beschädigt worden zu sein, aus- gehalten hatten, spricht für die vorzügliche Ver- packung, welche man den verschickten Pflanzen dort angedeihen lässt. 72. 73. Bromeliaceen, an denen übrigens der botanische Garten iu Petersburg ziemlich reich ist, waren wenig vertreten. Jean Verschaffelt in Gent hatte einige Exemplare der von uns zuerst beschriebenen Tillandsea argentea (s. IL Jahrg. der Wochenschrift S. 161), Staatsrath Gromow durch seinen Übergärtner Medwediew eine grosse Bill- bergia zebrina in Blütlie und der botanische Garten endlich eine Greigia sphacelata Reg. (s. 10. Jahrg. S. 26.3) von stattlicher Grösse ausgestellt. Die letz- tere besass fast 4 Fnss im Durchmesser. Sie ähnelt in ihrer äusseren Erscheinung einem Dasylirion und besitzt die langen unteren Blätter in einem elegan- ten Bogen zurückgeschlagen , während die oberen aufrecht stehen. Zur Dekoration ist diese Brome- liacee nicht genug zu empfehlen. 74. Dasylirien hatten Ambroise und Jean Vers chaf feit in Gent ausgestellt und bestanden aus hübschen Exemplaren. 75. Mehrfach waren die Marantaceen vertreten. Die Aufgabe von 20 Arten, insofern man den Wort- laut festhält, hatte keine Sammlung gelöst, denn viele Pflanzen stellten Formen dar oder hatten selbst nur andere Namen; immerhin enthielten sie zum Theil interessante Arten. Es betrifft dieses vor Allem die Sammlung von E. de Ghellinck de Walle in Gent. Li der Sammlung des Staats- rathes Gromow befand sich auch die hübsche, auf der L^nterfläche der Blätter rothgefleckte Elettaria Diepenhorstii, eine Zingiberacee. An Werth gleich war die Sammlung des Hofgärtners Eggmann. Die Sammlung aus dem botanischen Garten in Peters- burg zeicimete sich durch Korrektheit der Namen aus. Neu war uns Maranta Herderiana Reg. 76.77. Die 6 neuen JLarantaceen Linden's in Brüssel haben wir zum Theil schon anfangs dieses Berichtes besprochen (S. 181), zum Theil ist es noch früher in der Wochenschrift geschehen. Die Egg- raann'schen 6 neuen Marantaceen enthielten meist schon länger bekannte Arten. Ausgesuchter waren dagegen die 6 neuen Arten, welche Obergärtuer Lorgus aus dem Durno wo'schen Garten ausge- stellt hatte. Musaceen fehlten als Sammlung und als Einzelexemplare ganz und gar. 78. 79. Aroideen scheint man in Eussland sehr zu lieben und auch zu pflegen. So grosse Samm- lungen und so ausgezeichnete Exemplare haben wir auf keiner der vorausgegangenen internationalen Pflanzen-Ausstellungen gesehen. Die schönste Samm- lung von 57 Arten in ansehnlichen Exemplaren und in bester Kultur hatte Hofgärtner Ruck in Strelna, die grösste und interessanteste (t57 Arten) der bota- nische Garten in Petersburg durch Obergärtner En- der ausgestellt. Es kommt noch dazu, dass beide Sammlungen sich in der Korrektheit der Nomenkla- tur, wie man sie leider in der Familie der Aroideen gewöhnlich am wenigsten findet, auszeichneten. Hier war umfassendes Material zu Studien gegeben; wir bedaufern sehr, dass uns die Zeit fehlte, um Verglei- chungen anzustellen. Es war für Einen überhaupt in dem Ausstellungslokal zu viel vorhanden, selbst wenn man, wie wir, die ganze neuntägige Zeit unseres Aufenthaltes nur ihm gewidmet hätte. Neu waren uns Anthurium bellum Schott, A. Binoti Liud. und Spathiphyllopsis Miuahassae Teysm. et Biun. Ausserdem fanden sich noch manche Arten vor, die vor einem Jahrzehnt bei uns kultivirt wur- dem, seitdem aber aus den deutschen Gärten ver- schwunden sind. 205 Auch die aus 41 Arten bestehende Sammlung des Hofgärtners Griinerwald in Snamenskoje ver- diente und erhielt auch Anerkennung. Wir nennen die interessante Schizocasia Portei, das bereits erwähnte Anth uriuni Jlelinoni Brongn. und aus- serdem A.Montezumae Lind. Endlicli hatte Staats- rath Durnowo durch seinen Obergärtner Lor- gus 32 hübsche Aroideen zu einer Gruppe ver- einigt. 80. Als Einzelexemplare verdienen vor Allem Anthurium Melinoni und magnificum, welche Lin- den in seltener Schönheit und Grösse ausgestellt hatte, genannt zu werden. Dagegen wurde Mon- stera Lennea (Philudendrou pertusum Kth), welche man bei uns in Berlin selbst in Zimmern in grossen und schönen f^xemplaren ziemlich häufig sieht, wohl deshalb von den Petersburgern bewundert, weil eine reite Frucht daneben lag, eine Erscheinung, welche übrigens ebenfalls in Deutschland nicht selten ist, in Petersburg aber bis dahin nicht vorgekommen sein soll. Der Gärtner des Grafen S t eenbock- Eermor Latte die Pflanze ausgestellt. 8L 82. Pandaneen liebt man in Russland eben- falls. Sie waren zum Theil in grossen und statt- lichen Exemplaren vorhanden; etwas Neues haben wir aber nicht gesehen. Als Einzelexemplare prä- sentirten sich besonders ein Pandanus elegantissimus von AI. Dalli^re in Gent. Schade, dass diese Ab- art, je älter sie wird und die Blätter damit kürzer erscheinen, an Schönheit verliert. Vorzüglich nahm sich ein mit 3 Aesten versehenes Exemplar des Pan- danus odoratissimus aus dem Garten der Gebrüder Saposchnikow aus. Auf den grossen Pandanus furcatus, der eben daher, aber auch aus anderen Gärten, vorhanden war, legen wir keinen grossen AVcrtli , da er rasch und ohne weitere Pflege von selbst wächst. Hübsch nahm sich ferner die Gruppe buntblätt- riger Pandanus javanicus aus dem Garten von Le- peschkiii in Moskau aus. Eine grössere Gruppe von 13 Pandaneen verdankte man dagegen dem Hofgärtner Grunerwald in Snamenskoje, eine an- dere dem Staatsrathe Durnowo in Petersburg und endlich eine kleinere AI. Dalliere in Gent. 83. Dass Palmen vor Allem zu den Lieblings- pflanzen der Russen gehören und schon seit sehr langer Zeit mit Vorliebe und besonderer Aufmerk- samkeit kultivirt werden, haben wir gleich anfangs in unserem Berichte erwähnt. Dieses ist auch die Ursache, warum man hier manche der früher bei uns kultivirtcn Arten in grossen und schönen Ex- emplaren fand, welche bei uns schon längst aus den Gewächshäusern verschwunden sind, zum Thoil aber ■auch wiederum neu eingeführt wurden. Eine sehr grosse Sammlung von TG Palmen, zum Theil selbst in schönen und ansehnlichen Ex- emplaren, hatte der Obergärtner Lorgus aus dem Duruo wo'schen Garten zu einer Gruppe zusammen- gestellt. Alte, neue und neueste Arten sah man hier vereinigt. Da Inspektor Bouche die Absicht hat, über die in Petersburg ausgestellten Palmen spe- zielle Mittheilungen zu machen, verweisen wir für jetzt auf diese. Leider war die Nomenklatur nicht immer die richtige und bei der Kürze der Zeit es gar nicht möglich, die nöthigen Studien und Verglei- chungen zur Berichtigung zu machen. Wir über- lassen dieses den Männern, welche eine bessere Kenntniss von den Palmen haben, als der Verfasser dieses Berichtes. vSammlungen von nur 25 Arten waren 3 vor- handen. Die aus dem botanischen Garten in Pe- tersburg, weh.he Obergärtner Stukuwenkow aus- gestellt hatte, enthielt sehr interessante Arten und war auch gut bestimmt. Ob die 3 Caryoten (Cumingii, propinqua und Rumphiana) sämmtlich gute Arten sind oder nicht vielmehr, nebst anderen in Gälten vorkommenden Arten, zum Theil Formen der viel- gestaltigen, in den Tropen wegen ihrer Früchte fast allgemein kultivirten und deshalb sehr veränderlichen Caryota urens sind, können nur längere Vergleichun- gen und Aussaaten entscheiden. • In der Samndung des Staatsrathes Gromow waren schöne Exemplare bekannter Arten; in der Sammlung von AI. Dallifere aus Gent, welche aus kleineren Pflanzen bestand, befanden sich dagegen einige weniger bekannte Palmen, vvie Cocos Wel- deniana, Acanthophoeuix criuita, Pritehardia Mar- tiana und Thrinax grandis. Die neuen Palmen, welche Linden in Brüssel und Anibr. Verschaf- felt in Gent ausgestellt haben sollen, haben wir leider nicht gesehen. 84. 85. Die 5 starken Palmen, welche man Graf Steenbock - Fermor verdankte, waren an- sehnliche Pflanzen. Als Einzelexemplare von bedeu- tender Stärke fanden sich ferner vor: Phoenix leo- nensis und Latania borbonica vom Freiherrn von ' Stieglitz, die erstere auch vom Grafen Steen- bock-Fermor, Ceroxylon andica vom Staatsrath Gromow und Caryota Rumphiana aus dem kaiser- lichen Garten von Strelna. 8G. Sehr interessant war zwar die Sammlung von Bambuseen aus dem botanischen Garten in Pe- tersburg, aber doch enthielt sie keineswegs alle in den Gärten befindliche Arten. Namentlich fehlten mehre, die wir in Angers in einer llandclsgärtnerei sahen und zum Theil in dem wärmeren Frankreich als Blattpflanzen fürs freie Land gebraucht werden. 87. 88. Lorbeerbäume waren mehrfach in schö- nen Exemplaren vorhanden; die Aufgabe von K.» Ru- palcn (^Khopaleu) war dagegen nicht gelöst worden. 206 89. bis 96. des Progranimes iinifasst Florblumeii, und zwar Cinerarien, Verbeneii, Heliotrop, Calceo- larien, Gesneraceen, Primeln, Aurikeln und Cycla- men's. In der Anzucht dieser Florblumen sind un- sere Gärtner wohl ohne Zweifel weiter, als die rus- sischen. Genannte Florblumen, soweit wir sie we- nigstens gesehen haben, waren niittelmässig, andere gar nicht vertreten. 97. bis 108. Dass Theophrasten als Einzelpflan- zen von vorzüglicher Schönheit sich vorfanden, ha- ben wir bereits gesagt; die Sammlungen, wie sie die Aufgabe verlangten, fehlten aber. Von Eriken ha- ben wir nur eine kleine Gruppe von 17 Arten, resp. Formen, ans dem botanischen Garten in Petersburg gesehen, ohne dass wir etwas für iins Bemerkeus- •werthes darin gefunden hätten. Azaleen und Rho- dodendren waren sehr schön und Hessen kaum noch etwas zu wünschen übrig. Es galt dieses besonders von den Azaleen, welche Ambr. Verschaffelt in Gent ausgestellt hatte. Trotz des langen Trans- portes, wobei leider viele Blüthen zu Grunde ge- gangen waren, erhielten sie allgemeine Bewunde- rung. 109. Von den 3 Araliaceen- Sammlungen war besonders die des Hofgärtners Grunerwald in Sua- menskoje reichhaltig und enthielt einige interessante Arten unter den 25 Pflanzen. Die des botanischen Gartens, welche der Obergärtner Audrejew aus- gestellt hatte, sowie des Gbergärtners Schröder in der landwirthschaftlichen Akademie in Moskau, wa- ren geringer au Werth. Interessant erschien uns eine Sammlung von 25 verschiedenen Epheu-Sorten des Kunst- und Handelsgärtners Heddewig in Pe- tersburg. 110. bis 122. Von Hortensien und Magnolien (chinesisch -japanische) war je eine Sammlung vor- handen, dagegen fehlten baumartige Päonien. Gold- lack und Levkojen waren schön, Reseda und Stief- mütterchen mittelmässig, Begonien ohne Bedeutung, ebenso die Cactus, insofern man nicht der Opuntia Rafinesqueana, welche der Fabrikant Reihlen iü Stuttgart 20 Jahre lang im Freien kultivirt hatte, einiges Interesse beilegte (s. übrigens vorig. Jahrg. d. Wochenschr. S. 157). Die Kamellien waren für die späte Jahreszeit schön zu nennen. Eine Bewer- bung um Gartennelken fanden wir nicht vor. 123. bis 131. Die Orangenbäume waren zum Theil schön gezogen, auch die kleineren Citrus chi- nensis. Hex scheint man in Russland nicht zu lie- ben, denn wir sahen nur eine Sammlung. Pelar- gonien, und zwar buntblättrige, sowie grossblühende, waren aber reichlich vertreten, und verdienten zum grossen Theil, besonders wenn man die schwierigen Veriiältnisse, unter denen sie gewachsen waren, be- rücksichtigt, Anerkennung. Tropacolum's fehlten ganz und gar; auch von Fuchsien war nur eine Sammlung vorhanden, ebenso eine von Deutzien. 132. bis 137. Schliesslich kommen wir zu den Rosen, für die C Aufgaben gestellt waren. Erst vor Kurzem hatten wir Gegenheit gehabt, eine vorzüg- liche Rosenflor in den Tagen vom -2. bis 5. Mai während der Ausstellung des Vereines zur Beförde- rung des Gartenbaues in Berlin zu sehen; was aber in den Tagen der zweiten Hälfte des Juni geboten war, übertraf unser Aller, die wir aus dem Auslande gekommen waren, Erwartungen. Schöner und kräf- tiger, als hier in den Sammlungen, konnte man die Rosen nicht im freien Lande schauen. Die Blumen waren ohne allen Tadel, gross und durchaus von schönem, wohlgefälligem Bau und traten um so mehr hervor, als auch das Laub untadelhaft erschien und kaum irgendwo den geringsten Makel zeigte. Leider sind wir nicht im Stande näher anzuge- ben, wer speziell die einzelnen Sammlungen ausge- stellt hatte, da erst sehr spät die Namen der Aus- steller an die Gruppen befestigt wurden und wir später es versäumten, diese uns aufzuschreiben. So sind wir aber auch der Schwierigkeit entgangen, über die einzelnen Sammlungen vergleichende Ur- theile zu fällen. Wir wollen offen gestehen, dass wir meist selbst nicht recht wussten, welcher Rosen- gruppe wir den Vorzug hätten geben sollen; einmal gefiel uns die eine mehr, das andere Mal w-euiger. Die Preisrichter haben ihr Urtheil wohl nach ihrer Ueberzeugung ausgesprochen und so mögen die, welche doch dieses haben möchten, es aus dem Pro- tokolle des Preisrichter-Amtes, welches uns bis jetzt noch nicht zugekommen ist, ersehen. Aber doch wollen wir die Namen derer, welche in der Rosentreiberei so Vorzügliches geliefert, we- nigstens nennen. Der Aufgabe: 40 Sorten in 100 Exemplaren, war 4 Mal entsprochen, und zwar durch Lorgus, den Obergärtner des Staatsrathes Dur- nowo (mit 85 Sorten), durch die beiden Hofgärtner Heydorn und Freundlich in Zarskoje Selo und durch den Handelsgärtner Stegemann in Peters- burg; der Aufgabe: 20 Sorten in 50 Exemplaren, hingegen nur 2 Mal, und zwar wiederum durch die beiden Hofgärtner in Zarskoje Selo. Dieselben hat- ten endlich auch 20 Sorten Thee- und Bourbonrosen in 50 Exemplaren ausgestellt. Neue Rosen, und zwar doppelt so viel als voi'- geschrieben war, nämlich 24 Sorten, verdankte man dem Hofgärtner Grunerwald in Snamenskoje, eine Sammlung von CentifoHen und Moosrosen, aus 50 Exemplaren bestehend, dagegen Ganschurow, dem Obergärtner des Freiherrn v. Stieglitz. Endlich waren noch 4 einzelne Roseustöcke von besonderer Schönheit vorhanden, und gehörten einer dem Hof- gärtner Freundlich in Zarskoje Selo, 3 aber 207 Grats cliew, Obergärtaer der Gebrüder Saposcb.- nikow in Petersburg. 138. bis 142. Boiiquete fanden sich recht hübsche vor. Auch ihnen Zeit zuzuwenden, war uns nicht möglich. Wir beniericen aber doch, dass die be- kannte Fabrik der Handelsgärtnerei von Schmidt in Erfurt durch mehrfache Einsendungen getrock- neter Blumen vortheilhaft vertreten erschien. 143. bis 154. Auch getriebene Früchte waren reichlich vorhanden. Dass die Treibereien in Pe- tersburg sich eines grossen Rufes erfreuen, ist eine bekannte Sache. Vor Allem waren Erdbeeren und Eierpflaumen schön. In Betreff von Weintrauben steht man jedoch in Petersburg sowohl dem, was in Paris, aber noch mehr, was in England hierin geleistet wird, weit nach. 155. bis 157. Aufbewahrte Früchte aus dem vorigen .Jahre waren mehrfach in wirklich schönen Sammlungen vorhanden. Besonders zeichnete sieh die Sammlung aus, welche von der württembergi- sehen Centralstelle für Laudwirthschaft in Stuttgart durch Dr. Nenbert ausgestellt war. Vor Allem zog aber eine Sammlung von Arten und Sorten von Früchten aus dem Geschlechte Citrus die Aufmerk- samkeit der Anwesenden auf sich. In dieser Voll- ständigkeit ist gewiss noch keine Sannnlung auf einer Ausstellung gewesen. Vor Allem interessant war die Janus-Orange, wo ein und dieselbe Frucht zum Tiieil Orange, zum Theil Citrone, war. jMan verdankte die Sammlung dem Professor Orphani- des aus Athen. Obststärarachen sah man mehrfach; auch eine Sammlung verschiedener Formenbäume, wie sie aller- dings nur für die südlicheren Länder Russlands passen, war aus Frankreich vorhanden, die Aner- kennung verdiente. An Hochstämmen war ohne allen Zweifel die Sammlung des Handelsgärtners Späth in Berlin die bei Weitem beste; nächst ihr zeichnete sich aber auch eine aus Riga durch vor- zügliche Anzucht aus. 158. bis 176. Die getriebenen Gemüse waren reichlich vertreten und in vorzüglicher (Qualität vor- handen. Das Nähere darüber zu berichten über- lassen wir denen, welche Zeit hatten, auch ihnen ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden und vielleicht auch eine bessere P^insicht davon besitzen, als wir. 177. bis 200. Gegenstände der Garten-Industrie, der Technik und der Hülfswissenschaften des Garten- baues waren reichlich vertreten und hätten wohl ver- dient, dass auch sie näher besprochen worden wären. Wir waren aber durch die Menge des dargebotenen Materiales an Pflanzen so sehr in Anspruch genom- men, dass wir von allem dem, was hier In grosser Auswahl geboten w;ir, nur sehr flüchtig Notiz neh- men konnten. Karf -llrauii's IMiöiui im -Hfjeiiipu. Wir haben zwar bereits vor 2 Jahren den Wein- bau im Rheingau besprochen (10. Jahrg. S. 157), kommen aber jetzt, wo uns wieder ein Sehriftchen darüber vorliegt, auf ihn zurück, da dasselbe noch Manches enthält, was früher von uns nicht erwähnt wurde, und da ferner der Rheingauer Weinbau von Jahr zu Jahr mehr Wichtigkeit erhält. Vorliegen- des Schriftchen von nur einigen Seiten über 2 Bo- gen Text gehört zu der Sammlung gemeinverständ- licher wissenschaftlicher Vorträge, welche von den Professoren Virchow und von Hol tz endo rf im Verlage der Lüderitz'schen Verlags-Buchhandlung herausgegeben sind und Tagesfragen aus allen Ge- bieten des menschlichen Wissens enthalten. Dass dergleichen Vorträge zur allgemeinen Bildung sehr viel beitragen, unterliegt keinem Zweifel, zumal wenn sie von Fachmännern, wie es meistens hier der Fall ist, abgefasst sind. Verfasser vorliegenden Vortrages ist zwar im eigentlichen Sinne nicht Fachmann, wie der Ver- fasser des früher besprochenen Büchelchens, aber für einen so anerkannten Natlonal-Oekonömen, wie Karl Braun ist, musste der Weinbau, vor Allem der unseres Vaterlandes, seine Aufmerksamkeit um so mehr in Ansprucli nehmen, als er ein Bewohner des glucklichen Gaues, der den Namen des Rhein- und Weingaues führt, ist. Die Erfolge, welche der rheingaulsche Weinbau in der neuesten Zeit gehabt hat, erfüllen auch ihn mit Stolz. Man darf sich deshalb nicht wundern, wenn er auch als Laie sich berufen fühlte, auf die Bedeutung des rheingauischen Weinbaues in einem besonderen Vortrage hinzuwei- sen. Allen denen, die sich darüber belehren wollen, können wir das Sehriftchen empfehlen. Wir erfahren aus ihm, dass schon zur Römer- zeit Wein gebaut wurde, also lange vor Karl dem Grossen, den sonst die Sage die ersten Weinstöcke am Rheine pflanzen lässt. Später waren es die Mönche, welche nach der Vertreibung der Römer sich mit grosser Aufmerksamkeit der Kultur der Weinrebe annahmen. Die Mönche haben uns also nicht allein die Wissenschaft der Alten, das Rein- geistige, mitten in der Barbarei erhalten, sondern hier und da auch beigetragen, dass die materiellen Freu- den des Altertluiincs auf ims kamen. Während die Benediktiner den Johannisberg bebauten, waren es die CIstcrzienser, welche in Eberbach sich vor Allem des Weinbaues bcflelssigtcn. Aus dem dortigen Kloster haben wir eine ^lenge Urkunden aus jener düstern Zeit des Mittelalters, welche uns nicht allein einen klaren Blick in die damaligen Kulturzuständc überhaupt, sondern auch In die Art und Weise der Rcbcnkuttur und der Weinbereitung, thun lassen. 208 Kloster Eberbacli hatte schon im 12. Jahrhun- dert einen bedeutenden Handel mit seinen Weinen: Bacharach und Köln waren die Stapelplätze, von denen aus der Wein weiter versendet wurde. Man erzählt, dass die Eberbacher Mönche sich schon im Jahre 1500 ein Weinfass von der Grösse dessen, das noch in Heidelberg gezeigt wird, anfertigen Hessen. Ihr üppiges Leben bekam ihnen allerdings, da der auf den Bauern lastende Druck sich damals freie Luft machte und auch in dem gesegneten Eheingaue Bauerntumulte hervorrief, sehr schlecht. Die Folge der unsicheren Zustände war leider, dass der Weinbau von Jahrzehnt zu Jahrzehnt im Rhein- gau mehr sank und 3 Jahrhunderte lang auf eine sehr lässige Weise betrieben wurde. Bis dahin scheint, wenn auch nicht immer vorherrschend, so doch in grösserer Menge (nach Braun) Vinum Francicum, d. i. ßothwein, bereitet worden zu sein, während Vinum hunicuni, d.i. Weissweiu, aus der Eiesslingstraube angefertigt, erst später in grösserer Menge vorkommt. Dass die Kiesslingstraube ein einheimisches Ge- wächs ist, auch wenn man nicht mit Braun an- nimmt, dass die Weinrebe im Rheingaue ursprüng- lich zu Hause sei, unterliegt keinem Zweifel, inso- fern diese als Produkt einer guten Kultur und mit Beihülfe der dortigen günstigen klimatischen, sowie der Boden -Verhältnisse allmählig entstanden und schliesslich auf die Höhe ihrer Beere gekommen ist, auf der diese eben jetzt steht. Diese Höhe datirt aber sicher nicht aus der neueren Zeit, sondern be- gann wohl damit, als man Auslese in den Beeren machte, um ein besseres Produkt zu erhalten. Mit Unrecht behauptet Braun, dass die Riess- lingsrebe mehr aushalte, als die anderen Sorten, da sie im Gegentheil empfindlicher ist; auch ist der Riesslingswein in schlechten Jahren, wo die soge- nannten weichen Trauben noch ein trinkbares Pro- dukt liefern, gar nicht zu geniessen. Wenn wir früher ausgesprochen haben, dass die Riesslingsrebe nicht ausserhalb des Rheingaues wächst, so bezieht sich dieser Ausspruch nur auf entfern- tere Gegenden, wo die klimatischen Verhältnisse an- ders sind. In benachbarten Distrikten hingegen, wie namentlich im Mosel- und Saarthai, neuerdings auch im Württemberg'schen, gedeiht sie bei sorgfältiger Pflege recht gut. Wir haben jetzt Moselweine, aus der Riessliugstraube bereitet, die den bessern Rhein- gau-Weinen ebenbürtig sind und bei den späteren (nach dem Ausspruche der Jury in Paris während der internationalen Industrie -Ausstellung) erfolgten Beurtheilungen in ihrem Werthc anerkannt wurden. Verkauf von Koniferen. Bei der grossen Nachfrage nach gut gezogenen Exemplaren von Koniferen erlauben wir uns auf eine Sammlung aufmerksam zu machen, die wohl ihres Gleichen suchen dürfte. Es ist dieses die Samm- lung, welche der leider auch für den Gartenbau viel zu früh verstorbene Kommorzieni-ath Reichenheim, einer der grössten Pflanzenliebhaber der neuesten Zeit, nach vielen Jahren zusammengebracht und mit grosser Sorgfalt zu dieser Vollkommenheit gezogen hat. Wer die letzte Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in der Reitbahn der Tattersal - Gesellschaft gesehen, wird sieh noch der hohen und schönen Koniferen erinnern, welche am Eingange rechts und links aufgestellt waren. Um auch denen, welche sie nicht gesehen, einen Begriff von der Schönheit und Grösse der Koniferen zu geben, wollen wir nur von einigen die Maasse anführen: 1. Araucaria Bidwilli: 20 Fuss hoch, 16 bis 18 Fuss Kronendurchmesser, Stan}mhöhe bis zu den untersten Aesten 3 Fuss. Ein Unikum. 2. Araucaria Cunninghamii: 20 Fuss hoch, 15 bis 18 Fuss Kronendurchmesser, Stammhöhe 4 bis 5 Fuss. 3. Araucaria Cunninghamii: 10 Fuss hoch, 8 bis 10 Fuss Kronendurchmesser, Stamndiöhe 1 bis 2 Fuss. 4. Araucaria imbricata: eine Prachtpflanze, 8 Fuss hoch, Stanimhöhe 2 Fuss, 8 Quirle; die ein- zelnen längsten Aeste sind 4 bis 5 Fuss, die wieder 4 bis 5 Mal verästelt sind, lang. 5. Dacrydium elatum: 14 Fuss hoch, 3 Fuss Stammhöhe, Durchmesser der Krone 4 bis 5 Fuss. 6. Libocedrus chilensis: Stammhöhe 1 Fuss, Kro- nendurchmesser 3 Fuss. 7. Cupressus funebris: 20 Fuss hoch, 2 Fuss Stammhöhe, 4 bis 5 Fuss breit. (Eine andere Pflanze 15 Fuss). 8. Thuja gigantea: 14 Fuss hoch, 2 bis 3 Fuss breit, Stammhöhe Ij Fuss; pyramidal. 9. Cupressus Knightiaua: 12 Fuss hoch, 2 Fuss breit; pyramidal. Ausserdem finden sich aber noch verschiedene Exemplare vor, welche wenig verbreitet sind. Der Raum erlaubt uns nicht, näher darauf einzugehen; wer sich aber dafür interessirt, wird von dem Ober- gärtner Leidner im Reichenheim'schen Garten (Tliiergartenstrasse 19) zu Berlin nähere Auskunft erhalten, und insofern es gewünscht, auch ein de- taillirtes Verzeichniss zur \'erfügung gestellt werden. Verlag von WiegauJt & Hempel in Berlin, Ziinraer-Strasse No. 91. Druck der C. Fe i s t er'seheu Buchdnickerei (L. Mewes), BtTlin, Wilbelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des Gartenbaues in den Konigl. Prenssischen Staaten für Ciärtiierei und Pflanzenkunde. Redakteur : Professor ll>i-. Ivarl lüoch, General-Sekretair des Vereines. No. 27. Berlin, den 10. Juli 1869. luhalt: Ueber Inschriften in Bäumen. — Die internationale Gartenbau-Ausstellung in Hamburg. Von Dr. L. Wittmack. — Semele androgyna (Ruscus) L. Eine Liane des Kalthauses. — Wredow's Gartenfreund. 12. Auflage. — Les Pro- menades de Paris. — Mittel gegen den Frass der Vögel und Hasen. Sonntag, den 18. Juli, Vormittags 11 Uhr, findet eine General- Versammlung im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) statt, wo über den Antrag, beide Ausstellungen des Vereines im nächsten Jahre wieder zu vereinigen, Beschluss gefasst werden soll. Meöer 3nfdjrifteii in Jiäuiiicii. Es war vor einiger Zeit in einer Sitzung des Vereines eine Inschrift, welche mitten in einem Baume aufgefunden war und das Interesse der An- wesenden in Anspruch nahm, vorgelegt worden. Seitdem liat Göppert in Breslau den Gegenstand in einem besonderen Schriftchen ,,übcr Inschriften und Zeichen in lebenden Bäumen" behandelt. Dem vorigen Jahrhunderte war es vorbehalten, über diese interessante Erscheinung die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen anzustellen, während früher schon Inschriften mitten im Holze wohl häutig beobachtet, aber meist nur als Wunder angesehen wurden. Ge- wiss kommen diese Inschriften noch häufiger vor, als man glaubt, da das Einschneiden seiner Namen mit der Jahreszahl eine uralte Sitte des Menschen ist; es wird nur bei dem Spalten des Holzes wenig darauf geachtet und es bleiben dergleichen Inschrif- ten meistens imbemerkt. Gewöhnlich dienten Bäume mit glatter Binde dazu, vor Allem Kothbuchen. Geschah der Ein- schnitt nur oberflächlich und durchdrang nicht die Rinde bis zum Splinte, so verwuchsen dergleiciicn Verletzungen bald wiederum und zeigten schon nach kurzer Zeit nicht mehr die geringsten Spuren. Et- was Anderes aber war es, wenn der Schnitt durch die ganze Kinde ging und mehr oder weniger den Splint verletzte. In diesem Falle füllte sich zwar ebenfalls die Wunde mit Holzstoff, es blieb aber der Einschnitt auci) für spätere Zeiten siclitbar. Solcher Beispiele beschreibt Göppert 2 sehr genau uihI gibt auch zur besseren Erläuterung bildliche Dar- stellungen dazu. Diese Art von Einschnitten, wie sie Göppert in beiden Fällen be.schreibt, ist jedoch in mancherlei Hinsicht verschieden von dem Einschnitte, der uns vorliegt und in der Sitzung vom 4. April von uns vorgezeigt wurde, er ähnelt dagegen einem dritten von Göppert nur kurz berührten Beispiele, wo eine nicht tief in die Rinde gemachte Inschrift nach 4 Seiten hin durch 4 bis in das Holz gehende und im rechten Winkel zu einander stehende Schnitte in eine Art Rahmen gefasst wird. Durch die 4 ein Viereck einschliessendeu Schnitte wurde ein Stück der Oberfläche von dem übrigen Stamme isolirt und konnte nicht weiter ernährt werden. Da die mitten im Rahmen befindliche Inschrift in Folge des Abschlusses der den geläuterten Nah- rungssaft einschliessendeu Zellen nicht alsbald aus- gefüllt werden konnte und überhaupt aus gleicliem Grunde die viereckige Rindenschicbt mit dem unter ihr liegenden Kambium und den ersten Splintschicli- ten absterben nuisste, der Baum aber ausserdem all- jährlich durch eine neue Ilolzschicht zunahm, so bildeten sich an den äussersten Seiten der Wund- ränder des Rahmens Wülste, die nicht allein zu- nächst die 4 tiefen Schnitte ausfüllten, sondern auch die Oberfläche des todten MittelstUckes so über- lagerten, dass dieses ganz bedeckt wurde und von aussen nicht mehr sichtbar war. Nachdem dieses geschehen, konnten erst die Jahresringe wieder rings um den Stamm gehen und sich demnach auch über das abgeschnittene Stück im Rahmen lagern. 27 210 Der Einschnitt der Inschrift mit dem Eahmen ■war im Jahre 1726 geschehen und bis zum Jahre 1837, wo der Baum im Düsterbrooker Holze bei Kiel abgehauen wurde, von einer Holzschicht von 4 bis 5 Zoll überdeckt worden. Als der gefällte Baum weiter gespalten wurde, bemerkte man plötz- lich das besagte Rindenstück inmitten des Holzes. Man fand ferner, dass die Oberfläche der einge- schlossenen Rindeuschicht zwar bedeckt, aber durch- aus nicht mit der darauf liegenden Holzschicht ver- wachsen war, obwohl die Buchstaben H A L und darunter die Jahreszahl 1726, aber auch der ein- geschnittene Rahmen von Holzsubstanz ausgefüllt er- schienen und diese (versteht sich verkehrt) dieselbe Inschrift mit dem Rahmen, aber natürlich erhaben, zeigte. Professor Nolte in Kiel, welcher das betreffende Stück Holz bei Gelegenheit der 1846 daselbst ver- sammelten Naturforscher vorlegte*), will 110 Jahres- ringe in der die Inschrift bedeckenden Holzschicht gezählt haben. Es wäre demnach, mit dem oben Mitgetheilten nicht übereinstimmend, sondern in dem- selben Jahre, wo wahrscheinlich im Winter oder im Vorfrühlinge der Einschnitt gemacht worden, schon ein vollständiger Jahresring und nicht alhnäh- lig eine feste, unregelmassige Holzschicht über die Inschrift gelegt worden. Wir haben leider das Nolte'sche Stück Holz mit der Inschrift nicht ge- sehen und vermögen daher, so lauge wir nicht eigene Untersuchungen angestellt haben, auch kein Urtheil darüber auszusprechen. Sollte aber in der That schon im ersten Jahre sich eine vollständige Decke über die ganze 6 Zoll breite, 5 Zoll hohe und i Zoll dicke Rindenschicht gelagert haben, so müsste diese Decke erhöht, d. h. über dem Niveau der gesunden Rinde, gewesen sein, denn die Stärke eines Jahresrin- ges hat noch nicht die Stärke der Rinde. Bei Ueber- wallungen sind ferner sonst, soweit wir wenigstens Untersuchungen angestellt haben, keineswegs gleich im Anfange regelmässige Jahresschichten vorhanden, sondern die Holzsehicht bildet sich zunächst unre- gelmässig und ähnlich wie bei Masergebilden. Erst später, nach geschlossener Ueberwallung, entstehen wiederum regelrechte Jahresringe. So ist es wenigstens bei der Holzschicht der Fall, welche die uns zu Gebote stehende Inschrift überdeckt hat. Der innerste, gegen l Zoll dicke Theil lässt nur nach aussen hin einigermassen re- gelmässige Lagerungen erkennen, ausserdem erseheint dichte Holzmasse mit undeutlichen und unregelmäs- sigen Lagerungen. Nach den Seiten zu ist die Ma- serschicht etwas dicker, als in der Mitte, so dass es *) Amtlicher Bericht über die 24. Versammlung deutscher Naturforscher uud Aerzte in Kiel im Jahre 1846, S. 202. scheint, als wenn die Ueberwallung hauptsächlich von da aus geschehen wäre. Es stimmt, wie man sieht, dieser Befund mit der gleich anfangs ausge- sprochenen Ansicht überein. Diese unsere Inschrift, aus einem einfachen 5 Zoll hohen, fast o Zoll breiten und ziemlich ä Zoll tiefen Z bestehend, unterscheidet sich übrigens von der eben näher beschriebenen , dass dem Stamme zuvor auf dem bestimmten Räume die Rinde weg- genommen und die Einschnitte unmittelbar in den Splint gemacht wurden. Die Schnitte selbst müssen mit einem scharfen Messer gemacht sein ; die Ein- schnitte hingegen bilden eine nach unten spitz zu- laufende Rinne, welche bei dem schiefen Striche des Z 5, bei den beiden wagerecht Hegenden obern und untern Strichen hingegen 7 Linien Breite be- sitzen. Das ganze Stück Holz mit dem Einschnitte, welches uns zur Verfügung steht, hat dagegen eine Länge von 8 und eine Breite von fast 4 Zoll, die rindeufreie Stelle muss aber wenigstens breiter, wenn nicht auch höher gewesen sein, da das darauf lie- gende besagte HolzstUck schon 5 Zoll Breite hat.. Es ist zu bedauern , dass nicht das ganze rinden- freie Inschriftenstück und ebenso nicht das ganze, dieses deckende Holzstück mit einem Theil des nicht verletzten Stammes vorhanden ist. Interessant ist ferner, dass unser Inschriftenstück nicht Buche, sondern Eiche ist. Wegen der nicht glatten, sondern sehr rauhen und rissigen Rinde, welche besonders alte Eichenstämme haben, sah man sich auch gezwungen, erst die Rinde wegzunehmen, wenn man ein erkennbares Zeichen einschneiden wollte. Man erzählte uns, dass der betreffende Eichenbaum zu dem Wörlitzer Forste bei Dessau gehört habe und bei den noch im Anfange dieses Jahrhundertes gebräuchlichen Parforce- Jagden zu einem bestimmten Stelldiehein benutzt worden sei. Zur Unterscheidung von anderen Stelldicheins habe man den Buchstaben Z in den Baumstamm einge- schnitten und, wie bereits erwähnt, der grösseren Deutlichkeit halber zuvor die dicke, rissige Rinden- schicht weggenommen. Mit den beiden Inschriften, welche in oben ge- nanntem Schriftchen ausführlich beschrieben sind, verhält es sich insofern anders, als die Verwundung, da weder Rinde isolirt, noch weggenommen wurde, viel geringer ist und die Ausfüllung der verletzten Stelle rascher und wohl stets noch in demselben Jahre geschieht. Jeder neue Jahresring senkt sich in den Splint hinab und trägt demnach, wenn man ihn herauslöst, die Inschrift auf der inneren Seite erhaben, auf der äusseren hingegen vertieft. Da mit der Zeit der Schnitt nothwendiger Weise mit der übrigen Oberfläche sich ausgleichen muss, weil die Tiefe des Schnittes natürlich mit jedem Jahre. 211 geringer wurde, so sieht man schliesslich gar keine Spuren weder im Holze, noch in der Rinde. Diese Inschriften sind zur Erklärung des Wachs- tliumes unserer Gehölze ausserordentlich wichtig. Die Frage, ob der Stamm des Baumes sich in Folge eines interkalaren Wachsthumes noch streckt, wird bei genauer Beschreibung der auf einander liegen- den, mit Inschriften versehenen Jahresringe deshalb verneint, weil die Buchstaben, Zahlen und sonstigen Zeichen, mögen sie sich auf den innersten oder auf den äussersten Jahresringen befinden, stets eine gleiche Länge haben. Etwas Anderes ist es mit der Breite der Zeichen, die um so mehr zunimmt, je mehr die Jahresringe nach aussen liegen. In den beiden Beispielen, von denen Göppert spricht, hatte die Breite schliesslich um das Doppelte zugenom- men. Während die Rinne des Einschnittes bei der Zahl 1 z. P>. 185^ Linie breit war, hatte sie in der äussersten Schicht eine Breite von 26 Linien. Die Zahl 8 besass in der Mitte der oberen Schlinge an- fangs eine Breite von 14, in der Mitte der unteren hingegen von 16 Linien, während sie ganz nach aussen 2 u. r g-. Von Dr. L. Wittmack. Bei einem kurzen Aufenthalte in Hamburg hat- ten wir Gelegenheit, den Platz, auf dem die Aus- stellung vorbereitet wird, eingehend zu besichtigen und waren wirklieh erstaunt über die grossartigen Vorkehrungen, die hier bereits getroffen sind. Was die seit vor Weihnachten des letzten Jahres kar- renden Arbeiter geleistet, zeigte sich jetzt an den mannigfachen Umwandelungen, und wer, wie Refe- rent, selbst Hamburger ist, kann nicht genug stau- nen . wie der Wall beim Stintfang und der Stadt- graben daselbst sich verändert haben. Günstiger hätte wohl nirgends ein Terrain ge- funden werden können, wie hier. Der ganze Raum zwischen dem Miliern- und Hafenthore ist dazu be- nutzt. Eine weite liebliche Thalfiäche, rings von Anhöhen umschlossen, bietet sich beim Eintritt in die Ausstellung dem Auge dar. Durch sie zieht sich der auf einem engeren Raum als früher be- schränkte Stadtgraben hin, dessen Ufer in anmuthiger Weise ausgebuchtet sind. Mehre Inseln, durch Holz- und Eisenbrücken unter sich und mit dem Ufer ver- bunden, bieten hier wieder Ruhepunkte dar, wäh- rend gegen das Ende des Thaies eine hohe Gitter- brücke die ganze Tiefe überspannt. Auch die von den Besuchern der Petersburger Ausstellung wegen ihrer einfachen Konstruktion so sehr bewunderte kaukasische Brücke auf der Villa Gromow wird durch eine vom Fabrikbesitzer Eckert in Berlin auszustellende Nachbildung vertreten sein. Vom Thale aus steigt das Terrain allmählig immer höher hinan, an einzelnen Stellen sind sogar ganz steile Böschungen aufgeschüttet, gegen welche die früheren Abhänge des Walles durch ihre gro- teske Anlage höchst vortheilhaft hervortreten. Von den verschiedensten l'unkten hat man die lieblichsten Aussichten; besonders schön aber ist die Aussicht vom Stintfang aus. Welcher Fremde, der in Hamburg war, hätte niciit den Stiutfang besucht und seinen Blick schweifen lassen über die ihm zu Füssen hinfliessende Elbe und den Hafen mit seineu Hunderten von Schiften, deren Masten einem grossen schwimmenden Walde zu vergleichen! Jenseits der Eibe sieht er die blauen Hügel des die Bahn der- selben begrenzenden Höhenzugs im Hannoverschen, elbabwärts aber den Strom, wie er sich immer mehr und mehr verbreitert und endlich am Horizont ver- schwindet. Das Alles schaut man auch jetzt: aber zu die- sem ist nun noch der herrliche Blick rückwärts ge- 27* 212 kommen auf das anmuthige Ausstellung^ - Terrain, das man von diesem Punkte ganz beherrscht. Nur eine hohe zweistämmige Esche am Rande des Was- sers, die aus Pietät gegen die alten Bäume, wie man uns sagt, stehen bleiben soll, hindert den Blick nach einigen Stellen hin. Der Baum scheint aber glücklicherweise aussterben zu wollen; ein so grosser Liebhaber von Bäumen wir auch sind, in diesem Falle möchten wir fast wünschen, dass der Baum ausginge; eine Zierde der Ausstellung würde er nie sein, da er auf die umgebenden Beete drückend wirkt. Was nun die Bepflanzuug selbst anbetrifft, so gewinnt man schon ein ziemlieh klares Bild von dem, was da werden soll. Wir sehen beim Eingange vom Wall aus eine grosse Gruppe von Koniferen zur Dekoration, alsdann, uns rechts wendend, mehre Beete mit Georginen an verschiedenen Punkten zer- streut. Es ist erfreulich , dass unsere tüchtigsten Georgiuenzüchter sich entschlossen haben, nicht blos abgeschnittene Georginen, sondern auch ganze Pflan- zen zu bringen. An einer Fuchsienhecke vorüber kommen wir zu einem reichen Sortiment buntblättriger Zierbäume und Sträucher, nebst einigen Trauerbäumen u. dgl. Dann folgen Eosen in den verschiedensten Sorten, Hochstämme und niedrige. Von letzteren wird na- mentlich ein schönes Parterre, umfasst von Louicera brachypoda, sich sehr effektvoll ausnehmen, da Sor- ten gewählt sind, die im Herbst leicht blühen. Zwei einander gegenüberliegende reiche Rosengruppen, die eine alles Gloire de Dijon, die andere nur Ma- r^chal Niel, werden gleichfalls gewiss sehr interes- sant sich ausnehmen. Es folgen weiterhin dann wieder Gruppen kleinerer Zierbäume, zum Theil neue Sorten, darauf wieder grosse Rosensortimente, Gla- diolen u. s. w. Auf einer der Inseln sahen wir Trauerbäume verschiedener Art, auf einer anderen kleine Paii- lownien. Ein grosser Theil des östlichen nach der Stadt zu gelegeneu Thalrandes ist für die Koniferen bestimmt. Weiter oben an dieser Seite finden wir ein hübsches Teppichbeet, einen öeckigen Stern, nach neuer einfacherer Weise arrangirt. An einem Springbrunnen vorbei gelangen wir an die Stelle, wo das Gewächshaus entstehen soll und weiter nach dem Stintfang hin an das grosse oben geschlossene Wasserreservoir, das überdacht und mit einem Theil des herumführenden Weges zur Obst- halle hergerichtet wird. Am Abhänge des Stintfanges, ebenfalls nach der Stadtseite zu, sehen wir alsdann ein reiches Sorti- ment von Obstbäumen aller Arten in vorzüglicher Zucht. Sollten wir die Namen alle nennen , die jetzt bereits in Hamburg vertreten sind, wir vermöchten es nicht. Harms (Eimsbüttel), Raedel & Haen- sel, Gross (Borstel), sämnitlich bei Hamburg, Pitt (Wernigerode), Siekmann (Köstritz), Halvens & Engelmann ( Zerbst) , Souchet (Paris) sind nur einige derselben. Besonders ist ferner zu nennen die pomologische Gesellschaft zu Boskoop in Hol- land, die sich in der mannigfachsten Weise mit Obst- und Ziergehölzen betheiligt. Auch aus über- seeischen Ländern stehen reiche Einsendungen be- vor; aus Puerto Caballo sahen wir bereits eine baumartige Euphorbie, die aber wohl schwerlich bei dem jetzigen kalten Wetter aushalten dürfte. Vor Allem verdient aber der Schöpfer der gan- zen Anlage, der Baumschul - Besitzer Jürgens in Nienstedten bei Hambui-g, der schon beim Hambur- ger zoologischen Garten- sein Talent in der Land- schaftsgärtnerei so glänzend zeigte, für die gelungene Herstellung die vollste Anerkennung. Wie schön die Ausstellung werden wird, wenn erst die Gewächshauspflanzen, die Blumen des freien Landes, das Obst und das Gemüse vorhanden sein werden, — wer vermöchte das jetzt schon zu sagen! Hoffentlich kommt von Allem sehr viel. Der Ober- gärtner Krämer hat bei Gelegenheit se'ner Reise nach Petersburg Alles gethau, um noch immer mehr Aussteller heranzuziehen, luid es sind ihm überall die besten Zusicherungen ertheilt. Wünschen wir denn im Interesse der gesammten Gärtnerei, die immer mehr und mehr in den ver- schiedensten Ländern in Ansehen kommt, dass auch von Preussen aus die Beschickung eine recht rege werde, und bei der Theilnahme, die selbst unsere Königsfamilie für diese Ausstellung zeigt, wird eä auch daran gewiss nicht fehlen. Senicle aiidrogyna (Rnscus) L. Eine Liane des Kalthauses. In dem sogenannten Winterhause des botanischen Gartens zu Berlin befindet sich seit Jahren schon eine holzige Liane mit immergrünen und freudig- grünen Blättern, welche eine mitten darin stehende Säule überzieht und diese völlig bedeckt hat. Selbst der Epheu vermag nicht in dieser Weise etwas so rasch zu bekleiden. Dass diese Pflanze auch gärt- nerischen Werth besitzt, unterliegt keinem Zweifel- und doch finden wir sie nirgends, weder von Lieb- habern kultivirt, noch auch in den Verzeichnissen der Haudelsgärtner aufgeführt. Semele androgyna wurde bereits zu Anfang des vorigen Jahrhundertes von den kanarischen In- seln nach England gebracht, wo sie zuerst sehr geachtet wurde. Dillen ins bildete sie bereits in 213 seinem Hortus Elthamensis ab, und Miller sowohl, wieLinn^, kenneu sie ziemlich genau. Sie scheint jedoch bald vergessen worden zu sein, denn sie wird später kaum noch erwähnt. Eben deshalb halten wir es für unsere Pflicht, auf die Pflanze von Neuem aufmerksam zu machen und sie der ^'erges- senheit zu entreissen. Sie gehört zu den abnormen LiiienbliUhlern, wo die Zweige die breitgedrückte Form von Blättern annehmen und früher auch für solche gehalten wur- den. Während bei den verwandten Ruscus -Arten die Blütlien aus dem Winkel eines Deckblattes, das in der Mitte der Ober- oder Unterfläche des blatt- artigen Zweiges aufsitzt, hervorkommen, iiaben sie hier an dem Rande des letzteren ihren Ursprung. Aehnliche Erscheinungen haben wir übrigens bei den Dikotvlen ebenfalls, und zwar bei einem Ge- nus, das Linn^ deshalb Phyllantlius, d. h. Blatt- blüthe, nannte, später aber als Xylophylla (d. h. Holzblatt) bezeichnet wurde. Diese scheinbaren Blätter der Semele- und Rus- cus-Arten führen in der W^issenschaft bisweilen den Namen Cladodien, ein Wort, das aus klados, d.h. Zweig (ähnlich dem Worte PhjUodien aus Phyllon) gebildet worden ist, und gebeu wiederum ein Bei- spiel von der 5Iannigfaltigkeit in der Bildung der Pflanzentheile, welche wir in der Regel nach dem, wie sie bei uns vorkommen, beuvtheilcn. Darnach sind die Stengel, Aeste und Zweige in die Länge gestreckt und meist stielrund; als Blätter bezeichnen wir dagegen flache Organe. W^ir nennen deshalb im gewöhnlichen Leben die Blätter unserer Nadel- hölzer nicht Blätter, sondern Nadeln. Fassen wir nur gärtnerische und speciell ästhe- tische Zwecke einer Pflanze in's Auge, so ist es auch ganz gleichgültig, ob wir die über 4 Zoll lan- gen und im unteren Drittel fast 2 Zoll breiten und gleich einem Blatte flächenartig zusammengedrückten Organe, welche in 2 Reihen an den Aesten stehen, Blätter oder flachgedrückte Zweige nennen, — der Effekt freudig-grüner und in der Jugend etwas glän- zender Flächen bleibt derselbe und wird noch da- durch erhöht, dass die aus der Erde hervorkom- menden Stengel oder Hauptäste sehr rasch wachsen und bald die Höhe von 20 und einigen Fuss er- reichen können. Sic verästeln sich zwar nicht sehr, treiben aber doch zahlreiche, mit einander abwech- selnde und sich nicht weiter theilende Aeste von gegen 2 bis 3 Fuss Länge, welche das Ansehen grosser, gefiederter Blätter besitzen, weil die flach- gedrückten und blattartigcn Zweige nur auf 2 ein- ander gegenüber liegenden Seiten hervorkommen. Semele androgyna ist aber ausserdem noch gärtnerisch intercspant. Sie hat nämlich einen star- ken, etwas fleischigen Wurzelstock, aus dem die be- reits beschriebenen Stengel, resp. Hauptäste, hervor- kommen. Diese Stengel sind holzig und dauern mehre Jahre hindurch, bevor sie absterben und durch neue ersetzt werden. An den Rändern der blattartig -zusammengedrückten Zweige entwickeln sich die hellgelben Blüthen einzeln oder büschel- förmig. Es verhalten sich hinsichtlich der Dauer diese Stengel zum Theil ähnlich den sogenannten periodischen Pflanzen, zu denen unsere Sommerge- wachse, aber auch die Bananen, Agave americana n. s. w. gehören, nur dass sie auch, nachdem sie Früchte hervorgebracht haben, noch einige Jahre dauern, bevor sie absterben. Aehnliche Erscheinun- gen von nur eine Zeitlang dauernden holzigen Sten- geln kommen übrigens auch bei Dikotylen vor. Mehre Rubus-Arten, Kerria japonica und einige an- dere Sträucher treiben holzige Stengel, die aber absterben, nachdem sie geblüht und Früchte her- vorgebracht haben. Die holzigen Stengel unserer Himbeere sind bekanntlich nur zweijährig. Linne beschrieb die Art als Ruscus andro- gvnus. Unter Ruscus vereinigte er strauchartige, holzige Pflanzen, wo die Blüthen auf den Flächen oder am Rande der Blätter hervorkommen und in Betreff' ihrer einzelnen Thcile die Dreizahl haben. Mit Ausnahme dieser einzigen Art enthält das Ge- nus nur Pflanzen getrennten Geschlechtes; eben deshalb nannte Linnd diese Ruscus androgvnus d. h. mit Zwitterblüthen. Diese Angabe ist jedoch, wenigstens nach den uns zu Gebote stehenden Exemplaren, nicht richtig, denn bei all' den Blüthen, welche wir untersucht haben — und deren Zahl ist nicht klein — fanden wir den Stempel verkümmert. Dass aber auch Zwitterblüthen hier und da vorkommen müssen, er- sieht man daraus, dass bisweilen sich auch Beeren an der Pflanze befinden. Semela androgyna ist demnach wenigstens polygamisch. Das Vorkommen der polygamischen Blüthen au den Rändern der vermeintlichen Blätter oder Cla- dodien bestimmte den Professor Kunth in der Be- arbeitung der Lilien (im weitereu Sinne) ein bestimm- tes Genus aus Ruscus androgynus zu bilden und ihm den Namen Semele zu geben. Wir haben schon früher einmal erwähnt, dass Kunth bei der Bear- beitung seiner Enumcratio plantarum sich oft ge- zwungen sah, neue Genera aufzustellen und sich nicht selten in Verlegenheit befand, auch die Namen herbeizuschaffen. Li dieser Vcr](;genheit nahm er seine Zuflucht zur griechischen Mythologie und über- trug die Namen von Göttern und Helden auf Pflan- zen-Genera. Es ist dieses übrigens ein Verlalircn, das vor ihm schon Herbert bei den Amaryllideeu, noch früher im Allgemeinen Salisbury, in Anwen- dung gebracht hatte. Durgleichen Namen haben 214 unbedingt einea Vorzug vor deu schwerfälligen, welche man heut' zu Tage einer fremden, meist der griechischen Sprache entlehnt, schwer zu merken sind und oft schliesslich bei deu Fortsehritten der Wissenschaft, selbst wenn sie anfangs noch so pas- send gebildet waren, nicht mehr entsprechen, weil sie als etwas Bekanntes sich auch leicht behalten lassen. Was den Genus - Namen anbelangt, den Kunth dem Ruäcns androgynus gab, so war Se- mele eine Tochter des Cadmus und Mutter des Bacchus. Wir sind gewöhnt, unsere Lilien als krautartige Pflanzen zu betrachten, welche aus Zwiebeln oder Wurzelstöcken hervorkommen. Es gibt aber auch deren, wo der Stamm baumartig wird und nach dem Blühen nicht abstirbt, dagegen nicht selten eine Höhe von 20 und mehr Fuss erreichen kann. Hier haben die Blätter aber noch die Form derer, wie ■wir sie bei den Monokotylen zu sehen gewohnt sind, nämlich in die Länge gezogen, mit parallelen Längsnerveu versehen und keinen besondern Stiel, der an der Basis gegliedert wäre, besitzend. Zu diesen baumartigen Lilien gehören die Dracäneen und Yukken. Die Abtheilung von Lilienpflanzen (im weiteren Sinne), zu denen auch unsere Semele androgyna gehört, weicht aber noch weit mehr von der ur- sprünglichen Lilienform ab und unterscheidet sich von diesen baumartigen Lilien dadurch, dass der holzige Stengel sich gleich anfangs verästelt oder in Form von Lianen erscheint. Die Blätter sind nicht allein gestielt, sondern bisweilen auch mit einer netz- artigen Aderung versehen. Auch werden sie, wie bei Ruscus und Semele, durch flachgedrückte Zweige vertreten. Diese Pflanzen bilden die Sinilaceen. Wie die Form der Blüthen bei den echten Li- liaceen sehr verschieden und ausserdem gross und klein ist, so findet dieses auch bei den Smilaceen statt. Im Gegensatz zu den kleinen Blüthen bei Ruscus und Smilax sind diese beispielsweise bei La- pageria sehr gross und schön gefärbt, so dass sie selbst einer Lilie nicht nachstehen. Die Form der Blüthe und der Bau der Frucht reicht daher bei den Monokotylen keineswegs aus, die Familien zu begründen; weit wichtiger ist das ganze Ansehen der Pflanze. Die Blüthen von Or- uithogalum, Anthericum, Asparagus und Smilax sind oft einander so ähnlich, dass, wollte man nur hierauf Gewicht legen, die Arten derselben zum Theil nicht einmal generisch von einander getrennt werden könnten. Wegen der glockenförmigen Blüthenhülle der Yukka-Arten hat man diese in die Nähe der Tulpen gestellt und doch sehen sie zum Theil ohne Blüthen den Dracäneen so ähnlich, dass man sie kaum von ihnen unterscheiden kann. Wredow's liartenfrennd. nach den neuesten Erfahrungen vermelirt vou (iaerdt und Neide. Wir haben das beliebte Gartenbuch, welches zu- erst im Jahre 1818 erschien und bis jetzt 12 Auf- lagen erhalten hat, bereits in früheren Ausgaben besprochen und Liebhabern empfohlen. Keineswegs haben wir zwar sonst die Ansicht, dass ein Buch, welches in mehrern Auflagen erschienen ist, also buchhändlerischeu Werth hat, d. h. sich gut verkauft, auch immer einen besonderen inneren Gehalt haben müsste, denn die Erfahrung lehrt uns in der Regel grade das Gegentheil, dass oberflächliche Werke, wenn deren Verfasser seine Leser nur geschickt zu nehmen weiss, von der grossen Menge meist lieber gekauft werden und daher dem Verleger mehr Geld einbringen, als gediegene, welche den Geist des Lesers in Anspruch nehmen und diesen zu denken zwingen. Mit vorliegendem Buche verhält es sich jedoch anders. Wegen seiner Brauchbarkeit und we- gen seines inneren Gehaltes erhielt es bei einfacher Schreibweise und ohne auf grosse Gelehrsamkeit Anspruch zu machen, schon anfangs mit Recht den Beifall aller derer, welche mit Pflanzen und Blumen sich beschäftigten und diese gern in gutem Zustande haben möchten. Nach dem Verlaufe eines halben Jahrhundertes hat das Buch, wie gesagt, die zwölfte Auflage erhalten; seine jetzigen Herausgeber haben sich nicht umsonst gemüht, ebenfalls Anerkennung zu finden. Eine Vcrgleichung der 12. Auflage mit der 11., und noch mehr mit den frühern, zeigt, wie die Verfas- ser dahin gestrebt haben, nach allen Richtungen hin den Ansprüchen der jetzigen Zeit zu genügen. Die Einleitung ist völlig umgearbeitet und gibt, was ein Laie zu wissen nothwendig hat. Erklärlicher Weise musste ihr auch gegen früher im Buche selbst mehr Raum zugewendet werden. Die einzelnen Kapitel haben nicht allein bedeutende Weiterungen erfahren, sondern es machten sich auch neue nothwendig. Der Blumengarten nimmt den grössten Theil des Buches ein und scheint nicht allein mit beson- derer Vorliebe bearbeitet zu sein, sondern man sieht auch, dass der eine Verfasser des Werkes, dem sei- ner Stellung nach schon die Bearbeitung zufiel, sich allenthalben mit den neuen Einführungen vertraut gemacht hat. Es ist heut' zu Tage aber keine Kleinigkeit, sich grade hier auf dem Niveau der Zeit zu erhalten. Man braucht nur das Verzeich- niss der neuen Pflanzen, welches alle Jahre in der Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde ver- öffentlicht wird, durchzusehen, um einen Begrifl^ da- von zu haben, was dazu gehört. Dankenswerth ist, dass bei den wissenschaftlichen 215 Namen der beschriebenen Pflanzen aucli die Aus- sprache oder vielmehr die zu betonende Sylbe an- gegeben ist. Leider werden die Namen, und zwar nicht etwa aliein von Laien und Gärtnern, selbst von Botaniitern, sehr oft unrichtig betont. Man kann diesen LTebelstand gar nicht genug rügen. Auch die in unserem Buche gegebene Ableitung der Na- men hat ihre Berechtigung, denn es unterliegt kei- nem Zweifel, dass sich jeder Name leichter merkt, wenn man seine Abstammung kennt. Wir hätten nur gewünscht, dass sie etwas ausführlicher geschehen und dadurch belehrender geworden wäre. Dass hin- ter dem Namen der Pflanze auch der Name des Botanikers, welcher die Art als solche zuerst be- schrieben und veröffentlicht hat, angegeben ist, bil- ligen wir ebenso, als dass hier und da auch eine Abbildung citirt ist. Die alphabetische Eeihenfolge der Namen, welche bei der Beschreibung der Pflanzen angenommen wurde, ist im Allgemeinen ganz gut, da man sich zu sehr daran gewöhnt hat und auch die meisten Laien eine zu geringe Kenntniss von den natür- lichen Pflanzen - Familien besitzen. Sie hat aller- dings den grossen Nachtheil, dass sehr nah' ver- wandle Arten oft weit von einander entfernt stehen, wie z. B. Agathosma und Diosma. Es kommt noch dazu, dass die AgathosmaArtcn sehr oft auch unter dem Genus -Diosma aufgeführt werden und man dann die Pflanze vergebens unter der ersteren Be- nennung sucht. Es wäre deshalb wohl gut gewesen, wenn in diesem Falle bei Diosma zu gleicher Zeit auch auf Agathosma hingewiesen worden wäre. In den Familien, wo über die Bedeutung und über den Umfang der Genera, selbst unter den Bo- tanikern, eine Meinungs-Verschiedenheit herrscht und dieselben Arten bald unter dem einen, bald unter dem anderen Genus -Namen aufgeführt werden, ist der Verfasser von seinem ursprünglichen Plane ab- gewichen und zählt die Arten unter dem Namen der Familie, welche alphabetisch eingereiht ist, mit der ihm am meisten zusagenden und am häufigsten verbreiteten Benennung auf. Wir wissen z. B., dass in der Nomenklatur der Orchideen eine nicht geringe Verwirrung herrscht. Oft scheint es wirklich, als wenn eine Umänderung des Namens nur geschehen wäre, um den eigenen Namen dahinter glänzen zu sehen. Schon deshalb sollte unser mehrfach aus- gesprochener Vorschlag, nicht den Namen des Bo- tanikers, der eine Veränderung in der Benennung hervorruft, und wenn sie noch so sehr wissenschaft- lich begründet ist, sondern stets den des Botanikers, der wirklich die Pflanze zuerst bekannt gemacht hat, hinter den Namen der letzteren zu setzen, mehr Berücksichtigung finden. Wir sind überzeugt, dass mit der allgemeinen Annahme unseres Vorschlages der Missbrauch bald aufhören würde. Nicht minder ist die Verwirrung in der Nomenklatur dadurch er- höht worden, dass nicht wenige Botaniker ohne ge- naue Prüfungen Umänderungen von Namen vor- nehmen und neue Benennungen geben, ohne dazu berufen zu sein, da ihnen in der Regel nicht ein- mal das nöthige Material zu Gebote stand. Gleich den Orchideen, sind alle Kakteen neben einander aufgeführt. Viele Pflanzenliebhaber, selbst Kakteenfreunde, können sich immer noch nicht daran gewöhnen, die später gegebenen Genus-Namen Ce- reus, Mamillaria u. s. w. anzunehmen, sondern be- dienen sich fortwährend des alten und von Linn^ allein angenommenen Namens Cactus. Mit den Ma- ranteen (im engeren Sinne) geschieht dasselbe. Frei- lich thut es hier auch noth, da seit der ersten Na- men-Verwirrung durch Lindley und der späteren durch Körnicke der Laie in der That nicht mehr wusste, wie er aus dieser herauskommen sollte. Ist es etwa besser mit den Koniferen bestellt, wo von dem Einen für dieselbe Art Abies gebraucht wird, von dem Anderen Picea? Dass die Cycadeen unter den Palmen aufgeführt sind, können wir nicht billigen. W^ir geben zu, dass beide Familien so ziemlich ein und dieselbe Kultur verlangen, botanisch stehen sie aber doch zu ent- fernt, um unter einer und derselben Ueberschrift aufgeführt zu werden; man hätte wenigstens in der alphabetischen Eeihefolge Cycadeen nennen und auf die Palmen hinweisen sollen. Bäume und Ziersträucher für's freie Land sind besonders abgehandelt und beginnen eine neue alpha- betische Reihenfolge. Wir billigen dieses. Wer sich hier belehren will, hat das vollständige Material bei- sammen. Auch mit der getroffenen Auswahl sind wir einverstanden , da sie Jedem , der nicht grosse Anlagen machen oder bei besonderem Interesse für den Gegenstand sich ausführlicher belehren will, ge- nügen wird. Auch der Gemüsegarten ist von Neuem durch- gearbeitet. In ihm sind die Fortschritte der Neu- zeit niedergelegt. Noch grössere Veränderungen gegen früher hat aber der Obstgarten, wo ganz be- sonders der neueren, sogenannten französischen fei- neren Obstzucht Rechnung getragen ist, erhalten. Es konnte dieses um so mehr geschehen, als unter dem einen Verfasser schon seit Jahren ein beson- derer Garten mit feineren Obstsorten steht und der L^ntergärtner daselbst ein Franzose ist. Ein genaues Register schlicsst das W^erk, wel- ches wir um so mehr nochmals empfehlen können, als es auch von Seiten des Verlegers (Araelang'- schc Sortiments -Buchhandlung in Berhn) trotz des billigen Preises (2 Thaler) recht gut ausgestattet ist. 216 Les Proraeiiades de Paris. Wir haben sclion im vorigen Jahrgänge der Wochenschrift (S. 203) auf ein Werk aufmerksam gemacht, das Vielen, die im Jahre 1867 zur Zeit der internationalen Industrie -Ausstellung in Paris gewesen sind, ein besonderes Interesse bieten dürfte. Aber auch diejenigen, welclie die Weltstadt Paris nicht selbst gesehen, haben gewiss sehr viel von den Verschönerungen daselbst, von den prächtig-ge- achnüickten Anlagen und öffentlichen Plätzen (Squa- res), von den Champs-Elysees, vom Bois de Bou- logne u. s. w. vernommen, so dass der Wunsch, sich darüber zu belehren, um so näher liegt. Genanntes Werk sehreitet rasch vorwärts und bereits ist, wie man uns berichtet, der grösste Theil der Lieferungen (16) erschienen. Wie der Ver- fasser, der in ganz Frankreich hochgefeierte Gar- tenkünstler Alphand, Alles thut, um ihm Anerken- nung zu verschaffen, und hauptsächlich seine Ideen darin niederlegt, so spart der Verleger, J. Roth- schild (rue Saint- Andri?-des-Arts 43, Paris), der durch die Herausgabe von verschiedenen Garteu- schriften sich um Gärtnerei und Gartenkunst be- reits grosse A^erdienste erworben hat, weder Mühen, noch Geld, um das Alphand'sche Werk würdig erseheinen zu lassen. In diesen 16 Lieferungen erhalten wir zunächst eine vollständige Beschreibung des Boulogner Wäld- chens (Bois de Boulogne) in 7 Kapiteln. Eine grosse Anzahl von Zeichnungen sind zur Erläuterung in den Text selbst eingedruckt, die in Stahl gestoche- nen Abbildungen dagegen auf besonderen Tafeln, zum Theil in Buntdruck, dargestellt. AVas bis jetzt davon erschienen, behandelt keineswegs allein Theile des Bois de Boulogne, sondern es sind deren be- reits auch ausgegeben , wo der Text erst in den folgenden Lieferungen erscheinen wird. Hat man das ganze Werk fertig, so lassen sich die isolirten Tafeln sehr leicht an Ort und Stelle einschieben. Von Plänen sind bereits erschienen: ein allge- meiner Plan der Promenaden von Paris, des Bois de Boulogne (im früheren Zustande), von Bnttes- Chaumont und von den Squares des Batignoles, de St. Clotilde und des Innocents , Montholon et r. Karl Kl och, General-Sekretair des Vereines. No. 28. Berlin, den 1 7. Juli 1869. Preis des Jahrganges b^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frauco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. iDOalt; Mängel und Hindernisse des Obst- und Gemüsebaues in Deutschland und Mittel zur Hebung. — Neue Pflanzen aus der Handelsgärtnerei von James Veitch u. Söhne in London. — Prakti.sche Arten der Hopfenanpflanzung zur Erbühung des Ertrages. Von VV. N. St all ich, amtlich geprüftem Hopfen-Sensalen iu Saaz. — Die internationale Pflanzen-Aus- stellung in Hamburg. Sonntag , den 18. Juli , Vormittags 11 Uhr , findet eine General- Versammlung im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) statt, wo über den Antrag, beide Ausstellungen des Vereines im nächsten Jahre wieder zu vereinigen, Beschluss gefasst werden soll. Dienstag, den 27. d. M. dagegen Versammlung im botanischen Garten. Mängel und Hindernisse des Obst- und Gemüsebaues in Deutschland und ]V[ittel ZU.X* Hlelmiig-. Unter dieser Ueberschrift hat das Präsidium des Verbandes deutscher Gartenbau - Gesellschaften in Erfurt eine DenksL-hrift über die Mängel und Hin- dernisse, -welche unserem Obst- und Geniüsebaue in Deutschland entgegenstehen, veröft'entliclit und an die verschiedenen deutschen Gartenbau-Vereine, mö- gen sie dem Verbände angehören oder nicht, mit der Aufforderung gesendet, den Gegenstand reiflich in Erwägung zu ziehen, die aus den Beratluingcn hervorgegangenen Resultate bei Gelegenheit einer Wander - Versammlung der deutschen Gartenbau- Gesellschaften zur Kenntniss zu bringen und nach allgemein stattgefundenen Verhandlungen zu Gunsten des Obst- und Gemüsebaues zu verwerthen. Wir begrüssen diesen Aufruf mit Freuden und wünschen, dass recht viele Gartenbau-Vereine ihm cntspreelicn möchten. Aber nicht allein Vereine, auch einzelne Pomologen und Obstzüciiter mögen diesem Aufrufe nachkommen und die in der Denkschrift angeführ- ten ilängcl und Hindernisse beherzigen, resp. ihre Ansichten über Verbesserung und Hebung des Obst- baues zur allgenioinen Kenntniss bringen. Die Sache i.^t so wichtig, dass wir nicht an- stehen, auf sie selbst etwas näher einzugehen, um dadurch ihre Bedeutung noch mehr hervorzuheben. Durch dieses Vorgehen des Präsidiums des Verban- des deutscher Gartenbau-Gesellschaften sind wir un- bedingt einen Schritt vorwärts gekommen. Wenn wir wissen, was uns fehlt und was wir fehlerhaft betreiben, so finden wir auch die Mittel zu einem rationelleren und dcn)nach einträglicheren Obstbaue um so leichter und besser. Besagte Denkschrift führt 14 Punkte auf, die näher besprochen werden. Auch wir halten diese 14 Punkte für so wichtig, dass wir uns erlauben, ebenfalls auf sie näher ein- zugehen. 1. Fehlerhafte Pflanzung und fehlerhafte Behandlung der Bäume. Hierher möchten auch die Punkte 2, o, 4 und G gehören, wäiirend Punkt 10 die Sache erledigt. Ohne Kenntniss des Obst- baumes und seines Lebens darf man mit Anpflan- zungen von Obstbäumen gar nicht vorgehen. Wol- len der Sache nicht kundige Grundbesitzer aber doch Obst haben, so mögen sie sieh Leute, zunächst Gärtner, anschatlen, welche es verstehen, den Baum nicht allein zu pflanzen, sondern auch zu behandeln. An solchen sachverständigen Leuten fehlt es uns aller- dings aber leider sehr; sie werden uns so lange fehlen,' als nicht noch mehr Obstbauschulen einge- richtet sind, in welchen ein guter Unterricht gegeben 28 218 •wird, und ausserdem noch die Schulen, besonders auf dein Lande, nicht praktischer eingerichtet wer- den, so dass die Kinder ausser Lesen, Schreiben und Kechnen doch Etwas mit aus der Schule neh- men, was sie im Leben gebrauchen können. Die Königlich Preussische Regierung hat dieses wohl erkannt und richtet jetzt nicht allein beson- dere übstbauschulen ein, sondern unterstützt ausser- dem noch den Unterricht in der Behandlung des Obstbaumes durch Private. Wir haben bereits eine solche C)bstbauschule in Schlesien, welche trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens schon segensreich wirkt; eine andere ist eben, und zwar in Geisenheim im Nassau'schen, in der Einrichtung begriffen. Hoffent- lich wird nach und nach jede Provinz ihre beson- dere Obstbauschule erhalten. Auch von Seiten der Privaten ist Manches zur bessern Keuntniss der Obstbaumzucht geschehen. Wir haben im Norden und im Süden poniologische In- stitute, in denen Unterricht im Obstbau gegeben wird, abgesehen davon, dass Baumschul • Besitzer selbst, wenn man sich an sie wendet, mit Eath und That zur Hand gehen. Hoffentlich ist demnach die Zeit nicht fern, wo jeder Kreis seinen besonderen Baumwärtcr erhält, der die öffentlichen und insoweit es gewünscht wird, auch die kleineren Privat-Obst- anlagen überwacht. Ist in dieser Weise gesorgt, so werden auch die Obstbäume regelrecht gepflanzt und die Bäume rationell behandelt werden. Man wird nicht mehr Bäume an Orte pflanzen , wo sie übei-haupt nicht gedeihen, auch für gewisse Bodenarten eine richtige Auswahl der Sorten treffen und von der früheren Ansicht, dass die Obstbäume auf dem schlechtesten Boden gezogen werden, damit sie dann nicht ver- wöhnt seien, scliliesslich ganz abkommen. Wie kann denn auf einem schlechten Boden ein gesunder, kräftiger Baum herangezogen werden? Als wenn Menschen und Thiere bei schlechter Nahrung ge- deihen könnten! Thatsache ist, dass eine gesunde xmd kräftige Pflanze gegen Krankheiten und Schma- rotzer den meisten Widerstand zeigt. 5. Fehlerhafte Auswahl der Obstarten und der Sorten. Das ist ein Punkt, der gar nicht genug gewürdigt werden kann und von dem das Gedeiiien und die Ilentabilität der (Jbst- Anpflan- zungen ganz imd gar abhängt. In so viel popu- lären Schriften auch das Anpflanzen ohne gehörige Auswahl gerügt wird und man sich bemüht, die für jede Gegend, für jedes Erdreich passende Obst- sorten zu empfehlen, so herrscht doch noch im All- gemeinen eine zu grosse Gleichgültigkeit, wenigstens bei den kleineren Grundbesitzern. Hier möchten grade pomologische Gärten, wie wir sie für jede Provinz haben wollen, dadurch einen grossen Einfluss ausüben, wenn in ihnen hauptsächlich nur die Sorten vermehrt würden, welche in der bctrefl'enden Pro- vinz gedeihen. Zweifelhafte, noch nicht hinlänglich festgestellte Sorten sollten von pomologischen Gärten gar nicht verbreitet werden. Wer Obst zum Verkaufe anbaut, muss es auch kaufmännisch anfangen, um es zu verwerthen. Er muss vor Allem die Absatzquelien kennen, resp. sie sich zu verschafieu suchen und dem, was dabei ver- langt wird, Eechnung tragen. Sehr richtig wird in der Denkschrift des Präsidiums des Verbandes deut- scher Gartenbau-Vereine gesagt, dass Sommerobst ohne nahe Absatzkanäle nur zu eigenem Gebrauche angebaut werden darf; dass ferner Obst, welches eine Bewachung verlangt, in der Nähe der Woh- nung angepflanzt werden muss und am allei-wenig- sten zwischen Spätübst stehen darf, weil man dann nur schwierig Pächter findet oder doch nur ein ge- ringes Pachtgeld erhält. AVir wollen hinzufügen, dass bei grossen An- pflanzungen überhaupt es rathsara ist, nur Spätobst, und zwar in möglichst wenigen Sorten, anzubauen. Mit Massen kann man sich stets viel leichter einen Jlarkt für längere Zeit eröffnen. Der Zwischen- händler ist, wenn er über Massen verfügen kann, auch im Stande, entfernte Verbindungen anzuknüpfen und sie regelmässig mit derselben Sorte zu versehen. Wo viel Obst, wie in Württemberg, Böhmen u. s.w., angebaut wird und man sich an Obstverwerthung und Obstgenuss mehr gewöhnt hat, findet man stets nur wenige Sorten, welche den Grosshandel bilden. Au Chausseen, Wegen, auf Gemeindeplätzen sollte man höchstens 2 und 3 Sorten haben, die zu glei- cher Zeit Veiten und in wenig Tagen abgenommen werden können. Die Bewachung nimmt in diesem Falle nur sehr wenig Kosten in Anspruch. 7.- Verwendung falscher Veredlungs-Un- terlagen bringt unsäglichen Nachtheil, heisst es ferner in der Denkschrift. Wir haben seit Jahren schon gegen das Vorurtheil, dass die Unterlage beim Veredeln ganz gleichgültig sei, wenn sie sich nur in einem gesunden und kräftigen Zustande befinde, angekämpft und freuen uns jetzt, in den Verfassern der Denkschrift Gesinnungsgenossen gefunden zu haben. Zum Glück, heisst es in dieser weiter, ver- mehren sich die deutschen Baumschulen, in denen die verschiedenen Veredlungs-Unterlagen mit Unter- scheidung angewandt werden , mit jedem Jahre. Beim Verkaufe von Bäumen ist es für weniger kun- dige Obstzüchter durchaus uoth wendig, dass der Verkäufer seinem Abnehmer zugleich einige Beleh- rung gibt; sonst treten Misserfolge ein und die ent- muthigten Käufer bleiben aus. Unsere Handels- Verzeichnisse geben zum Theil zwar schon Beleh- rung, legen aber hierauf noch zu wenig Gewicht. 219 I Für eiuo Instruktion in dieser Richtung nuiss immer noch Raum zu finden sein. Man denke sich z. B. den Zustand einer Pflanzung von Rirnbämiicn auf Quitten veredelt und in einem recht trockenen, heissen, besonders leiclitcn Boden! Uns ist es unbegreiflich, dass man auf die Un- terlagen so wenig Rücksicht nimmt. Dass die An- wachsung des Edelreises um so inniger geschieht, je grösser die Verwandtschaft, d. h. die Aehnliclikeit in der Struktur beider ist, unterliegt doch keinem Zweifel. Auch hinsichtlich der Aufnaiime von Nah- rungsstuffen ist es wichtig, dass die Unterlage solche zuführt, welche dem Edelreise am meisten zu seiner weiteren Entwickelung förderlich sind; je näher aber die \'erwandtschaft des Edelreises mit der Un- terlage ist, um so meiir wird das ersterc von dem letzteren die ihm zutiiiglichcu Nalirungsstoffe er- halten. Die doppelten Veredlungen haben keinen ande- ren Zweck, als dass eine feinere und deshalb meist auph zartere Obstsorte durcli eine ihr näher ste- hende Zwischenlage verbunden wird. Wir suchen hauptsächlich den Grund, dass, besonders Theerosen, in England von seltener Schönheit sind, wie wir sie kaum bei uns finden, in dem Umstände, dass man diese auf die mehr verwandte Jlanetti - Rose, nicht auf die Hundsrose, veredelt. ^Sollten wir im Norden Deutschlands nicht auch bessere Theerosen heranziehen, wenn wir vielleicht Manetti-Rosen als Zwischenlage nähmen? Faktisch ist, .dass unsere feineren Remontanten schöner werden, wenn Centi- folien als Zwischcnlage auf dem Wildling gebracht werden. -~ 8. Augenblicklicher Mau gel an Obstbäu- men. Es freut uns, dieses aus dem Jlundc von praktischen Gärtnern des an Obst reichen Thüringer Landes zu vernehmen. Bei uns im Nordosten Deutsch- lands klagt man hier und da im Gegenthcil über Mangel an Absatz. Allerdings ist in der Nähe von Berlin in der letzten Zeit für Anzucht an Obst- stämmchen sehr viel geschehen; es sind Baumschulen von grossartigstem Massstabe entstanden. Der seit längerer Zeit schon bestehenden Lorbcrg'scheu Baumschule sind neuerdings zuerst die von Metz et Co. und dann die von Späth hinzugetreten, welche letztere wohl in den nächsten Jahren eine der bedeutendsten Deutschlands werden möchte und dann im Stande ist, Massen von Obststämmchcn einer und derselben Sorte auf einmal abzugeben. Und schon wieder legen 2 Hamburger reuommirtc Häuser in der Nähe von Berlin Baumschulen an. Wenn wir aber ausserdem noch bisweilen Klage über Abnahme vernehmen, so tragen Baumschul- Besitzer auch manchmal selbst schuld, indem sie eine Menge versciiiedcner, zum Theil gar nicht zu em- pfehlender Sorten vorräthig halten, welche kaum Verkäufer finden und in ihren Baumschulen, ohne Nutzen zu bringen, Raum einnehmen. Wir müssen schliesslich daliin kommen, dass in den kleineren Baumschulen nur die gangbarsten Sorten herange- zogen werden; die seltenern inid weniger gesuchten mögen in grossen Baumschulen vorräthig sein. An- dre Leroy in Angers, der Besitzer wohl der gröss- ten Baumschule, welche wir in Europa haben, zieht nur gangbare Sorten heran und verkauft von einer Sorte, der Birn Duchesse d'Angouleme, jährlich zwi- schen 20- bis 30,000 Stück. 9. Das Hausiren mit Obstbäumen kommt jetzt allerdings nur noch wenig vor, war aber auch der eigentliche Krebsschaden in der früheren Zeit, besonders in ^litteldeutschland. Dergleichen Hau- sirer, gewöhnlich Bamberger genannt, füln-ten an und für sich schon schlechte Bäumchen zu allerdings sehr billigen Preisen mit sich, kauften aber in der Regel noch aus grösseren und renommirten Baum- schulen die übrig gebliebenen Bestände an Obst- stämmchen, um diese weiter zu verwerthen und Leute, die nichts vom Obstbau verstehen, damit zu betrügen. Existiren, wie gesagt, auch dergleichen Hausirer nur noch wenig, so existiren dagegen hier und da in Dörfern kleine Baumschulen von Leuten ge- halten, die nichts davon verstehen. Findet man auch die darin vorräthig gehaltenen Stämmchen viel- leicht noch gut und kräftig, so sind diese meist doch mit schlechten oder wenigstens mittelmässigen Sorten veredelt, und es wird durch Verbreitung dieser zur Verschlechterung des Obstbaues sehr viel gethan. Noch schlimmer ist es, wenn dergleichen Leute bisweilen ebenfalls aus grösseren Baumschulen ausrangirte Bestände aufkaufen, um sie um geringe Preise an den Mann zu bringen. Unrecht thun aber auch die Besitzer solcher Baumschulen, dass sie dergleichen Stämmchen nicht ohne Weiteres heraus- reissen und verbrennen, anstatt (zu ihrem eigenen Nachtheil) solche schlechte Waare noch um ein Geringes zu verkaufen. 10. Mangel an Lehrern der Obstbaum- zucht auf dem Lande und an geübten Gärt- nern. Bereits im Anfange unserer Abhandlung hat dieser ausserordentlich wichtige Punkt seine Erledi- gung gefunden. Wir fügen nur noch Einiges aus der Denkschrift selbst bei. Li dieser heisst es: Die Belehrung ist zweierlei Art: entweder unmittelbar durcii Heranbilden von Baumwärtern in guten An- stalten, welche dami auf dem Lande alle an den (Obstbäumen notliwendigen Veirichtungcn vornehmen und zugleich als Arbeiter und praktische Lehrer dienen, welche ferner die Strassen-Pflanzungcn aus- füincn, behandeln und überwachen; zweitens In- 28* 220 direkt, indem Lehrer für das Landvolk und für die künftigen Baiunpfleger herangebildet werden. Diese Lehrer sind entweder Landschullehrer, welche bei ihrer Anstellung angewiesen werden, auch in der Obstbaunizucht Unterricht zu ertheilen, oder es sind höher gebildete Obstbau ■ Techniker, welche Strassen beaufsichtigen, die Plätze für Pflan- zungen und die dafür passenden Obstarten und Sorten bestimmen, die aber auch Belehrung an Obstbesitzer ertheilen und die eigentlichen Apostel der Obstbaulehre darstellen. Sie müssteu Gemeinden und Privaten ratheu, da und dort Vorträge halten, sowie zugleich Fehler und Verbesserungen an Ort und Stelle zeigen. Was die Landschullehrer anbetrifft, so haben dieselben, trotz lange bestehender Verordnungen, noch wenig für Belehrung gclhan, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sie selbst nichts wuss- ten und wissen konnten, denn es fehlte ihnen an Ge- legenheit zur weiteren Ausbildung in der Kenntniss des Obstbaues. Die Lehrer werden nur dann den gehegten Erwartungen entsprechen, wenn sie auch Lust und Geschick zur Sache und ferner Nutzen von ihren Arbeiten haben. Nach der Denkschrift ist jedoch der Weg, durch die Lehrer den Obstbau zu heben, ein Umweg; sicherer geschieht es immer durch Baumwärter. Die Lehrer können ja nebenbei segensreich wirken. In Betreff der Baumwärter verlangt die Denk- schrift, dass der Staat, ähnlich wie bei den Land- Thierärzten , den Baumwärtern einen bestimmten Distrikt anweist und ihnen auch einen kleineu Ge- halt aussetzt. Das Meiste hätten jedoch die Ge- meinden und grösseren Grundbesitzer zu thuu, in- dem sie den Baumwärtern eine bestimmte Einnahme garautirten, jedoch nicht in Form eines Gehaltes, sondern als Aequivalent für ausgeführte Arbeiten. Württemberg kann hier als Muster dienen. IL Mangel an Kenntniss der Verwer- thung des Obstes. Das ist ein nicht genug zu beherzigender Punkt, dessen Wichtigkeit wir schon oft besprochen haben. Sehr viel Obst geht zu Grunde, weil mau es nicht zu verwerthen weiss. Es gilt dieses besonders von den Früchten, die nur kurze Zeit dauern, wie von "den Sommerbirnen. Li einem Jahre hat man bisweilen so reichliche Erndte, dass ein Aufzehren gar nicht zu ermöglichen ist, während in einem anderen Jahre nur geringer Er- trag erzielt wird. Versteht man im erstem Falle nicht, die Birnen, z. B. zu einem verdickten Frucht- safte, zu verwerthen, so müssen sie nothweudiger Weise verfaulen. Wir haben lehrreiche Schriften für nur wenige Groschen, z. B. vom GarteuJnspektor Dr. Lucas in Reutlingen, so dass es gar nicht an Belehrung fehlt. Es sollte auf dem Lande von Seiten der Land- räthe und der Gemeindevorsteher darauf gesehen werden, .dass, ähnlich den Gemeinde - Backöfen, in den Gemeinden auch Darr- oder Welköfen vorhan- den wären, wo man namentlich auch geringere Men- gen Obstes verwerthen könnte. So viel wir wissen, hat die Hessen - Darmstädtische Regierung die vor- züglichen Lucas'schen Darröfen in ihrem Lande nicht allein empfohlen, sondern auch zur Nachbil- dung für einige Gegenden angekauft. 12. Falsche Finanzpraxis der Gemeinden bei Ausgaben für Obstanpflanzungen kommt auch bei einzelnen Besitzern von Obstanlagen vor, die wohl Geld einnehmen, aber keins ausgeben wollen. Sparsamkeit an unrechter Stelle ruft jeder- zeit Uebelstände hervor. Gegen diesen Fehler lässt sich bei der Gleiciigültigkeit vieler Menschen nichts machen. Man glaubt auch, dass der Obstbaum, gleich dem Waldbaunic, von selbst wachsen müsse, und bedenkt nicht, dass er erst durch die Mühen des Jlenschen zu dem geworden ist, was er jetzt darstellt, und fortwährend der Pflege bedarf. 13. Zwang der Gemeinden, Baumschulen zu unterhalten, wirkt nach der Denkschrift mehr schädlich, als nützlich. Wir sind keineswegs der Meinung. Wo weder die lichtige Erkeuntniss, noch der gute '^^'ille vorhanden, kann man nur auf diese Weise etwas erreichen. Es kann hier übrigens, wo es sich um das öffentliche Wohl handelt, ebenso wenig vom Zwange die Rede sein, als bei der Ver- ordnung, dass die Eltern ihre Kinder in die Schule schicken müssen. Mag man auch dieses vom Stand- punkte eines Engländers z. B. für einen Eingriff in die Rechte des Einzelnen halten, so viel steht doch fest, dass wir den deutschen hohen Standpunkt in der Bildung des Volkes gegen Engländer und noch mehr gegen Franzosen hauptsächlich diesem Um- stände zu verdanken haben. Es kommt bei Obstanpflanzungen sehr viel auf den Landrath, rep. Gemeindevorsteher, au; haben Beide Interesse für Obstbau, so wird dieser auch im Kreise, resp. in der Gemeinde, gedeihen. Ein gutes Beispiel wirkt ungemein. 14. Der letzte Punkt: Ueberfluss an Obst- sorten und Verbreitung ungeprüfter neuer Sorten ist der grösste Krebsschaden unserer jetzi- gen Zeit. Diese Sucht nach dem Vielerlei und nach dem Neuen muss mit aller Kraft bekämpft werden, wenn der Obstbau das werden soll, was er ver- sprechen kann. Dieser Punkt ist aber in der Wochenschrift schon so oft gerügt worden, dass wir ihn füglich hier übergehen können. Ueber Gemüsezucht und deren Förderung be- halten wir uns vor, ein anderes Mal zu sprechen.. 221 Nene PflaiiKeii aus der Handelsgärtnerei von James Veitch u. Söhne in London. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die be- und anerkannte Handelsgärtnerei von James Veitch und Söhne in Exeter, einer Vorstadt Londons, um Einführung neuer und scliüner Pflanzen ein sehr grosses Verdienst besitzt. Nur die Handelsgärtne- reien von Linden in Brüssel und van Houtte in Gent, sowie von ^^'illiam Bull in London, wett- eifern mit ihr. Es möchte deshalb im Literesse der Pflanzenliebhaber um so mehr liegen, von Zeit zu Zeit Berichte über die neu eingeführten Pflanzen dieser Gärtnereien mitzutheilen , als wir häufig die genannten Etablissements besuchen und die Pflanzen sehr oft früher schon sehen, als sie in den Handel kommen, demnach auch ein Urthcil darüber abgeben können. Aus dem mit Illustrationen versehenen in- haltreichcn Verzeichnisse entnehmen wir demnach Folgendes. Unter den hauptsächlich durch grosse Blüthen sich auszeichnenden Schiefblättern oder Begonien, welche neuerdings durch genannte Firma in den Handel gekommen sind und bereits in der Wochen- schrift mehrmals besprochen wurden (s. vor. Jahrg. S. 267 und 397), sind vor Allem Begonia rosae- flora Hook. iil. und ^'citchii Hook. fil. zu em- pfehlen. Beide zeichnen sich durch die eigenthüm- liehen, rundlichen, fast gar nicht ungleich -hälftigen Blätter aus, welche unmittelbar aus der Erde kom- men und deshalb der Pflanze weit mehr das An- sehen einer rundblättrigen Saxifraga geben. Was diese beiden Pflanzen aber noch mehr empfiehlt, das sind die grossen, rosafarbigen oder schailach- rothen offenen Blüthen, die zwar sehr vergänglich sind, sich aber rasch von Neuem entfalten. Seit langer Zeit schon (seit dem Jahre 1733) kultivirt man in Europa Formen des Codiaeon variegatum (Croton) L., dieser beliebten Enphor- biacee; die Anzahl derselben ist aber in der neue- sten Zeit durch die Einführungen von Veitch und Söhne bedeutend vermehrt worden. Bei der leichten Kultur der Pflanze, bei ihrer Schönheit und Mannigfaltigkeit in Form und Zeichnung verdient sie auch unsere volle Beachtung. Die beiden grossen Exemplare, welche während der letzten Ausstellung des Vereines in Berlin ausgestellt waren, wurden allgemein bewundert. Ucber die i) Formen, welche im vorigen Jahre während der 6. internationalen Pflanzen-Ausstellung in Gent vorhanden waren, ha- ben wir im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 166) berichtet. Zu diesen kommt jetzt noch eine sechste, welche wegen ihrer bedeutenden Grössen- Verhältnisse den Beinamen ^maximura' führt. Wenn wir nicht sehr irren, war sie auch schon im Jahre 1867 in Paris ausgestellt. Sie wächst etwas gedrängt und die grossen länglichen Blätter sind auf der Cjberfläche in regelmässige Querfelder eiiige- theilt. Nächst dieser Form nimmt sich die, wo zahl- reiche kleine Flecken und Punkte von gelber Farbe sich auf der dunkelgrünen Oberfläche vorfiiiden, und welche den Beinamen „au c u baefolium" führt, sehr gut aus. Mehr barock sind Croton inter- ruptum und irreguläre. Wir bemerken übrigens, dass mehre der jetzt von Veitch in den Handel gebrachten Formen des alten Croton pictum oder variegatum bereits früher von dem bekannten Keiscnden Dr. Jagor in Berlin von der Halbinsel Malakka nach dem damaligen Etablissement von Augustin an der Wildparkstation bei Potsdam gesendet wurden, aber leider im Ver- laufe der Zeit wiederum verloren gegangen waren. Dracäneen sind die dritten Pflanzen, von denen wir der Veitch'schen Handelsgärtnerei neue Formen verdanken. Auch über sie haben wir bereits in dem vorigen Jahrgänge der Wochenschrift (S. 166) be- richtet. Seitdem haben wir Gelegenheit gehabt, die Pflanzen grösser zu sehen. Es ist nicht zu leugnen, dass die Form, welche den Beinamen Regina, also die Königin, führt, ihren Namen verdient. Sie wächst gedrängter, als die übrigen Formen, und stellt demnach eine blattreiche Pflanze dar, die um so mehr sich präsentirt, als die grossen Blätter schliesshch 6 Zoll breit werden. Während bei jun- gen Exemplaren nur der Band weiss- umsäumt ist, erstreckt sich später die milchweisse Farbe tiefer auf die Oberfläche hinein. Dr. Macleayi hat we- gen ihrer dunkeln, metallisch glänzenden Färbung besonderen Werth. Die Blätter haben hier, bei 15 bis 17 Zoll Länge, eine Breite von über 3 Zoll. Eranthemum asperum ist in dem Verzeich- nisse irrthümlich für Er. adspersum gedruckt worden. Hooker gab den Namen, weil die weissen Blumenabsehnitte mit rothen Punkten bestreut sind. Wie Er. tuberculatum , gehört auch diese Art zu den dankbarsten Blüthensträuehern , welche nicht genug, besonders zur Anzucht von Schaupflanzen, empfohlen werden können (s. übrigens 1 I.Jahrgang S. 391, 9. Jahrg. S. IUI). Darwinia fimbriata schliesst sich, wie schon gesagt (9. Jahrg. S. 238), den Genetyllen an und kann auf gleiche Weise verwendet werden. Wir verdanken ein Exemplar der Freundlichkeit der Veitch'schen Handelsgärtnerci und haben deshalb später erst recht gesehen, welchen Wcrlli diese Mvr- tacee hat. Wie bei Genctyllis, werden mehre Blü- then von braunen Deckblättern, die sich glocken- förmig zusamnienstellen, eingeschlossen und bilden eine Art Blüthenkörbchen, wie bei den Kompositen. 222 Thibaudia acurainata DG. ist eine perusni- | sehe Vacciuiacee, welche, gleich andern Arten dieses Geschlechtes, uiclit genug empfohlen werden kann. Die dick -lederartigen Blätter haben auf der Ober- fläche eine glänzende und dunkelgrüne Farbe, kom- men aber rothbrauu aus der Knospe. Kliododendrou Henryauum ist ein Blendling von Eh. Dalhousianum und Sesterianum und wurde von einem Blumenliebhaber in Edinburgh, der in der Heranziehung grade solcher Blendlinge mit Glück opcrirt und dessen Namen dieser selbst er- halten hat, gezüchtet. Die grossen Blüthen besitzen eine blendend-weisse Farbe und zeichnen sich auch durch Wohlgeruch aus. Da die Pflanze sich ferner gut baut, so ist sie um so mehr zu empfehlen. Unter den neuen Orchideen, welche sich in dem Verzeichnisse von James Veitch und Söhne be- finden, nennen wir Angrecura sulcatum. Sie wird kaum 9 bis 12 Zoll hoch und bringt in langen Aehren zahlreiche weisse und wohlriechende Blumen hervor, welche eine besonders lange Zeit dauern. Vaterland ist Japan, weshalb die Pflanze in das Kalthaus gehört. Eine besondere Kultur beansprucht sie nicht. Coelogyne Reichenbachiana Th. Moore soll nach Hook er die schönste Art aus der Pleione- Gruppe sein und zeichnet sich vor Allem durch sehr grosse, nicht weniger als 2^ Zoll im Durchmesser enthaltende Blüthen ans. Sie wurde bereits von uns unter den neuen Pflanzen besprochen (s. S. 117). Dendrobium crassinode Bens, hat einen 9 bis ISZoU hohen Stengel, der, gleich einem Rosenkränze, aus einer Menge übereinander liegender, runder Glieder besteht, ein Umstand, der zur Benennung Veranlassung gegeben hat. Aus den oberen Glie- dern kommen die 2 bis 2i Zoll im Durchmesser ent- haltenden Blüthen hervor. Diese haben zwar eine weisse Farbe, die aber durch rosafarbige Flecken unterbrochen wird; der Diskus der Lippe besitzt da- gegen einen gelben Anflug. Diese interessante Art wurde vom Kolonel Benson in den Gebirgen von Arrakan entdeckt. Dendrobium macrophyllum Lindl. ist jetzt auch in weisser Blüthe vorhanden, während es sonst roth blüht. Die Abart wurde von Hutton, einem Reisenden der Veitch'schen Gärtnerei, auf den 5Io- Inkken entdeckt und erhielt deshalb zur näheren Bezeichnung den Beinamen Huttoni. Masdevallia Veitchiana haben wir erst vor Kurzem vvährend der Petersburger internationalen Pflanzen - Ausstellung gesehen (s. S. 204). Es ist nicht zu leugnen, dass es eine der schönsten Orchi- deen ist, welche in der neuesten Zeit eingeführt wurden und ist um so mehr zu empfehlen, als sie eine kühle Temperatur verlangt und leicht, auch lange blüht. Sie wächst auf dem Hochgebirge Peru's und wurde durch Veitch selbst eingeführt. Sollte Linden .s M. coccinea, welche wir unter den neuen Pflanzen besprochen haben, nicht die- selbe sein"? (VergL S. 108.) Vanda insignis Bl. glaubten wir !)is jetzt in unseren Gewächshäusern zu kultiviren; nach Veitch wurde aber die echte Pflanze d. N. erst in der neuesten Zeit eingeführt. Sie wird nicht hoch und es blühen schon junge Exemplare von 9 bis 12 Zoll. Die 2^ Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen bilden zu 5 bis 7 Aehren und haben eine gelb- braune Farbe, welche durch chokoladenbraune Flek- ken unterbrochen wird. Ausgezeichnet ist die zoll- breite Lippe von rosarother Farbe. Eingesendet wurde die Orchidee durch den Reisenden Hutton von den Molukkeu. Auch das (Jdontoglossum coronari um Lindl., welches in unseren Ciewächshäusern sich befindet, und, wenn wir nicht irren, von Linden unter dem Namen 0. Candelabrum eingeführt wurde, soll nicht die echte Pflanze d. N. sein. Diese hat Pearce im peruanischen Hochgebirge von Neuem entdeckt und kommt jetzt durch James Veitch und Söhne in den Handel. Die Blüthenähre er- reicht oft eine Länge von 15 bis 17 Zoll und ist ziemlich dicht mit dunkelbraunen, aber leuchtend- gelb-umsäumten Blüthen besetzt. Auch die Lippe hat eine gelbe Farbe. Da diese Orchidee sehr kalt kultivirt werden muss, hat sie einen um so höhern Werth. Coprosma Baueri EndL, eine neuseeländische Rubiacee, wird jetzt gelbpanachirt von James Veitch und Söhne in den Handel gebracht und soll eine hübsche Blattpflanze darstellen. Die Blätter sind breit-länglich, ganzrandig, an der Spitze aber oft ausgekerbt, und immergrün. In ihrem Winket befinden sich auf kurzen Stielen die Blüthen in dichten Scheindolden. Grias zamorensis ist ebenfalls eine schöne Blattpflanze, gleich der bekannten G. cauliflora, ähnlich den Theophrasten wegen des einfachen Stam- mes und der grossen, 21 bis 24 Zoll langen Blätter. Dass in dem Veitch'schen Etablissement die Nepenthcs mit Vorliebe kultivirt werden und die Kreuzungsversuehe mit diesen interessanten Arten zu Resultaten geführt haben, ist von uns erst vor Kurzem (S. 174) mitgetheilt worden. Mehre der daselbst gezogenen Blendlinge und Formen werden jetzt in den Handel gebracht. Von diesen nennen wir Nepenthes gracilis major, im Habitus von N. laevis und deshalb ausgezeichnet, weil sie schon im jugendlichen Alter Kannen, welche braungefleckt sind, hervorbringt. Da diese Form auch leicht in der Kultur ist, kann sie "um so mehr empfohlen werden. 223 Unter dem Namen Nepentlies h_ybrida sind 2 verschiedene Blendlinge aus dem Veitch'scLen Etablissement hervorgegangen, von denen die mit dem Beinamen maculata bereits früher von uns besprochen wurde (s. 9. Jahrg. S. 221). Beide sind aus der Befruchtung der Nepentlies destillatoria mit einer noch nicht näher bestimmten Art von der Insel Borneo hervorgegangen. Die genannte ähnelt der Mutterpflanze sehr und unterscheidet sich nur durch grössere Flecken von hellrother Farbe, v?äh- rend die andere, gewöhnlich nur als Nepenthes hybrida bezeichnet, kräftiger und grösser, beson- ders in den Kannen, als irgend eine andere Art, erscheint und diese eine schön grüne Farbe haben. Wir erwähnen schliesslich noch Nepenthes rubra von Ceylon. »Sie wächst graziöser und bringt eine grosse Menge von Kannen hervor, welche (für die Abtlieilung, zu der sie gehört) ziemlich gross sind und eine hellrothe Farbe haben. prnütifrije ilrlni Der JiDiifenaiipHttii^ung ?ur Crhölning its Srlnigcs. Vou W. X. Stallich, .iinlHch {rcpriiftera Hopfen - Sensalen in Saaz. Seit ungelähr einem Viertel Jahrhundert ist es in Saaz und auch in anderen Hopfenbau-Gegenden üb- lich, den zur Hoptenkultur geeigneten Boden 3 bis 4 Wiener Fuss*) umzustürzen oder zu rigolen, um dem Hopfenstoeke einen lockeren Untergrund zu verschaÖen. Diese Methode hat sieh so gut bewährt, dass sie schon beinahe allgemein angewendet wird; aber ihre Kosten und der Umstand, dass sie nach einer Iieihe von Jahren, — deren Zahl nach Bodenbeschafl'en- heit und Klima sich richtet, — immer wiederholt werden muss und dann stets das erste Jahr der An- lage keinen oder nur geringen Ertrag gibt, haben denkende Hopfenbauer veranlasst, andere Versuche anzustellen, welche diese Uebelstände vermeiden und den Ertrag erhöhen. Wir wollen in Nachstehendem zwei derselben niittheilen, die sich als ganz praktisch und zweck- entsprechend bewährten. Man werfe ein Jahr vor der beabsichtigten Hopfenanlage Furchen von 1 Wiener Fuss Tiefe und Breite aus, fülle sie mit Kompost oder gut ge- düngter Gartenerde, und setze in diese die zu pflan- zen beabsichtigte Zahl Hopfenfecbser bester Sorte auf 1 Schuh gegenseitiger Entfernung. Im Herbste wird das zur Hopfenpflanzung bestimmte Grundstück durch Eigolen der abzusteckenden Zeilen vorbereitet und gedüngt, und im nächsten Frühjahre werden nach vorhergegangenem Markiren der Standplätze der Hopfenstoeke die Setzlinge (der Fechser sammt den ICrdknollen und allen Haupt- und Nebenwur- zein an ihrem künftigen Standorte fest eingesetzt und die oberen vorhandenen Triebe abgeschnitten, wornach man sogleich 20 Fuss hohe Stangen dazu geben und schon im ersten Jahre der Pflanzung eine gute Erndte erzielen kann. Setzt man etwas rückwärts in Mitte zweier Stöcke gegen Norden die halbe Anzahl Stangen, und führt an Spagat oder Keben vom Süden gegen Norden die Euthen zweier Stöcke an je eine Stan- genspitze in schräger Eichtung, so erspart man nicht nur die Hälfte der Stangen, sondern vermehrt die Einwirkung von Lieht und Luft auf die schlag em- porwachsenden Hopfenranken und dadurch auch de- ren Ertrag. Nacli der zweiten Metiiode werden die Setzlinge ebenialls ein Jahr vor der beabsichtigten Anpflan- zung, wie oben gesagt, in Gruben gesteckt, der Garten oder das Feld aber nicht rigolt, sondern im Herbste auf je 6 Fuss Entfernung 3 Fuss im Qua- drate breite und 4 bis 6 Fuss tiefe Löcher ausge- worfen, diese mit Dünger und Erde abwechselnd — oder mit Kompost — bis obenan gefüllt, im Früh- jahre in Mitte jeder dieser Löcher die ausgehobenen Setzlinge, wie bei der ersten Methode gesagt wurde, übersetzt, beschnitten und 30 bis 3G Fuss hohe Stangen dazu gegeben. Diese können auch zwischen 2 Schachten rückwärts gegen Norden eingesteckt werden, um deren Zahl auf die Hälfte zu vermin- dern, und, wie vorne angegeben wurde, die Hopfen- ranken zweier Stöcke an Leitfäden schräg gegen die Stangenspitze führen zu können. Derartige Anlagen geben mehr als doppelt so hohen Ertrag, als die gewöhnlichen Pflanzungen, und dauern 10 bis 12 Jahre bei geringer Dün- gung. _ Zeigen sie Kraftabnahrae, so werden wieder neue Setzlinge in bekannter Methode in Furchen ange- pflanzt, und im darauf folgenden Spätherbstc in den Zwischenräumen der alten Schachte neue ausgewor- fen, und so verfahren, wie bei der ursprünglichen Anlage, worauf im Frühjahre die neue Pflanzung kultivirt, die alte aber ausgerodet wird. Auf diese Art hat man stets junge Anlagen, ohne erst ein Jahr lang nach deren Aussetzen aut einen spärlichen Nutzen harren zu müssen. *) Der Wiuner Fiiss ist etwas grüascr, als der rlieinische oder prenssisclie, welcher letztere zum erstem wie 1,000:1,0072 sich verhält. 224 Die iiiteriiatioiiale Pflanzen - Ansstellung iu H a m 1> u X* g. In der 503. Versanimluug des Vereines zur Be- förderung des Gartenbaues zu Berlin am 27. Juni ist der Beschluss gefasst worden, auch für Berlin und die Mark ein Sub-Koraite zu bilden, das die die Hamburger internationale Pflanzen -Ausstellung betreffenden Angelegenheiten in die Hand nimmt. Der Vorsitzende ersuchte deshalb den Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann (Köpnicker-Str. 131), mit den Kunst- und Handelsgärtnern Lackner und Späth, sowie mit dem l niversitätsgärtner Sauer, zu einem Sub-Komitö zusammenzutreten und darin den Vorsitz zu übernehmen. Es werden deshalb alle diejenigen, welche über die genannte internationale Pflanzen-Ausstellung nä- here Auskunft wünschen, mit Pflanzen und mit zur Gärtnerei im Zusammenhange stehenden Gegenstän- den sich betheiligen oder bei dem damit verbunde- nen Kongresse Fragen zur Verhandlung stellen, resp. Vorträge halten wollen, ersucht, sich deshalb an das oben näher bezeichnete Sub - Komite zu wenden. Besonders ist es wünschenswerth, dass Fragen und Vorträge schon zuvor dem Sub-Komit^ zur Kennt- niss gebracht und zur weitereu Vermittelung über- geben werden. Wir machen noch darauf aufmerk- sam, dass Theilnehmer an dem Kongresse besondere Karten zu lösen haben, welche ebenfalls vom Sub- Komit^ zu 1 Tiialer das Stück zu beziehen sind. Diese Karten geben allerhand Erleichterungen auf der Reise nach Hamburg und mancherlei Vortheile bei der internationalen Ausstellung. Wir haben bereits mehrmals in der Wochen- schrift über die Vorbereitungen zur internationalen Ausstellung von Pflauzeu u. s. w. in Hamburg, so- wie mit dem damit verbundenen Kongresse, berich- tet (zuletzt in der 23. imd 27. Nummer). Seitdem sind uns von Neuem von Seiten des Komit^'s in Hamburg Mittheilungen gemacht worden. Im Inter- esse des schwierigen und zugleich vaterländischen Unternehmens, aber auch, um die Aufmerksamkeit noch mehr darauf zu lenken, halten wir es für un- sere Pflicht, noch weiter mitzutheilen, was in ande- ren Städten und Ländern dafür geschehen ist. In Wien hat die kaiserliche Gartenbau- Gesell- schaft ein Sub-Komite gebildet, bestehend aus dem Freiherrn Karl v. Suttner, als Präsidenten, dem Professor Fenzl als Vice-Präsidenten, sowie aus dem Ilandelsgärtner Abel und dem Dr. W. Reiciiardt. Das Sub-Komite, welches von der (Jbst- und Gartenbau-Abtheilung der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur ni Breslau gebildet ist, besteht aus dem Stadtrath Müller, dem Direktor Inckerraann und dem Professor Dr. Cohn, wäh- rend das Sub - Komitö für das Königreich Sachsen aus den Kunst- und HandeUgärtnein Karl Pet- zold und O. Liebermann in Dresden, Emil Bött- ger iu Leipzig, H. Müller in Chemnitz und A. Luche in Zittau zusammengesetzt ist. Auch für die Rheinprovinz und für Westphaleu hat sich ein Sub-Komit(5 gebildet, dem Freiherr Ed. V. Oppenheim als Präsident vorsteht, während der Chemiker Theod. Ky 11, Advokat Robert Esser IL, Direktor Niepraschk, Adolph Rautenstrauch, Medizinal -Assessor Hammacher, Kaufmann Mat- thias Neven in Köln, Professor Xitzschke in Münster, Dr. Heyden in Essen, Lehrer Albert Schröder in Elberfeld, Karl Coers in Lünen, Lenne in Düsseldorf, Prof Dr. Wirtgen in Ko- blenz, Bürgermeister Karl Müller in St. Wendel und Obergärtner Graeve zu Mehlen bei Bonn Mit- glieder sind. Das Sub-Komite für Tyrol in Bozen besteht aus Hugo, Ritter v. Goldegg, als Vorsitzenden, Dr. Joseph V. Breitenberg, Dr. Anton v. Reggla, Andreas Kirchebuer und Joseph Prucha. Neue spätere Preise sind vielfach iiinzugekom- men. Wir können nur von den wichtigeren Mit- theiiung machen. Der Gart enbau -Verein in Er- furt hat eine Nachbildung der Statue von Chri- stian Reichardt, dem Beförderer des deutschen Gartenbaues, in kararischem Marmor auf einem Pie- destal von grauem Thüringer Marmor für die beste Repräsentation des Gemüse - Marktes irgend einer Stadt Deutschlands zur Verfügung gestellt. Wird die Aufgabe nicht gelöst, so bleibt der Preis zur Verfügung der Preisrichter. Ferner haben die Generalkonsuln Emil Nö 1- ting und C. G. Heise in Hamburg zu der vom Komite ausgesetzten goldenen Medaille für die beste Transport-Maschine zum Verpflanzen grosser Bäume noch einen Extrapreis von 200 Thalern ausgesetzt. Endlich hat die Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe in Hamburg zwei Preise ausgesetzt für die beiden besten, sachlich und populär gehaltenen Schriften über die interna- j tionale Gartenbau- Ausstellung von 1869 in Ham- burg unter besonderer Hervorhebung des Nutzeus, I welchen der Gartenbau um Hamburg aus der durch die Ausstellung gewonnenen Erfahrungen ziehen kann, und zwar einen ersten Preis, bestehend in Verleihung der grösseren goldenen Preis - Medaille der Gesellschaft nebst 10 Dukaten, und einen zwei- ten Preis, bestehend in Verleihung der grösseren silbernen Preis-Medaille und 10 Dukaten. Verlag von Wiegau dt & Hempel ia Berlin, Zimraer-Straase No.91. Druck der C. Feia ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. i. Wochenschrift Vereines znr Beförderung des (üartenbanes in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : I*i*ofessor' l^r- Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 29. Berlin, den 24. Juli 1869. Preis des Jahrganges b^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. lahalt: Ueber Trüffeln und Trüffelbau. — Ein angeblich neuer Feind der Getreidefelder. Dezember 1868 und Januar bis Juni 1869. Botanical Magazine. Juli bis Dienstag, den 27. Juli, Nachmittags 6 Uhr, findet im botanischen Garten zu Schöneberg eine Versamm- lung des "Vereines statt, wo auch eine Verhandlung über eine Exkursion nach dem Park Sr. Durchlaucht des Fürsten Pückler-Muskau in Branitz bei Kottbus stattfinden wird. äeöer ilrii||'c[ii und dnilfcffiau. Wenn wir schon in der Anzucht der gewöhn- lichen Champignons unklar sind und nur Vv'enigen Praktikern es gelingt, in ihre zu befolgende Metho- den einigerraassen Prinzipien zu bringen und dem- nach rationell zu kultiviren, um schliesslich lohnende Erfolge zu erhalten, so sind dagegen alle Versuche, Trüftelu anzubauen, gradczu geseheitert. Wir wissen nur, dass Trüffeln in einer gewissen Tiefe der Erde und unter bestimmten Bäumen, be.sonders Eichen, wachsen, und dass man die Früchte dieser Bäume, also Eicheln, säen muss, um bei gleichen Boden- Verliältnisscn wiederum TrüfTeln zu bekommen. Eben deshalb liatte man geglaubt und glaubt es auch noch, dass ihr Erscheinen in einem gewissen Zusammen- hange zu den Eichen stehe. Man war schliesslich meist der Ansicht, dass die Eicheln mit dem ^Vuge nicht sichtbaren Trüffelsporcn auf gleiche Weise in- fizirt sein könnten, wie die Weizenkörncr mit den Sporen des bekannten Stein- oder Schmierbrandes. Männer der Wissenschaft haben sich vielfach bemüht, Trüffelsporcn wenigstens zum Keimen zu bringen, aber ohne auch das geringste Resultat zu erhalten. Es steht allerdings fest, dass alle Pilze nur dann keimen und gedeihen, wenn die sehr enge gezogenen Bedingungen ihres Waehsthumes vollstän- dig gegeben sind. Kine sehr heilsame Einrichtung der Natur! Würden die Sporen der Pilze su leicht keimen und wachsen, wie die Samen höherer Pflanzen, so möchte wohl bei der übermässigen Bildung von Sporen durch Pilze bald die ganze Erde nur mit diesen bedeckt und jede andere V^egetation unmöglich sein. Wir bringen die Sporen der meisten Pilze wenig- stens fast immer zum Keimen, wenn auch nicht zur weiteren Entwickelung, warum nicht die der Trüffeln? Selbständige Entwickelungsgeschichten der Pilze sind erst in ausserordentlich geringer Anzahl ge- macht worden. In der Regel kennen wir die Be- dingungen ihres Kcimens kaum und sind in Betreff ihres GedeiJiens noch unklarer. Dass oft Pilze plötz- lich an einer Stelle, wo man früher nicht eine Spur davon fand, in ungeheurer Menge erscheinen und foi-tdauern, hat seinen Grund darin, dass die zu ihrer Existenz nöthigen Bedingungen geboten waren. Sie verschwinden aber ebenso schnell wieder, wenn diese fehlen. Wir sehen es an unserem Wein- und Kar- toftclpilz. Die schwierigen und Zeit raubenden Un- tersuchungen, wie beispielsweise de Bary über den Zusammenhang der Aecidien der Berberis vul- garis und de)' Puccinien des Roggens angestellt hat, haben zwar die Kenntniss der Natur der Pilze sehr gefördert und sind dankbar auzucrkcnncn; einen völligen Aufschluss ihres Lebens haben sie leider aber nocli keineswegs gegeben. Was wir im gewöhnlichen Leben Pilz oder Schwamm nennen, wie den Champignon, den Stein- pilz, die Trüffel u. s. w., siud nur die Fruehtzuständc, 29 226 d. h. Abschlüsse bestimmter Pilzpflanzen oder Pilz- theile, die in der Kegel mehr in die Augen fallen, als der eigentliche Pilz selbst. In diesen Frucht- zuständen sind unzählige Pilzkeime oder Sporen ab- gelagert, welche unter günstigen Umständen sich entwickeln. Ferner gehören hierher, d. h. sind als Fruchtzustände zu betrachten, die rothen oder schwar- zen Punkte an höheren Pflanzen, welche -wir, be- sonders beim Getreide, Rost und Brand nennen. Der eigentliche vegetirende Pilz erscheint dagegen in Form von sich verästelnden Fäden unter der Oberfläche der Erde, auch in gewissen Steinen, in hu- musreichem Boden, im Innern sich zersetzender oder noch lebender Organismen u. s. w., und kann letz- teren, da er deren normale Entwickelung stört, so- gar gefährlich werden und diese selbst tödten. Diese Fäden nennt man das Mycelium. Aus ihm gehen ebensowohl unsere essbaren Schwämme, als auch die verheerenden Hausschwänime, die Rost- und Brandpilze u. s. w., hervor; diese selbst sind, wie gesagt, nur die Fruchtzustände, mit denen ein Theil des Pilzes einen bestimmten Abschliiss gefun- den hat. Als solche thun sie direkt keinen Schaden mehr, denn sie sind aus dem Innern des Holzes, des Backsteines, der mit organischen Stoffen ge- schwängerten Erde hervorgetreten, um bald zu zer- fallen und die Samen oder Sporen auszustreuen. Damit bilden sich aber neue Heerde ihrer Zerstö- rung. Wegen ihrer Leichtigkeit und ausserordent- lichen Kleinheit können die Sporen in dei* Luft weithin verbreitet werden und kommen mit dem Augenblicke zur Entwickelung, wenn sie die sämmt- lichen Bedingungen ihres Gedeihens finden. Zum Glücke sind diese aber, wie schon gesagt, so ausser- ordentlich beschränkt, dass die Entwickelung der Sporen sehr selten, dann aber gleich in Masse ge- schieht. Es scheint dann oft den Laien, als wenn sie aus I^ichts, durch eine sogenannte Urzeugung, entstanden wären. Um noch ein in die Augen fallendes Beispiel davon zu geben, wie sehr die Bedingungen des Keimens und Gedeihens der Pilzsporen beschränkt sind, erwähnen wir nocli , dass viele Gärtner sich grosse Mühe geben, Cliampignons zu erziehen, ohne auch nur die geringsten Resultate zu erhalten, selbst wenn sie die beste Champignonbrut angewendet haben, während Andere, von einer Art Instinkt ge- leitet; ihre Vorkehrungen treffen und gar keine Sporen aussäen , trotzdem aber grosse Erfolge ha- ben. Bei den letzteren kommen die Champignons bisweilen von selbst aus der Mauer, während die ersteren kaum einige Schwämme aus ihrer sorgfältig präparirten Erde hervorkommen sehen. Die Wissen- schaft hat hier noch gar nichts gethan, um die Be- dingungen des Gedeihens nur annähernd festzu- stellen; wir tappen völlig im Dunkeln herum und überlassen es den Praktikern, sich selbst zu rechte zu finden. Wenn die Empyrie aber auch in der Anzucht der Champignons sehr viel geleistet hat und sach- kundige Champignon -Züchter in Brüssel, in Paris u. s. w. die grössten Erfolge erhalten, so sind da- gegen bei der Trüffelzucht die Empj-riker ebenso rathlos, wie die Gelehrten. Alle Versuche, die Trüffel zu kultiviren, sind, wie wir bereits gesagt haben, völlig misslungen. Mau hat alle möglichen Erden künstlich dargestellt, die Mischungen genau so ge- macht, wie die war, in der man die Trüffeln ge- funden; Alles umsonst. Die Trüffeln wachsen in unglaublicher Menge da, wo man sie einmal gefun- den und werden nur dadurch an andere Orte mit gleichen Bodenverhältnissen übertragen, wenn man die Samen der Bäume, unter denen man die Trüf- feln gefunden, daselbst aussäet. Man beobachtete schliesslich jedocli, dass es be- stimmte Bäume waren, unter denen Trüffeln wuch- sen. Die Eiche in Süd- und Westfraükreich ist es ganz besonders, in deren Schatten sie gut gedeiht; aber keineswegs stellt es eine bestimmte Art der Eiche dar, sondern es sind verschiedene Eichen. In einer Gegend ist es Quercus pubescens, in einer anderen Quercus sessiliflora, unsere Wintereiche, in einer dritten hingegen Quercus Hex, eine immer- grüne Eichen- Art. Aber wiederum verhält sich die- selbe Eichen -Art in ihrem Verhältnisse zur Trüffel keineswegs in allen Bodenarten gleich. Während in einem feuchten oder frischen Walde der Winter- Eiche gar keine Spur von Trüffeln gefunden wird, gedeiht sie in einem anderen Walde mit trockener, besonders kalkiger Erde ganz vorzüglich. Säet man, wie gesagt, die Eicheln solcher Trüffel-Bäume an einem anderen Orte mit gleichen Bodenverhält- nissen aus, so schafft man sich ein neues Terrain, in dem Trüffeln vorzüglich gedeihen, während man unter den Bäumen, welche aus Eicheln des erstem Falles (d. h. unter denen keine Trüffeln vorkamen) erzogen waren , auch wenn die Bodenverhältnisse völlig gleich erscheinen, vergebens Trüffeln sucht. Eichen, unter denen Trüfleln wachsen, nennt man in Süd- und Westfrankreich Trüffel - Eichen (Chenes truffiers). Diese Trüffel-Eichen gehören kei- neswegs, wie oben gesagt, einer einzigen Art an, sondern ausser den 3 bereits genannten Eichen sind es hauptsächlich noch die Sommer- Eiche (Quercus pedunculata) und die Kermes-Eiche (Quercus cocci- fera), in deren Schatten Trüfteln gefunden werden. Nach den neuesten Untersuchungen Chatin's hat man aber ausserdem noch Trüffeln unter anderen Bäumen beobachtet, so dass also die Trüffel keines- wegs auf die bereits erwähnten Eichen angewiesen 227 I ist, sondern ausserdem noch vielfach unter ande- ren Gehölzen vorkommt. Chatin hat ein Verzeieh- niss aller Bäume*), unter denen Trüffeln gesammelt wurden, bekannt gemacht, und wir glauben, dass es allgemeines Interesse genug haben dürfte, um es hier mitzutheilen. Wir bemerken übrigens, dass es mehre Trüffel-Arten gibt, dass die Untersuchungen des genannten Gelehrten sich aber nur auf Tuber melan osporum, die Art, welche in Frankreich sich hauptsächlich und fast allein im Handel befindet, beziehen. 1. Quercus pubescens Wiild. ist diejenige Eiche, unter der am häufigsten Trüffeln gefunden werden. Man hält sie zum Theil für eine behaarte Abart von unserer Winter- oder Stein - Eiche, mit der sie in der Regel die sitzenden Eicheln gemein hat. Nach Chatin gibt es aber in der Provence eine Form, wo die Früchte sich auf einem 1 bis 4 Centimeter langen Stiele befinden. Die graublätt- rige Eiche, wie sie meist in Frankreich genannt wird, wächst sehr langsam, bleibt auch liäufig strauch- artig und hat, wenn sie baumartig wird, ein mehr knorriges Wachsthura. Die Blätter sind, besonders in der ersten Zeit, mit einem grauen Filze bedeckt, der sich aber meist im späteren Alter, wenigstens auf der Oberfläche, mehr oder weniger verliert. Die Grau-Eiche liebt trocknen Boden und kommt beson- ders in der Provence, in der Dauphin^ und in Poitou vor. 2. Quercus sessiliflora Sm. wächst durch ganz Frankreich, wo sie den Namen Rouvre oder Schwarz- Eiche führt, und gilt ebenfalls für eine Art, in deren Schatten sehr viele Trüffeln wachsen. Doch sollen diese an Güte denen, welche man unter der Grau- Eiche sammelt, nachstehen. Die Winter-Eiche wächst weit rascher, als die letztere, und kommt nicht strauchartig vor, insofern sie nicht künstlich als Strauch gehalten wird. 3. Quercus pedunculata Willd. soll nach Einigen nur in Poitou in ihrem Schatten Trüffeln hervorbringen, was anderseits, zumal sie nur in fri- schen Lagen hervorkommt, in welchen Trüffeln nicht gedeihen, geleugnet wird. DeCandoUe betrachtet mit Unrecht die Sommer-Eiche als eine Abart der ■Winter-Eiche, von der sie sich allerdings schwierig mtcrscheidet; abgesehen von den gestielten Früch- ten, zeichnet sie sich noch durch rothbräunlich her- [auskora«nendc junge Triebe aus. 4. Quercus Hex L. ist die Trüffcl-Eichc von Üarpen^ras und anderen Orten der Provence, von [woher grosse Massen guter Trüffeln in den Handel 'kommen. *) Bulletill Je In sociütö botanique de France Tome XVI; Conipte rendiic des sciences p. 19. 5. Quercus Pseudilex nennt Chatin eine immergrüne Eiche vom Ansehen der Kermes-Eiche mit jähriger i'ruchtreife. G. Quercus coccifera L. (Kermes-Eiche) wird im Durchschnitt 3 Fuss hoch und hat in ihrem Schatten oft schon im 4. Jahre Trüffeln von beson- derer Güte. Die beiden vorhergehenden immergrü- nen Eichen müssen wenigstens 5 und G, die ande- ren Eichen mit abfallenden Blättern sogar 7 und 8 Jahre alt sein, bevor man unter ihnen Trüffeln findet. 7. Corylus Avellana L. (Haselnuss) ist nächst den Eichen das Gehölz, unter dem Trüffeln am häu- figsten vorkommen. Diese sind ziemlich gross und von vorzüglicher Güte. Sie werden gewöhnlich als Truffes rousses (rostfarbene) bezeichnet und kommen in den Departements der Drörae und der Is^re vor. 8. Unter Carpinus Betulus L. (der Hain- oder Weissbuehe) kommt zwar hauptsächlich die Muskat-Trüffel (Tuber brumale) von mittelmässiger Güte, hin und wieder aber auch die echte vor. 9. Castanea vulgaris Lara, (der echte Kasta- nienbaum) beherbergt nur ausnahmsweise in ihrem Schatten die Trüffel, so bei Montferrat unweit Ame- lie-les-Bains und im Departement der Lot. 10. Fagus sylvatica L. (Rothbuche) wird im Departement der Isfere als ein Trüffelbaum be- zeichnet. 11. Auch unter Betula alba L. soll nach Tu- lasne die schwarze Trüffel, hauptsächlich aber die Sommer- und Gekrös - Trüffel (Truffe d'ete und m^senterique) vorkommen. 12. bis 14. Unter Populus trcmula L. (der Espe) hat man die Trüffel in der Provence, unter Populus nigra L. (Schwarzpappel) im Departe- ment Dröme beobachtet, sowie in Vaucluse unter Populus alba L., der Silberpappel. Unter Pap- peln kommt ausserdem noch die grosse weisse Trüffel in Picmont vor, ebenso unter Weiden. 15. Von Weiden ist bis jetzt Salix viminalis L., die gewöhnliche Korbweide, die einzige, unter der Trüffeln, und zwar die Jluskat - Trüffel, beob- achtet wurde. IG. Von Platanus oricntalis L. weiss man nur, dass Trüffeln unter ihr im Departement der Drömc gesehen worden sind. Dagegen werden die Trüffeln, welche 17. unter Juniperus communis L., dem ge- meinen Wachliolder, in der Umgegend von Bastide- Murat (im Departement der Lot) wachsen, sehr ge- schätzt. Sie haben eine dunkelere Farbe, als die gewöhnlichen. 18. 19. Ausserdem sollen aber auch Trüffela unter Juniperus Oxycedrus L. und J. phoe- nizea L. vorkommen. 29* 228 20. In Afrika will man Trüffeln unter der Atlas-Ceder, Cedrus atlantica Man., beobachtet haben. 21. 22. Pinus halepensis Hill, und sylve- stris L. gehören zu den Bäumen, unter denen, nächst den Eichen, Trüfteln am häufigsten, und zwar besonders in der Dauphine und in der Pro- vence, wachsen. 23. Ausserdem wird nur noch von den Koni- feren die Rothtaune (Abies excelsa DG.) genannt, unter deren Schatten man Trüffeln gesehen hat, so im Departement der Isfere, bei Thiviers u. s. w. 24. Auch die Ulme (Ulmus campestris L.) wird als ein Trüffelbaum bezeichnet. 25. Unter den Eäumen aus höhereu Familien wird vor Allem der Schwarzdorn (Prunus spi- nosa L.) bezeichnet, unter dem Trüffeln nicht sel- ten gefunden werden. 26. bis 28. Von Kernobstbäumen kennt man mit Sicherheit nur den Weissdorn (Crataegus Oxyacanthos L.), den Älehlbeerbaum (Sorbus Aria L.) und den Speierling (Sorbus domestica L.) als Trüffelbäume. 29. Von Rosen wird zwar nur Rosa canina L. genannt, und zwar in den Departements der Isfere, der Lot, der Dordogne u. s. w., doch könnten es auch andere Rosen sein, unter denen Trüffeln wachsen. 30. In Perigord (Guienne) kommt die Trüffel auch unter der strauchartigen Brombeere (Rubus fruticosus L.) vor. 31. Unsere Akazie (Robinia Pseudacacia L.) scheint die einzige Leguminose zu sein, unter der bis jetzt Trüffeln beobachtet sind. 32. Unter Buxbaum (Buxus sempervirens L.) hat man die Trüffel nur auf Kalkboden gesehen. 33. Von Linden wird nur die kleinblättrige (T. ulmifolia Scop.) als Trüffelbaum genannt, und zwar in den Departements der Is&re, der Drome, der Vienne, bei Vaucluse u. s. w. 34. Aus dem Geschleehte der Ahorne wird nur der Feldahorn oder Massholder (Acer campestre L.) genannt, unter dem Trüffeln gefunden sein sollen. 35. Auch unter dem Feigenbaume (Ficus Ca- rica L. ) will man bisweilen Trüffeln gefunden haben. 36. Die Weinrebe (Vitis vinifera L.) wird zwar ebenfalls unter den Trüöelgeholzen genannt, nach Chatin möchte dies aber doch nur dann der Fall sein, wenn die Weinrebe an dergleichen em- porrankt. Nach Vergne sollen Trüfteln bisweilen auch unter dem Wallnussbaunie (Juglans regia L.) und merkwürdiger Weise auch miter einem Grase (Bro- mus sylvaticus L., Brachypodium sylvati- cum Beauv.) vorkommen, während Leveill^ sie auch unter Ginster und Haide beobachtet haben will. Nach A. de Candolle, der in einer Sitzung der botanischen Gesellschaft in Frankreich*) eben- falls einen Vortrag gehalten hat, sind weitere Ver- suche, Trüfteln künstlich heranzuziehen, sehr wün- schenswertli. Da es keinem Zweifel unterliegt, dass die Trüfteln zu ihrem Gedeihen zum Theil dieselben Bedingungen verlangen, wie die Wurzeln von Eichen und anderen Waldbäumen, und die Wurzeln der- selben auch in ihrer Nähe sein müssen, so können Kultur-Versuche auch nur unter diesen angestellt werden. Uns scheint es, als wenn geschlossene Wald- stände zur Trüflel-Kultur nicht passen, denn in ihnen herrscht schon Feuchtigkeit, oder doch wenigstens eine gewisse Frische, welche nach den Beobachtun- gen Chatin's die Trüffeln nicht vertragen, dagegen verlangen sie jüngere Bäume — 20- bis 25jähri"ge Eichen sollen die besten sein — auf dürrem kal- kigem Boden, der im heissen Süden Frankreichs sich selbst unter Bäumen erwärmt. Nach A. de Candolle muss man gewissen che- mischen und physiologischen Verhältnissen, die wir aber leider gar nicht kennen, Rechnung tragen; doch erhalten wir von ihm einige Winke, auf die mau Vor Allem bei der Trüff'elkultnr Rücksicht nehmen sollte. Alle Pilze, also auch die Trüffel, bilden mit dem Kohlenstoff ihres eigenen Gewebes und dem Sauerstoffe der Luft, gleich den Wurzeln, Kohlensäure. Unbebauter Boden enthält in einigen Ceutimetern Tiefe nur sehr wenig Sauerstoff', der ausserdem noch von den etwa vorhandenen Wur- zeln verbraucht wird. Besser stellt es sich heraus, wenn viele junge, mit Seitenwürzelchen dicht be- setzte Wurzeln vorhanden sind, welche Wasser, das stets auch atmosphärische Luft enthält, anziehen. Es ist dieses immer bei jungen Eichen von 15 bis 20 Jahren der Fall, wo zwischen der Oberfläche des Bodens und den Saugwürzelchen im Innern ein be- ständiger Luftstrom, mit Feuchtigkeit geschwängert, vorhanden ist. Hier können also auch Trüffeln den ihnen nothwendigen Sauerstoff' zur Bildung der Koh- lensäure erhalten und damit ruhig weiter vegetiren. Dergleichen Stellen müsste man unter Eichen- bäumen zu Kultur -Versuchen auswählen und nach den Verhältnissen tiefere oder oberflächliche Löcher machen , um Trüft'elstücken hineinzuthun. Dabei wäre sehr in Acht zu nehmen, dass die Wurzeln nicht verletzt würden. Später müsste man die Oeff- nung mit leichter Erde wieder verschliessen. Da man bei der Trüffel keineswegs die Zeit der echten Sporenbildung kennt, so wäre es nothwendig, die Trüffel in verschiedenen Zuständen ihrer Reife zu verwenden. *) Bulletin etc. p. 62. 229 Schliesslich erwähnen wir noch, dass während der internationalen Industrie- Ausstellung in Paris im dortigen Jardin reserve eine immergrüne Eiche mit dem Boden, in dem sie gewachsen war, aus dem Vaterlands ausgehoben sich befand , um die Möglichkeit der künstlichen Trüffelkultur daran nach- zuweisen. Später stellte es sich jedoch heraus, dass das Ganze ein Betrug war. Ciii nngeöfirf) neuer -feinö iiec cgetreiöefeRler. In dem Wochenblatte der Annalen der Land- wirthschaft ist aus Kro. 23 des ^Landwirthes" eine kleine Abhandlung des Professors Cohn in Breslau abgedruckt, die des Interesses halber auch eine Auf- nahme in der Wochenschrift für Gartenbau finden möchte. Diese kleine Abhandlung zeigt von Neuem, wie wenig Werth auf die gewöhnlichen Beobachtun- gen, selbst des mehr unterrichteten Landwirthes, zu legen ist, und dass allein die Untersuchung eines Naturforschers, der übrigens keineswegs dem spe- ziellen Stande der Gelehrten anzugehören braucht, schliesslich massgebend sein kann. Professor Cohn in Breslau, dem wir übrigens ausserdem andere vorzügliche Untersuchungen dieser Art verdanken, erzählt nämlich, wie folgt: ,Am 2?>. ]Mai brachte mir Stud. Busch eine An- zahl kranker Haferpflanzen von Schedliske bei Op- peln; das Feld, von dem sie stammten, sah seit Mitte Mai gelb aus, wie verbrannt; die einzelnen Pflanzen hatten welke, röthlich gelbe Biättchen, ab- gestorbene Halme, deren Inneres zerstört, weich, mulmig war. Die am selben Tage erschienene Num- mer des „Landwirthes" enthielt einen Bericht des Ritterguts- Besitzers A. Guradze auf Kottulin bei Tost, der die nämliche Erscheinung als eine Kala- mität schildert, welche die Sommersaat, Gerste und Hafer, vernichtet und selbst die Winterfrucht (Rog- gen) in Blättern und Aehreu angreift. Briefe von C. Neu mann auf Goernsdorf bei Pontwitz, M. Fellinger auf Schwieben bei Tost, Pueschel auf Mühlrädlitz , Rosenbaum auf Lorenzberg bei Prieborn , Groeger auf Laski bei Kempen, Esch auf Klein -Zindel bei Falkenau bezeugen die weite Ausbreitung dieser Feldplage. Seit Mitte Mai war in Goernsdorf besonders der auf frisch gegrabenem Neuland angesäctc Hafer befallen, doch auch der daneben stehende Roggen nicht unerheblich ver- wüstet. Rentier Schönfeld theilte mir am 31. Mai mit, dass aucli zu Sakrau bei Breslau der Hafer auf schlechten Böden angegriffen werde." „Sämmtliche Beobachter hatten als Ursache die- ser Kalamität ein kleines Insekt angesehen und in grosser Menge zur Untersuchung eingesendet. Von mehrern Seiten wurde beobachtet, dass diese Insek- ten in geschlossener Linie vorgehen und sich täg- lich weiter verbreiten ; ausser dem Hafer, der ganz besonders leidet, wird auch Gerste, Mais und Rog- gen angegriffen, nicht aber Weizen, Klee, Erbsen, Wicken, Lupinen; auf einem Sclilage zu Mühlräd- litz wurden 14 Morgen, auf einem anderen 10 bis 1 1 Morgen Hafer total abgefressen, auf einem Ger- stenfelde bei Prieborn buchstäblich nur der kahle Acker zurückgelassen. Die von den verschiedensten Orten eingesendeten Thierchen gehörten sämmtlicb der nämlichen Art an, die in manchen Jahren im Flühjahr auf Wiesen und Feldern äusserst häufig, im Larvenzustande erst gelb, dann schwarz und mit Springbeiuei! , nach zweimaliger Häutung als voll- kommenes Insekt dagegen grüngelb und mit 4 dach- zicgelförmig gelegten Flügeln versehen ist; es ge- hört zur Familie der Cicaden und führt den Namen Jassus sexnotatus Fallen. Diese Cicade wurde im Mai 1863 zu Tomnitz bei Nimptsch in zahllosen Hafer- und Gcrstefeldern beobachtet und von un- serem verdientei; Entomologen C Letzner in den „Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft , Natur- wissenschaft' 1SG4" als ein neuer Feind des Ge- treide.<5 beschrieben, der durch Aussaugen der Blätter das Absterben der Saaten veranlasse. Aber trotz der so zahlreiclien und gewichtigen Zeugen, die auch jetzt wieder gegen dieses Thierchen auftreten, rauss dasselbe nach den im pflanzenphysiologischen Insti- tute vorgenommenen Beobachtungen für durchaus unschuldig au den Verwüstungen der uns zur Unter- suchiing eiLgesendctcn Haferpflanzen erklärt werden. ' „Die Schuld der Kalamität trägt nicht die harm- los umherschwirrende Cicade, sondern eine in den Haferptlanzen verborgene Made*). Um die gegen- wärtige Zeit besitzt die Sommerfrucht nur einen Scheinhalm, d. h. die Scheiden der Blätter sind sten- gelähnlicli um einander gerollt; im Innern befinden sich die jüngsten, zartesten Blätter, während die Endknospe des noch unentwickelten Halmes im Grunde der Blattscheiden über dem Wurzelstock verborgen ist. Innerhalb des Scheinhalmcs lebt ein- zeln, oder zu 2 bis 3, die walzenförmige, fusslose, qucrgeringeltc, wcisslicjie Made, 2 bis 4 Mm. lang, welche ein spitzeres Kopfende mit 2 Nagelhaken ur.d ein stumpfes Hintcrende besitzt. Stud. Busch hat selbst beobaciitct, dass diese Made aus einem rötlilichen 1,15 Mm. grossen Ei an der Unterseite gesunder Haferblättchen ausschlüpft, in das Innere des Scheinhalmes hineinkriecht und die jüngsten Blättchen im Centrum von oben nacii unten tort- *) Stabsarzt Dr. Sclirütcr ül>eigab mir .nin 1. Juni kran- ken Hafer von Siby)lcnort bei Ools mit der nümliclien Made. 230 schreitend zerstört und so bis zur Endknospe des Wurzelstockä vordringt; ehe sie jedoch bis zu letz- terem gelangt, begibt »ich die Made wieder nach aussen , indem sie die Blattscheide durchbricht, und verpuppt sich unterhalb der äussersten oder zweiten Blattscheide. Die Puppe ist ein sogenanntes Tönn- cheu, hellbraungelb, undeutlich quergeringelt, an einem Ende stumpf, mit zwei Spitzen versehen, am anderen mehr kegelförmig, 2 Mra. lang. Wurden Maden an eine gesunde Haferpflanze gesetzt, so krochen sie an dieser hinab, bohrten sich dann von der Seite in das Innere, um schliesslich nach aussen hervortretend sich am Grunde der Ijlattscheide ein- zupuppen." „Nach alledem konnte kein Zweifel sein, dass ■wir es hier mit einer tliegenniade zu thun haben, wie deren so viele Arten als Feinde unserer Saaten bekannt sind. In der That ist aus einer am 23. Mai eingepuppten Made nach 8 Tagen, am 1. Juni, eine 2 Mm. grosse, also ganz winzige Fliege aufgeschlüpft, deren Fühler, Kopf, Brust und Hals tiefschwarz glänzend, Hinterleib metallisch, oben schwarzbraun, mit gelben Ringen und einem gelbbraunen Fleck am Ansatz des Thorax, unten hellbraun, Augen hell- braun, gross, ein schwarzes Scheiteldreieck begren- zend, Beine schwarz mit gelbbraunen Mitteltarseu, Schwinger gelb mit schwarzen Stielen, Flügel rauch- grau, irisirend, in der Ruhe dem Rücken aufliegend und ihn etwas überragend. Die Aderzeichnung der Flügel lässt die der Halmfliege (Oscinis) erkennen; Taschenberg in seiner preisgekrönten „Naturge- schichte der wirbellosen Thiere" zählt zwei den Kul- turen in Deutschland schädliche Arten auf: die Frit- fliege (Oscinis Frit) und die kleine Halmfliege (Osci- nis pusilla); von ersterer ist bekannt, dass die Som- mergeneration die jungen Gerstenkörner anfrisst, während eine zweite, die Wintergeneration, gleich der berüchtigten Hessenfliege (Cecidomyia destruc- tor) die Wintersaaten ganz in der von uns geschil- derten Weise durch Abnagen der jüngsten Blätt- chen im Innern des Scheinhalms verwüstet. Dass jedoch die Fritfliege auch auf der Sommersaat und insbesondere am Hafer sich finde, ist, soviel ich weiss, bis jetzt noch nicht beobachtet, und es muss daher die Untersuchung noch mehrer lebender Flie- gen abgewartet werden, um festzustellen, ob wir es mit der Fritfliege oder, was wahrscheinlich, einer der vielen, nahe verwandten Arten zu tlum haben. So lange die Lebensgeschichte dieser Fliege nicht feststeht, lässt sich daher auch nichts über ein et- waiges Gegenmittel sagen ; doch ist zu vermuthen, dass der Schaden von jetzt an nicht weiter um sich greifen wird, da die Maden bereits in der Verpup- puug begriffen sind, und dass bei günstigen Witte- rungs-Verhältnissen auch die erkrankten Halme, in- sofern bei vielen nur die Blätter, aber nicht die Endknospe ergriflfen ist, sich wieder erholen, oder doch durch Bestückung, d. h. durch Entwickelung von Seiteuknospen in den Achseln der Blatlscheiden zu Halmen, den Schaden ausgleichen werden.'' ßotaiiical l^Iagaziiie. Juli bis Dezember 1808 und Jauuar bis Juni 1869. Beginnen wir dieses Mal mit den kleinern Flor- blumen unser Gärten, so stellt die schon von uns unter den neuen Pflanzen des vorigen Jahres (s. 1 1. Jahrg. S. 143) besprochene Leavenworthia aurea Torr. (tab. 5730) ein nettes, kleines Pflänz- chen, das sich ähnlich dem Joiiopsidium acaule ver- wenden Hesse, dar. Die langgestielteu Blüthen kom- men aus der Blattrosette in grösserer Menge hervor und haben nicht gelbe, wie man aus dem Namen verrauthen sollte und wie wir an besagter Stelle an- gegeben iiaben, sondern violette, aber gelbumran- dete Blumenblätter. Iberidella rotundif olia Hook. (tab. 574'J) ist ein bekanntes Alpeupflänzchen, das bisher als Ibe- ris (L.), Thlaspi (Gaud.), Hutchinsia (R. Br.) rotundif olia beschrieben wurde und bei uns sehr gut zu kleineren Schmuckbeeten verwendet werden kann, zumal es ausdauert und nicht alle Jahre von Neuem herangezogen zu werden braucht. Es wird kaum ein Paar Zoll hoch und besitzt rundliche, plötzlich in einen Stiel sich verschmälernde Blätter von dunkel-, aber auch bisweilen blaugrünem An- sehen, rasch aufeinander folgend oder an den nicht blühenden Aesten eine Rosette bildend. Die vio- letten Blüthen haben ein gelbes Auge und bilden breit-eilän gliche Aehren. Lvchnis Lagascae Hook. (tab. 5746), zuerst von Willkomm als Silenopsis, dann als Ptero- coptis Lagascae bekannt gemacht, ist ein nied- liches Pflänzchen, das sich in der äusseren Erschei- nung der bekannten Alpenpflanze (Silene acaulis L.) anschliesst und gleich dieser verwendet werden kann. Das ausdauernde Pflänzchen wird nur 2 bis 4 Zoll hoch, wächst sehr gedrängt und hat unten schmale, von der Glitte an ziemlich breite Blätter, welche an der Basis zusammenwachsen. Die einzeln oder zu 3 stehenden Blüthen sind hellrosa iind zeichneu sich durch weisse Scliüppclien an der Blumenblattfläche i aus. Vaterland ist Spanien. Gentiana pyrenaica L. (tab. 5742) schliesst sich an, scheint aber in der Kultur heiklichcr zu sein , da sie meist schon nach einigen Jahren wie- derum eingeht. Am besten gedeiht sie noch in Töpfen. Sie wächst übrigens keineswegs nur auf 231 den Pyrenäen, sondern kommt auch in Ungarn und auf dem Kaukasus vor. Die kurzen Stengel sind mit dunkelgrünen Blättern dachziegelförmig besetzt und tragen am oberen Ende die schönen blauen Blüthen. Als Linaria crassit'olia (Autirrhinum) Cav. (tab. 5733) wurde eine Abart der Linaria origani- folia (Autirrliinuni) L. mit etwas dickeren und tlei- schigeren Blättern beschrieben. Sie wächst ebenfalls auf den Pyrenäen, aber auch auf den anstossenden Gebirgen Siidfrankreichs, sowie in Spanien und in Portugal. Eigentliche Stengel bilden sich gar nicht, sondern es entwickelt sich alsbald ein verästelter Blüthenstand mit für das kaum 4 bis 6 Zoll hohe, aber ausdauernde Pflänzchen verliältuissniässig gros- sen Blüthen. Ihre Farbe ist bunt (^violett, roth und gelb). Die nur an der Basis des Stengels und der kurzen, niederiiegenden Zweige befindlichen Blätter sind rundlich, kurzgestielt und dunkelgrün. Campannla isop hylla Moretti (tab. 5745) ist eine Felseupflanze der Apenninen und treibt aus einem kurzen und holzigen Stock mehre 4 bis 8 Zoll holie und mit herzförmigen, sowie grobzähnigen Blättern besetzte Stengel. Nur auf den erstcrcn ist eine kurze Behaarung vorhanden. Die grossen und blauen Blüthen bilden eine konvexe Trauben- dolde. Palava flexuosa Hast. (tab. 57G8) haben wir während der Londoner internationalen Pflanzen-Aus- stellung im Jahre 1866 gesehen und sie für eine nicht zu empfehlende Pflanze bezeichnet (9. Jaiirg. der "Wochenschrift S. 239), auch später unter den neuen Pflanzen dieses Jahres aufgeführt (S. 176). Es ist ein Sommergewächs, das neuerdings in Peru (also nicht in Bolivien, wie frülier gesagt ist) ent- deckt wurde, sicii gleich den meisten verwandten Malven von unten an verästelt und gegen 8 bis 10 Zoll hoch wird. Die dreieckigen Blätter sind fieder- spaltig- eingeschnitten. In dem Winkel der oberen entspringen die ziemlich grossen und hellrothen Blü- then, sie an Länge übertreft'end und eine Trauben- dolde bildend. Cyclamen africanum Boiss. et Reut. (tab. 5758) gehört zu den schöneren Arten, wo sich auch die Blätter durch ihre Zeichnung auszeichnen. Die Blüthen haben eine weisse oder hellrosenrolhe Farbe, die Zäiine im Schlünde sind aber karminroth. Da- durch unterscheidet sich diese Art hauptsächlich von dem sehr ähnlichen C. neapolitanum Ten., das, gleich C. africanum, nicht selten auch als C. ma- crophyllum vorkommt. Diese besitzt nämlich die Zähne weiss, die Blüthe ist hingegen ausserdem fleischfarben. Sonst sind die Blätter bei C. africa- num etwas kleiner und nur gezähnt, nicht, wie bei C. neapolitanum, oberflächlich 5- und Tlappig. Der i I breitgedrückte, grosse Knollen ragt in der Eegel i zur Hälfte aus der Erde heraus. ' Spirae palraata Thunb. (tab. 5725) befindet sich bereits länger in unseren Gärten im Freien, da schon Fortune sie einführte, und gehört unbedingt zu den schönsten Stauden, welche wir besitzen. Aehn- lich der verwandten Sp. digitata Led. bildet sie eine ziemlich hohe Pflanze. Sie ist völlig unbehaart und hat prächtige, grosse Blätter von rundlicher Gestalt in der Kontur, aber mit 5 und 7 bis fast auf die Basis gehenden Abschnitten versehen. Die blutrothen, kleinen Blüthen stehen dicht gedrängt und bilden einen zusammengesetzten und doldentraubigen Blü- thenstand. Paeouia Emodi Wall. (tab. 5719) hat grosse Aehnlichkeit mit unserer jetzt viel verbreiteten Paeo- nia albiflora Pall. und ist, wie diese, völlig unbe- haart. Ihre dreitheiligen, bisweilen auch dreizäiiligen Blätter haben eine glänzende und dunkelgrüne Farbe. Die grossen, weissen Blüthen kommen nicht einzeln am Ende der Stengel, resp. Aeste, hervor, sondern zu 2 bis 4. Unterscheidend ist ausserdem von ge- nannter Art der einzelne, wollig -behaarte Stempel. Pharbitis Kil Chois. var. limbata (tab. 5720) ist eine der schönsten Trichterwinden, welche wir besitzen und welche wir nicht genug empfehlen können. Wir haben bereits im 3. Jahrgänge der W'ochenschrift (S. 184) von ihr gesprochen. Früher wurde sie als selbständige Art unter der Bezeich- nung Ipomoea limbata kultivirt, und ist auch als Pharbitis albo- margin ata von Lindlev be- schrieben. Jlan muss sehr bedauern, dass die Win- den überhaupt mehr oder weniger aus der Mode gekommen sind, da sie wegen ihres den ganzen Sommer dauernden Blühens einen grossen Schmuck in den Gärten bilden. Cobaea pendnliflora (Rosenbergia) Karst, (tab. 5757) haben wir bereits bei Gelegenheit uu- serer Abhandlung über Cobaeen (1. Jahrgang der Wochenschrift S. 376) beschrieben. Sie zeichnet sich durch die langen, linienförmigcn Blumenblätter aus, wächst aber sonst unserer mehr bekannten Cobaea scandens Cav. sehr ähnlich. Sic kommt in den Ge- birgen von Caraccas, aber auch in Peru, vor, und blühte zum ersten jMale in Kew im vorigen De- zember. Fuehsia coccinea Ait. (tab. 5740) ist nicht zu verwechseln mit der Fuehsia d. N., welche wir jetzt noch in den Gärten haben und den Namen F. magellanica Lam. führen muss. Ihr ^'aterland kennt man nicht genau: wahrscheinlich ist es Bra- silien. ■ Sie hält keineswegs in England (also noch weniger bei uns) im Freien aus und steht an Schön- heit unbedingt der T. magellanica nach. Sonst ähnelt sie ihr ungemein , hat aber völlig sitzende Blätter 232 mit breiter Basis, dagegen behaarte junge Triebe und Blattstiele. Die Blätter erhalten im Herbste eine bräunlich-röthliche Farbe. F. coccinea Ait. wurde bereits 1788 einge- führt und befand sich wenige Jahre darauf auch in Holland, wo sie von dem bekannten Schneevogt als Naliusia elegans beschrieben wurde. Später ging sie verloren oder wurde durch die schönere F. magellanica, welche auch alsbald ihren Namen erhielt, verdrängt. Vielleicht hat sie sich noch in einigen botanischen Gärten Deutschlands ebenfalls ■erhalten, wie in dem von Oxford, aus dem sie Hooker in Kew bekam. Calceolaria Henricii Hook. (tab. 5772) wurde von Professor Jameson in Quito an Anderson Henry in Edinburgh gesendet und wächst iu den Alpen von Cuenca. Am nächsten steht die Art der C. hyssopifolia H. B. K. Sie bildet 2 bis 3 Fuss hohe und spärlich behaarte Stengel mit oben dun- kelgrünen und unbehaarten, unten aber mit grau- gelben Haaren besetzte Blättern von .5 bis 5 Zoll Länge. Auf 2 bis 4 Zoll langen Stielen befinden sich wenige gelbe Blüthen, die aber zusammen eine zusanimengesesetzte Traubendolde bilden. Pelargouium Scho ttii Hort. (tab. 5777) hat das Ansehen des Pelargonium Chaerophyllum Sweet und möchte, wie dieses, ein in Gärten entstandener Blendling sein. Der sich viel verästelnde und etwas fleischige Stengel wird 12 bis 15 Zoll hoch und ist nebst den gefiederten und ausserdem eingeschnitte- nen Blättern mit langen Haaren besetzt. Die 4 bis ' 5 Zoll langen allgemeinen Blütlienstiele tragen 6 bis 10 Blüthen, deren karminrothe Blumenblätter schwarz- gefleckt erscheinen. Azalea linearifolia Hook. (tab. 5769) haben wir, wenn wir nicht sehr irren, bereits in Gent wäh- rend der internationalen Ausätellung im Frühjahre 1868 gesehen und stellt wohl eine interessante, aber keineswegs schöne und Garteubesitzern zu empfeh- lende Pflanze dar. Die langen und linienförmigen Blätter fallen zum grossen Theil zeitig ab, sind aber stets am Ende der Zweige (meist zu 4) vorhanden, gleichsam als Hülle für den Blüthenkopf, dessen fleischfarbene Blüthen 5 tief heruntergehende und schmale Abschnitte besitzen. Die Art stammt aus Jajian und wurde schon von Siebold als Rhodo- dendron lin earif olium beschrieben. Monizia edulis Lowe (tab. 5724) ist eine in- teressante Umbellifere der kanarischen Inselu und wächst in Felsspalten mit einem 2 Fuss hohen Stamme; in Kultur wird dieser aber weit höher, bis 7 Fuss. Er entspringt aus einer knolligen und mehl- reichen Wurzel, die von den armen Bewohnern der Insel Deserta gekocht und gebraten gegessen wird. Die mehrfach gefiederten Blätter stehen an der Spitze des Stammes dicht gedrängt und zwischen ihnen kommen kurze, mit Dolden endigende Zweige hervor. Als Blattpflanze nimmt sich M. edulis weit schöner, als die auch bei uns in Gärten bekannte Thapsia decipiens aus. Abutilou vexillarium Morr. (tab. 5717) ha- ben wir bereits besprochen (8. Jahrg. S. 141 und 309), und auch mitgetheilt, dass der Blüthenstrauch nicht von A. m egapotauicu m St. Hil. verschie- den ist. Cordia glabra Cham. (tab. 5774) wächst in Brasilien und stellt einen zu empfehlenden Blüthen- strauch aus der Familie der Asperifoliaceen dar. Seine elliptischen, bis 8 Zoll laugen und meist ge- sägten Blätter haben eine dunkelgrüne Farbe und sind mit Ausnahme des kurzen Stieles völlig unbe- haart. Sie stehen bald abwechselnd, bald gegen- über. An der Spitze der Zweige befinden sich die grossen, weissen Blüihen von fast 21 Zoll Durch- messer. Crotallaria Cunn ing hami Hook. (tab. 5770) ist ein eigenthünilicher Schmetterliugsblüthler von der Nordwestküste Neuhollands mit grünlich-gelben, ziemlich grossen Blüthen, welche seitenständige Aehren bilden. Sie stellt einen niedrigen, kaum 2 bis 3 Fuss hohen Strauch, der überall mit einem graugrünen Filze überzogen ist, dar. Die länglichen und 2 bis 3 Zoll langen Blätter sind mit ihrem ^ bis 14 Zoll langen Stiel gegliedert. üeber Thibaudia acuminata Hook, (tabula 5752) haben wir erst vor Kurzem gesprochen (s. S. 222). (ScWuss folgt.) Vorlag von U,. Graei-tiiev iu Berlin. Soeben erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen : Wredow's Gartenfreund. Z»ülfto nach den neuesten Erfahrungen vermehrte Auflage. V'^on H. Gaerdt, Garten-Ius)>ector des Ilrn. Comm.-E. Borsig zu Moabit, und E. Neide, Kiinigl. Garteu-Inspector, Thiorgarten bei Berlin. geh. 2 Tlilr. ; eleg. geb. 2 Thlr. 10 Sgr. Victoria rCgi.1 hat bereits im Garten des Komm.-R. Borsig die ersten Blüthen entwickelt, wa« wir hiermit zur Keuntniss der Mitglieder des Vereines bringen wollen. Verlag von Wiegandt & rfempel in Berlin, Zimraer-Stroase No.91. Druck der C. Fe is t er'schen Buchdruclcerei (L. Mewes), Berlin. Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines zur Befördernng des Gartenbaues in den Königi. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : JProfessor r>r. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 30. Berlin, den 31. Juli 1869. Inhalt; Die internationale Gartenbau -Ausstellung vom 2. bis 12. September 1869 in Hamburg. — Botanical Magazine. Juli bis Dezember 1868 und Januar bis Juni 1869. (Schluss.) — Pflanzen-Ausstellung in Frankfurt a. d. O. — Stiefmütterchen oder Pensees. Mittwoch , den 4. August , findet eine Exkursion nach dem Park Sr. Durchlaucht des Fürsten von Pückler - Muskau in Branitz statt. Abfahrt vom Görlitzer Bahnhofe in Berlin Morgens um 6, Abfahrt von Kottbus Abends 7^ Uhr. Die internationale Gartenbau - Ausstellung vom 2. bis 12. September 1869 in H a m. l> u. V gr- Bei der Wichtigkeit der Hamburger interuatio- ualen Pflanzen-Ausstellung für die gesammte Gärt- nerei zögern wir nicht, von den uns zugekommenen Mittheiluiigen Das wiederum zur Kciintniss zu brin- gen, was Interesse darbietet. Es ist zwar nicht die erste internationale Pflanzen- Ausstellung, welche in Deutschland stattfindet, denn die Reihe der inter- nationalen Pflanzen-Ausstellungen überhaupt wurde in einer deutschen Stadt, in Mainz, eröffnet; es möchte aber die Hamburger Ausstellung die be- deutendste werden. In Mainz ahnte man damals allerdings noch nicht, dass die internationalen Aus- stellungen diese grossartigen Dimensionen, welche sie bereits haben, annehmen würden. Es ist sehr erfreulich, dass dieses vaterländische Unternehmen eine solche Theilnahme findet, wie es der Fall ist; es möchte auch unsere Pflicht sein, Alles zu tliun, was zu ihrem Glänze beitragen könnte. Im Auslande hat man sich in Betreif die- ser Ausstellungen in dem, was bis jetzt geschah, so gesteigert, dass es ungemein schwierig ist, wenn den grossen Ansprüchen genügt werden soll. Bis jetzt kannte man nur im Auslaridc, hauptsächlich in Eng- land, grosse Preise; auch darin wird die Hamburger Ausstellung nicht nachstehen. Abgesehen von den zahlreichen, zum Theil liohen Preisen, welche bereits durch das Programm zur Kenntniss gekommen, sind ausserdem noch eine Anzahl von Preisen zur Ver- fügung gestellt, aus denen vor Allem hervorgeht, dass man diese Ausstellung in Deutschland als ein vaterländisches Unternehmen betrachtet. Wenn wir auch schon früher bereits einige der nachträglich zur Verfügung gestellten Extra -Preise in der Wochenschrift veröfi'entlicht haben, so möchte es doch gut sein, wenn nach den uns eben zuge- kommenen Mittheilungen dieselben noch einmal der Reihe nach zur allgemeinen Kenntnissnahme vorge- führt werden. Extra- Preise haben ausgesetzt: 1. Se. Majestät König Wilhelm von Preus- sen: einen sil bernen Pokal für die vorzüglichste gärtnerische Leistung. 2. Ihre Majestät die Königin Augusta von Prcussen: 2 Vasen in Porzellan für die vorzüg- lichste Leistung in Bezug auf die Kultur von Warm- hauspflanzen, sowie einen bronzenen Blumen- träger für die vorzüglichste Leistung in Bezug auf die Obstkultur. 3. Ihre Majestät die Königin Victoria von Grossbritannien: einen silbernen Pokal for the best spccimen of grapes. 4. Der Senat und Bürger- Ausscliuss in Hamburg: den grossen Hamburgisehen Staats- preis, bestehend In 100 Dukaten, für die gross- artigste Leistung auf der Ausstellung zur Verfügung der Obmänner der Preisricliter-Sektioncn, sowie den kleinen Hamburgisehen Staatspreis, beste- hend In äO Duk., für die beste Wasserhebemaschine. 30 234 5. Das K. K. Oesterreichische Ackerbau- Ministerium: die grosse goldene Medaille, im Werthe von 50 Dukaten,, für neue Züch- tungen (Programm No. 1); die Staats-Preisme- daille, im Werthe von 15 Dukaten, für 3 der effektvollsten, noch nicht im Handel befindlichen blü- henden Warmhauspflanzen (Programm No. 4) und die Staat s- Preismedaille, im Werthe von 15 Dukaten, für 3 der schönsten, noch nicht im Handel befindlichen Kalthauspflanzen (Programm No. 51). 6. Das Königlich Preussische landwirth- schaftliche Ministerium: a. als ersten Preis: die grosse, für Leistungen im Gartenbau be- stimmte Staatsmedaille, in Gold ausgeprägt, an Werth 50 Dukaten, für eine Aufstellung von mindestens zwölf verschiedenen , durch Schön- heit des Blattes oder der BlUthe ausgezeichneten Pflanzenarten, welche bisher weder öffentlich ausge- stellt gewesen, noch in den Handel gekommen sind. Die ausgestellten Pflanzen müssen sich in vollkom- menem Knlturzustand und die durch die Blütlie aus- gezeichneten unter ihnen der Art im blühenden Zu- stande befinden, dass Blumen und Blüthenzustand vollständig erkennbar sind. V^on jeder Pflanzenart darf nur Ein Exemplar ausgestellt werden. Hybri- den sind ausgeschlossen, ebenso Varietäten früher schon bekannt gewesener Pflanzenarten. Sind nur zwölf verschiedene Arten ausgestellt, so darf sich darunter nur eine Orchidee befinden. Die Zahl der ausgestellten Arten ist aber nicht entscheidend, son- dern der Werth der Pflanzen; b. als zweiten Preis: dieselbe Medaille, in Silber ausgeprägt. 7. Der Magistrat der Stadt Altona: 50 Dukaten für die geschmackvollste eiserne oder hölzerne Veranda. 8. DerB rem er Garteubau- Verein: einen silbernen Tafelaufsatz für 12 verschiedene perennirende Blattpflanzen, die im freien Lande im Klima von Norddeutschland ausdauern und zu effekt- voller Dekoration geeignet sind. 9. Der Erfurter G a r t e n b a u - V e r e i n : eine Statuette Reichardt's für die beste Re- präsentation des Gemüsemarktes irgend einer Stadt in Deutschland. 10. Der deutsche Pomologen-Verein: die 5 ersten Bände des illustrirten Hand- buchs der Obst künde für das am richtigsten bestimmte Obstsortiment, wobei in zweiter Linie die Reichhaltigkeit und gute Kultur der Sammlung über die Preiswürdigkeit entscheidet. 11. Die Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe: a. als ersten Preis: die grosse gol- dene Medaille und 10 Dukaten: b. als zwei- ten Preis: die grosse silberne Medaille und 10 Dukaten für die beiden besten Schriften über die Ausstellung. 12. Der Verein für Kunst und Wissen- schaft in Hamburg: 120Tlialer für den ge- schmackvollsten Laubengang (Pergola) von minde- destens 15 Fuss Länge oder Lauben - Pavillon von 1 2 Fuss Durchmesser, gleichviel, ob aus Holz oder Eisen konstruirt. 13. Herr E. Behrens: 50 Thaler für das beste Sortiment Birnen, die für das hiesige Klima passend sind, sowie 50 Tiialer für das beste Sor- timent Pflaumen, die für das hiesige Klima passend sind. 14. Herr E. Benary in Erfurt: 25 Thaler für das geschmackvollste Teppichbeet. 15. Herr Busch und Herr Dr. jur. G. Peter-^ sen: 20 Thaler für Obst zur Verfügung der Preis- richter. IG. Herr Dr. jur. H. Föhring: 100 Thaler für die schönste ausgeführte Grotte, Ruine oder Felspartie (Programm No. 27 1). 17. Herr Dr. jur. W. Godcffroy: 12Ld'or zur Verfügung der Preisrichter. 18. Herr F. Harms in Eimsbüttel: 10 Thaler für eine vorzüglich schöne, noch nicht im Handel befindliche Fuchsia. 19. Herr Dr. jur. A. Lappenberg: 50 Tha- ler für die schönste und effektvollste, im Freien auf- zustellende Pflanzengruppe (Blumenbeet) in natür- licher Form. 20. Herr Syndikus Dr. jur. C. H. Merck: a. als ersten Preis: 60 Thaler; b. als zweiten Preis: 30 Thaler für 3 in Hamburg und Umgegend unter Glas gezogene Trauben von mindestens 3 Pfd. jedej ferner 50 Thal er für ein Sortiment bisher nicht nach Europa gelangter Früchte in frischem Zu-^ Stande, sowie a. als ersten Preis: 40 Thal er; b. als zweiten Preis: 20 Thaler für 6 neue, bisher in Hamburg und Umgegend noch nicht kultivirte Ge- wächse. 21. Herr General-Konsul E. Nölting und Herr C. A. Heise: 200 Thaler für die beste Maschine zum Verpflanzen grosser Bäume (Programm No. 280). 22. Herr Senator W. O'Swald und Herr G. A. Schön: 100 Thal er für Obst zur Verfügung der Preisrichter. 23. Drei Freunde von Erdbeeren: 25 Tha- ler für die besten Erdbeeren mit besonderer Be- rücksichtigung des aromatischen Geschmackes der- selben. 24. Ein Ungenannter: 10 Thaler zur Ver- fügung der Preisrichter. 25. Der Laudbau-Verein in Braunschweig: 235 25 Thal er für den besten Spargel (wenn auch in Büchsen). Ausseidein sind noch vom Komite der Inter- nationalen Landw irthschaftlichen Ausstel- lung von 1863 in Hamburg 1500 Thaler für Extra-Preise dem Ausstellungs-Komit^ zur Disposi- tion gestellt. Es soll eine ansehnliche Summe hier- von bestimmt werden: ,Für die beste Weise zur Vertilgung der Wasserpest, einerlei ob auf mecha- nischem oder anderem Wege." In Betreff der Sub-Komit^'s haben wir nur noch diejenigen nachzutragen, welche bis jetzt noch nicht in der Wochenschrift veröffentlicht wurden. Es sind dieses: 1. Für Halberstadt, Regierungsbezirk Magde- burg, Braunschweig und Anhalt: Alwin Rürapler, Chemiker in Halberstadt. 2. Für das Königreich Bayci-n: Privatdozent Dr. Eichler und Max Kolb, Inspektor des bota- nischen Gartens in München, Kölle, Kunst- und Handelsgärtner in Augsburg, Fr. Sippel, Vorstand des Gartenbau Vereines, und Daniel Meyei-, Kuust- und Handelsgärtner in Bamberg, der fränkische Gartenbau -Verein in Würzburg (Vorst. Jos. ■Steib), der Vorstand des Gartenbau -Vereines in Nürnberg. 3. Für das Königreich Württemberg: Dr. Neu- bert in Stuttgart, Professor Hen ekel und Hoch- stetter, botanischer Gärtner in Tübingen. 4. Für das Grossherzogthum Baden: Dr. Hirsch- brunn in Mannheim, W. Scheurer in Heidelberg, Hofapotbeker Cuccuel, Präsident des Gartenbau- Vereines in Freiburg. 5. Für das Grossherzogtlium Hessen: Geiger, Garten-Direktor in Darmstadt. 6. Für Frankreich: Bo uchard-Huzard, Ge- neral-Sekretär des Gartenbau -Vereines, Carriere, Chef der Baumschulen im Jardiu des plantes, D u - chartre, Professor au der Sarboune, Rivi^re, Direktor des Luxemburger Gartens, Verlot, Chef der botanischen Schule im Jardin des plantes und Henry Vilmorin in Paris, Charles Baltet, Baumscliulbesitzer in Troycs, Keteleer, Handels- gärtner in Sceaux bei Paris, und A. Ilardy, Di- rektor des Potager in Versailles. 7. Für Schottland: M'cNab, Inspektor des bo- tanischen Gartens in Edinburgh, und Thomsou in Dalkeith. 8. Für Irland: Dr. Moore, Direktor des bo- tanischen Gartens iu Dublin. [I. Für Holland: Groenewegen, Inspektor des botanischen Gartens, und A. van Lenncp, Direktions - Mitglied der Abtheilungen Amsterdam und Haarlem der landwirthschaftüchen CJescliscliaft für Holland in Amsterdam, W. van Eeden, Ge- neral-Sekretär der niederländischen Gesellschaft zur Förderung der Industrie, und J. H. Krelage (zu- gleich niederländischer Regierungs - Kommissär) in Haarlem, J. Boeke, Direktions-Mitglied der Gesell- schaft für Industrie in Onderdeudam-Groningen, R. W. Boer, Sekretär der Abtheilung Zutphen der landwirthsehaftlichen Gesellschaft in Gelderland in Warnsfeld bei Zutphen, D. R. Ge vers-Deynoot, General - Sekretär der landwirthsehaftlichen Gesell- schaft Rusthoeck in Loosduinen bei Haag, C. Glym, Kunst- und Handelsgärtner in Utrecht, J. Ilooft- mann, Vorsitzender des pomologischen Vereins in Boskoop, Ludewig, Vorsitzender des Vereins zur Förderung von Gartenbau und Landwirthschaft in Maastricht, Dr. Mulder, Hauptredakteur der land- wirthsehaftlichen Zeitung in Arnheim, und Witte, Inspektor des Universitätsgartens in Leiden (zu- gleich Regierungs-Kommissär). 10. Für Italien: Die Garteubau-Gesellschaft in Florenz. 11. Für Portugal: Th. Scliönefeld in Lis- sabon. 12. Für Schweden: Professor Andersson in Stockholm. 13. Für die Vereinigten Staaten von Nordame- rika: Hofmann, Gouverneur von New-York, sowie C. B. Richard & Boas. Was endlich die Mittheilungen in Betreff der Fracht-Ermässigungen und Zoll-Erleichterungen an- belangt, so ersuchen wir alle diejenigen, welche in Hamburg etwas ausstellen werden, sieh in diesen Angelegenheiten um so mehr direkt an das Koiuit^ in Hamburg zu wenden und um Zusendung einer Liste zu bitten, als sie doch an und für sich da- selbst melden müssen. ßolaiiical .^lagaziiic. Juli bis Dezember 1868 und .lanu.ir bis Juni 1869. (Schiuss.) Myrica Nagi Tliunb. (tab. 5727) ist einer der beliebtesten Fruclitsträuclier in Japan, hält aber lei- der selbst nicht in England aus. Sic bildet einen kleinen Baum oder einen von unten an sich ver- ästelnden Strauih, dessen inuuergrüne und ellipti- sche Blätter völlig unbehaart sind und einen gezäh- nelten Rand haben. Die männlichen Blüthen bil- den winkelständige Kätzchen, während die kugel- runden und mit Warzen auf der Oberfläche bedeck- ten Fruchtknoten sich in Steinfrüchte umwandeln. Parrotia persica C. A. Mey. (tab. 5744) er- reiciit im Vaterlande (Transkaukasien und Nord- Indien) eine Höhe von 12 bis ISFuss und besitzt 30* 236 eine Aehnlichkeit mit unserer Haselstaude. Sie blüht zeitig, oft schon im März vor dem Erscheinen der Blätter. In der büscheliggedrängten Blüthe ist nur eine Hülle vorhanden, welche 5 bis 7 Staubgefässc und einen zweifächrigen und zweigriffeiigen Frucht- knoten einschliesst. Die breit-gestielten und umge- kehrt-eiförmigen Blätter nehmen im Herbste eine schöne rothe Farbe au. Sarcocaulon Burmauni Eckl. et Zeyh. (tab. 5729) ist eine interessante Geraniacee aus Südafrika und stellt einen knorrigen, 8 bis 16 Zoll hohen Strauch vor, dessen Aeste mehr oder weniger flei- schig und zum Theil mit lederartigen , umgekehrt- eirunden und ausgerandeten Blättern, zum Theil mit stechenden Dornen besetzt sind. Aus dem Winkel der ersteren entspringen die grossen, Ij Zoll im Durchmesser enthaltenden und gestielten Blüthen, deren regelmässige Blumenblätter gekerbt und weiss, aber mit rosafarbigem Anflug erscheinen. Cereus lividus Pfeifl'. (tab. 5775) scheint eine ziemlich grosse Verbreitung zu haben, denn dieser Säulenkaktus wächst in Brasilien und in Kolumbien. Er gehört zu den grösseren Arten, welche 12 und mehr Fuss hoch werden und sich nur wenig zu ver- ästeln scheinen. Aus dem obersten Gliede kommen 1 und 2 Blüthen hervor, welche 10 Zoll im Durch- messer haben und eine weisse Farbe mit grünem Schein besitzen. Stapelia Hystrix Hook. (tab. 5751) stammt aus Südafrika und stellt eine zu empfehlende Dick' pflanze aus der Familie der Asklepiadeen dar. Die öeckigen, 6 bis 9 Linien im Durchmesser enthal- tenden Acste haben an den warzenförmigen Aus- wüchsen horizontal abstehende Kronen. Die hell- schwefelgelbe und rothbraun gezeichnete und einen Zoll im Durchmesser enthaltende Krone ist mit zahl- reichen Weichstacheln besetzt und erhält dadurch ein eigenthümliches Ansehen. Auch der Beiname beruht darauf. Agalmyla staminea Bl. (tab. 5747) ist eine javanische Cyrtandracee, welche auf Bäumen hin- kriecht und während der Blüthezeit für diese eine grosse Zierde darstellt. Wir besitzen die Pflanze schon länger in unseren Gärten, sie hat aber trotz ihrer Schönheit in den Gewächshäusern der Lieb- haber noch keine Verbreitung finden können. Schon van Houtte machte im Jahre 1848 auf sie auf- merksam. In dem Winkel der grossen, länglich- lanzettförmigen und lederartigeu Blätter kommen die brennend -rotheu, langröhrigen Blüthen in dichten Büscheln hervor. Aphelandra nitens Hook. (tab. 5741) ähnelt der bekannten A. aurantiaca Lindl., übertrifft sie aber noch an Schönheit. Die ganze Pflanze ist völlig unbehaart und hat einen runden Stengel, aji dem 4 bis 6 Zoll lange, eirund-lanzettförmige Blät- ter mit metallisch-glänzender Ober- und rothbrauner Unterfläche einander gegenüberstehen. Am Ende der Aeste erhebt sich die Aehre mit hellgrünen, läng- lich-lanzettförmigen Deckblättern, aus denen mennig- rothe Blüthen hervorkommen. Vaterland ist Neu- Granada, wo Pearce die Pflanze fand und an Ja- mes Veitch u. Söhne in London sendete. Acridocarpus natalitius A. Juss. (tabula 5738) stammt aus Südafrika und gehört zur Fa- milie der Malpighiacecn. Sie wurde durch den bekann- ten Pflanzen liebhaber Saunders direkt aus dem Vaterlande bezogen. Es ist eine holzige Liane mit runden Aesten, während die Zweige rostfarben -be- haart erscheinen. Die kurzgestielten, länglichen und lederartigen Blätter werden bis 8 Zoll lang und zeichnen sich durch 2 Drüsen an der Basis des Mit- telnervs aus. Ihre Oberfläche ist dunkelgrün, der Rand aber ganz. An der Spitze befinden sich die 5 bis 7 Zoll langen Blüthentrauben von gelber l'"arbe. Tacsonia eriantha (tab. 5750) haben wir erst unlängst besprochen (S. 191). Passiflora circinata Mast, (tabula 5737) wächst in Brasilien und ähnelt hinsichtlich der blau- violetten Blüthe der bekannten und viel verbreiteten r. coerulea. Auch die Grösse der Blüthe stimmt mit der genannter Passionsblume überein. Da die Pflanze reichlich blüht und keine hohe Temperatur verlangt, sondern sehr gut im Kalthause gedeiht, so ist sie nicht genug zu empfehlen. Die 3 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blätter sind tief band- förmig-gelappt. Eingeführt wurde P. circinata In den durch seine Koniferen ausgezeichneten Park von Dropmore durch den dortigen Gärtner Frost. Allamanda nobilis T. Moore (tab. 5764) ist ebenfalls schon von uns unlängst besprochen worden (S. 107). Von allen Arten dieses Geschlechtes hat sie die grössten Blüthen. Dass sie eine selbstän- dige Art darstellt, bezweifeln wir mit Hooker, und sind ebenfalls der Meinung, dass sie auf gleiche Weise, wie A. Schottii, Hendersoni, grandi- flora und Aubletii, nur eine Abart der alten A. cathartica darstellt. Camptopus Mannii Hook. (tab. 5755) ist eine interessante Rubiacee des tropischen Afrika's aus der Abtheilung der Psychotrieen. Sie erreicht im Vater- lande eine Höhe von 15 Fuss und zeichnet sich durch die elliptischen, 2 bis 3 Zoll langen und le- derartigen Blätter mit dunkelgrüner Oberfläche aus. Aus deren Winkel entspringen die oft Fusslangen, zuerst nach unten gerichteten, dann aufwärts ge- wendeten Blüthenstiele von rother Farbe und tragen am Ende einen Kopf weisser Röhrenblüthen, von rothen Deckblättern umgeben. 237 Delostoma dentatum Don (tab. 5754) ist eine interessante Bignoniacee aus Quito und von dem Ansehen einer Gesneracee. Sie bildet einen niedri- gen und kurz verästelten Strauch, dessen gegen- überstehende Blätter von etwas dicklicher Konsistenz breit-elliptisch sind und, bei einer Breite von 3 und 4, eine Länge von 4 und 5 Zoll besitzen. Beide Flächen sind hellgrün. 3 oder 4 Blüthen stehen auf kurzen Stielen bei einander und haben ziemlich grosse, weisse, aber mit rosafarbigem Schein ver- sehene Kronen von li Zoll Durchmesser. Zu em- pfehlen möchte dieser BlUthenstrauch weniger sein. Fluni ieria lutea R. et P. (tab. 5779) wurde durch Linden aus Peru eingeführt und stellt eine zu empfehlfnde Apocynacee dar. Die Pflanze bildet oft einen Straui.'h, aber auch einen kleinen Baum bis 20 Fuss Höhe, bleibt jedoch in der Eegel niedriger. Die grossen, breit- länglichen oder breit- elliptischen und lederartigen Blätter stehen am oberen Theil der Zweige ziemlich gedrängt und haben eine Länge von 1 bis 1'} Fuss. Die grossen, meist 4 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen besitzen einen angenehmen Geruch und bilden einen scheindoldigen und gipfelständigen Blülhenstand. Die Farbe der Blumenkrone ist sehr blassrosa im Umkreise und gelb in der Mitte. Eranthcmum Andersoni Hast. (tab. 5771) ist derselbe Blüthenstrauch, den wir früher schon als E. olcgans Mast, kennen gelernt haben (S. 133). Die Pflanze d. N., welche Eobert Brown bekannt ge- macht hat, ist, vne von uns bereits an citirter Stelle gesagt wurde, eine andei-e. Pleroma macrauthum Hook, (tabula 5721) wurde von Seemann als Lasiandra macrantha im 2. Bande seines Journal of botany (p. 361 und tab. 24) beschrieben und bereits auch im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 1C6) von uns em- pfohlen. Es ist eine Melastomatee aus Brasilien, welche Linden auf der internationalen Pflanzen- Ausstellung des vorigen Jahres in Gent zuerst aus- stellte. Der Strauch soll kaum 5 Fuss hoch werden und hat runde Zweige. Seine eirund-lanzettförmigen, auf der Oberfläche runzlichen und dunkelgrünen Blätter sind feingezahnelt und werden bis 4 Zoll lang. Aus dem Winkel der oberen Blätter oder endständig kommen die wunderschönen, violetten und grossen l'lüthen von 5 Zoll Durchmesser hervor. Es bleiben noch die Monokotylen übrig. Die bei Weitem grösste Anzahl der Abbildungen neh- men die Orchideen ein. Wir nennen von den übri- gen zuerst Agave dasylirioides Jac. (tab. 5716). Dass di(^8e nichts weiter ist, als unsere schon längst in den Gärten beobachtete und auch näher bezeich- nete Agave dealbata, hiibcn wir bereits mehr- mals ausgesprochen (s. 8. Jahrg. der ^^'ochenschrift S. 110). Man könnte höchstens A. dasylirioides als alte Exemplare der A. dealbata bezeichnen. Wer noch zweifelt, mag bei dem Senator de Cannart d'Hamale in Mecheln die schönen Pflanzen der letz- teren sehen, wie sie seit 2 Jahren, ähnlich der A. da- sylirioides, nach einer Seite hin sich wenden. W^ahr- scheinlich werden sie daselbst nächstens einen Blü- thenstand treiben. Die Färbung der Pflanze, ob mehr blau- oder dunkelgrün, hängt von der Kultur ab. Die im bot. Magazine abgebildete Pflanze gehört übri- gens zur Normalform der A. dealbata und nicht zur grünblättrigen Form dasylirioides. Dass Jean Ver- schaffelt jetzt eine zwergige Form in den Handel gebracht hat, ist bereits von uns erwähnt worden (S. 106). Prionitis Palmita E. Mey. (tab. 5727) schliesst sich im Habitus einigen Agaveen und noch mehr Dasylirien und Yukken an, ist aber eine (Graslilie oder Juucacee, welche die i'lüsse Südafrika's bisweilen so dicht bewohnt, dass man über sie hinweggehen kann. Ihre Einführung verdankte man schon vor 12 Jahren der Handelsgärtnerei von Haage und Schmidt in Erfurt; geblüht hat sie aber zuerst im vorigen Jahre im botanischen Garten in Kew. Die Pflanze treibt starke Wurzelstöcke mit zahl- reichen, grade in die Höhe steigenden Stänimen, welche oberhalb der Wasserfläche dicht mit sehr laugen, rietgrasähnlichen und scharfgesägten Blättern besetzt sind und in der Regel gegen 3 Fuss her- ausragen. Die Blüthen haben 6 braune, den Gras- spelzen ähnliehe Blätter und bilden eine steife, mit verlängerten und grade aufwärts gerichteten Aesteu besetzte Rispe. Puya Whytei Hook. (tab. 5732) ähnelt im Wüchse der bekannten Puya chilensis, treibt aber nicht einen so hohen, jedoch auf gleiche Weise sich verästelnden Stamm mit dichten Blattkronen an der Spitze. Die sehr schmalen und steifen Blätter sind mit scharfen, aber entfernt stehenden und haken- förmig-gekrümmten Zähnen besetzt. Aus der Mitte dieser Blätter erhebt sich bis zu einer Höhe von 3 Fuss der mit schuppenförmigen Blättern besetzte Blüthenstiel , eine Rispe bildend. Die glockenför- migen, blauen und kurzgestielten Blüthen haben einen Durchmesser von !{ Zoll. Inwieweit sich diese Art von Puya coerulea unterscheidet, können erst Vergleichungeu lehren. Areca Baueri Hook. (tab. 5735) wächst auf den Norfolk - Inseln und stellt eine 20 Fuss hohe Palme dar, deren 10 Linien im Durchmesser ent- haltender Stamm an der Sjjitze die gefiederten Blät- ter von G bis 9 Fuss Länge trägt. Diese sind ziem- lich aufrechtstehend und haben auf der Mittelrippe, sowie auf den Nerven, einen klelenähnllchen Ueber- zug. Die rasch aufeinander folgenden Fiederblättchcu 238 sind 2 Fu33 lang, aber nur H Zoll breit. Der seiten- ständige Blüthenstand wird anfangs von einer weissen und 10 Zoll langen Scheide eingeschlossen. Die ziemlich dicht stehenden und weissen Blüthen ver- wandeln sich in rothe und runde Beeren. Caryota Cumingii Lodd. (tab. 5762) gehört zu den niedriger bleibenden Arten — denn sie wird nur 10 Fuss hoch — und macht gleich der Caryota aobolifera aus der Wurzel oder aus der Basis des Stammes Ausläuter. Von der zwar höheren, aber in ihrer äusseren Elrscheinung sehr ähnlichen C. urens unterscheidet sie sich ausserdem noch durch fast völlig unbehaarte Blattstiele. Die 5 bis 7 Fuss lan- gen und 3 bis 4 Fuss breiten Blätter sind doppelt gefiedert und die 8 bis 10 Zoll langen und oben 2 bis 2i Zoll breiten Fiederblättchen sind steif und lederartig. Der Blütlienstand besteht aus zahlreichen und überhängenden Achren, mit hellgrünen Blüthen besetzt. Vaterland ist die Halbinsel Malakka. Aglao nema Man nii Hook. (tab. 5760) ist die einzige ihres Geschlechtes, welche im tropischen W^estafrika wächst, da die übrigen in Ostindien vor- kommen. Der bekannte Reisende Mann entdeckte sie auf dem Cameroon-Gebirge. Die Pflanze treibt einen Stamm von 11 bis 2 Fuss Höhe und trägt nach oben breit - elliptische und lederartige Blätter von 5 bis 7 Zoll Länge und 3 bis 4 Zoll Breite. Die nur 2 Zoll lange und weisse Blumenscheide ist ziemlicii offen. Diese Aroidee gehört, gleich den anderen Arten dieses Geschlechtes, zu den weniger zu empfehlenden Arten dieser Familie. Richardia melanoleuca Hook. (tab. 5765) ist eine zweite Art dieses Geschlechtes mit gefleck- ten Blättern, welche ebenfalls in Südafrika vor- kommt. Sie ähnelt der von uns bereits früher er- wähnten R. albo - maculata Hook. (Calla oculata Lindl.) ungemein (s. 3. Jahrg. d. Wochenschr. S. 19), und unterscheidet sich nur durch den schwarzbrau- nen Fleck an der Basis der schwefelgelben und fast ganz offenen Blumeuscheide. Iris stylosa Desf. (tab. 5773) gehört zu den bartlosen Schwertlilien mit grasähnliclien und auf- recht stehenden Blättern von wohl 1-1 Fuss Länge. Die angenehm riechenden Blüthen haben einen Durch- messer von 2i Zoll und sind in der Hauptfarbe vio- lett. Der untere Theil der zurückgeschlagenen Blu- menblätter besitzt in der unteren Hälfte weisse Querbänder und ist ausserdem noch an der Basis gelbgezeichnet. Crocus Orphanidis Hook. (tab. 5776) gehört zu den im Herbste blühenden Arten , welche sich, ähnlich dem Crocus Boryanus, durch ihren vielfach getheilten Griffel auszeichneu. Abweichend ist die verlängerte Zwiebel mit völlig glatten und braunen Schuppen und eine Länge von oft beinahe 2 Zoll besitzend. Die hellvioletten Blüthen haben einen gelben Schlund, aber orangenfarbige Griffel. Bland fordia Cun ninghamii Lindl. (tab. 5 7 34) haben wir bereits unter den ueueu Pflanzen von diesem Jahre besprochen (S. 116). Sie wächst auf den blauen Gebirgen von Neu - Südwales, wo sie Allan Cunninghara entdeckte. Von der nahe ver- wandten Bl. grandiflora R. Br. unterscheidet sie sich durch gezähuelte Blätter. Die in 2 Reihen an dem Stengel stehenden Blätter werden bis 2 Zoll lang und sind rietgrasähnlich. Der 2 bis 3 Fuss hohe Schaft ist mit anliegenden Schuppen besetzt und trägt 16 bis 20 bis 2 Zoll lange Blüthen, deren Röhre roth ist, während die Blumenabschnitte gelb erscheinen. Amomum Sceptrum Ol. et Haub. (tab. 5761) wurde wiederum von dem bereits genannten Rei- senden Jlanu, der sich übrigens schon seit längerer Zeit in Ostindien befindet, im tropischen Westafrika entdeckt uud stellt eine sehr zu empfehlende Scita- miuee dar. Aus der knolligen Wurzel kommen be- blätterte Stengel und an deren Basis Blüthenähren, ausserdem aber mit schuppigen Blättern besetzte Ausläufer hervor. Die schmal -elliptischen Blätter haben S bis 10 Zoll Länge bei 1 bis 1 2 Zoll Breite und laufen in einen sehr kurzen Stiel aus. Die grossen Blüthen besitzen eine iielle rosenrothe Farbe und bestehen fast nur aus der 2? Zoll im Durch- messer enthaltenden runden Lippe. Kaempferia Parishii Hook. (tab. 5763) er- hielt der bekannte Pflanzenliebhaber Parish aus Moulmein in Ostindien. Gleich wie bei den übrigen Arten dieses Geschlechtes, kommen die Blüthen hier lange vor den Blättern, welche eine Länge von 6 bis 9 Zoll uud eine hellgrüne Farbe haben, hervor. Ausserdem erscheinen sie länglich-lanzettförmig und bositzen eine starke Mittelrippe mit hervortretenden Seitennerven. An der Spitze des kurzen Schaftes stehen die 3 Zoll laugen Blütlien , deren beide un- tere Abschnitte eine violette, die andern aber eine weisse Farbe haben. Wir kommen schliesslich zu den Orchideen. Nasonia punctata Lindl. (tab. 5718) gehört zu den kleineren Arten , deren dicht beblätterte Stengel kaum 3 bis 5 Zoll hoch werden. Die schar- lachrotheu Blüthen mit gelber Lippe stehen einzeln in den Blattwinkeln und haben fast 1 Zoll im Durchmesser. Diese Art wurde von Hart weg in Peru entdeckt und neuerdings wieder von Linden in Brüssel eingeführt. Reichenbach hielt die letz- tere für eine besondere Art und gab ihr den Na- men N. cinnabarina (Gard. chron. 1867 p. 544). Wir sahen sie während der Pariser internationalen Pflanzen- Ausstellung (s. 10. Jahrg. d. Wochenschr. S. 292). 239 Nanodes Medusae Rchb. (tab.5723) ist eine der bizarrsten Orchideen, welche wir übrigens schon im vorigen Jahrgange (S. 151) besprochen haben. Der Fusslange, herunterhängende Stengel ist in 2 Reihen dicht mit blaugrünen, 2 bis 4 Zoll laugen, länglich -lanzettförmigen Blättern besetzt. In den Winkeln der oberen kommen 1 oder 2 bräunlich- grüne Blttthen, von 2i Zoll Durchmesser und mit einer grossen, brauneu und langgewiraperten Lippe versehen, hervor. Oneidium Marshallianum Echb. (tab.5T25) gehört zu den schöneren Arten des Geschlechtes mit grossen Blüthen. Auf den länglichen , 2 bis 4 Zoll langen Scheinknollen befindet sich ein ellip- tisches und etwas fleischiges Blatt von 5 bis 7 Zoll Länge und 2 Zoll Breite. Die 21 Zoll im Durch- messer enthaltenden Blüthen bilden eine grosse Rispe und haben gelbe Blüthen, von denen die 3 äussern und die beiden innei-n noch braungezeichnet sind. Oneidium macranthum Lindl. (tab. 5743) hat noch grössere Blüthen und wächst in Peru und Neugranada, von wo es schon längst in den Her- barien sich befand. Gesammelt wurde diese Orchi- dee bereits von Hartweg, von Jlatthew und schliesslich von Professor Jameson in Quito und ist jetzt durch James Veitch and Sons in den Handel gekommen. An der Basis der eiförmigen Scheinknollen kommen die schmalen und Fusslangen Blätter oder die grosse kletternde Rispe hervor. Die grossen, 3 bis 4 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen haben gelbe Blumenblätter von lederartiger Konsistenz. Von den 3 Abschnitten der Lippe sind die beiden seitlichen braungefärbt. Oneidium xanthodon Rchb. (tab. 5756) wurde von Backhouse in York aus den Kordilleren von Ecuador erhalten. Die bis 5 Zoll langen und läng- lichen ScheinkuoUen endigen mit einem schmalellip- tischen Blatte von 1 bis 2 Fuss Länge, aber nur 2i Zoll Breite. Die sehr verästelte Rispe wird 6 bis 8 Fuss lang, rankt etwas und besitzt zahlreiche, ll Zoll im Durchmesser enthaltende Blüthen mit chokoladenbraunen , aber gelbumrandeten Blumen- blättern. Odontoglossum Krameri Rchb. (tab. 5778) ist bereits unter den neuen Pflanzen (S. 175) be- sprochen worden. Auf gleiche Weise imter den Veitch'schen Pflanzen (S. 222) das wegen des aus knotigen Gliedern bestehenden Stengels interessante Dendrobium crassinoda Bens, et Rchb. (t. 57 06). Odontoglossum constrictum Lindl. (tabula 5736) haben ebenfalls die Handelsgärtner Back- house in York in den Handel gebracht, und zwar unter dem Namen 0. angustatum, war aber früher schon einmal in den Gärten. An der Spitze des eiförmigen und 2 bis 3 Zoll langen Seheinknollens befindet sich ein Fusslanges, aber nur 1^ Zoll brei- tes und dickliches Blatt. Die 1 bis 1? Fuss lange Rispe befindet sich auf einem ebenso langen Stiel und trägt etwas entfernt die gelben , aber braun- gezeichneten Blüthen mit flach ausgebreiteten Blu- menblättern. Epidendron paniculatum R. et P. (tab. 5731) stammt aus Peru und Bolivien und gehört zu den höheren Arten, da es bei Veitch eine Höhe von 4 Fuss erhielt. Die elliptischen, oft brauuge- fleckten und lederartigen Blätter bilden am Stengel 2 Reihen und haben eine Länge von 4 bis 7 Zoll bei einer Breite von 1 bis 2 Zoll. Am Ende des Stengels erhebt sich bis zu einem Fuss und mehr die Rispe, sehr reichlich mit rosafarbigen, 8 bis 9 Linien langen Blüthen besetzt. Die 5 Blumen- blätter sind sehr schmal, während die grosse Lippe mit der verlängerten Griff"elsäule verwachsen ist und erst an der Spitze derselben frei wird. Von den 3 Abschnitten ist der mittelste wiederum tief ein- geschnitten. Aerides mitratum Rchb. (tab. 5728) wurde durch Day in l'ottenham aus Moulmein in Ostindien bezogen. Am Ende des kurzen, aber mit dicken Luftwurzeln besetzten Stengels befinden sich mehre walzenförmige, hin und her gebogene und 2 Fuss lange Blätter, während am unteren Theile mehre aufrechte Blüthenähren von 5 bis 10 Fuss Länge auf kurzen, dunkelbraunen Stielen hervorkommen. Die dichtgedrängten Blüthen sind weiss, haben aber eine rothe Lippe und besitzen einen Durchmesser von 0 bis 9 Linien. Saccolabium bigibbum Rchb. (tab. 5707) gehört zu den kleinen Arten dieses Geschlechtes und treibt nur einen sehr kurzen Stengel mit dick- lichen, elliptischen, an der Spitze zweitheiligeu Blät- tern von 3 bis 4 Zoll Länge und 1 Zoll Breite. 12 bis 15 gelbe Blüthen bilden eine eirunde dichte Aehre an der Basis des Stengels und von 2 bis 3 Zoll Länge. Sie wurde vom Obersten Ben so n in Rangoon und Arrakan entdeckt. Vanda insignis Bl. (tab. 5759) ist weit ver- schieden von Vanda insignis unserer Gärten, welche nur eine Abart der bekannten Vanda tricolor dar- stellt. Wir haben bereits über sie gesprochen (s. S. 222) und fügen nur noch hinzu, dass sie zu den schönsten Arten dieses Geschlechtes gehört und sich durch die hellbraunen, aber dunkelgefleckten Blu- menblätter und violette Lippe von der eben gc- naiintcn Pflanze unterscheidet. Brassia Lawrenciana Lindl. var. longis- sima (tab. 5748) ist eine sehr zu empfehlende Or- chidee, welche unlängst bei Wentworth Buller in Exeter blühte, der sie aus Costa - Rica erhielt, während die Hauptart aus Brasilien stammt. Auf 240 dem länglichen, Si Zoll langen Scheinknollen befin- det sich ein bis 8 Zoll langes, elliptisches und leder- artiges Blatt. Der 2 Fiiss lange Blüthenstiel hat anfangs eine horizontale Lage und hängt dann über. Die braunen, aber gelbgezeichneten Blumenblätter sind sehr schmal. Während die äusseren 7 Zoll Länge besitzen, sind die inneren nur halb so lang, ebenso die lanzettförmige, hellgelbe Lippe. Coelogyne Reichenbachiana T. Moore (tab. 5753) ist bereits besprochen (S. 117), ebenso Mas- de vallia Veitchi ana Rclib. (tab. 5739) mehrmals (zuletzt S. 222). Pflaiizen-Ansstelluiig in Frankfurt a. d. 0. Zu den thätigsttn Gartenbau -Vereinen in den Provinzen gehört ohne Zweifel der in Frankfurt a. d. 0. Laien und Gärtner haben sich daselbst vereinigt, um sich gegenseitig mit Rath und That zu unterstützen, aber auch, um auf diese Weise mit den Fortschritten in der Gärtnerei besser vertraut zu werden. Alljährlich hält der Gartenbau-Verein in Frankfurt a. d. 0. auch Ausstellungen ab, um die Liebe zu Pflanzen und Blumen noch mehr zu er- höhen und ganz besonders auch den Bewohnern des Landes Gelegenheit zu geben, das Neuere und Bessere kennen zu lernen und ihren Geschmack bei der Aufstellung von Pflanzen zu verbessern. Die diesjährige Ausstellung wird eine Herbst- Ausstellung sein und in den Tagen vom 19. bis 21. September in den Lokalen des Geschäftshauses stattfinden. Bereits ist ein Ausschuss zusammen- getreten, der sich mit den Vorbereitungen beschäf- tigt, zur Theilnahme auffordert und Meldungen ent- gegennimmt. Dieser Ausschuss besteht aus dem Regierungs-Civil-Supernumerar Schulz-Lange, so- wie aus den Kunst- und Handelsgärtnern Böttcher, Bück, Henselmann und Schwert. Wünschens- werth ist es, dass die Anmeldungen recht zeitig, spätestens bis Ende August, geschehen. Wir erlauben uns vor Allem die Bewohner des Kegierungs-Bezirkes Frankfurt a. d. 0. auf diese Pro- vinzial-Ausstellung aufmerksam zu machen und, so- weit möglich, zur Theilnahme aufzufordern. Wün- schenswerth ist es jedoch, dass auch Handelsgärtner ausserdem aus der Mark, aus der Oberlausitz und aus Schlesien sich betheiligen. Es liegt ja ebenfalls in ihrem Vortheile, wenn sie dadurch bekannter werden und sich einen Markt in der Nähe ver- schaffen. Unsere Florblumen sind in den letzten Jahren sehr vervollkommnet worden, auf dem Lande baut man aber immer noch zum Theil die alten Blumenformen, weil man die bessern nicht kennt. Noch mehr möchten wir jedoch eine recht zahlreiche Betheiligung mit Obst wünschen. Grade in dem Regierungs-Bezirk Frankfurt muss der Obst- bau noch auf eine höhere Stufe gebracht werden; es liegt daselbst viel Land, wo Obstbäume stehen und einen Ertrag geben könnten. Ausserdem baut man leider noch so manche schlechte Frucht, die des Anbaues nicht werth ist. Die Zunge des Land- luannes ist noch nicht daran gewöhnt, eine feine Birn von einer herben zu unterscheiden. Er isst sie, weil sein Vater und sein Grossvater sie auch schon gegessen und wohlschmeckend gefunden. Es sollten Private, welche gutes Obst haben, bei solchen Ge- legenheiten, wie Ausstellungen sind, stets eine kleine Quantität ihrer guten Früchte zur Verfügung stel- len, damit Jedermann, der sich für Obst interessirt, selbst Vergleiche anstellen kann. Ein Baum mit guten Früchten nimmt nicht mehr Raum ein, als ein Baum mit schlechten Früchten. Stiefmütterchen oder Pensees. Wenn mau nur 2 Jahrzehnte zurückbhckt, so wird man den grossen L^nterschied zwischen den Stiefmütterchen der damaligen und der jetzigen Zeit finden. Zum Glück haben wir Abbildungen -.von früher, um Vergleiche damit anstellen zu können. Wenn ehemals England das bevorzugte Land war, von wo wir Samen vorzüglicher Blumen erhalten konnten, so hat seit den letzten beiden Jahrzehnten doch auch Deutschland Gärtner, welche sich um die Vervollkommnung der Stiefmütterchen Verdienste erworben haben. Zu diesen gehört auch Schwa- necke in Oschersleben, von dem wir schon mehr- mals zu sprechen Gelegenheit hatten. Da uns eben für die Herbst-Aussaat das Ver- zeichniss der Oscherslebener Stiefmütterchen vorliegt, erlauben wir uns Liebhaber dieser sich in grösster Mannigfaltigkeit besonders der Farben gefallender Blumen darauf aufmerksam zu machen. Besonders schön sind : purpurea marmorata marginata, Gold- rand und azurea, von deneu das Loth nur 1^, das Pfund 30 Thaler kostet. Wem es daran liegt, aller- hand schöne Farben zu erhalten, nehme 1 Loth ge- mischten Samen zu 1 Thaler. Sonst kann man Ende August auch junge Pflanzen , das Schock zu 10 Sgr., beziehen. Verlag von Wiegaudt & Hempel in Berlin, Zimmer-StrQ83e No. 91. Druck der C. Fe iä t er'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, WUhclms-Plati No. 4. Wochenschrift des Verebies znr Beforderniig des Garteiibanes in den Köiiiffl. Preussischen Staaten für Cärtiierei und PflaiBzeiikiinde« Redakteur : Ir*i-ofessor Dr*. Karl Ivocli, Gencral-Sekretair des Vereines. No. 31. Berlin, den 7. August 1869. Preis des Jahrganges BJ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; 501. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 4. April. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzen- kunde. VI. — Die kalten Tage des Juni. — Rasen-Aussaaten im Herbste. Schon Dienstag, den 17. d.M., findet ausnahmsweise eine Versammlung des Vereines im botanischen Garten, und zwar Abends 5 Uhr, statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 500. Versammlung des Verciucs zur Beronleriiiig des (inrteiibaiies, am 4. April. JJer Vor.sitzende, Geheime Ober-Rogierungsrath Knerk, tbeilte nach Verlesung des Protokolles mit, dass von Seiten eines hoben Ministeriums für Han- del, Gewerbe und öiFentlicbe Arbeiten die Verfü- gung gekommen sei, woruacb denjenigen Reisenden, welche zur internationalen Pflanzen-Ausstellung und dem damit verbundenen Kongresse nach Petersburg reisen, freie Rückfalirt gewährt wird und auch für den Transport von Gegcnständeu entsprechende Erleich- terungen bewilligt worden sind. Die hierauf be- zügliche Verfügung soll alsbald in der Wochen- schrift vcröftentlicht werden (s. S. 112). I:i Betreff der am 2. Mai bevorstehenden Aus- stellung von Pflanzen u. s. w. in der Reitbahn der TattersalGcsellschaft (Georgenstr. 19) forderte der Vorsitzende nochmals zu recht reger Theilnahmo auf und ernanute einen besonderen Ausschuss, der die nötliigen Vorbereitungen und Anordnungen zu treften habe, sowie zur Vertheilung der Preise die nöthigcn Preisrichter (s. S. 120). Es wurde ferner bestimmt, dass dieses Mal keine besondere Sitzung stattfinden, der Ausspruch der Preisrichter aber in dem AusstcllungsLokale selbst am ersten Tage in der Mittagsstunde verlesen wer- den sollte. Von Seiten des Dr. Neubert in Stuttgart war ein Schreiben eingegangen, worin dieser zugleich im Namen der Süddeutschen , welche nach Petersburg gehen werden, den Wunsch ausspricht, sich der ge- meinschaftlichen Reise von Berlin nach Petersburg anscbliessen zu können. Es wurde erwidert, dass die Süddeutschen nur willkommen sein dürften, und soll ihnen mltgetbeilt werden, dass die gemeinschaft- liche Abreise den 13. Mai Abends stattfinden wird. Inspektor Bouchö machte Mittheilungen, welche ihm durch den Hofgärtner Reuter in Sanssouci zu- gegangen waren und einige Gehölze betrafen. Zu- nächst war es eine Empfehlung der virginischen Zaubernuss, Hamamelis virginica L., eines nordame- rikanischen Strauches, welcher das Eigeuthümliche besitzt , dass er seine gelben Blütheu gegen den Schluss des Jahres, also im Dezember, wenn das Wetter einigermassen günstig ist, entfaltet und des- halb in einer Zeit einen Schmuck darbietet, wo sonst die Vegetation schläft. Hamamelis virginica möchte aber mit seiner schönen Belaubung zu aller- hand Anpflanzungen zu empfehlen sein. Früher, wo die Anzahl der zur Verfügung stehenden Ge- hölze noch sehr gering war, wurde sie viel mehr in Anwendung gebracht. Ji'erner legte Ilofgärtner Reuter Blätter von Stockausschlägen vor, um zu zeigen, welche Ver- änderungen diese in der Grösse und in der Form oft annehmen. Von Salix Caprca hatten dergleichen Blätter eine Länge bis D Zoll, bei Symphoricarpos racemosa waren sie bei einem Durchmesser von einigen Zoll ziemlich tief-gelappt, eine Erscheinung, die übrigens keineswegs selten vorkommt. Oi'i'i-''' Inspektor Bouche wurde eine Auttor- derung des General - Lieutenant von Jacobi in 31 242 Breslau vorgelegt. Darnach wünscht dieser von Agaveen, welclie irgendwo zur Blüthe gelangen, eine Anzeige zu haben und ebenso nähere Nach- richten, sowie Einsendung des ganzen Blüthenschaf- tes oder doch einzelner Blüthen. Nach Professor Koch ist dieselbe Auft'oi-derung bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 152) ausführlich abgedruckt worden. Professor Koch machte die erfreuliche Mitthei- lung, dass durch die Bemühungen zweier tüchtigen Poraologen, des Superintendenten Oberdi'eck in Jeinsen bei Schulcnbnrg südlich von Hannover und des Ritterguts - Besitzers, Freiherrn von Böse in Emmaburg bei Laasphe in Westphalen, zwischen der deutschen und englischen Nomenklatur des C)bstes eine grössere Uebereinstimmung angebahnt werde. Durch seine Vermittelung wäre es gelungen, ge- nannten Pomologen von allen Obstsorten Englands, deren Kenntniss uns bisher noch nicht klar war, aus dem Garten der Königlichen Gartenbau-Gesell- schaft in London Pfropfreiser zu verschaffen, durch die mau nun auch die nöthigen Früchte zur Ver- gleiclntng erhalten werde. Es sei dieses vor Allem bei den Steinobstsorteu von grosser Wichtigkeit, weil die englischen Sorten zum grossen Theil bis dahin bei uns völlig unbekannt sind. Cparten-Inspektor Gaerdt in Moabit überreichte einen Blumenteller, besteckt mit Cinerarien-Blüthen- körbchen von einer solchen Schönheit und einer solchen Grösse, wie sie bei uns noch nicht gesehen worden waren. Den Samen hatte or von dem Pro- fessor Koch erhalten, der ihn wiederum der Freund- lichkeit von Vilmorin-Andrieux et Co. in Paris verdankte. Professor Koch theilte darüber in ge- schichtlicher Hinsicht mit, dass schon die Mutter- pflanzen, von denen die Samen gewonnen worden waren, vor fast nun 2 Jahren im Jardin reserve der internationalen Ausstellung in Paris wegen der Schön- heit ihrer Blüthenkörbchen grosses Aufsehen ge- macht hätten (s. 10. Jahrg. d. Wochenschr. S. 131). Diese Cinerarieu gehörten einer ganz neuen Züch- tung an, da ihnen hauptsächlich Cineraria Webbii zu Grunde liegt. Diese ebenfalls auf den Kanarcn und Azoren wildwachsende Art wurde durch den Dr. Bolle eingeführt und dem botanischen Garten in Berlin mitgetheilt. Vor 9 Jahren machte Pro- fessor Koch auf die Wichtigkeit genannter Pflanze, um unsere Cinerarieu damit zu vervollkommnen, auf- merksam und schrieb deshalb in der Wochenschrift (3. Jahrg. S. 185) eine besondere Abhandlung dar- über. Leider wurde von Seiten der deutschen Gärt- ner weder diese, noch die Pflanze beachtet; nur Erfurter Handelsgärtner versuchten sie in den Han- del zu bringen, was aber ebenfalls misslang. Sie kam aber doch dabei nach Frankreich, wo Dufoy ihre Wichtigkeit erkannte und Kreuzungs-, sowie sonstige Züchtungs-Versuchc anstellte, welche schliess- lich zu bedeutenden Resultaten führten, wie man aus den vorgelegten Blumen ersehen konnte. Inspektor Bouch^ machte auf die Berliner Hagel - Versicherungs - Gesellschaft aufmerksam und mahnte die anwesenden Gärtner und Garteubesitzer daran, ihre Gewächshaus-, Mistbeet- u. s. w. Fenster, sowie Pflanzen, gegen Hagel zu versichern. Ein ausführliches Programm ist bereits in der Wochen- schrift (S. 9G) abgedruckt. ^arten-Direktor Becker in Micchowitz machte Mitthoilungen über den vermeintlichen Blendling einer Chamaerops excelsa und Phoenix dactylifera, wovon er den Samen vom Professor Koch erhalten hatte (s. 10. Jahrg. d. Wochenschr. S. 180). Die Blätter hatten bereits eine Höhe von 10 bis 12^ Zoll Länge und ^ bis 1 Zoll Breite. Ein Urtheil lasse sich über die Natur der Pflanze jedoch noch nicht abgeben und wäre wohl auch vor völliger Ent- wickeUmg der ausgebildeten Pflanze gar nicht mög- lich. Inspektor Bouch^, der ebenfalls Samen von dem Professor Koch erhalten hatte, theilte über die aus Samen gezogenen Pflanzen ebenfalls mit, dass auch ihm schon jetzt ein Urtheil abzugeben nicht möglich sei, dass er aber doch bereits die Blend- liugs-Natur der Pflanze bezweifle und diese vielmehr für eine echte und reine Chamaerops halte. Professor Koch machte IMittheilungen über das schon in dem Allerlei besprochene Pfropfen der Kartoftelknollen (S. 87) und zeigte die Manipulation, wie selbige in England und Schottland gemacht werde. Nach seiner Ansicht kann hier ebenso wenig, wie bei dem Pfropfen der baumartigen Päonie auf den Knollen der Paeonia alba, von Pfropfen die Rede sein. In beiden Fällen sind es Stecklinge in einer fleischigen Unterlage und nicht direkt in der Erde. Wenn auch das mit der Knospe versehene Stück Kartoffel, welches in einem gleich grossen Ausschnitt einer anderen Kartoffel gesteckt wird, mit diesem verwächst, so ist doch jeder weitere Ein- fluss bei der eigentlichen Entwickelung der Kar- toffelpflanzc unmöglich, weil das Kartoffelstück mit- sammt dem Knollen, in dem jenes eingesteckt wurde, verfault und die junge Pflanze an der Basis ihres Stengels Adventiv -Wurzeln bildet, welche die Nah- rungsstofte von nun an direkt aus der Erde auf- mehmen und daher mit der knolligen Unterlage in gar keiner Verbindung sind. Bei dem bekannten Cytisus Adami, den Pro- fessor Caspary aus der innigen Verbindung des Pfropfreises mit dem Wildlinge entstehen lässt, kann dagegen ebenfalls von einem Pfropfreise keine Rede sein, weil nach der Angabe Adam's nicht gepfropft, sondern okulirt wurde. 243 IProfessor Koch legte zwei Stücken Holz vor, ■wo ein grosses und tief eingeschnittenes Z auf dem einen, ein ebenso geformtes, aber erhabenes Z auf dem anderen vorhanden war. Nach der Anzahl der Jahresringe, welche das zweite, noch mit Rinde be- setzte Stück Holz hatte, betrug das Alter desselben gegen 70 und 80 Jahre; so lange niusste daher die Zeit sein, wo das Z eingeschnitten wurde. Beide Stücken waren nicht zusammengewachsen gewesen, soudern stets getrennt geblieben. Es muss bedauert werden, dass man nicht den Querschnitt des ganzen Stammes besitzt, um sorgfältigere Untersuchungen an- stellen zu können. Vor dem Einschnitte des Z hatte der Urheber die Rinde wenigstens 1 Fuss lang und 5 bis G Zoll breit völlig entfernt, das eingeschnittene Z nachher auch mit Zinnoberfarbe bestrichen, um es noch kenntlicher zu machen. Professor Göppert in Breslau hat vor Kurzem etwas Aehnliches erhalten, indem beim Spalten von Waldholz ein Stück Holz mit Buchstaben und Zah- len zum Vorschein gekommen war. Da nächstens von diesem Gelehrten eine ausführliche Abhandlung über diesen Gegenstand vcröifentlicht werden wird, so behielt sich Professor Koch vor, später dar- über eine besondere Auseinandersetzung zu bringen und dabei die Göppert'sche Abhandlung zu be- nutzen (s. S. 209). Nur in geschichtlicher Hinsicht theilte er noch mit, dass besagte Stücken Holz ihm durch die Vermittelung des Ober - Inspektors auf dem Bahnhof der Berlin- Anhaltischen Eisenbahn, Freiherrn von Korff, zugekommen seien, der sie seinerseits von einem befreundeten Beamten in Dessau, dem Rechnungsrathe Schwabe, erhalten hätte. Nach dessen Nachforschungen stammten die Holzstücken von einem sehr alten P^ichbaume, der am Rande eines grossen Waldes gestanden und bei den damals beliebten Parforce-Jagden alrs Mark- zeichen benutzt worden war. Man hatte ihm des- halb, um ihn näher zu bezeichnen, das betreflende Z eingeschnitten. J|n Betreff der Abhandlung über den Norton'- schcn Rohrbrunnen (s. S. 1)7) berichtete Direktor Dr. August Einiges, was Dr. Filly, um die Man- gelhaftigkeit des Brunnens herzuleiten, darin gesagt hatte. Nach ihm hebt die Saugpumpe nicht blos das Wasser, welches sich nach Einstossen der Spitze in dem durchlöcherten Theile der Röhre unten ruhig angesammelt hatte, wie es in der Tiiat bei einer in einen Brunnenkessel gesenkten Röhre geschieht, son- dern sie saugt ausserdem aus der wasserhaltigen Erde noch das Wasser iieraus. Der Apparat wirkt daher wie der Saugrüssel einer Mücke, der nicht allein das wenige Blut, welches beim Einstechen in den untersten Thcil sich sammelt, heraushebt, sondern ausserdem aus der Umgebung alles Flüssige auf- saugt. Diese Auffassung der Wirkung des Brunnens erklärt, dass die Ergiebigkeit, wie die Versuche des Inspektor Bouche ergeben, konstant bleibt, dass ferner in der Regel der Stempel vorher angefeuch- tet werden muss, imi durch luftdichten Scliluss die Wirkung des Aufsaugens vollkommen zu machen. Da es endlich hierbei nicht auf die Ansammlung des Wassers in der Röhre ankommt, so wird es nicht stören, wenn sich dieser Theil durch die Löcher auch mit Bodenbestandtheilen füllt. Professor Koch legte die Frucht einer Oel- palme (Elaeis guineensis) vor, aus deren Samen jetzt bekanntlich massenhaft Gel gewonnen und in den Handel gebracht wird. Die Entöhing der Sa- men durch Pressen geschieht hauptsächlich in Eng- land. Den Rückstand hatte man bisher weggewor- fen, bis man endlich dahinter kam, dass er immer noch (gleich den Rapsölkuchen) eine gute Speise für das Vieh, besonders für Hammel, gibt. Bereits macht man jenseits des Kanales Gebrauch davon und hat auch die entölten Samen oder Rückstände auf dem Kontinente schon zu gleichem Zwecke zu verwerthen gesucht. Bei dem Kaufmann Heyl in Berlin ist bereits der Centner zu 2 Thaler zu be- ziehen. Professor Koch legte Blätter der gegen unser Klima härter sein sollenden Abart der Magnolia grandiflora vor, welche den Beinamen anglica oder (von ihrem Ursprungsorte) Galisson iensi s führt. Kaufmann Hayn in Hermsdorf bei Waldeuburg, der die Freundlichkeit hatte, dieselben zu übersen- den, hat Exemplare direkt aus Angers bezogen, um hinsichtlich ihrer Widerstandsfähigkeit gegen unsere klimatischen Verhältnisse Versuche anzustellen. Es wäre aber sehr zu wünschen, dass man sie auch andererseits machte, zumal Hermsdorf eine sehr rauhe Lage besitzt. Xu dem vom 6. bis 10. Juli stattfindenden all- gemeinen landwirthschaftlichcn Kongresse zu Kopen- hagen waren Programme mit Einladungen einge- gangen. Der General-Sekretär machte um so mehr auf diesen mit Ausstellungen verschiedener Art ver- bundenen Kongress aufmerksam, als auch eine Gar- tenbau-Ausstellung mit nicht unbedeutenden Preisen damit kombinirt ist, welche für Handelsgärtner Ber- lins und überhaupt des nordöstlichen Deutschlands um so mehr Interesse haben dürfte, als ein nicht unbedeutender Handel mit gärtnerischen Erzeug- nissen von hier nach Kopenhagen und nach Däne- mark überhaupt bereits vorhanden ist. Oer Gartenbau-Verein in Bamberg theilte mit, dass die dortige Frühjahrs -Ausstellung am 24. April eröffnet und am 27. April mit einem Blu- menmarktc geschlossen würde. I>er Schlesische Central verein für Gärt- 31* 244 ner und Gartenfreunde zu Breslau legte durch den General-Sekretär seinen Jahresbericht für 1868 vor. Der General-Sekretär behielt sich vor, wegen der vorgerückten Zeit später darüber Bericht zu erstatten. Der Gartenbau - Verein in Bozen machte Mittheilungen über seine Wirksamkeit und übergab Statuten, sowie die erste Nummer seiner Mitthei- lungen. Der Mainzer Gartenbau-Verein hatte noch- mals zu der vom 11. bis 15. April stattfindenden ersten Ausstellung des Verbandes Eheioischer Gar- tenbau-Vereine eingeladen und zugleich einen Nach- trag zu dem Programme, wo die Ehrenpreise von den beiden Grossherzögen von Hessen und von Baden, ferner vom Prinzen Ludwig, von der Stadt Mainz und von den Frauen daselbst aufgeführt ■werden, gegeben. Ausserdem kommen 8 grosse gol- dene, 55 grosse silberne und 10 bronzene Medaillen, sowie 30 Dukaten, zur Vertheilung. Allerlei aus der diürtiierci und Pflanzeukuude. VI. "^^ir haben bereits vor (3 Jahren auf die Eeiher- büsche oder Callistemon's aufmerksam gemacht und eine Abhandlung über die in den Gärten kultivirten Arten veröffentlicht (6. Jahrgang der Wochenschrift S. 283); wir kommen jetzt wieder auf sie zurück, wo schon seit Mitte Mai eine Gruppe dieser hollän- dischen Blüthensträucher in üppigster Blüthenfülle im Freien des botanischen Gartens zu Berlin vor- handen ist und alle die, welche genanntes Institut besuchen, erfreut. Die rothblühenden Arten sind zwar seitdem noch mehr Marktpflanzen geworden, vor Allem Callistemon speciosus DC. und lanceola- tus DC. ; wir finden sie auch, am häufigsten unter dem Namen Metrosideros Lophanta Vent. und semperflorens Hort., bereits in kleinen Exempla- ren von kaum 2 bis 3 Fuss Höhe und trotzdem reichHch blühend für wenige Groschen feil auf den Jlärkten; in den Gärten der Liebhaber haben sie jedoch kaum Zutritt erhalten. Die Ursache dieser Vernachlässigung von Seiten der letzteren können wir nur darin finden, dass die Reiherbüsche schon seit langer Zeit kultivirt wurden und daher bei der auch in der Pflanzenliebhaberei sich geltend machenden Sucht nach dem Neuem zu keinem Ansehen gelangen konnten. Möchten daher Freunde von Pflanzen und Blumen die Gelegenheit wahrnehmen und sich die wunderschöne Gruppe von Reiherbüschen in dem botanischen Garten ansehen, um vielleicht etwas Aehnliches sich im eigenen Gar- ten anzuschaffen. Obwohl der Höhepunkt der Blüthe- zeit bereits länger vorüber ist, so bietet das Vor- handene in Blüthe immer noch so viel dar, um ein Urtheil darüber zu haben. Wir bemerken, dass die Kultur der Reiherbüsche keineswegs schwierig ist, ebenso wenig wie die Ver- mehrung. Im Winter nehmen sie mit jedem Orte im Kalthause fürlieb, da sie nicht viel Licht be- dürfen; im Sommer hingegen bringt man sie in's Freie, wo sie gegen Sonnenschein keineswegs em- pfindlich sind. Da die Blüthen bereits dann ange- setzt sind und die Pflanze daher zu ihrer Ent- wickelung viel Wasser bedarf, so niuss man dieses auch nicht schonen, wird aber dann schon zeitig die Freude haben (Mitte Mai), dass die Reiherbüsche ihre Blüthen entfalten. Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge oder Ableger. Die ersteren macht man im Herbste und überwintert sie bei 6 bis 8 Grad Wärme. Für Ab- leger ist der März die geeignetste Zeit. Zu diesem Zwecke umwickelt man am besten vorher schon die dazu bestimmten Zweige in der Länge eines halben Zolles mit feinem geglühten Kupferdrahte und ruft damit einen Wulst an denselben hervor. Die so vorbereiteten Pflanzen werden im Frühjahre auf ein lauwarmes Mistbeet in schräger Richtung ausge- pflanzt, so dass die umwickelten Stellen leicht in die Erde gebracht werden können. Hier sind sie nach 6 bis 8 Wochen angewurzelt und können ohne W^eiteres abgeschnitten werden. Man kann auch den Samen gleich nach seiner Reife (im März) aussäen. Dieser liegt aber zwei Jahre, ehe er aufgeht. Er muss feucht und schattig stehen, daher bedeckt man ihn mit zerriebenem Moose oder sehr dünn mit feiner Erde. Die jun- gen Pflanzen sind zeitig abzuhärten, um sie dann im Juni oder Juli einzeln zu verpflanzen. JJofgärtner 51 aurer in Jena hatte uns in die- sen Tagen Früchte der Sorte einer Schwarzen Jo- hannis- oder Ahlbeere, welche in England unter dem Namen der Schwarzen Bastard - Johannisbeere oder Bang-up angebaut wird, zugesendet. Diese Früchte sind weit grösser, als die gewöhnlichen Beeren, und zeichnen sich ausserdem noch durch einen angenehmen und gewürzhaften Geschmack aus. Selbst Nicht-Liebhaber dieser Früchte werden diese Sorte gern essen. Wir machen deshalb auf die- selbe aufmerksam, da sie jetzt echt von Maurer in Jena zu beziehen ist, und bemerken nur noch, dass sie kein Bastard oder Blendling ist, am allerwenig- sten mit der rothen Johannisbeere, sondern nur eine vervollkommnete Frucht unserer gewöhnlichen Ahl- beere darstellt. 245 Der Werth der Schwarzen Johannisbeere wurde auch in Deutschland früher, und zwar besonders im vorigen Jahrhundert, ir.ehr anerkannt, als jetzt. Die Frucht selbst benutzte man hauptsächlich zu Ge- tränken, auch als Zuthat, um einen gewürzliaften Beigeschmack zu ertheilen. In England gehört sie, wie angedeutet, noch zu den beliebtesten Früchten und wird auch roh gern gegessen. Vor Allem liebt aber der Engländer den daraus angefertigten Ra- tafia; aber auch ausserdem dient die Frucht man- nigfach zur Bereitung und als Zusatz von allerlei Getränken. JBaumschul-Besitzer K. J. W. Ottolander in Boskoop bei Gouda in Holland sendete uns vor Kurzem gefüllte Blüthen einer Deutzia crenata, welche sich wesentlich durch milcbweisse Farbe aller, also auch der äusseren Blumenblätter, von der, welche sich bereits bei uns in Kultur befindet und die gefüllten Blüthen rosa-roth gefärbt besitzt, un- terscheidet. Wir haben demnach jetzt 2 wesentlich von einander unterschiedene Formen der gefüllten D. crenata: eine weiss- und eine hellrosa-blühende, erstere als Deutzia crenata fl. pl. und letztere als D. crenata purpurea fl. pl. oder D. crenata extus rubra. Was die reinweisse gefüllte Form anbelangt, so hat die Blüthe eine grosse Aehnlichkeit mit der weissgefüllten Prunus japonica Thunb. (Amygdalus pumila Sims) und ist, wie diese, weit mehr gefüllt, als es bei der anderen Form der Fall ist. Wäh- rend bei der röthlich-blüheuden Form die Blumen- blätter ferner etwas in die Höhe steigen, scheinen sie hier stets flach zu liegen, ein Umstand, der eben- falls zu ihrem Vortheile spricht. Sollte diese blen- dend-weisse Form nicht vielleicht Deutzia scabra Thunb. sein, mit der unsere D. crenata häufig bei uns verwechselt wird? Wir haben leider noch keine Gelegenheit gehabt, beide Pflanzen neben einander zu vergleichen, um endgültig darüber entscheiden zu können. J'erner theilt uns Baumschul - Besitzer Otto- lander Einiges über verschiedene, in unserer Den- drologie beschriebene Hortensien (S. 350) mit, was Interesse hat und demnach auch zur weitern Kennt- niss der Leser der Wochenschrift kommen soll, ^'on Hydrangea paniculata S. zweifelt Ottolander keineswegs, dass sie nicht bei uns ebenso, wie im mittleren Frankreich und in Holland, uushält. Die einfach -blühende Form hat in Boskoop noch keine Blüthen gebracht, wohl aber die gefüllte, welche da- selbst noch den Beinamen granditlora führt. We- gen ihres grossen und pyramidalen Blüthenslandes von 14 bis 15 Zoll Länge und an der Basis von 11 bis 12 Zoll Breite verdient die Pflanze die Be- achtung der Liebhaber. Die Blüthen sind im An- fange grünlich-weiss, werden später gelblich-weiss und schliesslich hellrosa. Es kommt zu ihrer Em- pfehlung noch dazu, dass die Blüthezeit einer ein- zigen Eispe vom August bis Oktober dauert. j Hortensia Otaksa blüht in Boskoop immer I roth, nie blau, und hat etwas grössere Blüthen, als ', imsere gewöhnliche Hortensie, von der sie sicher, kaum als Form, zu unterscheiden ist. Es ist übri- gens eine eigen'thümliche Erscheinung, dass mau überhaupt in Boskoop (ob in ganz Holland?) keine blauen Hortensien erziehen kann. Die blauen Hor- tensien, welche vor 2 und 3 Jahrzehnten auch bei uns häufig gesehen wurden, sind jetzt aber auf gleiche Weise in Deutschland seltener geworden. Ob daran schuld ist, dass mau sie jetzt weniger liebt, oder ob sie sich bei uns ebenfalls, wie in Boskoop, jetzt schwieriger kultiviren lassen, vermö- gen wir nicht zu entscheiden. H. involucrata Sieb, gehört nSch Ottolander zu den weniger schönen Arten und verdient deshalb keine Empfehlung, zumal sie auch mehr kraut- artig ist. Im botanischen Garten zu Bordeaux macht jetzt eine Cucurbitacee in doppelter Hinsicht nicht geringes Aufsehen. Direktor genannten Gartens ist bekanntlich Durieu de Maisonneuve, welcher sich hauptsächlicli mit der Kultur der Cucurbita- ceen beschäftigt und damit dem Mouographcn der- selben, Naudin, Mitglied der Pariser Akademie, reichliches Material zukommen lässt. Seit 3 Jahren wird diese Cucurbitacee, welche den Namen Ger- rardanthus portentosus erhielt, kultivirt und bil- dete gleich im ersten Jahre an der Basis des Sten- gels, also dicht über der Wurzel, ähnlich wie bei der Kohlrabi, einen zwar rundlichen, aber doch von oben nach unten etwas zusammengedrückten Knol- len, der schliesslich 1 Fuss Durchmesser hatte. 1867 blühte die Pflanze, ohne aber Samen an- zusetzen. Um sie nicht zu verlieren, wurden gegen 60 Stecklinge gemacht, von denen jedoch nur 3 oder 4 an der Basis wiederum Knollen machten, aber viel kleiner, als die der Mutterpflanze waren, denn sie besassen nur den Durchmesser einer gewönlichen Wallnuss. Es scheint demnach, als wenn bei dieser Art nur Samenpflanzen grosse Knollen bilden, wäh- rend man doch sonst annimmt, da.ss alle Eigenschaf- ten der Mutterpflanze auf Stecklinge übertragen wer- den. Da Durieu de Maisonneuve später am Stengel seitliche Auftreibungen bemerkt hatte, so benutzte er solche 1'hcilc, an denen diese vorhanden waren, zu Stecklingen. Vielleicht bilden sich nun grosse Knollen. Durieu de Maisonneuve empfiehlt terner eine Bohne (Phaseolus Ricciardianus Ten.), welche er aus China erhalten hat und welche von Seiten 246 der Gartenbau-Gesellschaft in Bordeaux bereits unter dem Namen Haricot - Lentlile (d, i. Bohnen - Linse) verbreitet wurde, wegen ihrer Fruchtbarkeit. Man hat von ihr schon auch eine kleinere Form, welche kaum ein Paar Fuss hoch wird, sich aber, ähnlich wie bei unserer Buschbohne, sehr verästelt. Eine einzige Pflanze der Ph. Ricciardianus wog nicht we- niger als 2 Pfund. ^u den thätigsten und nützlichsten Vereinen gehört der Hannoversche Poraologeu -Verein. Seine praktischen und belehrenden Tendenzen sind ganz und gar geeignet, dem Obstbaue in Hannover Ein- gang zu verschaifeu. Dadurch dass er auch den Gemeinden Interesse beizubringen sucht, ist seine Wirksamkeit mehr, als es sonst der Fall ist, von Erfolgen begleitet gewesen. Möchten andere Gar- tenbau-Vereine diesem Beispiele folgen! In einer der letzten Sitzungen des Hanuover'- schen Pomologdt -Verein hat Äledizinalrath Dr. En- gelbrecht aus Braunschweig einen Antrag gestellt, den wir ebenfalls anderen Gartenbau-Vereinen zur Beachtung und Nachahmung empfehlen. Niemand wird den Nutzen unserer Pflanzen-, resp. Obst -Ausstellungen ableugnen wollen; denn ihnen ist es ja hauptsächlich zu verdanken, dass seit der Zeit, wo diese zuerst von dem Vereine zur Be- förderung des Gartenbaues in Berlin in's Leben ge- rufen wurden, die schlechten Obstsorten nach und nach verdrängt und bessere an ihre Stelle getreten sind. Für den kleinen Grundbesitzer haben diese grossen Obst-Ausstellungen aber den Nachtheil, dass bei den letztern zu viel geboten wird und jene oft nicht wissen, wozu sie bei ihren Anpflanzungen grei- fen sollen. Es geschehen dann leider nur gar zu häufig Fehlgriffe, weil die Auswahl aus dem Gebo- tenen nicht immer eine glückliche war. Mau hatte sich nicht selten von dem schönen Aeusseren einer Frucht verleiten lassen und nicht erst zu erfahren versucht, ob die gut aussehende Frucht auch eine gute Qualität besass, und ob, wenn dieses wirklich der Fall war, klimatische und Bodenverhältnisse der Gesend dem Gedeihen dieser Frucht förderlich sind. Was hilft das scliüue Aussehen, die Güte einer Frucht u. s. w., wenn der Baum, welcher sie trägt, nicht die Bedingungen seines Gedeihens erhält! Wo- her soll aber der schlichte Bürger, der einfache Landraann wissen, dass eine bestimmte gute Frucht bei ihm gedeiht, die andere nicht? Diesem Uebelstande sucht Professor Engel - brecht in Braunschweig durch seineu Antrag ab- zuhelfen. Dieser lautet nämlich: jEs werden etwa 12 Pomologen oder Obstzüch- ter aus den verschiedenen Theilen des Vereinsgebie- tes aufgefordert, eine besonders dafür arrangirte Aus- stellung zu beschicken. Jeder Aussteller hat etwa diejenigen 20 und 30 Keruobstsorten, welche er für die werthvollsten hält, in 3 oder 4 gut entwickelten Exemplaren auszustellen. Es geschieht dieses im Sitzungssaale. Jeder Aussteller hat ferner über die Früchte und über die Verhältnisse, unter denen diese erzogen sind, zu berichten, und diese Berichte werden zur Grundlage einer allgemeinen verglei- chenden Debatte gemacht. Die Namen der Aus- steller, der ausgestellten Früchte und die darüber gemachten vergleichenden Bemerkungen werden von einigen Sekretären in einem für das Vereinsblatt bestimmten Protokolle niedergeschrieben." Professor Engelbreeht will durch diesen An- trag keineswegs die grösseren Ausstellungen besei- tigen, glaubt aber, dass solche kleinere, ausgewählte Ausstellungen auch zuweilen veranstaltet werden müssten. Sie machen dem Verein sehr wenig Kosten, können daher öfters unternommen werden, und sind sehr geeignet, die wichtigen Fragen zur Hebung des Obstbaues zu entscheiden. O'ie Rheinische Gartenschrift von diesem Jahre (S. 80) enthält einen Artikel über den Nutzen un- serer kleineren, Insekten fressenden Vögel und zu- gleich ein originelles Mittel, ihrer Vermehrung Vor- schub zu leisten, welche beide mitzutheilen wir nicht anstehen. „Einer der Förster der Stadt Colmar bemerkte im Jahre 1866, ohne je ein Wort über den Ge- genstand gelesen zu haben, dass seit dem Fällen einiger alten Bäume in der Nachbarschaft seiner Obstbäume diese immer mehr von Raupen u. s. w. verheert wurden, und dass wohl noch einige Meisen vom Walde herkamen, aber dieselben nicht mehr, wie früher, als sie in den hohlen Bäumen nisteten, seine Obstbäume gänzlich von dem L^ngeziefer rei- nigten. Indem er darüber nachsann, wie er wie- derum Meisen in einer gehörigen Nähe zum Nisten ziehen könnte, fiel sein Blick auf einen alten Holz- schuh, der auf dem Boden lag und an dem der gewölbte Vordertheil noch unversehrt war. Noch an demselben Tage hingen an den Stämmen dreier Tannen an jeder ein alter Holzschuh, als Nistkasten zubereitet. Während des Winters sah der Förster oft bis 6 Meisen in jeden dieser Holzschuhe sich drängen und übernachten. Im Frühjahre reinigte er sie vermittelst eines hakenförmgen Drahtes und in allen dreien nisteten alsbald Meisen. Dem Förster wurde wieder die Freude , viel und gesundes Obst zu haben." „Im Jahre 1868 hatte er wieder den nämlichen Erfolg, obgleich von 9 bis 12 bewohnten Holz- schuhen in 6 derselben die Eier durch das Antasten Neugieriger — die davon gelesen — von den Vö- geln verlassen worden waren. Dieser LTmstand be- weg den Förster, seine Holzschuhe, anstatt uur 6 247 und 7 Schuh hoch an den Stamm, 15 bis 16 Schuh hoch und durch Aeste verborgen zu befesiigeu, wo- bei er einige weiter unten den Neugierigen opferte." ,, Diese sehr bilh'geu Holzschuhnester werden be- reits in Cohuar durch einen Tischler, Federle mit Namen, das Dutzend (ohne Draht) zu 3 Franken (24 Sgr.) geliefert; es werden aber bereits auch an- dere mit Oelanstrich, sowie mit Moos, Flechten und Baumrinde garnirt, angefertigt." Jn der Revue horticole ist mehrmals schon von der Nothwendigkeit einer Geographie unserer Kul- turptlanzen die Rede gewesen. Erst v.'eun wir nicht allein Lokalfloren, wo die wildwachsenden Pflanzen einer Gegend beschrieben sind, sondern auch deren besitzen, wo die Kulturpflanzen, einschliesslich der in Gärten gezogenen Blumen und Luxuspflauzen, mit ihren Verhältnissen zu Boden und Klima auf- gezählt werden, wird die Gärtnerei einen bedeutenden Schritt vorwärts gethan haben. Leider vermissen wir aber dergleichen Arbeiten noch ganz und gar, denn dass in einigen Lokalfloren auch die gewöhn- lichsten Kulturpflanzen aufgeführt werden, hat gar keinen Werth weder für den Gärtner, noch für die Kultur bestimmter Pflanzen. Wenn schon dergleichen Floren der reinen Pflan- zenarten sehr wichtig sind, so ist es in noch weit höherem Grade für die verschiedenen Sorten unserer kultivirten Nutzpflanzen der Fall. Es ist eine be- kannte Tliatsache, dass manche Kulturpflanzen in einer Gegend sehr gut gedeihen, in einer anderen dagegen gar nicht oder nur schwierig. Li Belgien sieht man z. B. sehr selten schöne getriebene Rosen, während sie im freien Grunde der Gärten vorzüg- lich gedeihen. Die vorjährige internationale Pflanzen- Ausstellung in Gent hatte nur schlechte Repräsen- tanten dieser beliebten Blume aufzuweisen. Aehn- lich verhält es sich noch mit manchen andern Flor- blumen und Blüthensträuchern. Noch auffallender ist es mit den Obst- und Ge- mUsesorten. Wir haben Aepfel und Birnen, welche in einer Gegend vorzüglich gedeihen, in einer an- deren gar nicht. Dass viele der feineren Birnen in unserem rauhen Klima nicht mehr so wohlschmek- kend sind, wie im Süden, ist eine bekannte That- sache und lässt sich einigermassen erklären. Warum gedeiht aber der Borsdorfer, der Gravensteiner Apfel diesseits des Thüringer Waldes besser, als jenseits, wo das Klima günstiger sein sollte? Gleiche Beob- achtungen sind auch mit Gewächshauspflanzeu ge- macht worden. Das interessanteste Beispiel liefert die Ananas, welche im nordöstlichen Deutschland das feinste Aroma besitzt. In England erzieht man zwar sehr grosse Früchte und von einer Vollkom- menheit, wie kaum bei uns, aber es fehlt ihnen der feinere Geschmack, welchen unsere Früchte haben. Noch mehr hängt die Güte des Gemüses von der Lokalität ab. Die Teltower Rübchen haben diese so ausserordentlich beschränkt, dass sie selbst auf der anderen Seite von Berlin nicht mehr so wohlschmeckend sind, wie bei dem Städtchen Tel- tow, welches auf der Südseite Berlins liegt. Die Braunschweiger Zwiebeln arten an anderen Orten allmählig aus, und man ist gezwungen, den Samen immer wieder aus Braunschweig zu beziehen. Der Erfurter Zwerg -Blumenkohl, in Erfurt selbst gezo- gen, ist uns stets das feinste Gemüse, dem kein Blumenkohl aus einer anderen Gegend auch nur annähernd gleichkommt. Diese Eigenthümlichkeiten aufzuklären, wird uns nur dann möglich werden., wenn für die gärtneri- schen Erzeugnisse Lokalfloren vorhanden sind. Diese dürfen sich allerdings nicht nur auf einfache Auf- zählungen beschränken, sondern müssen vor Allem Boden- und klimatische Verhältnisse möglichst genau auseinandersetzen. Haben wir dann mehre von der- gleichen Lokalfloren, so sind wir auch im Stande, Vergleichungeu anzustelleu und damit vielleicht die Ursachen aufzufinden, warum die eine Kulturpflanze an dem einen Orte gedeiht und an dem anderen nicht. Jienntniss des Vaterlandes einer Pflanze und der Art und Weise zu wachsen, sind dem Gärtner bei den neuen Einführungen aber ebenfalls sehr nothwendig. Wir können Reisende gar nicht genug darauf aufmerksam macheu, bei Einsendung von neuen Pflanzen nicht allein das Vaterland, und zwar mit Angabe der Provinz, wenn jenes eine grosse Ausdehnung hat, anzugeben, sondern auch die Lo- kalitäten, ob die Pflanze auf Bergen oder in Thälern, auf trocknen oder feuchten Stellen, in ofiener Sonne oder im Schatten gestanden hat, genauer zu be- zeichnen. Leider geschieht das Letztere in der Re- gel gar nicht, als wenu man der Pflanze gleich an- sehen müsste, unter welchen Verhältnissen sie im Vaterlande gewachsen wäre. Eine üble Gewohnheit der Pflanzensammler ist auch, nicht das Land, in dem die Pflanze wächst, sondern nur den bisweilen sehr unbedeutenden Ort, wo sie eingesammelt ist, zu nennen. Dergleichen Orte findet man bisweilen selbst in grösseren geo- graphischen Handbüchern nicht; man steht demnach in Betrefi* des Vaterlandes nicht selten völlig rathlos da. Es kommt noch dazu, dass dergleichen Orts- namen bisweilen verschiedene Städte, welche oft sehr weit auseinander liegen und demnach auch ganz verschiedene klimatische Verhältnisse besitzen, be- zeichnen. Nicht minder verfehlt ist, wenn ganze Erdthcile, wie etwa Amerika, als ^'atcrland ange- geben werden. Der Gärtner bleibt hier rathlos, wie er seine Pflanze kultiviren soll. 248 Sie fenfteii dnuc Des 3um. Die kalten und uiitreunulichen Tage des Juni werdeu wohl noch Jedermann im Gedächtuiss sein. Es scheint in der That, dass sich die Extreme in diesem Jahre mehr als je berühren, denn nach der kalten Witterung im Juni haben wir Ausgangs Juli und Anfang August wiederum eine Wärme, wie sie in den südlicheren Ländern kaum stärkei- sein kann. Gewitter folgen rasch aufeinander, ohne dass sie, selbst nicht für den Abend und für die Nacht, die geringste Abkühlung bringen. Die gefürchteten Einwirkungen der kalten Juni- tage sind glUckliclier Weise, wenigstens im nord- östlichen Deutschland, ausgeblieben; das Getreide steht allenthalben vorzüglich und ist selbst zum Theil in die Scheuern gebracht worden. Beerenobst hat es in Menge gegeben, nur sollen die Erdbeeren in diesem Jahre weniger gewürzhaft gewesen sein. Kirschen gibt es in reichlicher Fülle und sind in Berlin, wo sonst das Obst auch in gesegneten Jah- ren einen ziemlich hohen Werth hat, verhältniss- mässig wohlfeil. Auch das Kernobst scheint zu ge- deihen und eine bessere Erndte zu geben, als man ursprünglich meinte. Endlich haben die Weinreben in uuscrm nordöstlichen Deutschland Aussicht,' noch vorzügliche Tafeltrauben zu liefern. Ein Gutsbesitzer, der sehr grosse RebeuAnpflau- zungeu kultivirt, theilte uns mit, dass, wenn das Wetter in dieser Weise fortfahre, warm zu bleiben, so hoffe er eine Erndte zu erhalten, welche der des vorigen Jahres an Qualität und Quantität nichts nachgebe. Er habe beispielsweise ein 1865 erst angelegtes, 281 Fuss langes Doppel-Spalier, welches trotzdem , dass bereits über 2,000 Trauben wegge- schnitten wurden , immer noch deren so viele be- sitze, dass er sich wohl zum zweiten Male gezwun- gen sehen möchte, zur besseren Entwickelung der übrigen noch mehr weggzunehmen. 34 Frauen sind bei ihnen jetzt beschäftigt, alle unvollkommenen und vom Hagel beschädigten Beeren mit Scheeren her- auszuschneiden, damit die übrigen sich um desto besser entwickeln können. Auf diese Ausbeerung können wir, besonders Gartenbesitzer, welche keine grosse Reben-Anpflanzungen haben, nicht genug auf- merksam machen, wenn sie sich vorzügliche und gut aussehende Trauben, wo eine Beere der andern gleicht, heranziehen wollen. In Frankreich, namentlich in der Nähe von Paris, scheint aber der Juni noch unfreundlicher ge- wesen zu sein, als bei uns, da es mehrfach zwischen dem 16. und 18. .Juni gereift hat. An manchen Orten, z.B. in Villeneuve, hat es selbst gefroren und ein au der Yonne angelegtes Boot war sogar am Morgen von einer schwachen Eiskruste umgeben. Noch empfindlicher soll die Kälte in Burgund auf- getreten sein. Wir wissen nicht, welchen Einfluss das kalte Wetter auf die dortigen Weinkulturen ausgeübt hat. Da die Weinreben daselbst aber weit früher als bei uns zur Blüthe kommen, so ist zu befürchten, dass der Schaden gross sein wird. Es kommt noch dazu, dass sich ein kleiner Wurm ein- gestellt hat, der sich in die kaum augesetzte Beere einfrlsst. In den Gärten von und bei Paris hat man in der Regel im Juni bereits alle tropischen Blattpflan- zen im Freien und ohne allen Schutz. Da diese aber durch die Junikältc in diesem Jahre sehr ge- litten haben und zum Theil selbst ganz erfroren sind, so bieten die Gärten jetzt noch einen traurigen An- blick dar. Es ist die.^es grade in denen am meisten der Fall, welche mit grossen Summen unterhalten werden und sonst um diese Zeit schon, eben wegen ihrer fremdländischen Pflanzen, einen sehr freund- lichen Anblick darbieten. .]\nfeii=iliisrattteii im (jerfifle. Eben liegt uns das Herbst -Verzeichniss der Samenhandlung für Land- und Forstwissenschaft, Kunst- und Handelsgärtnerei von E. Boese u. Co. in Berlin vor, wo aufmerksam gemacht wird, die Herbstsaaten für guten und dauernden Rasen etwas frühzeitig zu macheu, und zwar zu gleicher Zeit, wo das Wintergetreide unter die Erde gebracht wird. In diesem Falle können sich die Graspflanzeu noch gut bestecken und überdauern einen starken Winter ohne weitereu Schaden. Eine frühe Herbstaussaat hat auch den Vorzug vor einer Frühjahrssaat, wo das wechselnde Wetter viel Schaden bringt und den Rasen nicht leicht dauerhaft macht. Allerdings kommt viel auf eine gute Auswahl au und wird man am besten thuu, wenn man sich mit Angabe des Bodens an die genannte ' Firma wendet und dieser die Auswahl überlässt. Am 15. Juli starb zu Teplitz im 78. Lebensjahre Heini'icli Lticlolpli "V^^eixtiltmcl, Hofgarten -Inspektor des Königlichen Berggartens zu Herrenhausen bei Hannover nach 53jähriger amt- licher Wirksamkeit. Verlag von Wiegaudt & Hempel in Berlin, Ziramer-Strflase No.91. Druck der C. Fe is t er'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beförderniig des (larteiibanes in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : Px'ofessor J^r. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 32. Berlin, den 14. August 1859. Preis des Jahrganges B^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; 502. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Garteubaues, am I.Juni. — Der Kuoten-Hederich (Eaphanus ßapha- nistrum L.). Die Mutterpflanze unserer Kettige und Kadiescben. — Horticulteur fran(;ais. Annee 1868. — Ueber dauerhafte Pflanzen -Etiketten. Von H. K. Göppert in Breslau. Schon Dienstag, den 17. d.M., findet ausnahmsweise eine Versammlung des Vereines im botanischen Garten, und zwar Abends 5 TJhr, statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 502. Tei'saniniliing des Vereines zur ßeförderiiii«^ des («arteiibaiies, am 1 . Juni. ]^f acli Aufforcleruiig des Vorsitzenden, Geheimen Ober - Regierungsrathes Knerk, au den General- Sekretär, das Protokoll zu verlesen, erklärte dieser, dass das Protokoll der letzten Versammlung nur den Ausspruch des Preisrichter- Amtes enthalten habe und deshalb schon iu derselben Sitzung verlesen und auch bereits in der Wochenschrift abgedruckt worden sei. Mau habe nothgedrungen einem frü- heren Beschluss, wornach das Protokoll cr.st nach Verlesung desselben iu der nächsten Sitzung abzu- drucken sei, nicht allein jetzt nicht Folge gegeben, sondern zum Theil schon in Betreff des Protokolles der vorletzten Sitzung, abgewichen. Es sei durch- aus nothwendig gewesen, Beschlüsse und Anord- nungen, welche die Ausstellung betroffen hätten, ohne Verzug zur weiteren Kcnntniss zu bringen, •weil, wenn dieses erst nach der Verlesung in der nächsten Sitzung geschehen, die Bekanntmachung viel zu spät gekommen wäre. Dergleichen Inkon- venieuzen würden aber später immer vorkommen, so lange der Anfangs dieses Jahres gefa.sste Be- schluss aufrecht erhalten werde. Es komme noch dazu, dass Sitzungsberichte überhaupt keiner Ver- zögerung unterliegen dürfen, sondern möglichst rasch zur Kcnntniss der nicht anwesenden, ganz besonders aber der auswärtigen Mitglieder gelangen müssteu, wenn sie nicht, wenigstens zum Theil, an Interesse verlieren sollten. Der General-Sekretär brachte des- halb den Autrag: „den Bcschluss vom 3. Januar d. J., wor- nach die Protokolle erst wenn sie in der nächsten Sitzung vorgelesen und angenom- men sind, zum Druck in der Wochenschrift zu bringen' wieder ausser Kraft zu setzen, dagegen den Modus, wie der Verein ihn seit seinem Besteheu bis zum Schluss des vorigen Jahres geiiabt, wieder einzu- führen. Darnach wird das Protokoll nach der Sit- zung ausgearbeitet, den Vorstandsmitgliedern, inso- weit diese anwesend gewesen sind, zur Unterschrift vorgelegt, und dann, insofern die verhandelten Ge- genstände znr weitereu Kcnntniss gebracht werden sollen, in der Wochenschrift abgedruckt. Der Vorsitzende stimmte diesem zwar bei, glaubte aber doch eine Ab.stinunung darüber erst in der nächsten Sitzung eintreten lassen zu können, zumal der Antragsteller des gefasstcn Beschlusses nicht gegenwärtig sei. fm^^'h. Ubcr-Regierungsrath Knerk theilte ein Schreiben Sr. Excellcnz des Herrn Ministers der landwirthschaftlichcn Angelegenheiten mit, wornach die von demselben ausgesetzte Summe von .50 Thlr für eine gemischte Gruppe von Seiten des Schatz- meisters zu erheben sei. Für die bereits überwie- 32 250 sene Staatsmedaille verlange man ebenfalls von dem Empfänger eine Quittung. ^Is Gäste waren anwesend: der Kunst- und Handelsgärtncr August van Geert aus Gent, der Obergärtner Stange im Garten- und Samen-Etablissement Carter et Co. aus London, und wurden den Anwesenden durch den Vorsitzen- den vorgestellt. )|§ er Vorsitzende bedauerte über die finanziellen Ecsultate der Ausstellung am 2. Mai noch keine Mitheilungen machen zu können, da der Schatz- meister noch nicht von Petersburg zurückgekehrt sei. So viel er aber erfahren, seien sie günstiger Art. In Betreff der xVusstellung im nächsten Jahre sei eine General-Versammlung zusamnienberufen und werde dieses in nächster Zeit geschehen. fn Betreff der Festversainmlung, welche in die- sem Monat falle, schlug der Vorsitzende Sonntag den 27. Juni vor und bat, sich dahin auszusprechen, ob sie hier im Englischen Hause stattfinden oder durch eine Exkursion, welche durch ein Festmahl zu schliessen sei, gefeiert werden solle, und dann, ob Damen Antheil nehmen können oder nicht? Es wurde beschlossen, die Festversammlung durch ein Festmahl im Englischen Plause am 27. d. M., und zwar mit Damen, zu feiern. Damit das Festmahl seinem Zwecke entspreche und die gehörigen Vorbereitungen getroffen würden, ernannte der Vorsitzende einen Festausschuss, be- stehend aus: Apotheken-Besitzer Angustin, Gasthof-Besitzer Dreitzel, Kunst- und Handelsgärtner Hoffniann, Kunst- und Handelsgärtner Jan noch. Geh. Ober-Regierungsrath Fehle mann, Rentier Sonntag, Kunst- und Handelsgärtner Späth. E* wurde zur Wahl der verschiedenen Aus- schüsse geschritten und gingen aus der Wahlurne hervor : I. Ausschuss für Obst, Gemüse, Nutz- und Zierpflanzen. 1. Kunst und Handelsgärtner Späth, 2. Baumschul-Besitzer Lorberg, 3. Kunst- und Handelsgärtner Priem, 4. Kunst- und Handelsgärtner Lackner, 5. Kunst- und Handelsgärtuer Lauche in Pots- dam. II. Ausschuss für Erziehung von Blumen u. für Treiberei. 1. Lispektor Gaerdt in Moabit, 2. Obergärtner Haack, 3. Universitätsgärtner Sauer, 4. Inspektor Bouch^, 5. Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt in Charlottenburg. III. Ausschuss für Gehölzkuude u. bildende Gartenkunst. 1. Hüfgarten Direktor Jühlke in Potsdam, 2. Hofgärtner Meyer in Sanssouci, 3. Hofgärtner Brasch in Charlotteuburg, 4. Kunst- und Handelsgärtner Boese, 5. Thiergartcn-Inspektor Henning. IV. Ausschuss für Eevision der Kasse, Entwerfung eines Etats und Revision der Bibliothek. 1. Geheime Ealh Maresch, 2. Präsident v. Kries, 3. Kammergerichtsrath Vogel, 4. Kunst- luul Handelsgärtncr Jannoch, 5. Geheime Rath Pehlemann. I3cr Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, machte Mittheilungen über die bevorste- hende internationale Ausstellung von Pflanzen u. s. w. in Hamburg und übergab ein darüber eingegangenes Schreiben nebst dem ausführlichen Plane. Weiter theilte er ein ihm eben zugegangenes Schreiben aus Hamburg mit, wornach der dritte Gärtner-Kongress mit der internationalen Pflanzen- Ausstellung eben- falls zu gleicher Zeit daselbst stattfinden wird. Zur Tlicilnalime wurde um so mehr aufgefordert, als Mitglieder des Kongresses, als welches sie dann eine besondere Karte zu einem Thaler zu lösen haben, ausserdem bestimmte Vortheile in Betreff" der Reise nach Hamburg erhalten. Professor Koch glaubte im Interesse der deut- schen Gärtnerei zu handeln, wenn er vorschlage, auch in Berlin einen besonderen Ausschuss zu er- nennen, der die Angelegenheiten der Hamburger internationalen Ausstellung und des damit verbun- denen Gärtner-Kongresses in die Hand nehme und deren Interesse vertrete. Wo voraussichtlich die ganze gärtnerische Welt des Pflanzen kultivirendeu Europa's sich betheilige, dürfe doch Berlin und die Mark nicht fehlen. Auf jeden Fall werde aber eine grössere Betheiligung herbeigeführt, wenn eine ein- heitliche Leitung vorhanden sei. Der Vorsitzende glaubte die Sache nicht über- eilen zu dürfen und schlug deshalb vor, den An- trag erst in der nächsten Sitzung zur Beschluss- nahme zu bringen. II er Vorsitzende theilte ferner mit, dass er eben die traurige Nachricht erhalten, dass Hofgärtner Morsch in Charlottenburg plötzlich gestorben sei. Derselbe sei eins der thätigsten Mitglieder des Ver- eines gewesen und habe vor Allem an den Ausstel- lungen den regsten Antheil genommen. Er for- dere deshalb die Anwesenden auf, zum Andenken 251 an den Verstorbenen sieh von den Sitzen zu er- heben, was demnächst geschah. CJarten-Inspcktor Ijonchc berichtete über die ausgestellten l^flanzen und sonstigen Gegenstände. Aus dena Garten des Geh. Komm.-Rathes Diinnen- bcrger hatte der Obergärtner Dressler eine Ber- tolonia niargaritacea und verscliiedene Blendlings- Sänilinge, welclie er vun Begouia Pcareei durch BetViichtung niit dem Blumenstaube der Bcgonia Kcx erhalten hatte, ausgestellt. Nach Professor Koch verdienen die letzteren eine besondere Bc- achtUDg der Liebhaber sowohl, als der Handels- gärtner, da sie in manniglacher Hinsicht von den übrigen Formen und Blendlingen der Begonien, welche sich in den Gärten befinden, abweichen und deshalb zu II(jft'nungcu berechtigen. Die Blendlinge ähneln im Wachsthura nnd auch in der äusseren Erscheinung der Mutterpflanze mehr als der Vater- pflanze, haben aber von der letzteren die eigen- thümliehe steife Behaarung auf der Oberfläclie der Blätter. Ueber Bertolonia niargaritacea ist bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 226) ge- sprochen worden. Sollte sie sich auch bei genauerer Vergleichung mit Gravcsia guttata (Bertolonia) Hook, als eigenthüniliche Art herausstellen, so muss sie nothwendiger Weise ebenfalls zum Genus Gravesia gebracht werden. B^iunst- und Handelsgärtncr Pasewaldt in Charlottenburg liattc eine blühende Begonia Bo- liviensis ausgestellt und legte ausserdem noch etwa halb ausgebildete Knollen der frühen amerikanischen Eosenkartoffel vor. Die Knollen waren im freien Lande gezogen, ohne dass die Pflanzen irgend einen Schutz erhalten hatten. Wegen dieser frühen Reif- zeit kann diese neue Kartoö'elsorte nicht genug em- pfohlen werden. Inspektor Bouche übergab eine schön gezo- gene und sehr blätterreiche Pcperomia peltae- Iformis und empfahl dieselbe als Blattpflanze für '■das Zimmer. Bei grösseren Exemplaren müsse man i»ur die Vorsicht haben, den kurzen Stamm mit Torfmoos oder mit einer anderen Sloosart, besonders ' Hypnum squarrosura, zu umwickeln, damit die meist I sehr trockene Zimmerluft auf die an der Stamm- ' basis zahlrcieli erscheinenden Luftwiuzeln keinen nachtheiligcn I^influss ausüben könne. JPerner legte Inspektor Piouchc einen blühen- den Zweig des Glerodendron Thompsonao Balf vor und machte auf die Schönheit des Blüthcnstrauches, welcher jetzt im Palmenliause des botanischen Gar- tens mit Tausenden von J^lumen geschmückt sei, aufmerksam (s. 5. Jahrg. der Wochcnschr. S. 27i', 6. Jahrg. S. 33.3). O^heime Oberhofbuchdrucker v. Decker über- gab eine Frucht des Xanthoehymus pictorius, welche er in seinem Garten resp. Gewächshause erzogen hatte. Bekanntlich wird von diesem ost- indischen Baume aus der Familie der Guttiferen eine Art Gummigutt gewonnen, ein Umstand, der sowohl Ursache zur Bildung des Genus-, als auch des Species - Namens gegeben hat. Xanthoehymus bedeutet im Griechischen „gelber Saft", und picto- rius bezieht sich auf die Malerfarbe, als welche der gelbe Saft eingetrocknet gebraucht wird. Die gelben Eierpflaumen nicht unäiinlicheu Früchte werden übri- gens im Vaterlande gegessen. Geheime Oberhofbuchdrucker v. Deck er thcilte über die Pflanze, wovon er die Frucht gewonnen, mit, dass er im Jahre 1837 eine reife Frucht durch den damaligen General-Sekretär des Verei;ies, Pro- fessor Lichtensteiu, erhalten und die Samen habe aussäen lassen. Die Pflanzen gediehen; eine dersel- ben Avurde wegen ihrer Schönheit oft in den Aus- stellungen des N'^ereines bewundert. Dasselbe Ex- emplar hatte zwar mehrmals geblüht, aber in diesem Jahre zum ersten Male Früchte angesetzt, die zur Keife gekommen sind. Nach Inspektor Bouche habe man bis jetzt in Berlin noch keine reifen Früchte erhalten, wohl aber wären dei-gleichen schon in dem ehemaligen Kcil'- sciien Garten zu Leipzig gezogen worden. Nach Kunst- und Handelsgärtner Hei necke ist das schöne Exemplar des Xanthoehymus pictorius, wel- ches sich früher in dem Naue n 'sehen Garten unter der soi'gsamen Pflege des damaligen Obergärtners, jetzigen Garten-Inspektors Gireoud, befunden hätte, ebenfalls aus dem Samen derselben Frucht gezogen worden. Professor Koch machte Jlitthcilungen über die strauchartigen Gänseblumen (Chrysanthemen) der Kanarcn, Azoren u. s. w., welche in Paris allgemein zu den höheren Rabattenpflanzen benutzt werden, und berichtigte die Angaben des Verfassers eines Aufsatzes über die Gärten von Paris in den Annalen der Landwirthschaft, dass dieses Formen der Ka- millen seien. Garten-Inspektor Bouche bemerkte hierzu, dass die auf den Kanai-en vorkommenden ( 'hrysantheiuum- (Argyranthennim-) Arten so wandelbarer Natur seien, dass man sie sämmtlich nur für Abarten halten möehte. Um die einzelnen Formen zu erhalten, muss man sie durch Stecklinge und nicht durch Samen vermeinen. VAne .\bart mit schwefelgelben Blumen, die in Paris vielfach als Gnippenpflanze benutzt werde, halte er für einen Blendling des Chrys. fru- tcsecns und coronariura, denn Samen Jahren mit 4 Genera- 254 tionen. Sie sind auf eine Weise gelungen, wie man kaum ahnen konnte. Hätte Carrifere nicLt die grössteu Vorsichtsmassregeln gebraucht, indem er den Samen des Knoten-Hederichs, mit dem er ope- riren wollte, aus einer fern von Paris gelegeneu Gegend, wo man keine Eettige kultiviite, bezog, so wäre wohl ein Zweifel an der Eichtigkeit der Erfolge natürlich gewesen. Wichtig ist ausserdem noch, dass mit dem Samen selbst an ganz verschie- denen Orten experimentirt wurde. Der eine Ort war der botanische Garten in Paris selbst mit einem leichten Boden, der andere hingegen ein tlionmergeliges Tenain auf dem Lande, was jedocli Carriere für Weizenboden ( terre a ble) erklärte, der dritte wiederum Paris, aber auf schwerem Thonboden. Die erhaltenen Resultate wa- ren in diesen 3 Fällen nur insofern gleich, als flei- schige W^urzeln erhalten wurden, während die For- men dieser sieh wesentlich von einander unterschie- den. Im botanischen Garten zu Paris erhielt Car- rifere rübenformige Wurzeln, auf dem Lande vor- herrschend tellerförmige. Li Paris hatten ferner die Rüben ein weisses oder rosafarbiges Ansehen, wäh- rend die Wurzeln auf dem Lande grössteu Theiis violett, braun und selbst schwarz waren, ausserdem aber in geringerer Anzahl auch andere Farben und Formen besassen. Eine Sorte hatte bei violetter Schale auch violettes Fleisch. Die Rettige, welche Carri&re auf dem schweren Thonboden, der bei Gelegenheit des Baues von Kellern der Seine -Präfektur gewonnen wurde, er- halten hatte, standen hinsichtlich ihrer Form zwi- schen den teller- und rübenförmigen Sorten mitten inne. Bei seinen ^^ersuchen, aus den dünnen AVurzein des Knoten-Hederichs fleischige zu machen, hat Car- rifere den gewöhnlichen Weg, den rationelle Ge- müse- und Blumenzüchter einsehlagen, in Anwen- dung gebracht, d. h. er hat diejenigen Pflanzen zum Samen herangezogen, welche an ihren Wurzeln die Neigung zum Fleischigwerden am meisten zeigten, wälircnd die anderen weggeworfen wurden. Er sam- melte zu diesem Zwecke zuerst Samen von kräfti- gen Pflanzen aus der Wildniss im Heibste und säete sie unter günstigen Bedingungen im Frühjahre aus. Es ist im Allgemeinen zu bemerken, dass man da, wo man fleischige Wurzeln aus trockenen sich erziehen will, die Aussaat von den erzogenen Samen schon in der 1. Hälfte des Septembers vornehmen muss. Die Samen keimen dann rasch und treiben Wurzelblätter, vsrelche noch im Herbste anfangen, Nährstoffe zur Aufspeicherung in der Wurzel zu bereiten. Einen Stengel dürfen die Pflanzen jedocli nicht maclien. Sobald Frost zu erwarten ist, zieht man nur die kräftigsten Pflanzen heraus und schneidet, mit Aus- nahme derer des Herzeus, die Blätter mit einem scharfen Messer ab. Aehnlieh anderem A^'urzelge- müse, das man im nächsten Jahre zur Samenge- winnung gebrauelien will, werden die Pflanzen in einem frostfreien Orte eingeschlagen, so aber, dass die einzelnen Exemplare sich nicht berühren. Wenn es im Frühjahre die Witterung erlaubt, werdeu sie wiederum in die Erde gebracht und sorgfältig be- handelt. So wurde nun auch hier verfahren. Nur die Pflanzen, welche am kräftigsten waren und den vollkommensten Samen hatten, dienten zum Sammeln des letzteren, der nun auf gleiche Weise in der 1. Hälfte des Septembers in die Erde gebracht wurde, um neue Pflanzen heranzuziehen. Nach 4 Generationen erhielt CarriJjre die bereits cr- wäliuten glänzenden Resultate. Es ist Schade, dass bei jeder Generation nicht eine genaue Beschreibung der AVurzel, im Vergleich zur vorausgegangenen Ve- getation, gegeben ist, und dass die Wurzeln nicht jedes Mal beim Herausnehmen gewogen wiu-den. Wir möchten daher Denen, welche Versuche an- stellen werden, ratlien. Beides zu thun, um dadurch auch über die Progressionen der Vervollkommnung Rechenschaft geben zu können. Carriere selbst seheint seine durch A'crvoll- kommnung der W'urzcl des Knoten - Hederichs er- zielten Pflanzen keineswegs für identisch mit den echten Rettigpflanzen zu halten, sondern glaubt in ihnen neben den letzteren nur noch ein be-onderes Wurzelgemüse erzogen zu haben. Er neunt seine Wurzeln deshalb Radis sauvage amelior(5. Nach Carrifjre unterscheiden sich diese von ihm aus dem Knoten -Hederich erzogenen Wurzeln von den echten Rettigen durch einen mildern Ge- schmack. Einige hatten diesen in so hohem Grade, dass sie, den Rüben gleich, süss und zuckerig schmeckten. Beim Kochen trat diese Süssigkeit noch mehr licrvor, so dass man in der That eine Tellerrübe vor sich zu haben glaubte. Andere Wur- zeln besassen dagegen einen so akzentuirten Rettig- Gesclmiack, dass mau sie kaum vom schwarzen Eettige unterscheiden konnte. Carriere hat die wiclitigsten Formen seines Radis sauvage ameliore, welche er am Schluss sei- ner Versuche erhalten, näher beschrieben und die einzelnen Exemplare auch gewogen. Eine lange, einer Mohrrübe nicht unälmliche \\'urzel hatte eine weisse Schale mit violettem Anstrich und wog 34;") Gramme; ihre Länge betrug dagegen 45, der Quer- durchmesser 6 Centiraeter. Eine zweite, in die Länge gezogene, aber gegen die vorige kurze Wurzel be- sass nur 25Centimeter bei 7 Centimeter Durchmesser. Ihr Gewicht betrug 201 Gramme, die Schale hatte dagegen, mit Ausnahme des violetten Kopfes, eine weisse Farbe. 255 Eine dritte Wurzel war iu der ilitte etwas lauchig und verschmälerte sich dann plötzlich rü- benlörmig. Ihre Länge betrug 40, ihr breitester Durchmesser 7 Centimeter. Sie wog 445 Gramme und besass eine duniile Rosafarbe. Eine vierte Wurzel war rübenförmig-bauchig und hatte bei 32 Centimeter Länge einen grösseren Durchmesser von 10 Centimeter, während sie G51 Gramme wog. Ilire Farbe war weiss. Die übrigen Wurzeln hatten Tellertbrm. Bei der einen war die untere rübenförmige Verlängerung etwas fleischig. Die ganze Länge betrug 26, der grösste Breitendurchmesser 1 3 Centimeter , das Ge- wicht aber (j'2b Gramme. Die rauhe Schale hatte eine schmutzig-ziegelrothe Farbe. Eine kleine Teller- wurzel wog nur G8 Gramme und besass eine schöne rosenrothe Farbe. Ihre Länge (einsciiliesslich des trockenen unteren Theiles) betrug 12, der Breiteu- durchniesser G Centimeter. Die Form einer siebenten W^nrzel war mehr rundlich als' breitgedrückt und hatte einen Durchmesser von 7 Centimeter, während sie mit dem ziemlich langen unteren rübenförmigen Theile eine Länge von 22 Centimeter besass. Sie wog 145 Gramme und hatte eine violette und ge- streifte Schale. Endlich hatte Carriere noch eine ganz schwarze, von oben wenig zusammengedrückte Tellerwurzel von 87 Grammen Schwere erhalten, welche bei einem Querdurchmesser von 6 eine Totallänge von 27 Centimeter besass. norticiilteui' fraiifais. Anniie ISGS. Von den 12 im Jahrg. 18G8 des Hortitultenr fran- (jais abgebildeten und empfohlenen I'tlanzea haben wir bereits einige besprochen, daher wir diese nur namentlich anfluhren und sonst übergehen. So ]S^ie- rembergia fruteseens Dur. Jlaisonn. (tab. 1, p. ü) im 9. Jahrgange (S. 119 und 123), Lasiandra inacrantha Naud. (tab. 10, p. 72) in diesem Jahr- gange (S. 237), Ipomoea grandiflora Hort, (ta- bula 5, p. 148) ist die buntblättrige Form der Phar- bitis Chois. oder Ipomoea purpurea Lam. mit grossen Blüthen, welche wir bereits als Ipomoea Huberli (S. 143) kennen gelernt haben. Dass die Nägclicn, welche im Etablissement von Louis van Houtte in Gent seit einigen Jah- ren gezüchtet wurden, die Beachttmg der Liebhaber im hohen Grade verdienen, ist schon früher mehr- mals ausgesprochen worden (1 1. Jahrgang S. 103 inid 24G). Zu den bereits von uns empfohlenen nennt Ilörincq, der Herausgeber des Ilorticultcur francjais, ausser Chromatella noch Madame Paul Bartez und JLadame van Houtte. Die letztere hat eine schöne cochenillcrothe Eöhre, aber einen kleinen roseurothen Saum mit dunkelcren Punkten, während die erstere durchaus rosenroth gefärbt, aber dunkeler punktirt erscheint (tab. 2, p. 41). Zu den mancherlei Formen von China -Pri- meln, welche in den letzten Jahren in den Handel gekommen sind und empfohlen werden können, ge- hören auch die gefüllten, welche der ältere Jarlot, Obergärtner im Schlosse von Bagatelle bei Paris, in der zweiten Februar-Sitzung der Pariser Garten- bau-Gesellschaft ausstellte und Anerkennung erhiel- ten (tab. 8, p. 235). Beide haben verhältnissmässig grosse Blumen. W^ährend diese bei der einen roth- gefärbt sind, besitzen sie bei der anderen eine weisse Farbe, die aber durch rosarothc Längsschmitzen unterbrochen ist. Die Zahl der gefüllten Bouquet- Pelargo- nien hat sich iu den beiden letzten Jahren ver- mehrt. Ln Jahre 18G4 entstanden bekanntlich die beiden ersten: Auguste Ferrier und 3Iartial de Champfleur (von Chate), dann kamen Gloire de Xaney (von Lemoiue), dem Crousse alsbald sein Surpasse Gloire de Nancy entgegensetzte, Triomphe (wiederum von Leraoine) und Triomphe de Thu- mesnil (von Delesalle). In Frankreich erschienen ferner im vorigen Jahre: Andrew Anderson, Emile Lemoine und Jladame Lemoine (von Lemoine) und der Zwerg Tom Pouce Madame Rose Charmeux (von Leclerc). Von diesen neueren wird Madame Lemoine (tab. 10, p. 295) am meisten empfohlen. Die grossen, flcischrothen Blüthen stehen dicht ge- drängt und bilden ein 4 Zoll im Durchmesser ent- haltendes Boufjuet. Unter den neuesten Rosen verdienen Duchesse d'Aosta (tab. 7, p. 203) und Thyra Hammerich (ta- bula 11, p. 331) am meisten Beachtung. Die letz- tere wurde durch die bekannten Rosenzüchter Paul und Sohn aus Duchesse de Sutherland gezogen, Sie wächst kräftig und besitzt ein schönes und dun- kelgrünes Laub. Die grossen weissen, aber rosa- gehauchten Blüthen sind anfangs schalenförmig, brei- ten sich aber später doch etwas mehr aus. Sie ist sehr gefüllt. Die andere Rose hat Margottin in Paris gezüchtet. Auch hier wächst die Pflanze kräftig, macht braunes Holz und zeichnet sich durch oben dunkelgrüne, unten aber sehr helle Blätter aus, deren Blättchen am Ende des allgemeinen Stieles besonders gross sind, während dagegen das untere Paar kleiner erscheint. Die iiellrotho Blüthe ist sehr gefüllt und besitzt einen Centifoliengeruch. Doroccras hygrometica Bge (tab. G, p. 170) ist eine interessante Cyrtandracee aus dem nörd- lichen China und der Mongolei, und besitzt, wie die Streptocarpus- Arten , grosse Blätter, welche dem 256 Boden aufliegen, wäbrend aus ihren Winkeln 2 bis 3 Zoll hohe Stiele, mit mehrern Blüthen versehen, emporsteigen. In der Jugend sind die Blätter mit einem grauen Filz bedeckt, der in der Kultur sich zum Tlieil verliert. Die Blüthen besitzen eine vio- lette Farbe und sehen etwas dem Veilchen ähnlich. Trotz des nördlichen Vaterlandes sah man sich im botanischen Garten zu Paris gezwungen, da die Pflanze nicht die geringste Trockenheit vertrug, sie, gleich den Streptocarpus- Arten, im Warmhause zu kultiviren. Berberis Wallichiana DC. (tab. 9, p. 269) ist ein in unseren Gewächshäusern ziemlich be- kannter Blütheustrauch, der aber häufiger unter den Namen B. macrophylla und Hookeri vorkommt. Es ist eine buschige Pflanze, welche unter Umstän- den 6 bis 10 Fuss hoch werden kann und lange, ruthenförmige Aeste treibt. In dem Winkel der Sfachen Dornen kommen die elliptischen und scharf- gesägten Blätter büschelförmig hervor, aber auch die ziemlich grossen gelben Blüthen in kurzen Trauben. Coreopsis aristosa Mchx (tab. 12, p. 360) gehört zu den gelbblühenden einjährigen Arten und möchte trotz der ziemlich grossen Blüthen doch kaum in unseren Gärten Anerkennung finden. Die Pflanze besitzt wegen der breiteren, aber ebenfalls vielfach getheilten Blätter mehr das Ansehen einer Bidens-Art, mit der sie auch wegen der beiden stei- fen Spreublättchen am oberen Ende der zusammen- gedrückten Achenicn ausserdem grosse Aehuliclikeit besitzt. Jlit der bekannten C. auriculata und eini- gen anderen Arten wurde C. aristosa deshalb auch als der Typus eines besonderen Genus, Diodonta mit Namen, betrachtet, das zwischen den Geschlech- tern Bidens und Coreopsis steht. Endlich wird im Horticulteur frauf;ais noch eine Birn, Poire sucr^e de Jlontlucon, durch Baltet in Troyes empfohlen (tab. 4, p. 105). Baltet be- .bauptet, dass sie vielleicht die fruchtbarste Birn bilde, welche überhaupt existire; allerdings dürfe sie nicht als Hochstamm, sondern müsse in irgend einer, einer grösseren Sorgfalt unterworfenen Form, als Spalier, Pyramide u. s. w., angebaut werden. Wir vermuthen hieraus, dass sie für inisere nordöstlichen Gauen Deutsciilands selbst in dieser Weise nicht gedeihen würde. Sie muss in kurzem Schnitt gehalten wer- den, wenn man nicht alle Leitzweige dicht mit Fruchtaugen besetzt haben und dadurch den Baum sich nicht übertragen lassen will. In der äusseren Form hat die Frucht eine grosse Aehnlichkeit mit der Beurru d'Amanli, ist weniger gefärbt, besitzt aber dagegen mehr braune Flecken. Sie schmeckt zwar sehr angenehm süsslich, hat aber doch meist dabei einen etwas weinsäuerlichen Beigeschmack. Obwohl schon im Oktober und November geniess- bar, hält sie sich, gut aufbewahrt, selbst bis Mitte Januar. Meöcr öaiicrrjnflc plIani^cibCliRclteii. Von H. E. Güppei't in Breslau. Die Lösung der Aufgabe, ein brauchbares Ma- terial für zu längerer Dauer bestimmte oder Stand- Etiketten zu finden, beschäftigte mich schon seit längerer Zeit. Zuletzt war ich auf Porzellan -Eti- ketten wieder zurückgekommen, trotz ihrer Zerbrech- lichkeit und der Schwierigkeit, sie stets alsbald er- setzt zu bekommen. Unter diesen Umständen er- regten die Fabrikate unseres hiesigen Glimmerwaareu- Fabrikauten Max Eaphael (Balinhofstrasse No. 10) eine besondere Beachtung, und es gelang nach meh- rern vergeblichen Versuchen endlich ganz unver- gängliche Etiketten herzustellen, die ich nicht genug zu empfehlen vermag. Auf das erst in neuerer Zeit erfundene Pergamentpapier wird mit Druckerschwärze geschrieben, das Papier dann mit Zinkblech einge- fassl und die vordere oder Schriftseite mit einer Glimmerplatte wie mit einer Glasplatte bedeckt. Wochenlang legte ich dergleichen Etiketten in's Was- ser, ohne dass sie hierdurch die geringste Verände- rung erfuhren , wodurch natürlich noch mehr als durch längeres Aussetzen im Freien ihre Dauerbar- keit erprobt wird. Die Preise sind je nach der Grösse der Eti- ketten natürlich verschieden; während von den klein- sten Nummern das Stück nur 1 Sgr. kostet, stellt sich der Preis von den grössten Nro. 9 zu 10 Sgr. Bei Entnahme von 6 Dutzend einer Nummer, wenn auch verschiedene Namen darauf geschrieben werden sollen, wird 10, bei Entnahme von 3- bis 400 Stück sogar 15 Prozent Rabatt gegeben. Ausserdem wird, je nach dem Wunsche des Bestellers, die Form: rund oder oval, angefertigt. Da ich auf längere Zeit nach dem Süden gehen werde, bitte ich Briefe und Packete nicht mit meiner Adresse, sondern die, welche für den Verein zur Beförderung des Gartenbaues bestimmt sind, an das General- Sekretariat desselben, diejenigen hingegen für die Wochenschrift an die Redaktion derselben zu richten. Karl Kocli. Verlag von Wieg an dt & Hempel iu Berlin, Zimmer-Stro3äe No. 91. Druck der C. Fe i s t er'scheu Buclidruckerei (L. Mewts), Berlin, Wilhclms-Plati No. 4. \ Wochenschrift Vereines znr Befördernng des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : I*r'ofessox- Dr. Ivarl Ivocli, General-Sekretair des Vereines. No. 33. Berlin, den 2 1 . August 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frauco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 503. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 27. Juni. — 504. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 18. Juli. — Die Lotuspflaumeu. — Die Gräser mit bunten Blättern. — Die Hanf- oder Tschusan-Palme. — Die internationale Gartenbau -Ausstellung vom 2. bis 12. September 1869 in Hamburg. 503. Versaiunihing des Verciues zur Beförderung des Oarteubnues, am 27. Juni, Uer Vorsitzende, Geli. Ober - Kegierungsrath Kiierk, berichtete über die äusseren uud inneren Zustände des Vereines in dem verflossenen Vereins- Jahre. Der Verein habe seine Thätigkeit fortwäh- rend nach allen Seiten hin entfaltet und an Allem Thell genommen, was zur Förderung seines An- sehens beitragen konnte. Die Zahl der Mitglieder sei ziemlich dieselbe geblieben, iu finanzieller Hin- sicht habe er ebenfalls nur Erfreuliches mitzutheilen, denn Einnahmen und Ausgaben hätten sich die Wage gehalten. Der Versuch, beide Ausstellungen, welche der Verein gewöhnlich in jedem Jahre veranstaltet, in diesem zu einer einzigen zu vereinigen, sowie ein Eintrittsgeld zu erheben, habe ein günstiges Resul- tat gegeben. Die Einnahme während der 5 Aus- stellungs-Tage sei eine bedeutende (über l,GOü Thlr) gewesen. Trotz der sehr grossen, mit der Ausstel- lung verknüpften Unkosten und der dem Direkto- rium der Tattersal - Gesellschaft ausgezahlten Divi- dende betrage der Ueberschuss immer noch 200 Thaler. _^m Jahresfeste geschehe stets die Neuwalil des Vorstandes. Ein besonders für die Erneuerune des- selben ernaunter Ausschuss, Vorschlüge zu machen, habe diese dem Vorstande eingereiciit. Zur Kenut- nissnahme der anwesenden Mitglieder seien die Namen, wie es gewöhnlich der Fall sei, auf besondere Zettel gedruckt worden und ersuche er jetzt, die Neuwahl vorzunehmen. Vorher bitte er aber den Geh. Ober-Regieruugsrath Fehle mann und den Inspektor Gaerdt, in der Zwischenzeit die Geschäfte zu übernehmen, vor Allem aber nach eingegangenen Stimmzetteln das Skrutinium zu machen. Damit legte der bisherige Vorstand sein Amt nieder. Nach erfolgtem Skrutinium theilte Geh. Ober-Regierungsrath Pehlemann das Resultat mit, wornaeh die früheren Mitglieder des Vorstandes wiederum gewählt worden waren, und zwar: Geh. Ober-Regierungsrath Kuerk, als Vor- sitzender, Garten - Inspektor Bouche, als I.Stellver- treter, Hofgartcu-Direktor Jühlke, als 2. Stellver- treter, Professor Dr. Koch, als General- Sekretär, Rentier Sonntag, als Schatzmeister. Der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, übernahm von Neuem die Leitung der Ge- schäfte und sprach nebst den übrigen Mitgliedern des Vorstandes den Dank für das durch die Wahl wiederum geschenkte Zutrauen aus. Obwohl geschäftliche Angelegenheiten nur im dringendsten Falle in der Festsitzung erledigt wer- den, glaubte der Vorsitzende doch den schon in der vorigen Sitzung eingebrachten Antrag, auch hier in Berlin ein Sub-Komitc für die Hamburger interna- tionale Pflanzen -Ausstellung zu ernennen, zur Be- schlussnahme vorzulegen, da allseits die Wichtigkeit derselben anerkannt werde, auch die Betheiligung Berlins an der Ausstellung sowohl, wie an dem Kon- gresse, wünschenswcrth sei. Der Vorsitzende er- nannte daher als Jlitglieder des Sub - Komite's die 33 258 Kunst- und Handelsgärtner Hoft'manu, Späth und Lackner, sowie den Universitätsgärtuer Sauer, und übertrug dem ersten den Vorsitz. In einem Schreiben des Koniite's für den Kon- gress in Hamburg wurde der Verein ersucht, inso- fern durch seine Mitglieder gärtnerische Fragen zur Diskussion gestellt oder auf Gärtnerei und Pflanzen- kunde zielende Abhandlungen zum Vortrag gebracht werden sollten, diese ihm vorher mitzutheileu. Es sei jedoch wünscheuswerth, damit der Verein als solcher in Hamburg vertreten sei, dass Diejenigen, welche Fragen vorlegen oder Vorträge halten wollen, diese zuvor erst dem Berliner Sub-Komitu übergeben möchten, welches dann die Verraittelung übernehmen würde. IJer Vorsitzende machte auf die Kirschen und Erdbeeren aufmerksam, welche von Seiten des Hof- garten-Direktors Jühlke zur Festtafel bestimmt wären, zuvor jedoch zur Kenntniss der anwesenden Mitglieder kommen sollten. Die Kirschen bestanden aus 21 Sorten und waren in der Königlichen Lan- des Baumschule zu Altgeltow bei Potsdam gezogen, die Erdbeeren hingegen hatte Hofgärtner B rasch in Charlottenburg zur Verfügung gestellt und sie grösstentheils von Pflanzen, welche er von dem be- kannten Erdbeerzüehter Ferd. Gloede in Beau- vais bei Paris erhalten, geerndtet. IJer Vorsitzende machte ferner auf einen vom Kunst- und Handelsgärtner Hoffraann mitgebrach- ten Blüthenstrauch, Hydrangea rosalba, aufmerk- sam und schlug vor, diesem ausnahmsweise wegen seiner Schönheit sowohl, als wegen seiner Neuheit, einen Preis zuzusprechen. Alle anwesenden Mitglie- der waren der Meinung, dass die Pflanze zwar be- reits auf den internationalen Ausstellungen zu Gent und Amsterdam vorhanden gewesen, nirgends aber in dieser Vollkommenheit gesehen worden wäre und einen Preis verdiene. Es wurde deshalb dem Vor- schlage des Vorsitzenden beigestimmt. ISamit wurde die Festversammlung geschlossen und die für denselben Tag ausgeschriebene General- Versammlung zur Erledigung der Frage, ob auch im nächsten Jahre wiederum die beiden Ausstellun- gen vereinigt und Eintrittsgeld erhoben werden sollte, eröfl^net. Es hatten sich leider nur wenige Mitglieder über die vorgeschriebene Zahl von 20 eingefunden. Bei der Wichtigkeit der Vorlage glaubte der Vorsitzende keine Verhandlung, und am aller- wenigsten eine Abstimmung, vornehmen zu können, und stellte deshalb den Autrag, eine neue General- Versammlung auszuschreiben, die dann hoffentlich mehr besucht sein würde. Da ihm beigestimmt wurde, wird die General -Versammlung nach den Statuten von Neuem zusammenberufen werden. 504. Ycrscininilniig des Vereines zur Befönleriiii<; des Oartenbaues, am 18. Juli. JJs war eine General-Versammlung, in der der Antrag : „ob auch im nächsten Jahre wiederum, wie in diesem Jahre, die beiden Ausstellungen zu einer einzigen vereinigt werden sollen", zur Verhandlung, resp. zum Abschluss kommen sollte. Der Vorsitzende, Geh. Ober-Regiernngsrath Knerk, eröffnete sie damit, dass er eine Uebersiclit der finanziellen Resultate der diesjährigen kombinir- ten Ausstellung gab. Darnach hatte während der 5 Tage vom 2. bis 6. Mai die Einnahme 1,692 Thlr 5 Sgr. betragen. Nach Abzug der Kosten (die Summe für die Preise natürlich nicht eingeschlossen): 1,220 Thlr 3 Sgr. waren übrig geblieben: 472 Thlr 2 Sgr., wovon der 4. Theil als Reinertrag au den Vorstand der Tattersal-Gesellschaft gezahlt, der Rest aber au den Schatzmeister, Rentier Sonntag, abgeliefert worden ist. Ueber die Zweckmässigkeit der Vereinigung bei- der Ausstellungen im nächsten Jahre waren sämmt- liche Anwesende einverstanden, und es wurde auch der darauf bezügliche Antrag einstimmig angenom- men. Wohl aber stellte sieh eine Meinungsdiflferenz in Betreff der Zeit heraus, indem Einige nicht, wie in diesem Jahre, die erste Hälfte des Mai, sondern , den September, als die beste Zeit für die Ausstellung bezeichneten, damit allen Zweigen der Gärtnerei all- mählig Rechnung getragen würde. Die Majorität hielt es jedoch für nothwendig, dass, da die Gärt- ner sich bereits für die Frühjahrszeit vorbereitet hätten , man nicht in der Zeit so rasch wechseln dürfe. Es komme noch dazu, dass wahrscheinlich im Jahre 1872 eine grosse internationale Ausstel- lung von Pflauzen sein würde, wozu die in der- selben Jahreszeit stattfindenden Ausstellungen der Jahre 1870 und 1871 manchen Fingerzeig für die grosse Ausstellung geben könnten. Nach einigen Verbandlungen wurde der Antrag: „die nächstjährige kombinirte Ausstellung in der ersten Plälfte des Mai abzuhalten" mit grosser Majorität angenommen. Dagegen wurde die Frage: „ob wiederum ein Eintrittsgeld zu erhe- ben sei" ohne Ausnahme bejaht ; über die Modalitäten herrschte aber wiederum Meinungs -Verschiedenheit. Die Einen verlaugten, dass, wie in diesem Jahre, am ersten Tage 10, an den anderen Tagen 5 Sgr. zu 259 entrichten seien, während die Anderen den Modus, wie er von der Versammlung in einer Sitzung be- schlossen, von dem Festausschusse aber auf eine nicht den Statuten ent^iprechende Weise willkürlich abgeändert worden sei, festgehalten haben wollten, dass nämlich den Mitgliedern am ersten Tage bis 11 Uhr des Morgens alleiniger Zutritt gestattet sei und dann erst das Lokal dem Publikum gegen ein Eintrittsgeld von 5 Sgr. geöffnet werde. Die Mehr- heit entschied sich für die erstere Ansicht: „dass am ersten Tage ein Eintrittsgeld von 10, an den anderen Tagen von 5 Sgr. zu erheben sei". In Betreff der Dauer der Ausstellung beschloss mau nach mehrfachen ^"crllandlungen, diese dem Vorstand, zunächst aber wohl der Zeit, zu überlassen. Man könne jetzt noch nicht wissen, wie in der ersten Hälfte des Mai sich die Witterungs-Verhält- nisse gestalten würden. Da allgemein gewünscht wurde, dass das Pro- gramm sobald als möglich zur Kenntniss der Gärt- ner und Gartenbesitzer käme, so ernannte der Vor- sitzende einen Ausschuss, bestehend aus den hiesigen Mitgliederu des frühern Preisrichter-Amtes und dem Inspektor Bouche, den Kunst- und Handelsgärtnern Späth, Lackner und Pasewaldt, sowie dem Obergärtner Haack, und ersuchte die Mitglieder, alsbald zusammenzutreten, um den Entwurf schon in der nächsten Sitzung, welche am 27. Juli im Palmenhause des botanischen Gartens stattfinden werde, zur Beschlussnahme vorlegen zu können. Der Vorsitzende stellte endlich den Antrag: „von dem Ueberschusse der diesjährigen Aus- stellung 200 Thaler, ausser den etatsmässig festgestellten Prämien, zu bewilligen, aus welchem Preise von 25 bis 50 Thalern für die nächste Ausstellung bestimmt werden könnten". Er theilte ferner mit, es sei zu hoflen, dass Se. Majestät der König wiederum die goldene Jledaille, sowie Ihre Majestät die Königin ebenfalls einen Preis zur Verfügung stellen würden. Se. Excellenz der Herr Minister von Müh 1er habe bereits von Neuem einen Kosenpreis von 50 Thalern festgesetzt, ebenso möchte es kaum einem Zweifel unterliegen, dass Se. Excellenz der Herr Minister von Selchow, einen Preis von 50 Thalern aussetze. Endlich habe Frau von Schwanenfeld schriftlich mitgetheilt, dass sie, wie in diesem Jahre, so auch im nächsten, einen Preis von 2 Friedrichsd'or dorn Preisrichter- Amte überweisen werde. Der Antrag des Vorsitzenden wurde einstimmig angenommen. Die totuspirttiuiien. Zu den beiden Bäumen, welche Lotuspflaumeu tragen und schon länger in unseren Anlagen be- kannt sind, zu DIospvros Lotus L. und virgi- niana L., gesellt sich neuerdings ein dritter aus Japan (D. Kaki L. fil.), welcher leider aber wegen seiner Empfindlichkeit gegen unsere rauhen Witte- rungs - Einflüsse bei uns, wenigstens im Norden Deutschlands, nicht recht gedeilien will. Da die Lotuspflaumen jetzt in Frankreich zur Kultur em- pfohlen werden, so sollen sie hier zum Gegenstande einer kleinen Abhandlung, um zu belehren, dienen. Hauptsächlich ist es die Lotuspflaume des Abend- landes (Diospvros virginiana L.), welche bei der Kultur in Frankreich in's Auge gefasst wird. Ob wir durch die Verbreitung dieser Bäume, nur um eine Frucht mehr auf unserer Tafel zu haben, etwas gewinnen, möchten wir schon im Vor- aus bezweifeln. Es kommt noch dazu, dass die bei- den zuerst genannten Bäume zwar auch im Norden Deutschlands wachsen, doch aber stets gegen harte Winter sich empfindlich zeigen und schliesslich auch keine reifen Früchte hervorzubringen scheinen. We- nigstens haben wir deren bis jetzt noch nicht ge- sehen. Selbst aber für die ßheinlande und für Süddeutschland, wo sie wahrscheinlich vollständig entwickelte Früchte tragen, würden sie als Frucht- bäume keine Bedeutung erhalten, ihre Früchte am allerwenigsten einen Markt sich verschaften. Wir können zwar nur über die Früchte von Diospyros Lotus, also über die Lotuspflaumen des Morgenlandes, hinsichtlich ihres Geschmackes ein Urtheil abgeben; uns sagten sie aber, obwohl un- sere Zunge während eines längeren Aufenthaltes im Oriente keineswegs verwöhnt war, nicht im Gering- sten zu. Die Früchte werden nicht genossen, wenn sie reif vom Baume fallen, denn in diesem Zustande sind sie hart und ausserordentlich herb, sondern sie müssen erst lange liegen, am besten einen Frost bekommen, um weich, teigig und damit gcniessbar zu werden. Ihre ochergelbe Farbe hat sich dann in eine schwarze umgewandelt. Aus dieser Ursache nennt man sie im Vaterlande Kara-Churma, d.h. Schwarze Dattel. Der Geschmack ist pflaumenartig, so dass sich der Name „Lotuspflaume" cinigermussen rechtfertigen lässt. Mit einer Dattel hat sie weniger gemein. In einigen Büchern wird behauptet, dass sie der Mispel ähnlich schmecke; dieser Vergleich kann sich nur darauf beziehen, dass sie, um ge- nossen zu werden, erst teig sein muss. Dass der, wenn vielleicht auch ursprünglich nicht im südöst- lichen Europa, so doch im Oriente wildwachsende Baum den Griechen lange unbekannt war, erklärt 33* 260 es einigermassen, dass die Frucht auch bei ihnen keine Bedeutung besass. Nach den Berichten amerikanischer Schriftsteller und Eeisenden verhält es sich in Betreff der Ge- niessbarkeit mit der Lotnspflaume des Abendlandes (Diospyros virginiana) auf gleiche Weise. Es soll jedoch von ihr eine Abart existiren, wo die Früchte gleich anfangs süss sind und welche früher in Eng- land in Kultur gewesen war. Uns ist sie völlig unbekannt. Wie die Lotuspflaume von dem ersten Schrift- steller, welcher sie erwähnt, von Theophrast, den Namen Diospyros, d. i. Götterfrucht, erhalten konnte, begreift man bei dem geringen Wertlio der Frucht nicht. Da Linn(j das W^ort Diospyros als Genus- Name für eine Reihe von Bäumen, deren Früchte zum Theil wohlschmeckender sind, wie z. B. die von D. Sapota L., gebraucht hat, so wird die Bezeich- nung im Systeme doch einigermassen gerechtfertigt. Was den Artnameu des morgenländischen Lotus- Pflaumenbaumes (Diospyros Lotus) anbelangt, so ist Lotos ein uraltes griechisches Wort, das schon von Homer für verschiedene Pflanzen gebraucht wurde. Alle diese Pflanzen kommen darin überein, dass sie wohlschmeckend waren, und zwar bald die Früchte, bald die ganze Pflanze. Im ersteren Falle dienten sie den Menschen zur Nahrung, im letzteren den Pferden. Theojahrast zählt eine ganze Reihe von Lotospflanzen auf, welche bald in den Blättern oder im Stengel, bald in Blüthe oder Frucht sich unter- schieden, d.h. zu den Menschen, resp. Pferden in Beziehung standen. Die alten Griechen nannten ein Volk, das sich vorzugsweise von Lotosfrüchten ernährte, Lotopha- gen, d. h. Lotosesser. Diese Lotosfrüchte schmeck- ten den Gefährten des Odysseus so gut, dass sie gar nicht wieder fort wollten und ihr Vaterland dar- über vergassen. Sprüchwörtlich nannten die Grie- chen deshalb später Einen, der sein Vaterland leicht vergisst, einen Lotophagen. Die ältesten Lotopha- gen wohnten auf der Nordküste Afrika's, von spä- teren Schriftstellern werden sie aber auch nach dem Oriente versetzt. Das Land der Lotophagen wird schliesslich auch als eine Insel bezeichnet. Die Frage, welche Pflanzen die Griechen unter der Bezeichnung Lotos verstanden , ist schwer zu beantworten. Wahrscheinlich bezeichnete man in den ältesten Zeiten mit Lotos wohl nur im Allgemeinen eine wohlschmeckende Pflanzenspeise. Es könnten demnach in der Odyssee möglicher W^eise unter Lotus- baum die damals schon an den Küsten Nordafrika's wachsenden Dattelpalmen, deren angenehmen Früchte die Bewohner Ithaka's nicht kannten, verstanden werden. Wenn aber dagegen Telemachos, Odysseus Sohn, die Pferde, welche ihm geschenkt werden sollten, nicht annimmt, weil auf Ithaka nicht die Lotospflanze wächst, so muss in diesem Falle eine krautartige Pflanze unter Lotos verstanden werden. Vergleicht man spätere Schriftsteller, was diese über die krautartige Lotospflanze sagen , so stellt sich heraus, dass letztere auch Triphyllon, d. h. Dreiblatt, genannt wurde; sie rauss daher irgend eine Sorte von Klee oder Luzerne, die beide noch heut' zu Tage als gutes Pferdefutter gelten, gewesen sein. Gewöhnlich hält man jetzt den Hornklee (Lotus corniculatus L.) für die krautartige Lotus- pflanze. Dass die Alten verschiedene Lotosfrüchte hatten, geht ebenfalls aus ihren Schriftstellern hervor. Auf keinen Fall verstanden sie aber die schwarze Dattel, d. h. die Frucht des Diospyros Lotus L., darunter, wie man in Folge der Linnt5'schen Benennung ver- muthen sollte, und welche man jetzt als Lotuspflaume des Morgenlandes bezeichnet. Linne selbst scheint übrigens, trotzdem dass er den Namen gegeben hat, nicht der Ansicht gewesen zu sein. Gewöhnlich nimmt man an, dass die echten Lotuspflaumen des Homers und der Lotophagen mit unseru Brnstbeeren (Jujubae), den Früchten von Zizyphus vulgaris Lam. und Lotus Willd., zweien Sträuchern aus der Familie der Kreuzdorne (Rhamnaceae), identisch sind. Der ägyptische Lotus ist Nymphaea Lotus L., eine auf dem. Nil in Menge vorkommende Seerose. Von "dieser soll früher Alles gegessen worden sein, wenn aucii die mehlreichen Samen die Hauptnahrung des Volkes bildeten. Die ganze Pflanze war wegen ihres grossen Nutzens der Göttin Ibis geheiligt, die schönen grossen Blumen von zarter Rosafarbe wur- den hingegen hochgeschätzt. Ein Lotosbaum lieferte bei den Alten auch ein festes, schwarzes Holz, das weder verfaulte, noch den Insekten zugänglich war, daher sehr geschätzt wurde. Waiirscheinlich verstanden hierunter schon die Alten unser schwarzes Ebenholz. Mutterpflanze dieses Holzes sind wiederum Bäume des jetzigen Genus Diospyros, dessen Arten sich überhaupt durch festes Holz auszeichnen. Während Diospyros Ebe- num Retz, D. Ebenester Retz und die nahe ver- wandte Maba Ebenum Spr. schwarzes Ebenholz liefern, wird das Holz von Diospyros Lotus L. noch jetzt hier und da als grünes Ebenholz sehr ge- schätzt. Nach dieser geschichtlichen Auseinandersetzung kommen wir auf die 3 gleich anfangs bezeichneten Lotuspflaumenbäume zurück. Wenn der des Mor- genlandes und der des Abendlandes keineswegs, wie schon Eingangs dieser Abhandlung gesagt, als Frucht- bäume bei uns Empfehlung verdienen, so stellen sie doch hübsche kleine Bäume dar, welche, besonders 261 in etwas günstiger gelegenen Gauen Deutschlands, vor Allem in Süddcutscliland und am Eheine, in Alllagen Berücksichtigung verdienen. Alle 3 Bäume sind im Wachsthume, in Blatt-, in Blütheu- und in Fruchtbildung einander sehr ähn- lich, so dass sie nur schwierig von einander unter- schieden werden. Der Lotuspflaumenbaum des Mor- genlandes hat nach den Angaben der meisten Bo- taniker auf der Unteriiäche der Blätter eine weiche Behaarung, welche bei denen des Diospyros virgi- niana fehlen soll. Uns liegen aber Exemplare aus Nordamerika selbst vor, wo die Behaarung ebenfalls vorhanden ist. Die Bäume in den südlichen Staa- ten Karolina und Georgien, ja selbst in Virginien, werden sogar wiederum mit auf der Unterfläche be- haarten Blättern angegeben; auch sind hier die jun- gen Triebe ebenfalls mit einer weichen Behaarung versehen. Pursh hat diese Form selbst als eigene Art unter dem Namen D. piibescens beschrieben. Ausser durch die Behaarung unterscheidet sie sich noch von der Hauptart durch kleinere Blätter und kleinere Früchte. Da sie bereits unter dem Namen Diospyros digyna in Kultur ist, so hat man Ge- legenheit, ihre spezifische Natur näher zu unter- suchen und beide Pflanzen mit einander zu ver- gleichen. In Kultur haben wir aber auch unter den Namen Diospyros lucida und calycina Lotuspflaumen- bäume des Abendlandes, wo die auf der Unterflächc behaarten Blätter ebenso gross, wie bei der Plaupt- art, sind. Da uns bis jetzt nicht möglich war, diese in BlUthe zu sehen, so vermögen wir auch noch kein Urtheil über sie abzugeben. Michaux nimmt in seiner Geschichte amerika- nischer Waldbäume die Behaarung auf der Unter- fläche der Blätter selbst in der Diagnose der D. vir- giniana auf, so dass es scheint, als habe er Diospy- ros pubescens vor sich gehabt; dagegen hat er auf seiner Abbildung die L^nterfläche blaugrün darge- stellt, als wenn keine Behaarung vorhanden wäre. Mit diesen auf der Unterfläche blaugrünen Blättern sind auch in der Eegel die bei uns kultivirten Bäume, welche in den Baumschulen den Namen Diospyros virginiana führen, versehen. Die Behaarung auf der Unterfläche der Blätter wird dagegen in den meisten Sammelwerken bei der Lotuspflaume des Orientes (D. Lotus) in den Diag- nosen als wichtiges Unterscheidungsmerkmal aufge- nommen, obwohl sie auch an den Trieben, wenig- stens bei kultivirten Exemplaren, sehr häufig fehlt. Im Oriente haben wir dagegen au allen Bäumen die Behaarung stets, und selbst noch sehr spät, auf der Unterfläche der Blätter gesehen. In der Behaarung der Blätter ist daher, um die beiden genannten Lotuspflaumen zu unterscheiden, kein Unterschied vorhanden, ebenso nicht in der Form. Die Substanz der Blätter möchte dagegen bei D. virginiana im Allgemeinen (wenigstens später, wenn die Oberfläche glänzend erseheint) etwas här- ter sein. In der Eegel verschmälern sich die Blät- ter auch nach beiden Enden zu weniger, als es bei D. Lotus der Fall ist. Die einzigen Unterschiede zur Unterscheidung beider Arten finden wir in den Knospen und in dem Kelche. Bei beiden Arten sind die etwas (bei D. Lotus mehr) zusammengedrückten Knospen behaart und unbehaart, bei D. virginiana erscheinen sie aber ebenso lang, bei D. Lotus hingegen fast doppelt so lang als breit. Dieselben Grössen -Verhältnisse finden sich in den Kelchabschnitten, wenigstens der weiblichen Blüthe, aber umgekehrt, vor. Bei D. vir- giniana sind nämlich die Kelchabschnitte länglich- lanzettförmig und weit länger als breit, bei D. Lotus hingegen eirund und kaum so lang als breit. Leider haben wir männliciie Pflanzen zu ver- gleichen noch keine Gelegenheit gehabt; unsere Beobachtungen beziehen sich daher nur auf die weiblichen Bäume. Möglicher Weise unterscheiden sich männliche und weibliche Bäume von einander, und die bei D. virginiana angegebenen Formver- schiedenheiten beziehen sich auf die einen oder an- deren. Leider hat man diesem Umstände auch bei anderen diöcischen Pflanzen noch zu wenig Rech- nung getragen, so wichtig er auch ist, wie wir bei der kanadischen Pappel beispielsweise nachgewiesen haben. Von Diospyros Kaki L. fil. (chinensis Bl.) liegt uns nur unvollkommenes Material vor und die- ses selbst betrift't wiederum nur weibliche Bäume. Im Allgemeinen seheint die ganze Pflanze höher zu werden, aber auch die Blätter und Früchte nehmen grössere Dimensionen an. Nach den uns zu Ge- bote stehenden Exemplaren haben die Blätter stets eine elliptische Gestalt, verschmälern sich also nach beiden Enden zu, und besitzen besonders auf den Nerven und Adern eine kurze und weniger weiche Behaarung, die oft etwas in'sEostfarbene überzugehen scheint. In Paris hat eben ein Exemplar geblüht. Charakteristisch sind die im Verhältniss grossen Knospen in den AVinkeln der Blätter; sie sind dop- pelt länger als breit und erscheinen ebenfalls mehr oder weniger breitgedrückt. Wenn daher in dieser Hinsicht der japancsisch- chinesische Baum mit D. Lotus eine Uebereinstinimung zeigt, so nähert er sich wieder in anderer Eücksicht der D. virjriniana, indem die grossen Kelchabschnitte länglich - lanzett- förmig und bedeutend länger als an der Basis breit erscheinen. Nach dem, was wir über die .3 Lotuspflaumen- bäume gesagt haben, würden sich kurz die Diag- 262 nosen zur Unterscheidung derselben folgendermassen herausstellen : 1. Diospyros Lotus L.: Gemmae lanceolatae, longitudine latitudinem basalem duj^lo superante; Calycis laciniae aeque longae ac latae , rotundatae, sed interdum brevissime apiculatae. 2. Diospyros virginiaua L.: Gemmae ova- tae, aeque longae ac latae ; Calycis laciniae oblongo- lauceolatae , longitudine latitudinem duplo supe- rante. 3. Diospyros Kaki L. fil.: Gemmae et Caly- cis laciniae oblongo-lanceolatae, longitudine latitudi- nem duplo superante. Sie cgriifcr mit öunteii Jitötteni. In der Revue horticole (Jahrg. llsßS) macht Garteninspektor Weber in Dijou auf die Gräser mit bunten Blättern aufmerksam und gibt schliess- lich eine Liste derjenigen, welche sich in unseren Gärten in Kultur befinden. Es gab eine Zeit, wo überhaupt die buntblättrigon Pflanzen von Garten- besitzern sehr geliebt wurden und wo man auch den buntblättrigen Gräsern mehr Aufmerksamkeit schenkte: leider scheint diese aber jetzt vorbei zu sein. Da die letztern einen nicht unbedeutenden gärtnerischen Werth haben, die grösseren zu Grup- pen, die kleineren zu Einfassungen, so erlauben wir uns, nochmals auf sie aufmerksam zu machen und sie der Reihe nach aufzuführen. Die grösste Samm- lung, welche uns bekannt ist, besitzt Hofgärtner Hermann Sello in Sanssouci bei Potsdam. "Was zunächst die grösseren Arten unter den huntblättrigeu Gräsern anbelangt, so stehen die bei- den Donax- (resp. Arundo-) Arten in erster Reihe. Wir haben manchmal schon in der Wochenschritt Gelegenheit gehabt, Gruppen zu besprechen, wo Arundo Donax versicolor, mitten aus verschie- denen Blattpflanzen herausragend, einen imposanten Anblick gewährte. Noch schöner ist unbedingt die buntblättrige Form des nordafrikanischen Klarinetten- rohrs, welches den Namen Arundo Mauritiana erhalten hat, wird aber nicht so hoch. Leider ist es aber noch empfindlicher gegen unsere rauhen Herbst- und Wintertage, als das gewöhnliche Kla- rinettenrohr, und muss sehr geschützt werden, wenn man nicht überhaupt vorzieht, es den AYinter über aus dem freien Grunde herauszunehmen und an einem frostfreien Orte zu überwintern. Leider hält das buntblättrige Bambusrohr, wel- ches vor nun fast zwei Jahrzehnten der englische Reisende in China, Fortune, eingeführt hat, noch weniger bei uns aus. Und doch will es Regel in Petersburg einmal im Freien überwintert haben. Nach seinem Entdecker hat es den Namen Bam- busa Fort uu ei erhalten. Ausser dieser Art be- sitzen wir aber noch, durch Maxime witsch in Petersburg eingeführt, eiue höhere Bambuse mit silberweiss- und eine niedrige mit goldgelb-gestreif- ten Blättern, welche Regel als Bambusa argeu- teo - und aur eo-striata beschrieben hat. Welcher Art diese Formen angehören, wissen wir nicht, da leider die in neuester Zeit aus China und Japan eingeführten Bambusen noch keiner wissenschaftlichen Kontrole unterlegen haben. B. Fortunei wird ge- wöhnlich nur einen Fuss hoch und in Frankreich zu grösseren Einfassungen benutzt. B. argenteo-striata erreicht dagegen eine Hohe von 4 und 5 Fuss, während B. aureo -striata wiederum niedrig bleibt. Ein grosser Gewinn für unsere Gärten ist der buntblättrige Hais. Er wurde vor einigen Jahren durch Benary in Erfurt eingeführt und ist von dem, den man in Frankreich aus Nordamerika er- hielt, nicht verschieden. Ob der erstere wirklich aus Japan stammt, wie mau gewöhnlich behauptet, soll noch zu bezweifeln sein; v. Siebold führt aber doch in seinem neuesten Pflanzen-^'erzeichnisse vom Jahre 1868 — G9 eine Zea japonlca variegata auf. Der französische buntblättrige Mais kam da- gegen als Zea Caragua fol. vai'. in den Handel. Panicum plicatum (richtiger palmifolium) fol. albo-vittatis ist eine der besten Akquisitio- nen der neuesten Zeit, auf das wir schon mehrmals aufmerksam gemacht haben. Es ist sehr zu be- dauern, dass es eine Warmhauspflanze ist. Aber doch möchte zu versuchen sein, ob es nicht, ähn- lich der grünblättrigen Mutterpflanze, während der guten Jahreszeit und gegen Wind und grossen Re- gen geschützt, im Freien zu verwenden wäre. Ueber die drei buntblättrigen Formen des Pam- pasgrases (Gvnerium argenteum) haben wir erst vor Kurzen gesprochen (S. 135). Wir wollen da- her hier nur noch einmal darauf aufmerksam machen und sie um so mehr empfehlen , als sie • in den deutscheu Gärten noch gar nicht verbreitet sind. Auf uns haben sie jedoch keinen grossen Eindruck gemacht, da die Panachirung bei den schmalen Blät- tern viel zu wenig hervortritt, die Eleganz hat aber die bunte Pflanze mit der einfach -grünen Mutter- pflanze gemein. Auch vom gewöhnlichen Zuckerrohre (Saccha- rum officinarum) haben wir zwei buutblättrige Formen. Die eine erhält riesige Dimensionen und ihre langen, bandartigen Blätter besitzen einen blen- dend weissen Mittelstreifen, der durch die ihn um- gebende fast grüne Farbe noch mehr hervorgeho- ben wird. Bei der andern Form, welche gewöhn- lich als Saccharum violaceura im Handel vor- 263 kommt, hat die gauze Pflanze eine grünviolette Farbe. Beide Formen gedeihen nur in einem Ge- wächshause mit mittlerer oder warmer Temperatur. Oplisraenus imbccillis Kth heisst nach dem Verfasser des Aufsatzes über buntblättrige Gräser in der Revue horticole das für Ampeln in Warm- häusern empfohlene Gras, welches in den Verzeich- iiissen der Handelsgärtner sonst gewöhnlich als Pa- uicum variegatura aufgeführt wird. Es ist ein hübsches Gras, das bisweilen durchaus weiss er- scheint, aber auch oft einen rosafarbigen Schein be- sitzt und selbst mehr oder weniger rosagefärbt sein kann. In dem Palmenhause des Borsig'schen Gar- tens zu Moabit bei Berlin wechseln damit bepflanzte Schalen, welche an einer rings herumführenden Gal- lerie befestigt sind, mit anderen und entsprechenden Ampelpflanzen ab. Pharus vittatus hat Lemaire ein Gras, das van Houtte aus Guatemala einführte, genannt, wo die breiten Blätter mit weissen Längsstreifen ver- sehen sind. Wahrscheinlich ist es nicht eine selb- ständige Art, sondern die buntblättrige Form des Ph. scaber. Leider verlangt es eine sehr hohe Temperatur und gedeiht am besten in einem Orchi- deenhause, wo es aber zu empfehlen ist und die Eintönigkeit, welche in der Regel daselbst herrscht, angenehm unterbricht. Es ist zu bedauern, dass dieses schöne Gras in der neuesten Zeit wieder selten und, wie es scheint, allmählig der Vergessen- heit übergeben werden wird. Wir gehen zu den bunten Gräsern über, welche einheimisch sind und daher unser Klima ohne alle Bedeckung sehr gut vertragen. Das älteste bunte Gras, welches schon im IG. Jahrhunderte sich in den Gärten befand und zuerst von Lobelius und den Gebrüdern Bau hin erwähnt wurde, ist ohne Zweifel das Bandgras, welches früher unter dem Namen Arundo colorata Ait. auch als eigene Art be- trachtet wurde, aber nur die weissgestreifte Form von Phalaris arundinacea darstellt. Hier und da kam es früher auch als Phalaris elegantis- sima, bisweilen selbst als Agrostis colorata, vor, in der gewöhnlichen Volkssprache wird es aber als Baudgras bezeichnet. Es ist zu bedauern, dass die- ses besonders zu Einfassungen von Beeten passende Gras jetzt selbst in den Gärten der kleinern Städte und auf Dörfern allmählig selten wird, zumal es höchstens deshalb etwas Sorgfalt verdient, als sein Wachsthum in Schranken gehalten werden muss. Was wir als buntblättriges Schilf (Phragraitas communis) gesehen haben, verdiente diesen Namen nicht; vielleicht haben wir aber die echte Form, wo die Blätter gelblich-weiss angegeben werden, gar nicht gesehen. Das bunte Rispengras, welches gewöhnlich unter dem Namen Poa trivialis argentea oder elegans in den Handel kommt, ist ein gar nicht genug zu empfehlendes Gras zu Einfassungen von Rabatten. Es bestockt sich ungemein und bildet deshalb einen dichten und ununterbrochenen Rand. Wenngleich in geringerem Grade, so ist dieses auch mit dem Knäuelgrase (Dactylis glomerata) der Fall. An Schönheit steht dieses allerdings dem bunten Ris- pengrase nach. Auch die bunte Form des Blaugrases (Molinia coerulea), welches wir übrigens noch gar nicht im Grossen angewendet gesehen haben, steht an Schön- heit dem buntblättrigen Rispengrase nach. Eine Form des Honiggrases (Holcus lonatus) scheint gar nicht zu existiren , obwohl sie in vielen Kata- logen von Handelsgärtnern angeführt wird. Was wir unter diesem Namen gesehen haben , war die ursprünglich graublättrige Form. Wir können uns auch gar nicht denken, dass eine weiss- oder gelb- panachirte Form in die Augen fällt. Die Hanf- oder Tschnsaii - Palme (Cliamaerops excelsa Thunb.). Zu den interessantesten Palmen, welche in un- seren Gewächshäusern kultivirt werden, gehört ohne Zweifel die Hanf- oder Tschusan - Palme, weil sie gegen Kälte sehr wenig empfindlich ist und ge- wiss im Südwesten Deutschlands, wenn nicht auch am Rhein und am Main, im Freien aushalten dürfte. Da sie bereits nicht mehr selten ist und daher auch nicht mehr hoch im Preise steht, so möchten doch auch bei uns Versuche angestellt werden. Wir geben uns oft mit anderen Pflanzen südlicher Länder viele Mühe, um sie den Winter über im Freien durch- zubringen und umbinden sie mit Rohr, Schilf u. s. w., bauen auch wohl ein Bretterhäuschen darüber und umlegen dieses mit Laub und trockenem Dünger. Warum versucht man es daher nicht auch einmal mit einer Palme, welche in Tsche-Kiang, einer nörd- lichen Provinz China's, vorkommt und dort oft eine Kälte von 12 und mehr Grad R. aushalten muss? Freilich herrscht in genannter Provinz im Sommer eine anhaltende Wärme , wie wir sie nicht haben und bei der das Holz vollständig ausreifen kann, um damit desto besser die Kälte des Winters zu ertragen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass eine Palme im freien Grunde unserer Gärten zur Verschönerung, und ganz besonders zur Mannigfaltigkeit, viel beitragen und ein grosser Gewinn sein würde. Die Versuche in Frankreich und in England sind an vielen Orten gelungen. Selbst in Paris zeigte uns unser ver- 264 ebrter Freund Naudin, freilich sehr im Schutze, eine Hanfpahiie, welche ohne Schaden bereits einige Winter überdauert hatte. Bekannt ist diese Palme längere Zeit, denn schon der berühmte Reisende Kaempfer, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Japan besuchte, kannte sie und erzählt von ihr, dass sie von den Japanesen vielfach als Schmuckpflanze in den Gärten gezogen wird. 100 Jahre später lernte sie auch Thunberg kennen und beschrieb sie, um sie wegen ihrer grösseren Höhe von der gewöhnlichen Cha- maerops humilis zu unterscheiden, unter dem Namen Chamaerops excelsa. In unsere Gärten kam sie erst 1830 durch den bekannten Reisenden v. Siebold, der Samen nach Europa schickte. Die meisten der Pflanzen, welche aus diesen Samen erzogen wurden, scheinen in Hol- land und in Belgien geblieben zu sein. Nur eine gelangte nach dem botanischen Garten in Bonn, wo, soviel wir wissen, sie sich noch als stattliches Ex- emplar befindet und ziemlich häufig blüht. Ferner scheint eine Pflanze auch nach München gekommen zu sein, nnd zwar unter dem Namen Chamaerops Biroo. Martins beschrieb sie neben Ch. excelsa als eine besondere Art. Wenn wir nicht irren , so wurde auch noch eine dritte Pflanze unter derselben Benennung im botanischen Garten zu Gent in Bel- gien kultivirt. Ein viertes Exemplar befand sich endlich An- fangs der vierziger Jahre in einem belgischen Pri- vatgarten, und zwar im Besitze des Ritters Heyn- dericx in Destelberg. Dort sah sie der ältere Mo r reu und beschrieb sie als eine neue Palme unter dem Namen Chamaerops tonien tosa (Ann. de Gand I, p. 489, mit einer Abbildung). Im Jahre 1849 wurde dieselbe Palme aus China eingeführt, indem der bekannte Reisende in China, Fortune, Samen davon nach England sendete, und zwar zunächst au den botanischen Garten in Kew. Der Direktor daselbst, Hocker, hielt sie für eine neue Art und beschrieb sie unter dem Namen Cha- maerops Fortunei (bot. mag. tab. 5221). Auch Wendland in Herrenhausen hält die japanesische Pflanze von der, welche in China wächst, für ver- schieden. Beide Palmen tragen nach letzterem auch, nebst 2 anderen und ähnlichen Palmen, welche im Himalaya-Gebirge vorkommen, den Typus eines be- sondern Genus, das er wegen der behaarten Früchte Trachycarpus genannt hat. Einige Jahre später wurde die Hanfpalme zum dritten Male durch den französischen Konsul in China, Montigny, demselben, dem man auch die Einfüh- rung der Yams-Batate (Dioscorea Batatas) verdankt, dieses Mal aber in Frankreich, eingeführt, und hat damit eine ziemlich allgemeine Verbreitung erhalten. Es sei uns schliesslich noch erlaubt, einige Worte über den Namen Hanfpalme und über den Nutzen derselben für die ärmeren Bewohner China's zu sa- gen. Aehnlich wie bei anderen Palmen, lassen die verwelkten Blätter au der Basis des Stammes den sogenannten Scheidentheil zurück. Das in demsel- ben enthaltene Zellgewebe geht darin zu Grunde, dagegen bleiben die Gefässbüudel zurück und er- scheinen als ein starkes Fasergewebe. Dieses, so roh es auch ist, wird zur Anfertigung eines Hutes und eines Mantels benutzt, die beide, da sie keiu Wasser durchlassen, gegen die Stürme einer rauhen und regnerischen Witteriuig ausserordentlich vortheil- haft sind und deshalb allgemein in China vom Volke getragen werden. Die iiiteruatioiiale (larteiiban - Aiisstellniig vom 2. bis 12. September 1869 iu H a m. l) u x" §•- Bereits hat sich ergeben , dass , so gross auch der Ausstellungsraum anfangs erschien, er schliess- lich doch noch zu klein ist, um den vor dem 3 I.Juli eingegangenen Meldungen zu entsprechen. Es sind bereits für Gewächshauspflanzen im Allgemeinen 25,000 Quadratfuss beansprucht worden, für Koni- feren allein gegen 60,000. Aus dieser Ursache wird das grosse Gewächshaus, welches aus einer warmen und aus einer kalten Abtheilung bestehen sollte, nur für tropische Pflanzen reservirt; die Orchideen kom- men dagegen in einen besonderen Anbau, zu dem sich ausserdem noch ein zweiter gesellen wird. In dem Hause, welches das Obst aufnehmen sollte, kommen nach der neuesten Anordnung Kalthaus- Pflanzen und das Obst erhält einen anderen Auf- stellungsraura, welcher auf einer am Wasser gele- genen und vom Senate seit Kurzem zur Verfügung gestellten Wiese dicht daran gebaut wird. Dahin kommen auch die Maschinen, denn wo diese früher stehen sollten, sind jetzt die Gemüse und sonstigen Produkte bestimmt. Nach dem neuen Plane führt endlich vom Aus- stellungs- Parke aus eine kolossale Brücke in einer Höhe, welche allen Wagen freie Durchfahrt gewährt, nach der Stadt. Inmitten auf dieser 250 Fuss lan- gen Brücke wird sich ein prächtiger Park erheben. Verlag von Wiegan dt & Hempel in Berlin, Zimmer-Stra3se Ko. 91. Druck der C. Fe is t er'scben Buchdruckerei (L. Mewt^J, Berlin, Wiibelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für Ciärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : r*i"ofessor II>r. Karl Ivocli, General-Sekretair des Vereines. Ho. 34. Berlin, den 28. August JgßQ^ Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezng durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt; Programm zur Preisbewerbung der kombinirten Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Könio'I. Preussischen Staaten vom 1. bis 3. Mai 1870. — Kevue horticole. Jabrgang 1868, 2. Hälfte; Jahrgan» 1869, I.Hälfte. Die Verhandlungen des Kongresses von Gärtnern, Gartenfreunden und Botanikern zu Hamburg. Programm zur Preisbewerbiiiig der koiiibiiiirteii Ausstellmig des Uereiues jur -Beföröeruug Des .garleiiOaiics in Den Mwi^L Jlreufiirc^eii Stttnlcii vom 1. bis 3. )Iai 1870. Allgemeine Becliiigixngen. 1. Zur Preisbewerbung sind Gärtner und Garten-Besitzer des In- und Auslandes berechtigt, sie seien Mitglieder des Vereines oder niclit. 2. Ausser Pflanzen, abgeschnitteneu Blumen, Gemüsen und Früchten sind auch Garteu- Verzierungen, Sämereien, künstliche Dungstofte und sonst auf Gärtnerei Bezug habende Gegenstände zulässig. 3. Die Gegenstände der Preisbewerbung verbleiben Eigenthum der Besitzer. 4. Die deutlich zu etikettirenden Pflanzen und sonstigen Ausstellungs - Gegenstände sind, von einem doppelten Verzeichnisse begleitet, welches mit Kamen und Wohnungs- Angabe des Ausstellers zu versehen ist, spätestens bis zum 30. A\ml Mittags, einzuliefern. Nur Früchte, Gemüse und abgeschnit- tene Blumen werden noch am ersten Ausstellungstage bis 7 Uhr Morgens angenommen. Eine gleiche Ausnahme soll noch für einzelne, besonders empfindliche Pflanzen gestattet werden. Die Ent- scheidung darüber hängt von dem Ermessen der Ordner ab. 5. Die Pflanzen müssen sich, ebenso wie die Töpfe, Stäbe und sonstiges Zubehör, in einem für die Ausstellung geeigneten Zustande befinden; andernfalls können sie von den Ordnern zurückgewiesen werden. C. Die Aussteller haben in iin-en Verzeichnissen ausdrücklich anzugeben, um wcklie Preise des Pro- grammcs sie sich mit den eingesendeten Gegenständen l)ewerben; zur besseren Vergleichung bei Beurthcikuig der um einen Preis konkuriircndcn Gegenstände sind für jede Kathegorie der Bewer- bung gesonderte Verzeichnisse einzureichen. Dagegen Handelnde haben es sich selbst beizumessen, wenn iiire Einsendungen nicht die gewünschte oder gar keine Berücksichtigung bei den Preisrichtern finden, 31 266 7. Die Anordnung der Ausstellung übernehmen die vom Vorstande ernannten Ordner, welclie allein berechtigt sind, die eingelieferten Gegenstände anzunehmen, den Platz zu deren Aufstellung anzu- weisen und den Empfang in einem der beiden Verzeichnisse zu bescheinigen. Die Aufstellung der Ausstellungs-Gegenstände kann jeder Einsender au dem von den Ordnern anzuweisenden Platze selbst bewirken oder auch den Ordnern überlassen. 8. Alle Einlieferungen müssen bis zum Schlüsse der Ausstellung ausgestellt bleiben; doch können Früchte und die nach No, 4 als besonders empfindlich bezeichnete Pflanzen nach vorgängiger Verständigung mit den Ordnern schon früher zurückgenommen werden. 9. Die Zurücknahme der ausgestellten Gegenstände beginnt am Tage nach Schluss der Ausstellung von ilorgens 7 Uhr an. 10. Das Preisrichteramt besteht aus 9 Personen, deren Berufung dem Vorstande zusteht, welcher zu- gleich den Vorsitzenden ernennt. Aussteller sind von dem Amte gänzlich ausgeschlossen. Zur Be- schlussfähigkeit reichen 7 Mitglieder aus, deren Zahl im Falle der Unvollstäudigkeit der Vorsitzende des Preisrichteramtes aus anderen Mitgliedern des Vereines zu ergänzen befugt ist. Bei etwaiger- Stimmengleichheit gibt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag. 11. Die Preisrichter erkennen auf Medaillen, Geldpreise und Ehren- Diplome. Die gekrönten Gegen- stände werden nach Abfassung des Urtheils durch den Vorsitzenden des Preisrichteramtes und durch die Ordner als gekrönt bezeichnet; hierauf erst tragen die letzteren auch für die Anheftung der Namen sämmtlicher Aussteller bei ihren Ausstellungs - Gegenständen Sorge. Der Beschluss des Preisrichter- amtes wird durch den Vorsitzenden desselben oder dessen Stellvertreter in der Versammlung des Vereines mitgetheilt. 12. Die etwa nicht nach Massgabe des Programmes zugesprochenen Geldpreise werden den Preisrichtern anderweitig zur Verfügung gestellt. 13. Es wird ein Eintrittsgeld erhoben, einheimische Mitglieder erhalten 3 Freikarten. 14. Die Eäume, in welchen die Ausstellung stattfindet, sowie die Namen der Ordner und der Preis- richter, werden später bekannt gemacht. Preis-Aufgaben. I. |]rcis 5r. illajcftiit bfs ßöiiigs. Eine goldene Medaille für den Aussteller, der sich durch die Gesammtheit seiner Leistung den grössten Anspruch auf Anerkennung erworben hat. 11. {Ircis 3lircr iHcijeftiü ht fiönigin. Für eine geschmackvoll aufgestellte Gruppe von mindestens 50 Pflanzen in Gefässeu. in. preis hs iHinißcriums kr jciftlid)tti ii. f. w. ^ngclfficnl)citcii. Für die beste Gruppe getriebener Posen in mindestens 20 Sorten und wenigstens 40 Exem- plaren: 50 Thlr. IV. iJrrife ks illiniftcriums für kc l.inbuiirtl)fdjiiftlid)cn ^ugclcjjcnljcitcn. 1. Für eine gemischte Gruppe gut kultivirtcr blühender strauchartiger Topfpflanzen in mindestens 50 Töpfen und wenigstens 25 Arten: 50 Thlr. 2. Vier silberne Staats-Medaillen für Gartenbau, und zwar: a. Für eine Pflanze, welche in gärtnerischer Beziehung einen grossen Werth hinsichtlich deko- rativer Schönheit und vielseitiger Anwendbarkeit hat, die aber bisher noch keine ihrem Werthe entsprechende Verbreitung und Nutzbarmachung gefunden, in einem oder mehrern Exemplaren. b. Für eine Gruppe von mindestens 3 blühenden Genetyllis in ausgezeichneter Kultur und in mindestens 2 Arten. c. Für eine reiche Gruppe neuerdings eingeführter Arten von Kapzwiebeln in blühendem Zustande und in mindestens 12 Arten. d. Für eine vorzügliche Leistung in irgend einem Zweige der Gärtnerei, welche von einem über 4 Meilen von Berlin entfernt wohnenden Aussteller eingesandt wird. 267 V. Ijrrife uon |)riu.ittn. Von Frau von Schwanenfeld auf Sartowitz bei Schweiz: Für eine besonders gut gezogene Schaupflanze: 2 Friedrichsd'or. VI. Ilrriff bcs Ücrciiifs. 1) Link's Preis. Thlr. Für eine ausgezeiclinete Leistung in der Gärtnerei: 20 Thlr 20 2) 13 Preise für Gruppirungen vou Pflanzen. a. Für eine Pflanzengruppe, welche malerisch \mä äsllictisch aufgestellt ist, ein Preis von 50 Thlr. 50 b. Für eine Pflanzengruppe desgl. 1 Preis von 25 Thlr 25 c. Für eine aus mindestens 30 besonders gut kultivirten Marktpflanzen bestehende Gruppe ein Preis zu 25 Thlr 25 d. Desgl. ein Preis zu 10 Thlr 10 e. Für eine Orchideen-Gruppe 1 Preis von 35 Thlr 35 f. Für eine Gruppe von Monokotylen, besonders Dracäneen und Palmen (mit Ausschluss der Aroideen und Orchideen) in mindestens 20 Arten und wenigstens 30 Exemplaren, ein Preis von 25 Thlr. 25 g. Für eine Gruppe Indisch-chinesischer Azaleen in mindestens 18 Sorten und wenigstens 30 Exem- plaren, ein Preis von 25 Thlr 25 h. Für eine Gruppe von Rhododendren in mindestens 10 Sorten und wenigstens 30 Exemplaren, ein Preis von 25 Thlr 25 i. Für eine Gruppe von Aroideen in mindestens 12 Arten und wenigstens 25 Exemplaren, ein Preis von 10 Thlr 10 k. Für eine Gruppe blüliender Gehölze des freien Landes in mindestens 12 Arten oder Sorten und wenigstens 25 Exemplaren, ein Preis von 15 Thlr lö 1. Für eine Gruppe gut kultivirter, reichblühender Pontischer Azaleen in verschiedenen Farben in mindestens 10 Sorten und wenigstens 20 Exemplaren, ein Preis von 10 Thlr 10 m. Für ein geschmackvolles Arrangement von Alpenpflanzen, ein Preis von 10 Thlr 10 n. Für eine geschmackvoll aufgestellte Gruppe von Teppichpflanzen, ein Preis von 10 Thlr. . . 10 3) 8 Preise für Zusammenstellungen gut kultivirter Pflanzen. a. Für mindestens 6 Stück reichblUhende Eriken oder Epakris in wenigstens 6 verschiedenen Arten und Abarten: 10 Thlr 10 b. Für mindestens G Stück reichblühende Leguminosen in wenigstens 6 verscliiedeneu Arten oder Abarten: 10 Thlr 10 c. Für mindestens G Stück reichblühende Cyclamen in wenigstens 3 verschiedenen Arten oder Abarten: 5 Thlr 5 d. Für eine Zusammenstellung von schönblühenden neueren Azaleen in mindestens G verschiedenen Sorten : 5 Thlr 5 e. Für mindestens G Arten Palmen, die sich zur Zimmerkultur vorzüglich eignen, in wenigstens 12 Exemplaren, ein Preis von 10 Thlr 10 f. Für eine Aufstellung von Cineraricn, ein Preis von 5 Thlr 5 g. Desgl. von Cakcolarien, ein Preis von 5 Thlr 5 h. Desgl. von Winterlevkojen oder Goldlack, ein Preis von 5 Thlr 5 4) 7 Preise für Schaupflanzen. a. und b. Für 2 der besten Schaupfianzen, zwei Preise zu 10 Thlr 20 c. d. e. f. und g. Für 5 ungewöhnlich reich- und schönblühende Scliaupflanzcn nach "Wahl der Aussteller, fünf Preise zu 5 Thlr 25 5) 3 Preise für neue Einführungen. a. b. und c. Für 3 Pflanzen , welche hier zum ersten Male ausgestellt werden und welche soweit ausgebildet sein müssen, dass ihre Eigenschaften erkennbar sind und eine grossere Verbreitung als Zier- und Nutzpflanzen voraussetzen lassen, 3 Preise zu 5 Thlr 15 Latus 410 34* 268 Thlr. Transport 4 IQ 6) 4 Preise far getriebene Pflanzen. a. Für eine Aufstellung von 24 blühenden Zwiebelpflanzen in mindestens 12 Arten oder Sorten (ausgenommen Amaryllis): 5 Thlr 5 b. Für eine Aufstellung blühender Amaryllis in mindestens 8 Sorten: 5 Thlr 5 c. Für eine Zusammenstellung von mindestens 3 blühenden Exemplaren verschiedener Formen der Paeonia Moutan oder von Clematis in 3 Arten oder Abarten: 5 Thlr 5 d. Für getriebene Rosen in mindestens 12 Sorten und wenigstens 25 Exemplaren, ein Preis von 10 Thlr 10. 7) 2 Preise für abgeschnittene Blumen. a. Für ein geschmackvolles Arrangement unter Anwendung abgeschnittener Blumen: 10 Thlr. . 10- b. Für Sortiments- Blumen: 5 Tlilr 5 8) 3 Preise für Obst und Gemüse. a. Für das beste getriebene Obst: 10 Thlr 10 b. Für die besten getriebenen Gemüse: 10 Thlr 10 c. Für die besten frischen, hier gezogeneu und während des Winters konservirten Gemüse: 5 Thlr. 5 9) Zur Verfügung der Preisrichter. 2 Preise zu je 5 Thlr 10 Summa 485 10) 11 Ehren-Diplome des Vereines. Nach dem Ermessen der Preisricliter zu vertheilen. Aiigonoiiiinmcn in der 505. Versaniinliing <1cs Vereines aui 27. .Iiili 1869. Revue horticole. Jahrgang 1868, 2. Hälfte ; Jalirgang 1869, I.Hälfte. Die in Frankreich und sonst sehr verbreitete üevue horticole verdient die Anerkennung, welcher sie sich seit lauge erfreut, da sie zur Förderung sämmtlicher Zweige der praktischen und theoreti- schen Gärtnerei in Frankreich beigetragen hat und fortwährend beiträgt. Eine grosse Anzahl der tüch- tigsten und gebildetsten Gärtner, aber auch Botaniker und unterrichtete Laien, nehmen an ihrer Bearbei- tung Antheil. Zum grossen Theile leben diese zwar in und bei Paris, ausserdem aber auch sonst zer- streut durch ganz Frankreich. Ihre Erfahrungen und Jlittheilungen beziehen sich daher auf das ganze Land, und die Revue horticole ist im eigentlichen Sinne des Wortes eine gärtnerisch-französische Zeit- schrift. Leider ist sie aber, insofern sie auf das, was ausserhalb Frankreichs geschieht, zu wenig Rück- sicht nimmt, etwas eintönig. Nur hier und da schöpft .«ie aus Gardeners' Chronicle oder aus irgend einer anderen englischen Gartenschrift und gibt Bruchstücke von dem, was jenseits des Kanales in der Gärtnerei geschieht. Deutschland ist ihr aber dagegen so verschlossen, als uns etwa Japan oder China. Nicht etwa, weil Keiner der zahlreichen Be- arbeiter die deutsche Sprache verstände, denn Nau- din, Groenland, Vilmorin u. s. w. sind mit ihr sehr gut bekannt, und unter den Mitarbeitern wird sogar auch unser verehrter Freund, der Inspektor Kolb im botanischen Garten zu München, aufge- führt, — diese Vernachlässigung, wir wollen nicht sagen, Geringschätzung, alles Dessen, was ausserhalb Frankreichs geschieht, hat ihren Grund vielmehr in einer Art Missacbtung gegen Alles, was in fremden Landen geleistet wird. Man will sich ferner oft aus Bequemlichkeit nicht die Mühe geben, ehe man etwas veröftentHcht, auch nachzusehen, was man anderwärts über diesen Gegenstand gesagt hat. Diese Miss- achtung betrifft selbst zum Theil die gärtnerische Literatur Hollands und Belgiens, obwohl sie vor- herrschend in französischer Sprache geschrieben ist. Man darf sich deshalb nicht wundern, dass Dinge, A 269 •welche bei uns oder selbst in Belgien längst be- kannt sind, bisweilen in der Revue horticole als etwas Neues vorgesetzt werden. Am allerschlimmsten steht es in dieser Hinsicht mit der Nomenklatur der Pflanzen, zumal auch in Frankreich gärtnerischer- seits noch ein gewisser Hang vorhanden ist, alles das, was man nicht kennt, für etwas Neues auszu- geben und ohne jede weitere Untersuchung mit einem neuen Namen zu versehen. Dieses leichtsinnige Bekanntmachen angeblich neuer Pflanzen, diese unleidliche Sucht, Altes für etwas Neues auszu- geben, ist übrigens ein Vorwurf, der nicht allein die Franzosen, sondern auch Engländer, Belgier und nicht weniger Deutsche trifft. Dergleichen unreife Veröffentlichungen neuer Pflanzen spielen fast in allen Verzeichnissen der grösseren Handelsgärtne- reien eine wichtige Rolle. Freilich entschuldigt sich der Gärtner nicht ohne Grund damit, dass die un- bekannte und daher für ihn neue Pflanze einen Namen haben müsse, wenn er sie in den Handel bringen wolle ; es sei Aufgabe des Botanikers, später, wenn die Pflanze sich im blühenden Zu- stande befinde, den riclitigen Namen herauszusuchen. Wie viel Botaniker haben wir aber, welche die in Gärten kultivirten Pflanzen einigermassen kennen und ausserdem diese zu berichtigen sich ]Mühe ge- ben? Die Zahl derer ist sehr klein: in England sind es Hookcr, die beiden Jloore und Jlasters, in Frankreich etwa Naudin, und unter den Deutschen wären ausser uns nur noch Regel und für die Orchideen Reich enbach zu nennen. Weder in Holland, noch in Belgien, so viel neue Pflanzen daselbst auch eingeführt weiden, ist, wenn wir viel- leicht Lemaire, welcher leider aber doch aus Jlan- gel an durchaus nöthigem Material nicht immer ge- hörig orientirt ist, ausnehmen, kein Botaniker vor- handen, der einigermassen umfassende Kenntnisse von Gartenpflanzen hätte. Nach dieser Abschweifung kehren wir zu den Pflanzen zurück, welclie in der Revue horticole, und zwar zunächst in der zweiten Hälfte des Jahr- ganges 1868, bildlich dargestellt sind, ^\'iederum haben wir einige Obstsorten zu nennen. Poire Duchesse de Mouchy (zu jiag. 302) ist eine gute und dankbare Birn. Der Baum trägt sich gut und ■wächst in Form einer Pyramide , weshalb er sich auch zum Formenbaum gut eignen möchte. Die ziemlich grossen (7 — 9 Centimeter langen, aber nur 2 — .3 Centimeter breiten) Blätter fühlen sich weich an, sind aber auf der Oberfläche glänzend. Die Frucht besitzt hei einer Höhe von 10, einen Um- fang von 30 Centimeter, so dass sie dicker als hoch ist. Die durchaus punktirte Schale wird schliess- lich goldgelb und auf der Sonnenseite schön ge- rüthet , während das ziemlich saftige, zuckersüsse, aber nur wenig gewürzhafte Fleisch eine gelbliche Farbe hat. Der Zoll lange Stiel sitzt meistens in einer Vertiefung, ebenso der kleine Kelcli am obe- ren Theile der Frucht. Obwohl die Früchte büschel- weise sich entwickeln, sitzen sie doch ziemlich fest. Peche hative de Chine (zu pag. 434) ge- hört keineswegs zu den empfehlungswertlien Früch- ten; wir würden sie gar nicht aufgeführt haben, wenn ihr Name nicht Manchen hätte locken kön- nen, sie, als aus China stammend, für gut zu hal- ten und deshalb kommen zu lassen. Dagegen ge- hört Reine Claude diaphane (zu p. 468) zu den vorzüglichsten Früchten und wird selbst von Man- chem unseren besten Renekloden vorgezogen, ob- wohl sie etwas weniger süss schmeckt. Gerade diese geringere Süssigkeit ist oft Liebhabern ange- nehm. Ausserdem sind die ziemlich grossen, rund- lichen, aber oben und unten etwas zusammenge- drückten Früchte kurz gestielt und auf der einen Seite mit einer schwachen Furche versehen. Ihre äussere Haut wird zuletzt mehr oder weniger roth, besonders auf der Sonnenseite, und schliesst ein grünlich-gelbes, ziemlich festes Fleisch, welches sich leicht vom Steine löst, ein. Sie reift Ende August. Prune ^lac Laughlin (zu pag. 452) ähnelt der vorigen, ist aber noch grosser und gehört eben- falls in die Klasse der Renekloden. Sie stammt aus Amerika, reift schon gegen Ende des Juli oder im Anfange des Jlonates August und wird wegen ihres Wohlgeschmackes ausserordentlich geschätzt. Die Farbe der Haut ist schliesslich rosa, besonders auf der Sonnenseite, wird aber, wie bei der vori- gen, von einem feinen Duft überzogen, und schliesst ein grünlich-gelbes Fleisch ein. Rosa dubia (zu p. 271) nennt Carriere an der Spitze einer kleinen Abhandlung über diese Art eine aus China stammende Rose, welche er von Andr^ Leroy aus Angers erhalten hatte, Rosa intermedia hingegen wird sie unter den Abbil- dungen genannt, \^'enn wir nicht sehr irren, ist es dieselbe Rose, welche wir bereits als Rosa Wichurae (Seite 201) veröflentlicht haben; diese stammt jedoch aus Japan. Carrifere lässt seine Rose klettern, was bei R. Wichurae weniger der Fall ist. Hydrangea Otaksa (zu pag. 452) haben wir mehrmals schon besprochen (1 1. Jahrg. d. Wochen- schrift S. 295, zuletzt aber in unserer monographi- schen Skizze S. 2 dieses Jahrganges), ebenso eine zweite zu empfehlende Form unserer gewölmlichen Hortensie (Hydrangea opuloides Lam. , H. japonica Sub.): Hortensia Impcratrice Eugenie (zu pag. 470). Wie diese sich von einer anderen Form, von der wir erst in der .Iuni-^'ersammh^lg ein be- 270 sonders schönes Exemplar gesehen haben (s. deren Bericht), der Hydrangea Rosalba, selbst nur als Form, unterscheidet, haben wir vergebens zu finden ver- ßucht. Auch über die reizende Liane, Clematis Jack- mann i (zu S. 392) ist unsererseits schon mehrmals gesprochen worden, und zwar zum ersten Male schon vor fünf Jahren (s. 7. Jahrg. S. 405). Leider hat sie aber trotzdem noch nicht die Verbreitung er- halten, welche sie verdient. Von Carrifere sind vier Formen der Loui- cera tatarica (zu pag. 392), eines für unsere Anlagen nicht genug zu empfehlenden Blütheu- strauches, der den rauhesten Witterungs- Verhält- nissen und der grössten Kälte trotzt, in der Ilevue horticole empfohlen worden, sind aber keineswegs neue. Seine als speciosa bezeichnete Form ist die alte Lonicera sibirica, seine gracilis hin- gegen L. parvifolia Hayne (pyrenaica Willd.). Als elegans wird eine Form mit rosarothen und karniingestreiften Blüthen bezeichnet, wahrend seine bicolor weisse und kleine Blüthen mit rosafarbigen Streifen besitzt. Fuchsia erecta superba (zu pag. 407 ) ist eine interessante Form der alten Fuchsia globosa, wo die sonst überhängenden Blüthen eine aufrechte Stellung besitzen. Ob sie grade deshalb schöner ist, als die anderen Formen, bezweifeln wir; inter- essant bleibt sie auf jeden Fall. Während der Kelch eine sehr blasse Rosafarbe besitzt, ist die Blumenkroue roth gefärbt. Zu den frühzeitigsten Azaleen gehören: pro- lifera, Des bor des - Valmore und Caroline Weisshaupt, denn wenigstens einen Monat früher entfalten sie ihre Blüthen. Wenn man diese Aza- leen in's Kalthaus setzt, ohne ihnen auch nur eine kurze Zeit mehr Wärme zu geben, so stehen sie oft schon gegen den 10. März, auf jeden Fall aber Anfangs April in Blüthe. Ausserdem blühen sie reichlich und ihre Blüthen sind schön. Azalea pro- lifera hat halbgefüllte Blüthen von violetter Farbe und die Blumenblätter, resp. Blumenabschnitte sind sehr schmal. Mad. Desbordes- Valmore zeichnet sich durch sehr grosse Blüthen von weisser, zartrosa angehauchter Farbe aus, die aber durch rothe Punkte und Schmitzcn unterbrochen ist. Bisweilen ist die rothe Farbe so vorherrschend, dass mehr als die Hälfte der Blume so gefärbt erscheint. Caroline Weisshaupt hat ebenfalls grosse Blüthen, die Grund- arbe ist jedoch ein zartes Rosa, unterbrochen durch zahlreiche rothe Punkte und Streifen. Von dem schönen Rhododendron caucasi- ciim haben wir schon mehrfach gesprochen und wird es gewiss wesentlich beitragen, unsere Gärten zu verschönern, wenn es erst mehr verbreitet ist. Formen mit leichtem Rosaanflug haben wir länger in Kultur. Eine solche wird (zu S. 312) mit der näheren Bezeichnung roseo-album in der Revue hor- ticole empfohlen; eine andere blüht hingegen ganz roth , aber doch etwas in's Violette sieh neigend. Sollte diese Form nicht durch eine Kreuzung mit Rh. ponticum entstanden sein ? Thermopsis uepalensis R. Br. (zu p. 290) ist ein sich sehr verästelnder Strauch , der unter Umständen selbst G Fuss hoch werden kann. Die abwechselnden Blätter bestehen aus drei sitzenden und elliptischen Blättchen mit glänzender und dun- kelgrüner Ober-, aber etwas blaugrüner Unterfläche. Gegen Ende Mai kommen die gelben Schraetter- lings-Blüthcn auf einem kurzen Zweige und eine kurze Doldeutraube bildend hervor. Will man den Strauch reich blühend haben, so muss man ihn gleich nacii dem Verblühen zurückschneiden. Polycarpa M ax i mo witsch i i (zu pag. 330) haben wir bereits mit der richtigen Benennung Ide- sia polycarpa Max. (s. S. 243) besprochen. Wir sahen die Pflanze vor 2 Jahren bei Linden, der sie im Freien kultivirte und als Fruchtpflauze em- pfahl. Auf jeden Fall ist sie aber wegen ihrer grossen Blätter eine gute Dekorationspflanze für das Freie während der guten Jahreszeit. Ulm US rotundifolia (zu pag. 374) nennt Car- riJire einen aus Samen im Jardin des plantes zu Paris entstandenen Rüster; leider wird nicht gesagt, aus welcher Art er erzogen wurde, uns scheint er eine europäische Art Mutterpflanze zu sein. Die Blätter sind keineswegs gross, über vier Zoll (12 Centimeter) lang, bei über drei Zoll Breite und haben auf der Oberfläche zwischen den parallelen Hauptästen die Substanz etwas aufgetrieben, während die Unter- fläche fast blaugrün erscheint. Nach Carri^re soll diese Art nicht von Insecten angegriffen werden.*) Camellia Giardina Franchetti (zu p. 273) wurde von dem bekannten Kamellienzüchter Fra n- chetti zufällig an der Camellia Targioni erhalten. Sie gehört zu denen, welche die vollkommene Dacli- ziegelform in der Blüthe besitzen. Die Grundfarbe ist rosa, aber gegen den Rand hin geht sie allmäh- lig in Weiss über; ausserdem ist die dunkele Ade- rung noch Ursache, dass diese Kamellie ungemeinen EflTekt macht. *) Wir vermuthen, dass Carriere sogenannte Sehösslinge vor sich guliabt hat, wo die Blätter immer etwas grösser sind. Soriel sich aus der kargen Beschreibung entnehmen lässt, ge- hört die Form zu l'lnuis cft'usa. Die Red. (Fortsetzung folgt.) 271 Die Verhaiidlungen äes Kongresses von Oärtnern, Gartenfreunden und Botanikern zu Hamburg. Leider kumnien diese Verhandluugen uns etwas spät zu, aber docli halten wir eä im Interesse und bei der Wichtigkeit derselben für nothwendig, diese noch rasch zur Keiintniss aller Derer zu bringen, ■welche in den ersten Tagen des St-pteniber nacli Hamburg gehen , bevor sie abreisen. Aber auch die, welche aus irgend einer Ursache Hamburg nicht besuchen können, werden gern wissen, was in den genannten Tagen, wo zum ersten Male nicht allein der ganze Gäitnerstand Gesammt - Deutschlands in Hamburg vertreten, sondern wo aucli Botaniker und Garten-, sowie PflanzentVeunde überhaupt, in grös- serer Anzahl anwesend sein werden, zum Nutz und Froramen der theoretischen und praktischen Gärt- nerei geschieht. 4'rritag, kii 3. September, ^llorsrno 10 Kljr, im grossen Saale des Convent-Garten. I. Eröffnung, II. Verhandlungen. Gegenstände: „Wodurch entsteht der in so vielen Rosen- Sammlungen den Flor vernichtende Pilz, und wel- ches Büttel ist zu dessen Vertilgung wirksam er- kannt'? ' Aufgestellt von Karl Sc hw edler in Sla- wentzitz. Amendement von Harms (Eimsbüttcl): Wie lässt sich diese Frage in Bezug auf ähnliche Krank- heiten beantworten? „In wie weit hat die Wärme des Untergrundes des Bodens einen fördernden Einfluss auf die Qua- lität der erzeugten edleren Gartenproduktc, seien es Obstsorten, Weintrauben, Gemüse, Blumen oder deren Samen? In welchem Verhältniss hat die Boden- wärmc bei der intensiven Pflanzenkultur zu der Luft- wärme zu stehen? Welche Jlittcl stehen dem Kul- tivateur zu Gebote, eine möglichst gleichmässige und den Kulturen zuträgliche stetige Bodenwärme in freiem Laude zu erhalten?" Aufgestellt von Dr. E. Lucas (Pomologi- sches Institut) in Reutlingen. „lieber den Einfluss der thierischen Düngung auf die Veredlung der Samenzucht." Zur Behandlung angemeldet von Professor Schultz-Sehultzenstein in Berlin. „Ueber das Verhältniss der humösen Düngung zur Mineraldüngung und über die Folgen der durch H eizung die Liebig'scbe Theorie hervorgebrachten Vernach- lässigung der humösen Düngung im Land- und Gartenbau." Zur Behandlung angemeldet von Professor Schultz-Sehultzenstein in Berlin. „Welclie von den folgenden Gewächsiiaus- Hei- zungen, als: Warmwasser (Niederdruck)- Heisswasser (Hochdruck)- Dampf- Komblnirte Dampf-Wasser- hat sieh im Allgemeinen für das norddeutsche Klima am bebten bewährt?" Aufgestellt von G. H. Bruns J u n. in Bremen. Eventuell kounnen noch folgende Fragen zur Verhandlung: „Welclies sind die Licht- und die Schatten- seiten der verschiedenartigen Heizvorrichtungen für Gewächshäuser?" Aufgestellt von Ernst Schmidt in Erfurt. „W^ärc es nicht rathsam, so bald als möglich Jlittel und Wege zu suchen, der mangelhaften No- menklatur des Pflanzenreiches resp. Synonymie ab- zuhelfen, und würde es sich nicht empfehlen, zur Bestimmung von Pflanzen, internationale botanische Kollegien einzusetzen (entweder durch Gesetz oder freie Wahl), welche fernerhin nur berechtigt sind, Pflanzen zu benennen?" Aufgestellt vom Obergärtner Spannuth in Jannewitz bei Lauenburg in Pr. „Welche' Wege und Mittel sind anzubahnen, um eine einheitliche Kultur und eine einheitliche Benennung der Gemüsearten herbeizuführen?" Aufgestellt von F. 0. Mehne jun., Vor- stand des Gartenbau-Vereins zu Aschers- leben. jSounabrub, itn 4. Srplrmbcr, ^^Inrgrus 10 Kljv: „Durch welche Mittel kann dem Obstbau eine allgemeine Verbreitung gesichert und namentlich der Anbau solcher Sorten gefördert werden, die einen hohen wirthschaftlichen Werth haben?" Aufgestellt von E. H. Müller in Breslau. „Ist der Aufschwung, den die Zwergobstbaum- zucht Von Neuem in Deutschland nimmt, dem Obst- bau im Allgemeinen förderlich?" Aufgestellt von E. H. Müller in Breslau. „Von welchen Ursachen ist die Fruchtbarkeit unserer Obstbäume abhängig? Wie verhält sich der Einfluss der Witterung, wie der des Bodens zu der Erzeugung von Früchten, und was kann der Obst- 272 Züchter tliun, um mögliclist gute und häufige Obst- eriidtcn zu erbalten?" Aufgestellt von Dr. E. Lucas (Pomologi- sches Institut) in Reutlingen. „Nach welchen Grundsätzen sind die Topfobst- bäume zu behandeln, dass sie gesund und kräftig wachsen und reich tragea?" Aufgestellt von Dr. E. Lucas (Pomologi- sches Institut) in Reutlingen. , Dürfte es sich nicht empfehlen, dass auch in denjenigen Staaten, in denen bisher für Bepflan- zung der Eüsenbahnstrecken und Dämme durch „Zwergobst und Beerenfruchtsträucher, event. Korb- macherweiden" nichts geschehen ist, die Regierungen und Gärtner tür Ausführung dieses nützlichen Un- ternehmens zu wirken anfangen V Wo sind solche Bepflauziingen an Eisenbahnstrecken schon vorge- nommen, und welche finanzielle und technische Re- sultate sind damit erzielt worden?" Aufgestellt von dem Schlesischen Central- verein für Gärtner und Gartenfreunde iu Breslau. „Wie schützt man die Anpflanzungen an öffent- lichen Promenaden am besten gegen Leuclitgas?" Aufgestellt von Theodor Ohlendorf in Hamburg. Eventuell kommen noch folgende Fragen zur Verhandlung: „Welches sind die Pflanzen, die sich in Bezug auf Blütheureichthum, Dauer, leichte Kultur und niederen Wuchs zu den jetzt beliebten Parterres in erster Periode besonders eignen, ausgenommen die schon bekannten Vcrbenen, Rosen, Pelargonien und Viola maxima u. s. w.?' Aufgestellt von Karl Seh w edler in Sla- wentzitz. „Welches sind diejenigen für die zweite Pflanz- Periode, ausgenommen die Zwiebeln, Myosotis, Viola, Rosen?" Aufgestellt von Karl Schwedler in Sla- wentzitz. „Hat man ausreichende Erfahrungen darüber ge- sammelt, welches die wahrscheinlichen Ursachen sind, dass gewisse Obstsorten in vielen Gegenden nicht gedeihen, obgleich anscheinend günstige Boden- und klimatische Verhältnisse dem Obstbau zur Seite stehen?" Aufgestellt von E. H. Müller in Breslau. „Was bleibt noch in der gärtnerischen Ausstcl- lungs-Praxis zu klären und zu bessern?" Aufgestellt von Th. Rümplcr in Erfurt. Montag, bcn 6. 5rptf mbcr, .itlororna 10 l(l)r: I. Verhandlungen. „Sind in den letzten Jahren gründliche Versuche über das Ringeln der Weinreben gemacht, und welche Resultate sind dadurch erzielt worden?" Aufgestellt von E. H. Müller in Breslau. „Welche Erfolge hat man bei der Kordonzucht (Schnurform) mit Weinreben erzielt, und ist sie in Deutschland mit Vortheil anzuwenden?" Aufgestellt von E. H. Müller in Breslau. Ucber I>nähriing und Saftbewegung in den Pflanzen in Bezieharg auf Pflanzen (mit Erläute- rung durch Experimente und mikioskopische Beob- achtungen). Zur Behandlung angemeldet von Professor Schultz-Schultzenstein. „Sind in der Gärtnerei bei Vermehrung der Pflanzen durch Samen wesentlich veränderte Er- scheinungen in der Entwickehmg der aus dem be- treffenden Samen hervorgegangenen Pflanze bekannt, je nachdem die Samen zur Zeit der Frühreife, der Vollreife oder der Ueberreife geerndtet worden sind? und welches sind diese Erscheinungen?" Aufgestellt von Hofrath Prof. Dr. E. Ro- se he rt in Jena. „Wodurch entstehen Krebs- und Brandschäden bei den Bäumen und kommen überhaupt Krebs- schäden bei den Bäumen vor?" Aufgestellt von F. C. Mehne jun., Vor- stand des Gartenbau -Vereins zu Aschers- leben. Eventuell kommen noch folgende Fragen zur Verhandlung: „Welche Rebschnittmethoden eignen sich für das nördliche Deutschland a. bei der Rebkultur im Freien? b. an Mauern?" Aufgestellt von Dr. E. Lucas in Reut- lingen. „Welche Rebsorteu werden in den meisten Jahr- gängen in geschützten Lagen in Norddeutschland vollkommen reif, und welche derselben sind beson- ders als Tafeltrauben zu empfehlen?" Aufgestellt von Dr. E. L u c a s in Reut- lingen. „Welche Ursache liegt zu Grunde, dass fast sämmtliche Orangerien seit 15 bis 20 Jahren nur elend vegetiren? Aufgestellt von Karl Schwedler in Sla- wcntzitz. II. Bestimmung des nächsten Kongress-Ortes. Verlag von Wiegaudt & Hempel in Berlin, Zimraer-Stra3se No.91. Druck der C. Fe is ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wocliensehrift les Vereines znr Heförderniig des Oarteiibanes in den Königi. Prenssischen Staateu für fWärtiierei und Pflaiizeitkiinde« Redakteur : !F*i-ofessoi' I>r-. Karl li^och, General-Sekretair des Vereines. No. 35. Berlin, den 4 September 1869. Preis des Jahrganges 5i Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch des deutseh - österreichischen Post- Vereines. franco durch all e Post-Anstalten Inhalt: Dife Verschönerung' der Städte und der neue Park von gang 18G9, 1. Hälfte. (Fortsetzung.) Li^ erpool. - — Revue horticole. Jalirga ng 1868, 2. Hälfte; Jahr- Die llerfffjöiiening Der Slnölc uni) öpr neue jJttrR üoii tiocrpoof. Zu den grossartigsteii Untenielimiiiigen der neue- sten Zeit im IJereiclic V(in Anlagen und Gärten ge- hört olme Zweifel der Seftoopark bei Liverpool mit einem Areal von 800 Blorgen: der Park wird also noch grösser, als der Hyde - Park und Kegents- Park in London. Welclic Kosten er beanspruelien wird, gellt selion daraus hervor, dass allein das Ter- rain dazu, wclehes dem Grafen von Sefton abge- kauft wurde, nicht weniger als 275,000 Pfund Ster- ling, also nahe 1,900,000 Thaler gekostet hat. Liverpool ist wohl unbedingt die grösste Fabrik- stadt der Welt und beherbeigt neben den reichsten Leuten, unter denen selbst Millionäre keine Selten- heit sind, eine sehr grosse Anzahl sogenannter Pro- letarier, welche weniger mit irdischen Glücksgütern, als vielmehr mit einer in der Regel ziemlich grossen Nachkommenschaft (daher auch ihr Name) gesegnet sind. Diese armen Leute leben zum grossen Theil von dem, was sie täglich verdienen. Dieses ist aber so gering, dass sie, besonders für ^YollIlung, aber auch für Nahrung nur wenig ausgeben können. Es kommt noch dazu, dass die meisten von ihnen in Fabriken arbeiten und daselbst die freie Luft eine längere oder kürzere Zeit entbehren müssen. Aber auch im Freien verschlechtert der aus den Feuer- essen herausströmende, zum Theil mit für die menschliche Brust sehr schädlichen Dünsten ge- schwängerte Rauch die Luft und wird Ursache, dass die armen Jlenschcn sich selbst in der freien j Luft kaum etwas erholen können. Die grosse Sterb- lichkeit in Fabrikstädten ist eine bekannte That- saehe. AVcnn auch bei Liverpool bereits zwei Parks existirten, so hielt man es doch für durchaus noth- wendig, noch einen dritten in's Leben zu rufen, um die Luft eiuigermassen zu verbessern. Seitdem die Humanität bei allen Kulturvölkern in den Vordergrund getreten ist, hat man allent- halben sich, sowohl von Seiten der Regierung, als auch von Seiten der städtischen Behörden, sowie gewisser Vereine und selbst der Privaten vielfach bemüht, dem armen Manne in den Städten und de- ren Umgebungen vor Allem eine gesundere Luft zu verschatlen. Selbst da, wo keine Fabriken vor- handen sind, oder diese doch keinen Einfluss auf die Verschlechterung der Luft ausüben , hat mau oft Sehnsucht nach reinerer Luft. Dass die Pflan- zen das beste Mittel sind, um die Luft zu verbes- sern, weiss man längst. Das Bedürfnis* nach An- pflanzungen trat deshalb in der neuesten Zeit um so mehr hervor, je mehr man früher es vernach- lässigt hatte und je mehr man einsah, dass mit der Verschönerung durch xVnlagen auch auf den Ge- sundheitszustand der Menschen nicht wenig einge- wirkt wurde. « Es ist eine erfreuliche Erscheinung in Deutseh- land, wie sie in keinem andern Lande, selbst nicht in England, vorhanden ist, dass oft Private die Ver- schönerungen der Orte, wo sie wohnen, durch An- pflanzungen in die Iland nehmen und, um mit grösse- rem Nachdruck zu wirken, zu Vereinen zusammen- treten. Dergleichen \'crschönerungs-\'ereine bilde- 35 274 ten sich scbon im Norden Deutschlands vor 30 Jah- ren und länger, also ehe das Bedürfuiss in der Weise hervorgetreten war, wie es jetzt der Fall ist, lind werden hier und da durch ähnliche Tendenzen verfolgende Gartenbau -Vereine ersetzt. Während aber die Liebe zu Pflanzen in den Jahren darauf zunahm und die Zahl der Privatgärten gegen früher bedeutend grösser wurde, dachte man weniger an das Allgemeine, und das Interesse verringerte sich merkwürdiger Weise für öffentliche Verschönerungen von Jahr zu Jahr mehr. Eine Anzahl der frühe- ren Verschönerungs- Vereine ging wieder ein. Um desto erfreulicher ist es nun, dass seit we- nigen Jahren das Interesse für die Verschönerungen der nächsten Umgebungen (im v,'eiteren Sinne) nicht allein wieder sehr zugenommen hat, sondern dass sich in einzelnen Städten sogar neben Gartenbau- Vereinen, wo die Mitglieder sich in Betreff ihrer Gärten Mittheilungeu machten und sich gegenseitig unterstützten, auch noch besondere Verschönerungs- Vereine bildeten, welche sich die alleinige Aufgabe gestellt hatten, an ihrem Orte schattige Spaziergänge herzustellen, die schöneren Unigebungen dem Auge mehr vorzuführen und die Aus- und Fernsichten durch bequeme Wege mit einander zu verbinden. Es ist dieses namentlich, wie früher, wiederum im Norden Deutschlands, wo allerdings das Bedürfniss auch grösser ist, der Fall, so dass oft da selbst kleinere Städte von 5 - und 6000 Einwohner neben ihren Gartenbau-Vereinen noch besondere Vereine haben. Wer, wie Schreiber dieser Zeilen, seit längerer Zeit viel gereist ist und fortwährend mehre Monate im Jahre ausserhalb seines Wohnortes zubringt, konnte sich selbst überzeugen, wie gross der Un- terschied in Betreff des Aussehens kleinerer und grösserer Städte jetzt gegen noch vor 30 und selbst 20 Jahren zurück ist. Wo früher morastige Wege an der Tagesordnung waren. Schatten gebende Spa- ziergänge gar nicht existirten, dagegen oft Sümpfe ungesunde Gasarten aushauchten, sieht man jetzt geebnete Pfade, auf denen man bei schlechtem Wet- ter gehen, oder bei hellem Sonnenschein im Schat- ten lustwandeln kann. Bäume und Gesträuch wech- seln mit Rasenparthicn ab, auf denen hier und da Gruppen von Blumen, ja selbst hin und wieder Teppichbeete angepflanzt sind. Die ungesunden stehenden Wässer sind verschwunden und haben grünen, dem Auge erfreulichen Matten Platz ge- macht. Wir möchten, dass allenthalben in Städten und selbst auch auf dem Lande (mehre Dörfer vielleicht unter einem Pfarrer oder Gutsbesitzer vereinigt) die Bewohner Garten - oder Verschönerungs- Vereine bil- deten und nicht allein zu Hause ihre nächsten Um- gebungen verschönerten, sondern auch für öffent- liche Anpflanzungen von Gehölzen und Blumen sorgten und grössere Rasenflächen anlegten. Bei der Bildung von dergleichen Vereinen ist es aller- dings wUnschenswerth, dass wenigstens ein Mann vorhanden ist, der neben einem höheren Interesse für die Sache auch etwas Kenntnisse besitzt, um mit Eath und That den anderen Mitgliedern an die Hand zu gehen. Stellen sich die städtischen Behörden allein an die Spitze solcher Unternehmungen, so kostet es in der Regel wenigstens viel Geld, ohne dass Beson- deres geleistet wird. Wir wollen damit den Behör- den übrigens keinen Vorwurf machen; es ist dieses nun einmal so in der Welt und wird wohl auch nicht anders werden. Die städtischen Behörden mögen die Bestrebungen der Vereine, welche die Verschönerungen der nächsten Umgebungen über- nehmen, überwachen, auch, wo es nothwendig ist, mit Geld unterstützen. Es kommt noch dazu, dass in der Regel kleinere, bisweilen auch grössere Städte nicht immer Geld für Anpflanzungen ziu' Verfügung haben, oder doch wenigstens glauben, es nicht dazu zu besitzen, und ihnen dadurch ein Mittel geboten w-ird, auf eine wohlfeile Weise öffentliche Anlagen ohne besondere Kosten zu erhalten. Dass dagegen in grossen Städten, z.B. in Ber- lin, die Beliörden nicht allein die Verschönerungen überwachen, sondern auch selbständig in die Hand nehmen, ist eine Nothwendigkeit, die aus der Grösse der Stadt, also aus dem bedeutenden Umfange der Verschönerungen und dem damit verbundenen Kosten- Aufwaude hervorgeht. Aber immer sollten die da- selbst vorhandenen Gartenbau- Vereine nicht ohne Mitwirkung sein.^ Abgesehen, dass dergleichen Gar- tenbau-Vereine stets eine grössere Anzahl Sachver- ständiger unter ihren Mitgliedern haben, gibt es ausserdem noch Private, die gern, zumal wenn ihnen ihre Zeit nicht karg zugemessen ist, mit Ratli und That zur Seite stehen, event. sich Aufträgen ohne Entschädigung ihrer Zeit unterziehen. Man würde in diesem Falle manche jMissgriffe, die allerdings auch in diesem Falle und bei dem besten Willen nicht ganz zu vermeiden sind, nicht begehen, und dadurch Geld ersparen. Berlin hat seit zwei Jahrzehnten eine doppelte Einwohnerzahl erhalten ; es ist aber auch eine Fa- brikstadt geworden. Bis Ende der vierziger Jahre reichten die zahlreichen, grossen, wenn auch nicht immer bepflanzten Plätze, nebst dem Thiergarten um so mehr aus, als auch innerhalb der Stadt ausserdem sich zahlreiche grössere und kleinere Gär- ten befanden. Jetzt ist es anders, wenn auch für die Verschönerung und Verbesserung der Luft Man- ches, wie die Anlage des Friedrichshains, seitdem 275 geschehen ist. Es müssen noch grosse Anlagen in's Leben gerufen werden, um den Anforderungen sei- ner Bewohner nach gesunder Luft zu genügen. Es kommt noch dazu, dass Berlin stets mit einem Uebel- stande zu kämpfen liabcn wird, der der Verschlech- terung seiner Luft nur zu günstig ist: das Wasser hat nämlich gar keinen oder doch nur einen sehr geringen Fall. ISicht mit Unrecht sind deshalb un- sere Rinnsteine mit ihren, besonders des Jlorgens und Abends, ausströmenden ungesunden Dünsten bei Einheimischen und bei Aus%Yärtigen gleich ver- rufen. Das Bedürfniss von weiteren Anlagen in Berlin, besonders für die fern vom Thiergarten befindlichen iStadtheile und ihre Bewohner, ist von Seiten der Behörden anerkannt. Es steht ein Nord- und ein 8üd-Park in. Aussicht; ausserdem gibt man sich Mühe, wo es möglich ist, Anpflanzungen zu machen, hauptsächlich aber Alleen anzulegen. Von nicht ge- ringem Gewichte für die \'erschönerung Berlins sind auch die beiden Zufluchtsorte für die Wohlhaben- deren und Reicheren, welche man anzulegen im Be- griff ist: das Westend jenseits Charlotteuburg und Lichterfelde auf der Südseite Berlins in der Nähe von Steghtz. Bereits sind daselbst, besonders im crsteren, eine Reihe eleganter Landhäuser, von schö- nen Gärten umgeben, entstanden. Trotz der für Handel und ^^'andel unsicheren Zeit, in der wir leider noch leben, baut man aber weiter, um für die bessere Jahreszeit sich einen einigermassen länd- lichen Aufenthalt bei Berlin zu schaffen. Wir dürfen uns wohl der Hoffnung hingeben, dass grade jetzt, wo man, wie gesagt, in Berl-n im Begriff ist, mit grossen Verschönerungen vorwärts zu gehen, wo allgemein die Aufmerksamkeit darauf gerichtet ist, auch Interesse für eine grossartige Anlage, welche jenseits des Kanales, in der grossen Fabrik- und Handelsstadt Liverpool, bereits in An- griff genommen wurde, vorhanden ist. Sind wir auch für jetzt nur im Stande, eine allgemeine Schilde- rung zu geben, so mag diese einstweilen genügen, bis wir durch den Künstler selbst, der den Entwurf gemacht und dem auch die Ausführung anvcrtiaut ist, den uns befreundeten Andre in Paris, das nö- thige Material, wie er uns versprochen, zur Verfü- gung gestellt hat. Liverpool besitzt bereits 2 Parks, von denen der eine, der Park von Newsham im Osten, eben vol- lendet wurde, während der andere, der Stanley-Park im Norden, schon länger existirt. Wenn der Sefton- Park im Süden im nächsten Jahre vollendet sein wird, so ist die Stadt, mit Ausnahme der Flussseite im ^^'este^ , ringsum von Anlagen umgeben. Die beiden obengenannten Parks werden han])tsächlich von den Fabrikarbeitern, welche auch meist in ihrer Nähe wohnen, besucht, während der Seftou - Park der Aufenthalt der Vornehmeren und Reicheren wer- den wird. In seiner Nähe befinden sich bereits elegante Häuser, ^'illen und sonstige Privataulagen, welche deshalb mehr oder weniger mit dem, was man hier schaffen will, im Zusammenhange stehen werden. Auch die Ufer des Mersey und eines anderen in diesen sich mündenden kleinen Flusses, welche den künftigen Park durclifliessen werden und welche ebenfalls schon von Luxusgebäuden und Gärten ein- gefasst sind, tragen später gewiss nicht wenig bei, die Schönheit des Seftonparkes zu erhöhen. Schliess- lich kommt noch dazu, dass ein nicht unbeträcht- licher Thcil des angekauften Terrains an reiche Leute verkauft werden soll, und zwar mit der Be- dingung, daselbst nach bestimmten Vorschriften Laud- iKiuser mit Gärten anzulegen. Durch den Verkauf der Grundstücke hofft man übrigens auch einen Theil der Kosten zu decken. Wie wir früher in der Wochenschrift mitgetheilt haben, wurde eine Konkurrenz für Pläne zu dem Sefton - Park ausgeschrieben. Ein junger Garten- künstler in Paris, Andre, dem die Durchführung der von uns in der Wochenschrift näher beschrie- benen Buttes-Chaumont in Paris zuletzt anvertraut war, hat, in Gemeinschaft mit einem jungen xVrchi- . tekten in Liverpool, Lewis Hornlilower, den Preis nicht allein gewonnen, beiden JMännern wurde auch die Ausführung anvertraut. Wenn wir nicht irren, ist auch schon im Jahre 1867 mit der Pla- uirung des Terrains begonnen worden. Der Park ist bereits so weit vorgeschritten, dass er wohl im nächsten Jahre vollendet sein wird. Wie uns erzählt worden, soll die Eröffnung des Parkes feierlich ge- schehen; man hat ferner die Absicht, die ueimte in- ternationale Pflanzen-Austeilung damit zu verbinden. Es ist eine eigenthümliche Erschcmung, dass man in England, welches sich lange Zeit gegen den französischen St}^, wie ihn Leuotre unter Lud- wig XIV. zur Vollkommenheit brachte, sträubte und dieser denn eigentlich nie jenseits des Kanales hei- misch geworden war, dem neuesten französischen Stvl, wie er sich jetzt aus dem echt englischen in mehr oder minder barocker Weise herausgebildet hat, auf einmal Thür und Angel öfl'net. Nachdem der Battersca-Park in I>ondon in neuester französi- scher Manier in's Leben gerufen wurde und der Sefton-Park mit seinen grossartigeu und nach Eßekt haschenden Anlagen bald vollendet sein wird, so unterliegt es keinem Zweifel, dass derselbe, wie er in dem Bois de Vincennes und in Buttes-Chaumont eine gewisse \'ollkommcnhcit erlangt hat, sich mit der Zeit in England ganz und gar einbürgern wird. Hat er doch bereits, wenn auch nur im Kleinen, in 35* 276 Deutschland Anklang gefunden und wird doch selbst der alte ehi-würdige Prater in Wien jetzt nach fran- zösischer ilanier umgewandelt! Der uns Deutschen in dieser Hinsicht längst vortheilliaft bekannte R a- rillet-Deschamp s, der frühere Fleuriste de Paris, hat den ehrenvollen Auftrag erhalten, seine Um- ' Wandlung vorzunehmen. Dieser Umstand mag ihn, wie es scheint, hauptsächlich veranlasst haben, seine Stelle in Paris niederzulegen, um desto mehr seinen neuen Verpflichtungen nachkommen zu können. Das Terrain, auf dem der Sefton-Park angelegt wird, liegt nicht allein, wie wir gesehen haben, un- gemein günstig für eine solche Anlage, sondern lässt sich auch aussejdem verwerthen. Es ist ausseror- dentlich bewegt, so dass der Künstler hauptsächlich stets nur das Gegebene zu benutzen braucht, um etwas Vorzügliches herzustellen. Kleine Höhen wech- seln mit sanften Abhängen ab und in der Jlitte des Ganzen liegt eine kesselartigo Einsenkung, in der die oben näher bezeichneten beiden Flüsse sich ver- einigen und einen 20 ^Morgen Areal umfassenden See bilden. Es sind vor Allem die Ufer des grossen Flusses, des Jlersey, in hohem Grade romantisch. Am äusserstcn Ende des Parkes seheint es, als wenn er aus einer grossen Höhle herauskäme. Felsen treten seinem Wasser beim Weiterfliessen entgegen, und es entstehen bald W^assei fälle, bald Inseln, welche letztere, wenn auch nicht von Jlenschen, so doch von Vögeln bewohnt sind. Um diesen See hat man bereits Wohnungen gebaut, die mit den Um- gebungen in harmonischem Einklänge erscheinen. Sind auch die Ufer des kleinen Flusses wei^iger ro- mantisch, so bietet doch unter Anderem ein über 20 Fuss hoher Wasserfall, den er bildet, einen hüb- schen Anblick dar. Der Engländer will aber nicht nur Wasser sehen, er will auch auf ihm leben. Der grosse See wird deshalb um so mehr zu kleineren Wasser- fahrten benutzt werden, als es der Jlersey mit seinen vielen Felsen und Krümmungen nicht ohne Gefahr ■werden kann. Wie aber grade auch die Benutzung des Sees zur Verschönerung des Ganzen beiträgt, leuchtet ein, besonders wenn gegen Abend zahlreiche Kähne und Segelbofc sich auf den Fluthen be- wegen. Obwohl, wie wir eben gesehen haben, dem gan- zen Terrain ein vorherrschend romantischer Cha- rakter aufgeprägt ist, so wird dieser jedoch noch mehr hervorgehoben werden, da ausserdem manche Felsenparthien, ja, ähnlich wie bei den Buttes-Chau- mont in Paris, Felsenberge in's Leben gerufen wer- den. Zu diesem Zwecke ist bereits derselbe Künstler, ■welcher die Grotten u. s. w. im Bois de Boulogne, im Bois de Vincennes, in Buttes-Chaumont und ■wäh- rend der Pariser internationalen Industrie-Ausstellung gemacht hat, Combaz in Passy bei Paris, ge- wonnen. Der ganze Park wird von einem eisernen Ge- länder eingeschhisscn. Ausser den beiden monumen- talen Haupt-Eingängen, welche in das Innere führen,, werden noch 2 andere vorhanden sein. Bei den ersteren beabsichtigt man allerhand entsprechende Baulichkeiten, wie sie für Gärtner und Aufseher nothwendig sind, herzustellen, um neue Schönheiten und neue Abwechslungen in das Ganze zu bringen. Jlehr im Innern, besonders in der Nähe des Sees, aber auch ausserdem zei-streut, befinden sich die Wohnungen der Bootsleute und die Remisen für ihre Fahrzeuge, Einzäunungen für Damhirsche, Schafe u. s. w. , sowie tür die letzteren besondere Ställe; ferner ein grosses Vogelhaus, vor Allem aber die nöthigen Restaurationen und ein überbautes Orchester zur Aufnahme von Jlusikern und Sängern. Dass es sonst an baulichen Verzierungen, wie stei- nernen und hölzernen Brücken, Kiosk, chinesischen Häusern u. s.w., nicht fehlen wird, versteht sich von selbst. ^lai; trägt aber ausserdem noch den Eigenthüm- lichkciten des Engländers Rechnung. Trotz des oft scheinbaren Gegeutheils sind die Engländer ein sin- niges Volk; sie verlieren sich gern in allerhand Tiäumereien und bedürfen deshalb der Orte, wo sie sich diesen leicht hingeben können. Auch hierfür ist gesorgt; es werden 3 mit grossen Bäumen be- pflanzte Allden angebracht, die bei ihrer Länge selbst dem Ariitoteles und seiner Schule, den Peripateti- kern, hinlänglichen Raum darbieten könnten, um in ihrem Schatten eine noch so grosse Anzahl von Schülern zu belehren. Ferner wird für einen grossen ovalen Raum mit Pavillons aller Art gesorgt werden, wo man, gegen Wind geschützt, sich dem beliebten Cricket- Spiele hingeben kann. Ebenso wird ein 48 Morgen Areal enthaltender Excerzierplatz für die Freiwilligen, welche einen möglichen feindlichen Einfall von Seiten der immer noch gefürchteten Franzosen abhalten sollen, ganz besonders hergestellt. Endlich wird auch die ^^'issen5chaft in dem Setton-Parke vertreten sein, indem der allerdings bis jetzt sehr ungünstig situirte botanische Garten nach ihm verlegt werden soll. Zu diesem Zwecke ist bereits ein Terrain' von 16 Morgen in Aussicht genommen. Die Wissenschaft möchte aber, im Verhältniss zu den übrigen Ein- richtungen, doch etwas zu stiefmütterlich behandelt werden. Wollen wir demnach heften, dass das Areal bedeutend grösser 'wird. Es dürfte für die Leser der W^ochenschrift nicht ohne Interesse sein, bei dieser Gelegenheit auch Näheres über die Grösse des Thiergarten, nebst dem dazu gehörigen Terrain zur Anzucht von Gehölzen, 277 in Berlin zu erfahren. Er besteht bekanntlich aus dem alten Tliiergarteii zwischen dem Brandenburger Thore und dem Ilofjäger, mit den Anlagen IV bis VII imd den sogenannten Neuen Anlagen jenseits des Hofjägers. Von diesen unifasst die Anlage I zwischen der Charlottenburger Chaussee, dem alten Landwehr- graben u. d. Fasanerie-All^e 61 Mrg. 25 Qdr.-E., die Anlage II zwischen der Fasanerie-Allee, dem alten Landwehrgraben und der Hotjäger- Allt?e .... 47 , 74 „ die Anlage III zwischen der Charlottenburger Chaussee, dem alten Landwehrgraben, den ehemals Siegniund'- schen und v. Graefe 'sehen Grundstücken undderBrük- ken-Allee, welche vom gros- sen Stern nach Jloabit führt 35 „ 97 , das ehemalige Fasanerie- Terrain zwischen dem alten Landwehrgraben, der Lich- tenstein-Allee, dem zoologi- schen Garten und der gra- den Linie von der südwest- lichen Ecke des zoologi- schen Gartens an der Har- denberg - Strasse nach dem Schneidepunkte des alten Land weh rgrabeus und der Charlottenburger Chaussee, welche Linie grossentheils durch eine Pappel- Allee mar- kirt wird (exkl. des Land- wehr-Kanals) 99 86 Zusammen der Theil des Thicrgartens jenseits des Hotjuger-Etablissenients. . 243 Mrg. 102 Qdr.-E. Der eigentliche alte Thiergarten mit den Anla- gen IV bis VII und zwi- schen der Königgrätzer, der Sommer-Strasse, derLinden- All^e nördlich vom Königs- Platze, der Eichen - Allee, den Zelten, der Spree, dem Parke des Schlosses Belle- vue, der Hotjäger-Allc^e, der Thiergarten- und dcrLenne- Strasse gelegen , umfasst einen Flächeninhalt von . 682 , 93,54 j, Beide Theile haben demnach y2GMrg. 15,54 Qdr.-E. Transport 926 Mrg. 15^54 Qdr.-E. Hierzu treten noch die, die Anlagen bei der unte- ren Schleuse im Landwehr- Kanal und das Hippodrom umfassenden Ländereien auf der Charlottenburger Feld- mark zwischen dem ehema- ligen Fasanerie-Terrain, der Charlottenburger Chaussee und der Hardenberg-Strasse (exkl. des zur Anlegung einer Kadetten - Anstalt an die Königl. Militär -Verwal- tung abgetretenen Terrains von 81 Mrg. 97 Qdr.-Euth. zwischen der Hardenberg- Strasse, dem ehemaligen Fasanerie-Terrain, der Kur- fürsten-Allee und der Thier- garten - Baumschule No. I) mit 65 131.42 Gibt ein Gesamnitareal des grossen Thicrgartens von 991 Mrg. 146,96 Qdr.-E. Revue hoiticole. Jahrgang ISöS, 2. Hälfte; Jahrgang 1869, 1. Hälfte. (Fortsetzung.) Interessant ist, dass Carrifere einen Ast des Acer dasycarpum Ehrh. (p. 387) beobachtete, woan einem einzigen Zweige die Blätter geschlitzt erschienen, während sie sonst normal waren (zu S. 387). Eine solche Form mit geschlitzten Blättern kommt als Wageneri laciniatum bereits in Gärten vor (Koch's Dendrologie I, S. 541 ). Dergleichen Er- scheinungen sind übrigens keine Seltenheit und wie- derholen sich oft in der Natur. Gleich dem eben besprochenen Ahorn hat Car- ri^re auch bei einem gewöhnlichen Feldmohn (Pa- paver Ehoeas) einen LHuiorphismus, wo plötzlich einzelne Theile einer Pflanze andere Formen an- nehmen, beobachtet und eine Abbildung davon ge- geben (zu p. 396). Hier sind es aber die Früchte, welche verschiedene Formen haben. Einige der- selben sind rund, andere länglich, wie bei Papaver dubium. Eine Aehnlichkeit mit Früchten unseres gewöhnlichen Gartenmohnes finden wir jedoch nicht, wie Carrifjre, und möchten deshalb auch keines- wegs seiner Ansicht beipflichten, dass der Feldmohn in den Gartenmohn auf gleiche Weise übergehen 278 könnte, wie es in Betreff des Knotenhederichs in unseren Gartenrettig wohl der Fall zu sein scheint (vergl. S. 252). In diesem Fall scheint uns viel- mehr ein Blendling des Papaver Khocas mit P. du- bium vorzuliegen, wo die eine Frucht im Aussehen mehr dem crstcren, eine andere dem letzteren älm- lich ist. Von den beiden interessanten Lärchen, Larix Kaempferi Älurr. und Grift'it hiana Carr. (zu p. 332 und 372) ist bereits ausführlich, und zwar in der Abhandlung über die echten Nadelhölzer des freien Landes von Bocse (IL Jahrg. d. Wochen- schrift S. 8G), die Rede gewesen. Wir gehen zu einigen Stauden des freien Lan- des über. Saxifraga ligulata Don ist eine schon längst in den Kalthäusern bekannte Staude mit weisser Blüthe. Die hier bildlich dargestellte Pflanze (zu Seite 270) hat aber rothe Blüthen, scheint sich aber sonst nicht von der echten Pflanze d. N. zu unterscheiden. S. ligulata gehurt zur Gruppe der grossblättrigen Arten, welche man auch in einem besonderen Genus, Bergenia, vereinigt hat, und ist demnach der im Freien der Gärten viel kultivirten S. crassifolia nalie verwandt. Wie bei dieser, kommen aus einem dicken Wurzelstocke grosse und etwas fleischige Blätter ohne alle Behaarung luid von 7 Zoll Länge bei G Zoll Breite hervor. Die Form der letzteren ist eirundlich und der Rand fein gesägt, fast gewimpert. Die schönen rothen Blüthen bilden auf 6 Zoll langem Stiele eine zusammenge- setzte Scheindolde. Vaterland der Staude ist das Himalaya-Gebirge. Centaurea Fenzlei (zu p. 366) ist eine zwei- jährige Pflanze, welche wir bereits schon unter den neuen Pflanzen (S. 117) besprochen haben. Lilium Catesbaei Walt, (zu p. 429) ist eine schon längst bei uns bekannte Lilie, welche auch in Deutschland vorzüglich aushält, wahrend man sie sonderbarer Weise in Paris in Töpfen kultivirt. Sie gehört zu den echten Lilien mit niclit zurück- gerollten, sondern aufrechten Blumenblättern, welche bei genannter Art eine feuerrothe Farbe, aber un- terbrochen durch purpurbraune Punkte, besitzen. Sie blüht im Juni und Juli und stammt aus Nord- amerika. Die völlig unbehaarten Stengel erreichen eine Länge bis 1^ Fuss und sind zerstreut oder scheinbar in Quirlen mit schmal-elliptischen Blättern besetzt. Sandersonia aurautiaca Hook, (zu p. 311) ist eine zu empfehlende Asparaginee, den Poljgo- natum's nahe stehend, und wurde neuerdings wie- derum durch Haage und Schmidt in Erfurt di- rect aus dem Vaterlande, Südafrika, eingeführt, nach- dem ihr Entdecker Sanderson, von dem sie ihren Namen erhalten hat, sie schon 1851 an den bota- nischen Garten in Kew gesendet hatte, von wo aus sie aber keine Verbreitung in den Gärten der Liebha- ber gefunden. Aus einem kleinen Knollen erhebt sich der einfache Stengel bis zu einer Höhe von fast 3 Fuss und ist am oberen Tlieile mit ellipti- schen und sitzenden Blättern besetzt, aus deren Winkel die orangefarbigen, glockenförmigen und überhängenden Blüthen hervorkommen. Auch Littonia modesta Hook, (zu pag. 291) haben Haage und Schmidt von Neuem aus Süd- afrika eingeführt. Gleich den nahe stehenden Me- thonica- Arten rankt auch diese. Aus einer knolli- gen Wurzel kommt der völlig unbehaarte Stengel hervor und trägt zum Theil fusslange Blätter, welche in eine Ranke auslaufen. Aus ihrem Winkel kom- men ebenfalls die orangefarbenen, aber deutlich sechs- blättrigen, obwohl zu einer Glocke vereinigten Blu- men hervor. Oypripedium spectabile Sw. (zu pag. 450) ist bei uns zwar in den Gärten bekannt, aber kei- neswegs in der Weise verbreitet, als man nach der Schönheit der Blume verrautlien sollte. Es vertritt unseren Frauenschuh (0. Calceolus L.) in Nord- amerika und hält die härtesten Winter aus. Die Pflanze ist behaart, ähnelt aber im Uebrigen der eben genannten Art. Nur sind die oft doppelt am Ende des Stengels erscheinenden Blüthen mit Aus- nahme der schwach rosafarbenen Lippe von weisser Farbe. Arisaema praecox Hort, (zu p. 330) wurde vor wenigen Jahren bei uns mehrfach kultivirt, scheint aber allmählig wiederum in Vergessenheit gerathen zu sein, so sehr sie auch Beachtung ver- dient. Sie ist wegen der glänzenden Oberfläche der gedreiten Blätter der Hauptform, welche Schott als Arisaema ringens beschrieben hat, vorzuziehen, unterscheidet sich aber ausserdem gar nicht, so dass man sie wohl nur als eine Abart betrachten kann. Die breit-eiförmigen Blättchen verlängern sich plötz- lich in eine gezogene Spitze und haben mit dieser die Länge von oft einem halben Fusse. Zwischen den scheidigen Blattstielrändern kommt der dicke Blüthenstiel hervor und trägt eine rothbraune Blu- menscheide, deren unterer Theil eine Röhre bildet, während der obere dagegen sich zu einem Helme wölbt. Näheres haben wir bereits über diese Pflanze in der Berliner allgemeinen Gartenzeitung vom Jahre 1857 (S. 85) mitgetheilt. Chaniaerops excelsa Thunb. (zu pag. 370) haben wir erst vor Kurzem besprochen (S. 263). Alsophila excelsa R. Br. (zu pag. 448) ge- hört zu den sogenannten kalten Baumfarnen, da sie auf den Norfolkinseln wächst, und stellt eine der schönsten Arten dar, die wir nicht genug empfehleu können. In Paris pflanzt man das Farn bereits wäh- 279 rend der besseren Jahreszeit unmittelbar in freiem Grund der öffentlichen Anlagen nnd setzt es im Herbste, sobald die Witterung schlechter zu werden scheint, wiederum in Töpfe ein, ohne' dass* es durch das Versetzen auch nur im Geringsten leidet. Centropogou L u cy an us Hort, (zu pag. 291) ist ein Blendling des C. surinamensis Presl (fastuo- fus Hort., Lobelia surinamensis L.) mit Siphocampy- lus betulaefolius G. Dun, steht aber unbedingt dem ersteren näher. Der Gärtner Desponts in Marseille nannte die Pflanze zu Ehren des Präsidenten der Gartenbau-Gesellschaft daselbst. Es ist ein sehr zu empfehlender Blüthenstrauch, der sich durch reiche und den ganzen Winter dauernde Blüthenfülle aus- zeichnet und selbst in Zimmern gut zu gedeihen scheint. Sonst gehört er in's teniperirte Haus. Un- ter Umständen wird er bis l^^Euss hoch, iu der Eegel bleibt er aber kleiner. Die länglich-lanzett- förmigen Blätter haben eine schöne grüne Farbe und stehen abwechselnd gestielt am Stengel. Aus ihrem W^inkel kommen auf kurzem aligemeinen Stiel 2 — .3 Blüthen hervor oder befinden sich am Ende des Zweiges. Sie haben eine rothe Farbe und bil- den eine gekrümmte Röhre von 2 bis 3 Zoll Länge. Anopterus glandulosa Lab. (zu pag. 312) bildet einen kräftigen Strauch aus der Unterfamilie der Eskallonien und ist auf Vandiemcnsland zu Hause. Die lederartigen und elliptisch-keiU'örniigeu Blätter haben einen gezähnten Eand und zeichnen sich durch eine freudiggrüne Farbe aus. Ihre Länge beträgt oft 8 Zoll. Die blcndcnd-weissen, zwar 5- blättiigen, aber glockenförmig zusammengeneigten Blüthen bilden eine die obersten Blätter an Länge übertreffende Traube am Ende der Zweige. Franciscea calycina Hook, (zu pag. 351) ge- hört zu den Arten dieses durch schöne grosse Blü- then sich auszeichnenden Geschlechtes, welches bei uns am meisten verbreitet zu sein scheint, auch be- reits mehrfach von uns besprochen imd (zuletzt im 11. Jahrg. S. 288) mit anderen Francisceen empfoh- len wurde. Alle diese haben dadurch noch einen besonderen Vorzug, dass die Blüthen eine lange Zeit dauern. Embothrium coccineum Forst, (zupag.412) ist zwar ein längst bekannter und schon geraume Zeit in unseren Gärten vorhandener Strauch, der aber lange noch nicht so verbreitet ist, als er es verdient, im Gegentheil, gleich den übrigen Protea- ceen, neuerdings seltner ■wurde. Wir haben ihn be- reits früher empfohlen (siehe 8. Jahrgang S. 71). Er wächst im südlichsten Amerika bis Chili herauf, hält aber trotzdem nicht im Freien bei uns aus, ■wohl aber in günstig gelegenen Gegenden Frank- reichs, wie in Cherbourg. Der bis G Fuss hoch ■werdende Stamm verästelt sich sehr und trägt um- gekehrt-eirund-längliche, lederartige und ganzrandige Blätter, während die dünnen, aber schön-rothen Blüthen an der Spitze von Zweigen kopfförmige Traubendolden bilden. W^ir gehen zur ersten Hälfte des Jahrganges 1869 über und beginnen wiederum mit dem Obste. Poire Naudin (zu pag. 14) ist eine Herbstbirn, welche Decaisne aus Samen der Belle Alliance erzogen hat und von vorzüglicher Güte ist. Der Baum wächst kiäftig und hat auf der Oberfläche dunkelgrüne, glänzende, auf der Unterfläche wie mit Firniss überzogene Blätter, welche an den Frucht- spiessen sehr breit, fast rund, jedoch in eine kurze Spitze ausgezogen erscheinen, während sie ausser- dem elliptisch sind. Die Frucht ähnelt einer Saint- Germain, ist also rein birnförmig, und hat auf der grasgrünen Haut braune Punkte, wogegen das an- genehm schmeckende und saftige Fleisch eine weisse Farbe besitzt. Poire Lydie Thierard (zu pag. .50) ist eine mehr rundliche Birn von der Gestalt der Berga- motte crassanne d'automne, aus deren Samen sie er- zogen ist, und über 2 Zoll im Dmchmesser. Zahl- reiche braune Punkte und nach dem kleinen Kelche zu rostfarbene Flecken befinden sich auf der zarten Haut von hellgrüner Farbe. Das feine Fleisch ist sehr süss und gewürzhaft. Der Baum wächst kräf- tig und trägt seine Früchte büschelweise. Gezüch- tet wurde diese Sorte von Jnles Thierard. Poire Souvenir de ]Madame Treyve (zu pag. 93) gehört hinsichtlich ihrer i'orm zu den Col- mar-Birnen, hinsichtlich des W^achsthumes des Bau- mes aber steht sie in der Nähe der Bon-Chretien William. Der Baum ist sehr fruchtbar und baut sieh pyramidenförmig. Seine elliptischen Blätter haben eine dunkelgrüne Farbe. Es ist eine sehr grosse Birn, welche bisweilen schon 600 Gramme gewogen hat, und reift z^wischen den 10. August und 15. September, bei uns wohl später. Die sehr glatte Haut hat eine olivengrüne Farbe, färbt sich aber auch gelb und wird selbst auf der Sonnen- seite roth. Zahlreiche graue Punkte bedecken sie. Das weisse Fleisch ist sehr süss, gewürzhaft und saftig. Peche Turennc ameliorec (zu pag. 51) ist aus der bekannten Peche Turennc hervorgegangen und soll diese vorzügliche Frucht noch in jeglicher Hinsicht übertreffen. Die Frucht ist ziemlich gross, mit einer breiten Furche versehen und hat in der Regel etwas ungleiche Hälften. Sic fühlt sich sehr weich an und hat zwar ursprünglich eine gelbe Farbe, die aber zum grossen Theil von der Sonnen- seite in das tiefste Purpur übergeht. Das sehr an- genehme, saftige und süss-gewürzhaftc Fleisch löst sich sehr leicht vom Steine und hat eine gelblich- 280 weisse, um den Stein jedoch schwach violette Farbe. Sie wurde im Departement der Ebene zu Brignais von JI. F. Gaillard gezüchtet. Zu den Cli i li-Erd b e eren, welche am meisten Empfehlung verdienen, gehören die Chili- mit orange- farbenen Früchten und die Muskat - Erdbeere von Lüttich (Muscadin de Lifege). Sie sind zwar längst bekannt, werden aber in Deutschland und in Frank- reich keineswegs mehr in der Weise gewürdigt, wie früher, daher wir von Neuem darauf aufmerksam machen (zu pag. 54). Wir gehen zu den anderen Pflanzen über. Die Berichtigung über Retinospora leptoclada (zu p. 31 und 95) behalten wir uns vor, später ausführlich in einem selbständigen Artikel zu besprechen. Die EmptVlikuig der Ciiamaecyparis nut- kaensis Spach (zu pag. 47 und 48) möchte kaum uothwendig gewesen sein, da diese unter dem Na- men Thujopsis borealis in den Gärten mehr ver- breitete Art aligemein bekannt ist. Anders verhält es sich dagegen mit den Arthro- taxis-Arteu, welche wir in Kultur haben. Der Gcuus-Name, welcher einen Taxus mit Gliedern be- zeichnet, passt allerdings nur für eine Art, nämlich für A. selaginoides (zu pag. 199), wo die Blätter dicht anliegen und die Zweige wie gegliedert er- scheinen. Bezeichnend für das Genus ist dagegen, dass die Blätter und selbst mehr oder minder auch die Zweige fleischig sind. Ob A. latifolia (zu pag. 199), vvo die fleischigen Blätter abstehen, nicht vielmehr eine Form von A. selaginoides darstellt, können allerdings nur genaue Untersuchungen er- geben. Wahrscheinlich ist es aber. Was wir bis jetzt als A. cuprcssoides im Leben gesehen ha- ben, war eine SHttelform. Dagegen dürfte A. Gun- uiaua (zu pag. 114) eine gute Art sein. Hier stehen die abwechselnden Blätter in einem Winkel von 40 bis 50 Grad ab und sind ähnlich denen der Chamaecypaiis squarrosa, nur erscheinen sie steifer. Auch mit der Cryptumeria japonica ist eine entfernte Aehnlichkeit hinsichtlich der Blätter vorhanden. Cryptomeria elegans (zu pag. 1(56) verdient, wie wenige Pflanzen , ihren Beinamen und scheint auch jetzt eine grössere Verbreitung zu finden. Da sie selbst unsere klimatischen Verhältnisse noch bes- ser vertragen soll, als Cr. japonica, so ist sie um so mehr zu beachten. Dass eine an und für sich, wenn auch grade nicht häsbliche, aber gewiss nicht hübsche Pflanze Mutter eines so reizenden Ab- kömmmlings werden kann, möchte wohl nur selten vorkommen. Cr. elegans hat viel mehr das Ansehen einer Araukarie, als einer Cryptomerie. Da wir sie bereits unter den neuen Pflanzen besprochen haben (S. 123), so übergehen wir alles Weitere. Pinus Grozelierii (zu pag. 126) nennt Car- rifere die bis jetzt als Abart betrachtete Form der P. Lambertiana mit kurzen Blättern. Wir können kein Ilrtheil darüber abgeben, da wir gar keine Gelegenheit hatten, beide Pflanzen im Leben zu beobachten. Casuarina nodiflora Forst, (zu pag. 175) ist leider gar nicht in der Weise verbreitet, als sie es verdient, ein Vorwurf, der auch hinsichtlich der an- deren Casuarinen gilt. Diese sonderbaren Bäume, meist in Neuliollai.d zu Hause, scheinen baumartige Schachtelhalme zu sein, anderntheils besitzen sie, wenigstens die kleinern, eine so grosse Aehnliclikeit mit den ebenfalls neuhoUändischen Frenclen, welche zu den Cypressineen gehören, dass man sie selbst damit verwechseln könnte. Einen passenderen Na- men, als Casuarina ist, konnte man wohl nicht leicht finden. Wie der ebenfalls neuholländisclie Kasuar anstatt der Federn haarähnllche Gebilde besitzt, so hat die Casuarina anstatt Blätter und Zweige haar- ähnliclie Verlängerungen. Von C. nodiflora Forst, existiren im botanischen Grarten zu Berlin hübsche Exemplare, welche, in Kugclform, ähnlich wie Thuja aurea gezogen, all- ge,meinen Beifall finden und wohl eine grössere Ver- breitung verdienen. Ob übrigens der von Car- riere abgebildete Zweig genannter Pflanze in der That zu C. nodiflora gehört, bezweifeln wir. Casuarina africana Lour. ist C. equiseti- fülia L. , welche weniger zur Kultur in kleineren Räumen passt, weil sie rasch grosse Dimensionen annimmt und sieh erst später gut baut. Vor Jahren existirte ein grosses Exemplar in Belvedere bei Weimar, das man in freiem Grunde eines Gewächs- hauses gebaut hatte und von den Engländern beson- ders bewundert wurde, so dass diese selbst eine Zeichnung davon anfertigen und veröffentlichen Hes- sen (transact. of the bort. soc. of Lond. III, t. 12). Leider wurde der schöne Baum, als das Gewächs- haus einging, der Winterkälte ausgesetzt und erfror nebst anderen, im freien Grunde vegetircnden Pflan- zen von grösseren Dimensionen. Hinsichtlich der Cryptomeria elegans sei noch erwähnt, dass ein kräftiges Bäumchen derselben den letztverflossenen Winter im Stadtgarten des Herrn C.Bolle in Berlin ohne allen Nachtheil im Freien überdauert hat, allerdings in sehr geschützter Lage . und bei stärkerem Frost mit einer Matte leicht be- deckt. (Fortsetzung folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-StrOdse No. 91. Druck der C. Fels t er'schen Buchdruckerei (L.Mewes), Berlin, WilhelmsPIatz No. 4. Wochenschrift Fereines znr Befördernng des Gartenbaues iu den König!. Prenssischen Staaten für ffiärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : JPi'ofessor I>r-. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 36. Berlin, den 11. September 1869. Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. lohalt; 505. Versammliing des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 27. Juli. — Retlnospora leptoclada. Eine Tiel- verkannte C'7])resse. — Die besten indisch -chinesischen Azaleen zum Treiben. — Revue horticole. Jahrgang 1868, 2. Hälfte; Jahrgang 1869, I.Hälfte. (Fortsetzung.) 505. Tersaninilung des Verciues zur Beförilcrniig des Gartenbaues, am 27. Juli. ÄTaclideui Inspektor Bouche die Mittbeilung geraaclit, dass der Vorsitzende, Geh. Ober - Regie- ruiigsrath Knerk, verreist sei und er deshalb als erster Stellvertreter den Vorsitz übernommen habe, theilte der General- Sekretär, Professor Koch, mit, dass in den 3 vorausgegangenen Versammlungen, theils weil bei Fest- oder General-Versammlungen weder Protokolle verlesen werden , noch Verhand- lungen stattfinden, theils weil andere Ursachen die Verlesung des l'rotokolles verhindert hätten, dass demnach 4 Protokolle jetzt zu verlesen wären. Er bitte, ehe dieses geschähe, über seinen bereits in der Mai -Versammlung (s. S. 249) gestellten, damals aber vertagten Antrag: „die Protokolle alsbald, und ?war nachdem die hiesigen Jlitglieder des Vorstandes da- von Kenntniss genommen, zum Drucke der Redaktion der Wochenschrift zu übergeben und damit den früheren Beschluss, dass die Protokolle erst nach Verlesung derselben zu drucken seien, wieder aufzuheben ', eine Verhandlung zu eröffnen, resp. Beschluss dar- über zu fassen. Er habe ausführlich in jener Sit- zung die Gründe seines Antrages auseinandergesetzt, auch nachgewiesen, dass der Beschluss gar niclit durchführbar sei, da selir oft in den Sitzungen Ge- genstände znr Verhandlung, resp. zur Beschluss- uahme kommen, welche die rascheste Bekannt- machung verlangen. Wenn beispielsweise in der April -VersaramUiug die Ordner für die im Mai statt- findende Ausstellung ernannt werden, so kann man doch nicht mit der Bekanntmachung bis zur Mai- Versammlung, wo ohnehin keine eigentliche Sitzung stattgefunden und daher das Protokoll nicht verlesen konnte, warten. Die Bekanntmachung des Sub- Komite's für die Hamburger Pflanzen- Ausstellung musste ebenfalls rasch geschehen und durfte nicht hinausgeschoben werden, bis das Protokoll in der nächsten 4 Wochen später stattfindenden Versamm- lung verlesen war. Der Verein hat ein Organ, durch das ihm möglich ist, Alles schnell zur Kunde, auch seiner auswärtigen Mitglieder, zu bringen; es muss demnach auch benutzt werden, abgesehen da- von, dass Protokolle, wenn sie nicht schnell zur Kenntniss kommen, zum grossen Theil an Interesse verlieren. Sollten sich einmal IrrthUmcr im Proto- koll einstellen, so könnten diese in der nächsten Nummer der Wochenschrift berichtigt werden, wie auch früher schon geschehen. Nach 1 oder 2 JIo- uaten habe Mancher oft vergessen, was er damals gehört, resp. gesprochen, oder erinnere sich doch dessen nicht mehr genau, so dass sich dennoch grade durch die Verspätung Unrichtigkeiten einschleichen können. Nach einem Beschlüsse in einer der frü- heren Versammlungen, wornach nur Thatsächliches im l^rotokolle aufzunehmen ist, Vorträge und aus- führliehe Mittheilungen aber von den Verfassern schriftlich einzuliefern sind, wären auch Irrthümer jetzt kaum möglich. Nachdem sich Crartcn-Inspektor Bon che erboten 36 282 Latte, das ihm von dem General- Sekretäre überge- bene Protokoll ebenfalls vor dem Drucke noch einer besonderen Durchsicht zu unterwerfen, wurde nach einer sehr kurzen Verhandlung der frühere Beschluss wieder aufgehoben und der General - Sekretär er- mächtigt, die Protokolle sobald als möglich zur wei- teren Kenntniss durch die Wochenschrift zu bringen. Garten - Inspektor Bouche bericlitete als Vor- sitzender des Ausschusses zur Entwerfung eines Pro- grammes für die kombinirte Ausstellung des nächsten Jahres, legte aber zuvor den in der letzten Ver- sammlung gestellten Antrag: „die Summe von 200 Thalern bei dieser Ausstellung noch zu Preisen zu verwenden", zur definitiven Beschlussnahme vor. Nachdem die- ser Antrag einstimmig angenommen worden war, steht bei der nächsten kombinirten Ausstellung aus Vereinsmitteln allein die Summe von 485 Thalcrn zur Verfügung der Preisrichter. Es ist jedoch zu bemerken, dass die eigentliche Summe nur 483i Thir beträgt, dass man aber im Ausschusse, um die Summe abzurunden, diese ohne weiteres Bedenken um 1^ Thaler erhöht hat. Der Entwurf des Programmes wurde vom Gar- ten-Inspektor Bouch(^ Paragraph um Paragraph vor- gelesen und zur Verhandlung gestellt. Mit wenig Ausnahmen wurden die einzelnen Paragraphen un- verändert und schliesslich das Programm selbst mit einigen Zusätzen einstimmig angenommen. Man wünschte nämlich zunächst, dass gleich im Pro- gramme bekannt gemacht würde, wieviel Freikarten jedes hiesige Mitglied erhalten sollte, und setzte die- selbe Zahl, wie in diesem Jahre zur Vertheiluug gekommen waren, nämlich 3, fest. Ferner war es bisher Brauch, dass der Aussteller, welchem die goldene Medaille Sr. Majestät des Kö- nigs zugesprochen wurde, keinen weiteren Preis er- hielt. Nach dem Wortlaute des Protokolls vom G.April 18G2, wo diese goldene Medaille zuerst zur Vertheilung kam, heisst es, dass sie durch die Preis- richter demjenigen Aussteller zugesprochen werden soll, der durch die Gesammtheit seiner Leistungen den grössten Anspruch auf Anerkennung sieh er- worben hätte. Da dieser Wortlaut keineswegs eine weitere Krönung ausschliesst, so wurde von Seiten des Ausschusses zur Entwerfung eines Programmes der Antrag gestellt: „den bisherigen, bereits einmal schon nicht stricte aufrechterhaltenen Brauch aufzuheben, dagegen den eben angegebenen Wortlaut des Protokolles vom 6. April 18G2 festzu- halten, so dass jetzt ein Aussteller neben anderen Preisen nach dem Ermessen des Preisrichter -Amtes auch noch die goldene Medaille erhalten kann". Da nach einiger Verhandlung sich sämmtllche Mitglieder dafür erklärten, wurde der Antrag schliess- lich auch einstimmig angenommen. Bei dem Kosenjireise eines h. Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegen- heiten glaubte man im Interesse der Sache die Zahl der Sorten auf mindestens 20, die Zahl der Exem- plare auf mindestens 40 erhöhen zu müssen. Ebenso sollte bei allen Gruppen, wo eine bestimmte Zahl vorgeschrieben ist, diese nach Willkühr der Aus- steller auch erhöht werden können, und daher im Programme noch „mindestens" vor die Zahl gestellt werden. Schliesslich wurde noch der Wunsch aus- gesprochen, das Programm so bald als möglich dem Drucke zu übergeben, resp. zur weiteren Kenntniss zu bringen. Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann legte allerhand die Hamburger Pflanzen- Ausstellung be- treftende Schriftstücke zur Vertheilung vor und machte nochmals bekannt, dass Kongress-Karten bei ihm um den bekannten Preis von 1 Thaler zu ha- ben seien. Als Ehren-Mitglied wurde bei zweiter Lesung der Inspektor des botanischen Gartens in Jena, Baumann, ernannt. Zur feierlichen üebergabe des Diploms wird der General-Sekretär am 19. August nach Jena reisen, um im Namen des Vereines zu- gleich dessen Glückwünsche dem Jubilar darzu- bringen. Professor Koch machte Mittheilungen über den Park von Branitz bei Kottbus, wo der greise, be- reits im 85. Lebensjahre stehende Fürst Pückler- Muskau immer noch thätig sei und in der Hoff- nung lebe, denselben selbst noch zu vollenden. Eben habe Fürst Pückler - Muskau angefangen, einen Berg von 80 Fuss Höhe und in Verbindung mit einer Hügelkette aufzuschütten und damit einen entsprechenden See in Zusammenhang zu bringen. Da die Besichtigung des Parkes wohl vielen Mit- gliedern Interesse bieten und umgekehrt es dem greisen Fürsten, wie er selbst von ihm vernommen, eine Freude machen würde, Mitglieder des Vereines zu empfangen, so schlug Professor Koch vor, an einem der nächsten Tage eine Exkursion nach Bra- nitz zu machen. Da allgemein der Vorschlag an- genommen wurde , wird Professor Koch in der nächsten Nummer den Tag der Reise näher be- zeichnen. Garten-Inspektor Bouche machte Mittheilungen über die ausgestellten Pflanzen. Aus dem Garten des Geh. Kommerzlenrathes Dannenberger hatte Obergärtner Dressler eine Schaupflanze der La- siandra elegaus Naud. (Pleroma elcgans Gardn.) in Schirmform ausgestellt, welche mit grossen vio- letten Blüthen bedeckt war. Ausserdem verdankte- 283 man ihm aber noch ciu blühendes Trichiniura Man- glesii Liudl., eine Immortelle aus Jer Familie der Amarantaceen, von der der hiesige botanische Gar- ten durch Dr. Ferd. Müller in Jlclbourne vor mehrern Jaliren Samen erhielt. Ueber sie ist be- reits einige Mal in der Wochenschrift gesprochen worden (s. 8. Jahrg. S. 208). i/Lus dem botanischen Garten hatte Inspektor Bon che eine Gruppe meist schöner und blühender Pflanzen ausgestellt, welche zum grossen Theil wei- tere Verbreitung verdienen. Ganz besonders waren von kleineren Teppicli - Pflanzen einige vorhanden, auf die Besitzer von Schmuckgärten aufmerksam gemacht wurden. Falkia repens L. ist eine niedliche Convol- vulacee aus Südafrika, die schon früher einmal em- pfohlen wurde (3. Jahrg. d. AVochenschr. S. 3G4), während Frankenia laevis L. eine kleine, auf dem Boden sich ausbreitende Pflanze der Mittelmeer- länder, östlich aber bis zum Kaspischen, westlich bis zu den Azoren reichend, darstellt. Auch Linaria hcterophylla Spr. möchte mit ihren gelben Blu- men Beachtung verdienen. iSie wächst auf den Ka- naren. Nierembergia rivularis Miers ist eben- falls schon besprochen (10. Jahrg. S. 262); sie dürfte wegen ihrer grösseren Blüthen vor den übrigen Arten dieses Geschlechtes wohl den Vorzug verdie- nen. Auf gleiche Weise wurde von Neuem auf Eucride bartouioides Zucc., eine niedrige kraut- artige Loasacee aus Mexiko, wiederholt aufmerksam gemacht (O.Jahrgang S. 258), wenigstens als Topf- pflanze. An interessanten anderen Pflanzen, welche aus dem botanischen Garten noch vorhanden waren, nennen wir ferner: Curcuma rubricaulis, Fittonia Pearcei (in Blüthe) und argyroneura, sowie die dun- kelviolettfrüchtigc Billardiera melanocarpa und En- cephalartos Ghellinckii. Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt in Charlottenburg übergab ein noch kleines Pflänzchen des Pyrethrum Tschigatschewi, das neuerdings wegen seiner Kleinheit und der dicht an der Wur- zel bei einander stehenden und feinzcrtheiltcn Blät- ter zum Einfassen von Beeten empfohlen ist und eine gute Rasenpflanze sein soll. Dagegen hatte Kunst- und Handelsgärtner Ritter (Markusstr. 12) von ihm in diesem Jahre aus Samen erzogene Ver- beneu von besonderer Grösse und Mannigfaltigkeit der Farbe zu einem Bouquet vereinigt, auf gleiche Weise Inspektor Beuche eine Anzahl schöner Blu- men der Nelken-Sammlung des Versuchsgartens. Professor Koch übergab im Auftrage der Baum- schul-Besitzer Schiebler und Sohn in Celle mehre Erbsen -Sorten, mit Früchten beladen, und cm[)fahl dieselben wegen ihres reichlichen Ertrages. Die Müncbener Krupp -Pahl-Erbse ist zwar eine schon längst bekannte Sorte, aber doch keineswegs allge- mein verbreitet. Schiebler und Sohn empfehlen sie wegen ihres zwergigen Wuchses zur Einfassung von Rabatten in Gemüsegärten. Dasselbe gilt von einer neuern, seit 2 Jahren im Handel befindlichen Sorte, welche unter dem Namen Miss Leans little aus England gekommen und eine Markerbse ist. Ganz neu sind: niedrige späte zweigende W^a- terloo - Erbse von über 2 Fuss Höhe , während die im Durchschnitt 6samigen Hülsen bis 3 Zoll lang werden. The Peaboy wird kaum so hoch und scheint weniger reich, als die vorige, zu tragen. Auch sind die Hülsen kleiner und enthalten in der Regel nur 4 und 5 Samen. Hohe Erbsen mit reichlichen Erträgen sind : Lan- ton's supreme und Lanton's prolific early longpadded (Lanton's ausgezeichnete und Lanton's reichtragende frühe langgestielte), sowie Imperial Wonder. Diese 3 Sorten haben über 3 Zoll lange Hülsen mit im Durchschnitt 8 Samen. Endlich war auch eine niedrige Puffbohne unter dem Namen Royal Cluster eingesendet. Sic schien ziemlich reich zu tragen und theilte sich schon an der Basis in mehre lange Aeste, welche mit Hülsen von über 3 Zoll Länge und 9 Linien Durchmesser besetzt waren. Sr. Wittmack legte eine grosse Zahl von Ver- zeichnissen aus nordamerikanischen Gärtnereien vor, und bemerkte dabei, dass sich in diesen sehr viele Obstsorten und Gehölze befänden und er gern be- reit sei, sie auf Erfordern zur Durchsicht leihweise zu übergeben. Aus Dresden hatte Kunst- und Handelsgärtner Jakob Rölke Kirschen: Montmorency und Belle de Sceaux, eingesendet, die leider noch nicht ganz reif waren und daher kein Urtheil abzugeben er- laubten. Beide Sorten gehören nach Professor Koch zu den Glas-Kirschen, bei denen in der Regel der Stein an dem Stiele hängen bleibt. Die Montmo- rency wird ziemlich gross und hat einen angeneh- men Geschmack. Belle de Sceaux kennt Professor Koch nur aus Frankreich, wo die Früchte aber grösser werden, als die hier vorliegenden. Es ist eine eigenthümllche Erscheinung, dass Kirschen hin- sichtlich der Qualität weit mehr von der Lokalität abhängen, als das Kernobst. Hauptsächlich gilt die- ses von Kirsch -Sammlungen, welche oft schon we- nige SIcilcn entfernt nicht mehr so gute Früchte hervorbringen. Geh. Rath und Professor Göppert in Breslau hatte Zink - Etiketten eingesendet, wo die Schrift durch eine Glimmerplatte gegen äussere Einflüsse geschützt war und welche, da sie biegsam sind, mit Leichtigkeit an den Baum selbst befestigt werden können. Weil ihr Preis im Verhältniss zu andern 36* 284 Etiketten massig ist, so verdienen sie besonders in Baumschulen Verwendung. Sie sind von dem Fa- brikanten Mas Raphael in Breslau (Bahnhofsstr. No. 10) zu bezieben. Baumschul-Besitzer Coers in Lünen tbeilte mit, dass, ähnlich wie am Oberrhein, auch die niittel- und niederrheinischen Gartenbau-Vereine der Rhein- proviuz und Westphalens zu einem Verbände rhei- nisch-westphälischer Gartenbau -Vereine zusammen- getreten wären und bereits auch einen Vorstand, bestehend aus dem Professor Nitzschkc in Mün- ster, Dr. Kyll in Köln, Stellvertreter, Dr. Heiden in Essen, Schriftführer, und Baumschul-Besitzer Karl Coers in Lünen, Kassircr, erwählt hätten. Es gehören bereits zu diesem Verbände: die Garten- bau-Vereine in Düsseldorf, Elberfeld, Köln, Trier, Godesberg, Essen, Euhr am Ehein, Münster, sowie der westphälische. Aus Gralianistown in Südafrika liatte der Gärt- ner Herrn. Jos. Baumann an den Generalsekre- tär geschrieben und die Mittheilung gemacht, dass er wünsche, mit Gärtnern in Deutschland in Ver- bindung zu treten, um allerhand Kappflanzen, be- sonders Kapzwiebeln, Palmen u. s. w. zu liefern. Da er selbst im Innenlande gereist sei und fortwährend noch daselbst in Verbindung -stehe, so sei er im Stande, darauf zielende Aufträge leichter, als es sonst geschehen kann, in Ausführung zu bringen. Han- delsgärtner, denen an Kappflauzen gelegen ist, mö- gen sich deshalb direkt an ihn wenden. Professor Kocli theilte schliesslicli noch mit, dass das Pflanzen -Etablissement von Anibr. Ver- schaffelt in Gent an J. Linden käuflich über- gegangen sei und dieser als Direktor desselben Prosper Gloner eingesetzt habe. Den Mouatspreis sprachen die Preisrichter der Plerona elegaus aus dem Garten des Geheimen Kom- merzienrathes Dannenberger (Obergärtner Dress- ler) zu. R e t i 11 0 s p 0 r a 1 c p t o c i a d a. Eine vielverkannte Cypresse. Bekanntlich hat Carri^re eine besondere Vor- liebe zu den Koniferen. Wir verdanken iiim bereits eine Monographie, von welcher vor 2 Jahren wie- derum eine neue Auflage erschienen ist. Man darf sich deslialb auch nicht wundern, wenn er als Chef- Redakteur der Revue horticole ihnen in dieser Zeit- schrift besondere Aufmerksamkeit widmet. Wir be- nutzen daher bei einer Berichtigung die Gelegenheit, über Retinospora leptoclada zu sprechen. Berichti- gungen der Art sind in der That nothwendig, denn nirgends herrscht in Frankreich und nicht weniger in Deutschland eine solche Unklarheit, als bei den Koniferen. Es gilt dieses besonders für die Arten aus der Familie der Cupressineen, wo die Pflanzen in der Jugend ein anderes Ansehen haben, als im Alter, und ausserdem mannigfach ändern. Schwierig macht die Unterscheidung der Genera genannter Familie, dass die Früchte, wenn sie auch bei den einzelnen Arten wenig ändern, meist keine scharfen Grenzen zwischen diesen erlauben. So gut charakterisirt z. B. Biota und Thuja erscheinen, wenn man nur unsere beiden bekannten Lebens- bäume vor sich hat, so schwierig, ja selbst unmög- lich wird es bei Betrachtung aller vorhandenen Arten , scharfe Grenzen zwischen diesen beiden zu ziehen. Der Frucht nach steht ferner Juniperus drupacea den Cypressen viel nälier, als den Wach- holdern, während der Habitus einen echten Wach- holder zeigt. Vor Allem schwierig in der Unterscheidung sind die neuesten Cupressineen aus Japan und China, welche unter dem Geschlechts - Namen Retinospora vereinigt sind, von Chamaecyparis aber, d. h. den Cypressen, wo nur 2 Samen von jeder Schuppe ein- geschlossen ist und wo bei den Beerenzapfeu eine jährige Reife vorhanden ist, sich gar nicht unter- scheiden. Aber selbst Chamaecyparis möchte als Genus kaum haltbar sein, da Ch. nutkaensis und Lawsoni mehr als 2 Samen von jeder Schuppe ein- geschlossen besitzen, die Zapfen aber allerdings nui" jährig sinS. So viel Retinosporen seit den letzten 5 Jahren direkt aus dem ^'aterlande eingeführt sind, so möchten sich alle diese doch nur auf 3 Arten be- schränken: squarrosa, obtusa und pisifera. Nicht allein die Retinosporen resp. Chamaecy- paris-Arten besitzen in der Jugend meist zu 3 in einen Quirl gestellte (aber nicht stechende) Nadeln, auch sämmtliche Cypressen und vom Wachholder die Sadebaum- Arten. Diese Nadeln verlieren sich aber mit der Zeit und anliegende, sowie schuppen- formige und kreuzweise einander gegenüberstehende Blätter treten an ihre Stelle. Es ist eine eigen- thümliche Erscheinung, dass, wenn man Zweige mit Nadeln von jungen Pflanzen abschneidet rmd sie einer nahe verwandten Unterlage aufsetzt, die Um- änderung in schuppenförmige Blätter in der Regel nicht mehr geschieht. Man glaubt deshalb oft eine ganz andere Pflanze vor sich zu haben. Gärtneri- scher Seits ist dieser Umstand nicht selten benutzt worden, indem man dergleichen Exemplare als neue Pflanzen in den Handel brachte und damit die Verwirrung nicht wenig vermehrte. Abgesehen von den echten Wachholder- Arten haben, wie schon angedeutet, alle übrigen Pflanzen der genannten Geschlechter später anliegende und 285 Bchuppenförniige Blätter; nur eine Art, die japa- nische Cbaraaecyparis oder Eetinospora squarrosa scheint auch später abstehende Blätter zu behalten, wenigstens damit zu fruktifiziren. Jedoch macht Gor den in dem Supplemente seines Pinetum's (pag. 91) doch wiederum auf eine Form aufmerksam, wo beiderlei Blätter an einer und derselben Pflanze vor- kommen (also auch anliegende) und welche er 1861 bei Henderson in London gesehen hat. Er nennt sie Eetinospora leptoclada und citirt Zuccacini, den Bearbeiter der Siebold'- schen Pflanzen, als Autor dazu. Wir haben jedoch nirgends in den Werken genannten Botanikers etwas über diesen Namen gefunden. Wohl aber führt Endlicher in seiner Synopsis der Koniferen (p. 65) eine Abart der Chamaecyparis scjuarrosa mit dün- neren Zweigen und Blättern als eine Abart iiuter diesem jenes bezeichnenden Namen leptoclada (d. h. dünnzweigig) auf. Eine solche Pflanze sahen wir auch vor 5 Jahren in der Laureutius'schen Gärt- nerei in Leipzig, wo ausserdem noch die Zweige elegant überhingen, und zwar unter demselben Na- deu Retinospora leptoclada. Siebold hat da- gegen in seinem 18* g erschienenen Kataloge als Autor für seine R. leptoclada Veitch (p, 32) auf- geführt. Nicht alle Pflanzen, welche sich unter diesem Kamen in Kultur befinden, sind Formen der echten Chamaecyparis resp. Eetinospora squarrosa, sondern gehören zum grossen Theil, wie Carrifere in der Eevue horticolc vom Jahre 1869 (p. 95) nachweist, zu Chamaecyparis thujoides (Cupressus L. sphae- roidea Spach), einer schon längst bei uns kultivirten und in ihrem Vaterlande Nordamerika unter dem Namen Weissceder bekannten Art. Nach Carrifere soll diese unechte Eetinospora leptoclada im Jahre 1850 in Frankreich, und zwar im Departement der Eure bei dem Handelsgärtncr Cauchois, entstanden und zuerst bei der internationalen Industrie-Ausstel- lung während des Jahres 1855 in den Handel ge- kommen sein. Später erhielt auch Henderson in London die Pflanze; diejenige jedoch, welche Gor- don bei diesem Handelsgärtner sah und als Eeti- nospora leptoclada beschrieben hat, gehört sicher zu einer anderen Art. Die 6e|len inöirtf) = rijinelifffjcn il,^nfccn juin (Trcificn. Die bekannten Handelsgärtner Thibaut und Kc tele er in Sceaux bei Paris beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der frühen Anzucht von Aza- leen und haben deshalb mannigfache Erfahrungen gesammelt. Es ist eine bekannte Thatsache, dass nicht alle Sorten einer bestimmten Blume gleich be- handelt werden dürfen , wenn man gute Eesultate erhalten will. Die eine Sorte hat den Vorzug, welcher einer anderen fehlt und diese ist vielleicht wiederum in anderer Hinsicht vorzuziehen. Das muss der Gärtner oder der Laie, der bei der Blu- menzucht Hand anlegt, wissen und weiss es auch in der Eegel. Wichtig ist dieses Wissen auch bei der Neuzüclitung, wo man 2 Sorten, resp. Arten, mit einander befruchtet, um dem Sämlinge möglichst beide Eigenschaften der Eltern mitzutheilen, welche erstere nur den einzelnen Pflanzen der letztem zu- kamen. Die indisch-chinesischen Azaleen, welche in Ciiina zu Hause sind, aber über Ostindien bei uns einge- führt wurden und deshalb im Gegensatz zu den poutischen und im Freien aushaltenden Azaleen so genannt werden, gehören wohl zu den Blüthen- sträuchern, welche Ausgangs Winter oder im ersten Frühjahre am meisten herangezogen werden und den Hauptschmuck unserer Kalthäuser und Zimmer bilden. In Beilin werden sie zu diefem Zwecke massenhaft herangezogen und gehen auch viel nach auswärts, abgesehen davon, dass eine Residenzstadt mit über 700,000 Einwohnern, die vorzugsweise Blumen lieben, deren selbst sehr viele braucht. Der Berliner Gärtner kennt die Sorten, welche ihm am lohnendsten sind und hauptsächlich sich treiben lassen ; es ist dieses aber weniger in andern kleinen Städten und besonders auf dem Lande der Fall, weshalb eine Veröffentlichung dieser Sorten von Seiten eines Berliner Sachverständigen sich wohl allerwärts Dank erwerben dürfte. Die Spalten der Wochenschrift würden dergleichen Aufsätzen stets geöffnet sein. Es dürfte aber gewiss nicht ohne Interesse sein, wenn auch in Betreff" der Brauchbar- keit bestimmter Sorten die Erfahrungen, welche man anderswo gemacht, dabei benutzt und Vergleiche ge- zogen würden, denn bekanntlich übt auch die Loka- lität einen grossen EInfluss auf die Entwickelung der Pflanzen aus. Es betrifft dieses besonders die Sorten, welche bisweilen an einem Orte vorzügliche Eesultate geben, an einem anderen mittelmässige und an einem dritten vielleicht gar keine. Eben deshalb stehen wir nicht an , das Verzeichniss derjenigen indisch-chinesischen Azaleen, welche nach dem Ur- theile der Ilandelsgärtner Thibaut und Ketelcer in Paris sich am besten treiben lassen, wie es durch den Inspektor der warmen Abtheilung im Jardin des plantes, Jloullet, in der Revue horticolc (An- nee 1868, p. 292) veröffentlicht ist, auch in Deutsch- land zur weiteren Kenntniss zu bringen. In Paris hat n)an zunächst .'3 Sorten, die gar nicht getrieben zu werden brauchen und doch schon vom 286 10. März an bis zum 1. April regelmässig blühen. Es sind dieses: Azalea prolifera, Caroline Weisshaupt und Madame D esbordes-Valmore, 3 Sorten, über die wir noch besonders sprechen werden. Wir übergehen sie deshalb hier. Ein gros- ser Theil der aufgeführten Sorten, welche sich in Paris leicht treiben lassen, ist auch bei uns ziemlich bekannt, andere könnte man sich dagegen leicht herbeischaffen. Erfreulich ist es dabei zu vernehmen, dass sich unter den in Paris empfohlenen Sorten nicht wenige vorfinden, die deutschen Ursprunges sind und hauptsächlich in Mainz und Hanau ge- züchtet wurden. 1. A. Borsig: mit grossen gefüllten Blumen von weisser Farbe. 2. Adolphiifl.pl.: ebenfalls gefüllt, aber rosa- violett. 3. Donna Maria Anna: schöne Form der Blume, lebhaft rosa und reich dunkler gefleckt. 4. Duke of Devonshire: sehr grosse und schöne Blumen, duukelscharlachroth. 5. Dulcis major: ausserordentlich grosse Blu- men von sehr heller rosa violetter Farbe. 6. Fortunei: Blume mittler Grösse, zartrosa und mit Atlasglanz. 7. Fulgida fl. pl.: ganz oder halb gefüllt, feu- rig-roth. 8. Grand Duc Michel: gefüllt, sehr schön rosa und angenehm dunkel-gefleckt. 9. Hercule (Vervaene): kupferfarbig-rosa, in's Violette neigend, besonders stark brauugefleckt. 10. Horte nse Vervaene: fleischfarbig, aber karminroth geflammt und gefleckt, sowie schwach weissgerandet. 11. Iveryana: schön und reichblühend, weiss, aber rothgestreift. 12. Madame Wagner: grosse und halbgefüllte Blumen von lebhafter Rosafarbe, in der Mitte aber karmoisinroth und dunkelgefleckt. 13. Marginata formosissima: rosa-lachsfar- big, stark rothgefleckt und mit breitem weissem Kande versehen. 14. Narcissiflora: gefüllt und reinweiss. 15. Obtusa: sehr reichblühend, aber kleine Blumen von scharlachrother Farbe. 16. Perfection (Frost): Blumen schön geformt, lebhaft rosa; die drei oberen Abschnitte karmoisin- geadert und ausserdem gefleckt. 17. Philippine Welser: weiss, aber rosa- gestreift und karminrothgefleckt. 18. President Humann: sehr grosse Blumen von rosarother Farbe mit lachsfarbigera Schein, dunk- ler geädert und karminrothgefleckt. 19. President van den Hecke: eine sehr schöne Form und überaus reichblühend; die Grund- farbe ist zwar weiss, aber sehr unterbrochen von ponceaurothen Streifen. 20. Princess Alice: rein weiss, bisweilen halb- gefüllt. 21. Punctulata: schneeweiss, aberstark kirsch- roth gestrichelt und geflammt. Einzelne Blumen erscheinen auch ganz weiss. 22. Ramentacea: Pflanze sehr buschig, aber kurz und reichblühend; Blumen klein, weiss. 23. Rosea magna: lebhaft karminrosa, ge- fleckt. 24. Sannchen (vielleicht Susanne): weiss, aber stark rosapunktirt und gestrichelt. 25. Thusnelda: halbgefüllt, rosa-violett; der obere Theil feuerroth gefleckt mit Lilawiderschein. 26. Vittata alba: rein weiss, aus V. rosea hervorgegangen. 27. Vittata punctata: ebenfalls weiss, aber rosagestreift, ausserdem punktirt. 28. Vittata rosea: weiss, aber rosagestreift. 29. Willlara Bull: sehr grosse und ganz oder halbgefüllte Blumen von zwar rother Farbe, aber mit lilafarbigem Metallglanze. Revue Iiorticole. Jahrgang 1868, 2. Hiilfte; Jahrgang 1869, I.Hälfte. (Fortsetzung.) Bekanntlich haben wir eine an und für sich schon sehr verbreitete, wildwachsende Birke, wo Aeste und Zweige überhängen. Diese Birke hat bei Anlagen, besonders freistehend und in der Nähe von Gebäuden, von Wirthschaftsräumen u. s. w., wo sie nebst der italienischen Pappel von grossem Werthe ist, noch keineswegs die Verbreitung erhalten, welche sie verdient. In Eusslaud steht sie in grösserem Ansehen und wird vielfach in Anlagen, aber auch zu Alleen, an Wegen u. s. w., benutzt. In und bei Dörfern ist sie oft der einzige Schmuck. Man könnte in der That die Birke ebenso gut als einen spe- ziellen russischen Baum, als den Baum des russischen Volkes betrachten , wie die Eiche der Baum des deutschen Volkes ist. Von der gewöhnlichen Trauerbirke und auch von der, welche man bisher als solche in Gärten hat, wesentlich verschieden ist die, welche die Ilandels- gärtner Bonamy in Toulouse zum ersten Male im Jahre 1866 daselbst und dann im Herbste des nächsten Jahres im Jardin r^serv^ während der in- ternationalen Ausstellung in Paris ausstellten. Diese Trauerbirke (p. 136), als Bouleau pleureur cltjgant im Handel, wächst ähnlich der Trauerbuche und der Sophora japonica, indem die Hauptäste schon an der 287 Basis sich abwärts biegen und mit allen Ihren übri- gen Aesten und Zweigen senkrecht nach unten ge- richtet sind. Diese Hauptäste sind gering an Zahl und wachsen vorherrschend in die Länge, wobei sich die Nebenäste wenig verzweigen, sich aber ebenfalls sehr verlängern. Crataegus lobata serotina (zu pag. 80) ist, soviel sich aus der Abbildung und kurzen Beschrei- bung ersehen lässt, Mespilus raexicana ( Cratae- gus) iloc. et Sess,, eine Art, die kaum im nordöst- lichen Deutschland bedeckt aushalten möchte (siehe Koch 's Dendr. I, S. 132). Corylopsis spicata S. et Z. ist ein japanischer Strauch vom Ansehen einer Haselstaude, ein Um- stand, der auch Veranlassung zur Benennung gege- ben hat. In Frankreich hält er sehr gut aus, wäh- rend bei uns erst Versuche damit gemacht werden müssen. Wir fügen dieses noch dem hinzu, was wir schon früher über diesen im März vor den Blät- tern blühenden Strauch gesagt haben (8. Jahrg. der Wochenschrift S. 23). Er gehört zur Familie der Hamamelideen. Stachyurus praecox S. et S. (zu pag. 200) ist ein anderer ebenfalls japanischer Strauch aus der Familie der Pittosporeen, der möglicher Weise bei uns aushalten könnte. Auch über ihn haben wir früher schon Mittheilung gemacht (9. Jahrgang der Wochenschrift S. 15s). Garrya Thuretii (zu pag. 17) ist ein Blend- ling, den der Gärtner Thuriet in Antibes (Depar- tement des Var) dadurch erhielt, dass er Garrya Macfaydiana mit G. elliptica (über die wir bereits im 9. Jahrgange S. 310 gesprochen haben) befruch- tete. Ob dieser Blendling ein Gewinn, wenigstens für unsere deutsche Gärtnerei, ist, bezweifeln wir; überhaupt möchten alle Garryen nicht viel Beifall finden. Das beste. Mittel, um 2 in den Gärten oft mit einander verwechselte Arten genau kennen zu ler- nen, ist, wenn der Herausgeber einer sehr verbrei- teten Zeitschrift sich die Mühe gibt, von beiden ge- naue Beschreibungen, mit Hervorhebung der haupt- sächlich unterscheidenden Merkmale und wo mög- lich darauf Rücksicht nehmende Abbildungen zu bringen. Das hat Carri^re bei Gelegenheit der Beschreibung der Citrus triptera Desf., die in Frankreich ganz gewöhnlich mit einer andern Auran- tiacee, der Triphasia trifoliata DC, verwechselt wird, gethan (zu pag. 15). Erstere ist ein nordchinesiseher Blütlienstrauch, der in Frankreich ziemlich allgemein auszuhalten scheint. Wir sahen im Jahre 1867 in Orleans bei Dauvesse ein kräftiges, wohl G Fuss hohes Exem- plar über und über mit Blütlien bedeckt. Es wäre doch zu wünschen, dass man auch bei uns Versuche austeilte, wie sich dieser Blüthenstrauch gegen un- sere klimatischen Zustände verhält. In Frankreich hat er 12 bis 14 Grad Kälte ausgehalten. Am Rhein und gewiss im südwestlichen Deutschland überhaupt möchte er, wenigstens in einer geschütz- ten Lage, überdauern, wenn er auch nie, wozu ihn Carrifere für das südliche Frankreich empfiehlt, da- selbst eine Heckenpflanze werden dürfte. In den Gärten kommt der Strauch oft auch als Citrus californica vor, obwohl er gar nichts mit Kali- fornien zu thun hat. Er besitzt ein etwas sparriges Ansehen, das noch durch Dornen, welche besonders unterhalb der gedreiteu, etwas lederartigen, aber ab- fallenden und auf geflügelten Stielen befindlichen Blätter und Blüthen stehen, vermehrt wird. Die rauhschaligen und grünen Früchte ähneln denen des Citrus chinensis in Grösse und Form. Triphasia trifoliata DC. hat die gedreiten Blätter und das sparrige Ausehen mit Citrus trip- tera gemein ; die crsteren sind aber kurz - oder fast gar nicht gestielt und den Winter überdauernd. Blüthen und Früchte sind ferner weit kleiner, bee- renartig und stehen einzeln im Winkel. Da das südliche China Vaterland ist, so hält der Strauch nicht einmal In Südfrankreich aus, wird aber wegen der essbaren, wenn auch grade nicht sehr wohl- schmeckenden Früchte in allen Tropenländern kul- tivirt. Edwardsia grandiflora Salisb., ist die alte Sophora tetraptera Mill., ein neuseeländisclier Blüthenstrauch mit grossen und gelben Schmetter- lingsblüthen. Er gehört zu den Pflanzen, die früher allgemein eine Zierde der Gewächshäuser bildeten, ! leider aber jetzt so ziemlich daraus verschwunden sind, so dass man Edwardsia grandiflora nur noch in botanischen Gärten sieht. Ausführlich haben wir übrigens über die Edwardsien schon im 2. Jahrgange der Wochenschrift (S. 145) gesprochen. Wir gehen zunächst zu den Pflanzen des Warm- und resp. des gemässigten Hauses, welche in der 1, Hälfte des Jahrganges 1869 der Revue horticole empfohlen sind, über. Encephalartos caffer Lehm, (zu pag. 233) gehört zu den schönsten Cycadeen, welche wir in unseren Gewächshäusern kultiviren und welche auch ziemlich verbreitet sind, weshalb wir eine nähere Beschreibung für unnöthig halten. In Frankreich und Belgien, weniger bei uns, soviel wir wissen, bil- den sich bisweilen rund um den Stamm zwiebel- äimliche Knospen, welche zur Fortpflanzung benutzt werden können. Sonst vermehrt man diese Cycadee auch dadurch, dass man den Stamm in Ringen zer- schneidet und diese auf ein Warmbeet legt, wo als- bald dieselben Knospen zum Vorschein kommen. Acrostichura aureuni gehört zu den grossen 288 Formen, wo aus dem etwas fleischigen Wurzelstocke melire elegante Blätter von oft 4j und selbst 5 Fuss Länge hervorkommen und die Pflanze zur Dekora- tion geeignet machen. Von den 8 bis 10 Zoll lan- gen Fiederblättclien tragen die oberen oft auf ihrer Unterfläche die Sporen, während die Oberfläche eine freudiggrUne Farbe, welche aber durch einen weissen Mittelnerv unterbrochen wird, besitzt. Lastrea Filix mas cristata ist die bekannte Form des männlichen Farns, welche früher bei uns in den Gärten mehr verbreitet war und sogar, weil man ihren Ursprung nicht kannte, im warmen Ge- wächshause kultivirt wurde. Die Enden der Fieder- blätter theilen sich nämlich in mehre Anhängsel, welche kammförmig gestellt sind. Noch mehr ge- schieht es bei der Form, welche den Beinamen po- lydactjla führt. Zu empfehlen sind Pflanzen in Töpfen zur Dekoration, sowohl während des Win- ters in Kalthäusern, als während des Sommers in Vorhäusern, auf Treppen u. s. w. Ein anderes Farn des freien Landes, das eben- falls iu der Revue horticole (p. 90) empfohlen wird, ist Polystichum aculeatum, und zwar die Ab- art, wo die Fiederblätter wiederum gefiedert sind, die Fiederblättchen aber mit breiter Basis ansitzen. Diese weniger zu empfehlende Form wird gewöhn- lich auch als eine besondere Art unter dem Namen Polystichum angulare, und zwar zum Unter- schiede von einer anderen , welche die Fiederblätt- chen gestielt besitzt, mit der näheren Bezeichnung Wollastoni, betrachtet. Dass von den neuesten Palmen Verschaffeltia splendida Wendl. (zu pag. 147) eine der schön- sten, wenn nicht die schönste ist, unterliegt keinem Zweifel. Wir haben sie aber bereits ausführlich besprochen und vielfach empfohlen, so dass wir wohl nichts mehr zu ihrer Empfehlung zu sagen brauchen. Chamaedorea Karwiuskya Wendl. (zu pag. 227) ist ebenfalls eine Palme, die wiederum iu den Gewächshäusern seltner wird, obwohl sie zu den am meisten graziösen Kohrpalmen gehört, welche wir überhaupt besitzen. Sie stammt aus dem wärmern Amerika und ist hauptsächlich in Mexiko und Ko- lumbien zu Hause. Aus einem Wurzelstocke kom- men mehre Bambus-ähnliche Stämme mit einer Höhe von 8 bis 12 Fuss hervor und sind mit 4 bis 6 fein- gefiederten Blättern von 2 bis 3 Fuss Länge be- setzt, welche meist in einem eleganten Bogen nach aussen stehen. Die 16 bis 22 Fiederblättchen haben eine schöne grasgrüne Farbe und sind sehr schmal, doch immer noch breiter, als bei Chamaedorea ela- tior Mart. , einer ebenfalls In Kultur befindlichen Eohrpalme. Cyclanthus bipartitus Poit. (zu pag. 191) gehört zu den vorzüglichsten Blattpflanzen des Warm- hauses, welche, gleich den übrigen Arten dieser Familie, nicht genug empfohlen werden können. Im Ansehen schliessen sich diese den stammlosen Palmen an und haben auf langen schlanken Stielen mehr oder weniger getheilte Blätter, mit zahlreichen und hervortretenden Längsnerven versehen. Vorlie- gende Art ist schon sehr lange bekannt, keineswegs aber so verbreitet, wie sie es verdient. In der Re- gel findet man sie nur in botanischen Gärten. Sie stammt aus Guyana und hat tief 2theilige Blätter. Heliconia glauca Poit. (zu pag. 12) ist wie- derum eine Blattpflanze, aber aus der Familie der Scitamineen, zeichnet sich jedoch auch durch seine eigenthümlichen Blüthen aus. Die 3 oder 4 Sten- gel umfassenden Blätter sind langgestielt und haben eine aufrechtstehende Spreite von oft 1^ Fuss Länge aber nur von 4-V Zoll Breite. Während die Ober- fläche eine schöne grüne Farbe besitzt, erscheint die Unterfläche in Folge eines mehligen LTeberzuges silbergrau. An dem rothen allgemeinen Blüthenstiel befinden sich 4 bis 5 verlängerte Scheiden von grü- ner Farbe, in deren Winkel 3 bis 5 grüne Blüthen mit rothen Fruchtknoten auf rothen Stielen sich be- finden. Im grossen Etablissement des Fleuriste (früher de la Muette) in Paris blühte im vorigen Jahre eine Strelitzia Reginae L., welche am Ende des allge- meinen Blüthenstieles nicht eine Blumenscheide mit Blüthen trug, wie es gewöhnlich der Fall ist, son- dern wo aus dieser noch eine zweite, nur kleinere, sonst vollständig mit der grössern übereinstimmende Blumenscheide mit einer wenig geringeren Anzahl von Blüthen hervorkam. Der jetzige Direktor des Fleuriste, Refarin, hat über diese Eigenthümlich- keit der Strelitzia Reginae einen interessanten Ai-- tikel in der Revue liorticole (p. 159) veröftentlicht und ist der Ansicht, dass die Pflanze wohl eine be- sondere Art, welche er wegen dieser Eigeuthümlicli- keit Strelitzia prolifera passend nennt, sein würde. Obwohl auch RiviJire, der Direktor des Luxemburger Gartens in Paris, der zu gleicher Zeit dem Versuchsgarten in Hamma bei Algier vor- steht, daselbst eine grössere Anzahl von dergleichen Pflanzen sah und sogar aus Samen wiederum Pflan- zen mit 2 Blumenscheiden erhielt , so halten wir doch Str. prolifera nur für eine Abart und nicht für eine selbständige Art. (Schluss folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Ziramor-Slros3e No. 91. Druck der C. Feis t er'schen Buchdruckerei (L.Mewes), Berlin, Wilhelma-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines znr Befördernng des Gartenbanes in den Köiiigl. Prenssischen Staaten für No. 37. fnärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Frofessor ]3i'. Klarl Kochi, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 18. September 1869. Preis des Jahrganges 6j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. des Vereines zur Bctoiflerung des Gartenbaues, am 17. August. — Berichtigung und Notizen über E. Meyer. Nach mündlichen und schriftlichen Angaben des Künigl. Hofgärtners G. Finteini ann Inhalt; 50C. Versammlung Prionium Palmito E. MejL.. „ „ zusammengestellt durch Dr. Carl Bolle. — Jena. Sein botanischer Garten und seine Verschönerungen, horticüle. "Jahrgang 1868, 2. Hälfte; Jahrgang 1869, I.Hälfte. (Sclihuss.) Revue Dienstag, den 28. September, Nachmittags 4 Uhr, findet im botanischen Garten zu Schöneberg eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 506. Vcrsamiiihing des Vereines zur itefördcruug des (Jarteubaiics, am 17. August. Nacli Verlesung des Protokblls der letztverflos- seiien tjitzung tlieilt Inspektor Buuulic ein Gratii- lationsscliieiben des Voistaudes zum funl'zigjälirigen Amts-Jubiläura des Garten Inspektors F. Baumann zu Jena mit. Ein mit batcbischen Emblemen schön verzierter silberner Becher soll demnächst dem Ju- bilar Namens einer Anzahl seiner Freunde durch Professor Koch in Person überreicht werden. Auch das diese Gabe begleitende Schriftstück, u. A. die Verdienste des Gefeierten um die Gartenkunst und den Thüringer Weinbau hervorhebend, wird zur all- gemeinen Kenntniss gebracht. Kunst- und Ilandelsgärtner Allardt berichtet über eine auf dem Vorstandstisch ausgestellte bronze- farbenblättrige Fuchsie mit stark hängenden Zweigen, die er aus einem im vorigen Jahre gemachten Steckling der F. multiplex major erzogen hat, und zwar aus dem einen Spross eines sonst normal grü- nen Exemplars , an dem sich allein die schöne Bronzefiirbung entwickelt hatte. Inspektor Bon che verdankt man die Aufstel- lung einer nicht unbedeutenden Anzahl blühender Topfgewächse des Königlichen botanischen Gartens, welche dem Auge und der Forschung des Interes- santen viel darboten. Noch dankcnswerthei- erscheint, dass er, an manche derselben anknüpfcud, aus dem reichen Schatze seiner Erfahrungen Wissenswürdiges laut werden lässt. Wir verweisen in Betreff ihrer Gesammtzahl auf die darauf bezügliche Liste, aus welcher der Kaum dieser Blätter uns nur Folgendes hervorzuheben gestattet: Die beiden Escallonien (floribunda und monte- vidensis) sind einpfehlenswerthe Ziersträuchei', von welchen zumal erstere, eine alte Bewohnerin unserer Gärten, auch eine Zeit lang als Jlarktpflanzc figu- rirt hat, zu welchem Zwecke sie sich besonders des- halb eignet, weil sie schon ganz jung blüht. Scu- tellaria Mociniana wird im hiesigen botanischen Gar- ten nun schon seit zwei Jahren , statt im "Warm- hause, Sommers im Freien kultivirt. Die Jasminumarten sind jetzt vielfach vcrnacii- lässigte, jedoch ihres Aroma's wegen schätzens- werthe Kalthauspflanzen; unter ihnen zeichnet sich S. gracile oder llexile durch die fast das ganze Jahr anhaltende Dauer seines Blühens vortheilhaft aus; S. Poitcau dagegen durch ungemein kräftigen, mit BlüthenfüUe verbundenen Wuchs. Eine aus von dem früheren Kaiserlich mexika- nischen llofgärtner Grube mitgebrachten Samen erzogene Cuphaca seheint neu zu sein. Sic hat mit C. scabrida die meiste Aehnlichkeit, ist aber strauch- artig, während diese, wie auch C. procumbcn.s, ein- jährig ist. Vorgelegte Zweige einer anderen sehr hübschen Cuphaea würden dieselbe berechtigen, als neue Art aufzutreten, wäre sie nicht unter einer zahlreicheren Aussaat von C. pubiflora erschienen. 37 290 Bei so bewandten Umständen dürfte sie nichts An- deres als einen Bastard zwischen letzterer und Don- kelaari darstellen. Abgeschnittene Zweige des Podocarpus Koraiana konstatiren die auch sonst schon in Gärten beob- achtete Thatsache, dass dies Bäunicheu mit streng aufrecht pyramidalem Wüchse manchmal plötzlich Seitenäste treibt, die eine vollständig horizontale Richtung annehmen und, verbunden mit anderen Eigenthüralichkeiten , den Beweis liefern , dass es keine selbständige Art sei, sondern wie Taxus hi- bernica von T. baccata eine Form mit aufrecht ste- henden Zweigen des T. Dovastoni ist. An T. hi- bernica habe Inspektor Bou che; diese Umwandlung in die ursprüngliche Form niemals beobachtet. Eine Aussaat davon zeigte sehr wenige Exemplare mit aufrechtem Wuchs, wohl aber Abarten mit schma- leren und weisspanachirten Nadeln. Es befindet sich im botanischen Garten ein be- sonders schöner Baum von Acer Pseudoplatanus toi. atro-purpureo. Derselbe trug vor zwei Jahren zum ersten Mal Samen und es wurden aus der ersten Aussaat etwa zwanzig Pflänzchen, alle echt roth- blättrig, erzielt. Die darauf folgende viel reichere Aussaat liefei'te mehre tausend Sämlinge, welche den Charakter der Spielart ohne Ausnahme mit seltner Treue bewahrt haben. Man hat unter ihnen auch nicht einen grünblättrigen auffinden können. A. Pseu- doplatanus atropurpureum ist von Leopoldi kaum wesentlich unterschieden. Kunst- und Handelsgärt- ner Lackner bemerkt jedoch, dass das Blatt bei letzterem etwas weissgestreift sein müsse. Es wird hervorgehoben, wie im Gegensatz zu dem schön roth austreibenden und später grün wer- denden A. platanoides Schwedleri die Blätter des A. Pseudoplatanus atropurpureum grün zum Vor- schein kommen, um erst in der Folge ihr dann blei- bendes Prachtkolorit zu entwickeln. Professor Koch legt eine neue Lieferung der in Elolland erscheinenden „ Afbeeldingen cn Beschrij- vingen van Boomen etc. voorkommende in den neer- landsche Tuinen" vor, deren Tafeln von Windel mit grosser Meisterschaft ausgeführt sind. Trotz des verhältnissmässig engen Leserkreises nimmt diese Publication den verdienten regen und rüstigen Fort- gang. Derselbe zeigt ferner Abbildungen der prächti- gen allerneuesten Begonien von Veite h vor, unter denen — es sind ihrer sechs bis sieben — B. Se- deni durch ihre Schönheit besonders hervorragt. Literessant ist auch ein Blendling der B. boliviensis mit einer unbekannten Art, dessen sehr grosse Blu- men nur den einen Fehler haben, dass sie zu rasch abfallen. Es entspinnt sich unter Vorangang des Inspek- tor ßouch^ eine Discussion über die Frage einer hiesigen Orts projektirten internationalen Pflanzen- Ausstellung, nachdem der Genannte über den Ver- lauf der in diesem Sinne stattgehabten Verhandlun- gen berichtet hat. Es scheinen bis jetzt keine gün- stigen Gestirne über dem Projekt geleuchtet zu ha- ben und sein Zustandekommen scheint mehr als problematisch, besonders deshalb, weil eine allge- meine Welt-Ausstellung in Berlin im Jahre LS72, an welche die unsere sich anlehnen könnte, unwahr- scheinlich geworden ist. Die Sektionen sollen nach einiger Zeit, behufs der fortzusetzenden Vorbei'athun- gcn, wieder zusammenberufen werden. Da es schwer sei, die in die Kommissionen gewählten Mitglieder zusammenzubringen, so forderte der Vorsitzende auf, dass Diejenigen, welche ein reges Interesse an dem Zustandekommen jener Ausstellung haben, mit grö.sster Bereitwilligkeit als Thcilnehmer der Bera- thungen bcgrüsst werden würden. Im Verlauf der Debatte erklärt Kunst- und Han- delsgärtner Hoffmaun, dass man in Hamburg in nächster Zukunft von den beim dortigen Kongress anwesenden Mitgliedern unseres Vereines eine Erklä- rung fordern werde, wodurch diesen Verlegenheiten bereitet werden würden, weil man hier noch keinen festen Entschluss habe herbeiführen können. Professor Koch erwidert, dort sei nur Ort und Zeit des nächsten Kongresses, nicht aber der näch- sten internationalen Ausstellung zu bestimmen. Der- selbe hebt u. A. die pekuniären Bedenken hervor, die zur Stunde noch dem Berliner Projekt entgegen- stehen, indem er ausserdem darauf hinweist, dass Liverpool gleichzeitig mit der Eröffnung seines IMuster- parks auch an die Abhaltung einer internationalen Pflanzen-Ausstellung gehen wolle, und man ferner in Gent mit ähnlichen Plänen sich trage. ^Veitere Mittheilungen betrefien die bevorste- hende ansehnliche Vergrösserung des Hamburger Ausstellungs-Terrains durch eine umfangreiche Wiese, behufs der Aufstellung eines Obstliauses und der Maschinen, sowie die Ueberbrückung eines Thal- grundes, auf dem sich ein eleganter Pavillon zu er- heben bestimmt ist. Dr. Wittmack gibt, nach seiner genauen Ortskenutniss, Aufschlüsse über diese Verhältnisse. £s gelangt zur Kenntniss, dass der Kasseler Gartenbau -Verein statt der frühern niedrigen Preise jetzt bedeutend werthvollere, nur noch aus goldenen und silbernen Medaillen bestehende in's Leben rufen wolle. S*rofessor Schultz-Schultzenstein macht die Mittheilung, dass auf seinen Antrag im Namen des Vereines der Gartenfreunde die Eisenbahn-Direktion beschlossen hätte, während der Plamburger Ausstel- lung drei Extrafahrten dorthin zu bedeutend er- 291 mässigten Preisen stattfinden zu lassen, deren Billets zehn Tage lang gültig bleiben sollen. Schliesslich erkennen die zu Preisrichtern er- nannten Mitglieder Priem, Brasch und Jlathieu den vom hiesigen botanischen Garten ausgestellten Pflanzen den Monatspreis zu. Berichtigung und Notizen üliur Prion io^iu Paliiiito E. Meyer. Natli mündlicheu und schriftlichon Angaben des Kgl. Hof- gärtners G. Fintelraann zusammeugcstellt durch Dr. Carl Bolle. Wenn in Nummer 30 der Wochenschrift von Prionium Palmito als von einer in England neu importirten Seltenheit die Rede war, so dürfte da- mit, wenigstens was die Kultur der Pflanze in Europa überhaupt betrifi't, einzig und allein eine Wiedereinführung derselben gemeint seiu, die erfolgt ist, ohne dass jene vorher aus den Gärten ver- schwunden gewesen wäre. Es wird damit ein ge- meinsames Schicksal so mancher Species angedeutet sein. Erwünscht wäre es nur, dass über eine jede derselben Dokumente von gleicher Genauigkeit, wie über das Auftauchen des uns hier beschäftigenden Gewächses in Deutschland vorlägen. Zu den Orten, die berufen sind, in den Jahr- büchern des idealeren Gartenbaus eine hervorragende Eolle zu spielen, gehört, wie wir Alle wissen, seit langer Zeit schon die Pfaucninsel bei Potsdam. Fern vom Gewühl der grossen Städte, gewissermassen sich selbst genügend in idvUischer und doch zugleich aristokratischer Abgeschlossenheit, hat dies einstige Tnskulum eines immer noch unvergessenen Königs sich aus glänzenderer Vergangenheit her eine An- zahl Elitepflanzen 'zu bewahren gcwusst, die noch hent hier unter ebenso intelligenter, wie sinniger und pietätsvoller Pflege eines hohen Grades von Vollkommenheit und Schönheit gcniessen. Sie haben die W^echsclfälle der Mode, die so vielen ihrer Schwestern verhängnissvoll wurden, glücklich über- dauert, und es scheint, gewiss nicht mit Unrecht, als träten sie in den Gewächshäusern des lieblichen, jetzt so still gewordenen Eilandes dem Auge des Besuchenden plastischer und bedeutsamer entgegen, als da, wo sie sich, eine die andere verdunkelnd, im Pflanzengewühl grösserer Sammlungen verlieren. Unter diese auserlesenen Vegctabilien rechnet sich seit länger als drei Lustren schon jene seltsame arbo- rcscircndc Juncee, die das Objekt der gegenwärtigen Betrachtung bildet: eine Binse mit paimcnartigem Habitus, diesen letzteren am weitesten hinabtragend gegen die Südspitze Afrika's hin, im Jahre 1834 schon werth geachtet, eine Insassin des Palmenhau- ses der Pfaueninsel zu werden. Von hier aus hat sie, geschickt und erfolgreich vermehrt, eine wenn auch Immerhin beschränkte Verbreitung in den bo- tanischen Gärten unseres Vaterlandes und auch über dessen Grenzen hiuaus gewonnen. Ihr wenig prun- kendes, die Schaulust nicht reizendes Aeussere ist jedoch wahrscheinlich die Veranlassung dazu ge- wesen, dass sie nie ein Gegenstand der öft'entlichen Aufmerksamkeit wurde. Wem die geheimen und grossentheils unge- druckten Annalen der Gärten der Holländer zur Verfügung ständen, der würde uns Aufschluss dar- über zu geben im Stande sein, ob dies vor allen anderen botanophile Volk die Palmenbinse seiner Kapkolouie im Laufe des 18. Jahrhunderts schon nach Europa gebracht oder nicht. Für uns bleibt nur feststehende Thatsache, dass dies durch den be- kannten botanischen Sammler Droge geschehen ist. Dank seinem Eifer gelangte ein lebendes, grosses Exemplar des Prionium nach Königsberg, wo da- mals Professor E. ]Meyer der Familie der Junceen seine ungetheilte Aufmerksamkeit zuwandte. Von A. V. Humboldt, welcher eben den König Friedrich Wilhelm III. auf einen Ausflug dorthin begleitet hatte, dazu freundlich ermuntert, sandte der ganz frisch aus Afrika heimgekehrte Reisende die in ihrer Art einzige Pflanze als Geschenk für das Palmen- haus des königlichen Sommersitzes nach der Haupt- stadt. Den Vermittler dabei spielte der ebenerwähnte Königsberger Botaniker E. Meyer. Als Transport- mittel diente der damals allein übliche und fast allein mögliche Weg der „Fahrpost", welche denn auch den ihr anvertrauten Schatz, der die ersten Etappen seiner AVanderung auf den ochsenbespann- ten Karren der Hottentotten begonnen, langsam aber sicher an seinen Bestimmungsort befördert haben muss. Ein die Sendung begleitendes Schreiben E. Meyer's an den Hofraarschall von Maltzahn, datirt vom 23. September 1834, liegt uns in der Abschrift vor. Wenn wir auch bedauern müssen, nicht lieber Drege's eigene Aufzeichnungen wieder- geben zu können, so entiiält dasselbe doch, jeden- falls nach des Reisenden mündlichen Jlittheilungen, einiges Bemcrkenswcitlic. Es heisst darin, die Pflanze, von palmähnlichem Wuchs, sei bisher noch nie in Europa kultivirt worden; sie werde von den Rcisebeschrcibern, wie auch von Lichtenstein, Palmiet*) genannt. Bei den Botanikern habe sie Juncus serratus geheissen, bis Meyer vor nicht langer Zeit gefunden habe, *) Jedenfalls entstanden und niederdeutsch germanbirt aus dem spanisclien Worte Pnhnilii. Zwergpalme. 37* 292 dass sie eine besondere sehr merkwürdige Gattung ausmache, weshalb er ihr den Namen Prionium Pal- mito gab *). Sie wachse an den Ufern der ka- pischen Flüsse und verlange demgemäss behandelt zu werden. Uebrigens scheine ihre Kultur keine Schwierigkeiten zu haben. So wuchs und gedieh denn der Palmict auf der Pfaueninsel. Aus einem Schriftstück erhellt, dass 1845 die Originalpflanze noch kräftig vegetirend vorhanden war. Man hatte schon 1836 eine davon gezogene Stecklingspflanze an den Kgl. botanischen Garten zu Schöneberg abgeben können , die indcss bald darauf wieder einging und später durch andere ersetzt worden ist. Im Jahre 1841 gelangte, im Austausch gegen zwei Cibotium Schiedei, ein bewur- zelter Steckling nach Leipzig; im Allgemeinen jedoch ging es mit der Vermehrung langsam, denn im ge- nannten Jahre waren ausserdem auf der Pfaueninsel ausser der Mutterpflanze nur noch zwei unbcwur- zelte Stecklinge vorhanden, die jedoch zu der Hoff- nung berechtigten, dass sie im Frühjahre eine wei- tere Vermehrung abgeben würden. Diese Hoffnung hat sich verwirklicht, wie aus folgender schriftlicher Mittlicilung des Hofgärtuers G. Fintelmann hervorgeht: „Stecklingspflanzen sind abgegeben worden nach Schöneberg, Leipzig, Bonn. In Leipzig hat die Pflanze zum erstenmal geblüht; sie stand in einem Teiche mit dem Gefäss unter V\^asscr. Dur Same war nicht keimfähig." „Auf der Pfaueninsel hat darnach die Pflanze auch geblüht; doch den ersten keimfähigen Samen gewann ich erst 1864; dann wieder 1867. Von diesen Samenpflanzen habe ich an verschiedene Gär- ten und auch nach St. Petersburg abgegeben. Sie Aveichen dadurch von der Mutter und den davon er- zogenen Stecklingspflauzen ab, dass sie ohne den grauen, die Blätter überziehenden Duft sind." „Die Originalpflauze ist eingegangen; aber ein Stammspross derselben, nicht ein Steckling, ist noch vorhanden und mag jetzt dreizehn bis fünfzehn Jahre alt sein , hat auch in diesem Jahre Früchte angesetzt." Ich selbst kann aus eigener Anschauung, die vor wenigen Tagen erst stattfand, bezeugen, dass die Palmiets der Pfaueninsel im erwünschtesten W^ohlsein bis auf den heutigen Tag fortleben. Möge die sorgsam pflegende Hand, welche sie aus der Elütheperiode der Insel in unsere Zeit hinüber- *) Prionifis in Xo. 30 der Wocliensclirift (S. 237) ist jeden- falls ein Lapsus calami. Endlicher in seinen Genera plan- tarum hat Prionitis Delarbr. als Synonym von C'ritamus Bess. und keines weiter; aber er hat Prionium E. Meyer als selbst- ständige Gattung, ebenso Kuuth, Euumei'atio pl., III. (G. IMntelmann, brieflich.) gerettet hat, noch lange Jahre hindurch erfolgreich über ihrer Erhaltung wachen können 1 J e II a. Sein botanischer Garten und seine Verschönerungen. Mitten in Deutschland, da wo die Saale im Osten das schöne Thüringer Land vom in früherer Zeit von Wenden bewohnten scgcnannfcn Oster- lande scheidet, liegt eine kleine Stij^Jt, welche aber nichtsdestoweniger auf die geistige Entwickelung unseres deutsehen Vaterlandes einen sehr grossen Ein- fluss ausgeübt hat. Als nach der Schlacht bei Mühl- berg der unglückliche Churfürst von Sachsen mit der Churwürde auch den grössten Theil seines Lan- des verlor, war er um so mehr bestrebt, sein ihm übrig gebliebenes Volk einer grössern Bildung ent- gegenzuführen. Er gründete im Jahre 1558 die Universität Jena, wie 250 Jahre später Friedrich Wilhelm III. in der Zeit von Preussens grösster Erniedrigung die Universität Berlin in's Leben rief. Inwieweit die Universität Jena auf die geistige Ent- wickelung des ganzen deutschen Volkes eingewirkt hat, hier näher auseinanderzusetzen, liegt ausserhalb unserer Aufgabe; wir wollen hier nur mitthcilen, in welchem Masse Jena Antheil genommen hat an den Bestrebungen der Jetztzeit, die nächsten Umgebun- gen zu verschönern. Jena gehört zu den wenigen Städten Deutsch- lands, welche in ihrer äusseren Gestaltung im Ver- laufe von Jahrhunderten sich ziemlich gleich erhalten haben. Fast noch aus dei'solben Zahl Häuser besteht die Stadt, wie zur Zeit der Reformation, wo Luther in dem jetzt noch an derselben Stelle am nördlichen Thore befindlichen Wlrthshause zum Schwarzen Bären den bekannten Disput hielt; dieselbe Zahl von 5 bis 6,000 Einwohnern war vor 300 Jahren und ist noch jetzt vorhanden. Um die eigentliche Stadt zog sich nur in früherer Zeit eine hohe Mauer herum und ein alter breiter Festungsgraben schied die nach aussen liegenden Häuserreihen. I\Iauer und Graben sind verschwunden; einen alten runden Thurm hat mau jedoch aus der Zeit der Reformation erhaltcu. W^enige Städte haben eine so schöne Lage wie Jena. Ein nicht breites Thal, von der aus dem P^ichtelgebirge im Süden herabkommenden Saale durchflössen, erweitert sich plötzlich zu einem Kessel, ringsum von höheren Bergen umgeben, welche ziem- lich steil abfallen. In diesem Kessel liegt Jena und bildet nach allen Seiten um so mehr prächtige Aus- sichten, als zum Theil alte Burgen und Thürmc die Berge bedecken. Umgekehrt aber blickt man von 293 tien Bergen in das freundliche Thal mit der Stadt Jena in der Glitte und niehrern in den engen Sei- tcnthälern sich hinziehenden Dörfern, so erschaut man ein fruchtbares Thal, in dem der FIuss mit seinem meist heilem Wasser sich gleich einem sil- bernen Bande zwischen den grünen mit Weiden und Erlen zum Theil bepflanzten Wiesen dahin schlängelt. So schöne Konturen, wie Jena's Berge besitzen, sieht man nicht oft. Der früheie Vorwurf, dass die letzteren zu nackt seien, kann nicht mehr gemacht ■werden, seitdem, hauptsächlich durch die Beiniihun- gen der verstorbenen Grossherzogin Faulowna, auf und an ihnen Anpflanzungen aller Art gemacht sind. Kur im Osten, an den sogenannten Kornbergen, sind alle Versuche misslungen. Aber grade diese nackten Berge bieten gegen die bewachsenen einen eigenthüinliehen Kontrast. Die Umgebungen von Jena besitzen eine der reichsten Floren und bieten insofcru schon, unter- stützt durch die grosse Slannigfaltigkeit in der Form der Berge und des Thaies, einen ausgedehnten Gar- ten dar. Auf den Höhen befinden sich zum Theil Laub- und Nadelwälder. Die ersteren herrscheu vor und enthalten hauptsächlich P^lcheii, Roth- und Weissbuchen; die übrigen deutschen Gehölze sind aber ausserdem noch in solcher IJenge vorhanden, dass diese Mischwälder grade für den Landschafts- gärtuer einen grossen Werth haben. Wiesen und Jlatten wechseln in den Tliältrn und Schluchten ebenfalls mit einander ab und bestehen oft zum Theil aus seltenen Pflanzen, unter denen Orchideen früher noch mehr als jetzt eine grosse Kolle spielten. Leider wurden nämlich seit länger als einem Jahr- zehnte die Knollen der schöneren Orchideen für den Handel ausgegraben, um entfernteren Gärten als Zierde zu dienen und so wird der frühere Reich- thum an diesen schönen Pflanzen von Jahr zu Jahr geringer. Aber auch früher geschah dieses Ausgraben von Orchideen-Knollen, wenngleich zu andern Zwecken. ]Man nahm indess nicht die schönern, sondern ge- wöhnlichere Arten. Kräutcrhändler, deren das Saal- thal, vor Allem in den in der Nähe von Jena lie- genden Dörfern früher in grösserer Jlenge besass, gruben nämlich die Stärkemehl- und schleimhaltigcn Knollen der Orchideen aus der Erde, trockneten diese an Schnüren und brachten sie als einheimi- schen Salep in den Handel. TTeberhaupt war das Saulthal noch im vorigen Jahrhunderte wegen des I Eeichthumes von medizinischen und Farbepflanzen berühmt; seine Kräuter und Wurzeln wurden nach allen Richtungen im deutschen Vaterlande verbreitet. ■ Wau (Reseda Lutcola) und AVaid (Isatis tinetoria) ■ sc scheinen sogar an einzelnen Stellen des Saalthalcs im grossartigen Massstabe angebaut worden zu sein. Auch fremdländische Arzneipflanzen kultivirte man und findet diese zum Theil noch jetzt verwildert. Wir nennen beispielsweise den nordaraerikanischen Gift-Sumacli (Rhus Toxicodendron). Diese Kräutcrhändler kannten zum Theil aber auch ausserdem die Pflanzen des Saalthaies sehr gut und waren deshalb nicht ungebildete Leute. Die Söhne setzten in der Regel den Kräuterhandel des Vaters fort. Eine solche Familie existirt noch und ist in der wissenschaftlichen Welt bekannt. Linne trat mit einem Jlitgliede derselben, der den Namen Diedrich führte, in Verbindung. Sein Sohn (oder Neff'e) wurde Hofgärtner in Eisenach und ist der Verfasser des grossen Lexikons der Gärtnerei, das zu seiner Zeit Aufsehen machte. Ein anderes Mit- glied der Diedr ich'schen Familie ist David Die- drich, einer der fruchtbarsten Schriftsteller in der systematischen Botanik, wenn auch grade nicht ge- bildet genug, um die Wissenschaft zu fördern. Er lebt noch in Jena. Wir besitzen aus dem 17. Jahrhunderte ein sehr interessantes Werk, das zwar nur als Flora von Jena bezeichnet ist, aber überhaupt norddeutsche Pflanzen, vor Allem auch des Harzes, behandelt. Dieses Werk, das von einem Studenten von Jena, mit Namen Rupp, verfasst ist, legt ebenfalls lautes Zeugniss von den damaligen Bestrebungen der Saal- thal-Bewohner ab, die einheimischen Pflanzen ken- nen zu lernen, und ist eine der besten Floren, welche wir aus jener Zeit besitzen. Einen botanischen Garten eihielt Jena bereits im Jahre 1G31. Dass dieser gleich anfangs schon eine Bedeutung hatte, ersieht man daraus, dass man in ihm zwei besondere Abtheihingen machte, eine für den Bau von medizinischen Pflanzen, die andere nur für die allgemeine Kenntniss der Pflanzen. Im An- fange der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundertes baute man in ihm bereits gegen 1,300 verschiedene Arten an. W^enn man bedenkt, dass dieses fast nur Pflanzen des freien Landes, und zwar Stauden oder Sommergewächse, waren, so möchte er manchen bo- tanischen Garten der jetzigeu Zeit, wenigstens hierin, an Bedeutung übertroffen haben. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundertes kam leider der botanische Garten in Jena so sehr in Verfall, dass Goethe, der eine Zeitlang als Ku- rator der Universität Jena fungirte, in einem Be- richte über denselben sagte: „Der Garten ist vom Gärtner mit Obst bepflanzt, mit Ausnahme des so- genannten botanischeu Flecks, -welcher meist wüst liegt." In Folge dessen und auf besondere Vorstel- lung des bekannten Anatomen Loder wurde im Jahre 1794 der jetzige botanische Garten gegrün- det und der bekannte Botaniker Batsch zum Di- 294 rektor desselben ernannt. Wie armselig dergleichen Institute iu der damaligen Zeit ausgestattet wurden, ersieht man beispielsweise daraus, dass man für die ganze Unterhaltung nur 200 Thaler jährlich aus- setzte. Der damalige Herzog, später Grossherzog Karl August von Sachsen -Weimar, war bekanntlich nicht allein einer der grössten Pflanzcnliebhaber seiner Zeit, sondern besass auch nicht geringe botanische Kenntnisse. Er erweiterte nicht allein die bereits vorhandenen Anlagen seiner Residenzstadt Weimar, sondern legte auch neue an. Gewächshäuser wur- den besonders iu Belvedere, einem Lustschlosse bei Weimar, gebaut und die Pflanzen für diese holte Karl August selbst aus weiter Ferne, vor Allem aus England. Auch der botanische Garten in Jena erhielt in jener Zeit manche interessante und sel- tene Art. Bis dahin hatte der obengenannte Garten keinen besondern Gärtner, sondern er wurde nebenbei vom Hofgärtner Wagner verwaltet. Dass er unter sol- chen Umständen nicht gedeihen konnte , liegt klar vor. Der Grossherzog sah dieses ein und suchte deshalb einen tüchtigen Gärtner für dieses wissen- schaftliche Institut zu gewinnen. Er fand diesen schliesslich in der Person des jetzigen Inspektors Franz Baumann aus Geisensteln bei Frankfurt am Main, dessen öOjähriges Amts- Jubiläum am 19. August gefeiert wurde. Etwa 200 Landpflanzen und kaum 50 Topf- pflanzen war der ganze Bestand , den Inspektor Bau manu übernahm. Die letztern wurden in einem Räume, der wohl kaum den Namen eines Gewächs- hauses verdiente, überwintert. Zwei Tagelöhner standen dem Gärtner für die ganze Arbeit zur Ver- fügung. Wer die Schwierigkeiten kennt, denen der- gleichen Anstalten au kleineren Universitäten über- haupt ausgesetzt sind, wird begreifen, welche An- strengungen dazu gehörten, um den Garten auf dem Niveau der Wissenschaft und den Anforderungen der jetzigen Zeit entsprechend nur einigermassen zu erhalten. Mit grossen Mitteln Grosses zu schaffen, verdient immerhin, wenn man sieht, wie ausserdem oft Summen durch Mangel an Interesse und Kennt- iiiss vergeudet werden, Anerkennung; aber weit be- deutender muss diese sein, wenn, wie in dem wäh- rend des Festessens am 20. August auf den Jubilar ausgebrachten Toaste gesagt wurde, mit geringen Mitteln Grosses geleistet wird. Mit wie viel Material Inspektor Bau mann im botanischen Garten zu Jena begann, liaben wir eben mitgetheilt. Die kärgliche Summe reichte kaum aus, um nur die nöthigen Arbeitskräfte zu bezahlen. Selbst mit den Zuschüssen, welche ausserdem bis- weilen für Gewächshäuser zur Verfügung gestellt wurden, möchte wohl kaum das geleistet worden sein, was geleistet ist, wenn nicht Bau mann seine ganze Energie zur Hebung des ihm anvertrauten Institutes eingesetzt hätte. Durch Anzucht von aller- hand seltenen Pflanzen, die er sich zum grossen Theil auf irgend eine Weise erworben, suchte er vor Allem seine Sammlung von Jahr zu Jahr zu vergrössern. Günstig war es für ihn anfangs, dass, als im Jahre 1825 eine Gärtnerwohnung gebaut wurde, Goethe kürzere oder längere Zeit während des Sommers ein Absteige - Quartier nahm. Man wollte ihm auch später von Seiten der ihm vorge- setzten Behörde wohl und erkannte die Wirksam- keit Bau mann 's vollständig an, war aber leider nicht im Staude, ihm grössere Summen zur Verfü- gung zu stellen. (ScWuss folgt.) Revue liortieole. Jahrgang 18G8, 2. Hälfte; Jahrgang 1869, I.Hälfte. (Schluss.) Canna Jean Vandael (zu pag. 171) ist ein Sprössling der blaugrünblättrigen Canna nepalensis, welche sich nebst der C. glauca durch grosse gelbe Blüthen auszeichnet und durch den Blumenfreund Jean Sisley in Montplaisir bei Lyon, der sich nächst Anuee in Paris mit Erfolg mit der Anzucht neuer Formen und Blendlinge von Canna beschäf- tigt hat, gezüchtet wurde. Die Blumen besitzen eine prächtige blutrothe Farbe und stehen sehr ge- drängt, was dem Blendlinge noch besonderen Reiz verleiht. Wir bemerken schliesslich, dass diese Pflanze gleich den übrigen von Sisley gezogenen Formen niedrig bleibt. Coehliostema odoratissiraum Lem. (zu p. 170) haben wir zuerst vor 11 Jahren imBorsig'- sehen Garten bei Berlin beobachtet, hielten aber mit der Bekanntmachung der als neu alsbald be- kannten Pflanze zuiück, bis wir weiteres Material für ihre Stellung in der Familie der Commelynaceen hatten. Unterdessen blühte die Pflanze auch in Gent und Lemaire gab ihr eiligst obigen Namen. Dass die Pflanze durch den bekannten Berliner Rei- senden V. Warszewicz entdeckt wurde, haben wir bereits im 2. Jahrgange der Wochenschrift (S. 329) berichtet. Seitdem blüht Coehliostema odoratissimum fast alljährlich im Borsig 'scheu Garten. Sie gehört zu den schönern Warmhauspflauzen und ist in allen ihren Theilen kleiner, als das während der Pariser Ausstellung im Jahre 1867 viel Aufsehen machende und von uns zuerst beschriebene C. Jacob ianum (s. 10. Jahrg. S. 321). Authurium Miquelauum C. Koch (zu pag. 295 178) wurde bereits im Jahre 1857 von uns in der Berliner allgemeinen Gartenzeitung (S. 189) beschrie- ben. Seitdem wurde diese Aroidee im Nordosten Deutschlands vielfach als Blattpflanze, auch im Zim- mer, w'o sie sich gleich den übrigen Arten dieses Geschlechtes sehr gut hält, kultivirt. Jetzt wird die Art, wo das Interesse an derlei Pflanzen abgenom- men hat, seltner, so sehr sie auch Beachtung ver- dient. A. Miquelanum macht einen nicht hohen Stamm und hat gestielte, dick-lederartigc Blätter von . oft 2 Fuss Länge und in der Mitte 8 bis 9 Zoll Breite. Der Blüthenstand ist ohne Bedeutung. Xanthosoma violaceum Schott (zu pag. 107) möchte wohl nur eine Form des X. sagittaefoliura C. Koch (nee Schott) mit violetten Blattstielen und zum Theil auch mit mehr oder weniger violetten Blattspreiten sein. Es ist dieses eine sehr viel bei uns im Sommer angewendete Blattpflanze, welche gewöhnlich unter dem Kollektiv - jSaraen Caladium mit inbegrift'en wird. Die Pflanze ist zu bekannt, als dass noch eine Beschreibung nothwendig wäre. Billbergia Lcopoldi Hort, (zu pag. 87) ist bei uns ziemlich verbreitet und bekannt, daher wir sie nicht weiter zu beschreiben brauchen. Wegen ihrer Schönheit hat sie in unserem Aufsatze: „Die Bromeliaceen in botanischer und gärtnerisch-ästheti- scher Hinsicht" (9. Jahrg. S. 1G9) bereits Fnipfeh- luug gefunden. Ihr eigentlicher Name ist übrigens B. Rohaui de V'r. Cattleya Dowiana Batem. (zu pag. 31) ist eine der schönsten und grossblüheudsten Orchideen, welche wir schon mehrmals empfohlen haben (siehe 10. Jahrg. S. 270, 11. Jahrg. S. 230). Amarjllis pardina Hook, (zu pag. 110) ha- ben wir auch bei uns auf einer Monats-Ausstellung gesehen und hat ebenfalls eine ausführliche Beschrei- bung erhallen (s. 10. Jahrg. S. 131 u. 203). Amaryllis vittata rubra (zu pag. 235) ist eine der schöneren Formen der beliebten Zwicbel- pflanze, welche die bekannten Amarylliszuchter Boe- lens et fils, Handelsgärtner in Gent, aus Samen erzogen haben. Dass Gräser sich besonders dazu eignen, den Gruppen exotischer Pflanzen im Freien etwas Leich- tes zu geben, aber auch sonst sich vielfach zur De- koration verwenden lassen, ist eine bekannte That- sachc. 5Ian sucht daher vielfach nach derlei Arten, die graziös sind. Eine solche macht jetzt Verlot, Obergärtner der l'öcole de botauique im Jardin des ])lantes, in der Gyni nothrix latifolia Schult., von der er Samen aus Jlontevideo erhalten hatte, be- kannt. Die Pflanze hat grosse Aehnlichkeit hinsicht- lich ihres Wachsthums mit dem bekannten Kiari- nettenrohr, Arundo Donax L., indem es aus einem dauernden Wurzelstoek zahlreiche Stengel bis zu einer Höhe von 8 bis 10 Fuss emportreibt. Die ziemlich breiten Blätter haben schliesslich die Länge von über 1 Fuss und biegen sich später elegant über. Sehr spät kommt leider die dichte Aehre an dem Ende des Stengels hervor, so dass kein Samen mehr geerndtet werden kann. Es ist dieses ein Nachtheil der Pflanze, weil man, insofern der Wur- zelstock im Winter nicht aushalten sollte, gezwun- gen wäre , immer frischen Samen aus dem Vater- lande zu beziehen. Ebenfalls durch Verlot erfahren wir in einer besonderen Abhandlung der Revue horticole (p. 116), dass die auch bei uns l'rüher mehr als jetzt ver- pönte Wasserpest (Elodea canadensis Rchd., Anacharis Alsinastrum Bab.) gegenwärtig in Frankreich eine weitere Verbreitung gefunden hat. Zu den Nachträgen, welche Oudemans, Professor in Amsterdam, in Betreif der richtigen Benennung dieser Pflanze gegeben, können wir auch noch Eini- ges über die Geschichte derselben liefern. Sie ist keineswegs erst im Jahre 1847 in Grossbritannien eingeführt worden, wie in der Revue horticole ge- sagt wird, sondern wurde schon 11 Jahre früher in einem Teiche bei Warringtown in Irland, 1841 auch in Schottland, und zwar in Berwickshire, entdeckt. 1847 hat man sie dagegen zuerst im eigentlichen England aufgefunden. Dass die Wasserpest nicht so schlimm ist, wie man sie gemacht hat, ist von uns mehrfach schon erwähnt, wenn wir auch keineswegs ihre Schatten- seiten verkennen wollen. Sie wächst zunächst nur in ruhigem Wasser und kann sich daselbst in kür- zester Zeit auf eine erschreckende Weise vermehren. In fliessenden Gewässern ist sie dagegen gar nicht gefährlich und wild am wenigsten die Schifffahrt hindern. In dem schönen Alsterbassin in Hamburg, wo es ziemlich ruhig ist,, hatte sie sich leider iu ungeheurer Menge eingefunden und gab dem sonst hellen Wasser ein unschönes Ansehen. Seitdem man aber in der neuesten Zeit, wie uns berichtet wird, Bewegung in das Alsterbassin gebracht hat, scheint die Wasserpest allmählig wieder zu verschwinden, wenigstens nicht mehr so störend zu sein, wie früher. Wir gehen nun zu den Dikotylen über, welche iu der ersten Hälfte des Jahrganges 1869 der Re- vue horticole empfohlen und abgebildet sind luid beginnen wiederum mit den Warmhauspflanzen. Zu den schönsten, wenn auch ältesten Schlauch- pflanzen gehört Ncpenthes Rafflesiana W. .lack; nur N. Hookeri und sanguinca können nach Rafarin, dem wir eine kleine Abhandlung über die Schlauchpflanzcn verdanken (p. 129), mit ihr einen Vergleich aushalten. Wir haben neuerdings mehrfach die Sclilauchpflanzen empfohlen (zuletzt h 296 Seite 174), möcbten aber noch darauf aufmerksam machen , dass N. Rafflesiana im Fleuriste zu Paris vielfach als Ampelpflanze benutzt wird. Auch über die neueren Nägelien haben wir unlängst mehrfach gesprochen (zuletzt S. 255), so dass wir hier nichts weiter hinzufügen können, als dass von Seiten der Eevue horticole (pag. 154) die breunendrothe Form am meisten empfohlen wird, welche den Namen Sceptre corail führt. Fittonia gigantea Lind, sahen wir vor zwei Jahren im Jardin reservt' zu Paris (10. Jahrg. der Wochenschr. S. 366) und haben sie besprochen und empfohlen. Ceropegia stapelif ormis Haw. (zu pag. 25) gehört zu den interessantesten, wenn auch keines- wegs schönen Pflanzen, deren die Familie der As- klepiadeen, zu denen sie gehört, mehre besitzt. Sie hat das Ansehen einer Vanda teres oder Eliipsalis- Art und demnach runde Stengel und Aeste ohne Blatter, indem diese durch in einem Quirl zu drei stehende «und schuppenförmige Organe vertreten werden. Aus deren Winkel kommt ein kurzer, stets mehr oder weniger gebogener Stiel mit 2 und 3 sonderbar gestellten Blütheu von grünlicher Farbe, '..zum Theil aber purpurrothgefleckt. Die Blunien- krone besteht aus einer engen, oben und unten sich erweiternden Röhre und aus 5 aufrechtstehendeu Absclinitten. Vaterland der sonderbaren Pflanze ist Südafrika. Eine andere barocke Pflanze ist Mesembryan- themum octophyllum Haw. (zu pag. 35) und wächst ebenfalls in Südafrika. 6 oder 8 dickflei- schige, unten konvexe, oben konkave Blätter stehen kreuzweise an einem verkürzten Stengel übereinan- der und an der Spitze kommt eine einzige, fast sitzende Blüthe von ungefähr 14 Linien im Durch- messer hervor. Salvia involucrata Cav. wurde früher, wo die halbstrauchigeu Salbei -Arten aus Mexiko und den benachbarten Ländern und mit prachtvollen rothen oder blauen Blüthen versehen, vielfach wäh- rend der besseren Jahreszeit im Nordosten Deutsch- lands, besonders in Berlin, gezogen wurden, häufig benutzt, scheint aber jetzt leider ganz verschwunden zu sein. Sie ist im vorigen Jahre von Neuem durch den Handelsgärtner Deschamps aus Boulogue bei Paris eingeführt worden. Für das gegen uns gün- stiger gelegene Paris möchte sie, um Squares und öffentliche Anlagen damit zu bepflanzen, ein grosser Gewinn sein; man mUsste sich nur zeitig im Jahre Stecklingspflanzen heranziehen, weil die Pflanze erst ziemlich spät ihre schönen Blüthenähren von rother Farbe entwickelt. Sie treibt aufrechte Aeste und erreichte früher im botanischen Garten zu Berlin nicht selten die Höhe von 4 bis 6 Fuss, wurde also noch einmal so hoch, als sie von Deschamps an- gegeben wird. Die herzförmigen, aber etwas in die Länge gezogenen Blätter sind unbehaart und haben ein ziemlich dunkles Grün. Adenocalymna nitidum Mart. (zu pag. 195) ist eine brasilianische Liane aus der Familie der Bignoniaceen , welche zahlreiche Aeste treibt und mit ursprünglich gedreiten Blättern besetzt ist. Sehr oft wandelt sich aber das mittelste Blättchen in eine Ranke um. Diese Blätter haben sonst eine dunkel- grüne Farbe. lu ihrem Winkel kommt eine kurz- gestielte und dichtgedrängte Traube mit 6 bis 12 schönen, ziemlich grossen und gelben Blüthen her- vor, deren 8 Linien lange Röhre sich oben etwas erweitert, während die breiten und kurzen Abschnitte wagerecht abstehen. Seitdem man durch Opuntia Rafinesqueana aufmerksam wurde, dass die Opuntien, namentlich die, welche in den Vereinigten Staaten Nordamerika's wild wachsen, keineswegs gegen unsere Winter so empfindlich sind, als man bisher glaubte, hat auch Verlot Versuche mit andern Arten im Jardin des plantes zu Paris gemacht. Als dieser erfuhr, dass Opuntia vulgaris in Malesherbes den Winter über- dauert hatte, pflanzte er ebenfalls Exemplare dieser Art in der Abtheiluug der Ecole de botanique in eine Felsenparthie, wo sie bereits auch mehre Winter unversehrt ausgehalten haben (pag. 151 der Revue horticole). Auf gleiche Weise haben in Dijon mehre Pflanzen im (für die dortige Gegend) strengen Winter 1811 eine Kälte von 15 Grad C. (12 Grad Reaum.) ausgehalten. Möchte man doch auch bei uns dergleichen Versuche anstellen! Clematis ae thusaefolia Turcz. (zu pag. 10) gehört nach der gegebenen Abbildung keineswegs in die Abtheiluug Flammula, wohin man sie stellt, sondern ähnelt den Atragenen in jeglicher Hinsicht, nur dass sie sich höher erhebt und bis zu 6 Fuss steigen kann. Sie ist mehr Staude als Halbstrauch und friert im Winter fast bis zur Basis ab. Die Blätter sind ähnlich denen unserer Hundpetersilie (Aethusa Cjnapium L.), aber die schwachen Blatt- stiele sind hin und her gebogen und ranken. Die auf langen Stielen an deren Spitze überhängenden Blüthen haben eine röhrig -glockenförmige Gestalt und eine weisslich-gelbe Farbe. Sie erscheinen im August oder September. Coreopsis aristosa Mchx haben wir erst un- längst besprochen (S. 25G). Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Ziimner-Stiflsse No.9l. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhclms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines znr Befördernng des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für fvärtiierei iiitd PflaEBs^enkuiide* Redakteur : P*x"ofessor Dx". Karl Koch., Geueral-Sekretair des Vereines. No. 38. Berlin, den 25. September 1869. Preis des Jahrganges 5^ Tlilr., sowolil bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Jena. Sein botanischer Garten und seine Verschönerungen. (Schluss.) — Allerlei ans der Gärtnerei und Pflanzen- kunde. VII. — Die Obstbaumschule. Von H. Goethe. Dienstag, den 28. September, Nachmittags 4 Uhr, findet im botanischen Garten zu Schöneberg eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. .) e II a. Sein botanischer Garten und seine Verschönerungen. (Schhisä). Als Bau mann einmal mit schlagenden Gründen die Nothwendigkeit eines Warmhauses hervorhob, wurden ihm ausnahmsweise 1,500 Tlilr, jedoch mit der Bedingung, dass er in keinem Falle diese Sunjrae auch nur im Geringsten überschreiten dürfe, bewil- ligt. Bauraann baute mit solcher Sparsamkeit und Umsicht, dass er niclit einmal die vollen 1,500 Tlilr gebraucht hatte. Ausserdem war das Haus in kur- zer Zeit mit zum Theil interessanten, zum Theil neuen Pflanzen gefüllt. Als die Gehölzzuclit mit den allseitig zum Be- wusstsein sich drängenden Bestrebungen, die näch- sten Umgebungen zu verschönern, eine grössere Bedeutung erhielt, wandte Bau mann auch dieser seine Aufmerksamkeit zu. Schon früher war von Seiten der Kcgierung ein neben dem botanischen Institute liegender Garten, welcher dem berühmten Philiilogen Eichstedt gehört hatte, angekauft. Sein bewegter Boden bot ein zur Anpilanzung von aller- hand Gehölzen taugliches Terrain dar und wurde Bau mann zu diesem Zwecke übergeben. Der botanische (i arten zu Jena enthält jetzt ungefähr 5,500 Pflanzenarten und entspricht vollstän- dig seinem Zwecke. Er liefert niclit alkin das nö- thige ölaterial zu den Vorlesungen, sondern bietet I auch Jedem Gelegenlieit dar, überhaupt botanische Kenntnisse sich zu versehatlen oder diese zu erwei- tern. Da seine Lage eine solche ist, dass sie eine wunderschöne Aussicht über das ganze Saalthal dar- bietet uud man von ihm aus auf den den Hinter- grund abschliessenden Bergen 3 in ihrem äusseren Erscheinen ungleiche Burgruinen sieht, so wird er auch ausserdem sehr viel von Eiulieimisclieu und Fremden besucht. Es versäume Niemand, den seiue Schritte einmal nach Jeup. führen, den botanischen Garten daselbst zu besuchen , zumal er ausserdem ein sauber gehaltenes und vorzügliches Institut mit manchen interessanten Pflanzen findet. Wenn die Universität in botanisch-wissenschaft- licher Hinsicht ihre Aufgabe erfüllt, so ist aber auch die Stadt Jena in den heutigen Bestrebungen nach Verschönerungen nicht zurückgeblieben. Man könnte vielleicht sagen: wozu braucht eine Umgegend, wie die von Jena ist, noch der Kunst des Slenschen, der doch nie und nimmer die Natur, wenn sie ein- mal Reize spendet, erreichen kann? Und doch ver- mag der sinnige und ticftuhlcnde IMensch hier grade viel zu tliun. Die Natur spendet oft Schönheiten in reichlicher Fülle, verhüllt oder verdeckt sie aber mehr oder weniger: dem Jlenschcn liegt es dann ob, diese, um uns kurz auszusprechen, zugänglich zu machen und sie am vortheilhaftesten erscheinen zu lassen. Die Kunst des Landschaftsgärtners besteht ferner hauptsächlich darin, die mchriach geboteneu 33 298 Schönheiten zu einem grossen Bilde zu vereinigen, und zwar in der Weise, dass das Einzelne nicht zu Grunde geht. Und wo der Gärtner scheinbar Neues schaö't, bildet er nur die Natur nach und entlehnt ihr die Reize. Der tiefe Wallgraben rings um die Altstadt von Jena hatte zwar schon längst nicht mehr seinem ur- sprüngliehen Zwecke gedient, sondern bot mit sei- nem stillen, später morastigem Wasser einen unan- genehmen Anblick dar, abgesehen davon, dass seine Ausdünstungen, besonders des Abends, keineswegs auf den Gesundheitszustand der Einwohner Jenii's vortheilhaft einwirkten. Bau mann machte mehr- mals auf den letzteren Umstand aufmerksam, aber erst im Anfange der vierziger Jahre wurden ihm die Mittel bewilligt, um den Theil des Festungs- grabens zwischen dem botanischen Garten und der inneren Stadt, also auf der Nordseite, zu einer An- lage umzuwandeln. Der Graben wurde langsam ausgeftillt und die alte Festungsmauer abgetragen. Nur den im Nord- westen stehenden runden Thurm, den sogen. Pul- verthurm, erhielt man auf den Vorschlag Baumann's wegen seiner schönen Form, aber auch wegen seiner vortheilhaften Lage. Eine bequeme Treppe führt jetzt hinauf und bietet oben eine der scliönsten Aus- sichten dar. Wir bemerken für Diejenigen, welche Jena einmal besuchen sollten, dass die Thür zu dem Thurme verschlossen ist, der Schlüssel aber dazu in der gegenüberliegenden Wohnung des Inspektors Baumann zu jeder Zeit erhalten werden kann. Das jetzt zu Anlagen verwendete Terrain fällt von Westen nach Osten , wo ein Arm der Saale (die sogenannte Lache) eine Grenze setzt, ab, und mag wohl ein Areal von 7 bis 8 Morgen umfassen. An der Mauer des botanischen Gartens (der einen Grenze auf der laugen Seite) nach oben sieht man hier und da Gruppen von Blumen, während ein ziemlieh breiter Fahrweg, der auf jener Seite von einer Allee schöner und grosser Linden eingefasst ■wird, in grader Richtung von oben (Westen) nach unten (Osten) läuft. Ihm parallel zieht sich auf der anderen Seite der Linden ein breiter Spaziergang dahin. Von diesem aus gehen Pfade nach dem In- nern der Stadt, und zwischen ihnen sind schöne Boskets, weniger mit Blumenparthien besetzte Rasen- flächen, welche selbst während der heissen Jahres- zeit im Juli und August eine schöne grüne Fläche zeigen. Am unteren Ende des botanischen Gartens beginnt eine Häuserreihe, in der auch das anfangs erwähnte Wirthshaus zum Schwarzen Bären, indem Luther an einem verhängnissvollen Herbsttage über- nachtete, sich befindet. Drei einfache Denkmäler, welche man drei gros- sen Männern der neueren Zeit gesetzt hat, sind in diesen Anlagen der Nordseite aufgestellt. Unterhalb des Pulverthurmes erhebt sich auf einem kleineu Hügel ein mächtiger Fels, den man in der Nähe Jena's gefunden und der zu den sogenannten Find- lingen der norddeutschen Ebene gehört. Er trägt als Inschrift den Namen D öbereiner, des bekann- ten Chemikers, der -sich um das Platin grosse Ver- dienste erworben hat. Weiter nach unten steht die Büste des Philosophen Fries, von dem Schieiden mehr Botanik gelernt zu haben behauptet, als von seinen eigentlichen botanischen Lehrern. Endlieh hat man auch Schulze, dem bekannten Professor der Landwirthschaft, zum Andenken an seine Wirk- samkeit in Jena, am untern Theile, wo nach innen zu das Schloss mit verschiedenen Sammlungen sich befindet, eine Büste aufgestellt. Seit wenigen Jahren ist auch im Südwesten der früher zum Theil zu Baumschulen verwendete Festungsgraben völlig zugeschüttet worden und zu einem breiten Spaziergange, der sich an beiden Enden weiter fortsetzt und, schliesslich sich rings um die Stadt ziehend , mit den zuerst erwähnten Anlagen auf der Nordseitc in Verbindung steht, umgewandelt. Aber auch ausserdem hat sich Manches innerhalb der Stadt durch Anpflanzungen, besonders von AlMen, freundlicher gestaltet. Die bis jetzt erwälmten Anlagen befinden sieh, wie bereits ausgesprochen, zwar rings um die Alt- stadt und werden von den Vorstädten umgeben; sie stellen aber auf der West- und Ostseite nur einen mit Bäumen bepflanzten Spaziergang dar. Aussei-- halb der Stadt, sich aber dieser anschliessend, sind indess noch 2 Anlagen vorhanden, von denen die eine zwar dem Grossherzoge von Weimar gehört, aber besucht werden kann, während die andere einen städtischen Spaziergang darstellt. Der Prinzessinnen- garten gehörte früher dem bekannten Jena'scheu Theologen Griesbaeh, der bekanntlieh während dessen Aufenthalt mit Schiller in näherer Verbin- dung stand, und wurde im Jahre 1818 vom Gross- herzoge Karl August den Erben abgekauft. Er erhielt den jetzigen Namen, weil die beiden Prin- zessinnen Marie und Augusta (jetzt Prinzessin Karl von Preussen und Königin Augusta von Preussen) einen Theil ihrer Jugend während der heissen Som- merzeit daselbst zubrachten. Auch die unglückliche Herzogin von Orleans verlebte hier ein Jahr ihrer Jugend. Dieser Garten hat ein Areal von gegen zwölf Morgen und liegt auf einem Vorsprunge hinter dem botanischen Garten, von dem er nur durch eine Schlucht getrennt ist. Von diesem Garten aus er- freut man sich einer seltenen Aussicht auf das hier besonders schöne Saalthal. Prächtige Rasenflächen wechseln mit grösserem und dichterem Gebüsch ab 299 aus Jem einzelue majestätische Bäume lieiausragen. Seine jetzige Einrichtung verdankt er ebenfalls dem Inspektor Baumann, dem er auch anvertraut ist. Auf der entgegengesetzten Südseite, doch mehr Bach dem östlichen Ende zu, befindet sich dagegen die erwähnte städtische Anlage, welche wegen ihrer reizenden Lage den Namen Paradies führt. Ein- facher kann man sich kaum einen Spaziergang den- ken: zwei von Linden eingcfasste Pfade und zum Tliell mit sogenannten Schlag- oder Kopfweiden umsäumte Wiesen, im Rücken Gärten der Stadt und davor das hier ziemlich breite Wasser der Saale, in dem sich der gegenüberliegende Ilausberg abspiegelt. Auf diesen beiden Pfaden gingen der- einst und gehen nocii jetzt hochbegabte Männer, deren die Universität Jena nicht wenige aufzuweisen hat, um ihren Geist zu neuen Forschungen zu er- starken. In der Tliat möchte kaum ein anderer Spazier- gang dazu so geeignet sein, wie das Paradies in Jena. Wenn man des Abends bei ]\Ioudenschein hier lustwandelt, den Trabanten unserer Erde sich in den zitternden Fluthen des reinen Wassers ab- spiegeln sielit, und da drüben die Berge mit den freundlichsten Konturen sich erheben, bald von der blassen Mondscheibe beleuchtet, bald aber auch tiefe Schlagschatten werfend, so wird gewiss jedes füh- lende Herz tlei' ergriffen sein. Das Ganze macht einen Eindruck, der sich nicht so leicht wieder ver- wischt. Auf diesem reizenden Spaziergange würde die Kunst nur Fehlgriffe thun. Blumenbeete, wie man sie sonst so sehr liebt, möchten hier einem Schlage in's Gesicht gleichen. Die Natur ist in dem Para- diese von Jena in ihrer grössten Einfachheit und demnach hehr und imponirend. Es genügte hier, dass der Mensch zwei Pfade machte, diese mit statt- lichen Linden einfasste, und ausserdem die Kräuter der Wiese ihrem Wachsthume überliess. Vom Paradiese nach Südwest sich wendend, überschreitet man einen breiten, ebenfalls mit Lin- den eingefassten Fahrweg, die Chaussee nach Ru- dolstadt, an der, etwas weiter oben, ein beliebter Vergiiügungsort der Jenaer, die Raseninühie, liegt. lieber dieser hat mau ebenfalls die Höhen mit We- gen versehen und etwas Gebüsch angepflanzt. Die Fernsiehten sind hier anderer Art, als im botani- schen und Prinzessinnengarten, denn das erweiterte Saalthal nach Süden öffnet sieh. Man sieht in der Ferne die romantische Burg von Lobeda, während das jetzt zu einem Staatsgefängniss umgewandelte Schloss den Hintergrund schliesst. Damit der gei- stige Genuss unterstützt werde, hat man hier auch eine Brauerei angelegt. Geht man gleich anfangs über die Chaussee und längs eines hier in die Saale mündenden Baches auf dessen linker Seite, so erheben sich bald die Ufer etwas, aber ziemlich steil, und man sieht noch auf einem Vorsprunge eine sehr einfache Laube, in der zu Ende des vorigen Jahrhundertes einer un- serer grössten Geister gern verweilte und manchen bald grossen, bald schönen Gedanken fasste, der dann rasch über alle Länder sich verbreitete, welche sich einer, wenn auch nur geringen Kultur rühmen konnten. Diese Ijaube lag am Ende des Gartens, der zur späteren Wohnung Schill er 's gehörte, als dieser Professor der Geschichte zu Jena war. Weil wir einmal eines grossen deutschen Man- nes gedenken, sei es uns ferner erlaubt, auch eines Spazierganges zu erwähnen, wo ein zweiter grosser Manu Deutschlands oft des Abends zu lustwandeln gewohnt war und inmitten reizender Fernsichten seinem Geiste neue Nahrung gab. Alte Bürger Jena's erzählten uns manches Interessante aus dem Leben des grossen Philosophen Fichte, als er noch in Jena in grosner Einfachheit lebte. Dieser eben näher bezeichnete Pfad zieht sich im Nordwesten der Stadt, zum Theil dicht hinter dem botanischen und Prinzessinnen - Garten, auf dem östlichen Ab- hänge des Landgrafenberges nach Norden, und führt seitdem den Namen Philosophengang. Bis vor Kurzem hatte Niemand daran gedacht, diesen in hohem Grade belohnenden Weg etwas gangbarer zu machen, denn dichtes Kalkgeröll machte das Gehen mehr oder weniger schwierig; es war fast vergessen, dass in früherer Zeit grosse Männer Jena's, wenn sie in den Studierzimmern ihren Geist zu sehr angestrengt hatten, diesen auf demselben Philosopheugange wieder zu stärken suchten. Da fand man an einer Stelle die Aussieht besonders lohnend, und ein schlichter Bürger Jena's erbaute daselbst eine Restauration. Seitdem sieht man die Familien der Professoren und Beamten, weniger der Bürger, auf dem klassischen Philosophengange des Abends bei schönem Wetter wandeln. Schliesslich sei es uns noch erlaubt, darauf auf- merksam zu machen, dass von Jena aus der Anbau von Beerensträuchern zuerst wiederum in grösserem Massstabe betrieben wurde und von hier aus sich von Neuem mehr verbreitet hat. Das Verdienst ge- bührt Heinrich Maurer, Kunst- und Handelsgärt- ner in Jena. Ein geborner Berliner, siedelte er sich, nachdem er hauptsächlich in Wien und Berlin in seinem Berufe sich weiter ausgebildet hatte, in Jena im Jahre 1841 an und übernahm die Gärt- nerei der Gebrüder H a r r a s. Er widmete sich gleich anfangs der Anzucht von Obstgehölzen und machte zufällig die Bekanntschaft eines Privatmannes in Arnstadt, Pause mit Namen, der sich aus Lieb- haberei mit der Anzucht und Naturgeschichte der 3S* 300 Stachelbeeren beschäftigte. Die Folge davon war zunächst die Herausgabe von dessen System dieser beliebten Beerenfrüchte von Seiten Maurer 's, so dass dieser selbst anfing, mit grösserer Vorliebe sich der Kultur der Stachelbeersträucher zu widmen. Es datirt sich dieses vom Jahre 1845. Die Verdienste Maurer's um die Hebung der Zucht dieser Fruchtsträucher sind zu bekannt, als dass wir ausführlicher auf diese einzugehen brauchen. Die Weimar'sche Regierung würdigte sie dadurch, dass sie Maurer zum Grossherzoglichen Hofgärtner ernannte. Am meisten trug Maurer in der neuesten Zeit durch die Bearbeitung des Becrenobstes als integrirendenBestandtheils des illustrirten Handbuches der Obstkunde für die Verbreitung des Becrenobstes bei, weil damit ein Leitfaden, der bis dahin völlig fehlte, gegeben wurde. Vor wenigen Jahren erschien endlich von Maurer eine deutsche Bearbeitung des nordamerikanischen Werkes von Füller über Kultur der Fruchtsträucher, welches wir bereits ausführlich in der Wochenschrift besprochen haben. Allerlei aus der Gärtueici luid Pflaiizcukimdc. VII. Professor Martins in Montpellier hat in der Revue horticole (p. 154) über das W^achsthum ein- zelner Bäume in verschiedenen Lebeusstadien sehr interessante Notizen gegeben, welche auch im wei- teren Kreise Interesse in Anspruch nehmen dürften. Da gewiss klimatische und Boden -Verhältnisse einen grossen Einfluss auf die Entwickelung der Bäume ausüben und die verschiedeneu Arten ferner in der Rascliheit ihres Wachsthumes nicht gleich sind, so möchte es wünschenswert!! sein, wenn in verschie- denen Ländern mit denselben Bäumen ebenfalls ver- gleichende Untersuchungen angestellt würden. In Montpellier befindet sich bekanntlich einer der ältesten, wenn nicht der älteste Gingkobaum (Gingko biloba). Der bekannte Botaniker Brous- sonet sandte das Exemplar bereits im Jahre 1788 aus London an den Professor Gouan in Montpel- lier, der es in seinen Garten, wo es sich noch be- findet, pflanzte. 8 Jahre später wurde ein Steck- ling gemacht und in den Jardin des plantes am Kanal gesetzt. Im Jahre 1835, also nach 40 Jah- ren, besass dieser, zum Baum herangewachsen, nach Delile bereits eine Höhe von 17,55 Meter; er hatte demnach jährlich im Durchschnitt um 423 Millimeter an Höhe zugenommen. Wiederum 18 Jahre später (also im Jahre 1853) nahm ]\Iartins eine Messung vor und fand, dass er um 3,17 Meter an Höhe zugenommen hatte, also 20,72 Meter hoch war. Die jährliche Vcrgrüsservmg betrug jetzt nur noch 173 Millimeter. Gegenwärtig ist er 22,13 Meter hoch und demnach nur um 1,58 Meter gewachsen. Die jährliche Vergrösserung ist also in den letzten 16 Jahren im Durchschnitt sogar nur 94 Millimeter r=: 4-i Mal geringer, als in der ersten Zeit. Was den Umfang des Stammes anbelangt, so betrug dieser im Jahre 1835 nur 1,86, 1853 hin- gegen 2,11 und 1869 endlich 2,37 Meter. Eine Cypresse, deren Alter unbekannt ist, be- sass im Jahre 1853 im botanischen Garten zu Mont- pellier eine Höhe von 20,20 Meter bei einem Stamm- Umfang oberhalb der Basis von 1,84 Meter; letzterer betrug dagegen in diesem Jahre 2,ii Meter, während der Baum nur um 1,58 Meter an Höhe zugenom- men hatte. Eine 6jährige Himalaya-Cypresse (Cyprcssus to- rulosa) war 1853 schon 7,1 1 Meter hoch und nahm bis zum vorigen Jahre noch um 4,31 Meter zu, so dass die jährliche Zunahme 288 Millimeter betrug, ein Umstand, der sich nur aus der Jugend des Baumes erklären lässt. Eine Pinie, welche der ältere Deeandolle 1812 im Garten zu Montpellier gepflanzt hatte, war 1853 schon 13,40 Meter hoch, nahm aber nach 15 Jahren nur nocli um 1 Meter zu. Im botanischen Garten befindet sich ferner auch ein schönes Exemplar des Celtis australis, das ein hohes Alter zu haben scheint. Im Jahre 1853 besass es eine Höhe von 20,io Meter; seitdem hat es uur um 1,21 Meter zugenommen. Der Umfang des Stammes hat sich demnach in dieser Zeit nur um 32 Centimeter vcrgrössert. Im Jahre 1812 wurde im Garten der Forst- schule zu Montpellier eine Plauera crenata auf eine Ulme veredelt und hatte im Jahre 1853 eine Höhe von 18,71 Meter erreicht, so dass sie jährlich um 456 Millimeter zugenommen hatte. Seitdem ist sie uur um 3, Gl) Meter hoher geworden, hat also eine jährliche Vergrösserung von 246 Millimeter er- halten. Der Umfang des Stammes hat sich 3 Fuss vom Boden fast um einen halben Meter vergrössert. Eine Juglans regia des botanischen Gartens in Montpellier war endlich 1853 bereits 21,G2 Me- ter hoch, hat aber seitdem nur um 1,47 Meter zu- genommen, während der Stamm im Umfange um 32 Centimeter vergrössert wurde. Der Bergahorn (Acer Pseudoplatanus) gehört ohne Zweifel zu den schönsten einheimischen Bäu- men, welche wir besitzen, und wird keineswegs in der Weise angewendet, wie er es verdient. Beson- ders ältere Bäume haben ein schönes Ansehen, weil die Krone dann nicht mehr so dicht geschlossen ist. 301 wie iu der Jugend. Die graugelblichen Aeste, in der Regel mehr oder weniger hin und hergebogen und selbst im Zickzack wachsend, geben dem Baume in diesem Falle das Ansehen einer Eiche oder Pla- tane. Wegen der Aehnlichkeit der Blätter mit de- nen des zuletzt genannten Baumes wird die Unter- scheidung von diesem noch schwieriger. Es kommt noch dazu , dass auch die Rinde ziemlich dieselbe Farbe besitzt, wie die der Platane, und ebenfalls in flachen, dünnen und ziemlich breiten Stücken abge- worfen wird. Sehr reich an schönen Exemplaren des Berg- ahorns ist die Umgegend vom Tegernsee im An- fange der bayerischen Alpen, südlich von München; sie tragen zur Mannigfaltigkeit und Schönheit der dortigen Mischwälder nicht wenig bei. Stämme von 4 und 5 Fuss Durchmesser gehören keineswegs zu den Seltenheiten. Auf einem von P'remden vielfach besuchten Bergplateau, das den Namen „Bauer-in- der-Au" führt, sahen wir 2 zusammengewachsene Bäume dieses Ahorns, deren gemeinschaftlicher, un- gefähr 3 Fuss hoher Stamm einen Durchmesser von fast 8 Fuss besitzt, während oberhalb der Trennung jeder einzelne Stamm noch fast und über -4 Fuss Durchmesser hat. Sehr hoch scheint der Bergahorn übrigens nicht zu werden, denn nach unsern Schät- zungen hatten selbst die stärksten Bäume kaum eine Höhe von 60 bis HO Fuss. Das schönste und grösste Exemplar eines Ma- haleb - Kirschbaumes oder eines St. Lucienholzes (Prunus Mahaleb) befindet sich wohl in dem Park zu Weimar, und zwar dicht am sogenannten Römi- schen Hause. Schon in der Zeit unserer ersten Jugend, also vor fast einem halben Jahrhunderte, machte der stattliche Baum auf das jugendliche Ge- müth einen grossen Eindruck. Leider drückt ihn jetzt doch das Alter und seine starken, wagerecht abgehenden Aeste müssen schon seit längerer Zeit gestützt werden, um nicht der Last ihrer eigenen Schwere zu unterliegen. Es wäre sehr zu wünschen, bevor der Baum noch älter wird und einen Ast nach dem anderen verliert, dass man ihn photographisch aufnähme, um wenigstens seine Gestalt der spätem Zeit zu erhalten. Der leider jetzt etwas morsche Stamm von fast 9 Fuss Höhe hat einen Umfang von fast 7 Fuss und ist nicht ganz grade. An seinem oberen Ende gehen in kurzen Zwischenräumen 4 Hauptäste von nicht unbedeutender Länge in ziemlich wagerecliter Richtung ab und besitzen, trotzdem die Lokalität ihrem Längenwachsthume Hindernisse in den Weg gelegt hat, eine Länge von 27 bis 30 Fuss. IVir ergreifen bei der Erwähnung dieses grossen Mahaleb - Kirschbaumes im Weimar'schen Park die Gelegenheit, um auf diesen letztern selbst aufmcrk- I sam zu machen, da er in mancherlei Hinsicht Inter- esse verdient und vor Allem ein klassischer Ort ist, wie wir in ganz Deutschland kaum noch einen fin- den. Vielleicht geben wir einmal später und im Besitze der nöthigen Materialien eine eingehendere Beschreibung von ihm, wobei wir dann der wich- tigsten geschichtlichen Momente gedenken würden. Hier und in dem nahen Parke von Tiefurt vereinigte schon Anna Am alle, die geistreiche Mutter Karl August's, eine Anzahl von geistig begabten Män- nern und Frauen um sich und gab ihrem Sohne damit in früher Jugend schon Gelegenheit, seine bedeutenden Geistesgaben einer zeitigen Entwicke- lung entgegenzut'iihren. Schiller und Goethe, Herder und Wieland haben oft hier geweilt und erhielten inmitten einer schönen Vegetation häufig die Stärkung, welche ihr rastlos thätiger Geist be- durfte. Der Park von Weimar hat aber auch gärtne- risches Interesse. Schon seine Lage an der Um mit deren zum Theil romantischen Ufern, noch mehr aber die schönen Bäume und die ausserdem üppig emporschiessende Vegetation sind wohl im Staude, die Aufmerksamkeit des Gartenkünstlers sowohl, als die des Laien in Anspruch zu nehmen. Karl August selbst war es, der dem Parke mit Hülfe seines Gärtners, einem Neffen des Münchener Sckell, seine jetzige Gestaltung gab. Wenn auch im Allgemeinen die Grundzüge der SckeH'schen Ideen, vor Allem die geschlossenen Waldanpflanzungcn mit den grossartigen Konturen, dem Parke zu Grunde liegen, so hat er doch auch manches Eigenthümliche, was hauptsächlich durch das günstige Terrain bedingt wird. In den vierziger Jahren hat Fürst Pückler - Muskau das dichte Gebüsch vielfach gelichtet, vor Allem aber Aussichts- punkte von seltener Schönheit eröffnet. Die neueste Regenerirung wurde vom jetzigen Grossherzog Karl Alexander dem Park-Inspektor Petzold in Mus- kau, Fürst Pückler 's bestem Schüler, übertragen. Es ist bereits mehrfach von der Opuntia lia- finesqueana, welche ein Gutsbesitzer bei Stutt- gart zuerst mit F^rfolg kultivirte und welche später von Haage und Schmidt in Erfurt als die ein- zige Art aus der Familie der Kakteen empfohlen wurde, welche bei uns aushalten dürfte, gesprochen. Seitdem sind auch im butanischen Garten zu Berlin noch andere Versuche damit angestellt worden, welche wohl die Möglichkeit des Auslialtens ge- nannter Pflanze selbst in weniger günstigen Win- tern ergeben haben, aber doch eine allgemeinere Kultur, von der man schon sprach, nicht anratheu. Immerliin bleibt es ein Gewinn für eine grössere Mannigfaltigkeit in unseren Gärten. Es kommt noch dazu, dass die Formen der Kakteen im Freien bis 302 jetzt völlig unbekanut waren und sie seither durch andere Dickpflanzen, besonders aus der Familie der Crassulaceeu, ersetzt werden mussten. Inwieweit Pflanzen der Opuntia ßafiuesqueana, welche aus bei uns erhaltenem Samen gezogen werden, resisten- ter gegen unsere klimatischen Verhältnisse im Winter sind, uiüisen weitere Versuche lehren. Die neuesten botanischen Forschungen in Nord- amerika haben ergeben, dass in Gegenden genannten Freistaates, welche mit unsern klimatischen Verhält- nissen während der Winterzeit ziemlich übereinstim- men, noch andere Kakteen, besonders Opuntien, wachsen, von denen man mit einiger Sicherheit ver- muthen dürfte, dass sie der deutschen Winterkälte widerstehen. Grade solche Arten sollten unsere Gärtner zu gewinnen suchen und sich deshalb viel- leicht mit Dr. Engelmann aus St. Louis, der sich während dieses Sommers in Deutschland befindet, in Verbindung setzen, um diese direkt aus dem Vater- lande zu bezichen. In Frankreich hat der Inspektor des botanischen Gartens in Dijon, Weber, ebenfalls Versuche an- gestellt und gefunden, dass die Opuntien im Allge- meinen gar nicht so sehr empfindlich gegen Kälte sind, wie man gewöhnlich meint. Sogar die ur- sprünglich südlicheren Regioueu angehörende Opun- tia vulgaris hat während des in einigen Gegenden Frankreichs harten Nachwinters in diesem Jahre eine Kälte von 15 Grad (wahrscheinlich Celsius :^ 12 Grad Reaumur) ausgehalten. Verlot, Chef der botanischen Schule im Jardin des plantes in Paris, schlägt zu Kultur -Versuchen die in Nordamerika nördlicher vorkommenden Opuntia MIssouriensis DC, polyautha Haw. und Pes Corvi Leconte vor. ^Vir haben mehrfach schon ausgesprochen, dass unser Kurnabst (vor Allem Aepfel und Birnen ), zum grossen Theil auch unser Steinobst, wenigstens in Nord- und Mittel-, vielleicht aber auch in Süd- Europa, nicht wild vorkommt und dass die Arten Pirus, zum Theil auch Prunus, welche jetzt auf eine Weise vorkommen, dass man geneigt sein könnte, sie für einheimisch zu halten, nur verwilderte, zum Theil mit der Zeit konstant gewordene Formen be- stimmter in Asien wachsender Arten darstellen. Wir übergehen hier die Gründe, welche uns zu dieser Ansicht bestimmt haben, da sie bereits an anderen Stellen von uns ausführlicher dargelegt wurden und fügen nur noch hinzu, dass Nordamerika wohl in kurzer Zeit auf gleiche Weise, wie wir in Europa, sich rühmen dürfte, das Vaterland unserer Aepfel zu sein, denn die Apfelbäume fangen jenseits des Oceans bereits ebenso zu verwildern an, wie in Europa. Ohne Zweifel werden aber von den unse- rigen verschiedene Formen entstehen, welche dann nicht weniger, als die europäischen Formen, berech- tigt wären, als Arten betrachtet zu werden. Schon sehr frühzeitig wurden Apfelbäume von den Spaniern nach Chili gebracht und daselbst in der besseren Zeit der spanischen Herrschaft kulti- vlrt. Die Bäume fanden ein günstiges Klima und ihnen zusagende Bodenverhältnisse, so dass sie ge- diehen und von selbst sich auch weiter verbreiteten. Der leider zu früh verstorbene Dr. Philippi aus Berlin, Vetter des noch in Chili lebenden Professors gl. N., theilte uns mit, dass der Apfelbaum in meh- rern Thäleru Chilis sich auf eine Weise vermehrt habe, dass er waldartige Ausbreitungen bilde und in einem Zustande vorkomme, dass Jedermann, der nicht bestimmt seine Einführung kenne, ihn für ein einheimisches Gehölz halten werde. In den Bächen und Flüssen würden die Früchte im Herbste nach den Mündungen derselben geführt und zum Theil von den Bewohnern aufgefangen und verzehrt. Zn noch höherem Grade ist dieses in Amerika, besonders in Mexiko und Florida, mit den Orangen- bäumen der Fall. In den besseren Zeiten der spa- nischen Herrschaft wurden diese in den günstig ge- legenen warm-feuchten Gegenden eingeführt und ver- mehrten sich daselbst oft ohne alles Zuthun des Men- schen auf eine solche Weise, dass sie verwilderten und in Florida selbst dichte Wälder bildeten. Es entstanden auch neue Formen, welche zum Theil so grosse Früchte hervorbringen, dass sie die Verwun- derung aller Derer, welche sie gesehen haben, in hohem Grade erregen. Vor einigen Jahren wurden uns dergleichen zugesendet, wie wir sie niemals in Europa beobachtet hatten. Eine eigenthümliche Erscheinung ist, dass die amerikanischen Orangenbäume eine noch grössere Fruchtbarkeit zu besitzen scheinen, als die der Alten Welt. Naudiu berichtet uns in der Revue horti- cole (pag. 191), dass ein Baum mit ojähriger Ver- edelung in Florida bis 1,000 Früchte gibt. Eine gut erhaltene Oiaiigenplantage von 10 Jahren wirft, da jeder Baum im Durchschnitt gegen 2,0()0 Früchte liefert, demnach eine gute Revenue ab. Ein Grund- besitzer in Saint- John, Reed mit Namen, erndtete im Jahre ISoT von 3 Bäumen nicht weniger als 12,000 Orangen; davon lieferte einer sogar allein b,500, die andern beiden dagegen 3,300 und 3,200 Stück. Man darf sich deshalb nicht wundern, dass mau auf einem Areale von 4i^ Hektaren (18 Morgen) über eine Million Orangen erudten kann. Rechnet man das Tausend zu 25 Dollars, um welchen Preis im Jahre 18G7 in Jacksonville die Orangen ver- kauft wurden, so hat man auf einem so kleineu Räume von 18 Morgen eine Einnahme von 25,000 Dollars (zu 1 Thlr 13 Sgr. 2 PtV). Die Kultur der Oransenbäume in Florida hatte 303 im Jahre 1855 ein grosses Unglück betroffen, in- dem im Februar genannten Jahres plötzlich eine solche intensive Kälte eintrat, wie sie noch nie in Florida beobachtet worden war. In Folge dessen erfroren nicht allein fast alle Orangenbäume, die kultivirten sowohl, als die verwilderten, sondern auch eine Menge einheimischer Pflanzen. Das Unglück wurde noch nachhaltiger, als sich plötzlich darauf ein Insekt, die Orangen - Schildlaus, einstellte, das alle Bäume, welche sich einigermassen wieder er- holt hatten, angriff" und zum Theil zu Grunde rich- tete. Erst im Jahre 1858 verschwand die Schildlaus, wenigstens in ihrer Verderben bringenden Jlenge, und die Orangenkultur hob sich von Jahr zu Jahr wieder mehr. Schwieriger wurde sie jedoch dadurch, dass man sich jetzt gezwungen sah, die Wildlinge sich selbst heranzuziehen, während man sie früher aus den Wäldern geholt hatte. In Gardeners' Chronicle finden wir (p. 789*) eine interessante Notiz über das wohl grösste Ex- emplar der Pontischeu Alpenrose (Rhododendron ponticum L.), welches nicht allein in unseren Kul- turen, sondern überhaupt cxistiren mag. Der Strauch hat bei einer Höhe von 14 einen Umfang von 90 (englischen) Fuss*) und dabei doch nur ein Altei- von 18 Jahren. Es muss ein wunderschöner Anblick sein, wenn dieser Strauch im Frühjahre über und über mit Blumen bedeckt ist. Wir erinnern uns noch lebhaft unserer Pieise auf der Südküste des Schwarzen Meeres, wo ein mächtiges Gebirge, das Pontische, aus dem Meere selbst emporzusteigen scheint, und zwar bis zu einer Höhe von 8 bis 10,000 Fuss und selbst noch höher, das Hochland Klein-Armeniens von dem Meere tren- nend. Bisweilen findet man daselbst enge Thäler ganz und gar mit dieser Pontischen Alpenrose aus- gefüllt. Im Frühjahre ragen dann Tausende von lilafarbenen Blüthen aus dem schönen dunkelgrünen Laube hervor. Dazu nun noch die romantischen Umgebungen eines Hochgebirges von seltner Schön- heit! Das obige Exemplar des Ehododendron ponticum befindet sich in dem Garten eines englischen Pflan- zenfreundes, Charles Kayser, in dem Warren- House von Stanmore bei London. Als kleine Pflanze wurde es vor 18 Jahren an eine Ecke, wo 2 Wege zusammentreffen, gepflanzt und half den Saum einer grösseren waldartigen Ausbreitung bilden. Es stand demnach etwas unter dem Drucke höherer holz- artiger Pflanzen. Der Boden, auf dem das Exem- plar sich befindet, ist sandig, ja selbst grobkiesig, enthält aber gute Humuserde. Vor 5 Jahren wollte man den Pleasure Ground vergrössern und schlug deshalb bis zu einer gewissen Entfernung Holz ab. Die Pontische Alpenrose liess man aber stehen, beschnitt sie jedoch mannigfach, um ihr eine gute Form zu geben. Von nun an wendete man ihr grössere Aufmerksamkeit zu, so dass sie schliesslich den Umfang erhielt, der oben angegeben ist. Besonders schöne Rhododendren der genannten Art findet man auch in den Gärten der Borromäi- schen Inseln des Lago-Maggiore. Auf der Isola Madre zumal bilden dieselben förmliche Boskets mit so starken und hohen Stämmen, dass man unter ihnen gehen kann. *) Der rheinische Fuss verhUlt sich zu dem englischen wie 1,000 : 0,9711. Die ObstbaUlüSChuiC. vollständige Anleitung zur Erziehung der Obstbäume in der Baumschule etc. Mit 62 in den Text gedruckten Abbildungen. Von H. Goethe, Garteninspektor in Geisenhcim a. Eh., Re- dakteur der Rheinischen Gartenschrift. 1869, Vorlag von Karl Aue in Stuttgart. Die kleine Schrift ist in Abschnitte und jeder der Abschnitte in Paragraphen abgetheilt. Wir fin- den diese Art der Bearbeitung in mehrern Schriften der Neuzeit, ohne ihr besonders übersichtlichen W^erth zuerkennen zu können. Es erscheint uns zweck- mässiger und leichter verständlich, wenn jeder ein- zelne Gegenstand für sich, ohne Eintheiluug in Pa- ragraphen, abgehandelt wird. Das W^erkchen behandelt: Lage und Boden der Baumschule. — Betriebs- plan, Vorarbeiten, Rijolen. — Einfriedigung der Baumschule. — Obstarten, w-elche in der Baum- schule gezogen werden. — Erziehung der Obst- arten aus Samen; Behandlung der Sämlinge zur Verwendung in der Baumschule. ■ — Fortpflanzung der Obstarten durch Stecklinge, Ableger und Wur- zeltriebe. — Bepflanzung der Baumschule; Arbeiten im I.Jahre. — Ueber Veredlung im Allgemeinen, Reiser, Werkzeuge und Materialien zur Veredlung. — Die wichtigsten Vercdlungsartcn. — Behandlung der veredelten Bäumchen im 1. Jahre. — Allgemeine Vorbemerkungen über den Schnitt. — I5ildung des Stammes und der Krone. — Erziehung der Zwerg- bäume in der ]3aumschule. — Verschiedene Kultur- arbeiten in der Baumschule. — Ausgraben und Verpacken der Bäume. — Ueber Feinde, Krank- heiten und sonstige Jlissstände bei Erziehung der jungen Obstbäume. — Kosten und Ertrag einer ( )bstbaunischule. — Engere Auswahl der zum Baum- schiilbetrieb geeignetsten Obstsorten. — Ucbersicht- 304 liehe Zusammenstellung der Arbeiten in der Baum- schule, nach der Zeit geordnet. In der Einleitung, S. 4, sagt der Verfasser, dass er nicht beabsichtige, eine Zusammenstellung aller vorkommenden Verfahrungsarten des Obstbaues und der damit zusammenhängenden Manipulationen zu geben, sondern er wolle nur dasjenige mittheilen, was nach seiner Ueberzeugung nnd Erfahrung als das Bewährteste gelten könne. — Das ist ein sehr lobenswerther Grundsatz und ist die Durchführung desselben im Lehrfache der Obstbaumzucht ganz besonders zu empfehlen. Der Verfasser ist jedoch hin und wieder davon abgewichen, indem er beispielsweise die beiden schlech- testen Veredlungs- Methoden, das Pfropfen in den ganzen und halben Spalt, beschreibt nnd empfiehlt. Es lässt sich jeder Baum auf andere und zweck- mässigere Weise und ohne Hervorrufung bedeuten- der Verwundung des Grundstammes, wie es bei der Veredlung in den Spalt vorzugsweise geschieht, ver- edeln, weshalb die veraltete Methode des Spalt- pfropfeus gar nicht hätte erwähnt werden sollen. Verständlich und gut ist die Anpflanzung und Bildung der Hecken (Umzäunung) zur Unifriedigung der Baumschulen dargestellt. Es ist dies bei An- lage einer Obstbaumschule, die gegen Beschädigung von Hasenfrass gesichert sein muss, ein wichtiger Gegenstand. Dem Lande und der Zubereitung desselben zur Wildlingzucht ist nicht die erforderliche Aufmerk- samkeit zugewendet. Es ist nicht gleichgültig, wie ein solches Land beschaffen ist, sondern eine rich- tige Wahl und Behandlung dieses Landes für das Gedeihen der zu erziehenden jungen Wildlinge, na- mentlich ihrer Be%vurzelung, von grösster Wich- tigkeit. Ferner vermissen wir eine genaue Angabe der Aussaat für verschiedene Obstkerue, was zwar im Allgemeinen augedeutet, aber für einzelne Aussaaten verschiedener Obstarten nicht ausführlich und be- stimmt beschrieben ist; die paragraphirte Einrichtung des Buches ist auch in dieser Hinsicht nicht günstig. Die Empfehlung zur Anpflanzung von Mutter- bäumen zur Beobachtung der daran wachsenden Früchte, zur Gewinnung von Reisern zur Vered- lung u. s. w., ist ein Beweis, dass der Verfasser diese Grundlage der Obstbau-Verbesserung in ihrem vollen Werthe anerkannt und demnächst zur Geltung brin- gen wird. Ueber die zu allgemeinerer Anpflanzung empfoh- leneu Obstsorten ist zu bemerken, dass das Verzeich- niss derselben sehr mager ausgefallen ist; der Ver- fasser hätte wohl eine etwas grössere Zahl edler Obstsorten empfehlen können. Es sind von Aepfeln 20, von Birnen 20, von Pflaumen und Zwetschen 6 und von Kirschen 10 Sorten empfohlen. Sollte indess die Auswahl der Sorten sehr beschränkt sein, was wir im Allgemei- nen der Empfehlung einer sehr grossen Sortenzahl bedeutend vorziehen, so hätte manche der empfoh- lenen Fruchtsorteu wegbleiben und diese durch werth- vollere und bessere ersetzt werden sollen. Wir wol- len hier nur den Luikenapfel, den grossen Bohn- apfel und Fürstenapfel, wie auch den weissen Winter- Calville nennen, wovon die drei ersten nicht den Wcrth besitzen, um vorzugsweise empfohlen werden zu können, der letztere aber nur unter sehr gün- stigen Bodenverhältnissen und in guten Lagen ange- pflanzt werden sollte. Als Ersatz wären zu empfehlen gewesen, etwa : Baumann's Keinette, Weisser Herbst - Strichapfel, W^inter-Bredeke, Winter - Citronenapfel, Geflammter Cardinal, Golden noble, Parniain v. d. Lahn, Deut- scher Pepping u. s. w., alles Apfelsorten, die in ihrer Vorzüglichkeit noch manche der in enger Auswahl empfohlenen übertreffen. Unter den Birnen vermissen wir, als besonders zu empfehlende Sorten: Esperine, Esperin's Herrn- birn, Hardenpont's Winter - Butterbirn, Köstliche v. Charneu, Beurre d'Amanlis, Cohima's Herbst-Butter- birn, Graf Canal, Engl. Sommer - Butterbirn, Gute graue, und als Wirthschaftsfrüchte: die vorzügliche und reichtrageude Volkmarsche und Baronsbiru, für welche manche der empfohlenen Sorten hätte aus- geschieden werden sollen. Unter den Pflaumen und Zwetschen fehlt die vorzügliche Grosse englische Zwetsclie, die Zucker- zwetäche, die Kaiserzwetscbe, die Braunauer apri- kosenartige Pflaume, Italienische Damascener u.s. w. Unter den Kirschen: die werthvollen Glaskir- schen, die Griotte Cleppareau, Fromm's schwarze Herzkirsche, Rothe Maikirsche, Oranienkirsche und Doktorkirsche. Die hier benannten Sorten besitzen theils grossen wirthschaftlichen Werth oder sind als vorzügliche, reichtragende Tafelkirschen besonders beachtenswerth. Ausser den hier dargelegten Ausstellungen ist das Schriftcheu mit^Fleiss und Umsicht bearbeitet und darf immerhin als ein brauchbares Buch den besseren Schriften dieser Art zugezählt und empfoh- len werden. Die der Schrift beigegebeneu guten Zeichnungen tragen sehr zur Verständlichkeit der Mittheilungen bei. Hen-enhausen. C. Bordiert. Verlag von Wie^andt & Hempel in Berlin, Ziramer-Strnsse No. 91. Druck der C. Fe is t er'scheu Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilbelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des Gartenbanes in den Königl. Prenssischen Staaten für fnärtiierei und Pflafli%eiikiinde* Redakteur : Fi'ofessor I>i'- Karl rCocli, General-Sekretair des Vereines. l^o. 39. Berlin, den 2. Oktober 1869. Preis des Jahrgar ges 6i Thlr. , sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco des deutsch - österreichischen Post- Vereines. durch alle Post-Anstalten •Inhalt; München iiud Institut in Ke seine gärtnerischen Anlagen. — utlingen (Württemberg). Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VIII — Pomologisches Jltüuffjen und feine gärtnertfrijeu ^Rnfageii. Wir haben iu dem vorausgegangenen Anfsatzc die Anlagen einer kleinen Stadt mitten im Herzen Deutscblandä besprochen; eä sei uns jetzt erlaubt, die Eindrücke in wenigen Worten wiederzugeben, welche die grösste Stadt Süddeutschlauds, München, in dieser Hinsicht jetzt auf uns gemacht hat. Es wird viel von den Kunstbauten und Kunstschätzeu der Residenz der bayerischen Könige gesprochen; man eilt vom Norden unseres grössern Vaterlandes nach dem Süden, um etwas Grosses und Herrliches von diesem in Augenschein zu nehmen. • — • Dass fcJVlüncheu aber auch der Ort ist, von wo aus der natürliche Gartenstyl, wie er zuerst in England sieh Bahn gebrochen, in Deutschland sich weiter ver- breitet hat, scheint man kaum noch zu wissen. Während dieser aber in Bayern, selbst in Süd- deutschland, wenig Nachahmung fand, wurde er da- gegen um desto mehr im Norden angewandt und selbst allgemein. Hier mussten bald die steifen Li- nien des altfranzösischen und holländischen Styles den geschlungenen Wegen der englischen Parks weichen, während sie südlich vom Main sich zum Theil bis in die neueste Zeit noch erhalten iiüben. Allerdings war auch das Bedürfniss im Norden viel grösser, als im Süden, wo die Natur weit freigebi- ger ihre Reize gespendet hat und daher das Bedürf- niss nach pflanzlichen Verschönerungen sich in ge- ringerem Masse geltend machte. Auch in Süd- deutschland war es nur eine ebene und monotone Gegend, wie die von München ist, in der der eng- lische Gartenstyl in seiner Reinheit angewendet wer- den konnte. Das Verlangen nach gesunden und schattigeu Spaziergängen wurde in München mit dem Augen- blicke fühlbarer, als es eine königliche Residenz wurde und damit an Menschenzahl, aber auch ausser- dem in jeglicher Hinsicht zunahm. Wenn auch schon I Graf Rumford die erste Anlage bei München in's Leben rief, so hat doch der geniale Gartenkünstler Sckell das grosse Verdienst, den 2 Stunden langen { Englischen Garten angelegt zu haben. Es geschah dieses unter Max I., dem ersten Könige Bayerns. Unter seinem Nachfolger, dem kunstsinnigen Könige i Ludwig L, wurde die Gartenkunst alsbald Dienerin I der Baukunst. An die Stelle der geschlungenen Wege traten wiederum in der Nähe der Gebäude grade Linien und arabeskenartige Blumen -Verzierun- gen, wenn auch in etwas anderer Weise, als sie im vorigen Jahrhunderte durch Lenötre angezeigt waren. Entfernter von den Gebäuden erhielten sich dagegen die Anlagen freier; die geschlungenen Wege, die Abwechslung von waldartigen Ausbreitungen oder Hainen mit Grasflächen u. s. w. kamen wie- derum, wenn auch zum Theil in eleganterer Eorm, in Anwendung. So entwickelte sich allmählig ein neuer Gartenstyl durch die Verbindung des grad- linigen mit dem natürlichen oder englisclien Style. Wer München vor 20 oder gar vor 30 Jahren gesehen hat, wird sich lieut' zu Tage kaum noch zurecht finden: so hat es nach allen Seiten hin zu- genommen und sich verschönert. Es unterliegt kei- nem Zweifel, dass Jlüncheu zu den schönsten Städten 39 306 gehört, welche überhaupt existlren und durch seiue Mannigfaltigkeit im Baustyl sogar die grösseren Ee- sidenzen, welche man mit dem Namen der Welt- städte belegt, meist übertrifft. Die neuen Strassen sind zwar nicht lang, wie etwa in Berlin, aber auf gleiche Weise, wie hier, unterbrechen oft Gärten die Häuserreihen. Obgleich die kleinen Ziergärten, ■welche in vielen Strassen der preussischen Metro- pole vor den Häusern sich hinziehen und diesen einen eigenthümlichen Reiz verleihen, in München fehlen, so wird dieser Schmuck doch einigermassen durch prächtige Facaden und durch eine geringere Höhe der Gebäude ausgeglichen. Aber auch die Gärten, welche zwischen und hinter den Häusern sich befinden, sind keine Schmuck- und Ziergärten, wie sie beispielsweise in Berlin ebenfalls ziemlich allgemein vorhanden sind, sondern enthalten meist nur einzelne Bäume und Gesträuch, aber keine Rasen- oder Blumentcppichc. Der jMün- chener scheint überhaupt wenig Sinn für Blumen und Anpflanzungen zu haben; selbst der Reiche scheut die wenigen Kosten, welche zur Versciiöne- rung seiner nächsten Umgebungen die Anschaffung von Blumen etwa in Anspruch nehmen könnten. Schöne Gärten gehören in München noch zu den Seltenheiten. Pflanzen und Blumen in Zimmern heranzuziehen, ist ebenfalls eine noch ziemlich unbekannte Lieb- haberei in München. Blumenläden mit einer Aus- wahl, wie man sie jetzt schon fast in jeder Stadt Norddeutschlands besitzt, sucht man in der bayeri- schen Metropole vergebens; kaum dass man hier und da einige Blumen zum Verkaufe anbietet. München besitzt aber einen sehr thätigen Gar- tenbau-Verein, der sich viel Mühe gibt, Liebe zu Pflanzen und Blumen nicht allein in München, son- dern in Bayern überhaupt, allgemeiner zu machen. Er veranstaltet alljährlich Blumen-Ausstellungen und regt damit nicht wenig au. Wollen wir deshalb um so mehr hoffen, dass Pflanzen- und Bluraenbau auch in München allgemeiner werde, als seit einigen Jahren von oben herab ebenfalls sehr viel dafür gescheiien ist und den Bewohnern der Residenz Gelegenheit geboten wird, ihren Geschmack zu bilden. München besitzt zwei öffentliche Anlagen: den Englischen Garten und die Neuen Anlagen. Der erstere liegt im Nordosten der Stadt zwischen dieser und dem Hauptflusse der Isar, während klei- nere Arme der letzteren ihn selbst durchfliessen. Er wurde, wie gesagt, von Sckell angelegt und ist in seiner Reinheit erhalten worden. Wir machen alle die, welche nach München kommen und sich für bildende Gartenkunst Interessiren, darauf aufmerk- sam. Sckell, einer der genialsten ]\Iänner unserer Zelt, hat die Meister jenseits des Kanales genau studirt und das Verdienst, Ihre Werke nicht allein auf deutschen Boden übergetragen, sondern diesem auch angepasst zu haben. Er weicht aber wesent- lich von den englischen Gartenkünstlern der ersten Zeit dadurch ab, dass er die Anlage der Umgebung anschliesst, als gehöre sie von Haus aus dazu, wäh- rend man sie In England als etwas für sich Beste- hendes betrachtet und sie auch nach aussen meist abschllesst. Das Grundprinzip des englischen Parks (in seiner ursprünglichen Entstehung) ist unserer Ansicht nach Waldeinsamkeit. Der Besitzer will sich, von Geschäften überwältigt oder aus irgend einem anderen Grunde, eine Zeitlang zurückziehen und nur für sich selbst leben. In dieser seiner Ein- samkeit will er nicht gestört werden, und wenn er des Lebendigen bedarf, so sind es Hirsche oder Rehe, aber auch hier und da zahme Hausthlere, welche ihm dieses geben. Dichte, waldartige An- pflanzungen herrscheu In den alten englischen Parks vor und wechseln mit Wiesenflächen ab, die ihrerseits wiederum durch Einzelbäume oder Boskets unter- brochen werden. Li den öffentlichen Parks Englands, welche einer späteren Zeit Ihre Entstehung verdan- ken, Ist es dagegen umgekehrt: die grossen wald- artigeu Ausbreitungen werden durch hainartige An- pflanzungen, einzelne grosse Bäume oder durch All<5en ersetzt, und weite Grasflächen, auf denen In der Regel iSchafe weiden, nehmen den grössten Raum ein. In den SckeH'schen Anlagen, wie sie sich noch Im Englischen Garten und In Nyniphenburg bei Jlünchen vorfinden, herrschen zwar ebenfalls die waldartigen Anpflanzungen vor, aber doch in einer Welse, dass, deren Grösse entsprechend, auch Wie- senflächen, an deren Grenzen die Belaubung durch abgerundete Konturen zur vollen Geltung kommt, vorhanden sind. Es werden dadurch Punkte geboten, wo aus grösserer Ferne die wechselnden Konturen des Waldsaumes mit ihren verschiedenen Nuanclrun- gen In der Farbe des Laubes sichtbar sind und Waldbilder darbieten, wie sie ein Landschaftsmaler nur Irgend verlangen kann. Nach aussen geht da- gegen die künstliche Landschaft In einer Weise in die Umgebung über, als gehöre sie dazu. Die Kunst, besteht eben darin, dass man die Hand des Men- schen nicht walten sieht, sondern für Natur hält, was diese erst nach ihrem Muster zusammenge- setzt hat. In der Bildung schöner und grossartiger Kon- turen Ist und bleibt wohl Sckell der kaum er- reichbare Meister; grade hierin fehlen die meisten Landschaftsgärtner unserer Zeit, vor Allem die Fran- zosen. Leider verlangt man aber von dem Künstler oft mit Uiu-echt eine Raschheit in der Anfertigung 307 einer Anlage, welche grade zur Bildung abgerun- deter Konturen der Zeit bedarf. Laubbogen , wie sie der Englische Garten bei München in seltener Schönheit besitzt und welche einigermasseu mit ruhig sich aneinanderlegendeu Wolken sich verglei- chen lassen, können nicht im Verlauf einiger Jahre hergestellt werden, weshalb man sie am allerwenig- sten in neueren Anlagen suchen darf. Aber auch in älteren Parks mliäseu sie überwacht werden. In Muskau und Branitz hat sie Fürst Pückler-Mus- kau, in Berlin (bei den neuen Anlagen des Thier- gartens) und in Potsdam (im Neuen Garten und in Sanssouci am Garten-Intendantur-Gebäude) Lenne, sowie in Glienicke bei Potsdam mit seltener Meister- schaft Prinz Karl von Preusscn gemacht. Dass im Englischen Garten nicht Wasser fehlt, und zwar bald in Form von kleineren Seen und Teichen, bald als Bäche und kleinere Flüsse, ver- steht sich von selbst. Die letzteren sind zum gröss- ten Tlieil schon bei der Anlage vorhanden gewesen, ■während die erstcren, soviel wir wissen, sämmtlich künstlich angefertigt wurden. Die Ufer derselben haben eine Einfachheit und trotzdem Schönheit, die Bewunderung verdient und mit den barocken Ver- zerrungen, wie sie heut' zu Tage, besonders in der französischen Landschaftsgärtnerei, beliebt sind, im grellsten Widerspruche stehen. Ein grosses Verdienst SckcH's ist ferner, dass ihm das Haschen nach Effekt völlig unbekannt ist. Einzig und allein ge- fällt er sich in leicht geschlungenen, ineinander über- gehenden und nie springenden Linien. Jjine so ausgedehnte und von Bewohnern Mün- chens, weniger von Fremden, besuchte Anlage be- ansprucht natürlich viel Sorgfalt und deshalb auch viel Geld. Wir wünschten wohl, dass von letzterem mehr zur Verfügung stände, als es der Fall ist, da- mit diese Anlage Sckell's in ihrer Originalität, aber auch in der durchaus nöthigen Sauberkeit, er- halten werden könnte. In dieser Hinsicht wäre wohl Manches zu wünschen, wenn auch von Seiten der Verwaltung alles Mögliche geschieht, um mit so geringen Rütteln einen Park von solchem Umfange in gehöriger Ordnung zu erhalten. Vor Allem müsste öfters ausgeholzt werden, damit einestlicils die gros- sen Standbäume sich besser entwickeln können, an- derntheils auch immer junges Gesträuch empoi'zu- wachscn im Stande wäre. Wenn Sträuchcr einmal ein gewisses Alter ei-reicht haben und ihre untern, die Zwischenräume füllenden Aeste allmählig ab- sterben, dagegen nur im obern Theile noch Laub tragende Zweige sich entwickeln, so entstehen nackte dünne Stämme, unter denen auch kein Kraut wach- sen kann , und bieten den eintönigen Anblick von eingcjiflanzten Pfählen dar. Das Wachsthum der Gehölze, ' bisweilen selbst die Lokalität, bringt es ferner mit sich , dass kleinere oder grössere Holz- beständc von Zeit zu Zeit ersetzt werden müssen. Dem Gartenkünstler liegt es endlich vor Allem ob, die Schönheitslinien in der Kontur zu erhalten oder wo diese zu sehr gelitten, sie zu erneuern. AVas diese vielleicht schwierigste Aufgabe des Garten- künstlers anbelangt, so steht jetzt Prinz Karl von Preussen unerreichbar da. Der Park von Glie- nicke ist ein Muster in jeglicher Hinsicht. Erst neuerdings wurde dieses von Seiten französischer und englischer GartenkUnstler anerkannt. Es sei uns schliesslich noch erlaubt, darauf hin- zuweisen, dass den Seiten an den Wegen etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden möchte, da- mit daselbst Gierschkohl und andere Unkräuter we- niger überhand nehmen. Dasselbe betrifft auch die leicht gewundenen Uferliuien, die bei ihrer grossen Einfachheit sehr bald durch allerhand Kräuter beein- trächtigt werden. Die sogenannten Neuen Anlagen befinden sich im Südosten des Englischen Gartens und im Osten der Stadt selbst, auf dem hohen Ufer der Isar. Es war in der That ein glücklicher Gedanke, diesen schmalen, von Norden nach Süden sich hinzieheudeu Höhenzug von ,} Stunde Länge in einen Spazier- gang umzuwandeln, denn von ihm hat man einen schönen Ueberblick über die ganze Stadt, wie er sonst nirgends geboten wird. Ober-Hofgärtner Eff- ner erkannte, als ihm der ehrenvolle Auftrag, hier eine Anlage in's Leben zu rufen, gegeben wurde, seine Aufgabe und hat sie vorzüglich gelöst. Bei der Schmalheit des Uferrückens, bei der reizenden Lage über der Stadt und in der unmittelbaren Nähe des Maximiliansbrunnens, eines der schönsten und monumentalsten Gebäude Münchens aus der aller- neucsten Zeit, sowie der schönen Haidhauser Kirche, wäre Einfachheit im Gartenstyle, wie sie Sckell im Englischen Garten meisterhaft durchgeführt hat, ge- wiss nicht an der Stelle gewesen. Es musste im Gcgentheil hier eine gewisse Eleganz vorherrschen, die mit den nächsten Umgebungen am südlichen Ende, aber auch mit den reich gekleideten Spazier- gängern, welche hier vorzugsweise weniger Erholung für Geist und Körper suchen , als dass sie sich in der frischen Luft ei'gehen wollen, um vielleicht die kurz vorher bei der Besichtigung der Kunstwerke erhaltenen Eindrücke besser in sich verarbeiten zu können, in harmonischer Verbindung stand. Schone und in der grössten Sauberkeit erhaltene Rasenflächen, von mannigfach gewundenen Wegen umgeben, sind in den Neuen Anlagen überwiegend vorhanden und mit grösseren oder kleineren hain- artigen Anpflanzungen, sowie mit Boskcts in richti- gem Verhältniss. Die ersteren sind möglichst locker gehalten und stehen wenig mit einander in Verbin- 39* 308 düng oder erscheineD, wenn abgerundet, ganz und gar abgeschlossen. Die Gebölze selbst sind meist fremdländischen Ursprungs und nur zum geringen Theil aus Arten unserer Wälder zusammengesetzt. Sie bieten wohl auch edlere Formen derer da, welche nach und nach aus fremden Landen in un- sern Gärten und Anlagen eingeführt und bei uns vei'vollkoramnet wurden. Blüthen- und Fruchtschmuck scheint der Künstler absichtlich vermieden zu haben, so dass in den An- pflanzungen, wie auf den Rasenflächen nur das Grün zur Geltung kommt. Manches mag dafür sprechen, vor Allem die monumentalen Gebäude in der Nähe und der grossartige Ueberblick über die ganze Stadt; unserer Ansicht nach hätte aber auch Blüthenschmuck im Frühjahre und Fruchtschmuck im Spätsommer oder Herbste zu dem sonstigen Eleganteu uiciit im Widerspruch gestanden, sondern dieses selbst erhöht. Dass hingegen Blumenbeete, Blumenparterre's, ja selbst Blattpflanzen im Rasen nicht angebracht sind, dazu war ohne Zweifel der Künstler berechtigt. Das Maximilianeuni trennt im Süden die Neuen Anlagen von der Maximiliansstrasse, welche letztere ziemlich im rechten Winkel vom Westen herkom- mend auf die ersteren stösst und in ihrem neueren Theile eine hinlängliche Breite besitzt, um zu An- lagen benutzt zu werden. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Maximiliansstrasse, nicht etwa nur in Deutschland, sondern auch in Europa, einzig da- steht. Von den monumentalen Gebäuden sind das National -Museum auf der einen Seite und das Re- gierungs-Gebäude auf der anderen in einem edelen, man möchte selbst sagen, in einem vollkommenen Style erbaut. Die Verhältnisse in der Grösse und in der Länge der graden Linien, worin die meisten monumentalen Gebäude unserer Zeit fehlen, sind meisterhaft getroften. Doch es ist nicht unsere Auf- gabe, die Werke der Baukunst, wie sie in München in grösserer Mannigfaltigkeit als irgendwo vorhanden sind, zu schildern. Dass in der Nähe solcher herrlichen Bauwerke, ■wie wir eben genannt haben, die Gartenkunst tri- butär sein muss und diesen entsprechend nur in graden Linien zur Geltung kommen kann, versteht sich von selbst, zumal wenn ausserdem noch mitten in den Anlagen Statuen grosser Männer, welche sich um Bayern und sein königliches Haus verdient ge- macht haben, sich befinden. Von diesen 4 Männern, welche hier in Erz aufgestellt sind, haben Schel- ling, der Lehrer Ludwig's IL, und Graf Rum- ford, auch ausserhalb Bayerns, eine Bedeutung. Die Entwürfe zu den Anlagen des neuen Thei- les der Maximiliansstrasse hat ebenfalls Ober - Hof- gärtner Effner gemacht, aber auch die Ausführun- gen selbst geleitet. Schöne, obwohl noch junge Pla- tanen sind auf den Seiten des breiten Fahrweges in Reihen angepflanzt und versprechen, wenn mehr herangewachsen, mit den Umgebungen in grössere Harmonie zu treten. Dass dieser Baum , die Pla- tane , welcher besonders in grösseren Städten eine Zukunft hat, erst in neuester Zeit in München in Anwendung gekommen ist, ist auffällig. Zwischen den Platanen und dem Pfade längs der Häuser befinden sich die Anlagen in Form von arabeskenartigen Figuren, weniger aus Blumen, als vielmehr aus roth -, braun- und silberweissblättrigen Kräutern zusammengesetzt. In ihnen haben haupt- sächlich die neueren Coleus, Perilla, Achyranthes Verschafteltii, Alternanthera paronychioides und He- lichrysum lanatum Anwendung gefunden. Ihre Ab- wechslung mit einzelnen grünblättrigen Blüthen- sträuchern thut dem Auge wohl. Eine gute halbe Stunde von München entfernt liegt das Königliche Lustschloss Nymphenburg mit einem schönen Park, welcher letzterer wiederum seine Umgestaltung dem genialen Sek eil verdankt. Er zieht sich hinter dem Schlosse hin und besteht eigentlich aus 2 Theilen, welche die im alten grad- linigen Style noch erhaltenen Wasserbassins auf beiden Seiten eiuschliessen. Vom oberen Geschosse des Schlosses aus gesehen, bieten die in die Länge gezogenen Wasser einen grossartigen Anblick dar, der einigermassen an den erinnert, welchen man vom Schlosse in Peterhof bei Petersburg aus besitzt. Die Anlage ist aber ohne Zweifel in Nymphenburg in einem edleren Style geiialten, als die in Peterhof, wo dem Künstler die harmonische Verbindung des regulären mit dem irregulären Style weniger ge- glückt ist. Der Park von Nymphenburg ähnelt zwar dem Englischen Garten bei München in seiner Anlage ungemein, lässt aber auf den ersten Blick die ver- schiedene Aufgabe, welche beide besitzen, erkennen. Der letztere ist eiu öflfentlichcr Garten, der den ver- schiedenen Bewohnern Münchens dazu dient, sich zu ergehen und zu erholen; der erstere soll, wenn er auch von Jedermann besucht werden kann, ein Spaziergang der Königliclien Familie und der hohen Aristokratie sein. Trotz der dadurch bedingten grös- seren Eleganz ist aber die bei Sckell gerühmte Einfachheit in dem Park von Nymphenburg gewahrt, indem in den Konturen der Gehölz-Parthien sowohl, wie in den Ufern der W^asser die gewundene Linie deutlicher hervortritt und sich mehr, man möchte sa- gen gross artiger, markirt. Bei der grossen Sauberkeit, welche überall dem Lustwandelnden entgegentritt, heben sich auch die Bilder, welche reichlich dar- geboten werden, schärfer umrahmt, hervor. Wir wünschten wohl , dass photographische Aufnahmen 309 stattfänden und möglichst verbreitet würden, xini jungen ilänneni Gelegenheit zu geben, sich an solchen Beispielen zu bilden. Leider sucht man heut' zu Tage nur gar zu oft den inneren Werth einer Anlage durch EflTekthascherei zu ersetzen und be- sticht das Publikum, dessen Geschmack keineswegs dadurch weiter gebildet wird. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, eine nähere Beschreibung des Parkes von Nymphenburg zu ge- ben; ohne Angabe und genaue Darlegung der Mo- tive dürfte sie nur wenig Werth haben. Wir über- lassen sie einer sachverständigeren Hand, wünschen aber, dass diese recht bald erscheinen möge, damit grade jetzt, wo ein neuer Gartenstj-l, der der heu- tigen Zeit und den gegebenen Umständen Rechnung trägt, sich zu entwickeln beginnt, dieser seinen be- rechtigten Einfluss auszuüben im Stande ist. Vor dem Schlosse von Nymphenburg befindet sich hot'artig ein grosser, freier und viereckiger Eaum , der auf beiden Seiten und zum Theil nach vorn von zu ihm gehörigen Gebäuden eingefasst wird. Auf grossen Easenflächen in der ganzen Mitte sind hier Blumen-Arabesken eingewebt, welche vom Schlosse aus gesehen in ihrer Zusammensetzung berechnet sind und deshalb von den gewöhnlichen Besuchern Nymphenburgs nicht gehörig gewürdigt werden können. Schliesslich sei es uns noch erlaubt, einige Worte über das lil Meilen östlich von München gelegene Lustschloss Schleissheim, wo sich be- kanntlich auch eine landwirthschaftliche Anstalt be- findet, zu sagen. In nicht einer halben Stunde fährt man dahin. Das Schloss ist in demselben Style, wie das von Nympheuburg, erbaut; seine An- lagen unterscheiden sich aber wesentlich von denen ebengenannten Schlosses, da sie erst in der neuesten Zeit wiederum im altfranzösischen (Lenötre'schen) Style hergestellt wurden. Der Künstler selbst, unser verehrter Freund, Ober - Hofgärtner Effner, dem die ehrenvolle Aufgabe der Wiederherstellung eben- falls anvertraut wurde, war auch hier unser Führer. Der gänzlich umgearbeitete neue Theil mit den Blumen- Arabesken ist noch nicht ganz fertig; da- durch, dass wir aber von dem Plane Kenntniss er- hielten, wurde es uns möglich, eine Einsicht in das Ganze zu bekommen. Wir bekennen often, dass wir kein Freund des altfranzösischen Styles sind, da er das getreue Bild jenes die Menschheit in ihrer Würde entehrenden Zeitalters darstellt und mit unseren humanistischen Bcstrcbimgen der neue- sten Zeit in grellem Widersj)ruche steht; in der Weise aber, wie er in Versailles durchgeführt ist und wie er getreu in den Anlagen von Schleissheim wiedergegeben wird, ist und bleibt er doch gross- artig. Wir begreifen es, dass er namentlich die grosse Menge fesselt und zweifeln ferner nicht, dass er in der nächsten Zeit auch in Deutschland eine grössere Bedeutung erhalten wird, als er jetzt, wo man sich leider mehr in spielerischen Nachahmungen gefällt, bereits hat. Die Anlage von Schleissheim unterscheidet sich dadurch von der in Versailles, dass hier das Schloss auf einer Erhöhung, dort aber in einer Ebene liegt. Die Blumen - Parterre's, — sollte das Ganze impo- niren, — mussten deshalb eine grössere Ausdehnung erhalten und umfassen ein Areal von 6 bayerischen Tagewerk*), von dem wiedervun nicht weniger als 2 Drittel mit Blumen und bunten Pflanzen besetzt sind, während das letzte Drittel zu Wegen verwen- det ist. Dieses 6 Tagewerk umfassende Areal hat keineswegs eine gleichlaufende Fläche, sondern ist in der Mitte tiefer, als an den Seiten, aber auch hier an einzelnen Theilen bald vertieft, bald erhöht. Es versteht sich von selbst, dass dem Ganzen ent- sprechend die Ränder bei den Uebergängen steil abfallen und dass ferner die durch Senkung oder Erhebung abgeschnittenen Theile rechtwinkelige Fi- guren darstellen. Auf einem so grossen Räume die nöthige Man- nigfaltigkeit herzustellen, war für den Künstler keine geringe Aufgabe, zumal ihm auch oblag, die Blumen und Pflanzen selbst heranzuziehen. Jedermann weiss, was dazu gehört und welche Vorarbeiten dadurch nöthig werden, obwohl nur im Jahre eine einmalige Bepflanzung stattfindet. Eine 2- oder Smalige Be- pflauzung im Jahre würde, namentlich in den ersten Jahren der Anlage, nicht allein ein weit grösseres Arbeiterpersonal, sondern auch sehr bedeutende Mehr- kosten in Anspruch genommen haben; aus dieser Ursache ist das Ganze darauf berechnet, dass erst Ende Juni der Glanzpunkt beginnt, dieser aber in ziemlich gleicher Höhe die ganze gute Zeit hin- durch erhalten wird. Pflanzen von kurzer Lebens- dauer, wie Stiefmütterchen, Berg-Vergissmeinnicht und ähnliche Sommergewachse, ferner die kriechen- den Phlox -Arten und dergleichen Stauden, welche rasch verblühen, sind natürlich hier ausgeschlossen und nur solche geboten, welche eine lange Zeit ve- getiren oder ihren Blumenflor allmählig entfalten. Was die durch Blumen iniponirendcn Pflanzen anbetrifft, welche hier im grossartigsten Massstabe Anwendung fanden, so sind in erster Reihe die Pe- largonien zu nennen. Ausser den Boufjuetblüthigen (oder Scharlach - Pelargonien, wie man sie mit Un- recht, da ihre Blumen auch eine rosafarbene und weisse Farbe haben können, auch nennt), spielt hier eine Form aus der Reihe der grossblüthigen Pclar- *) Das biiyerische Tagwerk vorliiilt sicli zum ineiissisclien Morgen wie 1,3345 zu 1,000. 310 gonien ebenfalls eine bedeutende Rolle. Wir haben früher schon auf diese Form: Gloire de Paris, welche, in Paris gezüchtet, daselbst auch in gross- artigster Weise in Anwendung kommt, mehrmals aufmerksam gemacht, und empfehlen sie jetzt, wo wir sie in Deutschland mit gleichem Erfolge im Grossen angewendet sehen, um so mehr. Auch das gefüllte Scharlach - Pclargonium, Gloire de Nancy, trug, trotzdem es erst seit wenigen Jahren in den Handel gekommen, zur Mannigfaltigkeit und Ver- Bchönerung der ganzen Anlage bei. Nächstdem ist Tagetes signata auf Rabatten eine viel gebrauchte Blutnc. Sie liisst sich ähnlich dem Buchsbaum im Schnitt erhalten und bildet dann gleichmässige grüne Linien, aus denen alsbald die gelben Blumen auf kurzen Stielen iu ^lenge empor- treibeu. Ende August war diese Tagetes signata zum dritten Male beschnitten worden. Coreopsis Drummondii wird hier der 0. tinctoria (Calliopsis bicolor) vorgezogen, da die Blumen grös- ser und länger gestielt sind. Man gebraucht sie allein oder mit strauchartigen Calceolarien zusam- mengepflanzt, wegen der gelben Farbe der Blumen in graden Linien und eingefasst von uiclit-grünblätt- rigen Kräutern. Auch Heliothrop, besonders die dunkelblüthigen Formen, kommen hier vielfach in Anwendung. Weniger fanden wir dagegen Verbenen und Petunien vor; die ersteren deshalb, weil sie zu den höheren übrigen Pflanzen eine zu geringe Höhe erhalten. Auf gleiche Weise war in geringerem Masse Cuphea platycentron angewendet. Zum ersten Male sahen wir ferner Viola cornuta als Linien in Arabesken. Endlich hatte man um die entferntem Beete brennend -rothblühende Phlox von 2 bis 3 Fuss Höhe gruppenweise angepflanzt. Die nicht-grünblättrigen Pflanzen, welche in ent- sprechender Weise mit den Blumen abwechselnd An- wendung gefunden haben und aus denen mit diesen die verschiedenen Figuren gebildet vraren, sind die bekannteren, welche wir schon früher genannt ha- ben und auch bei uns gewölmlich gebraucht werden. Am meisten fanden sieh buntblättrige Pelargonien mit verschiedenen Zeichnungen vor. Von den Laubwänden mit den Gehölz-Parthien, welche in grösserer Entfernung vorhanden sind, sprechen wir nicht weiter, da sie nichts Besonderes darboten, und bemerken nur noch, dass an vier Punkten der Blumen-Parterre's sich Wasserstrahlen zu einer unbedeutenden Höhe erheben; die eigent- lichen Wasser-Parthien hinter dem Parterre hingegen ziehen sich in grossen länglich-viereckigen Bassins bis zu dem Schlosse Lusthain im Hintergrunde. Allerlei aus der (Järtiierei und Pflauzeukunde. vin. Der Sommer, an dessen Schluss wir stehen, wird iu den meteorologischen Tabellen des Jahrhun- derts durch seine brüsken Temperaturschwankungen eine wenig erwünschte Berühmtheit erlangen. Selten dürfte glühende Hitze so oft und so plötzlich mit anhaltend und bisweilen empfindlich kaltem Wetter gewechselt haben. Was konnten wir aber auch unter dem 52. Grade n. Br. von einer Jahreszeit anders erwarten, die, 'während sie am Rhein die Blüthen der Pfirsiche und Aprikosen schon im Februar, in der Mark erstere im Beginn des März, die des Mandelbaumes noch früher, hervorgelockt, im Mai dagegen mit den betrübendsten Nachtfrösten auftrat, ja noch am 21. Juni die Umgegend von Dijon in der Bourgogne, einen der besten Weindistrikte Frank- reichs, Reif erleben Hess! War ja doch die Reben- blüthe im Lande unserer Nachbarn jenseit des Rhei- nes vielfach beschädijrt worden. Bei so bewandten Umständen darf es uns nicht wundern, wenn der be- ginnende Herbst, frühzeitig in die Fusstapfen dieser abnormen Jahreszeiten tretend, für die Gegend von Berlin bereits am 3. September einen scharfen Nacht- frost brachte, welcher die Schönheit vieler spät sich entwickelnder Pflanzen in den Gärten wesentlich beeinträchtigt hat. Vielleicht bietet sich Gelegenheit dar, auf die mehr unangenehmen als schädlichen Wirkungen dieses übrigens sehr ungleich empfunde- nen Memento raori für die Pflanzungen zurückzu- kommen, sobald genauere, an verschiedenen Oert- lichkeiten darüber angestellte Beobachtungen uns dazu befähigen werden. Aus England werden durch das Organ des Jour- nals Gard. Chronicle Klagen über das Umsichgreifen des Pine-beetle oder Kiefernkäfers laut, welche die Koniferenfreuude mit lebhafter Bcsorgniss erfüllen. Weil dieser Feind als ein Hannibal auch vor unsera Thoren steht, ja als W'aldverwüster in einem so kiefernreichen Lande, wie die Mark ist, zu noch grösseren Besorgnissen Veranlassung giebt, halten wir es für geboten, die oft entliche Aufmerksamkeit auf einen so schlimmen Gast hinzulenken uud zu Mittheilungen in Betreff" seines Auftretens in unse- rer Gegend aufzufordern, die in den Spalten der j Wochenschrift" eine schnelle Veröffentlichung fin- den sollen. Da der Schreiber dieser Zeilen nicht selbst Entomolog ist, wohl aber Gelegenheit hatte, zu seinem eigenen Schaden die Verheerungen des Insekts wahrzunehmen, so wagt er es mit grosser Unbefiingeuheit, seine Unwissenheit über diesen Ge- genstand einzugestehen, eine L'nwissenheit, die übri- ' 311 gens hier wie jenseit des Kanales in gärtnerischen Kreisen, wie versichert werden kann, vielfach ge- theilt wird und die nichts Beschämendes bat, wenn sie die Bitte um Belelirung in sich schliesst. Möge der Entomolog immerhin über die Naivität dieses Standpunkts läcbehi, wir wollen uns glücklich schät- zen, wenn er näheren Auf'scbluss zu geben ver- mag, noch glücklicher, wenn ihm die ^Mittel zur Hand sind, dem Üebel Halt zu gebieten. Die Thatsache besteht in Folgendem: ein mehr oder weniger räthselhaftcs Insekt bohrt die Kiefern- Stämme an und frisst röhrenförmige Gänge in die jungen Triebe verschiedener langnadeliger Pinusarten, in denen man die Larve vorfindet. So, zumal an ihrem unteren Ende verletzt, welken die Frühlings- sprossen und fallen vertrocknend ura. Auf diese Weise wird der Baum verstümmelt, da namentlich der Gipfeltrieb den Angriffen am leichtesten zu er- liegen scheint und späteres und schwächeres Wieder- austreiben im Sommer nur spärlichen Ersatz liefert, wohl niemals aber die gestörte Symmetrie des re- gelmässig schönen Koniferenbaues wiederherzustellen vermag. Es muss schwer sein, des ausgebildeten Insekts ansichtig zu werden, denn nur einmal ist es uns gelungen, einen kleinen grauen Käfer an dem Ausgangsloche eines durchbohrten Triebes zu beob- achten. Mr. Murraj nennt das Insekt Hylurgus piniperda, wahrscheinlich ein Synonym von Ross- mässler's Hylesinus piniperda und von dem von Carrifere mehrfach erwähnten „Scolytes". Dasselbe scheint aus den Wäldern von Pinus sylvestris, in welchen es ursprünglich zu Hause ist, in die Garten- kulturen überzutreten und mithin da am meisten zu fürchten zu sein, wo Wald und Garten in unmit- telbarer Nachbarschaft an einander grenzen. In den Kiefernhaiden der Berliner Umgegend hatten wir die Spuren dieses Waldfeindes schon seit lange wahrgenommen, namentlich glauben wir ihm jene Veränderungen zuschreiben zu dürfen, die im physiognomischen Habitus unseres märkischen Cha- rakterbaums so oft hervortreten und denen der Käfer wohl den Namen , Waldgärtner", den er führt, verdankt. Es erscheinen, mitunter in einiger Iilenge, hohe Pinusstämme, deren Kronen, statt abgerun- det zu sein, in eine Art spitzer Tannengipfel ver- laufen. Solcher stehen z. B. viele in der Nähe der Dubberow und am Schwilowscc beim Dorfe Ferch. Die Abbildung der vom Waldgärtncr verunstalteten Kiefer in Ross massier 's „Wald" zeigt zwar an- dere Formen, aber wahrscheinlich ist ein und der- selbe Ucbelthäter der Urheberschaft beider schuldig. Bei einer kleinen Parkanlage, die wir im Frühling 18G8 auf einer der Inseln des Tegeler Sees began- nen, wurde, theils aus Liebe zu dieser Baumart, thcils weil sie für den Boden besonders geeignet erschien, die Weymouthskiefer (Pinus Strobus L.) in reichliche Anwendung gebracht. Anfangs ging, abgesehen von den Schwierigkeiten, welche sich der Anpflanzung der langnadeligen Pinus überhaupt entgegenstellen. Alles gut, aber im April und Mai des laufenden Jahres zeigte sich die Mehrzahl der jungen Stämme als nicht intakt. Ihre frischen Sprossen erlagen mehr oder weniger den Angriffen des Waldgärtners in oben angegebener Weise und das Uebel erreichte bald einen Grad, der zu der Besorgniss Veranlassung gab, man werde der Kultur der Weymouthskiefer hier überhaupt entsagen müssen. Bei genauerer Besich- tigung der Bäume der Umgegend fand sich im Gar- ten selbst auf einem Hügel eine nicht geringe An- zahl kränkelnder einheimische!' Kiefern vor, von welchen mehrere bald darauf abstarben und von zahl- reichen kleinen Löchern durchbohrte Stämme zeigten. Da nun aber in der Umgegend Berlins wahrhaft bewundernswerthe Riesenstämme von Pinus Strobus vorhanden sind und namentlich die Ufer des Te- geler See's herrliche Exemplare dieser Konifere auf- zuweisen haben, welche sich sogar freiwillig durch Sa- menausfall, einer einheimischen Baumart gleich, hier fortpflanzen, so liegt auf der Hand, dass das Uebel nicht immer, wenigstens nicht im gleichen Maasse, vorhanden gewesen sein kann, und wir mithin viel- leicht der Hoffnung leben dürfen, es wieder abneh- men zu sehen. Es verdient noch bemerkt zu werden, dass für jetzt von andern Kiefern Pinus Laricio corsica, nicht aber P. excelsa und P. Pallasii bei uns verschont blieben und erstere ebenso wenig wie Abies, Picea, Larix oder Tsuga irgendwie angetastet erschien. In Frankreich muss man gleichfalls schon viel in derartigem Sinne zu leiden gehabt haben, denn Carriere sagt unter Pinus Strobus: „Seit einigen Jahren wird sie häufig von den Scolyten angegriffen, welche alle ihre Knospen zerstören", und i'ührt fer- ner als einen der Vorzüge von P. excelsa und P. Laricio austriaca an, dass jene nie, diese weniger von ihnen heimgesucht werde, was ich aus eigener Erfahrung für die Hinialayaspccies leider nicht voll- kommen bestätigen kann. Den letzten Nummern des Gardeners' Chronicle entnehmen wir über den uns beschäftigenden Kie- fernfeind Folgendes, welches namentlich dadurch an Interesse gewinnt, dass Mr. Murray 's Ansicht über dies Thema daraus verlautet. JIr. Pottlc schreibt unter dem Datum des 18. August: „Ich überschicke zur Ansicht und Abgabe der Meinung Kiefernzweige verschiedener Art, welche von einem Käferchen angegriffen sind, das mir un- bekannt ist, von dem jedoch zu fürchten, es werde sich als ein furchtbarer Zerstörer der ganzen Gruppe erweisen. Es bohrt in's Innere des jungen Holzes 312 und entfernt sicli nach dem Trockeuwerden und Verwelken anderwärts oder nach einem neuen Baum hin, ich glaube bei Nacht, da ich einige unter Glas einsperrte und sie um diese Zeit lebhatler und häu- figer fliegend, als bei Tage antraf. Zu dieser Beob- achtung gelangte ich, indem ich ein Stück vom grü- nen Holze einschloss und sorgfältig überwachte. Ich habe mir grosse Mühe gegeben, sorgsam alle angegriffenen Theile abzuschneiden und verbrennen zu lassen. Kennt mau einen besseren Weg der Ver- tilgung? Ich finde , das Insekt greift schnell um sich." Mr. Murray, an den sieh die Redaktion, als an die beste Autorität, um Aufschluss wendete, schrieb darauf wie folgt: „Der an den von Herrn Pottle eingesandten Zweigen angerichtete Schaden rührt von dem wohlbekannten Käfer Hj'lurgus pi- niperda her. Dieser scheint seine Verheerung jetzt weiter ausdehnen zu wollen; denn obwohl er, hierin der Armuth vergleichbar, von jeher vorhanden war, ist er doch in den letzten .Jahren häufiger und nie, soweit wir zurückdenken können , so zahlreich wie im gegenwärtigen vorgekommen. Noch hat man kein Präventivmittel gegen ihn finden können ; auch ■wir wissen nichts besseres in dieser Hinsicht zu em- pfehlen, als das von Mr. Pottle Gethane. Da die- ser Herr jedoch sich in besonders günstiger Lage zu befinden scheint, um die Sitten des Insekts zu studiren, und da er augenscheinlich hinlängliche Be- obachtungsgabe für dieses Problem besitzt, so möch- ten wir ihn bitten, einige Punkte in der Naturge- schichte dieses Käfers aufzuklären, die noch im Dun- keln liegen. Er vergreift sich an allen eigentlichen Pinusarten, jedoch nicht an den Tsuga's und Silber- fichten. Er beschränkt sich auch uicht auf junge Sprossen allein. Eine gute Reihenfolge von ver- schiedenen so angegriffenen Baumtheilen befindet sich in der entomologischen Sammlung des Garteu- bau-Vereines von South - Kensingtou, wo sowohl Bohrlöcher in der Rinde, als auch im festen Holze, zunächst unter der Rinde, sowie in den Gipfeltrie- ben ausgestellt sind. Wir glauben jedoch nicht, dass bekannt sei, wohin die Eier gelegt werden und ob das vollkommene Insekt oder die Larve es sei, welche die jungen Sprossen ausfi'isst. Unter der Rinde ausgewachsener Bäiune trafen wir es zahl- reich in allen Entwickelungsstufen ; in den jungen Trieben gewöhnlich nur das ausgebildete Insekt. Wir haben auch die Larve an letzterem Orte ge- sehen, aber die Kürze ihrer Gallerie daselbst und die Einförmigkeit ihrer Weite scheinen anzudeuten, dass sie selbst ein Werk des ausgewachsenen In- sekts sei. Wann und unter welchen Bedingungen dasselbe als Larve in den jungen Sprossen vor- kommt, ist noch eine Aufgabe für den Forscher, und noch andere Fragepunkte werden sich, wie immer bei jedweder Forschung, Mr. Pottle dar- bieten, wenn er auf dem begonnenen Wege vor- wärts schreitet." Soweit Mr. Jlurray. „. . . Beifolgend ein Kiefernzweig, in dessen Mitte ein Kiefernfeind sitzt. Ich beobachtete ihn letzten Sommer in unserer Privatbaumschule unter einer Anzahl von Pinus Pinaster und sylvestris. Diesen Sommer ist er noch zahlreicher in der Baumschule ; aber, was noch übler ist. Schwärme davon haben ein permanentes Wäldchen der schottischen Kiefer angegriffen, und ich vermuthe, der schädhche kleine Waldminirer werde es ganz zerstören*). Der Boden unter den Bäumen ist buchstäblich mit jungen Kie- fernsprossen bedeckt, und die Bäume haben einen peudulirenden Charakter angenommen, alle ihre Gipfeltriebe hängen über. Der Käfer bohrt in die Zweige einen oder zwei Zoll vom Ende entfernt und treibt einen vollständigen Tunnel in das Centrum hinein. Er kriecht dicht bei der Knospe wieder hinaus. Ich glaube nicht, dass es möglich sei, irgend welche giftige Flüssigkeit oder ein Pulver zur Be- kämpfung des Insekts mit Nutzen zu verwenden: es wird kein anderes Älittel übrig bleiben, als alle angegriffenen Bäume umzuhauen und ihre Zweige und Gipfel zu verbrennen. Jeder Aufschluss über diesen Waldverwüster würde mir willkommen sein. Tritt er allgemein so zahlreich in diesem überhaupt insekteureicheu Jahre auf?" Dr. C. Bolle. *) Ein solches Wüldclion liadet sich auch iu ineinei- An- lage vor. luteressaut ist, dass es iu den beiden letztverflosse- uen Wintern stark von Spechten besucht wurde. Allerdings ist in den letzten anderthalb Jahren schon eine kleine Zahl von Bäumen zu Grunde gegangen, doch stellen erfahrene Forst- leute darum dem Ganzen keine hof}'uung,slose Prognose, ebenso wie auch Rossmässler den Waldgiirtuer unter den Kiefern- feiuden noch für den unschuldigsten zu halten scheint. Ferner verdient erwähnt zu werden, dass hier zu Lande alle Wald- arbeiter, alten Regimenter etc. immer nur vom ,, Rüsselkäfer" re- den und keinen anderen Namen für das Insekt kenneu. Poiiiologischcs liistitiit iu Rcntlingen (Württemberg). Das Wintersemester der höhereu Lehranstalt fürPomologie und Garteubau, sowie der Gar- teubauschule beginnt am 11. Oktober. Ausführ- liche Statuten franko und gratis. Dr. Eclvxarcl Lucas. Verlag von Wiegandt & Herapel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Druck der C. Fe is ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelma-Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Eöiiigl. Preussischen Staaten für Ciärtnerei und Pflanze nhimde« Redakteur : Professor I>r. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 40. Berlin, den 9. Oktober 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco dnrcb alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Bozen und seine Gärten. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IX. — Haupt-Katalog der standesherrlichen liaumschuleu zu Muskau. Herbst 1869 bis Frühjahr 1870. eBo^eii unb feine ijnrten. Eine der schönsten und günstig.sten Lagen niclit etwa nur Deutschlands, sondern de» ganzen zivili- sirten Europa's besitzt Bozen, Bolzano der Italiener. Wir erinnern uns nicht, während der 4 Jahrzehnte, vro wir uns innerhalb unseres gemeinsamen Vater- landes, aber auch ausserhalb Deutschlands und selbst über die Grenzen Europa's hinaus, fast alle Jahre längere oder kürzere Zeit auf Eeisen befanden, einen Ort gesehen zu haben, der uns auf gleiche Weise 80 zufriedengestellt hätte, wie die Stadt Bozen in Südtirol. Wenn wir früher uns oft dahin ausgesprochen Laben, dass Liebe zu Pflanzen und Blumen der Be- wohner einer Gegend in der Regel im umgekehrten Verhältnisse zu den ihnen dargebotenen Schönheiten der Natur stehe und dass demnach die erstere bei den Bewohnern um so mehr sich bemerkbar mache, je mehr Mutter Natur in dem Spenden ihrer Reize stiefmütterlich verfuhren ist, sie dagegen sich um so ■weniger zeigt, je reizender die Umgebungen eines Wohnortes sind, so trifft dieser allgemein dahin ge- stellte und richtige Satz doch nicht für die gegen 8,000 Einwohner Bozens zu. Eine reizendere Umgebung, wie eben genannte Stadt besitzt, kann mau, wie wir oben ausgesproclien liabeu, sich nicht leicht denken; und doch licbeu und pflegen die Bozener Pflanzen und Blumen, wie es kaum in einer Stadt des von der Natur im Durchschnitt mehr oder weniger vernachlässigten Norddeutschlands im höheren Grade sein kann. Nicht allein , dass innerhalb und dicht bei der Stadt eine nicht geringe Anzahl hübscher Gärten mit schönen oder seltenen Pflanzen vorhanden sind, sondern mau sieht auch in den engen Strassen aller- hand Blumen , vor Allem Pelargonien und herab- hängende Ampelpflanzen an den Fenstern der Häu- ser stehen. Sehr gewöhnlich sind in letzterer Hinsicht 2 Tradeskantien, von denen die eine die bekannte Tradescantia zebrina darstellt. Von der anderen ist uns der Name für den Augenblick entfallen. In Bozen wurde sie als Tr. mcxicana bezeichnet, sie stellt aber dieselbe Art dar, von der man jetzt eine bunt- (weiss-) blättrige Abart besitzt. Beide Tra- deskantien hingen aus ihren Töpfen au den Fenstern in der Regel mehre Fuss lang herab und nahmen sich an den grauweissen Mauern der Häuser rei- zend aus. Nicht allein Paris und Berlin besitzen das Eigcn- thümlichc, dass ihre Bewohner aus Maugel an Raum sich bisweilen auf deu Dächern kleine Gärten an- legen, auch in dem kleinen Bozen hat man inner- halb der engen Strassen das Bedürfniss gefühlt, sich auf dem Dache Blumenanlagen zu machen und trotz einer südlichen Sonne daselbst auch in gutem Zu- stande zu erhalten. Ferner sieht mau in ]jozen noch nielir als in England die ^^'iindc der freistehenden Häuser und ausserdem ziemlich hohe Mauern mit allerluuul Lia- nen bedeckt. Der Epheu spielt hier eine grosse Rolle und man findet häufig Stännne von nicht un- bedeutender Stärke und grosse Flächen bedeckend. Neben ihm überziehen aber auch einheimische Kletter- 40 314 rosen, besonders Formen der Rosa arvensis, die Wände von Häusern und ^lauern. Schade, dass es schon zu spät war, um zur Zeit der Blüthe einen gewiss reizenden Anblicic zu haben. liier und da hatte man auch rankende Theerosen dazwischen ge- pflanzt, deren remontirende Blumen auch jetzt noch, wenngleich in geringerer Anzahl, znra Vorschein kommen und nicht wenig zur Verschönerung bei- tragen. Nächstdem findet man in Bozen und in den Umgebungen als Liane die grossblühendc Tecoma (T. grandiflora) , weniger T. radicaus angepflanzt. Es ist die erstere, auch wegen der laugen Dauer ihrer grossen hellrotlicn Blüthen, eine der besten Lianen, welche man hat, leider aber für Norddeutsch- land nicht oder kaum anwendbar, weil sie unsere harten Winter nicht aushält. Auf keinen Fall ist sie aber nach den neuesten Versuchen, welche man in der Mark mit ihr angestellt hat, so empfindlich, als man bisher glaubte. Es haben Exemplare, wenn auch im Schutze, aber leicht bedeckt, wenigstens den Winter 18^9 daselbst ziemlich gut ausgehalten. Auffallend war es uns, dass die vielen Wald- reben (Clematis), welche man jetzt bei uns besitzt, in Bozen fast gar keine Anwendung gefunden ha- ben. Selbst Clematis Viticella, welche bekanntlich wild auf den Süd- Abhängen der Alpen wächst, kommt nur vereinzelt in den Gärten vor. Von all' den schönen Formen und Blendlingen, welche man neuerdings von ihr erzogen hat, haben wir nicht eine einzige gefunden. Ebenso fehlen die japani- schen Clematis patens (azurea) und lanuginosa mit ihren zalilreiclien Formen fast ganz; von den rei- zenden Formen, welche der Engländer Ja ckm an n vor einigen Jahren gezüchtet und welche deshalb seinen Namen führen, scheint man in Bozen eben- falls noch nichts zu wissen. Die Gärten sind in Bozen, wenn sie sich in der Ebene befinden, ziemlich klein, nehmen aber, wenn sie sich die Höhen hinaufziehen, stets einen grös- sern Eaum ein. In ästhetischer Hinsicht, d. h. was die geschmackvolle Aufstellung, sowie die Harmonie der einzelnen Theile zum Ganzen anbelangt, lassen sie Manches zu wünschen übrig. Allerdings sind die Umgebungen von Bozen so imposant, dass man, sobald man einmal aufblickt, weiter schaut und gar nicht dazu kommt, dem ganzen Garten seine Auf- merksamkeit zuzuwenden. Aber eben deshalb hätte man durch Gehölz Fernsichten mehr oder weniger abschliesscn und nur an einigen besonders günstigen Plätzen offene Stellen für abgeschlossene Bilder machen sollen. Kosen spielen in den Gärten Bozens die Haupt- rolle. Die Mannigfaltigkeit, besonders an remonti- renden Sorten der neueren Zeit — die neuesten scheinen ganz und gar zu fehlen — ist zwar nicht sehr gross, desto mehr findet man aber Gelegenheit, an den älteren Arten und Formen, welche bei uns entweder meist ganz und gar aus den Gärten ver- schwunden sind oder doch wenigstens sich nicht in i der vollkommenen Weise bis zur Fruchtreife ent- wickeln , wie es hier in den Bozener Gärten der Fall ist, luufassendc Studien zu machen. Vor Allem sind viele Formen der Rosa chinensis (welche man gewöhnlich fälschlich für die Linn^'sche R. indica hält), hier vertreten, zum Theil auch noch die alte Rosa omnium Calendarum , eine Form der Dama- scener Rose. Alle diese blühen gewöhnlich noch einmal im Herbste, und zwar bis in den Winter hinein , in reichlichster Fülle. Am beliebtesten ist die dunkclrothblühendc, deren Blumen am Ende der Zweige weitläufige und steife Doldentrauben bilden. Fortuue's double yellow sahen wir zum ersten Male mit Früchten und in grösseren und stärkeren Exemplaren. Darnach möchte es ausser Zweifel sein, dass pie nicht zu den gelben Rosen (Rosa hemi- sphaerica Herrn., sulphurea Ait.) gehört. Sie stellt nicht einmal, wie wir früher meinten, einen Blend- ling dieser mit den Theerosen dar, sondern bildet eine eigene Abtheilung der indisch-chinesischen Ro- sen, welche zwischen R. fragrans Red. und R. in- dica Lindl. stehen würde. Eine Rose mit schönen, flach - gefüllten Blumen in rosenrother Farbe hat hier den Namen Kasta- uienrose, weil der krtiselförmige i'ruchtkuoten, be- sonders wenn die Blumenblätter abgefallen sind, ähnlich wie bei der Cupula der echten Kastanie, mit etwas stechenden Weichstacheln besetzt erscheint. Es ist diese Rose eine eigenthümliche Art mit etwas hin und her gebogenen Zweigen, sowie kleinen, zahl- reichen und denen der Bibernellrosen ähnlichen Blät- tern und würde um so mehr ein Gewinn für un- sere Gärten sein, wenn sie daselbst ebenfalls im Freien aushielte. Ueber ihre Stellung im Systeme und ihren Namen werden wir wohl später einmal Gelegenheit finden zu sprechen. Zu den schönsten Gärten Bozens gehören vor Allem die des früheren Statthalters von Tirol, des Ritters von Toggenburg, sowie des Ritters von Gold egg; wir machen alle die, welche Bozen besuchen, um so mehr darauf aufmerksam, als man in ihnen einige interessante Pflanzen, besonders Bäume , welche bei uns schwierig oder gar nicht aushalten, findet. Von Acacia Julibrissin, dieser we- gen ihres feingegliederten Laubes bei uns im Nor- den Deutschlands beliebten Zimmerpflanze, sahen wir in dem zuerst genannten Garten einen schönen grossen Baum, mit Hülsen dicht behangen. Welchen reizenden Anblick muss dieser Baum zur Zeit der Blüthe dargeboten haben! Nicht weit davon war 315 eine Paulownia imperialis, ebenfalls von stattlicher Grösse, denn der Stamm besass bereits einen Durch- messer von 2 Fiiss. Die Blüthenstände waren schon in reichlicher Fülle vorhanden, die Blüthenknospen aber noch dicht geschlossen; sie überdauern in die- sem Zustande bekanntlich den Winter und erschei- nen erst im Frühjahre in ihrer vollen Entfaltung, einen angenehmen Geruch verbreitend. Im Norden Deutschlands erfrieren die Blüthen meist und nur ausnahmsweise sieht man an einzelnen Exemplaren nach gelinden AVintern Blüthen. Reizend nahm sich ferner zwischen eben ge- nannten Bäumen eine echte Trauerweide (Salix ba- bylonica) au?. Schade, dass dieser im hohen Grade malerische und in landschaftlicher Hinsicht Effekt machende Baum bei uns gegen Kälte sehr empfind- lich ist und man von ihm selten schöne Exemplare sieht. Bekanntlich wird er deshalb meist durch die amerikanische Salix nigra pendula ersetzt. !Mackira aiirantiaca sahen wir in Bozen in schö- neren Exemplaren, als im Südwesten Frankreichs. Die grossen länglichen Blätter besitzen eine glän- zend-dunkelgrüne Obeifläche und geben dem Baume ein entferntes Ansehen mit verwilderten Limonen- bäumen. Der gemeine Mann hält ihn auch dafür und nennt ihn um so mehr wilde Limone, als die oraugenrothen Sammelfrüehte in der Tliat eine ent- fernte Aehnlichkeit mit Orangen haben. Da man in Bozen männliche und weibliche Bäume besitzt, so kommen die Sammelfrüchte auch zur vollständi- gen Entwickelung. Von besonderer Schönheit waren 3 Bäume der bekannten Gingko biloba. Sie hatten zwar noch keineswegs die Grösse des Exemplars, welches wir vor einigen Jahren im botanischen Garten zu Stras- burg gesehen haben, waren aber weit regelmässiger gewachsen. Sie besassen einen graden Stamm von fast einem Fuss Durchmesser und eine regelmässig gewachsene Krone von pyramidaler Gestalt. Unter den Konifeicn fielen uns besonders die prächtigen Exemplare der Pinus excelsa und Jnni- perus torulosa auf, welche beide vom Ilimalaya stammen und daselbst grosse Bäume darstellen. Nicht weniger nahm ein hohes Exemplar der echten Juniperus excelsa des Orientes unsere Aufmerksam- keit in Anspruch, zumal es auch bereits eine bedeu- tende Grosse erreicht hatte. Auffallend waren uns ferner die Pinien, welche keineswegs die schirm- förmigen Kronen besassen, wie man sie oft in Ita- lien sieht und wie sie gewöhnlich auch von Jlalern bildlich dargestellt werden. Aber auch ausserdem im ganzen Thale der Etsch und ihrer oberen Neben- flüsse hatten die Pinien mehr eirunde und nie schirmförmige Kronen. Die interessanteste Pflanze des Toggenburg'- schen Gartens war endlich eine Agave americana von riesenmässiger Grösse. Sie besass über 50 Blätter und hatte einen Durehmesser von 17 bei einer Höhe von 7 Fuss. Zwei Blätter, welche wir gemessen haben, besassen eine Länge von fast 7 Fuss bei einer Breite von U Zoll. Man konnte uns nicht sagen, wie alt das Exemplar war; auf jeden Fall zählt es aber zwischen 30 und 40 Jahre. Dass es trotz des Alters noch nicht so bald blühen wird, kann uns nicht wundern, da wir stets die Beobachtung gemacht haben, dass dergleichen üppig gewachsene Pflanzen gar nicht oder doch nur sehr selten zur Blüthe kommen. Nur wenig kleiner war ein zweites, aber bunt- blättrigos Exemplar derselben Agave americana, das sich in dem Garten des Ritters von Goldegg, eines grossen Pflanzenfreundes und Pflanzenkenners, befindet. Der genannte Garten hat zwar weniger grosse Bäume, als der Togge nburg'sche, zeichnet sich aber durch grösseren Reichthum von Pflanzen aus. Mit besonderer Liebhaberei werden Dickpflan- zen, vor Allem Kakteen, ausserdem aber auch Be- gonien und Gesneraceen, darin kultivirt. Interessant ist, dass die kleine Opuntia vulgaris an den Bergen von Bozen ziemlich allgemein verwildert vorkommt und regelmässig Früchte trägt, die aber nicht ge- gessen v.'erden. Von den selteneren Warmhauspflanzeu nennen wir Myristica Horsfieldii, Napoleona imperialis, Pas- siflora Medusae und amabilis, Cinnamomum aroma- ticum, Dipladenia urophylla u. s. w. Auch die Zahl der Kalthauspflanzen ist nicht gering; nicht wenige derselben, welche in Norddeutschland als solche gelten, werden hier im Freien kultivirt, so beispiels- weise der Oelbaum. Doch ist dei'selbe auch hier etwas empfindlich und verlangt gegen plötzlich ein- tretende Kälte Schutz. Die Orangenbäume gedeihen jedoch nicht im Freien und werden entweder in Töpfen kultivirt oder man überbaut sie im Winter, wie es im Garteu des Ritters von Goldegg der Fall ist, mit einem leichten Glashause. Der Garten des Bürgermeisters Dr. Streiter liegt nicht in der Ebene, sondern zieht sich an einem Berg hinan. Er schliesst niehre interessante Koniferen, unter Anderem die langnadeligen Pinus australis und longifolia, ein. Auch werden einige hübsche Bäume der Magnolia grandiflora in ihm kultivirt, welche ohne allen Nachtheil das Klima von Bozen ertragen. In dem Garten des Erzherzogs Heinrich, der sich ebeufalls zum Theil einem ]5erge hinau- zieht, nahmen die daselbst sich vorfindenden auslän- dischen Konifeien unsere volle Aufmeiksamkeit in Anspruch, da viele von ihnen, welche wir bei uns als uuschcinliche Pflanzen in Tupfen kennen, hier 40* 316 als stattliche Exemplare wuchsen. Himalaja- uud Mexiko - Cypressen (Cupressus tornlosa und macro- carpa) waren besonders scliön vorhanden; auch ein Exemplar der Cypresse von Goa (Cupressus lusita- nica) hatte eine beträchtliche Höhe erlangt, obwohl diese Art ausserdem in der Umgegend von Bozen nicht gut gedeihen soll. Juniperus phoenizea fand sich in einem Exemplare vor, welches zu gleicher Zeit männliche und weibliche Kätzclien trug. Zum ersten Male sahen wir ferner Pinus brutia mit Zap- fen verschiedenen Alters, so dass wir die Selbstän- digkeit der Art festzustellen vermochten. Endlich war es interessant, dass einige Libanon-Cedern den Wuchs der Himalaya- oder Deodara - Cedern bc- sassen , also eine spitz zulaufende Krone hatten. Man sieht hieraus, dass selbst charakteristische Jlerk- male unter Umständen werthlos sein können. Wenn wir uns bereits dahin ausgesprochen ha- ben, dass man in den Gärten Bozens wohl eine grössere Sorgfalt auf die Pflanzen und überhaupt auf das Einzelne verwendet, dagegen aber das Ganze zum grossen Theil fast gar nicht ästhetisch auffasst, so spricht sich diese Vernachlässigung des- selben Prinzips auch in der Umgegend aus. Dass die Kunst des Menschen in einem solchen Falle, wo die Natur in reichlichstem Masse aus dem Füllhorn ihrer Schönheiten gespendet hat, nichts Neues schaf- fen kann, verstellt sieh von selbst; wir würden es sogar für einen Frevel halten, wollte der Mensch hier eingreifen. Und doch Hesse sich Manches machen, was uns beispielsweise das Aufsuchen der schönsten Punkte erleichterte. In Bozen existirt ein Garteubau -Verein, der unter dem Vorsitz des thä- tigen Ritters von Goldegg die Interessen des Garten- und Obstbaues, vor Allem nach aussen, auf das Energischste vertritt. Wo grosse Obst-Austel- lungen waren für Namur, für Berlin und neuerdings wieder für Hamburg, wurden Vorkehrungen getrof- fen, dass auch die vorzüglichen Früchte der Be- v/ohner des südlichsten Deutschlands vertreten wa- ren. Und allenthalben, wo diese erschienen, wurden sie anerkannt und erhielten die ersten Preise. Sollte es aber nicht wünschenswerth sein , dass auch etwas für die Bewohner Bozen?, selbst, welche keine Gärten in der Stadt besitzen, in dieser Hinsicht geschieht? Ebenso würden Fremde, welche aus dem Norden nach Bozen kämen, gern länger in einem solchen reizenden Orte verweilen, wenn ihnen auf ihren Spaziergängen Schatten geboten würde, wenn sie die hübscheren Punkte in der nächsten Umge- bung mit grösserer Bequemlichkeit besuchen könn- ten, wenn man ihnen andere erschliessen wollte, die bis jetzt kaum bekannt sind. Wir sind überzeugt, dass in diesem Falle namentlich das jenseits des Flusses zerstreut, aber ebenfalls reizend liegende Dorf Gries noch weit mehr Fremde dauernd be- herbergen würde, als es jetzt geschieht. Wir ver- nahmen vielfach Klagen über Jlaugel an Schatten und über schlechte Wege. Man geht jetzt deshalb lieber nach dem nicht minder reizend gelegenen, nur wenige Stunden entfernten Meran, weil hier Mancherlei, wenigstens hinsichtlich der Wege, ge- schehen ist. Bozen dürfte aber bei der grösseren Mannigfaltigkeit, welche es darbietet, unbedingt den Vorzug verdienen. Das nahe Jlittelgebirge, Ueber- etsch, ist einzig in seiner Art, und möchte kaum irgendwo etwas Aehnliehes, was Grossartigkeit und Schönheit betrifft, dargeboten werden. Wir hoffen, dass der thätige Gartenbau-Verein in Bozen auch diesen Umstand künftig in's Auge fassen und da- mit den Bewohnern der Stadt, sowie zahlreichen Fremden es bequemer machen wird, das was Mutter Natur hier in reichlicher Fülle geboten, zu geniessen. Allerlei ans der Gärtnerei nnd Pflanzenknnde. IX. Die Spuren des ersten Nachtfrostes, der uns vor jetzt vier Wochen heimsuchte, aber glücklicherweise keine frühen Nachfolger fand, haben sich so ziem- lich verwischt und fallen nur an besonders expunirt gewesenen, sehr freien Lagen, wie z.B. bei Steg- litz, an zarten Cucurbitaceen, Georginen, Canna's u. s. w. noch etwas in die Augen. Reichlicher und langanhaltender Regen, verbunden mit milder Tem- peratur, hat seitdem dem Pflanzenwuchs der Gärten eine üppige Fülle verliehen; besonders die Blatt- pflanzen prangen jetzt, in der ersten Woche des Oktobers, in so saftstrotzender Fülle und Kraft, wie man sie den Sommer hindurch, bei vielfach gehemmtem Wachsthum derselben , oft vermisste und auch für später kaum erwarten zu können glaubte. Allerdings sind die sehr warmen Klima- ten Entstammenden hinter der Entwicklung, welche ihnen die Tropengluth des vorjährigen Sommers auch bei uns verliehen, diesmal weit zurückgeblieben, so namentlich der Ricinus, welcher uns durch die Rie- senmässigkeit seiner Dimensionen verwöhnt hatte; der japanische Bandmais wird schwerlich, wie 18G8, Samen reifen, aber man sieht doch hin und wieder das Pampasgras seine nicht in jedem Jahre zur Aus- bildung gelangenden Blüthenrispcn entfalten, und die so empfindlichen Coleus zeichnen noch immer dunkle Stickereien auf das Rasengrün, indess Flor- blumen, zumal Remontant- Rosen und Fuchsien, im Ueberfluss vorhanden und in fortdauernder Entwich- 317 lung begriffen sind. Man darf daher wohl zufrieden sein. Spönne nicht der fliegende Sommer seine weisse Fäden durch die Luft, hätte nicht an son- nigen Lagen der wilde Wein den Purpur seines Herbstkleides angelegt, und färbte sicli nicht hie und da ein Evonymus oder ein Cornus roth, ein Ahorn gelb, wir würden uns kaum soweit in den Herbst hinein vorgeschritten glauben , als wir es ■wirklich sind. Manches scheint zu Hoffnungen auf einen schönen, warmen und langandauernden Spät- soniracr zu berechtigen. Jlöge ein solcher dem Gärt- ner alle Vortheile des ^indianischen Sommers" der Amerikaner bringen; möge er zugleich jedem Freund der iS'atur den Genuss einer ungestört sich voll- zielienden Umfärbung der herbstlichen Laubmassen gönnen. Ist dies ja doch ein Phänomen, welches man bei uns nicht alljährlich, sondern nur in vor- zugsweise günstigen Herbsten, wie der letztverflos- sene einer war, in seiner ganzen wehmüthig stim- menden Pracht geniessen kann, da der Kolorit- wechsel der Bäume, auf dem der Reiz der späteren Jahreszeit hauptsächlich beruht, eine nur allzu grosse Empfindlichkeit gegen plötzlich eintretende niedere Temperatur zeigt. Wenn nachher auch noch so schöne Tage folgen, sie vermögen docli nicht den einmal jäh unterbroclienen organischen Prozess wie- der in Fluss zu bringen. Die Blätter sind einmal gefallen oder sie verunzieren, halb verdorrt am Zweige hängend, Garten und Hain, ohne vorher jene zauberische Skala des allmäligen Erblassens oder Erröthens durchlaufen zu liaben, welche mit dem Orangeton der Buchenwaldungen erst spät im November abschliesst, während unsere heimische Birke sich des bleichen Goldes ihrer immer durch- sichtiger und durchsichtiger werdenden Krone am allerletzten entkleidet. Alan sieht, wenn den aus Petersburg zurückkeh- renden Reisenden die volle Schönheit des Sommers in der Heimath bevorstand, so haben auch die von der grossen Hamburger Ausstelhuig Heimgekommenen der vorgerückten Jahreszeit zum Trotz, die Genüsse des Blumenjahres und der Gartenfreuden bei uns noch nicht beendet gefunden; sie brauchen das lange und schmerzliche Lebewohl, welches uns der Winter dem Garten unter freiem Himmel zu sagen zwingt, noch nicht über die Lij)pen zu bringen, sondern haben Zeit, sich wohlgemuth dem Vergnügen hin- zugeben, welches in dem Vergleichen der neugewon- nenen grossartigen Eindrücke mit dem Altgewohn- ten, Heimischen besteht. In Betreff des Hamburger Blumenfestes selbst haben die politischen und litte- rarischen Blätter uns Alle, die wir nicht dort sein konnten, vorläufig genügend informirt; die Mittliei- lungen der Augenzeugen das Bild vervollständigt. Wenn nun unsere -Wochenschrift" den von Vielen sicher mit Recht erwarteten Rapport bisher noch nicht gebracht hat, so bitten wir hierin nur einen durch besondere Umstände gebotenen Aufschub, keine bleibende Unterlassungssünde erkennen zu wollen. Wir begehen eine gewiss verzeililiche Indiskretion, indem wir vorläufig andeuten, dass der gärtnerische Berieht über das grosse Tagesereigniss für die Spal- ten dieses Blattes einer Feder entflossen dargereicht werden soll, der an vollendeter Eleganz und Sach- kenntniss in Deutsehland kaum eine zweite zur Seite zu stellen ist. Niemand anders als der Herr Hofgärtner Jäger zu Eisenach hatte es vom An- fang an übernommen, denselben zu liefern, und man darf der Hoffnung leben, schon die nächste Woche werde es möglich machen, das bisher scheinbar von uns Versäumte gläneend und auf das Befriedigendste nachzuholen. Sie Vorschauer des Winters, deren oben als flüchtig vorübergegangener Erscheinung ohne ernst- liche Folgen erwähnt ward, scheinen diesmal von Westen her ihren Weg zu uns gefunden zu haben. Die brittischen Inseln empfanden sie mehrere Tage früher auf eine entschieden empfindlichere Weise. Nach unmittelbar vorangegangener ausserordentlich heisser Witterung trat in England ein plötzlicher Umschwung zu rauherer Luft am 29. August ein, die am .81. dess. Mts. bei östlich wehendem AVinde sich zu einem Nachtfrost von — 2 Grad steigerte. Nach Gardeners' Chronicle wurden bei dieser Ge- legenheit Bohnenfeldor hoffnungslos verwüstet, Kür- bisse und Gurken beinah durehgehcnds zerstört. Nur ein wenig geschwärzt sind Heliotrop und Georginen, von denen man erwarten darf, dass sie sich wieder erholen werden. Selbst in dem noch milderen Irland hat das Kartoffelkraut durch Frost gelitten. Es verdient nachträglich bemerkt zu werden, dass der verflossene Winter Unteritalien mit unge- wohnter Kälte überzogen hat. In Neapel fror es, dem lieiligen .Januarius, dem Schutzpatron der Stadt, zum Trotz, an drei Tagen des gleichnanu'gen Win- termonats, dem 25., 26. und 27., so heftig, dass die ältesten Leute sich gleichen Wetters nicht zu erinnern wissen. Das Thermometer sank bis auf 3 Grad unter Null, der Boden war mit Schnee be- deckt und die Tciclic blieben wüiirend dieser drei- mal vierundzwanzig Stunden zugefroren. Man kann sich denken , wie verheerend die Wirkung eines sol- chen Frostes auf die hier zu Lande in den Gärten mit soviel Glück im Freien kultivirten tropischen und subiropischcn Gewächse sich gestaltete. Dennoch sind nur wenige derselben in Folge davon gänzlich zu Grunde gegangen. Zu diesen gehörten : Four- crnya gigantca, Phvllocladus asplcnifoiia und merk- würdiger Weise Cryptomeria clegans, wenn auch der ä Grund des Absterbens dieser letzteren , die ja bc- 318 kanntlich eine ziemlich harte, selbst norddeutsche Winter überdauernde Konifere ist, wolil sicher in anderen Nebcnumständeii eher, als in der verhält- nissmässig geringen Kälte von — 3 Grad zu suchen ist. Die Aralien Sieboldii und papvrifera froren bis auf die Wurzel ab, haben aber kräftig wieder aus- getrieben. Melianthus, die Bananen und die Dara- maraiichtc litten zwar stark, erholten sich jedoch wieder. Von den Araukarien bestanden excelsa, Cun- niughami, Bidwillii, gracilis und brasiliensis diese Probe; aber schon zehn Fuss emporgeschossene Stämme der Araucaria Cookii gingen, wenn auch einige erst nach längerer Zeit, zu Grunde oder überlebten die Katastrophe nur in bejanmiernswer- them Zustande. Es ist dadurch bewiesen, dass A. Cookii unter ihren häufiger kultivirten Gattungsge- nossen die weichlichste und demgemäss zu behan- deln ist. Etwa einen Monat nach dieser Kälte er- freute sich die Stadt Neapel wieder einer beinah heiss zu nennenden Witterung, während in der Zwischenperiode heftige Nordwinde geweht hatten. Kalifornien, das Vaterland so vieler, zum grossen Theil bei uns ausdauernder Gewächse, hat uns schon mit mancher, in hohem Grade interessanten Bereiche- rung unserer Gartenflora beschenkt. Es spendet jedoch stets neue Schätze und wird voraussichtlieh dies noch lange thuu. Eine der interessantesten neuen Einführungen von dorther ist die hibiskus- ähnliche Fremontia californica, von der wir eine Beschreibung in Professor Koch 's treffliclier Den- drologie finden, obwohl die Pflanze selbst in den deutschen Gärten kaum vorhanden sein dürfte. Der ITorticulteur franeais von 1868 bringt über dieselbe nachstehende Mittheilung : „Während seiner au Abenteuer reichen Expe- dition in die Felsgebirge der Vereinigten Staaten hat der Oberst Fremont einige treffliche Pflanzcn- erudten gemacht, von welchen der Gartenbau Vor- theil ziehen kann. Unter diesen Gewächsen befindet sich eines, welches zu einer neuen Gattung Stoß' bot, der Mr. Torrej^ den Namen des unerschrocke- nen Forschers gab. Es ist dies ein wahrer Glücks- fund für die Gärten; denn es ist ausdauernd und entfaltet, wenigstens in England, seine Blüthen voll- kommen gut im Freien. Bis jetzt hat dieser Strauch, soviel wir wissen, in Europa nur bei den Herren Veitch, seinen Einführcrn, geblüht, wasMr. Hoo- kcr erlaubt hat, im Botanieal Magazine von 1866 eine wohlgelungene und vielfach reproducirte Abbil- dung davon zu veröffentlichen. Demzufolge ist dies in der That, um die Worte Hooker's zu gebrauchen, der merkwürdigste Strauch, der innerhalb der letz- ten Jahre eingeführt worden ist. Er übertrifft in vieler Hinsicht noeii die Forsythien. Die Entdeckung der Fremontia californica ge- schah an den Quellen des Sacramento, im nördlichen Theil der Sierra Nevada, nicht weit von den Gold- gräbereien der Kompagnie Merced. Dieselbe bildet einen grossen und schönen, etwa neun Fuss hohen Strauch, der durch seinen Habitus und sein Laub an Mespilus oder an den Feigenbaum erinnert, wenn er sich im Mai mit seinen grossen Blüthenknospen bedeckt. Die Blätter nehmen nur das äusserste Ende der Zweige ein; sie sind gestielt, fast rund, 3 bis 8 Ccntiraeter breit, aber in drei bis sieben Lappen gespalten, oben mit einem Flaum gesternter Haare bekleidet, unten anfangs glauk, später rost- braun. Die Blüthen zeigten sich in England im Juni. Sie erscheinen zahlreich, von schön gold- gelber Farbe, 5 bis 7 Centimeter im Durchmesser und stehen auf einem dicken und kräftigen Stiel. Ihre botanischen Charaktere sind abnorm und ge- statten nicht, diese neue Gattung einer der natür- lichen Familien, wie dieselben jetzt bestehen, einzu- verleiben. Bentham und Hookcr glauben iudess dieselbe in eine eigene Unterabtheilung der Malva- ceen einreihen zu dürfen (eine Ansicht, die Pro- fessor Koch zu der seinigen gemacht hat), wenn nicht eine neue Familie in der Nachbarschaft der Ster- kuliaeeen daraus zu bilden ist. Uns kümmert dies wenig. Wir sehen in der Fremontia californica nur einen prachtvollen Schmuckstrauch, dessen Platz in allen Gärten im Voraus bestimmt ist. Unglücklicher Weise steht ihrer Verallgemeinerung ein Uebelstand, die Schwierigkeit ihrer Vermehrung, entgegen, und dies erhält den Preis einer einzelnen Pflanze noch immer auf der Höhe von lö bis 20 Franken. Wie in Frankreich, hat sicher auch in Deutsch- land diese neue Prachtpflanze eine Zukunft. So viele Gewächse des nördlichen Kaliforniens und insbeson- dere der Sierra Nevada, der Heimath einer Welling- tonia, einer Thuja gigantea und einer Cupressus Law- soni, überdauern ungestraft unsere Winter im Freien, warum sollte das uns hier beschäftigende eine ernste Ausnahme davon machen? Sollte dasselbe sich wider Erwarten als zärtlich herausstellen, so wird es wäh- rend der kältesten Monate, gleich dem Hibiseus sy- riacus, durch eiue leichte Umhüllung zu schützen sein. Die Hauptsache für uns wird darin bestehen, erst in den Besitz der Fremontia zu kommen, um Kulturversuche damit anstellen zu können. Pur eine der besten, wenn nicht für die beste Kletterrose gilt in England in diesem Augenblick die Climbing Devoniensis. Es wäre empfehlenswerth für unsere Eosenzüchter, dieselbe kommen zu lassen und sie auch bei uns einzubürgern. In den uns zugänglichen Katalogen suchten wir sie bis jetzt vergeblich. Vielleicht erwirbt sich ein Berliner Han- delsgärtner und Leser der Wochenschrift das Ver- dienst dieser neuen Bereicherung unseres Rosenflors. 319 Leider müssen wir gestehen, dass die Liebhaberei für Kletterrosen in Berlin und dessen Umgegend keine so grosse ist, als sie es wegen der Schönheit der be- treffenden Arten und der sonstigen Vorzüge, welche sie darbietet, sein sollte und könnte. Die königlichen Gärten von Potsdam gehen in dieser Hinsicht mit einem glänzenden, nur allzu wenig nachgeahmten Beispiel voran. Es ist beachtungswcrth, dass die Be- kleidung der Wände mit Rosen in der Jlark eigent- lich eine uralte Landessitte zu sein scheint: man sieht in den kleinsten und abgelegensten Landstädten häufig genug ganze Häusertronten mit meist hoch- stämmig gezogenen alten Rosensorten, deren Krone fäcliertörmig weithin ausgebreitet ist, überzogen. Von dieser Tbatsaehe bis zur Pflege der noch we- niger Sorgfalt erfordernden neueren Kletterrosen ist es nur ein Schritt. Möchte derselbe recht häufig gethau werden : er wird sicher eine Quelle des Ge- nusses für Jeden, der sich zu demselben entschliesst, bilden und zugleich zur Verschönerung der oft recht prosaischen nächsten Nähe vieler Häuser bei- tragen. Dass England uns in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel vorangegangen ist, und täglich mehr vorangeht, erhellt aus nachstehender Mittheiluug in einer der letzten Nummern von Gardencrs' Chro- nicle: „Die Kletterrose von Devonshire (ClimbingDcvo- niensis) hat in diesem Sommer sehr schön geblüht und die Schönheit ihrer Biüthen kommt der ihrer Mutterpflanze völlig gleich, wenn sie dieselbe nicht noch übertrifl't. Sie blühte hier in ungeheuren Co- rymben und übertrifit in aufscrordentlicher Kräftig- keit des Wuchses sogar unseren alten Liebling Gloire de Dijon. Sie versprich.t binnen Kurzem jede andere helle Kletterrose zu verdrängen. La- marque und Solfatare werden von ihr gänzlich in Schatten gestellt. Vermöge der Anstrengungen un- serer lokalen Gartenbau -Vereine, diesen höchst wün- schenswcrthcn Zweig der Rosenkultur populärer zu machen, haben die einfachsten Hausbesitzer der hie- sigen Gegend ihre Gebäude mit Gloire de Dijon und Geu(jral Jacquemiuot bezogen. Marschall Niel blüht hier vortrefflich an südlich oder westlich ge- legenen Mauern, aber nur mittelraässig als Hoch- stamm." Ein Sumach, welcher zu sehr grossen Erwar- tungen für die Zukunft berechtigt, ist der vor etwa drei Jahren in Frankreich durch die Herren Thi- baut und Keteleer gezüchtete und jetzt von dort aus zu uns gelangende ]{hus glabra laciniata. Die fast doppelt gcliedert zu nennenden Blätter, welche sich sanft gewölbt nach allen Seiten hin ausbreiten, geben dem Strauch schon im ersten Jugendalter ein Ansehen von Eleganz und Schönheit, welches, un- serer Meinung nach, mit der fortschreitenden Ent- wicklung noch zunehmen und sich wahrscheinlicher Weise zu einer Wirkung steigern dürfte, von der man zur Zeit wohl kaum mehr als eine schwache Ahnung haben kann. Schon ganz kleine Exem- plare, wie wir sie bisher allein aus eigener An- schauung kennen, möchten sich zur Einzelpflanzung auf Rasenflächen empfehlen. Sic erinnern in ihrer Tracht, die Stacheln abgerechnet, lebhaft au Aralia spinosa, in etwas auch an jene seltsamen suftVutesci- renden Umbelliferen, welche man in den Bergschluch- ten und auf den Meeresklippen Madeira's bewun- dert. Selbstverständlich wird dieser Habitus mit zunehmendem Alter durch grössere Stammhöhe und eine buschig sich gestaltende Krone einer wesentlichen Modifikation unterliegen, ohne jedoch ■ — das wagen wir vorherzusagen — an Reiz deshalb irgendwie eiuzubüssen. Die genannte Varietät, in Frankreich als hart erprobt, darf mit einem sehr hohen Grade von Wahrscheinlichkeit für ebenso trefflich bei uns ausdauernd, als die aus Kanada stammende tj-pische Form der Art gehalten werden. Wir verdanken die Möglichkeit, in ihren Besitz zu gelangen, unserem Mitbürger Lorberg, der diese höchst interessante Spielart vor Kurzem erhielt und, dem soeben erschie- neneu Nachtrag zu seinem Katalog zufolge, zu einem massigen Preise davon abgeben kann. Der- selbe hat seinen anerkannten Verdiensten um die Einbürgerung seltener und werthvoller Gehölze durch die Einführung von Rhus glabra laciniata ein neues Anrecht auf die Erkenntlichkeit der Gartenbesitzer hinzugefügt, deren Aufmerksamkeit diese wahrhaft interessante Neuheit hiermit bestens empfohlen sei. l^er möchte leugnen, dass auch die Pflauzen- specics ihre Schicksale haben und Gunst wie Un- gunst der Menge ihnen auf eine oft kapriziös zu nennende Weise zugewogen wird? Manche dersel- ben verbreiten sich, bald nach dein ersten Erschei- nen ihrer Namen in den Katalogen, mit reissender Schnelligkeit über die Gärten, während andere, kaum minder schön zu nennende, weit zurückstehend hin- ter der Popularität jener, in bescheidenem Dunkel verharren und lange Zeit ausserhalb der Mauern botanischer Gärten fast unbekannt bleiben. Sind die Letzteren darum des Literesses weniger werth? Ge- wiss nicht; sie werden in Erwartung dessen, dass vielleicht auch einmal ihre Zeit kommt, einstweilen von Kennern und wahrhaften Liebhabern mit um so grösserer Thcilnahme betrachtet und in den Kreis ihrer Beobachtung gezogen werden. In ihre Reihe gehört u. a. eine sehr zierlitdic Schlingpflanze Japans, die Akcbia (juinata Sieb. (Rajania Tlinnl).), deren ausserordentlich feines und schöngcbildetcs Laub ihr, abgesehen von den niedlichen Biüthen, allein schon einen Ehrenplatz in jedem Garten sichern müsste, wäre eben die Anzahl der znr 320 Kultur sich drängenden Gewächse nicht schon eine übergrosse geworden. Wer aber kann, bei dem em- barras de richesse, das in der Horticultur jetzt vor- waltet, an Alles zugleich denken; wer hat Eaum genug für all' die Mannigfaltigkeit!? Wir würden der Akebie hier nicht Erwähnung thun , hätte die- selbe nicht dadurch ein erneutes Interesse gewon- nen, dass sie im verflossenen Herbst zum erstenmal in Europa Früchte getragen hat, was in dem der Kultur und Acclimatisation seltner Holzgewächse gewidmeten Garten von Segrez bei Paris geschehen ist. Beobachtet wurde diese Fruktifikation zuerst durch Herrn Herincq, den bekannten geistvollen Redakteur des Horticulteur frau(;ais, an einer ma- jestätischen Säule der Akebia, welche dort seit fünf bis sechs Jahren ausgci)flanzt, auf das Herrlichste gedeiht. Sehr grosse cvllndrische, zu dreien beisam- menstehende Beerenfrüchte vom schönsten Violett- braun verleihen diesem Rankengewächs einen um so höhereu Werth als Zierpflanze, als die Art hier- mit jene Altersstufe erreicht haben dürfte, welche sie wahrscheinlich erst zu reichlichem und regel- mässigem Fruchttragen befähigt. Herr Herincq irrt indess darin, dass er die Frucht der Akebie für total unbekannt ansieht. Ein Blick in die Flora japonica von Siebold und Zuccarinl würde ihn eines Besseren belehrt haben. Er hätte daselbst auf Tab. TT die Abbildung nicht nur der Pflanze sondern auch ihrer Frucht finden können. Aus dem genannten Werke erfahren wir zugleich, dass die Akebiafrüchte in Japan genossen werden und einen süssen und angenehmen Geschmack haben, auch bei Brustleiden als schleimlösendes, erweichendes und zugleich nahrhaftes Heilmittel in Gebrauch sind. Carl Bolle. Haupt - Katalog- dei- flauöesfjerrl'if^eii 3Jttmii|'cfjufeii ,^11 Jlmsku. Herbst 1869 bis Frühjahr 1870. Bei den mannigfachen Unvollkommenheiten, an denen selbst die besseren Kataloge nicht selten la- boriren, ist es eine wahrhaft erfreuliche Thatsache, ein derartiges Verzeichniss einmal mit vollem und ungetheiltem Beifall begrüssen zu können. Der Geist, in welchem es geschrieben, ist ein so echt wissen- schaftlicher, die eingestreuten Erläuterungen, dazu bestimmt, dem Laien die Auswahl der Gehölze, de- ren er bedarf, zu erleichtern und selbst für den Kenner werthvollo Winke zu geben, erheben sich bei aller Kürze zu einem so hohen Grade von An- schaulichkeit und praktisclier Nützlichkeit, dass so- gar der nicht Eingeweihte hinter der Anonymität des Titels die Autorschaft eines unserer gediegensten Schriftsteller über Baumzucht und bildende Garten- kunst wenigstens ahnt. Der Synouymie ist hin- reichende Berücksichtiguug zugewandt worden, die sich in der Form von Fragezeichen öfters sogar als eine kritische kund giebt. Es bedarf kaum erst der Bemerkung, dass auch diesmal, wie man es bei den Muskauer Katalogen gewohnt ist, jedem Species- namen sorgfältig die Autorität des Botanikers, von welchem die Benennung herrührt, beigefügt wird: ein nicht hoch genug zu veranschlagender Vorzug der in Rede stehenden Schrift vor vielen anderen ähnlichen Inhalts. Jedermann wird einsehen, wie hierdurch nicht nur theoretisch Vieles gefördert, son- dern auch thatsächlich vor den bedenklichsten Ver- wechslungen Schutz gewährt wird. Ein Verzeich- niss, wie das vorliegende, muss noth wendig eine mehr als vorübergehende Bedeutung erlangen: es gestaltet sich wie von selbst zu einer sehr präzisen, dendrologischeu Flora eines bestimmten Gebiets. Ein Blick auf den Inhalt des Werkchens genügt, um neben dem Erwähnten, als ein Hauptverdienst die- ses Katalogs, die grosse Reichhaltigkeit des Materials, von jeher eine rühmliche Spezialität der Muskauer Baumschulen, zu veranschaulichen. Abgesehen von der Mannigfaltigkeit und der rationellen Auswahl der meist, wenn auch nicht ausschliesslich, für Nord- deutschland berechneten Obstsorten, sind namentlich unter dem Sortiment der Zierbäume und Sträucher verschiedene der Hauptgeuera in wahrhaft staunens- werther relativer Vollständigkeit vertreten. So u. a. die Gattungen: Betula, Fiaxinus, Quercus, Ulmus, Spiraca, Crataegus. Hinsichtlich der Wüchsigkeit und Vorzüglich- keit der Exemplare, welche in den Muskauer Baum- schulen gezogen werden, kann Referent aus eigener Anschauung ein günstiges Urtheil abgeben, obwohl es dieser individuellen Meinungsäusserung wohl kaum erst bedarf. Der Vortheil massiger und sachgemäss zu nennender Preise gesellt sich dem hinzu ; vor Allem \Nird das kaufende Publikum es als einen besonderen Vorzug iu's Auge fassen müssen, dass es überzeugt sein kann, von Muskau aus, unter der Oberleitung der Verfasser des xVrboretum musca- A'ieuse, stets nur sicher und richtig bestimmte Ge- hölze zu erhalten. Carl Bolle. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Ziramer-Strasse No.91. Druck der C. Fe i 3 t er'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelma-Platz No. 4. Wochenschrift Vereinies znr Befordernng des Gartenbaues in den Königl. Preassischen Staaten für fc'ärtnerei und Pflaiizeiikiinde« Redakteur : Professor I>r. K^arl Koch, Geueral-Sekretair des Vereines. No. 41. Berlin, den 16. Oktober 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Rückblick auf die internationale Gartenbau -Ausstellung vom 2. bis 13. September 1869 in Hamburg. Vom Hoigärtner Jäger in Eiseuach. — lieber Dasylirieii (Roulinien, Pincenektien, lieaucarneen). Sonntag, den 31. Oktober, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause, Mohrenstrasse 49, eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 31 ü (ft ö f i (ft auf die internationale Gartenbau - Ausstelinng vom 2. bis 13. September 1869 in H a m b VT r §■. Vom Hofgärtner Jäger in Eisenach. Wenn wir erst vier Wochen naeli Eröffnuug •der Hamburger Ausstellung die Feder zu einem Berichte über dieselbe ergreifen, so müssen wir un- sere Leser um Entschuldigung bitten, dass derselbe so spät kommt. Der Herausgeber dieser Blätter lebte zur Ausstellungszcit, wie die Leser wissen, zur Stärkung seiner Gesundheit in den Alpen, und Schreiber Dieses, den das Vertrauen des Heraus- gebers mit dem Auftrage beehrte, einen Bericht über die Ausstellung zu geben, knüpfte an den Besuch Hamburgs eine grössere Reise nach dem Norden, von welclicr er erst unlängst zurückgekehrt ist. Endlich verzögerte sich die Arbeit durch das längere Ausbleiben offizieller Berichte über Preis- ertheilung, Besuch der Ausstellung u. ?. w., und es sind leider diese Dinge heut noch nicht zu Händen des Referenten. Derselbe nuiss sich daher in der Hauptsache auf seine Erinnerungen und Notizen ver- lassen, nur den Ausstellungs- Katalog als Beistand. Er fühlt sich beim Beginn dieses Untcrncliniciis in der Lage eines kleinen Mädchens, welches den Wil- len und den Muth hat, die kranke Mutter im Hause zu vertreten, aber mit den schwachen Kräften nicht ausreicht, und wo der gute Wille das Beste ist. Wo der Herausgeber der Wochenschrift mit der Sicherheit des Geübten, in der Beurthcilung grosser Ausstellungen viel Erfahrenen zu Werke gegangen wäre, ergreift Referent fast zaghaft die Feder, und nur die Voraussetzung luid Hoffnung, dass er unter Berücksichtigung der angegebenen Umstände auf nachsichtige ]5eurtheilung zu hoffen habe, gibt ihm den Muth zu der schwierigen Arbeit. Meine Besprechung der Hamburger internatio- nalen Gartenbau-Ausstellung bezweckt einerseits, den- jenigen Lesern , welche selbst in Hamburg waren, erinnernde und ergänzende Mittheiluugen zu machen, andernseits denjenigen, welche nicht dort waren, einen Begriff von dem Ganzen zu geben. Auf ein- zelne Pflanzen werde ich mich selten einlassen, was schon die ungeheure Jlenge derselben verbietet. Das- selbe gilt von den verschiedenen Sammlungen: es ist gradezu unmöglich , alles Wichtigere auch nur zu erwähnen. Wenn ich daher die eine oder an- dere Kollektion nicht nenne, während andere ebenso wichtige, nach individueller Ansicht vielleicht bessere von mir unbeachtet bleiben, so hat dies keinen an- deren Grund, als dasa ich sie übersehen, vergessen oder nicht notirt habe. Wer die vielen Störungen in den notliwendig stillen Betrachtungen auf grossen 41 322 Ausstellungen kennt, wird mich vollständig entschul- digen. Ich werde zuerst versuchen, eine Art plastisches Bild des Terrains und der ganzen Ausstellung zu entwerfen, dann Einzelnes hervorheben, und mit all- gemeinen Betrachlungen und Bemerkungen schliessen. Da zur Zeit der meisten meiner Notizen die Preis- vertheilung noch nicht bekannt war, indem einige der Herren Preisrichter in übertriebener Genauig- keit noch am dritten Tage seit Eröftnung der Aus- stellung „preisrichterten", so kann ich bei Erwäh- nung einzelner hervorragender Sammlungen nur ge- legentlich hier und da bemerken, ob sie einen Preis erhalten haben, — Irrthum vorbehalten. Den Le- sern dieser Blätter wird dieser Mangel wenig fühl- bar werden, da die „Wochenschrift" wohl die Preis- vertheilungs- Liste nach offizieller Bekanntmachung in einer der nächsten Nummern bringen wird. Zu- dem hat die Preiserkennung für den mit dem Ausstel- lungswesen Bekannten keinen Einfluss auf sein Ür- theil und seine Geschäftsankuüpfungen, da er weiss, dass nicht-gekrönte Gegenstände ebenso schön, in mancher Beziehung besser sein können, als mit Preis belohnte, indem das Urtheil der Preisrichter oft vom Programm bestimmt wird, welchem gewisse Kollek- tionen nicht ganz genügen. Es Hesse sich über diesen Gegenstand noch Manches reden und wün- schen, aber wir müssen uns mit der ewigen Erfah- rung trösten und beruhigen, dass nichts in der Welt vollkommen ist. Der Ausstelluugsplatz ist den Lesern der Wo- chenschrift einigermassen aus früheren Mittheilungen über die Vorbereitungen bekannt. Er nmfasst den ganzen Eaum zwischen dem eigentlichen alten Ham- burg und der Vorstadt St. Pauli einerseits und dem Damm des Müllernthors östlich und der Elbe west- lich, wovon nur der dem Handel und Verkehr die- nende Quai am Hafen ausgenommen ist. Da der zuerst angewiesene Eaura von 1,700,000 Qnadrat- fuss für alle Anmeldungen nicht ausreichte, wohl noch mehr aus dem Grunde, weil man das ganz nach den Gesetzen der Schönheit bearbeitete und entsprechend mit Ausstellungs-Gegenständen besetzte Terrain nicht mit nicht-zierenden Dingen und noch mehr einfachen Gebäuden verunzieren wollte , so wurde jenseits der grossen Verkehrsstrasse zwischen Hamburg und St. Pauli und Altona noch ein Stück zwischen den Alleen des „Heiligengeist-Feides" und dem Stadtgraben zu Ausstcllungszwecken eingerich- tet, und es waren hier namentlich die Früchte, (Jbst- iind Allee-Bäume, sowie alle zum Betrieb des Gar- tenbaues dienende nützliche Werkzeuge, Mascliinen, Vorrichtungen u. s. w. untergebracht. Dieser Theil war also in der Hauptsache der Nutzgärtnerei und ihren Hülfsmitteln übergeben. Doch fanden sich hier auch zu spät eingetroffene Ziergegenstände. Diese beiden getrennten Grundstücke waren durch eine hoch angebrachte dekorative Brücke verbunden, un- ter welcher sich die Hauptstrasse von St. Pauli und die Eimsbüttlerstrasse theilen. Die Mitte dieser Brücke von 200 Fuss Länge wurde von einem offe- nen thurmartigen Pavillon gekrönt, um diesem an so belebter Strasse liegenden Bau, unter welchem täglich Hunderttausende passirten, ein würdiges An- sehen zu geben. Ausserdem war sie — wie alle provisorischen Gebäude der Ausstellung — reich mit Blumengewinden und Fahnen verziert. Das- Terrain des Hauptplatzes der Ausstellung war In jeder Hinsicht so überaus günstig, dass man von Kennern allgemein die Ansicht aussprechen hörte, es sei nicht möglich, in einer anderen grossen Stadt ein ähnliches zu finden, und schon aus diesem Grunde werde die Hamburger Ausstellung unüber- troffen, sogar wohl unerreicht bleiben. Es ist hier nicht der Ort, das Wahre oder Unwahre dieser Be- hauptung zu begründen: soviel ist aber gewiss, dass ein besserer oder nur ähnlicher Ausslellungsplatz zur Zeit nicht bekannt ist, und dass schon aus die- sem Grunde die Hambuigcr Ausstellung unerreicht dasteht. Durch vorhandene alte Alleen und Wege gut begrenzt, mit einem Terrain voll Abwechslung, worin Thal, Hügel und Ebene harmonisch ineinan- dergreifen, eine Bodengestaltung, ganz wie sie die Kunst braucht, um alle Reize der Pflanzenwelt zur vollsten Geltung zu bringen, die Gelegenheit gibt, die Pflanzen- und Blumen -Dekorationen bald von oben, bald von unten zu betrachten, je nachdem der Eindruck so oder so günstiger ist. Ein Terrain, ganz geeignet, um die verschiedensten Bauwerke so aufzustellen, dass sie zum Schmuck des Ganzen bei- tragen, oder wo dieses nicht möglich, wenigstens nicht stören; geeignet ferner zur Anwendung aller möglichen Gartenzierden oder nützlichen Einrichtun- gen. Dieses ganze Terrain, mit zahlreichen älteren Bäumen und Gebüschen besetzt, an welche sich die jungen Ausstellungspflanzen naturgemäss anschlössen, welche letzteren Schutz und Hintergrund gaben und die zahlreichen Gebäude von verschiedener Bauart vermittelnd trennten; unmittelbar an einem Riesen- strome gelegen und einen Welthafen mit Tausenden von bewimpelten hohen Masten gleichsam als Deko- ration in unmittelbarster Nähe; mit aussichtsreichen, bis 200 Fuss hohen Hügeln und geschlossenen lieb- lichen Thalgründeu, in denen nichts an die Nähe einer Weltstadt und ihr Getriebe erinnert; wenn man, wie ich und eine kleine Anzahl Begünstigter, die Ausstellung vor Eröffnung (9 Uhr Vormittags) besuchen konnte, wo die Pracht der Blumen und die Schönheit fremder Baumformen wie von Feen- händeu hingezaubert schien; mit Wasser in Fülle, 323 ■welclies in der Breite eines anselinliclien Flusses ge- gen 2,1)00 Fuss lang den grössten Tlieil der Thal- sohle einnimmt, und als Fluss oder auch als See angesehen %verden kann, darin mehre als besondere Gärten erscheinende, reich mit Pflanzen und kleinen Ziergebiiudcn (Lauben, Volieren, Pavillons u. s. w.) ge- schmückte Inseln; mit den schönsten und höchsten Aussichtspunkten der Umgegend; unmittelbar aus einem Strome sich erhebend; und alles dieses von dem Häusermcer zweier grosser Städte dicht um- schlossen; für Einheimische und Fremde ohne Jliihe lind viel Zeitverlust zu erreichen, — ein solcher Platz findet sich allerdings nicht leicht zum zweiten Male. Betrachten wir die allgemeine Bodengestaltung etwas näher, weil so am leichtesten ein Gesammt- bild gcschai^en werden kann, dessen detaillirte xVus- schmückuug der Phantasie jedes Einzelnen über- lassen bleiben mag, nachdem er erfahren, welche Sehätze die Ausstellung zur /Ansicht brachte. Be- kanntlich war llambui-g bis nach den Befreinngs- kriegcn Festung, und an der Landseite v^n wasser- reichen Wällen umgeben. Man hat dieselben in deii dreissiger .Jahren grösstentheils in Gartenanlagen verwandelt, indessen aus besonderen Kücksiehten •(Thorsperrgeld) das \y asser unverändert gelassen, an der Bodengcstalt wenig verändert und sich mit We- gen und schattigen Pflanzungen auf der inneren (Stadt-) Seite begnügt, welche zwischen dem Damm- und Müllcrnthor zuweilen in parkartiger Breite auf- treten. Fast der höchste Punkt llaniburgs ist die kurze Strecke zwischen dem Mullernthor und der Elbe, daher ist auch der Wallgraben, dessen Wasser- stand massgebend war und nur wenig über dem Niveau der Elbe liegt, hier am tiefsten und bildet ein wohl zum Theil natürliches Thal, dessen Ein- gang einerseits nach der Stadtseitc der allbekannte ^Stintfaug", ein 200 Fuss hoher Hügel und eine Schanze, andernseits der Vorsprung der Hohen der V'orstadt St. Pauli bihlet und mit dem schönen ^Seemannshaus ' gekrönt ist. Dieses Thal, an der Eibe beginnend und scheinbar in gleichem Niveau mit derselben, endigt am „Müllernthordamrae ', das ist diejenige Stelle, wo der alte Wallgraben nach Aufhebung der Festungswerke durch einen Damm überbrückt worden ist, um die Verbindung mit den Vorstädten und dem anstossenden Altena zu ver- mitteln. Das ganze Thal mag eine Länge von et- was über 2,000 Fuss besitzen, und hat zwei ziem- lich weite, stark ansteigende Einbuchtungen nach beiden Seiten. Die südliche nach der Stadt gerich- tete endigt zwischen dem Hügel des „Stintfangs" und der stark vortietenden steilen Anhöhe, worauf der Elbpavilhui (Restauration) steht, luid erhielt durch das grosse Gebäude für warme Pflanzen einen ! architektonischen Abschluss. Das andere Seitenthal öffnet sich dem Eibpavillon -Hügel gegeaüber als breite llulde, die sich sauft aufsteigend nahezu bis an die Grenze der Anlagen und die ersten Häuser der Vorstadt St. Pauli ausdehnt. Während auf der Südseite kaum eine grössere Stelle zu linden ist, die mau eben nennen könnte, breitet sich am West- rande des gegenüberliegenden Seitenthalcs bis zum „Seemannshause" eine ziemlich grosse ebene Fläche aus, auf welcher hauptsächlich die Blumenbeete und blühende Pflanzen im Freien zu finden waren. Hier war auch der Haupteingang der neuen Strasse Kastanien-Allee in St. Pauli gegenüber. Dies ist in der Hauptsache die Bodengestaltung des Ausstellungs - Parkes, wie man den Platz nennen muss ; denn dass man es nicht mit einem Ausstellungsraum in bisher gewohnter Weise zu thun liat, wird JQder Leser bereits eingesehen haben. Auf diesem Raum hatte die Kunst in sinniger und meist auch zweckentsprechender Weise ihre erniu- thigenden Werke entfaltet. Es war für den Künstler, den bereits durch andere Anlagen, namentlich die des Hamburger zoologischen Gartens, vortheilhaft bekannten Garten-higenieur F. J. C. Jürgens aus Ottensen (Vorstadt von Altena"), eine dankbare Auf- gabe, mit fast unbeschränkten Mitteln auf einem so herrlichen Terrain seinen Plan zu entfalten. Li welcher Weise gearbeitet wurde, mag der Umstand zeigen , dass allein für Erdarbeiten , bis zum Säen des Rasens und der Pflanzen fertig, etwa 25,000 Thaler ausgegeben wurden. Die Bodengestaltuug ist im Allgemeinen gelungen und naturgemäss, an vie- len, z. B. an den Abhängen der Nordseite, wo keine alten Bäume und unangreifbaren steilen Abluinge Hindernisse boten, musterhaft, an wenigen unschön und dieses wohl meistens unverschuldet, indem an gewissen Dingen nicht gerüttelt werden durfte. Als eine solche Stelle bezeichne ich den halbrunden, in grader Böschung aufsteigenden Hügel, worauf der Eibpavillon steht, mit welchem nichts zu machen war. Freilich hätte durch reichere Bepflanzung da- für gesorgt werden müssen, dass die Einförmigkeit dieser alten Schanze gemildert worden wäre, denn sie war in ihrer Kahlheit überaus hässlich und nach meiner Ansieht die einzige auffallende ITnsehönheit des ganzen Parks. Das winzige Blumenbeet in der Mitte des Hanges , in Form eines Schmetterlings, machte nicht mehr Eindruck, als ob ein wirklicher Riesensehmetterling sich darauf gesetzt habe, imd der ganze grosse Aufwand von Teppichbeeten aus farbigen Pflanzen, deren Herstellung an dem steilen Abhänge nicht wenig i\Lihe gekostet haben mag, machte aus der Ferne, von wo allein eine Leber- sicht möglieh war, den unbedeutenden Eindruck einer Kante, indem sie viel zu weit oben lagen, tun 41* 324 in's Auge zn fallen. Auch aus dem Wasser im Thale mit zwei Inseln, au welchem einzelne Fach- leute Manches auszusetzen hatten, hatte man nach meiner persönlichen Ansicht gemacht, was möglich war. In seiner langen Ausdelinung glich der Stadt- graben einem Flusse, welcher sich scheinbar in die nahe Elbe ergiesst, und hätte demnach mehr glatte als gebuchtete Ufer haben müssen. Allein auf einem Terrain, welches von oben ganz übersehen werden kann, wo man das Ende des Thaies stets vor Augen hat, ist es unmöglich, das Ende des Wassers künst- lich durch Biegungen und Pflanzungen zu verber- gen, wodurch es allein möglich wird, eine beabsich- tigte Täuschung hervorzubringen. So wurde denn das schmale Wasserstück von wohl 1,500 bis 1,S00 Fuss Länge als ein See gedacht und demgemäss an den Ufern behandelt, sowie mit Inseln versehen. Die zwei Inseln durch Brücken mit dem Lande verbunden , unterbrachen nicht nur das allzu lange Wasserstück , sondern dienten auch zu besonderen Ausstelhingszvvecken, und bildeten kleine mit Pavil- lons, Volieren u. s. w. geschmückte Gärten für sich, worauf besonders Blattpflanzen und Hängebäume vorherrschten. Das so verwendete Wasser mag in seiner jetzigen seeartigeu Gestalt an einigen Stellen eine Breite von 100 Fuss haben. Wenn man von der Höhe das Thal übersieht, glaubt man an einem tief eingeschnittenen Fiord oder Botten (Busen) der nördlichen Meeresküste mit hohen Ufeibergen zu stehen, welche Täuschung besonders durch den An- blick der am Hintergründe glänzenden grossen Was- serflächen der Elbe mit ihren zahlreichen Seeschiffen angeregt wird. Der Bestimmung eines Parks gemäss waren auch die Gebäude so vertheilt und gebaut, dass sie der Mehrzahl nach zum Schmuck des Ganzen beitragen konnten. Nur die lange oflene Gemüsehallo hinter dem jjSeemannshause" sah traurig aus, und war, wenigstens in den ersten Tagen, nicht einmal voll- ständig besetzt, wie denn das Gemüse überhaupt die schwächste Seite der Ausstellung war. Die verschie- deneu Gebäude waren in ihren leichten Holzkon- struktionen meistens hübsch. Der Holzanbau des bedeutend vergrösserteu Eibpavillons verschwand in der Fernsicht fast hinter den davorstehenden Bäu- men und Veranden. Der grosse Bau der Warm- häuser, mit einem Mittelbau in Kuppelform von 80 Fuss Höhe, 70 Fuss Tiefe und Weite, und zwei niedrigen Kuppelgiebelu an den Enden der je 140 Fuss langen Seitenflügel leistete Alles, was man von einem Holzbau erwarten kann. Nur die friscbgelbe Farbe der Tannenbretter hätte an den Fronten et- was mehr verborgen oder durch Anstrich verändert werden müssen, was besonders an dem ITauptein- gange zum Ausstellungspark, wo die Bretter nicht einmal aneinander stiessen, den Eindruck der Unfer- tigkeit machte. Sehr hübscli war das Schweizerhaus auf dem „Stintfange" als Hauptfestplatz, wo Nachmittags Musik schallte und echtes Dreher'sches Wiener Bier von meist unechten Wienerinnen in sehr kleinen halbgefüllten Seidelchen verschänkt wurde, während die übrigen Kestaurationen nicht mehr Ansprüche zur Schau trugen, als ihre Bestimmung mit sieb brachte. Ein äusserlich sehr unansehnlicher, aber überau» praktischer Bau war das länglichrunde grosse Kalt- haus von 250 Fuss Längsdurchmesser. Das grosse überwölbte Reservoir der Hamburger Wasserleitun- gen ( 5 Wasserkunst") bildete die erhöhte Grundlage für den Mittelbau, welcher eine Art weite Kuppel mit Leinwanddach darstellte. An diese schlössen sich ringförmig zwei Gallerien mit breiten Tafeln zu beiden Seiten , jede 5 bis 6 Stufen tiefer liegend. Es lässt sich kein zweckmässigerer Ausstelluugsplatz für kleine Pflanzen (denn nur solche waren vor- handen) und abgeschnittene Blumen denken, und ich empfcLile diese ringförmigen Ausstellungshallen, welche hier durch Zufall entstanden, sehr zur Nach- ahmung bei anderen Ausstellungen. Sännntliclie Gebäude auf der Südseite des Thaies, von der ]\Iusikhalle auf dem „Stintfaug" beginnend und im Elbpavillon endigend, mochten eine Länge von 1,500 bis 1,G00 Fuss haben und waren durch Gallerien und Veranden mit einander verbunden. Sehr hübsch waren die von Ausstellern, Zucker- bäckern, Händlern mit Cigarren, chinesischem Thee, Piilmenfächcrn, Büchern, Bildern u. s. w. nach Vor- schrift errichteten kleineren Gebäude und für das Ganze eine Zierde. Ferner waren zum Theil sehr hübsche und geschmackvolle kleine Gartengebäude, als: Kiosks, Pavillons, Lauben von Gitterwerk, Vo- gelhäuser vorhanden und so angebracht, dass .sie dem Ganzen zum Schmuck dienten, z. B. auch auf den Inseln am steilen Abhänge des „Stintfangs." Ein am Hauptwege zum Thale au der Stadt- seite angebrachter prachtvoller Pavillon im ßocoeco- styl, vollständig und auf's Feinste nach dem Ge- schmackc Ludwig's XIV. ausmöbUrt (von Werner und Piglhem in Hamburg aufgestellt), aus Blumen- und Pfianzenschmuck hervorragend, erregte allge- meine Bewunderung und war immer gedrängt voll Damen. Ich meinerseits bin kein Freund der ge- drückten Gebäude dieses Styls, mit den muschel- artigen Mansarden, besonders wenn sie, wie dieses, von oben übersehen werden können. Der schönste Bau aber war die über das tiefe Thal führende Hängebrücke (Drahtseilbrücke) von 300 Fuss Länge, von thurmartigen Holzpyramiden ge- 325 tragen, mit einer grossen und zwei kleineren Oefl'- muigen. Ohne diese Verbindung wäre der Ueber- gaug von einer Thalseite zur anderen so mühevoll geworden und mit soviel Zeitverlust verbunden ge- wesen, dass viele Besucher davor zurückgeschreckt wären. Auch gewährte die luftige Brücke in ihrer leiciiten Bauart, von ferne wie Spinnwebe erschei- nend, einen schönen Anblick, während die x\ussicht von derselben, welche einerseits einen grossen Theil des Aussteilungs- Parkes unifasste, andernseits über die Elbe und den nahen bis an die schwarzen Wald- berge des eine Meile entfeinten Harbiu'ger Ufers streifte, von ganz besonderem Reiz war. Wenn wir die künstlichen Felsgrotten, Ruinen u. s. w. aus Tuffstein zu den Bauwerken zählen wol- len, so kann von ihnen nicht dasselbe (jute gesagt werden. Sie waren kleinlich, übertrieben bizarr und verriethen einen kindischen Geschmack. Hoffent- lich werden sie nicht viele Nachahmungen finden. Selbst der sonst gelungene Bau der grottenartigen Thurmruino aus grossen Steinkohlen- Stücken am Maucriaude unter dem „Seemannshausc" war nicht schön und hat keinen Zweck, denn Steinkohle kann doch nimmermehr Baumaterial werden, llan begreift daher auch nicht, dass ein solcher Bau im Programme zur Konkurrenz vorgesehen war. Günstiger lautet das Urtheil über andere kleine architektonische Werke: Treppen, Balustraden, Bas- sins, Unterbaue für Vasen, Statuen u. s. w. , zum grösstcn Theil aus Cemeut oder anderem Kunststein errichtet. Wir hatten dieselben besonders auf und an den Terrassen vor dem grossen Warmhause, so- wie im Mittelbau desseben zu beachten. In diesen Dingen zeichnet sich besonders die Firma J. E. L. Hernig in Hamburg aus. Die Pflanzungen der Ausstellung, insoweit sie neu beigestellt wurden, waren entweder unter den Ausstellungs-Gegenständen oder zu landschaftlichen Zwecken angepflanzt, meist jedoch beides zugleich. Da die Sektion , welcher ich als Preisrichter zuge- sellt war, die Landgehölze, mit Ausnahme der Ko- niferen, zu beurthcilen hatte, so lernte ich diese Pflanzen besonders genau kennen. Diese Pflanzun- gen im Freien, zugleich zu landschaftlichen Zwecken, wodurch der Charakter eines Parkes hauptsächlich bestimmt wurde, bilden die Hauptuuterschcidung der Hamburger Ausstellung von den früheren deutschen und internationalen. Das Beispiel und Muster war die Welt- Ausstellung in Paris im Jahre 1S67. Ham- burg konnte Grösseres leisten, weil es schon ein Vorbild und viel günstigeres, grossartigeres Terrain hatte, auch länger und besser vorbereitet werden konnte. Sonst hielt man die Ausstellungen in Sälen ab und benutzte das Freie nur gelegentlich bei Ueberfluss von Einlieferungen für minder wichtige und nicht zärtliche Gegenstände. Dann ging man weiter und baute bei Ueberfüllung besondere Hallen neben der Haupt-Ausstellung. Erfurt aber machte thatsächlich 1865 den ersten Schritt in's Freie, schuf Blumen - und Pflauzendekorationen im Freien auf einem bedeutenden Terrain, begnügte sich aber mit vorhandenen, nur entsprechend veränderten Pflan- zungen als Hinfergrund und zur Absonderung der Plätze. W^ir irren aber wohl kaum, wenn wir an- nehmen, dass Erfurt ein Vorläufer von Paris war, dass die Pariser Ausstellung in Gartensachen ohne den Vorgang Erfurts nicht das geworden wäre, was die Welt staunen machte. Die Pflanzungen bestanden in Hamburg vor- herrschend aus Koniferen. Diese Pflanzen-Familie wurde nicht nur durch die Mode begünstigt, sondern auch durch den Umstand, dass die immergrünen Koniferen sich ohne wirklichen Nachtheil jederzeit verpflanzen lassen. Nur an den Wellingtonien war zu bemerken, dass dies nicht buchstäblich zu nehmen sei , indem manche ein sehr bedenkliches Aussehen hatten. Es ist jedenfalls rathsam, alle Wellingto- nien, welche gross verpflanzt werden sollen, in den letzten Jahren in Gelassen zu kultiviren und nur mit ungestörten Ballen zu verpflanzen. Ein solcher Zusaramenfluss von Koniferen mag wohl noch nie dagewesen sein, denn die Gärten von Hamburg und Umgegend wetteiferten mit Hollän- dern, Belgiern und Franzosen. Den Preisrichtern mag CS schwer geworden sein, unter so vielen aus- gezeichneten Sammlungen die besten herauszufinden, und schliesslich konnte nur das strengste Festhalten am Programm den Ausschlag geben. Dieses Vor- herrschen der Koniferen, zu welchen sich noch grosse Sammlungen von Hex von ebenfalls dunkel- grüner Farbe gesellten, drückten dem Ausstellungs- Park einen eigenthündichen Charakter auf, welcher an einigen Stellen eine grosse Wirkung hatte, dem Ganzen aber schadete, obschon die Frische des hell- grünen jungen Rasens Vieles milderte. Man sah übrigens die Koniferen gut verwendet, z. B. 50 zer- streut stehende Taxus hiberuica mit rothcn Früchten bedeckt, von 8 bis 12 Fuss Höhe (Holländer) zer- streut in einem Abhänge; liegende Juniperus (be- sonders prostrata) an steilen Berggeländern ganze Plätze überziehend, wodurch sie selbst für gewöhn- liches Publikum anziehend wurden. Es brauchte Sachkennern gegenüber kaum er- wähnt zu werden, dass die Blattpflanzen, so zahl- reich sie auch vorhanden waren und so wirksam sie in einigen Jahren aufgetreten wären, im ersten Jahre der Pflanzung nur unvollkommen belaubt waren, einzelne Exemplare gar nicht oder nicht mehr. Ein Theil der Gehölze (Konkurrcnzpflanzcn) war sogar mit allen Blättern in den letzten Tagen gepflanzt 326 worden und sah daniacli aus. Glückliclicr Weise lagen diese Gruppen, obschon am Ilauptwegc, so, dass sie beim Ueberblick des Ganzen nicht bemerlr. K^arl Klocli, General-Sekretair des Vereines. No. 42. Berlin, den 23. Oktober 1869. Preis des Jahrganges 63 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt ; 507. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. September. — Wien und seine Anlagen. Soantag, den 31. Oktober, Vormittags 11 TJhr, fiadet im Englischen Hause, Molirenstrasse 49, eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 507. Tei'sammlung des Yereines zur Beförderung des dlarteubaues, am 28. September. ^Vegen Unwohlsein des Vorsitzenden, Geheimen Ober- Regierungsraths Knerk, eröffnet Garten-In- spektor Bouche die Versamnilnng und lässt das Protokoll verlesen. Alsdann theilt derselbe ein Schrei- ben Sr. Exccllenz des Plorrn Ministers für die land- wirthschaftlichen Angelegenheiten mit, wonach dem Verein auch für die nächste im Mai 1870 stattfin- dende Ausstellung ein Geldpreis von fünfzig Tlia- lern für eine gemischte Gruppe gut kultivirter blü- hender strauchartiger Topfpflanzen in mindestens 50 Exemplaren und wenigstens 25 Arten bewilligt wird; der Preis wird aber nur bei einer vollständi- gen Lösung der Aufgabe gewährt werden. Des- gleichen bewilligt der Herr Minister abermals 4 sil- berne Medaillen für die Lösung der in der Verfü- gung vom 27. Oktober gestellten Aufgaben. Ein Schreiben des Garten-Inspektor Baumann in Jena, in welchem derselbe für die ihm bei Ge- legenheit seines 50jährigen Amts-Jubiläums zu Theil gewordene Ehren -Mitgliedschaft seinen Dank aus- spricht, wird zur Kenntniss der Versammlung ge- braclit. Ein Prospekt der Fabrikanten Stobwasser, be- züglich Petroleum und gefahrloser Petroleum-Later- nen, wird zur Ansicht ausgelegt, desgleichen der Samen - Katalog der Kunst- und Ilandeisgärtner Boese & Co. Die Verlags-Buchhandlung von Wie- gandt & Hempel gibt Abdruck eines Briefes der Staatsdruckerei, wonach das Werk vom Regieruugs- rath Meitzen: der Boden und die landwirthschaft- lichen Verhältnisse des prenssischen Staates vor Ende dieses Jahres hofientlich noch vollendet wer- den wird. Von den ausgestellten Pflanzen bespricht Garten- Inspektor Bouche zunächst das Desmodium race- mosum penduliflorum der Gebrüder Barrenstein in Charlottenburg, eine Pflanze, die dem berühmten schwingenden Süssklee Hedysarum (Desmodium) gyrans nahesteht. Nach Jllttheilungen eines Braun- schweiger Gärtners an Garten -Inspektor Bouclu' soll die Pflanze dort aushalten; das Charlottenburger Exemplar war nur während des Sommers ausge- pflanzt gewesen. Aus demselben Garten stammte auch eine Diervilla Lavallei, ein strauchartiges Zier- gewächs, ähnlich der D. nnitabilis, aber mit grösse- ren Blüthen, sowie 2 Exemplare des Mouochaetum (Arthrostemma) dicranantherura. Aus dem Garten des Geh. Kommerzienrathes Dannenbergcr brachte ( )bergärtner Dressler eine in vorzüglicher Kultur und reichstem Blüthenflur stehende Impaticns Jcrdoniae, die mit ihren roth, gelb und grün gefärbten Blumen einen sciir liüb- schen Anblick gewährt. Ihr wurde von den Preis- riclitcrn auch der Monatspreis zuerkannt. 42 330 Von den Kunst- und Handelsgärtnein ]Mctz et Co. in Steglitz bei Berlin -waren 2 neue Sorten des Phlox Drnniniondii eingesandt, aus dem Garten des Geh. Kommerzienratlies E,avene durch Ober- gärtner König 10 Stüek Priniula praeuitens (chi- nensis) in besonders guter Kultur. Die Blumen, bemerkt Garten-Inspektor Bouche, sind bei dieser Pfiauze im Sommer und Herbst klein, werden aber bekanntlich gegen den Winter und Frühliijg hin grösser. Aehnlichc Veränderungen finde man bei manchen andern Pflanzen. So blühe z. B. das wohl- riechende Veilchen Viola odorata im Frühlinge mit vollständig entwickelter Bhimenkronc, während des Sommers aber ohne alle Blumenblätter; das rosen- rothe Sinngrün Vinca rosea von Madagaskar dage- gen habe im Winter kleine Blumen, und erst mit der Zunahme der Tageslänge im März und April werden diese grösser. Aus dem botanischen Garten war wiederum eine reiche Sammlung ausgestellt. Zunächst die pracht- vollen Blattpflanzen: Anthurium regale und Philo- dendron magnificum in vorzüglicher Kultur. Ferner ein Pandauus, den Garten - Inspektor Bouche un- ter dem Namen P. graminit'olius aus Petersburg er- halten; derselbe weicht jedoch wesentlich von der echten Pflanze dieses Namens ab. Letztere legt, wenn alt, die Aeste fast horizontal nieder; die neue Pflanze dagegen hat einen pyramidalen Wuchs, hält sich viel besser im Zimmer und treibt überall Luft- wurzeln. Astelia nervosa eignet sich als Dekora- tionspflanze besser, als A. Banksii, obwohl die Blät- ter nicht so lang werden. Bei A. Banksii stehen dieselben meist unregelmässig, hier dagegen regel- mässig dreizeilig. Spatiphyllum Friedrichsdahli zeich- net sich dadurch aus, dass die aus Samen gezogenen Pflanzen eine Menge mit Luftwurzeln versehener Seitentriebe bringen, die die Vermehrung sehr leicht machen , während ältere Mutterpflanzen selten seit- lich austreiben. Anthurium bellum , wahrscheinlich von Wendland aus Guatemala eingeführt, machte anfänglich nur kleine Blätter, jetzt aber sind diese grösser, schön dunkelgrün und hübsch aufrecht- stehend. Wahrscheinlich hält sich die Pflanze auch im Zimmer und dürfte dann eine gute Marktpflanze werden. Eranthemum tuberculatum, eine mit Justl- cia verwandte Akanthacee, wird schon seit 2 Jahren während des Sommers im Freien an halbschattigen Orten des botanischen Gartens knltivirt. Sie blüht den ganzen Sommer reichlich, und zwar schon in kleinen Exemplaren. Die blendend weissen Blumen haben einige Aehnlichkeit mit denen des Jasminum grandiflorum. Im Verfolg der in der letzten Versamndung vor- geführten Jasminum -Arten wurde in der heutigen Sitzung noch eine andere später blühende Species Jasminum arbusculum hinzugefügt. Diese baut sieb recht hübsch und hat wohl die schönsten Blülhen von allen, riecht aber nicht so stark. Gromowia pnlchella, die nach dem Holzhändler Gromow in Petersburg, einem grossen Pflanzenliebhaber, benannt wurde, ist eine hübsche Akanthacee, deren lilafar- bige Blüthen in kleinen Köpfchen stehen und sich vom Herbst bis Frühling entwickeln. Salvia splen- dens maxima blüht den ganzen Herbst und Winter, zeichnet sich durch niedrigeren Wuchs von der aus Brasilien 1821 durch Beyrich eingeführten Grund- form aus und ist deshalb zur Anpflanzung von Som- mergruppen zu empfehlen. Im Sommer verlangt sie einen geschützten Platz, wie alle tropischen und subtropischen Salvicn, weil sie gegen W ind empfind- lich ist. Bei dieser Gelegenheit erhob sich die Frage, ob vielleicht Jemand noch ein Exemplar der echten S. splendens besässe. Leider fand sich Keiner und scheint sie demnach fast verloren. Aster monstrosus ist eine kleine dichtgebaute, nur IJ, Fuss hohe Sternblume, die sich in Töpfen gut ziehen lässt. Sie ist zwar nicht hübscher, als die gewöhnliche Weidenaster, aber da sie von jetzt ab bis tief in den Spätherbst blüht, so dürfte sie vielleicht ein Handelsartikel werden. In diesem Jahre blüht sie übrigens früher als sonst, ein Umstand,, der Gurten -Inspektor Bouche Veranlassung gab, darauf hinzuweisen, wie trotz des unfreundlichen Sommers sich 5Ianches früher entwickelt habe, wozu namentlich wohl die warmen Tage im ersten Früh- jahr beigetragen haben möchten. Die W^allnüsse waren am Versammlungstage schon reif, desgleichen die nordamerikanischen Eicheln, obwohl der Frucht- becher noch grün; die amerikanischen W^allnüsse Juglans nigra fallen seit 8 Tagen ab, die Kastanien bereits seit 14 Tagen. Aus Hamburg hatte Garten-Inspektor Bouchd vor einigen Jahren eine Myrte mitgebracht, die das Mittel hält zwischen der spitz - und der rundblättri- gen. Bei Herrn Zietemann ist sie reichlich ver- mehrt, und tragen Exemplare, die nur 8 Zoll hoch sind, Hunderte von Knospen und Blüthen. Sr. Wittmack macht Iilittheilungen über die Hamburger Ausstellung und verliest das Verzeich- niss der Hauptpreise. In Folge dieser Mittheilungen regt Kunst- und Handelsgärtner Hoffmanu die Angelegenheit der bei uns zu veranstaltenden internationalen Ausstel- lung an und theilte mit, dass sie auch in Hamburg zur Sprache gebracht sei; da aber trotz aller Be- mühungen hier noch kein Eesnltat erzielt werden konnte, so habe diese Frage , bei dem Hamburger Kongress eine schwebende bleiben müssen. Garten- Inspektor Bouche? versprach in nächster Zeit eine 331 I Konferenz aller Mitglieder, welche zur Kommission dieser Ausstellung gehören, anzuberaumen und klagte über die Unschlüssigkeit in den bis jetzt zu diesem Zwecke stattgehabten Versammlungen, weil Niemand Rath geben konnte, das dazu erforderliche Geld her- beizuschaffen, um so mehr, als es hier an Männern fehle, die bedeutende Summen, wenn auch nur vor- schussweise, herzugeben geneigt zu sein schienen, obgleich es nicht nur eine Ehrensache unseres Ver- eines, sondern auch der Hauptstadt des Norddeut- schen Bundes sei, eine solche Ausstellung auszufüh- ren. Bedenke man hierbei, dass Berlin und Pots- dam einen sehr wesentlichen Antheil an der Aus- bildung und Verbreitung der bildenden Gartenkunst und der damit in Verbindung stehenden Landschafts- gärtnerei haben, so sei es sogar eine Pflicht, das beabsichtigte Unternehmen möglichst zu begünstigen und auszulüiiren. Obergärtner Dressler zeigte ein Blatt einer Wiegandia vor, die weder zu der ältesten, aber kleinblättrigen W. Wurens, noch zu W. caracasana, oder zu W. Viguieri zu gehören schien, weil die Blattstiele viel länger sind und die Lappen der Blatt- basis sich mehr decken. Garten Inspektor Bouche zeigte zwei Pflanzen, Begonia longipila und Schismatoglottis picta, vor, welche auf eine ungewöhnliche Weise Brutknospen bilden. Am bekanntesten sei in dieser Hinsicht Bryo- phvlium calycinum, eine Crassulacee, welche aus den Buchten des gekerbten Blattrandes junge Pflänz- clien bilde; Begonia philomoniaca, vielleicht ein Ba- stard der B. manicata und dipetala, bilde am Stamme eine Unzahl von Kuöspehen, aus denen sich Pflan- zen entwickeln; B. discolor und einige andere bilden in Blattachscln KnoUchen, und eine grosse Zahl dieser Gattung lasse sich durch zerschnittene Blatt- stüeke leicht vcrmela-cn. B. longipila aber bilde auf der Oberfläciie des sehr fleischigen Blattstieles eine Menge junger Pflänzchen. Schismatoglottis picta, eine Aroidee, entwickele auf der Unterseite der Blätter, und zwar nicht an den Hauptnerven, son- dern an ganz kleinen Scitenzwcigcn derselben, Kuösp- ehen , die sich sehr bald unter dem Blatte zu be- blätterten und bewurzelten Pflänzchen ausbilden. Brutknolleii- Bildungen konuncn allerdings bei den Aroideen, z. B. bei liemusatia vivipara an Stolonen, die sieh aus der Knolle besonders entwickeln und bei Athcrurus fornicatus am l'latt- und Blüthenstiele vor, jedoch sei ihm solche auf der Blattfläche noch nicht vorgekommen. Nach Kunst- und llaiulels- gärtner Ijacknc r's Beobachtungen finden sich auch bei Begonia junge Pflänzchen auf der Blattfläche vor. Schliesslich wurde noch mitgctheilt, dass aus dem Versuchsgarten den Jlitgliedcrn eine Parthic Erdbccr- pflanzcn mit Namen zur Disposition ständen. lüieii Ulli) feine üufagcu Die Kaiserstadt Wien mit ihren gemüthllchen Bewohnern ist bei uns im Norden Deutschlands noch in zu gutem Andenken, als dass wir nicht auch, gleichsam als Schluss unserer Reiseskizzen von die- sem Jahre, einige Worte über den Zustand ihrer Anlagen sagen sollten. Fast alle Städte Deutsch- lands haben sich verschönert; das Bedürfniss nach Anpflanzungen war in der Metropole des österreichi- schen Kaiserstaates besonders vorhanden, als die die Altstadt einengenden Festungsmauern abgebrochen wurden und damit Terrain zur Verfügung stand. Es ist in Wien Mancherlei geschehen, was die Auf- merksamkeit der Leser der Wochenschrift in An- spruch nehmen und hauptsächlich die interessiren dürfte, welciic vor längerer Zeit die Kaiserstadt be- sucht hatten. Obwohl wir volle 8 Tage in Wien zubrachten und von sachverständigen Freunden geführt wurden, so war doch diese eine Woche, zumal auch ausser- dem noch mancherlei Anderes, was reichlich geboten wurde, unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, viel zu kurz, um eine Schilderung der gärtnerischen Zustände Wiens geben zu können; es möge deshalb das Wenige in skizzirter Form, was uns von den erhaltenen Eindrücken im Gedächtniss übrig geblie- ben ist mid hier wiedergegeben worden soll, genü- gen. Vielleicht findet sich einmal an Ort und Stelle eine gewandtere und mit dem Gegenstand vertrau- tere Persönlichkeit, welche diesen tür die Wochen- schrift ausführlich behandelt, vielleicht sogar einzelne schöne Gärten in und bei Wien monographisch be- schreibt. Es gab eine Zeit, wo in Wien und dessen Umgegend die bildende Gartenkunst eine Vollendung, wie wir sie beispielsweise noch in den kaiserlichen Gärten von Schönbrunn und Laxenburg sahen, er- halten hatte. Besonders interessant ist es aber, dass die beiden Gartenstyle unserer Zeit, der der gradcn und der der gewundenen Linie, wie sie durch Le- nötre und durch die Engländer sich herausgebildet haben, n(jch in und bei Wien in ihrer Reinheit zu finden sind. Der Wiener hat von jeher Blumen geliebt und liebt sie noch: er bedarf sie zu seinem gcniüthlichen Jjebcn mehr, als die Bewohner anderer grossen Städte, welche in der Hegel sich mehr mit ihnen schmücken, als dass sie ihnen ein innerliches Be- dürfniss sind, und sie pflegen, um ihre Umgebung zu verschönern. In Berlin , wie in Paris, sind die Blumen ein Gegenstand des Lu.xus. Man begnügt sich daselbst nicht mit den bekannteren Blumen, welche seit langer Zeit schon herangezogen wurden, sondern schlicsst sie selbst aus, wenn sie noch so schön sind und noch so schön riechen. Man will 42 * 332 einestheils etwas Besonderes, anderntheils liebt man den Wechsel. Man findet weniger schöne Blumen, wenn s^ie nin- neu sind, eine lange Zeit hübsch. Nach einem Paar Jahren der Kultur machen sie rasch anderen, welche ebenfalls nur die Neuheit als Vorzug für sieh haben, Platz. Aber auch sie wer- den bald vergessen. Die Mode spielt bei uns in der Blumenliebhaberei ebenfalls eine so grosse Eolle, wie in anderen Dingen. Anders ist es in Wien, wo man zunächst noch mit den schönen Blumen, wie sie vor 20 und mehr Jahren gezogen wurden, zufrieden ist und diese sich in der Regel selbst heranzieht. Verkaufsstiitten in der Weise, wie wir sie z.B. in Berlin in grosser Menge finden, sucht man vergebens in Wien. Kaum dass auf den Märkten einige Töpfe angeboten wer- den. Bei diesem geringen Bedarf an Blumen darf man sich auch nicht wundern, dass nur wenige Gärt- ner vorhanden sind, welche sich mit deren Anzucht beschäftigen. Trotzdem gibt es tüchtige Gärtner in Wien; das was sie aber heranziehen, geht in die Provinzen, hauptsächlich nach Ungarn. Noch mehr, als der Berliner, liebt der Wiener ferner sich im Grünen zu bewegen. Es ist dieses eine uralte Gew^ohnheit der Bewohner der Kaiser- stadt, während sie in der norddeutschen Metropole erst der neueren Zeit angehört. Dem Wiener boten von je die nächsten Umgebungen Wälder, Auen und Wiesen in seltener Schönheit, während der Ber- liner sich erst in seinem märkischen Sande oder in den märkischen Sümpfen einen einigermassen ange- nehmen Aufenthalt im Grünen schaffen musste, sich ihn aber auch in einer Weise geschaffen hat, wie es nur durch Energie und Ausdauer geschehen konnte. Vor Allem war es bei Wien eine Insel mit einer Länge fast 2 Meilen und gebildet im Norden von der Donau, im Süden von einem Donau-Kanal, wo- hin man gern wanderte, um sich einige Zeit im Freien zu ergehen. Auf ihr wurde in Betreff wald- artiger Ausbreitungen und üppiger Wiesen reich- liche Abwechslung geboten. Hier vergnügten sich die Bewohner Wiens seit den ältesten Zeiten. Auch der kaiserliche Hof erkannte die Schönheiten der Insel luid zog sich bisweilen gern dahin zurück. Bereits in der Mitte des 17. Jahrhundertes wurde durch Kaiser Ferdinand III. der Augarten auf ihr in's Leben gerufen, aber erst durch Joseph IL in der Mitte der 2. Hälfte des vorigen Jahrhundertes dem Pubhkum geöffnet. Ein Jahrzehnt früher je- doch hatte bereits der südöstliche Theil der Insel eine Umgestaltung erhalten und war von demselben grossen Kaiser Oesterreichs den Bewohnern Wiens zu ihrer Erholung übergeben worden. Es ist dieses der hinlänglich bekannte und ge- liebte Prater, ein Volksgarten, wie ihn keine Stadt Europa's in gleicher Weise besitzt oder besessen hat. Mancl'.es mag er im Verlaufe der Zeit, wo unter Anderem 2 Eisenbahnen, von Norden und Nordwesten kommend, in seiner nächsten Nähe en- den und zwei stattliche Bahnhöfe prangen; wo die alte Jägerzeile mit ihren unscheinlichen Wohnungen für die kaiserlichen Jagdleute durch eine der schön- sten Strassen, die Praterstrasse, ersetzt ist, in seiner ursprünglichen, man möchte sagen naturwüchsigen Weise verloren haben, eine Umgestaltung mag er wohl bedürfen: wir würden aber sehr bedauern, wenn man, wie man uns berichtete, dem Prater durch Modernisirung seine Eigcnthümlichkoiten, welche, wie gesagt, innig mit dem Wiener verwachsen sind, nehmen, wenn man ihm — man verzeihe uns den Ausdruck — ein buntes Kleid nach der neuesten Facon anziehen oder auch nur umhängen wollte. Das Boulogner Wäldchen (Bois de Boiilogne) hat gewiss in Paris und für die Pariser seine volle Be- rechtigung; für den Wiener würde es aber immer etwas Fremdartiges, in das er sich nie finden möchte, bleiben. Es waren mehr als zwei Jahrzehnte vergangen, seitdem wir den Prater nicht gesehen. Wir freuten uns jetzt, wo wir ihn eines Nachmittags besuchten, dass er trotz aller Vernachlässigung, welche man sich in den letzten Jahren hatte zu Schulden kom- men lassen, doch noch seine Eigenthümlichkeiten besass. Ein ganzes Jahrhundert hat er seiner Auf- gabe vollkommen entsprochen und sollte nun auf einmal anders werden! Keine öffentliche Anlage in irgend einer grossen Stadt Europa's wird von dem ganzen Volke, von dem Proletarier an, der am Mor- gen noch nicht weiss, wieviel er den Tag über ver- zehren kann, bis zu dem reichen Banquier oder In- dustriellen, so viel besucht, als ^er Prater von den Wienern. Jedermann, wess Standes er auch sein und welches Alter er auch haben mag, sucht die schattigen Gänge des Praters auf und befindet sich in ihm wohl und heimisch oder ergötzt sich auf den grossen freien Easenflächen, insofern er nicht an den einfachen Vergnügungen, welche Ihm eben- falls reichlieh geboten werden, Theil nimmt. Die grösstc Ausdehnung des Praters zieht sich von Nordwest, wo die oben genannten Bahnhöfe sich befinden und den Angarten trennen, nach Süd- ost und mag gegen L' Stunde betragen. In dieser Richtung geht auch, am Praterstern beginnend, die sogenannte Haupt- All(5e, eine sehr breite Strasse, welche durch in Reihen gepflanzte Kastanienbäume in 3 Wege für Spaziergänger, für Reiter und für Fuhrwerk (Wandel-, Reit- und Fahrbahn) getheilt ist. Auf dieser Haupt-Allee findet im Frühjahre der durch seine Eleganz berühmte Corso statt, an dem alle Stände Theil nehmen. Sie endet zwar an einem 333 Donau-Arm, setzt sich aber als einfache Strasse, zu- nächst über eine Brücke führend , jenseits in der Freudenau fort. Hier werden alljährlich im Mai Wettrennen gehalten, welche für ganz Oesterreich eine Bedeutung haben. Praterstern nennt man das Ende der alten Jäger- zeile oder jetzigen Praterstrasse, welche bereits zur Leopoldätadt, einer Vorstadt Wiens, gehört; von ihm gehen 5 grade Strassen sternförmig ab, von denen die äusserste im Südosten die bereits erwähnte Haupt- All^e darstellt. In rein östlicher Richtung zieht sich dagegen eine andere Strasse hin und führt mitten durch den Wurstelprater nach dem Feuerwerks- Platz, auf dem in dunkelen Sommernächten dem Wiener die grossartigsten Schauspiele, welche die Feuerwerkskunst nur bieten kann, vorgeführt wer- den. Weiter nach Osten zwischen dieser Strasse und der Haupt-All(?e hat der kaiserliche Hof einen von Wegen durchschnittenen und viereckigen Wald sich vorbehalten, um allerhand Wild darin zu he- gen. Dieser abgeschlossene Wald führt deshalb den Namen Thiergarten. Die dritte Strasse des Praterstcrns begrenzt den Prater im Nordwesten, während die vierte nach dem Bahnhofe der Nordbahn und die fünfte zwischen dieser und der Leopoldstadt nach dem Augarten fuhrt. Der V^'urstelprater, den wir bereits erwähnt ha- ben, befindet sich gleich anfangs in der Nähe des Praterstcrns, und ist der eigentliche Vergnügungs- platz des Wieners. Wurstel nennt das Volk den Hanswurst. Die ]3enennung Wurstelprater ist ent- standen, weil zahlreiche, meist nur kleine Mario- netten-Theater sich vorfinden, in denen der Wurstel oder Hanswurst die Haupti'olle spielt. Ausserdem •werden daselbst noch hauptsächlich Caroussels, welche in Wien nicht allein Kinder, sondern auch junge Bursche und herangewachsene Mädchen lieben, so- wie andere Vergnügungen geboten. Dass es auch an Restaurationen aller Art nicht fehlt, versteht sich von selbst. Kine grosse ofl'ene Wiese am Ende der zahl- reichen Vergnügungslokale und Restaurationen des Wurstelpraters vereinigt hauptsächlich die Jugend zu allerhand Spielen. Wer an unschuldigen Volks- Vergnügungeii Gefallen findet, erhält hier reichliche Nahrung. Ausser dem Prater befinden sich aber innerhalb der Stadt Wien 2 Anlagen: der Volksgarten und der Stadtpark, welche fast zu jeder Zeit, hauptsäch- lich aber des Abends, viel besucht werden, zumal auch hier Restaurationen und Konzerte ihre Anzie- hungskraft ausüben. Beide Anlagen sind klein, ent- sprechen aber vollkommen ihrem Zwecke. Der Volks- garten liegt vor der Burg und besteht hauptsächlich aus Reihen meist noch sehr junger Bäume (Kasta- nien), während der Stadtpark zum grossen Theil eine sogenannte englische Anlci:;e darstellt. In dem ersteren findet der Gartenfreund nichts Besonderes, wohl aber ^\ird nicht leicht Jemand versäumen, in ihm den ThescusTempcl mit Canova's berühmter Marmorgruppe: Thescus, den Centaur besiegend, zu besuchen. Der Stadtpark befindet sich auf der andern (öst- lichen) Seite der Altstadt ebenfalls an der sogen. Ringstrasse und wird von dem Flüsschen Wien in zwei ungleiche Flälften getheilt, von denen der äus- seren nach der Vorstadt Landstrasse zu gelegenen weniger Sorgfalt gewidmet ist. Sie wird auch haupt- sächlich nur von Kindermädchen und von Kindern besucht und besteht aus schattigen und einzeln ste- henden Bäumen. Desto schöner und anmuthiger ist die andere, der Altstadt zugelegene Hälfte, der eigentliche Park. Trotz seiner Kleinheit bietet er doch eine grosse Mannigfaltigkeit dar. Besonders gelungen schienen uns die Ufer des im Anfange breiten, nach der entgegengesetzten Seite hin sich allmählig verschmälernden Wassers. Strauchparthien, zum Theil interessante Gehölze enthaltend und bald grösser, bald kleiner, wechseln mit Rasenflächen ab. Angenehm war es uns, diese letzteren nicht mit Blumenpartcrre's und Blumenarabesken überladen zu finden, wie es sonst leider in Anlagen viel zu sehr der Fall ist. Der Stadtpark ist noch neu. Er wurde im Früh- jahre 1862 begonnen und schon im Herbst des nächsten Jahres dem Publikum übergeben. Für ihn wurde der durch seine schriftstellerischen Abeiten bekannte Kunstgärtner Dr. Sieb eck aus Leipzig berufen. Dieser hat sich nicht allein seiner schwie- rigen Aufgabe mit Geschick entledigt, sondern trägt auch fortwährend noch Sorge, dass der Park gut und sauber initerhalten wird. Ein schönes Eisen- gitter schliesst ihn nach aussen ab. Am südlichen Ende des Parkes hat man ein Gebäude errichtet, das der ganzen Stadt zur Zierde gereicht. Da es mit seinen nächsten Umgebungen denen zum Aufenthalte dienen soll, welchen die Ver- mögens- oder andere Umstände nicht erlauben, kost- spielige Bäder zu besuchen, aber doch Mineralwasser trinken sollen, so hat es den Namen Kursaion er- halten. Ausserdem werden daselbst noch fast täg- lich, und zwar Winter und Sommer hindurch. Kon- zerte aufgefüiirt, welche viel Theilnahmc finden. Dem Stadtpark gegenüber und auf der andern Seite der Ringstrasse befindet sich das Lokal und der Garten der Kaiserlichen (lartenbau-Oesellschaft in Wien. Leider ist der Garten viel zu klein, um nur im Geringsten den Anforderungen zu genügen; um desto mehr verdient aber das schöne Lokal An- 334 erkeimiing. Da grade eine Herbst-Ausstellung (am 3. Oktober) stattfand, wo Obst und Gemüse liaupt- säclilicli vertreten waren, so wurde uns glücklicher Weise Gelegenheit geboten, vou den Zuständen bei- der Kenntniss zu nehmen. Was das Obst anbelangt, so war es sehr sut und in reichlicher Anzahl von Sorten vertreten. In einigen Sammlungen sah man auch die grösste Sorgfalt des Gärtners, denn die Früchte hatten ein vorzügliches Aussehen und schie- nen auch hinsichtlich des Geschmackes den Anfor- derungen zu entsprechen. Aber doch sah man auch, dass der Obstbau noch keineswegs in Oesterreich unter der Ens Gemeingut geworden ist, wie etwa in dem benachbarten Böhmen, wo, besonders im Norden, derselbe auf eine Weise blüht, wie es auser- dem nur noch in Württemberg der Fall ist. Auch das Gemüse war gut, aber keineswegs in grosser Auswahl, wie man es in anderen grossen Städten, z.B. in Hamburg, findet, vorhanden. Es ist ein sonderbares Zusammentreftou, dass die Be- wohner der beiden deutschen Metropolen, Wiens und Berlins, noch keineswegs das Gemüse, aber auch das Obst, in der AVeise zu schätzen verstehen, wie es in Frankreich, aber auch in Hamburg, der Fall ist. Hohe Preise will man weder in Wien, noch in Berlin für ausgesuchtes Gemüse oder für vorzüg- liche Früchte zahlen, setzt sie aber für weniger oder gar nicht ebenbürtige Gegenstände aus. Vorzüglicli und auch reich an Sorten war im Ausstellungs- Lokal der Wirsigkohl und ebenso der Blumenkohl. Von der Zartheit, wie wir ihn aus Erfurt kennen, schienen jedoch keine Stauden vor- handen zu sein. Vom Vertus sahen wir Köpfe von einer Grösse, wie wir sie nur beim gewöhnlichen Kopfkohle kennen. Auch dieser Hess nichts zu wün- schen übrig. Cardy's und Bleichsellerie waren zwar vorhanden, aber einem Feinschmecker keineswegs genügend. Seitdem die Festungs- Mauern, welche die Alt- stadt umgeben, gefallen sind, hat man auf .3 Seiten einen breiten Raum gewonnen, der mit Bäumen be- pflanzt ist und neben einem schönen Fahrwege noch angenehme Pfade für Fussgänger besitzt. Man nennt den breiten, auf 3 Seiten die Altstadt umgebenden Raum den Ring oder die Ringstrasse. Wien hat ungemein dadurch gewonnen, zumal nach der Alt- stadt zu auch grosse Häuserkomjjlexe niedergerissen und durch Neubauten ersetzt wurden oder doch erst noch ersetzt werden. So schön aber auch zum gros- sen Theil diese neuen Gebäude sind, so hat man doch den Fehler begangen, sie im Verhältuiss zur Strasse viel zu hoch zu bauen. Fünf- und selbst sechsstöckige Häuser sind gar nicht selten. Von Vor- gärten oder gar von Gärten überhaupt ist bei ihnen keine Rede. Zur Bepflanzung der Ringstrasse sind ausser Platanen und Ahorn noch Götterbaum (Ailanthus glandnlosa) und hier und da auch unsere Schwarz- pappel benutzt. Der Götterbaum nimmt sich sehr gut aus und möchte, zumal er schnell wächst, auch anderwärts zu empfehlen sein. W^eniger würde die Schwarzpappe! sich in Wien zu All(^en eignen. W^ir geben der kanadischen Pappel, welche jene in Nord- deutschland fast ganz verdrängt hat, den Vorzug, weil diese auch auf trockenen Stellen gedeiht, was mit der ersteren nicht der Fall ist. Die Schwarz- pappel verliert, sobald sie im Boden nicht die nö- thige Feuchtigkeit findet, sehr bald ihre Blätter und hat dann ein trauriges Ansehen. Leider gehört Trockenheit und Mangel an Wasser in Wien zu den für Anpflanzungen und Kultu- ren sehr unangenehmen Eigenschaften des dortigen Klima's. Wenn schon auf dem Sandboden im Nor- den ein guter Rasen im Spätsommer und Herbste zu den Seltenheiten gehört, so kann man für die meisten Lokalitäten Wiens — um uns des Aus- druckes eines Wiener Gärtners zu bedienen — in der That die Behauptung aussprechen , dass es in dieser Zeit gar keinen Rasen gibt. Solche trostlose Flächen und Böschungen, auf denen kein grünes Blättchen zu finden war, haben wir nur in Wien gesehen. Selbst in Anlagen, welche mit >Sorgfalt behandelt wurden, wie in dem Fürstlich Lichten - stein'schen Garten der Aiser Vorstadt, war es nicht möglich gewesen, den Rasen nur einigermassen gut zu erhalten. Das Grundwasser liegt sehr tief und hat ausserdem den Nachtheil, dass es viele alkalische Beimengungen enthält, welche den Pflanzen keines- wegs zusagen, sie beim Giessen wenigstens sehr ver- unreinigen. Am fühlbarsten ist dieser Mangel an Wasser im botanischen Garten. Zwischen einem Tlieile der Ringstrasse einerseits und den Vorstädten Wieden und Landstrasse andern- seits fliesst die Wien in der Regel als unansehn- licher Bach in tiefem Bette und enthält meistens schmutiiiges, dem Auge unangenehmes Wasser. Um dieses einigermassen zu decken, hat man die weiten Böschungen, welche auf beitcn Seiten die hohen Ufer bilden, hier und da mit Akazien bepflanzt, die hauptsächlich in einer schiefen Stellung nach innen stehen. Wo diese Akazien gut gediehen sind und deshalb dicht stehen, wie es z.B. in dem Theile der Böschungen der Fall ist, wo die Wien den Stadtpark durchfliesst, nimmt es sich selbst sehr gut aus. Besser wäre es allerdings, könnte num der AVien einen andern Lauf geben oder das J^ett über- bauen. Das Letztere ist deshalb unstatthaft, weil der kleine Bach bisweilen zu bedeutender Höhe an- schwillt. Auf der vierten oder Nordseite der Altstadt, wo 335 früher keine Festuiigsmaiiein vorhanden waren, also jetzt auch keine Eingstrasse ist, fliesst der Donau- Kanal, über dem die Leopoldstadt beginnt und das Südende der oben näher bezeichneten Donau-Insel einnimmt. Zwischen diesem Donau-Kanal und der Altstadt befindet sich der Josephs Quai, eine weni- ger breite Strasse, welche nur in ihrem nördlichen Theile geringe Anpflanzungen besitzt. Ausser diesen öflentiiclien Anlagen und Plätzen, deren wir Erwähnung gothan haben, besitzt Wien noch einige Privatgärten, welche ebenfalls dem Pu- blikum geöffnet sind , ohne dass man erst um Er- laubniss zu bitten hat. Es ist dieses der Garten des Beivedfere, wo sich auch die kaiserliche Gemälde- Sammlung befindet, der kaiserliche botanische Garten und der fürstlich Schwarz enberg'sche Garten in der Vorstadt Landstrasse, sowie der fürstlich Lich- tenstein'sche Garten in der Aiser Vorstadt. Ge- nannte Gärten schliessen zum Tlieil schöne Bäume ein und bieten schattige Spaziergänge dar. Aber aucli ausserdem enthält Wien noch eine Eeihe schöner Gärten; sie werden aber nur nach erhaltener Erlaubniss geöffnet. Wir übergehen sie um so mehr, als uns unser kurzer Aufenthalt nicht erlaubte, auch sie zu besuchen. Dagegen war es uns vergönnt, einige berühmte Gärten ausserhalb W'iens, und zwar die von Laxenburg und Kloster- neuburg unter der vorzüglichen Führung unseres verehrten Freundes, des Prof. Dr. Fenzl, Direk- tors des botanischen Gartens in Wien, den Garten von Schönbrunn dagegen in Gesellschaft des dorti- gen Inspektors Vetter in Augenschein zu nehmen, l'm ausführliche Beschreibungen dieser höchst inter- essanten Gärten zu geben, dazu gehört eine längere Zeit, als wir ihrer Besichtigung widmen konnten. Es sei uns daher erlaubt, nur in kurzen Umrissen die Eindrücke wiederzugeben, welche wir erhalten haben. Das in der nächsten Nähe von Wien liegende kaiserliche Ijustschloss Scbönbrunn besitzt einen grossen Garten in altfranzösischem Style, während der Garten von Laxenburg einen deutschen Park darstellt. Gartenfreunde, welche nach W^ien kom- men, mögen nicht versäumen, diese beiden in ihrer Anlage verschiedenen, aber in seltener Vollkommen- heit und Reinheit vorhandenen Gärten zu besehen. In keiner anderen Residenz Europa's werden beide jetzt herrschenden Style der Gartenkunst so beijuem nebeneinander geboten, als bei W^ien. Schönbrunn ist zwar eine Nachahmung von Ver- sailles, aber doch anders. Hier wie dort ist eine abschüssige Fläche geboten, welche bis an das ent- gegengesetzte Ende offen daliegt; auf beiden Seiten wird sie aber von hohen beschnittenen Wänden, hinter denen Waldparthien mit gradlinigen Gängen sich hinziehen, eingeschlossen. Während in Versailles aber das Schloss auf der Höhe der sanft abfallenden Fläche liegt, von hier aus die Terrassen, zum Theil verzierte Wasserbassins einschliessend, abfallen und im Plintergrunde hohe W^assersäulen emporsteigen, liegt in Schönbrunn das Schloss grade unten, und in sanfter Steigung erheben sich die ebenfalls zum Theil W'asscrbassins einschliessenden Terrassen hinter- einander; auf der Höhe ist aber eine auf korinthi- schen Säulen ruhende Estrade angebracht, von der ein wunderschöner Blick zunächst nach dem Schloss und umgekehrt von diesem nach oben geboten wird. Ersteigt man die Estrade, so hat man ausserdem noch eines der schönsten Panoramen, welche über- haupt existiien. Uebcr die Terrassen und über das schöne grosse Schloss hinweg erblickt man in öst- licher Richtung zunächst die Kaiserstadt mit ihren Vorstädten in ihrer ganzen Ausdehnung, und darüber hinaus begrenzt ein Höhenzug die Fernsicht. Wo- hin man sich aber ausserdem wendet, sieht man Dörfer, Gefilde und Wälder in freimdlicher Ab- wechslung und weiter wiederum Höhenzüge, w^elche den Horizont schliessen. Wem das Glück wohl will und wer während seiner Anwesenheit in Wien gu- tes VSetter mit reinem Himmel hat, versäume nicht, die Nachmittagszeit zu einem Ausfluge nach Schön- brunn zu wählen und seine Zeit so einzurichten, dass er sich grade auf der Estrade befindet, wenn die Sonne im Begriff ist unterzugehen. Auch in Schöobrunn hatte die langandauernde Trockenheit hauptsächlich auf den Rasenflächen ihren Eiufluss zur Geltung gebracht, doch sahen diese immer noch weit besser aus, als in den Anlagen von Wien. Man geht jetzt damit um, W^asser aus der Ferne nach Schönbrunn zu leiten, gewiss ein grosser Gewinn, der viel beitragen wird, die Schön- heit des Gartens zu erhöhen. Leider werden die Gewächshäuser, welche in früherer Zeit mit ihren Pflanzenschätzen zu den ersten in ganz Europa gehörten, nicht mehr in der Weise erhalten, als es, schon ihres früheren An- sehens halber, wünschenswerth wäre. Grade für ihre Unterhaltung ist der Etat auf eine W^eise beschnit- ten, dass die vorhandenen Pflanzen kaum erhalten werden können. Neuigkeiten werden gar nicht an- gcschaflt. Von den herrlichen Palmen, Cycadeen, NcuhoUändern u. s. w. , welche wir vor 25 Jahren sahen imd bewunderten, suchten wir jetzt viele ver- gebens. Die ausgezeichnete Sammlung von Aroi- deen, welche Schott, als er noch in seiner geisti- gen Frische war, mit vielen Mühen und Kosten zu- sammengebracht hatte, ist, wie es nicht anders sein kann, schon in den letzten Jahren seines Lebens sehr zusammengeschmolzen. Trotzdem bildet diese Sammlung, bieten die altmodischen und nach heuti- 336 ger Ansicht unpraktischen Häuser überhaupt noch so viel Interessantes dar, dass kein Pflanzeufreund sie unbefriedigt verlassen wird. Wir möchten beson- ders Liebhaber von Blattpflanzen, aber auch Han- delsgärtner, darauf aufmerksam machen, dass seit vielen Jahren schon sieh manche Pflanze in den Gewächshäusern von Sciionbrunn befindet, welche im Besitze eines tüchtigen Handelsgärtners sich rasch eine Zukunft verscluvtten würde. Laxcnburg, der Sommeraufentlialt des Kaisers, liegt zwar ziemlich entfernt von Wien, kann aber vermittelst der Eisenbahn (der Süd bahn) in kurzer Zeit erreicht werden. Der Park ist viel grösser, als der Garten von Schönbrunn, und zieht sicli Stunden- lang hin. Da auf seine Erhaltung grosse Sorgfalt verwendet wird, so befindet er sich auch nach allen Richtungen hin in vorzüglichem Zustande. Die Wege .sind sehr sauber gehalten, während Rasenflächen, Gehölzparthien und waldartigc Ausbreitungen über- wacht sind. Wenn wir den Park von Laxenburg einen deutscheu nannten, so wollten wir hauptääch- lich damit sagen , dass er nicht abgeschlossen er- scheint, wie man ihn in England findet, sondern nicht allein ringsum öftren ist, sondern auch mit der umgebenden Landsciiaft in unmittelbarer Verbin- dung steht. Wir wissen nicht, ob der Laxenburger Garten gleich anfangs diesen Charakter besass oder erst später sich ihn aneignete. Im ersteren Falle möchte wohl Lennd, der einen Theil seiner Ju- gendzeit in Laxenburg verlebte, daselbst reichliche Nahrung für seine Richtung gefunden haben. Der Park von Laxenburg hat auf uns einen tiefen Eindruck gemacht. Nirgends haben wir solche bedeutende Rasenflächen in gleicher Reinheit gefun- den, wie in eben genanntem Park; nirgends zeigte der sie begrenzende Waldessaura solche schöne und wolilgcfällige Konturen, sowie solche Abwechslungen in der Farbe des Grüns! Eine Rasenfläche, wie sie sich hier den Blicken darbietet, hat etwas Gross- artiges, etwas Imponirendes. Möchten doch die- jenigen unserer heutigen Garteukünstler, welche durch Einzelpflanzuugen , durcli Boskets oder gar durch buntscheckige Blumenparkets und Arabesken Rasen- flächen zu unterbrechen belieben, nach Laxenburg gehen, um selbst zu fülilen, welch' einen Eindruck eine offene grosse Rasenfläche inmitten eines Parks auf das Gemüth des Menschen zu machen vermag! Aber auch schöne Bäume schliesst der Park von Laxenburg ein, wie man sie selten findet. Wir sahen Eichen von 6 bis 8 Fuss Durchmesser keineswegs selten; einige Silberpappeln hatten einen noch stär- keren Stamm. Auch Ulmen (und zwar fast immer die glattblättrige Ulraus efi'usa) von seltener Höhe waren in grösserer Anzahl vorhanden, während Pla- tanen, obwohl auch sie zum Theil ein imponirendes Ansehen besassen, anderwärts grösser vorkommen. Massholder (Acer eampestre) , der in Mittel- und Norddeutschland, ebenso im Oriente, meist strauch- artig wächst und nur ausnahmsweise kleine Bäume darstellt, erscheint im Parke von Laxenburg in an- sehnlicher Stärke und Höhe, wie diese bei uns nur Waldbäurae besitzen. Diese schönen und grossen Bäume befinden sich hauptsächlich im vorderen Tiieile des Parkes in der Nähe des Schlosses und zwischen diesem und den grossartigen Seen und Wassern. Sie stehen zwar ziemlich nahe bei einander, doch immer so weit ge- trennt, dass die Krone in ihrem AVachsthume nicht gehindert ist, am allerwenigsten sich nur einseitig ausbilden kann. Weiter entfernt beginnen erst die waldartigen Ausbreitungen, von schattigen Gängen unterbrochen. Ganz im Verhältnisse zu den grossen Rasen- flächen stehen die zusammenhängenden Wasser, de- ren Ufer sanft abgleiten und meist nur in schwachen und gleichmässigen Biegungen erscheinen. Nirgends bemerkt man plötzliche Vorsprünge. Im Einklänge damit sind auch die mehr oder weniger bewachsenen Inseln gehalten, die trotzdem von verschiedenen Punk- ten aus gesehen auch andere Ansichten darbieten. Eine Rundfahrt auf diesen Wassern gehört zu den angeuehmsteu Parthien, welche man im Parke von Laxenburg machen kann. Bald tritt das Gehölz bis an das Wasser heran, bald Ist es von diesem mehr oder weniger entfernt. Im ersteren Falle nehmen sich an einer Stelle etwas überhängende Silber- weiden ganz vorzüglich aus, im letzteren hingegen bildete das Gehölz meist dichte Wände, wo die vir- ginlsche Ceder (Juniperus virglulana), in Pyramlden- forra herangewachaen und von oft bedeutender Höhe, sich besonders gut ausnahm. Hier und da erblickte man auch mitten im Gehölz italienische Pappeln. Wir hätten nicht geglaubt, dass dieser sonst steife Baum mit Sträucheru und kleinen Bäumen sich so gut ausnehmen würde. (Schluss folgt.) Aus dem Versuchsgarten des Vereines sind im Laufe dieses Herbstes eine PartMe Erdbeersorten mit Namen an die Mitglieder zu vertheilen. Meldungen erbittet der Garten-Inspektor Bouche bis 26. Oktbr. dieses Jahres. Verlag von Wiegaudt & Hempel in Berlin, Ziramer-Strosse No.9l. Druck der C. Fe is ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, WilhelmaPlatz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preassischen Staaten für (Bärtiierei und Pflaiüzieiähiai&fle. Kedakteur : Professor I>r. Karl Ivoch, General-Sekretair des Vereines. No. 43. Berlin, den 30. Oktober 1869. Preis des Jahrganges 5^ Tblr., sowobi bei Bezng durch den Buchhandel, als auch franco dnreh alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Cobaea penduliflora (Rosenbergia) Karst. Eine neue Liane des Kalthauses. — Rückblick aiif die internationale Garten- bau-Ausstellung vom 2. bis 13. September 1869 in Hamburg. Vom Hofgärtner Jäger in Eisenach. (Fortsetzung.) — Wien und seine Anlagen. (Schluss.) Sonntag, den 31. Oktober, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause, Slohrenstrasse 49, eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. , Cobaea penduliflora (llosenbergia) Karst. Eine neue Liane des Kalthauses. In der llonograpbie der Cobaeen, welche wir vor 11 Jahren veröffentlichten (s, 1. Jahrgang der Wochenschr. S. 374), haben wir bereits zum ersten Male einer Art Erwähnung gethan, welche Professor Dr. Karten (früher in Berlin, jetzt in Wien) in Kolumbien, und zwar zuerst in der Nähe von Ca- raccas, entdeckt, und über welche er uns noch vor ihrer Veröffentlichung in der Flora Kolumbiens (Tom. I, p. 27, tab. 14) Mittheilung gemacht hatte. Diese Art wurde bald darauf auch durch andere Reisende, und zwar zunächst durch Fendler, spä- ter durch Spruce (in Peru) und endlich durch Ernst (ebenfalls in der Nähe von Caraccas) auf- gefunden. Durch letzteren gelangte auch Samen derselben nach dem botanischen Garten in Kew, wo sie im Dezember des vorigen Jahres zuerst blühte. Da der Direktor genannten botanischen Gartens in dem botanical Magazine (tab. 5757) von Neuen^ Cobaea penduliflora abbildete , so wurde uns wie- derum Gelegenheit geboten, auch ihre Einführung in Europa zur Kcuntniss zu bringen (S. 231). Wir erhalten jedoch eben von Haage und Schmidt in Erfurt die erfreuliche Nachricht, dass auch sie, wahrschcinliili zu gleicher Zeit, wie der botanische Garten in Kew, Samen dieser Liane direkt aus Ca- raccas erhalten haben und so glücklich gewesen sind, aus diesem Samen 2 Pflanzen heranzuziehen. Da den genannten Gärtnern zunächst daran lag, von diesen rasch Vermehrung zu erhalten, so konn- ten leider bei ihnen bis jetzt noch nicht Blüthen erlangt werden, die hofl'entlich aber noch im Xev- laufe dieses \Yinters erscheinen werden. Cobaea penduliflora ist auf dem Kontinente bis jetzt zwar wohl iiii-ht im Handel, wird aber in dem Katalog der Ilandelfgärtnerei von Ilaage und 43 338 Schmidt für das Jahr 1870 zum Verkauf gestellt werden. Wir können deshalb nicht umhin, schon jetzt auf diese schöne Liane aufmerksam zu machen und sie Besitzern von Kalthäusern bestens zu em- pfehlen. Wahrscheinlich gedeiht sie in den bessern Monaten des Jahres auf gleiche Weise, wie die be- kannte, leider viel zu sehr vernachlässigte Cobaea scandens, von der bekanntlich Fr. A. Ilaage jun. in Erfurt vor 1 1 Jahren eine weissbuntblättrige Ab- art in den Handel brachte, im Freien und kann zu verschiedenen Zwecken benutzt werden. Damit Lieb- haber selbst Kenntniss von der Schönheit der Blume, worin C. penduliflora die alte C. scandens übertrifft, erhalten, haben wir hier nach der Abbildung im botanical Magazine eine Kojaie der Pflanze im ver- kleinerten Massstabe gegeben. Um das Interesse für diese Liane noch mehr zu erhöhen, sei uns gestattet, etwas ausführlicher über sie zu berichten, als es bereits an oben ange- zeigten Stellen geschehen ist. Wir wiederholen, was wir schon im ersten Jahrgange der Wochenschrift mitgetheilt haben, dass der Name Cobaea von dem in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhundertes in Ma- drid lebenden Botaniker Cavanilles zu Ehren eines spanischen Jesuiten, Cobo, der sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundertes im (damals) spanischen Amerika befand imd eine, leider aber nicht durch den Druck veröffentlichte Geschichte der Neuen Welt geschrieben hat, gegeben wurde. Die Stellung der Cobaeen im Systeme ist nicht leicht, da das Genus mit mehrern Familien zugleich Berührungspunkte hat, andernseits aber von jeder derselben wiederum mehr oder minder abweicht. Dies ist ferner Ursache, warum sie schliesslich von einigen Botanikern auch als Typus einer eige- nen Familie betrachtet wurden. Dem äusseren Ha- bitus nach besitzen sie zunächst eine grosse Aehn- ^lichkeit mit den Windenpflanzcn (Convolvulaceae), die Beschaffenheit der Blätter und die Bildung der Blüthe, sowie des Samens, weisen ihnen aber eine ganz andere Stellung an. Am besten möchte sie den Polemoniaceen zuge- sellt werden. Mit diesen haben sie die einblättrige Blumenkrone, die 5 den Diskus um den Frucht- knoten bildenden Erhöhungen innerhalb der Blumen- krone, den dreifächrigcn Fruchtknoten und den gra- den Embryo gemein. Die geflügelten Samen, sowie die in Ranken auslaufenden allgemeinen Blattstiele und der Habitus sind aber wiederum in der Familie der Polemoniaceen fremdartig. Wegen der ersteren und des letzteren hat man die Cobaeen endlich auch in die Familie der Biguoniaceen gestellt, wo- hin sie bestimmt nicht gehören. Wir kennen bis jetzt 6 Cobaeen, die in Mexiko, Central-Araerika, Kolumbien und Peru vorkommen. und zwar auf den höheren Terrassen, welche we- nigstens eine Höhe von 3,000 Fuss besitzen. Zwei Arten haben lange, sehr schmale Blumenabschnitte; aber auch die 5 Griffel und die Staubgefässe sind sehr lang und besitzen mit jenen die Eigenthümlich- keit, dass sie hin und her gebogen sind. Die Länge der Staubgefässe veranlasste den dänischen Reisenden r)rsted, zumal die eine von ihm in Costa-Rica ent- deckte Art in jedem der 3 Fächer ausserdem auch nur 2 Eichen enthält, aus dieser ein besonderes Ge- nus zu bilden, das er mit dem Namen Rosenber- gia belegte, die Art aber unter dem Namen E. gracilis beschrieb (s. Vetensk. Meddel. for den naturh. Foren, i Kjöbenh. for 1856, p. 30). Den Genus- Namen Rosenbergia entlehnte er einem Fräu- lein C Rosenberg, welches um die Flora Däne- marks sich viele Verdienste erworben hat. Professor Karsten entdeckte die zweite Art, welche die von uns empfohlene Pflanze darstellt, und nannte sie R. penduliflora. Das Genus Ro- senbergia niuss jedoch, wo man bereits in C. lutea Don (marcostemma Hook.) eine Art mit langen Staubgefässen und Grifl:el, dagegen mit kurzen Blu- menabschnitten besitzt, wo man ferner weiss, dass die Karsten'sche Pflanze mehre Eichen in jedem Fache einschliesst, eingezogen werden; beide Arten heissen demnach jetzt, wie wir bereits vor 11 Jahren ausgesprochen haben, Cobaea gracilis und pen- duliflora. Cobaea penduliflora ähnelt im Habitus der be- kannten C. scandens und bildet, wie diese, eiue krautnrtige Liane, welche selbst minder hohe Bäume ersteigen kann. Sie ist (wenigstens mit blossen Augen gesehen) völlig unbehaart und hat ein hell- grünes Ansehen. Ihre abwechselnden Blätter be- stehen aus 2 und 3 Paar hautartiger Blättchen von 2 bis 2^2' ^ol^ Länge und 1 Zoll Breite. Von diesen ist das unterste Paar kleiner, fehlt wohl auch ganz, und sitzt dem allgemeinen Stiele an, während die beiden anderen Paare kurzgestielt erscheinen. Der Rand aller ist ganz. Der allgemeine Blattstiel läuft in eine Ranke aus, mit der sich die Pflanze an an- deren Gegenständen festhält. Aus dem Winkel der Blätter hängen die grossen Blüthen auf 7 bis 8 Zoll langen Stielen von rother I'arbe einzeln (nach Karsten auch zu 2 und 3) herab. Der Kelch hat zwar eine glockenförmige Gestalt, ist aber in 5 sehr tief herabgehende, läng- liche Abschnitte von 8 bis 10 Linien Länge getheilt. Aus ihm ragt die 3 Zoll lange Krone heraus. Diese besteht zu einem Drittel aus einer walzenförmigen Röhre und aus 5 sehr schmalen, etwas hin und her gebogenen Abschnitten von 2 Zoll Länge. Nach der Abbildung im botanical Magazine hat die Krone eine hellgrüne Farbe, während Karsten die Röhre 339 rötLlich-grün, die Abschnitte liingegen bräunlich-vio- lett angibt. Die Verschiedenheit in der Angabe der Farbe hat wohl seinen Grund darin, dass die von Hooker zur bildlichen Darstellung benutzte Pflanze während der trüben Dezembertage im Gewächshause blühte, während Karsten seine Pflanzen im Vater- lande und im Freien beobachtete. Die anfangs abstehenden und graden Staubfäden von rother Farbe sind in der Hooker'schen Abbil- dung etwas kürzer, als die Krone, während sie nach Karsten weit hinausragen und bis 5 Zoll lang werden können. Später krümmen sie sich mehr oder weniger. Die grossen Staubbeutel von gelber Farbe liegen schwebend auf. An der Basis de3 länglichen Fruchtknotens befinden sich 5 warzenförmige und in der Mitte oben eingekerbte Erhöhungen, welche einen zusammenhängenden Diskus bilden. Der Grif- fel ist noch länger, als die Staubgefässe und krümmt sich später ebenfalls. In jedem der 3 Fächer des Fruchtknotens befinden sich zwar 4 bis 6 Eichen, aber nur wenige entwickeln sich zu Samen. Die nahe verwandte Cobaea gracilis (Rosen- bergia) (-)rst. hat gelbe Blüthcn mit stets aufrech- ten Kronabschnitten und in jedem Fache nur zwei Eichen. \ Ji ü [fe ö f i fß auf die iiiteriiatioiKile fjiarteiiban - Aiisstclliiiig vom 2. bis 13. September 1869 in H a, m. l» XI 1" g-. Vom Hofgärtner Jäger in Eisenacli. (Fortsctzuncr.) Es wäre nun noch ein allgemeines Urtheil über die Blumen im Freien, besonders über ihre Kompo- sition, zu fällen. Der Leser wird im Laufe unseres Umganges wunderliche Dinge erfahren, und viel- leicht ebenso den Kojjf schütteln, wie es verständige Gärtner beim Besuch* der Ausstellung tluiten. Wir haben hierbei nur an die modernen ^'rep|)ichbcetc" aus Pflanzen mit farbigen Blättern zu denken, in welchen sich so Viele auszeichnen wollten, dass eine bedaucrnswerthe UcberfüUung eingetreten ist. Den Leitern der Ausstellung ist zwar darüber kein Vor- wurf zu machen, indessen hätten die damit vertrau- ten Persönlichkeiten wohl manches Kunststück der Tcppichgärtncrci aus „Mangel an Kaum" oder sonst auf eine gute Art abweisen können. Die Sache ist wichtiger, als sie scheint. Das Publikum, in der Masse urthcilslos, nimmt an, dass solche Bluuicn- mosaiken geschmackvoll seien, da man ja auf Aus- stellungen das Beste bringe. Mancher arme Gärtner wird von seineu Befehlenden gedrängt werden, auch solche Beete herzustellen und zu erhalten, wozu er doch weder Zeit, noch Material genug hat, wogegen er sich in gerechter Entrüstung sträubt, weil seine schönen Lieblinge, die wirklichen Blumen, zurück- treten müssen. So berechtigt solche Blumenmosai- ken an gewissen Plätzen sind, wo man Mittel hat, sie wirklich gut zu erhalten, so wahrhaft jammer- mervoll ist ihre Nachahunuig im bürgerlichen Garten. Wir beginnen nun unsere Wanderung durch die Ausstellung vom allgemeinen Eingange, und zwar In der Richtung links nach den Höhen entlaug. Beim Eintritt haben wir noch keine Ahnung von der grossartigen Sccnerie, welche uns erwartet, denn mit kluger Berechnung hat man den Platz vor dem Eingänge mit Pflanzungen umgeben, um dem Auge die Schätze nach und nach vorzuführen. Die Mitte des Platzes wird von einer Kolossal-Statue des Frie- dens aus Bronze-Gummi auf hohem Postamente ein- genommen. Dieselbe ist nach einem Modell von Engelhard in Hannover in der Gummifabrik von H. L. Mayer in Hamburg aus einem Stück ge- gossen und die schönste Nachahmung von Bronze, welche mir vorgekommen. An den Seiten sind Pa- villons, theils zum Verkaufe von Katalogen und Führein durch die Ausstellung, welche auch von zahlreichen uniformirten Knaben überall zum Ver- kauf angeboten wurden, theils Ausstellungs- Gegen- stände, darunter eiserne, mit Ccment überzogene, sowie zerlegbare Pflanzenkübel, Stühle und andere Dinge. Auf unserer Wanderung fällt uns zunächst an der linken Seite ein vollständiges eisernes Glashaus für hohe Pflanzen, daneben ein niedriges mit Ver- mehrungs-Einrichtung von Franz Mosenthin in Eutritsch bei Leipzig auf, beide mit der durch Mo- senthin vervollkommneten, so überaus praktischen und verhältnlssmässig billigen Dampf-Wasscrheizung versehen, wo die Reservoirs für das heisse Wasser nicht unmittelbar, sondern durch Dampf erhitzt wer- den und in den Häusern selbst stehen. Schade, dass das Haus nicht etwas mit Pflanzen dckorirt und bei Sonnenschein wegen Mangel jeder Beschattung unerträglich heiss war. Zu beiden Seiten des breiten Weges standen Gehölze und Rosen, die letzteren mehr nach der Parkseitc, theils in natürlichen Gruppen, theils auf Beeten, liier waren viele Laubgehölze, wenn Ich nicht Irre, meistens von II. Ohlendorf in Ham- burg, eben erst gepflanzt, die zwar von den Preis- richtern noch beuitheilt werden konnten, später aber einen schlechten Eindruck machten. Es waren dar- unter viele schätzbare Neuheiten, namentlich an bunt- und gcschlitztblättrigen Pflanzen. Eine fast 340 aus Tausend niedergelegten Kosen bestehende Gruppe von F. J. O. Jürgens (Nieiistädter Bauniscliule), nur aus hellen und weissen Farben zusammenge- setzt, war leider beinahe ohne Blumen, ebenso die runde Gruppe von 50 Hochstämmen der neuen Rose Marechal Niel, während die gegenüberstellende, nur Gloire de Diion enthaltend (beide vop Friedrich Harms in Eimsbüttel bei Hamburg), in voller Blü- thenpracht stand. Da die erstere Sorte so schwierig, letztere leicht blüht und einen besonders kräi'tigen Holzwuchs hat, so okulirt man jetzt Mar(Schal Niel auf Gloire de Dijon. Die Einfassung von Lonicera brachypoda fol. aureis-reticulatis um die liegenden Rosen passte nach meiner Ansicht nicht zu den hellen Farben und wäre anderwärts besser ange- wendet gewesen. In derselben Umgebung und am Abhänge gegen das Wasser zu finden wir auch die Rosensanimhm- gen des Pomologen -Vereins zu Boskoop (Holland), von Soupert und Notting in Luxemburg, Jür- gens, Ed. Otto in Altona, Johann von Ehren (Nienstädten) u. a. m. Den ersten Rosenpreis, sowie auch meist für die anderer Roseukonkurrenzen, hat, wie vorauszusehen war, Fr iedr. Harms gewonnen, und in der That sind dessen Kulturen fast un- übertrefflich, die hochstämmigen Topfrosen vielleicht einzig in ihrer Vollkomraenlieit. Die Rosen waren auf der Ausstellung für die Jahreszeit so reich und ausgezeichnet vertreten, dass sie ein grosser Theil des Publikums für das Beste hielt. Grössere Plätze und Zwischenräume an der Aussenseite, besonders in der Nähe der Restaura- tion der j,Dresdener Waldschlösschen-Brauerei", wa- ren von Garten-Pavillons von Eisen und Holz, Zelten, Bänken und Sitzen aller Art, sowie Gartcuverzic- rungen u. s. w., eingenommen. Man sah darunter schöne Arbeiten und zweckmässige Einrichtungen, sowie manches Neue. Sehr vertreten waren Schirme gegen Sonne und Regen zum Aufspannen und Nie- derlassen, jedoch nicht immer zweckmässig. Wäh- rend der in einem runden Eisentisch befestigte Schirm bei hinlänglicher Grösse praktisch und der eine Rundbank beschattende noch besser ist, fand ich die frei aufgestellten zu unsicher gegen Wind. Auch Gartenbänke mit zeltartigen Schirmen waren vorhanden ; doch mag darunter der Aufenthalt been- gend und unbehaglich sein. Besser gefielen mir die Bänke mit Schutzwaiid gegen Wind, aber oben offen, sowie Bänke mit Klapplehne, so dass letztere den Sitz bedeckt und diesen trocken erhält. Unter Bän- ken und Blumengestellen von Eisen fielen die Bam- busrohr nachgeahmten angenehm auf, und unter den Tischen war ein bronzirter von Eisen mit ausge- zeichneter Mosaikmalerei auf der Platte ein wahres Prachtstück. Wir sind hier am Ostrande des Thaies, welches von hier fast ganz übersehen werden kann und einen prächtigen Eindruck macht. Dasselbe können wir nicht sagen von dem am Abhänge liegenden, viel bewunderten Pavillon im Eoccocostyl von Werner und Piglheim, welcher von oben gedrückt aus- sieht, was am deutlichsten zeigt, dass er nicht am rechten Platze stand. Der Raum zwischen der Parkgrenze und der Thalwand wird in der Gegend, wo der Aufgang zur Brücke über die Strasse liegt, ziemlich schmal, ist aber gut benutzt; so z. B. mit 3 Pavillons, welche zur kohlensauren Erquickung, zu amerikanischen Eisgetränken, Kafiee, englischem Backwerk (Gro- quets vulgo „Ausstellungs-Nothfutter") dienten, und einem chinesischen Pavillon für Thee- und Fächer- verkauf, mit einem richtigen Chinesen zur Bedie- nung. Sämmtliche Gebäude waren anmuthig mit Pflanzen dckorirt, z. B. der chinesische Pavillon mit einer 50 Fuss langen dichten Hecke von weisskelchi- gen , überreich blühenden Fuchsien (Madame Cor- nelissen, von Friedr. Harms) umgeben; daneben holländische Buchsbaumspiclerei und andere hübsche Kleinigkeiten. Der Blick wird aber mehr zur Thalseite gezo- gen, wo der Anblick grossartig ist und durch die Masten und sich bewegenden Fahrzeuge des Hafens auf helle Wasserflächen, bebaute Inseln und dar- über hinaus auf die zwei Stunden entfernten hanno- verschen Uferberge schweift. Wir sehen zunächst am Hange grosse Georgi- nenbeete, theils in voller Blüthe, aber auch eins im halbabgestorbenen traurigen Zustand (unbegreiflich!). Es ist fast selbstverständlich, dass Sieckmann in Köstritz der oberste beglückte Aussteller war. Da- neben riesige Blattpflanzen-Gruppen (wenn ich nicht irre, von Frau Karhelm in Ottensen), mit präch- tigen Koniferen (darunter 3 herrliche Araucarien aus Gent) und seltenen Laubholzbäumen vermischt. Wir gewinnen hier einen vollständigen Ueberblick auf die nächste grosse Insel, mit ihrem schönen Pavillon, den zahlreichen Gartensitzen, welche gerne benutzt wurden, den grossen Blattpflanzen und feu- rigen Blumen. Auf dem weiten Umgange begegnen wir erst an der Stelle, wo ein Hauptausgang nach, der Stadt (Zeughausmarkt) sich befindet, und der Weg rechts zum Eibpavillon umbiegt, bemerkens- werthe Pflanzen, links einer grossen Gruppe von Forst- und Waldbäumen dichtgepflanzt (von H. Ohlendort in Hamm bei Hamburg, die einzige konkurrirende), worunter sich jedoch sehr zahme Bäume befanden ; links einem Prachtexemplar der Araucaria imbricata von J. Verschaffelt in Gent, welche mit einem ersten Preise bedacht worden ist; i hinter derselben die Wände deckend eine grosse 341 schöne Sammlung von Koniferen, deren Eigentbümer mir entfallen ist. Desto erinnerlicher ist mir die zerstreute Gruppe am Abhänge der anderen Seite des Ilru. Rüppell (Firma Peter Smith) in Berge- dorf), denn hier stand neben vielen edlen und sel- tenen Genossen ein Abies nobllis mit vier mächti- gen Zapfen. Die Umgebung des Elbpavillons, der Haupt- Restauration des Parks, hat nur eine alte Eundallee z"'.' Zierde, denn die früher erwähnten, an dem stei- len Abhänge liegenden Teppichbeete von Pflanzen mit farbigen imd weissen Blättern muss man suchen, obschon sie ganz nahe liegen. Nach einem langen prüfenden Blick auf den jenseitigen Thalhang, welcher ebenso schön und ab- wechselnd ist, als derjenige, worauf wir stehen, ein- förmig, und auf das Thal mit Inseln und Plänge- brUcke eilen wir auf dem unteren Wege an dem Elbpavillon vorbei zu den grossen Warmhäusern, ohne denselben jedoch jetzt einen Besuch abzustat- ten. Unsere Blicke schweifen abwärts, wo das Haupt- Prachtstück des Gartens, eine dreitheiligc, aufs Reichste geschmückte Terrasse , vor uns liegt und das schon erwähnte südliche Seitenthal abschliesst. Um ein Verstäudniss der zunächst zu beschreiben- den prunkenden Gartenanlage zu bekommen oder vielmehr ein solches hineinzulegen , muss man sich das grosse Warmhaus als das Schloss eines sehr reichen Mannes denken und die Umgebung und Terrassen als Vorgärten. Ich weiss nicht, ob man bei der Anlage daran gedacht hat, möchte es aber vermuthen. Vor dem Bau der Warmhäuser breitet sich eine zum Thcil auf Holzbau gegründete Ter- rasse aus, welche mit Orangen und Lorbeerbäumen, sowie hochstämmigen Fuchsien und Rosen nicht allzu reich geschmückt war, vermuthlich, weil mau bei dem sich hier häufenden Menschengedränge Hem- mung und Beschädigung fürchtete. Vor der Brüstung dieser Terrasse sehen wir etwa 12 bis 15 Fuss tiefer auf eine zweite vielleicht 80 Fuss lange und 30 Fuss breite Terrasse, deren J.Jitte von einem ansehnlichen, figurenreichen, mit Ausgussschalen versehenen Spring- brunnen von Jletall (bronzirter Zinkguss) von F. Kahle und Sohn in Potsdam eingenommen ist, mit einem Bassin aus Kunststein von J. E. L. He- ring in Hamburg, aus dessen Fabrik auch die schö- nen Balustraden und Treppen der Terrasse hervor- gegangen waren. Zu Seiten des Wasserbeckens befanden sich Blumenbeete im ausgebildetstcn Roccocostyl, wo- von zwei fast nur aus ausgefärbtem Sand , Ziegel- mehl, Steinkohlen, gelber Torfasche u. s. w. bestan- den , und worauf eine grosse Menge von Semper- vivum (oder Sedum Sempervivum), Arabesken bil- dend, vertheilt waren. Jede Figur bildete eine Art \ Blume mit 4 bis 5 Blättern, konnte aber auch als Seestern gedacht werden. Da ich den Namen des Künstlers , welcher diese der Zeit der Pompadour würdige Spielerei erfand und ausführen Hess, nicht erfahren habe, so kann ich seinen Namen auch nicht auf die Nachwelt bringen. Hoffentlich hütet sich der gesunde Sinn des Publikums vor NaLuuhiiiuug. Die zwei daneben liegenden rosettenartigen Beete waren moderner und Muster des neuesten Gesclnuacks der Blumenmosaik, aus weiss- und rotliblättrigen niedrigen Pflanzen, nur wenig mit Grün vermischt aus Blumen nur das fehlende Gelb und Blau ge- bildet. Diese Beete waren, wie schon bemerkt, Miister in ihrer Art, wie überhaupt die meisten der zahlreichen dekorativen Kompositionen, welche sich sämmtlich einander so ähnlich waren, wie ein Tep- pich dem anderen. Solche Beete zu entwerten, er- fordert nicht mehr Kunst, als die Muster von einem farbigen Teppich, einer Tapete, oder Musterzeitung zu kopiren, und das Verdienst besteht hauptsächlich in der Mühe, welche das widerstrebende Jlaterial macht. Die wahre Kunst besteht darin, solchen zur Zeit nun einmal in vielen Fällen unabweisbaren Teppiehbeeten die rechte Stellung im Garten anzu- weisen und die Harmonie zu erreichen. Trotz mei- nes Widerwillens gegen derartige Künsteleien ge- stehe ich gern, dass dieselben an diesem Platze am rechten Platze waren. Noch vollkommener schie- nen mir die Beete der um 10 bis 12 Ruthen höher liegenden Seitenterrassen, über welche der Weg zur eben beschriebenen Hauptterrasse iührte. Dieselben hatten neben bunten Pflanzen noch Viola cornuta und Scharlach-Pelargonien zur Hebung, und waren wirkliche Muster. Sie wurden noch mehr gehoben durch die Absonderung und Umgebung von Koni- feren, in welche man sehr sinnig und wohlbedacht auf der linken Terrasse (von oben) sechs blühende Yucca filameutosa ausgestellt hatte. Preise für Tep- pichpflanzen und deren Arrangements erhielten F. F. Stange in Hamburg und Joh.annes Becker in Eppendorf bei Hambui'g. Die Mittelterrasse war, im Gegensatz zu der Roecoeozeit der Mitte, an den Seiten recht modern verziert, nämlich mit einer Fuchsienhccke am Spa- lier eingefasst und an den Treppen und Terrassen- wänden mit den schönsten hochstämmigen Rosen in Töpfen und den prächtigsten Fuchsienbäumchcn (ebenfalls in Töj)fen) geschmückt, darunter sogar die widerstrebende hochwachsende Fuchsia fulgens dark. Diese Muster vorzüglicher Kultur waren von Friedr. Harms in Eimsbüttel ausgestellt und zeig- ten, zu welcher \'()llkommenheit man es bringen kann, wenn man sieh mit Spezial- Kulturen befasst und nicht Alles haben will. Die Aufgänge der Treppen waren mit 4 sehö- 342 nen Statuen nach antiken und neuen Meistern (Zink- guss von Kahle und Sohn in Potsdam) verziert, die Eingänge und Balustraden mit blumenreichen Vasen. Die Nachahmung von weissem Marmor an den Zinkstatuen liess nichts zu wünschen übrig, war vielleicht zu getreu, indem man sogar die grauen Adern des unreineren karrarischen Marmors wieder- gegeben hatte, was übrigens bei verschiedenen Thon- Statuen anderer Aussteller noch mehr übertrieben war. Diese ganze Anlage kann mit ihrer Terrassen- anordnung vielen architektonischen Bauwerken, Fon- talnen, Statuen u. s. w. den moderuisirten altitalischen Gartenstyl aus der Eenaissancezeit repräsentiren und würde sich auch zu einem kleinen reichen Vorstadt- garten eignen. Wir verlassen diesen Platz , noch einen Blick abwärts auf den lieblichen Thalgrund mit einem Stück Wasser werfend, um uns nach soviel Pracht an etwas Einfacherem und Entgegengesetztem zu erholen, eilen auch an den Kalthäusern vorüber und gelangen zur Höhe des „Stintfangs". Die wunder- bar schöne Aussiebt dieses Ortes, jedem Fremden entzückend und unvergesslich und jedem Hamburger immer von Neuem lieb, welche jeden Besucher fes- selte, da hier zugleich für Erquickung gesorgt war, darf unseren Rundgang im Geiste nicht aufhalten, wohl aber müssen wir an den Abhängen des Ber- ges, welcher bis an den Hafenquai zur Ausstellung gezogen ist, die schöne preisgekrönte Aufstellung von Koniferen aus der Jürgen'schen Baumschule in Nienstädten betrachten, sowie die anschliessende Sammlung derselben Pflanzen von A. van Geert in Gent in 100 Exemplaren und ebenso vielen Sor- ten, ebenfalls prämiirt. Darunter befanden sich, wenn auch in andern koukurrirenden Ausstellungen, Arau- carien und andere nicht in Mitteleuropa im Freien aushaltende Arten. Möchte mau doch bei Aufstel- lung von Programmen für Ausstellungen stets eine strenge Scheidung eintreten lassen zwischen solchen Koniferen, welche in günstigen Lagen Mitteleuropa's (z.B. in Hamburg, Belgien, Holland, Nordfrank- reich) wirklich im Freien aushalten, und den in das Kalthaus geliörenden. Nur so wird dem Ganzen genützt. Wir wenden uns nach einem flüchtigen Blick auf den Hafen und das Gewühl von Menschen, Schiffen und Wagen in weitem Bogen um den Hügel des Stintfangs und gelangen in das Seiten- thal unter den Kalthäusern und den eben beschrie- benen Terrassen. Auch hier finden wir, ausser den älteren Bäumen , welche hier in ziemlicher Äleuge vorhanden waren, fast nur Koniferen, hier und da mit Buxus und anderen immergrünen Pflanzen ge- mischt, und zwar die mit einem ersten Preise be- dachte Sammlung von 100 Stück von Peter Smith (Rüppel) in Bergedorf bei Hamburg, sowie die wenig geringere von Herrn. Ohlendorf in Hamm bei Hamburg. Wir sind allmählig an die das Thal überspan- nende Drahtscilbrücke gelangt und erreichen ver- mittelst derselben die jenseitigen Höhen genau vor dem Seemannshause, den Besuch des Thaies auf eine spätere Zeit verschiebend. Der Anblick desselben von dieser Höhe ist der vollständigste, und n'chts entgeht unserer Beobachtung. Indem man sich be- müht, aus der grossen Fläche die einzelnen Deko- rationen und Pflanzen -Aufstellungen zu Füssen zu unterscheiden, fällt uns vor Allem das grösste, aber auch das unsinnigste Kunststück der Ausstellung auf: zu unseren Füssen schwimmt mitten im Wasser eine Blumeninsel, nicht etwa eine natürlich geformte, nein! ein grosser Stern von mindestens 20 Fuss Durchmesser, ein vollkommen künstliches Mosaik- beet aus farbigen Pflanzen, wie so viele in der Ausstellung, nur mit dem Unterschiede, dass es im Wasser und nicht im Rasen liegt. Die Originalität der Idee mag den Unsinn entschuldigen, auch war die Ausführung vorzüglich. Die erhöhte Mitte wurde von einem schönen Phoenix eingenommen und auf jedem Sternabschnitt ragte eine Cordyline superbiens C. Koch (Cordyline und Dracaena Indivisa der Gär- ten) über die niedrigen Pflanzen hervor. Unter denselben waren besonders Coleus reich vertreten, von Blumen nur rothe Pelargonien vorhanden. Die Holzränder des Flosses waren mit herabhängendem Isolepis verdeckt. Um die Nachahmung eines Ra- senbeetes vollkonmien zu machen, hatte mau sogar In jedem Steruzwischenraum eine Salvia argentea (wahrscheinlich auf Pfählen schwimmend) angebracht. Wenn ich hier diese Geschmacksverirrung , wohl in Uebereinstiramung nnt allen Vernünftigen, tadle, so will Ich die Idee einer schwimmenden Blumeninsel doch nicht verwerfen , finde sie sogar Im gewissen Sinne geistreich und bin überzeugt, dass Viele ent- zückt von der ausgestellten waren. Wer Ueberfluss au Geld, Arbeitskräften und Wasserstücken hat, mag, um etwas Besonderes zu haben, eine schwimmende Blumeninsel anlegen, in einem ganz regelmässigen Wasserstück von runder Form sogar einen Stern, wie auf der Hamburger Ausstellung. Ein Blick auf die Elbe mit Ihrem schönen land- schaftlichen Hintergründe, auf die dampfenden, se- gelnden und schlummerden Schiffe entrückt uns mit einem ]\Ia!e aus diesem Gedankenkreise, und wir sind dadurch neugestärkt zu weiteren Ausstellungs- Betrachtungen. Diesseits der Brücke stehen wir auf einer fast ebenen Hochfläche, welche sich vom Seeraannshause bis zum Eingange der Ausstellung ausdehnt. Die- selbe war nach aussen ganz von Ausstellungs-Ge- 343 bäuden eingefasst, nämlich den langen Gcräthe- und Produktenballen, sowie der Restauration der Aktien- ; Brauerei. Auf der Mitte dieses Platzes war der eigentliche Blumengarten der Ausstellung, welcher wohl eine Ausdehnung von 400 Fuss haben mochte. Leider waren die angrenzenden Ausstellungshallen in ihrer allzugrossen Einfachheit kein Viürdigcr Hin- tergrund für einen grossen prunkvollen Blumen- garten; man hätte wenigstens vor demselben Veran- den anbringen müssen. Ueberhaupt waren ofl'ene begrünte Veranden, soviel ich mich erinnere, gar nicht auf der Ausstellung vertreten, was ich für einen grossen Mangel halte. Das kleine Stück Ve- randa ohne Grün von Gebr. Süssmeyer wurde mit 120 Thalern prämiirt. Ehe wir jedoch diesen Blumengarten näher be- trachten, müssen wir der Gitterarbeit (Treillage) von gerissenem Eichenholz der Gebr. Süsameyer, Gärt- ner in Bockenheim bei Frankfurt a. M. , gedenken, welche uns unmittelbar über der Brücke begegnet. Es sind Pavillons, Vogelhäuser, bewegliche Gitter zu Umfriedigungen, Einfassungen, Thürme u. s. w., zierlich, haltbar und wohlfeil. Von derselben Firma Waren auch nützliche Arbeiten von solchem Holz, roh oder gefirnisst, ausgestellt, worunter ich Spa- liere für Obstbäume und Eankenpflanzen, Schatten- rahmen und Schattenrolldecken ii. s. w. besonders nenne. Hier in der Nähe sahen wir auch die einzig grössere und imponirende Verwendung der herbst- lichen Aster (ich glaube von Lorenz in Erfurt), welche einen schwachen Begriff von der Pracht die- ser Blumen in Erfurt, Quedlinburg und Paris geben konnte. Die spitzen Winkel und Seiten des erwähnten Platzes waren von Koniferen-Sammlungen ausgefüllt, welche zu beiden Seiten den Blumengarten abschlös- sen. Zunächst stossen wir auf die grosse arten- reiche No. 1 prämiirte Sammlung von Peter Smith in Bergedorf bei Hamburg, nach meiner Beobach- tung die grösstcn Exemplare der Ausstellung ent- haltend. Auch die genannten Gebrüder Süssmeyer hatten dort eine Sammlung von Koniferen aufge- stellt. Auf dieser Seite, nämlich an dem Wege, welcher I von der Brücke aus am steilen Abhänge der nörd- lichen Thalseitc hinführt, befanden sich ferner die reichen Sammlungen von Ilox, welche vielleicht nie in einer solchen Vollkommenheit und Menge auf »einer Ausstellung sich befanden. Es waren meist Exemplare von G Fuss Höhe, häufig mit rotlien Früchten bedeckt, und es waren die l'flauzen einer Sammlung (wenn ich nicht irre, die des Pomologen- Vcreins in Boskoop in Holland) sämmtlich in Pyra- midenform gezogen, während eine andere nur aus Hochstämmen (unten mit Epheu bezogen) bestand. Den ersten Preis erhielt die Sammlung von C. H. Krelage und Sohn in Harlem für 50 Exemplare in 25 Sorten, den zweiten der Verein zu Boskoop. Ausser den Genannten hatten noch Jak. Jurissen und Sohn in Naardeu (Holland) und Hermann Ohlendorf in Hamm bei Hamburg Hex ausgestellt. Auf der anderen östlichen Seite des Blumen- gartens waren die', Sammlungen von C Born in Othmarsehen bei Altona, Jak. Jurissen, Croux et fils in Sceaux (Frankreich), C. A. C. Ruste- berg in Hamburg, A. v. Geert in Gent, Ohlen- dorf in Hamm, William Barron in Borowasl bei Derby, Hermann Perirels in Angers u.a.m.*) ausgepflanzt und hielten den gegenüberstehenden das Gleichgewicht. Nach Süden befand sich vor dem Blumengarten eine reiche Sammlung von Thonarbeiten zu Garten- dekorationen, Brunnen und' Gebäude-Verzierungen U.S.W, von Thon, von CamilleVidal in Hamburg (Niederlage der holsteinischen Thonwaaren -Aktien- Gesellschaft in Fernsicht bei Kellinghusen) ausge- stellt, welche mit einem Preis bedacht worden sind. Es ist Schade, dass diese schöne Sammlung von Kunstwerken nicht zugleich zur Verzierung des an- stossenden Blumengartens verwendet worden war, wozu sich besonders die schönen Statuen eigneten. Der erwähnte Blumengarten stellte ein grosses modernes Parterre vor, mit ausgedehnten symme- trisch vertheilten Rasenflächen von einfacher Form, mit einem runden prächtigen Mittelstück reich, aber nicht im Geringsten überladen, wie sonst wohl in Ausstellungen , mit Beeten und einzelnen Pracht- pflanzen verziert. Auch die einzelnen Beete waren sowohl einfach in der Form, als auch meistens in der Ausschmückung; doch waren auch hier die Tep- pichbeete von farbigen Pflanzen in grossen Mustern auf's Beste ausgeführt. Die Mitte nahm eine hoch- stehende blumenreiche Thonvase ein, welche sich aus einer Fülle von Blumen und Blattpflanzen er- hob; anf den Ecken waren 4 kleinere Vasen an- gebracht. (Fortsetzung folgt.) THieii uub feine iliifngen. (.Scl.lusj.) Einen wohlthätigen Eindruck machte es auf uns, dass der Rasen in den nächsten L^mgebungen des kaiserlichen Schlosses Laxenburg nicht mit Bjumen- *) Es ist sehr leicht mögliih, dass ich mich hier in einem oi:-- Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 44. Berlin, den ß. November 1869. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezag durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Das Pflücken der Früchte. — Rückblick auf die internationale Gartenbau -Ausstellung vom 2. bis 13. September 1869 iu Hamburg. Vom Hot'gitrtner Jäger in ELsenach. (Fortsetzung.) — Ueber einige neuere Araliaceen. Dns pic&cii Öcr -frürijlp. Zu den sL-liwierigstcn Aiifgabfu dos Obstzüch- ters gebort oliiie Zweifel zu wissen, zu welelier Zeit die Früchte unserer Obstbäume abgenommen wer- den müssen, damit .sie aume zirkulirt, hängen lässt. I 31 ii (fe ö f i [fi auf die iiitcriiatioiiale (Riirtoiibaii - Ausstellung vom 2. bis 13. September 1863 iu H a m. l> u. r g. Vom HofgUrtner Jäger in Eiscnacli. (Fortsetzung.) Eine wichtige Rolle in dieser Blumen -.Ausstel- lung sj)ielten die sogenannten Scharlach-Pelargonien, sowohl blühende Bouquet-Pelargonicn, als buntblütt- rige. Man sah da die neuen gefüllten Sorten, ohne jedoch einen Fortschritt in der Iveithblüthigkeit zu bemerken, die besten Land-Pelargonien mit einfachen Blüthen und so prachtvolle buutblättrige Sorten, dass die l]ngländer, von denen die besten ausgehen, in der unsinnigen Beschränktheit ihrer Behauptung, dass es dahin kommen müsse, dass man nur Pflan- zen mit bunten Blättern anwenden und die vergäng- lichen Blumen weglassen werde, eine grosse Stütze gefunden haben. Ich will jedoch damit nur aus- sprechen, dass die neuen Sorten in den Farben so prächtig waren , dass Blumen fast entbehrlich zu diesem Zwecke werden. Heizend sind besonders die Sorten, wo dunkles Rosenroth mit Weiss auf einem Blatte vereinigt und das Grün nur schwach ver- treten und blass ist, wie z. B. bei Exquisite, Irape- ratricc Eugönie, Celestial, Venus u. s. w. "Weniger, oder vielmehr gar nicht, gefielen mir die allerneue- sten Sorten, wo auf dem Blatte nur ein lederfarbiges Braun oder Gelb mit Zonen von dunklem Purpur- roth oder Braunroth vorkommt. Sie sehen aus wie von Bron7,e gearbeitet und maclien einen düsteren Eindruck. Der glückliche ZüclUer, F. A. Smith (London, Parkroad), welcher allein 6 Beete oder Gruppen mit buntblättrigen Pelargonien auf diesem Platze besetzt hatte, besitzt von diesen „Bronze- Pelargonien", wie man sie nennen sollte, schon eine Anzahl von Sorten, die sieh jedoch fast säinmtlich gleich sehen. Von deutsehen Ausstellern waren besonders die Firmen von Sperling in tlildesheim und F. Stür- ben in Uhlenhorst bei Hamburg (der Verfertiger mehrer Teppichbeete in der Ausstellung) in Pelar- gonien vertreten. Als Seltenheit sei noch eim; Samm- lung von Pelargonien Mistress Pollok, hochstämmig, von 5 bis G Fnss Höhe erwähnt, ausgestellt von Friedr. Harms in Einisbüttel bei Hamburg. Die- selben glänzten mehr durch den Beweis aufmerksa- mer Kultur, als durch Schönheit, obschon sie sehr günstig (vor Koniferen) aufgestellt waren. Da wir wieder auf der Ausgangsstelle unserer Rundreise angelangt sind und die bedeckten Aus- stellungsräume vor der Hand nicht besucht werden sollen, so bleibt uns im Hauptpark nur noch das Thal in seinen Einzelheiten näher zu betrachten. Der Anblick von oben hat uns schon so viel Schö- nes gezeigt, dass uns dieser Besuch nicht lange auf- halten wird. Wir wählen den Weg, welcher vom Eingange aus fast grade ausläuft und der grade zu den Inseln hinabführt. l'ortwährend begleiten uns die reichhhaltigen Sammlungen von Blattgehölzen, welche bald in grossen Gruppen, bald vereinzelt aufgestellt sind und meisti^ns noch gut belaubt wa- ren. Sie gehörten Theodor Ohlendorf in Hamm, dem Pomologcnverein zu Boskoop und andern Aus- stellern und stellten sehr viele Konkurrenzen dar, als: buntblätlrige Gehölze, Holzarten mit geselilitzten 41* 348 Blättern, Trauerbäume, neueste Einführungen u. s.w. An der grossen Konkurrenz von 100 Gehölzen in 100 Sorten hatten sich Th. Ohlendorf, Jürgens und der Pomologenverein betheiligt. Wenn ich nicht irre, so erhielt die letzte Sammlung den ersten, die des Herrn Ohlendorf den zweiten Preis. Auch in das Reich der Rosen kommen wir, und an der Spitze des Abhanges sehen wir einen gan- zen Wald der herrlichsten Rosen aller Sorten in Hochstämmen in Blüthe, denen man sogleich ansah, dass sie in Einifbüttel bei Harms gewachsen sein mussten. Eine Gruppe bestand nur aus der I\Ial- maison-Rose, die andere aus der leuchtenden Ma- dame Victor Verdier. Die eine Gruppe enthielt 700 Stück, die andere 400. Am Ufer des Stadtgrabens, oder wie es hübscher klingt und jetzt Berechtigung hat, des See'i^, ange- langt, stehen wir der grossen Insel gegenüber mit ihrer reichen Bepflanzung von Hängebäumen, Blatt- pflanzen und prächtigen Blumenbeeten. Ein elegan- ter eiserner Pavillon (von J. Speier in Berlin) bildet eine Art Jlittelpunkt, um welchen sieh die Schätze des Pflanzenreichs so grnppiren , dass die Beziehung zu dem kleinen Gebäude nicht zu ver- kennen ist. Vorherrschend sind die Blattpflanzen, wovon eine Gruppe exotischer in unübertrefflicher Ueppigkeit und Vollkommenheit prangte. Der ganz gegen Wind geschützte, warme Platz mit feuchter Luft war aber auch .solchen Pflanzen ganz beson- ders zuträglich. Es fiel übrigens auf, dass die Canna's keineswegs in so grosser Vollständigkeit und Vollkonftienheit erschienen, wie mau um diese Jah- reszeit mit Recht erwarten konnte. Sollte die Mode diesen herrlichen Pflanzen schon wieder den Rücken gekehrt haben? Auffallend war mir nur eine (nicht in dieser Umgebung aufgestellte) Gruppe der nie- drigen schwarzrothblättrigeu Canna Moringii von Ulrich Pitt in Wernigerode. Auch die Blattpflan- zen des freien Landes, nämlich solche, welche auch im Winter im freien Lande bleiben, waren reicli vertreten, was um so meiir auffiel, da dieselben mei- stens in Töpfen knltivirt waren. Man sah das ge- meine Tussilago Petasites im Topf mit über zwei Fuss grossen Blättern. Allerdings fehlten noch eine Menge vorzüglicher Pflanzen, und man hatte sich nur mit der Erfüllung des Programms begnügt. Auch Gynerium argcnteum sah man auf der ganzen Ausstellung niclit blühend, nicht einmal gross. Von Topfpflanzen sah man viele Dracänen (Cordylinen) — jedoch nicht in besonders schönen Exemplaren, - — Caladien, sowie ganze Sammlungen von Yucca's und ähnlichen Pflanzen. Die Trauerbäume der Lisel waren die schönsten der Ausstellung, konnten aber keinen Preis erlangen, weil mehre abgestorben oder nicht ausgeschlagen waren. Obschon wir von der Tnsel aus das andere Ufer über die mit einem Preis gekrönte Eisenbrüeke von sehr einfacher Konstruktion, mit Geländern von Tauwerk (Stricken) erreichen könnten , so ziehen wir doch vor, über die ebenfalls mit einem Preis gekrönte sogenannte „Naturbrücke" von geschälten Eichenästen auf dasselbe Ufer zurückzuirehen v.nd die äusserste Spitze des Wassers gegen Osten zu umkreisen. Vor uns auf der Höhe liegt der schon erwälinte grosse Pavillon im Style Louis XIV., und sieht von hier besser aus, als von anderen Punkten. Indem wir den ziemlieh hoch am Ufer hinführenden Weg verfolgen, bewundern wir eine Sammlung von 50 Taxus hibernica in prächtigen, 8 bis 12 Fuss hohen Exemplaren, bedeckt mit rotlien Früchten, zerstreut auf Rasen gruppirt, die erste grosse Vereinigung von Pyramidenbäumen, welche je meinen Beifall ge- habt. Indessen war auch hier des Guten eigentlich zu viel gethan. Die Aussteller dieser preisgekrön- ten Sammlung waren Jak. Jiirissen und Sohn in Naarden. Darüber und daneben liatte F. J. C. Jürgens aus der Nieustädter Baumschule 100 Sor- ten Blattgehölze ausgi stellt, welche einen ersten Preis erhielten. Auf der unteren Seite des Abhanges nach dem Wasser zu zog eine Einzelpflanze die Blicke aller Besucher auf sich: ein starkes Exemplar von Tri- toma (nicht Tritonia, wie es im Katalog lielsst) oder Tritomanthe, auch Veltheimia, Alestris und Knip- hofia üvaria var. grandiflora, eine Form mit grös- seren Blüthentiaubcn, ausgestellt vom Gärtner der Frau Dr. Abendroth in Plamburg. Diese mit ihren grossen, auf 2 Fuss iiohen Stengeln stehenden, hellseharlachrothen Blüthentrauben weit leuchtende alte Pflanze hat auf der Hamburger Ausstellung so viel Aufsehen gemacht, dass durch ihre langjährigen Vernachlässigungen vollkommen gut gemacht ist und sie sehr gesucht werden wird. Nicht weit davon, an dem Abfahrts- und Landungsplätze der Gondeln, hatte der Gärtner J. M. Wo hl er s in Hamburg zwei Baumstämme mit blühenden Pflanzen, beson- ders Fuchsien, ausgestellt, die sich im Wasser spie- gelten. Die Stämme waren unverhältnissmässig dünn und eigentlich unschön, und man begreift niclit, wie eine solche Uejjpigkeit von Blumen hat erreicht werden können. Dasselbe empfinden wir bei der naheliegenden grossen Gruppe von exotischen Blatt- pflanzen von F. L. Stüber in Uhlenhorst bei Ham- burg, welche sämratlich in Töpfen stehen und an Ueppigkeit kaum etwas zu wünschen übrig lassen, also den Beweis liefern, dass man auch in Töpfen ohne Garten sich dieser schönen Pflanzenformen er- freuen kann. Von dieser Stelle am Ende des Wassers und 349 Thalkessels rings um die Thalwände, wie aus einem Kessel aufsteigend, empfindet mau so recht den Ein- druck der überall an den Abliängen angebiachten Koniferen, ohne hier jedoch eine Ucberiullung da- von zu bemerken. An der grossen Insel vorüber gelangen wir an die kleine, welche durch eine bunt bemalte „l:?.uk2S!schc Brücke" mit dem Ufer ver- bunden ist. 5Ian kann eine solclie Brücke in einer Stunde fertig aufschlagen, dies ist aber auch der einzige Vorzug, welcher in einem Garten gar nicht in Betracht kommt, denn die Brücke sielit plump aus und hat eine unangenehme hohe Steigung. Auf der kleinen Insel, welche ähnlich wie die grössere verziert ist, finden wir ein eisernes Vogel- haus von J. F. Weber in Hamburg, sowie einen Pavillon von E. G. Pro seh in Hamburg, und manche hübsche Kleinigkeiten aus der Kunst- und Pflanzenwelt, besonders schöne Caladien im freien Lande. Am Ufer stossen wir auf eine Gruppe von wohl 50 Stück Yucca recurvata und fiiamentosa, auf dem Rasen zerstreut. Das vielleicht 1,500 Fuss lange Ufer bis nahe an die Elbe und am anderen Ufer ebenso weit zu- rück bietet so viel zu sehen, dass wir es nur flüch- tig betrachten können, und wohl Manches übersehen. Links am Berge begleiten uns mit Koniferen ge- schmückte Grasabhänge ohne Blumen, während rechts die Ufer mannigfach mit Blumen verziert sind. Irre ich nicht, so war unter Anderem hier ein Beet mit iiiedergehakten Clematis von den neuen Züchtun- gen, welches sehr hübsch aussah. Diese Verwendung ist in unseren Gegenden sehr zu empfehlen, da sich die Pflanzen leicht im Winter schützen lassen. Als Seltsamkeit sei ein hier am Abhänge liegendes Beet mit jungen Verkaufspflanzeu von Koniferen erwähnt, welche so nach der Farbe geordnet waren, dass eine regelmässige sternartige Figur entstand, was recht hübsch aussah. Unter der Hängebrücke passirend , werfen wir noch einen Blick auf den schwimmenden Wasser- stern, der vom Ufer aus wenig Effekt macht, und eilen an grossen und kleinen Blumcnparthien vor- über nach dem unteren Ende des Wassers, wo ein schmales Landstück den Uebergang gestattet. Hier stehen wir bald vor der Sammlung der 20 Arten und Spielarten des Epheu, darunter sehr schöne bunt- blättrige, die ich früher nicht so gesehen. Diesel- ben waren sämmtlich in Ballonform an zierlichen Kugel-Spalieren gezogen und werden dem Epheu zur Zimmerkultur zu den zahllosen alten noch viele neue Verehrer zuführen. Der Aussteller war L. Ros- se eis in Löwen (Lonvain) in Belgien. Ehe wir nochmals unter der Hängebrücke pas- siren, fordern uns schöne Fuchsienbäumchen zum Verweilen auf; wir wenden uns aber von der einen sonst aus recht gut kultivirten Exemplaren beste- henden schnell wieder ab, unangenehm berührt durch die rothangestrichenen Stäbe, welche nicht nur ge- nuiji und hässlich aussehen, sondern auch die Wir- kungen der Blumen schwächen. Die am hohen Uferrand angebrachten Tuffsteinkünsteleien können uns nicht aufhalten, wohl aber das mit einer solchen Felsparthie verbundene „Terrarium", worin eine Sammlung von im Freien lebenden „Kriechthieren" ausgestellt ist. Damit verbunden war auch eine Wasserpfütze voll Kröten verschiedener Art, welciie als nützliche Gartenbewohner und Vertilger von allerlei schädlichem Ungeziefer hier einen Ehrenplatz erhalten hatten. Der Aussteller war C. C. H. Mül- ler in Eimsbüttel bei Hamburg. Mit diesem „Ge- thier" küntrastirt angenehm ein prachtvolles Blumen- beet von fast 1,000 Topfpflanzen mit vorherrschen- den Zonen-Pelargonien. Wu' sir.d nun der kleinen und bald auch der grossen Insel gegenüber, an der Stelle, wo wir zuerst das Ufer erreichten und ziehen uns an dem prächtigen Gartengebäude von Werner und Pigl- hcim vorüber, zwischen schönen Gehölz-Sammlun- gen allmälilig aufwärts, noch oft Blicke in das lieb- lichste aller Thäler werfend. Wir gelangen an der Stelle nach oben , wo die Uebergangsbrückc zur zweiten Ausstelluug jenseits des MüUernthordammes aufsteigt. Ehe wir jedoch dieselbe, welche den Schlnss bilden soll, betreten, müssen wir das Innere des Ausstellungpgebäudes betrachten, wo zärtliche und seltene Pflanzen, sowie Gegenstände, welche nicht im Freien stehen können, aufgestellt sind. Wir verfügen uns sofort in das grosse Warm- haus. Der Mittelbau von 80 Fuss Höhe, 70 Fuss Tiefe und Breite ist mehr dekorativ gehalten und diente zur Eröffnungs-Feierlichkeit und zur Aufstel- lung der Ehrenpreise. Der Vordergrund ist frei von Pflanzen und geräumig, nur an den Seiten breiten schöne Palmen ihre \^'edel über die Eingänge zu den Seitenflügeln aus, welciie die eigentlichen Pflau- zenhäuser bilden. Der Boden ist in Mosaik von H. Dabeistein oder J. N. Merz in Hamburg aus- geführt und Ausstellungs-Gegenstand. In der Mitte erhebt sich eine breite Doppeltreppe zu einer Estrade; vor derselben ist ein Wasserbecken von Kunststein mit einer grossen wasserfallartigen Fon- taine. Ringsum stehen Caladien mit riesigen Blät- tern, sowie andere passende Pflanzen. Hinter und über der Estrade steht auf dem vor der nach den Gallcrien aufsteigenden Treppe gebildeten Räume die Kolopsalstatue einer sitzenden „Flora, den Kranz des Siegers reichend", eine Beziehung zur Preis- vertheilung, welche auf dieser Estrade stattfand. Die- selbe ist von Bürner in Hamburg erfunden und modeliirt. Am Fussc derselben waren die Preise 350 aufgestellt. Seiten und Ilintergrund erscliienen mit hohen Pflanzen, meistens Palmen und andern Pflan- zen mit grossen Blättern , malerisch dekorirt. Das Ganze machte einen imponirendcn Eindruck. Der Gebäudeflügel links war den Warrahaus- pflanzen im Allgemeinen , der rechte nur den hö- here Wärme verlangenden, sowie den ganz selte- nen und neuen eingeräumt und wurde durch eine Wasserheizung nach dem Systeme Perkier's in London, ausgef'ülirt von J. L. Bacor in Hamburg (Konkurrenz) erwärmt. Der linke Flügel war zwar auch heizbar, wurde jedoch für gewüluilich nicht er- wärmt. Denkt man sich zwei Glashäuser von je 140 Fuss Länge und 50 oder mehr Fuss Breite bei entsprecl)ender Höhe, so hat man einen Begrifl', welche Menge von Pflanzen Raum gefunden hatten. Ich will mit der Beschreibung gar nicht beginnen, da ich doch sonst kein Ende iinden würde, und hoffe, dass die „Wochenschrift" gelegentlich von anderer Feder etwas darüber bringt. Vorläufig ver- weise ich auf die Mittheilungen des Professor Dr. Reiclienbach in den „Hamburger Nachrichten", welche auch in der von Th. Rümpler lierausge- gebenen „Deutschen Gartonzeitung" (S. 298) abge- druckt sind, und besonders Neuheiten hervorheben. Im linken Flügel sah man ganze W^äldohen von Palmen, Cyeadeen, Topfastern und Baumfarnen (z.B. Balantium antarcticum mit 20 Fuss hohem Stamm). Das ferne Petersburg hatte einen Encephalartos Altensteinii aus seinem kaiserlichen Garten gesendet. Es war dasselbe prächtige Exemplar, welches schon bei der Ausstellung in St. Petersburg im Mai die- ses Jahres Bewunderung erregte. Ich erinnere mich dieser alten Exemplare, als Blätter ur.d wurzellose Stämme, als sie durch Eckion von Südafrika ge- schickt und im Hamburger botanischen Garten wie- derbelebt und neu versenkt wurden. Hier und da sah man vor den grünen Pflanzen einzelne Blumen, gleichsam wie Edelsteine sparsam angebracht, z. B. Lilium auratum, Vallota purpurea, Antliurium Scher- zerianum u. a. m. Als Schmuikgegcnstand dieser Abtheilung er- wähne ich einer grossen, von Figuren gehaltenen, ganz vergoldeten Blumenschale von C. Krigar in Berlin, welche nur mit Adiantum dekorirt war. Ferner eines Terrariums mit kleiner Wasserheizung von Karl Benda in Berlin und eines andern mit Glas- Fontaine; schöne 6 Fuss hohe Vasen von Achat (!) und Alabaster mit oder ohne Pflanzen. Am Eingange zum rechten Flügel des Warm- hauses bemerken wir ein hübsches Aquarium, sowie eine unvergleichlich schön gezogene Laube von Cis- sus discolor, von allen Seiten dicht beblättert, leider aber so dunkel stehend, dass ein grosser Theil des Effekts verloren ging. In der betretenen Abthei- lung finden wir vorzugsweise Neuheiten, worin die von Linden aus Brüssel wie gewöhnlich Alles überragen; eine besondere grosse Gruppe bestand nur aus Aroidecn, meist Neuheiten. Der Münche- ner botanische Garten hatte als grösste Seltenheit mehre noch junge Pflanzen ausgestellt, zwei Palmen (Charaaedorea radicalis und Acanthorrhiza Warsze- wiczii), sowie Anthurium Martianum. Durch einen bedeckten Gang gelangen wir in das schon beschriebene Kalthaus und betreten die unterste ringförmige Terrasse. Obsehon diese klei- nen Pflanzen und abgeschnittenen ]31umen sehr übersichtlich aufgestellt und leicht zu notircn waren, so muss ich mich doch ganz kurz fassen, indem schon die Nennung der Haupt-Ausstcllungspflanzen und Aussteller viele Seiten füllen würden. Vpr Allem waren die Marktpflanzen reich vertreten und von einer Schönheit, die niclit übertrotfen werden kann. Ueppige, frisch grüne Pflanzen , gut in der Form, in verhältnissmäsig kleinen Töpfen, diese Hauptbedingungen einer Pflanze, waren im hohen Grade vorhanden. Icii habe selbst in Dresden und Gent die indischen Azaleen und Kamellien nicht in solcher Schönheit gesehen, wie sie z. B. die Han- delsgärtner A. F. Riechers und F. W. Pabst in Hamburg massenhaft ausgestellt hatten. Ausser den Genannten erhielten Preise: J. Schmidt in Ham- burg, Fr. G. Mosenthin in Leipzig, A. Ililde- brand in Leipzig, Fröhle in Hamburg, Späth in Berlin, H. Lange in Dresden, Peter Smith in Beigedorf, A. Hupe in Könneritz bei Leipzig, Louis Römpler in Nancy, C. F. Ghoue in Berlin, J. J. Kunze in Alteubuig, Aug. Sehmerbitz in Potsdam. Prächtig waren die buntblättrigen Dracäneen, die Ficus elastica (von Berlin und Leipzig), Cyclamen's, Gardenien, Kamellien aus Berlin und hundert an- dere Pflanzen. Gärtner Fröhle in Hamburg hatte herrliche blühende Zwerggranaten ausgestellt. Dass auch Draeaena nutans bereits Marktpflanzc gewor- den ist, zeigte die Menge der vorhandenen Exem- plare, und es ist dieselbe unter den schmalblättrigen Arten die beste Zimmerpflanze. Sehr häufig sah man Vallota in prächtigen Exemplaren mit vielen Stengeln und bis 18 Blüthen in einem Topfe, was sonst bei diesen herrlichen Pflanzen ungewöhnlich ist. Es scheint, dass man mehre starke Zwiebeln zusammenpflanzen muss und nicht oft verpflanzen darf. Auch LiliuiiT auratum sah man in verhält- nlssmässig kleinen Töpfen mit 15 bis 18 Blüthen. Ausser diesen und zahllosen anderen Pflanzen in 6 Zoll bis selten über 3 Fuss hohen Exemplaren enthielten der untere und zweite Rundgang auch die Mehrzahl der abgeschnitteneu Blumen: Geor- ginen, Rosen, Malven, Astern, Petunien, Pensfjes 351 U.S.W. An eine so grosse Auswahl, wie 1865 in Erfurt, war jedoch jjeiiieswegs zu denken. Die Eosenblumen von Fr. Harms waren sehr zweck- mässig aufgestellt, nämlich in langen Thon- und Blechröhren, oben mit Löchern versehen, welche unsichtbar waren. Unvergleichlich schön waren die englischen Malven, und i^-h eiiuncre mich nicht, je so vollkommene gesehen zn haben, wie die von Douwnice Laird und Laing in London und Ediiiburg ausgestellten. Die Blumen waren 5 Zoll hoch und glichen einem französichen Bouquet mit Manschette. Bei den Kalthauspflanzen befand sich auch eine Sammlung von 100 Arten und Spielarten von Eichen in Töpfen aus dem Arboretum und der Baumschule zu Muskaii, ausgestellt vom Park-Inspektor Pctzold, sehr übersichtlich nach dem ^Arboretum Musca- viensc" gruppirt , desgleichen 200 andere Gehölze in 200 Sorten. Diese Sammlung erhielt einen Ehren- preis. Th. Ohlendorf in Hamm war mit abge- schnittenen Gehölzen in reicher Zahl vertreten, und waren dieselben sehr frisch erhalten, indem sie in Sandgläser gesteckt waren. Die oberste Terrasse war ganz von Kunstge- bildcn von abgeschnittenen Blumen eingenommen. Nur die Mitte des grossen Bondels war mit den Agaven der Laurentius'schen Gärtnerei in Leipzig und den Kakteen von Fr. A. Haage jun. in Er- furt besetzt. Sehr lifibsch war eine kleine Samm- lung von hochstämmig veredelten Kakteen von Pfersdorff in Paris. Nach demselben Prinzip wie lange Epiphyllum truncatum auf Pereskia und andere Arten mit Stämmen veredelt, hatte man mehre am Boden wachsende und so stets unbedeu- tend aussehende Arten dem Auge näher gebracht. Am meisten empfiehlt sich dies Verfahren für Cc- reus flagelliformis. Die Blumengcbindc, als Sträusse, Kränze u. s. w., und die Tafelaufsätze mit abgeschnittenen Blumen waren reicher vertreten, als ich mich erinnern kann, je auf einer Ausstellung gesehen zu haben. Hatte doch Berlin und das ferne Bromberg kleine Kunst- werke eingesandt, während sonst meist nur Orts- Angehörige konkurriren. Ich muss mir versagen, unter vielem Ausgezeichnetem das nach meiner An- sicht Beste hervorzuheben, da hier der persönliche Geschmack ganz besonders in's Spiel kommt. Aber ich freue mich, dass neben einer Masse von vorherr- schend ungeschickten Gebinden und klumpigen, recht massiven und mit Blumen überladeneu Sträussen und Kränzen, wie es fast Gärtnermode geworden ist, doch eine recht hübsche Zahl geschmackvoller Ar- beiten in leichter ZusammenfUgung vorhanden wa- ren. Nur hatten einige sonst musterhafte Bouquets eine zu riesige Grösse angenommen, was nie schön ist, wenn nicht zugleich grosse Blumen dazu ver- wendet werden. Ich finde wohl einen sehr grossen Stranss von Rosen, Georginen, Syringen u. s. w. schön, kann mir aber nie einen solchen von Pelar- gonien, Verbenen u. ?. w. schön denken. Reizend waren viele Braut- und Ballkränze, überhaupt Kopf- putz (Coiifuren). Einige Bouquets und Tafelauf- sätze bestanden ans seltenen Blumen, konnten in- dessen sich nicht mit anderen aus gewöhnlichen Gar- tenblumen gebildeten vergleichen, ein Beweis, dass es hauptsächlich die Anordnung ist, welche die wahre Schönheit erzeugt. Meist war mit den einfachsten Mitteln das Vorzüglichste erreicht Unter den Aus- stellern dieser kleinen Blumenkunstwerke machten sich J. J. Schröder und W. Prassler in Ham- burg, Kruse in Hohenfelde bei Hamburg, Sander in Hamburg, Reimers in Neumühlen bei Hamburg, J. C. Schmidt in Berlin (Zweig derselben Firma in Erfurt), Frau Louise Zawadska in Bromberg (Vusenbouquet und Haarputz), Hannemann in Singenhausen u. a. m. bemerklich. Preise für Blumeu- Knnslwerke erhielten: J. C. Schmidt in Erfurt, Marquardt, Obeigärtner bei Gebr. O'Swald in Blankenese, Prassler in Hohenfelde bei Hamburg, S. H. Sottorf und J. J. Schröder in Hamburg, Frau Louise Zawadska in Bromberg, Gärtner Gtto Hesse bei Frau Brückner in Hamburg, Th. Koch in Hamburg, Obergärtner Nilsson bei F. L. Stuben in Hamburg, G. Schmidt in Ber- lin, H. F. S. Tolle in Hamburg, L. Prahl in Lü- beck, F. Haramermanu in Sangerhausen, A. Grie- ben in Berlin, Hermann Prcssel in Nordhausen, J. D. Heyn in Bremen, Henry Hartig in Ham- burg, J. D. Denker in Hamburg, F. Freiberg in Hamburg, A. F. Riechers in Altena, L^uis Makowitsch in Ullersdorf in Schlesien, L. Gose- mann in Schönweide in Holstein, G. Gallus in Hamburg. Ich kann mir nicht versagen, zwei Zusaminen- stelliingeu von J. C. Schmidt (wahrscheinlich von Damenhand gearbeitet) hervorzuheben: Blumenscha- len mit scheinbar übcrfliessendon Blumen von Ran- ken, die eine von kleinen M-cisscn Röschen mit hoch- rothgefüllten Pelargonien , die andere ebenso mit weissen Rosen und blauen Agapanthus. Ehe wir das Gebäude verlassen, sei noch einer Anzahl von Gartenplänen gedacht, welche theils in den Gallerien der Warmhäuser, theils in anderen Räumen ausgestellt waren. Die bedeutendste Arbelt war wohl der Grundplan für projektirtc Wald|)ark- uud Villcnanlagen in dem Blasewitzer "Walde bei Dresden, zwischen der Elbe aufwärts und der böh- mischen Bahn, vom Ilofgärtuer Neumann auf dem „Albrechtsberg" bei Dresden. Das Ganze erinnert an die reizenden Landhäuser im königlichen Thier- 352 garten bei Seebad Klampenberg bei Kopenhagen. Hiermit in Verbindung steht ein Aquarellbild von A. Reinhardt, dieselbe Anlage im Ideal perspek- tivisch daigestellt. Unter den Plänen des Stadt- gärtners W. Klensky in Chemnitz verdient No. 21 und 28 Beachtung. Stadtgärtner Strauss in Köln a. Rh. hatte 18 Gartenpläne ausgestellt, Ed. Andre in Paris mehre schöne Gaitenpläne. Ein Urtheil über solche Dinge ist sehr schwer und fast nicht möglich, wenn man die Oertlichkeit nicht kennt. Ich erwähne hier auch der schönen Vegetationskartc von Norwegen, entworfen von dem Professor Dr. Seh nebe 1er in Chr;stiania. (Schluss folgt.) lleöer einige neuere ilrafittceen. Dass unter den Araliacceu sieh sehr schöne Blattpflanzen befinden, ist eine bekannte Thatsache, ebenso, dass Linden in Brüssel sich um ihre Ein- führungen grosse Verdienste erworben hat. AVäh- reud durch ihn Arten der Neuen Welt zu uns ka- men, verdanken wir Arten der Alten Welt, und speziell der grossen Stinda-Iubcln, den Bemühungen Teysman's auf Java und dem vermittelnden bota- nischen Garten in Leiden. Man muss bedauern, dass die Araliateen doch nicht von Seiten der Pflanzen- Liebhaber bis jetzt die Beachtung gefunden haben, welche sie im hohen Grade verdienen. Es gilt die- ses vor Allem von den schöneren Arten, welche zu den Geschlechtern Paratropia, Orcopanax und Scia- dophyllum gehören. Ein grosser Theil von ihnen ist leider nur mit dem Garten-Namen bekannt; man muss deshalb dem botanischen Garten in Kew zu grossem Danke sich verpflichtet fühlen , dass er jetzt 3 der schöneren Arten, welche daselbst eben geblüht haben, einer ■wissenschaftlichen Kontrole unterworfen und die Gar- ten-Namen in wissenschaftliche umgewandelt hat. Wir wollen nur wünschen, dass die Handelsgärtner davon Notiz nehmen und die Benennungen der 3 alsbald näher zu bezeichnenden Araliaceen auch in ihren Gärten , resp. für den Handel berichtigen. Leider sind Handelsgärtner im Allgemeinen für der- gleichen Berichtigungen keineswegs so empfänglich, als es in ihrem eigenen Interesse sein dürfte, und gehen in der Eegel ruhig in ihrem alten Schlen- drian der Nomenklatur weiter, beklagen sieh aber, wenn ihnen wegen der falschen Benennungen Vor- würfe gemacht werden , dass die Botaniker sieh so wenig um die Gartenpflanzen bekümmern. Die Gartenpflanze Aralia Thibautii ist nach den Untersuchungen Oreopanax xalapenseDne et PI., eine mexikanische Art, welche besonders häufig in der Umgegend von Xalapa vorkommt und deshalb auch ihren Beinamen erhalten hat. Gleich den übrigen Arten dieses Geschlechts hat sie 5 bis 9 fingerförmige Blätter von ziemlich fester Textur. Ihre Oberfläche ist dunkelgrün. Die kleinen, un- scheinlichen Blüthen stehen auf kurzen Stielen am Ende kurzer gemeinschaftlicher Stiele kopfiormig und diese Köpfe bilden wiederum eine Reihe trau- biger Blüthcnstände, welche schliesslich eine zusam- mengesetzte, am Ende des Stengels oder der Aeste hervorkommende Traube darstellen. Die zweite Art kommt in den Garten unter dem Namen Aralia digitata vor, ist aber Hcptapleu- rum vcnulosum Secm. oder Paratropia veuu- losa W. et Arn. Man kiiltivirt aber, besonders in deutschen Gärten, noch eine andere Araliacee als Aralia digitata. Diese ist weit verschieden und un- terscheidet sich durch ihren stachligen Stamm sehr leicht. Diese letztere, bei uns meist unter dem Na- men Gastonia Candollei verbreitete Art hat all- mählig in der Systematik eine Reihe von Benen- nungen , über die wir bereits früher (im 2. Bande d. Wochcnschr. S. 364) ausführlich gesprochen ha- ben, erhalten und muss jetzt als Brassaiopsis speciosa Dne et PI. bezeichnet werden. Die Aralia digitata des Kewer Gartens besitzt, wie der Name auch sagt, ebenso wie Oreopanax xalapense, fingerförmige Blätter und jedes der 5 bis U elliptischen und hellgrünen Blättchen ist ge- stielt. Der endständige Blüthenstand ähnelt wie- derum dem der eben genannten Pflanze, nur dass die kleinen Blüthen länger gestielt sind und zunächst weniger Köpfe, als vielmehr Dolden bilden. Vater- land sind nicht allein die Sunda-Inseln, sondern auch das ostindisehe Festland. Heptapleurum venulosum ist in jenen Ländern eine der am meisten verbrei- teten Pflanzen. Die dritte jetzt blühende Araliacee des Kewer Gartens ist die von uns schon mehrfach erwähnte Aralia Teysmani oder Paratropia Teysma- niana (s. 2. Jahrg. S. 365). Auch sie stellt nach der neuesten Bearbeitung der Araliaceen von See- mann ein Heptapleurum, dem der Beiname po- lypotryum geworden ist, dar und ähnelt der vo- rigen ungemein. Von den elliptischen Blättchen ist das mittelste etwas länger gestielt, als die seitlichen. Der grosse Blüthenstand kommt seitlich aus dem Winkel der Blätter hervor und besteht aus einfachen Aesten, welche au den Seiten lockere Dolden tragen. Verlag von W i e g a n d t & II e ni p e 1 in Berlin, Ziinmer-Stroase No. 91. Druck der C. Fe is t er'schen Buohdruckerei (L. Mewes,) Berlin, Wilhelms. Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Befordernng des diarteiibanes in den Köiiisl. Prenssischen Staaten rur Redakteur : Ir*i*ofessor I>r. Jiarl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 45. Berlin, den 13. November 1869. Preis des Jahrganges BJ^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. iDDalt; 508. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 31. Oktober. — Rückblick auf die internatio- nale Gartenbau-Ausstellung vom 2. bis 13. September 1869 in Hamburg. Vom Hofgärtner Jäger in Eisenach. (Schluss.) 508. Versanimhing des Vereiacs zur Bcförderiiug des Gartenbaues, am 31. Oktober. Der Vorsitzende, Geheime Ober-Regieriiogsrath Knerlc, legte den Etat für das Jahr 1870, wie er ihm von Seiten des zur Entwerfung desselben be- auftragten Ausschusses durch dessen Vorsitzenden, Präsident von Krics, jetzt übergeben worden war, vor. Nach einigen Verhandlungen darüber wurde derselbe angenommen und ausgelegt, um in der nächsten Versammhing am 28. November zur end- gültigen Beschlussnahme zu kommen. Auf gleiche Weise wurde der Rechnungs- Ab- schluss des Jahres 18G8, nachdem derselbe von dem betrefl'cnden Ausschusse geprüft und als richtig an- erkannt worden war, zur Kenntniss gebracht, um dem Schatzmeister die Dccharge zu ertheileu. Es wurde ihm nicht allein diese, sondern auch von Sei- ten der Anwesenden der Dank für die nicht unbe- deutende Jlühewaltung ausgesprochen. Alle die Mit- glieder, welche nähere Einsicht, sowohl in die Rcch- nunglegung, als auch in den vorgelegten Etat, zu haben wünschen, werden ersucht, sich deshalb an den Vorstand zu wenden, worauf ohne Weiteres ihrem Wunsciic entsprochen werden wird. Der Vorsitzende theiitc ferner mit, daas der Verein zur Refördcrung des Gartenbaues in der 5. allgemeinen Versammlung deutscher I'ümologen und Obstzüchtei- am '2ii. September 18G7 das Man- dat erhalten habe, die (i. Versammlung im Herbste 1870 nach Brauuschweig zu berufen. Obwohl fast noch ein ganzes Jahr vor uns liege, so dürfe es doch bereits an der Zeit sein, Vorkehrungen zu treffen. Er ernenne deshalb den General- Sekretär Professor Dr. Koeh und die beiden Baumschul- besitzer Lorberg und Späth zu Mitgliedern eines Ausschusses, der den Gegenstand in die Hand neh- men solle und zur Zeit die nöthigcn Vorbereitungen zur Kenntniss des Vereines zu bringen habe. Endlich thcilte der Vorsitzende auch mit, dass in Folge der Verhandlungen in der letzten Vereins- Sitzung am 28. September über die in's Leben zu rufende internationale Pflanzen-Ausstellung in Berlin (S. i330) er den Vorsitzenden des zu diesem Zwecke niedergelegten Ausschusses, sowie die Vorsitzenden der 3 Sektionen desselben, ersucht habe, wiederum zu Sitzungen zusammenzutreten, nm in der heutigen Versammlung über den Erfolg zu berichten. In- spektor Bouche theilte in Folge dessen mit, dass man sowohl von Seiten des Ausschusses, als auch der 3 Sektionen, zwar die Ansicht habe, dass Berlin wohl im Stande sei, eine Ausstellung, welche sich jeder anderen bis jetzt stattgefundenen internatio- nalen Ausstellung an die Seite stellen könne, in's Leben zu rufen , dass aber hier in Berlin vorher noch 2 Punkte von grösstcr Wichtigkeit zur Sprache kommen und erledigt werden müssten. Es wären dieses, die sehr bedeutenden Mittel herbeizuschafVcn, sowie einen dem Ganzen entsprechenden und gut gelegenen Ort zu finden , wo sie gemacht werden könnte. Die weiteren Verhandlungen führten schliess- lich dahin, vor Allem die Geldfrage in den Vorder- grund zu stellen und diejenigen Mitglieder, welche 4ö 354 sich besonders für die internationale Pflanzen- Aus- stellung interessiren , zu ersuchen, die Mittel und Wege zu finden, welche zu bestimmten Resultaten führten. Professor Koch legte eine Birn (Diel's Butter- birn) vor, welche Kunst- und Handelsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam ihm übergeben hatte und welche nicht weniger als 2 Pfund 5^ Loth wog, Beispiel genug, dass auch in unserem nordi- schen Klima das Obst bei gehöriger Pflege dieselbe Grösse erhalten kann, wie in Frankreich. Ebenso übergab Eentier Lauge im Namen des Kaufmanns Karstedt in Selow eine Beurrd Ciairgeau, welche ein Gewicht von 22 Loth besass. [Professor Koch ergriff' ferner die Gelegenheit, um über den Zustand des Obstbaues in Ostpreussen und Litthauen, wo er vor Kurzem sich einige Zeit aufgehalten, zu berichten. Er sei ganz erstaunt über das viele und gute Obst gewesen, welches er da- selbst gefunden, noch mehr über die niedrigen Preise, um welche es verkauft werde. Wenn so gutes Obst in solchen nordöstlichen Gegenden, wie Ostpreussen und Littliauen, mit Erfolg gebaut werde, um so viel mehr muss es in anderen viel günstiger gelegenen Gauen Preussens gedeihen! Bei seinen vielen alljährlichen Keisen habe er die Ueberzeugung gewonnen, dass da, wo man über ITnproduktivität des Obstbaues klage und keine Erfolge habe, die Ursache weder am Klima, noch am Boden liege, sondern einzig und allein an der schlechten Pflege der Bäume, an Mangel von Kenntnissen und viel- leicht auch an der schlechten Auswahl der Sorten. Dieses Jahr sei allerdings, wie mau ihm erzählt, für den ostpreussisclilitthaulschen Obstbau ein vor- zügliches gewesen; wenn man aber in den Berichten der allgemeinen Versammlungen deutscher Pomolo- gen und ObstzUchter Einsicht nehme, so werde man ebenfalls finden, dass aus Ostpreussen und aus Litthauen fast jedes Mal interessante Beiträge zu den damit verbundenen Obst-Ausstellungen geliefert worden seien. Li Bagnit bei Tilsit habe er den Wüchenmarkt besucht und unter Anderem so schöne Aepfel Kaiser Alexander gefunden, wie sie nicht grösser und besser auf den Märkten, in den Kellern und auf den Kähnen Berlins seien; im Gegentheil hätten die ostpreussisch -litthauischen Kaiser Alex- ander-Aepfel einen intensiven Wohlgeruch, der eini- germassen an den des Gravensteiners erinnert, gehabt. Der Scheffel solcher Aepfel wurde mit 20 Sgr. ver- kauft. Für andere Sorten (gute Eeinetten, Eiser- apfel, Zwiebelborsdorfer u. s. w.) verlangte man an anderen Stellen 1 Tlialer. L"m den Obstbau in Ostpreussen und Litthauen hat sich der Gutsbesitzer Mack in Althof bei Kagnit grosse Verdienste erworben. Seit vielen Jahren schon unterhält er eine Obstbaumschule und ver- breitet alljährlich eine grosse Menge von Stämmchea guten Obstes nach allen Richtungen. Unbedingt würde aber der Obstbau in diesem äussersten Win- kel im Nordosten unseres Vaterlandes noch weit höher stehen, wenn nicht einestheils auch, wie bei uns, bei den Grundbesitzern Vorurtheile herrschteu und anderntheiis doch so wenig Bildung vorhanden wäre, um den Obstbau rationell zu betreiben. Vor Allem fehlt es in besagter Provinz an tüchtigen Leuten, welche den Obstbau gut zu behandeln ver- stehen. Nöthig ist es daher vor Allem, dass hier Abhülfe geschafft wird. Da es Professor Koch für wünschenswerth hielt, dass man auch in Berlin und sonst wisse, welche Sorten in Ostpreussen und Litthauen noch besonders gedeihen, um diese für rauhere Lagen empfehlen zu können, so erklärte sich Gutsbesitzer Mack bereit, eine Sammking derselben in guten Exemplaren ihm zu übersenden , damit sie, in der heutigen Sitzung des Vereines ausgestellt, zur weiteren allgemeinen Kenntuiss kämen. Diese Sorten fanden wegen ihres guten Aussehens sowohl, als auch wegen der Schmack- haftigkeit, allgemeinen Beifall. Ausser dem bereits oben genannten Kaiser vVlexiänder sind noch fol- gende 16 Aepfel und 3 Birnen aufzuführen: 1. Gravensteiner, 2. Graue Reinette, 3. Marzi- pan-Reinette, 4. Orleans- Reinette, 5. Giüne Rei- nette, 6. Grosse Kasseler Reinette, 7. Edel - Bors- dorfer, 8. Englische Wiutergoldparmäne, 'J. Winter- Kurzstiel, 10. Weisser Herbststriciiäpfel, 11. Prinzen- apfel, 12. Rother Stettiner, 13. Danziger Kantapfel, 14. Rolher Eiserapfel, 15. Alantapfel und 16. Zwie- belborsdorfer. Von Birnen waren nur wenige vorhanden, und zwar: 1. Weisse Herbst- Butterbirn, 2. Napoleon's Butterbirn und 3. die Grumkower Birn. Besonders verdient die letztere als späte Winterbirn und we- gen ihres vorzüglichen Geschmackes eine grössere Verbreitung. Wegen ihrer buckelartigen Erhaben- heiten hat sie zwar kein schönes Aussehen, was aber durch ihre guten Eigenschaften hinlänglich aus- geglichen wird. Cruts- und Baumschul - Besitzer Sehober in Utrecht in den Niederlanden hatte ebenfalls an den Professor Koch einige Obstsorten eingesendet, die dieser in der heutigen Versammlung zur Kenntuiss der anwesenden Mitglieder brachte. Unter diesen verdienten wegen ihres guten Aussehens vor Allem Beachtung: Reinette Sorgliet, Ananas- und Cham- pagner-Reinette, Köstlicher von Kew, Weisser Win- ter- und Oberdiecks- Taubenapfel, Wagners Apfel, Baumann's Reinette, Princesse noble, insbesondere aber (auch durch Grösse) Reinette franche. Von Bir- nen verdienten genannt und empfohlen zu werden: 355 Berganiotte crAngleterre und Winter - Berganiotte, Soldat laboureur, Lawrence, General Duvivier, Poire de Tongres, L(?on Leclerc van Mons, Marie Louise und Dclices de Charlreuse. Diese letzte, bei uns kaum dem Namen nach bekannte Birn gebort im " Ansehen, Grösse und Geschmatk zu den besten Birnen, welche wir haben, und möchte auch im Nor- den Deutschlands gedeihen. Professor Koch ergiiif die Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, dass der Besitzer der aus- gestellten Keruobstsorten, Gutsbesitzer und Ilandcls- gärtner Schober in Utrecht, nicht allein ein reiches Sortiment von Obstgehölzen, besonders au schönen Hochstänmicn, besitze, sondern sich auch mit der Anzucht von Zier- und Luxusgehölzen beschäftige. Vor Allem habe er ein grosses Sortiment von Ko- niferen. Ausgestellt war eine Begonia V'^eitchii von dem Kunst- und Handelsgärtner Grass, nach dessen Uittheilung die Blüthen zwar schnell vergehen, sich aber rasch wieder ergänzen, so dass eine Pflanze selbst Monate lang in Blüthe stehen kann. Diese Art möchte wohl von allen Begonien die grössten Blüthen besitzen; eine derselben hatte einen läng- sten Durchmesser von fast 4 Zoll. Da diese ausser- dem eine feurige ziegelrothe Farbe besitzen, so ver- dient diese Art vor Allem Empfehlung. Notar Läui merhirt hatte einen Ast von Yucca aloifolia mitgebracht und bedauerte, zur Zeit nicht im Stande gewesen zu sein, die hohe, den ganzen Sommer hindurch blühende Pflanze in einer Monats- Versanimlung auszustellen, denn sie hätte auf Jeden, der sie gesehen, einen imponirenden Eindruck ge- macht. Die Zahl der grünlich-weisseu, denen der Tulpen ähnlichen Blüthen betrug nicht weniger als 175. Professor Dr. Petermann, der erst vor Kur- zem von seinem fast zweijährigen Aufenthalte in Jerusalem zurückgekehrt war, jiatte von dort ver- schiedene Zwiebeln mitgebracht, welche er dem Ver- eine zur Verfügung stellte. Dieselben wurden dem Inspektor Bouche überwiesen, und wird derselbe seiner Zeit darüber berichten. Auf gleiche Weise war dem Professor Koch von dem Gberlciirer Dr. Biermann, der sich ein Jahr in Üratava auf Teneritla aufgehalten hatte, ein Verzeichniss von Sämereien, die dieser daselbst ge- sammelt, mit dem Bemerken zugesendt^t worden, dass dieselben ihm zur Verfügung ständen. Unter diesen Sämereien befindet sich eine nicht geringe Anzahl von Pflanzen, die bei uns wenig oder gar nicht bekannt und noch weniger verbreitet sind. Von den öl Arten wolle er nur auf Doroniciim pa- pyraceum (eine unserer (!arten-Cincraricn, vor Allem Pericallis Webbiana ähnlielic Pflanze), Frankenia ericaefolia, Globularia salicina, Cassia macrophylla, Convolvulus floriduä, Spartoc^-tisus nubigenus, Ke- taraa monosperma, Adeuocarpus frankenioides, Rosa nivea ß. setigera, Statice pectinata, Lavandula Buehii, Solanum arboreura und auf die Zwergform der da- selbst einheimischen Zwergdattel besonders aufmerk- sam machen. ^Veiter theilte Professor Koch mit, dass sich in Oratava auch ein deutscher Gärtner, Hermann Wildpret, seit einigen Jahren niedergelassen, der sich zur Aufgabe gesetzt, Sämereien exotischer und einheimischer Pflanzen heranzuziehen und diese in den Handel zu bringen. Es liege ihm ein Ver- zeichniss der von Hermann Wildpret jetzt ab- gegebeneu Sämereien vor, unter denen sieh vor Allem schöne, bei uns weniger oder gar nicht be- kannte Lianen befänden, so Bougainvilla splendens, Caesalpinia Sappan, Convolvulus altissimus und ca- nariensis, Ipomoea Jalapa, Glitorla coelestis, Lathy- rus magcllanicus, I^antana curassavica, Passiflora maliformis, Percskia aculeata (eine interessante Kak- tee) und Smilax canariensis. Auch Diejenigen, welche Frucht- und Nutz- pflanzen tropischer und subtropischer Gegenden lie- ben, würden in dem W ildpret'schen Samen-Ver- zeichnisse interessante Arten finden, die sie sich mit leichter l\Iühc und ohne grosse Kosten selbst her- anziehen könnten. Wir nennen den Wollbaura (Bom- bax Caiba), die Mutterpflanzen der amerikanischen Zimmetäpfel (Anona Cherimolia, muricata und squa- mosa), das Rosenholz (Convolvulus Cneorum), das Sandelholz (Caesalpinia Sappan) , die Mutterpflanze des Cuba-Bastes (Hibiscus macrophyllus), die orien- talische Alhanna (Lawsonia inerniis), die Jlutterpflanze des Mahagoni von Madeira (Persca indica), die l\Iut- terpflanzc des afrikanischen ^^'eihrauch (Pistacia atlantiea), das kanarische Ebenholz (Phoebe Barbu- sano), den westindischen Mandelbaum (Terminalia Catappa) u. s. w. Professor Koch erklärte sieh gern bereit, Liebhabern, jedoch mit der Bedingung der Rückgabe, das Wi 1 d pret' sehe Verzeichniss für kurze Zeit zur beliebigen Einsiiht zuzusenden. Perner machte Professor Koch auf die Han- delsgärtnerei von H. Braun in Largo Vasto bei Neapel aufmerksam. Jlan findet dort eine reiche Auswahl von verschiedenen Sorten Orangen. Ausser- dem möchte der berühmte Riesen- Blumenkohl von Neapel, von dem H. Braun Samen anbietet, auch das Interesse unserer deutschen Gärtner in Anspruch nehmen. Der Vorsitzende, Geheime Obcr-Regiernngsrath Kiicrk, legte das Verzeichniss von (Jehölzen der Königlichen Landes - Baumschule bei Potsdam vor und machte auf den reichen hihalt desselben auf- merksam. 45* 356 Crarten- Inspektor Bouche maclite verschiedene IVIittlieilungen, und zwar: 1. lieber die Feinde der Nadelhölzer. 2. Uebcr veredelte Nadelliölzer. 3. Ueber das sogenannte Pfropfen der Kar- toffeln. 4. Ueber die Tragfähigkeit der Blätter der Victoria regia, und übergab die betreffenden Notizen dem General- Sekretär, um sie in der Wochenschrift abzudrucken. Hinsichtlich der sogenannten Kartoffelpfropfun- gen hatte Professor Koch ebenfalls durch befreun- dete Gärtner Versuche anstellen lassen, welche voll- ständig das bestätigten, was Inspektor B uuche niit- getheilt hatte. Schon früher (S. 242) habe er sich dahin ausgesprochen, dass Pfropfurigen dei- Art, wo man das Auge einer Kartoffel in eine andere Kar- toffelknolle bringe, gar keine Pfropfungen seien, die Schlüsse des Professor Hildebrundt in Freiburg über die Möghchkeit der Entstehung eines Kartoffel- Blendlings durch Pfiopfen seien demnach ganz un- richtig, abgesehen davon, dass bei Kartoffelsorten von Arten gar keine Rede sein könne. Auch in England habe man die Sache weiter verfolgt und schliesslich dasselbe Resultat wie das vom Inspektor Bouche erhalten. Die Angabe in Gardeners' Chro- nicle (Jahrgang 18G8, Seite 220) , worüber seiner Zeit ebenfalls berichtet sei (Seite 87), dass durch das Pfropfen zweier verschiedener Kartoffelsorten 2 ausgezeichnete neue Sorter. entstanden wären, beruhe demnach ebenfalls auf einem Irrtliuin. Sollte es wirklich der Fall gewesen sein, so entstanden die neuen Sorten nur aus Zufall , nicht in Folge der Pfropfung. Weiter tlieilte Professor Koch mit, dass in einer der letzten Sitzungen des naturhistorischen Vereins der Rheinlande in Bonn ebenfalls von Sei- ten eines Jlitglicdes die Möglichkeit des Entstehens eines Blendlings durch Pfropfen zweier Arten be- fürwortet worden sei. Wenn man sich aber dabei auf das ziemlich häufige Vorkommen des Rück- sclilages einer rothen Jloosrose in eine weisse und umgekehrt, oder in eine gewöhnliche stütze, so sei dieses ebenfalls unstatthaft, da die Moosrose kaum eine gute Abart, sondern vielmehr nur eine Form der Centifoüe darstelle. Der plötzliche Wechsel der Farbe bei den Blumen habe mit dem Veredeln gar nichts zu thun. Bei Rosen komme dieser Wechsel sehr häufig vor und sei keineswegs, wie das Mitglied des naturhistorisehen V(n-eines in Bonn glaube, eine vereinzelt dastehende Tbatsache. In England wurde früher die York Lancaster-Rose, wo regelmässig rothe und weisse Blumen an einem und demselben Strauche vorkommen, sehr oft kultivirt. Noch häufiger ist dieser Farbenwechsel der Blumen bei den Azaleen. Inspektor Bouche machte auf blühende Zwerg- Georginen in Töpfen in der jetzigen Zeit aufmerk- sam und stellte eine Anzahl derselben bei der Ver- losung mit den übrigen Blumen anhein«. Um sich noch einen angenehmen Herbstschmuck zu verschaf- fen, könne er auf diese jetzt leider gar nicht mehr gebräuchliche Anzucht von Georginen vermittelst der Veredlung auf Knollen nicht genug aufmerksam machen. Professor Koch legte eine grosse Anzahl von Pflanzcnzeichnungen, welche der Reisende Gustav Wallis während seines Aufenthaltes in Südamerika augefertigt hatte, vor. um von Neuem ein Zeugnisa zu geben, mit welchem wissenschaftlichen Eifer Gustav Wallis seine Pflanzen - Sammlungen ge- macht habe. Es sei sehr zu bedauern, dass kein Botaniker existire, welcher das vorhandene reiche Material bearbeiten wollte. Die Bearbeiter der Flora brasiliensis sollten die Gelegenheit durchaus nicht vorübergehen lassen und das reiche, ihnen hier ge- botene Material benutzen. Der Theil der Pflanzen- Zeichnungen, welche Professor Koch vorlegte, be- stand hauptsächlich aus Passifloren und Aroideen. 2Dr. Wittmack übcrirab das eben erschienene o Verzeichniss des landwirthschaftlichen jMuseums und forderte zum Besuche des erst vor Kurzem gegrün- deten Institutes auf. Schliesslich theilte der \'orsitzende mit, dass der Begonia Veite hü der Monatspreis zugesprochen worden sei. Ji ii [H ö f i ffe auf die internationale tgaitenban - Au8.stelliing vom 2. bis 13. September 1869 iu H iA 111 1> u. 1- g- Vom Hofgärtiier Jäger in Eisenach. (Schli'.ss.) Es bleibt uns auf der diesseitigen Ausstellung noch die Besichtigung der beiden Geräthe- und Pro- duktenhallen, rechts vom Eingange zur Ausstellung. Da diese Hallen zusannnen wohl gegen 500 Fuss Länge haben mochten, die eine (Gemüsehalle) 3 breite Ausstellungstafeln, die obere breitere Halle sogar deren 4 hatte, und die ausgestellten Gegen- stände meist klein waren, so lässt sich denken, dass eine solche Menge von Dingen dort vereinigt waren, welche ein Eingehen in Einzelheiten nur ausnahras- weise gestattet. Die Gemüsehalle enthielt äusserlich in offener, allzu schmuckloser Veranda meist die 357 I grösseren Gemüse, die innere kleinere Produkte, so- wie Samen und Trockengemüse. Obschon von allen Gemüsearten reicblicli ausgestellt war, so felilte doch Ausgezeichnetes, was auch den Laien in Erstaunen setzt und zur Beachtung zwingt. Viele Gemüse waren überdies schlecht konservirt und hatten von dem Sommer gelitten. P]ndlich fehlten die in allen Ausstellungen so zur Zierde gereichenden Kürbis- iind Gurkeiit'rüchte sehr, weil dieselben missrathen und unv(illkommen waren. Ich kann die Bemerkung nicht unterlassen, dass Gemüse am Boden liegend, oder wo es angeht, gar im Boden eingepflanzt, auf Ausstellungen einen viel besseren Eindruck machen, als auf Ilolztüfeh). Es sieht frischer aus, und man kann es wirklich malerisch gruppiren. Ging man in das Einzelne, so waren alle Gemüse vollständig und in guten Formen und f]xemplaren vertreten, aber es fehlte der Gcsammt-Eindruck. Auch Däne- mark, Schweden und Norwegen hatten schönes Ge- müse geliefert, und es erhielt eine Kollektion von 100 Sorten, von Eskildsen in Christiania ausge- stellt, einen Preis. Mittel- und Süddeutschland fehlte ebenfalls nicht, und es waren auch mehre Land- und Gartenbau -Vereine gut vertreten, z. B. die von Braunschweig und Bamberg. Fast ganz fehlte Qued- linburg. Als Merkwürdigkeit erwähne i(h noch der ge- triebenen frischen Spargel des Spargelbau Vereins in Braunschweig, sowie der noch grösseren (wohl ebenfalls getriebenen) von J. G. Hübner in Bunzlau in Schlesien, beide mit einem Extrapreise bedacht. Die grösste Samtidung war von J. D. ü. Sottorff in Hamburg ausgestellt, und erhielt derselbe, ausser dem Ehrenpreise des Königs von Württemberg, ver- schiedene Preise für Spezialitäten. Unter dem Gemüse hatte man auch einen massig grossen Bovist als essbaren Riesen-Champignon irr- thümlich ausgestellt, der wohl in einem Cliampignon- Beete gewachsen sein mochte. Man hatte sogar die Lächerlichkeit begangen, das Gewicht und den Preis (2i Thir) daran zu bemerken. Beiläufig sei bemerkt, dass ich kurz vorher im Parke an meiner Wohnung mehre 5 bis 6 Mal so grosse Boviste ge- funden hatte und alljährlich finde. Die Nummer des Programms, welche die „Ver- tretung des Gemüsemarktes irgend einer Stadt Deutächlands" verlangte, wurde sehr vielseitig be- dacht, denn eigentlich hatten die meisten Kollektio- nen alle gebräuchlichen Gemüse vereinigt. Den Preis dafür erhielt Lorenz in Erfurt. Die Erfurter übrigen Gärtner hatten sich mehr auf einzelne vor- zügliche Produkte beschränkt. Noch schwieriger wird es, den in der Gcsammt- heit gar nicht nennbaren Inhalt der zw(iten giösse- ren bedeckten Halle zu beschreiben. Man sah darin eben alles Mögliche, auch Dinge, die sicher nicht hinein gehörten. Da gab es Mobilien, Stühle etc. von gerissenem Holz, Polsterstühle, Stühle aus Hirsch- geweihen mit behaartem Polsterüberzug; da gab es prächtige Gartensitze, Vasen, künstliche Baumstöcke, Muscheln etc. aus gemalter Majolika von Julius Lange in Berlin, worunter mir besonders eine scheinbar von Schilfstengeln getragene Riesenmuschel als Blumenvase gefiel. Hervorragend war das den Hamburgern schon bekannte „Museum Godefroy", eine Sammlung von australischen Holzarten, polirt und mit Rohseiten, welches den Zweck hat, die Kunstlischlerei auf diese vorzüglichen Hölzer zu leiten. Zugleich sehen wir die Blätter, Blütben, Früchte, Stamm, durchgeschnitten, dieser Pflanzen, sowie etwa 300 getrocknete Pflanzen von der Mo- reton-Bay, Farne von den Viti- und Sanoor-Inseln u. a. m. Nicht minder wichtig war die ungemein voll- ständige Samnduug von medizinisch-technischen Pflan- zenprodukten , besonders auch Farbehölzern. Der Gartenbau -Verein zu Essen hatte fossile Pflanzen der Steinkohlen-Periode in grossen Steinstücken aus- gestellt. Von Dr. Landois und Dr. Altrim in Münster waren schädliche und nützliche Gartenthiere zusammengestellt. Nicht nur ungemein reichhaltig, sondern auch sehr praktisch und schön aufgestellt war die Sammlung von Sämereien der P'irma Ernst und von Sprekelsen in Hamburg. Alle kleinen Samen waren in Gläsern, welche von unten gefüllt werden und oben geschlossen sind. Grosse Verwun- derung erregten die riesigen Zapfen einiger Koni- feren. Ferner zeichnete sich eine besonders grosse Sammlung von Grassamen und Gräsern in Blüthc oder Samen von Otto Wiebalk & Co. in Ham- burg aus, an denen ich nur auszusetzen habe, dass sie in ausgezeichnetem Boden so riesige Dimensio- nen angenommen hatten, dass man viele nicht wieder- erkannte. Ich gedenke hier noch der Ziergräser der Firma Ernst und von Sprekelsen, sowie der preisgekrönten Mclica ciliata. Interessant waren die Zapfen kalifornischer Konifereu, von J. und A. Warren eingesandt. Die getrockneten und gefärbten Blumen und deren Kunstgebilde waren zwar ebenfalls reich, doch nicht so massenhaft vertreten, wie auf den Ausstellungen der letzten Jahre, und /.war von vie- len noch neuen, unbekannten Firmen. Hieran knüp- fen sieh die Bouquetpapiere und -Spitzen etc. der bekannten Berliner Fabrikanten. Dieselben werden nachgrade so luxuriös, dass die Bhimen Nebensache sind. Gedenke ich noch der kompriniirten Gemüse von Frau ICrasmi in Lübeck, der getrockneten (darunter sogar Spargel, Grünkohl und Meerrcttig) von J. G autsch ow in Diewitz, der mit erhaltener 358 Form getrockneten Früchte von Mulsow & Co. in Hamburg, der Holzstäbe, Etiketten u. s. w von Kra- nich in Wellenbach vom Thüringerwalde (Schwarz- burg-Eudolstadt), des böhmischen, bayerischen und badenschen Hopfens, der Beleuchtungsarapeln von Kampendahl in Hamburg, der Farbehölzer von Gebrüder Bauer & Co. iu Hamburg, so wird wohl das Auffallendste erwähnt sein. Endlich sind wir so weit, um über den Viadukt in die kleinere Ausstellung zu gelangen. Daselbst war, wie schon erwähnt, eine grosse geschlossene Halle für Obst und eine offene für Geräthschaften und kleinere Gartenwerkzeuge. Im Freien gab es vorn ein Gemisch von allerlei Dingen, die nirgends anders hatten passen wollen, als: Gartenschmuck- Gegenstände, Geflechte, Decken, Holzarbeiten, sogar ein bewohnbares Gartengebände mit wasserdichter leichtester Holzcementbedaclumg von L. X. W. Lu- dolphi in Hamburg, welche Fabrik auch Vasen, Einfassungen und allerlei Gartenverzierungen aus geprcsstem Zink ausgestellt hatte. Zunächst fielen kleinere Maschinen auf, meistens zum Heben des Wassers und zu Bewässerungen dienend. Die lla- schinen waren im Ganzen unbedeutend, wie denn überhaupt beim Gartenbau grössere nicht gebräuch- lich sind, ausser gewöhnlichen Dampfmaschinen zur Wasserhebung. Dass mau auch Wasch-, Mangel- und Wringmaschinen in einer Gartenbau-Ausstellung angenommen , ist unbegreiflich. Sollten sie etwa dazu dienen, die schmutzige Wäsche der Gärtner- burschen blendend- weiss herzustellen? Zweckmässig waren die Beschattungsvorrichtungen für Glashäuser und Mistbeete aus Holzstäben von Heinr. Frese in Hamburg. Die W^erkzeuge der Hallen boten vieles Neue und Zweckmässige dar; doch scheint iu eigentlichen Gartenwerkzeugen die Erfindungsgabe ziemlich erschöpft zu sein , denn obschon immer neue hübsch aussehende Dinge auf Ausstellungen prangen, so sieht man sie doch selten in Gebrauch. Dies gilt nicht so von Hand-Säemaschinen, welche jetzt von J. E. Smith häufig gebaut und verschickt werden. Gärtner Sturm in Daberstedt bei Erfurt hatte eine von ihm erfundene ausgestellt, welche prämiirt wurde. Alle Gärtner waren entzückt von den jHydrometten", das sind Haudspritzen für Glas häuser, welche durch einen Schlauch das Wasser selbst herbeiziehen , so dass also das Ziehen und Bücken erspart wird. Dieselben unterscheiden sich noch dadurch , dass der Stempel feststeht und der Cylinder beweglich ist, also entgegengesetzt anderer Handspritzen. Diese Spritzen gehen so zu sagen von selbst und leisten das Doppelte gewöhnlicher. Doch sprachen sich Gärtner, welche bereits Erfah- rung in diesen Spritzen hatten, dahin aus, dass das Spritzen damit viel mehr ermüde. Der Preis dieser von Thomas Haynes und Söhne in London aus- gestellten und viel verkauften Spritzen war 4 bis 7 Tlilr. Mähmaschinen für Gartenrasen waren von verschiedenen Firmen ausgestellt, jedoch nur kleine, unter 2 Fuss Breite. Eine achtzehnzöllige Maschine von Rafanes & Heid zu Ipswich in Suffolk in England (Niederlage von W. Crackmell in Ham- burg) wurde präuiiirt. Hübsch waren die Korbar- beiten von G. Lange in Hamburg, vorzüglich die Drahtgeflechte vou G. Ueberschaar iu Görlitz. Noch ist einer grossen auffallenden Kollektion von künstlichen Baumstämmen und Stöcken von 3 bis 6 Fuss Höhe, mit Oeffnungen für Pflanzen, von Gartensitzen und ähnliciicn Dingen, und einer grauen Thonmasse (sogenannte „Soobtmasse"j zu erwähnen, ausgestellt von William Hatspith in Haltwistie in Northumberland (England). Umgeben von diesen und ähnlichen Dingen sah man allerlei Bodenbearbeitungs - Maschinen, vorzüg- lich aber grosse Verpflanzmaschinen für Bäume mit Ladung. Zwei davon waren zum Verpflanzen mit Ballen iu aufrechter Stellung, besonders für immer- grüne Gehölze, die dritte für grosse Laubholzbäume ohne Ballen und in liegender Stellung. Letztere, vom Garten-Ligenieur Jürgens ausgestellt und bei der Anlage des Ausstellungs- Parkes benutzt, wich nicht von der bekannten Form ab, war aber in manchen Kleinigkeiten, worauf doch viel ankommt, sehr verbessert. Die Kolossal-Verpflanzungsmaschine von Peter Smith (Rüppel) in Bergedorf mit einer geladenen Fichte von 30 Fuss Höhe uud mäch- tigen Erdbällen scheint aus dem Grunde allen an- deren vorzuziehen zu sein, weil sie die Hebung des Wurzeibaliens ermöglicht, bevor er im Boden untergeschoben ist, was so grosse Schwierigkeiten macht und nicht selten das Verfallen des Ballens herbeiführt. Der Verpflanzungskasten verengt sich nämlich nach unten so, dass der Ballen auch ohne Boden gehalten wird. Der letztere wird dann leicht angebracht. Diesem verdienten Lobe stelle ich nur den Wunsch entgegen, dass die Maschinen womög- lich vereinfacht werden mögen, was natürlich nur von dem richtig beurtheilt werden kann, der die Maschine braucht. Kleiner, aber noch komplizirter und mit zahlreichem Metall-lläderwerk versehen, war die Maschine von W. Barron und Sohn in El- verston in England. Sie erhält auch die feinsten Wurzeln und wurde mit einem zweiten Preise be- dacht, während die von P. Smith den ersten er- hielt. Wahrscheinlich gab es auf diesem Platze noch viel Beachtungswerthes, was mir entfallen, oder, wenn dieser Bericht nicht endlos werden soll, ver- schwiegen werden muss. Wir verfügen uns daher zur Baumschule, wo Obst- und Allee-Bäume in ver- 359 käuflicher Grösse ausgepflanzt waren und eine wirk- liche Baumschule bildeten, deren Rabatten mit Form- bäumen verschiedener Art besetzt waren. Dass die schönen Hochstämme von Obst- und All^e- Bäumen grösstentheils deutsches Erzeugniss waren , versteht sich ebenso gut von selbst, als dass die Franzosen und Holländer in den Fornibäuraen Meister blieben. Die deutschen geformten Bäume waren gegen die fremden mit einigen Ausnahmen sehr mangelhaft. Solche kläglich gewachsenen Bäume können ebenso gut sein, wie die auf holländischem und französi- schem Boden gezogenen schönen, aber sie können sich neben jenen nicht sehen lassen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Bei den Hochstämmen hatten sich die renommirtesten Baumschulen Frankreichs und Hollands ebenfalls betheiligt, und es mag den Preisrichtern schwer geworden sein, bei der Kon- kurrenz von 12 Hochstämmen, die alle schön waren, zum Entschluss zu kommen. Unter den geformten Bäumen fand ich zu meiner grossen Freude fast nur die einfachen Formen , vorherrschend Palmetten, Kordons, Etagen- Spalierbäume, Pyramiden u, s. w., ein Beweis, dass die Praxis die von Manchem be- liebte Künstelei verwirft. Die Namen der Aussteller will ich übergehen, da- es zu viele sind und leicht eine Bemerkung einfliessen könnte, die dem Schwei- gen x\ndern gegenüber eine falsche Deutung zulässt. Auf der Preisliste erscheinen neben den Franzosen Croux et fils in Sceaux, Bai t et fr ö res in Troyes, Jamin Durand in Bourg la Reine und Martin Müller in Strassburg, nur F. J. C. Jürgens in Altena (Nienstädter Baumschule) und L.Späth in Berlin. Von den Bäuijien zu den Früchten. Wer die endlosen Tafeln ansah, mochte wohl begreifen, dass die Preisrichter Tage lang damit zu tluin hatten. Was soll ich davon sagen, als dass trotz des un- günstigen Jahres eine Masse und viel schönes Obst ausgestellt war, allerdings vorzugsweise aus süd- lichen Gegenden. Nord- und Mitteldeutschland hatte nicht viel geliefert, weil das wenige Winterobst für die Reife noch viel zu weit zurück war. Uebrigens waren ganz ansehnliche Sammlungen aus diesen Gegenden, selbst aus Dänemark, Schweden und Norwegen, vorhanden, nur traten sie gegen die süd- lichen zu weit zurück. Es erhielten sogar Samndun- gcn von L. Bredstedt in Odensee auf Fünen (Dä- nemark) und von F. W. Frisenette in Kopenha- gen für Kernobst aus der ersten Zone *) Preise. Den einfachen Ansprüciicn des Programms genügten *) D.imit die klim.itisch ungünstigen Gegenden keinen Nacli- theil liuben sollten, so «urdon für Obst drei Zonen gebildet: die erste nördlichste für die nördlichen Keichc, die zweite für Nord- lind Mitteldeutschland, Grossbritannien, Holland, Süd- russland und Kordamerika, die dritte für .ille südlich davon lie- genden Lander, mit Einschluss des Mittclrheins. die Sammlungen von Max Touchon in Hohenau bei Nackeuheira in Hessen, L. Bredstedt in Oden- see, G. von Dabrizius in Breslau, von Cassel (Gärtner Galle) in Oberglauclia bei Trebitz in Schlesien, dem Verein für Land- und Forstwirth- schaft in Braunschweig, F. J. C.Jürgens in Nien- städten, der Gartenbau ■ Gesellschaft Flora in Dres- den, C.Million in Lübeck, dein Pomologen- Verein in Boskoop, Frau Senator Jenisch (Obergärtner Kramer), Villa Berg (Hofgärtner Courtin) bei Stuttgart, PI. Maurer in Jena (Nüsse), Jamin Durand in Bourg la Reine, der Königl. Landes- Baumschule bei Potsdam, der Gartenbau-Gesellschaft zu Florenz, A.Lep&re in Montreuil bei Paris, der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur, Baltet in Troyes, L. v. Aichlingen in Kuflstein (Nordtirol), Landes - Baumschule in Braunschweig (Inspektor Koch), Senator Godefroy (Obergärt- ner Backenberg) bei Hamburg, Adolar Ilerre in Morigkau bei Dessau, Jakob Kern in Neuss- dorf bei Landau, J. L. Sc hiebler und Sohn in Celle, Karl Fischer in Kalbe a. d. S., Joseph Kinast im Stift St. Florian in Ober ■ Oesterreich, Martin Müller in Strassburg, und erhielten dem- nach Preise. Für alle Zonen wurden Obstsorten prätniirt: Croux et fils in Sceaux in Frankreich (eine der grüsstcn und besten Sammlungen) und der Gartenbau-Verein zu Bozen in Tirol. Kirschen waren gar nicht vertreten, ebenso Apri- kosen und die kleinen Beerenfrüchte*). Für Wein- trauben, welche reichlich vorhanden waren, wurden sämmtliche ausgesetzte Preise vertheilt. Es war zu bedauern, dass im Programme kein Unterschied zwischen den itn Freien und unter Glas gezogenen gemacht worden ist, obschon das Preisgericht dar- nach nrtheilte. So kann z. B. der Leser aus der Preisliste nicht erratheu, wie kolossal die unter Glas gezogenen Weintrauben von J. Mereditii in Garston bei Liverpool waren, welche ausserdem den Ehren- preis der Königin von Itltiglaiid mit Recht erhielten, alle übrigen in der Ausstellung überragten, selbst die ausgezeichneten, ebenfalls unter Glas gezogenen Trauben von Dr. Wettin in Amsterdam, Heimen- dinger, Ilalwar Schon (Gärtner Drazdall) in Sinsen bei Chiistiania. Eigentlich waren nur die Trauben des Garteubau -Vereins in Bozen im Freien gezogen. Extrapreise für Trauben erhielten: \V. Thomson im Dalkeitii-Park in Schottland, F. Ivau- "mann in Hamburg (50 Sorten), G.J. Rcpsold in Langenfelde in Holstein (für getriebene Franken- thaler) und der Gartenbau-Verein in Bozen. *) In Kopenhagen sah ich noch am 1 1. September auf dem Markte vollkommen frische, rothe, gute Stachelbeeren und Kir- schen in Menge. Man sollte sich die dortigen spätem Stachel- beeren zu verschaffen suchen. 360 Als die Lervorragendsteu Leistungen in der Friichtproduktion wurden besonders mit Ehrenpreisen bedacht: die (nicht-konkurrirende) ausgezeichnete, reiche Sammlung des General - Konsuls Lade in Geisenheim (Preis der Königin von Preussen) , J. Meredith in Garston für seine unübertrefflichen Trauben, Beeren so gross wie Zwetschen, Max Touchon in Hohenau bei Nackcnheira in Hessen, Demouilles in Toulouse, Späth in Berlin, Mil- lion in Lübeck, Schiebler in Celle, Superinten- dent Oberdieck in Jciusen, A. Lepöre in Mou- treuil, der Gartenbau -Verein in Bozen, Hot'gärtuer ISfoak in Bessungeu bei Darmstadt, G. Göppin- gen in Riga, H. Ort:;'ies in Bremen, der Schles- wig-Holsteiner Gartenbau -Verein. Unter den erwähnten Obstsammlungen ist das Obst in Topfbäumen nicht mit rnbegriffen; es war nicht stark, aber gut vertreten. Am ausgezeich- netsten war das Sortiment Weintrauben an Stöcken von Johannes Wesselhöft in Teufelsbrück bei Hamburg. Auch die Plirsichbäunic der Frau Etats- rath Domer (Obergärtner Reimers) in Neumühlen bei Altena, die Apfelbäume und Birnen von W. Schwab in Darmstadt, J. Wesselhöft, Senator G. Godeffroy (Obergärtner Backenberg), Syn- dikus C. H. Merk (Gärtner Möller) in Hamburg waren schön und verdienten die Prämiirung in vol- lem Masse. Ananas waren wenig vorhanden, aber vorzüg- lich. Pflanzen mit Früchten hatten ausgestellt: C. Delpeeh in Lauban in Schlesien und J. Heimen- dinger in Hamburg, abgeschnittene Früchte: Os- wald Hübnier iu Breslau, J. Heimendinger in Hamburg, H. Fichtner in Ohlau bei Breslau, Kit- tel in Mölten in Schlesien. Von Melonen waren auch nur einige von J. Heimendinger, F. W. Frissemette in Kopenhagen ausgestellt und wur- den präniiirt. Ausserdem gab es noch in Ham- burg (bei Frau Senator Jenisch in Flottbeck, Obergärtner Kramer) gezogene Vanillen, Bananen, Granaten, Feigen und viele andere fremde Früchte, zum Theil schon beim Anfang der Ausstellung ver- dorben. Die exotischen Früchte waren keineswegs so vertreten, wie mau in Hamburg zu erwarten be- rechtigt war. Sehr hübsch waren einige Fiucht- Aufstellungen, bez. Fruchtschaleu, und es erhielt für erstere der Gartenbau -Verein zu l^ozen, welcher aucli viele südliche Früchte iu seiner grossen Samm- lung hatte, ei«en Preis, für Fruchtkörbe Fr. G. Mosenthin iu Eutritsch bei Leipzig und J. Hen- nige in Neustadt-Magdeburg. Beim Schlüsse dieses Berichtes kommt die offi- zielle Preisvertheilungs- Liste in meine Hände. Ich ersehe daraus, dass es wohlgetban war, bei der flüch- tigen Umschau im Allgemeinen auf Angabe der Preise zu verzichten, denn das Verzeichniss nimmt 44 Oktavseiteu engen Druckes ein. Rechnet man auf jeder Seite nur 30 Preisangaben, so kommt die hübsche Summe von 1,320 Preisen heraus. Es wur- den allein 50 Ehrenpreise vertheilt. lieber einen solchen Reichthum hat noch kein Preisrichter-Kolle- gium auf Gartenbau- Ausstellungen verfügt. Und es war freigebig, um den Reichthum los zu werden. Einzelne Personen bekamen mehre Hundert Thaler, ausser Ehrengeschenken. Eine von mir und allen Sachverständigen als geschmacklos getadelte und nicht programmmässig prämiirte Arbeit wurde mit einem Extrapreis von 120 Thalern belohnt, natür- lich in der wohlgemeinten Absicht, die Kosten der Herstellung zu decken. Einige Aussteller bekamen so viel Preise, dass, wie eine bekannte Persönlich- keit in Hamburg bemerkte, ein Straussenmagen dazu gehören müsste, um Alles aufzunehmen. Da- mit will ich abei' niclit im Geringsten zweifelhaft machen, dass die Preise wirklich verdient waren. Es sind das glückliche Zufälligkeiten, welche bei allen Preisbewerbungeu wiederkehren. Dass eine Menge von Leistungen prämiirt wurden, welche in den Kon- kurrenzen nicht vorgesehen waren, ist sehr zu loben. Zum Schluss noch eine kurze Betrachtung. Die Hamburger internationale Gartenbau-Ausstellung war nicht nur ein Triumph der Gartenkunst, sondern zeigte unzweifelhaft, welche sehr bedeutende Stel- lung der Gartenbau in der Allgemeinheit einzuneh- men berechtigt ist und bereits eingenommen hat. Das Publikum hat diesen hohen Standpunkt durch allgemeine Theiluabme und die Völkerwanderung nach Hamburg bereits thatsächlich anerkannt. Fragen wir uns aber auf's Gewissen, ob solche grosse internationale Ausstellungen einen dem Auf- wand von Mühe, Zeit, Geisteskraft und Geld ent- sprechenden Nutzen bringen, so muss ich dieses von meinem Standpunkte aus, welchen sehr viele Faeh- genossen theilen, als sehr zweifelhaft hinstellen. Diese Ausstellungen sind ein Wettkampf der Völker und Landstriche und gleichsam ein Blatt der Ge- schichte des Garteubaues, aber lernen kann man auf kleinen Ausstellungen ebenso viel, vielleicht mehr. Es ist bedauerlich, dass bei der urigeheuren Jlasse von Gegenständen so viele Dinge, welche uuend- liclie Mühe gekostet und den Aussteiler zu HoflT- nungen berechtigten, ganz übersehen, oder von dem abgespannten Besucher gleichgültig betrachtet wur- den. Möge man sich ja nicht beeilen, iu den näch- sten Jahren wieder eine grosse Ausstellung in's Le- ben zu rufen ! Es ist hinreichend, wenn dieselben von fünf zu fünf Jahren veranstaltet werden. Und nun nochmals: die Hamburger Ausstellung war glossartig! Verlag vou Wiegau dt & Hempel Zimmer-Strosse No. 91. Berlir Druck der C. Fe iä ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, WUtaelmsFlatz No. i. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königi. Preussischen Staaten für Ciärtiierei und Pflanzeiikimcle. Redakteur : I*x'ofessor- Dr. Karl ELocli, General-Sekretair des Vereines. No. 46. Berlin, den 20. November 1869. Preis des Jahrganges 6^ Tblr., sowohl hei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Streiflichter im Gebiete des Gartenbaues. Vom Garten - Inspektor Gaerdt. — Die Preisznsprechung bei der 8. iuter- nationaleu Pflanzen-Ausstellung vom 2. bis 13. September 1869 in Hamburg. — Katalog der Cleme us-Rodt'sclien pomologischeu Früfungsschule in Starkowitz bei Saaz in Böhmen. — Karl, Graf Ton Nimptsch. Sonntag, den 28. November, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause, Mohrenstrasse 49, eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. StreifMjlcr im cgeöiete Öes c^artenOaiies. Vom Garten-Inspektor Gaerdt. Drei Faktoren sind es, die zum Emporblühen des Garteuwcsenä beitragen, denen wir die erfreu- lichen Fortschritte, nameutlicli in) Bereiche der spe- ziellen Pflanzenpflege, verdanken : wissenschaftliche Forsthungen; Austausch gegenseitiger praktischer Erfahrungen und AYirksamkeit der Gartenbau -Ver- eine, besonders die von letzeren in's Leben gerufe- nen Pflanzen Ausstellungen. Die Wirksamkeiten die^^er di;el Factoren zu vcr- gleiclien, die Verdienste gegen einander abzuwägen, wiire jedenfalls eine interessante, wenn auch schwie- rige Aufgabe. AVir überlassen die Lösung dieser Aufgabe geschickteren, erfahreneren Händen und möchten nur Angesichts der kürzlich geschlossenen, grossartigen internationalen Gartenbau-Ausstellung in Hamburg einige Andeutungen geben, inwiefern der letzte Faktor, nümlieb die Aussteilungen, und ins- besondere die des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen .Staaten, Mitantheil an der Entwickelung tragen. Die Zwecke aller Gartenbau-Ausstellungen liegen in dem Kreise der Gcsaniintbezciclinung „Pcförde- rung des Gartenbaues" und bilden einen wichtigen Theil der Förderung für Gartenkunst überhaupt. Die Strömungen, welche gleich anfanglich die ersten lokalen Ausstellungen iiu Bereiche der Gärtnerei hervori'iefeu, zeigten sofort, wie folgenreich ihre Ein- führung war, wie dadurch ein Feld betrete;! wurde, Bestrebungen Einzelner dem Ganzen dienstbar und förderlich zu machen. In richtiger Würdigung des daraus entspringenden Nutzens wandten sich schon nacii kurzer Zeit die Sympathien aller Kulturvölker diesen gartenbaulichen Ausstellungen zu; ihre Aus- dehnungen nahmen immer grössere Dimensionen au, und so wurden jene lokalen Ausstellungen die Vor- boten der Flpoche jetziger internationaler Ausstel- lungen. Jlit dem Beginn der letzteren feiert die Gartenkunst nicht nur den Triumph ihrer wohlver- dienten Anerkennung, sondern sie betritt auch zu- gleich eine neue Bahn des Schaflfens und des Wir- kens, eine Bahn, deren Maass und Tragweite sieh sicherlich über den Kreis aller Kombinationen er- hebt. Internationale Ausstellungen sind charakteristische Zeichen unserer Zeit, sagt llerk in seiner Erötf- nungsrede der Hamburger Ausstellung. Wenn nun alle diese internationalen, nationalen und lokalen Ausstellungen in ihrem Aeusscren einander sich gleich sind, so weichen sie doch in und unter sich von einander wesentlich ab, indem jede derselben sich charaktcrisirt durch ein bestimmtes Gepräge. In der einen tritt das wissenschaftliche und intelligente Stre- ben durch die Einführungen neuer fremder Pflanzen aus fernen Zonen, Züchtungen schöner Formen und Spielarten im Verein mit Seltenheiten hervor (Bel- 46 362 gien, Frankreicb, Holland, England); in der andern leuchten die Talente der Kulturen , die Fülle des Reichthums in den Formen herrlicher Prachtexem- jilare von Scliniuckpflanzcu (England); die dritte kennzeichnet sich durch PHauzen der Nützlichkeit, und schliesslich' eine andere bezaubert durch ihren reinen, edlen ästhetischen Typus in Anordnung und Form (Deutschland). Dieser bestimrate Charakter einzelner Ausstellungen wird bedingt ebenso durch die geographische Lage der Länder und Orte, in denen sie stattfinden, als durch die Zahl der biu- mistischen und gärtnerischen Anstalten und Richtun- gen, durch den Sinn für das dekurative und male- rische Schöne. Li dieser, wenn wir sagen sollen, Vielseitigkeit des Ganzen und Einseitigkeit des Ein- zelnen liegt der nicht zu unterscliätzende Sclnver- punkt der Ausstellungen. Ln Geiste der allgemeinen Bildung und Kultur heben die Pflanzeii-Ausstelluiigeu den Sinn für das Schöne und Edle der Naturwissenschaften, besonders den Sinn für Pflanzeiikuude; durch sie wird die Liebe für Bkuncn und Blattfurrucn nac-h allen Rich- tungen hin verbreitet, genährt und befestigt, und dadurch nicht nur der Luxusgärtnerei Vorschub ge- leistet, sondern auch im erhöhten Maasse der ge- werblichen Gärtnerei durch Erschliessung neuer Ab- satzgebiete, durch \'erniehrung der Zahl der Lieb- haber ein sehr wesentlicher Dienst erwiesen. Die Ausstellungen führen dem Publikum meist ausgezeichnete Leistungen vor, zeigen also vielfach die Höhepunkte der praktischen Pflanzenpflege. Sie tragen ferner durch Anordnung, Gruppirung, durch Vereinigung der einzelnen Exemplare zu einem har- monischen Ganzen nicht wenig zur Geschmackbil- dung bei. Sie dienen in instruktiver V^'eise; denn die klar vor Augen liegenden, gleichsam greifbaren Erzengnisse und Resultate sind belehrender, fass- licher, tiefer in's Gedächtniss dringender, als noch so treffende und lange Abhandlungen. Die gewaltigen Einwirkungen der Ausstellungen auf gründlichere Studien besserer Pflanzenpflege nach allen Richtungen hin sind daher Thatsachen, die keiner weiteren Bestätigung bedürfen. Sie rufen im Kreise der Fachmänner eine höiicre geistige Thätigkeit, ein eifrigeres Streben in den Wett- kämpfen des praktischen Wirkens hervor. Sie brin- gen auf kürzestem Wege Talente und deren Lei- stungen zur allgemeinen Kenntniss und öflentlichen Anerkennung, mit einem Worte: sie schaffen intel- ligente Gärtner. Und das allein schon ist ein grosser Gewinn, ein Vortheil, tief eingreifend in das Leben und Getriebe des Gartenwesens, gegen den die ge- ringen Opfer verschwindend klein und höchst unter- geordneter Natur sind. Für diejenigen Gärtner, deren Beruf sie in die mühevolleren Laufbahnen des Privatlebens führt, sind die Ausstellungen grösstentheils die einzigen wesentlichsten Hülfsniittel zur Erringung besserer, den Fähigkeiten entsprechenden Stellungen. Li ihren den öffentlichen Urtheilen entzogenen, oft gänzlich verschlossenen Wirkungskreisen würden die Resul- tats ihrer Thätigkeiten ohne die Ausstellungen meist verborgen, gleich dem Liclite unter dem Scheffel, bleiben. Die inteiuationalen Ausstellungen kennzeichnen sich, ausser und neben d^'i bereits erwähnten Zielen und Zwecken, auch ganz besonders noch dadurch, dass sie die Kulturvölker einander näher führen, Vorurtheile abstreifen, wissenschaftliche Grundsätze und praktische Erfahrungen zum gegenseitigen ver- traulicheren und rascheren Austausch bringen. Förderungen der Ausstellungen isi also auch gleichbedeutend mit Belebung und Förderung aller Interessen des Gesamnit- Gartenv.-esens. Es sollen daher auch alle Gärten, gleichviel, ob Staats-Listi- tute, ob Gärten der Könige und Fürsten, ob Luxus- Gärten reicher Privaten oder Haudels-Etablissements, fern von jedem Egoismus, fem von Engherzigkeit, vereint durch lege ernstliche Betlieiligung für die gute Sache wirken; geschieht es, so wird das Gar- tenwesen stets mehr eroporblühen ; es winl dann niemals an befähigten Jlännern zur Leitung grösse- rer Gärten fehlen. Liegt demnach der Nutzen aller gartenbaulichen Ausstellungen ganz ausser allem Zweifel, so lässt sich andererseits nicht verhehlen, dass von vielen dabei sich Betheiligenden auch Opfer gefordert wer- den. Ganz abgesehen davon, dass der 1'rausport der Ausstellungs- Objekte zuweilen iür den Privat- mann nicht unbedeutende Geldspenden erheischt; ist CS ja citie bekannte Thatsaciie, wie häufig ein herr- liches Schmuckstück dieser oder jener Pflanzengat- tung, das den Garten in voller Pracht und Ueppig- keit vcriiess, nicht in gleicher Verfassung zurück- kehrt, ja oft nur noch durch viele Pflege und nach langer Zeit seinen früheren Glanzpunkt zu erreichen vermag, oder auch gänzlich zu Grunde geht. Allein alle diese nicht zu verkennenden Opfer stehen zu- rück gegen das Gute und den Nutzen der Ausstel- lungen. Pflanzen sind ersetzbar durch Geschick- lichkeit des Kultivateurs. Uebcrhaupt liegt häufig sehr viel in der Hand des letzteren, die Verluste möglichst zu vermindern, die Pflanzenopfer weniger fühlbar zu machen. Zudem finden ja die Ausstellun- gen auch nicht permanent, sondern nur j)eriodisch statt, und wenn der Gärtner nicht allein getrieben von falschem Ehrgeiz, sondern den Zweck als Haupt- sache vor Augen behält; wenn er alle subjektiven Beweggründe in zweiter Linie stellt, wenn er sich als ein dienendes Glied des Ganzen betrachtet, .seine 363 Leistungen auf dem Felde der Ausstellungen in einen übereinstimmenden Zusammenhang mit den Leistungen im Bereiche seines Wirkungs - Kreises bringt, dann erfüllt er die Bedingungen seines Be- rnfes, dann wirkt er ptliehtgetreu an dem Einpor- blühen des Gartenwesens, — dann wird er aber auch seine Ausstelluugs-Objekte so zu wählen wissen, dass Verluste an Pflauzenschatzen weniger eintreten. Nach diesen wenigen Bemerkungen wolle uns gestattet sein, einige Betrachtungen jener Ausstel- lungen zu geben, die unserem Kreise und diesem Orgaue am nächsten stehen, jener Ausstellungen, die durch ihren Charakter wohlbegründeten Ruf und guten Klang erworben haben ; dies sind die Aus- stellungen des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues in den Königlich Preussischen Staaten. Ein Verein, der in seiner nahezu fünfzigjährigen Thätig- keit unter allen ^'erhältnissen, selbst unter erschüt- ternden Wcchsclfällen, die Zwecke der Beförderung des Gartenbaues fest im Auge behalten und ver- folgt hat. Mit seiner Geschichte ist verwebt die Geschichte des Garteubaues der Keuzeit, nament- lich aber der stete Fortgang der Gartenbau-Ausstel- lungen, und zwar um so inniger, da er von Anbe- ginn bis zur Stunde ununterbrochen bestrebt ist, diese ihren Zwecken möglichst entipreehend zu ge- stalten imd iimcn in ästhetisdher Beziehung deu Charakter höchster Vollendung zu verleihen. Male- rische Gruppirung im Einzelnen mit harmonischer Verschmelzung des Ganzen, das ist der Charakter aller seit den letzten drei Decennien von dem Ver- eine veranstalteten Ausstellungen. Selbstredend übersteigen in den Dimensionen, wie durch die Reichthümer an Pflanzensehätzeu, an Mannigfaltigkeiten bei Weitem die internationalen Ausstellungen die des Vereines; allein in einem Punkte sind die letzteren allen, die wir sahen, über- legen, selbst auch der nocli frisch im Gedächtniss schwebenden Hamburger internationalen Ausstellung, nämlich in der Art der Auffassung des Ganzen, in künstlerisch-schöner Anordnung, in geläuterter Har- monie ästhetischer Abrundung. Ks waren und sind noch, was die Art der Vorführung der gärtnerischen Lc'stungen anbetrifft, die Ausstellungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues gärtnerische K unst - A nsst cl lu n gen im wahren Sinne des Wortes. Dieses Ilrthcil ist nicht allein unser sub- jektives, nein, es ist das einstimmige Urtheil mass- g(;bender Fachmänner und Laien. Wer pflanzte den Geist der Acsthetik, den Sinn für das Schöne und Edle in den Bereich unserer Ausstellungen? So fragen wir uns mit Recht. Die Antworten hierauf dürften im Ganzen nicht schwer zu finden sein und liegen zum 'J'hcil in den Vor- zügen, welche die Grossstadt bietet, die man ja in künstlerischer Beziehung seit Langem als Spree- Athen bezeichnet. Ausbildung der Künste, Höhe und V^ollendung derselben, wie sie sich gegenwärtig in Mulerei und Plastik, in gewerblicher und indu- strieller Beziehung dem Auge des Beschauers dar- stellen, niussten noth wendiger Weise einen nach- haltigen Einfluss auf die bildende Gartenkunst aus- üben. Die Männer der Wissenschaften regten den Gärteukünstler an zu der, der Natur der Pflanzen cntsprechcuden Verwendung aller von ihnen ein- geführten Blüthensträucher und Schmuckpflanzen. Sicherlich dürfen wir auch annehmen, dass das Wirken, die Anregungen A. v. Humboldt's, der in der Mitte der Pflanzenwelt Stunden und Tage verlebte, in freundlichster Weise Belehrung ertheilte, von grossem Einfluss gewesen ist, namentlich bei dem Studium tropischer Sccnen. Lenne, dessen Lebensberuf dem Schaffen des Schönen galt, för- derte und befestigte den Sinn für Landschaftsgärt- nerei, schuf ideale Gruppirungen in Park und Gar- ten. Sie fanden Wiederholung, wurden zu Vorbil- dern vieler dekorütiver Arrangements in unseren Ausstellungen. Es basirt daher der, den Ausstellungen des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues zu Grunde liegende ästhetische Charakter sich ebenso auf wis- senschaftliche, wie auf wahrhaft künstlerische Fun- damente, auf historische Tiiatsacheu und Eiitwickc- lungen. Lennc's allgemeinere Mitwirkungen zur Hebung der Ausstellungen des Vereines stehen ausser allem Zweifel; sie sind theils seiner persönlichen Neigung für die Sache, theils seiner so eintiuss- reiehen Lebensstellung beizumessen. Wenn nun die- sem Meister deutscher Gartenkunst manche Verdienste zugeschrieben werden dürfen, an der Bildung des ästhetischen Charakters der Ausstellungen thäti<^ ge- wesen zu sein, so verdienen anderseits volle Aner- kennung die Leistungen jener Männer, welche die genialen Gedanken des Meisters in treuester, gelun- genster Weise zu fixiren und zu verbreiten ver- standen. Die Zald derjenigen, welche mit regem Eifer zur Hebung des Schön('n, zur Verbreitung des Nützlichen im Gartenbaue Hand an's Werk legten, zeigt uns, wie weit der Sinn dafür nach allen Rich- tungen hin gedrungen, zeigt, mit welcher Theilnahme die Sache der Ausstellungen erfasst wurde und noch wird. Es möchte daher vollständig gerechtfertigt sein, ja vielleicht einiges Literessc erwecken, wenn in aller Kürze einiger hervorragender, vielleicht längst vergessener Leistungen Erwähnung geschieht. I Selbstverständlich können diese Rückblicke nur in I beschränkter Weise geschehen, nur als flüchtige Skizzen angeschen werden. So z. B. wird vielen Freunden und Picsuchern der Blumen-Ausstellungen sicherlich erinnerlich sein, dass zur Verherrlichung 46» 364 flerselben ehedem die vielseitigen, hervoileucliteiiden Xieistiingen des Hofgärtners G. Finteiniann Man- ches dazu beigetragen haben. Oft paradirten in gelungenen Griippirungen die Palmen der Pfauen- insel bei den Fest-Ansstelhingen des Vereines in den Räumen der Akademie der Künste und Wissen- schaften. Sinnig und der Feier des Tages, dem 25. Jahresfeste , angemessen, war eine Gruppirung reicliblühender Exemplare der Azalea Icdlfolia alba, ferner die in vollendetster Kultur -Vollkommenheit prangende Zusammenstellung der SchizanthusArten. Nie seit jener Zeit zierten Aclmliches die Ausstel- lungen. Alle diese, wie viele andere Leistungen der- selben Hand, sie waren nicht Saoiie des Zufalls, sie waren die Resultate festgestockter, mit Beliarrlicli- keit durehgefülirter Ziele. Eine nicht minder warme Theilnahme wurde ebenfalls ehedem den Vereins- Ausstellungen von Seiten des Hofgärtners Hermann Sello zu Theil. Sanssouci war stets vertreten, wo es galt, das Schöne zu pflegen. Reiche Spenden schöner Blattpflanzen, Repräsentanten der Tropen, insbesondere aus der Familie der Aroideen, schmück- ten die Ausstellungen und weckten den Sinn für diese, wie überhaupt für die Blattformen. Um die Gestaltung der Anangeraents, im Ein- zelnen, wie im grossen Ganzen, hat L. Meyer zur Zeit seiner Thätigkeit als Hofgärlner in Jlonbijou unbestreitbare Verdienste sich erworben; in talent- vollster Weise verstand er es, als Ordner die Aus- stellungen zu einem prachtvollen Bilde zu gestalten und nächstdem die Gruppen des Monbijou - Gartens durch geniale Aufstellung hervorzulieben. Meyer 's Aufstellungen der für Ziramerpflege geeigneten Pflan- zen hat manchen Nutzen geschafft, vielen Pflanzen eine Zukunft bereitet und eifrigen Pflanzenfreunden die Zahl der Pfleglinge vergrössern helfen. Morsch, ein getreues Mitglied des Vereines, leider zu früh aus unserer Mitte gerissen, hat unverwandt mit stets gleicher Liebe und warmem Literesse den Ausstel- lungen durch sorgfältig gepflegte Alpenpflanzen einen besonderen Reiz zu verleihen gesucht, selbst Pflan- zen schwieriger Kultur, wie z. B. Lisianthus Russe- lianus, zu prächtigen Schaupflanzen gezogen und gern sie zum Schmucke der Ausstellungen gereicht. Beim weiteren Rückblicke früherer lebhafter Bethei- ligungen von Seiten Königlicher und Prinzlicher Gärten nimmt Bellevue unstreitig ebenfalls einen ehrenvollen Rang ein. Brasch, längst verstorben, Gärtner von bester Farbe, war rastlos bemüht, durch neue bkimistische Akquisitionen, besonders durch die noch jetzt beliebten Pelargonien , die Gruppen p]ellcvue's zu einem besondern Anziehungs- punkte zu erheben. Nebenbei möchten wir noch bemerken, dass Brasch sich grosse Verdienste um die Ausschmückung der Schauhäuser erworben hat. denn in Bellevue war seiner Zeit das erste derar- tige Schmuckhaus in Berlin. Nächstdem verdanken wir ihm Vieles in der Amaiyllis-Kultur. Auch unter dem Nachfolger von Brasch, unter dem Hofgärtner Crawack, brachte Bellevue anerkennenswerthe Schmuckpflanzen zur Verherrlichung der Ausstellun- gen. Neben all' den reichen Beiträgeu prachtvoller Blattpflanzen und Blüthensträucher aus dem Bereiche der Königlichen und Prinzlichen Gärten bildeten ehedem noch aus diesen und mehrern anderen Gär- ten die Leistungen in der Fruchttreiberei hervorra- gend die Gegenstände allgemeiner Bewunderung. Durch Vollkommenheit der Exemplare, durch Reich- thuni an Arten glänzten stets die Gärten Sans- souci'?, Schönhausen's u. s. w. u. s. w. Lii Wettkampfe der Fruchtprodukte fehlten seiner Zeit niemals die der Frucht- l'afel zur Ehre gereichenden riesigen Ananas des rühmlichst bekannten Züchters, des Hof- gärtners Hempel. (Scbl-jss folgt.) Die IJrcis^Hfjircf^ung bei der 8. iiiteniatioiinleii Pflanzen -Anssteliung vom 2. bis 13. September 1869 in H a ixi 1> IT x' 8'. Auf keiner Ausstellung von Pflanzen haben so viele und so grosse Preise zur Verfügung gestanden, so dass es wohl schliesslich das Literesse der Leser der Wochenschrift in Anspruch nehmen dürfte, wenn auch nicht von allen Preisen zu wissen, wer sie er- halten, so doch von den grösseren und gewichtige- ren. AVas zunächst die Extrapreise anbelangt, so hat 1. den Preis des Königs von Prcussen (einen silbernen Pokal) für die vorzüglichste gärtnerische Leistung Direktor Linden in Brüssel erhalten; 2. den Preis der Königin Augusta von Preussen hingegen für die vorzüglichste Leistung in Bezug auf die Kultur der Warmhaus -Pflanzen (Vasen in Porzellan): Hofgärtner H. Wendland in Herrenhausen bei Hannover; 3. den Preis der Königin Augusta von Preussen für die vorzüglichste Leistung in Bezug auf Obstknltur (einen bronzenen Blumeuträger): General-Konsul l*-d. Lade in Geisenheim; 4. den Preis der Königin Viktoria von Grossbritannien und Irland für die besten Ex- emplare von Weintrauben (eine silberne Weinkanne): Joseph Mereditii in Garston bei Liverpool; 5. den Preis des Königs Karl von Würt- temberg für die vorzüglichste Leistung im Gemüse- 365 bau (einen silbernen Pokal): J. D. G. Sottorf in Hamburg; ü. den Preis des Grossberzogs Peter von Oldenburg für die besten Birnen aus der zweiten Zone (einen silbernen Pokal): Demouilles in Tou- louse; 7. den Preis des Grossherzogs Friedrich von Baden (eine silberne Schale): Friedrich Harms in Eirasbüttel bei Hamburg für Rosen und Fuchsien : 8. den Preis des Grossherzogs Friedrich Franz von 11 ecklenburg- Schw erin (einen sil- bernen Pokal): Johannes Wesselhoeft in Ham- burg für ein Sortiment Tafeltrauben; 9. den grossen Hamburg'schen Staats- preis für die grossartigste Leistung auf der Aus- stellung (100 Dukaten): F. J. C. Jürgens in Ot- tensen bei Hamburg; 10. den kleinen Hamburg'schen Staats- preis für die beste \^'asserhcbemaschine (50 Du- katen): Nagel und Kaerap in Hamburg; 11. den ersten Preis des Preussischen laiid- wirthschaftlichen j\l in i steriums in Berlin für eine Aufstellung von mindestens 12 schönen, durch Blüthe oder Blatt ausgezeichneten, bisher noch nicht ausgestellten Pflanzen (die goldene Staats -Jledaille für Gartenbau): Direktor Linden in Brüssel; (Der zweite ist nicht vertlieilt.) 12. den ersten Preis des Oesterreichische n Ackerbau - Ministerium s in Wien für neue Züchtungen (die grosse goldene Staats -Medaille): James Veitch and Sons in London; 13. den zweiten Preis des Oesterreichischen Ackerbau - M inisteriums in Wien für die drei der cftektvollston , noch neuen Pflanzen in Blütbe (die kleine goldene Staats-Medaille): Direktor Lin- den in Brüssel; 14. den dritten Preis des Oesterreichischen Ackerbau-Ministeriums in Wien für drei der schönsten, noch niiht im Handel befindlichen Kalt- hauspflanzen (die kleine goldene Staats -Medaille): Direktor Linden in Brüssel; 15. den Preis des Magistrats der Stadt Al- tena für die geschmackvollsle eiserne oder hölzerne Veranda (50 Dukaten): E. G. Kösch; 16. den Preis des Bremer Gartenbau-Ver- eins (einen silbernen Tafelaufsatz): James Veitch and Sons in London; 17. den Preis des Vereins für Kunst und Wissenschaft in Hamburg für den geschmack- vollsten Ijaubengang von mindestens löFussLänge oder Lauben - Pavillon von 1 2 Fuss Durchmesser (120 Thaler): Gebrüder SUssraeycr in Bocken- heim bei Frankfurt a. M.; 18. den Preis des Vereins für Gartcnkultur und Botanik in Köln für den schönsten, best- durchdachten und durchgeführten Gartenplan (40 Thaler): dem Prinzl. Ilofgärtner Neu mann auf Albrechtsberg bei Dresden ; 19. den Preis des Vereins Flora in Köln und niehrer rheinischer Gartenfreunde (einen silbernen Pokal mit Becher) für hervorragende Leistungen: Ernst und v. Sprekelsen in Hamburg; 20. den Preis des Land bau -Vereines in Braunschweig für den besten Spargel (20 Thlr): Friedr. Munns in Braunschweig; 21. den Preis des Erfurter Gartenbau-Ver- eins für die beste Repräsentation des Gemüsemark- tes irgend einer Stadt Deutschlands (eine Statuette Reichardt's): Chr. Lorenz in Erfurt; 22. den Preis des Deutsehen Pomologen- Vcreins für das am richtigsten bestimmte Obst- sortiment: Max Touchon in Hohenau bei Nacken- heim in Hessen; 23. den ersten Preis von H Behrens in Lü- beck für das beste Sortiment Birnen unseres Klima's (50 Thaler) theilte man: an L. Späth in Berlin und C. Million in Lübeck; 24. den zweiten Preis von E. Behrens in Lü- beck für das beste Sortiment Pflaumen unseres Klima's (50 Thaler) theilte man ebenfalls: an Schie- bler und Sohn in Celle und Superintendent Obcr- dieck in Jeinsen bei Calenbcrg (Hannover); 25. den Preis von Benarj in Erfurt für das geschmackvollste Teppichbeet (25 Thaler): Ober- gärtuer Massraeyer in Köln; 20. den Preis von Theodor Eggers für die schönste, auf Gartenbau bezügliche Statue oder Gruppe, gleichviel aus welchem Material (100 Ihlr): Bildhauer Born er in Hamburg; 27. den Preis von 15usch und Dr. jur. Peter- sen für Obst (20 Thaler): Alexis Lepere in ^lontreuil bei Paris; 28. den Preis des Dr. jur. Fo eh ring für die schönste ausgeführte Grotte, Ruine oder Felspartic (100 Tbaler): Gebrüder Boettner in Grcusscu (Schwarzburg-Sondershaiisen) ; 29. den Preis des Dr. jur. W. Godeffroy (12 Louisd'or): dem Park - Lispektor Petzold in Muskau; 30. den Preis von L. Grotli in Guben für Obst (12 Flaschen Gubencr Burgunder Traubensaft): der Gartcnbau-V ei'cin in Darnistadt; 31. den Preis des Dr. jur. Lappenberg für die schönste, eflektvollste, im Freien auszustellende Pflanzengruppe in natürlicher Form (50 Thaler): Obergärtner Bocscnberg in Blankencsc bei Al- tona; 32. den Preis des General-Konsuls E. Nölting und von C. G. Heise für die beste Maschine zum 366 Verpflanzen grosser Bäume (200 Thaler): Peter Smith & Co. in Haiubiiig; 33. den Preis der Senatoren Wm O'Swald und G. A. Schön für Obät (100 Tbaler) theilte man: an den Gartenbau-Verein in Bozen (25), Hotgärtner Noack in Bessungen bei Danustadt (20), H. Goegginger in Riga, den Schleswig- Ilolstcin'schen Gartenbau -Verein in Kiel und H. Ortgies in Bremen (je 10 Thaler); 34. den Preis von Älbrecht O'Swald (100 Thaler): Jean Verschaffelt in Gent für seine Gesammtleistungen; 35. den Preis von F. Eduard Schott für eine Grotte oder Burg von Steinkohlen (2 Portugaleser): Erich und Brey in Hamburg; 36. den Preis dreier Freunde von Erd- beeren für Erdbeeren (25 Thaler) theilte man: an Obergärtner J. F. Horstmann in Nienstädten bei Altena (10), Konsul Schutte in Klein -Flottbeck (10) und Hofgärtuer Meyer in Sanssouci bei Pots- dam (5 Thaler) ; 37. den Preis eines Ungenannten (lOThlr): dem Eleven Bertram in Sanssouci bei Potsdam; 38. den Preis von Freunden zur Hebung der Myrtenkultur für den jüdischen Ritual für 3 ein- zelne Zweige dreiblättriger echter Myrten für das Laubhüttenfest (einen silbernen Pokal): C. Daege- low in Altona ; 39. den Preis von einem Freunde Hamburgs für einen baulichen Gegenstand (einen silbernen Tafelaufsatz): C. F. Werner und Piglheim. 40. den Preis von Bewohnern von Hoiien- felde für das geschmackvollste Teppichbeet: Ober- gärtner Schmidt in Ottensen bei Hamburg. Vom Komite von Bewohnern der Vor- stadt St. Pauli war eine Summe von 1000 und vom Koniit^ der internationalen landwirth- schaftlicheu Ausstellung vom Jahre 1863 zu Hamburg eine Summe von 1500 Thalern den Preisrichtern zur Verfügung gestellt, um allgemeine Leistungen zu krönen. Aus diesem Fonds erhielten: 1. F. J. C. Jürgens in Nienstädten bei Altona 200 Thaler, 2. Peter Smith & Co. in Hamburg: 200 'Thaler, 3. Th. Ohlendorf in Hamburg: 150 Thaler für ihre gesammten Leistungen in Aufstellung von Koniferen ; 4. Jean Verschaffelt in Gent für die Ge- sammtleistungen: einen silbernen Pokal; 5. H. Lauren ti US in Leipzig für die Gesammt- leistungen: einen silbernen Pokal und eine Me- daille; 6. der Reisende und Pflanzensammler Gustav Wallis in Detmold (nicht in Hamburg) für seine Verdienste um die Pflanzenkunde: eine goldene Medaille; 7. Direktor Linden in Brüssel für seine aus- gestellten neuen Einführungen: eine silberne Schale; S. die Ackerbau- Gesellschaft in Rio de Janeiro (Brasilien) für ihre Verdienste im Allge- meinen um die Ausstellung: eine goldene Medaille; 9. die Ackerbau - G esellschaft in Minas Geraes (Brasilien) ebenfalls für ilire Verdienste: eine silberne Medaille; 10. der Pomologeu -Verein in Boskoop (Niederlande) ebenfalls für seine Verdienste: eine silberne Jlcdaillc. Wie viel Medaillen, und zwar goldene, silberne und bronzene, sowie ausserdem Geldpreise laut Pro- gramm ausgegeben sind, scheint (soviel \Nir wissen) Niemand zusammengezählt zu haben, so interessant es auch gewesen wäre. Wir überlassen es Andern, die mehr mit der Rechenkunst vertraut sind, als wir, und wundern uns nur, dass es nicht von Seiten des Komite's selbst geschehen und bekannt gemacht worden ist. Bei der Durchsicht der Liste von den ausgege- benen Preisen haben wir die L^eberzeugung gewon- nen, dass die Frau Senator Jeuisch durch ihren Obergärtner Kramer von deutschen, Direktor Lin- den in Brüssel von ausländischen Ausstellern am meisten beigetragen haben. Erstere hat 3 goldene, 5 silberne und 1 bronzene Medaille, ausserdem aber noch 3 Geldpreise, unter denen einer zu .500 Tha- lern, zugesprochen erhalten, und zwar für 50 in Töpfen gut knltivirte Pflanzen, von denen eine jede nach dem Urtheile Sachverständiger auch in der That in bester Kultur gewesen sein soll. Direktor Linden hat (ausser den früher ge- nannten) 8 goldene und 3 silberne Medaillen zuge- sprochen erhalten, ausserdem aber noch 3 Geldpreise. Dass die in Hamburg, Altona und Umgegend wohnenden Handels- und Privatgärtner sich in der hervorragendsten Weise betheiligt hatten, war vor- auszusehen. Hamburg u. s. w. hat ausgezeichnete Handelsgärtnereicn , welche sich besonders in Ein- zelheiten von jeher hervorgethan haben. Die Rosen, Fuchsien und überhaupt Blüthensträucher von Fr. Harms in Eimsbüttel haben allenthalben Anerken- nung gefunden. Er trug auch 2 goldene, 4 sil- berne und 2 bronzene Medaillen , ausserdem aber 10 Geldpreise davon. Nächst ihm möchten wohl Jürgens, Peter Smith & Co. und Ohlendorf am meisten beigetragen und auch die meisten Preise erhalten haben. Bei dem erstem haben wir 5 sil- berne und 2 bronzene Medaillen, sowie 12 Geld- preise gezählt, darunter einen Preis von 100 Tha- lern für Koniferen, bei dem zweiten 5 silberne und 4 bronzene Medaillen, sowie 4 Geldpreise, bei dem 367 dritten endlich 3 silberne und G bronzene Medaillen, aowie 6 Geldpreise gezählt. Nächst Hamburg hat das vorzugsweise Gärtner- stadt genannte Erfurt sehr viel beigetragen; doch haben sich die zahlreichen Gärtner, mit Ausnahme von Fr. A. Haage, dem 4 silberne, 1 bronzene und 2 Geldpreise zufielen, mehr in Spezialitäten be- theiligt. Ausserdem ist noch Laurentius in Leipzig mit 1 goldenen, 5 silbernen Medaillen und 4 Geld- preisen, sowie Hofgärtner H. Wendland in Herreii- hausen bei Hannover zu nennen. Ijetzterer erhielt 1 goldene, 3 silberne Medaillen und 2 Geldpreise. Auch dem Gartenbau-Verein in Bozen wurden für sein verschiedenes Obst 5 Preise zugesprochen. Ebenso wäre noch G. Mosenthin in Eutritzsch bei Leipzig zu nennen. Von ausländischen Ausstellern, die vielfach sich betheiligt haben, nimmt Jean Verschaffelt in Gent den ersten Rang mit 2 goldenen, 14 silbernen und 3 bronzenen Medaillen, sowie mit 4 Geldpreisen ein. Nächstdeni nennen wir den Pomologen -Verein in Boskoop mit 5 silbernen, 4 bronzenen Medaillen und G Geldpreisen und van Geert in Gent. K a t a 1 0 g (kl- Cfcmcns^-Roöt'fffjcii jjomofofjiTrfjcii jjriifuiitjsfdjufc in StarkowUz bei Saaz in Böhmen. \\\r haben schon vor mehrern Jahren über die Bestrebungen des Gutsbi sitzers Clemens Rodt in Staikowitz, unsere Obstsorten hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit und ihrer Benennung einer eingehen- den Untersuchung zu unterwerfen, gesprochen, und freuen uns jetzt, ein \'erzeichniss der dort kultivir- ten Obstsorten durch den Besitzer erhalten zu ha- ben. Damit sind wir wenigstens im Stande, einen Blick in die wohl grossartigstc und umfassendste Sammlung von Obstsorten, welche es überhaupt ge- ben mag, zu tlum, und bedauern um so mehr, dass es Zeit und Umstände uns bisher nicht erlaubt ha- ben, sie zu sehen und von dem Besitzer noch nä- here Auskunft über manche Einzelheiten zu erhalten. Von der Grossartigkeit der Saramlniigen hat man erst dann einen Begriff, weiui man erfährt , dass nicht weniger als 3,408 verschiedene Obstsorton als Standbäume auf einem Areal von 1 1 österreichisehen Joch und 900 QKlaftern (also auf etwa gegen 30 preussische Morgen) kullivirt werden*). *) Der preussische Morgen verliiilt sich zu dem österreichi- schen Joch zu 1,600 Klaftern wie 1,0000 zu 2,2543. Der Besitzer scheute weder Mühen, noch Kosten, um aus allen Ländern die Sorten zu beziehen. Jede Sorte wird zunächst genau in dem Hauptverzeieh- nisse mit einer Nummer eingetragen, erhält dann aber in dem Tagebuche eine besondere Rubrik über Bezug und fortlaufend für jedes Jahr einen spe- ziellen Berieht, so dass man im Verlaufe einer län- geren Zeit — die pomologische Prüfungsschule be- steht seit 1855 — wohl im Stande sein w-ird, über den Werth der Frucht ein Urtheil zu erhalten. Im Verlaufe eines Jahrzehnts möchten ohne Zweifel die klimatfsehen Einflüsse vcrscliiedener Jahre, wenn aitch grade nicht in ilircr Mannigfaltigkeit erschöpft sein, denn auf jeden Fall treten noch ausserordent- liche Erscheinungen auf, die man, wenn man eine Durchschnitts-Rechnung macht, abei- nicht in Be- tracht ziehen kann. Die Einwürfe, welche hier und da gemacht wor- den sind, wie es möglich sei, einer solchen Menge von Sorten alljährlich seine Aufmerksamkeit gleich- massig zuzuwenden, würden allerdings im gewöhn- lichen Leben stichhaltig sein; hier jedoch, wo ein mit den nöthigen Mitteln ausgestattete!' Mann für das, was er thut, begeistert ist, wo es der Besitzer gleichsam zur Lebensaufgabe sich gestellt hat, ge- hört es unserer Ansicht nach keineswegs zu den Unmöglichkeiten, im Verlaufe von 9 Slonaten jähr- lich eine grosse Menge von Obstsorten so zu beob- achten, dass man ein gewissenhaftes Tagebuch dar- über führen kann. So viel uns kund geworden ist, hat Gutsbesitzer Clemens Rodt zu diesem Zwecke einen besonderen Sekretär in der Person eines ge- wissenhaften Mannes angestellt, der nur allein die Führung des Tagebuches zu besorgen hat. Dass er sich auch die nöthige gärtnerische Hülfe verschafft, dass er überhaupt seine pomologische Prüfungsschule gut organisirt, kann man wohl von einem Manne, der bereits 14 Jahre mit gleichen Kräften und gleicher Opferfreudigkeit seiner Prüfungsschulc vor- gestanden hat, erwarten. Das gewöhnliche Verfahren, verschiedene Obst- sorten auf einem Mutterstamme zu veredeln, kann unserer Ansicht nach, obwohl unser ehrwürdiger Nestor der Pomologen, Superintendent (Jberdieck in Jeinsen ihm huldigt, wenigstens bei Birnen und bei Aepfeln, in der Regel keine genügenden Resul- tate geben. Wir wissen, wie verschieden au einem und demselben Baume die Früchte sich entwickeln, je nachdem sie an der Spitze und an sonst gün- stigen Stellen oder an unteren Seitenästen gewach- sen sind. Sehr erfahrene Pomologen haben deshalb nicht selten Früchte eines und desselben Baumes wegen deren vnn einander abweichenden Aussehens für spezifisch verschieden gehalten. Die Reiser, resp. Bäumchen sind meist Origina- 368 lien, d. h. womöglich stets vom Autor oder von sonst tüchtigen Gewährsmännern bezogen, so dass er gewiss sein konnte, die richtige Sorte zu kulti- viren. Bei den älteren Sorten sind sie aus mehrern renommirten Baumschulen bezogen, um sich schliess- lich von der Richtigkeit der Benennung derselben zu überzeugen. Wo sie nicht übereinstimmten, wur- den von Seiten des Besitzers die nöthigen Recher- chen angestellt, um die richtige Benennung schliess- lich zu konstatiren. Die Prüfungsschule bezieht sich nur auf Hoch- und Halbstämme, die sämmtlich auf Wildlinge ver- edelt werden. Die Veredlung auf Johannisstanim, resp. auf Quitte, verwirft Clemens Rodt gauz und gar, weil sie ihm unnatürlich erscheint und die so veredelten Bäume nur ein kurzes Leben von gegen 15 Jahren erhielten. Das trifl't nun keineswegs ganz zu, da uns auf Quitte veredelte Pyramiden und Spa- liere bekannt sind, die weit mehr als doppelt so alt waren und doch noch vorzüglich trugen. Man sehe nur die Spaliere im Potager zu Versailles an, um die Ueberzeugung zu erhalten, dass auch Formen- Läume recht alt werden können. Es kommt aber noch dazu, dass faktisch ge- wisse Birnen, auf Quitte veredelt, einen gauz an- deren Geschmack erhalten, so dass sie, auf Wild- ling veredelt, kaum noch als dieselben erkannt werden möchten. Es gilt dieses besonders von den feineren und zarteren Sorten, die auf Wildling zum Theil gar niclit gedeihen wollen und auf diesen die schlechtesten Früchte hervorbringen. Die Sorte Obst wird in der Regel um so besseren Geschmack ha- ben, je näher die Verwandtschaft des Holzes des Edelreises mit dem der Unterlage ist. Auf dieser auf keinen Fall wegzuleugnenden Thatsachc beruht die immer mehr in Anv.endung kommende doppelte Veredlung, durch die wir unbedingt in der Vervoll- kommnung des Obstes einen bedeutenden Schritt vorwärts gekommen sind. Wir haben erst vor Kur- zem über das Verfahren des Direktors v. Babo in Klosterneuburg bei Wien, bei seiner Anzucht von Apfelbäumchen fast durchaus sich der Englischen Wintergoldparmäne als Zwischenlage zu bedienen, berichtet. In Belgien nimmt man ziemlich allge- mein als Zwischeulage bei Birnen die Cure?. Die Zwischen -Veredlung scheint uns, wie gesagt, bei allen Obstsorten von so wichtigen Folgen, dass es uns im hohen Grade wünschenswerth ist, wenn ein gleich dem Gutsbesitzer Clemens Rodt für das, was er thut, mit demselben Eifer und mit der- selben Liebe ergebener Pomologe sich des Gegen- standes annähme und Versuche anstellte. Allenthal- ben dioselbe Zwischenlage zu nehmen, scheint uns nicht richtig, da, wenigstens Birnen und Aepfel, verschiedenen Ursprungs sind und demnach nach ihrem Verwandtschaftsgrade auch verschiedene Sor- ten als Zwischenlage bedürfen, um die relativ-voll- kommensten Früchte zu erzielen. Es dürfte den Freunden des Obstbaues, Pomo- logen und Baumschul -Besitzern interessant sein zu erfahren, dass mau auch aus der Clemens Rodt'- scheu pomologischen Prüfungsschule Pfropfreiser, Hoch- und Halbstämme bezichen kann. Der Hoch- stamm von Birnen und Aepfeln wird zu 50 und 40, der Halbstamm zu 40 und 35 xr. (also nach jetzigem C'ours, wo der österreichische Gulden ge- wöhnlich zu 16 Sgr. berechnet wird, zu niedrigen Preisen) verkauft. Kirschen und Pflaumen haben mit den Birnen einen und denselben Preis. Karl, Graf von Niniptscli, Freiherr von Fürst und Oels, K. K. Kämmerer. Am 19. Aug. 1869 starb auf seinem Schlosse zu Geyersberg in Böhmen Karl, Graf v. Nimptsch, einer der grössten Grundbesitzer in Böhmen, in einem Alter von 67 Jaiiren. Seit dem Jahre 1835, also bereits seit 34 Jahren, gehörte er dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues an und nahm an Allem, was von Seiten des Vereines geschah, den innigsten Antlieil. Durch seinen Obergärtner Sou- kup stand er brieflich in regem Verkehr und hat im Verlaufe der langen Zeit, wo er dem Vereine angehört, manche interessante Mittheihing gemacht. Karl, Graf von Nimptsch, förderte aber auch zu Hause den Gartenbau. Wenn er bisweilen nicht unbedeutende Summen zum Ankauf von Pflan- zen und Blumen für seinen Garten und seine Ge- wächshäuser verwendete, so waren doch Obst- und Gemüsebau vor Allem die Zweige des Gartenbaues, auf deren Entwickeinng und Förderung er nicht allein auf seinen Besitzungen, sondern auch ausser- dem, einen nicht unbedeutenden Einfluss ausübte. Auch als Mensch hatte er eine Bedeutung und da- mit sich zunächst die Liebe seiner Untergebenen, aber auch ausserdem aller SIenschen, die ilin kann- ten, erworben. Sein Nachfolger ist der Sohn, Joseph, Graf von Nimptsch, K. K. Kämmerer und Major in der Arm^e. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Slrasse Nü.91. Druck der C. Fe is ter'schen Bnchdrnckerei (L. Mewes), Berlin, WUbelms-Plalz No. 4. Wochenschrift des Vereines zur Beförderniig des Garteiibanes in den Köiügl. Frenssischen Staaten für No. 47. (iilirtnerei und PflaiBzeukunde« Redakteur : I*i-ofessor Dr. Karl Koch, Geueral-Sekretair des Vereines. Berlin, den 27. November 1869. Preis des Jahrganges 5J Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Gärtnerische Notizen. Vom Garten -Inspektor Bouche. — Streiflichter im Gebiete des Gartenbaues. Vom Garten- Inspektor Gaerdt. (Schluss.) — A. Leroy, Dictionnaire de Pomologie. Tom. II. Sonntag, den 28. November, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause, Mohrenstrasse 49, eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Gärtnerische Notizen. Vom Garten-Inspektor Bouche. I. lieber die Tragfähigkeit der Blätter der Victoria regia. Schon verschiecJcntiicli iiat man durch Belastung tJer Blätter dieser Pflanze ilire Tragfäiiigkeit ge- prüft, allein in den meisten Fällen spielte bei diesen Versuchen ein dünnes Brett, welches man auf die obere Blattfläche legte und darauf die Belastung anbrachte, die Hauptrolle; es ist jedoch nicht zu be- zweifeln, dass das seiner Leichtigkeit halber auch ohne das darunter liegende Blatt schwimmende Brettchen die vermeintliche Tragfähigkeit bedeutend vermehrte. Um über das Gewicht, welches ein Blatt der Victoria regia zu tragen vermag, gründlichere und nicht durch Nebenumstände becinflusstc Ver.suche anzustellen, schlug ich ein anderes Verfahren ein, welches einfach darin bestand, dass ich das Blatt mit geleimtem Papier, damit man nicht so leicht durch das eindringende Wasser gestört werde, be- legte; auf dieses Papier wurden abgewogene Men- gen trockenen Sandes ausgebreitet. Zu dem ersten Versuch wurde ein 5 Fuss 2 Zoll breites Blatt be- nutzt, und zwar am Bande stets mehr als in der Mitte, durch langsames und gleichmässigcs Aufstreuen von trockenem Rande beschwert; als es zu sinken an- fing, war es mit 101 Pfund 4 Loth belastet. Bei einem zweiten Versuche belastete ich den Band nur so viel, um die Oberfläche stets in einer horizontalen Ebene zu erhalten, mehr oben wurde die Mitte mit Sand beschwert und von da aus all- mählig nach dem Bande ausgebreitet; bei dieser Art der Belastung trug ein nur 5 Fuss im Durchmesser haltendes Blatt 120 Pfund 25 Loth. II. Heber das Pfropfen der Kartoffeln. In Folge einer Empfehlung des Pfropfens der Kartofl'eln durch englische Gärtner, um dadurch die guten Eigenschaften einer Sorte auf die andere übergehen zu lassen, fand ich mich veranlasst, zur Prüfung dieser Behauptung ebenfalls derartige Ver- suche anzustellen. Obgleich mir noch kein Fall vorgekommen ist, dass die Unterlage (der Jlutterstamm) bei Pfropfun- gen irgend welche Veränderung der darauf echt ge- machten Sorte hervorbringt und mir das empfohlene Verfahren, die Kartofteln auf diese Weise zu ver- bessern, zweifelhaft erschien, so habe ich es den- noch versucht. Dass die Unterlage hinsichtlich des schuellerea oder langsameren Wachstbumes des darauf gesetzten Reises von Einflnss ist, inuss man als eine längst be- kannte Sache betrachten, denn wir wissen ja, welche Wirkung ein kräftiger, saftreicher Grundslamm auf den Wuchs einer trägwüchsigen Sorte ausübt und wie der üppige Wuchs einer schnellwüchsigen Sorta 47 370 durch eine trägwüchsige, weniger saftreiche Unter- lage gezügelt werden kann. Durch das Echtmachen verändert sich nicht ein- mal der Habitus, z. B. die Kichtung und Form der Zweige, denn sonst würden die Abarten von Ge- hölzen mit herabhängenden Zweigen in Folge dieser Operation wieder die Richtung der normalen Form annehmen. Um die Kartoffel in dieser Hinsicht zu prüfen, bediente ich mich als Unterlage weisser Sorten der Sechswochen- und Viktoria- Kartoffel imd als Ver- edlungs-Objekt die rnit reichlich besetzten Knollen- spitzen von auffallend roth-, blau- oder schwiirzlich- gefärbten Sorten, und zwar besonders dreier aus Chili bezogenen, der späteren Carmota mit länglichen dunkelblauen, der Magna nigra mit runden schwärz- lichen und der Nalkos-Kartoffel mit verhältniäsmässig langen, leuchtend-rothen Knollen. Die Veredlung ■wurde genau so ausgeführt, wie sie vorgeschrieben war, indem zwei gleich starke Knollen quer durch- schnitten, von der Unterlage alle Augen sorgsam entfernt, beide Theile durch Bast aneinander gebun- den, in Erde gesetzt und bis zum Austreiben in ein Mistbeet gestellt wurden. Nachdem sich die Triebe entwickelt hatten, untersuchte ich einige der Knol- len, um zu sehen, ob ein Verwachsen stattgefunden habe. Eine eigentliche Verwachsung konnte kaum bemerkt werden , sondern die Schnitte erschienen mehr aneinander geklebt zu sein. . Als ich im Herbst die Knollen herausnahm, fand ich mit xUisnahme zweier Stauden, an denen trotz des Ausstechens der Augen dennoch einige ge- trieben hatten und weisse Knollen trugen, nur die so ausgezeichnet gefärbten Knollen der auf die weissen Kartoffeln veredelten Sorten, ohne dass ir- gend eine Veräuderung der Farbe wahrgenommen werden konnte; ebenso wenig hatten die ausge- breiteten, niederliegendcn Stengel auch nur an- näherungsweise den aufrechten, einfachen Wuchs der Viktoria- und Secbswochen - Kartoffel auce- nommen. Würden sich durch Veredlung die Eigenschaften der Unterlage auf das Edelreis übertragen, so sollte man meinen, dass die Färbung der Knollen und die Wuchsform der Stengel doch ebenso gut, wie etwa die Vermehrung des Mehlgehaltes oder das frühere Reifen, eine Umwandlung erleiden müssten, was aber im vorliegenden Falle nicht bemerkt wor- den ist. Dass bei Pfropfungen keine Wechselwirkung zwischen Unterlage und Pfropfreis stattfindet hin- sichtlich der Umwandlung der Art oder Sorte durch vom anderen Theile entnommene Eigenschaften, er- sieht man auch daraus, dass sowohl die Unterlage, ■wie der aufgepfropfte Theil, in ihrer Eindenbildung konstant bleiben. Pfropft man Arbutus Andrachne, dessen Rinde sich alljährlich, wie bei der Platane, ablöst, auf Arbutus Unedo, der eine rauhe, rissige, bleibende Rinde besitzt, so wird man selbst noch nach 20 bis 30 Jahren diese Eigenthünilichkeit bei- der Individuen bis zur Pfropfstelle streng geschieden finden. Ein Einfluss der Unterlage auf das darauf ge- setzte Kartoffelstück ist auch deshalb nicht gut denk- bar, weil die jungen Keime, sobald sie nur die Länge eines Viertelzolles erreicht haben, sogleich Wurzeln treiben und wenn sie in die Erde gelegt ■werden, alsdann nicht mehr aus der alten Knolle, sondern aus dieser ihre Nahrung entnehmen. Die Knolle dient hauptsächlich zur Erhaltung der Augen, oder wenn sich dieselben ausserhalb der Erde be- finden und sich weiter entwickeln, zur Ernährung derselben, was dadurch bewiesen wird, dass im Keller auskeimende Kartoffeln immer mehr an Mehlgehalt verlieren, während sich dieser länger darin erhält, wenn mau die Kartoffeln durch angemessene Trok- kenheit daran verhindert oder sie sehr zeitig ab- keimt. III, Ueber veredelte Nadelhölzer. Um seltnere Nadelhölzer, die sch^n'er aus Steck- \ lingen wachsen, zu vermehren, bedient man sich ; häufig des Veredeina oder Echtmachens*); derglei- j eben Individuen kann man fast in allen grösseren Koniferen - Sammlungen finden. Leider aber sind solche Exemplare, selbst wenn auch die geeignetsten Arten als Unterlagen benutzt wurden, immer nur von verhältnissmässig kurzer Dauer; auch wii'd der Wuchs in den meisten Fällen ein bei Weitem spär- licherer sein, was bei einzelnen raschwüchsigen Ar- ten, z. B. bei Araucaria excelsa, abgesehen von der grösseren Hinfälligkeit, für Gartenfreunde, die nicht ! im Besitz sehr hoher Gewächshäuser sind, als eine ! Annehmlichkeit erscheinen könnte. Als ein empfind- licher Verlust aber ist es zu betrachten, wenn man eine, ihrer Höhe halber sehr gut zu beherbergende Pflanze, weil sie echt gemacht ist, plötzlich ver- liert. In den meisten Fällen hält das Wachsthum der Unterlage (des Grundstammes) mit dem darauf ge- setzten Reise nicht gleichen Schritt; entweder bleibt sie, wie es in den meisten Fällen geschieht, dünner oder verdickt sich zu stark. *) Da bei der Operation, wenn zwei Individuen durch das Verwachsen der Rinde mit einander verbunden werden, ein 'Ver- edeln, also eine Verbesserung, des auf den Grundstamm gesetz- { ten Objektes streng genommen nicht stattfindet, indem weder dieser , noch das darauf gesetzte Reis eine Umwandlung erlei- det, so halte ich den alten Ausdruck zur Bezeichnung einer solchen Operation: ., Echtmachen", viel besser, als Veredeln, Pfropfeu und Impfen. 371 Bleibt die Unterlage im Waclistbume zurück, ■was das Gefährlichste ist, so wird dem oberii edlem Theile der Pflanze nicht hinreichend Saft und Nah- rung zugeführt; eine Zeitlang wächst die Pflanze vielleicht sehr kräftig, plötzlich aber lässt das Wachs- thum nach und noch plützlicher tritt oft der Tod durch Abmagern und Vertrocknen ein. Zum Beweise wurde im Vereine Piuus Coulteri auf P. sylvestris, Cupressus Lawsoni und C. exeelsa , wahrscheinlich auf Juniperus virginiaiia echt gemacht, vorgelegt. Bei diesen sali man sehr deutlich, wie bedeutend der Grundstamm im Wachsthume zurückgeblieben, wie sehr sich bei C. exeelsa der über der Pfropfstelle befindliehe Theil verdickt hatte. Da nun die Unter- lage aus Mangel an Saft oder durch Trägwüchsig- keit oft dünner bleibt, als der obere Theil, so sind solche Exemplare auch leicht dem Umbrechen aus- gesetzt und können selten ohne einen Stab stellen. Die meisten Pinus-Arten bilden, wie auch hier bei P. Coulteri, einen dicken V\uilst. Hooibrenk in Wien beliauptete früher, dass echt gemachte Koni- feren, mit der Pfropfstelle in die Erde gebracht, aus der Wulst Wurzeln treiben, was mir jedoch niemals hat gelingen wollen. IV. lieber Feinde der Nadelhölzer, In Folge einer sehr schätzenswerthen Jlittheilung des Dr. C. Bolle in No. 39 unserer W^ochenschrift über den Kiefernkäfer (Pinc-beetlc der Engländer), seheinen mir die in England beobachteten, den Pi- nus-Arten schädlichen Käfer zwei oder mehr ver- schiedenen Arten anzugehören, tlylesinus (Hylurgus) piniperda greift als Larve den Gipfeltrieb des Haupt- stammes oder der Seitenäste an und macht sich durch einen an der Seite des jungen Triebes am Bohrloche befindlichen weissen Herztrichter bemerk- bar; in Folge der Zerstörung des Markes geht der ergriffene Trieb ein. Der Käfer legt seine Eier unter der Rinde des Baumes ab, entwickelt sich dort und geht erst später in die Gipfeltriebe. Da- hingegen ist die Beschädigung der Rinde anderen Käferarten, besonders Bostrichus bidens und Laricis, sowie Hylesinus ater und angustatus, zuzuschreiben; auch Bostrichus typographus und Annbium nigrum beschädigen die Kiefern. Diese Käferarten greifen niemals Wurzcltriebc an , sondern leben familienweise unter der Rinde, indem sie von einem Hauptunkte aus sich mehre Gänge fressen. Die kleineu Löcherchen in der Rinde erscheinen erst nach dem Ausfliegen der Käfer, indem sie sich von innen nach aussen hin- durchfressen. Unbezweifelt aber sind es sowohl bei diesen Käfern , sogenannten kleinen Borkenkäfern, wie auch bei Hylesinus piniperda, die Larven, nicht aber die Käfer, welche die Verheerungen anrichten. Als Vertilgungsmittel findet man in Ratzeburg's ^Waldverdcrber" ein empfehlenswerthes Mittel, wel- ches darin besteht, dass man Anfangs Mai, sobald der Saft in die Kiefern getreten ist, 4 bis 5 Fuss lange, 1 — 2 Zoll dicke Stangen oder Knüppel hori- zontal in die Erde legt und 1 — 1^ Zoll mit Erde bedeckt, das eine Ende aber 2 bis 3 Zoll aus dem Boden hervorragen lässt, um die Knüppel leicht wieder auffinden zu können. Li diesen Knüppeln pflegen die Käfer, welche auch die horizontal unter dem Boden hinlaufenden Wurzeln angreifen , ihre Brut gern abzulegen. Ln Juni werden die Knüppel revidirt und die mit Brut versehenen verbrannt. Um junge Pflänzlinge gegen die Augriffe dieser Käfer zu schützen, soll man sie beim Pflanzen in Lehmbrei bis zur halben Plöhe des Stammes tau- chen; der Lehm bildet eine Kruste und verhindert die Käfer ihre Eier abzulegen. Gegen Plylesinus piniperda scheint kein Vertilgungsraittel bekannt zu sein; glücklicher Weise scheint er seltner in Menge vorzukommen. (S. Ratzeburg's „Wald verderber" p. 59—60 und 88—93). Viel häufiger hingegen habe ich ein anderes In- sekt, welches zu den Schmetterlingen (Wicklern) gehört, gefunden ; es ist die Tortrix Bouliana. Der Schmetterling fliegt im Juni und Anfang Juli aus und legt seine Eier an den Triebknospen ab, aus denen gegen den Herbst die Raupen aussehlüpfen, welche in den Knospen überwintern , vorher aber dieselben mit Harz bekleben. Sobald sich die Knos- pen zu Trieben entwickeln, frisst die Raupe daa j\Iark derselben aus, in Folge dessen jene sich oft krümmen, abbrechen, oder auch wohl gar vertrock- nen; eine Raupe zerstört bisweilen einige Triebe. Eine Vertilgung ist nur dadurch möglich, dass man die sich durch Krümmen oder Vertrocknen bemerk- lich machenden Zweige abschneidet und verbrennt, um die Vermehrung des Insekts zu verhindern. Ausser diesem Wickler sind es noch zwei andere: Tortrix turionuin, der ebenfalls die Triebe ausfrisst, und T. reainana, der sich unter den Quirlen an- setzt. (S. Ratzeburg's „Wald verderber" p. 67.) Die Gattung Chermes, und zwar Gh. Abietis, gehört zu den Läusen und bildet an den jungen Spitzen der Tannenarteu zapfeiiähnliche Gallen, wo- durch die Bäume oft sehr mituciiommen und kahl werden. Eine Vertilgung wird nur dadurch er- zielt, dass man diese Gallen abbrechen und ver- graben lässt. (Siehe Ratzeburg's „Waldverder- ber" pag. 427.) 372 Streiffif^ter im c^eöietc Des cgartenöttucs. Vom Garten-Inspektor Gaerdt. (Schluss.) lu seinen Bestrebungen hat der Verein sich na- mentlich der Unterstützung zweier Staats -Institute zu erfreuen, welche mit Konsequenz und ununter- brochener Kraft für die Sache des Vereines, für das Gesammt-Gartcnwesen in den Ausstellungen wirken. Das eine dieser Institute ist der botanische CTar- ten, das andere der Universitäts-Garten. Die Ausstellungen zu beleben, ihnen in wissenschaftlicher Weise zu nützen, geht der botanische Garten mit hoch anzuerkennendem Beispiele voran, und zwar vom Entstehen des Vereines bis zur Stunde. Wech- selten auch die Personen, so blieb der Geist des Strebens für die Vereinszwecke doch derselbe, denn schon Otto, der frühere technische Dirigent dieses Instituts, hat jederzeit durch reiche Pflanzenschätze den Reiz der Ausstellungen zu erhöhen gewusst. Boucht;, bereits länger denn ein Vierteljahrhundert die ehrenvolle Dirigentenstelle dieses Gartens beklei- dend, hat in noch ausgedehnterer Weise den Ver- einszwecken seine Theilnahme zugewendet. Ohne die Betheiligung von dieser Seite her, ohne Eintritt der reichen Pflauzensamnilung des botanischen Gar- tens, hätten öfter die Ausstellungen eines Theils ihrer Grösse, wie ihrer Mannigfaltigkeit, entbehren müssen. Dem botanischen Garten würdig zur Seite im Wirken steht der Universitäts-Garten. Auf einem an imd für sich nur kleinen Räume sucht sein tech- nischer Dirigent Sauer, ausser den Obliegenheiten für die Wissenschaft, auch im Gebiete der Aesthe- tik sowohl, wie der praktischen Pflanzenpflege, für die Ausstellungen thätig zu sein. Malerisch, ja ideal ein harmonisch-tropisches Bild darstellend, waren stets die Gruppen Sauer's seiner Zeit im Akademie-Gebäude, und sind nicht ausser- dem dessen Kulturen und Züchtungen der Hellebo- rus Zeugnisse des Fleisses und der Ausdauer? Eivalisirend neben den erwähnten Instituten und Gärten wurden die Ausstellungen gefördert auch von Seiten intelligenter Handels - Etablissements, durch die Pflanzenschätze der Luxusgärten reicher Priva- ten. Selbstverständlich ist die grössere oder gerin- gere Betheiligung von diesen Seiten her abhängig, einmal von der vielseitigen oder speziellen Liebha- berei, dann von gewissen Konjunkturen, ja schliesslich auch von dem allgemeinen Interesse; denn des letz- teren wegen musste bereits mancher Garten geop- fert werden. Wenn daher ehedem unter den ge- werblichen Gärten die Namen: F. J. Bouchö, Deppe, Limprecht, Faust u. m. a. glänzten, zur Zeit nicht mehr, so ist es bekannt, dass zum Theil die Träger dieser Firmen nicht mehr unter uns wei- len , oder andererseits die Gärten ihre Pracht und ihren Blütheuschmuck opfern inussten zu Gunsten anderer gewerblichen Unternehmungen oder Strassen. Man würde sich indessen sicherlich irren, wollte man demzufolge auf Abnahme des Interesses schlicssen; im Gegenthell kann zur Ehre des Gartenweseus be- richtet werden, dass der einmal angeregte Geist für^ die Ausstellungen und die Anerkennung der Nütz- lichkeit derselben in's Fleisch und Blut der Gärtner eingedrungen ist. Andere Geschlechter, neue Gene- rationen, treten mit frischen, jugendlichen Kräften ein und tragen dem Zeitgeiste Rechnung. Mit den verklungenen Geschlechtern und Personen sind gleich- sam manche Pflanzengeschlechter vom Schauplatze mehr und mehr zurückgetreten. Während früher die Eriken Beuche's, die vorzüglich kultivirten Marktpflanzen, wie Pelargonien, Reseda's, Ilahnen- kämme von Limprecht, die Georginen, poutischen und indischen Azaleen, Anemonen von Deppe u. a. ni. beliebte Pflanzen waren und oft reichlich, fast im Uebermffsse, die Ausstellungen füllten, er- scheinen jetzt andere, prunkreichcre Pflanzengattun- gen, welche theils durch Blüthenpracht, theils durch Blattformation und Kolorit, ebenso dem herrschenden Geschmack mehr entsprechen und viel verwendbarer sind. So z. B. leuchten jetzt die in Farben und Formen so mannigfach nüancirende Rittersterne (Araarvllis) und indischen Azaleen Hoffmann's, die reich und dankbar blühenden Hybriden der Al- penrosen aus den Gärten Lackner 's und Späth's. Und sah man früher je die Sammlungen von Orchi- deen, wie jetzt? Die schönen Formen von Gyclamen persicum, wie sie von verschiedenen Züchtern nun erscheinen? In dieser Weise Hessen sich noch viele ähnliche Beispiele anführen. Die Annalen des Vereines geben ferner Zeug- niss von der unerschütterlichen Ausdauer einzelner gewerblicher Gärten , w-elche vom Beginn des Ver- eines bei den ersten Ausstellungen wie heute mit gleicher Opferfreudigkeit für die Sache thätig waren. Obenan steht hier der Name L. Mathieu. Er suchte in dekorativer Richtung für die zur Geltung kommenden Blattpflanzen zu wirken, wie auch durch Einführung neuer Arten das Interesse der Ausstel- lungen zu fesseln. Seinen Bemühungen nach letz- terer Seite hin verdanken wir die beiden herrlichen Marantaceen: Phryniura Warszewiczii und mieans; und noch heute wird in deiuselbeu Geiste für För- derung gewirkt und gescbaÖen. Zur Zeit, als auf Anregung des Vereines die Schaupflanzen, die Kulturen einzelner Prachtexem- plare ein Gegenstand besonderer Pflege wurden, war es namentlich unter den Ilandelsgärtnern J. Allard, der sich die mühevollere Kultur der Eriken erkor 37^ und, Meisterhaftes darin leistend, die Ausstellungen schmückte. Jene Prachtstücke sehen ^vir jetzt nicht mehr, dagegen aber Gruppen verschiedener Blatt- pflanzen und Orchideen aus dem A 1 1 a r d 'scIien Garten. Im Schaffen gewisser Glanzpunkte stehen die leider den Wechselfällen nur zu sehr unterworfenen Luxusgärteu obenan. Dieses rasche Kmporsteigen und Zurücktreten entsteht theils durch Wechsel oder Aufgabe der Liebhaberei, oder, was am öfter- sten eintritt: der Tod verwaist die schönsten Para- diese, verändert in wenigen llonden Alles. Aus der einen oder aus den anderen der erwähnten Ursachen haben wir nicht mehr Veranlassung zu bewundern die Pflanzenschätze Westphal's, HaenePs, Cas- par's; es erregen nicht mehr Sensation die Schau- pflauzen des Daueel'schen und des Nauen'schen Gartens. So sehr der Rücktritt, resp. das gänzliche Auf- geben solcher Gärten, welche der Ausstcllungssache wesentliche Dienste leisteten, zu beklagen bleibt, so steht doch die Thatsache fest, dass im Ganzen die weitere Entwickeluiig des Gartenwesens keine Stö- rungen erleidet, keine Lücken herbeiführt, denn in Stelle der Ausscheidenden treten stets andere kunst- sinnige Gartenbesitzer, und zwar sich interessanten Kulturen zuwendend, ein, so dass die Ausstellungen in allen Beziehungen einen immerwährenden Fort- schritt erkennen lassen. Es bilden beispielsweise jetzt die Orchideen der Eeichcuh eim'schcn Gärten einen Glanzpunkt, sowohl in der Blüthenmanuigfaltigkeit, wie als Beleg einei^ fortschreitend höheren Kultur. In gleicher Weise Anspruch auf Kulturvollkonnnen- heit machend, erscheinen die Pflanzen aus dem Ra'- ven^'schen, wie aus dem Pflug'schen Garten. Fernere Verdienste um die Ausstellungen und um Pflanzenkultur überhaupt haben sich besondei-s aus diesem Kreise noch zwei Gärten erworben. Seit einer Reihe von Jahren als eifrige Förderer des Gartenwesen» bekannt, stehen in der Geschichte der Gärten: der Garten v. Deeker's und Dannenber- ger's. Wer erinnert sich nicht gern der reichen Gruppen, der Einführungen neuer Pahnen, der Kul- turen der blauen und dreifarbigen Troj)aeolum's, der Epakris u. s. w. aus dem erstgenannten Garten? Und welche Anzahl der allervorzUgliciisten Kultur- pflanzen, der Einführungen vieler blumistisch-werth- volleu Gewächse verdanken wir nicht dem kleinsten der Luxusgärten im Sinne der Pflanzenkultur, dem Garten Dann enberger's? Es gibt dieser Garten den schlagendsten Beweis, dass auch auf kleinem Kaumc Grosses geschaffen werden kann. Alle die hier gemachten Skizzen über die Zwecke, Erfolge, überliaujjt über die Bedeutungen und mehrseitigen Nützlichkeiten der Ausstellungen, über die vielfachen Betheiligungen von Seiten der Gartenbesitzer, der Gärtner aus allen Kreisen, ma- chen keineswegs Ansprüche auf Ausführlichkeit, sondern sollen nur dazu dienen, weiterem Einblick in's Gartenwesen zur Seite stehen zu können. Es bliebe nun noch eine Frage, speziell den Gartenbau- Verein betreffend, zu erörtern übrig: Könnten nicht noch in Anbetracht der vielen Gärtner, welche in Berlin und dessen Umgegend leben, der Gärten und Pflanzensammlungen, die gepflegt werden, die Aus- stellungen vielseitiger und grösser sein? Jedermann, dessen Beruf im Kreise des Gartenwesens liegt oder demselben nahesteht, wird erkennen und einräumen, dass nicht nur Vieles anders sein könnte, sondern auch sein müsste. Und fragt man, was ist die Ur- sache? Ein Grundübel besteht in der Zersplitterung der gärtnerischen Kräfte in der Planier, möglichst viele Vereinchen zu bilden, die schliesslich zerfallen, nachdem sie der guten Sache mehr Schaden zuge- fügt, als Nutzen gebracht haben. Eine grössere le- bensfähige Körperschaft zu bilden oder -sich solcher anzuschliessen, scheint uns dagegen ein sicheres He- bungsmittel zu sein, zumal wenn damit zugleich eine allgemeine Betheiligung stattfindet. Leider ist letz- teres nicht immer der Fall , imd zwar in Folge eines gänzlichen Verkennens der Sache selbst, oder was noch mehr zu beklagen bleibt, aus purer Lau- heit und Bequemlichkeit. Unserem Erachten nach hat jeder Gärtner, gleichviel welche Stellung ihm auverti'aut ist, nächst seinen Berufs- Obliegenheiten auch die moralische Verpflichtung, nach seinen Kräften zur Hebung und Vervollkommnung des Gartenwesens sein Scherfleiu beizutragen. Wenn nun dem entsprechend alle Gärt- ner, jeder in seiner Sphäre, bemüht wären, diesen Pflichten zu genügen, — welche Resultate müssten dann erzielt werden? Berufs- und Lebensstellung aller vom Glücke begünstigten Gärtner erfordert sogar eine lebhafte Betliciligung an dem Beförde- rungswerke, ein reges Interesse an dem Garteubau. Und nichts ist leichter, als die Erfüllung dieser Pflicht. Wollten aber Gärtner Lauheit und Unthä- tigkeit damit zu entschuldigen, zu verdecken suchen, indem sie sagen, es fehle ihnen an geeigneten Oert- lichkeiten, an neuen Pflanzen u. s. w., so würden sie damit die Unwissenheit ihrer Pflanzenkenntnisse vcr- rathen, sieh ein beklagenswerthcs Zeugniss ausstel- len, was unter allen Umständen verwerflich bleibt. Zwei Gebiete sind es, die jedem Gärtner zum Betriebe offen stehen, in denen sich jeder nützlich machen kann : Kulturen und Züchtungen. Da nun die Ausstellungen grade dazu dienen, Leistungen und alle Fortschritte zur würdigen Anerkennung gelangen zu lassen, so bleibt für den denkenden Gärtner ein weites Feld. Mannigfaltigkeiten er- 374 wecken Reize, bieten Anziehungspunkte für Jeder- mann. Wollte man beispielsweise jede Ausstellung einzig und allein aus einer oder wenigen Familien formirei), so würde dies allerdings höchst interessant sein und ein anziehendes Bild darstellen; allein es würde damit den allgemeinen vielseitigen Bedürf- nissen nicht Rechnung getragen, dem Gartenwesen nur einseitige Dienste geleistet werden. Von der vollendetsten phanerogamischen Pflanze bis zum nie- drigsten kryptogainischen Gewächse gibt es einen weiten Spielraum. Wem die Gelegenheit abgeschnit- ten Ist, Palmen, Orchideen und ähnliche Gewächse zu kultiviren, der befasse sich mit andern Pflanzen, denn ausser diesen Glashaus-Gewächsen gibt es ja eine grosse Anzahl Pflanzen des freien Landes, die durch gesteigerte Kulturen nie geahnte Vollkommen- heit erlangen. Viele Arten unserer deutschen Flora würden durch Pflege neue Garnituren des Gartenschmuckes liefern. Und würden schliesslich derartige Pflanzen eben dadurch, dass sie in den prunkvollen Gärten der Reichen , wie in den bescheidenen Miniatur- gärtehen des weniger Bemittelten, eine Zierde bilden, nicht ein bei Weitem bleibendes Interesse erlangen und mehr Freunde und Verehrer finden, als wie der eigenthümliche Fremdling der Tropen Bewun- derer? Es ist bereits auf die internationalen Ausstellun- gen im Bereiche des Gartenwesens hingewiesen wor- den. Die Aufeinanderfolge mehrer derartiger Aus- stellungen haben die Bedeutung derselben vollstän- dig konstatirt, ebenso die Wiederholungen ausser aller Frage gesetzt. Bekanntlich nach dem Vorgänge von Mainz, wo, zur Ehre des dortigen Gartenbau -Vereines sei es hervorgehoben, die erste derartige Ausstellung 1863 stattfand und wohl meist den Bemühungen des Prä- sidenten jenes Vereines, Humann, zu verdanken war, folgte Brüssel 1864, Amsterdam 1865, Lon- don 1866, Paris 1867, Gent 1868, Petersburg und Hamburg 1869. Zwischen allen diesen florirte die deutsche allgemeine Ausstellung von Gartenerzeug- nissen in Erfurt im Jahre 1865, eine Ausstellung, die zum Ruhme des deutschen Gartenbaues sich allen internationalen würdig zur Seite stellt, eine Ausstellung, mit deren Lislebenrufen, mit deren glänzenden Erfolgen der Name Jühlke eng ver- knüpft ist. Noch in frischester Erinnerung mit allen Glanz- punkten, mit mannigfachen Belehrungen, aber auch mit einer grossen Anzahl theils recht stark markir- ter Mängel ist die kürzlich geschlossene internatio- nale Ausstellung in Hamburg. In Bezug ihrer aus- gestellten Produkte, in Bezug ihrer Territorial-Aus- dehnung übertrifft sie alle ihre Vorgängerinnen bei Weitem; sie war, wie Dr. Merk bei der Eröff- nung in seiner Rede hervorhob, eine internationale Gartenbau- Ausstellung. Bei v.-eiterer Inaussichtnahme derartiger interna- tionaler Unternehmungen entsteht die Frage: ^Trägt eine so weit ausgedehnte Ausstellung auch einen der Grösse entsprechenden Nutzen?" Wir glauben her- vorheben zu müssen, dass die Ausdehnung durchaus nicht massgebend ist, darnach Werth und allgemeine Nützlichkeit zu bestimmen, sondern dass Werth und Nützlichkeit nur zu bemessen sind nach den aus- gestellten Individuen, sowie nach der Art ihrer ästhetischen Anordnung oder praktischen Aufstel- lung. Im Interesse des Gartenwesens liegt es, die Aufgabe aller Garteubau -Ausstellungen bleibt es. Gewicht auf Nützlichkeit und Aesthetik zu legen und niemals der Ueberfüllung sich zuzuwenden. Es ist allerdings sehr schwierig, bei grossen internatio- nalen Ausstellungen der Ueberfüllung zu steuern. Beim Entwürfe des Programmes sollten stets die Resultate der vorangegangenen Ausstellungen in Betracht gezogen und alle glänzend gelösten Auf- gaben gründlich erwogen werden. Ob und inwie- weit diese Stützpunkte dem Programme der Ham- burger Ausstellung zu Grunde gelegt worden sind, resp. Berücksichtigung gefunden haben, wäre zu er- örtern jetzt zu spät; indessen das möchte unzwei- felhaft feststehen, dass der Nutzen der Ausstellung im Vergleich zu dem Umfange derselben gering sein wird. Mau wird beipflichten müssen, dass sie aus dem Kreise des Leicht-Uebersichtlichen heraus- getreten war und unbequeme Dimensionen ange- nommen hatte. Die Masse des zu bewältigenden Materiales war zu gross. Vergleicht und erwägt mau ferner die Masse des Materials; erwägt man, dass die Dauer und Schönheit der ausgestellten Pflanzen mit jedem Tage Veränderungen erleidet, ja rapide abnimmt; erwägt man die zur vollständigen Orien- tirung erforderliche Zeit, so stellen sich auch hier gewaltige Missverhältnisse des zu Grossen heraus. Es ist gar nicht zu verkennen, dass die Ausstellung ganz vorzügliche Leistungen aufzuweisen hatte, und wären diese Exquisiten aus den verschiedenen Fä- chern des Garten Wesens zu einer zweckmässigen Vereinigung gebracht worden, es wäre ohne Zweifel nicht nur eine vielfach musterhaftere Ausstellung ge- wesen, sondern durch Uebersicht auch eine der be- lehrendsten geworden. So aber, nur um einen all- gemeinen Ueberblick über die verschiedensten Ge- genstände zu erhalten, absorbirtc die Ausdehnung selbst dem sachkundigen Pflanzenfreunde, dem Fach- manne, einen beträchtlichen Theil der Zeit, welche dem speziellen Eingehen auf einzelne Zweige ent- zogen werden mussten. Wenn also schon erschwe- rend und kraftzersplitternd für den Fachmann, um 375 ■wie viel mehr wird sich nicht der Uebelstaiul der Ausüehmmg fühlbar gemacht haben bei dem weni- ger bewanderten Laien? Ausstellungen sind nicht nur für Sachkundige und Fachmänner, sie sind es im gleichen Masse auch für das grosse Publikum. Wessen Zeit aus dem Kreise des letzteren bemessen ist, einen nur einmaligen Besuch gestattet, wird der recht viel Belehrung gesammelt und nach Hause getragen haben? Indessen in vielfachen Beziehungen •wird sich die internationale Gartenbau -Ausstellung Hamburg's allen ihren historisch gewordenen Vor- gängerinnen auschliessen können. Sie' veranlasste, wie die erstem, einen reichen Zusamraenstrom sach- imd fachkundiger Männer aus allen Ländern; sie wird vielfach Veranlassung zu neuen geschäftlichen Anknüpfungspunkten gegeben, sie wird auch den Wünschen der Freundschaft Eechnnng getragen haben. So sehr die Wiederholungen internationaler Gartenbau-Ausstellungen Bedürfniss geworden sind, so sehr entsteht die Frage, ob es rathsam sein dürfte, fernerhin die Ausdehnungen zu steigern, oder ob eine gewisse Begrenzung zweckmässiger erscheint? Unserem Erachten nach noch grössere Ausdehnung geben zu wollen, als die, welche in Hamburg er- reicht war, ist vielfach bedenklich; bedenklich ein- mal in Bezug der von ihr in Anspruch nehmenden, zu beschaffenden Mittel, bedenklich in Bezug voll- ständig geeigneter Terrain -Verhältnisse, am alier- bedenklichsten aber in Bezug der bereits erörterten i^ützlichkeit. Es treten daher alle diese Thatsachen und Er- eignisse mahnend zu Erwägungen an uns heran, denn unter den auserwählten Städten, welche zu- nächst die Frage der internationalen Gartenbau- Ausstellung in den Bereich der Berathuug zu ziehen haben, steht die norddeutscheMetropole obenan. Allein soll eine derartige Ausstellung der Nation, dem Staate, der Stadt und der Gesellschaft, die sie iu's Leben zu setzen bemüht sein muss, dem Vereine, der sie zu dirigircn berufen ist, zum Ruhme ge- reichen, soll sie zugleich die Litelligonz der inncrn Gartenkunst repräsentiren, soll sie dem praktischen Leben Rechnung tragen, demnach im Gewände eines edlen ästhetischen Charakters erscheinen: so muss zu ernstlichen Prüfungen aller betheiligten Faktoren, aller obwaltenden Verhältnisse geschritten werden. Gemeinsames Streben, allseitige Bcthcili- gung, rege Thätigkeit und vor Allem fester Wille sind erforderlich für internationales Streben. Nur mit vereinten Kräften sind glänzende Erfolge zu erzielen, nicht durch Lauheit und Indiffcrenti.-mu^. Beides sind üebelstände, welche die Bestrebungen lähmen und untergraben. Wie Alles sich nach einem gewissen Kreisläufe verjüngt, so wird hoffentlich auch hier nach langer Ebbe die Fluth des Wirkens und des Schattens ein- treten. An Begeisterung und Liebe für die Garteu- kunst an einflussreichen Stellen, welche die sichern Bürgen dafür sind, fehlt es nicht. Doch sei auch der praktische Gärtner jetzt schon thätig, um zur Zeit die Produkte seines Fleisses glänzen lassen zu können! A. Leroy, Dicdoiiiiaire de Pomologie. Tom. II. Der zweite Band des bereits von uns vor zwei Jahren besprochenen pomologischen Wörterbuches von A. Leroy liegt uns vor. Damit ist ein wich- tiger Abschnitt in der Pomologie, der die Beschrei- bung der Birnen enthält, abgeschlossen und wir ha- ben ein Ganzes, eine Monographie der Birnen. Er schliesst sich genau, wie man sich auch gar nicht anders denken kann, dem ersten Bande an und gibt weiter die Reihenfolge der Birnen in alphabetischer Ordnung, doch so, dass auch die Synonyme, und zwar mit Hinweisung auf die Art, eingereiht sind. Da einige dabei vergessen wurden, so hat der Ver- fasser nachträglich in einem besonderen Verzeich- nisse am Schlüsse des Werkes diese übersehenen Synonyme ebenfalls in alphabetischer Reihenfolge uacliKeliefert, so dass Jedermann hinsichtlich des Werthes des Namens sich vollständig belehren kajin. Wie die sonstige Einrichtung des Werkes ist, wurde bereits bei der Ankündigung des ersten Ban- des im 10. Jahrgange der Wochenschrift eingehend mitgetheilt (S. ob'J). Auf die ausführliche Synony- mie folgt die Beschreibung des Baumes und dann die der Frucht, die Reifzeit und die Güte derselben. Das Geschichtliche über Entstehung der Sorte macht den Schlus^. Die Einrichtung ist demnach ziemlich dieselbe, wie sie in dem illustrirteu Ilandbuche der Obstkunde von Jahn, Lucas und Oberdieck ge- geben wurde; auch der Längsdurclischnitt der jedes- maligen Frucht ist vorhanden. An Genauigkeit und Schärfe möchten wir die Längsdurchschnittc von Leroy unbedingt denen des illustrirteu Handbuches vorziehen. Wir billigen auch, dass die Zeichnung des Kernhauses im crstercn weg- gelassen wurde. So viel Wcrth wir auch sonst auf das Kernhaus legen, so schaden doch oberflächliche Durchschnitte, wie sie im illuslrirten Haudbuchc ge- geben sind, weit mehr, als dass sie nützen. Die Höhlung vom Kelche der Birn bis zur Basis des Kernhauses und die Form dieses selbst ist für die systematische Pomologie von ausserordentlichstcm Werthe, wenn der Durchschnitt genau und schcma- 376 tisirt gezeichnet ■svird. Dazu reiclit es aber keines- wegs aus, dass man die erste beste Frucht der Länge nach durchschneidet und das Kernhaus mit der Kelchliöhle im Durchschnitte wiedergibt; dazu gehört, dass man sich längere Zeit schon, und zwar vergleichend, mit solchen Durchschnitten beschäftigt hat und genau weiss, was die charakteristischen Merk- male sind, auf die es bei der Züchtung ankommt. ]\lit vergleichenden Untersuchungen der Birnen ha- ben wir uns leider bis jetzt noch nicht in der Weise beschäftigt, um die Aufmerksamkeit der Po- mologen auf die bestimmten Punkte lenken zu kön- nen; wir vermeiden deshalb auch, etwa einige Fin- gerzeige zu geben. Anders verhält es sich mit den Aepfeln, mit denen wir uns zu diesem Zwecke Jahre lang beschäftigten, um auch schliesslich zu einigen Resultaten zu gelangen. Hoifentlich wird uns noch einmal die nöthige Müsse und Zeit gebo- ten, um jene nach Vervollständigung der Unter- suchungen der Oeffentlichkeit zu übergeben. Wir haben schon mehrmals uns dahin ausgespro- chen, dass viele, mau mochte sagen, die meisten Pomo- logen nicht auf dem wissenschaftlichen Standpunkte stehen, auf dem sie sich befinden sollten. Beschrei- bungen einzelner Früchte, wie sie gewöhnlich ohne alle Vergleichungen und genaue Untersuchungen gemacht werden, führen zu keinem Resultate. Ent- wickclungsgeschiehten, wenigstens vom Fruchtknoten in der Knospe bis zur reifen Frucht, sind oft noth- wendig, um eine klare Einsicht zu erhalten. Alphabetische Aufzählungen mögen ihren prak- tischen Nutzen haben, zu einer Erkennung der Früchte thun sie gar nichts. Darin liegen grade die grossen Verdienste des Dr. Lucas, dass er stets bemüht war, von den Früchten Gleiches zu Glei- chem zu stellen und nach Prinzipien zu verfah- ren. Seine Zusammenstellung der Aepfel ist un- bedingt das Beste der Art, was wir besitzen, wenn wir auch sehr wünschten, dass er dabei etwas tiefer in das Wesen der Frucht eingedrungen wäre und nicht allein auf die fertige Frucht den ganzen Werth gelegt, sondern sich dabei auch um die volle Ent- wicklung der Frucht bekümmert hätte. Wenn wir im Dictionnaire von Leroy den Längsdurchschuitten den Vorzug vor denen des illu- strirten Handbuches geben, so haben die bildlichen Darstellungen des letzteren deshalb wiederum einen Vorzug, dass der Umriss der Blätter ebenfalls zum grossen Theil wiedergegeben ist. Der leider viel zu früh verstorbene Jahn in Meiningen, ohne Zweifel der beste Birnkenner, wusste den hohen Werth der Birnblätter zur diagnostischen Bezeich- nung der einzelnen Sorten zu schätzen; dass Le- roy die Form der Blätter nicht auch in Umrissen abgebildet hat, bedauern wir. Nicht weniger als 912 Sorten Birnen sind in dem Dictionnaire beschrieben. Frankreich ist das Land der Birnen; nirgends wird diese Frucht in ihrem Werthe so anerkannt, wie jenseits des Rheins. Bei uns gedeihen die Aepfel besser und deshalb wen- det man ihnen in Deutschland mehr Sorgfalt zu. Sehr viele der 912 Sorten Birnen sind bei uns noch völlig unbekannt. Bei dem Hange des Deutschen, Alles aus dem Auslande zu beziehen, wenn es dort nur angepriesen wird, ist ein Werk, das genauen Aufschluss gibt, von sehr grossem Werthe. Wir empfehlen es deshalb um so mehr, als es einen (für die Stärke des Buches und für die schöne Ausstat- tung) sehr niedrigen Preis besitzt. Dass Leroy gegen 100 Birnen, welche er in seinen grossen Baumschulen kultivirt, hier nicht aufgeführt hat, weil sie entweder wegen ihrer schlechten Qualität gar keine Verbreitung verdienen oder noch nicht hinlänglich erprobt und verglichen sind, ist nur zu billigen. Verlag vou B. F. Voigt iu Weimar: Wiiiterflor**! oder Anleitung zur -künstlichen Blumenzucht und Treibkultur in Glashäusern und Zimmern im Winter. Nebst Kulturaugabe und Beschreibung der schönsten, uaturgemäss im Winter blühenden Pflanzen. Von H. Jäger, Grossherzogl. Sachs. Hofgärtner. Dritte umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage. 1870. Elegant geheftet. — 27 Sgr. Vorräthig in allen Buchhandlungen. Im Verlage von Friedi-ich Fleischer in Leipzig ist erschienen : Die -MllOeet=ilreiöcrei in ihrem ganzen Umfange oder Anlage und Behand- lung der Mist- und Treibbeete, zur Erzielung früh- zeitiger und wohlschmeckender Gemüse und Früchte. Von Karl Borchers, Künigl. Hof-Garten-Inspektor etc. Zweite, neu bearbeitete und vermehrte Auflage, broch. Preis 20 Sgr. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Ziinmer-Strasse No. 91. Druck der C. Feister'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, WilhelmsPIatz No. 4. Wochenschrift des Vereines zur ßefdrdernng des Gartenbaues in den Königi. Prenssischen Staaten für Gärtnerei iiiid Pflaii%eiikiiiide. Redakteur : Professor Dr. Karl Kocht, General-Sekretair des Vereines. No. 48. Berlin, den 4. Dezember 1869. Preis des Jahrganges B^ Thlr., sowohl des bei Bezug deutseh - ö durch den Buchhandel, als auch sterreichischen Post- Vereines. franco durch alle Post-Anstalten Inhalt; Der botanische Garten in i/. Ämbroise Verschaffelt iinchen. in Gent — Allerlei ans der Gärtnerei und Pflanzenkunde. X. — . — Hamburger Preis-Vertheilung. Die Handelsgärtnerei von Ser öotonift^e Rauten in Minden. Wir Ilaben zwar vor 2 Jaliien nacli der offi- ziellen Beschreibung einen Bericht über den bota- nischen Garten in lliiuchen gegeben (s. 10. Jahrg. S. 295). Seitdem haben wir ihn in seiner neuen Einrichtung selbst in Augenschein genommen und es dürfte von Interesse sein, noch Einiges hinzuzu- fügen, wa-s damals nicht mitgetheilt wurde. Es war bei Gelegenheit unserer letzten Reise nach dem Süden im Spätsommer, wo wir uns auch einige Tage in llünchen aufhielten und auf diese Weise selbst im Stande waren, die Einrichtung und den Zustand des Gartens näher kennen zu lernen. Der Inspektor desselben, MaxKolb, war unser freund- licher Führer. Der botanische Garten in Slünchcn hat deslialb einen grossen Vortheil vor denen mancher anderer grosser Städte, dass er innerhalb der Stadt liegt, und zwar auf der Seite, wo man mit der Eisenbahn ankommt und wo .sich auch die rcnommirtestcn Gast- häuser vorfinden. Dieses mag auch hauptsächlich Ursache sein, dass er von Fremden und Einlicimi- schen viel besucht wird und man fast zu jeder Zeit Spaziergänger, welche an den schönen BInnien und Pflanzen Gefallen haben, darin findet. Es gilt die- ses vor Allem von dem grösseren Thcil von 8 Ta- gewerken*), der hinter dem grossen Industrie -Ge- bäude liegt und hauptsächlich die Stauden enthält. *) Der prcussische Morgen verhält sich zu dem bnyerisclien Tagewerk wie 1,0000 : 1,. 3345. So reich auch dieser grössere Theil au Stauden ist und gewiss manche für uns interessante Art dar- geboten hätte, so nahm doch der kleinere vor dem Industrie-Gebäude, aber seitlich gelegene Theil un- sere Aufmerksamkeit mehr in Anspruch, denn er enthielt die Gewächshäuser mit reichem Inhalte und ausserdem im Freien manche wichtige Pflanze. Hier fielen uns sogleich Indisch -chinesische Azaleen im freien Grund und Boden und im Winter nur von einer Laubmasse bedeckt auf. Trotzdem sie be- reits 8 Jahre auf derselben Stelle gestanden und jährlich eine Fülle von Blüthcn hervorgebracht hat- ten, boten sie kräftige und gesunde Pflanzen dar. München liegt zwar südlicher, als Berlin, aber auf einer kalten, zum Theil sehr sumpfigen Hoch- ebene, wo 18 bis 20 Grad Kälte im Winter keines- wegs eine Seltenheit sind und bisweilen auch ziem- lich lange anhalten können. Ebenso sind Stürme und kalte Winde für die Vegetation Münchens sehr un- angenehm. Obwohl Berlin und der grösste Theil Norddcutschland's unbedingt ein günstigeres Klima hat, so wagt man daselbst doch nicht, auf diese W'cise dergleichen Azaleen als Blüthensträucher des freien Landes zu kultiviren. Man überwintert sie nur bei Handclsgärtnern, wo man Massen zum Ver- kaufe heranzieht, im freien Boden von Laub bedeck- ter kalter Kästen. Da man ringsum von jMünchen keine ] Iaido- Erde findet, so ist Inspektor Max Kolb auch ge- zwungen, diese sich erst für seine Azaleen und an- dere Haidepflanzcn künstlicii aus der dortigen Moor- und Torf- Erde zu bereiten und ihr dieselben che- 48 378 mischen und physikalischen Eigenschaften, wodurch sich die natürHche Haide-Erde auszeichnet, zu ver- leihen. Dass die Pflanzen in dieser künstlichen Haide-Erde gut gedeihen, davon haben wir uns im botanischen Garten hinlänglich überzeugt. Da auch in anderen Städten oft sich mehr oder weniger Mangel an Haide - Erde fühlbar macht , so liegt es wohl im Interesse der gärtnerischen Wissenschaft, das Verfah.ren des Inspektor Max Kolb, welches er einschlägt, näher kennen zu lernen. Möchte der- selbe daher es bekannt machen ; wir unsererseits würden ihm gern die Spalten der Wochenschrift zu einer Veröffentlichung desselben zur Verfügung stellen. Wir kommen auf die Indisch-chinesischen Aza- leen im freien Lande zurück. Dass dergleichen Blüthensträucher einen grossen Schmuck unserer Gärten bilden würden, unterliegt wohl keinem Zwei- fel: Versuche damit wären deshalb auch im Norden Deutschlands wünschensweith. Auf jeden Fall hängt dabei viel von der Sorte ab, da die eine gegen unsere Witterungs-Verhältnisse empfindlicher als die andere sein möchte. Ferner ersuchen wir daher den Inspektor Kolb, da wir während unserer Anwesen- heit in München es vergessen hatten, ihn darnach zu fragen, uns nachträglich die Sorten zu nennen, welche er im botanischen Garten im Freien kulti- virt. Aber auch die Gärtner, welche Versuche an- stellen werden, möchten wir ersuchen, uns über ihre Erfolge Mittheilungen zu machen. Je grösser die Anzahl der Sorten von Azaleen ist, welche im Freien Anwendung finden können, um so beträcht- licher wird die Mannigfaltigkeit sein. Die Gewächshäuser des botanischen Gartens in München befanden sich sämmtlich in gutem Zu- stande und die Pflanzen gediehen in ihnen auf eine erfreuliche Weise. Viel trug nach unserer Ansicht neben der Sorgfalt und der guten Pflege, welche die Pflanzen erhalten, die vorzügliche Heizung bei, über die wir deshalb am Schlüsse dieses Artikels ausführlich sprechen werden. Diese vorzügliche Hei- zung kam auch bei den Pflanzen in dem kuppei- förmigen und gegen 60 Fuss hohen Palmenhause, in dem sich vor Allem Livistona oder Corjpha australis und Sabal Blackburnianum in sel- tener Schönheit und Frische befanden, zur vollen Geltung. Die ersterc besass (einschliesslich des Kü- bels) eine Höhe von 57 Fuss, erreichte demnach die Fenster der Kuppel. Der Stamm hatte einen Um- fang an der breiten Basis von 9 Fuss und verschmä- lerte sich von da ziemlich rasch. Ihr Alter soll 45 bis 50 Jahre betragen. 5 Mal stand sie bereits in Blüthe. Grossartig nahm sich daneben Sabal Blackbur- nianum aus, da seine langgestielten und im Durch- schnitt 7 Fuss im Durchmesser enthaltenden Blätter in grosser Menge vorhanden waren und einen ziem- lich grossen Raum in Anspruch nahmen. Inspektor Kolb gibt dieses rasche Wachsthum und das gute Aussehen seiner beiden Palmen nächst der vortheil- haften Heizung dem Zusätze von reiner Buchenasche schuld, welche er bei dem Vorpflanzen in grösserer Menge zusetzt. Er ist deshalb nicht gezwungen, oft umzusetzen, wobei Palmen stets mehr oder minder leiden. Bei dem letzten Umsetzen der Livistona australis wurden nicht weniger als 6 Schiebkarren dieser Buchenasche in der Weise benutzt, dass die Hälfte davon hauptsächlich im unteren Theil des Kübels, wohin die Wurzeln der Pflanze erst später gelangten, ausgebreitet wurde. Im Wasserhause war Victoria regia in einem schönen Exemplare vorhanden. Da neuerdings Man- cherlei über die Tragfähigkeit der Blätter genann- ter Pflanze mitgetheilt, auch von Seiten des bota- nischen Gartens in Berlin durch Inspektor Bon ch^ Versuche damit angestellt worden waren, so hatte auch Inspektor Kolb eine Vorrichtung angebracht, um die Tragfähigkeit des Viktoria- Blattes zu er- mitteln. Zu diesem Zwecke wurde ein Gerüst zur Auf- nahme eines krättigen Gartenjungen von 16 Jahren und von 114 Zollpfuud so angefertigt, dass ein rings um den Raud des Viktoriablattes gelegter Reif mit einem der Mitte aufliegenden, 1 Fuss im Durchmesser enthaltenden runden Brette in der Weise in Verbindung stand , dass von letzterem strahlenförmig dünne Stäbe nach dem ersteren gin- gen und mit diesem verbunden waren. Der Garten- junge wurde auf das Brett in der Mitte gestellt und befand sich gegen 10 Minuten ruhig auf demselben stehend, ohne dass das Blatt auch nur im Gering- sten ans seiner schwimmenden Lage gebracht wor- den wäre. In dem Viktoriahause befand sich, au den Spar- ren emporkletternd, eine Schlingpflanze, Quisqua- lis pubescens, in reichlicher Blütheufülle. lieber sie haben wir schon früher (11. Jahrg. d. Wochen- schrift S. 324) berichtet, da sie wegen ihrer mehr- seitigen guten Eigenschaften empfohlen zu werden verdient. Zu diesen gehört vor Allem , dass sie unter allen Wärme -Verhältnissen gedeiht und nie vom Ungeziefer belästigt wird. Um mehr Interesse für sie zu erwecken, werden wir in einer der näch- sten Nummern eine monographische Skizze geben. Schliesslich übergeben wir den Lesern der Wochenschrift nach den freundlichen Mittheilungen des Inspektors Kolb einen Bericht über die von uns oben erwähnte vortheilhafte Heizung des Pal- menhauses und der beiden damit in Verbindung- stehenden Häuser (eines Warm- und eines Kalt- 379 ■hauscs). Es ist die in Gardeners' Clironicle so oft :gerühmte Heizung nach Pcrkin, die, soviel wir wlsseu , in Deutscliland sehr wenig bekannt und noch weniger angewendet ist, obgleich sie, wie aus dem Folgenden erhellt, eine grössere Verbreitung verdient. „Die Einrichtung dieser Perkin'scheu lieiss- wasser-Heizung unterscheidet sieh von den früheren alteren Wasscrlieiznngcn durch folgende wesentliche Verschiedenheiten : " „Die Heisswasser-Heizungen bestehen hier aus einem geschlossenen System von schmiedeeisernen, geschweissten Köhren, die in den zu heizenden Ab- theilungen der Gewächshäuser zirkulireu und von welchen ein gewisser Thcil, in Spiralform gebogen, in einem gemauerten Ofen dem Feuer ausgesetzt ist." „Am höchsten Punkte dieser liöhrenleitung be- findet sich das Expansionsrohr, sowie das Füllrohr. Ersteres hat den Zwetk , das durch die Erhitzung des Wassers sich steigernde Volumen demselben auf- zunehmen und im erkaltenden Zustande der Röhren- leituug in dieselbe zurückfliessen zu lassen. Letzte- res erfüllt den Zweck des Nachfülleiis des fehlenden Wassers, welches nach der in der Behandlung der Heisswasserheizungs -Apparate beschriebenen AVeise behandelt werden muss." „Die Heisswasserheizungs-Köhren haben einen Durchmesser von nicht ganz 3 Centimetern und einen äusseren Durchmesser von 4 Centimetern, sind mit rechten und linken Gewinden an den Enden durch Jluffeu mit eben denselben Gewinden so dicht ver- bunden, dass diese Verbindung den gleichen Druck wie die ßölire selbst, nämlich 3,000 Pfund pr. Qua- dratzoll, aushalten kann.'' „Die Vortheile dieser Ileisswasser - Heizungen gegen die früheren offenen Wasserheizungeu sind folgende:" „1) Viel grössere Solidität und Dauerhaftigkeit; 2) bei schnell steigender Kälte viel rascher zu erzeugende W^ärme; 3) viel leichtere Vertheilung der Wärmeröhren; 4) Platz -Ersparniss durch die viel kleineren llöhren." „Zwei Oden, welche in der Vertiefung zwischen der Terrassenmauer und den kleinen Häusern an- gebracht sind, und deren Zugang von dem Souter- rain aus durch einen in unmittelbarer Verbindung mit den Heizräumen des grossen Hauses stehenden Gang bewerkstelligt wird, dienen zur Feuerung der kleinen Abtheilungen, in welchen die Heizröhren ringsum an Sockeln angebracht sind, während ein llohr zur Erwärmung des kältesten Theiles am Fenster sich hinzieht." „Die Länge der Röhren, von denen eines durch jedes der aus Cement gefertigten Wasserreservoirs läuft, um die uöthige Wärme für das Wasser her- beizuführen, ist in ihrer ganzen Ausdehnung 2,220 Fuss. Die lOxpansionsröhren für diese Heizung sind in einem Seitengemache des Souterrains angebracht. Da fast jede Abtheilung im Innern eine andere Temperatur erheischt, — im Zwiebelliause ist im Winter eine Tempei-atur von 6 bis 8 Grad, im daranstossenden Kap -Hause von 4 bis 5 Grad zu erzielen, und in den darauf folgenden Abtheilungen tritt eine Verminderung von 2 Grad ein, so dass in den beiden äussersten, oder besser gesagt, vom Ofen entferntesten Abtheilungen, eine beständige Tempe- ratur von 2 bis 3 Grad erzielt wird — so stehen die härtesten Pflanzen an den äussersten Enden dieser Häuserreihe. Die Erzielung so verschiedener Wärmegrade in den betreffeudeu Abtheilungen durch einen einzigen Ofen gewährt selbstverständlich gros- sen Vortheil, da, vorausgesetzt dass jede Abtheiluug für sich vollkommen geschlossen bleibt, nicht nur die Wärmegrade in gewünschter Abstufung erhalten werden können , sondern auch eine grosse Erleich- terung für den Betrieb dadurch eintritt." „Zur Erwärmung der warmen Häuser dient ebenfalls ein Ofen, jedoch, da hierbei auch die Er- zeugung von Bodenwärrae in Betracht kommt, mit 2 Feuerungen, deren eine zu diesem Zwecke, die andere zur Erzeugung der nöthigcn äussern Wärme in den verschiedenen Abtheilungen, in welchen übri- gens die Röhren in derselben Weise, wie iu den kalten Abtheilungen, angebracht sind, dient; die Röhren laufen hier, jedoch nicht wie bei den kalten Abtheilungen, die ganze Länge des Hauses hindurch, da für die letzten zwei kleinen Abtheilungen, das Farn- und Orchideenhaus , das in jüngster Zeit so vielfach mit Recht gerühmte von Delacroix - sehe W^armwasserheizungsSystem ausgeführt wurde." „Für das in der Mitte und isolirt stehende Aqua- rium besteht die eigene, von Haag in Augsburg ausgeführte Heizung." „Was nun die Röhrenlänge der verschiedenen sämmtlichen Heizungen betrifft, so vcrtheilt sich die- selbe in folgender W^cise:" „a) Palmenhaus . . . 3,650 b) W^armhaus. . . . 2,G10 c) Kalthaus. . . . ■ 1,200 Summa 7,4G0." „Im grossen Baue liegen .die Röhren iu mit Gittern überdeckten Kanälen; die Expausionsröhren sind im Innern au der Nordseite." „Die fragliche Heizung besteht seit acht Jahren, und CS ist bis zur Stunde nicht der geringste l^n- fall zu melden, was in Anbetracht der grossen An- strengungen, deren es bedarf, bei einer Kälte von 18 bis 21 Grad R. solche grosse Räume zu crwär- 4S* 380 TDen, nicht ausser Acht zu lassen ist. Der gerechte Jammer der Gärtner über die Heizuiigsfrage ist zu bekannt, um nicht diese Vortheilo zu erkennen." , Immerhin bleibt bei diesem Systeme der di- rekte Wärmeverlust der Oefen , welche im Souter- rain liegen, zu bedauern, der allerdings durch die verbreitende Wärme der Abkühlung des Hauses zu Gute kommt; allein es wäre zu wünschen, dass auch die Ofenwärme in directer und nützlicher Weise zu gewinnen wäre." „Für grosse Eäume bietet die betreffende Hei- zung das Möglichste; bei kleineren Häusern, wo es einer geringeren Anstrengung bedarf, ist eine ge- wöhnliche Wasserheizung vorzuziehen. — In dem grossen Palmenhause, wie in deu beiden damit in Verbindung stehenden grossen Warm- und Kalt- häuseru, liegen die Röhren in einem 2 Fuss tiefen Kanäle, der mit eisernen Gittern bedeckt ist, und über den ein Weg führt, welcher wieder mit meh- rern kleinen Verbindungs-Kanälen gegen die Fenster- wand — den kältesten Theil des Hauses — eingerich- tet ist, so dass die kalte Luft unaufhörlich in den Kanal geleitet und von da erwärmt in die Höhe ge- trieben wird." „Eine wichtige Vorrichtung ist ferner die, dass in der Zwischenwand der Wiuterfenster von Distanz zu Distanz mittelst Glasscheiben vertikale Abschlüsse gemacht sind, wodurch die Lufströmung möglichst verhindert wird." „Da die Röhren, wie schon gesagt, unter dem Wege liegen, ist es leicht, in wenigen Sekunden mittelst Aufgiessens die nöthige Feuchtigkeit zu er- zielen." „Als Heizungs-Material wird fast nur ausschliess- lich Torf verwendet, wovon der Zollzentner 19 sr. (=5|Sgr.) kostet." Allerlei ans der Gärtnerei und Pfianzenkiuide. X. In Nottingham, wo in Grossbritannien vor Allem Sellery im Grossen angebaut wird, fand unlängst eine Ausstellung nur von diesem Wurzelgemüse statt. Welche Sorgfalt man dort dem Anbau des Sellery's widmet, sieht man daraus, dass eine Wur- zel vorhanden war, welche ein Gewicht von 7 Pfund und 14 Unzen besass.*) Drei andere Sellerywurzeln *) Das englische Pfund ist etwas leichter, als das Zollpfund, indem dieses sieb zu ihm verhält, wie 1,0000:0,9071. Es hat 16 Unzen. Auch der englische Puss ist kleiner als der rhei- nische, resp. preussische. Letzterer verhält sich zu ersterem, wie 1,0000:0,9711. wogen nicht viel weniger, nämlich die eine 7 Pfund 10 Unzen, die andere 7 Pfund 2 Unzen und die dritte 7 Pfund. Ausserdem hatten noch 2 Exem- plare ein Gewicht von 6 Pfund 11, resp. 10 Unzen. In Schottland in der Nähe von Kirkkaldy in Fifeshire wurde in diesem Jahre eine Kartoffelptlanze gezogen, welche bei 7 Fuss Höhe nicht weniger als^ 24 Fuss im Umfange hatte. Man sieht hieraus, bis zu welchen Dimensionen man, wenn man sich Mühe gibt, eine Kartoffelpflanzo herauzuziehen vermag. iWir haben bereits mehrmals auf den Auf- schwung, den der Obstbau in den Vereinigten Staa- ten Nordamerika's jetzt nimmt, aufmerksam gemacht, ebenso mitgetheilt, dass schon seit längerer Zeit eine pomologische Gesellschaft daselbst esistirt, welche sich vor Allem Mühe gibt, Liebe zum Obstbau beim Volke hervorzurufen und ausserdem ihn zu heben und zu fördern. Es fund vor Kurzem im Staate Ohio eine Aus- stellung statt, wo nicljt weniger als 3,205 mit Obst gefüllte Teller vorhanden waren, und zwar 1,254 mit Aepfeln, 1,594 mit Birnen, 220 mit einheimi- schen, 41 mit ausländischen Weintrauben, 51 mit Pflaumen, 38 mit Pfirsichen, 2 mit Nektarinen, 3 mit Quitten und 2 mit Feigen. Nicht weniger als 15,000 SIenschen besuchten die Ausstellung. Wie sehr man in Nordamerika auf den Obstbau Werth legt und ihn zu fördern sucht, ersieht mau auch aus deu grossartigen Veröß'entlichungen, welche einzelne Staaten über Klima und Bodenverhältnisse, ferner über die Zustände des Obst- und Ackerbaues, machen. Dergleichen Veröffentlichungen übertreffen in jeglicher Hinsicht alles das, was von Seiten eini- ger Staaten in Europa in dieser Weise geschehen ist. Es liegt uns die naturhistorische Beschreibung des Staates Newyork vor. Der Staat ist nach allen Richtungen (in G Abtheilungeu und in 20 grossen Quartbäuden, mit den nöhigen i\bbildungen erläutert) beschrieben. In der aus 5 Bänden bestehenden Ab- theilun,2,' der Landwirthschaft (in weiterem Sinne) behandelt der dritte Band die Pomologie. Die im Staate gedeihenden Obstsorten sind sämmtlich bild- lich dargestellt, so dass sie mit leichter Mühe auch von Laien erkannt werden können. Iiehrcr Becker in Jüterbog sendete dem Ver- eine in seiner Sitzung vom 31. Oktober eine von ihm selbst angelcrtigte klebrige Masse, welche er zu Bändern zum Umlegen der Obstbäume gegen Ueberhaudnahme des Frost-Schmetterlinges benutzt, damit auch von Seiten des Vereines über die Güte der Klebmasse und den Erfdg des Mittels gegen die Verwüstungen des genannten Insektes Versuche angestellt würden. Garten -'Inspektor Gaerdt war bereit, diese Versuche anzustellen und im nächsten Frühjahre darüber zu berichten. 381 Der Frost -Schmetterling gehört bekanntlich zu der Familie der Wickler. Er klettert, da er als Puppe meist in der Erde seine Zeit der Ruhe zu- bringt, nach dem Ausschlüpfen den Stamm empor, um, oben augckommeu, in den Knospen der Elü- then seine Eier abzulegen. Damit da.s Hinaufklet- tern unmöglich gemacht wird, bestreicht man Bän- der von etwas festem Papier mit einer klebrigen Masse, einer Art Leimes, und legt diese rings um den Stamm. Die Weibchen des Frostschmetterlings (Geometra oder Acidalia bruraata) bleiben an der klebrigen Masse hängen und legen deshalb nicht selten schon auf den Bändern ihre Eier nieder. Der Leim wird um so vorzüglicher sein, je länger er seine klebrigen Eigenschaften behält. Wenn auch die Zeit bereits vorüber ist, wo die Weibchen des Frost-Schmetterlings ihre Eier able- gen ■ — in der Regel geschieht es im Monat Okto- ber — so kommen immer Nachzügler, die selbst noch im ersten Frühjahre des nächsten Jahres er- scheinen können. Ausserdem haben die Kernobst- bäume, und zwar die Apfelbäume mehr, als die Birnbäume, noch einen andern, nicht minder schlim- men Feind an dem sogenannten Blüthenbohrer (Cur- culio oder Anthonomus pomorum), einem Rüssel- käfer, dessen Weibchen erst gegen Ende März, so- bald einigermassen freundliche und warme Tage vor- handen sind, zum Vorschein kommen und ebenfalls die Bäume ersteigen, um in die Anfänge der Blü- thcn ihre Eier zu legen. Der Leim darf zum Gebrauche, wenn er nicht mehr ganz flüssig ist, nicht am hellen Feuer, son- dern muss alhnählig erwäimt werden. Die hand- breiten Bänder legt man 5 Fuss vom Boden schon vor dem Bestreichen am Stamme an und bindet sie fest. Sowie man bemerkt, dass die Bänder nicht mehr genug klebrig sind, um die Weibchen festzu- halten und damit am Weitergehen zu verhindern, müssen sie von Neuem bestrichen werden. Es ver- steht sich von selbst, dass wenn die Bäume jung sind und zu ihrer Unterstützung noch Staugen ha- ben, auch diese mit einem Bande versehen werden müssen. Auf jeden Fall versäume man nicht, Ende März besser als Anfang April, von Neuem ilie Bän- der mit besagtem Leim zu bestreichen. Ein Fabrikant land- und forstwirthschaftlicher Maschinen und Geräthc, Karl Wilhelm Runde in Hannover, hat eine Säge, welche unter dem Na- men Flügclsäge verkauft wird, zur Abnahme abge- storbener oder grüner Aeste von werthvollcn Forst- bäumen, besonders von Nadelhölzern, vor Allem von Tannen und Fichten, erfunden, die auch für Be- sitzer von Obstgärten und Obstplantagen von Nutzen sein dürfte. Während im Brauuschwcigischcn der Kubikfuss astfreies und glattspaltiges Blockholz von 80jährigen Fichten mit 5 Groschen verwerthet wird, kostet ge- wöhnliches ästiges Bauholz nur 3 Groschen der Ku- bikfuss. Es gibt dieses für den ganzen Baum eine Differenz von 2 und 3 Thalern. Bei den Obst- bäumen kommt zwar der Werth des Holzes nicht zur Sprache, bekanntlich haben aber zurückgeblie- bene Aststumpfe eine nachtheiligere W^irkung auf den Obstbaum, als auf den Nauelholzstamm. Hier verhärtet ein solcher Aststumpf und wird nur bis- weilen noch mehr oder minder ernährt; bei dem Obst- baume unterliegt er aber rasch dem Einflüsse einer wechselnden ^^'itterung und beginnt alsbald zu ver- derben. Das Kernholz verfault allmählig und die Fäulniss theilt sich selbst dem Hauptstammc mit. Es ist deshalb sehr gut, solche Stumpfe bis zum Stamme scharf abzuschneiden und die Oberfläche mit einer indifferenten Masse zu bestreichen , bis die Wund- fläche vernarbt und damit dem Einflüsse der Wit- terung weniger zugänglich wird. Der Obstbaum muss aber auch ausserdem von überflüssigen Aesten, die dem gleichmässigcn Wachs- ! thumc des ganzen Baumes schaden , oder nicht mehr völlig gesund sind, befreit, er muss ausgeholzt werden. Es gilt dieses besonders von Obstbäumen an Chausseen und Wegen, weiche in der Regel grösseren Fälulichkeiten ausgesetzt sind. Das Aus- holzen der Obstbäume in der gewöhnlichen Weise, wo man sich der Leitern bedient, nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, während das Abnehmen der un- nützen Aeste vermittelst der auf einer Stange be- findlichen Flügelsäge weit rascher geschieht. Ein einziger Manu soll mit einer Flügelsäge, welche an einer 15 Fuss langen Stange befestigt war, an einem Tage nicht weniger als 110 Obstbäume ausgeästet haben, so dass eine zwcispännige Fuhre des abge- nommenen Astholzes abgefahren wurde. Das Sägeblatt der Flügelsäge ist eine englische Gussstahlsäge von Kartenblattstärkc, 11 Zoll lang und 4 Zoll breit; sie wird in den ]5ügcl eingespannt, so dass sie auf den Stoss, nicht auf den Zug be- rechnet wird. Der Bügel ruht auf einer in Form eines Kegels verlängerten Sägehüise, auf der er durch eine vorn angebrachte Zugschraube angetrieben wird, so dass damit auch die Säge die volle Anspan- nung erhalten kann. Diese Zugschraube bildet ein sternförmiges Piisma, welche mit Ki Erhöhungen iu IG Vertiefungen der Hülse passt, und macht es da- mit möglich, die Säge nicht allein ganz fest, son- dern auch, je nachdem es die Aststcllung erfordert, grade oder schräg zu stellen. Der grade Rand der Säge wird durch eine über die Säge laufende Visir- linie, welche auf jener angedeutet und theilweise eingerissen ist, vermittelt; es genügt eine ^'errückung der Zugschraube mit ,\ Drehung nach rechts oder 382 links, um ein Schneiden nach jedes Mal entgegen- gesetzter Richtung zu veranlassen und dadurch den Ast ohne alle Verletzung des Stammes hart an dem- selben hin wegzuschneiden. Die lOJ Zoll bis zum Bügel reichende Hülse öffnet sich da, wo die Stange eingeschoben werden soll, in 2 gegenüberstehende Flügel mit Federkraft, und eine unten befindliche zweite Schraube verbin- det durch auch die Stange durchsetzende Löcher die Flügel mit der letzteren um so mehr, als die Schraubenmutter angezogen wird. Damit die Säge auch zwischen dicht stehenden Zweigen bequem ge- braucht werden kann, ist der Bügel nach vorn etwas niedriger angefertigt. Mit dem Bügel beträgt die Länge der Säge löfZoll und das Gewicht 2 Pfd. Um beim Arbeiten keinen Zeitverlust mit dem Neu- schärfen zu haben, thut man gut, sich in den Besitz mehrer Sägen zu setzen und, wenn eine stumpf ge- worden ist, eine andere einzuschrauben. Die Sägen werden mit englischen Feilen geschärft und ange- messen geschränkt. Beim Gebrauche müssen die Flügel der bei- den Schrauben mit dem Bügel in einer Ebene stehen. Eine 15füssige Stange genügt bei den mei- sten Obstbäumen , Stangen über 25 Fuss müssen auf den Zug eingeschraubt werden. Bei stärkeren Aesten führt man den letzten Sägestoss möglichst rasch aus, damit kein Einreissen möglich ist und ein glatter Schnitt geschieht. Ein Nachhelfen, um eine glatte Fläche zu erhalten, i t bei der Flügel- säge nicht nothwendig. Es werden beim Verkaufe gewöhnlich jeder Flügelsäge 4 Blätter beigelegt, von denen 2 für stärkere Aeste von über 2 bis 4 Zoll Durchmesser etwas weiter geschränkt sind. Der Streit über die Bedeutung des Sperlings für unsere landwirthschaftlichen, rcsp. gärtnerischen Zustände beginnt immer wieder aufzutauchen. W'ir haben früher über die Streitigkeiten referirt, welche in Frankreich zwischen 2 bekannten Schriftstellern über Ackerbau: zwischen Victor Chatin und Dr. Eugen Robert, über den Sperling ausgebrochen ■waren, und von denen der erstere die Angriffe des letzteren gegen genannten Vogel zu widerlegen sucht (s. S. 141). Nach den Berechnungen des letz- teren vertilgen die 11 Millionen Sperlinge Frank- reichs während ihrer Brütezeit allein nahe 55 Mil- lionen Maikäfer. Man sollte denken, dass Chatin vorher genau untersucht habe, ob die Sperlinge die Maikäfer wirklich auch fi-essen und dass er sich nicht auf die Angabe Anderer, wornach man Mai- käferflügel in dem Magen des Sperlings fand, ver- lassen. Wir sind leider ausser Stande, die Frage, ob Sperlinge Maikäfer, resp. Lisekten überhaupt, fressen, zu entscheiden, und bitten deshalb Sachverständige, uns hierüber Auskunft zu geben, damit es nicht wieder geht, wie mit den Maulwürfen, wo Jemand, durch eigene Beobachtungen unterstützt, die Behaup- tung aufstellte, dass diese keine Maikäfer- Larven frässen, während im Allgemeinen das Gegentheil behauptet wurde, bis genaue wissenschaftliche Un- tersuchungen das Letztere bestätigten. Der Lehrer Becker in Jüterbog behauptet, entgegengesetzt der allgemeinen Annahme, dass die Sperlinge nur von pflanzlicher Nahrung leben und deshalb keine Insekten fressen. Er stützt sich da- bei auf 2 weniger selbst thätige, als vielmehr durch Herausgabe naturwissenschaftlicher Werke bekannte Männer, auf Leunis und auf F. Martin. Nach Erstcrem gehören zu den Insekten fressenden Vö- geln: Spechte, Kukuke, Fliegenschnepper und alle eigentlichen Sänger, wie: Bachstelzen, Steinschmet- zer, Nachtigallen, Rothkehlchen, Rothschwänzcheu, Rohrsänger, Goldsänger, Zaunkönig u. s. w., zu den Körner fressenden hingegen: Sperlinge, Meisen, Fin- ken, Lerchen, Ammern, Zeisige, Stieglitze, Hänf- linge u. s. w. Die letzteren haben einen kurzen und kegelförmigen Schnabel; bei den ersteren hingegen ist dieser lang und pfriemenförmig. Nach F. Mar- tin leben die Vögel um so mehr von Körnern, je kürzer und dicker der Schnabel ist. Untersucht man bei diesen Vögeln den Magen, so findet man, dass ihr Magen nniskulös ist, während er bei In- sektenfressenden hautartig erscheint. Lehrer Becker hat vielfach den Magen junger und alter Sperlinge untersucht und nur zufällig bis- weilen Spuren eines Käfers oder eines anderen In- sektes darin gefunden, wohl aber stets ganze und zerbissene Getreidekörner, Erbsen u. s. w. Auch der bekannte Pomolog, Superintendent Oberdieck, auf den man sich irriger Weise, um das Gegen- theil zu behaupten, stützt, hat Hunderte von Sper- lingsmagen genau untersucht, ohne — wenn nicht zufällig — Spuren von Insekten zu finden. Nach Leunis braucht ein Sperling jährlich zu seinem Unterbalte nicht weniger als |- Scheffel Körner; nimmt man nun an, dass in Preussen nur 8 Millionen Sper- linge existiren, so verzehren alle diese zusammen die grosse Blasse von 4 Millionen Scheffel Getreide. Auch der bekannte Forstmann Beckstein gibt den Rath , der zu grossen Vermehrung der S2)erlinge Einhalt zu thun. Präsident v. Kries erhielt im Frühjahre sechs Sorten Kartoffeln durch den General -Sekretär, um durch ihren Anbau den Werth derselben einiger- massen festzustellen. Dieselben wurden in einem Garten zu Roggenhausen bei Graudenz in West- preussen auf milden, aber etwas gebundenen Boden ohne frische Düngung gebracht und gaben folgende Resultate: 383 S 0 r t Stück- zahl Gewicht Loth Datum des Pflanzens Liverpool William's Nieren Riesen-Nieren . Mylord Eier-Salat Weisse späte Ruhm von Anhalt 2 4 3 4 3 3 19 169^ 374- 7. Apri 14 do. 294 do. iSi do. 35 do. 41 do. Es ist uns von Seilen des Hiiudelsgärtners Bernhard Thalacker eine Anzeige über geölte Papierglotken zugegangen. Die Anwendung dieser Glocken ist schon sehr lange in Frankreich, beson- ders bei den Gemüsezüchtern in Paris, während der mit Wärme und Kälte leider oft wechselnden Früh- lingstage geschehen. Um die jungen zärtlichen Pflan- zen, besonders Melonen, gegen plötzlich eintretendes rauhes Wetter, das diese nicht selten ganz und gar tödtet oder wenigstens auf eine Weise in ihrer Ent- wicklung stört, dass oft mehre Tage, selbst Wochen, vergehen können, bevor die Pflanzen nur einiger- raassen sich wieder erholen, zu schützen, werden, besonders des Nachts, Glocken darüber gesetzt. Jlau bedient sich zwar auch gläserner Glocken, welche ebenfalls um niedrige Preise bezogen werden können, aber doch verlangen diese bei weniger wohl- habenden Gärtnern eine nicht unbedeutende Aus- lage. Aus dieser Ursache kam miin auf den Gedan- ken, dergleichen Glocken aus einem derberen Pa- pier anzufertigen und diese, um ihnen eine noch grössere Resistenz zu geben, mit Gel zu tränken. Es thut uns leid, über den Preis solcher Papier- glocken, wie sie Bernhard Thalacker im Gros- sen anfertigt, nichts sagen zu können; auf jeden Fall ist er aber, besonders wenn man gleich eine grössere Anzahl bezieht, nicht bedeutend. Gärtner und Private, welche davon Gebrauch machen wol- len, mögen sich deshalb direkt an ihn wenden. Uns liegt es hier noch ob, bei besonderen Kulturen und in einzelnen Fällen der Luxusgärtnerei auf ihre Anwendung aufmerksam zu macheu. Vor Allem möchten wir sie bei Fruchtkulturen, besonders der Kartoffeln, empfehlen, da diese, hau|)t- säciilich in der Nähe grösserer Städte, reiche Ein- nahmen bringen. Die Bauern in Rixdorf bei Berlin legen ihre Sechswochen-Kartoffcln schon sehr früli- zeitig in Töpfe und treiben sie in ihren Wohnzini- E r n J t e Datum 13. Okt. do. do. do. do. do. Gewicht Pfd. 46 10 7 5 21 94 Durch- schnitts- Gewicht der pepfianzten Kartofteln Loth Pflanz- stellen 18,75 3,5 10 3,12 11,66 13,66 5 4 6 6 Gewicht auf einer Pflanzstelle Pfd. Macht pro Morgen bei 4Qdr.-Fnss pro Ptlanze Ctr. 5,75 1,25 1,4 1,25 3,5 1,58 372,6 81 90,72 81 226,8 102,60 mern au , um die jungen Pflanzen, wenn keine Fröste mehr zu erwarten sind , im Freien auszu- topfen. Trotz aller Vorsichts-Massregeln ist jedoch Jüsserndtc keine gau? seltene Erscheinung. Papier- glocken bei drohender Kälte würden ein vorzüg- liches Schutzmittel geben. Jlan könnte sie auch bei den gegen Kälte emptiudlicheu Bohnen- und Gur- kenpflanzen mit Erfolg anwenden. Bekanntlich liebt man bei uns tropische Pflan- zen mit rascher Vegetation, meist der schönen Blät- ter, aber auch oft der Blüthen halber, iiu Sommer im Freien zu haben. Zu diesem Zwecke treibt man sie erst im Hause an und bringt sie dann, wenn die Witterung es einigermassen erlaubt, ins Freie. Mag man auch die zärtlichen Pflanzen dadurch et- was abhärten, dass man sie zuvor einige Zeit in ein Kalthaus oder überhaupt an einen kühlen, aber im- mer geschützten Ort stellt, so bedürfen sie doch bisweilen noch eines Schutzes, den aber wiederum die bereits empfohlenen Papierglocken gewähren können. Die Handelsgärtnerei VOtl ilmfiroifc Uerfrijnffeft in ijciit. Wir haben bereits früher mitgctheilt, dass der llandelsgärtncr Ambroise Verschaffelt aus Rück- sichten für seine angcgriflene Gesundheit aus sei- nem Etablissement zurückgetreten ist und dieses an den Honorar- Direktor des zoologischen Gartens in Brüssel abgegeben hat. Durch diesen Kauf kom- men 2 der berühmtesten llandelsgärtnereien Bel- giens und woiil überhaupt Europa's in eine Hand, oiiiie aber zu einer einzigen vereinigt zu weraen. Während J.Linden fortwährend seinem Etablisse- 384 ment der neuen Einführungen in Brüssel selbstän- dig vorstehen wird, leitet er das Etablissement in Gent nur im Allgemeinen und im Ganzen, wogegen sein Schwiegersohn, M. P. G Ion er, als Direktor eingetreten ist und daher auch zeichnet. Das Eta- blissement wird ferner denselben Namen Eltablisse- ment Ambroise Verschaffelt führen. Dieses Etablissement wurde im Jahre 1825 von dem Vater des letzten Besitzers, von Alexander Verschaffelt, iu's Leben gerufen und bekam von Jahr zu Jahr ein grösseres Ansehen. Damit reichten die bisher benutzten Räume nicht aus und es musstc ein Gewächshaus nach dem anderen gebaut werden, um die aus fremden Ländern bezogenen oder in Belgien selbst gezüchteten Pflanzen zu kultiviren und zu vermehren. 1850 starb Alesander Verschaf- felt und sein Sohn Ambroise übernahm das be- reits blühende Geschäft; 19 Jahre befand es sich in seinem Besitze. Was durch ihn in nicht 2 Jahrzehn- ten geschehen, ist hinlänglich bekannt. Das Eta- blissement erhielt einen Aufschwung, der es schon bald an die Seite der berühmtesten Handelsgärtne- reien, und zwar nicht allein des Festlandes, sondern auch Englands, stellte. Um die Gärtnerei noch mehr zu heben und ihr eine wissenschaftliche Grundlage zu geben, rief Am- broise Verschaffelt im Jahre 1854 ein gärtne- risch-botanisches Journal unter dem Namen Illustra- tion horticolc in's Leben , und gewann für dessen Herausgabe einen tüchtigen Botaniker, Professor Lemaire, der als Herausgeber des Horticulteur fran^ais, der 2. Serie des Herbier gen^ral de 1' Ama- teur, der ersten Bände der Flore des serres u. s. w. bereits sich Ruf verschafft hatte. Es erscheint eben der 16. Band. Das Etablissement von Anibr. Verschaffelt betreibt, wie bereits früher erwähnt, auch die Neu- züchtungen unserer beliebten Blüthensträucher des Kalthauses und hatte der Besitzer insofern eine glücklich.e Hand, als eine nicht geringe Anzahl der schönsten Azaleen und einige Epoche machende Kamellien aus ihm hervorgegangen sind. Ein be- sonderes Verdienst hat Anibr. Vcrschaffelt sich dadurch noch erworben, dass er mit den renommir- testen Kamellienzüchtern Italiens in Verbindung stand und deren vorzüglichste Sorten in den Handel brachte. Um diesen Blumen eine noch grössere Verbreitung zu verschaifen, gab er im Jahre 1855 eine zweite Zeitschrift, und zwar für Kamellien (Ico- nographie des Camellias), heraus, wo die schönsten Sorten abgebildet wurden. 6 Jahrgänge (bis zum Jahre 1860) sind erschienen und in ihnen nicht weniger als 288 der anerkanntesten KaraeUien bild- lich dargestellt. In dem Verlaufe der 19 Jahre, wo Ambroise Verschaffelt dem Etablissement als Besitzer vor- stand, sind 84 Verzeichnisse der abgebbaren Pflan- zen herausgegeben. Es liegt uns jetzt das 85. vor, welches aber bereits von dem neuen Besitzer J. Lin- den veröfl'entlicht ist. Die Einrichtung dieses Ver- zeichnisses ist ganz dieselbe geblieben, wie sie bis- her war, und wird wohl auch für die spätere Zeit beibehalten werden. Verzeichniss No. 85 stellt einen Nachtrag zu dem General-Verzeichnisse No. 83, das im Frühjahre ausgegeben wurde, dar. Von den neuen Einführungen des .Jahres 1869, welche in genanntem Supplement-Verzeichnisse auf- geführt v.erden , befinden sich mehre, welche wir schon früher, bevor sie in den Handel kamen, ge- sehen und in der W^ochenschrift besprochen haben. Neu waren uns: Alloplectus bicolor Lind., welche sich dem bekannten A. speciosus anschliessen soll; Ananas mordilona Lind, liefert die grössten und wohlschmeckendsten Früchte bis zu 10 Pfund das Stück; Brownea An tio (juensis aus Kolum- bien; Distiacanthus (wohl Disteganthus) scar- latiuus Lind., als Bromelia araazonlea auf der letzten Genter Ausstellung, mit feurig-rothen Herz- blättern ; Grias zamorensis Lind, aus der Pro- vinz Losa, und Ledenbergia roseo-aenea mit oben metallisch-glänzenden und schwarzgrünen, unten violetten Blättern und mit langen Trauben weisser Blüthen. c^aiiiöiirgec preis = Fi'dfjeiCung. Bei der internationalen Pflanzen-Ausstellung in Hamburg sind noch nachträglich Preise zugespro-- cheu; es sind aber meist kleinere, auf die wir hier, w-ie früher, keine Rücksicht nehmen können. Wir bemerken demnach, dass Hofgärtner Wendland noch eine goldene Medaille zugesprochen bekommen hat. Auch dem Rosengärtner Harms in Eimsbüttel sind noch 2 silberne und 1 bronzene Medaille er- theilt worden, so dass ihm im Ganzen: 3 goldene, 12 silberne, 4 bronzene Medaillen und 10 Geldpreise verabfolgt wurden. Schliesslich theilt uns die Lauren ti us 'sehe Gärtnerei in Leipzig mit, dass ihre Garten-Erzeug- nisse mit 1 silbernen Pokal, mit 2 goldenen, 4 sil- bernen, 1 bronzenen Medaille und mit Geldpreisen gekrönt worden sind. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No.91. Druck der C. Feis ter'scheu Buchdrnckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-PI&tz No. 4. Wochenschrift des Vereines zar Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten tür Gärtnerei und Pflanzenkunde. No. 49. Redakteur : P»roiessor Dr. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereine*. Berlin, den ll.üezembex- 1869. Preis des Jahrganges 6^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post - Vereines. Inhalt: 509. Versammlung des Vereines zur Befürderung des Gartenbaues, am 28. November. .— Die Obst- und Gemüse-Aus- stellung in Dorpat vom 7. bis 14. September 1869. — Die immertragendc Erdbeere aus Mexiko. 500. Versammlung des Vfrciiies zur Befönlcriiiig »Ics («artpiibaiies, am 28. .Nuvi'iiibüv. Nacli der Verlesung des Protokolls bemerkt luspektor Gaerdt, dass in demselben die Grumko- wer Bim als eine Winterbirn angegeben sei, dass sie aber hötlistcus eine späte Ilerbstbiin darstelle, da sie jetzt bereits passirt sei. Nach Professor Koeh möge in Betreff' der Zeitignng sehr viel von den Oertliebkeiten abhängen; die Früchte, welche er aus Litthauen gebracht habe, seien noch ziemlich hart und könnten erst später, vielleicht erst gegen Weih- nachten, genoäsen werden. Diel nennt sie sogar, weil sie bei ihm (im Nassau'schen) ebenfalls erst spät ihre Lagerreife erhalten hat, Grumkower Winterbirn, Obcrdieek hingegen, der im Ilannover'schen wohne, bezeichnet sie dagegen wiederum als llerbstbirn. Inspektor Bouche ist der Meinung, dass es wahrscheinlich zweierlei Sorten Grumkower Birnen gebe, welche wenigstens hinsichtlich des äusseren Aussehens ihres Baumes von einander abwichen. Eigenthümlich sei es, dass die ersten Früchte eines jungen Grumkower Birnbaumes eine glatte Schale besässen; erst die späteren erhielten allinählig die bekannten Unebenheiten auf der Oberfläche, woran diese Birnsorte sehr leicht zu erkennen sei. Es wurde bemerkt, dass wohl alle jungen Obstbäume in den ersten Jahren noch keineswegs vollkommene Früchte hervorbringen. Her Vorsitzende, Geheime Ober-llegierungsrath Kncrk, legte die Flora Columbiac in "2 Theilcn von Prof. Dr. Karsten mit dem Bemerken vor, dass dasselbe ein Geschenk eines hohen Ministeriums für Unterrichts-, geistliche und ^Medizinal -Angele- genheiten sei. Inspektor Bouche berichtete über die ausge- stellten Pflanzen, die dieses Mal nur aus einem Garten, und zwar aus dem des Geh. Kommerzien- rathes llaveue in Moabit, vorhanden und durch dessen ()bergärtner König ausgestellt wci.rden wa- ren. Die 3 Schaupflanzen der China -Primel, und zwar der Sorte mit weissen und rothen gefüllten Blüthen, sowie der Sorte Lucien Simon, besässen bei einem gedrängten Wiichsthume, wo Blätter und Blüthen in richtigem Verhältnisse zu einander stan- den, einen Breiten - Durchmesser von 1^ und eine Höhe von 4 Fuss. Blätter und allgemeine Blüthen- stiele erschienen verhältnissmässig kurz. Ausserdem hatte Obergärtner König noch als neue Einführung die Form mit Farnblättciu und gefüllten dunkel- rothen Blüthen (filicifolia coccinea fl. pl.) gebracht, welche wegen ihrer Schönheit in l^lattform sowohl, als wegen ihrer reizenden Blüthen, verbreitet zu werden verdient. In Betreff der China-Primeln macht Kun.st- und Handclsgärtner Pasewaldt aus Charlottenburg dar- auf aufmerksam , dass die Pflanzen, welche man in grossen Alengcn für die Teller-Bouquets heranziehe und wo man zu diesem Zwecke nur die einzelnen Blüthen abpflücke, sicii dadurch von selbst ver- mehrten, dass in dem Winkel der Reste der Blü- tlicnstiele sich Knospen bildeten, welche zu eigenen Pflanzen herangezogen werden könnten. Abweichend 49 386 sei ausserdem, wie audererseits bemerkt wurde, dass die Blätter der China-Primeln, auf feuchte Erde ge- legt, wohl Wurzeln, aber keine Knospen treiben. Dagegen wollte Inspektor Beucht diese doch in sel- tenen Fälle beobachtet haben. Schliesslich bemerkte Inspektor Gaerdt aus Moabit, dass es grade 23 Jahre her sei, wo er die erste (Jhina-Primel in einer Vereins-Sitzung ausgestellt habe. Professor Koch legte einige Papierbänder vor, welche Lehrer Becker in Jüterbog mit dem von ihm in letzter Sitzung übergebenen Leim bestrichen und nacli Benutzung an einem Obstbaume über und über mit den Weibchen des Frost - Schmeltcrlinges besetzt waren, um zu zeigen, wie wirksam diese Bänder gegen den bekannten Obstfeind gewesen. Nach Inspektor Gaerdt, dem die Prüfung dieses Leimes übertragen worden war, mochte dieser sich bewähren; doch sei die Zeit noch zu kurz, um ein endgültiges Urtheil darüber schon jetzt auszuspre- chen. Er behalte sich dieses vor, bemerke aber bereits heute, dass der Leim auf jeden Fall dem sonst zu gleichen Zwecken angewendeten Steinkoh'- lentheer weit vorzuziehen sei. Kein Besitzer von Obstbäumen solle versäumen, seine Knospen schon jetzt durch Anwendung von dergleichen Bändern gegen die Verwüstungen der Frost - Schmetterlinge zu schützen. So lange die \^'intertage so lau seien, ■wie jetzt, schlüpfen einzelne immer noch aus und kriechen den Stamm aufwärts, um in den Knospen ihre Eier abzulegen; daher möchte es nothwendig sein , die Bänder an den Obstbäumen immer von Neuem zu bestreichen , wie das Wetter gelinde werde. Professor K och legte, um mit dem Schmetter- ling mehr bekannt zu macheu, eine Abbildung des- selben aus Katzeburg's Forst-Insekten vor, des- gleichen von dem Rüsselkäfer (Curculigo s. Antho- nomus pomorum), welcher in den Tagen des März und April seine Eier in den Fruchtknoten der Kernobst -Früchte legt und die daraus gebildeten Früchte deshalb wurmstichig maclit. Auch gegen diesen Obstfeind helfe, wie er schon früher bemerkt habe, wenn man gut klebende Papierbänder in ge- nannten beiden Monaten um die betreffenden Obst- bäume legt. Professor Koch tlieilt ferner den Inhalt eines Briefes von einem Gärtner mit, wornach eine Pflanze der Juniperus Bermudiana plötzlich in Cupressus Lawsoniana übergegangen sei. Nach ihm besitzen sänimtliche Cypressen, aber auch die Lebensbäume, in ihrer ersten Jugend als Samenpflanze abstehende Blätter, sogenannte Nadeln, und erst, wenn die Pflanzen herangewachsen sind, stellen sich kreuz- weise gegenüberstehend verkümmerte Blätter in der Form der sogenannten Schuppen ein. Wahrschein- licl) sei der Juniperus Bermudiana gar nicht die echte Pflanze d. N. gewesen , sondern die Samen- pflanze irgend eines dem Lebensbaume ähnlichen Cupressus mit ersten verlängerten Blättern , die plötzlich die erwähnte Umwandlung erhalten haben. Da von Seiten mehrcr Handelsgärtner bemerkt wurde, dass die Samenpflanze der Cupressus Law- soniana ihre Nadeln nur in der allerersten Jugend, wo das Pflänzchen die Höhe einiger Zolle besitzt, hat und dann rasch in jene Foi-ni umschlägt, so meint Professor Koch, dass die besagte Juniperus Bermudiana, die echt sehr selten in den Gärten sei, Wühl ein Exemplar der Cupressus funebris dargestellt habe. Um ein definitives Urtheil darüber abzuge- ben, sei es übrigens nothwendig, die Pflanze zu sehen. Sr. Bolle ergriff' die Gelegenheit, um auf eine andere Cupressinee aufmerksam zu machen, welche in raehrern Baumschulen, so in denen von Lor- berg und Späth, unter dem Namen Juniperus Tom-Tumb vorkomme und eine sehr grosse Aehnlich- keit mit der unter dem Namen Thuja ericoides in den Gärten ziemlich verbreiteten Pflanze habe. Diese Cupressinee scheine klein zu bleiben und eigne sich deshalb auch zu Einfassungen von Beeten und Ea- batten. Nach Baumi'cluilbesitzer Lorberg ist es dieselbe Pflanze, welche in Frankreich unter dem Namen Thuja 1"om Pouce vorkomme. Nach Mit- theilungen, welche ihm dort gemacht seien, wäre die Pflanze aus Samen der Thuja oecidentalis gefallen. Professor K och erinnerte sich ebenfalls, Thuja Tora Pouce im Jardin r^serve der internationalen Aus- stellung in Paris vor 2 Jahren, und zwar in Form eines kleinen buschigen Bäumchens und im Ansehen des vermeintlichen Blendlings der Thuja Meldensis, gesehen zu haben. Auch ihm hatte man damals gesagt, dass die Pflanze aus Samen der Thuja oeciden- talis gefallen sei. Dr. Jagor theilte brieflich mit, dass er im ver- gangenen Sommer baumartige Reseda-Pflanzen, wie ihm dergleichen Pflanzen sonst nirgends vorgekom- men, gesehen habe. Man erziehe sie durch Abknei- pen der jungen Triebe und zwinge das Exemplar dadurch, sich möglichst zu verästeln. Bei geschick- ter Behandlung könnte man Pflanzen heranziehen, welche über hundert mit A ehren endigende Zweige hätten. Von dem schönen Aussehen eines solchen Exemplars mache man sich gar keinen Begrifl' und könne man erst bei dieser Kulturweise die wohl- riechende Reseda schätzen lernen. Inspektor Gaerdt fügte diesem hinzu, dass man dergleichen Reseda- Pflanzen bei ihm im Garten des Kommerzienrathes Borsig in Moabit ebenfalls sehen könne, und zwar gehörten sie zu der grossblumigen Sorte, von der er den Samen durch Professor Koch erhalten habe- 387 IVeiter berichtete Dr. Jagor über eine Laube mit konischem Dache, welciie aus einem Diahtge- stell bestand und von einem einzigen Exemplare der bekannten Liane Wistaria oder Glycine chinensis umrankt M'urde. Die Laube hatte bei einer Höhe von 12 einen Durchmesser von 22^: Fuss. Der Stamm der Liane besass an der liasis l.ig Meter (also über 3 Fuss) Durchmesser, während die An- zahl der Blüthentrauben wohl über 13.000 betrug. Nach Inspektor Gaerdt möchte dieses Exemplar dasselbe sein, das, wenn er nicht irre, früher schon einmal in Gardener's Chronicle beschrieben worden wäre. Professor Koch niaclite dagegen auf das grosse Exemplar aufmerksam, welches sich im Jar- din des plantes in Paris befindet, Geh. Ober-lvegie- runggrath Herder auf das im akademischen Garten zu Poppclsdorf bei Bonn. Professor Koch übergab Hamen der echten Sorbus anicrlcana, welche er zufällig in dem bota- nischen Garten zu Jena gefunden habe, zur Ver- thcilung. Die Pflanze sei wesentlich verschieden von unserer gemeinen Eberesche (Sorbus Aueupa- ria) und an Schönheit ihr noch vorzuziehen, da die kleineren Früchte eine blutrothe Farbe besässcn und deshalb, aus der Ferne gesehen, weit mehr zwischen dem auch freudig-grüneren Laub leuchteten. Was )nan in den Gärten als S. amerieana kultivire, sei eine ganz andere Pflanze und nichts weiter, als eine Abart der Eberesche der Alten Welt. Nach Dr. Bolle, Baumsehulbesitzer Lorberg und einigen Anderen existirt in den Baumschulen eine S. ame- rieana, wo alle Theile, vor Allem aber die Knos- pen, grösser wären, so dass man diese selbst mit denen der Rosskastanie verwechseln könne*). Eine andere Pflanze, welche Professor Koch im August im botanischen Garten in Jena gesehen und welche ebenfalls jetzt selten noch vorkäme, wäh- rend sie früher auch im Grossen mannijrfach antre- baut worden v.äre, sei der Klang- oder Springlcin (Linuin humile). Da er durch die Freundlichkeit des Inspektors Bauniann in Jena ebenfalls hier- von Samen erhalten, so offerire er denselben Jedem, der sich für dergleichen ziützliche Pflanzen inter- essire. Proti'ssor Koch berichtete ferner, dass nach den brieflichen Mittheilungen . J. G. Dietrich'* in Berndorf (Fürsteuthum Waldeckj, Ed. Robert Fischer in.Sliehla a. d. E. (Sachsen), J. Mertens, Landesökonomicrath in Hannover, und F. ^^". Ötert- zing in Stettin. Der Pieis i?t nur 12| Sgr. oder 42 xr. rli. Profcrsor K 0 ch fing, ob mit der In dem letz- ten Allerlei besprochenen Flligelsäge (S. 381) auch von Seiten der Obstgärtner Versuche angestellt seien? Nach Dr. Wittjnack befand sich die Flü- gelsäge aiith in den Iväuuicn der Hamburger Aus- stellung und hätte die Augen der Praktiker auf sich gezogen. Der hohe Preis (ö.VTlialer) war anfangs ihrer grössern Verbreitung ein Hinderniss, in Folge dessen dieser auf gegen 3 Tlilr herabgesetzt wurde. Bekannte Kotabilitätcn hätten sich in Hanibuig und sonst iür ihre Brauchbarkeit ausgesprochen. Von Seiten einiger Praktiker des ^'ereincs wurden da- gegen die gerühmten V^orzügc der Flügelsäge nicht aneikannt, und ebenso wurde von ihnen berichtet, dass sieh auch andere erfahrene Fachmänner dage- gen ausgesprochen hätten. SiS wurde ein Preiseourant von J. M. Kran- nich in Mellenbach (Thüringen) über Kisten, Holz- schachteln vorgelegt. Nach Dr. Wittmack waren Gegenstände dieser Fabrik ebenfalls in Hamburg ausgestellt gewesen und mit einer silbernen Me- daille gekrönt worden. Schliesslich theilte der Vorsitzende mit, dass von Seiten der Preisrichter den China-Primeln aus dem Ravene 'sehen Garten (Obergärtner König) der Monatspreis zugesprochen worden sei. Sie Öö|l= unö i|eimife=ilu.slle(rim9 in Dorpat (Lievland) vom 7. bis 14. .September 1869. In der Versammlung des Vereines zur Beför- derung des Gartenbaues vom 31. Oktober legte Pro- fessor Koch eine kleine Sammlung von Obst vor, welches er aus Littbauen an der polnischen Grenze erhalten hatte und welches sich durch gutes Aus- sehen und Schmackhaftigkeit auszeichnete. Da es wichtig ist, Sorten kennen zu lernen, welche unter ungünstigen Verhältnissen noch Erfolge geben, so sind die in Litthauen gut gedeihenden Sorten in der Wochenschrift und ausserdem bereits zur Oeffentlich- keit gebracht worden. Wir erhalten eben aus Dor- ; pat in Lievland einen Bericht über eine dort vom 7. bis 14. September abgehaltene Obst- und Gemüse- Ausstellung. Aus ihr ersehen wir, dass selbst in genannter Stadt, welche ziemlich 3 Grad nördlicher und 5 Grad östlicher als Tilsit liegt, ebenfalls noch eine Anzahl von Aepfeln und selbst von Birnen gedeiht. Um so viel mehr müssen wir in den im Klima günsti>',eren Provinzen der Mark, Pommerns, Poscus und Preusseuä von dem Anbau solcher Sor- ten Erfolg haben! Wir stehen deshalb nicht an, diese Sorten hier zu veröffentlichen, damit man bei Anpflanzungen in ungünstig gelegenen Gegenden darauf Rücksicht nehme. In diesem Berichte heisst es wörtlich: „Bei einer allgemeinen Umschau fiel es sogleich auf, dass die Zahl der Winterfrüclite im N'ergleicb zu den Sorten der Sommer- und Ilerbstfiüchte ver- hältiiissmässig klein war. Dies hängt jedenfalls mit unseren klimatischen Verhältnissen zusammen. Der Baum, der früh reifende Früchte trägt, entwickelt ein energischeres, auf kürzere Zeit zusammenge- drängtes VVachsthum. Das junge Holz reift früher und widersteht deshalb besser den ungünstigen Ein- flüssen des Klimas, während auch die Früchte, die unter dem Einflüsse unserer langen Tage im Som- mer reifen, sich häufig zu besonderer Schönheit ent- wickeln. Aus dem Einflüsse der hingen Sommer- tage erklärt es sich ferner, dass die Herbstfrüchte bei uns in der Regel früher reifen, als im Auslande. Dagegen sind für die Winterfrüchte die Bedingun- gen bei uns ungünstiger. Der Baum, welcher in dem kurzen Sommer seine Vegetations-Periode nicht beendigen kann, geht leichter zu Grunde, und die Früchte, welche im Auslande regelmässig bis in die Mitte des Oktober am Baume hängen bleiben, er- langen bei uns, da ihre Abnahme viel früher statt- finden muss, selten die gleiche Güte, wie dort. Den- noch kommen bei uns mehre und darunter sehr werthvolle Sorten von Winteräpfeln vor, welche desto höher zu schätzen sind und den Liebhaber zu Ver- suchen mit noch anderen Sorten auffordern können. Auf Winterbirnen werden wir freilich wohl ganz verzichten müssen, da die Birn fast bis zur völligen Reife am Baume hängen bleiben muss. Ucherhaupt tritt die Kultur der Birn am hiesigen Ort im \'er- gleich zu der des Apfels sehr in den Hintergrund. Deshalb werden die nachfolgenden Bemerkungen sich vorzugsweise auf die ausgestellten Aepfel lie- schränken, indem anch die eingeschickten Kirschen, Aprikosen und Pflaumensorten, von welchen letztern allerdings namentlich aus Kathshof uud vom Gärt- ner Part eine grössere Anzahl beacbtpnswcrther Früchte ausgestellt war, theils wegen zu geringer, theils wegen zu grosser Reife keinen Anhalt zur näheren Beurtheilung gaben." 3^1 Es wurde eine KommiBsion niedergesetzt, welche das vorhandene Obst dem Werthc nach prüfen sollte. Natürlich konnte dietse Prüfung sich nur auf das Sommerobst beziehen. Die Aufstellung des Obstes war nach dem Lucas'scheii Systeme ge- schehen. Unter den Kalvillen, welche bereits gegessen ■werden kunnten, fanden sich 6 vor, von denen 4 empfohlen wurden: 1. Der Suislepper, in und bei Durpat beliebt und sehr verbreitet. 2. Der Rosenkai vill. Er ist dem Suislepper so ähnlich , dass beide Aepfil gewöhnlich mit ein- ander verwechselt werden. Hei beiden ist die rothe Deckfarbe sehr stark über den ganzen Apfel ver- breitet, beim Rosenkalvill aber lebhafter, die Grund- farbe dagegen heller. Ferner ist das Fleisch beim Roscnkalvill rothstrahlig; auch reift er etwas später, als der Suislepper. In der (lüte zeigten beide Sor- ten keinen Unterschied; sie gehören beide zum Tafelobst ersten Ranges. Wahrscheinlich sind diese Aepfel mit dem Sommcrkalvill und dem Rosenkal- vill der deutschen Pomologen identisch. Interessant wäre es, zu ermitteln, ob der in Estland verbreitete rothstrahlige Apfel, der sogeli. Weissen stein er, welcher dort zu den gesuchtesten Arten gehört, mit einem der erwähnten Aepfel identisch ist. 3. Der Gewürzkalvill ist eine Frucht ersten Ranges. 4. Der Erdbeerkalvill. Unter diesem Namen werden hier, wie auch anderwärts, sehr verschiedene Aepfel kultivirt, die jedoch keiner besonderen Re- achtung werth sind. .'). Der weisse Sonimerkal vill. Er ist hell- gelb, an der Sonnenseite häufig mit einem kleinen Anflug von rosenfarbiger Röthe und war mehrfach unter dem richtigen Namen ausgestellt, kann aber ebenso wenig hier, wie in Deutschland, als Tafel- frucht gelten. t). Der Michaeliskalvill ist wahrscheinlich der gelbe Herbstkalvill der deutschen Pomologen. Er gibt eine Tafelfrucht zweiten Ranges. Die übrigen Kalvillartcn, von denen besonders der werlhvoUe Amtmannsapfel und der Graven- steiner hervorzuheben sind, waren in der Zeitigung noch nicht soweit vorgeschritten, dass sie schon jetzt geprüft werden konnten. Als vorzügliche frühe Kalvillsurtcn , die nach den in Petersburg und in Reval gemachten Erfah- rungen auch in Dorjuit eine gedeihliche Kultur er- warten lassen, können der gestreift e Ilcibstkal- vii! und Hedelfingcr's Spitzkalvill genannt werden. Unter den Schlottcräpfeln befanden sich: 7. Der Prinzen- oder Nonnen apfel. F,v ge- hört zu den Früchten ersten Ranges, bewährt seine Güte auch im Dorpater Klima und nmss daher auf's Angelegentlichste zum Anbau empfohlen we-rden. 8. Ein anderer, aus der Krim stammender Apfel ist der hellgelbe Nonnenapfe!. Er ist ein Süss- apfel, dessen Frucht jedoch nur zweiten Ranges ist. 9. Die unter dem Namen Schafsnasen aus- gestellten Aepfel verdienten keine Empfehlung. Von den Gulderlingen fanden sich vor: 10. Der Citronenapfel, ein in der Reife ci- tronenfarbiger, sehr saurer Apfel, der jnienials vom Wurmstich leidet, sehr dauerhaft ist und daher als Wirthschaftsfruclit besondere Empfehlung verdient. 11. Eine andere als Citronenapfel ausgestellte Frucht war nur vou untergeordnetem Werthc. 12. Rosenäpfel waren in grösserer .Anzahl vorhanden. 13. Der Revarsche Biruenapfel ist blass- grün, aber auf der Sonnenseite rothgestreift. Die Frucht ist zweiten Ranges. Ausser diesem Apfel war noch von mehrern .Ausstellern ein vollständig rother Birnciuipfel vorhanden, der seines viel vor- züglicheren Geschmackes wegeu zu den beliebtesten Tafelflüchten in Dorpat gehört. 14. Ein ganz ähnlicher Apfel, bei dem jedoch das Roth in breiten, bandartigen Streifen, zwischen denen sich eine verwaschene Röthe befindet, ver- läuft. Es ist wahrscheinlich der rothe Margarethen- apfel, der jedoch an Güte dem rothen Birnenapfel nachsteht. 15. Der weisse Klarap fei war mehrfach un- ter der richtigen Bezeichnung des weissen Astra- chan ausgestellt. Er gehört zu den von den deut- schen Pomologen zur allgemeinen Anpflanzung em- pfohlenen Sorten. 16. Der weisse Sommer - Strichapfel ist hellgelb, hat auf der Sonnenseite leichte Karmoisin- streifen und rothe Punkte, und gehört zu den sehr guten Sorten. 17. 18. Der gelbe uud der grüne Klarapfel gehören gleichfalls zu den sehr guten Sorten. Als Aepfel zweiten Ranges aus dieser Klasse waren noch vorhanden: Der Jagdapfel, der sei- ner grossen Tragbarkeit wegen als Wirthschafts- fruclit besonders gerühmt wird, der Augustapfel, der weisse Alabasterap fei (eine russische Sorte), der Marzipanapfel, der Alexanderapfel und der Sommer-Z wiebclapfel. Da die übrigen zu dieser Klasse gehörigen Aepfel keiner Erwähnung werth sind, mögen noch einige ausländische Sommer- und Herbstarten von vorzüglicher Güte genannt werden, die voraussicht- lich in Dorpat gedeihen: Der Virginischc Roscn- apfcl, der Englische S charlachpepping, Mü- schen's Rosenapfel, der Edle Roscustrcif- ;92 ling, der Kleine Favoritapfel, der Belgische Anaiiasapfel, der Lievländische Himbeer- Apfel, der Rigaische Birnenapfel und der Rothe Astrachan. 19. Unter den Taubenäpt'eln ist der Weisse Sommer-Taubenapfel zu empfehlen. Er ist wachs- artig-weiss, liat auf der Sonnenseite eine leichte Rosafärbung und gehört zum zweiten Rang. 20. Ranibour oder Pfundäpfel waren auf der Ausstellung stark vertreten. Eine ausgedehnte Kultur dieser Früchte ist nicht gerechtfertigt, da es keine Tafel-, sondern ausschliesslich nur Wirth- schaftsfriichte sind, die aber als solche von mehrern andern übertroffen werden. 21. Von den Reinetten sind die meisten für ein nordisches Klima ungeeignet, weil sie grösstea- theils zu den Winterfrüchten gehören und, um ge- hörig zu reifen, besonders lange am Baume hängen müssen. Gleichwohl fanden sich einige Reinetten aus der Zahl der Herbst und Winterfrüchte vor, deren Prüfung jedoch vorbehalten werden musste. 22. Zu den Streiflingen gehört der in Dor- pat sehr verbreitete Cham pagner- A pfel, welcher den deutschen Pomologen unbekannt zu sein scheint. Es lassen sich selbst zwei Sorten von ihm unter- scheiden, von denen die eine heller rosafarben, die andere dunkler und dichter gestreift ist. Als der schönste erwies sieh der dunkelfarbene, dem unbe- dingt der erste Rang zukommt. Leider ist der Baum dem Brand unterworfen. Im Ganzen wurden geprüft gegen 50 Apfelsor- ten. Ausserdem sind noch gegen 100 Sorten aus der Masse ausgeschieden und zur weiteren Prüfung in Verwahrung genommen, so dass der ersten Beur- theilung nach sich gegen 1 50 Sorten als ausgestellt ergaben, welche Zahl jedoch voraussichtlich nach gehöriger Prüfung sich sehr verringern wird. Unter den Birnen war vorzugsweise die in Dorpat sogenannte Herbstbergamotte vertreten, die zum Theil in sehr schönen Exemplaren vorlag. Ausserdem fanden sich noch in einigen Exemplaren dieWeinbirn, die Rousselet-Birn und die Fe I- genbiru vor. Es wäre wohl zu wünschen gewesen, dass man auch erfahren hätte, welche Sorten des hier ge- nannten Obstes auf Hochstämmen und welche an Spalieren oder auf Pyramiden gezogen sind? So viel uns noch erinnerlich aus der kurzen Zeit ist, wo wir uns in Dorpat aufhielten, so sahen wir da- mals in einigen Gärten sehr schöne und kräftige Apfelbäume, welche auch reichlich trugen. Sie imiiiertragenöe Crööeere aus Jliefi&o. In Nordamerika, dem Lande, wo die Erdbeeren landwirthschaftlich, d. h. im Grossen, gebaut werden und gleich den Kartoffeln scheffelweise auf den Markt kommen, macht jetzt unter obigem Namen eine Erdbeere grosses Aufseilen. Die Verkäufer prei- sen sie als etwas ganz Neues an, während Andere sie dagegen nur für eine alte Sorte mit neuem Na- men erklären. Nach der kurzen Beschreibung, welche gegeben wird, weicht sie von den bis jetzt bekann- ten ungemein ab und möchte sogar specifisch ver- schieden sein. Hierüber lässt sich jedoch nicht eher urtiieilen, als bis man sie gesehen und genau unter- sucht hat. Von einem Liebhaber in Nieder-Kauada wurden im Jlai einige Pflanzen bezogen, um Versuche da- mit anzustellen. Leider hatten sie durch den Trans- port ungemein gelitten und brauchten eine lange Zeit, bevor sie sich erholten. Damit trieben sie nicht allein neue Blätter, sondern fingen auch zu wachsen an, um später selbst Früchte zu erhalten. Seitdem haben sie bis Anfang Oktober (wo der be- zeicimetc Liebhaber sein Urtheil darüber veröffent- lichte) unausgesetzt geblülit und Früchte getragen. Die letztern sind kurz-kegelförmig und nie doppelt so lang, als au der Basis breit, dagegen ziemlich gross. Die schöne Scharlachfarbe wird nur durch die gelben Körner unterbrochen. Im Geruch sind sie ausserordentlich augenehm, der Geschmack da- gegen hat nichts Abweichendes von dem der mei- sten Erdbeeren. Aus dieser Ursache würden sie während der Erdbeerzeit nichts Besonderes darbie- ten. Auffallend ist ihr geringes Gewicht und ebenso die Kleinheit der Blüthen, die sehr rasch und iu grosser Menge kommen. Ausläufer machen sie we- nig und dann nur kurz. Diese immertragende Sorte Erdbeeren wurden im mexikanischen Hochlande, und zwar in den Ge- birgen von Xalapa, entdeckt. Dort wächst sie bis zu einer Höhe von 10,000 Fuss über dem Meere, und ist oft ziemlich starkem Froste ausgesetzt. Des- halb ist es wahrscheinlich, dass sie bei uns aushält; auf jeden Fall dürfte sie aber, zumal sie im Topf rasch und gut wächst, zum Treiben geeignet sein. Sie ähnelt unserer immerblühenden Alpenform, deren Beeren aber weit runder sind. Sehr abweichend sind die Blätter, die gar keine Behaarung besitzen, hell- grün und auch weit kleiner sind. Das Dutzend Pflanzen wird in Nordamerika noch jetzt mit 2 J Dollar (also mit gegen 3| Thaler) bezahlt. Verlag von VViegandt & Henipel in Berlin, Zimmer-Stro83c No.9l. Druck der C. Fe ia t er'schen Buchdruekerei (L. Mewes;, Bariin, Wilhelma-Platz No. 4. Wochenschrift des Veremes znr Beforderniig des Gartenbanes in den Konigl. Prenssischeii Staaten für No. 50. Redakteur : I*i*ofiessor I>r. Karl ivocli, Geiieral-.Sekretair des Vereines. Berlin, den 18. Dezember 1869. Preis des Jahrganges Bj Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frauco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. lahalt: Die Kaiser-Georgine und ihre Verwandten. — Ueber einige Riesen der europäischen Pflanzenwelt. — Das Garten-Eta- blissement von Lonis van Houtte in Gent. Die 3i'aifer=c9eor(iiue uui) if)rc Ucrwanötcii. Kin blüiicndcs l'^xeniplav der von Rözl vor einigen Jahren aus Mexiko cingefUlirtcn, jetzt aber schon bald ganz vergessenen l)alilia iniperialis im botiin. Garten zu Berlin gibt uns (jcli genbeit, von Neuem auf diese Pflanze aufmerksam zu niaelien und sie zu weiteren Kultur-Verfuchen , aber aueb zu Kreuzungen mit den in der ^'crvollkomn)uung so weit gebrachten Garten-Georginen, zu empt'eblcn. Nicht England, noch Frankreich gebüiirt die Ehre, sondern Deutschland, nicht allein zuerst auf die Georgine als Gartenpflanze aufmerksam gemacht, sondern auch die ersten und besten Sorten in den Handel gebracht zu iiaben. Wir ersehen dies deut- lich aus der vorzüglichen Gerhard sclicn Abhand- lung über die Georgine. Eben deshalb möchten ■wir deutsciien Gärtnern empfehlen, die durch die Kaiser-Georgine gebotene (Gelegenheit zu benutzen, um unserer neuerdings wiederum mehr beliebt ge- wordenen Gartcnblumc noch eine grössere Mannig- faltigkeit zu geben, als sie bisher schon hatte. Als Dr. Bolle nacii längerem Aufentiialte auf den nordwestlich von Afrika liegenden Inseln der Kanälen, Azoren u. s. w. auch Samen neuer W'audel- blumen oder Cincrariin mitbrachte und selbige der Familie der Körbeheutriigci- , wie der Montanoa l)i- pinnatiiicla und elegans (beide früher als l'lidea bi- pinnatiiida in den Gärten), l'olyuniia l'vedalia, Ver- besiua alata n. s. w. (s. 4. Jahrg. der ^\'(>clleuscilrift S. 243) ansciiüesseii. Leider blüht sie sehr spät, be- darf demnach einer ziendieh langen Vegetation, be- vor sie ihren llaui)tschmuck zeigt. Jlöglicher Weise könnte die Blülhezeit durch die Kunst aber ebenso antizipirt werden, wie es bei unseren (iartcn-(icor- ginen der Fall ist. Diese blühten im .\nfange ihrer ."■.0 394 europäischen Kultur im Monat September, während wir jetzt gar nicht selten schon im Juli blühende Georginen im Freien haben. Die erste nähere Kenntnis» und Beschreibung der Kaiser-Georgine verdanken wir dem Obergärtner des botanischen Gartens in Zürich, E. Ortgies, indem er sie in Regel's vortrefflicher Gartenflor (12. Jahrg. S. 243) beschrieb. Die Pflanze kam im Jahre 1862 nach dem botanischen Garten in Zü- rich und wurde von da weiter verbreitet. Seit 1864 ist sie auch im bot. Garten zu Berlin und treibt alljährlich im freien Grunde und Boden über 8 Fuss hohe Stengel, ohne aber je Blüthen gezeigt zu ha- gen. Im diesem Herbste war dieses aber der Fall, weshalb sie vom Inspektor Bouche in einen Topf gesetzt und ins Kalthaus gebracht wurde. Ende des Monates November entfaltete sich die erste grös- sere Blüthe, die anderen blieben dagegen zurück und gingen auch wohl ganz und gar zu Grunde. Ob die erste Blüthe Früchte bringen wird, muss natürlich abgewartet werden. Der aufrechte und viereckige Stengel trägt nur im oberen Theile, und zwar im Winkel der Blätter, beblätterte Blüthenzweige, wie es ebenfalls bei der gewöhnlichen Georgine der Fall ist, und kommt aus knolligen Wurzelgebilden hervor. Er ist im untern Theile fest, in dem obern dagegen hohl, ebenso die Aeste. Behaarung ist stets an ihm vorhanden, und zwar eine ziemlich rauhe; doch verschwindet sie nach unten allmählig, mit Ausnahme der Knoten. Die sehr grossen Blätter umfassen mit mittclmässig langem Stiel den Stengel und stehen einander gegen- über. Die untersten sind 2- und 3fach, die ober- sten nur Ifach gefiedert; von ihnen haben die er- stereu 1 J bis 2 Fuss Länge. Die 9 Fiederblätter bestehen in der Kegel wiederum aus 9 Fiederblätt- chen, die aber ebenfalls gefiedert sein können. Sonst haben die letzteren eine länglich-lanzettförmige Ge- stalt und, bei einer Breite oberhalb der Basis von fast 1, eine Länge von gegen 2 Zoll. Der Rand ist mit Ausnahme der oft keilförmig-vcrschmälerten Ba- sis grob gesägt. Die obere glatte I'läche trägt, be- sonders gegen den Band hin, einzelne Haare, v/äh- rend diese auf den Nerven und Adern der Unter- fläche dichter sind und (bei jugendlichen Blättern) oft grau-grün erscheinen. Der Blüthenstand ist, wie schon angedeutet, dem der gewöhnlichen Georgine ebenfalls völlig gleich, indem die Blüthenzweige am Ende die zuerst ent- faltete Blüthe tragen, die kurze Zeit darauf von 2 anderen gegenüberstehenden Blüthen zur Seite über- ragt wird. Erst nach deren Abblühen kommen die Blüthen in dem Winkel der tiefer stehenden Blätter zum Vorschein. Die Blüthe oder vielmehr das Blüthenkörbchen steht auf völlig unbehaarten Stielen und weicht we- sentlich von dem unserer Georginen dadurch ab, dass die Strahlenblüthchen nicht horizontal abstehen, sondern eine schief-aufrechte Stellung besitzen. Da- durch erhält das ganze Blüthenkörbchen eine etwas glockenförmige Gestalt. Von den beiden völlig un- behaarten Hüllkelchen besteht der äussere aus 5 eirundlichcn Blättchen, deren etwas fleischige Basis der Ba.^is der 7 und 8 Blättchen des inneren ange- wachsen sind. Während diese aber aufrecht stehen und eine 10 bis 12 Linien hohe und 10 Linien im Durchmesser enthaltende Röhre bilden, stehen jene ziemlich horizontal ab und haben nur gegen 4 Li- nien im Durchmesser. Die 7 bis 8 völlig weissen Strahlenblüthchen haben eine Länge von 2 bis 2 J Zoll und stehen genau im Winkel der inneren Hüllkelchblätter. Sie sind mit einem völlig ausgebildeten Fruchtknoten versehen, so dass es wahrscheinlich ist, dass dieser sich zum Samen entwickelt. Unsere Beobachtung widerspräche demnach Ortgies' Angabe, dass die Kandblüthchcn völlig unfruchtbar seien. Uebrigeus möchte dieser Umstand ebenso wenig zur Feststel- lung dieser Art benutzt werden können, als zur Unterscheidung der beiden Stammeltcrn unserer Gar- ten-Georgine, da die völlige Entwicklung des Frucht- knotens der weiblichen Raudblüthe wohl mehr oder weniger vom Boden und von klimatischen Veriiält- nissen abhängt. Wären diese von de Candolle d. A. zuerst zur Unterscheidung gegebenen Merk- male übrigens richtig, so hätten wir wiederum ein Beispiel mehr für die Unbrauchharkeit desLinne'- scheu Systemes für unsere Verhältnisse. Während, demnach die eine Stammpflanze unserer Garten- Georgine (Dahlia pinnata Cav., Georgina variabilis Willd.) zur 2. Ordnung der 19. Klasse (Syngenesia) gehörte und von de Candolle deshalb auch den Namen Georgina superflua erhielt^ hätte die an- dere (Dahlia coccinea Cav., Georgiua frustranea DC.) wegen ihrer unfruchtbaren Randblüthchen eine Stellung in der 3. Ordnung. Die übrigen Blüthenkörbchen stehen auf flachem Blüthenboden und haben die den meisten Körbchen- trägern eigenthümliche röhren-trichterförmige Gestalt und eine gelbe Farbe. Sie scheinen durchaus frucht- bar zu sein. Die äusserste Reihe steht im Winkel gleich grosser und breiter Spreublätter von haut- artiger Konsistenz, während diese vor den anderen Blüthchen schmäler und kleiner sind. Samen haben wir noch nicht zu sehen Gelegenheit gehabt; nach dem Fruchtknoten zu urlheilen, möchte er anstatt einer Haarkrone einen ringsherum gehenden erha- benen Rand erhalten. Nachdem wir die Kaiser - Georgine näher be- schrieben haben, möchte es nothwendig sein, ihre 395 Stellung im Systeme genauer zu bestimmen, und zwar mit dem Namen, der ihr ia wisseuscliaftliclier Hinsicht gehört. Es herrscht schon in Betreff des Genus, in das sie, mit ihren Verwandten in unsern Gärten, einzureiiien ist, eine ^leiniuic^s- Verschieden- heit. Wohl alle Völker, ausser den Deutsehen, nen- nen das Genus Daiilia, diese hingegen Georgiua. In der systematischen Botanik hat man in der neue- sten Zeit ebenfalls den zuerst genannten Namen fest- gehalten und betrachtet die zweite Benennung nur •als Synonym, welches nicht ferner gebraucht wer- den soll. Regel bei der Benennung der Pflanzen ist, dass der erste Name gebraucht wird, und zwar in Folge der Priorität. Ein später gegebener Name darf nur -dann angenommen werden, wenn der erste Name bereits zur Bezeichnung eines anderen Genus ver- wendet wurde. Der erste, welcher in unserer Garten- Georgine den Typus eines besonderen Genus er- kannte , war der Spanier C a v a n i 1 1 e s. In dem 1. Bande (p. 57, tab. 80) seiner Abbildungen und Beschreibungen in Spanien wild wachsender oder in Gärten kultivirter Pflanzen, der im Jahre ITUl erschien, beschrieb und bildete er die erste Geor- gine als Dahlia pinnata ab. In demselben Jahre (S.April) gab aber auch der Schwede Thunberg denselben Geschlechts-Namen einem anderen Genus, das bekanntlich aus kapischen Sträuchern besteht ■und zur Familie der Hamamelideae gehört. (Skrivt. naturh. Selsk. Kiobenh. II, 1, 133, tab. 4.) ^^illdenow war deshalb im Jahre 1800 eini- germassen im Rechte, den Namen Dahüa in Geor- gina umzuwandeln. Dahlia könnte wiederum für die oben bezeichneten kapischen Sträucher hergestellt und Persoon's Name für diese, Trichocladus, be- seitigt werden, wenn nicht, besonders im Auslande, der Cavanilles'sche Name Dahlia für die Geor- ginen s'j beliebt geworden wäre, als es der Fall ist. Was den Namen Dahlia anbelangt, so war An- dreas Dahl einer der tüchtigsten Schüler Linne's, der leider nur zu früh (im 38. Jahre) starb. Er wurde 1751 im schwedischen Bisthume Skara, und zwar im Dorfe Warnhem, geboren und verüfl"ent- lichte schon im 24. Jahre seine bekannte Disserta- tion: Bigas Insectorum. Freiherr von AI strömer stellte ihn darauf bei seinem Garten und Jluseum an und liess ihn verschiedene naturhistorische Reisen machen. 1787 wurde er als Demonstrator der Bo- tanik nach Abo in Finnland berufen, starb aber schon 2 Jahre darauf. Wie Linno es liebte, aller- hand Spielereien in der Wissenschaft P^iugang zu verschaflfen, so auch Thunberg. Dahl hatte krau- ses Haar; deshalb wählte Thunberg grade den kapischen Strauch, wo die unschcinlichen Blüthen, von langen, schmalen und gekräuselten Deckblättern umgeben und zu dichten Köpfen vereinigt sind, um ihm den Namen Dahlia zu geben. WiUdenow entlehnte hingegen die Benennung Georgina dem Namen seines Freundes Jon. Gottl. Georgi, der mit Pallas die südlichen Länder Si- biriens und Ciskaukasiens besuchte, nachdem er schon mit Falk den Ural bereist hatte. Besonders berühmt wurdß Georgi durch seine Geschichte des russisciien Reiches, welche in den Jahren 1797 bis 1802 in 3 Theilen nebst einem Nachtrage erschien. Wir bemerken, da^s Sprengel ganz unnöthiger Weise den Namen Georgina in Georgia umgewan- delt hat. Dieser Streit, ob man Dahlia oder Geoigina zur Benennung gebrauchen soll, schien durch die Behaup- tung des ersten Monographen der Körbchenträger, Cas- sini, dem sich Schultz -Bip. aus Deidesheim an- schloss, dass das Genus gar keine Berechtigung zur Selbständigkeit habe und mit dem alten Linud 'sehen Genus Coreopsis vereinigt werden müsse, seine Be- deutung verloren zu haben. Genaue Untersuchun- gen und Vergleichuugen beider und noch einiger verwandten Genera haben uns jedoch belehrt, dass Dahlia (resp. Georginal aucli ferner ein selbständi- ges Genus, das sich durch flache (nicht stiel- oder halbstielrunde) und anfrechtstehende Grifleläste und durch einen aufrechtstehenden (nicht flach -glocken- förmigen) Innern Hüllkelch wesentlich unterscheidet. Aus ersterem Grunde wird auch Dahlia von den Botanikern unter den Asteroideen, Coreopsis unter den Seuecioneeu aufgeführt. Die Frage: ist die Kaiser - Georgine eine neue Art oder war sie schon früher bekannt? lässt sich allerdings mit absoluter Bestimmtheit nicht entschei- den; mehr als wahrscheinlich ist es aber, dass .sie von Dahlia Barkeri Kn. et Weste, welche im Jahre 1838 im 2. Bande des fl. Cab. (p. 28) zu- erst beschrieben und (auf der 127. Tafel des dritten Bandes") abgebildet wurde, nicht verschieden ist. Be- schreibung und Abbildung stimmen, soweit sie aus- reichen , völlig überein. Wir tragen deshalb kein Bedenken, Dahlia imperialis Rözl als Synonvm zu D. Barkeriac zu stellen. Möglicher Weise ge- hört Dahlia variabilis var. excelsa, welche in Henslow's Botaniste (II, tab. 88) abgebildet ist,' ebenfalls dazu. Leider steht uns besagtes Werk nicht zur Verfügung. Vielleicht ist auch Georgina Cer- vantesi Sweet, die in British flower garden (2. ser. I, tab. 22) abgebildet ist, ebenfalls ein und dieselbe Pflanze. Nach der Abbildung und Beschreibung allein lässt sich keine bestimmte Entscheidung tref- fen; man muss wenigstens getrocknete Exemplare aus Herbarien, besser allerdinffs noch lebende IMlan- zen, zur Verfügung haben, um genaue Untersuchun- gen und Vergleichungen anstellen zu können. 50» 396 Die Begrenzung der Dalilia- Arten hat über- ' haupt seine Schwierigkeiten, da möglicher Weise schon, wie es scheint, in den an)eril Dahlia frustranea Ait. hört. Kew. 2. ed- V, 88 (1815), _ Coreopsis Georgina pruinosa Cass. dict. d. sc. nat. XVIII, 443 (1820), Georgina crocata Sweet brit. fl. gard. l.ser. III, 2S2 (1829). 3. D. Barkeriae Knowles et Westcott fl. cab. et mag. III, pag. 147, tabula 127 (1840): Caulis elatus, superne et ramis fistulosus, epruino- sus, praesertim ex parte superiori hirtus; Folia bi- et Spinnata, rhachi nor. alata, subtus griseo-pubeseen- tia, deinde vix glabriuscula: pinnis 3-, 4jugis, petio- lulatis, ovato-acuminatis, ntiinque serratis; Anthodii exterioris phylla 5ovata; Styli crura elliptica; Flo- sculi radii patentes. Eine wesentlich von beiden genannten Arten verschiedene Art, welche hauptsächlich durch die grössere Behaarung am oberen Theile des Stengels, durch die grössere Anzahl der Fiederblättchen, durch die nicht horizontal ausgebrfeiteten, sondern abste- henden Strahlenbiüthchen und durch die ziemlich breiten und elliptischen Schenkel des Griffels sieh unterscheidet. Synonym ist Dahlia impcrialis Ilözl in Reg. Gartenfl. XII, 243, tab. 407. 408 (1863). Wahrscheinlich gehört, wie wir schon früher be- merkt haben, Georgina Cervantesii Sweet in br. flow. gard. 2. ser. I, tab. 22 (1831) hierher. Sollte dieses der Fall sein, so raüsste der Name dieser Art, als der ältere, dem obigen (Georgina Barkeriae) vorgehen. Was in englischen Gärten schon zu Ende der dreissiger Jahre unter dem Namen Dahlia arbo- rea kultivirt und auch im Jahre 1839 von Poi- teau in den Annalen der Pariser Gartenbau-Gesell- schaft als Dahlia excelsa (25. Tom. p. 347) be- sehrieben wurde, nach Verlot sich noch in dem Jardiii des plantes befinden soll (Rev. hört. 1864, p. 31), ist gewiss eine verschiedene Pflanze, welche bis in die vierziger Jahre auch im botanischen Garten zu Berlin vorhanden war, jetzt sich aber 397 nicht mehr vorfindet. Sie ist in ihrem unteren Theile holzig, scheint aber sonst mit G. Barkcriae, besonders binsiclitiich der Zusammensetzung der Blätter, eine grosse Aehnlichlteit zu haben. Die Wurzel bildet jedoch einen dicken und rübentormi- gen Knollen, weii ht also in dieser Hinsicht wiederum bedeutend ab. f3s wäre zu wünschen, dass von Seiten des wissenschafilichen Personales im Jardin des plautes zu I'aris die Pflanze einmal genau be- schrieben würde. Mit Dahlia MerküLehm., welche gewöhnlich mit D. glabrata Lindl. und minor Vis. identificirt wird, vielleicht auch mit Dahlia pusilla Zucc. (in DC. prodr. IV, 4'J4) eine und dieselbe Pflanze dar- stellt, und Georgina scupigera 0. et Dietr. ha- ben wir noch keine ausreichenden Studien gemacht, um über ihren specifischen Werth schon jetzt ein Urtheil zu fallen. Beide sind niedrige, zum Theil kriechende Pflanzen, welche sich, besonders durch die keillörmig -zulaufenden Ficderbliittchen, sowie durch die linicnförmigen, ziemlich langen Blättchen des äusseren Hüllkelchs unterscheiden. Unserer An- sicht nach bilden beide Pflanzen gute Arten , von denen Dahlia Merckii rothe und Georgina sca- ]>igera weisse Strahlenblumen besitzt. (Schlues foljrt.) Uebct einige Jliffcu Der europnifdjpii pmiäciuijefl. Alte grosse Bäume machen nicht allein auf den unbefangenen Beschauer einen grossen Eindruck, sie wurden sogar in den alten Zeiten l'iir heilig gehal- ten und dienten, bevor das Christenthum in Frank- reich und in Deutschland sich ausbreitete, nicht al- lein den Priestern als Ort, wo sie ihre heiligen Handlungen ausübten, auch die alten Herzöge ver- sammelten ihre Mannen unter einem alten Eich- baume, sprachen aber auch Recht denen, welche sie um ihren Ausspruch ersucht hatten. Dass Eichen und überhaupt Bäume noch aus jener Zeit stam- men sollten, wie hier und da behauptet wird, muss von wissenschaftlicher Seite aus wohl geleugnet werden. Das Alter aller unserer Forstbäume reicht keineswegs sehr hoch hinauf und das der Eiche möchte kaum ira günstigsten Falle über 500 Jahre hinaus gehen. Linden scheinen allerdings älter zu werden; dass sie aber über GOO Jahre alt würden, dafür fehlen uns die Beweise. Auf die Volkssagcn, so gewichtig sie auch sonst sein mögen, kann man hier kein Gewicht legen. Wir wissen, dass berühmte alte Bäume schliesslich doch abstarben und oft durch andere ersetzt wurden, auf die man nach mehrern Jahren das Alter des bereits abgestorbenen über- trug. Es soll dieses namentlich mit der berühmten Linde in Schwaben der Fall sein, nach der das Würt- temberg'sche Städtchen Neustadt seinen Namen ,an der Linde" erhalten hat. Alte Bäume haben aber auch einen landschaft- lichen Werth. Der von uns unlängst besprochene Park von Laxenburg bei Wien verdankt einen Theil seines Rufes den alten Bäumen, welche in grosserer Menge in ihm enthalten sind. Fürst Pückler- Muskau kaufte in der Nähe von Muskau alle alten Eichen, mochten sie auch vom Wind und Wetter, oder auch vom Blitze, noch so sehr beschädigt sein, den F)igeiithüniern auf ihrem Grundstücke ab, so dass diese sie nicht abschlagen konnten. Diese bis- weilen sehr verstümmelten und oft mehr oder min- der alten fliehen machten besonders des Abends, wenn die Sonne unterging und die letzten rothen Strahlen derselben sie beleuchteten, einen mächtigen Eindruck auf den Beschauer, namentlich wenn sonst Ruhe ringsum herrschte. Einige solche riesigen Bäume, wie die besagte Neustädter Linde, der Kastanicnbauni des Aetna, der Draclienbaum auf Tenerirta u.s. w., werden zum Theil in den Büchern seit länger als einem Jahr- hundert in derselben Beschatienheit noch fortgeführt, als wären sie seitdem dieselben geblieben und trü- gen nicht auch schliesslich die Spuren der Alles allmählig zu Grunde richtenden Zeit. Der Drachen- baum auf Tenerifla steht nicht mehr; in einigen neueren Büchern ist er aber immer noch als vorhan- den aufgeführt; der Kastanienbaum des Aetna wird meist beschrieben, als wenn er noch so aussähe, wie vor 20, 30 und selbst vor 50 Jahren. Nach den neuesten Nachrichten, die wir einem Korrespondenten der Regensburger Flora (ÖL Jahr- gang, S. l'.ö) verdanken, besteht der eben genannte riesige Baum, dessen Umlaiig früher zu L'^0 Fuss angegeben wurde, jetzt aus 3 Stämmen, von denen jeder ganz hohl sein soll. Wo einst der centrale Theil des Stammes gestanden hat, führt ein Hohl- weg- hindurch, welchen Wind und Wetter auf Ko- sten der AVurzeln stets vcrgrössern, während die Bauern am Stamme Feuer anmachen. Mit dieser allerdings leider sehr kurzen Beschreibung stimmt nicht ganz eine Abbildung, welche ihre Entstehung der neuesten Zeit verdanken soll und sich in einem unlängst erschienenen französischen Werke: »Les merveilles de la Vegetation par Fu Ige nee Marion (zu S. 17G)'' befindet, überein. Nach dieser .Abbil- dung scheint es doch, als wenn dieser berühmte Kastanienbaum ebenso wenig, wie der berühmte Platanenbaum in BöjUk - Dereh bei Konstantinopcl, einen einzigen P)anin darstellte, sondern mehre Stämme sind schliesslich scheinbar zu einem zusammenge- wachsen und stehen in einem Halbmonde. 398 Die eben erwähute Frage, ob man es hier mit einem einzigen oder mit niehreru Bäumen zu tliiin habe, wurde schon vor länger als 100 Jahren durch Jean Houel, der ihn zuerst beschrieben haben soll, angeregt. Die Sage geht nämlich, dass der Baum bereits vor 300 Jahren, als die Königin von Arra- gonien nach Neapel reiste und von da aus ihn be- suchte, schon so gross war, dass ihre 100 Eeiter im Schatten desselben Platz nehmen konnten. Eine ähnliche Sage existirt auch von dem oben erwähnten Platanenbaum von Böjük-Dereh, unter dem Gottfried von Bouillon auf dem Kreuzzuge nach dem gehei- ligten Laude mit seineu Heersehaaren gelagert ha- ben soll. Der Kastanienbaum des Aetna heisst aus obigem Grunde übrigens noch heut' zu Tage Ceuto Cavalli (d. h. der hundert Reiter). In dem Innern des Baumes sollen schon zur Zeit Jean Houel's die dortigen Bewohner ein Haus gebaut haben, in welchem nicht allein die Ka- stanien, welche der Baum jeden Herbst in Fülle lieferte, sondern auch ausserdem allerhand Obst ge- röstet, resp. getrocknet wurden. Das dazu nöthige Hok entnahmen sie dem Baume selbst. Dass bei solchen Verwüstungen der Baum ungemein leiden musste, unterliegt keinem Zweifel. Das erwähute Häuschen befindet sich noch auf der Abbildung, •welche vor uns liegt, wird aber von dem Korres- pondenten der Flora nicht mehr erwähnt. Es wäre ■wohl zu wünschen, dass Eeisende, welche Sicilien und den Aetna besuchen, uns wiederum einmal ge- naue Nachrichten über diesen Baum bringen wollten. Es sollen aber ausserdem am Aetna noch Bäume mit riesigen Dimensionen vorhanden sein. Nach Marion existirt ein zweiter Kastauienbaum, der nicht weniger als 12 Meter im Durchmesser besitzt. Der berühmte Kastauienbaum de la Nave am Aetna hat dagegen 6 Meter im Durchmesser, ist aber noch vollkommen frisch und besitzt eine der schönsten Kronen, welche sich weithin ausbreitet. Auch Eichen (wahrscheinlich Quercus brutia Ten.) von immenser Grösse soll es am Aetna geben. Der fruchtbare vulkanische Boden scheint also nicht allein den dor- tigen feurigen Wein zu bringen, sondern auch auf die Baum -Vegetation einen sehr grossen Eiufluss auszuüben. Was die Eichen anbelangt, so existiren deren eine Menge von ansehnlicher Grösse und Stärke des Stammes in verschiedenen Ländern Europa's. Nach der Revue britannique wächst die grösste Eiche Englands in Yorkshire und zwar in Cathorpe. Der Stamm hat an seiner Basis nicht weniger als 78 Fuss im Umkreise, also 2G Fuss Durchmesser, wie ■wohl kaum eine zweite Eiche haben möchte. Die be- rühmte Eiche der 3 Grafschaften, so genannt, ■weil sie zu einer Herrschaft, welche Grund und Boden ' in 3 Grafschaften besitzt, gehört, hatte eine Krone welche nicht weniger als 777 Quadrat - Meter be- deckte. Wie stark der Stamm gewesen ist, wird nicht gesagt. Im Park von Clipson, der dem Her- zog von Portland gehört, existirt ferner eine Eiche mit einem Alter von 1,500 Jahren (?). Wenig jün- ger ist die Eiche, ■welche den Namen Herzogsrohr führt und demselben Eigenthümer gehört. Auch Frankreich hat nicht wenige grosse und starke Bäume aufzuweisen, obwohl zur Zeit der grossen Revolution viele niedergehauen wurden. Auf dem Wege von Paris nach Fontainebleau, unweit der Station Montgeron bei dem Dorfe Champrosay, befindet sich die berühmte Eiche von Antein, unter der in den guten alten Zeiten allerhand gesellige Vereinigungen stattfanden. Noch im vorigen Jahr- hundert, bevor die grosse Revolution ihr blutiges Haupt in Frankreich erhob, gab der Jlarquis Bru- noy grosse Festessen unter dieser Eiche, wo ausser- dem noch in der Regel die Jagdliebhaber sich ein- fanden, um in dem benachbarten schönen Walde von Senaut zu jagen. Dieser Eichbaum hat einen Durchmesser von über 5 Meter und seine Krone bedeckt ein Terrain von 30 Meter Durchmesser. Leider ist die schöne Eiche von Autrage im El- sass vor einigen Jahren abgeschlagen. Sie hatte nahe dem Boden einen Umfang von über 1-1 und einen Durchmesser von nahe 5 Meter. Der Stamm allein gab mit den Hauptästen 63 Klaftern gutes Holz. Ihr Alter soll bis in die Druidenzeit ('?j ge- reicht haben. Die interessanteste Eiche Frankreichs, an die sich tausendfache, bis in ein graues Alterthum hin- einreichende Erinnerungen knüpfen, befindet sich auf dem Kirchhofe von Allouville bei Yvetot (im Depart. der unteien Seine). Als der Verfasser der Wunder der Vegetation, Fulgencc Marion, sie unlängst besuchte, fand er sie zwar völlig hohl und den Stamm nur noch aus Rinde bestehend, trotz- dem breiteten sich aber ihre Aeste weithin aus und trugen das üppigste Laub. Massen von Eicheln werden hier gesammelt, um dem Vieh zur Nahrung zu dienen. Unmittelbar über dem Boden hat der Stamm einen Umfang von 30, in einer Hölie von der Grösse eines Mensehen noch 24 Meter. Eine Kapelle nimmt den hohlen Stamm ein. Darüber hatte sich früher einmal ein Einsiedler ein einfaches Zimmer eingerichtet, das er bis zu seinem Tode bewohnte. Sein mit schönen Schnitzereien umgebe- nes Bett bildete eine künstlich -augefertigte Vertie- fung im Holze. Ueber der Einsiedler-Wohnung be- fand sich schliesslich ein kleines Glockenhaus, das auf seinem Dache ein einfaches Kreuz trug. Als rohe Menschen während der Revolution das Gotteshaus mit dem Baume anzünden wollten, ver- 399 samraelten sich die Bewohner des Dorfes Allouville lind die der Nachbardörfer eilten lierbei , um den Jiebgewonneneu Baiun mit seinen heiligen Bauten gegen die Angriffe zu schützen, und verjagten glücklich diese ]\Iciischen, welche an ihr Heiligstes Hand angelegt hatten. Unter diesem Baume beten noch die frommen Be- wohner von Allouville, wenn ein theures Glied ihrer Familie ihnen entrissen ist, aber auch ausserdem suchten und fanden sie in der Kapelle, welche schon im 17. Jahrhundert erbaut wurde, oft den Trost und die Beruhigung, nach denen sie sich sehnten. Ueber das Alter der Eiche weiss man nichts. Vor 300 Jahren hatte sie nicht allein schon den Umfang, wie sie ihn jetzt besitzt, sie war bereits damals hohl. Eine Reihe historischer Data jener Gegend stehen mit der Eiche in Verbindung; die Troubadours des 12. und 13. Jahrhundertes geden- ken ihrer bereits als eines kräftigen Baumes, unter dem sie manche Lieder zur Ehre der Gottheit sangen. Der Eiche von Allouville schliesst die Eiche von Montravail in der Kähe von Saintes (\m Departem. der untern Charante) sich an. Knüpfen sich auch we- niger historische Erinnerungen an sie, so soll sie doch ein noch weit höheres Alter, das bis in die Zeit von Jesu Geburt und noch weiter zurückreichen soll, besitzen. Dicht über dem Boden hat sie einen Durchmesser von 8 bis 0 Meter, während der Um- fang des Stammes 26 Meter, der Umfang der Krone hingegen 120 Meter beträgt. Im Stamme hat man ein Zimmer voti 3 bis 4 Meter Durchmesfer und 3 Jleter Höhe angebracht. Ringsherum in diesem Zimmer zieht sich eine Bank, aus dem Holze derselben Eiche angefertigt. Stellt man mitten in den Raum einen Tisch, so könnten ein Dutzend Gäste ganz bequem neben einander ihr Mittagbrod einnehmen Ein Fenster zur Seite gibt das nüthige Licht. Die Wände sind mit Moo- sen und Farnen ausgeschmückt. Als Fulgence Marion diese Eiche besuchte, bestand der Stamm nur noch aus Rinde, trotzdem war aber die Belau- bung so frisch, als sie irgend bei jungen Eichbäumen sein kann. Wir haben bereits des berühmten Kastanicnbau- mes der hundert Reiter auf dem Aetna gcthicht; wir schliessen jetzt noch einen Baum derselben Art an, welcher sich am Genfer See befindet und eben- falls die Aufmerksamkeit der Reisenden von je auf sich gezogen hat. Er steht nicht weit von Jleilicvie, ■wo die Simplonstrassc dicht am See durch die Fel- sen gehauen werden musste, und in der Nähe des Schlosses Neuve-Gelle. Schon im 15. .Jahrhunderte hatte sich in bescheidener Klause ein Einsiedler unter dem Schatten dieses Kastanienbaumes ange- siedelt. Dieser muss also schon damals von Be- deutung gewesen sein. Dicht über dem Boden liat er jetzt einen Umfang von 13 Meter. Seine Höhe ist nicht bedeutend, da er mehrmals das Un- glück gehabt hat, dass er vom Blitz getroffen und seiner schönsten Aeste beraubt wurde. Wir kommen zu einigen Ulmen. In der Nähe von Morges auf dem nördlichen Ufer des Genfer Sees befinden sich dicht neben einander 2 Exem- plare genannten Baumes, welche wegen ihrer Grösse ringsherum eine Berühmtheit erlangt haben. Leider ist der grössere von ihnen bereits im Jahre 1824 in Folge seines hohen Alters zusammengebrochen. Dicht unter der Krone hatte der Stamm einen Um- fang von 11 Meter, während der stärkste Ast 5 Me- ter mass. Von den übrigen 44 Aesten hatte jeder im Durchschnitt 3 Meter im Umfang. Der andere Baum, welcher noch steht, ist nur wenig kleiner. ' Eine andere Ulme befindet sich im Depart. des Var in der Nähe von Brignoles. Sie hat ein für Ulmen sehr hohes Alter, denn König Karl IX. gab unter ihr im Jahre 1564 einen seiner glänzenden Hofbälle; sie niuss demnach schon vor 300 Jahren eine bedeutende Grösse gehabt haben. Jetzt bildet sie nur noch eine Ruine, deren grader Stamm auf- recht steht, aber nur noch weoig Laub tragende Aeste besitzt. Von 2 amerikanischen Ulmen wird in der bota- nischen Zeitschrift Flora (51. Jahrg. S. 78) erzählt, dass sie zwar ungefähr 30 Fuss von einander stehen, aber durch 2 sich entgegen kommende Aeste mit einander so verbunden sind, als reichten sie sich die Hände. In der Mitte beider Ulmen steht eine Roth- buche, die sich in der Krone in der Weise theilt, dass die zusammengewachsenen Aeste sich in der Gabel befinden. Von starken Ahornbäumen haben wir erst vor Kurzem gesprochen. Gleich den alten Eichen ha- ben diese ein sehr malerisches Ansehen. Fulgence Marion erzählt von einem Individuum, welches sich in der Nähe von Trons im vorderen Rheinthale Graubündtens befindet und insofern ein historisches Interesse hat, als unter ihm die obcrn Graubündter zuerst (im Jahre 1424) zusauuncntraten , um den Bund der Freiheit und Unabhängigkeit zu beschwö- ren. Im Jahre 1824 wurde das 400jährige Jubi- läum gefeiert und eine Kapelle daselbst erbaut. ' Kurz über dem Boden hat der Stamm einen Um- fang von über 3-J- Meter. Dass es sehr grosse und alte Linden gibt, haben wir gleich anfangs gesprochen. Ueber die ebenfalls erwähnte berühmte Linde im Württemberg'schen hoffen wir nächstens neuere Data mitzutheilen. Der Taxbaum von de la ]\lotte-Feuilly (in dem I Departement de l'Indre in der Grafschaft Berry) 400 erregt jetzt noch liic BewunrleiuDg der Keisenden, obwoli! er zum Tlieil mir noeli als abgestorbener Stamm tlastebt und kaum noch grünes Laub trägt. Der Umfang des Stammes beträgt 8 Meter, während sich seine Aeste bis 22 Meter ausbreiten. Sein Alter soll in die Zeit der römischen Herrschaft hinein- reiclien. Es gelit die Sage, dass sowoiil Charlotte d'Albret, die unglückliche Gemahlin Cösar Borgia's, als auch ihre Cousine Johanna von Frankreich, die geschiedene Gemahlin Ludwigs XIL, manche Tage der Trauer unter ihm zubiachten. Auf dem SüdabhiUige des Montblanc in dem Walde von Ferri befindet sich eine Lärclie, deren Stamm dicht über der Wurzel einen Umfang von 5^ Meter haben soll. Jlan schätzt ihr Alter auf 800 Jahie. Nicht weit davon, zwischen Dolonne und Pre-Saint-Dizier, auf den Bergen von Bt'que, ist eine Tanne, unter dem Namen des Geinsenstallcs ringsum bekannt, weil diese Bcrgthiere während der Winter- zeit eine Zuflucht unter ihr suchen und finden. Sie besitzt nicht weniger als über 7|- Meter Umfang. Dicht unterhalb der ersten Verästelung misst sie noch 4J Meter. Ihr Alter schätzt man auf 1,200 Jahre (?). In Gardcners' Chronicie (Nro. 48, p. 12o3) wird über einige aus fremden Welttheilen eingeführte Bäume berichtet, die ebenfalls schon bedeutende Dimensionen angenommen haben. Das grösste und schönste Exemplar des beliebten Gingko - Baumes (Gingko biloba L.) möchte sich im botanischen Garten von Pisa befinden. Der Stamm hat bereits dicht über dem Boden einen Umfang von 3 Meter, ist also grösser, als das Exemplar, welches sich in Montpellier, über das wir früher schon berichtet haben, befindet. Dieses besitzt nur einen Umfang von etwas über 2 SIcter. Nach der Schätzung des Berichterstatters ist der Gingkobaum in Pisa gegen 75 bis 90 Fuss hoch. Leider ist er ein männliches Exemplar, ebenso 2 andere Exemplare, welche nur 2 Meter im L'mfange haben. Das zuerst erwähnte Exemplar soll erst im Jahre 1787 aus England gebracht worden sein. In demselben botanischen Garten cxistirt auch eine Libanon-Ceder in einer Grösse und Stärke, wie wenige Exemplare in Europa noch existircn möch- ten. Der Stamm hat 11:, Fuss im Umfange. Eben- daselbst befindet sich ferner eine Maguolia grandi- flora mit einem Stamm von G Fuss im Umfange. Ihre pyramidenförmige Krone hat 60 Fuss r)ureh- messer. Ferner wächst im genannten Garten ein erst im Jahre 1842 gepflanztes Exemplar der Lau- rus Camphora, deren Stamm trotzdem 4^ Fuss im l'mfange hat. Endlich verdient noch die alte Ross- kastanie genannt zu werden, welche schon im Jahre 15U7 im botanischen Garten von Pisa gepflanzt wurde und einen Stamm Durchmesser von 10:^ Fuss besitzt. Das Garten - Etablissement von Louis van Hoixtte in Grent. Es liegen uns 3 Verzeichnisse (129 bis 131) des genannten Etablissements vor, auf die wir um so mehr aufmerksam macheu wollen, als sie interessante Pflanzen, und unter ihnen viele Neuheiten, welche eine weitere Verbreitung verdienen, enthalten. Das Etablissement von Louis van Houtte ist unbe- dingt das vollständigste aller Etablissements, welche wir in Europa und jenseits des Oceans der Art be- sitzen; es enthält alle Zweige der Gärtnerei, und zwar in einer Vollständigkeit, w^ie man sie sonst nur in Handelsgärtnereien findet, welche sich auf Spe- cialitäten beschränken. Louis van Houtte muss auch alle Zweige der Gärtnerei in seinem Etablis- sement vertreten haben, weil damit eine höhere Gärtner-Lehranstalt verbunden ist, aus der alljähr- lich tüchtige Gärtner hervorgehen. Seine Gärtnerei besteht bereits 30 Jahre. Von seinen grösseren Eeisen aus Brasilien zurückgekehrt, übernahm Louis van Houtte einige Jahre die Leitung des Gartens der Gartenbau-Gesellschaft in Gent, etablirte sich aber schon 1839 selbständig. Wie bescheiden er anfing, ersieht man aus seinem ersten Verzeichnisse, in dem nur viererlei Pflanzen: Kamellien, Rhododendren, Azaleen und Pelargonien, aufgeführt sind. Jetzt werden ausser dem Haupt- Verzeichnisse alljährlich noch 3 oder gar 4 Spezia- litäten-Verzeichnisse ausgegeben. Ein giosses Verdienst hat van Houtte nicht allein, dass er eine Menge Pflanzen selbst aus frem- den Ländern eintührt, sondern dass er nicht ohne Erfolg viele unserer Florblumen zu veredeln sucht. So sind unter den 8 Azaleen, welche er jetzt zum ersten Älal in den Handel bringt, nicht weniger als 7 von ihm selbst gezüchtet. Nächstdeni hat Louis van Houtte in der Züchtung von Gesneraceeu ebenfalls stets grossen Erfolg gehabt. Weniger ist bei uns bekannt, dass Louis van Houtte eine grosse Sammlung von Rosen und an- deren Blüthensträuchern besitzt und dass er stets bemüht ist, auch hier alle neuen Einführungen von irgend einer Bedeutung zur Verfügung zu haben. Verlag von VViegandt & Ilempel in BerHu, Zimmer-Slra^i^i' Nr.. 91. Druck der C. Fe is t er'scbeu Buclidruokorei (L.MewesJ, Berlin. Wilbelind-Ptatz No. 4. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Prenssischen Staaten tur (Märtiierei und Pflaiizenkiiiide« Redakteur : Professor I>r- Karl Klocli, General-Sekretair des Vereines. No. 51. Berlin, den 25. Dezember Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den-Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Die in Italien einheimischen Koniferen. Von Dr. Carl Bolle. — Die Kaiser-Georgine und ihre Verwandten. (Schluss.) — Noch ein Beitrag zur Tragfähigkeit des Blattes einer Victoria. — Eduard Beiche's Taschenbuch der PÖHUzeu- kunde für Land - und Forstwirthc. Sonntag, den 9. Januar, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause, Mohrenstrasse 49 , eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. !Bie in 3tttficu cinf|eiiiii|'ffjcu .Koniferen. Vou Dr. Carl Bolle. Tannenduft und Waldesgrün liaben mit dem 11. Dezember, dem klassiscben Tage des Aufbaues des Weibnacbtsmarktes, wieder einmal ibren Einzug in Berlin gebalten, und die allgemeine Freude an diesem Tanger — das ist ein gutes Wort, wie schon Wilibald Alexis gesagt bat — beweist auf's Neue, dass wir nicht aufgehört haben, uns als Söhne des fichtenreichen märkischen Bodens zu fühlen. Fast alle Plätze der Stadt sind wie durch einen Zaubcr- schlag, wenn auch nur vorübergehend, zu mit zwar wurzellosen, aber dichtem Gehölz bedeckten Squares geworden durch die vielen Tausende auf dem Altar der Festfreude geopferten Bäumchen und Bäume, zu denen, wie immer, unsere Rothtanne das reichste Kontingent gestellt hat. In Erwartung ihrer Ueber- siedlung in's Innere der Wohnungen und ihrer end- lichen Metamorphose in den von Lichtern strahlen- den, rciclibehangenen Christbaum, erinnert uns diese ephemere Vegetation selbst da, wo man sonst kaum ihrer gedenken würde, fern von den Wäldern, in denen ihre Hc'math ist und welche die Raubheit des leise beginnenden Winters den meisten unter uns jetzt verschliesst, auf das Anmuthigste an jene grosse und prachtvolle Familie der Kouifercu, die neuerdings in der Gartenwclt und in der Liebha- berei der Pflanzenfreunde so bedeutungsvoll in den Vordergrund getreten ist. Was natürlicher, als dass uns da die Lust anwandelt, über die Grenzen un- seres Vaterlandes hinaus mit dem Auge und mit der Wissbegier diesen unseren Lieblingen zu folgen. Begleiten wir sie daher, aber zuvörderst nicht in jene ungemessenen Fernen, aus denen in den letzt- verflossenen .Jahrzehnten alle die nun die Gürten so zahlreich füllenden Fremdlinge aus der Gruppe der Nadelhölzer zu uns gelangt sind, nein, nur ein wenig über die Alpen hinweg in das schöne, sonuenbe- schienene Nachbarland , dem so viele sehnsüclilige Wünsche von deutscher Erde aus zufliegen, nach Italien. Suchen wir in gedrängter Kürze hier die Fragen zu erläutern: welche Koniferen sind dort, wo, wenn überhaupt der W^eihnachtsbauni am hei- ligen Abend flammt, Lorbeer oder Arbutus die Tanne ersetzen, ursprünglich heimisch; welche hat jener wärmere Süden mit unserem Vatcrlande ge- mein, welche vor demselben voraus? Es ist dies freilich ein Thema, das sich schwer in den engen Raum weniger Journalspaltcn zusam- mendrängen lässt, falls man sich nicht an einer kurzen, trockenen Aufzählung genügen lassen will, sondern danach strebt, dem Gegenstande möglichst viel Interesse abzugewinnen. Wenn Schreiber die- ses sieh dennoch an seine Behandlung wagt, so stützt er sich dabei für Jlanclies des zu Sagenden auf öfters wiederholte eigene Anschauung während mehr- maligen längeren Aufenthaltes an verschiedenen Punk-. 61 402 ten Italiens, auf ciue gewisse Kermtniss der ein- scblägigeu botanischen Littcratur, vor Allem aber auf die Nachsicht des gewohnten Leserkreises dieser Blätter, dessen sympathischen Entgegenkommens ja jede iriscii aus der Pflani^cnwelt herausgegriflene These im Voraus gewiss sein darf. Die allgemeinen und die speclelleren pflanzengeographischen That- sachen, etwaige Ergebnisse unserer Betrachtung, werden ausserdem von selbst über einige praktische Kulturmöglichkeiten ein klareres Licht verbreiten, in- dem sie klimatische Bedingungen erörtern, die theils vom Breitengrade des von jedwedem Baume be- wohnten Landes, theils von den Höheverhältnissen und von der geologischen Gestaltung des letzteren abhängig sind. Bevor wir zur Betrachtung der einzelnen Koni- feren Italiens, unserer Hauptaufgabe, übergehen, sei in Folgendem eine Uebersicht der Species mit mög- lichster Berücksichtigung ihrer respektiven Volks- nanieu gegeben. Es muss bemerkt werden, dass wir uns bei Abfassung derselben hauptsächlich an den neuerschienenen, in Deutschland bisher nur Vv'^eni- gen zugänglich gewordenen vierten Band der treff- lichen Flora italiana von Pariatore*) gehalten ha- ben, ohne dass dies uns jedoch verhindert hätte, Artenbegriff und Nomenklatur mitunter anders auf- zufassen, als der geschätzte und uns befreundete Verfasser eines Werkes, zu dessen aufrichtigen Be- wunderern wir gehören und dessen Förderung und baldigen X'ollendung wir mit freudiger Ungeduld entgegensehen. Pariatore schickt seiner systematischen Auf- zählung in der Flora italiana folgende allgemeine Bemerkungen voraus, deren Ucbertragung, die wir ' uns angelegentlieh sein lassen, gewiss im Sinne der Leser der „Wochenschrift" liegt. «Die Familie der Koniferen, obwohl in Italien im Vergleich mit den zahlreichen Gattungen, welche vorzüglich im Norden Asiens und Amerika's vor- kommen, nur schwach vertreten, besitzt dennoch hier sämmtliche Genera und fast alle Species, die unse- rem Europa angehören**)." *) Flora italiana ossia Descriüioue delle plante che nascono salvaticlie o si souo insalvr.tichite in Italia e nelle isole ad essa adiaceuti; distribuita secondo il nietodo naturale del Prof. Filippo Pariatore. Vol. IV, parte prima et .-ieeunda. Fi- renze 1868—69. Professor Pariatore hat bekanntlich auch für den zuletzt erschienenen, den Deeandoll e'schen Prodromus abschliessen- den Band desselben die Monographie der gesammten Koniferen geliefert. Er war darin bemüht , die grosse Synthese der viel- fach zerspaltenen Linn e'schen Gattung Pinus mit Erfolg wie- der herzustellen. **) Ausnahmen davon entlehnen ihr Material den Floren Spaniens, Siidfrankreiohs , Griechenlands und Eusslands. Wir erinnern an Pinus Pinsapo, P. Salznianni, P. cephalonica, P. ApoUinis ( der übrigen griechischen Tannen von noch nicht erprobter Artengültigkeit nicht zn gedenken), an P. Peuce, P. obovata u. s. w. jiVon den europäischen Gattungen fehlt allein Cupressus, denn die jetzt auf unserer Halbinsel so gemeine Cypresse ist, meiner Meinung nacli, daselbst nicht wirklich wild, sondern nur von uraltersher eingeführt und nun ein bei uns zu verschiedenen später anzugebenden /wecken häutig kultivirter Baum. Die Gattung Pinus waltet numerisch der Artenzahl nach vor. Sie umfasst beinah sämmtliche europäische Species von Duroi's Pinus Picea und Linn^'s P. sylvestris an, welche als die nördlichsten unserer Koniferen betrachtet werden können und in Lappland bis 68" 20 resp. 68" 40 n. Br. vordrin- gen ; ferner von Pinus Cenibra L. an, die zwar dem Norden Europa's mangelt, dagegen in Sibirien weit verbreitet ist, bis zur Pinie und bis zur Aleppo- kiefer, welche auf den Hügeln und an den Meeres- küsten Unteritaliens und unserer Jlittelmeerinseln gedeihen. Die Edeltanne, die Krummholzkiefer und die Lärche kennzeichnen insbesondere die Region unserer Alpen, sowie diejenige der Alpen Mittel- europa's im Allgemeinen. Die ersteren Beiden er- scheinen hie und da auf dem Apennin, und die Edeltanne dehnt ihre Verbreitung über die Berge Griechenlands bis zum Kaukasus hin aus. Edel- tanne und Lärche, nebst der Eothtanne, sind die Gi- ganten unter den Bäumen Italiens, sowie ganz Europa'?. Sie bilden grossentheils jene einförmigen, dichten, immergrünen Forsten, denen man in den Alpen in der Höhe von 1000—1800 Mfetres über dem Jlecre begegnet. Es ist beraerkenswerth, dass, während in der kalten Zone des Nordens, wie ich selbst auf meiner Reise im Jahre 1851 zu beob- achten Gelegenheit hatte, die Kiefer ein wenig nördlicher geht, als die Rothtanne, in den Alpen im Gegentheil die obere Grenze dieser letzteren höher liegt, als die der erstgenannten." „Die Gattung Jimipeius, die mit Pinus fast allein alle unsere Nadelhölzer umfasst, hat ebenso wenig wie diese selbst irgend welche der Halb- insel oder den italienischen Inseln eigene Art auf- zuweisen. Der Sadebaum und die Alpenvarietät des gemeinen Wachholders sind bei uns die nördlichsten Repräsentanten des Genus, während J. phoenicea L. und .1. macrocarpa Sibth. die südlichsten desselben darstellen. „Der Taxus ist ein erratischer, fast über ganz Europa zerstreuter Baum." 1. Die Pinie — Pinus Pinea L. — Pino da pinocchi. 2. Die Meerstrands -Kiefer — P. Pinaster So- land. — Pino salvatico, Pino da fa- stella. 3. Die Aleppo-Kicfer — P. halepcnsis Mill. 403 P. sylvestris L. — — F. Muglius Scop. 4. Die Pyrenäen ■ Kiefer — P. pyrenaica La- peyr., P. brutia Ten. 5. Die gemeine Kiefer — Piiio roinune. G. Die Kruru.'iiliolz-Kieffr - Mug/io, Muffoi 7. Kamond's Kiefer — P. uticinata Ram. 8. Die kor.«is(.he Ijarit-io - Kiefer — P. Laricio Poir. — l*tno dt Corsica, tino La- ricio. 9. Die österreitliische Sclnvarzföhre — P. au- striaca Höss. 10. Die Aive — P. Cembra L. — Cembro, Ziimbro. 11. Die Lärclie — P. Larix L. — Larice. 12. Die Kothtaniie — P. Abies L. — Abeto rosso, Abeto di Germania, di Mosco- via, Peizo. 13. 16. 17. 18. 19. Die Edeltanne — P. Picea L. — Abeto, Abeto nostrale, comune, Abeto bianco. 14. Die Cypressc — Cuprossus senipervirens L. — Cipresso 15. Der gemeine W^acliholder — Junipenis cora- niiuiis — Ginepro, Ginepro comune. Der Alpen -Wacliliolder — J. alpina Willd. Der spanische Waeliholder — .1. Oxycedrus L. — Ginepro rosso. Der grossfrüdilige Wacliboider — .1. niacro- larpa Sibtli. Der Sadebaum — J. Sabina L. — • Sabina. 20. Der rothfriUhtige Sadebaum — J. plioeni- cca L. — Sabina. 21. Die Eibe — Taxii.i baccata L. — Tasso, Nasso. Sardisih: Libo. Ein Vcrglcii.li dieser Liste mit den von Kocli lu seiner Synop.sis florae gerinanicac aufgelülirten Koniferen ergiebt, dass das Gebiet der dcutsclieu Flora, wie es, Istritn inbegriftcn, von dem genann- ten Floristen und dcnigcmäss auch von den meisten aus seiner Schule liervorgegangcnen Botanikern auf- gcfasst wird, um sechs Arten ärmer ist, al.-< Italien, während Ictütereni nicht eins unserer Nadelhölzer mangelt. Uns fehlen von den italienischen: die Meer- strands-Kiefer (jetzt an der jioinmerschen (.)stsce- küste kultivirt und sicher bald verwildernd), die Aleppo- Kiefer, die Pyrenäen - Kiefer, die kor.^iselie Laricio- Kiefer, der spanische und der grossfrüchtigc Wachholdcr, sämmtlicli bis auf Pinus Pinaster, die in Frankreich an der atlantischen Küsle weit nach Norden hinaufreicht, der Mittclmeer-Flora angehörige Arten. Sie ,Kaifer=>[|cor(}inc unö ifjre ITero)ttni)tcn. (.Si-hluss.) Die er.ste Nachricht von Georginen haben wir bereits vor länger als 200 Jahren schon durch einen Spanier erhalten. König Philipp II. von Spanien schickte nämlieh im Jahre 1590 P^ranz Hernan- dez als ersten Arzt nach Mexiko, wo dieser bis zum Jahre 1601) sich aufhielt. Mit reichen Mitteln ausgestaltet — seine Reise soll 60,000 Dukaten, für jene Zeit eine ungeheure Summe, gekostet haben — unternahm er die Erforschung des Landes und wen- dete vor Allem .-eine Aufmerksamkeit den medizi- nischwichtigcn Pflanzen zu. Er sammelte diese nicht aliein, sondern lics.s auch, wie erzählt wird, nicht weniger als 1,200 malen. Unter diesen befand sich auch eine Georgine, wahrscheinlich G. pinnata. 17 dicke liände mit Abbildungen und Beschreibun- gen brachte er mit daheim, wo diese im Escurial aufbewahrt wurden. Leider gingen aber schon bald 12 derselben durch eine Feiiersbrunst verloien, wäh- rend die übrigen ö erst später wieder aufgefunden wurden. Wie mau aus dem (Seite 372) in lateinischer Sprache zu Rom im Jahre 1551 veröffentlichten Thesaurus reruni medicarum Novae Hispaniac er- sieiit, existirten schon zur Zeit, wo Hernandez in Mexiko war, also vor länger als 200 Jahren, ge- füllte Georginen; es müssen diese den)nach damals i schon vielfach in mexikanischen Gärten kultivirt worden sein. Möglicher Weise sind sogar die Geor- ginen in Mexiko in den ältesten Zeiten schon, und ' selbst vor der Besitznahme des Landes durch die Spanier, eine Lieblingsblumc gewesen, die die Mexi- kaner in ihren Gärten gern kultivirten. Als Mexiko später immer mehr in Verfall kam und damit auch I die Kultur der Blumen nachliess, scheint die Geor- gine in den öffentlichen fiärton daselbst wieder mehr verschwunden zu sein. Kein Reisender wenigstens spricht mehr von ihr. ' Erst als der Botaniker Cervantes die Leitung des botanischen Gartens in Mexiko erhielt und ein lebhafter, mit Austau.sch verbundener Verkehr mit dem damaligen Direktor des botanisclien Gartens in Madrid, dem Abbe Jo^•. Ant. Cavanillcs, statt- fand, wurde auch die Georgine aus ihrer Vergessen- heit hervorgeholt, indem Cervantes im .lahre 1789 einigi- Exemplare einer halbgefüllten Sorte nach : Madrid, wo sie im nächsten Jahre blühte, aber kei- neswegs Gefallen erregt zu haben scheint, sendete. Ladv Holland, eine gro.^se Blumenfreundin, hat keineswegs damals schon aus Maihid Knollen mit pich nach England genommen, wie Gerhard meint, \ sondern erst 1804, wie man aus den Verhandlun- ! gen des Londoner Gartcnbau-V'ereins (l.Bd. p. 93) 51* 404 ersieht. Wohl aber soll die Marqiiise von Bute schon 1789 Georginen aus Madrid nach dem bo- tanischen Garten von Kew gebracht haben. Ferner hat ein gewisser Fräser im Jahre 1802 Georgi- nenknollen aus Frankreich erhalten und ira Herbste 1803 blühte bei einem anderen Pflanzenfreunde, Woodford mit Namen, in Vanxhall (London) wahr- scheinlich die erste Georgine in England. Ein Paar Jahre nacli der ersten Sendung schickte Cervantes 2 andere Georginen - Sorten, eine hell- lilafarbene und eine gelbblühende, nach Madrid, wo beide alsbald auch blühten und von Cavanilles im Jahre 1794 in dem 3. Bande seiner Abbildun- nen u. s. w. beschrieben, mit Namen versehen und veröftentlicht wurden. Im Jahre 1800 befand sich die Georgine be- reits in Dresden, und zwar im Garten der damals schon berühmten Handelsgärtnerei von Seidel (All- gemeine Gartcnz. von Otto und Dietrich I, 194), 4 Jahre darauf blühte in Frankfurt a. M. bei dem Apotheker Saltzwedel, einem grossen Blumen- freunde, zum ersten Male ebenfalls eine Georgine im Freien. Wie diese Exemplare nach Dresden und nach Frankfurt gekommen sind, weiss man nicht. Nach Paris und Montpellier, ebenso nach Kew bei London, wurde sie erst 1802 gesendet, wie wir aus den die Georgine besprechenden Abhandlungen von Thouin und de Candollc ersehen. Ob sie damals auch schon Willdenow in Berlin erhielt, wissen wir nicht, wenn es auch wahrscheinlich ist. Thouin liess die erhaltenen Georginen in grosse Töpfe brin- gen und bei einer Temperatur von 12 bis 15 Grad kultiviren. Die Knollen empfahl er wegen ihres | reichen Gehaltes an Liulin (was man damals für Stärkmebl hielt und als Nahrung dieses auch ver- treten kann), ebenso zur Anwendung in den Kün- sten. Im Vaterlande (Mexiko) hingegen wurden die Georginenknollen schon seit sehr langer Zeit als schweiss- imd harntreibendes Mittel, besonders aber gegen Kolik, angewendet. Im Jahre 1804 kamen wiederum Samen direkt aus Mexiko, von Alexander v. Humboldt einge- sendet, nach Berlin, von wo Willdenow und Otto Knollen nach allen fürstlichen und sonst angesehe- nen Gärten Deutschlands, aber auch des Auslandes, verbreiteten. In Weimar, wo Karl August, ein grosser Freund und Kenner der Pflanzen, lebte und wirkte, wurden sie vor Allem mit besonderer Liebe gepflegt. 1805 erregten bereits die Anpflanzungen mit Georginen, sowohl im Weimar'schcn Park, als in Belvedere bei Weimar, allgemeines Aufsehen. In Leipzig war es ein reicher Privatmann und Handelsgärtner, Christian August Breiter, vom damaligen Herzoge Karl August in Weimar zum Ilofgärtner ernannt, der mit gleicher Liebe sich der Georginen - Kultur nicht allein, sondern auch der Vervollkommnung der Blumen überhaupt, widmete. Ira Jahre 1807 gab Breiter das erste Verzcich- niss der von ihm kultivirten Pflanzen in 10 Abthei- lungen heraus. Jlehr als 100 Sorten Georginen wurden von ihm gezogen. Seine Blumen fanden eine solche Anerkennung, dass er nicht genug Pflan- zen heranziehen konnte. Diese hatten nicht allein in Deutschland eine grosse Verbreitung, sondern gingen auch nach Frankreich, Russlaud und nach Skandinavien. Auch in Karlsruhe wurde durch den älteren Hart weg, Vater des berühmten Reisenden und jetzigen Garten -Inspektors gl. N. in Schwetzingen bei Heidelberg, die Blume einer höheren Vervoll- kommnung entgegengeführt. Viele der besten dama- ligen Georginen gingen aus dem Karlsruher Garten hervor. In Frankreich wurden im kaiserlichen Garten von St. Cloud und von einem Liebhaber, Ternaux in Auteil bei Paris, seit dem Jahre 1806 ebenfalls vielseitige Aussaat-Versuche angestellt, um die dort noch einfachblühenden Georginen einer grösseren Vollkommenheit entgegenzuführen, resp. sie gefüllt zu machen. Erst nach 1 1 Jahren jedoch hatte man durch einige gefüllte Blumen Erfolg. In England ist es einer der Jlitarbeiter von Macdonalds vollständigem Dictionär der prakti- schen Gärtnerei, Buonajuti, dem wir die ersten Nachrichten über die Georginen verdanken. Die von der oben erwähnten Lady Holland aus Ma- drid mitgebrachten Georginen der D. pinnata Cav. hatten im Holland - House bei London geblüht und auch reife Samen hervorgebracht, von denen Buo- najuti selbst eine Aussaat machte, aber auch dem bekannten Verfasser des Paradisus Londinensis, S a- lisbury, einige zur Verfügung stellte. Letzterer veröffenthchte seine Resultate im Jahre 1806 in dem genannten Werke; später (am 5. April 1808) hielt er noch einen ausführlichen Vortrag über die Geor- ginen in einer Versammlung des Londoner Garten- bau-Vereines (Transact. of the hört. soc. I, p. 84). Als nach dem Ende der grossen französischen Kriege auch in Deutschland die alte Liebe zur Pflanzen- und Blumenzucht erwachte, waren es na- mentlich Nelken und Georginen, welche man mit besonderer Aufmerksamkeit pflegte. In Weimar war es Garten - Inspektor Sckell, der neben Aurikeln mit grosser Vorliebe Georginen züchtete und kulti- virte, in Leipzig dagegen der ebenfalls schon ge- nannte Hofgärtner Breiter. Obwohl er später ge- gen 300 Sorten in seinem Garten kultivirte, so sind doch in dem von ihm 1817 herausgegebenen Ver- zeichnisse nur die besseren 100 Sorten namentlich aufgeführt. 405 In Kassel existirte im 2. bis 4. Jalirzchnte die- ses Jahrhundeites die berühmte Handelsgärtnerei von Schellhase, welche im Jahre 1825 nicht we- niger als 70, im Jahre 1831 sogar 171 ausge- wählte Sorten von Georginen feil bot. In Braun- schweig beschäftigte sich die Handelsgärtnerei von Wrede hauptsächlich mit Georginciizucht. Ausser- dem waren Eliseusruhe bei Dresden und der Garten des Graten von Iloffmannsegg in den zwanziger Jahren vor Allem wegen ihrer schönen Georginen berühmt. In Süddeutschland verdienen wiederum der Grossherzogliciie Garten in Karlsruhe und aus- serdem das Königliche Lustschloss in jSymphenburg bei München genannt zu werden, wo man mit Vor- liebe Georginen kultivirte. Zu Ende der zwanziger und noch mehr in den dreissiger Jahren war die Kultur der Georginen bis in die entlegensten Gauen Deutschlands gedrungen; selbst in den Gärten der Bauern hatten diese Blu- men neben den bisher kultivirtcn Nelken, Astern, Studenten- und Kiugelblunien (Tagetes und Calen- dula), ferner neben Sonnenblumen, Malven, Levko- jen und Lack, einen gleichberechtigten Platz gefun- den. Es entstanden selbst auf dem Lande Geor- ginen-Vereine, deren Mitglieder ihre eigenen und fremden Erzeugnisse sich gegenseitig mittheilten. Thcnre Sorten wurden von berühmten Gärtnern, oft mit 1 und 2Louisd'or, gekauft und vermehrt, da- mit Jeder für die wenigen Groschen Beitrag etwas erhielt. Das Hauptstreben bei der Anzucht war, das Blüthenkörbchen mögliehst gefüllt, den Um- fang und Durchmesser dagegen mögliehst gross zu machen. Reichere Leute bezogen ihre Sorten hauptsäch- lich aus Holland von Cornelius van Eeden in Haarlem oder aus England, wo die Gärtner Dou- glas und Wells die besten Sorten herangezogen hatten. Jenseits des Kanales hatte aber ausserdem der Gartenbau -Verein in London durch seinen Ober- gärtner in Chiswiek, Joseph Paxton, den nach- maligen berühmten Landsehaftsgärtner, die Vervoll- kommnung der Georginen-Blume ebenfalls zu einer seiner Aufgaben gestellt. Joseph Paxton ver- öffentlichte auch im Jahre 1825 die erste wissen- schaftliche Zusammenstellung, welche ein Jahr später sein Nachfolger, William Smith, weiter auszufüh- ren versuchte (Transact. of thc hört. soe. of Lond. VII, 141). William Smith unterscheidet zweierlei gefüllte Georginen. Entweder verwandeln sich die Ivöhren- blüthclien der Mitte in Strahlcnblüthchen und das ganze Blüthenkörbchen besteht aus diesen. Dieser Zustand des Blüthenkörbchens ist es, den man in der ganzen grossen Eamilio der Compositae oder Körbchenträger als gefüllt bezeichnet. Bei Kosen, Nelken u. s. w. ist es dagegen eine Vermehrung der Blumen- oder Kronblätter, während das Gefülltsein bei Hortensien und Schneeball wiederum etwas An- deres bedeutet. Hier sind nämlich die Randblüthen des zusammengesetzten und Traubendoldenähnlicheu Blüthenstandes sehr gross und geschlechtslos, die übrigen kleinem und trichterförmigen Blüthen hin- gegen Zwitter; sobald diese aber auch geschlechts- los werden und damit grosse Blumen, resp. Kronen sich bilden, so bezeichnet man im gewöhnlichen Leben auch diesen Zustand als gefüllt. Oder die mittleren Böhrcnblüthchen der Georgi- nen verlängern sich einfach nach allen Seiten ziem- lich gleich, bisweilen auch nur nach einer Seite vor- herrschend, so dass sie eine schief-abgestutzte Oeff- nung haben. Die Kaudblüthchen bleiben dagegen unverändert und bestehen aus langen Zungenblumen, die ringsum den Strahl bilden. Wir erinnern uns nicht, diese Form von Georginen auf dem Festlande gesehen zu haben, bezweifeln auch, dass sie über den Kanal nach Frankreich oder nach Deutschland gekommen ist. Wahrscheinlich ging aber aus ihnen die Reihe von Georginen hervor, welche J. Sieck- mann in Köstritz in der neueren Zeit mit dem Na- men der Bicnenzelligen belegt hat. William Smith unterscheidet gross- und kleiu- blüthige; die letzteren iiaben zugleich einen zwerg- artigen Wuchs. Nach Smith hatte man in den zwanziger Jah- ren noch keine Georginen mit rosa- oder fleisch- rothen, ebenso nicht mit blauen Strahlcnblüthchen ; die letzteren fehlen heute noch, obwohl die Zahl der blaurothen oder lilafarbigen nicht gering ist. Nach ihm kannte man damals 12 Farben, die vom Weiss zum Blauroth und Braun in das Karmoisin und Scharlach bis zum ('ränge und Gelb sich verbreiteten und' zahlreiche Nuancirungen bildeten. Diese 12 Farben sind: Weiss, Helllila, Dunkellila, Braun, Braunroth, Purpurroth, Karmoisin, Blutroth, Scharlach, Orange, Böthlichgelb und Gelb. Im Ganzen beschreibt Smith nur GÜ Sorten, unter de- nen 10 zwergigen Wuchs haben. Versuche, die Georginen nach dem Bau des Blüthonkörbciiens einzutheilen, gcsciiahon in England bald darauf. Die erste Eintheilung brachte Anemonen-, Skabiosen- und Kugclblütliigc. Ziemlich zu derselben Zeit, wie W. Smith in London, versuchten Noisettc in Paris in seinem Manuel complct du Jardinier (Tom. IV, Part 1, pag. 101), der 1S2G erschien, und das Jahr darauf Poi- teau im Bon jardinier eine systematische Uebersicht der Georginen zu geben. Pieidc Versuclie wichen wenig von der englischen lOintheilung ab. Ersterer beschreibt 107 und letzterer 11.") Sorten. Die Handelsgärtncr Ja quin fr er es führen Geor- 406 ginen mit geflammten und panacbirten Strablen- blumeii auf. 1829 gaben sie ein besonderes Werk: „Essai sur la ciilture, la nomeuclature et la classi- fieation des üablia", heraus , worin nicht weniger als 289 Georginen beschrieben wurden. Die Abhandlung des Grafen Lelieur über Dahlia, welche 1829 erschien, ist uns leider nicht bekannt. Sonderbar ist, dass er auf altchinesischen Tapeten bereits die Georgine abgebildet gefunden haben will. Sollte die Georgine wirklich schon früher nach China gekommen sein? Wahrschein- licher liegt ein Irrthum des Grafen vor. Endlich bemerken wir, dass ein Gärtner in Genf, Wallner, in seinem 4. Verzeichnisse der schönsten Dahlien, welches 1831 erschien, alle Georginen in 4 Hauptgrujipeu brachte: in hohe und niedrige, so- wie in kugel- und anemonenblüthige. Seine Samm- lung bestand damals aus l.öOO Nummern. Im Jahre 1833 gab Christian Deegen in Köstritz in der Bluraenzeitung von Hässler (G.Jahr- gang, S. 43) eine Eintheilutig der Georginen nach dem Bau der Blume (18 Gruppen) und nach der Farbe. Ein Jahr später erschien die erste wissenschaft- liche Arbeit, und zwar von einem Deutschen, einem Pflanzen- und Blumenfreunde in Leipzig, W. Ger- hard, dessen Buch: »Zur Geschichte, Kultur und Klassifikation der Georginen oder Dahlien", wir an- fangs genannt haben. Seine Sanmilung bestand 1834 aus 200 Sorten. Er bringt die eiu^^elueu Sor- ten zunächst in solche, wo die Strahlenblumen an der Spitze abgerundet sind, und in solche, wo diese spitz zulaufen, imd theilt sie nun weiter ein, je nachdem sie eine Aehnlichkeit mit der einen oder anderen Gartenblume zeigen. Dergleichen Gruppen hat er nicht weniger als 40, von denen 21 stumpfe und 19 spitze Strahlenblüthchen besitzen. Es würde zu weit führen, wollten wir diese Gruppen nament- lich nennen. So hat er Mohn-, Malven-, Nelken-, Kamellien-, Zinnien-, Seerosen-, Corcopsis- u. s. w. blUthige. Schon 2 Jahre darauf ersciiien eine zweite Auf- lage de8 Buches von Gerhard, in der nicht weni- ger als 33G verschiedene Sorten verzeichnet werden. Die 40 frühern Hauptfurmcn werden auf 22 redu- zirt, daneben aber noch 17 Nebenformen angenom- men. Gerhard hatte weder Mühe, noch Kosten gescheut, um die schönsten Georginen, wo irgend I sie gezüchtet waren, für seinen Garten zu gewin- nen. Leider gibt er in Betrefi' Englands nicht die Züchter an, so dass man nicht erfährt, von wem daselbst die Georginen stammen. In Frankreicli ist es hauptsächlich Affourtit, in Deutschland sind es dagegen Christian Degen, der grossh. Garten in Weimar, der botanische Garten in Berlin, Hofgärtner F. Fintelmann, damals noch auf der Pfaueniusel bei Potsdam, später in Charlottenburg, der seiner Zeit berühmte Blumenzüchter Dreyssig in Tonndorf bei Erfurt, F. A. Hange jun. in Er- furt, die Königl. Gärten in und bei München und der Handelsgärtner Hanisch (wo?). Etwas später haben auch James Booth und Söhne in Flottbeck bei Altena, Böckmann in Hamburg, Ramann und Möhring in Gieichenthal und Arnstadt (in Thüringen), W. Leser in Erfurt, E. W. Wagner in Dresden, und vor Allem der Georginen -Verein in Skalitz in Böhmen, hart au der schlesischen Grenze, reichliche Sammlungen gezüchtet. Der letztere kultivirte allein 190 Zwerg- Georginen. In den vierziger Jahren hatte die Georginen- zucht unbedingt ihren Höhepunkt erreicht. Neben ihnen hatten viele andere Florblumen eine nicht geahnte Vollkomn)cnheit erreicht, zahlreiche neue Blumen wurden ausserdem aus allen Gegenden der Erde eingeführt; Jedermann wollte etwas Neues haben und die Sucht nach dem Neuen verbreitete sich selbst nach den entlegensten Gauen unseres deutschen Vaterlandes. Die Liebe und damit auch die Kultur der Geortfinen nahm von Jahr zu Jahr ab; die Georginen-Vereine lösten sich von selbst auf. Georginen gehörten nicht mehr, wie noch ein Jahrzehnt früher, zu den bevorzugten Gartenblumen, aie verschwanden sogar aus den Gärten der Rei- cheren. Diese früher beliebte Blume war auf ein- mal eine steife Pflanze geworden, deren Blumen dem Pflanzenfreunde keineswejjs in's Antlitz schau- ten, sondern überhingen und ihr Gesicht der Erde zuwendeten. Ihre Farbe war dem Einen zu grell und der Andere wollte sie nicht, weil er sie nicht zu den feineren Bouquets verwenden konnte, sie auch nicht einmal , um sie gleich den Rosen und Nelken ins Knopfloch zu stecken, Spuren von Ge- ruch besass. Auch diese Zeit ist vergangen und die Georgi- nen fangen wiederum an, mehr Liebhaber und Freunde zu finden. Die Georginen haben sich aber auch den Anforderungen der heutigen Zeit mehr bequemt. Gute Georginen, wie sie die Slode ver- langt, hängen nicht mehr über, sondern schauen dem, der sie pflegt oder ansieht, in's Gesicht. Die Pflan- zen sind nicht mehr so steif, sondern breiten sich aus, in reichlichster Fülle blühend. Sie werden oft nur ein Paar P^iss hoch und wurden deshalb zum Theil zu Einfassungen auf Beeten empfohlen. Nicht mehr spät entfalten sie ihre Blumen, so dass das Vergnügen, sie zu sehen, länger dauert. Schon im Monat Juli haben wir sie oft in Blüthe. Die Geor- gine ist, gleich unserer Aster, aus der Herbst- eine Sommerblumo geworden. Die Tellergrossen Blumen, 407 die man uach Zollen angub, liebt uiaii längst niclit mehr, und kleine Liliputs sind an ihre Stelle ge- treten. Gefüllte Blumen, wo die Röhrenblütlielien die Gestalt der Zungen- oder Stralileublülhclien an- genommen liattcn, will man kaum nucli. sondern die Sorten mit Znngeublütlien sind verbannt; sie sieht man nur noeh in der entfernten Provinz. Die kleine Röhre ist dagegen gross (selbst oft Zolllaug) ge- worden und nach oben erweitert sie sieh. Dabei stehen die Blüthchen gedrängt, so dass es scheint, wenn man daiauf sieht, als wären es gefärbte Bie- nenwaben, von grünen Blättelitn eingefasst und von einem sehlankin .^tiel getragen, ilan nennt diese neue Form auch deshalb die Bienenzelligen. Um diese Umgestaltung des Blüthenkorbehens der Georgine, wie heut' die Mode sie verlan'^t, hat ein Jlann, J. Sieekmann, sehr grosse Verdienste. Ihm verdanken wir zum Theil die schönsten Sorten, welche wir jetzt kultiviren. Alle Jahre kummen aus seinem Garten neue Formen, wenn auch nicht im- mer schöner, als die vorau.--gegangenen, so doch wenigstens seltner und duher kostbarer. Dieser Mann ist ein einfacher Gärtner und lebt zu Köstritz (zwi- schen Zeiz und Gera). Fr scheute weder Mühen, noch Geld, um die Georgine einer höhein Vervoll- kommnung entgegenzuführen. Im Jahre 183G gründete er mit sehr einfachen Mitteln seine Gärtnerei in Köstritz und 4 Jahre dar- auf gab er das erste Georginen -\'erzeiehniss heraus. Schon vor 8 Jahren ist über diese Gärtnerei be- richtet worden (im 4. Jaiirgange der Wochenschritt S. 185), weshalb wir alle die, welche sieh dafür in- teressiren, darauf verweisen können. Es möchte aber schliesslich interessant sein, einige Mittlieiluugen über seine neueste Eintheilung der Georginen zu geben. J. Sieekmann nimmt nach dem Bau und der Form des Blüthenkorbehens t) Gruppen an, deren Namen er zum Theil früheren Benennungen ent- lehnt. Diese 9 Formen ergeben sich aus dem Namen und sind: 1. Flachform, 2. Halbkugelform, 3. Ku- gelform, 4. Pyraniidenforni, 5. Rosenform, 6. Tur- banform, 7. Chrysanthemumfonn, 8. Asterform und 9. Skabiosenform. Je nach dem Bau der einzelneu Blüthchen hat jede der 9 Grupiien wiederum 4, bis- weilen auch nur 3 Unterformen, nämlich: a. gewöhn- liehe Form , wo die BlUtliehen echte Zungenblüth- chcn sind; b. Musehelform, wenn der vorgestreckte Zungentheil verkürzt, die Röhre dagegen erweitert ist; c. Röhrcnform, wo die Oeffnung der nach oben erweiterten und ausserdem verlängerten Röiire last gar keinen Zungentheil mehr besitzt und schief ab- gestutzt erseheint; d. ZcUenform ist die, wo die Oeff- nung der sehr verlängerten Blüthchen fast grade abgestutzt ist, also die Bienenzellenform , der wir kurz vorher Erwähnung gethan haben. J(oi^ ein Seilrag jur (Iragfnf)i(]fteit Des Jlfttlles einer üirtorifl. Erst vor Kurzem ist in der ^^'ochensch^ift über die Tragfähigkeit des Blattes einer \'ictoria gespro- chen (S. 369 u. 378) und die Autinerksanikeit auf diesen Gegenstand gelenkt worden; es dürften des- halb andere Versuche in dieser Hinsicht das Inter- esse der Leser der Wochenschrift ebenfalls in An- spruch nehmen. Es wurde nach einem Berichte in Nro. 200 des Journal de Gand einmal ein Victoria- Blatt im botanischen (iarten zu Gent nach und nach mit Gegenständen belastet, welche zusammen ein Gewicht von 452 Pfund hatten; das andere Mal stellte man einen Gartenarbeiter auf das Blatt, der ein Gewicht von 150 Pfund besass. Der durch seine Vorträge über Übstbauuischnitt auch bei uns bekannte Inspektor des botanischen Gartens daselbst, van Hülle, hat demnach weit grössere Resultate bei seinem Versuciie, den er in Gegenwart des Professors Kiekx und einigen an- dern Personen austeilte, als die Inspektoren der bo- tanischen Gärten in Berlin und München, Bouch^ und Kolb, erhalten. Wir glauben nur scheinbar, da hier ausser dem Blatte noch ein darauf ausgebreitetes Tuch (Teile) dazu kommt, was das Tragen unterstützte. Wir wis- sen nicht, welche Stärke das "'uch hatte, welche Tragfähigkeit ihm deshalb zugemessen werden musste und wieviel schliesslich auf Rechnung des Tuches und wieviel auf Rechnung des Blattes kam? Das Tuch niuss unserer Ansieht nach schon deshalb sehr stark gev/escn sein, da die Konsistenz des Blattes nebst dem Tuche sieherlicii mehr nachgegeben hätte, als der Fall war, wo ein Gartenarbeiter von 150 Pfund darauf gestellt wurde. Wieviel eine Fläche auf dem Wasser trägt, hängt einmal von ihrer eigenen specifischen Schwere, dann von ihrer Grösse und schiiesslieh von ihrer Konsistenz ab. Die beiden ersten Umstände kön- nen wohl keine besondere Aufmerksamkeit in An- spruch nehmen, da dieses nach dem, woraus die Fläche besteht und wie groas sie ist, mit mathenia- tischer Genauigkeit schon vorher berechnet werden kann. Etwas Anderes ist es mit der Konsistenz, da wir wissen, dass diese bei der geringen Stärke und bei den in der Regel ziemlich grossen Zellen der Blätter im Allgemeinen so gering ist, dass das Blatt, selbst wo es dem Wasser anfliegt, nur sehr wenig zu tragen im Stande ist. Es wäre wohl zu wün- schen, dass Sachverständige die Angelegenheit näher prüfen möchten. Eben lesen wir im Florist, da^s Sowerby im Regents-Park bei London ebenfalls Versuche angestellt, und dass ein Victoria-Blatt da- selbst 436 (engl.) Pfund getragen hat. 408 Eduard Beiche's Taschenbuch der Pflanzeiikande für Land- uud Forstwirthe. Wir liaben zwar Handbücher der landwirth- scbaftlicben Botanik, gegen deren Inhalt man viel- leicht vom wissenschatthchen Standpunkte aus nichts zu erwidern hätte; für die aber, für welche sie ge- schrieben sind, für junge Landwirthe und Laien, welche sich belehren wollen, sind sie, mit Ausnahme des von Professor Langethal in Jena, völlig un- brauchbar. Auch das letztere ist zu voluminös für seineu Zweck, so gute Dienste ea auch den Ötudi- renden auf ihren Exkursionen leisten mag. Wir freuen uns deshalb, ein Tascheubuch in vorliegen- dem Werke erhalten zu habeu, das trotz einiger Mängel und Unrichtigkeiten nicht genug empfohlen wercfen kann. Man sieht es auf den ersten Blick, dass es ein Praktiker und kein Gelehrter geschrieben hat, denn es sind nur Gegenstände aufgenommen, die wirklich landwirthschaftliches Interesse haben; die Beschrei- bung ist dagegen der Art, dass sie jedem nur eini- germassen Eingeweihten verständlich ist und die nöthige Belehrung gibt. Der Verfasser hat sich nicht allein auf die eigentlichen landwirthschaftlichen Pflanzen und etwa noch auf die Wiesenkräuter be- schränkt, sondern auch die Unkräuter und schäd- lichen Pflanzen, die Obstbäume, das Gemüse u. s. w. in das Bereich seiner Beschreibungen aufgenommen. Forstwirthe dagegen möchten manche Lücken finden, weshalb wohl auch im Titel des Buches am besten diese ganz weggelassen wären. Um so mehr möch- ten wir es Gärtnern, besonders auf dem Laude und in den Provinzen, empfehlen. Man sollte kaum glauben, was der Verfasser, welcher Lehrer in Eismannsdorf bei Halle a. d. S. und zugleich Sekretär des landwirthschaftlichen Ver- eines in Stumsdorf ist, auf nicht vollen 14 Bogen Kleinoktav gebracht hat! Die ganze Terminologie ist auf 9 Seiten abgemacht, allerdings in der gröss- ten Kürze, so dass es selbst fraglich gewesen, ob der Verf. nicht besser gethan, sie nebst dem physiolo- gischen Theil ganz wegzulassen. Sehr viel Nach- druck ist auf das Linnö'scbe System verwendet, was der Aufzählung der einzelnen Pflanzen als Grundlage dient. Wir wollen dem wohl verdienten Rufe dieses Systemes gar nicht zu nahe treten, aber es ist längst veraltet. Eine rationelle Pflauzenkennt- niss bekommt man nicht von ihm, dazu ist das selbst unvollkommene natürliche System weit mehr und allein geeignet. Nur wer sich an natürliche Ver- wandtschaften im Pflanzenreiche gewöhnt, wird all- mählig eine Einsicht in dieses erhalten. Dem Land- wirthe ist auch mit dem Zähleu der Staubgefässe nicht gedient, er will seine Kulturpflanzen von den oft zu gleicher Zeit emporwachsenden Unkräutern im jugendlichen Zustande unterscheiden lernen, um möglicher Weise, wenn er mein- AVindgras ( Agrosta spica venti) als Getreide sieht, den Acker urazu- pflügcu. Nur die natürlichen Verwandtschaften kön- nen in dergleichen Fällen Aufschluss geben. Dass die Reihenfolge der Arten nicht immer eine glückliche ist, kann bei Anwendung des Linne'- schen Systems nicht zum Vorwurf gemacht werden, denn in diesem stehen die am meisten verwandten Pflanzen oft weit auseinander. Beschreibungen der Geschlechter hätten wir gern gesehcu; sie fehlen aber. Nur die einzelnen Arten sind kurz diagnosirt. Bei den Kulturpflanzen ist auch das Geschichtliche an- gegeben; ebenso dankenswerth sind die Angaben über die hauptsächlichsten Sorten. Bei den Futterkräu- tern wird der relative Futterwerth im Vergleich zum W^iesenbeu angegeben; bei den Gehölzen wäre die Angabe des Brennwerthes, der Brauchbarkeit (das Gegebene ist gar zu winzig) und des speciflschea Gewichtes wünschenswerth gewesen. Dass bei den Futterpflanzen nur L und 2. Güte angezeigt wurde, ist zu wenig. Wie aber die nur in schattigen Wäl- dern wachsende und daher fast gar nicht zu ver- wendende Riesentrespe und der behaarte Hafer zu Gräsern erster Güte kommen, begreifen wir nicht. Ebenso möchten wir nicht alles, was der Kartoff'el zum Nachtheil gesagt wird, unterschreiben. Die Menschen, welche 3 Wochen lang gar nichts als Roggenbrod oder gar nichts als Rindfleisch essen, möchten sich nicht weniger behaglich finden, als die, welche dieselben Tage nichts weiter als Kartof- feln gegessen habeu. Ref. war leider einmal in der Lage, 3 Wochen lang von nichts weiter als von Hirse sich ernähren zu müssen und kam dabei voll- ständig herunter. Ein anderes Mal war er (während seiner Reise im Orient) gezwungen, nur dort wild herumfliegende Fasauen (freilich ohne Salz, Butter und Brod) gebraten zu geniessen. Nicht 8 Tage lang war es möglich. Unser Magen verlangt Man- nigfaltigkeit, bei der die KartoflFel eine vorzügliche Nahrung ist und bleiben wird. Als Anhang sind Zusätze und Winke gegeben, die wiederum von der praktischen Tendenz des Buches Zeugniss ablegen und Jlanches übe.' einzelne Pflanzen erläutern, was interessant ist. Die Angabe der Pflanzen, welche in der Umgegend von Halle ! bestimmten Boden angehören, erleichtert das Bouitiren. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Straase No. 91. Druck der C. Feis ter'scheu Bnchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelmä-Platz No. 4. Allgemeines Inhalts - Verzeicliniss. I. Verzeicliniss der Abhandlungen. Abies lasiocarpa. Von Metz u. Co. 192. Berieht des Ackerbau-Departements der Vereinigten Staa- ten für das Jahr 1866. 55. Ueber einige von dem botanischen Reisenden Karl Besserer neu eingeführte Agaven. Vom General-Lieutenant von Jacobi. 177. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. 45. 86. 101. 139. 194. 245. 300. 310. 316. 380. Einiges über Scbönlilien oder Amar yHidacee n, besonders über Krummblumen oder Cvrtanthus-Arten. 25. Die zwölf grüssteu und die zwölf kleinsten Apfelsorten. Vom Kunstgärtner L Maurer jun. in Jena. 31. Die Entstehung des Janus- Apfels. 118. Ueber einige neuere Araliaceen. 352. Die grosse Pflanzen- und Blumen- Ausstellung des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues in den Tagen vom 2. bis 6. Mai. 155. 164. Die kombinirte Pflanzen-Ausstellung des Vereines. 120. Die Obst- und Gemüse- Ausstellung in Dorpat vom 7. bis 14. September 1869. 390. Pflanzen-Ausstellung in Frankfurt a. 0. "240. Die internationale Pflanzen-Ausstel 1 ung in Hamburg vom 2. bis 12. September. 129. 211. 224. 233. 287. Rückblick auf die internationale Gart enbau- Ausstel- lung vom 2. bis 13. September in Hamburg. Vom Hof- gärtner Jäger in Ei.senach. 321. 333. 347. 356. Die internationalen Pflanzen- Au sstel lungen in Petersburg Mitte Mai und in Hamburg Anfangs September. 73. Die 7. internationale Pflanzen-Ausstellung in Petersburg in den Tagen vom 16. bis 31. Mai. 95. 112. 160. 180. 186. 197. 203. Die besten indisch-chinesi.sclien Azaleen zum Treiben. 285. Physiologisch -morphologische Bezeichnungeu der Bäume in botanischen Gärten. Von H. R. Goeppert, Direktor des l)0tanischen Gartens in Breslau. 132. L'art de greffer par Charles Baltet. 5. Haupt-Katalog der standesherrlichen Pi au m schulen zu Mus- kau. Herbst 1869 bis Frühjahr 1870. 320. lieber Central -, Bezirks- und (iemeinde-Baumschulen. Von H. Jäger. 23. E. Beiclic's Taschenbuch der Pflanzenkunde für Land- inid Forstwirthe. 408. Bcigique horticolc. Jahrgang 1867 und 1868. 51. Bildungsanstalt für junge Gärtner in Paris. 8. Blut heu- und immergrüne Sträuchcr von Jos. Bau- niann in Gent. 128. Eine Auswahl von Blü thensträuchern für's Kalthaus in den Monaten März und April. 137. Karl Borchers' Mistbeettreiberei in ihrem ganzen Umfange. 40. Botanical Magazine. Juli bis Dezember 1868 und Ja- nuar bis Juni 1869. 230. 235. Bozen und seine Gärten. 313. Karl Braun 's Weinbau im Rheingau. 207. J. L. Norton' s amerikanischer Rohrbrunnen. 97. Die Hanf- oder Tschusan-Palme (Chamaerops ex- celsa). 263. Der Kumquat (Citrus japonica Thunb.). 124. Cobaea pcnduliflo ra (Koscnbergia) Karst. Eine neue Liane. 237. Ueber Dasylirien (Roulinien, Pincenektien, Beaucarncen). 326. Ueber dauerhafte Pf lau zeu-E t iketteu. Von H. R. Goep- pert in Breslau. 250. Die imraertragende Erdbeere aus Mexiko. 392. Die F i -^ i r u n g der Gehülzformen. 75. Unsere Flieder oder Li laksträuchcr (Syringa L.). 41. Flora von H. Witte und A. J. Wendel." 80. Mittel gegen den Frass der Vögel und Hasen. 216. Freylinia lanceolata und Sphaeraicea umbellata. Zwei alte und doch neue Blüthensträuchcr. 33. tnerische Notizen. Vom Garteninspektor Bouche. 360. t nerisch-bota nische 8 t reifzüge am Aniazouenstrom. Von Gustav Wallis aus Detmold. 161. 171. tnerische Bruchstücke. Vom Freiherrn von Korff in Köthen. 22. (Jarten l)auscliule der K. K. Gartenbau -Gesellschaft in Wien. 39. Kaiser-Georgine und ihre Verwandten. 393. 403. angeblich neuer Feind der Getreidefelder. 229. Gräser mit bunten Blättern. 262. Gär Gär Gär Die Die Ein Die Hauptverzeichniss über Samen und Pflanzen von Haage und Schmidt in Erfurt. 56. Die Deutsche Hag cl -Vers ichcrung.s - Gcsel Ischnft zu Berlin. 96. Die Havn'schen Anlagen in Hermsdorf bei Waldcnburg in Schlesien. 17. 28. Praktische Arten der Hopfenanpflanzung zur Erhöhung des Ertrages. Von W. N. Stallich, amtlich geprüftem Hopfon-Scnsalcn in Saaz. 223. 52 410 Ist der Hopfeiibau, trotz den Jahrgäng-en mit Ueberproduk- tion, rentabel oder nicht? Beantwortet von W. N. Stal- lich, amtlich geprüftem Hopfen-Sensalen in Saaz. 3ö. Die Krankheiten der Hopfenpflanze. Geschildert von W. N. Stallich, amtlich geprüftem Hopfen-Sensalen in Saaz. 77. Die Nothwendigkeit der Veredlung der Hopfcnpf lauze. Von W. N. Stallich, amtlich geprüftem Hopfen-Sensalen in Saaz. 108. Die japanisch en Hortensien. Eine monographische Skizze. Nebst einer Kultur-Anweisung von Reiuh Pieper. 1. Horticulteur francjais. Ännee 1868. 255. Das Garten-Etablissement von Louis v. Houtte in Gent. 400. Jena. Sein botanischer Garten und seine Verschönerungen. 292. 297. Illustration horticole. 18G7 u. 1868. 61. 67. Ueber Inschriften in Bäumen. 209, Die kalten Tage des Juni. 248. Koch's Dendrologie. 15. Gärtnerisch-botanischer Kongress zu Hamburg. 192. 271. Die in Italien einheimischen Koniferen. Von Dr. Karl Bollo. 401. Verkauf von Koniferen. 208. Landschaftsgärtnerei und Landesverschönerung. Von K. Koch. 9. A. Leroy, Dictionuaire de Pomologie. Tom. II. 375. Die Lotuspflaumen. 259. Karl Friedrich Philipp von Martins. 121. Hofgärtuer Hermann Morsch. 193. München und seine gärtnerischen Anlagen. 303. Der botanische Garten in München. 377. Mittheilungen über die neuesten Pflanzen. 105. 115. 125. 132. 143. 167. 173. 183. 189. Karl, Graf von Nimptsch. 368. Nistkästen. 48. Einfluss des vorigen Jahres auf das Obst. 202. Die Obstbaum schule. Von H. Goethe. 303. Mängel und Hindernisse des Obst- und Gemüsebaues in Deutschland und Mittel zur Hebung. 217. Einige Worte über Obstpflanzungen. 99. Das Pflücken der Früchte. 345. Das pomologische Institut in Proskau. 152. Pomologisches Institut in Reutlingen (Württemberg). 312. Katalog der Clemens-Ro dt'schen pomologischen Prü- fungsschule in Starkowitz bei Saaz in Böhmen. 367. Die Preiszusprechung bei der 8. internationalen Pflanzen- Ausstellung vom 2. bis 13. September 1S69 in Hamburg. 364. 384. Berichtigung und Notizen über P r i o n i u m P a 1 m i t o E. Mejer. Nach' mündlichen und schriftlichen Angaben des Königl. Hofgärtners G. F intelmann zusammengestellt durch Dr. C. Bolle. 291. Programm zur Preisbewerbung der kombinirten Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Kö- niglich Preussischen Staaten vom 1. bis 3. Mai 1870. 265. Les Promenades de Paris. 216. Der Kno ten -He derich (Raphanns Raphanistrum L.). Die Mutterpflanze unserer Rettige und Radieschen. 252. Rasen-Aussaaten im Herbste. 248. Rotinospo ra leptoclada. Eine vielverkannte Cypresse. 284. Revue horticole. Jahrgang 1868. 2. Hälfte; Jahrgang 1869, 1. Hälfte. 268. 277. 286. 294. ' Ueber einige Riesen der europäischen Pflanzenwelt. 397. Rosa Wichurae C. Koch. Eine neue Rose aus Japan. 20 K Schizostylis coccinea Harv. und die Iridaceen im Allge- meinen. 49. Semele androgyna (Ruscus) L. Eine Liane des Kalthau- ses. 212. • Senecio graudifolius Less. und S.Farfugium C.Koch. ■ Zwei vorzügliche, aber nicht beachtete Blattpflanzen. 65. Catalogue general descriptif et raisounü des especes et Varietes de fruits dans retablisseraent des Simon Louis freres ä. Metz. 64. Etwas über unsere Sonnenblume (Helianthus annuus L.). Vom Garten-Inspektor Bouehd. 48. Stauden im Allgemeinen und Astragalus Monspessulanus L. insbesondere. 185. Ueber den Einfluss der Stein kohle nasche auf Kartoffeln. Von Fr. Baron von Korff in Köthen. 14. Stiefmütterchen oder Peusees. 240. Streiflichter im Gebiete des Gartenbaues. Vom Garten-In- spektor Gaerdt. 361. 372. Oskar Teichert's Vcredlungskun'st. 176. Ueber Treiberei im Allgemeinen und der Blüthensträucher ins- besondere. Vom Garten-Inspektor Gaerdt in Moabit. 57. Ueber Trüffeln und Trüffelpbau. 225. Urwälder in Schlesien und in Böhmen. 148. Neue Pflanzen aus der Handelsgärlnerei von James Veitch u. Söhne in London. 221. 497. Vers ammlung des Vereines zur Beförderung des Garten- baues am 3. Januar. 81, 498. am 31. Januar. 89. 499. am 28. Februar. 113. 500. am 4. April. 241. 501. am 2. Mai. 145. 502. am I.Juni. 249. 503. am 27. Juni. 257. 504. um 18. Juli. 258. " 505. am 27. Juli. 281. 506. am 17. August. 289. 507. am 25. September. 329. 508. am 31. Oktober. 353. 509. am 28. November. 385. Die Handelsgärtnerei von Ambroise Verschaffelt in Gent. 383. Die Verschönerung der Städte und der neue Park von Li- verpool. 273. Noch ein Beitrag zur Tragfähigkeit des Blattes der Victoria regia, 407. Der Weinstock in Privatgärten und als Hausschmuck. Von C. A. J. Kruse. 152. Constant Charmeux' Art und Weise, Weintrauben zu konserviren. HO. Umwaudlung von Aestcn eincrWeiss t anne in Hauptstämme. 71. Wien und seine Anlagen. 331. 343. Wörmann's Garten-Ingenieur. 8. Abtheilung. Das praktische Feldmossen und seine Anwendung in der Gärtnerei. 71. Wredow's Gartenfreund. 12. Auflage. 411 II. Inhalt dos Allerlei und der Verhandlungen des Vereines. Eine blühende Agave liet eracan tha. 104. Schöne Exemplare des Bergahorns. 300. Ueber einen neuen Am orphophall us von Seemann. 87. Die projektirte internationale Pflanzen-Ausstellung iu Berlin. 91. 290. 330. 352. Die kombinirten Frübjahrs-Ausstellung en der Jahre 1869 und 1870. 259. 282. Gartenbauvereins -Ausstellungen. 81. Ausspruch der Preisrichter in der kombinirten Ausstellung. 145. Die nächstjährige Ausstellung in Greifswald. 388. Die Hamburger internationale Ausstellung. 90.250.257.317. Ausstellungen in Mainz, Kopenhagen und Breslau. 196. 243. 244. Vorbereitungen zu einer gemeinschaftlichen Fahrt zur Ausstel- lung nach Petersburg. 82. 213. 240. Die P fl an zen- Ausstellung in Wien. 90. Weibliche Aukuben. 47. Baumann's Jubiläum. 289. 329. Eine neue Baum sehe erc. 142. Blendlinge der Begonia Pearcei und Res. 251. Brutkniispen bei Begonia longipila und Schismatoglottis picta. 331. ITeber Veitch'sche Begonien. 87. Eine Birn von 2 Pfund öiLoth. 354. Die Grumkower Birn. 385. Ueber den Einfluss neuer Blumentöpfe. 142. Blum en verkauf iu Neu.york. 19G. Zähes Leben von Blumenzwiebeln. 19G. Der Park von Branitz 282. Der Norton'scbe Brunnen. 243. Die Call ist enio n's oder Reiherbiische. 244. Blendling von Chamaerops und Phoeni.x. 242. Die strauchartigen Chrysanthemen (Argyranthemum). 251. Schon- und grossblühende Cinerarien. 242. Coleus-Bl^ndlinge. 113. Ueber Crocus. 90. Gefüllte Deutzien. 245. Einfluss des Edelreises auf die Unterlage. 87. 142. 356. Einschnitte im Holze von Bäumen. 243. Einfluss der verschiedeneu Gegenden auf die Ent Wickelung unserer Kulturpflanzen. 247. Die Münchener Krupp-Pahl- uud einige andere Erbsen. 283. Der Etat für 1870. 353. v Etiketten mit Glimmer überdeckt. 283. Ueber Fliedertreibereien. 89. Die Flügelsäge von Runde in Hannover. 381. Der Nachtfrost im September. 316. 317. Die kalifornische Fremontia. 318. 390. Die gärtnerischen Zustände Westphalens. 114. Der Gartenbau in Tiflis und in Transkaukasien überhaupt. 47. Der Versuchsgarten von Hamma bei Algier. 88. Empfehlung von Zwerggeorginen in Topfen für die Herbst- öor. 35G. Die Walzengnrko von Athen. 114 Formen unserer Hortensien. 245. Das Stutzen der Wurzeln von Hyazinthen zw ie bei n. 114. Ueber zu empfehlende Jasminum-Arten. 330. Die schwarze Bastard-Johannisbeere. 244. Das kalte Wetter in England und Neapel. 317. Ueber Karto f fei -B Icndl inge. 87. 242. 356. 368. Bericht des Präsidenten v. Kries über Kartoffeln. 382. Ueber das Gülich'sche Verfahren beim Kartoffelbau. 84. Der Kiefernkäfer. 310. Die Kirschen Montmorency und Belle de Sceaux. 283. Leimbänder gegen den Frostschmqtterling. 380. 386. Ueber Luftwurzeln bei älteren Bäumen. 389. Ein grosser Mahaleb- Baum. 301. Dr. Karl Friedrich Philipp v. Martins. 81. Besehluss über Verleihung der goldenen Kön igs-Medaille. 282. Missbildung eines Sämlings des Ailanthus glandulosus. 91. Ueber veredelte Nadelhölzer. 370. Ueber Feinde der Nadelhülzer. 371. Koch 's Berichte über neuere Pflanzen. 83. Neue Pflanzen im S iebold'schen Garten zu Leiden. 103. Nistkästen. 246. Der Zustand des Obstbaues in Ostpreussen. 354. Holländisches Obst von Schober iu Utrecht. 354. Obstbau in den Vereinigten Staaten Nordamerika's. 195.380. Unser Kernobst und sein Vaterland. 302. Die Oelpalme und der Rückstand beim Pressen der Samen. 243. Oidium Tuckeri auch in Nordamerika. 196. Kultur der Opuntien im Freien. 301. Orangenkultur in Florida. 302. D opp el orangen. 387. Panachirung der Blätter und Gefülltsein der Blüthe'lei einer Pflanze. 101. Geölte Papierglocken gegen den Einfluss der Kälte. 383. Kultur der Peperomia peltaeformis. 251. Die Pflaume von Agen. 139. Pfropfreiser, aus England bezogen. 242. Eine neue Form der Platane. 45. Vorbereitungen zur 6 Pomologen-Versammlung. 353. Der Hannoversche Pomologen- Verein. 296. China-Primeln von besonderer Schönheit und ihre Vermeh- rung. 385. Aufhebung des Beschlusses, dass die Protokolle vor ihrem Drucke verlesen werden. 249. 281. Pyretbrum Golden feather. 194. Baumartige Reseda-Pflanzen. 386. Ein grosses Exemplar des Rhododendron ponticuni. 303. Der rothe Ricinus und seine Kultur. 92. Der Rosen preis des Ministers der geistlichen u. s. w. Ange- legenheiten. 282. Die Kletterrose Climbing devoniensis. 318. Sämereien des Dr. Biermann aus Teneriffa. 355. Der Kohlpilz (Sclerotium Semen Tode). 388. Grosse Selleriewurzelu. 380. Der Sommer des J.ihres 1869. 310. Der Streit über Nutzen und Schaden der Sperlinge. 141.382. Buntblättrige Taxbäume. 47. Ueber grosse Tax bäume. 142. Traubenerndtc im Rheingau. 195. Das Treiben der Blüthensträuchcr. 92. 194. Die Nothwendigkeit, das Vaterland unserer Gewächshaus- Pflanzen zu kennen. 247. Der Verband n iederrhei nischer Gartenbau-Vereine. 284. Der Verein jüngerer Gärtner in Berlin. 91. Tragfähigkeit der Blätter der Victoria regia. 368. Viscum album auf Azaleen. 140. Das Wachsthum von Bäumen. 300. Wahl des Festkomite's und der Ausschüsse. 250. Neuwahl des Vorstandes. 257. Der Reisende G ustav Wallis. 81. 86. 356. Der Weimar'sche Park. 301. Preise der Weingärten bei Bordeaux. 195. Der Gärtner Wild pro t in Orotava. 355. Eine grosse Wistaria chinensis. 387. Die W i ttcru ugs verhäl tu i sse von Tiflis und die damit zu- sammenhängenden Vegetationszustäude. 45. Das Eindringen von Wurzeln kleiner Pflanzen in Hünengrä- bern. 387. 58* 412 III. Verzeichniss der Pflanzen -Namen. Abies brachyphylla Max. 105. di- versifolia 200. excelsa 149. -SeS. la- siocarpa Loud. 192. pectinata 71. 151. Pinsapo pendula 105. Abronia arenaria Menz. 105. Abutilon megapotamicum St. H. 232. Thompsonae 87. vexillarium Morr. 232. Acacia pubescens R. Br. 105. Acer dasycarpum277. palmatnmThunb. 70. Platanoides Schwedleri 290. Pseu- doplatanus 300. fol. var. 75. Wage- neri laeiniatvim 277. Achyranthes borbonica 105 Acridocarp US natalitius A. .Juss. 236. Acrostichum aureum 287. Adenucalymna nitidum Mart. 296. Adenostoma fasciculatum 105. Adiantuni amabile Moore 106. col- podes Moore 199. concinnum H. B. K. 106. decorum Gard. Chron. 106. cxcisiim Kze 106. monochlamvs Moore 106. multifidum Kze 106. rubellum Mast. 106. Seemamni Hook. 106. Veitchianum Moore 106. Veitchii Hanee 106. Aerides Lobbii84. mitratumRchb.239. Agalmyla staminea Bl. 236. Agation Pancheri Brongn. IOC. Agave amerieana L. 315. Articliaud 177. Beaucarnei 179. Bessercriana 178. dasylirioides Jac. 237. dcalbata C. Koch 237. ß. nana 106. flavescens Karw. 178. Giesbrechtii rigidior 178. heteracantha 103. Lorrida Lern. 177. laticincta J. Veitch 106. Legauayna J. Versch. 107. linearis Jac. 179. Lo- pbanta 103. macrantha Karw. 178. Nissoui J. Versch. 107. Regelii 181. 182. rigidissima Jac. 179. subfal- cata Jac. 179. Seemanni W. Bull. 107. triangularis Jac. 178. Verschaf- feltii 62. Aglaonema Mannii Hook. 238. Akebia rjuinata 319. AI la m an da grauditioraHort. 236. Hen- dersoni 107. 236. nobilis Moore 107. 236. Scbottii Hort. 236. Wardlei- ana 107. Allium Akeba 198. Almeidia macropetala 187. Alocasia cuprea 165. Jenkinsii 107. Jenningsii 107. intermedia 107. Se- deni 183 Alonsoa Mutisii D. Don. 107. Alphitonia e.xcelsa Reiss. 107. Alsopbila excelsa R. Br. 278. Alstonia scholaris 197. Alyssum maritimum Lam. 52, Amarantus elegantissimus 107. spe- ciosus Sims. 107. Amaryl lis pardina Veitch 54.83.295. vittata rubra 295. Amomum Sceptrum Ol. et Hanb. 238. Taracca 188. Am pelopsis japonica Veitchii 107. tri- cuspidata 108. Anda Gomczii 197. Anecochilus Dawsonianus Low 108. Auemidyetion Phyllitis Presl 108. Anemone nemorosa versicolor 156. Anopterus glandulosa Lab. 279. Anthriscus vulgaris Pers. 109. An thurium araliaefolium 181. bellum 204. 330. Binoti Lind. 204. leuco- neuron 165. Libonianum Reg. et Lind. 108. m'agnificum 165. 205. Mar- tianum 182. Meliloni Brongn. 205. Monfezuraae 205. regale 182. trilo- batum 181. Scherzerianum 54. 157. Antigonum leptopus Hk. et Arn. 109. Antirrhinnm Asarina L. 108. Aplielandra nitens Hk. 236. Aquilegia fragrans Maund 198. ne- vadensis Boiss. et Reut. 198. Arabis arenosa Scop. 109. Soyeri Eeut. et Heldr. 198. A r a 1 i a digitata Hort. 352. Teysmanui Hort. 352. Thibautii Hort. 352. Veit- chii 181. Araucaria elegans W. Bull 109. Ardisia villosa Roxb. 115. Areca Baueri Hook. 62. 237. Argyranthemum ochroleucum B. Webb 253. Arisaema praeco.x 293. ringens 298. Aristolochia Duchartrei 115. flori- bunda Lem. 68. macroura Gom. 53. tapetotricha Lem. 54. tricaudata Lem. 68. trilobata 53. Arthrota.xus cupressoides 280. Gun- niuna 280. latifolia 280. selagiuoi- dcs 280. Arundo eolorata Ait. 263. Donax ver- sicolor 262. mauritiana fol. var. 262. Aspleniiim Belaugeri 186. Astelia nervosa 330. Astragalus Monspessulanus L. 185. Astrocaryum Cinchon 187. Atherurus fornicatus 331. Attalea compta 187. Aucuba japonica Tiiunb. 47. 80. Vic- toria Emanuel 182. Azalea chinensis Lodd. 69. hybrida odorata 115. linearifolia Hook. 232. mollis Bl. 115. Azaleen 270. 28ö. Kactris Maraja Mart. 115. Bamliusa argenteo-striata 262. aureo- striata 262. Fortunei 262. Banisteria aureo-nitens 187. Begonia boliviensis Hook. 54. 251. Clarkei Hook. 54. foHosa Hort. 115. longipila 331. ornata HC. rosae- tiora Hook. 54. 69. 221. sagittata W. Bull. 115. subpeltata 87. verniciosa 181. Veitchii Hook 54.69.221. Wel- toniensis 116. Beloporone pulchella Hort. 186. Bcrberis Hookeri Hort. 256. niacro- phylla 256. vulgaris fol. purp. 76. Wallichiana 256. Bertolonia guttata 251. margarita- cea 251. Betula alba pendula 286. Bigl andulari a conspicua Seem. 115. Bignonia grandiflora 80. picta Lindl. 54. 08. specio.?a Grab. 54. Bilbergia Leopoldii 295. Saundersii 115. Bland fordia Cunninghami Lindl. 115. 238. Bowdichia Caobano 197. Brassia cinnamomea Lindl. 115. glu- macea Hort. 115. Keiliana Rchb. 215. Lawrenciana Lindl. 239. f^aesalpiniaalternifoliaVV. Bull 1 16. Calaraus Luisianus W. Bull 116. Calanthe vestifa Wall. 116. Calceolaria Henrici Hook. 232. Pa- voni Benth. 116. Pisacomensis Mey.69. Callianthemum rutaefolium C. A Mey. 198. CaUistemon speciosus DC. 244. Calophyllum Limoncilla 188. Camellia euryoides Lindl. 116. Camellien 68. 270. Campanula HohenackeriF. et M. 1 16. isophylla Mor. 231. Camp top US Mannii Hook. 236. Canna 294. Capparis cyanophallophora 187. Capraria lanceolata L. 33. 83. Carapa- guianensis Aubl. 187. Carludovica imperialis 180. Carpiuus Betulus L. 227. Caryota Cuniingü 205. 238. propin- qua 205. Rumphiana 205. Castauea vulgaris Lam. 227. 397. Castilleja arvensis Ch. et Schi. 117. C'asuarina africana Lour. 280. equi- setifolia 280. nodiflora Forst. 280. Cattleya Acklandiae Lindl. 63. ame- thystoglos.sa Lind. 63. Dowiana Ba- tem. 63. 295. exoniensis 117. qua- dricolor Batem. 63. speciosissima Lo- we! 117. Cedrus atlantica Man. 22S. Deodora 316. Libani 316. Celtis australis 300. Centaurea Fenzlei 117. 278. gym- noearpa 53. Ragusina L. 53. Centropogon Luc3'anus 279. suri- namensis Presl 279. Cereus lividus Pfeiff. 236. Chamaecy paris breviramea Maxim. 200. nutkaensis 280. Chamaedorea Karwinskyana Wendl- 288. Ch amaeranthemum igneum 117. Chamaerops Biroo Mart. 263. 264. excelsa 242. 263. 278. Maximowi- tschil 188. tomentosa Morr. 263. Cheiranthiis C'heiri albescens 117. Chrysantheme n 70. Chry sohac tron Hookeri Col. 198. Cibotium regale C2. spectabile 117. Cinn amomum Reinwardtii N. v. E. 187. Cissus Lindeni 180. Thunbcrgii S. et Z. 108. Citrus californica287. japonicaThunb. 124. triptera Desf. 287. Clematis aothusaefolia Turcz. 295. Jackmanni 270. Clerodoudron Thompsonae 251. 413 Cobsea gracilis Örst. 338. penduli- flora 231. 338. Coccoloba excorticata 187. macro- phylla 187. Cochli ostema Jacobianum 68. 180. 181. 294. Codiaeon variegatum Müll. 221. Coelogyne Lagenaria LiniU. 63. Rei- chenbachiana Moore 117. 222. 240. Colliusia candidissima 118. corjm- bosa 118. Coramelina deficiens 191. Convolvulus tricolor L. 118. Coprosma Bauer! Endl. 222. Corbularia monophylla 19C. Cordia glabra Cham. 232. Cordyline ferrea var 182. Guilfoylei 118. longifolia 327. parviflora 327. Coreapsi.s aristosa Mchx 256. 396. Dahlia C. H. Seh. Bip 396. Cornidia integerrima Hk et Arn. 118. Oornus affinis S. et Z. 118. Thely- crania 118. Coryanthes elegantissima ßchb. 118. C orylus Avellana L. 227. fol. purp. 76. Corylopsis spicata S. et Z. 287. Corymbium purpureum Hort. 125. Cos tu s albescens Seem. 125. cinerea Seem. 125. lucida Seem. 125. Cotoneaster multiflora Bge 198. Crassula odoratissima Andr. 125. Crataegus alnifolia S. et Z. 125. lo- bata serotina 287. Oxycanthos 228. fl. pl cocc. 70. Crescentia nigripes Liud. 187. Crocus croceus C. Koch 90. Impe- rati 90. longiflorus 90. luteus 90. Orphaiiidis Hook. 238 Scharojani Rupr. 125. suaveolens 90. Thirkea- nus 125. vernus 90. rersicolor 90. Crotallaria Cunuinghami Hook. 232. Croton pictum 165. 221. Cryptomeria elegans 165.280. pun- gens Carr. 125. Cucumis Anguria L. 126. Arada Vilm. 126. eihinatus Mnch 126. Cupressus Balfouriana 126. lusita- nica 316. sempervirens 300. toru- losa 300. 315. 316. Curculigo recurvata fol. var. 182. Cure um a amarissima 188. aromatica 188. Cyanophyllum Bowmanni W. Bull. 126 Cyathea funcbris 199. Hookeri 126. princeps E Mey. 126. Cyclamen nfricanum Bois-s. 231. ma- crophyllum 231. neapolitanuni Ten. 231. Cyperus Lacouri 126. textili.s 197. Cypripedium laevigatum Batem. 54. spectabile 278. Cyrtanthus Mackensii 27. sanguineus V. Houtte 27. 84. Cyrtonema sanguinea Lindl. 27. Cytisus Adami 242. MPactylia glomerata fol. var. 263. Dahlia' Barkerii Kn. et W. 395.396. bidcntifolia Salisb. 396. crocata La- gasc. 396. crocea Poir. 396. De- caisucaca Verl. 396. cicelsa Hort. Par. 396. Dahlia frustranea Ait. 396. glabrata Lindl. 397. imperialis 393. 395. 396. Merkii Lehm. 397. minor Vch. 397. pinnata Cav. 396. purpurea Poir. 396. pusillaZucc.397. roseaCar. 396. sambucifolia Salisb. 396. sphondylii- folia Salisb. 396. variabilis excelsa 395. Damnacanthus major S et Z. 126 Dapbne Mezereum fol. purp. 76. Darwinia fimbriata 221. Dasy Urion acrotrichon Zucc. 328. caespitosum Seheidw. 328. flexile C. K. 328. glaucophyllum Hort. 126. 328. graminifolium Zucc. 328. Hart- wegianum Zucc. 327. 328. Humboldti K. et W. 327. junceum Zucc. 327. Lindheimeri Scheele 328. longilblium Zucc. 327. plumosum Hort. 328. ser- ratifolium Zucc. 328. texanum Scheele 328. Touelianum Hort. 327. Davallia jiarvula 126. Delostoma dentatum Don 237. Dendrobium castum Hort. 127. cras- sinode Bens. 222. crystallinura Rchb. 126. Devonianum Faxt 126. japoni- cum Hook. 127. Jerdonianum \Vight 127. lasioglossum Rchb. 127. Lina- Tianum Rchb. 127. Mac Carthiae Hook. 127. macrophyllum Lin. 222. microglopliumRchb. 127. moniliforme Sw. 127. Desmodium racemosum 329. Deutzia crenata 245. scabra 245. Diastema calaminthaeflora 181. Dichori Sandra albo-marginata Liud. 127. Dicffenbachia mirabilis Lind. 127. nobilis 180. Wallisii 180. 181. Digitalis gloxiniaefolia Hort. 52. pur- purea L. 52. Dioscorea egregia 127. Eldorado 180. 181. Diospyros calycina Hort. 261. chi- nensis Blum. 261. digyua Hort. 261. Ebenaster Retz 260. Ebenum Retz 260. Kaki L. fil. 259. Lotus L. 259. lucida Hort. 261. pubescens Fers. 261. virginiana L. 259. Dipladeni.a amoena 127. Dipteracanthus ciliosus N. v. E 1 27. Doodia duriuscula Moore 127. Doroceras hygrometrica Bung. 255. Doronicum papyraceum 355. Doryanthes excelsa 54 Draba violacea DC. 52. Dracaena lentiginosa 181. lutescens varicgata 127. 181. Macleayi 221. Moorei 62. Reginae 221. Drymonia Turialvae 180. 181. Üichcveria glaucometallica 127. Ech idnium Scliomburgkii .Schott. 132. Edward.sia graudiflora Salisb. 287. Elaeis guineensis L. 243. Eleusine Barcinonensis 132. Elodea canaJensis 29."). Embotbryuni coccineum Forst. 279. Embryopteris glutinifera Roxb. 197. Ence|)halartos eaffcr Lehm. 287. Ghellinckii 62. gracilis 62. villo- sus Lern. 62. Eopcpon vitifolius 133. Epheu-Sorteu 158. Epidendron Acklandiae Rchb. 63. atropurpureum VVilld. 64. Giesbrech- tianum A. Rieh. 133. Ibaguense Backh. 133. paniculatum R. et P. 239. Epi medium alpinum L. 52. pubige- rum Morr. et Dne 52. Episiea tessellata 181. Erantheraum Anderson! Mast. 237. adsperum 220.221. elegans Mast. 133. igneum 117. tuberculosum 330. Erica azorica Höchst. 133. Erythrina tuberculata Rözl 133. Ery throchaet e jialmatifida 187. Escallonia floribunda 289. montevi- densis 289. Eucnide bartonioides 283. Euricies Cunninghami Ait. 133. W agus sylvatica L. 227. fol. pnrpu- reis 76. sylvatica pendula 80. Falkia repens L. 283. Farfugium grande Lindl. 66. Ferula Candelabrum 198. falcata 134. gigantea 133. orientalis 198. Tingi- tana 198. Ficus argeutea Lind. 134. Carica L. 228. dcalbata Lind. 134. eburnea W. Bull 134. Fittonia gigantea 180. 181. 296. Franciscea calycina Hook. 279. Frankenia laevis L. 283. Fraxiuus excelsior monophyUos 76. Fremontia californica 54. 318. Freylinia cestroides Coli. 34. 83. lan- ceolata 33. 83. oppositifolia 34. Fritillaria minor 198. Fuchsia coccinea Ait. 231. erecta su- perba 270. magellanica Lam. 231. Fuchsien 70. ^Wagca rufescens Reg. 198. Galanthus latifolius Rupr. 134. Garden ia hexagona Lem. 134. Garrya Thuretii Hort. 287. Gastrone ma sanguineum Lindl. 62. Gaultheria floribunda 134. Gentiana pyrenaica L. 230. Geouoma Seemanui 134. Georgina Cervantesii Sweet 396. coc- cinea Willd. 390. crocata Sweet 396. frustrauca DC. 396. scajjigera O. et Dietr. 397. supcrflua DC. 396. va- riabilis Willd. 396. Gcrrardanthus portentosus Naud. 245. Gingko biloba 300. 315. 400. Gladiolen 63. Gladiolus crui-ntus Moore 134. Globularia spinosa L. 198. Godoya splendida l'lanch. 134. Goodia medicaginea 186. Goodyera japonica BI. 134. Sclilech- tendalii Rchh. 134. Gravesia margaritacea C. K. 251. Grevillea Banksii R. Br. 134. Grias zamorensis Lind. 134. 222. Gromovia pulchella Reg. 186. Guzmannia imperialis 181. Gymnogramme hybrida 103. Lan- cheana C. Koch 61. 103. 135. Par- soni 135 Gymnothrix Intifolia Schult. 295. Gyncrium argenteum N v. E. 134. fol. var. 262. 414 JH. abro tliaranns elegaus Brongn. 135. Hakea iiiicrocarjja ISO. spiiiosa F. Müll. 135. Hamamelis virgiuica L. 241. Hechtia Ellemetii 189. Helenium Bolanderi 135. quadriiien- tatum 135. Heliantbus annuus L. 48. Maxirai- liani Scbrad. 135. Helichr V sum serpj-llifolium Less. 135. Holiconia glnuca Poit. 288. HemerocaUis disticha Donn 52. picta 13G. H e p t a p 1 e u r u m poly poti\yura Seem. 352. vonulosum Seem. 352. Heracleura Panaces L. 136. Heretiera grandis 187. Hermesia castaneaefolia 163. Hesperis violacea Boi.ss. 198. Hibi.scus Hügelii Endl. 136. Eeevesii 136. vulpinus Eeinw. 136. Hippomane speciosa Hort. 187. Hirt ella macroidiylla 188. Hornemanuia bicolor Willd. 136. Hortensia opuloides Lam. 2 Hoteia japonica fol. var. ISl. Humulns Lnpulus 77. Huntleya albido-fulva Lern. 64. Hutchinsia rotundifolia R. Br. 230. Hydra ngea acuminata Sieb. 3. al- tis.sima Wall. 3. arborescens L. 3. cordata Pursli 3. .japonica S. et Z. 2. involucrata Sieb. 3. 245. laevi- gata Geis 3. nivea Mch.x 3. opuloides Lam. 2. Otaksa S. et Z. 2. 245. 269. paniculata Sieb. 3. 245. pubescens Dne 3. quereifolin Bartr. 3. radiata Wall. 3. stellata S. et Z. 3. Tbun- bergii Sieb. 3. , J ambosa lanceolata 187. Jamesia americana P. et Gr. 136. Jasmiuum flexil? 289. gracile 289. Poiteau 289. subtriplicinervium 186. Janipha Loeffliugii 188. Jasione bumills Lois. 136. Iberidella rotundifolia Hook. 230. Iberis affinis Vilni. 143. Idesia polycarpa Maxim. 143. 270. Hex Äquifolium L. 142. Macoucoua Pers. 188. Impatiens Jerdouiae 329. Ipomoea grandiflora Hort. 255. Hu- berii 143. 255. limbata 231. pur- purea 255. Iresine borbonica 105. Iris stylosa Desf. 238. Juglans regia L. 228. 301. June US serratus 291. Juniperus communis L. 40. 227. ex- celsa 315. filiformis Max. 200. nia- erocarpa 403. phoenicea L. 227. 403. Oxycedrus L. 227. 403. Sabina L. 403. Ixora amabili.s 143. Dixiana 143. Jtt.aempferia Parisbii Hook. 238. Roscoeaua Wall. 53. Kennedja Fredmoodii 143. Kernera Boi.ssieri Reut. 198. KiUingia monocephala L. 126. Knautia montana DC. 143. Ijaelia albida Batem. 143. anceps Lindl. 143. Pilcheri Veitch 143. pur- purata Lindl. 63. Lantana Camraara L 52. Larix Griffithiana Carr. 278. Kaem- pferi Murr. 70. 278 . Larochea odoratissima Haw. 125. Lasiandra elegans Naud 282. ma- crantba Seem. 237. 255. Lastrea Filix mas cristata 288. flori- dana Hook. 143. polydactyla 288. Laurus Caniphora 400. Lea venwor th ia aurea Torr. 230. Leucopogon Cunninghami 113. Ligularia Kaempferi S. et Z. 63. Lilium Catesbaei Wall. 278. baemato- chroura Lem. 63 Leichtlinii Hook. til. 54. 63. Maximowiczii Reg. 143. Partlieuion S. et de Vr. 143. ponti- cum C. Kocb 197. Szovitsianura Hort. 197. Wilson! 144. Wittei 182. Linaria crassifolia Cav. 231. hete- rojiliylla Spr. 283. origanifolia L. 231." Linum campanulatum L. 144. Liparis liliifolia 203. Liriodendrou Tulipifera 70. Liquidambar Altingia Bl. 144. Litobrocbia undulata Th. 199. Littonia modesta Hook. 144. 278. Livi.stona australis 378. Lonicera Maximowitschii Rupr. 144 nigra 149. tatariea L. 270. Lubinia spathulata Vent. 144. Lupiuus macrophyllus Bentb. 144. Luzula maxima 149. pediformis DC. 198. Lychnis Lagascae Hook. 230. Lycopodium tetrastichum 182. Maba Ebenum Spr. 260. Macliaerium iirmum Fr. Allem. 197. Macleania longiflora 186. Magnolia Campbelli Hook. 167. Ga- lissoniensis 243. Malva umbellata Cav. 35. 83. Malvaviscus mollis DC. 188. Manettia micaus 186. Maranta amabilis 167. Baraquinii Lem. 67. Chimborazensis 167. 180. Herderiana Reg. 204. Mazelli 181. princeps 168. 180. rosea- picta 67. setosa 168. spectabilis 181. virgina- lis 168. Wageneri 168. Masde vallia coccineaLind. 168. Veit- chiana 204. 222. 240. Matisia cordata H. B. K. 168. M e s e m b r y a n t h e m u ra octophyllum Havv. 296. Metrosideros Lopbanta Vent. 244. semperflorens 244. Miconia peruriaua 168. Miltonia festiva Rchb. 168. rosea Lem. 63. spectabilis Lindl. 63. Mimusops Elengi L. 197. Molinia coerulea fol. var. 263. Mouizia edulis Low 232. M 0 n 0 d 0 r a grandiflora 188. Monopanax Giesbrechtii Reg. 168. Moustera Lcnnei fol. var. 82. Mühlenbeckia complexa Meisn. 188. Myosotis dissitiflora Bak. 173. syl- vatica 166. Myrica californica Ch et Schlecht. 174. Fava Ait. 174. N.igi Thunb. 235. M.yroxylon Pereira Klotzsch 188. Myr.sine africana 174. retusa Ait. 174. Jlfaegelien 205. 296. Nahusia elegans 232 Nanodes Medusae Rchb. 239. Nasonia cinnabarina 238. punctata Lindl. 238. Nelken von Verviers 52. Neiden thes gracilis major 222. Hookeri 174.295. bybrida 174 223. macu- lata 223. Rafflesiana W. Jack 295. rubra 223. sanguinea 295. Nierembergia frutesceus Dur Mai- . sonn. 255. rivularis Micrs 283. Nipbaea gracilis Reg. 174. Nutallia cerasiforrais T. et Gr. 174. Nyraphaea Lotus L. 261. %9 d o u t o g 1 o s s u m Andersonianum Rclib. 174. angustatum Hort. 239. Caudelabrum Lind. 223. eonstrictum Lindl. 239. coronarium Lindl. 174. 222. cra.ssinoda Bens, et Ro.bl). 239. cri- .statum Lindl. 175. Insbayi Lindl. 175. Krameri Rchb. 175. 239. _ne- bulosum Lindl. 175. retusum Lindl. 175. Ol ea exeelsa 176. Oneidium aurosum Rchb. 175. ca- lanthum fl. Mag. 175. cucullatum Lindl. 175. Limmingbei Ed. Morren 175. macranthum Lindl. 239. ma- cropus Lind, et Rchb. 175. Marshal- lianum Rchb. 239. porrigens Rchb. 175. xanthodon Rchb. 239. Onco.spermum Vanhoutteanuui 175. Oplismcuus imbecillis Kth 263. O p u n t i a Missouriensis DC. 302. Pes Corvi Leeonte 302. polyantha Haw. 302. Rafinesqueana83. 296. 301. vul- garis 302. Orchis eaucasica Reg. 1 98. Raddeana Reg. 198. Steveni 203. Oreopanax Xalapense Dne et PI. 352. Origanum gracile C. Koch 176. 0 r n i t h 0 g a 1 u m pyrenaicum 197. re- fractura 197. revolutum 176. Osalis Valdiviensis Barn. 176. Paeonia Euiodi Wall. 231. Palava flexuosa Mast. 176. 231. Pandanus graminifolius 330. leu- canthus 187. Veitchü 181. Panicum plicatum fol. var. 262. va- riegatum 263. Papaver Rhoeas L. 277. Paratropia venulosa W. et Arn. 352. Teysmaniana 352. Parrotia persica C. A. Mey. 235. Passiflora circinata Mart. 236. tri- fasciata 68. 182. Pelargonien 70. 255. Sfarbige 52. Pelargoninm Schottii Hort. 232. . Peperomia argyreia 54. 83. cun- dinaraareensis 181. odoratissima 182. peltaeformis 82. 251. Verschaffeltii 181. Phalacraea Wendlaudii 176. A ^ .\ 415 Pbalaris ai'undinacea L. 263. clegan- tissiuia 263. Pharbitis albo-marginata Liiidl. 231. Xil Chois. ,-?. liinljata 231. Pbarii.s yittatus Lern. 263. PhaseoliLS Ricciardiaiuis Ten. 245. PLiladeljjlius temiitoliii,s I9S. Phil öden dro u Melinoni 182. Pear- cei 181. Phoeni.v dactviifera L. 242. Pliormium Colensoi fol var. 182. Phrajrniite-* L-nnnnunis fol. vai'. 263. Plu'vnium Baraqnini 67. illustre 67. virginalis G7. Plivllodium iinlolielhim Desv. 176. Physocalyx eduli.s 197. Picconia e.xcelsa DC. 176. Picea acictilari.s Reg-. 183. liicolor Maxim. 18.i. Maxinunvitschii Hort.Petr. 183. obovata 183. oi-ieutali.s Carr. 183. Sitcliunsis Carr. 183. Pilocereu.s Hopondurpü 181. Pimelia spectabilis 1G6. Pinceneetia liuiiiblia 327. glauca 327. lecnrvata 327. stiicta 327. tu- btreulata 327. Pinu.s Abics L. 403. austriaca Hüss 403. brutia Ten. 316. 403. Cembra L. 403. excel.sa315. Urozelieiii Carr. 280. halepensis Mill. 228. 402. La- ricio Poir. 403. Larix L. 403. Mn- ghus Scop. 403. Picea L. 403. Pi- naster Sei. 402. Pinea L. 300. 315. 402. pvreuaica Lap. 403. sylvestris L. 228." 403. uncinata Ram. 403. Pitoairnia aphelandroides 182. coni- mutata Reg. 183. Gireoudiana Dietr. 183. imbricata Brongn. 183. Pittosporum Enderi Reg. 183. Mayi Hort. 183. Hidnilliamim Hort. 183. Plaeea granditlora Lern. 63. Planera crenata 300. Pia tan US oricntalis L. 227. Platycodon autunmalis 184. Pleroma clegans Gardn. 282. niacrau- thuni Hook. 237. Plumiera lutea 237. Poa trivialis argentea 263. trivialis elegan.s 263. trivialis fol. var. 53. Podocarpus flagelliformis 183. Ko- raianus 103.290. Xageia R. Br. 200. Tliunbergii Hook. 183. Polycarpa Maximowitscliii 143. 270. Polypodiuni alpestrc 149. Polysticbum aculeatuni 288. angii- laie 288. Populus treniula L. 227. nigra L. 227. alba L. 227. Potho."! Baraipiininna 181. Primula aurioulat«. 183. cliineusis 255. 385. Muretiana Cliois. 198. Prionitis Palrnito E. Mey. 237. 291. Prunus Malialeb 301. l'iiddujn Wall. 183. subliirtclla Oudeni. 183. Psidiura Cattlcyanuni Sav. 197. Ptarmica Clavennac 184. PtorLs auriculata Ret?, 184. var. fiis- cipes 184. aspericnuiis Moore 184. Knderi Reg. 199. serrulata L. fil. 184. var. coryuibiliferuni 184. Pterocoi)tis Lagascae Willk. 230. Ptychospcrnia elcgans Secui. 184. lacerata Seem. 184. Pulmo nari.i aurea Hess. 198. Puya Whitei Hook. 237. Pyrethrum Partbeniura var. 184.194. Tsebigatscbewi 283. Idluercus coccifera L. 227. Hex 227. pedunculata Willd. 227. fol. var. 76. Pseudo-llex Chat. 227. pubescens Willd. 227. pyramidalis 76. Robur (-'oncordia 70. sessiliflora Sm. 227. Mmapbanus Rapbauistrnm L. 253. Rctinospora leptoclada 180. 284. Rhododendron braeby carpum G. Don 189. caucasicum 189. 270. fragran- tissiraura RoUis. 189. Henryamini 222. liuearifolium 8ieb. 232. uLirginato- Ijunctatum 69. ornatissimum 69. pon- ticum 30S. rhombeura Miqu. 189. Rhus glabra laciuiata 319. Ribes affine Dougl. 198. uigrum cris- pum 76. rubrum cerasiferum 76. Ricbardia aetlüopica 165. melauo- leuca Hook. 238. Robiuia Pseudacacia L. 228. Rocbea odoratissima 125. Ronianzowia sitcbeusis Cham. 198. Rosa Brunonis Lindl. 202. canina L. 228. dubia Carr. 269. Fortuneana 314. intermedia Carr. 269. moscbata Mill. 202. raultiflora Tbunb. 202. se- tigera Mcbx 202. Wicburae C. K. 201. 202. 269. Rosen 70. 159. 206. 255. Rosenbergia penduliflora Karst. 231. 338. Roulinla Humboldtiana Brongn. 327. Rubus crataegifolius Bge 189. fruti- cosus 228. laciniatus 76. Ruckia EUemeetii Reg. 189; Rudgea nivosa 181. JS2. Rupala crenata 187. Ruscus androgynus L. 212. Äabal Blackburniauuui 378. Saccbarum ofliciuaruui fol. var. 263. violaceum 203. Saeeolabium Blumel Lindl. 64. bi- gibbum Rcbb. 239. Salix babylonica 315. C'aprea L. 241. Humboldtiana 163. silesiaca 149. vi- minalis L. 227. Salvia bracteata 189. cryptantba Schult. 189. hirsuta Jacij. 189. iu- volucrata Cav. 290. Sambucus pubens L. 198. Saucbezia aureo-striata 182. glauco- phylla 181. nobilis Hook. 54. Saude rsonia aurantiacit Hook. 278. Saurauja (Sauravia) superba 189. Saxifraga ligulata IJon 278. Scbinus anartbriticus Mart. 180. Scliisuiatoglottis picta 331. Scbizostylis coccinca Harv. 49. Scutellaria Costaricana Wcndl. C9. Mociniana Lern. 69. Selagi ncUa Poulteri 189. setosaLijul. 189. •Semele androgyna Ktb 212. •Scnecio Farfugium C. K. 65. grandi- folius Lcss. 65. Giesbrccbtii Hort, et Reg. 65. japnnicuä Tbunb. 66. Kacui pfcri DC. 66. SilpbiuHi laciniatum L. 1X9. Siphocampy los ciliatus Liud. 190. cordifolius 0. et Dietr. 190. timbria- tus Reg. 190. fulgens Hort. 190. Humboldtiauus DC. 190. Smilax longifolia fol. var. 68. ornata 68. marropbvlla maculata 68. salici- folia 68 Solanum Capsicastrura Lk 190. Pseu- docapsicum L. 190. rigidum 190. Weathercllü 190. Sopbora tetraptera Mill. 287. Sorbus Aria L. 228. Aucuparia 149. domestica L. 228. Spartium scoparium L. 194. S p a t b i p hy 1 1 o p .s is Minaba.-JsaeTeysm. et Binu. 204. Spathiphyllum Friedricbsdalii 330. Spathodea gigantea 188. campauu- lata 188. Sphaeralcea umbellata Sweet 35. 83. SphaerogyuB ferruginea 190. impe- rialis 18 1". Spirantbea Smithii Rcbb. 190. Spiraea callosa 77. Douglasii 77. pal- mata 231. Stacbyuruii praecox S. et Zucc. 287. Stanbupea eburuea Lodd. 63. platy- ceras Rcbb. 190. xytriopbora 190. Stapelia Hystrix Hook. 236. Stauranthera granditlora 190. Sterculia Balangbas L. 54. Sternbergia Fiscberiana 190. Strelitzia prolifera Riv. 288. ruti- lans 190. Strobilantbus Helictus 190. lelictus 190. Stryclinos Cabalonga 188. Styrax japonica 191. Syagrus plumosus 187. Sympboricarpus racemosus 241. Synnotia bicolor 191. Syringa auioena Hort. 43. arauren- sis Rupr. 44. dubia Pers. 42. Emodi Wall. 44. Josikaea Jacq. 44. nigri- cans Hort. 43. N'otgeri Hort. 43. oblata Lindl. 44. persica L. 43. pte- ridifolia Hort. 43. Rothomagensis Reyn. 42. 89. Sangeana Hort. 44. 89. Varina Dum. C. 43. Versalieusis 43. vulgaris L. 41. 42. 191. Systemon FIscbcri Reg. 187. JLacsonia Bucbanani 68. eriantba 191. 236. Tamari.x pluniosa 191. Tapina variegata 191. spleudeus 191. Taxus baccata 142. 399. 403. cuspi- data 103. bibernica 77. Tecoma granditlora 80.314. radicaua 314. Tcrmiualia clegans 191. Theruiopsis uepaleusis 270. Tbevctiji Abo vai DC. 197. Tbibaudia acuniinata DC. 222. 232. Thlaspi rotundifolia Gaud. 230. T b rix s p e r m u m luuiferum Rcbb. 19 1 . Thuja Orientalis var. aurea 77. Tom Pouoe 386. Tbuiibergia fragrans 08. Tilia ulmifolia Scop 228. Tillandsia Liudeni 182. Todea bymenopbylloidcs Reg. 199. T r a d c s c a n t i a mcxicaua 3 1 3. repeus 191. zebriua 313. 416 Triphasia trifoliata DC. 287. Tri tele ia porrifolia Endl. et Poepp. 191. Trollius genuinus Reg. 198. Tulipa tricolor Fisch. 198. Tussacia semiclaii-sa 182. Tussilago japonicus Thunlj. 66. Tydaea Lindeniana Keg. 191. ■J Im US canipestris aurea 63. 228. ro- tuiidifolia 270. Uraria lagopodioide.s DC. 192. picta Desv. 192. W acciuium padifolium 192. longi- florum Wickstr. 192. Madereii.se Gu. et H. 192 Vanda iusignis Bl. 222. 239. siiavis 192. Verscliaf feltia spleudida 287. Victoria regia 369. 407. Viola sciaphilaKoeb 198. taurica Reg. 198. Viscum album L. 141. Vitis vinifera L. 228. Vriesia gigantea 67. (jlaziouaua Lern. 67. »V aldsteiiiia sibirioa Trautv. 198. Wiegandia spec. 331. Wistaria chinensis 387. .5L.au tlio cby m US pictorius 251. Xautliosoma violaceum Schott 295. Walli.^ii 180. 181. ■L ucca asjiera Reg. 204. Aainia Ghellinckii 62. Zea japonica variegata 262. Caragua fol. Tar. 262. Ziugiher Mioga Rose. 188. Zizyphuis vulgaris Lara. 260. Lotus Lam. 260. Zygopetalum aromaticum Rchb. 192. Gaiitieri Lern. 64. niargiuatum Rchb. ijl 64. New York Botanical Garden Llbrai 3 5185 11 00260 256' ?/ ' n-0 ?^:^ ' ^y-.-x