4 | x LT 1 HARVARD UNIVERSITY LIBRARY OF THE GRAY HERBARIUM Received August 14, a0 3. ae Be a Ind TIERE Be @ Digitized by the Internet Archive er En Bin 201 a : Fu & ed n BL. ] * Rn \ i 2 Li F « 7 ” % / h i | Rn #4 : z t , | De f WA 7 d ” \ Ba % “s- N 3% > f e) » i > ’ : Br https://archive.org/details/iwochenschriftdesiSkoch WOCHENSCHRIPT DES VEREINES ZUR BEFÖRDERUNG DES GARTENBAUES IN DEN KÖNIGLICH PREUSSISCHEN STAATEN GÄRTNEREI uno PFLANZENKUNDE. Redigirt dem (Genenal-Sekretär des Vereines, Professer Dr. KAREL -KOCH. XV. Jahrgang. BERLIN. VERLAG VON WIEGANDT & HEMPEL. 1872. Pr. K ie ETF ARE u ER w- Fe . P i en, Se Er & % RT N Be i Bi, wahe ik PER 2 2 HIOA-ANEA r Aat eıRTıBt U KIIrS 77 Br ars LALIUER Ar “3 4 ‚ Seen . KARV/RI URNINEI Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Preassischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No.l. Berlin, den 6. Januar 1872. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Ein Spaziergang durch den prinzlich Stigliano-Colonna’schen Garten in Neapel. Gerardia pedicularia L. und querei- folia Pursh. (2 neue Zierblumen.) Sonntag, den 7. Januar, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die Mitglieder eingeladen werden. Ein Spaziergang Wochenschrift nachsichtig und schreiben Sie da, N: a: : wo meine Feder doch nicht mit erwarteter Fertig- duch ven prinzlic) Hligliano-Colonna gen keit das so zu schildern vermochte, als ein ei Jarten in Jleapel. terer und mehr gewandter Kollege es gethan hätte, Briefliche Mittheilung es meiner Ungeübtheit zu. Zur Orientirung selbst sende ich Ihnen noch 4 Photographien, damit Sie mich hier und da noch besser verstehen können. Se. Hoheit Fürst Stigliano-Colonna war Bis jetzt hat Neapel, so zu sagen, im Inneren über den Beifall sehr erfreut, welchen die Ihnen | der Stadt nur zwei schöne, breite Strassen, die zugesandten Photographien über Ansichten seines | Toledo (jetzt Via Roma) mit ihren himmelhohen, Gartens in dem Berliner Gartenbauvereine hervor- | prächtigen Palästen, und die Revista di Chiaja, gebracht haben, und spricht Ihnen für deren Be- | mit ihren herrlichen Aussichten, zuerst auf die am sprechung in der Wochenschrift für Gärtnerei und | Meeresufer mit genannter Strasse parallel laufenden Pflanzenkunde seinen Dank aus. Die 5 Photo- | Villa-Nationale, und dann auf das schöne endlose grapbien konnten nur Bruchstücke eines Gartens | Meer mit seinen Inseln und seiner überaus reizen- geben, der wohl ohne Zweifel zu den schönsten | den Begrenzung zur Rechten und Linken. Hier gehört, den Neapel, ja, den Italien überhaupt in , nimmt natürlich der Vesuv den ersten und besten landschaftlicher Hinsicht besitz. Man hat hier | Platz ein. eine Reihe der schönsten Blattpflanzen, welche in Wenn nun der Besucher Neapels auf den mit Deutschland nur in Kalt- und Winterhäusern ge- | Lavasteinen gepflasterten Strassen sich müde gelau- deihen, im Freien benutzt, um damit landschaftliche | fen und müde gesehen und in eine der zahllosen, Bilder unter einem Himmel und unterstützt schon | engen und schmutzigen Nebenstrassen, z. B. in die von einer südlichen Vegetation, hervorzurufen, | Strada Cavallerizza, die das gleiche Schicksal trägt, welche gewiss ihre Wirkung auf den nordischen | obwohl sie im sogenannten aristokratischen Viertel Gärtner und Pflanzenliebhaber nicht verfehlen werden. | Neapels liegt, gelangt ist, so hält der Wanderer Dieser Beifall ihrer Berliner ermuthigt mich, | sofort unwillkührlich an, weil dem Auge hier plötz- den Versuch zu machen, Ihnen und den Lesern | lich ein wirklich imposanter Anblick geboten wird. der Wochenschrift auf die Weise eine Idee von | Doch was man sieht, sagt, dass hier nur der An- der ganzen Anlage zu geben, indem ich Ihnen hier- | fang von etwas noch Schönerem beginne, und dass mit „Einen Spaziergang durch den prin- | noch andere und grössere Genüsse, durch eine lich Stigliano-Colonna’schen Garten zu | Pforte abgeschlossen und gedeckt, weiter im Innern Neapel“ mittheile. Seien Sie und die Leser der | eines Gartens geborgen werden. Zum Glück von Wenz. Krupper, Obergärtner daselbst. braucht man nicht, gleich einem Tantalus, jene peinigenden Qualen des Unerreichbaren auszustehen, denn auf die Bitte um Einlass wird jedem Frem- den sehr gern dieser gewährt. Es mögen demnach alle die, welche für Naturschönheiten in dieser Weise einen Sinn haben und so glücklich sind, einmal den schönsten Fleck Europa’s, Neapel, er- schauen zu dürfen, von dieser freundlichen Erlaub- niss Gebrauch machen. Betrachten Sie gefälligst „Entrata del Giardino.“ Fremde sind es hauptsächlich, welche den Garten besuchen und durchaus zufriedengestellt verlassen. Neapolitaner und Italiener überhaupt haben weniger Sinn für Naturschönheiten und gehen meist gleich- gültig vor ihnen vorüber; dagegen ist ihnen ein hoher Sinn für Kunst eigen. Es gilt dieses vor Allem von den Damen. Diese sind es auch, welche den brillant eingerichteten prinzlichen Palast mit seinen kostbaren und seltenen Alterthümern, denen sich auch Werke von den neueren und neuesten Künstlern anschliessen, den Vorzug geben und dem Schönsten, was Neapel, ja wie gesagt, Italien in gärtnerisch -landschaftlicher Hinsicht besitzt, kaum einige Minuten widmen. Gern erinnere ich mich der auch bewunderten An- lagen und Gärten, welche bei Berlin und Potsdam mit der Meisterhand eines Fürsten Pückler-Muskau oder Lenne, man möchte sagen zum T'heil aus Nichts — denn als solches muss man manche der trauri- gen Sandschollen in der Mark erklären — hervor- gerufen wurden, ich erinnere mich auch noch der damals ın Berlin vorhandenen schönen Privatgärten, welche ebenfalls vielfach von Fremden besucht und bewundert wurden, wie des Borsig’schen, der bei- den Reichenheim’schen Gärten, wo mir vor nun längerer Zeit schon das Vergnügen wurde, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen , u. s. w,, ich habe auch sonst in Deutschland wohl die be- rühmtesten Gärten und Anlagen kennen gelernt, aber alle diese bieten etwas Anderes, wenn auch selbst hier und da Unübertroffenes: im Garten des Fürsten Stigliano-Colonna stand ein ganz an- ‚deres Material zu Gebote. Ein Material, was man in Berlin nur dürftig aus Kalt- und Winterhäusern, hier und da auch bei grossen Ausstellungen kennen gelernt hat, hier aber unter dem mildem Klima des neapolitanischen Himmels fröhlich im Freien gedeiht und kaum einmal durch rauhe Wintertage in seiner Vegetation gestört wird. Der Eindruck, ganz besonders für den Pflanzen- kenner und Gärtner, ist deshalb überraschend. Man sieht zahllose Pflanzenformen, wie wir sie bei uns nur in Gewächshäusern vorführen können, in Boskets und zu Gruppen verwandt. Es ist aber auch die Schönheit der Einzel-Pflanzen. Vermag je eine Pince- nectia, eine Palme u.s. w. sich in ihrer Schönheit so zu entwickeln, wie hier Neapel! Und doch hat der Gärtner ebenfalls seine Leiden. Auch er lässt sich nach mehrern günstigen Wintern in Sicherheit lullen und vergisst es gänzlich, dass auch Neapel seine verhältnissmässig harten Winter besitzt. Der Mensch strebt einmal in seinen Wünschen immer weiter. Wie glücklich wäre man bei Ihnen, wenn man die in Deutschland zarteren Nadelhölzer in strengen Wintern retten könnte; bei uns leiden diese jn den härtesten Wintern nicht. Man ist aber nicht mit ihnen allein zufrieden. Man will auch sub- tropische, selbst tropische Pflanzen im Freien haben. Man pflanzt sie auch und ist glücklich, wenn sie bei einigen milden Wintern gedeihen, aber eben so traurig, wenn sie dann plötzlich dem rauhen Wetter unterliegen. Ich habe zu verschiedenen Malen den Thermometer in höher gelegenen und weniger geschützten Gärten auf 6, in den tiefer und besser gelegenen hingegen selbst bis auf 3 und 4 Grad Kälte fallen sehen. Zum Glück dau- ert dieses aber nicht lange; denn sonst würden die Nachwehen noch ganz anders empfunden wer- den, als es der Fall ist. Die Pflanzen erholen sich, wenn sie weniger empfindlich sind, rasch wieder, als wenn gar nichts vorgefalleu wäre. Wir haben hier mehr mit dem Sommer zu kämpfen, da 6 lange Monate in der Regel eine fürchterliche Hitze herrscht. Dass das Holz nicht reif wird, wie bei Ihnen, kommt bei uns nicht vor, deshalb erträgt es auch mehr Kälte in Italien und erfriert nicht so leicht. Viele empfindliche Pflan- zen ertragen bei leichter Bedeckung auch diese Kälte. Im Gegentheil ist bisweilen eine fast der des Sommer gleiche Temperatur, die bisweilen den rau- hen Wintertag plötzlich zum schönsten Frühling umwandelt, Ursache, dass gelbe Flecken auf den Blättern im Frühjahr erscheinen, diese wohl auch überhaupt gelblich werden. Doch wollen wir jetzt zunächst einen Blick auf den Vorhof werfen. Zur Seite stehen vier Schinus Molle, eine sumachähnliche Pflanze, die in Deutsch- land oft im Gewächshause kultivirt wird. Die schlanken und herabhängenden Aeste, Zweige und Blätter, letztere von herrlichem frischem Grün, später die blassrothen Beeren, ebenfalls herabhän- gend, stellen allerliebste Bäumchen dar. Sie sind als Einzelpflanze von grossem Effekt und lassen sich leicht verwenden. Um sie herum ziehen sich vier Fuss breite Rabatten, welche mit Kaladien, Farfugium grande, Panicum, Acanthus, Evonymus etc. bepflanzt sind, während die mit der Marmor- Colonnade parallel laufenden Rabatten Coleus, Achyranthes u. s. w. enthalten. Alle haben zu .. ei uns in in Meapel us Se $ ihrer fassung halbrunde gusseiserne Stäbe mit Epheu belaubt. Sie können sich leicht vorstellen, welchen Effekt die Marmor-Colonnade mit(gegen8000) Coleus im Vordergrunde und dem maigrünen Rasen im Hintergrunde hervorrufen muss. Wir treten hervor und werden gleichsam von einem etwas ge- bogenenen Exemplar einer sonst stattlichen Dattel- palme (Phoenix dactylifera), dem eigentlichen Ver- treter der schon warmen (subtropischen) Länder, begrüsst. Es ist zu bedauern, dass diese Pilanze doch in Unteritalien nur sparsam angepflanzt ist, trotzdem sie, sobald sie einmal ordentlich Wurzel gefasst hat, ohne alle weitere Pflege und fast in jeder Bodenart gut gedeiht. Grössere Exemplare von 100 und mehr Fuss Höhe sind sehr selten. Welch schöner Kontrast zwischen ihr und einem stolzen, eleganten und ohngefähr nur 30 Fuss entfernten Exemplare der Podocarpus mucro- nata. Sie ist ernst und gemessen. Kräftig und ge- drungen steht ihr über 2 Fuss Durchmesser ent- haltender Stamm. Ihre weit ausstrebende Krone mit den gedrungenen Aesten und einer blaugrünen Blättermasse erinnern einigermaassen an das nor- dische Vaterland. Blicken wir vor uns, und des Gartens höchste Zierde, eine Araucaria Cunninghami glauca, von der ich Ihnen eine Photographie sen- dete, präsentirt sich unseren Augen. Schnurgrade erhebt sie sich in unbeschreiblicher Majestät bis zu einer Höhe von 60 Fuss. Diese Araucaria Cun- ninghami ist unstreitig die schönste Konifere, weil sie bei einer wundervollen Eleganz und Haltung auch noch das Grossartige präsentirt. Einem Koniferen-Freunde mag es schwer wer- den, sich zu trennen. Links schlagen wir unsern Weg ein und gelangen zu einem halbrunden Bos- ket, was mit Laurus indica, im Centrum 50 Fuss hoch, bepflanzt ist, dagegen bieten sich Abies Pin- sapo und Nordmanniana, Thuja Lobbii und aurea, Orangenbäume, Daturen, Clerodendron u. s. w., als Einzelpflanzen zerstreut, im Vordergrunde den Blicken des Beschauers dar. Koniferen, gemischt mit Orangenbäumen, scheint Ihnen wohl eine eigenthümliche Zusammenstellung. Sie ist wenigstens pikant, macht aber Wirkung bei Gruppirungen. Wenn Ihnen die Photographie mit der Alsophila australis, wie sie hier auf einem völlig freien Platze steht, so sehr gefallen hat, so müssten Sie diese erst in der Natur sehen. Sie würde auf Ihr empfängliches .Gemüth eine ganz andere Wirkung hervorrufen! Ich erlaube mir zu bemerken, dass das Baumfarn nicht 8—9, sondern 25—30 völlig entwickelte Blätter besitzt. Ich komme zur Latania borbonica, von der Sie ebenfalls eine Photographie erhalten haben. Sie ist 14 Fuss breit und 13 Fuss hoch, d.h. bis an die Blattspreiten, und nimmt sich mit dem grossen Reichthum an Blättern, sowie durch ihr gedrängtes Wachsthum, ganz vorzüglich aus. Da diese Palme ein staunenswürdiges rasches Wachsthum besitzt und schon in so kurzer Zeit eine der schönsten Dekorationspflanzen geworden ist, so lässt sich mit der Zeit noch mehr erwarten. Wir verfolgen immer noch denselben Weg nach links und gelangen zu einem Laubengange, der, ein Rechteck bildend, 60 Fuss lang, 12 Fuss breit, 16 Fuss hoch ist und hier den Garten begrenzt. Das Gerüst des Laubenganges ist aus Holz ange- fertigt, das Dach aber gewölbt, die dem Garten zugewandten zwei Vorderseiten sind mit 4 Fuss breiten, 10 Fuss hohen ausgebogenen Fenstern versehen. Ihr Inneres ist abwechselnd mit Blumenampeln und Vogelkäfigen geschmückt, Die Belaubung ist durch Passiflora, Solanum jasminiflorum, Bignonien, Ipo- moea Learei und mexicana, sowie durch einige andere Schlinggewächse, hergestellt. Ein Judasbaum, Cerecis Siliquastrum, steht zur Seite und hat eine Höhe, dass er noch hoch den Laubengang über- ragt. Er stellt nicht einen Strauch, wie meist bei uns, sondern einen schönen, kronenartig gezogenen Baum mit weit ausgebreiteten Aesten in der Weise dar, dass er im heissen Sommer auch vorzüglichen Schatten verleiht. Derselbe Rasenplatz, auf dem die Latania bor- bonica als Einzelpflanze steht, zieht sich bis zu den genannten Vorderseiten des obigen Laubenganges hin. Als besonderes Ornament desselben hat man hier einen künstlichen chinesischen Schirm angebracht, der ganz und gar mit der schönen Passionsblume, welche auch bei uns als Passiflora Imp£ratrice Eu- genie beliebt ist, allmählig überzogen wurde. Wenn man weiss, dass wohl das ganze Jahr hindurch die reizenden Blüthen sich entfalten und nicht weniger ein herrlich-grünes Laub vorhanden ist, so kann man sich den Reiz denken, der immer geboten wird. Wenn wir durch den Laubengang gehen, ver- folgen wir den eingeschlagenen Weg weiter. Er zieht sich in einem grossen Halbkreise, wo man dann wieder links das besprochene Bosket zu sehen bekommt, herum. Rechts stehen dagegen auf dem Rasenplatze wiederum als Einzelpflanzen: Chamae- rops humilis, Cephalotaxus drupacea und Cupressus torulosa (majestica). Nun erst gelangt man zu einem kolossalen Eucalyptus, dessen Stamm 11 Fuss, sage eilf Fuss Umfang besitzt. Damit sind wir auch wiederum in der Nähe der Latania borbonica. Hier steht auch das bereits von Ihnen in der Wochenschrift beschriebene Exemplar der Dattel- palme mit einer Stammhöhe von 30 Fuss, mit Krone hingegen von 45 Fuss. Zwischen dieser Palme und einer Schirmpalme (Chamaerops humilis), ebenfalls von stattlichem Ansehen, wollen wir nun unsern Weg fortsetzen. Diese Chamaerops humilis hat einen Stamm von 21 Fuss Höhe, mit der Krone ist die Pflanze aber 26 Fuss hoch. Sie hat zwar eine schräge Haltung, aber eben dieser Umstand macht sie besonders malerisch.h Es kommt noch dazu, dass sie auf einem etwas erhöhten Stand- punkte steht. Ein Exemplar wie dieses dürfte wohl kaum in Italien noch zu finden sein, denn der Stamm ist nicht allein untadelhaft, auch die sehr dichte, volle, überaus schöne Blätterkrone möchte überhaupt ihres Gleichen suchen. In ihrer Nähe steht eine zwergige Thuja pygmaea, welche in Nea- pel eben so gut gedeiht, wie im Norden. Nicht weit davon befindet sich die schöne Araucarıa Bidwilli, welche Sie aus der Photo- graphie kennen. Mit der damals schon ansehnlichen Chamaerops humilis wurde sie vor ohngefähr 10 Jahren als in sehr mittelmässiger Grösse ausge- pflanzt. Nachdem sie Wurzel gefasst, man möchte sagen, an ihrem Orte recht heimisch geworden ist, wetteifert sie mit ihrem stolzen Nachbar an Schön- heit und möchte vielleicht ihn bald überflügeln. Ihr Wuchs ist vom allergenauesten Ebenmaass. Sie bildet eine wunderschöne Pyramide mit fast un- unterbrochener Vegetation. Damit sticht die junge Vegetation mit ihrem weit helleren Laube zu ihrem Vortheile von dem dunkelgrün-glänzenden älteren Theile der Pflanze ab. Alle, die den Garten be- suchen, können diese reizende Konifere nicht ge- nug bewundern. Wir hören das Plätschern eines Springbrunnens und eilen diesem zu. Mitten in einem Bassin von 20 Fuss Durchmesser und 5% Fuss Tiefe steht auf einer Vesuvsteingruppe ein Knabe aus Bronze an- gefertigt und hat zu seinen Füssen Sphinxe, wäh- rend zu Häupten eine Meermuschel in den ver- schiedensten Strahlenformen ausläuf. Auf der Oberfläche des Wassers schwimmen aber zum Theil Nelumbium-Blätter, zum Theil ragen sie, von schlan- ken Stielen getragen, mit anderen Pflanzen, wie Thalia dealbata, Crinum amabile u. s. w. aus den Fluthen des Wassers hervor. Zwei chinesische Enten beleben, hin und her rudernd, das feuchte Element. Ihnen hat man ein Häuschen gebaut, was mit der eben beschriebenen Gruppe in Ver- bindung steht. Die Gruppe, nicht weniger aber das Entenhäus- chen, ist von einer kleinblättrigen Liane umrankt, als wäre sie gleichsam mit einem grünen Schleier umzogen, der die eigentliche Gestalt allenthalben durchblicken lässt. Es ist eine Mühlenbeckia, eine Pflanze aus der Familie der Polygonaceen, also un- serer Knöterichpflanzen, welche aber mit denselben nichts weiter, als denselben Bau in Blüthe und Frucht, gemein hat. Ich erinnere mich der Pflanze noch aus dem botanischen Garten in Berlin und ahndete damals allerdings nicht, welchen Effekt die Pflanze bei solcher Anwendung macht. In dem unregelmässig zusammengesetzten Gestein sind in den leeren Lücken dazwischen einige Exemplare der Richardia africana (Calla athiopica) angebracht. Keine Pflanze passt wohl in der Nähe von Gruppen bei Wasserparthien so sehr, als diese bei uns beliebte Zimmerpflanze. Die grossen kelchähnlichen Blüthen von weisser Farbe, unterstützt von dem saftigen Grün, haben etwas Edles. Obwohl es im Gesteine selbst ganz trocken ist, empfangen sie doch von unten so viel Feuchtigkeit, dass sie während der grössten Sommerhitze von früh bis Abend vortreff- lich gedeihen und dankbar blühen, In der Nähe des Springbrunnens ist eine Gruppe mit diesem in Harmonie dagegen aber ganz verschie- den von denen, welche ich bis jetzt beschrieben. Es sind das Kolokasien, Kaladien, Gynerien, Pa- pyrus-Stauden, Hedychien, Klarinettenrohr (Arundo Donax), die ächte Zuckerpflanze (Saccharum offiei- narum), mehre Bananen oder Musen u. s. w., welche hier in freundlicher Harmonie zusammengestellt sind. Auserdem stehen noch links von der Fon- taine Pincenectia glauca, und rechts Dasylırion glaucophyllum, beide von grosser Schönheit und daher auch von besonderem Effekte. Von der Fontaine aus wird auch insofern dem Auge ein neuer Genuss geboten, als in der Ferne die kolossalen Steinmassen der Festung St. Elma sichtbar werden. Wer sollte nicht von diesem am höchsten gelegenen, einst Neapel mit Hunderten von Feuerschlünden bedrohenden Zwing-Uri gelesen oder gehört haben? Doch die Zeiten haben sich geändert. Jetzt bietet die früher mit Recht gefürch- tete Veste durch ihre hohe Lage eine der schönsten Aussichten über die Stadt und die ganze Umgegend Neapels und kann in Frieden nnd ohne Gefahr be- treten werden- Wir setzen auf demselben Wege unsere Wan- derung fort. Das bereits besprochene Bosket bei der Laube ist ziemlich gross, denn es hat erst vor dem Gartenhause sein Ende. Seine Zusammen- setzung ist bier etwas verschieden von der, wie wir sie früher angaben, denn nur eine Konifere, Cupressus glauca pendula, ist vorhanden, während ausserdem immergrünes Gehölz die Masse bildet: Citronen, Mandarinen, Laurus Camphora, Pittosporum undulatum, Akazien, Rhapholepis, Quercus glabra, Strelitzia Reginae u.s. w. Umfasst wird sie hier von Baumpäonien und Musen, vor denen wiederum Canna’s, Papyrus-Stauden, Panicum n. s. w. ange- pflanzt sind. (Schluss folgt.) Gerardia pedicularia L. und quercifolia Pursh. 2 neue Zierblumen, mit Abbildungen. Haage und Schmidt in Erfurt haben uns die Abbildungen zweier Zierblumen aus Nordamerika zugesendet, welche wohl die Beachtung der Garten- besitzer, nicht weniger aber auch der Gärtner, verdienen. Wir erlauben uns daher, noch mehr auf dieselbe aufmerksam zu machen, als bereits durch die Bekanntmachung ihrer europäischen Eigenthümer geschehen ist, indem wir eine Beschrei- bung sowohl, als eine Geschichte von ihnen geben. Es ist eigenthümlich, dass ein Genus, wie das der Gerardien ist, trotzdem es eine grosse Anzahl schöner Blumen enthält, in unsern Gärten nicht vertreten ist, obwohl Verwandte anderer Geschlechter, die ebenfalls in Nordamerika zu Hause sind und dort ziemlich dieselbe Verbreitung haben, wie die Penstemons, bereits zu den beliebtesten Zierblumen gehören und sogar schon durch gärtnerische In- telligenz zu einer grösseren Vollkommenheit ge- bracht wurden. Die meisten Gerardien, und zumal die mit grossen und orangenfarbigen oder gelben Blüthen, wie die beiden eben zu besprechenden, wachsen keineswegs an entlegenen Orten der Vereinigten Staaten Nordamerika’s, sondern bilden auf den dortigen Wiesen, oder Prärien, wie man jene ge- wöhnlich zu nennen pflegt, häufig wachsende Pflanzer, wie etwa die Klappertöpfe (oder Alectorolophus- Arten) oder die Läusekräuter (Pedicularis-Arten) bei uns. Schon Linn kannte beide, ebenso wie sein gärtnerischer, gleichfalls berühmter Zeitgenosse in England, Philipp Miller. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass auch beide Gerardien in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, wenigstens in Eng- land, kultivirt wurden und vielleicht sogar später auch nach Deutschland kamen. Der treue Nachbilder des Ph. Miller’schen Garten-Lexikons, der zu Ende des vorigen und in diesem bis in die vierziger Jahre dieses Jahrhunderts in Eisenach lebende Hofgärtner und später Professor, Friedrich Gottlieb Dietrich, scheint beide Gerardien, oder doch wenigstens die eine, nicht allein gekannt, sondern auch kultivirt zu haben. Beide Arten halten nach ihm im freien Grund und Boden des Gartens aus, müssen aber bei der Aussaat besonders sorgfältig behandelt werden. Von Gerardia quercifolia berichtet er, dass der Same keine lange Keimkraft habe, weil er rasch austrockne, und alsbald an Ort und Stelle gesäet werden müsse. Die jungen Pflänzchen vertragen auch das Verpflanzen nicht und sind sorgfältig mit Erde auszuheben. Am Besten sei es deshalb, sie gleich an Ort und Stelle auszusäen. Später scheinen beide Pflanzen wiederum aus den Gärten ver- schwunden zu sein, bis sie nach Sweet vom Neuen im Anfange der zwanziger Jahre in den Gärten Englands eingeführt wurden, ohne aber daselbst eine lange Dauer gehabt zu haben. Haage und Schmidt haben sich um ihre erneuete Einführung ein besonderes Verdienst er- worben. Wollen wir hoffen, dass beide Gerardien jetzt länger in unsern Gärten aushalten und gleich den Penstemons, Chelonen, Calceolarien und anderen Maskenblütblern ebenfalls noch einer Vervoll- kommnung entgegen geführt werden, um einen dauernden Schmuck unserer Gärten zu bilden. Lebend hat Linn& die beiden Gerardien nicht gesehen, sondern er erhielt sie getrocknet durch Gronovius aus der Clayton’schen Sammlung virginischer Pflanzen. Clayton war der erste, der uns in pflanzlicher Hinsicht Virginien kennen lehrte und auch genannte Pflanzen entdeckte. Den Genus-Namen Gerardia hatte schon der königliche Botaniker Ludwig XIV., Plumier, zu Ehren des Engländers Gerard, eines Wundarztes, der in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts einem berühmten Garten in England (des Lords Burleigh) vorstand und eine später von Johnston brauchbarer ge- machte allgemeine Geschichte der Pflanzen bear- beitet hat, ertheilt. Die Gerardien gehören mit unserem einhei- mischen Löwenmaul (Antirrhinum), dem Leinkraute (Linaria), dem Wachtelweizen (Melampyrum), dem Läusekraute (Pedicularis), dem Fingerhute (Digitalis) u. 8. w., sowie den ausländischen Salpiglottis, Collinsien, Gauklerblumen (Mimulus), Pentstemon’s, Calceolarien u. s. w. in die Familie der Masken- blüthler oder Scrophulariaceen. Nicht alle, sondern sogar die wenigsten zu dieser Familie gehörigen Pflanzen haben, wie das Löwenmaul, ächte Masken- blumen, wo nämlich die Oeffnung der Blume durch die Oberlippe, gleichsam wie durch ein Visir bei einem Helm, geschlossen ist. Viele Maskenblüthler besitzen im Gegentheil sogar Blumen, wo die Oeffnung nicht geschlossen ist, bei einigen, wie z. B. bei Salpiglottis, Browallia u. s. w., die Blumen sogar fast völlig flach sind. Die Unregel- mässigkeit in den Blumen einiger Geschlechter ist bis- weilen sehr gering, so dass z. B. bei Veronica diese einzig darin besteht, dass der unterste Ab- schnitt kleiner ist. Die Maskenblüthler kommen ausserdem noch darin mit einander überein, dass sie nur 4, selten 2 Staubgefässe besitzen und ihr 2fächriger Frucht- knoten sich in eine Kapsel umwandelt. Am nächsten stehen sie den Akanthaceen, einer Familie, welche nur ausländische, aber bei uns in den Gärten in & Gerardia pedieularia L. reichlichster Anzahl kultivirte Pflanzen enthält und Bei den Maskenblüthlern ist dagegen eine sich durch eigene spitze, die Saamen tragende | mittelstaudige Placenta in der Kapsel vorhanden, Haken (Retinacula) innerhalb der Kapseln leicht | der die zahlreichen Saamen aufsitzen. Ausserdem unterscheidet. haben die Arten genannter Familie nur zum Theil Pursh. 1a N ia quereifoli Gerard gegenüberstehende Blätter, während diese Stellung bei den Akanthaceen nur vorkommt. Es ist eigenthümlich, dass bei den Maskenblüthlern, wenn die Kapsel durch Längsspalten in den Fächern sich öffnet (Capsula loculicida), auch die Unterlippe in der Knospe der Oberlippe aufliegt und diese deckt, wenn die Oeffnung der Kapsel aber durch Reissen und Trennen der Scheidewände geschieht (Capsula septicida), umgekehrt die Oberlippe in der Knospe der Unterlippe auflieg. Bentham, dem wir die letzte Monographie der Maskenblüthler in de Candolle’s Prodromus verdanken, hat zuerst auf diese Eigenthümlichkeit aufmerksam gemacht und sie zur Eintheilung genannter Familie in 2 grosse Gruppen benutzt. Natürlich sind freilich die beiden Gruppen nicht, da die ähnlichsten Pflanzen im Systeme dadurch weit auseinander gestellt werden. Unsere Gerardien gehören zu der ersten Gruppe. In dem Genus Gerardia waren früher sehr verschiedene Pflanzen der Alten und Neuen Welt vereinigt. Dem bereits schon genannten Mono- graphen der Maskenblüthler, Bentham, verdanken wir es aber, dass alle fremden Elemente heraus genommen und in anderen Geschlechtern unterge- bracht wurden, so dass es jetzt nur noch aus gegen 30 amerikanischen Pflanzen besteht, die haupt- sächlich in den gemässigten Zonen wachsen oder wenigstens auf den höheren Terrassen der subtro- pischen und tropischen Länder, wo nur ein mildes, nicht heisses Klima vorhanden ist. Die früher ebenfalls zu Gerardia gerechneten Pflanzen des tro- pischen und heissen Amerika’s sind ebenfalls ent- fernt worden; man hat aus diesen das Genus Esterhazya gebildet. Manche Gerardien halten auf gleiche Weise, wie einige Penstemons und Chelonen, im freiem Grund und Boden unserer Gärten aus, andere da- gegen müssen in Töpfen gezogen und gegen Kälte geschützt werden. Alle sind krautartig und dauern mehre Jahre, können aber auch als 2jährige Pflanzen behandelt werden. Sommergewächse giebt es unter ihnen nicht. Die Gerardien in dem Umfange, wie man sie jetzt auffasst, zeigen zweierlei Typen, die auch von den meisten Botanikern als besondere Genera aufgestellt wurden. Die einen haben rothe Blumen und ungetheilte Blätter, während diese bei den andern fiederspaltig oder doch wenigstens gelappt erscheinen. In diesem Falle besitzen die Blumen auch eine gelbe oder blassorangenrothe Farbe. Zu dieser letzteren Gruppe gehören wiederum unsere beiden Gerardien: pedieularia und quercifolia. Als Genus führt diese Gruppe den Namen Dasystoma (d. h. behaarter Mund), weil die Innenseite der Krone behaart ist. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. | Knospe deutlich hervor. Was zunächst die erste der beiden genannten Arten, die Gerardia oder Dasystoma pedicu- larıum anbelangt (S.6.), so hat siein der That eine grosse Aehnlichkeit, besonders hinsichtlich der Blätter, mit manchen Arten des bei uns einhei- mischen Genus Pedicularis, so dass sie ihren Namen wohl verdient. Sie kann unter Umständen die Höhe eines Fusses erreichen, bleibt aber in der Regel niedriger. Der Stempel verästelt sich und wird damit um so breiter. Behaarung ist in der Regel nur sehr schwach vorhanden, kann aber unter Umständen auch mehr hervortreten. Die doppelfiederspaltigen Blätter haben am unteren Theil des Stengels eine Länge von ziemlich 2 Zoll und stehen auch ausserdem einander gegenüber. Aus ihrem Winkel kommen die bis 15 Zoll langen Blüthen einzeln und auf dünnen, sowie behaarten Stielen von Zoll-Länge hervor und stehen aufrecht. Die 5 tiefgehenden Kelchabschnitte sind meist blattartig gelappt und stehen schliesslich mehr oder weniger von der wenig längeren, nach oben sich erweiternden Kronröhre ab. Auch sie sind mit langen Haaren besetzt. Die Oberlippe der Krone besteht aus 2 breiten Lappen und ist etwas zurück- geschlagen, während die sehr breite und 3lappige Unterlippe meist nur wagerecht absteht. Beide Lappen haben in aufrechter Stellung eine Länge von 7 bis 9 Linien. Gerardia oder Dasystoma quercifolium (S.7.)soll dieselbe Pflanze sein, welche Linn&alsRhi- nanthus virginicus beschrieben hat. Sie scheint meist grösser zu werden, als die vorige Art, bei geringer Verästelung erscheint siejedoch weniger breit. Sie ist durchaus unbehaart, der Stempel ist sehr oft wie mit einem röthlichen Reife überzogen. Die unteren, meist doppelfiederspaltigen Blätter sind in die Länge gezogen und bisweilen selbst 3 und 4 Zoll lang. Nach oben am Stengel werden sie ein- fach - fiederspaltig und verschmälern sich in einen ansehnlichen Stiel, bis sie in der Nähe der Blüthen mehr oder weniger deckblattartig erscheinen. Damit wird ein grosser Blüthenstand gebildet, der mit den zahlreichen, gelben Blüthen sich reizend ausnimmt. Diese stehen in der Regel zu 3 bis 4 auf einem gemeinschaftlichen Stiele und werden noch von besonderen kleinen Deckblättern umgeben. Ihre Grösse beträgt über 1 Zoll. Der kurze glockenförmige Kelch hat 5 lanzettförmige Abschnitte, die kaum die Hälfte der wenig nach oben sich er- weiternden, aber etwas gekrümmten Kronröhre er- reichen. Der Saum ist weit regelmässiger, als bei G. pedicularia, auch kürzer, und steht wenig ab. Die 5 einzelnen Abschnitte sind rundlich und treten ale Ober- und Unterlippe nur in der Druck der €. Feister’schen Buchdruckerei (L, Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13. e: Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflanzenkunde. Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. 2. 1872. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Berlin, den 13. Januar No. Inhalt: Einige Worte über das Kombiniren der Pflanzen. Ein Spaziergang durch den prinzlich Stigliano-Colonna’schen Garten in Neapel. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde, — Ueber Fasciation der Pflanzen. Einige Worte über das ombiniren der Samen. In Frankreich bringt Carri®re das Kombiniren der Samen wiederum zur Sprache. Unter diesem Ausdrucke versteht man ein Verfahren, wornach man ähnlich, wie in der Landwirthschaft, zweierlei Damen dicht nebeneinander in den Boden, resp. in den Topf bringt, weil man die Ueberzeugung hat, dass durch das Keimen des Einen das Keimen des Andern erleichtert wird, oder weil man weiss, dass beiderlei Samen beim Keimen und Wachsen sich nicht gegenseitig beeinträchtigen, sondern das Eine ebenso gut gedeiht, als wenn das Andere gar nicht vorhanden wäre. Vor einigen und dreissig Jahren, noch mehr aber in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhun- derts, war dieses Kombiniren zweier verschiedener Samen, welche beim Keimen sich nicht beeinträch- tigen, in Thüringen und in Sachsen, weniger bei dem gelernten Kunstgärtner, als vielmehr bei dem gewöhnlichen Land- und Krautgärtner und bei dem Blumenliebhaber sehr gebräuchlich. Alle, besonders feinere und schwerkeimenden Samen, auch solche, welche eine lange Zeit liegen müssen, bevor sie keimen, wie Rosen-Samen, wurden oft mit einem andern leicht keimenden Samen dicht nebeneinander in die Erde gelegt; man machte wohl auch in die- sem letzteren einen Schnitt, um den feineren Samen mit seinem unteren Ende in die Spalte zu stecken. Die Pflanze, deren Samen man sich gleichsam als Vehikel dabei bediente, war gewöhnlich der Hafer. Auch in i'rankreich scheint man das Haferkorn bei den kombinirten Aussaaten den Vorzug gege- ben zu haben. Wir erinnern uns noch aus der ersten Jugend, die 40, ja selbst 50 Jahre zurückliegt, also einer Zeit, wo Verbindungen mit überseeischen Ländern, besonders im Innern Deutschlands, noch keineswegs so leicht wie jetzt angeknüpft werden konnten, dass man besonders ausländische Samen, welche Blumenliebhaber damals begierig aus den Kaffee- und aus den Reissäcken heraussuchten, oder von damit handelnden Kaufleuten erhielten, stets in Ge- meinschaft mit Haferkörnern sorgsam unter die Erde brachte und, sobald der betreffende ausländische Samen über der Erde erschien, das Haferpflänzchen mit Aufmerksamkeit abschnitt. Untersuchte man in diesem Falle das keimende Pflänzchen etwas näher, so war es bisweilen interessant zu sehen, wie schnell das Würzelchen Aeste gebildet hatte, oder auch Adventiv-Würzelchen entstanden waren, welche das Haterkorn umgaben. Es ist eigenthümlich, dass wir seit dieser ersten Jugend in Deutschland nichts wieder von dem Kombiniren zweier verschiedener Samen vernommen haben, und dass uns das Verfahren völlig aus dem Sinnegekommen war. Gärtnerischen Freunden, welche. wir hier um Auskunft ersuchten, war es dagegen völ- lig unbekannt. Das Verfahren scheint in Deutsch- land demnach nur in einigen Gegenden bekannt gewesen zu sein. Wie weit es in Frankreich in Anwendung gebracht wurde, wissen wir nicht, da 2 10 aus Carriere’s kleiner Abhandlung darüber nichts | hervorgeht. | Das Verfahren selbst scheint uns aber interessant, ja selbst wichtig genug zu sein, um ihm hier einige Zeilen zu widmen; vielleicht ist auch der Eine oder der Andere der Leser damit vertraut und vermag über seine Anwendung mehr Auskunft zu geben, als wir jetzt im Stande sind. Wir erinnern uns nur, dass dergleichen schwer keimende Samen, wenn man sie zugleich mit einem leichter keimenden in die Erde brachte, sich rascher und besser entwickel- ten, als wenn sie allein in die Erde gesteckt wurden. Carritre behauptet dieses besonders von feineren Samen und nimmt beispielsweise Buddleja curviflora, mit deren Samen er vergleichende Versuche, und zwar für das Verfahren sprechend, angestellt hat. Auch wir möchten das Verfahren unseren prak- tischen Gärtnern zum Versuche empfehlen. Dass Pflanzen gegenseitig zu einander gewiesen sind und andere sich im Gegentheil abstossen, deshalb nicht leicht nebeneinander vorkommen, ist eine bekannte Thatsache. Die Ursache dieser doppelten Erschei- nung mag wohl hauptsächlich in der Art und Weise der Ernährung der einzelnen Pflanzenarten liegen. Hier haben fast nur die sogenannten mineralischen Stoffe: Kali, Phosphor, Kalk u. s. w., eine Bedeu- tung, da Kohlensäure und Ammoniak, zum grossen Theile auch Wasser, allenthalben vorhanden sind. Jede Pflanze hat ihre eigenthümliche Art‘ der Ernährung in der Aufnahme bestimmter minerali- scher Stoffe; je mehr gewisse Arten sich darin gleichen, um so mehr werden sie sich Nahrung wegnehmen und in der Ernährung stören. Da die- selbe Art in allen ihren Individuen eine annähernd gleiche Ernährung hat, so würden eine Menge In- dividuen, sobald sie dicht nebeneinander stehen, bald einander stören, insofern nicht Vorkehrungen getroffen würden. In der Natur gibt es sehr we-: nige sogenannte gesellige Pflanzen, die dicht neben- einander gut gedeihen; in der Regel ist die Vege- tation auf Wiesen und sonstigen natürlichen Stand- | orten möglichst mannigfaltig. Wir sehen uns bei unseren Massenproduktionen (bei Getreide, Kartof- feln, Hülsenfrüchten u. s. w.) stets gezwungen, den Boden vorher richtig zu bearbeiten und dann, wenn eine Kulturpflanze abgeerndtet ist, womöglich eme | andere Pflanze mit anderen Nahrungsansprüchen auf dieselbe Stelle zu bringen. Darauf beruht die Wechselwirthschaft des Landwirthes. Es gibt aber auch Pflanzen, welche in der Er- nährungsweise sich wesentlich von der anderer un- terscheiden, diese, neben einander wachsend, selbst dadurch unterstützen können, dass siez. B. durch Auf- schliessung von unlöslichen Salzen in der Erde neue Nahrung zuführen. Auch diesen Umstand weiss die Landwirthschaft zu ihrem Vortheil anzu- wenden, indem sie oft neben der Oberfrucht zugleich noch eine Unterfrucht in die Erde bringt. So sieht man häufig rothen Klee im ersten Jahre un- ter Roggen. In Württemberg geschah es früher häufiger, dass Mohrrüben unter Roggen gesäet wurden und man nach der Roggen-Erndte noch eine Mohrrüben-Erndte hatte. Aehnlich mag es sich auch beim Kombiniren zweier Sämereien verhalten. Ohne Zweifel kommt aber noch ein zweiter, vielleicht gewichtigerer _ Grund dazu. Ausländische, besonders feine Säme- reien kommen hier unter anderen klimatischen Ver- hältnissen in den Boden; besonders ist die äussere Luft eine andere. Sollte demnach der zweite ein- heimische und bereits an andere Verhältnisse ge- wöhnte Samen, da er rasch und alsbald keimt, nicht mit seinen ersten Blättchen auch schon der ersten Entwickelung des ausländischen Samens einen gewissen Schutz verleihen können ? Möglicherweise wird ferner durch den Austausch und durch die Umbildung der aufgespeicherten Nahrungsstoffe des ersten Samens der andere Samen schliesslich leich- ter bedingt, ebenfalls mit seinen Reservestoffen den Austausch und damit den Anfang der neuen Vege- tation zu beginnen. Vielleicht begünstigt auch die freiwerdende Wärme beim Keimen des ersten das Keimen des letzteren ? Es sind dieses Fragen, die unserer Ansicht nach keineswegs sehr schwer zu beantworten sind. Auf jeden Fall müssten aber doch schon vorher ver- gleichende Versuche stattfinden, ob das Verfahren überhaupt den Erfolg gibt, wie man behauptet. Wir haben viele Beispiele, dass ein Verfabren im gewöhnlichen Leben lange Zeit als richtig und erfolgreich anerkannt wird und doch, sobald sich der Ernst der Wissenschaft damit beschäftigt, schliesslich als falsch nachgewiesen worden ist. Ein Spaziergang durch den prinzlid Stigliano:Cofonna’fgen Karten in Neapel. 3riefliche Mittheilung von Wenz. Krupper, Obergärtner daselbst. (Schluss.) Die erwähnten Mandarinen-Bäumchen verdienen in allen italienischen Gärten die grösste Berück- sichtigung, weil sie auch in mancherlei Weise Ver- wendung finden. Deun hinsichtlich ihrer schönen Form, ihrer prächtigen Belaubung, aber noch mehr wegen ihrer wohlsclmeckenden Früchte, die wegen ihres feinen Aromas allen andern Orangen vorge- zogen werden, bieten sie so viel dar, wie nicht leicht ein anderes Gehölz. Dazu kommen ihre sehr leichte Kultur und die üppigste Vegetation, welche sie in einer kräftigen, etwas lehmigen Erde und auf son- nigem Standort machen. Vor dem Gartenhause befindet sich ein nach vorn spitz zulaufender Rasenplatz mit 4 einzelnen Pflan- zen. Unter ihnen ist eine Pincenectia tuberculata, welche nun seit Monaten, ohne ein Zeichen von Vor- oder Rückwärtsgehen gegeben zu haben, dieselbe geblieben ist, zu nennen, sowie ferner eine dritte Dattelpalme in kräftigster Gesundheit, eine breit gewachsene Librocedrus chilensis, endlich eine 5 Fuss hohe Yucca quadricolor, welche bereits seit 6 Jahren auf derselben Stelle steht. . Das Gartenhaus selbst ist im französischen Stil erbaut und schliesst auch ein geräumiges Lokal für alles, was der Gärtner an Geräthen, Instrumenten und überhaupt an Utensilien gebraucht, in deutscher Ordnung ein. Hier ist alles blank und sauber und bekommt seinen bestimmten Ort angewiesen. Rechen, Hacken, Spaten, Sägen, Spritzen u. s. w. sehen Sie in bester Qualität. Ein besonderer Schrank nimmt der Arbeiter Kleider auf, ein Tisch dagegen dient für Anfertigung von Bouquets und allerhand Blu- menarbeiten; wiederum an einem besonderen Ort findet man Hammer, Nägel, Draht, Etiketten u. s. w. Stühle und Bänke fehlen schliesslich ebenfalls nicht, um hier und da benutzt zu werden. Seitwärts führt eine Thür in das Marmorbad, geschmückt mit nachgebildeten pompejanischen Ma- lereien, der Fussboden wird aber von pompejani- scher Mosaik bedeckt. Hinter beiden eben genannten Räumen zieht sich noch ein schmaler Raum weit dahin. Hier werden die grösseren Utensilien, Grasmaschinen, grössere Spritzen, Siebe u. s. w. aufbewahrt. Eine halbrund-laufende Treppe führt aufwärts nach dem Pflanzen-Salon und beginnt an einer Fel- sengruppe, wozu das Material der feuerspeiende Vesuv geliefert hat. Sempervivum, Mesembrianthemum, Agaven sind zwischen dem Gestein gepflanzt, wäh- rend ein Exemplar der interessanten Kürbispflanze (Sechium edule) geniessbare Früchte darbietet. In der Rundung selbst steht eine chinesische Trauer- Cypresse (Cupressus funebris) und füllt den ganzen Raum mit ihren Tausenden von Aesten und Zwei- gen aus. Die Vorderseiten oben wie unten sind mit Spalieren versehen, wo Buginvilleen (Bu- gainvillea’s), Tecoma jasminoides existiren, Banks- rosen fast das ganze Jahr ihre Blüthen entfalten. Die wirkliche Schönheit der Buginvilleen kann man bei uns in geschlossenen Gewächshäusern gar nicht beurtheilen. In dem Klima Neapels muss man den Buginvilleen-Reiz blos hier geniessen, den reichen, ich möchte auch sagen, unverwüstlichen Flor schauen. %1 Fünf 4% Fuss breite und 8 Fuss hohe Thüren führen in das Innere des Pflanzen-Salons von 50 Fuss Länge, 21 Fuss Breite und 16 Fuss Höhe. Fein- gearbeitete Spaliere bedecken auch hier die Wände, .. um allerhand Schlingpflanzen aufzunehmen; leider gedeihen hier, wo trockene Luft und, wenig Licht keinen guten Einfluss auf die Vegetation aus- üben, aber nur wenig Arten, die ausserdem noch oft ersetzt werden müssen. Dass eine kleine Fontaine nicht feblt, kann man sich denken. An den Pflanzen-Salon schliesst sich ein grosses Gewächshaus von 180 Fuss Länge, 20 Fuss Breite und 17 Fuss Höhe an, zu dem man auf 6 Stufen wieder herabsteigt. Eine Wasserheizung gibt die Möglich- keit, den grossen Raum auch zu erwärmen. Dieses Gewächshaus ist ein eigentlicher Wintergarten, wie man ihn ebenfalls bei uns haben könnte. Da sehen Sie weder Stellagen, noch Brustbretter. Die Pflan- zen stehen einzeln und zu Gruppen vereinigt im freien Boden, und geschlungene Wege führen den, der hier im Winter und bei regnerischem oder kal- tem Wetter lustwandelt, zu Ruhe- und Aussichts- punkten. Selaginella denticulata deckt den Boden, wo keine anderen Pflanzen stehen, und ersetzt das Raygras bei uns im Freien. Eine Marmor-Fontaine und verschiedene Stein- und Felsengruppen tragen zur Mannigfaltigkeit nicht wenig bei. Von oben hängen Ampeln, mit allerhand Blumen geschmückt, und Orchideen in viereckigen Körben herunter. Unzäh- liche Farue haben im Hintergrunde an der Wand von selbst gekeimt und bedecken jetzt fast allein die sonst nackte Fläche, nach vorn hingegen an den Pfeilern und Fenstersparren wuchern in reichlicher Fülle eine Reibe von Schlinggewächsen, wie Passions- blumen, Stephanotis, Echites u. s. w. Von den besseren Pflanzen, welche in diesem Wintergarten vorhanden sind und bereits grosse Di- mensionen einnehmen, will ich nur erwähnen: Rhapis flabelliformis, Chamaedorea desmoncoides, Ernesti Augusti, glaucifolia, Sabal princeps, Areca rubra und lutescens, Oreodoxa ventricosa, Seaforthia elegans, Carludowica palmata, Zamia Lehmanni, Dioon edule, Cycas cireinalis, Furcraea Giesbrechtii, dreierlei Conoclinium, Hunderte von prächtigen Poin- siettia pulcherrima, Dracaenea Draco cannaefolia, umbraculifera, nitida, marginata, indivisa u. s. w, Aralia Sieboldii, Acrostichum grande, Alsophila australis, Asplenium dimorphum, Nivus avis, nigrum, luridum, ferner Baeckia chrysophylla, Euphorbia cereiformis, Franeisceen, Hedychium coronarium, Hi- manthophyllum miniatum, verschiedene Maranteen und Musen, Pandanus utilis und Monstera Lennea (Philodendron pertusum) stets in Blüthe und Frucht. Alle diese Pflanzen bleiben den Winter über nur im Wintergarten und werden dann im Früh- 2*+ 12 jahr ins Freie gebracht zu 1 Gruppe beim Palast und zu 3 anderen bei dem beschriebenen Laubengang. Das Gewächshaus selbst befindet sich auf einer 12 Fuss hohen Terrasse, welche nicht durch Böschung, sondern durch eine Mauer abfällt. Eine 14 Fuss breite Rosengruppe, Hunderte remontirender Arten enthaltend, zieht sich der Mauer entlang und ist nach vorn von Lonicera aureo-reticulata und Alternan- theren eingefasst. Die Mauer selbst ist mit Banks- rosen und Buginvillien überzogen. Es bleiben mir noch eine Anzahl interessanter und schöner Pflanzen übrig, die zu nennen unser Spaziergang durch den Garten keine Gelegenheit gab, ich hole demnach das Versäumte nach. Eine Cycas revoluta von zwar nur 33 Fuss Höhe und 14 Fuss Durchmesser hat nicht weniger als 172 Blät- ter. Ein anderes zweites Exemplar von solcher Schönheit und Blattfülle möchte weder in Italien, | noch sonst existiren. Nicht weit davon steht eine Zamia glauca, 2 Fuss Stammhöhe, 13 Fuss Stamm- Durchmesser, fast rund, mit 28 Blättern. Sie wird | alsbald der Liebling aller Fremden, welche den Garten besuchen, denn ein gleiches, so wunderbares und in der Pflanzenwelt so seltenes Kolorit möchte ebenfalls kaum wo anders gesehen worden sein. Einen grossen Eucalyptus babe ich schon er- wähnt, ich komme zu einem andern. Sie werden gehört haben, dass diese Riesenbäume grade in Neapel viel durch den Wind zu leiden haben und, wenn sie gross geworden sind, allmählig ihre Schön- heit‘ verlieren. Das ist nun bei dieeem Exemplar nicht der Fall gewesen, im Gegentheil hat die Be- laubung dieselbe Reize behalten, welche jugendliche Bäume darbieten. Eben deshalb trägt er viel zur Verschönerung des Gartens bei. Ein halbes Jahr lang steht dieser Baum in Blüthe, ist aber immer mit unzähligen Früchten bedeckt, die uns schon grosse Massen von Samen geliefert haben. Rechts von diesem Prachtbaume steht eine Cycas eircinnalis mit 23 Fuss Stammhöhe, $ Fuss Stammdurchmesser und mit ‚16 Blättern versehen. Sie nimmt sich um so schöner aus, als sie sich mitten auf einem grossen Rasenplatze befindet, der nur durch Gruppen von Salvia splendens var. com- pacta unterbrochen wird. Auf demselben grossen Rasenplatze steht auch ein prächtiges Exemplar des Dioon edule von 5 Fuss Stammhöhe und 1 Fuss Durchmesser, sowie weiter hin nach einem Bosket zu eine Musen-Gruppe.e Wendet man sich nach dem Palaste zu, so gelangt man alsbald zu einem Bosket aus Kamellien bestehend. Wenn diese im ersten Frühjahre, wo vielleicht in Deutschland noch Schnee den Boden bedeckt, zu gleicher Zeit Tau- sende von Blumen entfaltet haben, wird ein An- blick geboten, wie ihn der Nordländer nicht kennt. | Weiter will ich auf eine besonders hohe Dracaena indivisa und auf ein prächtiges Bambusrohr auf- merksam machen, um nun auch noch eines Exem- plares der Corypha australis zu gedenken. Es ist eine kräftige Pflanze, deren Stamm * Fuss im Durchmesser hat und 35 Blätter trägt. Wir stehen wieder an dem Palaste mit seiner schönen Marmor- Fontaine. Die Marmor- Treppe, welche zu ihm führt, hat rechts und links an ihrem Geländer als Schlingpflanze zur Bedeckung: Rhyn- chospermum jasminoides und Luzuriaga corymbosa. “Wieder Blicke zur Seite wendend, sehen wir von Neuem auf der einen 2 interessante Gruppen, von denen die eine durch einen Chamaedorea glaucifolia von 25 Fuss Höhe besonderen Effekt macht, während die auf der anderen fast nur aus Kamellien und Gardenien besteht. Aus ihr ragt aber ein stattliches Exemplar von Eugenia australis, gewiss von 50 Fuss Höhe, hoch hervor. Schliesslich komme ich noch zu einer Art Glas- palast, der wohl manchem Leser der Wochenschrift gefallen möchte. Er ist nur vonEisen undGlas gebaut. Die Thüren sind zum Schieben eingerichtet, das Dach ist ge- wölbt, der Fussboden aber mit weiss und schwar- zeın Marmor getäfelt, den Wänden hat man die Farbe des pompejanischen Rothes gegeben und sind dann mit einem feinen spanischen Rohr-Spalier überzogen worden. Ampeln, Vogelkäfige, in welchen letzteren zum Theil lustige Kanarienvögel durch ihren Gesang erfreuen, hängen von oben herab. Rings herum stehen roth- und weiss- oder grün- und weissgerän- derte oder karrirte Töpfe und Kästchen, sowie schöne hölzerne, aber mit Schnitzwerk versehene Pflanzenkasten in Rautenform. Zwei grosse eben- falls viereckige und besonders prachtvoll geschnitzte Sockel unterbrechen auf beiden langen Seiten in der Mitte. Der eine trägt ein schlafendes Kind, von weissem Marmor angefertigt, was der kunst- sinnige Fürst selbst modellirt hat, während der an- dere ebenfalls einen Fischerknaben, der eine Schild- kröte an der Schnur leitet, ebenfalls aus weissem Marmor angefertigt, enthält. In der Mitte des Glaspalastes steht ein pompejanischer Blumentisch von seltener Schönheit und deshalb grossem Werthe. Stühle mit allen Bequemlichkeiten, ein, aus den verschiedenen bekannten Marmorsorten zusammen- gesetzter runder Tisch mit venetianischer Blumen- vase, eine Anzahl von Kandelabern u. s.w. schmücken ausserdem den inneren Raum. Damit dieser Glas- palast in kleinem Massstabe ebenfalls während des Winters eintretender rauher Tage vielleichtbesucht werden kann, befindet sich auch ein Ofen darin. Von dieser Art Glaspalast führen 4 grosse und breite Thüren in das Innere des Palastes, und zwar 15 unbedingt in das prachtvollste und geschmackvollste Appartement Neapels. gehört nicht mehr in den Bereich des Gärtnerischen, den Inhalt zu beschreiben gehören auch andere und sachversändige Männer. Dass der Boden des Gartens auch bewegt ist und diese Bewegungen erst durch die Kunst her- vorgerufen wurden, werden Sie wohl schon an und für sich errathen haben. Sämmtliche Wege werden auf das Sauberste gehalten und sind ganz glatt. Aus den nahen Steinbrüchen rings um Neapel nimmt man die Abfälle dazu und stampft sie fest und glatt. Der Rasen macht in den Monaten Juni, Juli, August und September enorme Mühe, wenn man ihn nur einigermassen grün erhalten will. 5 und mehr Monate fällt bisweilen kein Tropfen Regen, dagegen ist er in den Wintermonaten aber prachtvoll. Die starken Taue;, enden wollende Giessen. Allerlei aus der Gärtnerei und mer | I. Die grossen Verheerungen der Weinlaus (Phyl- loxera vastratrix) in Frankreich haben bereits auch | die Aufmerksamkeit unserer Behörden auf diesen Gegenstand hingelenkt; man hat mit Recht ernst- | lich gewarnt, junge Weinpflanzen u. s. w. aus Frank- reich zu beziehen, damit diese schrecklichen Feinde des Weinstockes, die den lange Zeit gefürchteten Weinpilz (Oidium Tuckeri) noch an Intensität ihrer Wirkung übertreffen, nicht etwa auch in Deutsch- land eingeführt werden. In Betreff dieser Krank- heit selbst verweisen wir auf das, was wir früher darüber gesagt haben. Nach den Berichten aus den ländern Frankreichs sind die Verheerungen der Weinlaus alle Jahre bedeutender geworden. Auf grossen Weinfeldern sind bisweilen sämmtliche Wein- stöcke abgestorben, auf anderen haben diese bereits einen so kränklichen Zustand erhalten, dass das Absterben sicher ist. Alle Mittel, welche man vor- geschlagen und ins Werk geführt hat, haben nicht einmal zeitweilig geholfen. Das Absuchen der Blätter, besonders derer, auf denen die die jungen Weinläuse einschliessenden Gallen vorhanden sind, hilft nicht viel, da die gefährlichen Thiere sich ebenfalls in der Erde befinden und sich daselbst eben so gut vermehren können, als in den Gallen. Das rasche Ausreissen der plötzlich erkranken- den Weinstöcke kann nicht in der Weise geschehen, die wir dann fast | jede Nacht haben, unterstützen sehr viel das nie | südlichen Wein- | dass alle mit der Weinlaus behafteten Wurzeln und Doch was hier vorhanden, | Würzelchen zu gleicher Zeit entfernt werden. Ein Quadrat- Meter Erde ist doch das geringste, was man zugleich entfernen müsste. Wo will man nun aber, auch wenn das Debel einmal nur einiger- massen vorhanden ist, genug neue und fruchtbare Erde herbekommen, um die weggenommene zu er- setzen? Was würde es auch für Mühe und Geld kosten, um die weggenommene Erde zu reinigen, damit sie später wieder verwendet werden könnte. Das Anwenden scharfer Mittel: des Petroleums, der Karbolsäure, des Bisulfats von Kalk u. s. w. ist bier, wie bei anderen Gelegenheiten, eine sehr bedenkliche Sache. Wendet man diese scharfen Stoffe in geringer Menge an, so helfen sie gar nichts oder doch nur wenig. Die dicht unter der Oberfläche sich aufhaltenden Weinläuse werden vielleicht getödtet, aber die Individuen, welche sich etwas tiefer befinden, setzen ungestört ihre Ver- heerungen fort. Wendet man aber solche Massen der scharfen Stoffe an, dass die Weinläuse in grösse- rer Tiefe ebenfalls getödtet werden, so kann man sicher sein, dass auch die Weinstöcke getödtet sind. Ein viertes Mittel, was man endlich vorgeschla- gen hat, ist, unsere Weinrebe auf die amerikanische Vitis Labrusca zu veredeln, weil deren Wurzeln nicht angegriffen werden sollen. Ob es sich wirk- lich so verhält, müssten noch zuvor weitere Versuche angestellt werden; sollte es sich aber in der That bestätigen, so würde eine Regenerirung der Art sehr viele Mühen und Kosten beanspruchen. Es müsste auch damit rasch angefangen werden, da es viele Jahre bedürfen würde, ehe eine solche Regenerirung vollständig durchgeführt wäre. Auf jeden Fall möchte sie wenigstens da anzuwenden sein, wo das alsbald zu erwähnende, als untrüglich angegebene Mittel nicht zur Anwendung kommen kann. Dieses letzte Mittel ist von Louis Faucon, Eigenthümer in Graveson (Departement der Rhöne- Mündungen) empfohlen und bereits, wenigstens nach dem dem landwirthschaftlichen Minister in Paris am 18. September vorigen Jahres zugegangenen Be- richte, mit Erfolg in Anwendung gebracht worden. Das Mittel ist sehr einfach und besteht darin, dass die Weinfelder in der Winterzeit kürzere oder län- gere Zeit unter Wasser gesetzt werden. In Süd- Fraukreich und besonders in dem Departement, wo Louis Faucon wohnt, und in anderen Niederun- gen, wo Wasser zum Ueberschwemmen vorhanden ist, kann es leicht geschehen, für Deutschland frei- lich, wo die Weinrebe fast nur an Bergen und Höhen kultivirt wird, hat das Mittel dagegen gar keine Bedeutung. Immerhin ist es interessaut, da- bei zu erfahren, dass der Weinstock nicht, wie viele andere Gehölze, bei Ueberschwemmungen em- 14 pfindlich ist, sondern im Gegentheil noch dabei ge- deiht. Faucon erzählt selbst, dass in allen Fällen, wo er seine Weinfelder überschwemmt hatte, oder wo es auf seinen Rath von anderen Winzern ge- schehen war, sich die Weinstöcke von der durch die Weinläuse hervorgerufenen Schwäche und Kränk- lichkeit rasch erholten und üppiger selbst trieben, als es bei sonst gesunden Weinstöcken, die nicht überschwemmt worden waren, der Fall war. Carriedre, Inspektor des Arboretums im Jardin des plantes zu Paris, bringt in einer der letzten Nummern der Revue horticole (S. 508.) eine interes- sante Erscheinung zur Sprache, welche er an einem Süss-Kirschbaume (Prunus Avium) beobachtet haben will. Darnach seien plötzlich von diesem Baume Zweige des Sauer - Kirschbaums hervorgekommen. Bei der lebhaften Phantasie und der nicht stets sorg- fältigen Beobachtung, die leider der sonst als Gärt- ner mit Recht anerkannte erste Herausgeber der Revue horticole in seinen Veröffentlichungen sich oft hat zu Schulden kommen lassen, möchte man die angegebene Thatsache zwar nicht ganz bezwei- feln, aber doch wünschen, dass sie, da dergleichen Er- scheinungen, wenn sie einmal sich gezeigt haben, sich auch wiederholen, durch einen gewissenhafteren Beobachter und Forscher noch etwas genauer un- tersucht, resp. festgestellt würde. Dass ein Gehölz ohne Weiteres Zweige einer anderen, wenn auch noch so verwandten Art, her- vorbringt, widerspricht allen dem, was die Wissen- schaft darüber festgestellt hat, eine solche Thatsache machte sie selbst zu Schanden. Es wäre dasselbe, als wenn ein Pfirsichbaum etwa plötzlich Kirschen hervorbrächte oder, um uns etwas derb auszudrücken, als wenn eine Hündin plötzlich Katzen zur Welt brächte. Entweder hatten die Blätter der vermeint- lichen Sauerkirschzweige nur die äussere Form der Sauerkirschblätter, was uns das Wahrscheinlichste ist, zumal Carridre der von diesen Zweigen her- vorgebrachten Früchte gar nicht gedenkt, oder der vermeintliche Süsskirschenbaum war einer der Blend- linge, wie wir von P. Avium und acida in den so- genannten Glaskirschen und Amarellen in grosser Anzahl haben, und schlug, wie man sagt, plötzlich mit einigen Knospen zurück. Wir hätten demnach dieselbe interessante Erscheinung, wie bei dem so viel besprochenen Cytisus Adami, wo das Zurück- schlagen in beide Sammeltern: Cytisus Laburnum und atropurpureus, gewöhnlich ist. Carriöre hat auch glücklich herausgebracht, dass der Sauerkirschbaum nicht aus Asien stammt, wie man gewöhnlich annimmt. Bei einiger Literatur- Kenntniss hätte er dieses längst wissen können, zu- mal er unsere Dendrologie zur Zeit, als sie erschien, recensirt hat. Wie genau Carri®re zu seiner Be- urtbeilung sich mit dem Inhalte der Dendrologie bekannt gemacht hat, ersieht man daraus, dass er gar nicht weiss, dass in diesem von ihm recensirten Buche bereits mit Bestimmtheit nachgewiesen ist, was er jetzt behauptet. Im pontischen Gebirge, von wo die Kirschen nach Rom gebracht sein sollen, wächst wohl der Süss-, nicht aber der Sauerkirsch- baum. Wenn Carri®re weiter vermuthet, dass der Sauerkirschbaum vermutblichaus Nordamerika stamme und sich auf seine Cerasus nana beruft, so legt er hier ebenfalls Unkenntniss der nordamerikanischen Flor an den Tag. Belle Angevine d. h. Schöne von Anjou, heisst bekanntlich eine Birn, auf welche man erst seit den vierziger Jahren aufmerksam wurde. Seit langer Zeit wurde sie schon im Westen Frankreichs, be- sonders in Anjou, angebaut und war früher unter mehren Namen, die alle aber ihren Ursprung nicht andeuten, bekannt. So heisst sie auch Bolivar, Royale d’Angleterre, Duchesse de Berry d’hiver, Belle de Bruxelles u.s. w. In Frankreich selbst wird sie als Kochbirn betrachtet, obwohl bei uns in Deutschland ihr Geschmack der Art ist, dass mancher Feinschmecker sie gern geniesst. Ihren Ruhm verdankt sie übrigens auch nicht ihrem guten Ge- schmacke, sondern vielmehr ihrer Grösse und ihrem Gewichte, die beide wiederum Veranlassung geben, dass die Birn in Frankreich stets einen hohen Preis besass und noch besitzt. Es kommt noch dazu, dass es in Paris und auch sonst im Westen Europa’s Mode wurde, bei grossen Gastmälern mit grossen Schaufrüchten zu prangen. Diese Schaufrüchte werden nicht gegessen, sondern nur bewundert. Die Delikatessen-Händler vermiethen deshalb dergleichen Schau - Exemplare der Belle Angevine zu dem hohen Preise von 5 bis 7 Frank das Stück, je nach der Grösse. Be- sonders ansgezeichnete Schaufrüchte werden daher auch sehr hoch verkauft. Im Anfange des vorigen Jahres wurden auf einem Boulevard zu Paris 7 Birnen der Belle Angevine von seltener Schönheit und Grösse ausgestellt und schliesslich um den Preis von 150 und selbst 175 Frank angeboten. Es wird erzählt, dass der Besitzer auch wirklich diese Summe erhalten habe. 20 Frank für eine besonders schöne Belle Angevine ist übrigens kein seltener Preis. Ein Gärtner in der Nähe von Paris erzieht alle Jahre eine bestimmte Anzahl solcher Schaustücke der Belle Angevine heran, die er regelmässig das Stück mit 10 Frank bezahlt erhält. Ein anderer löst für wenige, aber allerdings vorzüglich gezogene Früchte alljährlich die Summe von 300 Frank. Früchte von 3 Pfund sind bei solchen Verkäufen 15 keine Seltenheit; man will aber selbst deren gezo- gen haben, die 5 Pfund wogen. In der Abhandlung über die babylonische Trauerweide ist unter Anderm mitgetheilt, dass der damalige Gouverneur von St. Helena, General Beatson, Versuche gemacht habe, englische Ge- hölze auf genannter Insel einzuführen. Wenn die meisten derselben auch Anfangs zu gedeihen schienen, so sind sie doch fast sämmtlich allmählig wiederum zu Grunde gegangen. Der jetzige Gouverneur von St. Helena, Admiral Charles Elliot, macht eben- falls Anpflanzungen, aber anderer Art, indem er an ein warmes Klima gewöhnte Pflanzen auf seiner Insel zu akklimatisiren sucht. J. D. Hooker hat ihm zur Unterstützung und Durchführung seiner Pläne einen tüchtigen Gärtner, Chalmers, zuge- sendet. ° Der Anfang der schon gemachten Anpflanzungen scheint zu glücken. Seit mehrern Jahrzehnten bereits bemühen sich die Engländer in ihren Kolo- nien, wo ihnen einigermassen das Klima geeignet scheint, Chinarinden-Bäume einzuführen und haben auch in verschiedenen Ländern, so in Ostindien, nicht geringe Resultate gewonnen. So wurden auch auf St. Helena Versuche damit angestellt, die eben- falls zu gelingen scheinen. Aber nicht alle Arten Cinchonen gedeihen daselbst, sondern nur C. succi- rubra und offieinalis. Von diesen sind bereits 500, von jener 300 Bäumchen auf der Insel vorhanden. Bei dem grossen Bedarf der Chinarinde als Arznei- mittel und bei dem unverantwortlichen Leichtsinn, mit dem die Peruaner noch fortwährend ihre China- wälder verwüsten und sich selbst um ihren National- reichthum bringen, müssen wir den Engländern besonders dankbar sein, wenn sie auf Ersatz dieses wichtigen Arzneimittels denken. Wir haben schon mehrmals auf Weiden-Kul- turen aufmerksam gemacht und kommen jetzt wie- der auf sie zurück, wo eine englische Brochüre vor uns liegt. Ihr Verfasser heisst William Sca- ling und nennt sich seit 10 Jahren Korbmacher Ihrer Majestät der Königin und der Königlichen Familie. Aus diesem Büchelchen ersehen wir, dass die Weiden-Kultur in England noch eine ganz an- dere Ausdehnung hat, als in Deutschland, wo nur einzelne grosse Kulturen, wie z.B. an der Elbe bei Wittenberge und bei Harburg vorhanden sind. Jeder Gärtner und jeder Landwirth bedarf ein wohlfeiles Binde-Material, was ihm die Weide am besten und bequemsten liefert; wie Viele gibt es aber nicht, welche dieses kaufen und jährlich eine nicht unbedeutende Summe dafür verausgaben. Da wir für alle Bodenarten Weiden haben, welche darauf gedeihen, so braucht man bei einiger Auswahl nicht ängstlich um den Erfolg zu sein. | Niederungen, Fluss- und Bachufer sind aber beson- ders geeignet. Auf diese Weise, wie bei uns be- trieben, ist die Weiden- Anpflanzung in der Regel nur eine Nebensache, ın England hat man aber Gegenden, wie in der Grafschaft Nottingham, wo die Kultur der Weiden Hauptsache geworden ist, auf gutem Boden geschieht und eine nicht unbe- deutende Einnahme bringt. Nach Will. Sealing bringt der englische Acre, also 1% preussische Morgen, mit starken und harten Weiden bepflanzt, jährlich eine Einnahme von 21 Pfund und, werden auch die Stangen geschält, von 25 Pfund. Mit Korbweiden bepflanzt hat man da- gegen nur von dem Acker eine Einnahme von 173, resp. wenn die Ruthen geschält werden, von 22 Pfund. Der Acker gibt an Gewicht 6 Tonnen härtere und 7 bis 7% Tonnen weichere, also Korb- Weiden. Wir wiederholen, dass bei dieser ratio- nellen Weiden-Kultur der Boden stets bearbeitet worden ist und fortwährend bearbeitet wird, wie jeder andere für Getreide, Hackfrüchte u. s. w. Vor Allem wird er von Unkraut rein gehalten und in gewissen Zeiträumen gedüngt. W. Scaling legt seine Weidenstecklinge quer in den Boden, so dass die nach oben stehenden Knospen grade nach oben wachsen können, die nach unten stehenden hingegen verkümmern. Wenn man den Steckling, wie es gewöhnlich geschieht, mit dem unteren Theile in die Erde steckt, so erhalten alle Triebe eine Krümmung an der Basis, welche der Güte der Ruthe mehr oder weniger Abbruch thut, insofern man nicht oberhalb der Krümmung schneidet. Im diesem Falle hat man aber wieder Verlust an der Länge der abgeschnittenen Ruthe. Da man bei wagerecht in die Erde gelegten Weiden- Stecklingen bis Zur Erde schneiden kann, s0 ragt ferner auch nach der Erndte nichts heraus, was bei demin England gewöhnlich mit derEgge gemach- ten Lockern des Bodens, aber auch beim Düngen, nicht stören könnte, Nicht weniger als über 7,000 englische Acker werden jenseits des Kanales nur in dem eigentlichen England zu rationeller Weiden-Kultur benutzt. Da- mit ist aber der Bedarf, abgesehen von den kleinen, nebenher betriebenen Kulturen, die ebenfalls in grosser Anzahl vorhanden sind, für England noch keineswegs gedeckt, es müssen noch 4 bis 5,000 Tonnen Weiden jährlich vom Auslande eingeführt werden. Aus Norddeutschland kommt nur wenig, desto mehr aber aus Frankreich, Belgien und Hol--» land. Die aus dem letzten Lande sind am schlech- testen, weil die Ruthen in dem dortigen Marsch- boden zn geil geworden sind. Durch diese Einfuhr von Weiden in England gehen jährlich gegen 5,000 Pfund Sterling aus dem Lande. Ausserdem werden 16 aber noch aus den genannten Ländern jährlich für nahe 48,000 Pfd. Strl. Körbe u. dergl. bezogen. Wir haben bereits in der Abhandlung über die bereiften Weiden aufmerksam gemacht, dass diese, nebst den meisten andern baumartigen Weiden und unter den Buschweiden die Purpur- und Bachweiden, einen intensiven Bitterstoff in Folge des reichlichen Gehaltes an Salicin besitzen. Dieser Umstand gibt diesen Weiden noch eine andere Verwendung, die besonders Gutsbesitzern mit Wildstand zu empfehlen ist. Bekanntlich benagen Rehe, besonders zur Win- terzeit, gern die Rinde der Gehölze, so lange sie grün sind und fressen die Spitzen ab. Man ist leider deshalb gezwungen, zum Schutze allerhaud Vorkeh- rungen zu treffen, oder muss Anpflanzungen von Ge- hölzen, die man gern gehabt hätte, aufgeben. Das beste Mittel gegen derlei Beschädigungen von Gehölz-Anpflanzungen ist eine Hecke von der- gleichen bitterschmeckenden Weiden. Am besten sind die Purpur- und Bachweiden deshalb, weil hier auch die Blätter den intensivsten bitteren Ge- schmack haben. Ueber Fasciation der Pflanzen. Von Dr. Sorauer in Proskau. Beschäftigt mit dem Studium der Krankheiten unserer kultivirten Pflanzen, finde ich eine Bemer- kung in dem auch in diesen Blättern besprochenen Buche (Masters: Vegetable Teratology), welche verdient, von den Züchtern allgemeiner beachtet | zu werden. Der Verfasser citirt eine Beobachtung vonMoquin-Tandon im Bulletin der botanischen Ge- | sellschaft in Paris (VII,881) nach welcher die Fasciation von Cirsium sich durch Samen theilweise fortgepflanzt hat. Wir verstehen bekanntlich unter Fasciation eine plötzlich auftretende Missbildung von Stengeln krautartiger oder holziger Pflanzen. Die gewöhn- lich im Querschnitt kreisrunden oder nahezu kreis- runden Stengel werden breit und bandartig und die auf ihrer Spitze entstehenden Blumen bilden einen zusammenhängenden Kamm. Unsere Kultur- pflanze, der Hahnenkamm (Celosia cristata), ist das jedem Gärtner bekannte beste Beispiel. Wir erin- nern uns, dass bei magerer. Kultur‘ und ungenügen- der Wärme die Kämme der Celosien sich spalten und in einzelnen kleineren Aesten unregelmässig weiter wachsen. Dies dürfte zunächst den Beweis liefern, dass eine solche Verbänderung überhaupt nichts weiter ist, als eine Verschmelzung einer An- Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. ’ zahl von Zweigen, die aus Knospen entsprungen sind, welche sich an Stelle einer einzigen Gipfel- knuspe sehr zahlreich in gleicher Höhe entwickelt haben.‘) Wir sehen, dass durch eine überreiche Nahrung dieser Zustand erhalten und weiter aus- bildet werden kann, wissen, dass derselbe durch Samen für 1 bis 2 Generationen erblich bleibt und finden nun in der Literatur Beispiele, die auch die Erblichkeit dieses Zustandes bei wilden Pflanzen darthun. Es liegt also für die Praxis die Anregung nahe, bei unsern Florblumen und einigen Gemüsen nach dieser Richtung hin zu züchten. Namentlich bei niedrig bleibenden Stauden, die für Parterre’s benutzt werden, würde eine solche kammartige Ver- breiterung der blühenden Stengel mit Freuden be- grüsst werden und für die Züchter keineswegs un- rentabel sein. Diese Züchtungsrichtuug dürfte um so mehr zu empfehlen sein, da die Fasciation be- reits bei vielen Pflanzen beobachtet worden ist. Aus eigener Erfahrung nenne ich eine Anthemis, Viola odorata, Taraxacum offhiciale, Bellis perennis, Zinnia elegans, Primula veris, Hyacinthus orientalis. Es bleibt schliesslich die Frage, auf welche Weise man vorgehen könnte, um unsere Florblumen anzu- regen, solche Verbänderungen zu bilden. Der Theorie nach dürfte dies geschehen durch alle solche Mittel, welche die Endknospe an ihrer Entwickelung hindern und deren Achselknospen zum Austreiben bringen. Vermuthlich gehört dazu, dass das künstliche Zurückhalten einer Endknospe kurz vor der ein- tretenden Rulieperiode einer Pflanze beginne, damit durch die Störung die angelegten Seitenknospen erstarken; wenn dann plötzlich bei eintretendem Erwachen des Triebes vermehrte künstliche Wärme ' und reiche Nahrungszufuhr ein üppiges Entfalten der vorbereiteten Knospen hervorrufen, dann liegt die Möglichkeit einer Verschmelzung der dicht bei einander entspringenden Triebe nahe. Sollte aber auch die Praxis vorläufig nicht dahin gelangen, willkürlich solche Fasciationen zu erziehen, | so wird es doch immer nützlich sein, den zufällig entstehenden Missbildungen dieser Art die Aufmerk- samkeit zuzuwenden und solche durch Samen zur Vermehrung zu bringen. 1) Unserer Erfahrung nach entsteht die Fasciation keines- wegs durch das Zusammenwachsen mehrer Achsen, sondern wird durch andere Ursachen bedingt. Beispiele am Baldrian, an der weissen Lilie, an der Fichte, an Weiden und an Eschen, wo sie am Häufigsten vorkommen, sprechen dagegen. Die Redaktion. Druck der €. Feister'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. ee —— Berlin, den 20. Januar No. 3. 1872. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt; Die Producte des Feld- und Gartenbaues auf der landwirthschaftlichen Ausstellung in Gothenburg vom 1. bis 5. August 1871, nebst einigen Bemerkungen über Land- und Gartenbau in Schweden überhaupt. Von Dr. Wittmack. — Die Mo- nocotylen der Flore des serres et des jardins de l’Europe, Tom XVIII. Par Louis van Houtte. Sonntag, den 28. Januar, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die Mitglieder eingeladen werden. Die Produkte des Je: und Yarlenbaues auf der landwirthschaftlichen Ausstellung in Gothen- burg vom 1. bis 5. August 1871, nebst einigen Bemerkungen über Land- und Gartenbau in Schweden überhaupt. Von Dr. Wittmack. schaftlichen Ausstellung in Gothenburg, welche mit der 13. allgemeinen schwedischen landwirthschaft- lichen Versammlung verbunden war, ragte ausser den Sektionen für Viehzucht, Fischerei und Maschinen- wesen ganz besonders auch die Gartenbau-Ausstel- lung hervor, weniger durch die Zalıl der Ausssteller als durch das geschmackvolle Arrangement. Hatte man doch das am schörsten belegene Lokal auf dem grossen 17 Tonnen (ca. 35 Morgen) grossen Ausstellungsplatze, ein hohes Kreuzgebäude von 100 Fuss Länge und Breite und 30 Fuss Tiefe, für die Garten- und Feldprodukte bestimmt. Rund um das aus Brettern gezimmerte Haus, auf dessen innere Einrichtung weiter unten zurück- zukommen ist, waren auf Etageren die verschiede- nen Sorten von Getreide, sonstige Sämereien, sowie auch Sämlinge von Forstpflanzen in Kasten, Proben von Taback in Töpfen etc. ausgestellt, während das Innere hauptsächlich für die Gartenproducte im engeren Sinne bestimmt war. Um zunächst beim Getreide stehen zu bleiben, so war davon verhältnissmässig wenig vorhanden, da die neue Erndte noch nicht eingetreten war. In- dess . boten manche der ausgestellten Proben ihres | mittleren (der Eicheuregion) gebaut. Unter den einzelnen Abtbeilungen der landwirth- Ursprunges aus dem höheren Norden wegen viel Interesse, und regten zugleich zu weiteren Nach- forschungen über die Verbreitung des Getreides in Schweden überhaupt an. Der Weizen wird in nicht unbedeutender Menge im südlichen Schweden (der Buchenregion) und im Gewöhnlich nimmt man den Dalself, 60—61 Grad nördlicher Breite, als die Grenze an, einzeln findet man ihn aber noch viel höher. So wurden nach Andersson, dessen trefflicher Apercu de la vegetation et des plantes cultivees de la Su2de, Stockholm 1867, mir von dem Dr. Bolle freundlichst zur Verfügung ge- stellt wurde, im Jahre 1865: 7 Tonnen äca. 14 Hecto- liter in Jemtland 62—65 Grad, 3 Tonnen in Wester- botten und Norbotten, 64—69 Grad, gewonnen. Andersson sah in guten Jahren Weizen in 1,000 Fuss Meereshöhe bei Quickjock in Luleamarken, ca. 66 Grad, am Fuss der höchsten skandinavischen Alpen kultivirt. In Dalekarlien geht der Winter- weizen bis Falun, 61 Grad, 400 Fuss überm Meeres- spiegel, der Sommerweizen dagegen bis Näs, 800 Fuss überm Meeresspiegel. Der meiste Weizen wird in Östgothland ge- baut, dann folgen Schonen, Södermanland, Stock- bolm n. s. w. Der Roggen ist die Hauptbrotfrucht und fast über das ganze Land, hauptsächlich aber im mitt- leren Schweden, verbreitet. Als Polargrenze sieht "man gewöhnlich den Angermannaelf an, ein Fluss, der ein sehr fruchtbares Gebiet durchzieht, und an dessen Ufern der Ort Nyland in ca. 624 Grad 3 18 nördlicher Breite liegt, der dem bekannten Nyländer Roggen den Namen gegeben. In Dalekarlien geht der Winterroggen bis zum Thale Elfdal (61° 5%) in einer Höhe von 630 Fuss und der Sommer- roggen noch bis Idre (61° 56‘) in 1,530 Fuss Meereshöhe. An den Küsten der Ostsee zieht sich die Kultur des Roggens bis nach Haparanda hinauf, und geht westwärts und nordwärts in den Flussthälern in’s Innere des Landes bis 67° 56‘ in einer Entfernung von 13 bis 14 Meilen von der Küste. Man kultivirt ihn noch in Storsand und Storbacken in Lulea-Lapmarken in einer Höhe von ungefähr 1000 Fuss. Noch weiter nördlich gedeiht er nur in günstigen Lagen, giebt aber gleichwohl in Norrland gewöhnlich reiche Erndten. Aus Wester- und Norbotten sah man denn auch mehrfach Pro- ben auf der Ausstellung. So von Oefver-Törnea, Pajada Kengisbruk (fast 67 Grad, also jenseit des Polarkreises) von Pitea, (65° 19° 13‘) Lutea etc. Das landwirthschaftliche Museum in Berlin besitzt Proben von schwedischem Getreide, das bereits in den Aehren erfroren. Selbstverständlich ist solches künstlich getrocknet, wie fast alles Getreide in den nördlichen Gegenden. — In Norrland wird der Roggen im Anfang Juli gesäet, keimt oft schon in sechs Tagen, aber reift erst in einem vollen Jahre. Obenan stehen in Bezug auf Roggenbau Schonen, Ostgothland, Calmar-Län in dem sonst unfrucht- baren Smaland, Södermanland etc. Die Gerste gedeiht gleich dem Hafer in Norr- land, dem Lauf der Flüsse folgend, bis 68° 38%, und nur an der durch den Golfstrom so warmen Westküste Norwegens sind noch höhere Polargrenzen der Gerste, 70 Grad, bekannt. Doch nicht blos in nördlicher, sondern auch in westlicher Richtung steigt die Gerste von der Ostsee aus die Flussthäler hinan bis in die subalpine Region, wo sie gewöhn- lich noch ziemlich gut in einer Höhe von 900 Fuss reif. Andersson sah in Lulea-Lapmarken oberhalb der Koniferen-Region in einer Höhe von 1,350 Fuss Felder mit vollkommen reifer Gerste. In den alpinen Gegenden von Jemtland geht sie eben so hoch, und in Dalekarlien reift sie im Kirchspiel Idre (61° 56°) in 1530 Fuss Meereshöhe. — Auf der Ausstellung waren Proben von Jockmock am Luleaelf, von Pitea, Oefverkalix und ähnlichen nahe dem Polarkreis gelegenen Orten. Es wird sowohl 6 und 4zeilige, als auch zweizeilige gebaut, und scheint auch hier die letztere sich immer mehr ein- zubürgern. Bekannt ist, dass die Gerste schlecht- hin „Korn“ genannt wird, ein Beweis, dass sie wenigstens früher die Hauptfrucht war. Als Exportartikel ist vor Allem der Hafer zu nennen, der in ausserordentlicher Menge, aber erst mehr in neuerer Zeit, kultivirt wird. Auf allem eben dem Walde oder Moore abgerungenen Terrain ist er ja auch fast die einzig mögliche Frucht. Ebenso ist er fast das einzige Getreide in den un- fruchtbaren Gegenden von Wermland und Smaland. Berühmt ist der Wisingöer schwarze Hafer von der Insel (Oe) Wisingoe im Wetter-See, wie denn überhaupt die Gegend zwischen diesem und dem Wenern-See, sowie westlich von letzterem die Läne Skaraborg und Elfsborg, den meisten Hafer produ- eiren. Die Polargrenze des Hafers fällt etwa mit der des Roggens zusammen, in Dalekarlien er- reicht er bei Sarna, 61° 40° eine Meereshöhe von ca. 1,500 Fuss. Die Erbsen gehen in Schweden bis zur Grenze des Weizens, in Dalekarlien gedeihen sie bei der Kapelle von Transtrand 61° 6‘ in einer Höhe von 420 Meter; in Norbotten finden sie sich längs der Küste. Pferdebohen werden im südöstlichen und mittleren Schweden gezogen, in den Gärten geht die grössere Varietät so hoch wie die Kartoffel, d. h. in der alpinen Region bis in einer Höhe von 420 Meter. Der Buchweizen wird fast nur in der Buchenregion kultivirt und ist auch da oft unsicher, der gemeine hält besser aus als der tatarische. Die Kartoffeln reichen bis zur Grenze der Kultur überhaupt, d. bh. bis zur Birkenregion in 420—480 Meter. In Norrland werden sie Ende Mai oder Anfangs Juni gepflanzt und gegen Ende September geerndtet. Die frühen englischen Sorten brauchen in Schweden 60 Tage, die Fluke’s und die sächsischen Zwiebelkartoffeln 120—130 Tage, die schwedischen (Swartsjöer) 180 Tage zu ihrer Entwickelung. Es dürfte vielleicht nicht unangemessen sein, an dieser Stelle einige nähere statistische Nachrich- ten über Schwedens Ackerbauverhältnisse anzu- führen. Schweden, ein Land mit 3,865 schwedischen oder ca. 8,026 geographischen Quadratmeilen und mit nur 4,159,000 Einwohnern hat an Kulturland nach den Berichten von 1865, reducirt von Frisch in geographischen Quadratmeilen: Acker. Natürl. Kultur- Theil Wiesen. land. des Areals 182,588. 439,952. fast 4. in Götarike: 257,364. (südl. Schweden). in Svearike: 131,255. (mittl. Schwed.). in Norrland: (nörd]. Schwed.). Totalin Schwed. 422,246 le . 80,855. 2 12,110. 100,807. 133,434. 32,627. . 364,250. 785,496. fast 1. Der Acker macht darnach wenig über z'5 des Ganzen aus, und wenn auch diese Angaben offen- 19 bar zu niedrig sind, und, wie Frisch meint, vielleicht Getrbiden. Hals 1.40% 34001182 72,280;106- um 20pCt. erhöht werden können, so geben sie Fiillgenfrüchte a. Ya & irrt 108,200; doch einen Beweis der geringen Ausdehnung des Kartoffeln . . hc 260,000; Kulturlandes. Andere Neiszelfrüchte ns 13,800. Einen genaueren Ueberblick giebt Andersson Hutterpllanzen2 en sararre 1,100,000; in folgender Weise. Faserpflanzen . . 5 30,110. Schwedens Oberfläche beträgt nach Abzug der Andere ökonomische che : 11,500. Seen und Wasserläufe 81,355,853 Tonnenland Brachland . . Ehen. 740, 000. (1 Tonneland = 0,49374 Hectare — 1,933 Magde- Den besten Weberblick über die erhalten burger Morgen; 11,157,5 Tld. = 1 geographische | der einzelnen Läne (Regierungsbezirke) erhält man Quadratmeile). Davon kommen auf: durch folgende Anbau-Tabelle nach Tonnenland: Schwed. Total- Län. Quadrat-| Weizen. Roggen. Gerste. Hafer. | Mengkorn. Meilen. Tonnenland, StOCKRolmyazr er, ae 61 49,410 221,310 89,251 168,876 23,853 552,200 Al 35,633 | 236,781 | 156,281 64,190 33,020 | 515,905 Sodermanland. un ae une 51 63,131 275,975 40,007 171,566 13,060 564,739 Oestergötlandun Dr san] 88 74,234 | 334,960 | 112,572 | 199,930 | 185,153 | 1,006,849 Jonkepe ya er ne 171188 3,512 | 118,405 46,490 | 349,970 24,242 | 542,619 Kronoberäig min. Malie Alben: 73 969 102,386 114,940 178,114 21,588 417,997 Cal DBRRERLE 07ER. AR RAR rg 22,277 | 298,614 | 149,671 | 111.063 2,140 | 683,765 a ea „20 21,628 81,345 66,876 13,739 4,268 | 187,855 Dlekinsien Aa Irene | 425 8,097 75,796 56,774 | 110,018 | 11,000 | 261,685 Christians, 5 bt 54 26,482 | 227,305 | 254,776 | 330:537 | 59,602 | 898,702 NEO =... gg 64,511 | 344,491 | 667,375 | 588,953 | 179,027 | 1,844,357 Ballandlere nn no 2... 41 10,315 99,833 51,489 179,732 27,941 469,310 Ghikenhuren..... dl. 742 15,879 87,274 91,455 | 396,578 29,884 | 621,070 Diisborsks msn a. > 103 16,548 132,723 50,167 556,380 45,083 800,901 oe nl, |. 007 40,579 | 233,551 46,254 | 632,978 29,427 | 982,789 A 133 7,100 112,130 10,300 380,000 7,000 516,530 15 TOT A NE 70 28,921 261,082 42,410 253,606 18,833 604,852 NMeemanland Uhl u, .7. 54 28,176 205,795 47,937 160‘414 23,860 466,182 once an | 28% 3,750 | 107,908 50,265 | 260,019 66,576 | 488,815 Bereporen ya a er 1,095 51,028 | 165,394 82,056 61,493 | 361,066 Norı land a Er TER, 191 23 19,584 157,335 10,763 11,107 168,812 erkand' cr 2. Mich 10 ann Da 411 8 5,817 43,359 996 2,614 52,794 Westerbotteny#".: 1%, 2 #0 W. : 477 3 2,618 55,397 351 | 618 58,987 Norman. nr tsleh als 858 a 4,149 65,901 32 a 70,082 *) 1 Tonnenland — 0,49374 Hectare — 1,933 Magde- | wöhnlich rechnet man 114 Sgr., 8 schwed. Thlr. = 3 preuss. burger Morgen. Thlr. 1 schwed. Fuss = 0,2969 Meter = 0,946 rheinl. Seit 1858 ist in Schweden fakultativ und seit 1863 | Fuss; 1 schwed. Pfund — 425,,, Gramme; 1 schwed. obligatorisch das Decimalsystem eingeführt; nur das alte | Kubikfuss (Hohlmaass) 26,,,, Liter oder 22,55, preuss. Flächenmaass „Tonnenland‘“ ist noch gesetzlich erlaubt. | Quart. 1 Tonne Getreide — 6,, Kubikfuss — 164,883 1 schwedischer Thlr. — 100 Oere = 11 Sgr. 5,, Pf., ge- | Liter. 35 2 Folgende Tabelle giebt die Aussaat- und Erndte- menge in Tonnen & ca. 1,65 Hectoliter — fast genau 3 preuss. Scheffel an: Aussaat: Erndte: Weizen . 76,337 Tonnen 522,312 Tonn. Roggen . 565,694 55 3,640,760 „ Gerste . . 466,305 > 2.602.048. 2, Hafer . 1,214,555 5 5,501,361 „ Mengkorn 171,426 55 881.389. 7°, Erbsen 69,321 > DU DD, Bohnen etc.. 10,932 5 43,320 ,„ Buchweizen . 945 4 A809 25, Kartoffeln . 1,369,249 Me 8,434,645 ,„ Diese Zahlen sind dem sehr eingehenden 5 jäh- rigen Bericht von 1861—1865 entnommen, und stellt sich die Durchschnitts-Erndte der angeführten Gegenstände zusammen auf 21,928,870 Tonnen. Im Allgemeinen rechnet man seit 1850 auf einen 0 jährlichen Getreide-Ueberschuss von ca. 14 Tonnen, während vor nicht 100 Jahren jährlich 600,000 Tonnen eingeführt werden mussten. ' Aus den Angaben über die Ausfuhr von 1860 bis 1869 ergiebt sich aber, mit fast alleiniger Aus- nahme des Hafers, dessen Ausfuhr-Quantum von 6,303,609 im Jahre 1860 auf 11,155,606 Cubik- fuss stieg, sich also fast verdoppelt hat, eine ver- hältnissmässig bemerkenswerthe Abnahme gegen den Anfang des Decenniums. Dies erklärt sich daraus, dass Schweden nach und nach aus der Reihe der rein Körner producirenden Länder heraustritt und sich immer mehr auf die Viehzucht wirft. Ueber die, das gärtnerische Publikum mehr interessirende Ein- und Ausfuhr von Sämereien etc. giebt nachstehende nach dem Bericht des Königl. Kommerz-Kollegiums pro 1869 zusammengestellte Tabelle Aufschluss: Einfuhr. 1860 | 1861 | 1862 | 1863 | 1864 1865 | 1866 | 1867 | 1868 | 1869 Bohnen. . Pfd, 3,425 16,755 39,391 359,243 460,297 430,875) 295,958) 717,253) 616,683) 353,471 Diverse Samen, ausser 'Pfd.1,831,754| 1,707,783 2,152,148| 1,332,592| 2,159,635| 1,893,870 Kanariensamen, Thlr.‘| 770,147 | 845,556 | 712,128 | 1,026,388.,4 "|09,505| 122.678] 127,055| 96,377| 138,5821 126,748 Seebeschädigt . Thlr. | 11,742 — 4,665 262 2,006) 23,054 — Er > 8,649 Früchte undBeeren excl Apfelsiuen Chr. 1,346 557 2,744 3,170 2,647 1,341 1,475 1,948 3,251 2,603 Bäume, frische . Thlr. | 7,559 | 33,637 | 21,253 15,117 13,969, 17,557| 10,014| 11,387| 15,581l 8,046 Ausfuhr. | 2 Pfd. 136,355] 336,097 153,353] 413,985] 520,553) 400,177 Diverse Samen . Thlr. 86,564 | 168,790 | 170,638 | 100,543 Chf. 66.085 220.652 186,746 41,434 35,731 34,143 Früchte und Beeren, frische . Chf. | 8,914 2,554 | 2,294 690) 3,632 1,735, 3,815 3,004 3,519] 3,145 Für das Jahr 1869 befinden sich in dem er- Einfuhr: Ausfuhr: wähnten Berichte des Commerz-Kollegiums detaillir- | Gras, unverarbeitet Otr. 1,412. = tere Angaben, darnach betrug die Einfuhr etc. do. gefärbtes Pfd. 23,414. 702. Einfuhr: Ausfuhr: | Natürliche Blumen . Thlr. 208. _ Ei Seen Chf. 1987. ati Getrocknete doPne- Thlr. 1,562. — Beinsamen,... +; . Ch: 111,212. 1,000... | BlumenzuichelnE re do. seebeschädigt. Thlr. 8,649. — Grünwaaren, frische . Ctr. 1,452. Er Zuckerrübensamen Pfd. 15,439. — Doch zurück zur Ausstellung! — Von Futter- Kanariensamen. . . Pfd. 92,868. -_ samen war hauptsächlich Kleesamen ausgestellt und do. seebeschädigt. Thlr. 222. — namentlich der sogenannte schwedische oder Bastard- Klee- u. Annat-Gras- klee (Trifolium hybridum). Seinen englischen Namen samen, 2. Pfd. 1,735,108. 399,136. | Alsike hat er von dem Pfarrdorf Alsike in Stock- Rüben- und Rapssaat Cbf. 13,539. 23,092. | holmslän in der Nähe von Upsala. — Stockholms- Blumen- und andere län und Upsala (Upland) sind auch die Hauptgegen- ‚Garten-Sämereien 4. Eid. 94,877. 565. | den seiner Kultur, obwohl er fast überall gebaut Nicht specificirt Pfd. 48,446. 476. | wird, und gleich dem Trifolium pratense, medium etc. 21 bis in Norrbotten hinauf gedeiht. Ebenso hoch gehen auch Phleum pratense, Alopecurus pratensis und Dactylis glomerata, sowie Vicia sativa u. a. Als Bezugsquellen für Trifolium hybridum sind zu nennen: Berg u. Ghyllander in Orebro, C. A. Ha- gendal in Oerebro, Henrik Lemann in Sörby und Salaholm ete. Uebrigens würden die Handelsgärt- ner und Samenhändler in den Seestädten, z. B. C. P. Lange in Gothenburg, Liepe (ein Deutscher) in Gothenburg, die Hillersjöoer Garten-Aktien-Gesell- schaft (J. H. Gotschalk in Stockholm) event. auch der Director des Garten-Vereins in Gothenburg, Herr Löwegreen, gewiss gern als Vermittler dienen. Vielleicht liesse sich auch ein Tauschgeschäft mit schwedischem Klee und deutschem Zuckerrüben- samen, der jetzt in Schweden viel gebraucht wird, einrichten. Die übrigen Sämereien boten kein besonderes Interesse dar. Dagegen muss hier auf die vorzüg- lich kultivirten Tabackspflanzen aufmerksam ge- macht werden. Man sollte kaum glauben, dass in Schweden so viel Taback gebaut wird, als man das in den Haugtgegenden seiner Kultur Stock- holmslän und Malmöhnslän sieht. In ersterem wur- den im Ö5jährigen Durschschnitt 600 Ctr., im letz- teren sogar 12,527 Ctr gewonnen, demnach Total 13,127 Ctr. Meist sind es übrigens die Umgegen- den grösserer Städte, die dazu benutzt werden, weil dort viel Dung zu haben ist. — Besonders hervor- zuheben sind die auf der Ausstellung vorgelegten Tabacksblätter, Virginia und Stockholmer Sorte vom Commissions- Landmesser J. E. Landström in Pitea: 65° 19° 13, und Storstrand. Dieser Aus- steller erndtete 1869 in Storstrand auf 240 Quadrat- fuss circa 80 Pfd. Blätter und reife Samen, die freilich durch den bald eintretenden Winter litten. Wenn auch nur als Merkwürdigkeit, so verdient doch diese Thatsache, dass auf über 65 Grad nörd- licher Breite der Taback reift, Erwähnung. Vorzügliche Kultur zeigten auch die Sämlinge von Fortgewächsen, namentlich die des Hofinten- danten G. v. Scheele in Göteborg und Kilanda, Jägermeister Trithiof Segerdahl in Alvestad u. a. — Im Anschluss daran fanden sich Querschnitte von nordischen Waldbäumen in verschiedener Höhe, sowie Bauholz, Dachschindeln u. s. w. Eine Sammlung Sämereien, circa 600 Sorten, in 2 Kästen, namentlich Bohnen und Erbsen aus dem botanischen Garten in Proskau, von A. Sswens- son eingesandt, war leider auf dem Transport in Unordnung gerathen. Bei dieser Gelegenheit dürfte darauf hinzuweisen sein, dass Kästen mit Fächern sich für eine Ausstellung nur dann empfehlen, wenn jede einzelne Probe für sich eingewickelt ist. Wenn man anch glaubt, dass der Deckel so fest schliesst, dass die Sämereien etc. nicht durcheinander ge- rathen können, so lehren häufige Beispiele, dass das nur selten der Fall. — Unter den mehr wissen- schattlichen Sammlungen sind anzuführen eine An- zahl von Saat- und Futterpflanzen auf 59 Grad nördlicher Breite und 30 Grad östlicher Länge von dem Director Stenström in Karlstad und Gardsjö, ein Herbarium von 103 Arten schwedischer ökonomischer Gewächse (Preis 15 Thlr. = 5 Thlr. 182 Sgr.) von Dr. A. P. Winslow in Gothenburg und ein grösseres Herbarium von Dr. G. A. Tize- lius in Stockholm und Upsala. Es enthielt 70 Wiesengräser und 100 Futtergewächse. (Fortsetzung folgt.) Die Monoecotylen der Flore des serres et des jardins de ’Europe. Tom. XVII. Par Louis van Houtte. Der vorliegende 18. Band des bekannten illustrir- ten Pflanzen- und Blumenwerkes bringt dieses Mal weit weniger Originalien als früher; den bei Wei- tem grössten Theil der abgebildeten Pflanzen haben wir bereits besprochen. Nichts desto weniger behält auch dieser nun 18. Band seinen grossen Werth, besonders was die bildlichen Darstellungen anbe- langt, die in der That nichts zu wünschen übrig lassen, und schliesst sich den vorausgegangenen an. Wenn wir uns zunächst den Monoktoylen zuwenden, so sind die Orchideen mit Vorliebe behandelt. Oncidium splendidum A. Rchd (tab. 1825) ver- dient wegen seiner Schönheit den Beinamen. Aus den eirunden, kaum 1 Zoll im Durchmesser ent- haltenden Knollen kommt nur ein dickliches und an der Basis zusammengefaltetes Blatt von 6 Zoll Länge und im oberen Drittel fast 1 Zoll Breite hervor, während der eben so lange, an dessen Basis hervorkommender Stiel wiederum mit einer gleich- langen Aehre aus 5 bis 7 entferntstehenden Blüthen bestehend erscheint. Die grossen, denen des O. ti- grinum ähnlichen Blüthen haben die 14 bis 1% Zoll breite Lippe von gelber Farbe nach unten stehend, die 5 ziemlich gleichen, über 1 Zoll langen und 4 Linien- breiten Blumenblätter befinden sich dage- gen nach oben und haben eine braune, aber durch grüne Zeichnung unterbrochene Farbe. Die Orchidee stammt aus Guatemala. Oncidium Liminghii Ed. Morr. (tab. 1827) aus Caraccas haben wir besprochen. (12. Jahr. 175.) Oncidium fuscatum Rchb. (tab. 1831) wurde 22 von Reichenbach zuerst Miltonia Warszewiczii genannt, der Name aber wiederum eingezogen, da Miltonia als selbständiges Genus nicht mehr von ihm anerkannt wird. Es scheinen aber als Miltonia Warszewiezii zweierlei Pflanzen in den Gärten zu existiren, da nach Veitch (vergl.13. Jahrg. 158) die Pflanze van Houtte’s eine andere ist. Die den sehr wellenförmigen, fast krausen Blumenblättern gegenüberstehende grosse Lippe von weisser Farbe, aber an der Basis ausserdem mit einem grossen, braunen Flecken versehen, ist zwar am oberen Ende zweilappig, besitzt aber ausserdem eine umgekehrt eirunde Gestalt und ist über 14 Zoll lang. Die Zoll langen und ebenfalls braunen Blumenblätter besitzen dagegen eine weisse Spitze. Oneidium Lanceanum Lindl. (tab. 1842) wurde bereits von John Henry Lance, dessen Na- men die Orchidee trägt, in Surinam, also in der holländischen Guiana, im Jahre 1834 entdeckt, und gehört zu den schönsten und eigenthümlichsten Arten dieses Geschlechtes.. Anstatt der Schein- knollen macht sie zablreiche und dicke Adventiv- wurzeln, mit denen sie sich anhält und treibt aus einem sehr verkürzten Stengel mehre dicke, mit grossen braunen Punkten wie besäete Blätter von Fuss Länge und 3 Zoll Breite, so wie grade in die Höhe stehend. Die zahlreichen und 2 Zoll im Durchmesser entbaltenden Blüthen bilden eine Art Rispe und haben eine fleischrothe, oben sehr breite Lippe, während die länglichen und ursprünglich weissen Blumenblätter dicht getigert und ge- fleckt sind. Oncidium varicosum Lindl. gehört eben- falls zu den Orchideen, die sich schon seit einigen Jahrzehnten in unseren Gewächshäusern befinden und hinlänglich bekannt sind, neuerdings ist aber eine Form durch Veitceh in London in den Han- del gekommen, wo die grösseren Blüthen an der Basis der Lippe die kammartigen Anhängsel in ge- ringerer Anzahl haben. Diese Form hat den Bei- namen Rogersii (zu pag. 150) erhalten. Cattleya Eldorado Lind (1826) wurde erst im vorigen Jahrgange (S. 120 und 326) von uns besprochen. Ebenso ist Cattleya labiata Lindl. (tab. 1893) eine der seit langer Zeit in einer Reihe von For- men kultivirten Arten, die wegen ihrer Schönheit von je die Aufmerksamkeit der Blumenliebhaber auf sich gezogen hat. Die hier dargestellte gehört zu den grossblühenden und wird von van Houtte für die ursprüngliche ©. labiata erklärt. ZAygopetalum Wallisii Lind. et Rchb. (tab. 1828 gehört ohne Zweifel ebenfalls zu den schöne- ren Orchideen, welche Wallis entdeckt hat und durch Linden in den Handel gebracht wurde. Ihr schliesst sich die nicht minder reizende Z. trium- phans an. Aus einem kurzen, zahlreiche Adventiv- wurzeln treibenden Wurzelstock kommen viele schmal-elliptischer Blätter von 9 bis 12 Zoll Länge und 12 bis 15 Linien Breite auf einer dünnen Scheinzwiebel stehend hervor, während daneben eine einzige, 3 Zoll im Durchmesser euthaltende Blüthe ohne besonders entwickelten Stiel ihren Ursprung hat. Die 5 rundlichen und weissen Blumenblätter mit violetter Spitze umgeben regelmässig die weisse und violette Columella, während unten die kleinere violette Lippe den Kreis schliesst. Laelia praestans Rchb. (tab. 1900) ist eine bei uns hinlänglich bekannte Orchidee, die mehr- fach in der Wochenschrift (7. Jahrg. S. 51 und 8. Jahrg. S. 348) erwähnt wurde, verdient aber ihre erneute Empfehlung. Dendrobium taurinum Lindl. gehört nicht weniger zu den schon länger bekannteren und be- liebteren Orchideen, die noch von Cuming, dem Forscher der Philippinen in botanischer Hinsicht, entdeckt wurde. Sie macht einen mit breitläng- lichen, umfassenden und dicklichen Blättern besetz- ten Stengel, der nach oben mit einer reichblüthigen und grossen Aehre sich endigt und mit diesem eine Höhe von 3 Fuss und mehr erhalten kann. Die 3 äusseren Blumenblätter haben eine weisse Farbe, sind länglich-lanzettförmig, laufen nach unten in einem gemeinschaftlichen Sporn aus und schla- gen sich etwas zurück, während die beiden band- förmigen und violetten innern grade in die Höhe stehen und schliesslich sich, gleich einem Horne bei einigen Stieren, in einigen Spiralen winden. Dieser Umstand hat Veranlassung zur Benennung gegeben. Die mit den Rändern nach oben geschlagene Lippe besitzt eine röthlich-violette Farbe. Phalaenopsis Lowii Lindl. (tab. 1910) darf nicht mit Th. Lobbii Hort. (d. h. intermedia Lindl.) verwechselt werden. Sie wurde bereits von uns im Jahre 1862 (s. 7. Jahrg. d. Wochenschrift 8. 278) empfohlen und beschrieben. Vanda Batemanni Lindl. (tab. 1921) ist be- reits in der Wochenschrift wenigstens genannt, wenn auch nicht beschrieben worden, und wurde zuerst unter dem Namen Fieldia lissochiloides Gaud. veröffentlicht. Sie kommt auf den Molukken und Philippinen vor und gehört zu den grösseren Arten, welche einen Stengel mit 2 Reihen Blättern besitzen, zwischen denen die Blüthenstiele hervor- kommen. Die schmal-elliptischen und ziemlich dicken Blätter haben oft eine Länge von gegen 2 Fuss. Die Blüthenähre überragt meist noch die Blätter um ein Viertel. In der Knospe und vor der Ent- faltung auf der Unterfläche der Blumenblätter ha- ben sie eine rothe Farbe, während die Innenfläche 23 x der letzteren hellgelb, aber wiederum roth gefleckt erscheint. Die längliche und schmale Lippe ist klein und biegt sich etwäs nach vorn. Der Durch- messer der Blüthe beträgt 2 Zoll und mehr. Trichopilia crispa Lindl. var. marginata ist in Berlin und sonst eine bekannte Orchidee, die besonders auf den Ausstellungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbanes vielfach gesehen und bewundert wurde. Cypripedium Schlimii Rchb. (tab. 1907), früher als Selenipedium Schlimii Rchb. mehrfach in den Gewächshäusern unserer Blumenliebhaber, ist bereits im 10. Jahrgange (S. 271) ausführlich besprochen worden. Ebenso ist C,barbatam Lindl., von dem van Houtte die grossblühende Form ab- gebildet hat (tab. 1879), in dem 9. Jahrgange (S. 221) in einem grossen Exemplare erwähnt worden. Als letzte Orchidee ist eine der buntblätterigen Petolen: Anecochilus Dawsonianus St. Low (tab. 1830) abgebildet, Auch sie haben wir bereits besprochen (12. Jahrg. 108). Wir gehen nun zu den übrigen Monokotylen, und zwar zunächst zu den lilienartigen im weiteren Sinne über. Blandfordia Ounninghami Lindl. (tab. 2820) gehört zu den Liliaceen, die keine Zwiebel bilden, in der äusseren Gestalt mit diesen aber weit weniger übereinstimmen, als mit denen, welche Zwie- beln haben. Mit ihren grossen und trichterförmigen Blüthen von rother Farbe ist Blandfordia Cunning- hami jetzt um so mehr zu empfehlen, als ihr Preis bereits ein geringerer ist, als vor einigen Jahren. Uebrigens ist die Pflanze in der Wochenschrift besprochen (12. Jahrg. S. 116). Thyssanotus proliferus Lindl. (tab. 1911) stellt eine ächte Asphodelee mit büschelförmigen Wurzeln dar und schliesst sich unmittelbar der bereits im 10. Jahrg. der Wochenschrift (S.127) besprochenen Th. Patersoni an. Zwischen den binsenähnlichen, mit einer Rinne versehenen und aufrechtstehenden Blättern entspringt ein allgemeiner Blüthenstengel mit zahlreichen, doldenförmig gestellten Blüthen an der Spitze. Die einzelnen Blüthen bestehen aus einem 3blätterigen grünen Kelch und aus einer grossen, dunkelvioletten, ebenfalls 3blätterigeu Krone, deren Rand mit grossen, seidenähnlichen Wimpern versehen ist. Besonders wenn sie sich Mittags ent- falten, bieten sie einen wunderschönen Anblick dar. Vaterland ist Neuholland. Lachenalia luteola eine schon im vorigen Jahrhundert kultivirte ächte Liliacee mit Zwiebel, welche wahrscheinlich nichts weiter ist, als eine weniger in 3 Farben erscheinende L. tricolor, der sie deshalb auch an Schönheit nach- | steht. Während die oberen, noch weniger entwickel- Jacg. (tab. 1873) ist ten Blüthen anfangs ganz roth sind und allmälig von oben nach unten hellgelb werden, haben die unteren überhaupt diese Farbe angenommen, er- scheinen dagegen aber wiederum an der Spitze grün. Von Lilium tigrinum, der bekannten Tiger- lilie, besitzt der von uns mehrfach erwähnte Lilien- liebhaber, Max Leichtlin in Karlsruhe, eine Form, welche sich durch ihre Grösse nicht weniger, als durch ihren Blüthen-Reichthum auszeichnet. Mit der näheren Bezeichnung „splendens“ hat sie van Houtte in den Handel gebracht und auch von ihr eine bildliche Darstellung in seiner „Flore des serres (pag. 48) gegeben. Sie soll bis 6 Fuss hoch werden. In unserer Monographie der Lilien haben wir ihrer ebenfalls Erwähnung gethan (13. Jahrgang S. 363). Hemerocallis disticha Donn (nicht Don, tab. 1891) verdient Verbreitung und wurde des- halb auch schon von uns empfohlen (12. Jahrgang S. 52). Obwohl sie in der Weise, wie sie jetzt von Belgien aus über das übrige Festland verbrei- tet ist und kultivirt wird, ein Kunstproduct dar- stellt, so haben wir doch noch keine Gelegenheit gehabt, sie in ihrer ursprünglichen Form zu sehen. Die halbgefüllten und weit offenen Blüthen haben zahlreiche gelbe Blätter mit rother Basis und nicht geringe Aehnlichkeit mit einer grossblühenden und ebenfalls halbgefüllten Tulpe. Trieyrtis (?) sp. fol. striatis (tab. 1820) be- ginnt den 18. Band der Flore des serres. Ob die Pflanze eine Trieyrtis ist, oder nicht vielleicht eine Commelina? muss als Frage so lange unbeantwortet bleiben, als wir Blüthen gesehen haben. Bis jetzt kennen wir nur nach der von van Houtte gegebenen Abbildung zahlreiche aufrechte Stengel von gegen 6 Zoll Höhe, deren elliptische und scheidenartig umfassenden, grünen Blätter durch weisse Längs- streifen sich auszeichnen. Alstroemeria tricolor Hook. und pallida Grah. (tab. 1882) sind zwei sehr nahestehende Arten eines von allen übrigen Amaryllidaceen durch knollige Wurzeln sich auszeichnenden Geschlechtes. Sie stammen aus Chili und möchten in Ländern, wie am Rhein, in Belgien u. s. w. selbst im Freien ı fortkommen, insofern man sie in harten Wintern überdeckt. Leider werden die Alströmerien bei uns keineswegs mehr in der Weise angewendet, als sie es verdienen. In Töpfen gezogen, blühen sie fast die ganze gute Jahreszeit hindurch und können deshalb auf Freitreppen, auf Terrassen etc. eine sehr gute Verwendung finden. Ausser den von uns schon in den beiden letzten Jahrgängen der Wochenschrift empfohlenen beiden Arten: N. aurantiaca Don (13. Jahrg. 8. 379) und 24 Coldasii (14. Jahrg. 8. 77) sind es besonders noch A. tricolor Hook. (pulchra Sims), welche am besten bei uns gedeihen. Diese und pallida, haben weisse, aber allmälıg in ein zartes Rosa übergehende Blumenblätter, von denen die beiden mehr nach innen stehenden, bei A. pallida orange- farben gestrichelt erscheinen, bei A. tricolor ausser- dem aber noch mit einem unregelmässigen Querbande im oberen Theil versehen sind. Hyacinthenliebhaber finden in der bildlichen Darstellung von 3 der schönsten und noch seltenen Hyacynthenblumen in der That einen Genuss (tab. 1834 u. 1835), da in der Abbildung die Schön- heit möglichst getreu wiedergegeben ist. Van Speyk gehört zu den grossblühenden und gefüllten; ihre Farbe ist helllila. Eben so ge- füllt und eben so gross sind die Blumen bei Venus, die Farbe ist aber weiss. Endlich ist die tiefdunkel- blaue, aber einfach blühende Sorte mit weissemAÄuge dargestellt, welche den Namen Lord Melville führt. Von Beaucarnea recurvata Lem. hat van Houtte die Zeichnung eines schön gezogenen Exemplars (zu S. 26) gegeben, aber ohne Blüthe. Wir haben erst vor Kurzem ein Exemplar be- sprochen, was sich im Freien des Gartens des Für- sten Stigliano-Colonna in Neapel befindet und daselbst noch in Blüthe steht. Wir bemerken schliesslich, dass das Genus Beaucarnea zu denen gehört, welche leichtsinnig aufgestellt sind. Ein- geführt wird die Pflanze als eine Pincenektie, in der That ist sie aber nichts als ein Dasylirion. Dracaena Reginae Veitch (zu pag. 104) wurde zuerst im Jahre 1867 in Paris als Dr. re- galis ausgestellt; dann erschien sie im nächsten Jahre wiederum und zwar in einem schöneren Exemplare zu Gent (11. Jahrgaug S. 166, 14. Jahr- gang S. 11). Sie blüht eben unter der Pflege des Obergärtners Perring in Pankow und erlanbt des- halb ihre nähere Bestimmung. Bisher haben wir geglaubt, dass sie eine der Cordyline Sieboldii ähn- liche Form der Cordyline Eschscholtziana Mart. sei, jetzt uns aber überzeugt, dass sie zur ächten Cor- dyline Terminalis (Dracaena) L. gehört, denn sie besitzt lange weisse Blüthen, also nicht violette, wie die übrigen verwandten Arten. Doryanthes excelsa Corr. (tab. 1912) ist eine interessante Agavee aus Neuseeland, welche auch bei uns (im Garten des verstorbenen Kom- merzienrathes Reichenheim) geblüht hat und ausserdem in stattlichen Exemplaren schon auf meh- rern Ausstellungen bisweilen gesehen worden ist. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Wir haben mehrmals schon über sie berichtet (vgl. 8. Jahrg. S. 203, 12. Jahrg. 8. 54). Cochliostemma Jacobianum Ü. Koch und Lind. (tab. 1837) sahen wir zuerst auf der inter- nationalen Ausstellung zu Paris und wurde auch von uns zuerst beschrieben (10. Jahrg. 322). Dichorisandra musaica ©. Koch et Lind. (zu pag. 52) gehört ebenfalls zu den Pflanzen, welche wir zuerst beschrieben haben (im 9. Jahrg. S. 346), aber auch zu denen, welche der bekannte Reisende Wallis entdeckt und Linden in Brüssel eingeführt hat. Noch vor Kurzem haben wir ein schönes Exemplar dieser Pflanze auf einer der letz- ten Ausstellungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin gesehen. Ueber die buntblättrige Commelina deficiens Hook. (tab. 1824) haben wir schon einige Mal Mit- theilung gemacht (12. Jahrg. 191). Wir bemerken noch dazn, dass wir sie im vorigen Sommer auch in dem Garten des bekannten Blumenfreundes de Cannart d’Hamale in Mecheln gesehen haben. Hier war sie aus der grünen Form, welche selbst den starken Winter von 18370 zu 1871 ausgehal- ten hatte, zum Theil ebenfalls buntblättrig ge- worden. Ptychosperma Alexandrae Ferd. Müll. (tab. 1916) verdanken wir dem eifrigen Director des botanischen Gartens in Melbourne auf Neu- holland und gehört zu den schönsten, aber auch für unsere Kulturen zu empfehlenden Palmen. Im Vaterlande erreicht sie eine Höhe von 70 bis 80 Fuss und giebt, wenn sie meist einzeln vorkommt, mit ihrem schlanken, geringelten Stamme einen wunderschönen Anblick, sonst wächst sie aber im dichten Gesträuch, aus diesem weit herausragend. Die keineswegs breite Krone besteht aus zahl- reichen Blättern von gegen 8 bis 10 Fuss Länge. Ihre 1 bis 1% Fuss langen Fiederblättchen haben nur die Breite von kaum 1 Zoll und besitzen eine schöne saftgrüne Farbe. Unter der Krone hängen die fusslangen Blüthen-, resp. Frucht-Rispen herab. Ueber diese Palme ist bereits im 1. Jahrgange der Wochenschrift (S. 144) gesprochen worden. Rhapis flabelliformis L. fol. luteo-vitta- tis (tab. 1844) ist eine im hohen Grade zu em- pfehlende Form der aus China stammenden Palme. Die 5 grünen Blättchen der fächerförmigen Blätter sind der Länge nach mit 3 bis 5 gelben Streifen versehen und geben der bekannten, in unseren Zimmern gut gedeihenden Palme ein eigen- thümliches Aussehen. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General- Sekretär des Vereines. = Berlin, den 27. Januar No. 4. 1872. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: 536. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 7. Januar. — Die Producte des Feld- und Gar- tenbaues auf der landwirthschaftlichen Ausstellung in Gothenburg vom 1. bis 5. August 1871, nebst einigen Bemerkun- gen über Land- und Gartenbau in Schweden überhaupt. Von Dr. Wittmack. (Fortsetzung.) Sonntag, den 28. Januar, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die Mitglieder eingeladen werden. 936. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, | am 7. Januar. Der Vorsitzende, Geheime Oberregierungsrath Knerk, referirte über die Thätigkeit des Vereins im vergangenen Jahre und wünschte, dass der Ver- ein auf gleiche Weise ferner gedeihen und seinen Zwecken eben so rüstig als bis jetzt entsprechen möge. Dazu bedürfe der Verein der Unterstützung aller seiner Mitglieder, ganz besonders sei es aber nothwendig, dass der Wochenschrift mehr praktische und reingärtnerische Abhandlungen zugehen, als es bis jetzt leider der Fall ist. Er lege deshalb dieses den gärtnerischen Mitgliedern des Vereins dringend an das Herz. Leider habe er neben sehr erfreulichen Mit- theilungen, welche das Innere des Vereins betreffen, auch sehr betrübte zu machen. Vier, zum grössten Theil seit langer Zeit dem Vereine angehörende Mitglieder, welche mehre Jahrzehente ihm ange- hört und seine Interessen in ihrer Sphäre kräftig vertreten haben, sind gestorben, und zwar der Stadtälteste und Direktor der städtischen Gasanstalt, Baerwald, Oberhofgärtner Theodor bis wenige Jahre vor seinem Tode dem königlichen, jetzt kaiserlichen Garten zu Schönhausen bei Ber- lin vorstehend, und der Banquier Alexander Mendelssohn im hohen Alter, während Kunst- und Handelsgärtner Priem im kräftigsten Mannes- alter einer bösartigen Krankheit unterlag. Aber Nietner, + drohe. auch dieser nahın bis an seinen Tod an allen Be- strebungen des Vereins den thätigsten Antheil. Garteninspektor Bouch& machte auf die Ver- tilgung der Eiernester der sogenannten Schwamm- raupe, Bombyx dispar, aufmerksam, deren häufiges Erscheinen in diesem Jahre wahrscheinlich sei, und unsere Obstbäume, Eichen, Rüstern u. s. w. be- Lasse man die Eier, die sich in Mauern, Zäunen und an der Ost- und Südseite von Baum- stämmen und besonders auf der Unterseite fast wage- recht abstehender Aeste finden, jetzt abfegen, so gehen sie noch im Laufe des Winters durch Schnee und Regen zu Grunde. In Folge der früheren Mittheilungen in der Wo- chenschrift über Lygeum Spartum hatte Insp. Bouch® die Pflanze zur Ansicht aufgestell. Es ist ein binsenartiges Gras mit pfriemenförmigen, unmittel- bar aus dem Rhizom aufsteigenden Blättern, dessen | Aehren zweiblüthig und von einer breiten Scheide umgeben sind. Inspektor Bouche& kultivirte dasselbe schon seit 40 Jahren und habe gefunden, dass es schon bei einer länger anhaltenden niedrigen Tem- peratur von nur 3 Grad Wärme in Gewächshäusern leide, so dass es unmöglich sein möchte, es bei uns im Freien zu kultiviren. Gleichzeitig hatte er auch ein anderes Gras, des-, sen Samen er auch unter der Bezeichnung „Esparto- Gras“ erhalten habe, zur Ansicht gebracht, welches sich von jenem durch das Vorhandensein kurzer Halme und flacher Blätter unterschied. Es frage sich nun, ob dieses Gras nicht auch in Nord-Afrika E 26 heimisch sei und zur Papierfabrikation verwendet werde. Vielleicht ist es Stipa tenacissima, das zweite in den Mittelmeerländern, besonders zu feinern Flechtarbeiten benutzte Gras? Ferner theilte Inspektor Bouch€@ noch mit, dass bekanntlich schon seit zwei Jahren nicht allein die Johannis- und Stachelbeer-Sträucher, sondern auch andere Arten der Gattung Ribes von der soge- nannten Stachelbeer-Raupe in der Weise heimge- sucht werden, dass die Erndten der Früchte voll- ständig verloren gingen. Das Thier zerstöre näm- lich mit einer ausserordentlichen Gefrässigkeit in kurzer Zeit alle Blätter, so dass alsdann die Früchte, des Schattens und Schutzes beraubt, sehr bald ab- fallen, oder wenn ebenfalls ein Theil daran bleibt, diese sauer, dickhäutig und fadeschmeckend bleiben. Er habe verschiedene Mittel, als Bestreuen mit Kalk, pulverisirtem Taback oder Asche, Räuchern mit Taback oder Insektenpulver, um sie zu ver- tilgen, angewendet, aber stets ohne Erfolg. So häufig das Thier auch vorkomme, so finde man doch in keinem pomologischen Werke ein Mittel zur Vertilgung angegeben; höchstens wird Abschüt- teln und Tödten empfohlen. In der Wochenschrift sei zwar im vorigen Jahrgange (S. 303) von den Stachelbeerfeinden die Rede gewesen, es würde auch ein Vertilgungsmittel, nämlich das Pulver der weissen Niesswurz, empfohlen. ‘Es sei aber hier nur von den Raupen des Stachelbeerspanners, Geo- metra Grossulariata die Rede, nicht aber von der Larve des Tenthredo Grossulariae oder Nematus ventricosus, die viel bedeutendere Verheerungen an- richte. Eben so wenig sei bisher über die Lebensweise dieser vermeintlichen Raupe etwas mitgetheilt. Um die Lebensweise derselben kennen zu lernen, habe er eine Partie Larven eingesperrt und dabei beob- achtet, dass sie sich bis zu einer Tiefe von 3 Zoll nnter der Erdoberfläche verpuppen, aus denen schon theilweis im August die vierflüglichen, vollständig entwickelten Insekten ausschlüpften, während die übrigen erst im folgenden Frühlinge zur Entwicke- lung gelangen. Die Männchen sind ganz schwarz, während die etwas diekeren Weibchen einen gelb- lich orangefarbenen Leib haben. Sehr bald nach der Begattung legt das Weibchen die Eier an den Triebknospen ab. Im Frühlinge erscheine das Thier nicht auf einmal, sondern er habe in einem Zeit- raume von vier Wochen immer wieder junge, so eben erst ausgekommene Larven gefunden, was die Vertilgung ungemein erschwere und zur gründ- lichen Zerstöruug der Blätter viel beitrage. Auch habe er beobachtet, dass das Thier im vorigen Jahre mindestens 3 Generationen durchgemacht habe, wovon die beiden letzten allerdings viel schwächer und weniger zahlreich als im Frühling auftraten. In Folge der in der Erde stattfindenden Ver- puppung scheine es ihm zur Vertilgung angemessen, die Erde im Herbst in der Nähe der Sträucher in einer Tiefe von 4—6 Zoll fortzunehmen und auf der Erdoberfläche dünn auszustreuen, damit die Puppen durch Frost und Nässe getödtet werden. Die durch Fortnahme der Erde unter den Sträu- chern entstandenen Vertiefungen sind mit anderer Erde auszufüllen. Da die Larven träge und zur Erde gefallen sehr unbehülflic! sind, so kann man annehmen, dass sie sich auch zur Zeit der Ver- puppung nicht weit vom Strauche entfernen, son- dern nur in dessen Nähe in die Erde kriechen. Auch ein tiefes Vergraben der in der Nähe der Sträucher fortgenommenen Erde würde ein wirk- sames Vertilgungsmittel sein. Eindlich legte Inspektor Bouch€ zwei Proben einer Masse zur Befestigung der Wege in Gärten vor. Zur Herstellung dieser Masse wurden feine zerkleinerte Schlacken, wie sie beim Verbrennen der Steinkohlen zurückbleiben, sogenannte Stein- kohlen-Asche, verwendet. Die damit zu befestigenden Wege werden zuerst gehörig eingeebnet und zwar 3 Zoll unter der normalen Höhe und Wölbung derselben, darüber breitet man die Steinkohlen-Asche aus, ohne sie festzuschlagen, und giesst die Zwischen- räume mit einer Üementmasse aus. Nachdem die Masse etwas fest geworden ist, lasse man 2 Zoll Erde darüber bringen und tüchtig mit Wasser be- giessen, damit der Cement unter dem Einfluss von Feuchtigkeit, langsam erhärte. Zu den vorgelegten Proben waren: bei der einen 4 Theile Sand und 1 Theil Portland -Cement, bei der andern diese Mischung im Verhältniss von 5 zu 1 angewendet. Der ersten Mischung ist ohne Zweifel der Vorzug zu geben, weil die Masse, die man mit dem Na- men ÜConcret bezeichnen kann, fester wird. Hin- sichtlich der Kosten könne er noch keine Angaben machen, weil er vor einem und einem halben Jahre erst eine kleine Probe in Platten von 13 Fuss im Quadrat gemacht habe, und sich die Herstellungs- kosten erst bei grösseren Versuchen werden fest- stellen lassen. Diese Platten lagen auf einem Wege, der täglich betreten und zum Karren benutzt wurde, in derselben Höhe der Oberfläche, ohne dass sie gelitten hatten. Noch zweckmässiger würde es bei Anfertigung dieses Cements sein, die Steinkohlen- Asche vor dem Auftragen in einem Kasten hin- reichend mit Cement zu vermischen und alsdann auszubreiten, oder auch, wie bei Betanschüttungen, trocken mit der Steinkohlenasche zu vermengen und nach dem Auftragen tüchtig und wiederholt mit Wasser zu begiessen. 27 Da sich zwischen den Schlacken immer auch wirkliche Asche befindet, die aber der Verbindung hinderlich sein könnte, so muss diese vorher durch Aussieben entfernt werden. Ueber die ausgestellten Pflanzen berichtete ebenfalls Garteninspektorr Bouch@. Ausser den zur Verloosung unter die anwesenden Mitglieder vorhandenen Blumentöpfen hatte nur Obergärtner König aus dem Garten des Geheimen Kommerzien- rathes Raven in Moabit eine Schaupflanze der Erica melananthera ausgestellt. Es war wie- derum ein Exemplar, wie man es vor 2 Jahrzehn- ten bisweilen auf Ausstellungen sah, wıe sie leider aber in der neuesten Zeit kaum noch hier und da einmal herangezogen werden. Die Pflanze befand sich in einem 1lzölligen Topfe und hatte einen Durchmesser von 23 Fuss. Reichthum von Blüthen zeichnete das Exemplar besonders aus. Der Schau- pflanze wurde von Seiten der Preisrichter der Mo- natspreis zugesprochen. Garteninspektor Bouch@ legte weiter einen sogenannten Angurien-Kürbis (Cucurbita melano- sperma) vor und machte von Neuem auf ihn auf- merksam. Er wurde gegen das Jahr 1850 durch den botanischen Garten in Berlin eingeführt und ver- breitete sich auch in den Berliner und Potsdamer Gärten, aber auch ausserdem in Deutschland. Wäh- rend die Pflanze ausserordentlich weit rankt und allerhand Gegenstände rasch überzieht, ist die mehre Jahre dauernde und hübsch aussehende, weil grün und weiss marmorirte Frucht, im Winter aufgestellt, ebenfalls eine Zierde. Der Generalsekretär, Professor Koch, legte den Bericht des kaiserlichen Hofgartendirektors Antoine in Wien über seinen sommerlichen Auf- enthalt in London, wohin er auf die Aufforderung der Gartenbau-Gesellschaft in Wien von Seiten Oesterreichs geschickt worden war, vor und machte besonders auf die darin enthaltenen Mittheilungen über Heizung und Ventilation aufmerksam. Da er selbst zu ihrer Beurtheilung nicht die nöthigen Kenntnisse zu haben meinte, so ersuchte er irgend ein praktisches Mitglied unter den Anwesenden, für ihn die Berichterstattung zu übernehmen. Näheres hierüber wird demnach in der nächsten Versamm- lung am 27. Januar erfolgen. Der Schriftführer des Gartenbau-Vereins in Bremen, H. Ortgies, hatte in Folge einer Be- sprechung der letzten Obstausstellung in London im vorletzten Allerlei des vorigen Jahrganges der Wochenschrift (S. 375) die Mittheilung gemacht, dass, so schlecht auch im Allgemeinen die Obsterndte in Deutschland ausgefallen sein möge, man an einzel- nen Orten doch auch vorzügliche Obstausstellungen gehabt hätte. So wäre eine solche vom 30. Sep- tember bis 2. Oktober in Bremen gewesen, welche an Quantität und Qualität der Londoner nicht nachgestanden. Professor Koch fügte dem hinzu, dass die mit einer Zusammenstellung von Früchten verbundene Ausstellung von Pflanzen und Sämereien in Wien am 7. October ebenfalls sehr reich an Obst gewesen wäre. Er behalte sich vor, in einer der nächsten Nummern der Wochenschrift aus- führlicher über beide ÖObstausstellungen zu be- richten. Professor Koch machte Mittheilungen über die im März 1873 stattfindende grosse internatio- nale Pflanzenausstellung in Gent. Genannte Stadt habe den ältesten Gartenbau-Verein auf dem Fest- lande und sei von jeher eine Stätte für Pflanzen- und Blumen-Kultur gewesen. Wenn auch in jedem Jahre regelmässig von Seiten des dortigen Garten bauvereins Ausstellungen veranstaltet werden, so wird doch alle 5 Jahre noch eine besondere und grössere in’s Leben gerufen, welche die in dieser Zeit ge- machten Fortschritte in der Gärtnerei vollständi- ger vor die Augen führen soll. Die letzte fan im März 1868 statt (vergl. den Bericht darüber im Jahrgange der Wochenschrift S. 155). Wenn schon «diese letzte, sowohl durch ihren Inhalt, als durch ihre Ausdehnung, die Aufmerksamkeit der Anwesenden im hohen Grade in Anspruch nahm, so wird die vom März 1873 es gewiss nicht min- der thun und jene vielleicht noch an Grossartig- keit übertreffen. Man trifft schon jetzt Vorberei- tungen, um ein den jetzigen Ansprüchen nach- kommendes Lokal für die Ausstellung zu erhalten. Professor Koch legte wiederum 4 Photogra- phieen aus dem Garten des Fürsten Stigliano Co- lonna in Neapel vor und machte auf einige in die- sem sich befindliche interessante Pflanzen aufmerk- sam. Von dem schönen Garten selbst hatte er ausser- dem von dessen Obergärtner, Wenc. Krüpper, eine Beschreibung erhalten, die bereits in der ersten Nummer der Wochenschrift von diesem Jahre zum grossen Theil veröffentlicht ist, in der zweiten Nummer aber zu Ende geführt ist. Weiter sprach Professor Koch über die von Haage und Schmidt neu eingeführten beiden Gerardien und empfahl sie, gleich den Pentste- mons u. 8. w., Liebhabern und Gartenbesitzern. Dann machte derselbe Mittheilungen über den er- freulichen Aufschwung der Gärtnerei in den Nie- derlanden. Holland sei von Alters her das Land der Blumen gewesen und hätte sich diesen Ruf seit Jahrhunderten erhalten, bis in den ersten 3 und 4 Jahrzehnten dieses Jahrhunderts der Handel mit Pflanzen und Blumen abnahm und die Gärtnerei, wenigstens nicht in der Weise wie früher, vorwärts ging. Wesentlich mag wohl die Trennung Belgiens 4* 28 von dem eigentlichen Holland, wohin sich der Han- del zunächst mit neuen Einführungen alsbald ge- zogen hatte, dazu beigetragen haben. Seit meh- ‚, rern Jahren werden aber wiederum, besonders von Seiten Haarlem’s und Boskoop’s, grosse Anstrengun- gen gemacht, um den früheren Ruf wieder zu er langen. Bis jetzt hatten die Niederlande keine eigent- liche gärtnerische Zeitschrift. Die Flore des serres für die Niederlande, welche de Vriese in Leiden angefangen und Witte 5 Jahre hindurch fortge- führt hatte, war 1861 wiederum eingegangen. Die Nothwendigkeit, die blumistischen Neuigkeiten durch entsprechende Organe bekannt zu machen, wurde bald fühlbar. Im vorigen Herbste erschien zuerst das Album van Elden oder Haarlem’s Flora in kolorirten Abbildungen und wurde bereits zu Ende des vorigen Jahrganges der Wochenschrift ange- zeigt. Von dieser gärtnerischen Erscheinung legte Professor Koch jetzt das erste Heft vor, worin die schöne gefüllte Tulpe: Rex rubrorum mit bunt- gerandeten Blättern, in ausgezeichnetem Farbendruck dargestellt war. Eine zweite Zeitschrift wird der Chef des be- kannten Garten-Etablissements Krelage u.,Sohn, ebenfalls in Haarlem, leider ın holländischer, uns Deutschen meist zu wenig verständlicher Sprache herausgeben. Es führt den Titel „Gartenbau: Illu- strationen“ (de Tuinbouw-Illustratie) und wird in vierteljährlicben Heften erscheinen. Es sollen bier neue, seltene oder interessante Pflanzen bildlich durch Holzschnitte im Text gedruckt dargestellt werden und eine vollständige Beschreibung erhal- ten. Ausserdem werden allerhand mit der Gärt- nerei in Verbindung stehende Gegenstände, wie Anleitung über Aufstellung von Pflanzen, Blumen- parterres, neue oder seltene Obstgehölze und Pflan- zen, sowie Gemüse, ferner Instrumente u. s. w. ab- gehandelt werden. Da das Etablissement von Kre- lage seit dem Jahre 1811 existirt, so liegen natür- lich auch zahlreiche Erfahrungen vor, welche eben- falls der Zeitschrift von Zeit zu Zeit zu Gute konmen sollen. Bei der Verbreitung dieser Gartenbau-Illustra- tionen scheint man weniger das Ausland, als viel- mehr die Niederlande im weiteren Sinne, d.h. Hol- land und Belgien, in’s Auge gefasst haben, denn nur Subscribenten aus beiden Ländern haben ein Anrecht auf Prämien, welche aus verschiedenen Sämereien, Zwiebeln oder Knollen bestehen. Der Jahrgang kostet 3 holländische (oder süddeutsche) Gulden. Mit diesen Gartenbau -Illustrationen steht eine praktische Garten-Zeitschrift in Verbindung, welche der bekannte Inspektor des botanischen Gartens in Leiden, H. Witte, redigirt und den Namen Sem- pervirens führt. Es wird ebenfalls in holländischer Sprache geschrieben, giebt gar keine Abbildungen, sondern (nach der ersten Nummer) nur kurze Auf- sätze über allerhand gärtnerische Gegenstände. Sie ist das Organ der Königl. Niederländischen Garten- baugesellschaft Linnaeus.. Jede Woche erscheint ein Bogen in Klein-Quart. Der Jahrgang, direkt bei der Verlagshandlung D. B. Centen in Amster- dam bestellt, kostet 4 Gulden, durch die Post in Holland bezogen: 4 Gulden 90 Cents, in Belgien dagegen 5 Gulden 70 Cents. Mommerzienrath H. Arnoldi in Gotha hatte an den Professor Koch die plastische Nachbildung des in Thüringen beliebten Maischwammes, Agari- cus Pomonae, in einem besonders grossen und auch gelungenen Exemplare gesendet. Die Lamellen auf der Unterfläche des Hutes waren so deutlich vor- handen, als man sie irgend nur bei einem natür- lichen Schwamme sehen kann. Die Masse, aus der die Arnoldi’schen Schwämme (vergl. vorig. Jahrg. d. Woch. 8. 363) angefertigt werden, besteht nach Arnoldi keineswegs, wie in dem Berichte über die Sammlung nachgebildeter Schwämme oder Pilze irrthümlich gesagt worden ist, aus Gyps, sondern aus Papier-mach@e. Nur eine solche weiche Masse kann mit Vortheil zu dergleichen Nachbildungen benutzt werden und hat ausserdem den Vortheil einer geringeren Zerbrechlichkeit. Es wurde dem schon früher Gesagten noch er- gänzend hinzugefügt, dass die Arnoldi’sche Samm- lung nachgebildeter Schwämme in Lieferungen aus- gegeben wird, und zwar in jedem Jahre 3 und 4 derselben. Die Lieferung, 12 bis 18 Stück ent- haltend, soll, einschliesslich den Karton und die Be- schreibung, 2% Thaler kosten. Einzelne Exemplare von Schwämmen werden zu 6 Sgr. berechnet. Ausser von E. W.Arnoldı kann man diese plasti- schen Nachbildungen auch durch die Hofbuchhand- lung von E. F. Thienemann in Gotha beziehen. Wenn früher die Art und Weise der Aufstellung auf dem Boden des kastenähnlichen Kartons als unpraktisch gerügt wurde, so theilt jetzt der Ver- fertiger mit, dass diesem Uebelstande bereits da- durch abgeholfen ist, dass der Boden, worauf die Pilze auf kleinen Klötzchen festgestellt sind, sich abnehmen lässt und dadurch ein leichterer und hellerer Anblick geworden ist. Professor Koch legte die 1. Lieferung eines Kryptogamen-Herbars, was die thüringischen und überhaupt norddeutschen ächten und unächten Farne enthält und von den Herausgebern einer andern plastischen Pilz-Sammlung: Apotheker v. Löseke und Lehrer F. A. Bösemann in Hildburghausen, jetzt neben dieser ebenfalls in den Handel gebracht 29 worden ist, vor. Die einzelnen Arten dieser Farne sind leicht auf Papier befestigt und richtig benannt. Die erste Lieferung der Sammlung besteht aus 13 ächten Farnen, aus 5 Lykopodiaceen und aus 4 Equisetaceen. Bei dem Interesse, was gerade die weniger bekannten Kryptogamen haben, dürften dergleichen Sammlungen ihre Kenntniss sehr er- leichtern. Baumschulbesitzer Wartenberg in Braunau machte in einer brieflichen Mittheilung auf die Wichtigkeit der Baumwärter für unsere öffentlichen Obstanpfanzungen aufmerksam. Er sei im ver- fossenen Jahre in Württemberg und auch in dem pomologischen Institute in Reutlingen gewesen und habe sich dort noch mehr davon überzeugt, dass die Heranziehung solcher Baumwärter weit vortheil- hafter für die Provinz und für die Landbewohner als die gelehrten Gärtner, die leider nur zu leicht vorkämen, weil auf dem Lande ihren Ansprüchen nicht oder nur ungenügend entsprochen werden könnte. Obstbau sei etwas, was, wenn es ordent- lich betrieben würde, Geld einbringe. So lange unsere Bauern bei ihren Anpflanzungen aber nicht durch geschickte Baumwärter unterstützt würden, könnten bei der allgemeinen Unkenptniss der Land- bewobner von der Behandlung der Obstbäume auch die Anpflanzungen nicht gedeihen. Soll dieses der Fall sein, so müssten die Obstbäume auch bestän- dig von sachkundiger Seite beaufsichtigt werden. Die Anstellung eines Baumwärters, dem zu gleicher Zeit die Aufsicht über die öffentlichen Anpflanzun- gen überwiesen wird, koste einem Kreise wenig Geld, was schon bald durch reichlichen Ertrag der Obstbäume ersetzt würde. Professor Koch machte wiederholt auf die grossen Verheerungen, welche die Weinlaus (Phyl- loxera vastatrıx) namentlich im Süden Frankreichs hervorruft, aufmerksam und warnt, Weinfechser etc. aus Frankreich zu beziehen. Wenn, wie es scheint, die Weinlaus auch ein warmes Klima verlangt und sie bei unseren harten Wintern, insofern sie nicht dann vielleicht tiefer geht, wo sie mehr geschützt wird, erfrieren würde, so ist und bleibt es immer eine gefährliche Sache, sobald wir sie einmal in Deutschland haben. Wem an guten auch richtig benannten Rebenarten liegt, braucht sich auch kei- neswegs nach Frankreich zu wenden, sondern kann sie in bester Gesundheit und Kraft mitten in Deutschland beziehen. Der bekannte Rebenken- ner und Weinzüchter, Stadtrath Thränhardt in Naumburg a. S., besitzt bekanntlich ein grosses Sortiment und hat eben ein Verzeichniss der von ihm abgebbaren und am meisten zu empfehlenden Sorten ausgegeben. Dr. Filly machte nach einer Abhandlung des ı damit in Verbindung stehenden ı einen Reifen wagerecht ausgebreitet werden. General Pleasonton Mittheilungen über den Ein- fluss des violetten Lichtes auf das Wachsthuw des Weinstockes, der Schweine und der Stiere. Diese Mittheilungen werden des Interesses halber als ein besonderer Artikel in der Wochenschrift abgedruckt werden. Von Seiten des Vorstandes des landwirthschaftli- chen Central-Vereines des Herzogthums Braunschweig war angefragt worden, welche Absichten der Ver- ein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin über die Abhaltung der 6. Versammlung deutscher Po- mologen und Obstzüchter in diesem Jahre habe? Die Beantwortung wurde dem für diese Versamm- lung bereits ernannten Ausschusse überwiesen. Professor Koch legte die beiden ersten Hefte der illustrirten Berichte über Gartenbau vor, welche unter der Leitung und Verwaltung des pomologi- schen Institutes zu Ringelheim und des Professors Rodigas in Gent herausgegeben werden. Die Ausstattung dieser Berichte ist in hohem Grade elegant. Druck und Papier, ganz besonders aber die Abbildungen lassen nichts zu wünschen übrig. Diese illustrirten Berichte sind zu gleicher Zeit in drei Sprachen: der deutschen, englischen und fran- zösischen Sprache, auf 3 Spalten neben einander gedruckt. Bei den ganz ausserordentlichen Opfern, welche hier in pekuniärer Hinsicht gebracht werden, ist zu wünschen, dass diese Berichte auch einen diesen entsprechenden Absatz haben. Um diesen aber möglichst zu erhalten, würde es nothwendig sein, dass im dem, was gebracht wird, eine bessere Auswahl stattfände. Es sieht ın der That bisweilen aus, so wie bei der Darstellung der Berliner soge- nannten Brenn-Palme, der Curculigo recurvata, als hätte man überhaupt nur eine Abbildung geben wollen. Eine mehr wissenschaftliche und demnach auch gediegene Behandlung der Berichte, welche zu gleicher Zeit den Bedürfnissen entspräche und mit der Zeit vorwärts ginge, wäre im Interesse die- ser eleganten Zeitschrift für Gärtnerei sehr wün- schenswerth. Aus Rathenow hatte ein Obstfreund, L. Merkel, Öbergärtner der Ed. Borchmannschen Baumschulen zu Rathenow, einen Artikel eingesendet, der ein Mittel enthielt, um das Erfrieren der Obstblüthen im Frühjahre zu vermeiden. Es soll, wenn Frost im Anzuge ist oder des Nachts wahrscheinlich wird, langes, sogenanntes Schüttenstroh an dem oberen Ende einer langen Stange, welche den Obstbaum’ oder wenigstens die zu schützenden Aeste wenig überragt, befestigt und dann aufgestellt auf einem Drahtring oder Hat es vorher geregnet, so ist es gut, durch Schütteln den Baum erst von dem anhängenden Wasser zu be- 30 freien, umgekehrt soll das Stroh selbst etwas ange- feuchtet werden. Legt man das Stroh vor dem Gebrauche in eine konzentrirte Salz- oder Alaun- lage und lässt es dann trocknen, so ist es noch besser. Munst- und Handelsgärtner Späth theilte mit, dass er, und zwar in kürzester Zeit, grosse Sen- dung von allerhand Lilien, ganz besonders aber von Lilium auratum, aus Japan erwarte und dass er bereit sei, diese besonders in grösseren Partieen und um billige Preise weiter abzugeben. Es möch- ten daher diejenigen, welche darauf reflektiren, mit ihm sich in Verbindung setzen. Dieser Umstand gab dem Inspektor Bouch& Gelegenheit über den Ein- fluss des vorigen Sommers auf die Lilien überhaupt zu sprechen. Wenige Sommer möchten existirt haben, welche so nachtheilig auf die Entwickelung der Lilien gewirkt hätten, als der vorige. Er habe besonders durch die Freundlichkeit des bekannten Lilien-Liebhabers,Max Leichtlin in Karlsruhe, auch die neuesten amerikanischen Arten erhalten und auf diese Weise eine ansehnliche Sammlung von Lilien zusammengebracht. Dass viele von ihnen im Ver- lauf des Sommers ausgegangen seien, gebe er der feucht-kalten Witterung hauptsächlich Schuld. Die Produkte des Je: und Yarlenbaues auf der landwirthschaftlichen Ausstellung in Gothen- burg vom 1. bis 5. August 1871, nebst einigen Bemerkungen über Land- und Gartenbau in Schweden überhaupt. Von Dr. Wittmack. (Fortsetzung). Indem ich mich jetzt zur Ausstellung der spe- cielleren Gartenbau-Producte selbst wende, kann ich mich hier um so kürzer fassen, als in Bezug auf Details die Ausstellung sich nicht sehr von den unsrigen unterschied. Die eigentliehen Gartenbau-Gegenstände (Gruppe VIII) waren eingetheilt in sieben Abtheilungen: I. Getriebene Gemüse. II. Früchte der Saison. III. Blumen und Blattpflanzen, wobei 4 Klassen: 1. Klasse: Topfgewächse, 2. Klasse: Freilandpflan- zen, 3. Klasse: abgeschnittene Blumen, 4. Klasse: Blattpflanzen zu Gruppen für’s freie Land, denen auch die für Gewächshäuser geeigneten beigeordnet waren. IV. Bäume und Sträucher mit 3 Klassen. 1. Klasse: die Früchte etc. selbst. 2. Klasse: Fruchtsäfte. 3. Klasse: essbare Schwämme. VI. Medicinische und technische Pflanzen. VII. Modelle und Zeichnungen zu Gewächshäusern und Anlagen. War im Allgemeinen, wie schon gesagt, die Zahl der Aussteller in einzelnen dieser Abtheilun- gen auch keine sehr grosse, da das Ganze eben nur einen Zweig der landwirthschaftlichen Aus- stellung bildete, so war dennoch das‘ Haus ganz gefüllt, und sogar ein Theil der Gehölze etc. musste noch vor demselben untergebracht werden. Sowohl durch das vorzügliche Arrangement des Director's Löwegreen, sowie auch die von Lange, wie durch die Qualität der meisten ausgestellten Gegenstände wurde dem Besucher volle Befriedigung gewährt. Beim Eintritt in das Haus wurde man zunächst durch den echt nordischen Charakter desselben überrascht. Die ganze Decke war mit grünen Fichtenästen ausgeschmückt, die dicht nebeneinan- der tropfsteinartig von der Decke herabhingen, dem Auge gleichsam einen nordischen Wald in der Höhe darbietend. Zugleich war dadurch auch ein gewisses Halbdunkel und eine ausserordentlich kühle angenehme Temperatur hergestellt, zumal die Tannen- reiser auch besprengt wurden. Wie der Director Löwegreen mir nachher mittheilte, hatte man diese Dekoration eigentlich nur aus Noth gewählt, da das Dach ursprünglich zu hoch war und die Räume dann zn schmal erschienen sein würden. Es war deshalb 10 Fuss unter dem Dach dies zweite Dach aus Tannenreisern hergerichtet worden, jedenfalls eine höchst originelle und hübsche Idee! Der mittlere Theil des Hauses, die Längsachse des Kreuzes so zu sagen, war theils von Gruppen immergrüner Gehölze und anderer Dekorations- pflanzen, theils von getriebenen Obstbäumen und Weinstöcken eingenommen. Den Hauptantheil hatte in ersterer Hinsicht die Gartengesellschaft in Gothen- burg (Director Löwegreen), in letzterer Herr James Dicksou, ein Gothenburger Kaufmann, und dessen Obergärtner James Loney, (ein Engländer). Vor Allem fielen des letzteren Zwergobst und ferner Weinstöcke in Töpfen in die Augen, deren Trau- ben von einer solchen Schönheit waren, wie man sie nur in den besten Treibereien Englands sieht. Die Querachse des Gebäudes diente einserseits zur Aufnahme der Pelargonien, Fuchsien, Gloxinien u. s. w., andererseits für Coleus, Achyranthes, Orchi- deen u. s. w., fast alles in trefflicher Kultur. Von den Ausstellern nennen wir besonders noch S. Lund- Leiberg in Gothenburg (Pelargonien, Fuchsien, Nelken, Reseda, Rosen), Obergärtner Wulf in Göte- borg und Lagklarebäck (Rosen), Carl Fr. Anders- son in Gothenburg (Bouquets und andere Blumen- dekorationen), sowie James Loney, C. P. Lange u. Director Löwegreen (Blattpflanzen). Interessant waren endlich zwei Schmarotzerpflanzen: Orobanche Hederae Vauch. und Cuscuta compacta, vom bota- nischen Garten in London. Obstbäume waren besonders von der Hillersjöer sl Gartenbau-Genossenschaft und L. D. Grangvist in Lerum und Aspenäs, Zierbäume von derselben und von Direktor Löwegreen, ausländische harte Ge- hölze ausserdem von Lund-Leiberg ausgestellt. Essbare Schwämme waren, da die Jahreszeit für frische nicht geeignet, meist nur eingemacht vor- handen. Für medicinische und technische Pflanzen hatte sich nur ein Bewerber, ©. P. Lange in Göte- borg und Lyckan, gefunden. Unter den ausgestellten Modellen und Zeich- nungen u. s. w. verdienen Erwähnung die Modelle von Beards Patent-Glasspalier, von Rendell’s Treib- kasten und von einem Vermehrungshause, alle 3 von James Loney, dem Öbergärtner von Dickson in Oefveras ausgestellt, eine Karte über die Parkanlagen beim Schloss Karlsholm in Christian- stadslän von O. Hüttig in Göteborg und Betala, dem jetzigen Director des pomologischen Instituts in Geisenheim, ferner von A. Jenssen in Christia- nıa und Grönland und m. a. — Ganz besonders müssen aber mehrere Werke mit Abbildungen von dem Professor N. J. Andersson in Stockholm genannt werden: 1) Sein Werk, betitelt: „Unsere besten essbaren Schwämme“ mit einer grossen Tafel in Farben- druck. Diese Arbeit hat den Zweck, auf die grosse Wichtigkeit der Schwämme für die Ernäh- rung des Menschen aufmerksam zu machen, ein Gegenstand, der glücklicherweise bei uns neuerdings auch wieder mehr Beachtung findet. 2) „Unsere besten essbaren Flechten,“ 1. Auflage mit getrockneten Exemplaren. 2. Auflage mit einer Farbentafel. 3) „Zwanzig botanische Wandtafeln“ für den Unterricht in Gartenbauschulen. 4) Fünf grosse, in Rouleaux-Manier ausgeführte „Vegetations-Bilder‘ für denselben Zweck. Diese Abbildungen hängen auch in der botanischen Ab- theilung des vortrefflich geordneten naturgeschicht- lichen Reichsmuseums in Stockholm. 5) „Schwedens Vegetation und kultivirten Ge- wächse mit 4 dazu gehörigen grossen Karten über die Getreideproduktion und die Verbreitung der Kultur- gewächse, ausgeführt auf der von der Gesellschaft für wechselseitigen Unterricht herausgegebenen grossen Karte von Schweden. Allem Anschein nach sind diese Karten eine vergrösserte Ausführung der bereits in dem Ein- gangs erwähnten Apercu vorhandenen kleineren. Vom Öberintendanten C. Holst in Christiania und Ladegaardsöen war eine Flechtensammlung, be- gleitet von einer geologischen und einer Höhen- Karte etc., ausgestellt. Nach dieser Besichtigung der Ausstellung lohnt es sich, das unmittelbar daneben belegene Etablisse- ment des Gothenburger Gartenvereins, einer Aktiengesellschaft, in Augenschein zu nehmen, Es ist dies ein schöner, fast parkartiger Garten in englischem Stil gehalten, der hauptsächlich als Vergnügungslokal dient. Er wurde auf dem Platze der ehemaligen Wälle errichtet und giebt dem Be- sucher eine bequeme Gelegenheit, sich von der grossen Sorgfalt einen Begriff zu verschaffen, die auf gärtnerische Anlagen in Schweden verwendet wird, freilich bis jetzt meist nur von Seite der be- güterten Klassen. Der Garten wurde 1842 angelegt, umfasst ca. 17 Tonnen Land (ca. 35 Morgen), und bietet eine reiche Fülle mit einander abwechselnder Bosquets, Rasenplätze und Blumenpartieen. Unmittelbar da- neben fliesst ein Kanal, der ehemalige Stadtgraben, welcher nicht wenig zur Belebung des Ganzen bei- trägt. Eine hübsch gebaute Restauration, sowie eine Musikhalle daneben sorgen für leibliche und geistige Genüsse. Der Director des Gartens, der schon mehrmals genannte Löwegreen, ist, wie alle neueren Anlagen des Gartens beweisen, unab- lässig bemüht, noch schönere Partieen anzulegen, und das Alte entsprechend umzuwandeln. In die Augen fallend ist besonders der vortreffliche Rasen, den man hier, wie vielfach in Schweden, in einer Schönheit findet, wie ihn nur die englischen Parks und vielleicht bei uns der Babelsberger Park bie- ten. Es ist das natürlicherweise mit eine Folge des See-Klima’s, welches auch gestattet, das Gras mit Rasenscheer-Maschinen abzuschneiden. (In Go- thenburg war es die neuere Maschine von Williams, die sich auch im landwirthschaftlichen Museum be- findet.) In Folge der verhältnissmässig milden Tem- peratur kommen in Gothenburg auch eine grössere Zahl von Gehölzen, die bei uns kaum aushalten, ganz gut durch den Winter, wie denn ja überhaupt Gothenburg (57° 42°) bekannt ist wegen der gün- stigen Vegetationsverhältn’sse.. Im letzten Winter war freilich die Kälte fast ebenso gross, wie bei uns, sie betrug im Dezember und Januar bis 33 Gr. Cels. (26,4 Gr. Reaum.), im Februar und März 15—25 Gr. Cels. (12—20 Gr. Reaum.), während die mittlere Jahrestemperatur + 6,93 Gr. ist. Man deckt dort gewöhnlich die Pflanzen nicht vor Februar und März, weil dann meistens erst die grösste Kälte eintritt, in diesem Jahre aber fing man eben wegen des abnormen Winters etwas früher an. Auch in Gothenburg ist man äusserst vor- * sichtig bei dem Abdecken, da nur zu leicht durch späte Nachttröste die Pflanzen leiden. Von Koniferen, die vollkommen hart in Gothen- burg sind und ohne Decke aushalten, notirte ich: Abies alba M. (ein 5jähriges Exemplar 8° hoch), Abies balsamea Loud. Abies Menziesii, Abies Nord- 32 manniana Loud., Abies orientalis Poir., Abies pec- tinata, Abies Pichta; ferner Cephalotaxus Fortunei, Cupressus Lawsoniana und fast alle Cupressus, Ju- niperus Sabina, sinensis und squamata, Picea ex- celsa var. norwegica (von Peter Smith in Berge- dort bei Hamburg erhalten!), Pinus austriaca Host, Cembra L., pennsylvanica, T'huja gigantea, orien- talis, orientalis var. aurea, Warreana (die beste von allen) etc. Dagegen ist empfindlich: Abies Smithiana Loud., amabilis, grandis, nobilis etc. Letztere war im Winter mit einer Bastmatte gedeckt, erfror aber nach dem Abdecken im unteren Theil gegen Ende | Mai, wo plötzlich in der Nacht eine Kälte von 5 Gr. Cels. eintrat. Podocarpus wäre vielleicht gut ge- blieben, wenn er nicht auch zu früh abgedeckt wäre. Ferner müssen gedeckt werden: 'Taxus ad- pressa, hybernica, pyramidalis, Tsuga Lobbii. Die Wellingtonie, ein schönes Exemplar, 1860 ausgepflanzt und damals 1, jetzt 12 Fuss hoch, seit der Zeit ohne Decke, ist diesen Winter an den unteren Zweigen ziemlich erfroren, hat aber voll- ständig wieder ausgetrieben. Noch empfindlicher sind Abies cilicica (cepha- lonica) und Pinsapo, Cryptomeria elegans und ja- ponica, sowie Juniperus suecica. Pinus Strobus, die im südlichen Schweden, in Schonen, ziemlich gut gedeiht, kommt im Gothen- | burger Garten nicht fort und erhält leicht weisse Läuse; ebensowenig gedeiht Larix decidua. scheinlich passt Beiden der schwere blaue Thon, aus welchem dort der Boden besteht, nicht, da sie nach Andersson sonst im mittleren Schweden deihen. An Laubhölzern sind die Ahorne, wenigstens die feineren, fast alle etwas empfindlich. Acer Ne- gundo z. B. bleibt immer strauchartig. Dagegen ist Prunus triloba ganz hart, ebenso eine Trauer- weide, die als Salix babylonica hier geht, nach Pro- fessor Koch’s Untersuchungen aber Salıx elegantissima ist. Eine andere Weide, Salıx dasyclados Wim,., ist nicht nur ein schöner Zierbaum, sondern auch in ökonomischer Hinsicht wichtig, da sie die Stelle der Korbweide vertritt. Die gröberen Korbarten werden alle daraus hergestellt, während zu den fei- neren massenhaft Weidenruthen aus Deutschland importirt werden. Neu war für mich eine Pirus prunifolia var. pendula, eine aus dem Garten des landwirthschaft- lichen Experimentalfeldes bei Stockholm verbreitete hübsche Varietät, deren Zweige sich zur Erde nei- gen nnd lang hinkriechen. Der Preis beträgt in Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Wahr- | ge- | | Stockholm pro Stück 1 Rthlr. schwed. — 114 Sgr. Interessant war es, eine Anzahl Evonymus na- na M.B. zu sehen, die ohne alle Decke im Freien ausgehalten hatten, was sich wohl durch die hohe Schneedecke erklärt. Director Löwegreen hatte auch sogar Evonymus japonicus im Freien, nur um- bunden, gut überwintert und will im nächsten Jahre ihn ganz ohne Schutz durchzubringen versuchen. Das schöne ÖOrangerie- und Palmenhaus stand diesen Augenblick ziemlich leer, da die meisten Pflanzen zur Dekoration in der Ausstellung ver- wendet waren. Aufmerksamkeit erregte eine Sammlung von 4—500 Rosen im freien Lande, desgleichen die zahlreichen Georginen, die Direktor Löwegreen von Deegen in Köstritz bezieht. Es waren im Garten nicht weniger als 18,000 in diesem Jahre aus Steck- lingen gezogen worden, da sie einen Haupthandels- artikel bilden. Ebenso waren Pelargonien, von denen jährlich 6—8000 Skarlett-Pelargonien ver- kauft werden, noch zahlreich vertreten. Desgleichen eine grosse Anzahl Weinstecklinge, von denen auch 6— 8000 abgesetzt werden, etc. etc. Die Baumschulen zeigten alle eine gute Kultur, namentlich zeichneten die Koniferen sich durch ein kräftiges Wachsthum aus. (Schluss folgt.) Pomologisches Institut in Reutlingen. Das Sommerhalbjahr für die höhere Lehr- Anstalt für Pomologie und Gartenbau, sowie für die Garten- und ÖObstbauschule beginnt den 4. März und dauert bis Ende Sep- tember; zugleich nimmt der 2% Monate dauernde Kursus für Baumwärter seinen Anfang, wel- cher am 18. Mai geschlossen wird. Die in dieser Zeit vorzutragenden Lehrfächer sind: Theorie des Gartenbaues, Obstbaumzucht, Baumschnitt, Pomologie, Weinbau, Landschaftsgärt- nerei, Blumenzucht, Gemüsebau, Botanik, Agrikul- tur-Chemie, Entomologie, Buchführung, Plauzeichnen. Statuten stehen gratis zu Diensten. Dr. Eduard Lucas. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13, Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 5. 1872. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Berlin, den 3. Februar Inhalt: Zwei Obstausstellungen des verflossenen Herbstes: I. Die Obstausstellung in Bremen. II. Die Obstausstellung in Wien. — Die Produkte des Feld- und Gartenbaues auf der landwirthschaftlichen Ausstellung in Gothenburg vom 1. bis 5. Au- gust 1871, nebst einigen Bemerkungen über Land- u. Gartenbau in Schweden überhaupt. Von Dr. Wittmack. (Schluss.) — Einige Nachträge zur Trauerweide, sowie zur Artischocke, resp. Kardene. — Palmen- und andere Sämereien aus Martinig ue, Bm Zwei Obstausstellungen des verflossenen Herbstes. Wir haben im vorigen Jahrgange der Obstaus- | stellung in London gedacht (S. 375) und über den | Reichthum an Obst, der vorhanden, gesprochen. Dass zum grossen Theil, besonders in Norddeutsch- land, unsere Obsterndte missrathen war, wird wohl auch der Berichterstatter der Bremer Obstausstel- lung zugeben müssen. Dass bei jeder Misserndte es stets, besonders feineres Obst von Formenbäu- men und Topforangerie, giebt, ist natürlich, weil dergleichen Obst unter specieller Aufsicht und unter grossem Schutze heranreift. Wenn solches Obstauch, und selbst in Menge vorhanden ist, so kann doch immer auch eine Misserndte, wie im vorigen Jahre, existiren. Von Misserndten kann überhaupt nur bei Massen-Produktionen, also bei Kulturen im Freien und im Grossen, die Rede sein. Ichkannin einem Garten vorzügliche Frühkartoffeln und deren selbst in Menge heranziehen und doch hat vielleicht der Landmann auf seinen Feldern eine schlimme Miss- erndte. Bei der Obstausstellung in London handelte es sich hauptsächlich um Obst für den grossen Markt; dieses konnten die Engländer auch nach dem in der Wochenschrift gegebenen Bericht über den Ausfall der Obsterndte mehr und besser herbei- schaffen, als wir in Deutschland. Die 6. Versamm- lung deutscher Pomologen und ÖObstzüchter in Braunschweig ist nur allein deshalb ausgefallen, weil fast sämmtliche Pomologen, Superintendent | Oberdieck an der Spitze, meinten, dass eine Ausstellung von Obst, wo hauptsächlich auch die grossen Kulturen vertreten sind, nicht möglich sei. Nichtsdestoweniger legen die Obstausstellungen in Bremen und Wien ein lautes Zeugniss ab, dass unser deutscher Obstbau sich in den letzten Jahren ausserordentlich gehoben haben muss, wenn bei Misserndten noch solche Obstausstellungen, wie sie in Bremen und Wien stattgefunden haben, noch mög- lich sind. Wir sind den Berichterstattern sehr dank- bar und glauben im Interesse des Obstbaues selbst zu handeln, wenn wir die schriftlichen Mittheilun- gen des Schriftführers des Gartenbauvereines in Bremen und die bereits im Gartenfreunde, dem Organe des Gartenbauvereins in Wien, veröflent- lichten Berichte des Vicepräsidenten Prof. Dr. Fenzl zur weiteren Kenntniss bringen. I. Die Obstausstellung in Bremen. Soeben ersehe aus Ihrer mir so lieben Wochen- schrift bei dem inter. Referate über die Obstaus- stellung in Kensington, dass „eine solche in Deutsch- land wegen totaler Misserndte unmöglich gewesen wäre.* Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen mittheilen zu können, dass wir in unserm kleinen Freistaat eine sehr schöne Öbstausstellung gehabt haben,*) die freilich weniger durch die Menge des *) Oberdieck sagte mir: „sie gab mir so reiches Material, dass ich daraus mein ‚‚bestes Buch‘‘ anzufertigen hoffe.‘ 5 34 Obstes, ale vielmehr durch dessen Schönheit und vollkommene Ausbildung der meisten Früchte, die an Zwergbäumchen erzogen waren, Werth erhielt. Das Obst von Topfbäumchen von Warneken war so ausgezeichnet, dass es den Vergleich mit französischen Früchten sehr wohl ertragen konnte. Wir waren so glücklich, solche Vergleichung an- stellen zu können, denn Andr@ Leroy in Angers hatte uns 900 Birnen in 380 Sorten, dazu noch einige Quitten, Mispeln gesandt. Die Gebrüder Baltet, welche in England. solche Triumphe ge- feiert, hätten uns auch gern gegeben, wenn neben dem, was für England bestimmt war, noch würdige Ausstellungsfrüchte übrig geblieben wären. Da- gegen hatten Baumann u. Sohn in Bollviller (Elsass) uns geliefert, was sie bei der Misserndte nur hatten auftreiben können: 44 Sorten Birnen und 12 Weintrauben. Müllerklein in Karlstadt a. M. in Bayern hatte 30 Sorten Birnen, 36 Sor- ten Aepfel und 3 Sorten Pfirsiche (neben sehr schön gezogenen Formenbäumen) gesandt. General- Konsul Lürman bewarb sich mit 98 Sorten zehn- mal, die Gebrüder Begemann mit 79 Sorten sechsmal. Aus dem Garten der Taubstummen-An- stalt waren 94 Birnen- und 38 Apfelsorten geliefert. Es, waren ungefähr 20 Aussteller von Obst, die beinahe 1,200 Partieen geliefert hatten, vorhanden. Von Pfirsichen und Pflaumen, die in London ohne Bedeutung waren, sah man bei uns herrliche Exemplare und von ersteren ganze Körbe voll. Als Beispiel, wie Einzelne unter den Ausstel- lern bemüht waren, nur Vorzügliches und Werth- volles zu liefern, führe ich an, dass um den ersten Preis: 36 Birnensorten zu 3 Stück, drei Bewerber sich eingefunden hatten, von denen ein Jeder die Aufgabe so meisterhaft gelöst hatte, dass die Preis- richter (unser Altvater der Pomologen, der Super- intendent Oberdieck, an der Spitze, dann In- spektor Palandt aus Hildesheim und Joh. Depken von bier) nach langem Hin- und Herschwanken sich schliesslich genöthigt sahen, wenigstens Zweien einen ersten Preis zu geben und dem Dritten den zweiten. Die Ausstellung im Allgemeinen — es waren auch Pflanzen und Gemüse vertreten — hatte 62 Aussteller, unter diesen 17 Auswärtige; von den 48 Preisaufgaben waren so viele gelöst, dass 31 silberne Medaillen und 92% Louisd’or vertheilt wor- den sind. Ausserdem wurden noch als Extrapreise 19 silberne Medaillen und eine ehrenvolle Aner- kennung zugesprochen. Aus den monatlichen Mittheilungen des Kieler Gartenbau-Vereins ersehe ich auch, dass dort eben- falls eine recht gelungene Obstausstellung gehal- ten ist. H. Ortgies, Schriftführer. IT% Die Obstausstellung in Wien. Keine der bisher von der Gartenbau-Gesellschaft gegebenen Herbstausstellungen brachte eine solche Fülle edler Obstsorten zur Schau, als die diesjäh- rige, was um so anerkennungswerther erscheint, als die diesjährigen Witterungsverhältnisse sich nichts weniger als vortheilhaft für diesen Zweig der Gärt- nerei gestaltet hatten. x Mit Ausschluss aller Sortimente unbenannter Obstsorten, welche man gering berechnet auf 200 Nummern veranschlagen kann, wurden von speciell benannten Sorten nahe an 1,300 Nummern, im Ganzen somit 1,500 Nummern, in mindestens 6,000 Exemplaren ausgestellt. Eine Ausstellung, von der man, abgesehen von der Qualität der Sorten, nicht wird behaupten können, dass sie eine ärmliche war. Aber auch in letzterer Hinsicht liess sie nur wenig zu wünschen übrig. Neben den älteren Sorten be- gegnete man einer gar nicht unbedeutenden Anzahl anderer neuester Einführung und besonderer Güte. Wohl aber fehlte beinahe durchgehends das Heer gemeinen Obstes, dessen Nichterscheinen an diesem Orte man übrigens nicht zu bedauern hat. Man trifft solches zur Genüge auf unseren Märkten. Allerdings würde letzteres ein treueres Bild der Obstproduktion unseres Landes geliefert haben, als die diesjährige Obstausstellung, und sicher hätten Aussteller solcher Sorten nicht versäumt, gehäufte Teller davon auszustellen, während der Züchter edler oder neuer Obstsorten oft selbst nicht im Stande war, zum ersten Male mehr als ein Paar Stücke zur Schau zu stellen. Welche pekuniären Opfer zudem noch jeder Aussteller feiner Obstsor- ten brivgt, wissen die Wenigsten, und begreift nur Derjenige, welchem die hohen Preise bekannt sind, die Frucht- und Delikatessenhändler für ein Stück dem Producenten ohne Widerrede zahlen, und wie selten ausgestellte Stücke zu verwerthen sind. Wem die Zahl von 24 Ausstellern viel zu un- bedeutend für eine solche Ausstellung erscheint, so mag derselbe in Hinblick auf den Zweck, welchen derartige Schaustellungen haben, und den Erfolg, welchen sie auf die Obstbau treibenden Klassen der Bevölkerung üben sollen, immerhin Recht ha- ben. Das Mehr bleibt stets sehr erwünscht, nur lässt es sich nicht so leicht beschaffen, als Manche wähnen. Noch vor wenigen Jahren schätzte sich die Gesellschaft glücklich, wenn sich mehr als fünf 35 Aussteller feinerer Obstsorten einfanden, gegenwär- tig hat sich deren Zahl verdrei- und vervierfacht. Dabei ist weder die Zahl, noch der Betrag der Preise gestiegen, wohl aber die Einsicht der be- triebsamen Züchter, durch Schaustellung ihrer Pro- dukte sich einen grösseren und lukrativeren Markt zu verschaffen, und zwar nicht blos für ihre Früchte, sondern auch für die Nachzucht der Bäume, welche diese geliefert haben. Der Vorwurf billiger Re- klame, den man ihnen aus ihrem regelmässigen Er- scheinen auf den Ausstellungen macht, erscheint ebenso lächerlich, als das ihnen unterschobene Mo- tiv der Jagd nach Preisen gemein. Durch die Mannigfaltigkeit und Güte ihrer ausgestellten Er- zeugnisse bestimmten sie Viele zur Anzucht von edleren Obstsorten und fördern damit direkt die von der Gesellschaft angestrebte Verbreitung der- selben in den wohlhabenderen Kreisen der Bevöl- kerung. Durch ihr regelmässiges Erscheinen auf den Ausstellungen bewähren sie sich als solide Fir- men und fordern nachgerade durch ihr Auftreten andere zur Mitbewerbung heraus. Die Preise, welche sie sich dabei erwerben, sind wahre Ehren- preise, denn ihr Geldeswerth ist selten so bedeu- tend, dass er die Hälfte, oft nicht einmal diese, der für die Beschickung der Ausstellung ausgeleg- ten Kosten deckt. Die Reklame, die diese Aus- steller auf diesem Wege üben, ist die berechtigtste, die ehrenhafteste und vortheilhafteste, sowohl für die Zwecke der Gesellschaft, als wie für die des Staates. Aufgabe der Gartenbau-Gesellschaft be- züglich der Obstbaumzucht bleibt immer nur die Förderung der verfeinerten, höheren Obstzucht, mit der sich der einfache Landwirth gar nicht oder nur selten zu befassen im Stande ist. Die ihm förder- lichen Kenntnisse dafür zu verschaffen und zu ver- breiten, bleibt Aufgabe der Landwirthschaft. Zurückkehrend auf unsere diesjährige Obstaus- stellung, zeigte sich ein fühlbarer Mangel an spät reifenden Steinobstsorten und Tafeltrauben, während bei den Herbst- und Winterbirnen die Zahl der Nummern 400, bei den Aepfelsorten die von 650 weit überstieg. Als die sortenreichste Sammlung erwies sich die des freiherrlich Geymüller’schen Schlossgärtners Illenberger aus Hollenburg in Un- terösterreich; als die korrektest-bestimmte und eti- kettirte von allen die von Kienast aus dem Garten des Stiftes St. Florian in Oberösterreich; als die ausnehmend feine und seltene Sorten von Birnen und Trauben aufweisende: die des Privaten Filipp Pokorny, alle von ÖOriginalstämmen gewonnen, welche derselbe aus den renommirtesten Quellen in Frankreich bezog und seit mehrern Jahren auf seinem Besitze zu Trautmannsdorf in Unteröster- reich erfolgreich kultivirt. An diese Sammlungen schlossen sich, an Mannigfaltigkeit und Vorzüglich- keit der Sorten unter einander wetteifernd, die von Bachrath, Bruckner, Fitzner, Jrasek, v. Mer- tens, Peikert, Rosenthal, Russwurm, Schilhan, Ske- bra und Swoboda’s Neffe an. Sehr erfreulich war die sich jährlich mehrende Betheiligung ungarischer Züchter an unserer Ausstellung, namentlich die Be- schiekung derselben mit 80 Trauben durch den landwirthschaftlichen Klub in Pressburg. Sehr belehrend und für die Meisterschaft der betreffenden Aussteller sprechend, erschienen die von den Züchtern Bachrathy, Bruckner, Hengel jun. und namentlich von Schilhan ausgestellten Form- bäume, sowie die von Rosenthal und Kienast ein- gesendeten, mit Früchten beladenen Topfobst- bäumchen. Vollkommen berechtigt erscheinen die von Fach- männern erhobenen Klagen über die theils falsche, theils verschiedenartige und dadurch verwirrende Nomenklatur der Fruchtsorten. Dieser Uebelstand macht sich übrigens auf allen Ausstellungen, auch in anderen Ländern, geltend, und ist erfahrungsmässig sehr schwer zu beseitigen. Eine Erörterung der Ursachen dieser Kalamität und der Mittel, ihr zu begegnen, wäre hier nicht am Platze. Dasselbe gilt auch von den mitunter sehr groben orthographischen Schnitzern in der Etiket- tirung nicht blos des Obstes, sondern auch der Gemüse und Pflanzen. Hier fehlt es zumeist an der elementaren Bildung der Aussteller und ihrer Hülfsorgane. Sie aufzusuchen und zu verbessern, kann dem so vielfach in Anspruch genommenen Ausstellungs-Comit@ nicht zugemuthet werden. Prof. Dr. Ed. Fenzl, Vicepräsident. Die Produkte des Se: und Yarlendaues auf der landwirthschaftlichen Ausstellung in Gothen- burg vom 1. bis 5. August 1871, nebst einigen Bemerkungen über Land- und Gartenbau in Schweden überhaupt. Von Dr. Wittmack. (Schluss). Die Treibereien von James Dickson in Oefve- ras bei Gothenburg: Was man in Berlin leider noch so wenig ver- . steht und erst in allerneuester Zeit mehr zu kulti- viren beginnt: das ‚„Sommerwohnen“, das betreibt man in Gothenburg, einer Stadt von 60,000 Ein- wohnern, wie auch in Stockholm und Kopenhagen, par excellencee.e. Man scheint sich hier ein Muster an Paris und namentlich an London genommen zu 5* 36 haben. Eine beträchtliche Anzahl von Kaufleuten wohnt in den zahlreichen Badeörtern an der Küste auf den oft schön bewaldeten Felseninseln, den Scheeren; des Nachmittags geht's per Dampfschiff hinaus und des Morgens wieder hinein. Ein ande- rer Theil wohnt mehr in der Nähe der Stadt und die ganze Umgegend zeigt daher eine grosse An- zahl von Villen. Einzelne wohnen auch weiter hin- aus, in Partilled und Jonsered, den beiden nächsten Eisenbahn-Stationen, und alle Theilnehmer der Ausstellung werden mit Entzücken des schönen Abends in Jonsered gedenken, wo sie sich, nach- dem unten an der brausenden Sävea die schöne Villa von Dickson, und die grossartige Spinnerei und Segeltuchfabrik von Tibson und Söhne besich- tigt waren, hinauf zur reizenden Besitzung von Gibson begaben. Hier bot sich von der hoch oben an den steilen Ufern des Aspen-Sees belegenen prächtigen Villa eine Aussicht dar, die fast der auf den Achensee in Tyrol zu vergleichen wäre. Die schwedische Gastfreundschaft ist berühmt, sie machte sich auch hier, wie überall, in der glänzendsten Weise geltend. Fast jede Villa übrigens ist auf's Eleganteste eingerichtet, als hervorragendste von allen dürfte aber wohl die des schon erwähnten Besitzers James Dicekson in ÖOefveras zu betrachten sein, kaum eine halbe Stunde von Gothenburg belegen. Es ist hier nicht der Ort, das Innere der Villa zu be- schreiben; es soll hier nur von dem schönen Park und den berühmten 'Treibereien die Rede sein. Da der Park an einem steilen Berge belegen ist, so bat es viele Mühe gekostet, überall die nöthige Erde hinzuschaffen. Hier, wie vielfach um Gothen- burg, tritt der nackte Fels zu Tage, und bei der sonst hübschen Lage Gothenburg’s ist -es immerhin als ein Mangel zu betrachten, dass die Berge des saftigen Grüns entbehren, besonders an den nach dem Thale des Göthaflusses liegenden Seiten. Erst in neuester Zeit hat man Versuche gemacht, die- selben wieder zu bewalden, aber leider ist öfter von ruchloser Hand manch junger Baum wieder abgeschnitten und als Brennholz benutzt worden. Der gemeine Schwede, insbesondere der Bauer, kann sich noch immer nicht von dem Gedanken entwöhnen, dass jeder ihm zunächst stehende Baum auch als Brennholz dienen müsse. Dickson kaufte vor 6 Jahren den höchsten von den seiner Besitzung benachbarten Felsen, wenn mir recht berichtet wurde, für 60,000 schwedische Thaler (ca. 22,500 Thlr. preuss.) an, legte einen Weg hinauf und machte sich so einen der schön- sten Aussichtspunkte der Umgegend zugänglich. Eine Inschrift an der höchsten Spitze meldet, dass auf diesem Platze die Sonnenfinsterniss am 28. Juli 1851 von dem Königlichen Astronomen G. B. Airy von Greenwich beobachtet wurde. Es würde zu sehr ermüden, den schönen Park und die sonstigen Anlagen zu beschreiben, nur wenige Worte aber mögen über die wahrhaft grossartigen und dabei äusserst eleganten Treibereien gesagt werden. Diese liegen nicht im Park selbst, sondern auf der an- deren Seite der Villa, jenseit der Landstrasse. Von dem Berge herab hat man eine gute Uebersicht über dieselben. Zwei ca. 100 Fuss lange, 35 Fuss breite und 18 Fuss hohe, parallel neben einander liegende Häuser aus Eisen und Glas bilden die Längsachse, hinter ihnen und zur Seite liegen nie- drige Häuser quer dagegen. Jene beiden ersteren dienen, das eine zur Zucht von feinen Birnen, Aepfeln und frühen Kirschen, das andere zu der von Pfirsichen, Nektarinen, Aprikosen und feinen Pflaumen. Durch die Mitte jedes Hauses führt ein Weg und ihm zur Seite sind in geraden Reihen fast alleeartig die edelsten Sorten der genannten Früchte in Form von Hochstämmen, Pyramiden, Spalier- und Zwergbäumen angepflanzt. Nach den gütigen Mittheilungen Dickson’s eignen sich von Birnen dort am besten: William’s Christbirne, Du- chesse d’Angoul&me, Beurr@ Bachelier, B. superfin, B. Boussoch, Winter-Nelis, Marie Louise, Louise bonne d’Avranche, Huysch Victoria und Bergamot, Bergamot d’Esperen, Beurre Dumont etc. Von den kleineren Häusern sind vier von je 40 Fuss Länge, 15 Fuss Breite und 15 Fuss Höhe (an der Rückwand), sowie drei andere von je 36x16x15 Fuss für die Weinkultur bestimmt, und wenn schon auf der Ausstellung der Dickson’sche Wein in Töpfen allgemeines Aufsehen erregt hatte, so musste man hier noch mehr erstaunen, als durchweg sämmt- liche Stöcke voll der herrlichsten, fast noch grösse- ren Trauben hingen. Es waren nur wenige Sorten, besonders: Muscat of Alexandria, Black Hamburgh (Hambro), Lady Downs Seedling und Forsters Seedling, Escholoda superba, Sweetwater, blauer Frontignan, Raisin de Calabre, die in den mit Wasserheizung versehenen Häusern bequem Platz hatten. Jetzt sind, wie mir Dickson mittheilt, Royal Ascot, Mrs. Pinco? Madrofield? Coun und Forsters Seedling gepflanzt, um die nicht gut gedeihenden Golden Hamburgh, Royal Vineyard, West St. Peter und Hamburgh Muscat zu ersetzen. Ausserdem finden sich noch zwei Ananashäuser, das Frucht- haus von 45 Fuss Länge, 20 Fuss Breite und 12 Fuss Höhe, das Vermehrungshaus 80 x15x%9 Fuss, sowie ein Haus für Erabeeren, in welchem auch Pfirsiche, Feigen, Wein in Töpfen ete. Die Haupt- sorten sind Queen, Jamaika und Cayenne. Hinter den Häusern ist dann noch ein ziemlich grosses Quartier, wo ca. 300 schwedische und ca. 300 fran- _ zösische und englische Obstsorten im Freien gezo- gen werden. Dies wurde erst vor 4—5 Jahren eingerichtet. Um einen Begriff von der Grösse des Ganzen zu geben, mögen hier nur noch die Maasse der vorderen Häuser gegeben werden. Das Palmen- und Formhaus ist 28 Fuss lang, 22 Fuss breit und 30 Fuss hoch, das Warmhaus 45x 18x11 Fuss, das Kalthaus 75x24x24 Fuss, das Haus für Gruppenpflanzen (bedding plants) ca. 62x12x8 Fuss, das zum Treiben der Blüthenpflanzen im Winter 38x 12x8 Fuss, 2 kleinere Kalthäuser neben der Eingangshalle zur Wohnung je 18x 9x 16 Fuss, das Champignonhaus 20x15x10 Fuss. — Für Melonen, Gurken etc. sind pro Jahr ca. 60 Fenster Mistbeete erforderlich. Das ganze Areal betrug anfänglich nur 9, seit 6 Jahren aber 46 schwed. Tonnenland ä& 1,933 Mor- gen. Davon kommen auf Obst- und Küchengarten 4 T., auf den Pleasureground und die daneben be- findlichen Gewächshäuser 12 T., das übrige ist Gras- und Ackerland. Im Garten sind ausser dem Obergärtner 8 jüngere Gärtner, sowie 12 Arbeiter angestellt, welche letztere freilich auch die Feld- arbeit mit übernehmen müssen. Nach dieser Darlegung der Gartenbau-Verhält- nisse von Gothenburg bedarf es für die des übri- gen Schwedens nur weniger Worte. In Stockholm sehen wir es fast ganz ähnlich. Die zahlreichen Inseln im Mälar-See, der überaus lebhafte Verkehr mit Dampfschiffen nach allen Rich- tungen verlocken den Stockholmer fast noch mehr, wie die Bewohner anderer schwedischer Städte, auf dem Lande sich eine Villa zu erbauen. Es ist das auch verhältnissmässig viel leichter, als bei uns, da die meisten ganz von Holz konstruirt werden. In Stockholm selbst, wie überhaupt in den grösseren Städten, ist es wegen der grossen Feuersgefahr jetzt nicht mehr gestattet, Häuser aus Holz zu errichten, während in kleineren Städten und auf den Dörfern es noch sehr viel Sitte ist. Auf den Dörfern berrscht dabei ein braunrother, in den Städten meist ein weisser oder doch heller Anstrich vor. Stockholm’s Umgebungen sind deshalb so ma- lerisch, weil fast überall sich Wasser und Wald finden; man würde aber irren, wenn man sich vor- stellte, von Stockholm aus die grosse Wasserfläche des Mälar-See’s oder seines östlichen Ausflusses in die Ostsee, den sogenannten Saltsjö (Salzsee) ganz überblicken zu können, die vielen Inseln und In- selchen lassen das nicht zu. Uebrigens hat man nicht nöthig, jeden in den Reisehandbüchern ver- zeichneten Punkt zu besuchen, da der Charakter der Gegend an den verschiedenen Stellen ziemlich derselbe bleibt. Die deutschen Handbücher über Schweden und Dänemark haben überhaupt oft mit 37 sehr starken Farben aufgetragen, viel mehr eigent- lich als die schwedischen und dänischen. Zu den schönsten Partieen Stockholm’s gehört unstreitig der Thiergarten, vis-A-vis der Stadt an der Saltsjö belegen. Hier ist einestheils der schöne Blick auf Stockholm, andererseits aber für den Pflansenliebhaber ganz besonders die Ueppigkeit der Baumvegetation fesselnd. Fast befremdend er- scheint es dem, der auf der Eisenbahn nach Stock- holm in Smaland zum Theil höchst rauhe, mit Stei- nen besäete Einöden oder dichte Nadelwälder pas- sirt hat, hier wieder den herrlichsten Laubschmuck zu sehen. Ganz besonders sind es die Eichen, die im 'Thiergarten in zahlreichen und kräftigen Exem- plaren sich finden. Ist es doch, als wollte dieser Baum, ehe er eben nördlich von Stockholm seine Polargrenze erreicht, noch einmal zeigen, welche Urkraft in ihm steckt. Die natürliche Grenze der Quercus pedunculata Willd. ist nach Andersson die Dalself und unge- fähr der 61. Breitengrad, kultivirt geht sie bis Sundsvall in Medelpad (62 Grad 20 F.). Quercus sessiliflora Sm. reicht nur bis zum 58% Grad. An- dersson hält es, nebenbei bemerkt, für sicher, dass Linne unter Quercus Robur unsere Quercus pedun- culata verstanden habe. Sehr in die Augen fallend ist es, wie die Kurven, welche die Polargrenze der in Schweden bezeichneten Bäume, z. B. in Anders- son’s Apercu, alle an der Ostseite sich weiter nach Norden hinaufziehen, als an der Westseite des Lan- des. So z. B. geht Quercus pedunculata nur im Osten bis zum 61. Grade nördlicher Breite, wäh- rend sie im Westen noch etwas unter dem 60. Grade bleibt. Es erklärt sich dies hauptsächlich daraus, dass im mittleren und nördlichen Schweden an der Ostküste sich Wasser findet, während an der Westseite das Gebirge sich hinzieht. Es wird das um so eklatanter, je weiter man nach Norden geht. Die Esche z.B. reicht westlich nur bis fast zum 60. Grade, östlich aber bis zu 61 Gr. 45 F., die Linde westlich bis zum 60., östlich bis 63% Gr., der spitzblätterige Ahorn (Acer platanoides) macht eine Ausnahme, indem er fast quer durch’s Land bis zum 6353 Grad reicht. Welchen Einfluss das Wasser überhaupt, nicht blos das Meer, ausübt, geht auch daraus hervor, dass die Kurve der Eiche am Wenern-See plötzlich eine fast um 3 Grad nach Norden vorspringende Ausbiegung macht. Den allerdeutlichsten Beweis liefert Buche, die nur den südlichen Theil Schwedens be- wohnt. Ihre Polargrenze reicht gerade umgekehrt, wie die fast aller übrigen Bäume, im Westen wei- ter hinauf (59. Grad) als im Osten (57. Gr. 5 F.), jedenfalls erstlich, weil das südliche Schweden an beiden Seiten von der See umgeben ist, und zwei- aber die . tens, weil die Westküste dem grossen Weltmeere näher liegt, und im Kattegat und Skagerack so zu sagen mehr oceanische Luft weht. — Schweden lässt sich klimatisch leicht in drei Regionen theilen, die etwa den alten politischen Eintheilungen Göta rike, Swea rike und Norrland entsprechen. Es sind dies: 1) Die Region der Buchen und Weissbuchen, 2) die der Eichen, 3) die der Grau-Elsen (Alnus incana L.), der Koniferen und der Birken. Die Buchenregion ist, wie schon erwähnt, zu- gleich die Hauptregion des Weizens und des Buch- weizens, sowie des Nussbaumes, des Weinstockes (nicht im Grossen) und überhaupt der meisten in Deutschland gedeihenden Pflanzen. In der Eichenregion bildet der Roggen die Hauptfrucht; der Weizen und die Erbsen erreichen für grössere Kulturen ihre Polargrenze, ebenso ist es mit, den Obstbäumen und den meisten Gemüsen. Hier ist zugleich der Hauptverbreitungsbezirk des specifisch schwedischen Baumes, der Sorbus scan- dica (bis 62% Grad, kultivirt bis Pitea (65 Grad 19 F. 13 Z.) In der Region der Grauerlen, der Koniferen und Birken nimmt die Grauerle mehr das Littoral- gebiet auf einer Breite von 9—12 Meilen ein, dann folgen unermessliche Koniferenwälder (Pinus syl- vestris und Picea excelsa) bis zur Kette der Kjö- len, während die Birke fast der einzige Repräsen- tant der Baumvegetation auf den Abhängen der Alpen selbst ist. Ueber sie hinauf steigen noch einige Weiden (Salıx phylicifolia, lapponum, glauca und lanata), und ganz oben auf den höchsten Al- penregionen finden sich Salıx myrsinites L., ar- buscula, ovata, polaris, herbacea und reticulata. — Ausserdem kommen in der dritten Region an Bäu- men vor: Taxus baccata, Sorbus aucuparia, Prunus Padus und die Espe oder Zitterpappel, Populus tremula, welche in Lappland bis zur oberen Grenze der Kiefer geht. Schweden sehr häufig, oft kleine Gehölze bildend ; sie erreicht auch ansehnliche Dimensionen (50 —60 Fuss Höhe und 2 Fuss Durchmesser). Höchst wichtig ist die Espe, weil sie das hauptsächlichste Material für die schwedischen Zündhölzer liefert, und welch enorme, stets noch wachsende Menge hiervon abgesetzt wird, kann man schon ermessen, wenn man die unzähligen Kisten mit „Tändstickor® in den Seehäfen liegen sieht. Noch deutlicher geht das aus der folgenden Uebersicht der Ausfuhr von Streichhölzern hervor: 1860: Thlr. & 114 Sgr.: 433,745. 1861: , A 311,056. 1862: , 4 294,841. 1863: 457,177. Die Zitterpappel ist in ganz, 38 1864: Pfund: 1,687,245. 1865: „ 2,229,354. 1866: ,„ 2,958,626. 1867: „ 83,352,652. 1868253021, 0 8/717,908: 1869: „ 4,634,484. Kehren wir von dieser Abschweifung nach Stock- holm zurück, so ist ausser dem Etablissement des Gartenvereins, welches sich jetzt auch im T'hier- garten befindet, während es von 1838 an bis in die neueste Zeit in der Stadt lag, noch der Baum- schule des Experimentalfeldes der landwirthschaft- lichen Akademie, ca. 5 Stunde von der Stadt, zu gedenken. Das Experimentalfeld oder die Muster- farm, wenn man will, steht unter der Leitung des thätigen, bei allen Deutschen durch sein freund- liches Entgegenkommen in gutem Andenken stehen- den Intendanten Juhlin-Dannfelt, des Mannes, der einen Hauptantheil an dem Zustandekommen und an dem Arrangement der Gothenburger Ausstellung hat; die Baumschule aber ist einem tüchtigen Baum- züchter zur speciellen Leitung übergeben. Sie war eine der ersten, wenn nicht überhaupt die erste in Schweden und sollte ihre Hauptaufgabe darin be- stehen, gute Gehölze einzuführen und zu verbrei- ten. Jetzt wird sie mehr nur als lohnende Neben- anlage der Wirthschaft beibehalten, hat aber ihren ersten Zweck dabei durchaus nicht aus den Augen verloren. Sie verbreitet noch jetzt viele Bäume und Sträucher, und sie regulirt vor allen Dingen die Preise, indem die anderen Baumschulen genö- thigt werden, zu verhältnissmässig eben so niedrigen Preisen zu verkaufen. Interessant war hier beson- ders die reiche Sammlung von Sorbus-Arten und Varietäten, an deneu überhaupt ja Skandinavien so reich ist. Im Allgemeinen sind in Schweden noch wenig Baumschulen, meist aber ist mit den landwirth- schaftlichen Lehranstalten eine solche verbunden. In Ultuna bei Upsala herrscht die schöne Sitte, dass jeder Zögling 20 Bäume pflanzen muss. Be- sonders gross ist die Baumschule des landwirth- schaftlichen Instituts zu Alnarp bei Lund, in wel- cher früher der jetzige Direktor des pomologischen Instituts in Geisenheim, Hüttig, thätig war. An die Volksschulen in Malmöhuslän wurden aus dieser Baumschule bereits 24,000 Stück Bäume für Schul- gärten unentgeltlich abgegeben. Im östlichen Schwe- den scheint man mit der Errichtung von Schulgär- ten noch nicht so weit gekommen zu sein, wie denn überhaupt das Ganze erst ein Gedanke der neuesten Zeit ist. Lobenswerth ist auf dem Experimentalfelde bei Stockholm das Streben, die Abhänge der Berge zu bepflanzen. Die Erde wird 18 Zoll tief umgegra- 39 ben, dann 2—3 Jahre mit Kartoffeln bestellt und darauf mit Obstbäumen besetzt. Wenn hier von Bergen die Rede ist, so muss, um Missverständnissen vorzubeugen, darauf hinge- wiesen werden, dass eigentlich Berge im südlichen und mittleren Schweden fast gar nicht vorkommen, die höchsten sogenannten Berge im südlichen Schwe- den sind nur 800 Fuss hoch, die meisten nicht über 400. Das ganze Land mit Ausnahme des allersüdlichsten Theiles (Schonen) ist aber felsig, indem sehr häufig die nackten Gesteine (viel Gneis) zu Tage treten. Ein eigentliches Gebirgsland findet sich nur in Norrland, wo dasselbe im nördlichsten Theile, ge- wissermassen eine Hochebene bildet; ferner in klei- neren Verhältnissen in Smaland im mittleren Schwe- den, südlich von Stockholm. Es ist auch eine un- richtige Vorstellung, wenn man sich denkt, dass das Kjölen-Gebirge (ein Name, der an Ort und Stelle fast unbekannt ist) eine eigentliche Grenze zwischen Schweden und Norwegen bilde. Das ganze Land steigt vielmehr terrassenartig von der Ostsee nach dem atlantischen Ocean zu an uud er- reicht hier in den schroffen Felsgebirgen an den norwegischen Fjords, seine höchsten Punkte. Nur in den nördlicheren Theilen kann man wirklich von einer Grenze durch die Kjölen sprechen. Ein Ausflug nach Upsala zu der Stätte, wo Linn€ geweilt, sollte den Aufenthalt in Stockholm beschliessen. Man fährt am angenehmsten per Dampfboot auf dem Mälar dorthin, wobei man noch einmal Gelegenheit hat, die zahlreichen Inseln und Inselchen des See’s zu betrachten. In der grossen Domkirche zu Upsala, einer der grössten Kirchen Schwedens, ist Linn@s Grab. Ein einfacher Lei- chenstein unter der Orgel an der linken Seite zeigt die Stelle, während ein Bronze-Relief des berühm- ten Mannes in einer Seitenkapelle sein Andenken lebhafter in die Erinnerung bringt. Ich eilte wei- ter, um noch den alten botanischen Garten zu sehen, in welchem er thätig war; doch das halb- mondförmige ehemalige Orangeriegebäude daselbst ist jetzt Eigenthum der Östgothen, einer studenti- schen Landsmannschaft. (Die Landsmannschaften oder Nationen, denen jeder Student beitreten muss, besitzen alle Häuser, in denen sie ihre Zusammen- künfte ete. abhalten.) Das Haus vis-A-vis aber, in welchem Linn@ ge- lebt, wird jetzt vom Zeichen- und vom Fechtlehrer der Universität bewohnt und die Studenten sagten mir, dass es ganz umgebaut sei. Nach Hammarby, dem etwa eine Meile von Upsala gelegenen Orte zu gehen, wo Linn namentlich während der Fe- rienzeit so viel geweilt, fehlte mir aber die Zeit. Dort soll noch sein Haus ganz so eingerichtet sein, wie es zu seinen Lebzeiten war, und auch das Audı- torium oben auf einem Berge mit seinem Stuhl und den Bänken für die Zuhörer ist noch so erhalten. Einzelne Reliquien von ihm finden sich auch in der Privatsammlung von Christian Hammer in By- ström’s Villa. Seine Sammlungen aber sind be- kanntlich von seiner Wittwe nach England ver- kauft worden, und man erzählt, dass, als sie hin- überbefördert wurden, der König Gustav III., der zu der Zeit gerade in Italien war, ein Schiff nach- gesandt habe, um sie noch zurückzuholen — je- doch vergebens, denn das mit den Schätzen be- ladene Schiff hatte bereits einen zu grossen Vor- sprung. Einige Nachträge zur Trauerweide, sowie zur Artischocke, resp. Kardone. Elofgärtner Jäger in Eisenach theilt uns über die Geschichte der Bepflanzung des Grabes Napo- leons auf St. Helena noch Einiges mit, was wir zur Vervollständigung der verschiedenen Angaben über diesen Gegenstand noch zur Kenntniss brin- gen wollen. Als im Jahre 1840 der Sarg mit der Asche Napoleons von St. Helena nach Paris ge- bracht wurde, hatte ein alter Kammerdiener des Kaisers einige Zweige eines Baumes, der auf oder wohl vielmehr an dem Grabe stand, mitgebracht und vertheilte sie als Trauerweide unter Bekannte und Freunde. Unter Anderem erhielt auch der bekannte Botaniker Delessert in Paris, der vor Kurzem erst gestorben ist, einen Zweig. Deles- sert fand augenblicklich, dass dieser Zweig nicht der Trauerweide, sondern einer neuholländischen Akazie angehöre. Man schloss damals schon hier- aus und maehte es vielfach in französischen Zei- tungen bekannt, dass die babylonische Trauerweide gar nicht auf Helena existirt habe. Hofgärtner Jäger in Eisenach schreibt uns, dass er damals in Frankreich sich aufgehalten und sogar sich in dem Hause Delessert’s befunden habe, als der Zweig der Acacia, die er für A. vestita erklärt, von dem Kammerdiener Napoleons I. vertheilt wurde. Man braucht nicht den geringsten Zweifel in diese Mittheilung zu setzen; dass aber die Trauer- weide damals gar nicht auf St. Helena existirt habe, geht jedoch nicht im Geringsten aus dieser Mit- theilung hervor. Warum könnten denn nicht beide Gehölze zu gleicher Zeit auf St. Helena sein? Das Vorkommen der Trauerweide vom Jahre 1810 bis in die vierziger Jahre auf genannter Insel ist amtlich konstatirt, also selbst bestimmter noch fest- 40 gestellt, als die Angabe eines Kammerdieners. Wahrscheinlich existirt auch Acacia vestita jetzt, wo nach unserem neuesten Berichte grossartige An- pflanzungen ganz anderer Art auf St. Helena ge- schehen sind, nicht mehr daselbst. Ferner giebt uns Hofgärtner Jäger sehr in- teressante Mittheilungen in gärtnerischer Hinsicht über das Verhalten der Kardonen und Artischocken zu einander und bezweifelt, dass beiderlei Pflanzen in einander übergehen. sind nach ihm wesentlich verschieden. Es scheint, als wenn wir in dem, was wir früher über beide Pflanzen (S. 382) gesagt haben, uns nicht ganz deutlich ausgedrückt hätten, so dass Missverständ- nisse bei den Lesern entstanden sind; es sei uns deshalb erlaubt, noch einmal auf diesen Gegenstand zurückzukommen. Artischocken und Kardonen sind aus einer und derselben Pflanze, einer Distelart, hervorgegangen und gehen beide fortwährend, wenn man sie sich unter günstigen Umständen, wie z. B. Nordafrika darbietet, ganz überlässt, ziemlich rasch in diese wilde Form zurück. Sehr tüchtige Botaniker ha- | ben es bereits für Afrika zunächst bestätigt. Auf gleiche Weise sind Blaukohl, Kohlrabi und Blu- menkohl aus einer und derselben wilden Pflanze (der Brassica oleracea) durch Jahrhunderte uner- müdlich fortgesetzte Kultur entstanden und gehen, wie wohl jeder Gärtner sich überzeugt hat, eben- falls ziemlich rasch in die wilde Pflanze wieder über. Dass Blaukohl in Kohlrabi und diese in Blumenkohl übergeht, wird wohl ebenso Niemand beobachtet haben, als dass aus der Artischocke eine Kardone geworden ist. Es ist von uns sehr be- stimmt ausgesprochen worden, dass Jahrhunderte erforderlich waren, um bei der prinzipiell verschie- denen Aufgabe der Züchtung und bei der gehöri- gen Wahl von Samen- oder Mutterpflanzen all- mählig Artischocke und Kardone in der Vollkom- menheit entstanden, wie wir sie jetzt haben. Viel- leicht wäre es möglich, aus einer völlig in die wilde Form zurückgeschlagenen und in diesem Zu- stande lange Zeit verharrten Artischocke allmählig und bei unausgesetzter Beobachtung und strenger Wahl, gewiss aber erst nach einer sehr langen Zeit, eine Kardone hervorzurufen! Es wäre dies aber ein zeitraubendes und zu nichts führendes Beginnen. Neu war uns die Mittheilung des Hofgärtners Jäger, dass es eine Sorte von Kardonen giebt, welche in der Umgegend von Läon angebaut wird und durch Samen sich fortpflanzt. Diese Art von Kardonen und Artischocken | | tet wird. Vermehrung ist zwar selten, kommt aber doch dem- nach vor. Warum sollte dieses aber auch nicht möglich sein, sobald darauf eine lange Zeit gezüch- Hat man doch einige in ihren Farben so sehr wandelbare Stiefmütterchenformen ziemlich konstant gemacht. Warum sollte es nicht mit den Kardonen gehen? Es kommt bei der Kultur stets darauf an, welche Methode früher zum Ziele führt. Da Samenpflanzen heranzuziehen mehr Zeit bean- sprucht, als Triebe von der Pflanze abzunehmen, so zieht man die letztere Art der Vermehrung vor. Palmen- und andere Sämereien aus Martinique. Seit längerer Zeit befindet sich ein deutscher Gärtner auf der westindischen Insel Martinique und macht von hier aus Ausflüge in die benachbarten Länder Mexiko’s, Central- und Südamerika’s, um Sammlungen von lebenden Pflanzen und von aller- hand Sämereien für botanische Gärten und Han- delsgärtnereien anzulegen. Ausserdem ist er im Stande, von allen auf Martinique kultivirten Pflan- zen, besonders Palmen und tropischen Fruchtbäu- men, Samen frisch zu sammeln und zur Verfügung zu stellen. Liebhabern und Gärtnern in Deutsch- land, welche dergleichen Sämereien wünschen, ist er gern bereit, die Samen folgender Palmen um beistehende Preise zu liefern. Damit diese Samen aber frisch ankommen und ihre Keimfähigkeit sich erhalten, ist es nothwendig, die Samen nicht früher zu sammeln, als sie abgesendet werden können. Es geht deshalb an alle die, welche darauf reflek- tiren, die Bitte, ihre Bestellungen rechtzeitig, und zwar bei dem Herrn Lehrer Behne, Albrecht- strasse No. 5 in Berlin, zu machen. Derselbe ist auch bereit, specielle Auskunft zu geben. Zunächst werden angeboten franco bis zum nächsten europäischen Hafen: Areca rubra 50 Stück 1 Thlr. 10 Sgr. Areca oleracea = et HE Areca Catechu = I: sr Arenga saccharifera „ Dir 2 Geonoma Brongniarti 5 IE Caryota urens 5 Di, +1. Oreodoxa oleracea y Ir 56, 4 Kl Martinezia erosa n 27. .0200e Martinezia minor Z Pa \ 7 - Thrinax argentea 100, Stück 2 1, 2,2208 Thrinax elegans ” 1.1. na Os Syagrus cocoides y 2 rs Acrocomia selerocarpa > Dun RUN RG Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91 Druck der €. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preassischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 6. Berlin, den 10. Februar 1872. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Ludwig Leopold Liebig. Eine biographische Skizze. — Der Einfluss des violetten Lichtes auf das Wachsthum des Weinstocks, der Schweine und der Stiere. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. Vereins-Mitglieder. II. — Samen-Ofterte für Ludwig Leopold Liebig. Eine biographische Skizze. Ludwig Leopold Liebig wurde am 6. Ja- nuar 1801 zu Schwedt a. O., wo sein Vater einige städtische Aemter bekleidete, geboren, verbrachte seine Lehrzeit im dasigen Schlossgarten und wandte sich in seinem 18. Jahre nach Berlin, um seiner Militärpflicht als Freiwilliger der Gardejäger zu ge- nügen. Nach Verlauf seines Dienstjahres trat er als Gehülfe auf der Pfaueninsel ein, und erwarb sich dort die besondere Liebe und Achtung des später als Oberhofgärtner in Charlottenburg ver- storbenen Fintelmann und dessen Gattin. Hier lernte er auch seinen langjährigen Freund, den ihm im vorigen Jahre im Tode vorangegangenen Gustav Adolf Fintelmann kennen, mit dem er auf Reisen mehrfach zusammen lebte, so z. B. in München, Paris und Düsseldorf. In letzterer Stadt erwarb er sich die Zufrie- denheit des Garteninspektor Weihe in hohem Grade, und da zu jener Zeit der Lieutenant Waeber in Dresden sein bereits in weitverbreitetem Rufe stehen- des Etablissement in eine Handelsgärtnerei umzu- wandeln beabsichtigte, schlug Weihe, im Verein mit Gartendirektor Otto in Berlin, Liebig hierzu vor. Die Empfehlung scheint gewichtig gewesen zu sein, denn Waeber wies seinem neuen Ober- gärtner, ohne ihn gesehen zu haben, 3000 Thlr. in Cöln an, mit dem Auftrage, Belgien und Eng- land zu bereisen und dort neue und seltene Pflan- zen einzukaufen. Liebig verliess im Mai 1832 Cöln und begab sich nach Lüttich, wo er bei Ma- koy allein für 2500 Frs. kaufte. Nachdem er Brüssel und Gent besucht, ging er nach England und Schottland, und kehrte, das Interessanteste, was er jenseits des Kanals gefunden, mit sich füh- rend, über Hamburg nach Deutschland zurück. Wie viel für einzelne Pflanzen ausgegeben wurde, geht daraus hervor, dass er z. B. Camella candi- dissima mit 200 Frs., Rhododendron campanulatum und barbatum mit je 10 Pfd. St. und Telopea spe- ciosissima mit 12 Pfd. St. bezahlte. In Dresden brachte er in kurzer Zeit das Wae- ber’sche Gartenetablissement, welches vorher durch häufigen Wechsel seiner Obergärtner gelitten hatte, zu einem für die damalige Zeit bedeutenden Auf- schwunge. Nach etwa 5 Jahren indess starb W ae- ber, der Fortbestand des Etablissements kam in Frage, und das ausgedehnte Grundstück wurde zum Kauf ausgeboten. Es fand sich indess kein Käu- fer für das Ganze. Nur dem Rufe der strengen Rechtlichkeit und seiner gärtnerischen Befähigung verdankte es Liebig, dass ihm, obgleich er mit- tellos war, der Theil des Grundstückes, welcher die eigentliche Gärtnerei enthielt, von den Erben käuf- lich, fast ohne Anzahlung, überlassen wurde. War nun das Unternehmen für die damalige Zeit, wo der Pflanzenhandel noch bei weitem nicht zu der’ Blüthe gelangt war, die er seitdem durch die so sehr erleichterten Verkehrsverhältnisse erreicht hat, ein sehr gewagtes, so waren es namentlich zwei Männer, der Prinz Rohan auf Sichrow und Baron Hügel in Wien, welche besonders dadurch, dass sie 6 42 manche der vorhandenen grossen und werthvollen Pflanzen akquirirten, den Anfang erleichterten. So bezahlte u. A. der Letztere eine grosse Camellia alba plena am Spalier und eine Araucaria Cun- ninghamii mit je 300 Thlrn. Kamen auch in der Folge noch Zeiten schwerer Anfechtung, wie die Jahre 1848 und 1849, so überwand Liebig’s rast- loser Fleiss und vor Allem seine stets bewährte Ehrenhaftigkeit alle Klippen, und sein Name wird seit Langem in der ganzen Gärtnerwelt mit hoher Achtung genannt. Liebig’s Verdienste um die Gartenkultur im Allgemeinen, sowie besonders um den heutigen Stand der Gärtnerei in Dresden müssen hoch an- geschlagen werden. Er und der verstorbene Trau- gott Jacob Seidel waren die Ersten, welche Ka- mellien, Azaleen und Rhododendren in grossen Massen heranzogen, welche durch Einführung und Erfindung neuer Kulturmethoden den Grund legten zu der heutigen Blüthe der Gärtnereien Dresdens. Versendet doch "Dresden seine Kamellien und Aza- leen durch ganz Mittel- und Nord-Europa, ja über den Ocean hinüber. Könnten wir Zahlen aufwei- sen, so würde man staunen über die Dimensionen, welche dieser Export, durch die Eisenbahnen er- leichtert, heutigen Tages angenommen hat. Es würde sich zeigen, dass selbst Gent in Bezug auf die Menge der Produktion dieser Pflanzen über- Hügelt ist. Liebig’s schaffendem Geiste genügte eine be- ständige Reproduktion des Vorhandenen nicht; es drängte ihn, das Bestehende zu vervollkommnen. Mit besonderer Vorliebe und mit Glück betrieb er die Anzucht neuer Blendlinge aus künstlich be- fruchtetem Samen. Er war der erste Gärtner auf dem Kontinent, und blieb lange Zeit der Einzige, welcher neue Formen von chinesischen (indischen) Azaleen erzog. Was er darin bis auf die neueste Zeit geleistet, ist bekannt genug. Es waren be- sonders die frühblühenden Sorten und die reinen leuchtenden Farben, welche er zu vervollkommnen strebte. Seine Züchtungen Blanchard, Ida, Fidelio, werden von jedem Treibgärtner als die frühesten geschätzt, und die neueren, von ihm herrührenden Formen: Hermann Seidel, Dante, Rothkäppchen, Eduard Barlow, Liebig’s superba werden ihren her- vorragenden Platz in jeder Sammlung noch lange behaupten; sie bildeten wiederholt Bestandtheile von Sammlungen auf Berliner Ausstellungen. Auch die Hybridisirung anderer Pflanzen be- trieb Liebig mit Glück und Geschick. Unter den Eriken, von denen er seiner Zeit über 300 Arten und Spielarten kultivirte, sind die von ihm gezüchteten E. verticillata Rohani und E. ventri- cosa rosea elegans so schön, dass man bedauern muss, diese reizenden Formen nicht mehr in den Gärten zu finden. Die Vervollkommnung der Epa- eris durch Samenzucht, dieser so äusserst dankbaren Blüthensträucher des Kalthauses, liess sich Liebig bis auf die allerneueste Zeit angelegen sein. Sein Lilium lancifolum superbum erregte na- mentlich auch den Beifall des Berliner Vereins zur Beförderung des Gartenbaues bei Gelegenheit eines Besuches in Dresden vor ca. 9 Jahren, uad ist noch heute die brillanteste Spielart dieser Gattung. Als 1858 die von Linden in den Handel ge- brachte Begonia Rex Aufsehen erregte, gehörte Liebig ebenfalls zu den Ersten, welche diese, wenn auch nur vorübergebend, Epoche machenden Blattpflanzen durch neue Formen bereicherte. Die von ihm herrührenden Rhododendron-For- men zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie schon als kleine Pflanzen reichlich blühen; es war die Folge davon, dass Liebig zu seinen Befruch- tungen stets die leichtblühendsten Sorten verwendet hatte. Dies sollte besonders in Deutschland, wo man diese Pflanzen vorzugsweise im Topfe, und nicht, wie in England und Belgien, im freien Lande kultivirt, beachtet werden. Besonders zeichnen sich hier aus: Rh. Gabriele Liebig, Rosamunde, Ru- dolph, Alexander Potemkin, spectabile. Die wohl- riechenden Rh. suave und Üomet sind aus Kreu- zungen des Rh. formosum und Edgworthii hervor- gegangen. Die durch die Verschiedenheit und Zierlichkeit ihrer Formen und Farben sich so sehr auszeich- nenden neuholländischen Pflanzen kultivirte Liebig ebenfalls lange Zeit mit grosser Liebe; man kann sagen, mit Wehmuth entschloss er sich nur allmä- lig, die Zucht derselben einzuschränken und theil- weise anfzugeben, als diese Zierden der Gärten unbegreiflicherweise im Handel keinen Absatz mehr fanden. Wenn dann und wann englische Gärtner auf Reisen diese Pflanzen zu Gesicht bekamen, so staunten sie oft Acacien, Kennedyen, Pultenaeen, Chorozemen gleich zu vielen Hunderten in Vorrath zu finden. Bis zum Herbst vorigen Jahres waltete der unermüdete Mann in seinem Wirkungskreise, als ihn im Oktober ein Gehirnschlag traf, von dem er sich nicht wieder erholte. Er starb am 20. Ja- nuar d. J., betrauert von Allen, die ihn kannten, als ein Vorbild in Einfachheit und Redlichkeit, in Fleiss und Willenskraft. 43 Der Einfluss des violetten Lichtes auf das Wachs- thum des Weinstocks, der Schweine und der Stiere. Unter Ueberreichung einer Druckschrift, ver- fasst vom General A. J. Pleasonton: „Einfluss der blauen Farbe des Himmels auf die Entwicke- lung des animalischen und thierischen Lebens“ wurde in der Sitzung der Pariser Akademie der Wissenschaften vom 20. November a. p. naclıstehen- der wunderbarer Brief von A. Po&y an Elie de Beaumont verlesen: „Der General Pleasonton hat seit dem Jahre 1861 sich sehr interessanten Versuchen über den Einfluss der von violett gefärbten Gläsern durch- gelassenen Sonnenstrahlen auf die Entwickelung der Pflanzen und Thiere gewidmet. Im April 1861 wurden von 30 verschiedenen Traubensorten ein- jährige Stecklinge von etwa 7 Mm. Dicke in ein Gewächshaus mit violetten Glasfenstern gepflanzt. Bereits nach wenigen Wochen waren die Mauern bis zur Decke mit Blättern und Zweigen bedeckt. Im September desselben Jahres besichtigte Robert Buist die Weinstöcke des Generals und gestand, „„dass er während der seit einer Reihe von 40 Jahren in England und Schottland in der Kultur des Weinstocks und anderer Pflanzen gesammelten Erfahrungen niemals ein gleich wunderbares Wachs- thum gesehen habe.“ « „Die Weinstöcke des Generals waren nur erst 5 Monate gewachsen und besassen trotzdem schon eine Länge von 45 Fuss und am Boden eine Dicke von 1 Zoll. Im September des nächsten Jahres zur Zeit als die Weinbeeren sich zu färben und zu reifen begannen, kam R. Buist wieder zum Besuch und schätzte den Ertrag der Stöcke an Trauben auf 1200 Pfund. General Pleasonton bemerkt, dass ein aus einem jungen Triebe ent- standener Weinstock 5—6 Jahre gebraucht, um eine einzige Beere zu erzeugen, während diese Weinstöcke unter der Wirkung der violetten Licht- strahlen schon vom zweiten Jahre an einen so be- merkenswerthen Ertrag hätten geben können. Schon im Jahre 1863 gaben die Stöcke etwa 10 Tonnen (20,000 Pfd.) Trauben, frei von aller Krankheit. Einige Weinzüchter hatten gleich anfangs behaup- tet, dass diese Stöcke sich schnell durch eine so überreiche Produktion erschöpfen würden; — aber sie haben seit 9 Jahren fortgefahren, dieselben Er- träge zu liefern neben einem nicht minder ausser- ordentlichen Triebe von Holz und Belaubung. „Durch diesen Erfolg ermuthigt, hat der Ge- neral ähnliche Versuche mit Schweinen angestellt. Am 3. November 1869 brachte er 3 kleine weib- liche Schweine und einen Eber in einen Raum, dessen Dach aus violetten Gläsern bestand, ein gleiches Loos von Schweinen in einen Raum mit weissen Gläsern. Die 8 Schweine waren im Durch- schnitt 2 Monate alt, das erste Loos wog im Gan- zen 1675, das zweite 203 Pfd. Sie wurden durch dieselbe Person verpflegt, mit demselben Futter in ähnlicher Menge und Güte und zu denselben Ta- gesstunden versehen. Am 4. Mai 1871 wurden die 6 weiblichen Schweine gewogen, und man er- hielt folgendes Ergebniss: Im violetten Licht. Im weissen Licht, 3. November 1869 1227 Prfd: 144 Pfd. 4. Mai 1870 . DO, 530-2 5 Zunahme 398 Pfd. 336 Pfd. „Der Vergleich der beiden Eber lieferte ein entsprechendes Ergebniss. „Ein junger Alderneystier, geboren am 26. Ja- nuar 1870, der so schwächlich war, dass es schien, er werde nicht aufgezogen werden können, wurde gleichfalls der Einwirkung der violetten Lichtstrah- len ausgesetzt. Schon nach 24 Stunden war eine merkbare Veränderung eingetreten; das Thier wurde am 31. März und am 20. Mai gemessen und war innerhalb dieser 50 Tage 5 Zoll grösser geworden. Am 1. April war der Stier, 14 Monate alt, einer der schönsten seiner Art geworden. „Man sieht, dass General Pleasonton, ohne die Untersuchungen zu kennen, welche von Robert Hunt unter der Patronage der britischen Gesell- schaft zur Beförderung der Wissenschaften von 1840— 1347 ausgeführt sind, zu denselben prakti- schen Schlüssen gekommen ist, wie jener Gelehrte. In meinem ersten Berichte, welchen ich im Jahre 1869 an das Agrikultural-Departement (landwirth- schaftliche Abtheilung) zu Washington über den „Einfluss der klimatischen, atmosphärischen und terrestrischen Agentien in der Landwirthschaft“ er- stattet habe, habe ich alle Arbeiten beleuchtet, welche mit Bezug auf die Wirkung des Lichtes auf die Pflanzen ausgeführt worden sind. Mehre Stellen aus Hunt’s Arbeiten bestätigen die Erfah- rungen des Generals Pleasonton; man findet da- selbst z. B., dass, wenn die jungen Pflanzen im blauen Lichte vegetiren, sie eine Kraftfülle und ein äusseres Ansehen annehmen, welches demjeni- gen von Pflanzen sehr überlegen ist, die in anders farbigen oder in weissem Lichte vegetiren; daher’ empfiehlt er den Gebrauch blauer Mittel bei der Pflanzung von Stecklingen, weil sie die Entwicke- lung der Bewurzelung befördern. Ohne Kenntniss der Ursache haben einzelne Gärtner die blauen Kobaltgläser mit Erfolg benutzt. Man weiss übri- gens seit Messe, Ingenhouss, Senebier, 6* 44 Michellotti und Anderen, dass die leuchtenden Strahlen (des Sonnenspektrums) dem Keimen schäd- lich sind, während dasselbe von den chemischen Strahlen erheblich gefördert wird. Es sind beson- ders die violetten Strahlen, deren der General sich bedient hat, welche unter allen Strahlen des Son- nenspektrums den kräftigsten chemischen Einfluss ausüben. Was die Anwendung dieser Methode auf die Entwickelung der T'hiere betrifft, so habe ich niemals eine Erfahrung darüber gefunden.“ Da sich in der gelehrten Körperschaft der Pa- rıser Akademie — wie wenigstens der in den Comptes rendus vorliegende Bericht ergiebt — Niemand gefunden hat, der zu der vorstehenden Mittheilung etwas zu bemerken gehabt hätte, so dürfen wir es nicht unterlassen, näher darauf ein- zugehen. Wir haben im Jahrgange 1865 des Wochen- blattes der Annalen, No. 28, eine Darstellung‘ der Ergebnisse der Untersuchungen über die Wirkung des farbigen Lichtes auf die Pflanzen veröffentlicht, indem wir die bis dahin erlangten Resultate zu- sammenfassten, die auch heute noch als richtig all- seitig anerkannt werden, aber mit den vorstehenden Mittheilungen in vielfachem Widerspruch stehen. (Vergl. auch den Vortrag des Dr. Cohn: „Ueber den Einfluss des Lichtes auf das Pflanzenwachs- thum“ im Wochenblatte der Annalen von 1871, No. 50 u. 51.) Aus allen bisherigen Versuchen ergiebt sich, dass die rothen, orange und gelben Strahlen die Kohlensäure fast eben so kräftig zersetzen, als das weisse Licht, also Material für den Aufbau der Pflanze schaffen; blau und violett wirken dagegen nur schwach Kohlensäure zersetzend.. Die Ent- wickelung der oberirdischen Pflanzentheile findet nach dem Hervortreten der Keimstengel über die Erde immer schneller und stärker statt im orangen als im blauen Lichte. Haben die jungen Pflanzen ihre Reservestoffe aufgezehrt, so entwickeln sie sich im blauen Lichte nicht weiter, genau so, wie es bei Ausschluss alles Lichtes der Fall ist. Krüm- mung der Pflanzen tritt im orangen Lichte nie- mals ein, wohl aber im blauen Lichte. Diese von Sebastian Poggoli, Guillemin, Jul. Sachs und Anderen gemachten Beobachtun- gen stehen im direkten Widerspruch mit den an- geblichen Beobachtungen des Generals Pleason- ton, die ausserdem in den Angaben über die wahr- haft wunderbaren Wirkungen, welche das violette Licht gehabt haben soll, so viel Unwahrscheinliches enthalten, dass es vor der Hand gerathen erschei- nen dürfte, der Mittheilung nicht allzu grossen Werth beizulegen. Wenn Pöey am Schluss seiner Mittheilung zur Bestätigung darauf verweist, dass es längst und allgemein bekannt sei, wie die leuch- tenden Strahlen nachtheilig für die Keimung sind, so vergisst er ganz und gar, dass die physiologi- schen Vorgänge bei letzterer und bei dem späteren Wachsthum ganz verschiedener Art sind. Kurz lassen sie sich dahin kennzeichnen, dass bei der Keimung schon vorhandene organische Stoffe nur umgeformt werden, bei dem Wachsthum aber aus anorganischen organische neu gebildet werden müssen. Die Versuche mit den Thieren sind nicht der Art, dass sie eine Diskussion erfordern. In der Sitzung der Pariser Akademie am 18. De- zember v. J. wurde von P. Bert eine Arbeit über den Einfluss verschiedener Farben auf das Wachs- thum der Pflanzen vorgelegt (Compt. rend. Bd. 73 No. 25), deren Ergebnisse keineswegs für die Rich- tigkeit der Erfahrungen des Generals Pleasonton sprechen. Derselbe hatte Pflanzen aus 25 ver- schiedenen Familien verschiedenen Lichtstrahlen ausgesetzt und glaubt, aus den gemachten Beob- achtungen den Schluss ziehen zu dürfen, „dass alle Farben, jede für sich genommen, für das Wachs- thum schädlich sind; dass aber ihre Vereinigung in denjenigen Verhältnissen, wie sie das weisse Licht erzeugen, für die Gesundheit der Pflanzen nothwendig ist.“ Wir können dieser Auffassung nur beistimmen. C. Filly. Allerlei aus der Gärtnerei und Pfianzenkunde. Ir In England hat man Abutilon-Kreuzungen ge- macht, indem man die Blüthen des Abutilon vexil- larrum mit dem Blumenstaube des buntblätterigen A. Thompsoni befruchtete. Während sonst, wenig- stens bei den meisten in Kultur befindlichen Pflan- zen, die männliche Pflanze hauptsächlich auf die Farbe einwirkt, ist hier das Gegentheil der Fall gewesen: von den 4 erhaltenen Blendlingen hat nur ein einziger auf den Blättern an einzelnen Stellen eine schwache grünlich-gelbliche Färbung gezeigt, bei den anderen sind die Blätter durchaus grün geblieben. Diese Thatsache ist um so interessanter, als auch sie bestätigt, dass buntblätterige Pflanzen, zu Kreuzungen gebraucht, nur selten buntblätterige Blendlinge hervorbringen.. Der Verfasser der Mit- theilungen über die Kreuzu ngsversuche, Anderson Henry, ist in diesem speciellen Falle der Ansicht, 45 dass die Erscheinung des Buntblätterigen ebenfalls, wenigstens zum grossen Theil, in Folge eines un- gesunden Zustandes oder einer schlechten Säfte- mischung der Pflanze entstanden sei. Dagegen spricht jedoch, dass das buntblätterige Abutilon Thompsoni keineswegs das Ansehen eines schwäch- lichen Gehölzes hat, wie es bei anderen buntblätte- rigen Pflanzen der Fall ist, sondern im Gegentheil ein kräftiges Wachsthum zeigt. Dieses kräftige Wachsthum des Abutilon Thompsoni ist auch die Ursache, dass es wenigstens in England viel im Freien verwendet wird. Sehr hübsch soll sich un- ter Anderem der buntblätterige Blüthenstrauch zwi- schen Koniferen ausnehmen. Zis ist neuerdings den Ursachen des Buntblätte- rigen, d. h. der eigentlichen Panachirung (nicht des ursprünglichen und natürlichen Buntseins), ausser- dem aber noch vielfach nachgeforscht worden, ohne irgend aber zu einem Resultate gekommen zu sein. Man hat dabei die Ueberzeugung gewonnen, dass die Ursachen des Buntseins noch mannigfaltiger sind, als man bisher glaubte. So sind z. B. zwei Fälle in England vorhanden, die: sich einander zu widersprechen scheinen. Bei einer Douglas-Tanne kommen nämlich im Frühjahre die jungen Triebe fast ganz weiss heraus und beginnen einige Monate später allmälig von unten nach oben grün zu wer- den, so dass am Schlusse Septembers sämmtliche Blätter diese Farbe angenommen haben. Umgekehrt befindet sich in einer anderen An- lage eine Eiche, deren Blätter im ersten Frühjahre im schönsten Grün prangen, wie aber der Hoch- sommer herankommt und neue Triebe entstehen, haben an diesen die Blätter eine weisse Farbe. Der Anblick dieser Eiche im Herbste soll ganz eigenthümlich, wenn auch nicht gerade schön sein, da das einzelne Weiss zwischen dem Grün sich nicht gut ausnimmt und auch nicht massig genug ist, um einen Total-Eindruck hervorzurufen. Da- gegen nimmt sich die Douglas-Tanne im Frühjahr und im Sommer in ihrem weissen Glanze bis zu ihrer Umwandlung sehr gut aus. Im nächsten Jahre wird die Königliche Garten- baugesellschaft in London ihre grosse Provinzial- Ausstellung in Birmingham abhalten. Die früheren in Manchester, in Oxford und namentlich in diesem ‚Jahre in Nottingham, haben so bedeutende Erfolge gehabt, dass es im Interesse der Gesammt-Gärtne- rei wünschenswerth ist, dass dergleichen provinzielle Ausstellungen im grossartigen Maassstabe im Innern des Landes tortgesetzt werden. Dergleichen Unternehmungen werden in Eng- land wesentlich durch Gemeinsinn unterstützt. Kein Volk macht, wenn es das allgemeine Beste betrifft, so viel Anstrengungen, als das englische. Während es bei uns nicht selten bei dergleichen gemeinnützi- gen Unternehmungen an opferfreudigen Männern fehlt, finden sich dergleichen in England immer vor, obgleich weder pekuniäre noch andere Vor- theile, wie bisweilen bei uns, damit verbunden sind. Kaum wurde der Beschluss gefasst, dass im nächsten Jahre die grosse Provinzial-Ausstellung von Pflanzen u. s. w. in Birmingham sein soll, so traten auch schon eine Reihe einflussreicher Männer von freien Stücken zusammen, um die Angelegen- heit in die Hand zu nehmen. Und fortwährend melden sich Männer der Geburts- und Geldaristo- kratie, welche ihren Beistand, resp. auch ihr Geld anbieten. Eine Sammlnng von Geldmitteln, aus denen man besondere Preise noch zur Verfügung stellen soll, hat begonnen. Der Referent in dieser Angelegenheit in Gar- dener’s Chronicle macht darauf aufmerksam, dass man sich keineswegs mit der Ausstellung als solche allein genügen lassen solle, man müsse daran denken, sie noch auf eine andere Weise für Gärtner und Laien mehr nutzbar zu machen, als es bisher der Fall gewesen. Nach ihm genügt es nicht, dass die neuesten Pflanzen und die vorzüglichsten Schau- Exemplare vorgeführt werden, Gärtner und Lieb- haber müssen auch Gelegenheit haben, sich unter einander kennen zu lernen, und durch gegenseitige Mittheilungen ihre Kenntnisse zu vermehren. Ein steifes Banquet, wie es leider nur zu oft abgehal- ten worden, gebe nur selten Veranlassung zu ge- genseitigen Bekanntschaften. Dazu gehöre ein un- gezwungenes Zusammenleben in einem Lokal, wo zu bestimmten Stunden, am besten des Abends, Gärtner und Laien sich ohne alle Etikette einfin- den und mit einander verkehren. Zins unserer schlimmsten Unkräuter, zum Glück weniger in Gärten, als unter dem Getreide, ist die Ackerdistel. Es ist nur gut, dass sie wenigstens einen Nutzen hat, der in den Dörfern, wo man sich mit Gänsezucht beschäftigt, auch hinlänglich ausgebeutet wird: die Ackerdistel ist nämlich ein vorzügliches Nahrungsmittel für Gänse und trägt zu deren Gewichtszunahme wesentlich bei. Leider vermehrt sich aber die Ackerdistel so rasch, dass sie, irgendwo eingenistet, kaum wieder ausgerottet werden kann. Sie macht unterirdische, oft tief- gehende Stolonen, von denen der kleinste Theil schon im Stande ist, wiederum eine ganze Pflanze hervorzubringen. z Obwohl das unverwüstliche Wachsthum der Ackerdistel diesseits und jenseits des Kanales hin- länglich bekannt ist, so wollte doch ein Engländer die Verhältnisse ihres Wachsthums ganz genau ken- nen lernen und pflanzte deshalb ein Exemplar in seinen Garten. Dazu nahm er ein 2 Zoll langes 46 Stück eines solchen Stolo. Es geschah dieses im April, und im November wog bereits der unter- irdische Theil der Pflanze allein nicht weniger als 4 Pfund. Dabei hatte die Pflanze Stengel von 5 Fuss Höhe getrieben. Ein unterirdischer Stolo besass sogar 8 Fuss Länge. Trotz aller Mühe, die sich der Engländer, nachdem er seine Versuche abgeschlossen hatte, schliesslich gab, die Pflanze nun auch wiederum aus seinem Garten fortzuschaf- fen, ist es ihm nicht gelungen. Im anderen Früh- jahre hatte er wiederum 40—60 junge Pflanzen. Es möchte wohl Jahre lange unausgesetzte Auf- merksamkeit dazu gehören, das Unkraut vollstän- dig wieder auszurotten. In England wird eine Fuchsie für das freie Land empfohlen. Sie führt den Namen Fuchsia Riccartori und gehört zu den besten Herbst- blühern. Seit 11 Jahren befinden sich 20 Pflanzen im freien Grund und Boden einer Obstbaum-Ra- batte, ohne dass sie selbst in den härtesten Win- tern nur einigermassen geschützt worden wären. Man hatte in dieser Zeit die interessante Beob- achtung gemacht, dass, wenn man den Boden rings um die Pflanze während der Winterzeit etwas mit Laub deckte, die Blüthen frübzeitiger zum Vorschein kamen, als es sonst der Fall war. Die einzelnen Exemplare hatten in der Zeit von 11 Jahren eine bedeutende Höhe erhalten und sich nach allen Seiten reichlich verästelt. Ihr Durchmesser betrug nicht weniger als 6—8 Fuss. Uns ist diese Fuchsia Riccartori völlig unbekannt; sie scheint aber zu den grossblühenden zu gehö- ren. Dass einige Fuchsien, deren Vaterland Chili und selbst das noch südlichere Patagonien ist, nicht sehr empfindlich gegen Kälte sind, wusste man früher mehr als jetzt. Die alte Fuchsia coccinea sowie die jetzt sie vertretende F. patagonica, ertra- gen in ihrem Vaterlande mehre Grad Kälte; frei- lich sind sie dann meist schon frühzeitig im Jahre mit Schnee bedeckt. Vor 30 und 40 Jahren waren beide Blüthensträucher in kleinen Städten Thürin- gens und Sachsens sehr verbreitet. Den Winter über wurden sie gewöhnlich in den Keller oder an irgend einen einigermassen frostfreien und ge- schlossenen Raum gesteckt, ohne dass man sich in der Zeit bis zum Frühjahre sonst weiter um sie bekümmerte. Die Fuchsien sind wegen ihres Blüthenreich- thums, der schon zeitig im Sommer beginnen kann und andauert bis der Frost kommt, für das freie Land nicht genug zu empfehlen. Hochstämmig herangezogen und mit anderen Blüthensträuchern nehmen sie sich abwechselnd oder in Form von unten an verästelten Sträuchern in Boskets, besonders aber zwischen dunkellaubigem Nadelholz, vorzüglich aus und geben dem Garten etwas Fremdartiges. In früheren Zeiten wurden sie für den Park bei Wei- mar zu hohen Sträuchern herangezogen und zu Gruppen, welche mit anderen, besonders Gruppen aus hochgezogenen Scharlach-Pelargonien bestehend, abwechselten. Ihr Gebrauch ferner zu Ampeln ist bekannt und in Säulengängen, in Fluren, an den Fen- stern u. 8. w. nicht genug zu empfehlen. Wir sahen vor mehrern Jahren dergleichen Ampeln an einzeln stehenden Platanen und Eichen angebracht. Diese Bäume standen unweit des Ausganges, aber mehr seitlich vom Hause in einem zwar landschaft- lich gehaltenen, aber doch mit einem sehr reichen Pleasureground versehenen Garten und boten unter ihrem dichten Laubdache den Bewohnern des Hau- ses, besonders des Nachmittags und des Abends, einen angenehmen Aufenthalt dar. Welchen rei- zenden Anblick die in grösserer Anzahl vorhande- nen Fuchsien-Ampeln, von den fast horizontal ab- stehenden Hauptästen herunterhängend, machten, kann man sich gar nicht denken. In dem letzten Allerlei des vorigen Jahrganges haben wir (S. 406) auf die in der letzten Zeit in grösserer Anzahl erschienenen gärtnerischen An- zeigeblätter aufmerksam gemacht und auch der in Berlin erscheinenden deutschen Reichs-Öffertenzei- tung, verlegt und herausgegeben von Klar und Thiele, gedacht. Diese hat jetzt insofern eine Erweite- rung erhalten, als sie das Beiblatt einer rein gärt- nerischen Zeitschrift, welche den Namen „Berliner Blätter für Gärtnerei und Landwirthschaft“ führt, und zu gleicher Zeit auch nur ein Mal im Monat ausgegeben wird, bildet. Das Abonnement auf diese beiden Zeitschriften ist der Jahrgang 13 Thlr. Die erste Nummer liegt uns vor, erlaubt aber noch kein Urtheil. Die beiden darin enthaltenen Aufsätze: „Die gegenseitigen Beziehungen zwischen der Handels- und Privatgärtnerei“, und „praktische Anwendung der Witterungskunde in der Gärtnerei und Landwirthschaft“, sind zwar fern davon, auf Wissenschaftlichkeit Anspruch zu machen, werden aber doch zur weiteren Ausbildung des nicht auf besonders höhere Bildung Anspruch machenden Gärtners, besonders auf dem Lande, beitragen. Für diese ist die Sprache und Ausdrucksweise ver- ständlich. Unter dem Namen „Deutsches Gärtner-Vereins- Blatt, Organ sämmtlicher Gärtner-Vereine Deutsch- lands“ giebt seit dem 1. Januar der Baumgärtner Graebner im pomologischen Institut zu Ringel- heim eine Zeitschrift heraus, welche alle Monate in einem halben Bogen erscheiuen soll. Der Preis für 6 Druckbogen im Jahre beträgt 15 Sgr. und ist dieser Betrag im Voraus zu zahlen. Wenn 47 wir den Prospekt recht verstehen, so soll dieses Blatt insofern ein Organ für kleinere Gartenbau- und Gärtner-Vereine sein, als diese ihre Verhand- lungen hier unentgeltlich gedruckt erhalten können. Es wäre hiermit ein Mittel geboten, dass viele der- gleichen Vereine sich ihre geringen Einnahmen, die siesonst durch den Druck ihrer leider zum grossen Theil werthlosen Verhandlungen fast verausgaben, erhalten und zu besseren Zwecken verwenden können. Ein solches Blatt, wie der Herausgeber des deutschen Gärtner- Vereins-Blattes im Auge hat, könnte wohl, wenn es allseitig benutzt und gut redigirt würde, manche Vortheile bieten. Die klei- neren Vereine sparten, wie gesagt, nicht allein die Druckkosten ihrer Verhandlungen, sondern es käme auch das Gute aus ihnen zur weiteren Kenntniss von Pflanzen- und Blumenliebhabern. Es würden ausser- dem die zerstreut durch ganz Deutschland existi- renden und sonst meist völlig unbekannten Vereine bekannter und kämen mit einander mehr in Be- rührung. Es könnte schliesslich sich ein Austausch der Gedanken entwickeln, freilich müssten — wie bereits angedeutet — dergleichen Verhandlungen durch die Redaktion sehr gesichtet werden, denn was bisweilen — man verzeihe uns den Ausdruck — für Unsinn dabei zu Tage gefördert wird, wird der, der sich einigermassen damit vertraut gemacht hat, beurtheilen können. Die Eitelkeit, seinen Na- men und seine Weisheit gedruckt zu sehen, über- windet bei vielen Menschen die Gefahr, sich be- lächelt zu sehen. Wenn wir uns auch keineswegs gegen eine solche Zeitschrift für kleinere Gärtnervereine aus- sprechen, so würden wir doch vorziehen, dass klei- nere und grössere Gartenbauvereine das Wichtigste und Interessanteste aus ihren Verhandlungen in ihren Lokalblättern abdruckten, damit es hier zu- nächst zur weiteren Kenntniss des Pflanzen und Blumen liebenden Publikums des Ortes, wo der Verein seinen Sitz hat, gelangte. Da dergleichen Gegenstände in der Regel lokale Bedeutung haben, so ist eine weitere Verbreitung meist werthlos. Wir erwähnen schliesslich noch, dass die deutsche Gartenzeitung in Erfurt aus Mangel an Theilneh- mern eingegangen ist. Erfurt, dieser besonders für Samenbau wichtige Ort, hat damit kein Organ mehr. Leider war aber auch die deutsche Garten- zeitung nicht das, was sie hätte sein sollen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hätte. Sie wollte die In- teressen aller deutschen Gärtner vertreten und ver- lor damit das Naheliegende, die Vertretung der In- teressen der wichtigen und eines Vertreters wohl würdigen Erfurter Gärtnerei aus dem Auge. Be- durften ihrer auch nicht die grossen und bekannten Gärtnereien Erfurt’s, da deren Ruf an und für sich schon weithin, selbst in überseeische Länder, sich erstreckt, so wäre es doch für die kleineren, sowie für das Ganze, gut gewesen, wenn z. B. nur über bestimmte Kulturen von Florblumen, Gemüsen etc. Nachricht gegeben worden wäre, wenn man bis- weilen die geschichtliche Vervollkommnung der einen oder anderen in Erfurt besonders gezüchteten Florblume darin gefunden hätte. Erfurt bietet so viel Interessantes das ganze Jahr hindurch dar, dass es vollständig eine Gartenzeitung auszufüllen im Stande gewesen wäre. In Metz haben Simon Louis freöres, die be- kannten Besitzer einer der grössten Baumschulen, ebenfalls.mit Anfang dieses Jahres eine neue Zeit- schrift herausgegeben. Diese Zeitschrift hat einen ganz speciellen Zweck für einen bestimmten Theil der Gesammt-Gärtnerei, nämlich für Baumkunde im weiteren Sinne, d. h. einschliesslich die Pomologie. Zeitschriften pomologischen Inhalts haben wir be- reits in Deutschland, Frankreich, England u. s. w. zur Genüge, dagegen fehlt uns eine Zeitschrift speciell für Dendrologie. Die im Freien bei uns aushaltenden Gehölze haben jetzt, wo Verschöne- rungen allenthalben vorgenommen werden, selbst kleine Städte, wenigstens in Deutschland, ihre Ver- schönerungs-Vereine besitzen, eine solche Bedeutung erhalten, dass es wohl noth thut, dass für sie ein besonderes Organ geschaffen wird. Es kommt auch die immer noch wachsende grosse Anzahl von Ge- hölzen dazu. Wir wünschen nur, dass eben des- halb die Herausgeber der „Revue de l’arboriculture*, wie diese Zeitschrift sich nennt, vorzugsweise auf diesem Gegenstande der speciellen Gehölzkunde, der Pomologie aber in geringerem Grade ihre Aufmerk- samkeit widmeten. Bei dem grossen Material an Gehölzen, was den Herausgebern zur Verfügung steht und bei den Anstrengungen derselben, fort- während alles Neue zu erlangen, möchten auch nur Wenige im Stande sein, ein solches Journal herauszugeben, wie sie. Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht ver- säumen, auf ein pomologisches Werk wiederum auf- merksam zu machen, was wir früher mehrmals schon in der Wochenschrift anerkennend besprochen haben. Es ist dieses „le Verger“, d. i. der Obst- garten, herausgegeben von Mas, eine Sammlung unserer Obstfrüchte in kolorirten Abbildungen und vorzüglichen Beschreibungen. In der letzten Hin- ° sicht schliesst sich dieses vorzügliche Werk unserem illustrirten Handbuche von Oberdieck, Jahn und Lucas an und hat dieselbe Bedeutung für Frank- reich, wie dieses für Deutschland. Es wurde im Jahre 1865 begonnen und bis zum Jahre 1870 fortgesetzt. Da brach der für 48 Frankreich so unheilvoll gewordene Krieg aus und mit vielem Anderen wurde auch das Erscheinen des Mas’schen Verger unterbrochen. Sechs Jahrgänge sind erschienen und jeder ist noch zu 25 Francs (63 Thlr.) zu beziehen. Wie wir vernommen ha- ben, wird jetzt wieder eifrig daran gearbeitet, da- mit das vorzügliche Werk schliesslich zu Ende ge- führt wird. Es erscheinen noch 4 Jahrgänge oder Bände, so dass mit dem Jahre 1875 das Ganze ein Abgeschlossnes bildet. In einer Versammlung der Akademie der Na- turwissenschaften in Philadelphia übergab Meehan eine männliche und eine weibliche Pflanze der Cuphea leiantha, die beide von Stecklingen eines und des- selben Exemplares hervorgegangen waren. Dieses Beispiel würde darauf hindeuten, dass das Geschlecht bei den Pflanzen bei der Entwickelung erst sehr | spät zum Ausdruck kommt. Cuphea leiantha ge- hört allerdings zu den Pflanzen, welche durch Ver- kümmerung diöcisch werden. Es wäre demnach auch die Frage zu beantworten, ob auch bei ächt diöcischen Pflanzen, wo männliche und weibliche Blüthen sich wesentlich von einander unterscheiden, wie z. B. bei Weiden, Pappeln, Atriplex u. s. w. ebenfalls dergleichen Fälle vorkommen, wo die Stecklinge eines und desselben Exemplars weiblich und männlich werden können ? Dass polygamische Pflanzen, wie Ahorn, einmal | zahlreiche fruchtbare und dann in einem anderen Jahre zahlreiche unfruchtbare Blüthen hervorbrin- gen können, davon haben wir uns mehrmals über- zeugt. In der Landesbaumschule zu Alt-Geltow bei Potsdam befanden sich früher Exemplare des Acer obtusatum und neapolitanum, welche bisweilen nur fruchtbare Blüthen trugen und deshalb im Herbste dicht mit Früchten beladen waren, wäh- rend man dann mehre Jahre hintereinander nur männliche Blüthen fand, so dass sich im Herbste auch nicht die Spur von Früchten zeigte. Auf der Halbinsel Yucatan (Mexico) existiren sehr viele unterirdische Gewässer, Wenn diese völlig von der äusseren Luft abgesperrt sind, so fehlt auf und an ihnen alle Vegetation, hat aber die Luft und vielleicht auch das Licht etwas Zu- tritt, so soll sich an den Rändern der eingeschlosse- nen Teiche, wie auch in den Felsenklüften, bis- weilen eine üppige Pflanzenwelt entwickeln. Ganz besonders sind es Farne, welche hier gedeihen. Eigenthümlich ist das Vorkommen einer Vanille in diesen unterirdischen Räumen. Ihre Früchte sind so geschätzt, dass sie in Valladolid zu Markte gebracht, für ziemlich hohe Preise verkauft werden. Während sonst zur Erreichung eines feinen Aro- ma’s bei unseren Früchten Sonnenlicht gehört und jene, wo dieses fehlt, weniger schmackhaft sind, wird hier in den vom Lichte mehr oder weniger abgesperrten Höhlen gerade bei fast völliger Ent- ziehung des Lichtes ein sehr feines Aroma erzeugt. Allerdings scheint die Vanillen-Pflanze selbst nicht direktes Sonnenlicht zu lieben, da auch sie in schat- tigen Wäldern wächst. Im Florist und Pomologist wird wiederum auf eine Wasserrose aufmerksam gemacht, welche früher wo die Liebhaberei für derlei Blumen bei uns grösser war, wie jetzt, mannigfach kultivirt wurde, meist aber im Gewächshause, obwohl sie im Freien sehr gut aushält. Es ist dies eine der kleinen Ar- ten, welche in den Vereinigten Staaten Nordame- rika’s die grosse Verbreitung von Kanada im Nor- den bis Karolina im Süden besitzen und wegen ihrer Schönheit, fast noch mehr wegen ihres an- genehmen Geruches, nicht genug und zwar zur Kultur im Freien, empfohlen werden können. Es ist dieses Nymphaea odorata Ait. Im Freien bleibt sie in der Regel kleiner und ihre rundlichen Blätter haben kaum mehr als 2 Zoll im Durchmesser, während diese im Gewächshause meist den doppelten Durchmesser besitzen. Ihre Unterfläche hat ein rothbraunes Ansehen, während die Oberfläche glänzend und gesättigt grün er- scheint. Sie kommen aus einem verhältnissmässig sehr dicken Wurzelstock hervor. Die Blüthen ha- ben eine weisse Farbe; es giebt aber auch eine Abart, wo diese rosaroth gefärbt sind. Hat man im Garten einen Teich oder sonst ein grosses Bassin zur Verfügung, so thut man am besten, die Pflanze nahe am Rande in eine Tiefe von nur 6-—-9 Zoll einzusenken und den Raum von unten bis dahin mit losen Felsstücken auszufüllen. Es ist auch gut, wenn man mit Stei- nen einen besonderen Raum in der Weise für die Wasserrose absperrt, dass das Wasser stets hin- und herfluthen kann. Gewöhnlich beginnt die Blüthen- | flor dieser reizenden Wasserrose im Monat Juli und dauert den ganzen August hindurch. Samen-Offerte für Vereins-Nitglieder. Wie alljährlich sind auch in diesem Jahre in dem Versuchsgarten geerndtete Blumen- und Ge- müse-Samen, sowie solche von ökonomischen Ge- wächsen an Mitglieder des Vereins abzugeben. Ver- zeichnisse sind vom 17. Februar ab von dem Ge- neral-Sekretär zu erhalten. C. Bouch&. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. L7 Druck der €. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Kari Koch, General-Sekretär des Vereines. Berlin, den 17. Februar No. 7. 1872. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: 537. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am 28. Januar. — Ueber Beschädigung der Saug- wurzeln durch Erkältung und Trockenheit. Vom Inspektor des Königl. botanischen Gartens zu Berlin, C. Bouche. 957. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 283. Januar. Da der Vorsitzende, Geh. O.-Reg.-R. Knerk, amtlich verhindert war, zu erscheinen, so übernahm dessen Stellvertreter, Garten-Inspektor Bouche&, den Vorsitz. Von Seiten des Obergärtners König waren aus dem Garten des Geheimen Kommerzien- rathes Raven&@ eine Anzahl selbst aus Samen ge- zogener Amaryllis ausgestellt, welche den gärtneri- schen Ansprüchen an diese seit vielen Jahren schon | beliebte Zwiebelpflanze des Warmhauses nicht allein nachkamen, sondern zum Theil sich auch durch besondere Schönheit auszeichneten. Eben deshalb erhielten sie später von Seiten der Preisrichter den Monatspreis zugesprochen. Aus dem Garten des Geheimen Kommerzien- rathes Raven& hatte Öbergärtner König ferner das blühende Exemplar eines Haemanthus, von welchem durch den Akklimatisations-Verein Zwiebeln aus Port-Natal bezogen waren, ausgestellt. Diese Pflanze hatte einen über 2 Fuss hohen und nur am unteren Theil mit rothen Punkten besetzten, grünlich-weissen Stengel und an dessen Spitze einen von 4 blutrothen und glockenförmig zusammenge- neigten Hüllblättern umgebenen Kopf ebenfalls ro- ther Blüthen. Die eigentlichen Laubblätter waren noch nicht hervorgekommen, schienen aber eine sehr breite Gestalt zu haben und nur auf 2 Seiten zu stehen. Ohne Zweifel ist es der vor gegen zwanzig Jahren ungefähr eingeführte Haemanthus natalensis. Ausserdem waren aus dem Versuchsgarten des Vereines 80 Blumentöpfe zur Verloosung unter die Mitglieder vorhanden. Der Kaufmann Fritz Sponnagel (Hermsdor- ferstrasse 4. 5.) machte Mittheilungen über einen von ihm zusammengesetzten Leim zum Bestreichen der Bänder an Obst- und andern Bäumen, um diese dadurch gegen das Aufkriechen von allerhand In- sekten-Weibchen, welche ihre Eier nur in Laub- oder Blüthenknospen legen und dadurch zu grossen Beschädigungen, wenn nicht Verwüstungen Veran- lassung geben, zu hindern. Dieser Leim hat einen grossen Vorzug vor den bis jetzt empfohlenen Sor- ten, dass er einestheils sehr wohlfeil ist: 2% Sgr. das Pfund, fassweise noch billiger, und selbst bei grossen Anpflanzungen ohne grosse Kosten ange- wendet werden kann, anderntheils, dass er eine sehr lange Zeit hindurch klebrig bleiben soll und kei- neswegs, wie es mit allen übrigen empfohlenen Leimsorten der Fall ist, schon alle 14 Tage, höch- stens nach 3 oder 4 Wochen, erneuert werden muss, Dieser letztere Umstand allein giebt, wenn er sich bewahrheiten sollte, dem Sponnagel’schen Leime ° einen sehr grossen Werth. Inspektor Bouch@ hält diese Leimringe für sehr wichtig. Seine Anwendung gegen den Frost- schmetterling käme allerdings zu spät. Er empfehle den Leim dagegen gegen den Kiefernspinner, der sich so ausserordentlich in den letzten Jahren ver- 7 50 mehrt hätte, dass nicht allein die Kiefern-Anpflan- zungen im Freien, sondern auch sämmtliche Nadel- hölzer in Gärten, und selbst in den Gewächshäu- sern die Araucarien, bedroht wären. Es werde nicht mehr lange dauern, dass die Raupen des Kie- fernspinners aus ihren Winterquartieren unter Moos, Laub und Rasen hervorkommen und die Bäume erklimmen. Solche milden Winter sind der Ent- wickelung dieser schädlichen Thiere im hohen Grade zuträglich. Dr. Wittmack suchte bei dieser Gelegenheit nachzuweisen, dass das Weibchen des sogenannten Blüthenbohrers nicht allein im Frühlinge vorhanden ist und Eier in die Blüthenknospen legt, sondern oft schon im Spätherbstte am Stamme aufwärts kriecht. Lehrer Becker in Jüterbog habe ihm dergleichen Weibchen, welche zu dieser Zeit auf solchen mit Leim bestrichenen Bändern im Herbste gefangen worden waren, zur Verfügung gestellt. Stadtrath Thränhardt in Naumburg a. d. 8. machte Mittheilungen über den Weinbau in Elsass- Lothringen. Er erscheine ihm von solcher Wich- tigkeit, dass er unsere volle Aufmerksamkeit in An- spruch nehmen müsse. Nach den 1848 gesammelten statistischen Nachrichten sınd im Elsass allein 24,000 Hektaren, also 96,000 Morgen Land mit Reben bepflanzt, während die sämmtlichen preussischen Provinzen (Meisenheim, Kurhessen und Nassau na- türlich eingeschlossen) erst 87,779 Morgen Wein- land besitzen. Dazu kommt noch, dass die Elsasser Weinberge in unglaublicher Weise die Erträge der deutschen Weinländer übersteigen und statt 7 Eimer den Morgen das Doppelte gewähren sollen. Die Durchschnitts-Erträge sind, auf 1,500,000 Eimer berechnet, ein Quantum, was für den deutschen Weinhandel als wahre Weinüberschwemmung wir- ken muss und denselben wesentlich modifiziren könnte. Die frühere Kaiserlich französische Regierung hat im Allgemeinen viel für Hebung des Anbaues des Lan- des, besonders für Landwirthschaft, aber auch für Weinkultur gethan. Dr. Guyot, einer der intelli- gentesten Reben- und Weinkenner Frankreichs, wurde beauftragt, über die verschiedenen Provinzen des früheren Landes genaue und umfassende Be- richte auszuarbeiten. Mit Ausnahme des Elsasses und Lothringens liegen diese Berichte bereits vor. Ueber sie ist früher auch in der Wochenschrift berichtet worden (vergl. Jahrg. 11, S. 109). Nur durch solche Berichte erhält man nach dem Stadtrathe Thränhardt erst einen Begriff über die Zustände des Weinbaues eines Landes. Es muss daher auch jetzt, wo das deutsche Reich wiederum in den Be- sitz eines alten deutschen Weinlandes, des Elsasses, gekommen ist und dadurch in der Produktion von Wein eine weit grössere Bedeutung erhalten hat, der deutschen Reichsregierung daran liegen, der- gleichen Berichte auch über die deutschen Wein- länder und ganz besonders über Elsass zu besitzen. Wir wissen bis jetzt noch nichts von der dortigen Behandlungsweise des Weinstockes, nichts von den im Elsass angebauten Rebsorten und ebenso nichts über den Werth der erzeugten Produkte. Bis jetzt wurde der Elsass von Frankreich aus auch in Be- treff seines Weinbaues sehr stiefmütterlich behan- delt; wird ihm nun die Aufmerksamkeit zugewen- det, welche die preussischen, besonders rheinländi- schen Weinländer erhalten, so unterliegt es keinem Zweifel, dass bei voraussichtlich grösserem Absatze man sich auch im Elsass zur Anfertigung besserer Weine mehr Mühe geben wir. Wenn man auch ferner aus Bordeaux und Burgund gewöhnliche und vorzügliche Weine beziehen wird, so möchten doch, wie man sich allmälig an die Elsasser Weine gewöhnt hat und diese bei besserer Kultur in ihrer Güte ge- steigert werden, dieselben ebenfalls bei niedrigeren Preisen mehr Eingang finden. Dr. Wittmack zeigte die Photographie von zwei ästigen Roßgenähren. Die eine mit 16 Sei- tenästen hatte das landwirthschaftliche Museum von Dr. H. A. Meyer in Kiel erhalten, die andere mit 10 Aesten von Hugo Gerlich auf Czellenzin in Westpreussen. Wenn auch zwei- und dreigabelige Aehren beim Roggen häufiger vorkommen, so sind doch so viele Seitenäste sehr’ selten, Im vorigen’ Jahrhunderte erwähnt Beckmann derartige Fälle (bis 29 Seitenähren) in seiner historischen Beschrei- bung der .Chur- und Mark Brandenburg (I. Theil 1751 p. 861). Neuerdings hat Benno Martiny in seiner Schrift über den mehrblüthigen Roggen ebenfalls des ästigen Roggens gedacht. Es scheint nicht blos besonders fruchtbarer Bo- den auf die Astbildung Einfluss zu haben, sondern auch grosse Winterkälte, denn während die beiden pbotographirten Aehren nach den strengen Wintern von 1869—70 resp. T0O—71 gefunden wurden, erzählt Beckmann, dass nach dem Winter 1739-40 am meisten solche Missbildungen beobachtet seien. Dieser Winter war aber so kalt, dass u. A. beim heiligen Abendmahl der Wein im Kelche gefroren sein soll! Die Aeste solcher Aehren sind übrigens nichts weiter, als eine entwickelte Achse der einzelnen Aehrchen, welche man für gewöhnlich nur als klei- nes Stielchen zwischen den beiden Blüthen, resp. Körnern findet.*) Dr. Wittmack zeigte ferner die Photographie *) Näheres über diesen verästelten Roggen wird in dem nächst erscheinenden Heft der Verhandlungen des botanischen Vereins für die Mark Brandenburg zu finden sein. einer von Grünig in Nieder-Neidnitz bei Sagan eingeschickten abnormen Kohlrübe. Es hatten sich bier an den Wurzelfasern, meist in Längsreihen zertheilt, kleinere und grössere Knollen gebildet, welche sich bei näherer Untersuchung als Adven- tivknospen erwiesen. An einzelnen Stellen hatten sie sogar angefangen, Blätter zu treiben. Eine äussere Verletzung, Insektenstiche oder dgl., die als Ursache dieser Erscheinung hätte gedeutet werden können, liess sich nicht nachweisen, ebensowenig war von einem Pilz eine Spur zu finden. Geheime Ober-Regierungs-Rath Heyder machte Mittheilungen aus einem dem Königlichen Ministe- rıum für landwirthschaftliche Angelegenheiten ofü- zieller Weise zugegangenen Bericht der von dem französischen Kultus-Ministerium eingesetzten Kom- mission über die in den südlichen Departements in Frankreich, namentlich am Rhonefluss, immer mehr zunehmende Krankheit des Weinstockes, welche durch ein der Familie der Blattläuse angehöriges Insekt, Phylloxera vastatrıx, hervorgerufen werde. Das französische Ministerium hat für die Ent- deckung eines unbedingt erfolgreichen Mittels gegen diese Krankheit einen Preis von 20,000 Franes ausgesetzt.“) Garteninspektor Bouch& berichtete über die Antoine’schen Mittheilungen über Gewächshaus- Einrichtung, Ventilation u. s. w. aus England, welche in der 20. und 21. Nummer des Gartenfreundes, des Organes der Wiener Gartenbau-Gesellschaft, ab- gedruckt worden sind. So dankenswerth sie auch sind, so erschweren sie doch ungemein das Ver- ständniss, dass kein Massstab dabei angegeben ist, da man ohne diesen die Dimensionen nicht beur- theilen kann. Der Voice’sche Patent-Lüftungs-Apparat be- steht darin, dass mittelst mehrer Zahnräder und Zahnstangen, welche zunächst der Thür angebracht sind, die oberste dreieckige Dachspitze entweder ganz emporgeschraubt oder dass nach der äusseren Luftströmung, deren direkten Eintritt man allen- falls vermeiden wollte, die Dachspitze rechts ge- schlossen und nur links geöffnet oder in entgegen- gesetzter Weise das Lüften bewerkstelligt werden könnte. In seinem Princip ist dieser Lüftungs-Apparat ganz zweckmässig, weil die Lüftung, besonders des oberen Theiles, im äussersten Gipfel des Gewächs- *) Ueber diese Weinlaus ist in der Wochenschrift schon oft berichtet worden, zuletzt S. 13 u. 29. Die letzte grössere Ar- beit über die Naturgeschichte der Phylloxera vastatrix ist von dem Professor der Botanik in Montpeillier, Planchon, in Ge- meinschaft mit dem ebenfalls daselbst lebenden deutschen Ge- lehrten J. Liehbtenstein, in dem Bulletin des agrieulteurs de France, und zwar im Novemberhefte des Jahres 1869 abge- druckt worden. | | 51 hauses stattfinden kann, so dass eine Ansammlung von stagnirender Wärme, die so sehr zum Verspil- lern der Pflanzen und zur Vermehrung des Unge- ziefers beiträgt, vollständig beseitigt wird. Nach des Ref. Ansicht dürfte diese Lüftungsart neu sein, um so mehr, da auch die durch Zahnstangen nach aussen aufhebbare Luftklappe, der Windrichtung entsprechend, gestellt werden kann, nicht so die Lüf- tung der senkrecht stehenden Fenster durch Zahn- stangen, welche schon seit vielen Jahren hier an- gewendet wird. Im Allgemeinen aber haben sich die Zahnstangen, welche sich vermittelst der Zahn- räder bewegen lassen, nicht besonders bewährt, weil sie in Folge des Quellen des Holzes und des Rostes nicht lange Zeit genau in einander eingreifen und schliesslich ungangbar werden. Der Richardson’sche Lüftungs-Apparat ist ohne Massstab schwer einer Beurtheilung zu unter- ziehen. Hier wird das ganze Dachfenster bis zu einer Höhe von beiläufig 8 Zoll in jeder beliebigen Entfernung mit Leichtigkeit durch einen Hebel emporgehoben. Es geschieht dieses von der Mitte des Rabmens aus durch die Bewegung einer Eisen- stange (des Hebels), welche aus dem mit Löchern versehenen eisernen Halbkreise in beliebige Höhe gestellt werden kann. Oben und unten am Fen- sterrahmen sind bewegliche Eisenspangen, welche beim Gebrauche der mittleren Hebestange mithelfen, das Fenster zu heben oder zu senken, um es zu- gleich so fest zu halten zu vermögen, dass es der Macht des Windes vollkommen widersteht. Die Idee ist recht gut, weil das Heben der Fenster durch die drei Eisen, von denen 2 das Fenster mit den Sparren verbinden und das dritte ein Theil des Hebels ist, ermöglicht wird, und Luft in Menge einströmen kann. Nimmt man die Höhe der Plinthe nur auf 3% Fuss an, so haben doch die Fenster eine Länge von gegen 20 Fuss; um diese aber zu heben, gehört eine nicht geringe Kraft dazu, welche wohl so lange angewendet wer- den kann, wie Fensterrahm und Sparre sich noch in gutem Zustande befinden. Wie aber Fäulniss des Holzes eintritt, so dürfte jedenfalls das Auf- heben der Fenster einzustellen sein. Ein damit verbundener unangenehmer Zustand ist, dass die Gabel, und besonders die eiserne Quer- stange, das Haus verunzieren, aber auch der Pflan- zenaufstellung hinderlich sind, denn jedes Luftfen- ster müsste doch zwei solcher Hebel haben. Rendle’s thönerne Halbeylinder oder Protek- tors dienen dazu, dass sie wenige Zoll in die Erde versenkt, in Reihen aufgelegt werden und entweder niedrig gehaltene, horizontal gezogene Weinreben in sich aufnehmen, oder dass sie, wenn sie an dem der Erde zugewendeten Theile in Zwischenräumen 7* 52 mit Löchern von einigen Zoll Durchmesser ver- sehen sind, zur Kultur des Salates, vorzugsweise aber für Erdbeeren verwendet werden können. Auf dem oberen offenen Theile des Halbeylinders ruht im Falz versenkt eine Glastafel in schiefer Lage. Eben solche rinnenartige Apparate sind bei an Trillagen gezogenen Pfirsich- und Aprikosenbäumen zu gebrauchen. Hier muss jedoch eine Vorrichtung zum Anschrauben vorhanden sein. Da Ref. nicht ermitteln kann, wie gross der Querschnitt des E. Rendle’schen Protektors ist, so ist ihm auch die Einrichtung nicht klar. Werden die Thonrinnen mit Erde gefüllt oder nicht? Wie sind die Glastafeln abzuheben, wenn sie nicht zer- brechen sollen? Soll keine Lüftung stattfinden ? Bei dem durch heisses Wasser erhitzten Röh- rensystem, mittelst dessen die äussere atmosphärische Luft daselbst erwärmt und in die inneren Räume geführt werden kann, geht ein von “aussen durch die Mauer gelegtes Rohr in den Raum eines dop- pelten Oylinders, der durch das heisse Wasser zwi- schen den beiden Cylinderwänden warm gemacht wird. Dadurch, dass dieser Zwischenraum mit dem heissen Wasser rechts und links (also nach beiden Seiten hin) in einiger Entfernung plötzlich ab- schliesst, das Wasser aber durch 4 enge Röhren in einen weiter liegenden anderen und gleichen Doppel-Cylinder geführt wird und dort wiederum den innersten Raum weiter erwärmt, dieser aber allenthalben offen mündet, kann die warm gewor- dene äussere Luft ausströmen und sich im Hause weiter verbreiten. Das heisse Wasser erkältet sich allmählig und geht vermittelst eines engen Rohres in den Kessel zurück. Dieses Röhren-System einer Wasserheizung zur Einführung frischer atmosphärischer Luft und Er- wärmung derselben dürfte nach dem Ref. nur in ihrem ersten Abschnitte wirksam sein, weil die ein- strömende äussere Luft schwerlich bis in die zweite Abtheilung (d. h. in den anderen Doppelcylinder) gelangen, sondern schon durch die Oeffnung zwi- schen den mit Wasser gefüllten dünneren Heiz- röhren entweichen wird. Wenn gesagt ist, dass das Wasser schliesslich aus einem Doppelcylinder in ein gewöhnliches Wasserheizungsrohr einmünden kann, so möchte jedenfalls dieses Rohr im Verhält- niss der Wassermenge, die sich in den Doppel- eylindern und den damit verbundenen 4 Röhren befindet, zu enge sein, um sie aufnehmen zu kön- nen, ohne die Circulation zu hemmen. An neuen Ideen fehlt es in der Regel bei auf Ausstellungen zur Ansicht gebrachten Modellen von Lüftungs- und Heizapparaten u. dergl. Dinge nicht. Bevor aber deren Zweckmässigkeit nicht erst durch längeren praktischen Gebrauch festgestellt ist, lässt sich kein sicheres Urtheil abgeben. Professor Koch theilte mit, dass der Verein leider wiederum ein Mitglied verloren habe, der um die Gesammtgärtnerei sich grosse Verdienste erwor- worben habe. Am 20. Januar starb der Kunst- und Handelsgärtner L. L. Liebig in Dresden. Näheres darüber hat die vorige Nummer der Wochen- schrift schon gebracht. Weiter berichtete Professor Koch über den Tod des Botanikers Berthold Seemann aus Han- nover, aber schon seit seinen ersten Jugendjahren in England lebend. Er starb mitten in seinen Forschungen in Centralamerika am gelben Fieber. Dr. Bolle, seit langer Zeit mit ihm auf das Engste befreundet, hat es übernommen, nähere Mittheilun- gen über sein ‘ganzes Leben, sowie über seine gärt- nerische und botanische Thätigkeit zu bringen. Der städtische Obergärtner Rönnekamp hatte den fasciirten Ast einer Spiraea confusa (chamae- dryfolia Hort. nec L.) vorgelegt. Nach Professor Koch kommen dergleichen bandartige Stengel und Aeste, wie er erst vor Kurzem mitgetheilt habe, nicht selten vor. Er berufe sich auf das, was er bereits früher darüber gesagt habe und füge diesem nur noch hinzu, dass vorliegendes Beispiel beson- ders gut zeige, dass ein solcher bandartiger Stengel oder Ast keineswegs durch das Verwachsen neben einander liegender Achsen entstanden sei, sondern nur eine Monstrosität darstelle, wo die einzelnen Gefässbündel (Vibrovasalstränge der neueren Bota- niker) nicht in einem Kreise rings um das Mark, sondern in einer Fläche sich entwickelt hätten. Professor Koch übergab die illustrirten und elegant hergestellten Abbildungen einiger Pflanzen (Florblumen und Gemüse), welche Ernst Benary in diesem Jahre in den Handel gebracht hat und machte specielle Mittheilungen darüber. Diese werden in einem besonderen Artikel in der Wochenschrift veröffentlicht werden. Der Samenhändler Keller in Darmstadt hatte dem landwirthschaftlichen Museum ein Prachtwerk, nämlich ein Herbarium der wichtigsten land- und forstwirthschaftlichen Gräser, übergeben, was durch Dr. Wittmack vorgelegt wurde. Die wichtigsten Gräser waren zum grossen Theil in genügender Vollkommenheit auf sehr grosse Bogen mit einem Papierstreifen befestigt. Name, Standort u. s. w. erschienen im saubersten, man möchte sagen;. ele- ganten Drucke. Auch sonst fanden sich Verzie- rungen in verschwenderischer Weise vor. Der Verfertiger lässt das Werk auf seine Kosten an- fertigen und wird es an Akademien, Geschäfts- freunde u. s. w. vertheilen. In den Handel scheint es nicht zu kommen. 53 Dr. Wittmack glaubt, dass durch derartige auch das ästhetische Gefühl anregende Sammlungen von Gräsern zur Kenntniss der Gräser mehr bei- getragen würde, als durch die bekannten trockenen Herbarien. Manche würden sich dadurch veranlasst sehen, den Gräsern die ihnen gebührende Aufmerk- samkeit zu schenken. Dr. Bolle machte bei dieser Gelegenheit auf die getrockneten Pflanzen des bekannten Botanikers Hoppe in Regensburg aufmerksam, welche vor einigen Jahrzehnten wegen ihrer Schönheit allge- meines Aufsehen erregten und solchen Beifall fan- den, dass sie später um hohe Preise verkauft wur- den. Es waren besonders Alpenpflanzen, die auch in ihrer Zusammensetzung künstlerischen Werth besassen. Nach Prof. Koch wurden diese Hoppe- schen getrockneten Pflanzen bisweilen noch durch die von Fräulein Elisa Braig aus Triest, welche um die Flor des Littorale viele Verdienste sich er- worben hat und erst vor Kurzem gestorben ist, übertroffen. Alle Botaniker waren bemüht, mit die- ser Dame in Tauschverhältnisse zu treten. Zendlich zeigte Dr. Wittmack noch Exem- plare von Knaulgras, Dactylis glomerata, welche er im vergangenen Sommer bei Marienlyst nahe Hel- singör auf Seeland in Dänemark von einem Pilz, der Sphaeria typhina Pers. (Polystigma typhinum DC.) befallen, gefunden hatte, und verwies auf den Artikel vom Prof. Jul. Kühn in Halle über die- sen Pilz (s. vor. Jahrg. der Wochenschrift S. 36). Ueber die kleine Abhandlung des Obergärtners Merkel, welche in der vorigen Sitzung (s. S. 29) dem Dr. Filly, Baumschulbesitzer Späth und Garteninspektor Bouch& zur Berichterstattung über- geben worden war, sprach zunächst Dr. Filly seine Ansicht aus. Das Mittel, was Merkel in der genannten Ab- handlung vorgeschlagen, um Pflanzen gegen Ein- wirkung der Nachtfröste zu schützen, wird, richtig angewendet, in den meisten Fällen den Zweck er- füllen, doch ist zu fürchten, dass dasselbe wegen der Kosten und der damit verbundenen Arbeit, wenigstens für grössere Anlagen, unanwendbar ist. Die von dem Verf. gegebene Erklärung ist eine solche, welche beweist, dass er mit den meteorolo- gischen Vorgängen nicht sehr vertraut ist. Durch Austrahlung entsteht Wärmeverlust, der sich unter Umständen bis zum Frost steigert. Be- fördert wird die Ausstrahlung durch unbedeckten Himmel und durch Luftströmungen (Winde), welche immer neue Luftschichten herbeiführen, während ein mit Wolken bedeckter Himmel die Ausstrah- lung vermindert, indem die von der Erde und den auf ihr befindlichen Gegenständen ausgestrahlte Wärme von den Wolken zum Theil reflektirt wird. Eine gleiche Wirkung haben natürlich alle Decken, womit ein gegen zu starke Ausstrahlung zu schützen- der Körper versehen ist, demnach wird auch das Schutzdach des Obergärtners Merkel bis zu einem gewissen Grade nützen, besonders wenn es sich nicht in zu grosser Ferne von dem zu schützenden Baume u. s. w. befindet. Gleichzeitig wird in der Abhandlung noch das Schütteln der Bäume behufs besserer Befruchtung vorgeschlagen, wogegen sich Nichts einwenden lässt. In Summa sind beide Mittel nicht neu, und das Neue, die versuchte Erklärung der Wirkung von Strohdecken, ist unzureichend. Dagegen bemerkte Baumschulbesitzer Späth über das vom Obergärtner Merkel entdeckte neue Mittel zum Schutze der Obstbaumblüthen gegen Nachtfröste, dass die in der Abhandlung empfoh- lenen Strohschirme schon seit sehr langer Zeit in Anwendung gebracht werden. Die allgemeinste Verbreitung haben sie bei den Spalierwänden ge- funden. Seltener werden sie bei Pyramiden- und Kesselbäumen angebracht, weil bei diesen die Her- stellung und Befestigung der kleinen Schutzdächer schon schwieriger ist. Man bedient sich derselben in den meisten Zwergobstgärten, was dem Verfasser der Abhandlung gar nicht bekannt zu sein scheint, und erzielt dadurch in vielen Jahren recht gute Erfolge, besonders wenn nur leichte Nachtfröste die Blüthen der ungeschützten Bäume vernichten. Sinkt dagegen die Temperatur unter 1—2 Grad, so erweist sich dieser Schutz auch nicht mehr als ausreichend. Gute Abbildungen derartiger Schutz- dächer finden sich u. A. in M. A. du Breuil Cours el&mentaire d’arboriculture. Paris 1857, Seite 981—983. Für hochstämmige Obstbäume kann sie Baum- schulbesitzer Späth gar nicht empfehlen, wie es von Seiten des ÖObergärtners Merkel geschieht, da sie für diese Baumform sehr solide ausgeführt werden müssten, um nicht vom ersten Sturme weg- gerissen zu werden und dadurch die Herstellungs- kosten, dem immerhin zweifelhaften Gewinn gegen- über, sich zu hoch belaufen möchten. Garteninspektor Bouch€ hatte dem, was von den beiden Berichterstattern eben gesagt worden ist, nichts hinzuzufügen. 54 Ueber Beschädigung der Saugwurzeln durch Erkältung und Trockenheit. | Vom Inspektor des Königl. botanischen Gartens zu Berlin, C. Bouche. Die Pflanzen gegen Erkältung und Trocken- heit der Saugwurzeln zu schützen, wird von einer | grossen Zahl von Gärtnern und Laien nicht in dem Grade gewürdigt und beachtet, wie es die Wich- tigkeit des Gegenstandes erfordert; obgleich es Jedem, der sich mit der Pflege von Pflanzen be- schäftigt, einleuchten sollte, wie nachtheilig es ist, wenn die Saugwurzeln durch irgend eine Veran- lassung beschädigt und in ihren Funktionen gestört oder wohl gar ganz unthätig gemacht werden. Eine Menge von Pflanzen werden dadurch krank, ohne dass in vielen Fällen ihr Pfleger eine Ahnung von der Ursache der Erkrankung hat, oder schreibt es auch wohl andern Umständen, dem Wasser, der Erde u. =. w. zu. Fast ausschliesslich sind es die äussersten Spitzen der Wurzeln, die sogenannten Saugwurseln, Wur- zelfasern, Radizellen, Fibrillen, welche, so lange sie im Wachsthume begriffen sind, durch Papillen, Saugschwämmchen und Härchen aus dem Boden Feuchtigkeit und mit dieser Nahrungsstoffe für die Pflanzen aufnehmen, während die älteren Theile, mit einer stärkeren Oberhaut bekleidet, nur noch wenig Feuchtigkeit aus der Erde aufnehmen, sich aber frisch und in Thätigkeit erhalten müssen, um als Leiter der von der Saugwurzel aufgenommenen Feuchtigkeit und Nahrungstoffe dienen zu können. Aus dem Vorhergesagten geht auch hervor, dass die Saugwurzelspitzen viel empfindlicher gegen Un- fälle sind, als die älteren oder ältesten Wurzeln einer Pflanze. Die älteren Theile der Wurzeln leiden daher auch durch Erkältung und Trockenheit viel weniger und nicht eo plötzlich in ihrer Gesammtheit als die Saugwurzeln. Jeder Gärtner wird die Erfahrung gemacht ha- ben, dass im Herbst, Winter und Frühling oft ganz plötzlich tropische Pflanzen erkranken und in vielen Fällen zu Grunde gehen. Marantaceen rollen ihre Blätter zusammen; Aletris fragrans und Carludovica welken und lassen ihre Blätter schlaff herabhängen; Cordylinen, Dracaenen und Palmen treiben im Gipfel neue Blätter und Wedel mit trockenen oder vergelbten Blattspitzen ; Pandanus’ werden herz- oder stammfaul, welchem Symptome oft das Fleckigwer- den der Blätter, die das Ansehen haben, als ob sie mit heissem Wasser bespritzt seien, vorangeht; an Furcrayen zeigen sich auf den jüngsten Blättern eintrocknende Stellen; Melastomen, Begonien, Co- leus, viele Acanthaceen und eine Menge anderer Tropenpflanzen lassen schon im Laufe eines Tages fast alle Blätter fallen oder welken wenigstens, wenn nicht zu arg beschädigt; die buntblätterigen Cala- dien welken plötzlich, in Folge dessen mindestens die Gipfel der Knollen in Fäulniss übergehen; Cu- curbitaceen, besonders Gurken und Melonen, be- ginnen plötzlich an zu welken und sterben bald ab; werden junge Samenpflanzen, z. B. Balsaminen, Cucurbita, Momordica, Ipomoea, Ricinus, Melonen, Gurken u. dgl. aus einem warmen Mistbeete her- ausgenommen und auch nur 10—12 Stunden, selbst in einem Warmhause, ohne Bodenwärme belassen, so verwelken die Blätter und die zarten Stämmchen beginnen zu schrumpfen; sogar sind manche unserer Kalthauspflanzen dem plötzlichen Welkwerden aus Mangel an Wärme unterworfen, z. B. Chironia, Acacia Lophanta, Dombeya, manche Diosma- und Phylica-Arten. Achnliche Beobachtungen werden auch Pflan- zenfreunde an den in Zimmern kultivirten Ge- wächsen, oder an solchen, die an kalten Winter- tagen, obgleich oberhalb eingehüllt, ohne auch die Wurzel zu schützen, transportirt wurden, zu machen | Gelegenheit gehabt haben. Alle die so eben angegebenen Erscheinungen beruhen meistens nur auf Erkältung der Wurzel- spitzen; untersucht man auf diese Weise erkrankte Pflanzen, bei denen nicht etwa Wassermangel vor- handen war, so wird man finden, dass die Mehr- zahl, in den meisten Fällen aber alle Saugwurzeln abgestorben sind, wodurch auch die Zuführung von Feuchtigkeit zu dem oberen Theile der Pflanze auf- gehört haben muss. Weniger empfindliche Pflanzen oder nur sehr wenig erkältete, überstehen diese Beschädigung, treiben nur eine Zeitlang verletzte Blätter oder werden ihrer Gipfel beraubt, ohne abzusterben, z. B. Cordyline Terminalis und deren Varietäten, tropische Palmen, Carludovica, Maranta zebrina, Phrynium, Chironia und Acacia Lophanta. Stark durch Erkältung beschädigte Pflanzen oder solche, die dagegen sehr empfindlich sind, z. B. Pandanus, Palmen und Maranten aus sehr warmen Gegenden, Freycinetia, einzelne Cordylinen, Dracaenen und Aletris fragrans, Diosma und Phylica sind mit sel- tenen Ausnahmen unrettbar verloren. Bei Panda- nus, Freycinetia und Palmen tritt gewöhnlich nach 8—14 Tagen Herzfäule ein, weil in Ermangelung der Saugwurzeln den noch sehr zarten und weichen, tief im Gipfel befindlichen Blättern keine Feuch- tigkeit zugeführt wird, ein Verwelken und endlich Faulen eintritt. Viele Tropenpflanzen sind so em- pfindlich gegen zu niedrige Temperatur, dass sogar die Spitzen ihrer Lnftwurzeln leiden, wie man es 55 bei zu kalt stehenden Pandanus, Freycinetia, Aroi- deen und Orchideen beobachten kann. Ist man genöthigt, Pflanzen, die der Erkäl- tung unterliegen, in kühlere Räume zu überwintern oder der Dekoration halber dort unterzubringen, 80 müssen sie schon den Sommer vorher von dem ihrem Wachsthum allerdings sehr zuträglichen wär- meren Standorte nach und nach bis zu einem ge- wissen Grade entwöhnt werden. Zur besseren Er- haltung der Pflanzen unter solchen weniger günsti- gen Temperaturverhältnissen trägt ein möglichst spärliches Begiessen wesentlich bei; wollte man unter diesen Umständen den Pflanzen ebenso reich- lich Wasser geben, als in einer ihnen vollkommen zusagenden Wärme, so würden sie noch schneller zu Grunde gehen, weil eine im Verhältniss zur Wärme zu grosse Feuchtigkeit des Ballens die Erde noch mehr und schneller abkühlt. Wie demnach eine entsprechende Gewöhnung die Nachtheile der Wurzelerkältung vermindert, so kann auch eine Verwöhnung durch mehr Wärme schädlich sein und sind bisweilen Pflanzen, von denen man es kaum vermuthen sollte, dagegen em- pfindlich; bei hoher Temperatur getriebene Maiblu- men und Hyazinthen welken bisweilen, wenn man sie während einer Nacht einer Temperatur von nur 1—2 Grad Wärme aussetzt. Die Veranlassung zur Erkältung der Saugwur- zeln im Allgemeinen entsteht dadurch, wenn Pflan- zen unter dem Einfluss von Bodenwärme oder im Warmhause eine Menge neuer, sich gewöhnlich an den Wandungen und dem Boden der Gefässe an- sammelnder junger Saugwurzeln gebildet haben, womit jederzeit auch ein üppigeres Wachsthum ver- bunden ist, plötzlich einen Standort erhalten, der | den Wurzeln auch nur 4-——-5 Grad Wärme weniger bietet; bei sehr empfindlichen Pflanzen reichen, wenn die Wurzelballen nass sind, schon 2 Grad weniger bin, um eine Beschädigung herbeizuführen. Nicht allein die Pflanzen in Gefässen, sondern auch manche des freien Landes sind den Nachthei- len der Wurzelerkältuug ausgesetzt, wenn bei ihrer raschen Entwickelung durch anhaltend warmes Wetter, während dessen auch warme Nächte vor- herrschend waren, plötzlich kalte Nächte, in denen das Thermometer bis auf +4 Grad sinkt, und kühle Tage eintreten. Die seit einigen Jahren beobachtete Krankheit der Gurken des freien Lan- des hat nur ihren Grund in der Zerstörung der Saugwurzeln in Folge zu niedriger Nachtwärme, was ich in den letzten zwei Jahren zu beobachten Gelegenheit hatte. Gurkenpflanzen, die Ende Juni 1870 bereits zu blühen begannen und Tages zuvor noch frisch und kräftig wuchsen, welkten während der Mittagszeit nach einer vorhergegangenen kalten Nacht, in der das Thermometer bis + 6 Grad sank, die Blätter wurden gelb und die Pflanzen starben, obgleich bald wieder warmes Wetter eintrat, ab; schon am zweiten Tage nach jener kalten Nacht untersuchte ich die Wurzeln und fand, dass alle jungen Spitzen bräunlich und verdorben waren. Ein ähnliches Schicksal hatten im vorigen Jahre die jungen Bohnenpflanzen, die in Folge anhaltend kühler Witterung gelb wurden und nicht fort- wuchsen; bei Untersuchung der Wurzeln fanden sich auch diese meist beschädigt, während sich aus dem Stamme schon wieder neue Saugwurzeln bil- deten, wodurch sie sich unter dem Einfluss milde- ren Wetters wieder erholten, aber gegen ihr nor- males Wachsthum um 14 Tage bis 3 Wochen zu- rückblieben. Dieselbe Beschädigung der Wurzeln fand ich im Frühling und ım Herbste nach kalten Nächten, d. h. ohne Reif oder Frost, an Coleus. Die im freien Lande stehenden Gewächse kann der Gärtner gegen solche Witterungs - Einflüsse schwer schützen, wohl aber liegt es in seiner Hand, die in Gefässen stehenden Pflanzen dagegen zu bewahren, wenn er ein wachsames Auge auf seine Pfleglinge hat. Die Ursachen zur Erkältung der Saugwurzeln bei in Gefässen stehenden Pflanzen sind besonders durch folgende Umstände begründet: Am mannig- fachsten leiden kleine Tropenpflanzen dadurch, dass sie im Herbst, wenn sie die Mistbeete verlassen, um in die Gewächshäuser gebracht zu werden, nicht sogleich wieder an entsprechend warme Stellen, in warmen Beeten u. s. w. aufgestellt und die ı Töpfe eingesenkt werden, sondern gewöhnlich einige Zeit ohne Weiteres stehen bleiben, und alsdann während der Nacht, durch Mangel an Wärme, lei- den. Ist ihre Unterbringung nicht sofort zu er- möglichen, so sollte man wenigstens dafür sorgen, dass die Häuser, in denen sie sich vorläufig befin- den, gegen Abend noch um 1—2 Grad höher, als die Tagestemperatur sein muss, erwärmt werden. Sehr oft wird auch solchen Pflanzen dadurch Scha- den zugefügt, dass man im Herbst, nachdem sie in die Gewächshäuser geschafft sind, um Brenn- material zu ersparen, zu wenig heizt, oder die Er- wärmung auch aus vermeintlichem Mangel an Zeit vernachlässigt wird. Vor dem Einräumen der Tro- penpflanzen müssen daher schon vorher alle er- wärmbaren Beete gehörig zubereitet sein, damit sie ihren früheren Standort, durch Bodenwärme be- günstigt, nicht vermissen. Während des Einräu- mens und noch einige Wochen nachher lasse man die Häuser, besonders zur Nachtzeit, lieber um 2—3 Grad wärmer heizen, als es sonst wohl nöthig ist, damit Beete, Töpfe, Mauern, sowie alle andern Gegenstände im Hause vollständig durchwärmt wer- 56 den. Vom Oktober bis Ende Januar bei der Er- wärmung der Häuser für Tropenpflanzen Brenn- material sparen zu wollen, ist eine T'horbeit, die oft durch den Verlust sehr werthvoller Pflanzen bestraft wird. Will man sparen, so vermindere man das Heizen bei hellem Wetter von Mitte Fe- bruar ab, wo durch die zunehmende Tageslänge die Pflanzen sich sclıon wieder mehr kräftigen und durch mehr Sonnenschein und die damit in Ver- bindung stehende reichlichere Erwärmung der Ge- wächshäuser während des Tages entschädigt werden. Sehr oft wird auch die Erkältung durch mangel- hafte Beaufsichtigung des Heizens der Gewächs- häuser herbeigeführt, wenn die Heizer nachlässig sind und nicht rechtzeitig für die Wiederholung des Heizens sorgen; denn mannigfacher Schaden entsteht dadurch, dass das in den Häusern zulässige Minimum von + 10 oder 9 Grad noch um einige Grade, also bis vielleicht auf — 7 oder wohl gar 6 Grad sinkt. Zuweilen ist auch die mangelhafte Beschaffenheit der Gewächshäuser selbst daran Schuld, denn sind diese bei strenger Kälte nicht hinreichend bedeckt, oder sind die Heizapparate nicht ausreichend, so ist es sehr schwer, dieselben bei strenger Kälte und heftigem Winde gegen all- zustarke Abkühlung zu verwahren. Eine Menge von Gärtnern sind, wenn sie die Pflanzen während der Wintermonate reinigen, umstellen oder die er- wärmbaren Beete erneuern, zu unvorsichtig und fahrlässig, indem sie Tropenpflanzen ohne Weiteres auf den kalten Fussboden des Hauses stellen oder wohl gar über Nacht darauf stehen lassen. Der Erdboden ist zu kalt, es tritt dadurch eine zu starke Abkühlung des Wurzelballens und auch dadurch Erkältung der Saugwurzeln ein. Pandanus, Ma- ranta zebrina, Carludovica-Arten und verschiedene Palmen erleiden schon, wenn sie auch nur eine Nacht auf dem kalten Fussboden ständen, eine Be- schädigung der Wurzeln. Hedysarum (Desmodium) gyrans leidet, wenn es unter dem Einfluss von Bo- denwärme gepflegt wurde, wobei es bekanntlich während des Winters am besten gedeiht, auch nur einige Stunden auf kalter Erde stehend, so stark, dass es welkt und nachher die Blätter abwirft. Ebenso nachtheilig ist es den Tropen- und empfind- lichen Kalthauspflanzen, wenn ihre Wurzeln durch nicht festes Schliessen der Fenster oder der Schei- ben von Zugluft berührt werden, wie es bei den Pflanzen, die man auf die Fensterbretter der Zim- mer stellt, so sehr häufig vorkommt, oder wenn die Gefässe mit Eisen in Verbindung oder in zu grosser Nähe desselben stehen, welches im Stande ist, eine Menge Kälte von aussen nach innen zu leiten; ein Eisenstab von 0,653 Centimeter —= 4 Zoll Dicke, ist, wenn er mit der äusseren Luft in Verbindung steht, bei heftiger Kälte im Stande, einer in einem Blumentopfe stehenden Pflanze so viel Kälte zuzu- führen, dass die Erde gefriert. Will man die im Zimmer zu ziehenden Tropen- pflanzen gegen Erkältung der Wurzeln schützen, so sorge man dafür, dass alle Fensterfugen voll- ständig dicht sind, dass die Pflanzen auf besondere Brettchen mit darunter befindlichen Leisten gestellt, und zur Nachtzeit in die Mitte des Zimmers ge- bracht werden. Ob eine Pflanze die Erkältung der Saugwur- zeln überlebt oder nicht, hängt nicht allein von ihrer natürlichen Beschaffenheit, sondern auch von der Eigenschaft ab, ob sie geneigt ist, sehr bald wieder neue Saugwurzeln zu bilden oder nicht. Pflanzen mit fleischigen Stengeln, die bekanntlich längere Zeit ohne Wurzeln vegetiren können, scha- det die Beraubung der Saugwurzeln nicht. Am empfindlichsten sind alle Tropenpflanzen mit sehr einfachen, fast gar nicht verästelten Wurzeln, die, wenn sie zerstört sind, sich auch nur sehr langsam wieder bilden, wie die Pandanus und die meisten | Palmen; unter den letzteren giebt es Arten, die selbst bei hoher Bodentemperatur und der sorg- samsten Pflege keine Seitenwurzeln treiben, sondern nach einer Beschädigung der Saugwurzelspitzen so lange kränkeln, bis sich aus der Stammbasis neue Adventiv-Wurzeln bilden. ä Sind Pflanzen durch Erkältung der Wurzeln krank geworden, und ist noch Hoffnung zu ihrer Erhaltung vorhanden, so stelle man sie zunächst in einen möglichst feuchten warmen Raum, damit die noch vorhandenen Blätter nicht genöthigt sind, noch Feuchtigkeit an die trocknere Luft durch Ausscheiden abzugeben und die Pflanze vor Er- schöpfung bewahrt werde; nach einigen Tagen nehme man sie aus dem Gefäss heraus, entferne die beschädigten Wurzeln, lockere die älteren auf und pflanze sie in frische Erde, ganz abgesehen von der Jahreszeit, in der die Erkrankung statt- fand, und gebe ihr wieder einen feuchten, warmen Standort; sind es Pflanzen, die die Neigung haben, aus der Stammbasis, wie die Palmen, Musa u. dgl. neue Adventiv-Wurzeln zu bilden, so umgebe man sie an dieser Stelle mit Moos, welches feucht ge- halten werden muss. (Schluss folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmmer-Strasse No. 91. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General- Sekretär des Vereines. No. 8. Berlin, den 24. Februar 1872. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Eingetretener Hindernisse halber findet die nächste Versammlung erst Sonntag den 10. März statt. Inhalt: Theodor Nietner IV., Oberhofgärtner in Schönhausen. — Ueber Beschädigung der Saugwurzeln durch Erkältung und Trockenheit. Vom Inspektor des Königl. botanischen Gartens zu Berlin, C. Bouche&. (Schluss.) — Der Weinbau in Niederösterreich. — Ueber das Kombiniren von Samen, resp. über gemischte Saaten. Theodor Nietner IV,, Oberhofgärtnuer in Schönhausen. Kurz vor dem Schlusse des vorigen Jahres starb ein Veteran der preussischen Hofgärtner, Theodor Nietner IV., einer der intelligentesten und tüchtigsten Praktiker seiner Zeit. Neben der Lenn&@’schen, der Fintelmann’schen und der Sello’schen Gärtnerfamilie steht nicht weniger be- deutsam die Nietner’sche da. Wie Friedrich der Grosse bei der Wahl seiner Generäle, Minister und Staatsbeamten die brauchbarsten Männer rasch heraus fand, so nicht weniger bei der Wahl seiner Gärt- ner. Die preussischen Hofgärtner waren im vori- gen Jahrhunderte ähnliche Beispiele für Förderung der gesammten Gartenkunst und haben einen grossen Einfluss auf die Bildung der Gärtner in der Pro- | vinz ausgeübt. Von dem, was wir jetzt an Gar- tenanlagen bei Berlin und Potsdam sehen, sind die | Anfänge zum grossen Theil im vorigen Jahrhun- derte von den Vätern und Grossvätern derer, denen Jetzt zum Theil noch die Königlichen Gärten an- vertraut sind, entstanden. Als die Künigin Elisabeth, Gemahlin Friedrich des Grossen, Schönhausen mit Schönholz zu ihrem | Aufenthalte angewiesen erhielt, wurde ein tüchtiger Gärtner aus Sagan in Schlesien berufen, um nach | einem bereits vorgelegten Plane Verschönerungen besonders in dem Schlosse Schönhausen anzulegen. Dieser Gärtner war Joseph Nietner I., Gross- vater des eben verstorbenen Theodor Nietner IV. Er verheirathete sich mit der Tochter von J. Sa- muel Sello, dem ebenfalls kurz vorher berufenen Planteur, wie damals die Hofgärtner genannt wur- den, in Sanssouci. Als er in den neunziger Jahren starb, trat sein ältester Sohn Christian Nietner II. an seine Stelle und blieb auch nach dem Tode der Königin Elisabeth im Jahre 1796 in Schön- hausen bis zu seinem im Jahre 1821 erfolgten Tode. Dem zweiten Sohne Friedrich Nietner III. wurde dagegen die Aufsicht über die Anlagen des in der Nähe von Schönhausen liegenden zweiten Schlosses Schönholz übertragen. Leider wurde dieses aber nach dem Tode der Königin Elisabeth alsbald verkauft und Nietner III. mit sehr geringer Pension entlassen. Erst im Jahre 1810, als der Hofgärtner Salzmann in Sanssouci starb und Louis Sello, Sohn von J. Samuel Sello und Vater der beiden in Sanssouci und am Neuen Pa- lais fungirenden Hofgärtner Hermann und Emil Sello, von Caput an der Havel aus dahin ver- | setzt wurde, trat er an dessen Stelle daselbst als Planteur. Von Christian und Friedrich Nietner wurden die beiden ältesten Söhne Theodor und Eduard ebenfalls Gärtner. Als in dem Jahre‘ 1813 sich das deutsche Volk erhob, um die fran- zösische Fremdherrschaft abzuschütteln, da waren es auch die beiden jungen Nietner’s, welche eben- falls die Waffen ergriffen und den gemeinsamen Feind bis tief in das Innere des eigenen Landes verfolgten. Zurückgekehrt traten sie wiederum als 8 58 einfache Gärtner in Königlichen Dienst. Ueber Theodor Nietner, dem 4. Hofgärtner seines Namens, werden wir besonders berichten, da er es ist, der am 28. Dezember in der Nähe seines gleich- namigen Sohnes in Charlottenhof bei Potsdam von die- ser Welt abberufen wurde. Es sei uns aber vorher erlaubt, die anderen Hofgärtner, insoweit sie Nach- kommen des ersten Joseph Nietner sind, noch aufzuführen und so eine vollständige Uebersicht über die heutige Nietner’sche Gärtnerfamilie zu geben. Eduard Nietner, der fünfte dieses Namens und Vetter von Theodor Nietner, trat im Jahre 1831 als Hofgärtner in Monbijou ein und ver- tauschte seine Stelle 1835 mit der sogenannten Melonerie, d. h. den Königlichen Treibereien in Sanssouci. Er hatte aber noch einen jüngeren Bru- der, der ebenfalls Gärtner geworden war, Wilhelm Nietner VI. 1838 trat dieser als Hofgärtner in Schwedt ein und folgte seinem Bruder, als dieser 1859 starb, in dessen Stelle in Sanssouci. - Nur ein Sohn von Theodor Nietner IV, der denselben Namen führte und nun als der VII. bezeichnet werden muss, trat in Königliche Gärt- nerdienste, während ein anderer, Johannes Niet- ner, zwar ebenfalls Gärtner geworden war, aber 1850 von London aus nach der Insel Ceylon ging und sich noch daselbst befindet. Theodor Niet- ner nahm dagegen, als der erste Krieg gegen Dänemark ausbrach, zunächst an diesem Antheil. 1866 wurde er zum Hofgärtner auf dem Orangerie- und Pfingstberg ernannt, nahm aber später, als 1869 der Hofgärtner Morsch in Charlottenburg starb, dessen Stelle ein. Ausser diesem befindet sich schliesslich jetzt noch ein Sohn von Eduard Nietner V., der denselben Namen führt und nun ale Eduard Nietner VIII. bezeichnet werden muss, in Königlichen Diensten. Dieser machte den Feldzug gegen Frankreich mit und ist jetzt im Marly-Garten bei Potsdam, dem Lieblings-Aufent- halte Friedrich Wilhelm IV., beschäftigt. Wir kehren jetzt zu unserem eben verstorbenen Oberhofgärtner Theodor Nietner IV. zurück. Er wurde am 2. Dezember 1790 in Schönhausen geboren und hat daher das hohe Alter von 81 Jah- ren erreicht. Als ein befähigter Knabe mit offenem Kopfe ergab er sich mit regem Eifer gleich anfangs der Gärtnerei und suchte sich nach allen Seiten hin Kenntnisse zu verschaffen. Auf dem Gymna- sium des grauen Klosters zu Berlin erhielt er seine erste Vorbildung, um dann mit Nutzen bei dem Hofgärtner des Prinzen Reuss-Schleiz, der Hofmar- schall war und in Berlin einen schönen Garten besass, Noack mit Namen, die Gärtnerei praktisch zu erlernen. Kaum aus der Lehre entlassen, war ihm schon die Heimath zu enge geworden. Er sehnte sich hinaus in die grosse weite Welt, um auch ander- wärts die Gärtnerei kennen zu lernen. Nach da- maliger Sitte ergriff der kaum 20jährige Jüngling den Wanderstab und war muthig genug, um sein Augenmerk nach Paris zu richten. Die glänzende Kaiserstadt befand sich damals auf ihrem Kulmi- nationspunkte, nicht allein als Stadt des Luxus und der Ueppigkeit, auch hinsichtlich der Wissenschaft und Kunst war sie eine Quelle für diejenigen, welche sich diesen ergeben hatten. Es ist zu be- dauern, dass aus jener Zeit eines fast zweijährigen Aufenthaltes in Paris keine Aufzeichnungen mehr von ihm vorhanden sind, denn ein so empfänglicher junger Mann, wie Theodor Nietner war, hatte gewiss interessante Beobachtungen über die damalı- gen gärtnerischen Zustände in der französischen Residenz gemacht. Gegen das Ende des Jahres 1811 kehrte er wieder nach Hause zurück. Als im Jahre 1813 vom Könige Wilhelm III. der bekannte Aufruf zur Befreiung des Vaterlandes vom fremdländischen Joche erschien, verliess er seine stille Gärtnerei und eilte zu den Fahnen des Lützow’schen Freikorps, an allen schweren Käm- ‚ pfen, welche dieses zu bestehen hatte, Antheil neh- mend. Er hatte sich dem späteren Wirklichen Ge- heimen Rathe v. Beuth, einem der Gründer des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin, angeschlossen und zog mit diesem nicht allein zum zweiten Male in Paris ein, sondern kehrte schliesslich auch mit ihm zurück. Die freie Zeit, welche ihm nach der Entlassung aus dem Militärdienste in der Heimath wurde, be- nutzte Theodor Nietner hauptsächlich zur Er- weiterung seiner wissenschaftlichen Kenntnisse. Er hörte an der Universität in Berlin verschiedene naturwissenschaftliche Vorlesungen und fand an einem dritten Sohne des Hofgärtners Louis Sello in Sanssouci, der sich später im Auftrage des bo- tanischen Gartens nach Brasilien begab, um Pflan- zen zu sammeln, leider aber daselbst beim Ueber- setzen über einen Fluss verunglückte und ertrank, einen anderen jungen Mann, der gleiches Streben mit ihm besass. Auf die Fürsprache von Lichtenstein, dem er bei der ersten Anlegung des jetzigen zoologi- schen Museums wesentliche Unterstützung gewährt hatte, und von Link, der wenige Jahre vorher an die Stelle Willdenow’s getreten war, erhielt Theodor Nietner vom Könige Friedrich Wil- helm III. Unterstützung zu einer Reise, um sich weiter auszubilden. Im August 1817 ging er zu- nächst nach Wien, wo damals Gärtnerei und Bo- tanik blühten und viele Gärtner und Botaniker ihre 599 Aüsbildung erhalten haben. dem blauen reinen Himmel Italiens liess ibn aber schon bald Wien verlassen und nach dem Süden seine Schritte wenden. Da seine beschränkten Mittel ihm nicht erlaub- ten, sich theurer Fuhrwerke zu bedienen, so ging er zu Fusse das ganze lange Italien hindurch und gönnte sich erst Ruhe, als er in Neapel ankam und bei dem deutschen Gartendirektor Dehnhardt eine freundliche Aufnahme fand. Doch war sein Bleiben auch hier nicht lange. Er ergriff von Neuem den Wanderstab, um auf dieselbe Weise wie er nach Neapel gekommen war, zum zweiten Male ganz Italien zu Fuss zu durchwandern und schliesslich die Alpen zu überschreiten. Er ging jedoch keineswegs nach Berlin, resp. nach Schön- hausen zurück, sondern erwählte jetzt Holland, was damals zwar keineswegs mehr auf der hohen Stufe der Gärtnerei stand, aber fortwährend sich noch eines grossen Rufes, besonders in der Blumenzwie- belgärtnerei, erfreute, als das Land seiner Wünsche. Dass er in Holland eine Schwester verheirathet hatte, mochte ebenfalls zu seinem Entschlusse bei- getragen haben. Holland scheint unsern jungen Gärtner nicht lange gefesselt zu haben, denn er ging nach kur- zem Aufenthalte wiederum weiter, und zwar nach England, von dessen Handels- und Privatgärtnereien er viel Gutes gehört hatte. Das Glück wollte ihm wohl, denn er fand ın dem berühmten Garten- Etablissement von Lee in Hammersmith bei Lon- don eine freundliche Aufnahme. Leider erhielt er aber gerade da, wo er eben angefangen hatte, eine umfassendere Kenntniss von den Zuständen der englischen Gärtnerei zu nehmen, die Nachricht von dem schweren Erkranken seines Vaters. So ver- liess er sehr ungern England und eilte rasch der Heimath zu. Zu Hause angekommen, unterstützte er den kranken Vater in der Ausübung seiner Geschäfte bis zu seinem Tode, der im Jahre 1821 eıfolgte. Lenn& hatte damals dem Königlichen Hofgärtner insofern eine höhere Bedeutung gegeben, als er das Institut der Obergärtner, aus deren Zahl von nun an nur Hofgärtner erwählt werden sollten, einrich- tete. Aber erst nach einem gründlichen Examen konnten junge Gärtner hier eintreten. Unser Theo- dor Nietner war der erste, welcher das Examen noch in demselben Jahre ablegte und ein gutes Zeugniss erhielt. Hierauf wurde er als erster Obergärtner im Neuen Garten angestellt, bald dar- auf vertrat er aber den alten Planteur Sello in Sanssouci, bis dieser starb. Nun erst wurde er zum Hofgärtner von Paretz ernannt, In Zurückgezogenheit lebte Theodor Nietner Die Sehnsucht nach | 10 volle Jahre ın Paretz. Er verheirathete sich gleich anfangs mit ‘einer Tochter des Hofgärtners Louis Sello. Die grosse Abgeschlossenheit und Einsamkeit war jedoch nicht für einen so strebenden Mann, wie der Hofgärtner Theodor Nietner, er sehnte sich schon bald nach mehr geistigerem Umgang, nach intelligenten Menschen, wie sie in Paretz nicht vorhanden waren, er sehnte sich aber auch nach einer anderen Thätigkeit, wie sie seiner höheren gärtnerischen Bildung entsprach. Er war zwar bereits schon im Jahre 1823, also ein Jahr nach der Gründung, dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin als Mitglied beigetreten und stand mit ihm in enger Verbindung. In den Verhandlungen des Vereins befinden sich manche werthvolle Aufsätze aus jener Zeit von ihm, welche dauernden Werth besitzen. Doch es reichte nicht aus, der Wunsch nach geistigerem Umgang wurde dadurch keineswegs vollständig ausgeglichen. Glück- lich war er daher, als er 1832 nach Schönhausen, wo er die ersten Anfänge einer gärtnerischen Kennt- niss in sich aufgenommen hatte, versetzt wurde. Im Kreise seiner Jugendfreunde und in Ver- bindung mit ebenbürtigen Kollegen schuf Theo- dor Nietner sich rasch eine zufriedenstellende Thätigkeit; er hatte hier nach allen Seiten hin Ge- legenheit, sein Wissen theoretisch und praktisch zu verwerthen. Mit grosser Liebe widmete er sich vor Allem der Gemüsezucht und den Treibereien und gab auch ein besonderes Buch darüber heraus, was allseitig, selbst im Auslande, Anerkennung fand. Später erschien seine Monographie der Erdbeeren. Mit besonderer Vorliebe widmete er sich aber schon bald der Kultur der Eriken, wo er Ausserordent- liches geleistet hat. Nicht allein, dass er es ver- stand, Schau-Exemplare im eigentlichsten Sinne des Wortes heranzuziehen, er hatte auch die grösste Sammlung von Eriken, die wohl je, wenigstens in Deutschland, zusammengebracht wurde. Wenn die geringen Mittel des Gartens nicht ausreichten, griff er in den eigenen Beutel, um irgend eine seltene, und wenn noch so kostspielige Art oder Form des grossen Genus Erica zu akquiriren. Noch vor 1% Jahren, also im 80. Jahre seines Lebens, als er in den Ruhestand versetzt und ein grosser Theil seiner Lieblingspflanzen dem botanischen Garten zu Berlin bereits überwiesen waren, ward es ihm gar schwer, sich von ihnen zu trennen. Würde es der Raum in diesen Blättern gestatten, ausführlicher in ' seine Wirksamkeit einzugehen, so könnte noch manches Interessante dargeboten werden. Manches hat er über einzelne Kulturen in Zeitschriften mit- getheilt, vieles ist aber mit seinem Tode unterge- gangen. Dass Theodor Nietner bei den Ausstellungen 8* 60 des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin sehr thätig war, kann man sich denken. Die Ausstellungen im Akademie-Gebäude, von denen man noch jetzt gern spricht, erhielten fortwährend reichliche Beiträge aus Schönhausen; aber auch später, als der Verein mit seinen Ausstellungen von Lokal zu Lokal wandern musste, war es wiederum Theodor Nietner in Schönhausen, der bald eine interessante Blume, bald eine Schaupflanze, bald ein vorzügliches Gemüse oder getriebenes Obst zur Verfügung stellte. Endlich muss auch seiner Vorzüge als Lehrer gedacht werden. Unwissenheit war ihm zuwider, daher suchte er allenthalben Samen von Kenntnis- sen auszustreuen, wo er günstigen Boden zu finden glaubte. Er beschränkte sich dabei nicht allein auf die jungen Leute, welche bei ihm die Gärtnerei erlernen wollten, und auf die Gehülfen, welche aus anderen Gärtnereien zu ihm kamen, er theilte auch Laien mit. Selbst auf seine Tagelöhner suchte er bildend und belehrend einzuwirken. So erhielten auch diese, wenn sie gelehrig waren, mit der Zeit einige Kenntnisse in der Gärtnerei. Für seine jungen Gärtner arbeitete er in allen gärtnerischen Zweigen besondere Hefte aus, nach denen er zu bestimmten Stunden in der Woche lehrte und die er die jungen Leute zur eigenen Belehrung abschreiben liess. So streng er sonst war und am allerwenigsten Unthätigkeit und Un- wissenheit duldete, bisweilen auch leichte Vergehen streng ahndete, so war er doch von seinen Unter- gebenen nicht allein sehr geachtet, auch geliebt. Er hat eine Reihe tüchtiger Gärtner herangezogen, welche jetzt zerstreut im ganzen grossen Deutsch- land leben und in seinem Geiste weiter wirken. Als er im vorigen Jahre in den Ruhestand ver- setzt wurde, verliess er Schönhausen, wo er so lange gelebt und so viel gewirkt hatte, um in Charlottenhof bei Potsdam, in der nächsten Nähe der Familie seines ältesten Sohnes, eine Wohnung zu beziehen. Er war seit vielen Jahren nicht in Potsdam und Sanssouci gewesen. Arg von der Gicht heimgesucht, liess er sich in einem Rollwagen, so oft das Wetter es ihm erlaubte, herumfahren und nahm an allen Veränderungen, die gemacht worden waren, besonders an den neuen Anlagen des feineren Obstbaues und der Erdbeerzucht grossen Antheil. Da er wusste, dass die Frau Krorprin- zessin vor Allem die Aroma feineren Hautberry’s oder Moschus-Erdbeeren liebte, schrieb er eine Ab- handlung über diese und überreichte sie der hohen Dame. Aber auch ausserdem war der ehrwürdige Greis thätig. Er hatte noch die Absicht, seine Erfahrun- gen im Gebiete der gesammten Gärtnerei zu sam- meln und allmählig zur weiteren Kenntniss zu brin- gen. Sie sollten in den Sitzungen des Gartenbau- vereins in Potsdam zunächst erst vorgetragen wer- den, um dann dem Drucke übergeben zu werden. Da erreichte ihn nach kurzem Krankenlager plötz- lich am 28. Dezember der Tod. Seine Sehnsucht nach dem Orte, wo er das Licht der Welt erblickt und die grösste Thätigkeit entfaltet hatte, nach Schönhausen, hatte sich in der letzten Zeit vor sei- nem Tode so gesteigert, dass er trotz aller An- nehmlichkeiten, welche ihm durch die Nähe seines Sohnes und dessen Familie in Charlottenhof gebo- ten wurden, im Frühjahre doch wiederum nach Schönhausen zurückkehren wollte. Das Geschick wollte es anders. Auf seinen Wunsch brachte man wenigstens die sterbliche Hülle nach Schönhausen, um nun für immer neben seinen beiden Eltern und seiner schon 1834 ihm vorausgegangenen Gattin zu ruhen. Ueber Beschädigung der Saugwurzeln durch Erkältung und Trockenheit. Vom Inspektor des Königl. botanischen Gartens zu Berlin, ©. Bouche. (Schluss.) Die Beschädigungen der Saugwurzeln, welche durch allzugrosse Trockenheit herbeigeführt werden, sind ebenfalls von den weitgehendsten Folgen be- gleitet und die Ursachen des damit verbundenen Kränkelns oder Absterbens der Pflanzen oft sehr schwer zu ermitteln. Wird den in Gefässen stehenden Pflanzen zu wenig oder zu selten Wasser gereicht, so macht sich dies gewöhnlich durch das Welken bemerkbar, nur bei solchen, die mit festen, lederartigen Blät- tern versehen sind und sich in der Rahezeit ihres Wachsthums befinden, ist oberflächlich betrachtet keine Veränderung der Blätter und Zweige wahr- zunehmen, am allerwenigsten an allen Saftpflanzen, obgleich auch einzelne derselben, z. B. Mesembrian- themum’s, durch zu starkes Austrocknen inden Wur- zeln leiden. Werden die Wurzelballen der in Gefässen stehen- den Pflanzen zu trocken, so vertrocknen die Saug- wurzelspitzen, wodurch, wie bei Erkältung der Wur- zeln, ebenfalls ein Stillstand in der Zuführung von Feuchtigkeit und Nahrung veranlasst wird, und sich an dem oberirdischen Theile der Pflanzen ähnliche Krankheitssymptome wie bei der Beschädigung durch Erkältung zeigen. Bei vielen krautartigen Gewächsen, z. B. Salvia, Heliotropium, Fuchsia, Cuphea, Pelargonium, be- ; 3 schränken sich die Nachtheile, welche durch das Vertrocknen der Saugwurzeln entstanden, meist darauf, dass die Pflanzen eine Menge der älteren Blätter abwerfen und die zartesten Triebe vertrock- nen, sich dennoch erhalten und fortwachsen, weil diese Pflanzen die Fähigkeit zu besitzen scheinen, auch durch ältere Wurzeltheile den Zweigen und Blättern ein zur nothdürftigen Erfrischung hinrei- chendes Quantum von Feuchtigkeit zuzuführen, ne- benher aber auch die Eigenschaft haben, sehr bald wieder neue Saugwurzeln zu ‚bilden, was bei man- chen Pflanzen ansserordentlich schnell von Statten geht; junge Kohlpflanzen, welche Abends behufs des Auspflanzens in’s freie Land ausgezogen, über Nacht in feuchte Erde eingeschlagen und begossen werden, bilden oft schon bis zum andern Morgen neue Saugwurzeln. Weit empfindlicher dagegen sind viele neuhol- ländische, kapische und indische Pflanzen mit sehr feinen Faserwurzeln, z. B. Erica, Rhododendron, Azalea und Farne, nicht minder leiden solche, deren Wurzelspitzen zwar dicker, aber fleischiger sind, wie bei Camellia, den meisten Proteaceen, Laurineen und Magnolia; am allerempfindlichsten aber sind Pflanzen mit einfachen Wurzeln, z. B. Palmen, Pandancen, Dasylirion, Dracaena und Marantaceen. Viele der genannten Pflanzen sterben in Folge des Wassermangels nach wenigen Tagen ab, selbst wenn sie sich auch nach wiederholtem Begiessen wieder erfrischen, oder werden von lang andauern- den Krankheiten befallen. Jedoch giebt es auch Pflanzen, die, obgleich nieht zu den Saftgewächsen gehörig, einen ungemein hohen Grad von Trocken- heit ertragen, ohne dass ihre Wurzeln auch nur im mindesten verletzt werden. Plectogyne varie- gata und Pitcairnia dasylirioides können ohne zu leiden mehrere Wochen im warmen Zimmer stehen, ohne begossen zu werden; ebenso erträgt Agapan- thus eine ungemein grosse Trockenheit. Sind bei empfindlicheren Pflanzen die Saugwur- zeln durch Mangel an Wasser vertrocknet, so tritt, da es abgestorbene Organe sind, nach dem später wiederholten Begiessen Fäulniss derselben ein, so dass die Gärtner in den meisten solcher Fälle be- haupten, das Absterben oder die Beschädigung einer Pflanze sei nicht durch zu wenig, sondern durch zu viel Begiessen entstanden, weil die Wurzeln ver- fault seien. Dass Pflanzen, welche im Begriff stehen, neue Triebe zu entwickeln, gegen mangelhaftes Begiessen am empfindlichsten sind, ist allbekannt und hat sei- nen Grund darin, dass in dieser Periode ein grösserer Bedarf an Feuchtigkeit nöthig ist, um die sich neu bildenden Organe zu ernähren, und dass sich schon einige Zeit vor dem neuen Triebe zahlreiche neue Wurzeln bilden. Diesem Umstande ist es zuzu:- schreiben, wenn Camellien, Laurineen und Magno- lien nur krüppelhaft ausgebildete, braunfleckige Blätter besitzen oder diese von den jungen Trieben abwerfen, oder wenn Himalaya-Rhododendren an Trockniss der jungen Blätter leiden; untersucht man so erkrankte Pflanzen, so wird man finden, dass ein grosser Theil der jungen Saugwurzeln faul ist. Absichtlich zu trocken gewordene Pflanzen haben mich hinlänglich darüber belehrt, dass der Wurzelfäule in den meisten Fällen zu grosse Trocken- heit der Wurzeln durch nachlässiges Begiessen vor- herging. Diosmeen, Eriken, Pimelien, Gnidien und Passerinen sterben, wenn sie im Sommer einige Male stark welkten, oft nach wenigen Tagen ab; tritt feuchte Witterung ein, so bleiben ihre Zweige und Blätter noch längere Zeit frisch, sie erliegen aber alsdann meistens der sogenannten Stammfäule. Eine ähnliche Erscheinung tritt auch bei in Mistbeeten ausgesäeten Levkoyen auf, wenn sie nach Ent- wickelung des zweiten Blattes zu trocken geworden sind; auf diese Weise erkrankte Levkoyenpflanzen lassen sich oft noch erhalten, wenn man mässig trockene Erde dazwischen streut und nass begiesst, wodurch sie veranlasst werden, neue Wurzeln aus dem Stamme zu bilden. Pandanen, Palmen, Dracaenen und Dasylirien werden durch das Vertrocknen der Saugwurzeln herzfaul, weil die zarten, tief im Gipfel der Pflanze befindlichen Herzblätter welken, sich aus Mangel der fehlenden Zuleitungsorgane nicht wieder er- frischen und nachher in Fäulniss übergehen. Marantaceen rollen, wie bei der Erkältung der Saugwurzeln, ihre Blätter ein und werden herzfaul; in der Regel gehen auch alle älteren Blätter ver- loren. Sind Farnkräuter zu trocken geworden, so leiden die jüngsten Wedel, oft aber geht auch, be- sonders bei Baumfarnen, der Gipfel ganz verloren. Bei den Proteaceen tritt noch ein anderer Um- stand beim Trockenwerden der Wurzelballen hinzu, der darin besteht, dass sich der Wurzelballen bei zu starkem Austrocknen zusammenzieht, sich von den Wandungen der Gefässe ablöst, und dadurch der Zutritt trockener atmosphärischer Luft bewirkt wird und die blosgelegten Wurzeln noch mehr der Gefahr des Absterbens ausgesetzt sind. Sehr oft wird auch den einmal zu trocken ge- wordenen Wurzelballen nicht die gehörige Auf- merksamkeit zu Theil, um sie wieder hinreichend anzufeuchten, so dass mancher Gärtner aus Un- kenntniss oder Trägheit es für hinreichend hält, eine solche Pflanze nur einmal zu begiessen, was aber in den meisten Fällen nicht ausreicht. Ist ein Wurzelballen zu trocken geworden, so drücke 62 man, wenn er sich etwa von den Wandungen ge- löst haben sollte, den Rand desselben fest an, ge- schieht dies nicht, so nimmt er kein Wasser an und bleibt fast so trocken wie zuvor; ferner über- zeuge man sich, ob der Ballen auch wirklich voll- ständig vom Wasser durchzogen ist, was sich durch Aufheben des Topfes nach dessen Schwere oder durch seitliches Anklopfen mit den Knöcheln leicht Begiessen nicht aus, ihn vollständig zu durchfeuch- ten, so ist es am besten, das Gefäss, wenn es nicht eine zu zarte Pflanze birgt, bis zu seiner halben Höhe in entsprechend warmes Wasser zu setzen. Um durch Trockenheit vernachlässigte Pflanzen wieder herzustellen, ist es am besten, sie nach voll- ständiger Anfeuchtung des Ballens aus den Ge- ausüben. Wir werden einige der besseren Sorten Wein aus ÖOesterreich-Ungarn auch ferner noch trinken, die wohlfeileren Weine möchten sich aber nicht oder kaum auf dem Tische unseres Mittel- standes einbürgern. Es liegt uns ein Bericht über den Weinbau zunächst in Niederösterreich vor, der von H. Goethe, ‚ seit dem vorigen Jahre Wanderlehrer für Weinbau erkennen lässt; reicht ein mehre Male wiederholtes in Klosterneuburg bei Wien, jetzt in gleicher Eigen- ‚ schaft in Graz, im Auftrage der dortigen Regie- ' rung verfasst wurde und wohl im Stande ist, alle Befürchtungen unserer Weinproduzenten, selbst wenn , zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn ein- fässen herauszunehmen, die todten oder bereits fau- ligten Wurzeln zu entfernen, in frische Erde zu verpflanzen, wenn es die Jahreszeit irgend gestattet, | und in einen feuchten geschlossenen Raum zu brin- gen, wodurch am schnellsten die Erzeugung neuer Saugwurzeln bewirkt wird, wenn dazu noch eine Möglichkeit vorhanden ıst. Hat sich die Pflanze erfrischt, beginnt sie wieder zu treiben und be- merkt man die Bildung neuer Wurzeln, so ent- wöhne man sie von der feuchten Luft und stelle sie an ihren früheren Platz. Der Weinbau in Niederösterreich. In der letzten Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues wurden vom Stadt- rath Thränhardt in Naumburg a. d. S. einige Mittheilungen über den Weinbau gemacht, die dar- auf hindeuteten, welche Wichtigkeit derselbe wohl in der künftigen Zeit haben möchte. Seit einigen Jahren ist auch Oesterreich mit seinen Weinbau treibenden Ländern von Neuem als grösserer Be- werber im Absatz von Wein, zunächst im nordöst- ‚lichen Deutschland, eingetreten. Man fürchtete schon von Seiten einiger deutschen Weinproduzenten, dass Oesterreich- Ungarn für unsere Weinländer und Weingegenden um so gefährlicher werden könnte, als eine Art von Handelsvertrag mit einigen Er- leichterungen für Einführung von Wein in den damaligen deutschen Zollverein mit genanntem Dop- pelreiche abgeschlossen wurde Wenn auch ohne Zweifel seit wenigen Jahren etwas mehr Wein aus Oesterreich-Ungarn bezogen wird, und man sich allmählig an österreichischen Wein gewöhnen könnte, so wird jetzt doch im Allgemeinen auch etwas mehr Wein getrunken als früher; einen wesentlichen Einfluss haben diese Erleichterungen auf den Weinhandel aber nicht geübt und werden ihn auch zunächst nicht mal die Zollschranken fallen sollten, zu beseitigen. In den anderen Kronländern steht es mit dem Wein- bau nicht besser. Und doch hat nach H. Goethe zunächst Niederösterreich vorzügliche Weingegen- ' den, welche hauptsächlich zwischen dem 48. und 49. Breiten- und zwischen dem 34. bis 39. Län- gengrade liegen. Diese stellen zwar kein eigentliches Gebirgs- land dar, aber doch sehr hügeliges Terrain mit zum Theil diluvialen Ablagerungen, häufiger mit Kalk- und Sandstein-, selten mit Urgesteins-Unterlage. An Quellen fehlt es nicht. Selbst nördliche Lagen | dieser bezeichneten Weingegenden geben bei mässi- | ger Steigerung immerhin noch lohnende Erträge. | Die Höhe, bis zu welcher gebaut wird, erreicht | noch nicht 1000, sondern höchstens 900 Fuss über dem Meeresspiegel, die jährliche Durchschnitts- Temperatur beträgt dagegen 7—9 Grad R. Die höchste Wärme ist selten 4 26, die niedrigste da- gegen bisweilen — 18 Grad. Ueber die Fench- tigkeits-Verhältnisse ist in dem Berichte leider nichts gesagt, so wichtig sie auch für Beurtheilung des Weinbaues sind; nach dem, was uns aber ausser- dem darüber bekannt ist, müssen sie günstig sein. Nach dem Berichte des Wanderlehrers Goethe ist der Weinbau im Allgemeinen in den letzten Jahren in Niederösterreich, aber auch sonst in Cis- leithanien, sehr zurückgegangen, auch das Produkt soll schlechter geworden sein. Man will, wie leider auch anderswo, viel Wein gewinnen und denkt dabei nicht an die Güte des Produktes. Einige Misserndten, besonders die der letzten Jahre seit 1866, haben ausserdem sehr entmuthigt. Wenn man schon früher weder den Rebenbau rationell betrieb, noch das Produkt mit der nöthigen Auf- merksamkeit behandelte, so hat diese Gleichgültig- keit jetzt noch weit mehr zugenommen. Viele Grundbesitzer haben daher ganz recht gethan, den Weinbau mit dem Ackerbau zu vertauschen. Die niederösterreichische Regierung hat zwar in Klosterneuburg bei Wien für Wein-, weniger für Obstbau eine Musterschule gegründet, welche 63 unter der vorzüglichen Leitung ihres Direktors v. Babo, Sohn des bekannten Oenologen und dem Vater ebenbürtig, sich auch in gutem Zustande be- findet, einen grossen Einfluss hat sie aber noch nicht auf die ländliche Weinbau treibende Bevöl- kerung ausgeübt. Von mehrmaligem Abziehen der Flüssigkeit, vom Klären u. s. w. hält man in Nie- derösterreich nicht viel; man behält den Wein oft mehre Jahre auf demselben Lager, ohne ihn nur ein einziges Mal überzufüllen, bis man ihn ge- braucht. i Viel, sehr viel Schuld an dieser schlechten Be- handlung der Reben und des Weins liegt an den | Schulen und an der geringen Bildung, welche die Kinder auf dem Lande erhalten. Die vielen Feier- tage tragen ebenfalls nicht wenig dazu bei, dass bisweilen selbst wichtige Arbeiten beim Weinbau zur Zeit nicht ausgeführt werden. So lange nicht hier Abhülfe geschafft wird, müssen Wein- und Obstbau, ebenso wie Landwirthschaft, wenn auch nıcht ganz darnieder liegen, so doch stets unter dem Niveau des Fortschrittes bleiben. Niederösterreich besitzt über 66,000 Joch Wein- land, also das Joch zu etwas über 2% Morgen be- rechnet, gegen 140,000 Morgen, und producirt auf diesem Areal nicht weniger als 13 Millionen Eimer Wein, der im Durchschnitte zu 53, in den besseren Gegenden zu 7 und 8 Gulden verkauft wird. Aus- geführt wird ausserordentlich wenig Wein, der ganze Ertrag also fast im Lande selbst verzehrt. Eine Quelle des Reichthums für das ganze Land kann demnach die Weinproduktion um so weniger sein, als sie nicht verhindert, dass viele ausländische, nicht allein ungarische Weine, auch gewöhnlicher Qualität, in Niederösterreich eingeführt werden. Wie in Niederösterreich, so scheint es in Betreff des Weinbaues in ganz Cisleithanien nicht besser zu sein. Von den 50,000,000 Gulden, welche man aus dem Verkaufe von Wein in Oesterreich selbst löst, wird noch nicht für % Million im Auslande verkauft. i Die besten Weinberge, gewöhnlich auch in gu- ter Lage, befinden sich südöstlich von Wien, bis an die Leitha; am meisten wird aber in einem Bezirke gebaut, wo die Ortschaften Feldsberg und Retz mitten darin liegen. Es befinden sich hier die günstigsten Lagen auf Lösboden, weniger auf verwittertem Granit, im Ganzen ungefähr 30,000 Joch. Aber auch hier ist der Weinbau bedeutend zurückgegangen. Das Joch mit gegen 10,000 Reb- stöcken wird mit 2— 3,000 Gulden bezahlt. Wenn hier die meisten Weine gewonnen werden, so er- zielt man die besten Weine dagegen in einem an- deren Distrikte von gegen 14,000 Joch, wo Krems und Langenlois die Mittelpunkte bilden. Man ver- kauft hier den Eimer Wein schon im Durchschnitt zu 10 Gulden. In diesem Distrikte wird seit eini- gen Jahren auch etwas Riessling angebaut. Weit weniger Wein wird in den 3 anderen Bezirken gebaut, am meisten noch (auf 4,240 Joch) in dem von Gumboldtskirchen bei Wien, wo die nahe Residenz ein Sporn ist, mehr Aufmerksamkeit besonders auf die Weinbereitung zu verwenden. Man macht hier sogar Spät- und Auslese und ziebt mehrmals den Wein ab, um ihn flaschenreif zu machen. Ein solcher Wein wird der Eimer selbst | mit 50 und 60 Gulden verkauft. Daneben sieht man aber auch viel auf Quantität, da man biswei- len vom Joche bis 40: Eimer erzielt. In diesem Bezirke liegt auch Vöslau, wo fast nur Rothwein produeirt wird. Der Weingrosshändler Schlum- berger in Wien hat hier seine Versuchs-Wein- berge in vorzüglichstem Zustande, ohne dass aber wiederum bis jetzt die umwohnenden Weinbauer viel davon profitirt hätten. Der Boden des Be- zirkes besteht meist aus Kalk. Klosterneuburg und die daranstossenden Ort- schaften bilden ebenfalls einen besonderen Bezirk mit 1,746 Joch Weinland, das aus Kalk- und Di- luvialboden besteht, und abgesehen von der bereits erwähnten Wein- und Obstbauschule mit ihren aus- gedehnten Marken und einigen Weinbergen, welche vornehmen Leuten gehören und deshalb sich in gutem Kulturzustande befinden, ohne Bedeutung ist. Nur in Grinzing wird der Eimer im Durch- schnitt mit 10—15 Gulden bezahlt. Neuerdings hat man auch hier viel Riessling, der auch’ zu ge- deihen scheint, verpflanzt, Endlich ist noch Bruck an der Leitha als 5. Distrikt zu nennen. Es sind hier die Weingärten meist in der Ebene mit vorzüglichem Boden und fast 2,000 Joch umfassend. Trotzdem erhält man, allerdings bei der Massenerzeugung von 30—40 Eimer auf das Joch, für den Eimer nur bis 8 Thlr. ' Veber das Kombiniren von Samen. resp. über gemischte Saaten. Es sind der Redaktion der Wochenschrift in Betreff der von uns angeregten Frage, ob ein Same, der an und für sich schwer keimt oder schon alt ist, durch Beigabe eines anderen gut und leicht keimenden Samens besser zur Entwickelung kom- men kann, zwei kleine Abhandlungen zugekommen, welche das Interesse der Leser in Anspruch neh-- men dürften. Die erste dieser kleinen Abhandlun- gen hat den Obergärtner Dressler in Berlin zum Verfasser, während die zweite der Hofgärtner Jäger in Eisenach verfasst hat. 64 I Die in der Wochenschrift angeregte Frage, ob das Kombiniren der Samen auch das Keimen sonst schwer keimender oder alter Samen befördere, will ich nicht direkt beantworten, da ich hierin noch keine Versuche und Erfahrungen gemacht habe, wohl aber möchte ich als Gärtner darauf hinwei- sen, dass von Laien oft die Frage gestellt wird: Ob es nicht gut sei, den geschnittenen Steckling an der Basis zu spalten und ein Haferkorn hinein- zuschieben, um hierdurch das Wurzelmachen zu befördern? (Es handelt sich hier gewöhnlich um die Vermehrung von Fuchsien, Rosengeranien, Ros- marin etc.) Ich habe früher mit lächelnder Miene dies für ganz überflüssig erklärt, bis ich später doch einsah, welchen grossen Einfluss ein derartiges Experiment unbedingt hat. Wenn auch im Allgemeinen von Blumenlieb- habern das Giessen nicht zu oft geschieht, ja im Gegentheil, man immer mehr zu trockene, als zu nasse Töpfe in den Zimmern antrifft, so ändert sich dies jedoch, sobald ein Liebhaber Etwas säet oder steckt. Hier kann man die Zeit nicht er- warten, bis es keimt oder wächst, und aus diesen Gründen glaubt man durch fleissiges Giessen das Wachsen befördern zu können. Natürlich verdirbt die zu nasse Erde sehr schnell und der Steckling geht von unten auf in Fäulniss über, selbst wenn er schon Wurzeln getrieben hatte. Hat man sich dagegen eines Haferkorns bedient, so wird dies sehr bald keimen und eine grosse Menge Wurzeln entwickeln, welche sich in einem feuchten, selbst nassen Boden sehr wohl fühlen. Natürlich bleibt die Erde gut und dem Steckling ist dadurch be- deutend länger Zeit gelassen, Wurzeln zu bilden. Nachdem dies geschehen, wird die Haferpflanze nach und nach entfernt. Dies ist meine Ansicht von der Hülfe, welche das Haferkorn dem mit ihm gepflanzten Steckling leistet. Sollte nicht ganz dasselbe beim Aussäen zweier ungleich keimender Samen eintreten? Il. Das in No. 2 der Wochenschrift gebrauchte fremde Wort Kombiniren findet hoffentlich niemals bei uns Eingang; es sei denn, dass junge Gärtner, welche zuweilen nach fremden Ausdrücken haschen um gelehrter zu erscheinen, es gebrauchen würden. Doch der Name thut nichts zur Sache. Die Sache ist eben, wie auch der Herausgeber der Wochen- schrift bemerkt, zweierlei Art. Ich nenne die eine Saat gemischte Saat, die andere Hülfs- oder Schutz- saat. Die Mischsaaten sind überall sehr gebräuch- lich, am meisten. in Gärten, wo mit dem Platze gespart werden muss. Ein Beispiel, wie weit man es treiben kann, ist früher einmal bei Beschreibung des Gemüsebaues bei Hamburg in dieser Zeitschrift mitgetheilt worden. Ich selbst säe, um ein erstes Mistbeet auszunutzen, zugleich Karoten, Kohlarten und Salat. Erst macht der Salat den Kohlpflanzen Platz und nachdem auch diese entfernt sind, stehen - die Karoten oft noch zu dicht. Zu den Schutz- und Hülfssaaten zählen wir die von Roggen oder Hafer zu Grassamen. Auch das Raigras ist als schnell schattendes Gras den feineren jungen Grä- sern nützlich. Manche Gärtner säen Levkoyen und Sellerie zusammen und bekommen so gesunde Pflan- zen. Ich denke, der Sellerie nimmt die überflüssige Feuchtigkeit auf und schützt so als Ableiter die Levkoyenpflanzen. An eine chemische Einwirkung durch Keimen des einen Samens auf die Entwickelung des andern glaube ich nicht, aber sie gehört nicht zu den Un- möglichkeiten. Es wäre daher sehr zu wünschen, dass die Versuche, zu welchen Professor Koch auffordert, angestellt werden. Derselbe scheint selbst wenig Glauben zu haben. Die interessanten Mittheilungen über das Ein- fügen eines Samens in einen andern zeigen, dass der Dilettanten-Aberglaube sich nicht blos auf Ros- marin und Nelkensenker erstreckt. Noch jetzt stecken die Dorfleute in den Rosmarinzweig, welcher Wur- zeln schlagen soll, ein Gerstenkorn (nach neueren Erfahrungen nicht Haferkorn). Dasselbe trägt sicher zur schnelleren Bewurzelung bei, wenn auch anders, als die „kombinirenden“ Leute meinen. Der Nutzen liegt darin, dass das Korn den Spalt offen hält. Dass je ein vernünftiger Gärtner sehr feinen Samen mit Hafer vermischt säen könnte, scheint mir unglaublich. Man denke sich die feinsten Sa- men von Üalceolaria, Gloxinia u.a.m. mit Hafer vermischt, es wäre ja lächerlich. Uebrigens keimt die von Carriere zum Versuch benutzte Buddleja curviflora an und für sich sehr gut und schnell bei reiner Saat. Man wird aber allerdings gut thun, Sand oder Erdstaub unter die Saat zu mischen, da diese sehr dicht aufgeht. Die Mitglieder des Vereines werden freundlichst ersucht, ihren Beitrag nebst Porto-Entschädigung (10 Sgr. bei halbmonatlicher oder 20 Sgr. bei wöchentlicher Zusendung durch die Post) an die Kasse (Rentier Sonn- tag, Alexandrinenstr. 51) recht bald zu zahlen. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), * Berlin, Münz-Strasse No. 13. Wochenschrift E- Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General -Sekretär des Vereines. No. 9. Berlin, den 2. März 1872. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 10. März, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: Die Benary’schen Neuheiten. — Proskau. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. III. — Pomologisches Institut in Die Benary’schen Neuheiten. Es liegt uns das Haupt-Samen-Verzeichniss von Ernst Benary in Erfurt vor; zugleich haben wir eine Anzahl von kolorirten Abbildungen, welche das Schönste unter diesen neuen Einführungen dar- stellen, erhalten. Sie mögen uns Gelegenheit ge- ben, über sie zu sprechen. Ernst Benary ist weit über die Grenzen unseres jetzt grossen Vater- landes hinlänglich und vortheilhaft bekannt, als dass einige Worte der Empfehlung ihm viel nützen dürften; aber doch halten wir es für unsere Pflicht, auch einmal aus seiner grossen Gärtnerei Einiges mitzutheilen. Wer in Erfurt gewesen und vielleicht an den Wällen jenseits der Festung auf der Chaussde in der guten Jahreszeit nach Gotha spazieren gegan- gen ist, wird sich noch des grossen Reichthumes blühender Florblumen erinnern, die hier nach Far- ben und Wachsthum gesondert, weite Flächen ein- nehmen und in bestimmter Ordnung nebeneinander | gepflanzt sind. Uebersieht man das Ganze mit Kennerblick, oder auch nur mit Aufmerksamkeit, so wird neben der Ordnung auch eine seltene Gewissenhaftigkeit bemerkbar. Wem dieser Ausspruch unklar sein sollte, dem theilen wir mit, dass auf den besagten Beeten von den verschiedensten Florblumen Samen für den Handel gezogen werden. Die Zeit, wo man Levkoyen, Astern, Phlox u.s. w. in Rummel kaufte und wo von einem und demselben Pflanzen- Exemplar durch Aussaat Blumen von verschiedenen Farben und Formen erhalten wurden, weil man die in der Kultur entstandenen Abweichungen noch nicht konstant zu machen verstanden hatte, ist vorbei. Unsere heutigen Gärtner kultiviren weit mehr, wie früher, wo es nur von Seiten einzelner geistig bevorzugter Männer geschah, rationell; sie wissen jetzt, was sie bei ihrer Anzucht von Samen wollen. Der intelligente Gärtner strebt einem be- stimmten Ziele zu, ein bestimmtes Prinzip zu Grunde legend. Abweichungen von der ursprüng- lichen Form und Farbe einer Florblume sind, in- sofern sie Anspruch auf Schönheit machten, jetzt durch die Ausdauer des Züchters konstant gewor- den und müssen demnach aufmerksam behandelt, vor Allem bei der Samengewinnung rein erhalten werden, wenn sie sich nicht wiederum verschlech- tern, resp. zurückgehen sollen. Sorgsam überschaut der Gärtner deshalb die Beete einer bestimmten Form oder einer bestimm- ten Farbe, um darüber zu wachen, dass kein ver- wandter Fremdling einer ähnlichen Sorte, aber auch kein zurückgeschlagenes Exemplar vorhanden ist und im letzteren Falle seinen schlechten, man möchte sagen, unwürdigen Blumenstaub auf die Narbe guter, um uns des Ausdruckes der Thier- züchter zu bedienen, edler Pflanzen zur Befruch- tung übertragen kann. Bei der Durchmusterung aller einzelner Pflanzen werden die Exemplare, , welche den Ansprüchen nicht nachkommen, erbar- mungslos herausgerissen. Je grösser dabei die Sorgsamkeit und die Gewissenhaftigkeit ist, um so mehr kann man auf die Güte der erhaltenen Samen 9 . 66 Vertrauen haben, um so mehr wird man aus dem Samen den Anforderungen entsprechende Pflanzen erziehen. Je geringer dagegen die Beete zur Sa- mengewinnung gemustert und gesäubert wurden, um so schlechter werden auch die erhaltenen Sa- men, resp. die daraus erzogenen Pflanzen werden. 1. Phlox Heynbholdii cardinalis. Unter den Neuheiten, welche Ernst Benary offerirt, steht die neue Form des Phlox Heyn- holdii, welcher er wegen ihrer brillantenen rothen Färbung den Beinamen cardinalis gegeben .hat, obenan. Wer in den 30ger Jahren sich noch der kleinen niedlichen Phlox Drumondi, zu dem P. Heynholdii als Abart gehört, wie es aus kaliforni- schem Samen zuerst in England und dann auch bei uns gezogen war, erinnert, wird kaum den Un- terschied in dem Reichthum, in der Farbe der Blu- men von damals und jetzt für möglich halten. Das Feuer in der Farbe der Blume muss aber doch schon unsern Vätern der Botanik bekannt gewesen sein, da sie dem Fremdlinge gleich anfangs den Namen Phlox, d. ı. Flammenblume, ertheilten. Die Farbe der Blume ist ursprünglich schön roth, aber keineswegs in der Weise feurig, wie man sie seit Ende der 40ger Jahre durch Kultur er- zogen hatte. Es liegen uns aus dieser Zeit Ab- bildungen von Formen vor, welche die damaligen Pflanzenliebhaber entzückten und auch den Beifall verdienten, welchen sie erhielten. Aber doch steht diese feurigroth blühende Form der 40ger und 50ger Jahre, da die Farbe nicht ganz rein war und meist dem Auge, ohne ihm wehe zu thun, nicht erlaubte, lange Zeit darauf zu sehen, der jetzigen mit ihrer Intensität und Reinheit der Farbe weit nach. Es liegt in der leuchtenden Farbe des Benary’schen Phlox eine gewisse Ruhe, welche es möglich macht, wenn auch nicht eine lange, so doch eine kurze Zeit die Blume, ohne dass es un- angenehm wird, zu betrachten. Nach den Bemerkungen Benary’s ist Phlox Heynholdii, und ganz besonders die vervollkomm- nete cardinalis, ausserdem eine zu empfehlende Sorte, dass sie kräftiger ist und deshalb den sich oft einstellenden Unbilden des Wetters, vor Allem anhaltendem Regen, besser widersteht. Wenn sie auch wegen ihrer reichen Verästelung und ihres Blüthenreichthums zu Gruppen- und Beetpflanzen gut verwendet werden kann, so möchte sie viel- leicht doch als Topfpflanze noch mehr den Vorzug verdienen. Widmet man ihr bei der Anzucht nur einige Aufmerksamkeit, so wird die Pflanze so buschig, dass sie bald schon den Topf ringsum überragt und, je nachdem dieser gross oder klein ist und Nahrung giebt, einen Durchmesser von 3 bis 1 Fuss erhält. Da die Blüthendauer auch län- ger sein soll, als bei den meisten anderen Sorten der Phlox Drummondii, so verdienen solche mit der Cardinalis-Form der Phlox Heynholdii bepflanzte Töpfe vor Allem auf Treppen, in Fensterbrüstun- ı gen u. s. w. verwendet zu werden. 2. Phlox Crystallpalast compacta. Die kleinen Lobelien der Erinus-Gruppe wur- den mit der Zeit Mode, wo man an Teppichbeeten wiederum Gefallen hatte und dazu allerhand taug- liche Pflanzen suchte. Eine mehr geeignete Pflanze möchte es kaum geben, als Lobelia Erinus L., ein Bewohner des südlichen Afrika’s. Sie wächst dort auf Kalk- und Mergelboden und überdauert den trockenen Sommer. Bei uns verhält sie sich wie ein Sommergewächs, da sie gleich im ersten Jahre, und zwar schon frühzeitig blüht, dauert aber auch im Gewächshause aus, wird demnach damit eine Staude, verliert jedoch in der Regel ihren Blüthen- reichthum. Wenn wir früher (4. Jahrg. der Wo- chenschr.S. 125) mitde Candolle die im Gewächs- hause sich als Staude verhaltende Pflanze als eine besondere Art unter dem Namen Lobelia bicolor betrachtet haben, so berichtigen wir hiermit das dort Gesagte. In Neuholland wachsen unter gleichen Verhält- nissen ähnliche kleine Lobelien. Von ihnen sind einige ebenfalls eingeführt worden, ohne dass sie aber für die Dauer gleichen Beifall, wie Lobelia Erinus, erhielten. Am meisten ist es noch mit L. ramosa Benth. der Fall. So schön diese Art auch ist und so prächtige blaue Blumen sie auch besitzt, so ist sie doch leider empfindlicher, als L. Erinus mit allen ihren Formen. Wenn auch diese nicht gerade selbst gegen die Sonne geschützt zu wer- den braucht, so doch der Boden, auf dem sie steht. Wird diesem durch direktes Sonnenlicht die Feuch- tigkeit gänzlich entzogen, so verliert sie an ihrem üppigen Wachsthum, geht wohl auch ganz zu Grunde. Am besten gedeiht sie noch -in Massiv’s, wo sie so dicht steht, dass der Boden nicht aus- getrocknet werden kann. Aus der Erinus-Gruppe sind es besonders zwei Formenreihen, welche in England gezüchtet wur- den und auch jetzt noch am meisten verwendet werden. Die eine führt den Namen Orystallpalast, weil sie in dem Garten, worin dieser steht, erzogen und zuerst auch im Grossen angewendet wurde. Sie blüht dunkelblau, hat aber einen weissen Schlund. Wahrscheinlich ist sie nur eine vervollkommnete Form der alten, schon in den 30ger Jahren vor- handenen Lobelia speciosa der Gärten. Die andere blüht weiss, ist aber blauer, und zwar auf verschiedene Weise gezeichnet. Sie wurde anfangs L. marmorata genannt, bis Paxton, der Erbauer des Krystallpalastes, sie ebenfalls vervollkommnete und bei seinen vielen genialen Anlagen, welche er, besonders in England, in’s Leben gerufen hat, im Grossen anwenden liess. Seitdem nannten die dank- baren Gärtner diese vervollkommnete Form L. Paxtoni. Seitdem ist man in der Vervollkommnung der Lobelien nicht stehen geblieben, namentlich ist in England hauptsächlich durch Henderson sehr viel dafür geschehen und auch erreicht. Wir sahen bei unserer letzten Anwesenheit während der Som- merzeit des vorigen Jahres in England bei einer Ausstellung des Londoner Gartenbau-Vereines, wie wir früher berichtet haben (s. vor. Jahrg. 8. 260) vorzügliche neue Sorten, welche auch für unsere Gärten zu empfehlen sind. Dass aber England nicht allein berufen ist, etwas Vorzügliches heran- zuziehen, haben wir schon oft Gelegenheit gehabt auszusprechen. So hat Ernst Benary aus der Krystallpalast-Reihe eine Form erzogen, welche denen jenseits des Kanales würdig zur Seite steht und von Seiten der Gärtner und Gartenbesitzer, besonders bei Anlegung von Teppichgärten, alle Empfehlung verdient. Ernst Benary unterscheidet die von ihm ge- züchtete Krystallpalast-Form mit der näheren Be- zeichnung compacta, d. i. die gedrängte, weil sie in der That nicht dichter wachsen kann. Die Engländer haben zwar schon früher eine ähnliche Form als compacta bezeichnet; diese steht aber dem deutschen Erzeugniss nach. Lobelia Crystall- palast Benary’s hat für den Züchter dadurch einen besonderen Werth, dass sie selbst gegen lange an- haltendes feuchtes Wetter nicht sehr empfindlich ist und weniger abfault, als andere Formen. Die Blüthen sind ziemlich gross und besitzen mit Aus- nahme des weissen Schlundes eine intensive Ultra- marinfarbe, welche zwischen dem sonstigen Dun- kelgrün der Blätter angenehm absticht. 3. Mimulus hybridus tigrinus, Die Eigenthümlichkeit der buntscheckigen Blu- men, der bei uns Gauklerblumen, bei den Fran- zosen Harlequin genannten Pflanze, meint man, soll Veranlassung gegeben haben, das Genus, wohin sie gehört, Mimulus, d. h. kleiner Mimos oder klei- ner Gaukler zu nennen. Das ist aber so wenig richtig, als die andere Ableitung, wonach Mimulus aus dem griechischen Worte Mimo, d. i. Affe, aus gleicher Ursache gebildet worden sei. Linn grün- dete sein Genus Mimulus auf Mimulus ringens, den er nur aus der Abbildung gekannt zu haben scheint, und gab nach seiner Philosophia botanica den Na- men wegen der maskenförmigen Krone. Die bunt- .67 scheckigen Blumen des Linn& allerdings ebenfalls aber nur wenig bekannten M. luteus scheinen erst weit später in der Kultur entstanden zu sein, denn bei allen im Vaterlande gesammelten Exemplaren, welche wir zu untersuchen Gelegenheit hatten, war die Krone genannter Pflanze entweder einfach gelb oder im Schlunde mit nur einigen braunen Punk- ten versehen. Als Gartenblume wurde Mimulus luteus erst in dem 3. Jahrzehnt unseres Jahrhunderts mehr be- nutzt. Wie die Gauklerblume schon im Vaterlande zu Veränderungen geneigt ist, denn M. guttatus, rivularis u. s. w. sind kaum Formen, so nicht we- niger in der Kultur. Es kamen bei der Kultur schon bald dergleichen mit grossen, hell- oder gold- gelben Blumen, die besonders auf den Abschnitten braun- oder rothpunktirt und selbst gefleckt erschie- nen oder einen breiten braungezeichneten Rand be- sassen, zum Vorschein und wurden alsbald der Ge- genstand einer noch grösseren Vervollkommnung. Auf der 1557. Tafel der Flore des serres hat van Houtte eine Auswahl der vorzüglichsten Zeichnungen in den Blumen gegeben, auf die wir hinweisen wollen. Man belegte gleich anfangs die Formen mit hellgelber, fast weisser Grundfarbe mit dem Bei- namen variegatus, während die anderen mit schöner goldgelber Grundfarbe die Beinamen Smithii, Youngiüi und Wilsonii führten. Waren die Flecken klein und punktförmig, so erhielten die Formen die nähere Bezeichnung punctatus und tigrinus, zeigten sie sich aber gross, so wurden die Pflanzen schliesslich als Mimulus maculatus in den Handel gebracht. Eine solche Form mit meist 5 grösseren und braunen Flecken auf den Abschnitten der grossen Blume war schon in den zwanziger Jahren vorhanden und sehr beliebt. Sie führte den Namen Mimulus quinquevulnerus, d.h. Gauklerblume mit 5 Wunden. Als später eine neue Art Mimulus cupreus aus den Hochebenen Boliviens eingeführt wurde, die kleine und kupferrothe Blumen hat, so eröffnete sich den intelligenteren Gärtnern zur Neuzucht wiederum eine Bahn, um durch Kreuzung mit dieser die schon an und für sich grosse Mannigfaltigkeit der Sorten noch mehr zu vermehren. Was man auf diese Weise gezüchtet hat, führt gewöhnlich die Bezeichnung hybridus; eine besonders schöne hat man aber Mimulus pardinus genannt. Man besitzt neuerdings auch insofern eine gefüllte Form, als, indem der Kelch blumenkronartig geworden ist, scheinbar eine Krone aus der anderen hervorkommt. - Was nun schliesslich den von Ernst Benary jetzt in den Handel gebrachten Mimulus hybridus tigrinus anbelangt, so darf er nicht mit dem ver- wechselt werden, den man in Fraukreich .unter 9* 68 diesem Namen besitzt und der ebenfalls jenseits | Pflanze, von der der Inspektor des botanischen der Vogesen vielfach kultivirt wird. Dieser dem bekannten M. pardinus ungemein nahe und hat bei verschiedener (goldgelben, chamois, isabellen, ' d. Wochenschr. S. 330) ausgestellt hatte. Nanking- u. s. w.) Grundfarbe, wie bei einem Pan- ther, zahlreiche braunrothe Punkte, wie besäet. Die Ernst Benary’sche Form ist dagegen aus dem alten Mimulus quinquevulnerus hervorgegangen und besitzt grosse Blüthen, wo die fast weisse Grundfarbe durch grosse braune oder rothe, aber unregelmässige Flecken unterbrochen ist. Von die- sem Mimulus hybridus tigıinus besitzt Ernst Be- nary in der Weise eine gefüllte Form, wie wir bereits mitgetheilt haben. Die Engländer nennen dergleichen gefüllte Formen Doppelhosen. 4. Amarantus atropurpureus Roxb. Die Amaranten oder Fuchsschwänze waren, be- vor der Wanderungstrieb des Menschen leichte Kommunikationen, wie Eisenbahnen und Dampfschiffe, mächtig unterstützt wurde und aus allen Ländern der 5 Erdtheile unsere Gärten und Gewächshäuser mit schönen Pflanzen und Blumen bereichert wurden, viel angebaut, besonders auf dem Lande und in kleineren Städten. Es ders Amarantus caudatus L. und paniculatus L., zwei ostindische Arten, weniger der nordamerika- nische A. hypochondriacus, welche leider, da sie sich meist von selbst aussäeten, oft in grösserer Menge im freien Grund der Gärten vorhanden waren, als es dem Schönheitssinne entsprach. In Töpfen hingegen wurden die sogenannten Papa- geienfedern (Amarantus bicolor Nocca und tricolor L.), durch Kultur vor längerer Zeit schon aus A. melancholicus L. gezogene Formen, zum bunten Schmuck verwendet. Im vorigen Jahre brachten James Veitch and Sons in London wiederum einen neuen Ama- rant in den Handel, der mit Recht die Aufmerk- samkeit der Liebhaber in Anspruch nahm und be- reits auch bei uns auf dem Kontinente ist: Ama- rantus salicifolius. Ob diese Pflanze übrigens wirk- lich zu dem Genus Amarantus gehört, muss abge- wartet werden. Die schmalen, langen und über- hängenden Blätter weichen sehr von denen der übrigen Amaranten ab und ähneln vielmehr denen des früher in Berlin und im nordöstlichen Deutsch- steht | durch | war beson- | land viel zur Dekoration angebauten Helianthus | salicifolius ©. kleiner. Jetzt bringt Ernst Benary einen anderen Amarantus in den Handel, der auf den ersten An- blick als solcher erkannt werden wird und nicht weniger eine gute Akquisition darstellt. Es ist A. atropurpureus Roxb., wiederum eine ostindische et Dietr., nur ist die Pflanze weit Gartens in Berlin, Bouch£, bereits in der Sep- tember-Versammlung des Seren zur Beförderung des Gartenbaues einige Exemplare (s. vor. Jahrg. Bis jetzt war er noch nicht in Kultur gewesen, der Mono- graph der Amarantaceen in de Candolle’s Prodro- mus, Moquin-Tandon, kannte ihn vor 12 Jah- ren selbst so wenig, dass er ihn noch unter den wenig bekannten Arten dieses ansehnlichen Ge- schlechtes aufführte, A. atropurpureus hat, wie der Name sagt, eine dunkelrothe Farbe, und zwar nicht allein an den zahlreichen Blüthenähren, sondern auch am Sten- gel und auf der Unterfläche der Blätter, weniger ‚weil daselbst mehr röthlich-grün, auf der Oberfläche. Er ähnelt am meisten im äusseren Ansehen dem Amarantus caudatus, bleibt aber kleiner und wächst gedrängter. Die Höhe beträgt 13% und 2 Fuss, die Breite nur etwas weniger. Da er sich gleich von der Basis an verästelt, so bildet er schliesslich einen dichten Busch, dessen Aeste mit zahlreichen und dicht gedrängt stehenden Blüthenähren von 2—23 Zoll Länge endigen. An der Spitze hän- gen die obersten und längeren Aehren meist etwas über, aber keineswegs in der Weise, wie es bei A. caudatus der Fall ist. Amarantus atropurpureus ist zu Gruppen sehr geeignet, nicht weniger aber auch als Einzelnpflanze auf Rabatten und aufRasen. Da er gegen Witterungs- Einflüsse gänzlich unempfindlich ist, so hat er hauptsächlich in rauhen Gegenden einen besonderen Werth. Ueber diesen Amarantus atropurpureus berich- tete Garteninspektor Bouch&@ in der letzten Ver- sammlung des Vereines noch Einiges, was wir hier hinzufügen wollen. Es wurde von Seiten des bo- tanischen Gartens im Jahre 1868 Samen aus Cal- cutta, und zwar unter der Bezeichnung Celosia sp., bezogen. In den beiden ersten Jahren waren die wenigen aus dem Samen erzogenen Pflanzen sehr schwach; es machte viele Mühe, nur einige reife Samen zu erzielen. Als davon aber später genug vorhanden war, wurde er im Jahre 1870 zuerst ins freie Land als Gruppenpflanze benutzt. Hier entwickelte er sich prachtvoll und lieferte reichlich Samen. Im Frühling 1871 erschienen im Freieu eine Menge Pflänzchen in Folge des Samenausfalles, also ein Beweis, dass der Same sich während des Winters im Freien erhält und nicht, wie der vom A. caudatus, erfriert. . 5. Erfurter frühester Zwergblumenkohl. Wenn wir schliesslich noch neben den neuen Einführungen von Pflanzen eines nicht ganz neuen > 2‘ 69 Gemüses, des Erfurter frühesten Zwergblumenkohls, gedenken, so ist nicht allein die schöne und kolo- rirte Abbildung, welche davon uns Ernst Benary zugesendet hat und auch für 10 Sgr. durch ihn käuflich zu erwerben ist, die Veranlassung, sondern noch mehr die Ueberzeugung, dass er im Auslande nicht allein, sondern selbst im Inlande, viel zu wenig bekannt ist, obwohl er unserer Ansicht nach von keiner anderen Sorte übertroffen wird und unbe- dingt das zarteste Gemüse darstellt, was es giebt. Wenn man ihn bei einigermassen guter Zubereitung geniesst, so ist er so zart, dass er auf der Zunge wie Butter zergeht. Unbedingt ist der Erfurter früheste Zwergblu- menkohl noch besser, als der berühmte der Insel Walchern, einer der seeländischen Inseln im Nor- den des holländischen Festlandes.. Das Seeklima soll hier zu seiner Entwickelung besonders günstig sein. In England wird in den besseren Gemüse- gärtnereien fast nur Samen des Blumenkohls der Insel Walchern bezogen; ausserdem bildet aber auch der Blumenkohl selber einen der bedeutend- sten Handelsartikel nach dem Inselreiche. Der Blumenkohl in Paris, der in der Regel von Fremden sehr gerühmt wird, ist unserer An- sicht nach in der Güte weit geringer und stets etwas hart; es scheint selbst, als wenn der Pariser und Franzose überhanpt ihn nicht so weich liebt, wie wir. Neuerdings hat der Erfurter Blumenkohl zwar ebenfalls in Paris Eingang gefunden, aber weniger seiner Güte halber, als weil er sich besser treiben lässt und in der Regel schon Mitte Mai zum Kaufe angeboten wird. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. 17% Einer unserer besten Sträucher für grössere Parthieen ist ohne Zweifel die Manna-Esche (Fraxi- nus Ornus). Sie bildet von selbst nie einen Baum, sondern kann nur künstlich dazu erzogen werden, und schickt alsbald aus dem unteren Theil des untersten und verkürzten Stammes mehre Haupt- . äste gerade in die Höhe. Nur nach oben verästelt diese sich und zwar ebenfalls nur wenig, sind aber mit gefiedertem Laube von freudiggrüner Farbe ziemlich dicht besetzt. Durch diesen Bau würde die Manna-Esche allein stehend, wenn man nicht künstlich nachhelfen würde, kein gutes Aussehen haben, desto mehr und dann Effekt machend, ist sie dagegen in grösseren Gehölzparthieen zu ver- wenden. Die Manna-Esche ist nicht allein ein Füllungs-, sondern auch ein Blütbenstrauch. Sie bringt im Früh- jahre grosse Rispen weisser Blüthen hervor, welche im Gegensatz zu dem dunklen Grün des Laubes um so mehr hervortreten und damit einen sehr freundlichen Anblick darbieten. Eben dadurch weicht sie, die deshalb auch den Namen Blüthen- esche führt, wesentlich von der gewöhnlichen Esche ab, deren unscheinliche Blüthen keine Blumenblät- ter besitzen. Man hat die Manna-Esche wegen des Vorhandenseins dieser weissen Blüthen zu einem besonderen Genus, was den Namen Ornus führt, erhoben und ihr selbst den Namen ÖOrnus vulgaris gegeben. Die Manna-Esche ist ein Bewohner des Südens von Europa und des Orientes, hält aber unsere Winter, insofern diese nicht zu kalt sind und nicht zu lange dauern, sehr gut aus; höchstens friert sie in ungünstigeren Gegenden mehr oder weniger, selbst bis zur Wurzel, ab, schlägt aber im Früh- jahre stets wieder aus. Von ihr gewinnt man in Unteritalien, besonders aber auf Sicilien, die ofh- einelle, als Arzneimittel gebräuchliche Manna, welche wesentlich von der biblischen, als Nahrungsmittel dienenden Manna verschieden ist. Früher glaubte man, dass die Manna der Apo- theker allein durch den Stich eines Insektes (der Cicada oder Tettigonia Orni) in den Stamm der Manna hervorgebracht würde. Es mag dieses auch vor mehrern Jahrhunderten nur der Fall gewesen sein, die Manna jedoch, welche jetzt noch beson- ders auf Sicilien auf diese Weise gewonnen wird, ı stellt eben nur eine sehr schlechte Sorte dar, welche so geringen Werthes ist, dass sie gar nicht mehr in den Handel kommt. Die gute, heutzutage noch allein in unseren Apotheken vorkommende Manna wird nur künstlich und immer durch Einschnitte erhalten. Professor Goeppert hat uns aus dem Berichte des Dr. Langenbach, welcher in den letzten Jahren einige Zeit auf Sicilien verweilte und dabei Gelegenheit hatte, die Mannagewinnung an Ort und Stelle zu beobachten, Einiges mitgetheill. Wenn dieses auch keineswegs von den früheren Berichten abweicht, im Gregentheil diese nur bestätigt, so möchte doch für den Leser der Wochenschrift es genehm sein, über dieses ornamentale Gehölz un- serer Anlagen noch etwas zu erfahren, was für dieses schöne Gehölz noch mehr Interesse erwecken . dürfte. Die Gewinnung der Manna hat eine grosse Aehnlichkeit mit der Gewinnung des Terpenthins in den Kiefernwäldern des Departements der Hei- den (des Landes) südlich von Bordeaux in Frank- reich. Hierüber hatten wir vor einigen Jahren, nachdem wir selbst an Ort und Stelle Kenntniss davon genommen hatten, in der Wochenschrift be- richtet. Die Manna-Esche wird zur Manna-Gewin- nung erst aus Samen erzogen. Die jungen. Pflänz- chen bringt man nach Verlauf eines Jahres an die bereits vorbereitete Stelle und pflanzt sie in mit einer Eisenstange gemachte Löcher von 1% Meter Entfernung so tief, dass noch ein geringer Theil des Stammes ebenfalls eingesenkt wird. Erst nach 7—9 Jahren, wo aber in der Zwischenzeit Boden alle Jahre von Neuem gelockert wird, be- ginnt die Gewinnung von Manna in der Weise, dass man vom Juli bis September mit einem schar- | fen und gekrümmten Messer dicht über dem Boden einen Querschnitt von einem Drittel des Umfanges des Stammes bis auf das Holz macht. Aus der Wunde quillt, je nachdem das Wetter warm ist, ein dicklicher, anfangs brauner Saft hervor und fliesst langsam am Stamme herunter, allmählig er- starrend und eine feste Gestalt annehmend. Dieser erstarrte Saft ist die Manna und er- scheint als beste Sorte in Stangen oder Röhren. Was darüber hinaus auf den Boden tröpfelt, oder sonst an der Rinde kleben bleibt und mit einem Messer abgekratzt wird, wird auf Blättern, beson- ders der Öpuntien, aufgenommen und führt den Namen Manna in Sorten. Während des Trocknens nimmt die Manna allmählig eine weisse Farbe an. Mit den Einschnitten fährt man nach Dr. Langen- bach täglich fort und zwar dicht, ungefähr einen Finger breit über der alten Stelle, bs man eine gewisse, nicht mehr ergiebige Höhe erhalten hat. Nun beginnt man wiederum auf einer anderen Seite von unten und steigt mit dem Einschneiden allmäh- lig abwärts. Ein guter Arbeiter soll von einem Morgen bis Mittag, wo die Operation geschieht, bis 1,000 Einschnitte machen können. Auf einer Hektare (ungefähr 4 Morgen) stehen 5,000 Pflanzen, welche im Durchschnitt 90 Kilo- gramme (also fast 2 Centner) liefern. Von dieser Masse gehört nur der 20. Theil der Stangen-Manna an, welche das Kilogramm mit 16 Liren (oder Frank, also 4 'Thlr. 8 Sgr.) verkauft wird, wäh- rend man für die Sortenmanna nur 63 Liren (ge- gen 13 Thlr.) zahlt. Die Hektare, mit Manna- Esche bepflanzt, giebt demnach über 640 Liren (oder Frank), also etwas über 170 Tblr. Brutto- Ertrag. Die Herstellung, Bearbeitung des Grund- stückes wird einem Pächter übergeben und ihm dafür die Hälfte des Ertrages zugesichert. Da ein mit Manna-Eschen bepflanzter Acker 10—20 Jahre benutzt werden kann, wobei allerdings die Erträge sich später allmählig sehr verringern, so ist der der 70 Netto-Ertrag für den Morgen im Jahre im Durch- schnitt doch nur 17% Thaler, ein für Deutschland schon bedeutender, für Sicilien hingegen geringer Ertrag der Bodenrente. Dieses mag auch die Ursache sein, dass die Kultur der Manna-Esche in der letzten Zeit auf Sicilien abgenommen, die der Apfelsinen dagegen zugenommen hat. Die Kultur der letzteren im Grossen soll ausserordentlich einträglich sein. Nach den Mittheilungen des Dr. Langenbach wurden allein in der Provinz Palermo während des Jahres 1854 nicht weniger als 4,466 Hektaren mit Apfel- sinenbäumen bepflanzt. Diese gaben nicht weniger als 16,077,600 Liren Ertrag. Von da an steigerte sich die Kultur genannter Südfrüchte in der Weise, dass im Jahre 1866 weit über die doppelte Anzahl, nämlich 11,000 Hektaren mit Apfelsinenbäumen bepflanzt waren und eine Summe von 39,600,000 Liren einbrachten. Won dem Rittmeister v. Pfuel in Jahnsfelde bei Müncheberg in der Mark sind uns nachträglich noch Mittheilungen über die Folgen des vergan- genen letzten Winters 1870—71 zugegangen, die, obwohl etwas verspätet, doch noch Interesse haben möchten und den früheren in diesen Blättern be- reits mitgetheilten Thatsachen angereiht zu werden verdienen. Rittmeister v. Pfuel schreibt uns: „In_Folge verschiedentlicher Mittheilungen in der Wochenschrift, betreffend die Wirkung des Frostes auf die Bäume im Winter 1870—71, er- laube ich mir auch einige Notizen beizutragen über das Verhalten meiner Obstgehölze gegen besagten Winter. Die Obstbäume sind auf meinem Gute Jahns- felde folgendermassen vertheilt: 1) In einem Gemüsegarten, der von allen Sei- ten geschützt ist und sandigen, trockenen Boden hat, befindet sich ein Zwergobstgarten mit 56 Py- ramiden und in 3 Compartimenten nach Lepe£re- scher Manier angelegt, 183 Contrespalierbäume und 39 (+ 15 anderortsstehende) Spalierbäume. 2) In einem Wirthschaftsgarten mit selır gutem, etwas schwerem Boden, nach Norden und Westen frei. Etwas nass zum Theil. 3) In einer Plantage in freier Lage, nur süd- lich und südöstlich geschützt, nach Norden frei. Mit gutem Boden an einer Wiese lehnend, an wel- cher 116 Pflaumenbäume stehen. 4) In einer Allee mit 78 Sauer- und Süss- Kirschen. Es waren vorhanden: An Aepfeln 124 Hochstämme, An Birnen 148 % An Pflaumen 248 = ° Latus 520 Hochstämme, vi Transport 520 Hochstämme, An Kirschen 112 5 Verschiedene noch nicht tra- gende Bäume 97 5 Summa 729 Hochstämme. An Aepfeln 56 Pyramiden, An Birnen 54 Spaliere, An Pflaumen 183 Cordons, Summa 293 Formenbäume. Dazu 729 Hochstämme, Summa 1022 Obstbäume überhaupt. Hiervon sind erfroren: a. Hochstämme: 10 Aepfelbäume, 21 Birnbäume, 24 Pflaumenbäume, 4 Kirschenbäume, 8 Birnbäume, 6 Aprikosenbäume, 3 Pfirsichbäume, 80 Aepfel- u. Birnbäume, 32 Aepfel- u. Birnbäume, 188 Obstbäume. b. Spal'erbäume: c. Cordons: d. Pyramiden: Summa Die Pyramiden, Spaliere und Cordons waren am Fuss mit kurzem Dünger bedeckt, die Spaliere mit Tannenzweigen, theils auch mit Rohrmatten vor dem Sonnenschein geschützt. Der Frost hat in allen Abtheilungen sonst gleichmässig geschadet. Ausser dieser nicht unbe- deutenden Zahl erfrorener Obstbäume sind in den Baumschulen noch 215 junge veredelte Stämme und etwa 2% Schock Schmucksträucher erfroren.“* Direktor Stoll in Proskau hat der Redaktion nachträglich noch einige Reise-Erinnerungen des vorigen Herbstes mitgetheilt, die, da sie eine Aus- stellung in Danzig betreffen und Nachrichten von den in der Nähe von Danzig liegenden Baumschu- len von Proust geben, doch auf jeden Fall Inter- esse für manche der Leser der Wochenschrift haben. „In Proust hat der vorige Winter auch bedeu- tenden Schaden, namentlich in den Baumschulen, angerichtet. Die Vegetation ist dort aber eine so üppige, dass Bäumchen, die bis nahe am Boden abgeschnitten waren, Triebe von 6—7 Fuss ge- macht haben. Wenn ich schon in Eldena, und namentlich in Putbus, von dem ziemlich guten Stande der Obstfrüchte überrascht wurde, so war es in Proust noch viel mehr der Fall. Mehre Bäume waren so sehr mit Früchten behangen, dass sie gestützt werden mussten. Interessant war es mir, gerade in einer Zeit nach Danzig zu kommen, wo der dortige Garten- bau-Verein eine Pflanzen-, Blumen- und Frucht- Ausstellung veranstaltet hatte. Der grosse Saal des Schützenhauses war für die Gewächse, ein grosses Zimmer im ersten Stocke desselben Gebäu- des für die Früchte und Gemüse in Anspruch ge- nommen. Das Arrangement der Pflanzen, unter welchen sich eine Menge wahrer Prachtexemplare befanden, war von den Kunstgärtnern Raabe und Schaefer äusserst geschmackvoll ausgeführt. Den zu diesem Saale gehörenden Bühnenraum schmück- ten ein prachtvolles Exemplar von Latania borbo- nica, ferner sehr stattliche Rhapis Flabelliformis, Dracaenen, Cordylinen, Farne (eine Nephrolepis pe- stinata von seltener Grösse), Sonchezia nobilis, Campylobotrys Giesbrechti, Caladien und andere Blattpflanzen, wie prachtvoll gezogene Lorbeerbäume, desgleichen mehre recht starke, in guter Kultur stehende Koniferen, wie Thujopsis Cavendishii, Ou- pressus Lawsoniana, Cryptomeria japonica, ebenfalls vom Kunstgärtner Raabe zur Ausstellung gebracht. Den Saal schmückten rechts und links vom Eingange je eine, an den beiden Längsseiten mehre recht imponirende Gruppen. Die 2 Hauptgruppen an den Längsseiten des Saales enthielten manche stattliche Pflanzen, wie Strelitzia Augusta, Cycas revoluta, Chamaerops humilis, Dianella indivisa, Clivia nobilis und mehre andere gute, starke Pflan- zen, welche von den Handelsgärtnern Rathke, Lenz, Raabe, Schaefer und Satzke ausge- stellt waren. Den Fussboden des Saales zierten dagegen mehre Blumenstöcke auf Moosteppichen, die vorwiegend Fuchsien, Geranien, Heliotropien, Achimenes, Cacteen und viele andere Dekorations- pflanzen enthielten, deren Kulturzustand ohne Aus- nahme nichts zu wünschen übrig liess. Von Obst hatte Rathke das Meiste geliefert. Er stellte aus: 39 Sorten Birnen, 20 Sorten Aepfel, 28 Sorten Pflaumen, 2 Sorten Kirschen, 1 Sorte Quitten, 1 Sorte Mispel, 7 Sorten Haselnüsse und mehre Weintrauben, die allerdings noch recht sauer waren. Beachtenswerth war ferner die Sammlung von Reiche in Danzig mit 16 Apfel-, 13 Birnen- und 3 Pflaumen-Sorten. Das Gemüse war im Verhältniss zu den ande- ren Ausstellungsgegenständen nur in spärlichen Massen vertreten; aber die ausserordentliche Grösse und Vollkommenheit der Produkte gab Zeugniss von der Vortrefflichkeit des Bodens, der in der Nähe von Danzig in grossen Flächen für den Ge- müsebau benutzt wird. Die Ausstellung gewährte im Ganzen ein recht erfreuliches Bild; sie zeigte, dass in Danzig mehr Sinn und Liebhaberei für das Gartenwesen besteht, wie in vielen anderen nicht weniger und noch stärker bevölkerten Städten.“ Weiter theilt uns Direktor Stoll in Proskau über das unter ihm stehende pomologische Institut mit, dass gegenwärtig 28 Zöglinge vorhanden sind. 72 Diese sind: aus Schlesien 9, Schleswig und Hol- stein 7, Hannover 5, Brandenburg 3, Sachsen 2, Rheinprovinz 1, Westphalen 1. Pommern, Posen und Hessen-Nassau haben Niemand geschickt. Dass die zwei letzten Winter sehr grossen Schaden in den Obstpflanzungen angerichtet haben, habe ich schon früher mitgetheilt. Ich habe von Birnen fast ganze Quartiere zurückschneiden müssen. Jeden- falls sind die Sorten für unsere Verhältnisse beson- ders zu empfehlen, denen der Frost wenig ge- schadet hat. Die besseren von diesen will ich auch besonders zu verbreiten suchen. Veber die Umwandlung von Pfahlwurzeln in einen Stamm theilt uns Hofgärtner Jäger in Eise- nach Folgendes mit: „Die Seite 406 der Wochenschrift von 1871 mitgetheilte Umwandlung einer Pfahlwurzel in einen Stamm ist gar nicht ungewöhnlich. Wer in ge- birgigen Gegenden bewaldete Hohlwege und steile Hänge aufmerksam betrachtet, sieht häufig solche Wurzeln nicht nur einen Stamm, sondern auch | Doppelstämme bilden, indem eine getheilte Wurzel zum Stamm wurde. Es verwandelt sich jede Haupt- wurzel in einen Stamm, wenn zufällig oder ab- sichtlich der Boden um sie her entfernt wird. In Hohlwegen geschieht das durch Nachrutschen der Erde und durch Abschwemmen. Auch der mitgetheilte Fall, dass ein auf einer hohlen Weide stehender Baum seine Pfahlwurzel zum Stamm umbildet, kommt oft vor. Ich kann aber einen ganz andern Fall mittheilen, welchen ich bereits vor 15 Jahren oder länger in der Zeit- schrift „Natur“, wenn ich nicht irre, auch noch in einer anderen Zeitschrift beschrieben habe. Ich erwähne dies, weil dieser Baum seit 5 Jahren nicht mehr vorhanden ist. Vor nun wenigstens 25 Jah- ren sah ich zuerst hier am Wege nach der Wart- burg, am sog. Schlossberge, 5 Minuten von der Stadt eine Linde von etwa 4 Fuss Durchmesser. Dieselbe war hohl, so dass die Kinder von einer Seite hinein-, auf der andern hinauskrochen. Da bemerkte ich in der Mitte eine Art Pfahl. Als ich ihn näher untersuchte, fand ich eine damals höchstens einen Fuss dicke senkrechte Wurzel. Der Stamm hatte aus seinem oberen gesunden Holze Wurzeln gebildet, welche sich von dem verfaulten inneren Holze (Ho!zerde) nährten. Die stärkste erreichte endlich den wirklichen Boden und stand, nachdem die Baumerde durch die Versuche der Kinder nach und nach aus dem hohlen Boden ent- fernt worden war, endlich ganz frei da. Diese innere Wurzel erstarkte nach und nach so, dass die Kinder nicht mehr durchkriechen konnten, hatte, als ich sie zuletzt sah, eine Stärke von mehr als 2 Fuss erreicht und schloss sich an die gut geblie- benen äusseren Holzschichten an. Es hatte also eine im Innern des hohlen Baumes gebildete Wur- zel die Ausfüllung bewirkt. Leider wurde diese Linde gefällt und ich erfuhr es erst nach Jahr und Tag, sonst hätte ich einen Abschnitt erworben. Ein ähnlicher Fall ist mir nur noch einmal vor- gekommen. Ich kultivirte vor vielen Jahren eine sehr grosse Foureroya gigantea. Einst kam mir der unten wohl 1 Fuss starke Stamm verdächtig vor. Als ich die Rinde untersuchte, war sie todt und löste sich ab. Wie erstaunte ich aber, als ich unter derselben ein förmliches Geschlecht weisser Wurzeln fand, welche die Erde des Topfes erreicht hatten und nun die Pflanze erhielten. Der ganze Stamm war verfault. Was später aus ihm gewor- den, weiss ich nicht. Er stand noch nach einem Jahre, nachdem ich diese Entdeckung gemacht, allerdings befestigt. Der Stamm des grossen Dra- chenbaumes auf Teneriffa (Dracaena Draco) soll auch aus Tausenden von Wurzeln bestanden haben. Pomologisches Institut ın Proskau. Das Sommer-Semester am Königlichen pomo- logischen Institute zu Proskau in Schlesien beginnt den 1. April. Der Unterricht umfasst während des zweijähri- gen Kursus aus dem theoretischen und praktischen Gebiete: Mathematik, Physik, Chemie, Mineralogie, Botanik, Zoologie, naturwissenschaftliche Begrün- dung des Pflanzenbaues, Obstkultur, insbesondere Obstbaumzucht, ‚die Lehre vom Baumschnitt, Obst- bau, Obstkenntniss (Pomologie), Obstbenutzung, Weinbau, Gemüsebau, Treiberei, Handelsgewächs- bau, Gehölzzucht, Landschaftsgärtnerei, Plan- und Früchtezeichnen, Feldmessen und Nivelliren, Buch- führung, Bienenzucht und Seidenbau mit Demon- strationen. Anmeldungen zur Aufnahme haben unter Bei- bringung der Zeugnisse schriftlich oder mündlich bei dem unterzeichneten Direktor zu erfolgen. Derselbe ist auch bereit, auf portofreie Anfrage weitere Auskunft zu ertheilen. Stoll. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Preussischen Staaten F für ; Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General - Sekretär des Vereines. No. 10. | i ar "Berlin, nn 9. Marz. ern en 1879. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten ; des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Be den 10. März, ne 11 Pr Anger im Erenuslen Hauke "Wöhrenstr. 29) | eine von sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten er. en, RE: Inhalt: Die Königliche Eben: Gerolischent in Hohen = Fahnen der Eatwickelung bei der Foheren Adanzen — Ober- dieck und Lucas’ illustrirte Monatshefte für Obst- und Weinbau. . Jahrgang 1871. — Azalea sinensis Lodd. und mollis Bl. Die Königliche Be erhauGesellschrft den waren, gingen auch dieses Mal wiederum bei dem Skrutinium hervor. erste In dem Rathe führt der Prinz von Wales Am 13. Februar feierte die Königliche Garten- den Vorsitz, die beiden anderen Mitglieder sind bau-Gesellschaft in London ihr Jahresfest. Wie Arthur Grote und Andrew Murray. Vor- in früheren Zeiten, so wurde auch dieses Mal von | sitzender im Vorstande ist der Herzog von Bucc- Seiten des Rathes (Council) ein Bericht über die | leugh, Schatzmeister: John Hutton und Sekre- Thätigkeit der Gesellschaft im vergangenen Jahre | tär: der Generalmajor Scott. Der letztere ist als abgestattet. Wenn das Leben und die innere Thä- | einer der tüchtigsten Ingenieure bekannt und hat tigkeit einer solchen Gesellschaft, welche ihre Wirk- | den Entwurf zur Albert Hall angefertigt. samkeit nicht allein auf sich und ihre Umgebungen | Der Bericht sprach sich zunächst über die Fol- beschränkt, sondern über ganz Grossbritannien, ja | gen der Verbindung mit den Leitern (Commissio- selbst darüber hinaus ausdehnt, an und für sich | neers) der internationalen Ausstellung aus. Alle Interesse für die Leser einer gärtuerisch-botanischen | Erwartungen wurden übertroffen, die Gesellschaft Zeitschrift haben muss, so ist gerade der Bericht | hat aus dem Ueberschuss der Einnahmen der in- über das vergangene Jahr besonders geeignet, zur | ternationalen Ausstellung eine runde Summe von weiteren Kenutniss zu kommen. Der Bericht wurde | 5,000 Pfund Sterling (gegen 24,000 Thaler) er- vom Assistent-Sekretär Fortune, dem berühmten | halten. Zum besseren Verständniss theilen wir mit, China-Reisenden, verlesen. dass Grund und Boden der Gartenbaugesellschaft Die Gartenbau-Gesellschaft hat als leitende Be- | in Süd-Kensington (London) im Jahre 1851 aus hörden einen aus 3 Personen bestehenden oberen | den bedeutenden Erträgen der ersten internationalen Rath (Council), sowie einen Vorstand, ebenfalls | Ausstellung erworben wurde, um für spätere Aus- mit 3 Mitgliedern (Vorsitzender, Schatzmeister und | stellungen mitten in London passende und ausrei- Sekretär). Ausserdem sind aber noch Stellvertreter | chende Räume zu haben. Von Seiten der Leiter vorhanden, abgesehen davon, dass noch verschiedene | (Commissioneers) der Aktien-Gesellschaft, welche Personen an den Geschäften und Arbeiten Antheil | sich behufs der ersten internationalen Ausstellung nehmen. Diese letzteren werden aber nur ernannt, | gebildet hatte, wurde mit der Königlichen Garten- während die Mitglieder des Rathes und des Vor- | baugesellschaft, welche damals nur in Chiswick bei- standes an dem 13. Februar, als dem Tage, wo | London und auf dem Wege nach Kew ihren Sitz die Gartenbau-Gesellschaft ins Leben gerufen wurde, | hatte, in der Weise eine Vereinigung herbeigeführt, einer Neuwahl unterworfen werden. Dieselben | als der grösste Theil des angekauften Landes ihr Mitglieder, welche im vorigen Jahre gewählt wor- | unter gewissen Bedingungen zur Benutzung über- 10 geben wurde. So entstand der Gartenbau-Gesell- schaftsgarten mit den rings herum ihn einschliessen- den Gebäuden. Da erst in dem vorigen Jahrgange der Wochenschrift ausführlich darüber gesprochen worden ist (S. 257) und auch über die von Seiten der Ausstellungs-Gesellschaft aufgeführten Gebäude für die jetzige 7 Jahre dauernde Ausstellung be- richtet wurde, so können wir jetzt die Beschrei- bung der dargebotenen Räumlichkeiten als bekannt übergehen. Obwohl beide Gesellschaften sich im innigsten Zusammenhange befinden und auf einander ange- wiesen sind, so hat doch jede ein besonderes Bureau und eine besondere Kasse. Als daher im Mai des vorigen Jahres der 7jährige Cyclus internationaler Ausstellungen eröffnet wurde, war zwar das Bereich der letzteren von dem von ihnen eingeschlossenen Gartenbau-Gesellschaftsgarten abgeschlossen, es war aber die Anordnung getroffen, dass jeder Fremde 74 mit Leichtigkeit aus dem Bereiche der einen Ge- sellschaft in das der anderen gelangen konnte. Die musikalischen Bewerbungen, welche die Aus- stellungs- oder vielmehr noch eine dritte ebenfalls mit ihr in nähere Verbindung getretene Gesellschaft, nämlich der Cäcilien-Verein, mit ihrem Sitze der im Norden anstossenden grossartigen Albert-Hall, | ausgeschrieben hatte, fanden sogar in dem Garten- bau-Gesellschaftsgarten selbst statt. Ebenso waren die der Gartenbau Gesellschaft gehörigen Arkaden der beiden langen Seiten des Gartens durch Gegen- stände der internationalen Ausstellung zum grossen Theil eingenommen. Für diese den Leitern der internationalen Ausstellungen günstigungen erhielt die Gartenbau-Gesellschaft von dem Eintrittsgelde eines jeden Fremden, welcher die Ausstellung besuchte, 1 Penny (10 Pfennige). Wie gross deren Zahl gewesen muss, ersieht man | aus der Summe von über 5,000 Pfund (gegen | 34,000 Thaler), welche in Folge dieses Zugeständ- zugestandenen Ver- | ' endlich im Jahre 1870 aufgestellt wurde und da- nisses am Ende der Ausstellung die Gartenbau- Gesellschaft ausgezahlt erhielt. Es muss jedoch bemerkt werden, dass dafür manche anderen kleineren Einnahmen, welche in früheren Jahren die Gartenbau -Gesellschaft aus ihrem Garten gehabt, im letzten Jahre in Folge der internationalen Ausstellung sich sehr verringert hatten. bestimmter Theile der Arkaden zu Separat-Ausstel- lungen, zu Privatfesten u. s. w., sowie die Einnahme Ss De | rief. Ferner war und zwar in doppelier Weise der Gartenbaugesellschaft ein Ausfall durch die Umge- staltung des Chiswick - Gartens geworden. Seine Unterhaltung hatte 1870 nur die Summe von etwas über 1,300 Pfund gekostet, während im Jahre 1871 die Ausgaben über 2,000 Pfund betrugen. Um- gekehrt hatte sich die Einnahme aus dem Verkaufe von Pflanzen u. s. w. gegen früher verringert. Diese betrug im Jahre 1870 nahe 600, im Jahre 1871 dagegen nur 350 Pfund. Dass in deın Garten von Süd-Kensington sich die Ausgaben gegen das Jahr 1370 bedeutend höher stellen würden, war eine Sache, die voraus- zusehen war. Es mussten, um mit der internatio- nalen Ausstellung und deren Ausschmückungen sich in einer Uebereinstimmung zu befinden, bedeutende Anstrengungen gemacht werden. Während im Jahre 1870 nur etwas über 2,350 Pfund für den Garten ausgegeben wurden, betrugen die Ausgaben im Jahre 1871 über 3,800 Pfund. Dazu kam, dass neue Zelte für die Aufnahme von Pflanzen während der eigenen Ausstellungen von Pflanzen angefertigt wurden. Man hatte für 2 grosse Zelte nicht weniger als 1,400 Pfund, von denen jedoch im verflossenen Jahre erst 500 Pfund angezahlt worden sind, bestimmt. Ferner war noch von Sei- ten der Gartenbaugesellschaft eine alte Schuld ab- zutragen. Bereits schon im Jahre 1861 war näm- lich bei einem englischen Künstler eine Marmor- gruppe für ein Wasserbassin bestellt worden. Ob- wohl das Jahr darauf die Gruppe schon fertig war, so schob sich doch aus uns unbekannten Ursachen ihre Aufstellung von Jahr zu Jahr hinaus, bis sie mit auch die Kosten von 500 Pfund im nächsten Jahre zur Erledigung kamen. Die Verbindung mit der internationalen Aus- stellung machte es aber auch ferner nothwendig, dass man alle 14 Tage Ausstellungen von Pflanzen und Blumen mit erhöhten Ansprüchen ins Leben Um diesen nachzukommen, war es wiederum nothwendig, dass mehr Geld auf die Preise ver- wendet wurde. Während im Jahre 1870 nahe an 1,500 Pfund dafür verausgabt wurden, machte sich für das Jahr 1871 eine Summe von über 1,900 ' Pfund nothwendig. So betrug die Einnahme für Vermiethung Es ist bereits mehrmals in der Wochenschrift ‚ über die Ausstellungen, welche die Königliche Gar- für Ausgabe allgemeiner Eintrittskarten für den | Garten, kaum etwas mehr als die Hälfte. hatte man eine Einnahme von über 2,200, 1871 nur von nahe an 1,200 Pfund Sterling daraus ge- habt. Es stellte sich demnach gegen das erste Jahr der bedeutende Verlust von 1,000 Pfund heraus. 1870 ı ' Liebe zu Pfanzen und Blumen bei | | | | tenbau-Gesellschaft von London seit 2 Jahren in den Provinzen veranstaltet, gesprochen worden. Es ist nicht zu leugnen, dass dadurch der Sinn für den Landbe- wohnern befördert wird, aber auch nicht weniger, dass die Landesverschönerung im Allgemeinen da- mit eine grosse Stütze erhält. Diese Neuerung Ist 75 unbedingt die wichtigste, welche von Seiten der Gartenbaugesellschaft in London in den letzten Jahren gemacht worden ist. Welchen Einfluss der- gleichen ländliche Ausstellungen haben, ist auch bei uns in Deutschland, wo der Verein zur Beför- derung des Gartenbaues in Berlin die mit Obst- | ausstellungen verbundenen allgemeinen Versamm- lungen deutscher Pomologen und ÖObstzüchter in’s Leben gerufen hat, durch die Erfahrung bestätigt | worden. Die Bedeutung des Erfolges in Deutsch- land ist um so höher anzuschlagen, als diese Aus- stellungen und Versammlungen nur mit geringen \ Unbequemlichkeiten, welche ihnen und ihren Fa- Mitteln in’s Leben gerufen wurden. Die erste dieser ländlichen Ausstellungen, welche die Londoner Gartenbau-Gesellschaft im grossartigen Maassstabe veranstaltete, war im Jahre 1870 in der alten englischen Universitätsstadt Oxford. Man hatte sich zwar auf einen nicht geringen Ausfall vorbereitet, es stellte sich schliesslich aber dieser doch nur sehr gering heraus. Im vorigen Jahre gestalteten sich die Verhältnisse in Nottingham, wo | die zweite ländliche Ausstellung in’s Leben gerufen | worden war, noch weit günstiger, obwohl man keine Kosten gescheut hatte, um sie möglichst glanzvoll herzustellen. schuss von 774 Pfund. Es chen ihm Pflanzen und Blumen zu verschaffen ver- mögen, ganz anders zu schätzen weiss, als im All- gemeinen der Deutsche. Wenn man in Berlin oder | einmal in Deutschland überhaupt ausnahmsweise 10 Sgr. für den Besuch einer Pflanzenausstellung zahlen soll, kann man sicher sein, dass sie nur wenig besucht wird. und halbe Guineen (zu 7 Thaler), um sich einen geistigen Genuss, wie ihn Pflanzen-Ausstellungen geben, zu verschaffen. Man werfe uns nicht ein, dass jenseits des Kanales mehr Geld vorhanden ist, viele reiche Leute, die Bürgerschaft ist ebenfalls gegen früher weit begüterter. Der Grund des ge- ringeren Besuches unserer Ausstellungen liegt darin, dass die Empfänglichkeit für den höheren geistigen Man hatte am Schluss einen Ueber- ist dieses wiederum | ein Beweis, dass der Engländer den Genuss, wel- In England zahlt man ganze | Genuss, den Pflanzen und Blumen zu geben ver- | mögen, noch nicht bei uns Deutschen so geweckt ist, als in England. Die Zahl der Mitglieder der Londoner Garten- baugesellschaft hat sich im Jahre 1871 gegen das Jahr 1870 ziemlich gleich verhalten. 1870 betrug die Einnahme aus den Beiträgen der Mitglieder 7,115, 1871 hingegen 7,177 Pfund. Auch jenseits des Kanales ist trotz der unendlich günstigeren Verhältnisse die Klage über geringe Theilnahme an den Bestrebungen der Gartenbaugesellschaft all- gemein. Um wie viel gerechter sind unsere Kla- | | | gel wir haben, besonders in Berlin, ebenfalls jetzt sehr | gen in Deutschland, wo die Einnahmen des ersten und grössten Gartenbau-Vereines in Berlin, der in nicht 4 Monaten das Jubiläum seines 50Ojährigen Bestehens feiern wird, aus den Beiträgen der Mit- glieder noch nicht 2,000 Thaler, also ungefähr den 24. Theil dessen, was die Londoner Gartenbau- Gesellschaft bezieht, betragen. Unter diesen günstigen Verhältnissen, welche eine Jahres-Einnahme von nahe 100,000 Thalern wohl herstellen kann, hielt es der Rath der Lon- doner Gartenbau-Gesellschaft für durchaus nothwen- dig, dass in diesem Jahre den Mitgliedern für die milien durch die Verbindung mit der Ausstellungs- | Gesellschaft bei der Benutzung des Gartens und seiner Arkaden im vorigen Jahre geworden waren, eine Entschädigung in der Weise zu Theil würde, dass ihnen der Besuch der Ausstellungsräume er- leichtert werde. Der Rath hat zu diesem Zwecke mit den Commissionneers oder Leitern der inter- nationalen Ausstellung bereits Unterhandlungen an- geknüpft, die zu einem befriedigenden Ende ge- führt haben. Das Nähere wird er später zur Kennt- niss der Mitglieder der Gartenbau - Gesellschaft bringen. (Schluss folgt.) Formen der Entwickelung bei den höheren Pflanzen. Unter dieser Uebeischrift hat unser verehrter Freund, Dr. Regel in Petersburg, einen Gegen- stand zur Sprache gebracht, der für die Wissen- schaft des Lebens der Pflanzen, also für die Phy- siologie, nicht weniger aber für die gärtnerische Praxis, von ungemeiner Wichtigkeit ist. Nach Re- haben nämlich alle Pflanzen 2 Stadien in ihrem Leben durchzulaufen, eins der Unfruchtbar- keit und eins der Fruchtbarkeit. Diese beiden Stadien zeigen bisweilen, wie bei dem Epheu, in ihrer äusseren Erscheinung grosse Verschiedenhei- ' ten, so dass man meint, zweierlei Pflanzen vor sich zu sehen; bisweilen gehen sie aber auch so un- scheinlich in einander über, dass sie äusserlich gar | nicht oder nur wenig bemerkt werden. Dr. Regel ist geneigt, diese Stadien der Un- fruchtbarkeit und Fruchtbarkeit mit dem sogenann- ten Generationswechsel bei den niederer Pflanzen und Thieren zu vergleichen. Das möchte aber doch etwas anderes sein, da hier neben der ver- schiedenen Form in der äusseren Erscheinung auch für jedes Stadium eine besondere Fortpflanzung vorhanden ist. Das Mutterkorn ist z. B. das Dauer- mycelium eines mit Fortpflanzungsorganen versehenen 10* 76 Pilzes und bringt wiederum einen anderen Pilz mit besonderen Fortpflanzungs-Organen hervor. Der Rost auf dem Blatte eines Sauerdornes erzeugt Sporen, die nur auf Roggen keimen und daselbst einen anderen, in der Gestalt verschiedenen Rost hervorbringen. Nachdem dieser Rost eine Zeitlang Sporen, die wiederum Roggenrost erzeugen, her- vorgebracht hat, kommen ım Herbste nur sogenannte Teleutosporen hervor, welche überwintern, keimen und aus abgeschnürten kleinen Sporen wiederum den Anfang des Rostes bilden, der nur allein auf Sauerdornblättern seine weitere Entwickelung er- halten kann. Damit ist der Kreislauf einer und derselben Pflanze vollendet und es beginnt ein neues Individuum mit demselben Generations- wechsel. Die Pflanzen zu kennen, wo die Stadien der Unfruchtbarkeit einer bestimmten Pflanze sich ver- schieden von denen der Fruchtbarkeit verhalten, ist für den praktischen Gärtner wichtig, um, da die Stadien nicht immer gleichen gärtnerischen Werth haben, bei Vermehrungen auch das Stadium der Pflanze zu bekommen, was er will, weil es allein gärtnerischen Werth hat. Macht er Steck- linge aus dem Stadium der Unfruchtbarkeit, so hat dieses weniger zu bedeuten, da in der Regel, wie es scheint, bei dem fortschreitenden Wachsthume des Individuums schliesslich auch hier das Stadium der Fruchtbarkeit kommen wird. Rhynchosper- mum jasminoides ist ebenso wie die Quisqualis- Arten, in dem Stadium der Unfruchtbarkeit ein aufrechtes Gehölz (vergl. 13. Jahrg. d. Wochen- schrift S. 9), wie aber das Stadium der Frucht- barkeit herankommt, wird aus dem aufrechten Ge- hölz eine Liane. Der Gärtner wird, da ihm das blühende Rhynchospermum oder die blühende Quis- qualis lieber sind, als die einfach vegetirenden Pflanzen, deshalb stets besser thun, wenn er allein von der blühenden Pflanze Stecklinge macht. Auf diese Weise erhält er wieder blühende Pflanzen. Würde er ım Stadium der Unfruchtbarkeit Steck- linge gemacht haben, so müsste erst bei diesen die Zeit der Fruchtbarkeit abgewartet werden, bis man blühende Exemplare erhält. Man würde hier eben- falls zwar zum Ziele gelangen, aber Zeit verlieren. Ganz anders verhält es sich mit den während der Unfruchtbarkeit und Fruchtbarkeit verschiedenen Pflanzen, wo der gärtnerische Werth im ersten Stadium der Unfruchtbarkeit liegt. Macht man hier in dem Stadium der Fruchtbarkeit Stecklinge, so wird man nie und nimmer Pflanzen mit dem Sta- dıum der Unfruchtbarkeit erziehen, so sehr man sich auch Mühe giebt. Ficus scandens oder stipu- laris unserer Gewächshäuser ist ganz vorzüglich zum Ueberziehen besonders feuchter Wände, wenn ı Epheu an. diese sich auch im tiefsten Schatten befinden, und wird bekanntlich, da die Liane auch bei dem Pflan- zenliebhaber beliebt ist, vom Gärtner sehr vermehrt. So lange die Pflanze an den Wänden emporklet- tert, kommt sie nicht zur Blüthe, und wenn sie Jahrzehnte, im Vaterlande vielleicht Jahrhunderte auf diese Weise vegetirte. Sie wächst im tiefen Schatten der Urwälder und überzieht daselbst die stärksten Baumstämme mit sammt ihren Aesten so dicht, dass deren Tod schliesslich die unausbleibliche Folge ist. Kann dann vielleicht durch das Um- stürzen des schliesslich verfaulenden Baumes Licht und Luft direkt bis zur Pflanze gelangen, wie diese nothwendig sind, wenn Ficus scandens blühen soll, so geschieht in der Weise durch den Nachwuchs dieser Liane eine Umänderung, dass der fadenför- mige Stengel sich erstarkt, von der früheren Un- terlage sich entfernt und fest und steif wird, von nun an ein aufrechtes Gehölz bildend.. Im bota- nischen Garten zu Berlin befinden sich dergleichen aufrechte, eine Höhe von 10--12 Fuss besitzende Sträucher der Ficus scandens mit dicken, leder- artigen Blättern von 3 und 4 Zoll Länge, während die Blätter der Kletterpflanze dünn und kaum 3 bis 1 Zoll lang erscheinen. Das ganze Jahr sieht man reife und unreife Feigen, welche die Grösse einer gewöhnlichen haben, wie es scheint, aber hart blei- ben, an diesen Sträuchern in dem Stadium der Fruchtbarkeit. Macht man hier Stecklinge, so er- hält man nie die Liane wieder, sondern stets nur einen Strauch, der keinen gärtnerischen Werth hat. Dr. Regel führt als weiteres Beispiel unseren Während dieser im jugendlichen Alter ebenfalls eine Kletterpflanze ist, die rasch Mauern oder den Boden überzieht, so löst sie sich, wenn sie blühen will, von ihrer früheren Unterlage los, verästelt sich in freier Luft und die bis dahin ge- lappten Blätter werden länglich und ungelappt, damit minder schön. Macht man von solchen blü- benden Aesten Stecklinge, so erhält man keine Kletterpflanze, sondern einen aufrechten Strauch, aus dem ebenfalls nie und nimmer kletternde Zweige hervorkommen. Der Gärtner hat diesen auf eben angegebene Weise fortgepflanzten Epheu als He- | dera arborea und arborescens in seinem Verzeich- nisse, kann ihn aber nie benutzen, um Kletterpflan- zen daraus zu erhalten. Will er diese haben, so dürfen die Stecklinge nur im ersten Stadium der Unfruchtbarkeit gemacht werden. Wir besitzen noch eine andere Araliacee, welche in dieser Hinsicht noch interessanter ist, aber um- gekehrt gärtnerischen Werth nur als Blüthenpflanze besitzt. Es ist dieses Tupidanthus calyptratus, früher, als die Araliaceen in unseren Gärten noch beliebte Dekorationspflanzen waren, eine unter dem Namen 17 Sciadophyllum pulchrum beliebte Art, über die wir in der Wochenschrift oft berichtet haben. Es ist unsererseits sogar auch, da vor 13 Jahren ein Exemplar im botanischen Garten zu Berlin blühte, von ihr eine ausführliche Beschreibung gegeben worden (s. 2. Jahrg. S. 345). Wir konnten uns damals, als wir die blühende Pflanze untersuchten und überhaupt bis dahin nur Exemplare aus dem Stadium der Fruchtbarkeit kennen gelernt hatten, gar nicht denken, dass dieses Sciadophyllum pul- chrum mit seinem baumartigen, ziemlich hohen Stamme dieselbe Pflanze sei, welche im Stadium der Unfruchtbarkeit am Felsen des Himalaya klet- tert und von Hooker als Tupinanthus calyptratus beschrieben wurde, so sehr uns auch bei der Ver- gleichung des Blüthenbaues die Uebereinstimmung der einzelnen Theile auffiel. Wir hielten sie des- halb für eine neue, noch nicht beschriebene Pflanze des Genus Tupidanthus und nannten sie wegen ihres grossen Werthes zur Dekorationspflanze zu Ehren des im vorigen Jahre verstorbenen Meisters der schönen oder bildenden Gartenkunst: Tupidan- thus Pückleri. Wir wurden von der Identität des Sciadophyllum pulchrum unserer Gärten und des | Tupidanthus calyptratus erst dann überzeugt, als | wir in Kew Vergleiche anstellen konnten und ausser- dem noch durch Hooker, der die Pflanze im Vaterlande lebend gesehen, specielle Aufschlüsse erhielten. Es ist wahrscheinlich, dass auch andere Ara- liaceen des Himalaya und Östindiens mit seinen Inseln überhaupt auf gleiche Weise verschiedene Formstadien der Unfruchtbarkeit und der Frucht- barkeit besitzen, wie Tupidanthus calyptratus. Auf jeden Fall ist es mit den meisten, vielleicht allen Paratropia-Arten der Fall. Die Art, welche in der Systematik jetzt den Beinamen parasitica führt, ist | wahrscheinlich nichts weiter, als das Stadium der | Unfruchtbarkeit irgend einer anderen Art. Nur Beobachtungen an Ort und Stelle’können hier Auf- schluss geben. Ein weiteres Beispiel der äusserlichen Verschie- denheit der beiden Stadien der Unfruchtbarkeit und der Fruchtbarkeit ist das bei uns in den Gewächs- häusern, besonders der botanischen Gärten, vielfach kultivirte Daerydium oder Podocarpus Mai. Wer sollte nicht diese in fadenförmigen, aber sehr ver- zweigten Aesten überhängende Konifere von so traurigem Ansehen, dass man sie wenigstens für krank, wenn nicht gar für abgestorben hält, aus unsern Kalthäusern kennen? Wer nicht enthusiasti- scher Pflanzenliebhaber ist, kann nie begreifen, wie man an solchen schlecht aussehenden Pflanzen Ge- fallen haben und sie kultiviren kann. Lange Zeit hielten wir diesen Podocarpus Mai unserer Gewächshäuser nicht für die ächte Pflanze d. N., da sie von den in botanischen Werken ge- gebenen Beschreibungen im hohen Grade abwich. In diesen ward sie nämlich als ein Baum angege- ben mit schlankem, hohem Stamme, der eine Höhe von 160, ja selbst bis 180 Fuss erreicht. Von den im Alter und während des Stadiums der Frucht- barkeit lang herabhängenden Aesten und Zweigen wird aber in allen botanischen Werken nichts er- wähnt. Erst nachdem wir hinlängliches Material ' zur Vergleichung hatten und Reisende in jenen Ländern, wo Podocarpus Mai wächst (Neuseeland), uns Mittheilungen über die Pflanze machten, haben wir uns eines Besseren belehrt. Da wir nur solche überhängende und stark ver- zweigte Exemplare der genannten Pflanze kultivi- ren, so geht zur Genüge daraus hervor, dass wir nur Stecklings-, aber keine Samenpflanzen von Podocarpus Mai in unsern Gewächshäusern be- sitzen. Es wäre deshalb wohl wünschenswerth, dass wir auch einmal direkt aus dem Vaterlande Samen erhielten, um damit Exemplare in ihrem ersten Jugend-Stadium heranziehen zu können. Dergleichen Sämlingspflanzen würden gewiss ein viel schöneres Ansehen haben und eine stattliche Pflanze darstellen. Wir wollen schliesslich noch ein Beispiel für die Ungleichheit einer Pflanze in ihren beiden Sta- dien der Unfruchtbarkeit und Fruchtbarkeit auf- führen. Vor gegen 10 oder 12 Jahren wurde von Cupressus funebris Samen eingeführt und man brachte die daraus erzogenen Pflanzen in den Han- del. Alle Exemplare hatten weiche Nadeln. Plötz- lich erschienen aber an den Zweigen dafür schup- penförmige Blätter auf beiden Seiten. Da zu gleicher Zeit bei weiterem Wachsthum die ersten nadelförmigen Blätter nach und nach abfielen und die Pflanze damit das Ansehen eines Lebensbaumes erhielt, so glaubten manche dieses Vorganges un- kundige Gärtner eine plötzliche Umwandlung in eine andere Art zu sehen, ja selbst Botaniker, welche ihre Studien mehr in Büchern und Her- barıen machten, meinten in diesen vermeintlichen Uebergang einer Art in eine andere eine Stütze für die Darwin’sche Theorie, dass es keine festen Arten gebe, zu finden. Faktisch haben aber Le- bensbäume, Sabinen, Cypressen und andere mit schuppenförmigen Blättern versehene Üupressineen in der ersten Jugend stets Nadeln und erhalten erst in ihrem zweiten Stadium ihre Normalgestalt. Es liessen sich leicht noch mehre Beispiele auf- ° führen. Es werden aber diese genügen, um die Angaben Regel’s zu bestätigen. Unser geehrter Freund geht aber zu weit, wenn er bei allen Pflan- zen bestimmt abgegrenzte Stadien der Unfrucht- 78 barkeit und Fruchtbarkeit nachweisen will. Man würde in diesem Falle gezwungen, schliesslich Un- fruchtbarkeit bei den Pflanzen gleich mit Jugend zu halten, Fruchtbarkeit wäre dagegen die Zeit der Erndte im Leben einer Pflanze. Dass im Verlaufe des Wachsthums, besonders die appendikulären Theile, die Blätter, bei allen höheren Pflanzen allmählig eine andere, wenigstens etwas verschie- dene Gestalt annehmen, die ersten Samenblätter anders aussehen, als die sogenannten Wurzel-, und diese wiederum anders als die Stengel-, und noch anders als die in der Nähe der Blüthe, ist hin- länglich bekannt, und daher auch nicht nothwendig, noch Worte darüber zu verlieren. Sobald beispiels- weise bei Bromelien, bei den Guzmannien u. s. w. die neuen Blätter anfangen, sich zu färben, dann kann man sicher sein, dass der Blüthenstand bald erscheint. Wenn schon jede Pflanze an und für sich be- stimmte Nahrungsmittel, besonders mineralische, in gewissen Verbindungen bedarf, so ist dieses in er- höhtem Grade dann der Fall, wenn die Befruch- aber keine Früchte, resp. Samen hervor. tung geschehen ist und Samen zur Fortpflanzung ‚, rohen Nahrungsmitteln ist in der Regel die Ur- der Art gebildet werden sollen. In der Regel, und dieses ist besonders auch bei den ausdauernden Pflanzen der Fall, bereitet die Pflanze eine Vege- tation vorher schon durch die Nahrungsmittel vor, welche sie bei den späteren Neubildungen, beson- ders für die der Samen, bedarf. Wir sehen dieses namentlich bei den Zwiebelgewächsen und bei den Stauden, hauptsächlich bei denen, welche knollige Wurzelstöcke besitzen. Bei den ersteren erschei- nen in der Regel die Blüthen früher als die Blät- ter und nehmen behufs ihrer weiteren Ausbildung zur Frucht die ersten und besten der aufgehäuften Nahrungsmittel weg, so dass zur Ausbildung der vegetativen Theile, also der Blätter, welche nach- her sich entwickeln, nur die Ueberbleibsel dienen und auch dazu hinreichen. Der Blumenzwiebel- züchter weiss dieses sehr gut und schneidet deshalb seine blühenden Hyazinthentrauben ab, bevor diese verblühen, damit nicht unnütz Reservestoffe bei dem Streben, Samen zu bilden, verzehrt werden und diese damit der besseren Ausbildung der Zwiebel zu Gute kommen. Der Landwirth mähet seine Wiesen in der zweiten Hälfte des Juni, um Johannis herum, wo die meisten Gräser und Kräuter noch in Blüthe stehen. Wartet er das Verblühen ab oder mähet gar erst zur Samenreife, so hat sein gewonnenes Heu weit geringeren Futterwerth. Der Forstmann fällt ferner sein Holz im Walde während der Win- terszeit, wo die im Sommer bereiteten und in den Holzzellen aufgehäuften Nahrungsstoffe, besonders reichliches Stärkemehl, noch nicht zur Verwendung gekommen sind; thut er es, wo bereits die Knos- pen anfangen zu schwellen, so erhält er leichteres Holz, was auch geringen Brenn- und sonstigen Werth hat. Besondere Stadien der Unfruchtbarkeit und der Fruchtbarkeit, wo die Pflanze ein ganz anderes, also von einander abweichendes Ansehen hätte, lassen sich in diesen Fällen nicht unterscheiden ; die Pflanze verläuft hier ihren regelmässigen Gang und blüht, resp. bringt Samen, sobald die dazu nöthigen Nahrungsmittel vorhanden sind. Das kann, je nach der Witterung, welche es leichter und schwerer macht, in der Zeit etwas früher oder später geschehen. Eine eigenthümliche Erscheinung ist dabei, dass bisweilen die Pflanzen eine vorwal- tende Neigung haben, die bereiteten Nahrungsstoffe nicht oder doch nur weniger anzuhäufen, sondern sie alsbald bei Neubildungen zur Verwendung zu bringen. Dergleichen Pflanzen wachsen ohne Un- terbrechung, werden üppig und gehen, wie man im gewöhnlichen Leben sagt, ins Kraut, bringen Ueber- fluss an in der Erde dargebotenen sogenannten sache einer solchen Unfruchtbarkeit. Sehr oft ist man sich aber dabei der Gründe gar nicht bewusst und alle angewandten Mittel, diesem Umstande, be- sonders bei Obstbäumen, Weinreben u. s. w. abzu- helfen, führen in der Regel zu keinem Resultate. Umgekehrt ist es eine bekannte Erscheinung, dass Pflanzen plötzlich blühen, wenn ihnen zu wenig Nahrung geboten wird. Dergleichen Exem- plare haben in diesem Falle meist ein kümmer- liches Ansehen. Die wenigen vorhandenen Nah- rungsstoffe werden nur in geringem Grade zur Aus- bildung der vegetativen Organe verwendet, was Ursache des küinmerlichen Ansehens ist. Die Pflanze macht gleichsam ihre letzten Anstrengun- gen, wo sie sich nicht als Individuum erhalten kann, durch Frucht-, resp. Samenbildung wenigstens die Art zu retten. Es ist diese gleichsam ein Beweis für den Erhaltungstrieb der Art, welcher allen Pflanzen und Thieren innewohnt. Unser Gummi- | baum (Ficus oder Urostigma elasticum) blüht gut gepflegt, besonders in Gewächshäusern, fast nie, wohl aber findet man nicht selten kleine Feigen in dem Winkel der Blätter bei Exemplaren, welche man im Zimmer schlecht behandelt hat. Sehr scharf treten die Zeiten der Unfruchtbar- keit und Fruchtbarkeit bei den zweijährigen Pflanzen auf, ohne dass aber eine Formverschieden- heit in den vegetativen Theilen vorhanden ist. In dem ersten Jahre hat die Pflanze als Aufgabe, Nahrungsstoffe zu bilden und in gewissen Theilen besonders der Wurzel, aufzuhäufen. Im zweiten 79 Jahre dagegen kommen diese zur Verwendung, um Blüthen und Früchte zu bilden. Der Landwirth hat diesen Umstand insofern zu seinem Vortbeile ausgebeutet, als er die auf diese Weise im ersten Jahre aufgehäuften Nahrungsmittel für sich in An- spruch nimmt. Durch reichlicheres Darbieten roher Nahrungsstoffe sucht er sogar die Bereitung fertiger Nahrungsstoffe, besonders der bekannten Kohlen- stoffhydrate, vor Alleın des Stärkemehles und des Zuckers, zu vermehren, so dass ihm noch eine reichere Ausbeute wird. Beispiele sind die Mohr- rüben, Runkeln u. s. w. Da wir die Absicht haben, über diesen Gegenstand noch ausführlichere Mit- theilungen zu machen und dabei zu gleicher Zeit auch über unsere Obstgehölze zu sprechen, so be- halten wir uns vor, in einer folgenden Abhandlung unsere Ansichten über diesen wichtigen Gegenstand ausführlicher noch niederzulegen. Oberdieck und Lucas’ illustrirte Monatshefte für Obst- und Weinbau. 17. Jahrgang 1871. Wochen sind vergangen, seitdem wir uns vor- genommen hatten, über eine Zeitschrift zu berich- ten, welche bereits 17 Jahre lang mit Sachkennt- niss und Energie einen der wichtigsten Zweige der Gärtnerei deshalb, weil mehr eingreifend in Volks- wohlfahrt und Nationalökonomie als die anderen, vertreten hat. Eine Vertretung des Obst- und Weinbaues durch eine Zeitschrift wurde schon in der ersten Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter im Jahre 1853 zu Naumburg a. d. S. erkannt. Als demnach unsere beiden Meister in der Pomologie, Superintendent Oberdieck und Dr. Lucas, zusammentraten, um dem fühlbaren Bedürfnisse abzuhelfen, und im Jahre 1855 die illustrirten Monatshefte für Obst und Weinbau her- ausgaben, so war ausser den alle 3 und 4 Jahre durch den Verein zur Beförderung des Gartenbaues | in Berlin in’s Leben gerufenen, bereits genannten allgemeinen Versammlungen deutscher Pomologen und Obstzüchter nicht allein eine zweite Vereini- “ gung derer, die sich für Obstkenntniss und Obst- bau interessiren, geboten, sondern man hatte auch | ein Organ, wo man sich aussprechen, wo man aber auch belehren und belehrt werden konnte. Schon die lange Zeit ihres Bestehens spricht für den Werth der Zeitschrift; in gleicher Frische arbeitet unser Veteran der Pomologen, Superinten- dent Oberdieck, in allen Fächern der Pomologie und des Obstbaues, und mit gleicher Rührigkeit und Treue unterstützt ihn sein würdiger Sekundant Dr. Lucas. Wenn man die ersten Jahrgänge mit den letzten vergleicht, so hat man die Ge- schichte des Fortschrittes in der Pomologie und im Obstbau von damals und von jetzt. Es ist eine erfreuliche Thatsache, dass eine bessere Kenntniss der Obstsorten jetzt vorhanden ist, dass aber auch der Obstbau rationeller betrieben wird. . Und doch scheint es wiederum, dass der grosse Eifer, welcher in der ersten Zeit der Pomologen- Versammlungen herrschte, sich leider in der neuesten Zeit etwas abgekühlt habe. Viel mögen die höchst ungünstigen Witterungsverhältnisse und die enor- men Verluste unserer Obstbaumschulen- und Obst- plantagenbesitzer in diesen letzten Jahren dazu beigetragen haben. Aber eben deshalb thut es noth, von Neuem durch Wort und That auf die staatswirthschaftliche Bedeutung, nicht weniger aber auch auf die anderen angenehmen Seiten des Obst- baues hinzuweisen und nicht allein Liebhaber in ihrer Zuneigung zum Obstbau zu erhalten, sondern auch ausserdem Laien dafür zu gewinnen. Nichts ist mehr dazu geeignet, als eine specielle Zeitschrift, zumal wenn diese sich, wie die von Oberdieck und Lucas, bereits eines guten Ru- fes erfreut. Pflicht ist es aber ausserdem eines Jeden, der es ernstlich mit dem Obstbau meint, die Zeitschrift mit ihren Erfahrungen und Kennt- nissen möglichst zu unterstützen. Alle Länder und Provinzen unseres jetzigen grossen Vaterlandes müssen durch beitragende Pomologen und Obst- züchter vertreten sein, denn nur dann erfüllt die Zeitschrift auch ihren Zweck und wird mannigfaltig und nach allen Seiten wirkend. Sie kann auch dann nur der Ausdruck des deutschen Obstbaues sein. Diejenigen aber, welche noch nichts beitra- gen können, mögen sich wenigstens durch fleissiges Lesen des Inhaltes der illustrirten Monatshefte be- lehren, um später ebenfalls im Stande zu sein, zur Belehrung etwas beizutragen. Der volle Jahrgang 1871 der illustrirten Mo- natsschrift liegt uns vor. Es möchte wohl am besten sein, um den Werth dieser pomologischen Zeitschrift erkennen zu lassen, über das, was sie enthält, kurz zu berichten. Damit der Inhalt übersichtlich wird, ist er in besondere 12 Fächer eingetheil. Man kann sich auf diese Weise bei rascher Durchsicht, wenn man etwas sucht, leicht orientiren. Das erste Fach ent- | hält die specielle Pomologie, ist also der streng wissenschaftlichen Seite gewidmet. Es sind hier meist Beschreibungen empfehlenswerther Aepfel neuesten Ursprunges oder solcher, die noch wenig verbreitet sind, enthalten; Beschreibungen von Birn- und anderen Obstsorten kommen weniger vor, weil der Apfel im eigentlichen Sinne des Wortes eine 80 deutsche Frucht ist und daher auch vor Allem Be- rücksichtigung verdient. Die meisten Früchte sind zugleich abgebildet, und zwar durch eine illustrirte Darstellung, was ihre Kenntniss nicht wenig er- leichtert. Unter den 21 Früchten, welche im Jahrgauge 1871 beschrieben und meist auch ab- gebildet wurden, sind allein 17 Aepfel. Im zweiten Fache ist der praktische Obstbau im Allgemeinen untergebracht. Nicht weniger als 17 Aufsätze sind von den verschiedenen Obstzüch- tern, unter denen wir vor Allem den Pfarrer Fi- scher in Kaaden, Dr. Lucas selbst und Hotgärt- ner Jäger nennen wollen, verfasst. wegen ihres allgemeineren Interesses auf die Ab- handlungen über den Obstbau in der Landwirth- schaft von Slaby, auf den Obstbau auf Wiesen von Jäger u. s. w. aufmerksam. Zu dem 3. Fache gehört Baumschnitt und Topfobstzucht mit 3 Ab- handlungen, unter denen der Besuch eines Obst- gartens in Tirlemont (Belgien) unsere Aufmerksam- keit besonders in Anspruch nahm. Das 4. Fach, was Weinbau enthält, ist leider dieses Mal leer geblieben. Wir bedauern dieses um so mehr, als der Weinbau jetzt, wo wir unser altes deutsches Weinland, das Elsass, wiedererlangt haben, eine weit grössere Bedeutung gegen früher erhalten hat. Das 5. Fach ist dem Obst- und Rebschutz ge- widmet. 8 kleinere Abhandlungen sind vorhanden. Wir vermissen etwas über die im Süden Frank- reichs bereits verheerend auftretende Weinlaus (Phylloxera vastatrix). Ueber Obsterndte und Obstbenutzung finden wir im 6. Fache 4 interessante Artikel, 6 hingegen in dem folgenden 7. Fache, welches Abhandlungen über Geräthe und Materialien für Obst- und Wein- bau enthält. Nicht weniger werden die 13 Ab- handlungen des 8. Faches: Berichte über Reisen, Ausstellungen, über den Stand der Obstkultur, das Interesse der Leser in Anspruch genommen haben. Die Abhandlungen des 9. Faches geben über die Literatur des Jahres 1871 Aufschluss. Nicht we- niger als 21 Werke sind besprochen worden. In dem 10. Fache werden Nachrichten und Bekanntmachungen des deutschen Pomologen-Ver- eins und pomologischer Institute niedergelegt, dieses Mal in 6 Berichten. Kurze Notizen und Mitthei- lungen befinden sich im 11. Fache. Davon sind dieses Mal 8 vorhanden. Endlich kommen Bio- grapbieen und Personal-Nachrichten in dem 12. Fache vor. Die wichtigsten Biographieen enthalten in der Regel auch das Portrait, eine besonders werth- volle Zugabe. Unter den Biographieen befinden Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Wir machen sich dieses Mal auch die von Karl Fischer in Kaaden, des verstorbenen Freiherrn v. Babo in Weinheim, des verstorbenen Schnittspan in Darm- stadt und des verstorbenen Courtin in Berg bei Stuttgart. Azalea sinensis Lodd. und mollis Bl. Im Anfange der zwanziger Jahre erhielt Lod- diges, einer der tüchtigsten und intelligentesten Gärtner seiner Zeit und Herausgeber des Londoner illustrirten Journals, the botanical cabinet, eine Frei- lands-Azalee direkt aus China und nannte sie nach ihrem Vaterlande Azalea sinensis. Sie steht der A. pontica am nächsten, besitzt aber goldgelbe, gegen den Rand sogar orangefarbige Blüthen von einem grösseren Durchmesser, als sie irgend eine andere Art besitzt. Wenn man schon in England Sorge trug, die Azalea sinensis zu vervollkommnen, so geschah es noch mehr in Belgien. Dort, und zwar in Gent, lebte in den dreissiger Jahren ein Bäcker, mit Namen Byls, der sich mit Blumenzucht beschäftigte, darin Resultate erreichte und schliesslich sein Handwerk aufgab, um seine Zeit allein der Anzucht und der Vervollkommnung von Blumen zu widmen. Eine besondere Vorliebe hatte er für Azaleen, besonders für die des freien Landes, und versuchte durch Kreuzung mit A. pon- tica, aber auch mit den amerikanischen Arten (A. viscosa, calendulacea und nuda) neue Formen zu erziehen, welche in der Gärtnerwelt einen solchen | Beifall erhielten, dass sie nach ihrem Züchter den Namen Azalea Bylsiana erhielten. Diese Formen wurden so beliebt, dass sie sich rasch über das ganze Festland verbreiteten, in den vierziger, wie im Anfange der fünfziger Jahre, in allen Gärten von Bedeutung gezogen wurden und einen bedeu- tenden Handelsartikel ausmachten. So schön auch die Byls’schen Azaleen waren, so mussten auch sie der Mode weichen. Sie ver- schwanden allmählig wieder aus den Gärten und in den sechziger Jahren suchte man sie bereits darin vergebens. Doch das Alte kehrt, wenn auch mit neuem Namen, oft wieder. Dieselbe Azalea sinensis wurde vor nicht einem Jahrzehnte von ‚ englischen und russischen Reisenden auch in Japan entdeckt, für schön befunden und, da man fand, dass sie schon von Blume beschrieben worden war, als Azalea mollis von Neuem eingeführt. In Eng- land wie in Belgien erkannte man alsbald ihre Be- deutung. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13. | Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General - Sekretär des Vereines. No. 11. Berlin, den 16. März 1872. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Die bunten Färbungen der Pflanzen. — Die Königliche Gartenbau-Gesellschaft in London. (Schluss.) — Die Dikoty- len der Flore des serres et des jardins de ’Europe Tom. XVII. par L. van Houtte. Die bunten Färbungen der Pflanzen. Die Erforschung des Lebens der Pflanze und seiner Erscheinungen hat in der neuesten Zeit so viele Verehrer gefunden, die zugleich mit Geschick und Schärfe untersuchen, dass es uns nicht auffallen darf, wenn eine Entdeckung der andern so rasch folgt, dass es schwierig ist, stets auf dem Niveau der Wissenschaft zu bleiben. Es liegt nur die Frist von 13 Jahren zwischen dem Erscheinen der ersten Auflage von Sachs vorzüglichem Lehrbuche und der zweiten, und welche Fülle von neueren Beobachtungen und Resultaten bringt die letztere im Vergleiche zur ersteren? Wer nur die erste Auflage kennt, ist mit seinem Wissen schon ver- altet. Seit dem Erscheinen der zweiten Auflage ist wiederum dieselbe Zeit von 1% Jahren ver- strichen und neue Geheimnisse im Leben der Pflan- zen sind aufgeschlossen und neue Gesichtspunkte gewonnen. Wenn auch nicht Alles, was an Re- sultaten veröffentlicht wird, Anspruch auf Wahrheit machen kann, nicht Alles Gold ist, was glänzt, so sind doch manche Fortschritte von Bedeutung. Vor Allem sind es die niederen Pflanzen, welche wir unter dem Namen Algen und Pilze kennen und welche zum Theil im Organismus der höheren Pflanzen und Thiere eine wichtigere Rolle spielen, als man bisher glaubte. Was zur Zeit der Oken- Schelling’schen Naturphilosophie bisweilen errathen wurde, scheint jetzt sich hier und da bewahrheiten zu wollen. Die Dryaden und Hamadryaden, welche nach einigen früheren Naturphilosophen den pflanz- lichen und thierischen Körper nicht allein zu ihrer Werkstätte erkoren hatten, sondern ihn sogar len- ken sollten, scheinen in den Molekulen Darwin’s etwas Aehnliches gefunden zu haben. Wer hätte noch vor einigen Jahren für mög- lich gehalten, dass eine grosse Klasse von Pflan- zen-Organismen, welche über die ganze Erde ver- breitet sind, plötzlich aus der Reihe selbstständiger Geschöpfe erbarmungslos gestrichen werden könnten. Und doch ist es so; die Flechten sind nach den glänzenden Untersuchungen de Bary’s, Schwend- ner’s, Baranetzky’s und Anderer nicht mehr selbständige Pflanzen, sondern nur mehr oder we- niger innige Verbindungen von Algen und Pilzen. Die arbeitenden, weil mit Chlorophyll versehenen Algen schaffen im Flechtenkörper die nöthigen Nahrungsmittel für die Pilze, die. einzige grosse Pflanzengruppe, welche nebst den Schmarotzern keine näheren, d. h. zur Ernährung unmittelbar dienenden Pflanzenstoffe bereiten, sondern diese, um leben zu können, fertig zubereitet, anderen le- benden oder todten, wenn auch bisweilen ganz zer- fallenen Organismen entziehen. Jeder Flechtenkörper besteht aus mehr oder ıwinder in einander verfilzten Pilzfäden (Hyphen) und aus niedrigen, in Form von kleinen runden Zellen oder Fäden bestehenden Algen (Gonidien), von denen doch jedes, trotzdem beide auf's Innigste mit einander verbunden sind, ein eigenes Leben führt und jedes seine eigenen Fortpflanzungen be- sitzt. Wenn die Algen als Fäden vorherrschen und die sie umschlingenden Pilzfäden in geringerer 11 Menge vorhanden sind, wie bei den Epheben und Cönogonien, so ist der Zusammenhang dieser beiden in 2 verschiedene grosse Pflauzenklassen gehören- den Individuen leichter erkennbar, als da, wo die Algenzellen oder Gonidien von den Pilzfäden dicht umsponnen sind, in das Innere des Flechtenkörpers gebracht werden und meist daselbst das sogenannte Mark bilden. Am liebsten suchen sich die schma- rotzenden Pilzfäden die ersten Stadien der in Form von Anflügen und Polstern auf feuchtem Boden, an Baumrinden vorkommenden Chroococcaceen und Palmellaceen als Nährpflanzen aus. Eine eigenthümliche, noch keineswegs von den Physiologen ‘gewürdigte Erscheinung ist, dass in diesem Falle die Algenzellen, und wenn sie noch so viele Pilzfäden zu ernähren haben, durch eine ziemlich dichte Umhüllung nach aussen von Licht und Luft, die sonst allen Chlorophylizellen durch- aus nothwendig sind, ganz und gar abgeschlossen sind, in ihrer eigenen Entwickelung nicht gestört werden und fortvegetiren, als hätten sie keine schmarotzenden Pilze zu ernähren. Die Algenzel- len bilden im Flechtenkörper keinen zusammen- hängenden Körper und vermehren sich, wie die Hefenzellen, freilich auf eine ganz andere Weise fortwährend aus sich selbst. Die in den letzten Jahren viel besprochene Thatsache, dass Pfropfreiser des buntblätterigen Abutilon Thomsoni auf eine grünblätterige Unter- lage gebracht, daselbst buntblätferige Zweige be- dingen können, wird von einigen Botanikern durch eine Ansteckung erklärt, indem dasselbe, was die nicht gefärbten Flecken auf den Blättern des A. Thomsoni bedingt, sich in der Unterlage ebenfalls ausbreitet und schliesslich in den Blättern der von ihr hervorgebrachten Blätter an einzelnen Stellen das Chlorophyll ebenfalls zerstört und dadurch die bekannten weisslichen oder gelblichen Flecke auf gleiche Weise, wie sie auf den Blättern des Edel- reises vorhanden sind, hervorruft. Da man in der heutigen Zeit des Materialismus stets etwas Fass- liches haben will, so wäre die Annahme von klei- nen selbständigen Körperchen, welche aus den Blättern des Abutilon T'homsoni nach den Blättern des 'T'riebes der Unterlage wanderten und das Chlorophyll als solches daselbst zerstörten, keines- wegs dem heutigen Standpunkte der botanischen Wissenschaft sehr widersprechend. Diese Ansicht scheint selbst durch die Ent- deckung kleiner selbständiger Organismen in dem Zeligewebe höherer Pflanzen, wo sie zwar nicht Chlorophyll zerstören, sondern umgekehrt durch dichte Einlagerung in den chloropbylifreien, mehr im Innern liegenden Zellen eine bunte Färbung hervorrufen, etwas näher gerückt zu werden. In- 2 teressant ist es, dass die Existenz dieser selbstän- digen Körper im Zellgewebe höherer Pflanzen in der allerneuesten Zeit von 2 ganz verschiedenen Seiten, einmal in Deutschland, das andere Mal in England, nachgewiesen ist. In beiden Fällen sind es, wie gesagt, diese selbständigen Körper selbst, welche eine abweichende Färbung hervorrufen, wäh- rend bei ihrer Annahme in den weissen Flecken der Blätter des Abutilon Thomsoni sie selbst nicht allein das Chlorophyll zerstörten, sondern auch eine helle Färbung haben müssten. Was nun die Anwesenheit selbständiger Körper im Innern der Zellen höherer Pflanzen anbelangt, so hat Dr. Reinke in Göttingen, der sich in einer morphologisch-systematischen Bearbeitung der Pauke- pflanze (Gunnera scabra) befindet, als die Ursache der grünlichen, meist dendridenartigen Flecken auf dem sonst bräunlichen Stamm und auf den Blatt- stielen einer Alge erkannt, der er einstweilen den Namen Scytonema Gunnerae gegeben hat. In einer Sitzung der Königlichen Gesellschaft der Wissen- schaften in Göttingen, welche am 2. December v. J. stattfand, hat Dr. Reinke darüber nähere Mitthei- lungen gemacht, behielt sich aber noch vor, über seine Resultate in einer besonderen Abhandlung ausführlich zu sprechen. Da die buntblätterigen Pflanzen in der Gärt- nerei eine wichtige Rolle spielen, so muss natür- lich Alles, was über diese wichtige Erscheinung durch die Wissenschaft bekannt wird, für den Gärt- ner nicht weniger als für den Laien von grossem Interesse sein; wir theilen daher aus dem Berichte über diese Sitzung Einiges mit und verweisen die, welche sich weiter dafür interessiren, auf die dem- nächst erscheinende Abhandlung. Untersucht man nämlich eine Laubknospe der mit einem dicken und verkürzten Stamme versehe- nen Pauke-Pflanze, so findet man alle Zwischen- räume mit einem durchsichtigen, klebrigen Schleim erfüllt. Er wird von grossen, flach-tonnenförmigen und ausgerandeten Driesen geliefert, die am Grunde der Rückseite stehen. Der Schleim selbst entsteht zunächst durch Aufquellen der Zellhäute dieser Driesen und vermischt sich mit dem eiweissstoffigen Zellinhalte. Die Auflösung der Zellhäute bleibt aber hier nicht stehen, sondern schreitet in das Parenchym des Stammes fort, aber nur an be- stimmten Stellen, so dass dadurch Schleimkanäle entstehen. Später schliesst sich beim Wachsen die Wunde durch Wucherung des umgebenden Pa- renchyms und vernarbt völlig. In diesem Schleime befinden sich anfangs ausser verschiedenen Pilzfäden auch die Fäden einer grü- nen Alge, welche in die gebildeten Schleimkanäle eindringt und diese ausfüllt. Hiermit noch nicht 83 zufrieden, wuchert sie weiter. Da die Parenchym- zellen des Stammes zum Theil mit grossen Tüpfeln | versehen sind, so kann auch die Alge um so leich- ter in das Innere derselben eindringen und sie | knäuelartig ausfüllen. Da nicht alle Zellen gleich- mässig ergriffen werden, so entstehen dendriden- artige Nester solcher Algen, die schliesslich, da bei dem weiteren Wachsen neues Zellgewebe die Schleim- kanäle ausfüllt, gänzlich eingeschlossen werden und damit nicht weiter wachsen können, aber auch nicht zu Grunde gehen. Da die Farbe der Ober- fläche braun ist, die Algen aber eine grüne Fär- bung haben, so entstehen die bereits erwähnten dendridischen Zeichnungen. Da auch Dr. Schmitz in Bonn bei der Un- tersuchung der grünen Flecke auf sonst brauner Oberfläche der Pauke-Pflanze dieselben Resultate erhalten hat, so wird die Reinke’sche Beobachtung weiter bestätigt. Die zweite Pflanze, in der ebenfalls die bunte Färbung durch selbständige, einfache Körper be- dingt wurde, ist ebenfalls eine Gartenpflanze, näm- lich ein Coleus. Der Gegenstand ist vorläufig im ersten Hefte des Journals of botany, was früher Berth. Seemann herausgegeben hat, jetzt aber von dem Kustos Dr. Baker redigirt wird, zur Kennt- niss gelangt. Bis jetzt ist nur bekannt, dass die rothen Fär- bungen des Ooleus durch eigenthümliche Organis- men, welche aus vier von einer wasserhellen Um- hüllung eingeschlossenen Körpern besteht, bedingt sind... Weitere Untersuchungen, besonders Ent- wickelungsgeschichten, aus denen man den ganzen Hergang ersehen könnte, sind noch nicht gemacht worden. Der bekannte Forscher in der Pilzwelt, Ber- keley, hat die Angabe bereits bestätigt und glaubt, dass diese im Innern des Blattparenchyms lebenden Organismen in der Nähe von Protomyces stehen würden, während Andere sie dem eigenthümlicheu Pilze, welcher zuerst von de Bary als Syntrichium bekannt gemacht wurde, anreihen. Wir wollen hoffen, dass wir recht bald, am liebsten durch einen Forscher, wie Berkeley oder de Bary, etwas Näheres erfahren und vor Allem eine Entwicke- lungsgeschichte erhalten. Vielleicht giebt dann das Resultat Veranlassung, dass den bunten Färbungen der Pflanzen, und zwar besonders denen, welche nicht natürlich, sondern erst durch die Kunst oder vielmehr durch Zufall entstanden sind, von physio- logisch-anatomischer Seite mehr Aufmerksamkeit zu- gewendet wird, als es bisher geschehen ist und wir schliesslich eine Aufklärung über die interessante Erscheinung des Buntwerdens erhalten. Die Königliche Gartenbau-Gesellschaft in London. (Schluss.) Von grösster Wichtigkeit für die Londoner Gartenbau-Gesellschaft ist die Gründung eines be- sonderen Lehrstuhls für Botanik und wissenschatft- liche Gärtnerei auf ihre Kosten und Besetzung desselben durch Thiselton Dyer, bisher Pro- fessor der Botanik an der Universität Dublin. Das Bedürfniss einer grösseren Wissenschaftlichkeit bei allem dem, was von Seiten der Gartenbau-Geseli- schaft geschieht, nicht weniger aber das Bewusst- sein von der für die jetzige Zeit nicht mehr ent- sprechenden Bildung der jüngeren Gärtner einer- seits und der geringen Kenntniss der Laien, selbst in den Anfangsgründen der Botanik andererseits, hatte auf die Nothwendigkeit der Anstellung eines besonderen Botanikers zur Belehrung hingeführt. Die botanisch-gärtnerische Wissenschaft war zwar bisher schon durch einen wissenschaftlichen Aus- schuss (scientific committee), dem Berkeley, der berühmte Forscher der kleinsten, das Leben höherer Pflanzen gefährdenden Vegetabilien, nämlich der schmarotzenden Pilze, bisher mit Umsicht und Kenntniss vorgestanden hat, vertreten, die Mitglie- der des Rathes glaubten aber, dass dieser Ausschuss, so wirksam und erfolgreich er auch bisher gewesen wäre, doch allein für die heutigen Ansprüche nicht mehr ausreiche, dass vor Allem mehr Aufmerksam- keit auf allgemeine Belehrung verwendet werden, die Wissenschaft noch eine höhere Bedeutung er- halten müsse. Das könne aber nach der Ansicht des Rathes (couneil) nur durch einen besonderen Lehrstuhl für Botanik und wissenschaftliche Gärt- nerei geschehen. Dem Professor der Botanik und wissenschaft- lichen Gärtnerei bei der Königlichen Gartenbau- Gesellschaft sind bei seiner Anstellung folgende Instruktionen überwiesen worden: 1. Er hat alle wissenschaftlichen Arbeiten bei der Gesellschaft, seien sie botanischer oder gärtne- rischer Natur, auszuführen, er hat ferner mit gärt- nerischen und botanischen Instituten und Eitablisse- ments in Verbindung zu treten, vor Allem aber die Korrespondenz mit den Gesellschaften und Ver- einen, welche bisher mit der Königlichen Garten- baugesellschaft in Verbindung standen, zu führen. 2. Allen Versammlungen und Ausstellungen der Königlichen Gartenbau-Gesellschaft muss der Professor beiwohnen und dabei das Wichtigste no- tiren, auch über alle dabei vorkommenden Gegen- stände von Bedeutung in einer herauszugebenden Zeitschrift berichten. Eine der wichtigsten Auf- Uli 84 gaben für ihn ist bei dieser Gelegenheit die vielen falschen Namen der Pflanzen, welche bei Ausstel- lungen gewöhnlich vorkommen, zu verbessern. An jedem Donnerstage, wo der wissenschaftliche Aus- schuss zusammentritt, hat er den Vorsitzenden zu unterstützen. zu bestimmenden Nachmittage in der Woche in dem Bureau befinden, um jedem Mitgliede Aus- kunft zu ertheilen, der auf seine Wissenschaft be- zügliche Fragen an ihn stellt. Alle Veröffent- lichungen der Gesellschaft müssen durch den Pro- fessor geschehen. Nach den Anordnungen des Rathes hat der Professor auch einen Cyclus von Vorlesungen über gärtnerisch-wissenschaftliche Ge- genstände zu halten, wo auch Nicht-Mitglieder zur Theilnahme berechtigt sind. Endlich liegt ihm die Sorge für die Bibliothek ob, wobei er zu gleicher Zeit für ihre Vergrösserung sorgen muss. 3. In dem Versuchsgarten zu Chiswick hat der Professor der Königlichen Gartenbau-Gesell- schaft ebenfalls vor Allem für richtige Namen bei den Pflanzen zu sorgen, er hat die wissenschaft- lichen Versuche daselbst zu leiten, um dann über die Resultate Bericht erstatten zu können. Auch in Chiswick hat er an einem noch zu bestimmenden Nachmittage in der Woche den dortigen Gärtnern, sowie denen der Mitglieder, über bezügliche Fragen Rede zu stehen, ganz besonders aber wiederum die Namen der ihm gebrachten Pflanzen zu berichtigen. Alle Monate hat er ferner über die in Chiswick gemachten meteorologischen Beobachtungen Mitthei- lung zu machen. Schliesslich liegt ihm ob, ein besonderes Bureau (board) für die Chefs der ver- schiedenen Kulturen einzurichten. Es ist nicht zu leugnen, dass von Seiten des Rathes (council) durch die Einsetzung eines beson- deren botanisch-gärtnerischen Lehrstuhls den An- sprüchen der heutigen Zeit, und ganz besonders einer Metropole, wie London darstellt, nachgekom- men wurde. Wir sind auch mit den einzelnen Punktationen des Reglements einverstanden, begrei- fen aber nicht, wie ein einzelner Mann, und wäre er der tüchtigste Arbeiter und hätte selbst die aus- reichendsten Kenntnisse, im Stande ist, diesem Allen auf einmal nachzukommen. Wir kennen die Bedeutung, die die Londoner Gartenbaugesellschaft eingenommen hat, uns sind auch die grossen gärt- nerischen Etablissements Londons und Englands überhaupt bekannt, aber eben deshalb halten wir es für unmöglich, dass ein einziger Professor allen seinen hier specificirten Pflichten nachkommen kann. Doch es wird hier gehen, wie anderswo; die Ansprüche werden im Anfange nur in mässiger Anzahl gemacht werden; man wird sich erst von Seiten der Mitglieder an die neue Einrichtung ge- wöhnen und der durch sie gebotenen Vortheile be- wusst werden. Bis dieses geschieht, orientirt sich auch der Professor in seinem neuen Berufe und lernt damit seine Zeit auszunützen. Wird er nach einer Zeit schliesslich so in Anspruch genommen, Ferner muss er sich an einem noch wie aus den Instruktionen hervorgeht und auch zu wünschen ist, so möchte auch unterdessen das Be- dürfniss sich herausgestellt haben, dass zunächst wenigstens ein Assistent ihm beigegeben wird, der vor Allem die materiellen Arbeiten, wie Aufsicht der Bibliothek u. s. w. für ihn übernimmt, damit er selbst mehr Musse erhält, um den geistigen Ar- beiten obzuliegen und seine Kenntnisse zu ver- werthen. Die Gartenbaugesellschaft in London hat drei Ausschüsse (committees), die wöchentlich ein Mal zusammentreten und über das vorliegende Material sprechen, resp. Beschluss fassen. Ueber den wis- senschaftlichen Ausschuss, dem beizuwohnen wir mehrmals die Ehre gehabt haben, ist in der Wo- chenschrift mehrmals gesprochen worden. Ausser dem tüchtigen Pilzkenner Berkeley sind als Mit- glieder noch Andrew Murray, der bekannte Entomolog, der aber auch durch sein grosses Werk über die Verbreitung der Säugethiere ein bleiben- des Andenken hinterlassen wird, und Maxwell Masters, Nachfolger Lindley’s in der Heraus- gabe des Gardener’s Chronicle, zu nennen. Dieser wissenschaftliche Ausschuss hat durch die Errich- tung eines besonderen botanisch-gärtnerischen Lehr- stuhls ungemein gewonnen, so dass die Londoner Gartenbaugesellschaft immer mehr das wird, wo- nach sie vom Anfange ihrer Gründung an hinge- strebt hat: eine Stätte für botanisch-gärtnerische Wissenschaft. In dem Ausschuss für Blumen und Pflanzen (floral-departements) ist, wenn wir nicht irren, Dr. Denny Vorsitzender. Der Ausschuss hat die specielle Aufsicht über die Arbeiten im Chiswick- und im Kensington-Garten. Für den letzteren werden Pflanzen und Blumen in dem ersteren heran- gezogen. Im Jahre 1871 wurden für Ausschmückung des grossen Glashauses im Kensington-Garten allein 20,000, für die Ausschmückung des Gartens über- haupt noch 50,000 meist grössere Pflanzen aus dem Chiswicker Versuchsgarten geliefert. Ausser- dem sind noch an Mitglieder 7,000 Pflanzen und 60,000 Samen-Pakete vertheilt worden. In dem Ausschuss für Obst- und Gemüsezucht (pomological department) präsidirt G. F. Wilson, einer der eifrigsten Pflanzenliebhaber Englands und selbst nicht weniger Fachmann. Der Chiswicker Obstgarten hat auch bei uns in Deutschland eine grosse Berühmtheit erlangt, sein Verzeichniss bis in die neueste Zeit als eine Autorität gegolten. 05 Es wurden in Chiswick zur Vervollkommnung des Obstes, besonders in früheren Zeiten, grossartige Versuche gemacht, die auch nicht unbedeutende Resultate lieferten. In den beiden letzten Jahr- | zehnten widmete man in Chiswick leider dem Obst- | garten nur eine geringe Aufmerksamkeit; dieser selbst ging zurück. Man hatte in der Beibehaltung der verschiedenen Aussaaten keine Auswahl getrof- fen und so häufte sich mit der Zeit ein so bedeu- tendes Material an, dass man schliesslich das Ganze nicht mehr beherrschen konnte. Man sah endlich auch in England ein, was zuerst von Seiten der allgemeinen Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter bei uns ausgesprochen worden war, dass man sich in der Neuzucht des Obstes, wenn auch nicht beschränken, aber doch strenge Auswahl treffen müsse. Die vorhandenen Obstsorten im Chiswickgarten wurden daher jetzt strenger geprüft, das Schlechte weggeworfen und nur das Gute bei- behalten. Man legte zu diesem Zwecke einen neuen Obstgarten mit den dazu gehörigen Mauern an. In diesem werden jetzt 400 Aepfel-, 350 Birn-, 300 Pflaumen-, 430 Kirschen-, 220 Reben- und 100 Feigen-Sorten kultivirt. Ausser dem Obste wird in Chiswick aber auch dem Gemüse grosse Aufmerksamkeit zugewendet. Der Engländer ist allerdings im Allgemeinen kein grosser Freund des Gemüses, mit Ausnahme der Erbsen, ohne die er ebensowenig leben kann, . als der Franzose. In der Vervollkommnung der Erb- sen hat auch kein Volk so viele Verdienste sich | Man darf sich deshalb | erworben, als das englische. nicht wundern, wenn im Chiswickgarten den Erb- sen ebenfalls grosse Sorgfalt gewidmet wird. Ausser- dem aber sind es die Kohlarten, welche in grosser Anzahl in Chiswick kultivirt werden. Aus dem Obstgarten wird an Mitglieder eben- falls abgegeben, so im Jahre 1871 nicht weniger als 60,000 Pakete mit Gemüsesamen, 4,500 Steck- linge (ceuttings) von Feigen, Wein und anderen Obstgehölzen, endlich noch 600 Feigensträucher. Die Zahl der Pfropfreiser, welche vertheilt wurden, ist nicht angegeben. Die Dikotylen der Rlore des serres et des jardins de l’Europe Tom. XVIH. par L. van Houtte. Mangel an Raum hinderte uns bis jetzt, in dem bereits in der 3. Nummerbegonnenen Berichte der in dem 18. Bande des bekannten gärtnerischen pe- riodischen Werkes der Flore des serres empfohlenen Pflanzen weiter fortzufahren und die noch restirende zweite Abtheilung der Dikotylen zur Kenntniss der Leser der Wochenschrift zu bringen. Wie es bei den Monokotylen der Fall war, so sind auch von den Dikotylen bereits mehre derselben schon früher ı in der Wochenschrift besprochen worden. Wir beginnen mit Warmhauspflanzen. Von diesen sind dieses Mal besonders Gesneraceen, und zwar vor Allem Gloxinien, vertreten. Dieser Schmuck unserer Gewächshäuser zu einer Zeit, wo auch die freie Natur viel darbietet, ist um so wer- ther, als die Gewächshäuser gerade in dieser Zeit an blühenden Pflanzen arm sind. Dass in der Anzucht neuer Formen und in der Vervollkomm- nung der Blumen der Gloxinien auch Berlin grossen Antheil genommen hat, ist von uns bereits früher schon mehrmals gesagt worden; wir wollen jedoch dabei die Verdienste Belgiens, und ganz besonders L. van Houtte’s, dabei keineswegs verkennen. Was dieser in Flore des serres abgebildet und als neu empfohlen hat, verdient in der That die Be- rücksichtigung der Blumenliebhaber. Eine interessante Sorte (Tab. 1846) führt den Namen Voie lactee, d. h. Milchstrasse, weil zahl- reiche, im Roth leuchtende Punkte auf weissem Grunde der Oefinung der Blume sich befinden; sonst ist die Farbe des Saumes königs-, gegen den Rand hin mehr himmelblau. Die Sorte gehört in die Abtheilung derer, wo die Blumen ziemlich auf- recht stehen. Da die Pflanzen ausserordentlich reich blühen, so ist dieses noch ein besonderer Gewinn. Ida (Tab. 1878) nennt van Houtte eine an- dere Gloxinie mit grossen, überhängenden Blumen. Ihre Farbe ist milchweiss, der Rand der 5 Ab- schnitte dagegen himmelblau schattirt. Lucie (Tab. 1885) heisst eine dritte Gloxinie mit überhängen- den Blumen, wo der Saum ein purpurfarbiges Ka- stanienbraun besitzt, was den weissen Schlund ein- schliesst. Endlich hat (auf der 1918. Tafel) eine Gloxinie mit ebenfalls überhängenden Blumen den Namen Lion de Flandre (also Flandern’s Löwe) erhalten. Ihre Farbe ist schön blau. Von dieser Sorte besass L. van Houtte eine Pflanze, wo nicht weniger als 34 Blumen auf einmal hervor- kamen. Nächst den Gloxinien sind es bekanntlich die Nägelien und Plectopomen, über deren Vervoll- kommnung und Manmnigfaltigkeit wir schon mehr- mals berichtet haben und welche ebenfalls zu den -» Lieblingsblumen van Houtte’s gehören. Schon in dem vorigen 17. Bande der Flore des serres hatten sie mit den Gloxinien besondere Rücksicht erhalten (vergl. 14. Jahrg. d. Wochenschr. 8. 71). 86 Sie verdienen diese um sammetartigen Blätter einen besonderen Reiz ver- leihen. Auf der 1858. Doppeltafel ist eine beson- ders buschig wachsende und reichlich blühende Sorte mit lilafarbigem Saume der Blumen, während der weisse Schlund dicht mit amarantfarbigen Punk- ten versehen ist, dargestellt. Die Sorte hat den Beinamen triumphans erhalten. Eine zweite Sorte (auf der 1860. Tafel) führt den Beinamen suave- voseum und stellt eine, liebliche Erscheinung dar. Sie scheint nicht so buschig zu wachsen, als die vorige, verdient aber. nichtsdestoweniger die Be- rücksichtigung der Liebhaber. Dieser sehr ähnlich ist eine dritte Sorte mit dem Beinamen Colibri (Tab. 1967). Wären die lachsfarbigen Blumen nicht zu gross, so wäre der Vergleich in der 'That treffend, denn man könnte meinen, diese besonders bei den Damen beliebten Vögelchen vor sich zu sehen. Aber auch die Achimenes sind mehrfach in diesem 18. Bande vertreten. Sie ähneln den Plec- topomen ungemein, haben aber im Allgemeinen kleinere Blumen. Die Sorte, welche den Namen Bleu, d. ı. blau, erhalten hat (Tab. 1872), verdient ihren Namen, denn die Blumen prangen in der T'hat im schönsten Blau. Die beiden andern Sor- ten, welche abgebildet sind, gehören in die Abthei- lung der Eucodonien, von denen wir früher eben- falls mehrfach berichtet haben. Reizend ist die Sorte, welche unter dem Namen nana multiflora (Tab. 1895) abgebildet ist. Aus dem Winkel der im dunkeln und sammetartigen Grün prangenden und ziemlich grossen Blätter, welche gedrängt über einander stehen, erheben sich die kurzen Trauben trichterförmiger Blüthen, welche aussen eine schöne rothe Farbe besitzen, im Schlunde aber und am Saume auf zart rosarothem Grunde reichlich roth punktirt sind. Die andere Eucodonie führt den Beinamen diamantina (Tab. 1914). Die Farbe der Blumen ist hier ein Purpurlila, mit Ausnahme des Schlundes, der gelb punktirt ist. Diese Sorte blüht ebenfalls reich, die Blätter haben aber nicht das schöne Sammetartige, was jene Sorte auszeichnete. Den Eucodonien und Plectopomen schliessen sich die Tydäen an und wetteifern mit diesen an Schönheit. Auch von ihnen ist früher mehrfach berichtet worden. Die hier empfohlene und abge- bildete Form führt den Namen Robert le diable (Tab. 1903). Aus dem Winkel der ebenfalls auf der Oberfläche sammetartigen Blätter kommen die Blüthen einzeln hervor. Sie haben eine blutrothe Farbe, die aber am Saume, und namentlich im Schlunde, durch eine dichte dendridenartige, fast schwarze Zeichnung unterbrochen ist. Ueber Tapeinotes Carolinae Wavra (Tab. 1847) so mehr, als auch die | ist von uns bereits im 10. Jahrgange der Wochen- | schrift (S. 246) gesprochen worden, ebenso über Cyrtodeira chontalensis Seem. (Tab. 1984) im 11. Jahrgange (S. 1101). Auf gleiche Weise haben wir, als vor ein Paar Jahren Monolena primulae- flora Hook. (zu pag. 162) eingeführt wurde, über diese Pflanze, welche leider auf dem Festlande nicht zu gefallen schien, berichtet (13. Jahrgang S. 111, u. 14. Jahrg. S. 270). Auch Begonien werden wiederum empfohlen, so B. diversifolia Grah. (Tab. 1823), eine in Ber- lin und überhaupt in Norddeutschland längst be- kannte und beliebte Art, welche auch vielfach auf die Märkte gebracht wird. Unter günstigen Ver- hältnissen kann sie selbst ins Freie gebracht wer- den. Sie gehört zu den einziehenden Arten, welche aus einem knolligen Wurzelstocke einige wenig- verästelnde Stengel treibt. L. van Houtte giebt die Höhe zu einem Meter (also über 3 Fuss) an, während sie bei uns nur 1 Fuss hoch wird. Aller- dings ist die aus den Hochebenen Mexiko’s bei uns eingeführte und kultivirte Pflanze eine Abart, die in allen ihren Theilen kleiner bleibt, sich aber sonst gar nicht unterscheidet. B. diversifolia zeich- net sich ausserdem durch das Vorkommen von Zwie- belchen in dem Winkel der unteren gestielten und schief herzförmigen Blätter aus, während in dem der oberen einige ziemlich grosse und rosarothe Blüthen auf einem gemeinschaftlichen Stiele stehen. Ueber Begonia rosaeflora Hook. (Tab. 1853) ist so oft von uns gesprochen worden (zuerst im 11. Jahrg. S. 397, zuletzt im 14. Jahrg. S. 71), dass wir nichts mehr hinzuzufügen haben. Von Antigonum leptopus Hook. et Arn. haben wir ebenfalls im vorigen Jahrgange (S. 121) eine ausführliche Beschreibung und Abbildung gegeben. Auf gleiche Weise ist die Passionsblume Tacsonia quitensis Benth. var. eriantha schon oft in der Wochenschrift besprochen worden (vgl. 13. Jahrg. S. 189), ebenso wie die interessante Cobaea pen- duliflora Karst. (Tab. 1821) bereits im 12. Jahrg. S. 3538 wiederum in einer besonderen Abhandlung, der eine Abbildung beigefügt ist, empfohlen wurde. Schliesslich hat auch die schöne und nicht genug zu empfehlende Allamanda nobilis Mast. (Tab. 1832) im 12. Jahrgange (S. 107) eine Besprechung er- halten, Aristolochia Duchartrei Andr& dagegen eben- daselbst (aber S. 115). Tropaeolum trieolorum Sweet (Tab. 1881) ist eine bei uns so allgemein verbreitete und in fast allen Ausstellungen in den verschiedensten Formen gezogene Pflanze, dass wir sie wohl nicht näher zu beschreiben brauchen. Wir gehen zu den Kalthaus- und Freilandpflan- zen über. ee 87 Gunnera chilensis Lam. (Tab. 1897) wurde vor einigen Jahren bei uns als Blattpflanze viel im Freien angewendet, zumal sie bei guter Deckung und nicht zu hartem Winter selbst in Norddeutsch- land im Freien aushält. Mit der Abnahme zur Liebe von Blattpflanzen scheint auch die Gunnera wiederum aus den Gärten zu verschwinden, wenn sie sich auch noch einige Jahre in der Provinz erhalten sollte. Dass Linden in Brüssel vor eini- gen Jahren durch eine neue, von ihm eingeführte Art (G. manicata, s. 10. Jahrg. S. 132) wiederum auf diese dekorative Pflanze aufmerksam gemacht hat, ist von den Pflanzenliebhabern nicht weiter berücksichtigt worden. Spigelia marylandica L. (Tab. 1874) ist eine in früheren Zeiten vielfach in den Gärten, aber doch mehr in Töpfen als im freien Lande gezogene Staude aus den südlichen Staaten Nordamerika’s, die Empfehlung verdient. In einigen botanischen Gärten möchte sie vielleicht mehr gefunden wer- den; sie verlangt Haideboden. Aus der Wurzel kommen mehre aufrechte und unverästelte Stengel von 6—9 Zoll Höhe hervor und haben an ihrer Spitze 2—5 über 1 Zoll lange Röhrenblüthen von schönem Roth. Die länglich-lanzettförmigen oder elliptischen Blätter stehen einander gegenüber, haben keinen Stiel und sind, wie die ganze Pflanze, völlig unbehaart. Brugmansia sanguinea Don oder Datura san- guinea R. et P. (Tab. 1883) gehört zu den baum- artigen Stechäpfeln, die früher während der guten Jahreszeit viel ins Freie gepflanzt wurden und als Einzelpflanze mit den oft über $ Fuss langen ro- then Blüthen sich vorzüglich ausnehmen. In Frank- reich wird sie, ebenso wie die weissblühende Datura arborea, noch viel auf diese Weise angewendet. Da beide Pflanzen wenig Sorgfalt, ausser dass sie während des Sommers im Freien viel Wasser haben müssen, verlangen, im Winter dagegen, wo sie ihre Blätter verlieren, nur an einem frostfreien Orte un- tergebracht werden müssen, so sind sie Gartenbe- sitzern nicht genug zu empfehlen. Xanthoceras sorbifolia Bge. (Tab. 1899) ist einer der schönsten Blüthensträucher, vielleicht für’s treie Land auch in Norddeutschland, die in den letzten Jahren eingeführt worden sind, und verdient deshalb besonders von Gartenbesitzern und Dendro- logen berücksichtigt zu werden. Zwar wurden schon früher (S. 118) Notizen gegeben, zur Ver- vollständigung fügen wir aber noch Einiges hinzu. Der Strauch wächst in China und wurde von dem Abbe Armand David, dem der botanische Gar- ten ın Paris schon manche schöne Pflanze des himmlischen Reiches verdankt, eingeführt. In die Familie der Sapindaceen gehörig, ist er zwar ein ' Gestalt und sind am Rande grobgesägt. Verwandter der Kölreuterien, der Rosskastanien und Ahorngehölze, aber im Aeusseren doch ver- schieden. Im Jahre 1870 blühte ein Exemplar von 3 Fuss Höhe im freien Grunde des Jardin des plantes. Die Blätter sind gefiedert und be- stehen aus 7—9 Paar schmal-elliptischer und ge- sägter Blättchen. Die weissen, in der Mitte hin- gegen rothen Blüthen bilden in grosser Anzahl eine vollständige Traube. Ueber Desmodium penduliflorum Oudem. (Tab. 1888) ist erst vor Kurzem gesprochen worden (im vor. Jahrg. S. 384), ebenso über Spiraea palmata | Thunb. (Tab. 1851) in demselben Jahrgange (S. 220). Es folgen 2 Glockenblumen, von denen die eine Campanula Rayneri Perpenti zwar schon früher (S. 118) empfohlen worden ist, ohne dass sie eben näher beschrieben wurde. Sie ähnelt der bekann- ten Campanula carpathica, bleibt jedoch niedriger, und lässt dieselbe Verwendung zu. Die schönen grüngefärbten Blätter haben eine eirund-längliche An der Spitze der emporgerichteten Zweige befinden sich 1—3 blaue Blüthen von über 1 Zoll Durchmesser. ® Eine eigenthümliche Gestalt hat die Glocken- blume (Tab. 1880), welche unter dem Namen C. soldanellaeflora plena abgebildet ist. Sie gehört zu den kleinen Glockenblumen aus der Gruppe unserer C. rotundifolia und macht an der Basis Büschel grösserer, namentlich breiterer Blätter, während die am wenig-verästelten Stengel sehr schmal, fast linienförmig sind. Das Abweichende sind jedoch die zahlreichen, ebenfalls sehr schmalen Blumen- blätter von bläulich-rother Farbe, aus denen haupt- sächlich die Blüthe besteht. . Unter dem Namen Macleya cordata yeddoensis hat van Houtte (S. 163) unsere unter dem alten Namen mehr bekannte Bocconia cordata abgebildet (S. 164). Dass die japanische Pflanze in keiner Hinsicht von der chinesischen sich unterscheidet, haben wir bereits schon früher gesagt (10. Jahrg. der Wochensch. S. 334). Primula cortusoides amoena grandiflora (Tab. 1923) ist eine zu empfehlende Staude und auch bei unseren Ausstellungen schon mehrfach gesehen worden. Diese japanische Form der sonst sibirisch- chinesischen Art, welche erstere in den Gärten als P. amoena eingeführt wurde, hat von uns schon so oft eine Besprechung erhalten, dass wir nichts mehr zu ihrer Empfehlung hinzufügen können (vgl. 13. Jahrg. S. 359 u. 4135). Primula intermedia (Tab. 1869) will William - Bull in London durch Blendung zweier Alpen- Aurikeln, der P. ciliata und minima, erhalten haben. Wir möchten eher eine Aurikel als eins der Eltern bezeichnen. Die ziemlich grossen und gesägten 88 Blätter sind eirund und in einen kurzen Stiel ver- schmälert. Aus ihnen hebt sich der Stiel mit der Dolde blaurother und mit einem weissen Auge ver- sehener Blüthen. Symphytum officinale L. fol. luteo-marginatis (Tab. 1901) ist recht hübsch ohne Blüthenstengel, wenn die grossen, breit-elliptischen Blätter am Rande weit hinein in die Substanz des Blattes weisslich- gelb gefärbt sind, sobald jener aber erscheint, ster- ben diese meist ab oder erhalten doch ein schlech- tes Ansehen. Auch diese Pflanze ist bereits er- wähnt worden (im vor. Jahrg. S. 198). Wir haben erst vor Kurzem neue Blüthenfor- men des Mimulus luteus L. aufgeführt; wir sind jetzt in den Stand gesetzt, auf eine Form aufmerk- sam zu machen, wo die Blätter panachirt sind und welche von van Houtte als Mimulus luteus foliis variegatis abgebildet worden ist (Tab. 1822). Die Pflanze scheint zahlreiche kurze Triebe zu machen, deren Blätter durchaus von einem breiten, weisslich- gelben, meist auch ins Hochrothe schimmernden Rand umgeben sind. Von Blüthensträuchern nennen wir zuerst ein Pelargonium zonale, was van Houtte mit der näheren Bezeichnung Madame Victor Le Febvre (Tab. 1907) in den Handel gebracht hat. Es ge- hört zu den Scharlach- oder Bouquet-Pelargonien und hat kleine, am Ende der Zweige dicht ge- drängte Blätter, zwischen denen sich der äusserste Stiel mit der ebenfalls dicht gedrängten Dolde dun- kelrosafarbiger Blüthen erhebt. Camellia princesse Clotilde (Tab. 1849) wurde von dem bekannten Kamellienzüchter Rovelli in Palanza am Lago maggiore aus Samen erzogen. Die Blume ist mittlerer Grösse und von dachziege- ligem Bau; ihre Grundfarbe ist zwar weiss, wird aber durch breite Bänder und Schmitzen von rother Farbe vielfach unterbrochen. Rhododendron Princess of Wales (Tab. 1854) gehört zu den durch Kreuzung des Rh. maximum und ponticum entstandenen Sämlingen, welche, in einigem Schutze und in harten Wintern einiger- massen gedeckt, selbst im Norden "Deutschlands aushalten. Vorliegende Sorte wurde in England, und zwar von Moritz Young, gezüchtet. Die ziemlich grossen Blüthen haben eine weisse Grund- farbe, die durch einen ziemlich breiten und vio- letten Rand unterbrochen ist. Rh. Ange Vervaet (Tab. 1870) ist dagegen aus dem Etablissement von L. van Houtte in Gent hervorgegangen und möchte nur eine veredelte Form des Rh. maximum darstellen. In Belgien soll sie sehr gut im Freien Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 9. aushalten. Die Blüthenköpfe nehmen sich in ihrer Menge von Blüthen, mitten aus dem dunklen Grün der Blätter herausragend, vorzüglich aus. Die Farbe der ersteren ist fleischroth, was nach dem Rande zu allmählich in Weiss übergeht, ausserdem aber mit zahlreichen purpurrothen Punkten wie besäet erscheint. Es folgen 4 indische Azaleen. Leonie van Houtte (Tab. 1856) zeichnet sich durch sehr grosse einige Zoll im Durchmesser enthaltende Blüthen von weisser Farbe aus. Madame Iris Le Febvre (Tab. 1862) hat dagegen eine lebendige blutrothe Farbe der recht hübsch gefüllten Blüthen. Ausser- dem zeichnen sie sich noch durch ihre Grösse und durch den Reichthum, in dem sie erscheinen, aus. - Marie van Houtte (Tab. 1865) heisst dagegen wiederum eine Azalee mit sehr grossen und ge- füllten Blüthen, wo zwar die Grundfarbe weiss, dieses aber durch rosa-lachsfarbige Schmitzen un- terbrochen wird. Wenn der Herausgeber der Flore des serres (auf der 1892. Tafel) noch eine vierte Azalee unter dem Namen Maximilian abgebildet hat, welche an Schönheit den anderen 3 bereits empfohlenen Sorten nachsteht, aber immer noch eine hübsche Erscheinung darbietet, so geschah es deshalb, um seine Kunden darauf aufmerksam zu machen, dass manche Sorten insofern inkonstant sind, als sie nicht immer gleich gut blühen. Der- gleichen Sorten werden im van Houtte’schen Etablissement eine längere Zeit beobachtet und, insofern sich diese Ungleichheit im Blühen nicht verliert, selbst dann weggeworfen, wenn sie auch in einzelnen Jahren noch so schön gewesen sind. Revd. Dombrain (Tab. 1864) heisst eine Bour- bonrose aus dem Etablissement des bekannten Ro- senzüchters Margottin bei Paris. Es ist eine grosse Blume von blutrother Farbe, die durch das schöne, den Bourbon-Rosen überhaupt eigenthüm- liche Grün der Blätter noch mehr gehoben wird. Deutzia crenata flore albo pleno (Tab. 1850) haben wir bereits (im 12. Jahrg. S. 245) ausführ- lich besprochen und bemerken nur noch, dass diese Deutzia der anderen aussen roth gefärbten Form (extus rubra fl. pl.) nicht allein wegen ihrer grösse- ren Schönheit vorzuziehen ist, sondern auch, weil sie sich leichter treiben lässt, viel besser unsere klimatischen Verhältnisse verträgt. Hydrangea stellata prolifera (Tab. 1890) ist eben- falls schon, und zwar in demselben Jahrg. (S. 3) besprochen worden. In dem hier abgebildeten Exem- plar sind die einzelnen Blüthen so dicht gefüllt, wie wir es im Leben noch nicht gesehen haben. Druck der ©. Feister’schen Buchdruckerei (L, Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13. | Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General -Sekretär des Vereines. No. 19. Ben den 23. Marz, 1879. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt; La ee horticole, redigee par Ed. Momen 1871. — - Ueber Tiaer iihekanuie Vorzüge beim Veredeln der Bäume, — J. G. Beer's Grundzüge der Obstkunde. La Belgique horticole. Redigee par Ed. Morren. 1871. Der Verfasser der Belgique horticole beschäf- tigt sich eben mit einer Monographie der Bromelia- ceen für die grosse von Martius begonnene Flora brasiliensis; es ist dieses ein Umstand, der auf die- sen Jahrgang einen noch grösseren Einfluss aus- geübt hat, als auf den früheren. Die Bromeliaceen wachsen nur in den warmen und heissen Ländern Amerika’s und bilden zum grossen Theil Epiphyten, also Pflanzen, welche an Bäumen sich ansiedeln und deren Stamm, hauptsächlich aber die Stellen zwischen zwei Aesten, einnehmen. Doch wachsen auch nicht wenige in der Erde, besonders an feuch- | ten Stellen, an den Ufern der Flüsse und Sümpfe, und bilden daselbst bisweilen, wie es mit einigen unächten Bromelien der Fall ist, um so undurch- dringlichere Hecken, als die etwas fleischigen Blät- ter an ihren Rändern mit stechenden Dornen be- setzt sind. Nur wenige Arten machen einen Stamm, wie Puya chilensis, und kommen, gleich den grossen Fackeldisteln, den Yukken u. s. w., vereinzelt vor. Die Blätter der Bromeliaceen sind nie haut-, sondern am häufigsten pergamentartig, bisweilen auch etwas fleischig und stehen in der Regel ge- drängt zusammen; wenn aber der bis dahin ver- kürzte Stengel zum allgemeinen Blüthenstiel sich verlängert, werden sie allmählig kleiner oder kür- zer, bilden sich auch zu sogenannten Schuppen- blättern um. Bisweilen vergrössern sich diese ver- kümmerten Blätter wiederum in der Nähe der Blüthe und erhalten damit eine lebhafte, meist rothe Farbe. Man nennt sie in diesem Falle Hoch- blätter, auch wohl Deckblätter und Blumenscheiden (Spathae). Wie diese sehr oft schon gefärbt sind, so können auch die Blüthen eine in die Augen fallende Farbe haben. Die Bromeliaceen machen seitlich an der Basis des verkürzten Stammes kurzgestielte Sprossen mit dem Ansehen der Hauptpflanze. Diese blüht und stirbt ab, während die Sprossen an der Seite selbst- ständig werden. Nur in einigen wenigen Fällen blühen kleinere Seitensprossen und der Hauptstamm wächst weiter. Es gab einmal eine Zeit, wo die Bromeliaceen, besonders in Wien, Berlin und Brüssel besondere Liebhaber hatten, welche grössere und kleinere Sammlungen anlegten; aber auch ausserdem waren sie beliebt und hatten vielerlei Verwendungen. Von diesen war besonders zu empfehlen ihre Anpflan- zung an der Hinterwand eines Gewächshauses, zu gleicher Zeit mit anderen Epiphyten, wie Farne, Aroideen u. 8. w.; es galt dieses besonders von den Bromeliaceen, welche bunte Herzblätter haben, wie viele echte Bromelien, Guzmannien u. s. w., sobald die Blüthezeit herankommt. Leider hat diese Lieb- haberei in der neuesten Zeit ungemein abgenom- men. Nur in Paris schien sie sich, bis wenigstens vor den Krieg, erhalten zu haben, da dort allge- mein Bromeliaceen auf die Märkte kamen und vie- len Abgang fanden. Ob es noch der Fall ist, das 12 90 wissen wir nicht. Es scheint ja in der jetzt noch republikanischen Metropole Alles nach und nach wiederzukommen, warum nicht auch diese Liebe. Am allerwenigsten kann der Franzose Blumen entbehren. Die Bromeliaceen, welche im Jahrgange 1871 der Belgique horticole besprochen und empfohlen werden, gehören den Billbergien und Tillandsien an. Es sind dieses 2 Genera, welche aus einer Menge von Arten bestehen und bereits ein reich- liches Kontingent für unsere Gewächshäuser gelie- fert haben. Sie verdienen auch eine besondere Aufmerksamkeit, zumal sie zu gleicher Zeit als Blatt- und als Blüthenpflanzen benutzt werden kön- nen. Bei beiden Geschlechtern bilden zum grossen Theil die an der Basis zusammengedrängten und einander gegenseitig umfassenden, pergamentartigen Blätter einen aufrechten Becher, aus dem später der Blüthenstiel sich erhebt; sie schlagen sich aber ober- halb und zwar schon in der Mitte oder erst gegen die Spitze hin in einen eleganten Bogen zurück. Diese Blätter haben bald eine einfache, freudig- oder auch grauweisslich-grüne Farbe, bald ist diese jedoch durch weissliche Querbinden unterbrochen. Da die Bromeliaceen ausser Wärme und Luftfeuch- tigkeit keiner besondern Pflege bedürfen, so ge- hören sie zu den dankbarsten Pflanzen unserer Gewächshäuser. Was die beiden Billbergien anbelangt, welche Ed. Morren abgebildet hat, so gehören sie zu der Gruppe der Arten mit überhängendem Blüthen- stiele, wo die Deckblätter eine schöne rothe Farbe besitzen und die Blumenblätter zurückgerollt sind. Dieser letztere Umstand gab dem früheren Ver- fasser der Illustration horticole, Professor Lemaire, Veranlassung, ein neues Genus für die Arten zu bilden, welche dergleichen zurückgerollte Blumen- blätter haben: Helicodea (von Helix, was im Grie- chischen etwas Gewundenes bedeutet). Beer, der bekannte Wiener Monograph der Bromeliaceen, nannte das Genus dagegen: ÜOremobotrys, wegen der überhängenden Blüthentraube. Alle hierher gehörigen Arten, selbst die mit | grünlich-gelben Blüthen, sind zu empfehlen, die mit violetten oder biauen Blüthen aber ganz be- sonders, Zu diesen letzteren gehört vor Allem die Art, welche Ed. Morren Billbergia Leopoldi nennt (auf der 1. und 2. Tafel) und nach ihm die richtige dieses Namens sein soll. Was wir als B. Leopoldi früher beschrieben haben, hält Ed. Mor- ren für die ächte B. vittata Brongn., welche zu- erst in dem Portefeuille des horticulteurs (im 2. Jahrg.‚/pag. 353), einem Werke, was wir leider nie gesehen haben, beschrieben wurde. Soweit sich aber aus der Abbildung erkennen lässt, ist unsere B. Leopoldi genau dieselbe, welche Ed. Morren hier abbildet, und keineswegs B. vittata Brongn., welche der botanische Garten in Berlin als Originalpflanze aus dem Jardin des plantes in Paris erhielt und uns daher sehr gut bekannt ist. Da wir die Pflanze schon früher besprochen und beschrieben haben, so verweisen wir diejenigen da- hin (9. Jahrg. S. 172), welche sich noch beson- ders dafür interessiren. B. vittata Brongn. (auf der 14. Tafel) ist wohl die älteste aus dieser Gruppe in unseren Gewächs- häusern und steht der vorigen ausserordentlich nahe. Während hier die grossen Deckblätter eine men- nig-rothe Farbe besitzen, ist diese bei B. Leopoldi chenillenroth. Ausserdem hat der überhängende Blüthenschaft bei der letzteren einen puderigen Ueberzug, der aber keineswegs den anderen hier- her gehörigen Arten in der Weise fehlt, wie Ed. Morren glaubt. Beide Arten stehen übrigens ein- ander so nahe, dass sie vielleicht gar nicht speci- fisch verschieden sind. Von den Tillandsien hat der gelehrte Heraus- geber der Belgique horticole auch die bekannte und von nns bereits mehrfach erwähnte T. Lindeni E. Morr. gewählt, weil diese ausgezeichnete Art bereits in einigen Abarten existirt. Einer der letz- teren hat er den Beinamen B. Regeliana deshalb gegeben, weil Dr. Regel sie zuerst beschrieb und abbildete. Eine zweite Abart zeichnet sich durch grössere Blumen aus und existirt in England. Sie ist bereits in dem Jahrgange 1871 des floral Ma- gazine mit der näheren Bezeichnung major bildlich dargestellt worden. Die dritte Abart bringt noch seitlich allgemeine Blüthenstiele hervor und ist von Ed. Morren als luxurians näher bezeichnet wor- den. Sie ist es, welche hier (auf der 20. Tafel) abgebildet worden ist. Durch die grössere Anzahl von allgemeinen Blüthenstielen gewinnt die Abart nicht wenig an Werth. Wenn man diese Tillandsie mit einer zweiten vergleicht, welche unter dem Namen Tillandsia staticaeflora Ed. Mor. beschrieben und (auf der 12. Tafel) abgebildet ist, so möchte man kaum glauben, dass beide Pflanzen in ein und dasselbe Genus gehören. Die Unähnlichkeit der Arten wird in diesem grösseren Geschlechte noch bedeutender, wenn man die kleinste Tillandsia, welche den Bei- namen usneoides führt, weil sie, ähnlich unseren Usnen oder Bartflechten, in den südamerikanischen Urwäldern von den Aesten und Zweigen der Ur- waldsbäume herunterhängt, und welche im Vater- lande, jetzt aber auch in England, als Material zum Stopfen und Füllen der Matratzen und Kissen ge- braucht wird, mit der vielleicht grössten Art, welche seit wenigen Jahren unter dem falschen Namen Guzmannia imperialis in den Handel gekommen 91 ist, aber Tillandsia imperialis heissen muss, zusam- menstell. Hier sind in der That zwei Extreme, die aber durch zahlreiche, in der Form allmählig in einander übergehende Arten verbunden werden. T. staticaeflora steht der T'. usneoides näher und hat in der äusseren Erscheinung das Ansehen der von uns früher beschriebenen T. argentea, nur dass die fusslangen und binsenförmigen Blätter blos an der Basis mit grauweissen Schieferschuppen be- setzt, sonst aber unbehaart sind. Auch der Blü- thenstand ist insofern ein anderer, als er eine zu- sammengesetzte und rispige Achre bildet, wo die in zwei Reihen sich befindenden violettblauen Blü- then weit auseinander stehen und sich nicht mit den Deckblättern gegenseitig decken. Der Blü- thenstand hat übrigens weniger eine Aehnlichkeit mit den Statice-Arten, welche nach dem heutigen Standpunkt der Wissenschaft in diesem Genus ge- | blieben sind, als vielmehr mit denen, aus welchen Boissier sein Genus Acantholimon gebildet hat. Vom grössten Interesse sind die 3 Lykopodien, welche in diesem Jahrgange der Belgique horticole beschrieben und abgebildet wurden. Es sind Be- wohner Mexiko’s, welche ein Reisender in jenen Hochländern, Omer de Malzinne, daselbst, be- sonders in der Umgegend von Cordoba, gesammelt hat und stellen Epiphyten dar, welche hauptsäch- lich an den Stämmen von Sapota-Arten vorkommen. Nach Dr. Spring, dem gelehrten Verfasser einer Monographie der Lykopodiaceen, unterscheiden sich die Lykopodien, welche in Mexiko vorkommen, von denen, welche in Brasilien wachsen, durch weit längere, bisweilen selbst 1% Zoll lange und mit zwei deutlichen Furchen versehene Blätter. Repräsentant dieser letzteren ist die mexika- nische Form des Lycopodium mandioccanum Raddi (Tab. 6), welche uns zuerst als L. pithyoides Ch. et Schl. bekannt wurde und in der That auch, wie der letztere Beiname sagt, das Ansehen eines Säm- lings irgend einer kleinen Pinus-Art besitzt. Ja- kob Makoy in Lüttich, der die ganzen Samm- lungen lebender Pflanzen von dem genannten Rei- senden Omer de Malzinne erhalten hat, kulti- virt sie bereits mit grossem Erfolge. Der grad- aufrechte Stamm theilt sich in der Regel und hat eine braune Farbe, die jedoch durch das Grün der Ansatzstellen der langen und fadenförmigen Blätter unterbrochen wird. Die Fruchtkapseln besitzen bei dieser Art eine bedeutende Grösse. Eine zweite Art taxifolium Sw. (Tab. 7, Fig. 1—4), was selbst eine noch grössere Verbreiterung besitzen soll, als L. mandioccanum, da es auch auf den Antillen, auf dem südwestlichen Hochlande von Amerika und schliesslich auch sogar in ÖOstindien wachsen soll. des Genus Lycopodium ist | | Die Pflanze war schon früher in Kultur, und zwar seit 1848 in Berlin. Sie erreicht die Höhe eines halben Fusses und theilt sich mehrmals; im Vater- lande soll sie aber bisweilen 1% Fuss hoch werden. Die schmallinienförmigen Blätter bilden 3 Reihen und stehen ziemlich weit ab, krümmen sich aber wiederum etwas zurück. Ihre Farbe ist ebenfalls ein schönes Grün, wie bei L. mandioccanum. L. dichotomum Jacgq. heisst eine dritte Art die- ses Geschlechtes, welche der Reisende Omer de Malzinne aus Mexiko gebracht hat, und welche, möglicher Weise aber doch verschieden von der Hauptart, wenigstens eine interessante Abart der- selben darstellen möchte. Die Pflanze scheint höher als das ächte L. dichotomum zu wachsen und be- sonders an der Basis breitere und herablaufende Blätter zu haben. Auch erscheint der Rand bei dieser mexikanischen Form nicht umgebogen, wie es von Jacquin bei seiner Pflanze angegeben ist. Wir bemerken übrigens, dass es noch verschiedene Lykopodien giebt, welche den Beinamen dichotomum führen und dass diese nicht mit der Jacquin’schen Pflanze d. N. verwechselt werden dürfen. Der Beiname dichotomum ist eigentlich ganz zu ver- werfen, da alle Arten dieses Geschlechtes, wie auch die verwandten Selaginellen, eine gabelästige Ver- theilung besitzen. Codiaeon variegatum (Tab. 8) heisst jetzt nach der neuesten Monographie des Aargauers Müller in de Candolle’s Prodromus unser altes Croton pietum. Es mögen wohl Wenige sein, von denen die bei uns in zahlreichen Formen gezogene Pflanze _ in Blüthen gesehen worden; bei denen, wo es aber der Fall ist, werden sie keinen besonderen Gefallen daran gefunden haben, denn die kleinen gelben, resp. grünlichen Blüthen fallen nicht sehr in die Augen. Sie sind getrennten Geschlechtes. Bei- derlei Blüthen kommen aber an der Spitze der Zweige, die männlichen zuerst, die weiblichen dar- auf, hervor und bilden einige Zoll lange, meist übergebogene Trauben. Es sind aber bekanntlich nicht die Blüthen des Croton pietum, welche den Gärtner und Liebhaber bestimmen, die Pflanze in seinem Gewächshause zu ziehen und ihr eine besondere Pflege zuzuwenden, es sind vielmehr die schönen lederartigen Blätter, deren Grün durch verschiedengeformte Flecken von gelber Farbe unterbrochen wird. Bisweilen sind dagegen die Ränder der Blätter breitroth oder breitgelb gefärbt und die Mitte ist grün; es kom- men aber auch Fälle vor, wo es umgekehrt der- Fall ist. Ferner ist die Form der Blätter eben- falls nicht immer dieselbe; sie kann sehr schmal und umgekehrt sehr breit sein. Diese bunten Färbungen haben Veranlassung 12* ‚92 gegeben, den ursprünglich nur ostindischen Strauch seit sehr langer Zeit schon als Zierpflanze zu kul- tiviren; eine so grosse Menge von Formen, als jetzt in den Gewächshäusern vorhanden sind, hat es aber zu keiner Zeit gegeben. Das grösste Ver- dienst um Einführung derselben besitzt der leider viel zu früh verstorbene John Gould Veitch in London, der von seinen Reisen in Östindien und auf den Inseln des grossen Oceans eine grosse Anzahl der schönsten in Europa eingeführt hat. Wir haben regelmässig über sie in den verschie- denen Jahrgängen der Wochenschrift berichtet, so dass wir wohl alle die, welche sich für diese Blatt- pflanzen interessiren, dorthin verweisen können. Viola cornuta L. (Tab. 9), eine Art Stiefmüt- terchen, ist eine bekannte Alpenpflanze, welche vor einem Jahrzehnte nur dem Botaniker Interesse ab- zulauschen vermochte, jetzt aber eine der belieb- testen Gartenpflanzen geworden ist. Wir sahen von ihr die schönste Abart, welche den Beinamen Perfection erhalten hat, vor nun 2 Jahren vor dem Königlichen Schlosse in Schleissheim bei München in der grossartigen Arabeske verwendet, welche dort jährlich angelegt wird, und waren ganz er- staunt, die bescheidene gelbe Blume jetzt in einer solchen Vollkommenheit zu sehen. Da wir schon früher (12. Jahrg. S. 310, und 13. Jahrg. S. 224) über Viola cornuta berichtet haben, übergehen wir alles Weitere. Aceras hircina Lindl. (Tab. 10) heisst eine höchst interessante Erdorchidee des südlichen und mittleren Europa’s, die wohl verdient, dass ihr von Seiten der Blumenliebhaber Aufmerksamkeit zuge- wendet wird. Linn“ nannte das Genus, in das er sie stellte, Satyrium, gleichsam Satyrpflanze, und wies damit auf die Wirksamkeit der einem Bocks- Hoden ähnlichen Knollen als Aphrodisiacum hin. In der That wurden die Knollen auch in den früheren Zeiten als solches gebraucht und sind selbst den Landleuten in einigen Gegenden, wo sie in besonderer Menge vorkommt, noch jetzt da- für bekannt. Die hier dargestellte Pflanze weicht in mehrern Punkten von der, welche auch in Deutschland hier und da vorkommt, ab und wurde von einem en- thusiastischen Blumenfreunde in Lüttich, Pirlot mit Namen, in der Nähe von Rom aufgefunden. Er nahm Knollen von dieser abweichenden Form mit in die Heimath und hat im vorigen Sommer das Vergnügen gehabt, die Orchideen in Blüthe zu erhalten. Die Schönheit derselben machte es aber wohl wünschenswertb, dass die Form recht vermehrt und dann weiter verbreitet werde. Die Aceras- oder Loroglossum-Arten zeichnen sich durch ihre sehr entwickelten Lippen aus, wäh- rend die eigentlichen gewölbten Blumenblätter ihr gegenüber eine Art Casquet bilden, ohne besondere Schönheit und von grünlich-gelber Farbe. Die Lippe besitzt an der Basis einen kurzen Sporn und theilt sich dann alsbald in 3 Theile. Von diesen ist der mittelste ganz schmal, kaum eine Linie breit, aber über 2 und 3 Zoll lang. Am oberen Ende findet nochmals eine Theilung statt. Die beiden seitlichen Theile gleichen Gemsenhör- nern, welche am vorderen Ende nach oben sich krümmen, und haben nur die Länge von 8—9 Linien. Von gleicher Länge ist der keulenförmige Fruchtknoten, der im Winkel eines sehr schmalen, aber steifen Deckblattes von gegen Zoll Länge steht. Ed. Morren hat dieser interessanten Ab- art nach ihrem Fundorte den Beinamen romana zugelegt. Lathyrus odoratus L. (Tab. 11) ist unsere wohl- riechende Wicke, Pois de senteur (wohlriechende Erbse) der Franzosen, während die Engländer sie wegen der schönen rothen Farbe Invisible scarlet (d. i. unbesiegbares Scharlachroth) nennen. Es ist eigenthümlich, dass man mit dem Vaterlande der wohlriechenden Wicke noch nicht ganz im Klaren ist. Sie soll auf Sicilien, aber auch auf Ceylon, wild wachsen. Aus Sicilien wurde sie zuerst durch den Franziskaner-Mönch Cupani, der Direktor des botanischen Gartens des Fürsten della Catolica war und Verfasser des bekannten Hortus catolicus ist, ihres Wohlgeruchs halber in den Gärten ein- geführt. Cupani schickte später auch Samen an seinen Freund Commelin nach Amsterdam, von wo sie weiter verbreitet wurde. Diese wohlriechende Wicke aus Sicilien hat eine mehr dunkelrothe Farbe. Es existirt aber noch eine andere Form, wo die Blütben rosenroth gefärbt sind. Diese ist es, welche aus Ceylon stammen soll. Sollte nicht die sicilianische Abart durch die Mauren aus Südasien erst nach Sicilien gekommen sein und dort in der Kultur eine dun- kelere Farbe angenommen haben? Man kann kaum annehmen, dass dieselbe Pflanze, wenn auch ın 2 verschiedenen Formen, zu gleicher Zeit auf 2 von einander so entfernten und auch sonst noch so ver- schiedenen Inseln entstanden wäre. Primula japonica A. Gr. (Tab. 12) haben wir erst im vorigen Jahrgange besprochen (vor. Jahrg. S. 195), so dass wir nichts mehr zu ihrer Empfeh- lung zu sagen brauchen. Hoffentlich wird sie nun auch in diesem Frühjahre auf dem Kontinente ihre schönen Blüthen entfalten. Auf der 16. und 17. Tafel ist der immer noch räthselhafte Cytisus Adami Poit., über den in der Wochenschrift mehrmals gesprochen worden ist, abgebildet. Etwas Neues ist zwar nicht gebracht, 93 aber die darüber vorhandene Literatur erhält man. hier vollständiger, als in irgend einer anderen Ab- handlung über diesen Gegenstand. Die schönsten Exemplare des ©. Adami haben wir in Köln und in Donaueschingen gesehen. Aus dem letzteren Orte besitzen wir einen verzweigten Ast, wo die Mutterpflanzen mit dem Blendlinge regelmässig ab- wechseln. _ Andromeda japonica Thunb. (Tab. 19) ist zwar ein schon längst bekannter Blüthenstrauch, aber so viel wir wissen, bis jetzt noch nicht sehr verbreitet gewesen, obwohl das Jahr 1806 als das ihrer Ein- führung angegeben wird. Jacob Makoy et Co. in Lüttich haben sich daher ein besonderes Ver- dienst um die Pflanze erworben, dass sie von Neuem sie eingeführt haben und jetzt ın den Handel brin- gen. Sie wird zwar in Lüttich noch ım Topfe gezogen, wir zweifeln aber gar nicht daran, dass sie, ebenso wie viele selbst im Nordosten Deutschlands, wenn auch hier im Winter gut gedeckt, gedeihet. Andromeda japonica ist nach der jetzigen Ein- theilung der Ericaceen, zu denen sie gehört, eine Pieris und stellt, gleich den Verwandten aus dem | Himalaya, einen hübschen Blüthenstrauch dar, des- sen elliptisch-spatelförmigen Blätter gegen das obere Ende der Zweige oft so gedrängt stehen, dass sie einen Quirl zu bilden scheinen. Sie laufen in einen kurzen Stiel aus und ihr Rand ist mit Aus- nahme der Basis gesägt. Ihre Substanz erscheint ziemlich hart, beide Flächen sind dagegen unbe- haart. ticole weiss abgebildet sind, werden sie von Thun- berg roth angegeben. Sie bilden am Ende der Zweige zusammengesetzte Aehren und nehmen sich zwischen dem dunkeln Grün der Blätter vortheil- haft aus. Dichrotriehum Ternateum Reinw. heisst eine Cyrtaudracee aus der Abtheilung der bekannteren Didymokarpeen und wurde zuerst durch den ver- storbenen Reinwardt, Direktor des botanischen Gartens in Buitenzorg auf Java an de Vriese in Leiden mitgetheilt. Dieser machte die Pflanze schon im 3. Bande seiner Gartenbau-Flora (Tuin- bouw-Flora) vom Jahre 1856 bekannt. Reinwardt fand sie auf den Ternaten und gab ihr deshalb den Beinamen Ternateum. Früher hatte sie übri- gens schon Blume auf den Molukken entdeckt und ihr den vorläufigen Namen Trommsdorffia elon- gata gegeben. D. Ternateum schliesst sich am meisten den Aeschynanthus-Arten an und klettert, wie diese, an Baumstämmen empor, kriecht aber auch zwischen Moos aut dem Boden. Die Pflanze ist ein grosser Gewinn für unsere Warmhäuser und befindet sich andere japanische Gehölze, | Während die Blüthen in der Belgique hor- | ‚ erscheint. in den Gewächshäusern von Jacob Makoy in Lüttich, von wo sie bezogen werden kann. Die gegenüber stehenden Blätter sind einander sehr un- gleich, indem das eine sich auf einem langen Stiele befindet und eine herzförmig-längliche Gestalt hat, während das andere dagegen sehr klein ist, einen nur kurzen oder gar keinen Stiel besitzt und eirund Beide sind aber unbehaart und haben einen gezähnten Rand. Von besonderer Schönheit sind die rothen Blüthen, welche an der Spitze des allgemeinen und ziemlich langen Stieles eine Dolde bilden, nicht aber aufrecht stehen, sondern gleich, wie bei mehren Amaryllidaceen, z. B. den Himan- thophyllen, überhängen und nach unten gerichtet sind. Da sie oft zu 20 bei einander sind und eine bis 1% Zoll lange Röhre bilden, so fallen sie sehr in die Augen. Da sie ferner ohne Zweifel auch tiefen Schatten vertragen, so können sie wohl mit anderen dekorativen Epiphyten, als Aroideen, Bro- meliaceen, Farnen u.s. w. an der hinteren Wand besonders warmer Örchideenhäuser vortheilhaft an- gewendet werden. Ueber bisher unbekannte Vorgänge beim Veredeln der Bäume. Vom Geheimen Rath und Professor Dr. Goeppert in Breslau. Bei meinen Untersuchungen über die inneren Zustände der Bäume nach äusseren Verletzungen kam ich selbstverständlich auch zur Betrachtung des Einflusses, welchen die Veredlungsmethoden durch Pfropfen, Oculiren und Copuliren auf dieselben ausüben. Wissenschaft und Praxis geben sonderbarer Weise darüber wenig Aufschluss. Man spricht zwar stets von der Nothwendigkeit, die einzelnen Theile des Wildlings mit denen des Pfröpflings in genaueste gegenseitige Verbindung zu bringen, um ihre Ver- wachsung zu befördern; wie diese aber eigentlich erfolgt, wird nirgends näher beschrieben. Ich habe dies bereits vor 30 Jahren gefunden, aber freilich nur beiläufig in meiner Schrift „Beobachtungen über das Ueberwallen der Tannenstöcke“, Bonn, bei Henry und Cohen, 1841. S. 25, erwähnt, welche den Pomologen wohl nicht zu Gesicht gekommen ist und Physiologen haben sich damit auch noch nicht beschäftigt. Bei Wiederholung meiner Untersuchung im April 1871 erlangte ich dieselben Resultate: Auf der vertikalen Fläche des Mutterstammes oder Wild- » lings, wenn sie von der des Pfröpflings, Auges oder Edelreises eng umschlossen wird, entwickelt sich ein von den Markstrahlen ausgehendes Parenchym- gewebe, welches mit dem des Pfröpflings in Ver- 94 bindung tritt und sich bei gut gelungener Opera- tion so genau mit ihm vereiniget, dass man es mit blossen Augen kaum zu erkennen vermag. Bei nur zum Theil gelungener Verwachsung vertrocknet es, oft schon nach wenigen Monaten, bräunt sich, er- hält sich aber fortdauernd, so dass man es noch in älteren Stämmen nachweisen kann. Gleichzeitig mit der Bildung dieses intermediären oder Vernar- bungsgewebes, wie ich es nenne, treten nun auch die Kambiallagen des Pfröpflings und des Mutter- stammes in innige Verbindung und verwachsen so vollständig, dass man ihre Grenze nur im Längs- schnitt, nicht im Querschnitt, an einer schwach wel- ligen nach innen gerichteten Biegung der Holzfaser bemerkt. Die nächsten Holzlagen folgen dieser Richtung und da nun die sonst horizontal verlau- fenden Markstrahlen auch von ihrer Lage abweichen, wird bei weiterem Wachsthum eine für das unbe- waffnete Auge schon sichtbare Begrenzung gebil- det, die ich mit dem Namen Demarkationslinie be- zeichne, und zwar als innere, da auch noch eine äusserliche auf der Oberfläche an der Verwachsungs- stelle befindliche Scheidungslinie vorhanden ist, die der Richtung der inneren genau entspricht und sich auch schon durch die Verschiedenheit der Rinde beider verwachsenen Stämme bemerklich macht. Alle über der Demarkationslinie vorkom- menden Entwickelungen gehören dem Pfröpflinge, alle darunter befindlichen dem Mutterstamme an. Der Pfröpfling entwickelt sich vollkommen selbst- ständig, behält seinen specifischen Charakter in der Beschaffenheit seiner Blätter, Blüthen und Früchte bei, ohne von dem Mutterstamme wesentlich beein- flusst zu werden. Der wegen seiner Blätterlosigkeit zur Assimi- lation nicht befähigte Mutterstamm führt ihm nur den durch seine Wurzeln aufgenommenen, soge- nannten rohen Nahrungssaft zu, welchen der Pfröpf- ling vermöge seiner Vegetationsorgane in assimi- lirten Saft umwandelt und selben bei seiner Rück- kehr an der oben erwähnten Demarkationslinie ihm zur Aufnahme überlässt. Hier kaum aufgenommen und nur durch eine anatomisch schwer bestimmbare Grenze von dem Pfröpfling getrennt, erhält er augenblicklich die Befähigung, die charakteristischen Eigenthümlichkeiten des Mutterstammes zu bewir- ken. Denn treibt der Mutterstamm Blätter, Blü- then und Früchte, so stimmen sie ganz und gar mit derjenigen Beschaffenheit in seinem ungepfropf- ten Zustande überein. Ein sehr interessantes bis jetzt noch niemals gewürdigtes Phänomen im Ge- biete der Pflanzenkunde, fast ohne Gleichen! Der Assimilationsprozess ist also bei dem Mut- terstamm, wenn er ast- und blattblos war, ohne die sonst so nöthige Mitwirkung der Blätter er- folgt und jene einfache, anatomisch kaum nachweis- ' bare jedenfalls einer besonderen Organisation ent- behrende Grenzlinie erscheint ausreichend, um die beiden vereinigten, in ihren specifischen Eigenthüm- lichkeiten, Früchten u. s. w. von einander so ver- schiedenen Stämme getrennt zu halten. Diese ge- genseitige Unabhängigkeit giebt sich auch häufig noch durch das verschiedene Wachsthum kund, in- dem bald der Mutterstamm oder auch der Pfröpf- ling einen von einander verschiedenen Durchmesser erreichen. Nach den bisherigen Erfahrungen gelingen die Veredelungsprozesse nur bei Pflanzen verwandter oder einander doch nahestehender Familien; jedoch fehlt es zur Zeit noch durchaus an grösseren, un- ter Berücksichtigung aller Momente konsequent durchgeführten Versuchsreihen, welche sicher auch für die Praxis der gesammten Gärtnerei zu wich- tigen Resultaten führen und insbesondere zur Ver- breitung und Vermehrung neuer Einführungen sich nützlich erweisen dürften. Zur Illustration des Innern ist es nothwendig, stets vom Mutterstamme auszugehen und mit einem exakten Centrumlängsschnitt die Untersuchung zu beginnen. Erfahrungsmässig haben sich nun die durch die verschiedenen Veredelungsprozesse einst gewonnenen Formen und Sorten unserer Obstarten Jahrhunderte lang unabhängig von ihren Mutterstämmen erhal- ten; doch sind darüber gelegentlich auch Zweifel erhoben worden. Dass die mehr oder weniger kräftige Beschaffenheit des Mütterstammes den Pfröpfling auch mehr oder weniger gut ernährt, ist ohne Weiteres zugegeben, ein höherer Einfluss auf die wesentlichen Eigenschaften des Pfröpflings, Früchte u. dgl., mit Sicherheit nicht nachgewiesen. Dagegen hat man schon seit 1700 zu wiederholten Malen beobachtet, dass Pfröpflinge buntblätteriger Pflanzen (Jasmin, Eschen) auch unter der Impf- stelle im Mutterstamme das Hervorsprossen von Zweigen mit gefleckten Blättern veranlassten. Nun sieht man freilich häufig ganz zufällig an alten, wie an jungen Bäumen plötzlich weiss ge- fleckte Blätter hervorsprossen, wie ich erst in die- sem Sommer an Eichen, Ulmen und Rosskastanien höheren Alters, ja auch unter der Impfstelle einer gewöhnlichen grünblätterigen Apfelbaumpfropfung beobachtete und konnte man somit an ein ebenso zufälliges Verkommen denken. Doch sind jene Versuche von Anderen (Darwin, Morren, Linde- muth, Reuter, Magnus und Bouch@) an anderen Pflanzen mit gleichem Erfolge wiederholt worden. Ehe man sich jedoch zu weiteren Schlusstolgen veranlasst sieht, bitte ich, die Impfstellen erst mit Rücksicht auf meine Ermittelungen näher unter- 95 suchen zu wollen. Immerhin meine ich, dass diese Uebertragung der Panachirung, welche ich m vie- len Fällen mit Bouch@e nur für einen pathologi- schen Zustand halte, den alten bewährten Grund- satz, dass in allen specifischen Merkmalen sich Wildling und Pfröpfliing unabhängig von einander erhalten, nicht zu erschüttern vermag. Jene höchst merkwürdige innere Demarkations- linie, welche man stets und sogar bei Veredelun- gen ganz nahe verwandter Sorten antrifft, zeigt ganz entschieden, welchen Werth die Natur auch auf Erhaltung der Selbstständigkeit der Varietäten, geschweige gar der Arten legt, denen man heut keine Dauer mehr zuerkennen will. Uebrigens bestätigte meine Arbeit auf’s Neue, den schon vor einigen Jahren bei Gelegenheit der Untersuchung über die Inschriften und Zeichen in Bäumen, (Bresiau bei Morgenbesser 1869) gewon- nenen Satz, dass jede äussere, durch die Rinde bis in das Holz dringende, ungedeckt bleibende Ver- letzung eine dauernde Spur derselben zurücklässt, woraus sich denn auch für die gärtnerische Praxis der Veredelung wenigstens einige vielleicht beach- tungswerthe Resultate ergaben: Die innigste Vereinigung wird durch die Co- pulation erzielt; dann folgt die Okulation, zuletzt erst das Pfropfen, und zwar am empfehlungswer- thesten das Pfropfen unter die Rinde, weniger das seitliche in das Holz, das mit dem Geisfuss, mit dem Sattel, am wenigsten das in den Spalt, weil hier zu viel Holzsubstanz ungedeckt bleibt, welchem Nachtheil durch kein Verkleben mit Baumwachs abgeholfen werden kann. Sie vertrocknet und ver- hindert nur das Anwachsen, verrottet und lässt sich ebenso, wie der obere Theil des Mutterstammes, in den ältesten Stämmen noch erkennen. Die Schnitt- fläche des Mutterstammes verwächst hier ebenso wenig, wie die beim Okuliren, weil beide schon längst vertrocknet, also nicht mehr organisch thätig sind, ehe sie von den Ueberwallungsschichten über- zogen werden können. Jede, auch die leiseste Berührung der zum Verwachsen bestimmten Schnittflächen ist zu ver- meiden, weil gungen der Markstrahlen verletzt werden, denen die zur innigen Verwachsung so nöthige Bildung des intermediären oder Vernarbungs-Gewebes ob- liegt. Dieses Vernarbungsgewebe bildet sich auch bei anderweitigen Verwachsungen und vermittelt dieselbe. Der Nutzen möglichst kleiner Schnitte, der Wahl wenig umfangreicher Stämme und Zweige zu allen diesen Operationen ergiebt sich auch aus diesen theoretischen Erfahrungen, wie so manches Andere, von selbst, das die Praxis schon längst als erspriesslich befunden hat. hierdurch die äusserst zarten Endi- | J. G. Beer’s Grundzüge der Obstkunde. Es sind uns schon mancherlei Bücher durch die Hand gegangen, aber noch keins so eigenthüm- lichen und durcheinander gewürfelten Inhaltes, als dieses. Wir hatten das Buch schon einmal der Redaktion, welche uns aufgefordert hatte, es für die Wochenschrift zu besprechen, weil es sehr schwierig ist, ein bestimmtes Urtheil abzugeben, zurückgestellt, haben uns aber schliesslich doch überreden lassen, unsere Ansicht darüber in diesen Blättern mitzutheilen. Dieser Umstand ist auch Ursache, dass die Beurtheilung erst jetzt stattfindet. Der Verfasser ist ein grosser Pflanzen- und Blumenfreund und war lange Zeit ein ausserordent- lich thätiger Sekretär der Wiener Gartenbaugesell- schaft. Bereits hat er sich durch mehre Schriften über Orchideen und Bromeliaceen der wissenschaft- lich-botanischen und praktisch-gärtnerischen Welt bekannt gemacht. Auch hier herrscht viel Origi- nalität; manches Gute, selbst auch Neue, ist darin zu finden. Man sieht bei Durchlesung nur eines der Bücher alsbald den Autodidakt, der etwas spät sich eine wissenschaftliche Bildung zu verschaffen suchte. Er beobachtet viel in der Natur, bisweilen recht gut; leider fehlt aber dabei oft jene gedie- gene Unterlage, die fast nur in der Jugend an- geeignet wird. Es ist uns mitgetheilt worden, dass der Ver- fasser vorliegender Grundzüge schon seit langer Zeit sich mit Obstbau und Obstkunde beschäftigt hat; er muss auch ein Obstgartenbesitzer, worin er behufs Bekräftigungen seiner Ansichten Versuche an- gestellt hat, sein. Er hat auch Mancherlei gelesen und studirt; dann merkt man wieder Unkenntniss in den gewöhnlichsten Dingen. Was er durch eigene Erfahrung oder durch Studium auf den Obstbau bezüglicher und nicht bezüglieher Bücher für gut und der Verbreitung werth gefunden, scheint er auf Blättchen angemerkt, vielleicht auch ı in einem besonderen dazu angelegten Notizbuche gesammelt zu haben. Da er jetzt glaubt, für die Herausgabe von Grundzügen der Obstkunde etwas Vollständiges zu besitzen, ist Alles, was er sich gesammelt, zu einer Art System zusammengelegt worden, um in derselben Weise, also in kurzen, abgerissenen Sätzen zu einem Ganzen vereinigt und als Buch herausgegeben zu werden. Dass sich trotz der eifrigen und sorgfältigen Sammlung doch Lücken fanden, lässt sich denken; es werden daher diese Lücken in zusammenhängender Rede ausge- füllt. Viel Logik herrscht bei dieser Zusammen- stellung nicht. Man findet oft dergleichen abge- rissene Sätze, wo man sie nicht sucht, auch ziem- 96 lich dieselben, also Wiederholungen, an ganz ver- | schiedenen Stellen. Der Verfasser vorliegender Grundzüge speku- lirt gern und ist, wie die fast meisten Autodidak- ten, Naturphilosoph. Nach ihm z. B. sind die Vegetabilien organische und lebendige Geschöpfe, welche wie die Thiere den Gesetzen unterworfen sind, geboren zu werden, sich allmählig zu ent- wickeln, Samen zu produciren, welcher die Form fortpflanzt und — endlich zu sterben. Weise werden auch andere Sätze, welche wissen- schaftlich sein sollen, abgefasst, z. B. die Lenticel- Wichtigkeit noch nicht gehörig erkannt ist. Dann heisst es in einem bald darauf folgenden Satze: „Die Rinde ist das Produkt der anfänglich an der grünen Oberfläche einzeln erscheinenden Lenticel- len, welche sich schnell vermehren.“ Man sieht, In dieser | sprüche von Männern, und Beobachtungen, mit der Aufgabe, einem Jeden zu ermöglichen, Rath sich zu erholen, und einem praktischen. Der wissenschaftliche Theil enthält die Elemente der Botanik in Bezug auf Obstbau in sehr eigenthümlicher Weise. Die Fragen: was ist Obst? was ist Gemüse? werden durch Aus- die Alles sind, nur keine Botaniker oder Gärtner, beantworte. Welchen Werth diese Aussprüche haben, kann man sich denken: sie sind ohne Ausnahme unwissenschaft- lich und auch sonst nicht zu gebrauchen. Wie ı können, wenn auch noch so verdienstvolle Männer, len sind wahrscheinlich Ausscheidungsorgane, deren wie Adelung, Zedler, Sanders, Heinsius, Ersch und Gruber, Lippold und Funk, wissenschaftliche ' Definitionen über die Begriffe Obst und Gemüse dass dem Verfasser nicht allein die neuesten Un- tersuchungen über diesen Gegenstand, sondern auch die sehr alten, zum Theil völlig unbekannt gewe- sen sind. Nicht anders ist es bei praktischen Dingen. Do will der Verfasser unter Räuber nur die soge- nannten Wassertriebe, welche bekanntlich heut zu Tage auch in gewissen Fällen zur Veredlung ge- braucht werden, nur aus der Wurzel hervorkom- wen lassen. Beim Veredeln werden die alten Me- thoden des Pfeipfelns, Röhrelns u. s. w., deren man seit langer Zeit sich nicht mehr bedient, (vielleicht | aber noch in Oesterreich in Anwendung kommen,) noch genau beschrieben, während das Neueste hier- über, was Baltet in Troyes und Lucas in Reut- lingen so übersichtlich zusammengestellt haben, dem Verfasser völlig unbekannt zu sein scheint. Der Verfasser sagt aber trotzdem auch in sei- | nen Grundzügen manches Treffende und Wahre, nur muss es herausgesucht werden. zZEB., Wir erfahren dass auch in Oesterreich, wie in Deutsch- land, in den 30 ger Jahren allmählig der Obstbau in Verfall gerieth, trotzdem Männer, wie Diel und Sickler, Liegel und andere tüchtige Pomolo- gen lebten und wirkten. In den 40ger Jahren herrschte in der Nomenklatur des Obstes bereits eine solche Verwirrung, dass die Früchte fast nur Provinzial-Namen besassen. Es wurden zwar noch Bäume fortwährend gepflanzt; aber allmählig ihrem Schicksal, weil man glaubte, dass die Obstbäume, wie die Bäume im Walde, keiner weiteren Pflege bedürften. Die Grundzüge der Obstbaukunde bestehen aus 3 Theilen: einem wissenschaftlichen, man überliess sie Grundsätze | geben! Gleich im Anfange dieser Abtheilung er- hält man eine etwas mangelhafte Aufzählung der Obstpflanzen. Dann kommt dieselbe wieder in an- derer Gestalt, und zwar zum Theil am Ende der- selben Abtheilung, zum Theil (der Beerensträucher) erst in der dritten praktischen Abtheilung. Was den zweiten Theil: Grundsätze und Beob- achtungen, anbelangt, so ist hier Alles ziemlich bunt durcheinander zusammengestellt, was entwe- der in die erste Abtheilung oder in die dritte ge- hört. Am meisten wird über die Veredlung darin gesprochen. Die dritte oder praktische Abtheilung nimmt an Raum so viel ein, als die beiden ersten zusam- mengenommen. Sie beginnt mit 15 Fragen an Obstbaumschulbesitzer, welche der Beantwortung entgegensehen. Es folgen: Belehrung über Obst- baumzucht nach den (?) neuesten Erfahrungen, wiederum, aber ausführlich, die Lehre von dem Veredeln mit einer beliebigen Auswahl der älteren, weniger der neueren Methoden. Ueber die dabei benutzten Instrumente und über Instrumente über- haupt, welche bei dem Obstbau benutzt werden, sucht man hier und sonst im Buche etwas verge- bens. Nicht einmal der sonst in Süddeutschland sehr beliebte Geisfuss wird erwähnt. Ein Abschnitt über Knospen, einer über Obst- baumschnitt mit der Behandlung des Formenbau- mes, von dem die verschiedenen Methoden aufge- führt werden, Obstbau an Eisenbahnen, Hülfs- und Schutzmittel bei der Obstkultur und Krankheiten bei den Obstbäumen machen den Schluss. Da Holzschnitte überall den Text erläutern, so gewinnt das Verständniss ungemein. Das Buch selbst ist sehr elegant ausgestattet und lässt in die- ser Hinsicht nichts zu wünschen übrig. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Druck der C, Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Münz-Strasse No. 13. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretär des Vereines. No.1. 20 Berlin, Berlin, den 30. März. 182. Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auclı franeo durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 7. April, Vormittags 1 Uhr, findet im „Klub der Landwirthe”, Französische Strasse No. 48, eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: Zeitigung des ÖObstes. 538. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 10. März. — Ueber Aufbewahrung und frühere Von Rudolph Stoll in Eldena. — Dr. Lucas’ Jahrbuch für Pomologen etc. — Samen-Offerte. 938. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues. am 10. März. Der Vorsitzende, Geh. O.-Reg.-R. Knerk, theilte mit, dass wiederum eins der ältesten und thätigsten Mitglieder, Geh. O.-Reg.-R. Pehlemann, durch den Tod dem Vereine entrissen sei, und forderte die An- wesenden auf, zu seinem Andenken sich zu erheben. Aus 4 Gärten war ausgestellt, zunächst 2 Schau- pflanzen, in einer Vollkommenheit. bisher nur selten auf den Ausstellungen des Vereines ge- sehen wurden und wie sie überhaupt in Deutsch- land nur selten vorkommen mögen. Die eine war ein Leucopogon CGunninzhami aus dem Garten des Geh. Kommerzienrathes Dannenberger und vom Öbergärtner Dressler in dieser Weise heran- gezogen. Die dichte, mit weissen Blüthen wie be- säete Krone hatte einen Durchmesser von 31/, Fuss, während ihre Höhe nur 2 Fuss betrug. Sie wurde von einem Stamme mit einer Höhe von 11, Fuss ge- tragen. Das Gefäss, in dem sich die Schaupflanze befand, hatte trotzdem Durchmesser nieht ganz 1 Fuss. wie sie nur den von Die andere Schaupflanze war eine Azalea amoena, | und durch den Öbergärtner König im Garten des | Weise | Ravene in dieser Wer das sperrige Wachs- Geh. Kommerzienrathes herangezogen worden. thum dieser chinesischen Azalee kennt, wird um so ı ' mehr zu schätzen wissen, dass die abgerundete, aber etwas von oben flach gedrückte Krone bei dem aus- gestellten Exemplare so regelrecht gebaut war, als man nur verlangen konnte. Es hatte einen Breiten- Durchmesser von 2!/,, aber nur die Höhe von 11, Fuss, und wurde von einem 13 Zoll hohen Stamm getragen. : Der Querdurchmesser des Gefässes betrug 10 Zoll. Obwohl die Blüthen bei A. amoena kleiner sind, als bei anderen sogenannten Indischen Azaleen, so besitzen sie doch die schönste und leh- hafteste Farbe unter ihren Verwandten. Warum sie bei diesen Vorzügen doch im Allgemeinen so wenig kultivirt wird, begreift man deshalb nicht. den Seit sehr langer Zeit hatte man auf Ausstel- lungen des Vereines nicht eine solche Sammlunz von Epaeris-Pflanzen gesehen, als jetzt der Univer- sitätsgärtner Sauer gebracht hatte. Es waren 10 Töpfe, jeder mit einer stattlichen Pflanze von 1 bis 11, Fuss Höhe und 6—9 Linien Durchmesser. Neue Sorten zwar nicht vorhanden — wo sollten diese auch gezüchtet werden, wo die Epacrideen nicht mehr zu den Modepflanzen gehören, hier und da so- gar völlig in Vergessenheit gerathen sind —, die waren vorhandenen gehörten aber zu den auserlesenen der früheren guten Zeit. Epacıis grandiflora superba, Aspasia, Thisbe, Splendens, Pluto waren früher immer beliebte Sorten, die in keinem einigermassen Anspruch machenden Gewächshause fehlen durften. Endlich verdankte man dem Kunst- und Handels- 13 zärtner L. Mathieu (Neue Grünstrasse 36) 4 blühende Pflanzen: 3 Orchideen und eine Liliacee (im weiteren Sinne). Unter den ersteren befand sich auch eine Freilandpflanze, welche sich aber zum Treiben vor- | Es war eine jener in der Form und Insekten bisweilen züglich eignet. in der Farbe der Blüthen den sehr ähnlichen Arten aus dem Genus Ophrys, welche Linne unter dem Kollektiv-Namen ©. insectifera ver- einigt hatte. Und in ‘der That ist eine Blüthe, be- sonders der Art, welche später den Namen apifera, d. h. der Bienentragenden erhalten hat, einer Biene oder noch mehr einer Hummel ausserordentlich ähn- lich. Bei anderen Arten, wie bei O. tenthredinifera, myodes u. s. w. sind die Blüthen mit Wespen, Flie- gen u. S. w. verglichen worden. Die beiden anderen Orchideen waren exolische, und zwar das bekannte Cypripedium villosum und die mit kleinen Aehren grüngelber Blüthen versehene Restrepia elegans. Da sich Triteleia uniflora, die von L. Mathieu ausgestellte Liliacee, wie es scheint sehr gut treiben lässt, so schliesst sie sich vielen anderen Liliaceen, wie Tulpen, Hyacinthen u. s. w. an, und. bedingt zunächst aus dieser Familie eine grössere Mannig- | faltigkeit. Obergärtner Perring in Pankow machte auf eine für Gärtnerei sehr brauchbare Haideerde, welche | in einem Kiefernwalde bei Genthin an der Eisenbahn | nach Magdeburg gefunden werde und zum Theil eine Mächtigkeit von 12 Fuss habe, aufmerksam; da man selbst in der Tiefe des Bodens, wo sie vorkomme, noch zahlreiche Kiefernnadeln fände, so sei sie sei- ner Ansicht nach ohne Zweifel erst, und zwar vor nicht langer Zeit aus dieser entstanden. Nach dem Obergärtner König in Moabit, der das Lager selbst gesehen und daher die eben ausgesprochenen An- gaben über die Mächtigkeit bestätigen konnte, sind dagegen der Oberfläche, auch tiefer im Boden, andere orga- nische Reste gefunden, welche Veranlassung gegeben haben mögen. Auch Professor Koch glaubt, dass ein so mäch- | tiges Lager Erde von 12 Fuss Durchmesser, selbst wenn dieses nur an einzelnen Stellen in der Weise vorhanden sei, nicht das Produkt der jetzt daselbst vorhandenen Kiefern sein könnte. Der Stand der Wurzeln der letzteren müsste alsbald Auskunft dar- | über geben. Wahrscheinlich habe hier vor sehr langer Zeit schon einmal ein Kiefernwald gestanden und nach seiner Vernichtung mit seinen Wurzeln zunächst Veranlassung zur Bildung dieser eigen- ‚ auch in ihrer Wirkung sehr verschieden. neben zahlreichen Kiefernnadeln mehr auf zur Bildung dieser übrigens sehr brauchbaren Haideerde | 98 thümlichen Erde gegeben. Dergleichen alte Bestände von Kiefern, 12 und 16 Fuss unter jetzt darüber be- findlichen Torflagern habe er in der Lüneburger Haide mehrmals gesehen. Garteninspektor Bouch& kennt ebenfalls Haide- Erde aus der Umgegend von Genthin, die sehr gut zu verwenden sei; diese habe aber nur eine sehr geringe Mächtigkeit. Die Haideerde ist im Allgemeinen nach ihm in ihrer Zusammensetzung, und daher Pflanzen, welche Haideerde lieben, sind bald mehr für die eine, bald mehr für die andere geeignet. Ein Theil der ächten Haide-Pflanzen (Erica-Arten) verlangt z. B. eine magere Haideerde, in der noch Kiefernnadeln unzersetzt vorkommen können, ein anderer Theil will dagegen eine kräftige Mischung haben, mehr Torf- und Moorerde. Es wäre nach Inspektor Bouch&€ sehr zu wünschen, dass unsere Haideerden einer genaueren Untersuchung unterworfen, dass vor Allem Vergleiche, wie sie sich zu unseren Kulturpflanzen verhalten, angestellt würden. Bis jetzt sind nur ver- einzelte Arbeiten über diesen Gegenstand aus Bel- sien bekannt. Garteninspektor Bouch& machte Mittheilungen über den in der letzten Versammlung des Vereines (s. S. 49) besprochenen Leim des Fabrikanten Spon- nagel zu Bändern an Bäumen, um die schädlichen Insekten vom Aufkriechen am Stamme abzuhalten, die sehr günstig lauteten. Der Leim ist ausser- ordentlich wohlfeil — 21/, Sgr. das Pfund — und bleibt weit länger klebrig, als alle die bisher von ihm versuchten Sorten. Er ist auch bei dem allerdings in der letzten Zeit nicht besonders starken Froste nicht verhärtet, sondern klebrig geblieben. An einem dicken Stamme einer Weihmuthskiefer angebracht, waren manche Kiefernspinner-Raupen, welche sich während warmer Stunden aım Tage aus ihrem Ver- stecke herausgewagt und den Versuch, am Stamme aufwärts zu kriechen, gemacht hatten, gefangen worden. Professor Koch legte 12 Portraits von be- rühmten Gärtnern, von Pflanzenfreunden und von zu der Gärtnerei in Beziehung stehenden Botanikern vor, welche der Herausgeber des Gardeners Chronicle. Dr. Masters, dem Vereine freundlichst zum Ge- schenk gemacht hatte. Diese Portraits sind beson- dere Abdrücke aus der genannten Zeitschrift. Seit dem vorigen Jahre wurde mit ihrer Veröffentlichung der Anfang gemacht. Dem Pflanzen liebenden und Pflanzen heranziehenden Publikum in England wird es gewiss angenehm sein, allmählig durch kurze Lebensbeschreibungen, denen gute Abbildungen in AH 99 Holzschnitten beigegeben sind, ınit den Männern, welche jetzt sich um Pflanzen- und Blumenzucht, | hört, , vielfach mit ehemischen Studien beschäftist und so wie um Gärtnerei überhaupt, verdient gemacht | haben, bekannt zu werden. Aber auch für uns wird es interessant sein, diese Männer, welche grosse Verdienste, zunächst um englische Gärtnerei, haben, um so mehr auch in Deutschland kennen zu lernen, als bereits schon 2 vom Kontinente abgebildet sind und später noch mehr abgebildet werden sollen. Von diesen 13 Portraits sind 12 im vorigen Jahrgange des Gardeners Chroniele abgedruckt wor- den und zwar: 1. Joseph Dalton Hooker, Direktor des bo- tanischen Gartens in Kew und ein Mann von solchen Verdiensten, dass wir über ihn wohl nichts zu sagen brauchen. 2. W. Wilson Saunders ist einer der gröss- ten Pflanzenliebhaber, welche jetzt England besitzt, aber auch ein kenntnissreicher Botaniker, welcher in Gemeinschaft mit einem der Kustoden aın Königlichen Herbar in Kew, Dr. Baker, das von uns bereits 2 Mal besprochene Refugium botanieum (13. Jahrg. S. 293 und 14. Jahrg. S. 389) heraussibt. 3. M. J. Berkeley, einer der liebenswürdig- sten Botaniker, welche wohl je existirt haben, und srosser Blumen- und Pflanzenfreund. Obwohl dem geistlichen Stande sich widmend, beschäftigte M. J. Berkeley sich doch schon von erster Jugend an hauptsächlich mit dem Studium der Natur, vor Allem unter den Pflanzen mit den Kryptogamen. Er ist in der wissenschaftlichen Abtheilung des Londoner Gartenbauvereines Vorsitzender, bei der Londoner Universität hingegen Examinator der Botanik. Da wir einen solchen Mann auch bei uns als bekannt voraussetzen dürfen, so gehen wir nicht weiter auf die Beschreibung seines Lebens ein. 4. Deeaisne, Professor der angewandten Bo- tanik und Mitglied der Akademie der Wissenschaften, auch Direktor des Jardin des plantes in Paris, hat durch seine Kenntnisse und durch seine eigenen Verdienste sich vom einfachen Gärtner bis zu diesen hohen Stellen emporgeschwungen. Durch die Heraus- gabe des wenigstens den Pomologen bekannten Jar- din fruitier hat er vor Allem die Obstkunde beför- dert. Auch einen solchen Mann halhen nieht nöthig, etwas hinzuzufügen. über 5. G. J. Wilson, einer der grössten Pflanzen- und Blumenliebhaber, die England gehabt hat und noch hat, und der seine grossartigen Gärtnereien selbst leitet. Er ist einer der Laien, welche sich praktisch in Allem, was zur Kultur der Pflanzen ge- wir | erworben. ' hortulani nihil a me alienum puto.“* sich ist der Erfinder des Chishurst- Compound, eines der besten Mittel gegen schädliche Insekten. G. J. Wil- son kultivirt mit besonderer Vorliebe Orchideen und unterriehtet haben. Ausserdem hat er ‚ Lilien, ausserdem hat er noch grosse Obstanpflan- | sagen. zungen und betreibt den Obstbau mit grosser Liebe. Er war deshalb oft Vorsitzender des Obstausschusses der Londoner Gartenbau-Gesellschaft, nimmt aber auch ausserdem an dem Wirken der Londoner Gar- tenbau-Gesellschaft den thätigsten Antheil. 6. Professor Dr. Gust. Reichenbach in Ham- burg ist bekannt genug, um noch Worte über ihn zu Er ist unbedingt der bedeutendste Orchideen- kenner, hat aber auch dureh seine illustrirte deutsche Flor, die schon sein Vater in Dresden begonnen hatte, sich ein grosses Verdienst erworben. Durch seine Bemühungen um die riehtige Benennung der Orchi- deen bei den Liebhabern und in den Gärtnereien Englands hat er sich besonders um England verdient gemacht, ein Umstand, der ihm wohl auch die Ehre verschafft hat, unter den ersten, deren Portrait ge- seben wurde, zu sein. 7. Dr. David Moore begann zeitig seine Lauf- bahn als Gärtner und hat bis zum Jahre 1838, wo er zum Inspector des botanischen Gartens der Kö- niglichen Gesellschaft in Dublin ernannt wurde, an verschiedenen Orten Grossbritanniens mit grosser Anerkennung als ÖObergärtner fungirt. Er ist aber auch wissenschaftlich gebildet und wurde deshalh auch in seinem speciellen Vaterlande Irland zum Mitglied einer Commission ernannt, welche die geo- logische Erforsehung Irlands zur Aufgabe hatte. Ferner hat David Moore auch in botanischer Hinsicht sieh durch wissenschaftliche Arbeiten, unter Anderem durch die Cybele britanniea, bekannt gemacht. Er ist übrigens wohl der erste, welcher tropische Orchi- deen aus Samen heranzog. Ihm verdanken wir ferner auch die Einführung des Pampas-Grases (Gynerium argenteum). 8. S. Reynolds Hole ist wiederum wie Ber- keley Geistlicher (Pfarrer in Caunton), hat aber sich nicht allein um Förderung der Gärtnerei und der Liebe zu Pflanzen, sondern hauptsächlich um Hebung des ganzen Gärtnerstandes sehr grosse Verdienste Sein Denkspruch ist: „Hortulanus sum, Er selbst kul- tivirt in seinem Garten viele Pflanzen und Blumen und ist unablässig bemüht, auch Andere dazu zu vermögen. Vor Allem liebt Hole aber die Rose und beschäftigt sich mit ihrer Anzucht auf eine in der That hingebende Weise. Sein in England berühmtes 13 100 Werk „a book about roses, d. h. ein Buch für Ro- | dern auch wissenschaftlicher Gärtner und hat sich sen“ ist leider bei uns gar nicht bekannt. 9. Edward Joseph Lowe hat auf‘ einem an- deren Felde der Pflanzenkultur sich im hohen Grade verdient gemacht, nämlich um die der Farne. Ab- zesehen von seinen grossen Werken über britische und ausländische Farne, welche er veröffentlicht hat und ihn als einen der bedeutendsten Farnkenner hin- stellen, hat er für experimentale Botanik und für Gärtnerei manches Neue gebracht. Wenn er auch nicht der erste war, welcher vergleichende Aussaa- ten mit reinen Farnen und mit Farnsamen machte. denn diese wurden auch bereits vor nun 20 Jahren in der Augustin’schen Gärtnerei der Wildpark- station bei Potsdam durch den damaligen Obergärt- ner, jetzigen Inspektor der Gärtnerlehranstalt in Sans- souci, Wilh. Lauche, nach bestimmten Principien ebenfalls gemacht und von uns einer wissenschaftlichen Kontrole unterworfen, so sind sie doch von ihm in an weit grösserem Massstabe und viele Jahre hindurch duichgeführt worden. Dass jetzt in England in dieser Hinsicht die merkwürdigsten Formen, besonders unter den einheimischen Arten, existiren und man eine Vor- liebe dafür besitzt. verdankt man nur ihn. Aber auch in anderen Wissenschaften hat Edw. Jos. Lowe nieht weniger Ausgezeichnetes geliefert, so vor Allem in der Meteorologie. Eben bereitet er ein grösseres Werk über natural phenomena and chronology of the season (d. i. über die natürlichen Be- sebenheiten und die Chronologie der Jahreszeit) vor. Wie es oft jenseits des Kanales der Fall ist, .so hat auch Edw. Jos. Lowe, obwohl ein tüchtiger Ge- lehrter, keineswegs ’eine gelehrte Stellung, sondern ist Munieipal- und Grafschaftsbeamter in Nottingham, wo er sich im vorigen Jahre um die grosse Pflanzen- Ausstellung, nach allen Seiten hin Opfer bringend, grosse Verdienste erworben hat. 10. James M’Nab, Inspektor des botanischen Gartens in Edinburgh, hat unter der Leitung seines Vaters, dem er in der Stelle nach dessen Tode im Jahre 1849 folgte, eine vorzügliche gärtnerische und botanische Erziehung erhalten. Mit seinem Freunde, dem Handelsgärtner Robert Brown in Perth, machte er eine botanische Reise nach Kanada und nach den Vereinigten Staaten und brachte grosse Sammlungen getrockneter und lebender Pflanzen nach der Hei- math. Kaum zurückgekehrt, übernahm er die Leitung des Gartens der kaledonischen Gartenbaugesellschaft und behielt die Stelle bis zum Tode seines Vaters, wo alsbald darauf dieser Garten mit dem botanischen Garten in Edinburgh vereinigt wurde. James M’Nab ist nieht allein einer der tüchtigsten Praktiker, son- durch eine grosse Menge von Abhandlungen nach fast allen Richtungen hin bekannt gemacht. 11. Dr. Robert Hogg, einer der thätigsten Mit- glieder des Londoner Gartenbauvereins und in meh- reren Aemtern desselben so beschäftigt, dass er die- sem fast seine ganze Zeit widmet. Er erhielt, da er sich für Medizin ausbilden wollte, schon in seiner Jugend eine wissenschaftliche Bildung. Da er Bo- tanik vor Allem liebte, widmete er sich auch alsbald dieser allein, wendete sich aber mehir dem Praktischen zu und suchte dessen Resultate der Wissenschaft zu- zuführen. Er trat deshalb als Gärtner zuerst in der berühmten Handelsgärtnerei von Peter Lawson in Edinburgh, dann in den berühmten Obstbaumschulen von Ronalds Brentford ein. Durch eine Reise nach Frankreich, wo er in Paris bei den dortigen Botanikern Kollegien hörte, am Rhein und nach Bel- sien erweiterte er besonders seine pomologischen Kenntnisse. Heimgekehrt wurde er Geschäftsinhaber der leider ganz zurückgegangenen, früher aber sehr berühmt gewesenen Obstbaumschulen von Brompton, welche seit dem Jahre 1681 bis fast auf die neueste Zeit Einfluss auf den englischen Obstbau ausgeübt hatte, zog sich aber schon bald, da er bei den Geschäftsinhabern nicht die nöthige Energie fand, zurück, um nun auf andere Weise und allein pomologischen Studien sich zu widınen. Was er in der Pomologie geleistet, ist auch bei uns bekannt. Er war es, der wit mehreren Freunden, wie Paxton, Rivers u. s. w., die britische pomologische Gesell- schaft gründete. Sein Fruit- Manual (Handbuch der Obstfrüchte) ist ein klassisches Werk, was auch bei uns bekannt ist. 12. James Bateman, wiederum einer der liebenswürdigsten Pflanzen- und Blumenliebhaber, der — um uns des Ausdruckes zu bedienen — in der Liebe zu Pflanzen und Blumen völlig aufgegangen ist. Mit den nöthigen Mitteln versehen, um dieser oft kostspieligen Liebe auch zu genügen, begann er seine särtnerische Laufbahn mit der Anzucht tropischer Früchte in Knypersley in Staffordshire, und erfreute sich der besten Resultate. Zu gleicher Zeit legte er aber auch für die Kultur ausländischer Orchideen eine besondere Vorliebe an den Tag. Er sandte nieht nur einmal einen besonderen Gärtner nach De- merara und Berbice, um von dort seine Lieblings- pflanzen zu beziehen, sondern veranlasste auch sei- nen Freund Ure Skinner, englischen Residenten in Guatemala, Orchideen und andere interessante oder schöne Pflanzen von dort nach Europa zu sen- den. Bald hatte Bateman eine der grössten Orchi- in stossen übrigen x 101 deen-Sammlungen zusammen gebracht und machte diese auch insofern der Wissenschaft dienstbar, dass er ein kostspieliges Werk, die Abbildungen der schön- sten Orchideen Guatemala’s betreffend, herausgab. Das Glück wollte ihm wohl, denn als er sich ver- heirathet hatte, fand er, dass seine Frau nicht we- niger enthusiastische Pflanzen- und Blumenfreundin war, mit ihrer Liebe aber in der bildenden Garten- kunst gipfelte. Ein zweites Besitzthum, Biddulphs Grange, gab alsbald das nöthige Terrain dazu her. Die grossartigsten Schöpfungen wurden hier ins Le- ben gerufen. Wer sieh speeiell für sie interessirt, findet in den letzteren Jahrgängen des Gardeners Chronicle reichlichen Stoff dafür. Leider vertrug aber die Gemahlin Bateman’s nieht das Klima im Norden von Staffordshire und sah sich mit ihrem Ge- mahl gezwungen, nach London überzusiedeln. Einen grossen Theil seiner Orchideen - Sammlung schenkte er der Londoner Gartenbaugesellschaft. Seit einigen Jahren lebt Bateman nun in London und sucht sich auf die aufopferndste und liebenswürdigste Weise um die Gärtnerei und namentlich um die Londoner Gar- tenbaugesellsehaft, bald durch lehrreiche Abhandlun- gen, bald durch Vorlesungen u. s. w. nützlich zu machen. Ausserdem ist er bei verschiedenen Aem- tern der Gartenbaugesellschaft im hohen Grade thätig. In dem Jahrgang 1872 des Gardeners Chroniele ist der Anfang mit einem Portrait des unglücklichen Berthold Seemanün, der, in Guatemala auf einer | botanisch - gärtnerischen Reise sich befindend, dem gelben Fieber unterlag, gemacht worden. haben wir bereits berichtet. Inspektor Bouch& legte wiederum den faseiir- ten Ast einer Esche vor, der die eigenthümliche Ge- stalt einer Maurerkelle erhalten hatte. Die Esche gehört nächst der Weide zu den Gehüölzen, welche am häufigsten diese Abnormitäten zeigen. Weiter theilte Inspektor Bouche& mit, dass er von dem Direktor der öffentlichen Anlagen in New- York verschiedene Sämereien eıhalten habe, und zwar in solcher Menge, dass er auch noch an Lieb- haber davon abgeben könne. Er werde hierüber eine Anzeige machen und diese am Schluss Nummer, wo der Bericht über diese Sitzung enthal- ten sein wird, abdrucken lassen. Da von Seiten des Darüber bezeichneten Direktors in New - York zugleich der Wunsch ausgesprochen sei, mit Deutschland in Ver- bindung zu treten, namentlich um Tauschverhältnisse herzustellen, so wird gewiss manchem Gartenliebhaber und Gärtner ein solches Anerbieten willkommen sein. Von Seiten der Bussey-Institution der Harvard- Universität in Massachusetts (Nordamerika) war dem der Vereine der Wunsch ausgesprochen, in gegenseitige Verbindung zu treten und vor Allem einen Austausch der gegenseitigen Schriften herzustellen. Professor Koch hatte über die grossen Verluste, welche die berühmten Baumschulen in Boskoop (in Holland) durch den Frost des vorjährigen Winters erhalten, Mittheilung gemacht. Sie legten Zeugniss ab, dass auch die Vegetation so günstig gelegener Gegenden, wie Boskoop und das ganze Holland ist, durch die starke und anhaltende Kälte der beiden letzten Winter ungemein gelitten hat. Aber auch dieser Winter, aus dem wir im Begriff sind, heraus- zutreten, hat durch das Glatteis, was in den Tagen vom 7. bis 9. December in Holland vorhanden in Norddeutschland sich war, bei uns Kälte zesteigert hatte. buntblättrigen llex aber zur grossen ungemein geschadet. Alle in Boskoop zum Theil zu Grunde gegangen, zum Theil haben sie wenigstens sehr gelitten; selbst einfache Aquifolium-Formen sind sind hier und da hart mitgenommen worden. Dagegen hat die unter dem Namen bromeliaefolia bekannte llex-Form gar nicht gelitten. Aukuba’s, Prunus lusi- tanica und Laurocerasus sind zum Theil bis auf die Wurzel erfroren, ebenso die sonst ausserdem in Hol- land im Freien gedeihenden Formen und Blendlinge des Rhododendron arboreunı. » Dr. Filly theilte mit, dass von Seiten des Klubs der Landwirthe beabsichtigt werde, hier in Berlin eine passende Lokalität inmitten der Stadt zu gewin- nen, um für die Zwecke des Klubs ein eigenes Local zu erhalten. Jetzt habe er leider nur über sehr be- schränkte Räume in seiner jetzigen Wohnung in der Französischen Strasse zu verfügen. Mit grosser Li- beralität hat bis jetzt der Klub der Landwirthe dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues von Zeit zu Zeit passende Räume zu den Sitzungen seiner Ausschüsse zur Verfügung gestellt, es sei aber zu wünschen, dass zwei Vereine, welche einander sehr nahe stehende Zwecke verfolgen, überhaupt näher zu einander stehen. Am Besten würde schehen, wenn die Versammlungen, wie auch die Zusammenkünlte, wenn auch nicht in denselben Räu- men, so doch in demselben Hause geschehen könnten. Da der Klub der Landwirthe durch Ausgabe von An- theilseheinen zu 100 Thalern hofft, das nöthige Ka- pital zum Ankauf eines nöthigen Hauses und zum Umbau desselben ‚behuls seiner Zwecke zu erhalten, dieses aler zu. beschleunigen dieses ge- wünscht, so werden auch Mitglieder des Vereines zur Beförderung des Gartenhaues ersucht, durch Ankauf solcher Antheil- scheine sewichtige und zugleich nothwendige Unternehmen zu unterstützen. Es kann dieses am das 102 Bequemsten in dem jetzigen Lokale des Klul.s der Landwirthe, Französische Strasse 48, durch Vermit- telung des Oekonomierathes Noodt, Direktor des Klubs, geschehen. Am Schluss der Verhandlungen wurde den Epa- eris-Formen des Universitätsgärtners Sauer der Mo- natspreis zugesprochen. Ueber Aufbewahrung und frühere Zeitigung des Obstes. Von Rudolph Stoll in Eldena. Die Wichtigkeit, Obst zu konserviren, ist allsei- tig so gewürdigt, dass es Eulen nach Athen tragen hiesse, wollte ich mich darüber ausführlich aus- sprechen. Wie viele Mittel sind schon empfohlen worden! Bei dem Einen hat ein Mittel Erfolg ge- habt, bei dem Andern ist es fehlgeschlagen. Mit Recht möchte man fragen, worin liegen die Ursachen des Gelingens auf der einen und das Misslingen auf | der andern Seite? Wer kann sagen, welches Mittel, welche Art der Aufbewahrung ist die beste und sicherste zugleich ? Da ich natürlich noch keine grossen Vorräthe von Obst zu überwintern gehabt habe, so würde es von meiner Seite anmassend erscheinen, wollte ich hier guten Rath geben; aber doch habe ich mich in der Welt etwas herumbewegt und Manches gesehen, was Andern nicht vergönnt war. So bin Zeit in Frankreich gewesen, wo Obst wohl am mei- sten geachtet wird und man sich auch der Konser- virung von Früchten mit Vorliebe widmet, ich habe ferner auch Manches aus der alten und neuen Zeit selesen, was darauf Bezug hat. Das alte Rom, dessen Bewohner sut zu leben obenan den Feinschmeckern der republikanischen Hauptstadt an der Seine nicht übertroffen wurden, hat uns über das ich lange in standen und selbst von Konserviren der Früchte ganz prächtige Lehren ge- zseben, die noch heute Beachtung verdienen. So er- zählt Plinius der Jüngere (im 15. Buch 16. Kap. sei- ner Naturgeschichte) Folgendes: „Die Obstböden sollen kalten trockenen Orte angelegt werden; doch so, dass die Fenster gegen Norden stehen und an heitern Tagen seöffnet werden können. Die Südwinde müssen stets abgehalten werden und dürfen nieht in das Innere der Bodenräume eindringen. Aber auch starker Nordwind ist schädlich und wird Ursache, dass das an einem und der Kunst | Obst zusammenschrumpft. Für die Aepfel ist die Zeit der Abnahme die Tag- und Nachtgleiche im Heıbst, nicht vor dem fünfzehnten Tage des Mondes, auch nicht vor der ersten Stunde. Das abgefallene Obst ist vom gepflückten abzusondern und verlangt besondere Aufmerksamkeit. Stroh, Matten und Spreu sind die Gegenstände, auf die man es am besten legt. Man hüte sich, es zu dicht an- oder gar aufeinander zu legen.“ „Es müssen immer Zwischenräume bei den ein- zelnen Früchten vorhanden sein, damit die frische Luft alle bestreichen kann. Am längsten dauern die harten Ameriner, während die Honigäpfel zeitig zu Grunde gehen.“ Im nächsten Kapitel berichtet Plinius über ver- schiedene Mittel, welche von den (zu Plinius Zeit) neueren Schriftstellern empfohlen werden. Darnach soll z. B. das Obst nur bei abnehmendem Monde und nach 9 Uhr Morgens, wenn der Himmel heiter ist und trockene Winde gehen, abgenommen werden. Von trockenen Lagen darf das Obst, wenn es abge- nommen wird, noch nicht vollkommen reif sein. Ferner ist es gut, dass die feinsten Aepfel mit Gyps oder Wachs überzogen werden, wenn sie sich länger halten sollen. Viele haben ihr Obst in Gruben, welche eine 2 Fuss hohe Grundlage von Sand haben. Hier werden sie durch einen besonderen irdenen Deckel nach oben abgeschlossen. Hierauf kommt aber noch eine Schicht Erde. Aus dem eben Angelührten geht nicht allein hervor, dass die alten Römer das Obst hoch schätz- ten, sondern auch, dass sie bei seiner Aufbewahrung dasselbe Prineip zu Grunde legten, wie wir jetzt noch: Abschliessung der Früchte von den die Ueber- reife befördernden und die Fäulniss begünstigenden Einflüssen. So setzt der Landmann, dem keine Obst- keller und keine Böden zur Verfügung stehen, sein Obst in Miethen auf, die er entweder mit Erde und Stroh oder mit Blättern zudeckt. Wie er darauf sekommen, ist leicht ersichtlich. Wer sollte nicht, der auf dem Lande erzogen oder in einer grossen Stadt zwar seboren ist, aber in einem Obstgarten sich vielfach bewegen konnte, im Spätherbste und selbst bisweilen im Winter unter einem Birn- oder Apfelbaume, tief im abgefallenen Laube versteckt, eine Frucht so schön und frisch gefunden haben, als wäre sie eben vom Baume gefallen. So oft ich im December 1870 vor Paris in Gär- ten auf Posten stand, suchte ich unter dem abgefal- lenen, zum Theil verwesten Laube oder unter den niedrigen Buchs-Einfassungen nie vergebens nach verborzenen Früchten. Es waren dies die einzigen 103 Früchte, welche ich während unseres längeren Aulf- enthaltes vor Paris bekommen habe. Doch die Miethen haben, wenigstens für feineres Obst, ihre grossen Schattenseiten, weil das darin auf- bewahrte Obst sehr leicht einen erdigen Geschmack annimmt. Der einfache Landmann, dessen Gaumen nicht sehr wählerisch ist, mag hierauf keinen grossen Werth legen, für das Wirthschaftsobst, was meist gekocht wird, ist ebenfalls der erdige Geschmack gewiss auch von keiner Bedeutung, der an Besseres sewöhnte Städter will aber etwas Feineres haben. Für ihn ist die Unterbringung des Öbstes in Gebäu- den eine Nothwendigkeit. Nach meinen Beobachtungen mehr, als meinen Erfahrungen, ist es vollkommen gleich, ob das Obst in allerdings nur guten Kellern oder auf Böden aufbewahrt wird, nur müssen. beide die nö- thigen Erfordernisse haben. — Nachdem die Früchte bei trockenem Wetter gepflückt sind, werden sie auf eine dünne Unterlage gelegt. Angegangenes oder sonst schlechtes Obst ist von vornherein zu entfer- nen. Je luftiger der Aufbewahrungsraum ist, in desto dickeren Lagen kann das Obst aufgeschüttet werden. Es darf das Lager jedoch nie die Mächtiskeit von 25—30 Centimeter haben. Es betrifft dieses aber nur geringeres oder Wirthschaftsobst. Feines Tafel- obst, bei dem ausser der Güte auch noch die äussere Schönheit in Betracht kommt, darf gar nicht über- einander geschichtet werden, sondern jede Frucht muss so liegen, dass womöglich keine die andere berührt. Papier, sowohl zum Schutz gegen Staub, als auch zur Verhinderung der Ausdünstung darüber. Von 10 zu 10. Tagen muss das Obst durchgesehen und alles Schlechte ohne Weiteres entfernt werden. Gegen Kälte ist das Obst natürlich sorgfältig zu schützen. Die geeignetste Temperatur ist 1—3° R. Fast eben so schädlich ist in den Aufbewahrungsräumen Zug- luft, da die durch dieselbe ausgetrocknete Atmosphäre nach Nach einigen Tagen legt man Stroh oder | dem Obst zu viel Feuchtigkeit entzieht und auf diese | Weise das Welken der Früchte befördert. Das mehr oder weniger genaue Befolgen dieser | Vorschriften hängt natürlich davon ab, welchen Werth der Besitzer auf konservirtes Obst legt. Wo der | Preis, wie z.B. in Paris für Spätfrüchte ein so grosser ist, dass ein schön erhaltenes Exemplar von der Belle Angevine im Frühjahr bis zu 20 Frances bezahlt wird, wird auch die grösste Sorgfalt angewendet. Ein vorzügliches Mittel in Frankreich, um solche werthvolle Früchte gegen Druck u. s. w. zu schützen, ist eine Unterlage und ein Umgeben mit unserm Bär- dappsamen (Lycopodium clavatum), allerdings im trockensten Zustande. Da es ein schlechter Wärme- ‚ leiter ist, so erhält es auch eine regelmässige Tem- peratur in der Frucht selbst. In manchen Gegenden will man in allen Mona- ten des Jahres Obst haben, so z. B. in Paris. Die schlechteste Zeit, wo es am wenigsten gibt, ist im Juni und Juli. Wenn auch einige Aepfel so lange halten, so doch nicht Birnen, die aber der Franzose serade liebt und haben will. Er sucht deshalb die Zeit der Reife des Frühobstes so zu verkürzen, dass er es 14 Tage bis 4 Wochen früher geniessen kann. Das allbekannte Mittel ist, Frühobst schon unreif ab- zupflücken und es dann im Stroh zur Nothreife ze- langen zu lassen. Dergleichen frühzeitiges Obst wird aber nie einen guten Geschmack haben und ist da- her auch diese Methode, um sich früher Obst zu ver- schaffen, ganz und gar zu verwerfen. Die frühzeitig abgenommenen und nachreifenden Früchte werden auch stets schlecht aussehen. Ein anderes Mittel Obst früher zur bringen ist bekanntlich das Ringeln, d. h. die ring- förmige Entfernung der Rinde dicht unter der zur früheren Reife zu bringenden Frucht, ist nur kleinsten Maasse anzuwenden und kann deshalb gar- nieht in Betracht gezogen werden. Es können die- Reife zu im ses Privatleute thun, um Obst in geringer Menge etwas frühzeitiger zu haben, für den Handel im Grossen ist die Methode des Ringelns zu zeitraubend und auch zu kostspielig. Der Gegenstand, Obst früher reif zu machen, hat auch mich lange beschäftigt und so kam ich sehliesslich auf folgendes Verfahren: Davon ausgehend, dass die Erwärmung der Erd- sehieht, die unmittelbar die Wurzeln einer Pflanze auf deren Thätigkeit einen beschleunigen- den Einfluss ausüben und damit auch eine frühere Reife aller Theile der Pflanze, mithin auch der Früchte, hervorbringen müsse, ich einen meiner Bekannten, der im Besitze eines Obstgartens ist, ungefähr 8 Wochen vor der normalen Reife einer frühen Birnensorte (ich glaube, es war die grüne Sommer-Magdalene) die Erde rings um den Baun in einem Durchmesser von 4—4'!/, Meter bis zu den umsgiebt, ersuchte Wurzeln in die Tiefe so wegzunehmen, dass die- selben nur noch von einer 5—6 Centimeter dicken Schicht bedeckt und dass die Sonne daher das zurück gebliebene Erdreich vollständig durch- wärmen konnte. Die Resultate waren ganz erstaun- lich. Nicht allein wurden die Früchte schon Mitte Juli reif, sondern sie waren auch so saltig und schmackhaft, wie ich sie fast nie gegessen. Um den Versuch noch weiter auszuführen, ent- waren 104 fernte ich bei einem Reineclauden -Baume die Erde in der angegebenen Dicke nur auf der Nordseite. Aber auch hier war die Folge, dass die Früchte auf dieser Seite einige Tage eher reiften, als die gegen Süden hängenden. Um Austrocknen des Erd- reiches um die Wurzeln zu verhindern, muss aller- dings sehr fleissiges Begiessen stattfinden. Das sind meine Resultäte. Es wäre aber zu wünschen, dass noch weitere Versuche gemacht wür- den, um damit erst zu erfahren, in wie weit mein Mittel das frühere Reifen der Früchte bedingt. ein Dr. Lucas’ Jahrbuch für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde, Neue Folge. 1. Jahrgang. Am 1. Februar 1860 verliess Dr. Lucas seinen bisherigen Wohnort in Hohenheim, um sich in Reut- lingen, seinem jetzigen Wohnorte, niederzulassen und daselbst das erste pomologische Institut zu grün- den. Was schon längst, und zwar vor Allem in dem an Obst so reichen Württemberg hätte geschehen sollen, dureh einen Privatmann. Es war damals eine günstige Zeit, denn die ersten Pomologen -Versammlungen Deutschlands in Naum- burg a. S. Gotha vom Jahre 1853 und 1857 hatten die alte Liebe zum Obste bei den Deutschen wiederum erwachen lassen. Den 22. März 1860 be- sannen die Vorlesungen über Obstbau in Reutlingen mit 10 Zöglingen. Seitdem sind nun fast 12 Jahre vergangen. Bis zum 30. August 1871 haben nicht weniger als 596 Zöglinge in der Anstalt ihre pomo- logische Bildung erhalten. Diese Zöglinge waren nicht allein Württemberger, wenn auch deren Zahl (182) am grössten erscheint, aus allen deutschen Staaten befanden sich eine kür- zere oder längere Zeit strebsame junge Männer in Reutlingen, um den Obstbau rationell betreiben zu lernen und dann, zurückgekehrt, eine der wichtigsten Kulturen ihrer Heimath zu vervollkommnen. Wenn seitdem der Obstbau in Deutschland ein wesentlich anderer und besserer geworden ist, so unterliegt es keinem Zweifel, dass dabei dem Direktor des pomo- logischen Instituts in Reutlingen viel, sehr viel zu verdanken ist. Lucas gibt alljährlich ein Jahrbuch heraus, in seschah beiden und dem er Rechenschaft von seinem Institute ablegt. Im Jahre 1870 wurde das erste Zehn ‘dieser Jahr- | | | | | bücher abgeschlossen und es liegt uns bereits der erste Jahrgang deszweitenZehn vor, worin Bericht über den Fortgang des pomologischen Institutes vom Sep- tember 1870 bis dahin 1871 gegeben wird. Auch dieser Jahrgang besteht ausser dem Beriehte aus lehrreichen Abhandlungen über verschiedene Gegen- stände des Obstbaues, von denen ein grosser Theil von Zöglingen selbst angefertigt worden ist. Gerade dieses selbständige Hervortreten der Zöglinge zeigt uns am meisten, wie der Direktor bemüht ist, die Jungen Leute geistig anzuregen und sie zum Denken zu vermögen. Lucas lässt sie nicht nach der Schablone arbeiten und auswendig lernen, sondern die Zöglinge müssen sich der Gründe bewusst wer- den, warum sie etwas aul diese und nieht auf eine andere Weise thun. Samen-Offerte. Dem Königlichen botanischen Garten zu Berlin sind durch den Direktor der öffentlichen Anlagen in New-York die unten verzeichneten Samen mit dem Bemerken zugegangen, dasjenige Quantum, welches der hotanische Garten für seine Zwecke nicht ver- wenden kann, dem Gartenbau-Verein zur Verthei- lung unter die Mitglieder zu überlassen. Die in grösseren Mengen vorhandenen Samen sind: Baccharis halimifolia, Yucea filifera var. 1, n hs var. 2, A e var. 4, “ = var. , Boceonia cordata, aus den westlichen Prairien. Lobelia eardinalis, div. Varietäten. Loelia Sp. Venezuela, Calliearpa americana, Prinos vertieillata., Magnolia glauca, 5 tripetala, Rudbeckia fulgida, Malvaviscus ealifornieus. Die sich dafür interessirenden Mitglieder werden daher gebeten, ihre Desideraten-Listen bis spätestens ' den 7. April an den Garten-Inspektor Bouche& Berlin, Potsdamer Str. 75, gelangen zu lassen. | | | Hierbei eine Beilage, ein Anschreiben und das Nachtrags- Programm enthaltend. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift es Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pfllaänzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General- Sekretär des Vereines. No. 14. Berlin, den 6. April Ei 1872. Preis des Jahrganges 5% Thilr., N bei Bezug aM den Bue hlindel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch- SIERT Post-Vereines. Sonntag, den 7. April, Vormittags u Uhr, findet im „Klub der Landwirthe”, Französische Strasse No, 48, eine Versammlung des Vereines: statt, wozu die enchkjen Mitglieder eingeladen werden. ® ee an R u: = = —— Inhalt: Ueber Verwendung Her ek während Be Bommere im Freien. Der Königl. Garten- eier Bouchd _ Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. II. — Die neue Blumenhalle in London. — Artemisia Stelleriana und ihre Ver- wendung. Vom Hofgärtner Jäger in Eisenach. LLLL—————E EEE Ueber Verwendung ı aus liebliehen Anblick, wenn sie verständig in Grup- pen geordnet sind, so dass man die höher wachsen- den in die Mitte pflanzt und die niedrigen, auf der der Selaginelen während des Sommers im Freien. | Vom Königl. Garten-Inspektor Bouche. | Erde kriechenden als Einfassung verwendet. Da man oft in Verlegenheit ist, schattige Plätze | Ist man im Besitz einer reichliehen Nachzueht für unter Bäumen oder in der Nähe von Gebäuden wäh- das folgende Jahr, so ist es am besten, sie Ende Mai, rend des Sommers mit solehen Pflanzen zu besetzen, nachdem sie vorher hinlänglieh abgehärtet wurden, die in Folge des Sehattens oder ihrer kurzen Dauer in den freien Boden auszupflanzen, und die Zweige nur für kürzere Zeit einen angenehmen Anblick ge- der aufrecht wachsenden Arten etwas niedrig zu hal- währen, so dürfte es wahrscheinlich Manchem will- ten, wodurch sie veranlasst werden, sich schneller kommen sein, auf derartige Pflanzen aufmerksam | zu bestauden und die Gruppe früher zu füllen. Am gemacht zu werden. besten gedeihen sie in recht lockerer, nicht zu sehr Man kann zwar solche Plätze, auf denen oft verwester Lauberde, der man auch alte Holzbrocken nieht einmal eine Rasenvegetation von Dauer ist, und Torfabfall beimengen kann, auch in alter, fast mit Epheu, Vinca minor u. dergl. besetzen, oder sie verrotteter Lohe aus Lohbeeten gedeihen sie sehr dureh bei uns im Freien ausdauernde Farne deko- gut. Da die Wurzeln nicht tief in den Boden ein- riren, die aber leider schon oft in der zweiten Hälfte dringen, so braucht dieser nur 6—8 Zoll (1,6 bis des Sommers abzusterben beginnen und unansehn- 2,1 Cm.) mit obiger Erde meliorirt zu sein. Da sie lich werden; nicht selten bedient man sich auch | ferner gegen Trockenheit empfindlich sind, so müssen verschiedener Arten von Saxifraga. Aber auch diese sie bei trockenem Wetter oft mit einer feinen Brause werden sehr bald zu lang und unansehnlich, weil begossen werden. Will man sie recht üppig haben, sie an ihren natürlichen Standörtern entweder an | so ist ein täglich, besonders zur Abendzeit zu wie- sonnigen Stellen oder an schattigen Abhängen, nie- | derholendes Bespritzen der Pflanzen selbst und ihrer mals aber unter einem diehten Laubdache von grossen | Umgebung sehr zu empfehlen, weil eine feuchte At- Bäumen vorkommen. , mosphäre ihr Wachsthum sehr begünstigt. Eine grosse Zahl von Arten der Gattung Selagi- Will man die Pflanzen im Herbst nieht opfern, nella hingegen behagt sich an solehen Standörtern so können sie auch mit den Töpfen eingesenkt nieht nur am besten, sondern gewährt auch durch ihr | werden. {reudiges Grün und ihren zierlichen Wuchs einen über- Obgleich die Selaginellen meistens den tropischen 14 106 und subtropischen Gegenden unserer Erde angehören, so habe ich im vorigen Jahre, welches keineswegs sich durch besondere Wärme auszeichnete, es zum ersten Male versucht, die Mehrzahl der Arten dieser Gattung von Anfang Juni bis Ende August ins Freie zu stellen, weil viele derselben, wenn sie während des Sommers in den Gewächshäusern verbleiben, zu lang und unansehnlich werden. Der Erfolg war ein durchaus befriedigender; die Zweige blieben kurz, die Pflanzen kräftigten sich dureh die freie Luft un- gemein, zegen anhaltenden Regen durchaus nicht empfindlich, und boten dureh ihr saftiges Grün einen prächtigen Anblick Dureh diese Aul- stellung war ein Platz, der sonst in Folge des tiefen waren dar. Schattens während des Sommers kaum eine Spur ! von Vegetation bot — in zierlicher Weise dekorirt. Dass Selaginella helvetiea, ein Bewohner unserer Alpen, Kraussiana (hortensis), deren Vaterland nicht festzustellen ist, und dentieulata, in Süd-Europa hei- misch, bei uns während desSommers im Freien gut ge- deihen, ist bekannt, dahingegen eignen sich auch fol- sende Arten zur Dekoration im Freien: S. eaulescens, euspidata, euspidata var. elongata (cordifolia), deliea- tissima, erythropus, Galeottiana, inaequalifolia, inceres- centifolia, Kraussiana var. Poulteri, Ludoviciana, Mar- tensii, ferner Martensii var. compacta, Martensii var. eompaeta variegata, Martensii var. divaricata, Martensii var. flaceida, rubrieaulis, sarmentosa, serpens, steno- phylla, und vitieulosa. Andere Arten, als: S. apus und apus var. densa, eiliata, haematodes und uneinata gediehen zwar an- fänglich recht gut, schienen aber gegen die kühlen Nächte des vorigen Sommers empfindlich zu sein schon früher wieder in das Gewächs- ich und mussten haus zurückgebracht werden; jedoch zweifele nicht daran, dass sie in wärmeren Sommern eben- falls im Freien werden stehen können. Mit folgenden Arten, die meistens wärmeren Gegen- den angehören, oder empfindlicher gegen trockene Luft sind, habe ich noch keine Versuche gemacht, sie während freien Lult auszu- setzen: S. atroviridis, Breynii, eonvoluta, laevigata, lepidophylla, Lobbii, Lyalli, Pervillei, pilifera, Poeppi- Sollte der diesjährige des Sommers der siana, pubescens und faleata. Sommer günstiger sein, so will ich auch, wenigstens mit einigen derselben, ähnliche Versuche anstellen, und seiner Zeit das Resultat mittheilen. Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unerwähnt lassen, dass auch die Mehrzahl der tropischen Farn- kräuter, welche in den meisten Gärten während des ganzen Jahres in den warmen Gewächshäusern unter- halten werden, von Ende Mai bis Ende August im Freien aushalten, wenn man ihnen einen schattigen. gegen Wind geschützten Platz anweist. Die Wedel entwickeln sich alsdann viel kräftiger und reichlicher, . als in der eingeschlossenen Luft unserer Warm- häuser, was zur Folge hat, dass sie auch viel besser den Winter überstehen. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. II. Wir haben am Schluss des vorigen Jahrganges Mittheilungen über die projektirte Reise des Gärtners Hildebrandt aus Bonn gemacht und sind jetzt im Stande, weiter über ihn zu berichten. Gewiss wer- den die Leser der Wochenschrift den kühnen Rei- senden nach Zanzibar, also nach der Ostseite des tropischen Afrika’s, um so mehr mit Theilnahme ver- folgen, als er vielen Gefahren entgegengeht. Ist der Osten Afrika’s wegen seines besseren Klima’s viel- leicht auch nicht so gefährlich, als der Westen, wo bereits manche Opfer dem Wissenschaftsdrange er- legen sind, — wir erinnern nur an den Botaniker Dr. Vogel aus Bonn und an Dr. Schönlein, den Sohn des berühmten , "zuletzt in Berlin lebenden Arztes gl. N., — die Gefahren mit den wilden Völ- kern im Osten sind dagegen wahrscheinlich grösser. Weder der englische, noch der portugiesische Arm, die beide sonst sehr mächtig in Afrika sind, reicht hier weit in das Innere des Landes. Es leben da- selbst noch arabische Stämme, welche von Norden her eingewandert sind und im Kampfe mit Negern noch mehr verwilderten, als sie es schon früher waren. Sie sind es vor Allem, welche die Euro- päer hassen. Hildebrandt hatte bereits im Herbste seine Stelle im botanischen Garten aufgegeben, um sich auf seine grosse Reise gehörig vorzubereiten. Leider sind aber für diese Länder die Hülfsmittel zur Erken- nung der dortigen Ländergebiete, selbst derer an der Küste, ausserordentlich gering. Wir haben keine Reisenden, welche von Zanzibar aus tief in das In- nere des Landes einzudringen vermocht hätten. Um desto mehr giebt es für unseren Reisenden zu ent- decken und zu finden, um so grösser wird sein Ruhm sein, wenn er.dereinst nach mehrern Jahren glück- " lich heimkehrt. Unser Reisender geht allein. Es hat dieses viel für sich, besonders in solchen Ländern, wo noch gar nichts geschehen ist. : Hier vermögen grossartige Expeditionen nicht viel, wie wir dureh die Versuche des Fräulein Tinne, wohl der unerschrockensten und kühnsten Dame, welche je für Reisen existirt | hat, und nieht weniger des Barons von derDecken erfahren haben. Allem grosses Misstrauen der Eingebornen tritt grossen Expeditionen im Innern des Landes alsbald entgegen, während einem Reisenden allein in der Regel weder von dem Einen noch von dem, Andern so bedeu- Mangel an Nahrungsmitteln und vor | tende Hindernisse, als jenen, in den Weg gelegt | werden. Der Engländer Livingstone, der nun seit Jahren im Innern des südafrikanischen Central- landes sich glücklich durchgeschlagen hat und von Neuem eingedrungen ist, aber auch unsere Lands- leute, der .verstorbene Barth aus Hamburg und Rohlfs aus Bremen, sind Beispiele von glücklich | durchgeführten Reisen einzelner Männer, welche un- sere Behauptung bestätigen. Auch wir können, wenn auch nicht in so glänzender Weise, aus Erfahrung sprechen. Hildebrandt befindet sich jetzt auf dem Weg nach Alexandrien, vielleicht schon in Egypten. ist am 5. März von Berlin abgereist und wollte di- rekt nach der Ostküste Afrika’s gehen. Von Suez aus geschieht die Weiterreise zu Schiffe im Rothen Meere, und zwar längs der arabischen Küste nach &Aden. Im nächsten Sommer hat Hildebrandt die Absicht, einestheils der Somali - Küste, anderntheils der Südküste Arabiens einige Aufmerksamkeit zuzu- wenden, so dass er erst im August auf der Insel Soceotora sein wird. Wie es heisst, soll von Seiten der italienischen Regierung eine Expedition nach dieser Insel unternommen werden, um möglicher Weise sie (wohl mit Erlaubniss der Engländer) in Besitz zu nehmen. Vielleicht könnte dann Hilde- brandt sich dieser Expedition anschliessen, was seine Forschungen wesentlich unterstützen würde. Er | So viel wir wissen, ist die Insel Soceotora bis jetzt noch ziemlich unbekannt und wenigstens von keinem Naturforscher untersucht worden. Bekannt ist nur, dass eine der offizinellen Alo&e-Pflanzen dort wächst | und ihren Namen von der Insel erhalten hat. Erst im November gedenkt Hildebrandt in den kleinen Küsten-Fahrzeugen, welche dort gehen, seine Weiterreise nach Zanzibar anzutreten. Da diese Fahrzeuge langsam gehen und oft an der Küste an- halten, so hat er Gelegenheit, den einen oder ande- ren Küstenstrich, von dem wir fast gar nichts wis- sen, wenigstens etwas kennen zu lernen und uns vielleicht Notizen darüber zu geben. In Zanzibar an- sekommen,. wird er aber vor Allem.der Ruhe und Erholung sehr bedürfen, aber auch um sich für die | | Weiterreise zu orientiren. Bis nach Zanzibar liess sich wohl die Reiseroute feststellen und auch durch- führen, die eigentlichen Schwierigkeiten aber beginnen erst jetzt. Hildebrandt muss vor Allem sich von Eingebornen Nachrichten über das Innere des Lan- des zu verschaffen suchen, dann einige Eingeborne gewinnen, welche ihn begleiten wollen. Der Reise- plan, in einem gänzlich unbekannten Lande, wird nicht weit reichen. Er wird sich auf der Reise selbst immer ändern, je nachdem es die Umstände verlan- sen. Wie lange die Vorbereitungen dauern werden, lässt sich jetzt gar nicht sagen. Wir wollen unserem Reisenden vor Allem Gesundheit, weiteren Enthusias- mus und Muth von ganzem Herzen wünschen. Es ist uns vor Kurzem von dem Kunst- und Handelsgärtner Oscar Liebmann in Dresden eine kleine Teppichpflanze zugesendet worden, um uns, da sie im Mai in den Handel gebracht werden soll. darüber auszusprechen. Da mau von Jahr zu Jahr zunehmenden Liebhaberei für Teppichpflan- zen nach passenden Pflanzen sucht, so gehört aller- dings die uns zugesendete zu denen, welche empfoh- len werden können. Diese neue Teppichpflanze ist eine noch mehr bunte Form eines im Süden Deutsch- lands und im Süden überhaupt wachsenden Unkrau- tes, der Oxalis cornieulata, nicht aber der ©. strieta, welche mehr im Norden wächst und früher häufig mit jener verwechselt wurde. Wir haben schon seit länger als 20 Jahren eine Abart dieses Unkrautes, wo die Blättehen, ähnlich, wie bei der braunblättrigen Form unseres weissen Klees (Trifolium repens), braun gefärbt sind. Warum diese Form, wie auch der braunblättrige Klee, in den letzten Jahren, mehr Teppichpflanzen gesucht werden als fıüher, nicht mehr, oder wenigstens nur auf dem Lande, verwendet wird, begreift man in der That nicht, und zwar um so weniger, als beiderlei Pflanzen ihrer Kultur keine Mühe machen, als dass sie vielleicht in Kurzem zu dicht geworden sind. Die Liebmann'sche Form der braunblättrigen Abart der O. eornieulata, welche erstere in den Gär- ten den Beinamen OÖ. tropaeoloides (vergl. 1. Jahre. d. Wochenschr. S. 95) erhalten hat, verdient unbe- dingt den Vorzug vor der bekannten Hauptform. Sie wurde von ihrem Besitzer im vorigen Jahre aus Sa- men gezogen. Die Farbe der einzelnen Blättehen ist bei der Form bald ein Rosa, bald ein Karmmoisin- roth. Bisweilen haben die Blättchen zur Hälfte diese rothe Farbe, während die andere srün geblieben ist oder wohl auch weiss erscheint. Es scheint, als wenn das Roth im Freien dunkler, 14” bei der Wo bei sar aber auch nur 108 in dem Gewächshause dagegen heller würde. Grade diese Abwechslungen in der Farbe geben der Pflanze aber einen grösseren Werth. Der früher in der Wochenschrift genannte Fran- zose Eugen Simon liebhaber und Blumenfreund zu scheint ein grosser Pflanzen- sein und hält sich, wie wir bereits gemeldet haben, gegenwärtig in China auf. Da er mit dem Jardin des plantes in fortwäh- render Verbindung steht und von Zeit zu Zeit diesem allerhand Sämereien u. s. w. aus China zusendet, so hat dieses grossartige Pflanzen-Institut schon manche interessante Pflanze, über welche die Revue horticole bisweilen Mittheilungen gemacht hat, erhalten. Im zweiten Hefte des diesjährigen Jahrganges genannter Zeitschrift wird wiederum einer interessanten Pflanze Erwähnung gethan, die auch unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Es ist eine Birnsorte, welche bereits in Paris Früchte getragen hat. Carriere, in der Ertheilung neuer Namen für Formen unerschöpf- lich, betrachtet auch dieses Birngehölz als eine be- sondere Art nnd giebt ihm den Namen Pirus Si- monii. Für uns, die wir uns seit fast 4 Jahrzehnten mit der Erforschung der Stammeltern unseres Obstes wissenschaftlich beschäftigt haben, ist dieses chine- grossem Interesse. der Wochenschrift sische Birngehölz natürlich von Zum Verständniss für die Leser bemerken wir, indem das, was wir bereits im 1. Bande unserer Dendrologie (S. 215) mitgetheilt haben, berufen, dass unsere jetzi- sen Birnen-Sorten wahrscheinlich von 3 ursprünglich nur in Asien wild wachsenden Arten des Geschlechtes Pirus abstammen, dass dagegen die Birngehölze der Wälder u. s. w. nur verwilderte Sorten, keineswegs selbständige Aıten, wie Viele meinen, Von diesen 3 ursprünglich wilden ‘Birnarten wächst die eine im Norden des Orientes: P. elaeagrifolia, und ist wohl die Mutterpflanze aller Birnsorten mit sind. langen Früchten, aber auch meist mit langen Blättern. Die andere: P. persica, wächst vorherrschend im Süden des Orientes nach Persien hinein. samotten und ähnliche Birnen mit rundlichen Früch- ten, deren Stiel, wie bei dem Apfel, aus einer Ver- tiefung seinen Ursprung nimmt. Bei dieser Art sind auch die Blätter mehr rundlich oder wenigstens doch breit-länglich und länglich - lanzettförmig. Ihr Rand ist nur wenig oder, wie bei P. elaeagrifolia, gar nicht Von ihr stammen unsere Ber- sezähnt. Die dritte Mutterpflanze unserer Birnengehölze wächst ursprünglich wohl nur in China, kommt aber verwildert sehr viel in mitteleuropäischen Wäldern, wir zu gleicher Zeit uns auf und erstreekt sieh ostwärts tief | besonders im Westen Frankreichs, vor. Diese ver- wilderte Pflanze hat von Gärtner den Namen P. Ach- ras erhalten, ist aber von uns auch zur Bezeichnung der wilden Pflanze benutzt worden. Die ehinesisch& Kulturpflanze hat Lindley als P. chinensis be- schrieben und abgebildet. Ausgezeichnet ist diese Art durch die feine, mehr borstenförmige Bezahnung der eirundlichen oder länglichen Blätter. Wenn Car- ricre dieses Merkmal der chinesischen Birnen-Sor- ten zuerst beobachtet haben will, so zeigt er wie- derum, dass er nicht weiss, was in der Welt vor- zeht. Sowohl Lindley, als wir (Dendrol. I,, 215) haben bereits darauf hingewiesen. Exemplare der im Westen Frankreichs wachsenden P. cordata Desv., einer Foım der P. Achras, hätten ihm ebenfalls sa- sen können, dass die chinesische Birnart verwildert in Frankreich vorkommt. Von P. Achras stammen ohne Zweifel die meisten und besten Birnsorten. Die Frucht hat in der Regel eine Eiform, ihr Stiel liegt aber in keiner Veıtiefung. Durch Kreuzung mit Sorten der P. elaeagrifolia einer- seits und der P. persieca andererseits sind bereits so viele Zwischenformen entstanden, dass es jetzt kaum noch möglich ist, diesen einen bestimmten Platz in der systematischen Botanik anzuweisen. Schwierig macht die Sache ausserdem noch, dass bei der neuen Sorte bisweilen vom Vater die Form der Frucht, vorm der Mutter die Form des Blattes, oder umgekehrt, übertragen wurde. Pirus Simoniü besitzt die Blätter der ächten chi- nesischen Birnart, nämlich eirund, auch etwas herz- förmig oder nach oben in die Länge gezogen, am Rande ausserdem mit den charakteristischen Wimper- zähnen versehen, die Frucht hat dagegen die Form einer Bergamotte, also wie die Frucht von P. persiea beschaffen ist. Man möchte hieraus schliessen, dass P. persica noch viel weiter nach Osten, vielleicht selbst im chinesischen Hochlande im Westen ver- breitet ist, vielleicht auch erst daselbst eingeführt wurde. Es könnte dieses vielleicht in der Zeit ge- schehen sein, wo die mehr westwärts wohnenden Mongolen nach Osten vordrangen und den Thron des him:nlischen Reiches einnahmen. Wir bemerken schliesslich, dass die unrichtige Sehreibart Pyrus im oder kurz nach dem Mittelalter, wo man sich des „y“ häufig anstatt des „i“ bediente, entstanden ist, aber der klassisch-lateinischen Sehreib- art Pirus weichen muss. Wir sind in Folge unserer kleinen Abhandlung über Azalea mollis in der 10. Nummer der Wochen- schrift von Gent aus dahin berichtigt worden, dass der Züchter der ersten Formen der A. sinensis in ge- un. nannter Stadt, Byls, nie Bäcker, sondern gleich vom Anfange ein sehr umsichtiger Handelsgärtner gewe- sen ist. Es ist diese Angabe unsererseits ein Irr- thum gewesen, den wir hiermit berichtigen wollen. Er soll uns aber Gelegenheit geben, wo wir durch die erneute Einführung der Azalea sinensis unter dem Namen A. mollis, hauptsächlich durch L. van Houtte in Gent, eine neue und von den anderen verschiedene Reihe sogenannter Pontischer oder Frei- land - Azaleen neben den früheren erhalten haben, noch über diese im Allgemeinen zu sprechen und auf die Verschiedenheit beider Reihen aufmerksam zu machen. Die hauptsächlich an der Küste des Schwarzen Meeres wachsende Azalea pontica ist schon einige Jahrhunderte in unseren Gärten kultivirt worden. Als später die Indischen Azaleen von Neuem eingeführt wurden, welche man nur in Töpfen zog, bekamen jene mit den in Nordamerika wachsenden Arten, die unterdess ebenfalls aus ihrem Vaterlande in Europa eingeführt worden waren, den Namen der Freiland- oder wohl auch der Pontischen Azaleen. Trotz der Schönheit ihrer Blumen erhielten sie aber lange nicht die Aufmerksamkeit der Pflanzenliebhaber, wie die Indischen Azaleen. Erst in den zwanziger und noch mehr in den dreissiger Jahren, wo man zuerst in England, dann auch in Belgien, besonders in Gent, durch Kreuzung der ächten Pontischen Azaleen mit nordamerikanischen Arten schöne Sorten und eine grössere Mannigfaltigkeit erzielt hatte, wurden sie ebenfalls Lieblingsblumen. In England hatte man hauptsächlich in dem damals berühmten Garten von Spofford glänzende Resultate erlangt, noch glücklicher war aber ein Liebhaber in Gent, der Bäcker Mortier. Dieser Mortier war es hauptsächlich, der durch Kreuzungen und Aussaaten die Blumen der Freiland- Azaleen so sehr vervollkommnete und eine so grosse Mannigfaltigkeit in den Blumen hervorrief, dass diese in allen Pflanzen- und Blumenzucht treibenden Län- dern Anerkennung fanden und vor Allem in England allen andern, selbst den eigenen Erzeugnissen vor- zezogen wurden. Die schönste erhielt den Namen Rhododendron*) Mortieri (nicht Morterii, wie zeschrieben ist) und wurde in dem bekannten illustrir- ten Gartenwerke: British flower Garden von (2. Reihe, 1. Band, 10. Tafel) abgebildet. Gewöhn- lieh hatten im Handel aber alle Sorten diesen Namen Sweet *) Viele Botaniker vereinigen Azalea, weil die Arten in ihrer Gesammtheit sehr schwierig von denen des Genus Rhodo- dendron zu unterscheiden sind, mit diesem zu einem grossen ge- meinschaftlichen Genus, wo Azalea nur eine Abtheilung bildet. damit oder sie befanden sich in England mit dem Namen „hardy Ghent Azaleas“ in den Verzeichnissen. Die Vervollkommnung dieser Azaleen wurde aber in Gent noch weiter fortgesetzt; ganz besonders beschäftigten sich die Gärtner van CGassel, Louis und Alexander Verschaffelt, später Jean Ver- schaffelt und neuerdings auch Louis van Houtte mit Aussaaten und brachten vorzügliche Sorten in den Handel. Dem letzteren war es schliesslich auch selungen, eine Sorte mit gefüllten Blumen hervorzu- bringen. Durch Loddiges war im Anfange der zwan- ziger Jahre eine Azalee direkt aus China eingeführt worden, welche zwar ebenfalls die Blätter und der A. pontieca nahe steht, aber grössere und denen der Indischen Azaleen ähnliche Blumen besitzt. Auch mit dieser Art wurden in England gleich an- fangs Versuche angestellt, welche keinen besonderen Resultaten führten. Glücklicher war man dagegen auf dem Festlande, besonders in Belgien, abwirft aber zu und zwar wiederum in Gent, damit. Hier warf es jetzt der Handelsgärtner (nicht Bäcker) Byls, der eine Reihe neuer Sorten erzog und in den Handel brachte. Dem Züchter zu Ehren wurden sie als Byls’sche Azaleen bezeichnet. Die schönste bil- dete Ch. Morren (der Vater) in den damals von ihn herausgegebenen Annales de la soeciete d’agri- eulture et de botanique de Gand (Tom. 1., Tab. 27) ab. Doch auch die Byls’schen Azaleen kamen in Vergessenheit, während die Mortier’schen oder Gen- ter Freiland-Azaleen, wenigstens in Belgien und Eng- land, in Deutschland, weniger Lieblingssträucher ‚ blieben und noeh sind. Vor einigen Jahren kam, wie wir zur Zeit in der Wochenschrift berichtet haben, eine dritte Azalee mit abfallenden Blättern und grossen gelben Blüthen direkt aus Japan, und zwar als Azalea mollis, ein Name, den Blume der Pflanze schon im Jahre 1826 (freilich nach getrockneten Exemplaren) ge- seben hatte, in den Handel. Sowohl der verstorbene John Gould Veitch in London, als der russische Reisende Maximowitsch, der jetzt als Botaniker am botanischen Garten in Petersburg angestellt ist, lernten den Blüthenstrauch in Japan, wo er ebenfalls viel in Gärten kultivirt wird und in einer Reihe von Formen existirt, kennen und fühıten London, resp. in Petersburg ein. Maximowitsch, dem ein grosses Material zu seinen wissenschaft- lichen Untersuchungen zu Gebote stand, fand als- bald, dass diese Azalea mollis von Azalea sinensis nieht verschieden sei. Es muss demrfach auch die- ser von Loddiges gegebene Name von nun an zur ihn zuerst in 110 Bezeichnung der jetzt erwähnten Azalee gebraucht | beiden besseren Sorten kostet das als feines Hom- werden, weil er ein Jahr früher (1825) gegeben ist, als der Azalea mollis. Wiederum war es Gent, sächlich mit der Vervollkommnung dieses neu ein- geführten Strauches beschäftigte. Louis vanHoutte daselbst war es, der Kreuzungen anstellte, mit dem erhaltenen Samen Aussaaten machte und zu glück- lichen Resultaten gelangt ist. In dem vor Kurzem uns zugekommenen 140.Verzeichnisse seines Etablisse- ments sind bereits 20 verschiedene Soıten (S. 338) aufgeführt worden. Abgesehen davon, dass Blüthen der A. mollis, resp. sinensis, grösser sind. als die der A. pontica und der Verwandten, sollen alle Sorten sich auch nach van Houtte sehr leicht treiben lassen. Der Landwirth bedient sich der künstlichen Düngmittel seit geraumer Zeit da, wo bei den ver- mehrten grossen Kulturen und der dadurch beding- ten Erschöpfung des Bodens der natürliche Dünger nicht mehr ausreicht, mit grossem Vortheil; die peru- anischen Guanolager, welche man noch vor 30 Jahren für unerschöpflich hielt, werden in Kurzem in Folge des srossen Bedarfs verbraucht sein; und doch wurde dem Verlangen darnach noch keineswegs entsprochen. Der Guano hat schliesslich einen beispiellos hohen Preis erhalten. Vor 1 und. 2 Jahrzehnten fingen auch Gäitner an, sich zur Erhöhung der Vegetation ihrer kultivirten Pflanzen künstlicher Düngmittel zu be- dienen. Hornspähne, in die Erde der Töpfe gethan oder mit Wasser übergossen und nach einiger Zeit dieses zum Begiessen oder zum Bespritzen benutzt, wurden, nebst anderen künstlichen Düngmitteln hier und da, viel benutzt. Seit einigen Jahren hört man aber wiederum kaum noch etwas davon. Was ist die Ursache dieser plötzlichen Einstellung von wo man sich haupt- die Mitteln zur Erhöhung der Vegetation, wenn man doch früher glänzende Erfolge gehabt hatte? Es ist der Redaktion der Wochenschrift von Seiten des Besitzers der Dampf-Knochenmehl- und chemischen Düngerfabrik Ludwig Michaelis in Gross-Glogau, ein Bericht über durch Gärtner und Pflanzenliebhaber angestellte Versuche eines Knochen- mehlpulvers zugegangen, aus dem Einiges zu ent- nehmen für die Leser der Wochenschrift von Interesse sein dürfte. Zugleich mag es uns Gelegenheit bieten, von Neuem auf künstliche Düngmittel aufmerksam zu machen. Dieses Glogauer Hornmehl hat einen Stickstoffgehalt von 131/, fast 4 pCt. Phosphorsäure. Tagen in Wässer auf, während andere Präparate der Art Von den pCt., hingegen besitzt es Es löst sieh binnen 14 zebrauchen. längere Zeit hierzu mehl bezeichnete Präparat 4!/,, das Düngpulver aber 51/, Thaler. Da einige Gärtner, welche besonders Versuche mit letzterem angestellt haben, auch den Lesern der Wochenschrift bekannt sind, so werden wir hier auf deren Angaben besonderes Gewicht legen. Garten- inspektor Gireoud in Sagan bestreute ausgehungerte Azaleen, nachdem die Erde angefeuchtet war, mit dem Hornmehl im August und-spritzte nachher sehr stark mit der Brause. Um eine feuchte Luft zu er- halten, wurde von Zeit zu Zeit auch zwischen den Töpfen gespritzt. Die Pflanzen erkräftigten sich un- gemein und die Blätter erhielten eine dunkelgrüne Farbe. Nachwirkung war ebenfalls sichtbar. Bei wurzelächten Landrosen, welche in einem trockenen, aber lehmigen Sandboden sich befanden, wurde ferner das Pulver ebenfalls aufgestreut und darauf leicht eingehackt. Der Boden erhielt fortwährend die nöthige Feuchtigkeit. Bei Rosen in Töpfen liess Inspektor Gireoud das Pulver sich in Wasser auf- lösen und benutzte die Flüssigkeit als Guss. In beiden Fällen fand ein recht kräftiges und üppiges Wachsthum statt und die Sträucher blühten ausser- ordentlich reich. Hofgärtner Götz in Slawentzig in Oberschlesien wandte das Hornmehl im Gemüsegarten an, der 2% Sand und Y; Lehm enthält, indem er es bei feuch- ter Witterung in die frisch gegrabenen Gemüseländer einhackte. Die Erfolge waren ausserordentlich. Bei anhaltender Trockenheit darf es jedoch nicht auf leichtem Boden verwendet werden. Bei Topfpflanzen, wo !/yo unter die Erde gemischt wurde, hält Hof- särtner Götz das Hornmehl für das billigste und nachhaltigste Düngmittel. Hofgärtner Ickelsheimer in Kissingen wandte das Hornmehl auf die Töpfe gestreut, aufgelockert und begossen, nach 6—8 Tagen wieder aufgelockert, bei allerhand weichholzigen Topfpflanzen, wie Helio- trop, Fuchsien, Calceolarien, Begonien, aber auch bei Fieus, an, und erhielt ebenfalls glänzende Re- sultate, besonders bei Fuchsien grosse Blumen. Hofgärtner Neumann endlich, auf Albrechts- berg bei Dresden, wandte das Hornmehl im April bei der Einsaat für Rasen und im Sommer zur Nach- düngung, aber nur auf schlechten Stellen, an. Der Boden war ein sandiger Gartenboden. Der Erfolg war sehr sichtlich. Man kultivirt in den Warmhäusern eine niedrig- bleibende Pflanze von palmenähnlichem Ansehen unter dem Namen Garludovica palmata. Die sehönen grossen und handförmig getheilten Blätter im stehen auf sehr langen und schlanken Stielen und tragen hauptsächlich dazu bei, dass die Art auch eine der schönsten Dekorationspflanzen darstellt. Carludovica palmata ist aber auch in ihrem Vater- lande, den kolombischen Republiken und in Gua- temala, eine der wichtigsten technischen Pflanzen und beschäftigt eine grosse Menge von Leuten. Sie ist nämlich die Pflanze, aus der die ächten Panamahüte semacht werden, während man die schlechteren, die auch bei uns nur einen geringen Preis haben, aus Fasern verschiedener Schirmpalmen bereitet. Die ächten und guten Panamahüte haben, da sie nur aus den feinsten Mittelfasern der Blätter, wenn diese sich noch nicht entfaltet haben, angefertigt werden, sehr hohe Preise. Die besten werden in Tolima bereitet. Hier wird das Stück 35 Thalern verkauft; ja einzelne Hüte werden sogar bisweilen um den doppelten Preis bezahlt. Nächst- dem kommen die Panamahüte von Antioquia, wo das Stück 20 bis 24 Thaler kostet. Die schlechtesten werden in Santander angefertigt. Hier zahlt man für das ganze Dutzend sogar nur 5 bis 8 Thaler. Diese Santanderhüte sind die gewöhnlichen, welche fast nur zu uns nach Deutschland kommen und neben aus Palmenblattfasern angefertisten Panamahüten um die bekannten niedrigeren Preise verkauft werden. Ausser dem Hafen Santa Martha ist es hauptsäch- lich die Insel Cuba, wo sich der Handel mit Panama- hüten konzentrirt. Im Jahre 1869 wurden allein 2,249 Hüte nach Frankreich und 4,845 Hüte nach England versendet. Die neue Blumenhalle in London. Paris und London haben ihre bestimmten Gegen- den, wo Blumen und Blattpflanzen in Töpfen ver- kauft werden, in Berlin ist es anders. Wenn hier auch alle öffentlichen Plätze, auf denen 2 Mal in der Woche Markt gehalten wird, ebenfalls an be- stimmten Tagen reichlich mit Pflanzen und Blumen besetzt sind, so findet man hier doch nur die weniger sute Waare, den Ausschuss, wenn ich mich so aus- drücken darf, die besseren und ausgesuchteren Exemplare sind dagegen in den sogenannten Blumen- läden, die oft in Kellern eine Stätte gefunden haben. Diese Blumenläden sind eine eigenthümliche Er- scheinung Berlins, wie sie keine andere Stadt, selbst Deutschlands, aufzuweisen hat und zur Versehöne- rung der breiten Strassen nicht wenig beitragen. Es ist dieses besonders in den belebteren , von hier z. B. der Leipziger und Friedrichsstrasse, der Fall. Vor den alten, nun abgetragenen Thoren nach Westen hin, wo Vorgärtehen vorhanden sind, dienen diese hier und da im Sommer zur Aufnahme der Pflanzen und Blumen der Blumenhändler und tragen Schönheit der ganzen Umgebung viel bei. zur Gerade jetzt, wo das Frühjahr beginnt und Azaleen, Hya- einthen, Tulpen, Seillen, Crocus u. s. w. in Massen zum Verkaufe herangezogen werden, bietet vor Allem die Potsdamer Strasse einen grossen Reiz für den dar, der sieh für Blumen- und Pflanzenschmuck in- teressirt. In London gibt es nur einen grossen Blumen- und Pflanzenmarkt, so ziemlich mitten in der Stadt. ı Es ist der Coventgarden, nicht weit von der Themse mit 25 bis | und in dernächsten Nähe derbekannten St. Paulskirche, ein seit JangerZeit berühmter und viel besuchter Ort, wo und in dessen Nähe wohl die meisten Menschen täglich zusammenkommen, und zwar höchsten Ständen, so‘ wie aus den bürgerlichen Kreisen. Früher ein Besitzthum der Westminster Abtei, hatte aus den der geräumige Platz den Namen Convents- Garten (Covent-Garden) erhalten. Nach Aufhebung der Klöster kam der Platz zuerst in den Besitz der Her- zöge von Sommersett und 1552 in den der Herzöge von Bedford, denen er noch gehört. In alten Zeiten war er ein Weideplatz. Später siedelten sich aller- hand Verkäufer hier an und erbauten auf ihre Waare bezügliche Läden und Häuser. es aber Gärtner, Hauptsächlich waren welche ihr Gemüse, ihre Früchte und später auch ihre Blumen und Pflanzen feilboten und dazu besonders die Mitte einnahmen, ein Theil herum durch Art bedeckter Kolonnaden mit anstossenden Gebäuden (Piazza’s) verschönert wurde. während rings eine Gerade dieser Theil war eine Zeit lang der Aufenthalt der vornehmen Welt Lon- dons; manche der grössten Würdenträger und sonst der hohen Aristokratie Englands hatten hier ihren zeitweiligen Aufenthalt. Der Blumen-, Frucht- und Gemüse-Markt des CGoventgardens nahm von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zu, ohne dass aber etwas geschah, weder für die Käufer, noch für die Verkäufer. Man hatte sich allmählig an die Unbequemlichkeiten eines urwüchsigen Zu- standes gewöhnt, bis die neueste Zeit mit ihren An- forderungen herankam. Es wurde zwar im Jahre 1831 ein Gebäude hergestellt, was aberkeineswegs entsprach. Mit der Zeit wurden schliesslich die benutzten Räum- lichkeiten so schlecht, dass, wie ein Berichterstatter in Gardeners Chroniele sagt, der Aufenthalt in ihnen für Menschen und Pflanzen schlecht war. Endlich und sah der jetzige Besitzer. des sleich ungesund 112 Goventgarden, der Herzog von Bedford, dass dem abgeholfen werden müsste. ein, Es ist ein Vortheil der jetzigen Zeit, dass man zwar oft lange Zeit gebraucht, um einen Uebelstand einzusehen, wenn es aber einmal geschehen und es zu einem Entschluss gekommen ist, so geht es auch nun um so rascher. Was man will, ist dann oft mit einer bewundernswerthen Schnelligkeit hergestellt. Es wurden 3 Häuser am Coventgarden, der Westseite serissen., srossartiges Gebäude herbeizuschaffen. stellt welche jetzt überhaupt existiren mögen. Bau, der dem Bedford, den Erbauern, Ehre macht. Das Gebäude nimmt einen Flächeninhalt von 16.000 Quadratfuss ein und ist eine Art Glaspalast, hauptsächlich aus Eisen und Glas bestehend, was und der Wellingtonstrasse um zunächst den nöthigen Raum an weg- für ein Es ist fertig Blumenhallen Es ist ein aber und eine der sehönsten dar, Herzoge von auch beides auf steinernen Grundmauern, aus Backsteinen erbaut, ruht. An den Seiten hat nur eine Höhe von 19 Fuss, während die des Daächfirstes 54 Fuss es beträgt. Den Eingang bildet eine der Giebelseiten und liegt in der Richtung der Wellingtonstrasse. Alles ist geschehen, um es im Gebäude Käufern und Verkäufern bequem zu machen. Man kann für das ganze Jahr sich einen bestimmten Stand miethen oder man zahlt tageweise, so lange als es einem beliebt. Tische und Stellagen sind zwar vorhanden, es ist aber Jedem freigestellt, sich ausserdem einzurichten, wie er will. Im Allgemeinen ist übrigens diese Blu- ımenhalle nach den Markthallen in Paris angelegt. (Schluss folgt.) Artemisia_ Stelleriana und ihre Verwendung. Vom Hof-Gärtner Jäger in Eisenach. Seite 390 der Wochenschrift von 1871 heisst es in einem Auszuge des „Refugium botanieum” von Artemisia Stelleriana: „ebenfalls ein Halbstrauch —. Er muss bei uns gleich den Alpenpflanzen in Töpfen sezogen werden” u. Ss. w. Dieselbe Pflanze wurde sehon im 10. Jahrgange der Wochenschrift, Seite 84 besprochen, wobei erwähnt wurde, sie könne in der- selben Weise verwendet werden, wie Centaurea ra- zusina (eandidissima) u. a. was richtig m., zanz und zwar aul ist. Da die neueste Erwähnung in diesen Blättern von dieser Pflanze und deren Verwendung einen ganz falschen Begriff gibt, ferner der Umstand, dass mir erfahrene Gärtner sagten, sie hätten Artemisia Stelleriana, ihrer Unbrauchbarkeit zur Dekorationsgärtnerei wieder beseitigt, veranlasst mich, an dieser Stelle diese Pflanze etwas näher zu betrachten und ihren Werth Nutzen für Dekoration festzustellen. mehrere wegen und die Zuerst muss bemerkt werden, dass A. Stelle- riana eine vollkommen harte Staude ist, welche selbst bei der grössten Kälte nicht leidet. Sie stirbt bis auf den vielverzweigten liegenden Wurzelstock ab, und treilt aus diesem eine Menge Stengel, wovon der grösste Theil unfruchtbar ist, d.h. keine Blüthen bekommt, für die Verwendung sehr vortheil- haft ist. Pflanzt man ein bewurzeltes Stück in guten Boden und lässt nur einen Stengel stehen, dann er- reicht dieser bis zum Herbst eine Höhe von 3—4 Fuss frostfrei durchwintert, vielleicht nicht absterben. Daraus erklärt sich der Irrthum mit dem „Halbstrauch’”. Ohne künstliche Nachhülfe werden die Stengel selten über 1 Fuss hoch, da sie sich umlegen. Zu Teppichbeeten werden dieselben noch niedriger entspitzt, verzweigen sich und bilden bald eine dichte weisse Blüthenmasse. Die Blätter sind unregelmässig eingeschnitten, meist halbgefiedert oder leierförmig. Durch das Weiss schimmert ein was und würde, wenig Grün. Mit Ausnahme von Centaurea candidissima, wird Artemisia Stelleriana von keiner zu Teppichbeeten verwendeten Pflanze übertroffen, oder auch nur er- reicht. Ich halte sie nächst der genannten Centaurea für die beste weissblätterige grössere Pflanze. —Schmale Zeichnungen von regelmässig künstlicher Form kön- nen damit allerdings nicht gebildet werden. Für den Teppichgärtner giebt es aber keine nützlichere, weisse, höhere Teppichpflanze: und was im Vergleich zu ÜCentaurea eandidissima abgeht, wird durch die Leichtigkeit der Anzucht und Kultur ersetzt. Sie ist unter den höheren Pflanzen das, was Cerastium to- mentosum unter den niedrigen ist. Durch Theilung und Stecklinge kann man von einer Pflanze in einem Jahre Hunderte von Exemplaren heranziehen. Grössere Beete nicht jedes Jahr umgepflanzt, wohl aber im Frühjahr etwas aufgefüllt, indem die liegen- den Stengel oft blos werden. Durch das Auffüllen bewurzeln sich alle Triebe. ihr werden Verlae von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinieke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. ochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: ; Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. 0 Berlin, den 13. April wa Dog anior= JRR) No. 15. Preis des Jahrganges 5% 'Ihlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten und das Fest seines funfzigjahrigen Bestehens. — Revue hortieole. 1870—71. — Die neue Blumenhalle in London. (Schluss.) Der Verein | herzustellen. Bei der Empfänglichkeit des ganzen deutschen Volkes für etwas Höheres, war ein Jahr zur Beförderung des Gartenbaues schon genug, um in der Vereinigung gewerbthätiger in den Königl. Preussischen Staaten Männer mit den Jüngern der Wissenschaft die grossen und das Fest seines funfzigjährigen Bestehens. Vortheile für die u: = SI aunEn! Minister Frei- herr v. Altenstein hatte sich hier kaum von den Vor- Preussen wurde gross durch seine innere Ent- | theilen einer solchen Vereinigung überzeugt, als er. wickelung. ‘Es hatte aber auch das Glück, zu jeder | ein grosser Verehrer der Pflanzenkulturen, nicht Zeit Männer von besonderer Begabung zu besitzen, welehe: sich diese innere Entwickelung vor Allem | daran dachte, den Gartenbau ebenfalls durch Ver- angelegen sein liessen und bald nach dieser, bald | einigung praktischer Männer mit Theoretikern zu ge- nach jener Seite hin zu fördern suchten. Das Stre- | meinschaftlichem Wirken dem Volke zugänglieher weniger, als der botanischen Wissenschaft, auch ben dieser Männer war, zunächst allen Einrichtungen | zu machen, aus dem vermehrten Anbau vom Obst im. Staats- und Volksleben sichere, auf unumstöss- | und Gemüse die bereits - vorhandenen Nahrungs- lichen Naturgesetzen fussende Grundlagen zu geben, | quellen zu erweitern und schliesslich auch dureh dann erst aber auf diesen weiter zu bauen. In kei- | Verschönerung der nächsten Umgebung mit Pflanzen nem anderen Staate stand und steht jetzt noch Volks- | auf die zemüthliehe Seite des Menschen einzuwirken. bildung und Wissenschaft auf so hoher Stufe, als in Zu derselben Zeit, des Anlanges der zwanziger Preussen, nirgends wurde und wird noch wissen- | Jahre, hielt sich zeitweilig der Freiherr v. Vincke, schaftlichen Prineipien so sehr gehuldigt, als wiederum Oberpräsident der Provinz Westphalen, in Berlin auf in: Preussen. Zu diesen besonders begabten Män- | und verkehrte viel und oft mit dem Minister Frei- nern »gehörte ‚ein halbes Jahrhundert zurück der | nerın v. Altenstein. Auch Fieiherr v. Vineke Minister Freiherr v. Altenstein in Berlin. sehörte zu den bereits erwähnten Männern, welche Im Jahre 1821 wurde der Verein zur Beförde- | sieh, ebenfalls bei grosser Begabung und bei vielen rang des Gewerbfleisses in den Königl. Preussischen | Kenntnissen, der Volkswohlfahrt gewidmet hatten. Staaten zu Berlin ins Leben gerufen. Zweck war | Für Alles das, was sein Freund und Gesinnungs- wiederum, dem Gewerbfleisse rationelle Grundlagen | genosse Freiherr v. Altenstein ihm über seinen ‘zu geben und eine Verbindung der Praxis mit der | Plan hinsichtlich des Gartenbaues mittheilte und zur Wissenschaft 'durch die ganzen preussischen Lande | Ausführung zu bringen gedachte, war er in hohem 15 114 Grade empfänglieh. Es wurden alsbald speciellere Be- rathungen gepflogen über die Gründung eines Vereines, der die Förderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten sich zur Aufgabe setzensollte. An Dr. und &rosser Gartenfreund, ein ANn- eine Art Statu- sobald ihnen nahm auch Granz auf Brusenfelde, tüchtiger Landwirth theil. ten auszuarbeiten, Dieser letztere übernahm es, welche man, man noch eine Reihe tüchtiger Männer zewonnen haben würde, als Grundlage vorlesen wollte. Damals existirte bereits schon jenseits des Ka- nales, im Inselreiche, seit fast zwei Jahizehnten ein Verein. der ebenfalls sieh zur Aufgabe gesetzt hatte, den Gartenbau zur Volkssache zu machen, und in bedeu- tenden Erfolgen zekrönt worden war: Der Garten- seiner Thätigkeit über ein ganzes Land mit bau-Verein in London. Es waren hier eben- falls, und zwar schon im Anfange dieses Jahr- hunderts, eine Reihe von Männern, aus den vor- nehmsten Ständen und aus dem Gelehrtenstande so- wohl, wie aus der gärtnerischen Praxis, zusammen- getreten, um Liebe zu Pflanzen und Blumen zu för- dern, zu gleicher Zeit aber auch den Gärtnerstand zu heben und ihn damit auch befähigter zu machen, durch seine Kunst aul den Menschen veredelnd ein- zuwirken. in London stand in den ziger Jahren auf der höchsten Höhe und hatte eine so bedeutende Thätigkeit an den Tag gelegt und konnte sich soleher Erfolge rühmen, dass es natür- lich war, die Männer, welche in Berlin sich zu gleichen Zwecken vereinigen wollten, sich mit jenen jenseits des Kanales in Verbindung setzten und sich Raths erholten. Auch der Verein zur Be- förderung des Gartenbaues in den Königlich Preussi- schen Staaten wollte der Vermittler der grösseren Intelligenz in schon Residenz der Dieser Verein Zzwan- wenn damals rasch wachsenden deutschen Kaiser mit den Provinzen sein, er wollte ferner in allen diesen sich Kenntniss von dem Zustande des Gartenbaues zu veıschaffen suchen, das Gute, was in der einen vor- handen, auch den übrigen zu Theil werden lassen, und Das sollte, beständigen Verkehr die der späteren umgekehrt die Mängel beider beseitigen. in England, sich durch das Wort, veschehen. Der Plan dieser Vereinigung, welche den Zweck hatte, den Gartenbau in den Königl. Preussi- wie dureh aber auch durch Schrift, zu schen Staaten zu fördern, wurde allgemein mit lreuden begrüsst, so dass man schon alsbald zu seiner Gründung vorgehen konnte. Der damalige Minister des Innern, v. Schucekmann, hatte eben- ‚ halben seinen Einfluss zur Geltung brachte. unter | falls ein hohes Interesse für die Sache kund ge- geben. Am 18. Juni 1822 wurden an Allerhöchster Stelle die Statuten zur Bestätigung eingereicht und schon am 4. Juli erfolgte die Kabinetsordre des Königs Friedrich Wilhelm II., mit Privilegien, wie sie wohl kaum je einem anderen Vereine be- willigt worden sind. Der Verein bekam zu seinen Ver- sammlungen ein Lokal, erhielt das Recht der Be- nutzung botanischen Gartens, des Herbariums und der dazu gehörigen Bibliotheken, durfte sich eines öffentlichen Dienstsiegels bedienen und erlangte schliesslich Portofreiheit. Unter solehen Auspicien, zu denen später noch die Uebernahme des Protektorates von Seiten König Friedrich Wilhelms Ill. hinzukanı, konnte ein Verein, dem in jeder Hinsicht bedeutende Krälte zu Ge- bote standen, nicht allein gedeihen, er musste auch sogar in der ersten Zeit seines Bestehens schon nicht unbedeutende Erfolge haben. Gegen 100 Mit- slieder fanden sich bereits bei seiner ersten Ver- sammlung, am 1. December 1822, ein; ein Jahr später war die Zahl der Mitglieder bereits auf 532 gestiegen. Diese ausserordentliche Zunahme hatte man besonders der ausserordentlichen Thätigkeit des Freiherrn v. Vincke zu verdanken, der bei seiner xrossen Bekanntschaft durch ganz Preussen, auch allent- Nicht allein Personen aus allen Ständen traten bei und betrachteten es als eine Ehre, Mitglied eines solchen Vereines zu sein, selbst königliche Behörden, wie die sämmtlichen Regierungen der Provinzen, der Magistrat von Berlin u. s. w. erachteten es ebenfalls nicht unter ihrer Würde, dem Vereine zur Beförde- rung des Gartenbaues anzugehören. Es dürfte um so mehr nicht ohne Interesse sein, die Männer, welche hauptsächlich um die Gründung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues grosse Verdienste sich erworben haben. nach Verlauf eines halben Jahrhunderts etwas näher kennen zu lernen, als viele von ihnen erst vor Kurzem gestorben sind und manchem Leser der Wochenschrift noch im besten Andenken stehen werden. Ausser den be- reits genannten Männern sind aus der höheren Be- amtenwelt noch 3 zu nennen, welche auf die rasche Entwickelung des Vereines grossen Einfluss aus- geübt haben: die Geheimen Öberfinanzräthe Ludolf und Ransleben, so wie der Geheime Oberregie- rungsrath Bethge. Letzterer und ersterer leiteten den Verein als Vorsitzende manche Jahre.: Unter, den Gelehrten stehen 2 Männer, lange Zeit grosse Zierden der Berliner Universität: die Professoren der Botanik, Link, und der.Chemie, des 11 Hermbstädt, oben an. Von den praktischen Gärtnern ist vor Allen der spätere General-Garten- direktor Lenne&, ein Mann von seltenem Geiste und noch grösserem Schönheitsgetfühle, zu nennen, ausser- dem aber auch der damalige Inspektor des botani- schen Gartens, Otto, so wie die beiden Hofgärtner Ferd. Fintelmann und Braseh, ferner unter den Handelsgärtnern nicht weniger als 3Bouche's und der erst vor wenigen Jahren verstorbene Louis Mathieu. Dazu kamen, ausser dem schon oben genannten Dr. Cranz, noch der Gutsbesitzer Werk- meister, der Justizrath Burchhardt in Lands- berg a. d. W., der sich durch seine Monographie der Haselnüsse ein bleibendes Verdienst erworben hat, auch ausserdem ein bedeutender Obstkenner war, und endlich der schlichte Berliner Bürger Kecht, ein Lackirer seines Geschäftes, der aber die Behandlung des Weinstockes, hauptsächlich um sute Tafeltrauben zu erziehen, auf eine so rationelle und auch erfolgreiche Weise betrieb, dass seine Methode selbst am Rheine Anerkennung fand. Wie aus dem eben Mitgetheilten ersichtlich ist, kann man dem Verein zur Beförderung des Garten- baues in den Königl. Preussischen Staaten keines- wegs als eine Vereinigung von Zunftgenossen, also hier von Gärtnern, wo nur deren Interessen treten werden, betrachten: es nahmen Laien aus allen Ständen, nicht weniger Gelehrte, Antheil, denn Pflanzen- und Blumenzucht gehören allen Menschen, wie jede Kunst. Wie die Kunstvereine demnach zum Theil aus Laien bestehen, so war es auch bei dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues der Fall. Die Zahl der Laien ist sogar bei dem letzteren von Anfang an überwiegend gewesen und ist es noch. Unter 92 Männern, welche im Jahre 1823 ihm beitraten, befanden sich sogar nur 12 Gärtner. Ein gleiches Verhältniss von Zunftgenossen und Laien findet auch mehr oder weniger bei allen Gartenbau-Vereinen des In- und Auslandes statt; es wird auch so lange bleiben müssen, wenn gleiche Erfolge, wie wir sie bis jetzt erhalten haben, er- reicht werden sollen. Keineswegs schliesst dieser Umstand aus, dass auch nur Gärtner zu einem Ver- eine zusammentreten können, ihre Interessen besser zu wahren. Da wo viele Fachgenossen zu- sammenleben, wie in Berlin, kann es sogar ein ge- Ver- um rechtfertigtes Bedürfniss werden. Eine solche In- teressen-Vertretung mag wohl auch dem kühnen Erfurter Projekt eines Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Deutschland, was, ohne auch nur im Geringsten über die nöthigen geistigen und ma- teriellen Hülfskräfte verfügen zu können. über Nacht 5) ins Leben serufen werden sollte, zu Grunde gelegen haben. Ein so reges Leben und eine so innige Theil- nahme der Laien sowohl, wie der Fachgenossen, als in dem eısten Jahrzehnte der Wirksamkeit des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues. wo aller- dings noch keine Zerstreuung und Theilung der Kräfte durch andere, namentlich landwirthsehaftliche Vereine stattfand, herrschte, ist später bei aller An- Trotz aber auch strengung nie wieder erreicht worden. aller hat ferner noch segensreich gewirkt und nicht unbedeu- tende Resultate erreicht, die Nachwelt anerkennen wird und auch anerkannt hat. Der Ver- ein wirkt auch ferner noch bei seinen sehr geringen Mitteln, er wird der Aufgabe , nun einem halben Jahrhunderte gestellt, auch weiter treu bleiben. Doch der ersten Zeit seines Bestehens zurück. erschwerenden Umstände der Verein die gewiss welche er sieh vor noch kehren wir nochmals zu Wer die ersten Bände der Verhandlungen des Vereines mit Aufmerksamkeit gelesen hat. wird auch die Rührigkeit und die Aufopferung der Mitglieder, aber auch die gelungene Durchführung alles dessen, was man im Interesse des Gartenbaues be- fand, bewundern. Laien, Gelehrte und Gärtner wett- eiferten mit Förderung des Gartenbaues. Jeder wollte theile in der Kultur der Pflanzen u. s. er durch wissenschaftliche Forschungen für gut damals einander in den Beiträgen zur Vor- ., welche die W dureh lange Erfahrung bei seiner Behandlunz derselben er- halten, auch dem Andern mittheilen. verschiedenheiten oder Wo Meinungs- durch bisweilen selbst mehrfach wiederholte Gutachten aus- seglichen. Wo dunkler Punkt Gartenbau zu beleuchten war, wurden Aufgaben darü- entstanden , wurden diese irgend ein in den ber zestellt, und denen, welche so slücklich waren, sie auch nur annähernd zu lösen, bisweilen nicht geringe Preise als Belohnung überreicht. Die ersten Thaten., Beförderung des Gartenbaues mit denen der Verein zur hervortrat, waren die Gründung einer Gartenbauschule und einer Landes- von dem Professor baumschule. Die erstere wurde ‘ Link als eine Nothwendiekeit, wenn der Gartenbau Fortschritte machen sollte, bezeichnet. Nach ihm war die geringe Bildung ausübender Gärtner das hauptsächliehste Hinderniss für die Durchführung der Vereinszwecke. Nur junge Leute, welche eine ihrer Kunst entsprechende Bildung haben, können in den Provinzen wirken und, besonders unter den Gutsbe- Dann vermögen sie auch insoweit ihren Einfluss zur Gel- tung zu bringen, dass mehr Sorgfalt sitzern, Liebe zu Pflanzen und Blumen fördern. auf die Ver- A* 15 116 sehönerung ihrer nächsten Umgebung verwendet wird, dass ferner hübsche Gärten und Parks angelegt werden. Eine Landesbaumschule regte Lenne& Ein längerer Aufenthalt in Paris hatte ihn mit den gross- an. artigen Anlagen des in Frankreich damals und auch jetzt noch hochgeachteten Pflanzenliebhabers Sou- da- dureh auch Gelegenheit geboten, den Einfluss dieser lange-Bodin bekannt gemacht. Es war ihm Anlagen auf ganz Frankıeich zu beobachten. In Deutschland , in Baumschulen wo den zwanziger Jahren von irgend einer Bedeutung noch zu den Seltenheiten gehörten, war das Bedürfniss um desto grösser. Wollte man beispielsweise Wege mit Alleen in nur einigermassen grossartigem Massstabe anlesen oder bedeutende Pllanzungen in weitläufigen Anlagen machen oder endlich grosse Obstgärten ein- richten, so war es damals gar nicht möglich, das Material oft vieler Jahre, bevor es nur einigermassen gelang. nöthige herbeizuschaflen; es bedurfte Die Liberalität der Regierung bei der Gründung In ent- dieser Anstalten ist nicht genug anzuerkennen. wie weit diese Anstalten den Anforderungen sprochen haben, liegt uns hier auseinander zu setzen einen die ganze Thätigkeit des nicht unsere Absicht, ausführlichen Bericht über lern. Eben so ist es Vereines zur Belörderung des Gartenbaues zu geben, Vorarbeiten der hätte seschehen können, auch in diesen Blättern der hier- Wir wo das Fest seines 50jährigen Bestehens in zumal es bei jetzt nicht genügenden doch nicht in wünschenswerthen Weise zu nöthige Raum fehlen würde. wollten nur jetzt, nicht 3 Monaten geleiert werden soll, indem wir über der Entstehung des Vereines über Thätigkeit Mittheilung machten, auf die dieses Festes aufmerksam machen. die Gründe und seine erste Wichtigkeit Dieses Fest wird zunächst durch eine grosse Pflanzen- und Blumen-Ausstellung verherrlieht. Durch die Bemühungen des Vereins-Vorsitzenden ist bereits ein ‚sehr günstiges Lokal in dem Garten und in der zeräumigen Turnhalle des Wilhelms-Gymnasiums in Dieser elegante Stadt- oft schon besprochenen der Bellevuestrasse gewonnen. alle Häuser die Vorgärtehen, meist mit den sehönsten Arrangements von Pflanzen und Blumen geschmückt, besitzen, hat ausserdem noch manche Vortheile, zu denen beson- ders die nächste Nähe des Thiergartens gehört. Gute hestaurationen, wo man ebenfalls im Freien ungestört theil, wo zubringen kann, befinden sich ebenfalls in der näch- sten Nähe des Wilhelms - Gymnasiums. Ausser der sehr geräumigen, heizbaren. und vortheilhaften Turn- halle,. stehen noch 11), Morgen Terrain,. was mit Jelten überspannt werden kann, zur Verfügung. Die Ausstellung soll zunächst eine deutsche’ sein ; es schliesst dieses aber keineswegs aus, dass aueh Nicht-Deutsche sich betheiligen können, im Gegen- theil wird es von Seiten des Vereines sehr gewünseht. Es ist bereits gegen ‘das Ende des vorigen Jahres ein Programm nebst einem Anschreiben ‚ namentlich an alle deutschen Vereine von irgend einer Bedeu- tung, versendet worden, wo die erste Kunde von dem Feste sowohl, der Ausstellung gegeben wurde. In diesem ersten Programme sind nur - die Preise aufgenommen, welche der Verein aus seinen Mitteln zur Verfügung gestellt hat. Sie betragen ins- wie von gesammt die runde Summe von 2000 Thalern. Vor Kurzem ist ein zweites Programm, wiederum mit einem besonderen Anschreiben, ausgegeben worden. Darin werden nur die Preise aufgeführt: welehe der hohe Protektor des Vereines, der Kaiser von Deutseh- land und König von Preussen, die: Kaiserin-Königin, die Königin - Wittwe, das hohe kronprinzliche Paar, die Ministerien der geistlichen, Unterrichts- und Me- dizinal-, so wie der landwirthschaftlichen- Angelegen- heiten, und endlieh für Handel und Gewerbe, ferner der Magistrat von Berlin und eine grosse Reihe yon Pflanzenliebhabern freundlichst zur Verfügung gestellt haben. Diese Preise bestehen zum Theil: ebenfalls aus Geldpreisen, zum Theil aber auch aus goldenen. silbernen und bronzenen Medaillen, :so wie endlich aus verschiedenen Kunstgegenständen, so z. B. aus Büsten unseres ritterlichen Kaisers. : Zur Aufstellung der eingelieferten Pflanzen "und Blumen in den Ausstellungsräumen ist zwar jeder berechtigt, der Beiträge liefert, er muss sich- aber den allgemeinen Anordnungen unterwerfen. „Den all- gemeinen Plan wird ein besonderer Ausschuss, be- stehend aus dem Hofgärtner Brasch und den Kunst» und Handelsgärtnern Boese und. Jannoch, nicht allein entwerfen, sondern auch die Ausführung, so wie die ganze Anordnung übernehmen. Die Anmel- dungen sind dagegen an den Kunst- und Handels- särtner Hoffmann zu richten. Anfragen u. S. w., die Festausstellung oder auch nur das Fest betref- fend, nimmt das Bureau der Geschäftsführung (Fran- zösische Strasse 48) an. Was das Fest selbst anbelangt, so findet Sonn- tag, den 23. Juni, ein gemeinschaftliches Mittagsessen in einem noch später zu bestimmenden Lokale statt, nachdem vorher die eigentliche Fest-Sitzung im Lo- kale des Klubs der Landwirthe abgehalten worden ist. An einem. der darauf folgenden Tage wird unter Leitung des Vorstandes eine Fahrt nach: Sans- 117 souci und den übrigen kaiserlich-königlichen Schlös- sern sein. Was ausserdem noch zur Verherrlichung des Festes geschieht, wird später durch ein beson- deres Tageblatt veröffentlicht werden. Revue hortiecole. 870 —I871. Wir haben früher schon berichtet, dass mit der Belagerung von Paris auch das Erscheinen der Revue horticole eingestellt wurde. Das zweite September- Heft ist das letzte, was im Jahre 1870 erschien. Nach der Eröffnung der Stadt Paris, und zwar: am 1. April des. nächsten Jahres, erschien wiederum ein Heft senannter Zeitschrift. Leider brach aber alsbald der Aufstand der Kommune aus; damit "wurde ihr Er- scheinen von Neuem unmöglich gemacht.: Nachdem endlich die Ruhe in Paris auf die Dauer hergestellt war, wurde: auch am 1. Juli wiederum ein . erstes Heft :der. Revue horticole ausgegeben. Von nun an ’% bis zum:Schlusse des Jahres ist ihr Erscheinen nieht mehr unterbrochen worden.. Beide Jahrgänge, 1870 und: 1871, sind bei den nicht wieder herzustellenden Lücken von Seiten der Redaktion zu einem einzigen etwas stärkeren Bande — denn es sind 7 Hefte. über der gewöhnlichen Zahl von 24 Heften eines Jahres ausgegeben — vereinigt worden. Die Thätigkeit der Redaktion und. sämmtlicher Mitarbeiter der Revue horticole, nieht weniger: als die Ausdauer eben bezeichneter Männer, sind im hohen Grade anzuerkennen.‘ Trotz aller Leiden und Ent- behrungen, welche über die unglückliche Stadt Paris verhängt worden waren, hatte das Interesse für Pflan- zen und Blumen weder bei Gärtnern, noch bei Laien, sänzlich aufgehört; der Gartenbau-Verein hielt selbst während der grössten Stürme in der Stadt seine Sitzungen und schien die allenthalben auftauchenden Leidenschaften versöhnen zu wollen. Es liegen in dem Journale des Pariser Gartenbau- Vereines Be- richte vor, welche uns in dieser Hinsicht wahrhaft in Erstaunen gesetzt haben. Unter solehen Umstän- den gärtnerische Gegenstände zu verhandeln, dazu zehört. eine Liebe zu Pflanzen und Blumen, wie wir sie wohl allgemeiner verbreitet zu haben wünschten, aber auch Muth. Der Reichthum an Abhandlungen und :Bespre- chungen ist in.diesem Doppel-Jahrgange derselbe ge- blieben, wie in den früheren; auch Mannigfaltigkeit aus den verschiedenen Gebieten der Gärtnerei findet | Leider man noch vor. Nur etwas, von dem wir wohl ge- wünscht hätten; dass es bei dieser Gelegenheit an- ders geworden wäre, ist leider ebenfalls geblieben: Mangel an genügender Wissenschaltlichkeit , wie er bei praktischen und theoretischen Gegenständen sehr oft noch vorkommt. Ein soleher Mangel an Wissen- schaftlichkeit ist besonders da empfindlich, wo Be- lehrung und Aufklärung gegeben werden Die Revue horticole ist, so viel wir auch rühmliche Aus- nahmen, besonders in der pomologischen Abtheilung, sestatten, hier gerade das Gegentheil des in London erscheinenden Gardener’s Chronicle, wo man, abge- sehen von der im Allgemeinen srösseren Gediegen- heit der. grösseren Abhandlungen, sich zur Aufgabe gestellt hat. die Leser ausserdem noch zu belehren. In Berichte Pflanzen, welche in der Revue horticole nicht allein eine Besprechung, sondern auch eine bildliche Dar- stellung erhalten haben, beginnen hölzen des freien Landes um manche interessante Bemerkungen angeknüpit wer- den können. Unter den Koniferen, welche bespro- chen sind, ist zunächst die Kaempferi(p. 609) zu nennen, ein Bewohner Japans. soll. es aueh unserem über empfehlungswerthe wir mit den Ge- so lieber, als dabei interessanteste Larix hält-diese Lärche im Nordosten Deutschlands nicht in der Weise aus, dass wir grosse Exemplare heranziehen könnten, desto günstiger sind dagegen für ihr Gedeihen die Rheinländer, Belgien und Holland. Wir sahen im vorigen Sommer in dem früher Ambroise Verschaffelt-, jetzt Linden’schen Etablissement in Gent ein bis gegen 25 Fuss hohes Exemplar von seltener Schönheit inmitten eines Grasstückes. Dass die Natur bei der Ausscheidung von For- men keine Sprünge macht, und dass diese, wo sie scheinbar vorhanden sind, genauer Kenntniss ausgeglichen werden, ist unsererseits schon oft aus- gesprochen worden. Nur selten lassen sich deshalb die Genera stieng von einander scheiden; sie gehen meist in einander über. Wird doch selbst schliess- lich die Unterscheidung von Juniperus in Thuja (einschl. Biota), wenn man alle existirenden Aıten umfassen will, nicht leicht. Die Abtheilung Strobus des Pinus - Geschlechtes hat Zapfen, welche denen der Rothtannen näher stehen , Kiefern. bei als denen der ächten Während alle Lärchen auch bei der Samen- reife noch festanhängende Zapfenschuppen besitzen, so sind sie bei Larix Kämpferi, wie bei den Weiss- tannen, abfallend. Wegen dieser allerdings auffälli- sen Abweichung aber mit dem Engländer Gordon ein neues Genus, halten wir Pseudolarix, zu machen, ‚ trotzdem unsererseits deshalb für nicht sereehtfertigt, are” da Larix Kaempferi ausserdem Alles hat, was den Lärchen eigenthümlieh ist. Larix Kaempferi hat im vorigen Jahre in den srossen Baumschulen von Andre Leroy in Angers seblüht; schon vor einigen Jahren stattlichen Bäume haben wir früher gesehen. Ein Exemplar, setragen hat, besitzt eine und trug in seinem kleineren Aeste nicht bis 300 Zapfen. Interessant ist, dass die sich dagegen, am Ende kurzer und seitlicher Aestehen gehäuft, nur an den untersten horizontal abgehenden Aesten, die ohnge- fähr 5 Fuss vom Boden entfernt sind, befinden. Cupressus Mac-Nabiana (p. 155) ist eine der C. macrocarpa (resp. Lambertiana) nahe stehende die nun Samen von 16 Theile weniger als 2 was bereits Höhe oberen bis 17 Fuss, am Ende der männlichen Kätzchen Cypresse des südlichen Kaliforniens, welche leider unsere harten Winter nicht aushält, auch in den Rheinländern nicht gut zedeihen will, dagegen im herrlichen Klima Anjou’s, aber auch im südlichen Tyrol, selbst schon in Bozen, eine ansehnliche Grösse erhalten kann. Diese Cypresse hat, was wenige Leser der Wochenschrift und selbst Laien und Gärt- ner, die sie kultiviren, werden, die Eigen- thümlichkeit, dass sie, besonders wenn man die ab- wissen geschnittenen Aeste und Zweige ins Wasser legt oder die letzteren mit den Fingern zerreibt, einen intensiven Reinetten-Geruch, der besonders im Zim- mer angenehm aushaucht. Aber auch ausserdem hat sie durch ihren gedrängten, aber nicht, wie bei der gewöhnlichen Cypresse, schlanken, son- Theile , breiten sehr ist, dern, besonders am unteren sehr Wuchs einen Vorzug vor anderen Arten. Von Gupressus Lambertiana (p. 191), die nur eine Abart der C. macrocarpa darstellt und eben- falls in Kalifornien, aber auch auf dem mexikanischen Hochlande, wächst, ist jetzt eine interessante Abart “entstanden, auf die wir Liebhaber aufmerksam machen wollen. Wenn nämlich die Pflanze nur einigermassen die Höhe von gegen 5 Fuss erhalten hat, hört die Spitze des Stammes zu wachsen auf, dagegen ver- sich die seitlichen Aeste und schon bald die Mitte. slänzenden braunen Beerenzapfen weniger eine rund- grössern überragen Auch haben die grossen und liche, als vielmehr eine längliche Gestalt. Unter dem Namen Tsuga Roezlii hat Car- riere (p. 217) eine Schierlingstanne beschrieben, welche Roezl in Kalifornien entdeekt hat und sich durch abweichende Blattformen und Blattstellungen so wesentlich von den übrigen Aıten der Tannen unterscheidet, dass man weit eher eine Pinus Bank- siana vor sich zu haben glaubt; der Zapfen lässt hingegen gar keinen Zweifel, dass die Pflanze wirk- lich eine Schierlingstanne darstellt. Die zahlreichen Aeste hängen über und sind dieht mit nicht ent- wickelten Zweigen besetzt, so dass es scheint, als kämen zahlreiche Blätter, wie bei Pinus Banksiana oder bei einer Deodara, aus einer S heide heıvor. Wir hätten also hier einen Uebergang von den Tan- nen zu den Lärchen und ächten Kiefern. Hoffentlich wird die Kultur dieser eigenthümlichen Form einer Sehierlingstanne später mehr Aulschluss geben. Zu den schönsten Blüthensträuchern, die wir der unermüdlichen Thätigkeit des vor einigen Jahren ver- storbenen Siebold verdanken, gehören ohne Zwei- fel die kleinfrüchtigen Apfelgehölze, welche unte: den verschiedenen Namen von PirusKaido, Ringo, Toringo und Floribunda eingeführt wurden. Wir haben zwar in der Wochenschrift schon mehrmals auf sie aufmerksam gemacht, aber doch vermisst man sie fortwährend in Luxusgärten, wo sie vielfache Anwendung finden könnten. In Frankreich scheinen diese schönen Apfelgehölze ebenfalls wenig gewür- digt zu werden, denn in der Revue horticole kommt man ebenfalls auf sie zurück und empfiehlt vor Al- lem Pirus oder Malus Floribunda und To- ringo (p. 451), von Carriere fälschlich Torringo ge- schrieben; P. Toringo ist mehr Strauch als Baum, und zeichnet sieh vor ähnlichen. verwandten: Arten, besonders der P. baccata, dadurch aus, dass zweierlei Blätter vorhanden sind, so dass, wenn man die Zweige mit verschiedenen Blättern getrennt vor sich hat, man glauben muss, man hätte auch zweierlei Arten vor sich. Während die fruchtbaren Jahresäste mit elliptischen Blättern besetzt sind, erscheinen diese bei den sogenannten Wasserreisern und an un- fruchtbaren Zweigen 3lappig. P. Toringo ist nicht allein schön, wenn die langen Aeste dicht mit Blü- thendolden besetzt sind, sondern die erbsengrossen Aepfel von gelbrother Farbe und ohne vom Kelch sekrönt zu sein, haben im Spätsommer und im Herbste ausserdem noch einen besonderen Reiz. Pirus oder Malus floribunda (p. 591) äh- nelt zwar. der P. Toringo, wird aber weit grösser, und stellt umgekehrt mehr einen kleinen Baum, als einen Strauch, dar. Er ist eine Form der P. specta- bilis, vielleicht auch ein Blendling dieser mit P. To- ringo oder auch mit P. baccata. Während der Blüthe- zeit besitzt er wohl die grösste Aehnlichkeit mit der Hauptform, blüht aber noch reichlicher. Zahlreiche, ziemlich langgestielte Blüthen von anfangs dunkel fleischrother, später allmählig heller, zuletzt fast ganz weiss werdender Farbe, kommen aus seitlichen Knos- pen hervor und sind an der Basis von einigen we- N nigen srünen Blättern umgeben. Wenn der ganze Baum auf diese Weise fast ganz mit Blüthen bedeckt ist, stellt er in der That einen Schmuck dar, wenige Pflanzen ihn hervorzubringen vermögen. Wir haben schon mehrmals der Eigenthümlich- keit gedacht, wo eine Birn aus der andern hervor- kommt oder wo mehrere Birnen aus einem fleischi- wie gen schalenförmigen Organ herauswachsen. Ein sehr | instructives Exemplar dieser Art theilte uns im vo- rigen Jahre Geheime Ratlı Heyder mit. Diese Er- scheinung des Hervorwachsens einer Birn aus der anderen erklärt sich, wie wir schon einige Mal in der Wochenschrift berichtet haben, einfach dadurch, dass das, was wir als Apfel und Birn geniessen, keineswegs Frucht ist, sondern einen oben ausge- höhlten Theil des Fruchtstieles. eben so wie bei der Feige, darstellt. Während bei der Feige in dieser Höhlung sich aber die Blüthen entwickeln, sind bei dem Apfel oder bei der Birn nur die Früchte darin eingesenkt und bilden so den sogenannten Kröbs. Garriere hat in diesem Doppeljahrgange der Revue horticole 2 Birnen abgebildet (p. 95 und 238), wo die Stengelnatur des eigentlichen Fleisches der | Aepfel und Birnen noch dadurch deutlicher nachge- wiesen wird, weil aus der Schale ganze Blattzweige und einzelne Blätter sich entwickelt haben. Derglei- chen Früchte müssen ein ganz besonderes Aussehen haben. Ueber die eine abgebildete Birn, welche er aus Spanien erhalten, berichtet er nach ihm gemach- ten Mittheilungen, dass der Baum, welcher diese ab- normen Früchte hervorgebracht habe, in der Regel alle Jahre damit besetzt sei. Man behauptet sogar, dass diese Abnormität, wozu diese Birn gehöre, der Sorte eigenthümlich sei. Dieser Abnormität schliesst sich eine andere an, welche einige Kirschen besitzen (pag. 112). Kirschen sind, wie alles Steinobst, ächte Früchte, deren Schale hier durch Umbildung blattartiger Organe entstanden ist. Wer nur einigermassen mit mikro- skopischen Untersuchungen vertraut ist, kann sich hier sehr bald überzeugen. Die Kirschen aber, welche in der Revue hortieole abgebildet sind, ha- Die | ben auf ihrem Scheitel die Ueberbleibsel eines Kel- | ches, wie bei den Aepfeln und Birnen, sind dem- nach in wissenschaftlicher Bedeutung keine Kirschen mehr geblieben. Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Kirschen eine andere Entstehung haben müs- sen, als die gewöhnlichen, und, ähnlich den Aepfeln und Birnen, aus einem sogenannten unteren Frucht- knoten hervorgegangen sind. Es ist zu bedauern, dass keiner der Pariser Botaniker sich dieser inter- essanten Erscheinung bemächtist hat, um wissen- schaftliche Aulschlüsse zu geben. Leider scheint Carriere, dessen Verdienste in gärtnerischer Hin- sicht wir vollkommen anerkennen, doch nicht die wissenschaftliche Ausbildung zu haben, welehe zu solchen Untersuchungen durchaus nothwendig ist. denn sonst hätte er nieht versäumt, auch den Blü- then einige Aufmerksamkeit zuzuwenden. Diese Abnormität, eine Steinfrücht Karpellarblättern hervorgegangen ist, dieselbe Enstehung hat, wie Kernobst, wurde schon im Jahre 1820 an einer Pfirsiche beobachtet und in den Verhandlungen der Londoner Gartenbaugesell- nicht sondern dass aus schaft (im 4. Bande, S. 512) beschrieben. Ein gewisser Braddick hatte nämlich einen Pfirsich- baum aus China erhalten, wo die sehr gut schmecken- den Früchte eine von oben stark zusammengedrückte Gestalt Spitze etwas besassen, ausserdem war die eigentliche zeigte blattähnliche Organe, ähnlich einem, wie bei dem Kernobste auf- sitzenden Kelche. So interessant in licher Hinsicht diese Beobachtung war, so verfiel doch alsbald der Vergessenheit. Die chinesische Pfirsiche (flat peach of China) scheint abgestorben zu sein, ohne dass man Sorge eingesenkt und wissenschaft- sie leider flache getragen hätte, ihre Vermehrung ins Auge zu fassen. Um so erfreulicher ist es, dass dieselbe chine- sische flache Pfirsiche. vor 52 in England eingeführt wurde, neuerdings nach Europa gekommen ist und des plantes in Paris sich befindet. in. der Revue hortieole (p. 111) schreibung, welche Jahren von Neuem bereits im Jardin Garriere hat von ihr eine Be- dureh eine illustrirte Abbildung erläu- tert, gegeben. Diese flache Pfirsiche aus China wurde bereits im Jahre 1857 durch den schon mehrmals genann- ten Jesuiten-Prediger David in Peking (wenn nicht irren) den botanischen Garten nach Paris gesendet und existirt noch daselbst, jetzt Früchte getragen zu haben, weil die sehr früh- zeitig zum Blüthen regel- mässig erfroren. Dagegen wurde ein Pfropfreis vor mehreren Jahren schon an einen Liebhaber bei Lyon mit Namen Luizet abgegeben ist auf seiner Unterlage bereits so weit gediehen, dass es im vori- wir an ohne aber bis Vorschein kommenden und sen Jahre nicht allein geblüht, sondern auch Früchte getragen hat. Ein Zweig mit Früchten wurde der Redaktion der Revue horticole eingesendet und ist zur oben erwähnten Abbildung benutzt worden. (Schluss folgt.) 120 Die neue Blumenhalle in London. (Schluss.) k Für Fremde ist eine frühe Morgenstunde zur Besichtigung am geeignetsten; am besten schon die von 5 Uhr, denn da findet das interessante Drängen und Treiben derer statt, welche die Produkte nicht allein aus den entferntesten Stadttheilen Londons. wo Blumen- und Gemüsezucht zetrieben wird, zum Ver- nahe Kisenbahn bringt in zahlreicher Menge beladene Wa- sen mit Pflanzenprodukten aller Art, hauptsächlich aus Kornwallis, aus Kent und Inseln des Kanales. kaufe darbieten wollen, sondern die liegende von den englischen So gross aber die Massen auch sein mögen, welche von dort täglich kommen, so reichen sie doch für die 3 Millionen Menschen, welche die Riesenstadt bewohnen. noch nieht aus: Nord- I'rankreich, besonders die Normandie , ausserdem Holland, aber selbst noch entferntere Länder. wie Spanien und Nordafrika, liefern hauptsächlich eben- falls Gemüse zur Ernährung der Menschen. welche l,ondon bewohnen. Wenn schon jeder Wochentag überhaupt im Allgemeinen Gelegenheit bietet, die geschäftige Thä- tigkeit des Menschen auch nach dieser Seite hin zu -bewundern, so sind es doch hauptsächlich die Tage Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, wo die gröss- ten Massen von Pflanzenprodukten herbeigeschafft werden. Das Bringen und zum Theil alsbald Weiter- karren der Waaren dauert in dieser Weise der höch- sten Thätigkeit in der Regel bis 9 Uhr des Morgens. Mit dieser Stunde wird es aber allmählig ruhiger: die mit den Vulkans - Ge- sieht höchstens noch »rossen Wagen verschwinden stalten. welche sie leiten: man sehr kleine Handwagen, welche nur die auserwähl- ten Kinder Flora’s herbeibringen Töchtern Gärtner geleitet werden. Schmutz, welcher bei der Ankunft der ersten grossen und von Söhnen und der Massen unvermeidlich mitgebracht wurde, wird weg- seschafltt und verschwindet, um von nun an bis zum Abend einer grösseren Sauberkeit Platz zu machen. Auch die Menschen, welche von nun an herum wan- deln, haben andere Physiognomien, aufdere Kleider, ' Die eigentliehen Arbeiter und Tagelöhner haben sich zurückgezogen; und nicht allein reinlieh, sondern so- sar elegant zekleidete Verkäuferinnen, mehr, als Ver- käufer, sind an ihre Stelle getreten und kommen hauptsächlich Denen, welche Blumen oder Bouquets kaufen wollen, freundlich entgegen. An die Stelle des Durcheinanderschreiens und Rufens sind ruhige Gespräche zwischen Käufer und Verkäufer getreten. ‚ heranzuziehen. Aller Wenn auch nach der Blumenhalle des Covent- garden nur die sogenannten Marktblumen gebracht werden, unter denen vor Allem Reseda, Lobelien., Verbenen, Galceolarien, Fuchsien, Pelargonien, Rosen u. Ss. w. sich befinden, so trifft man doch auch bis- weilen manche andere Blumen noch, welche der Zu- fall hergeführt hat und auch das Interesse des Ken- ners in Anspruch nehmen. Die Schönheit und gute Kultur der hierher gebrachten Exemplare, wenn sie auch nur Marktpflanzen sind, verdient Anerkennung. Dergleichen schlecht gezogene Pflanzen, wie sie auf die Märkte des Festlandes, bisweilen auch bei uns in Berlin, aber noch mehr in Paris, gebracht werden, sieht man nieht in London. Jede Resedapflanze des Londoner Marktes erscheint in der Blumenhalle stets als buschige Pflanze oder als Bäumehen, und würde selbst auf jeder unserer deutschen Ausstellungen Beifall finden. Ganz im Widerspruch mit den sauber aussehen- den Blumen stehen die meisten Gärtnereien, wo diese Blumen und Pflanzen herangezogen werden. Man sollte kaum glauben, dass von solehen Orten etwas Gutes hervorgehen könne! Elende Baracken, welche nir- zends fest geschlossen sind, oder umgekehrt, wo gar keine Luftbewegung möglich ist, heissen Gewächs- häuser, die Erde gemachte Löcher nennt man Treibbeete. Wir haben, wenn auch in geringerem Grade, dergleichen Zustände aber in Paris ebenfalls gesehen, selbst in Berlin möchten sie sich hier und da vorfinden. Es gehört eine grosse Kunst dazu, solche vorzügliche Marktpflanzen an solehen Orten Man darf sich aber nicht wundern, wenn in London nicht selten unter diesen Umstän- den es sich ereignet, dass urplötzlich eine solche Gärtnerei von ‘durch Pilze bedingten Krankheiten heimgesucht und in der kürzesten Zeit alles, was bis dahin mit dem grössten Fleisse und mit äusserster Sorgfalt herangezogen worden war, vernichtet wird. Diese Unglücksfälle kommen besonders da-vor, wo man ‘sieh der Lohe zur Erwärmung bedient. Ehe man es ‘sich versieht, ist der gelbe schäumende Pilz (Aethalium vaporarium deshalb genannt) vorhanden und Alles geht zu Grunde. i Diese Beobachtung, dass auch unter scheinbar sehr ungünstigen Verhältnissen vorzügliche Kulturen in ‚ hervorgehen können, sehen wir auch anderwärts. Die ausgezeichneten Rosen bei der ersten inter- nationalen Ausstellung in Mainz waren zum Theil in armseligen Baracken: herangezogen worden. nuenenstl ; An A “r A en 77) \ .r 1 IH : ' Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse IM. — Druck von F. Heinieke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschr ıft Vereines zur Beförderung des Ferne in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfilanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 16. I Berlin, den 20. April PR 1879. Preis des Jahrganges 5% Thlr., Be bei Ben dureh den Buchhandel, als auch franceo durch alle Post- Anstalten e des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 28. April, Vormittags a Uhr, Aindet- im „Klub der Landwirike), ann ‚Strasse: No. 48, eine Wersezamlung des Vereines statt, wozu die geehrten Betaheden Suse tn Inhalt: en ende ‚ Fracht- Erleie Den zur Pi: inzen- len in Berlin am 21. Juni er. betr. — Ueber den Tod von Bäumen in Folge verspäteter Nachwirkung des Frostes. — Revue hortieole. 1870—71. (Schluss.) Verfügung des Königl. Ministeriums für Handel und Gewerbe, sem der Sracht bei der am 21. Juni beginnenden Pilanzen-Ausftellung in Berlin betr. Dem.Vorstande erwidere ich auf die Eingabe vom 13. d. M., dass ich geneigt bin, zu Gunsten der ım Juni er. hierselbst zu veı akihänden Ausstellung von Pflanzen und Blumen etc. dahin Anordnung zu treffen, dass die Ausstellungsgegenstände auf den Staats- und unter Staatsverwaltung stehenden Eise nbahnen zum Normalfrachtsatze mit den Per- sonenzügen befördert und, soweit dieselben unverkauft bleiben, demnächst auf Grund eines bezüglichen Attestes des Ausstellungs-Oomites frachtfrei an den ursprünglichen Absendeort zurücktransportirt werden. Auch will ich den Privat-Eisenbahn-V erwaltungen die Gewäh- rung einer gleichen Vergünstigung empfehlen. Die Benutzung der Conteh und Schnellzüge für die qu. Transporte zu gestatten, ist dagegen nicht angängig. Vor Erlass entsprechender Verfügung erwarte ich übrigens noch die Bezeichnung der Adresse, an welche die den Ausstellungsgegenständen beizugebenden Frachtbriefe gerichtet sein sollen, sowie die genauere Angabe des für die Ausstellung ın Aussicht genommenen Zeitraums. Berlin, den 30. März 1872. Der Minister für Handel, «ewerbe und öffentliche Arbeiten. Im Auftrage: Weishau pt. An \ den Vorstand des Vereins zur Beförderung des (sartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten hier. . Die Adresse der Frachtgegenstände, welche für die am 21. Juni beginnende Pflanzen - Ausstellung bestimmt sind, ist: An den Ausfchuß für die Pllanzen-Ausftellung des Vereins zur Beförderung des HYartenbaues in Berlin, Hellevueflr. Die Zeit, in der die Eisenbahn-Erleichterungen stattfinden, ist auf die Zeit vom 10. Juni bis zum 10. Juli bestimmt worden. 16 122 leber den Tod von Bäumen in Folge verspäteter Nachwirkung des Frostes. Von Prof. Dr. H. R. Goeppert, Direktor des botanischen Gartens in Breslau. In der 531. Versammlung des Vereines zur Be- lörderung des Gartenbaues am 28. August d. v. J. theilte Dr. Bolle mehre Beobachtungen von unge- wöhnlich verspäteter Nachwirkung des Frostes auf Acer obtusifohum und A. jJaponieum polymorphum init, worüber ieh mir einige Bemerkungen erlaube, da mir Aehnliches gleichfalls vorgekommen ist. Bei unseren Obstbäumen zeigt sich als sicher- stes Kennzeichen der Beschädigung durch Frost zu- erst die Bräunung des Markeylinders, worauf die der Markstrahlen und die der Rinde folgt, man am augenscheinlichsten bei theilweise getödteten inneren wie langen Zweigen aus Längsscehnitten ersehen kann. In Folge stärkerer Einwirkung fallen diese ver- schiedenen Momente zusammen, so dass man sie in der angegebenen Reihenfolge nicht mehr zu unter- Bei Koniferen diese Bräunung auf die Rmde, fehlt endlich wohl bei dem durch Kälte getödteten Das für die Stämme sehr nachtheilige scheiden vermag. beschränkt sich auch ganz, wie Buchsbaume. Aufspringen der Rinde erfolgt manchmal bis zu einer Länge von 2 Fuss, wodurch, wie begreiflich, der Stamm entblösst und die Kambialbildung sehr an diesen und den benachbarten Stellen in Folge schneller Austrocknung ganz verhindert wird, wodurch Jüngere Bäume endlich eingehen. Bei älteren, namentlich Kirschen, Pflaumen, überhaupt Amygdaleen, gewäh- ren diese unregelmässig aufgesprungenen, durch den ausgetretenen schleimig-gummigen Saft in verschie- denen Richtungen befestigten Rindenbruchstücke einen zanz eigenthümlichen, ich möchte sagen, widrigen Anblick, der diesen Bildungen den dennoch jeden- falls höchst unpassenden Namen Baumkrebs ver- schafft hat, der somit in Wahrheit als selbstständige Krankheitsform gar nicht existirt. Uebrigens wirkt diese durch Aufspringen der Rinde erfolgte Ent- blössung zunächst viel nachtheiliger, als die tiefer sehenden, sich bis in die Holzlagen hinein erstrecken- den, auch durch Kälte erfolgenden Spalten, die so- senannten Frostrisse, auf die ich hier nicht weiter einzugehen beabsichtige. Von der unter dem Schutze der Erde Schnees befindlichen Wurzel rungen wohl nur sehr selten Sie beginnen erst über der Wurzel oder dem über dem Schnee befindlichen Theile des Stammes und zeigen sich in der Achse die Knospen und des sehen diese Verände- aus. über der ganzen Länge bis in | hinein, von deren Erhaltung nun die weitere Ent- wiekelung abhängt. Eine gewisse Zahl derselben ist durchaus nöthig, um nach ihrem Auswachsen in Zweige und Blätter der für ‘das Wachsthum des Stammes erforderlichen Kambialbereitung vorzustehen. Zuweilen treiben nun solche beschädigte Stämme noch aus; man sieht an versehiedenen Theilen des- selben Zweige und Blätter, und giebt sich den besten Hoffnungen hin; doch auf einmal, oft erst im August, vertrocknen die Blätter und der Baum geht zu Grunde. | Bei genauer Untersuchung des Inneren, wozu sich | mir leider em ganz grossartiges Material im vorigen Sommer darbot, sieht man, dass die bereits im Früh- Jahre vorhandene theilweise Bräunung der Rinde sich nur weiter ausgebreitet hat und überhaupt nur ein sehr geringer Theil der Knospen unbeschädigt. ge- blieben ist. Ein im August 1871 auf genannte Weise plötz- lich absterbender Birn-Spälierbaum hatte z. B. von den vorhandenen 66 Knospen nur 8 ausgetrieben, die-also allein nieht im Stande waren, das erforder- liche Kambium zu bereiten. In glücklicheren Fällen bedarf es dennoch oft mehrer Jahre, ehe der einst erlittene Nachtheil überwunden - wird. Unter allen Umständen ist sicher ein Theil des Stammes gleich anfangs völlig getödtet worden. Der allgemeine Tod erfolgt erst später, so zu sagen, sekundär, nachdem die Hülfsmittel erschöpft waren, welche die Natur anfänglich zur Besiegung der Nachtheile, aber vergebens, aulgeboten hatte. Krautartige Gewächse, wie die von mir zu dieser Beweisführung einst in Versuch genommenen, dem Frost überhaupt erliegenden Orchideen (Calanthe und Phajus-Arten; Botan. Zeit. 1871) sterben sicher schon während des Gefrierens, wie sich aus der hierbei hervortretenden blauen, durch Indigobildung verur- sachten Färbung ergiebt, die bekanntlich nicht in der lebenden, sondern nur in der todten Pflanze statt- findet. Indem ich Dr. Bolle ersuche, meine Beobachtun- gen gewissermassen als einen Kommentar zu den seinigen zu betrachten, sehe ich mich aber noch veranlasst, auf eine an derselben Stelle S. 301 ent- haltene Bemerkung des Dr. Filly zurückzukommen: Der Dr. Filly meint), dass der Schluss, den ich aus der oben erwähnten Erscheinung bei genannten Orchideen ziehe, nicht recht richtig sei, da durch das Frieren in Folge der eingeschlossenen Feuchtig- keit die Zellen gesprengt würden und damit bei den Orchideen der bis dahin eingeschlossene weisse Grundstoff des Indigo durch plötzlichen Zutritt der Luft sich blau färben müsse. Dass durch das Spren- sen einzelner Zellen einer Pflanze immer auch der | Tod derselben herbeigeführt werde, widerspräche der Erfahrung. Letztere ist insofern ganz richtig, als die Zellen durch den Frost überhaupt nicht zersprengt werden, wie ich bereits vor 42 Jahren nachgewiesen habe, was von allen späteren Beobachtern bestätigt und besonders in der neueren Zeit von Nägeli und Julius Sachs noch dureh. interessante Versuche weiter festgestellt worden ist. Unter diesen Umstän- den kann ich mich natürlich auch nicht bewogen fühlen, meine in Rede stehenden Schlussfolgen als unrichtig zu betrachten. Schliesslich nun noch die Bemerkung, dass unser botanischer Garten gegenwärtig in seinem ganzen Umfange in den Bereich der zur Erläuterung der Baumvegetation bestimmten physiolo- sisch-morphologischen Partie gezogen worden ist, insofern sie nieht mehr nur aus todten, im Freien aufgestellten Exemplaren besteht, sondern man auch an lebenden Bäumen, zum Theil in Folge allmählig herangereifter, vor Jahren angestellter Versuche von ihren normalen und anomalen Verhältnissen geleitet, durch genaue Bezeichnungen Einsicht nehmen kann, wie von Beschaffenheit der Rinden- und Stammfrost- risse, von Verwachsungen, Knollen- und Maserbil- dungen, Rinden- und Holzwachsthum auf ent- rindeten Stämmen, Wirkungen der sogenannten Ver- edlungen auf Mutterstämmen, Pfropflingen u. s. w. Revue horticole. 1870—1871. (Schluss.) Da wir eben eine Reihe von Abnormitäten bei unseren Obstbäumen besprochen haben, wollen wir auch des Interesses halber für diese Kulturpflanzen noch einige andere Abweichungen von der Regel, welche Carriere fleissig für diesen Doppelt - Jahr- gang der Revue horticole gesammelt hat, erwähnen. Interessant ist zunächst der Sämling einer Pfirsich- Mandel, welcher, herangewachsen, so eigenthümliche Blüthen hervorbrachte, dass Carriere wohl berech- tigt war, diese Form als Amygdalus monstrosa zu beschreiben. Die Blüthen haben bei diesem Sämlinge so kleine Blumenblätter, dass sie von den Kelehabschnitten an Länge übertroffen werden. Staubgefässe sind gar nieht vorhanden, dafür haben sich aber in der Mitte der Blüthe zahlreiche Stempel gebildet, welche sich sämmtlich zu allerdings mehr oder minder unvollkommenen Früchten entwickelt haben. Dergleichen Fälle bei dem Steinobst, wo mehre Stempel in einer Blüthe vorhanden sind, bil- den keineswegs eine Seltenheit und sind früher schon von uns besprochen worden. Sie kommen beson- ders bei Arten mit halbgefüllten Blüthen, so bei der sefüllten Süsskirsche, bei dem gefüllten Schwarzdorn U. S. w. Bei dem sind Abnormitäten der Blüthe handen, dass sie die grössere Anzahl bilden. Bekannt- lich kommen sie auch bei dem jetzt allgemein ver- breiteten Blüthenstrauch Prunus triloba, der übrigens nach Carriere Mandeln ähnliche Früchte haben soll, vor. Eine andere interessante Abnormität einer Pru- nus-Art hat Carriere unter dem Namen Prunus tenerrima beschrieben. Sie gehört wahrscheinlich zu einer der vielen Abarten und Formen, welche wir von der Haferpflaume (Prunus insititia) besitzen. Vor. letzteren dergleichen bisweilen so häufig vor- Bei dieser P. tenerrima hat nämlich die Pflaume keinen Stein und der Kern liegt in einer in der Mitte befindlichen Höhlung. Nach wissenschaftlichen Definitionen wäre demnach hier aus einer Steinfrucht eine Beere geworden. Wahrscheinlich in Bezug auf die dünne Haut, welche den Kern einschliesst, hat diese durch die Frucht abnorme Prunus-Art den Namen Prunus+tenerrima erhalten. Unter dem Namen Prunus insignis hat end- lich Carriere einen Sämling der Prunus spinosa beschrieben, der bereits schmackhaftere Früchte be- sitzt, als der gewöhnliche wilde Schwarzdorn. Auch in der äusseren Erscheinung weicht dieser Sämling von der Mutterpflanze ab und nähert sich mehr dem der Pr. insititia. Carriere schliesst daraus, dass unser Schwarzdorn allein die Mutterpflanze unserer sämmtlichen Pflaumen-Sorten ist. Dass manche von ihm stammen mögen, unterliegt wohl keinem Zwei- fel. Ueber die Thatsache selbst und über das Her- vorgehen dieses von der Mutterpflanze abweichenden Sämlings lässt sich jetzt nichts weiter sagen, da jede wissenschaftliche Untersuchung des Faktums fehlt. Noch häufiger bilden sich andere Abnormitäten bei den gefüllten Pfirsichen in sofern, als an der- selben Pflanze in den Blüthen verschiedene Farben vorhanden sind. Ein sehr interessanter Fall der Aıt ist im vorigen Jahre in der dendrologischen Ab- theilung des Jardin des plantes in sofern vorge- kommen, als bei einer Persica versieolor, die sprünglich weisse und rothgestreifte Blüthen besitzt, ein Ast plötzlich nur weisse, ein anderer nur rothe Blüthen hatte. Dieser abnorme Fall war um so auf- fallender, als beide Aeste mit verschieden gefärbten Blüthen an einer und derselben Stelle eines gemein- 16* Ur= 124 schaftlichen älteren Astes ihren Ursprung besassen. Dass bei gestreilten Blumen, und zwar nicht allein bei Pfirsichen, auch bei anderen Pflanzen, wie bei Rosen. Azaleen u. s. w., bisweilen einzelne Blüthen ganz weiss, andere ganz roth sind, ist übrigens keine seltene Erscheinung. Die berühmte York-Laneaster- Rose beruht selbst auf dieser Eigenthümlichkeit und besitzt in der Hervorbringung und Blumen zugleich eine gewisse Konstanz. weisser rother Etwas Aehnliches beobachtete man seit einigen Jahren, und zwar ebenfalls im Jardin des plantes zu Paris, mit 2 anderen gefüllten Pfirsich-Sorten, welche vor nicht sehr langer Zeit unter dem Namen Persieca dianthiflora und rosaeflora durch den kannten Reisenden Fortune direkt aus China ein- zefühıt worden sind. Bei Exemplare haben die Blüthen eine helle Fleischfarbe, während bei der anderen dunkelroth gefärbt sind. Es kam olt vor, dass bei der Pfirsiche wit helleren Blüthen auch einige dunkelrothe und umgekehrt bei dieser auch jene vorkamen. Im Jahre 1871 hatten aber die Blüthen beider Pfirsichgehölze, die neben einander stehen, eine und dieselbe Farbe. Von diesen Abnormitäten kommen wir zu be- stimmten Arten, und zwar aus derselben Familie der Steinobstgehölze, welche Empfehlung verdienen. Prunus prostrata Lab. (p. 371) haben wir in südlichen Ländern des Orientes vielfach gesehen und zwar in solcher Menge, besonders an Bergen, dass bisweilen weite Strecken bedeckt wurden. Die lang- gezogenen, auf dem Boden autfliegenden Aeste sind im Frühjahre bisweilen ganz und gar mit Blüthen bedeckt, so dass man die kleinen, allerdings um diese Zeit noch wenig entwickelten Blätter fast gar nieht sieht. Leider hält Pr. prostrata im Norden Deutschlands nicht aus, wohl aber könnte man da- für bei uns in Norddeutschland eine sehr ähnliche zweite Pflanze, die ebenfalls auf dem Boden sich ausbreitet und im Frühjahre mit rothen Blüthen dieht besetzt ist, anwenden, da sie sicher unser rauhes Klima verträgt. Es ist dieses die Pallassche Amygdalus incana, welche aber jetzt Pru- nus incana heissen muss und gewöhnlich auch von Botanikern mit Prunus prostrata verwechselt wird. Sie wächst in Transkaukasien und Sibirien und befand sich früher häufiger in den Gärten. Wir machen darauf aufmerksam, dass wir in den Gärten noch eine dritte Prunus prostrata besitzen, welehe weit mehr auf dem Boden sich ausbreitet, als die beiden eben genannten Arten, aber weisse Blüthen' besitzt. Wenn im ersten Frühjahre noch vor dem Erscheinen der Blätter dieser kriechende be- dem einen sie Strauch dieht mit weissen Blüthen besetzt ist, hat es in der That bisweilen das Ansehen, als wäre die ganze Fläche mit Schnee bedeckt. Diese weissblühende Prunus prostrata der Gärten wächst in Nordamerika und ist schon von Linne als Prunus pumila (nicht zu verwechseln mit Amygdalus pumila) beschrieben worden. Sonst führt sie noch die Namen Prunus Susquehanae Willd. und depressa Pursh. Die weissblühende Prunus-Art mit einer der beiden roth- blühenden Arten zusammengepflanzt, würde einen so natürlichen Teppich geben, wie er nicht besser durch die Kunst hergestellt werden könnte. Den Obstgehölzen schliesst sich die chinesische Götterpflaume (Diospyros Kaki Thunb.) an, welche Carriere wiederum unter emem neuen Namen, und zwar als D. costata (p. 410 mit einer sehr hübschen Abbildung) veröffentlicht hat. Leider hält dieses Obstzehölz bei uns nicht aus, während es an vielen, auch. nördlich gelegenen Orten Frankreichs, eben so in Südtyrol, sehr zut gedeiht, aber hinsiebtlich der Früchte nicht besonders geachtet wird. Wir haben keine also kein Urtheil darüber abzugeben, kennen aber die aus dem Mor- noch genossen, vermögen zenlande (Diospyros Lotus L.), welche frisch das Ansehen einer Reneklode besitzt. Als solche wird sie aber nicht gegessen, sondern sie muss erst, ähn- lich der Mispel, durch Liegen teig werden. Dann hat sie eine grauschwarze Farbe und kommt unter dem Namen der schwarzen Dattel (Karachurma) auf die Märkte. Die chinesische Götterpflaume hat da- gegen die Grösse und die Farbe einer Aprikose, nur dass sie meist kantig erscheint — ein Umstand, der Garriere bestimmte, seiner angeblich neuen Pflanze den Beinamen costata zu geben. Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, dass sowohl die morgen-, als die abendländischen Götterpflaumen (Diospyros Lotus und virginiana) bei uns sehr gut aushalten und stattliche kleine Bäume darstellen. Als Juglans intermedia quadrangulata hat Carriere eine Form der Juglans nigra beschrie- ben und abgebildet (p. 494), wo die Früchte eben- falls eine etwas viereckige Gestalt haben. Sie soll aus dem Samen einer Juglans regia heterophylla, mit der sie aber nichts gemein hat, hervorgegangen sein. Wir bezweifeln es mit andern Botanikern. Wahr- scheinlich gehörte der Same einer Juglans intermedia, d. h. einem Blendlinge zwischen J. nigra und regia, an und die daraus hervorgehende Pflanze ist, wie es oft geschieht, in die eine der Stamm-Eltern zurück- gegangen. Raphiolepis ovata, ein Blüthenstrauch aus Japan (S. 348), wird in der Revue horticole lür das | freie Land empfohlen. Leider hält er bei in Norddeutschland aber nicht aus, bildet dagegen einen brauchbaren Strauch für das Kalthaus. In den Rhein- ländern möchte er für sein Gedeihen jedoch ein bes- seres Klima finden, weshalb Versuche daselbst wün- schenswerth sind. Die weissen Blüthen bilden, wie bei den Felsenbiın- (Amelanchier-) Arten eine ei- runde Traube, treten aber Grün der Blätter mehr hervor. Mai und Juni. uns aus dem lebendigeren Sie erseheinen im Abelia tritlora (p. 510 mit einer kolorirten | Abbildung) ist gewiss die schönste dieses Geschlech- tes aus der Familie der Caprifoliaceen, hält jedoch noch weniger aus, als die anderen Arten, denn sie wächst in Gebirgen Ostindiens. ist sie aber wiederum wegen ihres Blüthenreichthu- mes für das Kalthaus zu empfehlen. Zahlreiche röth- lieh-weisse Blüthen stehen zu 3 zusammen, bilden aber ausserdem am Ende der kurzen, rasch auf ein- ander folgenden Zweige einen ziemlich dichten Blü- thenstand. Staphylea colchiea (p. 257) wächst im alten Kolchis, d. h. im westlichen Transkaukasien, und ähnelt der gewöhnlichen Pimpernuss (St. pinnata) un- gemein, hat aber etwas grössere Blüthen von weisser Farbe. Da der Strauch bei uns sehr gut aushält, ist er zu Anlagen und in Gärten um so mehr zu empfehlen. Die gefüllte Abart des gemeinen falschen Jas- mins (Philadelphus coronarius p. 305) ist bei uns last gar nicht bekannt, so sehr sie auch Verbreitung verdient. Die Blüthen haben das Eigenthümliche, dass die Blumenblätter sich nie vollständig öffnen und flach legen, so dass diese der ganzen Blüthe das 2 Nichts desto weniger | Ansehen eines kleinen Röschens, oder noch mehr das einer gefüllten Ranunkel, ertheilen. Möchte man in unseren Gärten deshalb mehr Aufmerksamkeit auf | diese Abart verwenden, als es bisher der Fall ge- wesen ist! Im Jardin des plantes zu Paris sind 2 Ampelo- psis-Arten mit fleischigen Wurzeln direkt aus China ein- geführt und in der Revue hortiedte (p. 16) als Ampelo- psis tuberosa und napiformis beschrieben und zum Theil abgebildet worden. Die gegebenen unzu- reichenden Abbildungen, eben so wenig die Be- schreibungen, haben es uns sehr schwierig gemacht, sie näher zu bestimmen. Auf jeden Fall ist nach unseren Vergleiehungen, die eine, von der Blätter ab- gebildet sind, wohl kaum von Vitis serjanaefolia (Ampelopsis) Bge, welche wir bereits in Dendrologie (p. 558) aufgenommen haben, verschie- den. Dass das grosse Genus Vitis, zu dem Ampe- unserer B) lopsis nur als Subgenus gehört, auch Arten mit knolligen Wurzeln besitzt, ist keineswegs so eine sel- tene Erscheinung, als Garriere zu meinen scheint. Beide Pflanzen, A. tuberosa und napiformis, sind übrigens Schlinggewächse, die ohne Zweifel bei uns aushalten, und daher empfohlen zu werden verdienen. Der Attich (Sambucus Ebulus p. 197) ist Deutschland in einigen Gegenden, wie in Frankreich, in eine wegen seiner grossen Vermehrung und Ausbrei- tung berüchtigte Pflanze. Die unterirdischen Stengel können in kurzer Zeit einen Garten auf eine Weise verunreinigen, dass man meist grosse Mühe hat, sie wieder wegzubringen. Bekanntlich sind die Stengel krautartis und sterben im Herbste Garriere hat den Versuch gemacht, den Stengel den Winter durch zu erhalten; ist ihm allerdings, wit einem Exemplare, selungen. Damit ist der Be- weis geliefert, dass krautartige Stengel, welche sonst im Herbste absterben, unter gewissen Umständen den Winter hindurch sich erhalten und verholzen können. Leider hat Carriere aber vergessen, mitzutheilen, ob das durchwinterte Exemplar bereits im Sommer geblüht und Früchte getragen, oder erst nur Blätter hervorgebracht hatte? Ein sehr wichtiger Umstand. Der Stengel dieses Individuums hatte zwar die Blätter des vorigen Jahres verloren, dagegen aber am oberen Ende weiter getrieben und neue Blätter hervorge- bracht. Hoffentlich theilt er später mit, was weiter daraus geworden ist. Iberis gibraltarica (p. 330 mit einer illu- strirten Abbildung) steht der bekannten, im nörd- lichen Deutschland kaum im Freien aushaltenden I. semperflorens sehr nahe, besitzt aber womöglich noch grössere und violette Blüthen. Dass sie bei uns im Freien aushält, bezweifeln wir, sie könnte aber, eben so wie I. semperflorens, im Kalthause kultivirt werden und würde wegen ihres Blüthenreich- thums belohnen. Unter dem Namen Pelargonium Triomphe de St. Mande& (p. 310) hatte Chate in St. Mande bei Paris während der letzten Ausstellungen des dortigen Gartenbau-Vereines einen Sämling ausge- stellt, der wegen seiner Schönheit, besonders der grossen rothen Blüthen, Anerkennung verdient. Em- pfohlen wird er noch dadurch, dass er, obgleich den grossblühenden Sorten angehörig, im Sommer, gleich den Bouquet- oder Scharlach-Pelargonien, ins Freie gepflanzt werden kann. Er schliesst sich dem-* nach dem bekannten, auch in der Wochenschrift früher erwähnten Gloire de Paris an. Wir machen Liebhaber um so mehr auf diese zugleich schöne Sorte aufmerksam, als wir grossblühende Pelargonien ab. es aber nur 126 im Freien anzuwenden noch nicht gewohnt sind und wir ihre Anwendung bis jetzt nur sehr verein- zelt gesehen haben. Hortensia Madame Me&zard (p. 57) schliesst sich der Hydrangea stellata prolifera an und wurde von dem Gärtner Me&zard in Rueil (Seine et Oise) aus Samen erzogen. Sie gehört, wie der Schneeball (Viburnum Opulus Fl. pl.), zu den sogenannten ge- füllten Sorten und hat rosafarbene Blüthen. Diese sind aber nicht allein wirklich gefüllt, d. h. sie be- stehen sämmtlich nur aus zahlreichen Blumenblättern, die geschlitzt-sewimpert sind, sondern es erhebt sich ausserdem aus der Mitte der Blüthe noch ein kurzer Stiel, der wiederum eine kleine, bisweilen auch srössere Blüthe trägt. Lyehnis speeiosa (p. 530 nebst einer illuminir- ten Abbildung) und die Verwandten (grandiflora, Senno, Haageana u. Ss. w.) sind in der Wochen- schrift schon so oft besprochen worden, dass wir hier uns wohl auf das früher Gesagte beschränken können. Leider verschwinden diese reizenden ja- panisch-chinesischen Lichtröschen aber wiederum all- mählig aus den Gärten. Es ist dieses um so mehr zu bedauern, als die Mannigfaltigkeit in der Farbe der Blüthen, zum Theil auch in ihrer Form, besonders durch die erfolgreichen Aussaatversuche des Inspek- tors Bouche& in Berlin, bedeutend geworden und dadurch ihre Verwendung eine grössere Aus- dehnung hätte erhalten können. Primula japonica (p. 571, ebenfalls mit einer illuminirten Abbildung) haben wir erst im vorigen Jahrgange (S. 135) besprochen. Dolichos bieontortus Dur. (p. interessante Bohnenpflanze aus Japan, durch eine in 2 Kreise gedrehte Hülse, ein Umstand, der auch Veranlassung zur Benennung gegeben hat, auszeichnet. Leider scheint sie bei ihrer Kultur, trotz ihres japanischen Ursprunges, viel Wärme zu ge- brauchen. Sie musste selbst in Paris im Warmhause ausgesäet werden und erhielt Sommer einen war 208) ist eine welche sich dann besten Zeit im warmen Standort an und doch wurden nur wenige Samen Ausser den eigenthümlich gebildeten Hül- einer Mauer; zeerndtet. sen möchte die Pflanze nur geringen Werth besitzen, obgleich die grossen, violett, gelb und weiss gezeich- neten Blumen in die Augen fallen, leider aber nur die Dauer von wenigen Stunden am frühen Morgen besitzen. Hebeelinium urolepis DC. (p. 30 mit einer illuminirten Abbildung) schliesst sich den bereits in der Wochenschrift Hebeclinium (resp. Conoelinium) an und sollte gleich besprochenen Arten des Genus Kopt. während der dem H. janthinum und maerophyllum viel mehr be- nutzt werden, als es geschieht. Für Warmhäuser bilden diese Körbehenträger als Blatt- und als Blüthen- pflanzen zugleich einen grossen Schmuck, wenn man ihnen nur einiger Maassen Sorgfalt zuwendet. In Paris macht man zu diesem Zwecke im Sommer Stecklinge, die dann im Frühjahre oder im Sommer schon blühen. Ageratum Lasseauxii (p. 90) schliesst sich den bekannten Formen des bei uns im Freien viel benutzten A. mexicanum an und wurde von dem ver- unglückten Reisenden, dem Gärtner Lasseaux aus Pa- ris, in Montevideo entdeckt. Wahrscheinlich verhält sich dieses Ageratum in der Kultur den genannten Formen gleich. Es scheint aber grösser zu werden und eignet sich daher mehr zu Rabatten-Anpflanzun- sen, wie man diese seit den Zeiten Ludwigs XIV. in Frankreich liebt, die bei uns jetzt aber nur noch sehr wenig Anwendung finden. Die Pflanze ver- ästelt sich und breitet sich, da die Aeste nicht ge- drängt stehen, im oberen Theile mehr aus. Die Blüthenkörbehen besitzen eine rosenrothe Farbe und kommen die ganze gute Zeit hindurch, bis Fröste ihrem Leben ein Ende machen, zum Vorschein. Justieia Lindeni (p. 250 mit einer illustrirten Abbildung) wurde von einem gewissen Hahne direkt aus Mexiko nach dem Jardin des plantes in Paris gesendet, wo sie in einem temperüuten Hause kultivut wurde. Sie schliesst sich den übrigen Justiecien an, ist halbstrauehig und treibt aufrechte, wenig verästelte Stengel mit ziemlich grossen, eirundlanzettlörmigen Blättern. Die 3 Zoll langen Blüthen stehen wie ge- wöhnlich an der Spitze der Zweige und bilden einen Ihre Farbe ist ein schönes Gelb. Von den 3 Begonien, welche in dem Jahrgange 1870/71 empfohlen ‚und abgebildet sind, haben wir 2 schon früher im 10. Jahrgange besprochen, näm- lich B. inearnata (p. 267) (Seite 36), B. Liminghii (hier Comte de Liminghe p. 350) (Seite 101.).. B. magniliea (p. 27) wurde dagegen vor einigen Jahren durch Linden in Brüssel in den Handel gebracht und schliesst sich den grossblühenden Arten an, welche wir seit einigen Jahren, zuerst durch James Veiteh and Sons, aus dem mittel- und südameri- kanischen Hochlande erhalten haben. Die Pflanze ist strauchartig und hat auf der Oberfläche freudig- xrüne, auf der Unterfläche dagegen bräunlich - rosa- farbige Blätter. Die 11, Zoll langen Blüthen kommen in grösserer Anzahl hervor und emeuern sich fast das ganze Jahr hindureh. Ihre Länge beträgt über 1, bisweilen fast 11, Zoll. Buddleja eurviflora (p. 337) hat aus Versehen RN bei der Bezeiehnung der schwarzen Abbildung den Namen Begonia eurviflora erhalten. Wir haben den Blüthenstrauch erst im vorigen Jahrganze (S. 325 u. 362) besprochen. Ein Gleiches ist mit Episeia tes- sellata (p. 75) im 12. Jahrgange der Wochenschrift (S. 181) geschehen, mit Pentas kermesina (p. 130) im 9. Jahrgange (S. 142), mit Allopleetus vittatus {p. 327), früher bieolor Lind., im vorigen Jahrganze (S. 317). Sutherlandia floribunda (p. 611 mit einer illuminirten Abbildung) ist der Gartenname einer, wie es uns scheint, schon beschriebenen Art dieses durch seinen Blüthenreichthum ausgezeichneten kapischen Geschlechtes, wahrscheinlich der S. fruteseens. Ein Exemplar von 1'/; Fuss Höhe hat den. ganzen vori- zen Sommer hindurch im Freien Vilmorin- Andrieux et Co. in Paris geblüht und fiel wegen seiner Schönheit auf. Vor länger als 1 und 2 Jahr- zehnten, wo man noch Swainsonien deutschen Gärten mit Vorliebe kultivirte, brachte man auch Formen der S. frutescens in’s Freie und machte die Bemerkung, dass sie in diesem Falle besonders buschig wuchsen und reichlich blühten. Die rothen, über Zoll langen Blüthen befinden sich, kurze Aehren bildend, in dem Winkel der zefiederten, auf der Unterfläche grauweissen Blätter. Als Albizzia rosea hat Carriere eine Form der bekannten Acacia (Albizzia) Julibrissin abgebildet, welehe unserer Ansicht nach von der Hauptform dadurch sich unterscheidet, dass sie nach den Angaben Carriere’s härter ist und im freien Grund und Boden des Jardin des plantes ohne alle Decke ausgehalten hat. im Süden und Westen Frankreichs, so wie in Italien, die schönen Bäume, besonders wenn sie im Sommer mit wohlriechenden Blüthen bedeekt sind, gesehen, wird auch ihren Werth zu schätzen wissen. Wenn - diese Form nun auch gerade nicht im Norden Deutsch- lands aushält, so gewiss im Norden des Bodensees, in Baden und im Elsass. Wir machen deshalb Lieb- haber darauf aufmerksam, mit dieser Form Kultur- Versuche anzustellen. Wallichia caryotoides (p. 184) ist von W. porphyrocarpa, die wir ausführlich im 5. Jahrgange der Wochenschrift (S. 17) beschrieben haben, nicht verschieden und gehört zu den besten Strauchpalmen, welche im Zimmer gedeihen, wenn man ihr nur einiger Maassen Pflege angedeihen lässt. Wir wollen sie daher wiederholt empfehlen. Wir haben bereits im 13. Jahrgange (S. 340) mitgetheilt, dass die männliche Pflanze der chine- sischen Fächerpalme (Chamaerops excelsa) ein ver- schiedenes Ansehen von der weiblichen besitzt. Es bei in Wer | jetzt bestätigt. wird dieses durch eine Abbildung von Exemplaren beider Geschlechter, welche Carriere in dem letzten Jahrgange der Revue horticole (pag. 329) gegeben hat, Selbst schon in dieser Miniatur-Zeich- nung sieht man deutlich, dass die männliche Pflanze dekorativer ist und weit eleganter erscheint. Interessant ist ferner die Beobachtung, dass die männliche Pflanze häufiger .vorzukommen scheint, als die weibliche. Eine zweite Schirmpalme des Genus Chamaerops wurde im Jahre 1839 direkt aus Ostindien im Jardin des plantes zu Paris eingeführt und besitzt jetzt einen Stamm von 10 Fuss Höhe und eine prächtige Krone mit 15 Blättern. \ Griflfithii Lodd., worden. Verlot; und Chef der botanischen Schule des Jardin des plantes, glaubt, Sie hat den Namen Chamaerops ist aber nie beschrieben der kenntnissreiche Gärtner dass sie mit der neuerdings von Griffith in seinem Palmenwerke beschriebenen und abgebildeten Ch. Khasyana identisch sein möchte. Es könnte wohl der Fall sein. Andererseits sieht die Palme der Ch. excelsa so ähnlich, dass sie sehr leicht mit ihr zu verwechseln ist. Bowenia speetabilis (p. 315) ist eine Lieb- habern nicht zu empfehlende Cycadee des südlichen Afrika’s, auf die wir schon früher aufmerksam gemacht haben (im 7. Jahrgange S. 51). Aechmea Weilbachii (nicht Weilbachea, p. 171 mit einer illuminirten Abbildung) ist ohne Zweifel eine der schönsten Arten des Geschlechtes Lamprococeus, zu dem sämmtliche in den Gärten befindlichen Aechmeen zsehören, und sollte in keinem Warmhause eines Lieb- habers fehlen, zumal der blutrothe Blüthenstengel eine Dauer von mehrern Monaten besitzt. Auch von ihr haben wir früher schon Yim 9. Jahrgange S. 27) gesprochen. Androlepes Skinneri (p. 12) stammt aus Mexiko und hat die Gestalt einer Billbergia. hat in ihr den Typus eines neuen leider aber, soviel wir wissen, den Charakter noch nirgends veröffentlicht. Die Blüthe soll weiss und unscheinlich Als Dekorationspflanze hat sie denselben Werth, wie die Billbergien, die aber in blühendem Zustande einen Vorzug haben. Brongniart Genus erkannt, sein. Ananassa bracteata (p. 47) wurde im Jahre 1820 durch Robert Barklay in England eingeführt und unterscheidet sich von der wilden Ananaspflanze durch schlaffere, mehr überhängende und am Rande sehr dornige Blätter, welche in der Nähe der Blüthe, wenn diese zum Vorschein kommt, eine rothe Farbe besitzen. Dadurch erhält die Pflanze einen beson- deren Werth zur Dekoration. Die Frucht soll zwar essbar sein, aber nicht besonders schmecken. 128 Unter dem Namen Ananassa monstrosa(p.288) hat Carriere eine in Frucht befindliche Ananaspflanze beschrieben und abgebildet, wo die sogenannte Krone oberhalb der Frucht fehlt. Sie wurde aus Samen einer 8 Pfund schweren Frucht, welche aus Bahia in Bordeaux eingeführt worden war, von einem Lieb- haber, Lafont mit Namen, erzogen. Einen gärtne- rischen Werth besitzt sie durchaus nicht. Portea kermesina (p. 230 mit einer kolorirten Abbildung) wurde im Jahre 1854 durch Marius Porte, einem der eilrigsten Reisenden, in der bra- silianischen Provinz Bahia entdeckt und nach dem Jardin des plantes gesendet. Von hier wurde sie dem botanischen Garten in Berlin mitgetheilt und wir lern- ten sie kennen. Da eine blühende Pflanze uns alsbald in den Stand setzte, ihre Diagnose festzustellen, so haben wir mit Beibehaltung des von Brongniart in Paris gegebenen Namens sie zuerst beschrieben. Portea kermesina ist in beiderlei Hinsicht zu empfeh- len: als Blatt- und Blüthenpflanze. Im Habitus den Becher bildenden Billbergien sehr ähnlich, unterschei- det sie sich durch ihre bräunliche Färbung und durch den länglichen Blüthenstand.. Aus dem Winkel der grossen Deckblätter von prächtiger rother Farbe und bis 3 Zoll Länge ragen mehre violettblaue Blüthen nur wenig hervor. Wenn die Pflanze alt ist, scheint sie einen kurzen Stengel zu bilden. Ueber Cypripedium Veitchianum haben wir bereits im 8. Jahrgange - (S. 396) berichtet. In dem jetzigen Doppeljahrgange der Revue horticole sind 2 Formen derselben abgebildet und beschrieben worden (p. 596). welche wohl ein weiteres Interesse auch der Laien haben möchten. Das Genus Cypri- pedium hat nur Arten, welche in der Erde wachsen, hauptsächlich aber ausser Europa vorkommen. Nur eine Art, welche im gewöhnlichen Leben Frauenschuh schmalen genannt wird. in der Uebersetzung des Wortes Cy- pripedium aber Venusschuh heisst, ist auch in Mittel- und in Südeuropa einheimisch und so schön, dass sie kaum einer ausländischen nachstehen dürfte. Es ist dieses Cypripedium Calceolus. Alle Cypripedien zeichnen sieh bekanntlich durch hohle einem Pantoffel ähnlicher, als einem Schuhe, aussieht. die eigenthümliche Unterlippe aus, welche Es kommt ausnahmsweise vor, dass die Unterlippe aber gar nicht zu dieser eigenthümliehen Ausbildung gelangt und daher klein bleibt, anderntheils ist es umgekehrt keine seltene Erscheinung, dass sie sich doppelt bildet und damit eine Lippe in der andern steckt. Die Gründe dieser Abweichung anzugeben, Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 9] dazu ist unsere botanische Wissenschaft noch zu jung. Dergleichen abnorm gebildete Blumen mit doppelter und mit kleiner Lippe haben sieh im vorigen Jahre bei einigen Exemplaren des in den Gewächshäusern be- kannten Cypripedium Veitehianum ebenfalls gezeist und sind in der Revue horticole abgebildet worden. Vallota purpurea (in der Abbildung) und srandiflora (in der Beschreibung p. 50) ist eine der schönsten Amaryllidaceen mit prächtigen rothen Blumen, die um so mehr Empfehlung verdient, als sie in der guten Jahreszeit auch bei uns in’s Freie gepflanzt werden kann und dann zur Verschönerung des Gartens ungemein beiträgt. Wir haben schon mehrmals über sie gesprochen und verweisen daher Jetzt auf das früher Gesagte, bemerken jedoch schliess- lich nur noch, dass die Redaktion der Revue hortieole bei ihrer Nomenklatur mehr Sorgfalt ausüben möchte. Unangenehm ist es im hohen Grade, wenn bei der Be- schreibung ein anderer Name gebraucht wird, als unter der Abbildung steht. Leider kommt diese Unachtsaımn- keit in der Revue hortieole ziemlich häufig vor. Unter dem Namen Nareissus calathinus (p. 84) kultivirt man in den Gärten 2 verschiedene Formen: die eine blüht weiss oder vielmehr schwach hellgelb, die andere hingegen gelb. Beide verdienen mit ihrem verlängerten Kranze (Corona) Empfehlung und lassen sich auch treiben. Leider hat die [frühere Liebhaberei für Nareissen, wie den 3 ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, besonders in Eng- land, vorhanden war, ganz und gar aufgehört. Es ist dieses um so mehr zu bedauern, als die Zahl der sie in Nareissen eine sehr grosse ist und sie eine Mannig- faltigkeit darbieten, wie wenige andere Liliengeschlech- ter. Ausserdem haben die Blumen wohl fast ohne Ausnahme einen sehr angenehmen Geruch. Nach der neuesten Bearbeitung von Baker, den selehrten Custos am Königl. Herbar zu Kew bei Lon- - don, existiren ächte Nareissus- Arten nur gegen 20; was man sonst beschrieben hat, ist nur Abart oder Form, welche letztere meist erst in der Kultur ent- standen ist. Einer der frühern Bearl eiter der Nareissen, Haworth, hat nicht weniger als 150 verschiedene Nareissen beschrieben, Kunth dagegen nur 90. Der in der Revue hortieole beschriebene N. thinus bildet mit 2andern: N. Bulboceodium und Pseudo- Nareissus, eine eigene Abtheilung und unterscheidet sich mit diesen von den übrigen Nareissen sehr leicht welche die eigentlichen :ala- dureh die grosse Corona, Blumenkron-Abschnitte an Länge übeıtrifft oder doch wenigstens gleich lang ist. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten ‚ für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General- Sekretär des Vereines. No. 227 1822. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franceo durch alle Post- Anstalten SH 3 ’ g - des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 28. April, Vormittags 1 Uhr, findet im „Klub der Landwirthe”, Französische Strasse No. 48, eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: 539. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 7. April. — Die Frucht und ihre Bildung. — Die Dracunculeen. — Anzeice. | vortheilhaft durch grosse, herzförmige und fünflappige PR. » 0 | A l 339. ei sammlung e | Blätter aus, die in diesem Falle durch die Veredlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, mit A. Thompsoni eine fast durchaus grünlich-gelbe am 7. April. Farbe erhalten hatten. Dieses durch den Garten- Der stellvertretende Vorsitzende, Garteninspektor | gehülfen Lindemuth herangezogene buntblättrige Bouche, theilte eine Verfügung des Königlichen | Abutilon ist weit schöner, als A. Thompsoni und Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche | alle übrigen bisher von diesem erlangten Formen; Arbeiten über die Erleichterungen mit, welche bei der vom 21. bis 30. Juni stattfindenden Ausstelhung Noch steht diese Erscheinung der Uebertragung von Pflanzen u. s. w. des Vereines den Ausstellern | der bunten Färbung durch Veredelung auf verwandte es ist daher Liebhabern nicht genug zu empfehlen. zunächst auf den Königlichen Eisenbahnen gewähıt | Pflanzen eben so isolirt da, als das plötzliche Her- werden. Es wurde beschlossen, die Verfügung nicht | vorbrechen der elterlichen Pflanzen bei dem bekann- allein in der Wochenschrift zur Kenntniss zu bringen, !) | ten Bohnenbaum-Blendling, Cytisus Adami. Bei den sondern auch noch Extra-Abzüge zu machen und | Tausenden von Veredlungen, welche man mit ande- selbige zu vertheilen. ren buntblättrigen Formen auf die grünblättrige Haupt- Garteninspektor Bouch& berichtet über die | art gemacht hat, sind doch nur ausnahmsweise Pflanzen, welche dieses Mal aus 4 Gärten ausgestellt | Uebertragungen der bunten Flecken auf die grüne waren. Aus dem botanischen Garten hatte der Gar- | Unterlage beobachtet worden. Diese bunten Flecken tengehülfe im botanischen Garten, Lindemuth, der | haben sich aber auch bisweilen da gezeigt, wo man sich, um die eigenthümliche Erscheinung der Ueber- | mit keiner buntblättrigen, also mit einer grünen Form tragung der bunten Zeichnung der Blätter vom Edel- | veredelt hatte. So viel steht fest, dass jeder Ein- reis auf die Unterlage zu erklären, bereits grosse | grifl in das Leben der Pflanze, diese zu Missbildun- Verdienste erworben hat, wiederum einen buntblätt- | gen und Abweichungen geneigt macht und vor Allem rigen Abutilon ausgestellt, wo er A. Sellowianum, | buntblättrige Pflanzen dergleichen Eingriffen ihre Ent- eine Art, welche bis jetzt bei den Versuchen noch | stehung verdanken. nicht angewendet worden war, als Unterlage benutzt Sobald wir noch bessere Mikroskope erhalten und ebenfalls einen vollständigen Erfolg erzielt hatte. | haben werden und die Unterscheidung der Zellen Dieses neue buntblätterizge Abutilon zeichnet sich ‚ von nahe. verwandten Individuen vielleicht damit !) Es ist dieses bereits in der vorigen Nummer geschehen. möglich wird, werden sich wohl die Ursachen dieser 17 > Entweder das das Buntblättrige bedingende Zell- sewebe bei den Neubildungen im Kambium auch in der Unterlage fort oder es ist dafür ein besonderer Träger vorhanden, der von Zelle zu Zelle sich lort- pflanzt. Wie wir neuerdings erfahren schmarotzende Algen oder Pilze die bunten Färbun- sen bei Gunnera chilensis und bei Coleus bedingen, eigenthümlichen Erscheinung linden lassen. setzt sich haben, dass so könnte auch hier sehliesslieh ebenfalls ein Schma- rotzer existiren, der sich von dem das Grün der Pflanze bildenden Chlorophyll ernährte und damit die chlorophyllfreien Stellen auf den Blättern hervorrief. Obergärtner Dressler hatte aus dem Garten Geheimen Kommerzienrathes Dannenberger eine der neuen Gesneraceen, Hypocyrta brevi- des und zwar im Jahre wurde, calyx, welche zuerst in Gent, 1868 als Gloxinia hypoeyrtillora, Dass sie Beachtung von Seiten der Lieb- ausgestellt gebracht. haber verdient und deshalb auch zu empfehlen ist, haben wir schon früher mehrmals in der Wochen- schrift ausgesprochen. Weiter verdankte man dem Obergärtner König aus dem Garten des Kommerzienraths Ravene& in Moabit ein grosses, hochstämmig gezogenes Exemplar aber schönen Nicht weniger z0g man alten bekannten , immer indica alba. ein, wirklich sagen, riesiges Exemplar des früher schon viel zu Schaupflanzen benutzten Chorizema ilicifollum der könnte die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Leider sieht man jetzt dergleichen Schaupflanzen, welche allerdings viele Jahre bedürfen, bevor sie eine solche Grösse und Zucht erhalten, nur noch wenig; man will heut’ zu Tage immer etwas Neues. Der Universitätsgärtner Sauer hatte diese Schau- pllanze zur Verfügung gestellt. Ausserdem verdankte man aber noch Cypripedium eaudatum, was immer wegen seiner sehr langen bandförmigen Blumenblätter die Aufmerksamkeit der Liebhaber so- ihm ein wohl, als der Gärtner und Botaniker, auf sich ziehen wird, so wie einige Niesswurz - Blendlinge, die er neuerdings aus Helleborus guttatus und abchasicus erzielt hatte. An Schönheit gaben den früher vom Universitäts-Gärtner Sauer gezüchteten Blend- sie lingen nichts nach, übertrafen sie wohl zum Theil. Professor Koch bunten Blätter der bereits im Allerlei (S. 107) besprochenen Oxalis tro- paeoloides des Kunst- und Handelsgärtneis Lieb- legte die mann in Dresden vor. Nach Garteninspektor Bouche& mehre besonders kapische Oxalis-Arten, wie O. filiformis, versieolor und inear- nata, die Eigenthümlichkeit, dass die Blätter sich bis- weilen bunt färben; die Färbung sei aber hier in der haben auch exotische, Azalea Regel nicht konstant und wechsele oft, namentlich sobald die Pflanzen eine andere Temperatur erhalten. Nach brieflichen Mittheilungen, welche der Ge- neralsekretär von Andre Leroy erhalten hatte, ar- beitet dieser an der Fortsetzung seines grossen po- mologischen Werkes trotz seines hohen Alters — er zählt schon über 70 Jahre — rüstig weiter und wird in Kurzem den 3. Theil, der nur die Acpfel enthalten soll, veröffentlichen. Bereits sind die bildlichen Dar- stellungen, welche das Werk in grosser Menge zieren, fertig. Dieser dritte Band wird den deutschen Po- mologen besonders interessant werden, da Andre Leroy mit grosser Liebe auch die deutschen Sorten studirt und, um eine übereinstimmende Nomenklatur herzustellen, mit den französischen eilrig verglichen hat. Es ist dieses, so viel wir wissen, in dieser Weise noch von keinem andern französischen Pomo- logen geschehen. Mit vieler Mühe, aber auch mit nicht geringen Kosten hat Andre Leroy sich wäh- rend seiner Bearbeitung deutsches Apfelobst zu ver- schaffen gewusst; wir selbst haben ihn darin, so viel als möglich, unterstützt und unter Anderem ihm auch die grosse deutsche Apfelsammlung, welche wir wäh- rend der grossen internationalen Industrie-Ausstellung im Jahre 1867 in Paris von Reutlingen, wo damals die 5. Versammlung deutscher Pomologen tagte, da- hin gebracht hatten, später zur Verfügung gestellt. Aus den Mittheilungen an Professor Koch geht auch hervor, dass Andr& Leroy nach der Ver- öffentliehung des 3. Theiles seines Dietionnaire de pomologie auch die Steinfrüchte zu einem 4. Theile bearbeiten wird, in so fern, wie er selbst schreibt, zu dieser Bearbeitung ihm noch einige Jahre Ruhe vergönnt sein werden. Der Sekretär des Gartenbauvereines in Bremen Ortgies hatte ebenfalls an Professor Koch einige Mittheilungen von Interesse gemacht. Unter Ande- rem war diesem die Abbildung eines fasciirten Tau- sendschönchens (Bellis perennis fl. pl.) zugesendet worden. Dergleichen Missbildungen kamen früher, wo man diese Blume hauptsächlich zu Einfassungen benutzte und $ie besonders auf dem Lande auch viel verbreitet war, häufiger vor, wenn auch nicht, oder wohl nur sehr selten, in so auffälliger Weise, als die Ortgies’sche Abbildung zeigt. Der breite faseiirte Blumenstiel des Tausendschönchens, denn nur dieser zeigte die Missbildung, nahm sich hier zwischen den anderen kleinen Blüthenkörbchen, welche auf langem fadenförmigen Stiele sich befan- den und kaum !/, Zoll im Durchmesser enthielten, sanz eigenthümlich aus. Er hatte die Breite von 7 bis 9 Linien, aber nur die Länge von 2 Zoll. Das Blüthenkörbchen selbst war völlig umgeändert und besass die Form eines Hahnenkammes (Celosia cri- stata). Es krümmte sich, gleich einem Wurm, von unten nach oben bis zu einer Höhe von 2 Zoll. Die rosafarbenen Blüthehen befanden sich nur auf der Kante des Kammes. Würde man diese Abnormität konstant machen können, so möchte sie ohne Zwei- fel für den Garten ein Gewinn werden. Hofgärtner Kirchhoff in Donaueschingen hatte dem Generalsekretär Photographien zweier Orchideen eingesendet, welche Zeugniss ablegten, dass man auch in Deutschland, und zwar nicht allein in der kaiserlichen Residenz, sondern auch in der Provinz versteht, von diesen in der Kultur schwierigen Pflan- zen Exemplare heranzuziehen, wie man sie nicht grösser und schöner jenseits des Kanales finden kann. Angraecum sesquipedale hatte auf der Photo- sraphie nicht weniger, als 18 völlig entwickelte Blü- then, während Dendrochilum glumaceum einige 50 Blüthenähren zeigte. Mit diesem Blüthenreichthum müssen die Pflanzen einen grossen Eindruck machen. Professor Koch übergab die Missbildung einer Birn, welche er im vorigen Jahre durch die Freund- lichkeit des Geheimen Oberregierungsrathes Heyder erhalten hatte. Der Fruchtstiel hatte sich an seinem oberen Theil in der Form einer wenig vertieften Schale von 8 Linien Durchmesser erweitert und trug am Rande einige normal entwickelte Blätter, während aus der Mitte eine langgestreckte Bim von 2 Zoll Länge und über 1 Zoll Breitendurchmesser, wo am oberen Ende die Kelchhlätter mehr entwickelt erschie- nen, als es sonst der Fall ist, sich erhoben hatte. Zu gleicher Zeit zeigte Professor Koch ähnliche Missbildungen in Zeichnungen, welche sich in der Iievue hoıticole befanden, und berief sich auf das, was er bereits in dem Berichte über genannte Zeit- schrift (S. 119), diesen interessanten Gegenstand be- treffend, gesagt hatte. Nach Professor Koch sind dergleichen Missbil- dungen für die Deutung bestimmter Organe, in die- sem Falle der Frucht, ausserordentlich wichtig. Die Botaniker sind nach ihm keineswegs über die Bil- der Frucht in Uebereinstimmung. Während die Einen behaupten, dass alle Fıüchte aus Blättern sich bilden, sind Andere der Meinung, dass nur ein Theil der Früchte aus Blättern entsteht, die übrigen Früchte aber Stengelgebilde sind. Da Professor Koch glaubte, dass eine kurze Er- läuterung der Entstehung der Früchte auch das Inter- esse der Anwesenden in Anspruch nehmen dürfte, zu- mal dadurch auch ein besseres Veıständniss der vorge- dung lesten Missbildungen ermöglicht würde, so hielt er einen längeren Vortrag darüber und suchte diesen durch Vorlegen von allerhand Zeichnungen, sowie von ver- schiedenen Früchten, noch verständlicher zu machen. Der Vortrag wird in derselben Nummer der Wochen- schrift, wo der Berichtüber die Versammlung abgedruckt werden wird, zur weiteren Kenntniss gebracht werden. Gartendirector Meyer besprach die in mehrern Sitzungen des Vereines angeregte Frage über die babylonische Weide. Dass diese, da sie bis jetzt noch nicht in Babylonien gefunden worden sei und Linne’s Angabe daher auf einem Irrthume beruhe, auf einmal ihren Namen, an den sich Gärtner und Laien gleich gewöhnt hätten, verlieren und diesen mit einem später gegebenen Namen (Salix pendula Much) vertauschen sollte, wolle ihm nicht recht ein- leuchten. Die fortwährenden Neuerungen in der No- ımenklatur der Pflanzen von Seiten der Botaniker erschweren das Studium derselben ungemein und mache ihre richtige Kenntniss Laien und Gärtnern gleich schwer. So sehr er auch all’ den vielseitigen Nach- forschungen des Professor Koch über das liche Vaterland der babylonischen Weide Rechnung trage, so sei doch Babylonien noch keineswegs so eigent- erforscht, dass man mit Bestimmtheit sagen könnte, sie wüchse nicht der That aber in Ländern mit ziemlich gleichen klimatischen Verhältnissen, als diese Babylonien besitzt, und zwar daselbst. Dass sie in in Aegypten, wirklich wachse, habe er keinen Zwei- fel. Er berufe sich auf 2 Autoritäten, welche das Vorkommen der babylonischen Weide in Aegypten bestimmt aussprechen, auf den Schweden Forskal und auf den Fürsten Pückler-Muskau. Nament- lich letzterer spreche an einer Stelle seiner Reise- Erinnerungen aus Aegypten von dem grossen Ein- druck, den eine Allee von babylonischen Weiden auf ihn gemacht hätte. Professor Koch erinnert sieh, so fleissig er auch früher die Pücklerschen Werke nicht allein gelesen, auch zum Theil studirt habe, dieser Stelle zwar nicht, zweifelt aber nicht den Worten des Garten- Direetors Meyer, dass sie wirklich vorhanden ist. So hoch auch Fürst Pückler-Muskau als Garten- wohl auch unbedinst in dem Fache Niemand nach künstler steht, der ästhetischen Gärtnerei noch von über- troffen worden ist, so war er doch eben so wenig, wie Lenne, Botaniker. Beide riefen ihre gross- artigsten Wirkungen hauptsächlich durch Bewegungen hervor und bedienten sich dabei nur der gewöhn- lichsten Gehölze in so geringer Anzahl der Arten, dass eben dadureh ihr Genie um so höher geachtet werden muss. Wenn demnach Fürst Pückler-Muskau in einer Allee von babylonischen Weiden spazieren Rd 132 gegangen Sein will, so müsste diese Angabe um so mehr erst durch sachverständige Botaniker bestätigt werden, als in Aegypten und Syrien eine ähnliche Weide (Salix Safsaf), welche in gewissen Fällen eben- falls überhängende Aeste besitzt, wächst. Wie wenig Zutrauen man bisweilen von Touristen ausgesproche- nen Angaben schenken 'darl, beweist unter Anderem, dass auch zwei Botaniker behauptet haben, dass die babylonische Weide in Persien wachse. Nach Ein- sicht von ihnen dort gesammelter Original-Exemplare und nach genauer Vergleichung derselben fanden aber nieht allein Professor Koch, sondern auch zwei andere ausgezeichnete Botaniker, wohl Edm. Boissier Genf und Professor Fenzl Wien gelten werden, dass die Angabe der beiden Reisenden nicht richtig war; denn die Weide des als welche in in einen Reisenden stellte eine Form unserer gewöhn- lichen S. alba, die des anderen S. persica dar. Wie wir die babylonische Weide aus dem Oriente erhalten haben, wissen wir eben so wenig, als woher die Rosskastanie kommt? Geschichtlich kann die Ausbreitung der letzteren nur bis nach Konstantinopel verfolgt werden, während nach den gewissenhaften Nachforschungen eines der bedeutendsten englischen Gärtner, des Loudon, der zugleich einer der tüchtig- sten Pflanzenkenner war, kein Zweifel darüber herr- sehen kann, dass die babylonische Weide bestimmt in China vorkommt. Ob ursprünglich oder nur kul- tivirt? bleibt unentschieden. Wer ferner duch Blume oder Siebold Exemplare einer Weide, welche Ersterer als Salix Japonica beschrieben, erhalten hat, wird bei der genauesten Vergleichung derselben mit unserer ächten 5. babylonica keinen bemerkenswerthen Unter- schied finden. Es muss demnach unsere babylonische Weide auch in Japan wachsen. Dr. Wittmack übergab eine Tafel mit bildlichen Darstellungen, um bei dem Ankaufe von Gras- und Klee-Sämereien sich vor Irrungen sicher zu stellen. Zu Zwecke hatte die charakteristischen Merkmale der einzelnen Samen in einer vergrösser- diesem er ten Zeichnung hervorgehoben und daneben die Sa- men selbst in natura angebracht. lich damit verfälschten oder nur verwechselten Samen waren mit ihren charakteristischen Merkmalen eben- falls dargestellt, so dass bei einer Vergleichung nicht allein die Erkennung der falschen, sondern auch die Kenntniss der ächten Samen erleiehtert wird. Schliesslich theilte der Vorsitzende den Ausspruch der Preisrichter mit; darnach hatte das Chorizema des Sauer den ilieifolium Universitäts - Gärtners Monatspreis zugesprochen erhalten. Auch die gewöhn- . \ . . Die Frucht und ihre Bildung, Im gewöhnlichen Leben nennt man in der Regel Frucht den Theil einer Pflanze, der zum Magazine abgelagerter Nahrungsstoffe dient und gegessen wird; deshalb spricht der Landwirth ganz allgemein von der Kartoffelfrucht und versteht hierunter nieht etwa (die eigentlichen Früchte, die Beeren, sondern die unterirdischen Knollen, weil diese, nicht aber jene, gegessen werden. In den meisten tropischen Län- dern, besonders in Westindien, wird ein Baum aus der Familie der Terpenthinpflanzen (Terebinthaceae), Kaschubaum genannt (Anacardium oceidentale), kul- tivirt, dessen Früchte eine giftige Schale besitzen, aber auf einem fleischig gewordenen Fruchtstiele stehen. Während man im Vaterlande die letzteren, welche die Gestalt einer Birn haben und in der Regel 2 Zoll lang sind, allein isst, werden die eigent- lichen Früchte wegen scharfen Harzes Arzneimittel benutzt. Nicht diese wirklichen Früchte sind dem Volke auf Westindien die Früchte, sondern der unter ihnen befindliche und fleischig gewordene Stiel mit dem Geschmacke einer Pflaume. Jedermann kennt ihres als Eıdbeere und sieht sie ohne sich vielleicht davon Rechenschalt gegeben zu haben, dass er hier zwar die kleinen Früchtehen die auch wohl entstehen , Geniessen mit ver- schluckt, dass das Fleischige aber, was die eigent- liche Nahrung gibt, wiederum nicht Frucht ist, son- dern der oberste Theil des knopfartig gebildeten Fruchtstieles, der als sogenannter Fruchtboden in die Blüthe hineingewachsen ist. Bei der Maulbeere ist die eigentliche, aus dem Fruchtknoten hervor- segangene Frucht wiederum sehr klein, wird aber von einer fleischigen Hülle umgeben. Diese anfangs hautartige Hülle, welche erst durch Aufnahme ven Nahrungsstoflen fleischig geworden ist, stellt nichts weiter dar, als den Kelch der Maulbeerblüthe. Eine Anzahl solcher Kelche stehen mit der von ihnen ein- seschlossenen Frucht an der Spitze eines allgemeinen Stieles und bilden dicht gedrängt einen Kopf, den wir im gewöhnlichen Leben die Maulbeere nennen und als Frucht bezeichnen, der aber eine Vereinigung vieler von ihrem fleischig gewordenen Kelche einge- schlossener Früchte darstellt. Bei der Ananaslrucht nehmen, ausser den ächten Laubblättern, alle verschiedenen Theile eines Stengel- sebildes mit einer Reihe von Blüthen mit deren Deckblättern Antheil. Wir haben hier es mit einem Blüthen-, resp. Fruchtstande zu thun, wo alle Theile desselben: Deckblätter, Kelchblätter und der allge- der mitten durch die Ananasfrucht beim meine Träger, | seht, fleischig geworden sind. Nur der eigentliche Fruchtknöten verkümmert und an seiner Stelle er- kennt man bisweilen noch dafür einige kleine Höh- lungen rings um die Mitte innerhalb der Ananas. Aehnlich verhält es sich mit der Brotfrucht, der sogenannten Frucht der Artocarpus ineisa und in- tegrifolia, zweier Bäume, welche mit dem Feigen- und Maulbeerbaume in eine Familie gehören. Diese Brotfrucht wird reif und unreif genossen. In der Jugend ist sie milchig, später mehlig. Hier sind es dagegen immer hauptsächlich die wahren Früchte, welche dem Menschen die eigentliche Nahrung dar- bieten, aber ausser ihnen nehmen noch dieselben Theile an der Bildung der Brotfrucht, wie bei der Ananasfrucht, Antheil. Hier steht aber diese unterhalb einer Blatt- krone, die Brotfrucht hingegen ist sipfelständig. Zahl- reiche Blüthen mit ihren Deckblättern befinden sich bei dieser um das knopfähnliche Ende eines allge- meinen Stieles und verwachsen während der Frucht- reife so sehr mit einander, dass sie schliesslich einen einzigen mehre Zoll im Durchmesser enthaltenden Fruchtkörper, die eigentliche Brotfrucht, darstellen. Nachdem wir den vagen Volksbegriff Frucht, durch einige Beispiele erläuteıt, vorausgeschickt haben, kommen wir zur wissenschaftlichen Bestimmung des Wortes Frucht. Darnach gibt es gar keine andere Definition, als: „Frucht ist der reifgewordene Fruchtknoten, d. h. der in der Mitte Blüthe stehenden Umhüllung eines oder mehrer Eichen, welehe nach der Befruch- tung sich zum Samen umgestalten.“ Diese Umhüllung oder eigentliche Fruchtschale nimmt bei der weiteren Entwickelung zur Frucht verschiedene For- ınen an, sie wird hart (Nuss), fleischig (Beere), haut- artig (Kapsel) u. s. w., und dient als Niederlage von Nahrungsstoffen für die Pflanze, mehlig, fleischig oder saftig geworden zur Nahrung auch des Menschen. Bisweilen sind es aber die Einsehlüsse, d. h. die Samen, in welchen die Nahrungsstoffe, besonders veichliches Stärkmehl, sich anhäufen und deshalb ge- nossen werden. Ein Beispiel ist die Haselnuss. Wiederum kommt es, wenn auch nur selten, vor, dass die Nahrungsstoffe sich weder in der Frucht- schale, noch im Samen, sondern, wie bei den Maul- beerfrüchtehen, in der bleibenden Blüthenhülle nieder- einer schlagen. Diese wird dann fleischig und dient als Nahrung. Beispiele sind ferner die Früchte der Gaul- theria procumbens, einer nordamerikanischen, aber in England vielfach angebauten Ericacee, oder der Silberweide (Elaeagnus), welehe im Oriente wegen ihres mehligen Inhaltes gegessen werden. Die Blü- thenhülle verwächst aber auch in andern Fällen mit ı der Fruchthülle, ohne dass sich aber Nahrungsstoffe in einer der beiden niederschlagen, sondern diese häu- fen sich wiederum in dem Samen an. Ein Beispiel stellt die stachliche Wassernuss (Trapa natans) dar. Seitdem Goethe, der Entdecker — wenn wir uns so ausdrücken dürfen — der sogenannten Pflan- zen-Metamorphose, durch vielseitiges Studium in der Natur fand, dass die höheren Pflanzen nur aus 2 von einander verschiedenen Grundorganen, einem Träger und einem Getragenen, aus Achse (oder Stengel) und aus Blatt, bestehen und das letztere das Wesent- liche ist, aus dem alle andern Organe sich heraus- bilden, so wurde später diese Lehre auch auf den Fruchtknoten oder auf die Frucht übergetragen. Man fand in der That sehr häufig, dass wirklich Frucht- knoten sich in Blätter aufgelöst hatten. Damit wurde aber allgemein angenommen, dass alle Fruchtknoten nichts weiter seien, als in Fruchtblätter (Karpellar- blätter) umgewandelte blattartige Organe. Die We- nigsten bekümmerten sich darum, ob es denn wirklich so Man machte keine Entwickelungs- geschichte verschiedenen Früchte, sondern schloss von dem Einen auf Alles. Selbst da, wo eine oberflächliche Untersuchung hätte lehren können, dass nicht alle Früchte aus Blattgebilden entstehen, sei. der verharrte man bei der angelernten Ansicht. Man nahm zu allerhand Verwachsungen von Organen, die nie getrennt gewesen waren, seine Zuflucht. Seit länger als 3 Jahrzehnten haben wir in un- seren Vorlesungen und sonst gegen diese Ansicht gesprochen und die Behauptung aufgestellt, dass sehr viele Früchte nicht aus blattartigen Organen entstan- den, sondern Theile des Stengels sind. Seit weni- gen Jahren treten auch Andere unserer Ansicht bei. Bereits haben es auch tüchtige Botaniker, wie Sachs in der neuesten Auflage seines nicht genug zu em- pfehlenden Handbuches der Botanik, durch gewissen- hafte Entwickelungsgeschichten auf das Evidenteste nachgewiesen. Wenn wir den Fruchtknoten in den verschiede- nen Blüthen näher betrachten, so findet man, dass die Blüthenhüllen ihn oder am Rande seines Gipfels stehen. Im ersteren Falle nennt ihn seit sehr langer Zeit einen oberen, Da- zwischen gibt es, wie man besonders bei den Saxi- entweder einschliessen man im letzteren Falle einen unteren Fruchtknoten. fragaceen sehen kann, eine Menge Beispiele, wo der Fruehtknoten halb- oder nur zu eimem Viertel unter-* ständig ist und der übrige Theil in die Blüthe hin- einreicht. Bei Regel (nicht immer) blattartige Gebilde, aus denen den oberen Fruchtknoten sind es in der 134 er entsteht, bei den unteren aber nie. Um diesen aber auf gleiche Weise entstehen zu lassen, nahm man botanischer Seits an, dass die Fruchtblätter bei dem unteren Fruchtknoten mit den Kelchblättern ver- wachsen wären. Der Ausdruck: „Kelch mit dem Frucht- knoten verwachsen“ ist bei dem unteren Fruchtkno- ten mit der Zeit so üblich geworden, dass es fast kein systematisches Buch und keine Flora irgend einer Gegend gibt, wo dieser durchaus falsche Aus- druck für den unteren Fruchtknoten nieht vorkäme. Es wird aber jeder Unbefangene bei- stimmen, dass, wenn der Keleh mit dem Fruchtkno- ten wirklich verwachsen ist, beide doch einmal ge- trennt gewesen müssen. Jedes Verwachsen setzt nach menschlicher Logik ein Getrenntsein vor- aus. Bei dem unteren Fruchtknoten zeigt aber jede nur einiger Maassen genaue Untersuchung, dass nie eine Trennung ın 2 Theile: in einen Fruchtknoten und in einen diesen umhüllenden Kelch, vorhanden sewesen ist. Viele selbst sonst sehr tüchtige Bota- niker geben dieses auch zu, beharren aber trotzdem auf ihrer Ansicht, indem sie sagen, dass Keleh und Fruchtknoten in gewiss sein diesem Falle wenigstens in der Idee als ursprünglich getrennt, später hingegen als verwachsen betrachtet werden müssten, weil die Blattnatur des Fruchtknotens ein Naturgesetz Selbst der in diesen Tagen leider verstorbene Hugo v. Mohl in Tübingen, ohne Zweifel einer unserer sediegensten Botaniker, dem die Wissenschaft eine zanze Reihe der wichtigsten Entdeckungen verdankt, beharrte bei der Untersuchung der Umbelliferenfrucht, welche ihn das Gegentheil von seiner Ansicht, näm- sei. lich kein Getrenntsein des Fruchtknotens in Kelch und in den eigentlichen Fruchtknoten, finden liess, doch bei seiner Ansicht, weil — wie er sich aus- drückte — ausserdem der Fruchtknoten blattartizer Natur sei, er auch hier aus Blättern ent- standen sein müsse. Um die Bildung des unteren Fruchtknotens, mit demnach der die der sogenannten Rosenfrucht, des Kernobstes und der Feige vollständig übereinstimmt, zu verste- hen, ist es auf die Art und Weise des Wachsens der Pflanzen etwas näher ein- Die Zelle, der behält, selbst bei den höheren Pflanzen, immer noch nothwendig, zuvor zugehen. Anfang alles Lebendigen, eine gewisse Selbständigkeit, während sie bei dem Thiere diese vollständig verliert und in dem Ganzen Man und noch thätige Zellen von der Mutterpflanze will- untergeht. kann bei den Pflanzen lebendige kürlich trennen und sie bilden ausserhalb dieser, wenn man ihnen sonst die nöthigen Lebensbedin- zunzen zur Verfügung stellt, ein neues Individuum. Die Zelle hat bei Pflanzen und Thieren stets nur eine bestimmte Zeit, in der allein sie ihre Thätigkeit entfaltet; während sie sich aber bei den Thieren regenerirt, d. H. immer vom Neuen ersetzt, geschieht dieses bei den Pflanzen nur ausnahmsweise und ohne für ihr Leben von Bedeutung zu sein. Die pflanz- liche Zelle, welche ihre Thätigkeit abgeschlossen hat, wird nicht, wie bei dem Thiere, aufgesaugt, sondern bleibt in der Regel in der Pflanze und dient längere Zeit dauernden Individuen gleichsam als Gerüste, auf dem die Entwiekelung gleicher neuer und lebens- thätiger Zellen fast ohne Unterbrechung weiter ge- schieht. Diese letzteren führen meist den Namen Kambium und befinden sich hauptsächlich an der Pflanze nach aussen, wo die Entfaltung ihrer chemisch- physikalischen Thätigkeit, also ihre Wechselwirkung nach aussen, auch am Besten und Leichtesten ge- schehen kann. Das Wachsthum bei den meisten Thieren geschieht nach allen Seiten, bei den höheren Pflanzen haupt- sächlieh nur nach einer Richtung hin, nach oben. Das Thier bleibt in den meisten Fällen einfach, die Pflanze hingegen bildet neue Zellen - Vereinigungen, welche zwar mit der Mutterpflanze vereinigt bleiben, aber doch eine Art selbständigen Lebens führen. Diese Zellen-Vereinigungen bilden weiter entwickelt und vergrössert die Aeste und Zweige. Jedes Pflanzen- Individuum, aber ebenso die von ihm ausgegangenen Aeste und Zweige, bestehen aus einem meist in die Länge gezogenen Grundorgan, was man im gewöhn- lichen Leben Stengel nennt, wissenschaftlich aber als Achse bezeichnet wird. Dieses Grundorgan wächst ebenfalls hauptsächlich nur an seinem oberen Theile durch stete Neubildung von Zellen weiter und verlängert sich damit. Seitlich gehen aber von ihm meist flächenartige Gebilde ab, welche man Blätter (in der Wissenschaft Appendikulärtheile) nennt nur bis zu einem gewissen Grade ver- grössern. Sie sind es, welche das zur Umbildung des rohen, eben erst aufgenommenen Stoffes in den eigentlichen Nahrungsstoff nothwendige Chlorophyll hauptsächlich enthalten. Aus diesen Appendikulär- theilen bilden sieh alle übrigen Pflanzenorgane, wie durch ein- und sich man sagt, durch die Metamorphose, d. h. fache Umwandlung, und zwar von den Kotyledonen bis zu den Eihüllen. Die Achse (Stengel, Ast oder Zweig) wächst, in sofern sie nieht schliesslich verkümmert, so lange nach oben weiter, bis die Zeit der Vermehrung des Individuums auf geschlechtliicehem Wege kommt, mit anderen Worten, bis eine Blüthe sich zeigt. Diese reicht an dem obersten Theil der Achse soweit herab, 135 als Appendikulättheile bei den Vorbereitungen zu der Vermehrung mitwirken. In der Regel besteht eine Blüthe aus zwei Reihen metamorphosirter Blätter, welche man Keleh und Krone nennt, und aus einer oder mehreren anderen Reihen, welche eine ganz eigenthümliche Umbildung erhalten und bestimmt sind, die befruchtenden Zellen (den Blumenstaub, resp. die Pollenschläuche) zu bilden. Es sind dieses die Staub- sefässe. Endlich sind oft noch in der Mitte der Blüthe metamorphosirte Blätter vorhanden, welche als sogenannte Frucht- oder Karpellarblätter die Eichen, d. h. die Anfänge der Samen, einschliessen und den Stempel, dessen unterer meist rundlicher und hohler Theil deshalb Fruchtknoten heisst, weil aus ihm die Frucht entsteht, darstellen. Der oberste Theil der Achse, auf dem die ge- nannten metamorphosirten Blätter: Kelch, Krone, Staubgelässe und Fruchtblätter, sich befinden, heisst der Blüthenboden. Bei den meisten Blüthen nimmt er keinen grossen Raum ein; bisweilen streckt sich aber der Raum zwischen den einzelnen bestimmten und eben genannten Reihen umgeänderter Blätter, besonders zwischen Krone und Staubgelässe oder zwischen diesen und dem Stempel etwas, so dass dieser schliesslich gestielt erscheint und auch als Stempelträger bezeichnet wird. Sind viele Stempel in einer Blüthe vorhanden, so streckt sich wohl auch der Blüthenboden zu ihrer Aufnahme weit mehr in die Länge, wie es bei der Erdbeerblüthe, in noch höherem Grade bei Myosurus minimus und bei den Magnolien ist. In einigen Fällen wächst aber auch der Blüthenboden zwischen den Fruchtblättern, die also in diesem Falle nicht die Mitte einnehmen, weiter und bildet in der Höhlung des Fruchtknotens den Träger (Centralplacenta) der Eichen, resp. später der Samen. Es ist dieses beispielsweise bei der Blüthe der Primulaceen der Fall. Es kommt aber auch vor, dass an dem eigent- lichen Mittelpunkte des Gipfels einer Achse das Wachsthum aufhört, während rings herum die neu sich bildenden Zellen in die Höhe getrieben werden. Es ist dieses eine Erscheinung, die schon bei den Stempelgebilden der Farnkräuter vorkommt. Sobald dieses der Fall ist, muss die eigentliche Mitte des Gipfels einer Achse um so tiefer liegen, als Zellen sich am Rande bilden und ringsum sich erheben. Es entsteht damit eine Vertiefung, die anfangs nur gering ist und auch schwach bleiben kann. Stehen in dieser schwachen Vertiefung die Fruchtblätter zu einem Stempel verwachsen, so. erhält man einen halbunterständigen Fruchtknoten. Ist diese Vertiefung aber bedeutend, so dass sie mit dem sie einschliessenden Rande die Form eines Bechers erhält, so befinden sich die Frucht- blätter entweder in dieser oder sie stehen amı Rande, die Oeffnung schliessend; in der Vertiefung selbst haben dagegen die Eichen sich entwickelt. In bei- den Fällen nennt man den Becher, sowohl mit den eingeschlossenen Fruchtblättern, als auch, wenn nur Eichen enthält, einen unteren Fruchtknoten. Beispiele für den letzteren Fall sind die Stachel- beere, für den ersteren die Rosenfrucht und das Kernobst. DBeiderlei letzte Früchte unterscheiden sich nur dadurch, dass die geschlossenen Frucht- hlätter, resp. die Stempel, bei der Rosenfrucht an der Wand des oben offenen Fruchtbechers befestigt sind, ohne mit diesem oder unter sich zu verwachsen, bei dem Kernobste hingegen verwachsen die Stempel nicht allein unter sich, sondern auch mit der Wand des Bechers, und bilden in dem Apfel das sogenannte Kernhaus. Bei Cotoneaster (der Zwergmispel) ge- schieht die Verwachsung der Fruchtknoten nicht unter sich, sondern nur mit der Wand des Bechers. er Dergleichen becherartige Bildungen am Ende einer Achse kommen aber auch ausserdem vor. So ist die Feige eine solche Bildung. Sie unterscheidet sich von dem unteren Fruchtknoten und dem Kern- obst nur dadurch, dass in der Höhlung des Bechers nicht Eichen oder Stempel eingeschlossen werden, sondern die ganzen Blüthen (Staubgefässe, Stempel und Blüthenhülle), sogar meist noch mit Deekblättern versehen. Eine eigenthümliche Einschliessung von Frucht- blättern oder Stempeln, resp. Früchten in einer Höh- lung kommt bei einigen, zu dem Genus Nelumbium sehörigen Seerosen vor. Hier erweiteıt sich der Blumenstiel plötzlich und bildet auf dem Gipfel eine ebene Fläche von 1 Zoll und mehr Durchmesser. Während ringsum auf der Fläche zahlreiche Blumen- blätter und Staubgefässe stehen, entwickeln sich auf ihr selbst die Fruchtblätter. In der Weise, als diese ihre Ausbildung erhalten, erhebt sich bei der weite- ren Entwickelung des Fruchtknotens zur Frucht rings- um das Zellgewebe und schliesst die Früchte endlich vollständig ein. Es gibt endlich auch Stempel, resp. Früchte, welche, trotzdem sie oberständig sind, doch nicht aus Blättern entstanden sind. In diesem Falle wächst die Achse, also die Spitze des Blüthenstieles, nach- dem sich Kelch, Krone und Staubgefässe seitlich ge- bildet haben, in der Länge weiter, wie bei Cappari- daceen und Passifloraceen, und bildet schliesslich durch Weiterwachsen am Rande (aber nicht der Mitte), einen Becher, der die Eichen einschliesst und 186 _ an seiner Mündung durch kleine Fruchtblätter ge- schlossen wird. Hier wird. der Fruchtknoten durch einen Stiel in der Blüthe getragen. Bei den Liliaceen geschieht dagegen die Bildung des Bechers alsbald und der Fruchtknoten erscheint nicht gestielt. Die Dracuneuleen, Aroideen mit einem grossen Schirmblatte. Eine interessante Aroidee der Abtheilung der Dracunculeae erhielt der Chef des Luxemburg- Gartens in Paris, Riviere, vor mehrern Jahren di- rekt aus Cochinchina, wahrscheinlich daselbst im Hoch- zebirge wachsend, und wurde von dem Direktor des botanischen Gartens in Bordeaux, Durieu de Mai- sonneuve, Amorphophallas Rivieri genannt. Eigenthümlich ist die Anwendung, welche man jetzt in Paris mit dieser Pflanze macht und wohl verdient, dass auch sie bei uns nachgeahmt werde. Zum besseren Verständniss werden wir uns aber zuvor erlauben, über die ganze Abtheilung der Dra- aus euneuleen einige erläuternde Worte zu sagen. Sämmtliche Arten haben die Eigenthümlichkeit, dass sie im Frühjahre zuerst einen grossen Blüthen- stand in Form eines Kolbens (Spadix), der von einer grösseren oder kleineren Blüthenscheide (Spatha) eingeschlossen wird, einem kürzeren oder län- geren. Stiel hervorbringen. Dieser Kolben haucht in der Regel einen so unangenehmen, möchte wirklich bisweilen sagen, pestilenzialischen Geruch aus, dass selbst Aasfliegen herbeigelockt werden, um ihre Eier darauf zu legen. Dazu kommt noch die braune, etwas unheimliche Farbe der Blüthen- scheide. Nach einer Dauer von 3 bis 10 Tagen fällt die Blüthenscheide mit oberen Theile des Blüthenkolbens ab und es entwickelt sich nur untere Theil mit den Stempeln weiter, bis diese schliesslich zur reifen und saltigen Frucht geworden sind. Die wärmeren Gegenden stammenden Arten bringen bei aber keine Früchte hervor; es wird deshalb nicht nur der obere Theil des Kol- bens abgeworfen, sondern auch der untere geht mit auf man meist dem aus uns dem ihn tragenden, bisweilen mehre Fuss hohen Stiel alsbald zu Grunde. Dafür erhebt sich dicht neben dem alten Blüthen- stiel eine Blattknospe der Erde, sprengt ihre Hüllen und es kommt ein einziges Blatt hervor, dessen Stiel schliesslich einigen Arten zu einer Länge von 8 und selbst 10 Fuss hoch werden kann. aus bei bis N der | | Er hat an der Basis oft 1 Zoll und mehr im Durch- messer und ist, ähnlich wie bei einer Schlange oder wie bei dem mythologischen Drachen, bunt gefärbt. Diese bunte Färbung gab Linne Veranlassung zur Benennung zweier hierher gehörigen Geschlechter: Draeuneulus und Dracontium, während spätere Bo- taniker noch die entsprechenden und darauf züglichen Genera Sauromatum und Pythonium stellten. Dem Gipfel des langen Blattstieles liegt die viel- fach zusammengesetzte Blattfläche auf und bildet einen Schirm, der über 3 Fuss Durch- messer besitzt und bis in den Herbst hinein grün bleibt. Dann stirbt auch er ab und es beginnt für die Pflanze die Zeit der Ruhe, indem sie sich auf den der Erde Knollen zurückzieht. Vorher sind jedoch in der eben vorausgegangenen Vegetations-Periode die Blüthen- und Blattknospen, aus denen im nächsten Frühjahre wiederum Blüthe und Blatt hervorgehen, angelegt worden. Wenn auch bei Hyaeinthen und anderen Liliaceen ganz gleiche Verhältnisse, wie eben bei den Draceunculeen, geschil- dert sind, vorkommen, so fallen diese doch keineswegs bei den genannten Pflanzen so sehr in die Augen. ' Die Anwendung der Dracunculeen, und besonders der Art, welehe den Namen Amorphophallus Rivieri in Paris erhalten hat, besteht darin, dass sie während der guten Zeit ins Freie, am besten auf ein nicht zu grosses Rasenstück oder doch wenigstens in die Nähe des Weges gepflanzt wird. Sowohl während der Blüthenzeit,. als noch mehr wenn die grossen Blätter sich entwickelt haben, nimmt sich die Pflanze, einzeln be- auf- bisweilen in befindlichen oder bei dem nöthigen grossen Raume zu einer Gruppe zusammengestellt, gut aus und trägt zur Mannigfaltig- keit eines Gartens nicht wenig bei. Dass alle grossen Amorphophallus-Arten, wie A. campanulatus, oder die nur im warmen Amerika wachsenden Dracontien im Freien gedeihen, möchten wir bezweifeln, da die meisten von ihnen gegen anhaltende Feuchtigkeit in der Luft, besonders bei kühler Temperatur sehr empfindlich sind. Es müssten jedoch erst zu diesem Zwecke Versuche gemacht werden. (Sehluss folgt.) In dem Versuchsgarten des Vereines sind zur Vertheilung an Mitglieder besonders schöne Stief- mütterchen (Viola tricolor - altaica maxima) erzogen worden. Wer darauf reflektirt, wird ersucht, sich bis zum 9. Mai bei dem Inspektor Bouche. im bota- nischen Garten zu melden. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pllanzenkunde. Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretär des Vereines. Berlin, No. 18. A 1822. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Die Rüstern, eine monographische Skizze. — Die Feigenbäume Aegyptens. — Die Dracuneuleen (Schluss). Die Rüstern. Eine monographische Skizze. Kein Waldbaum, selbst die Eiche nicht, hat in der Geschichte der grossen Kulturvölker Europa’s von jeher eine so gewichtige Rolle gespielt, als der Rüster. Behauptet man doch englischerseits, dass der Name Ulme oder Elm von dem ältesten ge- schichtlichen Volksstamme Europa’s, den Gälen, be- reits für unsern Rüster gebraucht worden wäre. Und in der That befindet er sich noch in allen europäi- schen, selbst in den slawischen Sprachen. Nur die germanischen Sprachen besitzen für den Baum aus- serdem noch die ihnen eigenthümlichen Namen von Rüster und Yper. Bei den Griechen, welche das Wort Ulme gar | nicht in ihrer Sprache haben und es durch Ptelea ersetzen, war der Rüster trotzdem, wahrscheinlich wegen der dunkelen Farbe der Blätter, den Göttern und Bewohnern der Unterwelt geweiht. Achilles setzte dem Vater seiner Andromache ein Denkmal in einem Rüsterhain. Noch beliebter und weit mehr angebaut war der Rüster bei den Römern, welche ihn hauptsächlich benutzten, um die Weinrebe an ihm emporklettern zu lassen. Ovid und Virgil nen- nen ihn vielfach, besingen ihn aber auch in ihren Schriften. Der römische Rüster, Ulmus campestris, ist eine, wie es scheint, nur südländische Art, während der Bergrüster, U. scabra, obwohl er in unseren nordi- schen Wäldern weit grösser und auch, man möchte ten ihn in der Nähe ihrer Wohnungen an. | breitung erhielt. sagen, malerischer wächst, in gärtnerischer Hinsicht während der früheren Zeit nie zu einer Bedeutung gekommen zu sein scheint, sondern diese erst in der neueren Zeit erlangt hat: Anders ist es in kulturge- schichtlicher Hinsicht. Bei den alten Bewohnern Eng- lands, den Gälen, scheint er ein heiliger Baum ge- wesen zu sein, denn sie hingen beispielsweise die Felle der von ihnen erlegten Wölfe an seinen Aesten auf. Der Feldrüster war damals noch nicht jenseits des Kanales eingeführt. Dass seine Einführung aber frühzeitig geschah, unterliegt kaum einem Zweifel, denn die Römer brachten mit der Zeit, als sie die britischen Inseln dauernd besetzten, wahrscheinlich ihren Lieblingsbaum, den Feldrüster, mit und pflanz- Wie das Land allmählig für den Feldbau mehr urbar gemacht wurde, verschwanden die Wälder und demnach mit ihnen auch der Waldrüster, während der: Feldrüster von Jahrhundert zu Jahrhundert eine grössere Ver- Bei seiner leichten Vermehrung durch Wurzelschösslinge — in England trägt der Feldrüster noch weniger keimfähigen Samen, als bei uns — Natürlicher Weise Vorkommen offene Feld, während man ihn nirgend in Wäldern anpflanzte. Deshalb erhielt er von Linn& auch den Namen Ul- mus campestris, d. i. Feldrüster, während Philipp Miller, sein Zeitgenosse in England, ihn, weil er ihn für eine Kulturpflanze hielt, Ulmus sativa nannte. Noch jetzt findet man ihn allenthalben jenseits des Kanales nur in der Nähe von Dörfern und zu Alleen 18 konnte dieses leicht geschehen. beschränkte sich sein aul das an Wegen verwendet. Als der natürliche Garten- styl in der Mitte des vorigen Jahrhunderts sich Bahn brach, spielte der Feldrüster auch in den Parks der grossen Grundbesitzer, wie in den öffentlichen An- lagen, eine grosse Rolle. In Frankreich war in der vorchristlichen Zeit die Eiche der heilige Baum, unter dem die Druiden ihre Altäre aufbauten. Ob U. campestris ursprüng- lich, wenigstens im Osten und Westen Frankreichs, vorkam oder ebenfalls erst von den Römern bei der dauernden Besetzung des Landes eingeführt wurde, lässt sich nicht mehr entscheiden, das Erstere möchte aber, wenigstens für die mittleren und südlichen De- partements, das Wahrscheinliche sein. Eine Bedeu- tung erhielt der Feldrüster erst unter der Regierung Franz I., welcher wahrscheinlich in Folge seines öf- teren Aufenthaltes in Italien ihn hatte schätzen lernen. Unter Heinrich IV. war es besonders Sully, welcher für seine Verbreitung sehr viel gethan zu haben scheint, denn nach 2 Jahrhunderten führten noch alte Rüsterbäume, unter denen man sich Abends ver- sammelte, den Namen Sully und Heinrich IV. Be- sonders waren sie als Allee-Bäume viel verwendet. Lenötre liebte unter Ludwig XIV. den Baum eben- falls. Die früheren Rüster-Alleen bei Versailles und Paris verdanken meist ihm ihren Ursprung. Die Liebe zu dem Feldrüster als Alleebaum ging damals auch auf die Holländer über und ist noch im hohen Grade in genanntem Lande vorhanden. In Deutschland wurde er dagegen weniger als Allee- Baum benutzt; man pflanzte ihn aber vielfach neben der Linde als Einzelpflanze an. Als solchen sieht man ihn noch vielfach in und bei Dörfern, um eben so des Abends als Ort der Zusammenkunft zu die- nen, als die eben genannte Linde. Feldrüster auch später in Deutschland zum Allee- Baum benutzt, doch nirgends allgemein. Als in den 60ger und 70ger Jahren Nordamerika mehr erschlossen und eine Menge Gehölze, haupt- sächlich durch des damaligen Oberforstmeister Wan - senheims Vermittelung, in Deutschland, noch mehr aber durch die Besitznahme eines Theiles von Nord- amerika in England eingeführt wurden, kamen auch die nordamerikanischen Rüster-Arten nach Europa, um vielfach in Anlagen und Gärten verwendet zu werden. Erst weit später wurde man auf den einheimischen Waldrüster aufmerksam und nahm ihn ebenfalls in Kultur. Da er als einheimisches Gehölz gut gedieh, sich auch durch Samen sehr leicht vermehren liess, sich weit mehr aus, als die nord- amerikanischen Arten und wurde schliesslich selbst so breitete er Doch wurde der - 138 vorherrschend. Die letzteren verloren sich sogar allmählig immer mehr und wurden von Jahr zu Jahr seltener, so dass sie sich jetzt nur noch hier und da in einigen alten Anlagen bei uns in Deutschland vorfinden. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass in der Zeit, wo die europäischen und nordamerikanischen Arten vielfach in Anlagen, Parks und Gärten kultivirt wur- den, der Waldrüster sowohl mit dem Feldrüster, als auch mit den nordamerikaniseben Arten durch Kreu- zung mannigfache Verbindungen eingegangen hat und wir jetzt eine Reihe zwischenstehender Formen besitzen, welche eine feste Bestimmung der ächten Arten oft illusorisch machen. Säet man jetzt Rü- - stern-Samen, den man meist aus dem Südwesten Deutschlands bezieht, aus, so erhält man unter den Sämlingen eine grosse Menge unter einander sehr verschiedener Formen, die aber doch zum grössten Theile dem Waldrüster näher stehen, als dem Feld- rüster. Dergleichen Formen herrschen jetzt in unse- ren Anpflanzungen in der Regel vor. Leider haben die Rüstern viele Feinde unter den Insekten. Von ihnen ist ein Käfer, der den be- zeichnenden Namen Seolytus destructor (d. h. der Verwüster) erhalten hat, der gefährlichste. Im freien Felde und noch mehr in Wäldern scheint er weniger Verwüstungen anzurichten, als in grossen Städten, wo eine eingeschlosseneLuft und verschiedene andere Umstände seiner Vermehrung sehr günstig zu sein scheinen. Am schlimmsten ist er in Paris und in Versailles aufgetreten, indem er die schönsten Alleen daselbst, und ausserdem viele einzeln stehende grosse Bäume, zum grossen Theil ganz und gar zu Grunde gerichtet hat. An die Stelle der Rüstern ist zum Theil für Alleen die kanadische Pappel getreten, während man in der Stadt Paris, weil keine Rüster mehr gedeihen will, die Platane anpflanzt. Ob die- ser schöne Baum, wenn er grösser geworden ist, auch ferner noch gedeiht, müssen wir abwarten. Nicht viel besser ist es in London, wo eben- falls der beliebte Rüster zu Tausenden von herr- lichen Bäumen zu Grunde gegangen ist. Man sieht aber deren doch noch, z. B. im Hydepark und in dem Kensington-Garten, wagt aber ebenfalls kaum noch, neue Rüstern anzupflanzen. Die neueren Parks, wie der Regent- und Battersee-Park, haben fast gar keine Rüstern. Nicht besser ist es in Berlin, wo nach und nach all’ die schönen und grossen Rüstern, hauptsächlich durch die Verwüstungen des Scolytus destructor, zu Grunde gegangen sind und ferner noch zu Grunde gehen. Nach dieser hauptsächlich geschichtlichen Aus- 139 -einandersetzung gehen wir auf das Systematische der Rüsterbäume über. Die früheren Botaniker stellten sie mit mehrern milchenden Pflanzen, hauptsächlich Gehölzen, wie den Feigen, Maulbeerbäumen u. Ss. w., so wie mit einer Reihe von Kräutern, welche sich zum Theil durch Brennhaare auszeichnen, zu einer grossen Familie zusammen, der man zuerst wegen der steifen und kurzen Haare hauptsächlich auf den Blättern den Namen der Scharfblättler (Scabridae) gab, und dann Urtieaceae nannte. Sie alle zeichne- ten sich durch sehr kleine, gedrängt wachsende Blüthen aus, welche nur eine unscheinliche, meist srünlich-gelbliche Blüthenhülle besitzen. Bei einem Theile der hierher gehörigen Arten befinden sich Staubgefässe und Stempel in einer und derselben Blüthe, bei einem anderen Theile sind die Blüthen dagegen getrennten Geschlechtes. Später hat man die Scharfblätter oder Urtica- ceen in 3, 4 und 5 besondere Familien getheilt und liess sich bei der Trennung mehr durch das äussere Ansehen und durch die geographische Verbreitung, als durch in der Blüthe und Frucht liegende Merk- male, leiten. So bildeten die krautartigen oder halb- strauchigen Pflanzen der Scharfblätter, welche zum Theil auch Brennhaare besitzen und deren Blüthen in unregelmässigen Knäueln gedrängt stehen, die ächten Urtieaceen, während die milchenden, haupt- sächlich aus Gehölzen bestehenden Arten mit eigen- thümlichen, flachen, gewölbten, oder umgekehrt aus- gsehöhlten Blüthenständen die Moraceen darstellten. Man machte selbst, je nachdem die Samen Eiweiss besitzen oder nicht, 2 Familien daraus, von denen die eine wiederum den Namen Moraceen führte, während die andere als Artokarpaceen (Brotfruchtbäume) be- zeichnet wurde. Die dritte, resp. die vierte im Ver- hältniss kleine Familie bilden die Ulmäaceen mit Blättern, deren beide Hälften auf jeder Seite des Mittelnervs nicht gleichmässig entwickelt sind. Während die Blüthen der eigentlichen Urtieaceen und Moraceen getrennten Geschlechtes sind, findet man bei den Ulmaceen in der Regel Stempel und Staubgefässe in einer und derselben Blüthe. Auch diese Familie haben die Botaniker, je nachdem die Früchte Flügel- oder Steinfrüchte sind, in 2 Familien, in die der eigentlichen Ulmaceen und in die der Geltidaceen zerlegt. In pflanzengeographiseher Hinsicht wachsen die Ulmaceen (im weiteren Sinne) allein in der nördlichen zemässigten Zone, während die Moraceen (im wei- teren Sinne) hauptsächlich nur in den heissen und warmen Ländern der Alten und Neuen Welt vor- kommen. Die eigentlichen Urtieaceen haben eine grössere Verbreitung, besonders aber auf der nörd- lichen Erdhälfte und unter den Tropen, wo jedoch der grösste Theil von ihnen vertreten ist. Wir beschränken uns hier auf die ächten Rü- stern, die von dem Pariser Botaniker Spach in 2 Untergeschlechter gebracht sind, je nachdem die Blüthen vor oder nach der Entfaltung der Blätter zum Vorschein kommen. Wo das letztere der Fall ist, hat Spach sein neues Genus Mieroptelea ge- nannt, weil die hierher gehörigen Arten im Verhält- niss zu den übrigen Rüstern, welche meist nur srosse Bäume darstellen, nur klein bleiben. Auch diese wenigen, vorherrschend in wärmern Ländern wachsenden Arten übergehen wir hier. Aechte Rüstern sind bis jetzt nur 6 bekannt, von denen 4 in der Alten Welt, und zwar vorherr- schend in Europa und Nordasien, 2 hingegen in der Neuen Welt ursprünglich zu Hause sind. Betrachten wir sie etwas näher. 1. Der Feldrüster, Ulmus campestris L. Mit Ausläufer; Rinde später rissig, in langen Stücken sich lösend; Blätter eirundlich oder fast rautenförmig und zugespitzt, auf der Oberfläche (we- nigstens in der Jugend) meist mit kurzen, scharf sich anfühlenden Haaren besetzt; Knospen rundlich oder eirundlich, etwas zusammengedrückt, mit 4 oder 6 Schuppen; Flügelfrüchte kurz gestielt, völlig unbe- haart; Samen im oberen Theile der Frucht, dicht unter einem tiefen Einschnitte. In der sehr langen Zeit, in welcher sich der Feld- rüster in Kultur befindet, haben sich eine Reihe ver- schiedener Formen gebildet, welche zum Theil von einigen Botanikern als selbständige Art betrachtet worden sind. Eine eigenthümliche Erscheinung ist zunächst, dass sich an den jüngern, 2 bis 4, selten bis 6 Jahre alten Aesten bisweilen durch eine Wu- cherung der Rinde Kork, ähnlich wie bei dem Feld- ahorın (Acer campestre), bildet. Früher glaubte man, dass die Rüstern mit Kork eine selbständige Art bil- deten, zumal sie in diesem Falle meist niedrig, selbst strauchartig sind und ein mehr röthliches Holz be- sitzen. Wenn der Rüster eine bedeutende Höhe, wie bei unseren Allee-Bäumen, erreicht, so besitzen die Aeste fast nie Einer der Botaniker des vo- rigen Jahrhunderts, Ehrhart, nannte deshalb den Rüster mit Kork Ulmus suberosa, den aber ohne Kork U. nuda. Der Korkrüster kommt hier und da auch als U. fungosa vor. Wahrscheinlich ist es aber doch, dass im Süden Europa’s, im nördlichen Oriente und in Sibirien es strauchige Rüstern gibt, die gewöhnlich Kork bilden und doch eine selbständige, von unserem Korkrüster 182 Kork. 140 verschiedene Art darstellen. Eine solche befindet sich jedoch bei uns noch nieht in Kultur, Von dem Feldrüster kann man 3 Hauptabarten unterscheiden. Die Abart mit kleinen, anfangs in der Regel glatten Blättern ist in England sehr beliebt und in einer Reihe von Formen vertreten, die auch nach Deutschland gekommen sind. Die niedrigen, oft mit Kork versehenen Formen übergehe ich, und bemerke nur, dass sie sich sehr gut zu Hecken gebrauchen lassen und hier und da, besonders in Mitteldeutsch- land, auch dazu verwendet werden. Die kleinblätt- rigen, nicht strauchartigen, also hohen Rüstern breiten ihre Aeste entweder mehr nach den Seiten aus und erhalten damit eine breite Krone oder die Aeste ste- hen in einem geringen Winkel von dem Stamme ab und die Krone hat mehr oder weniger das Ansehen einer Pyramidenpappel.: Mit. breiten. Kronen waren 2 Rüster jenseits des Kanales besonders beliebt und früher auch bei uns viel angepflanzt. Es sind dieses U. sarniensis und cornubiensis, die Rüstern von Jersey und ‘Cornwallis. Sonst haben die beiden Rüstern auch die Namen U. parvifolia, mierophylla und betulaefolia erhalten. .Zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhundeiıts kamen sie auch endlich in Deutschland als U. nemorosa Borkh. vor. Der Pyramiden - Rüster führt, je nachdem die Krone breiter oder schmäler ist,: den Namen Ulmus strieta oder fastigiata. Vor einem Paar Jahr- zehnten hat der Besitzer der früheren Rinz’schen srossen Handelsgärtnerei in Frankfurt a. M. von der letztern eine Form aus Samen gezogen, wo eine kurze Verästelung des Stammes schon nahe dem Boden begann, der Baum selbst nicht hoch wurde und ein säulenförmiges Ansehen besass. Rinz legte ihr da- mals deshalb auch den Beinamen monumentalis bei. Eine ähnliche, aber mehr: monströse Form, die eigentlich mehr durch Misshandlung der Menschen entstanden ist, weil man sie als Schlagholz benutzte und sie zu diesem Zwecke an Wegen anpflanzte, als durch freies, natürliches Wachsthum, ist: Ulmus tor- tuosa. Sie kommt besonders im Norden Frankreichs, hauptsächlich in der Normandie vor. Die seitlichen Aeste besitzen hier ein durch die öfteren Verstüm- melungen hervorgerufenes knorriges Ansehen; es ent- standen an den kurzen Aststummeln Knospen, die zum Theil nicht zur Entwickelung kamen und dadurch zur Bildung grösserer und kleinerer Auswüchse An- lass gaben. Die Franzosen nannten diesen Rüster deshalb ebenfalls Tortillard und bezahlten das ma- serige und wimmerige Holz desselben um hohe Preise als Nutzholz. Während im Allgemeinen die Blätter des klein- blättrigen Feldrüsters eine dünne Textur haben, be- sitzt man doch auch Formen, wo diese härter und dauerhafter ist. In England besitzt man sogar eine Form, wo die sehr harten Blätter erst spät im Winter abfallen und selbst bis zum Frühjahre, wenn wie- derum neue Blätter kommen, dauern. Sie wird ge- wöhnlich als U. virens bezeichnet. Von der grossblättrigen Abart, welche übrigens allmählig in die kleinblättrige übergeht und früher oft unter dem Namen U. carpinifolia, also der hainbuchenblättrigen, vorkam, gibt es keine hervor- ragenden Formen. Sie ist es, welehe bei uns, be- sonders in der Nähe von Dörfern, aber auch in kleineren und grösseren Städten, seit alter Zeit viel angepflanzt wurde und sich noch in Alleen u. s. w. vielfach vorfindet. In den Niederlanden war sie be- sonders beliebt und wurde von da als holländischer Rüster (Ulmus hollandica) verbreitet. In Wäldern habe ich sie nirgends gesehen, wohl aber in kleineren Gehölzen, welche vereinzelt vorhanden sind oder srösseren Wäldern sich anlehnen. Die dritte Abart des Feldrüsters hat ebenfalls ziemlich grosse Blätter, aber mit sehr schwacher oder gar keiner Behaarung. Dieses ist die Ursache, warum sie Phil. Miller unter dem Namen U. glabra als selbständige Art beschrieb. Man hat sie in Deutsch- land zwar ebenfalls, aber nur vereinzelt, während sie jenseits des Kanals als Essex-Rüster (Ulmus exo- niensis) eine grosse Verbreitung besitzt. Unter diesem Namen hat man aber noch einen zweiten, zum Waldrüster gehörigen Baum, wie wir später sehen werden. Von dem Feldrüster existiren einige buntblätt- rige Sorten, die aber nie eine Bedeutung erhalten haben. Nur eine macht eine Ausnahme und wurde in Belgien von einem gewissen Rosseels zufällig aus Samen erzogen; die ganzen Blätter besitzen hier eine goldgelbe Farbe und der Baum scheint nur niedrig zu bleiben. Sie hat von ihrem Züchter den Beinamen aurea erhalten, während man sie in Eng- land als U. Rosseelsii bezeichnet. (Schluss folgt.) Die Feigenbäume Aegyptens. Das alte Land der Pharaonen befand sich vor Tausenden von Jahren in einer bewunderungswür- digen Kultur. Von ihm, wenn auch nicht direkt, so doch indirekt durch die Verbindung mit den oberen Nilländern, d. h. mit den abessinischen Ge- birgen, verbreitete sich die Kultur nordwärts nach Br (den Ländern des Örientes und nach Griechenland. Das Haupt-Getreide, was hier gebaut wurde, war da- mals schon der Weizen. Gewiss hat man mehr Ur- sache, das Vaterland des Weizens in den abessini- sehen Gebirgen zu suchen, als in den südlichen Län- dern des Orientes oder in Östindien. Ob ausser dem eigentlichen Nilthale, was all- jährlich dureh den Fluss aus den Gebirgen den be- fruchtenden Schlamm erhielt, in jener uralten Kultur- zeit noch Land zum Anbau vorhanden gewesen ist, wissen wir nicht, bei der grossen Bevölkerung, welche damals aber in Aegypten war, ist es wahrscheinlich. Zum Theil mögen die Wüsten eben so späteren Ur- sprunges sein, als die der heutigen Länder am un- tern Euphrat und Tigris, also des alten Babyloniens. Wie mit dem Verfalle des babylonischen Reiches das früher so ungemein fruchtbare Land des untern Euphrat und Tigris allmählig mit Gerölle und Flug- sand überschüttet und damit zur Wüste umgewandelt wurde, so mag es gewiss auch in Aegypten seit dem Untergange der älteren Pharaonen mit einigen Ge- senden gewesen sein. So viel steht fest, dass die Vegetation der früh- sten Zeit Aegyptens im Allgemeinen eine andere war, wie jetzt; es geht dieses auch aus den Ueberbleibseln, aus den ältesten Hieroglyphen, deutlich hervor, wo auch pflanzenfressende Thiere verzeichnet sind, welche man jetzt in dem eigentlichen Aegypten vergebens sucht. Ist doch der Papyrus der Alten, der dereinst in grösster Menge in Aegypten wuchs, fast ganz aus Aegypten verschwunden! Mit andern Pflanzen ist es gewiss ähnlich gegangen. Was sich aus jener vor- seschichtlichen Zeit erhalten hat und was später in Aegypten eingeführt wurde, näher zu bestimmen, möchte Aufgabe von Naturforschern sein, die nach allen Richtungen hin das Land erforscht haben und uns manche Thatsache von den interessanten Wan- derungen der Pflanzen bringen. Zu den Bäumen des ältesten Aegyptens rechnen wir die Sykomore, eine Art Feigenbaum mit glän- zenden und lederartigen Blättern. Die Feigen dieses Baumes, den Linne Ficus Sycomorus genannt hat, sind keineswegs von der Güte, wie die des ächten Feigenbaumes (Ficus Carica), wurden aber früher all- semein vom Volke gegessen und bilden auch heut zu Tage noch eine Nahrung der Aermeren. Nicht weniger waren sie ein Arzneimittel und wurden, na- mentlich bei entzündlichen Geschwüren , um diese zu zeitigen. In der Revue horticole befinden sich einige fort- laufende Artikel über die heutigen Gärten Aegyp- tens von Delchevalerie, welche grosses Interesse aufgelegt, bäumen gemeinschaftlich hat, besitzen und uns Gelegenheit gegeben haben, einige Mittheilungen über die Feigenbäume Unter-Aegyptens zu machen. Was zunächst die eben genannte Sy- komore anbelangt, so besitzt sie selten einen graden Stamm, sondern sie theilt sich kaum 1 bis 3 Fuss hoch von dem Boden und wiederholt diese Theilung nach oben verschiedene Mal, bis schliesslich der laub- tragende Theil des Baumes kommt. Auf diese Weise wird die Sykomore, wie man sich denken kann, sehr breit und ihre Krone nimmt, wie wir alsbald schen werden, einen bedeutenden Umfang ein. Das Eigenthümlichste an diesem Baume ist, was er allerdings auch mit sehr vielen anderen Feigen- dass von den Haupt- ästen zahlreiche Luftwurzeln senkrecht herabsteigen und in den Boden eindringen, um Pflanze, deren eigentliche Wurzel vielleicht kaum den achten und zehnten Theil ernähren ausserdem nöthige Nahrung zu geben. Diese Adven- tiv-Wurzeln, wie man in der Wissenschaft dergleichen aus dem Stamme oder mende Wurzeln nennt, stärker und vertreten in diesem. Falle nicht selten den Hauptstamm, der bisweilen von selbst abstirbt und oft schon abgehauen worden ist, ohne dass die Pflanze dabei Schaden nahm. Wir haben’ in unseren Zimmer-Kulturen eben- falls Pflanzen, wo aus dem Stamme dergleichen Ad- ventivwurzeln hervortreiben. die bekannte Monstera Lennea (das alte Philodendron pertusum). Wie oft ist nicht hier der Theil des Stammes, der in die Erde herabsteigt, auf gleiche Weise, wie bei der Sykomore, abgestorben? Die Pflanze wird dann durch die in die Erde herabstei- senden Adventiv- oder Luftwurzeln, man hier ebenfalls sagt, ernährt. Das auffallendste Beispiel der Art sahen wir in dem botanischen Garten in Lüttich. Hier war es aber eine andere Aroidee, und zwar das durch seine grossen Blätter ausgezeichnete Phi- lodendron maerophyllum. Das Exemplar mochte den Durchmesser von 6 bis 8 Fuss besitzen und durch ein von der Decke eines ziemlich hohen Hau- ses herabgehendes Seil in Schwebe erhalten. Aus dem sedrängten Stamme kamen eine Menge von Adventivwurzeln herab und waren zum Theil vertrocknet, zum Theil aber hinab in den Boden gedrungen. Einige dieser Adventiv-Wurzeln hatten eine Länge von über 20 Fuss. Delchevalerie erzählt, dass in einem Garten der Insel Rhoda, wo früher das alte Kairo lag, eine nur 30 Jahre alte Sykomore existirt, die trotz ihres geringen Alters einen bedeutenden Umfang erreicht der mächtigen kann, die den Aesten hervorkom- Jahr zu Jahr aus werden von Wir erinnern an wie war der kurzen und hat. Es haben sich hier, von dem Dache der Krone des Baumes ausgehend, so viele Adventiv-Wurzeln gebildet, dass eine Art Galerien entstanden ist, unter denen man spazieren gehen kann. Einige von diesen Adventiv-Wurzeln sind so gross und stark geworden, dass sie, Säulen gleich, die eigentlichen Stützen des Baumes bilden. Aehnliche schöne und nicht minder Junge Bäume sollen sich in Alexandrien, und zwar in dem Garten des Khedive, befinden. In Aegypten wächst, wie es scheint, schon seit sehr langer Zeit auch der Feigenbaum der Pagoden (Fieus bengalensis), und bildet wenn auch nicht solche bedeutende Bäume, wie in dem eigentlichen Vaterlande Ostindien, erhält aber eine solche Grösse, dass selbst unsere stärksten Eichen und Linden ihnen noch nicht gleichen. So existiren in einigen Gärten des Nildelta’s einige Bäume des Pagoden-Feigen- baumes zwar nur mit einer Höhe von ziemlich 100 Fuss, der Durchmesser der ausgebreiteten Laubkrone beträgt aber noch um die Hälfte mehr, also gegen 150 Fuss. Welchen Schatten muss ein solcher Baum geben? Es ist eigenthümlich, dass dieser mächtige Baum sehr kleine Feigen hervorbringt. Sie sind hochroth gefärbt und sollen kaum die Grösse einer kleinen Wallnuss besitzen. Die dicken und lederartigen Blätter des Pagoden- Feigenbaumes ähneln denen unseres Gummibaumes (Fieus elastica) und haben bei einer Breite von 4, eine Länge von 6 Zoll. Da sie an den jüngeren Aesten und Zweigen ziemlich dieht stehen, so bilden sie auch in ihrer Gesammtheit durch die Krone ein so diehtes Dach, dass man unter ihm gegen Regen und Sturm vollständig gesichert ist. Es kommt noch dazu, dass der Pagoden -Feigenbaum noch vielmehr Adventiv- Wurzeln macht und diese viel leichter stammähnlich werden, als bei der Sykomore. Die Priester Ostindiens stellen deshalb unter diesem Baume ihre Pagoden oder Götzenbilder auf, erbauen wohl auch kleine Tempel und Häuser, in welchen letzteren sie wohnen. Man glaubt unter Säulengängen sich zu befinden, so regelmässig sind sie oft vorhanden. Ein dritter Feigenbaum, den man aber zunächst nur in Gärten findet und der wahrscheinlich erst vor nicht sehr langer Zeit in Aegypten eingeführt sein mag, ist unser Gummibaum (Fieus elastica). Wenn er schon bei uns in den kleinen Exemplaren, wie ihn unsere Zimmer nur aufzuweisen im Stande sind, allgemein als Dekorationspflanze gefällt, welchen Ein- druck würde er auf uns machen, wenn wir ihn, wie in einigen Gärten Aegyptens, von einer Höhe von 60 Fuss und einer Laubkrone von entsprechender könnten? Er bildet einen schönen jreite sehen Stamm, der in einer Höhe von 15 bis 20 Fuss sich erst in einige starke Aeste zertheilt. Die Verästelung bei dem Gummibaume ist nicht bedeutend, so dass die Krone nie einen solchen Breitendurchmesser, wie bei der Sykomore und bei dem Pagoden - Feigenbaume, besitzt. Von diesen unterscheidet er sich auch da- durch noch, dass er keine Adventiv-Wurzeln bildet. Was den Namen Gummibaum, den dieser ur- sprünglich ostindische Baum bei uns führt, anbelangt, so hat er diesen mit Recht erhalten, weil aus dem weissen Milchsafte, der herausfliesst, wenn man in die Rinde schneidet, ächtes Gummi elasticum berei- tet wird. Dieser Milchsaft ist allen Feigenbäumen und allen zu der Familie der Moraceen gehörigen Arten eigenthümlich und enthält stets Kautschuk oder Federharz in seinem Milchsafte. Es kommt aber ausserdem noch bisweilen ein so giftiger Stoff darin vor, dass, davon eine Wenigkeit genossen, der Tod auf das Rascheste herbeigeführt werden kann. Ein Beispiel ist der berühmte Giftbaum auf Java, Antiaris toxicaria. Noch 2 Bäume aus dem Geschlechte der Feige sind es, welche in Aegypten wachsen, wahrschein- lich aber erst in einer späteren Zeit eingeführt sind: Fieus populeaster und cordifolia. Der letztere wird allgemein zu Alleen und Avenues gebraucht und soll in dieser Hinsicht einer der schönsten Dekorations- bäume darstellen. Er: wächst gerade in die Höhe bis zu einer Höhe von 60 bis 70 Fuss und soll auch hinsichtlich der Form und der leichten Beweglichkeit der Blätter eine Aehnlichkeit mit unserer kanadischen: Pappel besitzen. Ausgezeichnet ist sein, gleich einer Säule emporsteigender Stamm mit wenigen Haupt- ästen, da die glatte Rinde eine weissliche Farbe besitzt, und zu dem schönen Grün der Blätter einen eigen- thümlichen Kontrast bildet. ” Wesentlich weicht von den meisten Feigenbäu- men F. populeaster deshalb ab, weil er seine Blät- ter abwirft und jährlich erneuert. Im äusseren An- sehen, ganz besonders hinsichtlich seiner Blätter, ähnelt er der F. cordifolia und wird auch in Aegyp- ten auf gleiche Weise zu Alleen und Avenuen be- nutzt. Er hat noch dadurch einen besonderen Reiz, dass die Blätter gegen die Zeit ihres Abfallens all- mählig sich braunroth färben und demnach hier im Herbste ein Zustand eintritt, uns an manche nordamerikanische Eichen, besonders aus der Gruppe der Quereus palustris und rubra, erinnert. Endlich wächst auch der gewöhnliche Feigen- baum (Fieus eariea) in Gärten Unter-Aegyptens, hat angeführten, eine or- der aber nirgends, wie die bereits namentale Bedeutung. 143 Die Dracuneuleen, Aroideen mit einem grossen Schirmblatte. (Schluss.) Was nun den Amorphophallus Rivieri noch in botanischer Hinsicht betrifft, so möchte doch wohl noch weiter untersucht und verglichen werden, ob er in der That eine neue, noch nicht beschriebene Art darstellt. Bekanntlich hat der letzte Monograph der Aroideen, der verstorbene Gartendirector Schott "in Wien, das Genus Amorphophallus in mehre Ge- schlechter, die wohl zum grossen Theil der Kritik unterliegen werden, getheilt. Würde man diese aber annehmen, so gehört A. Rivieri in das Genus Brachy- spatha, was an seiner kurzen Blüthenscheide sehr leicht zu erkennen ist. Eine zweite Art aus derselben Abtheilung der Dracuneuleen wird in Paris unter dem Namen Amorphophallus papillosus (p. 476 der Revue hortieole) kultivirt, scheint aber im Sommer nicht im Freien zu gedeihen. Woher die Art stammt, wird nicht gesagt, wahrscheinlich ist sie aber aus den heissen Ländern Südamerika’s eingeführt worden, denn sie bedarf im Gewächshause einer Wärme von 15 bis 18 Grad (wohl Celsius). Sie müsste demnach ‚etwa in einem Palmenhause untergebracht werden. Nach der Beschreibung in der Revue horticole erhält der Blattstiel des A. papillosus eine Höhe von 6 Fuss und bedarf, wenn wir die Breite der Blatt- fläche nur zu 3 Fuss annehmen wollen, für ihre freie Entwickelung einen nicht geringen Raum. Liebhaber nit kleinen Gewächshäusern können deshalb die Pflanze nicht gebrauchen. Der Blüthenstand hat einen so kurzen Stiel, dass er aus der Erde selbst hervorzukommen scheint. Eine sehr grosse Blüthenscheide schliesst den Kolben nicht allein ein, sondern überragt ihn sogar mit dem oberen und seitlich offenen Theil um das Dreifache. Ein starker, höchst unangenehmer Geruch kommt aus der Scheide hervor und vermag den Raum rings- herum wahrhaft so zu verpesten, dass es unmöglich ist, längere Zeit in der Nähe der Pflanze auszuhalten. Wenn wir nicht irren, so ist dieser A. papillosus ein Dracontium, was wir schon früher als Dr. aspe- rum beschrieben haben und was vor mehrern Jahren von Lemaire in der Illustration horticole den Namen Amorphophallus vinosus erhalten hatte. Die amerikanischen Dracontien unterscheiden sieh in bo- tanischer Hinsicht durch die Anwesenheit von Zwit- terblüthen am Kolben von den asiatischen Amorpho- phallus-Arten. H Die Dracontien bilden ohne Zweifel unter den Draeuneuleen die interessantesten und grössten Arten und sind, wie wir schon ausgesprochen haben, nur auf die wärmern Länder Amerika’s beschränkt. Lange Zeit kannten wir nur eine Art, welche nicht allein schon Linne im Jahre 1737 im Garten zu Harte- camp bei Leiden blühend sah und als Dracontium polyphyllum (hort. Cliffort. 434) beschrieben hat, sondern noch früher von dem Leidener Professor Paul Hermann in seinem zu Ende des 17. Jahr- hunderts erschienenen Paradisus batavus schon ab- gebildet wurde. Linne verwechselte aber diese mit einer anderen Art, welche in der Mitte des 17. Jahr- hunderts in dem königlichen Garten von Hampten- eourt beiLondon kultivirt wurde. Ihre Bekanntmachung verdanken wir dem dortigen Gartendirector Plukenett. (Almag. 52, Tab. 149, S. 1.) Als Dr. polyphyllum L. sind demnach 2 Arten beschrieben. Erst später, als man die Wichtigkeit des warmen und heissen Amerika’s mit seinen Pflanzenschätzen für unsere Gewächshäuser erkannte und botanische Reisende, so wie Gärtner, die dortigen Länder in dieser Hinsicht erforschten, wurden noch andere und schönere Arten entdeckt. Der erste Reisende und Gärtner, dem wir die Einführung eines neuen Dracontium verdankten, war Richard Schomburgk, der seinen Bruder Otto auf dessen im Auftrage der englischen Regierung in den Jahren 1840 bis 1844 unternommener zweiten Entdeckungsreise in Guiana begleitete und jetzt Di- reetor des bereits vor Kurzem besprochenen bota- nischen Gartens in Adelaide auf Neuholland ist. Dieses Draeontium hat Kunth in der Appendix des Verzeichnisses der im botanischen Garten in Berlin während des Jahres 1844 abgebbaren Pflanzen- Sämereien als Dr. dubium beschrieben. Kunth kannte nur die blühende, nicht aber die das Blatt tragende Pflanze. Die Art mag wohl mit Recht ihren Beinamen, der bekanntlich zweifelhaft bedeutet, er- halten haben, da sie sich, wenigstens nach der Be- schreibung, wesentlich von allen anderen Arten des Genus Dracontium unterscheidet. Die Blüthenscheide hat zunächst keinen, oder nur einen kurzen, in der Erde bleibenden Stiel, wäh- rend die einzelnen Blüthen eine 4- oder 5-blättrige Blüthenhülle, aber 9 Staubgelässe haben sollen. Nach unserer Ansicht kann diese Angabe nicht korrekt sein und aus einer auf schlechtem Material fussenden Untersuchung entstanden sein. Da weder muss lebende Pilanzen in Europa existiren, noch getrock- | nete in irgend einem Herbarium vorhanden sind, so ist wohl das Rathsamste, Dracontium dubium, so lange 244 nicht weiteres und besseres Material zur Verfügung ! Bull in England. gestellt wird, auf sich beruhen zu lassen. Eine vierte Art erhielt der botanische Garten in Berlin vor 15 bis 20 Jahren aus Amsterdam, wo sie als Dr. surinamense kultivirt wurde. Da dieser Name sowohl von Paul Hermann, als auch von Plukenett, für ihre beschriebenen Pflanzen benutzt worden war, hielten wir es, um Verwechslungen zu verhüten, für gerathen, den Namen ganz fallen zu lassen und dafür den auf die rauhen Blatt- und Blüthenstiele bezüglichen Namen Dracontium as- perum zu geben. Diese ohne Zweifel aus Surinam, also aus dem holländischen. Antheil der Guiana, stammende Art, hat Professor Dr. Karsten in Wien auch in den nördlichen Theilen Kolumbiens, und zwar in Venezuela, entdeckt. Dracontium asperum haben wir bereits im zwei- ten Jahrgange der Wochenschrift (S. 257) beschrie- ben und ihre Unterscheidung nach lebenden Exem- plaren von dem nah verwandten Dr. polyphyllum festgestellt. Es ist grösser und schöner, als dieses, und möchte sich, als in höheren Regionen der Kor- dilleren wachsend, vielleicht ebenso anwenden, als Amorphophallus Rivieri. Dass sie durch Ambr., Verschaffelt in Gent wiederum als Amorpho- phallus vinosus in den Handel gekommen ist, haben wir schon früher mitgetheilt. Wiederum ist es eine fünfte Art, welche von dem Herausgeber des Gardener’s ChronieleDr. Masters als Dracontium elatum beschrieben ist, und nicht weniger die Aufmerksamkeit der Gartenbesitzer ver- dient. Die Ehre, die Art bei uns eingeführt zu ha- ben, gehört William Bull, einem der thätigsten Handelsgärtner Englands. Dieser erhielt sie über Sierra Leona, so dass man glaubte, dieses sei das Vaterland der Aroidee, bis Dr. Masters nachwiess, dass sie ebenfalls aus dem wärmeren Amerika stammte. Auch über diese Art haben wir im vorigen Jahrgange (S. 159) Bericht erstattet. Endlich führte der leider auch den Anstrengun- sen und dem gelben Fieber Central-Amerika’s unter- legene Dr. Seemann eine Art ein und nannte sie wegen ihrer grossen Dimensionen anfangs Amorphophallus Gigas. Später glaubte er in ihr den Typus eines neuen Geschlechtes gefunden und gab der Aroidee den Nämen God- winia Gigas. Unter diesem Namen befindet sie neueren Pflanzen der Ver- Mitgetheilt wurde William sechste zu haben sich bereits unter den zeichnisse von Handelsgärtnereien. von Dr. Seemann an sie aber zuerst | Laub-, Haide- und Vaterland ist Nicaragua, wo sie in dem Chontales-Gebirge im Jahre 1869 entdeckt wurde. Sollte dieses Dracontium s. Godwinia Gigas sich auf gleiche Weise während der guten Jahreszeit im Freien verwenden lassen, wie Amorphophallus Ri- vieri, So wäre es ein grosser Gewinn für’ unsere Gärten. Man denke sich auf freiem Rasenstücke z. B. ein Exemplar dieser Pflanze mit einem gleich einer Schlange buntgefleckten Blattstiele von 10 Fuss und oben, gleich einem Baldachin, noch einen Blattschirm mit einem noch grösseren Durchmesser von über 13 Fuss ausgebreitet. Von der Spitze des Stieles gehen mehre grosse Aeste wagerecht ab und sind wieder- um vielfach getheilt, so dass schliesslich eine mehr- fach zusammengesetzte Blattfläche entsteht. Vor dem Blatte erscheint die Blüthenscheide mit dem von ihr eingeschlossenen Blüthenkolben und ver- schwindet, wie das Blatt mit ihrer Entwickelung be- sinnt. Ihr 4 Zoll dicker Stiel hat eine Länge von nur 3 Fuss, während sie selbst fast 2 Fuss lang wird und über 11, Fuss im Durchmesser enthält. Sie hat eine dicke, lederartige Textur und eine ins Blaue schimmernde braune Farbe. Was nun schliesslich noch die Kultur dieser interessanten Pflanzen in Gewächshäusern anbelangt, so ist sie sehr leicht... Wie sie im freien Lande zu behandeln sind, muss erst die Erfahrung lehren. Nach Riviere hat sein Amorphophallus die Sonne sehr gut ausgehalten, was bei den im Topfe kulti- virten Pflanzen, die wenigstens Halbschatten haben müssen, nicht der Fall sein würde. Wasser, das diese auch im Gewächshause viel bedürfen, wird ihnen im Freien wohl ebenfalls in reichlicher Menge geboten werden müssen. Man nimmt die Knollen, welche allen Arten eigenthümlich sind, im Herbste, sobald das Blatt abstirbt, aus der Erde, und hält sie nicht zu sehr trocken. Anfang Februar verpflanzt man sie in eine Mischung, welche aus gleichen Theilen von Torferde besteht und einzelne grössere Kiesstücke enthält. Es muss dieses ge- schehen, damit das Wasser sich nicht ansammeln, sondern leicht durchfliessen kann. Dieses ist durch- aus nothwendig, damit keine Kohlensäure sich an- häufen und auf die Thätigkeit der jungen Wurzel- fasern störend einwirken kann. Es ist: deshall» ausserdem noch gut, auf dem Boden des Topfes srössere Torfstücke, welche das überflüssige Wasser der oleren Erde an sich ziehen, auszubreiten. Am besten die Knollen in einem warmen Mist- beete angetrieben. werden Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinieke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 19. | "Berlin, den 11. Mai. 1872. Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franeo durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Es wird nochmals an die Mitglieder des Vereins die Bitte gestellt, sich behufs der Theilnahme an den Festlichkeiten im Juni möglichst zeitig zu melden, damit die Anmeldungen später nicht etwa zurückgewiesen werden müssen. Anmeldungs-Formulare sind zu jeder Zeit von dem General-Secretariate (Potsdamer Strasse 31a.) und im Bureau des Clubs der Landwirthe (Französische Strasse 48) zu beziehen. Inhalt: 540. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. April. — Die Rüstern, eine monographische Skizze (Schluss). — Die Brandformen der Sorghum-Arten vom Professor Kühn in Halle a. d. S. den Tagen vom 10. bis 13. Oktober in Braunschweig >40. Versammlung stattfinden werde. Die Einladungen erfolgen von des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, Seiten des Vorstandes des landwirthschaftlichen Cen- am 28. April. tralvereines im Herzogthum Braunschweig als ge- Da der Vorsitzende durch amtliche Reisen ver- | schäftsführendem Vorstande. Von Braunschweig aus hindert war, hatte der stellvertretende Vorsitzende, | geschieht deshalb auch die Verbreitung der Pro- Garten-Inspektor Bouch&, den Vorsitz übernommen. | gramme. Um die Theilnahme an dieser 6. Versamm- Er machte zunächst geschäftliche Mittheilungen, be- | lung deutscher Pomologen u. Ss. w. zu erhöhen, wer- sonders über das im Juni stattfindende Jubelfest und | den ausserdem auch von Seiten des Vereines zur Be- über die damit verbundene grössere Ausstellung. | förderung des Gartenbaues Aufforderungen zur Theil- Vor Allem sei es wünschenswerth, dass die Anmel- | nahme erlassen. Es wurde zu diesem Zwecke be- dungen zur Theilnahme von Seiten der Mitglieder an | schlossen, nicht allein das betreffende Programm in den Festlichkeiten recht zeitig geschehen, damit auch | der Wochenschrift abzudrucken, sondern auch eine hier die nöthigen Vorkehrungen im genügenden Um- | grössere Anzahl von Programmen noch in besonde- fange getroffen werden können. Ferner werden | ren Abzügen herstellen zu lassen, um diese eben- Kunst- und Handelsgärtner, so wie Besitzer grösserer | falls weiter zu verbreiten. und kleinerer Gärten, nochmals aufgefordert, zur Er- Auf gleiche Weise legte Professor Koch das höhung des 'Glanzes der Festausstellung durch Ein- | Special- Programm der Wiener Weltausstellung des sendung von preiswürdigen Gegenständen, besonders | Jahres 1873 für Land- und Forstwissenschaft, für von Pflanzen, möglichst beizutragen und ihre An- | Wein-, Obst- und Gartenbau vor. Von Seiten der meldungen dem betreffenden Ausschusse, dessen | Königl. preussischen Landeskommission werde ein Vorsitzender Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann | grosses Gewicht auf Obst- und Weinbau gelegt und (Köpenickerstrasse 131) ist, baldmöglichst zukommen | sei die Absicht vorhanden, dafür einen besonderen zu lassen. Vertreter zu ernennen. Ob auch für den Gartenbau Professor Koch theilte mit, dass die 6. allge- | ein hesonderer Vertreter ernannt werde, wusste Pro- meine Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und | fessor Koch nicht. Die Theilnahme würde hier Weinzüchter, verbunden mit einer Obstausstellung, in | wahrscheinlich jedem Einzelnen überlassen. Wolle 19 146 der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Ber- lin die Angelegenheit in die Hand nehmen, damit zunächst der preussische Gartenbau in Wien in sei- ner Gesammtheit vertreten sei, jetzt die nöthigen Vorkehrungen treffen.‘ Da sich so müsse er schon jedoch bei den hierüber eröffneten Verhandlungen eine grosse Majorität für Nieht-Theilnahme des Ver- eines als solchen herausstellte, so wurde der Antrag einer gemeinschaäftlichen Betheiligung fallen gelassen, so wünschenswerth auch sein mochte, dass preussi- sche Gärtner sich in Wien betheiligen. Damit diejenigen Mitglieder des Vereines, denen das Programm nicht zugegangen ist, wenigstens von den näheren Bestimmungen zur Theilnahme Kennt- niss erhalten, übernahm es Professor Koch in der Wochenschrift, und zwar sehon in einer der einen den Gartenbau betreffen- ollieiellen damit Nummern, dem nächsten Auszug und die Gärtner den aus Programm abzu- drucken machen. Garten-Inspektor Bouche berichtete über die ausgestellten Pflanzen, welche dieses Mal aus 2 Gär- Beiderlei Einsendungen be- näher bekannt zu ten eingeliefeit waren. standen hauptsächlich nur aus einer und derselben Pflanze und zwar aus der im vorigen Jahrgange in den Sitzungen des Vereines, so wie in der Wochen- schrift, vielfach besprochenen Primula japoniea. : Das eine Exemplar stammte aus dem botanischen Garten, während die beiden anderen der Kunst- und Han- delsgärtner Crass sen. geliefert hatte. Aus dem botanischen Garten hatte aber ausserdem noeh Gar- teninspektor Bouche Kosaria Barnimiana, eine sehr interessante krautartige Moracee aus der Ab- theilung der Dorstenien zur Verfügung gestellt. Sie wächst in dem Njam-Njam-Lande im oberen Nil- gebiet und wurde von Dr. Schweinfurt entdeckt. Endlich srosse Anzahl Pflanzen aus dem Versuchsgarten des Vereines vor- handen, um durch das Loos unter die anwesenden Mitglieder vertheilt zu werden. Von Seiten des Vorsitzenden ein Aus- schuss ernannt, der nöthigen Vorschläge zur Wahl eines neuen Vorstandes bei der im Juni statt- findenden Festversammlung sollte. Präsi- dent v. Kries wurde als Vorsitzender mit dem Be- merken ernannt, dass er ausser den beiden anderen Mitsliedern, dem Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu und dem Garteninspektor Gaerdt, nach Bedürfniss noch andere Mitglieder dazu ziehen solle. Professor Koch theilte ferner noch einige Pro- gramme über von Gartenbau - Vereinen veranstaltete So wird die Gartenbau- war noch eine blühender wurde die machen Pflanzen- Ausstellungen mit. Gesellschaft Flora in Dresden in den Tagen vom 5. bis 14. Juli im zoologischen Garten eine Sommer- Ausstellung halten, die bei dem grossen Material, was Dresden zu Gebote steht, besonders von Flor- blumen und Blüthensträuchern jeder Art, viel ver- spricht. diese Pflanzen sind es, welche bei dieser Ausstellung im Vordergrunde stehen werden. Es dürfte sich wohl, besonders für den Laien, zumal bei den Annehmlichkeiten, welche Dres- den ausserdem darbietet, lohnen, die Ausstellung zu besichtigen. Zahlreiche Preise werden hoffentlich diejenigen Gärtner, welche etwas Vorzügliches haben, noch mehr bestimmen, sich zu betheiligen. Grade senannten Für jede der ersten 15 Aufgaben sind eine goldene, eine grosse kleine silberne Medaille den Preisriehtern zur Verfügung gestellt, für 24 andere Aufgaben da- segen und eine und eine kleinere silberne Me- daille, sowie ein Diplom. Auch Kamellien und Aza- leen als Handelspflanzen, in dem Zustande, wie sie zum Verkauf gestellt werden, sind mit 4 kleinen sil- bernen und 4 Diplomen bedacht worden. Für geschnittene Blumen, besonders für Rosen, für Ar- rangements abgeschnittener Blumen, für Früchte, Gemüse, Garten-Utensilien und Instrumente sind eben- falls vielfache Bewerbungen ausgeschrieben worden. Nicht weniger wichtig und interessant wird die Herbstausstellung in München ' werden. Sie wird am 22. September beginnen und den ganzen Monat hin- durch dauern. Das Hauptgewicht ist hier auf Blatt- und auf Schaupflanzen gelegt. Interessant ist die Auf- gabe einer pflanzengeographischen Gruppe, wenn auch schwierig, da sie nur durch grössere Gärten ausgeführt werden kann. Aber doch werden Gruppen von Haidepflanzen, Kappflanzen, Neuholländern, süd- europäischen oder nordamerikanischen Gesträuchen immerhin aufgestellt werden können. Die 41. Auf- sabe, welche seit einiger Zeit in den Münchener Pro- srammen regelmässig alle Jahre wiederkehrt, möchte auch anderen Vereinen bei ihren Ausstellungen zu empfehlen sein. Sie verlangt nämlich die grösste Korrektheit der Nomenklatur auf den Etiketten. Wenn in der Rechtschreibung der Pflanzennamen gegen [rüher auch ungemein viel verbessert worden ist, so eine grosse ab- wird doch noch von Seiten der Gärtner ungemein viel dagegen gefehlt. Es wurde schliesslich von dem Ref. noch bemerkt, dass man in München, wie meist auch in Belgien und Frankreich, besondere Preise für Handelsgärtner und besondere für Liebhaber, resp. für deren Gärtner, besitzt. Es hat dieses Man- ches für sich, da z. B. bei Schaupflanzen Handels- särtner in der Regel weder den geeigneten Raum haben, noch auch die nöthige Zeit, um besondere Aul- 147 merksamkeit einer Pflanze, zumal wenn ihr Verkauf nieht lohnt, zuzuwenden. Zu den thätigsten kleineren Gartenbau-Vereinen gehört ohne Zweifel der in Frankfurt a.. 0. Er ver- anstaltet alljährlich, bald im Frühjahre, bald im Som- mer oder Herbste, Ausstellungen, die in Berück- sichtigung der gegen grosse Städte, wie Berlin, Hamburg, Frankfurt a. M. u. s. w. geringeren Hülfs- mittel, bis jetzt in der Regel recht gut ausgefallen sind und zur Verbreitung der Liebe zu Pflanzen und Blumen in der Provinz nicht wenig beigetragen haben. In der Erweckung und Verbreitung dieser Liebe steht aber vor Allem der Beruf der Provinzial-Gartenbau- Vereine. Die nächste Ausstellung des Vereines in Frankfurt a. OÖ. wird im nächsten Herbste, und zwar vom 21. bis 24. September, stattfinden. Der Frankfurter Verein hat von Seiten des land- wirthschaltlichen Ministeriums in Berlin für bestimmte Aufgaben einige Medaillen zur Verfügung erhalten. Von Wichtigkeit ist die, wo 40 Rosen in Töpfen verlangt werden, da um diese Zeit Rosen in aus- stellungslähigem Zustande herbeizuschaffen nicht un- bedeutende Schwierigkeiten darbiete. Der Verein selbst hat bei seinen gegebenen Aufgaben auf Markt- und Zimmerpflanzen, sowie auf Koniferen, einen be- sonderen Werth gelegt. Der jetzige Vorsitzende des Verbandes früher mitteldeutscher, jetzt deutscher Gartenbau - Gesell- schaften, Dr. Pompper in Leipzig, hatte dem Pro- fessor Koch die bis jetzt erschienenen Nummern seiner Mittheilungen übersendet. Dieser Verband wurde im Jahre 1863 in einer Versammlung, welche von Seiten des Gaitenbau-Vereines in Dessau nach Köthen berufen war, angeregt und bald darauf. auch ausgeführt; die Leitung übernahm im Anfange der Gartenbau-Verein in Magdeburg, später ging sie auf den Gartenbau-Verein in Erfurt über und befindet sich jetzt mit dem Vorsitze des Dr. Pompper seit zwei Jahren in Leipzig. Bis zu dieser Zeit war es nur ein Verband mitteldeutscher Gartenbau -Vereine. Es wurden dieselben Grundsätze von ihm verfolgt, welche dem ziemlich zu gleicher Zeit entstandenen Verbande rheinischer Gäartenbau-Vereine zu Grunde lagen: engeres Aneinanderschliessen der Vereine durch jährlich sieh wiederholende und mit Ausstel- lungen von Pflanzen und Blumen verbundene Ver- sammlungen an vorher bestimmten, jährlich wech- selnden Orten. Der hauptsächlichste Nutzen war, dass bei solchen Zusammenkünlten Gärtner und Laien sich gegenseitig besser kennen lernen und sich ihre Gedanken leicht austauschen können. Dabei sollte man zu gleicher Zeit durch die Ausstellungen von den neuesten Einführungen, besonders unter der Zahl der Florblumen und Sommergewächse, Kenntniss er- halten. Dem ÖObste und Gemüse wendete man leider bei diesen Zusammenkünften nur geringe Aufmerk- samkeit zu. Erfreulich ist es auf jeden Fall, dass diese Versammlungen des mitteldeutschen Verbandes fleissig besucht wurden und sich in der That ein ziemlich reger Austausch der verschiedenen Ansichten bei den Theilnehmern kund that. Die Zahl der Ver- eine, welche Antheil nahmen, hat fast alljährlich zu- genommen und beträgt jetzt 17. Seit der Zeit, wo der Nürnberger, also ein süddeutscher Gartenbau- Verein sich anschloss, glaubte man den Namen Ver- band mitteldeutscher in den deutscher Gartenbau- Vereine umändern zu müssen. Dass ein soleher Verband gut wirken und heil- samen Einfluss ausüben kann, unterliegt nach Pro- fessor Koch gar keinem Zweifel; es dürfen nur von Seiten des vorsitzenden Vereines nicht die Zügel so straff gezogen werden, dass es der eigenthümlichen Entwickelung jedes einzelnen Gartenbau - Vereines nicht schadet; dieser muss durchaus seine Individua- lität bewahren. In der weiteren Entwickelung dieser Individualität in der Kultur von Pflanzen liest ein srosser Fortschritt für das Ganze. Von dem Gar- tenbauverein dagegen, der die meiste Intelligenz be- sitzt, und am meisten von dem, was er will, ergrif- fen ist, wird auch die grösste Einwirkung auf die anderen geschehen. Damit würde er auch der Ver- ein sein, welcher den grössten Einfluss ausübt. Da- mit würde er gewiss auch zum Vorsitzenden gewählt werden und so lange es bleiben, als der geistige Schwerpunkt nicht auf einen anderen Verein fällt. Das verunglückte Erfurter Projekt hatte deshalb und we- gen seiner in ihm enthaltenen Anmassungen von Hause aus keine Lebenskraft, selbst wenn die nöthigsen geistigen und materiellen Kräfte zu Gebote gestan- den hätten. Seitdem im vorigen Jahre der Verband deutscher Gartenbauvereine sich regenerirt hat, sind von Seiten des Vorsitzenden, Dr. Pompper in Leipzig, unter dem Namen von Mittheilungen einzelne Blätter ge- druckt und vertheilt worden. Diese Mittheilungen sollten alles das, ausser dem Geschältlichen, enthal- ten, was Interessantes und Wichtiges in dem Ver- bande vorkommt, damit alle anderen Vereine und deren Mitglieder auch hiervon rasch Kenntniss er- hielten. Nach Professer Koch sind derlei Mitthei-- lungen, wenn sie entsprechend redigirt werden, schon deshalb gerechtfertigt, weil sie allen Balast, wie er leider in vielen gärtnerischen Zeitschriften des In- und Aus- landes alljährig gebracht wird, über Bord wirft. Eine 195 Prüfungs-Kommission der einzelnen Vereine hätte in diesem Falle das Wissenswerthe, was einer weiteren Verbreitung durch die Mittheilungen aus irgend einem Grunde unterworfen werden soll, zuvor erst reiflich zu prüfen und dann dem Vorsitzenden des Verban- des zur weiteren Beschlussnahme und Verbreitung zu übersenden. Glaubt der Vorsitzende sich für be- rufen, selbst auch ein Urtheil darüber zu haben, so geschieht die Verbreitung ohne Weiteres, wo nicht, so legt er es zuvor von Neuem nochmals Sachver- ständigen zur Beurtheilung vor. Auf diese Weise würde nur Brauchbares und Nützliches in den Mit- theilungen enthalten sein, was gärtnerische Bildung fördert. Leider enthalten aber die übersendeten Mitthei- lungen bis jetzt noch so wenig, dass, abgesehen von den geschäftlichen Dingen, die leider bei fast allen Vereinen in der Regel so viel Zeit in Anspruch neh- men, dass das Wichtigere darüber vernachlässigt wird, damit kaum der Zweck erfüllt werden möchte. Wenn nun aber trotzdem der Vorsitzende der An- sieht ist, dass diese Mittheilungen trotz der nicht ge- ringen Anzahl bereits bestehender periodischer gärt- nerischer Blätter zur wöchentlich regelmässig erschei- nenden Zeitschrift erweitert werden müssten, da es im Interesse des Verbandes liege, eine eigene Zeit- schrift herauszugeben, so verkennt er seinen Stand- punkt und überschätzt die Kräfte, die ihm zu Gebote stehen. Das Material für 1 und gar 2 Bogen wö- chentliceh herbeizuschaffen, ist, wenn man nicht un- nützen, oft schon benutzten Balast bringen will, eine ausserordentliche schwierige Aufgabe. Möge der Vorsitzende des Verbandes daher zunächst bei sei- nen Mittheilungen bleiben und darin gute und brauch- bare Gegenstände zur weiteren Kenntniss bringen. Professor Koch übergab Exemplare der in den Vereinigten Staaten Nordamerika’s aul’Kartoffel-Feldern sehr gefürchteten Colorado-Wanze. Dieses Insekt ist keineswegs eine Wanze, sondern ein ziemlich grosser Käfer, der den Namen Doriphora decemlineata erhal- ten hat. Das Vorkommen dieses neuen Feindes der Kartoffelpflanze gehört erst der neuesten Zeit an. Die Colorado-Wanze erschien zuerst vor einem Paar Jahren im Südwesten der Vereinig'en Staaten Nord- amerika’s und zwar im Thale des Colorado-Stromes, und verbreitete rasch die anstossenden Staaten nordöstlich bis Ohio. Es sind aber nicht allein die Kartoffeln, von deren Kraut die Colorado- Wanze lebt, alle Pflanzen aus der Familie der Sola- naceen werden gleichmässig von ihr ergriffen. Die ersten Nachrichten , man über ihre sich über nach welche Verheerungen erhielt, waren, und zwar zunächst für die Bewohner der Vereinigten Staaten, Schrecken erregend. Man erzählte, dass diese Thiere so ge- frässig und in soleher Menge vorhanden wären, dass sie oft in einer einzigen Nacht bedeutende, mit Kar- toffeln bepflanzte Striche völlig abgefressen und da- mit verwüstet hätten. Dergleichen Berichte sind in neuester Zeit nicht mehr erschienen, ein Umstand, der wohl zu der Ansicht Veranlassung geben mag, dass Vieles dabei auf amerikanische Weise über- trieben wurde und dass demnach die Verheerungen nicht in der Weise stattgefunden haben, wie man aus den ersten Mittheilungen vermuthen musste. Auf jeden Fall muss man aber, zunächst in Nordanıerika, auf der Hut sein, damit dem vorhandenen Uebel womöglich zeitig Schranken angelegt werden. Zu- nächst ist zu hoffen, dass der gefürchtete Käfer nicht mit Amerika verschifltem Getreide oder sonst auf eine Weise nach Europa kommt und hier für seine Gefrässigkeiten noch reichlichere Nahrung findet. Professor Koch legte Wachholderbeeren vor, welche nicht aus 3 fleischig-zgewordenen Schuppen, wie es gewöhnlich der Fall ist, entstanden waren, sondern deren & besassen. Derselbe hatte sie von dem Professor Göppert in Breslau, dem sie wiederum von einem Apotheker in Koblenz zugesendet worden waren, erhalten. Nach den Mittheilungen dieses Apothekers wurden dergleichen Wachholderbeeren in sehr grosser Menge von Bauern ihm in seine Offizin sebracht, und mussten demnach in der Umgegend sesammelt sein. Die Frage, ob diese aus 6 ver- wachsenen Schuppen bestehenden Beeren einer be- sonderen Art oder nicht vielmehr einer in dieser Hinsicht abweichenden Form des gewöhnlichen Wach- aus .holdesstrauches angehören, lässt sich nach Pıofessor Koch für jetzt noch nicht beantworten. Auflallend ist es auf jeden Fall, dass, mögen die vorliegenden Wachholderbeeren einer selbstän- digen Art oder nur einer Abart oder Form ange- hören, von den vielen tüchtigen Botanikern der Rhein- lande nicht Einer, selbst der durch seine genauen Eıforschungen des Moselthales und der Eifel bekannte Professor Wirtgen in Koblenz nicht, diese sonder- bare Erscheinung von aus 6 Schuppen entstandenen Wachholderbeeren bis jetzt beobachtet hat. Da sie, wie gesagt, massenweise in eine Apotheke in Koblenz gebracht wurden, so muss man auch voraussetzen, dass dergleichen Sträucher, an denen diese Beeren wachsen, keineswegs ım Moselgebiete selten sind oder vereinzelt‘ vorkommen. Obergärtner Dressler theilte mit, dass er in diesem Winter seinen Rasenplatz mit grobgepulvertem Guano bestreut und ausserordentlichen Erfolg gehabt 149° habe, und fordert@ auf, dass auch andererseits damit | Versuche gemacht werden möchten, damit man be- stimmter erfahre, ob nur in Folge der gelinden und an Schnee und Regen ziemlich reichen Witterung dieser Erfolg gekommen sei. Dergleichen Anwen- dungen von Guano waren von Seiten der anwesen- den Gärtner nicht gemacht worden, wohl aber haben Landwirthe auf Getreidefeldern während der Winter- zeit Guano aufgestreut. Die Erfolge haben sich in diesem Falle nieht gleichmässig erwiesen. In einzelnen Fällen waren Erfolge sehr sichtbar, in anderen wie- derum gar nicht. Es ist dieses ein Beweis, dass hier noch andere Dinge, welehe zum Theil im Boden, zum Theil in der Witterung liegen, Einfluss haben. Garteninspektor Bouch& zeigte die im November des vorigen Jahres durch Dr. Scehweinfurth aus dem Njam-Njam-Gebiete in Afrika eingesandte Kosa- ria Barnimiana und einige Dorstenia-Arten mit Blü- then und Früchten, um daran im Anschluss an den in der vorigen Sitzung gehaltenen Vortrag des Professors Koch über die Bildung der Feige, diese auch an den damit nahe verwandten Gattungen Ko- saria und Dorstenia zu erläutern. Die Früchte dieser beiden Gattungen stellen gleichsam offene Feigen dar, indem die Blüthen und Früchte in einem etwas fleischigen Fruchtboden, der bald tellerförmig, bald langgestreckt und. bei einigen Arten verästelt ist, eingesenkt sind. Denke man sich nun, dass die Ränder der tellerförmigen Dorstenia-Fruchtböden sich allmählig in die Höhe heben und sich endlich nach oben schliessen, so entstehe daraus dieselbe Frucht- bildung, wie bei der Feige, indem sich die Blüthen und Samen ebenfalls im Innern der Frucht befinden werden. Die meisten Dorstenia-Arten besitzen einen kurzen, etwas fleischigen, mit Schuppen besetzten Wurzelstoek, der sich oft reichlich. verästelt. Nur wenige Arten sind niedrige Sträucher mit holzigen Stengeln; bei Kosaria hingegen finde man rundliche, den Cyclamen ähnliche, fleischige Knollen, die nur dem Scheitelpunkte Blätter und Blüthenstengel auftreiben. Professor Koch ergreilt die Gelegenheit, um auch seinerseits noch Einiges zu dem von ihm in voriger Sitzung gehaltenen Vortrage hinzuzufügen oder noch zu erläutern. Dieses geschah besonders dureh darauf bezügliche Zeiehnungen, welche er zum Theil selbst angefertigt hatte. Unter Anderen legte er in der Entwickelung auf einander folgende Zeich- nungen der Pflaume vor, wo die Blattnatur dieser Frucht ausser Frage gestellt war, eben so der Erd- beere und der Brotirucht. Aus diesen ging hervor, dass man im ersteren Falle ein Stengelgebildv als Erdbeere isst, im letzteren Fall aber einen verwach- senen Fruchtstand mit allen seinen Theilen geniesst. Aehnlich ist die Ananasfrucht, nur mit dem Unter- schied, dass der Stengel sich zwischen den einzelnen Früchten fortsetzt und wieder normal wird, indem er eine Laubkrone an der Spitze trägt. Garteninspektor Bouch& hielt einen längeren Vortrag über das Beschneiden der Gewächshaus- pflanzen, um sie zu naturgemässen, buschigen, reich- blühenden Exemplaren heranzubilden. Da derselbe als eine besondere Abhandlung späterin der Wochenschrift erscheinen wird, wird hier jetzt darauf hingewiesen. Garteninspektor Bouche Jegte endlich noch Zweige von Glaskirschen und der Kirsche Hybride de Laeken. (Reine Hortense) vor, wo fast alle Blü- then - Knospen waren. Er habe anfangs geglaubt, dass dieses der strengen Kälte von 20 Grad vom 11. zum 12. Jahres zuzuschreiben sei, zerstört December des vorigen nach Nachfor- schungen habe sich aber ergeben, dass die Blüthen- knospen nicht durch Frost, sondern durch die Rau- pen des Frostschmetterlinges, Geometra brumata, zerstört sind. Es fanden sieh innerhalb derselben an einigen Stellen die nur einen Millimeter langen Räup- chen vor. Auflallend ist es auf jeden Fall, dass die Weibehen des Frostschmetterlings besonders die Bastarde der Sauer- und Süsskirsche, also die Glas- kirsche und Hybride de Laeken, so wie eimige ge- füllt blühende Kirschen, die ebenfalls Mischlinge von weiteren sauren und süssen Kirschen zu sein scheinen, auf- gesucht haben, um ihre Eier nur hier abzulegen. Dicht daneben stehende Sauerkirschen, z. B. Ost- heimer Weichsel- und Nattkirsche, sind davon nicht befallen und blühen jetzt prachtvoll. Diese Auswahl des Ortes, wo die Weibchen ihre Eier abgelegt haben, geht so weit, dass an einem vor einigen Jahren um- gepfropften gemeinen sauren Kirschbaum einzelne wilde Zweige, die sich später gebildet haben und aus Versehen daran geblieben sind, von den Raupen nicht im Ge- ringsten ergriffen waren und reichlich blühten, wäh- rend die mit Hybride de Laeken Aeste desselben Blüthe wahrnehmen liessen. Die Malvasir-Kirsche, die ebenfalls zu den Glas- kirschen gerechnet wird, und als Bastard zu betrachten ist, aber hinsichtlich der Fruchtbildung und des Frucht- stieles, abgesehen von der Faıbe der Frucht, mehr die Eigenschaften der Sauerkirsche trägt, ist ebenfalls von den Angriffen derGeometrabıumata verschontgeblieben. Schliesslich von Seiten der Preisrichter der Primula japonica des botanischen Gartens der veredelten bereits verzweigten Baumes kaum eine wurde ‚Monatspreis zugesprochen. 150 . Die Rüstern. Eine monographische Skizze. (Schluss.) 2. Der Waldrüster, Ulmus seabra Mill. Ohne Ausläufer; Stamm ziemlich glatt, Rinde in breiten Stücken abwerfend; Blätter rundlich oder um- gekehrt eirund und in eine besondere Spitze ausgezo- gen, auf der Obeıfläche scharf-, auf der Unterfläche weichhaarig; Knospen rundlich oder eirundlich-spitz, mit 6 bis 8 Schuppen; Früchte sehr kurz - gestielt, völlig unbehaart; Samen in der Mitte liegend, fern von dem seichten Einschnitte an der Spitze. Ein wunderschöner Baum im Gebirge, der auch ein hohes Alter zu erreichen scheint. Stämme von 4 und 5 Fuss Durchmesser und mit einer weitgrei- fenden Laubkrone versehen, finden sich beispielsweise im bayerischen Voralpen und im Schwarzwalde nicht wenig vor. Wir haben selbst Eichen nicht male- rischer gesehen, als diese Waldrüsteın. Und doch sind sie von Seiten der Landschaftsgärtner erst sehr spät in Anwendung gekommen! Es gilt dieses von Deutschland, wie von Grossbritannien, wo sie, weil sie in den Wäldern Schottlands in grosser Menge wild wachsen, gewöhnlich den Namen des Schottischen Rüsters führen. Wir haben sie weder in dem berühm- ten, noch aus vorigem Jahrhundert stammenden Parke von Harbke, noch in dem von Wörlitz bei Dessau, gesehen. Es ist diese Vernachlässigung um so auf- fallender, als der Waldrüster regelmässig keimfähigen Samen hervorbringt, was in Betreff des Feldrüsters, wie wir gesehen haben, nicht der Fall ist, also leicht vermehrt werden konnte und jetzt auch vielfach durch Aussaat vermehrt wird. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, nachzu- weisen, zu welcher Zeit und von wo aus der Wald- rüster zuerst in den Anlagen und zu Alleen häufiger in Anwendung gebracht wurde. Es wäre aber inter- essant, diesem nachzuforschen. Jetzt möchte es noch Zeit sein. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die beiden nordamerikanischen Arten weit eher bei uns in Anlagen u. S. w. verwendet wurden, als der ein- heimische Waldrüster. Geschichtlich lässt sich nach- weisen, dass sie in den sechziger und siebenziger Jahren des Jahrhunderts in erösserer Kultur in Deutschland befanden, weit früher vorigen sich bereits als der Waldrüster allgemeiner in grösserem Maass- stabe angewendet und durch ihn verdrängt wurden. Da der Waldrüster verwandtschaftlich zwischen dem nordamerikanischen und dem Feldrüster steht, so war er auch um so mehr geeignet, mit diesen bei- den Kreuzungen einzugehen. Die daraus hervorge- | gangenen Blendlinge mögen zum heil ein kräftiges Ansehen gehabt und bei ihrem rascheren Wachs- thume schnell Bäume gebildet haben, was bei den nordamerikanischen Rüstern nicht in der Weise der Fall war. Was Wunder demnach, wenn diese Blend- linge, welche sämmtlich aber dem Waldıüster näher standen, mit der Zeit, wo der Bedarf an Standbäumen immer grösser wurde, auch bald in den Anpflanzun- gen und Alleen, wie es jetzt allenthalben in Deutsch- land der Fall zu sein scheint, vorherrschten. Die ächten amerikanischen Rüstern verloren sich von Jahr- zehnt zu Jahrzehnt mehr und mehr und dürften jetzt nur noch einzeln in alten Anlagen und Parks vor- kommen. Der Waldrüster hat stets grössere und mehr ungleichseitige Blätter, welche sich auf der Ober- fläche auch sehr rauh anfühlen. Das ist bei dem Feldrüster nicht der Fall. Der englische Florist Smith unterscheidet von dem Waldrüster 2 Arten: Ulmus montana und major. Bei der ersteren, einem dem Feldrüster näher stehenden Baume, sind die mehr rundlichen Blätter weniger rauh, die kurzen, steifen Haare verlieren sich selbst an den jungen Zweigen allmählig fast ganz. Die Knospen erscheinen rundlich und verhältnissmässig klein. Dagegen sind die Früchte ziemlich gross und verlaufen sich plötz- lich in einen Stiel, den grössten Breitendurchmesser im obersten Drittel habend. Bei U. major sind die kürzer gestielten Blätter dagegen länger und rauher und die Zweige verlieren ihre scharfen Haare nie. Die Knospen haben eine nicht unbedeutende Grösse. Endlich besitzen die länglichen kurzgestielten Früchte den grössten Breitendurchmesser genau in der Mitte, Die vielen Formen und Blendlinge des Wald- rüsters hat man zum Theil sehr passend nach der Form der Blätter genannt. So besitzt man eine U. scabra, eorylifolia, tiliaefolia und urticaefolia, so wie eine U. oblongata und seabra latifolia, ferner eine trieuspis (d. h. 3spitzige), also Formen, welche sich sehon durch ihre Namen bestimmen lassen. Ausserdem ist die Gestalt des Baumes für die Benennung der Formen massgebend gewesen, wie bei U. pyramidalis. Zu dieser gehört auch eine englische Form, welche wieder in Essex entstanden ist und ebenfalls (wie eine Form des Feldrüsters) U. exoniensis heisst. Es ist dieses ein sehöner monumentaler Baum, wel- wird, die Rinz’sche monumentalis, und auch nach dem Gärtner, der ihn 1826 aus Samen erzog, den Namen Ulmus Fordii erhalten hat. Aehnliche Baumformen mit weniger flachen, ja selbst krausen Blättern werden unter den Namen Dampieri, Ontariensis und erispa kultivirt. cher höher als 151 Eine ebenfalls schöne, aber regelmässig gebaute Form, hat die grossen Blätter braungrün, ja selbst mattbraun gefärbt und nimmt sich als Einzelpflanze vorzüglich aus. Ein solches Exemplar befindet sich in dem Park von Muskau vor dem Hause des Park- inspektors Petzoldt. Aehnliche Formen, aber mit grösseren und sehr rauh sich anfühlenden Blättern kultivirt man in Belgien als U. Pitteursii, in England und sonst auch als U. gigantea. Bei dieser Form verliert sich aber die braune Färbung häufig und die Blätter sind dunkel-mattgrün. Dergleichen Exem- plare haben gewöhnlich noch die nähere Bezeichnung vegeta. Buntblättrige Formen giebt es sonst nicht. Mit der bereits erwähnten U. erispa, einer Form der U. exoniensis, - ist die Willdenow’sehe Pfianze d. N. nicht zu verwechseln. Diese besitzt schmale elliptische Blätter mit einer ziemlich harten Textur. Ihre Farbe ist auf beiden Flächen ein Graugrün. Eigenthümlich sind noch der tief eingeschnittene Rand und die auf der Unterfläche sehr hervortreten- den Hauptäste des Mittelnervs. Wo alle diese Merk- male in geringerem Grade vorhanden sind, hat die Form den Namen U. rugosa erhalten. Interessante Formen sind ferner die Rüstern, welche in den Verzeichnissen der Baumschulbesitzer die Namen Ulmus americana alba und rubra führen. Lange Zeit glaubten auch wir, dass diese Formen erst aus Nordamerika uns zugeführt wären, bis uns die Früchte und die Art und Weise der Entfaltung der Knospen keinen Zweifel übrig liess, dass sie ebenfalls gross- und rauhblättrige Formen unseres Waldrüsters darstellen. Vielleicht sind sie auch erst aus einer Kreuzung mit den Rüstern jen- seits des grossen Oceans hervorgegangen? Sehr oft beugen sich bei diesen Formen in der Jugend die Aeste zurück oder stehen nur wagerecht ab. In diesem Falle werden sie noch als pendula und horizontalis näher bezeichnet. Unter dem Namen U. viminalis und graecilis wurde endlich 1817 eine eigenthümliche Form mit schwachen, aber langen, bisweilen auch überhängen- den Aesten in England gezüchtet, wo die einge- schnitten-gesägten Blätter weit kleiner waren und oft auch keine ebenen Flächen bildeten. Man könnte geneigt sein, diese Form vielmehr für eine Form des Feldrüsters zu halten, wenn der Stamm nicht eine glatte Rinde hätte und im botanischen Garten von Berlin nicht ein alter Baum existirte, der allmählig in die ursprüngliche Art zurück zu gehen scheint. Blüthen und Samen scheinen U. viminalis und graeilis noch nicht getragen zu haben. Von dieser U. viminalis ist aber eine noch kleinere und von der Hauptart völlig abweichende und breit wachsende Form entstanden, welehe den Namen U. antarcetica besitz. Woher sie stammt, wissen wir eben so wenig, als wer sie gezüchtet hat? Ueber- sänge zur U. viminalis lassen gar keinen Zweifel ihres Ursprunges übrig. Wie sie zu dem Namen antaretica, d. h. in kältern Regionen der Südhemisphäre wachsend, kommt, ist ebenfalls unbekannt. Man schloss aber aus dem Namen, dass Patagonien das Vaterland sein müsste, was durchaus unrichtig ist. Die folgenden 4 Arten haben, so schön sie auch sind, in der Landschaft keine Bedeutung erhalten und werden deshalb hier auch nur ganz kurz abgehandelt werden. 3. Ulmus peduneulata Fouge. Bastrüster. Ohne Stamm rissig; Blätter länglich-zugespitzt, auf der Oberfläche später Rother oder Wurzelausläufer; wenig slatt und unbehaart; Knospen lang, mit fast stechen- der Spitze, aus zahlreichen Deckschuppen bestehend; Früchte gestielt, am Rande gewimpert; Samen in der Mitte, nieht bis zum breiten Ausschnitte reichend. Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieser Baum in Deutschland zu Hause ist und bis zum Ural öst- lich reicht. Er ist unter mehrern Namen beschrieben worden, so. als U. laevis Pall, U. ceiliata Ehrh., U. effusa Welld. u. U. oetandra Sckk. Der Rothe Küster ist ein brauchbarer Baum, da er ein vorzüg- liches, etwas röthliches Holz besitzt und sein Bast ausserordentlich zähe ist, so dass dieser viel ge- braucht wird. Besondere Formen haben wir von ihm nicht kennen lernen. 4. Ulmus elliptiea €. Koch. Rüster. Ohne Wurzelausläufer; Stamm etwas Blätter Jänglich, zugespitzt, auf der Oberfläche schart; Knospen ziemlich gross, länglich, spitz, meist aus 8 Deckschuppen bestehend; Fruchtstiel halb so lang als die Frucht; diese elliptisch, in der Mitte behaart; Samen unterhalb der Mitte der Frucht, vom Aus- schnitt weit entfernt. Dieser schöne Rüster wurde im Jahre 1843 von uns auf den Nordabhängen des armenischen Hoch- Orientalischer rissig; landes, wo er waldartig sich ausbreitete, entdeckt und bildet einen schönen Baum vom Ansehen des Rothen Rüsters. Leider haben die von uns einge- sendeten Samen nicht gekeimt und so befindet sich , der orientalische Rüster noch nieht in Kultur. 5. Ulmus americana L. Amerikanischer Rüster. Stamm sehr rissig; Blätter wenig ungleichseitig, elliptisch, auf der Oberfläche gar nicht oder nur we- nig scharf; Knospen länglich, spitz, aus 6 bis 8 Deck- schuppen bestehend; Früchte gestielt, am Rande ge- wimpert. Samen über der Mitte, den Ausschnitt fast erreichend. Ein hübscher, im Vaterlande meist freistehender Baum, mit zwar nur kurzem Stamme, aber mit einer um so sehöneren Krone, welche gewöhnlich durch 5 bis 7 Hauptäste gebildet wird. Die weichen, höch- stens 4 Zoll langen Blätter haben vielmehr das An- sehen der Blätter einer Hainbuche, als das der Blät- ter eines Rüsters. Bisweilen kommt hier Korkbildung vor, die aber hauptsächlich nur nach 2 Seiten hin geschieht und sich deshalb von der unseres Korkrüsters unterschei- det. Die Form, welche dieses besitzt, ist auch als selbständige Art betrachtet worden und.hat von Mi- ehaux den Namen U. alata erhalten. 6. Ulmus fulva Mehx. Fuchsrothknospiger Rüster. Stamm rissig; Blätter sehr ungleichseitig, läng- lich, aber mit einer gezogenen Spitze versehen, auf der Obeıfläche sehr scharf; Knospen ıundlich, be- haart, mit 6 sichtbaren Deekschuppen, unter denen andere liegen, welche beim Entfalten eine fuchsrothe Farbe haben; Früchte rundlich, sitzend, mit schwa- chem Einschnitte; Samen in der behaarten Mitte. Dieser Rüster steht allerdings dem Waldrüster nahe, besitzt aber einen rissigen Stamm. Die scharfe Behaarung auf der Oberfläche der Blätter scheint hier nur durch Stern-, bei dem Waldrüster aber dureh einfache Haare hervorgebracht zu werden. An den fuchsrothen innern Knospenschuppen ist er im ersten Frühjahre und an den in der Mitte behaarten Früchten später leicht zu erkennen. Die Brandformen der Sorghum -Arten. Tilletia Sorghi Tulasne und Ustilago eruenta J. Kühn. Bei den Sorghum - Arten kommen zwei wesent- lich veıschiedene Brandformen vor. Die eine Brand- form lässt die Rispe in allen ihren Theilen unver- die Fruchtknoten bilden ändert, nur unterliegen einer ab- normen Entwickelung, es sich Brandkörner aus, Ähnlich wie bei dem Steinbrand des Weizens. Dies ist die von Tulasne als Tilletia Sorghi näher hesehrielhene Form, welche bisher allein bekannt war, Verlage von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — und die auch bei uns häufig dort vorkommt, wo man Sorghum in einiger Ausdehnung kultivirt. — Dureh- aus abweichend hiervon ist eine zweite Brandform gebildet, die ich wegen der auffallenden Färbung. welche sie der erkrankten Rispe ertheilt, Ustilago eruenta genannt habe. Dieser Brandpilz erzeugt kleine braunroth gefärbte Erhabenheiten, die entwe- der von rundlicher oder länglicher Gestalt sind und sich am oberen Theile des Stengels, hauptsächlich aber an den Rispenästen, vorfinden. Sind diese ver- einzelt damit besetzt, so erlangen sie ihre normale Länge, kommen die Brandpustelehen aber häufig vor, dann werden die Rispenäste mehr oder weniger ver- kürzt, verdickt, mannigfach verkrümmt. Die Blüthen- theile bilden sieh dann entweder gar nicht aus oder werden ebenfalls von dem Parasiten verunstaltet. Bei massigem Auftreten verschmelzen die Brandpu- stelehen ineinander. Die an den Pustelchen enthai- tenen Fortpflanzungsorgane oder Sporen sind eben- falls von rother Farbe. Sie stimmen in der Grösse mit den Sporen des Flugbrandes Ustilago Carbo zum Theil überein, zum Theil sind sie etwas grösser. Ihre Keimungsweise kommt ganz mit der des Flug- brandes unserer Getreidearten überein; Farbe und Art des Auftretens unterscheiden aber deutlich diese beiden Brandformen. Ustilago eruenta erzog ich bei einem auszedehnteren Anbau von Sorshum saecha- ratum Jahre 1859. Es wäre mir von Interesse, die letztere Brandart neuerdings im Leben beobachten zu können, und deshall, will ich ver- suchen, sie zu erziehen, indem ich Sorghun - Arten möglichst verschiedener Herkunft eultivire. Um diese zu erlangen, wende ich mich auf diesem Wege an alle Samenhandlungen mit der Bitte, mir je 100 Gramm Sorghum-Samen von jeder Art und von jeder Original- Sendung zu schicken, welche sie von letzter Ernte aus Orten Asiens oder Alrika’s eıhielten. Es würde mir lieb sein, für jede einzelne Probe die Herkunft mit zu erfahren; es sind mir die Proben aber auch dann noch willkommen, wenn die Heimath nicht genau im — nun angegeben werden kann, sofern es nur Samen letzter Ernte aus Oertlichkeiten ist, in denen regelmässig und ausgedehnt Sorghum-Bau stattfindet. — Die Rech- nung bitte ich der Sendung beizufügen. Halle a./S., Anfang März 1872. Professor Dr. Jul. Kühn, Director des landwirthschaftl. Instituts an der Universität. Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General- Sekretär des Vereines. No. N. Berlin, den 18. Mai. u DR 182. Preis des Jahrganges 5% Thlr., en = Den durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Dienstag, den 28. Mai, findet Abends 5 Uhr im Palmenhause des botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines statt, wozu die Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: Das en der 2. Gruppe der w elt- re Fa in Wien im Jahre 1873. Allerlei aus der Gi ärtnerei er Pflanzenkunde V. — Die Grundlagen des Vogelschutz-Gesetzes. — Preis-Ausschreiben. betheiligt hatten, so ist zwar der erste Theil des Das Special-Programın siebenjährigen Cyelus hinter den Erwartungen zurück- der 2, Gruppe der Weltausstellung in Wien ' geblieben, es ist aber doch so viel Interesse dafür im Jahre 1873. | vorhanden gewesen, dass nicht allein die Kosten Land- und Forstwissenschaft, Wein-, Obst- | vollständig gedeckt wurden, sondern sogar noch und Gartenbau. , Ueberschüsse vorhanden waren. Die diesjährige Aus- Jedermann sagte sich, als die letzte Weltausstel- | stellung wird besser werden und Umfassenderes, aber lung in Paris mit einem Glanze, wie er früher noch | auch Mannigfaltigeres in den Gegenständen, welche nicht dagewesen, stattfand, dass damit die Reihe der ' an der Reihe sind, geben. Man hat sich englischer Weltausstellungen geschlossen sei, weil noch grössere | Seits jetzt auch mehr Mühe gegeben, Bewohner des Anstrengungen an Menschen und Geld nicht mehr Festlandes, vor Allem Deutschlands, zur grösseren gemacht werden könnten. Das mächtige Inselreich, | Betheiligung heranzuziehen. dem wohl unbedingt die grössten und umfassendsten Es war zwar schon seit Jahresfrist die Rede, Hülfsquellen zu Gebote stehen, gab es auf, eine | dass trotz aller Bedenken man in Wien mit dem Ge- Weltausstellung, wo Alles zu gleicher Zeit, wie in , danken umgehe, doch wieder eine Weltausstellung, Paris und früher in London, vorhanden wäre, von | wo alle Gegenstände der Industrie und Kunst zu Neuem ins Leben zu rufen, und fasste den glück- | gleicher Zeit vorhanden sein sollten, wieder ins Le- lichen Gedanken der Theilung auch bei Ausstellungen ben zu rufen. Alle Bedenken, welche dage egen ge- von industriellen Gegenständen. Was bisher auf ein | macht wurden, beseitigte man in Wien. Es wurde Jahr zusammengedrängt war, wollte man auf 7 Jahre | von der As inbischen Regierung der vorgelegte Ausstellung vertheilen. Man hoffte bei dieser Ver- | Plan gut geheissen. Trotz aller finanziellen Krisen theilung um so mehr Erfolg und Nutzen, als sowohl | war das Geld in Kurzem herbeigeschafft oder doch Aussteller, als Besucher, damit in den Stand gesetzt | wenigstens gedeckt. Wiederum ein Beweis, dass wären, Sich um so specieller um die ausgestellten | ein Staat mit solchen Hülfsmitteln, wie Oesterreich, Gegenstände zu bekümmern. ' keineswegs, selbst durch lange andauernde Missre- Obwohl das vorige Jahr, wegen der damals noch | gierungen, nicht so leicht ruinirt werden kann, wie drohenden Verhältnisse in Frankreich, keineswegs | man hier und da meint, dass im Gegentheil bei eini- günstig war und weder Frankreich noch Deutschland | germassen guter Finanz - Wirthschaft sich auch in in irgend erheblicher Weise sich jenseits des Kanales | Oesterreich Alles wieder zu Gunsten kehren kann. 20 154 So wird auch die Weltausstellung in Wien zunächst | jetzt darüber vernommen haben, deutet darauf hin. nicht wenig dazu veranlassen, alle finanziellen, aber auch spirituellen Kräfte anzuspannen, um den alten Glanz des Kaiserstaats an der Donau wieder herzu- stellen; sie wird die österreichische Industrie auch heben und neue Absatzquellen eröffnen. Untersuchen wir die Bedenken gegen das Ge- lingen einer Weltausstellung, wo die letzte mit allem Glanz des damals mächtigen französischen Kaiser- reiches in Paris stattgefunden hatte, überhaupt etwas näher, so geben wir im Voraus zu, dass ein solcher Glanz und ein solches Zuströmen von Menschen, wie es in Paris 1867 war, nicht in Wien stattfinden wird. Weder die Herrscher von Japan und Cochinchina werden Verwändte schicken, noch der Grosssultan in Konstantinopel oder sein Stellvertreter in Kairo in höchsteigener Person kommen, wie es 1867 in Paris seschehen ist. Wir geben zu, dass dergleichen Per- sönlichkeiten zur äusseren Verherrlichung der Aus- stellung sehr viel beigetragen haben, der Werth der Ausstellung ist dagegen durch sie auch nicht um einen Deut vermehrt worden, in sofern man nicht sie selbst oder doch wenigstens ihre kostbare Klei- dung als zur Ausstellung gehörig betrachtet. In Frankreich, wo leider eben fast Alles nur auf das Aeussere gerichtet ist, war ein solcher Tand schon für die Bewohner des Landes nothwendig, in einem ursprünglich und noch jetzt vorherrschend deutschen Staate verhält es sieh aber ganz anders. Hier treten andere Berechtigungen heran und der äussere Glanz ist nicht das Massgebende. Trotz aller slawischen, besonders böhmischen Umtriebe ist, wie gesagt, Oesterreich vorherrschend auf das Deutschthum angewiesen, nur mit und unter diesem wird Oesterreich gedeihen und blühen. So wird auch das Deutsche bei der Leitung der Welt- ausstellung hauptsächlich im Vordergrund stehen und Deutsche Gediegenheit und deutsche Wissenschaftlichkeit werden über äussere zur Geltung kommen. Dinge und über Flitterglanz den Sieg davontragen. Wenn auch, was wir gern zugestehen wollen, 1867 bei der Weltausstellung in Paris der Wissenschaft und besonders der Humanität ein hervorragender Platz ebenfalls eingeräumt wurde, so war dieses doch weniger aus tieferem inneren Drange geschehen, als dass man hiermit sich schmücken wollte. Wissenschaftlichkeit und wahre Humanität wer- den — dessen sind wir gewiss — während des näch- sten Jahres in Wien zur Grundlage dienen; damit wird eine Ausstellung ins Leben gerufen werden, wie sie in dieser Weise noch zu keiner Zeit vor- handen gewesen sein möchte. Alles was wir bis Deutschland, was in Paris noch in einzelne Länder getrennt theilnahm und trotzdem Ruhm und Ehre gehabt hat, wird sich dieses Mal in seiner Ge- sammtheit, als Einheit betheiligen und damit eine ganz andere Wirkung hervorrufen. Seine Bewohner werden ihren Brüdern an der Donau bei ihrem grossen Werke zur Seite stehen ; sie werden auf der Aus- stellung ein deutliches Bild des geistigen und ge- werblichen Lebens des Landes und seines Verkehrs zu geben suchen. Aus diesem Bilde wird klar und deutlich hervorgehen, wie so Grosses zu vollbringen dem deutschen Volke möglich war. l. Wein- und Obstban. Das ganze Programm der Wiener Weltaus- stellung hier mitzutheilen, liegt ausser unserem Zwecke; wir geben selbst aus der zweiten Gruppe nur die Theile, welche sich speciell auf Wein- und Obstbau, so wie auf Gartenbau, beziehen, und. über- lassen die anderen Theile für Land- und Forstwissen- schaft den Blättern, welche sich speciell damit be- schäftigen. Was zunächst den Obst- und Weinbau anbelangt, so hat dieser Kulturzweig in national- ökonomischer Hinsicht heut’ zu Tage eine solche Wichtigkeit, dass die Leiter der Wiener Weltaus- stellung ihm eine besondere Stelle anzuweisen für nöthig fanden. Nach dem Programm soll ein ge- treues Bild von dem Fortschritte dieser Kultur, so- wohl was die Behandlung der Obst- und Wein- pflanzen, als auch was die Verwendung und Ver- vollkommnung der erhaltenen Produkte betrifft, ge- geben werden. Es wird demnach die Ausstellung für Obst- und Weinbau folgende Abtheilungen ent- halten: Allgemeine Bestimmungen. 1. Die Produkte von Baum- und Rebschulen, wie Hochstämme, Zwergbäume, formirte Bäume aller Art, nebst Wurzelreben, werden vom 1. bis 15. Ok- tober ausgestellt, und zwar stehen für dieselben so- wohl gedeckte Räume, als auch freies Land, zur Verfügung. 2. Die Aufstellung von formirten Obstbäumen kann entweder in Gefässen oder auch im freien Lande geschehen; es hat jedoch ein jeder Aussteller für die Pflege derselben während der Ausstellung selbst Sorge zu tragen. Auf gleiche Weise können auch Rebenerziehungs- Methoden in lebenden Stöcken, welche ins freie Land verpflanzt werden, zur Ausstellung gelangen, oder wo es sich nur um die Aufstellung der Unterstützungs- methoden handelt, wie z. B. Bepfählung, Draht- 155 rahmen, Lauben etc., werden selbige auch ohne Wein- reben aufgestellt werden können. Die Ausstellung dieser Gegenstände, welche sich also auf Schnitt- und Erziehungsarten der Obstbäume und Weinreben bezieht, findet vom 1. bis 15. Oktober, und zwar im Freien, statt. 3. Werkzeuge und Maschinen für Obst- und Weinbau, sowie besonders zur Kellerwirthschatft, werden in der landwirthschaftlichen Geräthehalle der- art untergebracht, dass die vergleichende Anschauung möglichst erleichtert ist. 4. Frisches Obst und Trauben müssen je nach der Reifezeit ausgestellt werden. Es finden deshalb fünf Ausstellungen statt: Vom 1. bis 10. Mai: ge- triebenes und frisch aufbewahrtes Obst. Vom 15. bis 25. Juni: Beerenobst und Kirschen. Vom 20. bis 30. August: Pflaumensorten und Frühbirnen. Vom 18. bis 23. September: Pflaumen, Herbst- birnen und Aepfel. Vom 1. bis 15. October: Trauben, Aepfel, Bir- nen und Schalenobst. Die vier ersten werden gemeinschaftlich mit den temporären Ausstellungen für Gartenbau abgehalten werden. Die letzte hingegen, als die grösste, wird ausschliesslich dem Obst und den Trauben gewidmet sein. Bei der letzteren ist eine Trennung von Wein- und Tafeltrauben wünschenswerth. Ferner ist für Aufstellung der Trauben-Sorten, welche zur Bereitung der bekannten und renommirten Weine in jedem Lande verwendet werden, Sorge zu tragen. Sollte eine nach Zonen geordnete Obst-Ausstellung nicht durch- führbar sein, so ist jedenfalls bei Beurtheilung der Produkte auf die klimatischen Verhältnisse Rücksicht zu nehmen. 5. Unter den Produkten aus Obst und aus Wein- trauben wird der Wein besonderes Interesse in An- spruch nehmen. Bei seiner Einsendung kann es sich bei einer Weltausstellung nicht um Massenver- tretung aus einem speciellen Gebirge handeln, sondern es erscheint vielmehr geboten, dass solche nur durch das beste Produkt repräsentirt wird. Weine und diesem entsprechende Produkte, die im Ausstellungsraume nicht gut erhalten bleiben und auch im gewöhnlichen Verkehr in Kellern oder kühlen käumen aufbewahrt zu werden pflegen, werden in zwei Flaschen, die zur Beurtheilung des Preisgerichtes nöthig sind, kostenfrei in eigens gemietheten Kellern untergebracht werden. Es steht den Ausstellern ausserdem frei, vor der Beurtheilung durch das Preisgericht ihre Weine in der oenochemischen Versuchsstation in Kloster- u neuburg einer chemischen Analyse, auf deren we- sentliche Bestandtheile (Alkohol, Säure, Extraktiv- stoff) unterziehen zu lassen. Die Analysen werden gratis geliefert. Das internationale Preisgericht wird zu entscheiden haben, ob und in wiefern die Re- sultate dieser chemischen Untersuchung in Betracht zu ziehen seien. Demnach ist es nothwendig, dass ausser den Flaschen, welche für die Ausstellung selbst bestimmt sind, von jeder Sorte für das Preisgericht zwei, und eventuell für die fakultative chemische Analyse zwei weitere Flaschen eingesendet werden, jede natürlich in besonderen Kisten, um alsbald für ihre Bestimmung abgegeben zu werden. Auf der Kiste ist selbst- verständlich, ausser der allgemeinen Adresse, die Be- stimmung derselben ersichtlich zu machen. („Für das Preisgericht“ und „für die Analyse“.) Die zur Ausstellung gelangenden Flaschen müssen entsprechend adjustirt sein; auf den Etiquetten ist die Firma, das Land, der Ort, die Weinlage und Jahrgang ersichtlich zu machen. Im Interesse der Aussteller liegt es, diese Flaschen mit einer Flüssig- keit zu füllen, die durch die Hitze des Sommers nicht in Gährung kommt. Für die von dem internationalen Preisgerichte zu verleihenden Auszeichnungen gelten die in Punkt XIV des allgemeinen Programmes an- gelührten Bestimmungen. Damit auch Publikum ausgestellte Weine kosten kann, wird eine besondere Kosthalle errichtet, worüber Näheres späteren Bekanntmachungen vorbehalten bleibt. Neben Traubenwein wird auch Obstwein zur Ausstellung gelangen: Die Nebenpro- dukte der Kellerwirthschalt, wie Oenanthäther, Wein- stein ete. werden in der Abtheilung für Chemikalien beurtheilt. 6. Alle Gegenstände, welche als Lehrmittel für den Obst- und Weinbau - Unterricht dienen, ebenso chemische und physiologische Präparate und Samm- lungen aller Art, werden von den betreffenden An- stalten und oenochemischen Versuchsstätionen am zweckmässigsten in Kollektivausstellungen zur An- schauung gebracht werden. Besonderes Interesse werden mikroskopische Prä- parate der Absätze bei kranken Weinen, ferner von den kleinen Feinden, den Pilzkrankheiten der Wein- reben bieten. Ebenso Apparate zur Untersuchung der Weine, Erdsammlungen, Wasserkulturen von Re- ben ete. Endlich sollen hier auch die Literatur, sta- tistische Tafeln, Karten, Abbildungen, Modelle und Nachbildungen von Obst und Trauben u. s. w. Platz finden. (Schluss folgt.) das grosse 20* Bun Allerlei aus der Gärtnerei und Pilanzenkunde. V. Die Festausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, welche am 21. Juni beginnt und am 90. wird, möchte wohl die srossartigste werden, welche je in Berlin stattgefun- den hat. So bequem gelegen und sonst auch passend das Lokal: Garten und Turnplatz, nebst Turnhalle des Wilhelms - Gymnasiums in der Bellevuestrasse, einer der schönsten Strassen Berlins, welche den Potsdamer Platz mit dem Thiergarten verbindet und rechts und links die reizendsten und mit seltenem Luxus ausgeschmückten Vorgärtchen besitzt, für eine Pflanzen - Ausstellung auch ist, so wird doch schon jetzt die Befürchtung ausgesprochen, dass der dar- sebotene Raum die kommenden Pflanzenschätze nicht sämmtlich so bequem aufnehmen würde, als es wün- schenswerth sei. Wir sind keineswegs der Ansicht, wenn wir auch den beschränkten Raum des Lokales zugestehen, denn um so auserwähltere Gegenstände wird man sehen. Alle die Lückenbüsser an Pflanzen, welche nur des Füllens und Deckens halber bisher auf Ausstellungen gebracht wurden, bleiben dieses Mal natürlich weg. Auch Mittelmässiges, was olt nur aus gleichem Zwecke einen Platz fand, darf nicht aufgenommen werden. Ein Raum von 11; Morgen Flächen-Inhalt kann schon etwas in sich fassen. Wenn auch bei dieser Ausstellung die einzelne Pflanze im Allgemeinen mehr als sonst (natürlich hauptsächlich bei’ Einzel-Exemplaren, neuen Einfüh- Ss. w.) berücksichtigt werden muss, so dürfte trotzdem das ästhetische Moment doch auch hier wiederum, wie bei allen Ausstellungen, welche in Berlin stattgefunden haben, im Vordergrunde stehen. Unser bekannter Gartenkünstler, Stadtgartendirector Meyer, ist der Vorsitzende der Kommission für das Arrangement: ihm stehen Garten-Inspektor Gaerdt, einheimischen und fremden Pfianzenliebhabern als Chef des durch seine Eleganz ausgezeichneten Bor- sig’schen Gartens, und Öbergärtner Perring in Pankow, von den beiden letzten Ausstellungen des Vereins im Tattersall gewiss noch in gutem Andenken, nebst den schon früher genannten eigentlichen Ordnern: Brasch und die Kunst- und Handels- Boese und Jannach, als Mitglieder zur Der Plan, von dem Vorsitzenden entworfen Plenum der Kommission berathen, ist im Allgemeinen fertig und dürlte nur in Einzelheiten, je nachdem was unvorbereitet gebracht wird, geringe Aenderungen erleiden. Juni geschlossen rungen U. Hofgärtner särtner Seite. und im | | Aber auch die Bau- und Materialien-Kommission, mit Hofbaukontroleur Bohm als Vorsitzendem, und dem Inspektor des botanischen Gartens, Bouch& und dem früheren Stadtbaurath, jetzigen Direktor Gerstenberg als Mitgliedern, ist mit der Kommission für das Arrangement zusammengetreten und hat ihre Pläne vorgelegt. Soviel wir davon erfahren haben, sind auch diese gutgeheissen. Wir können einst- weilen mittheilen, dass die Baukommission nicht weniger ästhetischen Ansprüchen genügt hat und dass demnach auch in dieser Hinsicht nur Tüchtiges ge- leistet werden wird. Der Verein zur Beförderung des Gaitenbaues scheut keine Kosten, um dieses Mal eine Berlins besonders würdige Ausstellung ins Leben zu rufen. Die Ausstellung soll zwar zunächst nur eine deutsche sein, Ausländer sind aber als Gäste, wie nicht weniger als Aussteller, sehr willkommen und werden auch, wie wir wissen, in nicht geringer Anzahl Theil nehmen. Es ist vor Kurzem über die riesigen Bäume in Aegypten aus dem Genus Ficus nach den Berichten des ägyptischen Generalgartendirektors Delcheva- lerie Mittheilung gemacht und dabei auch von der Sykomore gesprochen worden. Wir erlauben uns, noch einmal auf diesen Gegenstand zurückzukom- men und ausser den früher genannten Sykomoren, und zwar nach demselben Berichterstatter, noch auf ein Exemplar aufmerksam zu machen, was neben seiner eigenen Bedeutung als Baum auch ein ge- schichtliches Interesse besitzt. Diese Sykomore be- findet sich in Aegypten, und zwar in der nächsten Nähe von Heliopolis, wo bekanntlich im Jahre 1799 unter Kleber die berühmte Schlacht der Franzosen segen die Uebermacht der Mohammedaner stattfand. In einem koptischen Garten des Dorfes Matarieh bildet der Sykomoren-Baum den Mittelpunkt von 4 ins Kreuz von ihm ausgehenden Alleen. Der Baum muss sehr alt sein. Er besteht viel- leicht nur noch zum Theil, in sofeın der nordwäıts anstossende und wenige Fuss aus der Erde hervor- ragende, bereits, wie es scheint, längst schon ab- gestorbene Stumpf dereinst dazu gehört hat. Was ausserdem noch vorhanden ist, besitzt nur auf der einen Seite Rinde, während auf der anderen diese längst geschwunden ist, dagegen abgestorbenes Holz sichtbar wird, was weiter nach innen mit dem ge- sunden Holze sichtbar wird, Trotz dieser Verstüm- melung hat der Sykomoren-Stamm noch einen Umfang von 7 bis 8 Meter, so dass der Durchmesser fast eben so gross ist, als die nur 3 Meter betragende Höhe. Leider hat der Stamm bereits von oben herab einen tiefen Riss erhalten. Dass die Hauptäste des Baumes 157 ebenfalls eine nicht unbedeutende Stärke haben, kann man sich denken. Die Verästelung ist ausserdem aber kurz, so dass der Durchmesser, so wie die sanze Höhe des Baumes nur 10 Meter beträgt. Dieser Sykomorenbaum ist auf der Rindenseite dieht mit Inschriften aller Art, welche Reisende der früheren und jetzigen Zeit eingegraben haben, dicht bedeckt. Er führt den Namen Baum der heiligen Jungfrau, weil die Sage geht, dass er schon zur Zeit der Geburt Jesu einen bedeutenden Umfang ge- habt habe. Man erzählt, dass, als Herodes befahl, alle seit Kurzem erst geborenen Kinder zu tödten, Joseph und Marie mit ihrem Jesus-Kindlein die Flucht ergriffen und unter dieser Sykomore, deren Aeste und Zweige rings herum bis zur Erde reichten, ein sicheres Asyl fanden. Erst als die Häscher, welche das ganze Land durchspähten, zurückgekehrt waren, verliessen sie ihren Aufenthaltsort und setzten ihre Flucht fort. Die neue, durch die Weinlaus (Phylloxera va- statrix) hervorgebrachte Weinkrankheit hat im vori- sen Jahre im Süden Frankreichs leider grosse Fort- schiitte gemacht. Ihr Centralpunkt scheinen Vaucluse und die Rhone-Mündungen zu sein. Man hatte be- fürchtet, dass sie sich auch nach Osten fortpflanzen und hier zunächst die Weinberge Savoyens und Bur- sunds angreifen würde. Das ist zum Glück bis jetzt nicht oder doch:nur ausnahmsweise der Fall gewe- sen. Ebenso sind noch keine Beispiele des Vorkom- mens der Krankheit in der Champagne beobachtet worden. Dass wir demnach für unsere Weinländer am Rhein und an der Mosel, aber auch im Elsass, wahrscheinlich nicht zu fürchten haben, ist ein Trost für unsere Weinbauern, welehe schon an und für sich mit dem Klima genug zu kämpfen haben. Da- gegen schreitet die Krankheit nach dem Westen fort und wüthet bereits in den Departements des Gard und Herault, nähert sich also der spanischen Gränze. Es bestätigt dieses, was mehrmals schon in der Wo- chenschrift ausgesprochen worden ist, dass die ge- fürchtete Weinlaus ein Thier des Südens ist und allenthalben da, wo die Kälte tiefer in den Boden eindringt, zu Grunde geht. Neuerdings will ein Weinbauer in Lunel - Viel ein Mittel gegen die Weinlaus und die von ihr her- vorgerufene Krankheit entdeckt haben, was um so grösseren Weıth besitzt, als es auch die Vegetation des Weinstockes begünstigen soll. Alle bisher em- pfohlenen Mittel gegen diesen Feind waren umge- kehrt dem Weinstocke schädlich. Der Weinbauer, Bon mit Namen, hält seine Zusammensetzung noch geheim, die Versuche, welche aber damit gemacht wurden, haben Erfolge gehabt. Es ist ein Pulver, von dem für jeden Weinstock zur Vertilgung der Weinlaus an den Wurzeln wenisstens 2 Pfund ge- braucht werden muss. Man hat gefunden, dass es besser ist, das Pulver trocken in der nächsten Nähe des Weinstockes aufzustreuen und dann 20 bis 25 Liter Wasser darauf zu giessen, um es mit diesem in die Nähe der mit der Laus behafteten Wurzeln zu bringen, als dass man es zuvor in Wasser auf- löst und mit diesem die Erde begiesst. Die beste Zeit der Anwendung des Pulvers ist der Anfang des Winters und sobald der Schnitt des Stockes vorge- nommen werden soll. Das schöne rothblühende Delphinium nudicaule hat auch bei uns Eingang gefunden und verdient auch wegen seiner leichteren Kultur (vergl. vorigen Jahrg. der Wochenschr. S. 268) zu Anpflanzungen im Freien nicht weniger, als in Töpfen, Empfehlung. Interessant ist die Art und Weise seines Keimens. Nach einem Berichte des bekannten, grade in gärt- nerischen Dingen sehr gewandten Pariser Akademi- kers Naudin, der sich seit längerer Zeit schon we- sen seiner Kränklichkeit im Süden der Pyrenäen, in Callioure, aufhält und daselbst sich mit allerhand Kultur - Versuchen beschäftigt, weicht die Art und Weise des Keimens genannter Pflanze wesentlich von dem anderer Pflanzen ab. Nach ihm erhebt sich aus dem Samen das sogenannte Stengelchen (die Plu- mula) bis zu einer Höhe von 2 und 3 Centimetern und trägt an seinem oberen Ende die beiden einan- der gegenüberstehenden Samenblätter. Damit ist das Wachsthum des Stengelchens vollendet. Es kommt keine Verlängerung zwischen den Samenblättern her- vor, dagegen entwickelt sich an dem Vereinigungs- punkte des Stengels mit dem Würzelchen eine Knospe, welche bald weiter wächst und damit den Anfang der eigentlichen und bleibenden Pflanze bildet. Niemand ist zu derlei Beobachtungen von wis- senschaftlichem Interesse so sehr berufen, als der Gärtner. Eben deshalb ist es wünschenswerth, dass von Seiten der Gärtner, welche jährlich Hunderte von verschiedenen Pflanzen aussäen, dem Keimen mehr Aufmerksamkeit zugewendet wird. Wahrschein- lich ist diese Abweichung des Keimens bei Delphi- nium nudieaule nieht die einzige. Brongniart erklärt diese Erscheinung im Jour- nal der Pariser Gartenbau-Gesellschaft (S. 154) durch ein Zusammenwachsen der Stiele der Samenblätter, - und Duchartre, der Redakteur des Journals, hält diese Ansicht für die allein mögliche Erklärung. Ab- gesehen davon, dass erst ein Zusammenwachsen nachgewiesen werden müsste, ist das Vorkommen von Knospen unterhalb der Samenblätter, also an der 158 ächten Wurzel, keineswegs eine ganz seltene Er- scheinung und kann an Obst-, besonders Birnbäumen bei genauer Untersuchung nicht so schwierig nach- gewiesen werden. Es gab sogar früher in Schlesien Öbstliebhaber, welche ihre Birngehölze durch Wur- zelstecklinge, also durch Theile, welche sich unter- halb der Samenblätter befinden, vermehrten. Unserer Ansicht nach ist nicht das Vorkommen von Knospen unterhalb der Samenblätter überhaupt etwas Neues, sondern nur der Umstand, dass es bei Delphinium nudicaule regelmässig geschieht. Nach den Mittheilungen des Cercle professoral, einer interessanten belgischen Zeitschrift für Pomologie und für Gehölzkunde überhaupt, welche wir wegen ihrer interessanten Abhandlungen halber nicht genug empfehlen können, wird (S. 44 des vorigen Jahrgangs) eines im Jahre 1842 noch in voller Kraft existirenden Birnbaumes Erwähnung gethan, der nach einer dabei befindlichen Inschrift im Jahre 1590 gegen eine Mauer gepflanzt worden ist. Dieser Spalierbaum steht in einem Garten zu Pollet bei Dieppe und nahm bereits im Jahre 1842 einen Umfang von 30 Meter (also bei- nahe von 100 Fuss) ein, besitzt aber nur eine Höhe von etwas über 6 Meter. Der Stamın des Birngehölzes selbst wird zu 1 Meter Stärke angegeben. Im Jahre 1842 trug er zwischen 3- bis 4000 Früchte. Nach dieser Mittheilung, welche übrigens dem Journal der Gartenbaugesellschaft von Rouen entlehnt wurde, ist diese Sorte eine Sparbirn (poire d’Epargne). Wenn nun schon dergleichen Formbäume, wie das Spalier im Garten zu Pollet darstellt, geschicht- lich ein Alter von wenigstens 250 Jahren erreichen, um wie viel älter möchten aber Birnbäume werden können, welche man der freien Natur überlässt und in ihrem Wachsthum nicht beschränkt. Auch unsere Waldbäume können unter gewissen Umständen ein sehr hohes Alter erreichen. Man hatte sich eine Zeit lang an die hauptsächlich von Forstmännern ausgehen- den Angaben über das Alter unserer einheimischen Gehölze, besonders der Waldbäume, nach denen diese keineswegs ein so hohes Alter erreichen sollten, als man in der Regel glaubt, gewöhnt und einigen berühm- ten alten Bäumen mit allerhand Erklärungen das hohe Alter abgesprochen: der Forstmann scheint sich da- bei aber mehr auf seine, einer regelrechten Forstkul- tur unterworfenen Waldbäume gestützt zu haben, als dass er die hier und da befindlichen alten Stand- bäume von Eichen, Linden u. Ss. w. einer genauen Untersuchung unterworfen hätte. Es unterliegt keinem Zweifel, dass einzelne Bäume, besonders Linden, ein Alter von über 3- und selbst 500, vielleicht bis 800 und 1000 Jahr erreicht haben. Dass selbst Birngehölze ein hohes Alter erreichen können, ist schon früher bei Gelegenheit der Be- sprechung der Melanchthon’s Birn in der Wochen- schrift gesagt worden. Nach diesen Mittheilungen existirt aus den Zeiten der Reformation in der Nähe von Pirna im Königreich Sachsen noch der Original- baum dieser sonst wenig verbreiteten, aber doch in Thüringen und Sachsen vielfach kultivirten Birn-Sorte. Dass aber auch Form- und vor Allem Spalierbäume über 250 Jahre alt werden können, war uns neu. Wer übrigens den sogenannten Potager (d. h. Ge- müse-Garten) in Versailles, welcher jetzt unter der vorzüglichen Leitung des jüngeren Hardy steht, be- sucht hat, wird sich der alten Spalierbäume er- innern, welche daselbst an Maueın gepflanzt sind. Wenn wir uns nicht irren, wurde dieser Gemüse- Garten zur Zeit Ludwig XIV. durch den berühmten Gartenkünstler Lenötre angelegt; es ist uns daher währscheinlich, dass Manche der jetzt noch im Potager befindlichen Spalierbäume, denen man das graue Alter ansieht, aus jener Zeit stammen. Die Existenz eines 25djährigen Spalier-Birnbaums giebt uns Gelegenheit, über die hier und da noch geglaubte Annahme einer allmähligen Degeneration unserer Obstgehölze. einige Worte zu sagen, obwohl schon früher mehrmals in der Wochenschrift dagegen gesprochen worden ist. Dass einige Sorten unseres Obstes verloren gegangen sein mögen, unterliegt eben so keinem Zweifel, wie es gewiss ist, dass So- gar Thierarten, geschweige denn Thierracen, wie z. B. der noch vor wenigen Jahren existirende Dachs- hund, welche früher auf unserer Erde sich bewegten, aufgehört haben zu existiren. Es vegetiren noch eine Reihe vorzüglicher Obstsorten aus sehr alter Vorzeit, wie der Borsdorfer Apfel, die gute Winter- Christbirn u. s. w. trotz ihres mehre Jahrhunderte umfassenden Daseins mit gleicher Kraft, wie zu der Zeit, wo sie aus dem Samen’ entstanden sind. Wenn man aber doch degenerirte Bäume hier und da findet, so liegt der Grund in irgend einer anderen Ursache, hauptsächlich in den Boden-Ver- hältnissen. Degeneriren doch bei uns mehre der neuesten in Frankreich und Belgien gezüchteten Birnsorten eben so, man möchte sagen, selbst noch mehr, weil sie von Haus aus zärtlicher sind und unser rauhes Klima nicht ertragen. Der pomologische Kongress in Frankreich, der alle Jahre in einer andern Stadt zusammenkommt und über Obstbau und Obstkenntniss verhandelt, hatte im vorigen Jahre auch diese Frage der Dege- neration unserer Obstsorten zur Sprache gebracht. In dessen Folge wurde von dem Vorsitzenden des 159 Gartenbauvereines von Orleans, Porcher, eine hier- auf bezügliche Abhandlung „etude sur la degene- rescence ou l'exstinetion des anciennes varietes fruitieres“ geschrieben, in welcher auch dieser tüch- tige Pomolog und Obstzüchter aufs Entschiedenste- die sogenannte Altersschwäche unserer Obstsorten ableugnet. Dasselbe geschieht in einem Berichte, den ein uns wohl bekannter und ebenfalls sehr tüchtiger Obstzüchter und Obstkenner, Glady in Bordeaux, in dem Journal der Pariser Gartenbau- Gesellschaft von diesem Jahre (p. 179) giebt. Die Grundlagen des Vogelschutz - Gesetzes. Die österreichische Regierung hat sich ein grosses Verdienst um unsere Kulturpflanzen erworben, dass sie bei der italienischen Regierung beantragte, die Regierungen aller Länder, welche an dem Mittelmeere liegen und daher von den Insekten fressenden Zug- vögeln auf ihrer Reise von Afrıka nach dem Norden zuerst besucht werden, zu gemeinschaftlichen Ver- handlungen über deren Schutz aufzufordern. Die italienische Regierung begriff die Wichtigkeit des Ge- gsenstandes ebenfalls und zeigte sich bereit, einen internationalen Kongress zu gemeinschaftlichen Be- stimmungen nach Florenz zu berufen und die Mittel- meerstaaten Frankreich und Spanien, so wie die daranstossende Schweiz einzuladen, Abgeordnete zu senden. Leider nahm nur die letztere Antheil. In Frankreich waren es die noch kriegerischen Zustände, welche eine Theilnahme nicht erlaubten, in Spanien war man ebenfalls noch zu sehr mit inneren Ange- legenheiten beschäftigt, glaubte auch, dergleichen Ge- senstände der Thätigkeit der einzelnen überlassen zu müssen. Trotz dieser abschläglichen Rückäusserungen zweier in dieser Angelegenheit wichtigen Länder trat der Kongress in Florenz zusammen. Von Seiten der italienischen Regierung wurde der bekannte Pro- fessor Targioni-Tozzetti ernannt, während von Seiten der österreichischen Regierung der mehrfach in dieser Hinsicht schon thätig gewesene Pıofessor Ritter v. Frauenfeld in Wien beauftragt wurde, den Verhandlungen über die Grundlagen eines allgemeinen Vogelschutz-Gesetzes in Florenz beizuwohnen. Ritter von Frauenfeld hat freundlichst den Bericht, welchen er dem österreichischen Minister für Handel und Ackerbau übergeben hat, auch uns zukommen lassen. Der Verein zur Beförderung des Provinzen Gartenbaues hat seit Jahren schon diesem wichtigen Gegenstande, als seinen Zwecken entsprechend, durch Wort und Schrift seine Aufmerksamkeit zugewendet. Aber auch der Minister der landwirthschaftlichen An- selegenheiten hat den Schutz der Insekten fressenden Vögel in seine einflussreiche Hand genommen. In Preussen möchte man überhaupt in dieser Hinsicht am meisten energisch vorgegangen sein; es existiren bereits eine Anzahl vorzüglicher Verordnungen zum Schutz dieser Vögel. Wie traurig es dagegen in an- deren Ländern aussieht, davon gibt leider Frankreich das traurigste Beispiel. Vortreffliche Jagdgesetze zur Schonung der dem Luxus und dem Vergnügen des Menschen dienenden Jagdthiere gibt es zwar, aber an den Schutz der unschuldigen, kleinen und noch meist durch Gesang uns erfreuenden Thierchen denkt Niemand. Wie oft haben wir in Frankreich unbärtige Knaben, aber auch rohe Männer, mit den erbärm- liehsten Schiessgewehren bewaffnet, zur Jagdzeit die Fluren durchstreifend, gesehen, nur um die gefiederten Sänger der Wälder und Fluren zu ermorden, da ausserdem kein anderes Thier, am allerwenigsten ein Jagdthier, weit und breit mehr zu finden war. Nichts zeigt einen so tiefen Standpunkt der Moralität, als ein solches Morden. Darf man sich demnach noch wundern, wenn kein Land Europens so arm an kleinen Vögeln, als Frankreich, ist. Sowohl der Wald von Vincennes und das Boulogner Holz bei Paris, als auch die An- lagen um Versailles sind von ihnen verlassen. Da hört man nicht, wie in den Berliner Anlagen und Gärten, des Morgens und Abends den das mensch- liche Herz erfreuenden Nachtigallenschlag. In den Fluren der Dörfer Frankreichs ist die muntere Lerche eine Seltenheit, während man sie bei uns, trotz der früheren Verfolgungen, dem Lande vernimmt. y Wenn schon bei uns diesseits der Alpen, wo sich die kleinen gefiederten Sänger niederlassen, um zu brüten und damit für ihre Nachkommenschaft zu sorgen, ihre Tödtung und das Wegfangen für unsere Kulturen im hohen Grade schädlich ist, so muss es in den Mittelmeerländern und in der Schweiz um so mehr Nachtheile bringen, als es in grösserem Mass- stabe geschieht und die dortigen Bewohner aus der Tödtung der Vögel ein Handwerk machen, und diese, trotz des geringen Werthes, für geringes Geld auf, den Markt bringen. Solcher grossartigen Schläch- tereien unserer gefeierten Sänger des Waldes und Feldes geschehen leider in Italien im Jahre zwei Mal: im Frühjahre, wenn die Zugvögel ermattet vom langen Fluge über das Meer zuerst wieder festen Fuss fassen allenthalben auf können, und im Herbste, wenn sie, wohl genährt, aus dem Norden wiederum dem Süden zueilen. Wer im Frühlinge in Unteritalien oder auf Sizilien gewesen ist und das unbarmherzige Todtschlagen der armen, ermüdeten Thierchen gesehen hat, wird sich gewiss mit Abscheu von einem solchen menschlichen Gebahren, wie es hier stattfindet, abgewendet haben. Wie wenig Nahrung vermag ein solches Thierchen dem Menschen zu geben und wie viel Vögel müssen erst todtgeschlagen werden, damit nur ein Mensch nicht satt wird, sondern nur erst seinen Appetit stillt? Leider ist diese eines gebildeten Menschen höchst unwürdige Barbarei nicht eıst in neuerer Zeit ent- standen, sie herrschte schon vor 2 Jahrtausenden und länger. Bekanntlich hatten die Römer ralfinirte Fein- schmecker, wie kein anderes Volk sie je gehabt und wie sie kaum in Paris noch vorkommen. Wenn da- mals aber dergleichen Menschen Tausenden von Nach- tigallen die Zungen ausschneiden liessen, nur um ein Appetit erregendes Vorgericht zu haben, so existiren — zur Ehre der Menschheit sei es gesagt — der- gleichen leichtsinnige Wütherige jetzt doch nicht mehr. In Gemeinschaft mit Professor Targioni-Toz- zetti hat Ritter v. Frauenfeld berathen. Beide sind schliesslish zu folgenden Bestimmungen gekommen, welche. sie ihren Regierungen übergeben wollten und bereits nun übergeben haben. 1. Zu jeder Zeit, an jedem Ort und auf jede Weise ist die Zerstörung der Nester, der Eier und der jungen Vögel aller Art, in sofern sie nicht den Menschen und Hausthieren Nachtheile bringen oder ihren Wohnungen, dem Mobiliar und den Erndten schädlich sind, zu untersagen. 2. Aufs Strengste ist die Jagd auf die Zeit’ zu bestimmen, welche in Folge von Gewohnheit und öffentlicher Meinung durch das Gesetz oder durch provinzielle Verordnungen zwischen den 15. August und 28. Fe!ruar, also zwischen den Anfang des Herbstes und dem Ende des Winters, als erlaubt gegeben ist, ihre Ausübung aber in jeder andern Zeit zu verbieten. 3. Jeder Fang mit Schlingen, Sprenkeln, Kloben, Schlageisen, Netzen, mit klebrigen Stoffen, mag eine Eule dabei benutzt werden, oder nicht, ist untersagt. 4. Für die Jagd-Erlaubniss auf wilde, den Men- Hausthieren schädliche Thiere sind Regeln festzusetzen. Zu schaftlichen Zwecken kann die Jagd jedoch weder durch die Zeit, noch durch Verordnungen verboten schen oder seinen bestimmte wissen- werden. ve 5. Es sind ganz bestimmte Regeln für die Jagd der Schwimm- und Sumpfvögel während des Früh- jahrs, also im März, zu geben. 6. Verbot des Verkaufs von Nestern, Eiern und jungen Thieren aller Art, jeder Zeit, so wie des Wildpretes während der Zeit, wo keine Jagd er- laubt ist. Nach diesen vereinbarten Bestimmungen hat Ritter v. Frauenfeld geglaubt, seinem Minister zur Berücksichtigung vorzuschlagen: 1. Die Vorschriften für die landwirthschaftlichen Stand-, -Strich- und Zugvögel sind getrennt und un- abhängig von den Jagdvorschriften zu behandeln. 2. Das Fangen, Tödten, Verkaufen und Halten dieser Vögel ist durchaus und zu jeder Zeit ver- boten. 3. Der Markt ist in dieser Beziehung streng zu überwachen. 4. Das Blenden der Vögel ist verboten. 5. Der Gelrauch des Vogelleims, von allerhand Schlingen, Schlageisen, Kloben, Meisenstuben, Nach- tigallnetzen, Vogelheerd ist unbedingt verboten. 6. Das Ausnehmen der Eier, Jungen, das Zer- stören der Nester aller Vögel, mit Ausnahme der schädlichen, ist verboten. 7. Für wissenschaftliche Zwecke kann die Be- hörde einzelne bedingte Bewilligungen, aber nur von Fall zu Fall, ertheilen. Preis-Ausschreiben. Für die Pläne zu der Anlage von zwei Fried- höfen in der Nähe der Stadt Bremen von je etwa 15 Hectarfläche ist eine Öffentliche Coneurrenz unter Auslobung von zwei Prämien von resp. Crt-Thaler 250 und 200 für jeden Friedhof ausgeschrieben, Die Prämien werden von den Preisrichtern den künstlerisch schönsten, zugleich den Programmen am meisten entsprechenden und für die Ausführung vor- theilhaftesten Plänen zuerkannt. Die prämiirten Pläne bleiben Eigenthum der Deputation, welche die Aus- führung sich vorbehält. Programme, Situations-Karten und Bedingungen sind von der Unterzeichneten zu beziehen. Die Concurrenz-Pläne sind bis zum 22. Juni d. J. ein- zuliefern. Bremen, 27. April 1872. Die Deputation wegen Verlegung der Begräbniss- Anstalten, Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift es Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines, No. 21. Berlin, Da, 1872. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchliandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Dienstag, den 28. Mai, findet Abends 5 Uhr im Palmenhause des botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines statt, wozu die Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: Die neuholländischen Gummibäume. — Das Special-Programm der 2. Gruppe der Welt-Ausstellung in Wien im Jahre 1873 (Schluss). — Die Weizenfliege. — Anzeige. Di | lä dis | 6 il F | durch das äussere Aussehen, sondern auch durch IE neunonanaschen kummmaume Blüthen und Früchte. Von den beiden Blüthenhüllen (Eucalyptus). fehlt bei den Euealypten die innere und die 4 ur- Als die Mode noch nicht in der Weise sich in | sprünglichen Blätter der äusseren verwachsen schon der Gärtnerei zur Geltung gebracht hatte, wie seit | zeitig innerhalb der Knospe zu einer Art lederartigen den letzten 3 und 4 Jahrzehnten, spielten die soge- | Deckels oder Mützchens, was die Staubgefässe und nannten Neuholländer eine grosse Rolle, besonders die, wie bei unserem Kernobst in einer Höhlung (dem in den Gärten der regierenden Fürsten, aber auch | Fruchtbecher) eingeschlossenen Fruchtknoten so lange der reichen Grundbesitzer auf dem Lande. Man be- deckt, als die Befruchtung vor sich. gehen soll. Ist sass für sie hohe Kalthäuser, um sie darin zu über- | die Blüthe bis dahin entwickelt, so löst sich die eben wintern, und brachte sie während der guten Zeit im | besprochene Blüthenhülle an ihrer Basis ringsum und Jahre ins Freie, um sie, in der Regel in der Nähe fällt als Deckel, resp. Mützchen ab. Damit werden des Schlosses und überhaupt des Wohnhauses, zur die bis dahin eingeschlossenen Theile, Staubgefässe Ausschmückung und Deckung der Mauern zu benutzen. und Griffel, frei. Die Staubbeutel können erst jetzt Diese Neuholländer bestanden aber keineswegs, wie ihren Blumenstaub auswerfen. Die Narbe vermag man aus dem Namen glauben sollte, nur aus immer- , dagegen diesen aufzunehmen und in Form sogenannter grünen Gehölzen des fünften Erdtheiles, sondern auch | Pollenschläuche den Eichen nach innen zuzuführen. verschiedene im äussern Ansehen ähnliche Pflanzen | Wegen dieser in Form eines Mützcehens abfallenden Süd-Asiens und selbst Südeuropa’s und Nordafrika’s Blüthenhülle hat das Genus den Namen Eucalyptus, wurden unter diesem gemeinschaftlichen Namen hier d. h. Schön-Mütze, erhalten. und da kultivirt. | Vor einem halben Jahrhunderte wurde von Sei- Es ist schon früher einmal von einer Gruppe ten der Hof- und Privatgärtner die grösste Sorge auf der sogenannten Neuholländer, welche die holz- | diese Neuholländer verwendet; man sah auch Exem- früchtigen Myrtaceen (die Leptospermeen) umfasst, | plare in der That in seltener Schönheit. Ihre Kul- in der Wochenschrift (im 2. Jahrg. S. 249) die Rede | tur war in manchen Richtungen gerade entgegen- gewesen. Die neuholländischen Gummibäume gehören | gesetzt der, wie man jetzt Blüthensträucher zu soge- ebenfalls der grossen, besonders in warmen und , nannten Schaupflanzen heranzieht. Diese werden be- semässigteren Ländern vorkommenden Familie der | kanntlich viel zurückgeschnitten und dadurch buschi- Myrtaceen an, unterscheiden sich aber nicht allein | ger, hauptsächlich in die Breite gehend. Die wenige 21 162 Fuss hohen Pflanzen bedürfen kein hohes Haus. Anders verhält es sich mit den sogenannten Neu- holländern; diese dürfen gar nicht beschnitten wer- den, insofern sie nicht ihre Schönheit verlieren sol- len. Sie wachsen gerade in die Höhe und bedürfen hoher Häuser, wie man sie früher auch hauptsäch- lich hatte, jetzt aber nieht mehr liebt. Für ihre Be- stimmung zum Decken von Wänden und Mauern bis last zur Bel-Etage am Schlosse mussten die Gewächs- häuser nothwendiger Weise auch höher sein. In Töpfen gedeihen zwar die Neuholländer, be- sonders wenn man sie oft und am besten etwas zeitig im Jahre versetzt, ihnen eine gute, nahrhafte Erde giebt und hauptsächlich im Sommer es nicht an der gehörigen Feuchtigkeit fehlen lässt, sehr gut, noch mehr aber — und das gilt vor Allem von den neuholländischen Gummibäumen — wenn man sie in den freien Grund und Boden eines Kalthauses bringt. Wir erinnern uns der herrlichen Eucalypten, der ächten Akazien und der Casuarinen, welche zur Zeit Karl August's, also im 2. und 3. Jahrzehnte von diesem Jahrhunderte, in Belvedere bei Weimar in einem sogenannten Winterhause sich befanden. Die- ses Haus enthielt ausserdem noch verschiedene an- dere Blüthensträucher frei in den Boden gepflanzt und war in der Weise eingerichtet, dass es im Som- mer auseinander genommen werden konnte, so dass die darin enthaltenen Pflanzen, wenn dieses gesche- hen, auch völlig unter freiem Himmel standen. Wer Belvedere zu dieser Zeit, wo auch Goethe noch, der | letzte und grösste der dortigen Dichter, bisweilen herumwanderte und botanischen Studien oblag, be- sucht hat, wird sich ferner auch noch der prächtigen Orangenbäume erinnern, welche den grossen, von fast halbmondförmigen Kalthäusern umschlossenen Hofraum daselbst einnahmen. Mit der Liebe zu den Neuholländern sind auch, Liebhabern, die neuholländischen Gummibäume fast ganz verschwunden; man sieht sie fast nur noch in wissenschaftlichen Instituten: in bo- tanischen Gärten. wenigstens bei So besitzt beispielsweise der bo- tanische Garten zu Berlin deren auch eine grosse Reihe, die grösste Sammlung befand sich aber vor einigen Jahren in dem in der Nähe des Boulogner Wäldcehens liegenden Jardin fleuriste in Paris, der damals fast allein die zahlreichen öffentlichen Plätze und Squares der kaiserlichen Residenz mit dem nöthigen Pflanzen- Material besorgte. Wenn früher die Mode die Neuholländer mehr oder weniger aus den Gärten verdrängt hatte, so war vor 10 Jahren doch auch die Mode Ursache, dass, wenigstens die neuholländischen Gummibäume, wie- ‚Deschamps, derum Aufnahme in den Gärten fanden. Von Berlin aus hatte sich die Liebe zu einzeln stehenden, durch schöne grosse Blätter ausgezeichneten sogenannten Blatt- und Dekorationspflanzen allmählig weiter ver- breitet und war auch über den Rhein und jenseits der Vogesen gelangt. Grade Frankreich und vor Allem Paris war es, wo die Liebe dazu rasch ihren Höhepunkt erreichte. Besonders wurde sie durch den damaligen Chef des Jardin fleuriste, Barillet- gepflegt und damit allgemein ge- macht. Barillet suchte nach grösserer Mannigfaltigkeit unter den Blattpflanzen und fand in dem schon längst bekannten Eucalyptus Globulus, der aber erst da- mals eingeführt worden war, um so mehr ein vor- zügliches Material, als die Pflanze als Steckling sehr leicht anwächst und schon im ersten Sommer eine bedeutende Höhe erhalten kann. Ihre erste Anwen- dung geschah bereits im Anfange der sechziger Jahre (s. 5. Jahrg. S. 375). Da Barillet Verbindungen mit Neuholland besass, so bezog er ausserdem noch von dort Samen von anderen daselbst in grosser Menge wachsenden Arten und säete diese im Jardin fleuriste aus. Wer von da bis zur internationalen Industrie - Ausstellung ım Jahre 1867 Paris besucht hat, wird auch die zahlreich vertretenen neuhollän- dischen Gummibäume daselbst gesehen haben. In dieser letzten Zeit des Jahres selbst befand sich auch während der internationalen Industrie-Ausstellung im Jardin reserve, wenn wir uns nicht irren, von einem Lyoner Liebhaber ausgestellt, eine Sammlung 3jähriger Pflanzen, welche in der kurzen Zeit ihrer Existenz eine Höhe von 20 bis 25 Fuss erhalten hatten. Aber auch die Liebe zu Blattpflanzen im Freien und zur Ausschmückung von Rasenplätzen hat, wenig- stens bei uns in Deutschland, sehr abgenommen; damit smd auch die neuholländischen Gummibäume wiederum sehr in Vergessenheit gerathen. Da kommt seit Kurzem ein neuer Impuls, um sie uns ins Ge- dächtniss zurückzurufen. Dieser Impuls ist aber nicht gärtnerischer, sondern rein botanischer und geographischer Art. Er soll uns aber Gelegenheit geben, auf diese interessanten Bäume noch einmal aufmerksam zu machen und um so mehr uns sagen, welche gewichtige Rolle sie auf dem fünften Erd- theile spielen, als gerade die interessantesten Aıten in botanischen Gärten meist kultivirt werden. Bis vor einem Jahrzehnt wusste man nur von einem hierher- gehörigen Baume etwas. Es war dieses Eucalyptus resinifera, eine Art, von der ein adstringirender Stofl, das sogenannte neuholländische Kino, stammt. Die- ses Ausschwitzen eines Stoffes gab auch Veranlassung, 163 dass die Engländer in Neuholland den Baum neu- holländischen Gummibaum nannten. Als in der neueren Zeit die Kenntniss der Insel Neuholland allmählig grösser wurde und ganz be- sonders ihre botanische Erforschung durch unseren Landsmann Müller, jetzt Direktor des botanischen Gartens in Melbourne, im grösseren Massstabe ge- sehah, vergrösserte sich die Zahl der bekannten Arten des Genus Eucalyptus von Jahr zu Jahr; man erfuhr dabei, dass auch sehr viele von ihnen für das Land nicht weniger, als für unsere Technik, so wie endlich für die Wissenschaft ungemein wichtig waren. Nicht allein die Art, welche speeiell den Namen des Gummi erzeugenden (Eucalyptus resini- fera) führt, bringt gummi- und harzartige Stoffe her- vor, eine ganze Reihe derselben liefern dergleichen. Die abgesonderten Harze sind auch keineswegs immer zusammenziehend, sondern weit häufiger gewürzhaft und selbst zuckerreich, so dass sie zum Theil von den Eingeborenen als Nahrung eingenommen werden können. Von grossem Werth ist unter Anderem ferner das Holz der meisten Arten, da einige Bäume nicht allein die besten, dauerhaftesten und höchsten Mast- bäume liefern, sondern auch als Bau- und Nutzholz einen nieht unbedeutenden Handelsartikel bilden. Endlich ist es die bedeutende Grösse und Höhe einiger hierhergehörigen Bäume, welche seit einigen Jahren unsere Aufmerksamkeit besonders das Genus Eucalyptus gelenkt haben. Bis jetzt hielt man bekanntlich die kalifornische Wellingtonie für den höchsten Baum auf dieser Erde. Wie aber der Chim- boraze auf den Terrassen Südamerika’s bereits schon vor längerer Zeit als höchster Berg abgesetzt ist, so erkennt man auch nicht mehr Wellingtonie als höchsten Baum an. (Schluss folgt.) auf die amerikanische Das Special-Programm der 2. Gruppe der Weltausstellung in Wien im Jahre 1873. und Forstwissenschaft, Wein-, und Gartenbau. (Schluss.) II. Gartenbau, Seit jener Zeit, in der der Gartenbau, aus den engen Schranken einer blossen Kunstfertigkeit und Liebhaberei heraustretend, sich zu einem lohnenden Gewerbe emporgeschwungen, zählt derselbe zu einem Faktor der National-Oekonomie, mit dem man aller- wärts zu rechnen beginnt und dessen Wichtigkeit Land- Obst- man von Jahr zu Jahr mehr zu würdigen versteht. Auf demselben Boden mit ihrer jüngeren Schwester, der Landwirthschaft, erwachsen, hat der Gartenbau früher noch, als diese, aus den verschiedenen Zwei- sen der Naturwissenschaft Nutzen Theorie der Pflanzenkunde ebenso sehr zefördert, als Förderung von ihr erfahren. Im Zusammenhange mit der Landwirthschaft hat er den wesentlichsten Antheil an der rationelleren Behand- lung des Bodens, so wie an der Kultur und Ver- edlung seiner Erzeugnisse genommen. Viele seiner Produkte zählen gegenwärtig schon zu den unent- behrlichsten Genussmitteln und sind zu einem grossen sezogen und die untrennbaren Theil in die Hand des Landwirthes übergegangen. Tausend andere dienen als Gegenstände des Handels zum Comfort des Lebens, zur Hebung der Volks- bildung und Veredlung des Geschmackes. Man er- misst nach der Ausbreitung und Intensität des Be- triebes des Gartenbaues jetzt schon den Grad der Kultur, auf welchem und Ganzen steht. Es ist deshalb eine ganz natürliche Erscheinung, dass der Gartenbau mit seinen Erzeugnissen allent- die Bevölkerung im Grossen halben da auftritt, wo die Landwirthschaft ihre Pro- dukte zur Schau stellt und dass auch er dort für die seinigen einen Raum beansprucht, wo alle Länder ihre Kunst- und Industrie-Erzeugnisse zum Frommen der Wissenschaft und Wohles Menschheit ausstellen. Es ist auch nicht das erste Mal, dass der Garten- als Mitkonkurrent mit des materiellen der anderen des menschlichen Wissens und der industriellen Thätiskeit in die Schranken tretend, sich seine Preise errungen hat. Seit dem erstmaligen Versuch, mit einer Welt- ausstellung zugleich auch eine von Gartenbau-Erzeug- nissen zu verbinden, bau, Zweigen wie dies vor einem Jahrzehnt in London stattfand, haben beinahe Jahr für Jahr internationale Gartenbau - Ausstellungen in einem grossen Theile von Europa stattgefunden und den Erwartungen, welche man daran geknüpft, nicht blos vollkommen entsprochen, sondern auch ihren Nutzen in unverkennbarer Weise erwiesen. Hierüber noch ein Wort weiter zu verlieren, wäre geradezu überflüssig. Die Betheiligung an derartigen Ausstellungen hat seither entschieden zugenommen und ist eine weitere Steigerung derselben zu gewärtigen. Im Interesse der Theilnehmer liegt es daher, zu erfahren, welche Gegenstände des Gartenbaues und unter welchen’ Bedingungen selbige auf dieser Ausstellung zu er- scheinen haben. Beiden Forderungen soll durch nach- stehende Bestimmungen entsprochen werden. 21” 164 Allgemeine Bestimmungen. 1. Selbstverständlich kann es sich bei einer Ausstellung von Gegenständen des Gartenbaues im Allgemeinen nur um Folgendes handeln: a) Um lebende, wie getrocknete Pflanzen, oder Tbeile derselben; b) um praktische Darstellung von Kulturmethoden; ec) um Gegenstände der Kunst und Industrie, in so weit sie dem Gartenbau dienen demselben abhängen. 2. Von trockenen Pflanzentheilen müssen aus Opportunitäts-Gründen alle den Gartenbau betreffen- den Sämereien, von lebenden frisches Obst und Trauben (mit Ausnahme der getriebenen Sorten, so- wie der exotischen geniessbaren Früchte) von der Beurtheilung durch die für Gartenbau - Erzeugnisse einzusetzende Kommission ausgeschieden und zum Theil der landwirthschaftlichen, zum Theil der Obst- und Weinbau-Sektion zugewiesen werden. Gleich- wohl finden sie als Ausstellungs-Objekte ihren Platz in dem der Gartenbau-Abtheilung zugewiesenen Raum. 3. Den Gartenbau-Geräthen wird ihr entsprechen- der Platz unter der betreffenden Sektion der Land- wirthschaft angewiesen. 4. Um sich ein Urtheil über den Stand des Gartenbaues in den verschiedenen Ländern Europas und ihre Leistungen innerhalb einer ganzen Vege- tations-Periode bilden zu können, erscheint es uner- lässlich, dass zwei Arten von Ausstellungen gegeben werden, von welchen die eine, vorzugsweise für das [freie Land berechnet und die verschiedenen üblichen Kultur - Methoden zur Anschauung bringend, eine permanente sein wird, während die andere in vier temporäre, von kurzer Dauer, der Jahreszeit und ihren Produkten entsprechende, zerfällt. a) Die permanente Ausstellung würde den Zeitraum vom 1. Mai bis Ende October umfassen; b) die vier temporären werden einander in folgen- den Zeiträumen ablösen: Die erste derselben würde vom 1. Mai bis ein- schliesslich 10. Mai; die zweite vom 19. 25. Juni: die dritte vom 20. bis einschliesslich 30. August; die vierte vom 18. bis einschliesslich 23. Sep- tember währen. 5. Dem zu Folge steht es jedem Aussteller frei, sich bei einer oder bei mehrern dieser Ausstellungen zu betheiligen. 6. Die Anmeldungen der inländischen Aussteller für die Gartenbau-Ausstellung haben in Uebereinstim- mung mit den im allgemeinen Reglement gegebenen oder von Juni bis einschliesslich ı Bestimmungen vor dem 1. Juli 1872 bei den betreflen- den Landes-Ausstellungs-Kommissionen zu erfolgen, um vor dem 1. August 1872 dem General-Direktor der Weltausstellung vorgelegt zu werden. Die ausländischen Kommissionen haben die Aus- stellerlisten vor 1. Januar 1873 dem General-Direktor einzusenden. In der Anmeldung hat der Aussteller anzugeben, ob seine Objekte in die permanente Ausstellung oder in eine der vier temporären einzureihen sind, und im letzteren Falle, in welcher derselben er seine Gegenstände auszustellen beabsichtigt. Gleichzeitig hat der Aussteller anzugeben, welchen Flächenraum er hiezu benöthigt? Zu dem Behufe wer- den ihm eigene Formulare zugestellt, deren Rubriken genau auszufüllen sind. 7. Die Gegenstände selbst müssen mindestens drei Tage vor dem Beginn der betreffenden Aus- stellung auf den Platz geliefert werden. Ausstellern, welche sich an der permanenten Ausstellung betheiligen wollen, bleibt die Art der Durchführung ganz anheimgestellt und haben sich dieselben hierüber mit der General-Direktion recht- zeitig ins Einvernehmen zu setzen. 8. Für die Objekte des Gartenbaues wird, wenn solche im Parke im Freien aufgestellt werden, sowohl bei den permanenten, als auch bei jeder der tempo- rären Ausstellungen, eine Platzmiethe von 1 fl. per Quadrat-Meter erhoben. Im bedeckten Raume beträgt die Platzmiethe für denselben Raum 3 fi. 9. Wie im allgemeinen Reglement (Punkt 11) erwähnt ist, wird der General-Direktor bei den inlän- dischen Transportanstalten für die Beförderung von Ausstellungs -Objekten Transportbegünstigungen an- streben. Die hierauf bezüglichen Resultate sowohl, als auch die von den ausländischen Kommissionen erlangten Tarifsreduktionen, werden seitens des Ge- neral-Direktors vor dem 1. Juli 1872 bekannt ge- geben werden. 10. Das Versetzen der auszustellenden Pflanzen, sowie deren Pflege während der Ausstellungsdauer, fällt dem Aussteller oder dessen Bevollmächtigten zu und übernimmt der General-Direktor in dieser Beziehung keine Verantwortung. 11. Vor Ablauf der seitens des Ausstellers be- anspruchten Ausstellungsdauer können die Ausstel- lungs-Gegenstände nur mit besonderer Bewilligung des General-Direktors aus dem Ausstellungsraume entfernt werden. Diese Bewilligung wird dann ohne Weiteres erfolgen, wenn sich der Aussteller ver- pfliehtet, die zurückgezogenen Gegenstände durch andere passende zu ersetzen. 165 12. Die für eine der vorgenannten Zeitepochen (siehe 4b.) angemeldeten Gegenstände sind von den Ausstellern nach Ablauf des in der Anmeldung an- gegebenen Zeitraumes unverzüglich zu entfernen, widrigenfalls sie auf Kosten der Aussteller weg- geräumt und verkauft werden. Wenn dann der Aus- steller den Erlös nicht innerhalb dreier Monate nach erfolgtem Verkaufe von dem General-Direktor rekla- mirt, wird dies als Verzichtleistung auf den Betrag betrachtet. 13. Die Aussteller können sich durch Agenten oder durch ihre Landeskommissionen vertreten und durch diese die Wegräumung und den Verkauf ihrer Gegenstände besorgen lassen. 14. Die Ausstellungsgegenstände dieser Gruppe werden, mit Ausnahme jener Fälle, in welchen die Aussteller ihre Gegenstände nicht beurtheilt wissen wollen (siehe XIV. des allgemeinen Programmes) der Beurtheilung seitens eines internationalen Preisgerich- tes unterzogen. Besondere Bestimmungen hierfür werden später veröffentlicht werden. 15. Für die von dem internationalen Preisge- richte zu verleihenden Auszeichnungen gelten die in Punkt XIV. des allgemeinen Programmes angeführten Bestimmungen. 16. Auf die, die Einsendung, Empfangnahme und Aufstellung betreffenden, hier nicht behandelten Fragen finden die Bestimmungen des Titels II. des allgemeinen Reglements Anwendung. Besondere Bestimmungen. Es dürfte im Interesse der Aussteller liegen, diejenigen Gegenstände bezeichnet zu sehen, auf deren Ausstellung ein besonderer Werth gelegt wird; nicht minder aber jene, auf welche aus sächlichen und Opportunitätsgründen besonders Rücksicht ge- nommen werden muss, deshalb erscheint bezüglich der ersteren eine übersichtliche Zusammenstellung nach natürlichen Gruppen, bezüglich der letzteren aber eine solche nach den Zeitpunkten, in welchen die Gegenstände zur Ausstellung kommen sollen, er- wünscht. Ein drittes Verzeichniss, umfassend eine Reihe von Pflanzen-Ordnungen von besonderer Wichtigkeit für die Blumisten, soll den Ausstellern zur Orienti- rung bei der Wahl ihrer Gegenstände, in was immer für einer Beziehung zu dem Inhalt der beiden vor- hergehenden Uebersichten, dienen. Alle drei Aufzählungen haben selbständlich nur eine informative, keineswegs aber eine bindende Be- deutung für den Aussteller. A. Uebersicht der auszustellenden Gegenstände, nach Gruppen geordnet. I. Abtheilung. Pflanzen in Töpfen oder im freien Lande. 1. Neu eingeführte, noch gar nicht oder erst kürz- lich in Handel gebrachte aussereuropäische Pflanzen. 2. Zusammenstellungen technisch- wichtiger und offieineller Pflanzen des Warm- und Kalthauses mit Angabe ihrer Verwendung. 3. Sammlungen von Pflanzen aus verschiedenen Ordnungen, in welchen jedes einzelne Exemplar sich durch Grösse und Kulturzustand (als eigentliche Schau- pflanzen) auszeichnen. 4. Sammlungen von Pflanzen, deren Arten sich durch besondere Schönheit oder Eigenthümlichkeit ihrer Formen auszeichnen. — Siehe Verzeichniss der betreffenden Ordnungen sub C. 5. Sammlungen von Arten und Spielarten, welche sich durch Färbung ihrer Blüthen, Blätter oder deren Fülle auszeichnen. — Siehe Verzeichniss C. 6. Sammlungen von Warmhauspflanzen in Blüthe. 7. Sammlungen nicht in Blüthe stehender Warm- hauspflanzen (sog. Blattpflanzen). 8. Sammlungen von Kalthauspflanzen in Blüthe. 9. Sammlungen nicht in Blüthe stehender Kalt- hauspflanzen (sog. Blattpflanzen). 10. Sammlungen gut kultivirter Marktpflanzen in möglichst kleinen Töpfen, besonders solche, welche zu Hunderten in Handel kommen, wie Kamellien, Azaleen, Eriken, Ficus, kleine Palmen-Arten, Dra- caenen, Epiphyllum, Orangen, Granaten, Gardenien, Pelargonien, Reseda, Rosen u. s. w. in beliebig vielen Abarten und Formen; von jeder 6 Stück mit Angabe des Preises für 100 Stück. 11. Sammlungen von Alpen-Pflanzen natürlich gruppirt. 12. Sammlungen aller Art. 13. Sammlungen von Dekorationspflanzen, welche sich zur Kultur im Zimmer eignen, wie gewisse Pal- men, Dracaenen, Pandanus etc. 14. Sammlungen von Dekorationspflanzen, ge- eignet zur Aufstellung im Freien, auf dem Rasen oder auf Postamenten, in Vasen u. dgl. 15. Teppich-Pflanzen, sogenannte, in Form eines Blumenbeetes ausgestellt. 16. Wasserpflanzen in Aquarien. 17. Bäume und Sträucher neuer Einführung für das freie Land. 18. Zierbäume und Sträucher mit rothen, gelben und bunten oder zerschlitzten Blättern. 19. Trauerbäume. dekorativer Schlingpflanzen und neuester 166 20. Bäume für Parkanlagen, nicht über 8 Jahre alte Sämlinge. 21. Neue, durch direkte künstliche Befruchtung erzeugte Pflanzenformen, blühend oder nicht blühend, nit Angabe der hierzu verwendeten Eltern-Pflanzen. 22. Neue Vermehrungs- oder Veredlungsweisen, nachgewiesen an lebenden Pflanzen mit Angabe der Methode und der Unterlage. 23. Durch Veredlung erzeugte bemerkenswerthe Veränderungen an Pflanzen, mit Angabe der Unter- lage, des Edelreises oder der aufgesetzten Knospe. 24. Neue Formen von Blumenbeeten, besetzt mit dazu geeigneten Pflanzen. II. Abtheilung. Abgeschnittene Blumen. l. Rosen in Sammlungen. 20 . die ausgezeichnetsten Formen. 3. „ bisher noch nicht ausgestellte, aus Samen gezogene. 4. Stockrosen (Malven). 9. Nelken. 6. Viola-tricolor-Sorten. 7. Levkojen. 8. Perennirende Phlox-Sorten. 9. Georginen aller Art. 10. Astern aller Art. 11. Gefüllte Zinnia-Sorten. 12. Helichrysum-Arten und Formen. 13. Skabiosen. 14. Gladiolus-Sorten. III. Abtheilung. Pflanzen und Blüthen zu Dekorations- zwecken verwendet. 1. Tafelaufsätze aus Blumen und Blättern ge- bildet. 2. Schalen mit Blumen geschmückt für die Tafel. 3. Blumen-Arrangements für Tafeln. 4. Vasenbouquets. 5. Handbouquets in französischer Form. 6. rn in natürlicher Form. 7. Kopfputz (Coiffures). $S. Brautkränze. 9. Blumenkörbe. 10. Kränze von 2 Fuss im Durchmesser. 11. Blumentische mit Pflanzen oder Blüthen ar- rangirt. IV. Abtheilung. Getrocknete Pflanzentheile und Blumen zu Dekorationszwecken. 1. Aus setrockneten Blumen und Blättern zu- sammengesetzte Gegenstände aller Art. 2. Ziergräser und Immortellen, ungefärbt, in Büscheln als Waare. 3. Ziergräser und Immortellen, gefärbt, in Bü- scheln als Waare. V. Abtheilung. Blumen-Zwiebeln und Knollen aller Art als Waare. VI. Abtheilung. Gemüse — Schwämme. VII. Abtheilung. Exotische, frische Früchte. 1. Ananaspflanzen mit reifen Früchten. 2. Abgeschnittene reife Ananas. 3. Bananen, Mangos, Orangen etc. 4. Vanille. 5. Frucht-Aırangements aus exotischen und ein- heimischen Früchten aller Art gebildet. VIH. Abtheilung. Getriebenes Obst aller Art. (Siehe Nr. 2.) 2 IX. Abtheilung. Darstellung der im Gartenbau angewendeten neuen Kulturen. X. Abtheilung. Gartenanlagen, Zeichnungen und Modelle von Objekten des Gartenbaues, Glashäuser, ; Bewässerung etc. (Die Gartenbau-Geräthe finden bei den Gegen- ständen der Gruppe 2. der allgemeinen Klassifika- tion Platz.) B. Zusammenstellung jener Gattungen und Arten von Pflanzen, welche sich ihrer Blüthe- oder Reifezeit wegen für bestimmte temporäre Ausstellungen besonders eignen, mit Einziehung anderer für dieselbe Periode passender Gegenstände. I. Für die erste Ausstellung vom 1. bis 10. Mai einschl. Ausser vielen zur Zeit in Blüthe stehenden Ar- ten aus den im Verzeichnisse C. angeführten Ord- nungen; besonders: 1. Hyacinthen, Tulpen, Crocus, Nareissen etc. (Handelsgärtnern, welche Sammlungen von Blumenzwiebeln in freien Grund zu legen beabsichtigen, werden im Herbste des Jahres 1872 geeignete Plätze im Ausstel- lungs-Lokale angewiesen.) 2. Aukuba-Formen, in Früchten. 3. Azalea- und Rhododendron-Arten und Varie- täten in Blüthe. 4. Cantua- und Primula-Sorten in Blüthe. Viola odorata und trieolor in Blüthe. 6. Kamellien, Pomaceen, Amygdaleceen und Rosaceen in Blüthe. S 167 b 7. Acacia- Arten und Neuholländer - Papiliona- ceen in Blüthe. 8. Ueberwintertes Obst; getriebenes Obst und Gemüse. I. Für die zweite Ausstellung vom 19. bis 25. Juni einsehl. Nebst vielen anderen Pflanzen besonders: 1. Caleeolaria-Sorten, krautartige, in Blüthe. 2. Cyclamen-Arten und Sorten in Blüthe. 3. Anemone-, Ranunculus-, Clematis - Paeonia-Arten resp. Sorten in Blüthe. 4. Spiraeen ete. 5. Getriebene Gemüse und Beerenobst. und IM. Für die dritte Ausstellung vom 20. bis 30. August einschl. Ausser vielen anderen zur Zeit in Blüthe ste- henden Pflanzen namentlich: °" 1. Gladiolen und Can a-Arten. 2. Salvia-, Ipomoea-, Phlox-, Habrothamnus-, Cestrum-, Solanum-Arten, Compositen etc. 3. Allamanda- und Dipladenia-Arten. 4. Petunien, auf Nicotiana glauca veredelt, hoch- stämmig von 5—6 Fuss Höhe. . Begonien aller Art. Violen und Malven. 7. Punica Granatum, schön gezogene Bäumchen in Blüthe. 8. Einjährige und perennirende Pflanzen des freien Landes in Töpfen gezogen. 9. Einjährige und perennirende Pflanzen des freien Landes mit panachirten Blättern. 10. Gemüse und Frühobst aller Art. ano IV. Für die vierte Ausstellung vom 18. bis 23. September einschl. Ausser manchen anderen, noch in Blüthe ste- henden Pflanzen, besonders: 1. Lilium laneifolium. 2. Astern und Georginen aller Art in Töpfen, als: grossblüthige, Zwerg- und Liliput- Formen. 3. Blumenzwiebeln aller Art in stande als Waare. Gemüse. A 5. Getrocknete Pflanzentheile und Blüthen zu Dekorationszwecken (siehe Nro. IV.). ruhendem Zu- > Verwendbar in jeder der vier Ausstellungen wären: 1. Farnkräuter, im Freien ausdauernde; 2. Agave-, Aloe- und Amaryllis-Arten ; 3. Dasylirion-, Beaucarnea-, Yucca- und Dra- eaena-Arten; v Fieus- und Laurus-Arten (paarweise); 5. Viburnum Tinus, Rhamnus-, llex- und Buxus- Arten; 6. Ixora-, Nerium-, Heliotropium- und Lantana- Arten und Sorten in Blüthe; Clerodendron -, Verbena-. Pentastemon-, Phlox- und Eriea-Arten und Sorten in Blüthe; -8. Hydrangea-, Remontant-Nelken und Fuchsia- Arten und Sorten in Blüthe; 9. Orangenbäume (paarweise); [1 10. Pelargonien-Arten vom Cap d. g. H., mit Ausschluss der in Europa gezüchteten Blendlinge, in Blüthe; 11. Pelargonien-Sorten, Blendlinge und Formen aller Art, einfach und gefüllt, als: engli- sche, Odier, Zonale, Nosegay, Fancy und buntblätterige in Blüthe; 12. Rosen-Sorten aller Art; 13. Champignon-Kulturen. 14. Abgeschnittene Blumen (Siehe No. II.) 15. Frische Pflanzen und Blüthen zu Dekorations- Zwecken verwendet. (Siehe No. II.) C. Verzeichniss der durch besondere Schönheit oder Eigen- thümlichkeit ihrer Formen, Blüthen oder Früchte sich aus- zeichnenden, bei der Wahl der auszustellenden Objekte be- rücksichtigungswerthen Pflanzenordnungen: Filices. Cyeadeae. Lyeopodiaceae. Coniferae. Commelinaceae. Ardisiaceae. Liliaceae. Epacridaceae. Iridaceae. Ericaceae. Amaryllidaceae. Araliaceae. Bromeliaceae. Crassulaceae. Orchidaceae. Cephaloteae. Aroideae. Anonaceae. Seitamineae. Magnoliaceae. Cannaceae. Dilleniaceae. Musaceae. Nymphaeaceae. Pandanaceae. Sarraceniaceae. Palmae. Droseraceae. Casuarinaceae. Passifloraceae. Artocarpaceae. Cactaceae. Moraceae (Fieus). Mesembrianthemaceae. Laurinaceae. Malvaceae. Daphnaceae. Guttiterae. Proteaceae. Clusiaceae. Nepenthacae. Meliaceae. Lobeliaceae. Euphorbiaceae. Rubiaceae. Terebinthaceae. Apoeynaceae. Diosmaceae. Ascelepiadaceae. Rutaceae. 168 Solanaceae. Melastomataceae. | Man sah bald ein, dass der Mensch, bevor er Acanthaceae. Myrtaceae. nicht Kenntniss von der ganzen Lebensweise des In- Bignoniaceae. Papilionaceae. sektes genommen und vor Allem bevor ihm der in- Gesneraceae. Caesalpiniaceae. nere Zusammenhang unseres Getreides mit besagten Primulaceae. Mimoseae. Fliegen nicht klar war, nichts thun könne. Eine (Selbstverständlich sind Arten aus anderen Ord- sie sieh ihren schönen oder in- nach an die verzeichneten wür- nungen, in sofern teressanten Formen dig anreihen, nicht ausgeschlossen.) Unterschrieben ist das Programm von dem Prä- sidenten der kaiserlichen Kommission, Erzherzog Rainer und gegengezeichnet vom General-Direktor Freiherrn v. Schwarz-Senborn. Die Weizenfliege (Chlorops taeniopus). Keine Thierklasse steht mit den Pflanzen in so innigem Zusammenhange, als die der Kerfe oder In- sekten. Sie sind es, welche zum allergrössten Theil die Befruchtung bei den Pflanzen vermitteln und da- durch deren Vermehrung möglich machen; umgekehrt »ehören sie aber zu den grössten Feinden der Pflanzen- welt und richten oft, besonders unter den Kultur- Pflanzen, die grössten Verwüstungen an. Zu den letzteren, also den Feinden unserer Kulturen, gehört eine nicht unbeträchtliche Zahl kleiner Zweiflügler oder Fliegen, die Chloropiden, welche ihre Eier auf | junge Pflanzentheile legen, damit die bald auskriechen- den Räupchen oder Maden von hier aus leicht in das Innere der jungen Stengel gelangen können, um ihre Verwüstungen durch Fressen der zaıteren Theile zu beginnen. Schon im vorigen Jahrhunderte wurde man in Nordamerika durch das massenhafte Auftreten dieser und die grossen Verwüstungen in Viele Jahre kleinen Fliegen den Weizenfeldern in Schrecken gesetzt. seitdem vernahm man nichts wieder, vielleicht nur weil man dureh die grossen Ereignisse der darauf folgenden Zeit zu sehr in Anspruch genommen war. Erst in den letzten Jahrzehnten hörte man wiederum aus einzelnen Gegenden Klagen über Verwüstungen dieser Fliesen in unseren Getreidefeldern. Misserndten waren natürlich die Folgen. Besonders heimgesucht | wurden seit den letzten 4 Jahren Schlesien, Posen, Galizien und Böhmen von einer besonderen Art, welehe den Namen der bandfüssigen Weizenillieg (Chlorops taeniopus) erhalten hat. Reihe von Gelehrten und wissenschaftlich gebildeter Praktiker versuchten es daher nicht umsonst, dieser schwierigen Aufgabe möglichst zu entsprechen. So liegt uns jetzt fast die ganze Naturgeschichte des kleinen Thierehens auch ziemlich klar vor; es wurde damit möglich, jetzt auf Mittel zu sinnen, ihren Ver- wüstungen, wenn auch nicht ganz, so doch einiger- maassen Einhalt zu thun und damit diese wenigstens zu mildern. Wir machen aus der nicht geringen Anzahl von Abhandlungen über diesen Gegenstand, welche in der letzten Zeit hierüber erschienen sind, auf 2 aufmerksam, besonders weil sie auch in einer Weise geschrieben sind, dass sie Laien belehren können. Die eine dieser Abhandlungen erschien schon 1869 und wurde von Professor Cohn in Breslau unter dem Titel: „Untersuchungen über In- sekten-Schäden auf den schlesischen Ge- treidefeldern Sommer 1869“ bearbeitet. Wenn diese sich fast nur auf die lokalen Erschei- nungen in Schlesien beschränkte, so ist die andere, welche erst vor Kurzem erschienen ist und Professor Max Nowicki in Krakau zum Verfasser hat, da- segen ganz allgemein gehalten. Sie gibt eine sehr genaue Geschichte der feindlichen Fliege und schliesst mit einer Aufzählung von Mitteln, um dem Uebel möglichst zu steuern. Gerade deshalb empfeh- len wir die Abhandlung „über die Weizenver- wüsterin Chlorops taeniopusMeig. und die Mittel zu ihrer Bekämpfung” allen denen, welche sich für diesen Gegenstand interessiren. im Anzeige. Aus dem Versuchs - Garten des stehen vom 27. Mai bis 8. Juni junge Pflan- zen von Fuchsia, Verbena, Heliotropium, Cu- phea, Gazania, Gnaphalium, Coleus, Alternan- thera, Achgranthes, Pyrethrum golden feather u. del. zur Vertheilung unter Mitglieder bereit. Meldungen erbittet schleunigst der Garten - In- spektor ©. Bouche, Potsdamerstr. 75. Vereins Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pllanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 22. BRB Een 1 Tunis War mom mit non RD, Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. = - = — — = — >> Sr = =— — Tg Inhalt: Sechste allgemeine Versammlung Deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter in Braunschweig. — Die neuholländischen Gummibäume (Schluss). — Die blaue Hortensie. Sechste allgemeine Versammlung Deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchler in Braunschweig vom 10. bis 13. October 1872 verbunden mit. einer Obstausstellung. Narnasın uns von der 5. Versammlung Deutscher Pomolosen, Obst- und Weinzüchter in Reutlingen das Mandat ertheilt worden, die 6. Allgemeine Versammlung nach Braunschweig zusammenzuberufen, wir uns auch behufs der erforderlichen vorbereitenden Schritte, insbeson- dere der Entwerfung des Programms, mit der Section für Obstbau des Landwirthschaftlichen Öentral-Vereins ım Herzogthume Braunschweig in Verbindung und Uebereinstimmung gesetzt haben, beraumen wir die 6. Allgemeine Versammlung Deutscher Pomologen, Obst- und Wein- züchter auf die Tage vom 10. bis 13. October d. J. in Braunschweig an und laden alle Po- mologen, Obst- und Weinzüchter und alle Freunde und Förderer des Obst- und Weinbaues zur Theilnahme an dieser Versammlung freundlichst ein, beziehen uns auch im Besonderen auf das nachstehende Programm des Vorstandes des Landwirthschaftlichen Central-Vereins im Herzogthume Braunschweig, welcher die allgemeine Geschäftsführung zu übernehmen die Ge- fälligkeit gehabt hat. Berlin, den 6. März 1872. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten. Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, Professor Dr. Karl Koch, Vorsitzender. General - Secretair. 22 170 PROGRAMM. Die Theilnehmer der vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten hierher nach Braunschweig einberufenen 6. Allgemeinen Versammlung Deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter wollen sich die nachstehenden, die allgemeine Geschäftsführung betreffenden Bestimmun- gen zur gefälligen Nachrieht und Nachachtung dienen lassen. 1. 11. vl. i. Wer eine Wohnung vorher zu bestellen wünscht, wolle sich bis Ende September an Herrn Finanzregistrator Steinmeyer hieselbst wenden und dabei bemerken, ob das Unterkommen in einem Gast- oder Privathause gewünscht wird. Am 9. und 10. October werden Mitglieder des Empfangs-Comites, kenntlich an einer weissen Schleife im Knopfloche, beim Eintreffen der Eisenbahnzüge in der Bahnhofshalle bereit sein, die Gäste zu empfangen und zu führen. Das Aufnahmebureau befindet sich in Schrader’s Hötel (Gördelingerstrasse Nr. 7). Es wer- den die Herren Gäste ersucht, sich daselbst möglichst zeitig einzuschreiben und gegen Erlegung Eines Thalers die Mitgliedschaft zu erlangen. Zu gleicher Zeit wird eine srüne Schleife und eine für alle Tage der Ausstellung geltende Einlasskarte ihnen ausgehändigt werden. Täglich wird durch ein besonderes Blatt Alles, was mit der Versammlung resp. Ausstellung in Verbindung steht, zur Kenntniss der Mitglieder gebracht; der amtliche Bericht wird ihnen später zugesendet. Alle Sitzungen der Versammlung finden in den Räumen des Altstadt-Rathhauses, alle gemein- schaftlichen Mahlzeiten und geselligen Unterhaltungen in dem nahe gelegenen Schrader’s Hötel statt. An beiden Orten werden die Bestimmungen in Hinsicht auf Zeiteintheilung, Tagesordnung oder Veränderung derselben, insoweit sie nicht schon im Tageblatte der Versammlung enthalten, durch Anschlag bekannt gemacht werden. Anfragen und Wünsche, welche die 6. Versammlung deutscher Pomologen betreffen, sind an den unterzeichneten Landes-Oekonomierath Griepenkerl zu richten. A. Die Versammlune. Am 9. October Abends 7 Uhr findet eine Vorversammlung in Scehrader's Hötel statt zur Be- srüssung der pomologischen Freunde, zur vorläufigen Berathung über die Wahl der Präsidenten und Schriftführer und zur Besprechung etwaiger Anträge. Am 10. October Vormittags 11 Uhr wird die Versammlung im Saale des Altstadt-Rathhauses durch den Vertreter des berufenden Vereins eröffnet. In dieser ersten Plenarversammlung wird Allgemein- Geschäftliches verhandelt, Wahl der Präsidenten und der Schriftführer, Berathung und Beschluss- fassung über Anträge, welche die Geschäftsordnung betreffen u. s. w. Abends 6 Uhr findet in demselben Locale die 3. Generalversammlung des deutschen Pomologen- Vereins statt, für welche die Tagesordnung in dem Organ desselben, den illustrirten Monatsheften für Obst- und Weinbau, bekannt gemacht werden, auch in anderen Zeitschriften (Wochenschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten, Mittheilungen des landwirthschaftlichen Central-Vereins im Herzogthum Braunschweig, Section für Obstbau u. a.) er- scheinen wird. Am 11. October 11 Uhr allgemeine Sitzung, welche von 6 bis 8 Uhr Abends foıtgesetzt werden wird. Am 12. October von 10 bis 11 Uhr Preisvertheilung in der Egydienkirche, um 11 Uhr dagegen allgemeine Sitzung im Altstadt-Rathhause, in welcher Beschluss über die 7. allgemeine Versamm- lung gefasst wird. Von 6 bis 8 Uhr Abends Fortsetzung und Schluss der Verhandlungen. Am 13. October Morgens 7°), Uhr Exeursion nach Harzburg, zu welcher die Karten im Geschäfts- bureau der Versammlung (Schrader's Hötel) Tags zuvor in Empfang genommen werden müssen, Zur Verhandlung in den allgemeinen Versammlungen stehen: 1) Vortrag über die Entwiekelung der Obstfrüchte in morphologischer Hinsicht (Professor K. Koch). 2) Antrag auf Feststellung der pomologischen Terminologie (Direktor Dr. Lucas). 3) Antrag aul eine Bestimmung hinsichtlich der Benennung neu auftauchender Obstsorten (Medizinal- rath Engelbrecht). 171 4) Welches ist das beste Verfahren in Bezug auf das Beschneiden der Krone und Wurzeln beim Verpflanzen der Obstbäume? (Garteninspeetor Ad. Koch). ; 5) Was ist von dem Pineiren der Blätter — Pincement Grin — zu halten, resp. welche Erfahrung hat man über dasselbe gemacht? (Baron v. Bose). 6) Welche Form der Obstbäume passt am besten für die Landstrassen und für grosse Pflanzungen auf Aeckern und Weiden? (Direktor Dr. Lucas). 7) Welche Form von Obstbäumen passt am besten zur Anpflanzung an Eisenbahnen? (Baumschul- besitzer Spaeth). 8) Welche Erfahrungen sind über die während der früheren Versammlungen deutscher Pomologen empfohlenen Obstsorten gemacht, und welche von ihnen sind zum allgemeinen Anbau oder zu dem in besonderen Gegenden und Lagen geeignet? (Superintendent Oberdieck). 9) Welche Steinobstsorten lassen sich für den Anbau im Grossen empfehlen? (Superintendent OÖberdieck). 10) Sind in neuerer Zeit mit Sicherheit wahrgenommene Erfahrungen gemacht worden über den Ein- fluss des Wildlings auf Abänderung der Form oder Güte oder der im Allgemeinen sich finden- den reichen Tragbarkeit der aufgesetzten Sorte? (Superintendent Oberdieck). 11) Welche Tafeltrauben sind für den Anbau, namentlich in Norddeutschland, zu empfehlen? (Stadt- rath Thränhardt). 12) Welche neu eingeführten Kernobstsorten haben sich in Norddeutschland werthvoll gezeigt? a) Aepfel (Superintendent Oberdieck), b) Birnen (Hofgarten-Inspektor Borchers). 13) Wie können die Obst-Mustergärten am besten zur Hebunk: des Obstbaues in Deutschland bei- tragen? (Medizinalrath Engelbrecht). 14) Bericht über die Einrichtung einiger Obst-Mustergärten: a) in Braunschweig (Geheimer Kammerrath Uhde), b) in Geisenheim (General-Konsul Lade), e) in Proskau (Garten-Direktor Stoll). 15) Bericht über die diesjährige Obstausstellung und ihre Resultate (Baron v. Bose). 16) Mittheilungen über den Obstbau einiger Gegenden Deutschlands: a) Ostfriesland (Senator J. ten Doornkaat-Koolman), b) Mecklenburg (Organist Müschen), c) Schlesien (Professor Fickert), d) Nassau (Geheimer Regierungsrath v. Trapp), e) Brandenburg (Baumschulbesitzer Spaeth). Die bei den einzelnen Punkten genannten Herren werden freundlichst ersucht, die Einleitung der- selben gütigst übernehmen zu wollen. B. Die Ausstellung. I. Für die in der Egydienkirche stattfindende Ausstellung sind alle Sorten Obst und dessen Produkte, Obstbäume, die dem Obstbaume dienenden Instrumente und Apparate bestimmt. Wir ersuchen die Herren Obst-Aussteller, nur die werthvollen Sorten ihrer Gegend in etwa 3 bis 5 gut ent- wickelten Exemplaren einzusenden und sich bei der Bezeichnung der Früchte der Namen des Illustrirten Handbuches, soweit solche schon darin aufgenommen sind, zu bedienen. II. Es ist wünschenswerth, dass pomologische, gärtnerische oder landwirthschaftliche Vereine sich der Mühe unterziehen, Collektionen der in ihrer Gegend hauptsächlich gebauten werthvollen Obst- sorten zusammenzustellen, wie sie schon von einigen wichtigen Obstgegenden in Aussicht gestellt, worden sind, um hierdurch ein Bild des deutschen Obstbaues in seinen verschiedenen Gauen zu bekommen. II. Die Aussteller werden ersucht, den Umfang ihrer Sammlungen, namentlich auch die Anzahl der auszustellenden Obstsorten bis zum 20. September dem pomologischen Ausschusse unter der Adresse des Herrn Geheimen Kammerraths Uhde in Braunschweig anzumelden, um sofort für die 22” 172 Obstausstellung besonders gedruckte Formulare zur Anfertigung eines doppelten Verzeichnisses zu erhalten. Das eine Exemplar dieses Verzeichnisses bekommen sie nach der Ausstellung, soweit möglich, revidirt zurück, das andere bleibt zur Benutzung für den Ausstellungsbericht. Die Herren Aussteller werden ersucht, die Verfügung über die von ihnen ausgestellten Gegen- stände dem unterzeichneten Comite anzuzeigen, und wird dasselbe dafür sorgen, dass diese Verfügung am zweiten Tage nach dem Schlusse der Ausstellung ausgeführt werde. Einzelne Exemplare von Früchten dürfen für eine etwa zusammenzustellende Mustersammlung oder für wissenschaftliche Untersuchungen den einzelnen Sammlungen entnommen werden. IV. Die auszustellenden Gegenstände müssen die Adresse „An den Ausschuss für die Obstausstellung in der Egydienkirche zu Braunschweig“ haben, und daselbst bis zum 7. October spätestens an- gekommen sein. Das Auspacken und Aufstellen der Gegenstände wird zwar von Seiten des Ausschusses gern besorgt, doch ist eine Betheiligung der Herren Aussteller selbst, wenigstens beim Ordnen, sehr erwünscht. V. Ein Ausschuss erfahrener Pomologen wird die ausgestellten Obstsammlungen durchsehen, erforder- lichen Falls berichtigen, und über das Resultat der Ausstellung einen besonderen Bericht erstatten. Wir ersuchen zunächst folgende Herren, die bisher an derlei Arbeiten bei früheren Versammlungen Theil genommen haben, in diesen Ausschuss einzutreten, ohne dadurch Andere, welche sich dazu berulen fühlen und Theil nehmen wollen, auszuschliessen: Herr Hofgarten-Inspektor Borchers in Herrnhausen. „ Baron v, Bose, früher auf Emmaburg, jetzt im Königreich Sachsen wohnend. „ Senator J. ten Doornkaat-Koolman in Norden. „ Medizinalrath Dr. Engelbreeht in Braunschweig. „ Professor Dr. Fiekerl in Breslau. „ Ober-Amtsrichter v. Hinüber in Moringen. „ Bauinschulbesitzer Lorberg in Berlin. „ . Pirektor Dr. Lucas in Reutlingen. „ Hofgärtner Maurer in Jena. „ Organist Müsehen in Belitz (Mecklenburg). „ Superintendent Oberdieek in Jeinsen (Hannover). „ Waisenhaus-Direktor Palandt in Hildesheim. „ Lehrer Remagen in Niederbiber. „ Oberförster Sehmidt in Blumberg bei Tantow, ohnweit Stettin. ® „ Gutsbesitzer Siemering in Adolphshof. „ Baumschulbesitzer Spaelh in Berlin. „ Garten-Direktor Stoll in Proskau. „ Stadtrath Thränhardt in Naumburg a. d. S. „ Geheimer Regierungsrath v. Trapp in Wiesbaden. Das Comite wird gebeten, sich in so viele Gruppen zu theilen, als erforderlich sind, um die Durchsicht aller Sammlungen in den ersten zwei Tagen der Ausstellung zu vollenden. VI. Zur Auszeichnung derjenigen Sammlungen, welche sich durch werthvolle Obstsorten, gute Ent- wiekelung der Früchte im Verhältnisse zur Baumform, auf der sie erzogen sind, und richtige Benennung auszeichnen, stellt der Braunschweiger Verein 10 silberne Vereinsmedaillen zur Verfügung. Ein besonders dazu ermanntes Preisrichteramt wird darüber entscheiden. VII. Dem pomologischen Ausschusse liest es ob, eine Mustersammlung des besseren Obstes, vor Allem die in den früheren Pomologen-Versammlungen empfohlenen Früchte zur speeiellen Kenntniss- nahme des Publikums zusammenzustellen und zu diesem Zwecke die nöthigen Früchte mit An- gabe des Bezuges aus anderen Sammlungen zu entnehmen. Das Lokal der Ausstellung, die Egydienkirche, ist für die ganze Zeit den Mitgliedern der Versammlung gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedkarte geöffnet, dem Publikum aber nur von 11 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Abends gegen ein Eintrittsgeld von 5 Sgr. 173° (. Weitere Zeit-Eintheilung. Ausser der Exeursion nach Harzburg am Sonntag, den 13. October, sind kleinere Ausflüge in der Nähe, namentlich in die Herzogliche Landesbaumschule intendirt, worüber das Nähere allemal im Tageblatt oder durch Anschlag bekannt gegeben wird. Im Allgemeinen sind die Morgenstunden von 7 bis 11 Uhr zum Besuch der Ausstellung, die Stun- den von 11 bis 2 Uhr und von 6 bis 8 Uhr Abends zu den Versammlungen, die Stunden von 2 bis 4 Uhr zum Mittagessen, von 4 bis 6 Uhr zu Ausflügen und von 8 Uhr Abends ab zur geselligen Unterhältung bestimmt. Braunschweig, den 31. Januar 1872. Der Vorstand des Landwirthschaftlichen Central-Vereins im Herzogthum Braunschweig als geschäfts- führender Vorstand für die 6. allgemeine Versammlung Deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter. Griepenkerl, Landes-Oekonomierath. Krüger, Geheimer Kammerrath. A. v. Girsewald, Vice-Oberstallmeister. Die neuholländischen Gummibäume (Eucalyptus). (Schluss.) Da, wie bereits ausgesprochen, nicht wenige der interessanteren und wichtigeren Arten des Geschlechts Eucalyptus sich bei uns, so im botanischen Garten zu Berlin, in Kultur befinden, so dürften wir wohl die Aufmerksamkeit der Leser der Wochenschrift: in Anspruch nehmen, wenn wir, so viel uns über die verschiedenen neuholländischen Gummibäume bekannt ist, hier in einer alphabetischen Aufzählung Mittheilung machen. 1. Eucalyptus amygdalina scheint wohl der höchste Baum zu sein, den man bis jetzt gefunden hat, denn man hat Exemplare gesehen, die gegen 500 Fuss hoch waren und also noch den höchsten Thurm der Welt, den des Münsters in Strassburg, um 50 Fuss an Höhe übertreffen. Ein zweiter Rei- sender fand einen anderen Baum von 480 Fuss, während ein dritter zwar nur die Höhe von 385 Fuss besass, aber an der Spitze abgebrochen war. Dieser hatte ausserdem ungeheure Dimensionen. Sein grad aufstrebender Stamm von 41 Fuss Umfang 6 Fuss über dem Boden stieg ohne Ast senkrecht bis zu einer Höhe von 295 Fuss; der erste Ast selbst be- sass noch einen Durchmesser von 4 Fuss. Von hier aus setzte sich die zum grossen Theil, wie es scheint, abgebrochene Krone noch 90 Fuss fort, der Haupt- stamm besass aber selbst hier noch 3 Fuss im Durchmesser. Das Holz, unter dem Kollektiv - Namen rothes Gummiholz, den viele Eucalyptus-Hölzer führen, in Neuholland bekannt und vielfach benutzt, gehört zwar immer noch zu den besseren Sorten aus den dortigen Wäldern, steht dem Holze anderer Arten dieses Geschlechtes nach. Am häufigsten ge- braucht man es wegen seiner harzigen Bestandtheile und deshalb grösseren Widerstands-Fähigkeit gegen Feuchtigkeit zu Schiffs-Planken. Da es sich leicht spalten lässt, so liebt man es auch ausserdem zu Schindeln, Brettern und ähnlichen Verwendungen. Zu bemerken ist noch, dass der Baum, gleich den meisten neuholländischen Gummibäumen, hinsichtlich seiner Blätter sich ungemein veränderlich zeigt. Diese stehen bald, und zwar in der Regel, einander gegen- über, bald wechseln sie aber auch, und zwar meist segen den oberen Theil der Zweige an einem und demselben Baume häufig ab. Im letzteren Falle sind sie bei E. amygdalina auch schmaler und ähneln einiger Maassen denen des Mandelbaumes. Daher ihre Benennung. Ausserdem sind die Blätter weit grösser, namentlich breiter und stehen einander ge- genüber, an ihrer Basis oft mit einander zusammen- wachsend. 2. Eucalyptus eitriodora hat ihren Namen, der wörtlich übersetzt „nach Citrone riechend“ be- deutet, mit Recht erhalten, von allen neu- holländischen Gummibäumen ist er derjenige, welcher das am angenehmsten riechende ätherische Oel lie- fert. Dieses Oel befindet sich hauptsächlich in kleinen rundlichen Drüschen in der Substanz der Blätter ein- gesenkt. 3. Eucalyptus colossea verdient ebenfalls“ ihren Namen, denn sie gibt an Grösse und Höhe der E. amygdalina nichts nach. Bäume von 400 Fuss Höhe sind keine Seltenheit. Hinsichtlich des Um- fanges des Stammes scheint sie aber genannte Art aber denn noch zu übertreffen. Ein Reisender erzählt, dass er das Exemplar eines solchen Baumes gesehen habe, wo der sehr dieke Stamm nicht allein ausgehöhlt, sondern auch auf der einen Seite von Rinde ganz entblösst war. Man wird sich von der Stärke dieses Stammes einen Begriff machen können, da nach den Berichten dieses Reisenden 3 Reiter nicht allein in das Innere des Stammes reiten, sondern auch darin umwenden konnten. 4. Eucalyptus diversicolor scheint der vo- rigen Art nahe zu stehen und einen gleichen Massen- stamm zu bilden. Bäume von 400 Fuss Höhe sind auch bei ihr keineswegs eine Seltenheit. Wenn alle 'neuholländischen Gummibäume, besonders in der Jugend, rasch wachsen, so ist es mit E. diversicolor am meisten der Fall. Dieses, aber auch sein vor- herrschend in die Breite sich erstreckendes Wachs- thum sind Ursache, dass E. diversicolor jetzt haupt- sächlich bei Melbourne angepflanzt wird und man damit in kurzer Zeit Schatten gebende Alleen er- halten hat. Aber auch zum Häuserbau soll das Holz vorzüglich sein. 5. Eucalyptus gigantea gibt den beiden eben genannten Gummibäumen an Höhe nichts nach, wie man schon aus dem Beinamen ersehen kann. Einen Vorzug besitzt die Art jedoch vor den anderen Riesen dieses Geschlechtes noch dadurch, dass ihr Holz eins der ausgezeichnetsten Nutzhölzer, beson- ders für Tischler, darstellt. Unter dem Namen des neuholländischen Mahagoniholzes kommt es jetzt auch nach Europa und wird besonders in England zu Meubles benutzt. 6- Eucalyptus Globulus führt in Neuholland den Namen des Veilchenbaumes oder auch des blauen Gummibaumes. Wenn wir nicht irren, hat die Art ihren Vulgär-Namen von dem etwas nach Veilchen riechenden Holze erhalten. In Raschwüchsigkeit soll diese Art der E. diversicolor wenig nachstehen, trotzdem aber ein vorzügliches und festes Holz, was nach verschiedenen Richtungen hin in Anwendung zebracht werden kann, liefern. Als Schiffsbauholz übertrifft es auch das des Teak (Teetona grandis) und unserer Eiche. Nach vergleichenden Messungen trägt der Quadratzoll dieses Veilchenholzes 5 Pfund mehr als das Teak- und 17!/, Pfund mehr als das Eichenholz. Wegen der langen Stämme, welche zu Gebote stehen, gebraucht man es besonders gern bei grossen Schiffen zur Anfertigung eines Kiels bis zu 120 Fuss Länge. 7. Eucalyptus gomphacephala gehört zu neuholländischen Gummi- den Zwergen unter den bäumen, da sie nur höchstens 50 Fuss hoch wird. Entgegengesetzt dem anderer Arten ist ihr Wachs- thum sehr langsam und in dessen Folge das Holz so dicht- und gedrängt-faserig, dass es sich schwie- rig oder eigentlich gar nicht spalten lässt. Daher benutzen es die Kunsttischler und Drechsler gern zu ihren Arbeiten. 8. Eucalyptus Gunnii wächst zwar nicht in Neuholland, sondern auf Vandiemensland, wird aber jetzt in der Nähe von Melbourne ebenfalls viel ange- pflanz. Man macht in den Baum Einschnitte, um einen süsslichen Saft, der alsbald in reichlicher Menge herausfliesst, zu erhalten. Aus ihm bereitet man durch Gährung ein nicht allein kühlendes und erfrischendes, sondern auch gelind abführendes Ge- tränk, was nach den Berichten einiger Reisenden in jenen Ländern das Bier vertreten soll. 9. Eucalyptus longifolia steht der E. resi- nifera nahe und wird auf gleiche Weise, wie diese alsbald zu besprechende Art, benutzt. 10. Eucalyptus mannifera hat ihren Namen erhalten, weil zur Zeit, wenn der Baum blüht, die Blätter in reichlicher Menge eine mannaartige Masse in rundlichen Kügelchen liefern. Obwohl diese Manna nicht sehr süss sein soll, wird sie doch von den Eingeborenen allgemein gegessen. Man macht von ihr auch ein Getränk, was einen angenehmen Ge- schmack haben soll und deshalb beliebt ist. 11. Eucalyptus marginata übertrifft als Schiffsbauholz noch das Holz der E. Globulus und soll in jeglicher Hinsicht unverwüstlich sein. Wegen seines grossen Reichthums an harzigen Stoffen greift es nämlich kein Insekt, selbst nicht die gefürchteten Ameisen und Schiffsbohrwürmer, an. Ebenso wider- steht es allem Wechsel klimatischer Verhältnisse. Dazu kommt noch, dass die gedrängten und vielfach in einander greifenden Fasern das Holz so dicht und fest wie Eisenholz machen. 12. Eucalyptus obliqua weicht wesentlich. von den übrigen neuholländischen Gummibäumen durch eine dicke Rinde ab, welche allgemein zum Dachdecken gebraucht wird. Unter besonders gün- stigen Umständen entwickelt sie sich bisweilen in soleher Stärke, dass die. Eingeborenen sie zur An- fertigung von Flössen benutzten. 13. Eucalyptus piperita ein vorzügliches Bauholz, was auch als blaues Gummiholz in den Handel kommt. Den Beinamen, der auf den Pfeffer hindeutet, hat die Art erhalten, weil die Früchte ein angenehmes Aroma besitzen, und in Neuholland deshalb, ähnlich den Gewürz- nelken, verwendet werden. 14. Auch Eucalyptuspopulifolia, eine früher liefert wiederum 175 in Gewächshäusern bei uns ziemlich verbreitete Art, liefert vorzügliches Bauholz. 15. Eucalyptus resinifera ist, wie bereits im Anfange ausgesprochen wurde, die Mutterpflanze eines hier und da zu feineren Gerbereien benutzten adstringirenden Stoffes, der den Namen australisches oder Botanybai-Kino führt. Behufs seiner Gewin- nung machen die Eingeborenen Einschnitte in den Stamm, in Folge dessen der oben bezeichnete Stoff herausfliesst und an der Luft rasch erhärtet. Auch bei dieser Art schwitzen die Blätter zur Zeit der Blüthe einen mannaartigen Saft aus, der von den Eingeborenen gewonnen und genossen wird. Das Holz ist unter dem Namen rothes Gummiholz vom Tischler und Drechsler, aber auch vom Zimmermann, sehr gesucht. 16. Eucalyptus robusta macht zwar einen sehr dicken Stamm, ihr Holz ist aber weder als Bau- noch als Nutzholz zu verwenden, weil im In- nern sich solche Massen von Harz erzeugen, dass das Holz schliesslich zerreisst und nicht unbedeu- tende Spalten sich bilden, die ganz und gar von diesem hell- oder zinnoberrothen Harze ausge- füllt sind. 17. Eucalyptus rostrata erreicht zwar nur die Höhe von 100 Fuss, ihr Holz ist aber wiederum eins der vorzüglichsten Bauhölzer, besonders auf sumpfigem Boden, also für Wasserbauten und für Schiffsbau. In dieser Hinsicht hält es sich dem der E. marginata gleich. Wie das Holz von diesem Baume von keinem Insekt oder Wurm angegriffen wird, so auch das der E. rostrata. Besonders be- nutzt man es wegen seiner Dauerhaftigkeit neuer- dings gern zu Eisenbahn-Schwellen, da es 10 und selbst 12 Jahre liegen kann, ohne dass es ersetzt zu werden braucht. 18. Eucalyptus Sideroxylon Beinamen, der Eisenholz bedeutet, wegen seines schweren Holzes erhalten. Nicht allein von allen neuholländischen Gummibäumen, sondern von allen Bäumen der Vietoria-Kolonie überhaupt liefert diese Art das härteste Holz. Dieses ist zwar wegen sei- ner gedrängten und dichten Faser schwer zu bear- beiten, was aber aus ihm bereitet wird, zeichnet sich durch seine Dauerhaftigkeit aus. Abgesehen davon, dass es deshalb auch gleich dem des vorigen Bau- mes für Wasser- und Schiffsbau besonders geeignet ist, wird es auch vom Drechsler allen übrigen Hölzern vorgezogen und von diesem höher bezahlt. hat seinen Die blaue Hortensie. Zu den interessantesten Erscheinungen im Leben der Pflanzen gehört ohne Zweifel, dass die Blüthen der Hortensien bisweilen plötzlich eine blaue Farbe erhalten. Der bekannte Reisende Siebold scheint vor nun fast 40 Jahren die erste blaublühende Hor- tensie direkt aus Japan eingeführt zu haben; er hielt sie aber für eine besondere Art und belegte sie mit dem einheimischen Namen Hydrangea ÖOtaksa. Sie wurde Anfang der sechziger Jahre vom Neuen durch Siebold in den Handel gebracht. Handels- särtner und Liebhaber machten aber nicht selten die Beobachtung, dass sie bisweilen plötzlich, ohne dass man sich eines besonderen Grundes bewusst gewesen wäre, mit rothen Blüthen erschien. In der Wochen- schrift ist über diese seltsame Erscheinung bereits mehrmals gesprochen worden. Das Wichtigste und zu gleicher Zeit für den Standpunkt unserer jetzigen Physiologie Unerklärlichste ist, dass scheinbar dieselbe Ursache bald blaue, bald rothe Blüthen bedingen kann. So wurde uns bei- . spielsweise mitgetheilt, dass, wenn man Hydrangea Otaksa, also die vor Kurzem direkt aus Japan ein- geführte blaublühende Hortensia, warm kultivire, die Blüthen eine rothe Farbe erhielten. Umgekehrt be- richtete mir aber dagegen ein anderer tüchtiger Gärt- ner, dass er einmal Hydrangea Otaksa in freien Grund und Boden gebracht hätte, wo zu seinem srossen Erstaunen alle Blüthenköpfe roth geworden wären. Diese Umänderung in der Farbe gab der Gärtner in diesem Falle grade dem damals herr- schenden kühlen Wetter Schuld, während der erste Gärtner doch behauptete, dass Hydrangea Otaksa nur, wenn sie kühl kultivirt würde, ihre blauen Blü- then sich erhielt. Man sieht hieraus, dass nicht die Temperatur, sondern andere Ursachen maassgebend gewesen Sein Müssen. | Bekanntlich ist man ziemlich allgemein der An- sicht, dass eine Beimischung von Eisenspähnen in der Erde, oder auch von ÖOcher, nach Anderen auch von gepulvertem Thonschiefer, Erzeugung blauer Blüthen bei den Hortensien gehe. Veranlassung von Wir erinnern uns noch aus der Zeit unserer Jugend, wo man allgemein Eisenspähne der Erde in den Töpfen, worin man Hortensien kultiviren wollte, zu- setzte, um blaublühende Hortensien zu erhalten, und * sie in der That auch jedes Mal eıhielt. Unterliess man die Beigabe, so blieben die Blüthen roth. Was vor einigen Jahrzehnten ist heute nicht mehr. aber regelmässig stattfand, Zusatz von Eisenspähnen gab den Hortensien, wenigstens in einer Reihe von Fällen, die wir in den letzten Jahren zu beobachten Gelegen- heit hatten, keine blauen Blüthen mehr. Ausserdem ist es auf jeden -Fall noch eigenthümlich, dass man blaublühende Hortensien jetzt kaum noch sieht, wäh- rend sie vor 3 und 4 Jahrzehnten sehr gewöhnlich waren. Es müssen demnach die Ursachen, - welche zu den blaublühenden Hortensien Veranlassung ga- ben, jetzt in geringerem Grade vorhanden sein, als früher. Wir haben auch irgendwo gelesen, dass Schwefel ebenfalls blaublühende Hortensien hervorbringen soll. Uns selbst -sind keine dergleichen Versuche bekannt. Wir bemerken nur, dass Schwefeldampf rothe Rosen in blaue umwandelt. Gewiss haben viele Leser der Wochenschrift den Versuch einmal gemacht, den Rauch des Tabaks, der bekanntlich geschwefelt wird, auf eine blühende Rose zu blasen, und dann ge- sehen, wie rasch deren rothe Farbe in Blau sich umwandelt. Hier liegt jedoch eine direkte chemische Veränderung zu Grunde, welche mit dem Vorkom- men der blauen Hortensien nichts gemein zu haben scheint. Es liegt uns eine interessante Abhandlung über blaue Hortensien vor, welche einen der tüchtigsten Pariser Handelsgärtner, Bossin, zum Verfasser hat. Wenn auch der Schluss der Abhandlung mit uns vollkommen darin übereinstimmt, dass wir über das Wie? gar nichts wissen, so sind doch einige ge- sehichtliehe Momente darin enthalten, welche - das Interesse der Leser der Wochenschrift in Anspruch nehmen dürften, zumal sie im weiteren Kreise noch nicht bekannt sind und zum Theil die bereits von uns veröffentlichten Mittheilungen erweitern. (12. Jahrgang. S. 1.) Ueber den Namen Hortensie herrschen immer noch die falschen Ansichten, dass der Blüthenstrauch zu Ehren der holländischen Königin Hortensie gege- ben worden sei, ziemlich allgemein. Richtig ist da- gegen, dass er von Commerson, der bei der un- glücklich endenden Expedition von Bougainville zu Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Botaniker war und im Jahre 1773 in Folge einer schlechten Behandlung des damaligen Gouverneurs von Isle de France starb, zu Ehren einer interessan- ten Dame, der Frau eines berühmten Uhrmachers in Paris, Hortense Lepaute, gegeben wurde. Diese Dame entschloss sich, als ihr Gemahl aufgefordert wurde, als Astronom an der Bougainville’schen Ex- pedition Theil zu nehmen, diesen zu begleiten. Thatsache ist ferner, dass sich die Hortensie bereits unter den von Commerson gesammelten Pflanzen befand, aber nieht von ihm lebend- in Eu- ropa eingeführt wurde. Bossin scheint zur Ansicht geneigt zu Sein, dass die Hortensie zuerst in Frank- reich eingeführt und dass sie von dem zu Ende des vorigen Jahrhunderts in Paris lebenden und sehr angesehenen Gärtner Audebert zuerst verbreitet wurde. Nach der Abhandlung im 12. Jahrgange der Wochenschrift war sie aber zuerst in England und kam von da später nach dem Festlande. Bossin sagt übrigens selbst, dass die Horten- sie gegen das erste Jahrzehnt dieses Jahrhun- derts auf dem Festlande noch selten gewesen ist. Der genannte Gärtner Audebert besass 1808 eine Pflanze, deren Blüthenkopf so gross war, dass er von einem Hute, wie er damals getragen wurde, nicht bedeckt werden konnte. Von welch’ ganz anderem Umfange haben wir jetzt die Hortensienköpfe! Trotzdem erregte die in dem Audebert'schen Garten blühende Hortensie damals grosses Aufsehen und wurde um einen sehr hohen Preis von einer grossen Blumenliebhaberin, der Marquise von Tholozan, welche damals zu Denonville im Departement der Eure und des Loir einen berühmten Garten besass, gekauft. Das war die erste blühende Hortensie, welche Bossin sah. Die ersten blaublühenden Hortensien erregten zu Ende der dreissiger Jahre, als sie in einer Sitzung der Gartenbau-Gesellschaft in Paris ausgestellt wur- den, mit Recht grosses Aufsehen. Ob sie damals direkt aus Japan eingeführt oder von Siebold be- zogen wurden, wird nicht gesagt. Bald darauf hatte aber ein Blumenliebhaber, Moreau mit Namen, in Lanvian bei Brest, das Glück, in seinem Garten unter den mancherlei Hortensien, welehe er im Freien kul- tivirte, auch zufällig blaue zu erhalten. Das Terrain, auf dem sie entstanden waren, bestand aus unfrucht- barer Thonerde. Wo diese durch gute Gartenerde ersetzt wurde, erhielten die bis dahin blaublühenden Hortensien wiederum ihre ursprüngliche rothe Farbe. Umgekehrt wurden die Blüthen der Hortensien, welche bis dahin im guten Boden roth geblüht hatten, blau- blühend, wie man den Pflanzen wiederum magern Thonboden gab. Am Interessantesten waren die Versuche, wo auf der einen Seite einer Hortensie gute, auf der andern magere Thonerde gegeben wurde, weil hier auch die eine Seite des Exemplars rothe, die andere blaue Blüthen besass. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des bartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pilanzenkunde. Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 23. Berlin, den 8. Juni. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. IB. Die Fest-Ausstellung beginnt am 21. d. M. im Garten des Wilhelms-Gymnasiums (Bellevue-Strasse 15), Festversammlung und Festmahl finden hingegen am 23. im Englischen Hause (Mohren-Strasse 49) statt, während endlich am 25. die Festfahrt nach Potsdam sein wird. Die hierauf bezüglichen Einladungen mit den näheren Bestimmungen werden zur Zeit den hiesigen Mitgliedern mitgetheilt. Auswärtige, welche das Fest beehren wollen, werden ersucht, dieses im Bureau des Vereines (Klub der Landwirthe, Französische Strasse 48) gefälligst anzuzeigen. Wer am Festmahl und an der Festfahrt Antheil nehmen will, hat dem Herrn Schatzmeister, Rentier Sonntag (Alexandrinen-Strasse 5l) oder auf dem Bureau die Summe von 10, nur für das Eine oder Andere dagegen die Summe von 6 Thalern vorher einzuzahlen. Wegen der nöthigen Vorbereitungen wird freundlichst ersucht, die Einzeichnungen möglichst zeitig machen zu wollen. Inhalt: Die Entstehung der Arten und der Darwinismus. — Illustration horticole, Jahrgang 1871. Die Entstehung der Arten | dass en das Bedürfniss u der Erforschung uns ferner liegender Gegenstände stets mehr vor- und der Darwinismus. handen war, als der uns näher liegenden. Vielseitig aufgefordert, meine Ansicht über die Die Astronomie war weit früher Gegenstand der Entstehung der heutigen Pflänzenarten zu geben und | Forschung bei allen Kulturvölkern des Alterthums, den lockeren Begriff dessen, was Art ist, auf eine |, als etwa Botanik und Zoologie. So verschieden etwas sichere und bestimmtere Weise, als es jetzt | z. B. auch Granit und Porphyr schon auf den ersten meist geschieht, zu beantworten, wollen wir ver- | Augenblick einem jetzt nur einigermassen gebildeten suchen, dem Wunsche möglichst nachzukommen. | Menschen aussehen, so warfen doch die Alten zur Wir gestehen jedoch gleich von vorn herein ein, | Zeit eines Plato Alles noch als Stein durcheinander dass der Gegenstand der Frage noch lange nicht | und unterschieden nur nothdürftig die am auffallend- reif genug vorliegt, um einigermassen wissen- | sten in der Form oder Farbe hervortretenden, tech- schaftlich beantwortet werden zu können; wir kön- | nisch zu benutzenden Felsarten, wie Kalk u. s. w. nen nur Ansichten, denen aber die strengwissen- | Die Frage, was ist Art (Species)? kann nicht schaftliche Grundlage fehlt, aufstellen. ohne Entwickelungsgeschichte der ganzen Erde ge- Der Mensch hat von Hause aus eine gewisse | löst werden. Eine möglichst genaue Kenntniss des Sehnsucht nach Erklärung dessen, was die Sinne | jetzigen Zustandes unserer Erde ist aber eben so noch nicht zu erfassen vermögen, bei dem höher | nothwendig. Da beide aber heut’ zu Tage noch Gebildeten schliesst sich noch die Forderung eines sehr mangelhaft sind, so müssen wir uns einstweilen sogenannten philosophischen Systems über den lo- | mit dem begnügen, was die exakten Wissenschaften | gischen Zusammenhang und über den Ursprung aller | bis jetzt dafür geleistet haben. Die grossen Lücken, Dinge an. Was Wunder demnach, wenn auch der | welche uns allenthalben dabei entgegentreten, müssen Ursprung der Thiere und Pflanzen auf der Erde die | wir, und zwar nach der Art und Weise der Ausbil- Aufmerksamkeit des gebildeten Menschen von jeher | dung unseres Geistes, durch Kombinationen und in Anspzuch genommen hat! Es kommt noch dazu, | Schlüsse auszufüllen suchen. Dass nicht Jedermann 23 zur Beantwortung solcher schwierigen Fragen be- rufen ist, versteht sich von selbst. Auf jeden Fall wird dabei der am glücklichsten sein, der mit den nach dieser Richtung hin gemachten wissenschaft- lichen Resultaten am Meisten vertraut ist, ausserdem aber die nöthige Schärfe des Geistes besitzt, die vorhandenen Lücken aul eben ängegebene Weise möglichst auszugleichen. Dass dieses in allererster Reihe nur Männer, deren Beruf es ist, nach der einen oder anderen Richtung hin die Natur zu erforschen, also Natur- forscher im eigentlichen Sinne des Wortes, vermögen, versteht sich von selbst; am Meisten sind aber die berufen, welche sich ganz specielle Kenntniss von der jetzt existirenden organischen Welt nicht allein, sondern auch von den Organismen, wie sie uns in den Gesteinen aus einer weit früheren Zeit über- liefert sind, verschafft haben. Je mehr man daher Pflanzen und Thiere in der jetzigen und untergegan- senen Welt kennt, sie in ihrem Erscheinen, die er- steren auch in allen ihren Entwickelungsstufen, be- obachtet hat, um so mehr wird man der Lösung der Frage, was ist Art? näher kommen können. Dass Viele, die weder genaue Kenntniss der Pflanzen, noch der Thiere hatten, die lebende Natur überhaupt nicht kannten, ebenfalls über den Ursprung der Arten zu Sprechen sich berufen fühlten, hat die Frage und. ihre Lösung auf eine Weise verwirrt, dass es jetzt dem Laien noch schwieriger geworden ist, sich aus dem Labyrinthe der verschiedensten Ansichten herauszufinden. Wenn Einer den Beruf zur Lösung in sich fühlen konnte, so war es gewiss Darwin. Dieser ausgezeichnete Naturforscher hat sich durch beharrliches Studium der Natur und durch teisen, ‚auch in aussereuropäischen Ländern, nicht weniger aber durch den Umgang mit hervorragenden Männern der Praxis, hauptsächlich mit Landwirthen und Gärtnern, sehr bedeutende Kenntnisse in den Erscheinungen der Natur erworben. Die Ansichten über die Entstehung der Art, in sofern wir bei ihrer Betrachtung nur auf das, was von Naturforschern darüber ausgesprochen ist, Rück- sieht nehmen, gehen dahin, dass die Einen sagen, alle Arten von Pflanzen und Thieren sind auf ein- mal durch einen Akt der Schöpfung. fertig hervor- während Anderen stufenweise Ent- wickelungen der organischen Welt bis auf ihren heu- segangen,, die tigen Standpunkt annehmen. . Der Vertreter letzten Ansicht, Darwin, stützt sich dabei auf die fortdauernde Veränderlich- keit. der Art, nicht weniger aber auf, die Entstehung des heutigen Zustandes der Erde der und Ausbildung 178° ' ferner liegt. | kamen und ihrer Bewohner, der Pflanzen und Thiere. Dass die Erde zunächst gleich Anfangs als etwas Fertiges "in der Weise, wie sie jetzt-uns erscheint, vorhanden gewesen ist, daran glaubt wohl kaum noch ein Mensch, der eine den jetzigen ‚Ansprüchen nach- "kommende Bildung erhalten hat. Sprieht sieh doch in gleicher Weise schon die Mosaische Sage aus, welche die Welt, d.h. die Erde mit ihren Umgebun- gen, in 6. Tagen, die als Welttage gedacht werden müssen und Milliarden von Jahren umfassten, ent- stehen lässt. Trotz unserer Kurzsichtigkeit und unseres nur eine Spanne dauernden Lebens sehen wir, dass fort- während neue Himmelskörper entstehen und:in ihrer weiteren Entwickelung begriffen sind. Sollte dem- nach nicht auch die Erde denselben Entwickelungs- gang durchgemacht haben und einmal ebenfalls eine Zeit in ihrer Geschichte gewesen sein, wo ein fester Kern der Erde fehlte, wo weder Menschen noch Thiere auf ihr wandelten, noch Pflanzen wuchsen? Die Wissenschaft hat dafür Beweise in den ver- schiedenen Schichtungen der Erde; je tiefer diese liegen, um so weniger enthalten sie organische Ueberreste und je unvollkommener in ihrer Zusam- mersetzung sind diese im Vergleich zu den jetzigen Thieren und Pflanzen. Sie werden aber umgekehrt diesen um so ähnlicher, je näher sie. der heutigen Oberfläche der Erde liegen, und können schliesslich solchen gleiehen, welehe noch jetzt in gleieher Weise existiren. Man kann es bei Pflanzen und Thieren nachweisen, dass dieselben Arten an einer Stelle der Erde untergegangen sind, an einer anderen da- gegen noch existiren. Nach dem, was wir eben ausgesprochen haben, besitzen also die Pflanzen der ersten Vorzeit, aus der wir noch Ueberreste besitzen, eine um so grössere Verschiedenheit von denen, welche später entstan- den sind, als die Zeit von deren Ursprunge ihnen Die ersten Pflanzen und Organismen überhaupt mögen selbst in ihrer Form sehr unbe- stimmt gewesen sein. bevor Es bedurfte gewiss einer Zeit, überhaupt bestimmte Formen zur Geltung und damit Arten entstanden. Diese selbst wurden um so mannigfaltiger, als allmählig die Ober- fläche der ,Erde grössere Verschiedenheiten darbot. Bei dieser stufenweisen Entwickelung sehen wir. dass Organismen von ihren Umgebungen nicht allein völlig abhängig sind, sondern jede Pflanze und jedes Thier ist sogar ihr Produkt. Die Annahme dieses Ausspruches schlösse aber noch keineswegs aus, dass die Arten dabei doch als etwas Fertiges ent- standen wären. 179 Diese Frage aber, sind die Organismen über- | haupt gleich fertig aus einer Schöpfung hervorgegan- | gen, oder sind sie erst nach und nach so geworden, wie sie sich uns jetzt zeigen? kann, wie wir gleich anfangs ausgesprochen haben, mit Bestimmtheit noch nicht beantwortet werden, wenn auch die grosse Wahrscheinlichkeit für die Ansicht einer allmähligen Entwicklung spricht. Wichtiger dagegen und leich- ter einer Lösung entgegenzuführen ist die Frage, sind die jetzt vorhandenen Organismen als Aıten bis zu einem bestimmten Absehlusse fertig, mit anderen Worten, giebt es Arten, die so lange, auch in ihrer Fortpflanzung, dieselben äusseren Er- scheinungen zeigen, als unsere jetzigen Verhältnisse und Zustände auf der Erde dieselben bleiben? Oder verändern sich auch in unserer Zeit, wo die Ober- fläche der Erde mit ihrer Umgebung eine gewisse Konstanz erhalten hat, die Organismen fortwährend in einer Weise, dass wir gar keine festbestimmten Arten annehmen können? Die Frage ist beantwortet, wenn wir annehmen, was wir ausgesprochen, dass jeder Organismus der Ausdruck seiner Verhältnisse ist. Bis jetzt ist kein Beispiel bekannt, dass eine Pflanzenart in eine andere übergegangen ist. Die Weizenkörner bei den Mu- mien und den Pfahlbauten sind genau noch diesel- ben, welche wir jetzt haben. Die in Frankreich und Grossbritannien zugleich vorkommenden Pflanzen ha- ben noch dasselbe Ansehen, als sie zu einer Zeit gehabt haben müssen, wo beide Länder noch nicht getrennt waren. So weit wir überhaupt geschichtlich nachkommen können, sind die Arten stets diesel- ben geblieben, wenn sich auch, wie bei den Kultur- pflanzen, bisweilen der Formenkreis sehr erweitert hat. Bei den grossen, die Verhältnisse durchaus um- ändernden Umwälzungen der Erde, muss nach unse- rer Ansicht jedes Mal die ganze organische Welt zu Grunde gegangen sein. Dass die Organismen sich neuen, wesentlich verschiedenen Verhältnissen an- passen, akkommodiren könnten, wie Manche glauben, widerspricht aller Erfahrung. Es haben sich bekannt- lich schon seit längerer Zeit sogenannte Akklimati- sations-Gesellsehaften, deren Aufgabe war, Pflanzen und Thiere an andere Verhältnisse zu gewöhnen, gebildet. Die Erfahrung hat gelehrt, dass ihre Ar- beiten ohne Ausnahme umsonst gewesen sind. Auch nicht das geringste Resultat ist aus ihren nach allen Richtungen hin gemachten Versuchen hervorgegangen. Dergleichen Gesellschaften sind wegen dieser Resul- tatlosigkeit auch wiederum zum allergrössten Theil eingegangen, oder ihre Thätigkeit hat eine andere Richtung genommen. Wenn es demnach nicht ein- mal möglich ist, jetzt Pflanzen an andere klimatische Verhältnisse zu gewöhnen, um so weniger möchte unsere Pflanzen- und Thierwelt noch existiren kön- nen, wenn sich klimatische und Bodenverhältnisse plötzlich durchaus umänderten. Als noch jene riesigen Wälder von Schachtel- halm- und Farn-Arten aus der Steinkohlenzeit exi- stirten und die nicht minder riesigen Eidechsen in deren Wäldern ihren Aufenthalt genommen hatten, war die Oberfläche der Erde noch nicht so fest, wie heut zu Tage; die Kalkberge der spätern Zeit existirten noch nicht und es herrschte eine gleichmässigere Tempe- ratur auf der ganzen Erde. Massen von Kohlensäure, welche jetzt an den Kalk unserer Berge gebunden ist, bewegten sich damals in freier Luft und konnten den massigen Wäldern der damaligen Zeit die nö- thige Nahrung geben. Wie die Pflanzen der Stein- kohlen-Perioden diesen Umständen angepasst waren, so würden sie heut’ zu Tage eben so wenig exi- stiren können, als unsere jetzigen Pflanzen in je- ner Urzeit. Wie die Verhältnisse sich jetzt gestaltet haben, sind für die Arten bestimmte Formen, die aber zu- fälligem und unbedeutendem Wechsel unterworfen sind, gegeben. Jede Art bewegt sich demnach in einem Kreise dieser Formen, der, je nach den Ver- hältnissen, grösser und geringer sein kann; aus die- sem Kreise geht sie aber bei aller Mannigfaltigkeit nicht heraus. Es ist ein Etwas, was wir das Spe- eifische nennen wollen, aber wissenschaftlich nicht weiter begründen können, was in der Art konstant ist und bleibt, so lange nämlich der jetzige Zustand der Erde nicht wesentlich verändert wird. Es möchte diese Konstanz auch um so nothwendiger sein, als, sobald man einmal wesentliche Veränderungen zu- liesse, diese gar keine Grenzen finden würden. Es möchte dann überhaupt wieder eine Zeit heraufbe- schworen werden, wo die organische Form sich erst zu entwickeln begann. Die Art ist, wir wiederholen es, für unsere Zeit beständig und geht, wenn die Verhältnisse auf un- serer Erde sich durchaus umändern, unter, akkommo- dirt sich, als Produkt dieser Verhältnisse, also nicht. Wir haben, wie gesagt, kein Beispiel, wo eine Art in eine andere übergegangen ist. Nicht alle Arten aber, welche der Systematiker als solche bis jetzt aner- kennt, sind wirkliche Arten. Zu ihrer Erkennung, gehört das ganze Leben, die Entwickelungsgeschichte von dem Embryo bis zum Absterben, das Kennen und Erforschen aller Lebens - Stadien. Es ge- nügt keineswegs ein einziger Zustand, wie er bei- spielsweise in getrockneten Exemplaren des Herbar, 23° Pe - so sehr auch dessen Berechtigung als eine Ergänzung anerkannt werden muss, gegeben ist. Wie unsere klimatischen und Bodenverhältnisse gewissen Schwankungen unterworfen sind, so nicht weniger auch durch sie bedingt, die Arten. Je hart- näckiger diese Schwankungen sind, um so länger wird auch die durch sie hervorgerufene Veränderung in der Art anhalten, bis zu einem bestimmten Punkt selbst konstant werden. Jede Art existiıt in Folge einer Reihe aufeinander folgender chemisch-physika- lischer Gesetze, beherrscht durch andere, welche wir nicht kennen und gewöhnlich als Lebensgesetze bezeichnen. Wir möchten diese letzteren die speci- fischen, d. h. in der Art selbst beruhenden Gesetze nennen. Dass manche von ihnen später noch aus- geschieden und den ebemisch-physikalischen unter- geordnet werden müssen, unterliegt wohl keinem Zweifel und beruht, dass es noch nicht geschehen ist, nur auf unserer geringen Kenntniss von dem Leben überhaupt. Jede Art, mag sie Pflanze oder Thier sein, ent- steht aus einer Zelle. In dieser Zelle beruht bereits die Art und das Speeilische. Sie existirt als etwas Selbständiges, welches sie im Kampfe mit der Aus- senwelt, d. h. durch die eben bezeichnete Reihe chemisch-physikalischer und nicht weniger durch die sogenannten Lebensgesetze bedingter Prozesse, die sich immerfort erneuern und verändern, kundthut. Es entstehen dadurch gewisse, jeder Art eigenthüm- liche Formen, die im Verlaufe ihrer Existenz, d. h. ihres Lebens, sich Ändern können oder auch mehr oder weniger sich gleich bleiben, bis die Art selbst im Kampfe mit der Aussenwelt endlich unterliegt, vorher aber durch Bildung neuer Anfänge, welche dieselbe Reihe von Prozessen, d. h. denselben Le- benslauf, durchmachen, dafür gesorgt hat, dass sie als solche erhalten bleibt. Untergang d. h. Tod der einzelnen Individuen gehört eben so sehr zum Be- griff der Art, als die Fortpflanzung. Je früher im Leben des Organismus, speciell der Pflanze, ein Einfluss von aussen auf ein Indivi- duum so nachhaltiger wird er auch auf die Entwiekelung und auf die äussere Form einwirken. Es wird dabei der Art das Bestreben liegen, den fremden Einfluss möglichst Im Anfange des Kam- pfes wird es leichter sein, als später, wo der länger andauernde Einfluss hartnäckiger geworden ist. Es die kurze Dauer des Lebens selbst mehrer nach einander existirender ausgeübt wird, um aber immer in bald wiederum zu beseitigen. kann schliesslich für eines, ja die Konstanz einer solehen Form-Verän- Der- Menschen, derung bei einer Pflanzen-Art sich erhalten. gleichen Fälle, die nicht selten vorkommen, sind es, welche uns sehr leicht Scheinarten geben können. Wir wollen versuchen, das hier Gesagte durch Beispiele zu erläutern. Bei der Bildung der ersten Zelle eines Individuums ist die Befruchtung für die spätere äussere Form massgebend. So lange diese durch den Pollenschlauch der eigenen Art geschieht, - werden aus der ersten Zelle der Mutter vollständig gleiche Individuen hervorgehen, wie aber ein Pollen- schlauch einer anderen Art, deren Bildung und wei- teren Entwickelung ähnlich ist, so dass eine Antheil- nahme bei der Bildung des neuen Individuums mög- lich wird, einwirkt, werden auch die chemisch- physikalischen Prozesse mehr oder weniger für das neue Individuum umgeändert werden; es wird sich eine Reihe etwas verschiedener Prozesse bilden, durch die das neue Individuum seinen Lebenslauf auch in etwas verschiedener Weise durchmacht. Dieses neue Individuum führt den Namen Blendling oder Bastard (planta hybrida) und zeigt in der Regel eine äussere Gestalt, welche gleichsam eine Verbindung zwischen der von Mutter und von Vater herstellt. Gewinnt man von einem solchen Blendlinge Samen, was in der Regel nur ausnahmsweise geschieht, so werden die daraus gezogenen Individuen, je nachdem ihre ersten Zellen bei ihrer Entwickelung einen vor- herrschenden Einfluss von Seiten der Mutter oder von Seiten des Vaters gehabt haben, ein anderes Ansehen erhalten. Benutzt man dergleichen Pflanzen mit einem besonderen Typus zur weiteren Aussaat und fährt damit mehre Generationen fort, so wird dieser Typus um so konstanter werden, als Aus- saaten auf einander geschehen sind. Es können schliesslich alle Individuen einer Aussaat den be- stimmten Typus besitzen, Damit ist eine Scheinart entstanden, die, bei fortgesetzter Aufmerksamkeit des Gärtners, der nur solche Individuen zur Gewinnung von Samen benutzt, die den bestimmten Typus am Meisten besitzen, von dem Botaniker, der ihre Ent- stehung nicht kennt, als ächte Art betrachtet wird. Es kann aber auch bei der Bildung der ersten Zelle eines Individuums oder ihrer ersten wei- teren Entwickelung irgend ein anderes Etwas einen Einfluss auf die mehrmals bezeichneten Prozesse aus- üben und dadurch auch mehr oder weniger bestim- mend auf die Gestalt des neuen Individuums einwirken. sich in derselben bei Dergleichen Individuen können Gestaltung fortpflanzen, gehen in der Regel, wie Darwin sich ausdrückt, im, Kampfe um's Dasein aber allmählig wieder zu Grunde. Bisweilen erhalten sie sich jedoch eine lange Zeit, bis schliesslich andere Einwirkungen kommen, durch die dergleichen Schein- 181 arten wiederum in ihren ursprünglichen Zustand zu- rückgehen. Was hier (für uns) der Zufall thut, macht der Gärtner, der bemüht ist, seine Blumen, Früchte und Gemüse (nach menschlichen Begriffen) zu vervoll- kommnen, absichtlich. Sobald er an irgend einem Individuum seiner Kulturpflanze eine Abweichung sieht, die nach seiner Ansicht nach irgend einer Seite hin zu einer Vollkommenheit führen könnte, so verfährt er auf gleiche Weise, wie es bereits in Be- treff der Blendlinge gesagt worden ist. Sieht der Gärtner z. B. bei einer Florblume in sofern eine Geneigtheit zum Gefülltsein, dass das eine oder andere Staubgefäss in ein Blumenblatt übergegangen ist, so wählt er für die Gewinnung des Samens für eine folgende Aussaat die Blüthen aus, welche das Ge- neigtsein am Meisten besitzen. So verfährt er bei den ferneren Aussaaten, bis er schliesslich eine ganz gefüllte Blume erhalten hat. Da diese natürlicher Weise keinen Samen hervorbringen kann, so ist der Gärtner gezwungen, sich für seine weiteren Aussaaten solcher Blüthen zu bedienen, wo die Umwandlung nicht durchaus geschehen ist. Er wird deshalb eine in diesem Sinne gefüllte Pflanze nie konstant machen können. Was anders istes, wo die Abänderung die äussere Form der Blätter und Blüthen, oder auch die Farbe, endlich aber den ganzen Habitus betrifft. Hier be- sitzen wir eine Reihe ziemlich konstant gewordener Abweichungen, also Scheinarten. Durch andauernde Bemühungen von Seiten der Gäıtner ist es sogar selungen, z. B. bei den Levkojen nicht allein die Form mit dem Laekblatte konstant zu machen, son- dern man erhält auch jetzt durch die Aussaat be- stimmte Farben in den Blumen. Am Hartnäckigsten widerstand in dieser Hinsicht lange Zeit den Be- mühungen der Gärtner unser Stiefmütterehen (Viola altaico-trieolor). Es ist noch gar nicht lange her, dass man bei einer Aussaat alle möglichen Farben und Zeiehnungen in der Blume erhielt und erhält sie noch von nicht ausgewählten Samen. Wer aber jetzt bestimmte Farben in den Blumen der Stiefmütterchen, ‚etwa behufs bestimmter Zeichnungen in seinen Teppich- heeten, haben will, kann jetzt Samen kaufen, der ihm, wenigstens zum allergrössten Theil, Pflanzen mit der Farbe und Zeichnung, wie er sie haben will, gibt. Gartenbesitzer, welche sich ihr Gemüse selbst heranziehen, begehen meistentheils den grossen Feh- ler, dass sie die ersten Salatköpfe, die ersten Gurken, welche sie heranziehen, auf den Tisch bringen. Diese sind allerdings in der Regel die besten und wohl- schmeckendsten. Dergleichen beste Salatköpfe, Gur- ken u. s. w. bringen aber auch den Samen hervor, der vor allen anderen nachreifenden bei einer Aussaat die Pflanzen gibt, welche nach unserem menschlichen Begriffe am vollkommensten sind. Die vielen Klagen, welche wir namentlich auf dem Lande über schlech- ten Salat u. s. w. nicht selten vernommen haben, besitzen gewöhnlich hierin ihren Grund. Dergleichen im Kampfe um’s Dasein sich erhaltene, also ziemlich oder ganz konstante Abweichungen bilden unsere Abarten erster Ordnung, welche, wie gesagt, leicht für ächte Arten gehalten werden können und oft auch gehalten werden. Dahin gehört ohne Zweifel der grösste Theil unserer heutigen Arten, die bei ihren natürlich auch grösseren Schwankungen in ihrer äusseren Form leider oft genug zur Behauptung be- nutzt wurden, dass die Arten der jetzigen Zeit in einander übergehen. Je später in der Entwickelung der Art die Ab- weichung ihren Anfang nimmt, um so weniger wird diese also sich bei Aussaaten erhalten oder, wie man sich bisweilen auch ausdrückt, vererben, um so mehr werden wir aber auch uns der Gründe bewusst werden, durch die die Abweichung bedingt wurde. Wenn eine gedrängt wachsende Alpenpflanze in unsere nordische Ebene verpflanzt wird, so erhält sie allmählig durch Aussaaten ein anderes, zunächst weniger gedrängtes Ansehen. Dergleichen Pflanzen, die zufällig, hauptsächlich mit den Flüssen, in die Ebene kamen, sind oft schon als besondere Arten beschrieben worden. Ranunculus nemorosus sieht in der Ebene ganz anders, wie im Gebirge, wo er sewöhnlich als R. aureus bezeichnet wird, aus. Salix bicolor der Alpen möchte man wohl kaum für die- selbe halten, welche in der Ebene wächst, wenn nicht damit Aussaatversuche gemacht worden wären und diese es bestätigt hätten. Dass unsere Kulturpflanzen am Meisten der ursprünglichen Form ist natürlich, da auch sie am Meisten den Abweichungen von den natürlichen Ver- hältnissen ausgesetzt sind. Es ist in der -Natur die Einrichtung getroffen, dass die Pflanze die Nahrung mit Hülfe sogenannter anorganischer Stoffe bereitet und an bestimmten Or- ten: in der Wurzel, dem Holze, der Frucht u. s. w. ansammelt, damit sie zunächst zu den eigenen Neu- bildungen zur Verwendung kommen. Diese Nahrungs- stoffe dienen aber auch, und zwar einzig und allein, j den Thieren zur Ernährung, also zu ihrer weiteren Entwickelung und zum Aufbau ihres Körpers. Die Pflanze arbeitet demnach dem Thiere nur vor. Es liegt demnach im Interesse des Menschen, dergleichen geneigt sind, von abzuweichen, ee.) Pflanzen in ihren Arbeiten für die Anfertigung soleher Stoffe zu unterstützen. Bei einigen Pflanzen ist es ihm besonders gelungen; diese sind es, welche jetzt im Grossen, also landwirthschaftlich, angebaut werden. Das ganze Streben des Landwirthes geht auf diesen einen Punkt hinaus. Es darf nicht Wunder nehmen, dass bei manchen Kulturpflanzen, welche viele Jahrtausende vielleicht angebaut und dabei allen möglichen Einflüssen von aussen unterworfen wurden, schliesslich die Umän- derung in einer Weise stattfand, dass wir zuletzt allen Zusammenhang mit der ursprünglichen Form verloren haben. Es betrifft dieses ganz besonders unsere Getreide - Aıten, wenigstens zunächst den Weizen, während der Roggen wohl aus Secale fra- sile, die Gerste aus einer zuerst von uns in den westlich vom Kaspischen Meere gelegenen Ländern entdeckten Art, von uns H. spontaneum genannt, entstanden ist und Hafer noch im Oriente wild wächst. Der Weizen ist das Getreide, was nach unseren Nach- forschungen zuerst von dem grossen arabischen Volks- stamme angebaut wurde und demnach in dessen Stammlande gesucht werden muss. Leider hat man sich noch gar nicht damit beschäftigt, dureh Aus- saaten, aber in umgekehrter Weise, als Gärtner und Landwirthe thun, um nach ihrem Begriffe möglichst vollkommene Pflanzen zu erhalten, Versuche anzu- stellen, indem man in diesem Falle grade den Sa- men solcher Individuen zur Aussaat benutzt, welche am wenigsten dem Verlangen des Landwirthes und des Gärtners entsprechen, der ursprünglichen Art dagegen in ihrer äusseren Erscheinung näher kommen. Eine interessante Erscheinung ist, dass der Weizen in einer grossen Menge von Formen existirt und noch fortwährend neue Formen sich bilden, während der Formenkreis des Roggens ein sehr be- schränkter ist. Es beweist dieses die Thatsache, dass manche Arten zu einem grossen Foımenkreise geneigt sind, andere aber gar nicht. Ferner spricht der Umstand, dass. der Weizen, obwohl er mehre Jahrtausende schon Kulturpflanze ist, sich trotz sei- nes grossen Formenkreises doch stets innerhalb des- selben auch erhalten hat und kein Beispiel vorliegt, dass er in den sonst sehr nah verwandten Roggen übergegangen wäre. Den Ursprung unserer Obstsorten zu ergründen, ist uns dadurch leichter geworden, dass die Natur selbst dafür Sorge getragen hat, durch hier und da zufällig geschehene, sogenannte freiwillige Aussaaten sie der ursprünglichen Form wieder näher zu führen, Dergleichen zurückgegangene Obstsorten hat man irri- ger Weise zu Pflanzen-Arten erhoben. Gewiss sind unsere heutigen Obstsorten zum Theil durch Einflüsse der Kultur entstanden, es unterliegt aber auch keinem Zweifel, dass hier auch Blendlinge vorliegen. Es gilt dieses besonders von dem Kernobste. Wir dür- fen uns demnach gar nicht wundern, wenn wir bei Aussaaten vom Kernobst Individuen mit allen mög- lichen Formen von Blättern und Früchten erhalten, welche die Unterscheidung von besonderen Apfel- und Birn-Arten illusorisch machen. Der Pariser Aka- demiker Decaisne hat hierüber höchst interessante Versuche angestellt. Ob unsere europäischen Weinreben aus einer oder aus mehrern Arten entstanden sind, muss noch weiter untersucht werden, wenn es auch wahr- scheinlich ist, dass nur eine Art Mutterpflanze aller unserer Rebensorten ist. Vor wenigen Jahren hat man zur Lösung dieser Frage höchst schätzens- werthe Versuche in Lyon und Montpellier gemacht. Man hat auch hier gefunden, dass aus einer Aussaat alle möglichen Formen der jetzigen Weinreben ent- stehen können. Es scheint in der Natur ein beson- deres Gesetz zu liegen, dass alle früher vorhanden sewesenen Formen, welche einer Mutterpflanze, deren Samen man zur Aussaat wählt, ihr vorangegangen sind, deren Produkt sie schliesslich selbst geworden ist, wiederum zum Vorschein kommen können. Man hat dieses Gesetz mit dem Namen Atavismus be- lest. Es möchte wohl im Stande sein, die Konstanz unserer heutigen Arten vor Allem zu bekräftigen. Der grössere oder kleinere Formenkreis, den eine Art oder ein Komplex von einander nahe stehender Arten besitzt, hängt von der Leichtigkeit der Einwir- kung bestimmter Einflüsse ab. Wie es Arten gibt, die bei allen klimatischen und Bodenverhältnissen in ihrer äusseren Form keine Veränderungen zeigen, so haben wir auch umgekehrt Aıten, die bei jedem Wechsel ihres Standortes in ihrer äusseren Gestalt wechseln. Ferner ist es den einzelnen Arten eigen- thümlich, ob sie mit anderen nahe stehenden Arten leicht Kreuzungen eingehen oder nicht. Es scheint fast, als wenn Pflanzen, welche zu Veränderungen geneigt sind, auch leicht Kreuzungen eingehen. Ist dieses der Fall, so wird es fast unmöglich, die festen Arten noch herauszufinden, es gehören wenigstens lang andauernde und schwierige Untersuchungen da- zu, sie festzustellen. Als Beispiele hierfür mögen vor Allem die Rosa- und Rubus-Arten dienen. Gewiss liegen beiden Ge- schlechtern nur wenige Arten zu Grunde, es sind aber durch den Einfluss der klimatischen und Boden- Verhältnisse so viele Formen, die in einander über- sehen, entstanden, dass es bis jetzt unmöglich ge- wesen ist, zunächst für Rubus bestimmte Arten auf- ! zustellen. Die geringste Verschiedenheit im Klima und Boden bedingt hier andere Formen. Es erklärt dieser Umstand zur Genüge, dass jedes Land mit seinen klimatischen und Boden-Verhältnissen auch seinebesonderen Rubus-Formen besitzt, die zumgrossen Theil in einem andern Lande nieht vorkommen. Die” Sueht vieler Botaniker, sich durch Aufstellung neuer Arten unsterblich zu machen, hat dieser Umstand auch hinlänglich Gelegenheit geboten, neue Arten auf- zustellen. Alle Floren der verschiedenen Länder und selbst nur einzelner abgeschlossener Distrikte haben solche Gelegenheiten gegeben. Die Zahl der be- schriebenen mitteleuropäischen Brombeersträucher be- trägt schon mehrere Hunderte. Weihe und Gottfr. Nees von Esenbeek haben mit Aufstellungen zahl- reicher Arten des Genus Rubus begonnen und viele Andere in Deutschland, der Schweiz und Frankreich sind ihnen später gefolgt. Bei unseren wild wachsenden Rosen scheinen Klima und Boden-Verbältnisse zwar ebenfalls auf das Vorkommen von Formen Einfluss gehabt zu haben, die Neigung zu Kreuzungen ist hier jedoch besonders hervorzuheben. Dass die Blendlinge bei den Rosen meist fruchtbar sind, hat zur Vermehrung der Formen ebenfalls nicht wenig beigetragen. Eine dritte Reihe von Pflanzen, deren Arten formenreich sind, stellen die Disteln, vor Allem die Cirsien, dar. Hier scheint eine grosse Neigung zu Kreuzungen Ursache zu sein. Da hier aber die Blendlinge meist keine keimfähigen Samen bilden, so sterben sie bald wieder aus, und neue Blendlinge mit anderen Formen treten an ihre Stellen. Bei den Hieracien, welche bekanntlich ebenfalls sehr ändern, scheinen weniger Blendlinge vorzukommen, als an- dere äussere Verhältnisse, welche diese Form -Ver- änderungen bedingen. Die Ab- und Anwesenheit von. Stolonen bei den Hieracien scheint das un- sicherste Merkmal zu sein, um hierauf eine Art zu begründen. Nach allem diesem, was wir mitgetheilt haben, geht wohl unzweifelhalt hervor, dass so lange wir dieselben klimatischen und Boden-Verhältnisse auf unserer Erde besitzen, wir auch bei Pflanzen und Thieren feste Arten, die keineswegs ineinander über- sehen, haben. Die heutigen Zustände haben bereits eine Konstanz angenommen. Da Pflanzen und Thiere, | wie wir gleich anfangs ausgesprochen haben, das Produkt dieser Zustände sind, so müssen die Arten nothwendiger Weise ebenfalls konstant sein. 183 Illustration horticole. Jahrgang 1871. Die Einrichtung dieses 2. Jahrgangs der dritten Reihe, oder des 18. überhaupt, ist dieselbe geblieben, wie früher; wie früher so lässt auch jetzt die Aus- stattung nichts zu wünschen übrig. Wenn wir wie- derum, wie bei Gelegenheit der Besprechung des letzten Jahrganges, viele der hier abgebildeten und empfohlenen Pflanzen bereits in früheren Jahrgängen der Wochenschrift besprochen haben, so liegt der Grund auch dieses Mal ebenfalls weniger darin, dass der 18. Jahrgang etwa weniger Neues enthält, als vielmehr darin, dass wir die abgebildeten Pflanzen schon, bevor sie in den Handel kamen, in dem Lin- den’schen Etablissement selbst, zum Theil aber auch bei Gelegenheit der letzten grösseren Ausstellungen gesehen haben. Zu bedauern ist, dass mit der drit- ten Reihe der Illustration hortiecole die Zählung der Tafeln wiederum von vorn beginnt. Bei Citaten giebt eine solehe Einrichtung sehr leicht zu Irrthümern An- lass. Trotz der sehr langen Zeit, wo das botanical Magazine besteht, wird hier in Betreff der Tafeln weitergezählt. Wir beginnen mit einigen Lianen des freien Lan- des und der Gewächshäuser. Aristolochia bar- bata Jaeg. (Tab. 63) zuerst von Linden als A. dietyantha Duch. in den Handel gebracht, wurde bereits im vo.igen Jahrgange der Wochenschrift (S. 278) besprochen. Eben so Haemadyetion fulgens (Tab. 49), der Echites hend (8. 167). Zu den buntblättrigen Dioskoreen: D. re- nutans nahe. ste- chryso- phylla, melanoleuea, metallieca und retusa, welche wir im vorigen Jahrgange (S. 158) empfoh- len haben und in der Illustration horticole (Tab. 53) abgebildet sind, kommen jetzt noch einige, auf die Wir haben sämmtliche ‘Arten in üppigster Vegetation im wir nicht weniger aufmerksam machen wollen. Linden'schen Etablissement gesehen und die Ueber- zeugung gewonnen, dass sie zu den schönsten, bunt- blättrigen Pflanzen gehören, welche wir in der Neu- zeit erhalten haben. Die Blätter ähneln in Gestalt, Farbe und Zeiehnung den Anecochilus-Arten unge- mein, die Pflanzen sind aber nicht zwergige Kräuter, sondern Lianen, wie alle übrigen Arten des Geschlechts Dioscorea. Die genannten Arten haben näher bezeichnet, es bleibt uns demnach wir bereits früher nur noch übrig, auch einige Worte über die noch nicht be- sprochenen und hier bildlich dargestellten zu sagen. ne Dioscorea Sagittaria (Fig. 2) hat, wie der Name |! gensis eine dunkel- und Lady Caroline Nevill sagt, pfeilfürmige Blätter. Ihre Oberfläche besitzt eine grasgrüne Grundfarbe, die aber zwischen den drei von der Basis nach oben gehenden Nerven durch breite, silbergraue Bänder vertreten wird. D. Eldo- rado (Fig. 5) erinnert etwas an die Zeichnung auf den Blättern des Anecochilus Eldorado. Die Blätter sind an der Basis herzförmig, ausserdem länglich- lanzettförmig. Die Grundfarbe ist ein Lebergrün, wird aber durch 9 silbergraue Bänder unterbrochen, welche längs der 9 von der Basis aus entspringenden Nerven sich erstrecken. Endlich ist noch D. prismatica (Fig. 6) zu nennen, unbedingt die schönste von allen. Die grossen und breiten Blätter sind herzförmig, haben aber eine besondere, nicht sehr in die Länge gezogene Spitze. Ihre Länge beträgt bisweilen fast !, Fuss, ihre Breite dagegen oft 41), Zoll und selbst mehr. Die Grundfarbe ist sammetgrün, aber unterbrochen durch ein silbergraues Band längs des Mittelnervs, während die 3 andern Nerven auf jeder Seite (nicht auch ihre nächste Umgebung) dieselbe silbergraue Farbe besitzen. Ausserdem sind noch die die Nerven verbindenden Queradern mehr oder weniger roth gefärbt. Endlich trägt zur Mannigfaltigkeit auch bei, dass die Unterfläche der Blätter eine gleichmässige braune Farbe besitzt. Linden und Andre betrachten alle diese bunt- blättrigen, zum Theil aber in der Form der Blätter sehr verschiedenen Dioskoreen nur für Formen einer und derselben Art, welcher sie den passenden Namen D. multicolor (d. h. der vielfarbigen) geben. Zu den grössten Errungenschaften des gärtne- rischen Fleisses und des gärtnerischen Kunstsinnes sehören ohne Zweifel die Formen und Blendlinge derjenigen Waldreben, welche aus Clematis patens (azurea) und lanuginosa von Japan und China ge- züchtet sind. Den Reigen eröffnete der Engländer Jaekman, später ‚trat aber auch der Engländer Cripps mit gleichen glücklichen Resultaten in die Schranken. Von den ersteren haben wir bereits mehrmals in der Wochenschrift gesprochen. Sie sind auch so verbreitet, dass wir zu ihrer Empfehlung nichts mehr zu sagen brauchen. Die Cripps’schen Waldreben übertreffen die Jaekman’schen noch an Blumenpracht. Die schön- sten 3 sind jetzt in der Illustration horticole (Tab. 50) abgebildet worden. Sollten die Blumen in der That so gross sein, als sie bildlich dargestellt sind, so hätten sie !/, Fuss und mehr im Durchmesser. Star of India besitzt eine purpurviolette, Tunbrid- eine hellblaue Farbe. Donicera Perieclymenum L. ist eine der ältesten und beliebtesten Lianen oder Schlingpflanzen, die auf dem Lande noch vielfach zur Verwendung kommt. Bis jetzt war, so viel wir wissen, keine buntblättrige Form im Handel; um so mehr ist dem- nach eine zu empfehlen, welche Linden jetzt mit der jnäheren Bezeiehnung aurea in der Illustration horticole (Tab. 59) abgebildet hat. Die Blätter sind kleiner, als bei der grünblättrigen Form, und haben fast durchaus eine gelbliche Farbe. Eine zweite beliebte Art des Subgenus Capri- folium (Geisblatt, Jelängerjelieber in Mittel- und Süd- Deutschland) ist die immergrüne Lonicera sem- pervirens. Ihr nahe steht eine erst in der neueren Zeit eingeführte Art, welche Lindley als Capri- folium occidentale beschrieben hat, gewöhnlich aber unter dem Namen Lonicera Brownii in den Gärten vorkommt. Vor Kurzem haben Simon- Louis freres in Metz eine ähnliche Form, welche sie für eine Form der L. sempervirens halten, nach unserer Ansicht aber wohl mehr ein Blendling dieser mit oceidentalis darstellt, dieser sogar weit näher steht, in den Handel gebracht. Sie ist reichblüthiger, als beide Elternpflanzen, und überhaupt üppiger. Die Farbe der unregelmässigen Blumenkronen ist safrangelb. Linden hat ihr den Namen L. semper- virens Planterierensis (Tab. 86) gegeben, weil die Baumschulen von Simon-Louis freres, welche in der Nähe von Metz liegen, als Plantieres bezeich- net werden. Von Blüthensträuchern finden wir zunächst in der Illustration horticole die mehrmals besprochene Aza- lea mollis Bl. (Tab. 68) in einer Form mit orange- gefärbten Blüthen (vergl. vorigen Jahrg. d. Woch. S. 264). Auch von Rosa Regeliana Lind. et Andr. (Tab. 47) ist bereits berichtet worden (ebenfalls im 14. Jahrg. S. 196), dass sie nichts weiter ist, als die alte bekannte R. ferox. Andre versucht zwar in der neuesten Zeit, die Selbständigkeit seiner R. Regeliana aufrecht zu erhalten, giebt aber nur Un- terschiede von 2 Abbildungen einer und derselben Art an, nicht von 2 Arten. Diese R. ferox Lawr. stellt nach unserer Ansicht nicht einmal eine selb- ständige Art dar und ist nur eine Form der R. ru- gosa Thunb. (vergl. Koch’s Dendrologie 1. Band, S. 238), einer in ganz Ost-Asien sehr verbreiteten und wandelbaren Art. (Schluss folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15 Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflanzenkunde. Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. Juni. en. Berlin, den 15. No. 24. Be Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Die Fest-Ausstellung beginnt am 21. d. M. im Garten des Wilhelms-Gymnasiums (Bellevue-Strasse 15), Festversammlung und Festmahl finden hingegen am 23. im Englischen Hause (Mohren-Strasse 49) statt, während endlich am 25. die Festfahrt nach Potsdam sein wird. Die hierauf bezüglichen Einladungen mit den näheren Bestimmungen werden zur Zeit den hiesigen Mitgliedern mitgetheilt. Auswärtige, welche das Fest beehren wollen, werden ersucht, dieses im Bureau des Vereines (Klub der Landwirthe, Französische Strasse 48) gefälligst anzuzeigen. Wer am Festmahl und an der Festfahrt Antheil nehmen will, hat dem Herrn Schatzmeister, Rentier Sonntag (Alexandrinen-Strasse 5l), oder auf dem Bureau die Summe von 10, nur für das Eine oder Andere dagegen die Summe von 6 Thalern vorher einzuzahlen. An der Festfahrt können auch Damen zu 4 Thlr. Antheil nehmen. Wegen der nöthigen Vorbereitungen wird freundlichst ersucht, die Einzeichnungen möglichst zeitig machen zu wollen. Jahrgang 1871 (Schluss). — Der Papau. ' geltende Bestimmung ausgeschlossen wären. Schliess- v4. Versammlung ‚lich einigte man sich dahin, dass fortwährend Zeich- des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues. | nungen von 10 Thalern für beide Festtage angenommen am 28. Mai. ' werden sollten, dass aber auch gestattet würde, ent- Da der Vorsitzende durch amtliche Reisen ver- | weder am Sonntag (den 23. Juni) an dem Festmahle hindert war zu erscheinen, hatte der erste Stellver- | oder am Dienstag (den 25. Juni) an der Fahrt nach treter, Garteninspektor Bouche&, wiederum den Vor- | Potsdam Theil zu nehmen. Für jeden der beiden sitz übernommen. Bei der Verlesung des Protokolls | Tage sind höchstens bis zum 20. d. M. im Bureau der letzten Sitzung theilte Dr. Filly nachträglich | der Fest - Ausstellung (Französische Strasse 48) die noch mit, dass in dem Report der landwirthschaft- | nöthigen Karten für 6 Thaler einzulösen. liehen Centralbehörde in Washington eine ausführ- | Es wurden, da in der Mai-Versammlung die ver- liche Abhandlung über die Kolorado - Wanze ent- | schiedenen technischen Ausschüsse neu gewählt halten sei. werden, die Wahlzettel vertheilt und nach einiger Es war in Betreff des Stiftungsfestes der Antrag | Zeit behufs des Skrutiniums wiederum eingezogen. eingebracht worden, dass es auch gestattet sein | Es gingen aus der Wahlurne hervor: möchte, nur an einem der beiden Festtage Theil zu N 3 % nehmen. Bis jetzt war man gezwungen, für beide | I. Ausschu & r0lst, Gemüse,ung Tage die Summe von 10 Thalern zu zeichnen. Man Nutzpflanzen. machte hauptsächlich darauf aufmerksam, dass Mit- 1. Baumschulbesitzer Spaeth, zugleich als Vor- glieder durch irgend eine Ursache verhindert sein sitzender, ; könnten, an beiden Festtagen Theil zu nehmen, ab- | . Baumschulbesitzer Lorberg, gesehen davon, dass auch auswärts wohnende Mit- | . Kunst- und Handelsgärtner Boese, glieder, welche vielleicht nur für den einen der . Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, beiden Tage nach Berlin kämen, durch die bisher . Hofgärtner Reuter auf der Pfaueninsel. 24 wm ER 1. Ausschuss für Erziehung von Blumen und für Treiberei. —_— Garteninspektor Gaerdt, zugleich als Vor- sitzender, Universitätsgärtner Sauer, Garteninspektor Bouche, Öbergärtner Haack, Kunst- und Handelsgärtner Ritter. rm III. Ausschuss für Gehölzkunde und bildende Gartenkunst. 1. Stadtgartendirektor Meyer zugleich als Vor- sitzender, 2. Hofgärtner Brasch in Charlottenburg, 3. Holgartendirektor Jühlke, 4. Dr. Bolle, 5. Kunst- und Handelsgärtner Jannoch. IV. Ausschuss für Revision der Kasse und Bibliothek, sowie zur Entwerfung eines Etats. Präsident v. Kries, zugleich als Vorsitzender, Geheimer Rath Maresch, Kammergerichtsrath Vogel, 4. Kunst- und Handelsgärtner Mathieu, 5. Kammergerichtsrath Bratring. Ausgestellt wurde dieses Mal nur von Seiten des Königlichen botanischen Gartens, und zwar durch Garteninspektor Bouche&, eine Gruppe blühender Pflanzen, welche zur weiteren Verbreitung Empfeh- lung verdienen. Es waren dieses Mal zum grössten Theil Arten, die früher in den Gärten vielfach sich vorfanden, leider aber in der letzten Zeit durch das immer mehr überhand nehmende Streben nach dem Neuen mehr oder minder daraus verschwunden sind. Zu diesen jetzt noch in Gärten wenig gesehenen Pflanzen gehören unter Anderem die niedrigen, auf der Erde kriechenden und ausdauernden Phlox-Arten, be- sonders Phl. setacea und subulata, die wegen ihres Blu- menreichthums zu unseren jetzigen Arabesken-Beeten nicht genug empfohlen werden können, Ausgestellt wa- ren als Formen der zuerst genannten Art: Phlox Nel- sonii mit etwas kleineren fleischlarbenen, und Phl. Loudoni mit etwas grösseren rosafarbigen Blüthen, neben der weissblühenden Abart, welche unter dem Namen Phl. nivalis auch als eine selbständige Art beschrieben ist. Zu gleicher Verwendung möchte auch Trifo- lium badium benutzt werden können, um so mehr, als es sich buschig baut und die Blüthenköpfe in ihren Farben insofern wechseln, als sie anfangs eine gelbe, eine braune Farbe haben und sehr lange dauern. Auch Erodium Manescavii mit Nm später Seinen grossen rothen Blüthen ist Liebhabern, wenn auch in anderer Weise, zu empfehlen. In Töpfen gezogen und auf Terrassen, Treppenständern u. s. w. aufgestellt, nimmt es sich um so besser aus, als die Blüthen zwar an und für sich keine lange Dauer be- sitzen, sich aber immerfort erneuern. Zu gleichen Zwecken könnte endlich eine bisher noch nicht in den Gäıten kultivirte Nelke aus der Gruppe des Dianthus collinus dienen, welche im Orient wächst und den Namen D. thymphresteos führt. Von den früher so sehr beliebten kapischen und Garten-Haiden waren ebenfalls einige ausgestellt, welche man jetzt nur noch wenig sieht, obwohl sie Empfehlung verdienen. Dahin gehören Erica ey- lindrica, suaveolens, Hendersoni, fimbriata, florida, hybrida und rubro-calyx. Ihnen schliessen sich einige niedrigbleibende Leptospermen an, welche ebenfalls sich kaum noch hier und da in einigen Gärten von grösseren Grundbesitzern auf dem Lande vorfinden, obwohl sie wegen ihrer leichten Vermehrung und wegen ihrer geringen Pflege, welche sie in Anspruch nehmen, auch für Handelsgärtner eine Waare bilden könnten. Die in reichlichster Anzahl hervorkommenden weissen Blüthen, welche eine grosse Aehnlichkeit mit denen der Schlehe haben, nehmen sich zwischen den nadelförmigen Blättern sehr gut aus. Zu empfehlen sind in dieser Hinsicht die beiden vom Inspektor Bouch& aus- gestellten Arten Leptospermum aciculare und stiphelioides. Den Leptospermen schliessen sich die neuhol- ländischen Polygalen an, welche ebenfalls früher in reichlicher Auswahl kultivirt und hochgeachtet wur- den, jetzt aber vernachlässigt werden. Ihre grossen blaurothen, denen eines Schmetterlingsblüthler’s nicht unähnlichen, Blüthen fallen zwischen dem schönen Grün der Laubblätter sehr in die Augen und haben eine lange Dauer. Besonders möchten wir auf die ausgestellte P. latifolia aufmerksam machen. Endlich nennen wir noch die Mitraria coccinea, welche man doch noch hier und da sieht und mit ihren ziemlich grossen und scharlachrothen Blüthen einen ausser- ordentlichen Effekt macht. Sie gehört unbedingt zu den schönsten, niedrig bleibenden Blüthensträuchern. Professor Koch legte einige der letzten Helte der 1llustration horticole vor. Bekanntlich ist diese Garten-Zeitschrilft mit dem ganzen Etablissement von Ambr. Verschaffelt in Gent in den Besitz des Direktors Linden übergegangen. Damit hat auch die Redaktion der Illustration hortieole in so fern eine Aenderung erhalten, als Lemaire sie niederlegte und Andre sie übernahm. Die Absicht des Be- der Zeitschrift in sofern eine andere Richtung zu geben, als der eigentlichen Gärtnerei mehr Raum gewidmet werden sollte. Damit hörte sie auf, wie bisher, eine einseitig-botanische Zeit- sehrift zu sein. Es ist nicht zu leugnen, dass Lin- den durch die Gewinnung Andr&'s den gärtneri- sehen Werth seiner Zeitschrift heben wird. Andre ist ein durchgebildeter und kenntnissreicher Mann, der keineswegs auf dem einseitigen französischen Standpunkte sich befindet, sondern auch für alles Gute und Schöne, was ausserhalb Frankreichs vor- handen ist, nicht allein Sinn besitzt, sondern sich es aueh anzueignen sucht. Von Haus aus ist er Land- schaftsgärtner und hat durch die Krönung seiner Arbeit bei Gelegenheit der Konkurrenz für einen Park in Liverpool sich auch im weiteren Kreise einen Narnen gemacht. Die beiden ersten Jahrgänge der 3. Reihe der Illustration horticole, mit denen die Uebernahme sei- ner Redaktion begonnen hat, sind noch in gleicher Weise, wie früher, fortgesetzt worden; mit dem in diesem Jahre begonnenen Bande ist aber eine Aenderung in der Weise eingetreten, als jedes Heft mit einer Chronique horticole beginnt. Hier wird mitgetheilt, was Neues in der gäıtnerischen Welt vorgeht. Dann folgt die Abbildung irgend einer neuen und zu em- pfehlenden Pflanze mit deren Beschreibung. Frucht- und Gemüsegarten erhalten, in so weit es wünschens- werth oder gar nothwendig ist, ebenfalls Berücksich- tigung; am Meisten wird jedoch, wie man es sich wohl denken kann, den gärtnerischen Verschöne- rungen Raum gewidmet. Es geschieht dieses nicht allein durch Besprechungen über grössere und kleinere Anlagen, über gärtnerische Arabes- ken u. s. w., durch Anleitung zu allerhand Or- namenten u. Ss. w., sondern auch dadurch, dass auf ornamentale Pflanzen aufmerksam gemacht wird. Am Schluss kommt in der Regel noch eine Melange, d. h. ein Allerlei aus allen Theilen der ge- sammten Gärtnerei. Dass allerhand erläuternde Zeichnungen und Abbildungen zu empfehlender Pflan- zen u. Ss. w. in den Text gedruckt werden, erhöht den Werth der Zeitschrift. Für das, was die Zeit- schrift bringt, ist der Preis von 6 Thalern, wofür man sie franco zugesendet erhält, ein mässiger. Bei der jetzigen Erleichterung von Einzahlung kleinerer Summen durch sogenannte Postmandate ist es Lieb- habern bequem gemacht, durch Anzahlung genannter Summe an die Adresse von Bruylant-Christophe et Co. in Brüssel, die Zeitschrift zu beziehen. Professor Koch legte die Abbildung einer ei- genthümlichen Wurzelbildung eines Rüsters, welche sitzers war, erstere sich in der 18. Nummer des Gardener's Chro- niele (p. 603) befindet, vor und sprach über ähnliche Bildungen, welche er hin und wieder beobachtet hatte. Dieser Rüster befindet sich auf dem Rande eines auf der einen Seite ziemlich steil abfallenden Hügels, wo im Verlaufe einer längeren Zeit durch Regengüsse allmählig so viel Erde abgeschwemmt wurde, dass die nach dieser Seite hin liegenden Wurzeln frei zu liegen kamen. Dadurch verloren diese ihre ursprüngliche Wurzelnatur, umkleideten sich zunächst mit einer korkigeren Rinde und wur- den auch geneigt, Adventivknospen zu treiben. Diese entwickelten sich zum Theil bis zu einer gewissen Höhe selbst stammartig, oder gingen alsbald zu Grunde, um anderen Platz zu machen, bis auch diese ein gleiches Geschick hatten. Dadurch entstanden un- endliche Missbildungen, welche wir bei Rüstern, be- sonders aber bei Linden, häufig am Stamme sehen und für den Tischler das beste Maserholz geben. Je mehr besonders wagerecht laufende Wurzeln, wenn diese in Folge des aufliegenden Gesteines nicht tiefer eindringen können, frei werden, um so mehr vergrössert sich das schliesslich im hohen Grade unregelmässige Wurzelgeflecht und bietet, besonders dem Künstler, etwas dar, wie es ihm bei regelrech- tem Wachsthume nicht geboten wird. auch hier der Fall gewesen. Professor Koch erinnerte sich in Tyrol, und zwar in der Nähe von Bozen, vor einigen Jahren etwas Aehnliches gesehen zu haben. Hier war es ebenfalls ein Rüster, der dicht an der Strasse am Rande einer Schlucht stand. Der Stamm des Bau- mes hatte den Durchmesser von gegen 4 Fuss und war bereits so unterwühlt, dass er schon nach der einen Seite überhing und vielleicht in wenigen Jah- ren überstürzen wird. Das Wurzelgeflecht mit einer Ausdehnung von gegen 30 Fuss bot um so mehr ein pittoreskes Ansehen dar, als auch die dabei be- findliehen isolirten Felsen zur Erhöhung der Schön- heit beitrugen. Wer den Park von Muskau besucht hat, wird sich auch der mächtigen Eichen, welche noch aus der alten Wendenzeit stammen sollen, erinnern. Sie stehen zum Theil ebenfalls auf dem Rande der auf der einen Seite das Neissethal einschliessenden Hü- selwand und sind ebenfalls mehr oder weniger an ihren Wurzeln frei gelegt worden. Wenn auch nicht in der grossartigen Weise, wie die Abbildung in Gar- dener’s Chroniele es darstellt, das freigelegte Wurzel- geflechte sich dem Auge darbietet, so ist es doch werth, dass künftige Besucher des Muskauer Parkes darauf aufmerksam gemacht werden. Dieses war 24° Von Seiten des Garteninspektors Bouche@ und des Dr. Bolle wurden ebenfalls Mittheilungen über ähnliche Erscheinungen gemacht. Garteninspektor Bouch& machte wiederum Mit- theilungen über die Stachelbeerwespen, welche bei uns, besonders im vorigen Jahre, sehr grosse Ver- wüstungen angerichtet haben. Da die vollkommenen Insekten (Nematus ventrieosus und Emphytus Gros- sulariae) im Jahre leider zweimal kommen, einmal im Frühlinge und einmal im Herbste, so sind sie um so schädlicher. Die Puppen überwintern in der Erde in einem mit Erdklümpchen gemischten Cocon. Wenn man demnach in einer Zeit, wo ihre Anzahl notorisch zugenommen hat, gegen den Winter hin die Erde rings um die Stachel- und Johannisbeerbüsche weg- nımmt und durch andere ersetzt, oder noch besser, wenn man die Fruchtsträucher selbst vorsichtig her- aushebt und sie von aller anhängenden Erde befreit, entzieht man sie den im Frühjahre kommenden Alter- raupen oder Maden. Kunst- und Handelsgärtner Spaeth hatte bereits im vorigen Jahre die Versetzung der besagten Sträu- cher in andere Quartiere ausgeführt und war in des- sen Folge von diesen Verwüstern in diesem Jahre verschont geblieben. Auch Obergärtner Perring in Pankow hatte dieselbe Erfahrung gemacht. Andern- theils glaubte Obergärtner Rönnenkamp, dass das Mittel der Verpflanzung, wenn man die Sträucher nicht sehr weit wegbringen könne, nicht ausreichend sein dürfte, da die kleinen Wespen in Folge ihres Instinktes den neuen Ort wohl bald ausfindig machen würden. Ein Jahr Beobachtung sei auch zu wenig, da möglicher Weise auch andere Ursachen eingewirkt haben könnten. Er habe beispielsweise im vorigen Jahre seine Stachel- und Johannisbeersträucher nicht versetzt und sei trotzdem in diesem Jahre ebenfalls verschont geblieben. Das Entfernen der Erde, um damit die Puppen zu tödten, sei auf jeden Fall aber nach seiner Ansicht vortheilhafter, als das Versetzen der Sträucher. Professor K o ch legte Oberdieck’s neueste Schrift „Beobachtungen über das Erfrieren der Gewächse, und namentlich unserer Obstbäume in kalten Wintern, nebst Erörterung der Mittel dagegen“ vor und theilte mit, dass der Vorstand des deutschen pomologischen Vereins beschlossen habe, das ausserordentlich nütz- liche Werk unter dessen Mitglieder zu vertheilen. Da es aber auch ausserdem im Handel ist und für wenige Groschen bezogen werden kann, so ist es Liebhabern und Besitzern von Obstgärten nicht genug zum Ankaufe zu empfehlen. Professor Koch behält sieh vor, noch ausführliche Mittheilungen darüber in En: der Wochenschrift zu machen und dabei zu gleicher Zeit eine andere Abhandlung über diesen Gegenstand „de l’action physiologique de la gel&ee sur les vege- taux (über den physiologischen Einfluss der Kälte auf die Pflanzen) par Emile Mer“, welche im Bulletin der botanischen Gesellschaft von Frankreich abgedruckt ist, zu berücksichtigen. Professor Koch übergab eine Broschüre über die Doppelwüchsigkeit bei den Weintrauben und über Mittel, diese zu verhindern (la eoulure du raisin, ses causes et ses eflets, moyens de l’empecher), welche ihm der bekannte Pomolog Charles Baltet in Troyes zugesendet hatte und berief sich auf seine frühere Abhandlung über diesen Gegenstand. Auch Inspektor Bouche stimmte der allgemeinen Ansicht bei, dass die Witterung den grössten Einfluss auf die Doppelwüchsigkeit ausübe. Eigenthümlich ist es aber, dass von 2 neben einander stehenden, aber verschiedenen Sorten angehörenden Weinstöcken in einem und demselben Jahre oft die eine Doppel- wüchsigkeit in den Beeren zeigt, während bei der andern alle Beeren einer Traube gleich geformt sind. Es mus demnach ausser der ungünstigen Witterung doch noch etwas vorhanden sein, was diese Abnor- mität befördert. Garten-Inspektor Bouch& hielt einen Vortrag wider das schädliche Beschneiden der schlecht ge- wordenen Blätter bei Palmen, Dracänen, Gureuligo’s u. Ss. w., der sich seinem frühern Vertrage über das Beschneiden der Blüthensträucher anschloss. Da auch dieser Vortrag ausführlich in der Wochenschrift ab- gedruckt werden wird, enthalten wir uns hier des Näheren. Professor Koch legte den neuesten Katalog von William Bull in London, Mitglied des Vereins, vor und machte auf seine elegante Ausstattung, nicht weniger aber auf seinen reichen Inhalt, vor A!lem auf die darin enthaltenen neuen Einführungen, auf- merksam. Eine nach einer Photographie vermittelst der Lithographie angefertigte Darstellung des Inneren des eigentlichen Schauhauses im W. Bull’schen Eta- blissement, welche dem Kataloge nebst zahlreichen Abbildungen von Pflanzen beigegeben ist, gibt eine Ansicht nicht allein von dem Reichthume verschieden gestalteter Arten, sondern auch von der vortrefflichen Kultur derselben. Weil der Katalog des Vorzüglichen nicht in geringer Anzahl enthält, behielt sich Professor Koch vor, später noch ausfühllich darüber zu be- richten. Da Professor Koch gelegentlich dabei auf die sehr grossen Kosten der Herstellung eines solchen Kataloges, besonders bei grossen Auflagen, aufmerk- 189 sam gemacht hatte, theilte Kunst- und Handelsgärtner Spaeth mit, dass man in England keineswegs so grosse Auflagen der Kataloge, wie bei uns, macht; man schicke sie in der Regel nur an seine bestimmten Kunden, um diesen von dem neusten Zustande des Etablissements Kenntniss zu geben. Um sich dagegen im Allgemeinen bekannter zu machen, bediene man sich der Anzeigen in betreffenden Zeitschriften. Das geschehe jenseits des Kanales auf eine so umfassende Weise, wie man bei uns sich gar nicht denken könne. Professor Koch theilte mit, dass man in Paris die Brunnenkresse jetzt auch während der Winters- zeit künstlich treibe und sie daher zu jeder Zeit im Winter haben könne. Trotzdem die Brunnenkresse kei- neswegs zu den sogenannten amphibischen Pflanzen, wie Nasturtium amphibium, Ranunculus aquatilis mit den ähnlichen Arten u. s. w. gehört, so gedeiht sie doch ohne Wasser und bei ziemlich trockener Be- handlung in den Treibbeeten vorzüglich. In Paris gehört die Brunnenkresse seit dem Jahre 1810, wo sie durch einen französischen General aus Erfurt da- selbst eingeführt wurde, zu den beliebtesten Sorten Salat, so dass ein Bewohner dieser Weltstadt jetzt kaum noch, ohne täglich seine Brunnenkresse zu haben, leben kann. In Berlin würdigt man den Werth der Brunnen- kresse noch keineswegs hinlänglich, wie überhaupt der Salat nicht die Rolle spielt, wie jenseits der Vo- gesen und überhaupt in südlicheren Ländern, aber auch in Grossbritannien. In Betreff der Benutzung der Brunnenkresse als Salat und Gemüse, wie es in Paris, aber auch in Thüringen geschieht, mag auch darin ein Grund liegen, dass man in Berlin nur die wilde Brunnenkresse unserer wenig fliessenden Bäche und Gewässer auf den Markt bringt. Diese hat weit härtere Blätter und keineswegs das angenehm bittere Aroma, wie es vor Allem der Erfurter Brunnen- kresse des sogenannten Dreienbrunnens eigen ist. Bei dieser Gelegenheit kam noch zur Sprache, dass manche ächte Wasserpflanzen unter gewissen Umständen auch auf trockenem Boden wachsen, wenn auch grade nicht gedeihen können. So fand Dr. Bolle Nymphaea alba einmal auf ziemlich trocke- nem Moorboden in Blüthe. Kunst- und Handels- gärtner Boese berichtete umgekehrt von Mimulus moschatus, dass er ihn im Posenschen in einem Bache überwintert gefunden habe. Gleiche Ueberwin- terung aber des Mimulus luteus, hatte Dr. Bolle in der Grafschaft Glatz, Professor Koch in Hoch- heim bei Erfurt beobachtet. Illustration horticole. Jahrgang 1871. (Schluss.) Auf die Verwendung der kleinen Liliput- Chrysanthemen im freien Lande, besonders auf Rabatten, haben wir schon oft aufmerksam gemacht. wir ergreifen aber jetzt, wo uns 7 der neueren und besseren Formen vorliegen (Tab. 87), gern wiederum die Gelegenheit, um sie vom Neuen zu empfehlen. Reizend nehmen sich die 10 Linien im Durchmesser enthaltenden und etwas rundlichen Blüthenkörbchen der Form aus, welche den Namen Madem. Autier erhalten hat. Doppelt so gross, fast eben so gefärbt und gebaut ist Aissa. Aurelien hat die Grösse der ersteren, aber eine schwefelgelbe Farbe mit weissen Spitzen an den äusseren und mit schwarzen Streifen an den inneren Blüthehen. An Grösse und Bau der Blüthenkörbehen ist Maurice Jougla, wo die einzelnen Blüthenkörbchen eine braunrothe Grund- farbe haben, aber goldgelb gerandet erscheinen, Madame Gambu hat einen Durchmesser von 1!/, Zoll und ist mit Ausnahme der gelben Mitte ganz weiss. Taida und Souvenir de Mr. Domage gehören schon zu den grösseren Liliputformen, da sie fast 2 Zoll im Durchmesser haben und den Astern im Bau sehr ähnlich aussehen. Taida hat eine weisse, Souvenir de Mr. Domage eine Nankingfarbe. Das Verdienst, diese Chrysanthemen-Sorten aus Sa- men gezogen und in den Handel gebracht zu haben, sehört Madame Lebois in Toulouse. Auch 3 neue Kamellien wurden in der Illu- stration horticole abgebildet und empfohlen. Ves- sillo dell’ Arno (Tab. 52) ist, wie die meisten Sorten dieses beliebten Blüthenstrauches, italienischen Ursprunges. Die Blume hat eine mittlere Grösse, einen regelrechten, dachziegeligen Bau und eine zarte Fleischfarbe, von dunkeln Längsstreifen unter- brochen. Elvina Delli (Tab. 67) sleicht der vorigen in der Grösse und im Bau, hat aber eine Rosafarbe. deren Schönheit noch durch dunkele Aderung und einen dunkelrothen Längsstreifen in der Mitte erhöht wird. Italia unita (Tab. 81) darf man nicht mit gleichnamigen Kamellien, welche früher schon in den Handel gekommen sind, verwechseln. Diese hat einen Durchmesser von 4 Zoll und besitzt bei regelmässigem Bau eine blutrothe Farbe. Wir gehen zu einigen Blüthensträuchern des Warmhauses über. Die Plumieren sind schöne Blüthensträucher aus der Familie der Apocyneen. Dass besonders 2: Pl. alba und lutea, in Aegyp- ten allgemein beliebt sind und zu 25 bis 30 Fuss 190° hohen Pflanzen in den dortigen Gärten herangezogen werden, haben wir schon früher einmal mitgetheilt (13. Jahrg. 261). Es ist Linden, dem wir die er- neute Einführung der Pl. lutea R. et P. verdanken. Dieser Strauch ist auch ohne Blüthen als Blattpflanze zu empfehlen, da die länglichen, 1 bis 1!/); Fuss langen und einander gegenüber stehenden Blätter eine prächtige grüne Farbe und eine lederartige Kon- sistenz besitzen. Von grösserer Schönheit ist sie freilich, wenn eine Doldentraube grosser B’üthen, deren Saum fast 4 Zoll im Durchmesser hat, an der Spitze der Aeste zum Vorschein kommt. Ihre Farbe ist in der Mitte gelb, ausserdem aber weiss. Vaterland der Plumiera lutea ist Peru. Es sind bereits 13 Jahre verflossen, wo wir der Lindenii rivalis, eines aus Guatemala stammenden Blüthenstrauches aus der Familie der Rubiaceen, ge- dachten (2. Jahrg., S. 84) und von ihr eine ausführ- liche Beschreibung mittheilten. Trotz aller Empfeh- lung, welche sie wegen ihrer leichten Blühbarkeit und wegen ihrer blendend-weissen Blüthen mit lan- ser und schlanker Röhre von 3 Zoll Länge, während der flachaufliegende Saum einen Durchmesser von 21], Zoll besitzt, verdient, gelangte sie bis jetzt zu keiner grossen Verbreitung. Im Gegentheil, sie wurde bald wieder ganz und gar vergessen. Linden hat sich deshalb ein ganz besonderes Verdienst um sie erworben, dass er von Neuem auf sie aufmerksam macht. (Tab. 74.) Gloneriajasminiflora. Lind. et Andr. (Tab. 60) ist ebenfalls ein Blüthenstrauch aus der Familie der Rubiaceen, wächst aber in Brasilien, und wurde von dem unglücklichen Reisenden Libon, nach dem wir eine Akanthacee, einen unserer jetzigen beliebte- sten Blüthensträucher genannt haben (6. Jahrg. 265), entdeckt. Von der Pflanze sind noch keine Früchte bekannt, sie lässt sich daher noch nicht bestimmt im Systeme unterbringen. Dass sie zu den Hyoti- deen gehört, wie ihre Autoren meinen, bezweifeln wir. Zunächst ist sie von diesen als der Typus eines besonderen Genus, was zu Ehren vonLinden’s Schwiegersohn, der jetzt dem früher Ambr. Ver- schaffelt’schen Etablissement in Gent vorsteht, den Namen Gloneria erhalten hat, genannt worden. Die Pflanze hat den Habitus der ostindischen Ixoren und Pavetten und möchte wohl auch zu gleichen Zwecken empfohlen werden können. Sie besitzt im- mergrüne, kurzgestielte, und länglich-lanzettförmige Blätter von 4 Zoll Länge und im unteren Drittel von 2 Zoll Breite. Die Zoll langen, weissen Blüthen bil- den in grösserer Anzahl und am Ende kurzer Zweige sedrängte rundliche Traubendolden. Carica erythrocarpa Lind. et Andr. (Tab. 51) ist ein Melonenbaum, den Wallis im Jahre 1863 aus Ecuador eingeführt hat und wahrscheinlich nur eine verwildeıte Form der gewöhnlichen, in allen tropischen Ländern angebauten Art darstellt. Diese Pflanze soll sich gar nicht verästeln, was man übri- gens bei allen Arten des Genus Carica beobachten kann, und trägt rothe, mit einer besonderen Spitze versehene Früchte. Diese gaben Veranlassung zur Benennung, da sie ausserdem am Häufigsten eine gelbe Farbe besitzen. Man isst die Baum-Melone reif und unreif, bei der letzteren muss man jedoch die Vorsicht haben, den etwas scharfen Milchsaft vorher auszupressen. Ausser ihren essbaren Früch- ten haben die Melonenbäume noch die Eigenthümlich- keit, dass dieBlätter, um zähes Fleisch gewickelt, dieses mürbe machen. Diospyros KakiL. fill. var. costata (Tab. 176) ist ebenfalls wegen ihrer essbaren Früchte eine Kulturpflanze wärmerer Länder, aber nur der süd- lichen Provinzen und der Inseln Japans und Chinas, so wie Ostindiens. Sie ist bereits in einer besonde- ren Abhandlung der Wochenschrift über die Lotos- pflaumen (12. Jahrg. S. 259) besprochen worden. Darlingtonia californieca Torr. (Tab. 75) haben wir in der letzten Zeit mehrmals zu erwähnen und zu empfehlen Gelegenheit gehabt (14. Jahrg. 307, 329), so dass wir sie eben so, wie Primula japonica Gr. (Tab. 69), welche erst vor Kurzem in einigen schönen Exemplaren bei den letzten Ver- sammlungen des Vereines ausgestellt worden war, zuerst aber im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 195) empfohlen wurde, hier übergehen können. Dasselbe gilt von Utrieularia montana Jacq. (Tab. 64), welche einer Pingincula weit ähnlicher sieht, als einer Utrieularia, und auch wie eine solche gleich kultivirt werden muss. Ueber sie sind bereits im vorigen Jahrgange (S. 199) ausführliche Mittheilungen gemacht worden. Wir gehen zu den Monokotylen über, von denen die Lieblingspflanzen Linden’s, die Orchideen, in diesem Jahrgange der Illustration horticole besonders reich vertreten sind. Von ihnen sind aber ebenfalls einige schon früher empfohlen, resp. besprochen worden, so die fast ganz weissblühende Abart des Cypripedium concolor, was Reichenbach zuerst unter dem Namen C.niveum (Tab. 83) beschrieben hat (vergl. 13. Jahrg. S. 126), ferner Odontoglos- sum Hallii Lindl. (Tab. 58) und Wallisii Rchb. (Tab. 56), über welche wiederum erst im vorigen Jahrgange der Wochenschrift Mittheilungen (S. 79 und 182) gemacht wurden. Ausserdem sind aber noch 2 Odontoglossen im 2. Jahrgange der neuen Reihe der Illustration horticole beschrieben und ab- gebildet, die neuerdings in den Handel gekommen sind und noch keine Erwähnung in der Wochen- schrift erfahren haben. Odontoglossum roseumLindl. (Tab. 66) ist zwar schon von Hartweg entdeckt, aber doch erst durch unsern Landsmann Wallis im Jahre 1865 eingelührt worden. Sie wächst in Ecuador und ge- hört zu den kleinen Arten dieses umfassenden Ge- schlechtes; trotzdem kann sie Liebhabern nicht ge- nug empfohlen werden. Sie bildet eiförmige Schein- zwiebeln mit 2 schmalen, aber ziemlich dicken Blät- tern. Aus ihrer Basis kommt die über fusslange Aehre auf mittelmässig langem Stiele hervor und trägt etwas entlernt die 5), Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen von rother Farbe. Die Einführung des ächten Odontoglossum luteo-purpureum Rchb. verdankt man Linden selbst, der es während seines längeren Aufenthaltes in den bolivischen Republiken in Neugranada ent- deckte. Neuerdings wurde diese grossblühende Art wiederum, und zwar in einer wenig abweichenden Form, welche den Beinamen Sceptrum (Tab. 73) erhalten hat, von Wallis eingeführt. Es ist eine sehr schöne Aıt, welche Liebhabern nicht genug empfohlen werden kann. Auch bei ihr sind eiförmige Scheinknollen mit schmalen und dicklichen Blättern vorhanden. Die 3 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen bilden eine schlaffe Aehre und haben eine goldgelbe Grundfarbe. Bei den 3 äusseren Blumen- blättern wird diese, mit Ausnahme des Randes, durch Purpurbraun ersetzt, während die beiden innern nur purpurbraun gefleckt sind. Die goldgelbe, in der Mitte aber purpurbraune Lippe ist weit kürzer, als die Blumenblätter. Houlletia ehrysantha Lind. et Andr. (Tab. 138) besitzt eirund-kegelförmige Scheinknollen mit ziemlich breiten, elliptischen und genervien Blättern. An ihrer Basis entspringt der kurze, rothe Blüthen- stiel, mit 6 Blüthen im Durchschnitt eine rundliche Aehre bildend. Die 5 goldgelben und braungefleckten Blumenblätter sind etwas glockenlörmig zusammen- geneigt und hängen über. Ihr Durchmesser beträgt 13), Zoll. Gongora portentosa Lind. et Rehb. (Tab. 61) wurde wiederum von Wallis, und zwar erst im Jahre 1869, in Neugranada entdeckt. Aus den eiför- migen Scheinknollen gehen elliptische, allmählig sich aber in einen Stiel verschmälernde Blätter hervor. Die zarten Blüthehen sind ziemlich lang gestielt und bilden eine schlaffe Traube. Ihr Bau ist, gleich den anderen Arten dieses Geschlechtes, in sofern unregel- mässig und abweichend, als die 3 äusseren grau- gelblichen und violetten Blumenblätter flach ausge- breitet sind, während die beiden innern, hornartig gestalteten und weit kleiner bleibenden mit ihrer Basis der Griffelsäule angewachsen erscheinen. Ihnen gegenüber befindet sich die ganz eigenthümlich ge- staltete Lippe, zum grössten Theil gelb gefärbt. Epidendron Frederiei-Guielmi Rehb. (Tab. 68) verdankt Linden wiederum dem Detmolder Reisen- den Wallis, der diese Orchidee im nördlichen Peru auffand. Sie gehört zu den aufwärts steigenden, auf beiden Seiten am Stengel mit elliptischen, fusslangen und 4 Zoll breiten Blättern besetzten Arten. Die grosse, eirundliche Aehre ist langgestielt und trägt schlanke Blüthen mit schmalen Blumenblättern, wie diese die meisten Epidendren besitzen. Ihre Farbe ist durchaus karmoisin. Der Papau. Asimina triloba (Anona) L. Wir erhielten vor einigen Tagen von dem Ober- jägermeister Freiherrn v. Veltheim in Destedt bei Braunschweig einen mit zahlreichen Blüthen bedeck- ten Zweig des Papau’s unter dem Namen Anona glabra. Da wir den Strauch bisher nur mit seinen schönen grossen Blättern gesehen hatten, so waren wir ausser Stande, mit Bestimmtheit auszusprechen, ob hier eine besondere Art oder nur eine gross- blättiige Form vorliegt; wir hielten sie möglicher Weise für A. eonoidea, eine von Spach aufge- stellte, uns aber völlig unbekannte Art. (Vgl. Koch’s Dendrologie 1. Band S. 384.) Da der freundlichst zugesendete Zweig in Blüthe uns möglich macht, über die bisher nur oberflächlich bekannte A. glabra jetzt ein bestimmtes Urtheil dahin auszusprechen, dass sie ausser in den Grössenverhältnissen und der geringen Behaarung in der Jugend, nicht von der ächten A. triloba verschieden ist, so wollen wir zu gleicher Zeit auch die Gelegenheit ergreifen, auf diesen hübschen Blüthenstrauch, der leider aus vielen älteren Parks in der neueren Zeit ganz verschwunden ist, in den jetztigen Anlagen aber nicht mehr verwendet wird, wiederum aufmerksam zu machen und ihn um so’ mehr zu empfehlen, als er keineswegs, wie in oben eitirter Dendrologie gesagt ist, etwas empfindlich gegen unsere klimatischen Verhältnisse ist, sondern selbst harte Winter verträgt. 192 z Der Papau wächst in den Vereinigten Staaten Nordamerika’s, und zwar von Pennsylvanien und Newyork südwärts bis Florida, und erstreckt sich auch westwärts weit in das Innere des nordamerika- nischen Kontinentes hinein. Ob er auch das Oregon- Gebirge erreicht und dieses vielleicht übersteigt, wissen wir nicht, da uns noch keine besondere Flor dieses Staaten-Gebietes vorliegt. Er wächst in gemischten Wäldern, aber nur auf gutem Boden, und erreicht eine Höhe von 20 bis 30 Fuss bei einem mehr strauch- als baumartigen Wuchse. Nach dem Be- richte des Oberjägermeisters v. Veltheim hat das Exemplar seines Parkes in Destedt eine Höhe von segen 20 Fuss und wurde vor 44 Jahren gepflanzt. Die Rinde des Strauches ist ganz glatt und hat eine sraulich-weisse Farbe, das Holz dagegen zeichnet sich durch grosse Leichtigkeit aus und ist fast schwammig, so dass es zu nichts verwendet wer- den kann. Nach den uns bekannten Exemplaren baut der Papau sich den japanisch - chinesischen Magnolien ähnlich und hat auch einen gleichen Laubschmuck. Die hautartigen Blätter besitzen einen kurzen Stiel und haben eine Länge von 4 bis 6 Zoll, während ihre Breite im obersten Drittel 1!/,; bis 2 Zoll beträgt. Von diesem obersten Drittel verschmälert sich die Blattfläche nach der Basis zu, während sie sich nach oben abrundet, aber doch eine kurze und besondere Spitze besitzt. In der Jugend sind die Blätter be- haart, verlieren aber ihre Haare ziemlich rasch. Die Oberfläche erscheint in diesem Falle glänzend. An den Wassertrieben sind die Blätter in der Jugend nicht selten rostfarben behaart. Aber auch diese Behaarung verliert sich rasch. Die Blüthen kommen aus besonderen Knospen am vorjährigen Holze heraus, entweder kurz vor oder zugleich mit den Blättern, und hängen auf zoll- langem Stiele über. Sie bestehen aus einem grünen und dreiblättrigen Kelche, der sich der glockenförmig zusammengeneigten Blumenkrone von chokoladen- brauner Farbe anlegt. Diese besitzt einen Durch- messer von 11), bis 2 Zoll und besteht aus 6 in 2 Reihen befindlichen Blumenblättern. Die innern sind noch einmal so gross, als die dunkler gefärbten innern und haben eine Länge von 7 bis 10 Linien. Kugelförmig vereinigt stehen die kurzge- stielten Staubgefässe, die 2 bis 4 Stempel ein- schliessen, auf einem unbedeutenden Blüthenboden. Interessant ist die weitere Entwickelung des Blüthenbodens und der darauf befindliehen Stempel, eirundlichen von denen jedoch in der Regel nur einer zur völli- sen Entwickelung kommt. Leider tragen unsere Sträucher bei uns in der Regel keine Früchte; wir haben wenigstens deren noch nicht gesehen. Der nur wenige Linien lange Stempel streckt sich näm- lich mit seinem Blüthenboden auf eine solche Weise, dass er als Frucht schliesslich eine Länge von 21/3 Zoll, mit dem Durchmesser von 15 Linien, erhält. Er sieht einer länglichen Pflaume nicht unähnlich "aus. Wie diese ist die Frucht fleischig, schliesst aber meist mehre, bisweilen jedoch auch nur einen Stein ein, und wird von einer gelben Haut eingeschlossen. Nach Mi - chaux soll die Frucht fade schmecken und nur von Kindern gegessen werden, nach Asa Grey wird sie aber in den Vereinigten Staaten allgemein genossen und führt den Namen Custard-apple (Custard-Apfel). Unter Custard verstehen die Engländer und engli- schen Nordamerikaner eine mit Sahne angefertigte Eierspeise. Die Franzosen in Nordamerika nennen den Strauch Asiminier oder Assiminier. Woher das Wort kommt, haben wir nicht ergründen können. Bei den Einge- borenen heisst er Papau oder Papaw. Der Beiname triloba, d. h. dreilappig, bezieht sich auf die anfangs an einem gemeinschaftlichen Stempel befindlichen 3 Früchte. Was den Linne’schen Namen Anona, nach dem auch die ganze Familie genannt ist, anbelangt, so ist er südamerikanischen Ursprunges, und bedeutet eine gewisse Pflanze. Linn& schreibt anfangs Anona, später glaubt er das Wort latinisiren zu müssen und schreibt Annona, weil die Früchte vieler Arten dieses Geschlechtes gegessen werden. Annona bedeutet bei den Römern Getreide und überhaupt Nahrunsgs- mittel. Der Papau gehört zur Familie der Anonaceen; einer Familie, welche den Magnoliaceen nahe steht, sich aber leicht durch die Abwesenheit von Neben- blättern, welche bei der zuletzt genannten Familie sich in der Knospe scheidenartig entwickeln und das eigene Blatt einschliessen, unterscheiden. Bei beiden Familien herrscht zwar in der Blüthe die Dreizahl vor, bei den Anonaceen aber in so fern entschiedener, als hier die Krone nur aus einem bestimmten dop- pelten 3blättrigen Kreise besteht, während die Zahl der Kronenblätter bei den Magnoliaceen in der Regel grösser ist. Die Früchte sind ferner bei den letzte- ren holzartige Balgkapseln, bei den ersteren dagegen fleischig und schliessen grosse Samen, deren Eiweiss von Furchen durchzogen ist, ein. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15 Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. \ \ No. 23. 1872. E des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen. — Der Haus- und Landschaftsgarten. — Illustration horticole, Jahrgang 1871 (Schluss). — Ausstellung des Gartenbau-Vereines in Halle a. S. | Am nächsten steht die Pflanze den Helenien und Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen. Leider waren wir durch verschiedene Arbeiten bisher so in Anspruch genommen, dass wir an die Zusammenstellung und Bearbeitung der in dem letz- ten Jahre eingeführten Pflanzen nicht kommen konn- ten.» Um dieser aber seit vielen Jahren unternommenen und Jährlich fortgesetzten Arbeit keine Lücke zu verursachen, haben wir trotz der grossen Schwierigkeiten und Mühen, welche ein solcher Be- richt macht, schliesslich doch noch Zeit zu finden gesucht, mehrseitigen Wünschen darnach zu genü- sen. Wiederum, wie früher, so ist auch dieses Mal das Hauptverzeichniss über Pflanzen und Samen von Haage u. Schmidt in Erfurt, was in dieser Hin- sicht einzig in Europa dasteht, zu Grunde gelegt worden. 1. Acacia Lophantha discolor heisst eine eigenthümliche Form der auch als Marktpflanze be- liebten feinblättrigen Akazie mit dunkelgrünen und schwärzlich-braun gezeichneten Blättern. 2. Actinella scaposa Nutt. das nordwestliche Amerika, möchte aber kaum die Aulf- merksamkeit der Liebhaber und Gartenbesitzer lange Zeit auf sich ziehen. Es ist eine niedrige Staude aus der Familie der Körbehenträger, mit silbergrauen, später oft aber grüngewordenen und schmal- ellipti- schen Blättern, die ziemlich dicht gedrängt stehen. Zwischen ihnen kommen die verlängerten Blüthen- stiele mit gelbstrahligen Blüthenkörbehen in schon bewohnt hervor. zsehört mit diesen in die Abtheilung der Heliantheen. 3. Mit der näheren Bezeichnung daphnites hat William Bull eine Form des gewöhnlichen Frauen- haares (Adiantum Gapillus Veneris) in den Han- del gebracht, Fiederblättchen mit einander verwachsen sind und am äussersten Ende eine hah- nenkamma.tige Wucherung von 1%, bis 2 Zoll Durch- Die Pflanze selbst hat Höhe von über 1 Fuss und besitzt eine blaugrüne Färbung. wo die messer zeigen. eine 4. Agarista ealliopsidea DC. wurde bereits vor 40 Jahren durch den bekannten Reisenden Dou- des entdeckt und auch in Europa eingeführt, ohne jedoch die Aner- zahlreiche Pflanzen westlichen Nordamerika’s verdanken, xlas, dem unsere Gärten kennung zu finden, wie die nah verwandte und sehr ähnliche Calliopsis tinetoria DC. (bicolor Rehb.) Wie diese, ist sie ein Sommergewächs und bildet eine durchaus unbehaarte Pflanze mehrfach verästelte, mit vielfach zertheilten Blättern. Die ziemlich gros- sen und langgestielten Blüthenkörbehen haben eine orangegelbe Farbe. 5. Agave Inghami hat Jean Verschaffelt in Gent direkt aus Mexiko bezogen und wurde zu Ehren eines Agavenliebhabers in Palermo Ingham genannt.. Sie gehört zur Gruppe der A. univittata und besitzt dunkelgrüne, glänzende Blätter mit zu- sammenhängenden Dornen am Rande versehen. Der sanzen Länge nach hat sie ebenfalls, wie eben ge- nannte Pflanze, einen gelben Mittelstreifen. Verschaffelt hat hiervon auch eine riesige Form, 25 Jean welcher er deshalb auch den Beinamen gigantea gegeben. Die Blätter besitzen nicht weniger als eine Länge von 2 Fuss 5 Zoll. 6. Eine eigenthümliche Form der Agave Ver- schaffeltii hat Jean Verschaffelt ferner eben- falls in den Handel gebracht, wo die Blätter mehr- lach gelbgestreift sind. 7. Endlich ist noch der Blendling zu bemerken, den Jean Verschaffelt zwischen der A. univittata und xylonacantha erzogen hat. Gestalt und Dornen der Blätter sind, wie bei der letzteren, aber ein gel- ber Streifen zieht sich auf der Oberfläche von der Basis nach der Spitze. 8. Aloeasia Marshallii schliesst sich der A. Jenningsii (10. Jahrg., S. 166) an und hat, wie diese, grosse, schildförmige und freudig-grüne Blät- ter, deren Mitte ein graues Silberband zeigt, während zwischen den Hauptästen des Mittelnervs an dieses anstossend purpurrothe Flecken von fast viereckiger Gestalt sich befinden. zogen. sondern vielmehr der Remusatea vivipara, wenigstens nach der im neuesten Verzeichnisse von William Bull gegebenen Abbildung, anzugehören. 9. Amorphophallus amabilis und spe cta- bilis nennt William Bull zwei Aroideen aus der Gruppe der Draeunculeen, welche er aus dem tropi- schen Afrika bezogen hat. Bei der ersteren Art ist das vielfach-diehotomisceh zertheilte Blatt hellgrün, bei der letzteren hingegen ausserdem noch mit brau- nen und weissen Flecken. versehen. Wir haben keine der beiden Aroideen gesehen und wissen demnach, da über die Blüthen gar nichts gesagt wird, auch nicht, ob sie wirklich zu dem Genus Amorphophallus sehören und ob sie überhaupt neue Pflanzen sind. 10. Androscepia gigantea Brongn. ist eins der schönsten des Warmhauses, was sich den niedrigen Bambusgräsern anschliesst, und, wie Besonders ornamen- tal ist es, wenn sich die grosse Rispe mit den un- Die vier so genä- Sie wurde aus Östindien be- Uns scheint die Art keine Alocasia zu sein, Gräser diese, sieh ungemein verästelt. sleichen Aehrehen entwickelt hat. unter- sten Aehrchen sind männlieh und stehen hert, dass sie für die übrigen eine Hülle zu bilden scheinen. Vaterland sind die Molukken und Phi- lippinen. 11. Antennaria Roezlii trägt den Namen ihres Entdeckers und ist vielleicht A. margaritacea R. Br. Alle Antennaria-Arten oder Katzenplötchen bilden niedrige Stauden von silbergrauem Ansehen und sind mit schmalen, meist an dem unteren Theile Stengels Blättern versehen. Sie haben völlig getrenntes Geschlecht, so dass einzelne des befindlichen Mitte a Pflanzen weiblich, andere männlich sind. Bei den letzteren sind die Blüthenkörbehen meist weisslich, bei den ersteren röthlich. Wahrscheinlich können sie, ähnlich unseren Katzenpfötehen, als Immortellen benutzt werden. 12. Anthurium eueullatum C. Koch fanden wir zuerst vor 20 Jahren in den Gewächshäusern des Hofgärtners H. Sello in Sanssouei bei Potsdam und wird jetzt im Berliner botanischen Garten ebenfalls kultivirt. Auch in Kew bei London ist es unter einem falschen, uns nicht mehr erinnerlichen Namen. Diese Aroidee ist eine der schönsten und brauchbarsten Dekorationspflanzen, deren grosse herzförmig-lanzett- förmigen Blätter über 1 und selbst 11, Fuss lang werden und eine dicklederartige Textur besitzen. Den Beinamen, der kappenartig bedeutet, hat die Pflanze erhalten, weil die ohrähnlichen Verlängerungen an der Basis der Blätter nach innen und oben ge- bogen sind und dadurch eine kappenförmige Ver- tiefung bilden. Regel hat A. cucullatum in dem vorjährigen Jahrgange seiner vortrefflichen Gartenflor (Tab. 702) abgebildet. 13. Antirrhinum assurgens soll eine den Pentstemon - Arten ähnliche Belaubung haben und ausdauernd sein. Mir ist diese Art des Löwenmaules völlig unbekannt. Die Blüthen sind weiss, haben aber eine schwach-hellgelbe Nuaneirung. Haage und Schmidt in Erfurt empfehlen sie zu Felsen- gruppen. 14. Aquilegia californica rosea-alba plenissima gehört zur ursprünglich scharlachroth blühenden A. eanadensis. Sie blüht ausserordentlich voll und zeichnet sich durch rosafarbige, in der aber weisse Blüthen aus. Ob A. olympica mit blassblauer, fast weisser Blüthe von A. alpina wirklich verschieden ist, müssen erst weitere Unter- suchungen lehren. 15. Areca NengaBl. ist eine Palme Java’s, welche in der Jugend einen ausserordentlich graziösen und schlanken Wuchs besitzt und daher besonders zu empfehlen ist. In diesem Zustande besitzt sie noch einfache und an der Spitze getheilte Blätter, während diese später gefiedert werden. 16. Arundinaria WightianaN. v. E. ist wie- derum eine den Bambusgräsern sich anschliessende Graminee, welche wohl gleiche Verwendung, wie diese, erhalten kann. Uns ist sie nicht bekannt. Sie wächst in Ostindien und gehört daher in das Warmhaus. 17. Aplenium schizodon Moore wurde von James Veiteh and Sons in London direkt aus Neukaledonien eingeführt und stellt ein immergrünes 195 Farn mit aufrechten Blättern dar. Deren Konsistenz ist mehr pergament- als lederartig. Auf einem schwarz- braunen stielrunden Stiele von 3 Zoll Länge befindet sich die 6 Zoll lange Blattfläche, aus 7 länglich- linienförmigen Fiederblättchen von Zoll Länge und 9 Linien Breite bestehend. Nach der Basis zu ver- schmälern sich die letzteren in einen Stiel und am Rande sind sie scharf gesägt. t8. Astragalus Marianus ist von dem bekann- ten Reisenden Roezl aus Texas eingeführt und steht dem A. Tenesseensis A. Gr. gewiss sehr nahe. Die Pflanze soll über 2 Fuss hoch werden und sich gut belauben; ob sie ebenfalls mit weissen Zottenhaaren besetzt ist, wie eben genannte Pflanze, wird nicht gesagt. Die violettblauen Blüthen bilden Köpfe. 19. Atragene capensis L. ist, wie der Name sagt, ein Bewohner Südafrika’s und schliesst sich im äusseren Ansehen den ächten Atragenen an, ist aber im Bau der Blüthe eine Pulsatilla. Wie unsere Alpen- Atragene, ist sie ein Halbstrauch mit an der Basis holzigem Stengel, sonst aber krautartig. Die lang- sestielten und meist doppeltgefiederten Blätter befinden sich nur an der Wurzel, während sie am Stengel hüllartig werden. Aus der Hülle selbst kommen 1 oder bisweilen 2 purpurviolette Blüthen hervor. 20. Balantium Sellowianum Presi wurde von dem unglücklichen Berliner Reisenden Sello (nieht Sellow),. der beim Durchsetzen eines Flusses ertrank, entdeckt, aber weit später erst eingeführt. Schöne Exemplare dieses Baumfarns haben wir bei Jean Verschaffelt in Gent gesehen. Es ähnelt zwar dem bekannten B. antareticum ungemein, unter- scheidet sich aber doch zu seinem Vortheile. 21. Barleria Arnottiana N. v. E. wächst auf der Insel Ceylon und gehört zu den schöneren Arten dieses ziemlich umfassenden Akanthaceen- Geschlechtes. Sie bildet krautartige, aufrechte Stengel mit elliptischen und gegen 3 Zoll langen Blättern besetzt. Aus dem Winkel der oberen kommen die 2 Zoll langen Blüthen von schöner blauer Farbe hervor. 22. Barleria diehotoma Roxb. wächst da- gegen auf dem Festlande und steigt sogar im Norden die Gebirge aufwärts. Sie ähnelt zwar der vorigen und bildet, wie diese, eine auf- rechte und krautartige Pflanze, zeichnet sich aber durch besonders hervortretende Gabelung aus. Jeder Ast endet mit einer kurzen und dicht gedrängten Aehre schöner blauer Blüthen; ausserdem kommen aber noch dergleichen in der Regel zolllange Blüthen aus dem Winkel der oberen Blätter hervor. Die übrigen leeren Blätter erlangen eine Länge von 3 Zoll, stehen auf einem kurzen Stiel und sind elliptisch. ostindischen 23. Begonia carminata nennt William Bull in London einen Blendling der B. boliviensis, welcher sich sehr wenig von der oft besprochenen Hauptart unterscheidet und deshalb viel eher nur darstellen möchte. Die Blüthen besitzen weniger eine karmin-, als vielmehr eine lachsrothe Farbe, und die sehr schiefen Blätter zeichnen sich durch kupfer- braune Adern aus. 24. Begonia Chelsoni ist ein anderer Blend- eine Form ling der B. boliviensis, welchen James Veitch „and Sons mit B. Sedeni erzogen haben. Die sehr grossen Blüthen besitzen eine hellrothe Farbe und erneuern sich fast das ganze Jahr hindurch bis spät in den Winter hinein. Da der Blendling ausser- dem gegen klimatische Einflüsse nicht empfindlich ist, so kann er um so mehr empfohlen werden. 25. Begonia echinosepala Reg. wächst in der brasilianischen Provinz Santa Cantharina und ist jetzt durch den botanischen Garten in Petersburg weiter verbreitet worden. Der Reisende Gautier hatte sie daselbst direkt eingeführt. Abtheilung Wageneria und stellt Halbstrauch mit buschigem Wuchse und gegen 2 bis 4 Fuss Höhe dar. Die etwas fleischigen und schief- länglichen Blätter sind auf der Oberfläche hellgrün, auf der Unterfläche dagegen braun. nicht grossen Blüthen bilden endständige Sie gehört zur einen hübschen Die weissen, und zu- sammengesetzte Scheindolden und kommen das ganze Jahr hindurch zum Vorschein. 26. Begonia Haageana ist eine der schönsten Züchtungen, welche aus einer Befruchtung der B. boliviensis mit B. Pearcei hervorgegangen ist jetzt durch Haage und Schmidt in Erfurt in den Handel gebracht wird. Sie bildet einen aufrechten, ziemlich breiten Busch von 1, bis 2 Zoll Höhe und lässt sich bei ihrer Unempfindlichkeit gegen klima- und tische Einflüsse sehr gut im Freien verwenden. Hier blüht sie, bis Frost eintritt, in reichlichster Fülle. Während der Blendling hinsichtlich der Belaubung der B. Pearcei am Meisten ähnelt, hat sie mit B. bo- liviensis die Form, Grösse und Farbe der Blüthen gemein. 27. Begonia Richardsiana T. Moore wurde von einem Liebhaber, Richards mit Namen, direkt aus Südafıika bezogen. Sie gehört zu den zwer- sigen und knolligen Arten und hat die grösste Ver- wandtschaft mit B. Dregei oder wohl auch mit B. suffrutieosa. Der sich sehr verästelnde Stengel ist etwas fleischig und hat, wie die Blattstiele, eine braunrothe Farbe. Die im Umkreise eirundlichen Blätter sind 2 Zoll lang und 1!/,; Zoll breit theilen sich anfangs in 2 Theile, von denen wieder- 25* und 2 um ein jeder bis auf die Basis gespalten ist. Die nach innen stehenden beiden Theile sind am läng- sten und nur gezähnt, während die äusseren gelappt erscheinen. 28.Blaberopus venenatusD(C. ist keineswegs eine brasilianische Apocynacee, wie Haage und Schmidt, welche die interessante Pflanze jetzt in den Handel bringen, behaupten, sondern wächst in Östindien- und ist wegen ihres Blüthenreichthums und ihres hübschen Aeusseren zu empfehlen. Vor 20 Jahren befand sie sieh als Cyrtolepis longiflora im botanischen Garten zu Berlin, wurde aber nie von Handelsgärtnern beachtet. Sie macht aufrecht stehende Aeste mit schmalen, elliptisch-lanzettförmigen, meist zu 4 einen Quirl bildenden Blättern. Die langen, weissen Blüthen stehen in der Regel zu 3 und haben einen angenehmen Geruch, der eben so wenig schädlich ist, als bei anderen giltisen Pflanzen, wie z. B. bei unserem Seidelbast. 29. Brachysema melanopetalum gehört zu den neuholländischen Schmetterlingsblüthlern mit ein- fachen Blättern, deren wir bereits schon einige in Kultur besitzen. Art unterscheidet sich in doppelter Hinsicht den jetzt bekannten Arten durch die eigenthümlich gefärbten Blüthen, deren Blumenblätter dunkelkastanienbraun sind. Ausserdem haben die Aeste und Zweige eine Neigung zum Win- den. Die eirund-länglichen Laubb!ätter sind auf der Unterfläche silbergrau. 30. Caladium sanguinolentum wurde zwar von Linden direkt aus Brasilien eingeführt, scheint aber doch nur zu den buntblättrigen Formen zu ge- hören, welche wir seit länger als einem Jahrzehnte schon in einer grossen Anzahl besitzen. Dieses Ca- ladium hat schwarze Blattstiele, auf jeder Seite durch Diese von einen weissen Streifen gezeichnet. Die Blattfläche se!bst besitzt dagegen eine freudig grüne Farbe, welche aber durch von der Mitte ausgehende weisse Streifen und ausserdem durch zerstreute rothe Flecken von unregelmässiger Gestalt unterbrochen wird. 31. Calochortus elegans Lindl. hat William dem nordwestlichen Amerika Am Ende eines einfachen Stengels befinden sich 3 bis 5 weisse Blumen, srosse Blumen- blätter an der Basis wenig zusammengeneigt sind. Von dem im vorigen Jahrgange empfohlenen Calo- chortus Leichtlini Hook. (S. 288) unterscheidet sich diese Art durch den Mangel der purpurrothen Flecken „uf den Blumenblättern. Bull von Neuem eingeführt und gehört zu den ächten Liliaceen. aus deren ziemlich laciniata L. stammt schon 32. Campanula aus Griechenland und befand sich früher in den Gärten. Sie ist wohl zu empfehlen. Es ist eine Staude, welche bei uns aushält und einen ästigen Stengel besitzt. Während dieser schwach behaart ist, er- scheinen die Blätter völlig unbehaart. Von diesen sind die unteren langgestielt und haben eine fieder- spaltige Fläche, die grossen blauen und offenen Blüthen bilden am Ende der Aeste laxe Trauben. 33. Cananga odorata Hook. bildet im Vater- lande einen schönen Baum, zur Familie der Anona- ceen gehörig, der wegen seiner grossen Blätter schon eine hübsche Dekorationspflanze darstellt. Wahr- scheinlich wird er in unseren Gewächshäusern aber schwer zur Blüthe kommen, was um so mehr zu be- dauern ist, als diese eine ansehnliche Grösse und eine braune Farbe besitzen, ausserdem sich aber noch durch Wohlgeruch auszeichnen. 31. Cardopatium corymbosum Pers. ist eine Distel und ähnlich den ÖOnopordon-Arten als Blattpflanze im Freien zu gebrauchen. Die grossen fiederspaltigen Blätter haben dornige Lappen und erhalten dadurch ein eigenthümliches Ansehen. Die sanze Pflanze verästelt sich ungemein. Ob die Pflanze übrigens, da die Mittelmeerländer das Vater- land sind, bei uns aushält, muss noch erst durch Versuche festgestellt werden. 35. Cassia alataLl. ist eine wohl ursprünglich nur in Östindien, jetzt aber auch in den wärmeren Län- deın Amerikas wachsende Staude aus der Familie der Cäsalpiniaceen und zeichnet sich durch eine schöne Belaubung aus. Die ganze Pflanze ist un- behaart. Die gefiederten Blätter bestehen aus 8 bis 14 Paar umgekehrt-eirunden Blättchen und ähnelt in sofern den breiten Sennesblättern unserer Apotheken. Die ziemlich grossen Blüthen haben, wie fast. bei allen Kassien, eine gelbe Farbe. Der Beiname alata bezieht sich auf die krautartigen geflügelten Hülsen. (Fortsetzung folgt.) Der Haus- und Landschaftsgarten. In dem eben uns zugegangenen Helte der vor- züglich redigirten Regel’schen Gartenflora spricht sich der als Gartenkünstler hinlänglich bekannte Hofgärtner Jäger in Eisenach über die Anwendung der ge- formten Obstbäume in einer besonderen Abhandlung aus. (S. 118.) Wer in Eisenach und Umgegend ge- wesen ist und sich vielleicht sogar längere Zeit daselbst aufgehalten hat, wird der verständigen Hand des genannten Gartenkünstlers fast auf jedem Schritt begegnet sein. Man werfe uns nicht etwa ein, dass es in der Umgegend von Eisenach, wo die Natur in der That das Füllhorn ihrer Schönheiten auf das 197 Freigebigste gespendet hat, nicht viel bedeutet, wenn ein Gartenkünstler etwas Vorzügliches leistet: wir sind der entgegengesetzten Ansicht. Es ist umgekehrt hier gerade sehr schwierig, wenn man nicht anstatt zu verbessern, verbösern will. Man darf nur in der Weise arbeiten, dass keine der gebotenen Schönheiten verdeckt oder gar noch gründlich verdorben wird; man muss dabei eine eigene Idee durchzuführen durchaus vermeiden. Es gehört bei dem Schaffens- drange, der bald in geringerem, bald in grösserem Maassstabe jedem Menschen eigenthümlieh ist, um so mehr in begabten Menschen sich vorfindet, viel Kraft und Ueberwindung dazu, sich zu beherrschen, vor Allem in solchen paradiesischen Gegenden, wie die Umgebung von Eisenach darbietet. Man muss sich Mühe geben, in den Geist der Natur sich versenken, um irgendwo, wo ein Zufall, man möchte es auch eine Laune nennen, dem deutlichen Hervortreten einer Schönheit entgegensteht, verbessernd, aber nicht ver- bösernd Hand anzulegen. Den ästhetischen Geist der Natur einer Gegend zu erfassen, ist nicht so leicht, als man gewöhnlich glaubt. Wenn auch weniger in Eisenach, so doch in dem nahe gelegenen grossen Fabrikdorfe Ruhla, und sonst sehr viel in andern reizend gelegenen Gegenden haben wir leider oft Gelegenheit gehabt, zu sehen, wie von Seiten solcher Verbesserer bei dem besten Willen und bei aller Mühe, zu verschönern, das Gegentheil bewirkt, bis- weilen selbst gräuliche Umgestaltungen hervorgerufen wurden. Sie wirkten wie ein Schlag aufs Auge. Fürst Pückler kannte die Schwierigkeiten, in einer schönen Gegend etwas zu thun, und that es mit der allergrössten Vorsicht. Auch die Umgebung von Eisenach hat ihm viel zu verdanken. Er hat eine Reihe der grossartigsten An- und Fernsichten, welche früher verdeckt waren oder aus irgend einer anderen Ursache nicht zum Vorschein kommen konn- ten, dem Auge offen dargelegt; niemals wagte er es aber, einen eigenen Gedanken in Ausführung zu bringen. Gerade in der Entsagung legte der unter den glücklichsten Verhältnissen geborne und lebende Fürst eine seltene Bescheidenheit an den Tag. Da aber, wo die Natur wenig bot, wo diese kräftig unterstützt oder wo etwas Neues geschaffen werden musste, da fühlte sich der Fürst erst wahr- haft wohl. In Muskau hatte er eine Reihe von Ein- zelheiten, welche ihm zu festen Stützen für seinen srossartigen Ideengang dienen konnten und welchen er nun auch seine Umgestaltungen, um seltene Schön- heiten ins Leben zu rufen, .anlehnte. Das Flussbett der Neisse, die beiden das Thal auf den Seiten be- sränzenden Höhen mit den alten riesigen Eichen aus der alten Wendenzeit u. s. waren vor Allem ge- eignet, ihn zu unterstützen und neuen Ideen Nahrung zu geben. Ganz anders verhielt es sich in Branitz, wo nur leere oder mit krüppelhaften, wenigstens nicht srossen Kiefern bewachsene Sandfelder vorhanden Ws | waren, wo scheinbar nichts ihm geboten wurde, was er als Stütze zu gebrauchen vermochte, dem er hätte anlehnen können. Es musste aus ihm selbst das Fundament zu seinen Anlagen geschaffen werden. Das war, wie er uns oft sagte, grade das Element für seinen Geist. Warum hat Fürst Pückler selegenen Ort, nicht einen besser wo ihm wenigstens etwas geboten worden wäre, auserwählt? wurde ich oft gefragt. Abgesehen seinem mächtigen Schaffensdrange in einer Gegend, wo die Natur das härene Gewand einer Stieimutter angelegt hatte, frage man die Be- wohner von Kottbus und Umgegend, wie sie den grossen Verdiensten des Fürsten Rechnung tragen? Dass es möglich ist, selbst Einöden, wie die Um- gegend von Branitz war, in freundliche Gegenden umzugestalten, hat er glänzend gezeigt, damit aber auch zur Nachahmung aufgestachelt. Man hat mit Branitz gesehen, dass selbst die hässlichsten Gegen- den der Verschönerung zugänglich sind und ihr mit Erfolg unterworfen werden können. Auch sie sind nicht ganz ohne Reize, wenn man sie nur aufzufinden vermag; auch sie haben einzelne Stellen, die unter gewissen Bedingungen hervorgehoben, Eindruck zu machen nicht verfehlen. Es gehörte allerdings der Geist eines Fürsten Pückler dazu, um in solchen trostlosen Ein- öden, wie Branitz war, dergleichen Stellen aufzufinden. Er hat ihnen die Bedeutung zu geben veıstanden, welche sie unter gewissen Umständen erhalten konnten. von auch Wir gestehen offen, dass wir manchmal, wenn wir bei Spaziergängern in der Umgegend von Branitz, wo uns die Ehre der Begleitung zu Theil geworden war, keineswegs im Anfange das Schöne herauszu- finden vermochten, was der Fürst gefunden hatte. „Sie sollen es schon finden, wenn meine Geadanken zu seiner Hebung erst durchgeführt sein werden “ war gewöhnlich die Antwort, sobald ich ungläubig schüttelte. Man wird uns ob dieses Schüttelns vielleicht Mangel an Bescheidenheit und Ehrerbietung einem solchen Manne gegenüber, als Fürst Pückler war, zeihen. Der Fürst gehörte aber zu den wenigen grossen Männern, welche begründeten Widerspruch nicht allein vertrugen, auch ' verlangten. Er konnte unfreundlich werden, wenn er nur entfernt eine Schmeichelei merkte, dass er von jedem noch so lernen könnte. und meinte, ungebildeten Gärtner Der Fürst wollte seine Anlagen in Muskau und Branitz nicht als etwas Abgeschlossenes haben, im Gegentheil, diese mussten nach ihm unmittelbar in die Umgebungen übergehen, mit ihnen in grösster Harmonie stehen. Dadurch unterscheiden sich über- haupt die Pückler- aber auch die Lenn&'schen Anlagen wesentlich von den englischen Parks, be- sonders den älteren in Schottland, wo diese zuerst in ihrer eigenthümlichen Weise hergestellt wurden. Hier musste sogar eine Mauer nach aussen absperren. Man hüte sich aber, diese ächten englischen Parks, von denen in dem sogenannten Englischen Garten zu München noch ein, wenn auch leider sehr ver- nachlässigtes Beispiel vorhanden ist, mit den späte- ren Volksgärten oder gar mit den öffentlichen Parks der Weltstadt London zu verwechseln; diese sind sanz anderer Art und haben nichts mit ihnen zu thun. In der Nähe des Schlosses oder der Wohnung des Besitzers erhält in sofern die Pückler'sche An- lage, aber auch der englische Park, eine Umgestal- tung, als der tiefe Schatten der Gänge, oder der wolkenartig-bewegte Laubschmuck am Rande grosser Wiesenflächen mit diesen verschwindet und der blaue Himmel mehr zur Geltung kommt. Boskets mit feinerem Laube, Blüthensträucher, geschorener Rasen und schliesslich Blumenbeete zeigen die Woh- nung des Besitzers an. Je nach dessen Reichthum, oder nach dessen Ansicht, herrscht hier mehr oder weniger Eleganz. Diese Verbindung des eigentlichen Parkes mit der Wohnung des Besitzers nennt der Engländer Pleasureground, ein Wort, was, wenn es das, was es ist, ausdrücken soll, im Deutschen nicht wieder zu geben und daher am Besten, wie manches andere Fremdwort, beizubehalten ist. Dieser Pleasureground hat eine grosse Umge- staltung in der neuesten Zeit erhalten und ist aus seiner Einfachheit herausgetreten, zumal auch hier die gerade herrschende Mode in ihm ihren Sieg ge- feiert hat. Im Allgemeinen ist er mannigfaltiger, hauptsächlich bunter, aber auch eleganter geworden. In ihm spiegelt sich die innere Einrichtung des Haus- standes ab. Ist diese überladen, wie man es heut’ zu Tage liebt, so drängt auch in dem Pleasureground Eins das Andere. Ein seltener Strauch und eine seltene Blattpflanze folgt auf die andere. Wie man oft in dem Boudoir vor lauter schönen Dingen und Nippsachen nicht zur Ruhe kommt und ängstlich ist, wenn man sich setzen will, um nicht etwa irgendwo so sucht man vergebens in mit seinem Schaden anzurichten, dem entsprechenden Pleasureground durch zahlreiche Pflanzungen vielfach zertheilten Ra- * sen ein Plätzchen, um das herum man sich ein Ganzes bilden könnte, ein Bild sich zu schaffen ver- möchte. Nicht minder findet sich diese Ueberfüllung und diese Unruhe im Haus- und Vorgarten der heutigen Zeit, der jetzt einen Pleasureground ohne Anlagen und ohne Park darstellt. Man möchte, und wenn der Hausgarten noch nicht den Umfang eines Mor- sens umfasst, meist in ihm ebenfalls ein Stückchen Park haben, sollten es auch nur einige Koniferen sein, welche nfan als Einzelpflanzen gepflanzt hat. Am schlimmsten sind solche Hausgärten bestellt, wo man ausserdem auch noch das Schöne mit dem Nütz- lichen verbinden möchte, ohne aber den Faden gefunden zu haben, der Beides verknüpfen soll. Man sieht geformte Obstbäume mitten auf Rasenplätzen, welche von geschlungenen Wegen umgeben sind. Wir be- sreifen unsern verehrten Freund Holgärtner Jäger in Eisenach, wenn er sich dagegen ereifert und über Mangel an Geschmack klagt. Aber anderntheils sehen wir nicht ein, warum man in einem bürgerlichen eleganten Hausgarten nicht auch das Schöne mit dem Nützlichen verbinden könnte. Wir haben im vorigen Jahrgange der Wochenschrilt sogar auf einen solchen Garten, der von einem Mitgliede des Vereins in Charlottenburg angelegt wurde, aufmerksam gemacht; selbst Jäger scheint dessen Berechtigung anzuerkennen. Ein soleher Garten entspricht dem Bürgerlichen der jetzigen Zeit, wo man auf einen gewissen Com- fort Anspruch macht, ohne dass dadurch dem ur- sprünglichen Einfachen und Gediegenen Abbruch ge- than wird. Man muss .nicht Alles auf einem kleinen Raume haben wollen: Park, Obstgarten, Pleasureground und Teppichbeete. Die letzteren als Veıtreter der Ver- irrungen eines unnatürlichen Geschmacks, in dessen Folge die weiblichen Glieder der Familie vor allem auch ihren Körper in bunte Kleider hüllen, wo die Mode seltene Widersprüche sanetioniıt hat, sind in jedem bürgerlichen Hausgarten auszuschliessen; sie gehö- ren dagegen in Vorgärtchen oder in die unmittelbare Nähe der Wohnung einer fashionablen Familie, die in den inneren Räumen, besonders in dem Boudoir ihrer Wohnung sich abspiegelt und wiederum ausser- halb der Ausdruck der bunten Teppichbeete wird. Wie der Besitzer und seine Familie in Lebensweise und Kleidung bereits von der Natur abgewichen und damit in der äusseren Erscheinung Diener einer vermeintlichen Kunst geworden sind, so kann und muss auch die innere Einrichtung der Wohnung und Nähe des Wohnhauses, wo alle Glie- die nächste 19 der der Familie abgeschlossen von der übrigen Welt zeitweilig sich aufhalten, dem entsprechend möglichst künstlich, vor Allem reich an Farben ohne milde Umgänge gehalten werden. In der Abhandlung über Darwinismus in der 23. Nummer der Wochenschrift sind alle organischen Geschöpfe das Produkt ihrer Verhältnisse genannt worden, umgekehrt ist aber in diesem Falle die innere Einrichtung der Wohnung und der Luxus-Garten nur das Gepräge der Familie. Es darf nieht anders sein, wenn nicht greller Gegen- satz hervorgerufen werden soll. Illustration horticole. Jahrgang 1871. (Sehluss.) Wir gehen zu andern Monokotylen, und zwar zunächst zu einigen Bromeliaceen, über. Encholirion corallinum Lind. (Tab. 70) ist eine Vriesia, oder da dieses Genus schliesslich nicht bestehen kann, eine Tillandsia, wie schon Regel richtig gesagt hat. Die ächten Encholirien sind in jeglicher Hinsicht ganz andere Pflanzen, welche aber leider schon seit geraumer Zeit mit den Tillandsien verwechselt werden. Diese Art schliesst sich den anderen grösseren Arten dieses Geschlechtes an und hat mit diesen den Habitus einer Billbergia. Dass dergleichen Pflanzen auch gute Dekorationspflanzen im Zimmer sind, habe ich schon früher auszusprechen Gelegenheit gehabt, zumal sie wenig Pflege bedürfen. Aus der Mitte des aus auf der Unterfläche braun- gefärbten Blättern bestehenden Bechers kommt bis zu einer Höhe von 2 und 21), Fuss der mit 2 Reihen gelber Blüthen besetzte allgemeine Blüthenstiel hervor. Den Namen des korallenartigen hat diese Art von der dunkelrothen Farbe der lederartigen und lange Zeit bleibenden Deekblätter erhalten. Bromelia Ferdinandae Ed. Morr. (Tab. 65) wurde zu Ehren eines im September 1870 gebornen Kindehens, einer Enkelin des allerdings um die Gärt- nerei und Botanik höchst verdienstvollen Direktors Linden genannt und ist wiederum eine der vielen Einführungen von Gustav Wallis, der sie am Amazonenstrome in der brasilianischen Provinz Para auffand. Es ist eine ächte Bromelia, welehe in der Nähe der Br. Karatas steht, aber geringere Dimen- sionen annimmt. Die sehr stachliehen und in der Regel zurückgebogenen Blätter sind am Rande mit steifen Dornen besetzt und haben eine Länge von 2 bis 2!/, Fuss. Gewöhnlich stehen sie dicht ge- drängt beisammen; wenn die Pflanze eben blühen will, erhebt sich, abweichend, wie es bei Bromelia Karatas der Fall ist, ein kurzer Stamm mit wenigen kürzen und auf der Unterfläche leberbraunen Blättern. Die Blüthen selbst sind unscheinlich, bil- den einen dichten Kopf und stehen im Winkel von eirund-lanzettlörmigen und oberhalb der Basis zurück- sebogenen Deckblättern von rother Farbe. Maranta arrecta Lind. et Andr. (Tab. 77) ist die anfangs von Linden als M. setosa in den Handel gebrachte und bereits von uns mehrmals, zu- letzt im 12. Jahrgange (S. 168) beschriebene Maran- tacee, welche aber zu dem Genus Phrynium gehört. Dass der Name M. setosa schon früher für eine an- dere verwandte Art vergeben ist zuerst von uns an bezeichneter Stelle ausgesprochen worden. Calathea oder Maranta Lindenii (Tab. 82) wurde von Wallis entdeckt, zuerst und zwar bereits im Jahre 1866 in der Wochenschrift von uns beschrieben (19. Jahrg. 238), daher wir dorthin ver- weisen können. Verschaffeltia melanochaetes Wendl. (Tab. 54, aber nur in schwarzer Abbildung) stellt eine zweite, der V. splendida würdige Palme dieses neueren Geschlechtes dar. Auch über sie ist bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift gesprochen worden (S. 200). Ferner haben wir über Welfia regia Wendl. (Tab. 62) im 13. Jahrgange (S. 199) nach kleinen, damals uns zu Gebote stehenden Exemplaren Mit- theilung gemacht. Seitdem haben wir sie in grösse- ren Exemplaren gesehen und damit ihre Schönheiten noch mehr erkannt. Sie wurde im Jahre 1868 von unserem Landsmann Gust. Wallis in Neugranada . entdeckt und durch Linden in den Handel gebracht. Im Vaterlande bildet sie einen kleinen von schlankem Ansehen, etwas ähnlich den Seaforthien und einigen Geonomen. Was der Palme aber einen besonderen Reiz verleiht, braunrothe Färbung, welche die ersten noch 2spaltigen Blätter besitzen. ihre war, aber Baum das ist die Später werden diese gefiedert und schmalen Blättchen haben wenigstens in der ersten Jugend auf ihrer Unterfläche noch einen braun-röth- lichen Schein. Geonoma Schottiana Mart. (Tab. 55) ist zwar schon lange den Botanikern bekannt, aber erst seit dem Jahre 1856 durch Porte aus Brasilien ein- geführt. Sie wird ein eleganter, kleiner Baum vom Ansehen der jetzt in den Gärten mannigfach kulti- virten Cocos Weddeliana. Sie baut sich ausser- ordentlich leicht, zumal die Blätter in nicht zu kurzen Räumen auf einander folgen und eine lange Dauer haben. Sie bestehen aus 20 bis 30 Paar ganz 200 schmalen, ausserdem in eine lange Spitze ausgezo- | genen Blättehen. Philodendron Daguänse Lind. et Andr. (Tab. 79) ist eine Aroidee, welche wir ebenfalls dem un- ermüdlichen Forschergeiste unseres Landsmannes Gust. Wallis verdanken. Er entdeckte sie Rio-Dagua, ein Umstand, der Veranlassung zur Be- nennung der Pflanze gab. Sie steht dem Ph. Lin- denii sehr nahe; ob sie aber gerade ein Philoden- dron ist, was übrigens ebenfalls von der zuletzt er- wähnten Pflanze gilt, müssen erst weitere Beobach- tungen lehren. Die herzförmigen und eirund-spitzen Blätter besitzen nämlich nicht zahlreiche, einander sleiche und parallel vom Mittelnerv aus seitlich ge- hende Nerven, sondern es sind, ähnlich wie bei vie- am len Syngonien, starke und sich wiederum etwas ver- ästelnde Hauptäste vorhanden, welche in den Rand auslaufen. Wenn man erst die Blüthen kennen ge- lernt hat, wird man wohl sicherer urtheilen können. Wie bei Ph. Lindenii sind die meist röthlichen Blatt- stiele mit zahlreichen Borsten dicht besetzt und ge- ben der Pflanze ein eigenthümliches Ansehen. Da Ph. Daguense gleich den meisten Syngonien, sehr rasch wächst, so kann sie in Kurzem viel überziehen. Philodendron calophyllum Brosn. (Tab. 76) ist eine der interessantesten Arten dieses grossen Ge- schlechtes. Zahlreiche Blätter von oft 3 Fuss Länge (ohne den stielrundlichen Stiel von gegen 4 Zoll Länge) entspringen aus der Wurzel und sind anfangs von einer grünlichen, aber etwas marmorirten und 8 bis 16 Zoll langen Scheide umgeben. Da sie ziem- lich aufrecht stehen und nur wenig nach aussen ge- richtet sind, erhält die Pflanze eine grosse Aehnlich- keit mit den Anthurien aus der Gruppe des A. acaule und vielleicht noch mehr mit dem Nestfarn (Asple- nium Nidus avis). Die lederartigen Blätter verschmä- lern sich zwar nach der Basis zu, sind aber ausser- dem elliptisch. Ihre grösste Breite beträgt 8 Zoll. Aus der Basis eines jeden Blattes kommt ein allge- meiner Blüthenstiel von 1 bis 11, Fuss Länge und endigt mit einer aussen weissen, inwendig hingegen blutrothen und um die Hälfte kürzeren Blumenscheide. Der walzenlförmige, weisse Kolben hat ebenfalls die Länge bis zu !, Fuss. Brongniart hatte diese Aroi- dee anfangs als Ph. Prieureanum Schott bezeichnet. Dieffenbachia imperialis Lind. Andr. (Tab. 85) sahen wir zuerst während des vorigen Sommers bei Gelegenheit einer Ausstellung des Lon- doner Gartenbau-Vereins (s. vor. Jahrg. 261) in einer Linden’schen Sammlung neuer Pflanzen. Sollte sie et jeden Fall ist aber der Bau etwas robust. nicht eine Form der von uns zuerst beschriebenen D. robusta, wo nur die Blätter mit zahlreichen, weiss- lich-gelblichen Flecken besetzt sind, sein? Wie der Stamm werden wird, lässt sich jetzt, wo wir noch keine alten Pflanzen gesehen haben, nicht sagen. Auf Die ziem- lich langgestielten Blätter haben eine längliche Ge- stalt und sind meist noch in eine verlängerte Spitze ausgezogen, Die Länge der Blattfläche beträgt ziem- lich 2 Fuss, während sie nur halb so breit ist. Dracaena lutescens striata (Tab. 72) kam als Dr. lutescens variegata im Jahre 1869 durch Ambr. Verschaffelt in den Handel und wurde bereits von uns im 12. Jahrgange (S. 127) erwähnt. Seitdem haben wir genaue Kunde von ihr und sind geneigt, sie für eine gedrängt- wachsende Form der Dr. frutieosa, vielleicht für die Abart, welche Regel als Dr. ensilolia var. Greigii bezeichnet, zu halten. | Möglicherweise könnte sie auch eine Form unserer ı Ausstellungen Dr. arborea (Dr. Kochiana Reg.) sein. Die sehr schma- len und elegant zurückgebogenen Blätter sollen auf der wie mit Firniss überzogenen Oberfläche mit gelb gelärbten Nerven versehen sein. Als Vaterland die- ser auf jeden Fall interessanten Dracäne wird Ma- dagaskar angegeben. ® Ausstellung des Gartenbau-Vereines in Halle a. 8. Es ist eine erfreuliche Thatsache, wie sich die in der Provinz von Jahr zu Jahren ' mehren und damit den Liebhabern von Blumen und ' Pflanzen Gelegenheit geboten wird, etwas Neues zu | und bis zum 10. dauern, sehen und damit meist auch später akqueriren zu können. Wir erhalten eben ein Programm des Gar- tenbau-Vereines in Halle a. S. und werden »ersucht, Mittheilungen darüber zu machen. Wir entsprechen sehr gern hiermit dem Wunsche. Die Ausstellung wird am 6. September beginnen und zwar in den Räumen des Stadtschiessgrabens. Alles was im weiteren Sinne zur Gärtnerei gehört. kann Ausstellungs-Gegen- stand sein. Die hervorragendsten Gegenstände wer- den gekrönt, die Preise sind aber zunächst erst einer späteren Bekanntmachung vorbehalten. Es wird ersucht, bis zum 15. August bei dem Rentier Kanzler (Martinsberg 5a) die Anmeldungen dazu einzusenden. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. Te: Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Verzeichuiss der bei der Fest-Ausstellung vom 21. bis 30, Juni 1872 ertheilten Preise. — Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen (Fortsetzung.) Verzeiehniss InrAs Preise des Königlichen Handelsministerinms. ! Akt: a) Für eine Gruppe von Gewächshauspflanzen der. bei der Fest - Ausstellung des Vereins zur der fortfallende Orchideenpreis von 100 Thlr. Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Dee Bökinischen ee Preussischen Staaten (Garten-Inspektor G. Bouche). vom 21. bis 30. Juni 18572 bh) Für die Dekorirung einer Festtafel von 4 4 a es = SEE KL, Meter Länge mit abgeschnittenen Blumen Gelegenheit der Feier seines 50jährigen Bestehens 50 Thlr erteilten Preise. 1. J.C.Schmidt, Berlin, U. d. Linden 16, A. Ehren-Preise. 2. Kommerzienrath Raven & (Obergärtner 1. Preis Seiner Majestät des Kaisers von Deutsch- Wilhelm König) 20 Thlr., land und Königs von Preussen. Für die grössten | ausserdem 1 Extrapreis von 30 Thlr. Verdienste um die Ausstellung in ihrer Gesammt- e) Für ein Riesenbouquet, nicht unter 1!/, Me- heit, neben den sonstigen der betreffenden Per- ter hoch, in einer Vase auf einem entsprechend sönliehkeit von dem Preisrichter-Amt zuerkann- geschmackvoll dekorirten Untersatz 30 Thlr. ten Preisen: Dem Gartengehülfen Emil Schulz im Kgl. Die grosse goldene Medaille. botanischen Garten, Berlin. Dem Kgl. botanischen Garten zu Berlin ı) Für ein Rosenbouquet 10 Thlr. (Garten-Inspektor C. Bouche). IC. Schmidt, U.-d.Linden%6. 2. Preis Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Accessorische Preise. Augusta. Für eine ästhetisch aufgestellte Gruppe | a) Gustav Schmidt, Berlin, Friedrichstrasse 177, von Pflanzen 100 Thlr. | 8 Thlr. Dem Kgl. Schlossgarten zu Monbijou (Hof- b) W.Grothe, Berlin, Friedrichstr. 46, 6 Thlr. särtner Janke). 5. Preise des Königlichen Ministeriums für die land- 3. Preis Ihrer Majestät der Königin-Wittwe Elisabeth | wirthschaftlichen Angelegenheiten. von Preussen. Für eine nur aus Palmen beste- | ß hende Gruppe: I. Die grosse goldene Staats-Medaille: Die Marmor-Büste Sr. Majestät des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preussen. Dem Geh. Kommerzienrath Raven & (Ober- | (Obergärtner Haack) für die Gesammmt- särtner Wilhelm König). ausstellung von Orchideen. Der Frau Rittergutsbesitzerin Reicehen- heim, Berlin. 9 “u 202 II. a) Eine silberne Medaille: für eine aus mindestens 40 verschiedenen Arten be- stehende Sammlung von 1—3jährigen Gehölzsämlin- gen in guter Kultur. Von jeder Art müssen wenig- stens 10 Sämlinge ausgestellt werden. Den belaubten Gehölzsämlingen des Baum- schulbesitzers Lorberg, Berlin. b) Eine silberne Medaille: für die besten Formenbäume aller Obstsorten. Die Bewerber müssen wenigstens 6 Bäume in 6 verschie- denen Formen aufstellen. Baumschulbesitzer Späth, Berlin. c) Eine bronzene Medaille: für Erdbeeren. Der Königl. Gärtner-Lehranstalt Potsdam. d) Eine desgleichen: Dem Baumschulbesitzer Späth, Berlin. e) Eine bronzene Medaille: für hochstämmige Alleebäume. Dem GrafenPückler zuBranitz bei Kottbus. (Obergärtner Bleyer) und ausserdem ein Extrapreis von 10 Thlr. f) Eine bronzene Medaille: für selbstgezüchteten Blumenkohl. zu Emil Kratz, Kunst- und Handelsgärtner | Hochheim-Erfurt. g) Eine bronzene Medaille: für selbstgezüchtete Gurken. Frau Rittergutsbesitzeriin Reichenheim, Berlin, (Obergärtner Haack) für 1 Gurke Marquis of Lorne. 6. Preise des Königlichen Ministeriums der geist- lichen, Unterrichts- u. Medieinal-Angelegenheiten: | a) Für eine ästhetisch aufgestellte Gruppe von Kalthauspflanzen 50 Thlr.: Dem Kgl. botanischen Garten, Berlin, Garten-Inspektor ©. Bouche. b) Für eine desgl. von Warmhauspflanzen: 1. Dem Geheimen Kommerzienrathe Ra- vene (Obergärtner König): 50 Thlr. 2. Dem Königl. Universitätsgarten, Berlin, Universitätsgärtner Sauer. Ex- trapreis von 50 Thalern. c) Für eine Gruppe von Nadelhölzern, welche in Deutschland im freien Lande aushalten: 1. Jürgens u. 00., Baumschulbesitzer, Nienstädten bei Altona, 50 Thlr. 2. Peter Smith u. Co., Baumschulbesitzer, Hamburg und Bergedorf, 50 Thlr. d) u. e) Für abgeschnittene Rosen 25 Thlr. | 9. Preise Davon: Dem Kunst- und Handelsgärtner Wendt, Berlin, Hasenhaide 9a., 15 Thlr. dem Baumschulbesitzer Böhme (Ober- gärtner Kiesewetter), Genthin, 10 Thlr. Frl. Bertha Reuter, Forsthaus Garbe bei Wittenberge, 1 Extrapreis 8 Thlr. Preis der Stadt Berlin: Für ein Projekt zur Um- wandlung des „kleinen Thiergartens“ zu Moabit zu einer dem dortigen Stadttheile Berlins an- gemessenen Parkanlage. Mit einem Grundplan, einer Erläuterung und drei perspektivischen An- sichten, für welche die Standpunkte und Gesichts- linien auf dem Grundplane anzugeben sind, 100 Thir.: Dein Stadt- Obergärtner Rönnenkamp, Friedrichshain, Berlin. I 8. Preis von einem Blumenfreund: Für einen Blumen- korb oder derartiges Arrangement von schnittenen Blumen 20 Thlr.: Gustav Schmidt, Berlin, Friedrichstr. 177, für einen Blumenkorh. J. C. Schmidt, Berlin, Unter den Linden 16, für einen Blumenkorb einen Extrapreis 10 Thlrn. Ausserdem J. C. Schmidt, Berlin, Unter den Linden 16, für zwei Arrangements 15 Thlr. des Pankow - Schönhauser Gartenbau- Vereins: a) Für die schönste Rosengruppe von mindestens hundert blühenden Exemplaren in mindestens fünfzig Sorten 25 Thlr. Dem Kunst- und Handelsgärtner H. Wendt, Hasenhaide 8a, Berlin. b) Für ‘die imponirendste Gruppe von fünfzig Koniferen in Töpfen oder Kübeln in fünfund- zwanzig Arten und Abarten 25 Thlr. Dem Königl. botanischen Garten zu Berlin. (Garten-Inspektor Bouche.) Der Kgl. Garnison- Verwaltung zu Moabit bei Berlin. (Obergärtner Nicolai.) 1 Ehrenpreis von 25 Thlrn. c) Für die schönste Gruppe Araukarien in min- destens sechs Arten und Abarten 25 Thlr. Der Kgl. Garnison- Verwaltung zu MoabitbeiBerlin. (Obergärtner Nicolai.) d) Für die schönste Gruppe von buntblätterigen Dekorationspflanzen des Warmhauses in fünl- undzwanzig Sorten 15 Thlr. i Geh. Kommerzien-Rath Dannen- (Obergärtner Dressler.) abge- von Herrn bergen. e) Für die schönste Gruppe von buntblätterigen Dekorationspflanzen des Kalthauses, die sich zur Aufstellung im Freien während des Som- mers eignen, und von buntblätterigen Freiland- pflanzen. zusammen in fünfundzwanzig Sorten 15 Thilr. DemKunst- undHandelsgärtnerL.Mathieu, Berlin. Für das reichhaltigste und schönste Sortiment Ziergräser 10 Thlr. Dem Kgl. botanischen Garten zu Berlin. (Garten-Inspektor C. Bouche.) Für die reichhaltigste Sammlung von Frei- landsfarnen 25 Thlr. ; Dem Königl. botanischen Gaıten in Berlin’ (Garten-Inspektor C. Bouche.) Für die beste Pflanze, welche zu dekorativem Zwecke während des Sommers als Solitair- pflanze auf Rasen zu verwenden ist 10 Thlr. Peter Smith & Co. in Bergedorf bei Ham- burg. (Ein Exemplar einer Araukarie.) 10. Preis des Kommerzienrathes Gilka 4 Frdor. Für die besten hochstämmigen Heliotropen. Dem Obergärtner Hornemann. h) iT. bei Waldenburg in Schlesien 10 Thlr. Für abgeschnittene Sortiments-Bluimen. a. Dem Kunst- und Handelsgärtner Wrede in Lüneburg. b. Dem Kunst- und Handelsgärtner Schwa- necke in Oschersleben ein Extrapreis von 6 Thlr. 2 Breis/der Kraus CHR rREe in Potsdam: Die bronzene Büste Sr. Majestät des Kaisers von Deutschland und Königs von Preussen. Für 6 Aprikosen-Sorten. Herrn Eduard Meiche, Stadtgärtner in Nagy-Beeskerek (im Banat Ungarn). Preise des Herrn Geheimen Kommerzienraths L. Ravene: ö a. Für eine Gruppe von Gewächshaus-Farnen 25 Thlr. Dem Königlichen botanischen Garten in Berlin (Garten-Inspektor ©. Bouche). b. Für einen Blumentisch. ohne Anwendung abgeschnittener Blumen, 25 Thlr. Öbergärtner Eggebrecht. 14. Preis des Geheimen Kommerzienraths Borsig: Für einen Blumenstrauss, bestehend aus nur in Deutschland einheimischen oder eingebür- zerten ausdauernden und annuellen Pflanzen, 13. Preis «des Fabrikbesitzers Hayn in Hermsdorf | | 15. 16. 17. 18. 19. 20. geschmackvoll geordnet, nicht auf Draht ge- bunden, sondern mit den Stielen ins Wasser reichend, 18 Zoll Durchmesser an der Basis und zu Vasen verwendbar, 20 Thlr. Der Wittwe Schmidt, Berlin, Friedrichs- strasse 168. Preis des Herrn Geheimen Kommerzienraths v. Kulmiz, Ida- und Marienhütte bei Saarau: Für abgeschnittene Sortiments Blumen 10 Thlr. Dem Baumschulbesitzer Späth, Berlin (für Anemonen). Preis des Generalpächters Sucker in Arklitten bei Gerdauen: Für eine Haargarnirung von lebenden Blumen 10 Thlr. Herrn Oskar Maschner, Berlin, Brücken- strasse 19. Preise von einigen Damen Berlins: a. Für eine Haargarnirung von frischen Blumen nebst entsprechendem Brust-Bouquet 2 Frd’or. Herrn J. C. Schmidt, Berlin, Unter den Linden 16. b. Für einen geschmackvoll verzierten Blumen- tisch mit Pflanzen, welche im Zimmer aushalten, 2 Frd’or. Dem Notar Lämmerhirt, Berlin (Ober- gärtner Deppner). ca. cut Preis von K.... — in Berlin: Für einen Brautkranz von blühender Myrte 1 Frd’or. J. 6. Schmidt, Berlin, Unter den Linden 16. Preis des Kaufmanns R. E.... in Berlin: Für einen Fruchtkorb mit Blumen dekorirt 2 Frd’or. Gustav Schmidt, Berlin, Friedrichstr. 177. B. Vereinspreise. l. Gemischte Aufgaben. Eine Alabaster-Vase. Dem fürstlich Fürstenbergischen Holgarten zu Donaueschingen (Hofgärtner C. Kirchhoff) für neue Einführungen. Schaupflanzen: 1. Für Aörides odoratum album, Frau Ritter- gutsbesitzer Reichenheim (Öbergärtner Haack). 25 Thir. 2. Für Vanda Batemanni, Frau Rittergutsbe- sitzer Reichenheim (Öbergärtner Haack). 25 Thlr. 3. Clianthus Dampieri, dem Kunst- u. Handels- särtner Maak, Schönebeck bei Magdeburg. 20 Thlr. 26” 10. IT. 12. 16. 18. 19. 20. 22. Neue . Alocasia euprea, dem Geh. Kommerzien- | . Saccolabium Holfordianum, Frau . Croton pietum, dem Gutsbesitzer Danneel . Botryodendron macrophyllum, dem Kunst- . Für Pelargonien, desgl., 10 Thlr. . Für 3 Dracaena nutans, dem Kunst- und | haide. 10 Thlı. . Für 1 Fuchsia Venus de Medieis, dem . Für 3 grossblumige Pelargonien, dem Ge- rath Ravene&(Obergärtner König). 20 Thlr. titter- gutsbesitzer Reichenheim (Obergärtner Haack). 10 Thlr. bei Köthen 10 Thlr. auf Görzig König). (Anhalt) (Carl und Handelsgärtner Maak, Schönebeck bei Magdeburg. 10 Thlr. . Elaeocarpus eyaneus, dem Garten-Inspektor Gireoud in Sagan. 10 Thlr. . Anthurium Laucheanum, dem Königlichen botanischen Garten in Berlin (Garten- Inspektor Bouche). 10 Thlr. Plectogyne variegata, dem Kunst- und Handelsgärtner Sauerwald — Berlin. 10 Thlr. Für 5 Fuchsien Venus de Medicis, dem Geheimen Kommerzienrath Ravene, Berlin (Obergärtner König). 10 Thir. Für Calceolarien, dem Geheimen Kommer- zienrath Ravene (Obergärtner König). 10 Thlr. | Handelsgärtner Lehmfuhl in der Hasen- Geheimen Kommerzien-Rath Ravene — Berlin (König). 10 Thir. | Für 1 Fuchsia Venus de Medieis, der Frau Kommerzien-Rath Reichenheim (Ober- gärtner Leidener). 10. Thlr. heimen Kommeızien-Rath Ravene (Kö- NIS) WLOTTNIT. Für 1 Attalea compta, dem Geheimen Ober-Hofbuchdrucker v. Deeker (Öber- särtner Reichholtz). 10 Thlr. Für 1 Balantium antareticum, der König- lichen Garnison-Verwaltung Berlin (Ober- gärtner Nicolai — Moabit). 20 Thlı. Für 1 Oreopanax dactylifolia, dem Garten- Inspektor Gireoud in Sagan. 10 Thlr. . Für Maranta zebrina, dem Freiherrn von Lotzbeek (Obergärtner Sonnenberg) 15 Thlr. Einführungen und Zichtungen, noch nicht in München. in Berlin ausgestellt: 1: Für 20 neue Einführungen dem Kunst- 23. 27. 28. und Handelsgärtner Jean Verschaflelt in Gent. 40 Thlr. 2. Für 4 neue Agaven demselben. 30 Thlr. 3. Für 10 neue Einführungen dem König- lichen botanischen Garten (Garten-Inspektor Bouche). ! 25; Thlr. 4. Für 8 neue Agaven dem General der In- fanterie a. D. Jacobi, Excellenz. 20 Thlr. . Für eine Nymphaea alba var. sphaero- carpa, der Königlichen Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam. 15 Thlr. 6. Für 3 neu eingeführte Orchideen der Fıau Rittergutsbesitzer Reichenheim (Ober- särtner Haack). 15 Thlr. 7. Für eine Gruppe von neuen Einführungen dem Garten-Inspektor Gireoud in Sagan. 15 Thlr. 8. Für ein, Lilium puberulum dem Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu. 10 Thlr. 9. Für eine Echeveria scaphophilla dem Kunst- und Handelsgärtner Jean Verschaffelt in Gent. 10 Thlr. Für eine Oxalis tropaeoloides roseo-picta dem Kunst- und Handelsgärtner Lieb - mann in Dresden. 10 Thlr. Für eine neugezüchtete Centaurea dem Kommerzienrath Heekmann (Obergärtner Mäcker). 10 Thlr. . Für 2 Rodanthe Mansglesii fl. pl. dem Kunst- und Handelsgärtner Grasshoff in Qued- linburg. 25 Thlr. 13. Für 1 Sammlung von Begonien-Sämlingen dem Öbergärtner Eggebrecht. 15 Thlr. Schlauchpflanzen. 1. Der Frau Rittergutsbesitzer Reichenheim (Obergärtner Haack). 50 Thlr. 2. Für 2 Darlingtonien dem Universitätsgärtner Sauer in Berlin ein Extrapreis von 50 Thlr. Bepflanzte Ampeln. Dem Geh. Kommerzien-Rath Ravene (Öber- särtner König) für Amnpeln mit Fuchsien 5 Tlılr. Arrangements. Herrn Otto Rumpf, Königstrasse 4. u. 9, 20 Thlr. Stauden in Blüthe. Dem Königl. botanischen Garten in (Inspektor Bouche). 10 Thlr. Neue Sommergewächse in Blüthe. Dem Geh. Kommerzien-Rath Dannenberger in Berlin (Obergärtner Dressler). 5 Thlr. Marktpflanzen-Gruppen. [S)1 10. 137 Berlin 29. 32. 34. 205 I. Dem Kunst- und Handelsgärtner H. Ba- ding, Andreasstrasse 32. 30 Thlr. 2. Dem Kunst- und Handelsgärtner OÖ. Lieb- mann in Dresden. 20 Thlr. 3. Dem Kunst- und Handelsgärtner Ritter (für Celosia). 10 Thlr. Teppichpflanzen und Teppichbeete. 1. Dem Kunst- und Handelsgärtner Adolph Petzold in Dresden für Teppichpflanzen 30 Thlr. 2. Dem Kunst- und Handelsgärtner Leise- sang zu Charlottenburg für ein Teppich- beet 20 Thlr. . Dem Kommerzien - Rath Heckmann in Berlin (Obergärtner Maecker) für 1 Tep- pichbeet 1 Extrapreis 20 Thlr. Aquarien, Terrarien u. S. w. 1 Preis zu 10 Thlrn. Dem Kunst- u. Handelsgärtner CarlBenda. = Aufgaben für Pflanzen aus bestimmten Familien und Geschlechtern. Orchideen in Blüthe. Dem Kunst- und 10 Thlr. Marantaceen. Für 1 Gruppe in 19 Arten. Dem Geheimen Kommerzien-Rath Ravene (Obergärtner W. König). 25 Thlr. Für 1 desgl. in 40 Arten. Dem Garten-Inspektor Gireoud zu Sagan. 15 Thlr. Lilien im weitesten Sinne. 1. Für Alstroemerien. Dem Königlichen Handelsgärtner Allardt botanischen 2. Für Lilium auratum. Dem Geheimen Kommerzienrath Ravene (Obergärtner W. König). 10 Thlr. Baumartige Lilien. 1. Für eine Gruppe dem von Jacobi, Excellenz. 40 Thlr. 2. Für eine desgl. dem Königlichen botanischen Garten zu Berlin (Garten-InspektorBouche). 30 Thaler. Agaven General Garten in | Berlin (Garten-Inspektor Bouche). 15 Thlr. 3. Für 3 Dracaenen (D. Guilfoylei, Reginae und nigro-rubra) dem Garten - Inspektor Gireoud in Sagan. 10 Thlr. 4. Für Yucca reeurvata dem Maurermeister | Paetow. 10 Thlr. 35. 36. 37. 38. 43. 44. 45. 46. Cyeadeen. 1. Für eine Zamia niveo-lanuginosa dem Ge- heimen Kommerzien-Rath Ravene& (Ober- särtner König). 15 Thlr. 2. Für eine Macrozamia spiralis dem König- lichen Geheimen Ober - Hofbuchdrucker v. Decker (Öbergärtner Reichholtz). 10 Thlr. Lorbeer. Für 6 Standbäume dem Kunst- und Handels- särtner Leisegang in Charlottenburg. 20 Thlr. Orangen. Dem Königlichen Schlossgarten zu Char- lottenburg (Hofgärtner Brasch), für 6 Stand- bäume. 20 Thlr. Myrten. Dem Kommerzien-Rath Gilka (Öbergärtner Hornemann.) 10 Thlr. Und 1 Extrapreis von 15 Thlr. . Eriken. Dem Kunst- und Handelsgärtner Plage zu Schöneberg. 10 Thlr. . Aukuben. Dem Baumschulbesitzer Lorberg. 10 Th'r. . Epheu. Dem Baumschulbesitzer Spaeth. 10 Thlr. . CGrotons. Dem Geheimen Kommerzien-Rath Ravene. (Obergärtner König.) 20 Thlr. Gacteen. 1. Dem Dr. Poselger. 25. Thlr. 2. Dem Königl. botanischen Garten (Inspektor Bouche.) 20 Thlr. Crassulaceen. 1. Dem für Kalosanthes. Handelsgärtner Gude 10 Rhlr und Handelsgärtner Lieb - mann in Dresden für Echeverien. 10 Thlr. Kunst- und 2. Dem Kunst- Goleus. Dem Geheimen Kommerzien-Rath Raven« (Obergärtner König). 10 Thlr. Pelargonien. 1. Dem Dr. Hans Herrmann in Schöne- 40 Thlr. 2. Dem Brauerei-Direktor Busse für gross- blumige und Odier-Pelargonien. 30 Thlr. beck bei Magdeburg. 3. Demselben für Scharlach-Pelargonien. 20 Thlr. 4. Demselben für buntblättrige Pelargonien. 10 Thlr. . Dem Geheimen Kommerzien-Rath Ravene ot 47. 48. 49. . Caleeolarien. 206 (Obergärtner König) sonien. 10 Thlr. 6. Dem Kunst- und Handelsgärtner Leise- sang in Charlottenburg für gefüllte Pe- largonien. 10 Thlr. 7. Dem Kunst- und Handelsgärtner J. Hör- demann in Kassel für grossblumige und für gefüllte Pelar- Ödier-Pelargonien. 10 Thlr. Fuchsien. 1. Dem Kunst- und Handelsgärtner Gude. 25 Thlr. 2. Dem Geheimen Kommerzienrath Raven& (Obergärtner König) für hochstämmige Fuchsien. 15 Thlr. 3. Dem Obergärtner Eggebrecht für hoch- stämmige Fuchsien. 15 Thlr. 4. Dem Kunst- und Handelsgärtner Neu- mann in Schönebeck. 10 Thir. Gesneraceen. 1. Frau Rittergutsbesitzer Reichenheim (Obergärtner Haack) für Gloxinien. 25 Thlr. 2. Dem Geh. Kommerzien-Rath Dannen- berger(Öbergärtner Dressler) für ver- schiedene Gesneraceen. 15 Thlr. Hortensien. 1. Dem Kunst- und Handelsgärtner Bading. 10 Thlr. 2. Demselben für Kronenbäumcehen. 10 Thlr. 3. Dem Kunst- und Handelsgärtner Petzold in Dresden für neue Sorten. 10 Thlr. Frau Rittergutsbesitzer Reichenheim (Öber- särtner Haack). 10 Thlr. 1. Phlox Drummondii. Dem Kunst- und Handelsgärtner Bading. 10 Thlr. . Reseda. Dem Kunst- und Handelsgärtner O. Lieb- mann in Dresden (Kugel- und Spalierform) 10 Thlr. 3. Stiefmütterchen (Viola altaico-tricolor). Dem Kunst- und Handelsgärtner Wrede in Lüneburg. 10 Thlr. II. Obst und Gemüse. . Obst. Landesbaumschule in Alt- Wrede) für 1. Der Geltow Königl. (Garten - Inspektor Kirschen. 30 Thlr. 2. Dem Königl. Melonerie-Revier in Potsdam (Hofgärtner Buttmann) für Weintrauben (Black d’Ingram). 20 Thlr. 3. Demselben für Pfirsiche. 20 Thlr. 4. Demselben für Aprikosen. 10 Thlr. 5. Demselben für 2 Pariser Glocken-Melonen. 10 Thlr. 6. Dein Königl. Marly- Gärtner in Potsdam (Hofgärtner Nietner) für Melonen und Pflaumen. 10 Thlr. 7. Dem Gartenbauverein zu Guben für Kir- schen. 10 Thilr. 8. Demselben für Beeren-Obst ein preis von 10 Thlrn. 9. Herrn v. d. Osten in Steglitz für Erd- beeren. 5 Thlr. Extra- C. Ausserhalb des Programms. 55. Dem Königlichen botanischen Garten (Inspektor Bouche£) für Selaginellen. 10 Thlr. 56. Der Frau Rittergutsbesitzer Reichenheim (Obergärtner Haack). für Campanula-Medium- Formen. 5 Thlr. 57. Der Frau Senatorin Jenisch in Flottbeck bei Altona für selbstgewonnene Früchte der Vanilla lutescens. 25 Thlr. 58. Dem Königlichen botanischen Garten (Inspektor Bouche) für buntblättrige Abutilon, durch Ein- tluss des KEdelreises auf die Unterlage gewonnen. 10 Thlr. 59. Dem Hofgärtner Reuter, auf der Pfaueninsel bei Potsdam, für Bastardbildungen von Bohnen, Mais ete. 10 Thlr. 60. Herrn Portrait- und Geschichtsmaler Kadersch in Görlitz für Aquarelle 10 Thlr. Bemerkung. Mehre Gegenstände, für welche keine Konkurrenzen ausgeschrieben waren, sind von dem Preisrichter- Amt zur Prämiirung mit einer sil- bernen resp. bronzenen Staats-Medaille vorgeschlagen worden. Da aber hierzu erst die Genehmigung Sr. Excellenz des Herrn Ministers für die landwirthschaft- lichen Angelegenheiten erbeten werden muss, So bleibt die Veröffentlichung vorbehalten. Noack, als Schriftführer. Noack. &aerdt. Göppert. Neumann. Lauche. Krause. Eilner. Booth. Meyer. Münter, als Vorsitzender. Kramer, Kolb. Wendland. de Jonge van Ellemeet. Boettger. Dippe. Haage. Starke. Bolle. Schoch. Bohm. Haenel. Scehiebler. Reinecke. une De ee re ee 20 Bericht - über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen. (Fortsetzung.) 36. Cassia Blumenavia haben Haage und Schmidt in Erfurt einen hübschen Blüthenstrauch provisorisch genannt, von dem sie Samen durch den bekannten Dr. Blumenau in Santa Catharina (Bra- silien) erhielten. Sie empfehlen ihn im Sonmer ins freie Land. Die grossen und sollen eine schöne Belaubung besitzen, deren Reiz noch durch die prächtigen goldgelben, etwas ins Orangefarbene spielenden Blüthen erhöht wird. 87. Ceroxylum niveum Hort. (Diplothemium :audescens Mart.) wird jetzt wiederum von Linden in Brüssel empfohlen. Es ist unbedingt eine der sehönsten Palmen, welche wir besitzen, und schliesst sich, besonders in der ersten Jugend, srossen Blätter noch nicht gefiedert, sondern ganz sind, den Phönikophorien an. Sie wächst aber ge- drungener und zeigt eine grössere Anzahl von Blät- tern, welche später gefiedert werden, die schmalen Fiederblättehen aber in grosser Anzahl rasch auf ein- ander lolgend besitzen. Ihre Sehönheit wird noch besonders dadurch bedingt, dass die Unterfläche eine silbergraue Farbe hat. 38. Unter oder des Cheiranthus annuus, also unserer be- liebten Sommer-Levkoje, welche Beachtung der Lieb- haber verdienen, steht die Viktoria-Sommer-Levkoje, wo die den neueren Formen der Matthiola welche Haage und Schmidt aus Samen erzogen haben und eben in den Handel bringen, obenan. Nach Mittheilun- zen sollen in jedem Kelche 2 Blumen, gleichsam wie 2 Augen sich befinden und eine kugelige Gestalt be- sitzen. Da diese Form ausserdem 10- busten Bau, grosse Verästelung und Blüthenreich- thum auszeichnet, so mehr pfehlen. 39. Eine andere Form der Levkoje ist jetzt un- te rdem Namen M. autumnalis monstrosa in Handel gekommen. Die sehr Blüthen spitzen sich meist kegelförmig zu. Gewöhn- lich kommt es aber noch vor, dass mitten auf dem Centrum der Blüthe eine zweite mit ähnlichem Bau sich erhebt. 40. Als Chenopodium pyramidale bringen jetzt Haage und Schmidt in Erfurt eine riesige Art des Gänsefusses in den Handel, da sie 2 bis 3 Meter, also bis gegen 10 Fuss hoch, werden soll. In Wachsthum wird mit Noch haben wir sie nicht gesehen. sich durch so ist sie um zu em- den STOSSEen, gefüllten sie der Artemisia annua, gefiederten Blätter | - ‘ einem orientalischen Beifusse mit feiner Belaubung verglichen. Sie wurde aus Manilla eingeführt. 41. Choisyaternata H.B. etK. ist ein mexi- kanischer Strauch aus der Zanthoxyleen-Abtheilung der Rutaceen und zeichnet sich durch starken Ge- ruch in allen seinen Theilen aus. Er ist ohne alle Behaarung. Die gegenüberstehenden Blätter bestehen aus lederartigen und durchsichtig-punktirten Blätt- chen und die prachtvollen weissen Blüthen befinden sich, einen trichotomen Blüthenstand bildend, in dem Winkel der oberen. 42. Cinnamomum pedunculatum N. v. E. sehört zwar zu den Zimmetbäumen, hat aber das Gewürzhafte in geringerer Menge in der Rinde. Trotzdem wird diese Art in ihrem Vaterlande Japan vielfach zur Gewinnung der Rinde benutzt. Es ist ein mässiger Baum mit aufrechten Aesten und Zwei- gen, welche mit langgestielten elliptischen und leder- artigen Blättern besetzt sind. Neuerdings hat Lin - den in Brüssel hiervon eine Abart mit panachirten Blättern in den Handel gebracht. 43. Seitdem die grossblumigen Wandelblumen oder Cinerarien mit der letzten internationalen In- dustrie-Ausstellung des Jahres 1867 in Paris Beifall sefunden haben, sind von Seiten deutscher Handelsgärtner Versuche gemacht worden, in ihnen eine noch grössere Vollkommenheit hervorzurufen. Unter Anderen ist dieses Haage und Schmidt in Erfurt gelungen. auch Eine solehe verbesserte Form wird | jetzt mit der näheren Bezeichnung hybrida maxi- ma in den Handel gebracht. Eine andere inte- ressante Form ist die, oder, wie man gewöhnlich hier sagt, die Blumenblätter, sich röhrenförmig zusammen- legen; sie hat den Beinamen hybridastellata er- halten. Eine dritte Form endlich besitzt die Zungen- blüthehen, zwar kürzer, aber breiter, und ist als €. hybrida den worden. pomponica in Handel gebracht 44. Costus hirsutissimus wurde durch den ohnlängst verstorbenen Dr. Seemann aus Central- William Bull der jetzt die Pflanze in Amerika an in London gesendet, den Handel gebracht hat. In wie weit diese Scitaminee von dem von Presl beschriebenen Costus hirsutus aus Mexiko sich unter- scheidet, ist uns nicht klar, auf jeden Fall steht er ihm nahe und gehört, wie die übrigen Arten dieses Geschlechtes, zu den besten ornamentalen Pflanzen des Warmhauses. Stengel. Er macht alljährlich aufrechte Seine breit-elliptischen und durchaus mit zottigen, aber kurzen Haaren besetzten Blätter bilden eine deutliche Spirale. 45. Collinsia violacea Nutt. bleibt noch kleiner, 208 als die bekannte, jetzt aber wieder vergessene C. verna, und kann demnach zu Teppichbeeten, Ara- besken -Pflanzungen u. s. w. sehr gut verwendet werden. Leider ist nur ihre Dauer eine sehr kurze. Sie verästelt sich und besitzt am unteren Theile ei- | rundliche, am oberen hingegen längliche Blätter. Die violetten Blüthen bilden zu 4 bis 6 Quirle und nehmen den oberen Theil aller Zweige ein. Vater- !ınd ist das südliche Nordamerika, Staat Arkansas. 46. Combretum grandiflorum G. Don ist eine Liane des tropischen West-Afrika und gehört des- | halb in das Warmhaus. Hier ist es zum Umziehen der Säulen, Sparren u. s. w. sehr gut zu gebrauchen. Seine in der Jugend behaarten Blätter stehen einander gegenüber, sind eirund -elliptisch und zeichnen sich durch eine olivengrüne Farbe aus, welche aber durch ein silbergraues, an den Aesten (les Mittelnervs ausstrahlendes Band unterbrochen ist. Auf der Unterfläche sind sie purpurbraun. Der kurze und dicke Blattstiel ist eben so gefärbt. Die scharlachrothen Blüthen bilden in dem Winkel der Blätter, aber auch endständig, Aehren. 47. Corethrogyne spathulata Gray ist uns unbekannt, steht aber gewiss der von Douglas ein- seführten C. californiea nahe, und wächst, wie diese, auf der Westseite Nordamerika’s. Sie gehört zu den den Astern ähnlichen Körbchenblüthlern und dauert Wird sie zeitig ausgesäet, blüht sie schon im Sie verästelt sich und trägt zahlreiche Während aus. ersten Jahre. Blüthenkörbehen von 2 Zoll Durchmesser. besonders der ‚lie Strahlenblüthehen eine violette Farbe besitzen, ist die der Scheibe gelb. Im Durchschnitt beträgt die Höhe der ganzen Pflanze höchstens 1 Fuss. 48. Corokia buddlejoides A. Cunn. gehört zu den australischen Rhamnaceen und bildet einen bis 10 Fuss hohen Blüthenstrauch. ihn in seiner Gartenflor empfiehlt (Tab. 679, 1. 2 bis Nach Regel, der | 6), verlangt er keine besondere Pflege und ist leicht | zu kultiviren. Die lederartigen und schmal-elliptischen Blätter sind ganzrandig und haben eine freudig-grüne Oberfläche, während die Unterflläche graufilzig ist. Die kleinen, gelben Blüthen bilden endständige und meist zusammengesetzte Doldentrauben. 49. Croton angustissimum ist von Cr. Joannis (vor. Jahrg. d. Wochenschrift, S. 306) nicht ver- sehieden. 50. Croton grande wurde von Will. Bull in den Handel gebracht und stellt eine der kräftigsten und haben, Formen des vielgestaltigen Cadiaeon variegatum (Cro- ton) L., wie jetzt der Dekorationsstrauch im Systeme heisst, dar. Die 8 Zoll langen, in der Mitte fast vier Zoll breiten und länglichen Blätter stehen auf einem 1 bis 11, Zoll langen Stiele und sind an dem Mit- telnerv und seinem Hauptnerv schön gelb gefärht. Ausserdem finden sich aber auch gelbe Flecken vor, welche bei älteren Pflanzen mehr .hervortreten. Stammt von den Südseeinseln. 51. Croton fucatum wurde dagegen aus Bombay eingeführt und hat ebenfalls ein kräftiges Wachsthum. Die Blattstiele der im oberen Theile breiteren Blätter sind mit einem rothen Stiele versehen und haben ausserdem gelbe Mittelnerven und eine eben so ge- färbte Aderung. 52. Cuphea platycentron gehört ohne Zweifel zu den schönsten der niedrig bleibenden Blüthen- sträucher, der leider aber wiederum allmählig aus den Gärten zu verschwinden scheint. Vielleicht wird die Form mit goldgelb-umrandeten Blättern, welche jetzt Haage u. Schmidt in den Handel bringen, Ursache, dass man ihr wiederum mehr Aufmerksam- keit zuwendet. 53. Cypripediumparviflorum Salisb. und pu-- bescens Willd. sind 2 Frauenschuharten Nordame- rikas, welche unser einheimisches C. Calceolus ver- treten und, wie diese, bei uns in Gärten Anwendung Iinden können. Regel hat deshalb eın besonderes Verdienst, dass er in seiner vorzüglichen Gartenflora (auf der 700. u. 701. Tafel) neuerdings auf sie auf- merksam gemacht hat. C. parviflorum besitzt kleinere Blüthen, wie der Name sagt, aber auch die ganze Pflanze ist schlanker, und zeichnet sich durch schmalere und elliptisch-lanzettförmige Blätter aus. Die 1!/, bis 1°, Zoll langen und schmalen Blumen- blätter sind grünlich-röthlich gefärbt und die 7 bis 9 Linien im Durchmesser enthaltende Lippe besitzt eine schöne, gelbe Farbe. C. pubescens wächst dagegen gedrängt und hat einen robusteren Bau. Die eirund-spitzen Blätter folgen rasch aufeinander bei einer Breite von 2 im unteren Drit- tel, eine Länge von 31, Zoll. Von den grün -roth gefärbten Blumenblättern ist das oberste und unter- ste weit breiter und von 5 Nerven durchzogen, wäh- rend die beiden seitlichen und spiralig gedrehten zwar 3 Zoll lang, aber nur 3 Linien breit sind. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 13. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General- Sekretär des Vereines. No. 27. Berlin, den 6. Juli. 1872. Preis des Jahrganges 5% 'Thhlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Die Fest-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues vom 21. bis 30. Juni 1872, — Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen (Fortsetzung.) — 6. Obst- und Weinausstellung in Botzen. Die Festausstellung des Vereines zur Beförderung des &artenbaues vom 21. bis 30. Juni 1872. Fünfzig Jahre sind für einen Verein schon ein hübsches Alter. Eine so lange Zeit kann dem Kritiker Gelegenheit geben, sich auszusprechen, inwielern der Verein seinem Zwecke entsprochen hat, wie weit von ihm die Aufgaben erfüllt Der Verein wurde vor fünfzig Jahren zwar durch Nichtgärtner angeregt und ins Leben tüchtigsten „ärtnerischen Kräfte der damaligen Zeit standen aber ihm schon alsbald zur Seite und trugen dazu bei, dass er nicht allein anfangs gleich Lebensfähigkeit sind? serufen, die zeigte, sondern auch nach allen Seiten hin seine Thätiekeit entfalten konnte. Der Verein ist nicht eine Vereinigung allein von Gärtnern, also nicht al- lein von Männern Berufes und demnach auch nicht gleicher Interessen, Laien bilden srosse Mehrzahl. Seine Aufgabe ist zunächst Ver- edlun® und Vervollkommnung des Menschen, Bil- dungsmittel dabei die Pilege der Blumen und Pflanzen. Seit seinem fünfzigjährigen Bestehen war er deshalb unablässig bemüht, einestheils Liebe zu Blumen und andern- gleichen seine Pflanzen zu erwecken und zu verbreiten, theils aber auch den Gärtner zu heben. des Gärtners ist vor Allem, Vermittler zwischen Laien und Blumen zu sein. Als der Verein ins Leben ge- rufen, war dieser Beruf noch keineswegs in der Weise, wie es wünschenswerth ist, erkannt. Das Glück wollte ihm wohl, da er auch zwei Männer zu Der Beruf seinen Mitgliedern zählte, die mit besonderer Beza- bung die ästhetische Seite der Gärtnerei, die eigent- liche Gartenkunst, praktisch durehführten: der Eine als Organ dreier preussischer Könige, welche unab- Mutter Natur stiefmütterlich gespendet, Reize zu schaffen und des Menschen Aufenthalt wohnlicher zu machen, der An- reichlich lässig bemüht waren, grade da, wo dere, mit Glücksgütern versehen, zeigte durch die That, dass der Mensch auch die vernach- lässigtsten und eintönigsten Gegenden in paradiesische Gefilde umzuwandeln vermag. Das Zeit der Existenz des Vereins die Hauptrolle; dureh Alles, berfaden gleich hindurch. ästhetische Moment spielt in der ganzen was er that, schlängelte sich dieses einem Sil- Doch vermachlässigte er auch keineswegs die praktische Seite der Gärtnerei, und zwar um so weniger, als beständig tüchtige Gärtner unter seinen Mitgliedern sich befanden, welche durch Wort und Schrift zu Vor Allem war es der Obstbau, welchem er seine sanze belehren suchten. besonders in den letzten beiden Jahrzehnten, Hier bedeutende Resultate erzielt zu haben. Aufmerksamkeit, widmete. darf er sich rühmen, In einer Zeit, wo weder in der Landwirthschaft, noch in der Industrie Ausstellungen gemacht wurden. tief er schon dergleichen ins Leben. Sie fanden all- , zemeinen Beifall um so mehr Liebe zur Pflanzen- und Blumenkultur, als sie in der Weise öffentlich waren, Mit- »lied bedurfte, um unentgeldlich Einlass zu erhalten. und erweckten dass es nur der Bitte an ein Bei diesen Ausstellungen stand wiederum das 24 U) ästhetische Moment obenan. Eben deshalb erfreuten sie sich hauptsächlich eines grossen Rufes und wurden sehr besucht. Dass sie einen grossen Einfluss auf die heutige Richtung der Gartenkunst ausgeübt haben, unterliegt keinem Zweifel. Wenn auch bei Franzosen und Belgiern, neuerdings auch bei Engländern, dem ästhetischen Prinzip bei Ausstellungen gehuldist wird, so ist es doch nirgends in der Weise durchgeführt worden, wie durch den Verein zur Beförderung des Gartenbaues Berlin. Nicht durch Effektstücke suchte man, wie jenseits der Vogesen, die Sinne des weniger Gebildeten zu fesseln, sondern man er- hielt, trotz der leider dazu geneigten Richtung unserer in Zeit, die Einfachheit und Reinheit einer edeln Gar- tenkunst. Grade diese letzte Ausstellung legte hier- von Zeugniss ab. Wenn demnach eine solche ge- diegene Ausstellung, wie jetzige, bei dem nach Effekt haschenden Publikum nieht den Anklang gelunden hat, so dar! der Verein doch nicht bei späteren Aus- stellungen von seinen Grundsätzen abgehen. Ist es etwa in der Musik, in der Malerei u. s. anders? In ästhetischer Hinsicht hat der Verein gewirkt, auch die jetzige Ausstellung ist auf die Bildung des Her- zens von Einfluss gewesen. Wer ein tieferes Inter- esse hatte, besuchte sie und sie nicht unbe- Iriedigt verlassen haben. Obwohl von auswärts nur eine sehr geringe Be- theiligung stattgefunden hatte — man hatte absicht- lieh nichts dafür gethan, um ihr das Gepräge einer W. wird Wohngebäude schmack erbauten Halle, einen Anblick dar, der selbst strenge Künstler zur Bewunderung hinriss. Die Kunst- fertigkeit in Gruppirungen, welche bei den Ber- liner Gärtnern kurz nach der Gründung des Vereines schon anerkannt worden, verdient noch heut’ zu Tage dieselbe Anerkennung. Dass aber auch der Inhalt der Ausstellung zum Theil vorzüglich war und nicht leicht übertroffen werden möchte, beweisen die Reichen- heimschen Orchideen, die blühenden Schlauchpflan- zen (Sarracenien) aus Donaueschingen, die Sammlun- gen von Dickpflanzen u. Koniferen u. s. w. Der zur Ausstellung benutzte Raum, der Garten des Wilhelms - Gymnasiums in der Bellevuestrasse No. 15 umfasste, ausser der grossen Turnhalle, ein Areal von 11, Morgen, war aber, wenn auch grad- linig, so doch dadurch unregelmässig und unvortheil- halt, dass das prächtige Gebäude des Gymnasiums auf der einen Seite ziemlich in der Mitte, das kleinere des Direktors auf der anderen oberen Ende vorsprang. Es wurden dadurch 2 un- gleiche Hälften des ganzen Ausstellungsraumes gebil- det. Ein Theil der oberen Hällte war in seiner gan- zen Breite durch die bereits erwähnte offene Halle von 50 Fuss Tiefe eingenommen. Diese Halle, im einfachen, aber edlen Style, hatte seitliches Oberlicht und trug in anı ' jeglicher Hinsicht dazu bei, dass der Inhalt an Pfianzen ächten Berliner Ausstellung zu erhalten — so gehört | sie, und das betrifft wiederum vor Allem das ästhe- tische Moment, zu den besten und eigenthümlichsten Ausstellungen, die je, nicht allein in Berlin, sondern auch sonst in Europa stattgefunden haben. Es ist dieses ein Ausspruch, den zwei mit Ausstellungen sehr vertraute Ausländer uns erst in diesen Tagen ausgesprochen haben. Mögen andere grosse Aus- stellungen durch Massen, durch Reichthum an Neu- heiten oder durch Schaupflanzen sich ausgezeichnet und ihr hierin den nicht bestreitbaren Rang abge- laufen noch die Erfüllung mancher frommen Wünsche ausgeblieben sein, bei den haben, mag ausserdem schwierigen Verhältnissen, die leider ausserdem ein- wirkten, ist dasMögliche für die Ausstellung geschehen; hat, ohne den Leistungen etwa nahe treten zu wollen. vor Allem in ästhetischer Hinsicht einen Triumph gefeiert, wie in gleicher Weise keine Ab- sesehen von dem Ganzen, was trotz des schwierigen Terrains meisterhaft geordnet war, boten die grossen Gruppen von Pflanzen, ganz besonders in dem Turn- der offenen, mit vielem Ge- sie anderen andere grosse Ausstellung sich rühmen kann. saale, aber auch in und sonst nicht in geringster Hinsicht durch irgend etwas beeinträchtigt, sondern im Gegentheil alles gehoben wurde. Sie macht dem Baumeister alle Ehre und kann allen denen, welche in der glücklichen Lage sind, über grössere Gärten verfügen zu können, als Muster und zur Belehrung dienen. Von der Mitte des davor sich ausbreitenden freien, mit Gruppen aller Art bepflanzten Stückes aus gesehen, bot diese offene Halle mit ihrem mannigfachen Inhalte einen stossen Genuss. Wenn wir etwas anders ge- wünscht hätten, so war es die helle graue Farbe der einfachen Draperie am Eingange, wo leider eine gelbe Kante das Auge noch unangenehmer be- rührte. Man hätte ein dunkeles Schiefer-, aber kein blasses Grau nehmen sollen. Gelb verträgt sich nicht mit Pflanzengrün. Die gelben Blumen auf unseren Wiesen sind lebendiger stimmten Formen. Eine zweite sehr schmale offene Halle, oder vielmehr ein breiter gedeckter Gang befand sich auf der entgegengesetzten Seite des Einganges, also am oberen Ende, und diente nur zur Aufstellung von Tafeln, um die Früchte, Instrumente, in soweit sie zum Gartenbau gehören, hauptsächlich aber die Luxuspapiere (Manschetten u. s. w. für Bouquets) u. s. w. aufzunehmen. Daran schloss sich ein auf und geben keine be- ee der linken Seite angebautes kleines und wiederum nach vorn gehendes Warmhaus, was von dem gros- sen Gymnasiums-Gebäude so gedeckt wurde, dass man es nur erst dann sah, wenn man der zweiten oheren Hälfte des Ausstellungsraumes sich näherte. Auf der anderen Seite, der Direktorialwohnung sich anschliessend, befindet sich geräumige Turn- halle. Den Plan für die Ausstellung hat, mit Hinzu- ziehung der 3 Ordner: Hofgärtner Brasch in Char- lottenburg. Kunst- und Handelsgärtner Jannoch und Boese, der Stadtgartendirektor Meyer entworlen. Den gegebenen Verhältnissen der beiden genannten monumentalen Gebäude und übrigen daran grenzen- den Wohnhäuser nach konnte die ganze Anlage auch nur architektonisch gehalten werden, d. h. es musste die gerade Linie vorherrschen. Dass diese aber doch nieht zu sehr vorwaltete und mit den grossen Gruppen der offenen Halle und des Turnsaales im Widerspruch stand, im Gegentheil allenthalben har- dem Einen zum Andern die monischer Uebergang vorhanden war, dass nirgends ein Sprung, wie wir dergleichen Allem Anlagen sehen, sich den Augen bemerkbar machte, das war eben die Kunst des Meisters. Von der Strasse führt ein langer Gang zwischen zwei Mauern nach dem Gymnasium und dem ganzen Ausstellungsraum. Schöne Lorbeer-Standbäume be- tunden sich hier in kurzen Zwischenräumen aul bei- den Seiten. Derselbe Weg setzte sich vor dem Gym- nasium vorbei nach hinten zur zweiten und kleineren Hälfte unmittelbar fort. Eine Gruppe von Kalthaus- pflanzen des botanischen Gartens, davor die Siegesgöttin Lebensgrösse und auf niedrigem Postament aus der weithin bekannten Thonwaaren- fabrik von March in Charlottenburg begränzten den Weg. Diese Endpunkte machten gleich bei dem Eintritte von der Strasse aus einen freudigen Ein- druck. Das Gymnasium bis 6 Fuss Ent- fernung mit 2 Hamburger Sammlungen Koniferen in Körben und in vorzüglicher Kultur gedeckt. Die Exemplare hatten zwar eine verschiedene Höhe, waren aber so gestellt, dass die hinteren von gegen 8 Fuss Höhe die Mauer vollständig deekten. Etwas Passenderes als dergleichen dunkellaubige Koniferen konnte nicht leicht zur Deckung benutzt werden. Aufl der anderen Seite des Weges breitete sich die vordere und grössere Hälfte mit den Rasenstücken, Springbrunnen, Gruppen von Blüthen- und Blatt- pflanzen, Teppichbeeten u. s. w. aus. Einen besonders geeigneten Platz hatte Direktor von vor bei iranzösischen in selbst war | Meyer den Dicekpflanzen angewiesen. Sie gleich am Eingange zwischen dem Wege und seit- lich von der offenen Halle, etwas abgeschlossen von waren den übrigen Pflanzen, in d geschmackvoll geordneten Gruppen aulgestellt. Zum ersten Male fand sich hier ein Schmuck in den Ausstellungsräumen vor, der bis jetzt bei Aus- stellungen weder im Aus- noch im Inlande keines- wegs in der Weise hinlänglich in Betracht gezogen wurde, wie seine Bedeutung es verlangt. Die bil- dende Gartenkunst, d. h. der ästhetische Theil der Gesammtgärtnerei, kann sieh auch anderer Kunst- segenstände bedienen, in sofern diese zur Erhöhung Wenn nun schon in grossen Parks und Anlagen Werke der der Schönheit des Gesammtbildes beitragen. plastischen Kunst deshalb mannigfach in Anwendung kommen, so ist dieses noch mehr in Schmuckgärten, in denen sich das Leben des Besitzers seiner Familie abspiegeln soll, der Fall. Man sich dabei allerdings hüten zu überladen. Plastische Ge- und muss senstände, vor Allem lebensgrosse Figuren, ja selbst Gruppen und Vasen, können je nach den Umständen im Schmuckgarten angezeigt sein. Die Frage, welches Material zu dergleichen plasti- schen Gegenständen genommen werden soll. riehtet sich vor Allem nach der Art und Weise des Schmuck- sartens, aber auch nach der Lebensstellung und den Vermögens-Verhältnissen des Besitzers. Es ist keine Frage, dass Marmor und gute Bronze zwar stets das beste Material für plastische Gegenstände sein und bleiben werden; abgesehen von der Kostspieligkeit werden diese, aus Marmor oder ächter Bronze ange- fertigt, aber in einem Schmuckgarten keineswegs an- gezeigt sein, da sie als Kunstgegenstände von Be- deutung die Aufmerksamkeit zu sehr auf sich ziehen würden, der Schmuckgarten ihnen untergeordnet wäre. Die Gartenkunst könnte in diesem Falle nur die Die- nerin der plastischen Kunst sein, wie sie unter be- stimmten Verhältnissen Architektonik Deshalb elegantes Gegenstände auch nur als Dienerin der in Anwendung kommen kann. ist unserer Ansicht nach ein weniger und kostspieliges Material für plastische und kleineren Schmuck- gärten angezeigt, damit sie nur als Attribute zur Er- in grösseren höhung der Schönheit einzelner Stellen des Schmuck- gartens dienen. Es ist nicht zu leugnen, dass der Thon, und zwar mit der ochergelben, weil nicht blen- denden Farbe, dazu nicht weniger geeignet ist, als die Blei-, weniger die Kupfer- und Messingfarbe, un- Wir besitzen in unse- rer Nähe 2 Künstler, welehe mit dem einfachen Ma- Zink ter den Bronze-Nachbildungen. terial des ocherfarbigen Thones und der auf Zi 212 basirenden Blei-Bronze aul eine Weise umzugehen verstehen, dass sie mit Recht schon lange die ver- diente Anerkennung erhalten haben. Die March- sche Thonwaarenfabrik in. Charlottenburg und die Kahle’sche Zinkwaarenfabrik in Potsdam haben in ihren Kunstwerken eine Voll- kommenheit erreicht, die wohl kaum noch etwas zu den letzten Jahren in wünschen übrig lässt. Bei zwar genauem Studium der Antike haben sich die Besitzer der neueren Richtung doch vorherrschend beiden Fabriken stellung angeschlossen. Aus ar Vorzügliches zur Pflanzen-Aus- des Vereins zur Beförderung des Garten- haues geliefert worden, um ihr einen erhöhten Glanz zu verleihen. Doch auch die Gegenstände, welche aus der Lippold'schen Zinkgiesserei (Linienstrasse 154a) hervorgegangen waren, wurden in ihrem Werthe init Recht gewürdigt. Was zunächst die plastischen Gegenstände aus Thon anbelangt, so ist es ein glücklicher Gedanke des Künstlers, dass das Ochergelb der Ständer oder Postamente stets etwas heller ist, als das des Kunst- zegenstandes. Dadurch ab und wird von dem ersteren nicht beeinträchtigt. Was für eine grossartige Wirkung ein nicht zu helles Grün in verschiedenartigem Laube auf die Erhöhung des Reizes der plastischen Figur und umgekehrt diese auf das Grün ausübt, gaben hier mehre Beispiele Veranlassung zu sehen. Wir haben der lebensgrossen Viktoria, die einer der Rauch’schen srossen Theil entnommen zu schon gedacht. Sie im Hinter- srunde vor einer Gruppe dekorativer Kalthauspflanzen. Je ihr trat natürlich ihre eigene Bedeutung um so mehr hervor: sie schien schliess- zum sein schien, stand näher man kam, lich das Pflanzliche zu beherrschen, während sie aus der Ferne betrachtet nur als Attribut zur Erhöhung der Reize der Pflanzen-Gruppe beitrug. Garteninspek- tor Bouche hatte Sammlung verschiedenlarbiger Alströmerien an der Basis des Ständers seine herum- sruppirt, was ebenfalls nicht wenig beitrug, dass die Figur noch mehr zur Geltung kam. Eine, wir kung machte im möchten sagen noch grössere Wir- oberen zrossen Rasenstücke, aber Flora der March’schen Fabrik, da die in einem halben Monde seitlich gestellt, eine lebensgrosse aus herumgruppirte Sammlung ornamentaler Kalthauspflan- zen durch Hofgärtner Brasch mit kunstfertiger Hand aufgestellt war. Beides: Flora und Pflanzen, hielten Je nachdem man die Flora ins Auge fasste, schien die eine oder andere Hauptsache zu sein oder nur zur Erhöhung der Reize des Andern zu dienen. sich das Gleichgewicht. oder die Gruppirung besonders hebt sich der letztere mehr { Wir können nicht auf Alles eingehen, was von Seiten der March’schen THonwaarenfahrik in Char- lottenburg zur Verschönerung der diesjährigen Aus- stellung eingesendet worden war, denn es würde beı dem übrigen noch zu beschreibenden Material uns schliesslich leider zu viel Raum einnehmen, aber doch können wir nicht umhin, vor Allem auch auf die lebensgrossen Knaben, welche hier und da aufgestellt waren, aufmerksam zu machen. verdienen Dergleichen Figuren in Sehmuckgärten von 1 und 1'/, Morgen empfohlen zu werden, denn sie machen das Ganze lebendiger und bieten Punkte dar, sich Bilder zu gruppiren. besonders um Was die Zink-Gegenstände in Bleibronze anbe- langt, so haben wir gar nicht geglaubt, dass die in ihren Konturen leicht verschwimmende Bleifarbe Grün sich wunderschön macht, als es hier der Fall war. Dergleichen Figuren treten weit schärfer im Grün, als sonst hervor und heben sich aus ihm vortheilhaft Der kleine — wir möchten sagen Roland — Knabe äuf der einen Seite des Einganges zur offenen Halle und auf anderen der Knabe ınit dem Fische sind Meisterstücke der plastischen Kunst. Und wie wurde das Pflanzengrün hinter ihm zur Geltung gebracht! im so ab. der Nur eins müssen wir bedauern, dass nämlich diese und die übrigen wahrlich ent- zückend-schönen Figuren auf denselben Postamenten standen, wie die aus Thon angefertigten. Man musste bei der hellen Farbe der letzteren gegen seinen Wil- len die Augen auf diese lenken und zog sie damit von der eigentlichen Figur ab. Noch mehr trat dieser Uebelstand bei den hochgestellten Vasen mitten im Freien des oberen Ausstellungsraumes, wo zum Theil prächtige Gruppen ausländischer Koniferen im Hinter- »runde standen, hervor. Die schönen Vasen konnten auf diese Weise ebenfalls nicht, wie wohl verdient hätten, zur Geltung kommen. Wir gehen zu den Teppichbeeten und Arabesken über. Der Verein hatte sie bei seinen im Programm sestellten Aufgaben, dem Zeitgeiste huldigend, be- sonders ins Auge gefasst. Wir lieben sie im Allge- ıneinen nicht und betrachten so wie die jetzigen Moden, besonders der Damen, als eine Ver- irrung des menschlichen Geschmackes, halten sie aber trotzdem für unsere Zeit berechtigt. Wenn die vor- nehme Dame in ihrem Boudoir sich in Aufstellung der wundersamsten und mannigfachsten Nippsachen gefällt und auch die Möbeln darin dem Kontraste huldigen, so würde ein Schmuckgarten, in einem edelen Style angelegt, nur missfallen können. Auch muss in diesem Falle sein Rococo, wenn auch xenildert, haben. Er hängt ebenso, wie alle anderen sie es sie, eben er 213 Einrichtungen, von den Umgebungen ab und wird um so schärfer in graden Linien hervortreten müssen, als die Architektonik der Umgebung sie anzeigt. Um so mehr diese Geltung hat und auf Alles ringsum wirkt, um so weniger wird das Rein - Gärtnerische hervortreten können. Interessant war es, dass 2 Arabesken von kunst- fertiger Hand angelegt waren, welche in ihrer Anlage einander diametral gegenüberstanden. Beide legten ein grosses Verständniss der Harmonie in den Pflanzen- farben ab. Es war hier freundliches Begegnen der einen Farbe zur anderen vorhanden. Die eine Ara- beske bildete ein Viereck und war von dem Ober- särtner Fr. Mäcker im Garten des Kommerzienrathes Heckmann angelegt. Sie war für den Rasen be- stimmt. Von schliesslich viereckiger Gestalt hatte jede Seite ohngefähr eine Länge von 10 Fuss. Ein segen 8 Zoll breiter Streifen mit braunrothem Sande belegt, schloss gegen das grüne Rasenstück ab. Eine sraue buschige Artemisia bildete den Mittelpunkt und wurde von Kleinen Exemplaren der blutrothen Iresine Lindeni eingefasst. Darum zogen sich wiederum wiedrige Stecklingspflanzen der grauen Santolina Chamaeeyparissus in einem und die rothblättriee Alternanthera paronychioides in einem anderen Kreise. Sehr niedrig gehaltene Kreise des Pyrethrum Gold- feather und einer dunkelblauen Lobelia Erinus folgten. Endlich schloss wiederum ein Kreis einer etwas an- ders gelärbten Alternanthera. Graues Kenthiermoos war benutzt, um die Kreisfigur viereckig zu machen, diente aber nur, den Boden zu bedecken, während etwas höhere, aber immer zwergige Pflanzen da- zwischen Die Ecken hatte der Künstler mit Gnaphalium Janatum ausgefüllt; ausser- dem fanden sich aber in der gegen 8 Zoll breiten und viereckigen Einfassung einige hübsche, aber sehr niedrige Exemplare der Yucca quadricolor, Coleus in Sorten und angebracht waren. verschiedenen Pflanzen vor. einige graublättrige Die andere Arabeske, welche Obergärtner Leise- zang in Charlottenburg dieht am Eingange der offenen Halle in einem aus sogenannten Palmblättern haupt- sächlich zusammengesetzten Oval mit Kunstfertigkeit zusammengesetzt hatte, war mehr für einen von ornamentalen Gebäuden eingeschlossenen Raum, wie z. B. Klostergärten oder Paläste mit 2 Seitenflügeln bieten, berechnet, für einen eigentlichen Schmuck- zarten passte sie daher nicht. Wir haben nicht leicht etwas gesehen, wo die Farben sich so schön ab- sehoben hätten, als grade hier. Dergleichen Arabesken sieht man noch und sah man früher der Nähe von Palästen, besonders in Italien. weit mehr in I Die Pflanzen spielten in dieser Arabeske natür- lich hinsichtlich des Raumes eine untergeordnete Rolle, da gewiss die Hälfte davon für mit Ziegelmehl und aus Marmorstücken belegte Zeichnungen verwendet worden, waren aber sehr gut gewählt. Der Raum gestattet uns nicht, ausführlicher über sie zu berichten. (Fortsetzung folgt.) Bericht über die im letzien Jahre eingeführten Pllanzen. (Fortsetzung.) 54. Cyrtanthera chrysostephana gehört zu den schönsten Arten dieses Akanthaceen-Geschlechtes und hat ein elegantes Aeussere. Die gegenüber- stehenden, elliptischen Blätter besitzen eine schöne, srüne Farbe mit Ausnahme der Mittelrippe und ihrer Hauptäste auf der Unterfläche, welche roth gefärbt sind. Die goldfarbigen Blüthen bilden anı Ende des Stengels und der Zweige zedrängte Traubendolden. Da diese witten im Winter erscheinen und die Kultur leicht ist, kann der Blüthenstrauch des Warmhauses um so mehr empfohlen werden. Vaterland ist das tropische Amerika. 55. Damaenorops palembanicus und pe- riacanthus sind 2 der Abtheilung der Calameen zugehörige Palmen aus Java, welche Will. Bull in der neuesten Zeit eingeführt hat und welche wegen ihrer Eleganz für Dekoration grossen Werth haben. Die im Umkreise sehr breiten Blätter sind bei beiden Arten geliedert, auf einander folgenden Fiederblättehen haben aber eine ausserordentlich ge- ringe Breite. Jung besitzen sie bei D. periacanthus eine strohgelbe, bei D. palembanieus hingegen eine die rasch zimmtbräunliche Farbe. Ausgezeichnet sind die Dornen an den Blattstielen, welche, besonders bei der zuerst senannten Palme, oft eine ringförmige Stellung be- sitzen und Veranlassung zur Benennung gegeben haben. 56. Dammara purpurascens stammt aus Neu- seeland und möchte wohl eine Form der D. australis Mit dieser gehört sie das Kalthaus. Die sein. in jüngern Aeste und Zweige haben eine braune Farbe, während die breiten und 2 Zoll langen Blätter aul auf der Unter- Auch diese Dammartanne hat William Bull jetzt in den Handel gebracht. der Oberfläche bräunlieh-olivengrün, fläche hingegen blaugrün ‘gefärbt erscheinen. 57. Sowohl von DianthusHeddewigii, welche neuerdings leider wiederum weniger angepflanzt wor- den ist, als von D. imperialis, bringen jetzt Haage und Schmidt in Erfurt 2 Zwergformen in den Handel, auf die ihrer Schönheit Brauchbarkeit aufmerksam machen wollen. wir besonders wegen und 24 58. DieffenbachiaamazonicanenntLinden in seinem letzten, eben ausgegebenen Verzeichnisse eine neue Art dieses bereits durch zahlreiche Arten und Formen in den Gärten vertretenen Aroideen- Geschlechtes, welche am Amazonenflusse entdeckt wurde. Sie erhält keine bedeutende Höhe, besitzt aber ziemlich grosse, elliptisch-lanzettförmige Blätter, deren zartes Grün durch eine weiss - gestrichelte Mittelrippe und sonst durch hellgelbliche Flecken auf der Oberfläche unterbrochen wird. 59. Auch die Zahl der buntblättrigen Dracaenen oder vielmehr Gordylinen ist neuerdings wiederum um einige vermehrt worden. Dracaenaexcelsa nennt William Bull eine robuste und, wie der Name auch sagt, ziemlich rasch hoch werdende Art mit breiten, elliptisch - lanzettförmigen Blättern. Ihre Farbe ist bronze - grün, wird aber am Rande durch Magenta- roth unterbrochen. Bisweilen erstreckt dieses sich auch weiter in die Blattfläche hinein. Sie wurde von den Südsee-Inseln eingeführt. 60. Dracaena metallica hat nieht minder einen robusten Wuchs, zeichnet sich aber durch dunkel- srün-gelärbte und metallisch - glänzende Blätter von über Fuss Länge :aus. Die 4 Zoll langen Blattstiele erhalten später eine purpurbraune Farbe. von den Samoon-Inseln. 61. Als Dracaena puleherrima hat jetzt Wil- liam Bull wiederum eine Foım der breitblättrigen Cordylinen in den Handel gebracht, welche er im vori- sen Jahre als Dr. eoneinna bezeichnete. Der Um- stand wahrscheinlich, dass dieser Name bereits für eine ächte Dracaena vergeben war, hat die Umänderung des Namens veranlasst. Wir fügen der bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 14) ge- zebenen kurzen Bezeichnung dieser Form noch hinzu, dass sie zu den schmalblättrigen mit schlankem Wuchse gehört. Die überhängenden Blätter haben bei 12 bis 14 Zoll Länge eine Breite von fast 2 Zoll und laufen von der Mitte aus allmählig in eine Spitze aus. Auf ihrer Oberlläche sieht man oft rosafarbige Streifen, die bisweilen mit weissen abwechseln. Bisweilen ist auch die ganze Oberlläche rosafarben. 62. Draeaena splendens baut sich weit niedri- ser, als die beiden vorher aufgeführten Arten, wächst sedrängter und hat auch kleinere Blätter, welche bei 4 Zoll Breite 9 Zoll Länge besitzen. Sie bilden in der Regel deutliche Spiralen und sind übergebogen. Die Oberfläche ist zwar hronze- dunkelgrün gefärbt, karmoisinrothe Streifen durchziehen sie aber hin und wieder. 63. Dracaena sulcata ist eine ganz eigenthün- liche Form von etwas gedrängtem Habitus, wo die Sie stammt | Blätter längs der Aeste des Mittelnervs mit einer schwachen Furche versehen sind, ein Umstand, der auch Veranlassung zur Benennung gegeben hat. Sonst be- sitzen die Blätter keine bunte Färbung und sind auf der Oberfläche besonders dunkel. Wie die vorige, so ist auch diese auf einer der Südsee-Inseln gefunden worden. 64. Dr. utilis nennt endlich William Bull eine Form der Südsee-Inseln, welche nicht rothbraun gefärbte Blätter hat und so die Mannigfaltigkeit der buntblättrigen vermehrt. Wahrscheinlich ist es ächte Cordyline Terminalis, deren Wurzel (oder wohl vielmehr die unterirdischen Stolonen) von den Be- wohnern der Sandwich-Inseln zwischen heissen Steinen gebraten und dann gegessen wird. Der Beiname utilis deutet wenigstens darauf hin, dass die Pflanze im Vaterlande irgend eine Anwendung besitzt. 65. In Betreff der Dracaena Wisemani (14. Jahrg. S. 307), welche wir im vorigen Jahre neben vie- len anderen Neuheiten in dem grossartigen Etablisse- ment von James Veitchand Sons in London sahen. dass sie in dem eben ausge- die bemerken wir noch, zebenen Verzeichnisse als Dr. Weismanni aufge- führt wird. Der Mann, dessen Namen diese Form entnommen, ist demnach kein Engländer, sondern ein Deutscher. Auch gleicher Stelle genannte Croton Wisemani muss Ur. Weismanni heissen. 66. Dracaena Saposchnikowi Reg. ist keine buntblättrige Cudyline, sondern eine ächte Dracaena. welche Regel in dem Garten eines Liebhabers in Petersburg fand (Gartenfl. Tab. 705). Sie schliesst sich der Dr. Hookeri (Rumphii Hook.) an und baut sich wie diese, baumartig, einen kurzen, dicht mit Blattnarben besetzten Stamm bildend. An der Spitze stehen gedrängt bis 21/, Fuss lange, aber nur bis 2!/, Zoll breite, auf der Oberfläche flache, auf der Unterfläche jedoch dureh einen hervorstehenden Mit- telnerven ausgezeichnete Blätter ohne jede Färbung des Randes. Die kleinen, grünlich-gelben Blüthen bilden eine grosse, aber nur wenig hervorragende Rispe. 67. Echeveria abyssinica wurde während des englisch-abyssinischen Krieges vom Major Leve- son entdeckt und an Will. Bull mitgetheilt. Die Pflanze besitzt ganz das Ansehen eines baumartigen Sempervivum und gehört vielleicht auch, trotz der rothen Blüthen, zu dem genannten Genus. An der Spitze der flingerstarken Stengel und der Aeste be- finden sich zahlreiche und spathelförmige Blätter von 3 bis 4 Zoll Länge rosettenartig gestellt. 68. Echeveria carinata ist dagegen Blendling der bei uns jetzt hinlänglich bekannten E. metallica mit atropurpurea. Ihre Blätter haben zwar das an ein 215 die Färbung der ersteren, sind aber grösser und deutlich gekielt. Die Blüthen sind noch nicht bekannt. 69. Echium pomponieum ist jetzt von Charles Huber et Co. in Hyeres eingeführt worden und stellt eine riesige Natterzunge von 6 Fuss dar. Der ein- fache Stengel soll fast von der Basis an mit Blüthen besetzt sein. Dem Namen nach haben diese eine rothe Farbe. Sollte es nicht E. altissimum Jaeg. sein? 70. Elaphoglossum Herminieri Moore ist ein in Mittel- und Südamerika, wie es scheint, weit verbreitetes Farn, was der erst vor Kurzem verstorbene Dr. Seemann auf den Goldfeldern Central-Amerika’s entdeckte und im lebenden Zustande nach Europa versendete. Zu Ampeln ist es vorzüglich. Seine ziemlich dicklichen und schmalen unfruchtbaren Blät- ter verlaufen in einen Stiel und hängen über. Sie haben einen silbergrauen Schein und werden in die- ser Hinsicht mit einem Aale verglichen. Im Vater- lande ist deshalb auch der Name der Pflanze: Aalfarn. 71. Eopepon aurantiaecus Naud. ist eine zweite Art des in China vorkommenden Cueurbitaceen-Ge- schlechtes Eopepon mit orangefarbenen Früchten. Es ist eine hoch kletternde Art, welche deshalb Be- achtung verdient. Ob sie aber aul gleiche Weise, wie der vor einigen Jahren bei uns eingeführte E. vitifolius gedeiht, ist eine Frage, die noch beantwortet werden muss. Aus der knolligen Wurzel kommen ınehre Stengel hervor und sind dieht mit hand- besetzten Blättern besetzt. 72. Epaeceris impressa Lab. schliesst sich be- kanntlich hinsichtlich ihrer Gestalt und der Kultur den kapischen Haiden an und war noch vor we- nigen Jahren einer der beliebtesten Blüthensträucher, welche in einer grossen Anzahl von Formen heran- gezogen wurden und besonders auf den Frühjahrs- Ausstellungen einen Platz fanden. Regel hat sich deshalb wiederum ein Verdienst um unsere ‘Gärten erworben, dass er von Neuem auf diese Epaeris auf- merksam macht und eine der schöneren, welche wegen ihrer brennendrothen Blüthen den Beinamen ardens erhalten hat, in seiner Gartenflor (Tab. 695, Fig. 8) abgebildet hat. 75. Epidendron antenniferum Lindl. ist zwar keineswegs eine neue Art dieses Geschlechtes, wird aber kaum noch in den Gärten der Liebhaber gefunden. Rözl hat sie vor Kurzem wieder in Mexiko gefunden und dem botanischen Garten in Pe- tersburg mitgetheilt. Dort hat sie geblüht und ist von Regel in seiner Gartenflora (auf der 678. Tafel) abgebildet worden. Kurze zahlreiche und zusammen- gedrückte Stengel sind mit Scheiden besetzt, haben aber an der Spitze 2 breit - elliptische und dicke förmig Blätter und endigen mit einer schlaffen, aber stielten Aehre kleiner, grünlich-bräunlicher Blüthen. welche sich dadurch auszeichnen, dass die beiden oß_ Se innern Blumenblätter eine fadenförmige Gestalt be- sitzen. Liebhabern, welche nur über einen der Pflanzenkultur knapp zugewiesenen Raum verfügen können, ist diese Orchidee nicht zu empfehlen. 74. Episecia melittifolia Mart. war schon Linne unter dem Namen Besleria melittifolia bekannt, wurde aber zuerst von Plumier auf den karibäischen Inseln entdeckt und auch eingeführt. In den ersten Jahrzehnten diesem Jahrhundert war sie vielfach in den Gärten, wurde aber immer seltener, bis ‘sie nun von Neuem durch Bull in London eingeführt ist und damit sieh im Handel be- findet. Sie unterscheidet sich von den übrigen Arten dieses Gesneraceen-Geschlechtes, dass sie einen auf- rechten Wuchs besitzt. Die eirunden Blätter sind auf der Oberfläche freudig - grün gefärbt und die orangefarbenen Blüthen bilden in ihrem Winkel drei- theilige Traubendolden. 75. Erythronium steht zwar dem E. Dens canis an Schönheit nach, ist aber doch zu empfehlen. Die langgestielten Blätter sind elliptisch und haben keine Flecken, die einzeln stehenden, überhängenden Blüthen besitzen dagegen eine gelbe Farbe mit grünlicher Mitte. Ihr Durchmesser beträgt 21, Zoll. Vaterland ist Nord- Amerika. 76. Escallonia pulverulenta Pers. immergrüner Blüthenstrauch aus Chili, der leider aber, gleich den anderen Arten dieses ziemlich grossen Sexifragaceen-Geschlechtes, bei uns nicht im Freien aushält, aber trotzdem eine zu empfehlende Pflanze des Kalthauses darstellt. Sie ist durchaus behaart und hat kurzgestielte, breit-längliche Blätter. welche in ihrer Jugend klebrig sind. von Nuttallianum R. et S. etwas ist ein Die weisslichen und kugeligen Blüthen bilden endständige Trauben. 77. Eudianthe pusilla Rehb. ist eine reich- blühende Form der Eudianthe Coeli rosa Fenzl, welche nur die Höhe eines halben Fusses erreicht und des- halb besonders zu Arabesken, Beetpflanzungen u. S. w. benutzt werden kann. 78. Unter dem Namen Euphorbia pandurata haben Ch. Huber & Co. in Hyeres eine ohngefähr 1 Fuss hoch werdende Art in den Handel gebracht, die wahrscheinlich zu den Poincsettien gehört. Die Blätter besitzen die Gestalt einer Geige und werden in der Nähe der Blüthen roth gefärbt. Wir haben noch keine Gelegenheit gehabt, sie zu sehen, und vermögen daher auch über ihren Werth noch nichts zu sagen. 216 79. Fritillaria pudica Spreng. gehört zu den kleineren Arten dieses Geschlechts, ist aber nichts desto weniger zu empfehlen, Sie wächst im engli- schen Nordamerika, aber auch im Quellengebiete des Missouri und am Columbiafluss. Der Stengel erhält kaum die, Höhe eines halben Fusses und einigen schmalen, fast linienförmigen Blättern besetzt. Die einzeln am Ende des Stengels stehende Blüthe hängt über und hat eine gelbe Farbe (vergl. Regels Gartenllora Tab. 679 Fig. 1). 850. Gardeniachartacea gehört, wie die be- liebte G. Nlorida, in ein gemässigtes Haus und ist im Queenslande zu Hause. Die elliptischen, bis 5 Zoll langen Blätter sind ungestielt und zeichnen sich durch hervorragende Adern aus. In der Regel stehen sie zwar einander gegenüber, kommen aber auch quirl- ständig vor, Die Blüthen befinden sich im Winkel der Blätter und ihre beinahe eiförmige Röhre endigt mit einem flachen Saum. 81. Gilialiniflora Benth. wurde durch Douglas ans Kalifornien eingeführt und stellt ein zwar nie- driges, aber ungemein buschig wachsendes Samen- Sewächs dar, was sehr gut zu Beet- und Teppich- Anpflanzungen zu gebrauchen ist, leider aber nur eine kurze Dauer besitzt. Die Blüthen ähneln denen des Linum tenuifolium. 32. Gilia lutea Steud. ist schon längst in den Gärten als Leptosiphon aureus bekannt, leider aber in letzteren Jahren allmählich wiederum sehr selten geworden. Eigenthümlich ıst, dass die gelbe Faıbe der Blumenkrone bisweilen in Rosa- rvoth übergeht, ein Uebergang, der sonst der Pflanzenwelt sehr selten ist. Eine solche Abart hat Regel in seiner Gartenflor (Tab. 682) abgebildet. Sie ist zu Arabesken. Teppichbeeten weit mehr als vorige Art zu empfehlen. Aus nur an der Basis ver- zweigten Stengeln kommen die langgestielten Blüthen weissen den in hervor. Wir machen darauf aufmerksam, dass sie in England unter dem Namen Gilia mierantha Stend. kultivirt und im Handel verbreitet wird. (Fortsetzung folgt.) b. Obst- und Weinausstellung in Bozen. Kine der schönsten und glücklichsten Lagen be- sitzt Bozen, bereits jenseits des Brenner im südlichen Wenn deshalb es werth ist, Tyrol gelegen. schon ist mit | Bozen eimmal zu besuchen, so kommt jetzt noch der | Umstand dazu, dass vom 21. bis 29. September da- selbst eine Obst- und Weinausstellung, verbunden zugleich mit einer Thierschau, stattfinden wird. Das Bozener Obst ist durch seine Güte bekannt; seine Rosmarinäpfel werden in allen grossen Städten Nord- deutschlands, besonders in Berlin, feilgeboten und sem gegessen. Die Bozener Trauben sind nicht weniger bei uns beliebt. Endlich dürfen wir nicht der Bozener eingemachten Früchte vergessen. Ueber- haupt hat der Fruchthandel von ganz Deutschland mit Bozen seit Kurzem eine grosse Bedeutung er- halten, dass er an und für sich schon das Interesse jedes Gebildeten in Anspruch nehmen dürfte. Die Stadt Bozen war schon einmal gegen das Ende des Mittelalters die Vermittlerin zwischen Deutschland und Italien und wird sie der nahen Verbindung Deutschlands mit Oesterreich und Italien hoffentlich bald wieder sein. Eine solche Stadt dürfte mit ihren zahlreichen Obst- und Weingärten wohl im Stande sein, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der Landwirthschalts- und Gartenbau-Verein in bei Bozen hat bereits nach allen Gauen des zrossen Deutschlands Einladungen und Programme ihrer 6. Obst- und Weinausstellung gesendet und ladet ein. „In der Ueberzeugung. dass diese Ausstellung“, so heisst es in ihrem Einladungsschreiben, „gleich den vorhergegangenen, der regen Theilnahme des in- und ausländischen Publikums versichert sein darf, beehrt man sich, die bezügliche Einladung mit der höflichen Bitte entsprechende kostenfreie Verlautbarung mitzutheilen.“ Die Redaktion der Wochenschrift fühlt sich um so mehr veranlasst, diesem zu entsprechen, als die Bewohner Bozens im hohen Grade zast- freundschaftlich sind, ein Umstand, der nicht wenig beiträgt, einen Aufenthalt daselbst angenehm zu machen. Ihre ebenfalls in besagter Einladung ausgesprochenen Worte: „Besucher von Nah und Fern werden will- kommen geheissen und finden Fürsorge für bequemen sind. wie Ref. dieses dem Herzen der um und angenehmen Aufenthalt“, aus eigener Erfahrung weiss, Bozener gesprochen. Als vor 2 Jahren die Naturforscher in Innsbruck der Stadt Bozen zu einem die Fahrt über aus sie von Wer damals tasten, wurden Besuche eingeladen. den Brenner nach durchaus deutschen Stadi Bozen mitgemacht hat, wird sich noch der sastfreien Aufnahme erinnern, welche Alle daselbst fanden. Es war für die Bewohner äussersten Südens, wo noch die deutsche Sprache in ihrer Rein- heit klingt, ein grosses Fest, einmal wiederum die deutschen Brüder des Reiches bewirthen zu können. der auch des Verlag von Wiegandt & Hempe! in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 28. Berlin, den 18 Juli. Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Die Fest-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues vom 21. bis 30. Juni 1872 ap). — Cyperus Braunii, eine neue Dekorationspflanze. — Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen (Fortsetzung). 3 | sie hier vorhanden waren, abgelenkt werden. Was Ey Y Die Festausstellung | anderes wäre es, wenn man etwa nur Epheu, Gummi des Vereines zur Beförderung > Gartenbaues | oder Plecetogyne in den Topf brächte, um den gan- vom 21. bis 30. Juni 1872. (Fortsetzung.) ‚ Von den plastischen Gegenständen gehen zu den »hier ausgestellten Ständern für Blumentöpfe über, wie sie heut’ zu Tage die elegante Welt ver- langt und der inneren Einrichtung eines Boudoirs einer fashionablen vornehmen Dame entsprechen. Dergleichen Ständer, aus Metall und zwar aus dem Golde gleichen Messing angefertigt, waren aus 2 Berliner Fabriken, die lange schon eines erfreulichen Rufes in Anfertigung von dergleichen Gegenständen sieh rühmen können, in einer grösseren Auswahl vorhanden und in der offenen Halle aufgestellt. Hermann Drabandt Nachfolger (Kochstr. 7) und Conrad Garbe & Co. (Schönebergerstr. 6) sind die Namen der beiden Fabriken. Diese ausgestellten Ständer, zu denen noch einige Etageren für Pflanzen und Blumen kamen, waren sehr leicht gehalten. Ausserordentlich sauber an- gefertigte, feine Ketten von demselben Metall waren angebracht und trugen zur Erhöhung der Leichtig- keit, aber auch der Schönheit im Allgemeinen bei. Auf Eins möchten wir dabei aufmerksam machen, die Ständer haben die Aufgabe, schöne, hauptsäch- lich blühende Pflanzen, etwa Rosenstöcke, Kamellien u. S. w. zu tragen; sollen diese aber zur Geltung kommen, so darf das Auge nicht durch die hübschen Gemälde auf den Blumen- und Pflanzentöpfen, wie | | | wir | auf dem Topfe zu in diesem zen Ständer mit den Gemälden heben. Die eingesenkten Pflanzen wären Falle Nebensache. Diesen Ständern wollen die Aquarien und Terrarien anschliessen, welche hauptsächlich Kunst- und Handelsgärtner Benda (Magazinstrasse 16) in srösserer Anzahl ausgestellt hatte. Sie boten eine grosse Mannigfaltigkeit dar. Es ist nicht zu leugnen, dass Benda für sie ein besonderes Verständniss wir und deshalb auch Anerkennung gefunden hat. Viele sehen von ihm alljährlich in die Provinzen, obwohl in der Residenz die Liebhaberei dafür in der neue- sten Zeit sehr abgenommen hat. Der Verein hatte bei seinen Aufgaben auch die Dekorirung von Tafeln bei festlichen Mahlzeiten ins Auge’ gefasst und aus der Summe, welche von Sei- ten des Handels-Ministeriums hauptsächlich zur Ver- fügung gestellt war, für eine solche Tafel einen Preis von 50 Thalern ausgesetzt. 2 Bewerber hatten sich Ihre Tafeln von 4 Meter Länge hefan- einander in dem Turnsaale. Be- kanntlich sind Franzosen bei dergleichen Ver- zierungen Meister und wir Deutsche haben viel zu lernen, bevor wir uns nur einigermassen deren feinen Geschmack aneignen. Eben deshalb war Auf- gabe, welche der Verein gestellt hatte, gerade be- sonders zeitgemäss. Dass sie auch sehr schwierig wird man wohl einsehen. Der Tafelschmuck 28 eingelunden. den sich neben die die war, 218 sollte vorhanden sein, durite aber für die Aufstellung der Speisen und was sonst ein Gastmahl verlangt, nicht den nöthigen Raum wegnehmen. Die eine Tafel war unter der Hand eines Meisters Mag der Besitzer des Gartens, von dem aus das Arrangement geschah, der Geheime Kon- merzienrath Ravene selbst, oder sein Obergärtner W.König, die Tafel arrangirt haben, darauf kommt es uns bier nicht an, eins steht stets fest, das Ar- rangement war einfach und zweckentsprechend, die Diese gegen 14 Fuss lange Tafel war für ein kleines Gastmahl, was wohlhabender Grundbesitzer auf seinem Landsitze seinen Freunden giebt, bestimmt. Die ein- zelnen Couverts, denen sogar Karten mit dem Namen der Theilnehmer beigelegt waren, standen mit kunst- voll zusammengelegter Serviette rings um den Tisch, = arrangirt. Idee, welche ihr zu Grunde lag, neu. ein 5 Gläser in verschiedenen Gestalten für die nö- thigen Weine davor. Ein einfaches kleines Bou- quet aus gewöhnlichen, man möchte sagen, länd- lichen Blumen angefertigt, ragte aus dem zum gros- sen Theil von der Serviette gedeckten Champagner- In der Mitte der Tafel standen Eta- »eren für den Nachtisch und einige in Vasen ein- gesteckte leichte Bouquets. Ausserdem zog sich, der viereckigen Tafel entsprechend, ein sinnreich zusammengesetzter Blumenschmuck aus linienförmigen Theilen verschiedentlich vereinigt, der ganzen Länge nach von nach unten. Diese linienförmigen Theile bestanden aus fusslangen, von Glas ein- sefassten Kanälen von 2 Zoll Höhe und Durchmesser und enthielten die kurzstieligen Blumen in der Weise, dass man allerhand beliebige Figuren von gegen 4 bis 5 Zoll Höhe zusammensetzen konnte. /wischen diesen Figuren, den Tellern, Etageren viel Raum vorhanden, dass dieser jedem Bedürfnisse einer Tafel entsprach. Dem Ganzen fehlte nichts weiter, als die Gäste, und die Diener mit den Speisen; es hatte das Ansehen, als Glase hervor. oben un. S. w. war noch so sollte jeden Augenblick Platz genommen werden. Die Tafel, welche der bekannten kunstfertigen Hand des Kunst- und Haändelsgärtners J. €. Schmidt (Unter den Linden 16) arrangirt war, hatte der Aufgabe selbst zwar gar nicht entsprochen, wohl aber einen anderen Gesichtspunkt ins Auge gefasst. Es galt hier Tafelbouquets in verschiede- nen Zusammenstellungen dem Auge vorzuführen. Auch hier fanden sich die vollständigen Couverts auf der gleich grossen Tafel vor, der übrige Raum war aber von jenen so besetzt, dass kaum noch irgend etwas die Tafel betreffendes Platz gefunden hätte. Das Gastmahl als solches spielte daher eine Nebenrolle, andere von die Bouquets waren die Hauptsache. Es war wohl nur die Gelegenheit ergriffen, den Gästen eine Aus- wahl verschiedentlich zusammengesetzter Bouquets für Tafeln vorzuführen. Wer würde leugnen wollen, dass diese Bouquets in der That auch nicht weniger einen feinen Geschmack, als eine seltene Kunstfertig- keit des Verfertigers, an den Tag gelegt haben. Sie lesten eben, wie die übrigen vorhandenen Bouquets, zu gleicher Zeit Zeugniss ab, dass man gerade in Berlin ihre Anfertigung mehr als irgend wo versteht. Es ist interessant, dass der Name Schmidt in Berlin für Blumenschmuck einen guten Klang besitzt, denn- ausser J. C. Schmidt sind noch Gustav Schmidt (Friedrichstr. 177) und die Wittwe Schmidt (Friedrichstr. 168) zu nennen. Letztere hatte ein in der That originelles Bouquet aus nur einheimischen Blumen zusammengesetzt. Doch auch die übrigen Bouquets und sonstigen Anlertigungen von Haargar- nirungen u. S. w., welehe von Seiten der Kunst- und Handelsgärtner Grothe (Friedrichstr. 46) und Os- car Maschner (Brückenstr. 13) ausgestellt waren, wurden anerkannt; es eılaubt uns leider nur nicht der Raum, speciell auch auf sie einzugehen. Das- selbe gilt von den Blumentischen und sonstigen Ar- rangements, welche in grosser Anzalıl eingesendet waren. Wir wollen nur noch des Riesenbouquets von 1!/; Meter Höhe des Gehülfen Schulz im botani- schen Garten gedenken, da er die von dem Vereine gestellte Aufgabe entsprechend gelöst hatte. Es be- stand nur aus Blumen und Gräsern des freien Gar- tens und würde in einer Nische, z. B. im Hintergrunde eines mit Menschen gefüllten grossen Raumes, nicht weniger aber auf einer geschützten Terrasse, seitlich an einer Freitreppe u. Ss. w., eine günstige Aufstel- lung gefunden haben. Seit Kurzem ist ein neuer Industrie-Zweig ent- standen und hat bereits eine Ausbildung erhalten, woran man vor wenig Jahren noch gar nicht dachte. Wenn auch dieser Industriezweig der Luxus- und Spitzen-Papiere, hauptsächlich von Manschetten für Bouquets ebenfalls in Frankreich, besonders in Paris, ihren Anfang nahm und jenseits der Vogesen rasch Bedeutendes geleistet wurde, so ist man doch seit Kurzem in der Eleganz nicht weniger, als im Reich- thum der Zeichnungen, bei diesen Luxuspapieren auch in der neuen Kaiserstadt Berlin zu einer nicht unbe- deutenden Höhe gelangt. Berliner Luxuspapiere für Bouquets u. S. w. beherrschen jetzt den deutschen Markt und gehen selbst auch vielfach über die Mar- ken des deutschen Reiches, selbst über den grossen Ocean hinweg, bis nach Amerika. 219 Aus 2 Fabriken Berlins: B. Faderjahn (Inhaber Fr. Ziegler, Ritterstrasse 16) und G. Demmler (Prinzenstr. 86) waren in grosser Anzahl und Mannig- faltigkeit dergleichen Papiere auf der Festausstellung vorhanden und zogen vielfach die Aufmerksamkeit derer, welche die Festausstellung besuchten und be- sonders von auswärts gekommen waren, aul sich. Welche Umgestaltung haben die Anlangs nur weissen Papiere, welche noch vor einem Jahrzehnte die Blumenstiele der Bouquets umfassten, erhalten? Es ist nicht zu leugnen, dass man den Luxus vielfach übertreibt, man kann aber nicht gegen den Strom sehen. Vor Allem muss die Industrie der herrschen- den Richtung Rechnung tragen. Man verlangt jetzt auch zu den Bouquets feinere und seltenere Blumen, wie Orchideen ete., und ist nicht mehr mit denen zufrie- den, welehe man vor 30 und 20 Jahren noch allgemein benutzte. Nicht selten kosten die Manschetten grössere Summen, als die Bouquets. Dergleichen mit einen Preise von einigen Friedrichsd’ors sind jetzt keines- wegs so Selten, als man glaubt. Man hat uns erzählt, dass zur Zeit der sogenannten Subskriptionsbälle, welche während der Faschingszeit in Berlin gegeben werden, bisweilen für Umfassung der Bouquets selbst das feinste Spitzenpapier nicht für genügend erachtet wurde, und dass man die Manschetten aus Brüsseler und Valeneienner Spitzen anfertigte. Die Bouquets und die übrigen diesen entspre- chende Verwendung abgeschnittener Blumen waren in so reichlicher Menge eingeliefert, dass die Tafeln im Turnsaale bei Weitem zu ihrer Aufnahme nicht ausreichten, es musste noch Raum für sie in der srossen offenen Halle geschaflt werden. Diese Halle mit ihrem Inhalte war in jeder Hinsicht gelungen, die Blattpflanzengruppe im Hintergrunde trug aber hauptsächlich dazu bei, um die Aufmerksamkeit der Schauenden auf sie zu lenken. Es schien alles Andere darin, selbst die einzeln weiter nach vorn und seitwärts stehenden Palmen und Baumfarne, nur dazu zu dienen, ihr mehr Glanz zu verleihen. Schirm- und Fiederpalmen von untadelhaftem Ansehen und in nieht geringer Mannigfaltigkeit bildeten die Grund- lage dieser unserm Herrscherpaare gewidmeten Gruppe. Zwischen genannten majestätischen Pilanzen ragten die Marmorbüsten des hohen Protektors des Vereins: des Kaisers, und der Kaiserin, hervor. Alles aus der Gruppe zu nennen, was zu ihrer Verschönerung beigetragen hatte, würde zu weit führen, es genüge demnach die Mittheilung, dass von Seiten des Garten- Inspektors Bouch& das Schönste und Beste zur Verfüsung gestellt war, was der reiche Inhalt des botanischen Gartens darbot. Aufl beiden Seiten auf dem vorn mit Pelargonien- Sortimenten besetzten grossen Rasenstücke, zwischen dem und den grossen breiten und mit anderen Gruppen und Pflanzen besetzten Tafeln der beiden seitlichen Wände ein breiter Weg sich hinzog, standen die bereits erwähnten Baumfarne (mehr nach hinten) und Palmen (mehr nach vorn) und bildeten gleichsam den Rahmen für die majestätische Alsophila australis und Balantium antareticum hatte der Ober- särtner Nicolai in der Königlichen Garnison -Ver- waltung, in seltener Schönheit und besonders reich mit Blättern versehen, aufgestellt. Ihm verdankte man aber auch eine Palme, Rhapis flabelliformis, in seltener Grösse und mit einem Reichthume von Blät- tern, wie man wohl selten findet. Die zweite Palme war eine Attalea compta und von dem Öbergärtner Rechholtz aus dem Geheimen Ober- Hofbuchdruckers v. Decker Ausserdem hatte man noch ein schönes Exemplar der Cycas eircinnalis aus dem Charlottenburger Schlosse (Hofgärtner Brasch) und Phoenix sylvestris aus dem botanischen Garten (Inspektor Bouche) angebracht. Die 3 Gruppen Pelargonien im vorderen Theile der offenen Halle waren in der Weise angebracht, dass man die Scharlach - oder Bouquet- Pelargonien für das freie Land auf beiden Seiten aufgestellt hatte, während eine Gruppe Phantasie-Pelargonien von die- sen umfasst wurde. Die letzteren waren ohne Aus- nahme prächtige Schaupflanzen von ohngefähr 11/, Fuss Durchmesser und gehörten Dr. Hans Hermann in Schönebeck bei Magdeburg. Viele derer, welche jetzt die Ausstellung besuchten, werden sich noch der schönen Pelargonien erinnern, welche in gleicher Voll- kommenheit der Väter des jetzigen Besitzers vor nun 10 und mehr Jahren alljährlich zu den Ausstellungen des Vereines sendete und denselben Beifall, den die jetzigen erhielten, einerndteten. Leider werden diese kleinblüthigen Pelargonien keineswegs mehr in der Weise kultivirt, wie früher: man gibt, wir wissen nicht aus welchem Grunde? als Marktpflanze den gross- blühenden den Vorzug. Die anderen Pelargonien für das freie Land ge- hörten dem Brauereibesitzer Busse und zeigten eine Gruppe. Garten des zur Verfügung gestellt. ausserordentliche Mannigfaltigkeit. Liebhaber hätten hier Gelegenheit gehabt, nach ihrem Geschmacke eine Auswahl zu treffen. Ausser diesen beiden Grup- pen war aber noch aus demselben Garten eine Gruppe buntblättriger Pelargonien in besonders gelungener Auf- und Zusammenstellung hinsichtlich der Farben vorhanden. Es ist nicht zu leugnen, dass man mit diesen 3- und 4-farbigen Pelargonien für die Teppich- beete und Arabesken, aber auch sonst, ein schönes 28” Material in der neueren Zeit erhalten hat, wie man es früher nicht besass. Wenn Lenötre, der Gründer dieser jetzt noch verfeinertet Mode des Anfangs des 18. Jahrhunderts, zur Zeit Ludwig XIV., dieses Ma- terial gehabt hätte, würde er sicher noch ganz an- deren Effekt hervorgerufen haben. Sehr hübsch nahm sich femer eme Gruppe zwergiger Hahnenkämme (Celosia eristata), sämnitlich in guter, gedrängter Kultur, aus. Um ihr schönes Roth noch zu erhöhen, hatte ihr Besitzer kräftige und reichlich blühende Nierembergien dazwischen xepflanzt, deren violette Blumen das feurige Roth der Hahnenkämme etwas milderten. Kunst- und Han- delsgärtner Ritter (Markusstr. 12) hatte sie ausge- stellt. Aber auch ausserdem verdankte man ihm noch Gruppen abgerundeter Pflanzen von Hahnenkämmen auf dem ersten grossen Rasenstücke im Freien. Mehr im Hintergrunde befanden sich, ebenfalls zu Gruppen zusammengestellt, Hortensien in schönen Pflanzen, wie man sie in Berlin auf den Markt bringt und zu verhältnissmässig geringem Preise verkauft. Kunst- und Handelsgärtner Bading (Andreasstr. 32) hatte sie ausgestellt. Von ihm waren auch hochge- zogene Pflanzen desselben Blüthenstrauches vorhan- den. Nach unserer Ansicht nahmen sich die nie- drigen, buschigen Pflanzen aber besser aus, als die hochgezogenen, da der meist 1 Fuss und mehr im Durchschnitt habende Blüthenkopf auf dem sehlanken Stamme zu leicht schwankt und auch zu ihm in keinem Verhältnisse steht. Einen besonderen Schmuck bildeten in der Nähe dieser Hortensien auch 2 viereckige, eine Kugel tra- zende Ständer von gegen 4 Fuss Höhe, welche durch- aus von der bekannten Kletterpflanze des Warm- hauses: Ficus stipularis oder seandens, bedeckt waren. Der Obergärtner im Krolischen Lokal hatte sie her- angezogen. Es ist nicht zu leugnen, dass diese durch das Fieus-Laub mattgrün gewordenen Säulen in gross- artigen Lokalen, wie das Kroil'sche ist, mannigfache Verwendungen finden können, aber auch ausserdem könnten sie in halb dunkelen Nischen und sonst auf- gestellt werden. Auf den Tafeln auf beiden, Seiten befanden sich !er Bouch&’schen Mittelgruppe anschliessend noch kleinere Gruppen, weiter nach vorn aber noch aller- hand interessante Pflanzen, auch einige Neuheiten. Ueber diese und jene können wir nur kurz berichten. Unter ihnen nahm vor Allem eine Sammlung bunt- blättriger Abutilons die Aufmerksamkeit des Botanikers in Anspruch. Es ist Thatsache, dass ein buntblättriges Abutilon, vor Allem das vor einigen Jahren von James Veiteh and Sons in London eingeführte 20 A. Thompsoni, auf ein nicht buntblättriges Abutilon veredelt, letzteres in den neuen Trieben buntblättrig macht. In der Wochenschrift ist diese Thatsache zuerst zur weiteren Kenntniss gekommen und seit- dem vielfach über sie berichtet worden. In der neuesten «Zeit hat der in Betreff dieser Pflanzen den Lesern der Wochenschrift schon bekannte Gehülfe im bota- nischen Garten zu Berlin, Lindemuth, diesen inter- essanten, bis jetzt noch für Abutilon isolirt dastehen- den Gegenstand in so fern einer weiteren Unter- suchung unterworfen, als er Versuche angestellt hat, in wie weit die Uebertragung der buntblättrigen Er- scheinung auf andere Abutilon-Arten und Malvaceen möglich ist. Das Resultat war, dass bei keinen an- deren Malvaceen als Abutilon-Arten, eine Uehbertra- zung geschieht, dass aber auch selbst nicht alle Abutilon-Arten dazu geeignet sind. Bis jetzt haben nur Abutilon esculentum Juss., insigne Planch., ve- nosum Hook., megopotamieum Brongn. (vexillarium Morr.), Sellowianum Reg., eine noch nicht bestimmte Art aus Brasilien und (?) Sida Jangederiana (wahr- scheinlich ebenfalls ein Abutilon) angenommen. Ver- suche, das Buntblättrige anderer Pflanzen-Arten auf nalı verwandte Pflanzen zu übertragen, sind ohne Ausnahme misslungen. Dass Lindemuth sich durch diese Versuche ein unbestreitbares Verdienst erwor- ben hat, unterliegt keinem Zweifel; es wäre nur zu wünschen, dass dieser Gegenstand, nachdem so viele Ansichten und Vermuthungen darüber ausgesprochen sind, auch nun einmal streng wissenschaftlich unter- sucht würde. Leider scheint es, dass, nachdem er auch in wissenschaftlicher Hinsicht sehr viel Aufsehen semacht hat, er wiederum der Vergessenheit anheim gegeben werden sollte! Nächst dieser interessanten Aufstellung der bunt- blättrigen Abutilon-Formen nahmen die Sämlinge von Palmen, Cycadeen, Pandaneen u. s. w., welche Haage u. Schmidt in Erfurt ausgestellt hatten, die Aul- merksamkeit der Pflanzenliebhaber und Botaniker am meisten in Anspruch. Unter diesen Sämlingen be- fanden sich zahlreiche Arten, welche bis jetzt zu den Seltenheiten gehören oder auch noch gar nicht im Handel sich befinden. Daneben hatte Kunst- und Handelsgärtner Hör- demann in Kassel ein Sortiment grossblumiger Pe- largonien eigener Züchtung aufgestellt. Man sieht, dass die Anzucht von dergleichen Blüthensträuchern nicht allein in Belgien, Frankreich und England Re- sultate giebt; auch in Deutschland können diese, wenn nur bei gehörigem Verständniss die nöthige Sorgfalt gegeben wird, trotz der ungünstigeren Ver- hältnisse erfolgen. Möchte nur der Besitzer dieser u ‚Pelargonien, dessen Verdienste um die Anzucht neuer Florblumen uns ausserdem vortheilhaft bekannt ist, in seinen Versuchen weiter fortfahren. Auf der andern Seite der offenen Halle hatte man verschiedene Kalthauspflanzen neuester Einfüh- rung aufgestellt. Man begegnete hier zuerst einer Gruppe buntblättriger Pflanzen, welche man dem Kunst- und Handelsgärtner Bacher in Pankow ver- dankte. Unter diesen befanden sich mehre, die eine weitere Verbreitung verdienen; so vor Allem Oxalis tropaeoloides roseo-pieta. Als uns der Züchter die- ser interessanten Neuheit, Kunst- und Handelsgärtner Liebmann in Dresden, vor einigen Monaten einige Blätter zur Ansicht schickte, haben wir nicht geglaubt, dass die Pflanze solchen Effekt machen würde, als es in der That der Fall ist, wo wir die beiden Exem- plare, welche ausser dem von Bacher noch der Züch- ter selbst ausgestellt hatte, gesehen haben. Ueber die buntblättrige Peristrophe angustifolia haben wir bereits bei den neuen Pflanzen des vori- sen Jahrganges berichtet. Das hier ausgestellte Exem- plar befand sich in einem Kulturzustande, der die weitere Verwendbarkeit der Pflanze, besonders auch im Freien, wünschenswerth macht. Wahrscheinlich lässt sie sich auch zwergig und damit mehr buschig heranziehen, um dann auch zu Teppicehbeeten und Arabesken dienen zu können. ' Konnte man die 3 Gymnostachyen (argyroneu- von, Pearcei und giganteum), welehe Kunst- und Handelsgärtner Bacher ebenfalls ausgestellt hatte, auch nicht mehr ganz neu nennen, so sind es doch 3 empfehlenswerthe Pflanzen des Warmhauses, deren buntgezeichnete Blätter dem Laien stets gefallen wer- den. Von den übrigen neuen, hauptsächlich bunt- blättrigen Pflanzen erwähnen wir nur noch des Ama- rantus salieifolius, welcher einigermassen an den jetzt leider aus den Gärten verschwundenen Helianthus salicifolius erinnert. In der Nähe stand ein blühendes Exemplar des noch ganz neuen Lilium puberulum aus Nordamerika, was Kunst- und Handelsgärtner Louis Mathieu ausgestellt hatte. Es gibt uns diese neue, erst vor Kurzem eingeführte Art Gelegenheit, von Neuem auf dieses nur aus dankbaren Blühern bestehendes Ge- schlecht, wo hauptsächlich durch den Fabrikanten Leichtlin in Karlsruhe und durch den Pflanzen- sammler Roezl eine nicht geringe Anzahl direkt aus ihrem Vaterlande jenseits des grossen Oceans bezogen worden ist, aufmerksam zu machen. Nächst dem botanischen Garten besitzt Louis Mathieu in Berlin die vollständigste Sammlung von Lilien, zunächst in Norddeutschland. Hofgärtner Reuter auf der Pfauen-Insel bei Potsdam hatte einige interessante Pflanzen ausgestellt. Am meisten nahm eine Thuja oceidentalis die Auf- merksamkeit der Kenner nicht weniger, als der Laien, deshalb in Anspruch, weil sie im äusseren Ansehen zwischen einer Thuja- und Juniperus-Art in der Weise stand, als der Lebensbaum im oberen Theile seine normale Gestalt sich erhalten, während der untere Theil nadelförmige Blätter besass. Es erklärt sich diese Eigenthümlichkeit aus dem Umstande, dass die sade- und lebensbaumähnlichen Nadelhölzer in ihrer Entwickelung 2 aufeinandeifolgende Stadien durch- laufen. Junge Pflanzen besitzen anfangs, wie bei dem gewöhnlichen Wachholder, abstehende Nadeln, und zwar je nach der Art, längere oder kürzere Zeit, später verschwinden diese und schuppenförmige Blät- ter treten an ihre Stelle. Bei einigen Arten, beson- ders bei Juniperus virginiana, kommt es aber auch vor, dass besonders im Schatten stehende Zweige und Aeste älterer Pflanzen wiederum, eben so wie im ersten Lebensstadium, abstehende Nadeln treiben, während die meisten übrigen die kleinen Blätter an- liegend und schuppenförmig, wie im zweiten Lebens- stadium, besitzen. Wir besitzen in der Chamaeeyparis oder Retinospora squarrosa schon eine hinlänglich bekannte Konifere, wo der Uebergang der nadel- förmigen Blätter in schuppenförmige bei uns gar nicht geschieht; man glaubt deshalb viel eher einen ächten Wachholder, als eine Chamaeeyparis oder Retinospora vor sich zu sehen. Da’er durch Stecklinge fort- gepflanzt wird, so haben auch die dadurch heran- sezogenen Exemplare das Ansehen des ersten Stadiums behalten. Ferner ist zufälig eine Thuja oceidentalis in Meaux ohnweit Paris entstanden, wo die nadel- förmigen Blätter des ersten Lebensstadiums sich lange Zeit erhalten haben. Man machte der Pflanze durch Stecklinge Vermehrung und brachte auf solche Weise diese eigenthümliche Erscheinung durch den Verkauf der Stecklingspflanzen zur weiteren Kenntniss. Wer den Ursprung nicht kannte, hielt dergleichen Stecklingspflanzen, welche als Thuja Meldensis in den Handel kamen, für einen Blendling der Thuja oceidentalis mit irgend einer Juniperus-Art. Was den buntblättrigen Kohl den ebenfalls Hofgärtner Reuter ausgestellt hatte, so wird dieser in einer grossen Anzahl von Formen in Frank- reich allgemein kultivirt und vielfach zur Dekoration verwendet. Er pflanzt sich auch durch Samen fort. (Fortsetzung folgt.) von anbelangt, 222 Cyperus Braunii, eine neue Dekorationspllanze, Beschrieben von Vatke. Pallide virens, dense caespitosus; stolonibus brevissimis eulmisque e rhizomate articulato-tuberoso pluribus strietis, obtuse triquetris, laevibus, lateribus (in vivo) planis; foliis basalibus 2—4 tertiam culmi partem involventibus, ad tertiam partem arreectis, inde ad apicem recurvatis, herbaceis, planis, longe angu- stato-aeuminatis, supra opacis, subtus glaucescenti- bus, margine serrulato, ıetrorsum scabris; anthelae effusae ter compositae radiis primariis pluribus elon- satis, filiformibus, strictis, ramo uno alterove accessorio capillari; ochreis oblique truncatis; involuero 11—13- phyllo radios superante; phyllis interioribus ad me- dium fere plus minus transverse undulato -plieatis; spieis solitariis anthelatisve compressiuseulis, 5—20- tloris, apicem versus angustatis, subobtusis; squamis densiusculis, removendis subarrectis, ovato-lanceo- latis, acutis, margine late scariosis, medio herbaceo- carinatis, minute nervosis; staminibus 3, germine lateribus impressis trigono; stylis 3. Ein stattliches Gewächs, welches gewiss schon manchem Leser der Wochenschrift auf der grossen Ausstellung des Gartenbau - Vereines aufgefallen ist. Aufgegangen aus Vegetabilienerde vom Port - Natal im Garten des Kommerzienrathes Ravene (Ober- särtner König), blühte dieser Cyperus im Berliner botanischen Garten im Herbste des verflossenen Jahres (1871). Professor Braun, mein hochverehrter Leh- rer, gestattete mir die Untersuchung der Pflanze, die sich als eine neue, sehr ausgezeichnete Art eıgab. Sie soll deshalb seinen Namen führen. Cyperus Braunii schliesst sich in der Tracht von den Arten, die sich meines Wissens in Kultur be- finden, zunächst an den bekannten Cyperus flabelli- formis Rottb. (alternifolius der Gärten) an. Doch verleiht die ausgebreitete Spirre mit den verlängerten Strahlen unserer Pflanze ein eigenthümliches Ansehen. Was ihre Stellung im Systeme betrifft, so er- laube ich mir hier die Worte von Boeckeler zu Varel, als Monograph der Gattung Cyperus rühmlichst bekannt, aus einer zefälligen brieflichen Mittheilung zu wiederholen. Er schrieb mir: „Der kürzlich erhaltene Cyperus Braunii ist wohl ohne Zweifel neu und eine ausge- Art der Gruppe. Er. schliesst sich zunächst den beiden afrikanischen Arten C. albostriatus Schrad. und C. leptocladus Kth. an.“ Zur weiteren Charakterisirung der Pflanze diene Die Laubblätter erreichen zeichnete, hübsche noch Folgendes. eine Länge bis zu 4 Decim., so wie eine Breite bis zu 1,5 Centim. Die Aehren sind bis 1,5 Centim. lang, aus einer 1 Millim. breiten Basis nach der Spitze zu allmählieh verschmäleıt. Im lebenden Zustande sind die Seitenflächen des Halmes eben, während im trocknen die eine Seite tielrinnig erscheint. Die Blattscheiden sind in der Jugend röthlich, im Alter schwarzbraun. Das Cypergras blüht sehr dankbar den grössten Theil des Jahres, lässt sich durch Zertheilung leicht vermehren und dürfte daher in den Gärten eine schnelle Verbreitung finden. Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen. (Fortsetzung.) 83. Gravesia bertolonoides schliesst sich den beiden bekannten Arten dieses Melastomateen- Geschlechtes: margaritacea und guttata an, besitzt aber eine andere Zeichnung auf den Blättern. Diese haben nämlich eine sammetgrüne Oberfläche, welche Nerven und Adern unterbrochen ist breit-länglich, da ihre Länge 4, ihre Breite 21, Zoll beträgt. Die Pflanze erhebt sich nur wenig bis zu einigen Zoll Höhe und wurde von James Veitch and Sons in London einge- führt. Vaterland ist wahrscheinlich Madagaskar. 84. Guilielmia utilis stellt eine hübsche Palme von Costarica dar. Jung sind die Blätter, wie die vieler anderen Palmen, an der Spitze 2theilig, spä- ter werden sie leicht gefiedert. Nicht allein der Stamm, sondern auch die Blattstiele und die Blatt- rippen, sind mit zahlreichen Dornen besetzt. Die Sa- men sollen in ihrem Vaterlande gegessen werden und den Kastanien ähnlich schmecken. 85. GymnothrixjaponicaKth. schliesst sich der im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 166) be- sprochenen G. Jatifolia Presl an, wächst aber in Ja- pan und hält deshalb vielleicht im Freien bei uns aus. Sie gehört, gleich genannter Art, zu den Schmuck- und Dekorationsgräsern. Wie bei vielen Paniceen, sind hier die Blätter breiter und länger und hängen später in einem eleganten Bogen über. Besonders hübsch nimmt sich das Gras mit seinen grossen und länglichen Aehren aus. 86. Von Gynerium argenteum, dem Pam- pasgrase, hat man bekanntlich bereits eine Menge Formen, welche sich auf die Färbung des unteren Theiles der Blätter beziehen. Haage und Schmidt durch silberfarbige wird. Ihre Gestalt 223 in Erfurt bringen aber jetzt eine Form in den Han- del, wo die Aeste der Blüthenrispe überhängen und dadurch der ganzen Pflanze ein eigenthümliches An- sehen geben. Für Norddeutschland möchte diese Form nur eine geringe Bedeutung haben, da die Blüthen daselbst nur in günstigen Jahren zur Ent- wickelung gelangen. 87. Hamamelis japonica S. etZ. steht dem bekannten Zauberstrauch (H. virginica) ausserordent- lich nahe und entwickelt, gleich dieser, ihre gelben Blüthen im Spätherbste oder selbst im Anfange des Winters. Die Blätter sind aber hier mehr rundlich und in der Jugend auf den Nerven und Adern der Unterfläche mit Sternhaaren besetzt. Ob der Blü- thenstrauch aber bei uns aushält, muss noch näher untersucht werden. 88. Hesperis matronalis fl. albo pleno war vor mehreren Jahrzehnten eine bis in die ent- legensten Dörfer des mittleren Deutschlands, beson- ders Thüringens, allgemein verbreitete Gartenblume, sehört aber jetzt zu den Seltenheiten, so dass man sie kaum noch in irgend einem Garten sieht. Und doch verdient sie, gleich der Sommerlevkoje, An- erkennung und Verbreitung. Sie ähnelt dieser auch im Wachsthum und bildet kaum fusshohe und wenig verästelte Pflanzen, deren Zweige fast ganz mit weissen und wohlriechenden Blumen bedeckt sind. Diese weisse und gefüllt blühende Abart unterscheidet sich wesentlich von der violett- und einfach-blühen- den Pflanze, welche 2 Fuss und selbst höher wird und sich weitläufig verästelt. Vilmorin-Andrieux in Paris haben diese nicht genug zu empfehlende Flor- blume wieder von Neuem in den Handel gebracht. 89. Hippeastrum (Amaryllis)pyrrhochroum ist vielleicht die kleinste ihres Geschlechtes und in Brasilien zu Hause. Wenn dieser Ritterstern auch deshalb nieht in der Weise imponirt, wie die übri- sen Arten dieses Geschlechtes, so verdient er doch wegen seiner brennend rothen Blumen Beachtung und sollte in keiner Sammlung fehlen. 90. Humata Tyermani Moore ist eins der sehönsten Farne, welche in neuerer Zeit eingeführt sind, und ist wohl die grösste Art des Geschlechtes, was sonst nur kleine Pflanzen umfasst. Die Blätter haben eine deltaförmige Gestalt und sind dreifach gefiedert. Da sie ausserdem eine lederartige Textur besitzen, so ziehen sie auch nicht ein, d. h. dauern mehrere Jahre. Die Länge und Breite (an der Basis) der eigentlichen Blattfläche beträgt nur 7 Zoll. Die Blätter selbst kommen aus einem mit weissen Spreu- blättern besetzten Rhizom hervor. Im äusseren An- sehen gleicht diese Humata den kleinblätterigen Da- vallien, besonders der D. ballata und Griffithii. Sie wächst im tropischen Westafrika und wurde von Tyerman, nach dem sie genannt wurde, entdeckt und eingeführt. 91. Als Impatiens Balsamina imperialis (Kaiser-Balsamine) bringen Haage & Schmidt in Erfurt eine neue Form mit grossen regelmässig ge- bauten Blumen in den Handel. Ihre Farbe ist dun- kelblau, wird aber durch weisse Flecken unterbrochen. Andere neue Sorten sind die Viktoria-Zwerg- balsamine mit verschieden gestrichelten Blumen und die dreifarbige (tricolor). Die Blumen haben bei der letzteren eine zarte, weiss-violette Farbe. welche durch dunkelviolette und karmoisinrothe Striche und Streifen unterbrochen ist. 92. Ixora Colei ist ein Blendling der I. eocei- nea und alba, der in England herangezogen wurde. Er zeichnet sich durch kräftigeren Wuchs und durelı ein angenehmeres Grün der Blätter aus. Aus diesem treten deshalb die blendend-weissen Blüthen um so mehr hervor. Man muss bedauern, dass die Ixoren in Deutschland so wenig Anklang finden, da sie un- bedingt zu den schönsten und dankbarsten Blüthen- sträuchern des Warmhauses gehören. 93. Kentia Canterburyana wurde auf Lord Howe’s Insel im südaustralischen Ocean entdeckt und gehört zu den kälter zu behandelnden Arten, welche auch nicht gross werden und deshalb ganz besonders zur Zimmerzucht geeignet erscheinen. Die Blätter sind gefiedert und bestehen aus 7 schmal- elliptischen Fiederblättchen, welche bei jugendlichen Pflanzen nur bis 8 Zoll lang und 1 Zoll breit sind. Wahrscheinlich ist K. Balmoreana H. Wendl, welche jetzt Linden in Brüssel ebenfalls in den Handel gebracht hat, dieselbe Palme. 94. Kentia Forsteriana steht der vorigen Art dieses Geschlechtes sehr nahe und kommt auch auf denselben Inseln vor. Sie unterscheidet sich hauptsächlich durch einen eleganteren leichteren Wuchs und durch hellgrün gefärbte Blattstiele, wäh- rend diese bei Kentia Balmoreana vöthlich sind. Linden in Brüssel ist es ebenlalls, der jetzt diese Palme in den Handel gebracht hat. 95. Kohleria rupestris ist eine der letzten Entdeckungen des in diesem Jahre verstorbenen Dr. Berthold Seemann und wurde in dem Chan- tales-Gebirge von Nicaragua aufgefunden. Sie schliesst sich den übrigen Kohlerien an, von denen die alte Gesneria ignorata wohl noch am Meisten bekannt ist, an und ist auf gleiche Weise dicht be- haart. Die schönen, in Trauben stehenden Blüthen haben ausserhalb eine rothe, innerhalb eine gelbe 224 Farbe; letztere ist aber durch rothe Punkte unter- brochen. 96. Kreysigia multifora Rehb. schliesst sich den nordamerikanischen Uvularien an, gehört also im weiteren Sinne zu den Liliaceen. Sie wächst aber in Neuholland und muss deshalb im Topfe ge- zogen und in das Kalthaus gestellt werden. Die Pflanze war schon früher in Kultur, hat aber nie eine grössere Verbreitung gefunden. Aus einem vielköpfigen Rhizom kommen mehrere eckige Stengel mit stengelumfassenden Blättern hervor. In ihrem Winkel befinden sich die lilafarbigen Blüthen einzeln oder zu zweien auf einem gemeinschaftlichen Stiele von 1 Zoll Länge. 97. Laelia grandis Lindl. gehört ebenfalls zu den älteren Gartenpflanzen, die aber allmählich sel- tener geworden sind. Im vorigen Jahre hat ein hübsches Exemplar im botanischen Garten zu Peters- geblüht, von dem Regel in seiner Gartenflor gute Abbildung gegeben hat (Tab. 698). Sie aus der brasilianischen Provinz Bahia demnach zu den kälter zu behandelnden Arten. Wesentlich weicht sie von den übrigen Lae- lien ab. Sie steht zwar den meisten übrigen Arten an Schönheit nach, ist aber trotzdem zu empfehlen. In der Regel ist der am Ende des dünn-länglichen burg eine stammt gehört und ı kannten Scheinknollens zugleich mit dem Blatte hervorkom- | mende Blüthenstiel nur 2blüthig. Die schmalen ocherfarbigen Blumenblätter sind am Rande wellen- förmig und haben eine Länge von über 2, aber nur die Breite eines halben Zolles, die eben so lange und fast gerade emporgerichtete Lippe ist dagegen weiss und roth gestreift. 98. Von Larix hat Regel in seiner Gartenflora (S. 99 des vorigen Jahrganges Tab. 684) eine Mo- nographie gegeben, auf die wir die Leser der Wochen- schrift um so mehr aufmerksam machen wollen, als die Lärchenbäume nicht allein in forstlicher, sondern auch in landscehaftlicher Hinsicht eine grosse Bedeu- tung besitzen. Ihr wunderschönes Laub tritt in seiner Frühjahre hervor; später wird es dunkler. der Gartenilor ge- gebenen des Lärchen- baumes (Larix deeidua) mit einigen Formen, der L. dahurieca und americana haben unt so mehr Werth, als charakteristische Darstellungen des äusseren Ansehens genannter Bäume geben. Regel nimmt 8 Arten an. Es kann hier nicht unsere Auf- gabe sein, speciell auf sie einzugehen. Liebhaber verweisen wir auf die Abhandlung selbst, bemerken hellgrünen Farbe besonders im Die in Abbildungen gewöhnlichen sie auch aber» ausserdem noch, dass die Lärchenbäume in dem noch in diesem Jahre erscheinenden zweiten Bande von Koch’s Dendrologie ausführlich abge- handelt sind. 99. Lamprococcus coerulescens Reg. (Gar- tenflora Tab. 694) wird im botanischen Garten zu Berlin unter dem Namen Aechmea Lüddemanniana kultivirt und wurde zum ersten Male auf einer der Monats - Ausstellungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues im vorigen Jahre blühend ausge- stellt (s. vor. Jahrg. d. Wochenschr. S. 218). Re- gel möchte vielleicht Recht haben, wenn er meint, dass diese Art richtiger zu Hophophytums gestellt werden sollte, da sowohl die Deekblätter, wie auch später die Früchte, keine rothe Farbe besitzen. Hin- siehtlich ihrer Schönheit steht sie den übrigen Arten dieses Geschlechtes, was in den Gärten gewöhnlich als Aechmea aufgeführt wird, weit nach. 100. Von Lathyrus odoratus L., der soge- nannten wohlriechenden Wicke, haben Haage und Schmidt in neuester Zeit ausser der bereits be- und verbreiteten „Kronprinzess von Preussen“ noch eine Form unter dem Namen der Feenkönigin erzogen, die unsere Aufmerksamkeit im hohen Grade verdient. Die Fahne ist fleisch- farben und weiss gerandet, während Schiffehen und Flügel eine blendend weisse Farbe besitzen. 101. Lilium dalmatieum Maly (Catanii Vis.) ist eine sehr interessante, vielleicht die schönste Form unseres gewöhnlichen Türkenbundes, welche an der Ostküste des adriatischen Meeres wächst und durch den Fabrikanten Leichtlin in Karlsruhe, der bekanntlich die grösste und beste Sammlung der Lilien besitzt, eingeführt wurde. Die Lilie übertrifft an Höhe den gewöhnlichen Türkenbund und zeichnet sich durch purpurrothe Blüthen aus. 102. Lisianthus Oerstedii Gris. schliesst sich dem bekannten L. Russellianus an und verdient dieselbe Berücksichtigung, unterscheidet sich aber wesentlich durch den etwas unregelmässigen Bau der grünlich-gelben Blume, so wie durch die 5 un- gleichen Staubgefässe. Er stellt eine 2jährige Pflanze dar, welche in der Kultur doppelt so hoch als im wilden Zustande wird und damit eine Höhe von 6 Fuss erreichen kann. An dem viereckigen Stengel stehen die eirund-lanzettförmigen und 5- oder 7-ner- vigen Blätter einander gegenüber. Die überhängen- den Glockenblumen bilden einen nach einer Seite gerichteten und gabelästigen Blüthenstand. (Fortsetzung folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No ion. Berlin, den 20. Juli. 1812. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Dienstag, den 30. Juli, Nachmittags: 5 Uhr, findet im Palmenhause des botanischen Gartens eine Versammlung ‚les Vereines zur Beförderung des Gartenbaues vom 21. bis 30, Juni 1872 (Fortsetzung). — Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen (Fortsetzung). — Berichtigung. 157 Gemeindebezirken und Einschluss der Ritter- eng Der Frostschaden güter auf einem Flächengehalt von 17,5;,; Quadratm. an den Obstbäumen im Grossherzogihum Sachsen wurden durch den Frost getödtet 195,739 Stück im Winter von 1870 zu 71. Obstbäume, nämlich 21,099 Apfelbäume, 12,643 Birn- Vom Hofgärtner Maurer in Jena.*) bäume, 147,851 Zwetschenbäume, 259 Aprikosen- Der Winter von 1870 zu 71 hat in unseren | bäume, 55 Pfirsichbäume, 4,810 Süsskirschbäume, Obstbaumpflanzungen so unerhört gewüthet, dass es 2773 Sauerkirschbäume, 2,383 Wallnussbäume, 190 dem Grossherzoglichen hohen Staatsministerium nicht | Mispelbäume, 2,202 Verlust an Chausseen, Summa unzweekmässig erschien, die von dem Unterzeichneten 195,739. Den grössten Verlust in diesem Verwaltungs- vorgeschlagene Anfertigung von Verlustlisten im gan- | bezirk erlitt der Ort Wallichen durch das Absterhen zen Grossherzogthum anzuordnen. Wenn nun auch von 8,050 Obstbäumen, während die Bäume in den die Ausführung einer solchen Maassregel ihre Schwie- Fluren folgender 13 Gemeindebezirke unbeschädigt blie- rigkeiten hat und auf ganz genaue Angaben der ben: Unterpörlitz, Stützerbach, Schöndorf, Roda. Ritters- Verlustzahlen mit Sicherheit nicht gerechnet werden | dorf, Rettwitz, Obersynderstedt, Oberpörlitz, Maina, kann, so ist es dennoch immerhin von hohem Inter- ' Kammerberg, Hassfeld, Breitenheerda, Grosslohma. esse, sich durch eine solehe Zählung ein ungefähres B. Im II. Verwaltungsbezirke (Apolda) mit Bild von den enormen Verlusten vorzuführen und 152 Gemeindebezirken und Einschluss der Rittergüter die unausbleiblichen Folgen davon in Betracht zu | wurden aul einem Flächengehalt von 11,,,, Quadrat- ziehen. Leider ist die Gesammtverlustzahl aller im meilen durch den Frost getödtet 326.405 Stück Obst- ganzen Grossherzogthum getödteten Obstbäume eine bäume, nämlich 17,192 Apfelbäume, 11,306 Birn- so bedeutende, dass wohl Niemand eine Ahnung da- bäume, 269,208 Zwetschenbäume, 2,444 Pflaumen- von gehabt hat. Der Gesammtverlust beziffert sich bäume, 1,429 Aprikosenbäume, 438 Pfirsichbäume. nämlich auf 601,845 Stück und vertheilt sich auf | 10,332 Süsskirschbäume, 2,785 Sauerkirschbäume, sämmtliche Verwaltungsbezirke wie folgt: 10,569 Wallnussbäume, 658 Mispelbäume, Summa A. Im 1. Verwaltungsbezirke (Weimar) mit | 326,405 Stück. Den grössten Verlust nicht allein in diesem Verwaltungsbezirk, sondern im ganzen Gross- ” Der Nerfnsner warte gepgen re ee u herzogthum erlitt der Gemeindebezirk. Neuengönna uns bereits in der 137. Nummer der Weimar’schen Zeitung ab- | = f 2 gedruckt; der Aufsatz ist so interessant, dass wir keinen An- | durch die Vernichtung von 10,439 Obstbäumen. Un- stand nehmen, hn hier wiederum abzudrucken. Die Red, beschädigt blieben die Bäume in den Fluren folgender 29 ız 4 Gemeindebezirke, nämlich in Poppendorf, Coppanz, Döhritschen, Schorba. C. Im Il. Verwaltungsbezirk (Eisenach) mit 73 Gemeindebezirken und Einschluss der Rittergüter aul einem Flächengehalt von 11,;,, Quadratm. wur- den durch den Frost getödtet 23,624 Stück -Obst- bäume, nämlich 2,935 Aepfelbäume, 1,451 Birnbäume, 15,559 Zwetschenbäume, 235 Pflaumenbäume, 41 Aprikosenbäume, 27 Pfirsichbäume, 2,593 Süsskirsch- bäume, 498 Sauerkirschbäume, 479 Wallnussbäume, 6 Mispelbäume, Sa. 23,624 Stück. Den grössten Verlust | erlitt in diesem Verwaltungsbezirk der Ort Bischofsroda durch das Absterben von 3,105 Obstbäumen. Unbe- schädigt blieben die Bäume in den Fluren folgender | 9 Gemeindebezirke: Eekardtshausen, Berka a. d. W., Dippach, Dankmarshausen, Gerstungen, Grossensee, Untersuhl, Burekhardtshausen, Ettenhausen. D. Im IV. Verwaltungsbezirk (Dermbach) mit | 75 Gemeindebezirken und Einschluss der Rittergüter auf einem Flächengehalt von 10,7; Qua- dratm. 7,361 Stück Obstbäume durch den Frost ge- tödtet, nämlich: 1408 Apfelbäume, 1,002 Birn-, 2,637 Zwetschen-, 192 Pflaumen-, 1 Aprikosen-, — Pfir- sich-, 1,522 Süsskirschbäume, 341 Sauerkirsch-, 258 Wallnuss-, — Mispelbäume. Sa. 7,361 Stück. Den srössten Verlust in diesen Verwaltungsbezirk erlitt der Ort Geismar durch das Absterben von 793 Obst- x Unbeschädigt blieben die Bäume in folgen- den 26 Ortschaften: Fischbach, Klings, Empferts- hausen, Lenders, Möckritz, Neidhardtshausen, Stein- berg, Buttlar, Gerstengrund, RBeinhards, Walthers, Wenigentulft, Kaltennordheim, Franckenheim, Kalten- westheim, Reichenhausen, Schafhausen, Unterweid, Wohlmuthshausen, Zillbach, Weilar, Melpers, Ost- heim, Sondheim, Stetten, Pferdsdort. wurden bäumen. E. Im V. Verwaltungsbezirke (Neustadt). mit 167 Gemeindebezirken und Einschluss der Ritter- züter auf einem Flächengehalt von 11,335 Quadratm. wurden durch den Frost getödtet 48,716 Stück Obst- bäume, nämlich: 4,318 Apfelbäume, 3,205 Birnbäume, 37,705 Zwetschenbäume, 2,085 Pflaumenbäume, 31 Aprikosenbäume, 57 Pfirsichbäume, 775 Süsskirsch- bäume, 229 Sauerkirschbäume , — Wallnussbäume, 2 Mispelbäume. Sa. 48,716 Stück. Den grössten Verlust erlitt die Gemeinde ÖOberrenthendorf durch das Absterben von 4,326 Stück Bäumen. Unbeschädigt blieben die Obstbäume in folgenden 14 Ortschaften, als: in Bucha, Daumitzsch, Dreba, Grobengereuth, Keila, Kleina, Laskau, Moderwitz, Neudeck, Posen, Schmieritz, Tausa, Untendorf, Wenigenauma. Aus Vorstehendem ergiebt sich, dass der zweite Verwaltungsbezirk am meisten und der vierte am wenigsten gelitten hat. Von welcher Bedeutung diese Verluste nieht bloss für einzelne Orte, sondern für ganze Distrikte des Landes sind, wird sich in der Kürze zeigen, namentlich wird der kleinere Landwirth die ziemlich sicheren Einnahmen aus dem Frühobst vermissen, wodurch gewöhnlich die laufenden Aus- saben für den Hausstand gedeckt wurden. Aber auch Wohlhabendere werden darunter zu leiden haben, denn das Beispiel, dass auf den Ländereien einer einzigen Pfarrei 18 Klaftern Scheitholz von Zwetschen- bäumen gemacht wurden, steht nicht vereinzelt da. Um nun näher auf die Ursachen dieses unerhörten Falles einzugehen, gestatte ich mir Folgendes zu be- merken: Obgleich sich bereits eine ansehnliehe Zahl erfahrener und tüchtiger Fachmänner bemüht hat, die eigentlichen Ursachen dieses furchtbaren Ereig- nisses zu erforschen, so ist es dennoch Niemand ge- lungen, sichere Nachweise über den ganzen Sach- verhalt zu geben. Mich haben die aufmerksamsten Beobachtungen eines leider so bedeutenden Materials nur auf eine Menge von Widersprüchen und Unklar- heiten geführt, die ich nachstehend folgen lassen will. Im Allgemeinen nimmt man an, dass Obstbaumpflan- zungen auf Anhöhen weniger als in Niederungen und Thälern vom Frost leiden, allem der Verlust von 10,569 Wallnussbäumen im zweiten Verwaltungs- bezirke, die fast sämmtlich auf Anhöhen standen. widerspricht dieser Behauptung. Ebenso glaubt man, dass die zerstörenden Einwirkungen des Frostes aut das Pflanzenleben sich nirgends mehr als’ in Niede- rungen oder in der Nähe der Flüsse oder stehenden Gewässer geltend machen, allein verschiedene, von. mir beobachtete Fälle stimmen damit nicht überein. So haben z. B. auf einem mir zugehörigen Grund- stück die ganz in der Nähe des Ufers der Saale stehenden französischen veredelten Pflaumen- und | französischen Birnsorten nicht gelitten, während die entfernter und geschützter stehenden Bäume total erfroren sind. Eben so wenig lässt sich behaupten, dass alte Bäume mehr als jüngere gelitten, denn mehre Pflanzungen an unseren Chausseen und Ver- bindungswegen und auf Gemeindeareal beweisen das Gegentheil. Den Einwirkungen des Glatteises kann man diese Verheerungen ebenfalls nicht zuschreiben, weil oft in den exponirtesten Lagen, mitten unter Massen todter Bäume, sich mehre völlig gesunde Exemplare vorfinden. In Berücksichtigung aller dieser Erfahrungen scheint der Hauptgrund dieser Zerstörun- sen einfach in der langen Dauer so ausserordentlich hoher Kältegrade und in der grösseren oder geringeren Widerstandskraft jedes einzelnen Baumes zu liegen. Die Festausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues vom 21. bis 30. Juni 1872. (Fortsetzung.) In dem Turnsaale waren die Wände Weise von Gruppen eingenommen, dass 3 besonders grosse die beiden Giebelseiten und die Mitte der langen Hinterseite einnahmen. In der Aufstellung soleher aus verschiedenen Dekorationspflanzen des in der Warmhauses, besonders von Palmen, Cyceadeen, Pandaneen und Dracäneen, denen nur wenige andere srossblättrige Pflanzen aus der grossen Zahl der Dikotylen angereiht waren, haben unsere Berliner Gärtner, wenn wir uns so aussprechen dürfen, einen besonders glücklichen Griff. Man sage uns nicht, dass mit gutem Materiale sich leicht zusammenstellen lasse: dergleichen Pflanzen, wie wir eben angeführt haben, besitzen in ihrer Einzelheit ihre Eigenthümlich- keiten, denen Reehnung getragen werden muss. Eine nicht geringe Aulgabe. Das Auge wird zu leicht, wo dieses nicht geschieht, beleidigt. Die 3 grössten Gruppen hatten Inspektor Bouche aus dem botanischen Garten, Hofgärtner Janke aus Monbijou und Obergärtner König aus dem Garten des Geheimen Kommerzienrathes Raven& zusammen- gestellt, ihnen schloss sich eine etwas minder grosse Gruppe des Universitätsgärtners Sauer an. Da es sich weniger um die einzelnen dazu benutzten Pflanzen, obwohl sich auch manche seltene oder interessante Art darunter befand, handelt, so übergehen wir in diesem Berichte, durch Nennung einzelner Pflanzen auch nur eine Auswahl zu treffen. Wir bemerken nur, dass Inspektor Bouch& im freien Grund und Boden der hintern Hälfte des Gartens ausserdem noch eine Gruppe von Kalthauspflanzen, hauptsächlich aus Neuholländern, Kapsträuchern und südeuropäischen Gehölzen bestehend, ausgestellt hatte. Diese Gruppe war um so interessanter, als sie an die frühere Lieb- haberei genannter Pflanzen besonders grosser Grund- hesitzer erinnerte. Ferner verdankte man demselben Königlichen Institute eine interessante Gruppe blühender Gewächs- hauspflanzen. Liebhaber, denen zugleich auch die Mittel zu Gebote stehen, solche Pflanzen zu kultiviren, aber auch Handelsgärtner, denen es daran liegen ınuss, eine grössere Mannigfaltigkeit ihren Käufern darzubieten, hätten hier manche Art herausfinden können, welche einer weiteren Verbreitung auch zur Anzucht für Liebhaber werth ist. Es waren meistens Kalthauspflanzen oder doch wenigstens solche, welche nur eine mittlere Temperatur verlangen. Sämmtliche Pflanzen besassen die geringe Höhe von höchstens 1!1/, bis 2 Fuss, waren meist buschig erzogen und blühten reichlich. Nicht weniger zog eine Gruppe von Marktpfilanzen, welche Kunst- und Handelsgärtner Bading (Andreas- strasse 32) hübsch zusammengesetzt hatte, die Auf- merksamkeit der Besucher auf sich. Es waren blühende und nichtblühende Pflanzen, zum allergrössten Theil strauchartig, wie sie in Berlin, Charlottenburg und in Potsdam massenweise herangezogen und in den Handel gebracht werden, und zwar nicht etwa allein zum Bedarf der neuerdings mächtig heranwachsenden Kaiserstadt, sondern auch für den auswärtigen Export. Ganz anderer Art war die kleine Gruppe von Marktpflanzen, welche Kunst- und Handelsgärtner Liebmann in Dresden reizend zusammengestellt hatte. In der Mitte befand sieh das gefüllte Scharlach- Pelargonium Avocat Gambetta im brennendsten Roth, ringsherum das rosafarbige Pelargonium Marie Lemoine und einige andere Sorten; auf Zwerggeorginen [olgte dann das in Blättern eigenthümlich Tropaeolum King of Tom Thumb schliesslich die Form der blaublühenden Zwerg-Lobelie, welche den Namen Kaiser Wilhelm erhalten hat. Wir machen besonders auf das hier genannte Tropaeolum aul- den selärbte und merksam, weil wir bis jetzt keine andere Sorte ge- funden haben. wo einestheils die scharlachrothen Blumen mitten dem eigenthümlichen Laube das Grelle so verloren hatten, anderntheils das Laub aber selbst sich in dem Grün des Rasens so angenehm abhob, als hier. Diesen Gruppen schloss sich eine dritte, eben- falls kleinere an, welche man.dem Kunst- und Handels- in särtner Allardt verdankt. Es war eine Auswahl von jenen Marktpflanzen, welche am Besten die Zimmerluft vertragen und deshalb in geschlossenen Räumen nicht so oft ersetzt werden Die Gruppe aus dem Garten des Justizrathes Borchardt, müssen. | welche der Obergärtner Stephan zusammengestellt hatte, enthielt ferner eine nicht geringe Anzahl von Pflanzen Gewächshaus eines Liebhabers, wie sie am Häuligsten vorkommen, in guter Kultur. Endlich befand sich noch eine Gruppe gemischter aus dem Pflanzen in dem vordern Raume des Gartens. Sie hatten sämmtlich bunte Blätter und waren in einer "Weise, auch mit Rücksicht auf die Harmonie der Farben, arrangirt, dass das Auge wohlgefällig darauf ruhen konnte. Die Gruppe bestand aus nicht weniger als aus 143 verschiedenen Arten und war von dem Kunst- und Handelsgärtner G. Adolph Petzold in Dresden eingesendet. Man muss bedauern, dass die vor 10 Jahren noch weit verbreitete Liebe zu bunt- 23” 29 blättrigen Pflanzen sehr abgenommen hat: es finden von ihnen nur noch die zwergigen Arten zu Teppich- beeten, Arabesken u. s. w. Anerkennung. Wir gehen, nachdem wir zuvor die vorhandenen Gruppen Stauden und Sommergewächsen be- sprochen haben, zu den Gruppen bestimmter Familien und Geschlechter, aber mit Ausnahme derer, welche ins Warmhaus Was Stauden anbelangt, so waren hier der Königliche hbota- von sehören, über. die nische Garten und die Handelsgärtnerei von Lo uis Mathieu in die Schranken getreten. Leider haben Stauden aufgehört, Lieblingspflanzen zu sein. Als noch Rabatten an grossen viereckigen Beeten oder an breiten Wegen der Parks gemacht und sauber erhalten auch die Stauden um so mehr in der Ordnung, als ihre Pflege und Erhaltung Mühe Jetzt sind sie völlig in den Hintergrund getreten und man sieht sie nur ausnahms- weise noch in einigen Gärten. Eben deshalb wären wurden, waren keine machte. Gruppen von ihnen auf dieser Ausstellung besonders Neuem auf sie aufmerksam Das ausserordentlich frühzeitige Jahr war geeignet gewesen, von zu machen. aber leider nicht geeignet, bei der Ausstellung dieser Stauden eine gute Auswahl zu treffen, da die meisten und in der Regel auch die schöneren bereits ver- blüht waren. Derselbe ungünstige Umstand betraf auch die neueren Sommergewächse, von denen nur eine Gruppe von dem Obergärtner Dressler im Gaiten des Ge- heimen Kommerzienrathes Dannenberger vorhan- den war. Sie bestand aus Arten, die bereits in der Wochenschrift besprochen worden waren. Von ein- zelnen Sommergewächsen hatte nur Kunst- und Han- delsgärtner Liebmann in Dresden sehr grosse und sehöne Exemplare der Statice spieata ausgestellt. Als zweijährige Pflanze waren vorzüglich kultivirte Exemplare der grossblühenden Campanula Medium des Obergärtners Haack aus dem Garten der Ritter- utsbesitzerin Reıchenheim ausgestellt. Wir be- dauern, dass Niemand Alpenpfianzen zu einer Gruppe vereinigt ausgestellt hatte. Die baumartigen Lilien, unter Dra- zaren we- denen wir eäneen, Yukkeen und Agaveen verstehen, nigstens in den letzteren ausserordentlich reichlich, aber guter Kultur vertreten. Die Gruppen der Agaveen aus dem Königliehen botanischen Garten und Generallieutenants v. Jacoby enthielten nicht eine Auswahl. es betrifft dieses na- mentlich die letztere, fast sämmtliche bis jetzt be- schriebene Arten, Abarten und Formen waren in meist stattlichen Exemplaren vorhanden. General- Lieutenant v. Jacoby, der würdige Nachfolger des auch in des sondern, superbiens (C. indivisa der Gärten) vorhanden. Fürsten Salm-Dyek in der Kenntniss dieser Pflan- zen, hat sich ein grosses Verdienst um diese bei uns noch keineswegs hinlänglich gewürdigten Pflanzen erworben, er die verschiedenen Formen fest charakterisirte und mit Namen belegte. Diese Formen unter bestimmte Arten zu vereinigen und den ganzen Formenkreis dieser selbst festzustellen ist allerdings eine schwierige Arbeit, die ihm noch bevorsteht. Von Yukkeen hatte nur der Maurermeister Pae- tow ein blühendes Exemplar der Y. recurvata ausge- stellt. Ausserdem waren einige Dracänen, und zwar zunächst 2 stattliche Exemplare der Dracaena oder vielmehr Cordyline nutans, dieser in der Wochen- schrift mehrfach besprochenen Abart der Cordyline Der Hofgärtner Brasch im königl. Garten zu Charlottenburg hatte sie ausgestellt. Ausserdem waren vom Garten- Inspektor Gireoud in Sagan noch 3 Schaupflanzen von 3 neueren Formen der €. terminalis, welche zu den schöneren gehören, nämlich Dr. Reginae, Guil- foylei und nigro-rubra, vorhanden. Wir schliessen hier gleich die anderen Dick- pflanzen, und zwar zunächst die Kakteen, an. Wieder- um war es der Königliche botanische Garten, aber ausserdem ein enthusiastischer Liebhaber und nicht weniger guter Kenner, Dr. Poselger, die auf den Aufruf des Vereines in die Schranken getreten waren. Dass unter solchen Umständen beide Samm- lungen zu den besten gehörten, welche je ausgestellt worden sind, unterliegt keinem Zweifel. Nicht we- niger als 148 Arten hatte Inspektor Bouch&e zur Verfügung gestellt, unter diesen 55 Mamillarien, 31 Cereen und 15 Echinocacten. Die Poselger'sche Sammlung enthielt zwar nur 60 Arten, aber in vor- züglicher Auswahl hinsichtlich ihrer Seltenheit oder Neuheit. Es betrifft dieses besonders die Leuchten- bergien und die Anhalonien. Crassulaceen (mit Einschluss der Mesem- brianthemen) in grosser Anzahl (85 Arten) hatte nür Inspektor Bouche& zu einer Gruppe vereinigt. Reich war sie an Mesembrianthemen (27) und an Semper- viven (18). Grade diese beiden Genera haben grossen särtnerischen Werth und werden trotzdem jetzt von Liebhabern ungemein vernachlässigt. Die ersteren wurden früher weit mehr verwendet. Es betraf be- sonders die Arten, welche reichlich in brennenden Farben blühen und eine passende Aufstellung in Felsenparthieen fanden. Die Semperviven (im wei- teren Sinne), und zwar nicht weniger die, welche im Freien aushalten, als die, welche in grosser Menge auf den Kanaren, Azoren u. Ss. w. wachsen und in einem Kalthause untergebracht werden müssen, ge- indem A 2 hören zu den interessantesten Pflanzen, zumal sie | Sorge zetragen hätte, sie in die zweite Abtheilung eine verschiedene Verwendung finden können. machen besonders auf die tellerförmigen Arten von oft Fuss Durchmesser der Rosetten, welehe auf vor Kurzem genannten Inseln wachsen, aufmerksanı. Einzelne Crassulaceen - Geschlechter und Arten fanden sich auch aus einigen Handelsgärtnereien .vor. Es waren besonders Echeverien. Diese unserer Hauswurz (Sempervivum tectorum) zum Theil sehr ähnlichen Pflanzen sind in neuester Zeit, seitdem ein Paar interessante Arten aus Kalifornien und Mexiko eingeführt worden waren, rasch Lieblinge geworden und sind vor Allem zu Einfassungen geeignet. Dass sie eine einzige Rosette fleischiger Blätter bilden und ihren Stengel meist feuris - roth gefärbter Blüthen rasch emportreiben, gibt einen besonderen Werth. Kunst- und Handelsgärtner G. Adolph Petzold und Oskar Liebmann in Dresden hatten die am Meisten zu empfehlenden Arten in grösserer Anzahl ausgestellt. ihnen Wir Eine andere Crassulacee, zwar keineswegs erst in der letzten Zeit bekannt geworden, sondern im Gegentheil lange schon in Kultur und in Berlin als Marktpflanze sehr viel herangezogen, ist die bekannte CGrassula oder Kalosanthes eoceinea. Von solchen Marktpflanzen hatte der Kunst- und Handelsgärtner Gude (Hasenhaide 8a.) eine hübsche Gruppe zu- sammengestellt, deren Blumen weithin leuchteten. Dass die Farnen keineswegs bei uns in Deutsch- land noch so beliebt sind, wie vor 20 und mehr Jahren, wo man noch Liebhaber hatte, die von diesen zur Dekoration nicht genug geschätzten Pflanzen emsig zusammentrugen, was sie schaffen konnten, ist leider eine nicht zu bestreitende Thatsache. In England ist es anders, denn dort gibt es noch viele Farn - Liebhaber. Und doch waren die Farnen in 2 grossen Gruppen auf der jetzigen Ausstellung vor- handen, wie sie kaum schöner in England gesehen werden können. Sie gehörten aber wiederum dem botanischen Garten, unbedingt dem an Pflanzen reichsten Institute des Festlandes, nicht einem Lieb- haber. Nur der botanische Garten in Kew bei Lon- don steht in Betreff der Menge von Pflanzen, welche kultivirt werden, unübertroffen da und wird wohl bei den günstigsten Verhältnissen, unter denen er be- steht, seinen Ruf auch noch länger behaupten. Von den beiden Farm-Gruppen schen Gartens bestand die eine aus sehiedenen Arten des Gewächshauses. tiges reichbeblättertes Baumfarn würde gleichsam einen Schirm gegen die brennenden Strahlen der Sonne gebildet haben, wenn man nicht vorher schon des botani- 127. ver- Ein präch- des Gartens, wenigstens in Halbschatten zu bringen. Es sollte Niemand versäumen, auch an grössere Wärme gewöhnte Farne während der zuten Jahres- zeit ins Freie zu bringen, damit sie sich hier für die ihrem Wachsthum ungünstige Zeit des Winters möglichst erstarken können. sehen, erlaubt uns weder In das Einzelne einzu- Zeit noch Raum; wir möchten aber darauf aufmerksam machen, dass manche Arten sich unter diesen Farnen befanden, welche im weiteren Kreise kaum bekannt sind und doch eine grössere Verbreitung verdienen. Es gilt dieses nicht weniger auch von der anderen Gruppe, welche aus Freilandpflanzen bestand und 48 haupt- sächlich Haupt-, weniger Abarten enthielt. Beson- ders waren in dieser Gruppe einige nordamerikanische Arten, welche zum Theil selbst in den reichsten Sammlungen von Freilandpflanzen in England fehlen möchten. Ausser dieser Gruppe von Freilandfarnen war noch eine zweite, aber kleinere vorhanden. welche hauptsächlich "aus Formen des Aspidium Filix mas und femina, so wie des Scolopendrium officinarum, bestand. Kunst- und Handelsgärtner Wilhelm Eberhardt in Genthin hatte sie ausgestellt. Auch von Selaginellen war von Seiten des bo- tanisechen Gartens eine hübsche Gruppe zu- sammengesetzt, die fast die meisten Arten ufid For- men dieses interessanten Geschlechtes enthielt, welche bis jetzt beschrieben und in den Handel gekommen sind. Die kleinen Pflänzchen zeigen zum Theil sehr hübsche Formen, so dass auch Liebhaber, welche in ihren Gewächshäusern nicht über viel Raum zu verfügen haben, wenigstens einige kulti- viren sollten. Im Sommer gedeihen sie, in Schat- ten gebracht, vorzüglich. Ferner nahm eine Gruppe von 33 Ziergräsern, hauptsächlich aus Cyper- und Fenniggräsern (Cyperus- und Panieum-Arten) bestehend, die Aufmerksamkeit der Besucher in Anspruch. selben Auch sie war von den- Institute durch den In- spektor Bouche auf eine den Augen wohlgefällig« Weise zusammengesetzt. wissenschaftlichen Ziergräser waren noch vor wenigen Jahren sehr sesucht und dienten in kleineren und grösseren Gäl- ten vielfach zum Schmuck, aber auclı benutzt, um Bouquets aller Art leichter zu machen. Jetzt hat man sich ‚wiederum auf Panmpasgras, Pani- cum palmifolium, Cyperus alternifolius und auf wenige andere beschränkt. Obwohl für die hauptsächliehsten Blüthensträu- und Florblumen der Jahreszeit sie wurden eher Aufgaben ge- stellt waren, blieb doch eine Reihe derselben un- gelöst, Von den Pelargonien haben wir zum Theil schon gesprochen, es bleibt uns daher nur übrig, über das, was von diesem von Seiten des Programmes sehr begünstigten Blüthenstrauches noch vorhanden war, nachträglich zu berichten. Zunächst verdankte man dem Geheimen Kommerzienrath Raven& dureh seinen Obergärtner König eine Gruppe gefüllter Bou- uet- und Scharlach-Pelargonien. Welcher langen Zeit und welcher Bemühungen von Seiten der Gärtner be- (lurfte es, bevor man gefüllte Pelargonien erhielt! Seit der kurzen Zeit von gegen 8 Jahren aber, wo die ersten noch ziemlich unvollkommen in Nanzig und in England zu gleicher Zeit entstanden, haben diese gefüllten Pelargonien, bei bedeutender Vervoll- kommnung der Blume, eine solche Verbreitung ge- [unden, dass man sie bereits in den entlegensten Theilen der Provinzen findet. Ausser diesen beiden Gruppen verdankte man noch den Kunst- und Handelsgärtnern Leisegang in Charlottenburg und Bacher in Pankow hübsche Gruppen buntblättriger Pelargonien. Reichlich waren die Calceolarien vertreten. besonders hübsch nahm sich die Gruppe des Kunst- und Handelsgärtners Oscar Liebmann aus. Sie bestand aus Sorten der krautartigen, während die übrigen strauchartige waren. Als wahre Schau- pflanzen mussten die letzteren aus dem Garten des Geheimen Kommerzienrathes Raven& anerkannt werden, da sie ohne Ausnahme buschige Exemplare von 2 bis 21, Fuss Durchmesser bildeten. Doch dürften die des Kunst- und Handelsgärtners J. C. Sehmidt (Unter den Linden 16) nicht weniger An- erkennung finden, als die des botanischen Gar- tens, welche Inspektor Bouch& zur Verfügung ze- stellt hatte. Von Hortensien haben wir ebenfalls schon ge- sprochen. Wir fügen nur noch hinzu, dass Kunst- und Handelsgärtner S. Adolph Petzold in Dres- den eine nicht allein hübsche, sondern auch instruk- tive Sammlung der aus Japan stammenden Arten und Abarten in 12 verschiedenen Exemplaren aus- sestellt hatte, welche die Aufmerksamkeit der Be- sucher vielfach auf sich Endlich hatte auch Kunst- und Handelsgärtner Crass eine Gruppe biau- hlühender Hortensien ausgestellt. Leider war die Zeit der Rosen vorüber. So reichlich auch diese schönsten aller Blüthensträucher im Programm bedacht waren, so kärglich fanden sie sich auf der diesjährigen Ausstellung vor. Nur eine einzige Gruppe hochstämmiger Rosen hatte man ein- Sie bestand aus 50 verschiedenen Sorten Ganz Z08. sesendet. Be. und war vom Kunst- und Handelsgärtner W. Wendt (Hasenhaide 9a.) zur Verfügung gestellt worden. Reichlicher waren die abgeschnittenen Rosen vorhanden. Leider sah man aber auch ihnen an, dass ihre Zeit vorüber war und dass man sich nur nit dem zu begnügen hatte, was übrig geblieben. Und doch waren manche Blumen vorhanden, die noch ihre volle Schönheit besassen und deshalb auch Anerkennung fanden. Soleher Sortimente abge- schnittener Rosen hatte wiederum W. Wendt, aus- serdem aber Kunst- und Handelsgärtner F. Gude (in der Hasenhaide 8a.), der Baumschulbesitzer M. Böhme (früher W. Rogge) Genthin, Fräulein Bertha Reuter im Forsthaus Garbe bei Wittenberge, Buchdruckereibesitzer Heinieke und Rentier Altrock in Witzleben bei Charlottenburg eingesendet. Auch Fuchsien waren reichlich vertreten. Ein Sortiment schöner Stecklingspflanzen von diesem Jahre, wie sie zu Tausenden in Berlin auf den Markt kommen und einen bedeutenden Handelsartikel bil- den, hatte wiederum der schon mehrmals genannte F. Gude ausgestellt. Hoch gezogen hingegen .waren 2 Sortimente vorhanden. Das eine gehörte dem Öbergärtner Eggehbreeht aus dem Banquier Wage- ner'schen Garten, das andere hingegen dem Ober- gärtner König aus dem Garten des Geheimen Kom- merzienrathes Ravene. Letzterem verdankte man auch eine ziemlich hohe Fuchsien-Pyramide, reich mit Blüthen bedeckt. Eine zweite hatle dagegen der Öbergärtner Leidner aus dem Garten der Frau Kommerzienräthin Reichenheim zur Verfügung ge- stellt. Sie besass eine Höhe von 13 Fuss. Schliess- lich gedenken wir endlich auch der schönen Form President Gosselin der Fuchsia fulgens, welche Ober- gärtner Hornemann dem Garten des Kom- merzienrathes Gilka ausgestellt hatte. Von den Coleus- Formen war nur eine ausge- suchte Gruppe der besseren Sorten vorhanden und von dem Öbergärtner König im Garten des Gehei- men Kommerzienrathes Raven& hübsch gruppirt. Eigenthümlich sahen dagegen die beiden hochstäm- mig gezogenen Exemplare aus, welche wiederum Öbergärtner Eggebrecht aus dem Banquier-Wage- ner'schen Garten zur Verfügung gestellt hatte. Eine sehöne Sammlung von Anemonen und Ra- nunkeln hatte der Kunst- und Handelsgärtner Spaeth (Köpenicker-Strasse 148) gebracht. Warum diese im vorigen Jahrhunderte allgemein beliebten Florblumen in Deutschland nieht mehr die frühere Anerkennung finden wollen, begreift man nicht. Sie bedürfen allerdings der Pflege, sie belohnen aber auch in einer Weise, wie wenige andere Pflanzen. in aus Phlox Drummondi gehört bekanntlich zu den Florblumen, welche in der neuesten Zeit nicht allein eine grosse Vervollkommnung in den Blumen, fast noch mehr in der Mannigfaltigkeit der Farben erhalten haben. Kunst- und Handelsgärtner Bading (Andreas- str. 32) hatte eine Auswahl von 20 Sorten getroffen und diese in 32 Exemplaren zu einer Gruppe vereinigt. Allgemeinen Beifall fanden die in Kugel- und Spalierform herangezogenen heseda-Pflanzen des Kunst- und Handelsgärtners Oskar Liebmann in Dresden. Mögen dergleichen Exemplare hier und da in Berliner Privatgärten herangezozen werden, auf den Berliner Märkten, ja selbst in den Blumenkellern, sieht man sie leider nicht. Sollte in der That, wie behauptet wird, der Berliner Blumenliebhaber sich scheuen, für solche schön gezogene und wohlgefäl- lige Blumen ein Paar Groschen mehr auszugeben? Endlich waren noch aus der Reihe der Flor- blumen die Stiefmütterchen (Viola altaico-trieolor) vertreten, sowohl in Pflanzen, als in abgeschnittenen Blumen. Die Vervollkommnung der Blumen scheint bereits ihren Gipfel erreicht zu haben: wir haben wenigstens schon seit mehrern Jahren nichts Neues mehr gesehen. Trotzdem war die Schönheit und Grösse einzelner Blumen anzuerkennen. Blühende Pflanzen verdankte man den Kunst- und Handelsgärt- nern Emil Kratz in Hochheim bei Erfurt und Wilh. Eberhardt in Genthin, abgeschnittene Blumen da- gegen den Kunst- und Handelsgärtnern Karl Schwa- necke in Oschersleben und H. Wrede in Lüneburg. Wir gehen zu den Pflanzen über, deren Werth nicht in den Blüthen, sondern in den Blättern liegt und die daher als Blatt- und Dekorationspflanzen dienen. Kunst- und Handelsgärtner Sauerwald (Friedrichsstr. 232) hatte zunächst eine Anzahl von schöngezogenen Pleetogynen zu einer freundlichen Gruppe zusammengestellt. Diese zwar bereits be- werden, als es schon geschieht. Abgesehen davon, dass sie ihre Stelle als Blattpflanze völlig ausfüllt, so haben wir keine zweite Art, welche Pflege verlangt und mit so geringem Anspruch an Licht und Luft gedeiht. Als Zimmerpflanze ist Ple- ctogyne durch keine zweite zu ersetzen. Wenn alle anderen Pflanzen der Gruppe eines Zimmers allmäh- lig zu Grunde gehen und weggeschaflt werden müssen, hält in der Regel Pleetogyne allein noch aus. Es silt dieses von der einfach grünen, so wie von den buntblättrigen, die fast häufiger in dem Handel sich vorfinden. Von einer solchen hatte Sauerwald ausserdem noch ein Exemplar als Schaupflanze heran- gezogen. so wenig Epheu war als Marktpflanze für Zimmerkultur nicht vorhanden, obwohl gerade Berlin ein Ort ist. wo dergleichen Exemplare in einzelnen Gärtnereien zu Tausenden für den einheimischen Gebrauch und für den Export herangezogen werden, dagegen hatte Kunst- und Handelsgärtner Späth ein reichliches Sortiment dieses Klettergewächses ausgestellt. In Belgien sind die verschiedenen Formen, besonders die buntblättrigen, sehr beliebt, bei uns sieht man Sammlungen dagegen nur ausnahmsweise, so schön sie auch sind und so mannigfache Verwendungen die einzelnen Formen erhalten können. Araliaceen waren zwar nicht in Gruppen vor- handen, aber einzelne Exemplare von besonderer Schönheit, so eine Oreopanax dactylifolia des Inspek- tors Gireoud in Sagan, eine Aralia papyrifera des Universitätsgärtners Sauer und endlich einige Exem- plare des Botryodendron macrophyllum mit grossen, schönen Blättern des Kunst- und Handelsgärtners W. Mauck in Schönebeck bei Magdeburg. Von Aukuben sah man eine ziemlich umfassende Sammlung aus den Lorberg’schen Baumschulen in 22 Abarten. Schade, dass diese den Ilex gleich zu verwendenden Sträucher Japan’s und des Himalaya gegen unsere Witterungs-Verhältnisse etwas empfind- lich sind und im nordöstlichen Deutschland sieh nicht im Freien anwenden lassen. Wenn die weib- lichen Pflanzen mit den scharlachrothen Beeren dicht bedeckt sind — und das geschieht schon bei klei- nen Exemplaren — so bieten sie einen Schmuck dar, wie kaum ein anderes Gehölz. (Sehluss folgt.) Bericht ı über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen. liebte Blattpflanze sollte aber noch mehr verwendet | (Fortsetzung.) 105. Macrozamia corallipes ist eine inter- essante grössere Form der bekannten M. spiralis und unterscheidet sich zu ihrem Vortheile durch die roth- braunen, kurzen Stielechen der Fiederblättchen. Die- ser Umstand hat auch Veranlassung zur Benennung gegeben. 104. Die Zahl der Maranten bereits und die eine erscheint schöner als die andere; aber immer werden noch neue Arten und Formen eingeführt. Neben Linden in Brüssel und Gent und James Veitch and Sons in London ist es jetzt auch William Bull, dem wir neuerdings die Einführung einiger hübschen Arten verdanken. Marante bellula verdient ihren Namen der lieb- ist zwar sehr gross, er lichen, wie man den Beinamen bellula übersetzen könnte, da sie eine der kleinsten Arten darstellt. Sie ähnelt der M. micans ungemein und verbindet diese mit M. undulata. Die kleinen längliehen oder elliptischen Blätter stehen auf kurzen Stielen dicht xedrängt und haben auf der Oberfläche ein dunkles Grün, was durch einen röthliehen Mittelnerv etwas unterbrochen wird, die Unterfläche ist hingegen braunroth gefärbt. Die Einführung aus Brasilien ver- dankt man dem bekannten PflanzensammlerBaraquin. 105. Marantia Luciani hat aufrechte und langgestielte Blätter und schliesst sich deshalb der Gruppe an, zu der die längst bekannte M. vittata zehört. Die länglich-lanzettförmigen, etwas härtlichen Blätter sind zwar grün, aber ein grosser, silberweiss selärbter Diskus nimmt die Mitte ein. 106. Maranta pruinata wurde von dein ver- storbenen Dr. Seemann eingeführt und in Nikaragua entdeckt. Sie gehört zu den gıösseren Arten und hat gegen Fuss lange und 4), Zoll breite Blätter, welche an der Spitze eines sehr langen und von einem weissen Flaum überzogenen, aber rothpunk- tirten Stiele stehen. Sie haben oben eine dunkel- srüne Farbe, während die untere weit heller ist und, besonders nach der einen Seite hin, einen bräunlichen Schein zeigt. 107. Von der im Jahre 1867 eingeführten Ma- ranta Wallisii hat Linden jetzt auch eine Abart mit der näheren Bezeichnung discolor in den Handel gebracht, wo die Aunkelgrüne Oberfläche einen sammetartigen Schein besitzt, die Unterfläche dagegen weinroth gefärbt erscheint. 108. Marcgravia paradoxa ist eine inter- essante Pflanze, welche, ähnlich den Marcgravien, an Mauern, Planken, Bäumen u. s. w. im Vaterlande emporklettert und diese Gegenstände rasch überzieht. Dr. Seemann hat sie kurz vor seinem Tode in Niearagua entdeckt und an Bull gesendet, der sie aber vielmehr für eine Pothos-Art hält. Leider haben wir die Pflanze noch nicht gesehen, können demnach auch nicht entscheiden, ob Seemann oder Bull Recht hat. Die Nervatur und Textur der Blätter ist hei beiden Geschlechtern aber so verschieden, dass auch eine feste Bestimmung ohne Blüthen möglich sein möchte. Die ungleich-herzförmigen Blätter haben einen Durchmesser von 4 Zoll und endigen mit einem scheidenartigen Stiel. 109. Monolopia major De. (Reg. Gartenfl. Tab. 690) ist ein Körbehenträger aus der grossen Abtheilung der Heliantheen und wurde unter dem Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Namen Helenium Douglasii in den Gärten einge- führt. Wenn sie wohl auch den Heliantheen zunächst steht, so hat sie doch auch eine Aehnlichkeit mit den Lasthenien, mehr noch mit den Dimorphoteken. Vaterland ist Kalifornien. Monolopia major ist jährig und treibt einen 1 bis 2 Fuss hohen und sich ver- ästelnden Stengel mit langgestielten, gelbgefärbten Blüthenkörbehen von 21, Zoll Durchmesser. Da wir bereits dergleichen Pflanzen in Kultur haben, und zwar ziemlich reichlich, dürfte ihre Akquisition nicht von Bedeutung sein. 110. Ochrosia elliptica Labill. ist eine neu- kaledonische Apacynacee mit dem entfernten Ansehen eines Oleanders. Sie bildet einen buschigen Blüthen- strauch mit lederartigen, dunkelgrünen und breit- länglichen Blättern, welche meist zu 3 und 4 einen Quirl bilden, seltener einfach gegenüberstehen. Die präsentirtellerförmigen Blüthen bilden endständige Traubendolden. (Fortsetzung folgt.) » Aufforderung. „Von Seiten des Vorsitzenden der Gartenbau- Gesellschäft „Feronia“ in Dresden, G. Adolph Petzold, ist an die Mitglieder des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues die Bitte ausgesprochen, sich an der vom 27. Juli bis 4. August stattfindenden Aus- stellung von Pilanzen und Blumen in Dresden zu Von Seiten der Redaktion der Wochen- schrift, als dem Organe des Berliner Vereines, ist diese Bitte der Aufforde- rung zur weiteren Kenntniss zu bringen, als die Gartenbau - Gesellschaft „Feronia“ sich bei der vom 21. bis 30. Juni stattgefundenen Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Garten- baues selbst durch mehre ihrer Mitglieder lebhaft be- theiligt hatte. Es ist ausserden wünschens- werth, dass die Gartenbau-Vereine der verschiedenen Städte sich gegenseitig, besonders bei den Ausstel- lungen, unterstützen und auch auf diese Weise in betheiligen. man um so mehr bereit, um Betheiligung aber lebhaltem Verkehr mit einander bleiben. Die Redaktion. Berichtigung. Herr John Booth, Besitzer der Flottbecker Baunischulen, theilt der Redaktion mit, dass er nicht das ganze Protokoll des Preisrichter- Amtes, sondern nur das der betreffenden Sektion, in der er Preisrichter gewesen, unterschrieben habe. Die Red. Königgrätzer-Strasse I Wochenschrift es Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflanzenkunde. Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. a Berlin, gen, 2. J BE des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Dienstag, den 30. Juli, Nachmittags 5 Uhr, findet im Palmenhause des botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. Inhalt: Die Fest-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues vom 21. bis 30. Juni 1872 (Schluss). — Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen (Fortsetzung). Die Festausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues * "om 21. bis 30. Juni 1872. (Schluss.) bilden in einen Myrten verschiedenen Formen grossen Handelsartikel in Berlin, besonders auch für den Export. Marktpilanzen von 1 und 11), Fuss Höhe, wie sie einzelne Gärtner jährlich zu Tausenden heranziehen, waren leider nicht vertreten, dagegen hatte der Kommerzienrath Gilka durch seinen Ober- särtner Hornemann 6 Myrtenbäume von über 13 Fuss Höhe, welche allgemein wegen ihrer Schön- heit den Beifall der Zuschauer erhielten, ausgestellt. Ferner waren dergleichen Standbäume von Lor- beer und Orangen von seltener Schönheit von meh- ıern Ausstellern zur Verfügung gestellt und von den Ordnern zum Aufstellen an verschiedenen günstigen Orten vortheilhaft benutzt worden. °.So stand ein Theil auf beiden Seiten des langen Weges, der von der Strasse nach dem eigentlichen Ausstellungsraum | führte. Die Orangenbäume verdankte man dem Hof- gärtner Brasch in Charlottenburg und waren der schönen und berühmten Sammlung des Schlossgartens daselbst entlehnt. Die Lorbeerbäume dagegen hatten der Kunst- und Handelsgärtner Leisegang in Char- lottenburg und der Gutsbesitzer Mosisch in Trep- tow a. d. Spree geliefert. Von den erstern wurden | das Paar ; 400 Thalern verkauft. der stärksten und schönsten Bäume zu Wir kommen schliesslich zu den Koniferen, die wohl kaum bei einer andern, selbst bei einer inter- ı nationalen Ausstellung in grösserer Schönheit vorhanden gewesen sein möchten, als jetzt hier. Die grössten Sammlungen von Freiland-Koniferen hatte man aus Hamburg eingesendet. Sie bestanden zum grossen Theil aus hohen Exemplaren in Körben eingepflanzt, so dass sie alsbald mit diesen au Ort und Stelle eingesetzt werden konnten. Sie waren benutzt, um die Mauern des Gymnasiums zu decken, und erfüllten | damit ihren Zweck. Die eine dieser grossen Samm- | lungen gehörte F. J. C. Jürgens, Baumschulbesitzer in Nienstädten bei Hamburg, die andere den Baun- schulbesitzern Pet. Smith et Co. in Bergedorf bei Näher einzugehen in das interessante Ma- wir Hamburg. terial erlauben uns weder Zeit noch Raum, be- merken nur noch, dass die Nomenklatur, die ganz ı besonders bei den Koniferen gewöhnlich eine ver- nachlässigte ist, bei beiden Samınlungen eine gute war. Eine dritte Sammlung hatte H. Lorberg in Berlin (Schönhauser Allee 152) ausge- stellt. Während in den beiden Hamburger Samım- lungen die ächten Nadelhölzer oder Abietineen haupt- sächlich vertreten waren, fanden sich diese in der Lorberg’schen Sammlung nur durch einige Arau- während von den von Koniferen ausserdem 30 karien vertreten vor. 234 . 50 Arten und Formen 37 den Cupressineen und 10 | Weise gewürdigt, als sie es verdient hatten. Baum- den Taxineen angehörten. Schön waren die Cha- maecyparissus-Arten resp. Formen, von denen etwa die Hälfte als Retinosporen aufgeführt worden waren, Die Gruppe von Koniferen des botanischen Gartens, welche Inspektor Bouch&@ zusammenge- stellt hatte, enthielt fast nur Arten, welche bei uns in das Gewächshaus gehören und deshalb für Kenner dieser ziemlich grossen Pflanzengruppe manches In- teressante darboten. Es waren im Ganzen 56 Arten, unter ihnen allein 9 Podokarpus-Arten vorhanden. Endlich hatte der Obergärtner Nicolai im Gar- ten der Königlichen Garnison-Verwaltung eine Gruppe von 50 Exemplaren in 24 der interessanteren Arten, hauptsächlich des Kalthauses, zu einer hübschen Gruppe vereinigt; ausserdem verdankte man ihm aber noch eine Gruppe von 9 Araukarien in 7 Arten, resp. Formen. Einzelne Araukarien hatten ausser- dem endlich noch in besonders schönen Exemplaren die beiden Hamburger Baumschulbesitzer Peter Smith et Co. und F. J. C. Jürgens zur Verfügung sestellt und trugen als Einzelpflanzen zur Erhö- hung der Schönheit der vordern Gartenhälfte nicht wenig bei. Zwischen dem Gewächshause für an grössere Wärme gewöhnte Pflanzen, von denen alsbald ge- sprochen werden soll, und der hinteren Seite des Gymnasiums - Gebäudes befand sich der Raum für Freiland-, einschliesslich Obstgehölze. Leider hatte man sich hieran weit geringer betheiligt, als gewünscht worden ist, da grade Baumschulbesitzern, welche etwas eingesendet hätten, bei dem von ausserhalb zu erwar- tenden Besuche der Ausstellung Gelegenheit geboten worden wäre, sieh bekannter zu machen. Der Ober- särtner Bleyer in dem reichsgräflich von Pückler- schen Schlossgarten und Baumschulen von Branitz bei Cottbus hatte Alleebäume in Exemplaren ausge- stellt, welehe wohl kaum noch etwas zu wünschen übrig lassen. Grade jetzt, wo gute Alleebäume sel- tener geworden, von einzelnen Arten fast gar nicht aufzutreiben sind, möchte Manchem es genehm sein, diese Bezugsquelle in Branitz bei Cottbus zu wissen. Von dem guten Zustande der Baumschulen und der rationellen Behandlung der daselbst gezogenen Bäume haben wir uns zu überzeugen mehrmals Gelegenheit gehabt. Sehr instruktiv waren die Sammlungen von Sämlingen von Gehölzen aller Art, welche die Baumsehulbesitzer Spaeth undLorberg ausgestellt hatten. Leider wurden sie von den Anwesenden, bei denen zum allergrössten Theile das Schöne dem Nützlichen vorgezogen keineswegs in der beiden wurde, schulbesitzer Späth (Köpenickerstrasse 148) hatte ausserdem Formen-Obstbäume, besonders Spaliere, in einer Vollkommenheit und Regelmässigkeit aus- gestellt, wie man sie nicht häufig sieht, am Aller- wenigsten im Handel Frankreichs. Jenseits der Vo- gesen ist das Klima, hauptsächlich für Birngehölze, weit günstiger als bei uns, diese selbst wachsen fast von selbst. Man gibt sıch deshalb in Frankreich auch im Allgemeinen gar nicht die Mühe bei ihrer Behand- lung, wie sie bei uns nothwendig ist. Wir wollen damit ausserdem der Anzucht der Formenbäfme in Frankreich keineswegs nahe treten, da wir uns selbst nochmals überzeugt haben, was Ausserordentliches man daselbst leisten kann, sobald man ernstlich will, und was auch von Einzelnen in dieser Hinsicht in der That geleistet wird. Es geschieht dies aber hauptsächlich nur von Seiten des Liebhabers, im Grosshandel ist es anders, da verlässt man sich zu sehr auf das günstige Klima. Welche Pflege und Sorgfalt die Späth’schen Formenbäume erhalten, aber auch was man auf dem auswärts so sehr verschrienen Berliner unfruchtbaren Boden heranzuziehen vermag, davon zeugte eine mit den Wurzeln blossgelegte Birn-Pyramide. Ein solcher Komplex gesunder und kräftiger Wurzeln, wie er hier vorhanden war, vermochte wohl dem Stamme die nötbige Nahrung zuzuführen, um, der vollkom- mensten Ausbildung der Früchte allen Vorschub zu leisten. Dergleichen Formenbäume, wie sie aus der Späth’schen Baumschule hervorgegangen waren, .erinnerten einiger Maassen an die 42 Pfund schweren Kohlköpfe, welche bei Gelegenheit der 3. Versamm- lung deutscher Pomologen und Obstzüchter im Jahre 1863 zu Berlin von einem Bauer in Rixdorf, in dessen Nähe auch die Späth’schen Baumschulen sich zum Theil befinden, ausgestellt wurden. Ein damals an- wesender Ungar liess sich von uns nach Rixdorf führen, um selbst den Boden, worauf dergleichen Kohlköpfe gewachsen, zu sehen. „Bei solcher Be- handlung des Bodens und bei solcher Kultur der Pflanze“, rief er aus, „ist allerdings auch nur ein solches Resultat möglich.“ Wir wollen nun in dem extra zu diesem Zwecke erbauten Warmhause eintreten und über dessen rei- chen, aber auch meist kostspieligen Inhalt berichten. Den Glanzpunkt bildeten hier die Orchideen. Wenn wir uns auf den Ausspruch eines Hamburger Orchi- deenzüchters, dem auch England mit seinen grösse- ren und kleineren Sammlungen von Orchideen sehr bekannt ist, stützen, so möchte wohl kaum eine Aus- stellung irgend wo existirt haben, wo von einem ein- 285 zigen Aussteller nicht allein eine so grosse Anzahl von in gleicher Vollkommenheit ausgezeichneten Ar- ‘ten zur Verfügung gestellt worden wäre, sondern auch wo die meisten sehr kräftigen Exemplare einen solchen Reichthum von Blüthen entfaltet gehabt hätten, als es hier der Fall war. Der Besitzer dieser Samm- lung, einer der grössten Pflanzen-, besonders aber Örchideenliebhaber, Rittergutsbesitzer Moritz Rei- chenheim, war leider im besten Alter seines Lebens erst kurz vorher gestorben und hatte nicht erlebt, welchen Triumph und welche Anerkennung seine Orchideen gefunden? Der jedoch, dem die Aufsicht über den zwar nicht grossen Garten und die beiden bescheidenen Gewächshäuser anvertraut war und dem das Verdienst, den hier vorhandenen Orchideen diese Vollkommenheit gegeben zu haben, zugesprochen werden muss, ist der in der Wochenschrift früher schon oft genannte Obergärtner Haack. Wenn uns auch Zeit und Raum nicht erlauben, so speciell, als es im Interesse des Gegenstandes erwünscht sein möchte, in das reiche Material dieser Sammlung einzugehen, so können doch nicht umhin, wenigstens über Einiges Mittheilung zu machen. wir Die Hauptsammlung bestand aus 80 Orchideen, ohne - Ausnahme starke und im Verhältniss grosse Exem- plare; ausserdem waren aber noch einige Schau- pflanzen und neue Arten besonders ausgestellt. Am Meisten nahm ein 31 Fuss im Durchmesser ent- haltendes Exemplar des Adrides odoratum album die Aufmerksamkeit der Besucher in Anspruch. Es mochten ohngefähr 15 bis 17 besondere Stengel vorhanden sein, von denen ein jeder mit 4 oder 5 Fuss langen Trauben blühte.e. Wenn nun jede Traube wenigstens 60 Blumen hatte, so bekommt man für die ganze Pflanze die Summe von nahe 17,000 Blumen an einem Exemplare. Nur wenig kleiner war ein Aörides odoratum majus. Reizend nahm sich ein Saceolabium guttatum mit fusslangen, dicht mit zart fleischfarbenen Blüthen besetzt aus; ein anderes Exemplar der den Beinamen splendens führenden Form hatte 15 Blüthenähren. An einem 31), Fuss hohen Aörides faleatum zählte man nicht weniger als 8 Blüthenähren. Vanda Bate- manni war in einem 6 Fuss hohen Exemplare vor- handen und trug einen 3 Fuss langen, senkrecht in die Höhe gehenden allgemeinen Stiel mit nicht we- niger als 17 grossen Blüthen. Von neueren und im Allgemeinen noch selteneren Arten nennen wir An- srecum javanicum, bereits eine ansehnliche Pflanze mit kleinen weissen Blüthen geschmückt, Cypripedium naevium mit der eigenthümlich gebildeten runden Lippe und das noch hoch im Preise stehende Cy- ‚und der einem türkischen Pantoffel pripedium laevigatum mit glänzenden grünen Blättern nicht unähnlich aussehenden Lippe, Ausser diesen Orchideen verdankte dem Reichenheim’schen Garten noch eine hübsche Gruppe von Schlauchpflanzen, bestehend aus 5 Ne- penthes-Arten und aus 4 Sarracenien in guter Kultur. Die schönsten Sarracenien in Kultur, wir sie kaum irgendwo in dieser Weise gesehen haben, und zwar noch in Blüthe, hatte aber der fürstlich Für- stenberg’sche Hofgärtner Kirchhof aus Donau- eschingen ausgestellt. Sie zogen ganz besonders die Blicke der Schauenden auf sich. Vom Universi- tätsgärtner Sauer war dagegen eine junge Pflanze ausgestellt, die er selbst aus durch Professor Koch direkt aus dem Vaterlande erhaltenen Samen gezogen hatte. Ausserdem aber hatte dieser 2 Exemplare der Darlingtonia ealifornica von bedeutender Grösse und untadelhaft in ihrer äusseren Erscheinung zur Verfügung gestellt. Auch diese beiden Exemplare hatte Sauer vor mehrern Jahren aus direkt impor- tiitem Samen gezogen. in 2 grossen Sammlungen waren die Maranta- ceen vertreten. Die kleinere Sammlung des Ober- gärtners König im Garten des Geheimen Kommer- man wie zienrathes Ravene bestand fast nur aus grossen Schaupflanzen, an denen man wohl die Schönheit der einzelnen Arten beurtheilen konnte, die andere aus einer weit grösseren Anzahl von Arten beste- hende Sammlung hatte dagegen Inspektor Gireoud in Sagan ausgestellt. Da die Marantaceen seit vielen Jahren schon mit Vorliebe in der Wochenschrift be- handelt und die neu eingeführten Arten alsbald be- schrieben wurden, so können wir um so mehr über das Einzelne hinweggehen. Bromeliaceen sind schon längst aus der Mode gekommen, nachdem die reizende Pitkairnie, welche in den 30er Jahren wegen ihrer Schönheit den Namen des in jener Zeit allgemein beliebten Ministers v. Altenstein erhalten, auf die blumistischen Vor- züge vieler Arten dieser Familie die Aufmerksamkeit besonders gelenkt hatte. Im Anfange der sechsziger Jahre erreichte die Liebe zu den Bromeliaceen den höchsten Grad; in allen Ländern, wo Gärtnerei ge- trieben wurde, lebten besondere Liebhaber für die Arten dieser Familie. In Berlin wurde die Kultur der Bromeliaceen ebenfalls mit besonderer Vorliebe getrieben. Und jetzt, wo die Liebe zu ihnen seit einem Jahrzehnt aufgehört hat, fand sich nur — eine ein- zige Bromeliacee auf der ganzen Ausstellung vor. Es war dieses ein stattliches Exemplar der in Form eines kleinen Bäumehens gewachsenen Greigia spha- 30* 236 »alata, welche im botanischen Garten als stattliche Dekorationspflanze herangezogen worden war. Dagegen gehören immer noch zu den Liehlings- pflanzen der Neuzeit die buntblättrigen Croton’s (Co- diaeon variegatum), von denen Öbergärtner König im Garten des Geheimen Kommerzienraths Ravene& eine hübsche Sammlung 14 der schönsten Formen in ziemlich grossen Exemplaren ausgestellt hatte. Die Gesneraceen haben sich als Lieblingspflanzen ebenfalls schon seit langer Zeit eıhalten und ver- dienen auch wegen der sehönen Blumen. oft aber auch von wegen der sammetartigen, gefärbten oder buntge- zeichneten Blätter Anerkennung. Jetzt war es Ober- särtner Haack, der aus dem Garten der Frau Rittergutsbesitzer Reichenheim eine Gruppe aus reiehblühenden Gloxinien zusammengesetzt hatte. In der Anzucht schöner Gloxinien erfreuen sich die Berliner schon seit geraumer Zeit eines guten Rufes. Die andere Gesneraceen-Sammlung bestand aus Ty- daeen, Achimenes und diesen Ähnlichen Pflanzen und zeigte eine angenehme Mannigfaltigkeit in der Farbe und in der Form der Blüthen. Man verdankte die Gruppe dem ÖObergärtner Dressler im Garten des Geheimen Kommerzienrathes Dannenberger. Endlich haben wir, obgleich den Kalthauspflan- zen angehörig, noch einer kleinen Gruppe kapischer Haiden oder Eriken zu gedenken, die der Kunst- und Handelsgärtner Plage in Neu-Schöneberg bei Berlin gebracht hatte. Sie enthielt die Arten und Abarten, welche in Berlin hauptsächlich als Markt- pflanzen herangezogen werden. Bevor wir schliesslich zu den neuen Einführun- sen und Schaupflanzen, in soweit letztere noch nicht besprochen worden sind, übergehen, müssen wir noch zweier Gruppen von Warmhauspflanzen, welche in diesem Gewächshause einen Platz gefunden hatten, sedenken. Beide wetteiferten mit einander an Schön- heit und Mannigfaltickeit zugleich. Die eine hatte der Geheime Kommerzienrath durch seinen Obergärtner Dressler auf eine Weise zu- Dannenberzer sammenstellen lassen, dass sie den Augen angenehm erschien. Sie bestand aus 63 verschiedenen Pflanzen in 76 Exemplaren. Die Gruppe hatte hauptsächlich deshalb einen grossen Werth, weil sie vor Allem aus der Reihe der buntblätterigen Pflanzen Warmhauses das Neueste und Beste enthielt Ueberblick über das Beste aus den Jahren zu bekommen gestattete. Reich waren die Marantaceen (mit 19) und die Kaladien (mit 14) Arten resp. Formen vertreten, dann folgten die Akan- thaeceen mit Fittonia, Eranthemum, Sanchezia, Grap- des und einen letzten tophyllum u. s. w., nebst einigen Melastomateen, wie Sonerila und Gravesia-Arten. Die zweite, aus 27 Arten bestehende, Gruppe‘ sehörte dem Geheimen Kommerzienrath Ravene, ‚der sie durch seinen Obergärtner König hatte zu- sammenstellen lassen. Es waren meist grössere Pflanzen, auch einige Palmen, Pandaneen und Dra- cänen, ausserdein verschiedene Aroideen, besonders Anthurien und Dieffenbachien, so wie die beiden Melastomateen: Cyanophyllum magnificum und Sphae- rogyne latifolia. Schliesslich gedenken wir noch der ebenfalls kleineren Gruppe buntblättriger Pflanzen, welche Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu ausgestellt hatte und manche schöne und zugleich interessante Pflanze enthielt, welche die Aufmerksamkeit derer, welche die Ausstellung besuchten, auf sich lenkte. Die meisten der Schaupflanzen haben wir, wie bereits gesagt, schon besprochen, wir übergehen diese daher und erwähnen nur kurz noch der übri- sen. Dem Rittergutsbesitzer Reus auf Bleckendorf bei Egeln verdankte ınan eine Peristeria Humboldtii mit 10 Blüthen, dem Freiherrn v. Lotzbeck’schen Obersärtner Rob. Sonnenberg in München da- gegen ein riesiges Exemplar der Maranta zebrina, ausserdem aber noch eine prächtige Peperomia ar- gyraea. Inspektor Gireoud in Sagan hatte ein hübsches Exemplar der Elaeocarpus eyaneus, über und über mit gefransten, weissen Blüthen bedeckt, eine buntblättrige Peristrophe in Form eines grossen buschigen Exemplares und einen reichlich blühenden Clianthus Dampieri, so wie schliesslich ein hoch- stämmiges Exemplar des Zwerg-Pelargoniums Miss Pollock gebracht. Auch Kunst- und Handelsgärtner Wilh. Maack in Schönebeck bei Magdeburg hatte einen blühenden Clianthus Dampieri aus- gestellt. Die beiden Exemplare der Dracaena nutans des Kunst- und Handelsgärtners Lehm- pfuhl waren stattliche Pflanzen. Wir bemerken, dass keine anderen Dracäneen sich so gut für das Auspflanzen ins Freie eignen, als die genannte Dra- cäne, zumal wenn sie in der Regel bis unten be- blättert ist. Von Seiten des botanischen Gartens waren eben- falls 2 stattliche Schaupflanzen: Anthurium Lauche- anum und magnifieum durch den Inspektor Bouch& ausgestellt worden. Endlich nennen wir noch einige Schaupflanzen, die man dem Ravene'schen Ober- gärtner König verdankte. Es waren dieses die in der Kultur schwierige Leschenaultia formosa und einige Phantasie-Pelargonien. Was die neuen Einführungen anbelangt, so be- B 237 fanden sich diese durch den Kunst- und Handels- särtner Jean Verschaffelt in Gent in einer be- sonderen Gruppe. welche aus 25 verschiedenen Pflanzen bestand. Was zunächst die beiden Farne Adiantum amabile und Todea Wilkeana anbelangt, so sind diese bereits in der Wochenschrift bespro- chen worden (12. Jahrg. 106 u. 14 Jahrg. 119). Wir bemerken jedoch, dass sehr olt in der Wochen- schrift Pflanzen schon lange vorher besprochen sein können, bevor sie in den Handel kommen, da un- sere Verbindungen mit den grössten auswärtigen Handelsgärtnereien, namentlich mit denen von James Veiteh and Sons in London, Linden in Brüssel und Jean Verschaffelt in Gent uns in den Stand setzen, dergleichen Pflanzen entweder an Ort und Stelle zu besehen, oder durch die nicht genug an- zuerkennende Liberalität genannter Besitzer behuls wissenschaftliceher Kenntnissnahme uns unentgeldlich zur Verfügung gestellt werden. Wir halten es für unsere Pflieht dieses hier öffentlich anzuerkennen. Was die Agaven: Leopoldi, Killischii und Per- ringii, so wie Bonapartea (Agave) Hystrix, anbelangt, so wird später von kompetenterer Seite darüber be- riehtet werden. Ueber Veitchia (Kentia) Canterbu- ryana ist erst vor Kurzem in dem Berichte über neue Pflanzen (S. 223) Mittheilung gemacht worden. Pandanus Vangeertii ist ohne Zweifel eine Form, viel- leicht auch nur eine jugendliche Pflanze des P. uti- lis, welche sich von dem vor einigen Jahren einge- führten elegantissimus durch kürzere Blätter unter- scheidet. Dracaena excelsa haben wir bereits früher erwähnt (31. Jahrg. 134); eben so Dr. splendens (8. 214). Cordyline grandifolia aus Neu-Südwales scheint dagegen eine eigenthümliche Art zu sein, über deren Stellung aber zunächst sich nichts sagen lässt. Auch Dieffenbachia Bausei ist im vorigen Jahrgange (S. 306) besprochen worden. Ueber den neuen Calamus lässt sich vor der Hand ebenfalls nichts sagen. Aus der Gruppe der Pflanzen, wo die Samen nackt sind und von keiner Fruchthülle eingeschlossen werden (der Gymnospermen), war Zamia corallipes vorhanden. Ueber sie ist erst unter den neuen Pflanzen, aber als Macrozamia corallipes, gesprochen worden. Dammara purpurascens ist wahrscheinlich eine schmalblättrige Form der D. australis, deren Grün sich zum Rothbraunen neigt. Retinospora obtusa nana gracilis hat eine pyramidenlörmige Gestalt und wächst ziemlich gedrängt. ‚Cryptomeria japonica fol. eleg. var. zeichnet sich durch weisse Spitzen aus. Von Apetalen war eine Fieus elegantissima vor- handen, welche die Ficeus elegans (vergl. 14. Jahrg. S. 159), welche im vorigen Jahre von William Bull in London eingeführt wurde, darstellt. CGroton Wisemani ist wiederum früher schon, und zwar im vorigen Jahrgange (S. 307), besprochen worden. Die Monopetalen waren in der Jean Ver- schaffelt'schen Sammlung neuer Pflanzen nur durch 2 Pflanzen vertreten. Toxicophloea spectabi- lis stellt eine ganz eigenthümliche Apoeynacee mit länglichen und lederartigen Blättern dar, über die wir im 19. Jahrgange (S. 197) berichtet haben. Sie stammt aus Neusüdwales. Dass Clerodendron Bun- gei eine im Freien aushaltende schöne Blattpflanze ist, hat Gartendirektor Petzoldt in Moskau zuerst nachgewiesen, interessant ist es daher, zu wissen, dass jetzt eine Form mit bunten Blättern im Handel ist und sich nach dem durch Jean Verschaffelt ausgestellten Exemplare gut ausnimmt. Auch von dem grossblättrigen Körbehenträger, Hebeelinium jan- thinum, einer bekannten Warmhauspflanze, war durch Jean Verschaffelt eine buntblättrige Form zur Kenntniss gebracht worden. Endlich bleiben noch 3 Polypetale zu nennen albo-varie- sagen, bis übrig. Ueber den buntblättrigen Hibiseus gatus lässt sich wohl nicht früher etwas man nicht grössere Exemplare gesehen haben wird. Ueber Paullinia thalietrifolia, von James Veıtch and Sons zuerst in den Handel gehracht, wird in Kurzem unter den neuen Pflanzen berichtet werden. Ueber CGombretum grandiflorum (S. 308) ist dieses schon geschehen. Wir schliessen hier eine sehr interessante Pflanze, welehe ebenfalls JeanVerschaffelt ausgestellt hatte, an. Sie trug den Namen Echeveria scaphophylla und soll ein Blendling der E. agavoides und linguaefolia sein. Die ganze Pflanze war, ähnlich einer kleinen gave, rosettenartig gebaut und hatte nicht 5 Zoll im Durchmesser. Die linienförmig-länglichen, aber zugespitzten Blätter besitzen eine glänzende, dunkel- grüne Farbe und sind in der Mitte vertieft. Man dass die Pflanzen des Fürstlich Gartens in Donau- eschingen, welche durch den Hofgärtner Kirchhof eingesendet waren, erst nach der Preiszusprechung anlangten und daher nieht dabei berücksichtigt wer- den konnten. Nachträglich wurde ihnen jedoch, um doch wenigstens die Anerkennung nicht zu versagen, muss bedauern, Fürstenberg’schen ein Preis, der aus Mangel der Betheiligung nicht er- theilt worden war, zugesprochen. Sämmtliche Pflan- zen, wie wir bereits auch schon bei Gelegenheit des Berichtes über die Schlauchpflanzen mitgetheilt haben, erfreuten sich Kultur, man sie nur selten findet. Unter diesen Donaueschinger Pflanzen befanden einer so guten wie 238 sich auch einige Neuheiten. Nepenthes Sedeni wurde erst im vorigen Jahre durch James Veitch and Sons in London eingeführt, und zwar aus wärmeren Inseln der Südsee. Sie gehört zu den zwergigen Arten und baut sich etwas buschig. Zahlreiche Blätter (resp. Blattstiele) sind vorhanden und besitzen einen schwach bräunlichen Anstrich. Sie sind in der Mitte breit und verschmälern sich dann stielartig, um am Ende die kleine kaum 2 Zoll lange Kanne zu tragen. Da, wie es scheint, die Pflanze nicht empfindlich ist, wird sie in England zur Auf- stellung auf Tafeln empfohlen. . Fieus sarapiquensis gehört zu den grossblättrigen Feigenbäumen und ähnelt einerseits der F. macro- phylla, anderseits der F. imperialis. Wie bei letz- terem sind die Blätter auf beiden Flächen einfarbig und haben eine herzförmige Basis. Dracaena Moorei gehört zu den weniger neuen Formen der Cordyline Terminalis, welche wir zuerst im 11. Jahrgange (S. 166) besprochen haben. Das vorhandene Exemplar befand sich in einem vorzüglichen Kulturzustande. Generallieutenant v. Jacobi hatte eine Gruppe von 8 verschiedenen Agaven neuester Einführung ausgestellt. Da sie bereits von ihm selber in seinen Nachträgen zu den Agaven beschrieben sind, über- sehen sie hier. Es waren Agave asperrima, cochlearis, graeilis, Kellochii, linearis, subfaleata, tri- angularis und Wallisii. Auch von Seiten des botanischen Gartens waren einige neuere und neueste Pflanzen vorhanden, die aber ebenfalls zum Theil früher besprochen wor- den sind. Es gehören hierher das rothblühende Delphinium nudicaule (im vor. Jahrg. S. 268) und Hydrangea stellata (im 12. Jahrg. S. 3). Chlorophy- tum prodigiosum fol. var. ist eine zu empfehlende Asphodelee mit weissumrandeten Blättern. Aber auch mit den eine grosse Rispe bildenden Blüthen nimmt die Pflanze sich gut aus. Panicum latani- folium stellt, wie P. palmifolium, eine hübsche Blatt- pflanze dar. Seubertia laxa ist ein niedlicher Körb- chenträger, ähnlich unserem Gänseblümchen (Bellis perennis), und Aralia spathulata schliesst sich den übrigen einblättrigen Arten des Genus Pseudopanax an. Euphorbia abyssinica Raeusch. gehört in die Abtheilung der E. offieinarum und gehört demnach zu den fleischigen und kaktusähnlichen Arten. Von neuen Palmen hatten der Freiherr v. Lotz- beek’sche ÖObergärtner Rob. Sonnenberg eine nieht näher bestimmte Art, und Universitätsgärtner Sauer eine Thrinax von elegantem Wuchse ausge- stell. Dem Banquier Wagener’schen Obergärtner Eggebrecht verdankte man dagegen eine Samm- sehr wir lung von aus Samen gezogenen Kaladien und eine zweite von eben dergleichen Begonien, die manche Pflanze enthielten, die eine grössere Verbreitung ver- dienen. Ferner machen wir noch auf eine gefüllt blü- hende Rhodanthe Manglesii aufmerksam, welche Kunst- und Handelsgärtner Martin Grashoff aus Quedlinburg erzogen hatte. Ohne Zweifel ist diese unter den Sommergewächsen eine der besten Akqui- sitionen. Endlich hatte Kunst- und Handelsgärtner C. Oldenroth in Wriezen a. O. noch Stiefmütter- chen mit bunten Blättern ausgestellt. In wie weit diese vermehrungsfähig sind, muss die Zeit lehren. Vielleicht gelingt es, dergleichen Pflanzen aus Sa- men heranzuziehen und die Form damit konstant zu machen. Leider gestattete uns die kurze Zeit der letzten Tage, wo wir die Ausstellung allein besuchen konn- ten, nicht, auch noch die Früchte, Gemüse, Instru- mente und was sonst als zum Gartenbau gehörig ausgestellt war, genau zu besichtigen, um darüber berichten zn war Manches darunter, was besprochen zu werden verdiente. Schliesslich verhehlen wir uns nicht, dass man- cher Irrthum in unserer Berichterstattung sich ein- gestellt haben kann. Ein grosser Theil des Berichtes — und das betrifft besonders die ersten Abschnitte — ist uns von sachverständiger Hand zugestellt worden, der es vergönnt war, die Ausstellung in den ersten Tagen zu sehen. Leider fanden sich später bei vielen Einsendungen nur Nummern vor, die aber wiederum nicht immer mit denen im gedruckten Verzeichnisse übereinstimmten. Wir wollen hiermit keinen Vor- wurf machen, da gerade in den letzten Tagen so stürmisches Wetter war, dass viele Etiquetten und Namen vom Winde weggerissen wurden und von un- kundiger Hand bisweilen an unrechter Stelle wieder- um angebracht worden waren. Nachträglich theilen wir als ergänzend mit, dass aus der Louis Mathieu’schen Gärtnerei eine sehr reiche Betheiligung stattgefunden hatte. "Wegen Mangel an Raum im Ausstellungslokale war es leider nicht möglich gewesen, eine grosse Gruppe gemisch- ter Pflanzen der Gewächshäuser, wie der Besitzer es gewünscht hatte, zu einer einzigen imposanten Gruppe zusammenzustellen. Ein grosser Theil von ihnen wurde deshalb in dem Turnsaale, ein anderer in der oflenen Halle zu besonderen Gruppen ver- einigt, während andere der erwähnten Gruppe bunt- blättriger Pflanzen des Kalthauses und des Freilan- des eingereiht worden waren. Unter diesen befan- den sieh besonders schöne Exemplare der Yucca können. Üs 239 quadrieolor und eine reiche Sammlung buntblättriger lunkien. Endlich waren schöne Dasylirien und einige Dracänen der Mathieu’schen Gärtnerei als Einzelpflanzen zum Theil vor der offenen Halle an- gebracht. Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen. (Fortsetzung.) 11l. Ochthocharis Borneensis wird jetzt von Haage und Schmidt eingeführt und ist uns völlig unbekannt. Wir wissen demnach auch nicht, wie diese Melastomatee mit kleinen hellfleischfarbenen Blüthen sich zu der im vorigen Jahrgange (S. 181) besprochenen Ochthocharis javanica verhält und ob sie in der That auch verschieden ist. 112. Oenothera gigantea hat Rözl neuer- dings aus Nordamerika eingeführt und soll die be- deutende Höhe von 9 und 10 Zoll erhalten. Die Farbe der Blumen ist hellgelb. Wahrscheinlich schliesst sie sich der O. grandiflora Lam. und den übrigen dieser sich anschliessenden und neuerdings einge- führten Arten, welche bereits vielfach in Kultur sind, an. 113. Oneidium hyphaematicum Rehb. fil. (Reg. Gartenfl. Tab. 676) wurde von Linden aus Ecuador eingeführt und steht dem 0. graminifolium am Nächsten. Die länglichen und zusammengedrückten Seheinzwiebeln tragen an ihrer Spitze ein einziges elliptisches Blatt, während der dreimal so langeBlüthen- stiel aus der Basis hervorkommt. Ueber die Hälfte bildet dieser eine weitläufige Rispe 11, Zoll im Durchmesser enthaltender Blüthen. Die 5 länglichen und am Rande wellenförmigen Blätter haben fast durchaus eine kastanienbraune Farbe, während diese nur auf der Unterfläche der Unterlippe vorhanden ist; die Oberfläche ist schön gelb gefärbt. 114. Oneidium ornithocephalum Lindl. (Reg. Gartenfl. Tab. 689) erhielt der botanische Garten in Petersburg direkt von Sta. Martha (Provinz Ocana in Brasilien) und gehört zu den Arten, welche wegen der kleinen Blüthen die Beachtung der Liebhaber nicht besonders auf sich ziehen werden. Ausserdem schliesst sie sich hinsichtlich des äusseren Ansehens der vorigen Art an. Auf der Spitze der eirunden Scheinzwiebel sitzt ein sehr schmales und in die Länge gezogenes Blatt. Der schwache allgemeine Blüthenstiel hat seine Aeste in ziemlich grossen Ent- fernungen und biegt sich elegant über. Für den Botaniker ist diese Art in sofern interessant, als die unteren Blütlien der Aeste unfruchtbar und sehr klein sind, während die oberen °®/, Zoll im Durchmesser enthalten. Die Farbe beider ist gelb, aber unter- brochen durch unregelmässige, hellbraune Flecken. 115. Ophiocaulon cissampeloides Mast. kommt in den Gärten als Passiflora marmorea vor und gehört zu den besten Schlingpflanzen des Warmhauses. Als Vaterland wird das tropische Westafrika angegeben. Es ist völlig getrennten Ge- schlechtes. Die fast rundlich - nierenförmigen und hautartigen Blätter der männlichen Pflanze haben ei- nen Durchmesser von 2 und 3 Zoll und stehen auf beinahe die Hällte kürzeren Stielen. Die dunkelgrüne Farbe wird auf der Oberfläche oft durch weisse, die blaugrüne auf der Unterfläche durch schwarze Flecken unterbrochen. Aus dem glockenförmigen und tief- Stheiligen Kelch ragen die 5 am Rande gewimperten Blumenblätter kaum heraus. Die weibliche Pflanze ist noch nicht bekannt. 116. Osbeckia aspera Wright wächst auf Cey- lon und hat ihren Namen von‘ den steifen Haaren, welche die ganze Pflanze bedecken, erhalten. Sie bildet einen hübschen Strauch mit breit-elliptischen, önervigen und auf beiden Flächen gleich-grünen Blät- tern. Zahlreiche violette Blüthen bilden einen end- ständigen Blüthenstand. Die Pflanze gehört zur Fa- milie der Melastomateen. 117. Paneratium ornatum C. Bouche ist eine ı Hymenoeallis, welche Roemer in seiner Monogra- phie der Amaryllidaceen als H. rotata bezeichnet hat. Sie schliesst sich den übrigen bekannteren Arten an und besitzt länglich-lanzettliche, fusslange, aber nur 4 Zoll breite Blätter, mit einem deutlichen, 4 bis 6 Zoll langen Stiele, der bekanntlich den meisten an- deren Arten dieses Geschlechtes fehlt. 6 bis 8 lang- gestielte und weisse Blüthen bilden am Ende eines zusammengedrückten allgemeinen Stieles eine Dolde und verbreiten weithin einen angenehmen Geruch. 118. Pandanus ceramensis muss cerami- cus Rumph heissen. Der Name bezieht sich auf die ostindische Insel Ceram, wo Rumph die Art zuerst beobachtete. Er gehört zu den zwergigen Arten mit dunkelgrünen und elegant übergebogenen Blättern. Nur am Rande und auf beiden Nerven der Oberfläche befinden sich kleine, aber stechende Dornen, der her- vortretende Mittelnerv auf der Unterfläche ist da- segen unbewehrt. William Bull erhielt eine Pflanze aus Neukaledonien, die aber vielleicht verschieden ist. 119. Panicum plicatum niveum. Wir ha- ben bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 262) die weissgestreifte Abart des P. plieatum. dessen richtiger Name aber P. palmifolium ist, er- 240 wähnt, jetzt hat man wiederum eine Abart mit der näheren Bezeichnung niveum in den Handel ge- bracht, wo fast das ganze Blatt eine weisse Farbe besitzt. 120. Papaver setiferum DC. soll nach Eini- gen die Mutterpflanze des Gartenmohnes sein und wächst auf den Inseln an der Südküste Frankreichs wild, wenn nicht vielmehr verwildert, da ohne Zwei- el Östindien das Vaterland ist. Dieser Mohn unter- scheidet sich nur durch röthlich- violette Blumen, welche an der Basis einen schwarzbraunen Fleck besitzen. 121. Paullinia thalietrifolia Juss. stammt aus dem Innern Brasiliens und gehört zu den Sa- pindaceen. Die Pflanze hat Neigung zum Klettern und kann wegen ihres schönen, vielfach zusammen- gesetzten Laubes, was in der Jugend braun heraus- kommt, mannigfache Verwendung finden. Die klei- nen und hellgefärbten Blüthen haben keine Bedeu- tung. Die Pflanze war zwar längst bekannt, aber bis jetzt noch nicht in Kultur. Eingeführt wurde sie von James Veitch and Sons in London, welche sie von dem verstorbenen Bowınan erhielten. 122. Penstemon vertieillatus Mart. et Gal. schliesst sich dem bekannten P. eordatus und ova- tus an und gehört zu den zu empfehlenden Stauden. Während der Stengel behaart ist, sind die umfassen- den, eirund-lanzettförmigen Blätter unbehaart. Die etwas glockenförmige Blumenkrone hat eine violette Farbe. Da nicht Nordamerika, sondern Mexiko das Vaterland ist, so möchte kaum anzunehmen sein, dass die Staude bei uns im Freien aushält. 123. Philodendron Roezlii ist eine von Rözl in Neugranada entdeckte Art dieses grossen Aroideen-Geschlechtes und gehört zu denen, welche allerhand Gegenstände rasch überziehen. Die herz- förmigen, gegen 4 und 5 Zoll im Durchmesser ent- haltenden Blätter haben eine freudig-grüne Farbe und zeichnen sich noch besonders dadurch aus, dass an der Insertion des Blattstieles ein Büschel grüner haarähnlicher Organe sich befindet. 124. Phormium nigro-punctatum ist eine zwergige Form neuseeländischen Flachses mit kaum 2 Fuss langen, aber elegant ausgebreiteten Blättern. Sie unterscheidet sich ausserdem noch dadurch, dass die Kanten der °/, Zoll breiten Blätter dunkelbraunroth gefärbt sind, nicht aber punktirt, wie man aus dem Namen vermuthen sollte. 125. Pithecolobium pruinosum Benth. ist neuholländische Mimosacee, welche sich des eine an L) Schönheit den bekannteren Inga’s und Calliandren anschliesst. Sie gehört zu den Arten, wo die Blät- ter in Gestalt und Grösse von einander sehr ab- weichen. In der Regel sind sie doppelt gefiedert und die Fiedern bestehen aus 3 und 4 Paar Fieder- blättchen von am Häufigsten 2 bis 3 Zoll Länge. Die lang-herausragenden Staubgelässe haben eine weisse Farbe und geben den in Köpfen beisammen- stehenden Blüthen die Gestalt eines Reiherbusches. 126. Platanthera radiata wurde von Wil- liam Bull aus Japau eingeführt, wird aber weder in Siebold’s Verzeichnisse, noch in der Prolusio der japanischen Flora von Miquel aufgeführt. Sollte sie in der That eine selbständige neue Art oder nicht vielmehr Platantlıera japonica Lindl. (die alte längst beschriebene, aber bis jetzt noch nicht in den Gärten kultivirte Orchis japonica, jetzt Habenaria ja- ponica A. Gr.) sein? Sie wird ungefähr 8 bis 10 Zoll hoch und gehört gleich den übrigen Arten zu den Erdorchideen. An jedem Stengel sollen 2 ziem- lich grosse Blüthen von weisser Farbe sich befinden. Nach William Bull muss man die Knollen in Töpfe mit guter Drainage bringen. Man legt sie auf eine Schicht von 2 bis 3 Zoll Erde und bedeckt sie einfach mit Sumpfmoos (Sphagnum). _ Geschieht die- ses im ersten Frühjahre, so hat man die Blüthen im Mai. 127. Von Rhododendron Brookeanum Low (vergl. 19. Jahrg. 239) haben James Veitch and Sons jetzt eine Abart, wo schon 'sehr junge Pflanzen blühen, mit der näheren Bezeichnung gra- cile in den Handel gebracht. Die hellgelben Blü- then sollen auch grösser sein und zu 10 bis 12 einen Kopf bilden. Vaterland der Pilanze ist Borneo, wo sie die dortigen Hochgebirge bewohnt. Dass sie sehr frühzeitig im Jahre blüht, giebt ihr ebenfalls einen Vorzug. 128. Rhododendron Edgeworthii Hook. fil. ist eine der wenigen Sikkim-Alpenrosen, welche eine weitere Verbreitung gefunden haben. Seit eini- gen Jahren hat man eine Reihe von Formen, welche die Hauptart an Schönheit oder Blüthenfülle über- treifen, herangezogen und in den Handel gebracht. Ein besonderes Verdienst um ihre Anzucht hat sich ©. Schulz in Hanau erworben. Sein neuestes, uns vorliegendes Verzeichniss führt 7 verschiedene For- men auf, von denen Frauenlob, wo die weisse Blume mit starken, rothen Streifen versehen ist, besonders empfohlen werden kann. (Fortsetzung folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretär des Vereines. Berlin, den Er August. No. 31. 1872. Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. ? Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen (Fortsetzung). Mittheilungen Dabei bildet sich an dem oberen Rande der Ringel- t ' n : wunde eine dieke Wulst von Vernarbungsgeweben, der pomologischen Versuchsstation zu Proskau. | die der untere Rand nur in ganz geringem Maasse l. Schälwunden und Ringelschnitt. zeigt, falls die Sehnittwunde nicht dieht über einem Von Paul Sorauer in Proskau. | belaubten Aste ausgeführt worden ist. Ebenso bil- Die Praxis sieht sich häufig veranlasst, bei der ' den sich, wie Hanstein vor einigen Jahren zezeigt, ÖObstkultur den Ringelschnitt anzuwenden. Derselbe | nur oberhalb der Ringelstelle neue Wurzeln bei den- wird entweder dadurch ausgeführt, dass das Messer | jenigen Pflanzen, denen selbstständige zerstreute Ge- um die ganze Peripherie eines Zweiges einen ein- | fässbündel an der Markkrone fehlen. fachen Einschnitt bis auf den Holzkörper macht, oder | Ferner beginnt die Belaubung des geringelten aber dadurch erzeugt, dass 2 parallele Schnitte in | Zweiges früher; die Knospen desselben bilden sich verschiedener Entfernung von einander am ganzen | leichter zu Blüthenknospen aus und die aus ihnen Zweig- oder Stamm-Umfang gemacht und das zwi- | sich entwickelnden Früchte werden bei stark treiben- schen demselben liegende Rindenstück entfernt wird. | dden Bäumen nieht so leicht abgeworfen, als an den . Wird die Rinde in einer grösseren Ausdehnung | nieht gerinzelten Zweigen. Diese Früchte entwiekeln (also z. B. auf !/, bis 2 Fuss) entfernt, so bezeich- | sich früher und vollkommener, was unlängst von nen wir die Wunde nicht mehr als Ringel-, sondern | der oenologischen Versuchsstation bei dem Wein- als Schälwunde. | stoeke gezeigt worden ist. Der Einfluss, den die Entnahme einer Rinden- | Dieser letztgenannten Vortheile wegen wird das partie am ganzen Stammumfang auf das Leben des | Ringeln vielfach angewendet; es ist im nassen kalten Baumes ausübt, ist im Wesentlichen derselbe, gleich- | Sommer häufig geboten, um überhaupt einen Theil viel, ob das Rindenstück gross oder klein ist. Seit | der Früchte zur Reife zu bringen. Die durch das Duhamel und Knight sind dergleichen Ringelungs- und Schälversuche vielfach wiederholt und in der | bedeutend. Man opfert nämlich in der Regel den Praxis eingebürgert worden. Man findet, dass bei | geringelten Zweig, der oberhalb der Wunde sich be- der Mehrzahl der geringelten Pflanzen ein bedeuten- | findet. Derselbe vertrocknet entweder noch in dem- des Dickenwachsthum derjenigen Stammtheile ein- | selben oder in den folgenden Jahren, und man ist tritt, welche oberhalb der Ringelstelle sieh befinden, | daher mit dem Ringeln auf solche Zweige beschränkt, dass dagegen unterhalb derselben die Diekenzunahme | deren Entfernung für den Gesammthabitus des Bau- des Stammes eine bedeutend geringere, ja beim Man- | mes nicht störend ist. Dass ein geringelter Zweig gel belaubter Zweige eine kaum nachweisbare ist. | an Wassermangel zu Grunde geht, dürfte aus den Ringeln hervorgerufenen Nachtheile sind aber sehr o x 31 noch nicht veröffentlichten Analysen zu schliessen sein, welche Dr. Marx bei den von mir an der Ver- suchsstation Dahme vor zwei Jahren angestellten Ringelungsversuchen an Crataegus und Pirus Malus ausgeführt hat. Marx fand die Blätter oberhalb der Ringelwunde stets wasserärmer und auch ärmer an der Mehrzahl von mineralischen Bestandtheilen, als diejenigen, welche an denselben Zweigen sich unter- halb der Ringelstelle befanden. Mit diesem Wasser- mangel in Zusammenhang zu bringen ist das kurz nach dem Ringeln sich ändernde Aussehen der Blät- ter oberhalb der Wunde. Statt der dunkelgrünen Färbung werden die Blät- ter gelblicher; im Sonnenlicht heben sich die Blatt- ränder bedeutend nach oben, so dass das Blatt halh gerollt erscheint. Bei manchen Pflanzen, z. B. bei Aepfeln, entwickelt sich rother Zellsaft von der Mittel- tippe aus, so dass manche Varietäten entfernt an die Blattfärbung der Blutbuchen erinnern; hier und da begegnet man an Kirschen und Pflaumen einzelnen Blättern eigenthümlich auch bei solchen Exemplaren von blaugrünem Aussehen, was vorkommt, bei denen der Verband von der Veredlung Die Ussache ist hier ein theilweises Abheben der Epidermis von dem darunter liegenden Parenchym. Die Blätter oberhalb der Ringelstelle treten früher in die Herbstlärbung ein und das Holz ist häufig. speeilisch schwerer, als unterhalb der Rin- gelstelle. Diese Erscheinungen wiederholen alljährlich, so lange der Zweig lebt. nicht gelöst worden ist. sich Gesen die allgemeine Erfahrung, dass die ge- ringelten Zweige und geschälten Stämme nach kür- zerer oder längerer Zeit absterben, sprechen aber einzelne in der Literatur zerstreute Notizen, welche Wiedererzeugung seschälten Arbeiten von Trevi- ranus und Meyen ersieht man, dass schon im Jahre IT 2 ENonE Rindenbildung eine von Rinde an Stämmen behaupten. Aus den Bäume init worden sind. von Duhamel und Knight setzten solehe Neubildung ausser Bei der Manipulation sollen nach den geniunnten Autoren verschiedene Vorsichtsmaass- Frisch geschälte neuer beobachtet Versuche Zweifel. regeln angewendet werden. So versichert z. B. Frisch, dass das Experiment immer gelinge, wenn man die Zeit blösste Oberfläche, auf welcher man den ausschwitzen- der Sonnenwende dazu benutze und die ent- den Saft mit einer Feder gleichmässig ausbreiten soll, durch Leinewand und Kohrdecken gegen Sonne und Wind schütze (Misc. Berol. Cont. Il. 26) nach Tre- viranus (Phys. d. Gew. 1838, Bd. II, Abth. I, S. 222). Duhamel umwand Stroh. ebenfalls die geschälten Stämme mit Knight beobachtete einmal die Repro- 42 duktion von Rinde an einer Bergulme (Ulmus montana), deren Stamm nicht umhüllt wurde; derselbe hält aber schattigen Stand für erforderlich zur Neubildung. Meyen (Neues Syst. d. Pfl.-Phys. 1837, S. 394) eitirt die Beobachtungen von Werneck, wonach die Wieder- erzeugung von Rinde nur dann gelingt, wenn das Abschälen um Johanni geschieht, wo die Stämme noch jung sind und die verwundete Stelle sorgfältig durch einen hohl und nicht zu dieht an- liegenden Verband Austrocknung geschützt wird.“ Die Versuche Hartig und Hanstein behandeln, so weit ich weiss, den Punkt der Neubildung von „sehr gegen neueren von unde nicht; dagegen gebühıt dem Direktor des hiesigen pomologischen Institutes, Stoll, das Verdienst, seit einer Reihe von Jahren Schälversuche mit positivem Erfolge an den ver- schiedensten Bäumen wieder aufgenommen zu haben. Direktor Stoll schälte junge und alte Bäume in der Saftfülle im Frühjahr und hat jetzt noch Exemplare aufzuweisen, bei denen dfe neugebildete Rinde von der älteren ihrer Ausdehnung, ihrer äusseren Beschaffenheit nach zu unterscheiden ist. Die Hauptfrage für den Unterzeichneten lag nun darin, ins Klare zu kommen, ob die Neubildung durch eine modifizirte Ueberwallung von den Wundrändern aus erfolgt, ob die Beleuchtung hindernd dem Vor- sange in den Weg tritt, ob die verminderte Ver- dunstung des blosgelegten Holzkörpers die Neubildung beschleunigt und ob der Zustand der Saftfülle bei dem Schälen erforderlich ist. Zur Beantwortung die- ser Fragen wurden im Frühjahr zu verschiedenen Tageszeiten mehre Wochen hindurch in Zwischen- räumen von 3—6 Tagen junge Kirschstämme durch- sehnittlieh von Daumenstärke geschält.*) Es wurden nur solehe Bäume verwendet, deren Cambium in energischer Neubildung begriffen, die sich also in dem Zustande befanden, in welchem sich die Rinde weder noch Bei einem Theil der Stämme wurde sorgfältig das Berühren der Schälstelle mit der Hand leicht „löste.“ oder dem Instrumente vermieden, bei einem andern Theile wurde die blosgelegte Oberfläche mit einem Tuche abgerieben. Von beiden Theilen wurden einige Exemplare mit ihren geschälten Stellen in beiderseits verkittete Glaseylinder eingeschlossen, dieser Gylinder wurde durch diek umwickeltes dunkles Papier Von den unverhüllt gebliebenen Schäl- einer beschattet. stellen wurden eine Anzahl von dem Zusammenhange mit dem Wundrande (wo also die Rinde oben und unten wieder begann) noch dadurch isolirt, dass das jüngste Holz mit dem Messer bis auf das alte vor- *) Das Schälen führte Gartengehülfe Kittel, Zögling des pomologischen Institutes, aus. 245 jährige und letzteres selbst noch um ein Weniges ! Stamme gespeicherten Reservenahrung neue Rinde, fortgeschnitten wurde. Die Erfolge sind jetzt (am 1. Juli) folgende: Von den ohne weitere Berührung der Schälwunde verletzten Bäumen haben einige bereits eine grünlich- selbe neue Rinde von nahezu ein Millimeter Dicke gebildet. Von den ebenso vorsichtig geschälten, aber an den beiden Enden der Schälwunde bis auf das alte Holz abgekratzten Exemplaren sind 2 Bäume mit etwas minder dieker und an einzelnen Stellen nicht ganz geschlossener neuer Rinde bekleidet und 7 andere mit einer gleichmässig braun - gelblichen, erst Y, Millimeter dieken Schicht überzogen. Die abgekratzten Stellen sind ohne jegliche Neubildung und äusserlich abgetrocknet. Ebenso verhalten sich die Bäume dieser Versuchsreihe, deren Schälstellen mit Cylinder umschlossen waren. Keiner von den Bäumen, deren Schälstelle mit einem Tuche abge- rieben oder mit der Hand abgewischt worden, hat eine Spur neuer Rinde erzeugt; auch solche abge- riebene Exemplare, deren Schälstelle von einem Glas- eylinder umschlossen, gleichviel ob beschattet oder nicht, sind ohne jegliche Neubildung von Rinde ge- blieben. Einzelne Exemplare sind in allen Versuchs- reihen unbekleidet zu finden. Die Ursache davon suche ich in einer individuellen geringeren Kräftig- keit solcher Bäume, deren Cambium zur Zeit des Schälens in dem Zustande kräftiger Zellvermehrung sich nicht mehr befand. Für die erste der aufgestellten Fragen, ob die innerhalb 5 Wochen erfolgte Neubildung von Rinde als Ueberwallung von den Wundrändern aus ange- sehen werden darf, liefern diejenigen Versuchsbäume eine sichere Antwort, deren Schälstelle an den Wund- rändern bis auf das alte Holz abgekratzt worden. Hier liegt die neugebildete Rinde vollständig von der alten durch 4 Centimeter lange trockene Stellen isolirtt. Die neue Rinde kann sich hier Kosten der in dem Holzeylinder befindlichen Reserve- nahrung gebildet haben. Solche ist in Form von kleinkörniger Stärke in den Markstrahlzellen nach- weisbar. Ich glaube somit Folgendes aus den Versuchen schliessen zu dürfen: Nicht in allen Fällen zieht Ringeln und Schälen der Stämme den Tod des Zweiges oder Baumes nach sich. Wird. die Mani- pulation zu der Zeit vorgenommen, in der die Rinde des Baumes sich mit Leichtigkeit löst und wird da- bei die Vorsicht beobachtet, dass die Ringelstelle ‘oder Schälwunde möglichst wenig berührt wird, so bildet sich aus einer auf dem Holzeylinder stehen gebliebenen eambialen Zellschicht auf Kosten der im nur auf deren erste Anfänge sich binnen 3 Tagen zeigen. *) Ein Schutz der geringelten Stelle ist in keiner Weise nöthig, da sich sowohl bei den amı Morgen, sowie Mittags und Abends geschälten Bäumen neue Rindenbildung zeigt. Die Neubildung erfolgt sowohl bei heiterem Wetter, als auch bei bedecktem Himmel. Zu bemerken ist jedoch, dass Direktor Stoll nach seinen vieljährigen Erlahrungen die heisse Mittags- zeit als die passendste für Ausführung der Manipu- lation ansieht. Für die Praxis haben diese Versuche, wie ich slaube, Anspruch auf Berücksichtigung und mannig- fache Wiederholung. Bei älteren Obstbäumen, die fortwährend Holz bilden, ohne Fruchtansatz zu zeigen, wird sich ein Schälen des Stammes gewiss empfeh- len; ebenso wird der Ringelschnitt seinen Nachtheil verlieren und ausgedehnterer Anwendung entgegen- gehen. deren Rinde eine technische Bedeutung hat, wie bei der Eiche, den Chinarindenbäumen, Erlen, Kastanien, Eschen, Faulbaum, Granate, Seidelbast, Quassia ete. Vorzugsweise wird aber bei allen Bäumen, o das Augenmerk darauf zu richten sein, einen Schäl- betrieb einzurichten, wie er für die Korkeiche existirt. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VI. Alle botanischen und gärtnerischen, aber auch viele, und zwar gerade die am meisten verbreiteten politischen Zeitschriften in England, wie die Times, Daily news, Morning-Post u. s. w. nehmen an einem Streite und Zerwürfnisse zwischen Dr. Hooker, dem Direktor des botanischen Gartens in Kew, und A yr- ton, dem Chef seiner vorgesetzten Behörde, thätigen Antheil. Von Seiten der englischen Botaniker und Gärtner, besonders der Mitglieder der Linn&@’schen und der Gartenbau- Gesellschaft in London, haben ferner Zusammenkünfte stattgefunden, um in Adressen an Minister Gladstone gegen unberechtigte Eingriffe Ayrton’s in die inneren Angelegenheiten des botani- schen Gartens zu Kew zu protestiren, in anderen Adressen aber dem Dr. Hooker ihr Bedauern aus- zusprechen und ihn in seinem Widerstande gegen ungerechtes Verfahren des Chefs der ihm vorgesetz- ten Behörde zu ermuntern. Es ist sehr zu bedauern, wenn der Chef eines wissenschaftlichen Institutes mit der ihm vorgesetzten Behörde in Konflikt kommt, da das Institut selbst *) Eine anatomische Bearbeitung des Gegenstandes wird später folgen. 31* am Meisten darunter leidet. Niemand wird wohl ver- kennen, dass einer Behörde das volle Recht zuste- hen muss, die ihr untergebenen Institute zu bewachen und, wenn nicht Alles in Ordnung ist, auch mit gan- zer Strenge zu verfahren. Es ist selbst im Interesse soleher Institute zu wünschen, dass dergleichen Be- aulsichtigungen ernster, als es gewöhnlich leider der Fall ist, stattfinden. Die grossen Summen, welche vom Staate ausgesetzt werden, sind nur dann ge- rechtfertigte, wenn ein solches Institut nach allen Seiten hin seine Aufgaben erfüllt. Wir kennen die Ursache des Zerwürlnisses zwi- schen Dr. Hooker und Ayrton um hierüber zu haben, nicht so genau, ein selbständiges und richtiges Urtheil unserer Ansicht nach muss aber jedem Unpartheiischen der Zustand des Institutes selbst Zeugniss ablegen, in wie weit die Eingriffe in die Verwaltung Seiten Behörde Das Publikun: selbst hat um von der gereehtfertigt so mehr Recht, sein Urtheil über ein Institut auszusprechen. wenn sind. dieses, wie der botanische Garten in Kew, ein Ööl- lentliches ist. Der botanische Garten in Kew wurde bereits im vorigen der Wochenschrift (S. 280) in einer ausführlichen Abhandlung besprochen; wir kön- daher Jahrgange Lesern bekannt ist. Seit der kurzen Zeit seines 30jährigen Bestehens hat auch den noch nen voraussetzen, dass er der Wochenschrilt einigermassen der genannte Garten eine Höhe erreicht, wie kein zweites Institut Art rühmen kann. Die Ursachen dieses raschen Emporblühens liegen hauptsächlich darin, dass der botanische Gar- ten zu Kew das seltene Glück gehabt hat, 2 Direk- toren nach einander an der Spitze zu haben, die mit voller Hingebung die schwierige Aufgabe erfass- der anderwärts sich ten, mit seliener Sachkenntniss dem Garten vorstan- den und keine Mühe, ja selbst kein Opfer scheuten, um diesen zum ersten Institute der Welt zu machen. Der botanische Garten in Kew ist kein Institut, was nur der Wissenschaft allen zu Gute kommen soll, sondern Jedermann soll darin Gelegenheit haben, an den Segnungen der Wissenschaft Theil zu nehmen und sich Kenntnisse in der botanischen und gärtne- nischen Wissenschaft zu verschaffen. Abhandlung ist des Pflanzen kums der Garten besucht wird, In dieser unserer mitgetheilt, wie sehr von Seiten liehenden Publi- aber auch Männer der Wissepschaft aus allen eivilisirten allen Seiten hin benutzen. Bei dem Publikum, wie bei den Gelehrten herrscht daher nur die eine Stimme, dass der botanische Gar- wie viel ihn Ländern und zwar nach ten in Kew den an ihn gemachten Ansprüchen na-h- kommt und dass dem jetzigen Direktor, ebenso wie seinem Vorgänger, dieser gute Zustand, in dem sich der Garten belindet, hauptsächlich zu verdanken ist. Wie kommt es nun, wo alle Welt seine volle Zulriedenheit mit der Leitung des botanischen Gar- tens in Kew ausspricht, der Chel der vorgesetzten Behörde plötzlich, wie die Times mittheilt, dem Di- rektor einen Verweis (reprimand) ertheilt und ihn später mehrer Verpflichtungen enthebt? Näheres darüber ist offiziell wenigstens noch nicht bekannt geworden, es sind bis jetzt nur einzelne Massnahmen des Chefs der vorgesetzten Behörde gelegentlich zur öffentliehen Kenntniss Es wird unter Anderem durch die öffentlichen Zeitschriften mitge- theilt, dass Dr. Hooker die Nachricht, nach der er sich nieht mehr um einen der wichtigsten Gegenstände eines botanischen Gartens, um den Erwärmungs-Ap- parat, nicht unmittelbar dureh sondein dureh seiner Beamten Als er bei dex Behörde selbst sich dar- über beschwerte, da wurde er erst offiziell von der Beaulsichtigung der Erwärmungs-Apparate enthoben. Zur besseren Beurtheilung dieses Beschlusses der vorgesetzten Behörde muss man wissen, dass die Ausführung dieser Apparate dem jetzigen Direktor sekommen. zu kümmern habe, seinen Chef, erhalten. einen lrüher speziell übertragen worden war. Als einen zweiten Eingriff in die Pflichten des Direktors von Seiten der Behörde war, dass lür das botanische Museum,’ dessen Errichtung recht eigent- lich das Weık Dr. Hookers ist, eine Umgestaltung beschlossen und Pläne und Anordnungen gemacht wurden, ohne dem Dr. Hooker auch nur davon Kenntniss zu Wiederum erfuhr dieser es erst durch einen seiner Beamten. Dr. Hooker ist bereits, wie berichtet wird, da ihm von seiner eigentlichen Behörde kein Aufschluss über die Gründe dieser neuen, ihn kompromittiren- den Massnahmen gegeben wurde, über diese hinaus geben. an den Minister Gladstone mit einer Beschwerde gegangen. Die Angelegenheit ist von diesem für wichtig genug gehalten worden, einen Minister- zu vernehmen. In diesem soll be- dass Dr. Hooker, wie früher, Di- Conseil darüber schlossen sein, rektor mit denselben Rechten. und Pflichten, aber unter der Controle der Aufsichtsbehörde bleiben solle. Ueber die Regelung des Zerwürlnisses ist nichts gesagt. Dass Dr. Hooker sich Mit diesem Ausspruche nicht beruhigt hat, ist wohl natürlich. Wollen wır wünschen, dass die Missverständnisse, welche vielleicht nur vorliegen, im Interesse des bo- tanischen Gartens in Kew recht bald gelöst werden! In dem eben ausgegebenen Helte (S. 200) ch der illustrirten Monatsschrik für Obst- und Weinbau ist ein interessanter Aufsatz des Rektors Franz in Oranienburg bei Berlin über Wurzel-Veredlung ent- halten. Veranlassung dazu gab der Aufsatz eines englischen Gärtneis John Seott in Gardener’s Chro- niele (Jahrgang 1869. pag. 79) über denselben Ge- gsenstand. Scott behauptet in diesem seinem Auf- satze, dass, wenn ein Apfel auf einen Paradiesstamm oder eine Birn auf Quitte veredelt würde, der künf- tige Stamm oberhalb der Veredelungsstelle bei ihm nie Wurzel geschlagen habe, selbst in dem Falle nicht, wo er mehre Zoll hoch mit Erde angehäufelt hatte. Er will zwar die Möglichkeit, dass doch Wur- zeln sich bilden könnten, nicht in Abrede stellen, seine vielen Erfahrungen sprächen aber dagegen. Scherzhaft fügt Scott noch hinzu, dass er an die Gärtner - Versorgungs - Anstalt in London für jedes Beispiel, wo dergleichen Stämme Wurzeln geschla- gen hätten, ein Pfund Sterling zahlen wolle. Wenn Rektor Franz diese Angabe eines tüch- tigen Gärtneis in England im Allgemeinen nicht be- sreifen kann, da es in Deutschland eine bekannte Sache sei, dass veredelte Aepfel- und Birnstämme oberhalb der Veredelungsstelle, besonders wenn man Erde anhäufle, sehr leicht Wurzeln bilden, so hat er gewiss Recht. Wir können es ebenfalls aus der Er- fahrung bestätigen. Das Wurzelschlagen oberhalb der Veredelungsstelle wird noch begünstigt, wenn man unter der Stelle, wo man Wurzeln haben will, ringelt. Während der mit einem Kongresse verbundenen inter- nationalen Pflanzen-Ausstellung zu Amsterdam wäh- rend des Jahres 1865 hielt der früher oft erwähnte Gärtner van Beucker aus Antwerpen einen Voıtrag über das Ringeln behufs neuer Wurzelbildung. Er empfahl bei Birnen in gewissen Fällen das Ringeln oberhalb der eigentlichen Wurzel, um dafür andere, und zwar oberflächliche Adventiv- Wurzeln zu er- halten. Er übergab uns, dem damals die Ehre des Vorsitzes während der Versammlung übertragen wor- den war, ein darauf bezüglicbes Exemplar eines Birnstämmehens, wo in der That die schönste Wurzel- bildung in einem gleichmässigen Kranze des Ringelns unterhalb der Stelle geschehen war. Van Beucker empfiehlt diese oberflächliche Be- wurzelung unserer Obstgehölze für Boden mit schlech- tem Untergrunde, damit aus der Oberschicht die nöthige Nahrung genommen werden kann. Wie olt Aepfel- und Birnbäume, die bisher gediehen und Früchte trugen, plötzlich erkranken und schliesslich absterben, wenn ihre Wurzeln allmählig tiefer gehen und schliesslich in einen schlechten Untergrund kom- nien, ist eine bekannte Thatsache. in Folge Freilich kann ein solches Verfahren, wo die Gehölze in dem Boden einen schwachen Haltpunkt haben, nur bei Formen- bäumcehen, die nicht gross werden und. bei denen der Wind wenig oder gar keinen Einfluss hat, in Anwendung kommen. Wenn nun hier die Wurzelbildung im Allgemeinen sar keinem Zweifel verhält es sich vielleicht doch anders. nicht Wildlinge zur Unterlage dienen, sondern Paradiesapfel und Quitte. Beiderlei Gehölze bilden im Bäume, unterliegt, so wenn wilden Zustande keine sondern nur Sträucher, welche fortwährend Ausläufer machen. Dergleichen Ausläufer zieht man bekanntlich in der Regel als Stämmehen heran und gebraucht sie dann als Wildlinge für die geeigneten Aepfel- und Birnsorten. Dergleichen Ausläufer bil- den aber an ihrem unteren Ende sehr leicht Wurzeln, was bei den sewöhnlichen aus Samen gezogenen Stämmen nicht der Fall ist. Sollte \emnach hier nicht die grössere Neigung des Wildlings zur Wurzel- bildung die Wurzelbildung des Edelstammes, wenn auch nicht unmöglich, so doch schwierig machen ? Nur Versuche könnten Aufschluss geben. Erleichteıit würde wahrscheinlich die Wurzelbildung in diesem Falle ebenfalls, wenn unterhalb der Stelle, wo man sie haben will, geringelt würde. Es möge uns erlaubt sein, noch aus einer zwei- ten Abhandlung in der illustrirten Monatsschrift für Obst- und Weinbau Mittheilung zu machen, um mög- lichen Missverständnissen vorzubeugen. Der Gärtner Ernst Lieb in der Ukraine empfiehlt zur Unterlage für Aepfel den sogenannten Kirsch-Apfel (Pirus Malus baccata). Wir stimmen keineswegs dieser Empfeh- lung bei, glauben sogar, dass eine Unterlage der P. baccata kaum zu tauglich ist. Schnurbäumehen oder Kordons Die ächte P. baccata ist nur ein Strauch und lässt sich zum Bäumechen schwierig heranziehen. Wahrscheinlich versteht der Verfasser besagter Ah- handlung aber gar nicht P. baceata, sondern P. prunifolia unter seinem Kirschapfel. Diese Verwechs- lung ist in Russland, aber auch in Frankreich ziem- lich allgemein und darin ihren Grund haben, dass Philipp Miller, der zuerst die P. prunifolia kennen unzweifelhaft als P. cerasifera, (also als Kirschen tragenden Apfelbaum) beschrieb und man später diesen Namen auf P. baceata übertrug. Dass wirklich hier die Verwechslung stattgefunden hat, geht auch daraus hervor, dass Ernst Lieb in besagter Abhandlung ferner mittheilt, dass in Russ- land die Früchte seiner P. baceata allgemein ein- gemacht werden. Es mag lernte, sie dieses aber nicht, wie wir uns während unseres mehrmaligen Aufenthaltes in Russland und Polen sind olt überzeugt haben, die 246 Früchte von P. baccata, sondern von P. prunifolia. Die Früchte der ersteren haben nur die Grösse einer Markerbse und zeichnen sich noch dadurch aus, dass der Kelch. abfällt, während er bei P. prunifolia da- segen auf der Frucht bleibt. Beide Apfelgehölze befinden sich übrigens schon seit sehr langer Zeit in Kultur und wurden neben einander kultivirt. Es entstanden dadurch eine Reihe von Blendlingen und Formen, die die Unterscheidung beider Arten oft sehr schwierig machen und auch einigen Botanikern Veranlassung zur Aufstellung be- sonderer Arten gaben. Dergleichen Blendlinge sind P. sphaerocarpa Wender und cerasifera Tausch (nee Mill.), welche zum Theil ebenso als Unterlage benutzt werden können, wie die ächte P. prunifolia. In unserer Dendrologie haben wir ausführlich über P. baccata und prunifolia und deren Blendlinge und Formen gesprochen. Wer sich dafür interessirt, den verweisen wir dahin (1. Band, S. 207 u. 210). Aber auch über die Mutterpflanzen unserer verschie- denen Aepfel, und besonders über den strauchartigen Päradies- oder Splitt-Apfel (P. pumila), findet man daselbst Aufschluss (S. 203). Professor Dr. Münter theilt uns vor bereits 6 Wochen eine interessante Nachricht über Euca- Iyptus Globulus mit, die wohl im Stande sein möchte, auf diese als Blattpilanze im Freien leider jetzt wiederum vernachlässigte Art aus einem neu- holländischen Geschlechte der Myrtaceen von Neuem unsere Aufmerksamkeit zu lenken. Wenn in der Abhandlung über die Eukalypten Neuhollands, welche in der 21. und 22. Nummer der Wochen- schrift (S. 161) abgedruckt ist, nicht schon das, was uns jetzt unser verehrter Freund mittheilt, erwähnt haben, so gestehen wir ganz offen, dass uns eine medizinische Anwendung der Blätter bei uns gegen kaltes Fieber trotz des Umganges mit Aerzten und Apotheken, von denen wir sonst über aus dem Pflanzenreiche neu eingeführte Pflanzen regelmässig in Kenntniss gesetzt werden, nicht bekannt war, wohl aber wussten wir, dass man in Neuholland Blätter und Rinden, aber auch den daraus gewonnenen ad- stringirenden Stoff (das sogenannte neuholländische Kino) mannigfach als tonisches Mittel gegen aller- hand Krankheiten, auch gegen kalte oder intermit- tirende Fieber, verwendet. Nach unserem verehrten Münter hat Dr. F. Lorinser, Primär-Arzt eines Wiener Krankenhauses, die von den Blättern der Eucalyptus Globulus gewonnene Tinktur zuerst, und zwar mit grossem Erfolge, gegen kaltes Fieber in Er ist deshalb der Meinung, wir Freunde Professor Anwendung gebracht. dass sie unser theures Chinin vollständig vertreten könne. Die Blätter, welche zur Tinktur benutzt wurden, hatte man Exemplaren entnommen, welche von dem Apotheker Dr. Joh. Lomatsch in Wien kultivirt worden waren. Diese Angaben des Dr. Lorinser sind kurz darauf durch den Professor Dr. Mosler in Greifs- wald, dem wiederum Professor Dr. Münter das nö- thige Material aus dem dortigen botanischen Garten zur Verfügung gestellt hatte, bestätigt worden. Hun- derte von Fieberkranken sind dureh die Tinktur der Blätter der Eucalyptus Globulus wiederum hergestellt worden, Nach Professor Münter hat man in der besagten Tinktur einen vollständigen Ersatz des Chi- nins erhalten. Da wir einmal über Eucalyptus Globulus sprechen, so wollen wir gleich noch Einiges über die mit ihr gemachten Kultur - Versuche in wärmeren Ländern mittheilen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieser neuholländische Baum in Nordafrika und im südlichen Italien, sowie auf Sizilien, vielleicht auch in einigen Gegenden Süd-Frankreichs, gedeiht. In der Nähe von Algier ist Eucalyptus Globulus bereits als Allee- baum auch schon mit Vortheil benutzt worden. Sein rasches Wachsthum macht ihn ganz dazu geeignet. Forstlich ist er hingegen noch nirgends in Anwen- dung gebracht; es wäre aber wohl zu wünschen, dass auch nach dieser Richtung hin in genannten Ländern Versuche angestellt_würden. Von Italien wissen wir nur, dass Eucalyptus Globulus in Gärten mannigfach kultivirt wird, zu Alleen ist er hingegen noch nicht, so viel wir wissen, in Anwendung gekommen. Wie weit die Kultur-Versuche im Süden Frankreichs, besonders in der Nähe von Lyon, gekommen sind, wissen wir nicht. Die früher zehegten grossen Hoffnungen scheinen aber nicht in Erfüllung gegangen zu sein, da seit dem Jahre 1867 nichts wieder darüber veröffentlicht wurde. Wir haben nur aus den mancherlei Berichten, besonders aus denen, welche von Naudin geschrieben sind, entnommen, dass die letzten ungünstigen Winter auch den Eukalypten sehr nachtheilig gewesen, diese zum Theil gänzlich erfroren sind. In der letzten Zeit ist uns die Mittheilung zuge- kommen, dass der überaus thätige Generalsekretär des Gartenbauvereines in Petersburg, Dr. Wolken- stein, bedeutende Quantitäten von Samen der Eu- calyptus Globulus direkt aus dem Vaterlande bezogen hat, um in der Krim Kulturversuche damit zu machen. Wir bezweifeln von vornherein, dass die Kultur- Versuche zu Resultaten führen werden. Das Klima ist daselbst viel zu ungleich, Hitze und Kälte wech- 247 seln oft rasch mit einander ab, als dass dergleichen Pflanzen, wie die Eukalypten, gedeihen könnten. Einen’solehen hohen Kältegrad, wie bisweilen Wochen und selbst Monate lang in der Krim herrscht, ver- tragen genannte Bäume ebenfalls nicht. Wenn auch das russische Reich in seiner grossen Ausdehnung die verschiedensten Klimata aufzuweisen hat, so möchten doch nur die südlichen Länder an der Westküste des Kaspischen Meeres,. wo man früher auch Anbau-Versuche mit dem Zuckerrohr machte, aber keine Resultate erhielt, dazu geeignet sein. Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen. (Fortsetzung.) 129. Rhododendron niveum Hook. fil. (Reg. Gartenfl. Tab. 687) ist wiederum eine Sikkim-Alpen- rose und hat ihren Namen von dem weissen Filz, der die Blätter in der ersten Jugend, später aber nur auf der unteren Fläche überzieht, erhalten. Die- ser Umstand unterscheidet die Art hauptsächlich von Rh. arboreum, das ausserdem aber höher wächst, während Rh. niveum kaum die Höhe von 4 bis 6 Fuss erreicht. Eben deshalb möchte diese Alpenrose in gewissen Fällen einen Vorzug vor zuletzt genann- ter Art verdienen. 150. Rhodoleia Teysmanni Miqu. haben wir bereits im 2. Jahrgange nach Mittheilungen Miquels besprochen (S. 6). Damals kannte man aber diesen Blüthenstrauch nur nach getrockneten Exemplaren, seine Einführung ist dagegen erst jetzt geschehen. Man verdankt sie Haage u. Schmidt in Erfurt. Beide bekannte Rhodoleien, diese und Rh. Championi Hook, welche letztere in China wächst, während erstere auf Java zu Hause ist, sind sehr zu empfeh- lende Blüthensträucher, welche im Aeussern eine grosse Aehnlichkeit mit den Kamellien besitzen; nur werden bei den Rhodoleien die einfachen Blüthen durch Blüthenköpfe vertreten, wo die gefärbten und, wie bei den Strahlenblumen der Körbcehenträger (Compositae), strahlenden Blätter eines allgemeinen Hüllkelches die Blumenblätter fingiren. Schönheit des Blüthenstrauches ist die seit fast 2 Jahrzehnten eingeführte Rh. Championi zu keiner weiteren Verbreitung gekommen. Wollen wir demnach hoffen, dass die obwohl kleinblüthigere Rh. Teys- manni Gelegenheit giebt, Liebhaber wiederum auch auf Rh. Championi aufmerksam zu machen. 131. Roezlia granatensis Reg. (Gartenfl. Tab. 706) steht den Monochaetum-Arten, von denen einige früher mehr in Kultur waren, als jetzt, und Trotz der besonders zu Schaupflanzen für Ausstellungen heran- sezosen wurden, sehr nahe. Sie bildet einen ziem- lich weichen Blüthenstrauch der Melastomateen von kaum mehr als 3 Fuss Höhe und wächst buschig. Die auf beiden Seiten steifhaarigen Blätter sind breit- elliptisch und werden der Länge nach von 5 bis 7 Nerven durchzogen. Ihre endständigen, rothen Blü- then bilden gipfelständige Traubendolden. Vaterland ist Neu-Granada. 132. Rodgersia japonica A. Gr. ist eine eigenthümliche Saxifragacee, welche der bekannte Reisende Maximowitsch in Wäldern Japans fand. Sie bildet eine Staude von gegen 3 und 4 Fuss Höhe. Die ziemlich grossen und handförmig-getheilten Blät- ter kommen vollkommen entwickelt nur aus der Wurzel oder dem untersten Theile des einfachen Stengels, dessen oberster Theil eine schmale Rispe bildet. Die kleinen weissen Blüthen fallen zwar an und für sich wenig in die Augen, bieten aber in ihrer Gesammtheit, wie die bekannte Hoteia Japo- niea, einen angenehmen Anblick dar. 133. Saxifraga peltata Torr. ist eine riesige Saxifragacee, welche jetzt von Froebel & Co. in Neumünster bei Zürich in Handel gebracht wird und in dem Sakramentothale in Kalifornien entdeckt wurde. Da sie, wenigstens in der Schweiz, die harten Win- ter von 1870 und 1871 ausgehalten hat, ist ihr Werth als Staude so grösser. Die grossen, schirm- förmigen Blätter von 1', bis 2 Fuss Durchmesser werden im Vateıland allgemein gegen die Hitze der Sonne gebraucht, ein Umstand, der zur Benennung Sonnenschirm - Pflanze Veranlassung gegeben hat. Die Blätter haben ausserdem eine dunkelgrüne, glän- zende Farbe und eine derbere Textur. Die rosa- farbigen Blüthen bilden einen traubendoldigen Blü- thenstand und stehen auf 11, bis 2 Zoll langen Stie- len. Da die Pflanze feuchte Stellen liebt, würde sie besonders an Teichen, Ver- wendung finden. um Bassins u. 5. w. eine 154. Saxifraga Maweana Baker ist eine neue Art der handförmig-getheilten Steinbrechpflanzen (subgen. Dactyloides) und wurde von einem Beglei- ter Jos. Dalton Hooker’s auf seiner letzten Ex- kursion nach Marokko, von George Maw, entdeckt. Sie steht zwar der S. hypnoides nahe, besitzt aber die srossen Blüthen der S. granulata und ist überhaupt in allen ihren Theilen grösser. Die herz-nierenför- migen,. aber fingerförmig-getheilten Blätter haben eine Breite von 8 bis 9 Linien und sind mit dem breiten bis 1!/; Zoll langen Stiel versehen. 135. Als Schizolobium sp. e Santa Gatha- rina oder S. excelsum bringen. Haage und 248 Schmidt eine Cäsalpiniacee in den Handel, welche Dr. Blumenau in Brasilien, seiner neuen Heimath, entdeckt hat. Nach der von Haage u. Schmidt zegebenen und ziemlich ausführlichen Beschreibung möchte es kaum einem Zweifel unterliegen, dass diese Art Sch. glutinosum Tul. darstellt. Diese Art hat die Eigenthümlichkeit, dass die jungen Aeste klebe- rig sind. Die Pflanze wächst ziemlich rasch und stellt bald einen schönen Baum Die grossen und doppelt-gefiederten Blätter sollen eine Länge von fast 5 Fuss (?), eine Breite hingegen von fast 3 Fuss (?) dar. besitzen und eine lebhaft-grüne Farbe haben. Die einzelnen Fiederblättehen sind bisweilen bis 2 Zoll lang, aber nur 9 bis 15 Linien breit. Die gelben Blüthen bilden grosse Rispen. 136. Selaginella rubella Moore ist unbe- kannter Herkunft und unterscheidet sich wesentlich von den übrigen Arten dieses Geschlechts. Sie rankt und schliesst sich mit seiner rothen Färbung der blaugrünen S. caesia an, sonst Ähnelt sie auch der S. Kraussiana (dentieulata der Gärten) in manchen Stücken. tirten Orchidee gefunden. 137. Sempervivum chrysanthum Hochst. ist unter diesem Namen nirgends beschrieben worden. Es gehört zu den davon abgezweigten Aeonien und hat von Webb den Namen Aeonium leucople- pharum erhalten, weil die dicken, spathelförmigen Blätter am Rande steifhaarig, sonst aber völlig unbe- haart sind. Der später sich entwickelnde Stengel trägt an seiner Spitze eine ziemlich grosse Anzahl selber Blüthen auf langen Stielen und eine Trauben- dolde bildend. Vaterland ist Abyssinien. 138. Siphocampylos lantanifolius DC. bildet eine krautartige Pflanze von höchstens 2 Fuss Höhe und unterscheidet sich schon dadurch von den übrigen Aıten dieses Lobeliaceen-Geschlechtes, welche weiche Blüthensträucher darstellen. Sie wurde von Caracas an William Bull in London gesendet. Die eirund-elliptischen und kurzgestielten Blätter sind auf der Unterfläche mit einem grau-braunen Filz über- zogen und die weichhaarigen Aeste und Zweige en- digen in doldentraubig-zusammengestellte Blüthen von dunkeler weinrother Farbe. 139. Smilax asperal. var. punctata (Reg. Gartenfl. Tab. 683) ist schon ziemlich lange in den Gärten, wie wir auch bereits in der Aufzählung der buntblättrigen Pflanzen (5. Jahrg. S. 78) mitgetheilt haben. Leider hält diese südeuropäische Schling- und Kletterpflanze bei uns nicht aus, sonst würde Die Pflanze wurde zufällig an einer impor- sie eine grössere Verbreitung verdienen. Im Kalt- hause macht sie nicht Effekt genug, um anderen Pflanzen Raum wegzunehmen. Die buntblättrige Sm. aspera ist übrigens auf der Oberfläche der Blätter mehr marmoriıt, als punktitt. 140. Von Solanum Capsieastrum, einem Strauche, den wir wegen des Reichthums von korallen- rothen Früchten nicht genug als Dekorationspflanze empfehlen können, werden jetzt durch Haage und Schmidt 2 Abarten in den Handel gebracht, auf die hiermit machen. Die eine hat bunte Blätter, die andere bleibt zwergig und erhält nur eine Höhe von 4 bis 5 Zoll. 141. Solanum eiliatum Lam. ‘stellt einen niedrigen, aufrechten Weichstrauch von höchstens 1!/, Fuss Höhe dar, verästelt sich vielfach und ist mit graden Stacheln von hellgelber Farbe besetzt. Ausserdem finden sich noch zerstreut einzelne Haare vor. Die gestielten und eirund - länglichen Blätter sind oft auf beiden Flächen, stets aber auf der untern, mit grossen Stacheln besetzt, am Rande aber ge- wimpeıit. Die überhängenden Blüthen sind nur zum Theil fruchtbar und vergrössern nach der Befruchtung den ebenfalls bestachelten Kelch. Die fast 1 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen haben eine weisse, die runden Beeren hingegen eine cochenillrothe Farbe. Solanum eiliatum wächst in Brasilien. 142. Solanum ferox L. ist eine schöne Blatt- pflanze und schliesst sich den übrigen zu diesem Zwecke bereits in Gärten kultivirten Arten Da sie sich ziemlich verästelt, wächst sie auch buschig. Ein eigenthümliches Ansehen geben die gelben Stacheln, welche die ganze Pflanze mehr oder weni- ser bedecken und Veranlassung zur Benennung ge- geben haben. Ausserdem sind aber die rundlichen oder breit-länglichen, lang-gestielten und Sewimperten Blätter noch mit sternförmigen Haaren besetzt. Ihre Länge beträgt 6 und 7, ihre Breite aber nur 41), Zoll. Der sehr grosse, zwar Stheilige, aber glockenförmig zusammengeneigte Kelch wächst später noch weiter. Auch an ihm finden sich Stacheln vor. Die Krone ist kaum grösser. Vaterland soll Östindien sein. 143. Als Solanum haematocarpum bringen Haage und Schmidt in Erfurt eine Art in den Handel, welche aus Brasilien stammt und im äusseren Ansehen dem S. pyracanthum ähnlich ist. Es unter- scheidet sich durch doppelt grössere Blumen und durch glänzende, blutrothe Beeren von der Grösse einer Kirsche. wir aufmerksam an. (Schluss folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinieke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. | Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Redakteur: Professor Pr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. Berlin, den 10. A 1872. Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. No. 32. ugust. Bolle in Berlin an den Geh. Rath Göppert in Breslau. — Allerlei aus der Gärtnerei und Inhalt: Aus einem Schreiben des Dr. Pflanzenkunde VII. — Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen (Schluss). Aus einem Schreiben berührender Zug tiefen inneren Leidens geht unläug- 2 5 } bar durch einen grossen Theil unserer aus etwas des Dr. Bolle in Berlin an den Geheimen Rath milderen Klimaten stammenden Gehölze Auch in nm a n . e a « B 3 = Göppert in Breslau, diesem Frühling wieder zahlreiche Verluste, abnorm den Tod von Bäumen durch Frost in Folge verspätete Vegetation, häufiges Misslingen des Ver- verspäteter Nachwirkung betreffend.”) pflanzens. Starben, trotz anfänglichen kräftigen Aus- Da ein eigenthümliches Missgeschick, trotz un- | treibens, schon im vergangenen Frühjahr und wiederum serer gegenseitigen Versuche, uns zu sehen, mich | vom Johannistrieb an bis zum Spätherbst hin einzene während Ihrer letzten Anwesenheit in Beılin des Vor- | Bäume und Sträucher bald langsamer, bald rascher zugs einer Zusammenkunft mit Ihnen beraubt hat, | unter den Nachwehen übermässiger Frosteinwirkungen wende ich mich jetzt zum zweitenmal schriftlich an | hin, so musste man mit Bestürzung bei Eintritt der Sie, behufs der Besprechung eines Gegenstands, der, | wärmeren Jahreszeit d. J. gewahr werden, wie die wie ich weiss, uns Beiden gleich sehr am Herzen | Aera dieser Unglücksfälle damit noch lange nicht liegt: Ihnen als Physiologen und Anatomen, meinem | als geschlossen zu betrachten sei. -Wo nach Be- bescheideneren Standpunkt als Objekt mit Vorliebe | schaffenheit von Knospen und Rinde bis zum April betriebener Kulturen und specieller, im alten Sinne | hin auf ungestörte Gesundheit zu reehnen schien, des Worts, botanischer Studien. Zu gleicher Zeit | täuschte der Anschein bei einer nur allzu erossen bitte ich Sie, über meine ersten Mittheilungen, die | Zahl von Speeies oder Individuen, die man als selbst Ausdauer der Koniferen bei uns betreffend, ganz nach | gegen die härtesten Winter unempfindlich erkannt Belieben verfügen zu wollen. Die Wirkungen der | zu haben glaubte. Es würde zu weit führen, wenn letztverflossenen, so furchtbar strengen Winter haben | ich mich in diesen Zeilen auf das Gebiet von Be- uns überreichlichen Stoff zu B*trachtungen und Be- | flexionen wagen wollte, die mit den Stimmunsen obachtungen dargeboten. Ich glaubte uns jetzt, nach | zusammenhängen, welche unser Gemüth unter dem Verlauf von mehr als einem Jahre, über die Trag- | Druck dieser Dinge erleidet, oder wenn ich es ver- weite deiseli en hinaus. Der Augenschein lehrt, dass | suchte, praktische Nutzanwendungen daraus abzuleiten. ich stark im Irrthum war und dass die von Ihnen | Ich stelle mir in diesem Augenbliek nur die Aulgabe, befürwortete und erläuterte Ansicht von einem lang- | Ihnen Bericht über hierher einschlagende Thatsachen samen Absterben der Holzgewächse nach allzu hohen | zu erstatten, die im Bereich meiner Beobachtungen Kältegraden sich in ungeahnt weitem Umfange be- | lagen. Es sind dieselben, wenn nicht ausschliesslich. stätigt. Ein den Freund der Pflanzenwelt schmerzlich | so doch vorzugsweise auf dem Boden meiner kleinen, *) Vergl. Nr. 16 der Wochenschrift S. 121. aber pflanzenreichen Insel Seharfenberg gemacht wor- 32 250 den, über deren Lage und Terrainbeschaffenheit ich Sie als durch frühere Mittheilungen orientirt voraus- setzen darf. Rekapituliren wir zuerst noch etwas den Sommer 1871 Betreflendes. Das erste Absterben, welches ich nach anschei- nend durchaus normaler Belaubung erfahren musste, war dasjenige einer sehr schönen seit 1868 stehen- amerikanischen Buche (Fagus americana var. Dieselbe erlag zu Anfang Juni binnen weniger Tage. Ihre Wurzel lebt noch, hat jedoch bis jetzt nicht wieder ausgetrieben. Ich lasse sie stehen, denn mir sind Fälle von sehr spätem Wieder- erwachen der Lebenskralt, unstreitig durch schlafende Knospen am unteren Theil der Wurzel, bekannt. Ich von den castaneaelolia). erlebte einen solchen erst in diesem Frühjahr an einem alten Goldregenbaum, den ich seit einem Jahre für todt gehalten hatte und andere nach der Ver- pflanzung an unserer Esche und an Diospyrus virginiana: Im Spätherbst starben ab: Der ganze obere Theil eines prachtvollen, auf dem Berge von Schar- fenberg gepflanzten Exemplars von Tsuga Dougla- sii, nur die untersten Zweige blieben lebendig und so den Winter. Im Frühjahr versetzt, war binnen Kurzem der ganze Baum ein Raub des Todes. Nach meinen unmassgeblichen Beobachtun- gen glaube ich annehmen zu dürfen, dass die Dou- slastanne bei uns auf trockenem Sandboden aın leich- testen erfriert. Auf feuchtem Wiesengrund brachte ihr der letzte Winter keinen anderen Nachtheil als eine durchgehende starke Bräunung der Nadeln. Ein im Frühjahr 1871 aus dem Kübel gepflanzter ziem- lich starker Stamm derselben Art blieb, auf dem Berg dicht neben der ausgegangenen in sehr trock- ner Lage gepflanzt, nicht allein unversehrt, sondern überdauerten auch vollständig grün. Grataegus Aronia, seit 1868 stehend und einmal reichlich seine wohlschmeckenden gelben Früchte getragen habend, vollständig todt, nach vorangegan- zener etwas kränkelnder, aber doch Hoffnung ze- bender Belaubung. Ferner zwei allerdings erst im Herbst 1870 ze- pflanzte starke (Buxus sempervirens arborescens) ganz todt. Nur bis auf die Wurzel da- gegen ein etwa 10 Fuss hoher schöner Nex Aqui- folium, der lest angewurzelt die beiden harten Win- ter überdauert hatte. Von anderen Stechpalmen vertrocknete, sowohl bei der typischen Art, wie bei der Form angustifolia, spät im Herbst der Haupt- stamm mit allen seinen neugemachten Sommertrieben bis tief nach abwärts Im August schon hatte ich an sehr geschützter Buchsbäume Stelle, an einer Mauer meines Stadtgartens, den Ver- lust einer vor siebzehn Jahren durch mich gepflanz- ten Tecoma radicans zu beklagen. Ebenso erlag um dieselbe Zeit erst der wenig jüngere Stamm einer chinesischen Glyeine, nach vielfach wiederholtem, stets vergeblichen Austreiben. Aeussere erkennbar schädliche Einflüsse, die etwa den Froste und sei- nen Nachwirkungen fremd gewesen wären, fehlten augenscheinlich in allen diesen Fällen. Das Abster- ben geschah von den oberen Theilen unten zu und berubte augenscheinlich in einer der Kälte zuzuschreibenden krankhaften Beschaffenheit des Zell- gewebes. nach Ich komme nun zu den Opfern, welche erst der erneuten, wenn auch abgeschwächten und für sich allein durchaus unschädlich sein müssenden Einwir- kung des letzten Winters erlagen, da ihre tief er- schütterte Organisation auch nicht einmal dem leich- ten Stosse dieses, mit seinen höchstens siebzehn Graden kurz andauernder Kälte gewachsen war.*) Zu den bittersten Verlusten zählt ein besonders schöner und kräftiger Baum von Libocedrus decur- rens (Thuja gigantea Nutt.), 1868 auf humosem, et- was frischem Boden gepflanzt, der bei 6 Fuss Höhe schon einen Stammdurchmesser von 3 Zoll erreicht hatte. Bis zum Frühjahr war er grün und anschei- nend kerngesund gewesen. Binnen wenigen Wochen siechte er langsam und rettungslos hin, um jetzt als Leiche dazustehen. Drei andere Bäume derselben Art, auf trockenem Boden stehend, blieben unan- setastet. Von dem morgenländischen Lebensbaum (Thuja orientalis) hatten viele mittelgrosse Exemplare im Winter 70/71 zwar die meisten Zweige eingebüsst, aber im Laufe des folgenden Sommers so kräftig wieder ausgetrieben, dass sie zu keiner Besorgniss Veranlassung gaben. Alle diese, in mehr oder we- niger ausgesetzter Lage stehend, sind jetzt todt. In sehr geschützter Exposition blieben einige davon, die auch vorher vom Froste nicht gelitten hatten, am Leben. Wie die Ersterwähnten erlag auch die Va- rietät nepalensis. Die Form tätarica oder pyramida- lis scheint jedoch glücklicher Weise gänzlich winter- fest zu sein. In Scharfenberg ist sie dies sogar auf etwas feuchtem Boden. Juniperus oblonga pendula, der im vorigen Som- mer nach starkem Zurückfrieren erst auls Neue aus- treiben musste, ist wiederum bedeutend zurückge- *) Ganz zu Beginn des Winters hatten wir eine, wenn auch nur kurz andauernde Periode höheren Frostes, der nach einigen Beobachtungen 21 Grad betragen haben soll, so dass mithin auch dieser Winter zu den strengen gezählt werden muss. 251 gangen, sonst aber anscheinend gesund und bemüht, das zweimal Verlorene wieder zu ersetzen. Die Libanon- Ceder glaubte ich, wenn nicht als Baum, wie England und Frankreich sich ihrer er- freuen, so doch in Gestalt von Krummholz erhalten zu können, indem an meinen mit grosser Sorgfalt und unter Anwendung aller von Fintelmann em- pfohlenen Vorsichtsmassregeln gepflanzten Bäumen, die den Winter von 1869/70 gut überdauert hatten, 1870/71 die unteren Aeste am Leben geblieben waren. Leider war selbst diese bescheidene Hoffnung noch zu kühn gewesen. Den März hindurch noch mit zrünen und frischen Nadeln, starben die durch Laub- decke unten geschützt gewesenen Stämme bald darauf völlig ab, so dass sich beim Herausnehmen selbst die Wurzel als todt erwies. Die Atlas-Ceder da- segen blieb, leicht in Rohr eingebunden, in etwas weniger verstümmeltem Zustande am Leben. Sehen wir nun, ob der Himalaya uns günstiger sein wird, als der Libanon? Längst schon hatte ich auf die Hoffnung verzichtet, die Deodara-Ceder ihre sraciös zeneigte Krone die blauen Seen der Mark beugen zu sehen. Aber gab es nicht zum Er- satz andere Koniferen desselben Vaterlandes, die mit fast gleicher Schönheit eine grössere Härte zu ver- binden versprachen? Gehörten dazu nicht vor Allem die beiden herrlichen Tannen Khutrow und Pindrow, die in Scharfenberg so prachtvoll gediehen und von denen die letztere sogar schon ihre seltsam dunkel- blauen Zapfen getragen hatte? Von vielen Bäumchen der Picea Khutrow hatte eine kleine Anzahl den zweiten der hyperboräischen Winter, wenn auch nur in verkrüppelter Zwerggestalt, überdauert. Auch diese sind jetzt todt, bis auf zwei, welche ohne Decke ihrem Schicksal überlassen, die eine in geschützter, die andere in sehr exponirter Lage, gesund geblie- ben sind. Abies Pindrow, einst bei mir in ihrer vollendeten Schönheit das würdige Seitenstück zu Khutrow, hatte, abgefroren, aus der Wurzel einen kräftigen Trieb wieder emporgesendet. Sie ist jetzt vollständig eine Leiche, obwohl sie früher zu den schönsten Hoff- nungen berechtigte und den ersten der harten Winter ohne allen Schaden überstanden hatte. Von meinen beiden überlebenden Wellingtonien hat die grössere gar nicht, die kleinere nur wenig zelitten. Diese und andere mir zu Gebote stehenden Erfahrungen scheinen zu beweisen, dass die Kultur dieses Riesen unter den Nadelhölzern in der Mark Brandenburg unter besonders günstigen Bedingungen, wenn nicht leicht und gesichert, so doch wenigstens möglich ist. über Thuya ericoides hat an besonders exponirten Stellen wieder eine Menge vom Frost getödteter dürrer Aeste. Ganz kleine Pinsapos, die von der Kälte gelitten hatten, sind auch im letzten Winter wieder stark zurückgegangen, leben aber wenigstens; ältere haben ohne alle Decke nicht weiter gelitten, ähnlich wie Abies lasiocapa, die nur gebräunte Na- deln und auch diese nicht in allen Fällen zeigt. Der Gingko ist auch in diesen Winter wieder in mehr herangewachsenen Stämmen unverletzt ge- blieben. Die Zartheit Junger Exemplare beweist in- dess der Fall eines etwa 4 Fuss hohen Bäumchens, welches 1870/71 bis die Wurzel abfror, den Sommer darauf von starken Schuss machte, jetzt jedoch,todt zu sein scheint. Von immergrünen Laubgehölzen, deren Zahl sich auf unten einen bei uns auf ein so verschwindendes Minimum redu- eirt, überlebten in Folge vorangegangenen Frost- schadens dieses Frühjahr nicht: Magnolia grandiflora vet. galissoniensis und Prunus lusitaniea. Beide hatten, nach der schweren Prüfung, von unten wieder aus- zetrieben und gaben Hoffnung zu ihrer Erhaltung, selbst- redend unter Winterdecke. Vergeblich sehe ich mich nach Lebenszeichen von Jasminum humile um; auch Ruscus aculeatus lebt wohl nicht mehr; dagegen ve- getiren um so kräftiger und üppiger der letzteren beiden nahe Verwandte Ruscus Hyposlossum und Jasminum fruticans. Die Stechpalmen, welche das Holz ihrer neuge- machten Tıiebe nicht reifen konnten, sind der Mehr- zahl nach wieder sehr stark zurückgegangen. Immer jedoch bleibt dies, wenn nicht ein Baum, so min- destens ein Unterholz, welches wir vor Schlesien voraus haben und eigentlich stärker und schöner noch voraus haben sollten, da die Species kaum zwölf Meilen von Berlin entfernt noch in ganz an- sehnlichen Stämmen wild vorkommt. Ulex europaens ist bedeutend und fast noch mehr als nach dem strengsten der Winter zurück- gefroren. Mahonia japonica hat sich gut gehalten. Unter den Eriken steht, neben Erica vagens, Erica earnea gesund und lebenskrältig da, auch hat sie, nach zweijährigem Missrathen ihres schönen Früh- lingsflors, zum ersten Mal wieder reich und voll ge- blüht. Zum dritten Mal sehr stark zurückgegangen, in vereinzelten Fällen sogar todt, ist der Kirsch- Lorbeer (unter Decke), sind jüngere und schwächere Exemplare von Rhododendron ponticum und maxi- mum, ist endlich der schöne, halbimmergrüne Rham- nus hybrida. Ein vergessenes Exemplar von Evo- nymus japonieus ist unter der natürlichen Decke des Laubfalls zwar heruntergefroren, treibt jedoch befiiedi- 32* 252 send wieder aus. Ganz unverletzt geblieben ist der kleine bunte Evonymus graeilis (radicans, hort.). Trotzdem ich, geehrter Herr Geheimrath, Ihre Geduld sicher für heute sehon erschöplt zu haben mir vorwerfen muss, will ich dennoch aueh noch diejenigen laubabwerfenden Gehölze kurz namhaft | machen, die im letztverflossenen Winter Anzeichen besonderer Weichliehkeit gegeben haben. Zu ihnen gehört in erster Reihe be- dauernswerthem Grade die gemeine Catalpa; gerade und in bei dieser aber hat man speciellen Grund, an eine Zeit vor segangene Läsion zu glauben, da noch strengere Winter als der von 70/71 nicht zu gefährden Wie freute ınan sich der nach der Kalamität übrig gebliebenen Bäume dieser Art! auch hinüber, darunter bei mir in Scharfenberg ein seit längerer sich sie sonst pflegen. Jetzt sind die meisten von ihnen Baum von wenigstens 4 Zoll Stammdurchmesser, eine der Zierden meiner Anlagen. Was Wunder, wenn zahlreiche auf dem Felde gruppenweis angepflanzte Loos erdulden mussten wenn in Sanssouci ein nahe an hundert Jahr alter, vielstämmiger Prachtbaum, im vorigen Sommer noch Exemplare dasselbe und im Blüthenschmuck prangend, bis heut ohne Lebens- zeichen dasteht! Nur verhältnissmässig wenige die- ser herrlichen, breitblättrigen Bäume mit fast tropisch zu nennendem Laub, scheinen gesund geblieben zu sein und treiben normal aus. Dagegen haben selbst kleine Stämmehen der chinesischen C. Bungei bei mir und sonst in der Berliner Gegend nicht gelitten. Ein anderer vielversprechender Baum des himm- lischen Reichs, Castanea chinensis, von ‘der stärk- sten Kälte bisher scheinbar unberührt, ist jetzt bei uns plötzlich abgestorben, nachdem er noch vorher seine Blattknospen geöffnet hatte. Desgleichen viele noch nicht ächte Kastanien, jüngere, lange stehende gewöhnliche besondeiıs solehe, die auf Sand- boden gepflanzt waren. Von den Eichen erlagen, sehwer zu erklärender Weise, nicht wenige Hoch- und Niederstämme, der in Scharfenberg zahlreich vertretenen Scharlacheichen (Quercus palustris, coC- einea, ambigua, tinetoria) und eine sehr krältige ©. imbriearia. Sehr empfindlich erwies sich die Varietät atropurpurea unserer heimischen Eiche, während eine zweite Form, die gelblaubige Concordia, ihr Laub kränkelnd hervortrieb. Zu den wezcn mangelnder Holzreife Arten zähle ich: Gereis Siliquastrum, Morus alba jJaponica, wiederum stark zurückge..orenen Tamarix caspiea, Virgilia lutea (nur in einem Falle, auf Sand), viele Ailantus, Mespikus grandiflora, mehrere Sophoren, Goldregen (Cytisus. Laburnum, alpina, Al- schingeri, Weldeni),. Gleditschia sinensis, Platanen, Spiraea Lindleyana, Clematis flava und montana, Broussonetia, Aprikosenbäume und die Mehrzahl der Glycinen G. frutescens, (bis auf ein gigantisches Exem- plar, das unversehrt dasteht) und deren Spielart Magni- fica, sinensis brachybotrys rosea. Zu den vollständig Vermissten rechnen sich: ein hochstämmiger Pfirsich- baum (DoubleMontagne)und viele strauehartige, niedrig veredelte Pfirsiche, einige junge Nussbäume, sehr viele Remontantrosen, Liquidambar styraeiflua in vor Kur- zem erst verpllanzten Stämmen, sehr viele Pllaumen- bäume, zumal alternde, sowohl Zwetschen als Damas- cenen, selbst gewöhnliche blaue Bauer - Pflaumen, Buddleja eurviflora, Morus nigra, hochstämmig, nach- dem er im verflossenen Sommer von unten auf wie- der stark getrieben, Broussonetia var. disseeta, Celtis australis (ziemlich starker seit 1868 stehender Baum; vorigen Sommer schien er unversehrt), Evonymus augustifolia, Prsh., meine beinahe sämmtlichen zahl- reichen Kölreuterien, Planera erenata, mehrere Kugel- akazien und Vitex Agnus castus (letzterer unter Decke.) Allerlei aus der Gärtnerei und Pllanzenkunde. VI. In Lyon ündet in diesem Jahre eine internatio- nale Industrie-Ausstellung, wo auch dem Gartenbau Berücksichtigung zu Theil geworden ist, statt. Von Bedeutung kann sie nicht sein, da man in den öl- fentlichen Zeitungen fast nichts über sie ver- nimmt; selbst was französischer Seite ist ohne alle Bedeutung. Nach den Nachrichten, welche von der Revue horticole über das, was von Seiten der Gartenbau-Sektion geschieht, segeben wurden, sind trotz der Anstrengungen und Bemühungen, welche man sich gibt, bis jetzt noch sar das, von sesagt wird, keine besonderen Resultate erreicht worden. Die Gartenbau-Ausstellungen in Lyon erneuern sich, wie es bekanntlich’ auch bei der letzten Welt- ausstellung in Paris während des Jahres 1867 der Fall war, und auch jetzt noch in London bei der dorti- sen Industrie - Ausstellung ist, alle 14 Tage durch neue Einsendungen. Während aber in London alle halbimonatlichen Ausstellungen in der Regel etwas Neues, Seltenes oder doch Vorzügliches liefern, wie man aus unseren vorjährigen Berichten ersehen kann (14. Jahrg. der Wochenschr. S. 257), so ist hier. der Inhalt mager und beschränkt sich hauptsächlich auf neue Florblumen, auf deren Anzucht allerdings von Seiten der Gärtner Süd-Frankreichs, da daselbst ein 253 vorzügliches Klima unterstützt, viel Sorgfalt verwen- det wird. Um ein Bild der Lyoner, alle 14 Tage sich wiederholenden Ausstellungen zu geben, theilen wir nach dem Berichte in der Revue horticole (S. 267) den wesentlichen Inhalt der Ausstellung in der er- sten Hälfte des Juli mit. Rosen sollten auch dieses Mal die Hauptrolle spielen, waren aber ebenfalls, wie an anderen Orten, schlecht vertreten. Man hofft in Betreff der Remontanten dafür eine schöne September- flor zu erhalten. Leider hatte ausserdem noch die srosse Hitze das Ihrige beigetragen, um hier und da die ausgestellten Florblumen in einem keineswegs dem Auge erlreulichen Zustande erscheinen zu lassen. Es betraf dieses vor Alleın die neuen Nelken und Stiefmütteıchen des gerade in der Anzucht neuer Formen von Florblumen mit Recht anerkannten Han- delsgärtners Boucharlat Sohn, dagegen befanden sich die neuen Pelargonien von Boucharlat Vater in gutem Zustande und erhielten die verdiente An- erkennung. Auch die grosse Sammlung verschiede- ner Nelken, welche Chinart aus Lyon ausgestellt hatte, soll Freunden dieser alten Florblume man- ches Interessante dargeboten haben. Die Versuche Megatieres durch Kreuzung unserer gewöhnlichen Garten- und Federnelke etwas Neues hervorzurufen, waren, wenigstens in ihrem Anfange, noch nicht ge- slückt. Die Blüthen waren klein und unscheinlich, die Pflanzen besassen aber ein ganz besonderes An- sehen. Vielleicht wird später bei fortgesetzter Kul- tur noch etwas daraus hervorgehen. Gesneien hatte Dalliere in Gent ausgestellt, leider waren aber die Blumen auf dem langen Trans- porte während einer tropischen Hitze zum grossen Theil verdoıben. Sehr gerühmt wird eine Samm- lung der Hydrangea Otaksa, wo der Durchmesser des Btüthenstandes 25 bis 30 Centimeter gehabt ha- ben soll. Dergleichen Exemplare kann man in Ber- lin auf dem Markte und besonders in den Blumen- läden täglich sehen. Wir gedenken dabei eines an- deren Exemplars der Hortensia, welche in Versailles bei Gelegenheit einer Blumen-Ausstellung vorhanden und in Form einer Pyramide von 1 Meter erzogen worden war. Dieses Exemplar hatte nicht weniger als 71 Blüthenstände, allerdings sämmtlich von sehr seringem Durchmesser. Von eigentlichen werthvollen Pflanzen, beson- ders Neuheiten, war kaum etwas Nennenswerthes vorhanden. Nur eine Sammlung von Dickpflanzen verdiente einige Berücksichtigung. Auch Gemüse fand sich nur wenig vor, Obst aber gar nicht. Der Redaktion der Wochenschrift ist vor Kur- zem die Abbildung der von uns zueıst beschriebenen Fureraea Bedinghausi mit der Nachricht zuge- sangen, dass der Besitzer eines Exemplars, was im Jahre 1870 in Stuttgart blühte und allgemeine An- erkennung fand, Samen erzogen hat, welchen er jetzt in den Handel bringt. Der Gärtner heisst Hein- rich Schneider und wohnt bei der Gasfabrik in Stuttgart. Junge Pflanzen von etwa 20 Centimeter (d. h. ohngefähr 8 Zoll) Höhe werden zu 1 Fl. 24 Xr. (24 Ssr.) angeboten, 50 Stück dagegen an Wie- derverkäufer zu 60, 100 Stück endlich zu 100 Gul- den abgegeben. Die Mutterpflanze, wovon der Samen gewonnen worden war, einen Umfang von 6 Meter. Das Exemplar wurde. vor nun 12 bis 15 Jahren von 1özl eingeführt, andere befanden sich aber schon früher im Privatbesitz des Agaven-Liebhabers Ton- nel in Gent und scheinen selbst noch länger als Beschorneria multiflora in dem Handel gewesen zu sein. Als solche sahen wir sie zuerst auf einer srösseren Ausstellung in Köthen, vor nun 10 Jahren. Zu gleicher Zeit erhielten wir, nebst einer Zeichnung, frische Blüthen von dem Handelsgärtner Beding- haus in Mons und waren dadurch in den Stand ge- setzt, sie genau zu untersuchen und unter dem Na- men Fucraea Bedinghausi zu beschreiben (8. 6. Jahrg. der Wochenschr. S. 233.) Später kam sie auch als Roezlia regia in den Handel. Leider ist diese besonders in der Blüthe pracht- volle Pflanze zu keiner eigentlichen Verbreitung ge- kommen und daher noch selten. ° Wir ergreifen da- her gern die Gelegenheit, wo sich eine günstize Ge- besass legenheit darbietet, sie zu erhalten, auf sie aufmerk- sam zu machen. Vor fast einem Jahrzehnte mächtigte sich ein Charlatan dieser Fuieraea und verkaufte sie unter einem besonderen hochklingen- be- den Namen. Von einer Beschreibung begleitet, wo die Pflanze als neu hingestellt wurde und hinsicht- lich ihrer Schönheit alles Dagewesene weit über- treffen sollte, kam sie in den Besitz einer Handels- särtnerei, und zwar natürlich um einen ausserordent- lich hohen Preis. Der neue Besitzer fand aber bald dass er betrogen sei. So viel Werth auch die Pflanze hatte, so war sie doch nicht neu. Diese» stattzefundene Charlatanerie, welche zu einem lang- wierigen Prozesse führte, beeinträchtigt aber keines- wegs den Werth der Pflanze, die hauptsächlich noch dadurch gewinnt, dass sie in der Kultur nicht sehwierig ist und leichter als alle übrigen Furcraen und Agaven blüht. In der guten Jahreszeit auf ein Rasenstück ins Freie gebracht, nimmt sie sich mit ihrer blaugrünen Färbung sehr gut aus. 254 Wir sind vielfach über die Mutterpflanze des neuen und, wie immer, wenn es neu ist, unfehlbaren Mittels gegen Krebs, des Kundurango, befragt worden, ohne Auskunft darüber geben zu können. Was uns davon zu Gesicht gekommen war, vermochte nicht, auch nur annähernd, uns auf die Spur zu füh- ren, wohin besagte Mutterpflanze wohl gehören könnte. Triana in Paris und Reichenbach in Hamburg sind glücklicher gewesen. Letzterer sah nicht allein das ziemlich reiche Material Kundurango in Kew, sondern erhielt auch ein vorzügliches Exemplar von dem bekannten, jetzt in Deutschland sich aufhalten- den Reisenden Rözl, der es selbst auf der West- küste der Kordilleren gesammelt hatte. Wenn auch beide Botaniker, Reichenbach, wie Triana, darin übereinstimmen, dass die Kundurango-Pfllanze zu den Asklepiadaceen gehört, so stimmen sie doch weder hinsichtlich der Art, noch auch hinsichtlich des Genus überein. Reichenbach nennt seine Mutterpllanze Marsdinia Cundurago, Triana hält sie dagegen für einen Gonolobus. Es scheint übrigens, als wenn jetzt, wo jeder Krebskranke, besonders in Amerika, von dem neuen Arzneimittel Hülfe erwartet und demnach eine grösse e Nachfrage darnach ist, als ächter Kundurango in den Handel gekommen ist, noch andere Asklepiadaceen, ja selbst ganz andere, davon verschiedene Pflanzen unter diesem Namen verkauft werden. So theilt Reichenbach in seinem in der botanischen Zeitung (S. 551) abgedruckten Artikel nach Rözl mit, dass man in Santa F& de Bogota behaupte, der Kundu- rango sei nichts weiter, als das schon längst bekannte Arzneimittel Guako, was bekanntlich von einer Liane aus der Familie der Körbehenträger stammt, nämlich von Mikania Guako, und eins der berühmtesten Arzneimittel Amerika’s, besonders gegen Schlangen- biss, darstellt. Man weiss aus Erfahrung, eine Krankheit in der Behandiung ist und je weniger die menschliche Kunst dagegen zu machen vermag, auch die Zahl der allmählig angewendeten Arznei- mittel um so grösser wird. Gerade gegen Krebs, gegen Biss toller Hunde und in Amerika gegen Biss giftiger Schlangen hat man die meisten Mittel. Es ist ganz natürlich, dass man bei dieser Hültlosigkeit gegen besagte Krankheiten nach Allem greift, was geboten wird. Leider spielt Charlatanerie und Sucht, Geld zu gewinnen, ebenfalls eine grosse Rolle dabei. Man darf sich deshalb nicht wundern, wenn von Zeit zu Zeit immer wieder gegen diese Krankheiten ein neues und, wie es denn stets heisst, auch unfehlbares Mittel empfohlen wird, was so wenig hilft, als die dass, je schwieriger schon früher angewendeten Mittel, und oft schon nach einigen Jahren wiederum in die Rumpelkammer ge- worfen wird. Wahrscheinlich wird es dem Kundu- ranzo, zu dem Reichenbach ebenfalls nur geringes Vertrauen besitzt, ebenso ergehen; nach 10 Jahren, vielleicht noch früher, spricht Niemand mehr von ihm. Obwohl man schon früher verschiedene Arten aus dem Genus Marsdenia entfernt hat, so unter Anderem Grisebach die südeuropäisch-orientalische M. erecta, Jetzt Cionura erecta, so begreift man doch noch, wie auch Reichenbach richtig bemerkt, als Marsdenien eine Reihe von im Bau der Blüthen verschiedene Pilanzen. Aus der Beschreibung, wie sie Reichen- bach gibt, scheint hervorzugehen, dass die Kun- durango-Pflanze zwar einen Stamm, dessen Rinde als Arzneimittel gesammelt wird, macht, aber die Aeste und Zweige sind schwach und gebrauchen einer Stütze, um empor zu steigen. Sie hat dieses dem- nach mit anderen Asklepiadaceen, besonders mehrern Cynanchum-Arten, gemein. Sie wächst mitten im dichten Gebüsch, drängt sich durch und kommt oben zum Vorschein. Nach Rözl heisst sie deshalb im Vaterlande Bejugo de perro, d. h. Hunds -Schling- pllanze. Der Stamm soll die Stärke eines Armes erhalten und bis 6 Fuss hoch werden, während die rund- lichen oder länglichen Blätter auf kurzen Stielen stehen und ein von feiner Behaarung etwas grau- grünes Ansehen besitzen. Da Rözl, wie er uns selbst mittheilte, bald wieder nach Amerika reisen und seine gärtnerisch - botanischen Untersuchungen fortsetzen wird, dürfen wir uns wohl der Hoffnung hingeben, nicht allein noch weitere Auskunft über diese interessante Pflanze zu erhalten, sondern auch sie eingeführt zu sehen. Wenn wir ‘uns dureh ihre Einführung auch nicht viel in gärtnerischer Hinsicht versprechen, so werden doch die Gartenbesitzer, die zugleich Liebhaber von dergleichen Pflanzen sind, Gelegenheit finden, ihre Sammlung zu ver- STÖSssern. Ueber 100 Jahre kultivirt man in anseren Ge- wächshäusern einen Blüthenstrauch aus China, der wegen seines Blüthenreichthums den Namen Gar- denia florida erhalten hat und wegen des ange- nehmen Geruches, den die Blüthen verbreiten, zu den dankbarsten Pflanzen unserer Kulturen gehört. Man hat ihn in der Regel nur gefüllt, wo die blen- dend weissen Blüthen zwischen dem saltigen Grün des Laubes sieh sehr gut ausnehmen. Trotz aller dieser Vorzüge, zu denen noch eine leichte Kultur kommt, findet sich der Blüthenstrauch nicht in der Weise verbreitet. wie man denken sollte. Auf den Berliner Märkten findet man ihn beispielsweise selten. Vor 20 und 30 Jahren existirte dagegen wohl kaum eine Handelsgärtnerei, selbst in kleinen Städten der Provinz, noch viel weniger ein Privatgarten, der auch nur ein kleines Gewächshaus sich erbaut hatte, wo nicht Gardenia florida kultivirt wurde. * Vielleicht gelingt es uns, der hübschen und dankbar blühenden Pflanze wiederum mehr Aulf- merksamkeit zuzuwenden, wenn wir noch einiges von ihr mittheilen, was Interesse für sie erweckt. Unter dem Namen chinesischer Gelbbeeren befindet sich nämlich ein Farbstoff in dem Handel, der nichts weiter ist, als die Früchte der Gardenia florida, welche direkt aus China eingeführt werden. Diese slänzend-braunen, vom Kelche gekrönten und mit 4 bis 6 fast geflügelten Kanten versehenen Früchte haben eine zeıbrechliche Schale, welche eine oran- sengelbe Masse und die darinliegenden Samen ein- schliesst. Diese Masse riecht nicht allein sehr stark nach Safran, sondern der eigentliche Farbstoff ist sogar nach Rochleder’s Untersuchung mit dem so- genannten Crocin oder Polycehroit identisch. Wieder- um ein Beispiel, dass dieselben chemischen Stoffe bei den verschiedensten Pflanzen vorkommen können, ohne auch nur die geringste Verwandtschaft anzu- deuten. Das Vorkommen eines solchen Stoffes kann sich aber auch nur auf ein bestimmtes Organ bei einer und derselben Pflanze beschränken, während man sonst bei dieser keine Spur davon findet. Wie bekannt, besteht der Safran nur aus den Narben des Crocus sativus, einer zu den Iridaceen gehörigen Pflanze, während derselbe Farbstoff bei Gardenia florida nur innerhalb der Fruchtschale vorkommt. In keinem anderen Organe beider genannten Pflan- zen findet man eine Spur des Croecins. Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen. (Sehluss.) 144. Spondias pleiogyna ist uns unbekannt, aber unter diesem Namen jetzt von William Bull in London eingeführt worden. Sie soll der bekannten. in den Tropenländern ziemlich verbreiteten und wegen ihrer essbaren Früchte angebauten S. mangifera ähn- lich sein, wächst aber im Queensland, also in Neu- holland; da sie deshalb in unseren Gewächshäusern eine geringere Wärme verlangen dürfte, möchte sie vor der eben genannten Art einen Vorzug haben. Die an der Spitze der Zweige stehenden Blätter sind gefiedert und haben eirund-lanzettförmige und sanzrandige Blättchen. Die unscheinlichen Blüthen bilden schmale Rispen. 145. Stangeria schizodon schliesst sich der mehrfach in der Wochenschrift erwähnten St. paradoxa an, ist vielleicht gar nicht verschieden. Sie scheint durch einige grössere, vielfach eingeschnittene Zähne abzuweichen. Bis jetzt sind nur junge Pflanzen von William Bull in London zu beziehen, wo die Blätter noch aus 3 Paar Fiederblättchen bestehen. Auch diese Cycadee wurde, wie die andere dieses Ge- schlechtes, von Port Natal eingeführt. 146. StenosiphoniumRussellianum N. v.E. ist ein ostindischer Blüthenstrauch aus der Familie der Akanthaceen. Seine eirunden Blätter sind unbe- haart. Die langröhrigen Blüthen erweitern sich nach oben trichterförmig und stehen einzeln oder büschel- weise an einem gemeinschaltlichen allgemeinen Stiele, gipfel- oder seitenständige Aehren bildend. 147. Stephanophysum Baihiri ist eine andere uns völlig unbekannte Akanthacee. Die bis jetzt bekannten Arten genannten Geschlechtes wach- sen in Brasilien und stellen Weichsträucher oder Kräuter mit gegenüberstehenden und gezähnten Blät- tern dar. Aus deren Winkel kommen die langröhri- sen Blüthen hervor und bilden Scheindolden. 148. Stevia suaveolens Lag. ist ein kraut- artiger Körbehenträger aus der Abtheilung der Eupo- torineen und bildet eine sich verästelnde Pflanze, deren Aeste aber ziemlich grade in die Höhe gehen. Die rautenförmig-lanzettlichen Blätter sind von 3 Längs- nerven durchzogen und haben, wie viele andere dieses Geschlechtes, einen aromatischen Geruch. Die weissen Blüthenkörbehen bilden dichte Traubendolden. 149. Von 7 Arten des Akänthaceen-Geschlechtes Strobilanthes bieten Haage und Schmidt in Erfurt Samen an. sich diese hier aufgeführten Arten von denen, welche William Bull vor einigen Jahren in den Handel brachte (vergl. 11. Jahrg. d. Wochenschr. 182), unterscheiden, vermögen wir nicht zu sagen, da die letztern bisher keiner botanischen Kontrole unterlagen und unter den angegebenen Na- men wenigstens nicht beschrieben waren. Die Stro- bilanthes-Arten stehen den Stephanophysen nahe und gehören mit diesen in die Abtheilung der Ruellien. 7 von Haage und Schmidt aufgeführten In wiefern Von den 7 Arten sind 5 beschrieben. Str. anceps N. v. E. bildet einen niedrigen Weichstrauch mit ungleich-grossen,, unten behaarten und eirund-lanzettförmigen Blättern und mit purpur- violeiten Blüthen, während Str. cerinthoides N. v.E. dem bekannten Str. Arnottianus Ähnlich erscheint, nur weniger behaart ist, Str. pulcherrimus ist uns völlig unbekannt und scheint noch nicht be- schrieben zu sein. Str. rhamnifolius ist wohl ButeraearhamnifoliaN.v.E. Hier ist der Stengel im unteren Theile völlig unbehaart, im oberen aber weissfilzig. Str. trifidus N. v. E. soll dem Str. Heyneanus ähnlich sein und hat Stengel und Blätter mit kurzen steifen Haaren besetzt. Str. vestitus N. v. E. ist dagegen weich- und langhaarig. Str. viscosus endlich kennen wir wiederum nicht. Dem Namen nach ist die Behaarung klebrig. Sollte es Str. glandulosus Bl. oder glutinosus N. v. E. sein? Alle diese Strobilinthes - Arten wachsen Ceylon. 150. Tilandsia gigantea Reg. Rözl auf den westlichen Kordilleren des südlichen Amerikas entdeckt und gehört zu den schönsten Dekorations-Pflanzen mit allerdings für das Genus riesigen Dimensionen. Aus dem von breiten Blättern gebildeten Becher erhebt sich ein allgemeiner Blüthen- wurde von stiel von 13 Fuss Höhe, der aber wiederum eine Blüthenähre von 10 Fuss trägt. 151. Turraya heterophylla Sm. ist eine Meliacee Südafrika’s und bildet einen niedrigen und ästigen Strauch mit ganzen und 3lappigen Blättern, welche (nach William Bull) vor der Entfaltung der Blüthen abfallen sollen. Diese haben eine weisse Farbe und stehen in geringer Anzahl und gestielt im Winkel der Blätter. Die Staubgefässe sind zu einer Röhre vereinigt. 152. Uncaria Gambir Roxb. scher Kletterstrauch aus der Familie der Rubiaceen und hat in sofern eine Wichtigkeit, als ein adstrin- sirender Stoff, welcher unter dem Namen Gambir als eine Art Katechu sich im Handel befindet, von ihm gewonnen wird. Die länglichen, lederartigen und deshalb bleibenden Blätter sind ungestielt und werden auf beiden Seiten an der Basis von Neben- blättern begleitet. Die röhrig-trichterförmigen Blüthen Vaterland ist ist ein ostindi- bilden winkelständige Köpfchen. die östliche Küste Hinter-Indiens. 153. .Urtica caracassana Jacg. heisst jetzt Urera ecaracassana Gris. und gehört zu der hol- zigen Nesseln. Es ist eine zu empfehlende Blatt- pflanze. welche im Sommer ins Freie gebracht, gleich andern krautartigen Verwandten, besonders auf einem Rasenstücke, Effekt machen kann. Die grossen, fast einen Durchmesser enthaltenden Blätter sind an der Basis bald herzförmig, bald abgerundet, haben eine auf 256 dunkelgrüne Farbe und sind, ausser mit Brennhaaren, noch mit kleinen Wärzchen, welche abfallende Haare tragen, besetzt. Die rosafarbigen Blüthen bilden dichotome Scheindolden und sind auf einem und dem- selben Exemplare getrennten Geschlechtes. Der auf- geblasene Kelch wächst nach der Befruchtung in der weiblichen Blüthe weiter und wird schliesslich fleischig. 154. Vanda eristata Lindl. (Reg. Gartenfl. Tab. 680) wurde von Wallich in Ostindien entdeckt und schon 1840 in englischen Gärten eingeführt, ist aber immer selten geblieben. Wie bei den übrigen Arten dieses vielfach und gern kultivirten Geschlechtes, stehen die fleischigen und gekielten Blätter in 2 Reihen und haben am oberen Ende einen scharfen Ausschnitt. Auf kurzem gemeinschaftlichen und aus dem Winkel der Blätter hervorkommenden Stiele befinden sich nur 2 und 3 Blüthen. Die gelben Blumenblätter haben sämmtlich eine gleiche längliche Gestalt, während die rothgestreifte Lippe an ihrer Basis in einen Sporn ausgezogen ist. 155. Veitchia Canterburyana ist dieselbe Palme, welche wir früher unter dem Namen Kentia Canterburyana aufgeführt haben. 156. Verbesina erocata Less. gehörte vor einem Jahrzehente zu den auf Rasen beliebten, aber aus den Gärten verschwundenen Blatt- pflanzen aus der Familie der Körbchenträger (vergl. 4. Jahrg. 2353) und wird jetzt von Haage und Schmidt in Erfurt von Neuem eingeführt. 157. Vestia Iyeioides Willd. ist ein chile- nischer Strauch vom Ansehen eines Cestrum, wes- halb er in den Gärten früher auch als Cestrum vespertinum, bisweilen auch als Cantua foetida, kultivirt wurde. Die gestielten, umgekehrt-eirunden oder Jänglich - spathelförmigen Blätter sind etwas fleischig, völlig unbehaart und haben einen ganzen Rand. Die gelblich-grünlichen Blüthen befinden sich, wie bei dem gewöhnlichen Bocksdorne (Lycium), in dem Winkel der Blätter und auf besonderen kurzen nach obef erweiterte wiederum Zweigen, haben eine lange, Röhre und hängen über. 158. Wigandia floribunda hat seinen Namen von dem Reichthum blauer Blüthen erhalten, welche grosse Blüthenstände bilden. Sie ist ein Blendling von W. caracassana und Vigieri und steht hinsicht- lich des äusseren Ansehens und der Blattformen zwischen beiden. Wie viele andere Blendlinge, so blühet auch diese weit früher, als die beiden Mutter- pflanzen. Verlag von Wiegandt & Hempel‘in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15 ® Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfllianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, Seneral-Sekretär des Vereines. G l-Sekretär des Vereine des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Dienstag, den 27. August, Nachmittags 5 Uhr, findet im Palmenhause des botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: 543. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 30. Juli. — Berichtigung über Agaven. — Das frühzeitige Treiben und Blühen unserer Kulturgewächse. 43. Versammlung ‚ bei der Festausstellung habe man die gestellte Auf- ; f R : sabe des Programmes nur deshalb nicht weiter be- des Vereines. zur Beförderung des Gartenbaues, rathen, als es unmöglich sei, vom blossen Sehen am 30. Juli. über die Brauchbarkeit der ausgestellten Etiketten Da der Vorsitzende verreist war, übernahm | zu urtheilen. Dazu gehöre eine längere Zeit der sein Stellverti. »r, Garteninspektor Bouche&, den | Beobachtung. Da auch Kunst- und Handelsgärtner Vorsitz. Den grössten Theil der Sitzung füllten die- Louis Mathieu, der für die beste Lösung der ses Mal innere Angelegenheiten aus. Von Seiten | Etikettenfrage einen Preis ausgesetzt hatte, den An- des landwirthschaftlichen Ministeriums wurde auf | trag des Garteninspektors Bouche& unterstützte und Vorschlag des Vorstandes dem Lithographen Gott- | sich bereit erklärte, denselben Preis auch fernerhin hold Elssner in Löbau (Königr. Sachsen) für na- | zur Verfügung zu stellen, so wurde von der Ver- turwissenschaftliche Anschauungsvorlagen eine sil- | sammlung beschlossen, die beiden Aussteller zu er- berne Medaille für Landwirthschaft zugesprochen | suchen, dem Vorstande noch eine Anzahl solcher und dieselbe ihm alsbald übersendet. Weiter machte | Etiketten zum Vertheilen an Gärtner zu Versuchen der Garten-Inspektor Bouche hinsichtlich der Fest- _ zu übergeben. Garteninspektor Bouch&, Stadtgarten- Ausstellung noch den Antrag, dass die beiden direktor Meyer und Öbergärtner Perring zeigten Aussteller von Pflanzen - Etiketten: J. G. Müller, sich bereit, mit den ihnen übergebenen Etiketten dann Emailleur in Alt-Schöneberg, und Hermann | Versuche anzustellen und im nächsten Frühjahre zu Günther, Hof- Photograph, Berlin, ersucht wer- | berichten. den möchten, dem Vereine noch eine Anzahl | Ausgestellt waren, abgesehen von einer grossen von letzteren zur Verfügung zu stellen; damit ' Anzahl von Topfpfilanzen zur Verloosung aus dem ihre Zweckmässigkeit erprobt werden könnte. Die Versuchsgarten des Vereines, zunächst vom Rentier Etiketten - Frage sei eine so wichtige, dass der Paetow ein Lilium auratum mit 17 Blüthen. Es Verein, nachdem er sie einmal auf die Anregung | war ein stattliches Exemplar, wie es, wenigstens in des Kunst- und Handelsgärtners Louis Mathieu | Berlin, noch auf keiner Ausstellung vorhanden ge- in die Hand genommen, sie nicht wieder aufgeben wesen, und was deshalb die Aufmerksamkeit der könne, ohne sie auf irgend eine Weise zur Erledi- | Anwesenden in hohem Grade in Anspruch nahm. sung zu bringen. Von Seiten des Preisrichter-Amtes || Mehre der Anwesenden fanden, dass die Blumen in 33 | | | | manchen Stücken sich von denen, wie man sie bis- her gesehen, unterschieden. Dagegen wurde erwidert, dass Lilium auratum keineswegs eine gute Art dar- stelle, sondern erst nach sehr langer Kultur aus Li- lium laneifolium der Gärten hervorgegangen sei, dass es demnach, wie alle Blumen der Art, von Hause aus zu Abänderungen geneigt sei. Prolessor Koch theilte mit, dass er im vorigen Jahre bei einem Lieb- haber in England ein mehre Quadratruthen umfassen- des Beet mit Lilium auratum bepflanzt gesehen, wo in der Form, noch mehr aber in der Farbenzeich- nung eine grosse Mannigfaltigkeit in den Blumen ge- herrscht habe. Garteninspektor Bouche hatte aus dem botani- schen Garten eine Anzahl blühender Pflanzen, welche für Liebhaber und Gärtner Interesse hatten, ausge- stellt. Zunächst war es eine Oxalis caprina mit gefüllten Blumen; bisher haben wir in Gärten noch keine gefüllt blühenden Oxalis-Arten gehabt. 0. prina wächst in Südafrika, bedarf also keiner grossen Wärme und Pflege im Winter. Zwischen den freu- dig-grünen Blättern kommen die gelben Blüthen zwar 92 einzeln stehend, aber ziemlich reichlich hervor. Töpfe mit dieser Oxalis-Art bepflanzt, können auf Terrassen, an Freitreppen, Fensterbrüstungen u. s. w. vortheil- haft angewendet werden. - Dr. Bolle fügte diesem hinzu, dass auf Madeira eine andere südafrikanische Oxalis- Art mit gelben Blüthen verwildert sei, diese sich ebenfalls zum grossen Theile im gefüllten Zustande befänden. Es sei dieses OÖ. cernua. Eine zweite Pflanze der Sammlung des botani- schen Gartens, welche Empfehlung verdient, war Campanula Vidalii der Kanarischen Inseln. Sie kann in Töpfen auf gleiche Weise Verwendung fin- den. Obwohl sie bereits seit wo segen 15 Jahren ein- seführt ist, hat sie doch keine allgemeine Verbreitung Da sie mehrere Male früher schon in der Wochenschrift besprochen worden ist, verweisen wir hier auf das, was dort gesagt ist. Eine dritte, durch ihre schönen rothen Blüthen aus- gezeichnete Pflanze ist die etwas länger schon ein- So Aufsehen sie im Anlange machte, so ist sie doch leider wiederum ganz und gar gefunden. bereits geführte Zauschneria ealifornica. grosses aus den Gärten ver- schwunden. Gleich den halbstrauchigen Salbei-Arten mit blauen und rothen Blüthen, die trotz ihrer Schön- heit und Mannigfaltigkeit ebenfalls heut zu Tage nicht mehr in Gärten gesehen werden, ist sie zu Einfas- sungen nicht weniger, als zu Beetpflanzungen, ganz vorzüglich. Unter den neueren Lobelien sind Lobelia picta und Trentham blue besonders zu empfehlen; die letztere hat eine grosse Aehnlichkeit mit der frühe- ren L. Erinus azurea grandiflora. Diese Lobelien gehören zu den besten Zwergpflanzen für Teppich- beete und Arabesken und haben bereits bis in die entferntesten Gegenden in den Provinzen eine Ver- breitung gefunden. Aus der Zahl einem wärmeren Klima angehören- der Pflanzen der Sammlung des botanischen Gartens nennen wir Aechmea coerulescens, welche vor längerer Zeit schon der botanische Garten aus Pe- tersburg erhielt. Wahrscheinlich ist Brasilien das Vaterland. Wenn sie auch wegen ihrer porzellan- blauen Blüthen keineswegs den Effekt macht, wie die rothblühenden Arten genannten Geschlechts, so verdient sie doch immerhin unsere Berücksichtigung. Wir machen darauf aufmerksam, dass sämmtliche Aechmeen der Gärten oder Lamprococeus-Arten auch in dem Zimmer vorzüglich gedeihen, wenn man ihnen nur einige Aufmerksamkeit zuwendet. Wir kennen in Brüssel einen uns befreundeten Blumenliebhaber, der neben Lamprococeus-Arten auch noch viele an- dere Bromeliaceen in seinem Zimmer kultivirt. Auch in Paris gehören Bromeliaceen zu den Lieblingspflan- zen für Zimmer und finden sich stets auf den Blu- menmärkten vor. Es sind ausserdem noch die Bill- bergien und ächte Bromelien mit im bunten Herz sitzenden Blüthenständen, welche hauptsächlich in grosser Menge in Paris für Zimmerkultur herange- zogen werden. Von den anderen Warmhauspflanzen nennen wir noch Jochroma eoceinea (Chaenestes gesneriflora). mit einer Traube matt-scharlachrother und überhän- sender Blüthen. Da sie schon im ersten Jahre blüht, wenn man nur recht zeitig im Frühjahre Stecklinge im Mistbeete macht, hat sie noch einen besonderen Werth. Sehr hübsch nahm sich dagegen Naegelia multiflora mit ihren schneeweissen Blüthen aus. Schliesslich waren 8 verschiedene Achimenes-Sorten, in den Zeichnungen der Blüthen mannigfach wech- selnd, vorhanden. Schade, dass auch diese Flor- blumen mehr aus den Gärten verschwinden. Es ist jetzt auch eine Aufgabe der botanischen Gär- ten, und besonders eines so grossartigen Institutes, wie der botanische Garten in Berlin ist, dergleichen Pflanzen der Gärten auch fernerhin zu kultiviren, da- mit sie nicht ganz der Kultur verloren gehen. Man muss bedauern, dass die Zahl der kultivirten Pflan- zen allmählig so gross wird, dass man sie gar nicht mehr oder doch nur in einer Weise aufnehmen kann, dass sie wegen des beschränkten Raumes, der ihnen in den Gewächshäusern geboten werden kann, sich nicht ordentlich entwickeln Können. immer ; 259 Kunst- und Handelsgärtner Boese hatte einige neuere Kartoffeln ausgestellt: 1. Boueh&’s Sämling Nr. 1 ist eine feine weisse Nierenkartoffel, etwas grösser als unsere be- kannte lange Sechswochen-Kartoffel und ebenso früh- zeitig. Sie ist viel reichtragender als diese und hat auch ein etwas höheres Kraut. 2. Bowehe’s Sämling Nr. 36 desgleichen eine feine weisse Nierenkartoffel und auch ähnlich der langen Sechswochen -Kartoffel, doch im Allge- meinen viel kleiner und bedeutend früher (mindestens 6 bis 10 Tage) reifend, eine Eigenschaft, welche bei einer Frühkartoffel von allergrösster Wichtigkeit ist. Das Kraut bleibt nur sehr klein. Beide Sorten hat der Inspektor im botanischen Garten zu Berlin, Bouche, vor gegen fünf Jahren aus Samen von Paterson’s weissen Vietoria - Kartoffeln gezüchtet. Sie wurden vom Kunst- und Handels- gärtner Boese nach von ihm weiter fortgesetzter Kultur unter etwa 40 Sorten für die besten erklärt. In der 4jährigen Kulturzeit ist keine Pflanze der bei- den Sorten erkrankt. 3. King of the Early, wurde vor zwei Jahren, wie bereits früher in der Wochenschrift berichtet wurde, aus Nordamerika ein- geführt und zu hohen Preisen verkauft. Sie hat sich gut bewährt, ist früh, trägt sehr reich, schmeckt gut und wird gewiss die lange Sechswochen -Kartoffel bald verdrängen. 4. Breese’s Peerless ist eine weisse Kartoffel und erst im vorigen Jahre aus Nord- Amerika eingeführt. Sie möchte, entgegengesetzt dem, was in der Wochenschrift früher ausgesprochen ist, keine grosse Zukunft haben. Sie trägt eben nicht besser, als andere, und hat den grossen Nachtheil, dass die Knollen entfernter vom Stocke sitzen, also bei der Herausnahme grössere Mühe machen. 5. Die späte Rosen-Kartoffel ist erst in diesem Jahre aus Nord-Amerika eingeführt worden. Sie hat die guten Eigenschaften der jetzt schon mehr verbreiteten frühen Rosen - Kartoffel, nur das sie später und allem Anscheine nach reichtragender, als jene, ist. | 6. Paterson’s früheste rothe Nieren- Kartoffel ist ebenfalls eine sehr frühe, ziemlich roth aussehende Sorte, welehe indess, wie es scheint, einen etwas strengen Geschmack hat. 7. Eine noch unbestimmte Sorte fand Kunst- und Handelsgärtner Boese im Frühjahr 1871 unter mehren Centnern der aus Nordamerika impor- tirten Kartoffel „König der Frühen“ sehr abweichend von den anderen. Die Knolle war ähnlich unserer König der Frühen, mittelfrühe langen Sechswochen-Kartoffel, doch bedeutend grösser. Sie wurde angebaut und gab eine Staude gegen 11/; Metzen der schönsten Kartoffeln, welche wiederum sämmtlich in diesem Jahre ausgelegt wurden, um sie weiter zu prüfen. Wie es scheint, zeigt sie sich als sehr ertragreich, ist mittelfrüh und hat einen ziemlich starken Wuchs. Endlich sitzen die Knollen in der Nähe der Staude. Der Geschmack lässt an Feinheit nichts zu wünschen übrig. Garten-Inspektor Bouche legte einige reich- beblätterte Stengel des Polygonum sacchalinense vor und empfahl dessen Anbau als Dekorations- Pflanze, besonders auf Rasen. zu Berlin befinden sich Exemplare, welche eine Höhe von 8 Fuss haben, die ganze Staude stellt dagegen einen Busch von 13 Fuss Durchmesser dar. Da die einzelnen Stengel und Zweige mit ihrem oberen Theile nach vorn überhängen, so bildet sie einen Schirm, unter dem 6 bis 8 Personen Schutz gegen die bren- nenden Strahlen der Sonne finden Dieses P. saechalinense verdient in jeglicher Hinsicht den Vorzug vor dem schon länger bekannten P. euspi- datum oder Sieboldij, dem es sonst sehr ähn- Die Blätter sind bedeutend grösser und im Durchschnitt nicht weniger als 1 Fuss Unser Klima verträgt es ebenso und nur empfindlich gegen Nachtfröste im Frühjahre. Abgesehen von darauf erfolgten Abfrieren der jungen Stengel hat es aber weiter keinen andern Nachtheil, denn es entwickeln sich aus neuen Knospen am unterirdischen kriechenden Stengel andere Stengel, die bald schon die abge- frorenen ersetzen. Die Empfehlung des P. sacchalinense und euspi- datum als Dekorations- Pflanze gab Gelegenheit, die Vorzüge und Nachtheile des letzteren von verschie- denen Seiten einer Kritik zu unterwerfen. Während die Einen in gutem Gartenboden gegen seine Kultur sich entschieden aussprachen, weil sie in Folge ihrer unterirdischen Stengel resp. Wurzeln den Boden sehr verunreinige, hielten Andere dies keineswegs für so schlimm. Wiederum meinten Einige, dass die Pflanze auch auf Sandboden vorzüglich sei, daher auch auf Eisenbahn - Böschungen, zum Binden Sandes u. s. w. empfohlen werden könne, dagegen behaupteten Andere, die Erfahrung gemacht zu haben, dass Po- lygonum euspidatum nur in den ersten Jahren üppig wachse, aber dann, besonders in schlechtem Boden, rasch nachlasse und verkümmere. Dr. Bolle empfahl die Pflanze als Futter, da sie auf seiner Havel-Insel (dem Scharfenberg) von Kühen und Ziegen begierig gefressen worden sei. 35” Im botanischen Garten können. lich ist. haben Durchmesser. ist deshalb dem des 260 Es stimmte diese Angabe mit den Lobpreisungen des bekannten Japan-Reisenden v. Siebold, dem wir die Einführung der Pflanze verdanken, überein. In Japan soll sie ein vorzügliches Pferdefutter sein. Als aber gleich nach ihrer Einführung in Holland und Deutschland Versuche damit gemacht wurden, stellte es sich im Gegentheil heraus, dass kein Pferd, selbst wenn man es vorher hungern liess, die Blätter an- rührte. Da die Pflanze aber durchaus nützlich sein sollte, kam später ein Händler auf den originellen Gedanken, sie in der Zeit, wo die jungen Stengel aus der Erde treten und in dieser Gestalt eine Aehn- lichkeit mit essbarem Spargel besitzen, sie als ein Surrogat dieses beliebten Gemüses zu empfehlen. Mit grossen Lobpreisungen versehen, brachte man nun P. cuspidatum als neues Gemüse in den Handel. Trotz der Warnung in der Wochenschrilt und sonst wurde die Pflanze viel gekauft und man sah sich vom Neuen betrogen. Kunst- und Handelsgärtner Boese legte zwei Futterpllanzen vor und empfahl dieselben hatte den Namen Vicia sativa macrosperma, war aber die bekannte, im Süden Frankreichs und in Spanien als Futterpflanze wegen ihres Ertrages. Die eine angebaute Vieia narbonensis, welche sich von der nahverwandten dass V. Faba nur dadurch unterscheidet, die allgemeinen Blattstiele mit Ranken en- Auch ist diese Pflanze oft als Futterpflanze empfohlen, aber noch nicht zur Gross- kultur gekommen. Die andere Pflanze, Vicia hirsuta, hat mit der ächten Wieke dieses Namens nichts gemein, sondern ist die als Ervum hirsutum mehr bekannte und unter dem Getreide, besonders in Mittel- und Süd-Deutsch- land wachsende Pflanze. digen. bei uns Futterwerth hat sie gewiss, sie wird wenigstens unter dem Häcksel, wenn sie zulällig sich an den Halmen befindet, von dem Vieh herausgesucht. Dass sie aber als Futterpflanze ange- möchte man bezweifeln. ähnliche aul- Diese wird namentlich im russi- schen, aber auch im preussischen Polen viel ange- baut, da die Samen nicht bitter schmecken baut zu werden verdiente, Bei dieser Gelegenheit Pflanze, Vicia merksam gemacht. wurde aul eine oder Ervum monanthos, und als Linsen gegessen werden. Schliesslieh ist noch zu bemerken, dass die Preisrichter den ausgestellten Kartoffeln des Kunst- und Handelsgärtners Boese den Preis zusprachen. Berichtigung über Agaven vom General-Lieutenant v. Jacobi in Berlin. In Nr. 25 der Wochenschrift ist in dem Artikel: Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen sub 7, eines Blendlings erwähnt, den der Handelsgärtner Jean Verschaffelt zu Gent aus einer Befruchtung zwischen A. univittata Haw. und A. xylacantha Sim. gewonnen haben will. Zum Zeugniss der Wahrheit finden wir uns hier zu der Erklärung veranlasst, dass nicht Herr Jean Verschaffelt, sondern der Pflanzenliebhaber und Botanophyle Graf Kerchove d’Ousselghem zu Gent diese Hybride erzeugt hat. Im Sommer 1865 blühten bei demselben die beiden genannten Agaven gleichzeitig, und um nun aus diesem glücklichen Zusammentreffen Nutzen für die Gärtnerei zu erzielen, rückte er die Kübel beider Pflanzen dicht aneinander und band die Blüthenrispen derselben zusammen, so dass sich dieBlumen derselben gegenseitig befruchten mussten. Den von jeder der beiden Pflanzen gesammelten Samen säete er dann im Frühjahr 1866 aus und gewann auf diese Weise einige tausend junger Pflanzen, die er theils an seine Freunde verschenkte, theilweise auch Handelsgärtne- reien abliess. Diejenigen Pflanzen dieser Art, welche Jean Verschaffelt daher jetzt verkauft und für ein von ihm erzeugtes Produkt ausgibt, stammen sämmtlich aus dieser Quelle. Gleichzeitig sei es gestattet, hier noch einiger Pflanzen zu erwähnen, die Jean Verschaffelt auf der diesjährigen hiesigen grossen Blumen - Aus- stellung des Vereines zur Beförderung der Gärtnerei und Pflanzenkunde als von ihm neu eingeführte gaven ausgestellt hat. Er hat dieselben A. Killischii, A. Leopoldi, A. Perringii, Bonaparlia histrix nana benannt. Es sind dies aber nur in solern Neaheiten, als dieselben allerdings hier am Ort noch nicht ausge- stellt gewesen sind. Sie sind aber sämmtlich be- reits vom General von Jacobi beschrieben und benannt. A. Killischii ist die vom General v. Jacobi in den Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur pro 1870/71 als A. splen- dens Hart. aufgeführte und beschriebene Pflanze, von der sich übrigens auch bereits hier in den Sammlungen des Barons Killiseh von Horn zwei | schöne Exemplare befinden. 261 A. Leopoldii ist nichts als eine von den hun- derten von Varietäten der weit verbreiteten und seit mehr als zehn Jahren in unsern Gärten bekannten A. Verschaffelti Lem. A. Perringii ist eine etwas stärker bestachelte Form der A. rigidissima Jacobi, welche bereits in Nr. 23 Jahrgang 1869 der Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde durch General v. Jacobi beschrieben ist. Die Bonapartia histrix nana ist die von Dr. Kellack in London im Laufe der sechziger Jahre eingeführte und von General v. Jacobi in den Abhandlungen der Schlesischen Gesellschalt pro 1868/69 auf Seite 163 beschriebene A. echi- noides. Das frühzeitige Treiben und Blühen unserer Kulturgewächse. Es ist allgemein anerkannt, dass Jahre die Witterung abnorm war. Da aber die Vege- tation von der Witterung abhängig ist, so dürlte es auch nicht auffallen, dass in der Entwickelung der Pflanzen ebenfalls manche Erscheinung vorkam, welche von den normalen Verhältnissen abweichend erschien. Fine solche abnorme Erscheinung war beispielsweise, dass die Runkeln und mit ihnen alle rübenartigen Wurzeln noch in demselben Jahre zu treiben anlingen, also etwas thaten, was erst im nächsten Frühjahre geschehen sollte. Dass ein solches frühzeitiges Treiben bei Kultur- pflanzen für Landwirthschaft und Gärtnerei ausser- ordentlich schädlich ist, liegt klar vor. Der Mensch will bei genannten Pflanzen die Reservestoffe, welche zu ihrer Entwickelung im nächsten Frühjahre die nöthige Nahrung geben sollen, für sich benutzen. Wenn die Rübe oder Knolle aber, in der die Re- servestoffe aufgehäuft sind, schon im Herbste zur Entwickelung der jungen Pflanze, d.h. zum Treiben, Anstalten macht, so werden natürlich die Reserve- stoffe zum Theil schon verzehrt, oder wenigstens so umgeändert, dass sie nicht mehr dem Menschen zur im vorigen Nahrung dienen können. Es tritt natürlich "damit ein nicht unbedeutender Verlust an Nahrungsstoff für den Menschen oder sein Vieh ein. Der Mensch sieht sich gezwungen, die getriebenen Rüben oder Wurzeln, zum Theil wenigstens, wegzuwerfen, an- statt sie aufzuzehren. Die Landwirthe Schlesiens, über das Austreiben ihrer Wurzeln bestürzt, wandten sich in ihrer Be- sorgniss an Professor Dr. Cohn Breslau, in um wenigstens Aufklärung in dieser sonderbaren, ihnen so schädlichen Erscheinung, wenn auch nicht Ab- hülfe zu erbitten. Niemand konnte wohl auch mehr im Stande sein, diese zu geben. Professor Cohn hat hierauf in der Generalversammlung des Jandwirth- schaftlichen Central-Vereines für Schlesien vom 21. November v. J. über diesen interessanten Gegen- stand einen Vortrag gehalten, er zugleich die physiologischen Verhältnisse der Pflanze zum Ver- ständniss dieser abnormen Erscheinung in der ihn eigenen klaren Manier auseinandersetzte. Dass wirklich im Jahre 1871 abnorme Witte- rungsverhältnisse obwalteten, bewies Professor Cohn zunächst aus den meteorologischen Beobachtungen, welche Professor Galle regelmässig auf der König- lichen Sternwarte in Breslau anstellt. Die Verthei- lung von Regen und Wärme wich im genannten Jahre von der, wie sie gewöhnlich vorkommt, un- gemein ab. In den Monaten Juni und Juli erreicht die Regenmenge in der Regel eine Höhe von 59,90 Pariser Linien, während sie im vorigen Jahre 119,,; betrug. Umgekehrt zeigte die Regenmenge in den Monaten August, September und Oktober, wo sie sonst im Durchschnitt eine Höhe von 71,;, hat, nur 30,3,, also 41,,, Pariser Linien weniger. Also auch in dieser Zeit herrschte gerade das umgekehrte Ver- hältniss gegen früher. Nicht weniger abnorm war es mit der Wärme der Fall. Bis zum 10. August war bedeckter Him- mel vorherrschend; es kam in dieser Zeit zu keiner andauernd hohen Temperatur. Mit dem 10. August trat aber eine ungewöhnliche Wärme welche bis zum 7. September dauerte und nur am 16. und 17., so wie zwischen dem 27. und 31. August durch kühlere Tage unterbrochen Der Durchschnitt der Tageswärme wurde von 1 bis 6 Graden übertroffen. der 25. August mit 18,;, anstatt der normalen Wärme von 13,; Grad, ausserdem aber noch die Tage vom 2. wo ein, wurde. normale Besonders heiss war bis 7. September. Der 5. genannten Monats hatte sogar ein Maximum von 25,, Grad und war mit dem 11. Juli der heisseste Tag im Jahre. der mittleren Tagestemperaturen betrugen vom August bis 8. September 449 anstatt 404,, Grad. Dass die Vegetation im vorigen Jahre demnach auch der würde, war vorauszusehen; die Abweichungen selbst gingen mit den Veränderungen der Witterung Hand Hand. Eine dieser Abweichungen war auch das be- reits erwähnte Streben der Wurzeln und Knollen, im Herbste schon, Da wir voraussetzen dürfen, Die Summen 10. von normalen Weise abweichen in in anstatt im Frühjahre auszutreiben. dass dergleichen 262 Mittheilungen über das Leben der Pflanze auch den ! vorarbeiten. Wir nennen unter den Thieren die letz- Gärtner und Laien interessiren, so stehen wir nicht an, in der Wochenschrift diesen Gegenstand eben- falls um so mehr zu besprechen, als wir oft ver- sucht sind, von Zeit zu Zeit aus dem Leben der Pflanze vom wissenschaftlichen Standpunkte aus Mit- theilungen zu machen. Pflanzen und Thiere ergänzen sich gegenseitig. Die Pflanze arbeitet dem Thiere vor. Wenn das Thier nach seinem Tode sich auflöst und in seine ursprünglichen Bestandtheile zerfällt, wird der Pflanze in diesen wieder eine Gelegenheit geboten, sich durch Aufnahme neuer Stoffe weiter auszubilden. Nur die Pflanze (mit Ausnahme der Pilze und Pflan- zen-Schmarotzer) kann aus den Elementen, also aus den einfachsten Stoffen die Nahrung bereiten, sie das ganze organische Leben, also Pflanzen und Thiere, zu seiner weiteren Entwickelung bedarf. Diese Nahrung, oder die Wissenschaft ge- wöhnlich in diesem Falle nennt, die nährenden Be- standtheile der Pflanze, zu denen in erster Reihe die sogenannten Kohlenstofl-Hydrate, Stärkemehl, Zucker, Schleim u. s. w., so wie die sticksteflhaltigen Pro- tein- oder Eiweissstoffe gehören, bildet die Pflanze mit Hülfe des in den grünen Theilen, besonders in den Blättern befindlichen Blattgrüns oder Chloro- phylis und verbraucht sie nicht alsbald zu ihrer Aus- bildung, sondern häuft sie zuerst an besonderen Theilen an,: um sie gelegentlich zu verwenden. Solche Stellen, wo dieses Aufhäufen der Nahrungs- stofle in grösserer Menge geschieht, sind z. B. die knolligen und rübenartigen Gebilde, das Holz bei den Bäumen u. s. w. Man belegt diese Stellen neuerdings im Allgemeinen wohl auch mit dem Na- men von Magazinen, während man die darin enthal- tene Nahrung dagegen Reservestoffe nennt. Aber nicht die Pflanze bildet allein aus den Re- servestoflen ihre Organe und vergrössert sich durch deren Verwendung, auch das Thier ist gezwungen, Stoffe in sich aufzunehmen, um sich weiter entwickeln zu können. Aus diesen Reservestoffen bildet das Thier sein Fleisch, aus den ebenfalls darin enthaltenen anorgani- schen Stoffen, wie Kalk u. s. w., entstehen die Knochen. Wie es gibt, wie die Pilze und Schma- rotzer, nährenden Pflanzentheile nicht selbst bilden können, sondern diese anderen Pflan- zen entnehmen, so haben wir auch Thiere, welche wie wie sie diese sein Fett, sogenannten Pflanzen welche die diese ihre ursprüngliche Nahrung nicht direkt den Pflanzen entnehmen, sondern wiederum andere Thiere sebrauchen, resp. verzehren müssen, welche ihnen die Umwandlung der pflanzlichen Stoffe in thierische teren Fleisch-, die ersteren Pflanzenfresser. Der Mensch ist beides zugleich und. nährt sich, je nach der Individualität, vorherrschend bald von pflanz- lichen, bald von thierischen Stoffen. Seitdem der Mensch überhaupt auf der Erde, und speciell in einigen Ländern, sich auf eine Weise vermehrt hat, dass die wildwachsenden Pflanzen nicht mehr zu seiner und seines Viehes Nahrung ausreichten, so sah er sich gezwungen, die Pflanzen, welche vorherrschend ihm Nahrung darboten, in ihrem Wachsthume zu begünstigen, schliesslich zu kultivi- ren. Da auch dieses bei zunehmender Bevölkerung nicht mehr ausreichte, so verwendete er auf seine Kulturpflanzen in so fern noch eine besondere Auf- merksanıkeit, als er ihnen mehr und zusagendere Nahrung darbot, damit sie besser arbeiten, d. h. mehr nährende Bestandtheile in den Magazinen niederschla- gen und auf diese Weise anhäufen konnten. Indem diese Aufmerksamkeit von Seiten des Menschen Jahr- tausende lang fortgesetzt wurde, erhielten allmählig unsere Kulturpflanzen die Vervollkommnung, wie wir sie jetzt haben und wie sie uns jetzt die meisten Nahrungsstoffe geben. Es ist dieses aber eine Ver- vollkommnung im menschlichen, nicht im natürlichen Sinne. Eben so wenig wie wir die abnorme Fett- bildung bei dem Menschen nicht einen normalen Zu- stand nennen können, eben so unzureichend ist es vom natürlichen Standpunkte aus, wenn wir die Kar- toffel unserer Tafel oder gar den Blumenkohl als den orderttlichen Zustand der Pflanze betrachten wollten. Dass die Pflanzen unter solchen Umständen, wo auf sie Jahrtausende und zwar nach einer bestimm- ten Richtung eingewirkt wurde, sich auch im äusse- ren Ansehen allmählig ändern mussten, ist natürlich. Diese Umänderung ist bei einigen Kulturpflanzen oft in einer Weise geschehen, dass man die ursprüng- liche Form der Pflanze gar nicht mehr kennt. Es ist dieses namentlich mit unserem Getreide, wenig- stens mit dem Weizen, und wohl auch mit dem Rog- gen und der Gerste, der Fall. Der Pfirsichbaum ist wahrscheinlich aus dem Mandelbaume entstanden. Die anfangs wenig fleischige, später austrocknende Fruchthülle der Mandelfrucht ist durch Jahrtausende lange Kultur fleischig und damit zur Pfirsiche gewor- den. Es ist dieses geschehen in einer Weise, dass die Pfirsiche jetzt zu den Früchten gerechnet wird, welche den feinsten Wohlgeschmack haben. Ich habe auf meinen Reisen im Oriente Kirschbäume und Weinstöcke gesehen, wo die Früchte so wenig Fleisch besassen, dass man sie gar nicht geniessen konnte. Nur die viele Jahrtausende anhaltende Kul- Ben. tur hat auch hier diese Umänderungen in genannten Früchten, wie wir sie jetzt sehen, hervorgebracht. So interessant es auch ist, sieh der wahrscheinlichen Ursachen bewusst zu sein, wodurch diese Umände- rungen hervorgerufen wurden, so würde es uns jetzt, wenn wir es thun wollten, doch zu weit führen; wir müssen uns auf Angaben über das Leben der Pflanze überhaupt beschränken, wie wir es anfangs aus- gesprochen haben. Auf jeden Fall behalten wir es uns aber vor, diesen Gegenstand ebenfalls einmal in diesen Blättern zu besprechen. Abgesehen von der ersten Nahrung für das or- sanische Leben unterscheidet sich die Pflanze aus- serdem auch von dem Thiere dadurch, dass bei ihr die Zelle, aus der Pflanzen und Thiere entstehen, und welche daher beiden Reichen eigenthümlich ist, eine grössere Selbständigkeit besitzt, dass sie in der Pflanze nie in der Weise zum Besten des Ganzen untergeht, wie bei dem Thiere. Man kann unter gewissen Umständen aus jeder Pflanze eine Zelle, oder doch wenigstens einen Zellenkomplex, wie das Auge beim Okuliren, herausnehmen, gibt ihr oder ihm die zu der weiteren Ausbildung nöthigen Bedin- sungen, und sie entwickelt sich alsbald zum selbst- ständigen Individuum, gleich als wäre dieses aus Samen hervorgegangen. Nicht so beim Thiere, wo nur bei den Polypen, manchen Würmern, wie z. B. bei den Bandwürmern, Ablösungen bestimmter grös- serer Theile behufs von Neubildungen von Indivi- duen geschehen können. Es gibt auch selbständige Pflanzen oder we- nigstens Zustände von Pflanzen, wo das Individuum nur aus einer einzigen Zelle besteht, wo demnach diese alle organischen Funktionen der Ernährung und Fortpflanzung übernimmt. Bei anderen Pflanzen sind die verschiedenen Funktionen auf verschiedene Zellen, die man dann Organe nennt, vertheilt. Der Hefenpilz ist beispielsweise eine Pflanze, welche nur aus einer Zelle besteht, diese muss alle Funktionen des pflanzlichen Lebens verrichten. Die Zelle hat also hier für die Erhaltung durch die Ernährung, aber auch für die Vermehrung, d. h. für ihre Fort- pfllanzung zu sorgen. Ihnen schliessen sich andere Pflanzen an, welche nur aus wenigen Zellen beste- hen, und hauptsächlich im Meere leben, um den dort lebenden niederen und höheren Thieren ebenfalls als Nahrung zu dienen. Dergleichen Pflanzen sind unserer Ansicht nach die echten Proletarier im Pflanzenreiche, und nicht die Sommergewächse, wie unser verehrter Freund und Kollege Professor Cohn meint. Sie allein leben von der Hand in den Mund und vermehren sich ins Unendliche, ohne für ihre Nachkommen auch nur im Geringsten zu sorgen. Sie arbeiten ferner für An- dere, indem sie als Nahrung dienen. Bei den ein- Jährigen Pflanzen ist es wesentlich anders, wie wir später sehen werden. Je mehr Zellen eine Pflanze besitzt, um so mehr werden sich diese bei der Verrichtung der Funktionen, also in den zum Leben nothwendigen Arbeiten, theilen. Die erste Theilung betrifft die Erhaltung des Indivi- duums, also die Ernährung und die Erhaltung der Art, also die Fortpflanzung. Dass die eigene Er- haltung vorausgehen muss, ist natürlich, es folgen die Vorbereitungen zur Erhaltung der Art deshalb erst später. Viele Pflanzen schliessen, wenn durch Bildung von Samen für die Erhaltung gesorgt ist, ihr Leben ab und gehen damit zu Grunde. Man nennt dergleichen Pflanzen Sommergewächse oder annuelle Pflanzen, weil sie nur einen Sommer dauern. Gärtner und Botaniker gebrauchen gewöhnlich für sie das Zeichen der Sonne (©). Das Leben der Sommergewächse ist deshalb so kurz, weil, wenigstens in unseren Klimaten, der Win- ter jedes Pflanzenleben, wenn nicht, wie wir alsbald sehen, besondere Vorkehrungen getroffen werden, unmöglich macht. Was anders ist es in den wär- mern Ländern, wo keine Unterbrechung durch Kälte stattfindet. Da gibt es Pflanzen, die eine lange Zeit, selbst bis zu 6, 8 und 10 Jahren, bedürfen, ehe sie durch Bildung von Samen für ihre Fortpflanzung ge- sorgt haben, und dann erst absterben. Solche Pflan- zen sind die Paradiesfeigen oder Musen, die Agaven oder hundertjährigen Aloen, die Rieinus-Pflanzen u. s. w. Der Name Sommergewächse oder annuelle Pflanzen passt für diese Art Pflanzen nicht mehr. Man hat deshalb für sie, aber auch für die ächten Sommer- gewächse, in der Wissenschaft die treffende Benen- nung monokarpische oder einfrüchtige, auch wohl periodische Pflanzen, weil sie im Gegensatz zu den polykarpischen oder vielfrüchtigen Pflanzen nur ein- mal in ihrem Leben Früchte hervorbringen, und weil ihr Leben nur aus einer einzigen Periode vom Keimen bis zum Absterben besteht. Alle Pflanzen wiederholen alljährlich einen neuen Lebenslauf, in dem sieeblühen und Samen bringen. Die Ursachen Zeit, welche ausländischen Pflanzen bis zur Samenbildung be- dürfen, schon jetzt zu sagen, ist nicht möglich, da hierzu vorher noch eine grosse Menge von Vorfragen von der Wissenschaft erledigt werden müssen. Man könnte höchstens einen Grund in der grossen Mannig- faltiskeit, welche die Natur bei der Hervorbringung der verschiedenen Organismen an den Tag gelegt anderen der langen diese 264 hat, suchen. Anderntheils ist es riehtig, dass die Nahrungsmittel, welche für die Hervorbringung der Samen nothwendig sind, wenn ich mich so ausdrücken darf, feiner sein müssen, als die, welche nur zur Ernährung dienen. Dergleichen Pflanzen, welche in der That zahllose Samen hervorbringen, wie die Paradiesfeigen (bei welchen letzteren die Samen frei- lich meist unfruchtbar sind) u. s. w., bedürfen da- her auch zur Herbeischaffung der Nahrungsmittel eine längere Zeit. Martius, der geistreiche Reisende in Brasilien, hat uns sehr interessante Beobachtungen über die Agave americana gemacht, die wir hier zum besseren Verständniss des eben Ausgesprochenen im Auszuge mittheilen wollen. Schneidet man von dieser Agave, sobald im Herz der Pflanze die erste Entwickelung der Blüthe sich zeigt, dieses heraus, so entwickelt sich in der ausgehöhlten Wunde eine so grosse Menge einer zuckerigen Flüssigkeit, dass man täglich gegen 200 Kubikzoll (4 Kubikdezimeter) ausschöpfen kann. Wenn man nun bedenkt, dass dieselbe Erzeugung dieser zuckerigen Flüssigkeit mehre Monate lang ge- schieht und man schliesslich von einer einzigen Pflanze 1100 Kubik-Dezimeter erhält, so muss man verwundert fragen, wo kommt diese Masse Nahrungs- stoff auf einmal her? Weiss man aber, dass die Pflanze seit mehrern Jahren schon behufs Herstellung der Stoffe arbeitete, und diese in ihren Blättern auf- häufte, um sie dann mit Hülfe des von ausserhalb aufgenommenen Wassers zur Zeit der Blüthe zu ver- wenden, so findet man einige Erklärung. Diese Massen von Nahrungsstoffen erklären es auch, dass im natürlichen, unverletzten Zustande die anfangs unscheinliche Blüthenknospe in 4 bis 5 Tagen sich zu einem 12 bis 16 Fuss hohen Blüthenstand ent- wickeln kann. Wenn das Leben unserer Sommergewächse auch keineswegs lange währt, so dauert es doch auch immer so lange, als zur Bildung der nöthigen feineren Nahrungsstoffe für die Samen nothwendig ist. Auch bei unseren Sommergewächsen werden die feineren zur Bildung der Samen nothwendigen Stoffe vor der Blüthezeit schön gebildet und in bestimmten Organen um später benuzt zw werden. Jedermann weiss. dass vor oder in der Blüthezeit semachtes Wiesenheu nahrhafter ist, als solches, was erst Juli bereitet wird. Wir stimmen deshalb keineswegs, wie wir früher uns schon ausgesprochen haben, mit unserem geehrten Freunde, Prof. Cohn, überein, dass bei den Sommergewächsen die Nah- niedergeschlagen , im | | | | | rungsmittel, welche für die Bildung der Samen noth- wendig sind, erst dann, wenn sie gebraucht werden, durch die Blätter bereitet werden. Lange schon vor- her werden sie in den unteren Theilen der Pflanze, besonders in den sogenannten Wurzelblättern und selbst in Wurzelsprossen, wie beim Getreide, nieder- geschlagen. Erst dann kommen sie wieder in Be- wegung, wenn bereits die Vorkehrungen zur Anlage der Samen getroffen sind und die Befruchtung in der Blüthe geschehen ist. Im Frühjahre zeigt das Sommer- Getreide eine grössere Anzahl von Sprossen, als zur Zeit, wo die Samenbildung beginnt. Untersucht man in der zuerst genannten Zeit die Basis der Pflanze, so strotzen alle Sprossen mit ihren Blättern von Nahrungsstoffen. Nach der Blüthe sieht man allmählig einen Theil dieser Sprossen, welche keine Halme bilden, sondern nur als Reserve dienten, missfarbiger werden und schliesslich ganz vertrocknen. Um so freudiger entwickeln sich die anderen Sprossen zu Halmen, als ihnen Nahrung geboten wird. Die meisten Sommergewächse beginnen schon im Frühjahre ihren Lebenslauf und vollenden ihn im Sommer. Sie bedürfen bei ihrer Samenbildung eine grössere Wärme, weshalb diese zum grossen Theil in die Monate Juni und Juli fällt. Es gibt aber auch deren, welche erst später zu vegetiren beginnen, bei gelindem Winter sich bis zum nächsten Frühjabre erhalten und dann erst ihre Vegetation weiter fort- setzen, um nun erst mit der Bildung von Samen abzuschliessen. Diese Art monokarpischer oder periodischer Pflanzen haben zum Theil regelmässig zwei durch den Winter fest abgegrenzte Stadien in ihrem Leben. In dem einen vegetiren sie nur, d.h. sie vergrössern sich in der Weise, um zur Bildung von Reservestoffen möglichst viel dazu nöthige Or- gane, d. h. Blätter, zu haben. Wie die Temperatur im Winter so niedrig wird, dass in der Vegetation ein Stillstand eintritt. sind bereits auch die zur Bil- dung des Samens nöthigen feinern Nahrungsstoffe angelegt und bleiben reservirt, bis im Frühjahre die weitere Entwickelung möglich wird. Neubildungen zeschehen nun fast gar nicht mehr, sondern alle Theile, welche bereits den Herbst vorher angelegt waren, strecken sich nur durch Aufnahme von vor- her fertigen Nahrungsstoffen. Hauptsache bleibt aber in der Frühlingszeit die Bildung der Blüthe, resp. des Samens, mit deren Erzeusung auch das Leben des Individuums abgeschlossen ist. (Schluss folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für - Gärtnerei und Pfianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. 1 5 N - No. 34. Berlin, den 24. August. 1872. Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten .des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Dienstag, den 27. August, Nachmittags d Uhr, findet im Palmenhause des botanischen Gartens eine Versammlung Inhalt: Die beiden deutschen Eichen. — Die Feinde des Spargels. — Das frühzeitige Treiben und Blühen unserer Kulturgewächse (Schluss). — Gartenbau-Ausstellungen. Die beiden deutschen Eichen. Eine monographische Skizze. Die Eichen gehören ohne Zweifel zu sehönsten Wald- und Dekorationsbäumen, welche als Winter- und Sommer-Eiche dem Forstmanne nicht weniger, als dem Laien, hinlänglich bekannt sind. Und doch möchte ihre Besprechung nicht ohne Interesse sein. Eiche und Linde spielen schon in der ältesten deutschen Geschichte eine grosse Rolle, aber auch heut zu Tage ist die Eiche ausschliesslich noch der Baum der Deutschen. Allenthalben zer- streut in Deutschland findet man starke Eichen, über deren Alter die Gelehrten uneinig sind. Während die Einen ihnen höchstens ein Alter von 3 und 4 Jahrhunderten geben, versetzen Andere ihren Ursprung wohl ein Jahrtausend zurück. Unter der Hermanns- Eiche in dem Park von Muskau sollen schon in vor- christlicher Zeit die heidnischen Wenden ihre Opfer sehracht haben. Wir haben vom Meere bis an die Alpen ursprüng- lich einheimisch nur 2 Eichen, die bereits genannte Winter- und die Sommer - Eiche, neuerdings steht aber dem Landschaftsgärtner ein so mannigfaltiges Material verschiedener Eichen zu Gebote, wie kein anderes Geschlecht von Bäumen zu liefern vermag. Süd-Europa, die Kaukasusländer, weniger Sibirien, aber wiederum China und Japan, vor Allem aber unseren wir sie leider auch anderwärts, Nordamerika, haben es uns geliefert. Damit ist aber die Mannigfaltigkeit der Eichen noch keineswegs er- schöpft. Unsere beiden einheimischen Eichen sind in ihrer äusseren Gestaltung nicht weniger, als hin- ausserordentlich zu Verände- mit sichtlich ihrer Blätter, rungen geneigt und wir haben reichliehe Anzahl von Formen und Abarten erhalten, welche zum Theil so sehr von einander abweichen, unähnlicher aussehen, Diese grosse Mannigfaltigkeit der Zeit eine dass sie sich als oft reine Arten unter einander. erhöht den Werth dieser Bäume in landschaftlicher Hinsicht ungemein. Wenn auch die Eichen in An- lagen bereits vielfach in Anwendung kommen, so doch nach unserer Ansicht keineswegs in der Weise, wie es wünschenswerth Die Ursache liegt hauptsächlich in dem Mangel einer genauen Kenntniss des vorhandenen Materials. Dieses ist nun der Grund, warum wir hier ver- suchen wollen, den Leser um so mehr mit dem zu Gebote stehenden Material der Eichen etwas vertrauter als man auch hinsichtlich ihrer Benen- wäre. zu machen, nung keineswegs sich in Uebereinstimmung befindet und zum Theil eine Verwirrung vorhanden ist, wie wo die Genera aus vielen Arten bestehen, sehen. Selbst Winter- und Sommer-Eiche, so leicht sie sich auch im Allgemeinen unterscheiden lassen, werden sehr oft mit einander Bei dieser Aufführung der zu Anlagen 34 verwechselt. 266 uns zu Gebote stehenden Eichen wollen wir uns Linne kannte für Nord- und Mittel-Europa an- zunächst auf unsere beiden einheimischen Eichen | fangs nur eine Eiche, der er den Namen Quereus beschränken und dann zu den übrigen Arten der alten Welt übergehen. Vielleicht steht uns einmal Zeit und Raum zu Gebote, um auch die Eichen Nord- Amerikas einer Besprechung zu unterwerfen. Man bringt die Eichen am Besten in 2 grosse Abtheilungen, in solche, wo die Früchte, also die Eicheln, noch in demselben Herbste ihre Reife er- halten, demnach an diesjährigen Zweigen sich be- finden, und in solche, wo sie im Herbste noch nicht ihre vollständige Entwickelung bekommen haben, sondern diese erst im nächsten Jahre erhalten. Die reifen Eicheln befinden sich in diesem Falle an vor- jährigen Aesten. Beispiele für die erste Weise der Eicheln-Reife sind unsere beiden einheimischen Eichen, für die andere Weise die mehr im Süden Deutsch- lands u. s. w. wachsende Burgundische oder Tür- kische Eiche. Ein zweites Eintheilungs -Prinzip ist die Textur der Blätter. Wir haben Eichen mit abfallenden und Eichen mit den Winter über bleibenden und bisweilen mehre Jahre dauernden Blättern. So leicht auch dieser Unterschied scheinbar in Anwendung gebracht werden kann, so schwierig ist es doch in der Praxis. Wir haben nämlich Eichen, welche je nach der Stärke des Winters oder auch je nach dem Standorte im Süden oder Norden ihre Blätter schon im Herbste oder spät im Winter, ja selbst im Frühjahre erst verlieren. Es gibt Burgundische Eichen, welche mehr oder weniger immergrün sind, während die Haupt- art, gleich unseren beiden einheimischen Arten, ihre Blätter schon im Herbste abwirlt. Wir haben ferner Eichen, wie die Gall-Eiche, welche Blätter von so harter Textur besitzen, dass man sie für immergrün halten würde, wenn man nicht wüsste, dass sie ent- weder im Anfange oder am Ausgange des Winters je nach den zufälligen klimatischen Verhältnissen abfallen. Erste Abtheilung. Eichen mit reifen Früchten an diesjährigen Zweigen. l. Sommer- oderStiel-Eiche(QOuereusRoburl.). Blätter kurz-gestielt oder fest sitzend, mit ohr- ähnliehen Anhängseln an der Basis, im oberen Drittel am Breitesten, in der Jugend bräunlich hervorkom- mend, meist auch auf der Unterfläche unbehaart, auf jeder Seite 4 durch breite Buchten getrennte Ab- Blattstiel grün; Früchte an verlängerten allgemeinen Stielen sitzend; Griffel kurz mit 3 eben- kurzen Narben, kaum aus der Fruchtschale sehnitte; falls herausragend. Robur beilegte. Unter Robur verstanden die alten Lateiner eine Eiche mit besonders hartem Holze. Erst weit später fand Linne, dass mehr südlich eine etwas abweichende Eiche wachse, welche er aber nur als eine Abart betrachtete. Linn&’s gärt- nerischer Zeitgenosse, Philipp Miller in England, einer der ersten, welcher (im Jahre 1759) dieLinn&'sche Nomenklatur annahm, hielt diese Abaıt aber bereits für eine gute selbständige Art, von der er aber mit Unrecht glaubte, dass sie, weil sie in England sehr beliebt ist und vielfach verwendet wird; die Hauptart der Linne’schen Qu. Robur sei. Er nannte sie des- halb auch Quercus Robur, die andere aber, welche er mit der Linn@’schen Abart verwechselte, Quereus [emina. Obwohl schon der englische Florist James Smith im Jahre 1804 auf den Irrthum aufmerksam gemacht hatte und für die auch in Schweden wachsende Eiche | wiederum den Namen Qu. Robur hergestellt hatte, verharrte man, besonders auf dem Kontinente, in dem verzeihlichen Irrthum, indem man die Winter- (und demnach nicht die Sommer-) Eiche als die ächte Linn@’sehe Qu. Robur betrachtete. Erst in der neue- sten Zeit haben einige Botaniker die ursprüngliche Linn€’sche Benennung wiederum hergestellt. Da der Millerrsche Name Qu. femina für die Sommer- oder Stiel-Eiche nicht Beifall erhielt, so wurden ihr von Botanikern verschiedene Namen beigelegt. So nannte der Franzose Lamarck sie Quercus rTacemosa, der Süddeutsche Franz. v. Paula-Schrank Ou. fructipendula, der Norddeutsche Ehrhart endlich Ou. pedunculata. Dieser letztere Namen ist es hauptsächlich, der sich auf dem Kontinente einbür- serte und auch jetzt noch allgemein in Anwendung sebracht wird. Wir bemerken schliesslich noch, dass der Engländer Salisbury die Benennung Ou. Robur sanz und gar verwarf und für die Sommer-Eiche den Namen Qu. longaeva (auf das lange Leben der Eiche hinweisend), für die Winter-Eiche den Namen Qu. sessiliflora einführte. Nur letzterer wurde später allgemein angenommen. Während schon die Väter der Botanik, besonders aber der Baseler Joh. Bauhin, 2 verschiedene Eichen unterschieden, hat der neueste Monograph der Eichen, Alph. de Candelle, beide Eichen zu einer Art vereinigt. Der italienische Florist Par- latore ist ihm gefolgt. So schwierig die Unterschei- dang beider Arten bei dem Schwanken, selbst der gsewichtigsten Merkmale, bisweilen auch sein mas, so möchte sie doch ein geübtes Auge, selbst ohne Früchte, nicht leicht im Leben mit einander ver- wechseln. Die vielen Uebergänge, die Andere, frei- lich nach Herbariums-Exemplaren, beobachtet haben wollen, sind uns im Leben nicht vorgekommen. Es scheint selbst, als wenn die Eichen weit weniger ge- neigt wären, unter einander Kreuzungen einzugehen, als andere Gehölze, ganz besonders die Weiden. Was man, besonders in Nordamerika in neuester Zeit, besonders durch Dr. Engelmann in St. Louis angeregt, für Blendlinge zwischen Eichen ausgiebt, möchte nur Form sein. Winter- und Sommer-Eiche haben ziemlich das- selbe Wachsthum, obwohl in der Regel bei der Winter-Eiche, besonders die untersten Aeste, weit mehr wagerecht abgehen, als bei der Sommer-Eiche. Eine Folge davon ist, dass die Laubkrone bei der letzteren eine eirundliche, bei der ersteren eine ku- gelrundliche Gestalt besitzt. Bei der Winter - Eiche kann man in der Regel den Hauptstamm in der Krone nicht weiter verfolgen, wohl aber meist bei der Sommer-Eiche. Abgesehen von der eigenthüm- lichen Form der Blätter bei beiden Eichen ist die Färbung bei ihrer Entfaltung bei der Sommer-Eiche bräunlich, bei der Winter - Eiche grün. Endlich ist die gelbe Färbung der Blattstiele und zum Theil des Mittelnervs bei der letzteren sehr bezeichnend. Wenn man auf den Fruchtzustand ein grosses Gewicht legt, hat man wohl im Allgemeinen Recht; wir haben aber auf unseren verschiedenen Reisen, keineswegs sehr selten, Winter-Eichen mit ziemlich langen, Som- mer-Eichen hingegen mit sehr kurzen Stielen gefun- den, so dass damit dieser Unterschied scheinbar illusorisch würde. Dass die Sommer-Eiche nach verschiedenen Rich- tungen hin eine grosse Mannigfaltigkeit hat, ist be- reits ausgesprochen. Dies ist bedingt durch klimati- sche Verhältnisse, aber auch künstlich oder vielmehr dureh Zufall entstanden. Wir wollen jetzt versuchen, die hauptsächlichsten Formen, in so fern sie land- schaftlichen oder gärtnerischen Werth besitzen, der Reihe nach den Lesern der Wochenschrift vorzuführen. 1. Die grossfrüchtige Sommer- Eiche scheint nur im Süden des Verbreitungsbezirkes dieser Art vorzukommen, und zwar, wie es scheint, verein- zelt auf der grossen Strecke vom Westen Frankreichs bis zum ÖOriente. Wir fanden sie auf freiem Felde in Anjou, und zwar einige Stunden von der Haupt- stadt Angers entfernt, in Form grosser, prächtiger Bäume vor nun wohl 10 Jahren. In Italien kommt sie nur im früheren Königreiche Neapel vor, in der europäischen Türkei ist sie noch nicht beobachtet, wohl aber in der asiatischen, wo sie der Wiener Reisende Kotschy aufland. Dieser hat sie in sei- nem Prachtwerke über europäisch-orientalische Eichen unter dem Namen Qu. Haas beschrieben und abge- bildet. Der Beiname Haas ist der einheimischen Be- nennung dieser Eiche entlehnt. Aber schon Kotschy wurde sie von dem früheren Professor Tenore in Neapel sogar unter 2 Namen veröffent- licht, indem dieser eine Form, wo die Unterfläche der Blätter etwas behaart ist, als besondere Aıt be- trachtete. Seine beiden grossfrüchtigen Eichen heissen Qu. brutia und Thomasii. Im freien Lande unserer Anlagen und Gärten haben wir die grossfrüchtige Eiche bis jetzt noch nicht gesehen, zweifeln aber nicht, dass sie bei uns aushält. Versuche würden es uns bald lehren. Ziemlich grosse Exemplare befinden sich von ihr im botanischen Garten zu Berlin, aber im Topfe. Blüthe und Früchte haben sie noch nicht gebracht. Der Baum nimmt sich, zumal er sehr reichlich zu tragen scheint, mit letzteren, welche eine Länge von 1!/, bis 11, Zoll und einen Durchmesser von 9 Linien er- halten können, sehr gut aus. 2. Die Form mit grossen Blättern, welche von einigen Baumschulen als Qu. macrophylla in den Handel gebracht ist, verdient kaum als solche ge- nannt zu werden. Es sind üppig - stehende junge Pflanzen, deren Sommertriebe hauptsächlich mit Blättern von bedeutendem Umfange versehen sind. Wie oft sieht man nicht auch solche grossblättrige Formen bei Stockausschlägen. 3. Interessant ist die Pyramiden-Eiche (Ou. py- ramidalis), welche schon in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in den Pyrenäen gefunden und von Lamarck als eine selbständige Art mit dem Namen Qu. fastigiata beschrieben wurde. Ob die bei uns vorhandenen Exemplare, wenigstens die- jenigen, welche noch aus dem vorigen Jahrhunderte stammen, Abkömmlinge dieser pyrenäischen Pflanzen sind oder ob die Mutterpflanze ebenfalls bei uns in Wäldern entstanden? vermögen wir nicht zu sagen. Man behauptet wenigstens forstlicherseits, dass eine Pyramiden-Eiche auch in einem Walde Thüringens gefunden worden sei. Interessant ist, dass diese merkwürdige Sommer-Eiche im Wuchse der Italieni- schen Pappel oder der Cypresse zum Theil aus Sa- men sich wieder fortpflanzt. Von einem prächtigen 60 Fuss hohen Baume der Pyramiden-Eiche in Wör- litz bei Dessau werden alljährlich nicht wenig Pflanzen aus Samen erzogen. 4. Mit der näheren Bezeichnung horizontalis hat der Direktor des Parkes in Muskau, Petzold, eine Eiche in Kultur, welche bis jetzt nur 5 Fuss 34" vor hoch geworden ist. Die Aeste entspringen ziemlich aus einem Punkte und breiten sich nach allen Sei- ten hin schirmförmig aus. Aechte Trauer-Eichen, wo die Aeste und Zweige überhängen, gibt es zwar, sind aber wenig verbreitet. 5. Im Odenwalde und Wäldern Deutschlands haben bisweilen eine Sommer-Eiche gesehen, welche strauchartig blieb. Einzelne Aeste waren ausgetrieben, welche sich bis zur Erde senkten und daselbst sich weiter ausbrei- teten. Diese Eiche ist schon vor länger als 60 Jah- ren von Bose in Frankreich beobachtet und unter dem Namen Qu. viminalis beschrieben worden. 6. Der bekannte Forstmeister Bechstein hat unter dem Namen Qu. hybrida einen vermeintlichen Blendling der Sommer- und Winter-Eiche beschrie- ben, wo die Früchte, wie bei der Winter-Eiche, fast knäuelförmig sich an einem verkürzten allgemeinen Stiele befanden, die Blätter sich aber von denen der sonst hier und da in wir Sommer - Eiche nicht unterschieden. Dergleichen Eichen haben wir ebenfalls bisweilen gefunden; ausserdem hat aber unser verehrter Freund, Garten- direktor Hentze in Kassel, uns reiehliches Material solcher Eichen zur Verfügung gestellt. Wir halten unsererseits dergleichen Bäume nicht für Blendlinge, sondern für einfache Formen. (Fortsetzung folgt.) Die Feinde des Spargels. In Nr. 45 und 46 d. J. der „Annalen der Land- wirthschaft in den Königl. preussischen Staaten“ ver- öffentlieht Hr. Dr. Birnbaum einen Artikel über den Spargelbau im Grossen, wobei derselbe beson- ders auf die ausgedehnte Kultur dieses Gemüses in der nächsten Umgebung der Stadt Braunschweig hin- weist und Näheres die daselbst begründete „Aktien - Spargelbau - Gesellschaft zu Braunschweig“ mittheilt. Solche Aktiengesellschaften wären auch gewiss an manchen andern Orten mit Vortheil zu errichten, da wir aber heute einen andern Gegenstand näher berühren wollen, so verweisen wir alle sich dafür Interessirenden aul den erwähnten Artikel und auf das bei H. Sievers & Co. in Braunschweig 1869 gedruckte Gesellschafts-Statut. Dr. Birnbaum kommt, nachdem die in Braunschweig übliche Kulturmethode beschrieben hat, auch auf die Feinde des Spargels zu sprechen und führt ausser den Engerlingen besonders den Spar- selkäfer und einen Pilz an. Ausserdem hätten, wie wir hier gleich erwähnen wollen, noch die an eini- sen Orten mitunter schädliche Gemüsewanze, Stra- chia oleracea L. und die Sauerampfer-Blattlaus, über er Aphis rumieis L., genannt werden können, Strachia oleracea ist der bekannten Baumwanze ähnlich, aber kleiner, nur 6%, mm. lang, meist blau oder grün, glänzend; der Rand des Halsschildes, so wie eine Linie in der Mitte des letzteren, desgleichen die Spitze des Schildehens und zuweilen auch 2 Randflecken desselben sind beim Männchen weiss, beim Weib- chen blutroth; eben so ist der Rand der Flügeldecken und ein Flecken am Innenwinkel derselben gezeich- net. Aphis rumieis ist 2 mm. lang, hoch gewölbt, dunkelroth oder schwarz, jederseits mit einer Reihe Punkte versehen. Die Verheerungen, welche die Spargelkäfer, Lema asparagi L. (mit gelblichen Flügeldecken und rothem Halsschilde; ausserdem auch Lema 12-punctata L. mit rothen Flügeldecken) anstilten, sagt Dr. Birn- baum, geschehen nicht allein durch den Käfer, son- dern ganz vorzugsweise -durch dessen Larve. Der Käfer benagt das Kraut und legt seine Eier an die saftigen jungen Theile der Stengel und des Krautes. Die auskriechenden Larven zerstören die von ihnen angegriffenen Pflanzentheile gänzlich. Das einzige Mittel, diesen Verheerungen Einhalt zu thun, ist das Absuchen und Zerdrücken der punktirten Käfer, be- vor sie Eier legten, und das Zerstören ihrer Brut. Beim Absammeln muss man vorsichtig zu Werke sehen, denn die Käfer fallen bei der geringsten Be- wegung ab und verbergen sich in der Erde; doch sehr bald kriechen sie an einer anderen Pflanze in die Höhe und setzen daselbst ihre Eier ab oder fres- sen weiter. Da die Singvögel uns am erfolgreich- sten bei der Bekämpfung des Ungeziefers beistehen, so sollte man sie hegen und pflegen, wo man nur kann. Die durch Pilze herbeigefühite Krankheit beginnt gewöhnlich Anfang August. Zunächst zeigen sich auf den Stengeln oder dem Kraute kleine dunkel- braune Fleckchen, die sich, rasch fortschreitend, in einigen Tagen zu einer Länge von !/, bis Y, Cen- timeter erweitern und endlich eine intensiv dunkle Färbung annehmen; die Flecken sind von der zer- platzten Oberhaut des Stengels umgeben und etwas aufgetrieben. Beim genauen Untersuchen finden sich in diesen länglichen Lagern unter der Oberhaut des Spargels kleine, staubartige Sporen; dieselben häufen sich hier so an, dass alsbald die Oberhaut zerplatzt und die Sporen nach aussen treten. Diese Erschei- nung ist der des Fleckenrostes nicht unähnlich; wir wollen jedoch nicht behaupten, dass er es in diesem Falle ist. Natürlich hat diese Störung an den ober- irdischen Theilen der Pflanze auch einen ungünsti- gen Einfluss auf die Wurzel derselben, die Pflanze stirbt in Folge der Verletzung vorzeitig ab, die Wur- zel entwickelt sich nicht genügend und im kommen- den Frühjahre ist der Ertrag geringer. In Folge dieses Artikels gab dann Prof. Kühn in Nr. 52 der Annalen eine genaue Beschreibung der Entwickelung des Pilzes, wobei er am Schluss auch noch auf einen weiteren Feind, die Spargelfliege, Ortalis fuminans, Meigen, aufmerksam macht. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes glauben wir den Artikel des Herrn Prof. Kühn wörtlich mit- theilen zu sollen und möchten wir namentlich das darin empfohlene Verbrennen des Spargelstrohes zur Bekämpfung des Pilzes dringend anrathen. Prof. Kühn schreibt: .. . Diese Pilzkrankheit des Spargels wird durch eine Rostart, den Spargelrost, Puceinia Aspa- ragi De &. hervorgerufen. Die schwarzbraunen Flecke, welche Dr. Birnbaum treffend charakteri- sirt, und die nicht selten in ungemein grosser Zahl im Herbste an den Spargelstengeln und an deren Verzweigungen auftreten, stellen den Höhepunkt in der alljährliehen Entwickelung des Parasiten dar. Mit ihrer Ausbildung schliesst eine Reihe von Wan- delungen ab, die den Parasiten in so abweichenden Formen erscheinen lassen, dass jede einzelne der- selben früher als eine besondere Pilzart beschrieben wurde. Untersucht man jene intensiv dunkel ge- färbten Flecke näher, so findet man, dass ihre Ober- fläche von einer kleinen Schicht dicht an einander sedrängter, zweizelliger Körperchen gebildet wird, welche unter dem Mikroskop rothbraun erscheinen. Sie sind von länglicher Form, an der Spitze meistens stumpf, selten zugespitzt, in der Mitte wenig ein- seschnürt und an der Basis mit einem langen, eckigen, ungefärbten Stiele versehen. Diese zweilächerigen, sestielten Körper sind Fortpflanzungsorgane oder Sporen des Pilzes, und zwar sind es diejenigen Fortpflanzungsorgane desselben, welche die Funktion haben, nach ihrer Ueberwinterung im unveränderten Zustande seine Entwickelung im folgenden Jahre zu vermitteln. Dieselben werden deshalb Dauersporen oder Wintersporen genannt. Sie lösen sich nicht von ihrer Unterlage, bleiben daher über Winter an dem Stroh des Spargels. Hier, an dem Oıte ihrer Entstehung, keimen sie auch im folgenden Jahre, wenn höhere Temperatur und genügende Feuchtig- keit ihre Entwickelung begünstigt. Es bildet dabei jedes einzelne Fach der Sporen einen kurzen, ziem- lich dieken, durch Querwände getheilten Keimschlauch, der seitlich auf kleinen Stielchen bis vier ungefärbte, rundliche Zellen erzeugt. Diese stellen eine besondere Form von Fortpflanzungsorganen dar und werden Sporidien genannt. Dieselben trennen sich nach völliger Ausbildung ab und fallen auf den Boden oder werden durch den Wind zerstreut. Finden sie genügende Feuchtigkeit, so wachsen sie zu einem dünnen Keimfaden aus, der bei ungeeigneter Unter- lage bald abstirbt. Gelangt ein solches Sporidium aber auf einen Spargeltrieb, dann dringt der Keim- faden desselben durch die Membran in eine Ober- hautzelle, gewinnt hier einen grösseren Durchmesser und bildet Verzweigungen, welche, nach innen vor- dringend, in den Zwischenzellgängen des benach- barten Gewebes sich verbreiten. Das so entstandene Fadengewebe oder Mycelium des Parasiten erlangt jedoch nur eine beschränkte räumliche Ausdehnung, nur eine mehr oder weniger grosse Partie des Zell- gewebes der Nährpflanze wird von ihm umstrickt. Diese den Parasiten bergende Stelle der Spargel- pflanze erscheint bald dem blossen Auge als ein gelblich gefärbter Fleck, auf dem nach kurzer Zeit zunächst orangefarbene, punktförmige Erhabenheiten und dann grössere Pustelehen entstehen, die sich zu kleinen Schüsselchen oder Becherchen öffnen. In diesem Entwickelungsstadium stellt der Parasit einen Schüsselrost, ein Aecidium dar und ward auch von dem Botaniker Lasch als eine besondere Aıt dieser Pilzgattung, als Aecidium Asparagi be- schrieben. Jene punktförmigen Erhabenheiten sind die sogenannten Spermogonien, welche immer in Begleitung der Aecidien auftreten und in ihrem Innern kleine, eigenthümliche Körperchen, die Sper- matien erzeugen; die kleinen Schüsselchen oder Becherchen dagegen stellten die eigentlichen Ae- eidienfrüchte dar. Diese sind dicht mit reihenweis gebildeten Fortpflanzungsorganen, den Aecidien- sporen, gefüllt. Die Hülle der Becherchen hat einen aufgerichteten, unregelmässig gezahnten Rand; die Sporen sind einzellig, von nicht ganz regelmässig rundlicher Form, zartwandig gelber Farbe. Sie treten bei ihrer Reife aus den Becherchen aus und werden vom Winde zerstreut. Gelangen sie wieder auf eine Spargelpflanze und ist die Witterung ihrer Keimung günstig, dann treiben sie einen mehr oder weniger gebogenen Keim- schlauch, der durch eine von ihm erreichte Spalt- öffnung in die darunter liegende Athemhöhle ein- dringt und hier sich verzweigt. und von lichtorange- Die in die Zwischen- zellgänge des benachbarten Gewebes eindringenden Verzweigungen stellen nun wiederum ein mässig weit verbreitetes Mycelium des Parasiten dar, das eine Verfärbung der heimgesuchten Stelle hervorruft. Aus diesem Mycelium bilden sich aber nicht wieder Spermogonien und Aecidien, sondern es entsteht durch dasselbe eine neue Sporenform. Unmittelbar 270 unter der Öberhaut verstricken sich die Mycelien- fäden zu einem dichtgewebten Polster, auf dem Fa- denenden sich emporrichten, welche an ihrer Spitze die neuen Fortpflanzungsorgane erzeugen. Mit Er- zeugung der letzteren wird die Oberhaut an der be- fallenen Stelle gesprengt, nach völliger Reife lösen sich die neugebildeten Sporen von den Fadenenden oder Basidien, an welchen sie erzeugt wurden, ab und quellen in Menge als eigentlicher „Roststaub“ an der aufgerissenen Oberhautstelle hervor. Der Pilz stellt in diesem Stadium eine Form vor, welehe mit der Pilzgattung Uredo übereinstimmt und wurde auch früher als eine besondere Art derselben, als Uredo Asparagi von Lasch beschrieben. Jetzt weiss man, dass alle früher für selbstständige Arten angesehenen Formen der Gattung Uredo nur be- stimmte Entwickelungsstadien der Rostpilze darstellen, und so zeigt auch eine genauere Untersuchung die Zusammengehörigkeit von Uredo Asparagi und Puc- einia Asparagi. Die Uredosporen des Spargel- rostes sind von lichtgelbbräunlicher Farbe, diekwan- dig, einzellig und von rundlicher Gestalt. Sie keimen bei günstiger Witterung sehr leicht und bilden lange, verzweigte Keimschläuche. Gelangen sie auf grüne Theile einer Spargelpflanze, so dringen die Keim- schläuche durch die Spaltöffnungen in das Innere derselben und erzeugen hier wiederum ein Myce- lium, das zunächst stets auf’s Neue Uredosporen pro- dueirt. Da nun diese in grosser Menge gebildet werden, sehr leicht keimen und bald auf’s Neue entstehen, so erklärt sich die oft ausserordentliche Verbreitung und das massenhafte Auftreten des Spargelrostes recht wohl. Der Zeit ihrer Entwicke- lung entsprechend werden die Uredosporen auch wohl Sommersporen genannt. Während die Aeci- dien die Neubildung des Rostes im Frühjahre ver- mitteln, ist es die Funktion der Uredosporen, seine massenhafte Verbreitung im Hochsommer und be- sinnenden Herbste zu bewirken. Später hört ihre Neubildung auf. An denselben Stellen nun aber, wo die Uredosporen erzeugt wurden, entstehen nach einiger Zeit die oben beschriebenen zweifächerigen Wintersporen oder Puceiniensporen, welche erst im nächsten Frühjahre keimen und die Rostbildung von einem Jahre in das andere zu übertragen haben. Mit ihrer Entstehung nehmen die anfangs licht ocker- farbigen Rostfleeke jenes tiefschwarzbraune Ansehen an, welches die befallenen Stellen des Spargelstrohes im Spätherbste zeigt. — Obgleich die Puceinien- sporen in grösster Menge erst gegen den Herbst hin gebildet werden, so kann man den Beginn ihres Auf- tretens doch schon im Monat Juli constatiren. Zu dieser Zeit hat zuweilen die Bildung von Aeeidien noch nicht ganz ihren Abschluss erreicht; man kann dann, wie ich es selbst wahrgenommen habe, an ein und demselben Spargelstengel alle Entwickelungs- formen des Parasiten: Spermogonien, Aecidien, Ure- dosporen und Puceiniensporen beisammen vorfinden. Bald jedoch vertrocknen nun auch die letzten Reste der Aecidien und im August und September sind lediglich Uredo- und Puceiniensporen zu finden; im Spätherbst sind nur noch die letzteren vorhanden, um zu überwintern und den Kreislauf der Entwicke- lung im nächsten Jahre durch Bildung ihrer Spori- dien auf’s Neue zu eröffnen. Aus der Entwickelungsgeschichte dieses Schma- rotzers ergeben sich die Maassnahmen zu seiner Be- kämpfung. Es wird seine Neubildung im folgenden Jahre um so mehr beschränkt werden, je vollkom- mener es gelingt, die Puceiniensporen im Herbst zu vernichten. Man schneide die absterbenden Spargel- stengel dieht am Boden ab, verhüte ein Abbrechen und Verstreuen der mit Rost behafteten Aestchen und bewahre das Spargelkräutig an einem trockenen Orte auf, um es zur Feuerung zu benutzen, oder verbrenne das Spargelstroh schon auf dem Felde. Man beachte ferner das erste Auftreten der Aecidien und schneide, ehe die Aecidiensporen reifen, die damit behafteten Stengel rechtzeitig ab. — Dagegen ist eine Verwendung des Spargelstrohes zum Aus- breiten auf die Spargelfelder, wie sie nach den Mit- theilungen von Dr. Birnbaum in der Umgegend von Braunschweig zum Theil in Ausführung kommt, nicht zu empfehlen. Wenn auch das Stroh mit Bo- den beworfen wird, so gelangen doch bei der Früh- jahrs - Bearbeitung einzelne Theile des verrotteten Strohes und damit Puceiniensporen nach oben, die einer reichen, erneuten Rostbildung sicher Vorschub leisten werden. — Je mehr der Spargelbau in einer Oertlichkeit sich ausbreitet, um so wichtiger wird es, rechtzeitig die Bekämpfung der Feinde desselben ins Auge zu fassen; ihre Vermehrung geschieht sonst in immer steigendem Verhältniss. Bei den thierischen Feinden ist in den Schmarotzerkerfen (Iehneumoniden) derselben doch noch eime Gegenwirkung gegeben, die Ausbreitung der Pilzparasiten findet eine solche beschränkende Einwirkung nicht. Corda, einer der ausgezeichnetsten Beobachter der Pilze, bezeichnet in dem 1840 edirten vierten Bande seiner Icones fungorum den Spargelrost noch als „selten“ — jetzt ist er wohl überall häufig, wo Spargelbau in einiger Ausdehnung betrieben wird. In der Umgegend von Halle tritt er alljährlich in Menge auf, namentlich auf den zahlreichen Spargelfeldern der Fluren von Die- 271 mitz und Heideburg. Auch in Thüringen ist dieser Parasit nach brieflicher Mittheilung des Herrn Dr. Fleischhack in Armstadt erheblich verbreitet und der Mykolog Fuckel zu Oestrich in Nassau be- zeichnet ihn in dem 1863 edirten 4. Fase. seiner Fungi rhenani ebenfalls als häufig. — Da dieser Pa- rasit nur die Spargelpflanze bewohnt, so ist seine Bekämpfung eine erleichterte; konsequente An- wendung der eben empfohlenen Maassnahmen wird die Häufigkeit seines Auftretens mit Sicherheit be- schränken. Den von Herrn Dr. Birnbaum genannten thie- rischen Feinden des Spargels möchte ich noch einen anfügen, der namentlich den jungen Spargelanlagen verderblich wird. Es ist dies die Made der Spar- selfliege, Ortalis fuminans Meigen, welche in hiesiger Gegend und wahrscheinlich auch ander- wärts zuweilen so häufig auftritt, dass nur wenige Pflanzen einer Anlage gänzlich verschont bleiben. Da die bereits im April erscheinende Fliege bis gegen Ende Mai ihr Brutgeschäft beendigt, so kann sie auf älteren Spargelfeldern nur die vereinzelt aufge- schossten Triebe heimsuchen, auf jüngeren Anlagen dagegen, auf denen der Spargel noch nicht gestochen wird, bietet sich ihr für das Ablegen der Eier an die Köpfe des eben hervorsprossenden Spargels reiche Gelegenheit. Die auskriechenden Larven dringen bald in den Stengel ein und nagen abwärts gehende Gänge aus, die theils gerade hinabsteigen, theils seitlich gewendet und gebogen sind. Diese Gänge durchsetzen alle Gewebtheile des Stengels, am häufigsten jedoch finden sie sich im Marke, das bei Anwesenheit vieler Larven ganz in braunes Wurmmehl umgewandelt wird. Die oft sehr zahl- reichen Gänge erstrecken sich bis zur Basis des Stengels, also bis zur Ansatzstelle desselben an der Grundachse; in letztere selbst dringen die Larven nicht ein. Häufig findet man die erwachsenen Lar- ven an dem untersten Ende des Ganges, mit dem Mundende abwärts gerichtet; in anderen Fällen sieht man sie mehr aufwärts im Gange und dann in der Regel in entgegengesetzter Lage. Diese Maden der Spargelfliege sind von gelblich-weisser Farbe, haben eine glatte, glänzende Oberfläche und eine walzen- kurz vor förmige, nur dem Mundende etwas ver- jJüngte Gestalt. An letzterem befinden sich zwei schwarze Nagehaken. Besonders charakteristisch ist die Beschaffenheit des Hinterendes. Dasselbe schliesst mit einer genau in der Achse des Körpers liegenden runden, schwarz gefärbten, etwas ausge- tieften Platte ab, auf welcher sich zwei kleine, dicht neben einander gegen den Rand hin stehende, ge- | | bogene hornartige Gebilde erheben. Juni findet man die Maden schon zum Theil aus- gewachsen in Gängen, die bereits die Basis des Stengels erreichten; doch kommen zu derselben Zeit auch noch jüngere, erst halberwachsene Exemplare vor, deren Gänge minder tief sich erstrecken. So Gegen Mitte fand ich am 13. Juni d. J. in ein und demselben Spargelstengel Maden, deren Länge 10 mm. und selbst noch etwas darüber betrug, bei 2 mm. gröss- ter Körperbreite und 1 mm. Breite der schwarzen Stelle am Hinterende, während andere nur 8 mm. und die kleinste nur 6 mm. Länge zeigten. Bei letzterer war die Körperbreite 1 mm., die Breite der schwarzen Stelle am Hinterende gleich 0,5 mm. — Die Verpuppung der ältesten Larven beginnt von Mitte Juni ab. Die Puppen sind nicht völlig gleicher Länge; es beträgt dieselbe 7—7,5 mm., bei 2,5 mm. srösster Breite. Sie sind an der Rückenseite gewölbt, daher in der Mitte am breitesten. Ihre Farbe ist gselbbraun, an der Spitze des Kopfendes dunkelbraun. Am Hinterende sind sie mit einem kreisrunden schwarzen Flecke versehen, auf dem seitlich eine gleichfalls schwarz gefärbte Erhabenheit mit zwei kleinen Hörnchen sich vorfindet. Die Puppen über- wintern, und erst im April des folgenden Jahres kommt die Fliege aus ihnen hervor. Die von diesen Fliegenmaden heimgesuchten Stengel sind häufig missgebildet und verbogen, es kommen jedoch die Maden auch in Stengeln vor, welche derartige Er- scheinungen nicht zeigen. Immer aber leidet die Lebensthätigkeit der Pflanze durch diese Schmarotzer; die Ernährung des Grundstockes ist eine minder vollkommene, derselbe entwickelt sich weniger kräl- tig, die spätere Nutzung wird dadurch beeinträchtigt. Es ist deshalb zu rathen, bei Neuanlagen, welche erbeblich durch die Fliegenlarven heimgesucht wur- den, in den ersten zwei Jahren, in welchen das Stechen des Spargels beginnt, schonend zu verfahren, so dass man von Anfang Juni an mit dem Stechen aufhört. Dann ist die Gefahr, welche durch die Fliege droht, vorüber und die Anlage kräftigt sich durch die frühzeitigen aufschiessenden Stengel noch in den ersten Jahren der Nutzung, wenn sie nament- lich dabei durch recht kräftige Düngung unterstützt wird. — Es empfiehlt sich ferner, bis Ende Mai auch auf älteren Spargelfeldern alle beim Stechen übersehenen Stengel bald nach dem Aufschiessen dicht am Boden abzuschneiden, so dass auf den ge- nutzten Feldern die Maden nirgends zur vollen Ent- wickelung gelangen können. Bei den jungen An- lagen lä$st sich wenigstens einigermassen für die Vertilgung dieses Feindes dadurch wirken, dass man 272 die heimgesuchten Stengel tief absticht, solald sie segen den Herbst hin abzuwelken beginnen. Ein radikales Mittel ist dies Verfahren freilich nicht, weil die Puppen meist sehr tief im Stengel sitzen und man sich hüten muss, den Grundstock zu beschädi- sen. Da nun ausserdem die Stengel durch den Ma- denfrass sehr morsch geworden sind, so verbleibt meist eine grössere Zahl von Puppen in der Tiefe zurück. Immerhin kann dadurch einigermassen die Vermehrung der Spargelfliege gehemmt werden, die wichtigste Massnahme bleibt jedoch — nicht zur Verhütung des Uebels, wohl aber zur Beschränkung der Folgen desselben — pflegliche Behandlung in den ersten Nutzungsjahren, unterstützt durch recht kräftige Düngung. Das frühzeitige Treiben und Blühen unserer Kulturgewächse, (Schluss.) Man nennt dergleichen Pflanzen zweijährige oder bienne. Sie sind es hauptsächlich, welche im Herbste reichlich mit Reservestoffen versehen werden und daher auch am Meisten sich eignen, für Menschen und für das Vieh zur Nahrung zu dienen. Schon vor vielen Jahrtausenden hatte man dieses gewusst und bei der zunehmenden Bevölkerung behufs der | Kultur hauptsächlich auf sie seine Aufmerksamkeit gewendet. Man vervollkommnete eine Anzahl von solehen zweijährigen Pflanzen in der Weise, wie be- reits schon im Allgemeinen mitgetheilt ist und erhielt | damit eine Reihe von Kulturpflanzen, welche uns jetzt unentbehrlich geworden sind. Wie weit man es hier in der Massen-Erzeugung von Reserve- oder Nahrungsstoffen gebracht hat, zeigen unsere heutigen Mohrrüben, Runkeln u. s. w. Wenn man die Wur- zeln von wilden Pflanzen untersucht und mit denen von kultivirten vergleicht, so möchte man geneigt sein, zwei ganz verschiedene Pflanzen vor sich zu haben. Es kommt hier noch dazu, dass Mohrrüben und Runkeln bei uns einjährige Pflanzen sind, in milderen Klimaten sich aber meist zweijährig ver- halten. Dort und nicht bei uns, mag auch die Um- bildung der wilden Pflanze mit der holzigen Wurzel in die mit einer fleischigen geschehen sein. Nach dem, was wir aus dem Leben der Pflanze mitgetheilt haben, wird es nun auch möglich, die wahrscheinlichen Gründe anzugeben, welche im vo- rigen Herbste das früh- und unzeitige Austreiben der ı servestoffe zu verhindern, haben, Mohrrüben und Runkeln veranlassten. Zwischen der Zeit ihrer Vegetation und ihrer Samenbildung be- dürfen die genannten Pflanzen eine Zeit der Ruhe, die ihnen durch den Winter geboten wird. In dieser Ruhezeit haben sie die meisten Nahrungsstoffe und werden vom Menschen als Nahrung benutzt. Wäh- rend der wärmeren Juni- und Julitage wurde von Seiten der Pflanzen nur für das Erkräftigen der ein- zelnen Individuen gesorgt. Die Bildung ihrer Reserve- stoffe geschieht dagegen gewöhnlich hauptsächlich erst im Spätsommer und im Herbste. Im vorigen Jahre waren die Witterungsverhält- nisse, wie anfangs mitgetheilt ist, nicht wie gewöhn- lich. Der Frühling war kurz. Feuchte Witterung trat schon im Juni ein und dauerte fast bis zur Hälfte des August. In dessen Folge begannen die Mohrrüben- und Runkelpflanzen zur Einbringung der Reservestoffe ihre Thätigkeit weit früher und beendeten sie, als grosse Hitze und Trockenheit in der zweiten Hälfte des August eintrat. Mit dieser ı Zeit wurden wegen Mangel der nöthigen Feuchtigkeit keine Reservestoffe gebildet. Damit war das erste Stadium der Pflanze abgeschlossen. Die Ruhe, welche sonst nur im Winter stattfindet, war bereits in der Mitte August eingetreten. Als im Spätherbste wie- derum Feuchtigkeit eintrat, so war es ganz natürlich, dass viele Mohrrüben und Runkeln ihre zweite Ve- getation, die der Samenbildung, begannen und da- mit die Reservestofle veranlassten, aus ihren Maga- zinen herauszutreten. Dadurch wurden Mohrrüben und Runkeln, wie gleich anfangs gesagt, als Nahrung für Menschen und Vieh unbrauchbar und der Land- wirth erhielt durch das Austreiben genannter Wur- Schaden. Das Abbrechen der das Verbrauchen der Re- das Einzige, was man thun kann, mehr oder weniger werden aber doch die Wurzeln bereits Verlust an Nahrungsstoff gehabt abgesehen davon, dass bei fortdauernder Feuchtigkeit neue Knospen austreiben, die man wieder abbrechen muss. Gartenbau - Ausstellungen. In Bamberg vom 15.—17. Sept. Anmeldungen bei Hrn. Sekretär Th. Gabler. — In Wirietzen a. O. vom 15.—17. Sept. Anmeldungen bis zum 8. Sept. bei Hrn. Rektor E. Gentz. — In Lübeck vom 26.—29. Sept. (im Tivoli). Anmeldungen bis zum 16. Sept. zeln einen Triebe grossen ist zwar, um | bei Hrn. Dr. Friedrich Grube, Stadtmauer beim Mühlen - thor Nr. 736. | Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15 _ Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. Berlin, den No. 35. 31. August. Pflanzenkunde VII. . . 1. Die beiden deutschen Eichen. Eine monographische Skizze. (Fortsetzung.) 7. Eine eigenthümliche Form entstand im Jahre 1820 in einer englischen Baumschule zu Waterford und erhielt nach ihren Besitzern, Fennessay and Son, den Namen Qu. Fennessi. Die Blätter sind deutlich gestielt und haben eine in die Länge ge- zogene und oft vielfach geschlitzte Form, weshalb der berühmte englische Baumzüchter Loddiges ihr auch den Namen Ou. laciniata gab. Da an einem und demselben Exemplare die Blätter verschiedene Gestalt besitzen, bald fiederspaltig, bald fast ganzrandig und weidenartig sind, so wurde sie auch Qu. heterophylla, oder wohl auch, wenn die letzteren vorherrschten, Ou. salieifolia genannt. Interessant ist es, dass die Form mit vorherrschend meist eine fiederspaltigen Blättern schon vor ein Paar Jahr- hunderten im einem Walde bei Jena aufgelunden wurde. Auch Bechstein hat sie später in Thürin- ven beobachtet und als Qu. rosacea bezeichnet. Bisweilen sind die langgestreckten Blätter am Rande vorherrschend ausgeschweilt oder leierförmig. In diesem Falle hat man sie Qu. Iyrata genannt, im ersteren hingegen, besonders wenn sie ausser- dem noch sehr in die Länge gezogen sind, Qu. as- plenifolia. Von ihr sowohl, wie von der oben genannten Qu. salieifolia hat man auch Formen mit überhängenden Aesten und Zweigen und bringt sie [ mit der näheren Bezeichnung pendula in den Han- del. Endlieh ist noch einer Form, die den Namen Qu. disseeta führt, zu gedenken, wo die Blätter am Rande ungleich-eingeschnitten oder ungleich- fiederspaltig sind. 8. Es bleiben noch die buntblättrigen Formen zu erwähnen übrig. Die mit gelb- oder weiss-um- säumten Blättern (foliis aureo- oder argenteo-varie- gatis) sind weniger beliebt, als die, welche durch- aus gelb oder durchaus rothbraun gefärbt erscheinen. Formen mit den ersteren wurden früher schon als Ou. aurea in dem Handel geführt, neuerdings hat man aber von Belgien aus eine Form als Qu. Con- eordia wo, möchte der That sagen, die ganze buschig- und kleinbleibende Pflanze verbreitet, man in eine schöne goldgelbe Farbe besitzt. Unter den Formen mit rothbraunen Blättern gibt es in Betreff der Intensität der Färbung verschiedene Nuaneirungen, welche aber bisweilen an einem und demselben Exemplare vorkommen und eine scharfe Unterscheidung illusorisch machen. Im Handel füh- ren Sie foliis atropurpureis und eupreis, atrosanguinea,nigricans und selbst Endlich der Form mit selb- und weiss-gestreiften Namen Qu. trieolor führt. die Namen: wir noch Blättern, nigra. gedenken welche den I. Die Winter-Eiche (Quereus sessiliflora Salish.) Blätter deutlich gestielt, ohne ohrähnliche An- hängsel an der Basis, in der Mitte oder wenig ober- 35 ' 274 halb derselben am breitesten, jung grün hervor- kommend, meist auch auf der Unterfläche unbehaart, in der Regel auf jeder Seite 5 durch schmale und olt spitze Buchten getrennte Abschnitte; Blattstiel gelb; Griffel deutlich entwickelt, aus der Fruchtschale hervorragend, mit 3 kurzen Narben; einem sehr kurzen Stiele sitzend. Den Namen Winter-Eiche hat dieser Baum walır- scheinlich deshalb erhalten, weil die Blätter normal „etwäs später abfallen, als bei der Sommer-Eiche, meist aber durch plötzlich eintretenden Frost in der Ausbildung des Gliedes, durch das sie sich lösen, in der Ablösung verhindert werden, so dass sie olt den ganzen Winter hindurch hängen bleiben und erst im Frühjahre, durch andere Einflüsse bedingt, abfallen. Wenn wir aber schon im September einen Frost erhalten, der die Blätter vor der Ausbildung des genannten Gliedes tödtet, so bleiben diese auch bei der Sommer-Eiche und anderen Bäumen noch lange Zeit in den Winter hinein hängen. Es ist allgemeinen sedrängt demnach keineswegs ein sicheres Merkmal, um die Winter- von der Somimer-Eiche zu den, die Blätter im Winter noch hängen. unterschei- wenn am Baume Wie die Sommer-Eiche zahlreiche Formen bildet, so nicht weniger die Winter-Eiche. Die meisten Formen und Abarten beziehen sich aber nur auf die Verschiedenheit und Färbung der Blätter. Eine Form mit überhängenden Aesten habe ich als pendula nur in Angers gesehen. Wir wollen nun versuchen, die Leser der Wochenschrift mit den hauptsächlich- sten übrigen Formen der Winter-Eiche vertraut zu machen. 1. Als Qu. Falkenbergensis ist vor einigen und 20 Jahren eine Winter-Eiche durch die Flott- becker Baumschulen in den Handel gekommen, welche in einem Walde bei Falkenberg im Hannover’schen aufgefunden wurde. Mag sie damals in der That in einigen Stücken von der Hauptart abgewichen sein, im Verlaufe der Kultur ist sie aber wieder zurück- Was sich jetzt unter diesem Namen im Handel befindet, unterscheidet sich von der Haupt- art gar nicht. 2. Qu. Hartwissiana der Krim und wurde von Steven zu Ehren des Direktors des kaiserlichen Gartens in Nikita in der Krim genannt. gegangen. wächst in Wir haben sie im Vaterlande gesehen und in ihrem äusseren Ansehen keinen Unterschied von der, wie sie bei uns in Wäldern wächst, gefunden. Nur die Blätter der Unterfläche etwas behaart. Eigenthümlich ist der Abart aber, dass die Früchte waren auf Früchte auf meist einzeln auf nieht kurzen Stielen im Winkel der Blätter stehen. 3. Hin und wieder findet man in Wäldern, auch bei uns, noch mehr aber im Süden, Winter-Eichen, wo der allgemeine Fruchtstiel ziemlich gestreckt ist, so dass er ganz das Ansehen derer bei der Sommer- Eiche besitzt. Schon Bechstein hat dergleichen Bäume gefunden und beschrieb sie unter dem Na- men Qu. decipiens. Er hielt sie für Blendlinge mit Qu. Robur. Nach unserer Ansicht sind sie aber ebenso wenig wie die Sommer-Eichen mit ziemlich gedrängt stehenden und sitzenden Früchten, von de- nen wir bereits gesprochen, aus einer Kreuzung hervorgegangen, sondern sie stellen einfache For- men dar. 4. Qu. conglomerata hat Persoon eine Winter-Eiche genannt, wo die Eicheln in etwas grös- serer Anzahl bei einander dicht gedrängt sitzen und wo ausserdem die Unterfläche der Blätter mehr oder weniger behaart ist. Diese eigenthümliche Eiche ist aber eben so wenig, wie mancher Botaniker glaubt, ein Blendling oder gar Verbindungsglied mit der südländischen Qu. pubescens, sondern wiederum nur Form. Dr. Schur, der sich sonst um die Flora Siebenbürgens viel Verdienste erworben hat, jetzt aber in Böhmen lebt, hat in seiner Neigung, mög- lichst viel neue Arten zu machen, aus dieser Qu, eonglomerata sogar 3 selbständige Arten gebildet, die er Qu. polycarpa, condensata und axilla- ris nennt. Qu. pallida Heufl. scheint ebenfalls hierher zu gehören und hat ihren Namen von der helleren (etwas graugrünen) Unterfläche der Blätter erhalten. 5 Eine eigenthümliche Abart, vielleicht sogar, wenn man Früchte gesehen haben wird, selbständige Art, ist in den Baumschulen als Qu. Alganista- nensis vorhanden. Dass sie wirklich aus Algani- stan, dem Lande zwischen Persien und Ostindien, stammt, möchte ich bezweifeln, da sie bei uns sehr gut aushält, was sonst mit dort einheimischen Pflan- zen nicht der Fall ist. Im äusseren Ansehen hat sie das Ansehen einer Winter-Eiche, unterscheidet sich aber wesentlich dadurch, dass die Blätter röth- lich braun aus der Knospe hervorkommen. 6. Als Qu. aurea Wierh. ist eine in Ungarn wachsende Eiche in Kultur, welche sich von der Hauptart nur dadurch unterscheidet, dass die gelbe Färbung nicht allein an den Blattstielen vorhanden ist, sondern auch auf der Mittelrippe und deren Haupt- ästen sich fortsetzt. 7. Qu. iberica Stev. haben wir im Vaterlande, den südlichen Abhängen des kaukasischen Gebirges, srosse Wälder bildend, gesehen. Da sie bei uns etwas empfindlich ist, möchte sie vielleicht, ebenfalls wie Afganistanensis, eine selbständige Art darstellen. Die etwas grösseren Blätter sind weniger tief ge- lappt und auf der Unterfläche meist weichhaarig, oft auch mit einem eigenthümliehen schwach rostfarbe- nen Schein versehen. 8. Qu. Eseulus L. steht der Qu. iberiea sehr nahe und möchte vielleicht nur eine tiefer zelappte, fast fiederspaltige Form bilden. Auch sie ist sehr empfindlich gegen unsere klimatischen Einflüsse. In den deutschen Baumschulen haben wir sie nur sehr selten gesehen, obwohl sie fast alle Verzeich- nisse aufführen. Qu. Dalechampii Ten. vermögen wir nicht zu unterscheiden. 9. Auch von der gewöhnlichen Winter - Eiche giebt es Formen mit tiefer geschlitzten, fast fieder- derspaltigen Blättern. Wild findet man sie nicht sehr selten in Frankreich, wo sie auch mit der näheren Bezeichnung laeiniata und laciniosa beschrieben wurde. Bisweilen gehen die Abschnitte bis zur Mittel- rippe. Dergleichen Formen sind als Qu. peetinata in den Hande! gebracht worden. Sind die Fieder- lappen dabei sehr schmal, sanzen Blätter aber mehr in die Länge gezogen, so haben die Eichen den Namen Qu. filiei oder eomptoniae- folia erhalten. 10. Umgekehrt sind die etwas mehr als gewöhn- lich in die Länge gezogenen Blätter am Rande bis- weilen sehr wenig gelappt. Eine solche Form ist schon früher als Qu. sublobata Kit. beschrieben, später als Qu. Geltowiensis in den Handel ge- kommen. Qu. petiolata Schur gehört hierher. Der deutsche Florist Wallroth fand eine Winter-Eiche im Harz, wo die langen Blätter nur einen wenig aus- die seschweiften Rand besassen und nannte sie Qu. mespilifolia. Durch Zufall entstand endlich eine Form in Frankreich, wo die am Rande ausgeschweif- ten Blätter besonders lang sind. Sie ist als Qu. Louetti in den Handel gekommen und vertritt die mit eben solehen Blättern versehene Sommer-Eiche, welche wir als Qu. Fennessi kennen gelernt haben, bei der Winter-Eiche. 11. Buntblättrige lormen Frankreich resp. in Metz gesehen. Eine kultiviren Simon-Louis freres daselbst unter dem Namen Qu. variabilis, eine andere führt dagegen den eigenthümlichen Namen Qu. lusitanica fol. var. haben wir nur in Zur Statistik des Obstbaues. Von Dr. L,. Wittmack. (Aus den Annalen der Landwirthschaft.) Der Wunsch nach einer genaueren Statistik des Obstbaues ist bereits zu wiederholten Malen kund gethan, allein immer ist die Sache, als zu schwierig, vertagt worden. Hauptsächlich ist es die Furcht, die erhaltenen Zahlen möchten nicht absolut richtig sein, die wohl bisher davon zurückgehalten hat; et- was absolut Vollkommenes gibt es aber nicht, und das Bessere ist überall der Feind des Guten. That- sache bleibt immer, dass man nur auf Grund von Zahlen, wenn auch selbst von nur annähernd riehti- sen, eine bessere Uebersicht über den jeweiligen Zustand der Obstkultur erlangen kann. Erst dann wird sieh positiv herausstellen, was in dieser oder jener Gegend gethan ist, und was in einer anderen noch geschehen muss. Mit dem grössten Danke ist es anzuerkennen, dass die verschiedenen Resierun- sen in den letzten Jahren ausserordentlich viel zur Hebung des Obstbaues gethan haben, es wäre aber man annehmen, mehr genug geschehen sei. Die Einsicht wirthschaftliehen Weıthe des Öbstes ist Weitem nicht in alle Kreise braucht sieh nur hören, um zu vernehmen, dass die Nachfrage nach jungen Obstbäumen noch lange nicht so gross ist, als man erwarten sollte, dass im Gegentheil viele ein Fehlschluss, wollte dass nun- von dem bei man noch sedrungen, und in grösseren Baumschulen umzu- Tausende junger Stämme noch der Käufer harren. Es hat das namentlich seinen Grund darin, man besonders in landwirthschalftlichen Kreisen den Obstbau noch zu gering achtet und speciell die An- pflanzung von Obstbäumen an Chausseen und dass Wesen aus verschiedenen Gründen nicht für passend hält. Als die wichtigsten der Bedenken gegen die- sen Anbau im Grossen werden geltend gemacht: 1) das rauhe Klima und die exponirte Lage mancher Gegenden; 2) die Sehwierigkeit der Ueberwachung; 3) die Unsicherheit und Ungleichheit der Ernten und der bei reichlichem Eıtrage sofort eintretende niediige Preis; 4) endlich die Ansicht, dass das Obst als Nahrungsmittel immerhin ein höchst untergeordneter Gegenstand sei, da man namentlich im nördlichen Deutschland einer kräftigeren Kost bedürfe. Der erste dieser Punkte ist in landwirthschalt- liehen und gärtnerischen Zeitschriften schon häufig genug widerlegt worden. Die deutschen Pomologen- versammlungen, die gärtnerischen Kongresse ete. haben wiederholt Sorten bezeichnet, welche in den rauhesten 39* N Gegenden ganz gut gedeihen, und die Märkte der ! entlerntesten Orte Ostpreussens liefern den Beweis, dass auch in dem dortigen Klima recht gutes Obst gedeiht. Bauen doch auch weit nördlichere Länder, Schweden und Norwegen, wenigstens in ihren süd- lichen und mittleren Theilen, Obst in reichlicher Menge, das sich dureh sein trefflliches Aroma, wie alle dort gebauten Früchte, noch besonders zeichnet. Der zweite Punkt, die Kostspieligkeit und Schwie- riskeit der Ueberwachung, fällt auch zum Theil fort, wenn man nur eine Sorte — wo möglich eine, die durch ihr Aeusseres nicht zu verlockend ist — in srösserer Menge baut, oder doch solche Sorten, die gleichzeitig reifen, damit der Obstpächter nicht nöthig hat, wochenlang Wache zu halten, um das Abernten vorzunehmen. Eine gleichmässige Waare in grosser Quantität findet ausserdem einen viel besseren Markt als eine Menge kleinerer Partieen in verschiedenen Sorten. — Was übrigens den etwaigen Diebstahl anbetrifft, so ist er jedenfalls nicht so gross als der Holzdiebstahl, und Niemandenm wird es doch einfallen, wegen der häufigen Holzdiebstähle keine Forsten mehr anzulegen. Die Unsicherheit der Ernten als der dritte Punkt — lässt sich begreiflicherweise nicht durch unsere Hand oder doch nur wenig abwenden. Die zu leicht eintretende Ueberproduktion und der dann zu sehr gedrückte Preis des frischen Obstes dürfen aber nicht mehr als ein so grosses Hinderniss an- gesehen werden, wenn man, wie es in Süddeutsch- land, auch in manchen Gegenden von Mittel- und Westdeutschland geschieht, das Obst besser zu nutzen versteht, mit anderen Worten, wenn man bei reichem Ertrage sich auf das Dörren des Obstes, auf die Fabrikation von Mus (Kraut), von Obstwein und Obst- essig legt, wozu jetzt durch Konstruktion guter Dar- ren und guter Pressen viel mehr Gelegenheit als früher geboten ist. Man wird dann nicht nöthig ha- ben, sein Obst zu Spottpreisen loszuschlagen, kann übrigens dasselbe ausserdem bei den jetzt so sehr erweiterten Verkehrsinitteln auch oft im frischen Zu- stande nach ferneren Gegenden gut verkaufen. Dass endlich viertens das Obst nur ein minder wichtiger Gegenstand der Volksnahrung ist, dürfte ob aus- von Jedem zugegeben werden; er aber wirklich von so ganz untergeordneter Bedeutung ist, wie Manche annehmen, dürfte doch noch sehr zu bezweifeln sein. — Da aber kommen wir wieder auf _ den Anfang zurück, es fehlt uns an einer Statistik des Obstbaues, wir wissen fast niehts über die Grösse der Produktion. wohl Kaum sollte man es glauben, dass seit den Jah- ren 1803—1805, wo Krug unter Zuhülfenahme der sogenannten Kammertabellen eine Zählung der Obst- bäume vornahm und die vorhandenen Lücken durch gewissenhafte Schätzung ausfüllte, kein einziges Mal der Versuch gemacht ist, die Zahl der Obstbäume in Preussen festzustellen. Den freundlichen Mittheilun- sen des Herrn Regierungsrathes Meitzen verdanke ich die nachstehenden Krug’schen Zahlen nebst eini- gen andern der in der Folge erwähnten. Sie sind dem kürzlich erschienenen 3. Bande des Meitzen- schen Werkes: „Der Boden und die landwirthschalt- lichen Verhältnisse des preussischen Staates“ ent- nommen. Krug berechnet die Zahl der tragbaren Obstbäume im damaligen Preussen mit 5586 Quadrat- Meilen auf 15,140,000 Stück, mithin auf 1 Quadrat- Meile 2710. — Nehmen wir an, dass sich seitdem die Zahl derselben ungefähr verdoppelt habe, ein Schluss, zu dem man nach Analogie und nach Er- wägung aller einschlagenden Verhältnisse wohl be- rechtigt sein dürfte, so ergiebt das für den jetzigen Umfang des Königreichs mit 6387 Quadratmeilen 34,617,540 oder in runder Summe 35 Millionen trag- barer Obstbäume. Rechnet man den Ertrag eines jeden Baumes durehschnittlich nur zu !/, Zentner, so beträgt dies 7 Millionen Zentner, und den Zentner im Durchschnitt der Jahre nur.zu 1 Thlr. geschätzt, erzielt einen Werth von 7 Millionen Thalern. Der Preis von 1 Thaler dar! gewiss nicht als ein zu hoher ange- sehen werden, da in Hamburg z. B. bei ganzen Kahnladungen im 10jährigen Durchschnitt 1 Thir. 15 Sgr. per 1 Zentner Hamb. (112 Pfd.) gezahlt sind, da ferner nach den Mittheilungen eines zuverlässigen Kahnschiffers der 10jährige Durchschnittseinkaufspreis in Böhmen sich für das sämmtliehe Obst auf 1Y, Thlr. pr. alten preuss. Scheffel stellte. Ein Scheffel wiegt aber selbst bei schwerem, festem Obst, z. B. Bors- dorfer Aepfeln, nur ea. 85 Pfd., bei leichterem, z. B. Hasenköpfen, nur 70—75 Pfd. — Die Preise sind im letzten Herbste wegen der schlechten Ernte so gestiegen, dass sie in Böhmen pro Scheffel 4 bis 8 Thlr., in Hamburg pro Zentner 5 Thlr. betrugen. Wurden doch die feinen Tyroler Aepfel, die zum ersten Male vorigen Winter die Schaufenster der Ber- liner Fruchtläden in grösserer Menge schmückten und sogar ganz neue Läden extra dafür erstehen liessen, en detail mit 1, 11, bis 21/, Sgr. pro Stück, selbst im Grossen mit bis 5 Thlr. pro 100 Stück bezahlt. Will man einen Staat mit Preussen vergleichen, so eignet sich wohl keiner besser dazu als Württem- Bee berg, wo die Statistik des Obstbaues wohl am besten in Deutschland durchgelührt wird. Die Zahl der (tragbaren) Obstbäume belief sich 1852 daselbst auf 4,724,102 Kernobst- und 3,223,572 Steinobststämme, in Summa 7,947,674, also fast 8 Millionen, eine Zahl, die jetzt gewiss schon be- deutend überschritten ist. Die Erträge waren im Durchsehnitt der Jahre 1852—61 an Kernobst 4,297,925 Simri oder (nach Lucas) 1,719,170 Ztr., an Steinobst 771,709 Simri, (nach Lucas) 308,684 Ztr., zusammen 2,027,854 Ztr., pr. Baum demnach durchschnittlich 1), Ztr. oder bei einer Bevölkerung von 1,778,396 Köpfen pro Kopf 1,14 Ztr. Die Gemeinde Reutlingen hatte 1860 auf 1850 Magdeb. Morgen 78,000 Obst- bäume, mithin pro Morgen 42,2. Nehmen wir den Zentner nur zu 1 Thlr., so erhalten wir als Werth des produzirten Obstes ca. 2 Millionen Thaler. Dabei ist aber nicht zu vergessen, dass das nur 354 Q.-M. umfassende Württemberg ca. 18 mal so klein als Preussen mit 6387 Q0.-M. ist, und wollte man für letzteres Land dieselben Verhältnisse anlegen, so müssten in Preussen 144 Millionen Obstbäume an- statt der angenommenen 35 Millionen stehen und der Werth des Obstes bei nur !/; Ztr. Ertrag fast 29 Millionen Thlr. betragen. (Direkt pro Kopf, be- rechnet nach württembergischem Maassstabe, würden in Preussen bei 23,043,296 Einwohnern 27,409,357 Ztr. Obst produzirt werden müssen.) Niemandem wird es einfallen, solche Anforderungen zu stellen, die Verhältnisse in Württemberg, wo die Baumfelder- wirthschaft in hohem Maasse verbreitet ist, sind ganz andere als in Preussen; immerhin wird aber zuge- geben werden müssen, dass der Unterschied zwischen dem 144 Millionen betragenden „Soll“ und dem 35 Millionen umfassenden „Haben“ ein so grosser ist, als dass nicht noch viel geschehen müsste, um das Verhältniss zu einem etwas günstigeren werden zu lassen. i Man wird sagen: Das meiste sind nur Schätzun- gen, es fehlen die positiven Zahlen. — Gut, so mö- gen denn im Nachstehenden wenigstens einige Daten segeben werden, aus denen einestheils die Bedeu- tung des Obstbaues, anderntheils auch die Hebung desselben hervorgeht. Leider findet sich nicht viel brauchbares Mate- rial; die Zollvereinslisten lassen uns fast gänzlich im Stich, da sie z. B. in Pos. 9e2 das Obst mit an- deren Gartengewächsen, essbaren Knollen, Hyazinthen- zwiebeln ete. zusauımenwerfen, so dass nicht einmal der Import und Export von Kartoffeln, die doch noch weit wichtiger sind, sich ersehen lässt. Die Zullbehörde würde wirklich der Wissenschaft wie der Praxis einen grossen Dienst leisten, wenn sie diese, wie manche andere Positionen theilen möchte. Es bleibt für unsern Zweck nur die Pos. 25p 3: getrock- netes und gebackenes Obst übrig, die begreiflicher Weise nur einen geringen Anhalt bieten kann. Es betrug (die älteren Zahlen nach Meitzen) die Einfuhr v. Backobst die Ausfuhr exel. Transit excel. Transit im 10jährigen Durch- schnitt von 1822—33 pro Jahr 30,532 Ztr. 7,338 Zitr. „. 1834—43 „ 29231. 9,325 ,„ „ 184453 „ 68,990 1233053 „. 1854—64 „ 163 15De,; 46,002 1867 za IIO-ASISER: 1868 ZPRD er 118,188 , 1869 365,741 „ 95,398 „ 1870 245,066 „, 63,606 _„, Einen gewissen Anhalt geben auch die Verla- dungstabellen der Eisenbahnen etc., welche von Herrn Reg.-Rath Meitzen mit grossem Fleisse zu- sammengetragen sind, um einmal von einem Jahre (derselbe hat aus mancherlei Gründen das Jahr 1867 gewählt) ein anschauliches Bild der Verkehrsverhält- nisse zu geben. Für unsere Zwecke genügen einige dieser Zahlen. Es wurden verladen: Berlin-Potsdam- Magdeburger Bahn Breslau - Posen- Glogauer . h Stargardt-Posen Königl. Ostbahn Oberschlesische Bahn Berlin-Anhalter Bahn Berlin-Hambur- ser Bahn An derZollgrenze gegen Oester- reich ein } Am Elbzollamt in Wittenberge singen elbab- getrockn. Obst incl. frisches 23,686 Ztr. 30,855 „. 36,355 „ 53,363 „ 80,051 „ 82,233 „ II singen 193,438 „. wärts 3 201,546 „ Bedenkt man, wie viele fleissige Hände thätig sein müssen, um diese Massen in Umlauf zu bringen, wie viele Käufer und Wiederverkäufer dabei parti- eipiren, so darf man wohl, namentlich wenn man diese Verhältnisse sich für ganz Deutschland aus- malt, den Gegenstand für nicht so untergeordnet 278 halten. Schätzt doch Th. Fontane in anziehenden Schilderungen von Werder und den Werderschen (in den Sonntagsnummern der Vossischen Zeitung, Juli 1871) den Obst-Ertrag incl. Beerenobst dieses einen Ortes nebst seinen Umgebungen auf jährlich eirca 1 Million preuss. Metzen von einem Werthe in Berlin von ea. 280,000 Thlr. — Rechnet man den Durch- schnittswerth des oben angeführten Backobstes auf nur 10 Thlr., wobei das Verhältniss des Steinobstes zum Kernobst (auf 8 Ztr. verkauftes getrocknetes Steinobst erst 2 Ztr. getrocknetes Kernobst) bereits mit berücksichtigt ist, so ergibt sich bei einer Durch- schnittssumme von ca. 250,000 Ztr. eingeführtes Backobst ein Kapital von 2,500,000 Thlr., das allein dafür ins Ausland geht und das wir uns durch reich- lichere Anpflanzung von Obstbäumen an Chausseen zum grösseren Theile erhalten könnten. Dass ausser- dem bei den jetzt so sehr entwickelten Verkehrs- mitteln auch frisches Obst ein viel weiteres Absatz- sebiet als früher findet, ist schon oben bemeiıkt worden, und wie in den letzten Jahren schon an- sehnliche Mengen frischen Obstes aus Schlesien und den angrenzenden Provinzen nach Russland gehen und wie andererseits von den unteren Elbgegenden, namentlich dem sogenannten Altenlande im Hannö- verschen, enorme Quantitäten über Hamburg ihren Weg nach England finden, wie umgekehrt bereits öfter grössere Quantitäten amerikanischer Aepfel in Hamburg zum Verkauf kamen, so dürften sich auch für andere noch manche Absatzquellen finden lassen. Gegenden Allerlei aus der Gärtnerei und Pilanzenkunde. vm. In England sind wiederum 2 Knaben durch den der rübenähnlichen Wurzeln der Oenanthe einer Pflanze aus der Familie der Umbelli- feren, die zum Glück bei uns in Deutschland nicht, desto mehr jedoch in vorkommt, vergiftet worden. Wenn Pflanze bei uns nicht wächst, so doch eine nahe Verwandte, der Wasserschierling (Cieuta virosa), auf dessen eben so giftige Eigenschaften nicht genug aufmerksam ge- Sein Name Volke: bezeichnender Genuss erocata, Grosshritanien aber auch diese macht werden kann. bei dem eiltiger Wütherich, kann nicht Auch bei dieser Pflanze ist die Wurzel am giltigsten dem Sellerie ähnlich gegessen, um Häufiger sein. und wird bisweilen, da sie riecht und schmeckt, die Folgen hervorzurufen. aus Versehen nachtheiligsten werden aber Kinder verleitet, die fleischigen, wenn auch hohlen Stengel zu geniessen. Wir haben das selbst früher einmal gesehen und zwar bei einem Handelsgärtner in Mitteldeutschland, wo ein ziemlich breiter Graben mit sehr viel Wasserschierlingpflanzen quer durch ein diesem gehöriges Grundstück führte. Zum Glück sind diese Stengel weniger giftig und das Kind hatte eben erst angefangen, in den Stengel zu beissen. In Norddeutsehland, besonders in Pommern, ist der Wasserschierling an einzelnen Stellen sehr verbreitet und man erzählte uns, dass durch den Genuss der Stengel alljährlich Vergiftungszufälle vor- kommen. Möchten doch Eigenthümer von Grund- stücken, namentlich feuchter Wiesen und Gräben, in denen Wasserschierling wächst, sich es angelegen sein lassen, diese giftige Pflanze auszurotten. In Paris hat das massenhafte Erscheinen eines mückenähnlichen Insektes, der Bibio Marei, in sofern grosses Aufsehen gemacht, als man glaubte. es sei die Folge des oberflächlichen Begrabens von Leichen während der Unglückstage im vorigen Jahre und könnte schädliche Folgen für den Gesundheitszustand der Stadt haben. Dieses Insekt, dem man im Deut- schen gewöhnlich den Namen Haarmücke gibt, ist aber eben so wenig den Menschen gefährlich. als der den Gärtnern hinlänglich bekannte Bibio hortulanus, und unterscheidet sich von diesem nur durch den schwarzen Leib, der bei eben genannter Art eine braune Farbe hat. Diese Haarmücken sind zwar den Mücken verwandt, aber harmlose Thiere, die man auch bei uns bisweilen in grosser Menge sehen Am Allerwenigsten stechen sie, wie die äch- ten Mücken. In manchen Gärtnereien in Paris hatte die Made des Bibio Marci auch in sofern die Auf- merksamkeit der Besitzer auf sich gelenkt, als sie an einzelnen Stellen massenweise vorkam, so dass man sie mit dem bekannten, hier und da plötzlich erscheinenden Heerwurme vergleichen konnte. Wahrscheinlich hat diese schwarzleibige Haar- mücke dieselbe Lebensweise, wie die gewöhnliche, deren Schaden in Gärten im Allgemeinen wohl über- trieben werden der zweiten Hälfte des April, sobald es freundliches Wetter wird, kommen diese Mücken aus ihren rundlichen Löchern in der Erde hervor. Nur wenn es sehr warm ist, fliegen sie des Abends umher, sonst sitzen sie träge an Grashalmen oder Pflanzenstengeln. Nach der Be- gattung slirbt alsbald das Männchen und sobald nach 8 bis 10 Tagen das Weibchen die Eier in die Erde gelegt hat, auch dieses. Im Juli kriechen die Maden sich von den feinen Wurzelfasern, kann. mag. In aus und nähren wie es scheint, 279 aber mehr von den eben absterbenden, als von de- nen, welche noch in voller Kraft sind. Daher ist, wie wir schon ausgesprochen haben, der Schade unbedeutend, den sie verursachen. Pet. Friedr. Bouch& behauptet jedoch dagegen, dass die ge- wöhnliche Haarmücke der Gärten (Bibio hortulanus) vielen Pflanzen, und besonders den Ranunkelknollen, von denen sie sich nährten, sehr gefährlich sein könnten und bei ihm stets grossen Schaden ange- richtet hätten. In Holland, wo man der Anzucht der Ranunkeln grosse Sorgfalt zuwendet, weiss man, wenigstens nach den uns gemachten Mittheilungen, jedoch nichts darüber und hat niemals, so sehr auch diese Haarmücke daselbst verbreitet ist, von ihr be- merkbaren Schaden gehabt. Die Art und Weise der Kultur der Kartoffel wird in Frankreich jetzt wieder vielfach debat- ti. Nach einem Berichte in dem Journal der Pariser Gartenbau-Gesellschaft (p. 265) hat ein ge- wisser Ch. Royer nach verschiedenen Richtungen hin vergleichende Kulturen angestellt. Darnach lie- fern grössere Kartoffeln der Aussaat im Allgemeinen zwar mehr Knollen, als die kleineren, geben aber, da sie in der Regel auch weiter gepflanzt werden müssen, aul einer gewissen Fläche Landes einen geringeren Ertrag als diese. Hundert Kilo z. B. gros- ser Kartoffeln zur Aussaat angewendet, geben we- niger Resultat, als eben so viel Gewicht kleiner. Koyer verlangt deshalb, dass man zur Aussaat nur -Knollen unter mittlerer Grösse nehmen solle. Zu gleicher Zeit macht er darauf aufmerksam, dass die Kartoffelpfllanze zu 2 verschiedenen Zeiten Knollen bilde, deren Ausbildung und daher auch deren Güte verschieden sei. Der erste Ansatz von Knollen ge- schieht im Frühjahre, der zweite im Hochsommer. Die Knollen der zweiten Periode müssen von der Aussaat ausgeschlossen werden. Man erkennt sie leicht an der glatten Rinde, die Oberhaut der Knol- len des ersten oder Frühlings-Ansatzes ist dagegen rissig und mehr oder weniger aufgesprungen. Wer nicht ganze Knollen legen will, sondern sie ‘zur Aussaat theilt, möge sich zuvor davon überzeu- gen, welche Seite der meist etwas zusammengedrück- ten Kartoffel bei ihrer Bildung in der Erde nach oben gelegen hat. Nur auf der oberen Seite befin- den sich die besten und kräftigsten, auf der ent- gsegengesetzten unteren hingegen die am Wenigsten ausgebildeten Augen. Royer verlangt daher, dass die Knolle nicht der Quere nach, sondern in der Weise geschnitten werde, dass die obere Hälfte mit den guten Augen zur Saat, die untere dagegen zur Fütterung benutzt werde. Ferner hat Royer ebenfalls gefunden, dass das Gipfel-Auge stets am Meisten geeignet sei, Resultate zu liefern. Wo möglich müsse man deshalb die Knospen immer so legen, dass die Gipfelknospe nach oben zu liegen komme. In den Blumenparterres des Louvre zu Paris findet man jetzt, nach Noblet in der Revue horti- ceole, die wilde weisse Wucherblume, Chrysan- themum LeucanthemumL., mit sehr gutem Erfolg an- statt des sonst üblichen Chrysanthemum frutescens von den kanarischen Inseln verwendet. Ihre Kultur ist höchst einfach: Man säet die Samen im Juni oder Juli im Kasten, wie Salat oder Kohl aus, piquirt sie nachher auf 15—20 Centimeter Entfernung und pflanzt sie entweder noch im Herbst oder im nächsten Früh- jahr an den beabsichtigten Stellen aus. — Die Blüthe- zeit beginnt im Mai und dauert bis Juni; wenn man dann die Pflanzen beschneidet, treiben sie bald wieder neue Blüthenzweige. — Noblet hält es aber für besser, sie jedes Jahr im Sommer durch Thei- lung der Stöcke oder noch besser durch Samen zu erneuern. Ungleiche Vertheilung der Geschlechter hei Ailanthus. Carriere giebt in der Revue horticole Nr. 12 die Abbildung einer interessanten Ailanthus glandu- losa, welche sich in Sceaux bei Paris befindet. Der Baum misst, 1 Meter vom Boden, ungefähr 2!/, Meter im Umfang; der sehr gerade gewachsene Stamm hat bis zu den ersten Aesten eine Höhe von 5—5!/, Me- ter. Dort theilt er sich in 2 starke Aeste, die sich dann weiter verzweigen. Der eine dieser Aeste und zwar der stärkste und am meisten aufrecht stehende trug im vorigen Herbst eine grosse Zahl von Früchten, während der andere nichts als einige vertrocknete Reste von männlichen oder weiblichen Blüthen hatte. (Der betreffende Korrespondent konnte die Natur der- selben nicht mehr erkennen.) Der Gärtner bemerkte, dass alle Jahre sich dasselbe Verhältniss wiederhole. — Nach dem Fall der Blätter bemerkt man überhaupt bei verschiedenen Ailanthus-Exemplaren eine ausser- ordentliche Mannichfaltigkeit in der Vertheilung der Frucht. Einige sind haben wenige, noch andere gar keine. sanz damit beladen, andere Die ersteren zeisen wieder die Früchte entweder nur auf einzel- nen Aesten oder auch an allen, selbst sind sie entweder zerstreut oder wieder in einzelnen Gruppen beisammen. Solche Fälle, wo so zu sagen die eine Hälfte des Baumes allein Früchte trägt, gehören aber zu den interessantesten von allen. Thujopsis dolabrata trägt bekanntlich sehr selten bei uns keimfähigen Samen, um so erfreulicher dann aber R 280 ist es, zu hören, dass es Hrn. C. Verdier in Paris gelungen ist, solchen zu gewinnen, und zwar von einer nur 60 Centimeter hohen, aus Stecklingen ge- zogenen Pflanze. Einige der Samen keimten und zeigten die jungen Pflänzchen ganz den Charakter | von Biota. Primula japonica A. G., die wir im vorigen Jahrgange S. 195 besprochen, ist in der Juli-Num- mer dieses Jahres der Regel’schen Gartenflora ab- gebildet. Den Besuchern unserer Vereinsversamn- lungen war im Mai d. J. Gelegenheit gegeben, die Pflanze auch lebend zu sehen. Die Einführung die- ser schönen Primel, bei der die Blüthen in mehren Quirlen übereinander stehen, verdankt man R. For- tune, der von Hrn. W. Keswick in Hongkong und Walsh, Hall & Co. in Yokohama Samen er- | hielt und diese dem bekannten tüchtigen Gärtner Bull betrieb die Kul- im Sommer 1871 ein W. Bull in London übergab. tur so eifrig, dass er schon ganzes Gewächshaus damit gefüllt hatte. In England hat sie den Winter ohne Deckung im Freien ausge- halten. Ob sie das auch bei uns thun Die Blüthen, welche ursprünglich magenta-roth waren, zeigen jetzt schon verschiedene Nuancen: lila, weiss, karminroth, rosa u. S. w. In wird?? — derselben Nummer bespricht Dr. Regel die Kultur des bekannten Pancratium speciosum Salisb. als Zimmerpflanze. Der Grund, dass man die prächtige Pancratius - Lilie so wenig sieht, liegt hauptsächlich daran, dass sich nur selten und auch dann nur wenig Samen ausbildet und ausserdem erst | bei älteren sehr starken Exemplaren junge Neben- zwiebeln, ebenfalls nur in geringer Menge auftreten. Die Nebenzwiebeln nehme man erst ab, wenn sie genügend erstarkt sind und zwar in der Weise, dass man mit einem zwischengeschobenen Falzbein sie vorsichtig von der Mutterzwiebel (die das ganze Jahr in Vegetation bleibt) abbricht. Die jungen Zwie- beln werden dann sofoıt einzeln in Töpfe in eine recht sandige lehmige Erde gepflanzt und unmittel- bar um die Bruchfläche mit Sand umgeben. So stellt man sie im geheizten Zimmer an’s sonnige Fenster. Die beste Zeit zum Abnehmen ist das Frühjahr. Die jungen Zwiebeln liegen 3—6 Monate, ehe sie eine kräftige Vegetation zeigen; sie müssen wäh- renddess, wie alle Zwiebelgewächse, vorsichtig und erst dann, wenn die Erde gut ausgetrocknet ist, begossen werden, da sonst leicht Fäulniss ein- tritt. — Im nächsten Frühjahr pflanzt man sie in srössere (nicht zu kleine) Töpfe mit lehmiger Rasen- Erde und erzielt dann bald blühbare Zwiebeln. Das stärkste Wachsthum zeigt sich im Spätsommer und Herbst; man verpflanze sie dann aber nicht, da sie dadurch sehr leiden, sondern warte damit bis zum Mai oder Juni. — Die Pflanze liebt recht grosse Gefässe, in denen man unten eine Lage Scherben” zum Abfluss des Wassers anbringt. Während der Wachsthumszeit verlangt sie viel Wasser, aber vor- sichtig zugesetzt: auch flüssiger Dünger dürfte sehr zu empfehlen sein. Der Same bildet sich nur aus, wenn die blühende Pflanze einen Platz am Fenster erhält und man den reichlieh vorhandenen Blüthenstaub auf die Narbe überträgt. Wie bei vielen Pflanzen. entwiekeln sieh nicht alle der Anlage nach vorhandenen Samen- knospen. Die Amaryllideen, zu denen Paneratium gehöit, haben einen 3fächerigen Fruchtknoten und in jedem Fach 2 Reihen an der Achse befestigter Eier. Von diesen entwickeln sich bei Paneratium anfänglich in jedem Fach nur je 2 grundständige, später aber verkümmern auch diese 6 bis auf eins (seltener 2) und das eine entwickelt sich nun zu einem taubeneigrossen oder noch grösseren zwiehbel- artigen Samen. Derselbe ınuss einige Monate liegen bleiben, ehe man ihn aussäet. Das Keimen dauert sehr lange. Silybum eburneum Coss et D. R., die Ma- riendistel mit elfenbeinweissen Stacheln, welehe un- serer gewöhnlichen übrigens sehr ähnlich ist, wird wieder als Dekorationspfllanze von Frankreich her: empfohlen. Sie muss im Juni gleich an Ort und Stelle in gewöhnliche gute Gartenerde gesäet werden und zwar 1—1!/, Meter auseinander, da sich eine ausserordentlich grosse Blattrosette schon im Herbst entwickelt. Diese hält im Winter aus und trägt im | Frühjahr einen kräftigen, verzweigten, mit rosa-farbe- nen Köpfen besetzten Blüthenstengel. — Vilmorin Andrieux & Co. in ihren Fleurs de pleine terre sa- gen — und wohl mit Recht — dass sie im Winter selbst in Paris schwer aushalte und gedeckt werden müsse. Uebrigens erhält man, wenn man die Samen im Frühjahr säet, für den ersten Sommer dadurch sehr schöne Rosetten, da sie erst im nächsten Jahre Blüthen treibt. Lilium auratum soll nach Pynaert (im Bul- letin d’Arboriceulture, Gent) die Fliegen aus den Zimmern entfernen, oder sie wenigstens nieht mehr lästig erscheinen lassen. — Jedenfalls eine angenehme Zugabe zu den übrigen guten Eigenschaften der herr- lichen Blume. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift es Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten - für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 36. Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Statut der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim. — Das Rheinthal. — Gartenbau-Ausstellung in Wrietzen. — Neu eingegangene Preis- Verzeichnisse. Statut der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau em: (Provinz Hessen-Nassan). die Jandwirthschaftlichen Angelegenhei- ten ist dem Verein zur Beförderung des Garten- baues das eben zenannte Statut mit der Nachricht zugegangen, dass obige Anstalt im Laufe des Mo- nat Oktober d. J. eröffnet werden wird. Nachdem erst vor wenigen Jahren im Osten unseres Landes das pomologische Institut zu Pros- kau bei Oppeln ins Leben getreten ist und sich in der kurzen Zeit seines Bestehens zu einer so er- {reulichen Blüthe emporgeschwungen hat, finden wir in der Errichtung der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim einen neuen thatkräftigen Beweis von dem Streben der Königlichen Staatsregie- rung, den ÖObst- und Weinbau nach allen Kräften zu fördern. Das uns vorliegende Statut enthält 1) eine Ein- leitung, 2) das Statut selbst und 3) eine Beschrei- bung der Gärten, welche zu der Königlichen Lehr- anstalt in Geisenheim gehören; es ist also mehr als eine blosse Aufzählung von statutarischen Satzungen. Die Einleitung sagt über Entstehung und Bedeutung der Anstalt unter Anderem Folgendes: Zu allen Zeiten hat die Königliche Staatsregie- rung der Verbesserung und Verbreitung des Obst- und Weinbaues ihre Aufmerksamkeit geschenkt. So sorgfältig aber auch dieser Zweig der Landeskuültur } | gepflegt wurde, so war es doch bis in die neueste Zeit in Preussen nicht ausführbar, alle Obst- und Traubensorten in soleher Vollkommenheit zu erzeu- gen, in den meisten Theilen und in manchen anderen Ländern der Fall ist. Frankreichs Seit- wie dies | her mussten preussische Gärtner, wenn sie die fei- Von Seiten des König]. Ministeriums für nere Obstkultur und überhaupt den Obstbau in seiner Vollkommenheit kennen lernen wollten, das Ausland besuchen. Erst seitdem Nassau dem Königreich Preussen angehört, auch der inländische Obst- und Weinbau die glänzenden, in südlicher gelegenen Ge- senden erzielten Resultate zu erreichen und selbst vermag | zu übertreffen. Dass in dem von der Vorsehung so reich ge- segneten Rheingau, dem Paradiese Deutschlands, alle Bedingungen erfüllt sind, um den Obstbau in seiner höchsten Vollkommenheit darzustellen, entging nicht dem immer wachsamen Auge Seiner Majestät des Königs und Seiner wohlwollenden Sorge für die neue Provinz. Es wurde auf Allerhöchste Anregung von dem Ministerium für die landwirthschaftlichen Ange- legenheiten der Plan entworfen, im Rheingau eine Anstalt zu errichten, mit der Aufgabe, durch Wort und Vorbild den Obst- und Weinbau zu lehren und zu fördern. Als der für diesen Zweck im Rheingau geeig- netste Ort wurde Geisenheim in Aussicht genommen, weil eine von Geisenheim nach Berlin gelangte sehr reichhaltige Obstkollektion allgemeine Bewunderung erregt hatte, und den Obstausstellungen von Geisen- heim in Erfurt, in Paris und in Hamburg erste Preise zuerkannt worden waren, weil die Stadt Geisenheim 36 der Königlichen Regierung einen grossen Theil der für die Institutszwecke erforderlichen Ländereien un- entgeltlich zur Verfügung stellte, weil in Geisenheim die. vor einer Reihe von Jahren angelegten pomolo- gischen Gärten der Villa Monrepos belegen sind, welche wegen ihres Umfangs und der Männichfaltig- keit und vortrefllichen Behandlung des dort kultivir- ten Obstes bis zu der Zeit, wo die eigenen Anlagen der neuen Lehranstalt herangewachsen sein werden, ein Lehrmittel abgeben, wie ein solches in Preussen schwerlich wieder zu finden ist, und endlich weil Geisenheim als Eisenbahn- und Damplschiflstation und umgeben von blühenden Städten und im Som- mer reich besuchten Kurorten einer in allen Bezie- hungen durchaus günstigen Lage sich erlreut. Geisenhein liegt am Fusse eines südlichen Ab- Die Lage der Instituts- nach Süden sanft abfallende Der Boden daselbst besteht aus einer leicht theilbaren, durchlässigen, fruchtbaren hanges des Taunusgebirges. särten ist eine und tiefgründigen Erde, in welcher alle Pflanzen gedeihen, und vornehmlich die feineren (Haar-) Wurzeln eine vorzügliche Aus- bildung erlangen. Das für die Versuchsweinberge der Lehranstalt in Aussicht genommene Areal befindet sich oberhalb der pomologischen Gärten an einem Bergabhang in suter Weinbergslage. Unter so bewandten Umständen, nachdem alle einschlägigen Verhältnisse in Geisenheim, ebenso wie in anderen in Vorschlag gebrachten Orten der Pro- vinz Nassau, wiederholt auf das Gründlichste unter- sucht worden waren, und auch die Landesvertretung sich für Geisenheim entschieden hatte, beschloss das Ministerium für die Jandwirthschaftlichen Angelegen- heiten, in Geisenheim die projektirte höhere Lehr- anstalt zu errichten. Die vielfachen Zwecke, welche dieselbe verfol- sen wird, die weitgehenden Vortheile, welche sie nicht nur dem Gärtnerstande, sondern auch dem kleinen und grossen Grundbesitzer und den Gemein- den, nicht weniger der Wissenschaft bringen soll, erhellen aus dem nachfolgenden Statut. Statut der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim. allgemeine Einrichtung Lehranstalt. 81. Dieselbe soll, gegenüber anderen gärtnerischen Zweck und der Lehranstalten, vorzugsweise einen höheren und mög- lichst vollkommenen Betrieb des Obst- und Wein- 2» baues, sowie der ganzen Nutzgärtnerei, ge- stützt auf naturwissenschaftliche Grundsätze, lehren und darstellen. Zu diesem Zwecke wird die Anstalt bestrebt sein, durch eine musterhafte Behandlung der Baumschule, der Muttergärten, der Prülungsschulen für neue Obst- und Traubensorten, der Versuchs- Weinberge und Gemüsekulturen, sowie durch wissenschaftliche For- schungen auf dem Gebiete der Obst- und Weinkultur, der Pomologie und Oenologie, zu möglichst vielseitiger Belehrung Gelegenheit zu bieten, und zu möglichst weitverbreiteter Nutzanwendung anzuregen. 82. Die mit dem Institut verbundene Lehranstalt ver- folgt die Aufgabe, in einem mehrjährigen, gründlichen und systematischen Lehrgange solche Gärtner aus- zubilden, welche öffentlichen Anstalten, grösseren Privatgärten oder Handelsgärtnereien vorstehen sollen. Ausserdem sollen in einem kürzeren Zeitraume solche Gärtner, welehe zuvor schon mindestens zwei Jahre in einer Handelsgärtnerei oder grösseren Privat- gärtnerei gearbeitet haben, weitere — wesentlich praktische — Ausbildung im Obst-, Wein-. und Gemüsebau erlangen. Endlich soll die Lehranstalt Obstgärtnern, Baum- wärtern, Schullehrern, Landwirthen, Garten- und Weinbergsbesitzern, und allen denen, welche sich in der praktischen Ausübung des Obst- und Weinbaues, sowie der Weinbehandlung vervollkommnen, oder für ihre praktischen Anschauungen eine wissenschaft- liche Grundlage gewinnen wollen, Gelegenheit bieten, als Hospitanten der Anstalt diesen Zweck zu erreichen. 893. In Gemässheit dieser verschiedenen Zwecke ver- einigt die Lehranstalt folgende 3 Unterrichts-Abthei- lungen: 1. Lehrgang für die ordentlichen Zöglinge (Höhere Lehranstalt). 2. Lehrgang für die Schüler der praktischen Gärtnerei (Gärtnerschule). 3. Lehrgang für die Hospitanten. 1. Höhere Lehranstalt. Die in diese Abtheilung aufzunehmenden Zög- linge haben das Zeugniss beizubringen, dass sie die Reife für Sekunda eines Gymnasiums oder einer Realschule erster Ordnung erlangt haben. Vermögen sie das nicht, so müssen sie sich durch ein an der Realschule zu Geisenheim abzulegendes Tentamen über den genügenden Grad ihrer Vorbildung aus- weisen, Ausserdem müssen die eintretenden Zöglinge mit Be. den ersten gärtnerischen Handgriffen und mit der Handhabung der gewöhnlicheren gärtnerischen In- strumente vertraut sein. In den ersten drei Jahren nach Eröffnung der Anstalt ist es gestattet, Zöglinge aufzunehmen, welche die Tertia einer Schule des vorbezeichneten Ranges mindestens ein halbes Jahr, oder wenn die Tertia der betreffenden Schule aus mehreren Abtheilungen besteht, ein volles Jahr mit Erfolg besucht haben. Der Unterricht für die ordentlichen Zöglinge der Lehranstalt umfasst: a. Besründende Fächer: Botanik, Chemie, Physik, Zoologie, Mine- ralogie, Mathematik, b. Hauptfächer: Allgemeiner Pflanzenbau, Obstkultur, insbe- sondere Obstbaumzucht, Obstbaumsehnitt und -pflege, Obsttreiberei, Topfbaumzucht, ÖObstkenntniss (Pomologie), Obstbenutzung, Weinbau, insbesondere Rebenzucht, Reben- kultur im Weinberg und im Garten, Trauben- kenntniss (Oenologie), Weinbereitung und Weinbehandlung, Gemüsebau und Treiberei, Landschaftsgärt- nerei und Gehölzzucht, Plan- und Frucht- zeichnen, und Fruchtmalen, Feldmessen und Nivelliren. ec. Nebienfächer: Gärtnerische Buchführung, Bienenzucht, Sei- denbau. Die vollständige Absolvirung dieses Lehrganges erfordert zwei Jahre. Ausserdem ist den Zöglingen Gelegenheit ge- boten, sich in der französischen und englischen Sprache auszubilden. 2. Lehrgang für praktische Nutzgärtner. Die Schüler dieser Abtheilung müssen die Kennt- nisse der Elementarschulen besitzen, das 16. Lebens- Jahr zurückgelegt haben, und kräftig genug sein, um alle vorkommenden Arbeiten im Freien mit Ausdauer ausführen zu können. Dieselben nehmen auch an dem theoretischen Unterricht im allgemeinen Pflanzenbau, im Obst-, Wein- und Gemüsebau Theil. Ihre Ausbildung ist eine wesentlich praktische. Die Dauer dieses Lehrganges ist eine einjährige. 3. Lehrkursus für Hospitanten. Dieser Unterricht wird hauptsächlich in prak- tischer Unterweisung und Uebung in den im Garten und Weinberg vorkommenden Arbeiten bestehen und deshalb in denjenigen Jahreszeiten ertheilt wer- den, in welchen die wesentliehsten dieser Arbeiten « im Freien ausgeführt werden. Vorläufig sind dafür drei Wochen im April, zwei Wochen im Juni und vier Wochen im September und Oktober bestimmt. Das Nähere darüber wird aus dem allgemeinen Lehr- plan ersichtlich sein. s Zum besseren Verständniss der praktischen De- monstrationen sollen mit denselben Vorträge Garten- und Weinbau im Allgemeinen, über Cir- kulations-, Boden- und Düngerlehre, Krankheiten der Gewächse im Garten und Weinberg, schädliche und nützliche Thiere u. s. w. verbunden werden. 2eNoorträgse für das allgemeine Publikum. Es ist endlich die Absicht, Männer der Wissen- schaft und der Praxis zu populären Vorträgen in den Räumen der Anstalt über Gegenstände anzuregen, welche nicht allein auf die Gärtnerei, die Obst- und Weinkultur Bezug haben, sondern dem. weiten Ge- biet der Pflanzenkultur und Pflanzenkenntniss über- haupt angehören. Wer derartige Vorträge zu halten beabsichtigt, hat sich an den Direetor der Anstalt zu wenden und mit diesem das Erforderliche über Gegenstand und Zeit der Vorträge, über das von den Hörern zu entriehtende Honorar und den ihm davon zu gewährenden Theil zu verabreden. S4. Zu den Lehrmitteln der Anstalt gehören die Baum- und Rebschulen derselben, die Muttergärten, die Weinberge, der Obstpark, die Formschule, die Treibhäuser und Mistbeete, das Naturalienkabinet, die Modell- und Geräthesammlung, die Bibliothek, das Obstkabinet. über S 5. Der Unterricht wird von dem Direktor, dem Öbergärtner und den ordentlichen und ausserordent- lichen Lehrern der Anstalt ertheilt. Das Nähere darüber wird aus dem allgemeinen Lehrplan und den speciellen Stundenplänen ersicht- lich sein. - Dauer der Lehr- resp. Studienzeit, Aufnahme in die Lehranstalt und Entlassung. S 6. Der Umfang und Inhalt der verschiedenen Dis- eiplinen, verbunden mit den bei dem ÖObst- und Weinbau vorkommenden Manipulationen, erfordert für fähige und gut vorbereitete Zöglinge eine Ver- theilung der Lehrgegenstände auf 4 Semester; we- niger gut vorbereitete werden wohlthun, 5 bis 6 Se- mester in der Anstalt zu verbleiben, wenn sie das ihnen in derselben Gebotene mit Verständniss auf- nehmen und mit Nutzen verwerthen wollen. Die Aufnahme der Zöglinge und Schüler erfolgt am 1. October jeden Jahres. 36* 284 Die Anmeldung zur Aulnahme erfolgt schriftlich oder mündlich beim Direktor. Jeder Eintretende muss das 16. Lebensjahr zu- rückgelegt haben, und hat seinen Geburtsschein, das Abgangszeugniss von der Schule und, falls er bereits im Gartenbau praktisch beschäftigt gewesen ist, ein Führungsattest von seinem Lehrherrn beizubringen. Minderjährige und überhaupt noch nicht selbststän- dige Personen haben ausserdem eine Erklärung ihres Vaters oder Vormundes vorzulegen, wonach dieser sich mit ihrem Eintritt in die Anstalt einver- standen erklärt und sich verpflichtet, die Kosten ihres Unterrichts zu tragen. SR Die ordentlichen Zöglinge der Anstalt (Abthei- lung 1 des $ 3) sind verpflichtet, sich bei ihrem Abgange von derselben einer Prüfung zu unterwerfen, über deren Ausfall ihnen ein Zeugniss ertheilt wer- den wird. Zu dieser Prüfung werden nur diejenigen zugelassen, welche in der bezeichneten Abtheilung der Anstalt mindestens 2 Jahre zugebracht haben. Wer die Anstalt früher verlässt, hat keinen Anspruch auf ein Abgangszeugniss; jedoch kann die Ertheilung eines Zeugnisses, in welchem ein summarisches Ur- theil über das von dem Abgehenden Erlernte, über seinen Fleiss und seine Führung auszusprechen ist, nach dem Ermessen des Direktors erfolgen, wenn der Zögling nicht ausscheidet, sondern durch äussere, von ihm nicht abhängende Umstände gsenöthigt ist, die Anstalt zu verlassen. Die Schüler der Abtheilung 2 (für praktische Gärtnerei) haben nur dann Anspruch auf ein Ab- gangszeugniss der letzteren Art, wenn sie mindestens I Jahr der Anstalt angehört haben. Näheres bestimmt das zu erlassende Prüfungs- freiwillig Reglement. Honorare. 88. Das Lehrhonorar ist beim Beginn eines jeden Semesters pränumerando zu entrichten. Dasselbe beträgt: höheren Lehranstalt: für das 1. und 2. Semester je 20 Thlr. für das 3. und 4. Semester je 15° „ für das 5. und 6. Semester. je 10 . „ b. für die Schüler der praktischen Gärtnerei: für das 1. und 2. Semester je 10 Thlr. ce. Hospitanten mit Ausnahme der Schullehrer und Baumwärter, Unterricht unent- geltlich geniessen, haben sich über die Be- ihrer Zulassung Zum Unterricht a. für die: Zöglinge..der welche den dingungen mit dem Direktor der Anstalt zu verständigen. Die Aufnahme der Zöglinge und Schüler zu a. und b. ist von der Zahlung für das erste Semester abhängig; erfolgen die Vorauszahlungen für die spä- teren Semester nicht pünktlich, d. h. innerhalb der ersten 14 Tage des Semesters, so ist die sofortige Entlassung des Nichtzahlenden zu gewärtigen. 89. Eine Zurückerstattung der gezahlten Beträg findet nur dann bis zur Hälfte statt, wenn der Austritt ein ganz unverschuldeter und unvermeidlicher ist und vor Ablauf der ersten Hälfte des Semesters stattfindet. 8 1. Es bleibt vorbehalten, die Bedingungen festzu- stellen, unter welchen einzelnen Eleven der Anstalt, die sich durch Fleiss und sittliches Betragen aus- zeichnen und,ihre Bedürftigkeit nachzuweisen ver- mögen, die Honorarzahlung ganz oder theilweise er- lassen werden kann. Die Zahl solcher Beneficiaten kann aber nur eine beschränkte sein. Sonstige Bestimmungen. s& 11. Die Zöglinge und Schüler der Anstalt haben nicht nur während ihres Aufenthaltes in der Anstalt selbst, auch ausserhalb derselben im Orte Geisenheim sich eines sittlichen und anständigen Be- tragens zu befleissigen, den Zweck ihrer Anwesen- heit nicht aus den Augen zu lassen und den An- ordnungen des Direktors und der übrigen Beamten der Anstalt unbedingt Folge zu leisten. Thun sie das nicht, so können sie unter Zustimmung des Cu- ratoriums der Anstalt jederzeit entlassen werden. Den Zöglingen, Schülern und Baumwärtern liegt es ob, ausser den Unterrichtsstunden alle in den Baumschulen und Pflanzungen vorkommenden Arbei- ten nach Anweisung des Direktors oder des Fach- lehrers zu verrichten. sondern $.,12. Wohnung und Beköstigung gewährt die Anstalt den sie Besuchenden nicht. Für Beides ist hin- reichende Gelegenheit in der Stadt Geisenheim zu finden. khessort-Verhältnisse der Anstalt. & 13. Die Anstalt steht unter der unmittelbaren Auf- sicht eines vom Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten ernannten Curatoriunıs, in höherer Instanz und in Verwaltungs -Angelegenheiten unter der des Ministers für die landwirthschaftlichen An- gelegenheiten. Berlin, am 31. Juli 1872. Der Minister für die Jandwirthschaftl. Angelegenheiten. v. Selchow. u Das Rheinthal. Am Abend sass ich noch auf der Brühlschen Terrasse an der Elbe in Dresden und am anderen Morgen fuhr ich auf der schönen Brücke über den breiten Rhein nach Mainz. Wie ganz anders waren jetzt meine Gefühle, seitdem der ganze Rhein in sei- nem Laufe nach Norden wiederum auf beiden Seiten deutsch geworden war. Elbe und Rhein sind eben so von Grund aus verschiedene Flüsse, wie die bei- den Städte Mainz und Dresden, aber eins haben sie gemein: die Schönheit ihrer Umgebungen. Während man aber in Dresden meisterhalt verstand, die Reize, welche Mutter Natur so reichlich gespendet, allent- halben auch den Blicken derer, welche für dergleichen besonders empfänglich sind, angenehm vorzuführen, ist bei Mainz noch mancher schöne Punkt vorhan- den, der verborgen liegt. Dresden ist seit Jahrhun- derten der Sitz eines kunstsinnigen Fürstenhauses, in Mainz herrschten Jahrhunderte lang Kirchenfürsten. Was ist nicht Alles noch seitens der früheren Kur- fürsten und jetzigen Könige von Sachsen für die Versehönerung Dresdens geschehen. Schöne Gär- ten und reizende Anlagen wurden ins Leben gerufen und zum grossen Theil nicht ängstlich verschlossen, sondern im Gegentheil mit grosser Liberalität zu je- der Zeit am Tage dem Publikum geöffnet. Nicht so in Mainz. Die geistlichen Herren der Stadt, die dereinst mächtigen Kurfürsten, scheinen keinen oder doch nur wenig Sinn für Naturschönhei- ten gehabt zu haben. Für die Verschönerung der Umgebungen der finsteren, weil enggebauten Stadt geschah nicht das Geringste. Weder dem breiten Flusse, noch den hohen Punkten mit ihren reizenden Fernsichten wendete man auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu. Es wurde aber auch nicht bes- ser, eher schlechter, als Mainz deutsche Bundesfestung wurde. Darf man sich deshalb wundern, wenn auch bei der Bevölkerung der Sinn für schöne Natur nicht zur Entwickelung kam? Diese Gleichgültigkeit gegen Naturschönheiten hat sich aber in der neuesten Zeit völlig verloren und ausserdem ist die Liebe zu Pflanzen und Blu- men hinzugekommen. Seit vielen Jahren schon be- steht in Mainz ein Gartenbau-Verein, der grosse Thä- tiskeit entfaltete, nicht unbedeutende Ausstellungen ins Leben rief und damit den erwachten Sinn für die Natur und für die in ihr wachsenden Blumen und Pflanzen erkräftiste und erweiterte. In Mainz war es, wo zuerst eine grosse internationale Pflanzen- und Blumenausstellung ins Leben gerufen wurde. Zu diesem Gartenbau-Vereine ist neuerdings noch ein Verschönerungs -Verein hinzugetreten, der sich die Aufgabe gestellt hat, die Umgebungen der Stadt durch Anpflanzungen zu verschönern, besonders aber die schönsten Punkte in der Nähe nicht allein für Aus- und Fernsichten zugänglicher zu machen, sondern auch Spaziergängern die Möglichkeit zu geben, an ihnen längere Zeit bequem zu verweilen. Es ist im hohen Grade erfreulich, dass das Interesse der Main- zer Bewohner für dergleichen Verschönerungen auch durch freiwillige Beisteuer einen gewichtigen Nach- druck erhält. Ein zu Gunsten der Verschönerungs- Kasse an einem August-Abende veranstaltetes Con- cert auf einem Punkte der Anlagen, wo man zu gleicher Zeit eine Restauration errichtet, war ausser- ordentlich besucht und hat hoffentlich eine gute Ein- nahme gegeben. Anlagen bedürfen, wenn sie gut unterhalten werden und ihren Zweck erreichen sol- len, viel Geld. Es ist dieses eine Sache, welche leider die Väter der Stadt aus dem Auge verlieren; nichts kommt aber auch den Bewohnern so sehr zu Gute, als sie. Vor Allem tragen sie zur Verbesse- rung des Gesundheitszustandes bei. Die Brühl’sche Terrasse in Dresden und die Ter- rasse der Mainzer Anlage haben in so fern eine srosse Aehnlichkeit, als ein grosser, schöner Fluss unter ihnen dahinfliesst. Vermag auch die Mainzer Terrasse als solche auch nur im Geringsten sich mit der in Dresden zu messen, besonders was Eleganz und Bequemlichkeit der Einrichtungen und die Schön- heit der anliegenden Gebäude anbelangt, so bietet sie doch in dem weit mächtigeren und weit belebte- ren Strome etwas, was weit grossartiger ist. Gerade bei Mainz scheint mir der Rhein besonders schön zu sein. Man sieht die ungeheuren Wasserflächen von Süd nach Nord ruhig dahinfliessen, als Symbol des Friedens, den man vor Kurzem von Seite unserer Nachbarn muthwillig brach. Zur Strafe sind aber die Friedensbrecher für unwürdig erachtet worden, noch ferner eine Seite des Rheines ıhr eigen zu nen- nen. Der Rhein ist von Basel bis dahin, wo er seine Sehönheit im Norden verliert, deutsch und wird für immer deutsch bleiben. Es versäume Niemand, besonders wer von Osten und Norden unseres grossen Vaterlandes nach Mainz kommt, diese Anlagen mit der Terrasse, auf der auch eine ziemlich zufrieden stellende Restauration noch Wünsche zu erfüllen im Stande ist, zu besehen. Aber auch hier begnüge man sich nicht und ersteige auf bequemem Wege den breiten Gipfel, wo die Fernsieht noch einen ganz anderen Umfang gewonnen hat. Auf diesem reizenden Punkte wurde der be- rüchtigte Schinderhans hingerichtet, ein Umstand, der ” 286 ihm den Namen Schinderhansberg verschaffte. Möchte ı mässigte Preise für Hin- und Rückfahrten machen man ihm doch einen andern Namen geben und damit die Erinnerung an eine traurige Zeit, wenn auch nicht erlöschen, doch wenigstens in den Hintergrund stellen. Die Anlagen lassen Manches zu wünschen übrig, so sehr ich der Sauberkeit und Ordnung, welche daselbst herrscht, volle Rechnung trage. Es wird schwer, ein festes Prinzip, was bei der Entwerfung des Planes massgebend war, herauszufinden. Viel- leicht ist es im Verlaufe der Zeit allmählig verloren gegangen und man ist durch Vernachlässigung von dem ursprünglichen Geiste abgewichen? Die Pflan- zungen sind viel zu dieht und decken nicht selten schöne Aussichtspunkte. Dasselbe geschieht hier und da auch durch einzelne Bäume oder Boskets. Möchte doch recht bald der richtige Künstler kommen, um die Anlagen in ästhetischer Hinsicht zu relormi- ren, bevor es zu spät wird und eine totale Um- gestaltung sich nöthig macht. Die Aussicht von der steil abfallenden Terrasse ist wunderschön. Zu Füssen der breite Rhein mit seinen vielen Schiffen, die auf- und abwärts fahren, nur durch einen schmalen Strich Landes am Fusse der Höhe, auf dem die Ludwigs - Eisenbahn - Gesell- schaft ihre Fahrgleise bis zur Rheinbrücke gelegt hat, getrennt. Darüber der Rheingau, die Perle des preussischen Staates, und im Hintergrunde der Taunus mit seinen bewaldeten Höhen, welche einerseits die kalten Nordostwinde abhalten, andrerseits eine grössere Feuchtigkeit bedingen. Das sind die beiden wichtig- sten Momente, welehe die Fruchtbarkeit des Rhein- gsaues bedingen und hauptsächlich wohl neben den feuchten, vom Rheine genährten Niederschlägen Ur- sache sind, dass der beste, am Höchsten geschätzte, aber auch bezahlte Wein hier gewonnen wird. Kein Ort ist so geeignet, den Mittelpunkt von Ausflügen zu machen, als Mainz. Nach allen Seiten hin bieten sich Wasser- und Eisenbahnwege dar, so dass man bequem nach und nach alle schönern Punkte der näheren und ferneren Umgebung besuchen kann. Wiesbaden, Frankfurt und Darmstadt sind schon fast in einer halben Stunde zu erreichen. Auf den Schiffen kann man all’ die bekannteren und be- rühmteren Orte des Rheingaues besuchen und, je nachdem man es sich vorgenommen hat, sich daselbst aufhalten. Die trotz der Menschenmenge grosse Ruhe und Sicherheit, welche Einem entgegentritt, thut un- endlich wohl, besonders, wenn man das Glück hat, auch vom Wetter begünstigt zu sein. Wer Bäder liebt, findet in dem nahen Schlangenbad, in Schwal- hach, in Ems, in Soden, in Homburg, vor Allem aber in dem nahen Wiesbaden seine Befriedigung. Er- die Ausflüge billiger. Ich wandte mich zuerst nach dem Süden, und zwar nach der schönen Residenz der hessischen Grossherzöge, nach Darmstadt. Die Stadt liegt zwar flach in der fruchtbaren Rhein-Ebene, der Horizont bietet aber von ihr aus, besonders nach Süden, reizende Fernsichten. Vor längerer Zeit schon habe ich angeregt, eine Vereinigung von grossen und klei- nen Grundbesitzern zugleich mit Verschönerungs- und Gartenbau-Vereinen herbeizuführen, welche sieh zur Aufgabe macht, die nächsten Umgebungen der Woh- nungen, resp. der Ortschaften durch. Anlagen mit. Pflanzen und Blumen zu verschönern, dann aber diese Verschönerungen möglichst weit auszudehnen, so dass sie schliesslich mit anderen, die von anderer Seite aus in Angriff genommen sind, zusammen- kommen. Wir würden nicht, wie in England, abge- schlossene Parks, sondern offene Anlagen erhalten, die Jedermann zugänglich sind. Das ganze Deutsch- land müsste ein einziger grosser Garten werden. Aber auch diesen zusammenhängenden Verschöne- rungen müsste eine Idee zu Grunde liegen. Es würde dieses keineswegs hindern, dass jeder Grundbesitzer, in der Nähe seiner Wohnung, der eigenen Geschmacks- richtung huldigte. Meiner Ansicht nach muss an und für sich die nächste Nähe der Wohnung bei Anlagen, Parks u. s. w. das Gepräge des Besitzers tragen. Dann würde man aus den Bepflanzungen um die Wohnung herum auch die innern Einrichtungen der Wohnung erkennen. Ferner von der Wohnung muss sich aber die Anlage der Landschaft anschliessen, es müssen hier die allgemeinen Ansichten der Kunst, hier speeciell der Gartenkunst, massgebend sein, wie sie vor Allem durch den Fürsten Pückler-Muskau ins Leben gerufen wurden. Damit vermeidet man ein buntes Konvolut verschiedener, vielleicht sogar entgegengesetzter Aus- führungen. Einen Anfang zu dergleichen Vereinigungen von Anlagen und Parks findet man in der näheren und weiteren Umgebung von Darmstadt. So lange dieser Ort Residenz der hessischen Fürsten und Grossherzög war, haben diese sich bemüht, die Umgebungen ihrer zeitweiligen Aufenthaltsorte zu verschönern. Es ist dieses stets in einer Weise geschehen, dass den örtlichen Verhältnissen Rechnung getragen wurde. Dazu kommt allerdings noch, dass dieser ganze Theil von Hessen, in dem Darmstadt liegt, einen grossen, besonders mit Obstbäumen besetzten Garten, der sich ohne Unterbrechung die ganze Bergstrasse entlang bis nach Heidelberg hinzieht, darstellt. Was ich hauptsächlich für das nördliche Deutschland herbei- Bee” führen möchte, ist in der That hier schon zum Theil in Ausführung gebracht worden. Darmstadt ist, wie bereits gesagt, eine schöne offene Stadt, zum grössten Theil in regelrechtem Style erbaut. Die Stadt hat viele Privatgärten, aber auch einen grossherzoglichen Park, den sogenannten Herrengarten, der dem Publikum geöffnet ist. Er ist nicht gross und besitzt einige schöne Bäume. Die Rasenflächen, hier und da kleinere Teiche mit guten Konturen umgeben, werden gut und sauber erhalten, ebenso die breiten und bequemen Wege. Eine Be- schreibung von ihm zu geben, liegt mir fern. Von interessanten Gehölzen fielen mir einige Akazien, in der Form der Italienischen Pappel und mit einer Höhe von 30 bis 40 Fuss, auf. Bei uns in Norddeutschland sieht man diese schönen Pyra- miden gar nicht, während sie im Süden keineswegs selten sind und, wie es scheint, selbst aus Samen entstanden sind. An der ganzen Bergstrasse habe ich sie ınannigfach in stattlicher Höhe an verschie- denen Stellen gesehen. Man sollte doch diese wirk- lich schöne Form der Akazie im Norden Deutsch- lands häufiger in Anwendung bringen. Ein zweites Gehölz, was mich im Herrengarten interessirte, war ein Exemplar der Kirschpflaume oder Myrobalane. In solcher Stärke, wie es hier vorhan- den, hatte ich selbst im Vaterlande (Transkaukasien) keinen Baum gesehen. Der mit knorrigen Aus- wüchsen dicht besetzte Stamm besass einen Durch- messer von 21); Fuss und war nicht grade. Seine Höhe betrug dagegen 30 Fuss. Die Myrobalane hat in der neueren Zeit in sofern die Aufmerksamkeit der Obstzüchter erregt, als sie eine gute Unterlage für Pfirsiche und edle Pflaumen darbietet und, nament- lich in Frankreich, viel benutzt wird. Wenn man dagegen hier und da Prunus divarieata Led. als Un- terlage vorzieht, so wusste man wohl nicht, dass diese Pflaumenart die ursprüngliche wilde Form der Pr. Myrobalanus L. oder cerasifera Ehrh. darstellt. Endlich erwähne ich noch ein hübsches Exem- plar des Judasbaumes (Cereis Siliquestrum L.). Es hatte ebenfalls einen 2!/, Fuss im Durchmesser ent- haltenden Stamm, während die Höhe 35, vielleicht 40 Fuss betrug. Am Bosporus hatte ich früher, noch mehr aber auf der asiatischen Seite Konstantinopels, in Skutari, ähnliche Exemplare von dieser Grösse gesehen. Wenn im ersten Frühjahre die rothen Blüthen den Baum, wenn er noch keine Blätter be- sitzt, dicht bedecken, nimmt er sich reizend aus. Noch an demselben Abende begann ich meine weiteren Wanderungen auf der Bergstrasse. So nennt man nämlich die Strasse, welche im breiten Rhein- thale längs des Odenwaldes bis Heidelberg führt. Wenn die Östseite des Rheines unterhalb Mainz bis an die Höhen des Taunus, der sogenannte Rhein- sau, früher eine Perle Deutschlands genannt wurde, so verdient die Ostseite des Rheines oberhalb Mainz bis dahin, wo der Neckar das Gebirge durch- bricht und dem Rheine zufliesst, den Namen des deutschen Kleinodes. Es ist eine nicht allein der fruchtbarsten, sondern auch der bebautesten Ebenen, welche Deutschland besitzt. Wie im Rheingaue der Taunus im Osten den Horizont schliesst, so hier der Odenwald senden Burgen. Auerbach und das daselbst befindliche Fürsten- lager war das nächste Ziel, was ich mir gesteckt hatte. In einer halben Stunde hatte mich der Dampf in das freundliche Dorf gebracht. Der 2400 Fuss hohe Melibokus (wenn wir uns richtig noch erinnern), der höchste Berg des Odenwaldes, erhebt sich hier und trägt auf seinem Gipfel einen runden Thurm, von dem man einer prächtigen Aussicht erfreut. Auf der einen Seite das ganze Schwabenland mit seiner an Burgen und Schlössern reichen rauhen Alp, auf der andern das ganze Rheinthal bis an die Vogesen. Am Fusse des Melibokus erhebt sich ein anderer, weit niedrigerer Bergkegel und trägt die noch ziemlich erhaltenen Ruinen des Auerbacher Schlosses. Der Westabfall des ÖOdenwaldes unterscheidet sieh dadurch von dem des Taunus, dass er plötzlich geschieht und sich nicht erst in Hügel auflöst. Des- halb erscheint auch der Odenwald grossartiger und man befindet sich schon in kürzester Zeit im Gebirge, während man beim Taunus längere Zeit bedarf. Es ist dieses nirgends in der Weise mehr der Fall, als bei Auerbach, wo das Dorf selbst sich längs eines Baches bis an den Anfang eines einer Schlucht ähn- lichen Thales hinzieht. Man begreift die hessischen Grossherzoge, dass sie schon längst hier in dieser engen Thalschlucht einen Ort der Luftfrische sich zum zeitweiligen Aufenthalt gewählt haben, der so viel darbietet, als irgend ein bewaldeter Grund eines höheren Gebirges, selbst der Alpen darbieten kann. Man begreift aber auch die Bewohner der Ebenen, besonders der nordischen, sie während der heissen Juli- und August- Tage bisweilen hierher flüchten, um die ermatteten und geschwächten Glieder zu erstärken und eine Luft einzuathmen, welche dem sanzen Körper wohlthut. Seit wenigen Jahren wird Auerbach vielfach von fremden Familien besucht, welche einen kürzeren oder längeren Aufenthalt hier | nehmen. mit seinen vielen in Trümmern lie- aus sich wenn Es ist bereits auch ein geräumiges Wirths- 288 haus entstanden, in dem man ein bequemes und wohlfeiles Unterkommen finden kann. Das eigentliche Fürstenlager bildet den Anfang der bereits bezeichneten, ziemlich engen Schlucht, in der ein krystallener Bach dahin fliesst. Matten, wie sie nicht schöner im Hochgebirge sein können, ziehen sich die Abhänge hinauf und werden an den Seiten von hohen Bäumen begränzt. Aber auch an dem oberen Ende zieht sich Hochwald dahin. Dass die Kunst hier nichts gethan, versteht sich von selbst. Einzelne schöne Bäume der nächsten Nähe sind frei- gelegt und desto mehr zur Geltung gekommen. Blu- menschmuck ist nirgends in einer Weise vorhanden, dass er in den Vordergrund treten auch Boskets mit Blüthensträuchern hat Dagegen sind von verschiedenen schönen Koniferen Exemplare angepflanzt, die Zeugniss ablegen, dass hier Menschen aus den höchsten Ständen, wenn auch nur zeitweilig, wohnen. Alles ist grossartig und im- ponirend, nirgends aber barock und wild. Die Matten erhalten sich natürlich an solchen Orten von selbst und erscheinen die ganze Zeit hin- durch im freudigsten Grün. Ob man absichtlich die buntblühenden Stauden, wie man sie sonst findet, aus ihnen entfernt hat oder ob ursprünglich schon nur Gräser die Decke gebildet haben, nicht zu sagen. Unter den verschiedenen auslän- dischen Koniferen, welche man zerstreut auf den Matten angebracht hatte, zeichneten sich besonders Wellingtonien, die beiden riesigen Lebensbäume der Nordwestküste Amerika’s (Thuja gigantea und Lobbii) und’ die spanische Tanne (Abies Pinsapo) aus. Eine Pflanze war es aber besonders, welche meine Auf- merksamkeit auf sich zog, da ich sie am allerwe- nigsten hier erwartet hatte. Es war dieses die auch früher in der Wochenschrift vielbesprochene Opuntia (Caectus) Rafinesqueana. Am ganzen Odenwalde ge- deiht sie vorzüglich, ohne im Winter auch nur im Geringsten zu leiden. Sie wächst sehr ähnlich der gewöhnlichen Opuntia, wie man diese, besonders in Südtyrol, jetzt vielfach findet, und bedeckt sich eben- falls während des Frühjahrs dicht mit gelben Blüthen. Opuntia Rafinesqueana scheint demnach noch im Süd- westen Deutschlands das zu werden, was Opuntia vulgaris im südlichen Tyrol darstellt. (Sehluss folgt.) könnte; man vermieden. vermag ich Gartenbau- Ausstellung in Wrietzen. Hinsichtlich der am 15.—17. Sept. in Wrietzen a. Ö. stattfindenden Ausstellung (siehe Nr. 34 d. Bl.) seht uns die Mittheilung zu, dass der Herr Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten 2—3 grosse Staats-Medaillen für Leistungen im Gartenbau zugesagt hat; ausserdem werden in drei Abstufungen 16 Geldpreise vertheilt. Der Verein hat zugleich den Wunsch ausgesprochen, dass Seitens des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues ein Pomologe de- putirt" werde, um etwaige Falsa in der Bestimmung der Obstsorten zu berichtigen. Wir begrüssen diesen Wunsch mit grosser Freude, da er ein neues Zeugniss dafür ablegt, welch reger wissenschaftlicher Eifer sieh auch- in kleineren Ver- einen zeigt. Neu eingegangene Preis-Verzeichnisse für Herbst 1872 und Frühjahr 1873. Indem wir uns ev. weitere Mittheilungen über die eingesandten Preis - Courante etc. vorbehalten, geben wir vorläufig nur ein Verzeichniss derselben, da es ja für die meisten unserer Leser einfach der Erinnerung an diese oder jene Firma bedarf, um schon zu wissen, was sie besonders hier oder dort zu erwarten haben. Joseph Baumann in Gent (Lorbeeren, Aza- leen, Rhododendren, Camellien, Araucarien ete.). Gebrüder Dittmar in Heilbronn, Württem- berg (Garten- und Forstgeräthe). August Gebhardt in Quedlinburg (Gemüse und Blumen, Hyacinthen, neueste Reseda-Formen). Haage u. Schmidt in Erfurt (Blumen - Zwie- beln, Knollen-Gewächse, Erd-Orchideen, Palmen und andere Warmhaus- resp. Kalthauspflanzen, Beeren- Obst ete. — Wie immer äusserst reichhaltig). F. C. Heinemann, grossherzogl. sächsischer Hof-Lieferant in Erfurt (Blumen -Zwiebeln, Primula japoniea- Samen, Rosen, Stiefmütterchen, hybride Helleborus, Syringa. Obst). J. G. Hübner in Bunzlau, Schlesien (Blumen- Zwiebeln, Sämereien, Obst- und Zierbäume). Simon Louis Freres in Plantieres bei Metz (Nur Erdbeeren. Sehr reichhaltige Auswahl). Vilmorin, Andrieux u. Co. in Paris (Blumen- Zwiebeln, Knollen- Gewächse, Erdbeeren ete. Sehr sorgfältige Auswahl). Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General- Sekretär des Vereines. No. 37. Berlin, den 14. September. 182. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten x des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: 544. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 27. August. — Das Rheinthal (Schluss). — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde IX. 944. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 27. August. Da der Vorsitzende verhindert war zu erschei- nen und Hr. Inspektor Bouche, als erster Stellver- treter, wegen Unwohlseins den Vorsitz nicht führen koennte, so übernahm Hr. Dr. Bolle die Leitung der Versammlung. Hr. Garten - Inspektor Bouche& theilte im An- schluss an das Protokoll mit, dass von den betreffen- den Etiquetten-Fabrikanten noch keine Etiquetten zur Prüfung eingesandt seien. Seitens des Ministeriums für die landwirthschaft- lichen Angelegenheiten ist das Statut der im Laufe des Oktobers d. J. zu eröffnenden höheren Lehran- stalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim über- sandt und wird dasselbe dem General -Sekretär zur Benutzung für die Wochenschrift zugestellt. (Ist be- reits in Nr. 36 mitgetheilt.) Der Gartenbau -Verein zu Wrietzen bittet, dass ein Obstkenner zu seiner am 15. bis 17. September d. J. stattfindenden Ausstellung von Seiten des Ver- eines deputirt werde, um etwaige Falsa in den Be- stimmungen zu berichtigen, und wird auf Vorschlag des Herrn Ritter beschlossen, Herrn Lübeck in Freien- walde zu ersuchen, als Vertreter des Vereines da- selbst zu erscheinen. Von den Herren Metz und Co., waren durch Herrn Obergärtner Müller mehrere Exemplare von Cannas ausgestellt, die sich auch durch ihren Blüthenschmuck auszeichneten, während sonst be- kanntlich die Cannas nur als Blattpflanzen verwerthet werden. Es waren folgende Sorten: C. Bichorelli, Blüthen dunkelscharlachroth, Brakteen und Stengel ganz dunkel purpurn und stark bereift, namentlich erstere; 6. Depute Henon, Perigonblätter unten röthlich, oben schön hell goldgelb, Brakteen fahl röthlich, Stengel und Kapsel grün, eine sehr em- pfehlenswerthe Sorte; C. Jean Vandael, dunkel- roth, Brakteen schmutzig purpurn, stark bereift; C. Jacques Plantier, Perigonblätter röthlich, ins Orangefarbige übergehend. Brakteen wie vorige, Stengel grünlich purpurn; C. Senateur Chevreau, lebhaft scharlachroth, Stengel fast grün, sonst wie vorige. — Ausserdem hatte dieselbe Firma noch einen sehr schönen blauen, dankbar blühenden Gea- nothus hybridus, Gloire de Versailles, gestellt. Von Seiten des botanischen Gartens war eine grössere Zahl in schönster Kultur stehender Gewächse ausgestellt. Wir nennen darunter: Cyr- thanthera magnifica Nees aus Brasilien, mit schön dunkelfleischfarbigen Tast karmoisinrothen Blüthen, Seutellaria inearnata Vent. aus Nordamerika, Klugia Notoniana, eine schöne blau blühende Gesneracee, Til- landsia discolor Hort., die schön dunkelviolett blühende Diehorisandra ovata, Pilea grandis, Aphelandra bul- lata, eine Acanthacee mit dunkelscharlachrothen in Aehren stehenden Blüthen, ferner Clerodendron Bal- fourii, ein herrlicher Blüthenstrauch resp. Schling- pflanze, Billbergia Croyana, Coronilla rostrata, eine niedliche Annuelle mit weissen, etwas röthlichen Blüthen, Isotoma petraea Ferd. Müll., eine Lobeliacee 37 aus- 290 aus Neuholland, mit oval-lanzettlichen, sehr lang, aber ungleich gezähnten Blättern und weissen Blüthen, der wir freilich die Is. axillaris Lind. mit ihren schönen blauen Blumen vorziehen möchten, sodann Tritonia aurea, die nicht genug zu empfehlen ist, Bromelia Ananas tricolor, welche durch die ostasiatische Ex- pedition aus Singapore hier eingeführt wurde, sehr schön, fast an eine Yucea erinnernd, und Struthiola strieta Dan., eine Thymeleae. Ferner Beaufortia splendens Baxter, einer der herrlichsten Neuhollän- der und eine Reihe von Eriken: E. mammosa ver- ticulata mit schönen grossen rothen Blüthen, E. ven- ricosa Rohanii, ähnlich der vorigen, aber etwas niedriger bleibend und die Blüthen ein wenig länger und schmäler, E. 'margaritacea rubra, E. var. nana und E. Bowiana mit ihren schönen grossen, blendend weissen Blüthen. — Von Begonien waren 4 vorhanden: B. Dregei (Augusta); B. Frogmore seedling, ein Bastard B. nitida und B. incarnata purpurascens. — Inter- tessant waren auch 3 Alternantheren, die Stammform A. paronychioides und die beiden Varietäten A. par. grandis mit 11.—2 Cm. breiten Blättern und A. par. quadricolor. Beide Abarten sind in dem Garten der Flora - Gesellschaft zu Köln erzogen. Als schöne Blattpflanze führen wir noch die Dracaena Reginae mit ihren breit ovalen Blättern, eine immer noch ziemlich seltene Erscheinung an. Endlich dürfen wir nicht zweier sehr zierlicher Gräser vergessen, der Stipa elegantissima und eines Panicum (?) sp. Schimper aus Abyssinien. Im Anschluss an die in Nö. 34 der Wochen- schrift besprochenen Feinde des Spargels zeigte’ Dr. Wittmack mit Puceinia Asparagi D.C. be- fallene Spargelstauden, die er bei Berlin gefunden und erläuterte kurz den Entwickelungsgang des Pil- zes unter Vorzeigung mikroskopischer Präparate. Desgleichen legte er Elymus arenarius mit dem bekannten Brandpilz Ustilago hypodytes vor, ferner eine zwar nur kleine, aber höchst merkwürdige ästige Roggenähre (mit reifen Körnern). Der oberste Theil des Halmes dieser Aehre zeigt eine schwache Furche, die aber am obersten Knoten stärker wird und deutlich auf eine Spaltung, resp. Verdoppelung hinweist. An diesem Knoten entsprin- sen auch zwei Blätter, anstatt des sonst immer nur vorkommenden einen, und diesen beiden Tragblät- ern entsprechend finden sich auch.zwei Aehren- stiele.e. Der eine ist kurz, nur ca. 15 Mm. lang und trägt eine 7 Cm. lange Aehre; der andere ist viel länger (fast 10 Cm.) und trägt in kurzen Entfernun- gen von einander 5 Aehren, von denen die längste ca. 6 Cm., die kürzeste nur 2 Cm. lang ist. Diese 5 oberen Aehren bilden gleichsam eine nach 2 Sei- ten entwickelte flache Rispe, während der untere Stiel mit seiner Aehre als Ast des ganzen Halmes erscheint. ’ Die Aechre wurde auf einem Felde bei Frehne pr. Meyenburg in der Ostpriegnitz gefunden, woselbst ausserdem noch viele Halme mit zwei- und dreigabeligen Aehren vorkamen. Von dem Ministerium für die Jandwirth- schaftlichen Angelegenheiten war dem landwirth- schaftlichen Museum ein Strang Seide des japani- schenEichenspinnersBombyx Yama mai über- seben, welche von dem Gutsbesitzer Johann Mach in Slatenegg bei Rudolphswerth in Unterkrain, der die Kultur dieses Seidenspinners mit gutem Erfolge aus reprodueirten Grains im Grossen betreibt, ange- kauft war. Das Ministerium hat eine grössere Quan- tität erworben, um daraus probeweise Seidenstofle herstellen zu lassen. Endlich legte Dr. Wittmack einen dem Mu- seum von Hrn. Dr. Sorauerin Proskau überwiesenen seschälten Kirschstamm vor, wo sich direkt aus dem Rest der stehen gebliebenen kambialen Schicht ohne Ueberwallung neue Rinde gebildet hatte und besprach ausführlicher die von Dr. Sorauer angestellten, in Nr. 31 der Wochenschrift mitgetheilten Versuche über Ringelung und Schälung. Ueber diesen Gegenstand erhob sich eine längere Debatte, in welcher von verschiedenen Seiten Bei- spiele neuer Rindenbildung (ob aber ohne Ueber- wallung?) mitgetheilt wurden. Ein sehr interessan- ter Fall wurde von Hrn. Inspektor Bouche& mitge- theilt, wo ein durch Frost beschädigter unten und oben veredelter Birnbaum, in einer Stammhöhe von 6 Fuss ganz von seiner Rinde, die bereits im Ab- sterben begriffen war, befreit wurde und eine Um- hüllung von Lehm und Kuhmist erhielt. Der Baum bildete nach einiger Zeit eine vollständig neue Rinde wieder und trug wieder gut. Herr Späth theilte ähnliche Versuche mit und hält besonders mehrere Längsschnitte bei Bäumen, deren Stamm unterhalb der Veredelungsstelle schwä- cher ist als oberhalb, für zweckmässig, da sich dann ein Gleichgewicht herstellt. Herr Inspector Bouch& erwähnte bei dieser Gelegenheit, dass man in neue- rer Zeit versucht habe, an Baumstämmen spiralig aufsteigende Streifen von bald geringerer bald be- deutenderer Breite aus der Rinde des Stammes her- auszunehmen, um zu konstatiren, dass alsdann der Saft nicht lothrecht aufsteigen könne, sondern ge- zwungen sei, eine spiralige Richtung durch die stehen- gebliebenen Rinden - Reste einzuschlagen; dass ein x 291 solches Experiment den Baum nicht tödte, gehe daraus hervor, dass man seit langer Zeit junge Stämmchen präparire, um Spazierstöcke mit Windun- gen zu erzielen. Werde hingegen, wie es oft aus Muthwillen auf dem Lande geschehe, die Rinde in einem 6—8“ breiten Ringe abgelöst, so gehen die Bäume meist ein. Dr. Bolle macht sodann auf die spiraligen Um- schlingungen durch Lonicera perielymenum ete. auf- merksam. Herr Blume führt an, dass in Littauen die Bir- kenstämme mit Kalkmilch spiralig bestrichen wür- den, das Holz nehme an den Stellen dann eine dun- kelbraune Farbe an und werde zu Stöcken etc. sehr gesucht. Herr Dr. Bolle zeigt hierauf den von Hrn. Boese ausgelegten japanischen Bast vor (a Ctr. 26 Thlr. von letzterem zu beziehen), welcher: schon auf der diesjährigen Ausstellung des Vereines, wo Hr. Schwa- necke in Oschersleben ihn vorgelegt hatte, grosses Interesse erregte. Er lässt sich in die feinsten Strei- fen zertheilen, ist äusserst zäh und dabei sehr weich, so dass er sich zum Veredeln namentlich feinerer Pflanzen, Rosen ete. sehr gut eignet. — Ueber die Abstammung blieb man im Unklaren. Herr Späth führt an, dass er als Bindematerial beim Veredeln Typhablätter benutze, sie hätten erstens den Vorzug der Billigkeit und zweitens hiel- ten sie nur so lange, als sie halten müssten. Man brauche nachher den Verband nicht loszuschneiden, da die Typhablätter dann vergangen wären. Herr Baurath Gärtner empfiehlt die Ranken von Aristolochia als äusserst festes Bindematerial. Man müsse sie erst trocknen und vor dem Gebrauch wie- der in Wasser legen. Herr Garten-Inspektor Bouche& theilt mit, dass sich viele Gärtner zum Anbinden der jungen Wein- reben der Binse Juneus glaucus und eflusus, sowie SeripusLacustris und Tabernae montanus bedienen, die ebenfalls für die Dauer eines Sommers ausreichen. Herr Blume fragt an, ob es nicht möglich sei, die Theerringe zum Abhalten der Schmetterlinge und Raupen direkt auf den Bäumen anzubringen, ohne Papierstreifen - Unterlage, da die Insekten oft unter dem Papier emporkriechen. Er erwähnt dabei, dass er zu dem Theer etwas Glycerin mische, damit er länger klebrig bleibe. Herr Inspektor Bouch& erwidert, dass er den Zwischenraum zwischen Papier und Baum mit Moos verstopfe. Ein direktes Auftragen sei schädlich. Herr Reinecke führt an, dass in einer Anlage alle Zwetschenbäume zu Grunde gegangen seien, nachdem sie mit 4 Fuss breiten Ringen von (Stein- kohlen-!) Theer umgeben waren. Herr Perring fügt hinzu, dass er aus Noth in frisch getheerte Mistbeetkästen habe Pflanzen ein- setzen müssen und von diesen viele zu Grunde ge- gangen seien. Im Allgemeinen ist man von der Schädlichkeit des Theers für die Pflanzen, insbesondere des Stein- kohlentheers, überzeugt. Die Debatte geht nun auf das Theeren von Holz- werk ein. Herr Inspektor Bouche& hält alles Theeren für überflüssig, da die Nässe alsdann nicht ausdunsten kann und das Aufnehmen von Wasser in Folge der Kapillarität des Holzes unvermeidlich sei, wenn es der Feuchtigkeit ausgesetzt werde. Herr Lackner dagegen ist der Ansicht, dass der Theer, wenn er heiss aufgetragen werde und somit gut einziehen könne, nütze. Herr Baurath Gärtner hält das Theeren nur dann für angezeigt, wenn auch die Theile, die auf einanderstossen, vorher getheert werden. Herr Späth lässt ebenfalls besonders die Hirnseiten vor- her mit Theer tränken. Herr Brix bemerkt, dass das Theeren der Telegraphenstangen, wie vielfältige Versuche ergeben haben, nichts nütze. Herr Blume macht darauf aufmerksam, dass man in Russland das Holzwerk mit einem Gemisch von Blut und Kalk anstreiche. Der als Gast anwesende Herr Rosen- thal aus Wien empfiehlt für Mistbeetfenster Wasser- glasanstrich. Herr Inspektor Bouch& will aber auch von diesem, sowohl von Natron-, als auch sogar von Kali-Wasserglas keinen Erfolg gesehen haben, weil beides durch Feuchtigkeit aufgelöst werde. Herr Blume empfiehlt für solche Zwecke Kali-Wasserglas in ganz normalem Zustande, in welchem es aber des hohen Preises halber schwer zu haben sei. Herr Dr. Bolle machte sodann auf einen mit Früchten besetzten Zweig des Eleagnus angusti- folius aufmerksam, den Herr Inspektor Bouche& vorgelegt. Es ist höchst selten, dass dieses Ge- hölz bei uns Früchte bringt und diese zeichnen sich namentlich dadurch aus, dass sie mit ähnlichen sternförmigen Schilferschuppen besetzt sind wie die Blätter. Zum Schluss verkündete der Vorsitzende das Urtheil der Preisrichter, wonach den Pflanzen des botanischenGartens derMonatspreis zugesprochen wurde und fand alsdann eine Verloosung von Topf- gewächsen statt. 37° 292 Das Rheinthal. (Sehluss.) Am anderen Morgen reiste ich in Gesellschaft des Garten-Inspektors Schnittspahn in Auerbach, eines Sohnes des vor einigen Jahren verstorbenen Gartendirektors dieses Namens in Darmstadt, nach Weinheim, schon im Grossherzogthum Baden |ie- send, ab, um daselbst einen der interessantesten Gärten des südwestlichen Deutschlands zu besuchen. Er gehört einem enthusiastischen Liebhaber und Kenner von Gehölzen, welche in Deutschland im Freien aushalten, dem Freiherrn v. Berekheim. Niemand versäume um so weniger dessen Anlagen zu besehen, wenn er hierher kommt, als der Besitzer selbst gern jedem Fremden, der für dergleichen An- lagen Interesse hat, erlaubt, Alles in Augenschein zu nehmen. Es ist schon früher einmal von den Berckheim- schen Anlagen in der Wochenschrift die Rede ge- wesen, um so mehr nahmen sie da, wo ich vorbe- reitet war, meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Wein- heim liegt an und für sich so reizend, dass es wohl jeden für Naturschönheiten empfänglichen Menschen bestimmen könnte, einen, wenn auch nur kurzen Aufenthalt hier zu nehmen. Hinter der Stadt eröff- net sich ein Gebirgskessel, der einigermassen an das Marienthal bei Eisenach erinnert. Die Wartburg wird bei Weinheim durch die noch ziemlich erhaltene Burg Windeck vertreten. Sie liegt auf einem abge- rundeten Hügel, der den Anfang des lang sich hin- ziehenden Wagenberges, eine der bedeutendsten Höhen im Odenwalde, bildet. Die Besitzung des Freiherrn v. Berekheim be- sinnt im Hintergrunde der Stadt bereits auf der Höhe mit dem in Burgmanier erbauten Schlosse. Der Gar- ten beginnt dicht dahinter und kann von einem brei- ten und bequemen Altane aus übersehen werden. Er mag gegen 20 bis 25 Morgen umfassen und wird von einer Mauer umschlossen. Der Garten selbst ist eigentlich in seiner ganzen Ausdehnung ein Plea- sureground und enthält schöne Rasenflächen, welche durch bunte Arabesken oder Teppichbeete, durch Boskets vorherrschend immergrüner Gehölze und durch einzelne schöne Bäume unterbrochen werden. Besonders sind es die letzteren, welche sich zum grossen Theil durch Seltenheit auszeichnen. Lieb- haber von Gehölzen werden hier einen Genuss haben, wie er sich nicht häufig darbietet. Raum und Zeit erlauben mir nicht in das Einzelne einzugehen; so kann ich mich um so mehr auf die bereits früher in der Wochenschrift abgedruckte Abhandlung berufen. Für mich besass die eigentliche grosse Anlage noch weit mehr Interesse. Freiberr v. Berekheim hatte nach und nach das die Anhöhe aufsteigende und hauptsächlich mit Castanea vesca bewachsene Terrain, was verschiedenen Bewohnern der Stadt Weinheim gehörte, gekauft und auf diese Weise einen Waldkomplex von 70 Morgen arrondirt. Es war die- ses der ganze Abhang nach dem bereits erwähnten Kessel zu. Da von ihm aus reizende Punkte nach dem gegenüberliegendem Wagenberge mit der Burg Windeck im Anfange und in die Tiefe des Kessels dargeboten wurden, so war das erste Bestreben des Besitzers, diese den Lustwandelnden zur Ansicht zu stellen. Auf diese Weise hat man, während man im tiefen Schatten dahinwandelt, einen hohen Genuss. Der untere Theil, der in dem Thalkessel sich verliert, war ursprünglich Matte, Freiherr v. Berck- heim hat ihn. aber der Kultur übergeben und mit allerhand seltenen Koniferen bepflanzt, und zwar in der Weise, dass die einzelnen Arten gleich grössere Flächen einnehmen. Noch war die Anlage zu jung, um sich ein getreues Bild von dem Effekt, den sie gewiss schon in einem Jahrzehnt hervorrufen wird, zu machen. Auf jeden Fall wird es aber das In- teresse der Leser der Wochenschrift in Anspruch nehmen, wenn ich ein Verzeichniss der interessante- ren Koniferen, welche hier im Grossen angepflanzt sind, gebe. Unter den Kiefern war es hauptsächlich Pinus Benthamiana, welche mich überraschte und welche ich in so grosser Menge noch nirgends angepflanzt ge- sehen hatte. Ausserdem nenne ich Pinus Lamber- tiana, Jeffreyi, rigida, excelsa und Laricio. Von Tan- nen fand ich die Spanische und Nordmanns-Tanne (Abies Pinsapo und Nordmanniana), die Morindo des Himalaya, die beiden Schierlingstannen (Abies cana- densis und Douglasii), ferner Taxodium distichum und sempervirens, Cryptomeria japonica, Gingko biloba, Cupressus Lawsoniana und nutkana (Thujopsis bo- realis), so wie Juniperus Shepherdii, eine Form der J. chinensis, welche vor Kurzem James Veitch and Sons in London eingeführt haben. An einer anderen Stelle nahmen Abies nobilis, die drei Cedern des Atlas, des Libanon und des Himalaya, so wie Wellingtonien über 2 Morgen Fläche ein. Freiherr v. Berekheim führte uns den Nach- mittag nach Heidelberg, und zwar zu Wagen. Da- mit hatte ich Gelegenheit, die Bepflanzungen und die Beschaffenheit dieses Theiles des Rheinthales auf bei- den Seiten etwas genauer zubesehen. Das schönste Wetter begünstigte unsere rasche Fahrt, denn in nieht weniger als 1 Stunde und 5 Minuten langten 293 wir an der Neckarbrücke an. Es kann nicht mein Zweck sein, hier eine Beschreibung zu geben; so oft ich aber auch hier zu Fuss oder später vermit- telst der Eisenbahn gereist bin, jedes Mal war ich einestheils von dem Reichthum des Bodens, andern- theils nicht weniger aber auch von der Schönheit der ganzen Gegend tief ergriffen. Ich konnte mich in der That in die Obstwälder jenseits des kauka- sischen Gebirges im Osten, wo ich vor einem Vier- teljahrhundert gewesen war, versetzen, so dicht ge- drängt standen zum Theil die Obstgehölze. Während bei uns im Nordosten Deutschlands, aber auch sonst, in diesem Jahre die Obsternte zum Theil völlig fehlgeschlagen ist und wir daselbst kaum einige Birnen erwarten dürfen, kann man im ganzen Rheinthale, so weit ich es wenigstens gesehen, einer fast mittelmässigen Obsternte entgegensehen. Birnen und Pflaumen sind noch weit reichlicher, als die Aepfel vorhanden. Mirabellen und Renekloden wer- den eben in grosser Menge und zu wohlfeilen Prei- sen zu Markte gebracht. Eigenthümlich war es. dass plötzlich sehr schmale Striche kamen, wo die Bäume ebenfalls keine Früchte trugen. Wer sollte nieht die schönen Wallnussbäume des Rheinthales kennen, oder wenigstens nicht deren Früchte, welche durch ganz Deutschland fast in den Handel kommen, gegessen haben! Leider werden der Bäume alle Jahre weniger, denn nicht allein die rheinischen Nüsse werden sehr gesucht, auch das rheinische Nussbaumholz. Man erzählte mir, dass besonders von Berlin jährlich Nutzholzhändler kom- men, um die schönsten und stärksten Bäume aufzu- kaufen und abzuhauen. Neue Anpflanzungen habe ich nirgends gesehen. So wird das Rheinthal mit der Zeit einen Schmuck verlieren, wie keine andere Gegend in Deutschland besass. Freiherr v. Berekheim führte mich in einige Gärten von Heidelberg, wo ich schöne auswärtige Bäume sah. Von Heidelberg zu sprechen, überlasse ich Anderen, welche mit der Feder gewandter sind, als ich. Dunkelheit brach eben ein, als ich wiederum im Coupe eines Eisenbahn-Wagens sass und dunkele Nacht herrschte um mich, als ich in Mainz anlangte. Abwärts den Rhein vom Einfluss des Main, also im eigentlichen Rheingau, ändert sich die Ostseite des Ufers und hat ein von dem aufwärts, der Berg- strasse entlang, verschiedenes Ansehen. Der Oden- wald erhebt sich an der Bergstrasse ein Paar Stunden entfernt aus der bis dahin ganz flachen Ebene, die hier als Kulturland zu den fruchtbarsten Gegenden Deutschlands gehört, und sieht eben deshalb viel grossartiger aus, als der Taunus, der im Osten den Rheingau schliesst. Er fällt nicht steil ab, sondern Hügelreihen ziehen sich bis zum Rhein in freund- licher Abwechslung und mit abgerundeten, oft ziem- lich breiten Konturen. Im Norden, und zwar dicht hinter Rüdesheim, geht aber das Gebirge bis an den Fluss und schliesst hier den Rheingau. Beide Ge- birge, Taunus und Odenwald, sind aber mit schönem Walde bewachsen und geben dem Horizonte einen dunkelen Hintergund. Diese nach Osten und Norden abgeschlossene Lage des Rheingaues verschafft ihm das milde Klima, was, besonders während der Winterzeit, sich am fühlbarsten macht und Ursache ist, dass viele Kranke auch in den Wintermonaten in Wiesbaden, dem Hauptorte des Rheingaues, gegen ihr Leiden Hülfe suchen. Der verstorbene Medizinalrath Dr. Froriep in Berlin, später in Weimar lebend, hatte sogar ein- mal den Gedanken, grossartige Glashäuser in Wies- baden zu erbauen, in denen, im Fall des Bedürfnisses, auch geheizt werden konnte, um auch bei niedriger Temperatur dem Kranken die Möglichkeit des Be- wegens in, wenn auch nicht grade zu freier, doch reiner Luft zu geben. Die Ventilation sollte so ein- gerichtet werden, dass die Luft sich fortwährend erneuern konnte und damit ein fast ununterbrochener Luftwechsel vorhanden war. Das milde Klima ist aber auch Ursache, dass der Rheingau die am Höchsten bezahlten und, man darf daraus schliessen, die am Meisten geschätzten Weine liefert. Neben der gleichmässigeren, nie einen hohen Grad einnehmenden Temperatur ist es aber die Feuchtigkeit der Luft, welche das Gedeihen der Weinrebe befördert. Beständig erheben sich aus dem breiten Rheine, besonders am Abende, Wasser- dünste und an den Wäldern des im Osten und Nor- den begränzenden Taunus werden die Wolken be- dingt, ihren feuchten Inhalt in tropfbar flüssiger Weise oft zusammenzuziehen und als Nebel oder Regen der Oberfläche des Bodens mitzutheilen. Als vor einigen Jahren Regulirungen am Rhein- strome vorgenommen werden sollten, widerstrebten die Wein bauenden Bewohner der Gegend, wo die Regulirung vorgenommen werden sollte, weil sie fürchteten, dass jede Aenderung in den Terrain- Verhältnissen der Güte ihrer Weintrauben und folge- recht auch ihres Weines Abbruch thun könnte. Von Seiten der Regierung wurde den Wünschen und Klagen in sofern Rechnung getragen, als man nach verschiedenen Richtungen hin Sachverständige berief. Sie sah sich aus dieser Ursache genöthigt, noch eine längere Zeit vorüber gehen zu lassen, bevor sie die durchaus : nothwendige Regulirung des Flusses vor- 294 nehmen konnte, nachdem schliesslich die Sachver- ! ständigen sich zu ihren Gunsten entschieden hatten. Seitdem ist die Regulirung’ geschehen und man hat keine der Weinkultur und der Güte des Weines nachtheiligen Folgen bemerkt. Die Bewohner der Umgegend haben sich ebenfalls beruhigt. Dass sich vom Taunus Hügel, allmählig bis zu unbedeutender Höhe abfallend, bis an den Rhein hinziehen, macht, wie bereits ausgesprochen, den Rheingau wellenförmig, es werden an den günstig gelegenen Abhängen die Stellen geboten, welche den besten Wein liefern. Man hatte aber auch vor einem Paar Jahrzehnten daran gedacht, die zunächst dem Ufer liegenden niedrigen Hügel und das ganze Rhein- ufer noch auf eine andere Weise zu verwerthen. Bereits hatten sich einige reiche Leute hier ange- siedelt, um, zurückgezogen von ihren Geschäften und dem Geräusche der grossen Welt, in dieser reizen- den und gesunden Gegend ihr Leben zu schliessen. Wiesbaden war mit den übrigen nahen Bädern zu- gleich ein Anziehungspunkt für Fremde geworden. Der geistreiche frühere Gartendirektor Thele- mann in Bieberich machte deshalb einmal den für Kunstgenüsse empfänglichen, damals noch regieren- den Herzog Adolph von Nassau aufmerksam, die am Rheine liegenden Grundstücke bis nach Eltville hin nach und nach zu erwerben zu suchen, um daselbst einen Mittelpunkt für wohlhabende Leute, welche sich aus dem geräuschvollen Geschäftsleben zurück- ziehen oder von Haus aus unabhängig und von einer schönen Gegend umgeben leben wollen, zu bieten. Nassau sei ohne alle Industrie und für Ackerbau keineswegs günstig, durch seinen Weinbau aber ein Land des Luxus geworden. Die vielen Bäder, Wies- baden an der Spitze, seien ausserdem sehr geeignet, reiche und vornehme Leute anzuziehen. Man müsse daher auch daran denken, zum Nutzen des Landes diese Seite auszunutzen. Es wäre zu diesem Zwecke keineswegs genug, Wiesbaden durch Anlagen mit Bieberich zu verbinden, um dieses zu einer Vorstadt der herzoglichen Residenz zu machen, man müsse die Anlagen, nachdem man allmählig, soweit mög- lich, das Terrain erworben hätte, bis nach Eltville in derselben Weise fortsetzen. Reichen oder vor- nehmen Leuten, welche sich fänden, um sich inner- halb der Anlagen anzukaufen, müsse man, wenig- stens im Anfange, alle Vortheile bieten, um ihnen ihr Beginnen zu erleichtern. Es wird Niemand leugnen können, dass dieser Thelemann’sche Gedanke ein grossartiger war, von dem man nur bedauern muss, dass er damals, wo es noch Zeit war, nicht zur Ausführung gekom- men ist. Bei dem jetzigen Aufschwunge, den das ganze Nassau, hauptsächlich aber Wiesbaden, nimmt, würde er, wenn die Regierung jetzt bis nach Eltville, wenn auch nicht durchaus, so doch zum grossen Theil über die Ufer des Rheines verfügen könnte, noch weit mehr beigetragen haben, dass reiche Leute sich niederliessen und Wiesbaden zur eigentlichen Stadt des Luxus machten. Wiesbaden hat sich trotz- dem seit der Umgestaltung der Dinge aber auf eine Weise gehoben, wie es am Allerwenigsten die ge- glaubt haben, welche die Annexion mit Missmuth angesehen hatten und sie für einen Ruin der Stadt und des Landes betrachteten. Wer Wiesbaden seit 4 und 5 Jahren nicht ge- sehen hat, wird eine Vergrösserung und eine Ver- schönerung wahrnehmen, wie sie kaum eine zweite Stadt des grossen Deutschlands, Berlin etwa ausge- nommen, erfahren hat. Grund und Boden sind un- gemein im Preise gestiegen. Für die Verschönerung der Stadt und Umgegend ist zwar zunächst von Seiten der Regierung nichts Neues geschehen, es wird aber Sorge getragen, dass das Vorhandene sauber erhalten und gut gepflegt wird. Ob dieses aber für die Zeit genug ist? ist eine Frage, die ich jetzt schon verneine.. Man muss wohl bedenken, dass die Anlagen, und mit ihnen die dargebotenen Bilder lebende sind, welche durch Wachsthum der einzelnen Theile sich nicht allein vergrössern, son- dern auch verändern. Es verhält sich inmitten der lebenden Natur ganz anders, wie mit der Landschaft des Malers, der etwas Fertiges und Abgeschlossenes gibt. Seine Bäume wachsen nicht mehr; es kann daher auch im Verlaufe der Zeit Licht und Schat- ten sich im Bilde nicht mehr verändern. Die Durch- und Aussichtspunkte bleiben hier dieselben und können nicht, wie dort, zuwachsen. Bei der le- benden Anlage ändert sich aber alles mit jedem Jahre mehr oder weniger. Der Künstler ist gezwun- gen, bisweilen, wenn auch nicht die ursprüngliche Idee ganz aufzugeben, so doch wenigstens zu modi- fiziren. Der Pinsel des Landschaftsgärtners bei der fertigen Anlage ist nicht mehr, wie im -Anfange, der Spaten und das zu pflanzende Gehölz, es tritt hier das Beil, im geringeren Falle das Messer ein. Das Gehölz der Anlage wird bald zu dick; es muss das zu Viel herausgeschlagen, das Alte entfernt werden, um frischem und deshalb auch freudigerem Grün Platz zu machen. Den Thelemann’schen Grundgedanken, be- sonders bei der neueren nach Bieberich zu gelegenen Anlage, kann man zwar immer noch durchschauen, es ist aber höchste Zeit, dass an einigen Stellen 295 etwas geschieht. Die Regierung hat bis jetzt, so viel mir wenigstens mitgetheilt wurde, gezögert, einen besonderen Gartendirektor anzustellen; es möchte aber doch nun bald nothwendig werden, wenn man nicht einen allmäligen Verfall der ganzen Anlage abwarten will. Dann müsste aber eine gänzliche Umgestaltung, die viel Geld und Zeit kostet, eintreten. Einstweilen hat man einen tüchtigen Landschafts- gärtner aus Frankfurt mit der Aufsicht der Wies- badener Anlagen beauftragt, der durch einen seiner Gärtner auch Alles in bester Ordnung erhält. Von Seiten der Aufsicht wird nach den derselben zur Verfügung gestellten Mitteln den Pflichten vollständig nachgekommen. Das genügt aber, wie bereits aus- gesprochen, nicht, da keine wesentlichen Verände- rungen vorgenommen werden dürfen. Möchte daher die Regierung, ich wiederhole es, recht bald einen tüchtigen Landschaftsgärtner, die leider nur sehr selten sind, finden, um der ganzen Anlage einen neuen Impuls zu geben. Ich habe bereits ausgesprochen, dass Wiesbaden hauptsächlich Luxus-Stadt ist, es müssen demnach auch die Anlagen diesem entsprechen, ohne dabei aber dem Bedürfnisse derer, die die Bäder gebrau- chen, nach Schatten -Abbruch zu thun. Im Allge- meinen ist zwar dieser Anforderung entsprochen worden, aber doch müsste eine grössere und bessere Auswahl in den Gehölzen geschehen. Es gilt dieses besonders in der Nähe des Kurhauses, wo sich vor Allem des Nachmittags und gegen Abend, die vor- nehme und elegante Welt einfindet, und zwar die Damen in eleganter Toilette. Dazu passen nicht die düstern Laubhölzer unserer Wälder. Diese mögen in der Ferne stehen, in der nächsten Nähe sind aber Gehölze von leichtem Bau und hellem, mög- lichst mannigfaltigen, hauptsächlich gefiederten Laube nothwendig. Unsere Akazie mit ihren mannigfachen Formen ist dazu einer der besten Bäume. Ausser- dem sind Blüthenbäume, wie Magnolien, Sophoren, auch unsere Rosskastanien u. Ss. w., vorherrschend als Einzel-Exemplare, nicht weniger aber Boskets mit feinen Gehölzen, hauptsächlich mit Blüthen- und Fruchtsträuchern angezeigt. Das Wasser hinter dem Kurhause ist in seinen Ulerkonturen ausserordentlich gelungen, vor Allem nimmt sich die darin befindliche grosse Insel mit ihrer herrlichen Trauerweide gut aus. Es ist nicht zu leugnen, dass kaum ein anderer Baum am Ufer eines Gewässers einen grösseren Effekt hervorruft, als beide Trauerweiden aus dem “äussersten Osten Asiens. In Wiesbaden ist fast nur die alte Salix babyloniea (jetzt, da sie in Babylonien weder wild, Tu 0 a 0 U U noch angebaut wächst, Salix pendula zu nennen) vorhanden. Nur ein Exemplar der S. elegantissima (S. Sieboldii der deutschen Gärten, S. Salomonis der französischen Baumschulen) sah ich am Ufer bezeich- neten Gewässers, sonst aber nirgends in den An- lagen. Aber auch die dritte Trauerweide in den Gärten, Salix americana pendula und S. nigra pen- dula genannt, steht an diesem Gewässer und zwar ein Exemplar von besonderer Schönheit. Sie bildet eine gegen 10 Fuss im Durchmesser enthaltende Laubkrone, auf eben so hohem Stamme. Wie diese einheimische Weide — es ist eine hochveredelte S. purpurea — zu dem Namen S. americana kommt, da sie gar nicht in Amerika wächst, ja selbst nicht einmal dort eingeführt ist, vermag ich nicht zu sagen. Diese merkwürdiger Weise auch als S. Napoleonis vorkommende Weide hat eine ganz andere Färbung, als die beiden orientalischen oder japanischen Trauerweiden, und nimmt sich mit dem bläulichen Grün der Blätter und den oft rothen Zweigen, gegen die helle Farbe der letzteren ganz eigenthümlich aus. Auf der Eisenbahn gehend, kommt man nach etwas mehr als einer halben Stunde nach dem durch seine vorzüglichen Weine berühmten Geisenheim, wo noch in diesem Jahre das zweite pomologische Institut des preussischen Staates eröffnet werden soll. Das Bedürfniss, wie für den Landbau, so auch für den Garten-, hauptsächlich Obstbau, Lehr-Insti- tute zur Heranbildung junger Leute vom Staate aus anzulegen, war um so mehr erkannt worden, als Proskau, wo vor wenigen Jahren das erste Institut der Art ins Leben gerufen wurde, in der kurzen Zeit seines Bestehens rasch einen Aufschwung nahm, wie man ihn wohl kaum erwartet hatte. Proskau liegst in einer rauhen Gegend, in Oberschlesien, und scheint hauptsächlich dazu berufen zu sein, die Obst- sorten kennen zu lernen, welche auch unter den ungünstigsten Verhältnissen gedeihen. Durch die Wahl des Gartendirektors Stoll, der früher Lehrer an der landwirthschaftlichen Akademie daselbst ge- wesen war, zum Leiter der Anstalt, hat die Regie- rung einen glücklichen Griff gemacht. Die pomo- logische Anstalt in Proskau hat bereits angefangen, segensreich über ganz Schlesien zu wirken und den bis dahin niederliegenden Obstbau zu heben. Geisenheim liegt gegen Proskau in einer sehr günstigen Lage, wie man aus der allgemeinen Schil- derung des Rheingaues entnommen haben wird, und vermag deshalb wohl wenigstens hinsichtlich des Obstbaues selbst etwas zu leisten. Als Direktor ist ein Schlesier, der lange Zeit einer Obstbauschule in Schweden vorstand und den Lesern der Wochen- 296 schrift aus einigen gediegenen Aufsätzen bekannt sein wird, Hüttig, ernannt worden. Man hatte von Seiten der Regierung, als einmal bei ihr der Ent- schluss feststand, am Rheine die zweite pomologi- sche Anstalt ins Leben zu rufen, sich schliesslich für Geisenheim entschieden. Es existirt bereits in Geisenheim ein Obstgarten des Generalkonsuls Lade, wie kaum ein zweiter in ganz Deutschland sein möchte. Die feinere Obst- zucht in Pyramiden, Spalieren und Schnurbäumcehen (Kordons) wird hier vertreten, die Kultur des Wirth- schafts-Obstes, hauptsächlich in Hochstämmen , ist zum grossen Theil ausgeschlossen. Die besten Sor- ten von allem Obste, was früher in Deutschland schon kultivirt wurde und was neuerdings Belgien und Frankreich geliefert hat, sind hier vertreten. Mit dem Obstgarten steht ein Luxus-Garten in dem neue- ren halb englischen, halb französischen Geschmacke in Verbindung, der ebenfalls in grosser Sauberkeit und Eleganz unterhalten wird und seines Gleichen sucht. Hier steht auch das im eleganten Villenstyle erbaute Wohnhaus des Besitzers. Beiderlei Anlagen überraschten mich schon, als ich zum ersten Male vor 5 Jahren in Geisenheim war, durch den guten Zustand und durch die Er- träge der einzelnen Obstgehölze, jetzt übertrafen sie meine Erwartung noch bei Weitem mehr. Die frü- her zum Theil noch jungen und auch hier und da unansehnlichen Obstbäume waren jetzt herangewach- sen und standen meist in einer Ueppigkeit da, wie man sie nicht schöner denken kann. Es bezeugte dieses nicht weniger den günstigen Boden, als auch die gute Pflege der Bäume. Während bei uns im Nordosten Deutschlands in diesem Jahre das Kernobst völlig missrathen ist, sieht man hier im Lade’schen Obstgarten eine Fülle der Früchte, wie man sie in den günstigsten Jahren nicht besser sehen kann. Es war ein grosser Genuss, den Obstgarten durchzugehen und an Pyramiden, Spalieren, Obliques und Kordons den Segen Gottes zu bewundern. Aepfel fanden sich in geringerer Menge vor, Birnen dagegen um desto mehr. Das Statut der königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim hat man eben ausge- seben. Die Eröffnung soll noch in diesem Jahre geschehen. Von Seiten der Regierung ist alles ge- than worden, um der Anstalt den gehörigen Nach- druck zu geben. So weit das jugendliche Alter der Anstalt mit ihren Bepflanzungen jetzt schon urtheilen lässt, scheint das Grundstück zum grossen Theil günstige Boden-Verhältnisse zu besitzen, namentlich wenn noch mehr Sorge getroffen wird, das nöthige Wasser herbeizuschaffen. Leider haben sich die Verhandlungen mit einer benachbarten Gemeinde über Ableitung aus einem Bache zerschlagen. Das Institut zerfällt in 3 Abtheilungen: in eine höhere Lehranstalt, in eine Gärtnerschule und in einen Lehrgang für Hospitanten. Die eigentlichen Zöglnge wohnen in der Anstalt. Für den Unter- richt sowohl in der Theorie, wie in der Praxis, ist nach allen Seiten hin hinlänglich gesorgt. Eine An- zahl guter Lehrer ist oder wird noch für alle beson- deren Fächer angestellt. Zum grössten Theil woh- nen sie in Geisenheim selbst, wo für deren Unter- bringung gesorgt wird, einige Wenige sind dagegen ın dem nahen Wiesbaden ansässig. Wenn ich nicht speciell eingehe und eine längere Beschreibung der Anstalt gebe, so liegt der Grund darin, dass bereits in Nr. 36 der Wochenschrift das Wesentlichste über die Anlage des Ganzen nebst dem Statut mitgetheilt ist. Mir lag es hier zunächst nur daran, auf die neue, wissenschaftlich-begründete Obst- und Weinbauschule des Rheingaues aufmerksam zu machen. Allerlei ; aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IX. Peligot bezweifelt in einer kürzlich der Akade- mie der Wissenschaften gemachten Mittheilung, dass die Pflanzen, die an der See wachsen, wirklich Koch- salz durch ihre Wurzeln aufnehmen. Er glaubt eher, dass das Salz, welches man bei den Analysen ge- funden hat, von dem äusserlich durch Wind und Wasser den Pflanzen anhaftenden herstamme. Der Gehalt an Salz in dem betreffenden Boden ist ver- hältnissmässig sehr klein und obwohl er nicht die gute(?) Wirkung des Kochsalzes als Düngungsmittel verkennt, glaubt er doch, dass die Hauptwirkung wie bei allen Chloriden, so besonders bei dem Chlor- natrium, darin liege, dass es den phosphorsauren Kalk auflöse. Bei der Ausstellung der Newark - Stachelbeer- Gesellschaft wog die mit dem 1. Preise gekrönte Beere des Hrn. Wm. Clark in London 24 dwt. 14 gr. = ca. 43 Grammen oder ca. 23, Loth, die mit dem 3. Preise belohnte von Hrn. Newton in Careless 18 dwt. 16 gr. = fast 32 gr. oder 2 Loth. — Das beste „Pfund“ brachte Hr. Egglestone, es bestand aus 15 Beeren! (Gard. Chr.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift Vereines zur Befürderung des ee in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pilanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 38. Berlin, den 21. September. | 12. Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., sowohl Te Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 29. September, Vormittags ll Uhr, findet im Lokal des Klubs der Landwirthe, Französische Str. 48, Inhalt: Bericht über Versuche zur Prüfung des Eneharhen Ve sahen beim Anbau der & Artoffel, — En: ee von Simon-Louis freres in Metz. — Kultur der hybriden Calceolarien. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde X. 3) Dieser Minderertrag zeigte sich nicht nur bei Bericht | Gegenüberstellung der einzelnen Versuchsparcellen, über Versuche zur Prüfung des Gülichschen Ver- | sondern tritt auch sehr augenfällig hervor bei Ver- fährens beim Anbau der Kartoffel. ı gleiehung der gesammten nach Gülichs Methode an- ı gebauten Fläche. Abgesehen von 337 Quadratruthen, Von Prof. Jul. Kühn. ger ; welche nach dem modifieirten Verfahren in Damm- (1. Heft der Berichte aus dem physiologischen Laborato- | | kultur behandelt wurden, kam auf 7/84, Morgen rium und der Versuchsanstalt des lJandwirthschaftlichen Insti- tuts der Universität Halle. — Halle, Buchhandlung des | die Gülichsehe Methode zur regelmässi- Waisenhauses. 1872.) sen Ausführung mit Entfernungen von 3 und 4 Leider müssen wir es uns versagen, auf den | Fuss Hamburgisch = 10 [_]Fuss Preussisch. — reichen Inhalt dieses Berichts, der ausser dem, was | Diese Fläche von 18!1/, Morgen ergab 124612,77 Pfd. der Titel sagt, noch manche andere interessante | Erntegewicht und 115758,28 Pfd. an reingewasche- Beobachtung über Kartoffelbau mittheilt, specieller | nen Kartoffeln. Hiernach berechnet sich ein Durch- einzugehen; die Endresultate aber lassen wir folgen, | schnittsertrag der Gülichschen Methode pro Morgen da sie von bleibendem Werth sind, wenn auch die | = 67,4 Centner Ermtegewicht und 62,6 Centner Rein- Gülichsche Kartoffelkultur-Methode bereits jetzt an | gewicht. Der Durehschnitts-Ertrag der gesammten den meisten Orten in das Meer der Vergessenheit | nach gewöhnlicher Methode kultivirten Fläche betrug versenkt ist. aber anstatt dessen pro Morgen 121,2 Centner Ernte- 1) Durch das Gülichsche Verfahren werden | gewicht und 104,2 Centner Reingewicht. Hiernach bei ein und derselben Kartoffelsorte von dem ein- | ist durehschnittlich der ganzen Versuchs- selnen Stock in der Regel eine höhere Zahl grös- | fläche der Ertrag der Gülichschen Methode serer, sehr schön und vollkommen entwickelter Knol- | um e 40 Procent niedriger als bei der ge- len gewonnen. wöhnlichen Kultur. So ergiebt sich bei Ver- 2) Sämmtliche. bei unseren Versuchen geprüften | gleiehung der Erträge von Quadrat - Ruthen, wie Kartoffelsorten, auch die‘von Gülich für seine Me- | bei dem Vergleich der Erträge ganzer Hufen stets thode am meisten eı ohlenen Varietäten gaben | das gleiche Resultat. Dort bei Gartenkultur, hier nach dem Gülichschen ®erfahren von der gleichen | bei dem umfassendsten comparativen Feldversuch Fläche einen wenig& hohen Ertrag, als bei | dasselbe Ergebniss: durch die Gülichsche Me- gewöhnlicher guter Kultur. thode von gleicher Fläche erheblich gerin- 38 298 gserer Ertrag! — Zu diesem Minderertrag ‘gesellt sich nun noch die Wahrnehmung: 4) Das Gülichsche Verfahren hat sich nicht als ein Schutzmittel gegen die Kartoffelkrankheit erwiesen. 5) Das Gülichsche Verfahren kann daher nur eine beschränkte Bedeutung beanspruchen. Es wird Jort am Platz sein, wo es sich nieht darum handelt, von einer bestimmten Fläche den höchsten Ertrag zu erzielen, sondern wo es gilt: die einzelne Kar- toffel zu möglichst reicher Vermehrung zu bringen. Dies ist der Fall bei Ankauf neuer Sorten, die nur in geringerem Saatquantum zu haben sind oder für Bezug grösserer Mengen zu hoch im Preise stehen; dies ist weiter der Fall bei Vermehrung von Sämlingen, die weiterer Prüfung unterworfen werden Für letzteren Zweck hat das Gülichsche Ver- fahren um so grösseren Werth, als es trefllich ge- eignet ist, dieEigenthümlichkeiten der Sorte in Bezug auf zu erlangende Grösse und Qua- lität der Knollen hervortreten zu lassen. 6) Die in Bezug auf Ertragssteigerung des ein- zelnen Stockes unbestreitbaren Erfolge der Gülich- schen Methode ruhen zu einem wesentlichen Theile in der frühzeitigen und sehr rationell ausgeführten ersten Behäufelung. Diese erfordert aber nicht un- bedingt den grossen Stockraum der Gülichschen Methode, auch für das gewöhnliche Kultur- verfahren ist frühzeitigeres und vollkom- meneres Behäufeln anwendbar und empfeh- lenswerth, als gemeinüblich ist. 7) Die vier Zoll tief ausgelegten Kartoffeln saben die günstigsten Erträge; es wurden jedoch auch bei sechs Zoll Tieflage noch höhere Ernten pro Morgen erzielt, als durch das Gülichsche Verfahren. 8) Die bei unseren Versuchen gemachten Beob- achtungen lassen eine grössere Tiefe bei dem Aus- legen der Kartoffeln unbedenklich erscheinen, wenn besondere Umstände dieselbe wünschenswerth machen. Hiernach empfiehlt es sich, auf allen leichten, offenen, zum baldigen Austrocknen geneig- ten Böden das Auslegen bis zu einer Tiefe 6 Zoll auszuführen, dafür aber das auf solehen Böden nicht vortheilhaft wirkende Häufeln zu unterlassen. 9) Es hat sich bei unseren Versuchen als zweifel- los sicher herausgestellt, dass bis zu einer gewissen, für die einzelnen Sorten und für verschiedene Kraft- sollen. schneller von zustände des Bodens nicht gleichen Grenze der Kartoffel-Ertrag pro Morgen um so mehr steigt, je enger der Stockraum wird. 10) Entgegen der gewöhnlichen Auflassung, nach welcher die Entfernungen um so weiter zu wählen sind, je reicher der Boden ist, hat sich die engere Reihenentfernung bei gleicher Sorte von um so gün- stigerem Einfluss auf den Ertrag gezeigt, je höher der Kraftzustand des Bodens, je stärker ge- düngt worden war. 11) Bei einer Reihenweite von 0,6 Meter wird für die meisten Verhältnisse je nach Bodenbeschaffen- heit, Krafltzustand des Ackers und je nach den be- sonderen Anforderungen der Varietät der angemes- senste Stand in den Reihen wechseln zwischen 0,3 bis 0,5 Meter. f 12) Die Gefahren, welche unseren Kulturpflanzen durch mannigfache Krankheitsformen , insbesondere aber durch zahlreiche thierische Feinde dro- hen, lassen auch, abgesehen von dem unter Nr. 9 hervorgehobenen Gesichtspunkt, nicht nur für die Kartoffel, sondern auch in Rücksicht auf andere Kulturpflanzen im Allgemeinen es räthlich erscheinen, innerhalb der zulässigen Grenzen den dich- teren Pflanzenstand und somit die grössere Saatmenge zu bevorzugen. Zu enger Stand, zu dichte Saat benachtheiligen die Ernte in Quantität und Qualität, und sind ebenso fehlerhaft, wie zu dünne Saat. Es silt für den einzelnen Fall nach Massgabe der Boden- beschaffenheit, des Kraftzustandes, der Saatzeit und nach den Anforderungen der Varietät die für voll- kommene Entwickelung noch angemessene obere Grenze festzustellen. Diese zu finden, ist im Allge- meinen viel wichtiger, als die Ermittelung, bis wie weit Verminderung der Saatmenge getrieben werden kann. Nicht möglichste Samenersparniss, sondern Verwendung des für rationelle Kultur noch zulässigen grösseren Saatquantums. ist die wirthschaftlich zweckentsprechendste Mass- nahme. Jene Ersparniss geschieht auf Kosten der Sicherheit des Ertrages. 13) Von ganz besonderem Einfluss auf Quantität und Qualität des Ertrages, sowie in Beziehung aul grössere oder geringere Neigung zum Erkranken hat sich die Beschaffenheit der Varietät gezeigt. 14) Die Theorie von einer Degeneration der Kartoffel überhaupt und der älteren Varietäten insbesondere ist als unhaltbar abzuweisen. Die Kartoffel ist in ihrem Produktions - Vermögen nicht abgeschwächt, sie vermag heut noch dieselben Maximalerträge zu geben wie früher. Die älteren Varietäten sind nicht in höherem Grade dem Er- kranken unterworfen; aus Samen neugebildete Sorten erkrankten zum Theil in höherem Grade als alt- bewährte. Von grösster Wichtigkeit ist sorgfältige 299 “—— Auswahl der Varietät, Anbau der ertragreichsten und !' Favier und sein Sohn Emil vor Allem dem gross- widerstandsfähigsten Sorten. Da unter sonst gleichen Umständen die Produktionskosten dieselben bleiben, so ist der höhere und sichrere Ertrag der besseren Varietät von wesentlichstem Einfluss auf die Renta- bilität des Betriebes. Daher für jede einzelne Oert- lichkeit Würdigung älterer anderwärts bereits erprobter und Prüfung neuer Varietäten! — Hier bietet sich nicht nur in Rücksicht auf Kartoffel- sorten, sondern auch in Bezug auf Prüfung und Würdigung der Varietäten anderer Kulturpflanzen eine dankbare Aufgabe und ein reiches Feld gemeinsamer Wirksamkeit für die Jandwirthschaftlichen Vereine. Die Baumschulen von Simon-Louis freres in Metz. Zu den grössten Etablissements für Obst- und Luxus-Gehölze gehören die Baumschulen der Ge- brüder Simon-Louis in Metz. Vor einigen und 40 Jahren existiıtten aber 5 bedeutende Gärtnereien mit Baumschulen, deren Besitzer den Namen Si- mon führten. Ihre Gärtnereien sind jedoch einge- sangen bis aul diese Eine, welche um desto mehr Bedeutung erhalten und ihren Expoıt hauptsächlich über ganz Frankreich und Deutschland erweitert hat. Nicht allein der Samenhandel nahm rasch in erhöh- tem Massstabe zu, auch das bis dahin bepflanzte Terrain der Baumschulen vermochte bald den An- forderungen nicht mehr zu entsprechen. So erwarb sich der Besitzer anfangs der dreissiger Jahre in dem an der Ostseite, dicht bei Metz, liegenden Dorfe Plantieres ein neues Areal von gegen 160 Magde- burger Morgen, die jetzt durchaus mit Gehölzen aller Art, besonders mit Obstgehölzen, bepflanzt sind. Der Besitzer hatte 2 Söhne, Jean Francois und Louis, die bei der Uebernahme des Geschäfts nach dem Tode ihres Vaters, um sich von den damals zum Theil noch existirenden Besitzern von Gärt- nereien ihrer Verwandten zu unterscheiden, die Firma Simon-Louis freres annahmen. Der Beiname Louis wurde dem Familiennamen der Mutter, welche eine geborene Louis war, entnommen. Im Privat- leben führten dagegen die beiden Brüder zu ihrer Unterscheidung, indem sie sich ebenfalls den Namen ihrer Frauen beilegten, die Namen Simon-Nice- ville und Simon-Favier. Der Erstere ist seit längerer Zeit schon gestorben. Sein einziger Sohn Leon ist jetzt Theilnehmer des Geschäfts und leitet hauptsächlich die Baumschulen, während Simon- artigen Samengeschäfte vorstehen. Uns interessiren hier zunächst nur die Baum- schulen. Sie befinden sich, wie schon gesagt, im Osten der Stadt Metz, auf der Höhe des Dorfes Plantieres. Ein Bach trennt das 40 Hektaren (160 Magdeburger Morgen) umfassende Terrain in 2 un- gleiche Theile. Auf der einen Seite befindet sich ein leichterer und sandiger Lehmboden, auf der an- deren hingegen wird die Oberfläche des Bodens von einem lehmigen Kalkboden bedeckt. Drei Viertel des Terrains wird für die verschiedenen Obstfrüchte in Anspruch genommen und wiederum ist Hälfte davon allein mit Birngehölzen bestanden. Birnen sind bekanntlich das Obst, was in Frankreich, aber auch schon jenseits des Rheines in Deutschland, sehr beliebt ist und, ausser den Pfirsichen, allen an- die deren ÖObstfrüchten vorgezogen wird. Auf diese Weise sind zwar nur 40 Morgen den Luxus-Gehöl- zen gewidmet, die Sammlung ist aber sehr reich und mannigfaltig, so dass sie sich mit jeder anderen in Deutschland Es wird alljährlich gut bearbeitetes Verzeichniss der Gehölze mit der neuen Ein- messen kann. ein kurzen Beschreibungen, besonders führungen, ausgegeben und ist auch für 11/, Frank (12 Sgr.) durch den Buchhandel zu beziehen. Diese Sammlung Gehölzen hat deutsche Dendrologie deshalb einen grossen Werth, von für die da man aus ihr ersieht, was für Gehölze in besseren Klimaten Deutschlands noch fortkommen. Es er- sänzt demnach das Verzeichniss der Flottbecker Baumschulen bei Altona (James Booth und Söhne), was hauptsächlich für Norddeutschland gilt; man muss bedauern, dass die neuesten Verzeichnisse der Flottbecker Baumschulen keineswegs mehr so reich- haltig sind, wie früher, wo sie den berühmten Ver- zeichnissen der nicht mehr existirenden Baumschulen von Loddiges bei London zur Seite ‘standen, son- dern nur die gangbaren Gehölze der grossen Samm- lung aufführen. Metz ist jetzt der am Meisten nach Westen vor- geschobene Punkt Deutschlands und hat deshalb schon ein milderes Klima, als der Osten; da es aber eine grössere Höhe über dem Spiegel des Meeres besitzt, als das benachbarte Trier und noch mehr der Rheingau, die Bergstrasse und das ganze badische Rheinthal, so ist der Winter in der Regel etwas härter eine Reihe von Gehölzen bisweilen, während diese in den genannten Gauen ohne Schaden bleiben. Wir haben in diesen jetzt Gehölze, besonders Koniferen, gefunden, welche in Metz zwar an einigen Stellen und im Schutze eben- und leidet 38” 300 u _ falls gut aussahen, sonst aber arg gelitten die Erfahrungen, welche in dieser Hinsicht im letz- ten abnormen Winter gemacht wurden. Die Tage vom 9. bis 13. December sind für die Vegetation des Westens, besonders Frankreichs und Hollands, so verderbenbringend gewesen, als es seit sehr Jan- ger Zeit nicht der Fall gewesen ist. Man erzählte uns, dass die Besitzer mehrerer Baumschulen bei Paris, besonders auf der Seite von Sceaux, nachdem sie sich kaum von den Verheerun- sen des Krieges und der Kommune einigermassen erholt hatten und nun glaubten, wiederum einer besseren Zukunlt entgegenzugehen, von dem Froste der genannten December - Tage so hart betroffen wurden, dass leider mehre von ihnen ihrem völligen Untergange entgegengehen werden. Gleich in der Nähe der Wohnung des vielen Deutschen bekannten Obergärtners Thomas findet man in den Baumschulen von Simon-Louis [reres in Plantieres Verwüstungen der December - Tage in einer Weise, wie wir sie im Nordosten Deutschlands auch nicht einmal annähernd gehabt haben. Wel- lingtonien, Nordmann’s Tanne, eine Reihe amerika- nischer Kiefern, Chamaecyparis- Arten, aber auch Laubgehölze, wie Catalpa syringaefolia u. a., haben mehr oder weniger stark gelitten oder sind gänzlich erfroren. Von Akebia quinata befand sich an einem Hause ein Exemplar mit einem mehre Zoll im Durch- messer enthaltenden Stamm, der im vorigen Decem- bis zur Wurzel abgefroren ist, aus derselben wiederum ausschlug. Auf einem Beet mit ziemlich starken Exemplaren der härteren Abart Galissoniensis der Magnolia grandillora waren diese ebenfalls bis auf die Wurzel abgefroren, hatten aber ebenfalls wiederum aus dieser getrieben. Ein star- ich kein zweites in Europa gesehen, war an einer Rothtanne ber aber (reudig kes Exemplar der Hedera colchica, wie über 20 Fuss hoch geklettert, und im vorigen De- cember durchaus erlroren. Ganze Beete von Abies Nordmanniana hatten ihren Bestand gänzlich verloren. Obergärtner Thomas hat in dem eben erschie- nenen Hefte seiner Revue d’arborieulture einen Ar- tıkel über die Verheerungen, welche die December- Tage unter den Koniferen angerichtet haben, ge- schrieben. Der Artikel ist so interessant, dass wir den Verfasser um Erlaubniss ersucht haben, in der Wochenschrift ebenfalls diese Mittheilungen Da wir der nächsten Nummern bringen werden, uns deshalb jetzt Mühe interessanten Gegenstand hier noch weiter zu erörtern. geben zu dürfen. diese in einer (fühlen wir der uberhoben, diesen hatten. | Wir stützen uns dabei allerdings hauptsächlich auf Während bei der Durchsicht der Koniferen in den Baumschulen der Gebrüder Simon -Louis freres der Vater Thomas unser freundlicher Begleiter war, trat bei den Laubgehölzen der Sohn Thomas an seine Stelle. Es gereichte uns zur Genugthuung, alsbald wahrzunehmen, dass in Betreff der Namen zum grossen Theil die Nomenklatur eingeführt ist, welche in unserer Dendrologie zu Grunde gelegt ist. Sobald der zweite Theil erschienen sein wird, was wohl noch im Verlaufe dieses Jahres der Fall sein möchte, soll auf gleiche Weise mit den hierin be- schriebenen Gehölzen dieser Baumschulen fortgefah- ren werden. Wenn auch in anderen Baumschulen auf gleiche Weise verfahren würde — in wissen- schaftlichen Instituten ist es ebenfalls zum grossen Theil schon geschehen — so eıhielten wir in Kur- zem, wenigstens bei der Gehölzkunde, eine Einheit in der Nomenklatur, und Liebhaber, welche es sich oft viel Geld kosten lassen, würden nicht mehr so olt getäuscht. Was zunächst die Laubhölzer, sowohl mit ab- fallenden, als mit bleibenden Blättern, anbelangt, so boten sie uns, man sich wohl denken kann, manches Interessante dar; aber auch manches Neue fanden wir, was uns bis jetzt unbekannt geblieben. dass es für die Leser der Wochenschrift ein besonderes Interesse haben dürfte, wenn wir einige Mittheilungen machen, so stehen wir nicht an, diese zu geben. Ich bediene mich der alphabetischen Reihenfolge des belehrenden Verzeich- nisses der Baumschulen von Simon-Louis freres. Unter den Ahorngehölzen fanden wir zunächst einige auf dem Hochgebirge wachsende Formen des Acer Monspessulanum, welche als Acer cre- tieum und sempervirens beschrieben sind und durch die Kultur in der Ebene keine Veränderungen in der Gestalt erlitten hatten. Es ist dieses eine Beobachtung, welche wir auch im botanischen Gar- ten in Berlin, wo dergleichen direkt von der Insel Creta eingeführt wurden, gemacht haben. Solche Formen werden hier in Metz als mierophylium kul- wie Da wir glauben, auch tivirt. Als Acer hibernicum sahen wir eine Form, welehe dem A. liburnicum sehr nahe stand. Sollte der erste Name nicht ein Schreibfehler sein? Wäh- rend bei uns im Nordosten Deutschlands die reizen- den Formen des A. palmatum Thunb., wie sie durch Siebold direkt und durch Ambr. Verschaf- felt in Gent unter neuen Namen vor einigen Jahren eingeführt wurden, nicht gedeihen wollen, sondern meist ganz erlrieren, sind sie in Metz weniger, im Rheinthale gar nicht empfindlich. Wir bedauern, sie im letzteren, namentlich an der Bergstrasse, nur sehr sol vereinzelt gesehen zu haben, da sie allenthalben, wo sie stehen, einen grossen Schmuck in unseren Gär- ten bilden. Unter den Rosskastanien verdient die Abart di- gitata, welche wir zwar in unserer Dendrologie erwähnt, aber noch nicht in Blüthe gesehen haben, Berücksichtigung der Liebhaber. Sie bleibt niedrig und hat ein eigenthümliches Ansehen. Während die Blüthen der gefüllten Form der gewöhnlichen Ross- kastanie bei uns in der Regel sich nicht vollständig entfalten, geschieht es hier in Metz und überhaupt in den Rheinländern in einer solchen Weise, dass sie einer der beliebtesten Alleebäume geworden ist. Alnus ealiforniea ist eine eigenthümliche Art, welche sich den japanesischen Arten anschliesst, und um so mehr unsere Aufmerksamkeit verdient, als sie wenigstens in Metz auszuhalten scheint. Wir behalten uns vor, über sie noch später zu berichten. Amelanchier laneifolia ist eine Form der A. canadensis, welche wegen ihrer grösseren Blät- ter, hauptsächlich aber wegen der grossen, über- hängenden Trauben, aus blendend weissen Blüthen bestehend, den Vorzug verdient. Unter den Formen der Amygdalus nana ver- dient A. Gessleriana wegen ihres kräftigen Wachs- thumes und ihrer weit grösseren Blüthen von rosen- rother Farbe vor Allem Beachtung. Leider ist sie in unserer Dendrologie übersehen worden. A. pe- dunculata scheint leider in Deutschland nicht ge- deihen zu wollen, denn sie ist auch während des letzten Winters in Metz zu Grunde gegangen. Leider hat auch die grosse Sammlung von Aukuben, welche in den hiesigen Baumschulen vorhanden ist, während des letzteren Winters so gelitten, dass die meisten Formen bis zur Wurzel eıfroren sind. Doch haben auch sie wiederum aus der Wurzel ausgeschlagen. Unter den Berberis-Arten fiel uns ein Blendling der B. Darwini und empetrilolia auf, der den Namen B. stenophylla erhalten hat und deshalb nicht mit der Pflanze d. N. aus dem Himalaya verwechselt werden darf. Er wächst sehr buschig. Auffallend war mir B. japonica mit ihrer stets grösser wer- denden Abart Bealii, da beide, selbst während der Decemberfröste, unversehrt geblieben waren; bei uns wird sie ängstlich ım Kalthause aufbewahrt. Auch im Rheinthale sah ich von ihr schöne grosse Exemplare im Freien. Man sollte doch auch bei uns Versuche damit anstellen, denn sie würde, besonders in kleineren Gärten, ein Gewinn sein. Auch B. slumacea (mit dem ältesten Namen B. nervosa Pursh) war hier in schönen Exemplaren vorhanden. Sie unterscheidet sich wesentlich von den anderen Mahonien, indem die Deckblätter sich nach der Be- fruchtung vergrössern, also nicht abfallen, und blatt- artig werden. Nur die unteren von ihnen haben Früchte in ihrem Winkel. Unter den Buxus-Arten und Formen, welche reichlich vertreten waren, befanden sich mehrere, welche direkt aus China eingeführt waren und ein von den bekannten Arten und Formen etwas Ab- weichendes im Ansehen hatten. Es wird sich wohl nicht früher etwas über sie sagen lassen, als sie ge- blüht haben werden. Leider halten die reizenden Fruchtsträucher des Geschlechtes Callicarpa, welche wir im 2. Bande der Dendrologie empfohlen haben, selbst in Metz nicht gut aus, vielleicht im südlichen Rheinthale? Möchten doch hier Versuche ange- stellt werden. Der amerikanische Kastanienbaum (Casta- nea americana) ist unbedingt schöner als der europäisch-orientalische und unterscheidet sich ziem- lich leicht, wenigstens im Leben, durch weit grössere und nicht gerade abstehende, sondern stets über- hängende Blätter. Die Früchte sind dagegen klei- ner und haben einen süsseren Geschmack. Dass C. americana in unseren Anlagen fast gar nicht zu finden ist, muss man bedauern. Er kann in seiner Weise Effekt zu machen, durch keinen anderen Baum ersetzt werden. Die Ceanothus-Arten sind neuerdings in Frankreich Gegenstand besonderer Aulmerksamkeit geworden, es betrifft dieses besondeis den C. ame- ricanus und azureus. Man hat bereits eine Reihe von Formen erhalten, die auch bei uns eine weitere Verbreitung verdienten. Dahin gehören besonders die, welche in den Baumschulen von Simon-Louis freres erhalten wurden und wohl mehr dem C. azu- reus angehören, aber sehr gut im Freien aushalten. C. Lucie Simon und Marie Simon wurden Jahre 1867 aus Samen erzogen. Erstere Form kann unter Umständen eine Höhe von 6 Fuss erhalten und brinst vom Juli an bis die Kälte einen Widerstand im entgegensetzt, zahlreiche Blüthenstände mit dem in- tensivsten Azurblau hervor. Marie Simon bleibt un die Hälfte niedriger, baut sich aber buschiger und beginnt die Blüthezeit schon frühzeitiger. Die gros- sen und reichlich erscheinenden Blüthenstände haben eine fleischrothe Farbe. Weiss blüht die Form, welche im Jahre 1859 in den Baumschulen erzogen worden ist und den Namen C. corymbosus erhalten hat. Ausserdem empfehlen wir noch die Form von Dau- vesse, welche den Namen C. führt und blau blüht. GelaStrus Orixa, zuerst maximus als O. japonica von 302 Thunberg beschrieben, hält in Metz sehr gut aus, es möchten daher auch bei uns Versuche damit an- gestellt werden. Gephalanthus angustifolius unterscheidet sich von dem gewöhnlichen ©. oceidentalis nur durch etwas schmälere Blätter. Der letztere war früher sehr viel vorhanden, während man ihn neuerdings nur noch ausnahmsweise in einzelnen Gärten findet. Von den Kirschgehölzen, welche als ornamental Empfehlung verdienen, steht Prunus Pseudo- Cerasus obenan. Bei uns hat es, obwohl es Sie- bold schon vor länger als 2 Jahrzehnten in den Handel gebracht, noch keine Verbreitung erhalten. Nachdem der Herausgeber der Revue horticole schon einmal es mit Namen, nämlich als GerasusSieboldii beschrieben hat, beschreibt er es in einem der letzten Hefte wiederum als neue Pflanze, und zwar mit dem Namen C. Lannesiana. Aber auch ausserdem wird es in den Baumschulen auch unter den Namen C. serrulata fl. pl. und hortensis tl. pl. kultivirt. Man hat 2 Formen, indem die Blüthen blendend weiss sind und so bleiben, oder später, aber auch häufig gleich im Anfange, rosenroth werden. Lonicera caprifolioides habe ich eine interessante Art dieses Genus genannt, welche etwas rankt und die Blätter in der Form derer der L. sem- pervirens besitzt, Blüthen und Fıüchte hingegen denen der ächten Xylosteum-Arten gleichen. Im botanischen Garten zu Berlin wurde sie seit längerer Zeit als Abelia splendens kultiviıt, in Frankreich hingegen sahen wir sie bisweilen als Caprifolium Magne- villeae, bei Lemoine in Nancy als C. Philomelae, in den Boskooper Baumschulen in Holland als Loni- cera Niagahalli, Simon-Louis freres endlich als Chamaecerasus Niaquerillii und als Lonicera spectabilis, aber auch als L. fra- einem neuen bei srantissima. Nach den allerdings zur Bestimmung nicht ge- nügenden Exemplaren scheint Lonicera Webbiana, welche in Metz vorzüglich aushält, doch von L. alpi- gena, mit der Hooker und Thomson sie vereinigt haben wollen, verschieden. Erst wenn uns Frucht- und Blüthen-Exemplare zu Gebote stehen, vermögen wir uns zu entscheiden. Eine interessante Form der L. X ylosteum wird in Metz mit der näheren Bezeichnung translucens kultivirt, wo die weissen Früchte etwas durchsichtig sind und damit ein eigenthümliches Ansehen erhalten. Die Waldreben oder GClematis-Arten aus der Abtheilung Viticella wurden hier in reichlichster Ab- kultivirt und zeigten allenthalben den Blüthenflor. Wenn sie auch zum Theil wechslung üppigsten ; haben und verdient weithin den Vorzug. empfindlich gegen unsere Winter sind, so lassen sie sich doch an Häusern, Mauern, Planken u. s. w. so im Schutze anbringen, dass sie den Winter ohne Gefahr aushalten. Von der ächten Cl. Vitieella ist es besonders die grossblühende Cl. venosa oder Francofurtensis, welche sich nicht allein durch grosse violette Blüthen, sondern auch durch deren Fülle auszeichnet. Von dieser und Cl. lanuginosa haben Simon-Louis freres einen reizenden Blendling erzogen, den sie Cl. splendida genannt haben, der aber nicht mit einem andern d. N. verwechselt werden darf. Einen anderen Blendling erzogen sie aus CI. lanuginosa und patens mit wohl den grössten hell- violetten Blüthen von 6 Zoll Durchmesser. Auf gleiche Weise verdienen alle übrigen Formen und Blendlinge der Cl. lJanuginosa und patens (azurea), welche an- fangs durch Jackman, neuerdings durch John Veitehand Sons in den Handel gebracht und von uns bereits in der Wochenschrilt vielfach besprochen worden sind, Empfehlung. Wir sahen hier aber auch die alte, früher in Gewächshäusern mannigfach kul- tivirte Cl. florida üppig blühend an der Mauer eines Gewächshauses. Coeeulus japoniecus, eine Schlingpflanze Japans aus der Familie der Menispermaceen, hält in Metz sehr gut aus und verdient deshalb, auch bei uns angewendet zu werden. Als Grataegus alnifolia kultivirt man in Metz eine Art, welche von der von uns beschriebenen Sorbus alnifolia verschieden sein muss, da sie, gleich der Mispel, Steinfrüchte haben soll. Sie nimmt sich gut aus, ist gar nicht empfindlich und verdient von Seiten der Landschaltsgärtner Beachtung. Neben dem von uns früher empfohlenen halb- strauchigen Desmodium penduliflorum wird in den Baumschulen von Simon-Louis freres noch D. Dillenii kultivirt. Beide sind wegen ihres Blüthen- reichthums zu eınpfehlen. Elaeägnus reflexus ist bestimmt eine andere Pflanze, als E. umbellatus (parvifolius Royle), mit der wir sie im 2. Bande der Dendrologie vereinigt Es biegen sich hier die Aeste in einem Bogen zurück, haben aber die Blätter wenig verschieden. In den Baum- schulen von Simon-Louis freres kultivirt man bereits 2 buntblättrige Formen, von denen die eine Blätter mit goldgelbem Rande besitzt, während bei der andern sich in der Mitte jedes Blattes ein gold- gelber Fleck befindet. Besonders ist es die letztere, welche zu empfehlen ist. Helwingia ruseiflora ist zwar keineswegs ein, hübscher Strauch, der aber doch hier und da An- HB wendung finden könnte, abgesehen davon, dass er in keiner Gehölz-Sammlung fehlen sollte. Ihre Stel- lung im Systeme ist noch keineswegs fest und wird sie sogar von .mehrern Botanikern als der Typus einer besonderen Familie betrachtet. Da man den Strauch jetzt im Leben beobachten kann, wird es nun eher gelingen, ihn unterzubringen. Auch die Idesia polyearpa (Polycarpa Maxi- mowitschii) hält bei uns aus und verdient um so mehr Empfehlung, als sie ein schönes Laub besitzt und auch Früchte hervorbringen soll, welche gegessen werden können. Die Pflanze ist für den Liebhaber, nicht weniger aber für den Botaniker um so inter- essanter, als sie in die Familie der Bixaceae gehört, welche bis jetzt noch nicht unter den Pflanzen des freien Landes vertreten ist. Unter den Juglans-Arten ist es J. mandschu- rica, deren Blätter bedeutende Dimensionen einnehmen und die als Dekorations-Pflanze ganz besonders die Aufmerksamkeit des Liebhabers und Gärtners auf sich zieht. In einigen Baumschulen wird sie auch unter dem Namen J. macrophylla kultivirt. Aus gleicher Ursache ist J. ailanthifolia zu empfehlen, ein Gehölz, was wohl zu Pterocarya gehören möchte und der Pt. caucasieca sich anschliesst. Bevor nicht grössere Exemplare vorliegen, lässt sich keine Ent- scheidung treffen. Es gilt dieses auf gleiche Weise von Pterocarya laevigata, welehe neuerdings von Simon-Louis freres eingeführt wurde und sich hauptsächlich durch die oben dunkelgrünen und glän- zenden Blätter von den ähnlichen Arten unterscheidet. Pt. chinensis, ausgezeichnet durch die geflügelten allgemeinen Blattstiele, ist dagegen wohl eine Rhus- Art und vielleicht von Rh. Osbeckii gar nicht verschieden. Vom Tulpenbaum (Liriodendron Tulipifera) ist in Metz eine interessante Form im Wuchse der italienischen Pappel aus Samen erzogen, welche demnächst mit der näheren Bezeichnung fastigiatum | in den Handel kommen wird. Maclura trieuspidata ist eine höchst inter- essante Art dieses Geschlechtes, welche um so mehr Beachtung verdient, als sie weit besser aushalten soll, als die bekannte M. aurantiaca. Sie scheint weit kleiner zu bleiben und hat auch kleinere, dun- kelgrüne und oben glänzende Blätter. Die Dornen im Winkel der Blätter machen den Strauch zu Hecken sehr geeignet. Eben deshalb müssten zuvor Versuche mit seiner Widerstandsfähigkeit gegen un- sern rauhen Winter angestellt werden. Nuttalia cerasiformis ist eine interessante Amygdalacee, wo mehre Stempel in der Blüthe ent- halten sind. Während der Strauch im Berliner bo- tanischen Garten im Kalthause kultivirt wird, steht er in Metz im Freien und hält die kältesten Winter aus. Möchte man doch auch bei uns damit Versuche anstellen! In wie weit der chinesische Christdorn (Pa- liurus lJucidus) von dem gewöhnlichen P. acu- leatus sich unterscheidet, lässt sich nach den vor- handenen Exemplaren noch nicht sagen, wenn auch die Blätter eine dunkelere und etwas glänzende Ober- fläche zu haben scheinen. Podocytisus caramanicus sahen wir zum ersten Mal in Blüthe. Es ist ein sehr zu empfehlen- der Strauch von nur 2, höchstens 3 Fuss Höhe, der trotzdem baumartig wächst und am oberen Theile des Stammes nach allen Seiten ruthenförmige Zweige mit schönen, gelben Schmetterlingsblüthen am Ende absendet. Salix Salomonis existirt in einem grossen Baume den Baumschulen zu Metz und möchte wohl unsere S. elegantissima sein. Er unterscheidet sich nur durch einen schlankeren und weniger in die Breite gehenden Wuchs; auch hängen die Zweige nicht auf gleiche Weise senkrecht herab. Der im Berliner botanischen Garten zufällig aus P. balsamifera und canadensis entstandene Blend- ling, den wir unter dem Namen P. hybrida Be- rolinensis in der Wochenschrift beschrieben haben, wird in den Baumschulen von Simon - Louis freres vielfach als Alleebaum herangezogen. Durch seine schlanke Laubkrone eignet er sich ganz be- sonders dazu. Endlich erwähnen wir noch der in Metz der Kälte gut widerstehenden Abart der Genista alba (Spartocytisus albus), auf die wir schon früher in der Wochenschrilt aufmerksam gemacht haben. Sie ist hier vielfach aus Samen erzogen worden und die Sämlinge sind nicht weniger hart, pflanzen. Es ist wünschenswerth, dass man auch bei uns Norddeutschland mit diesem beliebten, bis jetzt nur im Kalthause kultivirten Blüthenstrauche Versuche im Freien macht. Er wäre, hielte er auf gleiche Weise wie in Metz aus, für uns ein grosser Gewinn. in als die Mutter- in Kultur der hybriden Calceolarien. Lebas giebt in der Revue horticole eine An- leitung zur Kultur der schönen, leider im Zimmer weniger gedeihenden krautartigen Calceolarien-Pflan- zen, die zwar im Allgemeinen nicht von der unsrigen abweicht, aber doch Beachtung verdient. Die 304 flachen Töpfe oder Schalen, in denen die Aussaat erfolgen soll, werden wenigstens zur Hälfte mit grob zerkleinerter Haideerde gefüllt, diese mit fein ge- siebter Gartenerde bedeckt und mit dem Boden eines Blumentopfes ganz gedrückt. Man begiesst hierauf so, dass die Erde durch und durch nass ist, lässt sie ein wenig trocken werden, streut dann die Samen, welche bei ihrer Kleinheit am besten mit etwas Sand oder feiner Erde gemengt werden, oben auf und drückt sie (mit einem glatten Brettchen oder dergl.) an, ohne sie weiter zu bedecken. Hierauf legt man eine Glasscheibe auf den Topf und bringt ihn einen halbschattigen Ort in einem kalten Mistbeetkasten oder Gewächshanse, sanz nahe dem Glase. Sobald die jungen Pflanzen er- scheinen, giebt man ein wenig Luft, später etwas mehr. Eine andere, fast vorzuziehende Methode besteht darin, dass man die Samen auf sehr kiesel- haltige, feine Erde wie vorher ausstreut und sie nach- her in einem Mistbeetkasten so anbringt, dass das Glas nur einige Centimeter von den Pflanzen entfernt ist. Auf diese Weise werden die Pflanzen stämmiger und kräftiger als die in Töpfen in der Wärme ge- zogenen. Dasselbe Verfahren auch sehr und chinesischen Primeln an- eben an im aber eine lässt sich zut bei Cinerarien wenden. Einerlei, welches Verfahren man eingeschlagen hat, sobald die Pflanzen 3 oder 4 Blätter haben, werden sie verpflanzt, entweder einzeln in Näpfehen oder zu 3 oder 4 in Töpfe mit einem Rand von 10 bis 12 cm. Durchmesser. Man kann sie auch in Schalen oder selbst in die blosse Erde, wie eben bei der Saat angegeben, verpflanzen. — Zum Verpflanzen nimmt man sandige Haideerde, der man ein wenig Gartenerde zusetzen kann, die mit recht zergangenem Strassenkehricht gemengt ist. — Im Herbst bringt man die Pflanzen wieder alle in Töpfe und lässt sie den Winter über einem Mistbeet oder auf den Stellagen einem mässig warmen Gewächshause stehen. In beiden Fällen nahe als möglich dem Glase stehen, was sehr wiehtig Das in in müssen sie so ist, um ein Faulen der Blätter zu vermeiden. Begiessen darf nur sehr mässig geschehen. — Da die Caleeolarien den ganzen Winter weiter wachsen (bei unserer Ueberwinterung Kalthause freilich wenig), so müssen sie, sobald die Wurzeln sich am 3oden der Töpfe zeigen, sofort in etwas grössere Töpfe verpflanzt werden, eine Operation, die man ja im | | | nicht vergessen darf. So wie die Pflanzen und die Jahreszeit weiter vorrücken, wird stärker und häufiger gegossen und mehr Luft gegeben, Dinge, die man in der Praxis am besten lernt. — Gegen die zahl- reichen Blattläuse, die gerade die Calceolarien so sehr befallen, hilft nichts als Räuchern mit Taback, das man im Nothfall nach einigen Tagen wiederholt. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. X. In der englischen Zeitung „Record“ wird nach dem Gardener Chronicle den zahlreichen jungen nach- geborenen Edelleuten empfohlen, Unterricht im Gar- tenbau zu nehmen, um dann in der Umgegend gros- ser Städte, wo reiche Leute ihre Gärten haben, gleich- sam als Pflanzen-Doktoren auftreten zu können. — Echt englisch! — Eine Privatschule für wissenschaft- liche und praktische Gärtnerei besteht übrigens seit 1856 von John H. Hawley in Leamington, Warwick- shire, unter dem Namen „Brunswick School“. Zur Zeit der Obsternte giebt das Gardener Chro- niele bekanntlich alljährlich ausführliche tabellarische Uebersichten über den Stand der Obsternte in Eng- land und’ wird dabei unterstützt durch eine ausser- ordentlich grosse Zahl von Korrespondenten. Nach allen Berichten stellt sich in diesem Jahr der Obst- ertrag als ein sehr mangelhafter heraus und sucht man die Hauptursache in den Frühjahrsfrösten, die diesmal fast im ganzen Lande eintraten, sowie in den späteren vielen Regenfällen. —- Auch die Kartoffel- ernte ist schlecht ausgefallen und zeigt sich die Krankheit fast überall. Sechste allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter ın Braunschweig vom .10.—13. October 1872, verbunden mit einer Obst-Ausstellung. Wir machen unsere Leser ganz besonders dar- auf aufmerksam, dass Wohnungs - Bestellungen bis Ende September an Herrn Finanz-Registrator Stein- meyer in Braunschweig zu richten sind und dass dabei zu bemerken ist, ob das Unterkommen in einem Gast- oder Privathause gewünscht wird. Das Programm ist in Nr. 22 der Wochenschrift d. J. vollständig abgedruckt. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. Berlin, den 28. September. No. 3 182. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 29. September, Vormittags 1 Uhr, findet im Lokal des Klubs der Landwirthe, Französische Str. 48, eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: Kurze Anweisung Gemüse zu trocknen. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde XI. — Literatur. | machen wollte. Inzwischen glauben wir zunächst Kurze Anweisung Gemüse zu trocknen. die Be ne NS ne bo nz mittheilen zu sollen, da durch das Trocknen unserer In den Mittheilungen der Sektion für Gartenbau | Ansicht nach, ähnlich wie beim Obst, erst die völlige des landwirthschaftlichen Central- Vereines des Her- | Ausnutzung des olt so reichlich gewachsenen Ge- zosthums Braunschweig finden wir die der Ham- | müses an manchen Örten sich ermöglichen lässt. burger Garten - Zeitung entnommene Beschreibung | In der Nähe der Städte freilich finden wir bereits zum Trocknen von Gemüse vom Kunstgärtner J. | eine blühende und äusserst lohnende Gemüsekultur; Ganschow in Divitz (Neuvorpommern). Herr Gan- | da bleibt nichts mehr zu wünschen übrig, als nur schow hat bereits auf verschiedenen Ausstellungen | für den Städter, dass es billiger sein möge. Auf Proben seiner Erzeugnisse ausgestellt, die stets eine | dem eigentlichen platten Lande aber wird meist nur vorzügliche Qualität bekundeten. Referent sah die- | so viel gebaut, als Jeder selber braucht; ja oftmals selben zuerst in der Petersburger Ausstellung 1869, | säet der Gärtner noch viel zu viel an, oder wenig- dann in demselben Jahre auch in Hamburg, und | stens nicht in den richtigen Perioden nach und nach, hier waren es unter den 66 Sorten ausser dem ge- , so dass Alles auf einmal für die Küche da ist und trockneten Gemüse namentlich die getrockneten | die Hausfrau wohl oder übel genöthigt ist, fast alle Früchte, die die Aufmerksamkeit aller Anwesenden | Tage dasselbe Gemüse auf den Tisch zu bringen. erregten. Viele der Leser erinnern sich vielleicht In allen solehen Fällen könnte man das über- noch der Flaschen mit weitem Hals, die gleich links | flüssige Gemüse zweckmässig trocknen, an vielen an dem einen Eingangsende der Halle standen, in \-Orten sogar eigens für diesen Zweck Gemüse an- welcher die Sämereien, die Bouquets ete. ausgestellt | bauen. Es ist zwar nicht zu leugnen, dass das in waren. Unter ihnen ragten besonders die Erd- und | Blechbüchsen conservirte Gemüse, wenn gut einge- Himbeeren; die ganz ihre natürliche Farbe und, man | macht, einen besseren Geschmack behält — Einige möchte fast sagen, ihre natürliche Grösse und Ge- | wollen das zwar auch bestreiten — immerhin ist stalt behalten hatten, hervor; aber auch die anderen | aber nicht zu vergessen, wie viel billiger das Trock- Obstsorten waren nicht weniger schön. — Wir wissen | nen kommt, wie viel weniger Raum das getrocknete nicht, ob Hr. Ganschow beim Trocknen dieses | Gemüse einnimmt, wie viel besser und leichter. es Obstes ein anderes Verfahren einschlägt als beim | sich hält, wie weniger wählerisch man deshalb in Trocknen des Gemüses und würden ihm sehr dank- | der Wahl des Aufbewahrungsorts zu sein braucht bar sein, wenn er darüber nähere Mittheilungen und vor allen Dingen, wenn wir die Verhältnisse im 39 in, Grossen betrachten, wie viel transportfähiger das ge- trocknete Gemüse ist. Unsere Nachbarn jenseits des Rheins, die doch in Bezug auf Gemüse als Feinschmecker angesehen werden Können, benutzen seit langer Zeit getrocknete Gemüse, entweder in Tafelform oder in Schnitzeln, namentlich als Julienne-Pulver, neben ihren vorzüg- in Blechbüchsen eingemachten Gemüsen. Eine grosse Quantität wird daselbst zur Verprovian- tirung der Schiffe benutzt, die weiteste Anwendung fanden sie aber im letzten Kriege, und wer weiss, ob nicht die Gesundheitszustände in Paris während der Belagerung noch schlimmer geworden wären, wenn man nicht in grossen Massen getrocknete Ge- müse vorher hineingebracht hätte, obwohl nicht zu lichen, vergessen ist, dass die während der Belagerung auf den eingeschlossenen Territorien gebauten frischen Gemüse auch einen nicht unbedeutenden Theil der Nahrung ausmachten. — — Ueber das Trocknen selbst Ganschow folgendermaassen: Um das Trocknen junger Küchengewächse, als z. B. junge Erbsen, Schnittbohnen, rothe Beete (ein Lieblingsgericht der Türken, und daher ein Handels- artikel nach dem Orient), Mohrrüben, Sellerie, Spinat, Petersilienblätter, Zwiebeln etc. ete. in zweckent- spreehender Weise ausführen zu können, so ist, um dabeı unabhängig von der Witterung zu sein, ein besonders dazu eingerichteter Trockenschrank noth- äussert sich Herr wendig. Die Construktion eines solchen Schrankes ist aber höchst einfach und wenig kostspielig. Man kann, um die erforderlichen Hitzgrade in dem Schrank zu erzielen, denselben entweder mit einem ge- wöhnlichen, aber niedrig gesetzten sogenannten Zug- ofen aus Mauersteinen oder durch einen besonderen Apparat mittelst Heizröhren verbinden. Im ersteren Falle wird der Ofen 86 em. hoch, 86 em. breit und 1 M. tief aufgeführt,. worauf man den von nicht kie- nigem Tannenholze angelfertigten, etwa 1 M. hohen Trockensehrank stellt. Der Schrank, welcher unten natürlich des Bodens entbehrt, muss im Innern so eingerichtet sein, dass man Auszüge darin anbrin- worauf die zu trocknenden Vegetabilien dünn ausgebreitet werden. Diese Auszüge oder Hürden bekommen statt des Bodens ein Geflecht von spanischem Rohr oder ein aus fein gesponnenen Hanffäden gewirktes Netz, welches so dichtmaschig gen kann, gearbeitet sein muss, dass die feineren Gemüse nieht durehfallen können. Damit nun nicht allein die nöthige Trockenheit, sondern besonders auch noch eine Lufteireulation in dem Schrank hergestellt werde, welehe unumgänglich nothwendig ist, um die Gemüse schnell welk zu machen und die aufsteigen- den Dünste zu beseitigen, so ist bei der Konstruk- tion eines solchen Trockenschrankes zu beachten, dass ausserhalb desselben, an der Vorderseite eine freie Spalte gelassen werde, durch welche die Luft einströmt, und oben in dem Schrank zwei ca. 43 em. lange, 92], em. Durchmesser haltende eylinderförmige Röhren von Zink angebracht werden, durch welche die Dünste sich entfernen können. Im Uebrigen muss aber der Trockenschrank so dicht gearbeitet sein, dass weiter keine Luft hinein- und heraus- strömen kann, als an den bezeichneten Oeffnungen. Im anderen Falle, wo die Hitze im Trockenschrank mittelst Wasserheizung bewerkstelligt werden soll, ist die Konstruktion des Schrankes etwas anders. Man lässt denselben aus 3?/, em. starkem und wie oben gesagt, nicht kienigem Tannenholze anfertigen. Die lichte Höhe beträgt 1 M. 72 cm. und die lichte Tiefe 81 cm., während die lichte Breite 1 M. 37 cm. beträgt. In einem solchen Schranke befinden sich 16 Abtheilungen mit je 2 Rahmen von 68 cm. lichtem Maass und 'aus 35 cm. dieckem Tannenholz, welche ebenfalls mit einem feinen aus Hanfläden gewirkten Netz überzogen sind. Am Boden des Schrankes liegen die Heizröhren 46 em. vom unteren Rahmen entfernt. Die Luft strömt hier durch einen feinen Spalt ein, erwärmt sich an den Röhren, strömt aufwärts durch die Hürden und die darauf ausgebreiteten Gemüse, um endlich oben aus dem Schrank, mit Wasserdämpfen gesättigt, durch eine Spalte in das Dunstrohr abzuziehen. Es müssen während des Trocknens die einzelnen Rah- men ölter im Schranke gewechselt werden, weil aus den Gemüsen mehr oder weniger Wasserdämpfe ent- fernt werden müssen, wozu die heisse Luft nöthig ist. Daher werden die mit Gemüse versehenen Rahmen bald näher an die erwähnten Heizrohre ge- schoben, bald durch andere ersetzt, die dies noch nöthiger haben. Sei es nun, dass die zum Trocknen der Gemüse nöthigen Hitzgrade durch einen wie oben beschriebe- nen Öfen von Ziegelsteinen oder mittelst Röhren un- ter dem Schranke erzielt werden, so erfüllen diese Methoden zwar beide vollkommen ihren Zweck, allein der Brennstoflersparniss wegen dürfte die so- genannte Centralheisswasserheizung mittelst Röhren den Vorzug verdienen. In letzter Beziehung kann ich die Fabrik von Herrn G. Lisch in Schwerin i./M. empfehlen; dieselbe hat ähnliche Anlagen zu gleichem Zwecke in anderen Gegenden bereits ge- macht, worüber Zeugnisse über zufriedenstellende Ausführung bei der genannten Fabrik zur Einsicht 307 liegen, auch auf gefälliges Verlangen zugeschickt ! werden. (Vielleicht möchte auch die neue eiserne transportable Obstdarre von Lucas nach einigen Mo- difikationen sich zum Gemüsetrocknen eignen. D. R.) Was nun die Behandlung der Gemüse vor dem Trocknen anbelangt, so erstreckt sich dieselbe zu- nächst über die sorgfältigste Reinigung derselben von allem Schadhaften. Alle Küchenkräuter werden ohne besondere Zubereitung einfach nur getrocknet und demnächst sogleich vermittelst passender Durch- schläge oder Siebe in einen solchen verkleinerten Zustand gebracht, als man sie gewöhnlich in der Küche gebraucht. Bei allen Küchenkräutern und Blattgemüsen darf indessen kein zu hoher Hitzgrad angewandt werden, während bei den Wurzelgemüsen ein höherer Hitzgrad von ca. 45 bis 50 Gr. R. und darüber erforderlich ist. Dagegen müssen diejenigen Gemüse, die später gekocht als Speise auf den Tisch kommen, ganz in der Weise vor dem Trocknen zubereitet werden, wie man frische Gemüse vor dem Kochen bearbeitet, je- doch schneide man das Wurzelgemüse in ziemlich dünne Scheiben, damit es schneller welk werde und desto rascher vollständig trockne. Die grünen Schnitt- bohnen präparirtt man am besten vorher erst mit An- wendung von Natron und kochendem Wasser und verfährt ‚dabei wie folgt: Nachdem die noch nicht faserig gewordenen Bohnen gewöhnlich ge- schnitten sind, hält man einen Kessel mit kochendem Wasser bereit, thut die Bohnen hinein und setzt gleichzeitig dem kochenden Wasser ein Stückchen krystallisirttes kohlensaures Natron oder Soda zu, lässt die Bohnen nur einmal in die Höhe kochen und nimmt sie alsdann mit einem Durehschlage wieder heraus, breitet sie auf Papierbogen auseinander, da- mit die grösste Feuchtigkeit und Dünste etwas ab- trocknen, und bringt sie darnach auf die Hürden des Trockenschrankes, wo sie bei 45 bis 50 Gr. R. bald trocknen. Indessen weicht das Verfahren, Kartoffeln in Scheiben zu trocknen, von dem Vorhergehenden etwas ab. Die rohen Kartoffeln werden gut rein ge- waschen, geschält, in Scheiben geschnitten und diese Schnitte sogleich in kochendes Wasser gethan, wo sie so lange verbleiben, bis dieselben gar sind. ist dies geschehen, was nur kurze Zeit daueıt, so wie werden sie herausgenommen, am besten mit Hülfe eines Durchschlages, und auf mit Netzen bespannte Rahınen gelegt, damit sie Äusserlich möglichst trocken werden. Hierauf werden sie auf die betreffenden Hürden des Trockenschrankes, der unterdessen ge- hörig geheizt worden, gebracht und sogleich stark getrocknet. Man kann die getrockneten Gemüse Jahre lang aufbewahren, ohne dass ihr Aroma verloren geht. Auch lassen sich dieselben im gepressten Zustande zum Verkauf bequem nach allen Gegenden der Welt versenden. Vor dem Gebrauch für die Küche lässt man die trocken präparirten Gemüse einige Stunden in kal- tem Wasser wieder aufquellen; die übrige Behand- lung beim Kochen ist wie gewöhnlich. Allerlei aus der Gärtnerei und Pfllanzenkunde. X. Der bekannte Georginenzüchter A. Sieeckmann in Köstritz hat das Glück gehabt, in der diesjährigen Samenschule eine bis jetzt vollkommen konstante hellgrüne Georgine (Liliput) zu gewinnen. Die Differenzen in Kew nehmen noch immer das Interesse aller botanischen und gärtnerischen Kreise Englands in Anspruch. Sogar auf der grossen Ver- sammlung der British association for the advance- ment of science, entsprechend der Wanderversamm- lung deutscher Naturforscher und Aerzte, wurde eine Resolution eingebracht, dass der Vorstand alle ge- eigneten Schritte thun möge, um eine Veränderung in Kew zu verhindern. (Bekanntlich wollte Dr. Hooker seine Entlassung nehmen, weil sein Untergebener Ayrton, the Right Honourable, the first Commissioner of Works ete., wie die Zeitungen ihn spöttisch mit allen seinen Titeln bezeichnen, ihm vorgezogen wer- den sollte.) Eine interessante Preis-Vertheilung fand kürzlich bei einer Hochzeit in England statt. Der Be- sitzer eines Landgutes hatte 7 Preise für Feld- blumen-Sammlungen ausgesetzt, von denen der erste für ein richtig benanntes Sortiment bestimmt war. Ihn erhielt die Lehrerin des Ortes, die anderen 6, für Bouquets, wurden an Kinder vertheilt, von denen das kleinste noch auf dem Arm getragen wurde. Bekanntlich haben Duchartre, Prillieux und Andere nachgewiesen, dass unter gewöhnlichen Verhältnissen die Blätter der Pflanzen nicht das Vermögen haben, Wasser oder Wasserdampf zu absorbiren. So sehr das auch von Männern der Praxis angezweifelt wurde, so haben doch erneute Versuche die Thatsache nur bestätigt. Cailletel hat nun kürzlich behauptet, dass die Blätter, so lange 39 308 als die Pflanzen genügende Wasserzufuhr durch die | weist nach, dass R. sativus, der Rettig (nebst seiner Wurzel erhalten, kein Wasser absorbiren, dass sie | Varietät radicula, dem Radieschen), ferner R. cau- dies aber thun, so wie der Boden zu trocken wird, und dadurch den Verlust ausgleichen. (G. Chr.) In Waterers Gärtnerei zu Knap Hill, England, finden sieh noch die ersten eingeführten Exemplare von jetzt allgemein verbreiteten Pflanzen, so z. B. Rhododendron die erste Kalmia u. Ss. w. Es wäre interessant, bemerkt das Gardener Chroniele hierzu, wenn der Besitzer über diese Veteranen einige nähere Details veröffentlichte. Können Deutschland auch nicht über viele direkt eingeführte Pflanzen aber doch gewiss wünschenswerth, treffenden Besitzer, resp. Gärtner von ihren Veteranen in der Wochenschrift Mittheilung machen wollten. In Gärtnerei sollen auch _ treffliche Exemplare von Glyptostrobus pendulus vorhan- den sein. Sie sind auf Taxodium distichum veredelt, von dem die Pflanze bekanntlich nach der Ansicht der meisten neueren Botaniker nur eine Varietät ist (vergl. Wochenschrift X1. Jahrgang. 1868, p. 309) und deshalb von Parlatore auch T. dist. var. miero- phyllum genannt wurde. J. E. Howard berichtet, dass die semachten Analysen von Chinarinden aus Java höchst aufmunternd für die dortige Kultur sind. Cin- chona Calisaya verspricht am meisten, €. officinalis weniger, während C. suceirubra gerade für pharma- ceutische Zwecke sich am meisten eignet. — Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, dass die Versuche mit der Rinde von Eucalyptus globulus als Mittel gegen das kalte Fieber, über die wir kürzlich Mittheilungen des Herrn Prof. Münter machten, auch in Frankreich gute Resultate ergeben haben. Allen denen, welche den grossen Gaiten der Kgl. Gartenbau-Gesellschalt in London zu Chiswick kennen, wird es ausserordentlichem Interesse sein, zu vernehmen, dass nach dem Gardener Chro- nicle der Garten nicht eingehen wird, wie es erst hiess, sondern dass er der Gesellschaft von dem Besitzer, dem Herzog von Devonshire, zum grössten Theil wieder überlassen ist. Das Arboretum, die Wildniss und das sogenannte Kalifornien haben aber aufgegeben werden Die berühmte Sammlung von Obstbäumen ist reorganisirt und auf einem Theil des früheren Arboretums neu gepflanzt, was bei dem nassen Wetter sehr glücklich von Statten gegangen ist. In Nr. 34 d. J. d. Gard. Chro- niele findet sich der Plan des neuen Gartens. Prof. H. Hoffmann bespricht in Nr. 26 der bot. Zeitung den Bau der Raphanusfrüchte und das erste catawbiense, wir in so wäre es die be- berichten, wenn derselben von ihm von müssen. datus, der geschwänzte Rettig, und Raphanistrum Lampsana Gaertn., bekannter als Raphanus Rapha- nistrum L., der Ackerrettig oder Hederich, welche in Blatt und Blüthe keine konstanten Unterschiede zeigen, auch selbst in den Früchten nicht so ver- schieden sind, wie man bisher noch als einziges Charakteristikum angenommen hatte. R. caudatus, der, wie allen Praktikern bekannt, meist wieder in den gewöhnlichen Rettig zurückschlägt und auch häufig neben den langen Schoten ganz kurze zeigt, bildet den Uebergang zwischen den vermeintlichen beiden andern Arten. Es zeigen sich bei ihm näm- lich in derselben Aussaat, abgesehen von der Länge, zweierlei Früchte. Die einen sind ganz wie die des gewöhnlichen Rettigs gebaut oder doch nur wenig verschieden, die andern aber — und zwar kommen diese an einzelnen Stöcken ausschliesslich vor — zeigen deutlich gerippte Oberfläche wie bei Raphanistrum und haben besonders noch das Ge- meinsame mit denen des letzteren, dass sie im reifen trockenen Zustande sich scharf in die Quere zer- brechen lassen. Andererseits weichen sie durch ihre bedeutendere Grösse und die längeren einge- zogenen Stellen (Isthmen) zwischen den Samen etc. etwas ah. Gustav Wallis ist wiederum aus Brasilien zurückgekehrt und hat, trotz der kurzen Abwesen- heit, grosse Sammlungen schöner und interessanter Pflanzen mitgebracht. Er schreibt uns unter Anderem darüber: „Von kurzer Dauer war freilich meine diesmalige Abwesenheit nur, doch aber genügte die Frist, eine ansehnliche Kollektion Pflanzen zu bewerkstelligen; und so gebe ich mich aufs Neue und im Voraus dem schmeichelhaften Vergnügen hin, das gesammte gärtnerische, pflanzenliebende Publikum mit viel Interessantem und Schönem bekannt machen zu können. + Meine neuen Findlinge gehören sowohl den Blatt- pflanzen wie Orchideen, Palmen und noch verschie- denen anderen Gruppen an. In die Reihe der Blattpflanzen, die schon so viel des Bewundernswürdigen bietet, wird — so darf ich dreist verkünden — ein non plus ultra seiner Art eintreten und, ein angestaunter Juwel, sich bald zu Aller Liebling machen. Das Glück war mir auch in solern günstig, als man nun gewisse Blattpflanzen, die bisher nur in kostspieligeren Warmhäusern kultivirt wurden, auch in Kalthäusern wird bewundern können, wie z. B. eine {5} Anthurium regale, Carludovieca etc.; wohlverstan- den, nicht diese selbst, sondern rivalisirende neue Arten. Ebenso eine Martinezia aus kalten Höhen, die noch den besonderen Reiz bietet, ihre Blätter nach Fächerart zweizeilig zu tragen. Diese eigenthümliche Palme, die Gruppen bildet, wodurch sie uni so male- rischer wird, gleicht allerdings äusserlich mehr einem Astrocaryum als einer Martinezia; dennoch muss ich sie bis auf Weiteres zu letzterer oder näher verwandt rechnen. Uehrigens ist dies nicht die einzige neue Martinezia, die diese Reise brachte. Eines guten Erfolges erfreute ich mich auch hinsichtlich der schönen Kordilleren - Wachspalme (Ceroxylon andicola), von der ich eine grosse An- zahl guter, nun schon keimender Samen zu erlangen vermochte. Möglich, dass bei nähern Beobachtungen nach dem Keimen sich mehrere Arten (oder Abarten) ergeben, da die aus verschiedenen Gegenden stam- menden Samen eben so verschieden in Grösse sind. derselben Welchen Ansehens diese schöne Palme sich selbst in ihrem Heimathlande erfreut, geht wohl daraus hervor, dass sie im Vaterlande hin und wieder in die Umgebungen der Häuser versetzt wird. Auch sah ich sie in wärmere Gegenden übertragen, wo sie aber bald verkümmert. Und doch zahlt unglaubliche Preise dafür. Aehnlich, wie hier, wird erst die Erfahrung fest- stellen, ob ich nicht auch eine von Welfia regia unterschiedene Art gefunden, weil die betreffenden Stämme bedeutend niedriger, schwächer waren und auch sie in geringerer Höhe trugen. Unter den lriarteen befindet sich, ausser ande- rem Kulturwürdigen, eine neue Wettenia, welches Geschlecht bekanntlich die bestmalerischen Reprä- sentanten ihrer Familie liefert. Neu ist ferner eine schöne ‚leichte Thrinax, eine Hyospathe, vor Allem aber ein sehr interessanter Phytelephas, dessen Fund mich in Jubel versetzte; er trägt gelbe rundliche Stiele und ist namentlich sein Korn abweichend von den übrigen bekannten Arten. Phytelephas wollen sich nicht recht einbürgern; diese neue aber dürfte Palmen, wie Areca lutescens, mindestens gleich- sestellt werden. Doch es kann hier meine Absicht nicht sein, eine Aufzählung all’ des Gefundenen zu geben; nur Einzelnes, allgemeiner Interessirendes sollte einst- weilen im Geleite meines so ergebenen wie freund- lichen Grusses vorerst zu Ihrer Kenntniss gelangen.“ In dem Reiseberichte über die Bergstrasse ist von dem vorzüglichen Klima die Rede gewesen, welches am westlichen Abhange des Odenwaldes man bis an den Rhein herrscht; es dürfte daher im Interesse der Leser sein, wenn wir hier noch einige Ergänzungen, welche wir einer brieflichen Mittheilung des Garten-Inspektors Schnittspahn in "Auerbach an der Bergstrasse verdanken, hinzufügen. Es handelt sich um einige bei uns in Norddeutschland als sehr empfindlich bekannte Koniferen, welche dort aber mehr oder weniger gut aushalten und während un- serer Anwesenheit in Auerbach ein gutes und frisches Aussehen hatten. Während man allgemein glaubt, dass ältere und grössere Exemplare südlich wachsender Gehölze bei uns der Kälte leichter widerstehen, als jüngere und kleinere, hat es sich mit Abies Morindo in Auerbach umgekehrt verhalten. 5 ziemlich grosse Bäume ge- nannter Tanne, welche bereits 20 Jahre aller Kälte, auch des Jahres 1869/70, ohne alle Schädigung widerstanden hatten, sind im Winter 1870/71 voll- ständig erfroren, dagegen 4 und 8 Jahre alte Exem- plare unversehrt geblieben. Sie befinden sich sämmt- lich jetzt in der üppigsten Vegetation, Auf gleiche Weise sind die 4 Cypressen: funebris, chilensis, Mac-Nabiana und macrocarpa in demselben verhängnissvollen Winter 1870/71 vollständig erfroren, nachdem Jahre lang im Freien ausgehalten hatten. Keineswegs durch dieses Missgeschick ab- seschreckt, wird Garten -Inspektor Schnittspahn seine Versuche mit diesen und ähnlichen Pflanzen fortsetzen. Eine längere Zeit ausgehalten, ohne auch nur im Geringsten durch einen der Winter beschädigt worden zu sein, haben folgende Koniferen: Cuning- hamia sinensis, Cupressus Lawsoniana aurea, Podo- carpus Maki, Thujopsis dolabrata, Podocarpus an- dina, Koraiana, ehinensis Wall., ferruginea, Juniperus attica, drupacea, chinensis, excelsa, Pinus Ayaca- huite, Peuce, Lambertiana, densiflora, Jeflreyi, Bent- hamiana, Lemoireana, Abies Brunoniana, Mertensiana,* Alcoequiana, numidieca und Pindrow. Hofgärtner Maurer in Jena, der sich um die Beerenzucht bereits grosse Verdienste erworben und eigentlich erst auf ihre Bedeutung aufmerksam ge- macht hat, sandte uns vor nun 6 Wochen ein Sor- timent der neuesten amerikanischen Him- und Brom- beeren in Früchte tragenden Zweigen zu. Die Him- beeren werden zwar bei uns hinlänglich gewürdigt, nicht die Brombeeren. Kaum werden die Früchte in einigen Gegenden, wie z. B. in Thürin- sen, wo die Sträucher allenthalben wild wachsen, in geringerer Menge auf die Märkte gebracht, so viel wir wissen werden sie aber nirgends, wenigstens nieht im Grossen, kultivirt. Anders verhält es sich sie 7 aber 2, Mi in den Vereinigten Staaten Nordamerika’s, wo man nicht allein die Beeren der wildwachsenden Brom- beersträucher eifrig für den Verkauf sammelt, son- dern sich auch, besonders in den letzten 10 Jahren, vielfach bemüht hat, einestheils durch Kultur, an- derntheils durch Kreuzung, eine Reihe vorzüglicher Sorten für die Kultur zu gewinnen. Man hat auch Kreuzungen der Brombeere mit der Himbeere ge- macht und ebenfalls günstige Resultate erlangt. Hofgärtner Maurer ist dieses keineswegs ent- sangen, im Gegentheil hat er sich bemüht, durch seine Verbindungen, hauptsächlich mit dem intelli- zsentesten Beerenzüchter, Fuller, in Nordamerika, die besten Sorten und Blendlinge sich zu verschaffen und zu vermehren. In dem erst ausgegebenen Ver- zeichniss seines Beeren- und Schalen-Obstes befin- den sich bereit$ 4 rothfrüchtige, 4 gelbfrüchtige und 5 braunfrüchtige Himbeersträucher aus Nordamerika. Von den Brombeersträuchern ebendaher kannten wir | bis Jetzt nur die bereits von uns schon vor mehre- ren Jahren bekannt gemachte Lawton - Brombeere und die sogenannte gelbe amerikanische, jetzt hat Maurer deren nicht weniger als 11 verschiedene Sorten und zwar 6 schwarz- und glänzend-früchtige, 3 schwarz- und bereift-früchtige und 2 gelb-früchtige in Kultur. Diese sowohl, wie die Himbeersträucher, sind zu 5 Sgr. die Sorte von ihm zu beziehen. Die Sorten, welche Hofgärtner Maurer uns vor Kurzem sendete, fand ich sämmtlich schmackhaft. Sie schienen zum geringen Theil dem ächten ame- rikanischen Himbeerstrauche (Rubus oceidentalis), zum grösseren Theil dagegen Kulturformen des R. strigosus oder auch Blendlinge der eben genannten Arten zu sein. Als wohlschmeckend können wir die ächte Himbeere: Hildreth purple, empfehlen. Golden cap mit schöner goldgelber Farbe ist wahrscheinlich ein Blendling, während Arnold’s Hybrid kein Blend- "ling, sondern nur eine ausgezeichnete Sorte der R. occidentalis sein möchte. Als Himbeerartige Brom- beeren (nicht als Brombeerartige Himbeeren, wie Maurer sie nennt) empfehlen wir die unbewehrte, also ganz glatte, Lum everbearing, welche, wie auch der Beiname sagt, vom Juni bis spät in den Herbst hinein reichlich trägt, ferner American improved und Gardener’s purple, beide mit grossen, glänzend- schwarzen Früchten versehen. Auf ‚meiner letzten Reise am Rhein, in Elsass- Lothringen und in Schwaben habe ich durch den Umgang mit intelligenten Gärtnern mannichfach Ge- legenheit gehabt, Kenntnisse zu sammeln und inte- vessante Beobachtungen zu machen, nich noch von Zeit zu Zeit aussprechen werde. Zu- über die ich | Gründe bewusst zu werden, nächst will ich einen Umstand, das Verhältniss des Edelreises zum Wildling betreffend, erwähnen. Es kommen bei der Veredlungszucht so eigenthümliche Thatsachen vor, dass es wünschenswerth wäre, dass auch von anderen Botanikern, sowie von Gärtnern, mehr hierauf geachtet würde, als es bis jetzt ge- schehen ist. Am Meisten verdanke ich in dieser Hinsicht den Obergärtnern Thomas, Vater und Sohn, in Metz bei Simon-Louis freres. Es ist bekannt, dass bisweilen Edelreiser auf dem Aeusseren nach verwandten Gehölzen durchaus nicht annehmen, während sie dagegen auf ferner stehenden leicht anwachsen. Sollte trotz der äusse- ren Aehnlichkeit das Gefüge des Holzes sich so ver- schieden verhalten, dass die gegenseitigen Zellen nicht eine Verbindung eingehen können, während umgekehrt im Aeusseren ferner stehende Gehölze ein um desto ähnlicheres Holzgefüge besitzen? Der neuerdings im Amurlande entdeckte Ahorn, Acer Grimala, gedeiht z. B. veredelt nicht auf A. tatari- eum, mit dem ihm einige Botaniker sogar als Art vereinigen, während er auf Acer Pseudo - Platanus sehr gut anwächst. Laburnum ramentaceum (Cyti- sus Weldeni) steht dem Laburnum vulgare (Cytisus Laburnum) so nahe, dass Manche ihn nur für eine Abart des letzteren halten. Prunus triloba, eine Art, welche den Aprikosen näher steht, als den ächten Pflaumen, wird in Metz allgemein auf die Bauern- pflaume oder Quetsche veredelt. In Betreff der buntblättrigen Gehölze kommt das Eigenthümliche vor, dass die bunten Triebe keines- wegs immer das ganze Jahr hindurch dauern und bald im Anfange, bald aber auch später intensiver gefärbt sind. Noch interessanter ist, dass es eine Rothtanne giebt, welche nur iin Frühjahre mit ihren jungen Trieben goldgelb gefärbt ist, während diese später ihre grüne Farbe wieder erhalten. Umgekehrt wird in den Verzeichnissen eine Quercus nova foliis argenteo-pietis aufgeführt, welche das Eigenthümliche besitzt, -dass die Blätter erst bei dem Sommertriebe bunt erscheinen, während sie am Frühlingstriebe nur grüne Blätter hervorbringen. Es gibt aber auch buntblättrige Eichen, welche durchaus vom Frühjahre bis in den Herbst hinein bunte Blätter besitzen. Ferner ist es eine eigenthümliche Erscheinung, dass, wenn man die Samen der beiden Taxbaum- Abarten, welche als T. hiberniea und adpressa kul- tivirt werden, aussäet, man oft buntblättrige Formen erhält, während Samen gewöhnlicher Taxbäume der- gleichen nur äusserst selten geben. Hier sich der möchte wohl zu den schwierigsten Aufgaben eines Physiologen gehören. Ss Und doch wird die Lösung einmal, wenn auch in noch so später Zeit, der Wissenschaft gelingen. In Nordamerika ist bekanntlich unsere Schwarz- pappel (Populus nigra) hier und da verwildert, die Bäume unterscheiden sich jedoch von den unsrigen dadurch, dass die Blätter in der Jugend etwas be- haart, aber auch noch später am Rande gewimpert sind. Bekanntlich ist diese nordamerikanische Form unter dem Namen Populus hudsoniea auch als eigene Art beschrieben worden. Säet man Samen von die- ser amerikanischen Abart aus, so erhält man sehr oft unsere italienische oder Pyramiden-Pappel daraus. Wir ergreifen die Gelegenheit, um die Leser der Wochenschrift nochmals auf den interessanten Blend- ling der Balsam- mit der kanadischen Pappel, wel- cher zufällig im botanischen Garten zu Berlin ent- standen ist und als Populus hybrida Berolinensis be- schrieben wurde, aufmerksam zu machen. In Metz wird er bereits als Alleebaum hoch geschätzt und auf der italienischen Pappel veredelt. Eine ganz besondere Eigenthümlichkeit ist, dass die amerikanische Sumpf-Eiche (Quereus palustris) in Metz nicht aus Samen gedeihen will, während sie in anderen Gegenden sich aus Samen erziehen lässt. Man veredelt sie deshalb auf unsere Winter-Eiche (Quercus sessiliflora) und erhält auf diese Weise die schönsten Bäume. In Metz erhält man ferner sehr oft aus dem Sa- men unserer gewöhnlichen Eberesche (Sorbus Aucu- paria) Exemplare mit ganzen und halbgefiederten Blättern, also Pflanzen, welche der Sorbus (resp. Pirus) spuria gleichen. Bekanntlich ist diese erst aus Schweden bei uns eingeführt und wird für einen Blendling der Sorbus Aucuparia und Aria gehalten. So wahrscheinlich dieses auch sein möchte, so dürften doch noch erst Versuche damit angestellt werden, ob man aus den Samen dieses vermeint- lichen Blendlings auch Sorbus Aria, also die eine der Elternpflanze, erhalten wird. So viel wir wissen, ist dieses noch nicht erprobt. Unserer Ansicht nach könnte hier auch nur eine Abart vorliegen. Bei unserer gewöhnlichen Esche kommen in der soge- nannten Fraxinus heterophylla und simplicifolia ähn- liche Erscheinungen vor, ohne dass man hier für die Erklärung seine Zuflucht zu einer Kreuzung genom- men hätte. Wir haben früher schon mitgetheilt, dass in Metz eine Form des unter vielen Namen beschrie- benen Blüthenstrauches am Häufigsten als Cytisus albus oder multiflorus kultivirt wird, welche alle Un- bilden des Winters erträgt- und im Freien aushält. Diese Form unterscheidet sieh sonst von der Haupt- art in nichts, der ganze Unterschied liegt also in der grösseren Resistenz des Holzes gegen die Kälte. Interessant ist nun, dass man in Metz von ihr aus- gesäet und dadurch wiederum dieselbe den Winter über aushaltende Form erhalten hat. Wir machen Liebhaber von Blüthensträuchern im freien Lande, welche ihre Sammlung vermehren wollen, auf diese Form um so mehr aufmerksam, als sie den ganzen Sommer, bis spät in den Herbst hinein, ihre weissen Schmetterlingsblüthen entfaltet. Bei unserer Anwesenheit in Strassburg besuch- ten wir unter Anderem auch die früher mehrmals besprochenen Baumschulen von Martin Müller. Obwohl sie eine lange Zeit während der Belagerung unter Wasser gestanden hatten, so ist der Schaden, den sie dadurch erlitten, doch keineswegs bedeu- tend, die Baumschulen befinden sich wenigstens jetzt in einem vorzüglichen Zustande und lassen, zwmal sie auch vorzüglich gepflest werden, nichts zu wün- schen übrig. Ueber sie selbst werden wir noch an anderer Stelle sprechen. Wir wollen aber etwas aus der gewöhnlichen Pfllanzenzucht der Martin Müller’schen Gärtnerei berichten, was. uns wenig- stens, noch und deshalb auch manchem Laien, vielleicht auch manchem Gärtner, sein dürlte. Verbenen. Martin Müller schneidet nämlich von kräftigen Pflanzen Stecklinge und steckt sie in Näpfe, welche mit reinem Sande gefüllt sind, aber mit Wasser über- neu war unbekannt Es betrifft die rasche Vermehrung der sossen werden. Die Näpfe werden in ein Beet, welches man mit einem Fenster deckt, gebracht. So stehen sie in der heissesten Sonnenwärme, blei- ben trotz der hohen Grade, welche bald unter dem Fenster bemerkbar sind, frisch und wurzeln mein rasch an. Nach kurzer Zeit schon die angewurzelten Stecklinge verpflanzen Willkühr Gebrauch davon machen. unge- kann und man nach Literatur. Lucas, Dr. E., Auswahl werthvoller Obstsorten nebst kurzer Angabe ihrer Merkmale und Kultur. 4. Band. Wirthschafts-Obstsorten, enthaltend 100 der zur Anpflanzung in den deutschen Gärten geeignetsten Sorten. Mit 102 Holzschnitten. Ravensburg, Eugen Ulmer. 1872. Während in dem ersten Bande dieser Schrift die besten Tafeläpfel, im zweiten die besten Tafel- birnen, im dritten (noch unter der Presse befindlichen) die besten Steinobstarten ihren in edelsten Sorten, sn sowie die Kultur derselben besprochen werden, han- delt es sich in dem vorliegenden vierten Bande um das Obst für den allgemeinen Konsum, für das Wiıthschaftsobst. Erst kürzlich ist in diesen Blättern in dem Artikel „Zur Statistik des Obstbaues“ auf die grosse Bedeutung des Obstes für Anpflanzung an Strassen und Wegen, Eisenbahndämmen ete. auf- merksanı gemacht und auf die verschiedenen Ein- wendungen, die dieser Kultur im näher eingegangen worden, in diesem Weıke nun erhalten wir gerade nähere Auskunft die auszuwählenden Sorten und die Art ihres Anbaues. Eine kurze Inhaltsübersicht (die leider in der Schrift fehlt) wird dem Leser zeigen, wie man sewöhnlich Grossen entgezenstellt, über allseitig der Gegenstand ausserdem behandelt ist. Der erste Hauptabschnitt behandelt kurz die Kultur des ökonomischen Zwecken im Allgemeinen, und zwar: 1) Den Begriff des Wirth- schaftsobstes.. 2) Boden und Klima. 3) Die ver- schiedenen Arten von ÖObstanlagen. 4) Beschaffen- heit der Bäume für grössere Obstanlagen. 5) Zeit- periode des Pflanzens. 6) Wahl und Bearbeitung des Bodens. 7) Entfernung der Bäume oder Pflanz- weite. 8) Verfahren beim Baumsatz. 9) Die Pflege der Feld- und Strassenbäume in den nächsten Jah- ren nach der Pflanzung. 10) Die Pflege der älteren tragbaren Obstbäume. 11) Das Einernten des Obstes in ökonomischen Anlagen. — Der zweite Hauptab- schnitt giebt sodann die Beschreibung und Kultur von 40 Apfel-, 35 Birn-, 10 Pflaumen- und Zwet- schen, so 15 Kirschen- und Weichselsorten, alle nach der Reifezeit geordnet; endlich folgt ein alphabetisches Veızeichniss der 100 empfohlenen Sorten. Die Holzschnitte sind die bekannten des illustrirten Handbuches der Obstkunde von Öberdieck und Lucas, dem sich auch die Art der Beschreibung anschliesst. Allen Denen, die sich für die Kultur des Obstes im Grossen interessiren, namentlich auch den Baumwärtern, ist das Buch warm zu empfehlen. Fast in unmittelbarem Zusammenhange mit vor- stehender steht die folgende Schrift: Lucas, Die Eine gemein- fassliche Anleitung zur wirthschäftlichen Verwendung des Obstes. Zweite vielfach umgearbeitete und ver- mehrte Auflage. Mit zahlreichen in den Text gedruck- ten Holzschnitten. Ravensburg, Eugen Ulmer. 1872. Seit dem Erscheinen der ersten Auflage dieses Werkes im Jahre 1856 haben Wissenschaft und Praxis auf dem Gebiete der Obstbenutzung grosse Obstes zu wie aber Obstbenutzung. Fortschritte gemacht, wenn dieselben auch unserer Ansicht nach nicht mit denen auf dem Gebiet der Obstkultur und der Pomologie in gleichem Verhält- niss stehen. Der Verfasser ist als einer der wacker- sten Vorkämpfer auf dem Gebiete der Obstbenutzung bekannt, er hat sich zum Beispiel seit Jahren keine Mühe verdriessen lassen, besonders auf die Konstruktion guter Darren Pressen, na- mentlich ersterer Bedacht zu nehmen und so finden denn auch in diesem Buche die zweite Abtheilung: Das Trocknen oder Dörren des Öbstes, und die vierte: Die Obstwein - Bereitung und Darstellung anderer weinartiger Getränke, die Essigbereitung, und aber wir die Branntweingewinnung aus Obst in gebührender Weise ausführlich behandelt, mitunter freilich, wie auch in den andern Abschnitten, unserer Ansicht nach mit etwas zu vielen älteren Notizen ausgestattet. — Von grosser Wichtigkeit verspricht die neue transportable Lucas’sche eiserne Obst- dörre zu werden und Referent überzeugte sich selber von deren rascher Wärme - Entwicklung. Dieselbe erinnert in ihrer Konstruktion etwas an die ebenfalls abgebildete Dörre von Aichelin (Firma F. Flor) in Stuttgart, welche auf der Petersburger Ausstellung 1869 aber bedeutend leichter und eben transportabel. Das Modell befand sich mit unter der grossen Sammlung der Lucas’schen Ge- räthe auf unserer diesjährigen Ausstellung. Weitere Proben in diesem Herbst werden ergeben, wie sie sich im Grossen bewährt und werden wir alsdann Gelegen- heit nehmen, sie ausführlicher zu beschreiben. Die übrigen Abschnitte des Werkes enthalten ebenfalls reiches Material. So handelt der erste von den chemischen Bestandtheilen des ÖObstes, den wichtigsten Obstsorten für ökonomische Zwecke, der Obsternte, der Aufbewahrung des Winterobstes und der Verpackung der zu versendenden Früchte; der dritte von der Musbereitung, der fünfte endlich von der Benutzung der Obstabfälle zur Oelgewinnung und als Brennmaterial. Die Strömung der gegenwärtigen Zeit ist: „Viel Obst bauen.“ Allein wollen wir viel Obst bauen, so müssen wir auch viel Obst nutzen. Die Kenntniss von der besten Art der Obstnutzung ist jedoch, namentlich im nördlichen Deutschland, noch weniger verbreitet, als sie sollte. Wir wollen deshalb hoffen, dass man in den betreffenden Kreisen, namentlich in den landwirthschaftlichen Vereinen, durch die vor- liegende Schrift einen neuen Impuls erhalte, diesen Gegenstand mehr zu würdigen. prämiirt wurde, ist Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift es Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Redakteur: “ Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 4. Ben den 5. October. 1872. Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Diejenigen geehrten Mitglieder, welche ihren Jahres-Beitrag noch nicht berichtigt haben, werden ersucht, den- selben bis zum 31. October .d. J. an den Schatzmeister, Herrn Stadtverordneten Sonntag, Alexandrinenstrasse 5l hierselbst, einzusenden. Nach dieser Zeit wird angenommen werden, dass dieselben die Einziehung per Postvorschuss wünschen. Inhalt: Die Gärten Braunschweigs. — Die schönsten Pelargonien. — Preisverzeichnisse. . f . | bis zu den dunkelsten Varietäten der Remontant- Die Gärten Braunschweigs. xosen finden sich für alle Färbungen Vertreter und Bei der bevorstehenden 6. allgemeinen deutschen | fast ohne Ausnahme in ganz ausgezeichneter Kultur. Pomologen-Versammlung, die vom 10. bis 13. Okto- | Bei kräftigem gedrängten Wuchs mit tadelloser Be- ber d. J. in Braunschweig stattfindet, glauben wir | laubung sind die meisten der Pflanzen mit Knospen den gewiss zahlreichen Besuchern der Versammlung |; und Blütlien reichlich besetzt. Es werden hier keine einen Dienst zu erweisen, wenn wir an dieser Stelle | wurzelächte, sondern meist auf dem Wurzelhals ver- den Artikel des Herrn E. Bouche&, Garten-Ingenieur | edelte Stämmehen benutzt, welche jedenfalls einen und Beamter des landwirthschaftlichen Centralvereins | reicheren Blüthenflor liefern, als erstere. Die An- im Herzogthum Braunschweig, über die Gärten Braun- schweigs reproduziren, den derselbe im März- und | auch bald in anderen Zweigen der Topfkultur gün- Juni-Heft d. J. der „Mittheilungen der Sektion für | stigen Erfolg konstatiren lassen und sind es beson- Gartenbau des landwirthschaftlichen Centralvereins | ders die Kulturen von Pelargonien, Azaleen, Camellien, im Herzogthum Braunschweig“ veröffentlicht hat. | Eriken und der verschiedenen Teppichbeetpflanzen, Wenn sich Braunschweig bisher hauptsächlich | welche bedeutenden Umfang annehmen und zu den seinen gärtnerischen Ruf durch die vorzügliche Spargel- | günstigsten Erfolgen Hoffnung geben. Sind diesen kultur erworben hat, so steht es doch in manch | Kulturen hier und da noch einzelne Umstände hin- anderer Kultur anderen Städten nicht nach, ja man | derlich, wie z. B. die theuren Düngerpreise, der möchte dreist behaupten können, dass es in einigen | Mangel an leichten Erdarten, an guten Töpfen u. Ss. w., Zweigen der Pflanzenzucht den Vorrang geniesst. | so werden auch diese bald als überwundener Stand- Dies gilt besonders von seiner Rosenkultur, welche | punkt zu betrachten sein, und deshalb darf man in hier in so ausgedehntem Maasse und mit so gün- | gärtnerischer Beziehung Braunschweig ein günstiges stigem Erfolge betrieben wird, wie verhältnissmässig | Prognostikon stellen. kaum an einem anderen Orte. Macht man zwischen Möge man. diese Abschweifung verzeihen, sie Ostern und dem weissen Sonntage einen Gang durch | schien aber nothwendig, um die einzelnen Mängel die Gewächshäuser unserer Handelsgärten, so wer- | zu motiviren, welche wohl hier und da zu rügen den wir von den tausenden von Rosen überrascht, sein möchten, wenn man die Gärten Braunschweigs welche die Stellagen in allen Stadien der Entwicke- | einer genaueren Beschauung würdigt. Es sei in lung, in allen Farbenschattirungen schmücken. Von | dieser Beziehung noch bemerkt, dass auch die An- den zarten Moosrosen und den zartgelben Theerosen | lage und Pflege der Rasenplätze im Allgemeinen 40 strengungen einzelner strebsamer Gärtner werden 314 Vieles zu wünschen übrig lassen und dass bis jetzt nur einzelne kleine Gärten auch in dieser Hinsicht als gutes Vorbild dienen können. Der Rasenkultur wurde bisher lange nicht die Sorgfalt gewidmet, welche allein zu günstigen Resultaten führen kann und trat uns meist die Ansicht entgegen, als tauge Boden und Klima nicht für Rasenanlage. Nach un- serer Ansicht und Erfahrung liegt dieser Anschauung indess durchaus keine Begründung unter, sondern man hat sie einfach acceptirt, weil es in vielen Fäl- len nicht gelungen war, ein günstiges Resultat zu erzielen. Wir finden den Grund zu den meist schlechten Rasenplätzen allein in der schlechten Vor- bereitung des Bodens, in der falschen Auswahl der Saat und in der schlechten späteren Pflege nach der Keimung des Samens, und weisen deshalb auf den kleinen Aulsatz in den Mittheilungen der Sektion für Gartenbau im Il. Jahrg. pag. 11: „Ueber Anlage und Pflege des Rasens“ hin. Ehe wir zur Besichtigung einzelner Gärten gehen, möge hier noch angedeutet werden, dass in ästhe- tischer Beziehung bei den Anlagen dem schaffenden Gärtner dadurch manche Schwierigkeiten geboten werden, dass selbst in kleineren Gärten mit der An- lage von parkartigen Partien auch die Anlage eines Gemüsegartens verbunden werden soll, wodurch selbst- verständlich das Schaffen eines einheitlich schönen Bildes stets schwierig bleibt, weil es olt zur Unmög- lichkeit wird, die nicht immer ästhetisch zu haltenden Flächen des Gemüsegartens gegen die parkartigen Anlagen hin anmuthig zu scheiden und zu verdecken. Besucht ein Fremder Braunschweig mittelst der Eisenbahn, so tritt ihm beim Verlassen des Zuges gleich die freundliche Anlage des Bahnhofes vor Augen, welche zu beiden Seiten der Halle die Plätze schmückt. Auf wohlgepflegten Rasenplätzen finden sich teppiehbeetartige Blumenpflanzungen zu einem [reundlichen Bilde zusammengestellt, in dessen Mitte Fontainen eine angenehme Frische verbreiten. Die Pflanzungen werden unter spezieller Leitung des Eisenbahngärtners Herrn Kreis mit grosser Sorgfalt ausgeführt und gepflegt, die dazu nöthigen Pflanzen diesem gebauten Gewächshause angezogen. Zu den Pflanzungen der Blumenbeete sind ausser Iresine, Gnaphalium, Cen- taurea, Achyranthes u. s. w. besonders die Scarlet- Pelargonien Lady Constance Grovenor (roth 30— 55 Centimeter hoch), Brillant (roth 30 —35 Centimeter hoch), Cybister (roth 40 Centimeter hoch), Triomphe de Paris (roth 30—36 Centimeter hoch), die gross- doldige rosa Surpasse Beauty de Suresne und Prä- sident Schaper (rosa 30—85 Centimeter hoch), sowie in einem besonders zu Zwecke die schöne Lobelia Blue King, gracilis rosea, speciosa spectabilis, Stern von Ischl und andere in geschmack- voller Zusammenstellung angewendet. Bemerkens- werth ist als Einzelpflanze für Rasenplätze der sehr zierliche, fast silbergrau-blättrige Euealyptus globulus, welcher eine sehr angenehme Unterbrechung bietet. Verlässt man den Eisenbahnhof und geht nach dem Wilhelmithore über die Promenade am Hohen- thore bis zum Petrithore, so sieht man an der mit schattenden Kastanien, Linden und Platanen besetzten Strasse, zu beiden Seiten freundliche Gärten, welche freilich oft in recht wunderlichem Geschmack ange- legt, doch zwischen den Häusern eine angenehme Abwechselung bieten. Beklagenswerth ist es, dass fast sämmtliche Gebäude unmittelbar an der Strasse liegen, so dass es unmöglich ist, kleine Vorgärten anzulegen, welche stets einer Promenade ein viel freundlicheres Bild, der ganzen Strasse etwas Freieres und Anmuthigeres geben. Nur bier und da findet man selbst bis unmittelbar an die Strasse reichend noch einige Gemüsegärten, doch verschwinden diese mehr und mehr, seitdem stattliche Häuser an deren Stelle treten. Die früher am Wilhelmithore belegene Gärtnerei von Franz Schelze ist seit einigen Monaten nach der Goslar'schen Strasse übersiedelt und werden dort wie in dem alten Grundstücke alle Arten von Markt- pflanzen kultivirt. Es sei hier noch des an der Wilhelmithor-Pro- menade dicht am Hohenthore belegnen Degner’schen Gartens Erwähnung gethan, welcher weniger in der Form und Grundidee seiner Anlage etwas Hervor- ragendes zeigt, als vielmehr wegen der Reichhaltig- keit der in ihm vorhandenen Koniferen - Sammlung bemerkenswerth ist. Ein stattliches Exemplar der Wellingtonia gigantea, welches selbst die letzten har- ten Winter, freilich in gutem Brettergehäuse, gut überdauert hat, steht der Seite von schönen Pflanzen der Thujopsis borealis, der Thuja Lawso- niana, der verschiedenen Taxus u. s. w. Wie gesagt, es sind weniger schöne Formen der ganzen Anlage, welche eher einer Pflanzschule ähnlich sieht, sondern die alle wohlgepflegten Pflanzen der verschiedensten Arten von Koniferen, welche dem Auge auffallen. Der dicht daran grenzende Platz vor dem Hohenthore ist abwechselnd mit Hain- und mit rothblättrigen Buchen bepflanzt; es kann nicht behauptet werden, dass diese letzteren einen angenehmen Effekt hervor- bringen, sie haben vielmehr etwas Düsteres und durchaus nichts Anheimelndes gerade an dieser Stelle, so verwendbar der Baum auch sonst ist. Dicht vor dem Petrithore befindet sich in der an Pflegehausstrasse die ziemlich umfangreiche Gärtnerei des Kunst- und Handelsgärtners Jul. Keffel, welcher vorzüglich in kräftig erzogenen, gesunden und stets reichblühenden Pflanzen der Gamellia, in älteren und neuesten Sorten excellirt, der auch tüchtiger Kulti- vateur von Rosen und Pelargonien ist, deren letztere stets bei ihm in ausgezeichneten Exemplaren vertre- ten sind. In der Gellerstrasse hat der Kunst- und Handelsgärtner Fricke eine Gärtnerei, in welcher neben Rosen und Pelargonien, besonders Pflanzen zur Bepflanzung von Gruppen, wie Althernantheren, Achyranthes, Verbenen u. dgl. mehr gezogen werden. Bemerkenswerth ist bei ihm eine Anlage mit suc- eulenten Pflanzen in einer Steingruppirung im freien Lande, in welcher eine grosse Auswahl der schönen Sedeen, Semperviveen und anderer zu finden sind. Ein sehr zierlich gehaltener Garten, welcher in Bezug auf Sauberkeit als Muster dienen kann, ist der ganz in der Nähe des vorigen befindliche des Fabrikanten W. Flagge. Etwas tief gegen die Strasse gelegen, in seinem vorderen Theile aus einer einfachen Park- partie, reich mit Koniferen besetzt, bestehend, an welche sich der fast ganz verdeckte Gemüse- und Obstgarten anschliesst, bietet der Garten stets von der Strasse aus ein überaus freundliches Bild. Im Sommer sind zwar junge, aber in vorzüglicher Kultur befindliche Orangenbäumchen und zierliche Topf- sewächsgruppen zu freundlicher Umrahmung des Bildes aufgestellt. In den nahe liegenden Gärtnereien der Kunst- und Handelsgärtner Ernst und E. Keffel werden die verschiedenartigsten Marktpflanzen, wie sie die Jahreszeit nothwendig macht, erzogen. Der dieht am Petrithore belegene, früher v. Bülow’sche Garten, der hinter dem von dem verstorbenen Ottmer einfach entworfenen Hause, auf einer Seite von der Oker begrenzt wird, enthält einzelne schöne alte Bäume, wie z. B. eine prächtig geformte Blut-Buche (Fagus sylvatiea fol. atropurpureis), einen gelb bunt- blättrigen Ahorn (Acer platanoides L. var.), eine sehr schön gebaute Trauerbuche (Fagus sylvatica var. pendula), eine grosse Zahl prächtiger grosser Bäume der rothblühenden Kastanien (Aesculus carnea Willd.), welehe in ihrer Blüthezeit einen prachtvollen Anblick gewähren. Ausserdem finden sich dort auch noch alte Catalpen (Catalpa syringaeflora L.) und pracht- volle Sträucher der rothblättrigen Haselnuss (Gorylus tubulosa Willd. fol. atropurpureis). Vom Petrithore aus nach dem Wendenthore hin ist die Promenade mit schönen Platanen (Platanus oceidentalis L.) bepflanzt, während weiterhin in der Nähe der städtischen Mühle prächtige Gruppen von. Ahorn (Acer eampestre L. und Acer Platanoides L.) 315 und anderem Laubholz ein angenehmes Bild geben. Linker Hand sieht man jenseits der Öker umschlossen eine hügelige Insel mit gemischten Laubhölzern besetzt, während unmittelbar an der Strasse die mit vielen alten Bäu- men geschmückte Besitzung des Commerzienraths OÖ. Loebbecke sich hinzieht. In anstossenden klei- neren Gärten, welche von diesem grösseren Grund- stücke nach und nach abgezweigt sind, findet man herrliche Exemplare amerikanischer Eichen, von der seschlitztblättrigen Ulme (Ulmus campestris L. var. asplenifolia), der gesehlitztblättrigen Rothbuche (Fagus sylvativa L. var. asplenifolia) und anderen. Auf der Promenade selbst steht ein ziemlich altes, freilich zu sehr im Druck gehaältenes Exemplar (Salisburia adiantifolia Smith), ein leider in den letzten Wintern zum Theil erfrorener Baum, die Paulownia und ein besonders schönes und selten abwechselnd mit Eichen von des Ginkgo imperialis, | starkes, etwa 10 Meter hohes Exemplar des Amber- baumes (Liquidambar styraeiflua L.), welches in seiner herbstliceben röthliehen Belaubung einen be- sonderen Effect hervorbringt. Der dem mit jungem Nadelholze bepflanzten Anatomieberge gegenüber liegende Garten des Landes- Oekonomieraths Griepenkerl bietet neben seiner rei- zenden Lage viele Schätze an seltenen Gehölzen und Obstbäumen. Das im italienischen Style erbaute Haus ist von Rasenplätzen nach allen Seiten umgeben, welche nach der Seite hin, wo die beiden Okerarme zusammenfliessend den Garten begrenzen, mit grös- seren Gehölzpartien besetzt sind, während die vor- deren nur mit Einzelpflanzen geschmückt erscheinen. Hervorzuheben sind besonders zwei sehr schöne, 2 und 3,5 Meter hohe, breit ausgelegte Exemplare der kaukasischen Nordmanns - Tanne (Abies Nord- manniana Lindl.), von der eine grosse Zahl jüngerer Pflanzen hier und da im Garten zerstreut stehen. Hübsche Pflanzen der Mammuthfichte (Wellingtonia gigantea Lindl.), der Zwergtanne (Picea excelsa Lindl. Glanbrasiliensis Lindl.), der nicht genug zu empfeh- lenden, ausdauernden Cypresse (Cupressus Lawso- niana Murr.), der Sumpf- Cypresse (Taxodium disti- chum) und andere wechseln mit Laubhölzern ab, oder sind mit gleichartigen zu Gruppen verschmolzen. Besonderes Interesse gewährt Garten aber durch die reiche Auswahl von Obst - Sortimen- ten, wie Aepfeln, Birnen, Pflaumen, welche entweder als Hochstämme oder in den verschiedensten Zwerg- formen gezogen werden. Die Stellung der Birnen- und Aepfel - Pyramidenbäume als Einzelpflanze auf Rasenflächen bietet hier eine sehr angenehme Ab- wechselung. dieser 40* 316 Vor dem Wendenthore selbst liegen verschiedene |! sonderer Sorgfalt gepflegten Bäume hat zu günstigen Besitzungen von Kunst- und Handelsgärtnern, deren Hauptkulturen, in der Anzucht der verschiedensten Marktpflanzen, Rosen u. s. w. bestehend, doch im Allgemeinen nichts Hervorragendes bieten. Erst kürz- lich hat sich der frühere Obergärtner A. Weinschenk dort etablirt, es wird hoffentlich in einigen Jahren unter seiner Leitung eine tüchtige Gärtnerei erstehen. Die Promenade vom. Wenden- bis zum Fallers- leberthore ist einfach mit Alleen besetzt, doch finden sich zu beiden Seiten manche niedliche Gärten zwischen oder hinter den Häusern eingestreut, so dass auch dieser Theil der Promenade einen ange- nehmen und schattigen Spaziergang bietet. Am Fal- lersleberthore ist der zum Collegium Carolinum res- sortirende botanische Garten, welcher unter Leitung des botanischen Gärtners Ohm manche interessante Pflanze bietet, welche jedoch mehr in Rücksicht auf die wissenschaftlichen Zwecke, als in Bezug auf Aesthetik Erwähnung verdienen, ohne dass letztere etwa bei der Anlage noch Pflege des Gartens ausser Beachtung gelassen wäre. Vor dem Thore befindet sich die Handelsgärtnerei von F. Weinschenk, in der man gut und kräftig kultivirte Marktpflanzen aller Art, sowohl des Kalt- als auch des Warmhauses findet. Die gegenüberliegende, früher sehr bekannte Gärtnerei von H. Bewig, in der besonders viel Aza- leen, Camellien und Rosen gezogen wurden, ist der alles derartige vernichtenden Baulust zum Opfer ge- fallen. Die Pflanzen sind dem Vernehmen nach von A. Weinschenk angekauft. Weiter vor dem Thore hinaus, nach Gliesmarode zu, befinden sich die Gärten und Ländereien, in und auf welchen der Sa- menhändler L. Markworth seine Sämereien erzieht. Am Schlusse dieser Notizen soll auf den Samenbau specieller eingegangen werden. Wendet man sich von hier aus zur Linken, so kommt man zu dem in der Kasernenstrasse belegenen herzoglichen Küchen- garten unter Leitung des Hofgärtners Diko. In Be- zug auf feinere Gemüse-Kultur ist dies für Braun- schweig wohl die grösste Anlage, und man findet in ihr sowohl die gewöhnlicheren im Freien gebauten, als auch die zarteren in Gewächshäusern und Mist- beetkästen zu kultivirenden Gemüse in reichlicher Auswahl. Auch der Erdbeertreiberei liegt man hier eifrig ob, und so sahen wir besonders im vorigen Jahre ganz vorzügliche Exemplare in Töpfien, reich mit Früchten beladen. Das auf demselben Grund- stück befindliche, unter speeieller Leitung des Garten- Inspektors Koch angelegte Kompartiment von Formen- Obstbäumen, scheint leider von einem besonderen Unstern verfolgt zu sein, nur ein Theil der mit be- Erfolge geführt, so dass man wohl wünschen möchte, es würde dieser Anlage erneute Aufmerksamkeit ge- widmet, damit das viele vorhandene Gute erhalten und vervollständigt werde. Wendet man von dem herzoglichen Küchen- garten seine Schritte der Stadt zu, überschreitet man die Oker über eine Brücke, so gelangt man unmittel- bar zum Theater, welches nach beiden Seiten hin, sowohl nach dem Fallersleber- als auch nach dem Steinthore zu mit grossartig projektirten Parkanlagen umgeben ist. Auf ziemlich hügeligem Terrain, wel- ches sich nach der Promenade und zur Oker auf der anderen Seite angenehm abböscht, ziehen sich in hübschen Linien gelegte Wege durch Rasenplätze, welche durch niedrige Bosquetpflanzungen und alte Bäume freundliche Umrahmung finden. Die in der Parkanlage verwendeten Baumarten sind weniger selten, es sind meist Akazien, Ahorn, Pappeln, Lin- den und dergleichen, nur einzelne schöne Exemplare der Blutbuche schmücken die Rasenflächen in der Nähe des Fallersleberthores. Die Länge der Park- anlagen bemisst sich etwa auf 1 Kilometer, während die durehschnittliche Breite etwa 100 Meter beträgt. Sehr hübsch präsentirt sich eine Gruppe von Weiden, Salix viminalis, in der Nähe der Theaterbrücke, die schlanken Zweige geben zu der Umgebung und in ihrer Abspiegelung in der Okerfläche ein angenehmes Bild. Betritt man die Stadt vom Theater aus durch die gerade darauf mündende Steinstrasse, geht diese bis etwa zu ihrer Hälfte hinunter, so gelangt man über den Ritterbrunnen zur Linken in den herzog- lichen Schlossgarten, welcher das zum Theil neu er- baute Schloss auf seiner Nordseite begrenzt. Ein- fach, den Raumverhältnissen angemessen, denn er ist nieht gross, angelegt, sind es freundliche Rasen- plätze mit einzelnen schönen Baumgruppen, die das Auge angenehm berühren. Gleich der grössere Ra- senplatz mit der Fontaine vor der nördlichen Front des Schlosses bietet mit seinen wohlgepflegten grossen Teppichbeeten in einfacher, aber geschmackvoller Zusammenstellung ein ganz anmuthiges Bild, welches durch die Aufstellung von Kübel- und Topfgewächsen» besonders schöner Hortensien, an der Rampe des Schlosses einen angenehmen Abschluss erhält. Von dieser Rampe aus gesehen, überblickt man Rasen- flächen, deren rechte Seite durch eine breite Allee alter Kastanienbäume begrenzt und unterbrochen ist durch ein selten schönes und altes Exemplar des Chiecot- oder Schusserbaumes (Gymnocladus cana- densis Lem.), welcher mit seinen grossen doppelt gefiederten Blättern und bläulich grauen Zweigen ne- 317 ben einer stattlichen Blutbuche, und vor einer sehr starken Platane einen prächtigen Effeet hervorruft. Während des Sommers findet man in der Nähe die- ser stattlichen Bäume eine Zusammenstellung von herrlichen, gut kultivirten feineren Koniferen in Kü- beln, welche unsere Winter im freien Lande nicht aushalten. Erwähnt seien hiervon nur die herrlichen Arten der Araucaria oder Schmuck-Tanne, Araucaria excelsa R. Br., ein stattlicher Baum mit regelmässig quirlförmig stehenden Aesten von der Norfolkinsel, Araucaria Cuninghami Ait., aus Neuholland stam- mend, und besonders Araucaria Bidwillii Hook., ein sehr zierliches, in Australien heimisches Gewächs mit üppigem Wuchse in saftig grüner Färbung. Eben- bürtig ist eine sehr schöne, über 4 Meter hohe Wellingtonia gigantea im Kübel, welche vom Rande dieses an vollständig gleichmässig mit grünen Zwei- gen bedeckt ist. Cryptomeria japoniea Don., Crypto- meria Lobbii Hors. und die prächtige Cryptomeria elegans Veitch. sind in schönen, gesunden Exemplaren vertreten. Ueberhaupt ist die Sammlung von Koni- feren eine sehr reiche und in durchgehend guter Kultur befindliche. Es seien davon noch angetührt: die schöne zierliche Grabcypresse der Chinesen, Cupressus funebris Endl., welche im Vaterlande eine Höhe von 16 bis 18 Meter erreicht und mit hängen- den Zweigen besetzt sein soll. Hier findet sie sich in schönen, schlank gewachsenen, etwa 3 bis 4 Meter hohen Pflanzen. Der Pracht-Lebensbaum, Thujopsis dolobrata Sieb. et Zuce., die aus Nordamerika stam- mende zierliche Cypresse, Chamaecyparis nutkaensis Spach. (Thujopsis borealis Fisch.), die eben so schöne und ausdauernde Cypresse, Chamaeeyparis Lawsoniana Parl (Cupressus Lawsoniana Murr.). Verschiedene Arten von Retinospora, wie R. ericoi- des Sieb. et Zuce., R. squarrosa Veitch und andere. Ein recht hübsches Sortiment der hier sonst selten gezogenen Odier-Pelargonien steht in guter Kultur, es ist für die Zeit der Blüthe eine besondere Glas- bedachung angebracht, unter welcher die Blumen vor Regen geschützt, aber genügend Licht und Luft- zug haben, um nicht vom Ungeziefer zu leiden. Die für Braunschweig umfassendste Gewächshausanlage besteht in einem grossen Orangerie-Hause mit fester Decke und stehenden Fenstern, und einer daran stossenden kalten Gewächshaus-Abtheilung für Aza- leen, hinter welchen sich grössere Warmhauspflanzen befinden, von denen nur eine hübsche Pflanze der chinesischen Fächerpalme, Livistonia chinensis Mart. (Latania borbonica Tom.) und die prächtige Panda- nus utilis Bory, Erwähnung finden sollen. In einem davorstehenden Warmhause werden eine grosse Menge von verschiedenen Dekorationspflanzen, be- sonders auch hübsche Bromeliaceen erzogen, und in dem dahinter liegenden sehr praktisch eingerichte- ten Vermehrungshause geschieht die Anzucht der in vielen Tausenden zu Pflanzungen nöthigen Exem- plare. Einige kleinere Gewächshäuser dienen zur Kultur verschiedener Pflanzen. Erwähnenswerth ist die jetzt in einem sehr guten Zustande befindliche Orangerie; alle Bäume, welche vor etwa 7 Jahren dem Absterben verfallen schienen, zeigen jetzt eine sehr gesunde, dunkle und kräftige Belaubung, bei meist guter Form der Krone. Hofgärtner Burmester, welcher seit jener Zeit die Gärtnerei leitet, hat bei leichter Erde besonders gesiebte Meilerkohlen gegeben und für mässigen Guss gesorgt, und allem Anscheine nach ist den sämmtlichen Bäumen bei so fortgesetzter Kultur eine lange Lebensdauer bei gleicher Güte des Ansehens vorauszusagen. Im Sommer zieren sie die Front vor dem grossen Ge- wächshause, und die besseren besonders den auf der Ostseite liegenden Schlosshof. Von diesem sich östlich wendend, gelangt man durch das Steinthor in die Vorstadt, welehe von mehre- ren Gärtnern bewohnt ist. Neuerdings hat sich in der Helmstedter Strasse Kunstgärtner Tutenberg etablirt, und beschäftigt sich neben Anzucht von verschiede- nen Sortimentspflanzen mit Binden von Bouquets und Kränzen. Mehr dem Augustthor nahe, in der Ber- tramsstrasse, befindet sich die Gärtnerei von A. Bülte- mann, dessen Hauptkulturen sich auf Rosen, Pelargo- nien, Azaleen, Eriken und die verschiedenen Tep- pichbeetpflanzen erstrecken. Erst im letzten Jahre ist die Gärtnerei durch Anbau und Vergrösserung von Gewächshäusern erweitert, alle Kulturen zeugen von eifrigem Streben und tüchtiger Sachkenntniss. Unweit davon liegt an der Campestrasse die Gärtne- rei von Hillegeist, der neben Rosen, Pelargonien, Azaleen und anderen Sortimentspflanzen, Freiland- Rosen kultivirt. Der Kunstgärtner Haase zieht all- jährlich auf einer nur kleinen Fläche kräftig ausge- bildete Exemplare aller möglichen Ziersträucher zu Parkpflanzungen heran und beschäftigt sich ebenso mit der Anzucht hochstämmiger Rosen. Die Gärtnerei von Th. Grabbe ist in Ausdeh- nung des Geschäftes und in der Grösse der Ge- wächshausanlagen die grösste Braunschweigs. Erst vor zwei Jahren wurde von dem Besitzer eine Dampfheizung angelegt, mit welcher die sämmtlichen Gewächshausräume, Kalthäuser, Warmhäuser, Kon- servirräume und Vermehrungshaus erwärmt werden. Sind alle Zweige der Gärtnerei hier vertreten, so sind es doch besonders Rosen, Kamellien, Azaleen, 318 Palmen und sonstige Dekorationspflanzen, so wie die im Frühjahr nothwendigen Gewächse zur Bepflan- zung von Gruppen, welche vorzugsweise kultivirt werden. Eine grössere Gärtnerei, in der zur Früh- jahrspflanzzeit die verschiedenen Arten von Gruppen- Pflanzen, so wie Koniferen, Azaleen und Rhododen- dron in Töpfen gezogen werden, welche zugleich eine ziemlich umfangreiche Gehölz - Baumschule be- sitzt, ist die von dem Hofsamenhändler W. Keflel bei Eisenbüttel; der Besitzer hält besonders gute Sortimente der leider so wenig zur kommenden Iris, so wie gute Georginen und sorgt überhaupt für Beschaffung von Neuheiten. Neben diesen grösseren Handelsgärtnereien be- stehen eine grosse Anzahl kleiner, welche auf be- in kleinen Gewächshäusern Verwendung schränktem Raume und Verkaufspflanzen, wie Fuchsien, Heliotrop, Verbenen, Pelargonien, Azaleen und dergleichen erziehen. Das Hauptgeschält der Braunschweiger Handelsgärtnereien besteht in dem Binden von Bouquets und Kränzen, und je nach der Ausdehnung des Geschäftes wird diese Arbeit von den Besitzern oder deren Frauen selbst, oder durch dazu besonders engagirte Binde- rinnen besorgt. Ebenso liegt auch das Verkauls- geschäft von Pflanzen hier fast allein in der Hand der Gärtner, es existiren nicht wie in anderen gros- sen Städten besondere Händler, welche die Sachen aus den Handelsgärten auf eigenes Risiko zu weite- rem Vertriebe aufkaufen, wenngleich die einzelnen Handelsgärtner in der Stadt ihre Verkaufsstellen be- sitzen. Da der Geschäftszweig des Bindens von Bouquets und Kränzen hier eben so umfangreich ist, so sind auch die Kulturen darauf gerichtet, ge- nügendes Material heranzuziehen, während man auf die Zucht einzelnen schönen und grösseren Kulturpflanzen, wie dies in bedeutenden Städten meist der Fall ist, wenig oder gar keinen Werth legt, weil die Nachfrage nach ihnen eben gleich Null ist. Hat die Lage der oben erwähnten Gärtnerei die Schritte weit vor das Thor gelockt. so wird es noth- wendig, wieder die Nähe der Stadt aufzusuchen, um von noch einige der bedeutendsten Anlagen kennen zu lernen, doch sei es dem Referenten gestattet, vor- her noch des ziemlich ausgedehnten und sehr schön herzoglichen Parkes von Richmond Er- wähnung zu thun. Herrliche Gruppen alter Bäume weite Rasenflächen mit südlicher Ab- dachung, auf Höhe das Schloss Richmond steht. In der Abenddämmerung beschaut bietet sich dem Beobachter ein reizendes Bild, welches in sei- ner Ruhe und Stille eine ganz besondere Wirkung Sehr lohnend ist die Fernsicht vom selegenen umsäumen deren hervorbringt. Schlosse aus über einen weiten Teichspiegel und daran stossende Wiesenflächen in das weite, rund- um mit aller Sorgfalt bebaute Feldland, bis zu den fernen Bergen des Harzes. Kehrt man von Richmond aus durch eine pracht- volle Lindenallee zur Stadt zurück, so liegt einem zur Rechten die Besitzung des Kommerzienrath v. Voigt- länder, welche auf einer Seite von der Campestrasse, an der zweiten von der Wolfenbüttlerstrasse, an der dritten Seite von der Oker begrenzt wird, während die vierte mit.anderen Gärten zusammen- stösst. Ein wohlgepflegter Park umgiebt das an der Wolfenbüttlerstrasse stehende Wohnhaus und bietet von dieser aus einen recht angenehmen Blick. Es ist ein besonders sorgfältig gehaltener Rasen, , der dem Beschauer hier auffällt und vorzüglich in den ersten Sommermonaten ein saftiges Grün zeigt, das aber später in ein etwas todtes Graugrün übergeht, welches dem Auge weniger angenehm ist. Auf dem ursprünglich sterilen Boden ist hier zur Rasenanlage eine Schwingelart, Festuca Halleri Vill. Dee. ange- wendet und hat sich auch gut bewährt, eine dichte Bestaudung und Narbe gegeben, und möchte auch zu weiterer Verbreitung auf dergleichen Boden zu empfehlen sein, hätte sie eine saftigere Färbung. Vor zwei Jahren wurde ein besonderer Obstgarten mit Pyramiden-, Spalier- und Cordonbäumehen von Aepfeln und Birnen angelegt, welche in diesem Jahre zum Theil schon reichlich Früchte tragen. Eben so ist eine ziemlich reichhaltige Obst-Orangerie vorhan- den, welche jetzt in hübschen Exeniplaren reich- liche und gute Früchte trägt. Ein Orangeriehaus, ein Kalthaus für Kamellien und Azaleen, ein tempe- rirtes Haus für verschiedene Blattpflanzen und eine warme Abtheilung mit tropischen Gewächsen grenzen Park und Obstformengarten neben welchem, durch eine Mauer getrennt, die wohlgepflegten Mist- beete liegen. Die nordwestliche Seite des Parkes srenzt an einen grossen Gemüse- und daranstossen- den Obstgarten, in welchem abwechselnd Hochstämme und Pyramiden von Birnen, Aepfeln, Pflaumen und Kirschen stehen. Jenseit der Oker liegt der Garten des Apothe- ker Herrn Tiemann, welcher in geschmackvoller Form angelegt und gut gepflegt ist. Er lehnt sich an den für Braunschweig als Aussichtspunkt wichti- sen Mühlenberg, den er fast in seinem halben Um- fange umschliesst. Erst in diesem Jahre ist von dem Besitzer ein Gewächshaus fertig gestellt, wel- ches besonders zum Konserviren und zur Anzucht der verschiedenen Beetpflanzen dienen soll. Im Garten finden sich hübsche und wohlgepflegte ab, 319 Exemplare von seltenen Koniferen, welche im spä- teren Alter gewiss guten Effekt machen werden. In- teressant ist die Anlage am Abhange des Berges für sueceulente Pflanzen, unter denen sich viele hübsche und seltene Exemplare befinden. Unmittelbar an diesen Garten stösst die Prome- nade mit dem Monumentsplatze, in dessen Mitte sich der Obelisk zum Andenken an die Gefallenen von 1812 —1814 erhebt, umgeben von grossen Rasen- flächen, in deren Mitte Bassins mit Springbrunnen, und an allen Seiten umrahmt von Doppelalleen von Kastanien, deren Kronen bei der gar diehten Pflan- zung dichtes Laubdach und kühlen Schatten bieten. Neben der an dem Platze belegenen Trinkhalle, dem Morgen-Vereinigungspunkt von Kranken und Gesun- den aus allen Theilen der Stadt, erheben sich pracht- volle Exemplare der Blutbuche, von denen man lei- der wegen der recht überflüssigen Vorpflanzungen von Gesträuchern aus der Ferne wenig bemerkt und doch würden sie nach unserer Anschauung einen prächtigen Anblick bieten, wenn sie als Baumriesen auf freien saftigen Rasenflächen ständen. Geschlun- gene Wege führen von hier aus bis zum Rande der Oker, an deren Ufer sich ein selten schönes und srosses Exemplar der zierlichen Sumpfeypresse, Taxodium distichum Rich. (Cupressus disticha L.; Schubertia disticha Mich.), einer Blätter abwerfenden Konifere, befindet, welche in den Sümpfen Virginiens wild wächst und unsere Winter sehr gut überdauert. Besonderer Erwähnung ist noch der herzoglichen Landesbaumschule zu thun, welche auf einer Fläche von etwa 10 Hektaren unter speeieller Leitung des Garten-Inspektor Koch jährlich Tausende von kräl- tig und vorzüglich gezogenen Obstbäumen aller Art produeirt. Sie ist mit einer Muster-Obstpflanzung verbunden, um darin die Sorten genau zu prüfen und dann erst weiter zu verbreiten. Wendet man sich wieder dem Ausgangspunkte der Wanderung zu, so erreicht man den dicht am Augustthore belegenen Garten des Herrn Major Hol- landt, welcher mit seinen grossen Rasenflächen und alten Bäumen, so wie mit seiner herrlichen Fernsicht über die Wiesen nach’Richmond zu einen durchaus würdigen Eindruck macht. Finden sich auch weni- ser seltene Exemplare in ihm, so sind doch viele der alten Bäume von malerischer Schönheit, und in seiner etwas veralteten Anlageweise giebt er ein an- senehmes Bild der Ruhe und Behaglichkeit. Dicht an der Promenade steht ein ziemlich starkes, etwa 12 Meter hohes Exemplar der zierlichen Hemlocks- oder Schierlings - Tanne, Tsuja canadensis (Abies canadensis Mohr), eine in Amerika einheimische Konifere, mit leicht überhängenden Zweigen. Der das in einfachem Style erbaute Wohnhaus nach der Gartenseite hin umgebende freie Platz ist im Som- mer mit gut gepflegten ÖOrangenbäumen bestellt, welche dem Ganzen ein recht würdiges Aussehen seben. Durch einen schmalen Okerarm getrennt liegt der Eisenbahn-Park, eine früher der herzog- lichen Eisenbahn, jetzt der städtischen Verwaltung zugehörige Anlage, welche ein beliebter und ange- nehmer Aufenthalt und Spaziergang für Fremde und für Einheimische ist. Noch vor wenigen Jahren ein ziemlich wild liegendes Terrain in stagnirenden Sumpfflächen, wurde durch das schöpferische Talent des Garten-Inspektor Koch ein in allen Verhältnissen harmonischer und durchaus ästhetisch schöner Park, mit angenehm geformter grosser Wasserfläche, schö- nen freien Rasenplätzen und herrlichen Baumpartieen geschaffen, dessen hinterer Stützpunkt der schlanke, hoch hervorragende Thurm der städtischen Wasser- werke ist. Seltenere Ziergehölze verschiedenster Art sind als Einzel-Exemplare dem Bilde eingefügt und werden in späteren Jahren bedeutend dazu bei- tragen, die Schöpfung als eine dauernd schöne be- stehen zu lassen. Es gehört freilich dazu, dass mit kunstverständiger Hand, mit ästhetisch gebildetem Geiste die jetzt nur als Schutz- und Deckmaterial zu betrachtenden Pflanzungen gewöhnlicher Gesträuche nach und nach entfernt werden. Ebenso nothwen- dig ist es aber auch, dass die Rasenflächen, welchen hier und da geschmackvoll projektirte Blumengruppen eingefügt sind, einer besonders aufmerksamen Pflege unterworfen werden, damit sie Jedem als ein Muster- bild vorgeführt werden können; es dürfte also we- niger der Ertrag der Flächen zu Futterwerth, als die Aesthetik entscheidender Faktor sein. (Schluss folgt.) Die schönsten Pelargonien. In der Revue horticole vom 1. September d. J. findet sich eine dankenswerthe Zusammenstellung der schönsten Pelargonien-Sorten, die wir hier um so lieber vollständig mittheilen, als die Zahl der Va- rietäten so gross ist, dass selbst der Kenner Mühe hat, die besten unter allen annoncirten herauszufinden. 1. Abtheilung. Grossblumige Pelargonien. Argus, Armide, Beaumarchais, Cameleon, Cybele, Ernest Duval, Jeanne Millot, Mr. Hulot, Rameau, Ivonne. Gefüllte Varietät. — Auguste Puhl. Doppelte. — La Ville de Caen, Prince of Novelties. Mit welligen Blättern. — Iphigenie, Patrie. 320 Englische Varietäten. Charles Turner, Keepsake, Lady of the Lake, Prince of Orange, Perikles. 2, Abtheilung. Alte, sehrschöne Sorten. — Christoph Columbus, Gloire de France (Ze- normand), Jeanne d’Arec, Mme Michaud, Mme Thibaut, M. Le Play, M. Mazel, Ptolomäus (Ptolome&e), Roseum, Surpasse-belle-Milanaise. Phantasie- (Faney-) Pelargonien. — Agrippa, Andromeda, Cloth of Silver, Deli- cata, Edgar, Fanny Gair, F/ormosa, Lady Carington, Lady Dorothy, Liberty, Mme Vilda Marmion, M. Alfred Vigan, M. Ford, Mirella, Princess Teck, Sylph, Sylvia, Vietor Hugo, Vivandiere. 3. Abtheilung. Pelargonium zonale. Neue Varietäten. — Belle Esquermoise, Claude de la Meurthe, Deuil de la Lorraine, Em- bleme, General Faidherbe, La France, Pa- triote, President Grevy. Aeltere Varietäten. — Anna Pützer, Avocat Gambetta, Blanche d’Eshangues, Che- vandier de Valdröme, de Lesseps, Duchesse d’Aumale, Flambeau, Hermann Scheurer, Indispensable d’Essones, Lady Kirkland, Mme Dethos Bertrand, Mme Louis Courmont, Marechal Vaillant, M. Licau, M. Thomas, M. Zaubitz, Peabody, Prineesse de Trebizonde, Stanstead, White Princess. Doppelte. — Bouchärlat aine, Camelliae- flora Glym, Incendie de Fontenay, Mme Boutard, Mme Ch. Martine, Mme Ghebhard, Mme Michel Buchmer, Mme Rudolphe Abel, M. Gladstone, Vietoire de Lyon, Vietor Le- moine, Wilhelm Pfitzer, William Rollisson. Varietäten mit bunten Blumen. a. Blätter weiss berandet mit schwa- cher oder gar keiner Zone. — Bright Star, May Queen, Queen of Queens, Stella variegata. b. Blätter weiss berandet und mit bunter Zone. — Beauty of Guestwick, Charming Bride, Excellent Glen Eyre Beauty, M. M. John Clutton, M. M. Rousby, Silver Cloud. ec. Blätter gelb berandet und mit bun- ter Zone. Archievement, Defiance, Feur (?) Emily, Humming Bird, Lady Cul- lum, Miss Batters, Miss Dunett, Miss Watson, M. M. Headly, M. M. Joshua Dix, M. M. Rutter, Queen Vietoria, Sir Robert Napier, Victoria Regina. d. Blättermitgelbem Grund und bronze- farbiger Zone. — Champion, Crown Prince, Imperatrice Eug£nie, Prima Donna, Reine Victoria. Pelargonium lateripes (mit epheuartigeh Blättern), Album grandiflorum , V’Elegante, Remarkable, Wiloii. Selbstverständlich umfasst diese Liste noch lange nicht alle Schönheiten, wie denn z. B. eine Anzahl deutscher Arten noch fehlen, die wir vielleicht dureh einen unserer Leser erhralten;; allein immerhin giebt die- ses Verzeichniss speziell dem Liebhaber einigen Anhalt. Preisverzeichnisse, 1) Verzeichniss von in- und ausländischen Wald-, Obst- und Schmuckbäumen und Zier- und Obst- sträuchern der Königlichen Landes- Baumschule bei Potsdam. 1872/73. Das diesmalige Verzeichniss weist, wenn es auch äusserlich in dem Umfange (62 Seiten) genau mit dem vorjährigen übereinstimmt, dennoch eine grosse Zahl neuer Arten von Gehölzen auf und können wir Gärtner und Liebhaber nicht genug auf dasselbe aufmerksam machen. Liebhaber werden auch noch besonders die Bemerkungen über den Habitus der Pflanzen, ihren Standort ete. mit grossem Dank entgegennehmen, ja wir glauben, dass sie auch manchem Gärtner sehr willkommen sein werden. 2) Simon-Louis freres zu Plantieres bei Metz. Obstbäume und Obstgehölze im weiteren Sinne. Da wir erst kürzlich über die Baumschule dieser Firma berichtet haben, so genügt der einfache Hin- weis auf dieses Verzeichniss, welches zugleich das 4. Supplement zum ersten Theil des beschreibenden Kataloges bildet. 3) Louis van Houtte, Gent. Nr. 144. Azalea indica, Camellia, Rhododendron. sog. Genter Azaleen, Azalea mollis ete. Sehr reich- haltise und sorgfältige Auswahl. Viele Neuheiten. 4) Soupert u. Notting, Rosen - Gärtner in Preis - Courant Luxemburg. Remontirende Rosen. Ueber 1200 Sor- ten. Die neuesten a 10—30 Fres. 5) Jules de Cock u. soeur, Gent, Faubourg St. Lievin. Ornamentale Pflanzen, Palmen, Farne, Aza- leen, Camellien, Rhododendren ete. 6) August Napol&on Baumann u. Söhne in Bollweiler. Obst- und Zierbäume, Ziersträucher, pe- rennirende freie Land-Pflanzen, Küchen-Gewächse ete. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des han in je Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. Berlin, den 12. October. No. 4. 182. Preis des Jahrganges 5% Thlr., bei Dede dureh den Eorehndnadı als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Diejenigen geehrten Mitglieder, De: Bio: pro 1872 Bon nicht, berichtigt Beet werden a, a selben bis zum 31. October d. J. an den Schatzmeister, Herrn Stadtverordneten Sonntag, Alexandrinenstrasse 5l hierselbst, einzusenden. Nach dieser Zeit wird angenommen werden, dass dieselben die Amzelune Ber EUBERUIERUIER Ban Inhalt: 545. Versammlung des Vereines zur Beförderung des ©: arte en am 29. Septe anber, — SS: ee :h bei se w einbeere. — . Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde XII. — Ueber die Rhein-Regulirung. 94). Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 29. September 1872. Der Vorsitzende, Geh. Ober- Regierungs - Rath Knerk, ersucht zunächst nach Erledigung von ge- schäftlichen Angelegenheiten die Versammlung, Ver- treter für die deutsche Pomologen-Versammlung in Braunschweig zu ernennen, und werden hierzu ausser dem Prof. Koch die Herren Hoffmann und Späth designitt. Von dem Herrn Minister für die land- wirthschaftlichen Angelegenheiten ist dem Verein das neue Statut für die Königl. Gärtner- Lehranstalt und die Landesbaumschule bei Potsdam übersandt worden, um sich hinsichtlich der die Stellung des Vereins zu diesen Anstalten be- treffenden Festsetzungen zu äussern. Die Herren Bouche&, Gaerdt, Lorberg, Meyer, Späth und Vogel werden Seitens des Vorstandes ersucht, in der nächsten Sitzung darüber zu berichten. Der Vorsitzende macht alsdann die Mittheilung, dass von den 10 von dem Herrn Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten für die Fest- ausstellung zur Verfügung gestellten bronzenen Me- daillen (welche die Inschrift tragen „für Leistungen im Gartenbau”) nur 6 für solche Leistungen im engeren Sinne des Wortes verliehen seien, dass aber von den Preisrichtern noch 7 Aussteller für diverse Gegenstände zu einer bronzenen Medaille vorge- | schlagen waren. Aufl die Bitte des Vereins, zu den verbleibenden 4 Medaillen noch 3 weitere hinzufügen zu wollen, hat das Ministerium abschlägig geantwortet, da die ausgestellten Gegenstände nicht als Leistun- sen im Gartenbau im engeren Sinne des Wortes an- gesehen werden könnten, und beschliesst deshalb die Versammlung, um Niemanden zu bevorzugen, die 4 noch übrigen Medaillen nicht zu vertheilen, sondern den 7 Ausstellern Ehren - Diplome zuzu- stellen. Herr Inspektor Bouche& theilt darauf mit, dass von den Etiketten-Fabrikanten bisher nur Herr J. G. Müller, Emailleur in Alt-Schöneberg, solche ur Prüfung eingesandt habe, Herr Hofphotograph Günther noch nicht. Herr Perring bemerkt hier- zu, dass die Müller’schen Etiketten sich bei Herrn Krüger in Schöneberg sehr gut bewährt hätten; derselbe habe solche bei Rosen benutzt, sie im ver- sangenen Winter mit den Rosen in die Erde ein- geschlagen und sie in diesem Frühjahr ganz wohl erhalten gefunden. — Herr Inspektor Bouche& er- kennt dies vollkommen an, wünscht aber, dass die billigeren Günther’schen ebenfalls zum Versuch ein- geschickt werden möchten. Der Vorsitzende verliest darauf ein Dankschreiben des Herrn Lithographen Gotthold Elsner in Löbau, im Königreich Sachsen, für die ihm durch Vermitte- lung des Vereins von dem Herrn Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten verliehene sil- berne Medaille Dr Wittmack macht noch- 4l 322 mals auf die vorzüglichen botanischen Abbildun- gen von Elsner (Blüthen von Gräsern und andern Pilanzen ete.) aufmerksam und theilt mit, dass Herr Elsner die Absicht habe, die wichtigsten Pflanzen- familien sämmtlich nach und nach in Abbildungen herauszugeben Empfehlung dieser Tafeln Seitens des Herrn Ministers für die geistlichen, Un- terrichts- und Medieinal-Angelegenheiten behufs Ein- führung derselben in die Schulen zu bitten. Der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungs- rath Knerk, erläuterte darauf, weshalb die sonst in der Juni-Versammlung stattlindende Neuwahl des Vorstandes verschoben sei, und führte als Haupt- Bewesgrund an, dass alte Vorstand die Aus- stellungsangelegenheit bis zur endlichen Regulirung habe leiten sollen. In der Sitzung am 27. Oktober hoffe nun dem Vereine den voll- ständigen Rechnungsabschluss vorlegen zu können und würde dann in derselben Sitzung der neue Vor- stand zu wählen sein. — Nach $ 26 der Statuten wurde alsdann mittels Stimmzettel eine Kommission, und um der nächsten man bestehend aus den Herren Kunst- und Handelsgärtner Boese, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, Baumschulbesitzer Lorberg, Kunst- und Handelsgärtner Matthieu, Kammergerichtsrath Vogel, erwählt, welche die Vorschläge für die Vorstandswahl der Versammlung zu unterbreiten habe. Die Stimm- zettel mit den Namen der von der Kommission vorzu- schlagenden Personen werden denjenigen Vereinsmit- gliedern, welche in Berlin und der Umgegend wohnen, vor der Oktober - Versammlung zugesandt werden. Herr Kunst- und Handelsgärtner Boese be- richtet hierauf über die von ihm ausgestellten Ge- müse. Die meiste Aufmerksamkeit erregte hierunter ein ächter scharlachrother Melonen-Kürbis. Derselbe hat einen Durchmesser von ca. 65 em., eine Höhe von ca. 32 cm. und dabei das ausserordent- liche Gewicht von 58%, Kilo. Schon daraus ist zu schliessen, dass derselbe sehr fleischig sein muss und eignet sich diese Sorte wegen ihres vorzüglichen dicken Fleisches und wegen des melonenartigen Ge- schmacks auch besonders gut zum Einmachen. Ausserdem lag eine riesige Gurke von dersel- ben Firma vor; es war die in England und auch bei uns immer mehr Verbreitung findende Sorte: The Marquis of Lorne. Die Exemplare hatten eine Länge von ca. 75 cm., einen Durchmesser bis 8 cm. und besassen, wie Ref. sich überzeugte, schon roh genossen einen sehr angenehmen Geschmack. Sie unterscheiden sich dadurch vortheilhalt von der frei- lich noch viel riesigeren chinesischen Gurke (eigent- lich wohl Kürbis) Sooli-Qua, deren Fleisch ziemlich zähe ist. Die vorgelegte Gurke hat für die Haus- frauen noch den Vortheil, dass sie, wie fast alle grös- seren Sorten, wenig Kerne enthält, ein Umstand, der andererseits freilich nur dazu beiträgt, den Samen zu vertheuern. Herr Boese bemerkt noch, dass sie nicht an der Erde liegen darf, sondern, wie alle lan- gen Gurken, besser an einer Mauer gezogen wird und machte zugleich auf die interessante Abbildung eines ausserordentlich reich mit Früchten behangenen Gurkenhauses in einer der letzten Nummern des Gar- dener Chroniele aufmerksam. Von landwirthschaftlichen Produkten hatte der- selbe drei englische Sorten Futterrunkeln ausgestellt, welche er hier auf ziemlich magerem Boden kultivirt hatte und die doch eine bedeutende Grösse zeigten. Vor allem war es die Improved red Mammoth prize, eine rothe Varietät, welche durch ihre Länge (75 cm.) auffiel; ausserdem waren zwei runde sehr empfehlenswerthe Sorten: Warden Örange Globe und Champion new yellow intermediate, von 20 bis 25 em. Durchmesser, vorhanden. Den Gegenständen wurden später der Monats- preis zugesprochen und überliess der Aussteller sie freundlichst dem landwirthschaftlichen Museum. Der Vorsitzende zeigte hierauf den Eingang einer Sendung von Preisverzeichnissen der Kgl. Landes- baumschule bei Potsdam an, die zur Vertheilung an die Mitglieder bestimmt waren; gleichfalls lagen diverse andere Preisverzeichnisse zur Ansicht aus. Herr Notar Lämmerhirt legte mehrere vorzüg- liche Exemplare von Birnsorten vor und erbot sich, von einer ausserordentlich schönen Beurre& sris den Mitgliedern zum Frühjahr Pfropfreiser abzulassen. Eine andere von ihm übergebene Birne schien allem Ansehen nach die Duchesse d’Angou- leme zu sein, während eine dritte nicht bestimmbar war, wie denn bekanntlich überhaupt das Bestimmen von Obst nach einem einzigen Exemplar sehr schwierig und unsieher ist, da Alter und Standort des Baumes, sowie die Witterung oft auf die Form, die Farbe und den Geschmack einen grossen Einfluss haben. Herr Inspektor Bouch& macht darauf aufmerk- sam, dass die Beurre gris, auf alten Bäumen er- wachsen, eine glatte Schale zeige, während sie auf jungen Bäumen oft rissig wird. Herr Baumschulbesitzer Späth bemerkt, dass die Beurre gris gar nicht so sehr zu empfehlen sei, wie man nach einzelnen Früchten glauben könne; die Bäume werden in der Regel krank und hat des- neue 323 halb die deutsche Pomolozen-Versammlung von der Empfehlung Abstand genommen. Derselbe theilt ferner Beispiele von der Einwirkung des Standorts auf die Bäume mit; Hardenponts Butterbirne z. B. gedeiht auf Lehmboden vortrefflieh, während sie auf Sandboden nicht fortkommt. Herr Inspektor Bouch& erwähnt der merkwür- digen Erscheinung, dass die Bergamotte Cras- sanne bei uns, auf leichterem Boden, erst eine glatte Sehale erhält, wenn der Baum 15—20 Jahre alt ist, während in Halle selbst junge Bäume schon glatte Früchte tragen, weil sie dort schweren Boden haben. Er erinnert sodann daran, wie die Grumkower Birne sieh sowohl in Gestalt und Geschmack nach Alter und Standort des Baumes ändert. Den Einfluss des Wildlings auf das Edelreis bei Obstbäumen bestreitet derselbe. Dagegen bemerkt Herr Obergärtner Reinecke, dass Reineclauden, auf die sog. Ehestandspflaume veredelt, einen schlechten Geschmack erhielten. Herr Inspektor Bouch& weist zur Bekräftigung seiner Ansicht, dass kein Einfluss zwischen Wildling und Edelreis statthabe, darauf hin, dass sich nament- lich im Wuchs oft merkliche Unterschiede zwischen beiden zeigen. Er erwähnt eines Falles, wo auf die Ehestandspflaume die Reineclaude und die alte Apri- kosenpflaume veredelt seien; erstere bleibe, weil saltloser, bekanntlich im Stamme weit dünner als die beiden letzteren und die Folge war,denn auch, dass die Bäume später alle abbrachen. Man veredele doch auch Kirschen sehr viel auf Weichseln, welche letztere sich durch ihr im frischen Zustande unan- senehm (trocken freilich sehr angenehm) riechendes Holz auszeichnen und man finde nie, dass das Holz der Kirschen dann auch diesen Geruch erhielte, oder sich der Geschmack verändere. Herr Baumschulbesitzer Späth ist der Ansicht, dass der Wildling wohl auf den Wuchs, nicht aber auf den Geschmack einen Einfluss ausübe, Pfirsiche für Töpfe werden auf Schlehen, Birnen auf Holz- birnen veredelt, ohne dass sich im Geschmack der edlen Früchte ein Anklang an die herben der Unter- lagen finde. Für geringe, besonders kiesige Boden- arten müsse man übrigens für Pfirsiche auch Scehle- hen zur Unterlage wählen. Herr Dr. Bolle bemerkt, dass belgische Pfirsiche auf Schlehen veredelt, erfroren, während die Schlehe selbst bekanntlich die strengsten Winter aushält. Herr Mosisch jun. berichtet, dass man in Frank- reich besonders deshalb die Schlehe als Unterlage für Pfirsiche anwende, weil letztere auf ihr viel besser als auf allen andern verwandten Bäumen annehme. Herr Bouche& fügt hinzu, dass man oft auch die Mirobalane anwende. Nach Herrn Späths Aeusserungen sollen sich die Schlehen, so trefflieh sie für Pfirsiche sind, für Pflaumen nicht eignen, da die Bäume nicht dauer- haft sind. Zum Schluss fand eine Verloosung von 106 Topf- pflanzen aus dem Garten des Vereines statt. Samenbruch bei der Weinbeere. Von Prof. H. Hoffmann in Giessen. manchem Weinzüchter die Erscheinung aufgefallen, dass mitunter bei ganz nor- malen Trauben an einzelnen Beeren ein öder meh- Gewiss ist schon rere Samen mehr oder weniger über die Oberfläche hervortreten, eine Abnormität, die Prof. Hoffmann in Giessen treffend mit dem Namen des Samenbruchs (Hernie) bezeichnet. Derselbe hat bereits im Februar d. J. in Nr. 8 der botanischen Zeitung seine Unter- suchungen über diesen Gegenstand mitgetheilt; jetzt zur Zeit der Traubenernte halten wir es für zweck- mässig, das Wesentlichste aus seiner Veröffentlichung hier mitzutheilen. Hoffmann bemerkte die Erscheinung zuerst in dem ungewöhnlich heissen und trockenen Sommer 1868 Mitte Juli im botanischen Garten zu Giessen, sowohl an Oesterreicher oder Sylvaner wie an Gut- edel und auch an Vitis Labrusca, und sagt darüber: Die Beeren waren am 13. Juli, wo die Erschei- nung zuerst bemerkt wurde, eben halbwüchsig. Die Mehrzahl derselben an den betreffenden Stöcken war vollkommen normal; an einzelnen Trauben aber zeig- ten sich 1—2 bis 10 Beeren von sonst durchaus sutem Ansehen, unter 20 —40 ganz normalen, aus welchen die Samen mehr oder weniger weit über die Oberfläche hervorragten. Der vorgedrungene Theil des Samens war glatt, prall, grün in’s Rothe verfärbt, wie ein halbreifer Apfel, während die Bee- ren selbst noch vollkommen grün waren. Als sehr seltene Ausnahme nur fand sich, dass der Same an seiner exponirten Gipfelpartie dunkelbraun verfärbt welche Verlärbung sich auch etwas auf das Gewebe ausgebreitet hatte; nur einmal wurde beobachtet, dass die Schale des Samens eariös oder nekrotisch angefressen war. In der Regel war das Innere des Samens unvollkommen ausgebildet, blieb weiterhin halbflüssig, oder ver- trocknete, und bräunte sich mitunter, während die Schale selbst ihre normale Härte zeigte. Doch kam es auch gar nicht selten vor, dass der Sameninhalt seine ganz normale Ausbildung mit Eiweiss und Em- 41* war, innere . 324 bryo erlangte. Seine Form war öfters verändert, indem sich eine Ausbiegung oder Wulst gerade an der der perlorirten Epidermis-Partie entsprechenden Stelle zeigte, was bei intakten Beeren niemals vor- kommt. Der Grad dieser Dislokation war äusserst verschieden, und. dieselben Verschiedenheiten zeig- ten sich noch bei vollendeter Reife, welche bei den mit der normalen Blaufärbung begleitet abgesehen von Sylvanern war; die Beeren blieben prall und geringerer Grösse — in jeder anderen Beziehung völlig gesund, auch im Geschmacke in keiner Weise verändert. Beim mindesten Grade der Aflektion konnte man das Vordringen des Samens nur eben bemerken, im extremen Falle aber trat er ganz ent- blösst an die Oberfläche und seine Grösse war mit- unter derjenigen der Beere gleich. Diese Fälle zeig- ten zugleich durch die Kleinheit der Beere, dass die Affektion auf frühen Lebensstufe ihren Anfang nimmt. Die Stelle der Beerenoberfläche, an welcher der Same vortrat, war bald da, bald dort, bisweilen sogar an mehreren Orten zugleich; intakt blieb nur der unterste Grund der Beere (am Frucht- stiel); die organische Spitze (am Griffelrest) sah ich nur einmal perforirt. An der Ausbruchstelle oder dem Bruchrande fand man den Samen oft ganz scharf angedrückt an die perforirte Cutis (Fruchtschale, d. h. Epidermis mit nächstfolgendem grosszelligen Parenchym); in vielen Fällen aber war die Wunde klaffend, ja mit- unter trichterförmig vertieft. Der Hof um die Per- foration hatte eine, blass holzbräunliche Farbe und zeigte unregelmässige Einrisse und braune Fetzen der zerstörten und vertrockneten Epidermis, so wie des gewulsteten, nächst unterliegenden Gewebes. Beim Durchschneiden zeigte sich auf dem Quer- schnitte stets eine Veränderung der Samenlage, viel deutlicher noch auf dem Längsschnitte, und diese einer sehr Dislokation ging in einzelnen Fällen so weit, dass der Same fast horizontal zu liegen kam. In allen Fällen war seine Ansatzstelle und die Gefäss -Ver- bindung an seinem Grunde unversehrt, wenn auch bedeutend gehoben, oder seitwärts oder hinaufge- schoben. — Die Zahl der Samen zeigte nichts Ab- normes, sie schwankte zwischen der Normalzahl, welche aber bei dieser Sorte sehr selten ausgebildet wurde, abwärts — häufiger werdend — bis zu 1; 2 war der gewöhnlichste Fall. Um die ersten Anfänge dieses Phänomens zu studiren, liess ich mich von den holzfarbigen, ab- gestorbenen Epidermisflecken leiten, welche an vielen Beeren ohne Ektopie sich zeigten; durch ihre Aehn- lichkeit mit dem Hofe des Bruchrandes lag nämlich die Vermuthung nahe, dass zwischen ihnen und der Dislokation des Samens ein ursächlicher Zusammen- hang bestehen möchte. Diese Flecken sind fast immer kreisförmig und schwanken in der Grösse von !/g Mm. bis zu 1 oder 1!/, p. Lin. im Durchmesser. Man findet dieselben schon an Beeren, welche erst die Grösse eines kleinen Pfefferkorns erreicht haben. In der That zeigte sich beim Durchschneiden sol- cher fleckiger oder grindiger Beeren in vielen Fällen eine mehr oder weniger weit lortgeschrittene Lage- veränderung (oder der) Samens im Innern, während allerdings wieder in anderen Fällen nichts der Art bemerkt werden konnte. An ganz intakten Beeren dagegen, deren ich aufs Gerathewohl einige hundert von da an bis in den Herbst durehschnitten habe, konnte ich niemals eine Andeutung der Ekto- Hieraus dürfte sich ergeben, dass der oben vermuthete Zusammenhang in der That be- sründet ist. Die erste Andeutung einer Aenderung der Sa- men in den grindigen Beeren bestand darin, dass dieselben nach der Richtung‘ des Grindes hin eine Vorragung zeigten, ja selbst die Samenhöhle hatte in einzelnen Fällen eine Ausbuchtung nach dieser Seite hin, welche stärker war, als es die Protube- ranz des Samens erforderte. Wenn auch der Same des pie finden. offenbar einen Druck mit Vorwärtsschiebung aus- führt, so spricht doch Alles dafür, dass dies nur se- kundär stattfindet, und dass demselben ein spontanes Schwinden der betreffenden äusseren Parenchym- Partie der Beere vorhergeht, vergleichbar dem Um- belliferen-Stengel, wenn er sich aushöhlt. Die mi- kroskopische Untersuchung lässt indess in eben die- ser Partie nichts Abnormes erkennen, wenigstens nieht in der Struktur, Form und Grösse der Zellen, wohl aber bisweilen in der Farbe. Die Frucht- stiele sind stets ganz normal. Die nächste Stufe war, dass der Same der Epi- dermis sich mehr und mehr näherte. Endlich ver- trocknet die Trennungsschicht, nachdem sie sich braun verfärbt hat, oft in breiterer Ausdehnung. Von aussen betrachtet, sieht man zu dieser Zeit an dem Grinde die auseinander gewichenen Wundlefzen der Epidermis; aus der Pustel tritt, wenig gewulstet, das unterliegende Parenchym zu Tage, ebenfalls bleich holzfarbig, mit einzelnen noch grünen Stellen da- zwischen. Was die Ursache dieser Erscheinung anlangt, so sprach nach Obigem Alles dafür, dass es sich hier in erster Instanz um eine Affektion der Epidermis und des nächstfolgenden Gewebes handele; dass diese aus irgend einem Grunde lokal absterbe und zu wachsen aufhöre, dadurch ihre Elasticität ver- liere, und so nicht länger im Stande sei, dem Sa- men die genügende Spannung entgegenzusetzen, um denselben bei dem Drucke des Wachsthums von unten und von gegenüber in richtigem Maasse und an richtiger Stelle zu halten. Ich sage: in richtigem Maasse, denn es ist deutlich sichtbar, dass der Same der herniösen Beeren relativ zu dem Fleische der Beere oft viel zu gross ist, ja in manchen Fällen erreicht derselbe ein Volumen, welches selbst abso- lut genommen übertrieben scheint. Dass nicht der Same primär drückend und perforirend wirkt, geht daraus hervor, dass die Bruchöffnung bei Weitem nicht immer scharf begrenzt ist, sondern in der Re- gel einen mehr oder weniger grossen Hof von abge- storbener Epidermis zeigt und zwar von einer Be- schaffenheit, wie sie auch in vielen Fällen an davon entfernten Stellen als Epidermis-Grind vorkommt. Es galt hiernach durch künstliches Krankmachen der Epidermis (Oberhaut) den Samenbruch hervor- zurufen. Die ersten Versuche am 16. Juli 1868 und an den folgenden Tagen scheiterten, weil die Mehr- zahl der Beeren bereits halbwüchsig war, ein zwei- ter Versuch wurde vom 8. August an an einer zweiten Tracht von ganz jungen pfefferkorngrossen Beeren an .denselben Stöcken vorgenommen, welche man der aussergewöhnlich warmen Witterung des Sommers zu danken hatte. Freilich blieben auch hier mehrere Arten von Verletzung ohne Erfolg, so z. B. das Ritzen der Oberhaut, das Abschneiden flacher Schnittehen (Kugelsegmente), das Bestreuen der Beeren mit Staub und Erdpartikelchen. Im er- steren Falle bildete sich an den Wundrändern Kork- gewebe und die Ritzen vernarbten, im zweiten ver- schrumpften die meisten Beeren, nur wenige ver- narbten, im dritten zeigte sich gar keine Wirkung. Dagegen zeigte der Versuch, durch stärkere Besonnung (Insolation) den Effekt zu erzielen, gute Resultate. Hoffmann sagt hierüber: Da die Erscheinung spontan fast in allen Fällen nur an solchen Stellen vorkam, wo die Sonnenstrahlen sehr stark auffielen, und gerade die ungewöhnliche Sonnengluth dieses Sommers hier anscheinend seit Jahren zum ersten Mal das Phänomen zu Wege gebracht hatte, so lag die Vermuthung nahe, dass die Insolation dabei eine wesentliche Rolle spiele, dass eine partielle Aus- trocknung oder Verbrennung hier stattfinden möge. Vom 8. Juni an, wo die Vollblüthe des Weinstocks stattfand, bis zum Ende des Monats, war der Sonnen- schein so intensiv, dass er das Quecksilberthermo- meter bis auf 37,50 R. erwärmte. e 9) Die seltenen Fälle, wo herniöse Beeren an be- schatteten Stellen angetroffen wurden, liessen immerhin die Erklärung zu, dass diese Stellen einige Wochen vorher noch nicht durch Blätter versteckt, also gleich- falls der Sonne ausgesetzt waren. Man konnte hierbei daran denken, dass durch einzelne kleine Wasser- tropfen, durch wiederholt vorgekommene Sprühregen zur Zeit des intensivsten Sonnenscheines, eine Linsen- wirkung wie durch ein Brennglas stattgefunden haben möge. Vom physikalischen Standpunkte betrachtet, ist ein soleher Vorgang durchaus möglich; es kam also nur darauf an, wirklich auf diesem Wege eine örtliche Versengung in's Werk zu setzen, einschliess- lich der vermutheten Folge, nämlich der Dislokation des Samens. Bringt man auf den Handrücken einen Wassertropfen und lässt dann mittelst einer Sammel- linse die Sonnenstrahlen im Brennpunkte durch diesen Tropfen hindurch auf die Haut fallen, so empfindet man sofort denselben empfindlich stechenden Schmerz, als wenn die Haut ganz nackt und trocken wäre, und zwar weit früher, als die ersten Zeichen einer beginnenden Verdunstung des Tropfens bemerkbar werden. Bringt man einen kleinen Wassertropfen auf eine Trauben-Beere und lässt das Brennglas 2—10 Minuten auf die Stelle wirken, so entsteht alsbald eine weissliche, opale Verfärbung der be- treffenden Epidermis; 24 Stunden später sieht man an. diesem Punkte einen braunen Fleck, der bald danach schwarz wird. Die so geschwärzte Epidermis- Partie liegt entweder flach auf, oder hebt sich all- mählich mit schwacher Wölbung in die Höhe. Weiter- hin bildet sich um diese Stelle ein blass holzbrauner Hof, ungefähr von demselben Ansehen, wie wir ihn oben kennen gelernt haben. Oft hat diese Opera- tion die Folge, dass die Beere sich nicht weiter entwickelt, vielmehr ohne zu verschrumpfen die der- malige Grösse bis zu Ende beibehält; in anderen Fällen verschrumpft dieselbe, oder fällt ab; in noch anderen Fällen tritt eine wirkliche Dislokation des Samens ein, entweder eben nur angedeutet, oder vollständiger ausgebildet. Da trotz dem aufmerk- samsten Suchen zu dieser Zeit (von der zweiten Tracht nämlich, am 23. September) keine einzige spontan herniöse Beere mehr aufgefunden werden konnte (was auch für das Folgende gilt), so ist nicht wohl gestattet, hier ein zufälliges Zusammentreffen anzunehmen.. Eine Voraussetzung, durch das Folgende bestätigt wird. Es wurden nämlich zu wiederholten Malen auf die jungen Beeren zweiter Tracht während des heissesten Sonnenscheins ganz einfach Wasser- tropfen gebracht, bald mit der feinen Brause, bald welche 326 mit dem Finger. (Es verdient hierbei bemerkt zu werden, dass die Insolation zu dieser Zeit sehr in- tensiv war, so dass das Quecksilber - Thermometer z. B. am 17. August auf 39,2° stieg.) In der Mehr- zahl der Fälle diese Manipulation ohne alle Wirkung; in einigen aber zeigte sich mehrere Wochen später vollständig ausgebildete Hernie. In Allem bis in das Kleinste zeigte sich eine vollständige Ueberein- stimmung mit den Eingangs geschilderten Fällen von spontan aufgetretener Hernie, und dieselbe Betrach- tung, wie im vorigen Falle, schliesst den Verdacht aus, dass wir es hier mit einem zulälligen Zusammen- treffen zu thun haben. blieb Indess muss ich bemerken, dass damit jedenfalls noch nicht Alles aufgeklärt war, was hier in Frage kommt. Im Jahre 1869 nämlich sind meine Versuche, künstliche Hernie zu erzeugen, im Wesentlichen erfolglos geblieben. Sei es, dass der (schwächere) Sonnenschein während der ent- scheidenden Zeit den Erfolg versagte, oder dass überhaupt der rechte Moment für die Operation nicht getroffen wurde. Allem Vermuthen nach wurde der Versuch, des vielfach kühlen und düsteren Wetters, allzu lange verschoben. Die ersten Be- sprengungen der: (1“' langen) Beeren mit Wasser fanden am 4. Juli und weiterhin statt; es traten braune Flecken auf, aber weiter nichts. Die ersten Versengungen mittelst der Linse begannen am 19. Juli, zu einer Zeit, wo bereits (diesmal sehr vereinzelt) spontane Hernien in voller Ausbildung beobachtet wurden. Diese Anbrennung geschah theils direkt, theils durch einen aufgelegten kleinen Wassertropfen. Vielfach hörte damit das weitere Wachsthum der betreffenden Beere auf; in anderen Fällen wuchsen die Beeren normal zur vollen Grösse und zeigten nur einen kleinen, runden Brandfleck. In einigen wenigen Fällen stellte sich eine stärkere Affektion ein: Ver- schrumpfung eines grossen Theiles der Beere in der Umgegend der gebrannten Stelle, so dass der Same die (abgestorbene) Oberhaut berührte, doch ohne deutliche Perforation, sowie ohne Dislokation. In diesen Fällen war das trennende Fleisch zwischen dem Samen und der Oberhaut durch den Schrum- wegen pfungsprozess geschwunden. Die vegetative Entwickelung der Beeren war in diesem Jahre weit früher abgeschlossen, als im vorigen; zweites Blühen und damit zweiter Frucht- ansatz wurde nirgends beobachtet. Ein unmittelbares Anbrennen mit der Flamme eines Zündhölzchens ergab (1868) nur sehr unbe- friedigende Resultate, vermuthlich deshalb, weil die Verletzung hier viel zu weit greift, und es nicht ausführbar schien, dieselbe auf einen so kleinen Punkt zu beschränken, wie dies bei der spontanen Ektopie offenbar der Fall ist. In der Regel verschrumpften die angesengten Beeren bald mehr oder weniger vollständig, viele fielen weiterhin ab; einige aber, bei denen die Verletzung nur sehr gering gewesen war, zeigten in sofern wenigstens einen Anfang der Dislokation, als der Same bis dieht an die gebräunte Cutis vorgedrungen war, ohne jedoch dieselbe jemals wirklich zu durchbohren. Im Jahre 1870 nahm ich sehr bald nach dem Abblühen zwischen dem 15. und 24. Juni (Vormittags 8 Uhr bei hellem Sonnenschein) bei 15 Trauben an zahlreichen Beeren das Anbrennen mit der Linse (ohne Wassertropfen) vor. Es entwickelte sich indess bei keiner einzigen eine ächte, äusserlich sichtbare Hernie des Samens; beim Durchschneiden der an- gewachsenen Beeren aber ergab sich, dass in sehr vielen Fällen einer der Samen thatsächlich in be- sinnender Ektopie begriffen war, indem er an der gesengten Stelle bis dicht an die Beerenschale sich gestreckt und angedrückt hatte. (Die gesengten Stellen zeigten einen schwarzen, runden Schorf von 1 Mm. Durchmesser, umgeben einem hellen, erdfarbigen Rande.) Auch in diesem Jahre traten an einigen Beeren dieser und anderer Weinstöcke spontane Hernien in früherer Weise auf, allerdings sehr spärlich. Die Affektion zeigte sich zuerst Anfangs Juli; sie begann mit einer erdfarbigen Schrunde oder rauhen Stelle der Oberhaut, welche dann platzte; darauf wuchs aus der Tiefe her der Samengipfel in die Lücke hinein und füllte allmählich den sich proportional erweiternden Riss mehr oder weniger genau aus. Aus allem Diesem schloss ich, dass wir es im vorliegenden Falle mit einer wirklichen Verbrennung, ınit einem wahren Sonnenstich unter Mitwirkung des Wassers, auf einer frühen Vegetationsstufe, zu thun haben. Man kann, wie man sieht, das Phänomen künstlich hervorrufen, allerdings unter der schwer zu erfüllenden Voraussetzung, dass man gerade den richtigen Grad der Verbrennung trifft. Ich will hin- zufügen, dass man nach der Aussage eines erfahre- nen Weinbauers am Rheine die Erscheinung künst- lich auch dadurch erzeugen kann, dass man die Weinreben im Juni oder Juli stark entblättert. Er nannte sie den Sonnenbrand. Im Jahre 1871 gelang es endlich, jeden Zweifel über die Natur dieser merkwürdigen Affektion zu heben, indem es in einer ganzen Reihe von Fällen slückte, dieselbe künstlich zu erzeugen, und zwar dureh Anbrennen mittelst der Linse, der Art, dass der Sonnenstrahl durch einen auf die Jungen Beeren von 327 gebrachten Wassertropfen geführt wurde. Diese Ope- ration wurde am 14. Juli und den folgenden Tagen an 8 eben abgeblühten Trauben vorgenommen, und zwar bei jeder an beiläufig 10 Beeren, damals etwa von 1 Lin. Länge. Das Sengen wurde theils längere, theils kürzere Zeit fortgesetzt (1—4 Minuten); und schon am 17. August waren 6 von den stärker ge- brannten Beeren bereits deutlich mit Hernien ver- schiedenen Grades versehen. Bei einer der Beeren war der Same nun fast 1 Linie weit ausgetreten, während die Beere nahezu ausgewachsen war; bei einer anderen 2 Mm., und zwar war letzteres inner- halb 2 Tagen geschehen, während sonst eine weit längere — übrigens ungleiche — Zeit für das Zu- standekommen einer Hernie erforderlich ist. Bei mehreren Beeren, welche keine Hernie aus- gebildet hatten, zeigte der Durchschnitt zu Ende Augusts, dass an der betreffenden Seite sich nur atrophische Eier statt richtiger Samen befanden, wie dies so oft vorkommt, wodurch dann selbstverständ- lıch das Protuberiren eines Samens aus rein inner- lichen Gründen unmöglich gemacht wurde. — Das Austreten des Samens, überhaupt der erste Anfang der Hernie, trat stets — wie tägliche Beobachtung zeigte — entweder unmittelbar neben dem schwar- zen Brandschorfe (von 1 Mm. Durchmesser) auf, oder in ihm selber, denselben zersplitternd und all- mählich abstossend. Alle sehr schwach gebrannten Beeren zeigten äusserlich nichts, oder nur Schlaff- werden der Cutis; die zu stark gebrannten waren nicht weiter gewachsen, sondern mehr oder weniger bald durch Schrumpfung zu Grunde gegangen. Die Verbrennung muss also eine ganz bestimmte Intensität und Tiefe haben. — Spontane Hernie wurde bis da- hin nicht beobachtet; sie trat sehr vereinzelt vom | 18. August an auf. Angemerkt muss noch werden, dass Bena- sung der Beeren durch Insekten, welche Mitte Juli — also in ganz jugendlichem Zustande — beobachtet wurde, bei einer einzelnen Beere gleich- falls Veranlassung zu schwachem Samen-Vorfall gab, während die übrigen Beeren verheilten und normal auswuchsen. Selbst frühzeitigses Anschneiden mit dem Messer kann mitunter ziemlich ähnliche Erschei- nungen herbeiführen. Es ist daraus zu schliessen, dass mechanische Verletzungen der ÖOberhaut aus vielleicht mehreren und verschiedenen Veranlassungen die Ursache der Samen-Hernie abgeben und dass dabei die Versen- sung durch die Sonne wohl in erster Linie steht. — Wir möchten hierzu noch bemerken, dass der von Masters in seiner Vegetable Teratology p. 183 | abgebildete Fall, wo in Weinbeeren, die vor der Reife aufplatzten, wieder kleine Beeren gefunden wurden, die die Lage der Samen einnahmen, auch hierher zu gehören scheint. Die Adventiv- Beeren sind leider nicht durchschnitten gezeichnet, so dass man nicht ersieht, ob sie wirklich mehrere Samen enthielten oder nur einen; im ersteren Falle würde es dann ein anderes Verhältniss sein; der ganzen Abbildung nach scheint es aber dasselbe wie bei Hoffmann. Die sog. Doppelbeeren, die man mitunter ebenfalls bei Weintrauben findet, gehören selbstver- ständlich nicht hierher: diese entstehen meist da- durch, dass sich auf einem gemeinsamen Stielchen resp. innerhalb eines gemeinsamen Kelches zwei Övarien, die späteren Beeren, ausbilden, ähnlich wie dies bei Doppelkirschen ete. vorkommt. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. XI. Seiner Zeit wurde in der Wochenschrift von Seiten des Bremer Gartenbau-Vereines aufgefordert, für neu anzulegende Friedhöfe Entwürfe für deren Anlage einzusenden. Für die besten wurden Preise ausgesetzt. Nach Privat-Mittheilungen sind 15 Entwürfe eingegangen. Von ihnen haben die beiden von Karl Janke in Aachen den 1. Preis von 1500 Mark gewonnen, während die zweiten Preise von 600 Mark den Plänen von A. Hoof in Harbke bei Helmstädt und von J. C. W. Heins in Bremen zu- gesprochen wurden. Die Preisrichter waren Ober- baurath Schröder, Hofgärtner Ohrt in Oldenburg und Öbergärtner Nagel in Bremen. Die Kosten der Ausführung sind auf 634,000 Mark veranschlagt. Die Wiener Weltaustellung im nächsten Jahre scheint grosse Dimensionen anzunehmen. Nach einer uns zugekommenen Mittheilung ist die Betheiligung Deutschlands 4 Mal grösser, als die bei der 1867 in Paris. Es scheint Ehrensache der Deutschen bei uns zu sein, die österreichische Weltausstellung in ihrem Glanze möglichst zu erhöhen. Die Kaiser- liche Gartenbau -Gesellschaft in Wien hat ein um- fassendes Terrain erhalten, um gärtnerischer Seits für Ausschmückung Sorge zu tragen; sie wird aber auch zu verschiedenen Zeiten vier Pflanzen- und Blumen-Ausstellungen veranstalten und für jede der- selben ein besonderes Programm aufstellen, und zwar mit allgemeiner Konkurrenz. Jedermann, auch ausser- halb Oesterreich, kann sich nicht allein mit Produk- ten aller Art aus dem Pflanzenreiche betheiligen, es zwei wird sogar von Seiten der Gartenbau-Gesellschaft in Wien für jede Erleichterung gesorgt werden. Von Seiten der Landeskommission für die Wiener Ausstellung ist für Obst-, Wein- und Gemüsebau ein besonderer Kommissär ernannt worden. Abgesehen von dem Terrain für Betheiligung an den von Seiten der Gartenbau-Gesellschaft in Wien festgesetzten Ausstellungen durch Deutsche, hat die Central-Kom- mission in Wien für Deuschland besonders noch 32 Quadratruthen zur Verfügung gestellt, auf denen zu- nächst preussischer, wahrscheinlich aberauch deutscher Seits die gangbarsten Kultur-Methoden der Weinrebe im Grossen vorgelührt werden sollen. Dieser Auf- stellung soll sich eine andere, welche die hauptsäch- lichsten Kultur- Methoden der Weinrebe in Oester- reich-Ungarn vorführt, anschliessen. Der bekannte Pomolog Freiherr v. Babo steht hier an der Spitze. . . . Ueber die Rhein-Regulirung. Betreffs der Rhein-Regulirung erhalten wir fol- gende berichtigende Zuschrift, die wir bei der Wich- tigkeit des Gegenstandes vollständig mittheilen: Verehrliche Redaktion! In der Wochenschrift vom 14. d. finden sich die folgenden Aeusserungen über die Stromregulirungen im Rheingau: „Als vor einigen Jahren Regulirungen am Rheinstrome vorgenommen werden sollten, wi- derstrebten die Wein bauenden Bewohner der Gegend, wo die Regulirung vorgenommen wer- den sollte, weil sie fürchteten, dass jede Aen- derung in den Terrain-Verhältnissen der Güte ihrer Weintrauben und folgerecht auch ihres Weines Abbruch thun könnte. Von Seiten der Regierung wurde den Wünschen und Klagen in sofern Rechnung getragen, als man nach verschiedenen Richtungen hin Sachverständige Sie sah sich aus dieser Ursache ge- nöthigt, noch eine längere Zeit vorübergehen zu lassen, bevor sie die durchaus nothwendige Regulirung des Flusses vornehmen konnte, hachdem schliesslich die Sachverständigen sich zu ihren Gunsten entschieden hatten. Seitdem ist die Regulirung geschehen und man hat keine der Weinkultur und der Güte des Wei- nes nachtheiligen Folgen bemerkt. Die Be- wohner der Umgegend haben sich ebenfalls be- ruhigt.“ Offenbar haben Sie diese Information von berief. Je- mand erhalten, welcher es weder mit der Wahrheit, noch mit dem Rheingau gut meint. Es sind die viel besprochenen Strombauten im Rheingau im No- vember 1867 auf Befehl Seiner Majestät des Königs sistirt und seitdem — Dank der Gerechtigkeit und Weisheit unseres Kaiser-Königs — noch nicht wieder aufgenommen worden. Die Verhandlungen über diesen wichtigen Gegenstand sind überhaupt noch nicht zu einem Abschluss gelangt. Ganz gewiss hat man also noch keine der Weinkultur nachtheiligen Folgen bemerkt! Aber beruhigt hat sich über das Schicksal des Rheines im Rheingau noch Nie= mand! Die Rheingauer wissen nicht nur, dass sie der weiten Wasserfläche im Süden ihrer Rebenhügel die Güte ihrer Weine wesentlich verdanken; sie wissen auch aus Erfahrung, dass die Verlandung — nach vorausgegangener langjähriger Versumpfung — eines grossen Theiles des Rheines den Gesundheits- zustand des Rheingaues in der allerernstesten Weise bedroht und dass diese Gegend, diese Lieblings- stätte der Touristen aller Länder, die weite Wasser- fläche und die malerischen Inseln nicht verlieren kann, ohne von ihrer Schönheit viel einzubüssen. Ueber das Alles ist kein vernünftiger Mensch im Rheingau im Zweifel und zum grossen Theile sind die Befürchtungen der Rheingauer für ihre Gesund- heit und für ihren Weinbau in denjenigen Gutachten als wohlbegründet anerkannt, welche die Regierung von Sachverständigen eingezogen hat. Was endlich die Unterstellung absoluter Nothwendigkeit der hier gedachten Strombauten im Rheingau betrifft, so würde eine Berichtigung solcher Ansicht an dieser Stelle zu weit führen. Es. mag hier nur noch einmal gesagt sein, was schon so oft und von Tausenden ausgesprochen wurde: dass die Ausführung der Strombauten im Rheingau, wie solche im Jahre 1867 beabsichtigt war, und überhaupt die Verringerung des Wasserspiegels da- selbst bis auf 400 Metres Breite und darunter, eine himmelschreiende Ungerechtigkeit gegen die Bewoh- ner des Rheingaues zu Gunsten — nicht der Schiff- fahrt, sondern nur einiger reichen Dampfschlepp- schiflfahrts - Gesellschaften sein würde. Denn die Personen - Dampfboote bedürfen dieser Rhein - Ver- wüstungen nicht, und die Kleinschifflahrt, eben so. wie die Flösserei wollen sie nicht! Indem ich um Aufnahme dieser Zeilen in Ihr geschätztes Blatt ersuche, zeichne ich mit vorzüg- licher Hochschätzung L. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 2. Berlin, a 19, . October. 1872 Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug dureh den Buchh andei, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch- Fir a Post-Vereines. Sonntag, den 27. October, Vormittags 11 Uhr, findet im Lokal des Klubs der Landwirthe, Französische Str. 48 eine Versammlung des Vereines statt, wozu die Bechrien Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: Hof- Bartk- Bol Borenen! — Die Gen ren: eigs (Schluss). — Betheiligung des Cr zu Danzig an der Säkularfeier in Marienburg. — Der Schlossgarten von Augny. — Ueber die winterliche Färbung immergrüner Gewächse. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde XII. — Die definitiven Ergebnisse der Obsternte in Bayern pro 1871. 6: : I ya B 2 ) 2 sich auch der Gärtnerei gewidmet hatte, im Kriege Hof- arten- nspektoi OFERETS. gegen Frankreich zu verlieren, und ist dies um so Am 28. September endete endlich der Tod die | mehr zu beklagen, indem derselbe jetzt eine wesent- namenlosen Leiden unseres Freundes und Kollegen, | liche Stütze der Seinen ausmachen könnte. des Hof-Garten-Inspektors Borchers, und können Der Verewigte war seit 1851 Vorstand der Kö- wir dem lieben Gotte nicht dankbar genug sein, dass | nigliehen Obstbaum-Plantage zu Herrenhausen, Vor- er ihn endlich erlösete. stands-Mitglied des Gartenbau-Vereins zu Hannover, Der Verewigte hatte seit Jahren eine kleine Warze | mehrerer Gartenbau-, pomologischer und landwirth- an der linken Seite der Backe, die er vor ungefähr | schaftlicher Gesellschaften korrespondirendes oder einem Jahre durch Abschneiden selbst entfernt hatte. | Ehren-Mitglied. Die entstandene Wunde wollte nicht wieder zuheilen Borcehers hat auf dem Gebiete der Garten- und wurden sogenannte Hausmittel angewandt, die | Literatur viel geleistet und wusste er mit der Feder das Uebel nur verschlimmerten. Als endlich ärztliche | umzugehen. Sein neuestes Werk: „Anleitung zur Hülfe in Anspruch genommen wurde, hatte die Wunde | Vervollkommnung des Obstbaues ete.“ wird ihm ein einen so bösartigen Charakter angenommen, dass die | bleibendes Denkmal unter den deutschen Pomologen Doctoren das Uebel als Hautkrebs konstatirten. | sichern. Die Beschreibungen der einzelnen Obst- Die Leiden, die unser Freund nun durchzumachen | Sorten zeugen von dem eisernen Fleisse und von der hatte, sind der Art gewesen, dass meine Feder zu | grossen Ausdauer, mit der sich der Geschiedene für schwach ist, sie zu beschreiben; nur das sei gesagt, | diese Sache interessirte. dass Borchers halbes Gesicht, das linke Auge und Friede seiner Asche! die halbe Nase buchstäblich vom Krebse zerfressen | Herrenhausen bei Hannover, den 4. Octbr. 1872. und endlich der Schlund angegriffen wurde, in Folge W. Tatter, Hof-Gärtner. dessen eine allmähliche Verhungerung statt fand. Die Leiche umstanden eine Wittwe und vier un- n P : | Te “ AN versorgte Töchter, denen der Dahingeschiedene stets | Die Gär te N bı aunschw eigs E ein liebevoller Gatte und sorgsamer Vater gewesen (Schluss. ist. Die älteste Tochter ist in Kairo verheirathet. Ist so in kurzen Umrissen ein allgemeines Bild Borchers hatte das schwere Geschick zu er- | der bedeutenderen Gärten Braunschweigs segeben, tragen, seinen einzigen hoffnungsvollen Sohn, der | so möchten wir zum Schluss noch auf einen Umstand | 42 330 aufmerksam maclten, der einer strengen Inbetracht- nahme werth sein möchte. Sowohl in den grösse- ren Parkanlagen als auch auf den Promenaden fin- det der Beschauer auch nieht die geringste Bezeich- nung zur Erkennung des Namens der Gesträuche und Bäume, und doch ist gerade in der genauen Bezeichnung der Gattung und Art, der Familie, des Vaterlandes, des etwaigen Nutzens u. S. w. ein so reiches Feld für das Studium geboten und so mancher Baum würde einer genaueren Beachtung gewürdigt werden, wenn dem Laien durch derartige Notizen ein Anhalt geboten würde. Nirgends haben wir dies so gut und lehrreich eingerichtet gefunden, als in den öffentlichen Anlagen in Breslau, wo durch die eifrigen Bemühungen des Geheimrath Professor Dr. Göppert es gelungen, für jede, selbst unscheinbare Pflanze eine Tafel mit obigen Angaben zu beschaffen. Es ist wohl nicht zu läugnen, dass mit der Erken- nung der Pflanzen, auch das Interesse dafür ein rege- ganz entschieden würden viel weniger der res wird, un Frevel und Zerstörungen an den Pflanzungen öffentlichen Anlagen vorkommen, wenn dem grösse- durch die eben angeregten Bezeich- neues Feld der Beobachtung geöffnet Die Kosten für Anschaffung der Tafeln und die Bezeichnung derselben kaum in die Waasschale fallen, wenn man den grossen Nutzen ın Betracht zieht, welcher dadurch der Allgemeinheit seschaffen wird. Wie der Gartenbau in Bezug auf Blumenzucht, Gemüsebau und Parkanlage in letzteren Jahren einen merklichen Aufschwung in Braunschweig genommen, so ist der Speecialität Braunschweigs, dem Spargel- bau, gleichfalls ein bedeutendes Feld geboten, und die gemachten und bereits projektirten Anlagen in dieser Beziehung werden nicht unwesentlich zur all- semeinen Wohlfahrt beitragen. Aber auch der Samenbau, namentlich der der ren Publikum nungen ein würde. würden Gemüse, ist in Braunschweig in würdiger Weise ver- Renommee wird durch verschiedene Aıt fort und fort be- wahrt. Das grösste der Art ist das unter der Firma E. €. C. Wrede seit Jahren wenn auch nicht in so ausgedehntem eigenem An- doch auf meh- Morgen Theil der Gemüsesamen erzielt. Die Samengeschälte von L. Markworth, Fr. Scholkemeyer, Georg Kallmeyer und Rust bauen auf entsprechenden Flächen für ihren altbewährte der treten und das Geschäfte bestehende, welches, bau, wie die Quedlinburger Geschäfte, reren Hunderten von einen grossen Bedarf und haben meist umfangreiche. Geschäfte. Als Specialitäten des hiesigen Samenbaues sind be- rüben, Braunsehweiger Cichorien, Winnigstedter Kopf- kohl, Braunschweiger platter Weisskohl. Sind hier viele Gärtnereien nicht speeiell auf- geführt, so lag dies weniger darin, dass sie zu den ganzen Bilde nicht passten, sondern weil der Rah- men ein viel zu beschränkter war, um Alles zu nen- nen; möge deshalb darin keine Nichtbeachtung oder Zurücksetzung gefunden werden. Möchten diese apho- ristischen Bemerkungen und Andeutungen aber dazu beitragen, ein gemeinsameres und einheitlicheres Streben und Zusammenwirken der hiesigen gärtneri- schen Kräfte mehr und mehr zu entwickeln und da- durch die Gärtnerei Braunschweigs zu grösseren Emporblühen zu bringen. Bouche. Betheiligung des Gartenbau-Vereins zu Danzig bei der Säkularfeier in Marienburg, in den Tagen vom 12.—14. September cr. Von Julius Radike, Danzig. Der Grund, weshalb einzelne Vereins-Mitglieder die Idee sofort lebhaft erfassten, den Verein bei der Säkularfeier in Marienburg möglichst würdig auftreten zu lassen, ist wol klar und einfach aufzufinden. Der Danziger Gartenbau - Verein, durch den Schreiber dieser Zeilen vor nun 15 Jahren begründet und ins Leben gerufen, ist die einzige vereinigte Körperschaft wirklicher Gärtner und Gartenfreunde in der Provinz Westpreussen, und musste derselbe des- halb, wollte er sich nicht ein Armuths-Zeugniss der allerschlimmsten Art selbst ausfertigen, den aus allen Theilen der Provinz in Marienburg zusammen strö- menden Fremden Zeugniss ablegen, auf welcher Stufe sieh die Garten-Kultur in den verschiedenen Zweigen der Gärtnerei bei uns befinde und ob sie ebenbürtig Schritt halte mit den längst anerkannten gärtnerischen Leistungen der südlicheren Provinzen Deutschlands, welche durch Klima, bessere Verbindungswege und reichere Geldmittel weit mehr als unsere Heimath bevorzugt sind. Die dem Verein gestellte Aufgabe war um so ehrenvoller, weil derselbe in Gemeinschaft mit anderen Korporationen, diese mit ihren provinziellen Leistun- sen und unser Gartenbau - Verein in seiner Weise unserem allverehrten Landesheirscher, Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm, beweisen sollte, welcher Grad der Entwickelung auch auf dem Gebiete der Gärtnerei unter der weisen Regierung der Hohenzollern sich in der Provinz Westpreussen in dem Zeitraum von hundert Jahren herausgearbeitet und gebildet habe sonders zu betrachten: Braunschweiger lange Mohr- | und wie ein eifriges Streben nach immer edleren 331 Zielen auch in diesem fernen Gebiete des deutschen der lorbeergekrönte, grosse König seine ersten Re- Vaterlandes nicht ruhe und raste, wie dies ja stets jedes deutschen Mannes ehrliches und aufrichtiges Bemühen gewesen ist und so Gott will zur Ehre der deutschen Nation auch bleiben wird. Wie sah es aber vor hundert Jahren in unserer Provinz aus und was haben wir in unseren jüngeren Jahren darüber gelernt? Seit der unglücklichen Schlacht bei Tannenberg im Jahre 1410 geht der deutsche Orden, der erste Pfleger auch der Gartenkultur in unserer Provinz, seinem unaufhaltsamen Untergange immer mehr ent- gegen, nichts kann ihn mehr von der Unterdrückung des damals so mächtigen Slawenreiches, des König- reiches Polen, erretten. Als Bundesgenossen zogen die Polen in unser Land ein, als Herren und Unter- drücker behielten sie es. So schien denn Alles für die deutsche Sache verloren, nur ein Brandenburger, der Kurfürst Friedrich II., wusste wenigstens einen Theil des Ordensstaates, die Neumark, vorläufig den Polen zu entwinden. So ging es in stetem Kampfe und Ringen auf und ab, und welche Leiden gerade unsere Provinz unter dem knechtischen Druck der polnischen Herrschaft ertragen hat, sehen wir am deutlichsten daraus, wenn wir erfahren, dass, als endlich am 27. September 1772 König Friedrich I., dem die Nachwelt den Beinamen des Grossen ge- geben hat, nach ruhmvoller Beendigung der schlesi- schen Kriege unsere Provinz dem Königreich Preussen zurückerwarb und damit der deutschen Bildung und Gesittung wieder erschloss, es erschrecklich in West- preussen aussah. Ganze Dörfer und Städte waren niedergebrannt und von den Einwohnern verlassen, oder letztere erschlagen. Zerschossene und halb niedergebrannte Wohnstätten, die keine Besitzer mehr hatten, fanden sich nicht nur zu Dutzenden, sondern zu 60—70 Stück in jeder kleinen Stadt. Auf dem Lande glichen die gesegneten Fluren, besonders des Weichsel- und Nogatthales, grossen, wüsten, ver- wilderten Steppen, auf denen die stacheligen Disteln, Kletten und andere Unkräuter sich längst als einzige Kulturpflanzen breit gemacht hatten. Die von den Ordensrittern sorgfältig bei allen von ihnen erbauten Burgen und Städten angelegten Obstgärten waren abgeholzt und zerstört und daneben sassen auf den rauchenden Trümmern ihrer Wohnungen die Verzweiflung gemarterten, in tiefem Hinbrüten ver- sunkenen und in Stupidität verkommenen Bewohner des Landes, schon längst gleichgültig und theilnahm- los von dem Uebermass des Schmerzes und der Schwere des Unglücks, welches sie ertragen mussten. So sah es bei uns vor hundert Jahren aus, als von simenter in die alte Marienburg einrücken liess, und mit ihnen deutsche Treue, Energie und Ausdauer wie mit einem Schlage in diese wahrhaft schreck- liche polnische Wirthschaft und Verkommenheit hin- einpflanzte. Zuerst ungläubiges Staunen der Bevölkerung, dann bald neu erwachte und neu belebte Hoffnung heftete sich an die neue, biedere Verwaltung, und wenn der grosse König auch oft mit Gewalt und strengem Gebot den verdummten Sinn der Bewohner zwingen lassen musste, so dass z. B. jeder Bauer eine bestimmte Stückzahl von Obstbäumen pflanzen und gewisse Scheffel Kartoffeln aussetzen musste, so können wir heute, nach hundert Jahren, diese weise Energie nur dankbar anerkennen. Diese und ähnliche Gedanken schwirrten dem Schreiber dieser Zeilen durch den Kopf, als in der Monatsversammlung vom 12. August c. der Antrag gestellt wurde, dass eine Betheiligung des Vereins bei der Säkulärfeier stattfinden möchte. Die Geld- mittel, wenigstens die allernöthigsten, waren bald dureh freiwillige Zeichnungen und durch einen Zu- schuss, welchen die landwirthschaftliche Sektion uns zur Verfügung stellte, gedeckt. Nun erliess der Vor- stand Anschreiben an Gärtner, Gutsbesitzer und Gartenfreunde in der Provinz mit der Bitte, sich durch Einsendung freiwilliger Gaben an Obst und Gemüse bei der dekorativen Aufstellung des Garten- bau-Vereins zu Danzig bei den Festlichkeiten in Marienburg zu betheiligen. Die Gärtner des Vereins sagten besonders Sendungen zu, die sich noch ausser- dem vornämlich auf dekorative Blattpflanzen und abgeschnittene Blumen erstreckten. Bei der hierauf folgenden Zusammenkunft eines Ausschusses, der die näheren Details zu ordnen hatte, acceptirte man eine von A. Lenz, Kunst- und Handelsgärtner zu Danzig, vorgeschlagene Disposition für die Gartenbau- Sektion, zu welcher Julius Radike in Danzig einen detaillirten Entwurf gezeichnet hatte, den derselbe mit Hilfe von Raabe demnächst neben der Feststrasse in Marienburg zur Ausführung brachte. Die kurze Beschreibung des Entwurfs und der Ausführung ist folgende: Auf zwei schrägansteigenden Stellagen, deren vordere Höhe an der Feststrasse 3 Fuss betrug und die bei einer Breite von 15 Fuss auf 4—41/, Fuss anstieg und dabei je 100 Fuss auf jeder Seite der Strasse diese einrahmte, waren vom Bahnhofe Stadt zugewendet auf der linken Stellage 2 Statuen auf hohen Podesten angebracht, von denen diejenige der der Flora sich aus einer Blumenschale, diejenige der 42” 332 Pomona sich aus einer reich mit Früchten geschmück- ten Schale erhob. Zwischen den beiden Statuen war im Hintergrunde ein Tableau von gärtnerischen Ge- räthschaften plaeirt und davor eine Gruppe mannich- lach geformter Zierkürbisse aufgestellt. Rechts und links von beiden Statuen, den Enden dieser Stellage zublickend, hatte man Pyramiden des schönsten Ge- müses aufgethürmt. Gegenüber war eine ähnliche Stellage von gleichen Dimensionen erbaut und die Ausschmückung derselben in landschaftlich gärtne- rischem Geschmack gehalten. Im Mittelpunkte der- selben thronte zwischen Lorbeerbäumen, Palmen, Dracaenen und ähnlichen Pflanzen die Büste des Kaisers, geziert mit einem Lorbeerkranze. Rechts und links weiter abstehend erhoben sich zwei statt- liche Blattgruppen. Einen künstlichen Rasen hatte man auf beiden Stellagen recht passend durch schö- nes, grünes Moos erzielt und waren sowohl die Kaiseıgruppe wie auch die beiden anderen, eben erwähnten Blattgruppen durch eine symmetrische Ein- fassung von in Töpfen gezogenen Pyrethrum Par- thenium, fol. aureis variegatis; Alternanthera parony- chioıdes und Lobelia erinoides abgegrenzt. Ausser- dem befanden sich in 2 Nischen zwei Teppichbeete, welche von abgeschnittenen Georginen, Astern und sefüllten Zinnien nach Farben mosaikartig in gefälliger Form auf feuchten Sand gelegt worden waren. Von Interesse dürfte es sein, die Namen der Einsender, die sich bei dieser patriotischen und provinziellen Herstellung der Gartenbau-Sektion durch reiche Einlieferungen von schönem Obst an Aepfeln, Birnen, Pflaumen, Weintrauben, Pfirsichen, dann mit Melonen und von sehr gut ausgebildetem Gemüse an verschiedenen Kohlarten, Gurken, Zwiebeln, Porre, Sellerie, Möhren, verschiedenen Rübenarten, Pastinak, Bohnen, Erbsen ete. betheiligten. Es waren Ober- särtner Goetze- Bellschwitz, Rittergutsbesitzer Wächter- Janischau, Rittergutsbesitzer John- Kl. Wattkowitz, Rittergutsbes. von Flottwell- Lautensee, Rittergutsbesitzer Wienecke-Witto- min, Rittergutsbesitzer Ruperti-Grubno, Ritter- sutsbesitzer von Brauchitsch-Katz, Kommerzien- Rath ©. R. von Frantzius-Danzig, Kommerzien- Rath Böhm-Danzig, Baron von Paleske-Spen- sawsken, Kunst- und Handelsgärtner Schulze- Kulm, Kunst- und Handelsgärtner A. Rathke & Sohn-Praust, Kunst- und Handelsgärtner A. Lenz-Danzig, Garten - Inspektor Schondorff- Oliva, Landschalftsgärtner Julius Radike-Dan- zig, Kunstgärtner Raabe-Langfuhr, Kunst- und Handelsgärtner Rohde-Öhra, Kunst- und Handels- särtner Gebr. Reiche-Danzig, Kirchhofs-Inspek- tor Ehrlich-Danzig, Kunst- u. Handelsgärtner M. Raymann-Langfuhr, Kunst- und Handelsgärtner Hummler-Elbing, Kunstgärtner Blendowski- Holm bei Danzig, Kunst-Handelsgärtner Dahms- Neustadt W. Pr. Zu Anfang -der beiden Stellagen war je eine Rotunde, durch besondere Flaggenstangen abgegrenzt, angebracht; rechts in derselben hatte beim Einzuge Sr. Majestät die Gartenbau -Deputation Aufstellung genommen, während vis-a-vis in der anderen Ro- tunde die Vereinsmitglieder Platz fanden. Durch das Zusammenkommen der vielen wirk- lich schönen Gemüse, Früchte und Pflanzen war es denn auch möglich, eine dekorative Aufstellung der Gartenbau-Sektion zu ermöglichen, wie dies für einen Einzelnen niemals erreichbar freundlichsten Anerkennungen gewesen wäre. Die fehlten daher auch nicht und selbst die Allerhöchsten Herrschalten ha- ben sich nach der an mich ergangenen Mittheilung sehr beifällig über dies Arrangement ausgesprochen. Es dürlte unter diesen Umständen wohl als kein Fehlgriff anzusehen sein, wenn der Schreiber dieser Zeilen am Sonnabend, den 14. September er. Vor- mittags Sr. Majestät einen Lorbeerkranz neben der Gartenbau-Sektion überreichte, als der Kaiser die Feststrasse passirte, um. sich zur Parade der zwei- ten Division zu begeben. Se. Majestät nahmen diese Huldigung sichtlich erfreut auf und dankten huldvoll. Schliesslich will ich allen denjenigen, die durch ihre Einsendungen es möglich machten, ein so freund- liches Bild in der Reihe der festlichen Ausschmückun- gen in Marienburg zu schaffen, den wärmsten Dank sagen. Der Schloss-barten von Augny. Zu den schönsten und interessantesten Gärten bei Metz im nun deutschen Lothringen gehört der Schlossgarten zu Augny, einem Verwandten der Be- sitzer des grossen Garten-Etablissements von Simon- Louis freres in Metz und Plantieres, dem Banquier Emil Simon gehörig. Er liegt im Süden der Stadt, gegen 1!/, Meilen entfernt. Hinter ihm und zur Seite ziehen sich die Höhen von Gravelotte und Prepat, welche der deutschen Tapferkeit ein Denk- mal sind, wie wohl die Geschichte kaum ein anderes aufzuweisen hat. Deutsche Truppen lagen in dem Garten während der Belagerung der bis dahin für unüberwindlich gehaltenen Festung und fanden daselbst ein gutes Unterkommen, was die meisten anderen Truppen- theile leider lange Zeit entbehren mussten. Wer den 333 Garten früher nicht gesehen, wird nur wenig Spuren der feindlichen Besetzung finden; man sieht Reste ab- gehauener Bäume, während andere durch Stummel weggenommener Aeste sich auszeichnen. Wer den Garten aber früher gekannt, wird den Schmerz des Be- sitzers gerade darüber begreifen. "Was hier von Bäumen abgehauen oder doch wenigstens verstüm- melt wurde, bestand aus seltenen ausländischen Ge- hölzen und war erst wenige Jahre vorher mit Sorg- falt angepflanzt und hatte trotz des südlicheren Vater- landes der Gehölze freudig, man möchte sagen üppig getrieben. Eben deshalb war der Garten von Augny werthvoll. Jeder Freund schöner und seltener Gehölze wird aber mit dem Besitzer über diese Verwüstun- gen trauern. Es ist der Fluch des Krieges, der aber nicht deutscher Seits heraufbeschworen, sondern von den Franzosen mit einem Uebermuth und mit einem Leichtsinn, wie man kaum in der Geschichte kennt, angefangen und geführt wurde. Genau dasselbe was in dem Garten von Augny durch den Feind geschah, wurde in Plantieres, ein Ort, der innerhalb des Festungs-Rayons von Metz im Westen liegt, durch französische Truppen ausgeführt. Hier und dort dienten die breiten Aeste am unteren Theile des Stammes, besonders ausländischer Nadelhölzer, zum Decken der Baracken, unter denen die Soldaten während des Krieges eine Zuflucht gegen Regen und Wind suchten und zum Theil auch fanden. Der Garten von Augny hat eine ansehnliche Grösse und ist im natürlichen Style gehalten. Schöne, zum Theil ziemlich umfangreiche Rasenflächen wech- seln mit geschlossenen Anpflanzungen, in denen sich einzelne schöne Waldbäume befinden, ab und bieten an einzelnen Punkten hübsche Bilder dar. Im Hintergrunde liegt das ziemlich geräumige Schloss, vor dem es in früheren Jahren wahrscheinlich vetwas geschmückter aussah, als jetzt, wo man in Frank- reich leider zum Theil immer noch an einen nahen Krieg glaubt. Blumenbeete und sonstige Verzierun- gen durch Pflanzen, wie sie jenseits der Vogesen sehr beliebt sind und gewiss auch früher hier vor dem Schlosse vorhanden waren, fehlten jetzt. Nur einige schöne Exemplare von seltenen Bäumen, be- sonders Koniferen, kurze Alleen und zur Seite mehr offene Stellen deuteten dagegen die Nähe der menschlichen Wohnung an. N Wir haben bereits bei der Beschreibung der Baumschulen von Simon-Louis freres in Plan- tieres bei Metz auch derjenigen Verwüstungen ge- dacht, welche die schlimmen December-Tage des vorigen Jahres in der Vegetation Frankreichs und unmittelbare überhaupt jenseits des Rheines ausgeübt haben, auch hier fanden sie sich und zwar merkwürdiger Weise vorherrschend weniger an zarteren als an härteren Gehölzen vor. So steht eine kurze Allee von Tax- odium sempervirens unweit des Schlosses, wo die Bäume bereits eine nicht unbeträchtliche Höhe er- reicht hatten, fast ohne Ausnahme abgefroren da, und bietet ein trauriges Schauspiel dar. Doch war die Wurzel, wie es schien, durchaus unversehrt ge- blieben und zahlreiche Wurzelausschläge umgaben den ausserdem todten Stamm. Unter anderen seltenen oder interessanten Pflan- zen, von denen wir noch zum Theil sprechen wer- den, fanden sich auch eine interessante Trauer- Sophore (Sophora pendula) vor. Die Laubkrone be- stand aus 3 über einander sich befindlichen, etwas ungleich geformten Etagen und der ganze auf einer srossen Rasenfläche stehende Baum hatte eine nicht unbeträchtliche Grösse. Diese Art der Erziehung der Sophora in Etagen sahen wir auch an anderen Orten und hat uns jedes Mal zugesagt. Möchte sie, vor Allem in grösseren Parks, mehr Anwendung finden, als es bis jetzt der Fall ist. Vorherrschend unter den ausländischen Gehöl- zen waren die Koniferen. Viele, die bei uns kaum im Schutze und selbst gedeckt nicht aushalten, fan- den sich im Schlossgarten zu Augny in stattlichen Exemplaren vor, als gehörten sie hierher und stamm- ten nicht aus fremden Ländern. Es betraf dieses vor Allem einige langnadelige Kiefern. Exemplare der Pinus Sabiniana, Benthamiana, Lam- bertiana, wie sie hier von 20—25 und selbst 30 Fuss Höhe vorhanden sind, hatten wir kaum schö- ner in England gesehen. Die frischen Triebe von mehreren Fuss Länge und mit fusslangen Nadeln besetzt, nahmen sich schön aus. Und nun 10 bis 20 an einem und demselben Exemplare, sämmtlich in einer Entfernung, dass keiner den andern berührte. Eigenthümlich war es, dass Einige von ihnen in den Decembertagen des vorigen Jahres ungemein gelitten hatten, während Andere dagegen auch nicht den ge- ringsten Schaden zeigten. Wir nennen noch als interessant und keines- wegs im Freien bei uns (auch der südlichen Gaue) sehr verbreitet: Pinus ponderosa, Coulteri, tu- bereulata und densiflora, so wie die Fichte Pinus maritima, welche sich aber auch unter dem milderen Himmel von Metz sehr empfindlich zeigt. Fremde Tannen waren ebenfalls in reichlicher Anzahl vorhanden, nebst interessanten Formen unse- rer beiden einheimischen. An derlei Formen beson- ders reich ist bekanntlich unsere Rothtanne oder 334 Fichte (Abies excelsa). Die Zwerge, welche schon vor längerer Zeit als Clanbrasiliana von England aus bei uns auf dem Kontinente eingeführt worden sind, haben bereits in unseren Gärten und Anlagen eine grosse Verbreitung erhalten und wiederum zu neuen Formen Veranlassung gegeben. So heisst be- kanntlich der Zwerg dieses Zwerges Abies pyg- maea, auch wohl hier und da Abies pumila. Eine andere Form wird im Garten von Augny als Abies excelsa nigra compacta kultivirt. Wäh- rend die beiden zuerst genannten Formen eirundlich oder rundlich sind, breiten sich hier die unteren Aeste horizontal aus, die oberen verkürzen sich aber so rasch, dass dadurch eine zwar kurz- aber breit- pyramidenförmige Krone von kaum 2!/, Fuss Höhe hervorgeht. Bei einem anderen Exemplare betrug die ganze Höhe des Gehölzes nur 1!/, Fuss, während die Ba- sis eine Breite von fast 4 Fuss besass. Ein eigent- licher Stamm war gar nicht sichtbar. Wenn schon dieses Exemplar einen ganz eigenthümlichen Eindruck auf uns machte, so war es noch mehr bei einem dritten der Fall, wo die ganze Höhe kaum mehr als 3), Fuss betrug, die Breite aber über 3 Fuss. Sollte man, nicht eingeweiht in die Formen-Veränderungen unserer Kultur-Pflanzen, glauben, dass diese letzte Form und der bis 150 Fuss hoch werdende Wald- baum einer und derselben Art angehören? Es möchte schon einem Gärtner und Botaniker schwer werden, dem Laien sind es aber gewiss zwei hinlängliche verschiedene Arten. In Frankreich soll sich diese eigenthümliche Form auch noch an anderen Stellen vorfinden, bei uns in Deutschland haben wir sie aber nicht gese- hen. Carriere hat sie als Abies tabulaeformis, Seneclauze als Abies repens bezeichnet. Von interessanten Tannen haben wir noch im Garten von Augny im Freien gesehen die japanische Abies polita mit sehr stechenden, ringsherum ge- henden Nadeln und Abies Alcoquiana, wo die kleineren Nadeln auf 2 Seiten stehen und auf der Unterfläche eine blaugrüne Farbe besitzen. Von Abies Menziesii war ein wunderschönes Exem- plar vorhanden, ferner besass eine Abies Gordo- niana eine Höhe von 24 Fuss. Zum ersten Mal im Auch nahm eine kleine Gruppe der schlankeren Form der Freien sahen wir ferner Abies Hookeriana. Rothtanne, welche den Beinamen fascieulata py- ramidalis führt, unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, ebenso eine Trauer-Edeltanne, wo die Aeste schon dicht am Stamme eine Neigung nach abwärts be- sassen. Merkwürdig mag diese Form sein, hübsch ist sie aber sicher nicht. Interessant war die bereits von uns früher besprochene Rothtanne, wo die jun- sen Triebe im Frühjahre eine gelblich-weisse Fär- bung haben, diese aber allmählich verlieren. Wir gedenken auch eines schönen Exemplares der in Plantieres zufällig aus Samen gezogenen pyramiden- förmig gewachsenen Weisstanne, welche deshalb den Beinamen pyramidalis strieta führt. Endlich fiel uns eine Nordmanns-Tanne wegen ihrer sehr kur- zen, aufrechtstehenden Nadeln auf. Von andern Nadelhölzern bemerkten wir noch eın schönes, ziemlich ansehnliches Exemplar der japanischen Seiadopitys japonica; auch sahen wir zum ersten Male die buntblättrige Wellingtonia in Form eines stattlichen Bäumchens. Von beson- derer Schönheit waren 3 Pyramiden der Thuja Lobbii, sowie der Chamaeeyparis nutkaönsis (Thujopsis borealis) und Lawsoniana von gegen 20 Fuss Höhe und in der Nähe des Schlosses stehend. Figenthümlich waren die hochstämmigen Exemplare der Thuja aurea und Fortunei. Wir möchten diese Form wohl empfehlen, besonders als Einzel- pflanze auf schönem Rasengrunde. Von Juniperus virginiana fand sich ein altes Exemplar vor, wo der Stamm nicht weniger als 3 Fuss im Durchmesser besass. Auch die ächte Juniperus Oxycedrus mit ihren grossen und stechenden Nadeln, sowie die blaugrüne J. excelsa des Himalaya-Gebirges fan- den sich in mehreren ziemlich grossen Exemplaren vor. Die letztere nimmt sich auf offenen Stellen, besonders aus der Ferne gesehen, ganz besonders gut aus. Zum ersten Male sahen wir die eigenthümliche Form der Retinospora pisifera, welche jetzt von Metz und Frankreich aus mit der näheren Bezeich- nung filiformis in den Handel gekommen ist. Sie ähnelt im Aeussern der bekannten Abart der Thuja orientalis, welche schon lange in Kultur ist und eben- falls den Beinamen filiformis führt, aber auch als tlagelliformis bezeichnet wird, so sehr, dass sie selbst bisweilen schwer zu unterscheiden ist. Unter dem Namen Retinospora squarrosa kommen 3 verschiedene Pflanzen in unseren Gärten vor, die gewöhnlich langnadelig als Retinospora juniperoides und kurznadelig als R. erieoides Die erstere hat in der That meist. längere Nadeln, aber nicht immer. Sie ist kräftiger im Wuchse und zeichnet sich in grösseren Exemplaren durch die ocher-orangenfarbigen Aeste aus, die ihr eine entlernte Aehnlichkeit bisweilen mit jugendlichen Pflanzen der Abart der Thuja oceiden- talis, in den Gärten unter dem Namen Th. Wareana bezeichnet werden. 335 ° bekannt, geben. Sie ist die ächte Retinospora squarrosa und selbst am Rheine und an der Mosel etwas empfindlich. Eigenthümlich ist der Taxus baccata ericoides. Die viel kleinern Blätter brei- ten sich hier nicht nach 2 Seiten aus, sondern stehn ringsherum am Zweige. Die Pflanze wird nicht hoch, sondern bleibt niedrig und wurde neuerdings erst von Makoy in Lüttich in den Handel gebracht. Da- gegen ist eine andere Art mit dichteren und kleineren Nadeln, welche als ächte Retinospora ericoides bezeichnet wird, gegen unsere rauhen Witterungs- Verhältnisse fast völlig hart. Die dritte Art, welche Carriere als R. eriecoides bezeichnet hat, stellt nichts weiter dar, als eine Thuja oceidentalis, und zwar im ersten jugendlichen Stadium, wo sie noch keine anliegenden Blätter, sondern Nadeln besitzt. Von andern Gehölzen, welche bedeckte Samen haben, bemerkten wir einige schöne Trauer-Roth- buchen. Man erzählte uns, dass dergleichen Bäume in den Wäldern um Metz auch wild vorkämen. Da die schöne, klein- und feinblättrige Abart der Gle- ditschia triacanthos, welche in den Gärten den Namen Gl. Bujeoti führt und hier in schönen Exemplaren vorhanden war, bei uns wenig oder gar nieht bekannt ist, machen wir darauf aufmerksam. Als Einzelpflanze ist sie nicht genug zu empfehlen. Endlich dürfte das Interesse der Leser in An- spruch nehmen, dass die bei uns nur warm kultivirte Marantacee: Thalia dealbata, in einem allerdings sehr geschützten Teiche des Schlossgartens von Augny schon mehre Jahre überwintert und in jedem Frühjahre frisch ausgeschlagen hat. Ueber die winterliche Färbung immergrüner Gewächse. Aus den Sitzungs-Berichten der physikalisch- medieinischen Societät zu Erlangen (19. December 1871) sind in der botanischen Zeitung die Beobach- tungen des Prof. Kraus (jetzt in Halle) über die winterliche Färbung immergrüner Gewächse mitge- theilt worden. Wir entnehmen daraus folgendes: Aus Mohls Untersuchungen ist bekannt, dass bei der Roth- und Braunfärbung im Freien über- winternder Blätter die Chlorophylikörner (d. h. die Körner welche den grünen Farbstoff enthalten) nicht zerstört werden, sondern gewöhnlich neben denselben im Zellsaft rother Farbstoff auftritt, oder aber (wie bei den Nadelhölzern) bei intakt bleibender Form der Körner eine bräunliche oder gelbliche Verfärbung derselben eintritt. Kraus dagegen fand, dass in einigen Fällen mit der Verfärbung der Chlorophylikörner eine Zerstö- rung der Form Hand in Hand geht. In jedem Winter zeigen die kleinen Exemplare von Buxus arborescens im botanischen Garten zu Erlangen schmutzig rothbraune Blätter, welche im Frühjahr dann wieder freudig grün werden. Die Ver- färbung findet nur auf der Oberseite der Blätter statt und nur an frei in die Luft ragenden Zweigen; die Unterseite, wie die Oberseite von in den Büschen verborgenen Blättern bleibt schön grün; auch alle zufällig bedeckten Partien eines einzelnen Blattes ver- färben sich nicht, während der ungedeckte Theil dicht daneben scharf begrenzt braun wird. Die anatomische Untersuchung ergab, dass die dicht unter der oberen Epidermis der Blätter liegen- den Pallisadenzellen, welche vorzugsweise das Chloro- phyli enthalten, oft wolkig vertheilte lebhaft braun oder kupferroth gefärbte Protoplasma-Massen ent- hielten, in denen man wohl den (in den meisten Zellen vorkommenden) Zellkern, nirgends aber Chlorophyll- körner fand. In den darunter liegenden Sehichten sind die Körner erst halb zerfallen und noch gelb- srün oder bräunlichgelb gefärbt. Die Zellen des mehr der Unterseite zugekehrten sog. Schwamm- Parenchyms enthalten meist noch ganz unverletzte Chlorophylikörner. Ebendasselbe beobachtete Kraus Nadel- hölzern, besonders schön bei Thuja occidentalis und plicata, wo die Verfärbung auch auf die Oberseite beschränkt bleibt; ferner bei Juniperus Sabina, bei der Kiefer und bei der Rothtanne. Dagegen fand er, in Uebereinstimmung mit Mohl, dass bei allen Ge- wächsen, die sich im Winter röthen, z. B. Sedum, Sempervivum, Sedum palustre, Mahonia und rothes sog. Anthoeyan (Anthokyan) in ihren Zellen erzeugen, sowie auch die grüne Rinde unserer Bäume (Pappel- Linde) unverletzte Chlorophylikörner enthielten. Da die Erscheinung alle Winter wiederkehrt, so handelt es sich nicht um eine tödtliche Stö- rung des Zelllebens, etwa um Erfrieren, son- bei dern um eine physiologische reparabele Erschei- nung. Dies folgert Kraus auch aus seinen weiteren Untersuchungen. Von den Buxus-Zweigen stellte er einige ins Wasser und nahm sie in die warme Stube ans Fenster. Nach 3—5, höchstens 8 Tagen war die rothbraune Färbung rasch einer grünen gewichen. Das Proto- plasma der Zellen zeigte schon nach 1—2 Tagen sich homogen, sammelte sich an den Wänden der Zellen, und zerfiel dann wie bei der Chlorophylikorn- Bildung im Dunkeln, durch Furchung in Körner, wo- bei die rothe Färbung desselben Schritt für Schritt * 336 zu einer gelbgrünen und schliesslich rein grünen wurde, so dass nach Verlauf der angegebenen Zeit die Wände mit lebhaft grünen, homogen erscheinen- den, scharf umgrenzten Chlorophylikörnern belegt waren. Bei Thuja brauchte der gleiche Prozess 2—3 Wochen. Nach dieser Zeit zeigten sich in den Chloro- phylikörnern sogar kleine Stärkekörnchen, die vorher in der Zelle nirgends zu finden waren. Da die Blätter in diesen Fällen nichts als die Temperatur wechselten, so ist sicherlich die er- höhte. Temperatur ‚alsı.die „Urs accherder Wiederherstellung der verfärbten und ent- formten Chlorophyllkörner anzusehen. Andererseits wird dadurch auch nahe gelegt, die eintretende Winterkälte als Ursache der ZerstörungvonForm und Farbe der Chloro- phyllikörner zu betrachten, zumal Kraus beob- achtete, dass eine einzige Frostnacht genügt, um die ganze Erscheinung des Zerfallens und Verfärbens bei Buxus, Sabina und Thuja hervorzurufen. Ein anderer Forscher, Askenasy, ist der An- sicht, dass das Licht hierbei mitwirke, indem stets die Lichtseite der Blätter die Erscheinung zeigt; Kraus entgegnet dem, dass es diese Seite auch ist, welche der Kältewirkung durch Strahlung besonders ausgesetzt ist. _ Dass das Licht, wenig- stens bei der Reparirung der Erscheinung, keinen Antheil hat, geht daraus hervor, dass bei Buxus und Thuja unter gleichen Bedingungen im Finstern ge- haltene Zweige ihre Körner nach Form und Farbe ebenso repariren, als ob sie am Licht stünden. — Kraus will noch weiter untersuchen, ob der Chloro- phyll-Farbstoff selber verändert ist, oder ob vielleicht die Missfärbung von dem Auftreten eines ihn mas- kirenden anderen Farbstofls herrührt. Allerlei aus der Gärtnerei und Pllanzenkunde. XI. Wie wir bereits schon früher in der Wochen- schrift mitgetheilt haben, wird im nächsten Frühjahre wiederum in Gent eine grosse Ausstellung von Pflan- zen und Blumen, welche sich den früheren grossen Pflanzen-Ausstellungen anschliessen Wie uns privatim mitgetheilt wird, internationalen soll, stattfinden. der belgischen Handelsgärtnereien wird Alles auf- geboten, um den alten Glanz sich zu erhalten, wo- möglich noch zu erhöhen. Vor Allen wird Linden in Brüssel, der bekanntlich jetzt auch Besitzer des einst berühmten und grossen Pflanzen-Etablissements von Ambr. Verschaffelt in Gent ist, genannt. Eben ist ein Reisender von ihm aus fremden Ländern zurückgekehrt, der ganz besonders schöne Blatt- pflanzen des Warmhauses nach Europa gebracht hat. Aber auch von früheren Reisenden befindet sich ein Reichthum neuer und seltener Pflanzen in den Lin- den’schen Gewächshäusern in Brüssel, wie keine zweite Gärtnerei, wenigstens auf dem Kontinente, aufweisen kann. Ausser Linden besitzt aber Belgien noch sa manche grosse Gärtnerei, welche Beiträge liefern wird. Wir nennen Louis van Houtte, Jean Ver- schaffelt, Charles van Geert in Gent, Jacob Makoy in Lüttich u. s. w. Die definitiven Ergebnisse Obsternte in Bayern pro 1871. Die Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern veröffentlicht folgende Nachrichten über die Obsternte nach Mittheilungen des königl. bayeri- schen statistischen Bureaus. Zahl der Bezirke mit: i Ganz | | Gänzlich 2 | ERS miss- | SE | - Guter ee (schlech- | mässiger hey: “ i \obslerate | fe Obst- | Obsternte.| ar ' ernte. . Oberbayern ... . Bet, 13 10 1 Niederbayern . . | 3 13 10 2 Piazers ER 9 3 1 _ Oberpfalz == =: | Mag enlsu 2 == Oberfranken... . | 23 7 — — Mittelfranken... .| 12 | 1 2 — Unterfranken ..| 30 SI — Schwaben. ut Al ng nnA1Beil — im Königreich. . | 114 34 | 3 3 Das traurige Bild, welches die Obsternte des Jahres 1871 schon nach den vorläufigen Zusammen- werden bereits ausserordentliche Vorkehrungen ge- | stellungen darbot, wird sohin durch die richtig ge- troffen, um das reiche zu erwartende Material ge- | stellten und vervollständigten Nachweisungen leider hörig aufstellen zu können. Aber auch von Seiten | noch mehr getrübt. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 43. Berlin, den 26. October. 1872. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 27. October, Vormittags 11 Uhr, findet im Lokal des Klubs der Landwirthe, Französische Str. 48, eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: Das gärtnerische Elsass. — Nachträgliche Bemerkungen zum Schutze der Obstbäume etc. vor schädlichen Insekten. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde XIV. — Für Obstbaum-Besitzer. H L e Wir kamen aus dem deutschen Lothringen und Das gärtnerische Elsass. traten im Norden ein, um es längs des Vogesen- Eine Skizze. | Gebirges, theils vom Dampfrosse vorwärts gebracht, Im äussersten Südwesten unseres jetzt wieder | theils aber auch zu Wagen und selbst zu Fuss, bis geeinigten deutschen Vaterlandes fliesst Vater Rhein, | nach dem äussersten Süden an der Schweizergrenze nachdem er eine Zeit lang die Grenze zwischen | zu durchwandern. Das Wetter war ausserordentlich Deutschland und der deutschen Schweiz gewesen, | günstig für uns, aber auch für die zahlreichen Rei- mitten im breiten Thale, in der mittelrheinischen Tiet- | senden, welche die Schlachtfelder der Höhen von ebene, und wird auf beiden Seiten von Gebirgen | Spichern, der Umgebungen von Metz und im Norden begrenzt. Im Westen sind es die Vogesen mit der | des Elsass bei Weissenburg und Wörth besuchten, 4400 Fuss hohen Sultzer Kuppe, oder wie die Fran- | um schliesslich auch das noch zum geringen Theil in zosen sagen, Ballon de Soultz, im Osten ist es nord- | Trümmern liegende Strasburg zu schauen. Gleich wärts der Odenwald mit dem wegen seiner schönen | dem Badener Rheinlande ist Elsass eine Perle Deutsch- Aussicht berühmten, aber nur gegen 1600 Fuss hohen | lands und bringt bei seiner grossen Fruchtbarkeit Melibocus, im Süden hingegen der bedeutendere | alles das, was der Mensch an Nahrung bedarf: Ge- Schwarzwald, wo der Feldberg sogar eine Höhe von | treide, Obst, Wein, Vieh u. s. w., in vorzüglicher über 4600 Fuss erreicht. Die eine Hälfte der eben | Qualität und solcher Menge hervor, dass es auch bezeichneten Tiefebene ist das schöne Badener Land, | nach andern weniger ergiebigen Ländern ausgeführt die andere jenseits des hier schon breiten Flusses | werden kann. das urdeutsche Elsass, beide von den den Schwa- Die Bodenkultur, befand sich im Elsass schon ben nahverwandten Allemannen, einem der kräftig- | in alten Zeiten, gleich der Wissenschaft und Po&sie, sten Volksstämme, bewohnt. Von einem Theile, und | auf hoher Stufe. Schon der Leibarzt Karls V., der zwar dem nördlichen der diesseits des Rheines ge- | berühmte Botaniker Charles de Cluse, unter dem legenen Tiefebene, haben wir bereits in einer früheren | Namen Clusius bekannter, spricht davon. "In Boll- Skizze Mittheilungen gemacht, es sei uns nun erlaubt, | willer lebte damals ein edeles Rittergeschlecht, was auch von dem am jenseitigen Ufer sich ausbreiten- | um die Bodenkultur des Landes, hauptsächlich aber den Lande, dem Elsass, einige, wenn auch nur flüchtig | um Obst- und Weinbau, grosse Verdienste gehabt gemachte Bemerkungen in gärtnerischer Hinsicht zur | hat. Leider starb das Geschlecht der Freiherren Kenntniss der Leser der Wochenschrift zu bringen. von Bollwiller zwar schon im 17. Jahrhundert aus, 43 358 seine Nachfolger erkannten aber ebenfalls die Noth- wendigkeit einer guten Kultur des Obstes und Wei- nes und lührten vor Allem aus Holland, was im vo- rigen Jahrlhunderte auch in Betrefl der Vervollkonm- nung des Obstes sich einen bedeutenden Rul erwor- ben hatte, Obstsorten ein. In Bollwiller entstand der interessante Blendling einer Birn mit der Arlsbeere (Sorbus Aria), welchen auch Liune kannte und ria in seiner 2. Mantissa (S. 244) beschrieb. verschiedene gute dem Namen Pirus Pollve- Vor ihm aber hat schon Johann Bauhin in seiner Ge- unter schichte der Pflanzen (l., S. 59) den besagten Blend- ling unter dem Namen Pirus Pollvilleriana zur Kennt- niss gebracht. Im Norden des Elsasses wird viel Hopfen ge- baut. Wenn das Strasburger Bier auch nie den srossen Ruf des bayerischen Fabrikats erreicht hat, so wurde es doch stets, besonders in Paris und überhaupt in ganz Frankreich, hochgeschätzt. wWür dieses Bier wurde hauptsächlich der nothwendige Hopfen im Norden des Elsass gebaut. Wenn man mit der Eisenbahn hier das Land durchfährt, sieht man oft auf beiden Seiten umfangreiche Hopfenfelder. Leider hätte in den letzten Tagen des August der Sturm an einzelnen Stellen grosse Verwüstungen an- gerichtet, besonders in dem Falle, wo man sich nicht bei der Kultur der sonst gekräuchlichen Stangen, sondern dafür des Drahtes bedient hatte und den Hopfen in sogenannten Rahmen baute. Während auf den Feldern, wo man die Pflanzen an Stangen kul- tivirte, nur einzelne Exemplare mit den Stangen nie- dergeworfen worden waren, sah man dagegen ganze Reihen der Hopfenpflanzen an Drahtplanken auf der Erde liegen, bisweilen selbst in einer Weise, dass an eine Aufrichtung gar nieht mehr zu denken war. Der Drahtbau des Hopfens, für den man vor eini- gen Jahren schwärmte, scheint neuerdings, wenigstens in einigen Hopfen-Gegenden, wiederum in Misskredit sekommen zu sein. Ein Hopfenbauer in Franken theilte uns mit, dass er den Drahtbau, so sehr er auch früher dafür geschwärmt, in der neuesten Zeit sanz und gar wieder aufgegeben habe. Ob die Gründe, wenn auch nicht des Misslingens, so doch der geringeren Erträge, nur für Franken gelten, oder allgemeiner Natur sind, vermögen wir nicht zu ent- Bei dem Weinbau, wie wir uns neuerdings vielfach auf dieser letzten Reise überzeugt haben, hat Drahtbau ungemeine Vortheile. Der bekannte rationelle Weinbergsbesitzer Englerth in bei Würzburg, dessen Rebenkulturen vorzüglich sind, hat die Rebenkultur an Draht bereits zilfern. der aber Randesacker mit Vortheil im Grossen ausgeführt und wird allmäh- lig seine sämmtlichen Weinberge in dieser Weise umändern. Das Münster von Strasburg erschaut man schon lange vorher, ehe man in die nächste Nähe der alten reien Reichsstadt kommt. Noch steht es in seiner Pracht da, denn die Beschädigungen während der Belagerung sind unbedeutend. Strasburg hat ganz das Ansehen einer alten deutschen Stadt, etwa wie Augsburg oder Regensburg. So bedeutende Handels- gärtnereien es auch, wie Elsass überhaupt, besitzt, sind doch an Pflanzen und Blumen seine und öffentlichen Plätze. Nur einen einzigen Blumenladen haben wir in der Stadt, und zwar aul dem alten Fischmarkte, gefunden. Er ge- hörte dem in Deutschland vortheilhaft als Obst- und Baumzüchter bekannten Martin Müller. Nicht weit von einem Thore befindet sich seine Gärtnerei bereits besten Zustande. Während der Be- lagerung stand das ganze Terrain unter Wasser und so schmucklos Strassen wiederum im man befürchtete, dass ein grosser Theil der Gehölze zu Grunde gehen würde. Das ist nun nicht der Fall gewesen. denn der ziemlich umlangreiche Garten hat nur wenig Gehölze verloren und besitzt wiederum sein freundliches Ansehen, wie vor der Belagerung. Wir haben schon früher einmal der Martin Müller’schen Gärtnerei in der Wochenschrift gedacht und können aul das, was damals gesagt ist, berufen. Wir wollen nur jetzt noch erwähnen, dass der Garten besonders reich an schönen und inter- essanten Koniferen ist. Wir sahen unter Anderem ein Exemplar der Thuja strieta, was eine wenig in die Länge gezogene Kugel bildete und 12 Fuss im Durchmesser besass. Wir kennen nur eine Pflanze, welche grösser ist, und vielleicht das grösste Exem- plar, was überhaupt kultivirt wird, darstellt. Es be- findet sich im Garten des Hofbuchdruckers Haenel in Magdeburg. Mitten in der Stadt liegt Garten, dem als Gärtner ein Vetter von Martin Müller vorsteht. So klein er auch ist, so zeichnet er sich doch durch grosse Bäume aus, welche ur- sprünglich fremden Ländern angehören. Auch hier- über ist schon einmal in der Wochenschrift berichtet worden. Die Belagerung hat keineswegs, wie man früher in den Zeitungen mittheilte, traurige Folgen für den Garten gehabt. Kein Baum hat durch das Bombardement gelitten, denn alle standen Ende August so kräftig da, als wäre unterdess gar nichts geschehen. Die schöne Gingko biloba war auch dieses Mal wiederum dicht mit den einer Mirabelle nicht unähnlichen Samen bedeckt. Es ist dieses, so viel wir wissen, das einzige Exemplar in Europa, UNS auch der botanische re was, weil ein weibliches Reis, welches unterdess zum starken Ast geworden war, vor mehrern Jahren auf einen männlichen Baum gepfropft wurde, reife Samen hervorbringt (s. 10. Jahrg. S. 367). Um desto mehr Schaden hatte die Belagerung den Stauden des botanischen Gartens gebracht. Da es an freien, wenigstens etwas abgeschlossenen Plätzen in der Stadt fehlte, wo man seine Todten hätte begraben können, so wurde der botanische Garten während der Belagerung schon sehr zeitig zum Begräbnissplatze gemacht. 1653 Todte wurden allmählig hier begraben. Nur wenige von ihnen sind seitdem von den Verwandten reklamirt und auf Kirch- höfe gebracht worden. Man theilte uns mit, dass man noch für die Herausnahme der übrigen Todten durch die Angehörigen eine Zeit lang warten, dann aber dafür sorgen würde, dass die hier begrabenen Todten an passenden anderen Stellen in die Erde gebracht werden. Damit wäre dann der botanische Garten seinem ursprünglichen Berufe zurückgegeben. Strasburg besitzt in seiner nächsten Nähe eine der schönsten Anlagen, welche es überhaupt gibt. Sie liegt bei Ruprechtsau, einem Vergnügungsorte der Strasburger, und führt in der Regel den Namen der Orangerie. Während sie früher in altfranzösischem Style, und zwar durch den berühmten Gartenkünstler Lenötre selbst, kurz nach der Besitznahme der Stadt durch Ludwig XIV. hergestellt, sich befand, hat man sie neuerdings mehr und mehr zu einer natürlichen Anlage umgewandelt. In der Mitte der Anlage be- finden sich die Gebäude zur Aufnahme der schönen Orangenbäume und sonstigen Kalthauspflanzen wäh- rend der Winterzeit und mehre breite Wege führen von allen Seiten dahin. Man kommt ringsum aus tiefem Schatten an die grosse offene Mitte, wo der blaue Himmel nicht verdeckt wird und dem Lichte der Sonne gestattet ist, die mannigfachen, mit ein- ander abwechselnden Farben der Blumen deutlich hervortreten zu lassen. Der offene Platz ist rings um die Gebäude in breite Felder getheilt, welche zwar mit Rasen besetzt sind, aber an einzelnen Stel- len, besonders an den Ecken, Pflanzen--und Blumen- sruppen, sowie einzelne Blüthensträucher und Blatt- pflanzen zeigen. Das Ganze sowohl als die einzelnen Gruppen waren geschmackvoll arrangirt. Da mehre bei uns nicht weiter beachtete Pflanzen hier eine vortheilhafte Anwendung gefunden hatten, 50 sei es uns erlaubt, wenigstens einige derselben näher zu bezeichnen. Während Buddleja Lindleyana auch im Winter bei uns im Freien kultivirt wird, hatte man sie hier, zum 7 bis 8 Fuss hohen Strauche herangezogen, im Kalthause und brachte sie nur während der guten Jahreszeit mit dem Topfe in freien Grund und Boden. Hier nahm sie sich sehr gut aus, da zahlreiche Aeste an ihren Zweigen fusslange Aehren lilafarbiger Blüthen trugen. Zur Erhöhung ihres Reizes trug ein Kranz der Tritoma Uvaria in Blüthe nicht wenig bei. Diese Affodilllilie (Asphodelacea), welche auch in England | gehörig gewürdigt wird, sahen wir in Gärten des Elsasses ausserdem noch viel verwendet. Bei uns in Norddeutschland erkannte man vor 20 und 30 Jahren ihre Schönheit, kultivirte sie aber nur in Töpfen. Ihr eigentlicher Werth liegt jedoch keineswegs in der Topfkultur, sondern in der Massen-Erziehung für das freie Land. Die anfangs rothen, alsdann gelb sich färbenden Blüthen bilden eine lange aufrechte Aehre von Fuss Länge und mehr und fast den ganzen Sommer hindurch vorhanden, da in dem Maasse, als sie unten verblühen, oben weiter sich entfalten. Um einen Kranz dieser Tritoma Blüthe hatte man wiederum das reizende Panicum plieatum gepflanzt, so dass die lebendigen Farben der Tritoma-Blüthen um so mehr aus dem Grün des breitblättrigen Grases hervortraten. An andern Stellen war ein Fennichgras, Penni- setum longistylum, benutzt. um kleinere Gruppen von Blüthensträuchern in der Mitte und buntfarbige Kräu- in eben genannten ter darum, einzuschliessen. Auch dieses Gras mit seinem grossen, einem Sprengwedel nicht unähn- lich aussehenden Blüthenstengel hat man im Xor- den Deutschlands noch nicht in seinem Werthe er- kannt. Von anderen Blüthensträuchern war besonders noch Habrothamnus elegans und Datura arborea, meist in grossen, 6 bis 8 Fuss hohen Exemplaren, angebracht. Der erstere ist mit seinen schönen, rothen Röhrenblumen, welche einen ziemlich grossen, aber schlaffen Blüthenstand an etwas überhängenden Zweigen bilden, eine nicht ausser Acht zu lassende Zierde auf dergleichen Schmuckbeeten. Da die mit Habrothamnus-Pflanzen versehenen Gruppen mit anderen wechselten, wo wiederum verzweigte Da- tura-Sträucher mit fast fusslangen und weissen Blü- then in der Mitte standen, so wurde damit eine an- senehme Mannigfaltigkeit geboten. Ein besonders buschiger Datura-Strauch mit zahlreichen Blüthen versehen, befand sich ausserden: auf einem mit Epheu umrankten Felsen-Postamente und war an seinem untersten Theile von rothen 'Petunien um- geben. Wir erwähnen noch der hohen Fuchsien-Pyra- miden, wo die Zweige am Stamme bis dicht über der Erde sich befanden, diese selbst zum Theil be- 43* . 340 deckten. Reizend nahm sich auch eine Gruppe, nur aus dem buntblättrigen Klarinetten-Rohre (Arundo Donax fol. var.) bestehend, aus. Rothtannen waren endlich an einzelnen Exemplaren von einer Schön- heit vorhanden, dass sie darin der regelrecht ge- wachsenen Araucaria excelsa nicht nachstanden. Ausflüge, und kleineren Städten an und in den Thälern der Vogesen mach- ten, überzeugten uns, die wir nach Dörfern dass Blumenzucht keineswegs den Lieblingsbeschäftigungen des Mittel- und Bauernstandes im Elsass gehört. Auch die Gärten der reicheren Fabrikbesitzer im mittleren und unteren Elsass zeigten, wenigstens in soweit uns Gelegenheit geboten wurde, sie kennen zu lernen, nicht die Sorg- falt und Eleganz, wie wir sie hier und auch im oberen Elsass fanden; Blumenschmuck war hier im Allgemeinen gering, dagegen sahen wir manche schöne Bäume und viele grüne Rasenflächen und einfache Wiesen. Anders wird es, wie angedeutet, im Süden des Elsasses, wo auch nur der gute Wein wächst. Das Gebirge der Vogesen wird hier mächtiger und tritt zu erwartet hatten als ein grosses zusammenhängendes Ganze, dessen vordere Höhen hier und da mit alten Schlössern und Burgen besetzt sind, vor die Augen. Uns er- schienen die Vogesen hier grossartiger, als der Schwarzwald auf der diesseitigen Grenze der mittleren Tiefebene des Rheines. Die Gegend von Schlett- -stadt und noch mehr von Kolmar bis Mülhausen bietet selbst dem, welcher nur auf der Eisenbahn das Gebirge schauen kann, grossen Genuss, unendlich srösser ist dieser aber dem, dem es die Zeit ver- gönnt, längere Zeit daselbst zu verweilen und von der grossen Strasse nach Westen zu kleinere oder grössere Ausflüge zu machen. Mit Kolmar beginnt das eigentliche industrielle Elsass und erstreckt sich bis Mülhausen aufwärts. Die Fabrikdörfer ziehen sich meist längs des Ge- birges hin und haben in den letzten 20 Jahren eine solche Ausdehnung erhalten, dass man oft nicht weiss, wo das eme Dorf anfängt und das andere aufhört. In der Mitte dieses Fabrikbezirkes liegt der grösste Ort: Gebwiller oder Gebweiler, fast am Fusse der anfangs genannten Sultzer Kuppe. Mülhausen selbst, im Süden, nennt man nicht mit Unrecht die Arbeiterstadt. Auch im oberen Elsass scheint das Volk im Allgemeinen als solches keine besondere Vorliebe für Blumenzucht zu haben, dagegen wird der Obstbau sehr gepflegt. Kolmar und Mülhausen liegt das gleich für schöne Gärten oder auch nur Zwischen wo aus hauptsächlich die Obstzucht durch das ganze Land verbreitet wurde. Hier wohnte seit einem Jahrhundeıte die Gärtner-Familie der Baumann'’s, Jetzt in 2 Zweige getheilt, und übte auf den Obst- bau des Landes vor Allem einen heilsamen Einfluss aus. Da wir uns vorgenommen haben, über diese interessante Gärtner-Familie speciell zu berichten, so übergehen wir jetzt die Mittheilungen, welche wir über sie erhalten haben, und behalten uns diese für die nächste Zeit vor, In wo wir uns auf einige Tage niederliessen, um einestheils die grossartigen Baumschulen daselbst, anderntheils die reizenden Umgebungen mit den schönen Gärten kennen zu Die hier wohnenden Fahrikbesitzer ver- stehen es mehr als anderswo, sich das Leben mög- lichst angenehm zu machen. sich meist grosse, geschmackvolle und ihrer inneren Ein- richtung bequeme Wohnungen, die den Namen der Schlösser oft mehr verdienen, als die Chateaux im Westen Frankreichs, erbaut und tüchtige Männer be- rufen, um auch die nächsten Umgebungen mit Pflanzen- und Blumenschmuck zu versehen. Diese Gärten sind zum allergrössten Theile im neufranzösischen Style angelegt, wie sie früher auch schon mehrmals in der Wochenschrift beschrieben wurden, und werden auf das Sauberste unterhalten. Grosse Rasenflächen, herrliche Bäume, einzeln oder hainartig gepflanzt, wenige, viel Schatten gebende Gehölzparthieen, da- gegen zahlreiche Bepflanzungen von buntblättrigen und Blüthenpflanzen in Form von Arabesken, Tep- pichbeeten u. s. w., bisweilen auch ächte Pleasure- grounds finden sich in freundlichen Abwechslungen vor. Neben dem Aesthetischen und Schönen wird aber auch dem Nützlichen volle Aufmerksamkeit zu- gewendet, so dass Jedermann findet, was sein Herz nur begehren kann. Der Obstbau steht hier auf einer Höhe, wie wir ihn kaum in den günstigeren Gauen Frankreichs gefunden haben. Dem jetzigen Besitzer der alten Baumann’schen Handelsgärtnerei, August Napoleon Baumann, verdanken wir es, dass uns Gelegenheit und Erlaub- niss gegeben wurde, die schöneren Gärten, beson- ders in Gebwiller, kennen zu lernen. Vor Allem fühlen wir uns seinem jüngeren Sohne verpflichtet, da dieser uns auf allen Wanderungen freundlichst begleitete. Nur auf diese Weise wurde es uns auch möglich, Alles, und zwar immer nur das Ausgesuch- tere, rasch und bequem zu schauen. Es würde zu weit führen, wollten wir Beschreibungen der einzel- nen Gärten geben, wir überlassen es einer sachver- Bollwiller war es, lernen. Sie haben in im Anfange dieser Skizze erwähnte Bollwiller, von | ständigeren und auch gewandteren Feder; über Obst- BEN: und Weinbau wollen wir jedoch hier noch einige Mittheilungen machen. Der Obstbau wird mit ganz besonderer Vorliebe getrieben und ist bereits auf eine sehr hohe Stufe gebracht. Eine Eigenthümlichkeit ist, dass die Aepfel nicht mehr im oberen Elsass gedeihen wollen, wäh- rend sie in den früheren Zeiten bekanntlich in vor- derster Reihe kultivirt wurden. Man gibt es haupt- sächlieh dem Rauche der zahlreichen Fabriken schuld, welche erst der neuesten Zeit angehören und damit auch ihren schädlichen Einfluss ausüben konnten. Andererseits ist es notorisch, dass die Engerlinge mit besonderer Vorliebe die jungen Wurzeln der Aepfelbäume im Elsass abfressen. Mehr als einmal habe ich mich überzeugt, dass in einem Obstgarten Birn-, Pfirsich- und Zwetschenbäume sowohl a)s Hoch-, so wie als Formenbäume ein gesundes An- sehen besassen, während die Aepfelbäume, vor Allem in der Form des Zwergobstes, in Folge der Beschädigung von Engerlingen mehr oder weniger kränkelten und allmählig zu Grunde gingen. Dieses Aussuchen der Apfelbaumwurzeln von Seiten der Larven des Maikäfers fiel uns im Elsass um so mehr auf, als in anderen Gegenden von diesen Feinden des Obstbaues vorherrschend gerade weniger die Wurzeln der Aepfel-, als vielmehr der Pfirsich- und Birnbäume benagt wurden. Die Birngehölze fanden sich in den Gärten des oberen Elsasses hauptsächlich in diagonalen, hier und da auch in Flügel- und in gewöhnlichen Pyra- miden, ausserdem in verschiedenen Spalier- Formen und in Schnurbäumchen (Kordons) vor und waren fast durchaus auf eine Weise mit Früchten behangen, wie es uns bis jetzt noch nicht vorgekommen war. Es war dieses besonders bei den diagonalen Pyra- miden, einer Form, welche wir nicht genug empfeh- len können, der Fall. Sie sind in Deutschland ausser- dem gar nicht, in Frankreich nur sehr wenig in An- wendung gekommen und bestehen eigentlich aus 5 einander völlig gleichen Spindeln, von denen die eine den Hauptstamm fortsetzt, während die 4 anderen ins Kreuz stehen, anfangs fast wagerecht in einen Bogen nach aussen gewendet sind und dann nach oben, ein wenig und allmählig nach innen geneigt, sehen, um sich schliesslich am oberen Ende zu ver- einigen. Am schönsten und am reichlichsten besetzt fanden wir diese diagonalen Pyramiden in dem Gar- ten des Fabrikbesitzers Frey in Gebwiller. Hun- derte der grössten, schönsten und auch wohlschmek- kendsten Früchte fanden sich an dergleichen Pyra- ıniden vor, so dass man sie als übertragen ansehen konnte. Es war uns in der That unbegreiflich, wie der kleine, kaum 10 Fuss hohe und 4 bis 5 Fuss unten im Durchmesser enthaltende Baum diese Menge von Früchten ernähren konnte, ohne sich zu er- schöpfen. Man hätte wenigstens meinen müssen, dass für das nächste Jahr eine sehr geringe oder eigentlich gar keine Erndte zu erwarten wäre. Und doch ergab eine genauere Untersuchung der Bäume wiederum zahlreiche Tragknospen für das nächste Jahr. Dass die Kultur des Bodens unter diesen Ver- hältnissen eine vorzügliche ist, kann man sich den- ken. Nirgends sah man auch nur die Spur eines Unkrautes. Der Boden wurde nicht allein oft ge- lockert, auch mit nährenden Bestandtheilen versehen. Der Weinbau wird an den Abhängen der Vor- berge zwischen Kolmar und Mülhausen am stärksten betrieben; allenthalben sieht man daselbst gut ge- haltene Weinberge. „In Gebwiller auf dem Kitterle, In Thann auf dem Rangen, In Türkheim auf dem Brandt Wächst der beste Wein im Land“ singt das Volk des oberen Elsasses. Wir haben Wein getrunken, der wohl zu den vorzüglicheren Sorten gerechnet werden kann und bei noch besse- rer Kellerei gewiss noch zu grossen Hofinungen be- rechtigt. Elsass wurde als französische Provinz frü- her in Betreff des Weinbaues, so wie in manchen anderen Dingen, sehr stiefmütterlich behandelt. Das benachbarte Burgund, so wie die Champagne, liessen den Weinbau nicht allein im Elsass nicht aufkom- men, sondern benutzten das Elsässer Produkt sogar in ihrem Interesse, hauptsächlich um moussirende Weine daraus zu bereiten. Daher kultivirte man im Elsass weniger auf Qualität als auf Quantität. Man darf sich deshalb auch nicht wundern, dass der Wein im Elsass um so mehr einen sehr geringen Preis besass, als er des hohen Zolles halber früher in dem östlichen Nachbarlande nicht eingeführt werden konnte. Die schlechteren Sorten wurden, wie es wohl in allen Weinländern der Fall ist, im Lande selbst getrunken, die Dienstboten erhielten ihn oder man tauschte ihn gegen den sogenannten kleinen Wein (petit vin) aus den westlich angrenzenden Pro- vinzen ein. Dieser kleine Wein wird durch noch- maliges Abziehen der Rückstände nach der Gährung mit Benutzung von Wasser und Stärkezucker gewon- nen und bietet in ganz Frankreich das gewöhnliche, weil sehr wohlfeile Getränk der Armen dar. Durch die veränderte politische Lage des Elsasses haben sich hinsichtlich des Weinbaues die Umstände wesentlich zum Vortheil geändert, die Zolllinie im u und die Weinhändler die besseren Weine Osten ist gefallen kaufen am Rhein des Elsasses um so eifriger auf, als am Rhein in diesem Jahre eine völlige ' Misserndte vorhanden ist. Gegen das vorige Jahr wird der gute Wein im Elsass nach den Mittheilun- gen eines Mainzer Weingrosshändlers bereits um das Vierfache Zum Theil erhalten deshalb jetzt die Dienstboten im Elsass von ihren Herrschaf- ten keinen Wein mehr. Unter den schönen, dem Luxus und dem Nutzen zu gleicher Zeit gewidmeten Gärten, in die uns unser freundlicher Führer, der junge Baumann, geleitete, war auch der von Ollwiller, dicht am Fusse der Vo- gesen reizend gelegen. Hier fanden sich noch 2 italienische Pappeln vor, welche als die ersten, im Elsass gepflanzten, bereits ein Alter von 120 Jahren besassen. aufgekauft. Beide erfreuten sich eines gesunden An- sehens und mochten eine Höhe von 120 Fuss haben. Der Durchmesser des im Umfange ungleichen Stam- mes betrug 6 Fuss. In demselben Garten von Oll- willer fand sich auch ein prächtiges Exemplar der ächten Trauerweide am Rande eines Teiches vor. Der kurze Hauptstamm hatte 3 Fuss im Durchmesser und theilte sich bald in 6 starke Hauptäste. Nachträgliche Bemerkungen zum Schutz der Obstbäume ete. vor schädlichen Insekten. Von Ö©. Becker, erstem Lehrer der Bürger -Mädchenschule in Jüterbog. Alle Schmetterlinge sind im Raupenzustande schädlich, ausgenommen Bombyx mori (Seidenwurm als Raupe) und auch dieser in seinem Vaterlande. Die ersten Raupen in den Gärten vertilgt man Mitte März dadurch, dass man die grossen Raupen- nester abschneidet. Diese entstehen durch die Raupen des Goldschwanzes (Bombyx chrysorrhoea, Flügel schneeweiss, die Spitze des Hinterleibes rostroth; die Raupen grauschwarz, roth geadert). Sie zer- fressen im Mai und Juni die Knospen und. Blätter der Obstbäume, der verschiedensten Laubhölzer und Rosen. Die jungen Raupen bereiten sich im August eine Wohnung für den Winter an den zusammen- gesponnenenZweigspitzen, die sie inwendig mit Seiden- fäden ausfüttern und von aussen mit zahlreichen Seidenfäden umwickeln, woran sie leicht zu erkennen Das Abschneiden der Nester kann von Mitte November bis Mitte März erfolgen. Gewöhnlich macht die Polizeibehörde den Termin bekannt, bis zu wel- chem dies geschehen muss. Am besten betheiligen sind. sich dabei 2 Personen, der mit dem Gebrauch der Raupenscheere Vertraute und ein Kind, welches die herabgefallenen, zu vernichtenden Nester sorgfältig sammelt. (Vgl. Entomologie für Gärtner und Garten- freunde von Dr. E. L. Taschenberg S. 223.) Die gefrässigen Ringelraupen (von Bombyx neustria, Ringelspinner), welche aus den schwer zu findenden, an den dünnen Zweigen der Obstbäume ringsum fest angeleimten Eiern (oft mehrere Hundert) kriechen, sammeln sich Anfangs Mai an den Spitzen der Zweige, später in Nestern in den Astgabeln in einem leicht zu erkennenden Gespinnst (vgl. Oken, Allgem. Naturgeschichte, 5. Bd., 3. Abth., S. 1150) und können mit einem feuchten Lappen zerdrückt werden. Beide Raupen-Arten wandern. Deshalb bindet man Mitte Mai starke, geleimte Papierringe um die Bäume und bestreicht sie mit Brumata-Leim. Die Raupen überkriechen den Leim nicht, sondern sam- meln sich unterhalb der Ringe, wo sie leicht ver- nichtet werden können. In warmen, dunkeln, regen- und windfreien Abenden des Juli und August fängt man viele den Gartengewächsen schädliche Nachtschmetterlinge und Motten im Garten, indem man einen Glas- kasten, oder noch besser ein Einmacheglas von etwa 1 Fuss Durchmesser und entsprechender Höhe innerlich und äusserlich mit Brumata-Leim über- streicht, und in die Mitte eine brennende Petroleum- Küchenlampe stellt. Morgens wird das Glas herein- geholt und in den Keller gestellt, danit die Tages- hitze nicht austrocknend -auf den Leim wirkt. Ich habe durch diese Vorrichtung in meinem Garten eine Menge schädlicher Schmetterlinge (den Gold- schwanz, die Gespinnstmotte, die Heckenschabe, die Apfelbaum - Gespinnstmotte (Tinea malinella), sogar einzelne Exemplare des Kiefernspinners (Bombyx pini), die aus der nahen Waldung jedenfalls herbei- geflogen waren, und die Nonne (Liparis monacha) gefangen, und der Versammlung des Berliner Garten- vereins im September 1871 zur Ansicht vorgezeigt. Dies Verfahren gründet sich auf die Beobach- tung, dass alle Nachtschmetterlinge, Motten etc. dem Lichte zuflattern. Besitzt man ein Gewächshaus oder Gartenhaus, bestreicht daran einzelne Glasscheiben äusserlich und innerlich mit Brumata-Leim und stellt eine Lampe von Innen an die Scheiben, so wird man an warmen Sommerabenden ebenfalls viele schädliche Nacht- falter fangen. Das Glas lässt sich später durch einen mit Baumöl getränkten Lappen reinigen. Dass auf diese Weise auch Pelzmotten (Tinea | Be pellionella) und Kornmotten (Tinea granella) gefan- gen werden können, leuchtet ein. Doch habe ich mit deren Fangen noch keine Versuche gemacht, weil es mir hier an Gelegenheit dazu fehlt. Mit dem Brumata-Leim haben Justiz - Rath Frantz in Fürth bei Nürnberg und der Obergärtner des Prinzen Albrecht von Preussen Hoffmann in Berlin die Ameisen von den ÖOrangerie-Bäumen ab- gehalten. Die Anweisung über die Vernichtung des Frost- schmetterlings (Geometra brumata), des unbedingt gefährlichsten Feindes unserer Obstbäume, und des Blüthenbohrers (Anthonomus pomorum) habe ich schon früher anderweit gegeben, doch gelingt der Fang das erste Mal oft nicht vollständig. Erfahrung bleibt auch hier die beste Lehrmeisterin. Die Schmetterlinge kommen in verschiedenen Gegenden auch zu verschiedenen Zeiten, in Schweden schon Anfangs Oktober, in Norddeutschland Ende Oktober, in der Nähe Berlins Anfangs November, in der Um- gegend Wiens Mitte November, nach kühlem Som- mer später, nach heissem früher, auf Gebirgen spä- ter, in Ebenen zeitiger. Die Hauptmenge erschien hier, 8 Meilen südlieh von Berlin, im Jahre 1856 den 6. November — im Jahre 1871 am 8. Novem- ber; das Thermometer zeigte an diesem Tage ca. — 8° R., nachdem schon einige Tage vorher Eis gefroren war. An den Abenden solcher lauen No- vembertage sieht man die Männchen lustig umher- flattern und am anderen Morgen die Brumatabänder mit daran klebenden Männchen und Weibchen be- deckt. Der Blüthenbohrer, welcher die Blüthen zu Millionen verdirbt, indem er die Staubgelässe und Fruchtknoten ausfrisst, soll nach Dr. Ratzeburgs Forstinsekten im Frühjahr, wann der Safttrieb rege wird, erscheinen; trotz jahrelanger, sorgfältiger Ver- suche fing ich dennoch keinen Käfer, bis ich end- lich zufällig Mitte November, nachdem ich die Ringe noch einmal frisch überstrichen hatte, auf denselben lebende, gefangene Käfer erblickte; dasselbe war im Dezember, auch im Februar an nicht zu kälten Ta- sen der Fall; die Käfer kriechen dann am Baum in die Höhe und werden gefangen, an warmen Früh- lingstagen fliegen sie an den Bäumen umher; ihr Fang ist dann ganz unmöglich. Uebrigens über- schreiten einige Käfer mit ihren kräftigen Schenkeln den Leim, der eigens nur für den Frostschmetter- ling präparirt ist; doch werden sie die Klebemasse von den Füssen nicht wieder los, und können un- möglich an die Baumknospen gelangen, um dort ihre verderblichen Eier zu legen. Will man sein Obst von Maden rein erhalten, so bindet man Mitte Juli die Papierringe fest um den Baum und überstreicht sie mit Brumata-Leim. Diese Maden sind die Raupen der OÖbstschabe, des Apfelwiceklers (Tortrix pomonana) und des Pflau- menwicklers (Tortrix funebrana). — Der düstere Falter des Apfelwicklers (Vorderflügel bläulich - grau mit vielen feinen Querstrichen, am Aussenrande ein grosser sammetschwarzer, inwendig etwas rothgoldig schimmernder Fleck) ist schwer zu fangen, weil er am Tage still sitzt, nur Nachts, meist im Juni, fliegt und dann Seine (etwa 150) Eier. legt. Die kleinen Raupen (Maden) bohren sich im Juli in die halb- wüchsigen Früchte, verursachen das KFallobst und verderben oft !/;, der Obsternte. Anfangs August bis Mitte September lassen sich die Raupen an einem Faden aus dem Obst herab (darum wird man weni- ser Maden im herabgefallenen, wohl aber im abge- pflückten oder abgeschüttelten Obst finden), kriechen dann an den Obstbaum und an demselben hinauf, um hinter Rindenschuppen oder in Rindenrissen in einem weisslichen Gewebe, das mit Rindenspänchen und anderem Abnagsel umkleidet ist, zu überwintern. Gelangen nun die Raupen an den Brumata-Ring, so können sie denselben nicht überkriechen, sondern bleiben an ihm kleben; die meisten ziehen es nach meiner Beobachtung vor, sich unter dem Ringe, wo sie vor Feinden und Frost geschützt sind, zu ver- bergen und einzuspinnen. Man löst nun den Ring nach einem senkrechten Schnitt Anfangs Oktober, oder, will man ihn noch Anfangs November zum Fange der Frostschmetterlinge und Blüthenbohrer benutzen, in der Zeit vom Dezember bis März ab, und vernichtet die gewöhnlich unter einem Papier- flecke sitzenden Maden. Schon jetzt, Mitte Septem- ber, können sich die Herren, welche meinen Bru- mata-Leim (1 Pfd. für etwa 30 Bäume hinreichend) im vorigen Jahre angewendet haben, wenn die Ringe bis jetzt sitzen geblieben sind, von der Richtigkeit meiner Angabe an Bäumen, welche viel madiges Obst hatten, überzeugen. ÖObstmaden, auf diese Art gefangen, habe ich dem Garten-Director Dr. Lu- cas in Reutlingen und dem Eug. Fürst, Redacteur der Frauendorfer Blätter, zur Ansicht vorgelegt. Un- ter den Ringen sammeln sich zugleich viele schäd- liche Insekten, namentlich Ohrwürmer, die den Ge- wächsen, besonders dem Blumenkohl, schaden; diese vernichtet man mit einer scharfen Bürste oder einem feuchten Lappen. Dicht belaubte Bäume fangen den Regen auf und lassen wenig Feuchtigkeit an die Wurzeln ge- | langen; die Bäume vertrocknen und verkümmern oft. 344 Darum ist es rathsam, an trockenen Mai- und Juni- tagen etwa 2 Fuss breite Löcher 2 Fuss vom Stamm entfernt machen und in dieselben mehre Eimer Wasser oder Jauche giessen zu lassen; letztere wird schon von ihren scharfen Theilen durch den Erd- boden absorbirt. Der Baum erhält durch dies Ver- fahren mehr Kralt, die Früchte festzuhalten und freu- diger zu wachsen. Wer den Acker pflegt, den pflegt der Acker, und wer den Obstbaum pflegt, dem ist er dankbar. Du sollst die Bäume nicht verderben (und nicht verderben lassen), denn du kannst davon 5. Mosis 20, 19. 20. essen. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. XIV. Wir haben bereits mehrmals der kleinen Frucht- Etiketten in Form und Grösse der Postmarken ge- dacht, welche Professor Pynaert in Gent sich aus- sesonnen hat und die die Kenntniss des Obstes un- gemein erleichtern. Man sollte eigentlich keine Frucht geniessen, deren Namen man nicht weiss. Erst wenn eine grössere Sorten-Kenntniss im Publikum vorhanden ist, wird man auch die besseren Früchte mehr schätzen lernen. Nur in dem Falle, wo man den richtigen Namen weiss, wird man sich auch die Sorte verschaffen können. In der Regel schicken aber die Hausfrauen, wenn sie bei einem Gastmahl, was gegeben werden soll, gutes Obst haben wollen, ihre Dienstboten auf den Markt oder gehen wohl selbst dahin und kaufen, ohne Namen zu wissen, Früchte, und zwar in der Regel solche, welche gut aussehen. Ob diese aber auch gut schmecken, ist eine andere Frage, die vor dem Kosten nicht beant- wortet werden kann. Viele Familien in Belgien, besonders solche, welche selbst gutes Obst ziehen, kleben jetzt auf alle ihre guten Früchte diese kleinen Etiketten mit dem richtigen Namen und setzen das Obst so be- nannt ihren Gästen vor. In der kurzen Zeit, wo der Gebrauch dieser Etiketten eingeführt ist, hat die Kenntniss der Sorten bei solchen Liebhabern un- gemein zugenommen. Aber auch die Besitzer grösse- rer Gasthäuser, wie die des Hötel royal und de Vienne in Gent, haben diese Obst-Etiketten bei sich eingeführt. Fremde, welche daselbst speisen, er- halten die Birnen auf der Tafel nur etikettirt. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass Mancher von ihnen eine bestimmte Sorte, welche besonders gut schmeckt, dann verlangt und dass diese damit auch mehr verbreitet wird. Ein Gärtner zu Genouilly im Departement Saone und Loire, mit Namen Joseph Durousset erzählt in der Revue hortieole den interessanten Fall, wo die Flachs- seide unserer Wiesen (Cuscuta Epithymum) Beeren an einem Weinstocke so überzogen hatte, dass bis 11, Fuss lange Fäden herabhingen. Da der Besitzer dieser mit dem Schmarotzer behafteten Weinrebe, um dem Boden mehr Nahrung zuzuführen, Erde von einem Kirchhofe geholt hatte, so behaupteten alsbald einige religiöse Fanatiker, dass diese Erscheinung der Haare (— für diese hielt man die Fäden der Flachsseide —) eine Strafe des Himmels sei. In dem civilisatorischen Frankreich war es sogar mög- lich, dass ein Schwindler eine mit der Flachsseide belaftete Traube dem Besitzer abkaufte und als ein grosses Wunder für Geld zeigte. Eben erhalten wir die Nachricht, dass Franz Baumann, Inspektor des botanischen Gartens zu Jena, in seinem 80. Lebensjahre am 22. d. M. ge- storben ist. Vor drei Jahren feierten wir noch sein Dienst-Jubiläum, bei welcher Gelegenheit der Verein zur Beförderung des Gartenbaues ihn zu seinem Ehren-Mitglied ernannte (s. 12. Jahrg. 289 und 294). Baumann ist auch noch einer der Wenigen, welche mit Goethe in dessen letzten Jahren in Beziehung stand. Manche Sommer wohnte Goethe in dem reizend gelegenen Gärtnerhause zu Jena und liess sich von dem damals jungen und strebsamen Gärtner die neueren und interessanteren Pflanzen zeigen. Für Obstbaum-Besitzer. Auf den von dem Lehrer C. Becker in Jüter- bog präparirten und von ihm zu beziehenden Brumata-Leim, durch welchen Anfangs November der entschie- den gefährlichste Feind der Obstbäume, der Frost- spanner (Geometra brumata), auch der Blüthen- bohrer (Anthonomus pomorum), später die Obst- made (Tortrix pomonana) vertilgt werden, machen wir die betreffenden Obstbaum - Besitzer jetzt aul- merksam. Die Red. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. „. « No. 4. Ka Berlin, den 2. November. des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Beobachtungen über das Erfrieren vieler Gewächse ete. — Mittheilungen über,Gemüsekultur in Japan. Beobachtungen über das Erfrieren vieler Gewächse, und nament- lich unserer Obstbäume, Unter diesem Namen hat Superintendent Öber- dieck in Jeinsen, der Nestor unserer Pomologen, eine grosse Reihe höchst dankenswerther Beobach- tungen über eine wichtige Erscheinung im Pflanzen- | leben, über das Erfrieren namentlich unserer Obst- bäume, gebracht, wofür wir ihm, zunächst vom prak- tischen Standpunkte aus, nur danken können. Ein Mann bereits sehr hoch in den siebenziger Jahren, | und, obwohl er sich dem geistlichen Stande gewidmet hatte, doch mit einer grossen Liebe zur Natur und mit | terlande des Autors entzogen worden. ' erhielt zwar Erlaubniss, einer seltenen Beobachtungsgabe versehen, hat hier die Erfahrungen von über 5 Jahrzehenten nieder- gelegt. Oberdieck war überdiess mehr als Dilettant in der Gärtnerei. Was er besonders speciell in der Pompologie geleistet, ist hinlänglich bekannt, um noch besonders darauf hinweisen zu müssen. OÖberdieck wurde schon in der ersten Zeit seines langen Lebens, und zwar durch den starken Winter von 1822 auf 1823, veranlasst, der Einwirkung der Kälte auf die Pflanzen besondere Aufmerksam- keit zuzuwenden. der Wissenschaften zu Harlem gab ihn noch insofern Gelegenheit, seine Ansichten darüber in einer beson- | deren Abhandlung auszusprechen, als sie über die- sen Winter und seinen Einfluss auf die Pflanzen eine Preisschrift zur Konkurrenz ausgeschrieben hatte. Die von Oberdieck eingesendete Abhand- lung erhielt mit dem Beifall der Gesellschaft auch den Preis. Leiler ist diese Preisschrift in’s Hollän- dische übersetzt und dadurch der Kenntniss im Va- Die niederländische Gesellschaft | OÖberdieck die Schrift auch in deut- scher Sprache zu veröffentlichen, amtliche Geschäfte, vor Allem eine bald darauf erfolgte Versetzung, und wahrscheinlich auch der Wunsch, noch an einzelnen Stellen zu ergänzen, resp. auch zu ver- sie zuvor . bessern, hielten ihn aber von seinem Vorsatze bis- her ab. So blieb sie selbst dem Manne, der gerade das Erfrieren der Bäume die meisten wissen- schaftlichen Beobachtungen gemacht hat, und nach dem ebenfalls harten Winter von 1829/30 eine Ab- handlung „über Wärmeentwickelung in den Pflanzen, das Gefrieren und Schutzmittel gegen” schrieb, dem Geheimen Mediecinalrathe und Professor Dr. Göppert in Breslau, völlig unbekannt. Um so mehr konnte Oberdieck mit grosser Ge- nugthuung auf seine Schrift blicken, da er in Göp- Abhandlung ziemlich dieselben Ansichten über das Erfrieren der Pflanzen fand. Oberdieck hat seine Beobachtungen über das Erfrieren der Pflanzen bis die neueste Zeit fort- gesetzt und ein genaues Tagebuch darüber geführt. Besonders waren es aber die harten Winter von 1825/26, von 1837/38, von 1844/45 und 1870/71, über besonders über da- pert's in welche ihm die meiste Gelegenheit dazu gaben. Diese Beobachtungen sind in dem aus 108 Seiten bestehenden Schriftchen, über das wir berichten 3 Annahmen über das Erfrie- ren der Bäume sind es hauptsächlich, denen darin entschieden entgegentritt. Man glaubt näm- lich ziemlich allgemein, dass die Frühlingsfröste, die thauende Sonne und das Glatteis die wichtigsten Fak- toren Seien, welche das Erfrieren der Bäume herbei- führen, eine Ansicht der Oberdieck nicht beipflichtet. 44 wollen, niedergelegt. er wc Ehe wir zur Begründung der Oberdieck’schen Ansichten in das Einzelne gehen, möchte es noth- wendig sein, zum besseren Verständniss Einiges über das Leben der Pflanze zu sagen und dann über das, was bereits von Seiten der Wissenschaft über den Einfluss der Kälte auf die Pflanzen überhaupt er- forscht worden ist, Mittheilung zu machen. Es ist dieses nothwendig, um die Beobachtungen und die daraus gezogenen Schlüsse der Praktiker der Wissenschaft in Einklang zu bringen. mit Die meisten Pflanzen sind keineswegs so einfach, als man glaubt, sondern sie bestehen aus einer gros- sen Anzahl anfänglich rundlicher Säcke, die man Zellen nennt und die bei den höheren Arten verschiedene Funktionen zur Erhaltung oder auch zur Fortpflan- Diese Zellen nur kurze Zeit beschränktes,Leben und müssen sich immer wieder erneuern, ohne dass aber die abge- zung ausüben. haben ein auf eine wie bei den dabei entfernt Bei einem Theil der Pflanzen, welche wir dienen diese todten Zellen sogar, ähnlich den Knochen bei den Thieren, zum Gerüste lebten und unbrauchbar gewordenen, Thieren, durch besondere Prozesse werden. Gehölze nennen, für das Individuum, um das herum sich die neuen, Dieses Gerüste ist das, was wir Holz nennen und in sofern bei dem Einfluss der Kälte Pflanze Wichtigkeit, es einen schlechten Wärmeleiter darstellt und von der Kälte selbst fast gar nicht an- lebensfähigen »Zellen wiederum entwickeln. auf die von als gegriffen wird. Es sind nur die lebensfähigen, ent- weder die erst in der Entwickelung begriffenen (Cam- bial-) oder die eigentlichen Arbeits- Zellen, welche von der Kälte beeinflusst werden. Je nachdem das Holz schützt und sich zu den Lebens-Zellen verhält, wird der Einfluss der Kälte stets verschieden sein, eben so je nachdem die Arbeitszellen die eine oder die andere, mehr oder weniger gegen die Kälte Widerstand ausübende Funktion Der Einfluss der Kälte auf die Pflanze ist demnach nicht allenthalben ein gleicher und ist bei demselben In- dividuum verschiedenen Stellen, aber auch zu verschiedenen Zeiten, bald geringer, bald stärker. Die Zelle führt in der Pflanze weit mehr ein selbständiges Leben als bei dem Thiere, wo sie im Ganzen untergeht, -und kann einzeln oder auch in Verbindung mit mehrern durch Frost an einer Stelle untergehen, während sie an einer anderen weiter vegetirt. Jede Zelle lebt dadurch, dass ihr Inhalt, besonders das stickstoffhaltige Protoplasma, mit der Aussenwelt in beständigem Stoffwechsel steht. Das aber geschehen, wenn das Medium für abzugebenden Stoffe, das Wasser, ausüben. an kann nur die auf- und flüssig ist. Das Wasser wird demnach bei dem Eır- frieren auch stets die grösste Rolle spielen. Unter Nullgrad ist kein Stoffwechsel in der Zelle möglich. Für viele Pflanzen kann durch Kälte eine zeitweilige Unterbrechung eintreten, ohne dass ihr Leben ge- fährdet ist, für andere aber nicht. Der Stoffwechsel ist bedingt durch die Ver- wandtschaft der Molekule und Atome zu einander und wird nicht durch die das Protoplasma ein- schliessende Zellhaut gehindert. Aber nicht alle Veränderungen, welche im Innern der Zelle vor- kommen, vermögen wir durch die Verwandtschaft der Stoffe zu einander zu erklären, es gibt noch andere, die wir bis jetzt noch nicht kennen und die durch eine uns noch dunkele Kraft, welche man sewöhnlich als Lebenskraft bezeichnet, hervorge- bracht wird. Diese Lebenskraft ist bei den ver- schiedenen Arten auch verschieden und hängt von der Spezifizität ab. Diese deshalb auch spezifische senannte Kralt ist die Ursache, dass, wenigstens in unserer jetzigen Periode, keine Art in die andere übergeht. Jeder Stöffwechsel, also auch der der Pflanze, bedarf eine bestimmte Wärme, die sich in der Höhe nach den verschiedenen Prozessen, aber auch nach den verschiedenen Pflanzenarten richtet. Interessant ist es, dass bei zu geringer Menge von Wärme sich in der Regel dieselben Erscheinungen zeigen als bei zu grosser. So lange das Zuviel oder das Zuwenig noch nicht wesentlich auf die Veränderungen des Stoffwechsels einwirken, wird die Zelle oder Pflanze noch eine Zeit lang ihre Thätigkeit ausüben können, dauert der Einfluss aber zu lange, so ist der Tod eben so die Folge, als wenn das Zuviel oder Zuwenig als- bald in der Weise wirkt, dass der nothwendige Stoffwechsel unmöglich wird. Das Erfrieren, also das Aufhören des Austausches des lebendigen Stoffes in Folge einer geringen Temperatur, braucht keines- wegs erst unter Nullgrad zu beginnen, bei tropischen Pflanzen, wo eine grössere Wärme für den Stofl- wechsel nothwendig ist, kann das Pflanzen -Indivi- duum schon dann erfrieren, wenn das Minimum der Wärme 3 oder 4 Grad beträgt, d. h. es stirbt unter denselben Verhältnissen, wie eine andere nordische Pflanze, wenn die Wärme bereits unter Null Grad gefallen ist. Wenn der Stoffwechsel durch Mangel der nöthi- gen Wärme nicht mehr geschieht und damit der Austausch zum Stillstand gebracht wird, so braucht die Zelle oder die Pflanze noch nicht todt zu sein; so lange nieht dadurch eine Umänderung der Stoffe selbst geschieht, ist es auch nicht der Fall. Je 347 länger die Unterbrechung des Stoffwechsels dauert, | unter der Epidermis, welche aus fast trockenen Zel- um so näher liegt aber die Gefahr des Erfrierens, die Kälte einen hohen Grad erreicht zumal wenn hat und auch die Möglichkeit der Umänderung der ruhenden Stoffe damıt gegeben ist. Bei den ver- schiedenen Bäumen ist natürlich die Gefahr des Erfrierens um so grösser, je leichter in den Zellen die Stoffe durch Kälte verändert werden können. Sobald nach Eintritt wiederum höherer Temperatur- grade, also nach dem Aufthauen, der Stoffwechsel auf gleiche Weise wiederum eintreten kann, wie er früher stattfand, so schadet die Kälte nicht, ist der Stoffwechsel aber nur mangelhaft, so kann unter ge- wissen Umständen die Zelle, resp. die Pflanze all- mählig wiederum in den normalen Zustand kommen. Das Streben darnach ist ein Kränkeln, was schliess- lich zur Gesundheit, aber auch zum Absterben füh- ren kann. Abgesehen von der bestimmten Wärme, welche jede Pflanze bei ihrem Stoffwechsel gebraucht, und, wenn sie nicht vorhanden ist, unter Umständen den Tod herbeiführen kann, spielt das Wasser eine sehr grosse Rolle bei dem Erfrieren. Das Wasser ist nicht allein Nahrungsmittel der Pflanze, es ist auch, wie bereits ausgesprochen ist, das Medium für die meisten anderen Stoffe, welche für ihr Leben noth- wendig sind. Wasser ist nicht allein im Innern der Zelle in grösserer und geringerer Menge vorhanden und enthält die Stoffe daselbst aufgelöst, es befindet sich auch im Protoplasma, so wie in der Zellwan- dung, wo eine gewisse Schicht die einzelnen Mole- kule zu umgeben scheint, in grösserer und geıin- gserer Menge. Es ist eine physikalische Thatsache, dass Lö- sungen, wenn Kälte auf sie einwirkt, Wasser ab- scheiden, was gefriert, während die Mitte noch weich bleibt, bis endlich auch diese bei noch niedrigerer Temperatur hart werden kann. Das ist auch bei dem Inhalte der Zellen der Fall. Je weniger Wasser die Zellen enthalten, um so geringer ist die Gefahr des Erfrierens. Geringe Spätfröste, welche zu einer Zeit einwirken, wo bereits die Wurzeln Wasser auf- senommen haben, um die Reservestoffe zur Ausbil- dung der bereits angelegten Organe in Fluss zu bringen, werden auf die dann weicheren Theile der Pflanzen einen grösseren Einfluss’ ausüben, als oft eine starke Winterkälte. Aber auch die Zellwandung giebt, wie gesagt, sobald Kälte eintritt, Wasser nach aussen ab. Die- ses gefriert und setzt sich in Form von Eiskrystal- len ringsum, und zwar um so mehr, als die Tempe- ratur sinkt. Diese Eiskrystalle kommen besonders len besteht und deshalb auch fast kein Wasser, was gefrieren könnte, einschliesst, wahrnehmen und bil- den bisweilen nicht unbedeutende Schichten. Sie heben nicht selten die ganze Epidermis ab, welche in diesem Falle nur noch lose umschliesst. Wie bei den ausserhalb liegenden Zellen das nach aussen tretende Wasser gefriert, so geschieht dieses auch allmählig mit den weiter nach innen liegenden und länger widerstehenden. Durch Kontraktion wird der Raum, den die Zellen einnehmen, geringer. und es zerreisst schliesslich das Zellgewebe. Das kann aber auch geschehen durch in Folge ungleicher Einwir- kung der Kälte bedingte Krümmungen. Bei plötzlıch eintretender starker Kälte ist natürlich die Wirkung rasch und es tritt olt ein plötzliches Reissen Rinde, des Splintes und selbst auch des tiefer nach innen liegenden Holzes, nicht selten mit einem lau- verbunden, ein. Dergleichen Risse nennt man Frostspalten. Wie der Frost nachlässt, das Eis wieder zu Wasser wird und die Zellen mit dem weicher werden sich wieder ausdehnen, schlies- sen sich wieder. Ein erneutes Zusammenwachsen dieser Frostspalten geschieht aber nıe, wenn auch die neugebildeten Holzschichten sich darüber legen und nach aussen mehr oder weniger unkenntlich machen. Der Holzhändler hat jedoch in der Regel seine Merkmale, welche ihn dergleichen mit Frostspalten versehenes und deshalb einen ge- ringeren Werth habendes Holz erkennen lassen. Wenn der Frost allmählig aufhört und die Zelle, resp. die Pflanze, nach und nach aufthaut, so kehrt das nach aussen getretene und bis dahin gefrorene Wasser wieder in das Innere zurück. Es treten schliesslich die ursprünglichen Verhältnisse der Zelle oder Pflanze wiederum in den normalen Zustand zu- rück. In diesem Falle werden sich auch später keine weiteren Folgen Geschieht das Aul- thauen aber rasch, so kann das Wasser nicht so schnell wiederum an die ursprünglichen Stellen zu- rücktreten und verläuft sich deshalb in den Inter- eellularräumen. Damit wird natürlich Verhältniss in den Zellen nicht wieder hergestellt und es können abnorme Zustände eintreten, welche selbst den Tod der Zelle und der Pflanze hervorzu- rufen im Stande sind. Ein schnelles Aufthauen ist daher für die Pflanze wenigstens gefährlich, während ein langsames unter Umständen gar keine Nachtheile Dass hierbei ebenfalls viel dem Lebensstadium der ten Geräusch die Spalten auch kundgeben. das frühere hervorzubringen braucht. von der Pflanzenart und von des Individuums abhängt, versteht sich von selbst. Geheimer Medizinalrath Göppert in Breslau hat in 44* . er, dieser Hinsicht die interessantesten Beobachtungen angestellt. Bei der Selbständigkeit der Pflanzenzelle und bestimmter Zellenkomplexe kann das Erfrieren auch nur theilweise stattfinden, ohne dass deshalb der Tod der Pflanze daraus folgt. Der Frost wirkt aber bisweilen in der Weise fort, dass erkrankte oder fau- lende Zellen, ähnlich wie bei der Herzfäule, ihren Zustand auf die an sie grenzenden übertragen und damit die ganze Pflanze krank machen und schliess- lich selbst tödten. Zuerst wird im Sommerholze der Markcylinder angegriffen, dann kommen bei älterem Versuche und Holze die Markstrahlen und schliesslich leidet das um das Holz herum liegende Cambium. Je mehr das Sommerholz ausreift, um desto mehr widersteht es, weil trockener, der Kälte. In Nord-China trägt der lange gute Herbst nicht wenig dazu bei, dass | das Sommer-Holz gewisser Orangen-Gehölze, weil es schliesslich sehr hart wird, trotz hoher Kältegrade des Winters nicht erfriert. Oft hat die Wurzel durch die Kälte gelitten, während die Laubkrone unbeschädigt zeblieben ist. In diesem Falle schlagen die Laubknospen des Ge- hölzes aus und dieses gıünt, wie gewöhnlich, so lange die im vorigen Jahre niedergelegten Reserve- stoffe noch Material hergeben. Ist dieses aber auf- gezehrt, so fängt die Pflanze zu kränkeln an und stirbt bisweilen selbst ab. Wie oft hört man Klagen, dass ein Gehölz bis in den Mai und Juni hinein sich lebenskräftig erwiesen und dann plötzlich zu Grunde gegangen In diesem Jahre ist es bei Rosen vorgekommen, dass der wilde Stamm erfror, die aul- sesetzte Edelkrone aber, welche während der Win- terzeit in der Erde bedeckt war, keine Spuren des Frostes zeigte. Da von unten auf keine Aufnahme von Nahrungsstoffen geschehen konnte, so musste leider endlich auch die ganze Pflanze zu Grunde gehen. Betrachten wir nun die Erörterungen Ober- dieek’s, ob die späten Frühlingsfröste (resp. frühen Herbstfröste), die thauende Sonne und das Glatteis sei. wirklich so grossen Schaden thuen, als man häufig | angenommen hat, etwas näher. Was zunächst die späten Frühlings-, resp. die frühen Herbstfröste an- belangt, so möchte Oberdieck ihre Wirkung doch etwas unterschätzen? Darin hat er aber vollkommen recht, dass starke und anhaltende Winter weit mehr schaden, als diese, da in Folge der heftigen Kälte die ruhenden Stoffe in den Zellen in der Regel be- reits so weit verändert sind, dass der Stoffwechsel, wenn milderes Wetter wiederum eintritt, nicht mehr geschehen kann. Wir stimmen Göppert dass der Tod einer Pflanze durch normal vollkommen bei, die Kälte selbst augenblicklich geschehen kann, wenn er sich auch erst für unsere Sinne nach dem Auf- thauen kund gibt. Den Orchideen, wo die Erschei- nung des Indigostoffes nach Frost als ein Zeichen des Erfrierens angesehen werden kann, könnten wir als Beispiele noch einige einheimische Knöterich- Arten, vor Allem aber das chinesische Polygonum tinetorium, hinzufügen. Dass aber frühe Herbst- und späte Frühlingsfröste, abgesehen von dem grossen Schaden, den sie durch Vernichten der Erndte oft hervorbringen, auch die Pflanzen ganz und gar tödten können, wenn im vor- ausgegangenen Winter nur eine geringe Kälte ge- herrscht hatte, davon haben wir viele Fälle erlebt. Im vorigen Dezember, und zwar vom 9. bis 13., trat plötzlich, nachdem auf gutes Herbstwetter ein warmer Regen gefolgt und dadurch die Vegetation, besonders immergrüner Gehölze, von Neuem erregt worden war, heftige Kälte ein. Bei uns in Norddeutschland war der dadurch entstandene Schaden zwar nicht bedeutend, desto grösser aber in Holland, und vor Allem in der Nähe von Paris. Dieser Frost ist allein Ursache, dass das immergrüne Gehölz, vor Allem llex und Aukuben, jetzt in sehr hohem Preise stehen. Wir haben auch in Metz die Verwüstungen dieses frühen Frostes gesehen und bereits darüber berichtet. Fıüh- und Spätfröste tödten zwar in der Regel die Gehölze nicht augenblicklich, machen sie aber gegen äussere Einflüsse empfindlicher, so dass sie oft noch im Verlaufe desselben Sommers zu Grunde gehen können. Sie wirken um so schlimmer, wenn sie sich wiederholen und damit die Lebenskräfte der Gehölze nach und nach aufreiben. Dieses gibt auch Öberdieck zu. Man plagt sich oft noch 1 und 2, selbst 3 Jahre mit dergleichen Pflanzen, gibt sich alle Mühe, sie am Leben zu erhalten und sieht sie doch trotz aller Pflege nach und nach verkümmern. Wäre es in diesem Falle nicht besser gewesen, sie wären im Anfange gleich erfroren oder man hätte sie alsbald weggeworfen! Was den zweiten Punkt anbetrifft, auf den Oberdieck ebenfalls bei dem Absterben von Pflan- zen im Frühjahre kein Gewicht legt, die thauende Sonne, so mag man auch hier im Allgemeinen zu sehr der entgegengesetzten Ansicht sich hinneigen, dass das schnelle Aufthauen aber schaden und unter gewissen Umständen und bei bestimmten Gehölz- Arten den Tod herbeiführen kann, unterliegt keinem Zweifel. Wir haben die Möglichkeit einer Schädlich- keit des raschen Aufthauens durch die Forschungen der Wissenschaft, welche man neuerdings über das Erfrieren der Zellen und Pflanzen gemacht hat, nach- 349 gewiesen und können jetzt darauf verweisen. Ober- dieek hat bei der Untersuchung dieser Frage aber weniger mit harten Gehölzen, als vielmehr mit weiche- ren, einem wärmeren Klima angehörenden Pflanzen seine Versuche angestellt und daher andere Resultate erlangt. Wenn er selbst früher sagt, dass die Lev- koje bei 7 Grad Kälte erfriert, so versteht es sich von selbst, dass das langsamste Aufthauen sie in diesem Falle nicht wieder erwecken kann. Eine andere Frage wäre aber gewesen, wie sich eine Levkojen-Pflanze, wenn sie lange Zeit eine Kälte von 3 und 4 Grad ausgehalten hat, damit also noch nicht erfroren war, und dann rasch aufthauete, spä- ter verhielte? Dass das plötzliche Schmelzen von Eis und Schnee aul und an Bäumen diese tödtet, indem die durch aufgesaugtes Wasser strotzenden Zellen in Folge eines nachkommenden Frostes gesprengt würden, ist allerdings eine jener Fabeln, welche ausserdem in der Empyrie noch in Menge vorkommen. Der Frost sprengt weder die Zellen der Pflanzen, noch die viel weicheren der Thiere. Was endlich den dritten Punkt, den man in der Regel ebenfalls für eine Ursache des zu Grundegehens der Gehölze hält, das Glatteis und den Rauhreif, an- belangt, so geben wir Oberdieck völlig recht, wenn er beide Faktoren unschuldig nennt. Auch Göppert spricht sich in diesem Sinne aus, hält sogar das Glatteis für ein Schutzmittel der Bäume. Wie gefrornes Wasser auf einem Teiche gegen dessen Ausfrieren und damit auch gegen das Erfrieren der darin enthaltenen Fische schützt, so dient auch das Glatteis an dem Stamme und an den Aesten nur als schützende Decke. Es kann nur dann wenn es sich allmählig in solcher Menge anhäuft, dass die letzteren brechen. Wenn Oberdieck am Schlusse der Beantwortung des dritten Punktes sagt, dass, wo grosse Verluste von Obstbäumen vorge- kommen sind, hauptsächlich die hohen Frostgrade Schuld haben, so stimmen wir mit ihm vollkommen überein. Mittheilungen über Gemüsekultur in Japan. Unter dem Titel: „Fachmännische Berichte über die österreichiseh-ungarische Expe- dition nach Siam, China und Japan (1868—71), im Auftrage des k. k. Handelsministeriums redigirt und herausgegeben von J. Karl v. Scherzer, erstem Beamten der Expedition, Stuttgart, 1872“, ist mit dankenswerther Beschleunigung ein umfangreiches schaden, - Werk (494 Seiten) erschienen, welches hauptsächlich über Handels-, Industrie- und Landwirthschaftsver- hältnisse Indiens und Ostasiens Auskunft gibt, aber auch Einiges für die Gärtnerei Interessante enthält. Gern hätten wir eingehendere Berichte auch hierüber entgegen genommen, da gewiss noch Manches in China und Japan sich findet, was für uns von Be- deutung wäre; so z. B. wären nähere Angaben über die verschiedenen kultivirten Varietäten, eine ein- gsehendere Schilderung der in den Gärten gezogenen zahlreichen Gehölze und ihrer Kultur erwünschter als den Artikel „Kunstgärtnerei“ streng genommen in 4 Zeilen abgefertigt zu sehen; dennoch glauben wir aber das Wenige, die ver- schiedenen Zweige der Gärtnerei gesagt ist, unsern Lesern nicht vorenthalten zu sollen. Wir eitiren wörtlich, die Kürze ist also nieht unsere Schuld. Hülsenfrüchte. Weisse Erbsen (Jendo, bei Nagasaki Jendsu genannt) werden im November gepflanzt und im Mai geerndtet. — Grüne Erbsen (Sa-jendo) werden in der Gegend von Yokohama Ende Oktober auf einem be- sonderen Felde in Reihen 3—4 Zoll einander in den Boden gelegt und im Mai geerndtet. — Rothe Erbsen (Aka-jendo) werden ähnlich wie die vorher- gehenden gepflanzt und geerndtet. Die letzteren wer- den nur in reifem Zustande und weit häufiger als die ersteren genossen. Die Rossbohnen (Faba vulgaris, jap.: Sora-mame) werden oft nur um die Feller herum im Oktober gepflanzt und im Juni geerndtet. Die besten Samen werden geröstet genossen, die schlechteren dagegen semahlen und dem Vieh als Futter gegeben oder auch zum Waschen der Hände statt der Seife gebraucht. Die Atsuki-Bohnen (Phaseolus Atsuki*) werden im südlichen Japan im April zusammen mit Asche in Reihen gelegt und im Juli geerntet. Im mittleren Japan, wo man sie viel baut, werden sie im Juni gewöhnlich auf einem Weizenfelde, ohne Dünger ge- pflanzt und im September geerndtet. Diese Bohnen werden gekocht genossen und auch zur Bereitung von Sulze verwendet. Eine grüne Dolichos-Art (Dolichos unguieulatus nach Thunberg) jap. Jaenari, wird im mittleren Ja- pan im Juni um die Felder gepflanzt und Anfangs Oktober eingesammelt. Eine Dolichos-Art (Dolichos Soja), jap. Daidsu, wird im südlichen Japan im April gepflanzt und im Juli geerndtet. Im mittleren Japan pflanzt man dieselbe zwischen den Reihen eines sei- ner Reife sich nähernden Weizens im Mai und gewesen, was über von *) Ist die im wärmeren Asien häufig gebaute Strahlenbohne, Ph. radiatus L. Ref. 350 erndtet sie im September. Der Boden wird nicht ge- düngt, die Pflanze begnügt sich mit dem bereits für den Weizen dem Boden einverleibten Düngungs- material. In der Regel erhält man von 6 Schio (& 1,93, Liter?) auf 300 Tsubu (= !/;, Hectare) Feld gepflanzt 120 Schio. Diese Dolichos-Art macht be- kanntlich den Hauptbestandtheil der Würze „Soja” und der Sulze „Misso” aus. (Wäre nur endlich ein- mal die genauere Bereitung der Soja angegeben! Alle Reisenden reden davon, aber Keiner beschreibt das Verfahren. Ref.) Eine schwarze Dolichos-Art, jap. Kuro- mame, wird in der Gegend von Nagasaki auf einem mit Asche gedüngten Boden im April gebaut und es werden im mittleren Japan im Mai zwischen den Weizenreihen je zwei Samen in ein Loch gelegt. Sie wird im südlichen Japan im August oder Sep- tember, im mittleren im Oktober geerndtet und ziem- lich viel als Nahrung verwendet. Eine rothe Dolichos-Art, Kintoki genannt, wird im mittleren Japan Ende Mai gepflanzt und im Au- gust eingesammelt. Sie wird gekocht gegessen oder dem Reis beigemischt, um denselben roth zu färben. Grüne Gemüse. Von den Kohlarten baut man im südlichen Ja- pan hauptsächlich den chinesischen, im mittleren mehr den einheimischen Kohl. Man pflanzt ihn im September und erndtet den ersteren in der Gegend von Nagasaki im Januar und den letzteren gewöhn- lich erst im Februar oder März. Lässt man ihn aus- wachsen, so bekommt man im Mai Samen, aus denen Oel gewonnen wird. Der Kohl wird entweder frisch als Nahrung zubereitet oder in Fässern eingesalzen. Der chinesische Kohl soll, wenn er noch frisch ist, schmackhafter sein, als der einheimische, aber früher als der letztere hart werden. Spinat (Horendso) wird im Februar gesäet und im April gekocht gegessen. Lattich (Lactuca sativa), jap. Tsischa, wird im mittleren Japan Anfangs April gesäet. Die Wassermelone (Citrullus vulgaris), jap. Su- ikwa,*) wird im südlichen und mittleren Japan im April gepflanzt, während ihres Wachsthums zweimal mit menschlichen Auswurlstoffen reichlich gedüngt und die Frucht im Juli und August genossen. Gurken, jap. Ki-uri, werden gewöhnlieh in dünne Scheiben geschnitten und in dieser Form gebraten genossen. *) Dieser Name erinnert sehr an den der sog. chinesischen Riesengurke (Kürbis) Sooli-Qua, wie überhaupt Qua oder Kwa Kürbis zu bedeuten scheint; vergl. weiter unten. Eine Eierpflanze (Solanum aethiopieum) jap. Nassubi, mit dunkelpurpurrother, eiförmiger, ziem- lich verlängerter Frucht wird im südlichen Japan im Februar und im mittleren Anfangs April auf ein Samenbeet gesäet, im Mai oder Juni, nachdem man zuerst in die aufgehobenen Gruben Ochsendünger gegeben, auf das Feld verpflanzt, bei ihrem weiteren Wachsthum 2—3 Mal angehäufelt und dabei jedes- mal mit menschlichen Auswurfstoffen gedüngt. Ihre Früchte werden von Juni oder Juli bis Oktober ge- sammelt und geschnitten in die Suppe gegeben. Zwiebeln (Neghi) werden im mittleren Japan ein- Jährig gebaut. Man säet den Samen im Februar, düngt mehrmals den Boden und gräbt die Zwiebeln im Oktober aus. Ausserdem werden angebaut: der Huflattich (Tussilago Petasites), jap. Fuku; der Löwenzahn (Leontodon Taraxacum), jap. Lam-popo; Chenopodiun album, jap. Akasa; Kürbis (Cueurbitia Pepo), jap. Tokwa; Lagenaria hispida, jap. Jugawo; Cucumis Melo, jap. Tenkwa; Tsuke-uri (Cucumis Conomon Thunb.); Knoblauch, jap. O-nira; Zwiebel, jap. Nira ete. Wurzeln und Knollengewächse. Die Ninsiwurzeln (Sium Ninsi), jap. Nindoin, werden im südlichen Japan von Juni an auf einem mit Ochsenmist gedüngten Boden gesäet und von September bis April geerndtet. Im mittleren Japan werden sie im April gesäet, mit einer dünnen Schicht Erde bedeckt und an manchen Orten noch Reis- hülsen darüber gestreut. Das Ausgraben geschieht im Oktober. Die gelben Rüben werden auf ähnliche Weise angebaut. Die im Japanischen „Daikon“ genannte Pflanze ist Raphanus sativus. Auch diese wird, ähnlich wie die meisten Kulturgewächse in Japan, in Reihen ge- baut. Die Samen werden im südlichen Japan im September und im mittleren im Oktober gesäet, in der Gegend von Nagasaki mit Ochsendünger und Erde leicht bedeckt und der Boden während der ersten drei Monate mit menschlichen Ausleerungen zweimal gedünst. Das Einsammeln findet schon im Januar und Februar statt. Die Lotusblume (Nelumbium speciosum), welche wegen ihrer .essbaren Wurzel und Samen angebaut wird, habe ich nur in der Gegend von Nagasaki und auch hier nur an zwei Stellen gefunden. Das Caladium esculentum, jap. Sato-imu, wovon die Japaner 6 Varietäten (oder vielleicht auch Arten) | unterscheiden, wird, wiewohl gewöhnlich in geringer 351 Ausdehnung, sowohl im südlichen als mittleren Ja- pan, ziemlich allgemein gebaut. Dasselbe wird im März oder April in mässig feuchten, mit menschlichen Ausleerungen gedüngten Boden gepflanzt; die Pflan- zen werden von Unkraut rein gehalten, zweimal mit menschlichen Ausleerungen gedüngt und im Oktober oder November ausgegraben. Die Wurzelstöcke des Caladium geben immer einen geringeren Ertrag als die süssen Kartoffeln ; sie werden jedoch von den Japanern diesen letzte- ren vorgezogen, sie nicht so süss schmecken und werden daher auch theurer bezahlt. Ausserdem werden schon während des Wachs- thums dieser Pflanze die überflüssigen Blätter und Blattstiele, und namentlich kurz vor dem Ausgraben der Wurzelstöcke abgeschnitten, in kleine Stücke getheilt, dann an der Sonne getrocknet und als Nah- rung für den Winter aufbewahrt. Die süssen Kartoffeln (Convolvulus Batatas), Jap. Satsuma-imu, und zwar deshalb so genannt, weil sie sich nach der Ansicht der Japaner von der südlich gelegenen Provinz Satsuma, wohin sie zuerst ge- bracht wurden, über das übrige Japan verbreitet haben, werden im südlichen und mittleren Japan im März gepflanzt, indem man kleine Knollen davon auf einen gut gedüngten Boden reihenweise in zwei Fuss von einander entfernte Löcher steckt. Die jungen Pflanzen werden bis zum Mai oder Juni 2—3mal mit menschlichen Auswurfstoffen gedüngt. Um diese Zeit werden die am Boden liegenden, oft 8 Fuss langen Pflanzen in kleinere Stücke (an manchen Orten in fünf) zerschnitten und diese Stücke auf ein früher sedüngtes oder ein frisch geräumtes Weizenfeld ge- pflanzt. Jede Pflanze giebt 5—6 bis zu 5 Zoll lange und 2!/, Zoll dicke Knollen, welche schon im Sep- tember, wiewohl sie noch klein sind, zur Nahrung verwendet, aber erst im Novembe sraben werden. Die gewöhnlichen Kartoffeln werden wenig ge- baut und als gemeiner Nahrungsstoff angesehen. Auf der Insel Yesso werden, zu Folge einer von einem Reisenden gegebenen Mittheilung, gewöhnliche, fast kugelrunde Kartoffeln mit gelblicher Rinde ge- baut, die von den Eingebornen für einheimische ge- halten werden. Von den Wurzelgewächsen werden noch gebaut: rothe Rüben (Tudisia) und Rüben, jap. Kabuna. weil gänzlich ausge- Obstbaumzucht. Obschon den Japanern ebenso gut wie den Chi- nesen fast alle in Europa üblichen Veredlungsarten der Bäume bekannt sind und von ihnen auch, na- mentlich in der Kunstgärtnerei, geübt werden, so erfreut sich doch weder bei den einen, noch bei den anderen die Obstbaumzucht einer besonders sorg- fältigen Pflege. Man könnte leieht daher versucht sein, dies dem praktischen Sinn der genannten Völ- ker zuzuschreiben, welche in dem zwar geschmack- vollen, aber wenig nahrhaften, mit Mühe und Kosten- aufwand produzirten Obste das Angenehme durch das nutzlos Kostspielige nicht erkaufen wollen, wüsste man nicht, mit welchem Aufwande von Ar- beit und Kosten die nämlichen Völker die ebenfalls nur zum Vergnügen dienende Kunstgärtnerei betrei- ben. Es dürfte somit der Hauptsrund davon in der Abneigung zu suchen sein, welche diese Völker mit wenig Ausnahmen gegen alles Rohe empfinden, indem sie selbst im heissesten Sommer statt kaltes Wasser warmen Thee und sogar ihren Samschu und Saki sewärmt trinken. Von den japanesischen Obstbäumen verdienen besonders folgende erwähnt zu werden: Der Apfelbaum- mit kleiner Frucht, besonders im westlichen Theile der Insel Nipon; der japane- sische Birnbaum, jap. Nasi; der Pfirsichbaum (Amyg- dalus Persica), jap. Momo; der Bergpfirsichbaum, jap. Yama-momo; der Aprikosenbaum, jap. Andou; der japanesische Aprikosenbaum (Armeniaca Mume), jap. Mume; ein Pflaumenbaum, jap. Si-momo ge- nannt; Prunus tomentosa, jap. Yusura; der Pome- ranzenbaum, jap. Kan; der japanesische Mispelbaum, jap. Biwa; die japanesische Dattelpflaume (Diospyros Kaki), jap. Kaki; der Granatbaum, jap. Dsiakuro, und der Kastanienbaum, jap. Kuri. blos Weinbau. Man hat in Japan einheimische Weinreben, jap. Budo genannt; aus ihren Beeren wird jedoch Kein Wein bereitet, sondern sie werden nur gegessen. Bei dem Örte Komakai, nicht weit von Kofu, der Hauptstadt der Provinz Koschin , zieht man Wein- reben auf 7—8 Fuss hohen, aus Gitterwerk gemach- ten Geländen und baut darunter andere Nutzpflanzen. Kunstgärtnerei. Die japanische Kunstgärtnerei ist bekanntlich, sehr ausgebildet und sowohl durch Mannichfaltigkeit der Blüthengewächse, als auch durch Zwergbäume, von denen z. B. 2—3 Jahre alte Fichten olt kaum 1 Fuss hoch sind, als auch durch schöne Farn- kräuter ausgezeichnet. Es dürfte für die europäi- schen Liebhaber dieser Erzeugnisse vielleicht nicht ohne Interesse sein, zu erfahren, dass Herr Karl Kramer (Sohn unseres verdienstvollen Obergärtners Kramer. Klein-Flottbeck bei Altona. Red.) schon 352 seit einigen Jahren in Yokohama sich etablirt hat und nicht nur mit den japanischen Kunstgärtnern von Yeddo und Yokohama in Verbindung steht, son- dern auch eigene, dazu abgerichtete Leute nach dem Innern des Landes sendet und sich durch dieselben Zier- und Nutzpflanzen verschafft, die er auf Bestel- lung nach England und dem europäischen Kontinent in besonderen Kisten verschickt. Vor der Versen- dung werden die Gewächse wenigstens drei Mo- nate lang in diesen Kisten in Erde gepflanzt, darin immer mehr verschlossen und so eine Art Winterruhe versetzt. (Wir haben bereits früher auf diese Vermittelung hingewiesen und gar Manche un- in serer Leser werden die Gelegenheit schon benutzt haben. Red.) Die geeignete Jahreszeit zur Versendung von lebenden Pflanzen, Zwiebeln und Samen ist der Herbst und der Anfang des Winters. Die Bestellungen werden gegen Wechsel oder eine Anweisung auf eine Bank in Yokohama unter folgender Adresse ausge- führt: „C. Kramer, care of W. H. Smith, Esq. Yoko- hama United Club.“ Es folgt hier die Preisliste der wichtigsten Nutz- und Zierpflanzen. Morus alba, der weisse Maulbeerbaum per 100 Stück 3,50 Doll. Broussonetia papyrifera, Papiermaulbeerbaum . u 3.0075 Edgeworthia papyrifera, viel in den nördlichen Provinzen zur Papier- fabrikation gebraucht . 5 49301 3; Quereus serrata, Eiche mit abfallenden Blättern. . ” BU0E, (Das beste Futter für Yama-mai Spinner.) Rhus succedanea, Wachs- bat 2 Se a AO Rhus vernieifera, Firniss- baum eve ke 4,00 ,„ Thea viridis, der Thee- Strauch 5 B: 20 DE LaurusCamphora, Kamphbn- baum Sir, net: MORE 2 3,00 125; Planera acuminata, Jap. Kiaki, welche ein weıth- volles Bauholz giebt . N B,S02E,, Diospyros Kaki, gepfropft (die Frucht Persimon- pflaume genannt) . . ” 10,00 ,„ japonica, Cryptomeria japonica (vor- zügliches Bauholz) Chamaeeyparis (auch Reti- nospora) obtusa (Bau- per 100 Stück 3,50 Doll. Kolzy ar „Nolan. 1”; H 3,00 „ Pinus Massoniana, die jJapa- nesische Kiefer . .. . n 350. 15, Larix leptolepis, der japa- nesische Lärchenbaum, wächst auf Höhen von 4000 bis 6000 Fuss . + 4,00 ,„ Abies. firmauersms 3 9.0071, Cephalotaxus drupacea, mit essbaren Nüssen. . . ß 5,00 ,„ Torreya nucifera i H 5,50 „ Chamaerops excelsa, eine Palmenart, deren braune Fasern zur Verfertigung von Matten, Besen etc. dienen!!!’ RZ MEHt. 4 30% Camellia japoniea, ver- schiedene Varietäten . BE 20,00 ,„ Acer (verschiedene Ahorn- axtenyi'n»lUln Dos gar ” 15,00 „ Aukuba japonica, männ- liche Pflanzen zum Zwecke der Befruchtung i 5:00.55 Eine Kiste von ausgewähl- ten Zierpflanzen . Lilium auratum LEER Eine Sammlung von 10 ver- 20-30 Stück 12,00 100 Zwiebeln 3,00 schiedenen Lilienarten . 100 ” 7.0088, do. do. do. 200 „2 12:08:08: do. do. do. 300 +, 20215,00.083 Eine Sammlung von Samen japanesischer Sträucher: 20 verschiedene Arten 3,00 „ 30 5 „ 5,00 „ Von den folgenden Gewächsen können jedem Herbst Samen erhalten werden: Abies Alcockiana, Abies firma, Abies polita, Abies Tsuga, Cephalotaxus drupacea, Cryptomeri» Cunninghamia sinensis, Larix leptolepis, Pinus Massoniana, Podocarpus Maki, Chamaeeyparis: (s. Retinospora) obtusa, Retinospora pisifera, Salis- burya adiantifolia, Seiadopitys verticillata, Thuja fal- cata, Thujopsis dolabrata, Torreya nueifera, Quer- cus glabra, Quercus serrata, Rhus succedanea, Thea Diospyros Kaki, Chamaerops excelsa, Japa- Hanf, Oryza moöntana. viridis, nischer Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15.. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 4. Berlin, de 9. November. 182. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: -546. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 27. Oktober. — Der Obstbau an Eisenbahnen. — Ueber blaue Hortensien. — Die Weinlaus. 346. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 27. Oktober. Der grösste Theil der Sitzung wurde durch Er- ledigung geschäftlicher Angelegenheiten ausgefüllt. Da die Wahl des neuen Vorstandes, welche statuten- mässig am Jahresteste geschehen soll, am Tage der Feier desselben ausgesetzt und bis zur Oktober-Ver- sammlung verschoben worden war, wurde sie jetzt vorgenommen. Die Namen der von dem dazu ge- wählten Ausschusse vorgeschlagenen Mitglieder des neuen Vorstandes hatte man auf besondere Stimm- zettel gedruckt und diese, ebenfalls nach den Sta- tuten, an sämmtliche einheimische Mitglieder des Vereines wenige Tage vorher gesendet. Da einige Stimmzettel mit Namens -Unterschrift an das Bureau des Vereines übergeben worden waren, entstand die Prinzipienfrage, ob dieses zulässig sei oder ob nicht vielmehr jedes stimmende Mitglied seinen Stimmzettel in eigener Person abzugeben habe? Mit Majorität entschied sich die Versammlung für das Letztere, und zwar mit näheren Bestimmung, dass dieser Modus auch für die späteren Wahlen ınassgebend sein sollte. Srosser der Der bisherige Vorsitzende, Geheime Oberregie- rungsrath Knerk, hatte entschieden jede Neuwahl abgelehnt. Nach erfolgtem Skrutinium der Wahlu.ne hervor: 1. als Vorsitzender: Präsident Kollegiums Oppermann, Singen aus des Revisions- 2. als 1. Stellvertreter: Garteninspektor Bouche, 3. als 2. Stellvertreter: Dr. Bolle, 4. als Generalsekretär: Professor Dr. Koch, 5. als Schatzmeister: Rentier Sonntag. Professor Dr. Koch bat um Erlaubniss, erst in Versammlung oder Garten - In- spektor Bouche&, der nicht anwesend war, schrift- lich um eine Aeusserung ersucht werden sollte. Der neuernannte Vorsitzende, Präsident Opper- mann, überreichte im Namen den Geheimen OÖber-Regierungsrath Knerk, der 14 Jahre ihm segensreich vorgestanden hatte, als ein Zeichen | seiner innigsten Verehrung und Dankbarkeit, der nächsten seine Annahme Niehtannahme auszusprechen, während des Vereines eine mit Früchten aller Art belegte Fruchtschale. Obergärtner Dressler hatte aus dem Garten des Banquier Seelig eine Blüthe der Lasiandra macrantha zur Ansicht übergeben. schöne Melastomatacee Diese wunder- verdient ihren wurde zuerst Jahre 1868 während der internationalen Ausstellung aus Brasilien Namen. der grossblühenden und im in Gent durch Linden von Brüssel, und zwar gleich in voller Blüthe, ausgestellt (s. 11. Jahrg. 166). Sie ist bereits mehrmals in der Wochenschrift besprochen Professor Koch theilte mit, in einem Ge- | und empfohlen worden. | dass er während seiner letzten Reise ı wächshause des Fürsten Fürstenberg zu Donau- | = i a = ı eschingen ein Exemplar der Lasiandra macrantha | gesehen habe, was ziemlich umfangreich gewesen und in voller Blüthe gestanden. Neuerdings ist eine Abart nit der näheren Bezeichnung floribunda in den Handel gekommen, die noch reiehblüthiger sein solle. Nach Prof. Koch ist dieses aber nicht richtige, denn | jede Lasiandra macrantha, wenn sie sich in guter | Pflege befindet, blüht reiehlich. 45 x E Ausgestellt fanden sich nur Pflanzen aus dem Versuchsgarten des Vereines vor, welche zur Ver- !oosung unter die Mitglieder bestimmt waren und am Ende der Sitzung auch verloost wurden. sah Dagegen neueren und Kartoffeln der Handelsgärtnerei von Schiebler und Sohn in Celle. Professor Koch machte die Anwesenden auf dieses Sortiment beson- Sortiment der aus man ein grosses neuesten ders aufmerksam, da sein Besitzer von jeher sich srosser Verdienste um die Einführung guter Sorten, besonders aus England, erworben. Schiebler und Sohn seien die ersten, welche auf die Paterson- sehen Kartoffeln, wenigstens in Deutschland, aul- merksam gemacht und besonders die jetzt allgemein verbreitete Viktoria-Kartoffel hauptsächlich verbreitet haben (vergl. 9. Jahrg. der Wochenschr. S. 20). Unter den 34 Sorten, welche dieses Mal aus- westellt waren, befanden sich für die Grosskultur unter Anderem neben den beiden schon kannten Farinosa länger be- und auch Paterson’s rothe, Dalmahoy und Prolifie. den Tafelkartoffeln nehmen die Sorten: Algier’sche Futter-, Unter Paterson’schen Nie- venkartoffeln, nicht allein wegen ihres Geschmackes, sondern auch zum Theil wiehtige Stelle wesen ihrer Tragbarkeit, Auf einer Quadratruthe und niger als 1 Scheffel, die blaue dagegen nur 47 Liter eine ein. hatten die früheste rothe die weisse nicht we- segeben. Von der Kartoffel St. Johannis, so wie von der Pariser Treib-, erhielten Schiebler und 2 Sohn sogar 1!/,, resp. 12); Schefliel. Zum Treiben möchte auch die amerikanische Mandel- und Breese’s Kartoffel Nro. 4 zu empfehlen sein. Besonders er- tragsreich ist Late rose — übrigens gar nicht so spät reifend, wie man dem Namen nach glauben sollte —, da hiervon auf einer Onadratruthe sogar 2 Scheffel geerndtet wurden. Auch die Kartoffeln: Climax und Breese’s peerless, mit 11/, Scheffel Er- als sie auch gut schmecken und nicht weniger zur Gross- trag, verdienen um so mehr Berücksichtigung, kultur empfohlen werden können. Kar- Grösse Alles Es ist zu bedauern. dass sie nicht gewogen worden waren, um ihr Gewicht festzustellen. freilich Direktor Gerstenberg 2 Knollen toflfeln vor, ihrer übertrafen, was man bis dahin gezogen hatte. legte welche hinsichtlich Die Pflanze, der man alle und Pflege zugewendet, hätte schliesslich einen Umfang von 7 Fuss erlangt. Gutsbesitzer Ernst in Wittenfelde bei Elbing hatte 2 Runkeln ausgestellt, von denen sich die SOrge Schwaan dureh Grösse auszeichnete Die andere, welche nur 15 Pfund wog, hatte merkwürdiger Weise, wenn man etwas eine ebenfalls und 25 Pfund wog. Phantasie ınit zu Hülfe nahm, die Gestalt einer Gans. Eine dritte noch schwerere, weil 33 Pfund wiegend, hatte der Besitzer nicht eingesendet. Schliesslich wurde von Seiten des Preisrichter- Amtes dem Kartoflelsortimente von Schiebler u. Sohn der Monatspreis zugesprochen. Der Obstbau an Eisenbahnen. Ist Deutschland auch lange noch nicht so über- völkert, wie das himmlische Reich im Äussersten Osten Asiens, wo man sich seit langer Zeit schon gezwun- gen sah, den grossen Flüssen Land abzugewinnen, indem man umfangreiche Flösse zur Aufnahme von suter Erde für den Anbau von Gemüsen erbaute, also sich auf dem Wasser schwimmende Gemüse- Gärten schaffte, hat es im Gegentheil, besonders im Östen, noch viele unfruchtbare und wüste Strecken von bisweilen nicht unbedeutendem Umfange, welche einer Befähigung für Kulturen entgegensehen, so ist es immerhin doch von Werth, wenn ein Theil des bereits den Kulturen entrissenen Terrains diesen wieder zugeführt wird. Im Königreiche Württemberg existiren jetzt über 150 Meilen Eisenbahnen, welche nahe 1700 Hektaren, also 6800 Magdeburger Morgen Fläche einnehmen und zum grossen Theil wenigstens erst dem kulturfähigen Boden Es liegen entnommen wurden. uns jetzt Vorschläge vor, wie dieser aul oder andere Weise der Kultur wieder- segeben wird. Zwei der tüchtigsten Obstkenner und Obstzüchter, Karl Baltet in Troyes und Dr. Ed. Lucas in Reutlingen, haben bereits vor mehrern Jahren durch die eine besondere Abhandlungen den Obstbau an Eisenbahnen Beide Männer leben allerdings in für Obstbau günstigen Gegenden, besonders der Erstere. In der Nähe von Troyes hat man, wie in Belgien, empfohlen. schon länger angefangen, die Eisenbahndämme mit Zwergobst zu bepflanzen. Wie uns berichtet wird, breiten sich dergleichen Anpflanzungen immer weiter aus und bedingen bereits einen Wohlstand bei der Bevölkerung, wie er früher nicht vorhanden war und wie er sich zu vermehren verspricht. In Deutsch- land, zumal im Württembergischen, aber auch inı Hannoverschen, hat man zwar ebenfalls angefangen, hier da Obstbau an den Eisenbahnen zu be- treiben, ohne aber bis jetzt zu eigentlichen Resultaten gekommen zu sein. Leider ist der Hofgartenmeister Borchers, der im Hannoverschen die Bepflanzung der Eisenbahnen auf den Wunsch der Regierung mit besonderer Liebe in die Hand genommen hatte, ohn- längst gestorben, und die Angelegenheit steht leider und Be wiederum verwaist da; in Württemberg hingegen hat | im Jahre 1869 die Regierung einen intelligenten, wenn auch noch jungen Förster, mit Namen Magenau, gewonnen, um damit vorzugehen. Seitdem sind erst 3 Jahre verflossen und Revier- förster Magenau ist bereits in einem Werkchen: „Steigerungen der Erträge des nutzbaren Eisenbahn- Areales, hauptsächlich durch Obstkultur“, mit seiner Ansicht hervorgetreten. Resultate können allerdings nach einer so kurzen Zeit von 3 Jahren noch nicht vorliegen: Revierlörster Magenau spricht es auch offen aus, er hat aber die Zeit’ redlich benutzt, um sich nach allen Seiten hin zu orientiren, auch ausser- halb seines engeren Vaterlandes sich zu diesem Zwecke umgesehen, und ist schliesslich zu der An- sicht gekommen, dass ein rationeller Obstbau auch an den Eisenbahnen nicht allein rentabel sein müsse, sondern auch ausserdem noch Vortheile bieten könne. Natürlich gilt das, was er sagt, zunächst nur für Württemberg, es hat aber im Allgemeinen so viel Interesse, dass wir’nicht anstehen, aus dem Werk- chen einige Mittheilungen zu machen. Gewöhnlich liegt das ganze Terrain, was die Bisenbahnen einschliesst, und zwar nicht allein die beiden Dämme auf den Seiten, sondern auch oft noch das übrige Terrain, was man bei der Erwerbung des Ganzen mit in Kauf nehmen musste, unbenutzt da. Nur hier und da sieht man fleissige Bahnwärter der- sleichen brach liegendes Land mit allerhand Blumen, aber auch, wenn es gross genug ist, mit Gemüse, besonders mit Kaıtofleln bestellt. Die Eisenbahn- Verwaltung selbst kümmert sich in der Regel gar nicht darum, denn der Vortheil, den sie möglicher Weise daraus ziehen könnte, ist zu unbedeutend gegen den, den die Eisenbahnen selbst abwerfen; sie möchte nebenbei auch für ihre Beamten fürchten, dass eine besondere Beaufsichtigung der möglichen Kulturen von Seiten ihrer Beamten diese von der Hauptsache, d. i. «en Angelegenheiten der Eisenbahn, abziehen könnte. Das Letztere braucht jedoch gar .nicht der Fall zu sein, da auch bei Chausseen und sonstigen öffent- lichen Wegen der mit der Beaufsichtigung betraute Bau-Inspektor ebenfalls für Bepflanzungen der Wege zu sorgen hat und bisweilen hier und da, besonders wenn noch eine besondere Liebe dafür vorhanden ist, sehr gut auch für die Wege sorgt. Wir haben im Gegentheil meist gefunden, dass allenthalben da, wo die Bepflanzungen an den Wegen sich in vor- züglichem Zustande, wie z. B. bei Jena, befanden, auch die Wege vorzüglich waren. In dieser Hinsicht verdient auch das kleine Braunschweiger Land genannt zu werden, wo alle öffentlichen Wege hauptsächlich mit Obstbäumen be- pflanzt sind. Es ist eine Freude, zu sehen, in welcher Ordnung diese Bäume gehalten und schön dabei die Wege sind? Braunschweigischen besondere Baumwärter gehalten und ein Wanderlehrer eıtheilt grade in der Zeit, wo am Obstbaume möglicher Weise etwas zu thun gibt, wie im werden Freilich werden in verschiedenen Gegenden Unterricht, an dem Jeder- mann unentgeltlich Theil nehmen kann. Man hat ausserdem noch die nachahmungswerthe Einrichtung getroffen, einzelne Bäume an ärmere Bauern der dabei liegenden Dörfer zu verpachten. Abgesehen davon, dass die Bauern im Allgemeinen mehr zahlen, als wenn die Bäume insgesammt verpachtet würden, so haben diese noch ein besonderes Interesse daran, dass die Bäume gut gehalten und hauptsächlich nicht von Frevlern besehädigt werden, und führen deshalb eine gute Aufsicht. Unter solchen Umständen lernt überhaupt das niedere Volk auch den Werth eines Obstbaumes erkennen. Revierförster Magenau bespricht in seinem nur 85 Oktav-Seiten enthaltenden und daher wohl auch nur wenige Groschen kostenden Werkehen zunächst die verschiedenen Weisen, Eisenbahndämme zu be- pflanzen. Diese gut und möglichst dauerhaft zu haben, besonders, wo beweglicher Sand vorhanden ist, ist sehr oft eine nicht leichte Aufgabe des bauen- den Ingenieurs und nimmt nicht Geld in Anspruch. Mag das Terrain sein, wie es will, so muss die erste Sorge darauf gerichtet sein, eine die Oberfläche möglichst bindende narbe auf den Dämmen zu schaffen. Wo es irgend geht, sucht man sich Samen der Kräuter und Gräser zu verschaflen, welche auf gleichem Boden, beson- bisweilen wenig Pilanzen- ders auf Wiesen und an Rändern, gedeihen und säet sie aus. Im Anfange verlangen die Dämme schon deshalb grosse Aufmerksamkeit, weil durch starken Regen u. s. w. leicht Lücken in der Bewachsung entstehen, welche alsbald wieder gedeckt werden müssen, wenn man sich nicht bald weiteren Ver- schlechterungen Man bedient sich und Entblössungen aussetzen will. auch wohl der Luzerne und der Esparsette, nicht des Klees, weil dieser eine nur kurze Zeit dauert. Dergleichen Anpflanzungen von Futterpflanzen geben zwar eine kürzere oder längere Zeit Ertrag. beuten aber oft leider nach 4—6 Jahren den Boden schon so aus, dass sie selbst nicht mehr gedeihen, und damit auch von Jahr zu Jahr geringeren Ertrag geben. Haben sich unterdess allerhand Rain- und Wiesenpflanzen anstatt der Futterkräuter angesiedelt, so wird die Pflanzennarbe auf der Oberfläche um 45* 356 so fester werden, als diese sich in gutem Zustande befinden. In der Regel geschieht dieses, wenn man nicht zu Hülfe kommt, was nur ausnahmsweise der Fall ist, aber nicht, und die Sommerhitze wirkt auf eine Weise ein, dass bald ein aufsteigender Strom ziemlich erhitzter Luft jedes erneute Emporschiessen von Pflanzen ziemlich unmöglich macht. Hat man in den ersten Jahren von solchen mit Wiesenpflan- zen oder Futterkräutern besäeten Eisenbahndämmen im Durchschnitt einen Reinertrag von ohngefähr 10 Thaler auf die Hektare gehabt, so nimmt dieser all- mählig ab und hört schliesslich auf. Auf schlechten Boden hat man im Württemberg- schen und sonst die leicht und rasch wachsende Akazie angebracht und damit die Dämme wenigstens einiger Massen befestigt. Ferner pllanzte man Eichen behufs der Rindenschälungen,. an und erhielt dabei denselben Ertrag auf die Hektare, den die Futter- kräuter abwarfen. Wo die Eichen gedeihen, mögen sie zu diesem Zwecke vorzüglich sein. Sie brauchen wenig Pflege und werden alle 15 Jahre abgetrieben, ohne dass die Bepflanzung, mit Ausnahme bedeutenden Stellen, erneut werden müsste. Noch vortheilhafter haben an un- sich an Eisenbahnen die Anpflanzungen von Weiden ergeben, da sie einen bedeutend höheren Eıtrag liefern. Weiden, je nach- dem man die passenden Arten wählt, gedeihen auch an trocknen Stellen. Vor Allem ist es die Goldweide (Salix vitellina), welche im Württembergschen all- semein in Weinbergen, besonders als Einfassung, an- gepflanzt und verbraucht wird. Der Bedarf an guten Weiden behufs des Bindens, des Flechtwerkes, der Anfertigung von Fassreifen u. Ss. w. ist, wenigstens in Norddeutschland, sehr gross und ihr Anbau, wenn er nur einiger Massen rationell betrieben wird, liefert daselbst Erträge. Bei Witien- berge (nicht Wittenberg) an der Elbe, dicht an der Mecklenburgschen Grenze, wo die Berlin-Hamburger Eisenbahn vorbeiführt, finden sich bedeutende Wei- den-Anpflanzungen. zum Theil jn Verbindung mit Eichenschälwaldungen, vor und geben nicht unbedeu- nicht unbedeutende tende Einnahmen von einem früher sterilen und wüst liegenden Boden. Ebenso haben die Weiden-Anpflan- zungen bei Harburg eine grosse Ausdehnung erhalten. Derlei Weiden-Anpflanzungen würden, wenn sie allenthalben an Eisenbahnen in Anwendung gebracht werden sollten, ein sehr monotones und langweiliges Ansehen geben. kanntlich aber Bei Geldfragen, wie hier, hört be- alle Gemüthlichkeit auf. Von Seiten der Eisenbahn-Verwaltungen würde deshalb, wie wir fest überzeugt sind, gewiss der Landesverschönerung kein Opfer gebracht werden, man würde allenthalben Weiden-Anpflanzungen an den Eisenbahnen machen, wenn sie nur viel Geld einbrächten und nicht Pflege beanspruchten, die in der Regel nicht gegeben wird und bei Mangel des Verstindnisses auch nicht gegeben werden kann. Sie bringen zwar bei gehöriger Ab- wartung erheblich mehr ein, als der Anbau von Futter- kräutern und von Eichen behuls der Rindenschälungen, aber in der Regel noch immer nicht genug, um dazu zu verlocken, dass man sich noch mehr Mühe gibt. Es kommt noch dazu, dass es grossen Eisen- bahn-Verwaltungen wie dem Staate geht, sie dürfen nebenbei keine industriellen Gewerbe treiben, weil sie doch in diesem Falle nicht so wohlfeil verwalten, als Privatpersonen, die ein ganz besonderes Interesse dabei haben und für Füllung ihres eigenen, nicht eines allgemeinen grossen Beutels, zu sorgen haben. Wenn schliesslich Revierförster Magenau den Obstbau bei Bepflanzung der Eisenbahnen, besonders der Dämme, als die beste Rente gebend, empfiehlt, so will auch er nieht, dass die Eisenbahn - Verwal- tungen sich selbst mit der Bepflanzung und Pflege von Obstbäumen beschäftigen; eben so verwirlt er, dass das zur Verfügung stehende Terrain, in klei- nere Strecken getheilt, an weniger Bemittelte ver- pachtet werde, sondern nach ihm müssen die Be- sitzer grösserer Güter oder Landstriche da, wo die Eisenbahn durchgeht, die zu bebauenden Stellen, und zwar gleich auf eine sehr lange Zeit, behufs der Anlage von Obstbau in Pacht nehmen. Dass auf diese Weise der höchste Ertrag für Benutzung des an den Eisenbahnen zur Verfügung stehenden Terrains erzielt würde, geben wir unbe- dingt zu. Wir glauben aber auch ausserdem, dass dem rationell betriebenen Obstbau noch eine Zukunft bevorsteht und dass daher auch Alles thun muss, ihn zu fördern. Was jedoch zunächst den Obstbau an Eisenbahnen betrifft, so verlangt er, wenn er im Grossen in Trieb gesetzt werden soll, ein nicht unbedeutendes Anlage -Kapital, was erst nach einer Zeit von wenigstens 10 Jahren anfängt zu rentiren. Nicht jedem Grundbesitzer steht aber für grosse, mit Obstbäumen zu bepflanzende Strecken ein solehes Kapital zur Verfügung. Heut zu Tage will und muss man rasch Geld verdienen. Man ar- beitet nieht mehr für die Kinder, wie früher, sondern zieht vor, diesen lieber gleich das baare Geld in die Hand zu geben. Nach 10 und 20 Jahren verändern sich auch oft die sozialen und landwirthschaftlichen Zu- stände auf eine Weise, dass die besten Berechnungen für die Zukunft zu Schanden werden können. Mit einem fremden Boden gibt sich ferner der Landwirth keines- man um wegs die Mühe, wie mit dem eigenen; dort will er - 9) 7 a noch rascher Vortheile aus dem Boden ziehen, da | nordöstlichen Deutschland, nicht in der Weise, um es ihm gleichgültig ist, was derselbe nach ihm ab- wirft. Der Obstbau rentirt aber um so mehr, je älter Jie Bäume werden. Erst nach 20 und 30 Jahren beginnt eigentlich erst der höchste Ertrag. Deshalb kann nur ein Gutsbesitzer, der seinem Vater auf dem- selben Terrain folgt und auch wünscht, dass das Gut seiner Familie erhalten bleibt, nichts Besseres und Einträglicheres thun, als wenn er alle nicht be- nutzten Stellen seines Landes mit Obstbäumen be- setzt, überhaupt Obstanlagen macht und sie fort- während in gutem Stande erhält. Diese späten Erträge der Obstbäume sind vor Allem die Ursache der grossen Abneigung der Land- wirthe besonders in Norddeutschland gegen Obst- bau. Sollte in der Weise, wie Revierförster Mage- nau in seinem Werkchen ausspricht, vorgegangen werden, so müsste man vor Allem die Abneigung der Landwirthe erst durch Belehrung und Aufklärung zu beseitigen suchen. Das möchte schwer sein, wenigstens aber noch eine geraume Zeit dauern. Es müsste, da wir ebenfalls glauben, dass Eisenbahn- dämme am belohnendsten mit Obstbäumen zu pflanzen sind, unserer Ansicht nach die Eisenbahn- Verwaltung selbst dergleichen Obstanlagen in die Hand nehmen. Dadurch wird ihr Geschäftskreis nur wenig erweitert. Der Ingenieur, welchem die Auf- sicht auf einer bestimmten Bahnstrecke übertragen wird, könnte ohne grosse Mühe durch einen sach- verständigen Obstgärtner die Anpflanzung ausführen lassen. Man nimmt dann einen sogenannten Baum- wärter an, der vielleicht schon vom Kreise, in dem ‚ie Eisenbahnstrecke liegt, angestellt ist und für die spezielle Beaufsichtigung sorgt, und überträgt diesem die Beaufsichtigung. Kommt die Zeit der Erträge, dann verpachtet man die ganze bebaute Strecke auf ein oder mehre Jahre an Obsthändler oder angren- zende Gutsbesitzer. Hauptsache ist dabei, dass der Baumwärter ein geschickter Mann ist, weder Be- schädigungen an den Bäumen duldet, noch diese sich selbst überlässt, sondern allenthalben da nach- hilft, wo es nothwendig ist. Nur auf diese Weise haben wir mit Revierförster Magenau die völlige Ueberzeugung, dass an den Eisenbahnen sich nicht allein Anlage und Unterhaltung bezahlt machen, sondern auch ausserdem noch ein nicht unbedeutender und zufriedenstellender Ueberschuss erzielt wird. Es sei uns jetzt gestattet, die Einwendungen, welche selbst einige der tüchtigsten Landwirthe der Rentabilität des Obstbaues entgegenstellen, etwas nä- her zu betrachten. 1. Der Obstbau gedeiht bei uns, wenigstens im be- Erträge geben zu können, er ist nicht naturwüchsig, hört man oft sagen. Dieser Vorwurf ist der hin- fälligste von allen und widerspricht aller Erfahrung. Im äussersten Osten unseres grösseren Vaterlandes bis Tilsit hin werden Aepfel, besonders Parmänen, Stettiner u. Ss. w. gezogen, welche denen der besten Öbstgegenden an Qualität und im Aussehen gleichen. Die Grummkower Birn ist ein Produkt des nordöst- lichen Deutschlands, eben so wie der Danziger Kant- apfel, zwei Früchte, welche sich den besten Birnen und Aepfeln des Südens anschliessen. Der Obstbau gedeiht nur dann nicht, wenn man ihm nicht die nöthige Aufmerksamkeit, welche alle Kulturpflanzen nach ihrer Weise verlangen, widmet. Der ÖObstbaum ist kein Waldbaum, den man sich überlässt, sondern unter gewissen Umständen, denen man auch feınerhin bei der Kultur Rechnung tragen muss, künstlich entstanden. Man muss nur in der Auswahl der zu pflanzenden Bäume vorsichtig sein und darf nach Boden- und klimatischen Verhältnissen nur die Obstsorten wählen, von denen auch die Er- fahrung gelehrt hat, dass sie gedeihen. Diel’s Napoleon’s Butterbirn, so der Gravensteiner und der Borsdorfer Apfel gedeihen auch in rauheren Lagen und sind so vorzügliche Birnen und Aepfel, dass wir beispielsweise recht gut Tottleben’s Birn und den weissen Kallvill, oder andere ein günstigeres Klima verlangende Früchte entbehren können. Aber auch ausser den genannten Früchten ha- ben wir für unsere Grosskulturen im nordöstlichen Deutschland noch viele andere Aepfel, auch Birnen, welche den Anbau reichlich belohnen. In der Regel will man leider aber von Seiten der Guts- besitzer nicht viel Geld anwenden, Obstbau gleich von vorn herein für eine verlorene Sache hält. Anstatt sich an eine gute und renom- mirte Baumschule zu wenden, kauft man von herum- ziehenden Händlern die schlechten Bäumehen, welche diese erst als Rückstände ausgekaulfter Parzellen obi- ser Baumschulen an sich gebracht haben, um we- und wie aber weil man den nige Groschen und wundert sich dann, wenn diese gar nicht oder mit Noth anwachsen und im letzteren Falle verschiedenartigsten tragen. Früchte Diese Früchte werden gewöhnlich als Be- weis des Nichtgedeihens des Obstbaues gezeigt, an- statt dass man sich schämen und lieber die Früchte sammt den Bäumen alsbald wegwerfen sollte. 2. Man sagt ferner, der Obstbau Wenn dieser Vorwurf schon in olhstreichen die verkrüppelt rentire nicht. durch das Gegentheil Gegenden entkräftigt wird. man nur bei denen, so darf welche ihn machen, die Obst- bäume ansehen, in welchem traurigen Zustande sie sich befinden. An der geringen Rentabilität sind nicht die Bäume, sondern ihre Besitzer selbst wegen der schlechten Pllege Schuld. Ein nicht unwichtiger Faktor, wenigstens der geringen Erträge grosser Anpflanzungen, ist ferner das Vielerlei von Obstsorten, welche man anpflanzt. Unsere Obstbaumschulen haben den grossen Fehler, der leider von den Käufern, welche immer etwas Neues haben wollen, sehr unterstützt wird, dass sie zu viel, und hauptsächlich auch schlechte oder we- nigstens Durch diese zu grosse Mannigfaltigkeit wird ausser- dem noch das Land der Baumschulen so beschränkt, unpassende Sorten zur Verfügung stellen. dass die wirklich guten Obstsorten in der Regel nicht in grösseren Massen dargeboten werden kün- nen und daher grosse Anpflanzungen einer Sorte sar nicht möglich sind. Es ist dieses schr zu be- dauern. Wenn man aus dem Obstbaue grosse Ren- es durchaus nothwendig, dass gute, besonders Wirthschafts- absetzen kann, anbaut. ten ziehen will, so ist man nur wenige, aber soıten, die man rasch 5 bis 10 Scheffel einer Sorte wird es in der Regel schwer, gleich einen Käufer zu finden, hat man deren aber hundert und tausend, so können sich Händler darnach einrichten und haben regelmässig ihren Bedar!. Sie gewöhnen das Publikum auch schliesslich an eine bestimmte gute Sorte, weil man sie zu jeder Zeit im Winter haben kann. Unter solchen Umstän- den sieht sich leider der, welcher gleich grosse An- lagen machen will, oft gezwungen, sich den Bedarf selbst heranzuziehen. Man muss endlich für die grossen Kulturen nur solche Sorten in der Reifzeit ein- ander mölichst nahe Am besten ist fest- hängendes, durch sein Aeusseres nicht verlockendes Winterobst, weil dieses die geringsten und daher wohlfeilsten Bewachungskosten in Anspruch nimmt und sich auch wegen seiner Dauerhaftigkeit leichter verkauft. Ausserdem ist Steinobst, hauptsächlich Kirschen und Bauerpflaumen oder Zwetschen, zum Anbau an Eisenbahnen zu empfehlen, da auch diese keine lange Bewachung verlangen. Sobald wegen der in der Reife verschiedenen Sorten die Bewachung 2 und selbst 3 Monate dauern muss, so geht dürch die Kosten der Bewachung wiederum ein nicht ge- ringer Theil der Einnahme verloren. Was schliesslich die Rentabilität des Obstbaues in wählen, welche stehen. selbst anbelangt, so werden wir später diese einem besonderen Artikel ausführlicher besprechen, als jetzt hier des beschränkten Raumes halber der Fall sein könnte. Für 3. Der Vorwurf des Obststehlens ist im nord- östlichen Deutschland ein ganz gewöhnlicher und leider auch gerechter. Diesem entgegen zu arbeiten ist Aufgabe der Schule. Leider beschäftigt man sich in unseren Landschulen oft viel zu sehr noch mit abstrakten Dingen und versäumt, die Kinder in dem, was nahe liegt, zu’'belehren. Bei den meisten Schu- len befindet sich für den Lehrer ein Garten, wo Obst und Gemüse zum Unterricht erzogen werden soll. Es existiren auch noch, selbst schon aus dem vori- sen Jahrhundeite, Verordnungen, welehe darauf hin- weisen. Wolle man nur dergleichen Schul-Gärten in Ordnung halten und bei dem Unterrichte die Kinder in das Interesse ziehen, damit diese Obst- und über- haupt Bäume achten lernen! Haben wir es erst da- hin gebracht, dass in den Dörfern selbst Obst gebaut wird und schliesslich eine Einnahme bildet oder wenigstens zum häuslichen Gebrauche dienen kann, so wird das Stehlen allmählig nachlassen und schliesslich ganz aufhören. Nicht weniger schadet der Frevel an Obstbäu- men, besonders derer an der Landstrasse Auch dieser würde bei besserer Erziehung der Kinder all- mählig seltener werden und ebenfalls endlich nieht mehr vorkommen. Der Frevel an Obst- und ande- ren Bäumen ist übrigens nicht immer Bosheit des Menschen, sondern vielmehr Nichtachtung fremden Eigenthums oder mehr Muthwille. Wir rathen übri- sens Jedermann, besonders wenn er an Landstrassen Obstbäume besitzt, sobald ein junger Baum abge- brochen ist, diesen alsbald zu entfernen und mög- lichst rasch durch einen andern zu ersetzen, denn auch der angeborene Nachahmungstrieb des Men- schen macht sich hier in so fern bisweilen geltend, als ungebildete und rohe Menschen, wenn sie einen abgebrochenen Baum sehen, ebenfalls und zwar gleich an dem nächsten ihren strafbaren Muthwillen gern zur Geltung bringen und diesen ebenfalls abbrechen. Ist in einer Gegend Obstbau vorhanden, so ist es durchaus dass sogenannte Baum- wärter angestellt werden. Man kann nicht von je- dem Bauer verlangen, dass er mit der rationellen Behandlung eines Obstbaumes vertraut ist, wenn wir auch keineswegs daran zweifeln, dass er bei einiger Liebe zum Obstbau es nach und nach erlernt. Dass auch Wanderlehrer zur Beförderung des Obstbaues. viel thun können, unterliegt ebenfalls keinem Zwei- fel. Diese anzustellen ist die eigentliche Aufgabe derjenigen Vereine, welche sich Beförderung des Pflanzenbaues im Allgemeinen und im Speziellen zur Aufgabe gestellt haben. dieses nothwendig, - . Ueber blaue Hortensien. Wir erhalten vom Hofgärtner Jäger in Eisenach folgende Mittheilung: „In Nr. 22 der Wochenschrift werden in einer Abhandlung mit gleicher Ueberschrift einige That- sachen bezweifelt, welche ganz sicher dastehen und jüngere Gärtner nur irre führen können, während ältere nicht begreifen, wie man überhaupt daran zweifeln kann. Als Ursache müssen wir einige An- gaben von Bossin (s. Wochenschrift S. 176) be- trachten. Stände nicht schon in der Wochenschrift 1869 S. 2 ganz bestimmt, dass die ersten blauen Hortensien schon in einem deutschen Gartenbuche von 1808 erwähnt werden, so könnte ich bestätigen, Jass sie nicht erst zu Ende der dreissiger Jahre bei uns eingeführt worden sind, denn ich besinne mich, dass sie Schon zu Ende der zwanziger Jahre auf dem Blumenbrette eines Apothekers die allgemeine Bewunderung errcegten. 1830 sah ich sie bereits bei dem Handelsgärtner, bei welchem ich eine Vorlehre senoss. Im Garten zu Belvedere bei Weimar, wo ich 1831—1834 lernte, hatten wir bereits blaue Hor- tensien in Menge und in grossen Exemplaren. Sie wurden in einer eisenhaltigen Sumpferde gezogen, welche auf einem Grundstücke des Gärtners Grauel in Nordhausen gefunden wurde, standen aber zum Theil noch in Kohlenmeilererde. Es muss deshalb das künstliche Blaumachen schon damals eine un- zweifelhafte Sache gewesen sein. Es steht ausser allem Zweifel, dass Eisen die Karbenwandlung hervorbringt, und zwar jetzt noch eben so sicher, wie früher, was in der Wochenschrift S. 176 bezweilelt wird. Wie die Färbung bewirkt wird, und warum sie nur bei den Hortensien staätt- findet, bleibt allerdings unerklärt. Ebenso ist es sicher, dass Alaun ebenfalls die Hortensien blau färbt. Die blaue Farbe hat sich höchst wahrscheinlich von verschiedenen Arten dureh zufällige Anwendung von eisenhaltiger Erde erzeust. Die S. 176 von Bossin als Merkwürdigkeit aufgeführte Thatsache, dass die Hortensie in Thonerde blau, in guter Gartenerde wie- der rosenroth blüht, erklärt sich sicher aus dem Ei- sengehalt der Thonerde. Es ist jedem Gärtner be- kannt, dass beim Verpflanzen blauer Hortensien in nicht eisenhaltige Erde die Blüthen im nächsten Jahre lilaroth, später wieder ganz roth werden. Am West- ufer des Lago maggiore bei Arona sah ich in allen Gärten sämmtliche Horfensien (dort grosse Land- sträucher) rein "blau blühen. So viel ich mich er- innere, ist dort das Gebirge Thonschiefer oder Glimmerschiefer. Dass nur Eisen und Alaun das färbende Element bilden, zeigt der Umstand, dass die Hortensie in der Kohlenmeilererde hiesiger Ge- send, wo der Urboden sehr roth, also stark eisen- haltig ist, blau werden, während dieselbe Erde aus den weiter östlich liegenden Theilen des Gebirges nicht dieselbe Wirkung ausüben soll. Die Kunst, die Hor- tensien mit Bestimmtheit blau zu färben, ist also nicht verloren gegangen, wird nur nicht mehr so wie früher geübt, weil der Gärtner durch dıe rasch auf- einander folgenden Neuheiten zur Vernachlässigung alter schöner Kulturen geführt wird.“ Es thut uns sehr leid, unserem verehrten Freunde, dem Hofgärtner Jäger, keineswegs in Allem, was er hier ausgesprochen, beistimmen zu können. Wer auf dem Felde der Wissenschaft arbeitet, geht bei seinen Untersuchungen und noch mehr bei seinen Aussprüchen etwas vorsichtiger und langsamer zu Werke, kommt aber um desto sicherer zum Ziele. Der Praktiker ist dagegen gar zu leicht von augen- blicklichen Erfolgen eingenommen und hält diese nur zu leicht für hinlänglich, um ein Urtheil aussprechen Plötzlich bleiben aber unbegreil- lichen Ursachen einmal die bisher gehabten Erfolge aus und machen ihn rathlos. Grade bei den Kulturen olt entgegengesetzte Methoden mit Erfolg sekrönt. Wir wollen nur die Frage die Zeit und über Art und Weise des Versetzens der Obstbäume, welche noch vor kurzer Zeit, als die Pomologen und Obstzüchter in Braunschweig tagten, Veranlassung zu erwähnen. zu können. aus werden über die weitläufigen Verhandlungen gab, Bei dem Einen ist die Herbstzeit, bei dem Anderen die Frühlingszeit zum Verpflanzen am Geeignetsten, der Eine will die zu versetzenden Obst- bäume derb, der Andere gar nicht beschnitten haben. Jeder beruft sich auf seine Erfolge und behauptet, dass er bei dem entgegengesetzten Verfahren stets keinen Erlolg gehabt habe. Wenn einander entgegengesetzten Beide bei recht dass nun ihrem Verfahren so unterliegt es doch keinem Zweifel, und dass von diesen erst die Erfolge der Herbst- oder Frühlings- Pflanzung, des scharfen oder möglichst geringen Be- haben, sanz andere Agentien mitsprechen, schneidens abhängig ist. Die Praxis hat allerdings Hortensien die Erfahrung dass gewisse Erden die blaue Farbe der Blüthe bedingen. Man slaubte, dass das in der Erde enthaltene Eisen Ur- in Betreff der blauen gemacht, sache sei und wurde noch in dieser Ansicht dadurch bestätigt, dass Eisenspähne, welche bei dem Schmie- den des Eisens abspringen und dann der Erde für die Hortensien beigemischt werden, die blaue Farbe bedingen. Andere hatten Erfolg aber denselben 360 durch Anwendung von Alaun oder Holzkohle. In beiden Fällen spielte das Eisen gar keine Rolle. Man hätte schon hieraus ersehen sollen, dass andere Faktoren massgebend sein müssen und dass das Eisen u. s. w. nur ein untergeordnetes Element sein kann. Die Ursache, welche Hofgärtner Jäger bei dem Blauwerden der Hortensien annimmt, ist dem- nach hinfällig. Wie wäre es sonst möglich, dass eine und dieselbe Hortensien-Pflanze in einer und derselben Erde, je nach der Temperatur-Verschieden- heit, wie es nach dem Inspektor Gireoud der Fall ist, bald blau, bald rath hlühen könnte! Wie wäre es ferner möglich, dass die in Japan in allen Erden konstant blaublühende Hydrangea Otaksa bei uns mit der rothblühenden in dieselbe Erde gebracht wird, doch eine lange Zeit ihre Farbe behält! Die Japanesen kultiviren noch eine zweite, aber hellblau- blühende Form, welche sie H. Azisai nennen und in allen Erden, mögen diese vorherrschend Eisen ent- halten oder nicht, blau blüht. Die Franzosen besitzen endlich eine ziemlich in allen Erden konstant blau blühende Hortensie, welche sie Imp£ratrice Eug£nie genannt haben. Öttolander zu Boskoop in Holland theilte uns früher mit, dass die ursprünglich blau blühende H. Otaksa in freien Grund und Boden seiner Baum- schule gebracht, in der Regel roth blühe, wenn sie aber kräftige Triebe mache und dann Blüthenstände von nahe 3 Fuss bilde, die ursprünglich blaue Farbe wieder hervortrete. (Vergl. 14. Jahrg. der Wochen- schrift S. 69 und 256.) Ist etwa hier auch das Eisen Ursache? Nach diesen Beobachtungen tüchtiger Gärtner, deren Richtigkeit ausser allem Zweifel liegt, sei es uns erlaubt, die Behauptung unseres geehrten Freun- des über den bestimmten Einfluss des Eisens auf das Blauwerden der Hortensiablüthen einstweilen noch in Frage zu stellen. Wir geben ihm aber darin völlig Recht, dass wir über die eigentlichen Vorgänge dieser Erscheinung noch gar nichts wissen. Es ist dieses Aufgabe eines Physiologen, deren Lösung wir vielleicht bald entgegensehen können. Leider, so viel wir wissen, hat sich aber noch Keiner ernstlich mit dieser Frage beschäftigt. Nur von Prof. Hoffmann in Giessen sind, aber leider nicht ausreichende, Un- tersuchungen darüber angestellt worden. Aus ihnen ist aber weiter nichts hervorgegangen, als dass das Blauwerden der Hortensienblüthen auf einem chemi- schen Vorgange, der in der Aufnahme gewisser Stoffe aus der Erde seinen Grund hat, beruht. In wie weit und ob das Eisen dabei betheiligt ist, hat nicht festgestellt werden können. Das Eisen ist ein so verbreitetes Metall der Erde, dass es wohl nir- sends fehlen und daher allenthalben aufgefunden werden möchte. Es gehört auch zu den minerali- schen Bestandtheilen, welche den Pflanzen nothwen- dig sind. Nach Einigen soll es vor Allem bei der Bildung des Blattgrüns eine grosse Rolle spielen. Schliesslich wollen wir noch bemerken, dass an der Sultzer Kuppe (Ballon de Soultz) in den Vogesen eine vorzügliche Erde gefunden wird. in der die Hortensien ebenfalls die schönste blaue Farbe erhalten. Diese Erde wird nicht allein, da ausser- dem alle Pflanzen in ihr vorzüglich gedeihen, im Elsass sehr viel verwendet, sie ist sogar ein wichtiger särtnerischer Handelsgegenstand geworden, der selbst bis nach Nordamerika versendet werden soll. “ Die Weinlaus (Phylloxera vastatrix). Wie wir früher mitgetheilt haben, war ein Mittel gegen die Weinlaus in Vorschlag gebracht worden, was einigermassen, wenn auch nur für beschränkte, nämlich tief liegende Gegenden, Abhülfe versprach: die Weinfelder unter Wasser zu setzen. Die Ent- deckung der geflügelten d. h. männlichen Thiere in srösserer Menge auf dem Boden zu gewissen Zeiten im Jahre scheint die nachhaltige Wirkung des Mittels zu bestätigen. Die Ehre dieser Entdeckung gebührt einem gewissen Faucon und dem Präsidenten des landwirthschaltlichen Vereins des Herault (in Süd- Frankreich) Gaston Bazille. Ersterer sandte näm- lich während der heissen Tage des Spätsommers einige geflügelte Weinläuse an den letzteren, der nichts Eiligeres zu thun hatte, als sich an Ort und Stelle zu begeben. Während die geflügelten Männ- chen der Ameisen, Blattläuse u. 5. w. zwar ebenfalls schwerfällig sind, sich aber doch der Flügel zum Fliegen hier und da bedienen, ist dieses bei denen der Weinlaus nicht der Fall. Sie bleiben auf der Erde und auf den darauf wachsenden Gräsern und kleinen Pflanzen und begatten sich hier wahrschein- lich mit den ebenfalls daselbst herumlaufenden un- geflügelten Weibchen. Beide bewegen sich ausser- ordentlich rasch auf ihren Füssen, die männlichen sind aber so klein, dass man sie nur mit scharfen: Auge in der nächsten Nähe erblickt. Faucon und Bazille waren gezwungen, sich auf den Boden aus- zustrecken und fanden die gefürchteten Thiere bald in srösster Menge. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91 . — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 46. | Dan en 16, November. % 3 1822. Preis des Jahrganges 5% 'Thlr., een bei Ben en den Buchhandel als auch nee durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Sechste Mereeae von F nchten. u a Seion in Er = Ba Me — Anzeige. | ? Seinige beitrug. Aber immerhin frugen wir uns, Sechiste Ausstellung warum pflanzt man in Bozen zu Spaziergängen in von Früchten und Wein Südtyrols in Bozen der Nähe keine Bäume an? Der fühlbare Mangel vom 21. bis 29. September. an Schatten gebenden Bäumen ist vor Allem dem Vor 3 Jahren berichteten wir, ziemlich um die- | Nordländer empfindlich. Kranke, wie sie sich im selbe Zeit, in-gärtnerischer Hinsicht über unseren | nahen Meran aufhalten, gehen deshalb nieht gern Aufenthalt in Bozen (12. Jahrg. der Wochenschrift | nach Bozen, obgleich dieses sonst die Annehmlich- S. 312); wir haben wiederum Gelegenheit, über Bo- | keiten einer grösseren Stadt auch in grösserem zen zu sprechen, da wir in Folge einer speciellen | Maasse darbietet und mehr Gelegenheit gibt, das ächt Einladung des dortigen landwirthschaftlichen und | deutsche Volk der Tyroler in seinen guten Eigen- Gartenbau-Vereins am Preisrichter- Amte bei einer | schaften kennen zu lernen. Ausstellung von im südlichen Tyrol erzogenen Früch- Wir rügten schon vor drei Jahren diesen Man- ten Theil zu nehmen, uns im letzten Drittel des Sep- | gel an Schatten gebenden Bäumen gegen unsere tember-Monats fast eine Woche in der im Mittel- | Freunde: man hat aber leider noch keine Anstalten alter und selbst noch ein Paar Jahrhunderte später | zur Abhülfe dieses Uebelstandes getroffen. Er ist berühmten Stadt, welche damals den Handel zwi- | um so fühlbarer, als auch in Bozen, wie sonst in schen Htalien und Deutschland vermittelte, aufhielten. | Südeuropa und noch mehr im ÖOriente, die mit den Im Jahre 1869 herrschte noch im September | Häusern verbundenen Gärten durch hohe weisse eine Wärme, welche nur zu deutlich uns kundthat, | Mauern abgesperrt sind und enge Wege zwischen dass wir uns bereits jenseits der Alpen befanden. | sich haben, wo man ,; wenn die Sonne hoch steht Es war kaum möglich, in der Mitte des Tages aus- | und man daselbst wandelt, olt der schwülsten Hitze zugehen, wenigstens keine längere Exkursion zu | ausgesetzt ist. Wir sind völlig überzeugt, dass, machen. So viel wir aber auch durch die Wärme, | wenn Bozen für die wärmere Jahreszeit einiger selbst noch bisweilen in den späteren Nachmittags- | Massen Schatten gebende Spaziergänge hätte, der stunden, litten, so wirkte die Schönheit einer gross- | Zudrang länger bleibender Fremder sich bedeutend artigen, an Abwechslungen reichen Natur, wie sie | steigern würde. Weiter von der Stadt entfernt sind selbst nur wenige andere Orte in Tyrol und in der | allerdings so viele Parthien, welche Schatten geben, Schweiz in dieser Weise besitzen, doch so erhebend | dass wiederum die Auswahl grösser ist, als in Meran. auf uns, dass wir auch dieses ‚kleine Ungemach gern Das letzte Drittel des Septembers in diesem ertrugen, zumal der längere Umgang mit biedern | Jahre liess den Mangel an Schatten keineswegs füh- und unterrichteten Bewohnern der Stadt auch das | len, ein Ereigniss, was selbst den Bozenern ausser- 46 362 gewöhnlich vorkam. Wir hatten geglaubt, dass wir uns auf jener Seite der Alpen, nachdem wir auf der Reise nach Bozen schon von Leipzig an Regen und eine sehr niedere Temperatur, welche auf dem Bren- ner den höchsten Grad erreichte, gehabt, und uns eine Erkältung zugezogen hatten, einiger Massen wieder erwärmen und damit erholen könnten. Wir wurden leider gründlich getäuscht, denn es war und blieb, einen einzigen Tag ausgenommen, auch in Bo- zen, also jenseits der Wasserscheide, kalt und reg- nerisch. Es thut uns dieses um so mehr leid, als wir gern auch die Fortschritte im Obst- und Wein- bau, welche sich in der Ausstellung auf eine erfreu- liche Weise kund thaten, in den Gärten und an den Bergen besser gesehen hätten, als es unter obwal- tenden Umständen geschehen konnte. Wir haben uns in unserem ersten Berichte da- hin ausgesprochen, dass trotz alles vorzüglichen Obstes in Südtyrol die Kultur der Bäume daselbst keineswegs eine gute und erfreuliche genannt wer- den könnte. Es seht Bozen und dem ganzen Süd- tyrol, wie anderen sich eines gleichen glücklichen und milden Klima’s erfreuenden Gegenden, beson- ders des westlichen und südlichen Frankreichs: die Natur ist auch ohne Zuthun des Menschen mit ihren Erzeugnissen freigebig. Wollten wir in Norddeutsch- land die Bäume so unbarmherzig behandeln, wie zum Theil noch bei Bozen und in Südtyrol, so würde es mit unseren Obst-Erndten schlecht stehen. Ueber den Alpen, eben so in Frankreich, hat man gar kei- nen Begriff, was man sich bei uns im Norden mit dem Obstbaue für Mühe geben muss, wenn er nicht allein Ertrag, sondern auch etwas Gutes geben soll. Trotzdem erzieht man aber auch in Norddeutschland in einzelnen Fällen Früchte, welche an Schönheit und Wohlgeschmack denen aus Südtyrol nichts nach- geben. Was hier das Klima versagt, muss die kunst- fertige Hand des Obstgärtners ersetzen. Noch denkt ein grosser Theil der Obst bauen- den Südtyroler nicht daran, ihre Bäume, wenigstens alljährlich, einmal zu reinigen und auszuschneiden. Wenn aber schlechte oder dürre Aeste doch einmal herausgeschnitten werden, so geschieht es in der Regel nicht mit Vorsicht und dicht am Stamme, wie meist bei uns, sondern man lässt noch einen halben Fuss langen oder längeren Stummel stehen. Dieser Stum- mel wird oft in seiner Mitte faul. Die Fäulniss dringt allmählich tiefer ein, bis sie schliesslieh das Herz des eigentlichen Stammes ergriffen hat und damit den Baum krank, schliesslich todt macht. Diese lü- derliche Weise des Wegnehmens der untauglich ge- allein zu finden, man sieht sie leider auch in manchen Obstgärten des mittleren und südlichen Deutschlands, wo ihre Folgen natürlich noch nachtheiliger sind. Uns schien überhaupt die Behandlung des Apfel- baumes in Südtyrol im Allgemeinen nicht die natur- gemässe. Dieser Umstand möchte auch der Grund sein, warum man nur selten im Thale der Etsch schöne Bäume sieht und warum diese auch in der Regel kein hohes Alter erreichen. Der Apfelbaum wächst bekanntlich ganz anders, wie der Birnbaum, dessen Hauptstamm sich bis in die Krone fortsetzt. Deshalb ist dieser auch zu Pyramiden weit mehr geeignet, als jener. Bei dem Apfelbaum geht da- gegen in der Regel die Fortsetzung des Hauptstam- mes zeitig zu Grunde, es bilden sich dafür an seiner Spitze einige Hauptäste, welche dicht beisam- men stehen und nach allen Seiten sich entwickeln. Die natürliche Form des Apfelbaumes ist daher die Kesselform. Die meisten Aepfelbäume in der Um- gegend von Bozen hatten aber nicht eine dieser einiger Massen nahe stehende Form, sondern waren in der Regel ähnlich dem Birnbaume erzogen. In wärmeren Ländern gibt man im Allgemeinen bei der Kultur dem Birnbaum den Vorzug vor dem Apfelbaum. Ersterer verlangt auch ein günstigeres Klima, während der Apfelbaum im kälteren Norden mehr und besser gedeiht. In Frankreich ist, mit Ausnahme des Nordens, wo wegen der Ciderberei- tung sehr viel Aepfel herangezogen werden, und einiger zarteren Sorten von Aepfeln, der Birnbaum nebst der Pfirsiche das beliebteste Obst. Nicht so in Südtyrol, wo man umgekehrt beim Obstbaue den Aepfeln den Vorzug gibt und Birnen nur nebenbei kultivirt. Sollte die Alpenluft hier einen besonderen Einfluss ausüben? Während Borsdorfer und Graven- steiner z. B. grade in Mittel- und Norddeutschland das feinste Aroma haben und schon jenseits des Thüringer Waldes geringer sind, in Frankreich so- gar aber an Güte weit nachstehen, ist, wenigstens der Borsdorfer, im südlichen Tyrol, aber schon in Böhmen und in Oesterreich, ganz vorzüglich, in Grösse und äusserem Ansehen sogar in der Regel selbst noch im Vorzuge. Die Aepfelbäume hatten in diesem Jahre auch in Südtyrol, wie im südöstlichen Deutschland, wegen eines schwärzlichen, kleinen, an den jungen Zweigen und Blättern massenhaft auftretenden Pilzes, über den noch in der Wochenschrift später gesprochen werden wird, ein trauriges Ansehen. Zu der Pilz- krankheit war noch mehrmals Hagelschlag gekom- men, von dem noch hier und da Verwundungen wordenen Aeste ist übrigens bei den Tyrolern nicht | aller Art sichtbar waren. Ausserdem hatte sich, beson- 363 ders an solchen verwundeten Stellen, die Blutlaus, welche leider sich schon seit mehrern Jahren in Südtyrol eingenistet hat, ebenfalls eingefunden und trug nicht wenig bei, die schon an und für sich stark angegriffenen Bäume noch mehr erkranken zu machen. Endlich gehört auch die grosse, haupt- sächlich bei uns am Holze der lebendigen Weiden- stämme lebende Raupe des Weidenbohrers (Cossus ligniperda) noch im Thale der Etsch zu den gefähr- lichsten Feinden des Obstbaumes. Uns war diese Er- scheinung neu, da der Weidenbohrer, so viel wir wenigstens wissen, in Norddeutschland Obstbäume nicht heimsucht. Trotz aller dieser Kalamitäten hatte der landwirthschaftliche und Gartenbau - Verein in Bozen eine Ausstellung veranstaltet, die zu den vor- züglichsten gehört, die wir je gesehen haben. Man sieht, dass ein solches für Obstbau günstiges Klima, wie Tyrol besitzt, Alles zu überwinden vermag. Es ist eine erfreuliche Thatsache, dass man in Bozen nicht allein, sondern wie es scheint, im gan- zen südlichen Tyrol, seit einigen Jahren bemüht ist, diesen gerügten Uebelständen in der Kultur abzu- helfen. Vor Allem ist es der Weinbau, aber nicht weniger auch die Weinkellerei, welche nach unseren eigenen Erfahrungen bedeutende Fortschritte gemacht hat. Wir haben bei der Preiszusprechung, wenig- stens an dem Kosten des Weines, Antheil genommen und vorzügliche Tafelweine, von denen wir auch später sprechen werden, getrunken. Wenn man bisher von Seiten der Bewohner Südtyrols dem Obst- und Weinbau so wenig Auf- merksamkeit geschenkt hat, so liegt auch ein natür- licher Grund vor. Nach Italien, wo selbst sehr viel Wein gebaut wird, konnte man sein Produkt eben so wenig ausführen, wie nach den übrigen öster- reichischen Erbländern; nach Norden ging es noch weniger, weil hier der hohe Zoll Schranken setzte. So blieb nichts weiter zum Absatz übrig, als Nord- tyrol, wo der geringe Wohlstand der Bewohner lei- der aber keineswegs gestattete, für guten Wein und Obst viel Geld auszugeben, man war daselbst mit dem schlechtesten, weil wohlfeilen Getränke zufrie- den. Man trinkt wohl unbedingt im Allgemeinen den schlechtesten Wein in Nord-Tyrol. Besser ist es schon mit dem Obste in Südtyrol bestellt, da dieses im frischen Zustande keinen Zoll zahlt und deshalb leichter nach Deutschland ausge- führt werden kann. Der Markt südtyrolischen Obstes erstreckt sich bereits bis Berlin, wo Delikatessen- händler mit dergleichen, aber auch zum Theil mit Weintrauben ihre Schaufenster schmücken und trotz des natürlich hohen Preises Käufer anziehen. Mün- dazu einen früher berühmten, chen war früher eine Stadt, welche sich durch Feil- bieten schlechten Obstes auszeichnete und wo umge- kehrt gutes Obst zu den seltenen Dingen gehörte. Seit einigen Jahren ist es anders geworden. Man erhält hauptsächlich schöne wohlschmeckende Zwetschen und Weintrauben um ziemlich niedrige Preise. Von Aepfeln tyrolischen Ursprungs hat man selbst in München eine ziemlich grosse Auswahl. Da der Norden für Süd- Tyrol hinsichtlich des Obstes und Weines das einzige Absatzland von Bedeutung ist, so sind auch die Blicke aller Bozener nach Deutschland gerichtet. Gewiss ist kein Wunsch natürlicher und gerechter, als dass einmal die Zoll- schranken zwischen Deutschland und den österreichi- schen Erblanden fallen möchten. Da jetzt Deutsch- land, wie ein sachkundiger Engländer erst vor Kur- zem ausgesprochen hat, die Stütze des Freihandels ist, Frankreich aber sich fast wie Russland abschliesst und den schutzzöllnerisehen Ansichten bereits zum Theil sich übergeben hat, da ferner Oesterreich - Un- garn sich den freihändlerischen Ansichten mehr als früher zuneigt, so wollen wir uns gern im Interesse der Südtyroler, aber auch im eigenen, der Hoffnung hingeben, dass recht bald die lästigen Zollschranken zwischen den beiden auf einander gewiesenen gros- sen Völkern ganz fallen, oder die Zölle wenigstens bedeutend ermässigt werden. Es hat für jeden ächten Deutschen stets etwas Unangenehmes, wenn er gegen Deutsche die lästige Zollschranke gezogen sieht und nicht einmal mit denen, die dieselbe Sprache reden und gleich denken, kommuniziren kann. Ist am Rheine gegen Elsass endlich die Zollschranke ge- fallen, so mag sie auch gegen die durch und durch deutschen Tyroler ebenfalls beseitigt werden. Ehe wir zur Ausstellung selbst übergehen, sei es uns erlaubt, zuvor noch mitzutheilen, dass eben jetzt ein mit Gärtnerei verbundenes pomologisches Institut in der nächsten Nähe von Bozen, und zwar am Weinberlhofe zu St. Jacob, gegründet ist. Von einem Privatmanne zwar ausgegangen, muss man wünschen, dass auch die Regierung das Ihrige thut, um es in seiner schwierigen Aufgabe zu unterstützen. Wo eine rationelle Behandlung des Obstbaues im Allgemeinen noch zu den frommen Wünschen gehört, ist gewiss ein solches Institut nothwendig. Unter- nehmer ist der auch in Deutschland, besonders durch Handel mit Alpenpflanzen, längst bekannte Gärtner Unterrainer in Innsbruck. Seine ursprüngliche Gärtnerei besteht noch in Innsbruck, wenn wir nicht irren, unter speeieller Leitung eines Solınes. Seit 2 Jahren hat er aber hier ein Filial gegründet und nach dem Tode des 46* Besitzers aber sehr vernachlässigten Obst-Garten ge- wonnen. Mit der Gärtnerei ist auch das Institut ver- bunden. Bereits sind grössere Baumschulen in einer Weise angelegt, dass sie etwas zu versprechen schei- nen. Unterrainer’s Töchter verfertigen mit sehr viel Geschmack und mit Fertigkeit von kleinen getrock- neten Alpenblumen, den Edelweis in der Mitte, aller- hand künstliche Zusammensetzungen, welche sie in der Mitte einer Enveloppe von starkem Papier und ein sogenanntes, hier sehr flaches Kräuterkissen ein- schliessend, anbringen. Diese Enveloppen erhält man übrigens um billige Preise durch ganz Tyrol. Hier und da, wie mir berichtet wurde, auch Niederlagen von diesem Luxusartikel in einigen Städ- ten Deutschlands vorhanden. Ein weiterer Fortschritt in der- Obstkultur ist die Anstellung besonderer Wanderlehrer. 50 viel wir wissen, existirt aber ein solcher zunächst nur in Trient und ist vom dortigen landwirthsehaftlichen Vereine angestellt worden. Es ist ein tüchtiger, jun- ger Gärtner, mit Namen Frank. Wie sehr es den südtyrolischen Vereinen daran liegt, mit auswärtigen, gleichen Zwecken nachgehen- den Vereinen in Verbindung zu treten, wird man aus früheren Berichten in der Wochenschrift über grös- sere Ausstellungen, besonders pomologische, ersehen haben. Der Bozener Verein hat seit der 2. Pomo- logen-Versammlung in Gotha im Jahre 1857 an allen folgenden Versammlungen regen Antheil genommen; seine Obst-Sammlungen gehörten stets zu den bes- seren und erhielten besondere Preise. Auch dieses Mal befand sich der oben genannte Wanderlehrer Frank während der 6. Pomologen-Versammlung am 10. Oktober in Braunschweig. Um den Handel mit Obst nach Deutschland or- dentlich zu betreiben, hat sich eine besondere Ex- port-Gesellschaft Südtyroler Früchte gebildet, welche die guten Früchte in Südtyrol zu kaufen bemüht ist und nur solche in den Handel zu bringen sucht. Ausser- dem giebt es aber noch einzelne Händler, welche bereits einen ziemlich grossen Export nach den grös- seren deutschen Städten besitzen. Wir nennen un- ter Anderen die gewiss schon Vielen bekannte Hand- lung von Johann Holzknecht in Bozen, die in der Leipziger-Strasse zu Berlin bereits ein Filial be- sitzt. Beständig sieht man hier am Schaufenster Menschen, die das schöne Obst neugierig beschauen. Besonders machen wir aber noch auf die Handlung verwertheter, besonders kandirter und eingemachter Früchte, von Marmeladen und Fruchtsäften von Jo- seph Ringler’s Söhne in Bozen aufmerksam. Auf sie werden wir später zurückkommen. sind Wenn der Tyroler Wein bei uns leider auch noch dem Zoll unterworfen ist und damit sein Be- zug nicht wenig theurer wird, so wollen wir doch nicht unterlassen, auf Produzenten aufmerksam zu machen, von deren guten Weinen wir uns selbst überzeugt haben, also aus Erfahrung sprechen kön- nen. Es sind dieses die Weingarten -Besitzer Jo- seph Perger, früher Eigenthümer des Gasthofes zur Traube in Bozen, und Leonhart Hölz] in Gries (Firma: Franz Simon v. Fritz in Bozen). Aus- serdem sind noch Andere vorhanden, deren Pro- dukte zu erproben wir nur nicht Gelegenheit hatten. Wir wollen jedoch die nennen, welche von Seiten der Preisrichter die höchsten Preise zugesprochen erhielten: Andreas Kirchebner, Dr. Joseph v. Braitenberg. und Franz Tschurtschenthaler, sämmtlich in Bozen. Die Früchte des günstiger gelegenen Thalgebietes der Etsch, in dem Bozen liegt, wurden von denen der rauheren Lagen an den Bergen und in den Thä- lern der höhern Nebenflüsse bei der Beurtheilung geschieden. Aus den Sortimenten der letzteren trugen die höchsten Preise für Obst im Allgemeinen: Kom- munalverwalter Joh. Schuster in Schlanders, für Aepfel: der landwirthschaftliche Verein in Klausen, und für besonders hervorragende Leistungen in der Obstkultur: Wittwe Karoline Baur den Sieg davon, im Thalgebiete hingegen für Obst im Allge- meinen: Georg Ritter v. Toggenburg in Bozen, für Aepfel: Joseph Weger in Girlan, für Birnen: Andreas Kirchebner in Bozen, für das schönste und grösste Trauben -Sortiment: Wittwe Karoline Baur, für sogenannte Südfrüchte: Andreas Kirch- ebner, für Südfrüchte besonders schön auf einem Tafelaufsatz arrangirt: wiederum derselbe, und end- lich für Orangen und Limonen: Georg Ritter von Toggenburg. Die Ausstellung fand in 2 schönen, ziemlich geräumigen Sälen der Handelskammer, welche über- einander lagen, statt und war von Jos. Prucha, Gärtner des Erzherzogs Heinrich, mit Unterstützung des Vereinsgärtners Mader, auf eine so sinnige Weise arrangirt worden, dass wir wohl wünschten, sie fände Nachahmung. Das günstige Lokal, was unter An- derem im Hintergrunde des unteren Saales noch einen viereckigen, oben offenen und einem Klosterhofe nicht unähnlichen Raum, geschmückt mit prächtigen tro- pischen Pflanzen in wohlgelälliger Aufstellung enthielt, mag viel zur Erhöhung des Eindruckes beigetragen haben: man hatte aber auch ausserdem meisterhaft verstanden, das sonst in Massen eintönige Ausstel- | Jungs - Material von Früchten auf ächt künstlerische 365 Weise zu verwerthen. Mit Ausnahme einer grossen Obst- und Wein- Ausstellung in Bordeaux, der wir, wenn wir nicht irren, im Jahre 1863 beiwohnten, hatten alle Obstausstellungen, auch die in“Paris und London, schliesslich etwas ausserordentlich Lang- weiliges. Die langen Tafeln, mögen sie flach oder terrassenartig aufgebaut sein, sind, eben so wie die Tische, und wenn sie mit noch so schönen Früchten auf Tellern geschmückt werden, nicht im Stande, das Monotone zu verdrängen, selbst wenn hinter ihnen längs der Wand noch Pflanzen- und Blumentöpfe, die in der Regel leider auch keineswegs zu den ausgesuchteren gehören, stehen. In den Ausstellungsräumen der Öbstausstellung in Bozen war es anders. Die langen flachen oder terrassirten Tafeln waren ganz vermieden, auch an den Wänden. Hier standen längliche Tische mit Fruchtvasen in der Mitte und getrennt von einander durch angebrachte Gesimse oder kleinere Etageren, während die Mitte der beiden Säle von grossen Etageren oder anderen entsprechenden Vorrichtungen eingenommen war. Die Früchte selbst von einer Vollkommenheit, wie sie durchaus nur in einem solchen günstigen Klima, als Südtyrol besitzt, wachsen, lagen allerdings ebenfalls auf Tellern, aber am Rande der Etageren- Absätze hatte man einladende Trauben mit dem Laube oder dergleichen, in der Mitte hingegen, den Träger der Absätze deckend, allerhand Südfrüchte, ebenfalls noch an den Zweigen, also mit Blättern versehen, angebracht. Auf dem obersten und klein- sten Absatze stand in der Regel eine Vase flach oder in der etrurischen Form, auch ein sinnig ge- flochtener Korb, gleichsam ein Pickenick (wir finden in der That keinen bezeichnenderen Ausdruck) von verschiedenen einladenden Südfrüchten enthaltend. Man hatte meisterhaft verstanden, selbst den grossen Früchten, wie Melonen, Pompelmus, riesigen Granat- äpfeln u. s. w. etwas Leichtes zu geben. Jede dieser Schalen, Vasen und Körbe hätte den alten holländi- schen Meistern in Fruchtstücken Gelegenheit geben können, ihre Kunst in Anwendung zu bringen. Wir schliessen hier unseren Bericht und werden nicht versäumen, wenn die nächste und siebente Ausstellung von Früchten und Wein in Bozen statt- findet, Kenner und Laien aufzufordern, dahin zu gehen. Die Natur ist ausserdem in Tyrol so verschwenderisch, die Menschen sind so bieder und brav, dass, wenn man einigermassen vom Wetter begünstigt ist, man nach allen Richtungen hin zufriedengestellt heimkehren wird. Wir können aber nicht umhin, bevor wir schliessen, den Leitern dieser schönen Ausstellung, vor Allem aber dem Vorsitzenden des Ausschusses, dem Vize- präsidenten der Handelskammer Schuler in Bozen, gewiss auch im Namen der vielen Fremden. welche sich in der letzten Woche des Septembers in Bozen befanden, aber auch dem Weinbergs-Besitzer Perger den aufrichtigsten Dank auszusprechen. Botanical Magazine. Jahrgang 1871. Ausnahmsweise ist dieses Mal die Zahl der be- schriebenen Orchideen geringer als in früheren Jahr- gängen. Trotzdem liebt der Engländer Orchideen eben noch so wie früher. Einige Pflanzenliebhaber lassen nach, andere dagegen beginnen ihre Vorliebe für die eigenthümlichen Glieder dieser Familie zu entfalten. Wiederum ist eine Form des beliebten und gross- blumigen Onceidium tigrinum Llav. et Lex. (auf der 5878. Tafel) dargestellt. Sie unterscheidet sich durch grössere Blüthen von der Hauptart und wurde zuerst von Duchartre, der sie im Jahre 1862 auf einer Ausstellung des Gartenbau-Vereins in Paris sah, unter dem Namen Oneidium splendidum beschrieben. Vaterland sind Mexiko und Guatemala. Die birnförmigen Scheinknollen von 2 bis 31, Zoll Länge stehen gehäuft beisammen und haben nur ein elliptisches und dickfleischiges Blatt von 1 bis 2 Fuss Länge. Aus ihrer Basis kommt ein 2 Fuss langer Stiel hervor, welcher eine Rispe 2 Zoll im Durch- messer enthaltender Blüthen trägt. Die Grundfarbe ist hellgelb, wird aber an den im Verhältniss zur Lippe sehr kleinen Blumenblättern durch Querbinden unterbrochen. Dendrobium barbatulum Lindl. (Tab. 5918) ist eine ostindische Orchidee, welche zwar schon seit dem Anfange dieses Jahrhunderts in England einge- führt, aber erst später (1830) durch Lindley und Paxton festgestellt worden ist. Sie wurde mehr- fach verkannt. Zunächst bildete Wisht unter die- sem Namen eine Art ab, welche später den Namen D. ehlorops erhielt, dann hat Bateman das im botanical Magazine (Tab. 5444) früher schon bildlich dargestellte D. barbatulum als falsch erkannt und D. Fytceheanum genannt. Alle 3 Dendrobien haben weisse Blüthen, deren Blumenblätter aber nur bei dem ächten D. barbatulum breit elliptisch sind. Mehre blattlose Stengel mit etwas zwiebelartig angeschwol- lener Basis und von Fuss-Länge tragen in Zwischen- räumen ziemlich aufrecht stehende Trauben von 3 bis 4 Zoll Länge und auf kurzen Stielen. Die ellip- tischen Blätter von 3 bis 4 Zoll Länge befinden sich nur an den Jungen Trieben. braune 366 Epidendrum evecetum Hook. (Tab. 5902) wurde von Purdie in den Bergen Neugranada’s auf- gefunden und gehört deshalb zu den kalt zu kulti- virenden Arten. Am nächsten steht die Art der erst vor Kurzem eingeführten E. Lindeni Lindl. und ge- hört mit dieser in die Abtheilung der schistochila tuberceulata. Mehre 3 bis 4 Fuss lange Stengel ver- ästeln sich und die Aeste sind nach oben zu mit elliptischen, 4 bis 6 Zoll langen Blättern in 2 Reihen besetzt. Besonders reizend nimmt sich die Pflanze in Blüthe aus, da die Blüthentrauben von 4 bis 6 Zoll Länge und 3 bis 4 Zoll Breitendurchmesser eine prächtige dunkelrothe Farbe haben. Epidendron Pseud-Epidendron Rechb. (Tab. 5929) stammt aus Neugranada und gehört zu derselben Abtheilung. Wiederum befinden sich neben einander mehre, an der Basis zwiebelartig verdickte Stengel dicht bei einander, verästeln sich aber nicht. Zwischen den 5 bis 7 Zoll langen Blättern am Ende des Stengels kommt die wenig-blüthige Aehre her- vor. Der oft 1 und 1!/, Zoll lange und sehr schlanke Fruchtknoten hat dieselbe grüne Farbe, wie die über Zoll langen und schmalen Blumenblätter, dagegen ist die langgestreckte, oben sehr breite Lippe braun, mit Ausnahme des gelben und gezähnelten Randes. Megaclinium purpuratum Lindl. (Tab. 5936) wächst im Osten des heissen Afrika’s und bildet ein stielrundes Rhizom von der Stärke eıner Gänsefeder. Am Ende der Aeste erheben sich die schmal - ellip- tischen Scheinknollen von 11), bis 2 Zoll und endi- gen mit einem Paar dunkelgrüner und elliptischer Blätter, welche eine Länge von gegen 4 Zoll haben. An ihrer Basis kommt der 10 bis 18 Zoll lange Sten- gel hervor, dessen obere Hälfte blattartig erscheint, eine braun gezeichnete Farbe besitzt und längs der Mitte der einen Fläche die kleinen, nur wenige Li- nien im Durchmesser besitzenden Blüthen trägt. Deren weisse Farbe wird durch rothe Punkte unter- brochen. Drymoda pieta Lindl. (Tab. 5904) ist eine der sonderbarsten und kleinsten Orchideen, welche wir besitzen. Sie stammt aus Mergui auf der Ma- laiischen Halbinsel und wurde von Griffith ent- deckt, nach Kew dagegen durch Parish gesendet, der sie in Moulmein fand. Die ganze Pflanze besteht aus einem kreisförmigen Scheinknollen von 4 bis 6 Linien Durchmesser und sitzt an den Aesten ver- schiedener Bäume meist reihenweise an. Aus seiner Mitte entspringt der stadenförmige Stengel von 11, Zoll Länge und trägt nur eine einzige Blüthe von 8 bis 12 Linien Durchmesser und weiss-grün-rothbun- ter Farbe. Eria extinetoria Hook. (Tab. 5910) schliesst sieh im äusseren Ansehen vollständig der vorigen an und wurde ebenfalls von Griffith, aber im Bir- manenlande, entdeckt, die Ehre der Einführung ge- hört aber wiederum Parish. Lindley hat sie nach getrockneten Exemplaren als Dendrobium extinetorium beschrieben. Die denen der Drymoda pieta gleich grossen Scheinknollen sind mehr rund- lich, aber von oben mehr oder weniger zusammen- gedrückt. Die stadenförmigen Stengel sind etwas län- ger, als bei eben genannter Pflanze, tragen aber eben- falls an der Spitze nur eine etwas übergebogene Blüthe von schwach-rosenrother Farbe. Cypripedium niveum Rcehb. (Tab. 5922) — haben wir bereits im 13. Jahrg. (S. 126) besprochen. Sie möchte doch vielleicht von C. eoncolor, mit der sie viel Aehnlichkeit besitzt, verschieden sein, da sie nicht auf dem ostindischen Festlande, sondern nur auf einer besonderen Inselgruppe zwischen Singa- pure und der Insel Borneo, welche als die Tembe- len-Gruppe bezeichnet wird, vorkommt. Ophrys lutea Cav. (Tab. 5941) haben wir bei Gelegenheit einer Abhandlung über Erd-Orchideen des südlichen und mittleren Europa’s erwähnt und empfohlen (13. Jahrg., S. 148). In der grössten An- zahl werden diese Erd-Orchideen in Twickenham im Garten des Grafen von Paris kultivirt und mit gros- ser Liberalität weiter verbreitet. Ophrys lutea ist keinesweges auf Spanien beschränkt, wie in besag- ter Abhandlung gesagt wird, sondern wächst durch sanz Südeuropa und geht selbst nach Kleinasien über; ausserdem kommt sie aber auch in Nordafrika, und zwar von Tunis bis Marokko vor. Im Ansehen ähnelt sie den bekannteren Arten, welche früher den Kollektivnanien Ophrys insectifera führten, besitzt aber grüne, meist zusammengeneigte Blumenblätter und eine gelbe Lippe mit dunkelbraunem Diskus. Wir gehen zu den übrigen Monokotylen über. Costus Malortieanus H. Wendl. (Tab. 5894) gehört zu den schöneren Pflanzen, welche Hofgärt-. ner H. Wendland in Herrenhausen bei Hannover von seiner Reise nach Central-Amerika und Guate- mala entdeckt hat. Genannt wurde sie zu Ehren: des bekannten Hofmarschalls v. Malortie in Han-. nover, eines grossen Pflanzen- und Blumen-Lieb- habers, der grosse Verdienste um Hebung der Gärt- nerei gehabt hat. Leider ist sie neuerdings wieder- aus den Gärten verschwunden, so sehr sie auch als: -Blatt- und Blüthenpflanze Empfehlung verdient. Viel Aehnlichkeit hat sie mit C. pietus Don. Die ganze. Pflanze ist mit langen Zottenhaaren besetzt. Sie- macht einen 1 bis 3 Fuss hohen Stengel, der jedoch. 367 nur am oberen Theile mit eirundlichen, aber mit einer Spitze versehenen Blättern von 8 bis 12 Zoll Länge besetzt ist. Diese haben eine schöne dunkel- srüne Farbe und breiten sich ziemlich flach aus. Die Blüthen bilden einen kurzgestielten, eirund-läng- lichen Kopf, aus dem sich immer nur einzelne, grosse Blüthen von gelber Farbe, aber von rothen Streifen unterbrochen, erheben und eine kurze Lebensdauer haben. Cureuma albiflora Thwait. (Tab. 5909) stellt zwar eine recht hübsche Blatt- und Blüthenpflanze dar, steht aber andern, bereits in Kultur befindlichen Arten der Familie der Zingiberaceen nach. Das Rhizom besteht, wie bei anderen Arten dieses Ge- schlechtes, aus Büscheln knolliger Wurzeln, während ein eigentlicher Stengel fehlt und nur scheinbar durch die einander umschliessenden Blattscheiden gebildet wird. Die eigentlichen Blattspreiten sind länglich, aber mit einer besonderen Spitze versehen. Ihre Länge beträgt 5 bis 7 Zoll. Aus der Mitte der Blät- ter kommt der längliche Blüthenkopf, dessen weisse Blüthen der Reihe nach sich entfalten, hervor. Tillandsiaionantha Planch. (Tab. 5892) ist eine interessante Bromeliacee von zwergigem Wuchse, welche auch als Tillandsia oder Pityrophyllum erubescens in den Gäiten vorkommt. Zahlreiche reichblättrige und rosettenartige Triebe von 3 und 4 Zoll Höhe stehen an einem kleinen Wurzelstock und stellen eine rundliche Pflanze dar. Die lanzett- förmigen, steifen, aber meist etwas gekrümmten Blät- ter erhalten zur Zeit der Blüthe eine schöne rothe Farbe. Die Blüthen selbst kommen gedrängt an der Spitze eines sehr verkürzten Stengels hervor, sind blau- violett und werden von den Blättern einge- schlossen. Agaveixtlioides Ch. Lem. hat in Kew ge- blüht und ist wohl von A. Ixtli verschieden, aber doch sehr nahe stehend. Wir haben ihrer schon früher gedacht (8. Jahrg., S. 111). Sie macht kei- nen oder nur einen sehr kurzen Stengel und ist sehr blattreich, da die Zahl der Blätter 30 und selbst 40 beträgt. Diese sind länglich-lanzettförmig und am Rande mit kleinen und entfernt stehenden Dornen besetzt, während die Spitze in einen starken Dorn ausläuft. Ihre Länge beträgt 11, bis 2 Fuss. In der Jugend haben sie eine blaugrüne Farbe. Aus ihrer Mitte erhebt sich der 10 bis 12 Fuss hohe Stengel mit kurzen Aesten, ähnlich wie bei A. ame- ricana, armleuchter-artig. Die Blüthen haben eine grüne Farbe. Agave Bessereriana (nicht Besseriana, da ihr Entdecker Besserer nicht Besser heisst, Tab. 5949) gehört zu den neueren Arten, welche aus Mexiko direkt eingeführt wurden und von uns be- reits mehrmals besprochen ist (zuletzt im 13. Jahr- sang, 98). Im Ansehen ähnelt die Pflanze als solche der A. ixtlioides, aber die kleinern, stets blaugrünen Blätter haben in sofern eine andere Gestalt, als sie auf beiden Flächen konvex sind. Ausserdem ver- schmälern sie sich im unteren Drittel nicht unbedeu- tend, während der obere Theil in einen sehr langen und braunen Dorn ausläuft. Ausserdem befinden sich aber noch am Rande ziemlich entfernt kleine, braune und nach oben gekrümmte Dornen. Der 21; Fuss hohe Schaft endigt mit einer kurzen Aehre srüner Blüthen. Bomarea chontalensis Seem. (Tab. 5729) wächst auf dem Chontales- Gebirge Nikaragua’s und wurde durch William Bull in London eingeführt. Sie gehört zu den Amaryllidaceen mit beblättertem, schwachem Stengel, der an andern Pflanzen oder Gegenständen sich emporwindet. In der Regel wird er einige Fuss hoch und hat die Stärke eines Feder- kieles. Die elliptischen, von mehrern Nerven durch- zogenen Blätter stehen nur an seinem Ende zu 4 und 5 in einem Quirl, von dem aus 4 oder 5 überhän- sende Blüthenstiele, von 4 bis 6 fast glockenförmigen und rothen Blüthen besetzt, entspringen. Diese haben einen Durchmesser von 1!/, Zoll. Crinum brachynema Herb. (Tab. 5937) wurde aus Bombay eingeführt; es ist aber noch zweifelhaft, ob es dieselbe Pflanze d. N. ist, welche 1842 bei Loddiges blühte. Es gehört zu den grossen Arten dieses Geschlechts und besitzt eine rundliche Zwiebel mit dem Durchmesser eines Fusses. Die 1!/, bis 2 Fuss langen, aber nur 3!/, Zoll breiten Blätter sind glänzend-grün und in der Mitte nicht gekielt. Sie kommen erst lange Zeit nach der Blüthe hervor. Diese sind wohlriechend, stehen zu 15 bis 20 auf einem sehr zusammengedrückten Stiel von 8 bis 12 Zoll Länge und haben eine schmale und übergebogene Röhre, sowie einen grossen, 2!/, bis 3 Zoll im Durch- messer enthaltenden Saum. Ihre Farbe ist weiss. Nerine pudica Hook. (Tab. 5901) blühte im botanischen Garten von Kew, ohne dass man wusste, woher sie stammt. Gleich der Guernsey -Lilie (N. sarniensis) verdient sie Beachtung. Aus einer eiförmig- länglichen Zwiebel kommen schmale, linienförmige Blätter und in deren Mitte ein Stiel mit 6 bis 8 meist horizontal-abstehenden, 1!/, Zoll langen und trichter- förmigen Blüthen hervor. Ihre Farbe ist weiss, mit einem rothen Streifen in der Mitte. Amaryllis Rayneri Hook. (Tab. 5883) ist, wie Hooker selbst berichtigt, von Amaryllis pro- 368 ceera Duch. (Hippeastrum procerum Lem.) nicht ver- schieden und bereits früher (im 10. Jahrg. S. 344) besprochen und empfohlen worden. Xiphion junceum Klatt (Tab. 5890) ist Iris jJuncea Dest., oder lusitanica Ker, eine auf trockenen Hügeln Algeriens, Marokko’s, aber auch auf der Pyre- näischen Halbinsel und in Italien wachsende Pflanze, welche sich von andern Iris-Arten, gleich der Spa- nischen Iris (Iris Xiphoides oder hispanica), durch Anwesenheit einer Zwiebel (also keines Kuollens) und durch den Mangel eines Bartes auf den äusseren Blumenabschnitten unterscheidet. Durch die gelben Blüthen weicht sie auch wesentlich von der genannten, in wärmern Ländern viel kultivirten Pflanze ab. Xiphium filifolium Klatt (Tab. 5928) steht hingegen der ächten spanischen Iris mit ihren grossen, violetten Blüthen weit näher und unterscheidet sich hauptsächlich durch die dünnen und fadenförmigen Blätter. An Schönheit übertrifft sie die vorige. Ent- deckt wurde sie von Boissier in Spanien und als Iris filifolia beschrieben. Gladiolus dracocephalus Hook. (Tab. 5884) ist eine interessante Art, welche in Port-Natal, also in Südafrika aufgefunden wurde und wegen ihrer breiten Blätter dem Gl. Papilio, wegen der Zeichnung auf den Blüthen aber dem Gl. viperatus nahe steht. Dass die letzteren trotz ihrer Grösse dem Auge wohl- gefällig wären, kann man nicht sagen. Die 3 Ab- schnitte der Oberlippe sind grünlich-gelb, aber ausser- dem dunkelbraunroth-gestreift, die beiden der Unter- lippe hingegen grün und roth-punktirt. Massonia odorata Hook. (5891) wächst eben- falls in Südafrika und ähnelt im äusseren Aussehen und hinsichtlich der weissen Blüthenfarbe den kleinen Örmnithogalum-Arten des Orientes, hat aber röhren- förmige Blüthen, die zu 6 bis 10 eine dichte Dolden- traube bilden und von 2 schmalen Blättern umgeben werden. Die ganze Pflanze erreicht blühend nur einige Zoll Höhe. i Haemanthus tenuiflorus Herb. 8. coccineus (Tab. 5881) wächst in Abyssinien und wurde bei Gelegenheit der englischen Expedition dahin entdeckt. 3 oder 4 Blätter von 4 und 5 Zoll Länge kommen im Herbst hervor und sind elliptisch, haben aber lange Scheiden, welche einen Scheinstengel bilden. Die rothen Blüthen bilden einen ziemlich dichten Kopf und kommen im Frühjahre hervor. Ihre sehr schmalen Blumenabschnitte breiten sich wagerecht aus und sind gegen 8 Linien lang. Anzeige. Von der Wander- Versammlung der deutschen Wein- und Obst-Producenten, welche bekanntlich im laufenden Jahre statutenmässig gemeinschaftlich mit der allgemeinen XXVIll. Versamınlung deutscher Land- und Forstwirthe in München als Sektion für Wein- und Obstbau getagt hat, ist aufEinladung der Stadt Trier einstimmig beschlossen worden: dass, da die Allgemeine Versammlung deut-_ scher Land- und Forstwirthe für 1873 in Hin- sicht auf die Weltausstellung zu Wien ausfallen solle, auch die Sektions-Versammlung der Wein- und Obst-Producenten nicht im Jahre 1873 ab- gehalten, sondern für ihre nächste selbststän- dige XVI. Wander-Versammlung erst das Jahr 1874 mit dem Versammlungsorte Trier be- stimmt werde. Dieser von den Herren Wein-Producenten ge- stellte Antrag fand umsomehr Anklang, als voraus- sichtlich in Wien im September 1873 eine inter- nationale Vereinigung der Wein - Producenten zum Zwecke der Feststellung der Nomenklatur der Reb- sorten und wahrscheinlich auch eine Versammlung von Pomologen und ÖObstzüchtern stattfinden wird. Ausserdem hat die VI. Versammlung des*deut- schen Pomologen-Vereins unter dem Präsidium von Oberdieck, C. Koch und Lucas beschlossen, ihre VI. Versammlung gemeinschaftlich mit der schon gedach- ten Wander-Versammlung für Wein- und Obstbau im Jahre 1874 zu Trier abzuhalten und den ergebenst Unterzeichneten ebenfalls mit ihrer Geschäftsführung beauftragt. Nachdem der Vorstand des für diesen Zweck bereits konstituirten Trier'schen Fest- Comite’s sich mit diesen vorstehenden Beschlüssen einverstanden erklärt hat, bringe ich dieselben hiermit vorläufig zur öffentlichen Kenntniss, indem ich zugleich an die ge- ehrten betheiligten Zeitungs - Redaktionen die er- gebenste Bitte richte, die Sorge für die weitere Ver- breitung dieser Bekanntmachung gütigst zu über- nehmen. Trier, den 25. Oktober 1872. Der Geschäftsführer der VI. Versammlung des deutschen Pomologen-Vereins und der XV]. Sektions- Versammlung der deutschen Wein- und Obst- Producenten. Beck, Königl. preussischer Regierungs-Rath. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 41. Berlin, den 23. November. Is. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 1. December, Vormittags 1 Uhr, findet im Lokal des Klubs der Landwirthe, Französische Str. 48, eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: Die sechste Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter in Braunschweig, vom 10. bis 13. Oktober. — Botanical Magazine (Schluss). Die sechste allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter in Braunschweig, vom 10. bis 13. Oktober 187%, Nicht weniger als fünf Jahre lagen zwischen der | 5. und der 6. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter, während der gewöhnliche, bisher ein- gehaltene Turnus ein dreijähriger war. Die längeren Zwischenräume von einer Versammlung zur anderen unterscheiden diese Wander - Versammlungen der Pomologen von den übrigen, welche alljährlich sich in der einen oder andern Stadt Deutschlands ver- sammeln. In diesen wird Neues vorgelegt. Die Männer der Wissenschaft und der Praxis theilen mit, was sie durch Forschungen oder Erfahrungen Posi- tives gewonnen und geben den Jüngern eine Än- regung, die sie zu Hause weiter In den Pomologen -Versammlungen dagegen sollen zunächst wichtige Fragen der Gegenwart verhandelt, Aussprüche bestimmter Sätze gethan werden, um nach 3 Jahren zu sehen, in wieweit das, was früher gesagt wurde, sich bestätigt hat, ob die Aussprüche ferner anzunehmen oder zu verwerfen sind. Die längere Zeit zwischen der 5. und 6. Ver- sammlung war durch äussere Ursachen bedingt wor- den. 1870 standen wir inmitten eines harten Kampfes mit unseren Erzfeinden, den Franzosen, 1871 herrschte hingegen eine Misserndte, die wenig Erfolg versprach. verarbeiten sollen. Wenn nun trotzdem 1872, das Obst ebenfalls wenig, nur strichweise gerathen war, die 6. Ver- sammlung doch abgehalten wurde, so wollte man die Zeit nicht weiter hinausschieben, um die Anhänger der Pomologen-Versammlungen in ihrem Eifer nicht erkalten zu lassen, auch um Gelegenheit zu geben, im Interesse des Obstbaues sich gegenseitig wieder zu finden und, abgesehen von den öffentlichen Verhandlungen, die Gedanken einander auszutauschen. Wenn auch eine verhältnissmässige kleine Anzahl von nur 97 Mitgliedern, also noch nicht das volle Hundert, sich eingefunden, namentlich der Süden und Westen nur sehr spärlich vertreten war, Oesterreich nur einen und Ungarn ebenfalls nur einen Pomologen entsendet hatte, so waren doch die Verhandlungen um so belebter und interessanter. Abweichend von früherem Verfahren hatte der Vorstand des land- wirthschaftlichen Central-Vereines in Braunschweig als geschältsführender wo aber Ausschuss auf besonderen Wunsch die nöthigen Vorkehrungen allein übernom- men, was wohl auch Ursache des geringen Besuches war, der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preussischen Staaten, dem 1867 in der 5. Versammlung zu Reutlingen das Mandat, die 6. Ver- sammlung nach Braunschweig zu berufen, übertragen worden war, dagegen nur im Allgemeinen eingeladen. Auf jeden Fall war es zu bedauern, dass eine Be- theiligung von Elsass -Lothringen, von Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Grossbritannıen, wie BAR, 370 es in allen frühern Versammlungen der Fall gewesen, nicht stattgefunden hatte. Grade wo man nur wenig Obst aus Deutschland erwarten konnte, wären fremde Früchte um so erwünschter gewesen, besonders um auch hinsichtlich der ausländischen Früchte eine be- stimmte Nomenklatur sich zu verschaffen, event. zu wissen, unter welchen Namen werden vor Allem in England unsere Aepfel kultivirt. Die Versammlungen, aber auch die geselligen Unterhaltungen, fanden im alterthümlichen Rathhause statt, die Ausstellung hingegen war in der Aegidien- kirche. Bessere und schönere Lokale konnte man nicht haben. Es waren die ausgesuchtesten, welche bis jetzt die Pomologen - Versammlungen und Aus- stellungen, vielleicht mit Ausnahme des Kroll’schen Lokals in Berlin, zur Verfügung gehabt haben. In dem schönen grossen Saal sprach es sich während der Sitzungen sehr gut und, wenn die Geselligkeit begann, konnte man sich ungenirt unterhalten. Für Speise und Trank war ebenfalls gut gesorgt. Da Abends keinerlei Einladungen stattfanden, eine Ein- richtung, welche wir bei allen Wander- Versamm- lungen festgehalten haben möchten, so fanden sich auch der grösste Theil, wenn nicht alle Mitglieder der Wander-Versammlung ein und tauschten bis zur späten Stunde ihre Ansichten aus. Weniger Werth hatte man von Seiten des geschäftsführenden Aus- schusses mit Recht auf die Mittagszeit gelegt. Man speiste, in sofern man nicht eine Einladung erhalten, wo man Lust hatte. Schon den 9. Oktober fanden sich 54 Mitglieder im Rathhaussaale zur geselligen Unterhaltung und um sich gegenseitig bekannt zu machen, ein. Die Eröffnung geschah aber erst den nächsten Tag durch den Vertreter des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin, Professor Koch, worauf der Vorsitzende des landwirthschaftlichen Centralvereines im Herzogthum Braunschweig, Landesökonomie-Rath Griepenkerl, zugleich im Namen der Herzoglichen Regierung, des Magistrates und des landwirthschaft- lichen Anwesenden bewillkommnete. Es wurde alsbald zur Wahl des Vorstandes und des Bureau’s geschritten. Landesökonomie-Rath Griepenker] Vereines, die * wurde als Vorsitzender und Direktor Stoll aus Proskau zu seinem Stellveitreter ernannt, während der Lehrer für Garten- und Weinbau in Keszthely am Plattensee in Ungarn Belke, Hildesheim und Kammer-Kommissär Schönermark Inspektor Palandt in als geschäftsführende Sekretäre bezeichnet wurden. Oekonomie-Rath Griepenkerl übernahm hier- mit den Vorsitz und brachte zunächst in Anregung, dass einestheils die Mitglieder zu bezeichnen wären, welche sich mit der Berichtigung der Obstsorten zu beschäftigen hätten, anderntheils wäre zur weiteren Belehrung ein richtig benanntes Obstsortiment auf- zustellen. Was den ersten Antrag anbelangte, so wurden folgende Pomologen als Mitglieder eines be- sonderen Ausschusses hierzu ernannt: Medizinal-Rath Dr. Engelbrecht in Braun- schweig, Garten-Inspektor Koch im Pomologischen Institut in Braunschweig, Senator J. ten Doornkaat-Koolmann in Norden, Direktor Dr. Lucas in Reutlingen, Lehrer Belke in Keszthely in Ungarn, Organist Müschen in Belitz (Mecklenburg), Garten-Inspektor Lauche in Sanssouei bei Potsdam, Garten - Direktor Stoll in Proskau (Ober- schlesien) Superintendent Oberdieck in Jeinsen (Han- nover), Inspektor Palandt in Hildesheim, Oberförster Schmidt inBlumberg (Pommern), Baumschulbesitzer Spaeth in Berlin und Stadtrath Thränhardt in Naumburg a. d.S. Diese hier genannten Mitglieder des Ausschusses theilten sich selbst wiederum in 3 Sektionen, zu deren Vorstehern Superintendent Oberdieck, Garten- Direktor Dr. Lucas und Organist Müschen er- wählt wurden. Der Ausschuss. zur Aufstellung eines Normal- Sortimentes bestand aus dem Medizinal-Rath Dr. Engelbrecht, Inspektor Koch, beide in Braunschweig, und Wanderlehrer Arnold in Löhndorf (Rhein- preussen). Auf den Wunsch des Medizinalrathes Dr. Engel- brecht wurde noch ein besonderes Sortiment von Früchten zusammengestellt, welche sich zum Anbau im Herzogthum Braunschweig besönders eignen. Als Preisrichter wurden endlich bezeichnet: Geheimer Kammer - Rath Uhde in Braun- schweig, Inspektor Palandt in Hildesheim, Oberförster Schmidt in Blumberg, Inspektor Lauche in Sanssouci und 37l Senator ten Doornkat-Koolmann in Norden. Inspektor Palandt hatte einen Antrag gestellt: „Der. deutsche Pomologen-Verein möge durch seine Ausschuss- und andere Mitglieder in allen Obstbau treibenden Gegenden Deutschlands, in. ähn- licher Weise, wie Dr. Lucas in Württemberg in seiner Schrift „Württembergs Obstbau”, die absolut schlechten und uneinträglichen Sorten zusammen- stellen, damit die Vorschläge des Vereines für Ver- breitung besserer Obstsorten dadurch besonders be- sründet werden können.” Professor Koch machte darauf aufmerksam, dass der Antrag, als an den Pomologen - Verein ge- bracht, eigentlich gar nicht hierher gehöre. Jetzt tage die Versammlung der deutschen Pomologen und Öbstzüchter, während der Pomologen-Verein erst am Abend eine Sitzung halte. Nichts desto weniger wünsche er, dass hier darüber verhandelt werde, damit zu gleicher Zeit auch das Verhältniss beider zu ein- ander klar werde. Der Pomologen-Verein sei ein würdiges Kind der Versammlungen deutscher Pomo- logen, und in der 3. Versammlung zu Berlin im Jahre 1860 aus ihnen hervorgegangen. Während diese als eine Wander-Versammlung gewöhnlich alle 3 Jahre zusammenkomme, nach wenigen Tagen aber schon wieder ihre Thätigkeit einstelle, sei der erstere ein ständiger Verein, dessen Wirksamkeit nie stille stehe und auch nicht stille stehen dürfe. In den Sitzun- sen der Pomologen-Versammlungen komme Mancher- lei vor, was zur Erledigung eine längere Zeit be- dürfe und demnach nicht weiter berücksichtigt wer- den könnte. Wenn dergleichen Gegenstände aber von der Pomologen - Versammlung dem Pomologen- Vereine zur Erledigung überwiesen würden, so be- käme dieser alsbald eine bestimmte Thätigkeit und würde damit auch eine grössere Wirksamkeit entfalten können. Pomologen-Versammlungen und Pomologen- Verein ständen in diesem Falle in einer Wechselwir- kung, die dem Obstbaue nur förderlich sein könnte. Bis jetzt haben die vom letzteren schon früher ernannten Ausschüsse, wie Stadtrath Thränhardt aus Naumburg richtig bemerkte, gar nichts gethan. Ein solcher Antrag, wie der Palandt’sche, würde z. B., von dem Pomologen-Verein in die Hand genom- men, den Ausschussmitgliedern, wenn sie es ernst- lich mit dem Obstbau meinen, für eine lange Zeit eine nützliche Beschäftigung geben. Die schlechten Sorten von Obst in ihren Bezirken heraus zu finden und sie durch den Pomologen-Verein zur weiteren Kenntniss zu bringen, ist eine Heil und Segen brin- sende Aufgabe. Nichts hemmt die Verbreitung und - Beförderung des Obstbaues mehr als die vielen schlechten Sorten, welche man anbaut. Da die Anwesenden mit der Wichtigkeit des Antrages sich einverstanden erklärten, wurde er dem Vorstande des Pomologen-Vereines in seiner Abend- Sitzung zur Erledigung übergeben. Es wurde nun zur Verhandlung der schon im Programme aufgestellten Anträge geschritten, nach- dem Professor Koch gebeten hatte, ihm zu gestat- ten, seinen angekündigten Vortrag über Entwicke- lungs - Geschichte der Obstfrüchte erst den anderen Tag halten zu dürfen. Den Antrag über Feststellung einer pomologischen Terminologie begründete Dr. Lucas. Von der Nothwendigkeit einer Ueberein- stimmung in den Benennungen der Organe der ver- schiedenen Obstbäume sei wohl Jedermann über- zeugt, es handle sich hier aber vielmehr darum, die nöthigen Männer der Wissenschaft und der Praxis heraus zu finden, welche sich der nicht leichten Mühe unterziehen wollen. Dass die Wissenschaft allent- halben zu Grunde liegen müsse und namentlich auch hier, unterliege keinem Zweifel. Aber auch intelli- gente Praktiker müssten dazu gezogen werden. Die Namen der verschiedenen Organe der Obstbäume sind so zu wählen, dass sie allgemein verständlich werden. Vor Allem thue Vereinfachung noth. Man habe oft für ein Organ in den verschiedenen Erscheinungen ver- schiedene Namen, umgekehrt seien für ein und das- selbe mehre Namen vorhanden. Da der Antrag zur Durchführung eine längere Zeit bedürfe, wurde vor- geschlagen, jetzt die Verhandlung abzubrechen und ihn dem Pomologen-Verein zu überweisen. Der zweite Antrag auf eine Bestimmung über die Benennung neu auftauchender Obstsorten, den der Medizinalrath Dr. Engelbrecht gestellt hatte, wurde ebenfalls dem Pomologen-Verein zur Erledi- gung anheimgegeben. Der dritte Antrag des Inspektors des pomologi- schen Institutes Ad. Koch: welches ist das Ver- fahren in Bezug auf das Beschneiden der Krone und der Wurzeln beim Verpflanzen der Obstbäume? wurde auf den Wunsch des Referenten auf den näch- sten Tag verschoben. Dagegen rief der vierte Antrag: was ist von dem Pineiren der Blätter, Pincement Grin, zu halten, resp. welche Eıfahrung hat man darüber gemacht? eine grosse und lange dauernde Betheiligung hervor. Als Resume der Verhandlungen, welche ausserdem zu höchst interessanten Auslassungen über die Ent- blätterung der Obstbäume, insbesondere der Wein- reben, führten, ging hervor, dass bis jetzt nur we- nige alte Erfahrungen, meistens günstiger Natur, vor- 47* 372 - liegen, dass daher es durchaus nothwendig sei, be- vor man zu einem Resultate gelange, erst weitere Erfahrungen abzuwarten. Damit wurde die erste Sitzung der 6. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter geschlossen. (Schluss folgt.) Botanical Magazine. Jahrgang 1871. (Schluss.) Haemanthus deformis Hook. unterscheidet sich wesentlich von den übrigen Arten dieses Ge- schlechts und wächst in Südafrika. 2 Paar in 2 Reihen stehende und fast kreisförmige Blätter von 31/, bis 4 Zoll Durchmesser sind auf beiden Flächen behaart und haben nur sehr kurze Scheiden. Zwischen ihnen kommt der Kopf weisser Blüthen hervor und wird von gegen 6 Jlänglichen, ebenfalls weissen, daher blumen - blattartigen Deckblättern hüllartig einge- schlossen. Nothoseordum aureum Hook. (Tab. 5896) ist eine interessante Liliacee aus der Abtheilung der Allieen, welche von dem amerikanischen Botaniker Kellogg zuerst als Bloomeria aurea beschrieben wurde. Sie wächst in Kalifornien. Aus der kleinen, rundlichen Zwiebel kommt nur ein langes grasähn- liches Blatt von Fuss Länge und etwas fleischiger Konsistenz hervor. Von gleicher Länge ist der ge- rade in die Höhe steigende Stengel und trägt am oberen Ende eine Dolde zahlreicher goldgelber Blüthen. Die 6 länglichen Blumenblätter sind ziem- lich flach ausgebreitet. Vaterland ist Kalifornien. Milla capitata Bak. (Tab. 5912) ist ebenfalls eine Liliacee aus derselben Abtheilung, welche von Bentham zuerst als Brodiaea capitata beschrie- ben wurde und ebenfalls in Kalifornien zu Hause ist. Aus der länglichen Zwiebel kommen 2 gras- ähnliche Blätter von über Fuss Länge hervor, zwi- schen denen ein meist noch einmal so langer Stengel sich erhebt. An seinem oberen Ende befinden sich zahlreiche, trichterförmige Blüthen von blau-violetter Farbe und haben noch einen besonderen kurzen Stiel. Um sie herum bilden mehre Deckblätter von derselben Farbe eine Art Hülle. Arisaema concinnum Schott (Tab. 5914) wurde von Hooker in Sikkim-Himalaya auf einer Höhe von 6 bis 10,000 Fuss entdeckt und gehört zu den einziehenden Aroideen. Das einzige Blatt besitzt einen Stiel mit einer Länge von 1 und 2 Fuss und besteht aus zahlreichen, elliptisch-lanzett- förmigen Blättchen von fast Fuss Länge. Rings her- um stehend bilden sie eine Art Schirm. An der Seite des Blattstieles kommt der bedeutend kürzere Blüthenstiel hervor und trägt entweder männliche oder weibliche Blüthen am unteren Theile eines schmalen Kolbens, der von der Röhre der Blumen- scheide fast ganz eingeschlossen ist. Der offene Theil der letzteren ist unten breit, verschmälert sich aber in eine langgezogene Spitze. Bei der männ- lichen Pflanze ist er weiss- und dunkelviolett-, bei der weiblichen weiss- und grüngestreift. Arisaema curvatum Kth (Tab. 5931) wurde von Schott auch als A. helleborifolium beschrieben und gehört in dem östlichen Himalaya von Bhutan an auf einer Höhe von 7 bis 9000 Fuss zu den ge- wöhnlichen Waldpflanzen. Aus der knolligen Wurzel von der Grösse einer Wallnuss kommen gewöhn- lich 2 Blätter von 6 bis 10 Zoll Länge hervor, Der Blattstiel ist blutroth-gefleckt, während die fussförmig- getheilte Blattfläche den Durchmesser von 8 bis 12 Zoll besitzt. Die 8 bis 18 Blättehen sind Jänglich- lanzettförmig. Der 2 bis 4 Fuss hohe Blüthenstiel trägt am oberen Ende männliche und weibliche Blüthen auf einem gemeinschaftlichen Kolben, der zum Theil von einer bis 7 Zoll langen Scheide um- geben wird. Diese öffnet sich nach oben, macht seitlich eine Krümmung und hat, mit Ausnahme des braunen Rückens und weisslicher Streifen an der Röhre, eine grüne Farbe. Philodendron Williamsii Hook. (Tab. 5899) wächst im südlichen Brasilien und schliesst sich den aufsteigenden Blattpflanzen dieses Geschlechtes an Brauchbarkeit an. Der Stamm verästelt sich, scheint aber nicht sehr hoch zu werden, und trägt die pfeil- förmigen und lederartigen Blätter von 1 und 2 Fuss Länge am oberen Theil rasch auf einander folgend. Die Fuss lange und kurzgestielte Blumenscheide ist nur an der Basis geschlossen, sonst offen und kahn- förmig. Die äussere Seite ist grün, die innere weiss. Der dieke Kolben hat ziemlich dieselbe Länge und biegt sich etwas unter der Hälfte nach aussen. Wir gehen zu den Dikotylen über und be- sprechen zunächst einige Schlingpflanzen. Aristolochia Duchartrei Andr. (Tab. 5880) ist bereits im 12. Jahrgange der Wochenschrift (S. 115) ausführlich besprochen worden. Chlorocodon Whitei Hook. (Tab. 5898) ist eine Asklepiadacee Südafrika’s und gehört wegen seiner aromatischen Wurzeln zu den gesuchtesten Pflanzen der dortigen Bewohner, da diese sie für ein ausgezeichnetes Magenmittel halten. An dem dünnen, 373 sich windenden Stengel stehen die grossen, breit- ! rühmte Pflanzenmaler Bauer, welcher die Flinders- länglichen, aber mit einer Spitze versehenen Blätter von 6 bis 10 Zoll Länge einander gegenüber und sind auf beiden Flächen mit unscheinlichen Borsten besetzt. Die weissen Blüthen haben einen rothen Kranz und bilden in ziemlich grosser Anzahl eine seitenständige Scheindolde. Ihr Durchmesser beträgt ohngefähr 9 Linien. Passiflora einnabarina Lindl. (Tab. 5911) wurde bereits im 9. Jahrgange (S. 175) von uns unter dem Namen Disemma coccinea besprochen und gehört wegen ihrer schönen rothen Blüthen unbedingt zu den schöneren Arten dieses Ge- schlechtes. Rhyncehosia Chrysocias Benth. (Tab. 5913) wächst in Südafrika und gehört zu den Schling- pflanzen aus der Familie der Schmetterlingsblüthler, welche gleich den Kennedyen u. s. w. zu verwenden sind. Nur die Basis des Stengels ist holzig, der übrige Theil aber krautartig und behaart; eben so die gedreiten Blätter mit 6 bis 12 Linien langen und länglichen Blättchen. Aus dem Winkel der ersteren entspringen die 3 Zoll langen Stiele mit 5 bis 8 gold- gelben und 9 Linien im Durchmesser enthaltenden Blüthen. , Paulliniathalictrifolia A. Juss. (Tab. 5879) ist eine Schlingpflanze Brasiliens aus der Familie der Sapindaceen, welche im Habitus einigermassen den wenigen Schlingpflanzen aus der grossen Abtheilung der Farne entspricht, wenigstens deuten die doppelt- und selbst dreifach -gefiederten Blätter darauf hin. Der Stengel ist holzig, erreicht aber doch nur die Höhe von einigen Fuss. Während er von einem sammetartigen Filz überzogen ist, sind die 6 bis 10 Zoll langen Blätter nur weichhaarig. Die kleinen, breitlänglichen Blättchen haben am Rande ein Paar oder doch nur wenige Kerbzähne und werden höch- stens 6 bis 8 Linien lang. In dem Winkel der Blät- ter befindet sich auf kurzem Stiel der zusammen- sesetzte Blüthenstand, aus kleinen grünen Blüthen bestehend. Wir lassen die übrigen Gewächshaus - Pflanzen folgen. Meryta latifolia Seem. (Tab. 5932) heisst jetzt eine bekannte, aber interessante Araliacee mit srossen einfachen Blättern, welche noch vor wenig Jahren eine beliebte Blattpflanze bildete und den ein- fachen Stamm der Theophrasten besitzt. Sie wurde bereits in der Wochenschrift, als sie zuerst durch Linden als Botryodendron Jatifolium Endl. in den Handel kam, empfohlen (5. Jahrg., S. 173) und wächst auf der Insel Norfolk, wo sie der be- sche Reise nach Australien mitmachte, entdeckte. Der Inspektor des botanischen Gartens in Sidney, Allan Cunningham, fand sie ebenfalls auf ge- nannter Insel und sandte sie vor ungelähr 35 Jah- ren nach Kew. Im Jahre 1866 hat sie daselbst ge- blüht. Die kleinen, gelben Blüthen bilden an der Spitze des einfachen Stammes und an einem gemein- schaftlichen dicken Stiel zahlreiche längliche oder eirunde Köpfe. Plagianthus Lyallii Hook. fill. (Tab. 5935) bildet einen kleinen Baum aus der Familie der Mal- vaceen und wurde von Dr. Lyall in Neuseeland entdeckt. Er steht dem Plagianthus pulchellus der Gärten (9. Jahrg. d. Wochenschr., 143) sehr nahe und stellt, wie dieser, einen Blüthenstrauch dar. Die einen Zoll im Durchmesser enthaltenden und weissen Blüthen stehen gewöhnlich zu 3 im Winkel der 2 bis 4 Zoll langen, herz-lanzettförmigen und grob- gesägten Blätter und kommen in grosser Menge her- vor. Er blüht im Januar. Abutilon Darwinii Hook. anderer Blüthenstrauch aus der ceen, der aber, wie die meisten ses umfangreichen Geschlechtes, in Brasilien wächst. Er verästelt sich sehr und wird ziemlich hoch. Die grossen, 4 bis 6 Zoll langen und 2 bis 4 Zoll brei- ten Blätter haben eine herzförmige Basis und sind am untersten und mittelsten Theil der Pflanze 5- und 7-, am obersten hingegen nur 3-lappig. In ihrem Winkel stehen 1 bis 3 Blüthen auf kurzen, etwas übergeneigten Stielen, sind breit-glockenförmig und haben 1!/; bis 21/, Zoll im Durchmesser. Die rothen Blumenblätter sind deutlich geadert. Sphaeralcea miniata Spach (Tab. 5938) ist die alte, seit dem Ende des vorigen Jahres einge- führte Malva miniata Cav., von der man lange nicht das Vaterland wusste, bis man wilde Pflanzen im südlichen Brasilien und der Argentinischen Republik auffand. In älteren Gärtnereien und in bo- tanischen Gärten wird sie noch kultivirt. Sie bildet einen niedrigen Blüthenstrauch von höchstens 4 Fuss Höhe und hat 3 lappige, aber ausserdem unregel- mässig-gezähnte und behaarte Blätter von höchstens 2 Zoll Länge. In ihrem Winkel befinden sich, die scharlachrothen Blüthen zu 3 und 4, auf einem ge- meinschaftlichen längeren Stiele stehend, und haben segen 1 Zoll im Durchmesser. Begonia erinita Oliv. (Tab. 5897) wurde durch Veitch in London aus dem bolivischen Hochgebirge, wo sie der bekannte Pflanzensammler Pearce fand, eingeführt. Wir haben bereits der Begonien so aus- (Tab. 5917) ist ein Familie der Malva- anderen Arten die- in 374 gezeichnet schöne Arten und so viel, dass B. cri- nita kaum Epoche machen dürfte und Verbreitung finden wird. Doch bleibt sie immer eine der hüb- scheren, die besonders Sammlern zu empfehlen ist. Sie wird nur fusshoch, verästelt sich aber. Ihre schiefen, eirund- oder herzförmig in die Länge ge- zogenen Blätter werden höchstens 5 Zoll lang, wäh- rend die hellrothen Blüthen einen Durchmesser von 11, Zoll haben und einen laxen Blüthenstand bil- den. Die männlichen sind vier-, die weiblichen fünf- hlättrig. Darlingtonia californica Torr. (Tab. 5920) haben wir in der letzten Zeit so oft besprochen (zu- letzt 14. Jahrg. 307 u. 329), dass wir sie wohl jetzt übergehen können. Echidnopsis cereiformis Hook. fil. (Tab. 5930) ist eine für Botaniker sehr interessante, für Pflanzenfreunde unschöne Pflanze aus der Familie der Asklepiadaceen, wo sie sich den Stapelien an- schliesst, auch als Stapelia eylindrica seit eini- gen Jahren schon in England kultivirt wird, aber einem Cactus resp. Cereus viel ähnlicher aussieht. Das Vaterland ist noch unbekannt, sollte es aber nicht Südafrika sein? Ein walzenförmiger, bis 9 Linien im Durchmesser enthaltender Stengel steigt 1 bis 2 Fuss grade in die Höhe oder biegt sich von der Mitte an wieder nach unten. Bisweilen kommen an den Seiten auch gegliederte Aeste hervor. Ausser- dem schnürt sich der Stengel in unbestimmten Zwi- schenräumen etwas zusammen. 8 seichte Furchen ziehen sich von oben nach unten und die dazwischen liegenden Streifen sind in meist quadratische Felder mit einer weissen Papille in der Mitte getheilt. Die kleinen, gelben Blüthen stehen am oberen Theile des Stengels in geringer Zahl dicht bei einander. Diascia Barberae Hook. fill. (Tab. 5933) ist eine Personate im Ansehen der bekannten Hemimeris- Aıten. Wie diese, bildet sie einen 5 bis 6 Zoll hohen, unbehaarten und wenig verästelten Stengel, welcher unten mit eirund - länglichen, am Rande gekerbten und einander gegenüberstehenden Blättern von 1 bis 1!/;, Zoll Länge besetzt ist, während er oder seine Aeste nach oben mit einer Traube rother Blüthen von 11%, bis 2 Zoll Durchmesser endigen. Die Krone ist unregelmässig 2lippig, hat eine sehr entwickelte Unterlippe und endigt nach hinten mit 2 Spornen. Vaterland ist Südafrika. Asystasia chelonioides Anders. (Tab. 5882) ist eine ostindische Akanthacee und besitzt einen ziemlich verästelten Stengel von nur 2 Fuss Höhe, Die kurzgestielten, ebenfalls einander gegenüberstehenden der aber mit seiner Basis dem Boden aulfliegt. und länglich-lanzettförmigen Blätter sind auf beiden Flächen mit kurzen Haaren besetzt. Die violetten Blüthen erscheinen am Rande weiss und haben ausserdem einen weissen Streifen in der Mitte. Sie bilden in geringer Zahl am Ende der Aeste eine ein- seitige Traube. Während die Röhre kurz ist, er- weitert sich der Saum rasch mehr oder weniger glockenförmig. Aus Irrthum ist diese Pflanze, wie später von Hooker selbst berichtigt wird, als A. violacea beschrieben und abgebildet. Beloperone eiliata Hook. (Tab. 5888) ist eine Akanthacee, welche Seemann als Jacobinia eiliata beschrieben hat und sich wahrscheinlich von B. vio- lacea Planch. gar nicht unterscheidet. Sie bildet eine wenig verästelte Pflanze von ohngefähr 2 und 3 Fuss Höhe und hat kurzgestielte, elliptisch-lanzett- förmige und unbehaarte Blätter von 2 bis 3 Zoll Länge. Die kurzgestielten Blüthen stehen in deren Winkel oder auch am Ende der Aeste zu wenigen beisam- men und haben eine violette Farbe. Die Länge der Blumenröhre beträgt fast 1 Zoll, während der aus- gebreitete, zweilippige Saum 7 bis 9 Linien im Durch- messer besitzt. Vaterland ist Panama. Eranthemum einnabarinumN.v.E. ß.ocel- latum (Tab. 5921) ist eine schöne Akanthacee, welche von Parish in Birma entdeckt und nach Kew gesendet wurde. Die Pflanze wird bis 6 Fuss hoch, bleibt aber in der Regel niedriger und verästelt sich nur wenig. Die länglichen, aber zugespitzten Blätter dieser Abart zeichnen sich durch hellrothe, bisweilen auch nur röthlich-grüne Flecken auf der Oberfläche aus und machen die Art zu einer hübschen Blatt- pflanze. Das Ende der Aeste bildet eine einseitige Aehre, an der die schönen, rothen Blüthen büschel- weise sich befinden und eine Zoll lange Röhre, sowie einen 1!/, Zoll im Durchmesser enthaltenden Saum besitzen. - Cyrtanthera chrysostephanaHook.F.(Tab. 5887) wurde durch William Bull in London direkt aus Mexiko eingeführt und steht der ebenfalls mexi- kanischen C. aurea N. v. E. am Nächsten. Gleich den andern Arten dieses Akanthaceengeschlechtes bildet auch diese Art einen Weichstrauch mit 4eckigen Aesten und Zweigen. Die Oberfläche der elliptischen und zugespitzten Blätter von 5 bis 6 Zoll Länge ist zwar dunkelgrün, aber doch mit kleinen Härchen besetzt, und zeichnet sich durch einen rothen Mittel- nerv aus. Die goldgelben, 2 Zoll langen Röhren- blüthen bilden an der Spitze der Zweige einen dich- ten Büschel und sind nur von kleinen linienförmigen Deckblättern umgeben. Episcia ehontalensis Hook. F. (Tab. 3925) ist 375 bereits in der Wochenschrift als Cyrtodeira chon- talensis Seem. beschrieben (s. 11. Jahrg. 119) und wächst in den Gebirgen Nicaragua’s. Sie gehört, gleich vielen anderen Gesneraceen, zu den kraut- artigen Sträuchern, welche sich durch bunte Färbung der Blätter auszeichnen. Während die Mitte der länglichen Blattfläche grün ist, erscheinen der Rand und die von ihm zwischen den Hauptästen des Mittel- nervs sich nach der Mitte hinziehenden Verlänge- rungen braun. In dem Winkel der Blätter befinden sich blass - lilafarbige Blüthen von 1 bis 11, Zoll Durchmesser einzeln oder gepaart. Grevillea maerostylis F. Müll. (Tab. 5915) gehört einem Protraceen-Genus an, was früher viel- fach in Gärten vertreten war. Sie stammt aus dem westlichen Australien und stellt einen hübschen ver- ästelten Strauch dar. Die kurzgestielten oder sitzen- den Blätter besitzen in Form und Grösse eine grosse Aehnlichkeit mit denen der Crataegus monogyna (des Weissdorns) und sind gewöhnlich unbehaart. Die rothen und gelben Blüthen bilden am Ende der Zweige und im Winkel der obersten Blätter Büschel und haben eine zurückgeschlagene Blüthenhülle, so wie einen sehr verlängerten Griffel. Grevilleaintrieata Meissn. (Tab.5919) wächst im südlichen Westaustralien, wo sie 1855 von "T. Drummond entdeckt wurde. Der 6 bis 10 Fuss hohe und sich vielfach verästelnde Strauch hat bis- weilen überhängende Zweige. Die 4 bis 6 Zoll lan- sen Blätter bestehen aus einer derben und festen Spindel und aus 2 bis 4 Paar Blättchen von nadel- förmiger Gestalt, aber wiederum in 3 eben so ge- forte, aber am oberen Ende stechende Theile sich lösend. Die gelben, kleinen Blüthen bilden im Win- kel solcher Blätter und an der Spitze 1 bis 2 Zoll lange und eirunde Köpfe. k Utrieularia montana Jacqu. (Tab. 5923) ist eine höchst interessante Pfianze aus der Familie der Lentibulariaceen, weil sie das Ansehen einer Pin- suieula und die Blüthen einer Utricularia besitzt. Sie wächst weder im Wasser noch auf feuchten Wiesen, sondern ist ein Epiphyt Westindiens, der im feuchten Moose an alten Bäumen wächst. Die grossen Blüthen haben eine weisse Farbe, die nur durch einen: gel- ben Gaumen unterbrochen ist, und können leicht mit denen epiphytischer Orchideen verwechselt wer- den. Uebrigens ist über die Pflanze schon im vori- sen Jahrgange (Seite 199) gesprochen worden. Dorstenia Mannii Hook. F. (Tab. 5908) ist eine sehr interessante Artokarpacee, welche unser Lands- mann Gustav Mann aus Hannover am Old-Calabar im tropischen Westafrika entdeckte. Der 6 bis 8 | 4 und 5 Zoll Jang. Fuss hohe und einfache Stengel trägt am oberen Ende einige breit-elliptische und fast ungestielte Blätter von 4 bis 8 Zoll Länge und 21), bis 4 Zoll Breite. Beide Flächen sind unbehaart, die obere.aber besonders dunkel- und mattgrün. Die Blüthenlager sind gestielt und oberhalb der Stelle am’Stengel, wo Blätter gestanden, eingefügt. Sie erscheinen konvex, haben einen Zoll im Durchmesser und besitzen am Rande 10 bis 15 fadenförmige Organe. Lithospermum Gastoni Benth. (Tab. 5926) ist eine der interessantesten Asperifoliaceen der Py- renäen, welche erst 1839 von dem Pastor Gaston entdeckt wurde. Ein kurzer krautartiger Stengel treibt an seiner Basis mehre aufrechte und einfache Zweige von 6 bis 10 Linien Länge. Die lanzettförmi- gen, etwas zurückgebogenen Blätter stehen dicht ge- drängt und haben keine Behaarung. Die purpur- violetten Blüthen befinden sich in dem Winkel der obersten Blätter und bilden einen von ihnen einge- schlossenen Kopf. .Lithospermum petraeum A.DC. (Tab. 5942) istein hübscher Halbstrauch aus Dalmatien und ver- dient nicht weniger Beachtung, als die vorige Aıt. Die Pflanze erreicht nur eine Höhe von 6 bis 8 Zoll undtheiltsich alsbald in eineMenge gerade aufsteigender Zweige, welche mit schmal-elliptischen und ungestiel- ten Blättern besetzt sind. Reiche Haare bedecken die ganze Pflanze. Die kleinen Blüthen bilden meist rückwärts gerollte Aehren und sind anfangs roth, werden aber schliesslich blau. Dass Lithospermum petraeum und Gastoni bei uns. im Freien aushalten, bezweifeln wir, auf jeden Fall ist es besser, sie im Topfe zu ziehen. Fucehsia sessilifolia Benth. (Tab. 5907) wurde 1835 von Jameson in Quito entdeckt, 1842 fand sie auch Hartweg auf den Anden Boliviens. Eingeführt wurde sie aber erst 1865 durch Ander- son-Henry in Edinburgh. Der Blüthenstrauch wird nur bis 6 Fuss hoch und ist durchaus unbehaart. Die elliptischen, ungestielten und gezähnelten Blätter stehen meist zu 3 und 4 in einem Quirl und sind Die Zoll langen Blüthen bilden eine ziemlich dichte und auf langem Zweige über- hängende Rispe. Fruchtknoten und Kelchblätter sind hell-, Biumenblätter blutroth. des botanical Magazine übrig, welche im Freien aushalten. Rhododendron Es bleiben uns noch die Pflanzen (Azalea mollis Bl. Tab. 5905) haben wir bereits vielfach be- sprochen (zuletzt 14. Jahrg. S. 264), so dass wir zu seiner Empfehlung nichts mehr zu sagen brauchen. Prunus cerasifera Ehrh. (Tab. 5934) ist ein sinense Sweet 376 in neuester Zeit auf dem Kontinente vielfach ver- breiteter Baum, der als Prunus Myrobalana bei den Baumschulbesitzern noch bekannter ist und vielfach jetzt als Unterlage für feineres Steinobst gebraucht wird. Dass sie nichts weiter, als eine kultivirte Pr. divaricata darstellt und daher aus den Kaukasus- ländern stammt, haben wir schon früher (5. Jahrg. S. 285). ausgesprochen. Dort wird auch eine aus- führliche Geschichte des Baumes gegeben. Pogogyne Douglasii Benth. (Tab. 5886) stellt eine einjährige Labiate aus Kalifornien dar und zeichnet sich durch besonderes Aroma aller ihrer Theile aus. Sie ist nur wenig verästelt, erreicht die Höhe eines Fusses und mehr und hat in der Regel gar keine Behaarung. Die spathelförmigen Blätter verlaufen in einen Stiel, sind am Rande schwach ge- kerbt und haben im Durchschnitt die Länge eines Zolles. Die jung röthlichen, später purpurbraunen Lippenblüthen bilden einen eiförmigen Kopf von Zoll- Länge am Ende des Stengels und der Zweige. Cirsium Grahami A. Gr. (Tab. 5885) ist eine neumexikanische Distel, welche mehr das Ansehen einer Serratula besitzt. Sie scheint zweijährig zu sein, macht lange Zweige und kann schliesslich eine Höhe von selbst 5 Fuss erreichen. Sie ist mit wol- liger, aber abwischbarer Behaarung versehen. Ihre elliptischen und sitzenden Blätter von ganzer Zoll- Länge sind oberflächlich buchtig-gelappt und ihre Abschnitte laufen in einen stechenden Dorn aus. Das Blüthenkörbehen wird ebenfalls von stechenden Schuppen umgeben und schliesst hochrothe Blüthen ein. Baptisia leucophoea Nutt. (Tab. 5900) schliesst sich im äusseren Ansehen der bekannten B. australis an, hat aber keine blauen, sondern weisse Schmetterlings -Blüthen, und wächst in ganz Nord- Amerika, wo sie trockene Stellen liebt. Die Pflanze ist ausdauernd und wird höchstens 2 Fuss. Nicht immer ist sie behaart. Die fest sitzenden Blätter sind gedreit und die Blättehen schmal-elliptisch. Die grossen, bis 11, Zoll langen Blüthen bilden end- ständige und fusslange Trauben. Primula japonica A. Gray (Tab. 5916) ha- ben wir in letzter Zeit so oft besprochen (s. 14. Jahrg. S. 195), dass wir zu ihrer Empfehlung nichts mehr hinzuzufügen brauchen. Androsace carnea L. var. eximia (Tab. 5906) wächst auf den Alpen der Schweiz, in Süd- Frankreich und auf den Pyrenäen und gehört in die sten Alpenpflanzen dar. Zahlreiche, schliesslich blü- hende Rosetten, aus schmalen, linienförmigen und am Rande gewimperten Blättern in grosser Menge bestehend, bilden bis 9 und 12 Linien im Durch- messer enthaltende Pflanzen. Auch die kleinen rothen Blüthen sind dicht gedrängt und stehen-zu 5 bis 10 zusammen, einen kurzgestielten, die Rosette aber überragenden Kopf darstellend. Sedum glandulosum Mor. (Tab. 5924) hat den Wuchs unserer gewöhnlichen beiden Mauer- pfefferarten (Sedum acre und hexangulare), unter- scheidet sich aber sehr leicht durch die drüsige Be- haarung und durch die rothen Blüthen. Bis jetzt wurde die kleine Dickpflanze nur in Sardinien beob- achtet, wahrscheinlich kommt sie aber auch in Spa- nien und zunächst auf den Pyrenäen vor. Saxifraga longifolia Lap. (Tab. 5889) stammt aus dem Hochgebirge der Pyrenäen und befindet sich schon seit langer Zeit in den Gärten des Fest- landes. Die Pflanze bildet eine einzige konvexe Ro- sette von ohngefähr 4 bis 7 Zoll im Durchmesser. Die verschiedentlich langen, lanzettförmigen und aus- dauernden Blätter haben einen weissen Rand und sind nur in der Jugend, so wie am Blüthenstengel, mit schmierig-drüsiger Behaarung versehen. Dieser besteht fast nur aus einer dichten, eiförmigen, 8 bis 12 Zoll hohen und 5 bis 7 Zoll im Durchschnitt enthaltenden Rispe weisser Blüthen, in denen die rothen Staubbeutel besonders in die Augen fallen. Ueber Gilia liniflora Benth. (Tab. 5895) ha- ben wir erst vor Kurzem (13. Jahrg. d. Wochenschr. S. 144) gesprochen, so dass wir darauf verweisen können. Gilia achilleaefolia Benth. (Tab. 5930) wurde 1833 von dem unglücklichen D. Douglas in Kalifornien entdeckt und befindet sich schon sehr lange in den Verzeichnissen der Samenhändler und der botanischen Gärten, ohne dass sie aber, wie andere Arten dieses Geschlechtes, eine grössere Ver- breitung erhalten hätte. Sie steht der bekannteren G. capitata am nächsten, ist aber in allen ihren Theilen grösser, besonders in der Kultur, während sie im Vaterlande kaum einige Zoll hoch wird und mehr oder weniger gedrängt wächst. Die mehrfach-gefie- derten Blätter haben sehr schmale Blättehen, die aber auseinander spreizen und nicht, wie bei denen der Schafgarbe (Achillea Millefolium), dicht beisam- men stehen. Der dichte, rundliche und langgestielte Blüthenkopf hat eine blaue Farbe. Sein Durchmesser Familie der Primulaceen. Sie stellt eine der schön- | beträgt meist nur einen Zoll. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 48. Berlin, den 30. ne 1872. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 1. December, Vormittags 11 Uhr, findet im Lokal des Klubs der Landwirthe, Französische Str. 48, eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Inhalt: Die sechste allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter in Braunschweig (Sehluss). — Erfahrungen über den Nutzen des Brumata-Leim’s. — Dr. W. Ulrich internationales Wörterbuch der Pflanzen-Namen. — Eingesandt nebst einer Erklärung der Redaktion. Die sechste allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter in Braunschweig, vom 10. bis 13. Oktober 1872. (Schluss.) Den Abend fand die Generalversammlung des deutschen Pomologen-Vereines statt. Es kann nicht Aufgabe des Berichterstatters der 6. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter sein, auch hierüber ausführliche Mittheilungen zu machen, diese werden in dem Organe des Pomologen -Vereins, in der Monatsschrift für Obst- und Weinbau, niederge- legt. Aber doch möchte Einiges aus der ersten Sitzung, als genau im Zusammenhange mit der Po- mologen-Versammlung stehend, hier von Interesse sein. Professor Koch hatte den Antrag gestellt, die 7. Versammlung der deutschen Pomologen und Obst- züchter nach Wien zu verlegen, und zwar gleich im nächsten Jahre, weil daselbst zu gleicher Zeit eine Weltausstellung stattfände. Da durch das geschäflts- führende Vorstandsmitglied, Dr. Lucas, derselbe Antrag im Namen des Prof. Koch auch für eine Sitzung des Pomologen - Vereines gestellt war, so glaubte mm ihn auch hier zur Verhandlung stellen zu können. Professor Koch machte hierüber fol- sende Mittheilungen: Er habe sich in seiner Eigenschaft als Kom- missär für Obst-, Wein- und Gemüsebau bei der nächsten Weltausstellung in Wien mit verschiedenen deutschen Gartenbau-Vereinen und mit Obst- und Weinproduzenten in Verbindung gesetzt und sich die Frage vorgelegt, auf welche Weise sei die Wiener Weltausstellung für den Obst-, Wein- und Gemüse- Bau am Meisten nutzbringend zu machen? In Folge dessen habe er von mehrern Weinproduzenten die Aufforderung erhalten, nach München, wo zu gleicher Zeit mit der Wander-Versammlung der Land- und Forstwirthe die Wander - Versammlung deutscher Weinproduzenten tagen werde, zu kommen, und die Frage in Betreff des Weinbaues zur weiteren ge- meinschaftlichen Berathung vorzulegen. Er habe es gethan und es sei von der Wander- Versammlung deutscher Weinproduzenten beschlossen worden, die Centralkommission des deutschen Reiches für die Wiener Weltausstellung durch die Königl. Landes- kommission in Berlin zu ersuchen, die Erledigung zweier wichtiger Gegenstände des Weinbaues in die Hand zu nehmen, resp. durch ihren Kommissär in Ausführung bringen zu lassen. Der erste Gegenstand betreffe die Nomenklatur der verschiedenen Weinreben. Sie sei eben so in Verwirrung, wie die des Stein- und Kernobstes, be- vor der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin die Angelegenheit in die Hand nahm. Die Wiener Ausstellung solle nicht allein industrielle Pro- dukte zur weiteren Kenntniss bringen, sie solle auch in den verschiedenen Zweigen der Landwirthschaft 48 378 und der Technik belehren. Da nach zuvor einge- zogener Erkundigung Raum zur Vorführung Jand- wirthschaftlicher und namentlich gärtnerischer Kul- turen im Wiener Ausstellungslokal vorhanden, so wünsche man von Seiten der deutschen Weinprodu- zenten, dass man von allen in Deutschland in grös- serem Massstabe gezogenen hebenarten sogenannte Korbreben im September, wo diese bereits auch er- kennbare Trauben haben oder noch erhalten, nach Wien sende, um daselbst eingepflanzt zu werden und zur Kenntniss resp. Berichtigung durch die dort sich einfindenden Oenologen zu kommen. Der zweite Gegenstand betrefle die Kultur der Weinreben. die Entwickelung des Weinstockes weit mehr Ein- fluss, als auf die anderen Obstgehölze. Dies sei der Grund, warum die Behandlung der Weinrebe in den verschiedenen Gegenden sich verschieden heraus- stelle. Die Kulturmethoden der verschiedenen Wein- länder aber kennen zu lernen, sei im hohen Grade interessant und zugleich nützlich. Es wurde deshalb in München durch die Wander-Versammlung deutscher Weinproduzenten der Wunsch ausgesprochen, dass im Herbste vollständig ausgewachsene Weinstöcke behufs der Sendung nach Wien herauszuheben und zu entblättern seien, um die betreffende Kulturmethode daselbst den zahlreichen Besuchern der Weltausstel- lung vorführen zu können. Unter diesen obwaltenden Umständen der be- sonderen Theilnahme der deutschen Weinproduzen- ten möchte es gut sein, wenn auch von Seiten der Pomologen und Obstzüchter der Wiener Weltaus- stellung mehr Aufmerksamkeit gewidmet würde. Es sei die Frage an ihn herangetreten, ob es nicht rath- sam sei, die 7. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter ebenfalls nach Wien zu verlegen. Von Seiten der meisten Anwesenden wurde jedoch gegen das Tagen einer wissenschaftlichen Versamm- lung während einer Zeit, wo so Vielerlei die Auf- merksamkeit der Anwesenden in Anspruch nehme und gewiss nicht die nöthige Ruhe zu Verhandlun- gen vorhanden sei, gesprochen und schliesslich der Antrag abgelehnt. Da aber auf jeden Fall die Wie- ner Weltausstellung und besonders die Zeit im Sep- tember auch für den Pomologen vielerlei Interessan- tes darbieten werde, auch trotzdem viele Pomologen selbst nach Wien reisen werden, so wurde beschlos- sen, dass einige Mitglieder des Vereines auf seine Kosten nach Wien gesendet werden, um später aus- führlıch zu berichten. In derselben Sitzung geschah auch die Neuwahl des Vorstandes. Die bisherigen Mitglieder: Super- Bodenverhältnisse und Klima haben auf intendent Öberdieck, Professor Koch und Direktor Dr. Lucas, letzterer zugleich als Geschäftsführer, wurden ersucht, ihr Amt auch ferner zu behalten. Die zweite allgemeine Versammlung wurde Vor- mittags um 11 Uhr mit einem Vortrage des Pro- fessor Koch über die Entwickelung des Obstes in morphologischer Hinsicht eröffnet. Einen Auszug hier mitzutheilen ist wohl kaum möglich, da der Vortragende selbst, wegen der ihm nur kurz zuge- messenen Zeit, man möchte sagen, in aphoristischer Weise sprach und nur das durchaus Nothwendige hervorhob. In Bezug des von Dr. Lucas einge- brachten Antrages, eine bestimmte pomologische Nomenklatur, herzustellen, mächte Professor Koch den pomologischen Verein, dem seine Erledigung überwiesen worden war, darauf aufmerksam, dass nur eine Nomenklatur, welche auf die Entwickelung der verschiedenen Organe fusse, wissenschaftlichen Werth haben Entwickelungsgeschichte be- dürfe aber vieler Zeit; es möchte deshalb gut sein, zeitig die betreffenden Männer zu suchen und wenn gefunden, damit vorzugehen. Man kam zur 4. Frage: „über das beste Verfahren in Bezug auf das Beschneiden der Krone und der Wur- zeln beim Verpflanzen.” Referent Inspektor Ad. Koch hatte es übernommen, die Frage einzuleiten. Es entspann sich alsbald eine rege Debatte, in der sich die entgegengesetzten Ansichten zur Geltung brach- ten. Die Einen hatten beim Verpflanzen der Obst- bäume nur dann Erfolg gehabt, wenn sie möglichst zurückgeschnitten hatten, während von Anderen be- obachtet worden war, dass bei dem Verpflanzen der Obstbäume diese, abgesehen von einem oft nöthigen Ausschneiden, sich selbst überlassen werden müss- ten, also nicht beschnitten werden dürften. Auf Gründe konnten weder die Einen, noch die Anderen sich stützen, da ihre Ansicht eben nur aus reiner Erfahrung hervorging. Revierförster Magenau aus Stuttgart ergriff die Gelegenheit, um darauf aufmerksam zu machen, dass bei der Beantwortung von dergleichen Fragen in der Regel nie ein Resultat herauskomme,. In allgemeinen Versammlungen könnte eine Lösung um so weniger geschehen, als es sich hier nicht um Ansichten han- könne. delt, als vielmehr um wissenschaftliche Unter- suchungen. In diesem Falle sei es Aufgabe von allgemeinen Versammlungen, namentlich - aber des deutschen Pomologischen Vereines, dahia zu wirken, dass auch, gleich den landwirthschaftlichen, pomo- logische Versuchs-Anstalten ins Leben gerufen wür- den. Nach Professor Koch sei es auch nicht Sache des Pomologischen Vereines, es zu thun, da dieser 379 keineswegs mit seinen Mitteln dergleichen Anstalten in's Leben rufen könne. Allein dem Staate oder reichen Privatleuten liege es ob, ersterer bei seinen pomologischen Instituten Laboratorien u. s. w. zu er- richten und tüchtige Männer der Wissenschaft her- beizuziehen. Die Empyrie sei hier berufen, den letz- teren sich zur Verfügung zu stellen, diesen sogar hier und da den Weg zum schnelleren Ziele zu zei- gen. Man müsse der Preussischen Regierung Dank wissen, dass sie hier die Initiative ergriffen und be- reits bei dem pomologischen Institute in Proskau einen tüchtigen Pflanzen-Physiologen angestellt habe und eben im Begriff sei, einen zweiten in Geisen- heim anzustellen. Professor Koch wünschte nur, dass diese Männer nicht in den oft vorkommenden Fehler fallen, wenn auch nicht alle, doch möglichst viele pflanzenphysiologische Fragen beantworten zu wollen. Eine Frage sei gerade genug, um ihre Zeit völlig auszufüllen. Noch wissen wir nichts über Entwickelungsgeschichte der Früchte, über die Art und Weise ihrer Ernährung und der Umbildung ihrer Stoffe. Von der Veredlung kennen wir nur das Oberflächlichste, denn noch hat die strenge Wissen- schaft hierbei nichts gethan. Die Verhandlung der 6. Frage der Tagesordnung, „welche Form der Obstbäume passt am Besten für die Landstrassen und für grosse Pflanzungen auf Aeckern und Weiden”, wurde auf Vorschlag des Dr. Lucas auf den nächsten Tag aufgeschoben. Die 7. Frage endlich, „welche Form von Obstbäumen passt am Besten zur Anpflanzung an Eisenbahnen”, leitete Baumschulbesitzer Späth aus Berlin durch einen längeren Vortrag ein. Damit wurde diese zweite allgemeine Versammlung geschlossen. Am 12. Oktober wurde schon um 10 Uhr das Urtheil der Preisrichter, und zwar im Ausstellungs- lokale der Aegidienkirche selbst mitgetheilt. Wir wissen nicht, wie viel Pomologen ausgestellt hatten und wie gross die Zahl der verschiedenen Sortimente war, auf jeden Fall hatte man sich aber nur sehr mässig betheiligt, trotzdem ‚wurden aber doch für Obst 18 Preise ausgetheil. Wir sind fern davon, den Preisrichtern in Braunschweig ob dieser Frei- gebigkeit nahe treten zu wollen, wir fragen aber einfach an, mussten alle diese Medaillen durchaus ausgegeben werden? Wäre es nicht besser gewesen, nur Wenigen Preise zuzusprechen, damit diese um desto mehr Werth erhielten ? Unsere Preisrichterei bei Pflanzen-Ausstellungen befindet sich leider in einem traurigen Zustande. Wenn man von Ausstellern selbst hört, dass man nur ausstelle, um einen Preis zu erhalten, und wenn man doch keinen erhält, alsbald erklärt, dass man sich von nun an gar nicht mehr betheiligen wolle, so wäre es besser, gar keine Ausstellungen von Pflanzen mehr zu veranstalten. Wo das eigene In- teresse mehr gilt, als das Ganze, da darf man auch nichts erwarten. Unsere Pflanzen-Ausstellungen, vor Allem aber die Art und Weise des Preissprechens, bedürfen überhaupt einer gründlichen Revision. Um 11 Uhr wurde die dritte allgemeine Ver- sammlung eröffnet. Es wurde zuerst eine Anzahl von Exemplaren einer Broschüre: „Steigerung der Erträge des nutzbaren Eisenbahn-Areales hauptsächlich dureh Obstkultur, mit specieller Berücksichtigung der Württemberg’schen Verhältnisse”, verfasst vom Revier- förster Magenau in Stuttgart, unter die Anwesen- den vertheilt. Ueber diese Broschüre ist ausführlich in der 46. Nummer der Wochenschrift gesprochen worden. Es wurde hierauf über die 6. und 7. Frage, über die beste Form von ÖObstbäumen für Land- strassen, auf Aeckern und Weiden, so wie für Eisen- bahnen verhandelt. Wir theilen hierüber mit, was das während der Versammlung ausgegebene Tag- blatt sagt, da wir leider gezwungen waren, schon vorher Braunschweig zu verlassen. Arnold, pomologischer Wanderlehrer für Rhein- preussen, sprach sich nur für die pyramidale Form der Obstbäume (Hochstämme) an Landstrassen, auf Aeckern und Weiden aus, und hob hervor, dass man nach den gemachten günstigen Erfahrungen im Bezirke Trier die Absicht habe, diese Form bei allen Landstrassen anzuwenden; Thränhardt, Stadtrath in Naumburg, stimmte nicht unbedingt bei und will nicht den ganzen Schwerpunkt auf die Erhaltung des Mitteltriebes gelegt haben. Er spricht sich mehr für Beibehaltung der in Thüringen üblichen Kesselform, zumal bei weniger tiefgründigem, schlechtem Boden aus; Hörlin, Pastor und Vertreter der Königl. Cen- tralstelle für Landwirthschaft in Württemberg, hält die Pyramidenform wegen des oft starken Schnee- druckes z. B. am Schwarzwalde, der besseren Früchte und der geringeren Schattenwerfung für besser; Müschen, Organist in Belitz-Mecklenburg, empfiehlt unbedingt die Pyramidenform, da die Bäume weni- ser Krankheiten (Krebs) ausgesetzt seien; Reiss, Apotheker in Peckelsheim in Westphalen, verwirft für windige Gegenden Bäume mit ausgelichteter Krone, zumal sich das Wurzelsystem der Bäume konform der Krone flach entwickele oder tiefer gehe; Späth, Baumschulenbesitzer in Berlin, verlangt die natürliche Form, z. B. bei den Birn- und bei vielen Apfel- sorten die der Pyramide durch den Schnitt zu unter- stützen; Uhde, Geh. Kammer-Rath, zieht aus dem- 48* . selben Grunde und weil die Früchte schöner und wohlschmeckender seien, die Bäume weniger Schat- ten werfen, stärkere Aeste treiben, auf Landstrassen dem Beschädigen und Bestehlen nicht so ausgesetzt, die Pyramidenform vor und hebt noch hervor, dass die Bildung der Wurzeln hauptsächlich von 2 Mo- menten, der Bodenbeschaffenheit und der Art und Sorte der Bäume bedingt werde; Belke, Lehrer für Garten- und Weinbau in Keszthely (Ungarn) stimmt aus schon angeführten Gründen, namentlich des Schneedruckes wegen, worunter die Kesselform vor- zugsweise litte, auch für die Pyramide bei Bäumen im Freien, behauptet jedoch, dass das Wurzelver- mögen mit dem Schnitte der Krone nichts zu thun habe, auch bessere Früchte wohl nicht erzielt wür- den; Koch, Pastor in Nottleben, und v. Reuss, Landrath in Lossen, hoben hauptsächlich hervor, dass die Chausseen des Weges und nicht des Obstes wegen da seien und die Kesselbäume den Wegen und Nachbarn Schaden zufügten; Koch, Inspektor, und Bouche&, Garteninspektor hierselbst, empfahlen gleichfalls die Pyramidenform warm und gaben näher an, was man unter Pyramidenschnitt in dem vor- liegenden Sinne verstehe. Dr. Lucas empfahl in seinem einleitenden Vortrage, entgegengesetzt den Ansichten des verstorbenen Gartendirektors Bor- chers zu Herrenhausen und Kreisbaumeisters Pa- risius, dringend, als Grundform die Pyramide fest zu halten, den Mittelast nicht heraus zu nehmen, ferner dafür zu sorgen, dass sich die Seitenäste gleichmässig ausbildeten, denn dann würden schöne und dauerhafte Bäume, ähnlich den Birnbäumen mit beschränkter Beschattung und eine gleiche Anzahl guter Früchte erzielt werden. Wohl Alle hielten die Pyramidenform für die beste. Der Boden könne darauf wohl keinen Einfluss haben. Wenn einem Baume das Herz genommen werde, heile die Wunde schwer. Man könne ferner breite Kronen nach und nach zu Pyramiden ziehen. Er empfehle hierzu die Methode des Verjüngens, das Zurückschneiden Ende August bis Mitte September möglichst pyramidal. Der Präsident gab folgendes Resume: Die Ver- handlung enthält eine vollständige Verurtheilung der mehrfach empfohlenen Methode des Kesselschnitts, d.h. der Ausschneidung des Mittelastes, um dadurch eine verhältnissmässige Entwickelung der Seitenäste hervorzurufen. Für die sog. Kessel- oder Schoppen- form der Obstbäume an Chausseen, wie sie Pari- sius vor einigen Jahren hier nannte, hat sich in dieser Versammlung nicht ein einziger Redner erho- ben. Der einzige Redner, welcher die Kesselform empfahl, hatte nicht unsere Frage von der besten 30 Form der Obstbäume an Landstrassen, sondern seine lokalen Verhältnisse vor Augen, lobte auch nicht die Kesselform im Gegensatz zu der Pyramidalform. — Als Vorzüge der Pyramidalform sind hervorge- hoben: geringerer Schatten, grössere Festigkeit, Ver- meidung zu starker Verwundung, Erzielung besserer Früchte, geringere Nachtheile durch Schneedruck, Sturm, nachbarlichen Schabernack, Diebstahl und Ueberbürdung mit Früchten. Das sind so wichtige Momente, die für die Pyramidalform an den Land- strassen sprechen, dass es schwerlich künftig Je- mand gelingen wird, dieselben gegen etwaige lokale Vortheile der Kesselform in Schatten zu stellen. Wahrscheinlich wird dieser Gegenstand nach den eingehenden Erörterungen, denen Jeder mit grossem Interesse gefolgt sein wird, für die Zukunft von der Tagesordnung der pomologischen Versammlungen verschwinden. Auf Wunsch des Baumschulbesitzers Späth ist noch zu konstatiren, dass nach Ansicht der Versammlung die Halbhochstammform der Bäume an den Eisenbahnen als die zweckmässigste anzu- sehen sei, womit auch diese Frage zum Austrage gebracht ist. Weiter nun wird auf Wunsch der Versammlung über den Ort der nächsten 7. allgemeinen Versamm- lung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter gesprochen und beschliesst dieselbe einstimmig auf Vorschlag von Dr. Lucas, Müschen, Thrän- hardt, Engelbrecht, Hörling, v. Türk und Griepenkerl, unter Angabe der dafür sprechen- den Gründe, dass die nächste 7. Versammlung unter Beseitigung der Mandatsverhältnisse des Vorstandes des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preuss. Staaten in zwei Jahren, also 1874, in Trier tagen und der Regierungsrath Beck er- sucht werden solle, die allgemeine Geschäftsführung zu übernehmen, sowie für den Fall, dass in Trier ein Hinderniss stattfinden sollte, dem Vorstand des Pomologen-Vereines die Befugniss eingeräumt werden solle, Ort und Zeit zu bestimmen. Dann referirt auf Beschluss der Versammlung Mediecinalrath Engelbrecht von hier über die 13. Frage: „Wie können die Obst-Mustergärten am besten zur Hebung des Obstbaues in Deutschland beitragen ?“ Es sei zweckmässig, alle noch nicht bis jetzt ver- worfenen Sorten mit Sicherheit der Aechtheit in Staatsanstalten heranziehen zu lassen. Dieselben hätten mit einander in Verbindung zu treten und wären aufzufordern, die Erfolge der Sorten nicht nur auf ihren Grundstücken zu beobachten, sondern auch in anderen Gegenden. Bei der Debatte betheiligten sich Dr. Lucas, der den Schwerpunkt sowohl in Zen. das Sortiren, als hauptsächlich in die Kultur guter Hochstämme legt und es für wünschenswerth hält, in jeder Provinz einen Obstmustergarten einzurichten und Obstbaumwärter anzustellen; Uhde und Öber- dieck empfehlen vorzüglich die Anlage von Ver- suchsstationen und die Erhaltung dessen, was ge- schaffen sei, durch Bezeichnung der Bäume, Auf- nahme von Situationsplänen ete.; Arnold brachte zur Sprache, dass man beabsichtige, wie in Trier so in jedem Kreise, ja in den einzelnen Gemeinden oder bei Privatpersonen, Mustergärten zu errichten; Reiss, Bouch& und Späth hoben dagegen die Ausbildung von praktischen Leuten in Mustergärten und die An- stellung von Aufsehern bei Staatsanstalten hervor. Stoll versprach zur Verbreitung der empfohlenen Sorten beizutragen, machte eine nähere Beschreibung des dortigen Mustergartens und übergab einen spe- ziellen Aufsatz der daselbst angebauten Sorten etc. zur Aufnahme ins Protokoll. Nachdem der Präsident noch die Einrichtung der Abkürzung der Namen der Sorten auf den Eti- ketten für zweckmässig erklärt hatte, gab derselbe folgendes Resume: „Es ist hervorgehoben, dass die Staats-Anstal- ten vorzugsweise bestrebt sein sollen, die werth- vollen Obstsorten in absolut richtiger Bezeichnung zu erhalten, auch deshalb in Kommunikation mit den andern gleichen Anstalten zu treten, um die Richtig- keit zu kontroliren durch den Austausch von Früch- ten und Reisern, dann aber auch die Abgabe der einzelnen Sorten von der Passlichkeit derselben für die betreffenden Gegenden soviel als irgend thunlich abhängig zu machen. Von anderer Seite ist hervor- gehoben, dass die Einrichtung der Mustergärten mög- lichst zu decentralisiren, also nicht nur in den einzel- nen Provinzen, sondern in möglichst viel verschie- denen Localitäten dieselben anzulegen seien, ähnlich wie das in der Rheinprovinz und besonders im Re- gierungsbezirk Trier der Fall sei, damit die Verbrei- tung der Mustersorten und die Ausmerzung schlech- ter Sorten möglichst befördert werde, auch gewisser- massen dem Reiserdiebstahl eine stillschweigende Duldung angedeihen zu lassen. Vor allen Dingen müssen die Regierungen und die Vereine für die Er- haltung der Mustergärten und für die Anstellung von Baumwärtern sorgen, welche die Pflege der Bäume überwachen und dem Publikum auf rationelle Weise mit Auskunftgeben u. s. w. zur Hand gehen.“ Zum Schluss der Sitzung wurde Stadtrath Thrän- hardt aus Naumburg gebeten, über die 11. Frage: Welche Tafeltrauben sind für den Anbau namentlich in Norddeutschland zu empfehlen? nach seinen lang- jährigen Erfahrungen zu referiren. Derselbe hebt gegen 24 weisse und rothe Sorten namentlich her- vor, welche sich durch vorzüglichen Geschmack, Frühreife und Ertrag auszeichnen und eine kurze Vegetationsperiode haben. Der interessante Vortrag wird bestimmt, in der am Abend 6 Uhr fortzusetzenden Versammlung dis- kutirt zu werden. In der 4. allgemeinen Versammlung Abends 6 bis 8 Uhr wurde Folgendes verhandelt: Revierförster Magenau wird vom Präsidenten zunächst aufgefordert, in Bezug auf seine Broschüre über Anpflanzung des Eisenbahn-Areals mit Obst- bäumen und Reben Näheres mitzutheilen. Derselbe will es mehr den lokalen Verhältnissen überlassen, Hochstämme, Halbhochstämme oder Spaliere an Eisen- bahnen anzupflanzen. Es sei wegen der kolossal grossen Ausdehnung des zu bepflanzenden Eisenbahn- Areals eine Frage von unendlicher volkswirthschaft- licher Bedeutung. Ein intensiver Betrieb der Obst- und Rebenkultur sei für eine Eisenbahnverwaltung durchzuführen von grosser Schwierigkeit; es liesse sich die Nutzbarmachung des Areals durch Verpach- tung desselben an tüchtige Kultivateure auf eine ausreichende Reihe von Jahren erreichen. Der Kul- tivateur finde höchst günstige Verhältnisse. Es wird sodann zurückgegriffen auf die Frage 11, welche Stadtrath Thränhardt in der dritten Sitzung beantwortet hatte, und besonders nochmals von dem- selben erörtert, welche Sorten und aus welchen Gründen er sie für Freikultur, sodann welche er zur Kultur an Mauern von früh- und spätreifenden Trau- ben, und welche er noch zu Versuchen für geeignet halte. Bei der Diskussion betheiligte sich Garten -In- spektor Koch, der mittheilte, dass hier mit früh- reifenden Sorten die verschiedensten Versuche ge- macht seien. Derselbe nennt die für hiesige Gegenden als zweckmässig erprobten Sorten, sowie die Be- dingungen ihres Gedeihens, und redet der mehr richtigen Benennung der Sorten das Wort. Professor Seelig von Kiel empfiehlt hauptsächlich die Malingre- Trauben, weniger für Freikultur, als im Topfe und an Gebäuden; Geheimer Kammerrath Uhde empfiehlt bei der Ungunst unseres nordischen Klimas die Madeleine Angevine im Vergleich mit anderen, die hierselbst versucht sind. Inspektor Palandt hält die Bestrebungen des Pomologen-Vereins, nicht zu centralisiren, sondern zu lokalisiren, auch bei dieser Frage für zweckmässig. Was für die eine Gegend passe, passe nicht für eine andere. Es theilen noch ihre Erfahrungen über den An- 382 bau passender Sorten für die verschiedenen Gegenden ı ihm bezeigte Nachsicht und spricht seine Anerken- v. Türk, Oberdieck, Arnold, Uhde und Palandt mit, Oberdieck bringt dabei das häufige sog. Rie- seln des Diamants zur Sprache. Palandt glaubt den Grund darin gefunden zu haben, dass bei dem- selben bei dem wenigen Blumenstaub die Befruchtung bei Regenwetter misslich sei. Künstliche Befruchtung durch Zusammenbringen zweier Sorten sei ihm ge- lungen. Dr. Lucas giebt ein ganz unfehlbares Mittel gegen das Reissen des Diamants an, nämlich das Ringeln, ehe die Beere sich bilden will und unter der Traube. Rinde und Bast müssten durchschnitten werden unmittelbar nach der Blüthe. Superintendent Oberdieck giebt das Petroleum als Mittel gegen die Feinde der Trauben, die Wespen, an. Dasselbe wird in die Löcher gegossen. Aus den Verhandlungen geht hervor, dass man sich im Ganzen im Kreise der vom Referenten der 11. Frage empfohlenen Sorten bewegt hat. Superintendent Oberdieck referirte sodann in einem ausgedehnten Vortrage noch über die Frage 9: Welche Steinobstsorten lassen sich für den Anbau im Grossen empfehlen und verspricht das schriftlich aufgesetzte Referat zum Aufnehmen ins Protokoll einzusenden. Für den Vortrag wird ihm der Dank der Versammlung dargebracht. Vor dem Schluss der Verhandlungen wurden noch folgende Anträge gestellt und von der Ver- sammlung, einstimmig angenommen: 1) In Bezug auf die 13. Frage der Tagesord- nung möge die Versammlung beschliessen, den Medizinalrath Engelbrecht aufzufordern, seine Ansichten in einer Denkschrift zum Protokoll niederzulegen, die geeignet sein wird, die Bestrebungen und Thätigkeit des Pomologen-Vereins segensreich zu machen, auch die Regierungen in den deutschen Län- dern durch Zusendung eines Separatabdrucks anzuregen, diese Bestrebungen zu unter- stützen. Medizinalrath Engelbrecht übernimmt diese Ausarbeitung. In Bezug auf die noch auf der Tagesordnung stehenden, nicht erledigten Fragen sind die betreffenden Referenten schriftlich aufzufor- dern, ihre Referate zur Aufnahme ins Protokoll binnen 4 Wochen einliefern zu wollen. Die Versammlung sagt einstimmig dem Präsi- denten Dank für die umsichtige Leitung der Ver- handlungen, die vielen Mühen, welche derselbe sich gegeben hat, und bringt demselben ein dreimaliges Hoch aus. Der Präsident dankt der Versammlung für die 2) nung aus für den Fleiss und die Ausdauer, den Ernst und die Gediegenheit, die sie bei der Erörte- rung der aufgestellten Fragen bewiesen. Die Ver- sammlung sei zwar an Quantität nicht bedeutend gewesen, um so bedeutender aber an Qualität. Nachdem sodann noch dem Superintendenten Öberdieck und denen, welche überhaupt den er- schienenen Fremden freundlich entgegengekommen seien, ein dreimaliges Hoch ausgebracht war, schliesst der Präsident die Sitzung. Erfahrungen über den Nutzen des Brumata-Leim’s des Lelrers 0. Becker in Jüterbog. Von J. Ganschow, Kunstgärtner in Diwitz bei Barth in Pommern. Die Obstbäume theilen mit den Hausthieren das. gleiche Loos; sie haben die meisten Krankheiten und die zahlreichsten Feinde. Zu den entschieden ge- fährlichsten Feinden unserer Obstbäume gehört der Frost-Schmetterling, Frostspanner, Spätling, Fresser, Reifmotte, auch Spaniol (Geometra brumata) genannt. Die bleich-grüne Raupe zerstört im April und Mai zu Millionen die Knospen und Triebe der Obstbäume und vernichtet dadurch fast die ganze Obsternte. (Vergl. Entomologie für Gärtner und Gartenfreunde von Dr. €. L. Taschenberg, S. 275. Dr. Ratzeburg’s. Forst-Insekten, Theil Il., S. 188.) Der schmutzig braun-graue Spanner-Schmetter- ling erscheint Anfangs November. Das Weibchen kann seiner verkümmerten Flügel wegen nicht fliegen, kriecht aber behend an lauen November-Abenden am Stamme des Baumes hinauf und legt seine Eier (über 250) an die Knospen. Die Räupchen schlüpfen An- fangs Mai, zuweilen schon früher aus, und sind Mitte Juni vollständig entwickelt, nachdem sie die Bäume, namentlich Apfelbäume, kahl wie Besenreis gefressen haben. Dann fangen wohl alte kränkliche Bäume an, sich wieder zu belauben, treiben aber höchstens an der Spitze der Zweige Blätter, nicht Schösslinge; junge Bäume machen nur kleine schwächliche Triebe (Jo- hannistrieb). Wegen dieser Schädlichkeit verdient das Insekt von allen Obstzüchtern mit Nachdruck verfolgt zu werden. Früher wendeten einige Gärtner ete. den Theer dazu an, den sie um die Baumstämme strichen; weil aber der Theer die Bäume oft brandig macht, so ist er nicht zu empfehlen. 385 Ich bezog daher, um meine Obstbäume vor jenen | verderblichen Feinden zu retten, vom Lehrer C. Becker in Jüterbog seinen von ihm präparirten Brumata-Leim, und bestrich mit demselben am 3. No- vember 1871 die um meine Bäume gebundenen Papier- ringe. Schon am andern Morgen bemerkte ich an den Ringen die Frostspanner-Schmetterlinge, die sich natürlich vergebens bemühten, von der klebrigen Masse los zu kommen; später waren die Ringe reichlich mit diesen Feinden bedeckt. Der Erfolg an meinen Bäumen war in diesem Sommer sichtbar. Auch der Blüthenbohrer, ein Rüsselkäfer (An- thonomus pomorum), der im November und Decem- ber auf die Bäume kriecht, um in die Blüthen seine Verderben bringenden Eier zu legen, deren daraus entstehende Larven im Mai die Staubgefässe und den Fruchtknoten zerfressen, wurde auf den Ringen ge- fangen angetroffen. Ich stehe nun nicht an, auf diesen Leim, der bereits vom Berliner Verein zur Beförderung des Gartenbaues für die preussischen Staaten, vom Garten- bau-Verein für Neuvorpommern und Rügen, in der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern (Januarheft 1872) auf das Beste und Dringendste empfohlen ist, alle Obstbaum-Besitzer aufmerksam zu machen, überzeugt dass der Gebrauch ihnen Freude gewähren und Nutzen schaffen wird. Die geringe Ausgabe — 1 Pfund nebst Gebrauchs-Anweisung und Probering I. Qualität 20 Sgr., II. Qualität 17 Sgr. — für etwa 30 Bäume hinreichend — wird durch den Erfolg reichlich aufgewogen. Aber auch noch anderweit nutzbar ist dieser Leim. Bestreicht man nämlich Mitte Mai die Papier- ringe mit Brumata-Leim, so sammeln sich unterhalb der Ringe die wandernden ‚schädlichen Raupen des Goldschwanzes (Bombyx chrysorrhoea) und Ringel- spinners (Bombyx neustria) und andere, und können dort leicht vernichtet werden. Endlich schützt der Leim auch gegen Obstmaden, diese schädlichen und ekelhaften Gäste unseres Obstes. Sie sind die Raupen der Obstschabe, Tortrix pomo- nana. Ende Juli bis Anfangs September lassen sie sich an einem Faden aus dem angestochenen ÖObste herab, kriechen an den Baum und an demselben hin- auf, um sich zwischen Rindenrissen etc. einzuspinnen und dort zu überwintern. Mitte Juni des künftigen Jahres erscheint der düstere Falter, um seine Eier an das halbwüchsige Obst zu legen (vgl. Leunis Synopsis Theil I., S. 257) und oft ein Drittel der Früchte zu verderben. Bestreicht man nun Ende Juli die Ringe der Bäume, welche viel madiges Obst besitzen, mit Bru- mata-Leim, so bleiben einzelne Maden darauf kleben; die meisten aber ziehen es vor, sich unter den Ring zu verkriechen, weil sie dort vor Feinden und Kälte mehr geschützt sind. Ende September findet man die Raupen in einem Gespinnst unter einem Papier- fleck, wo sie leicht getödtet werden können. Lehrer Becker hat solche Ringe mit den dar- unter eingesponnenen Raupen dem Garten - Direktor Lucas in Reutlingen und E. Fürst, Redakteur der Frauendorfer Blätter, zur Ansicht eingesandt, und durch dies einfache Mittel der Obstzucht einen be- deutenden Dienst geleistet. Nur wer seine Obstbäume vor ihren Feinden schützt, kann auf reichlichere Obsternte rechnen. Dr. W. Ulrich internationales Wörterbuch der Pflanzen-Namen. Wir gestehen, dass wir lange gezaudert haben, unser Urtheil über vorliegendes Buch auszusprechen, da wir Niemand zu nahe treten wollen, obwohl wir immer die Sache von der Person trennen. Wir wollen auch in diesem Falle kein Urtheil über vor- liegendes Buch geben, sondern nur unsere Ansicht über das Bedürfniss und wie es eingerichtet werden müsste, aussprechen. Ein internationales Wörterbuch, wenn es auch zunächst, wie das vorliegende, nur auf drei, aber doch die wichtigsten Sprachen: die deutsche, englische und französische, beschränkt ist, müsste sich nur auf die einzelnen Floren Deutsch- lands, Englands und Frankreichs beschränken. Aus- ländische Pflanzen wären von vorn herein auszu- schliessen: diese haben einen lateinischen und, in- sofern sie im Vaterlande irgend eine Wichtigkeit be- sitzen, einen einheimischen Namen, der gewöhnlich von Reisenden, insofern diese nicht speciell Botaniker sind, gebraucht wird. Würde man ein Buch besitzen, wo man durch Nachschlagen erfahren könnte, wie der wissenschaftliche, d. h. lateinische, Name einer sol- chen unter dem einheimischen Namen aufgeführten Pflanze ist, so würde der Leser einigermassen sich zurecht finden und sich von der Pflanze einen Begriff machen können. Was das eigentliche internationale Wörterbuch anbelangt, so liegt grade bei den drei wichtigsten Völkern Europa’s in den ursprünglichen Pflanzen- Namen zum grossen Theil so viel Poetisches und auf das menschliche Leben Hinweisendes, es wird, wenig- stens in England und Deutschland, so sehnsuchtsvoll erwartet, dass, wenn das vorliegende entsprochen, es gewiss freudigst begrüsst worden wäre. So er- 384 halten wir willkürlich aus- und inländische, inter- essante und ganz gleichgültige Pflanzen, selbst Kryp- togamen, in beliebiger Auswahl und sehen zu, ob das wir suchen, zufällig vorhanden. Immerhin etwas, wenn auch nicht viel. . Eingesandt nebst einer Erklärung der Redaktion. Herr Redakteur! Ich finde in der 33. Nummer der Wochenschrift über mich einen keineswegs wohlwollenden Artikel des Herrn Generals v. Jacobi, den ich nieht ohne Erwiderung lassen kann. Sie erlauben mir deshalb, Herr Redakteur, dass ich in der nächsten Nummer die darin aufgestellten Behauptungen berichtige. Agave hybrida, von der Herr General v. Jacobi spricht, wurde vom Herın de Kerchove d’Ous- selghem auf seinem Schlosse zu Vosselaere ge- züchtet, wie in seinem Artikel richtig behauptet wurde. Es ist dieses aber etwas, was Jedermann schon weiss. Ich kann demnach gar nicht begreifen, dass Herr General v. Jacobi behauptet, die Züchtung dieses Agaven-Blendlings mir angemasst und bei ihrem Ver- kaufe ausgesprochen zu haben, dass er in meinem Etablissement entstanden sei. In meinem Pflanzen- Verzeichnisse Nr. 16, p. 13, steht bei Agave univit- tata-xylacantha: „Prächtiger Blendling (Hybride) zwischen A. uni- vittata und xylacantha, im Aussehen zwischen beiden stehend; Gestalt und Dornen der Blätter der A. xy- lacantha; Oberfläche der Blätter glatt und glänzend, wie bei A. univittata. Eine Varietät erster Ordnung.“ Wer wollte behaupten, dass in diesen Worten auch nur die geringste Andeutung, ich masste mir die Urheberschaft dieser Agave an, liegt? An keiner anderen Stelle habe ich aber dieser Agave sonst ge- dacht. Wohl aber steht in Nr. 25 der Wochenschrift, wo von den neu eingeführten Pflanzen gesprochen wird, dass diese Agave hybrida von Jean Ver- schaffelt gezüchtet sei. Wo in aller Welt bin ich aber für das verantwortlich, was Andere gesagt haben? Weiter in dem besagten Artikel über meine Aga- ven, welche in der Fest-Ausstellung des Berliner Gartenbau-Vereines ausgestellt waren (über A. Killi- schii, Leopoldi und Perringii, sowie über Bonapartea Hystrix compacta oder nana) heisst es, dass dieses Dass diese werthvoll und interessant sind, geht dar- aus hervor, dass jede einzelne Agave, welche ich kurz vorher im Garten der Königlichen Gartenbau- Gesellschaft in London ausgestellt hatte, von Seiten der Preisrichter ein Certifikat erster Klasse erhielt, dass sogar derselbe Herr Dr. Kellogg, den auch Herr General v. Jacobi erwähnt, unter den Preis- richtern sich befand, welche eine dieser Auszeich- nungen der Bonapartea Hystrix compaeta zusprachen, Alle diese Agaven wurden übrigens erst im Jahre 1872 direkt aus Mexico eingeführt und waren für mich und Andere deshalb neu, weil wir bis dahin diese Formen noch nicht gesehen hatten. Jean Verschaffelt. , Erklärung der Redaktion. Die Redaktion der Wochenschrift hatte im An- fange der langen Abwesenheit des Redakteurs diese Erwiderung auf einen Artikel des Generals der In- fanterie a. D. v. Jacobi, die Agaven Jean Ver- schaffelt's in Gent betreffend, erhalten und wurde gleichzeitig ersucht, dieselbe in der Wochenschrift aufzunehmen. Vor der Zurückkunft des Redakteurs konnte dieses nicht geschehen. Wir thuen es jetzt aber um so lieber, als in Betreff des ersten Punktes ein Irrthum vorliegt, der nicht Jean Verschaffelt trifft, sondern den Verfasser des Artikels der neuen Pflanzen in der Wochenschrift, welcher glaubte, dass, da der besagte Blendling der Agave univittata und xylacantha durch das Etablissement Jean Ver- schaffelt's eingeführt wurde, in diesem auch der Blendling entstanden sein müsste. Dass Jean Ver- schaffelt irgend wo ausgesprochen, er hätte den Blendling erzogen, ist uns völlig unbekannt. Was die direkt aus Mexico durch Jean Ver- schaffelt eingeführten Agaven anbelangt, so ist von Seiten des Generals v. Jacobi nur eine Be- richtigung der neuen Namen gegeben; dass dieser auch nur einen Zweifel gegen die direkte Einführung von Seiten Jean Verschaffelt’s hegte, ist eben- falls nirgends ausgesprochen worden. Es kommt sehr häufig vor, dass Pflanzen, die als etwas Neues von Seiten der Gärtner eingeführt werden, sich nach wissenschaftlicher Untersuchung als schon beschrie- ben herausstellen. Man kann von keinem Handels- Gärtner verlangen, dass er gleich alle von ihm ein- geführten Pflanzen kennt; er gibt die Namen vor- läufig und überlässt es der wissenschaftlichen Kon- trole, diese zu rektificiren oder die Pflanzen als neu allbekannte Pflanzen seien, weil bereits beschrieben. | anzuerkennen. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. m» A ochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenhaus in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pfianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 49. Preis des Jahrganges 5% Thlr., il bei Beree een den Bichhandel des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Berlin, den T: December. 182. als auch franco durch alle Post- Anstalten Inhalt: K. Koch’s Dendrologie. — Zu Beantwortung der Frage über die Be = Topfpflanzen-K Kultur otorderhe hen Erdarte N. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde XV. K. Koch's Dendrologie. 2. Band, 1. Abtheilung. Selten ist wohl ein Buch so erwartet worden, als Koch’s Dendrologie. 3 Jahre sind bereits ver- flossen, seitdem der erste Band veröffentlicht und nach allen Seiten freundlichst begrüsst wurde. Jedes erscheinende Werk nimmt meist das Bedürfniss für sein Erscheinen in Anspruch, wenn es auch völlig unnütz sein sollte. Koch’s Dendrologie hat es zwar nicht ausgesprochen; dass sie jedoch wirklich nicht allein ein Bedürfniss war, sondern dieses auch mög- lichst ausgefüllt hat, ist aber allseitig anerkannt wor- den. Um so sehnsüchtiger sah man deshalb in Deutsch- land, wie im Auslande, dem Erscheinen auch des zweiten Bandes, mit dem das ganze Werk schliessen sollte, entgegen. Eben ist der zweite Band erschienen, nicht fertig, denn es fehlen 2 der wichtigsten Pflanzen- Abtheilungen: die Kupuliferen, unter ihnen die Eichen, und die Koniferen, ausserdem aber noch die wenigen Monokotylen; zum Glück erfahren wir, dass nur ein allerdings sehr unangenehmer Zufall den Druck plötz- lich aufgehalten hat, bereits aber wieder beseitigt ist. Um nicht die Ausgabe wenigstens dessen, was bereits gedruckt ist, für dieses Jahr aufzuhalten, hat der Verleger mit Zustimmung des Verfassers beschlossen, einstweilen die erste Abtheilung auszugeben und die zweite bis Ostern nachfolgen zu lassen. Ueber die Brauchbarkeit und Empfehlung des Werkes ist es wohl kaum nothwendig, noch etwas zu Sagen; es ist dieses bei der Beurtheilung des ersten Bandes bereits im In-, wie im Auslande, hin- länglich ausgesprochen worden. In einer Zeit, wo aber noch durch ganz Deutschland ein stosse und Landesverschönerung allgemeines Bedürfniss Grundbesitzer die Idee unseres grössten und geistreich- Landschaftsgärtners, des Fürsten Pückler- Muskau, unsere Parks und Anlagen mit den Um- gebungen zu verbinden, allgemeinen Beifall gefunden hat, ist es vor Allem gut, zu wissen, was uns über- haupt an Gehölzen zu Gebote steht, um darnach unsere Auswahl zu trefien. Werfen wir einen Blick in die erste Abtheilung des zweiten Bandes, so That zu der Ansicht kommen, das Material sei im Verhältniss zum ersten Jahre in der kurzen Zeit von 3 Jahren noch gewachsen. Wenn schon in dem ersten Bande der Dendrologie hier und da auf die traurige Verwirrung der Namen in den meisten Baumschulen hingewiesen wurde, so wird man wohl, wenn man sieht, dass bei den Ge- hölzen, welehe im zweiten Bande beschrieben sind, diese Verwirrung noch grösser ist, dem Verfasser Dank wissen, dass er nicht allein der Wissenschaft in der Bearbeitung völlig entsprochen, sondern auch Mühen und Kosten nicht gescheut hat, von allen einiger Massen wichtigen Baumschulen des In- und Auslandes Kenntniss zu und die dortigen Namen Dendrologie zu berichtigen. Bei einigen Pflanzengruppen, wie bei den Weiden, Eschen, Loniceren u. Ss. w., war es bisher fast nicht mehr zum Durchkommen. Dass der Verfasser nicht alle Fragen, die dabei geworden ist, kleine allenthalben Anpflanzungen machen, sten möchte man in der vorher nehmen für seine vorkamen, gelöst hat und Manches später noch revidirt und verbessert werden muss, spricht er selber aus, und wird Niemand auffallen. Um zu einem Resultate zu gelangen, legt er den grössten Werth 49 . auf die Gründung eines wissenschaftlichen Institutes, weil diese Fragen zum Theil nur hier allein und aın Raschesten gelöst werden können. Ein solches In- ‚stitut, wo alle die in der vorliegenden Dendrologie beschriebenen Gehölze kultivirt und beobachtet wer- den, hat aber noch eine zweite, nicht minder wich- tige Aufgabe, nämlich: bekannt zu machen, mit dem, was an Gehölzen vorhanden ist, aber nicht etwa allein den Jünger der Wissenschaft, sondern Jeder- mann, der sich überhaupt darin belehren will. Allee - Bäume und Schmuckgehölze existiren bei- spielsweise jetzt in einer Auswahl, wie nie vorher, und sind keineswegs in der Weise dem grossen Publikum bekannt, als wünschenswerth und im In- teresse des Ganzen nothwendig ist. besitzer hätten Baumschul- solchen Institute Gelegen- heit, die oft falschen Namen ihrer Gehölze zu revi- diren, ausserdem aber auch sich von dem grossen Reichthum des Vorhandenen zu überzeugen. Der Verfasser hat das Verdienst, höheren Orts zuerst auf die Nothwendigkeit eines solchen dendro- logischen Gartens aufmerksam gemacht zu haben. Von Seiten der Regierung ist auch auls Zuvorkom- mendste Geneigtheit zu erkennen gegeben worden, ein solches Institut aus Staatsmitteln ins Leben zu rufen, es scheiterten aber bisher alle Bemühungen, zu diesem Zwecke bei Berlin ein passendes Terrain zu finden. Soll ein dendrologischer Garten nämlich seinen grössten Nutzen haben, so muss er an einem Orte liegen, wo viele Menschen zusammenleben und aus dem ganzen Deutschland zusammenkommen. Ein solcher Ort kann nur Berlin sein. Es kommt hier noch dazu, dass auch in Berlin alle Mittel, das Institut auf der durchaus nothwendigen ‚Höhe der Wissenschaftlichkeit zu erhalten, geboten sind. In ihm wird am meisten Gelegenheit geboten, alle Ge- hölze, welche im Freien bei uns aushalten, näher kennen zu lernen. Nur auf diese Weise können Lieb- haber nach ihren Bedürfnissen eine Auswahl treffen. Ein Terrain, wo alle Gehölze, welche im gan- zen Deutschland aushalten, so kultivirt werden, dass sie sich nach allen Seiten hin gleichmässig entwik- keln können, muss wenigstens ein Areal von 60 bis 80 Morgen haben. Dieses Areal bei Berlin zu kau- fen, würde bei den ausserordentlich hohen Preisen des Bodens kaum möglich sein. Fiskalisches Land aber, was den grossen Bedürfnissen eines dendrolo- gischen Gartens entsprechen würde, ist in der Nähe Berlins gar nicht vorhanden, wohl aber besitzt die Stadt Berlin selbst Grund und Boden, der völlig ge- eignet sein dürfte, den Ansprüchen eines solchen Institutes nach dieser Richtung hin nachzukommen. in einem 386 Wie wir vernehmen, hat sich bereits in dieser Angelegenheit an eine der städti- schen Behörden vertrauensvoll gewendet und man ist ihm freundlichst entgegengekommen. Abgesehen davon, dass ein dendrologischer Gar- ten in der Weise durchgeführt, wie er von dem Ver- fasser der Dendrologie ins Auge gefasst ist, noch nirgends in Europa, so sehr er auch Bedürfniss ist, existirt und daher seine Errichtung nicht allein demr ganzen preussischen Staate, als auch der Stadt Berlin zur Ehre gereichte, würde er auch einem vielseitig gefühlten Bedürfnisse abhelfen. Berlin ist in den letz- ten Jahren auf eine Weise gewachsen, wie keine andere Stadt, die Bevölkerung hat sich ungemein vermehrt, so dass man um so mehr darauf bedacht auch der Verfasser sein muss, den Gesundheitszustand der bald eine Million Einwohner zählenden Stadt zu verbessern. Wenige grosse Städte haben leider eine so unvor- theilhafte Lage mitten in einer sandigen oder sumpfi- sen Gegend, wo das gleiche Niveau des Bodens kaum die geringste Bewegung des Wassers gestattet, wo die vorhandene Vegetation trotz Allem, was man bisher dafür künstlich gethan hat, keineswegs eine üppige, sondern vielmehr eine ziemlich ärmliche ge- nannt werden muss. Nichts ist aber im Stande, den Gesundheitszustand einer Stadt so zu verbessern, als Anpflanzungen von Gehölzen. Die Behörden der Stadt haben dieses wohl em- pfunden und, namentlich in der letzten Zeit, keine Kosten und Mühen gescheut, um in dieser Hinsicht das Fehlende nachzuholen. Man hat einen der tüch- tigsten Landschaftsgärtner gewonnen. Es sind bereits von demselben Pläne von Anlagen zur Verbesserung des Gesundheitszustandes, aber auch zur Verschö- nerung der Stadt Berlin entworfen und zum Theil ausgeführt, zum Theil erst genehmigt. Ein grosser Park, der Humboldtshain, im Norden der Stadt, wird wohl noch in diesem Jahre vollendet werden. Ist dieses geschehen, so soll ein zweiter Park am Schle- sischen Thore und von ziemlich demselben Umfange in Angriff genommen werden. Der vom Professor Koch projektirte dendrolo- gische Garten wird zwar in erster Linie ein Institut für Wissenschaft und höhere Gärtnerei werden, er wird aber doch auch zu gleicher Zeit in sofern einem öffentlichen Garten entsprechen, als er Jedermann zu seiner Belehrung offen steht und dem Publikum nicht geschlossen werden soll. Seine Wirkung auf den Gesundheitszustand Berlins wird dieselbe sein, wie die eines jeden anderen Parkes. Wollen wir daher von ganzem Herzen wünschen, dass die bereits an- seknüpften Verhandlungen unserer Regierung mit der 387 Stadt zu einer raschen Vereinigung führen, dass wir recht bald neben dem Königlichen botanischen Gar- ten noch ein zweites botanisch -wissenschaftliches Institut haben, was den Bewohnern Berlins vielleicht mehr zu Gute kommt und hauptsächlich den Gesund- heitszustand der neuen Weltstadt fördert. Durch die Koch’sche Dendrologie ist bereits auch das Fundament für einen dendrologischen Garten ge- geben; was darin kultivirt werden soll, ist im Buche aufgezeichnet und registrirt. Die grösste Schwierig- keit würde nur darin bestehen, die sämmtlichen Gehölze herbeizuschaffen. Aber selbst über diese Schwierigkeit wird man hinauskommen, da Professor Koch mit den Besitzern aller bedeutenderen Baum- schulen und Parks des In- und Auslandes in Ver- bindung steht und von ihnen auch zum grossen Theil die Zusicherung ihrer Unterstützung erhalten hat. Allenthalben wird das Bedürfniss nach einem solchen Institute seit dem Erscheinen der Koch- schen Dendrologie mehr als je gefühlt. Zur Beantwortung der Frage über die bei der Topfpflanzen-Kultur erforderlichen Erdarten. Vom Garten-Inspektor Dotzauer. In der Literatur, wo solche auf die für die eine oder andere Pflanze passende Erdart eingeht, er- scheinen im Allgemeinen die Angaben kaum anders, als solche, die erfahrungs- und versuchsweise her- vorgegangen sind, oder höchstens mit den Beobach- tungen, die man über die Standortsverhältnisse ge- macht hat, im Zusammenhange stehen. Wodurch aber die Versuche sowohl, als auch die Beziehungen der Pflanzen zu den Verhältnissen, die ihr Auftreten oder Vorkommen bewirken, be- dungen seien, darüber fehlt eine Behandlung, welche die praktische Handhabung wirklich unterstützt und fördert. Ja, man kann sagen, darüber fehlt das Ver- ständniss eines klaren Begriffes über das, was als das Wesentliche dabei in Betracht kommt und wirk- lichen Anhalt gewährt. Denn eben so wenig wie eine Begründung dadurch sich ergibt, dass die ge- machte Erfahrung eine Behandlungsweise vorschrieb, oder die Boden-Benennung, nach dem Befinden da, wo die Pflanze im natürlichen Zustande wächst, unfehlbare Sicherheit bietet, eben so wenig ist durch Beides eine weitergehende Folgerung möglich. Wenn man allen Werth auf die Kulturangaben in botani- schen und Garten - Schriften legt, so vermisst man die Erklärung, und da sie sich auf die einzelnen Fälle beziehen, so ist über die Frage wegen der Boden- oder Erdart im Allgemeinern die praktische Handhabung, ist namentlich also der Gärtner anhalts- los. Denn in Betracht des so umfangreichen, meist schwer zugängigen literarischen Materials, der Menge von Pflanzen, die das Gebiet der Topfkultur berührt, und der daher für jene Angaben überall entstehen- den Lücken, ist eine systematische Behandlung des Gegenstandes nothwendig, die, es sei nicht gesagt erschöpfend, doch annähernd für diese Frage eine Grundlage gewährt. Das Objekt hierzu leistet die Pflanze, da deren Wesen die Bedingungen des Bodens erheischt. Die Pflanze hat dafür drei beredte Theile: Wurzel, Stamm und Blatt. Von diesen Theilen oder Orga- nismen ist die Anschauung oder das Verständniss der Lebensthätigkeit im Allgemeinen genügend. An der Wurzel sind die jungen Spitzen der Verästelung ihrer Feinheit oder Dieke nach, ist der schneller, langsam oder überhaupt nicht erfolgende Uebergang zur Holzbildung, ist die Ausgangsweise vom Wurzel- stocke oder Stamme, je nachdem solche auf einen Punkt konzentrirt, peripherisch oder von mehrern Stellen zulässig ist, zu unterscheiden. Unter diesen Unterscheidungen, die massgebend für den Ernäh- rungsgang sind, tritt in Betracht, wie mehr oder weniger leicht eine Stockung die Theile aflieirt und wie mehr oder weniger langsam frische Entwicke- lung der Wurzel eintreten kann und bei welchem Einflusse der Ernährung unter Mitwirkung der ge- sunden Theile jene möglich ist. Wenn man für die Eigenthümlichkeiten der Wur- zel die Repräsentation in der Cactuspflanze, in der Konifere und in der Calla, im Pelargonium, in der Gloxinia und Palme, in der Camellia, in Melastoma und Leucadendron, auch in der Erika, in der Or- chidee und Nepenthes zusammenstellt, so lässt sich allerdings damit nicht erklären, wie die Zusammen- stellungen in gleichen Bodenverhältnissen bei so ver- schiedener Wurzelbildung sich einigen. Das Bedürf- niss der Feuchtigkeit und Stoffentwickelung ist allen, aber, wie jenes beschränkt oder erweitert wird, ist doch nicht alleinige Sache der Wurzel. Der Erwägung schliesst sich der Stamm mit den Blatt-Organen an. Der Befähigung und der daraus hervorgehenden Entwickelungskraft der Wurzel nach wird zwar das Gestalten und Wachsthum des Stammes, der seiner Konstruktion gemäss in den Haushalt des Stoffum- satzes eingreifend, zu seiner eigenen Verkörperung hilft, den Ernährungs -Zufälligkeiten zu widerstehen und sie durch sich selbst zu regeln vermag, oder ihnen erliegt. Je nachdem in der Organisation die einfache, weiche und mit Saft erfüllte Zelle vor- 49* . E98 herrscht, machen mit Luft durchzogene Räume, zähe Gefässe und feste Holzmasse das Ergebniss der Nährstoffbewegung und Kondensirung im Wege eines raschen Vegetationsprozesses oder eines vom An- fange an angebaähnten dichtern Verschlusses das Individualitätswesen aus. Wie die Wurzel dem allseitigen Bedürfnisse des Wassers, also der Aufnahme desselben, dauernd ent- sprechen soll, das kann nur in dem Verhältnisse mit des Zersetzungsaktes und das eigentliche Objekt des Ent- erfolgen, in welchem die nächste Vermittelung stehens und Werdens, also der Pflanzenstamm, zu in diesem Sinne Rhizom, Knolle und Zwiebel ein- zuschalten sind, entgegenkommt. Die bereits als vorgeführten Pflanzen - Geschlechter und Familien zeigen im Stamme solche Abweichungen, vermöge deren verschiedene Bodenverhältnisse WO- Beispiele be- dungen erscheinen, während aber doch die Lebens- Bedingnisse im Ganzen eine Uebereinstimmung da- Zu diesem Ganzen gehört der dritte Organismus, das Blatt. Dasselbe, als der Faktor des in Anregung gelangten Lebens, steht mit einer Un- ermesslichkeit von Form und Kombination zu seiner Funktion. Jene aber mimdert sich für den Begrift durch die in der Grösse, Zahl, Weichheit und Festig- keit zu suchende Ausgleichung. Die für das Gedeihen der Kulturpflanze in ge- wissen Bodenverhältnissen kreisende Frage und Auf- gabe erfordert dem Obigen zunächst ein Verständ- niss des Bodens, nach der von ihm herzuleitenden Wirkung, die für das praktische Ressort weder im speziell Chemischen, noch im speziell Physikalischen festzustellen, wohl aber von beiden Wissenschaften zu erklären ist. Wenn man sich zunächst und gewiss nicht ohne Grund nur auf das Eine einlässt, dass der Kultur- boden vegetabilischen Ursprungs, also Humusboden für einräumen. ist und seiner Substanz nach fortwährender Zer- setzung unterliegt, so macht die dabei gewisser- massen abgerundete Grenze doch weite Ausbuch- tung. Die Entstehung aus Blättern, aus Holzabfällen oder aus Wurzeln und aus ganzen Pflanzenbestän- den geht mit der Vielseitigkeit der Eigenthümlich- keiten der Pflanzenarten dadurch parallel, dass jene aus jung gebildeten oder aus gereiften Theilen, im überwiegenden oder gleichen Gemenge, durch kurze oder langsame Zersetzung die Einseitigkeit aulhebt, um so mehr, als dazu diejenigen Bodenarten kom- men, die unter besonders langandauernd gewesener Lagerung auf trockenem Wege entweder, oder auf nassem, zu ihrer Perfektion gekommen sind. Die | Laub-, Holz-, Haide-, Moor- und Torferde bekannten. Sie werden aus Naturbeständen entnommen. Die beiden ersten kann man auch durch Häufen des un- verwesten Materials bereiten und haben den Vorzug, dass man sicherer über das Material ist, dessen Pro- dukt hinsichtlich der Holzerde einen wesentlichen Unterschied darin hat, ob letztere aus Abfällen grü- nen oder trockenen Holzes entstanden ist, da jene zersetzter wird und sich kompakter zusammenfügt, diese sich lockerer verhält. Ueber die Torferde muss bemerkt werden, dass sie nach beiden Rich- tungen hin, kompakt und locker sein kann, [risch aus dem Naturzustande entnommen ist, dass sie aber als getrocknete Krumen des Brenn- torles der Durchlässigkeit «les Bodens dient, in wel- cher Beziehung ihre Verwendung in dieser Abhand- lung gemeint ist. ‘Diese Erdarten, die das unter sich gemeinschaft- lich haben, für die Topfkultur eigen haben müssen, dass ihre Bestandtheile in solchem Verwesungsver- also wenn sie hältnisse sich befinden, in welchem die Einwirkung des Wassers in dem Maasse, als es für die Pflanze selbst erforderlich ist, auch eine anhaltende Quelle der Stoffentwickelung und der Stoflverbindungen bie- ten, unterscheiden sich der Art und Zersetzung nach. In der einen will manche Pflanze entschieden nicht gedeihen, in der andern wächst sie mehr oder we- niger gut. Es hat dies seine chemische und physi- kalische Erklärung, aber in der Praxis des Garten- wesens kann die Beurtheilung sich nur darüber zu- nächst verbreiten, in welchem Verhältnisse der Wurzelbildung, dem Stamme und den Blättern nach auf die Dichtigkeit und Lockerheit des Bodengefüges, auf die schnelle und nachhaltende Entwickelungs- Fähigkeit, auf die Vertheilung der Bindekraft kleiner Bodentheilchen und der mittels grösserer Bodentheile entstehenden Durchlässigkeit das Gewicht zu legen ist. Die Wurzel bedarf, dass sie in dem betreffen- den Boden sich heimisch fühlen und in ihn gern eindringen kann. Ihre Absorptionskraft darf nur vom Reize der Stoffentwickelung in dem Maasse ange- spannt werden, als ihre Naturanlage und der Zu- sammenhang mit Stamm und Blättern für alle Vege- tationsmomente gestatten. Wenn ihrer Derbheit, Feinheit und auch Empfänglichkeit der Boden zu- sagend angepasst sein soll, so ist die Bündigkeit und Durchlässigkeit im Bezuge des vom Stamme und den Blättern des zur Zersetzung des Bodens und zur Beschaffung der Stoffe beanspruchten Wassers in Betracht zu ziehen. In Hinsicht der, ob schnell und leicht anzure- hier hauptsächlichen Arten des Bodens sind die als |, regenden Stoffentwickelung hat die Lauberde eine 389 Zeit lang Vorzug unter den genannten. Es ist aber | ihre Nährkraft eine wenig andauernde, indem der Verwesungs-Prozess, zwar der Art und Reife der Blätter nach, leicht beschleunigt werden kann. Eine Fähigkeit, bei vieler Feuchtigkeit dennoch vorhal- tender Entwickelung zu genügen, der aus grünem und vollsaftigem Holze entstandenen Erde und bei der Moorerde zu suchen, mit welcher letz- teren diejenige Torferde, die im vorgeschrittenen Zersetzungsprozesse, frisch und im feuchten Zustande ist, gleichbetrachtet werden kann. Die aus Abfällen trockenen Holzes gewonnene Erde und die beim Transportiren und Lagern des Brenntorfes sich er- sebenden Krumen gewähren Erdarten, die langsam aber auch lange der Stoffentwickelung entsprechen und, mehr oder weniger zwar, im Ganzen die Feuch- tiskeit besonders entlassen. (Fortsetzung folgt.) Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. XV. In Süddeutschland hat die Larve der schwarzen Blattwespe (Tenthredo adumbratus) in den letzten Jahren sehr grossen Schaden gethan, aber weniger an Birnen, Pflaumen und Kirschen, sondern vorherr- schend an Aepfelbäumen. Einzelne Bäume sahen in der That, als wir Elsass mit dem übrigen südwest- lichen Deutschland in diesem Sommer und Herbste besuchten, bisweilen schaurig aus. Und wo die ge- nannte Larve noch einige Blätter unversehrt gelassen hatte, war der schwärzliche Pilz, von dem ich früher schon berichtet, gekommen, um die schönsten Bäume zu verunstalten oder selbst erkranken zu machen. Alle Blattwespen aus dem Geschlechte Ten- thredo sind hauptsächlich unseren Kulturpflanzen, vor allen den Obstgehölzen und den Rosen, sehr schädlich. Wir haben ohnlängst von den grossen Verwüstungen der Larve des Tenthredo Morio an den Stachelbeerbüschen vernommen, unsere Rosen haben auch in diesem Jahre sogar von 4 Arten die- ses Geschlechtes (Rosae, pusillus, bipunctatus und Ae- thiops), deren Larven sich bald von dem Fleische der Blätter ernähren, bald aber auch in den jungen Trieben leben und diese zum Absterben bringen, nicht wenig gelitten. Interessant ist, dass die Larve von T. Aethiops bei uns durch Ausfressen des Flei- sches der Rosenblätter diese skeletisirt, während sie in Nordamerika, von woher sie erst bei uns eingeführt sein soll, hauptsächlich an den Blättern von Kirschen und Quitten Schaden thun soll. Doch wir kehren zu unserer im Süden Deutsch- ist bei lands in diesem Jahre verheerend aufgetretenen Larve des Tenthredo adumbratus zurück. In Südtyrol schwe- felt man seit ohngefähr 5 Jahren die Obstbäume, wie man es früher bei der Weinrebe that und noch thut, um den bekannten Weinpilz zu vertreiben, und hat sefunden, dass die Obstbäume dann reichlichere und bessere Früchte hervorbrachten. Es galt hier nicht einen schädlichen Pilz zu vertreiben: man that es nur, weil man die Erfahrung eines besseren Ertrages gemacht hatte. Ein intelligenter Obstzüchter, " J. Fichtner aus Atzgersdorf, wie uns im November- heft der illustrirten Hefte für Obst- und Weinbau von OÖberdieek und Lucas berichtet wird, kam nach Südtyrol, um ebenfalls die Erscheinung des Schwe- felns der Obstbäume wahrzunehmen. Als intelligen- ter Landwirth begnügte er sich aber nicht mit der einfachen Thatsache, sondern wollte auch die Gründe der Wirkung des Schwefelns wissen. Kein Mensch konnte ihm aber im ganzen südlichen Tyrol diese auseinandersetzen. Nach Hause zurückgekehrt, fasste J. Fiehtner alsbald den Entschluss, an seinen Obstgehölzen in Atzgersdorf ebenfalls Versuche mit dem-Schwefeln anzustellen. Es wurden dieselben Apparate, welche auf 2 und 3 Klaftern hohen Stangen befestigt werden, um die Schwefelblüthe über und innerhalb der Kronen der hohen Obstbäume sleichmässig in der Form einer Staubwolke vertheilen zu können, angewendet. Von J. Fichtner sind auch 2 solche Apparate nach Klosterneuburg bei Wien an den dortigen Di- rektor der Wein- und Obstbauschule Freiherrn v. Babo behufs solcher Versuche, hauptsächlich aber um dabei zu beachten, ob der Schwefel vielleicht einen Einfluss auf Vernichtung von Larven und Raupen ausübe, gesendet worden. Es war nämlich dem Be- richterstatter in Südtyrol aufgefallen, dass die ge- schwefelten Obstbäume wenig von Raupen leiden. In dem Gemüsegarten zu Atzgersdorf wurde eine Reihe älterer und jüngerer Birnbäume mit mehr oder weniger Früchten besetzt zu dem Versuche mit dem Schwefeln benutzt. Am 22. Juli war an den Bäumen noch alles Laub grün, aber schon den Tag darauf bemerkte man hie und da Larven des Tenthredo adumbratus. Am 25. d. M. fanden diese sich schon in solcher Menge vor, dass einzelne Blätter bereits vollständig skeletisirt waren. Junge Bäume hatten bereits zum Theil ein graubraunes Ansehen. Am Abend desselben Tages wurden die Bäume bei ruhiger Luft mit den zweckmässigen Apparaten in eine Staubwolke gehüllt.e Die Schwefelblüthe be- deckte alsbald die Blätter mit einem mehr oder we- niger diehten Anfluge. Am andern Morgen fand 390 J. Fiehtner Massen der Larven des besagten Ten- thredo todt und zum Theil vertrocknet auf den Blät- tern liegen. In Folge dieser erfreulichen Wirkung wurde nochmals an demselben Abende geschwefelt. Was nicht früher schon den Tod gefunden hatte, ging jetzt zu Grunde. Schon einige Stäubehen der Schwefelblüthe machen die Larve unruhig. Nach kaum einer Stunde findet aber eine Häutung der Larve statt. Dieselbe erhält anstatt einer olivenschwarzen Farbe eine gelbe. Es dauert auch nicht lange, so ringen die Larven mit dem Tode und, ehe man es sich versieht, ist dieser eingetreten. Auffallend ist dabei das rasche Vertrocknen der todten Larven. Zufällig einige Bäume übersehen und nicht geschwefelt worden. Es wurde nachträglich noch gethan. Leider hatten aber die Larven schon einen solchen Schaden gethan, dass die Blätter in Masse abfielen. Wahrscheinlich werden nun auch die daranhängenden Birnen zu keiner ordentlichen Reife kommen und mehr oder weniger zusammen- schrumpfen. J. Fiehtner hat weitere Versuche mit den Lar- ven anderer schädlicher Insekten über die Einwir- kung des Schwefels gemacht, so mit der des grossen Frostspanners (Geometra defoliaria) und mit der der Birngespinnstwespe (Lyda pyri), aber auch mit Acker- schnecken und mit Regenwürmern gemacht, sie haben aber noch keine vollen Erfolge gegeben. Viel. mag darin gelegen haben, dass man bei diesen schädlichen Thieren erst wissen muss, wann sie gegen das Schwefeln besonders empfindlich sind. J. Fiehtner bemerkt noch, dass die Schwefel- blüthe den Augen schädlich ist. Sind die Augen- lider dabei etwa bestäubt worden, so müssen sie vorsichtig abgewaschen werden, wenn man sich nicht der Gefahr einer Augen - Entzündung aussetzen will. Gut thut man daher, sich bei der Arbeit durch eine Art dazu eingerichteter Brillen zu schützen. Wir bemerken noch, dass die Larve des Ten- thredo adumbratus oft auch in England grossen Schaden thut. Nach Dr. Taschenbergs vorzüg- licher Entomologie für Gärtner und Gartenfreunde gebraucht man jenseits des Kanales eine eigenthüm- liche Mischung. Es werden 28 Pfund Artischoken- blätter in gegen 48 Quart Wasser 1, Stunde lang gekocht und wiederum nach !/; Stunde durchgeseiht, um dann mit der Hälfte einer auf gleiche Weise zu- bereiteten Abkochung von Tabacksblättern versetzt zu werden. Hierauf wird 1 Metze ungelöschter Kalk mit gegen 120 Quart Wasser gelöscht und die klare Flüssigkeit ebenfalls zugegossen. Schliesslich kom- waren men noch 2 Pfund schwarze Seife und 1 Pfund Schwefel hinzu. Bevor man diese Mischung brauchen will, wird noch ein Drittel Wasser zugesetzt. 2 bis 6 Bespritzungen oder Waschungen mit dieser Flüssig- keit sind hinlänglich, um einen Baum von dem lästigen Insekte zu befreien. In Nordamerika hat man ein einfacheres Mittel zur Entfernung und Tödtung der Larven des Ten- thredo Aethiops, indem man sich des gepulverten ungelöschten Kalkes, der in sehr geringen Mengen den Blättern aufgestreut wird, bedient. Sollte aber hierbei nicht auch der betreffende Baum leiden ? Niemand versäume als Liebhaber von Koniferen, wenn er nach England kommt, auch den berühmten Park von Dropmore zu besuchen. Dieser Park gibt vor Allem das Bild eines ächten englischen Parks, wie man sie leider jenseits des Kanales in ihrer Reinheit keineswegs mehr sehr häufig findet, da auch in England die Neuerungssucht bereits Manches ge- than hat, um die ursprüngliche Idee mehr oder we- niger zu verdrängen. Der Reisende findet in Drop- more auch einen intelligenten und freundlichen Gärtner, Frost mit Namen, der gern Liebhabern selbst zum Führer dient und auch in seinem gastfreundlichen Hause aufnimmt. Dort findet er auch in der liebens- würdigen Wirthin eine grosse Verehrerin unseres Schillers, dessen Bild als das einzige im Gastzimmer hängt. Das englische Volk als solches kennt sonst nur seinen Shakespeare und ausserdem vielleicht noch den einen oder anderen einheimischen Dichter, von fremden Dichtern weiss es wenig, auch +wohl gar- nichts, am Allerwenigsten vermag es sich von ihnen zu begeistern. Das wellenförmige Terrain Dropmore’s ist vor- theilhaft benutzt. Dunkele Wälder wechseln mit srossen Wiesenflächen besonders da ab, wo breite Thäler sich ausbreiten und umschriebene Bilder ge- boten werden. Fernsichten ausserhalb des Parkes, wie hauptsächlich Fürst Pückler in seinen gross- artigen Anlagen Deutschlands liebte und meisterhaft herzustellen wusste, fehlen in England durchaus. Dafür legt man grösseren Werth auf dunkele Wald- parthien, wo man sich von der übrigen Welt abge- schlossener fühlt und sich mehr innern Betrachtungen hingeben kann. So ist der Charakter des Engländers, der sich in diesen seinen älteren Parks abspiegelt. Der Engländer liebt aber auch grosse und schöne Bäume, welche am Waldessaume stehen oder allein auf grossen Wiesenflächen ihren impo- nirenden Wuchs zeigen können. Ulmen, Eichen, Platanen, vor Allem aber Gedern und andere aus- ländische Koniferen liebt er als solche. Wir haben 391 in Frankreich sehr hübsche und umfangreiche Cedern gesehen, sie standen aber in der Regel immer nur einzeln oder zu wenigen beisammen, in England bil- den sie dagegen oft gleich grössere und kleinere Haine. In diesem Falle sieht man erst in der Mannig- faltigkeit, der Art und Weise des Wachsthumes der einzelnen Bäume, wenn auch sonst ein bestimmter Typus in Allgemeinen vorherrscht, die Schönheit der Ceder. Wahrhaft erhebend ist es, wenn man unter und zwischen ihnen wandelt. Die starken Aeste am un- teren Theil des Stammes senken sich oft bis zur Erde herab und zwingen den, der hier wandelt, um die flach ausgebreiteten Zweige herum zu gehen. Ausser Cedern liebt aber der Engländer auch andere Koniferen, vor Allem Tannen und Kiefern. Das westliche Nordamerika, von Kalifornien nord- wärts bis über das Oregon -Gebiet und das Felsen- “ gebirge hinaus, hat ihnen besonders seit den dreissiger Jahren -» wo der bekannte eifrige Sammler Douglas hier war, viel Neues gebracht. Es wäre wohl in- teressant, einmal England zu durchwandern, nur um die schönsten Koniferen-Exemplare kennen zu lernen und über sie Bericht zu erstatten. Da Gardener’s Chroniele uns von Zeit zu Zeit Kunde davon gibt, so würde zunächst schon genügen, aus ihm eine Zu- sammenstellung der interessantesten Koniferen Eng- lands zu machen. Zu den beliebtesten Koniferen gehören vor Allem die langnadeligen Kiefern. Wir haben erst über dergleichen in unserem Berichte über den Park von Augny bei Metz gesprochen. Das Klima ist aber für dergleichen Bäume unendlich günstiger in England, als im oberen Moselgebiete.e. Wenn man hier nur Exemplare von 25 bis 30 Fuss Höhe sieht, so findet man im Parke von Dropmore und anderswo in England deren von 50, 60 und mehr Fuss Höhe und demnach noch ganz anders imponirend. Eben vernehmen wir, dass eine der interessan- testen langnadeligen Kiefern, Pinus Lambertiana, des nordwestlichen Amerika’s, besonders Kaliforniens, bereits Zapfen angesetzt hat. Dergleichen Zapfen spielen in Sammlungen wegen ihrer Grösse, die 11 Fuss und mehr unter Umständen betragen kann, eine grosse Rolle. Wie ganz anders mögen sich nun diese Zapfen an Bäumen von wenigstens 40 und 50 Fuss Höhe ausnehmen? Bis jetzt waren der Beispiele, wo bei gegen- Seitigen Befruchtungen und Blendungen ein Einfluss des fremden Blumenstaubes nicht allein auf die neu entstehenden Individuen, sondern auch auf Theile des mütterlichen Körpers bemerkt worden war, sehr wenig, denn der Mais mit seinen bunten Körnern auf einem und demselben Kolben stand fast einzig da. Die Beispiele aber von Florblumen, wo nach der gegenseitigen Befruchtung die Blüthen anders ge- färbt und zum Theil anders geformt erscheinen, kön- nen unserer Meinung nach nicht hierher gezogen werden, weil dergleichen Veränderungen durch Aus- saaten von Florblumen auch ohne gegenseitige Be- fruchtungen vorkommen, daher nicht durch diese, wenn sie in Anwendung. gekommen sind, veranlasst zu sein brauchen. Ein neues Beispiel für die Einwirkung eines fremden Blumenstaubes auf Theile der mütterlichen Pflanze hat aber jetzt der Professor des botanischen Gartens in Bordeaux, Durieu de Maisonneuve, der bekannte Forscher Algeriens, in botanischer Hinsicht geliefert. In Garten blühten zu gleicher Zeit ein männliches Exemplar der Chamae- rops excelsa und ein weibliches Exemplar der Chamaerops humilis; er nahm deshalb den Blumenstaub der ersteren und befruchtete damit die Stempel der letzteren, indem er ihn auf die Narbe auftrug. Die Früchte beider Zwergpalmen sind be- kannt und haben eine rundliche oder nierenförmige Gestalt, die Früchte aber, welche durch die Befruch- tung der Ch. humilis mit dem Blumenstaube der Ch. excelsa erzielt wurden, sind dagegen länglich und einer Dattel nicht unähnlich. Sie haben bei 1 Centi- meter Durchmesser eine Länge von 3 Centimeter. Von den 25 Früchten, welche im Anfange vorhan- den waren, sind nur 6 übrig geblieben. Wollen wir hoffen, dass diese 6 noch an der Mutterpflanze hän- senden Früchte zur vollständigen Reife gelangen und einen keimfähigen Embryo erhalten. Gewiss ist es interessant zu wissen, in welcher Weise die neuen Pflanzen sich entwickeln werden Wie wir früher bereits mitgetheilt haben, hat die königliche Gärtnerlehranstalt in Gent eine durch- greifende Reorganisation hauptsächlich dadurch auch erfahren, dass nicht mehr der Chef einer wenn auch srossen Handelsgärtnerei der Leiter der besagten Anstalt ist, sondern in so fern einer strengeren und wissenschaftlichen Beaufsichtigung und Leitung unter- stellt wurde, als sie jetzt mit dem botanischen Garten in Gent verbunden worden ist, und dessen Direktor, Professor Kiekx, auch Direktor der Lehranstalt ist. In der kurzen Zeit von nicht einem Jahre hat sich die Anstalt schon sehr gehoben. Als am 8. Ok- tober ein neuer Kurs eröffnet wurde, waren nicht weniger als 24 Zöglinge vorhanden. So viel hatte die Anstalt seit langer Zeit nicht gehabt. Abge- sehen davon, dass von Seiten der Regierung Alles geschehen ist, was eine solche Anstalt verlangt, seinem 392 wenn sie ihren Zwecken entsprechen soll, hat sie auch noch das Glück, vorzügliche und erfahrene Lehrer, welche bei vielem empyrischen Wissen auch hinreichende Wissenschaftlichkeit besitzen, um nach beiden Seiten hin zu entsprechen, angestellt zu haben. Männer wie Pynaert, Burvenich, Rodigasu. S. w. haben sich bereits einen Namen gemacht, der über die Grenzen des engeren Vaterlandes hinausgeht. Nachdem in der des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues über den gerühmten Nutzen des Polygonum Sieboldii (euspidatum) der Stab gebrochen worden .ist, wird die Pilanze jenseits der Vogesen in einem Artikel der Revue horticole (p. 893), der von Weber, dem Inspektor des botanischen Gartens in Dijon, verfasst worden ist, wiederum gerühmt und zu Küchenzwek- ken empfohlen. Uns ist darin nur neu, dass die Jungen Triebe, ähnlich dem Garten- und Sauerampfer, eine angenehme Speise geben sollen. Wir haben es nicht versucht, da wir von vorn herein bezwei- feln, dass Jedermann an dergleichen Gemüse Gefal- len finden sollte. Garten- und Sauerampler sind schon nicht Jedermanns Speise. Dass ein guter französischer Koch auch den ganzen Endzweigen des Polygonum Sieboldii einen angenehmen Geschmack beibringen Kann, wollen wir dabei jedoch nicht be- zweifeln, die Verdienste fallen nur nicht dem neuen Gemüse, sondern der Gewandtheit und Kunstlertig- keit des Kochs zu. Wenn aber die jungen Sprossen wiederum als Surrogate des Hopfens oder gar des Spargels in Frankreich empfohlen werden, so ist dieses ein Schwindel für unser Nachbarland, der bereits in Deutschland schon längere Zeit ausgespielt hat. Wir haben in der That wenig Pflanzen, wo der Schwin- del im Verlaufe der Zeit eine solche Rolle gespielt hat, als Polygonum Sieboldii. Wer die Wochen- schrift die letzten 10 und 12 Jahre durchgelesen hat, wird sich der verschiedenen Schwindeleien, über die berichtet wurde, erinnern. Wir machen aber noch- mals darauf aufmerksam, denn möglicher Weise er- scheint nach den lockenden Bekanntmachungen des Inspektors im botanischen Garten zu Dijon die Pflanze von Neuem in den Verzeichnissen französi- scher Handelsgärtner in grosser oder wenigstens ge- sperrter Schrift und wird als ein ganz neues und vorzügliches Surrogat für den Spargel empfohlen. Carriere, Redakteur der Revue horticole, em- pfiehlt bei dieser Gelegenheit das Polygonun Sie- boldi zum Garniren des einer letzten Versammlungen worunter hier wohl Strauchparthieen verstanden sein möchten. Dass diese Anwendung bei uns gefallen wird, bezweifeln wir ebenfalls. Der Franzose hat in landschaftlicher Hinsicht eine ganz andere Richtung, als wir Deutsche, Er sucht grossartige Ideen mit möglichst viel Gegensätzen, man möchte fast sagen, Sprüngen, auszuführen und bekümmert sich wenig um das Einzelne. Um seine Strauch- und Gehölz- parthieen zu machen, ist er in seiner Zusammen- setzung gar nicht ängstlich, er nimmt dazu, was er bekomnit, mag es passen oder nicht, immer grüne und dergleichen mit abfallenden Blättern. In der eısien Zeit der Anpflanzung füllt er wohl auch, um doch einiger Massen zu decken, mit hohen Gehölze krautartigen Pflanzen. Als vor mehrern Jahren Buttes- Chaumont in und der Park von Vincennes bei Paris angelegt wurden, hatten wir oft Gelegen- heit, zwischen jungen Bäumen, wie Eschen, Eichen u. Ss. w., und allerhand Gesträuch, auch Sonnenrosen, Stockmalven, ja selbst Blumenrohr (Canna) ange- pflanzt zu sehen. Man brauchte dergleichen Pflanzen auch, wie jetzt Carriere P. Sieboldii verwendet haben will, als Einfassung. Carriere macht noch darauf aufmerksam, dass die harten Stengel des P. Sieboldii im Vaterlande Japan auch benutzt werden, um die Kohle bei der Bereitung des Schiesspulvers, anstatt der des Faul- baumes (Rhamnus Frangula) und des Lindenholzes bei uns, den übrigen Bestandtheilen beizumischen. Endlich wollen wir noch bemerken, dass in dekorativer Hinsicht, wo wir übrigens den etwaigen Werth des P. Sieboldii durchaus nicht schmälern wollen, sie von der nahverwandten P. Sacha- liense, über die ebenfalls bereits mehrmals in der Wochenschrift berichtet wurde, weit übertroffen wird. Bei Gelegenheit der Fest-Ausstellung des Gartenbau-Vereins im Juni d. J. ist das Februar- Heft des ausgelegten Journal de la Societe Im- periale et Centrale d’Horticulture, Paris 1859, enthaltend eine Abbildung der Vanilla lutescens, ver- loren gegangen. Das Heft trägt auf dem Titel den eingepressten Namen F. B. Kramer, Flottbeck, und wird ge- beten, falls Jemand es vielleicht durch Zufall mit andern Druckschriften, Katalogen etc. in seine Hände bekommen haben sollte, dasselbe an Herrn Ober- Gärtner F. B. Kramer, Flottbecker Park bei Altona, Holstein, zurückzusenden, da demselben viel an die- Unterholzes (soushbois), | sem Heft gelegen ist. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. | Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. No. 50. Berlin, den 14. December. BE EEBR Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Enehnandel, als auch franco dareh ae Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 22. December, Vormittags 11 Uhr, findet im Lokal des Klubs der Landwirthe, Französische Str. 48, eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Unter den zu berathenden Gegenständen wird auch die Beschlussnahme über die künftige Gestaltung des Organes des Vereines stattfinden. Inhalt: 547. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Ertenkues am 1% RT Zur Bene der Erage über die bei der Topfpflanzen-Kultur erforderlichen Erdarten (Schluss). — Vilmorin’s illustrirte Blumen-Gärtnerei. — Anzeigen. ruches, der ihr den Beinamen gratissima verschafft IM. Versammlung hatte, sehr beliebt und wurde vielfach auf Aus- des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, | stellungen gesehen. Seitdem ist sie aus den Ge- am 1. December. wächshäusern der Liebhaber fast verschwunden. Da Von Seiten eines hohen Ministeriums der land- | sie sehr leicht aus Stecklingen wächst, kann sie wirthschaftlichen Angelegenheiten wurde dem Ver- | rasch vermehrt werden. eine eine grosse bronzene Medaille für Gartenbau Die Sammlung von verschiedenen Sorten des zur Verfügung gestellt, um damit noch nachträglich | Cyelamen persicum erhielt nicht allein wegen der der Anerkennung der Verdienste des Gartengehülfen | Schönheit und Kräftigkeit der Exemplare und der Lindemuth im botanischen Garten um die eigen- | Blüthenfülle den Beifall der Anwesenden, sondern thümliehe Erscheinung der Uebertragung des Bunt- | auch wegen der Jugend der einzelnen Pflanzen. Sie blättrigen vom Abutilon Thompsonae auf an- | waren vom Kunst- und Handelsgärtner Liebmann dere Abutilon-Arten vermittelst der Veredelung einen | in Dresden aus Samen, der erst am 8. December Ausdruck zu verleihen. vorigen Jahres ausgesäet worden war, erzogen und Abgesehen von den Blumentöpfen aus dem | besassen deshalb kaum das Alter eines Jahres. Nach Versuchsgarten des Vereines, welche an die an- | Liebmann’s Mittheilungen gehört dem Pflanzen- wesenden Mitglieder verloost wurden, waren noch | und Blumenhändler Richard Müller in Dresden aus 5 verschiedenen Gärten Pflanzen eingeliefert, | das Verdienst, den Samen, der sich schon im äusse- aus einem dagegen hatte man einen blühenden | ren Ansehen durch besondere Grösse ausgezeichnet Zweig der Luculia gratissima übergeben, um | hatte, herangezogen zu haben. Der Züchter gibt sich von Neuem auf diesen interessanten und dankbar | aber fortwährend noch Mühe, diese jetzt sehr belieb- blühenden Blüthenstrauch des Warmhauses aufmerk- | ten Florblumen noch mehr zu vervollkommnen. sam zu machen. Es war dieses von Seiten des Nach Prof. Koch sind die Cyelamen’s oder Obergärtners Perring in Moabit geschehen. Luculia | Alpenveilchen schon seit sehr langer Zeit Lieblings- gratissima ist eine ostindische Rubiacee aus der | blumen. Als, besonders unter Heinrich IV. und Lud- Verwandtschaft der Chinapflanzen (Cinchonen) und | wig XIV., die Anfertigung von Gobelins im Grossen wurde auch von Wallich als Cinchona gratissima | zu Paris betrieben wurde, existirten besondere Hof- bezeichnet. Vor einem Jahrzehnt und mehr war sie | sticker, welche die Muster entwarfen und dazu sich in Berlin, besonders wegen ihres angenehmen Ge- | vielfach neue Ideen aus dem Pflanzenreiche holten. 50 394 2 Die damaligen Königlichen Gärten zu Trianon, be- ! ten sonders aber zu Blois, lieferten reichliches Material. Die Zahl der Formen der Gyclamens, welche kulti- virt wurden, betrug damals schon einige und 30. Auch die Engländer liebten vor Zeiten die Cycla- mens, aber nur der Blumen wegen, und kultivirten sie, aus Parkinson’s Paradisus ersieht, ebenfalls vielfach in den Gärten. Da vor 2 Jahren eine Monographie dieser Florblumen in der Wochen- wie man schrift (13. Jahrg. S. 355) segeben ist, wurde auf diese hingewiesen. Kunst- und Handelsgärtner Neumann in Schöneberg hatte 3 Exemplare der bekannten Be- sonia floribunda ausgestellt, welche in der Art und Weise der Kultur Beifall fanden. Das eine Exemplar war zu einem breiten Spalier herangezogen, während die beiden anderen Kronenbäumchen dar- stellten. Von dem Besitzer war eine grössere An- zahl solcher Exemplare während der Sommerzeit im Freien, wo sie sehr gut gedeihen und stets reichlich blühten, herangezogen worden. Sie hatten in diesem Herbste einen solchen Beifall gefunden, dass sie in kurzer Zeit verkauft worden waren. Kunst- und Handelsgärtner Crass verdankte man dagegen eine Anzahl der neuen China-Primeln, welche vor einigen Jahren mit der Bezeichnung fim- briata in. England in den Handel gekommen waren. Abgesehen von ihrem buschigen Wuchse und dem reichlicheren Blühen zeichnen sie sich dadurch aus, dass die einzelnen Blumenblätter der einer chinesi- schen Nelkenblüthe nicht unähnlich aussehenden Blüthe am Rande gefranzt ist. Die ausgestellten Pflan- zen waren aus englischen Samen erzogen worden. Oberzärtner Koenig hatte aus dem Garten des Geheimen Kommerzienrathes Ravene& in Moabit ein Schau-Exemplar der Lechenaultia formosa her- angezogen, was ohngefähr den Durchmesser eines Fusses hatte und sehr buschig erschien. Die schönen rothen und unregelmässigen Blüthen nahmen sich inmitten der haideartigen Blätter sehr hübsch aus. Die Pilanze wächst mit den anderen Arten dieses Geschlechtes in Neuholland und gehört zu den Gar- deniaceen. Endlich verdankte man noch dem Obergärtner Dressler aus-dem fıüher Dannenberger’schen, jetzt Banquier Seelig’schen Garten ein blühendes Sxemplar des Lamprocaccus Laurentianus, der zuerst im 3. Jahrgang der Wochenschrift (S. 73) beschrieben wurde. Es war die Abart mit schma- len Blättern, welche früher schon als Aechmea Weilbachii beschrieben worden war. Die Aech- meen unserer Gärten mit den fleischigen rothen, sel- blauen Beeren gehören übrigens nicht Aen ächten Arten dieses Geschlechts, welche seitenstän- dige Blüthenstände haben, an, sondern dem von Beer in Wien aufgestellten Genus Lamprococeus. Professor Koch legte die zweite Auflage von Ed. Pynaert serres-vergers vor und empfahl das Werk allen Denen, welche sich für Fruchttreiberei interessiren, um so mehr, als dieser Zweig der Gärt- nerei in Norddeutschland, mit Ausnahme von Ham- burg, jetzt sehr darnieder liegt. In keiner grösseren Stadt ist aber die Fruchttreiberei (Ananas ausge- nommen) so sehr vernachlässigt, als in Berlin. Der Verfasser vorliegenden Werkes ist Professor bei der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Gent und erfreut sich auch im Auslande eines nicht unbedeutenden Rufes. Die erste Auflage erschien im Jahre 1861 mit dem Titel manuel theoretique et pratique de la cul- ture forc&e des arbres [ruitiers, und fand gleich an- fangs den Beifall, den das Werk verdiente. Seit den verflossenen 11 Jahren, welche zwischen der 1. und 2. Auflage liegen, hat die Kunst der Fruchttreiberei srosse Fortschritte gemacht, ein Umstand, der den Verfasser auch veranlasste, sein Werk völlig umzu- arbeiten. Da nicht weniger als 65 Holzschnitte den Text erläutern, so ist seine an und für sich leichte Sprache um so verständlicher. Da man damit umgeht, in Proskau, und zwar in dem dortigen pomologischen Institute, ein beson- deres Haus für Fruchttreiberei zu bauen, so schlug Professor Koch vor, das Werk dem dortigen Chef der Anstalt, Direktor Stoll, zuzusenden, damit die- ser von der neuen Erscheinung zunächst Kenntniss nehme, aber auch um dem Vereine Bericht darüber zu erstatten, hauptsächlich schliesslich um auf die neuesten Verbesserungen in der Fruchttreiberei Lieb- haber und Gärtner aulmerksam zu machen. Von Seiten einer Handelsgärtnerei in Lüttich war an den Generalsekretär geschrieben, um über den Ursprung und die Bezugsquelle des sogenann- ten japanischen Bastes, welcher von Hamburg aus zum ersten Mal während der grossen Festausstellung in Berlin vorhanden war, Näheres mitzutheilen. In der Wochenschrift ist bereits mitgetheilt, dass dieser Bast nach englischen Nachrichten die Oberhaut der Sagopalme, Sagus taedigera, darstelle. Es wurde übrigens schon in der Wochenschrift zweifelhaft hin- gestellt, dass wirklich Japan das Vaterland des Bastes sei. Händler nennen oft, um in ihrem Handelsartikel keine Konkurrenz zu erhalten, eine falsche Bezugs- quelle. Dr. Wittmack theilte mit, dass derselbe Bast j 395 sich bereits in dem landwirthschaftlichen Museum als aus Angola an der afrikanischen Westküste stam- mend befinde und wahrscheinlich auch die Oberhaut palmenartiger Fiederblätter darstelle. In Angola wachse Raphia angolensis, eine der Sagus taedigera nahe stehende Palme, von der der Bast möglicher Weise stammen könne. Noch sei er aber nicht im Stande gewesen, vergleichende Untersuchungen an- zustellen, da ihm bisher das dazu nöthige Material gefehlt habe. Sobald dieses aber geschehen, werde er weiter darüber berichten. Nach ferneren Mittheilungen des Dr. Wittmack hatte Obergärtner Kramer in Flottbeck bei Altona den japanischen Bast ausgestellt. Aus Japan komme er wahrscheinlich nicht, da Kramer’s in Yokohama in Japan lebender Sohn ihn gewiss in einem seiner vielen Briefe genannt haben würde, wenn er in Ja- pan benutzt würde. Ein Hamburger Kaufmann hatte diesen Bast im vorigen Jahre in England gefunden. wohin er, man weiss nicht woher? als Ballast auf einem Schiffe gekommen war. Er fand keinen Käu- fer und wurde deshalb von seinem jetzigen Besitzer für eine geringe Summe erworben. Da er ein vor- zügliches Bindemittel darstellte, so wurde er alsbald in den Handel gebracht. Nach Kunst- und Handelsgärtner Wendt ist dieser Bast nur im Freien zu gebrauchen, im Treib- hause geht er sehr bald zu Grunde. Er warnte des- halb, ihn daselbst zu gebrauchen. Professor Koch legte ein anderes Bindemittel vor, was in dem pomologischen Institute in Reut- lingen beim Veredeln junger Obstpflanzen allge- mein gebraucht wird. Es bestand aus viereckigen, ohngefähr 3 Linien im Durchmesser enthaltenden Bändern von meist verfilzter Baumwolle. Nach Dr. Lucas sollen diese Bänder in Fabriken als Abfälle weggeworfen und deshalb ohne weitere Kosten be- zogen werden. Man bezweifelte jedoch in der Ver- sammlung, dass es dergleichen Abfälle seien, son- dern meinte, %lass diese Bänder extra zu diesem Zwecke angefertigt würden. Wäre dieses jedoch der Fall, dann würden sie viel zu theuer kommen. Diese aus verfilzter Baumwolle bestehenden Bänder haben den Vortheil, dass sie die Veredlungs- stellen weder drücken, noch reiben, und dass sie durch den Gebrauch nicht verderben, sondern immer wieder von Neuem angewendet werden können. In Reutlingen liest man diese Bänder nach dem Ge- brauche wieder sorgfältig auf, um sie dann von Neuem zu gebrauchen. Der Gutsbesitzer v. Parpart-Pracobron auf Schloss Teupitz hatte den Generalsekretär über eine neue Methode in Schottland, Wein durch Heizung des Bodens im Freien zu treiben, um Auskunft er- sucht. Nach dieser Methode werden die Heizröhren in der Erde vertheilt, wobei die Wurzeln der Reben bisweilen eine Temperatur bis zu 33 Grad R. erhal- ten. Die Pflanzen sollen sich bei dieser hohen Wärme sehr wohl befinden und nicht allein auf das Ueppigste wachsen, sondern auch reichlich Früchte ansetzen. Wenn sich das Verfahren bewahrheitete, so unterliegt es keinem Zweifel, dass für unsere nordische, der Weinkultur im Allgemeinen sehr un- günstige Lage sehr viel damit gewonnen wäre. Un- günstige Witterungs -Verhältnisse würden unter die- sen Umständen keineswegs mehr einen solchen nach- theiligen Einfluss ausüben können. Wenn auch Professor Koch gleich anfangs ge- gen die Ausführung dieser Kulturmethode allerhand Zweifel hegte, so glaubte er doch die Angelegenheit der Versammlung vorlegen zu können, um möglicher Weise etwas darüber zu erfahren. Aber auch in der Versammlung war das Verfahren den Mitgliedern unbekannt. Der Inspektor des botanischen Gartens in Würz- burg Salomon hatte dem Professor Koch über srosse Exemplare der japanischen Gingko biloba in Folge der Erwähnung dieser interessanten Konifere bei Gelegenheit einer gärtnerischen Reise - Skizze im Elsass Mittheilung gemacht. Darnach existiren noch mehre Bäume in Deutschland, welche an Grösse und Bedeutung dem in Strasburg nichts nachgeben dürf- ten. Ein solcher befindet sich beispielsweise im Garten des Würzburger Julius-Hospitales, der vom Jahre 1695 bis 1858 botanischer Garten der Univer- sität Würzburg war und von dem jetzigen botani- schen Garten nur durch eine lange Mauer getrennt ist. Seine Höhe beträgt über 60 Fuss, während die Basis des Stammes über dem Boden einen Durch- messer von 2 Fuss 8 Zoll besitzt. Seit 20 Jahren trägt dieser Baum eine grosse Menge von Schein- früchten (Samen). Neben diesem Baume befindet sich noch ein zweiter, dessen Gipfel im Jahre 1842 von einem Blitzstrahle abgerissen wurde, der aber wahrschein- lich zu gleicher Zeit angepflanzt worden ist. Er hat einen 8 Fuss hohen Stamm und theilt sich an sei- nem oberen Ende in einige ziemlich wagerecht ab- stehende Aeste, so dass der ganze Baum ein schirm- förmiges Ansehen erhalten hat. Da Inspektor Salo- mon nichts davon sagt, dass er ebenfalls Schein- früchte trägt, so vermuthen wir um so mehr, dass es eine männliche Pflanze ist, als die Früchte des ersten Baumes keimfähig sind und von 80 bis 100 50* . 396 Samen, welche im vorigen Jahre ausgesäet sind, zwei Drittel gekeimt haben. Ohne eine vorausge- sangene Befruchtung würden die Samen taub gewe- sen sein. Beide Gingko-Bäume scheinen im zweiten oder dritten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts angepflanzt worden zu sein. Damals regierten Fürstbischöfe in Würzburg, welche sich um die Wissenschalt man- nichfache Verdienste erworben haben und für Pflan- zen eine besondere Vorliebe besassen. Es existirt aus dem Jahre 1721 noch ein gedrucktes Verzeich- niss des Würzburger Gartens, herausgegeben von Stesinger und Dereum, worin nicht weniger als 6000 seltene und nützliche Pflanzen aufgeführt wor- den sind. Interessant und wichtig zugleich ist, dass die fleischige Umhüllung des nussartigen Kerns nach In- spektor Salomon einen ausserordentlichen zusam- menziehenden Geschmack besitzt. Ein Arbeiter im Juliushospitale liess sich verleiten, dergleichen Schein- [rüchte zu essen und erhielt einen heltigen Durch- fall. In Japan wird das ölige Innere des Kerns da- gegen von den Eingeborenen gegessen. Professor Koch legte ein 2 Zoll fast im Durch- messer enthaltendes Stück eines Rebenstammes vor, an dem eine Weintraube sich ausgebildet hatte. Es dürfte wohl sehr selten vorkommen, dass an so altem Holze sich Trauben, die auch zur Reife kom- men, sich entwickeln. Er hatte das Stück Holz mit der Weintraube von dem früheren Statthalter von Tyrol, Ritter Toggenburg.in Bozen, in dessen Garten der Weinstock gestanden, erhalten. Schliesslich wurde der Ausspruch der Preis- richter mitgetheilt. Darnach. erhielten die Cycelamens des Kunst- und Handelsgärtners Liebmann in Dres- den den Monatspreis, den China-Primeln des Kunst- und Handelsgärtners Crass wurde aber eine ehrende Anerkennung zugesprochen. Zur Beantwortung der Frage über die bei der Topfpllanzen-Kultur erforderlichen Erdarten. Vom Garten-Inspektor Dotzauer. (Schluss.) In diese Verschiedenheiten des Verhaltens tritt die Haideerde nach mancherlei Massgabe der Ent- stehungsverhältnisse ein, sie ist daher sehr verschie- und es ist das, was als Haideerde gilt, sehr nach den Beziehungen abzuschätzen, durch welche die Entwickelungsfähigkeit, das Bindevermö- gen oder die Durchlässigkeit überwiegend wird. denartig, | Diese Erdarten werden zwar theilweise in vielen Fällen mit gutem Erfolge je für sich verwendet, ent- sprechen aber mehr nur durch Vermischung, wozu sich Gartenerde oder besser die aus dem Abraume von Gartenunkraut gewonnene Erde und Sand als wesentliche Bedürfnisse gesellen. Wichtig ist die Dung-Erde, oft wird auch Lehm, Moos und Kohle verwendet. Wenn man bedenkt, dass in das dennoch enge Gebiet dieser Erdarten und der damit anzustellenden Mischungen, welche in der Natur durch die Verhält- nisse des Unterbodens repräsentirt werden, die ge- waltıge Menge von Pflanzenformen sich zusammen- drängen soll, so ist nicht zu vergessen, dass die Gesichtspunkte der Wurzelbildung und der von ihr bedungenen Ernährung, dass die aus der Beschaflen- heit des entstandenen Pflanzenkörpers und die aus dem hierauf reagirenden Umsatz der Stoffe herzulei- tenden Gesichtspunkte sich vielseitigst kreuzen und verschmelzen. Daher können die heterogensten Ge- wächsformen hierbei eine naturgesetzliche, in weni- gen Kreisen das Ganze umfassende Zusammenstel- lung finden. Wenn also im Sinne der Topfkultur dem Cactus, der Conifere und der Calla eine und dieselbe Mischung, es sei gesagt Garten- oder Unkraut-Erde und eben so viel Lauberde, oder Unkraut- und Torf- (Krumen) Erde zu gleichen Theilen gegeben sei, so würde noch eine Abweichung in dem mehr oder weniger beizumengenden Sande stattfinden. Der Grundton liegt hier in der Garten- oder Unkraut-Erde, welche das Vertheilen des Wassers in den Räumen zwischen kleinen Bodentheilchen und so auch das Festhalten desselben bedingt; in diese Wirkung tritt die Laub- erde bald mit ein. Je nach Erforderniss der beson- deren Umstände und um die Bedeutung des Begies- sens bei der Topfkultur nicht zu verkürzen, wird durch Sand mehr oder weniger Durchlässigkeit nach der Anschauung des Pflanzenwesens erforderlicher erscheint, da hat die Eigenthümlichkeit der Torf- krumenerde Vorzug vor der Lauberde. Ihr Gefüg bildet weite Räume, wird aber vermöge der Garten- erde zur Zersetzung angefacht. Die Thatsache bei Cactus ist, dass von zarter, wenig oder doch allmäh- lig erst verholzender Wurzel mehr mit Feuch- tigkeit erfüllter als auf Holzbildung angewiesener Stamm zu ernähren ist, der, wenn auch meist nur durch sich und nicht durch erheblichen Blattbestand, dennoch der durch die Einwirkung des Lichtes an- seregten Ausscheidung mächtigen Vorschub leistet, als auf Aneignung der Stoffe wirkt, dass also der Boden für ein Verhältniss zu berechnen ist, welches ein 397 das Wasser in Erheblichkeit vorhält, wozu nicht nur das reichliche Mass der Gartenerde, ihres ver- witterten Zustandes wegen qualifieirt, sondern wo auch ihre vorgeschrittene Zersetzung aus bereits sich verschliessender Quelle nur die Stoffe lösen lässt. Durch die Conifere treten ganz andere Wachs- thumsverhältnisse entgegen, denen doch erstere Er- nährungsgrundlage zusagen und genügen soll. Für einen oft zu besonderer Festigkeit gelangenden Stamm ist eine viel verzweigte, kräftige, aber meistens bald verholzende Wurzelbildung thätig, welches eine trockne Rinde des Stammes, kleine, wenig Fläche an und für sich bietende, dabei oft von einer glasartig festen Oberhaut umschlossene Blätter gleichsam be- schränken, wozu ein Boden, dessen Lösung durch Festhalten des Wassers erst erfolgt, aus dem Grunde der beschränkten Transspiration bei einer sonst mit kräftiger Aufnahme-Thätigkeit ausgestatteten Wurzel als Bedingung erscheint. Hinsichtlich der Calla tıitt das Bedürfniss des Wassers weniger für Lösung der Stoffe, als um der Ausscheidung bei erheblicher . Blattfläche zu genügen, daher auch eine Hebung der Bündigkeit des Bodens durch Weglassen oder Mäs- sigen des Sandes hervor. Es ist eine Wurzel vor- handen, die in bündigen Boden einzudringen vermag, den Stamm auf einen Knollen, aus dem mit neuen Knospen auch neue Wurzeln sprossen, redueirt, da- her eine starke Stoffablagerung durch das Bilden eines nicht umfangreichen Stamm-Körpers weniger als die Verdunstung die Aufgabe der ansehnlichen Blattflächen. Für die Gruppirung des Pelargoniums, der Gloxinia und Palme hat diejenige Bodenart die Bedeutung, welche durch mässige Feuchtigkeit entwickelungs- !ähig und nahrhaft sich erweist. Hier macht die Basis des Bodenverhältnisses die Lauberde aus. Sie mag mit dem Zusatze eines Drittels Gartenerde oder mit gleichen Theilen Garten- und Torferde ausser dem Sande verwendet werden, es ist eben das lei- tende Prinzip, dass eine reichliche, bildungsfähige Nährkralt nicht durch übermässige Feuchtigkeit an- geregt zu werden braucht. Bei dem Pelargonium zeigt sich eine’ Wurzel, die aufnahmefähig ist, die stark und schnell verzweigt und bei einiger allmäh- liger Verhärtung doch so viel Weichheit des Zell- und Gefässgefüges behält, dass eine mächtige Be- wegung der Nahrungsflüssigkeit im Gange bleibt. Letzteres gilt auch vom Stamme und endlich nehmen ebenfalls die Blätter mit reger Aktion und Reaktion Theil; es ist aber hier nicht zu übersehen, dass die Stoffablagerung nach kurzem Vegetationsvorgange auf die Metamorphose zur Blüthe gerichtet ist. Für die | Gloxinia hat das aufgestellte Mischverhältniss, wäh- rend im vorherigen Falle einige Bündigkeit des Bodens angemessen ist, der zarten Wurzel wegen die Locker- heit und Durchlässigkeit des Bodens im Auge, welchen beiden durch die Verringerung der Lauberde und durch den Zusatz von Torferde ohne Aufgeben der Stoffentwickelung Genüge geleistet wird. Bei ganz ausserordentlicher Abweichung der drei Organe ist die Palme hier eingereiht. Da die Familie an Gestalt und Ausdehnung der Theile im Ganzen oder Ein- zelnen bevorzugt, an Verschiedenheiten auch reich ist, so sind beide Mischungen für die Sache angethan. der manche genauere gesuchte Abweichung nicht vorenthalten sein dürfte. Die erkennbar kräftige. dabei feste Wurzel, der feste, verhältnissmässig dünne Stamm und überwiegend mächtige, doch in ihrem Wesen zähe Blätter lassen folgern, dass erhebliches Schwanken im Ernährungsgange nachtheilig wird, dass also das Vertheilen des Wassers und ein anhalten- des Lösen des Bodens die Aufgabe sei. Für die folgenden Sätze, wo leitend ist, dass bei gleichmässiger Feuchtigkeit die Wirkung auf das Zersetzen des Bodens nicht überschwänglich erfolgen könne, ist dieses in Holz- und Tort- (Torikrumen) Erde gelegt, unter Vertheilen der Holzerde zwischen solche aus trockenem und aus grünem Holze und unter Zulassen einiger Verwendung von Lauberde, wenn es mit der Organisation der Pflanze verträg- licher, vielmehr von ihr gefordert erscheint. Für Camellia, Melastoma und Leucadendron ist das Erd- Verhältniss zu gleichen Theilen der Holz- und Torf- erde, für Erica, Orchideen (epiphytische) und Nepenthes zu zwei Theilen Torferde und einem Theile Holz-, resp. Laub-Erde. Ein geringer Zusatz von Garten- oder Unkraut-Erde ist bei vielen Arten, namentliel auch für ältere und erstarkte Exemplare, nicht aus- geschlossen. Bezüglich der erstern Zusammenstellung ist die Wurzel so beschaffen, dass sie, mehr oder weniger stark, zu festem Holze wird, ist der Stamm, wenn auch in vieler Verschiedenheit, doch meistens fester Natur und sind die Blätter hart, krautartig weich und von verschiedener Grösse. Ueber die Erica ist besonders der Anspruch aul Durchlässigkeit des Bodens, eines Bodens aber, der der Zersetzung einigen Widerstand leistet, zu beachten. Dıe Rücksicht auf ihre zarten und feinen, aber fest werdenden Wurzeln bedingt bei der Härte und Fein- heit des Stammes und der Blätter, dass die Durch- lässigkeit des Bodens überall zu ihren Gunsten sei. wozu die Beimischung von Sandkörnern hier Besondern dienen kann, weil dadurch der feinen im 398 Wurzel das Eindringen in den Boden erleichtert wird. Die Orchideen nun würden, in Betreff der sogenannten epiphytischen auch kaum zu obiger Einreihung stim- men, und es ist hier und überhaupt für diese Familie der Beobachtung ihrer Natur ein Spielraum zu über- lassen. Indess der Anschein einer auf erheblichen Wasserverbrauch hinzielenden Wurzel wird doch sehr und oft von dem Stamme oder dem denselben reprä- sentirenden Knollengebilde, von den theils festen, theils wenigstens nicht besonders transpirationsfähigen Blättern und von dem Umstande, dass die Wurzeln oberhalb des Bodens hervortreten, modilizirt. Und so, dass feuchte Atmosphäre bedungener erscheint, als vom Boden festgehaltene Wassermenge. Aehn- liches findet für Nepenthes statt; Wurzel und Blätter entsprechen mächtiger Wasser-Absorption und Aus- scheidung. Der Stamın aber führt darauf hin, dass jener Befähigung nur bei einer erheblichen Durch- lässigkeit des Bodens unbeschadet entsprochen wer- den darf. Für die drei Abtheilungen ist also das Uebergewicht eines durchlässigen Bodens nothwendig und die engern Abweichungen beständen noch in dem, dass nach den bereits gemachten Angaben für erstere die Erdarten mürbe bearbeitet oder gesiebt, für beide letzteren im groben Gemenge zusagen, für Nepenthes die bündige Holzerde die anwendbarere ist. Bei allen den genannten Mischungen fällt dem Sande die Rolle zu, zur Durchlässigkeit zu helfen, wozu die nähere Feststellung auf Pflanze und Boden zurückgreift. Vereinzelt ist die Verwendung von Lehm, Kohle und Moos. Rasenerde würde olt er- spriesslich an Stelle der Garten- oder Unkraut-Erde treten, ebenso die Düngererde, welche zugleich in vielen Fällen zur Förderung der Kulturzwecke be- kanntlich besondere Bedeutung hat. Die folgenden Beispiele geben die Anschauung von der Menge der zu gleicher Anforderung aus- sestatteten Familien und Geschlechter. 1. a. 1 Theil Gartenerde und 1 Theil Lauberde, ya 5 | „ Torferde. Abientineae, Agave, Aloe, Amaıyllideae, Bombax, Bonapartea, Brexiaceae, Bryophyllum, Cacalia, Cac- teae, Calla, Connareae, Cassine, Casuarina, Ceratonia Crassula, Cupressineae, Cussonia, Cyelamen, Cype- raceae, Daphne, Datura, Deutzia, Dianthus, Dyckia, Echeveria, Ehretia, Entelea, Ephedra, Erythrina, Eu- comis, Euphorbia, Fontanesia, Forsythia, Gnetum, Gramineae, Halleria, Hibiseus, Hoya, Jasminum, Ilex, Ixia, Kaempferia, Laurus, Lilium, Lomatophyllum, Melanoselinum, Melia, Melianthus, Mesembrianthemum, Mespilus,, Nelumbium, Nymphaea, Orchis, Oxalis, Pachyphytum, Pentstemon, Phillyrea, Phormium, Photinia, Phytolacca, Pittosporum, Podocarpus, Poin- settia, Psoralea, Punica, Rosmarinus, Sanseviera, Seilla, Sedum, Sempervivum, Solanum, Soldanella, Sparmannia, Stapelia, Statice, Stereulia, Strelitzia, Styrax, Taxincae, Thalia, Ulex, Viburnum, Watsonia, Yucea. ll. a. 2 Theile Lauberde und 1 Theil Gartenerde, b. 1 Theil Lauberde, 1 Theil Torferde und 1 Theil Gartenerde. Abutilon, Achimenes, Adhatoda, Aechmea, Aga- panthus, Aletris, Allopleetus, Alocasia, Alona, Al- stroemeria, Amaryllis, Anona, Anthyllis, Aphelandra, Apocynaceae, Araliaceae, Aristolochia, Aristotelia, Aroideae, Artocarpeae, Arundo, Ascium, Asclepiadeae, Beaumontia, Begonia, Benthamia, Berberis, Bignonia, Billardiera, Billbergia, Bixa, Bouvardia, Brosimum, Caesalpinia, Calathea, Calceolaria, Calonyetion, Ca- Iycanthus, Canella, Canarina, Capparis, Carica, Cassia, Catananche, Cecropia, Cedrela, Cerbera, Cestrum, Charlwoodia, Chirita, Chironia, Chrysocoma, Chymo- carpus, Cinchona, Cineraria, Cissus, Cistus, Citha- rexylon, Citrus, Cleome, Clerodendron, Clianthus, Glusiaceae, Cneorum, Cobaea, Coccoloba, Coflea, Co- leus, Columnia, Combretun, Cordia, Cunonia, Cuphea, Cycadaceae, Cyperaceae, Desmodium, Dieffenbachia, Dorstenia, Dracaena, Eehites, Eranthemum, Euthales, Exacum, Filices, Franeiscea, Francoa, Fuchsia, Gar- denia, Gazania, Gesnera, Gloriosa, Gloxinia, Gna- phalium, Gossypium, Guajacum, Heimia, Heliconia, Helicteres, Heliotropium, Hemimeris, Hernandia, Hura, Hydrangia, Hypericum, Hypocyrta, Jatropha, Iberis, Indigofera, Jochroma, Irideae, Juanulloa, Justicia, Lasiopetalum, Lavandula, Leonotis, Lobelia, Lychnis, Magnolia, Mahernia, Manettia, Maranta, Methonica, Mikania, Musaceae, Myoporum, Myrsine, Myrtus, Nerium, Nierembergia, Niphaea, Oederia, Palmae, Pandaneae, Passiflora, Pelargonium, Pentarrhaphia, Phrynium, Phyllanthus, Piper, Pistacia, Pitcairnia, Pleroma, Plumeria, Poineiana, Primula, Prionium, Psidium, Puya, Ravenala, Rhodanthe, Rhodochiton, Royena, Ruellia, Russelia, Sapindus, Salvia, Santolina, Schotia, Seutellaria, Selaginella, Serissa, Simaruba, Sinningia, Siphocampylos, Smilax, Sollya, Stephano- tis, Streptocarpus, Stryelinos, Stylidium, Swainsonia, Tamarindus, Tecoma, Tetranthera, Thunbergia, Tra- descantia, Tropaeolum, Verbena, Vinea, Watsonia, Zingiberaceae, Zygophyllum. ll. a. 1 Theil Holzerde und 1 Theil Torferde, beide, ; !, Theil Lauberde und 1 Theil Torferde. Abelia, Abrus, Acacia, Aeschynanthus, Anigo- zanthus, Arbutus, Ardisia, Banksia, Barbacenia, Bau- 399 hinia, Biophytum, Boronia, Bossiaea, Brachycome, Brownia, Burchellia, Callistemon, Camellia, Car- michaälia, Caryophyllus, Catesbaea, Centradenia, Cho- rizema, Chrysophyllum, Cinnamomum, Citriobatus, Clethra, Cleyera, Cliffortia, Clitorea, Codiaeum, Cor- rea, Daviesia, Desmodium, Dillwynia, Dodonaea, Drimys, Dryandra, Echites, Edwardsia, Escallonia, Eucalyptus, Eugenia, Eupomatia, Eutaxia, Galacto- dendron, Gareinia, Gardenia, Gnidia, Grevillea, Hakea, Hardenbergia, Helipterum, Hibbertia, Hovea, Hyme- naea, Illieium, Inga, 1sopogon, Ixora, Kennedya, Lep- tospermum, Leucadendron, Malpighia, Mammea, Man- sifera, Medinilla, Melaleuca, Melastoma, Mimosa, Mir- belia, Muraltia, Myristica, Oxylobium, Phaenocoma, Phylica, Physolobium, Pimelea, Platylobium, Poda- Iyria, Podolobium, Polygala, Pomoderris. Protea, Pul- tenaea, Quassia, Rondeletia, Sarracenia,. Swietenia, Templetonia, Thea, Theobroma, Torenia, Viminaria, Zyehia. IV. a. 2 Theile Torferde und 1 Theil Holzerde, 7 : 1, Theil Holzerde und 1, Theil Lauberde. Agathosma, Andromeda, Azalea, Baeckea, Ba- rosma, Bauera, Beauforlia, Berzelia, Brunia, Calotham- nus, Cephalotus, Dionaea, Diosma, Epacris, Erica, Dracophyllum, Fabricia, Gaultheria, Ixora, Kalmia, Leschenaultia, Leucopogon, Melaleuca, Menziesia, Metrosideros, Nepenthes, Orchideae, Passerina, Pa- vetta, Rhododendron, Rhodora, Stenanthera. Es mag hieraus hervorgehen, dass einer selbst- ständigen Beurtheilung, einem weiteren Eingehen darauf Raum gelassen ist, indem auf dem Wege die- ses Vertrautseins mit der Pflanze die Kenntniss in vielen Beziehungen erweitert wird. Wenn und wo die Vorlage eine Verbesserung gewinnt, ihr Kern wird nicht verändert. Unter den Pflanzen - Geschlechtern werden wohl einzelne Arten für sich Bedingungen beanspruchen. Es ist wohl anzunehmen, dass subtile pflanzen- physiologische Forschungen hierauf nutzbar und dass im Kreise des Gartenwesens die Bestrebungen da- für auf dieser Basis erweitert werden können. Un- können und besondere zweifelhaft gewährt diese Behandlung eine Sicherheit | der Kultur nicht nur der Leitung wegen, sondern auch für Belehrung und Unterricht. Die einfache Angabe, dass die und die Pflanze in der und der Erdart wachse, kann dem Strebsamen nicht genügen, weil die Begründung fehlt, bei welcher aber selbst nach ungünstigem Erfolge doch schon die gegebene Richtung zu neuem Versuche anspornend ist. Es wird also immer die Erfahrung ihre Bedeutung be- halten, nur siedelt sie dahin über, dass sie auf der Grundlage einer allen Stufen zugängigen Beurtheilung über das Wesen der Pflanzen und deren Theile sich aufbaut. Davon ausgehend gewinnt das Begutachten des Bodens eine andere Seite, da dasselbe nicht in der Voraussetzung seiner Fruchtbarkeit gesucht wird, sondern unter der Prüfung, dass er seiner Beschaflen- heit, seinem Zusammenhange und seiner Entstehung gemäss der Anforderung der bestimmten Pflanze entspricht. Bei jeglichem Eingehen hierauf selbst wird die olt oberflächliche und unsichere Verrichtung der Arbeiten, wozu besonders das Begiessen gehört. mehr der Bedeutung nach betrachtet werden, weil doch nicht gerade also nach der Anschauung allein begossen werden möchte, wenn der Ballon der Topf- pflanze trocken erscheint, sondern nach der die Aus- führung in der Angemessenheit geschieht, welche die Pflanze und der Boden bezeichnen. Es liegt nahe, dass das Begiessen sich nicht allein auf das augenblickliche Befinden der Pflanze, sondern auf die auf jenes einwirkende Thätigkeit des Pflanzenwesens und der Bodenentwickelung be- ziehen sollte, dass die Erdart nur hiernach vollen Nutzen schaffen kann. Jenes wird aus Letzterem Berichtigung und Sicherheit gewinnen und annehmen, je nachdem die bekannte und neu eingeführte Pllanze durch sich selbst, ihre Ernährungstheorie für die von der Zeit getriebene Praxis der Kultur darlegend, die Förde- rung zur Beantwortung der Erdfrage geworden ist. U Ü) . “ ° Vilmorin’s illustrirte Blumen-Gärtnerei. Uebersetzt von Dr. Grönland und Th. Rümpler. Im Verlaufe von 9 Jahren hat das französische Original genannten Werkes „les fleurs de pleine terre“ 3 Auflagen gehabt und jedes Mal ist es in gsrösserem Format und durch Zusätze ungemein be- reichert von Neuem erschienen. Weil wir schon drei Mal (bei jeder Auflage) von dem Buche gesprochen haben, so. können wir voraussetzen, den Lesern der Wochenschrift fortwährend so viel Schlechtes und telmässiges übersetzt wird, haben wir uns lange Zeit gewundert, dass kein spekulativer Buchhändler daran gedacht hat, das vorzügliche Vilmorin’sche Werk, da wir in dass es bereits bekannt ist. Da noch mehr Mit- in’s Deutsche aus dem Französischen dieser Weise kein anderes haben, uns Deutschen mundrecht zu machen. Endlich liegt ein erstes Heft einer deutschen Uebersetzung vor, welche die auf landwiıthschaft- 400 lichem Gebiete uns rühmlichst bekannte Verlags- handlung von Wiegandt und Hempel in Berlin durch Dr. Grönland, jetzt in Dahme, früher lange Zeit in Paris lebend und erst durch den französischen Krieg von dort vertrieben, und durch Th. Rümpler, den Redakteur der früheren allgemeinen deutschen Gartenzeitung in Erfurt, ausführen lässt. Wie das Öriginalwerk, ist auch die Uebersetzung alphabetisch geordnet. Auch schmücken dieselben leider nur zu kleinen Abbildungen des Originals den Text der Uebersetzung. Die Ausstattung ist zufriedenstellend, so dass der Preis von 10 Sgr. für das Heft von 9 Bogen ein mässiger genannt werden kann. Wie das Original, so besteht auch die Ueber- setzung aus 2 Abtheilungen, von denen die erste die Aufzählung der Florblumen des freien Landes, die zweite aber Vorschriften zu ihrer praktischen Anwendung enthält. Es ist diese zweite Abtheilung besonders, welche wir Liebhabern, da sie gewöhn- lich auf diesem Felde der Gärtnerei rathlos dastehen, empfehlen. Vor Allem hat die Teppichgärtnerei durch gelungene, in bunten Farben gegebene Zeich- nungen -in dem Werke Ausdruck gefunden. Wir wünschen aber doch, dass die beiden Uebersetzer bisweilen etwas vom Texte abgingen, um damit das Buch den deutschen Lesern angeneh- mer zu machen. Blumenzucht muss allen Menschen, Reichen, wie Armen, ein Bedürfniss, aber auch eine Erholung von den überstandenen Arbeiten sein. Dazu gehört aber, dass sie sich auch in den Benennungen der Blumen heimisch fühlen. Während in dem fran- zösischen Originale die alphabetische Reihenfolge nach den französischen Benennungen geschieht, ist sie in der Uebersetzung nach den lateinischen geschehen. Warum nicht auch nach den deutschen? Für viele anfangs fremde Florblumen sind bereits sinnige Na- men eingeführt worden, wie z. B. Gedenkemein für Omphalodes linifolia, so dass es wohl wünschens- werth wäre, dass sie weiter bekannt würden. Die in der Regel nur aus dem Lateinischen übersetzten englischen und französischen Namen haben dagegen uns Deutsche gar keinen Werth und könnten „anz weggelassen werden. Warum haben die Ver- B. für Agapanthus nicht den weit passenderen Namen Liebesblume anstätt Schmucklilie um so mehr gewählt, als er mit der Geschichte der Pflanze im Zusammenhange_ steht. allerdings als Synonym gebracht. die ächt Benennung für fasser aber z. Später wird er Für Adonis wäre deutsche Christusauge auch besser gewesen. Von den lateinischen Synonymen | hätten sehr viele wegbleiben können, da doch keine Vollständigkeit vorhanden ist und das Gedächtniss nur unnütz belästigt wird. In Betreff der Ableitungen der fremden Namen wäre ferner hier und da eine sorgfältigere Bearbei- tung, als sie das Original gegeben, zu wünschen gewesen. Auch möchten wir den Erfurter Ueber- setzer vorliegenden Werkes ersuchen, sich bisweilen in Betreff der Kulturen bei seinen Landsleuten zu erkundigen, da manche Kultur, welche in Frankreich seboten ist, wegen der anderen klimatischen Ver- hältnisse bisweilen in Deutschland nicht passt. Man wird uns bei diesen gegebenen Winken bei der weiteren Uebersetzung nicht missverstehen; wir glaubten es im Interesse des Werkes selbst zu thun, um es dadurch dem Publikum noch nützlicher zu machen, als es ausserdem schon ist. Wir wieder- holen, dass wir für unsere Florblumen kein geeig- neteres Werk als dieses in Deutschland haben und wir es demnach mit Fug und Recht empfehlen können. Für Liebhaber alter Pflanzenwerke. Eins der interessantesten Werke dieser Art aus der ersten Hällte des vorigen Jahrhunderts ist des Regensburger Apothekers Joh. Wilh. Weinmanns Phytanthozoiconographia. Es besteht aus 4 starken Foliobänden mit schönen, grossen Abbil- dungen der damaligen Gartenpflanzen. Leider haben die Künstler, unter denen sich auch der bekannte Maler Ridinger befand, dabei mehr ihren Stand- punkt, besonders in Betreff der Farben, eingenommen, als den der Natur. Dieses Werk ist der Redaktion für den geringen Preis von 30 Thalern angeboten. Liebhaber, welche sich für dergleichen Werke, aus denen sich die Geschichte unserer Gartenpflanzen am Besten studiren lässt, interessiren, mögen sich an den jetzigen Eigenthümer Dr. Waltl in Passau wenden. Die K. Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim am Rhein nimmt noch fortgesetzt Zöglinge auf. Der Direktor der Anstalt ertheilt nähere Auskunft über die Auf- nahme-Bedingungen und vermittelt die Unterkunlt der Schüler. Geisenheim, den 20. November 1872. Für das Direktorium: ©. Hüttig. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgräfzer-Strasse 15. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflanzenkunde. Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. Berlin, den 21. December. No. J1. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Dede durch) a Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Sonntag, den 22. December, Vormittags 11 Uhr, findet im Lokal des Klubs der Landwirthe, Französische Str. 48, eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Unter den zu berathenden Gegenständen wird auch die Beschlussnahme über 2 künftige Gestaltung des Organes des Vereines stattfinden. Inhalt: Die nekalaiE des Obstbuumies End: seiner F Taentei — Die bl: und F orstprodukte n- ak ee im Glaspalaste zu München. Die Entwickelung des Obstbaumes und seiner Früchte. Ein Vortrag, gehalten am 11. Oktober während der zweiten allgemeinen Sitzung der 6. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter zu Braunschweig. Meine Herren! Erschrecken Sie nicht, ich mit meinem Vortrage ex ovo beginne, das heisst, mit dem Ei oder der ersten Zelle, aus der jedes organische Individuum entsteht, es ist aber eine Nothwendigkeit, wenn ich verstanden sein will. Die Pflanze ist viel einfacher als das Thier, also auch in ihren Erscheinungen weit leichter aufzufassen. Was wir von diesem aus dem Innern seines Lebens wissen, haben wir zum Theil erst indirekt durch das Studium der Pflanze erfahren. Die ganze Pflanze ist bisweilen gar nichts wei- ter, als eine einzelne Zelle, oder doch nur ein Kom- plex mehr oder weniger selbständiger Zellen. Diese Zelle lebt, d. h. sie hat im Innern einen eigenthüm- lichen Körper, das Protoplasma, das beständig von Aussen Stoffe einnimmt und andere nach Aussen abgibt. Unter den Stoffen, aus denen das Proto- plasma besteht, ist auch der beweglichste, immerfort neue Verbindungen eingeht, der Stickstoff, Die Haut, die ringsum das in einer dicklichen Flüs- sigkeit befindliche Protoplasma einschliesst, existirt wenn weil er nicht, die für die in beiden befindlichen Stoffe, d. h. Luft und Wasser können durch diese Haut ungehindert in die Zelle ein- und austreten. Es ist demnach für die Wechselwirkung des Protoplasma’s mit der Aussen- welt ganz gleichgültig, ob die Zellhaut da ist oder Veränderungen, durch Ein- und Ausgabe doch vor. In neuester Zeit sind diese Wechselwirkungen und die dadurch bedingten bedingt, sehen Bewegungen innerhalb der Zelle genau verfolgt wor- den und man ist zu bewunderungswürdigen Resul- taten gekommen. Man hat gefunden, dass die ver- schiedenen Bewegungen verschiedene Zwecke haben. Es würde zu weit führen, wollte ich weiter darauf eingehen. Jeder organische Körper, demnach auch die Pflanze und speziell hier der Obstbaum, hat sein Leben hindurch zwei Aufgaben. Er muss sich erstens im Kampfe mit der Aussenwelt durch Einnahme und Ausgabe von Stoffen so lange als möglich zu erhal- ten suchen, mit anderen Worten. er muss sich er- nähren. Zieht er schliesslich Aussenwelt den. kürzeren, so ist er krank, geht er darin unter, todt. Tritt das Letztere ein, so hat der Körper als Individuum einer Art bereits gesorgt, dass einzelne Zellen vorher sich ausschei- den und selbständige Organismen werden, um mit demselben Kampfe ein neues Leben beginnen. Jeder lebende Körper muss also nicht allein sich er- im Kampfe mit der so ist er die wieder- nicht für die Luft, so wie nicht für das Wasser und | nähren, sondern auch seine Art zu erhalten suchen. al 402 Diese beiden Aufgaben hat jeder lebende Kör- per, auch die Pflanze, selbst wenn sie nur aus einer einzigen Zelle besteht. In diesem Falle sieht man keine Theilung der Arbeit. Wo die Pflanze aber aus einer oder mehrern Zellen, oder gar aus Zellen- Komplexen besteht, beginnt in so fern eine Theilung der Arbeit, als bestimmte Zellen nur für die Ernäh- rung, andere für die Erhaltung der Art, d. h. für die Fortpflanzung, sorgen. Im letzteren Falle tritt auch schon bald der Gegensatz des männlichen und weib- lichen Prinzips, beides durch besondere Zellen ver- treten, hervor. Es müssen hier in Kontakt tretende Kräfte, an bestimmte Zellen gebunden, gleichsam Oppositionen, vorhanden sein, die aufeinander ein- wirken und dadurch etwas Neues hervorrufen. (Redner erläutert durch Zeichnung an der Tafel die Bewegung der ein- und ausgehenden Stoffe.) Das ist eine Art der Fortpflanzung, die Zeu- gung. Die andere ist einfacher. Hier werden nur Zellen oder Zellenkomplexe vom mütterlichen Kör- per abgestossen und existiren alsbald als besondere Individuen. x Wollen wir jetzt die Fortpflanzung der Art über- haupt auf einige Minuten in den Hintergrund stellen und uns zunächst wieder mit der Zelle und ihrer Aufnahme von Stoffen behufs der Ernährung be- schäftigen. Wo die Pflanze aus einem grossen Komplex von Zellen besteht, ist sie doch aus einer einzigen her- vorgegangen. Aus der einen Zelle sind allmählig mehre geworden, bis schliesslich das Individuum vollkommen entwickelt war. Die Vermehrung der Zellen findet durch gänzliche Neubildung (Tochter- zelle) innerhalb einer alten (Mutterzelle) oder durch Theilung des Zellraumes statt. Die Neubildung von Zellen geschieht in der Re- gel nur in den Organen der geschlechtlichen Fort- pflanzung, und zwar durch Trennung des Protoplasma in mehre Theile. Dabei bildet sich in jedem abge- sonderten Theil eine neue Haut. Die alte Haut der Mutterzelle wird dagegen aufgesaugt und verschwin- det. Im anderen Falle der Vermehrung geschieht diese dadurch, dass an der inneren Zellwandung Scheidewände sich bilden und den ganzen Raum durchgehen. Man nennt diese Vermehrung vorzugs- weise die durch Theilung- Die Theilung der Zellen geschieht hier anfangs hauptsächlich senkrecht, später auch wagerecht. Dass die Vergrösserung und Vermehrung der Zellen, resp. Vergrösserung des Pflanzenkörpers, nur durch weitere Aufnahme von mehr Nahrungsstoffen geschehen kann, versteht sich eben so, als dass mehr aufgenommen, als ausgegeben wird. Man. bezeichnet diese Mehr- aufnahme, wobei nicht allein eine Vergrösserung, sondern auch eine Vermehrung von Zellen geschieht, als Wachsthum der Pflanze. Sobald eine grössere Menge von Zellen in einem Pflanzenkörper vorhanden ist, so beginnt Theilung der Arbeit in der Ernährung. Bestimmte Zellen neh- men nur Nährstoff aus dem Boden auf, andere ver- arbeiten ihn, wiederum andere dienen als Magazin, wo das Verarbeitete, d. h. die näheren Bestandtheile, welche nun unmittelbar in die Pflanze übergehen und zur Nahrung dienen, niedergelegt werden. Aus diesen Magazinen werden die auflgespeicherten Nah- rungsmittel endlich durch aus der Erde aufgenom- menes Wasser in der nächsten Vegetation zu den Organen, hauptsächlich zu den Knospen, den Trä- gern und Anfängen der neu sich bildenden Organe, geführt. Damit beginnt zunächst bei uns, wo das Leben durch den Winter unterbrochen wird, die neue Vegetation. Auf diese Weise sind, wie man sieht, eine Reihe von Zellen, welche aber verschie- dene Funktionen ausüben, Die Zellen behalten dabei bisweilen nicht ihre ursprüngliche Gestalt, sondern ändern diese, wachsen wohl auch vorhanden. zusammen und bilden dann sogenannte Leitzellen oder Gefässe, neuerdings auch Fibrovasalstränge genannt. Sie können denken, wenn ein Baum von hun- dert Fuss Höhe aus der Erde die rohe Nahrung aul- nimmt, möchte es bei der gewöhnlichen Lage und Stellung der Zellen lange dauern, bis der rohe Nah- rungssaft aus einer Zelle zur andern bis zu den Blättern gelangt, wo erst die schliessliche Verarbei- tung dieses rohen Nahrungstoffes in die näheren Bestandtheile geschieht, wenn nicht von der Natur für ein rascheres Aufsteigen gesorgt wäre. Der rohe Nahrungssaft hat an und für sich, entgegenge- setzt dem Einfluss der Schwere, die Neigung, nach oben zu gehen. Durch welche besondere Kraft dies geschieht, wissen wir nicht, denn alle bisher ge- gebenen Erklärungen reichen nicht aus. In seitliche Organe, also z. B. in die unteren Aeste und Blätter, kommt der aufsteigende Nahrungsstoff viel später, als in die Spitze der Pflanze. Wenn Sie eine Sonnenblume eine Zeitlang nicht begiessen und recht austrocknen lassen, so dass alle Blätter schlaff herunterhängen, und nun auf ein- mal wieder Wasser geben, so werden Sie finden, dass die obersten Blätter zuerst mit dem nöthigen Wasser versehen sind und demnach wiederum in die Höhe gehen, die unteren dagegen erst später steif werden. Es wird dieser Umstand vielleicht einiger- 403 massen dadurch erklärt, dass in den äussersten Spitzen einer Pflanze die Thätigkeit am lebendigsten ist. Hier sind die Zellen am jüngsten und deshalb auch im Kampfe mit der Aussenwelt am kräftigsten. Die Jugend hat auch beim Menschen mehr Thatkraft, als das Alter. Die tiefer liegenden Zellen sind, um mich des vulgären Ausdrucks zu bedienen, mehr oder weniger überarbeitet, d. h. im beständigen Kampfe mit der Aussenwelt unterliegen sie endlich mehr oder minder rasch. Die Thätigkeit der Zellen wird um so geringer, je länger sie schon gearbeitet haben. Schliesslich hört sie ganz auf. Damit ist die Zelle für die Pflanze todt. Bei den Thieren wird die abgenutzte Zelle ausgeschieden, bei den Pflanzen aber, wenigstens bei den höheren, wie den Obstbäumen, von denen ich hier nur spreche, ist das nicht der Fall. Da bleiben die Zellen als todte noch im Pflanzenkörper zurück und dienen, ähnlich wie die Knochen bei den höheren Thieren, zum Gerüst der Pflanze. Sie bil- den das Holz der Bäume. Zwischen ihm und der Rinde befinden sich die neu sich bildenden Zellen als sogenanntes Cambium. Aus diesem werden hauptsächlich sich wieder Leitzellen (Gefässe), welche den rohen Saft aufwärts zu den Blättern führen, und Holzzellen zur Aufnahme der in den Blättern berei- teten näheren Bestandtheile, besonders des Stärkmehls, bilden. Da diese Neubildungen zum Theil dem Holze sich anlagern und schliesslich zu diesem werden, So bilden sich alljährig Ringe: die Jahresringe. An die- sen Jahresringen erkennen wir das Alter eines Obst- baumes und das seiner Aeste. Der Zweig, als der jüngste Ast, ist das verlängerte Auge, der erste Trieb. Seine Leit- und Holzzellen, die den ersten Ring bil- den, verdicken sich im Herbste und werden dann, was man reif nennt. Je reifer das Holz geworden ist, um so mehr widersteht es der Kälte. Wenn wir einen Obstbaum hinsichtlich seiner Zellen von unten nach oben betrachten, so finden wir, dass die untersten Zellen die Wurzeln bilden. Von diesen sind die feinen Fasern noch sehr jung und bestehen aus thätigen Zellen, welche den rohen Nahrungssaft, aber auch das nöthige Wasser, aufneh- men. Weiter hinauf strecken sich die Zellen und gehen nach und nach in die Leitzellen oder Gefässe über. In diesen kommt der rohe Nahrungssaft rasch in die Spitzen des Stammes, sowie seiner Aeste und Zweige, welche letztere mit Blättern besetzt sind. Die sogenannten Nerven und Adern führen ihn weiter nach rundlichen Zellen, welche den rohen Saft bei Aufnahme von Kohlensäure aus der Luft umarbeiten. Das Protoplasma hat in den Blättern eine grüne Farbe und führt deshalb den Namen Chlorophyll oder Blattgrün. Man belegt wohl auch nur einen Theil des Protoplasma’s, und zwar den, von dem die Um- arbeitung auszugehen scheint, mit diesem Namen. Man glaubt, dass Eisen eine wichtige Rolle dabei spielt. Bei der Zerlegung der Kohlensäure wird Koh- lenstoff aufgenommen, aber nur wenn das Licht hin- zutritt, der Sauerstoff hingegen wird frei. Auf diese Weise wird durch die Pflanze die Luft für uns Men- schen verbessert. Es findet in Betreff des Athmens, womit man diesen Akt der Zersetzung der Kohlensäure bei den Pflanzen ebenfalls gern belegt, bei der Pflanze also ein umgekehrter Process statt, als bei uns Menschen und bei den Thieren. Wir athmen Kohlensäure aus, indem dazu erst der Sauerstoff der Luft eingenom- men und Kohlenstoff verbrannt wurde Es ist sehr weise gesorgt, dass die Blätter eine Fläche bilden und damit möglichst viele Zellen vom Lichte, das, wie gesagt, bei der Zersetzung der Kohlensäure durchaus nothwendig ist, beschienen werden können. Wenn übrigens mit dem Begriffe Blatt sich bei uns die Idee einer Fläche verbunden hat, so ist letztere nicht immer absolut nothwendig. Blätter können alle möglichen Formen haben. Es ist hier- über eine Vorschrift von der Natur nicht gegeben. Wir haben uns an diesen Begriff der Fläche gewöhnt, weil es bei unsern Vegetabilien meist so ist. In Neu- Holland haben die Blätter oft, wie bei uns die Nadel- hölzer, eine Nadelform. Die näheren Bestandtheile der Pflanzen bestehen hauptsächlich aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasser- stoff; man denkt sie sich aber auch als aus Kohlen- stoff und Wasser (was aus Wasserstoff und Sauer- stoff besteht) zusammengesetzt und nennt sie deshalb auch Kohlenstoffhydrate. Es gehören hierher vor Allem Stärkemehl, Zucker und Schleim, so wie die Säuren und Oele. Einige haben aber auch ausser- dem noch Stickstoff, wie z. B. die sogenannten Al- kaloide. Diese näher bezeichneten Stoffe werden aber, wie schon gesagt, bei den höheren Pflanzen nicht gleich benutzt, sondern erst in die früher schon er- wähnten Magazinzellen gebracht. Das geschieht wie- derum durch Leitzellen. Diese unterscheiden sich aber wesentlich in ihrer Struktur von jenen, welche den rohen Naährungssaft aufwärts führten, indem die Scheidewände zweier über einander stehenden Zel- len nicht aufgelöst, sondern nur durchlöchert werden. Man nennt sie deshalb auch zum grossen Theil Siebröhren. Die Magazinzellen sind bei den Obst- und an- Sl” 404 deren Bäumen hauptsächlich das Holz. Bei vielen krautartigen und zweijährigen Pflanzen, wo gegen den Winter hin die ganze überirdische Pflanze ab- stirbt und sich auf einige dem unterirdischen Theile (dem Wurzelstock oder der Wurzel) aufsitzende Knos- pen beschränkt, finden sich oft besondere Organe für die Aufnahme der eigentlichen Nährstoffe, die sogenannten Knollen, Zwiebeln, Rüben u. s. w. vor. M. H.! Sie haben vom Frühlingssaft und vom Sommersalt gehört und auch selbst gesprochen. Das ist der Salt, welcher aus den Magazinen, mit Hülfe des durch die Wurzeln aufgenommenen Wassers, in flüssiger Form zu den bestimmten Orten geführt wird, um daselbst Neubildungen am Obstbaume für das nächste Jahr anzulegen oder diese Neubildungen zur weiteren Entwickelung zu bethätigen. Zwischen bei- den Arbeiten liegt ein Zwischenraum von kürzerer oder längerer Zeit, der hauptsächlich durch die Thä- tigkeit der Chlorophylizellen in den Blättern ausge- fült wird. Die Zeit des Frühlings- und Sommer- saltes erkennt man, wenn die Rinde sich löst. Der Frühlingssaft, d.h. der im vorigen Sommer bereitete, in Magazinen aufgehäufte und erst im Früh- ling flüssig gewordene Saft dient zur Ausbildung der im Sommer vorher angelegten Knospen, der Sommer- oder Johannisaft wird dagegen von den eisten Früh- lingsblättern hergestellt und ebenfalls in Magazinen niedergelegt, bis im Sommer die Zeit kommt, wo er, ebenfalls durch aufgenommenes Wasser, flüssig wird und hauptsächlich zur Anlage und ersten Entwicke- lung der Knospe im Winkel der Blätter, nicht weni- ger aber auch zur Ausbildung der Früchte dient. Wenn also im Frühjahre die Blätter arbeiten, so werden diese verarbeiteten Stoffe nicht etwa für die bereits im vorigen Jahre angelegten Blüthen ver- wendet, sondern niedergeschlagen, um erst im Juli oder August, bisweilen schon gegen Ende Juni, ver- braucht zu werden. Unterdess sind durch das Ver- längern der Zweige neue Blätter mit grösserer Ar- beitsbefähigung, die wieder dieselben Nährstoffe bil- den, entstanden. Letztere werden aber wiederum nicht alsbald verarbeitet, sondern dies geschieht erst im Frühjahr. Ich habe bereits der Knospe mehrfach Erwäh- nung gethan. Ehe ich zur zweiten Hauptthätigkeit der Pflanze, zu der Fortpflanzung (oder vielmehr Erzeugung bei dem Obstbaume) übergehe, muss ich doch noch einige Worte über diese und deren Ent- stehung sagen. Die Pflanze ist, wie bereits schon ausgesprochen ist, keineswegs immer ein einfaches Individuum, sondern bei den Obstgehölzen in sofern ein zusammengesetztes, als die einfache erste Pflanze, wie sie aus dem Embryo hervorgeht, nlehbt so bleibt, sondern später als Stamm der Träger von neuen Individuen, die aus Knospen hervorgehen, wird. Jede Knospe durchläuft in dem Zeitraume der sogenannten guten Zeit im Jahre (Frühling, Sommer und Herbst) denselben Lebenslauf durch, den ihr Träger durch- gelaufen hat, und wird selbst wieder Träger von Knospen. Die Knospe entsteht seitlich oder ist die Fort- setzung und das Ende des ersten Stammes oder der Acste. Im ersteren Falle erheben sich kurz darauf, nachdem das Blatt angelegt ist, im Winkel desselben eine und mehre Zellen und bilden eine Aıt Warze. Diese Warze verlängert sich wenig, wird aber an ihrer Basis durch kleine verkümmerte Blätter (den Knospenschuppen) umgeben, welche sie mit ihren Neubildungen, d. h. lebensfähigen Anlagen ächter Blätter, namentlich im Winter, gegen Kälte schützen. Dass diese Knospen dann im Frühling, resp. bisweilen zur Zeit des Sommersaltes, sich verlängern (ausschlagen), ist ebenfalls bereits mitgetheilt worden. Nun kommen wir zur zweiten Hauptthätigkeit der Pflanze, zu der geschlechtlichen Fort- pflanzung oder Zeugung. Ihre Organe nennt man bei dem Obstbaume, wie bei jeder anderen höheren Pflanze: Blüthe. Diese besteht aus Organen, welche Träger des männlichen (Staubgefässe), und aus an- dern, welche Träger des weiblichen Prinzipes sind (Stempel, Fruchtknoten). Ausserdem finden sich aber bei dem Obstbaume noch zweierlei Organe, von denen die innern meist gefärbt, die anderen grün sind, vor. den Kelch, die ersteren die Blume oder Blumen- krone. Alle diese Organe sind nichts weiter als veränderte Blätter. Die Blüthe wird auf gleiche Weise gebildet, wie die Knospe und stellt bisweilen auch einzeln oder zu mehrern vereinigt eine solche dar. Auch sie wird von Knospenschuppen umgeben. Wir haben bei manchen Pflanzen Blüthen- und Blattknospen. für sich, bei anderen befinden sich Blätter und Blüthen in einer und derselben Knospe. In diesem Falle stehen die Blüthen entweder an der Spitze, oder in dem Winkel der Blätter oder endlich an der Basis. Zur Ausbildung der Blüthenknospe, ebenso wie der Blattknospe, dient der im Sommer vorher in den Holzzellen aufgehäufte Saft. Es kommt aber auch vor, dass dieser nicht genügt und es mehre Jahre dauert, bevor die Blüthe sich bildet und zur Frucht sich entwickelt. Es ist dieses bei vielen Myrtaceen, z. B. bei vielen Arten aus Neuholland mit holzigen Früchten, aber auch bei unseren kultivirten Aepfeln d. h. nicht grün, Die letzteren bilden 405 und Birnen der Fall. Jedermann weiss, wie lange ein Borsdorfer Apfel gebraucht, bevor er an seinem Fruchtspiesse erscheint; ist er aber an dem Träger einmal dagewesen, so kommen in der Regel bei richtiger Vertheilung der Nahrungssäfte alljährig neue Aepfel hervor. Dass man durch Beschneiden der Zweige die Zeit verkürzen kann, ist bekannt. | Man muss sich dabei nur hüten, dass die vermehrte Nahrung nicht der Vegetation, sondern der Frucht- bildung zu Gute kommt. Bei richtigem Verständniss mit genauer Kenntniss der obliegenden klimatischen Verhältnisse werden Fehlgriffe beim Beschneiden der Obstbäume nicht leicht vorkommen. Zu viel Nahrung, das weiss man aus Erfahrung, macht schliesslich die Pflanze unfruchtbar. Es ist demnach ebenso, wie bei den Thieren, wenn sie zu viel zu fressen bekommen. Es liegt in der Pflanze, dass sie, ehe sie abstirbt, für ihre Fortpflanzung sorgt. Wenn sie wenig Nahrung bekommt, so dass sie kaum existiren kann, so fängt sie sehr olt noch, bevor sie zu Grunde geht, zu blühen an, um wenig- stens vor ihrem Untergange durch Hervorbringung von Früchten die Art zu erhalten. Unser Gummi- baum (Ficus elastica) bringt in der Regel bei der sorgsamsten Pflege in den Gewächshäusern kaum eirimal Früchte hervor, während er in den Familien, wo man ihn meist ungeschickt behandelt, ihn einmal zu viel begiesst, das andere Mal zu wenig oder gar nicht, wo er in der That ausserdem oft wahrhaft malträtirt wird, nicht selten blüht, bevor Grunde geht. y Die Blüthenknospen befinden sich bei unserem Kernobste am untersten Theile der Zweige, weil da- selbst am meisten Nahrung in den Zellen abgesetzt ist. Dass hier noch mehr Nahrung aufgehäuft wird, dafür kann man künstlich, wiederum durch das Be- schneiden der Zweige, sorgen. Um so besser die Ablagerung geschieht, um so grösser und sicherer wird die Erndte werden. Unter Umständen wird bisweilen der hier aufgehäufte Nahrungsstoff durch die Vegetation aufgezehrt. In diesem Falle kommen die Fruchtaugen am unteren Theile des Zweiges nicht zur Entwickelung, sie bleiben schlafend. ist aber Aufgabe eines guten Obstgärtners, bei der Behandlung dahin zu wirken, dass dieses nicht ge- schieht und in der Vegetation und Fruchtbildung stets eine bestimmte Harmonie vorhanden ist. Es ist bekannt, dass man, wenn bei dem Feigen- und Birnbaum am alten Holze sogenannte nackte Stellen vorhanden, solche schlafenden Augen sucht, und einen Schnitt, nicht unterhalb, wie bei dem Ringeln, sondern oberhalb bis auf das Holz macht, | er zu sar Es um das Auge zur Thätigkeit, d. h. zum Austreiben zu bringen. Dieses schlafende Auge sollte ursprüng- lich zwar eine Blüthenknospe werden, es wird aber in diesem Falle keine Blüthen-, sondern eine Laub- knospe. Physiologisch ist diese höchst interessante Erscheinung leider noch gar nicht erforscht, die Thatsache den meisten Botanikern selbst sogar völlig unbekannt. Ich muss mich schliesslich noch kurz über den Begriff Frucht aussprechen. Frucht ist in der Wissenschaft der reifgewordene Fruchtknoten. Der Fruchtknoten ist aber der Theil des Stempels in der Blüthe, in dessen Innern die Eichen als erste An- lagen des späteren, den Embryo einschliessenden Samens sich befinden. Diese Höhlung wird entweder durch Zusammenwachsen von Fruchtblättern gebildet (oberer Fruchtknoten) oder stellt eine Versenkung der Spitze des Blüthenbodens dar (unterer Frucht- knoten). Im gemeinen Leben nennt man dagegen Alles, was gegessen wird, wie die Kartoffeln, Frucht, und schliesst damit oft eine Menge ächter Früchte, weil sie nieht gegessen werden, aus. Man hat in Ost- und Westindien Bäume (Semecarpus oceidentalis und Anacardium orientale), wo die eigentliche Frucht, weil giftig, weggeworfen, dafür aber ein Theil des Fruchtstieles, der fleischig geworden ist und ange- nehm säuerlich schmeckt, von den Eingeborenen als Frucht gegessen wird. Solcher vermeintlicher Früchte besitzen wir nicht wenige. Hier haben wir Erdbeere. Was Sie da essen, ist nicht etwa die Frucht, sondern der oberste fleischig gewordene Theil des Fruchtbodens, um den herum die kleinen, Körnern gleichenden Früchtchen eingesenkt sind. So ähnlich die Himbeere auch ist, so werden hier doch die ächten Früchtehen, zu einer Sammelfrucht vereinigt, gegessen. Was anders ist es bei der Maulbeere, wo die Blüthenhüllen fleischig geworden und das Essbare an der Frucht sind. Bei der Feige essen wir ebenfalls den Fruchtboden., Dieser ist nur nicht konvex und verlängert, wie bei der Erdbeere, sondern stellt eine Höhlung dar, von der die Blüthen und Früchte eingeschlossen werden. Grade so ist es bei dem Kernobste, nur dass in der Höhlung nicht Blüthen, sondern Stempel eingesenkt sind. Bei dem untern Fruchtknoten, z. B. bei der Stachelbeere, erhalten sogar nur die Eichen in der Höhlung ihre Entwickelung. Man isst hier, wie bei der Feige, eigentlich nur den Blüthenboden. Wenn aus dem Fruchtknoten die Frucht werden soll, muss der Blumenstaub aus den Staubbeuteln heraustreten und auf die Narbe, welche dem Frucht- eine * 406 knoten unmittelbar aufsitzt oder vermittelst eines Stieles (des Griffels) mit diesem verbunden ist, fallen. Es tritt aus jedem Staubkorn ein gestreekter Schlauch (Pollenschlauch) heraus und begibt sich durch eine besondere Röhre oder zwischen dem Zellgewebe hindurch nach dem Innern der Fruchtknoten -Höhle, um das dazu vorbereitete Eichen zu befruchten. Dieses geschieht, indem der Pollenschlauch durch das Keimloch des Eichen bis zu dem sogenannten Embryosack, einer im Innern des Kernes liegenden Zelle, vordıingt und in dieser die Bildung einer neuen Zelle, welche der Anfang des Embryo’s ist, bedingt. Ist die Befruchtung geschehen, so wird alles von der Pflanze auf die weitere Entwickelung der Frucht, resp. der Früchte gerichtet. Fast sämmt- licher Nahrungstoff geht zur Frucht, während die eigentliche Vegetation zwar nicht ganz stille steht, aber doch kaum zu bemerken ist. Die Massen Nah- rungsstoff, welche zur Ausbildung der Frucht und vor Allem des Embryo’s nothwendig werden, sind bei allen Pflanzen, auch bei dem Obstbaume, sehr bedeutend. M. H.! Ich sehe, dass ich schon sehr lange gesprochen habe, es sind auch noch Andere da, welche gehört werden sollen. Es möchte Zeit sein zu Schliessen, obwohl die eigentliche Entwickelungs- geschichte der Obstfrucht erst noch kommen müsste. Bis jetzt habe ich mich mit Zeichnungen beholfen, um verständlich zu werden, für die Entwickelungs- geschichte gehört aber das Mikroskop, mit dem hier zu operiren zu umständlich sein dürfte. Nehmen Sie deshalb mit dem, was ich hier gegeben, fürlieb. Die i Holz- und Forstprodukten-Ausstellung im Glaspalaste zu München in der letzten Woche des Septembers. Wer in der letzten Woche des Septembers in München gewesen ist und an den Verhandlungen der Land- und Forstwirthe, oder auch der zu einer besonderen Sektion zusammengetretenen Obst- und Gemüsezüchter, oder endlich der süddeutschen Wein- produzenten Theil hatte Gelegenheit, manches Interessante zu erfahren und nicht weniger auch zu sehen, was den Gärtner und nicht weniger den Botaniker in Anspruch zu nehmen geeignet war. Der überaus rührige und, wo es sich um Belehrung handelt, besonders thätige Gartenbauverein von München hatte in den geschlossenen Räumen eines genommen, königlichen Schlosses, und verbunden mit dem so- genannten Wintergarten, eine Ausstellung von Pflan- zen und Blumen veranstaltet, die schon wegen des eigenthümlichen Lokales, ornamentaler und prunkvoller Zimmer in dem sie stattfand, Beachtung verdiente und auch fleissig besucht wurde. In einem anderen Lokale dagegen, und zwar in dem sogenannten Odeum, befand sich eine Gemüse- und Obst-Ausstellung, von der besonders die erstere unsere Aufmerksamkeit wegen der Reinheit und Schönheit, nicht weniger aber auch wegen der Güte der einzelnen Gemüse in Anspruch nahm. Man erkannte es rasch, dass Mei- ster in der Gemüsezucht, als welche man wohl die Bamberger Gärtner nennen darf, hier das Beste ge- bracht hatten, was auf ihren Fluren gewachsen. War das Obst auch keineswegs so schön, als wir es bis- weilen wo anders, namentlich noch zuletzt in Bozen, gesehen, so hatten die Früchte doch den einen Vor- zug, dass sie richtig benannt waren. Man hatte den Dr. Lucas aus Reutlingen berufen, um, wo nöthig, die richtige Nomenklatur herzustellen, ausserdem aber ein Sortiment des in Altbayern gedeihenden Kernobstes zur Kenntnissnahme und Belehrung zu bringen. Wollte man doch allenthalben die gärtneri- schen Ausstellungen nutzbarer machen! Gewöhnlich wird auf Ausstellungen gebracht, was zufällig einiger Massen ausstellungsfähig ist, man theilt Preise aus, die keineswegs immer dem Verdienste zufallen, und die Schauenden gehen in der Regel wieder so klug daheim, wie sie gekommen sind. Wir haben uns dieses Mal vorgenommen, weder über Pflanzen und Blumen, noch über Obst und Ge- müse zu berichten, sondern einmal aus dem engeren särtnerischen Kreise etwas herauszugehen. Unser Bericht betrifft aber ebenfalls Pflanzen, und zwar recht gewöhnliche, wie sie besonders in Wäldern und auf Mooren vorkommen, in der engsten Beziehung aber zu den Menschen stehen. Nicht aber landwirthschaft- liche Pflanzen sind es, über die wir sprechen wol- len, sondern forstwissenschalftliche. Die grosse in- ternationale Industrie- Ausstellung des Jahres 1867 in Paris bot zwar vielfach weit interessanteres und mannigfaltigeres Material, als das was in der letzten Woche des Septembers im Glaspaläste in München vorhanden war, dar, aber keineswegs war sie So belehrend. Man hatte schon im Jahre 1870 in München die Absicht gehabt, eine möglichst vollständige Darstel- lung der Holzproduktion Bayerns durch eine Aus- stellung zu geben, der bald darauf ausbrechende Krieg liess es aber eben so wenig dazu kommen, wie zu anderen nützlichen Unternehmungen. Das * BON, einmal dazu ernannte Comite, bestehend aus dem Generalsekretär Müller, dem Professor Naegeli, dem Forstrath Rau und dem Garteninspektor Kolb, wartete nicht umsonst auf günstigere Zeiten, denn schon in diesem Herbste wollte die Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in München tagen. Wenn auch nicht zu gleicher Zeit, so fand doch das dieses Mal am 29. September beginnende Oktober- fest gegen das Ende der Dauer der Versammlung ebenfalls statt. Es wurde rasch ein Programm aus- gearbeitet, nach dem die auszustellenden Gegenstände aus dem Pflanzenreiche in 8 Gruppen getheilt wur- den. Mit Recht klagte man darüber, dass von Sei- ten der Forstbehörden seibst so wenig Theilnahıne gezeigt worden war. Die Aufstellung war dem Inspektor des botani- schen Gartens, Max Kolb, übertragen und geschah auch in einer Weise, dass Jeder, mochte er Beleh- rung suchen oder seinem ästhetischen Gefühle Rech- nung getragen haben wollen, den schönen Raum des Glaspalastes gewiss zufrieden gestellt verlassen hat. Wenn wir darüber berichten wollen, so können wir um so mehr nichts Besseres thuen, als den in der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereines abge- druckten Bericht des Inspektors Kolb zu Grunde zu legen, als wir uns die Erlaubniss dazu geholt haben. Die ganze Ausstellung bestand, wie Max Kolb in seinem Berichte sagt, aus 8 Gruppen. Es war jedoch, als das Lehrreiche nicht ausser Acht ge- lassen werden durfte und das Volumen der Gegen- stände hierbei in Betracht zu ziehen war, nicht immer möglich, dieselben in Reih und Glied zu ver- einen, sondern es erwies sich eine abwechselnde Darstellung für die Sache viel zweckmässiger und instruktiver. So war es nun beispielsweise darum zu thun, die wichtigsten Bäume in lebenden Exem- plaren zu zeigen, um welche sodann die Baum- scheiben der betreffenden Art oder Gattung aufgestellt wurden. Sie gaben auf diese Weise einen lehrreichen Beitrag über Blatt-, Stamm-, Rinde-, Quer- und Länge- Schnitt und veranschaulichten das Ganze in der best- möglichsten Weise. Dass durch diese Aufstellungs- weise auch zur Verschönerung beigetragen wurde, liegt ausser Zweifel. Nachdem mir namentlich er- wünschbar schien, alles Einschlagende zur Vertretung zu bringen, und ich zum Oeftern auf das „Selbst- Suchen“ angewiesen war, darf ich nicht verhehlen, dass die Organisation mit manchen Mühen verbun- den war. Die meisten Gegenstände waren auf Tischen ausgebreitet und in Ermangelung eines Kataloges mit deutlich gedruckten Zetteln auf holzfarbigem Papier versehen. Bei den lebenden Bäumen war stets die Vegetationsgrenze angegeben. Mit der Gruppe der unbearbeiteten Hölzer nun beginnend, nennen wir zuerst die im Vordergrund des Ausstellungsraumes aufgestellten hervorragend- sten Waldbäume Bayerns, als Fichte, Tanne, Föhre, beide Eichen, Lärche, Erle, Esche, Buche, welche in schön gewachsenen 20—25° hohen Exemplaren in Wassergefässen aufgestellt und um welche nun die Baumscheiben in angemessener Entfernung auf- gestellt waren. Unter ihnen befanden sich auch andere weniger wichtige Bäume, wie die Latsche, der Faulbaum, Vogelbeerbaum, die deutsche Pappel und andere. Dank der warmen Unterstützung Sr. Excellenz des Regierungs-Präsidenten v. Braun in Speyer dem dortigen Forstamte eine Anzahl hervorragender Baumscheiben eingesandt, deren vor- treffliche Etiquettirung höchst interessante Aufschlüsse gaben und daher auch allen Fachmännern ein Gegen- stand besonderer Aufmerksamkeit waren. Die zwei schönsten Eichen-Abschnitte dieser Sammlung enthielten folgende Angaben: Nr. 1 Stammhöhe: Nr. 1 27, Nr. 2 27 Meter. Nutzbare Schaftlänge: Nr. 1 19, Nr. 2 16 Meter. Mitteldurchmesser Nr. 1 0,84, Nr. 2 0,98 Meter. Oberer Durchmesser Nr. 1 0,45, Nr. 2 0,64 Meter. Scheibendurchmesser Nr. 1 1,06 Meter. Gesammtholzzahl Nr. 1 36%),, Nr. 2 35 Ster. Alter: Nr. 1 603, Nr. 2 338 Jahre. In gleicher Weise waren sämmtliche aus der Pfalz kommenden Bäume etiquettirt, wobei auch die Vorsorge getroffen war, dass gemäss einer ange- gebenen Linie, welche, von 10 zu 10 Jahres-Ringen wurden von gezogen, das Alter der betreffenden Baumscheibe leicht verfolgen liessen. Während nun die Pfalz die schönsten Eichen vorführte, hatte der bayrische Wald nicht minder Grund, auf seine schönen Föhren, Fichten und Tannen stolz zu sein. So sahen wir aus dem Forstamte Zwiesler Waldhaus einen 422 Jahre alten Fichten- stamm, bei dem die Stammlänge 42 und die Schaft- länge 27 Meter betrug. Als Standort war 3400 Pa- riser Fuss über der Meeresfläche angegeben. Eine 225 Jahre alte Föhrenscheibe hatte v. Poschinger ausgestellt, als deren Stammhöhe 21 Meter angegeben waren. Eine Tannenscheibe von 366 Jahren mit einem Durchmesser von 1,71 Meter war von dem- selben Aussteller. Den schönsten Lärchenstamm lieferte das Forst- amt Zweibrücken, dessen Alter 111 Jahre und die Länge 41 Meter zählte. — Birken, Buchen, Eschen, 408 Linden, Ulmen von gleichfalls hervorragender Stärke waren in grösserer Anzahl vorhanden. Der Handelsgärtner Velten von Speier hatte mehrere Baumscheiben von seltenen Gartenbäumen, wie die Bignonia, Trompetenbaum, Tulpenbaum und andere eingesandt. Die Mehrzahl der ausgestellten Gegenstände kam in den Besitz des hiesigen bota- nischen Museums, wo sie zur Belehrung und zur bleibenden Erinnerung an diese schöne Ausstellung nun aufbewahrt werden. Schliesslich sind noch zwei interessante Kiefern- stämme sammt Wurzelstock zu nennen, die das Forstamt Zweibrücken eingesandt hatte; dieselben hatten 1,15 Meter tief in einer der dortigen Torf- schichten gelegen und waren erst unlängst zu Tage befördert worden. Aus der Gruppe der zubereiteten Hölzer hatte der bayerische Wald das Meiste und Beste geliefert. Eine ganze Anzahl der vorzüglichsten Resonanz- und Klaviatur - Hölzer, mit denen bekanntlich im baye- rischen Walde ein grosser Handel getrieben wird, hatten v. Poschinger aus Oberzwieselau und Max Forster und Sohn in Zwiesler- Waldhaus aus dem Forstamte Wolfstein-Freyung eingesandt. Jalousie- holzdraht rund, viereckig, gerippt, auf das Feinste gearbeitet, Zündholzdraht rund und gerippt in einer Länge von 6 Meter, womit eine nicht unbeträchtliche Einnahme wird und Absatzgebiete Deutschland, Oesterreich, Ungarn, Schweiz, Italien, Frankreich, England und Schweden sind, waren in einer seltenen Vollkommenheit vorhanden. Zu dieser Rubrik gehören noch eine Menge an- derer Gegenstände, welche gleichfalls aus Nieder- bayern von mehreren Ausstellern eingesandt worden waren, so die verschiedenen Bleistifthölzer, Stäbe zur Pinselfabrikation, Federhalter, Leisten und Spie- gelrahmen, Jalousiebrettchen, Siebreife, Buchen-, Fichten- und Tannen-Schusterspäne, Schuhmacher- stifte, Holzspäne für Futteralmacher, Schachtelholz so dünn wie Papier geschnitten, ferner Fournirhölzer in grösster Auswahl. Aber auch Hölzer, wie Spei- chen, Deichseln, Wagenholz, Fassreifen u. s. w. fehl- ten nicht. Vorzüglich schöne Winzertsstiefel waren vom Kreisforstamt Speyer eingesandt. Zu den künstlich gebogenen Hölzern kommend, erzielt deren hatte namentlich die erst vor kurzer Zeit gegründete Fabrik von Seitz u. Comp. eine höchst interessante Zusammenstellung in den verschiedensten Biegungen ausgestellt. Die Ausstellungs-Gegenstände bestanden vom rohen Buchenstamme an bis zum fertig polirten 3 Stuhle und zeigten den Fortgang der Fabrikation durch die geschnittenen Bretter und gebogenen Theile im Rohzustande. R Das Buchenholz bildet das Hauptmaterial zur Fabrikation und waren auch die meisten Stühle dar- aus gemacht. Doch stand neben ihnen noch eime Garnitur für Gartenmöbel, Tisch und Stühle aus massivem Eichenholze. Ferner eine andere: Tische, Fauteuils, Schaukelfauteuils, Stühle aus massivem Nussbaumholz und 6 Stühle und 1 Fauteuil aus Eschenholz; ein Umstand, der hervorzuheben ist, da die übrigen gleichen Fabriken die letzteren Hölzer nicht in dieser Weise zu behandeln verstehen. Das Rohmaterial, hauptsächlich das Buchenholz, wird theils aus dem bayerischen Wald, theils aus unseren Gebirgsgegenden bezogen. Merkwürdiger Weise übersteigt der’ Holzpreis hier zu Lande bei Weitem jenen, den die Konkurrenten der genannten Firma in Oesterreich oder im Erzgebirge anzulegen haben, so dass die Konkurrenz mit einem dortigen, älteren grösseren Etablissement sehr erschwert wer- den dürfte. Der ganze Verlauf der Fabrikation vom Schneiden der Stämme bis zum vollständigen Fertig- machen geschieht hier in der Fabrik selbst. In der vierten Gruppe sehen wir schon eine ganze Menge der verschiedensten Industrie - Gegen- stände, so vom Drechslermeister Merkl in München eine grosse Anzahl Haus- und Küchengeräthe, wo- bei namentlich erwähnt werden muss, dass der ge- nannte Aussteller all’ die verschiedenen Holzarten (25 an der Zahl) in kleineren Abschnitten ausgestellt hatte, welche in seinem Fache mehr oder minder zur Verwendung kommen und worunter einige der seltenen wie: Evonymus europaeus und Sambueus nigra wegen ihres bedeutenden Achsen-Durchmessers als grosse Raritäten betrachtet werden dürfen. Der Zimmermeister Niederhofer von hier hatte einen neu gebauten Holzwagen ausgestellt, auf welchem 20 Meter lange Balken ruhten, die in mehrern Stücken wieder gesägt waren; ferner ein Lastwagen vom Wagnermeister Hauck in Bogen- hausen, der wegen mehrfacher Verbesserungen in der Holz-, wie Eisen-Konstruktion besonders belobt wurde. Schweizerei- und Haushaltungsgegenstände hatte das Landesprodukten - Geschäft von Fleschhut in Immenstadt in einer so reichen Auswahl, und so schön gearbeitet ausgestellt, dass wir nicht erstaunt waren zu hören, genannte Firma treibe einen ausser- ordentlich grossen Exporthandel nach Norddeutsch- land, Oesterreich und England. (Schluss folgt.) Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. E; 3 Wochenschrift en zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pilanzenkunde. \ Redakteur: er Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretär des Vereines. E} No. 52. H Berlin, den 28. December. 1872. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch ee; uchbande), als auch Aneen durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: 548. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 22. December. — Die Holz- und Forstprodukten- Ausstellung im Glaspalaste zu München (Schluss). ——————— EEE dieses Organ auch Eigenthum des Vereines sein J48. Versammlung müsse. Ferner war der Ausschuss der Ansicht, dass des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, | anstatt einer wöchentlichen Nummer monatlich ein Am 02 December. Heft von 3 Bogen erscheinen solle. Beide Vorschläge Es war dureh die Wochenschrift und sonst den | wurden angenommen. Um den Inhalt der Monats- Mitgliedern des Vereines die Mittheilung zugekommen, | schrift möglichst werthvoll zu machen, wurde eine dass in der heutigen Versammlung des Vereines | bestimmte Summe der Redaktion zur Verfügung ge- hauptsächlich über die Gestaltung seines künftigen | stellt, um gute Aufsätze und sonstige Beiträge an- Organes berathen werden sollte. Die Wochenschrift | ständig honoriren zu können. für Gartenbau und Pflanzenkunde wurde im Jahre Die Redaktion wurde wiederum dem bisherigen 1858 von dem Professor Koch und dem vor einigen | Generalsekretär übertragen, aber zu gleicher Zeit Jahren gestorbenen Hofgärtner Gust. Fintelmann wird noch eine Redaktions - Kommission von zwei auf der Pfauen-Insel gegründet und'von Karl Wie- | Vereinsmitgliedern, unter Vorsitz des Vorstands- sandt in Verlag genommen. Nach dessen Tode Direktors, bestehen. Deren Befugnisse sind haupt- übernahm sie die Buchhandlung von Wiegandt u. sächlich, dafür Sorge zu tragen, dass die für die Hempel. Im Jahre 1860 hatte der Verein zur Be- | verschiedenen Mitglieder des Vereines durchaus noth- törderung des Gartenbaues (vergl. 3. Jahrg. S. 1) | wendige Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung der beschlassen, die bisher von ihm herausgegebenen | Monatsschrift gewahrt werde. Der Verein zur Be- Verhandlungen aufzugeben und die Wochenschrift ı förderung des Gartenbaues besteht aus ?/, Nicht- für Gartenbau und Pflanzenkunde zu seinem Organe | Gärtner und aus Y, Gärtner. Auch die Ansprüche zu machen. Als solches ist sie bis jetzt 13 Jahre | der ersteren sind zu berücksichtigen. Es muss für Jlang geblieben. Die bisherigen Besitzer der Wochen- | Luxus- und Handelsgärtnerei, für bildende Garten- schrift fassten jedoch den Beschluss, mit Ende dieses | kunst und Landesverschönerung, für Obst- und Ge- Jahres sie eingehen zu lassen, und kündigten des- | müsebau gleichmässig in der Monatsschrift gesorgt halb dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues werden. Anderntheils liegt es der Redaktions-Kom- den Vertrag. | mission ob, den Werth der eingelieferten Aufsätze Es war von Seiten des Vorsitzenden ein Aus- | und Beiträge zu prüfen und das Honorar zu bestim- schuss ernannt worden, um die Frage eines Örganes men. resp. dieselben ganz und gar zurückzuweisen. in Erwägung zu ziehen und geeignete Vorschläge zu | Das 1. Heft wird in der zweiten Hälfte des machen, die in der heutigen Versammlung weiter | Januar erscheinen und an die Mitglieder des Vereines besprochen event. angenommen werden sollten. Der | gesendet werden. Die Buchhandlung Wiegandt u. Ausschuss hielt die Nothwendigkeit eines selbstän- | Hempel hat den Betrieb der nunmehrigen Monats- digen Organes aufrecht, glaubte aber im Interesse | schrift auf gleiche Weise übernommen, wie früher den des Vereines zu handeln, wenn er vorschlüge, dass | der Wochenschrift für Gartenbau und Pflanzenkunde. 92 410 Da sie im buchhändlerischen Betrieb ist, so können auch Nichtmitglieder sie um den Preis von 4 Thalern durch jede Buchhandlung oder auch durch die Post beziehen. Der Monatsschrift wird ein Anzeigeblatt beigegeben. Darauf Reflektirende haben sich deshalb mit der Firma Ernst Kühn (Kronenstr. 37) in Berlin in Verbindung zu setzen und bei dieser das Nähere zu: er- fahren. Die Holz- und Forstprodukten-Ausstellung im Glaspalaste zu München in der letzten Woche des Septembers. (Schluss.) Ferner hatte Holzwaarenhändler Lutz von hier eine ganze Anzahl der verschiedensten hölzernen Werkzeuge und Holzschuhe ausgestellt. Gemäss den mancherlei Gegenständen, welche unter den verarbeiteten Hölzern allenthalben ge- braucht werden, war diese Gruppe jedenfalls als die Reichhaltigste zu nennen, denn ausser den im Pro- gramm genannten Artikeln gab es noch eine Menge von Waaren aller Art, wie Staffeleien, Messwerkzeuge, Gewehrschäfte, Pfeifenröhren, Waschpressen u. S. w., welche alle sehr reichlich und gediegen vertreten waren. In derselben Rubrik stehen die Schnitz- arbeiten, und zwar die gewöhnlichen, wie die feinen. Dass die bekannten Nürnberger Waaren und Kinder- spielsachen von den kleinsten Dingen angefangen nicht fehlten, bedarf bei der grossen Einnahmequelle, welche unsere Schwesterstadt mit diesem Artikel in diesem Industriezweige erzielt, keiner weiteren Erklärung. War die Anzahl der feinen Holzschnitzgegenstände, welche aus Berchtesgaden durch die warme Befür- wortung des Bezirksamtmanns, Baron v. Lurz, ein- auch sesandt waren, auch nicht gerade sehr reichhaltig, so befanden sieh dagegen unter denselben einige Objekte von hervorragender Kunst-Leistung, welche den längst Ruf der Berchtesgadener Schnitzkunst auf’s Neue bestätigten. Die IV. Gruppe, welche das Flechtinaterial, Flecht- werk, Lohrinde, Zaunmodelle und die verschiedenen zur Fabrikation verwendeten Materialien im rohen, wie im präparirten Zustande umfasste, enthielt eine Menge von bekannten Gegenständen für Haus und Hof. Die .Moorprodukte (zur V. Gruppe gehörend), mit welchen namentlich unsere Kleingutsbesitzer eine grosse Einnahme erzielen, waren reichlich vertreten. Aus Haspelmoor, wo der Presstorf zuerst im Grossen bekannten fabrizirt und überhaupt die grössten Torfmengen jähr- lich für die Staatseisenbahn geliefert werden, waren die verschiedensten Torfimuster, nebst den mancherlei Werkzeugen zur Torfbereitung eingesandt; desglei- chen hatte Dr. Herold aus Feilenbach den in den Wohnhäusern so beliebten Kugeltorf der Fabrik Kolbermoor, Modeltorf, Presstorf, und gemahlene Torfmulle ausgestellt. Um auch über das Nachwachsen des Torfes einen Beleg zu geben, wurden von zwei Plätzen im Haspelmoor, wo der Torfstich vor 18 Jahren vor- xenommen wurde, zwei Torfstösse aufgestellt, auf welchen der Zuwuchs seit dieser Zeit 42 Centimeter betrug, und die gegenwärtig darauf wachsenden Pflanzen veranschaulichte. In einer kurzen hiermit verbundenen Beschreibung waren die Pflanzen auf- sezählt, welche die mittelbaren oder unmittelbaren Torfbilder der dortigen Gegend sind. Auch aus dem Pullinger Moos bei Weiden und aus dem Forstrevier Mantel in der Oberpfalz waren Torfmuster eingeschickt. Wiesenbaulehrer Bernatz in Schleissheim hatte ferner ausser den verschiedenen Moorprodukten auch einen für den Standort (Moor- boden) riesigen Birkenstamm, mit all’ den mancherlei Verwendungs-Gegenständen derselben, welche aus dem Holze, der Rinde, dem Salte und den Blättern bereitet werden, ausgestellt, bei welchen auch der Wurzelstock beigelegt war. Aus ihm war zu er- sehen, dass die Wurzelbildung der Bäume in dem Moorboden eine ganz horizontale ist und dieselbe kaum zwei Fuss in dem Boden geschieht. Unter den von der Birke müssen wir, ausser Wagner- und Reifholz u. s. w. gefertigten Gegen- ständen, noch des Birkensaftes (welcher seit dem Frühjahr von dem Aussteller aufbewahrt wurde), der Birkenkohle und des aus den Blättern bereiteten Farbstoffes, so wie der als Entluselungsmittel bekann- ten Birkenkohle gedenken. Der Holzkohlenhandel im bayerischen Hoch- lande und deren Transport auf allen Wasserstrassen desselben ist zu allgemein bekannt, um nicht auch dieses Zweiges bildlich zu gedenken. Der Besitzer der Pulverfabrik in Leutstetten, Felleisen, hatte die Güte, einen grossen Kohlenmeiler (t/; der natürlichen Grösse) aufzustellen, der parthieen weise in der Art lehr- reich aufgebaut wurde, dass man von dem aulge- schichteten Holze angefangen bis zur fertigen Kohle in die verschiedenen Verwandlungen Einsicht nehmen konnte. Von demselben Aussteller war auch der ganze Prozess der Pulver-Fabrikation in Gläsern mit den nöthigen Beschreibungen vorgeführt. Bei den zur VI. Gruppe gehörenden Waldpro- 411 dukten, wozu die Lohkäse, die Kohlen, deren Ver- wendung: Theer, Creosot, kurz Alles was durch oder bei der Holzbearbeitung gewonnen wird, zu zählen sind, nennen wir in erster Linie die ausgestellten Gegenstände der hiesigen Gasfabrik, welche ausser verschiedenen Stein- und Braunkohlen, deren Pro- dukte (Theer, Dachpappe bis zur feinsten Anilin- Farbe) auch die Holzgasbereitung mit den wieder hieraus gewonnenen Produkten sich um die Aus- stellung sehr verdient gemacht hat. Auf einer Ta- belle war eine nähere Schilderung über den quanti- tativen und qualitativen Prozess des aus Holz be- reiteten Gases, wie über Holzessig und Creosot, ge- seben. Wir dürfen übrigens auch hier die aus Kolbermoor eingesandten Torfkohlen nicht übersehen. Die Direktion der Zentralschule Weihenstephan hatte die Güte, die vom Professor Nördlinger prä- parirten Holzdurchschnitte einzusenden, welche in der Weise aufgestellt wurden, dass der Besucher die Ob- jekte recht leicht sehen und von der Mannigfaltigkeit des anatomischen Baues der verschiedenen Holzarten (190 Durchschnitte) sich überzeugen konnte. Aus der Holzpapierfabrik von M. Schmidt in Regenstein bei Cham waren eine grosse Anzahl von Holzpapieren und Holzpappen ausgestellt, zu welchen stets die keigemengte Quantität der Holzmasse be- merkt war; es belanden sich unter denselben Pro- dukte von 50—80 Prozent Holzstoffgehalt. Der Be- lehrung halber hatte der Besitzer auch die Güte, die Holzaıten, welche hierzu verwendet wurden, anzu- seben. Ferner waren von ihm die Fichten- und Aspenholzstoffe in dem Zustande (direkt vor) ihrer Verwendung ausgestellt. Die Bereitung des Papierstofles aus Holzfasern ist bekanntlich eine Erfindung der neuesten Zeit und sebührt die Ehre dieses glücklichen Gedankens Gott- fried Keller in Krippen bei Schandau. Wohl we- nige Artikel haben in verhältnissmässig kurzer Zeit eine solche Bedeutung gefunden, wie der Holzstoff, Seine Einführung und Erzeugung in grösserem Mass- stabe wurde von den Papierfabrikanten mit Freude begrüsst, denn der Zuwachs an Lumpen blieb weit zurück hinter dem enorm gesteigerten Papierver- brauch, so dass ohne diesen neuen Papierstoff sich sehr bald ein bedenklicher Mangel an Rohmaterialien eingestellt haben würde. Wohl benützt man in neuerer Zeit als Ersatz für Lumpen auch Tute (ein algierisches Gras), Esparto, geringere Flachs- und Hanfsorten, auch Stroh, doch bleibt die Holzfaser das bevorzugteste Surrogat. Dieselbe wird durch Schleifapparat von verschiedenem System hergestellt, unter denen die von H. Völter in Heidenheim den ersten Rang ein- nimmt. Allein auch der auf diese Weise geschliffene Holzstoff kann, obwohl man bis zu 80 Prozent und 85 Prozent dem Hadernzeuge beimischt, nicht als vollkommener Ersatz für denselben angesehen wer- den. So kam man in neuester Zeit auf die Idee, reinen Holzstofl (die Cellulose) auf chemischem Wege herzustellen. Da hierbei die Faser des Holzes nicht zerrissen, sondern nur durch chemische Agentien von der Intercellular-Substanz geschieden wird, ohne die Länge der Faser zu beeinträchtigen, so wird hierdurch ein Stoff erzeugt, welcher ohne jede Bei- mengung von Lumpen ein vorzüglich festes Papier zu geben geeignet ist. Angesichts dieser Erfolge ist _ es unzweifelhaft, dass der Verbrauch des Holzstoffes eine grosse und ungeahnte Zukunft hat, um so mehr als man in England bereits angefangen hat, denselben nieht nur zur Verarbeitung für Papier, sondern auch zur Fabrikation von Kleiderstoffen, insbesondere zu Tuchwaaren, zu verwenden. Die grösste Mannigfaltigkeit bot wohl die VII. Gruppe, welche eine Menge der verschiedenen forst- wissenschaftlichen Gegenstände enthielt und als die vollkommenste aller bezeichnet werden darf. Auf besondere Veranlassung des Konservators des Königl. botanischen Gartens und des botanischen Museums, Professors Nägeli, wurden durch den Präparator Kreuzpointner Zweige der einheimischen Bäume und Sträucher eingelegt, und zwar in Blüthe und Frucht, also mit besonderer Berücksichtigung der verschiedenen Entwickelungsstadien. Eine aus der Winterschule in Traunstein eingesandte bedeu- tende Sammlung von Hölzern, in Form von Bücher- einbänden, welche Rinde, Quer- und Längsschnitt, roh und polirt, lehrreich ersehen liessen, wurde mit diesem Herbarium in der Weise verbunden, dass die jeweiligen Hölzer stets in die Nähe der getrock- neten Pflanzen gestellt wurden. An diese reihte sich nun die Sammlung der verschiedenen Hölzer aus dem botanischen Museum, die sich in jeder, Beziehung auszeichnete; ausser vielen Quer- und Längsschnitten der verschiedenen Holzarten befand sich darunter für die Forstkunde. Man konnte hier der Knopfbildung, Astläule, Borkenbildung der verschiedenen Bäume, Schäden und Krankheiten, Beschädigungen durch Menschen und Thiere, Rindenkrebs, Misswüchse, Einschnitte in die Bäume, Ueberwallen der Tannen- stöcke u. Ss. w. finden, welche sehr viel Belehren- des enthielten und so zu sagen eine Ausstellung für sich gebildet haben würden. allerlei Interessantes Beweise 52* 412 Unter diesen zahlreichen Gegenständen befand sich auch ein Wurzelstock einer alten Eiche, in dem ein ziemlich grosser Stein eingewachsen war, wel- chen König Ludwig I. bei Rom im Jahre 1833 ge- funden und dem hiesigen Museum überschickt hat. In mehrern Tafeln gab Dr. Engler eine interes- sante Zusammenstellung der parasitischen Verheerer der Pflanzenwelt, indem er die forstlich- und land- wirthschaftlich-wichtigsten Pilze mit je der zugehöri- gen Pflanze, auf welcher dieselben vorkommen und die Krankheiten derselben bedingen, mit erläuternden Zeichnungen über ihr Wachsthum zur Schau legte. Wir sahen hier das Mycelium und die Sporenhildung im inneren Gewebe lebender Pflanzen, wie sie bei den Kartoffeln, Meerrettig und dem Getreide vorkommen. Ist auch die Bedingung der Verbreitung, wie uns die Tafeln zeigen, eine verschiedene bei den verschiedenen Arten, so keimen dieselben doch unter günstigen Umständen bisweilen auch auf an- dern Individuen derselben Art. und infiziren diese oft in kürzester Zeit und in grosser Anzahl. Nächst dem Kartoffelpilze war auch der der Bohnen, des Hafers, des Weinstockes, wie das Mutterkorn, mit vortrefflichen Zeichnungen entwickelungsgeschichtlich vorgeführt. Die schädlichen Insekten wurden durch die be- sondere Güte des K. Konservators, Professors von Siebold, in zahlreichen Exemplaren ausgestellt, zu welchen, in Gruppen getheilt, stets die lehrreichsten und specielleren Eigenthümlichkeiten hinzugefügt waren. Wir fanden alle Feinde der Forstwirthschaft vertreten, so die Borkenkäfer, deren Larven durch das Zerfressen der saltführenden Gewebe ganze Wälder von Nadelhölzern, bisweilen auch Laub- bestände, zerstören. Sie waren in den verschiedenen Entwickelungs-Stadien unter Herbeiziehung der zer- fressenen und zerstörten Baumstöcke sehr belehrend dargestellt; an diese reihten sich die schädlichen Nachtfalter aus der Familie der Spanner, von wel- chen unsere Stachel- und Johannisbeer - Sträucher, Hopfen etc. so häufig heimgesucht werden, des- gleichen die Fichtenspanner, welche, wie bekannt, in manchen Jahren und besonders in Norddeutschland den gefürchteten Kiefernfrass bedingen, durch den Tausende von Morgen Wald schon verwüstet wurden. Von den Gallwespen (Cynips), welche durch das Ablegen ihrer Eier in das Innere der Pflanzen- sewebe die sogenannten Galläpfel erzeugen, war eine grosse Anzahl vertreten. Die Fächer- oder Blatthornkäfer (Lamellicornida), wozu der mit Recht so gefürchtete Maikäfer gehört, der als Larve (Engerling) die Baumwurzeln von na- mentlich jungen Baumschulen verheert und als Kä- fer die Blätter und Blüthen beschädigt und so dop- pelten Schaden anrichtet, fielen um so mehr auf, als auch Wiesenbaulehrer Bernatz die Güte hatte, die Metamorphose dieses schlimmen Feindes in den ver- schiedenen Stadien seiner vierjährigen Entwickelungs- zeit vor Augen zu führen. Auch die Schlupfwespen, welche zu den Ver- tilgern schädlicher Insekten gehören, weil sie ihre Eier in die Larven oder Puppen fast aller Insekten legen, in Folge dessen diese zu Grunde gehen, fehl- ten nicht. Der Tagfalter, der in der Kohlzucht gefürchtet, und bei den Rüben unter dem Namen Krautwurm bekannt ist, war gleichfalls vertreten. Die von allen Kultivateuren, namentlich von Gärtnern gefürchteten Blattkäfer, wozu auch der Erd- floh gehört, welche alle Organe der Pflanzen an- greifen, so wie die sogenannten Ohrwürmer, Scha- ben und Heuschrecken, welche bekanntlich die grössten Verheerungen im Pflanzenbau verursachen können, zogen die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich ; desgleichen die Rüsselkäfer, Cureulionen ete., von denen bekannt ist, dass sie alle Theile der Pflanzen von der Wurzel bis zum Samen bewohnen und zer- stören, ferner der Bockkäfer, dessen Larven das Innere der bereits gefällten Baumstämme, Bauhölzer ete. zerfressen und so gleichfalls grossen Schaden unter Umständen erzeugen können. Wir haben noch die verschiedenen Motten, als Harz-, Wachs-, Getreidemotten zu nennen, von de- nen die einen in den jungen Trieben der Föhren die Harzbeulen verursachen. Die gefürchtetsten aller sind aber die Raupen der Getreidemotte, auch als weisser Kornwurm bekannt, welche das aufgespei- cherte Getreide zusammenspinnen und es der Art ausfressen, dass nur die Bälge übrig bleiben, ferner die Blattläuse, die durch das Aussaugen der Sälte ganze Auswüchse bei den Pflanzen verursachen, wie z. B. die Blasen an den Blättern der Ulmen und Pappeln, in denen sich die Thiere in mehrern Ge- nerationen entwickeln. Schliesslich sind noch die Blattwespen, welche an unseren Obstbäumen, Rosen u. s. w. grossen Scha- den verursachen, einige Nachtschmetterlinge und auch die Ameisen zu erwähnen, welch’ letztere durch das Benagen der Früchte u. s. w. gleichfalls für die Kul- tur nachtheilig sind. Verlag von Wiegandt & Hempel in Berlin, Zimmer-Strasse 91. — Druck von F. Heinicke in Berlin, Königgrätzer-Strasse 15. Allgemeines Inhalts- Verzeichnis. I.x Verzeichniss der Abhandlungen. Beriehtigung über Agaven. 260. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. 13. 33. 44. 69. 106. 156. 243. 252. 278. 296. 504. 307. 327. 336. 344. 339. Artemisia Stelleriana und ihre Verwendung. gärtner Jäger in Eisenach. 112. Der Papau, Asimina triloba (Anona). 191. Die Festausstellung des Vereines zur Beförderung des Garten- baues v. 21. bis 30. Juni 1872. 209. 217. 227. 233. Verzeichniss der bei der Festausstellung v. 21. bis 30. Juni 1872 ertheilten Preise. 201. Ministerialverfügung, Frachterleichterung zur Pflanzenaus- stellung v. 21. Juni 1572 in Berlin betreffend. 121. Ausstellung des Gartenbau-Vereines in Halle a./S. 200. Die Produkte des Feld- und Gartenbaues auf der land wirth- "schaftlichen Ausstellung zu Gothenburg v. 1. bis 5. August. Vom Dr. Wittmack. 17. 30. 35. “artenbau-Ausstellung in Wriezen a./0. 288. Die Holz- und Forstprodukten-Ausstellung im Glas- palaste zu München in der letzten Woche des Septembers. 406. Die 6. Ausstellung von Früchten und Wein Südtyrols in Bozen v. 21. bis 29. September. 361. . 2 Ausstellungen des verflossenen Herbstes in Bremen und Wien. 33. Azalea sinensis Lodd. und mollis Bl. SO. Ueber den Tod von Bäumen in Folge verspäteter Nachwirkung des Frostes. 122. Die Baumschulen von Simon Louis freres in Metz. J. G. Beer’s Grundzüge der Obstkunde. 95. 299. Belgique horticole von Ed. Morren 1871. 9. Benary’sche Neuheiten. 69. Die neue Blumenhalle in London. 111. 120. Hofgarten-Inspektor Borchers. 329. Botanical Magazine. Jahrgang 1371. 365. 372. Die Brandformen der Sorghum-Arten: Tilletia Sorghi und Ustilago cruönta. 152. Kultur der hybriden Calceolarien. 808. Cyperus Braunii, eine neue Dekorationspflanze. 222. Entstehung der Arten und der Darwinismus. 177. Die Dracunculeen. 136. 148. Die beiden deutschen Eichen. 265. 273. Eingesandt nebst emer Erklärung der Redaktion. Das gärtnerische Elsass. Eine Skizze. 337. Eine monographische Skizze. 334. Vom Hof- | | Die bunten Färbungen der Pflanze. Zur Beantwortung der Frage über die bei der Topfpflanzen- Kultur erforderlichen Erdarten, vom Inspektor Dotzauer. 337. 397. Erfahrungen über den Nutzen des Brumata-Leimes. 382. sl. Ueber die winterliche Färbung immergrüner Gewächse. Ueber Fasciation der Pflanzen. 16. Die Feigenbäume Egyptens. 140. Die Dikotylen der Flore des serres et des jardins de l’Europe. Tom. XVII. par C. Vanhoutte. 55. 33. Die Monokotylen der Flore des serres et des jardins de l’Europe. Tom. XVII. par C. Vanhoutte. 21. Formen der Entwickelung bei den höheren Pflanzen. Die Frucht und ihre Bildung. 132. 7. Die Königliche Gartenbau-Gesellschaft m London. Die Gärten Braunschweigs. 313. 329. Der Schlossgarten zu Augny. 332. Betheiligung des Gartenbau-Vereins in Danzig Säkularfeier in Marienburg. 330. Der Haus- und Landschaftsgärtner. 196. Aufforderung der Gartenbau-Gesellschaft Feronia in Dresden. 232. Kurze Anweisung Gemüse zu trocknen. 305. Mittheilungen über Gemüsekulturen in Japan. 74.83. an der 349. ' Gerardia pedicularia L. und quercifolia Pursh. 5. Die neuholländischn Gummibäume (Eucalyptus). 161. 173. Die blaue Hortensie. 175. Ueber blaue Hortensien. 359. Illustration horticole, Jahrgang 1871. 183. 189. 199. Bericht über die Versuche zur Prüfung des Gülich’schen Ver- fahrens beim Anbau der Kartoffeln. Von Prof. Kühn. DH: K. Koch's Dendrologie. 355. Einige Worte über das Kombiniren der Samen. 9. Ueber das Kombiniren von Samen, resp. über gemischte Saaten. 68. Der Einfluss des violetten Lichtes auf das Wachsthum des Weinstock’s, der Schweine und Stiere. 43. Ludwig Leopold Liebig. Eine biographische Skizze. 41. Dr. Lucas Jahrbuch für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde. Neue Folge. 1. Jahrgang. 104. Theodor Nietner IV., Oberhofgärtner in Schönhausen. 58, 414 OÖberdiecks und Lucas’ illustrirte Monatshefte für Obst- und Weinbau. 17. Jahrgang. 1871. 79. Ueber Aufbewahrung und frühere Zeitigung des Obstes. R. Stoll in Eldena. 102. Von Zur Statistik des Obstbaues. 275. Die Entwickelung des Obstbaumes und seiner Früchte. Ein Vortrag. 409. definitiven Ergebnisse der Obsterndte in Bayern pro 1571. 336. Frostschäden an den Obstbäumen im Grossherzogthum Sachsen-Weimar. Vom Hofgärtner Maurer in Jena. 225. Der Obstbau an den Eisenbahnen. 354. Die Die Beobachtungen über das Erfrieren vieler Gewächse und na- | mentlich der Obstbäume. 345. Nachträgliche Bemerkungen zum Schutz der Obstbäume vor schädlichen Insekten. Von Ü. Becker. 342. Palmen und andere Sämereien aus Martinique. 40. Die schönsten Pelargonien. 319. Bericht über die im letzten Jahre eingeführten Pflanzen. 193. 207. 213. 222. 231. 239. 247. 255. Pomologisches Institut in Reutlingen (Anzeige). Pomologisches Institut in Proskau. 72. Mittheilungen der pomologischen Versuchsstation m Proskau. Vom Dr. Sorauer. 141. Statut der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Wein- bau zu Geisenheim. 281. Das Specialprogramm der 2. in Wien 1873. 153. 169. Preisausschreiben zur Anlage von Friedhöfen bei Bremen. 160. 92. Gruppe der Weltausstellung Revue horticole. 1370—1871. Das Rheinthal. 235. 292. Die Rheinregulirung. 328. Die Rüstern. Eine monographische Skizze. 11771232 138. 150. Samenofferte an Mitglieder des Vereines. 104. Ueber Verwendung der Selaginellen während des Sommers im Freien. Vom Inspektor C. Bouche. 105. Aus einem Schreiben des Dr. Bolle an den Geh. Rath Dr. Göppert. 249. Die Feinde des Spargel. 268. | Ein Spaziergang durch den prinzlich Stigliano-Colonna’schen Garten in Neapel. 1. 10. Das frühzeitige Treiben und Blühen unserer Kulturgewächse. 261. 272. ' Dr. Ullrieh's internationales Wörterbuch der Pflanzennamen. 333. Ueber bisher unbekannte Vorzüge beim Veredeln der Bäume. Vom Prof. Dr. Göppert. 93. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten und das Fest seines 50jäh- rigen Bestehens. 114. 556. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues am 7. Januar. 25. 537. desgl. aın 28. Januar. 50. 598. desgl. am 10. März. 97. | 539. desel. am 7. April. 129. 540. desel. am 28. April. 145. | 541. 2. desgl. am 28. Mai. 185. | 948. desgl. am 30. Juli. 257. >44. desgl. aın 27. August. 289. 545. desgl. am 29. September. 321. 546. desg]. am 27. October. 353. 547. desgl. am 1. December 393. 548. desg]. am 22. December. 417. Sechste allgemeine Versammlung deutscher Pomologen und Weinzüchter in Braunschweig vom 10. bis 13. October 1372. 169. 370. 377. Vilmorins illustrirte Blumengärtnerei. 399. Die Grundlagen des Vogelschutz-Gesetzes. 159. Anzeige der Wander-Versammlung deutscher Wein- und Obstproducenten. 368. Einige Nachträge zur Trauerweide, sowie zur Artischocke und Kardone. Vom Hofgärtner Jaeger in Eisenach. 39. Der Weinbau in Niederösterreich. 62. Samenbruch der Weinbeere. Vom Prof. Hoffmann. Die Weizenfliege (Chlorops taeniopus). 168. Die Weinlaus (Phylloxera Vastatrix). 360. Ueber Beschädigung der Saugwurzeln durch Erkältung und Trockenheit. “Von €. Bouche. 54. 60. 323. Il. Inhalt des Allerlei und der Verhandlungen des Vereines. Abnormität bei einem Kirschbaum, Carriere beob- achtet. 14. Blendlinge von Abutilon-Arten. 44. Das unverwüstliche Wachsthum der Ackerdistel. 45. Ungleiche Vertheilung der Geschlechter bei Ailanthus glan- dulosa. 279. Das Album von van Eeden. 28, Gärtnerische Anzeigeblätter. 47. Ausschuss für Berathung des neuen Statutes für die Gärtner- lehranstalt und Landesbaumschule. 321. Ernennung des Ausschusses zur Wahl eines neuen Vor- standes. 146. 322. Die technischen Ausschüsse. von 185. Die grosse Provinzial-Ausstellung in Birmingham. 45. Stoll: die Obstausstellung in Danzig. 71. Die Obstausstellung in Bremen. 27. Die Festausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 146. Die Erleichterung auf den Eisenbahnen behufs der Fest- ausstellung. 129. Die internationale Ausstellung in Gent für 1873. 27. 336. | Die Pflanzenausstellung in Lyon. 252. Ausstellung des Gartenbau-Vereins in Dresden und | München. 146. Die Wiener Weltausstellung. 145. 327. Ueber die neuesten Azaleen aus China. 109. Ueber riesige Bäume, besonders Sykomoren in Egypten. 156. Garten-Inspektor Baumann in Jena gestorben. 344. Wartenberg: die Wichtigkeit der Baumwärter. 29. Der japanische Bast. 291. Von der Decken: illustrirte Berichte über Gartenbau. 29. Besprechungen verschiedener Birnen. 323. Die Missbildung einer Birne. 131. Ein alter Spalier-Birnbaum bei Dieppe. 158. Ueber das Vermögen der Blätter, Wasser oder Wasser- dampf zu absorbiren. 307. Die Blattwespen aus dem Genus Tenthredo. 389. Die Konkurrenzen für eine Planpflanzung des Bremer Kirch- hofes. 327. Die Brunnenkresse in Paris. 189. Das Schauhaus der Gärtnerei von William Bull. 188. Abnorme Beispiele des Buntblättrigen. 45. Neue Canna-Sorten. 289. Die Cundurango-Pflanze. 254. Eine dioeeische Cuphealeiiantha. 48. Cuseuta Epithymum auf Weintrauben. 344. Eine harte Abart des Cytisus albus. 311. Das Keimen a rririum nudicaule. 157. Einfluss fremden Blumenstaubes auf Frucht. 391. Pleasanton: Einfluss des violetten Lichtes und Thiere. 29. Ueber Einfluss des Wildlings auf das Edelreis. Ausbildung der auf Pflanzen 323. Die Pflanzen-Etiketten von Müller und Günther. 257. 288. 321. Die Tinktur der Eucalyptus-Blätter als Arzneimittel. 246. ” Eine fasciirte Spiraea confusa von Rönnenkamp. Missbildungen (Faseiation) bei Bellis perennis. 130. Verheerungen des Frostschmetterlings an dem Kirsch- baume. 149. Ueber die Bildung des Fruchtknotens. (Gebrauch der Fuchsien. 46. 52 Jo. 149. Der Farbstoff in den Fruchtschalen der Gardenia florida. 255. | 415 Leim Bestreichen zum der Bänder an Obstbäumen von Sponnagel. 49. 98. Ueber Degeneration von Obstbäumen. 158. ı Merkel gegen das Erfrieren der Obstblüthen. 29. 53. ‚ Die Obsterndte in England. ı Das pomolorische Institut zu Proskau. 304. Die Pynaert’sehen Obst-Etiketten. 344. Vergiftungen der Oenanthe erocata. 278. Kirchhofs Photographien von Orchideen. 151. Die Mutterpflanze der Panamahüte. 111. Der Park von Dropmore bei London. 390. Arnoldi’s plastische Nachbildungen von Pilzen. 28. v. Loeseke und Boesemann Nachbildungen von Pilzen. 28. Die Unterlage der Pirus baccata. 245. Werth des Polygonum Sieboldii. 259. 392. 12. | Die 12 Portraits von meist englischeu Gärtnern. 98. Hoffmann über Raphanus-Früchte. 308. Wittmack über ästige Roggenähren. 50. 290. | Die d’arborieulture Simon-Louis 47. neue Revue freres in Metz. von Bildliche Darstellungen von landwirthschaftlichen Sämereien durch Wickmack. 132. Die Schwammraupe (Bombyx dispar). 25. ' Die neuen von Eugen Simon aus China eingesendeten Ge- } Der Gartenbauverein in Frankfurt a. O. 147. Die Mittheilungen Pomppers aus dem Verbande mittel- deutscher Gartenbau-Vereine. 147. Die allgemeine deutsche Gartenzeitung in Erfurt. 47. Die Antoine’schen Mittheilungen über Gewächshausbau in England. 51. K ellers Prachtwerk eines lichen Gräser. 52. Guano auf Rasenplätzen. 149. Riesengurke Marquis of Lorne. 322. Herbariums der landwirthschaft- Eine brauchbare Haideerde bei Genthin. 98. Die Insel Helena und ihre Anpflanzungen. 15. Reise des Gärtners Hildebrandt nach Zauzibar. 107. Die neuesten amerikanischen Him- und Brombeeren. Die Zerwürfnisse Hookers in Kew mit der 2412301: 309. Regierung. Die neue Illustration horticole. 187. Die Kartoffeln von Schiebler u. Sohn in Celle. Die Bouche&'schen Kartoffel-Sämlinge. 259. Versuche über die Ertragsfähigkeit grosser und kleiner Knollen . von Kartoffeln. 279. Krelage: Gartenbau-Illustrationen. 28. Dampf-Knochenmehl von Ludwig Michaelis. Ueber einige harte Koniferen im Odenwalde. 309. Der scharlachrothe Melonenkürbis. 322. 354. 110. Die Gentner Lehranstalt für Gärtnerei. 391. Andre Leroy und die Fortsetzung seines Obstwerkes. Das Esparto-Gras (Lygeum Spartum). 25. 130. Die Manna-Esche und die Gewinnung der Manna. 69. Die vom landwirthschaftlichen Ministerium gestellten bron- zenen Medaillen. 321. Das Schwefeln der Obstbäume. 389. ' Louis freres in Metz. hölze. 108. Dendrologische Notizen aus den Baumschulen von Simon- 310. Die Stachelbeerraupe. 26. 188. Tauschverhältnisse mit dem Director der Anlagen in New- york. 101. Ueber die Theerringe an Obstbäumen. Einfluss des Theerens. 291. Samen der Thujopsis dolabrata. Liebmann's neuestes Tropaeolum. T ypha-Blätter als Bindematerial. 291. 291. 279. 107. 130. 2. in unterirdischen Die Ueberwallung geschälter Rinden. Vorkommen von Farnen und Vanilla Räumen von Yucatan. 48. Le Verger von Mas. 47. Verluste des Vereins durch den Tod von Mitgliedern. 25. Vermehrung der Verbene nach Martin Müller in Strasburg. 311. Die 6. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter in Braunschweig. 29. 145. Eine aus 6 Schuppen bestehende Wachholderbeere. Wahl des Vorstandes. 353. Mittheilungen über Gustav Wallis. 308. Die Colorado-Wanze in Nordamerika. Masse zur Befestigung von Wegen. 26. Die babylonische Weide. 131. Will. Scaling Weidenkultur. 15. Thränhardt über den Weinbau im Elsass. Die Doppelwüchsigkeit der Weintrauben. 188. Die Weinlaus (Phylloxera Vastatrix). 13. 29. 51. 157. Die Folgen des Winters 1870/71 an den Obstbäumen vom Rittmeister v. Pfuel. 148. 148. 185. 50. , Eigenthümliche Wurzelbildungen an Rüstern und Eichen. 157. Umwandlung von Pfahlwurzeln in einen Stamm. Rektor Franz über Wurzel-Veredelung. 245. 73. Im Abelia splendens 302. triflora 125. Abies Alcoquiana 334. excelsa nigra compacta 334. excelsa pyramidalis 334. Gordoniana 334. Hookeriana 334. Men- ziesii 834. Morindo 309. pumila 334. pygmaea 334. tabulaeformis 334. Abutilon Thompsonae 44. 45. 129. 220. Darwini Hook. 372. Sellowianum 129. Acacia Julibrissin 127. color 195. vestita 39. Acer creticum 300. palmatum 300. pla- tanoides 37. sempervirens 300. Aceras hireina Lindl. 92. Achimenes S6. Actinella scaposa Nutt. 193. Adiantum Capillus daphnites 193. Aechmea coerulescens 258. Weilbachii 127. Aörides falcatum 235. odoratum album 235. odoratum majus 235. Aesculus Hippocastanum digitatum 301. Agarista caliopsidea DC. 193. Agave Bessereriana 367. gigantea 194. Inghami 193. ixtlioides Ch. Lem. 367. Killischii 260. Leopoldi 260. Perringii 260. Verschafteltii 194. ö Ageratum Lasseauxii 126. Ailanthus glandulosa 279. Albizzia rosea 127. Allamanda nobilis S6. Alloplectus bicolor 127. vittatus 127. Alnus californiea 501. Alocasia Marshallii 194. Alstroemeria aurantiaca 24. Coldasii 24. pallida 24. pulchra 24. tricolor Hook. 23. 24. Amarantus atropurpureus Roxb. 68. Amorphophallus amabilis 194. Gigas 144. papillosus 143. Rivierei 136. spec- tabilis 194. vinosus 143. 144. Ampelopsis napiformis Carr. 125. Ray- neri Hook. 367. tuberosa Carr. 125. Amygdalus incana 124. monstrosa 124. Ananas bracteata 127. monstrosa Carr. 128. Androlepis Skinneri 127. Andromeda japanica T'hunb. 93. Androsace camea L. 7. eximia 376. Androscepia gigantea Brongn. 194. | Anecochilus Dawsonianus Low 23. Anemonen d0. | Angrecum javanicum 235. sesquipedale | 131. Anona glabra 191. triloba 191. Antennaria Roezlii 194. Anthurium cucullatum €. Koch 194. Laucheanum 236. magnificum 236. Antigonum leptopus Hook. et Arn. S6. Antirrhinum assurgens 194. Aphelandra bullata 259. Aquilegia californica roseo-alba 194. Aralia spathulata 238. Araucaria Bidwilli 3. Cunninghami 4. Areca Nenga Bl. 194. Arisaema concinnum Schott 372. vatum Kth. 392. Aristolochia barbata Jacq. 183. antha 183. Duchartrei S6. 372. Artemisia Stelleriana 112. Arundinaria Wightiana 194. Azundo Donax fol. var. 340. Asimina conoidea Spach 191. 191. Lophantha dis- cur- diety- triloba | Campanula laeciniata L. 196. 416 Verzeichniss der Pflanzennamen. Asplenium schizodon 194. Astragalus Marianus 195. Asystasia chelonioides Anders. 374. vio- lacea 374. Atragene capensis 195. Aucuben 231. Balantium Sellowianum Presl 195. Baptisia leucophaea Nutt. 376. Barleria dichotoma Roxb. 195. Beaucarnea recurvata Lem. 24, Beaufortia splendens 290. Begonia carminata 195. Chelsoni 195. erinita Oliv. 373. diversifolia 86. echino- sepala Reg. 195. floribunda 394. Haa- geana 195. incarnata 126. Liminghii 126. Richardsoniana Th. Moore 195. rosaeflora 0. Bellis perennis fl. pl. 130. Beloperone ciliata Hook. 374. Berberis Bealii 301. glumacea 301. ja- ponica 301. nervosa 301. stenophylla 301. Besleria Arnottiana N. v. E. 195. Billbergia Leopoldii E. Morr. 90. vit- | tata Brongn. 90. Blaberopus venenatus DU. 196. Blandfordia Cunninghami Lindl. 23. Bocconia cordata S7. ' Bomarea chontalensis Seem. 367. Bonapartea Hystrix nana 237. 260. Botryodendron latifolium 373. Bowenia spectabilis 127. Brachysema melanopetalum 196. Brugmansia sanguinea 87. Buddleja curviflora 126. 339. Buginvillea 11. Lindleyana Caladium sanguinolentum 196. Calathea 230. 303. Calla aethiopica 4. Calochortus elegans 196. nellaeflora plena 57. Vidallii 258. Cananga odorata Hook. 196. | Canna 289. | Caprifolium Maenevilleae 302. Philo- melae 302. Carpatium corymbosum Pers. 196. Carludovica palmata 110. | Cassia alata L. 196. Blumenavia Haageana 207. Castanea americana 301. Cattleya Eldorado Lind. 22. Lindl. 22. Ceanotus azureus 259. hybridus 289. Celastrus Orixa 301. Celosia cristata 220. labiata | Cephalauthus angustifolius 302. Lanne- Cerasus hortensis fl. pl. 302. Sieboldii siana 302. serrulata 302. 302. Cereis Siliquastrum 287. Ceroxylon niveum 207. Chaenestes gesneriflora 258. Chamaerops excelsa 127. 391. Chamaerops Griffithii 127. humilis 3. 4. 391. Khasyana 127. Cheiranthus annuus 207. | Chenopodium pyramidale 207. Chlorocodon Whitei Hook 372. Chlorophytum prodigiosum 238. Choisya ternata H. B. K. 207. Chrysanthemen 159, Chrysanthemum frutescens 279. Leu- canthenum 279. Cicuta virosa L. 278. Cinchona 15. Cinerarien 207. Cinnamonum pulverulentum 207. Cirsium Grahami A. Gr. 376. Clematis-Formen 184. Clematis florida 302. lanuginosa 302. ‘ _splendida 302. Viticella 302. Clerodendron Balfourei 289. Bungea- num fol. var. 237. Clianthus Dampieri 236. Cobaea penduliflora 86. Coceulus japonicus 302. C gells ospermum Jacobianum Ü. Kgeh. 24. E Cocos Welddeliana 199. Codiaeon variegatum Müll. Arg. 91. Coleus-Formen 230. Collinsia violacea Nutt. 207. Combretum grandiflorum G. Don 208. Commeline deficiens Hook. 24. CGordyline grandifolia 237. Corethrogyne spathulata A. Gr. 208. | Corokia buddlejodes A, Cunn. 208. Coronilla rostrata 289. Costus Malortieanus Wendl. 366. | Crataegus alnifolia 302. Crinum brachynema Herb. 367. Croton 256. angustissimum 208. fueatum 208. grande 208. pietum 91. Wise- mani 237. ' Cuceurbita melanocarpa 227. Cuphea leiantha 48. Cupressus funebris 11. 118. Lambertiana 118. platycentron 208. Mac Nabiana ' Curcuma albiflora Thwait. 367. Cuscuta Epithymum 344. ı Cycas circinnalis 12. Cycelamen persicum 393. ı Cynara Cardunculus 40. Scolymus 40. solda- | ( ı Cypripedium caudatum 130. Cyperus Braunii Vatke 222. concolor 190. naevium 230. niveum 190. 368. parviflorum Salisb. 208. pubeseens Willd. 208. Schlimianum Rehb. 23. Veitehianum 128. | Cyrtanthera chrysostephana 213. 259. magnifica 289. Cyrtodeira chontalensis Seem. 375. Cyrtolepis longiflora 196. Damz-'norhops 213. periacanthus 213. Damara purpurascens 213. 257. Darlingtonia californica 190. 235. 374. Dasystoma quereifolium 8. Datura arborea 339. sanguinea ST. Delphinium nudicaule 157. 238. Dendrobium barbatulum Lindl. 365. chlorops 365. Fytchianum 365. glu- maceum 131. taurinum Lindl. 22. Desmodium penduliflorum Oudem. 87. 302. Deutzia crenata fl. pl. SS. Dianthus Hedwigiüi 213. imperialis 213. tymphresteos 186. Diascia Barberae Hook. 374. Dichorisandra musaica C. Koch 24. Dichrotrichon Ternateum Reinw. 93. Dieffenbachia amazonica 214. impe- rialis Lind. et Andr. 200. palembanicus Dioscorea chrysophylla 183. melanoleuca 183. metallica 153. multicolor 184. prismatica 184. retusa 183. Sagittaria 134. “ Diospyros costata 124. Kaki 124. 190. Diplothemium caudescens Mart. 207. Dolichos bieontortus 126. unguienlatus 349. Doryanthes excelsa Corr. 24. Dort enia wäh: Hook. 375. Dracaena concinna 214. excelsa 214. indivisa 12. lutescens striata und va- riegata 200. metallica 214. nutans 236. pulcherrima 214. regalis hort. Paris. 24. Reginae Veitch 24. splen- dens 214. 237. Saposchnikowi 214. suleata 214. utilis 214. Weismanni (Wisemanni) 214. Dracontium asperum 143. dubium 143. elatum 144. polyphyllum 143. Drymoda pieta Lindl. 366. #öcheveria abyssinica 214. agavoides 237. carinata 214. linguaefolia 237. scaphophylla 237. Echidnopsis cereiformis 374. Echium pomponicum 215. \ Elaeagnus angustifoius 291. reflexus 302. Wlaeocarpus eyaneus 236. Elaphroglossum Herminieri T. Moore. Encholirion corallinum Lind. 199. Eopepon aurantiacus Naud. 215. Epacris impressa 95. 215. Epidendron antenniferum Lindl. 215. evectum Hook. 366. Frideriei Guielmi Rehb. 191. Pseud-Epidendron 366. Episcia chontalensis Hook. 374. melitti- folia Mart. 215. tessellata 127. Eranthemum cinnabar. oeellatum 374. Bria extinetoria Hook. 366. Eriea-Varietäten 186. 236. 290. me- lananthera 27. Erodium Manescavi 156. Erythronium Nuttallianum 215. Esecallonia pulverulenta Pers. 215. Eucalyptus 3. 12. 161. amygdalina 173. ceitriodora 173. colossea 173. diversicolor 174. eigantea 174. Glo- “ bulus 174. 246. gomphocephala 174. Gunnü 174. longifolia 174. mannifera 174. marginata 174. piperita 174. populifolia 174. resinifera 175. robusta 175. Sideroxylon 175. Eudianthe pusilla Rchb. 215. Euphorbia abyss. 239. pandnrata 215. E'icus bengalensis 142. (' ica,. 142, cordifolia 142. elastica 142. “slegans (elegantissima) 237. populeaster 142. sarapiguensis 258..Sycomorus 141. 156. Fieldia lissochilioides Gaud. 23. Fraxinus excelsior 37. Ornus 69. Fritillaria pudica 216. Fuchsia 230. Riecartorii 46. Benth. 375. Furceraea Bedinghausii C. Koch 253. Grardenia chartacea 216. florida 254. Genista alba (multiflora) 303. Geonoma Schottiana Mart. 199. Gerardia pedicularia L. 5. 6. querei- folia Pursh 5. 7. Gesneraceae 236. Gilia achilleaefolia Benth. 376. liniflora 216. 376. lutea Steud. 216. Gingko biloba 395. Gladiolus dracocephalus Hook. 368. sessilifolia Gonolobus Cundurango Trian. 254. | ZIabenaria japonica A. Gr. 240. 417 Gleditschia Bujeautii 335. Glonera jasminiflora 190. | Gloxinia 85. hypocyrtiflora 130. Glyptostrobus pendulus 308. Godwinia Gigas 144. Gongora portentosa Lind. et Rehb. 191. DDR) ET Gravesia bertolonoides Grevillea intricata Meissn. 375. macro- stylis F. Müll. 375. Guilielmia utilis 222. Gunnera chilensis 87. Gymnostachyen 221. Gymnothrix japonica Gynerium argentenm var. 222. 922 Vis. 224. dalmaticum tigrinum 23. Lindenia rivalis 190. Liquidambar styraciflua 315. Liriodendron Tulipifera fastigiat. 303. Lisianthus Oerstedii Gris 224. Maly 224. Lithospermum Gastoni Benth. 375. petraeum A. DU. 375. er Lobelia Crystallpalast 67. pieta 258. Paxtoni 67. speciosa 66. Lonicera caprifolioides 302. Niagalli 302. oceidentalis 134. Perielyme- num 184. spectabilis 302. Web- biana 302. Xylosteum translucens 302. Luculia gratissima 393. | Luzuriaga corymbosa 12. Habrothamnus elegans 339. Haemanthus deformis Hook. 373. tenui- florus Herb. 3. coccineus 368. Haemadycetion refulgens 183. Hamamelis japonica S. et Z. 223. Hebeclinium janthinum fol. var. uro- lepis 126. Helleborus — Blendlinge 130. Helwingia ruseiflora 302. Hemerocallis disticha Donn 23. Hesperis matronalis fl. alb. pl. 223. Hibiscus albo-variegatus 237. ‚ Hippeastrum pyrrhochroum 223. ı Houlletia chrysantha Lind. et Andr. 191. | Hypocyrta breviflora 130. Hortensien 126. 220. 230. 359. Humata Tyermani 223. Hydrangea Otaksa 175. 253. stellata prolifera SS. eFJacobinia ciliata Seem. 374. Iberis gibraltarica 125. Idesia polycarpa 308. Impatiens Balsamine imperialis 223. Jochroma coceinea 258. Iris filifolia Boiss. 368, juncea Desf. 368. Isotoma petraea 28). Juglans ailanthifolia 303. intermedia quadrangulata 124. macrophylla 303. mandschurica 308. | Juniperus communis 149. excelsa 334. ÖOxycedrus 334. Shepherdi 292. Justicia Lindenii 126. Ixora Colei 223. Walosanthes cocceinea 229. Kentia Balmoreana Wendl. 223. terburyana Wendl. 223. 237. Forsteriana 223. Klugia Notoniana 289. Kohleria rupestris 223. Kosaria Barnimiana 146. Kreysigia multiflora Rchb. 223. Can- 256. 149. | Lachenalia luteola Jaeq. Laelia grandis Lindl. 224. Rehb. 22. | Lamprococeus coerulescens 224. Lau- rentianus 394. | Larix americana 224. dahurica 224. | decidua 224. Kaempferi 117. Lasiandra macrantha 352. Latania borbonica 3. Lathyrus odoratus L. 92. 224. Leptospermum aciculare 156. phelioides 186. Leschenaultia formosa 236. 394. Leucopogon Cunninghami 97. Libocedrus chilensis 11. Lilium auratum 257. praestans sti- | 250. Catanü | ‚ Lychnis speciosa 126. | Lyeopodium dichotomum Jaeg. 91. ‚ı Lycopodium mandioccanum Raddi S1. taxifolum Sw. 91. Lygeum Spartum 25. 1 Macleya cordata Jeddoönsis 8 Maclura trieuspidata 303. | Macrozamia corallipes 231. 237. Malus floribunda 115. Toringo 118. Malva nıniata (av. 373. Maranta arrecta Lind. et Andr. 199. bellula 231. Lindenii 199. Luciani 232. pruinata 232. Wallisii 232. zebrina 236. Marantaceae 235. Marcgravia paradoxa 232. Marsdenia Cunduraugo Rehb. 254. Massonjia odorata Hook. 368. Matthiola annua 207. autumnalis mon- strosa 207. Megaclinium purpuratum Lindl. 366. Meryta latifolia Seem. 373. | Milla capitata Bak. 372. Miltonia Warszewiezii 22. Mimulus hybr. tigr. 67. luteus 67. SS. 189. Mitraria coccinea 156. Monolopia major 232. Monstera Lennea 141. Mühlenbeckia 4. Narcissus calathinus 128. | Nasturtium officmale 189. Nerine pudica Hook. 367. Nepenthes Sedeni 238. Nothoscordum aureum Hook. Nuttallia cerasiformis 303. Nymphaea alba 159. odorata Ait. 48. Ochrosia elliptica Lab. 232. Öchthocharis Bomeensis 239. Odontoglossum Halli 190. luteo- purpureum Rehb. 191. roseum Lind. 191. Sceptrum 191. Wallisii 190. 312. | Oenanthe erocata 287. Oenothera gigatea 293. Oneidium fuscatum Rchb. 21. hyphae- maticum 239. lanceolatum 21. Li- minghii 22. ormnithocephalum 239. splendidum Rehd 21. Duch. 365. ti- grinum Llav. et Lex. 365. varicosum Lindl. 22. Ophiocaulon eissampeloides Mast. 239. Ophrys apifera 98. insectifera L. 98. lutea Cav. 366. myodes 98. ten- thredinifira 98. Opuntia Rafinesqueana 2SS. Orchis japonica 240. Oreopanax dactylifolium 231. | Osbeckia aspera Wright 239. Oxalis caprina 258. cernua 258. tro- paeoloides 107. 130. Paliurus lueidus 303. Pancratium ornatum Bouch. 239. spe- ciosum 280. Pandanus ceramensis 295. Vangeertii 237. Panicum latanifolium 235. plicatum ni- veum 239. & apaver setiferum DC. 240. assiflora einnabarina Lind. 373. peratrice Bug£enie 3. Paullinia thalictroides 237. 240. 373. Pelargonien 219. 220. 227. 319. Pelargonium Triomphe de St. Maude de pl..125: Pennisetum longistylum 339. Penstemon vertieill. Mart. et Gal. 240. Pentas kermesina 127. Peristrophe angustifolia 221. Persica dianthiflora 124. rosaeflora 124. Phalaenopsis Lobbii Lindl. 22 Philadelphus coronarius fl. pl. 125. Philodendron calophyllum Brongn. 200. Daguense Lind. et Andr. 200. Prieure- anum Schott 200. Roezlii 240. Wil- liamsii Hook. 372. Phlox cardinalis 66. Urystallpalast com- pacta 66. Drummondii 231. Loudoni 186. Nelsoni 186. nivalis 186. Phoenix dactylifera 3. Phormium nigropunetatum 240. Pincenectia tubereulata 11. Pinus Benthamiana 333. Coulteri 333. Lambertiana 333. 391. ponderosa 333. Sabiniana 333. tubereulata 333. Pirus Achras 208. baccata 295. sis 205, cordata 108. elaeagnifolia 108. floribunda 118. Kaido 118. persica 10%. prunifolia 246. Ringo 115. Simonii 108. Toringo 11S. Pitcairnia Altensteini 235. Pithecolobium pruinosum Benth. 240. Pithyrophyllum erusbescens 367. Plagianthus Lyallii Hook. 57% Platanthera radiata 240. Pleetogyne variegata 231. Plecetopomen S6. 2 Plumiera alba 180. lutea 189. Podocarpus mucronatus 3. Podocytisus caramanicus 308. Pogogyne Douglasii Benth. 376. Polycarpa Maximowitschii 303. Polygala latifolia 186. Iın- chinen- Polygonum Sieboldii 259. 392. sacha- liense 259. Polystigma typhinum DC. 53. Populus hybrida Berolimensis 308. nigra 311. Primula chinensis fimbriata 394. cortu- soides amoena S7. 149. 190. 280. 576. intermedia_S7. Prunus Avium 14. cerasifera 287. 375. depressa Pursh 124. divaricata Led. 376. incana 124. insignis 123. My- robalanus 237. prostrata 124. pumila 124. Susquehanae Willd. 124. tenerrima Carr. 124. Pterocarya chinensis 305. laevigata 305. Ptychosperma Alexandrae F. Müll. 24. japonica 92. 126. @uercus Aesculus C. 275. Affganista- nensis 274. asplenifolia 273. aurea Wierb. 273. 274. axillaris Schur 274. brutia Ten. 247. Concordia 273. con- densata Schur 274. conglomerata Pers. 274. Dalechampii Ten. 275. 8 deeipiens Bechst. 274. Falkenber- | Stevia suaveolens Lag. 2 ; gensis 274. fastigiata Lam. 267. | Strobilanthes N, v. E "255. cerin- femina Mill. 266. HFennessi 273. | thoides N. v. E. 255. pulcherrimus 256. fruutipendula Schrank 266. Haas rhamnifolius 256. trifidus N. v. E. 256. Kotschy 267. Hartwissiana Stev. 274. heterophylla 273. hybrida Bechst. 268. iberica Stev. 274. lacianata 273. lon- gaeva Salisb. 266. Louettii 275. 1y- rata 273. wmacrophylla 267. mespili- folia Wallr. 275. pallida Heuff. 274. peduneulata Ehrh. 37. 266. petiolata Schur 275. .polycarpa Schur 274. pyramidalis 267. racemosa Lam. 266. Robur L. 266. rosacea Bechst. 273. salicifolia 268. 273. sublobata Kit. 275. Thomasiüi Ten. 267. variabilis 275. viminalis Bose 268. Keanunculus 230. Raphanus caudatus 308. Raphanistrum 308. sativus 308. Raphia angolensis 395. taedigera 394. Raphiolepis ovata 124. teseda odorata 231. Retinospora ericoides 334. juniperoides 354. pisifera filiformis 334. squarrosa 334. Rhapis flabelliformis luteo-vittata 29. Rhinanthus virginieus 8. Rhodanthe Manglesii 238. Rhododendron Brookeanum Low 240. campanulatum 41. Edgeworthii Hook. 240. Mortierei 109. niveum Hook. 247. Princess of Wales SS. sinense Sweet 375. Rhodoleia Championi 247. Teysmanni Migqu. 247. Rhynchosia Chrysocias Benth. 3 ' Robinia Pseudacaeia ns 987 ' Selaginella 105. ı Rodgersia japonica 247. Roezlia granatensis 247. Rosa 230, ferox 154. Regeliana 14. gosa 184. Salix babylonica 38. 131. Salomonis 303. Sambucus Ebulus 129. Sarracenien 23). Saxifraga longifolia Lap. 576. Maweana Bak. 247. peltata Torr. 247. Schinus Molle 2. Schizolobim excelsum 247. Sedum glandulosum Mor. 376. Apus 106. helvetica rubella Th. Moore 248. Sempervivum chrysanthum 248. Seubertia laxa 238. Silybum eburneum 250. Siphocampylu lantanifolius DO. 248. Smilax aspera punctata 248. Solanum Capsicastrum 248. Lam. 245. ferox 248. carpum 248. Sorbus alnifolia 302. Spartocytisus albus 303. Sphaeralcea miniata Spach 373. Sphaeria typhina Pers. 53. Spigelia marylandica 57. Spiraea confusa 72. Spondias pleiogyne 252. Stangeria schizodon 255. Stapelia eylindrica 374. Staphylea colchica 124. Stenosiphonium Russellianum N. o. E. 255. Stephanophysum Baihiri 255. = Tuer ra TUu- Hochst. ciliatum haemato- nz sessiliflora Salisb. 266. vestitus N. v. E. 256. viscosus 256. Symphytum offieinale L. 88. | Susberlan ditMerublense 127. Tacsonia quitensis 86. Tapeinotes Bro S6. Telopea speciosissimna 41. Thalia dealbata 335. Thuja aurea 334 Fortunei 334. Lobbii 554. oceidentalis monstrosa 221. Thujopsis dolabrata 27. Thyssanotus proliferus Lindl. 23. Tillandsia erubescens 367. gigantea 256. jonantha Planch. 367. Lindenii E. Morr. 90. staticacllora E.Morr. 90. usneoides 90. Toxicophloea spectabilis 237. Trichopilia erispa var. marginata 23. Tryeyrtis sp. fol. striatis 23. Trifolium badium 186. Triteleia uniflora 98. Tritoma Uvaria 339. Tsuga Roezlii 118. Turraya heterophylla Sm. 356. Ulmus alata Mchx. 152. americana L. 151. antarctica 151. campestris L. 157. 139. carpinifolia 140. eiliata Ehrh. 151. cornubiensis 140. cory- lifolia Hort. 150. crispa 150. Dam- pieri 150. effusa Willd. 151. elon- gata 150. Exoniensis 140. 150. fas- tigiata 140. Fordii 150. fulva Mehx 152. fungosa 139. glabra Mill. 140. gracilis 151. laevis Pall. 151. major Sm. 15( montana Sm. 150. mo- numentalis Rinz 140. nemorosa Borkh. 140. nuda Ehrh. 139. oc- tandra Schk. 151. Ontariensis 150. peduneulata 151. Rosseelsii 140. ru- gosa 151. sarniensis 140. sativa Mill. 137. scabra Mill. 150. strieta 140. suberosa Ehrh. 139. tiliaefolia 150. urticaefolia 150. viminalis 151. vi- rens 140. Uncaria Gambir Roxb. 256. Urtica caracassana Jacq. 256. Ustilago cruenta Kühn 152. Utricularia montana Jacy. 190. 375. Vallota purpurea 128. Vanda Batemani Lindl. Lindl. 256. Veitchia Canterburyana 223. 237. 256. Verbesina crocata Less. 256. Verschaffeltia melanochaetes 199. Vestia lycioides Willd. 256. Vicia hirsuta 260. macrosperma 260. monanthos 260. [827 eristata Wendl. Viola altaico-trieolor 231. cornuta 1732 Weallicha caryotoides 127. Welfia regia Wendl. 199. Wigandia floribunda 256. Xanthoceras sorbifolia Bge 37. Xiphion filifolium Klatt 368. junceum Klatt 368. Yucca quadricolor 11. recurvata 228. Zamia corallipes 237. Zauschneria californica 258. u Ak 2 PN kA AAN \ w ae) ’» 155 i Mn Ik, NM MIN iY AN r W YRIN- NEAR, Krug. 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