18 31 / iX - (^ y' ^ i,H. WOCHENSCHRIFT DES VEREINS ZUR BEFÖRDERUNG DES GARTENBAUES IN DEN KÖNIGL PREUSS. STAATEN FÜR GÄRTNEREI und PFLANZENKUNDE. Redigirt dem General-Sekretair des Vereins, Professor Dr. KAHL KOCH. IV. Jahrgang. BERLIN. VERLAG VON KARL WIEGANDT. 1861. 0^ r— liAv. y.vr.jr Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl K O C h. M 1. Berlin, den 3. Januar 1861. Preis des Jahr'^anges- öy Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 397. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am .]0. December. — Ueber Florblumen überhaupt, insbesondere aber über die neuesten Clintonien, Nemesien und Nycterinien des Kunst- u. Handelsg. Job. Nik. Haage in Erfurt. — Eine blühende Cycas revoluta. — Die Lauche'schen Caladien. Ii97. Versammlung des Vereines zur Beförilerung des Gartenbaues a m 30. December. Rittergutsbesitzer v. Eeuss theilte mit, dass in der Umgegend von Brieg eine Reihe von Guts- besitzern , den dortigen Landrath an der Spitze, zusammengetreten sei, um für Schlesien einen be- sonderen pomologischen Verein in"s Leben zu rufen. Es sei durchaus nothwendig, dass Männer, die ein Interesse für den Obstbau haben, die Angelegenheit, wenigstens für das Land, in die Hand nehmen, damit auch das Volk an den Segnungen desselben Antheil nehmen könne. Der Bauer wisse in der Regel nicht, welche Sorten Obst ihm gut seien und welche sich am Bessten veruerthen lassen; Aufgabe sei ferner die schlechten Sorten, welche hier und da noch angebaut werden, durch gute zu verdrängen. Man habe bereits provisorische Sta- tuten entworfen, die er in den nächsten Tagen dem Vorstande selbst zur Begutachtung vorlegen werde. Professor Koch hielt es für durchaus noth- wendig, dass nicht allein in Schlesien, sondern in allen Provinzen, dergleichen Vereine sich bildeten; bekanntlich habe schon in einer der frühern Ver- sammlungen des Vereines uer Gärtnereibesitzer Görner in Luckau einen solchen Verein für die Mark Brandenburg vorgeschlagen. Es sei sehr zu wünschen , dass auch dieser zusammentrete und recht viele Gutsbesitzer sich ihm anschliessen. Die letztern würden schon durch das blosse Beispiel eines geordneten Obstbaues viel wirken. Alle diese Provinzial-Vereine müssten sich aber dem grossen deutschen pomologischen Vereine, der hier in der 5. Sitzung der 3. allgemeinen Versammlung deut- scher Pomologen und Obstzüchter ins Leben ge- rufen sei, anschliessen. Er verweise deshalb auf das Referat in No. 4;') der Wochenschrift des vori- gen Jahrganges. Prof. Koch nahm die Gelegen- heit wahr, um bei dieser Gelegenheit einige Schrift- stücke vorzulegen und damit darzuthun, wie die Vereine u. s. w., welche in ihrem Kreise Sammlun- gen angelegt und dieselben hierher zur Ausstellung gesendet hatten, auch bemüht gewesen waren, in diesen nicht allein zuvor eine Durchsicht anzuord- nen, sondern auch nachher durch Eintragen von allerhand Bemerkungen, den Resultaten darüber ge- haltener Besprechungen, möglichst viel Nutzen für das Land und die Wissenschaft daraus zu ziehen. Nicht weniger als 46 Vereine, Behörden u. s. w. hatten grosse Sammlungen hierher gesendet und diese durch Abgeordnete begleiten lassen. Obergärtner Reinecke übergab einen Graven- steiner und machte auf die lange Dauer dieses vor- züglichen Apfels bei guter Aufbewahrung aufmerk- sam, da er bereits seit September genossen wor- den. Von Seiten des Vorsitzenden, des Geheimen Oberregierungsrathes Knerk, wurde der Wunsch ausgesprochen , über die Art und Weise der Auf- bewahrung desselben nähere Nachrichten einzuzie- hen und selbige in der nächsten Sitzung zur Kennt- niss zu bringen. Es wäre überhaupt gut, wenn einmal über die beste Aufbewahrung des Obstes im Vereine Mittheilungen gemacht würden. Professor Koch legte eine neue Art Obstschä- 1er vor, durch den die Schale von Aepfeln nicht allein rasch, sondern auch möglichst dünn wegge- nomnaen wurde. Derselbe besteht aus Eisen und wird durch zwei Räder in Bewegung gesetzt. Für '2- Thlr. kann derselbe in der Handlung Solinger Stahlwaaren eigener Fabrik von J. A. Henckels (Jägerstrasse 49. ö(J.) in Berlin bezogen werden. Die Einrichtung des Instrumentes fand allgemeinen Bei- fall; es möchte kein zweites existiren, was diesem an die Seite gesetzt werden könnte. Abgesehen von dem raschen und dünnen Schälen hat der Henckels'- sche Apfelschäler noch für ältere Leute, die Bors- dorfer und andere harte Aepfel nicht mehr beissen können, den Vortheil, diesen sobald die Schale weg- genommen ist, in gleichen, langen Bändern ein Ma- terial an die Hand zu geben , was sie ohne alle Zähne geniessen können. Aus dem russischen Litthauen hatte man an den Verein das Gesuch gestellt, über einige die Palmenkultur betreffende Streitfragen Auskunft zu ertheilen. Die dazu eingesendeten Papiere waren dem Inspektor des botanischen Gartens, Bouche, zur weiteren Veranlassung übergeben worden. Die- ser theilte seine Ansichten mit und unterbreitete die- selben zur weiteren Begutachtung dem Vereine. In den deshalb j^eführten Verhandlungen, an denen na- mentlich der Obergärtner Rein ecke, als Palmen- züchter bekannt, besonders Antheil nahm, wurde die Ansicht Bouche's bestärkt. Das Resultat wird dem betreffenden Antragsteller in einem ausführ- lichen Schreiben mitgetheilt werden. Professor Koch legte die eben erschienene Schrift des Kön. Hofgärtners und Professors an der Kön. Gärtnerlehranstalt in Sanssouci bei Pots- dam, L e g e 1 e r : die praktische Messkunst für Gärt- ner, Gartenfreunde, Oekonomen u. s. w. vor und empfahl sie namentlich denen, die sich speciell mit Landschaftsgärtnerei beschäftigen. Derselbe übergab einige Gegenstände, welche zugesendet waren und unsere Aufmerksamkeit ver- dienen. Es war zunächst eine Hlüthe des inter- essanten Angraecum sesquipedale. Ueber die Pflanze ist bereits in der Beilage zur vorletzten Num- mer berichtet worden. Die Blüthe stammte aus dem Garten des Kaufmanns Mo r. Reichenheim, von wo sie Obergärtn. Kraus übergeben hatte. Hierauflegte Prof. Koch einen Spatzierstock aus dem Blüthen- schafte der Agave gemini flora (Bonapartea jun- cea) vor, den er von dem Rittergutsbesitzer v. Thie- lau auf Lampertsdorf bei Frankenstein erhalten. Endlich zeigte er eine Reihe von Fruchtblättern der Cycas revoluta nebst einem Samen, welche ihm der Gartendirektor Strauss in Sayn zugesendet hatte. Ueber die Pflanze wird besonders gesprochen. Der Kunst- und Handelsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam legte die Blätter dreier neuen Caladien vor, welche er durch die Vermittelung eines Freundes aus Italien erhalten. Nach dem Professor Koch verdienen diese alle Be- achtung; sie stehen den schönsten Ch antin 'sehen Caladien würdig zur Seite. Nur die eine Art, die er vorläufig Caladium porphy roneuron nenne, gehöre genanntem Geschlechte an, während die bei- den andern wahrscheinlich dem Genus Alocasia ein- gereiht werden müssen und sich deshalb der zuerst als Caladium sp. o Borneo und metallicum in den Gärten verbreiteten Alocasia metallica anschlies- sen. Am Ende der Nummer werde er ausführlicher darüber berichten. Kunst- und Handelsgärtner Metz in Erfurt hatte sich in Folge der Abhandlung über Rosen- kultur in No. ?)7 der Wochenschrift veranlasst ge- sehen, obwohl er im Allgemeinen mit dem Verfah- ren übereinstimmte, einige Einwürfe zu machen. Auch er hält die Anzucht von Rosenstämmen aus Samen für durchaus nothwendig und verwirft die Wildlinge aus Wäldern, Hecken u. s. w. wegen ih- res im Allgemeinen schlechten Wurzelvermögens ; er glaubt aber, um die Entwickelung des letztern noch mehr zu unterstützen, dass es besser sei, die Sämlinge schon im September in Töpfe zu setzen, damit sie darin anwachsen, und dann erst zu kopu- liren. Der zweite Einwurf betraf die Forkert'sehe Veredlungsmethode, welche er dem gewöhnlichen Einschieben des Auges unter die Rinde nachstellte. Es schien jedoch, als wenn der Kunst- und Han- delsgärtner Metz das Verfahren nicht genau ein- gehalten habe. Nach den Erfahrungen Berliner Gärtner, welche sich auf Tausende von auf diese Weise veredelten Rosen stützen, bleibt das For- kert'sehe Verfahren stets sicherer und bequemer. Da der Gegenstand so ausserordentlich wichtig ist und Rosen in den Gärten des reichsten, wie des ärmsten Mannes kultivirt werden , hielt der Vor- sitzende, Geheime Oberregierungsrath Knerk, es für wünschenswerth, dass die Gärtner, welcKe vor- zugsweise sich mit Rosenkultur beschäftigt haben, ' einmal ihre eigenen Erfahrungen und die anderer zu- sammenstellten, um den Gegenstand dann nochmals zur Sprache zu bringen. Der Vorsitzende ersuchte I deshalb die Ober- und Kunst -Gärtner Rein ecke j undForkert (Vater und Sohn), der Aufgabe nach- zukommen und in der nächsten Versammlung zu berichten. Schliesslich kam noch zur Sprache, dass jetzt ! aus Holland Rosen eingeführt worden wären, die j angeblich auf Birken veredelt waren. Nach den I Kunst- und IIandels. iUO. (Ilymenocallis amoena Herb. Amaryll. p. 211. H. ovata Roem. syn. nionogr. IV, p. 169. Pancratium ovatum Mill. Dict. No. 9. Pan- cratium amoenum Andr. bot. rep. t. 556. bot. mag. t. 1467. P. amboinense ji. L. cod. No. 2324, quod cit. Trew et Ehret pl. sei. t. 28.). Folia mollia, tenuia, elliptica, successive evoluta, bifaria, nervis secundariis atrovirentibus percursa; Flores sessilcs, tubo brevi; Corona late infundibuliformis, inter sta- mina alte excisa; Ovula in loculo bina. Diese westindische Pflanze scheint schon sehr I lange sich in unseren Gärten zu befinden, da sie t sowohl von Miller, als auch von Trew ziemlich genau bezeichnet und in des letztern Plantae selectae ] auch vorzüglich abgebildet wird. Von allen Arten hat sie mit H. Borskiana de Vr. die weichsten I und dünnsten Blätter, welche sich ausserdem noch durch die dunkelgrünen, bestimmt hervortretenden Seitennerven leicht unterscheiden lassen. Die Blu- menröhre ist kürzer, als die Abschnitte. Charakte- ristisch sind endlich die tiefen Buchten der Neben- krone, so dass die Staubfäden aus dem Ende breii- lanzettförmiger Abschnitte hervorzugehen scheinen. Wir zweifeln gar nicht, dass das Miller'sche P. ovatum und das Salisbury'sche P. fragrans (transaet. of the Linn. soc. II, p. 72. t. 11) identisch sind, da der Autor der letztern später Trew's Ab- bildung als Synonym dazu bringt, obwohl die von ihm gegebene Darstellung schmälere Blätter und sehr kurz gestielte Blüthen hat. Der letztere Um- stand veranlasste Einige, Pancratium fragrans Salisb. als Synonym zuHymenocallis speciosa Salisb. zu stellen. Pancratium amoenum Salib. in transaet. of the Linn. soc. II, p. 71. t. 1 1 und Willd. sp. pl. H, p. 44, (Hymenocallis sessilis Salisb. in transaet. of the hortic. soc. I, p. !'9) wird von Kunth zu H. ovatum, und sogar als die Urform, gestellt. Ein Blick jedoch auf die Abbildung, wo namentlich die breite und dicke Basis der Blätter zu betrachten ist, zeigt deutlich , dass man es hier mit einer Art aus der nächsten Abtheilung zu thun hat, Schul- tes (R. et S. syst, veget. VII, p. 914) betrachtet Pancratium amoenum dagesen als selbststän- dige Art und vereinigt Hymenocallis amoena Herb, damit. 4. H. ovalifolia Herb. Amar. p. 212 (Pan- cratium ovatum Lodd. bot. cab. t. 51U). Folia mollia, 2* 12 tenuia, ovato-oblonga, successive evoluta, iiervis se- cundai'iis conspicuis; Flores sessiles, tubo elongato; Corona infundibuliformis : Ovula in loculo bina. Unter dem Namen H. ovalifolia hat Her- bert eine besondere Art aufgestellt, die Loddiges im botanical Cabinet (tab. fjlU) unter dem Namen Pancratium ovatum abgebildet hat. Wir geben zwar weniger auf die Abbildungen im genannten Werke, da diese nur selten eine klare Darstellung und in der Regel ausserdem von einer völlig un- brauchbaren Beschreibung begleitet sind , sondern legen mehr Gewicht auf den Umstand, dass H e r b e r t die PHanze selbst, wenn auch nicht blühend, sah. Nach diesem verdienstvollen Monographen hat sie kleinere Blätter, die wenig länger als breit sind und sich rückwärts zur Erde neigen. Im botani- schen Garten zu Berlin wird eine Art kultivirt, welche der jetzige Inspektor des botanischen Gai-- tens in Hamburg, Otto, eingeführt hat und wo die Blätter zwar die angegebene Form haben, aber mehr aufrecht stehen. Sie unterscheiden sich durch die abgerundete Basis und im Verhältniss zur Länge grössere Breite von denen der vorigen Art, und haben die Form der Hemerocallis ovata. Die schlan- ken Blüthen sind ebenfalls für die Pflanze bezeich- nend. Wir zweifeln nicht, dass es dieselbe Pflanze ist, welche Herbert unter H. ovalifolium versteht. 5. H. Borskiana de Vr. in nederl. kruidk. Arch. I, 156 (Pancratium Boschianum de Vr. in Epimetr. ad ind. sem. hört. bot. Lugd. Bat. 1846 p. 3. Hymenocailis Moritziana Kth enum. pl. V, p. 668. Karst, fl. Columb. spec. select. I, t. 4ü). Folia mollia, tenuia, plerumque longepetiolata, pe- tiolo supra canaliculato, irregulariter bifaria, nervis seeundariis minus conspicuis; Flores sessiles, tubo gracili praediti ; Corona late infundibuliformis, inter stamina dentigera; Ovula in loculo quaterna. Eine sehr hübsche Pflanze, vielleicht die grüsste des Geschlechtes, welche allen Blumenliebhabern sehr empfohlen werden kann , da die blendend- weissen und schlanken Blüthen in grösserer Anzahl an der Spitze des Schaftes stehen und einen höchst angenehmen Geruch verbreiten. Sie ist sehr leicht an den grossen und schlaffen Blättern zu erkennen. Auch die zahlreichen , schlanken Blüthen , wie sie auch bei der, aber nicht in diese Abtheilung gehörigen H. guianensis Herb, abgebildet sind, und vor Allem die 4 Eichen in jedem Fache unterscheiden die Art leicht von den übrigen mit gestielten Blät- tern. Als Vaterland wird Caracas angegeben, von wo sie ein holländischer Pflanzenfreund, D. Borski, erhielt und auch an den botanischen Garten in Leiden mitgetheilt wurde. Wenig später mag sie der botanische Garten in Berlin von dem bekannten, jetzt ganz und gar in Amerika lebenden Pflanzen- sammler Moritz ebenfalls bekommen haben. End- lich hat sie auch Dr. Karsten bei Laguayra, von wo die Pflanze auch dem Kaufmann D. Borski zugesendet worden war, entdeckt. Dort wird sie Lyrio, d. i. schlechthin Lilie, genannt. Die übrigen Arten mit gestielten Blättern ha- ben wir lebendig zu beobachten keine Gelegenheit gehabt. Wir versuchen deshalb nur nach dem uns j zu Gebote stehenden Materiale eine Diagnose zu I geben. 6. H. glauca Roem. syn. monogr. IV, p. 173. (Pancratium glaucuni Zucc. in Abhandl. d. bayer. Wissensch. III, p. 317.) Tota glaucescens; Folia elliptica, obsolete carinata, nervis seeundariis prae- sertim vix conspicuis; Scapus compressus, pauciflo- rus ; Flores subsessiks, tubo brevi (bipollicari), la- ciniis horizontalibus paululum longiore ; Corona su- perne patentissima, ipsaque rotata; Ovula in loculo bina aut ? quaterna. Diese Art wurde von Karwinsky in Mexiko entdeckt und befand sich eine Zeit lang im botani- schen Garten zu IMünchen. Was wir jetzt in den Gärten als Hymenocailis oder Pancratium glaucum besitzen, ist Choretis glauca Herb., der sie aber auf jeden Fall sehr nahe stehen mag, wenn sie über- hau|jt nicht dieselbe ist. Nach genauer Vergleichung beider Pflanzen, von denen allerdings nur die eine (Choretes glauca) uns lebend zu Gebote gestanden hat, während wir uns in Betreff der andern an die ausfüiirliche Be- schreibung Zuccarini's gehalten haben, finden wir durchaus keine durchgreifenden Unterschiede. Es lässt sich Choretes aber überhaupt nicht als Genus festhalten. Das Merkmal, was Herbert besonders hervorhebt, die Callosität des Staubbeu- tels, in der der Faden befestigt ist, hat schon Kunth nicht gefunden, ist auch gar nicht vorhanden. Die sehr flache Nebenkrone hat auch Hymenocailis ro- tata. Die Bildung der Samen innerhalb der Kapsel scheint allerdings abzuweichen, insofern Herbert's Angabe richtig ist. \M11 man das Genus Choretes festhalten, dann muss unserer Ansicht nach auch Hymenocailis glauca Roem. dazu gebracht werden. 7. H. bistubata Herb, in bot. reg., Tom. XXX. (1844.) Mise. p. 43. No. .Ö3. Folia eUip- tica, viridia, 'Jl poll. longa, 4 poll. lata; Flores ses- siles, tubo gracili, 5— '2^ poll. longo, laciniis recur- vatis, 34- poll. longis; Corona tubo subcylindrico, limbo patentissimo, inter stamina dentigero. Durch die dünnröhrige Nebenkrone, welche Veranlassung zur Benennung bistubata, d. h. dop- pelröhrige, gab , wohl leicht zu erkennen. Von Hartweg (wahrscheinlich in Mexiko) gesammelt. 8. H. Skinneriaua Herb, in bot. reg., Tom. XXIX. (1843.) Mise. p. 45. No. .59. Folia late 13 elliptica, dilute viridia, pedalia, 5 poll. lata, fortiter costata; Flores sessiles, tubo brevi, 2|^-unciali, la- ciniis paululum loiigioribus ; Corona ad basin an- gusta, unciali, dentata. Die Art möchte der H. fragrans sehr nahe stehen. Sie wurde von Skinner in Guatemala ent- deckt. 9. H. Harrisiana Herb, in bot. reg., Tom. XXVI. (1840.) Mise. p. '^:^. No. h:1 Folia tria, unciani vel ultra lata; Scapus rotundate-compressus; Flores vix odori, sessiles, tubo 5-unciali, viridi, su- perne albo , laciniis triuncialibus ; Corona semiun- ciali, alba, di^itibus parvis. Möchte kaum in diese Abtheilung, vielleicht gar nicht in dieses Genus gehören und wird wohl immer eine dunkele Pflanze bleiben. Sie stammt aus Mexiko. Ihre Blüthen werden fast gar nicht riechend angegeben ; eben so soll der Schaft nur zusammengedrückt , nicht aber zweischneidig, wie bei den andern, sein. Eigenthünilich ist ferner, dass nur ein Eichen in jedem Fache vorhanden ist und dieses so schnell nach der Befruchtung an- schwellen soll, dass es schon nach 12 Stunden den Fruchtknoten bersten macht. lU. H. petiolata Roem. syn. monogr. IV, p. 168 (Pancratium petiolatum Willd. in R. et S. syst, veget. VII, p. 912. obs.). Folia ovato-oblonga (wohl eher elliptisch, d. h. nach beiden Enden sich verschmälernd), in petiolum attenuata, -, pedalia et ultra, 4 poll. lata, petiolo 4 — (i pollicari , canalicu- lato; Flores sessiles, tubo gracili, 6 — 8 pollicari, laciniis 3 — 4 poll. longis. Diese Art nähert sich dem Pancratium ovatum Lodd. (11. ovalifolium Herb.) ungemein, ist wahr- scheinlich sogar eine und dieselbe Pflanze. II. Die Arten mit sitzenden, an der Basis breiten Blättern. 11. H. caribaea Herb. app. p. 14 (Pancra- tium caribaeum L. cod. Nro. 2321). Pancratium amoenum Salisb. in transact. of the Linn. soc. II, p. 71. t. 10, Hymenocallis sessilis Salisb. in trans- act. of the hortic. soc. I, p. 339). Folia crassius- cula, lorato-lingulata , medio paululum latiora, pe- rennantia, plerumque disticha; Umbella pluriflora; Flores sessiles, tubo crassiusculo, laciniis totis libe- ris breviore; Corona inferne tubulosa, superne am- pliata; Ovula in loculo bina. Diese westindische Pflanze ist schon sehr lange in unsern Gärten und möchte bereits im 17. Jahr- hunderte von Engländern und Holländern kultivirt worden sein. Man betrachtete sie damals wegen der Nebenkrone als eine Narcisse und beschrieb sie auch als solche; Dillenius war der erste, der in seinem 1732 erschienenen Hortus Elthamensis zwar nicht unsere Pflanze , aber doch die alsbald zu erwähnende H. rot ata als Pancr at i um abbil- dete und damit dieses Genus in der Systematik einführte. Obwohl H. caribaeum keineswegs zu be- deutenden Veränderungen geneigt ist , so haben doch wenige Pflanzen zu solchen Verwirrungen Veranlassung gegeben, als grade diese. Schon die Herausgeber des 7. Theilcs des unvollendeten Sy- stema Vegetabilium, die beiden Schultes, suchen den Wirrwarr (p. 918) einiger Massen zu lösen; später geschieht es durch den Monographen der Amaryllideen, Herbert (Amar. pag. 212), dem Kunth in seinem 5. Bande der Enumeratio plan- tarum (pag. 672) im Allgemeinen folgt und noch mehr Synonyme dazu zieht. In Betreff der Sa- I lisbury' sehen Arten: IL sessilis (Pancratium i amoenuminLinn.transact.il, 1. 10) und fragrans ist er aber Schultes gefolgt, bei dem eine Ver- wechslung der Namen stattgefunden zu haben scheint; nicht H. fragrans gehört als Synonym hierher, son- dern H. sessilis. Vielleicht Hessen sich auch beide dadurch verleiten, dass Andrews sowohl, als Gaw- 1er unter Pancratium amoenum, wie wir auch an Ort und Stelle bereits angegeben haben, H. fragrans abbildeten. Salisbury selbst verwirft deshalb später den Beinamen „amoenum" und nennt die Pflanze nnn H. sessilis. Dieses wäre auch eigentlich der Name, welcher als der älteste im Genus Hymenocallis beibehalten werden müsste; wenn wir es aber nicht gethan haben, so geschah es einestheils aus Pietät für den Linne'schen Bei- namen, anderntheils aber, weil dieser in unseren Gärten bereits sehr geläufig geworden ist. Mit Recht zieht Salisbury Phil. Miller's Pan- cratium americanum (dict. Nro. 7) als Synonym dazu; er konnte dieses um so mehr thun, als er sein Pancratium amoenum als americanum aus dem Garten von Chelsea, wo es seit dem Jahre" 1732 kultivirt wurde, erhalten hat. Es ist dabei jedoch zu bemerken, dass Phil. Miller unter Pancra- tium caribaeum eine andere Art, nämlich A. rot ata versteht, von der alsbald gesprochen wer- den wird. Schon damals wurden von H. caribaea eine bi'eit- und eine schmalblättrige Form kultivirt; die erstere beschreibt Miller zwar als selbständige Art unter dem Namen Pancratium latifolium (dict. Nro. 8), sagt aber selbst, dass die zuletzt genannte Pflanze im Vaterlande und auch sonst nicht als Art unterschieden werde ; er habe es nur gethan, weil die Formen sich auch in der Vermeh- rung durch Brutzwiebeln erhalten hätten. Diese beiden Formen kommen in den Gärten sowohl, als 14 auch in den Büchern ininier noch als selbständige Arten neben einander vor. Die breitblättrio-e ist das Pancratium amoenum Salisb. Willd. u.s.w., unter P. cari baeuni hingegen verstand man haupt- sächlich die schmalblättrige. Mit Recht bringt Will den ow als Synonym zu der ersteren auch Jacquin's P. dcclinatum, wälirend Ker in sei- ner Abhandlung (journ. of the sc. and arts III, H'29) genannte Pflanze grade zu den schmalblättrigen rechnet. Eine dritte Form hat Redi4>ii. \\ ir haben bereits im vorigen Jahrgänge der Wochenschrift (Ö. 92) auf die Florae Colunibiae, terrarumque adjacentium specimina selecta von Dr. Karsten, so wie auf die Verdienste des genannten Reisenden für Botanik und Gärtnerei aufmerksam gemacht, indem wir die beiden ersten Hefte ge- nannten Werkes anzeigten. Wir freuen uns jetzt wjeder über das dritte, eben erschienene berichten zu können. In der Eleganz der äussern Ausstat- tung schliesst es sich den beiden voihergegangenen würdig an, aber auch der Inhalt gibt uns reiches Material an die Hand zur Kenntniss des von der Natur durch üppige und grossartige Vegetation ausgestatteten Landes. AViederum sind 2U Pflan- zen abgebildet und genau beschrieben Eine Cinchona mit sehr grossen Früchten be- ginnt. Dr. Karsten fand sie in den Wäldern der Cordilleren von Bogota und nannte sie deshalb C. bogotensis. Ais Blattpflanze könnte sie un- seren Gewächshäusern eine Zierde sein. Der Baum wird kaum 4U Fuss hoch, während sein Stamm höchstens den Durchmesser von [- Zoll besitzt. Am Nächsten steht sie der C. magnifolia R. et P., die aber grade sehr kleine Blumen und Früchte besitzt. Bellucia multiflora Krst. auf der 42. Ta- fel gehört zu den Melastomateen mit essbaren Früchten, wie sie in der Familie häufig vorkommen. Die Pflanze stellt einen kleinen Baum dar mit einem graden, bis 8 Fuss hohen Stamme, der aus- serordentlich reich blüht und deshalb im Blüihen- und Fruchtzustande einen freundlichen Anblick ge- währt, zumal die weisse Farbe der nach Kosen riechenden Blüthen oder die gelblich-weissen Bee- ren im Winkel der grossen fusslangen Blätter ge- gen das freundliche Grün der letzteren um so mehr hervortritt. Tropaeolum digit atum Krst. ist zum ersten Male bildlich dargestellt, obwohl es in unseien Gär- ten, seitdem es durch seinen Entdecker einmal bei uns eingeführt wurde, ziemlich verbreitet ist. Aus- gezeichnet ist sie belNanntlich, nebst dem leider aus den Gärten verschwundenen T. Smithii DC, durch die Anwesenheit von Nebenblättern. Von genannter Art, mit der sie oft verwechselt wird, unterscheidet sie sich auch durch die Farbe der Blüthen und durch die grösseren Früchte. Schachtea dioica Krst. (tab. 44.) ist eine interessante Rubiacee, die nebst Melastomateen und anderen reichlich in Columbien vertreten sind, weil unter den Blättern der jungen Triebe sich eigenthüm- liche längliche Anschwellungen befinden und weil 15 die Blüthen diöcisch sind. Sie gehurt in die Nähe der Gardenien und steht wohl der Genipa Plum. am Nächsten. Die Pfianze bildet ein 10 — 15 Fuss hohes ßäunichen und hat weisse Blüthen. Caryodendron orinocensc Krst. (tiib.4r).) wird dattegen ein sehr hoher Baum und hat bis lU Zoll lange, elliptische und immergrüne Blätter. Die kleinen Blüthen sind diöcisch. Von ihnen bilden die weiblichen einlache Aehren, die männ- lichen hingegen treten erst zu Knäuell zusammen und stellen dann zusammengesetzte Aehren dar. Die Haselnuss grossen Samen schliessen ein gros- ses, öliges, aber wohlschmeckendes Eiweiss ein und werden von einer aussen glatten Steinfrucht, ähn- lich wie bei den Wallnüssen, eingeschlossen. Daher auch der Name Nussbaura , deim dieses bedeutet das Wort Caryodendron. Neben der Mutisia Clem atis L. fil. (tab. 46.), die neuerdings wiederum in den Gärten gekommen ist, hat Prof. Schmarda noch eine sehr ähnliche von dem bekannten Berge Pichinga auf einer Höhe von IJUUU Fuss entdeckt; Dr. Karsten nennt sie deshalb Cl. Pichin chensis. Sie unterscheidet sich durch ihre eirunden und kleinern Blätter leicht und stellt, wie M. Clematis, eine Liane dar. D u bois - Rey mondia lancipetala Karst, und palpigera Karst, (tab. 47.) gehören zu den kleineren Malaxideen, welche in den Gärten wegen nicht sehr in die Augen fallender Blüthen weniger Eingang finden werden. Sie wachsen in der Ge- gend von Caracas auf kalten, nebeligen Höhen von H — 7UUÜ Fuss Höhe. Am Nächsten stehen sie den Arten des Genus Pleurothallis , mit dem sie auch der jüngere Reichenbach vereinigt hat. Marssonia primulina Krst. (tab. 48.) hat ihren Beinamen mit Recht, denn der Habitus der ganzen Pflanze erinnert ungemein an Primula acaulis, sonst steht sie in der Nähe von Swer- tia; wie diese erstere kommt sie ebenfalls nur im Gebirgr vor. Dr. Karsten entdeckte sie in der Nähe der Kolonie Tovar bei Caracas. Die Blüthen mit radförmiger Blumenkrone bildet eine leichte Rispe. Genannt wurde sie zu Ehren des Apothe- kers M a r s 8 o n in Wolgast. Die 49. Tafel stellt jene schöne Form der Cattleya labiata, welche Dr. Karsten zuerst im vorigen Jahre in der Wochenschrift (Seite 96) mit dem Beinamen Lindigii beschrieben hat, dar. An Schönheit steht sie der C. Trianaei Rchb. fil., die ebenfalls nichts weiter darstellt, als eine Abart derselben Pflanze, nicht nach. Ueber alle Abarten der C. labiata haben wir im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 252 und 253) berichtet. Brachyloma Karstenianum (tab. 5U.) nannte der bekannte Monograph der Gesneraceen, Dr. Hanstein, zu Ehren ihres Entdeckers. Sie wächst an Waldrändern der Gebirge Bogota's und bildet eine '.'> Fuss hohe , ziemlich kräftige kraut- artige Pflanze. Aus den Winkeln ziemlich-grosser elliptischer Blätter entspringen armblüthige Trug- dolden, die durchaus mit purpurblauen Drüsenhaa- ren besetzt sind und mit den rothen, aber orangen- farbig geäderten Blumen ein eigenthümliches An- sehen geben. Von der Passiflora Servitentis hat Dr. Karsten auch eine Form, wo die 3 Deckblätter an der Basis der Blüthe besonders entwickelt sind, als bracteata auf der 51. Tafel abgebildet. Sie steht der bekannten P. racemosa Brot, zwar sehr nahe, unterscheidet sich aber durch stets etwas be- haarte Blätter und durch 2 Drüsen nur an dem Blattstiele. Die Hauptart wächst am Ostfusse der Cordilleren von Bogota, die Abart hingegen bei Merida. Asplenium attenuatum Karst, (tab. 52.) macht einen kurzen Stamm, der an seinem obern Ende 6 — H) aufrecht stehende und doppelt -gefie- derte Blätter trägt, deren freudig-grüne Farbe einen angenehmen Eindruck macht. Sie wächst in den feuchten Wäldern Bogota's und gehört in die Gruppe des Diplaziuui graudifolium Sw. , am Meisten mit Aspl. sylvaticum Mett. Aehnlichkeit habend. Deckeria Corneto Krst. (tab. 53.) ist eine wunderschöne, sogenannte Stelzenpalme, welche eine Höhe von 2UU Fuss erreicht und häufig in den feuchten Wäldern der Ebene von Bogota wächst. Zu diesem Genus, was sich hinlänglich von Iriartea durch die Form der Samenknospe und dui-ch die Lage des Embryo's unterscheidet, bringt Dr. Kar- sten noch Iriartea phaeocarpa d'Orb., Lamarckiana d'Orb. und ventricosa Mart. Iriartea deltoidea ist keineswegs, wie Wendland d. J. meint, eine Deckeria. Sie besitzt einen glatten Kelch, wäh- rend dieser bei D. Corneto, wie auch bei Iriartea ventricosa Mart., mit Brennhaaren besetzt ist. Socratea fusca Karst, (tab. 54.) ist eine an- dere Stelzenpalme aus den Wäldern des Küsten- gebirges von Venezuela, welche immer noch hoch (bis zu lUÜ Fuss) wird. An Schönheit steht sie der vorigen keineswegs nach. 5 — 6 Blätter von 12 Fuss Länge bilden die Krone. Sehr hübsch nehmen sich die oft ü Fuss langen Blüthenstände, die wie eine Quaste herabhängen, aus. Die ähnliche S. elegans hat gelbe Früchte und breitere Fieder- spalten in geringerer Menge. üenocarpus Mapora Karst, (tab. 55.) ist eine dritte, nicht minder schlanke Palme, welche in den Ebenen von Maracaybo und des oberen Orinoko beobachtet wurde. Sie macht aber nur einen Stamm von höchstens 4U Fuss Höhe, der an seiner Spitze 16 12 Fuss lange und gefiederte Blätter besitzt. Auf j nicht dauerliaft und sterbe gleich den meisten an- jeder Seite trägt die Mittelrippe öO bis (iO Fieder- dern Rosen ganz oder doch theilweis ab. Dies ist blättchpn, die in der ersten Jugend roth, sonst auf ' jedoch nioht der Fall, sie übertrifft alle andern der Unterfläche grünlich-weiss gefärbt sind. Nahe verwandt ist sie dem O. utilis Kl. Wiederum folgt ein Farn : C y a t h e a M e 1 1 e n i i Karst., und zwar dieses Mal ein baumartiges, auf der .56. Tafel. Der Ifi Fuss hohe Stamm trägt an seiner Spitze '21) ziemlich wagerecht -abstehende Blätter von ö Fuss Länge und i Fuss Breite, wozu noch ein fusslanger Stiel kommt. Die sehr ähn- liche C vestita Mart. unterscheidet sich durch einen stachlichen Blattstiel. Chrysodium Maracaybense Karst, (tab. 57.) ist eine Acrostichee aus den heissen Ebenen am See Macaraybo, wo es einiger Massen unser Polypodium vulgare vertritt und gleich diesem mit einem mehr oder weniger unterirdischen Stengel an Felsen, Bäumen u. s. w. vorkommt. Es steht der Presl'schen Gymnopteris aliena sehr nahe, hat aber eine andere Nervenvertheilung. Pteris soccorense Karst, (tab. 5S.) ist ein anderes kriechendes Farn, was in den Provinzen Soccoro und Kali Neugranada's in einer Höhe bis zu 3600 Fuss wächst. Es hat meist einen riesigen Wuchs, da die 9 Fuss langen , einfach gefiederten Blätter noch einen 4Fuss langen Stiel haben. Jene sind behaart , woilurch die Art sich von der ähn- lichen P. grandifolia Sw. unterscheidet. Drei Acrostichen: Acrostichum rupestre, Engelii und deorsum, sind auf der 59. T;ifel zuerst von Dr. Karsten beschrieben und abge- bildet. Die erste -wächst an steinigen Stellen der Cordilleren von Bogota, die beiden andern hingegen an gleichen Stellen oder an Bäumen der Cordille- ren von Merida. Die schmalen einfachen Wedel werden bei keiner 1 Fuss lang, weshalb alle 3 Arten in gärtnerischer Hinsieht gar keine Bedeu- tung haben. Auf der letzten (60.) Tafel folgen drei andere Acrostichen: truncicola, caulolepia und le- pidotum. Nur die letzte hat Willdenow zuerst beschrieben und wurde von Humboldt in Peru entdeckt, während die beiden andern Dr. Karsten an Baumstämmen in Tiefwäldern an den Kordille- ren von Bogota entdeckte. Sie schliessen sich im Aeussern ganz denen der vorigen Tafel an. Rosa siiaveolens zu Hecken. Vom Gäitnereibesitzer Gör ihm- in Luckau. Bei dem immer grösser werdenden Bedürfnisse der lebenden Hecken hat die R. suaveolens noch nicht die Anerkennung gefunden, die sie verdient, und zwar deshalb nicht, weil man annimmt, sie sei Rosen an Dauer. Seit länger denn zehn Jahren ist kein Z'.veig davon bei mir abgestorben; sie wächst vielmehr äusserst üppig und bildet die dich- testen und dornigsten Hecken, wenn auch nicht von der massiven Festigkeit , wie der Weissdorn , der immer die geeignetste Pflanze hierzu sein und blei- ben wird. Auch vermehrt sie sich rasch durch Samen, den schon junge Exemplare tragen. Eine zwei bis dreijährige Pflanze bildet schon einen Busch , der sich zum Zupflanzen von Lücken vortrefflich eignet. Man kann ferner diese Rose auch gleich gross pflanzen. Wenn man dann nur einzelne Zweige davon nieder- hakt oder bildet, so hat man gleich eine fertige Hecke. Eine solche Rosenhecke gewährt, gut im Schnitt gehalten, durch ihre glänzend -dunkelgrünen und sehr hübschen Blätter gar ein freundliches Ansehen; es kommt noch dazu, dass die letztern, besonders nach einem warmen Regen und des Abends ange- nehm duften, eine Erscheinung, die Ursache der Benennung der wohlriechenden, denn das bedeutet suaveolens, war. Die Blüthen sind zwar ein- fach, doch nicht ohne Reiz. Auf schlanken Stielen stehend haben sie einen zierlichen Bau. Im Herbste dagegen ist die ganze Hecke mit Früchten dicht bedeckt, die ausser, dass sie reichlichen Samen geben, auch ausgekörnt und getrocknet werden können, um dann gleich denen verwandter Arten zu Hagebuttensuppen benutzt zu werden. Das sind indessen nur angenehme Nebensachen, ihr Haupt- werth wird immer der bleiben, dass sie am Schnell- sten eine feste Hecke darstellt. Sie nimmt auch sehr gut "Veredlung auf, in- sofern man einzelne starke Triebe, die in einem Jahre oft 7 Fuss lang werden, dazu benutzen will. Man kann aber nur harte Sorten darauf bringen, da sie sich nicht niederlegen lassen. Da ich ge- funden, dass diese Rose auf allen Bodenarten ge- deiht und selbst in Tiefen fortkommtj wo der Weissdorn nicht gedeihen will , so ist dieses eine Empfehlung mehr*). *) Rosa suaveoleus Pursh ist eiue Form unserer ge- wöhnliclien 'Weinrose (K. rubiginosa L.) mit etwas grössern und schlankem Stachelborsten. Sie stammt aus den Vereinigten Staaten Nordaraerika's, wo sie aber nach den beiden Verfassern einer Flor desselben, Torrey und Gray, nicht ursprünglich wild wächst, sondern nur verwildert ist. Die Zeit ihrer Ein- führung jenseits des Oceanes ist nicht bekannt, sie nuiss aber sehr frühzeitig geschehen sein. Sie hat in ihrem neuen Vatcrlande alle Bedingungen gefunden, welche ihre Wachsthum- Verhältnisse erheischen, so dass sie sich allenthalben da, wo Menschen sich niederliesscn , rasch weiter verbreitete. Wie in Deutschland, kommt sie in Nordamerika in Hecken, an Strassen, auf trocke- nem, namentlich Kalkhoden u. s. w. ziemlich häutig vor. Anmerk. d. Bod. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse b-2. Druck von J. F. Starcke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur Iteforderun«? des Gartenbaues in den Könin;licii Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenlvunde. M 3. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. Berlin, den 17. Januar 1861. Preis des Jahr^anses ö-j Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch l'ranco durch alle Fost-AnstaheTi des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Orangerien. Gedanken über Zucht und Pflege derselben. C. H. Gottschalg's gebackene Pflaumen. Die Pracht- Gilgen (Hymcnocallis) (Fortsetzung). — Sonntag, den 27. d. M., findet im Englischen Hause (Molirenstrasse Uro. 49) Mittags llj Uhr eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Die Orangerien. Gedanken über Zucht und Pflege derselben, von dorn herzogl. Hol'gürtner S ch m i d t im Georgengarten bei Dessau. Der Aufsatz in Nro. 49 der Wochenschrift des vorigen Jahres über Behandlung der Citronen- und Orangenbäume hat allerdings für sehr viele Gärt- nerinteresse, jedenfalls dürfte aber auch eine mehr erschöpfende Behandlung des Gegenstandes allge- mein gewünscht werden; es möge mir daher erlaubt sein, dem gutachtlichen Aeusserungen des Hofgärt- ner's K. E^intelmann Einiges hinzuzufügen. Das bewusste Blut- und Salzrezept möge auf sich beruhen. Nur der erfahrene und mit vorsich- tiger Feinheit beobachtende Gärtner kann mit schar- fen Dungmitteln Versuche anstellen ; ein solcher weiss, dass scharfdüngende Mittel ohne Gefahr für die Pflanzen meist nur dann anzuwenden sind, wenn die letztern, von den fördernden Kräften der Jah- reszeit gedrängt, in hoher Vegetationsthätigkeit ste- hen und ihre Wurzelballen in gutem Verhältnisse sind, namentlich eine ebenmässige Durchwurzelung der Erdmasse stattfindet, ohne dass die letztere bereits vollständig ausgezehrt ist. Ferner ist nur dem bessern Gärtner zuzutrauen, dass er zur An- wendung solcher Düngung die passende Witterung und, wenn solche mangelt, wenigstens die passen- dere Tageszeit wählt. Aus der Nichtachtung der hierdurch angedeuteten, wenigen Regeln entstehen aber fast immer Nachtheile. Darum ist es gefähr- lich, ein so scharfes Dungmittel, wie das oben in Rede stehende, ohne alles Weitere gewissermassen als Universal- Dung- und Kurmittel für Orangerie aufzustellen. Ueberdies gibt es nicht viel Kultur- pflanzen, denen Salz, worunter hier doch wohl Küchensalz gemeint ist, in starker Gabe nicht höchst schädlich werden dürfte. Dass schlechte Behandlung, namentlich zu star- kes Begiessen im Winter, den Orangebäumen liöchst schädlich werden kann, und solches, so lange über- haupt Orangebäume kultivirt werden , häufig die Ursache zum Elrkranken der Bäume hergab, wird nicht bezweifelt. Die jetzt noch grassirende Oran- geriekrankheit ist aber derart allgemein, dass sie sich in dieser Weise kaum hinlänglich erklären lässt, und wünschte ich den beregten Urtheilspunkt derart gefasst, dass man sagte: im Allgemeinen reichten da, wo im Laufe der letzten fünfzehn Jahre die Orangerien krank wurden, das gewöhnliche Kulturverfahren und die den Gärtnern zu Gebote stehenden Kulturmittel nicht aus. Alle meine Fachgenossen wollen sich erin- nern, dass die Orangeriekrankheit, wo sie auftrat, dies meist überraschend — plötzlich that und häufig sogleich den grössten Theil der Orangerie befiel. 3 18 Selbst die ältesten und erfahrensten ürangeriegärt- ner, denen die Pflege ihrer Bäume, so zu sagen, zur andern Natur geworden war , standen rathlos, und den meisten von ihnen musste es doch wirk- lich Ernst sein , ihre Bäume zu erhalten und zu kuriren ; materielles Interesse und Ehrgefühl, selbst bis zum Gram gesteigert, waren in vielen Fällen die Triebfedern zu den mühseligsten Manövern, von welchen man sich die Erhaltung seiner Bäume versprach. Und diese gelang häufig dennoch nicht; die angewandten Mittel waren nicht ausreichend, es fehlte für dergleichen Fälle zu sehr an Erfah- rung; der eingeholte gute Rath kam oft unter unrichtigen Voraussetzungen , umfasste nicht die örtlichen Umstände. Ich habe im Laufe der letzten Jahre an sehr vielen Orten kranke Orangenbäume beobachtet, habe selbst dergleichen unter sehr misslichen Umständen in Kur gehabt und halte dieselbe, nach den An- gaben des Hofgärtners Karl Fintelmann, nur da für leicht, wo so schnell gegen die Krankheit eingeschritten wird, als dies in den Umgebungen von Potsdam geschah und wo die Winterlokale noch so zweckmässig sind, als am genannten Orte. So viel mir bekannt geworden, wechselte man dort die Erde, verbesserte die Wasserabzüge, verwen- dete passenden Ortes Holzkohle und gab hin und wieder kleinei-e Gefässe; die auf lauem Grunde erzeugte Bewurzelung war dann vermöge einer langen Vegetationszeit, welche den Bäumen in bes- sern Winterlokalen ermöglicht wird , vollkommen gesichert. Die Orangeriekrankheit konnte dort wohl ebenso wenig unmittelbar den Gärtnern zur Last gelegt werden, als an den meisten andern Orten, wo sie sich zeigte; ihr Auftreten daselbst fällt mit der allgemeinen Erscheinung zusammen und hatte deren Natur. Zur Erklärung der Orangeriekrankheit darf ich wohl an Dinge erinnern, die jeder denkende Gärtner zugeben mag. Die bezeichnete Krankheit fällt in eine Jahrgruppe, innerhalb welcher äusserst häufig tückische Witterungszustände die Vegeta- tionsperioden durchsetzten und besonders denjeni- gen Pflanzen , welche mit ihrer Vegetation an den eigentlichen und kurzen Sommer gewiesen waren und nicht weiter geschützt werden konnten, mehr oder minder verderblich wurden. So z. B. ist die Krankheit der Kartoffel genau so alt, als die der Oi'angenbäume. Es zweifeln wohl auch jetzt nicht mehr so sehr Viele daran, dass die erstere durch die Ungunst der Witterung hervorgebracht wird, ja, wer diese Zeit her vernünftig beobachtet hat, wird wohl endlich dahin gelangt sein , nach den stattgehabten Witterungsverhältnissen vorhersagen zu können, ob es seines Orts im Jahre kranke Kartofieln geben werde oder nicht. Der Orangerie- gärtner fühlt aber ebenso sicher für seine Orangerie oder er fühlt vielmehr mit derselben. Im Laufe der letzten beidep Jahrzehnte hat es dabei sehr viel zu fühlen gegeben. Es war, wenn ich nicht irre, im Jahre 1846, wo die ersten bedeutenden Falle von Krankheit an grossen Orangerien eintraten. Der damalige Som- mer war nass und kühl und viele Orangenbäume hatten nur wenig und zwar unreifen Trieb gemacht. Dieser war noch dazu an einzelnen Bäumen sehr krankhaft. Im nächsten Jahre ward das Uebel, wo nicht sogleich entsprechende Vorkehrungen getrof- fen wurden, schlimmer: am schnellsten griff dasselbe da um sich, wo behufs massiger Kultur weite Ge- fässe und in der Erde viele leicht zersetzbare Stoffe vorhanden waren. Die Untersuchung ergab an sol- chen Bäumen immer ziemlich viel kranke Wurzeln, auch waren deren wenig oder gar keine neue vor- handen. Im Frühjahre trieben solche Bäume wenig und krankhaft oder gar nicht; in's Freie gebracht wurden ihre Blätter vollends sehr bald schlaff und trocken. Es war ersichtlich, dass der Wasser ver- dunstende , obere Theil des Baumes an dem aus den faulen Wurzeln herrührenden, faulen Flüssig- keiten krankte ; waren die faulen Wurzeln und das bereits welke und fade Gezweig entfernt, so spann- ten sich die noch belassenen Zweige und Blätter, nachdem der in frische Erde versetzte Baum auf einen schattigen Stand gebracht worden , in kurzer Zeit wieder vollsaftig an. Massige, durch unter- gepackten Pferdedünger hervorgebrachte Wärme erzeugte alsdann fast immer junge Wurzeln in Menge, denen aber nicht stets sogleich durch fri- schen Trieb in der Krone entsprochen wurde ; die- ser erfolgte mitunter erst im nächsten Jahre, was darin seinen Grund haben mochte, dass es dem reducirten Gezweig an fertigen Zweigknospen fehlte. In guten Winterlokalen war es dann nicht schwer, dergleichen Eekonvalescenten bei nur ein Weniges erhöhter Temperatur gut durch den Winter zu bringen ; man durfte zu diesem Zwecke denselben nur die besten, hellsten Plätze geben, wo sie bereits im März in i;esunder und lebhafter Vegetation stan- den und ihren ersten Trieb bis gegen das Ende des Mai, d. h. bis zur Zeit des Herausräumens, fast beendet haben konnten. Nicht überall oder eigentlich nur an wenig Orten wollte man aber beim Auftreten der Oran- geriekrankheit die Kosten daran wenden, welche zur Heilung der kranken Bäume erforderlich wa- ren ; am Wenigsten wollte man neue, zweckmässige Häuser für dieselben bauen. Man war einmal ge- wohnt, die Orangerie in Keller- oder Schafstall- ähnlicheu Gebäuden durch den Winter zu bringen. 19 seine Bäume in gutem, gesichertem Gesund- Warum sollte dies ferner nicht mehr gehen? Man suchte so billig als möglich loszukommen und Hess, gewöhnlich unter Anwendung unzureichender Mit- tel, die Krankheit völlig einrosten. Und in solchen Fällen waren es weit seltener die Gärtner, denen man eine Schuld beimessen konnte; weit häufiger hatten diese dieEigenthümer derürangerien selbst. Wo Orangenbäume bereits sehr heruntergekom- men sind und man nicht dui'chweg gute Mittel hat, denselben aufzuhelfen, vorzüglich wo es an ordent- lichen Winterlokalen für dieselben fehlt, da halte ich geschärfte Vorsicht bei der Kur und Kultur für sehr am Platz, will man jemals die Freude ha ben, heitszustande zu sehn. Die Reinigung des Wurzelballens von sämmt- lichen todten und faulen Wurzeln kann kaum ge- nug empfohlen werden; wo das Messer nicht aus- reicht, da muss mit der Säge oder dem Meissel nachgeholfen werden; nicht selten ist es sogar nö- thisf, die Wurzeln zuvor durch Waschen von aller Erde zu befreien. Da es in den meisten Fällen gerathen sein dürfte, in kleinere Gelasse zu ver- pflanzen, so hat man beim Beschneiden der Wur- zeln darauf zu achten, dass dieselben die dem Ge- fässe entsprechende Form und Grösse einhalten und zwar derart , dass am Rande des Gefässes noch genügend Raum zum Einfüllen der Erde bleibt. Der Kübel, d. i. das nahezu cylinderförmige Bött- chergefäss, verdient den Vorzug vor dem vierecki- gen Kasten, vorzüglich deshalb, weil derselbe eine rundum gleichiiiässige Ausbreitung der Wurzeln ge- stattet und keine Stellen enthält, welche durch der- gleichen starke Holzmassen, als die Eckstollen der viereckigen, so häufig vorhandenen Kästen sind, der Luft und Wärme den gleichmässi^en Zutritt zur Erdmasse wehren und somit durch ungleich- massige Verdunstung Veranlassung zur Versauerung derselben geben. Das Zurückschneiden der Kronen- theile des Baumes geschehe gleichmässig, der be- liebten Form gemäss und womöglich so, dass ein guter Theil gesunder Blätter rescrvirt bleibt , man betrachte überdies dieses Zurückschneiden als vor- läufig. Erst wenn der Baum in Trieb kommt, wird es sich zeigen, wie und wo geschnitten werden muss. Zur bessern Verständniss des Folgenden, über die Wahl und Zusammensetzung der Pflanzerde, Bildung und Material der Wasserabzüge u. s. w. wage ich, folgenden Hauptsatz aufzustellen: Der Grössenmodus der Orangeriegefässe , die Nahrhaftigkeit, vorzüglich aber die Wandelbarkeit und Zersetzbarkeit der Pflanzerde soll sich bei ge- höriger Berücksichtigung der Grössen - und Ge- sundheitsverhältnisse der einzelnen Bäume und der besondern Anforderungen der Arten ,. in gradem Verhältnisse nach der Güte der Konservatorien rich- ten , d. h. je besser die letztern sind, desto reich- licher darf man bis zu gewissen vernünftigen Gren- zen die ersteren gewähren. Die Vorkehrungen zur Beförderung des Wasserabzugs sollen immer gut und wirksam sein, aber mit gesteigerter Sorgfalt da veranstaltet werden, wo die Krankheit der Bäume sehr bedeutend ist oder wo man denselben nicht mittelst vorzüglicher Konservatorien eine längere Veg-etation sichern kann. j Für die bessern Kulturgelegenheiten hat bereits i der Hofgärtner Karl Fintelmann das Nöthige ' über Orangerie-Erden gesagt. Die Gärtner haben im Allgemeinen aber Noth, um passende Erden für ihre Orangerien herbeizuschaffen. Nur wo Gärtner ihre Posten auf lange Zeit oder auf Lebzeiten inne- haben, sind dieselben gewöhnlich im Stande und be- flissen, sich die erforderlichenErden selbst zubereiten. Sehr häufig sind z. B. alte Laub.erden, wie sie für Orangenbäume taugen, weder vorhanden, noch zu beschafl'en; das Gleiche ist mit der für Orangerie sehr erwünschten Holzschutterde der Fall. So ist man stets in Gefahr, den Leuten Dinge zu empfeh- len, die sie nicht haben oder beschaffen können. Die Orangerickultur der herrschaftlichen Gärtnereien auf dem Lande ist zum Theil aus Nothbehelfen zu- sammengesetzt und gelingt nicht selten unter miss- lich erscheinenden Umständen vind in Erden, denen man allgemein wohl nicht zutrauen dürfte, dass sie dazu nur einigerraassen passten. So habe ich un- längst sehr kräftige und gesunde, in den Stämmen gegen drei Zoll dicke Orangenbäume gesehn, welche seit vier oder fünf Jahren mit sandiger, dungrei- cher Gemüselanderde in die Kiefernholzkästen ge- pflanzt worden waren, worin ich sie fand; man sagte mir, dass dieselben stets im Keller durch- wintert würden und im Sommer nur mitunter etwas' Kuhfladen-Dung erhielten. Auch der gewöhnliche Kompost, welchen sich die Besitzer einzelner Oran- genbäume zum Umpflanzen der letzteren bereiten, be- steht gewöhnlich aus gedüngter Gartenerde mit verrottetem Abfall aus Hecken und Zäunen; nicht selten stehn die Bäume darin über Erwarten frisch und munter. Ueberhaupt haben sich in neuster Zeit viele Gärtner davon überzeugt, dass es in ihren Ver- hältnissen und , wie sie durchaus behaupten , auch bei den jetzt so sehr zerworfenen Witterungszustän- den, gerathen ist, sich für ihre Orangerien als Zusatz zur Erde solcher Stoffe zu bedienen, welche nicht so sehr zum Versauern neigen , als die ge- wöhnlichen bereiteten Erden. Der Lauberde, gegen welche man etwas misstrauisch geworden ist, setzt man leichte Gemüselanderde, torfige Haideerde oder auch magere, vom Regen ausgespülte Walderde zu. 3» 20 Man siebt dergleichen Erden ferner jetzt nicht mehr, sondern beschränkt sich darauf, aus denselben das Gröbste und leicht Faulbare herauszulesen. Auch gegen den Zusatz von Kuhniisterde wird mitunter geeifert , indem man derselben vorzüglich Schuld giebt, dass sie die Regenwürmer nach sich zieht; das Letztere ist aber wohl allein der Fall gewesen, wo man anstatt der abgelagerten, von Würmern bereits verlassenen Kuhmisterde etwa nur drei Jahre alten Kuhmist anwendete. Allgemein in gutem Kufe steht noch die aus den Abfällen der gewöhnlichen Kiefer (Pinus sylvestris Linne) bereitete Erde, welche in den Gärtnereien Norddeutschlands noch ziemlich häufig vorhanden ist. Dieselbe braucht unter gün- stigen Umständen nur vier Jahr alt zu sein , um mit Vortheil als Hauptmasse zur Orangerieerde ver- wendet zu werden. Ilornspähne als Dung wendet man gewöhnlich nur beim Verpflanzen ganz gesun- der Oranffenbäume in Form seitlicher Einschichtun- gen in die Erdmasse an. Zum Bau der Wasser- abzüge der Gefässe und zur Ausfüllung der Wur- zellücken, der Winkel in den Pflanzkästen und zur Verengung zu grosser Gefässe bedient man sich da, wo man strenge Kur- und Gesundheitspulizei üben will, mit sicherni Vortheil der Koaksstücke imd ebenso der böhmischen Braunkohlen; die fei- neren Stücke derselben mengt man Sfern unter die Erden , weil sie den Wasserdurehzus: noch besser befördern helfen, als Holzkohlenstücke, und im klei- nen üebermasse nicht so leicht nachtheilig werden, als dies unter gleichen Umständen bei Anwendung von Holzkohle der Fall ist. Beim Einpflanzen der Bäume, vorzüglich der kranken, ist nicht nur darauf zu achten, dass die- selben keine allzustarke Erdnienge unter sich be- kommen, nämlich, dass die Erdinenge, worauf der VVurzelballen zu stehen kommt, nicht zu tief sei; auch oberhalb darf man die Wurzeln nicht stark mit Erde überfüllen. Schwache und seichte Wur- zelballen brauchen in der Reg< 1 nicht mehr als sechs Zoll Erde unter sich zu haben: man giebt densel- ben zu diesem Zwecke ein hölieres Abzugslager. Der AVnrzelhals aber soll von Erde frei sein; man wird in solchen Fällen, wo der Wurzel bei so seich- ten Pflanzen kein ordentlicher Halt zu gewähren sein würde, namentlich ^^o der A^'urzelhals tiefer liegt, als die äusseren Wurzelenden, und man die letztere doch mit Erde zu decken gezwungen ist, die am .Stamme entstehende, unhaltbare Höhlung nur etwa mit einem Gemenge von Ziegelscherben und Sand ausfüllen dürfen. Das Verpflanzen kranker Bäume geschieht am Besten im Frühjahre, zur Zeit, wo dieselben bald in's Freie kommen können, weil es vortheilhaft ist, dieselben recht bald nach dem Verpflanzen im Freien mittelst Düngerwärme zurWurzelbildung anzuregen. Den Treibapparat im Hause einzurichten, ist nicht vortheilhaft, weil sich dort an den jungen Trieben weit leichter Blattläuse einfinden , als im Freien, und weil die nachträgliche Härtung der ersteren gegen Luft und Sonnenstrahlen nicht eben leicht gelingt. Sollten sich auch im Freien bei trockner VV^itterung Blattläuse einstellen, so sind dieselben durch häufiges Spritzen, wenn nicht sogleich gänz- lich zu entfernen , doch fast bis zur Unschädlich- keit niederzuhalten. Beim Verpflanzen ist es von Vortheil, dass die Prtanzerde einen gewissen massigen Feuchtig- keitsgrad besitzt: wirklich nasse, klumpige Erde aber, aus welcher sich unter dem Drucke der Hand Wasser ausscheidet, ist dazu nicht tauglich. Die AA'urzeln sind beim Verpflanzen sorgfältigst mit Erde zu unterstopfen und durchzufüllen. Am Rande des Gefässes wird die letztere lagenweis aufgeschüttet und mit eigends dazu angefertigten Pflanzhölzern fest zusannnengedrückt. Nach dem Verpflanzen und nachdem man für die Befestigung der Bäume mittelst Stricke oder Drähte gesorgt, bringt man die ersteren an einen ruhigen schattigen Ort, wo man den Treibpacken einrichten will. Man giesst die Erdmasse nicht sogleich ein , feuchtet aber die Kronen der Bäume wiederholt mit der Spritze an. Erst nach Verlauf von zwei oder drei mal vier und zwanzig Stunden erfolgt ein durch- dringender, sättigender Einguss der Erdmasse. Im Herbste verpflanzte, kranke Bäume werden sogleich in das Winterlokal und zwar daselbst auf einen guten Stand gebracht, wo kein Gähren und Verdumpfen der Erde zu befürchten steht; man begiesst dieselben nach dem ersten Einguss im Laufe des Herbstes und eigentlichen Winters nicht wieder, sorgt aber dafür, dass zwischen der Erd- masse und dem Gefässe keine Fuge entsteht, weil dadurch \'eranlassung zur Scliimmelung und zu einem andern, sehr bekannten Uebelstande gegeben würde. ^lan lockert zu diesem Zwecke die Erde am Gefässrande mit einem spntelförmigon Holze zuerst etwa zwei Zoll tief auf und drückt dieselbe nachher wieder fest, verschliesst sie auch wohl noch durch leichtes, oberflächliches Bespritzen. Von erfahrenen Gärtnern ist wiederholt em- pfohlen worden , die jungen Triebe solcher Bäume im Augustmonat so weit einzustutzen, dass nur ausgebildete Blätter und solche zurückbleiben, welche in Bälde ihre volle Ausbildung zu erlangen ver- sprachen. Gegen Ende des folgenden Winters hat man ferner gründlich nachzusehen, ob die Reduk- tion der Kronen im richtigen Masse stattgefunden hat. Befinden sich an den eingestutzten Zweigen noch junge Triebe in Menge, welche mit Blüthen- 21 knospen überladen sind, so war die Reduktion nicht genügend und getJchieht am Besten sofort bis auf dasjenige stärkere Holz, welches kräftige, blüthen- lose Triebe hervorbrachte oder überhaupt energi- scher, so grausam dies oft auch erscheinen mag. Die grossen, durch solches Öclineiden entstandenen Wunden werden mit dem Messer geglättet und dann mit flüssigem Baumwachse überstrichen. Ich hübe im Vorhergehenden für missliche Ver- hältnisse, iintci- welchen Orangenbäume häufig ku- rirt und kultivirt werden sollen, die Kur- und Kul- turmittel /.u erweitern versucht. Uebrigens zweifle ich nicht , dass man mir wegen einzelner Punkte den Vorwurf der Aengstlichkeit machen ^\ird. Oran- genbäume sind von Alters her als dungliebende Pflan- zen betrachtet und behandelt worden; und jetzt will man plötzlich einlenken und dieselben auf knappe Gefässe und schwer zersetzbare Erden setzen, ihnen anstatt des so sehr beliebten Holzes in den Abzügen die unzersetzbaren Kohlen geben! Ich antworte dar- auf: Holz haben alle solche in Holzkübeln stehende Pflanzen zur Genüge, sie mögen sich mit den Wur- zeln an ihre faulende Gefässe einl'ressen und thun dies auch bekanntlich häufig derart, dass nur eine ganz dünne .Schale davon übrigbleibt. Die knappen Gefässe aber haben sich an vielen Orten als sehr brav erwiesen , es hat sich klar gezeigt, dass die- selben da, wo nicht gute Orangeriehäuser zu Ge- bote stehen, die Gesundheit der Bäume auf die Dauer bestens sichern helfen, weil sie der Natur der Sache gemäss weit solider von den Wurzeln erfüllt werden, als weite, und dabei nicht so leicht Schaden durch Vergiessen zu befürchten steht. Frei- lich muss bei Anwendung derselben im Sommer fleissig aufgepnsst, bei heissem Wetter sehr oft be- gossen werden. Vom Düngen aber nun erst. Man misstraue allen Dungmitteln, bevor man sie nicht vorsichtig erprobte und sich die anwendbaren und förderlichen Massen oder Verdünnungen lierselben nicht merkte. Uebrigens kommt es unter den Gärtnern auch wirklich vor, dass irgend Einer auf Schaden berechnete Dung- und Kulturrezepte mittheilt. Als das mil- deste und zuträglichste Dungmittel für Orangerie ist das Hornspahnwasser durch tüchtige Orangerie- gärtner schon in alter Zeit und wiederholt empfoh- len worden. Dasselbe passt, in verschiedenen Po- tenzen, für die ganze Vegetationszeit der Bäume; zur Verbesserung harter Guss wasser wi rfen manche Gärtner sogar geringe Quantitäten Hornspähne wäh- rend des Winters in die Wassergefässe. Man setze kein Misstrauen in die Anwendbarkeit desselben, wenn es einen scharfen Geruch verbreitet; dieser zeigt gewissermassen seine erhöhte Brauchbarkeit an. Man kann in diesem Stadium damit selbst solche Pflanzen düngen, welche für scharfe Düngung em- pfindlichere Wurzeln, als Orangenbäume, haben. So z. B. sagt dasselbe den Khodoraceen: den Azaleen, Rhododendren, vorzüglich den in neuerer Zeit ein- geführten, als R. Falkoneri und argenteum Hooker, und den sehr südlichen, wie R. javanicum und re- tusum, derart zu, dass es wie für dieselben ge- schaffen erscheint. Zur Bereitung des Hornspahnwassers bedient man sich mit dem meisten Vortheil der groben Horn- abfälle, welche von den Horndrechslern meist für den ungefähren Preis von 2 Thalern für den Centner an die Fabriken chemischerProdukte verkauft wer- den. Zwei Metzen davon auf ein Wassergefäss von vierzig Giesskannentrachten Inhalt gaben im Som- mer ein wirksames, allgemein anwendbares Dung- wasser. Es ward nur etwa von vier zu vier Wo- chen etwas frischer Hornspahn nachgeschüttet. Grös- sere Quantitäten davon kann man in kleinere Schöpf- teiche, wo man dergleichen hat, werfen; wo aber die Ausdüngung derselben wegen Wasserreich- thum zu kostspielig werden würde, da helfe man mit bedeutenden Quantitäten frischen Kuhdunges nach. Ziemlich allgemein ist auch das Verfahren, ge- gohrenen Kuhdung als Düngung und zum Schutz der Erdoberfläche in den Orangeriegefässen gegen das allzuschnelle Abtrocknen anzuwenden und hat dasselbe auch wohl meist eine gute Wirkung. Es können auch wohl noch die Exkremente verschie- dener anderer Hausthiere im gegohrenen Zustande und als flüssige Düngung mit Vortheil in Anwen- D DO düng kommen; von mehrern Seiten wird aber vor dem Gebrauche urinhaltiger Mistjauche zur Oran- geriedüngung gewarnt. Die Anwendbarkeit des zu- meist empfohlenen Hornspahnwassers erstreckt sich auf alle Orangeriebäume mit gesunder Bewurzelung; auch die wieder in gesundem Triebe stehenden Re- konvaleseenten sind, wenn sie mit ihren Wurzeln die Wände ihrer Gefässe wieder beriihren, damit zu begiessen. Man wird sehr bald finden, wie sehr dieses Dungwasser zu einer stärkeren Wur- zelbildung reizt. Gewissermassen zum Spiegel für viele soge- nannte Orangeriehäuser, die ich oberflächlich ta- delnd erwähnte und die man in der Mehrzahl weit richtiger Pflanzengräber nennen dürfte, will ich hier noch ein Orangeriehaus zweckmässigerer Art in seinen für die Orangeriekultur wesentlichen Haupt- theilen zu beschreiben versuchen. Aus sehr guten und allgemein bekannten Grün- den gibt man dem Orangeriehause fast die äussere Form eines Wohnhauses mit gew-öhnlichem Dache, dessen Langseiten von Ost zu West laufen. Die südliche Wand besteht vom Dache bis zum Sockel 22 aus Glas, welches in passender Weise zwischen Rahmen , Blei und sonstigen Zubehör gefasst und von möglichst schmalen Pfeilern durchsetzt ist ; die- selbe steht übrigens nicht vollkommen senkrecht, sondern hat gern eine sehr steile Abdachung. Nach der Stärke, Höhe und Menge der durchzuwintern- den Bäume richten sich in gewisser Weise die Grössenverhältnisse des Hauses. Die bessern mir bekannten Orangeriehäuser sind l(i — 24 Fuss tief, haben bis drei Reihen Bäume und von den Kern- spitzen der höhern Bäume bis zur Decke noch 2 und selbst ?> Ellen Höhe, so dass auch die Kronen der hintern und höchsten Baumreihe noch von der Sonne beschienen werden. Die Feuerungen befinden sich an der nörd- lichen Langwand, werden von einem aussen an der- selben befindlichen, überdachten Heizgang aus ge- heizt und sind einfacher, dauerhafter Art. Bei den mir bekannten Häusern sind es zumeist Grundöfen, durchweg aus Ziegeln erbaut , mit starken Rosten und hinreichenden Zügen versehen , welche zwar eben keine geringe Quantität Heizmaterial erfor- dern, aber eine gelinde, ebenmässige, entsprechende Wärme abgeben, leicht und nicht oft zu repariren sind, auch weniger leicht rauchen, als langgestreckte Heizkanäle. Die nöthige Anzahl derselben muss die Probe ergeben; gewühlich stehen dieselben etwa 36 Fuss weit auseinander. Die Vorrichtungen zum Luftgeben lassen sich in zwei Systeme theilen, nämlich in die für AVinter- lüftung und in die für Frühlingslüftung. Nachdem im Spätherbste bei eintretenden bedenklichen Frö- sten die Thore verwahrt und die Fenster geschlos- sen, die Bäume aber mittelst Trockenhalten und niedriger Temperatur der Winterruhe übergeben sind, beschränkt man sich darauf, bei schönem mil- den Wetter vermittelst Oetfnens der in den Fen- sterflächen befindlichen Luftscheiben und etwa auch der Thüren die Luft des Haiises auszuwechseln. Für die Frühlingslüftung, welclie dann erfolgt, wenn die Bäume bereits wieder in lebhafter Vegetation stehen , nachdem man für das nöthige Bogiessen bestens gesorgt, namentlich sich auch davon über- zeugt hat, dass die Wurzelballen das Wasser auch wirklich angenommen haben , was , hier beiläufig gesagt, bei manchen Bäumen nur durch oft wieder- holtes, sehr sparsames Begiessen bewirkt werden kann, hat man noch durch doppelte Klappen oder Fenster verschlossene Oeffnungen in den Giebel- wänden, der Decke und in der nördlichen Langwand über dem Dache des ebendaselbst befindlichen Heiz- ganges gesorgt, um im Stande zu sein, die Bäume durch wirkliche Zugluft für den Stand im Freien vorzubereiten. Die Vorkehrungen, welche dazu dienen, die bedeutende Glasfläche, und zwar bei niedrigem Häusern die ganze, bei hohen wenigstens die halbe untere gegen das Andringen heftiger Kälte zu verwahren , bestehen meist in einem auf dem Sockel des Hauses dicht vor den Fenstern ange- brachten Pfalz, in welchem leichte, mit Deckleisten versehene Bretter dicht neben einander eingesetzt werden, deren obere Stützung mittelst in Krammen einzuschiebenderQuerspangen bewii'kt wird. Manche andere, hiervon abweichende Deckungsmanieren be- einträchtigen entweder das Licht des Hauses oder machen im Winter bei Glatteis und Schneefall viel zu schaffen. Da ich mich im Vorhergehenden in guter Ab- sicht ansprach, würde es mir willkommen sein, auch andere , mehr oder weniger von den meinigen ab- weichende Meinungen über den beregten Gegen- stand zu hören. Es sei mir hier nur noch eine jedenfalls auch zur Sache gehörige Bemerkung er- laubt. Die Anzucht junger Orangenbäume ist zuletzt im Allgemeinen hinter dem alten , üblichen Masse bedeutend zurückgeblieben. Dies scheint mir auch nicht allein darin seinen Grund zu haben, dass die Gärtner für den Betrieb ihrer Geschäfte zu viel andere gute Dinge haben, vielmehr war die Topf- kultur der Orangenbäume , wie dies besonders die grossentheils verkommenen Bäumchen zahlreicher, sonst so glücklicher Dilettanten mir mit zu beweisen scheinen, gradezu wohl noch misslicher, als die der grösseren, in hölzernen Gelassen stehenden Bäume. Auch die jetzt ziemlicli verbreitete Fabrikmanier der Gärtner, welche nur darauf berechnet, schnell ver- kaufbare Pflanzen herzustellen und sich um die Dauerhaftigkeit der letztern gar nicht kümmert, sondern dieselben nur für den Verkaufstag in An- sehn zu stellen strebt, mag einen starken Antheil am Verkoujmen der in Rede stehenden Klein-Oran- geriezucht haben. Ohne mich auf sämmtliche Einzelheiten weiter einzulassen, — weil für Fachgenossen schreibend — gebe ich hier für solche, welche möglichst schnell eine junge, gesunde Orangerie heranziehen wollen, den Rath, sich dazu eines in früherer Zeit sehr gehandhabten, tüchtigen Mittels zu bedienen. Es ist dies die Kultur der jungen, durch Okulation veredelten Bäumchen im freien Grunde von etwa Anfangs April angesetzten, massig warmen Kästen, durch zwei und mehr Jahre wiederholt. Das Haupt- augenmerk ist dabei auf Vorbildung der Wurzeln und Kronen zu richten. Wiederholtes Umpflanzen und Beschneiden der Wurzeln, in seinen guten Folgen gesichert durch zur Zeit entsprechenden Fensterverschluss mit Beschattung, wird die Ver- dichtung des Wurzelballens bewirken und die Bäum- en chen für das spätere Einsetzen in entsprechende 23 Gefässe bestens geeignet erhalten. Dass ausserdem während der warmen Jahreszeit die Kästen von den Fenstern befreit bleiben, versteht sich wohl von selbst. VI •213. t, Die Pfficht-Gilgru (llymenocallis). Eine munograpliische Skizze. (Fortsetzung.) H. expansa Herb. app. p. 44. Amar. 42. f. 9. (Pancratium expansum Sims in Bot. mag. t. 1942.) Folia crassiuscula, lorato- lingulata, magis recta, medio paululuni latiora, per- ennantia, denique undique disposita; Umbella multi- flora; Flores sessiles, tubo longiore, sed laciniis totis liberis semper breviore; Corona interne tubu- losa, superne ampliata; Ovula in loculo bina. Ist ebenfalls in Westindien zu Hause. Her- bert sowohl, als Kunth, sind der Ansicht, dass diese Art nur eine Form der vorigen sein mochte, worin wir vollständig beistimmen. Was wir unter diesem Namen und sonst in den Gärten gesehen haben, vermochten wir von H. caribaea nicht zu unterscheiden. Will man das eine der ange- gebenen Merkmahle , wornach die Blätter nicht in 2 Reihen stehen, festhalten, so gehörten die meisten Exemplare, welche in unsern Gärten als H. cari- baea kultivirt werden, zu H. expansa. Das An- sehen der Pflanze soll am Meisten mit dem der Abart cinerascens übereinstimmen. Andern- theils wird gerade von Sims das Redout^'sche Pancratium patens als Synonym dazugezogen. Der Angabe nach sollen sowohl die Blätter, als auch die Blüthen länger sein. Von den letztern wird die Länge der Röhre über 4, die der Ab- schnitte selbst bis 6 angegeben. Bemerkenswerth ist endlich noch die grössere Anzahl der Blüthen, von denen Herbert 21 an einem und demselben Schafte angibt. 13. H. tenuiflora Herb. app. p. 44. Amar. p. 213. Folia lorata, succulenta, elongata, recum- bentia, medio paululum latiora (2^ — 3 poll.), per- ennantia; Umbella multiflora; Flores sessiles, tubo gracili, elongato, laciniis omnino liberis longiore; Corona lato-infundibuliformis; Ovula in loculo bina. Von dieser durch die schlanke Blumenröhre aus- gezeichneten Art kennt Herbert nicht das Vater- land; er vermuthet aber, dass die am sandigen Meeresufer Columbiens von Humboldt entdeckte und von diesem Pancratium littorale genannte Art dieselbe sein möchte; auch Kunth ist der Meinung, der wir ebenfalls beistimmen. Die Pflanze scheint wiederum aus den Gärten verschwunden zu sein, insofern sie nicht ii-gend wo in England sich noch vorfindet. 14. H. littorale Salisb. in transact. of the hortic. soc. I., p. 338. (Pancratium littorale Jacq. select. stirp. amer. bist. p. 99. ed. pict. tab. 101. Salisb. in transact. of the Linn. soc. H., p. 74., t. 13.) Folia crassiuscula, lorata, elongata, medio vix latiora (| poll.), nitida; Umbella multiflora; Flores sessiles, tubo gracili, elongato, lacinias om- nino liberas multum superaute ; Corona infundibu- liformis, inaequalitcr emarginata; Ovula bina in loculo. Diese , wie es scheint, ebenfalls aus den Gär- ten verschwundene Art, darf mit der, welche später unter diesem Namen kultivirt wurde , durchaus nicht verwechselt werden. Ihr Vaterland sind die warmen Meeresufer Venezuela's, wo sie Joh. Nik. Jacquin selbst sammelte, das der spätem Gar- tenpflanze hingegen ist ohne Zweifel Mexiko. Der so verdienstvolle Monograph Herbert hat leider in Betreff dieser Art viel Verwirrung gemacht, in- dem er ganz verschiedene Pflanzen in seiner H. adnata vereinigte; bei dieser gibt er als Haupt- merkmahl an, dass die Basis der Kronabschnitte mit der der Nebenkrone verwachsen ist. Er setzt ganz willkürlich voraus, dass es bei allen von ihm als Synonyme dazu gestellten Pflanzen ebenfalls der Fall sei, obwohl ihm weder Originalpflanzen zu Ge- bote standen , noch in den ziemlich ausführlichen Beschreibungen etwas davon erwähnt ist. Es existirt von Jacquins vorzüglichem W^erke: Geschichte ausgewählter Pflanzen Amerika's, eine sehr seltene, gegen das Jahr 1780 herausgekommene Ausgabe, wo die Abbildungen illuminirt sind. Un- ter diesen befindet isich auch eine (die 101.), welche Pancratium littorale als ganze Pflanze darstellt und auch Seiten-Ansichten der Blüthe giebt. Ab- gesehen davon, dass Jacquin selbst, der sonst sehr genau beschreibt, in der Beschreibimg gar nichts von dem Anwachsen des unteren Theiles der Blumenabschnitte mit der Nebenkrone erwähnt, er- sieht man auch aus der Abbildung klar vmd deut- lich , dass die ersteren völlig frei sind. Man kann deshalb weder Herbert, noch Kunth begreifen, dass sie ohne Weiteres das Jacquin'sche Pancra- tium littorale als Synonym zu Hymenocallis adnata bringen, ersterer sogar dem Autor der letzteren Verwechslungen Schuld gibt. Eben so wenig haben die beiden genannten Bo- taniker Grund, P. littorale der beiden Verfasser einer Flor Peru's, als Synonym zu ihrer Hymeno- callis adnata zu bringen. Nach genannten Botani- kern muss die peruanische Pflanze mit der von Ve- nezuela übereinstimmen, da Ruiz und Pavon selbst die Jacquin'sche Abbildung sehr gut nennen. Die 24 Beschreibung stimmt aber ebenfalls überein, so dass, abgesehen davon, dass auch das Vaterland: sandige Stellen im Meere, übereinstimmt, die Identität des Jacquin'schen P. litt orale und des von Ruiz und Pavon wahrscheinlich ist. Dass P. littorale Humboldt's eine andere Pflanze ist, haben wir schon gesagt. Diese unter- scheidet sich durch weit breitere Blätter, welche sich ganz zurückschlagen, und durch eine grössere Anzahl von Blüthen. Wohl aber sind wir geneigt, Pancratium di stiehum bot. Mag. tab. IMTM mit Gawler hierher als Synonym zu bnngen. Die Blät- ter sind nur (nach der Beschi-eibung) schmäler und im oberen Drittel etwas breiter. Leider stimmt die Abbildung nicht ganz zur Beschreibung und mochte man geneigt sein, diese zu H. caribaea Herb, zu bringen. Als Vaterland wird Buenos-Ayres ange- geben , ein Umstand, der wiederum dafür spricht, dass Pancratium d i st i chum eine selbstständige Art sein möchte. 14. H. angusta Herb, append. p. 41., Amar. p. il4. (Pancratium angustum Gawl. in journ. of the sc. ni., p. :Vi7. bot. reg. t. 2'il.) Folia lorata, elongata, medio vix longiora, laete virentia; Umbella plurifloni; Flores sessiles, tubo gracili, laciniis om- nino liberis pimlulum breviore ; Corona anguste in- fundibuliformis, stamina inter lobata; Ovula bina. Diese wenig bekannte Art liat nicht breitere Blätter, wieKunth sagt, sondern grade schmälere, als H. tenuiflora, der sie überhaupt weniger gleicht, als der H. littorale Herb. Sie unterscheidet sich nur, wie es scheint, durch im Veihältniss zur Röhre längere Blumenabschnitte und durch die deutlichen und hervorstehenden Abschnitte der Nebenkrone. 1"). H. cay man e n sis Herb. Amaryll. p.'2l4 (Pancratium patens Lindl. in transnct. of the hortic. soc. VI, p. 87.) Folia lorato-lingulata, elongata, medio latiora ('2| poll.), arcuata, saturate viridia, ni- tentia, eanaliculata; Tubus florum laciniis longior. Lindley hält die Pflanze für identisch mit Pancratium patens Red., also mit der robusten Form der H. caribaea Herb., mit der sie auch un- bedingt viel Aehnlichkeit besitzt. Es kommt noch dazu, dass dieselbe Insel, nämlich die grosse durch ihre Schildkröten bekannte Cayman, südlich von Cuba und nordwestlich von Jamaika, von Redoute und (jr. Don, welcher letzterer sie 182'^ von dort in England einführte, als Vaterland angegeben wird. Wegen ihrer dunkelgrünen und glänzenden Blätter vergleicht sie Herbertauch mit H. pedalis Herb., welche aber meist 10 an der Central- Placente be- festigte Eichen besitzt und deshalb in eine ganz andere Abtheilung gehört. Noch mehr scheint sie mit N. insignis Kth übereinzustimmen, vielleicht sogar nicht verschieden zu sein. K). H. crassifolia Herb, append. p. 44. Amaryll. p. 2iri (nicht H. crassiflora Ktti enumer. plant. V, p. (i7(j, Pancratium crassifolium Schult, in R. et S. syst. VII, p. !I21.) Folia lorata, obtusa, eanaliculata, elongata, medio vix latiora (2 poll.) vi- ridia; Klorum tubus laciniis longior. Leider besitzen wir über diese Pflanze keine nähere Kunde. Wegen ihrer dicken Blatter nähert sie sich der H. pedalis Herb, und ins i gni s Ktli, während sie sonst in der Form der Nebenkrone der H. caribaea Herb, ähnlich angegeben wird. Die stumpfen Enden der Blätter hat sie mit H. obtusa- tum Gris. , die wir zu der Abart cinerascens der H. caribaea Herb, gestellt haben, gemein. ( Scliluss folgt. 1 C. H. fiottsdialif's »«'bafkpiH' Pfliiiiiiieii. (Naditiag zur Obstausstclluiig des vorigiTi Huvbstus) Wir halten es um so mehr für unsere Pflicht, noch eines weiteren Beitrags zu der in den ersten Tagen des Oktobers im vorigen Jahre im Kroll'schen Etablissement zu Berlin stattgefundenen Ausstel- lung von Obst, Gemüse u. s. w. zu gedenken, als dieser einestheils leider durch ein Versehen an eine falsche Adresse abgeliefert war und erst jetzt in unsere Hände gekommen, anderntheils aber einen Gegenstand betrifft, der ganz besonders unsere Auf- merksamkeit in Anspruch nimmt. Es sind dieses die sebackenen thüringischen Pflaumen, welche ein Besitzer grösser Obstanlagen, C. H. Gottschalg in Schkölen bei Naumburg a. d. S., eingeliefert hatte. Sie sind so vorzüglich, dass sie alle Beach- tung verdienen, zumal sie auch einen annehmbaren Preis (() Thlr. der Centner) besitzen, sobald man sich direkt an den Anfertiger wendet. Eine gerin- gere Sorte kostet 1 ' Thlr. weniger. Gute gebackene Pflaumen sind eine Selteidieit in Deutschland. Bis vor wenigen Jahren wurden dergleichen fast nur aus Frankreich bezogen ; grosse Summen Geldes gingen dafür ins Ausland. Das gesegnete Nassauer Ländchen scheint zuerst darin vorgegangen zu sein, worauf W'ürtemberg und Ba- den folgten. Seitdem hat man auch anderwärts angefangen, diesem gewichtigen Industriezweige mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden; trotzdem ent- sprechen die meisten getrockneten Pflaumen bei uns noch keineswegs den Anforderungen. Eben des- halb freuen wir uns, grade aus Thüringen, wo man zwar seit langer Zeit Pflaumen und überhaupt Obst auf Dörren trocknete, im Allgemeinen aber doch mehr oder minder schlechte Waare lieferte, etwas Vorzügliches zu erhalten. Verlag von Karl Wieeandt in Borliii. Kommanilantcnsirasse t>'2. Druck von J. F. fetarcke m Berim. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. M 4. Berlin, den 24. Januar 1861. Preis des Jahrganges 5y Thlr.. sowohl bei Bezufr durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstaken des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Ueber die Erziehung des Gärtners, mit Bezugnahme auf die grosse Gärtnerlehranstalt zu Gent. — Die Pracht- Gilgen (Hymenocallis) (Schluss). — Fr. Ad. Haage's jun. Verzeichniss von Caeteen, Agaven, Aloen, Yucceti und anderen Fettpflanzen. — Noch einmal Angraecum sesquipedale Pet. Th. — Beilage. Wenn Jemand eine Nummer der Wochenschrift nicht erhalten haben sollte, so bitten wir, sobald als möglich, darnach zu verlangen, da nach Verlauf von 6 Wochen nach der Ausgabe derselben, einem etwaigen Wunsche darnach nur dann entsprochen werden kann, wenn dieselbe zufällig noch vorhanden ist. Ueber die Erziehung des Gärtners, mit Bezugnahme auf die grosse Gärtnerlehranstalt zu Gent. Vom Obergärtner Stelzner in Gent. Die von Tag zu Tag sich steigernden An- sprüche, welche an den Gärtner im höheren und edle- ren Sinne des AVortes hinsichtlich seiner Kenntnisse zur Erfüllung unseres schönen Berufs gemacht wor- den und gemacht werden müssen, die dadurch unausbleiblich hervorgerufene wichtige Frage der Heranbildung von guten Gärtnern und dem damit eng verbundenen Bedürfnisse, Zöglingen zur Grund- lage der Erziehung ein möglichst allseitiges Feld zur Ausbildung ihrer Anlagen benutzen zu lassen, lenken natürlich unser Augenmerk zu den andern bedeutenden Fragen: „Auf welche Weise und in welcher Gärtnerei oder Anstalt vermag jene nothwendige Erziehung am Besten ge- geben werden?" Wohl mit vollem Recht kann man die Bildungs- bahn eines Gärtners mit der eines Studenten ver- gleichen. Ebenso wie letzterer sich stufenweis in den verschiedenen Schulklassen für den Empfang eines höheren Unterrichts auf der Universität vor- bereitet, ebenso müssen einem Zöglinge der Gärt- nerei die nothwendigen Arbeiten, sowohl theore- tische, wie praktische, stufenweis und nach Principien gegeben werden , damit er schliesslich die edlere praktische und wissenschaftliche Seite der Gärtnerei verstehen und kennen lerne. Es ist deshalb erste Bedingung eines der Flora sich weihenden Schülers, dass er eine gute Schulbildung genossen, nicht allein, um mit einem gewissen Kapital von allge- meinen Kenntnissen zu beginnen, sondern nament- lich damit der natürliche Sinn und das freiwillige Streben zum Studiren bereits geweckt und vorhan- den sei. Nur strebsame junge Leute mögen Gärt- ner werden; denn mehr als in jedem anderen Ge- schäfte ist ein geistloses Betreiben unseres Berufes nachtheilig und straft in solchen Fällen später den Betreffenden auf das Empfindlichste. Von der grüssten Wichtigkeit ist alsdann die Wahl der Anstalt für den Zögling. Nicht alle Gärtnereien eignen sich zu dem Zwecke , einen Lehrling auszubilden. Wie manche Vorsteher von Instituten machen aus der Erziehung von Gärtnern nur eine reine Spekulationsfrage des Gewinnes an Lehrgeld und ersparten Arbeitskräften, gleich- gültig, ob die ihnen anvertrauten jungen Leute et- was lernen oder nicht. Was für Exemplare von Gärtnern sehen wir nicht in Folge dessen täglich in die Welt schicken! 4 26 Es sei mir daher erlaubt, eine der ausgezeich- nesten Schulen für Gärtner meinen lieben Lands- leuten zu empfehlen, ein Institut, das, gleichsam einen kosmopolitischen Anstrich habend, sich bereits eines europäischen Rufes erfreut. Es ist dieses die belgische Gärtnerlehranstalt zu Gent. Um einen Begriff von der hohen Bedeutung dieser Lehranstalt zu geben, sei mir vergönnt, in diesen Blättern die Leser mit der Organisation derselben vertraut zu machen. Wie eben angedeutet, steht die Anstalt von Gent unter der unmittelbaren Verwaltung und Ober- aufsicht der belgischen Regierung, die die Einrich- tungen und Statuten festgesetzt hat. Erst neuer- dings ist sie durch Parlamentsbeschluss zum förm- lichen Landeainstitut gemacht. Fügen wir nun noch hinzu, dass die Direktion in den Händen von van Houtte ist, dem ebenso eifrigen, als gebildeten Repräsentanten der Gärtnerei, die letztern für den verwirklichten Fortschritt der verflossenen 25 Jahre so viel zu verdanken hat. Der Name vanHoutteist be- reits auf dem Erdkreise überall familiär geworden, wo die Göttin Flora auch nur das kleinste Zelt aufge- schlagen hat. Unterstützt von Professoren, deren Na- men hier im Lande und auch ausserhalb Belgiens einen guten Klang haben, ist sein ganzes Etablisse- ment, diese grosse schöne Gärtnerei, von der ich schon in der Wochenschrift (1. Jahrg. Seite 141) vor zwei Jahren eine Beschreibung gegeben und die seitdem fast um's Doppelte vergrössert worden ist, als lehrreiches Feld dem Institute zu Gebote ge- stellt. Man muss aber erst die Einrichtungen dessel- ben kennen lernen und man wird nicht mehr er- staunen , dass England sowohl , wie Deutschland, Frankreich wie Holland, Spanien, Russland, Italien und sogar die Türkei junge Leute gesendet haben, die theilweise heute schon an der Spitze botanischer oder bedeutender Privatgärten stehen , oder auch Andere, (wie z. B. mein Freund und Landsmann Ackermann, der gegenwärtig auf der Westküste Afrika's sicli befindet,) die in fernen Erdtheilen neuen Stoff im Bereiche der Flora sammeln und auf diese Weise unserer schönen Kunst dienen ; diese möchte ich so gern recht allgemein geliebt sehen. Das Prograuim der Studien, den Bedürfnissen völlig entsprechend, unterscheidet genau die zwei Theile, den wissenschaftlichen und den praktischen, jene Zwillingsschwestern , die stets vereint gehen und ganz besonders in der Gärtnerei sich einen gegenseitigen Stützpunkt gewähren. Auf diese Ba- sis begründet, umfasst der Unterricht die Botanik, die Physik und die Chemie in ihrer Beziehung zur praktischen und theoretischen Gärtnerei, die Geo- graphie, die Buchführung, den Handel und seine Berechnung, die praktische Gärtnerei, die Baumzucht und Gemüse -Kultur, Pläne von Gewächshäusern und Gartenanlasen. Nicht zu vergessen die Spra- chen, deren Studium keineswegs vernachlässigt wird; der Lfnterrleht im Französischen, Niederländischen und Englischen ist um so erfolgreicher, da die Gegenwart der verschiedenen Fremden den Ge- brauch jener Sprachen um Vieles erleichtert. Es ist dies meiner Meinung nach ein ganz ausserge- wöhnlicher Vortheil, den ich glaube besonders her- vorheben zu müssen. Alle diese verschiedenen Zweige bilden einen Kursus von !> Lehrjahren, den H Abtheilungen ent- sprechend, in welchen die Zöglinge eingetheilt sind; nach bestandenem, alljährlich abgehaltenem Examen rücken sie immer in die betreffenden höheren Klassen. Was die praktische Gärtnerei anbelangt, so darf ich wohl behaupten , dass kein anderes ähnliches Institut mit dem hiesigen in die Schranken treten kann, so zahlreich, so verschieden und so vollstän- dig sind die vorhandenen Elemente. Der 60 Acker grosse van Houtte "sehe Garten mit den 30 Ge- wächshäusern und zahlreichen Mistbeeten dienen den Zöglingen als Uebungsfeld. Die Eintheilung des Etablissements in grosse Kultur-Sektionen für jede Spezialität von Pflanzen macht die Vertheilnng der praktischen Arbeiten äusserst leicht und ein- fach. Die Anstellungen finden dergestalt statt, dass, indem mit den einfachsten Verrichtungen begonnen wird, die Schüler nach und nach mit allen vor- kommenden Arbeiten der Gärtnerei verti-aut wer- den und dass sie zu "i verschiedenen Zeiten die für jeden Jahrgang bestimmte Abtheilung durch- gehen. Im ersten Jahre beschäftigen sie sich dem- nach mit nach Zeit und LTmständen verschiedenen Arbeiten: 1) des Frucht- und Baumschulengartens, 2) des Gemüsegartens, ?<) des Samengeschäftes und der Abtheilung der einjährigen Pflanzen, 4) der Stauden, :')) der krautartigen Pflanzen, ö) der Zwie- beln, 7) der hartholzigen Haideerdepflanzen, wie Rhododendren, Eriken, Azaleen u. s.w., 8) der Kalt- hauspflanzen im Allgemeinen, 9) der naiürlichen Vermehrung. Im zweiten Jahr wiederholen sie die No. 1, 2, 4, 5 u. 8 der vorhergegangenen ersten Periode. Die Schüler widmen sich ausserdem noch den Pflan- zen des Kalthauses für Haideerde, den Neuhollän- dern und Warmhauspflanzen im Allgemeinen, so wie der Vermehrung von kalten und harten Pflanzen. Im dritten Jahre beschäftigen sie sich mit: 1) Baumschule und Fruchtgarten, 2) mit der Kul- tur aller Gewächshauspflanzen, 3) mit Frucht- und Gemüsetreiberei, 4) mit den verschiedenen Ver- mehrungsmethoden aller Pflanzengattungen, 5) mit den Pflanzenversendungen. 27 Was nun die innere Einiiihtung der Schule anbelangt, so ist sie dergestalt durch ein specielles Reglement von der Regierung gctrofl'en , dass die Principien einer körperlichen und moralischen Er- ziehung mit den Bedürfnissen des Unterrichtes Hand in Hand gehen. Alle Zöglinge wohnen im Eta- blissement uud bezahlen die wirklich nur sehr massige Pension von fiOU Francs für ein .lahr, wenn sie wäh- rend der Fei-ien abwesend, und (iOU Francs wenn sie während des ganzen Jahres gegenwärtig sind. Die Hauptferien finden immer im December und Januar statt. Die wissenschaftlichen Uebungen wechseln beständig mit den praktischen Beschäfti- gungen , so dass sie zugleich günstig auf die Ge- sundheit einwirken. Denen, die nach Hjährigem Kursus ihre Examina bestanden, verschafft das Eta- blissement durch passende Stellen ein anderweitiges Unterkommen. Ich hoffe mich nützlich gemacht zu haben, in- dem ich meine Landsleute auf die hohe Bedeutung dieses so empfehlenswerthen Institutes aufmerksam machte. Füge ich nun noch hinzu, dass der Kur- sus jedes Jahr aiu I.Februar seinen Anfang nimmt, bei der Annäherung des Frühjahres, sobald die Na- tur nach langem Winterschlafe zu neuem Leben er- wacht und ihr düsteres Kleid mit einem munteren Gewände vertauscht. Die Anzahl der jungen Leute, sowohl Belgier, wie Fremde , die alle Jahre zuge- lassen werden, richtet sich nach der Zahl Zöglinge, die aus dem Institute austreten, so dass für dieses Jahr nur 4 dieses Privilegiums sich werden zu er- freuen haben; diese Begünstigung möchte ich, auf- richtig gestanden, gern Deutschen zu Theil werden lassen, um so mehr, als deren eifriges Streben nach Wissen und Lernen im Allgemeinen sie vor allen andern Nationen auszeichnet, eine Thatsache, die gerechter Weise auch von allen Ländei-n einge- räumt wird. Im Interesse eines jeden wahren Gärtners muss es liegen, unsern edlen Stand in den Augen des Laien mehr und mehr zu heben, welchem durch im- ponirenilc Kenntnisse die Achtung abgezwungen werden muss, die ihm natürlich rohe Diener unse- res schönen Berufs niemals einflössen können. Als Kunstgenosse soll er in der Familie, wo er ani;e- stellt ist, auf deren ästhetische Ausbildung einzu- wirken suchen. Durch Pflanzen und Blumen lässt es sich oft leichter, wenigstens. im Anfange, thun, als mit eigentlichen Kunstgegenständen, für deren Kenntniss oft grössere Vorbildung gehört. Leider haben wir aber nur zu viele Beispiele, dass Gärtner ihren Stand nicht vertreten und zu gewöhnlichen Dienstboten herabsinken. Man mag nur in die mehr entlegenen Provinzen gehen, wo der Gärtner oft zu gleicher Zeit auch Jäger und Bedienter ist. Dergleichen Leute verdienen nicht Gärtner zu heissen und sind es auch nicht. Selbst ohne Bildung verrichten sie, gleich Tagelöhnern und andern Arbeitern, ihr Tagewerk ohne allen höhern Sinn. Die Pradit-iilil^cii iHvnu'iioeallist. Eine monographisdie Skizze. (Schluss.) 17. H. ad n ata Herb. Amar. pag. '210 (Pan- cratium littorale und mexicanum vieler Gärten). Folia elongata, lorata, crassiuscula, subaequilata, aestiva; Umbella pluriflora; Flores sessiles, tubo laciniis basi cum corona connatis longiore; Corona ampla, late infundibuliformis, interstitiis excisis, cre- nulatis ; Ovula in loculo bina. Diese verbreitete, aber trotzdem sehr verkannte Art wurde erst von Herbert festgestellt, da sie die einzige ist, wo ähnlich, wie bei den Pankratien, die Abschnitte der Blume, jedoch nur an der Basis, mit der Nebenkrone verwachsen sind. Sie hält nur einiger Maassen bedeckt die Winter in England aus, kann daher, wie schon oben gesagt, Pan- cratium littorale Jacq. nicht sein. Der botanische Garten in Berlin erhielt im An- fange der lOgrer Jahre von dem verstorbenen Rei- senden Ehrenberg, dem Bruder des berühmten Forschers im kleinsten Leben, Zwiebeln aus Mexiko, von denen sich noch Pflanzen vorfinden. Die bei- den Herausgeber der allgemeinen Gartenzeitung, Otto und Dietrich, betrachteten sie als eine neue Art und beschrieben diese unter dem Namen Hy- menocallis repanda (11.. Jahrg. S. 123.) Ge- naue Vergleiche und Untersuchungen belehrten uns jedoch schon bald , dass sie nichts weiter sei , als die ächte H. adnata Herb. Im botanical Magazine (tab. 825) ist eine Pflanze abgebildet, welche, aus Cayenne stammend, sich in dem Herbarium von Banks befindet und von dessen Bibliothekar Dryander als eine Ab- art des Pancratium littorale Jacq. betrachtet wurde, wo ebenfalls die Basis der Blumen -Ab- schnitte mit der Nebenkrone verwachsen ist. Gaw- 1er nannte sie später: Pancratium, M. J. Rö- mer: Hymenocallis Dryandri. Sie soll auch von dem Inspektor Otto in Hamburg in Caracas entdeckt und durch diesen in dem botanischen Gar- ten zu Berlin eingeführt worden sein. Ob es die- selbe wirklich gewesen ist, lässt sich nicht mehr entscheiden, da sie verloren gegangen, dem Va- teriande nach ist es wahrscheinlich. Wohl möch- 4» 28 ten wir aber bezweifeln , dass sie mit der ziemlich harten H. adnata identisch ist; andererseits stimmt aber doch die Beschreibung mit H. repanda O. u. Dietr. einiger Maassen. Einer anderen Abart gibt Herbert den Bei- namen Staplesiana von einem gewissen Staples, der sie direkt von Mexiko in England einführte. Sie hält noch weit mehr aus, als die Hauptart, und wurde von Herbert mitten in seinem Garten ge- pflanzt, ohne dass die Zwiebel, obwohl sie nur mit einigen Blättern bedeckt war, erfror. Im Gegen- theil trieb sie im Frühjahre ungemein und machte eine grosse Menge von Brutzwiebeln. Sie brachte im Freien, allerdings im Schutze, sogar reife Sa- men. Durch diesen Umstand scheint sich die Form überhaupt auszuzeichnen. I(S. H. acutifolia M. J. Roem. syn. monogr. IV, pag. 174. (Pancratium acutifolium Sweet, P. littorale d. acutifolium Herb, in bot. Mag., tab."2H21, P. mexicanum Lindl. in bot. Reg. tab. 94U). Folia elongata, lorata, parte suprema excepta, aequilata, atroviridia, minijs erecta; Umbella pluriflora ; Flores sessiles, exteriores bracteis latis fulcrati, tubo laci- niis basi liberis , reflexis breviore ; Corona magna, denticulata; Ovula in loculo bina. Als Vaterland dieser interessanten Art wird Mexiko angegeben. Herbert betrachtet sie als Abart der H. adnata, von der sie aber in mehreren Stücken, namentlich durch die Farbe der Blätter, so- wie durch die kurze Blumenröhre sich unterscheidet. In dieser Hinsicht nähert sie sich wiederum der H. caribaea Herb. Uns scheint sie mit H. sene- gambica Kth eine sehr grosse Aehnlichkeit zu ha- ben, die noch mehr zu bedeuten hätte, wenn wir von H. acutifolia wüssten, wie viel Eichen in jedem Fruchtknoten sich befänden. Leider scheint die Art sich nicht mehr in Gärten zu befinden. 19. H. coronaria Kth enum. pl. V, pag. 855 (Pancratium coronarium le Conte in Ann. of the Lyc. of nat. bist, of New-York, III, pag. 145. tab. 4. fig. 7—9.) Bulbus estolonifer; Folia lineari - lorata obtusa, medio latiora: Umbella pauciflora; Flores sessiles, tubo laciniis basi liberis paululum breviore ; Corona ampla, late infundibuliformis, interstitiis excisis, denticulatis; Ovula in loculo bina. Eine sehr interessante Art, welche an den Flüssen Savannah und Kongaree in Südkarolina wächst und sich dadurch schon hinläno-lich von den übrigen Arten, die in den Niederungen und Sümpfen vor- kommen, unterscheidet. Wir wüssten für den Au- genblick auch kein zweites Zwiebelgewächs zu nen- nen, was in fliessenden Gewässern vorkäme. Die junge Brut bildet sich ferner auch innerhalb der Zwiebelschuppen, wodurch sie sich ebenfalls von den beiden folgenden unterscheidet. In Kultur scheint sie nicht zu sein. Der Beschreibung nach steht sie der H. adnata sehr nahe, gehört vielleicht so- gar als Abart dazu, obwohl in der sonst ziemlich umfassenden Beschreibung in Betrefl des Verhaltens des unteren Theiles der Blumenabschnitte zu der Nebenkrone nichts gesagt ist. Dass im Winter die Blätter absterben, die Pflanze also einzieht, möchten wir vermuthen. Nach le Conte ist H. coronaria wahrscheinlich von Pancratium fluitans Bartr. nicht verschieden. Im 2. Bande des von Knowles und West- cott herausgegebenen floral Cabinet (pag.51) ist eine I Hymenocallis unter dem Namen IsmeneKnigthii abgebildet. Die Verfasser Hessen sich durch den Umstand, dass der Same im ersten Jahre nur eine Zwiebel machte und dann im zweiten auch ein Blatt hervorbrachte, wie es nach Herbert bei Ismene der Fall ist, verleiten, die Art zu dem genannten Genus zu brin- gen, obwohl das ganze Ansehen der Pflanze dage- I gen spricht. Was diese Beobachtung anbelangt, so istsiejedochnicht ganz richtig. Jedes Zwiebelgewächs bringt vor dem Erscheinen der Zwiebel stets erst ein i Blatt ; dieses bleibt aber bisweilen in der Erde ver- borgen und scheint nur bei weniger aufmerksamer Un- tersuchung gar nicht vorhanden zu sein. Was die Pflanze selbst anbelangt, so wurde sie in dem Staate Alabama (nicht in Florida), ohn- weit der Hauptstadt Mobile, von Henry Knight im März IS36 entdeckt, wo sie an sumpfigen Ufern des Alabamaflusses vorkommt. Wenn man die Ab- bildung in genanntem Werke näher betrachtet und vor Allem auf die lU bis 12 Blüthen, aus denen die Dolde besteht, sowie auf die Form der Neben- krone Rücksicht nimmt, so möchte man vermuthen, dass die Pflanze der H. adnata Herb, verwandt ist, wenn nicht dieselbe ist. Allerdings spricht die Dar- stellung einer Blüthe, wo man deutlich sieht, dass die Basis der Blumenabschnitte nicht mit der Ne- benkrone verwachsen ist, dagegen. Zu H. rot ata Herb., wohin sie Lindley gestellt haben will, ge- hört sie durchaus nicht, eher noch zu H. coro- naria Kth. 20. H. läcera Salisb. in transact. of the hor- tic. soc. I, 338 (H. rotata und Dillenii M. J. Roem. syn. monogr. IV, p. 174, Pancratium rotatum Gawl. bot. Mag. t. 827 und le Conte in Ann. of the Lyc. of New-Y. III, pag. 144, Pancratium mexicanum L. cod. Nro. 2319, caribaeum Mill. dict. Nro. 4). Folia lorato-linearia, medio paululum latiora, aestiva, apice obtusiusculo ; Umbella pauci- (plerumque 4-) flora; Flores sessiles, inodori, tubo lacinias basi li- beras subaequante ; Corona basi angusta, ad apicem patentissima, liuibum paene formantia, irregulariter dentata; Ovula in loculo bina. Diese vielleicht nur in den südlichen Staaten 29 Nordanjerika's und nicht in Mexiko vorkommende Art unterscheidet sich von den vorigen hauptsäch- lich durch eine geringere Grösse, durch eine arm- blüthige Dolde und durch die eigenthümliche Form der Nebenkrone; der H. adnata Herb, steht sie sehr nahe. Von der oft mit ihr verwechsehen H. paludosa Herb, unterscheiden die Blätter, die schon Dill en ius als zu 1 bis 1{ Zoll breit angibt, nach le Conte in der Mitte am breitesten sein sollen, sehr leicht. Weil sie im Hortus Elthamen- sis (tab. 222. iig. 289.) zweiblüthig abgebildet ist, 80 hat man sie in der Eegel, aber mit Unrecht, zur nächsten Art als Synonym gebracht. Le Conte berichtet über die Kapsel, dass selbige nicht vor der Reife durch die Samen auseinander gerissen werde, ein Umstand, der vermuthen lässt, dass in jedem Fache mehre an der Centralplacente befestigte Samen vorhanden sind und die Pflanze demnach in die nächste Abtheilung gehört. 21. H. paludosa Salisb. in transact. of the hört. soc. I, pag. 3.38 (H. mexicana Herb, append. 44, H. disciformis M. J. ßoem. syn. monogr. IV, pag. 173 u. 174, H. rotata var. 2. disciformis Herb. Amaryll. pag. 217, Pancratium rotatum [i. biflorum Gawl. in bot. Mag. tab. 1082, disciformis Red. Lil. tab. 155, P. mexicanum le Conte in Ann. of the Lyc. of New-Y. III, pag. 143). Folia lineari-spathu- lata, glaucescentia, apice obtuso, aestiva, mollia; Um- bella pauci-, plerumque biflora, Flores odori, sessiles, tubo lacinias basi liberas subsequante; Corona basi angusta, ad apicem patentissima, limbum planum paene formantia, irregulariter dentata; Ovula in lo- culo bina. Sie wächst hauptsächlich in Mexiko, woher der botanische Garten in Berlin erst vor einigen Jahren Zwiebeln erhielt, eben so in Carolina und Georgien, und unterscheidet sich wesentlich durch schmälere und auch kürzere, so wie weichere Blät- ter von der voi-igen. Auch sind in der Regel nur 2 Blüthen vorhanden , die aber ebenfalls die aus- gezeichnete Form der vorigen Art besitzen. Die Pflanze stellt die kleinste Art im Geschlechte vor und ist selbst noch kleiner, als die vorige. Nach Herbert hält sie im Schutze sogar im Freien (frei- lich in England) aus. 22. H. quitoensis Herb. Append. pag. 44, Amar. pag. 218. Folia utrinque attenuata, 13 poU. longa, j lata; Scapus uniflorus ; Tubus floris 4| poU. longus, lacinias loogitudine superans ; Coronamaxima, biuncialis, 2-5- poll lata. Diese nur aus einem getrockneten Exemplare in Lamberts Herbar bekannte Art hat Ruiz in Peru gesammelt und wird wohl zunächst eine dunkele Pflanze bleiben. 23. H. panamensis Lind], in bot. Reg., Tom. XXVII. (1841) Mise. pag. 67, Nr. 14fj. Folia erecta, acuminata, lorata, margine pallida ; Umbella multi- flora ; Flores sessiles, tubo sexpollicari, lacinias qua- dripollicares longiore; Corona obconica, libera, in- ter stamina obtuse dentata. Soll der H. Harrisiana Lindl. nahe stehen und ist sonst niclit weiter bekannt. 24. H. lobata Klotzsch in O. u. Dietr. allg. Gartenz. XI, Seite 124 (ohne Diagnose und Be- schreibung). Folia lineari-lanceolata, angusta, bre- via, basi lata, carnosula; Umbella pauci- (4-) flora; Flores sessiles, tubo gracili lacinias subaequante; Corona ampla, ad partem inferiorem cylindrica, su- periorem infundibuliformis, dimidias lacinias longi- tudine aequans ; Ovula in loculo quaterna. Diese aus Caracas vom Inspektor Otto in Ham- burg im botanischen Garten zu Berlin eingeführte Art findet sich leider nicht mehr vor, ist aber in einem getrockneten Exemplare noch im kön. Her- ber in Berlin vorhanden. Di'. Klotzsch scheint jedoch die Art selbst nicht genau gekannt zu haben, da er sie mit der vorigen verwechselt und diese ebenfalls als H. lobata bezeichnet. Sie unterscheidet sich aber durch die an der Basis 6 — 8 Linien brei- ten, und von der Mitte aus sich allmählig ver- schmälernden und kaum mehr als 6 Zoll langen Blät- ter, durch die grosse, im untern Theile walzenför- mige, oben aber sehr erweiterte Nebenkrone und durch 4 (nicht 2) Eichen in jedem Fache. B. Die unäeliten Hymenocaliis-Arten mit zweireihigen Eiehen an Central-Plaeenten. I. Die Arten mit gestielten Blättern. 25. H. tubiflora Salisb. in transact. of the hortic. soc. I, pag. 341. (H.guianensis Herb. Append. pag. 44, Amar. pag. 240, Pancratium tubiflorum Schult, in R. et S. syst. Veget VII, 923, P. guia- nense Gawl. in bot. Reg. t. 265). Folia eliptica, in cuspidem attenuata, tenuia, aestiva; Umbella multi- flora; Flores sessiles, tubo elongato, laciniis paten- tissimis longiore; Corona angusta, interstitiis excisis, ceterumintegerrimis; Ovula biserialia, in loculo 8 — -10. Leider erscheint diese interessante Art aus Guiana wiederum aus unseren Gärten verschwun- den zu sein, da wir sie, wenigstens in Deutschland, nirgends mehr finden konnten. Sie steht der H. fra- grans Salisb. wohl sehr nahe. Was sich unter dem Namen P. tubulosum im Willdenow'schen Herbar (Nro. 6409) befindet, ist gar keiue Hymenocallis, sondern wahrscheinlich eine Stenomesson. Man be- greift deshalb den gelehrten Verfasser der Enume- ratio plantarum, Prof. Kunth, nicht, dass er, ohne die Pflanze im Willdenow's Herbar nachzusehen und 30 ohne Weiteres dem Verfasser der Synopses mono- graphicae, M. J. Roemer, der sich wahrschein- lich durch die Aehnlichkcit der Namen tubiflorum und tubulosum verleiten Hess, nachsehreibt, und Pancratiura tubulosum Willd. als ein Syno- nym zu P. tubiflorum Schult, (wenn auch mit Fragzeichen) angibt. Kunth theilt übrigens (enum. plant. V, pag.6(i7) aus Bonpland's Manuscripte eine Beschreibung der Blüthe mit, womich ein oberständiger Fruchtknoten vorhanden sein soll. Das ist durch- aus uni-ichtig; der Fruchtknoten ist in der Will- denow'schen Pflanze unterständig. Auch wird in der Beschreibung nichts von der Corona erwähnt. •2li. H. un du lata Herb. Append. pag. 44. (H. guianensis var. 2 Herb. Amar. pag. 'ifiU , Pan- cratium undulatum H. B. K. nov. gen. et sp. I, pag. '28ü.) Folia late elliptica, succulenta; Umbella multiflora; Flores sessiles, tubo elongato, lacinias un- dulato-crispas, patentes aequante; Corona intersti- tiis excisis, sed medio dentigeris. Wurde von A. v. Humboldt und Bonpland in Venezuela entdeckt und ist nie in den Gärten kultivirt worden. Da auch in den Herbarien sich keine getrockneten Exemplare mehr vorfinden und die Kunth'schc Beschreibung fbeufalls Manches zu wünschen übrig lässt, so wird wohl diese Pflanze, welche übrigens Herbert als Synonym zu voriger Art bringt, eine zweifelhafte bleiben. Man weiss seibat nicht, ob sie hierher gehört. 11. H. Bonplandii Kth enum. plant. V, pag. 666. (Pancratium trijjhyllum Willd. in K. et S. syst. veget. VH, pag. 912. adn.). Folia bina, elliptica, crassa, nervosa, undulata; Umbella 7 — 8 flora; Flo- res a pedicellis longitudine superati, bracteis lineari- lanceolatis fulcrati ; Perigonium infundibuliforme, tubo cylindrico, prinmni descendente, demum horizontali- subdeclinato , laciniis ovatis : Corona campanulata, externe viridi-flavescens. Von dieser am Magdalenenflusse entdeckten Art sagt Bonpland, ihr Entdecker, selbst, dass er nicht wisse , ob er ein Pancratium oder ein Narcissus vor sich habe. Auf keinen Fall gehört auch die Pflanze zu Hymenocallis, eher noch zu Ismene. II. Die Arten mit ungestielten Blättern. 28. H. pedalis Herb. Append. pag. 44, Amar. pag. 214,- Pancratium pediale Lodd. bot. Cab. tab. 806, P. pedale Schult, in ß. et S. syst, veget. VH, pag. 916). Folia anguste elliptica, disticha, recurva, perennantia, viridia, crassiuscula; Umbella pluri- äora; Flores sessiles, tubo elongato, lacinias su- perante; Corona late infundibuliformis, interstitiis lobatis; Ovula in loculo decem. Diese aus Brasilien stammende Art scheint we- nig in Gärten verbreitet zu sein, obwohl grado sie es wegen ihrer grossen und schönen Blüthen ver- dient und gleich den andern einen höchst angeneh- men Wohlgeruch verbreitet. Sie steht der H. cari- baea Herb, in Form der Blätter sehr nahe; diese sind aber fleischiger und haben in der Mitte zur Länge einen breiteren Durchmesser. Im botanischen Garten zu Berlin befinden sich schöne Exemplare. 29. H. insignis Kth enum. plant. V^, pag. 67Ö. Folia lorato- elliptica, disticha, perennantia, recurva, saturate virentia, nitida, carnosa: Umbella multiflora; Flores sessiles, tubo mediocri, lacinias patenti-recurvatas subaequante ; Corona late infun- dibuliformis, interstitiis lobatis; Ovula in loculo 8. Leiderhaben wir von dieser von v. VV arsze wicz in Guatemala gesammelten und dem Berliner bo- tanischen Garten mitgitheilten Art noch keine blü- henden Exemplare gesehen, daher wir die Blöthen nicht mit denen der vorigen vergleichen konnten. Kunth vermuthet zwar selbst, dass H. insignis kaum von H. pedalis verschieden sein möchte; uns scheinen jedoch schon im Habitus der Pflanze Unterschiede vorhanden zu sein ; die Farbe der Blätter ist zunächst ein mehr helles und keineswegs in der Weise, wie bei H. insignis, glänzendes Grün : auch erscheint der Breitendurchmesser ge- gen die Länge bedeutender. 30. H. senegambica Kth et Bouche in ind. sem. Berol. a 1848 pag. 12. Folia elongata, lorato- linearia, intense viridia, subcoriacea, aestiva; Um- bella pluriflora; Flores sessiles, tubo elongato, la- cinias patenti-recurvatas vix superante ; Corona in- fundibuliformis, margine paene plana, interstitiis ro- tundatis, integerrimis; Ovula in loculo octo. Wir haben schon oben gesagt , dass besagte Pflanze dem H. angustifolia Eoem. sehr nahe steht, vielleicht sogar gar nicht verschieden ist, und dass Senegambien nicht wohl das Vaterland sein kann. Durch die schmalen, aber trotzdem bis 3 Fuss lan- gen und dunkelgrünen Blätter zeichnet sich diese Pflanze, welche, wie es scheint, nur in dem bota- nischen Garten zu Berlin kultivirt wird, sehr leicht vor allen anderen Arten dieses Geschlechtes aus. Unter dem Namen H. paludosa, welche man aber nicht mit der Salisbury'schen Pflanze gl. N. verwechseln darf, führt Herbert in seiner Mono- graphie der Amaryllideen (Pag. 219) eine Art aus Brasilien auf, von der ein sehr unvollkommenes, von Tweedie gesammeltes Exemplar sich im Hoo- ker'schen Herbar zu Kew befindet. Da Herbert nicht einmal weiss, ob die Pflanze zu Hymenocallis, Crinum oder irgend einem noch unbekannten Ge- schlechte gehört, so wäre es besser gewesen, sie ganz und gar mit Stillschweigen zu übergehen oder ihr doch wenigstens keinen besonderen Namen zu 31 ertheilen, der ausserdem noch in diesem Falle zu Verwechslungen Veranlassung gegeben hat. Hymenocallis occidentalis Kth enum. pl. V, [jag. S5fj (Pancratium occidentale le Conte in Ann. of the Lyc. of New-Y. III, pag. I4(j) hal- ten wir für gar keine Hymi^nocallis , sondern für achtes, dem caroli nianu m L. nahe stehendes, viel- leicht gar nicht davon verschiedenes Pancratium. Schliesslich bemerken wir noch , dass unsere Seite \'l ausgesprochene Vermuthung, wornach viel- leicht Choretes glauca Herb, und Hymeno- callis fflauca Zucc. nicht verschieden sein möch- ten, sich bestätigt hat, da sich in dem botanischen Garten zu Berlin von der zuletzt genannten Pflanze ein Original-Exemplar aus dem zu München vorfindet, was sich von der ersteren gar nicht unterscheidet. Choretes glauca Herb, ist demnach einzuziehen und Ch. Galv estonensis Herb., die zweite Art, wahrscheinlich nichts weiter, als eine Abart mit kleinern und kürzern Blüthen. Auf keinem Falle läset sich nach dem vorhandenen Materiale eine bestimmte Art darauf gründen. Fr. Ad. Ilaagc's jiin. Verzeichniss von Cacteen, Agaven, Aloen, Yuceen und andere Fettpflanzen. Wir haben in der letzten Versammlung des Vereines auf die Pazzinische reiche Sammlung von Cacteen und anderen Fettpflanzen in Wien auf- merksam gemacht ; wir beeilen uns Freunden und Liebhabern derselben , welche in der neueren Zeit wiederum in grösserer Anzahl vorhanden sind, von Neuem ein Verzeichniss zu nennen , was ebenfalls eine sehr grosse Auswahl darbietet. Fr. A. Haags jun., der Besitzer bekanntlich einer der ältesten und grössten Handelsgärtnereien in Erfurt, erfreute sich bereits in der Zeit, wo die Cacteen, grade we- gen ihrer bizarren, zum Theil selbst unschönen Gestalt Modepflanzen waren und selbst in kleine- ren Städten entlegener Provinzen vielfach an den Fenstern der Wohnstuben gesehen wurden, eines bedeutenden Rufes. Obwohl die Liebhaberei für Fett- und Dickpflanzen mit der Zelt, als die Flor- blumen an Vollkommenheit gewannen, und damit auch die Zahl der Privaten, welche jene noch leiden- scliaftlich kultivirten , allmählig abnahm , bemühte sich Fr. A. Haage jun. doch fortwährend, seine Sammlung nicht allein in gutem Stande zu erhalten, sondern auch möglichst zu vervollständigen. Er hat diese deshalb zu einer Vollkommenheit ge- bracht, dass sie einzig dasteht und unsere volle Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Wir haben im vorigen Spätsommer Gelegenheit gehabt, sie wiederum zu sehen und uns von dem eben Aus- gesprochenen selbst zu überzeugen. Betrachten wir den Inhalt des Verzeichnisses etwas näher, so ist, wie in allen Sammlungen, so auch in dieser, hauptsächlich das Genus Mamil- laria vertreten. Nicht weniger als 312 verschie- dene Arten und interessante Formen sind auf- geführt. Demnächst kommen die Genera E ch in o- cactus mit 144 und Cereus mit 133 Arten und Formen. Von Phylloc actus sind zwar nur 11 I Arten aufgeführt, dagegen ausserdem aber noch 1^ Blendlinge und Formen. Was die übrigen Genera an- belangt, 80 sind : Opuntia mit 92, Echinopsis mit 49. Echinocereus mit 4(1, Rhipsalis (nicht Ri- psalis) mit21, Pilocereus mit 12, Epiphyllum mit 12, Peireskia mit 9, Malacocarpus mit 7,Lepismium mit 4, Melocactus mit 3, D i s i - cocactus mit 2, Pfeiffera mit 2, Anhalonium mit 1, Pelecyphora mit 1 und Leuchtenber- gia ebenfalls mit 1 Art vertreten. Im Ganzen be- steht die Fr. A. Haage' sehe Sammlung aus nicht weniger als 97Ü Arten, Formen und Blendlingen aus der Familie der Cacteen. Unter ihnen befinden sich 21 neue Arten, welche nicht allein zum ersten Male in den Handel kommen, sondern auch bisher noch nicht beschrieben waren. Es ist dieses in letzterer Hinsicht jetzt von sachkundiger Hand, nämlich von dem bekannten Cac- teen-KennerFörs ter in Erfurt, geschehen. Diese 21 neuen Cacteen sind in einem besonderen Heftchen be- schrieben, was uns von Fr. A. Haage jun. übersandt wurde und gewiss auch jedem andern Freunde die- ser interresanten Pflanzen zur Verfügung gestellt wird, wenn man sich nur schriftlich an den Besitzer wendet. Leider gehen so vereinzelte Bekanntmachungen gar oft wieder verloren oder werden wenigstens vergessen. Dass dadurch die unleidliche Synony- mie nicht wenig erschwert wird, liegt klar vor ; wir wünschen deshalb, dass dergleichen Veröffentli- chungen vor Allem zunächst und zuerst in be- züglichen Zeitschriften geschehen und dadurch zur allgemeinen Kenntniss kommen möchten. Es schliesst dieses dann nicht aus, dass der Besitzer der Pflanzen sich besondere Abzüge machen lässt und diese in seinem Interesse zu verbreiten sucht. Bei der Aufmerksamkeit, welche man in neue- rer Zeit wiederum den Cacteen zuwendet, möchten wir vor Allem wissenschaftliche Liebhaber darum ersuchen, den Begriff Art in dieser Familie etwas fester zu stellen. Es unterliegt keinem Zweifel, dasa der bei Weitem grösste Theil der bis jetzt als Arten beschriebenen Cacteen nichts weiteres als Formen sind. Dergleichen Pflanzen, wo die ßlattorgane 32 verkümmern, haben überhaupt mehr Neigung zu Abänderungen, als andere, wo die Bildung von Blät- tern und aus diesen hervorgehenden Organen aut normale Weise vor sich geht. Jede Aussaat hat uns bisher fast immer gelehrt, was für sonderbare Formen man bisweilen von Samen einer und der- selben Art enthält. Fachkundige Reisende berich- ten uns ebenfalls, dass im Vaterlande nach den ver- schiedenen Verhältnissen und Zuständen alle Arten mehr oder weniger, zum Theil sehr bedeutend ab- ändern. Ausser Cacteen findet man aber auch andere Dickpflanzen in dem Haage'chen Verzeichnisse, vor AUem Aloen, allerdings in geringerer Anzahl. Auch die Aloen waren früher weit mehr vorhanden und sind keineswegs, wie jene, wieder jetzt in derWeise zu Ansehen gekommen, wie sie es verdienen. Viel- leicht macht die schöne Sammlung des botanischen Gartens in Berlin, welche jetzt in einem besonderen dazu gebauten Hause mit allen ähnlichen Pflanzen kultivirt wird, von Neuem Anregung. So viel wir wissen, existirt ausser der noch grösseren des Fürsten v. Salm-Dyck keine weitere Sammlung von Bedeutung irgend wo. W^ohl fängt man aber neuerdings an, zweier Familien wiederum mehr Aufmerksamkeit zuzuwen- den : den Crassulaceen und den baumartigen Lilien. Von den ersteren sind es die Semper- viven (im weiteren Sinne), die man jetzt mit Vor- Uebe behandelt. Von ihnen gehören sehr viele un- seren Klimaten an und lassen sich demnach mit Vor- theil im Freien, namentlich bei Felsparthieen u. s. w., verwenden. Wir machen aber ganz besonders auf die tellerförmigen und mehr flach ansgebreiteten Arten aufmerksam, welche zum Theil neuerdings ein besonderes Genus, Aeonium, bilden und in der That auch unsere volle Beachtung verdienen. Dr. Bolle in Berlin hat während seines mehrmali- gen Aufenthaltes auf den Canaien, Azoren und den übrigen in der Nähe liegenden Inseln Samen ge- sammelt und selbigen mit grosser Freigebigkeit, unter Anderem auch dem botanischen Garten zu Berlin, mitgetheilt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass sich in letzterem Institute jetzt die schönste Sammlung der Art vorfinden möchte. Was die baumartigen Lilien anbelangt, die nur zum Theil als fleischige Pflanzen hierher gehören, so haben wir über die Agaveen erst im vorigen Jahre ausführlich gesprochen und können daher auf die betrefiende Abhandlung in den ersten Nummern des vorigen Jahrganges der Wochenschrift verweisen. Ueber Dracäneen ist es mehrmals ebenfalls in der Wochenschrift und früher in der Allgemeinen Berliner Gartenzeitung (besonders im Jahrgang 1858, S. 241, 'ifiS und 261) geschehen. Hofl'entlich wird uns auch später noch Gelegenheit, über die Yuccen ausführlich zu sprechen. I I Noch einmal Anjiraecuni scsquidal« Pet. Tli. Diese interessante und seltene Orchidee aus Madagaskar blüht auch bei uns, und stimmt deren Inflomescenz mit dem in No. 13. der Garten-Nach- richten angegebenen genau überein, weshalb wir hier die Beschreibung dieser, namentlich durch ihre Form anziehenden Blume nicht wiederholen wollen. Das gegenwärtig sich in Blüthe befindliche Exemplar, welches wir vor zwei Jahren als sehr kleine Pflanze erhielten, hat eine Höhe von 9 Zoll mit 14 eng an einander gereihten Blättern. Es scheint dem- nach, dass diese Species leichter in jugendliche- rem Aker blüht, als alle anderen Vandeen, die bekanntlich eine bedeutendere Stärke, als die be- zeichnete erlangen müssen, bevor sie zum ersten Mal ihre schönen Blüthen entwickeln. Zu bemerken wäre noch, dass, abweichend von denen der ande- ren Vandeen, die Blätter des A. sesquipedale von auffallend schöner blaugrünen Färbung sind. Ausser vorstehendem Angraecum blühen jetzt noch zwei andere bei uns: Angraecum ebur- neum (virens der Engl.) und das grossartige An- graecum superbum (eburneum der Engl.); so- dann mehre andere Orchideen, namenthch .t — 6 Zygopetalum- Arten, Rodriquezien etc. Zur Ver- gleichung fordern auch die in Blüthe befindlichen Isotypus onoseroides (Cataleuca rubicunda) und rosiflorus auf, ferner die lieblichen Ranker: Thunbergia Harrisii und laurifolia mit ihren zahlreichen und grossen azurblauen Blumen; und die durch die Pracht ihres Blüthenstandes mit den schönsten Orchideen rivalisirenden Bromeliaceen: BillbergiaLeopoldi*), Liboniana, marmo- rata, rubro-marginata, splendida und vit- tata. So ist denn dem Pflanzenfreunde das Ver- gnügen vorbehalten, sich bei 15-20 Graden Reau- mur Kälte an blühenden Gewächsen aus der heissen Zone erquicken zu können. Leipzig, den 16. Januar 1861. Laurentius'sche Gärtnerei. H. Laurentias. *) BiUbergia Leopold! der Gärten ist von B. Ro- hani de Vr. nicht verschieden. ^.^ Redaktion. Verlag Ton Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Berim. Hierzu eine Beilage. JLYt^N VV.HI Wochenschrift des Vereines zur Heförderun*»: des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem Gencral-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Üarl K.OCh. M 5. Berlin, den 31. Januar 1861. Preis des Jahrganges ri| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 398. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am '27. Januar. — Friedrich August Görncr in Luckau. — Die Kultur der Ananas in Waldmoos. — Pflanzen und Bluniensebau. — Legeler's praktische Messkunst. Wenn Jemand eine Nummer der Wochenschrift nicht erhalten haben sollte, so bitten wir, sobald als möglich, darnach zu verlangen, da nach Verlauf von 6 Wochen nach der Ausgabe derselben, einem etwaigen Wunsche darnach nur dann entsprochen werden kann, wenn dieselbe zufällig noch vorhanden ist. 398. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gtirtenbanes am '17. Januar. Da der Vorsitzende, Geh. Oberregierungsrath Knerk, durch eine Reise verhindert war zu kom- men, übernahm dessen iStellvertreter, Prof. Braun, den Vorsitz. Apothekenbesitzer August in trug den Entwurf eines Programmes für die diesjährige Festausstellung, welche am '23. und '24. Juni statt- finden wird, vor; derselbe erhielt die Beistimmung der Versammlung und findet sich bereits in der Beilage der 4. Nummer der Wochenschrift. Von ausgestellten Pflanzen war von Seiten des botani- schen Gartens zum ersten Male eine blühende Edgevvorthia chrysantha Lindl. aus dem bo- tanischen Garten durch Inspektor Bouche gebracht worden. Mit ihren matt-gelben Blüthen, die in sitzen- den und gedrängten Köpfen, gleich ihrem Verwand- ten, dem bekannten Kellerhalse oder Seidelbaste (Daphne Mezereum L.), ohne Blätter erscheinen, hat sie grade kein wohlgefälliges Aeussere; und doch ist sie eine Lieblingspflanze der Chinesen, zu deren Zöpfen sie allerdings mehr passt. Sie wurde von dem bekannten Reisenden in China, Fortune, auf der Insel Tschusan gefunden und von da der Londoner Gartenbaugesellschaft mitgetlieilt, wo sie 1846 zuerst blühte und als Edgeworthia chry- santha veröft'entlicht wurde. Aber schon früher hatte V. Siebold Kunde von ihr aus Japan ge- bracht und sie, da von dem Baste ein feines Papier bereitet wird, als Daphne papyrifera beschrie- ben. Wiederum 1846 wurde sie, aber von Zuc- carini, zu Edgeworthia gebracht, aber mit dem Beinamen papyrifera. Von dem gerühmten Wohl- geruche der Blüthen wurde hier wenig bemerkt. Ausserdem hatte der Kunst- und Handels- gärtner Lauche an der Wildparkstation bei Pots- dam einige neuere Caladien in allerdings kleinen Exemplaren ausgestellt, die zum Theil von uns zu- erst in der ersten Nummer beschrieben wurden, zum Theil von dem amerikanischen Reisenden Appun stammend, noch keine Namen haben. Dazu kamen einige neuere Chantin'schc Arten. Der Geh. Oberregierungsrath Kette theilte aus einem Be- richte des Institutsgärtners Hannemann in Pros- kau über Kulturversuche des Pyrethrum roseum mit, dass diese als gelungen zu betrachten seien. Die Pflanzen hatten reichlich geblüht und Seiten- triebe gemacht, so dass die Venuehrung leicht ist. Auf einer Quadratruthe können 144 Pflanzen stehen, deren Blüthen gegen 11) Loth Insektenpulver gege- ben haben. Darnach würde man vom Morgen fast 60 Pfund ärnten können. Da das Pulver jetzt all- gemein verfälscht werde , sei es wohl wünschens- werth, dass es auch bei uns gewonnen. Nach dem Apothekenbesitzer Augustin koste das Pfund Pulver im Grosshandel 2ö Sgr.; dafür könne je- 5 3 1 doch nach Professor Koch nie dergleichen Pulver geliefert werden, da gutes in Tiflis selbst mit 4 und (iThlr verkauft werde. Man erhalte übrigens auch jetzt am Wenigsten Pulver aus dem Kaukasus, son- dern meist aus Dalmatien oder aus Moskau. Das aus zuerst genanntem Lande stanmie von Pyre- thrum cinerariaefoliura , von dem er im vo- rigen Jahre Samen direkt von dort bekommen. In einer früheren Versamnilung des Vereines sei letzterer auch vertheilt worden. Ein Resultat über diese Pflanze könne man erst im Herbste erwarten. Uebrigens hätten alle Pflanzen aus der Verwandtschaft der Kamillen und der grossen Gänseblume (Chrysan- themum Leucanthenium), diese vor Allem, den In- sekten feindliche Eigenschaften. Prof. Koch theilte mit, dass unsere Werder'- sche frühe Herzkirsche auch in England und ; Frankreich Anerkennung srefunden, aber unter dem ! übersetzten Namen: Werder's early black heart- cherry, als ein amerikanisches Produkt ausgegeben werde. Inspektor Pouche theilte mit, dass die durch künstliche Befruchtunor erzielten Früchte der Phoe- nix farinifera, von denen er früher gesprochen, auch keimfähig gewesen seien, da mehre Samen in die Erde gebracht auch bereits gekeimt hätten. Zugleich machte er darauf aufmerksam, dass die Hechtia planifolia, eine bis jetzt zu den Bro- meliaceen gerechnete, aber wohl in der Nähe der Dasylirien stehende Pflanze, eben ihren mächtigen Blüthenschaft entwickele. Es sei schon im vorigen Jahre der Fall gewesen, aber in Folge zu heftigen Treibens verunglückt. Professor Koch theilte mit, dass leider eine Kiste mit gebackenen 'Pflaumen des Kaufmannes Gottschalg aus Schkülen bei Naumburg a. d. S., welche zur Ausstellung bestimmt gewesen, an eine falsche Adresse gelangt und daselbst bis vor wenig Tagen stehen geblieben sei. Er bedaure dieses um so mehr, als seiner Meinung nach die Pflaumen vorzüglich und den sogenannten türkischen Pflaumen gleich zu setzen seien. Der Centner koste nur (i Thaler. Uebrigens sei schon in Nro. 3, Seite 24 der Wochenschrift davon gesprochen. Rittergutsbesitzer v. Thielau auf Lamperts- dorf bei Frankenstein hatte einen Bericht über ver- schiedene Kulturversuche mit Sämereien , die der- selbe vom Vereine erhalten, mitgetheilt. Nach die- sem verdient vor Allem die Grüne Gurke aus China Beachtung. Er wünsche auch, dass der schon früher mehrmals von dem Vereine empfoh- lene Valparaiso- Kürbis noch eine grössere Verbreitung finde, da er als Nutzkürbis oben an stehe. Unter den Kopfkohl-Sorten habe der Grosse weisse Colmar selbst im schweren Boden, wo keine andere Sorte gedeihen wolle , grosse und harte Köpfe von vorzüglicher Güte gegeben. Eben so wird die Grosse gelbe Petrow'sche Rübe bei ihren geringen Ansprüchen und ihrer Brauch- barkeit bei vorgerückter Jahreszeit auch zum Anbau im Grossen empfohlen, zumal sie im Ertrage den Steckrüben gleichkommt. Ihr sehliesst sich der gewöhnliche Weisse russische Rettig an, der Ende Juni ausgesäet, bis zum Herbste sehr schön wurde. Von Bohnen werden die Staudenbohne von St. Didier, die Stangenbohne vom Cap und die Reisbohue zu Suppen empfohlen. Inspektor Bouche schloss hieran, dass in dem Versuchsfelde des Vereines wiederum verschiedene, hauptsächlich Gemüse-, aber auch Blumen-Säuie- reien gewonnen wären , welche Mitgliedern zu Ge- ; böte ständen. Er ersuche nur sich schriftlich bei j ihm oder bei dem Generalsekretär zu melden, wor- auf dann nach einiger Zeit die Zusendung erfolge. Hofgärtner Schoch in Dessau hatte sein Ver- fahren der Blumenkohl -Kvdtur in einer ausführli- chen Abhandlung mit getheilt, die demnächst, wiedie des Inspektor Bouche über Pflanzen-Verpackung, in einer der nächsten Nummern der Wochenschrift mitgetheilt wird. Von Seiten der Handelsgärtnerei von Mosch- kowitz & Siegling in Erfurt wurden dem Ver- eine einige Proben der neuen, so sehr gerühmten Tan- i nen: Pinus Reginae Ameliae und Apollinis, sowie der Juniperus attica, übergeben und zu- gleich mitgetheilt, dass sie das Loth der ersten zu rj, der zweiten zu iS und der dritten zu li Sgr. verkaufen. Nach Prof. K och ist die erste dieselbe, von welcher Fr. A. Ilaagej un. schon vor mehrern Jahren ihm Zapfen als Pinu s peloponnesiaca mitgetheilt habe und von der bereits im botanischen Garten junge Pflanzen vorhanden seien. Nach In- spektor Bouche befänden sich zweierlei Pinus Apollinis in den Gärten, von denen die am Mei- sten verbreitete sich von unserer bekannten P. ce- phalonica nicht unterscheide, die andere aber eine gute Art darzustellen scheine. Was den atti- schen Wacbholder anbelange, so möchte dieser nach Professor K och von der ächten Juniperus ru- fescens nicht verschieden sein. Professor Koch theilte mit, dass von dem frü- hern Mitgliede des Vereins, Carl Julius Mayer- hof in St. Christobul auf Haiti, ein Transport lebender Pflanzen an dem Vereine abgesendet, derselbe aber bis jetzt nicht angekommen sei. Kunst- und Handelsgärtner Krüger in Lüb- benau hatte einen ausführlichen Bericht über einige neuere Bohnen und Erbsen mitgetheilt, der als besondere Abhandlung später abgedruckt werden wird. 33 Lehrei- Oppler zu Ratibor empfiehlt Wild- linge aus den Wäldern zum Hfianziehen des Zwerg- obstes, da jene ein weit diclitcrcs Gefi'ige hätten und deshalb dem letztern mehr entsprächen. Nach : der Meinung mehrer Mitglieder küime dieses je- doch keinen Einfluss ausüben, da der Wildling in gutem Boden eben so üppig wachsen werde und das Zwergobst doch eigentlich nicht dem Wildlinge angehöre, sondern dieser nur jenes trage. Professor Koch theilte Einiges von den Be- strebun"f>n des Kunst- und Handelsgärtners Lie- big in Dresden mit, von den weissbli'ihenden Sikkim- lihododendren rothblühende zu erziehen. Leider seien sie erfolglos gewesen, da selbst Rhododen- dron arboreum, eine Himahiyapflanze , weder den Blunienstaub annehme, noch sein Blunicnstaub auf der Narbe einer Sikkim-Art befruchte. Interessant sei es, dass von Rinz in Frankfurt a. M. ziemlich gleiche Versuche gemacht worden wären. Nur bei einer Kreuzung des Rh. formosum (üibsonis) mit Edgeworthii hatte der letztere Erfolg ge- habt; bis jetzt sei aber von den bis 2 Fuss hohen Sämlingspflanzen noch keine zur Blüthe gekommen. Nach eingesendeten Theilen dieses Blendlinges hat- ten die älteren Blätter Aehnliehkeit mit denen der Mutter (Rh. formosum), die junf;en Triebe hingegen mit denen des Vaters (Rh. Edgeworthii). Herr Inspektor Bouch(5 sprach über das schlechte Verpacken der Pflanzen gar vieler Han- delsgärtnereien. Man wolle oft das Bischen Moos sparen ; man stosse in der Regel ohne Rücksicht die Etikette dicht an der Pflanze ein und beschä- dige damit nicht selten die an und für sich nur kärglich angewachsene Pflanze. Die Exemplare seien bisweilen so winzig, dass man sie gar nicht ge- brauchen könne. In den Baumschulen gehe es nicht besser her. Man hacke die Wurzeln zu nahe an dem Stamme ab, so dass die Bäumchen gar nicht anwachsen können, und zertheile einen Strauch so oft, dass ein Theil gar nicht mehr lebenstähig sei. Herr Obergärtner Reine cke übergab in Folge der besonderen Aufl'orderung in der letzten Ver- sammlung nach den Mittheilungen des Mcdizinal- rathes Mahn in Göttingen eine Abhandlung über die Aufbewahrung des Obstes und legte aus des- sen Obstkeller Gravensteiner Aepfel in grösserer Menge vor, die sämmtlich einen sehr guten Ge- schmack bei aller Saftigkeit besassen und das An- sehen, wie frische, hatten. Schliesslich machte der Vorsitzende, Professor Braun, bekannt, dass die Caladien-Sammlung des Kunst- u. Handelsgärtner Lauche an der Wild- parkstation bei Potsdam den Preis erhalten hätte. Friedrich Aii<;iist Görner in Luckau, Am i:^. Januar, Abends :)~ Uhr, hat der Tod einen der treuesten und rührigsten Priester Flora's und Pomoma's zugleich , den Gärtnerei - Besitzer Friedrich August Görner, plötzlich im noch nicht vollendeten 54. Jahre hinweggeraflt. Es sei mir, dem er ein lieber Freund war, um so mehr erlaubt, über ihn einige Worte zu sprechen, als er, Gärtner durch und durch , zu den wenigen Men- schen zählte, welche aus sich selbst das geworden sind, was sie sind, und trotz dem eine Bescheiden- heit und Milde gegen Jedermann an den Tag legte, wie man, in diesem Falle ganz besonders, nicht immer findet. Er wirkte im Stillen, aber um desto sicherer, und zwar in seinem Kreise nicht allein, sondern in der ganzen Umgegend und weit hin segensreich. Wenn er sich auch weiter nichts als die Anerkennung aller guten Menschen erworben hat , so haben wir eben deshalb um so mehr die Pflicht, über sein Wirken und Treiben einige Worte zu sprechen. Fr. A. Görner ist ausserdem ein Beispiel, dass Gärtner, wenn sie es wahrhaft mit ihrem Stande meinen, es auch zu etwas brin- gen können, selbst wenn sie mit gar nichts oder mit nur Wenigem anfangen. Friedrich August Görner wurde den .0. April 1807 zvi Luckau geboren und war der einzige Sohn nicht bemittelter Eltern. Sein Vater pflegte schon mit besonderer Liebe Aurikeln und Primeln, die damals allgemeiner kultivirt wurden, und scheint die Liebe zu PHanzen und Blumen auf seinen Sohn übertragen zu haben. Gern hätte der letztere sich speciell der Gärtnerei gewidmet, wenn sein Vater nicht der damals übrigens ziemlich ver- breiteten Meinung gewesen wäre, diese brächte nicht genug zum Leben. So bildete er sieh auf der Schule in Neuzelle als Lehrer aus und verliess dieselbe als Primus im September 1825. Als Lehrer in Straupitz angestellt, erhielt er der alten Verordnung Friedrichs des Grossen ge- mäss ein Stück Land von nur -j Morgeu Grösse für Obst- und Gemüse. Wie wenig wird der heil- samen Verordnung leider Folge geleistet. Die Leh- rer, zum Theil auch ohne alle Kenntnisse von Obst- und Gemüsebau, sollen den Bauern mit gutem Bei- spiele vorangehen, wo selbst das Interesse fehlt I Unser Görner hatte freilich bei grossem Interesse auch einige Kenntnisse mitgebracht. Man darf sich deshalb nicht wundern, wenn sein Garten bald ein Vorbild wurde , ihm aber auch etwas einbrachte, was bei seinem knappen Einkommen von jährlich riÜ Thalern auch gewiss sehr zu Statten kam. 5* 36 Schon die ersten Jahre betrug die Neben-Einnahme 50 und bald lOü Thaler. Dabei lebte er sehr mas- sig und verbrauchte für seineu Körper nur äusserst wenig. Nach 9 Jahren, wo er als Lehrer nach seiner Vaterstadt Luckau versetzt wurde, hatte er sich be- reits 900 Thalerer spart. Hier widmete er alle seine Freistunden der Gärtnerei, suchte aber hauptsäch- lich auch seiner Kunst in der Nähe und Ferne Anerkennung zu schaffen. Mit vielen Gutsbesitzern stand er im Verkehr und galt in allen gärtnerischen Frasren bei diesen als eine Autorität. Hauptsächlich unterstützte er junge Leute, am Liebsten Waisen, sobald diese nur etwas Liebe zur Gärtnerei an den Tag legten, nahm sie selbst un- entgeldlich in die Lehre , oder verschaffte ihnen sonst ein Unterkommen. Wer Kath von ihm ver- langte , fand ihn auch , selbst bekräftigt durch die That. Zehn junge Leute hat er herangebildet, die alle jetzt ein gutes Unterkommen haben. Einige habe ich selbst kennen gelernt und dem letzten noch eine Stelle im Meklenburgischen übei-tragen. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues lernte unsern Görner schon zeitig kennen und schätzen, und ernannte ihn bereits 1828 zum kor- respondirenden Mitgliede. Als solches hat er den thätigsten Antheil an allen seinen Bestrebungen ge- nommen und ihn , namentlich durch Berichterstat- tungen, Mittheilungen von Erfahrungen u. s. w. we- sentlich unterstützt. Die kleine Abhandlung über Kosa suaveolens in der 2. Nummer (Seite Hi) möchte seine letzte Arbeit der Art gewesen sein. Um noch freier sich der Gärtnerei hingeben zu können, entsagte er ISfil ganz und gar dem Lehrerstande. Es ist wahr. Görner hat um Ein- führung neuer Pflanzen, um besondere Züchtungen, um Anzucht von schönen Schaupflanzen gar keine Verdienste gehabt; und doch ei-lüllte er, wie We- nige, seinen Beruf, er war, wie bereits oben ge- sagt, Gärtner durch und durch. Auf dem Lande lebte er, für das Land wirkte er. Nur Pflanzen, welche für dieses am Geeignetsten waren, zog er heran und suchte sie zu verbreiten. Es galt dieses nicht weniger von den Blumen, als von den Gemüsen und dem Obste. Grosse Verzeichnisse hat er zwar nicht in die Welt geschickt; und doch möchten wenige Gärtner für die Verbreitung von Blumen und Gemüsen so viel gethan haben , als grade Görner. Noch während der ?i. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter war Gör- ner hier anwesend und nahm an Allem den reg- sten Antheil. Einen jungen Menschen hatte er mir zur Unterstützung gesendet, der während der gan- zen Ausstellung thätig und hülf'reich war. Auch nachher wusste Görner, um das rege gewordene Interesse für Obstbau wach zu erhalten , dafür zu wirken. Er suchte für die Mark mit Einschluss der Niederlausitz einen pomologischen Verein in's Leben zu rufen, iind wünschte, dass der Verein zur Beförderung des Gartenbaues die Angelegen- heit in die Hand nehmen möchte. Darüber ist er nun gestorben. Möchte ein Anderer in seine Fusstapfen treten! Aus der 1849 eingegangenen Ehe ist kein Kind hervorgegangen, doch hat er einen Pflegesohn. Die Gärtnerei geht zunächst auf seine Wittwe über und wird demnach fortgeführt. Die Kultur der Ananas in Waldnioos. Ueber diesen Gegenstand befindet sich von dem herzogl. Hofgärtner Butt mann verfasst, in dem ?. Hefte der Verhandlungen des Vereines für Po- mologie und Gartenbau in Meiningen eine Abhand- lung, die unsere Aufmerksamkeit um so mehr in Anspruch nahm, als wir — vor nun 30 Jahren — in der grossherzoglichen Hofgärtnerei zu Weimar ebenfalls Resultate hinsichtlich der Kultur der Ana- nas in gewöhnlichem Waldmoose sahen , die den heutigen, trotz aller Fortschritte, welche die Gärt- nerei nach allen Seiten hin gemacht, keineswegs nachstand. Die Ananaskultur ist im Nordosten Deutschlands ein sehr gewichtiger Theil der Gärt- nerei geworden ; die Ananasfrüchte Schlesiens, Sachsens, der Mark, zum Theil Pommerns und Mecklenburgs, auch Böhmens, erfreuen sich einer Anerkennung, selbst im Auslande, wie nicht andere, und werden weit höher bezahlt. In Berlin kauft man fremde Ananas zum Theil um die Hälfte des Preises, was die einheimischen kosten. Man mag, namentlich in England, grössere und schönere Früchte erziehen, den Wohlgeschmack und das feine Aroma, wodurch sich die nordostdeutschen aus- zeichnen, besitzen diese jenseits des Kanales nur ausnahmsweise. Es ist eine eigenthümliche Erscheinung, dass tropische Früchte unter einem warmen und stets milden Himmel und bei einem intensiveren Lichte, was doch sonst die Zartheit und vor Allem das Aroma fördert, gezogen, denen, die unter Glas im Norden gezogen werden, an Güte nachstehen. Ame- rikanische, mit der grössten Aufmerksamkeit kulti- virte Ananas stehen den hiesigen weit nach. Wir haben, wenigstens so eklatant, kein zweites Beispiel in der Weise, wenn auch hier nnd da unter Glas gezogene Pfirsiche und Weintrauben an Süssigkeit und Wohlgeschmack den südländischen und im Freien erhaltenen wenig nachstehen. 37 Eben weil die hiesigen Ananas ein bedeutender Handelsartikel geworden sind , ihre Kultur aber nicht unbedeutende Kosten beansprucht, halten wir es für Pflicht, von Neuem auf ein schon sehr altes Verfahren aufmerksam zu machen , was wohl am wenigsten Mittel beansprucht und trotzdem nicht weniger Resultate liefert. Wenn bei der Kultur in Moos neunbeerige Früchte bei einem Gewichte von 3 und 4 Pfund keine Seltenheit sind, so kann wohl jeder Ananaszttchter damit zufrieden sein, zu- mal wenn denselben auch die übrigen Eigenschaften nicht fehlen. Wir haben zwar als Prinzip hingestellt, etwas , was schon irgend wo gedruckt ist, wört- lich nicht wieder zu geben; es sei uns aber dieses Mal erlaubt, aus den Verhandlungen des Meininger Vereins für Pomologie und Gartenbau auf das Jahr iy(3U das Verfahren des Hofgärtners Butt mann in Meiningen hier wörtlich mitzutheilen, damit das Gesasrte zur weiteren und allgemeinen Kenntniss komme. Es würde uns sehr werth sein, wenn der Gegenstand auch das Interesse anderer Ananas- züchter in Anspruch nehmen wollte und auch an- derwärts sich Urtheile darüber, gleichviel dafür oder dagegen, aussprächen. Wir eröffnen die Spalten der Wochenschrift sehr gern einer Kontroverse, aus der nur Gutes hervorgehen kann. ,.Das zu verwendende Moos ist gewöhnlich lang- faserig, wie es den Boden der meisten Nadelholz- waldungen bedeckt. Dasselbe muss trocken einge- bracht und aufbewahrt werden, so dass es in dür- rem Zustande zur Verwendung kommt und nicht vorher in Fermentation gerathen kann. Zur An- zucht ist jedes Ananashaus tieeignet, welches eine Grube von (i bis 7 Fuss Tiefe hat, und wo die Pflanzen, wenn sie auf dem Beete eingegraben sind, dicht unter dem Glase stehen. Die Fenster liegen am besten in einem Winkel von 24 bis 3ü Grad. Die Grube, deren Boden eine Graben Vorrich- tung zum Entfernen des durchsickernden Giess- wassers haben muss, wird 4 Fuss hoch und ab- wechselnd mit tüchtig durchgeschüttelten, strohigen Pferdemist- und Laublagen (von letzterem l) aus- geschlagen , hierauf festgetreten und der Fermen- tation überlassen. Auf diese Lagen folgt nun eine so starke Schicht gut durchgefeuchteten Mooses, dass die Pflanzen, wenn sie mit den Töpfen in das- selbe eingesenkt worden, möglichst knapp unter dem Glase stehen; denn durch das Fermentiren der Grube senkt sich das Beet später von selbst oft nur zu tief, und mit ihm kommen die Pflanzen sonst zu weit vom Glase ab. Man nimmt nun die Mutterstöcke vor, bricht die sogenannten Kinder behutsam ab (Kronen nimmt man des Durchgehens wegen bekanntlich nicht gerne), schneidet das abgerissene Strunkende behutsam zu, pflanzt sie in 5 bis G Zoll weite, an der Seiten- fläche, wie bei Orchideengefässen, mit 3 Zoll starken Längsspalten verseheneTöpfe mit Abzugsloch so fest als möglich mit etwas angefeuchtetem Moose und bis an den Rand derselben ein . und senkt sie dann in entsprechender Entfernung in das Moosbeet locker und nur oberflächlich, damit der in der ersten Zeit der Beetanlage leicht mögliche und rasch aufsteigende Brand die Pflanzen nicht erreicht. Einige Wochen später werden sie dann mit Moos ziemlich fest um- füttert, so dass sie feststehen und der Topf nicht mehr sichtbar bleibt. Zur Controle dienen in das Beet gesteckte Stäbe, an denen man beim Heraus- ziehen sofort das Steigen oder Fallen der Beet- wärme erkennt. Ist man in der Lage, einige Wochen vorher ein Beet dazu ausschlagen zu kön- nen, so ist dies sehr zweckmässig, da man die Pflan- zen sogleich der fördernden und milden Wärme des Beetes aussetzen kann. Man hält das Haus nur auf 1'2 bis 1") Grad R. In Zeit von vierzehn Tagen gehen die Wurzeln in dem dieses ausser- ordentlich begünstigenden Moose schon durch die Spalten der Töpfe in die äussere Moosschicht, wo sie hinreichend Spielraum finden. Mit dem Gies- sen muss man in dieser Periode sehr vorsichtig sein und zuerst nur wenig Wasser geben, bis die unterdess immer fortschreitende Fermentation die Gefahr beseitigt und ein stärkeres Giessen ge- stattet ist. Man braucht nach dem Einsetzen der Pflanzen (was doch gewöhnlich im Anfang Okto- ber geschieht) die Töpfe nur einmal zu giessen, und dann nicht mehr bis Anfangs Februar, wo der Trieb beginnt. Von da ab gibt die Untersuchung des die Töpfe umgebenden Mooses den Maasstab an, ob und wie viel man dem Beete Wasser giebt; doch ist noch immer bis Mitte des Sommers einige Vorsicht wegen der durch das Giessen sich neu re- genden Fermentation zu beobachten. Diese letztere ist aber auch ein Haupttriebmittel für das rasche Wachsthum der Pflanzen und bringt dieselben bis Ende September auf einen so üppigen Stand, dass man wahre Dekorationspflanzen von 'iFuss Höhe und von prächtigem Blätterschmucke erzielt. Zu Anfang Oktober werden diese einjährigen Pflanzen ausge- topft, ihrer Wurzeln beraubt, etwaige Keimbildung zu jungen Trieben beim Wegnehmen der unteren Blatter, und diese nur soweit hinauf entfernt, als der Strunk durch seine Bräune hinter den abge- nommenen Blättern seine Reife anzeigt. Das Ende des Strunkes wird hiernach abgeschnitten, und, nachdem die Blätter zum Behufe leichterer Behand- lung mit Bast zusammengebunden sind, die so vor- bereiteten Pflanzen in ebenso durchbrochene, aber oben 6 bis 7 Zoll weite Töpfe auf dieselbe Weise in Moos fest eingepflanzt, wie das erste Mal. 38 Das Beet, auf welches diese Pflanzen kommen, braucht, falls es im vorigen Jahre mit frischem Material angelegt war, diesmal nur umgearbeitet zu werden, jedoch mit Elntfernung des alten Moo- ses, welches durch frisches zu ersetzen ist. Die Behandlung ist dies zweite Mal dieselbe, wie vor- her; nur dürfen die so vorbereiteten Pflanzen, so lange sie nicht auf das Beet gebracht werden kön- nen, keine Nacht hindurch in einem kühlen Räume aufbewahrt werden, da dies sehr leicht zur Fäul- niss der Schnittflächen in den Strünken Anlass gibt, wodurch die Pflanze verloren geht. Die Fruchtpflanzen werden Anfangs mit 'i Fuss Entfernung auf das Beet gestellt und mit Moos leicht umgeben; später jedoch, wenn keine Geiahr eines jähen Brandes zu befürchten ist , so tief in das Moos eingelassen, dass der Topf nicht mehr sicht- bar bleibt, und nun, an den Seiten wenigstens, so fest angefüttert, dass die Pflanze senkrecht steht. Das Giessen wird bei diesen stärkeren Pflan- zen natürlich öfter und nachdrücklicher nötliig, so dass man im Sommer am Anfange jeden Monats einem Beete von üU Fuss Länge HHJ Kannen Wasser geben darf. Dieses Quantum giebt man , sobald die Blüthe sich xeigt, bis zur Fruchtausbildung. Schatten wird natürlich, wie bei den anderen Kulturmethoden, nicht gegeben. Ebenso bleibt die Eegulirung der Temperatur dieselbe. Schliesslich noch ein Wort über einige Vor- züge dieser Methode. Vor Allem ist der geringe Aufwand an Mitteln hervorzuheben , der dieses vereinfachte Verfahren auszeichnet. Ausser diesen geringen Kosten, welche das Beschaffen des erforderlichen Mooses erfordert, die im Vergleich zu den Vorbereitungen und dem Trans- port der Ananaserde wenig betragen, genügt auch ein viel geringeres Personal, um die täglichen Ar- beiten auszuführen; denn, weil das Giessen nur monatlich wiederholt zu werden braucht, ist ein Arbeiter genügend, um eine grosse Treiberei die- ser Frucht zu versehen. Die der Ananas eisenthümlichen Feinde unter den Insekten sind bei diesem Verfahren noch nicht beobachtet worden, obgleich dies auch bei anderen Methoden, falls sie naturgeniäss gehandhabt wer- den, der Fall ist, da deren Erscheinen inmier nur Folge eines Kulturfehlers bleibt. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, die Auf- merksamkeit strebender Fachmänner auf ein Ver- fahren zu lenken, was auch den weniger Bemittel- ten in Stand setzt, diesen schönen Zweig der Frucht- treiberei mit Vortheil betreiben zu können." Pflanzen- und Blumcnscliau. Wir werden auch in diesem Jahre fortfahren, über neue oder doch wenigstens neu sein sollende Einführungen aus ausländischen Zeitschriften zu be- richten, müssen aber gleich anfangs unser Bedauern aussprechen , dass trotz der vielen Zeitschriften, welche in gewissen Zeiträumen Pflanzen durch Ab- bildungen erläutern, eigentlich doch nur wenig Gu- tes abgebildet wird. Zum Theil ist selbst die Wahl im eigenen Interesse keine glückliche ; man sieht, dass nur das Bedürfniss oder vielmehr die Noth- wendigkeit, Abbildungen liefern zu müssen, oft nach der ersten besten Pflanze hat greifen lassen, um diese möglichst wohlfeil und bunt darzustellen. In der Regel sind es aber nur Copien. Wir wären wohl im Stande, nicht eine und dieselbe Pflanze zu nennen, welche wir 4 und selbst H Mal durch eben so viele Zeitschriften erhalten haben. Ob die Her- ausgeber dadurch in ihrem eigenen V'ortheile han- deln, bezweifeln wir, da man Niemanden zumuthen kann, Zeitschriften, in denen man selten etwas Selb- ständiges und Gutes erhält, um schweres Geld zu kaufen. Wir kennen Pflanzen- und Blumenlieb- haber, welche früher '^ und 4 auswärtige Zeitschrif- ten jährlich hielten, sich aber jetzt auf eine einzige beschränkt haben. Wir beginnen unsern Bericht mit dem botani- cal Magazine. Auf der fi'i'il. Tafel ist die Tschu- san-Palme unter dem Namen Chamaerops For- tun ei Hook, abgebildet. Lange Zeit hielt man sie mit der japanischen Ch. excelsa identisch, von der ebenfalls jetzt im Palmenhause von Kew ein Exemplar blüht. Dieses hat v. Siebold direkt aus dem Vaterlande eingeführt- In der Blüthe selbst fand Hooker zwischen beiden Arten keinen we- sentlichen Unterschied, aber im Habitus. Zunächst stehen bei der Tschusan- Palme die Fasern der Blattüberreste gedrängter und fester, die Blattstiele sind kürzer, dagegen aber dicker, die Blätter weni- ger blaugrün und niit breiteren, an der Spitze über- hängenden Fiederspalten vt-rsehen. Sie ist auch härter und möchte selbst bei uns, t;leich den Araukarien, nur einiger iMassen geschützt, aushalten. In dem königlichen Garten von Osborne auf der Insel Wight steht seit IL) Jahren ein Exemplar im Freien, was bereits drei Mal daselbst geblüht hat. Die Höhe der ganzen Palme beträgt 10 Fuss; der Stamm allein ist (i Fuss hoch und hat an der Basis einen Durchmesser von 1 Fuss. Chamaerops hurai- lis steht zwar ebenfalls auf der Insel Wight im Freien, verlangt aber einigen Schutz. Cocos plumosa Lodd., welche lange Zeit mit der Cocos comosa Mart. verwechselt wurde, blüht ebenfalls, aber wahrscheinlich zum ersten Male 39 in Europa, im Palmenhause von Kevv, wo ein statt- liches Exemplar sich vorfindet. Es hat bereits eine Höhe von gegen (JUFuss; der schöne Stamm allein misst •^U und hat beinahe einen Fuss im Durch- messer. Gleich den Stämmen der übrigen Cocos- Arten ist er geringelt, seine Blätter erscheinen aber ganz besonders elegant und schlank. Die Palme ist ein besonderer Stolz in Kew; wir sind seinem Direktor aber besonders dankbar, dass er von ihr auf der fjlSü. Tnfel Darstellungen gege- ben hat. Wir gehen zu einigen Orchideen über, die dieses Mal ganz besonders berücksichtigt sind. Wir haben bereits im vorigen Jahrgange (S. 166) des Grammatophyllum speciosum Bl. gedacht, das wegen Schönheit und Grösse zugleich seinen Na- men verdient. Aber auch eine zweite Art, die der Missionär Ellis von seiner Reise aus Madagaskar mitbrachte und nach ihm Gr. EUisii Lindl. ge- nannt wurde, verdient alle Beachtung. Sie blüht eben bei genanntem Missionär, der zugleich ein grosser Blumenfreund ist und viele der Pflanzen, die er mitgebracht, selbst kultivirt. Die Pflanze muss mit ihrem langen und überhängenden Schafte, an dem 4ü gelbe und braun gestreifte Blüthen sich befinden, einen wunderhübschen Anblick geben. Neben der bei uns hinlänglich bekannten Pha- laenopsis grandiflora Lindl., die wohl kaum von der auf der öl 84. Tafel abgebildeten Ph. ama- bilis Bl. verschieden sein möchte, findet man auf der ö'^l'i. Tafel noch Ph. rosea Lindl., welche Reichenbach der J üngere später equestris ge- nannt hat, zuerst aber von Prof. Schauer Stau- roglottis equestris genannt wurde. An Schön- heit steht sie nach , obwohl die sehr zart rosafar- benen, aber doch kleineren Blüthen gedrängt stehen. Ihre Einführung verdankt man Veitch, der sie von einer der Philippinen, von Manilla, erhielt. Vanda gigantea Lindl. (tab. 5 ISO.) erhielt ebenfalls Veitch, aber aus dem Reiche der Bir- manen. Bei uns in Deutschland ist sie zwar sel- ten , aber doch vorhanden. Ohne Zweifel hat sie die grössten Blumen, da diese nicht weniger als '■\ Zoll im Durchmesser besitzen. Wie bei den meisten Vanden ist ihre Grundfarbe gelb, die aber durch braunrothe Flecken unterbrochen wird. Zwischen den schönen, riemenförmigen Blättern von 1| Fuss Länge und von prächtigem, freudigem Grün nehmen sie sich sehr gut aus. Catasetura atratum Lindl. (tab. 5'20"2.) ken- nen wir in unsern nordostdeutschen Gärten meist unter dem Namen C. pallidum Kl. Loddiges erhielt aus Brasilien die ersten Scheinzwiebeln. Diese haben in der Regel ausgewachsen eine Länge von 5 Zoll; Blätter sind dunkelgrün und meist nur 3 an der Zahl. Der Schaft hängt über und besitzt grüne Blüthen, aber mit violett -braunen, ziemlich breiten Querstrichen versehen. Sarcanthus Parishii Hook. (tab. 5 i 17.). Low erhielt diese nette Orchidee von Parish aus Mulmein in Ostindien und blühte erst vor Kurzem. Sie hat schmale, lange Blätter und besitzt die Blü- then in Trauben. Die ersteren sind zwar klein (kaum I Zoll im Durchmesser), haben jedoch durch ihre Färbung, die gelb, aber durch rothe Striche unterbroclien ist, ein hübsches Ansehen. Oncidiurn phy mat ochilu m Lindl. (tab. 5214.) stammt wahrscheinlich aus Mexiko, von wo es 1847 eingeführt wurde. Zuerst ist es in Pax- ton's Flower garden (I.Band, iS.Taf.) abgebildet. Nur ein ?> Zoll breites und 1 4 Zoll langes und flei- schiges Blatt ist vorhanden. Die Traube hat ein schlaffes Ansehen und die Blumenblätter sind grün, aber von rothen Flecken unterbrochen. Die Lippe besitzt dagegen eine weisse Farbe, an der Basis jedoch wiederum '^ oder 4 violette Flecken. Oncidium longipes LindL (tab. 5193.) ver- danken wir wiederum Loddiges, der sie aus Brasilien über Rio Janeiro erhielt. Da die Blüthen in manchen Stücken von der Form, die wir schon früher in den Gärten besassen, abweicht, so hält sie der jüngere Reichenbach für eine besondere Art, die er nach dem Fundorte: O. janeirense nennt. Auf jeden Fall stellt sie eine empfehlens- werthe Form dar, die der Hauptart vorzuziehen ist. Ausgezeichnet ist diese bekanntlich durch ihre sehr grosse Lippe, deren Kamm bei der Janeiro- Pflanze ebenfalls abweicht. Chysis bractescens Lindl. (tab. 518.5.) ist bei uns eine so bekannte Orchidee, so dass wir uns bei ihr nicht weiter aufzuhalten brauchen. Habenaria salaccensis Bl. (tab. 5196.) ist von dem botanischen Gärtner Binnendyck in Buitenzorg auf Java im lebenden Zustande nach Kew gesendet worden, möchte aber Liebhabern, die nur das Beste wollen, grade nicht zu empfehlen sein. Der Stengel wird l'i bis 14 Zoll hoch und ist mit Blättern, wekhe nach oben allinählig klei- ner werden, besetzt. An der 5 — 6 Zoll langen Traube befinden sich ziemlich horizontal abstehende Blüthen mit grünen Kelch- und rothen Blumen- blättern. Von dem bekannten Sammetblatte, Aneco- chilus setaceus, welches aber der jüngere Rei- chenbach nicht für die ächte Blurae'sche Pflanze d. N. hält und deshalb mit einem neuen und stol- zen Beinamen : Friederici Angusti versehen hat, besitzt man eine Form, wo die Blätter zwar immer noch die sammetartige und bronzenfarbige Ober- fläche besitzen, wo aber die Nervatur nicht durch 40 eine Goldlärbung besonders hervorgehoben ist. Sie führt deshalb den Namen: Anecochilus setaceus |3. inornatus, d. h. das schmucklose Sammetblatt (tab. 520R.). (B'ortsetzung fol'jt.') Legeler's priiktistlH' ^Icssltiinst. Die Erscheinung dieses Buches gewährt die Genugthuung, dass es speciell für Gärtner, sowie für Gartenfreunde, und dabei von einem praktischen gebildeten Gärtner geschrieben ist. Seit '.]'! Jahren als Lehrer in der Mathematik und in den Natur- wissenschaften an der Gärtner-Lehr-Anstalt ange- stellt, möchte der Verfasser wohl vor allem berufen sein, allen den zeitgemässen Anforderungen, welche an einen gebildeten Gärtner, auch nach dieser Rich- tung hin, gestellt werden, Kechnung zu tragen. Die Gartenkunst ist hierdurch von der Noth- wendigkeit in verschiedenen Lehrbüchern unabhän- gig geworden, sich über praktisches Feldmessen und über alles dasjenige zu unterrichten, was bei Aus- führung von Gartenanlagen so unentbehrlich ist; es hat hierdurch die von den Männern dieser letzteren Fachwissenschaft immer nur oberflächlich behandelte schöne Gartenkunst ihre zeitgemäss ver- tretene Selbstständigkeit gefunden. Der Gartenkünstler wird durch die in dem Buche gegebenen Anleitungen zur Lösung sowohl der einfachsten, wie auch der zusammengesetztesten, bei einer Gartenanlage vorkommenden Aufgaben so stufenweise geführt, dass es ihm, bei einer ange- messenen Befähigung, nicht schwer fallen kann, auch für ähnliche, nicht speziell angegebene Fälle ein geeignetes Verfahren zu entwickeln. Was den Inhalt des Buches selbst betrifft, so enthält die erste Abtheilung die Beschreibung, Ab- bildung und Anleitung zur Handhabung der, sowohl bei den verschiedenen Aufnahmemethoden, als auch der beim Auftragen des Gemessenen auf dem Papiere erforderlichen Instrumente und Werkzeuge. Hieran knüpfen sich die Auseinandersetzungen der Eigen- schaften und die Berechnungsformeln der Dreiecke, des Kreises, des Prisma's etc., die Entwicklungen der trigonometrischen Grundformeln, die mechani- schen und geometrischen Konstruktionen im Freien und auf dem Papiere, die verschiedenen Aufnahme- methoden und die beziehungsweise davon abhän- gigen Darstellungen auf dem Situationsplane, die Inhalts -Berechnungen aller der auf Gartenanlagen bezüglichen Flächen, die verschiedenen Nivellir- methoden und die Höhenmessungen derjenigen Ge- genstände, zu deren Gipfelpunkte man nicht un- mittelbar gelangen kann. In der zweiten Abtheilung sind in 2S Aufgaben und ihren Auflösungen alle diejenigen praktischen Fälle zusammengestellt, welche bei Gartenanlagen am gewöhnlichsten vorkommen, woran sich die, oft so nothwendige Kenntniss der Theilung der Flächen anknüpft; nachdem ferner auseinander gesetzt ist, in welcher Weise ein Gartenplan auf das zu seiner Ausführung bestimmte Terrain übertragen wird, schliesst diese Abtheilung mit der Anleitung, in H bis 4 Stunden Boden- und Mergelarten quanti- tativ nach ihren Hauptbestandtheilen untersuchen zu können, um hierdurch in den Stand gesetzt zu werden, über die Güte eines Bodens, dessen äusse- res Ansehen gar oft seiner wahren Produktions- fähigkeit widerspricht, ein richtiges Urtheil zu fällen, was um so nothwendiger erscheint, als bei ausgedehnten Gartenanlagen noch immer nicht ge- nug auf die Zusammensetzung des Bodens Rück- sicht genommen wird, um sowohl für die zur Gar- tenanlage bestimmten Gehölze, als auch für den Platz der Baumschulen den entsprechenden Boden auszuwählen. In gleicher Weise ist ferner eine Anleitung gegeben um selbst das Wasser, wenn auch nur qualitativ, zu untersuchen Die dritte Abtheilung enthält Tabellen, welche die Auflösungen und Berechnungen der praktischen Aufgaben erleichtern und auch eine Uebersicht ge- währen über die Beziehungen der Längen-, Flächen- und Raumgrössen, welche sowohl bei dem Betriebe der praktischen Gärtnerei, als auch im gewöhnlichen Leben vorkommen, im preussischen Masse und Zoll- gewichte ausgedrückt. Die Auseinandersetzungen sind überall einfach und klar gehalten. So möge denn dieses Buch durch seine Verbreitung dazu beitragen helfen, die Gar- tenkunst nach allen Seiten hin zu fördern. Schliesslich mag übrigens noch darauf hinge- wiesen werden, dass er eine wichtige Ergänzuno- des „Meyer'schen Lehrbuches der schönen Garten- kunst" bildet, in dessen Vorrede schon auf dies Legeler'sche Werk verwiesen ist. Die Ausstattung ist zeitgemäss und durchaus gut; der Preis von i Thlr. 20 Sgr. für das Gegebene (15 Bog. gr. 8° mit 17(i Holzschnitten und 1 Steindrucktafel) ein sehr massiger. Boriclitigung. In der Abhandlung des Hofgärtners Schmidt über Orangerie -Kultur ist (Seite 18, 2. Spalte, 15. Zeile) anstatt „mastige Kulturen" aus Versehen „massige Kulturen" gesetzt worden, was wir des- halb zu ändern bitten. Verlag von Karl Wieganiit in Berlin. Kommanilantenstrassc t)-2- Druck von J. F. Stare ke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuno; des (jartenbaues in den Küni Fenstern 450 bis 7f)Ü Pflanzen enthält. Gleich nach dem Ver- pflanzen werden sie tüchtig angegossen. So oft die Witterung trocken ist , müssen sie öfter Wasser erhalten. Gegen Mitte oder Ende November sind die Pflanzen schon kräftig geworden und man muss darauf sehen, dass sie nun nicht zu schnell wachsen. Ich lasse dann andere Beete, eben so wie die ersten , zurecht machen , und versetze dieselben Pflanzen noch einmal zu 5U Stück unter einem Fen- ster. Durch diese zweite Pflanzung wird ihr Wachs- thum nicht allein zurückgehalten; sie werden auch abgehärtet und ertragen dann die Kälte besser. Bei gelinder Witterung nimmt man die Fenster am Tasre von den Kästen herunter, sie werden aber alsbald aufgelegt, sobald die ersten Fröste beginnen. Ist dieses geschehen und es ist nicht kalt, so wird stark Luft gegeben. \\'ird die Kälte aber wieder strenger, so bedeckt man die Fenster ausserdem noch mit Strohdecken. Nimmt die Kälte noch mehr zu, so muss alsbald ein Umsatz um den Kasten von alten ausgebranntem Mistbeet-Dünger gemacht werden und man verdoppelt und vcrdreitacht selbst die Strohdecken. Ueberhaupt triÖt man alle Für- sorge, dass die Kälte den Pflanzen nicht schaden kann, benutzt jedoch nie künstliche AVärme dazu. Scheint die Sonne, so nimmt man die Stroh- decken wiederum fort , damit die Pflanzen Licht erhalten. Ist es überhaupt milder, so gibt man wiederum ein wenig Luft. Abends muss man un- ter allen Fällen die Luft wegnehmen und den Ka- sten zudecken, da man über Nacht nie vor stärkerm Froste sicher sein kann. In strengen Wintern bleibt der Blumenkohl manchmal 4 bis 6 Wochen ohne alles Licht und ohne alle Luft fest verschlossen in den Kästen. Diese lange Dunkelheit verzärtelt häu- fig die Pflanzen, dann werden sie auch empfindlich gegen die Einflüsse der Luft und des Lichtes. Deshalb ist es durchaus nothwendig, sie immer erst von Neuem wieder daran zu gewöhnen, indem man im Anfange wenig Licht und Luft gibt. Die erste Mistbeetlagc zum Treiben des Blu- menkohles mache ich in der Zeit vom 'IG. Dezember bis Ifi. Januar, je nachdem es die Witterung und sonstige Umstände erlauben. In sehr strengen Win- tern bin ich auch erst gegen Ende Januar dazu gelangt. Für den Blumenkohl mache ich nur halb- warme Kästen, das heisst : ich nehme halb frischen und halb schon ziemlich ausgebrannten Pferdedün- ger, der schon zur Si);irg(ltreiberei benutzt ist. In den Küchengänen , wo sclion im Oktober die Kopfsalattreiberei in Mistbeeten bcLiinnt, wer- den gewöhnlich die abgeerndteten Salatbeete dazu genommen, und nur mit frischem Pferdedünger- Umsatz versehen. In diesem Falle kann jedoch der Blumenkohl erst Anfanus Februar gepflanzt werden. Die zweite Treibblumcnkohllage mache ich vom 15. bis 24. Februar und nehnje dazu nur Dünger, der schon zur Spai-geltreiberei gedient hat. Eines- theils weil der frische Dünger zu der Zeit sehr knapp ist, denn Bohnen-, Melonen-, Gurkenlagen und die Spargeltreiberei haben ihn absorbirt , und anderntheils habe icli bei milder Bodenwärme im- mer besseren Blumenkohl gezogen. Zu den Blumenkohl-Mistpacken bringe ich ge- wöhnlich eine Lage Dünger von 9 Zoll unter den Kasten, setze dann die Kästen darauf und fülle diese bis 6 Zoll von der Fenster- Oberfläche mit Dünger an, der tüchtig fest getreten wird. Nach ,'i bis 6 Tagen hat er die hinreichende \\'ärme er- langt. Hierauf wird er noch einmal fest getreten, in den Kästen gleich gemacht und 8 bis 9 Zoll hoch Mistbeeterde darauf gebracht. Unter gewöhn- lichen Mistbeetfenstern ]jflanze ich 2 Reihen Blu- menkohl, vom kleinen Salomon 4, vom grossen aber i) Pflanzen in die Keihe. Ich habe auch einige grössere Mistbeetfenster, j die sonst hauptsächlich zur Blumenkohltreiberei und nachher zu den Anaiiastolgcpflanzon und Kindein verwandt werden. Unter diesen Fenstern pflanze ich 4 Reihen, aber jedesmal so. dass die obere und die untere Reihe I Fuss von den Kastenbrettern entfernt bleibt. Zwischen jeder Reihe Blumenkohl bringe ich 2 bis .'5 Reihen frühen Treibkopfsalat oder säe Radieschen dazwischen. Frühe Karoten, wie es in mancher Küchengärtnerei üblich ist, da- zwischen zu säen , halte ich nicht für gut , denn der Blumenkohl wächst zu rasch, die jungen Mohr- rüben werden nicht fertig und zwei Drittel bis drei Viertel gehen zu Grunde. Hat man die Pflanzung vollendet und ist die Erde trocken, so giesse man die Pflanzen an. Bei der Januar-Pflanzung ist dies gewöhnlich nicht nö- thig. Häufig aber bei der zweiten Lage oder Fe- OD ~ 43 bruar-Pflanzung. Am Tage gibt man den Blumen- kohl so viel Luft als möglich, und bedeckt während der Nacht die Fenster mit einfachen, do|)pelten oder dreifachen Strohdecken , je naclidem die Kälte ist. Tritt sich der Umsatz um den Kasten nieder, so erneuert man ihn , um das Eindringen des Frostes abzuhalten. Rückt die Jahreszeit weiter vor und wird die Luft Würmer, so gibt man mehr Luft. Bnld wer- den dabei die Pflanzen so gross, dass sie die Fen- ster berühren. In diesem Falle hebt man die Kä- sten und legt dann unter jede Ecke ein Paar Mauersteinstücken oder grosse Packete Düno-er. begen Anfang bis Mitte April benutzt man die w.unien Tage, um die Fenster wegzunehmen, die ich dann zu den Ananaslagen benutze. Er ist nun allerdings den etwaigen kalten Nachtirösten ausge- setzt. LTm meinen Blumenkohl davor zu schützen, bringe ich ?> Reihen von Stangen über die Kästen, um ihn dann nothigen Falls des Nachts mit Stroh- decken belegen zu können. Wie das Wetter wärmer und damit der Blu- menkohl grösser, sowie kräftiger, wird, muss er stark begossen werden. Zwischen den lU. bis 15. April fangen beitn kleinen Salomon die Blumen sich zu bilden an, 8 bis 12 Tage später beim grossen Salomon. Von dieser Zeit an muss man den Blu- menkohl alle zwei Tage untersuchen. Sobald man eine Blume, die so gross wie ein Hühnerei ist, fin- det, muss man sich beeilen, einige Blätter im Innern der Pflanze zu brechen und die Blumen damit zu bedecken , damit Licht und Luft ihnen entzogen wird und sie ihre i^anze AVeisse behalten. Von da an wird der Kopf immer freier; dann muss er noch mehr bedeckt werden. Man nimmt zu diesem Zwecke ein Paar untere grosse Blätter, welche ihn umgeben, knickt sie ein und bedeckt die Blumen damit. Sobald der Kopf anfängt locker zu werden oder nach dem Ausdrucke der Gemüsegärtner, sich zu entschuppen, ist er zum Abschneiden gut. Es rauss dieses auch geschehen, wenn er nicht sein schönes Ansehen und damit zusammenhängend auch seinen Werth verlieren soll. Die Erndte des gros- sen und kleinen Salomon auf diese Weise kuhi- virt, dauert vom 'JU. April bis gegen Anfang ,Iuni. 3. Der Frühjahrs-Blumenkohl. Hierzu brauche ich den halbharten Blumen- kohl. Er wird zu derselben Zeit, wie zum Trei- ben, gesäet und eben so behandelt. Weil aber bei anhaltenden und strengen Wintern manchmal die Pflanzen schlecht werden, so mache ich gewöhnlich Anfangs Januar in der frühen Mohrrübenlage eine zweite Aussaat davon, die gegen Ende Februar oder Anfangs März in einem kalten Kasten auspi- kirt wird. Je nach dem die Witterung es erlaubt, pflanze ich ihn von Mitte bis Ende März an einer geschützten Wand der Mittagsseite. F^nde April, wenn keine starken Nachtfröste mehr zu befürchten sind, kommt er in das freie Gartenquartier. A Die Pllanzung ;iuf ein gesc li üt zt es Gartenbeet. Auf ein geschütztes Gartenbeet von 4 Fuss Breite pflanze ich '2 Reihen, und zwar die Pflanzen in der Reihe Ij bis 2 Fuss von einander entfernt. Mit dem Handspaten nehme ich sie zu diesem Zwecke aus dem Schulbeete heraus und untersuche sie ge- nau, um diejenigen fortzuwerfen, welche folgende Fehler besitzen: 1. welche kein Herz haben; 2. welche kleine Wulste oder Hervorragungen am Stengel besitzen ; 3. welche an den AVurzeln beschädiort sind oder wo diese überhaupt ein schlechtes Ansehen zeigen; 4. welche dicht über der Wurzel an dem Sten- gel Schimmel oder faule Flecke haben. ! Aus allen Pflanzen dieser 4 Kategorien erzeugt I man entweder gar keinen oder ganz schlechten Blumenkohl. Ist die Auswahl beendigt, so pflanze ich den Blumenkohl mit dem Pflanzholze, und zwar bis an die untern Blätter, in die Erde, drücke ihn hierauf gehörig an und giesse ihn zuletzt tüchtig, damit die Pflanzen in der Erde gut befestigt werden. Bis gegen Ende Ajiril stelle ich entweder Glasglocken darüber oder ich mache einen Bretterumsatz und lege Stangen über diesen , um ihn während der Nacht mit Strohdecken belegen zu können. Ende April werden aber auch diese Schutzmittel weerge- nommen , die Glasklocken dagegen zu den frühen Gurkenpflanzungen im Freien verwandt. Bei schöner warmer Witterung begiesse man den Blumenkohl häutii;. Von Anfang Mai ist es sogar nöthig, dass man auf ?> Quadratfuss zwei- mal in der Woche eine grosse Giesskanne Wasser gibt. Nach Mitte bis gegen Ende Mai fangen sich die Blumen an zu bilden und der grösste Theil ist bis Ende Juni abgeerndtet. B. Die Pflanzuiifr im freien Gar te nqua rti er. Diese nehme ich gewöhnlich von Mitte bis Ende April vor. Ich pflanze und verfahre dabei eben so, wie es vorher gesagt worden ist. Der Blumenkohl verlangt aber in diesem Falle mehr Wasser, weil er freier steht und auch die Witte- rung gewöhnlich noch wärmer ist. Seine Blumen sind von Ende Juni bis Mitte Juli zum Abernd- ten gut. (Sehluss fulgt.) 44 Pflanzen- und ßlumcnischaii. (Schluss.) Wir wenden uns den übrigen Monokotylen zu. Auf der 5'220. Tafel ist eine Bromeliacee abgebildet, nämlich die bei uns hinlänglich bekannte, aber nichts desto weniger sehr zu empfehlende Guzmanina tricolor R. et P. Die dichte Blüthenähre mit ihren am unteren Theile grünen und violett - ge- streiften, am obern Theile aber schön-rothen Deck- blättern und mit den weissen Blüthen bietet um so mehr einen hübschen Anblick dar, als sie sehr lange ihre Schönheit besitzt. Von den beiden Aroideen ist Alocasia me- tallica Schott (tab. 5190) bei uns sehr verbreitet und hinlänglich bekannt, Amorphopallus du- bius BI. dagegen eine Pflanze, die erst Thwai- tes, dem wir so viele Pflanzen aus Ceylon ver- danken, eben daher eingeführt hat. An der Spitze eines kurzen Schaftes, der, wie bei den übrigen Arten, vor den Blättern hervorkommt, befindet sich die 6 Zoll lange Blumen scheide von grüner Farbe, aber mit dunkelviolettem Saum, und umgibt den zum grüssten Theile mit gelben Staubbeuteln be- deckten Kolben. Später erst kommt das eine lang- gestielte, ziemlich grosse und vielfach zusammen- gesetzte Blatt hervor. Man versucht zwar die specifische Natur der neueren Chantin'schen Caladien in Belgien zu recht- fertigen, trotzdem wird aber doch von Botanikern eine Art nach der andern eingezogen oder nur als Form betrachtet. Grade von C. Neumanni, was besonders noch in neuester Zeit als eine gute Art festgehalten wurde, weist Hooker (tab. r)l99) ent- schieden nach, dass es nur eine Abart des alten C. bicolor ist. Callixene polyphylla Hook. (tab. 5192) würde man dem Ansehen nach eher für eine Eu- phorbiacee aus der Nähe der ächten Phyllanthus- Arten halten, als für eine Liliaree (im weiteren Sinne). Obwohl in allen ihren Theilen schlanker , erinnert sie besonders wegen der Blattform und Blattstellung einiger Massen auch an Buxus. Wie bei Phyllan- thus Niruri, so hängen auch hier aus den Winkeln der Blätter die allerdings grösseren, aber ebenfalls weissen Blüthen herab. Sie wächst im äussersten Süden Chili's. Kunth trennt mit Unrecht das Genus, indem er die von Ruiz und Pavon auf- gestellte Luzuriaza festgehalten haben will und nennt unsere Pflanze deshalb L. erecta. Ihre Ein- führung verdankt man Standish. Aus der Abtheilung der Baumlilien finden wir auf der 5213. Tafel die bei uns bekannte, aber doch wenig verbreitete Agave yuccaefolia Eed. Ob- wohl schon Redoute eine sehr hübsche Abbildung in seinem grossen Lilienwerke gegeben hat, so kannte man doch bisher nicht das Vaterland genau; nun weiss man es, da der botanische Garten in Kew eine Pflanze aus Mexiko erhielt. Das Exem- plar, was eben blühte, hat einen kurzen Stamm mit einer gegen 2y Fuss im Durchmesser enthaltenden ßlätterkrone. Mitten aus dieser kommt der bis "20 Fuss hohe Blüthenschaft hervor und gewährt einen imposanten Anblick. Wir haben bereits im vorigen .Jahrgänge der Wochenschrift (Seite 61^) eine Beschorneria, welche sich ira botanischen Garten zu Berlin befindet, un- ter dem Namen B. yuccoides beschrieben. Uns standen damals keine Blüthen zu Gebote. Die Pflanze hat eben im botanischen Garten zu Kew geblüht und verdient nun um so mehr Empfehlung, als sie in diesem Zustande noch besondere Reize hat, durch einen korallenrotheii, i Fuss hohen Schaft, dessen obere Hälfte an schlanken, nach einer Seite gewendeten Stielen die grünen, röhrigen, ziemlich langen und herabhängenden Blüthen trägt. Auf der 52ü3. Tafel gibt Hook er eine sehr gute Abbildung. Auf der Ö2Ü1. Tafel hat Hook er eine andere Baumlilie abgebildet : Yucca canalieulata Hook., die wir auf der letzten Festausstellung des Vereines unter den Laurentius'schen Pflanzen sahen. Wir hielten sie damals für eine Form der Y. angusti- folia Pursh (S. voriger Jahrg. S 205). Da sie jetzt in Kew blüht, sind wir dem Direktor des dor- tigen botanischen Gartens dankbar, dass er uns eine gute Abbildung mit Beschreibung gibt. Das dortige Exemplar hat einen kurzen Stamm, der mit einer dichten Krone von steifen, 2 Fuss langen und rinnenf'örmigen Blättern endigt. Aus ihnen ragt die grosse Rispe mit glockenförmigen, hellgelben Blüthen hervor. Woher sie stammt, weiss man nicht, wahrscheinlich aus Mexiko. Aloe albo-cincta (5210 Tat.) Haw. ist zwar schon eine sehr alte Pflanze in unseren Sammlun- gen, hat aber jetzt zum ersten Male bei Saun- ders geblüht. Dessen Sammler Cooper sendete sie direkt aus der Algoa-Bai an der Küste des südlichen Afrika. Die Pflanze hat einen 2| Fuss hohen Stamm mit 1 — 1-' Fuss langen Blättern, wel- che ausserdem an der Basis 6 Zoll breit und 1 Zoll dick sind. Ihre etwas blaugrüne Farbe wird durch kurze, aber dicke, weisse Längsstriche unterbro- chen. Einen besonderen Schmuck bildet sie in der Blüthezeit mit ihrer sehr grossen und zusammen- gesetzten Doldentraube. Die scharlachrothen Blü- then stellen eine in der Mitte erweiterte Röhre dar. Tradescantia Warszewicziana Kth (tab. 5188) ist von uns bereits im 2. Jahrgange der Wo- chenschrift (Seite 334) besprochen und blüht regel- mässig jeden Winter im botanischen Garten zu Berlin. 45 Cyrtanthus sanguineus Hook. (tab.5'2lS), zuerst im Journal der Londoner Gartenbaugesell- schaft (III, pag. 1)15) als Gastronema beschrieben, gehört, wie die andern Arten des Geschlechtes, zu den kleinblüthigen Aniaryllideen, empfieht sich aber wegen der schönen rothen Farbe der Blüthen. Als Vaterland wird Caffraria, also Südafrika, angegeben. Zu den grossblüthigen Arten derselben Familie ge- hört dagegen Crinum giganteum Andr. mit 5 — ? Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen von gelblich-weisser Farbe, die ausserdem noch zu 6 und 7 an der Spitze des 2 — H Fuss hohen Schaf- tes zum Vorschein kommen. Capt. Babington hat sie neuerdings wiederum aus Sierra Leone nach England gesendet. Zu den 3 bekannten Methoniken, von de- nen aber nur 2 sich in Gärten befinden (Metho- nica gloriosa und virescens oder Plantii) und eine (abyssinica A. Rieh., Clinostylis speciosa Höchst.) aus Abyssinien beschrieben ist, kommt nun eine vierte, welche Hooker wegen ihrer sehr grossen Blüthen M. grandiflora ge- nannt hat. Der Hannoveraner Mann, der eine Zeit lang auch im Borsig'schen Garten in Moabit bei Berlin war und jetzt sich bei der Niger-Expe- dition befindet, hat von der Insel Fernando Po am Ausflusse des Nigers lebende Wurzeln im Früh- jähre IStiO nach Kew gesendet, die ausserordentlich rasch trieben, so dass die Pflanze vom Juli bis September die ganzen Fenstersparren des Hauses, in dem sie sich befand, bedeckte. Die Blüthen be- sitzen eine hellgelbe Farbe, haben 8 Zoll im Durch- messer und ihre Blumenblätter sind weniger kraus am Rande. Wir schliessen hier die beiden abgebildeten Farne an. Die buntblättrigen Formen der Pteris quadriaurita Vahl, welche als argyraea und tricolor in den Handel gekommen, sind nun auch, nachdem fast alle gärtnerischen Zeitschriften des Auslandes sie abgebildet haben, im botanical Ma- gazine (tab. öl 83) dargestellt. Als zweites buntes Farn schliesst sich die weissgezeichnete Form der alten Pteris creticaL., eines Farn, was vielleicht die grösste Verbreitung auf der Erde besitzt, an. Der botanische Garten in Kew erhielt die Pflanze direkt aus dem Garten von Buitenzorg auf Java. Sie zeichnet sich durch die silberweissen Linien in der Mitte der Fiederblätter aus. Unter den Dikotylen sind Warmhauspflanzen und Blüthensträucher am Meisten vertreten. Vor Allem verdient die schöne Calliandra haema- tocephala Hassk. Erwähnung. Unter dem Na- men Inga haematöxyla (nicht haematocephala) kam die Pflanze aus dem botanischen Garten in Calcutta nach dem in Buitenzorg auf Java und nach Mauritius, von der zuletzt genannten Insel 1857 nach dem in Kew, wo sie im vorigen Februar zuerst blühte und dann auf der 5181. Tafel abge- bildet wurde. Man muss bedauern, dass die Cal- liandren und Ingen, deren Blüthen dicht gedrängte Köpfe bilden und fast nur aus langen und rothen oder gelben Stäubfäden zu bestehen scheinen, bis jetzt so wenig Anerkennung gefunden haben. Der Name Calliandra bedeutet auch „schönes Staub- gefäss." Die prachtvollen Blüthenköpfe, namentlich wenn sie roth gefärbt sind , nehmen sich zwischen den feinen gefiederten Blättern wunderhübsch aus. Es kommt noch dazu, dass sie leicht zu blühen scheinen. Mehre Arten blühen im botanischen Gar- ten zu Berlin, während der guten Jahreszeit in's Freie gebracht, eine lange Zeit. Es gilt dieses ge- wiss auch von der abgebildeten Calliandra hae- matocephala, also, wie der Beiname sagt: „mit blutrothen Köpfen." Seit sehr langer Zeit schon befindet sich in unsern deutschen Gärten, wenn wir nicht irren, zu- erst in Sans80U9i bei Hofgärtner H. S e 1 1 o , eine Cissus-Art unter dem Namen Ciss us velütina und Cissus sp. de Havannah. Sie hat ziemlich grosse und herz -lanzettförmige, auf der Unter- fläche braunrothe Blätter und steht allerdings der sammetartigen und buntblättrigen C. discolor an Schönheit nach, wächst aber weit rascher und über- zieht im Kurzen in Warmhäusern grosse Strecken. Die Blüthen sind zwar ein wenig grösser, als die genannter Pflanze, haben aber mit den kurzen Blü- thenstielen eine schöne korallenrothe Farbe. Bei uns in Deutschland scheint sie noch nicht geblüht zu haben. Ixora jucunda Thwait. (tab. 5197) reiht sich an Schönheit den übrigen Arten dieses nur in dem tropischen Asien vertretenen Geschlechtes an und verlangt wahrscheinlich, da sie auf einer Höhe von 4UUU Fuss auf Ceylon wächst, weniger Wärme. Die lederartigen, 7 bis 8 Zoll langen, 4 Zoll brei- ten und elliptischen Blätter stehen einander gegen- über, die blendend-weissen Blüthen haben aber eine über Zoll lange Blüthenröhre und bilden einen dicht gedrängten Kopf. Wir kommen zu '2 Vacciniaceen, von denen die eine der Alten, die andere der Neuen Welt, beide aber Gebirgsgegenden angehören. Pentapterygium rugosum Hook, ist zum Theil ein Epiphyt und wurde zuerst von Griffith in den Khasya-Bergen des nördlichen Ostindiens, später im Lande Sikkim durch den j ungern Hook er und durch Thomson aufgefunden. Booth entdeckte sie auch in Bhu- tan, der bekannte Reisende und Sammler Thom. Lobb sandte sie aber zuerst an Veit eh. Bei diesem blühte sie im Mai vorigen Jahres. Die sehr 46 runzlichen Blätter, welche ihr den Beinamen ver- schafft haben, sind last sitzend, sehr dick, elliptisch und glänzend -dunkelgrün, die BliUhen hingegen zeichnen sich durch eine fünfeckige Blumenrohre aus. Deren Farbe ist zwar weiss, aber durch rothe Querbänder unterbrochen. Kelch und Blüthenstiele sind ebenfalls roth. Unter dem Namen Tliibaudia bracteata brachte Linden in Brüssel Thibaudia pendu- liflora, oder wie sie jetzt nach der neuen Klotzch'- schen Eintheilung heisst: Psammisia penduli- flora in den Handel. In den Gärten kommt sie auch als Ps. slerophylla vor und ist als solche auch in Flore des serres (tab. 82:1) abgebildet worden. Schade, dass diese prächtigen Vacciniaceen etwas schwierig in der Kultur sind. Die schönen, rothen, am obern Finde gelblichen Blüthen nehmen sich zwischen dem glänzenden Grün der lederartigen, eirund-länglichen Blätter reizend aus. Cyrtodeira cupreata Haust., die Tapina splendens der Gärten, eine, seitdem Linden in Brüssel eine Originalpflanze zur Festausstellung im Jahre IH57 sendete, bei uns ziemlich verbreitete, jetzt aber wieder vernachlässigte Pflanze, wurde von Hooker und Regel lange Zeit ganz andern Geschlechtern eingereiht, so sehr auch Han stein nachwies, dass genannte Pflanze weder eine Achi- menes, noch eine Tapina sei. Endlich haben sich nun beide Botaniker überzeugt und wir finden auf der ölOö. Tafel eine Form abgebildet, wo die Blät- ter die gewöhnliche grüne Farbe besitzen. Wer heut zu Tage mit Begonien noch ein Geschäft machen will , der kann nur mit ausge- zeichneten Arten, und auch dann nur vielleicht, Glück | machen. Abgesehen von den zahllosen Formen und 1 Blendlingen, die immer neu hervorgehen und in den Handel kommen, besitzen wir auch, ganz be- j sonders aus den Himalaja Arten, die unsere volle Bewunderung verdienen. Wenn nun daher Bego- nia Bo wingiana Champ. von der Insel Hongkong (Nordchina) auch gar keinen Werth für Gärtner besitzt, so möchte sie doch für Botaniker deshalb interessant sein , weil sie die Art ist , welche bis jetzt am Nördlichsten gefunden ist. Acacia Drummondii Benth. (tab. 5 191) bil- det einen hübschen Blüthenstrauch, der sich beson- ders zur Schauptianze eignet. Nach Herincq sollen wir gar nicht die ächte Pflanze d. N. be- sitzen, da diese mit schmäleren Blättern angegeben wird. Genannter Botaniker nennt sie deshalb A. Pseudo- Dru m mondii. Wir haben bereits im Jahrgange 18:')? der Berliner allgemeinen Garten- zeitung über beide gesprochen (Seite 1!)?) und müs- sen wir dahin verweisen. Scutellaria incarnata Vent. (tab. 5185). Regel hat das \erdienst zuerst nachgewiesen zu haben, dass die von Linden zuerst in den Han- del gebrachte und von Planchon Sc. Trianaei genannte Pflanze nichts weiter als die alte, schon von Ventenat abgebildete Sc. incarnata ist. Hook er, der auf der 4'i(J8. Tafel des botanical Magazine eine Abbildung der letztern Pflanze mit- theilte, gibt jetzt auch eine (tab. 51 So) von Sc. Trianaei, die er aber nur alsForm jener betrachtet. Salvia scabiosaefolia Lam. (tab. 5.209) ist ebenfalls eine Labiate, die aber keineswegs unsere Beachtung verdient und auch früher schon in Gär- ten, doch mehr in butanischen und zwar meist un- ter dem Namen S. Habliziana Willd., sich be- fand. Sie hat kurze, gefiederte Blätter und Blüthen, der S. officinalis L. entsprechend. Vaterland ist die Krim. Erodiuni p elargoni florum Boiss.et Heldr. verdient in der That den Beinamen, da die Blüthen denen der Pelargonien sehr gleichen. Boi ssier theilte Samen dem Züricher botanischen Garten mit, aus dem sie dann erst weiter verbreitet wurde. Sie wird kaum höher als 1 Fuss und wächst in den Gebirgen Kleinasiens, daher sie bei uns ebenfalls im Freien aushält. Die einen halben Zoll im Durch- messer enthaltenden Blüthen sind zwar weiss, ha- ben aber an der Basis der beiden obern Blatter eine rothe Zeichnung. Abgebildet ist die i^flanze übrigens zuerst in Reger8Gartentiora( l.Bd. 111. Taf.). Solanum runcinatum R. et P. (tab. ■)SS2) würde vielleicht in unseren Gärten mehr gefallen, wenn wir nicht zu oft Gelegenheit hätten, die Blü- then der Kartoffel und des Bittersüsses zu sehen. In die Abtheilung des letzteren gehört genannte Solanum-Art aus Chili mit tiefgrünen und tieder- spaltigen Blättern. Die violetten Blüthen bilden eine gedrängte Rispe. Die beiden Sonchus-Arten, S. radicatus Ait. und gümmifer Willd. (tab. 5211 u. 5219), Ver- wandte unserer, als schlimme Unkräuter bekannte Saudisteln , haben gar keinen Werth für Gärtner und Pflanzenliebhaber, so interessant sie aucli als baumartige Lactucaceen sind. Sie gehören vorzugs- weise den nordwestlich von Afrika gelegenen kana- rischen und azorischen Inseln an. ^^ ie alle Arten dieser Familie milchen, so auch die beiden genann- ten, weshalb der Willdenow'sche Name unpassend ist. Beide wurden in botanischen Gärten früher viel kultivirt und sind in neuerer Zeit wiederum durch Dr. Bolle in Berlin eingeführt worden. Rosa sericea Lindl. wächst im Himalaya- Gebirge und hat ebenfalls für unsere Gärten, da wir der Rosen wilde und durch die Kunst gezogene so viel haben, dass wir gewiss nicht Mangel daran haben, wenig Bedeutung; es müsste denn der Um- 47 stand Intfresse erregen, dass die weissen Blumen sehr oft vierblättrig sind. Aus dieser Ursache gab Koyle ihr auch den Namen R. tetrapetala. Wir nennen endlich noch die Form des Dian- thus Seguieri Vill., welche auf der WH.i. Tafel zwar als caucasicus angegeben ist, aber grade die sibirische Pflanze mit verlängerten Blüthenstie- len darstellt. Sie wurde von Fischer als D. den- tosus bezeichnet, von dem altern de Candolle hingegen als D. versicolor. HeluT Obst-Auf bcHalirnng. Die vorzüglichen (Iravensteiner Aepfel, deren eigentliche Esszeit September und Oktober ist, wohl auch ausnahmsweise bis Weihnachten dauert, und von denen in der letzten Versammlung des "Vereines einige wegen ihrer Frische, ihrer Saftigkeit und ihres Wohlgeschmackes Beifall fanden, waren durch den Medizinal -Assessor Mahn in Göttingen ein- gesendet und gaben Veranlassung, nähere Nachrich- ten einerseits über dessen Aufbewaiirungsmethode, andernseits über den Ort, wo sie aufbewahrt wur- den, einzuziehen. Der Obstkeller befindet sich darnach in dem frühern Festungswall von Göttingen, an welchem das Wohnhaus und der 7 Morgen grosse Obstgar- ten gränzt, und steht mit dem ersteren unmittelbar in ^'e^bindung, während das entgegengesetzte Ende direkt in den Garten führt. Es ist eine frühere Kase- matte und besteht aus einem (iFuss (iZoll breiten und S Fiiss hohen Gang, der genau die Richtung von Norden nach Süden hat. In dieser alten, nun zum Obst- keller benutzten Kasematte sind von beiden Seiten Stellagen angebracht, auf welchen das Obst neben- einander gelegt wird. An der Seite des Einganges (also auf der Nordseite) befindet sich oben in der Wand eine Lultklappe, die erst bei starker Kälte geschlossen wird. Nur allein hier kann Licht her- einfallen und Luit eintreten, die sich um so mehr erneuen kann, als die auf der Luftklappe und dem Eingange entgegengesetzten Seite die grosse Thür ziemlich häufig (IL) bis 30 Mal des Ta<^s) geöffnet wird, um in den Garten zu gelangen. Da dicht an der Eingangsseite ein hohes steinernes Haus steht, so ist der Zug, wenn die Hinterthüre geöffnet wird, nie stark, aber immer doch stark genuiz, um die Luft massig zu erneuern. Unter diesen Umständen be- trägt die Temperatur des Kellers in den Monaten October bis December im Durchschnitt 10 Grad R., nimmt aber ab, je nachdem die Wärme der äussern Luft geringer ist. Diese Mittheilung stimmt in ihrem Resultate genau mit den Erfahrungen überein, welche man auch an andern Orten , vor Allem in Berlin , über diesen Gegenstand gemacht hat. Bekanntlich be- sitzt unser Kernobst zum grossen Theile eine dop- pelte Reifzeit, die sogenannte Baum- und die Ess- reife. Bei dem Sommerobste treffen beide Zeiten meistens mit einander zusammen und bieten insofern für den Nichtkenner des Obstes keine weitern Schwierigkeiten dar. Dieser isst den Apfel und die Birn, wie sie leicht vom Baume fällt. Anders ist es zum Theile mit dem Herbst-, stets aber mit dem Winterobste, wo zwischen bei- den Reifzeiten ein grösserer oder geringerer Zwi- schenraum liegt. Man mag uns vorwerfen, dass wir dadurch Bekanntes mittheilen. Für den Ken- ner gewiss, nicht aber für den Laien, der immer noch glaubt, dass der reife, d. h. mit braunen Kör- nern versehene und eben vom Baume gefallene Apfel reif sei und somit auch gegessen wei'den könne. Wie oft wird , selbst in Berlin , bäum - aber nicht essreifes Obst von besonderer Güte auf den Markt gebracht und wegen der Unschmackhaftigkeit und Härte um billigeren Preis verkauft. Baumreifes Obst darf aber nicht früher genossen werden, als bis es essreif ist, d. h. sobald man leichte Eindrücke mit dem Finger machen kann und das Obst selbst ein anderes, meist goldgelberes und auch rötheres Ansehen erhält. Es muss nämlich während des Zeitraumes von der Baum- bis zur Ess-Reife, in dem Apfel oder in der Birn ein Stoffwechsel geschehen, indem die am Baume angesammelten festeren Stoffe haupt- sächlich wiederum Feuchtigkeit in sich aufnehmen, sich zum Theil auch in Zucker umwandeln, wodurch die ursprünglich vorhandene Säure weit weniger oder doch nur als sotienannte Weinsäure geschmeckt wird. Diese Umwandlung geschieht unter Einfluss des Lichtes nicht allein stets rascher, sondern auch meist nicht zum Vortheile des Aptels (in Betreff des Geschmackes). Es treten bald auch die Zu- stände ein, welche man Teich-, Pelzig- oder Meh- lig-Werden und noch später den des Faulens nennt. Es gilt demnach bei der Aufbewahrung des Obstes vor Allen Licht abzuhalten. Die Apfel- und Birn-Schale verhält sich hinsichtlich der Ausdün- stung den Blättern der Pflanze gleich; damit diese aber auch im Dunkeln nicht zu rasch geschehen kann, muss die Luft feucht gehalten werden, aber doch nicht so, dass die das Obst umgebende Schicht stille steht, sondern die feuchte Luft ist immer i wieder durch frische zu ersetzen. Luftwechsel (aber nicht sich nie erneuernde Kellerluft) ist dem- nach ein zweites Erforderuiss. Findet er nicht statt, dann schmecken die Aepfel oder Birnen dumpfig und verlieren auch ihr Aroma sehr schnell. Dass fortwährend Stoffwechsel, wenn auch noch so geringer, nothwendig ist, wurde gesagt. Damit 48 er regelrecht vor sich gehe, verlangt er in diesem Falle eine Temperatur von 7 bis lU Grad R. Bei geringerer Wärme tritt bei den meisten Sorten eine Art Stocken, ähnlich wie bei Mangel des gehöri- gen Luftzuges, ein und das Obst wird unschmack- haft oder verdirbt ganz und gar. Bei höherer Tem- peratur ist wiederum der Stoffwechsel zu lebendig; möglicher AVeise treten auch andere chemische Pro- zesse ein, welche dem Wohlgeschmacke nicht zu- träglich sind. In Berlin hat man bis spät in das Frühjahr gutes Obst; die einzelnen Sorten halten sich auch ziemlich lang. Besucht man die Orte , wo es auf- bewahrt wird , so haben diese auch die günstigen Lagen, unter denen das Obst sich am Längsten hält. Entweder sind es noch die Schiffe, auf de- nen es gebracht wurde und die während der käl- testen Zeit nur mit Strohlagen bedeckt werden, so dass damit die oben erwähnte Temperatur erhalten wird, oder die Aufbewahrung geschieht in Souter- rains, wie sie in Berlin zu Obstkellern, aber auch zu Wohnungen für Menschen, eingerichtet sind und ebenfalls den obigen Bedingungen entsprechen. Ed. Pynaert: llaiiiici tht'oriqiK; et pratiquc de la ciilture forci'c des arbres iriiiticrs. Vom Oberf^ärtner Stelz n er in Gent. Obiger ebenso wichtiger, wie interessanter Ge- genstand ist in einem mit dem neuen Jahre der Oeffentlichkeit übergebenen Buche einer sorgfälti- tigen Bearbeitung unterbreitet worden. Da das Werk mir als in jeder Beziehung gedie- gen erscheint, so erlaube ich mir, meine Landsleute auf dessen Vorzüglichkeit aufmerksam zu machen. Der Verfasser, früherer Obergärtner auf den Besitzungen des Fürsten von der Ligne bei Brüssel hat bei der Abfassung zuerst die gewinn- bringende kaufmännische Seite in Rede stehender Kultur im Auge gehabt und den Nutzen einer sol- chen auf praktische Weise hervorgehoben. In 2 Hauptabschnitte eingetheilt, ist im ersten eine deutliche stufenweise Erklärung der verschie- denen Prozesse gegeben, die bei der künstlichen Treiberei im Allgemeinen zu beobachten, sowie vor- zunehmen, und die wichtigsten Punkte dieses eben so angenehmen wie nützlichen Zweiges unserer edlen Gartenkunst mit grösster Genauigkeit abgehandelt, so dass Jedem, selbst dem grössten Laien, an- schaulich gemacht wird, worauf besonders das Au- genmerk zu riihten, um bei allen Verschiedenheiten des Klima's und der Jalireszeiten eines geistigen Erfolgs versichert zu sein. So ist die Wichtigkeit der vorherigen voll- kommenen Wurzelbildung (d.h. Saugwurzelbildung) der zum Treiben bestimmten Bäume und die sie bedingenden physischen und chemischen Verhält- nisse in der Zusammensetzung des Bodens u. s. w. im ersten Kapitel genau bis auf die kleinsten Ein- zelnheiten besprochen. Das Luftgeben zu den ver- schiedenen Entwickelungsperioden und die Kon- struktion der betreffenden Gewächshäuser bilden ferner den Gegenstand einer umfassenden Abhand- lung im folgenden Kapitel. Ein eignes System für Lüftung, damit zu allen Zeiten die frisch zuge- lassenen Luftschichten auch immer genüsend er- wärmt in's Haus eindringen, ist auf Seite !)H durch eine leicht verständliche Zeichnung erklärt. Nachdem der Verfasser den Einfluss des Lich- tes und den auch nach unserer Meinung so über- wiegenden Vortheil des weissen Glases zur Ver- wendung von Häuserbauten klar bewiesen, schliessen sich hieran Entwürfe von beweglichen und unbe- weglichen Treibhäusern zu besagten Zwecken; es ist hierbei den nach Zeit und Umständen erfor- derlichen wechselnden Winkelgraden genügende Rechnung getragen, so wie der Pflanzung der Bäu- me in's Innere oder ausserhalb des Gewächshauses. Bei der Erörterung der Wärmefrage zum Reifen der Früchte zeigt eine entworfene Tabelle über die Entwickelungsperiode uns an, wie die verschiedenen Früchte beim natürlichen, wie beim künstlichen Wachsthum stets dieselbe gewisse Quantität Wärme zu ihrer vollkommenen Ausbildung bedürfen. Hier ist auch die Konstruktion der Heizungen aus ein- ander gesetzt und dargethan, in welchen Fällen es von Vortheil, die Wasserheizung anzuwenden oder wenn die Luftheizung durch Kanäle vorzuziehen? Im zweiten Theil wird die praktische Anwen- dung der vorhergehenden allgemeinen Principien abgehandelt und speciell die mannigfaltigen Kultu- ren nach der Reihe mit den nöthigen Operationen durchgenommen. Hieran schbessen sich auf Er- fahrung gegründete Kegeln zum Einpacken und Versenden der Früchte. Das schätzbare Buch im Preise zu 5 Francs ist aber um so mehr zu empfehlen, als die wenigen deutschen Werke, die diesen Gegenstand sich zur Aufgabe gemacht, theilweise meines AMssens nach im Buchhandel gänzlich vergriffen sind, wie „die künstliche Treiberei der Früchte, Gemüse und Blu- men" von Carl Ritter, oder „die Treiberei" von Ed. Nietner u. Legeier; andere dagegen wie die eben erschienene „Encyclopaedie der bildenden Gar- tenkunst" durch ihren hohen Preis für Viele unzu- gänglich ist. Der äusserst leichte und feine französische Styl, in welchem obiges Werk aber geschrieben, bietet zugleich jungen strebenden Gärtnern ein lehrreiches Studium in jener Sprache. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Urucli von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Befiirderuiio; des Gartenbaues in den Köniiilich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. M 7. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Harl Eioch. Berlin, den 14. Februar 1861. Preis des Jahrganges .j-j- Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Ueber einige schlechte Gewohnheiten beim Verpacken und Versenden lebender Pflanzen.— Die Kultur des Blumenkohles (Schluss). — Ueber einige der neuern Erbsen und Bohnen. — Edgeworthia Meisn. — Beilage. Sonntag, den 24. Februar Mittags 12| Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse Uro. 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. Ueber einige scliloclite (««'«»Iiuheitcis beim Verpaclien iiud Versciuleii lebender Pfliiuzeii. Vom Inspektor des botanischen Gartens, C. Bouche. Jeder, der ein lebhaftes Interesse daran hat. seinen Garten durch Neviheiten des Pflanzenreiches bereichert zu sehen , wird , wenn ihm die Ankunft einer Sendung angezeigt ist, kaum die Zeit erwai'- ten können, dieselbe auszupacken und die Ankömm- linge in Augenschein zu nehmen, um daran Hofl- nungen für die Zukunft zu knüpfen ; wie oft aber sieht man sich in seinen Erwartungen getäuscht und findet anstatt wohl erhaltener Pflanzen beschä- digte Exemplare, deren Stämme durch zu nasses Moos angesteckt oder zerrieben sind. Oder es ist aus mangelhafter Befestigung Alles durcheinander gefallen, oder, was fast ebenso schlimm ist, nicht gehörig- befestigte Nummerhölzer und Stücke zer- brochener Töpfe haben durch das Hin- und Her- rütteln die allergrössten und zahllosesten Verwü- stungen angerichtet, die, wenn sie durch Stoss, Druck oder Reibung entstanden , oft erst wochen- lang später ihre Folgen geltend machen. Es sei mir daher erlaubt, darauf bezügliche schlechte Ge- wohnheiten beim Verpacken zu bezeichnen und die Gärtner darauf aufmerksam zu machen , um eine Abhülfe dieser Uebelstände herbeizuführen. Die Mängel beim Verpacken der Pflanzen, von denen ich einzelne bei Sendungen selbst aus re- nomirten Gärtnereien leider zu beobachten Gele- genheit hatte, bestehen hauptsächlich in Folgendem: 1. Es ist eine sehr zu tadelnde Gewohnheit die Etiquetten, wenn eine Topfpflanze emballirt wer- den soll, vom Rande fortzunehmen und sie dicht an den Stamm hinein zu stecken, ohne zwischen die- sem und dem Etiquette Moos zu legen ; denn es werden dadurch nicht nur die Hauptwurzeln, son- dern oft auch die Basis des Stammes durch Reibung beschädigt : die Leute gehen in diesem Punkte so ruchlos mit den Pflanzen um, dass man nicht sel- ten neben einer zarten, kaum bewurzelten, ein ganz unförmliches Nummerholz hinein gepfropft findet. Eben so nachtlieilig ist es, neben dem Stabe, an welchen die Pflanze gebunden, der aber für den Transport zu schwach oder zu niedrig war, ein oder wohl gar drei andere aus Reisig geschnittene, an denen sich, um das Maass voll zu machen, dicke Augen (z.B. bei den Haselruthen) oder nicht glatt abgeschnittene Seitenäste befinden, die das Auszie- hen ohne noch grössere Verletzung der Wurzeln unmöglich machen, zu stecken. 2. Oft sind auch die bisweilen ziemlich schwe- ren Etiquetten am Rande des Topfes verblieben, ohne diese weiter, als es die Emballage in Moos bietet, zu befestigen ; die Folge davon ist, dass sie, besonders wenn die Spitzen lang und schlank sind, während der Reise herausfallen und man nicht selten nicht nur so und so viele Pflanzen ohne Etiquet- ten, sondern auch eine Menge Verletzungen, durch das Hin- und Herfallen derselben veranlasst, an den Pflanzen findet. Das Herausfallen der Eti- quetten ist besonders bei Sortimentspflanzen sehr unangenehm. 7 50 3. Bei Gehölzen findet man die Etiquetten oft nur an einem Ende befestigt, so dass in Folge dessen die Zweige und Stämme durch das lose Ende des Etiquettes zerrieben sind. Die Uebelstände zu I bis '.] sind zu vermeiden, wenn man sich bei zarteren Hauspflanzen der an feinem Bindfaden befestigten Pergamentstreifen zum Bezeichnen der Pflanzen bedient, oder ganz kurze i Zoll lange und |- bis ^ Zoll breite Hölzchen mit deutlich und in Oelfarbe fest eingeschriebenen Num- mern versehen anwendet, die auf der Oberfläche des Ballens oder an dem Stabe der Pflanze fest angebunden werden. Will man die gewöhnlichen Etiquetten bei den zu versendenden Pflanzen lassen, so stecke man sie am Rande des Topfes oder des Ballens oder ausserhalb in das Moos, ohne die Wur- zeln zu verletzen, bevor die Emballage geschieht, fest ein und schleife sie beim Emballiren mit Bast oder Bindfaden (Garn) ein, damit sie nicht heraus- fallen können. Bei Gehölzen sollten die Etiquetten an beiden Enden mit Kerbschnitten versehen und doppelt fest gebunden sein. Ist beim Verpacken der Stab zur Haltung der Pflanze zvi schwach oder zu kurz, so muss er durch einen stärkeren ersetzt werden, der aber in das Loch des unbrauchbaren zu stecken ist; sind mehre Stäbe nöthig, um eine Papierumhüllung zu machen, so stecke man die Stäbe ausserhalb des Topfes in die Moosumhüllung, biege sie oben bogenartig gegen einander und binde sie zusammen. Um das Reiben der Stäbe am Stamme zu vermeiden, bewickele man sie mit Watte oder weichem Papier. Jeder Stab und jedes Nummer- holz, die etwa in den Erdbällen gesteckt werden sollen, müssen vor der Emballage eingesteckt wer- den. Unverzeihlich ist es, Etiquetten und Stäbe, nachdem die Wurzeln schon in Moos emballirt find, einzustecken, weil alsdann immer ein nicht unbe- deutender Moosklumpen in den Ballen hinein ge- trieben wird. i. Nicht selten sind die Gärtner mit dem Verpackungsmateriale zu sparsam und nehmen es nicht genau genug damit ; sie gebrauchen nicht nur Moos , welches schon oft zu diesem Behufe be- nutzt wurde, also schon moderig ist, sondern es ist häufig Heu , Grummet , Laub u. dgl. m. in reich- licher Menge darunter. Alle diese Stofle aber er- hitzen sich bei einiger Wärme bald und nament- lich, wenn grössere Kisten etwas feucht und fest damit gepackt werden, wodurch Wurzeln und Blätter (besonders bei Eriken) sehr leiden und die Blätter nach dem Auspacken bald abfallen, wie denn über- haupt Laub, Heu u. dgl. dazu beitragen, Schimmel und Moder in den Kisten zu erzeugen; kommen zarte Stämme mit nicht ganz trockenem Heu in Berührung, so sind die Pflanzen oft schon beim I Auspacken stammfaul. Man ist jetzt, wo die Be- förderung so enorm schnell geht, in dieser Bezie- hung fast zu sorglos geworden , indem man meint, I die Pflanzen werden ja schon nach einigen Tagen ausgepackt, aber nicht daran denkt, dass die Kiste auch wohl einen oder zwei Tage liegen bleiben kann, oder dass die Entfernung des Bestimmungs- ortes ein oder zwei Tage von der Eisenbahnstation i entfernt liegt. Das zur Verpackung bestimmte Moos muss möglichst rein und frisch sein , und besteht am besten aus Grabenmoos (Hypnum fluitans) oder aus Torfmoos (Sphagnum); Waldmoos ist nicht so gut, weil es leichter zerbröckelt, sich leicht in den Kisten zu sehr anfeuchtet und modert. Schon oft gebrauchtes Moos ist nur noch zum Aussto[)fen zwischen den Töpfen zu benutzen. ö. Häufig wird beim Einpacken der angemes- sene Feuchtigkeitsgrad des Mooses ganz ausser Acht gelassen , so dass es entweder zu trocken oder zu nass für die Pflanzen ist ; werden selbst nicht allzu zarte Stämme mit zu nassem Moose umgeben , so verstecken sie. Sind die Ballen der Pflanzen vor dem Emballiren gut angegossen oder überhaupt noch feucht genug, so nehme man zum Emballiren Moos, welches eben nur so feucht ist, dass es bei der Arbeit nicht zerbröckelt. Um die Stämme oder um die Basis der Blätter selbst lege man nur trockenes Moos, weil es sich auf der Reise dennoch anfeuchten wird. (i. Sehr nachtheilig ist es. Pflanzen mit zu nassen oder zu troeknen Ballen einzupacken, denn zu oft werden sie erst beim Emballiren noch ein JNIal begossen, wodurch der Ballen aber in der Regel zu nass bleibt und Fäulniss der Wurzeln entsteht. Ist die Erde zu trocken (oder es müssten denn Saltpflanzen sein), so welken die Pflanzen während des Transportes oder es fällt die Erde heraus. Bedürfen Pflanzen vor dem Einpacken noch des Begiessens, so muss es eine Stunde vor dem Emballiren in Moos geschehen, damit das überflüs- sige Wasser noch Zeit hat, gehörig abzuziehen. Eine sehr schlechte Gewohnheit ist es, bereits em- ballirte Pflanzen noch einmal zu begiessen. 7. Unverantwortlich ist es, Pflanzen zur Som- merzeit fest zu packen, d. h. die Töpfe oder Ballen nur in die Kiste hinein zu lejien , ohne sie mit Spreisscln (Querlatten) zu befestigen und alle Zwi- schenräume mit Moos auszustopfen. Jene ist aller- dings eine bequeme, zeitsparende Verpackungsweise, wobei aber die Pflanzen vergilbt oder entblättert ankommen. Auf kurze Strecken, wo die Pflanzen nur 'i bis 3 Tage in der Kiste zu verbleiben brauchen, oder bei kühlen Früiilings- und Herbsttagen ist das feste Verpacken zulässig, zuweilen der Kälte halber sogar vorzuziehen. 51 8. Das Trostloseste beim Empfang einer Kiste ist, wenn die Töpfe und Ballen nachlässig darin befestigt waren und Alles mit zerbrochenen Töpfen und Gliedern eintrifft. Man sorge daher beim Ein- packen dafür, dass die Spreissel an beiden Enden gehörig fest, am besten mit zwei, nicht ganz dicht beisammen stehenden Nägeln angenagelt sind, oder noch zur Vorsori;e eine an der Kistenwand senk- recht stehende, nur dünne Leiste davor befestigt, ferner, dass die Töpfe oder Ballen gehörig in Moos einbMllirt und alle Räume zwischen diesen gehörig fest ausgestopft sind, damit nicht eine Pflanze sich aus ihrer Lage begeben und kein Topf zerbrechen kann. iL Mit noch ganz neuen, erst in den Handel gekommenen oder noch seltenen , also sehr werth- vollen Pflanzen wird bei deren Versendung oft in der Weise gefehlt, dass sie um 14 Tage bis 3 Wochen zu früh in die weite Welt geschickt wer- den, um den Subscriptionsbedingungen zur festge- setzten Zeit nachkommen zu können, oder um so- bald als möglich bei noch erspriesslichen Preisen das Anlagekapital wieder heraus zu schaffen, was auch keinem handeltreibenden Gärtner verdacht wer- den kann. Oft aber werden solche, fast mit Gold aufzuwiegende Neuheiten in so kleinen, schwachen und zu mangelhaft bewurzelten Exemplaren ver- schickt, dass sie in Folge der Reisestrapazen und der Erschütterung ihres Wurzelvermügens kaum lebensfähig ankommen, so dass es die grösste Mühe | kostet, sie nur am Leben zu erhalten; oft sind j solche Pflanzen fast noch schlechter, als ein kräf- tiger Steckling ohne Wurzeln. Unter solchen Um- ständen wäre es viel besser, wenn der Versender der Pflanze diese einige Wochen später ausgäbe, damit die Abnehmer sie in einem kräftigeren Zu- stande erhielten. 10. Endlich dürfte noch darauf aufmerksam zu machen sein, dass die Gehölze in den Baum- schulen mit mehr Sorgfalt, als es in den meisten Fällen geschieht, ausgegraben würden, und dass mehrRürksicht auf die Eigenthümlichkeit der Wur- zel genommen werden möchte, um die allzustarke Beschädigung der Wurzel zu vermeiden, was oft die Ursache des Nichtanwachsens ist. Leider aber werden die Gehölze mit so erbärmlichen Wurzeln verschickt, dass man schon beim Empfange das Anwachsen bezweifeln muss. Eine sehr tadelns- werthe Art der Baumschulbesitzer ist es, das Aus- graben der Gehölze, wenn es sich um grosse Mengen handelt, in Akkord an die Arbeiter zu vergeben. Die so eben hervorgehobenen Uebelstände wer- den hauptsächlich dadurch herbeigeführt, dass das Verpacken von Pflanzen häufig von ganz unkun- digen Leuten besorgt wird. Jeder Vorsteher eines Gartens sollte bemüht sein, sich einen Packmeister (am besten rinen darin eingeübten Arbeiter) zu halten, der im Stande ist, auch die Gehülfen, die in den meisten Fällen gar Nichts davon verstehen, zu unterrichten. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, eine grös- sere Aufmerksamkeit beim Pflanzen-Verpacken her- bei zu führen, indem es wohl im Interesse jedes Gärtners liegt, seine verkauften oder vertauschten Pflanzen in bestmöglichstem Zustande an dem Orte ihrer Bestimmung ankommen zu sehen, damit dem Empfänger Freude, aber nicht Trauer, bereitet werde. Die Kultur des Blumenkohles, Vom Hofgärtuer Schoch iu Dessau. (Schluss.) 4. Der Sommer-Blumenkohl. Dazu nehme ich ebenfal.s den halbharten Blu- menkohl. Ich säe ihn Ende April oder Anfangs Mai an einer geschützten Stelle aus. Entweder pikire ich ihn auf ein Schulbeet, oder ich säe ihn gleich so dünn, dass er hinreichend Platz hat, um auszuwachsen. In den letzten Tagen des Mai oder in den ersten Tagen des Juni ist er zum Aus- pflanzen gut. Die Behandlung ist die frühere, nur braucht man keine Fürsorge wegen der Nächte zu treffen. Seine Erndte geschieht im Laufe des Mo- nats August. Leider ist es der Blumenkohl, der am häufigsten in dem leichten, durchlassenden und deshalb auch trocknen Boden des hiesigen Küchen- gartens in der Regel missräth. Der Boden hat weder seine natürliche Frische, noch ist er kräftig und ernährend genug, um dem Blumenkohl trotz des sehr starken ßegiessens während der grossen Hitze des Sommers hinreichende Nahrung zuzu- führen. 5. Der Herbst-Blumenkohl. Zu dieser Pflanzung nehme ich sowohl den halbharten, als auch den harten Blumenkohl. Die zuei'st genannte Surte zeigt ihre Köpfe früher als die letztere. Gegen Ende Juni oder Anfang Juli säe ich den Samen auf ein gut zubereitetes , wo möglich schattig liegendes Gartenbeet ziemlich dünn aus, damit ich die Pflanzen nicht auf ein Schulbeet auszupikiren brauche. Man muss von Zeit zu Zeit, wie es denn nöthig ist, tüchtig giessen , damit die Pflanzen kräftig und stark heranwachsen können. Von Mitte Juli bis Anfangs August bringt man ihn auf seinen Platz, wo er bis zur Reife bleibt. 7* 52 Diese Sorte pflanze ich immer gleich in gros- ser Menge, einestheils, weil er gewühnlioh am Be- sten geräth, anderntheils aber, weil ich ihn bis zum Februar aufbewahren kann. Von Anfang Oktober bis Februar, 5 lange Monate, bin ich im Besitze TOn Blumenkohl und deshalb im Stande, Massen zu liefern. Zu dieser Pflanzung wähle ich auch den be- sten Boden des Gartens aus und grabe ihn ausser- dem nicht allein tief um , sondern lasse ihn selbst hierauf mit der Mistgabel noch einmal tüchtig durcharbeiten. Auf ein vierfüssiges Beet bringe ich 2 Reihen, und zwar die Pflanzen 22 Zoll von ein- ander entfernt. Es versteht sich, dass ich auch hier jede einzelne Pflanze untersuche , wie ich es früher gesagt habe. Alles nicht ganz Gute wird ohne Weiteres weggeworfen; die jungen Pflanzen haben, weil sie nicht pikirt waren, stets etwas lange Stengel, weshalb man das Pflanzloch etwas tiefer machen und die Stengel bis an die gesunden, kräf- tigen untern Blätter einsenken muss, damit sie hier neue Wurzeln bilden können. Man drückt wiederum die einzelnen Pflanzen mit dem Pflanzholz tüchtig an, begiesst sie stark und damit ist man fertig. Da der Blumenkohl für den Herbst im heissen Sommer gepflanzt wird und er an und für sich Wasser sehr liebt, so kann man ihn nicht zu viel begiessen. Ist er gut behandelt und man hat namentlich das Giessen nicht gespart, so wird im Monat Oktober sich der halbharte Blumen- kohl zeigen. Der harte hingegen kommt erst Ende Oktober oder auch Anfangs November. Seine Blu- men sind fester geschlossen, und er lässt sich auch weit länger aufbewahren. Wenn der Herbst kalt und unfreundlich ist, oder wenn man im trockenen und heissen Sommer nicht hinreichend hat giessen können, so kommt es gar nicht selten vor, dass viele Stauden, wenn der Frost beginnt, ihre Blumen noch nicht zeigen. In diesem Falle nehme ich aus einem abgeerndteten Mistbeete einen Theil Erde heraus, hebe die Kästen und pflanze den Blumenkold, welcher sich noch nicht gezeigt hat, darin in den Grund. Zu gleicher Zeit schneide ich die grössten Blätter ab. Nim lege ich Fenster auf und mache noch einen Umsatz um den Kasten. Tritt starke Kälte ein, so belege ich auch die Fenster noch mit einlachen, doppelten und sogar, wenn es nothwendig sein sollte, mit drei- fachen Strohdecken. Bei dieser Behandlung bilden sich Blumen noch bis Weihnacliten. Im Jahre 1858, wo durch die grosse Ueber- schwemmung der Mulde der hiesige Küchengarten vom 3. bis zum ,T. August ganz unter Wasser stand, konnte ich erst am 1(3. August den Blumeakohl für den Herbst pflanzen. Anfangs November trat Frost ein, wo sich noch gar keine Blumen gebildet hatten. Ich hatte die Pflanzen, wie sich das kalte Wetter einstellen wollte, rasch herausgenommen und sie in Ananaskästen gepflanzt. Hier gediehen sie vor- züglich und ich besass bis Ende Dezember von sämmtlichen Pflanzen völlig entwickelte Blumen. In den Keller gebracht, konnte ich bis Ende Fe- bruar Blumenkohl liefern. 6. Die Krankheiten des Blumenkohles. Bei grosser Wärme muss man den Blumenkohl stark giessen. Dadurch wird sein Wachsthum mit- unter so kräftig, dass die Oberfläche seiner Blumen, anstatt glatt zu bleiben, so staubig, wie ein Beutel- tuch, wird. Man nennt bekanntlich diese Abnormi- tät Schaum, oder sagt : der Blumenkohl ist schäu- mend. Dabei hat er sein gutes Ansehen ganz und gar verloren , obwohl sein Geschmack ganz gut bleibt. Sobald man diesen Vorgang bemerkt, muss man aulhören, ihn zu begiessen. Damit wii'd die zu grosse Kräftigkeit seines Wachsthumes zu- rückgehalten und die Blumen erhalten sehr oft das gewünschte gute Aussehen wieder. Ferner sind die jungen Pflanzen mitunter dem Schimmel unterworfen; dieser greift sie selbst dann noch an, wenn sie anfangen Blumen zu bilden. Ein Mittel dagegen gibt es nicht. Endlich zeigt sich bisweilen Fäulniss und Stocken an dem Stamme, auch wohl nur an den Seiten oder auch in dem Marke. In beiden Fällen wird meist der Tod der Pflanze herbei geführt, ohne dass man zuvor etwas dagegen thun könnte. 1 j 7. Die schädlichen Insekten. Der Blumenkohl hat unter den Insekten zahl- reiche Feinde. Beim Aufgehen im Frühjahre wer- den die Samenblätter oder Kotyledonen häufig von den Erdflöhen verzehrt. Man kann dadurch einiger Massen entgegentreten, dass man die Samenbeete DO ' des Tages 3 — 4 Mal begiesst und sie hierauf be- schattet. Nicht minder unangenehm ist die gelbe Eaupe des weissen Kohlschmetterlings. Diese frisst I allerdings nur die Blätter, aber so schnell, dass nur ein schleuniges und häufiges Absuchen die Pflan- zen retten kann. Eben so muss man die Nester von Eiern, die der Schmetterling auf die Blätter legt, absuchen. Die grossen grünen oder grauen Raupen greifen dagegen auch die Blumen in dem Augenblicke, wo sie sich bilden, an und zerstören damit oft die ganze Erndte, sobald man nicht die Pflanzen alle 4 bis 5 Tage genau untersucht und jene tödtet. \^'enn der Blumenkohl in Samen geht, sind es wiederum die grünen und schwarzen Blatt- läuse, welche sich massenweise um die Zweige la- 53 gern, und manchmal die ganze Samen-Erndte ver- nichten können. Den Wurzelstock und die Wurzeln zerstört ferner die graue Made häufig; sie ist es, welche die Auswüchse oder das sogenannte Verkeilen des Wurzelstockes verursacht. Ein wenigstens einisrer Massen Schutz gewährendes Mittel habe ich darin gefunden , dass man etwas reine Holzasche in die Erde, in welcher die junge Pflanze gepflanzt wird, mischt. Endlich verzehrt die Fliegenraade mit ro- them Kopfe und die kleine weisse Made seine Wur- zeln. Dagegen lässt sich gar Nichts machen, da man ja nicht eher ihr Dasein bemerkt, als die Ver- wüstung geschehen ist. 8. Die Aufbewahrung des Blumenkohles im Winter. Der Blumenkohl ist ein so ausgezeichnetes, geschätztes und gesuchtes Gemüse, dass man ihn über die Zeit hinaus, wo er wächst, gern aufzube- wahren sucht. Dazu werden verschiedene Mittel angewendet. Man nimmt ihn z. B. beim P^intritt des Frostes mit einem Wurzelballen aus der Erde, schneidet die meisten grossen Blätter ab und schlägt ihn nebeneinander in einen Keller ein. Eine andere Art ist, die Blumen abzuschneiden, die grössten Blätter zu entfernen und ihn an einem Orte, der vor Frost und grosser Helligkeit geschützt ist, an den Seiten auf Tische oder Bretter so neben ein- ander zu legen, dass er sich nicht berühi-t. Bei diesen beiden Verfahrungsarten kann man den Blu- menkohl wohl i bis 6 Wochen aufbewahren, aber auch nicht länger. Er leidet durch Feuchtigkeit und geht in Folge dessen bald in Fäulniss über. Die beste Art der Aufbewahrung ist die, welche die Pariser Gemüsegärtner zuerst anwendeten, und wo die Blumen bis Mitte März und wohl noch län- ger vollkommen gut und weiss bleiben. Es gehört dazu ein Keller oder noch besser ein Erdkasten von beliebiger Grösse, je nach der Menge Blumenkohl, den man aufbewahren will, und der an jedem Ende ein Fenster hat. An den Seiten des Kellers schlägt man an den Balken Nägel 8 Zoll von einander entfernt ein , um die Blumenkohlstauden einzeln daran zu hängen. Zu diesem Zwecke wählt man an einem hellen und trocknen Tage Ende Oktober's oder Anfang No- vember's, je nachdem man Frost und starke Reife befürchtet, aus der Pflanzung des harten Blumen- kohles, denn diese Sorte bewahrt sich, wie oben schon erwähnt, am besten auf, die schönsten Blu- men aus und schneidet sie so tief ab , dass jeder Stengel nur eine Länge von 5 bis 6 Zoll behält. Alle Blätter, welche sich unten an dem Stengel des Blumenkohles befinden, werden entfernt, die- jenigen aber, welche dicht am Kopfe stehen und ihn umgeben , verkürzt man nur zu 2 bis B Zoll Länge. Was übrig bleibt, ist grade lang genug, um die Blume gegen Zusammenstoss und den Druck von der vSelte zu schützen. Nach oben gewährt dieses allerdings keinen Schutz, weshalb man sich beim Tragen und Hinlegen in Acht nehmen muss, von da etwa zu drücken. Der Erdkasten ist so einzurichten, dass er 4 und 5 Fuss in der Erde liegt. Man beendet für ihn die Toilette des Blumenkohls, wie man sich in Paris ausdrückt, indem man von den Stengeln und Blättern alles wegschneidet, was unnütz erscheint, und befestigt an ihm ein .ö bis 7 Zoll langes Stück Bindfaden, womit man jede Pflanze einzela an dem Nagel des Balkens, mit der Blume nach unten hin sehend, aufhängt. Hat man den Blumenkohl auf diese Weise ein- gewintert, so verlangt er immer noch fortwährend Sorgfalt und Aufmerksamkeit, namentlich wenn man ihn bis zum Miirz erhalten will. So lange es we- der Frost, noch Eegen oder Nebel gibt, lässt man die Fenster zu beiden Seiten des Gewölbes offen, um durch den dadurch erhaltenen Luftzug die Feuchtigkeit, welche vor Allem nachtheilig einwirkt, zu vertreiben. Muss man aber der Kälte halber die Fenster schliessen, und zeigt sich in Folge des- sen Feuchtigkeit, so zündet man, um die Luft zu trocknen, einige Holzkohlenbeckcn an. Noch wich- tiger ist es, wenigstens in jeder Woche einmal, alle Stauden zu untersuchen. Diejenigen Blätter, welche abfallen wollen oder verfaulen, sind abzunehmen und alle Blumen, welche, wenn auch die kleinsten Flecke bekommen haben, müssen zum eigenen Bedarf oder zum Vei-kaufe entfernt werden. So aufbewahrt, welkt der Blumenkohl zwar etwas und verliert auch ungefähr ein Viertel sei- nes Gewichtes, man kann ihn aber, wenn man ihn gebrauchen oder verkaufen will, in seinen natür- lichen Zustand auf folgende Weise zurückführen. Man schneidet j Zoll vom Ende seines Stengels ab, macht an mehrern Stellen in der Oberhaut des Stieles mit der Spitze eines Messers kleine Ein- schnitte und stellt diesen Stiel '24 bis ,36 Stunden in einem Napf frischen Wassers, natürlich ohne die Blume nur im Geringsten nass zu machen. Damit erhält er seine Frische und Grösse rasch wieder, bewahrt auch seine Weisse und verliert Nichts von seiner Qualität. Nur dadurch unterscheidet er sich von einer frisch abgeschnittenen Staude, dass er einen Theil seiner Blätter verloren hat. 9. Das Düngen des Blumenkohles. Da im hiesigen Küchengarten viel Mistbeet- treiberei ist, so wird zum Düngen im Garten haupt- sächlich Pferdedünger verwendet. Zum Gedeihen 54 des Blumenkohles ist es nun am Zwockmässigsten, die Düngung mit Plerdemist hauptsächlich von oben auszuführen. Bei den zeitigen Pflanzun^ien, bis Anfang Mai , wende ich fast zur Erde gewordenen Mistbeet-Dünger an, den ich, wenn die Beete zu- recht gemacht sind, I Zoll hoch auf die Erde bringe und dann pflanze. Beim Begiessen dringt die Dün- gungskraft mit dem Wasser zur Wurzel und nährt gut. Bei späteren Pflanzungen wende ich dagegen halbverrotteten Dünger, wie er aus den abgetrage- nen Mistbeeten kommt, an und bringe ihn je nach der Pflanzung des Blumenkohles 1 bis '2 Zoll hoch auf. Solcher Dünger hält den Boden frischer, lässt kein Wasser ablaufen und führt der Wurzel beim Regen und beim Begiessen leicht Nahrung zu. Ueber einige der neiiern Erbsen und Bohnen. Von C. Krüger, Kunst- und Ilarulelsgärtuer in Lübbenau. Mit grosser Vorliebe werden in Frankreich Bohnen, in England Erbsen kultivirt, daher erhal- ten wir auch von diesen aus beiden Ländern gross- tentheils alle Neuheiten. Die Bohne ist in Frank- reich weit mehr, als bei uns, eine Lieblingsspeise, sowohl trocken , als grün , und wird deshalb noch in weit grössern Massen daselbst angebaut , und ausserdem auch sehr viel eingeführt. Da die Erbsen in England bei allen Mahlzeiten eine gewichtige Rolle spielen , so war man von jeher darauf be- dacht, neue Sorten, die immer besser sein sollten, als die alten, heranzuziehen und in den Handel zu bringen. Nicht Alles war aber gut, sondern Vieles mittelmässig. Damit wurde über der Menge auch wiederum leider manches Gute vergessen. Eben deshalb dürfte es von Interesse sein. Einiges dar- über zu vernehmen. Seit langer Zeit widme ich mich mit gi-össter Liebe dem Gemüsebau und scheue keine Kosten, um mir rasch Neues anzuschaffen und zu prüfen. Es sei mir demnach gestattet , einige Sorten der neueren Zeit, die aber von Neuem fast vergessen worden sind, wiederum in's Gedächtniss zu rufen. Es betrifft dieses nicht allein in England, sondern auch sonst gezüchtete Sorten. I. Erbsen. 1. Erfurter Früherbse, von Lorenz in Erfurt vor 8 Jahren eingeführt. Vergebens suche ich sie in einem Samen-V^erzeichnisse. Sie hat den grossen Vortheil, dass sie bei trockenen, wie bei nassen Jahren stets einen guten Ertrag gibt. Ich behandle sie als Staudenerbse, da sie höchstens nur 2 Fuss hoch wird. Sie möchte sich eben so gut als Felderbse gebrauchen lassen und ist grün, wie trocken, ganz vorzüglich. 2. Die Erbse des Ueber f'lusses, kam vor G Jahren aus Frankreich. Wenn das Lob, das man ihr gespendet, anfangs auch übertrieben ge- wesen sein mag, so bleibt sie doch eine der am reichlichsten tragenden Sorten; sie ist förmlich besäet mit grossen grünen und wohlschmeckenden Hülsen (Schoten), worin (S bis !) Körner dicht ge- drängt bei einander liegen. Die Pflanze wird 4 bis f) Fuss hoch, reift Mitte Juni, wo die frühsten Sorten bereits vorbei sind, und hält sich lange grün. 3. Early Favourite (d. i. früher Liebling), eine Erbse, welche vor 3 Jahren aus England ein- geführt wurde. Sie steht der vorhergehenden im Ertrage nicht nach, ist aber früher und übertriflt in Geschmack alle bekannten Maierbsen. Die Pflanze wird ebenfalls 4 bis fi Fuss hoch und — was eine Hauptsache ist — befällt selten. Die Körner sind auch dann noch wohlschmeckend, wenn sie schon zu reifen anfangen. 4. Early Wonder, ist, was auch der be- kannte Gemüsezüchter, Obristlieutenant v. Fabian in Breslau, sagt, unsere zeitigste Früherbse. Lei- der trägt sie aber nicht so reichlich, wie andere Sorten. Es gleicht sich dieses allerdings dadurch wieder aus, dass die frühesten Erbsen auch am besten bezahlt werden. Die Pflanze wird J bis 3 Fuss hoch und kann zugleich als Staudenerbse kultivirt werden. ;'). Daniel U'Kourke, folgt gleich in der Zeitigkeit nach vorhergehender, ist aber im Ertrag unsere beste Früherbse , was wohl jetzt allgemein anerkannt ist. Sie wird 2 bis 3 Fuss hoch und kann daher ebenfalls auch als Staudenerbse benutzt werden. Ihre grossen grünen Hülsen haben einen angenehmen Geschmack. (j. Washington-Erbse. In Ertrag und Zei- tigkeit vorhergehender gleich, bringt sie aber noch grössere Hülsen von ausserordentlichem Wohlge- schmacke. Sie wird eben so hoch, als die vorher- gehende, und möchte sich daher eben so wenig zum Treiben eignen, wie angegeben worden ist, in so fern dieses nicht in Häusern geschieht. 7. Die Mumien-Erbse soll angeblich in einer ägyptischen Mumie gefunden worden sein. Es ist eine ausgezeichnete Sorte im Ertrage und im Geschmacke. Der Habitus der Pflanze weicht von dem anderer Arten ab, denn einen solchen ge- drungenen , robusten Bau habe ich noch bei keiner andern Art gefunden. Auch die grossen, fleischfar- benen Körner, von denen sich 7 bis H in den grossen Hülsen vorfinden , sind von denen anderer Erbsen verschieden, so dass man sie mit Recht auch als etwas ganz Ausserordentliches in den Handel bringen 00 könntu. Sie wird 3 bis 4 Fuss iioch. Zum Ge- brauch für die Küche folgt sie nach den Maierbsen. Sie hält sich lange grün , weshalb sie vorzüglich als Markterbse zu benutzen ist. 8. Erbse aus China, ist eine bis 6 Fuss hoch und rankt sehr üppig, weshalb sie tüch- tige Reiser verlangt. 1(1. und II. Riesenerbse vom Himalaja und neue Riesenmark-Erbse, kamen vor 6 Jahren mit grossen Empfehlungen und um hohe Preise (die Prise 1 Thlr) aus England und sind sehr gute Sorten, worin auch Obristlieutenant V. Fabian übereinstimmt. Beide tragen reichlich und gehören mit zu den spätem Sorten. Da sie sich lange grün und dabei auch wohlschmeckend halten, so sind sie für Markt- und Küchengärtner gleich brauchbar. Die Riesenmark-Erbse wird übri- gens nur (), die andere dagegen bis 9 Fuss hoch. II. Bohnen. 1. Rhcini sehe Riesen zuckerbrechbohne ist eine zu empfehlende Stangenbohne, deren Hül- sen 12 bis 14 Zoll lang werden und ausserdem dickfieischig und sehr zart sind. i. Weissschalige Butt er -Bohne mit gel- bem Korn ist eine sehr frühe , wohlschmeckende Bohne, welche bis zur Reife zart bleibt und aus- serdem sehr reichlich lange dicke Bohnen trägt. 3. und 4. Gelbe römische, so wie weiss- körnige Wachs -Bohne, sind zwar wohlbekannte Sorten, aber unbedingt auch unsere schönsten Boh- nen zum Grünkochen. f). Die Stangenbohne aus Algier erhielt ich vergangenes Frühjahr aus Nancy; sie verdient alle Berücksichtigung. Die Körner sind schwarz, sehr gross und breit; die Hülsen hingegen über l Zoll breit, 6 bis 8 Zoll lang und sehr dickflei- schig, daher auch zart, selbst bis fast zur Samen- reife. Dabei trägt die Pflanze sehr reichlich. (i. Krüger's neue Wachssch w ertbohne. Diese habe ich vor 2 Jahren durch Befruchtung der weissen Wachsschwertbohne erhalten. Erstere trägt bekanntlich nur mittelmässig, hat aber selbst gute Eigenschaften, daher ich die Befruchtung mit einer reichlich tragenden Sorte vornahm und ein glänzendes Resultat erhielt. Der Blendling hat grosse, graubunte Körner in einer grossen und flei- schigen Hülse mit gelber Schale, welche bis zum Reifwerden zart bleibt. Sie trägt nicht allein sehr reichlich, sondern auch zeitig. Ich gehe zu einigen Staudenbohnen über: 7. Die Weissschalige Butterbohne aus Nancy steht nach meiner Ansicht oben an. Die Pflanze wird höchstens 1 Fuss hoch, baut sich sehr breit und trägt in Masse fi bis li Zoll lange, weiss- schalige Bühnen ohne Faden , welche zart und weich bleiben, bis sie trocken werden. Zugleich ist sie eine sehr frühe Sorte , die sich wahrschein- lich auch zum Treiben benutzen lässt. 8. u. 9. Weisse und schwarze Stauden- Wachs-Bohne sind ebenfalls ein Paar sehr wohl- schmeckende, zarte Bohnen, aber leider im Ertrage schlecht. Das Pfund kostet immer noch 8 Sgr. ID. Solitaire ist wiederum eine sehr reich- lich tragende Art, welche aber nicht zu alt werden darf, weil sie dann hart wird. Die Hülsen werden 6 bis S Zoll lang und sehr fleischig. 11. Frühe Mombohne, eine schöne, empfeh- lenswerthe Art, die zeitig ihre dicken, fleischigen und lange zart bleibenden Hülsen bringt. Zum Trockengemüse schmecken sie ebenfalls sehr gut. 12. Frühe rothkörnige Schmalzbohne ist eine unserer frühesten Bohnen mit langen flei- schigen Hülsen, welche aber nicht zu alt werden dürfen. 13. Neue chinesische Butterbohne mit gelbbraunem Korn und sehr dicker fleischiger Hülse, welche weich bleibt, bis sie reif ist. 14. Die Staudenbohne von St. Didier gehört zwar nicht zu den reichlich tragenden Sor- ten , ist aber sehr zart und wohlschmeckend und hält sich lange weich. 15. Noch erwähnen muss ich einer Staude- bohne, welche unter folgenden Namen jetzt im Han- del ist: Griechische Fleisclibohne, Leber- farbige Nierenbohne und Bohne des Wohl- geschmacks. Trocken ohnstreitig die beste Bohne, als grünes Gemüse hingegen muss sie sehr jung gepflückt werden, wenn sie etwas taugen soll. Sie träüt reichlich. 56 E (I gen 0 r tili a Ihhn. Im dritten Bande von den Denkschriften der bayerischen Gesellschaft zu Regensburg hat Pro- fessor Meisner in Basel ein neues Genus aufge- stellt, was er zu Ehi'en von Edgeworth, dem Verfasser einer Abhandlung über die Vegetation und über den Landbau der Sikh-Staatcn, zugleich aber auch zu Ehren von dessen Schwester, einer geistreichen Dame, Edgeworthia nennt. Dieses Genus steht Daphne sehr nahe und umfasst bis jetzt nur 2 Arten, von denen die eine von Wal- lich in Nepal entdeckt und von ihm Daphne Gardneri genannt wurde, jetzt aber Edgewor- thia Gardneri heisst. Später sahen sich Lindley in dem .lournal der Londoner Gartenbau-Gesellschaft und Zucca- rini in den Verhandluni;en der Münchener Aka- demie, unabhängig von einander und fast zu glei- bleibenden Kelchröhre herausgehoben würde, sowie ein eigenthümlicher Blüthenstand, der in einem dich- ten und gestielten Kopfe besteht, während die Achse des Blüthentriigers bei Daphne sich mehr oder we- weniger verlängert. Wir haben die Gelegenheit , wo ein Exemplar der E. papyrifera im botanischen Garten zu Ber- lin jetzt blüht, benutzt, die geringen Lücken in der Beschreibung auszufüllen. Darnach ist die Frucht keine trockene, sondern eine saftige Beere und die BlüthenhüUe ebenfalls nicht mehr lederartig und dauernd, als es bei Daphne alpina, oleoides u. 8. w. der Fall ist. Was die dichte Behaarung des Fruchtknotens, so wie die Frucht anbelangt, so ist diese bei E. Gardneri allerdings sehr bedeu- tend, nichtaber bei E. papyrifera Zucc, wo nur der obere Theil mit borstenähnlichen Ilaaren be- setzt ist. Das Verhältniss des kärglichen Frucht- knotens zur Länge des Griffels ist ebenfalls ein anderes, wie bei E. Gardneri, da der letztere eher Zeit (lS4(i), veranlasst, eine zweite Pflanze kaum doppelt länger erscheint. Was das Involu daselbst einzureihen , welche in China und Japan vorkommt. Auch diese war zuerst als Daphne und zwar unter dem Namen D. papyrifera von Sie- bold 1832 in dem 12. Bande der Verhandelungen der botanischen Gesellschaft (Verband, van het ba- tav. Genootsch.) Seite 22 beschrieben; Zuccarini nannte sie deshalb Edgeworthia papyrifera. Nach Siebold wird nämlich aus dem Baste ein feines Papier bereitet, was hauptsächlich in Nippon sehr gesucht wird. Der bekannte chinesische Rei- sende Fortune fand sie auch auf der Insel Tschusan und sandte sie 184-i nach England, wo sie Lind- ley, da er von Siebold's Pflanze nichts wusste, 2 Jahre später als eine neue Art, als E. chrysan- tha beschrieb. Unter diesem Namen ist sie bereits 1847 in dem botanical Register (tab. 48) und in Flore des serres (tab. 28'l) abgebildet ; man hat aber nicht die Gelegenheit benutzt, um die Lücken, welche Meisner in seiner vorzüglichen Abhand- lung über indische Thymeläaceen aus Mangel an Material in eben orenanntem Werke bei der Be- Schreibung der Edgeworthia gelassen hat, auszu- füllen. crum anbelangt, so fallen die länglichen und rings um den Kopf einen Kreis bildenden Blättchen sehr zeitig ab. Zur Begründung des Genus Edgeworthia bleibt demnach Nichts- weiter übrig, als die eigen- thümliche Form des Griffels und der rein kopf- förniige Blüthenstand. Ob aber beide hinlänglich sind, da sonst, auch im Habitus, Nichts vorhanden ist, was die Aufstellung des Genus bestärkte, las- sen wir dahin gestellt sein. Der Griflel ist bei den verschiedenen Arten von Viola z.B. ebenlalls sehr verschieden; aber Niemand, ausser Spach, ist es eingefallen, das Genus Viola zu theilen, so wichtig auch die Verschiedenheit des Griffels sein mag, um Subgenera zu bilden. Wir bemerken übrigens schliesslicli noch, dass Edge w ort hia pap yrif er a eine Lieblingspflanze der Chinesen ist und wahrscheinlich daselbst im ersten Frühjahre, wie bei uns der Seidelbast (Daphne Mezereum), blüht. Um die Pflanze noch leichter dazu zu bringen, werden die Zweige ringförmig gedreht, wie man auch aus der Zeichnung in Flore des serres ersieht. Nach Lindley soll auch in Me isner wurde dui-ch die cigenthümliche ' England das Drehen das Blühen befördert haben, Narbe in der Blüthe, welche erstere keinen Kopf, da die Pflanzen im Mai schon blühten. Wir be- sondern eine mehr zungenföi'mige Verlängerung bildet, veranlasst, das Genus Edgeworthia auf- zustellen, zumal, wie er glaubte, vielleicht noch einige andere Merkmale dazu kommen möchten, näm- lich: eine trockene Frucht, die vielleicht ähnlich, wie bei Kompositen und Dipsaceen, durch lange, eine Art Haarkrone darstellende Haare aus der zweifeln es; die Pflanze des botanischen Gartens in Berlin hatte in der zweiten Hälfte des Januar bereits ihre Blüthen entfaltet. Ob übrigens Ed- geworthia papyrifera in Gärten unserer Lieb- haber je eine Anerkennung finden möchte, bezwei- feln wir, zumal bei uns die Blüthen keineswegs so gut riechen, wie angeblicher Weise in China. Verliij; von Karl Wie^randt in Berlin. Kommandantenstrasse 6"2. Druck von J. F. Siarcke in Berlin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuno; des Gartenbaues in den Köuigiicli Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem Gencral-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Marl ÜOCh. Jji 8. Berlin, den 21. Februar 1861. Preis des Jahrganges öy Thlr.. sowohl bei Bezug dureh den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inlialt: Die Aroideen und Schott's Prodronius Aroidearum. Schaftsgartenkunst. — Getriebener weisser Flieder. Einige neu eingeführte Farne. — Siebeck's Elemente der Land- Sonntag, den 24. Februar Mittags 12| Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse Nro. 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. Die Aroidccn und Schott's Prodronius Aroidcariiiii. Zu den interessantesten Pflanzen gehören ohne Zweifel die Aron -Pf lan zen oder Aroideen. Der Name Aron ist uralt. Die Aegypter verstan- den unsere Colocasia antiquorum darunter, deren geröstete Knollen den Bewohnern des Niles nicht weniger, als denen des Ganges und Indus, eine beliebte Speise darboten. Später ging der Name auf verwandte Pflanzen über und wurde auch end- lich von Linn^ in der systematischen Botanik ein- geführt. Der Gründer des Sexualsystemes hatte um so mehr Ursache dazu, grade unser Arum maculatum in dieses Genus einzureihen, als auch hier die Wurzel, wenn sie durch Küsten ihres scharfen Stoßes entledigt ist, ebenfalls gegessen, ja sogar wegen ihres reichen Gehaltes an Stärkmehl mit anderem Mehl unter das Brod gebacken wer- den kann. Wie gering war doch vor 100 Jahren die Kenntniss der Aroideen gegen jetzt I 7 Genera mit 4;i Arten hat L in ne beschrieben, während Schott in dem im vorigen Jahre erschienenen Prodromus systematis Aroidearum nicht weniger als 108 Ge- nera mit gegen 10<3(t Arten aufführt. Wollen wir hinzufügen, dass Schott mit der Bildung von Arten und Geschlechtern allerdings keineswegs zu ängstlich gewesen ist, wie wir später erörtern werden, so hat doch auf jeden Fall die Kenntniss der Aroi- deen ungemein zugenommen. Die grösste Anzahl ist in dem letzten Jahrzehend bekannt worden, wo allein fast mehr als die Hälfte aller Arten erst be- schrieben wurde. Kunth zählt in seiner Mono- graphie der Aroideen (im ?>. Bande seiner Enume- ratio plantarum), welche 1841 erschien, 46 Genera mit nur 2ö6 Arten auf. Die Aroideen sind über die ganze Erde ver- breitet, doch so, dass sie sich in den tropischen Ländern der Alten und Neuen Welt konzentriren. Hier sind es wiederum vorzüglich die Urwälder, welche sie bewohnen ; weniger aber wachsen sie auf der Erde, wo sie dann hauptsächlich auf feuchten Stellen, in Sümpfen, an den Ufern der Flüsse vor- kommen, als dass sie vielmehr an riesigen Bäumen, also als Epiphyten, erscheinen. Neben Orchideen, Bromeliaceen , Gesneraceen, Loranthaceen und an- dern Pflanzen mit schönen Blüthen oder Herzblät- tern bilden hauptsächlich Aroideen und Farne den Blätterschmuck. Da die Aronpflanzen wenig Licht bedürfen, trotzdem aber zum grossen Theile das schönste Grün besitzen, und ausserdem ein zähes Leben ha- ben, sich auch leicht vermehren lassen, so scheinen sie recht eigentlich für unsere Kulturen geschafien zu sein. Der Oberlandesgerichtsrath Augustin in Potsdam hat die Hinterwand eines Palmenhauses dazu benutzt, um fast sämmtliche Arten seiner rei- chen Sammlung zum Theil an sparrig und knorrig 58 gewachsenen Baumstämmen emporklettern zu lassen oder sonst auf diesen anzubringen. Aehnlich, aber an in der Mitte aufgestellten und verästelten Baum- stämmen sahen wir Aroideen in einem Vorhause zu einem Palmenhause in dem Garten des Professor Frege in Abt-Xaundorf bei Leipzig mit anderen Pflanzen. Der Schlossgärtner Josst in Tetschen hat ebenfalls in seinem Orchideenhause viele Aroi- deen auf gleiche Weise verwendet. Wann werden überhaupt einmal unsere meisten unschönen Orchi- deenhäuser eine andere Einrichtung erhalten ? Aber auch sonst in Warmhäusern können Aroideen viel- fache Anwendung finden, namentlich an solchen Stellen , wo wegen Mangel an Licht keine anderen Pflanzen gedeihen wollen. Wir verweisen in die- ser Hinsicht auf eine frühere Abhandlung des Ober- gärtners Reh mann in Breslau im 2. Jahrgange (!8f)9, S. 109). Für Zimmerkulturen sind sehr viele Aroideen kaum durch andere Pflanzen zu ersetzen. Wir selbst besitzen seit länger als 4 Jahren eine Monstera Lennea und mehre Anthurien tief in einem Zim- mer, also ziemlich entfernt vom Lichte; wir haben sie selbst in der ganzen Zeit nicht einmal umge- setzt. Und doch vegetiren sie alle, wenn auch nicht so rasch, wie in günstigen Gewächshäusern, aber doch nur langsam weiter. Nächst den Arten genannter Geschlechter sind es noch die Philodendren, welche für Zimmer nicht genug zu empfehlen sind. Wer Aquarien besitzt, kann die genannten Aroideen noch besser verwenden. Wir haben es gesehen, dass zur Abwechslung eine kleine Felsenparthie mit Muscheln ausgeschmückt angelegt war, und man auf ihr das glockenförmige Aquarium angebracht hatte. Klei- nere rankende Philodendren, mit schottischem Epheu abwechselnd daselbst angebracht, gewährten in der That einen freundlichen Anblick, zumal es sonst auch nicht an anderen Pflanzen und bunten Blumen fehlte. Hat man ein grosses Aquarium, was man auf einem dicken Stücke Baumstamm ruhen lässt, so sind es wiederum Philodendren und Monsteren, welche den letztern umranken können. Das schöne, freudige, meist dunkele Grün derselben thut grade im Zimmer dem Auge wohl ; dieses findet an den Blattpflanzen einen Kuhepunkt, wo es gern weilt. Wenden wir uns von dieser zum Theil ästhe- tischen Auseinandersetzung der wissenschaftlichen Seite zu, wozo uns durch das Erscheinen einer Mo- nographie Gelegenheit geboten ist. Der Garten- direktor Schott in Schönbrunn bei Wien hat ohne Zweifel das Verdienst , sich zuerst umfassend mit den Aroideen beschäftigt zu haben. Ihm verdan- ken wir die erste und auch noch bis jetzt beste systematische Eintheilung, welche er nebst andern Arbeiten in einem besonderen Werke: Meletemata botanica, d. i. botanische Studien, 1832 bekannt machte. Seitdem mag Schott an dieser interessan- ten Familie noch weitere Studien gemacht haben ; es ist aber von ihm bis Mitte der fünfziger Jahre nichts mehr veröffentlicht worden. Mit ganz be- sonderer Liebe hat er aber fortwährend in Schön- brunn Aroideen kultivirt. Seine Sammlung war lange Zeit die schönste und grösste Europen's. Verschiedene Reisende, die sich zum Theil noch in Amerika aufhalten, wie Moritz, Wagener, V. Warszewicz u. s. w. sendeten, besonders seit den vierziger Jahren, nebst anderen interessanten Pflanzen auch viele Aroideen an den botanischen Garten in Berlin, sowie an die königlichen Gärten in Sanssouci. In diesen nun kam Anfang der fünf- ziger Jahre das Original-Exemplar einer höchst in- teressanten Art, welcher Kunth bereits, jedoch ohne Blüthen gesehen zu haben, den Namen Philoden- d r o n p e r t u s u m ertheilt hatte, zur Blüthe, welche letztere uns zur Verfügung gestellt wurde. Trotz der durchaus unrichtigen Diagnose von Monstera, welche Schott gegeben hatte, erkannten wir doch, dass die von v. Warszewicz eingesendete Aroi- dee zu diesem Genus gehören müsste, und beschrie- ben sie unter dem Namen M. Lennea, sie zu Ehren des Generaldirektors der königlichen Gärten nennend. Damit begannen wir eine Reihe von Un- tersuchungen, deren Resultate wir hauptsächlich in dem Anhange zu dem Samenverzeichnisse des bo- tanischen Gartens zu Berlin bekannt machten. Seit dieser Zeit fing auch Schott wiederum an, über mehre Aroideen etwas zu veröffentlichen. Nicht allein, dass er einzelne Arten, hauptsächlich in dem österreichischen botanischen Wochenblatte, welches jetzt als Zeitschrift herausgegeben wird, und später in der Bonplandia bekannt machte, es er- schienen auch rasch hintereinander mehre kleinere und grössere Werke, die ersteren zum Theil mehr polemischen Inhaltes. Schott begnügte sich kei- neswegs, die bis dahin noch unbekannten Aroi- deen unserer Gewächshäuser zu veröffentlichen, sondern suchte sich auch weiter ein reichliches Ma- terial aus Herbarien zu verschafl'en. Auf die freund- lichste Weise scheint man ihm allenthalben entgegen gekommen zu sein. Jede Untersuchung fast brachte eine neue Pflanze, die auch gleich, damit nicht etwa Jemand ihm zuvorkäme, mit einem neuen Namen veröffentlicht wurde. Bei der Hast, mit der dieses geschah, darf es leider nicht Wunder nehmen, dass Schott seine eigene Veröffentlichung bisweilen vergass und bald darauf dieselbe Pflanze mit demselben Namen zwar, aber bisweilen doch mit abweichenden Diagnosen, von Neuem bekannt machte, dass er ferner einen und denselben Namen für ganz verschiedene Pflan- 59 zen gebrauchte. Es geschah dieses etwa nicht ein-, sondern 111 ehrmal; wir wollen nur beis])ielsweise an die Namen Antiiurium indecoruin, ornatum u. s. w. erinnern. Da Schott nicht gern derglei- chen Ucbereilungen öffentlich bekennen mochte, so schwieg er lieber bei späteren Veröffentlichungen ganz darüber. 80 schob er z. B. für das übrigens schon einmal gebrauchte indecorum den Namen inamoenum ein, überlässt es aber dem Leser, sich zurecht zu finden. Er mochte wohl glauben, dass man sich nicht mehr die Mühe geben würde, seine frühern Schriften nachzusehen. Nur hier und da scheint doch der Verfasser des Prodromus Aroi- dearum selbst seine übereilten Veröffentlichungen eingesehen zu haben, wenn er z. B. (österr. Wo- chenbl. VIII, 8U) gleichsam als Entschuldigung offen ausspricht: „wenn gleich es (nämlich seine Ver- öffentlichungen) vielleicht kühn erscheinen mag" u. s. w. Die im vorigen Sommer uns zugekommene Monographie führt den Titel „Prodromus", d. h. Vorläufer; wir hätten demnach noch die eigentliche Synopsis zu erwarten. Sonderbarer Weise hat aber Schott schon im Jahre 1S5H, wenn auch nur zur Hälfte, eine Synopsis Aroidearum veröffentlicht. Diese versendete er anfangs als Manuscript an Freunde, verlangte trotzdem aber von allen andern Botani- kern, denen diese Ehre nicht zu Theil wurde, dass sie wissen sollten, was darin stände, um bei etwaigen Prioritätsfragen auf ihn Rücksicht zu nehmen. Spä- ter gab er diese Hälfte seiner Synopsis auch um sehr hohen Preis in den Buchhandel. Heisst ein solches Verfahren, gegen das entschieden Verwah- rung eingelegt werden muss, nicht absichtlich die Sy- nonymie vermehren oder wenigstens verlangen, dass Niemand in der Familie der Aroideen arbeiten soll. Nicht das Jahr ISÖH, welches die Synopsis trägt, ist demnach bei Prioritätsfragen zu berücksichtigen, sondern die Zeit, wo das Buch im Handel erschien. IISÖU kommt nun der Vorläufer (Prodromus), dieses Mal aber als Nachläufer. In der Einrichtung unterscheidet er sich von der Synopsis nur dadurch, dass er nicht wieder plötzlich in der Mitte aufhört, sondern wirklich alle Aroideen umfasst. Man hätte nun doch wenigstens erwartet, dass in der Vorrede etwas darüber gesagt wäre und man den Käufern der theuren Synopsis einen Entschuldigungsgrund ausgesprochen hätte. Kein Wort. Anstatt der Vor- rede kommt die Dedikation an 24 Botaniker und \ dann ein bescheidenes und kurzes Aviso. Die Synopsis, wie manches Andere, wird völlig ignorirt. Da Schott ausserdem noch einige grosse Kupferwerke über Aroideen auf die luxuriöseste AVeise veröffentlicht und darin seine vielfachen Un- tersuchungen niedergelegt hat, so musste man um 80 mehr erwarten , dass endlich eine brauchbare Synopsis erschiene. Wir sind völliir enttäuscht. Dieselbe Unklarheit . Unsicherheit und Mangel an Schärfe findet sich in dem Prodromus, wie in der 4 Jahre früher herausgegebenen Synopsis. V^on einer Diagnose ist nirgends die Rede; diese wird durch eine kürzere und längere Beschreibung, die bei den einzelnen Arten bisweilen gar nicht mit einander korrespondirt, ersetzt. Mag sich beim Nachsuchen der Namen herausfinden, wer da willl Leider ist der Mangel guter und scharfer Dia- gnosen ein allgemeines Uebel unserer Zeit. Gibt es doch Botaniker, die sogar behaupten, es Hesse sich gar keine Diagnose heut zu Tage mehr machen. Wir begreifen allerdings dergleichen Leute nicht, wenn sie dann in den Tag hinein neue Pflanzen be- kannt machen, ohne sich selbst der charakteristischen Merkmale bewusst zu sein. Wäre dieses der Fall, so könnten sie auch die Diagnose, welche den In- begriffdercharakteristischen Merkmale einer Pflanze, um sie von einer andern zu unterscheiden, darstellt, mit leichter Mühe machen. Aber eben weil sie dieses nicht thun, erkennen sie ihre eigene Unklar- heit und Unsicherheit an. Leider sind wir auf diese Weise so weit gekommen, dass Pflanzenbestimmun- gen zu den schwierigsten Arbeiten eines Botanikers gehören und dass nur der es wagen darf, dem neben einer umfassenden Kenntniss der Literatur ein gut geordnetes und bestimmtes Herbar und gute Abbildungen zu Gebote stehen. Wir geben zu, dass bei den von Jahr zu Jahr sich mehrenden neuen Pflanzen ältere Diagnosen ihre Schärfe ver- lieren müssen , da das dazu gekommene Material natürlich früher nicht benutzt werden konnte; des- halb ist es allerdings auch nothwendig, neben den Diagnosen auch brauchbare Beschreibungen anzu- fertigen, aber nicht, wie es Viele thun, aus Be- quemlichkeit ein ihnen grade vorliegendes Exem- plar gleichsam abzuschreiben, was zu gar Nichts führen kann. Ein weiterer Uebelstand des Schott'schen Pro- dromus ist das neue System, welches er aufgestellt. Das, was er vor 20 Jahren zuerst gegeben, ist, wie wir oben bereits ausgesprochen, viel besser und bedurfte nach dem jetzigen Zustande der Wissen- schaft nur geringer Abänderungen und Zusätze. Schott stand ein reiches Material zu Gebote, er kultivirt selbst fortwährend eine reiche Sammlung von Aroideen; Niemand war deshalb so berufen, als er, auf den von ihm selbst gegebenen guten Grundlagen weiter zu bauen. Blüthenbau und Blatt- nervatur stehen hier im innigsten Zusammenhange, ein Umstand, der es möglich macht, fremden Arten ohne Blüthen augenblicklich im Systeme die Stelle anzuweisen, wohin sie gehören. 60 Anstatt an lebenden Pflanzen aber zu studiren, untersuchte Schott Staubbeutel und Eichen nur an und für sich und nicht im Zusammenhange mit der ganzen Erscheinung; er war auch so glücklich zu finden, dass zwischen den Staubbeutelfächern schmale oder breite Bänder vorhanden, dass ein Theil der Aroideen grad-, ein anderer gegenläufige Eichen besitzt. Die Namen Stenozeugmaticae und Pachyzcugmaticae können, wie Orthotropooae und Anatropooae, einem tüchtigen Philologen als zu merkende Namen für Abtheilungen wohl geläufig sein; vielen Botanikern und gar Gärtnern möchte es dagegen schwer werden, diese Namen im Ge- dächtnisse zu behalten. Hat denn Schott übrigens wirklich die Eichen so genau untersucht, ohne dass er gefunden hatte, dass es auch halbgegenläufige Eichen unter den Aroideen gibt! Der Linne'sche Grundsatz, nur nach einem Merkmal einzutheilen, ist lange von tüchtigen Botanikern verworfen und wird auch wohl nie eine natürliche Eintheilung geben. Die heutigen Botaniker theilen sich bekanntlich in 2 grosse Lager. Die einen halten jede noch so winzige Verschiedenheit im Bau der Blüthe oder Frucht für hinlänglich, um ein Genus zu bilden, die andern verlangen, dass auch noch andere Er- scheinungen, namentlich in der äussern Gestalt, da- mit zusammenfallen müssen. Die letztern stellen ihr Genus nicht a priori als etwas Fertiges hin, wie die ersteren, sondern suchen sich zuvor das reichlichste Material zu verschaffen , um nun erst Prinzipien über Bildung neuer Genera in einer be- stimmten Pflanzenabtheilung festzustellen. Das hätte Schott nun auch thun können; er zieht aber das Bequemere vor und stellt nach winzigen Merkmalen mit einer Kühnheit Genera auf, wie wir nur noch ein zweites Beispiel vor einigen Jahren gehabt ha- ben. Man sehe nur nach, was er aus den so na- türlichen Geschlechtern Monstera, Scindapsus, Bia- rum und andern mehr gemacht hat. Nicht besser geht es aber in Betreff der Arten. Aus einzelnen getrockneten Blättern von Arten, die wahrscheinlich zu Monstera gehören, macht er keck hin neue Arten. Unsere Monstera dilacerata wird ohne allen Grund zu einer Tornelia umgestempelt und dann wieder als Monstera ovata gebracht. Wer nun weiss, wie sehr die Blätter, grade der Monstera- Arten, man möchte sagen, alle Vierteljahre ändern, bevor sie sich vollständig entwickelt haben, der wird gewiss mit uns über die Kühnheit erstaunen, aus getrockneten Blättern neue Arten zu machen. Monstera pertusa de Vr. (Adansonii Schott) ist, wie wir uns zum Theile nach Schott'schen Originalien überzeugt und bereits an anderer Stelle auch aus- gesprochen haben, unter 3, 4, vielleicht sogar unter 5 Namen beschrieben. Die Monstera tenuis unserer Gärten, der wir, nur dem Verlangen ihres Besitzers nachgebend, einen provisorischen Namen gegeben haben, reiht Schott ohne Weiteres einem seiner neugebildeten Genera, Anadendron, ein und führt sie auch wieder unter den dunkel bekannten Arten der Monstera auf. Die Monstera obliqua Miqu. wird von ihm mit einem neuen Namen versehen. Wie viele Schott'sche Anthurieu und Philodendren später eingezogen werden müssen, wird die Erfah- rung zeigen. Dabei begeht Schott Verdrehungen aller Art. Er macht, natürlich ohne etwas darüber zu erwäh- nen, selbst da neue Genera, wo es von Anderen schon geschehen ist. Beispielsweise haben wir sein 1832 aufgestelltes Genus Spathiphyllum, da es ganz verschiedene Pflanzen in sich schliesst, in 2 Genera getheilt, von denen das eine natürlich den alten Namen behielt, das andere aber einen neuen, Massowia, bekam. Ein Paar Jahre später reiht Schott meine Massowia cannaefolia ohne Weiteres in Spathiphyllum ein und bildet aus den übrigen nicht damit harmonirenden Arten ein neues Genus, was er Usospatha nennt. Jeder andere Botaniker, der nicht absichtlich die Verdienste Anderer verkennen und die Priorität missachten will, hätte Massowia nur mit den übrigen nicht zu Spathiphyllum gehörigen Arten erweitert und die- ses Wort als Genus-Namen für den andern reservirt. Während ferner Schott Garten-Namen igno- rirt, verlangt er aber von Anderen es nicht zu thun, und setzt, wenn Andere eine Pflanze beschrieben [ haben und er dann zufällig denselben Namen in einem Verzeichnisse findet, gleich „Hort." dahinter, ohne anzuführen, dass die Pflanze schon früher beschrieben war; man muss daher glauben, ihm gehöre das Verdienst der ersten Aufstellung der Art. Schott sagt auch gar nicht, aus welchem Garten er eine neue Pflanze erhalten, damit sein Recht zu benennen ihm nicht etwa geschmälert werde. Graf v. Langsdorf brachte unter Ande- rem aus Brasilien eine Pflanze mit, welche vom Petersburger Garten als Asterostigma Langs- dorf'ii Fisch, nach Berlin, Wien und auch nach Belgien versendet wurde. Prof. Scheid w eiler in Gent beschrieb sie 1847 in der Berliner Garten- zeitung als Staurostigma odorum. Schott, nichts davon wissend, machte 5 Jahre später als Asterostigma, ohne jedoch des Petersburger Gartens zu erwähnen, ebenfalls das Genus bekannt, änderte aber den Beinamen Langsdorfii, weil er sonst Hort. Petrop. oder vielmehr Fisch, dahinter hätte setzen müssen, in concinnumum. Wirhaben nun vor beinahe 2 Jahren die Identität von Stau- rostigma Scheidw. und Asterostigma Schott. (Wochenschrift 1. Jahrg. Seite 304) nachgewiesen; 61 Schott ignorirt aber, wie gewöhnlich, dergleichen Irrthümer, die er begangen. Wir wären im Stande, noch mancherlei Bei- spiele vorzuführen , ziehen aber vor, davon abzu- sehen, um noch auf andere Mängel aufmerksam zu machen. Dass bei den so häufig stattgefundenen Aenderungen der Namen eine Angabe der Syno- nymic sehr nothwendig war, liegt wohl klar vor. Anfangs hat Schott zwar ähnlich, wie in deCan- dolle's Prodromus, am Ende eines jeden Genus ein, wenn auch nur unvollständiges Verzeichniss der Arten gegeben, welche einmal als dazu gehörig beschrieben wurden. Da, wo man aber die Angabe der Synonymie am meisten bedurft hätte, wie bei Anthurium, Pothos u. a., ist sie leider nicht gegeben ; bei andern hingegen, wie bei Philodendron, hat sich die Angabe der Synonymie ausnahmsweise nur auf Namen ihm missliebiger Autoren beschränkt, die sonst doch grade, wo es galt, sie zu nennen, ab- sichtlich weggelassen sind. Diese Partheilichkeit, welche einem wissenschaftlichen Buche fern liegen sollte, gibt leider bisweilen zu lächerlichen Miss- verständnissen Anlass. So sandte der bekannte Rei- sende V. W arsze wicz ein Anthurium, weichesein Freund von ihm, ein Mr. Brown, ihm zu Ehren, aber Philodendron Warszewiczii nannte, dem Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieii in Berlin. Wir sahen es zuerst daselbst, erkannten die Pflanze als ein Anthurium und gaben ihr, zumal sie noch nicht beschrieben, den Namen Anth. W arsz ewic zii. Schott wusste dieses i'echt gut, da er die Pflanze als Philodendron erhalten, wollte es aber nicht wissen, verwechselt den Mr. Brown mit AI. Braun und gibt nicht uns, sondern den letztern, der gar nicht weiss, wie er zu dieser Ehre kommt, als den Ver- fasser des Anthurium Warszewiczii an. Heisst diese absichtliche Verdrehung Wissenschaft? Ein weiterer Uebelstand des Prodromus Aroi- dearum sind die mancherlei orthographischen und sonstigen Fehler, so wie, dass auch einige wenige Arten übersehen sind. Der Verfasser einer Natur- geschichte Aleppo's heisst nicht Rüssel, sondern Russell; der Name des bekannten orientalischen Reisenden des 16. Jahrhundertes ist nicht Rau- wolff, sondern Rauwolf; den so oft von Gärt- nern falsch geschriebenen Namen des spanischen Botanikers Gutierrez schreibt auch Schott Gu- tierez. Anstatt Hydrostachy on lesen wir wie- derholt Hydnos tachyon; anstatt Stylochaeton kommt Stylochiton vor. Tornelia laciniata, wie Schott in frühern Schriften richtig sagt, wird im Prodromus T. laniata genannt. Calamus floridanus Raf., Amorpho- phallus Konjac C. Koch und L e onensis Lern., Calla Badian, Goly, maxima und poly- phylla Blanco, Pothos latifolia L., das ganze Genus Provenzalia Raf. und einige andere feh- len im Prodromus. Selbst Rhaphidophora in- signis, die er in seinen Genera Aroidearum tab. 77 abgebildet hat, suchen wir vergebens. ArumAVal- teri kennt Schott, weiss aber den Autor nicht. Es ist El Hot und die Pflanze synonym mit Pel- tandra Walteri Raf., von der er auch nichts weiss. Schliesslich erlauben wir uns noch einen Um- stand zu rügen, der aber dieses Mal nicht allein Schott, sondern die meisten Systematiker und Botaniker trifft. Diese sind in der Regel schlechte Geographen oder bekümmern sich wenigstens um den Verbreitungsbezirk einer Pflanze gar nicht; sie haben nur Sinn für neue Pflanzen, wenn sie es auch gar nicht sind, sondern nur dafür ausgegeben werden. Man schlage einmal das Vaterland der einen oder andern ausländischen Pflanzen nach und man findet in der Regel nur den Namen des Fund- ortes, den man bisweilen selbst in den besseren geographischen Handbüchern nicht findet und da- her in Betreff des Vaterlandes oft rathlos dasteht. Die übrigen Fundorte, wo später die Art entdeckt wurde, in Monographien nachzutragen und damit den wirklichen Verbreitungsbezirk einer Art anzu- geben, daran denken viele Botaniker nicht. So nennt man Pulo Penang, Fernando Po, Insel St. Katharina u. s. w. als Vaterland, ohne vielleicht selbst zu wissen, wo diese kleinen Inseln liegen. Da dergleichen Benennungen oft mehrfach vorhan- den sind, ist eine nähere Angabe um so wünschens- werther. Wann werden die Botaniker diesem so fühlbaren Uebelstande Rechnung tragen? AVir kehren noch einmal zu dem Schott'schen Pi-odromus Aroidearum zurück. Bei den meisten neu aufgestellten Arten, welche nur nach getrock- neten Blättern oder unvollkommenen Exemplaren aufgestellt wurden, wird es für immer unsicher bleiben, was eigentlich darunter zu verstehen ist, selbst wenn man so glücklich sein sollte, die Ori- ginalien zu sehen. Eine gründliche Bearbeitung der Familie thut nun erst recht noth. Einige neu eingeführte Farne. In den letzten Nummern des Gardener's Chro- nicle 186U sind einige neue Farne, die sich bereits in englischen Gärten vorfinden, beschrieben worden. Da diese wahrscheinlich in Kurzem auch auf dem Kontinente verbreitet werden möchten, nehmen wir keinen Anstand, selbige nach den im genannten Werke gegebenen Mittheilungen auch zur Kenntniss der Leser der Wochenschrift zu bringen. 62 1. Gymnogramme Wetenhalliana Tli. Moore. Unter diesem Namen hat der bekannte Farn- kenner Th. Moore im vorigen Jahrgange des Gar- deners Chronicle (Seite 9341) eine eigenthüra liehe Form eines Goldfarns bekannt gemacht, die zufäl- liger Weise im Wetenhairschen Garten von Ridg- mont, JBolton-le-Moors, in Lancashire entstanden ist und von dem Gärtner daselbst, P. Kelly, am 13. September der Heurtheilung des Blumen- und Pflanzen -Ausschusses der Londoner Gartenbau- Gesellschaft unterbreitet wurde. Wegen ihrer Ei- genthümlichkeit erhielt die Pflanze ein Ccrtificat erster Klasse. Nach dem Obergärtner Kelly ist sie aus Sporen , welche von einem zur Kanimbil- dung an der Spitze sich neigenden Fiederblattes der Gymnogramme peruviana erhalten waren, her- vorgegangen. Ob die in der Nähe befindliche G. sulphurea bei der Bildung der Form einen Einfluss ausgeübt hat und dieselbe dann einen Blendling dar- stellt, lässt sich nicht bestimmen. Wir haben die genaue Beschreibung, welche T h. Moore in genannter Zeitschrift gibt, mit Aufmerk- samkeit durchgelesen und sie mit der der G. Stelz- neri, die zuerst im van Houtte'schen Etablissement zu Gent entstand und von dem Obergärtner Stelz- ner daselbst im 1. Jahrgange der Wochenschrift (Seite 'liij) bekannt jicmacht , von uns aber im '2. Jahrgange (Seite 183) genau beschrieben wurde, verglichen. Darnach zweifeln wir gar nicht daran, dass G. Wetenhalliana Th. Moore nicht ver- schieden ist und höchstens durch eine grössere und selbständigere Entwickelung der untersten Fieder- blätter, so dass diese als besondere Wedel erschei- nen, sich etwas unterscheidet. Darauf ist der Aus- druck Th. Moore 's hinsichtlich einer Verästelung der Wedel zu beschränken. Wir machen auf diese eigenthümliche Form, welche in Gent ebenfalls zufällig zwischen Keim- ptiänzchen von Gymnogramme gracilis und chry- sophylla entstanden ist, die Farnliebhaber um so mehr aufmerksam, als sie mit den eigenthünilichen kammförmigen Enden der Fiederblätter alle Be- achtung verdient und an die eigenthündiche, schon längst bekannte Form des Aspidium Filix mas sehr erinnert. Bereits findet die Pflanze sich auch in Handelsgärtnereien Deutschlands und haben wir schöne Exemplare bei dem Kunst- und Handels- gärtner Lauche bei Potsdam gesehen. Man hat also nicht nothwendig. Pflanzen erst jenseits des Kanales zu beziehen. 2. Pleopeltis incurvata Th. Moore (in Gard. Chron. 1800, p. ll()-2). Frondes dissimiles, coriaceae, marginatae, glabrae, steriles hastatae aut pinnatifidae, fertiles longe sti- I pitatae, pinnatipartitae, segmentis linearibus, margi- nibus inflexis; Sori approximati, seriem solitariam l'ormantes, impressi; Khizoma repens, squamosum. 1 Dieses eigenthümliche Farn wächst auf Java und wurde von da durch einen gewissen Pike dem botanischen Garten von Glasnevin bei Dublin ^ mitgetheilt. Die glänzenden Flächen der Wedel haben ausserdem eine dunkelgrüne Farbe. Ein ganz besonderes Ansehen erhält das Farn dadurch, dasa ' die fruchtbaren Wedel tief fiederspaltig, die un- ; fruchtbaren hingegen nur wenig und selbst ganz- randig sind, indem sie dann am häufigsten eine pfeilförmige Gestalt besitzen. 3. Polypodium sanctum Sw. \ (syn. fil. 39.). Frons gracilis, membranacea, lanceolata, pin- nata, pinnis lanceolatis, pinnatipartitis, inferioribus maxime abbreviatis ; Segmenta minuta, oblonga, ad apicem pinnarum confluentia, ad marginem soris parvis obsita. ] Ein zwar längst bekanntes Farn, das aber erst seit 3 Jahren ohngefähr sich im botanischen Gar- ten von Glasnevin befindet. Es gehört zu den klei- nen Arten mit höchstens lÜ Zoll langen Wedeln, deren Fiederblättchen sogar nur die Länge eines Zolles besitzen. Von F^e ist es als Phegöpte- ris sancta und tenella beschrieben, während Mettenius es zu Aspidium als A. sanctum bringt, denn nacli diesem verdienstvollen Forscher ist ein Schleier vorhanden. Das Aspidium sanctum der Gärten ist jedoch A. pachyphyllum Kze. 4. Wood wardia Orientalis Sw. (syn. fil. 117. Jl,').). Frons ampla, coriacea, pinnata, pinnis ovato- lanceolatis, vix petiolulatis, oblique cuneiformibus, pinnati-partitis ; Segmenta ad latus anterius majora, lanceolata, serris cartilagineis obsita, supra genmii- fera; Indusium convexum, coriaceum. Ein elegantes, raschwüchsiges Farn, das wir dem bekannten Reisenden in China, Fortune, verdanken und bis jetzt nur in dem Besitze von Standish in Bagschot ist. Merkwürdig sind die Menge von Knospen, welche sich, ähnlich wie bei Aspidium bulbiferum. auf der Oberfläche entwickeln und rasch zu Pflänzchen ausbilden. Es ähnelt im Allgemeinen der W. radicans, welche sich aber durch schmälere Abschnitte unterscheidet und ihre jungen Pflänzchen an der Spindel hervorbringt. Im wilden Zustande soll auch eine Form vorkom- men, bei der die Knospenbildung nicht stattfindet. Vaterland sind übrigens Japan und vor Allem die Insel Formosa. Bei Standish ist jetzt auch wieder W. ja- 63 ponica Sw., die früher schon einmal in den Gär- ten war, zu haben. f). Adiantum F^ei Th. Moore (in Fee icon. nouv. ü9. t '2i. f. I.) Frons tripinnata, rhachi tomento rufo dense obsita, flexuosa; Pinnulae oblique ovatae, crenato- incisae, supra glabrae, subtus pilosae, petiolulo rufo- tomentoso praeditae ; Indusium latum, pallidum, paene hippocrepifbrme. Linden hat das Verdienst, dieses schöne Farn aus Mexiko eingeführt zu haben. Die hin und her gebogene Spindel mit den weit abstehenden, aber mit der Spitze nach oben gekrümraten Fiederblät- tern, zugleich mit dem rostbraunen Filze derStiele, gibt ihm ein eigenthümliches Ansehen. Die Fieder- blättchen wechseln sehr in der Gestalt. 6. Litobrochia areolata Th. Moore ( in proced. of thc hört. soc). Frons oblongo - ovata, glabra, pinnato - pinnati- i fida, pinnis inferioribus bipartitis, omnibus sessili- bu8 ; Segmenta oblonga, falcata, sinu rotundato, ba- sale anterius parvum; Venae seriem longorum ar- cuum ad rhachidem pinnarum, areolorum contra magnorum, rotundatorum ad costam segmentorum formantes, reliquae liberae; Sori marginales linea- res. Stipites, rhachides et costae partes inferiores brunneae. Aehnlich der L. tripartita. die aber eine andere Form und andere Areolen hat. Von den übrigen mit gefiederten Wedeln versehenen Lito- brochia-Arten unterscheidet die braune Farbe an Stielen, an der Spindel und am untern Theile der Mittelrippe sehr leicht. Sim in Footscray hat die Art aus Indien eingeführt. Es bleiben noch einige Farne zu nennen übrig, welche neuerdings John Standish in Bagschot in den Handel gebracht hat , die aber zum Theile noch nicht beschrieben sind. 7. Cyathea Cunninghami. Ein kleines Baumfarn zwar, aber von schönem Ansehen , was eine kühlere Temperatur verlangt. Das Vaterland ist nicht bekannt; wahrscheinlich ist es Neuseeland. 8. Cyathea Smithii. Soll das schönste aller Baumfarne sein, welche man bis jetzt aus Neuseeland erhalten hat. Die kurzgestielten Wedel haben eine hellgrüne Farbe. 9. Todea pellucida. Was man bis jetzt unter diesem Namen kannte und in Hooker's Icones auf der 8. Tafel abgebildet wurde, ist mit T. hy menophylloides Rieh. (voy. d'Astrol. t. 16) synonym und stammt ebenfalls aus Neuseeland. Wir nennen hier endlich noch 2 Farne, von denen das eine noch gar nicht bekannt ist, das andere zwar sich bereits länger in unseren Gärten vorfand, aber noch nicht beschrieben wurde. Wir unterlassen es, hier uns des Weitern über diese Arten zu verbreiten , da von beiden im vo- rigen Jahrgange von Regel's Gartenflora sich Ab- bildungen vorfinden, diese Zeitschrift sich aber in den Händen der meisten Leser befinden dürfte. lU. Diplazium Katzeri Reg. (Gartenfl. IX. p. 35, t. QS^). Stipes, apice excepto, paleis lanceolato-subulatis obsitus ; Frons coriaceo-membranacea, oblonga, sub- glabra, pinnata, pinnis inferioribus, cordato-oblongis, petiolulatis, pinnatilobis, ad partem supremam cre- natis; Segmenta rotundata, crenulato-repanda; Nervi laterales segmenta intrantes, ramis simplicibus aut furcatis, pinnatis; Sori elongati, utrinque 2 — 4 ad costulas laciniarum seriati; Indusium glabrum. Diese interessante Art erzog der jetzige In- spektor des kaiserlichen Gartens in Pawlowsk bei Petersburg aus Samen und steht dem Diplazium ShepherdiLk, coarctatum Lk und Lasiö- pteris Kze nahe, unterscheidet sich aber durch die an der Basis gleich -herzförmigen Fiederblätt- chen sehr leicht. Die Wedel sind über fusslang und haben eine hellgrüne Farbe. Nur die untern Fiederblättchen sind gestielt, während die obersten zusammenfliessen. 11. Alsophila guianensis Hort. Caudex arboreus; Stipes basi nigricans, dense aculeis et paleis vestitus ; Frons bipinnata, glabra, pinnis et pinnulis pinnatilobis, petiolatis; Segmenta oblonga, antice rotundato- obtusa, vix crenulata; Nervi secundarii simplices aut f'urcati; Sori ad aut supra furcaturam utrinque uniseriales. Bei uns ein bekanntes Baumfarn, von dem ein Fiederblatt in Regel's Gartenflor auf der 288. Ta- fel abgebildet ist. Es sieht der A. radens Kaulf. am nächsten und unterscheidet sich durch gänz- lichen Mangel an Behaarung, so wie durch die Fruchthäufchen, welche nur in einer Reihe auf bei- den Seiten der Mittelrippe der Fiederblättchen sich befinden. Die Wedel erreichen wenigstens eine Länge von 3 — 4 Fuss und stehen auf mit Stacheln und ausserdem mit häutigen Schuppen besetzten Stielen. Sie sind ausserdem doppelt gefiedert. Das Vater- land ist Guiana. 64 Siebeck's Elemente der Laiidscliiiftsgarteiikiiiist. Unter diesem Namen hat der bekante Verfasser versucht, die Prinzipien festzustellen, nach denen grössere, also Park -Anlagen zu machen sind, und zu diesem Zwecke einen Normal -Plan entworfen. Es ist dieses eine sehr schwierige Aufgabe, deren I Lösung allerdings das Endresultat aller Landschafts- , gärtnerei ist. Warum der Verfasser aber das j schwerfällige Wort: Landschafts-Gartenkunst extra für das, was er sagen will, erst geschaÖen hat, be- greifen wir nicht, da bildende Gartenkunst und Landschafts -Gärtnerei nicht allein besser klingen, sondern auch bereits eingebürgert sind. Der Verfasser will die Elemente in einem har- monischen Ganzen, in einem möglichst vollkom- menen Park zur Anschauung bringen und die man- nigfaltigen Motive, welche deren Gestaltungen be- stimmen, zu erläutern suchen. Er sagt uns demnach, wie man vor Allem überhaupt dem gegebenen Räume Rechnung tragen könne, wie die Wege zu ziehen und damit die Gruppirungen in Zusammenhang zu bringen sind , wie sich dazu wiederum der Rasen verhält und welche Anordnung die Wasser und Hügel dazu haben müssen. Dass dabei nur ganz allgemein Etwas gesagt werden kann, versteht sich von selbst. Ein tieferes Eindringen in die Sache ist nicht möglich. Es wäre die Frage, ob damit wirklich das er- reicht wird, was man will, ob man überhaupt so deutlich sprechen kann , um auf alle Fälle zu pas- sen. Die Kunst ist etwas Angebornes, die sich wohl ausbilden, entwickeln, aber nicht anlernen lässt. Ein mechanisches Aneinander-Passen der verschie- denen Elemente würde doch nur eine — man möchte sagen — hölzerne und langweilige Anlage hervor- rufen. Sollte es demnach nicht besser sein , auf eine andere Weise Belehrung zu geben , nämlich durch Beispiele. Eine gute Anlage wirkt gewiss mehr als alle Regeln, die man gibt. Diese gelten überhaupt nur für den , der schon weiter in der Kunst vorgeschritten ist, und sind für Anfänger meist unverständlich. Man bildet sich an den Werken der Meister unendlich mehr, als durch alle Theorie. Dass die bildende Gartenkunst über der Natur stände, wie der Verfasser sagt, möchten wir be- zweifeln. Der Mensch wird immer gegen die Na- tur kleinlich bleiben mit allen seinen Schöpfungen, die ja nur ein Miniatur - Gemälde darstellen. Der Landschaftsgärtner hat die Aufgabe das Schönste in der Natur herauszusuchen und zu einem har- monischen Ganzen zu verknüpfen; er führt auf beschränktem Räume vor, was die Natur zerstreut hervorgerufen. Es ist dasselbe mit dem Bilde des Landschafts-Malers der Fall, der nicht Alks auf das treueste wieder geben will, sondern nur das Schönste. Eben deshalb fasst er es geistig auf. Die Elemente der Landschaftsgartenkunst wird der Verfasser in 4 Lieferungen geben, jede mit einem Bogen Text und 4 illuminirten oder schwar- zen Tafeln, die aber Theile eines Ganzen sind. Mit den ersteren kostet sie 1 Thlr 1 fi Sgr., mit den andern 1 Thlr 4 Sgr. Die Lieferungen selbst sollen rasch auf einander folgen. fietriebener weisser Flieder. In Paris lieben die Damen im Winter haupt- sächlich weisse Blumen , deren Farbe gegen das dunkele Braun und Schwarz der Haare um so mehr hervortritt. Beliebt ist deshalb vor Allem die ge- füllte Abart der Spiraea prunifolia, deren schlanke Blüthenzweige auch wie gemacht zu sein scheinen, um auf Bällen u. s. w. als Kranz das Haupt junger Mädchen zu schmücken. Ausserdem liebt man aber weissen Flieder. Kein Blüthenstrauch treibt sich aber schwieriger als der weissblUhcnde Flieder. Der ältere Laurent, einer der berühmtesten Blumengärtner in Paris, treibt, um der Nachfrage nach weissem Flieder zu genügen, Marly-Flie- der, dessen Blumen in erhöhter Temperatur und bei völligem Abschlüsse des Lichtes die ursprüng- liche blau-violette Farbe verlieren und diese in ein schneeiges Weiss umwandeln sollen. Leider erhalten aber auch die Blätter dann nicht ihr schönes Grün, sondern werden gelb. Nach weitern Versuchen hat man jedoch gefunden, dass die bekannte Flieder- sorte, welche den Namen Charles X führt, so be- handelt, ebenfalls weisse Blüthen liefert, die Blätter aber grün werden. Ohne der Wahrheit dieser angeblichen That- sache zu nahe treten zu wollen , ist es doch eine seltsame Erscheinung, dass grade die genannten beiden Sorten, wenn sie in der Dunkelheit getrie- ben werden, nur weisse, die andern aber violette oder blaue Blüthen erhalten sollen. Es wäre doch zu wünschen, dass hierüber auch bei uns Versuche angestellt würden. Sollten Thatsachen darüber selbst schon vorliegen, so bitten wir selbige uns im Interesse der Wissenschaft mitzutheilen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse fi2. Druck von J. F. btarcke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuno; des Gartenbaues in den Königlicii Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem Gcneral-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. JW. 9. Berlin, den 28. Februar 1861. Preis des Jahrganges 5y Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalien lies deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 399. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am '24. Februar. — Die Geitner'sche Gärtnerei in Planitz bei Zwickau. — Pyrethrum cinerariaefolium Trev. — Die Begonien und ihre Verwendung. — Beilage. Sonntag, den 10. März Mittags 111 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse Uro. 49) eine Versammlung des" Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. 399. Versammlung des Vereines zur Befordeniiig des Gartenbaues am "24. Februar. Der Vorsitzende, Geheime Oberregierungsrath Knerk, theilte mit, dass unter den vielen Mit- gliedern, welche in der letzten Zeit durch den Tod dem Vereine entrissen worden seien, sich auch der Kunst- und Handelsgärtner Deppe in Charlotten- burg befinde. Derselbe sei eins der ältesten Mit- glieder gewesen und habe dem Vereine in der gan- zen Zeit treulich zur Seite gestanden. Aber auch die Gärtnerei und nicht weniger die wissenschaft- liche Botanik müsse sich ihm zu grossem Danke verpflichtet fühlen, da er von seiner Reise mit dem ihm längst vorausgegangenen Gefährten Schiede eine grosse Menge von Pflanzen in unseren Gärten eingeführt und ausserdem sich mannigfache Ver- dienste erworben. Von den ersteren wolle er nur an das schöne D asylirlon acrotrichon erinnern. Da am 7. April die Frühjahrsausstellung statt- finden wird, so wurde durch den Vorsitzenden der Kunst- und Handelsgärtner Späth jun. als Ordner ernannt, dageoren als Preisrichter: ' DO Apothekenbesitzer August in, zugleich als Vor- sitzender, Obergärtner Gaerdt, Kunst- und Handelsgärtner D emmier, Hofgärtner G. A. Fintelmann von der Pfauen- insel, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, Kunst- und Handelsgärtuer Louis Mathieu, Obergärtner Eeuter in der Landesbaumschule. Geheimer Regierungsrath Hey der hielt einen längern Vortrag über Kultur der Pflanzen im Zim- mer. Es seien zwar in dieser Hinsicht schon viele Abhandlungen, ja selbst ganze Bücher, von zum Theile tüchtigen Praktikern geschrieben, aber doch : passten die meisten der dort gegebenen Regeln und I Anleitungen mehr für Kulturen in Gewächshäusern, j als in AA'^olinungen. Seit vielen Jahren sei Blumen- und Pflanzenpflege in seinen Musestunden mit Liebe getrieben worden , weshalb er um so mehr Erfah- rungen gesammelt, als er sich nicht mit den be- kannteren Zimmerpflanzen begnügt, sondern grade die edlern, wie Palmen, Cycadeen, Farne u. s. w. zur Aufgabe sich gestellt. Er hoffe durch die Mit- theilung nicht allein Pflanzen- und Blumenliebhabern einen Gefallen zu thun , sondern eben so sehr den Gärtnern, damit diese wüssten, welche Pflanzen sie für den Verkauf besonders zu kultiviren hätten. Es sei nicht genug, dass man Pflanzen heranziehe, die in den Zimmern schon nach wenigen Tagen vielleicht wieder zu Grunde gehen, denn dadurch schrecke man Liebhaber nur ab. Wenn diese aber sehen, dass unter ihrer Hand auch interessante Pflanzen gedeihen, so würden sie gewiss weit eher geneigt sein , sich mehre anzuschaffen, und damit selbst enthusiastische Blumenliebhaber werden. Noch ein Umstand bedürfe aber der Rüge. 9 66 Abgesehen von den gewöhnlichem Stubenptianzen werden andere, die man zu den edelern schon rech- nen dürfe, von den Gärtnern oft um zu hohe Preise verkauft. Wohlfeilheit sei aber durchaus nothwen- dig, wenn Pflanzen- und Blumenzucht allgemein werden solle. Es sei natürlich hier nicht von sel- tenen Arten die Rede, die allerdings schon eine grössere Liebhaberei verlangen und deshalb auch theurer sein können. Wenn man eine Wohnung wechsle, mache man ferner oft die Erfahrung, dass gewisse Pflanzen, welche man mit Leichtigkeit zu- vor gezogen, nicht mehr gedeihen, oder auch umge- kehrt, man kultivire jetzt Pflanzen, die früher schon nach kurzer Zeit zu Grunde gingen. Mit Recht gebe man der Wohnung die Schuld. Eben deshalb müsse man sich Mühe geben, die Eigenthümlich- keiten derselben möglichst rasch kennen zu lernen, um darnach seine Massregeln zu treffen. Da der Geheime Regierungsrath He yd er den Gegenstand zu einer besonderen Abhandlung ma- chen wird, die dann in der Wochenschrift abge- druckt werden soll , so übergehen wir hier alles Weitere, und erwähnen nur noch eines Umstandes, da er Veranlassung zu weiteren Diskussionen gab. Eine bekannte Thatsache ist es nämlich, dass Pflan- zen-Blätter, welche man abwäsclit, hierauf oft gelb werden und dann abfallen. Es gilt dieses ganz besonders von den Arten aus den Familien iler Palmen und Scitamineen. Nach dem Inspektor Bouche möchte der Grund darin liegen, dass die Blätter durch das Waschen mehr oder minder lei- den und aus ihrer ursprünglichen Lage gebracht werden. Dr. Karsten bezweifelt, dass dieses der Grund sei , da in dem Vaterlande dieser Pflanzen die heftigsten Orkane und Regengüsse die Blätter, und zwar junge, wie alte, oft sehr beschädigten, ohne dass diese darüber zu Grunde gingen. Er O et glaube eher, dass es in der chemischen Zusammen- setzung des Wassers liege und dass hauptsächlich allerhand darin aufgelöste Salze, namentlich Kalk und Gyps, nachtheilig einwirkten. Auch möchte der Wärme -Abstand des Wassers Einfluss haben, da man gewöhnlich Brunnenwasser benutze. Inspektor Bouche bemerkte dagegen, dass dann das Spritzen mit dergleichen Wasser dieselben nachtheiligen Ein- wirkungen ausüben müsse, was aber nicht der Fall sei. Nach Professor Braun würde wahrscheinlich der die Blätter überziehende wachsartige Ueberzug durch zu heftiges Reiben beim Waschen mehr oder weniger mit weggerieben und das Blatt dann selbst empfindlicher. Professor Schultz-Schultzen- stein macht darauf aufmerksam, dass auch Stein- früchte, Beeren u. s. w. oft plötzlich platzen, wenn sie in einer bestimmten Entwickeluns-sstufe bereg- net werden. Der Vorsitzende theilte mit, dass am 31. März die grosse Ausstellung in Biberich stattfinde, wozu das Programm bereits in den Garten -Nachrichten Nro. IH, dem Beiblatte zu Nro. f)l der Wochen- schrift abgedruckt sei. Dem General - Sekretair, Professor Koch, sei die Ehre geworden, da- selbst auf besondere Einladung als Preisrichter zu fungiren. Dieser werde sich freuen, in so fern Mitglieder sich bei der dortigen Ausstellung be- theiligen wollten , diese dann in Biberich zu ver- treten. Weiter machte der Professor Koch die Mit- theilung, dass im Mai hier in Berlin wiederum eine grosse Ausstellung landwirthschaftlicher und gärtnerischer Produkte mit einer Thicrschau statt- finde. Auch hier habe man ihm mit dem Vorsitz über die Abtheilung für Landwirthschaft und Gar- tenbau betraut. Das Programm werde nächstens festgestellt und dann von ihm übergeben werden. Inspektor Bouche berichtete über die ausge- stellten Pflanzen, die aus 4 Gärten eingeliefert wa- ren. (S blühende Pflanzen hatte der botanische Gar- ten allein geliefert. Unter ihnen befand sich ein hohes Exemplar der Franciscea eximia mit blauvioletten Blüthen dicht besetzt. Da genannte Scrophularinee sich leicht vermehrt, in der Kultur keine Schwierigkeiten darbietet und durch Blüthen- reichthum belohnt , so ist sie vor Allem Handels- gärtnern zu empfohlen. Nicht weniger gilt dieses von Salvia Heerii mit ihren feurigen, scharlach- rothen Blüthen, durch die sie Monate lang erfreuen kann. Das vorhandene Exemplar hatte eine Höhe von fast 4 und einen Durchmesser von nahe 3 Fuss. Die Abart der Pitcairnia Alten stein ii mit be- sonders grossem Blüthenschafte, welche Lemaire als Lamproconus gigant^us, Dr. A. Diet- rich als Puya macrostachya beschrieben ha- ben, ist leider über das viele Neue ganz und gar wieder vergessen worden, verdient aber alle Be- achtung. Vernonia arctoides ist ein interessan- ter Körbchenträger ( Composita) mit violetten , in Köpfchen stehenden Blüthenkörbchen. Der Obergärtner Gireoud im N au en' sehen Garten hatte ein Coelögyne cristata mit 9 herabhängenden Blüthentrauben, so wie ein Baum- veilchen von 1 Fuss Höhe und 1 Fuss Durchmes- ser ausgestellt. Das letztere stammte ursprünglich von dem Hofgärtner Karl Fintelmann (am Neuen Palais), der es vor 15 Jahren ihm mitgetheilt, und wurde aus dem Elsass bezogen. Dem Obergärt- ner Pasewaldt verdankte man dagegen aus dem D an neel 'sehen Garten 3 Azaleen: Exquisite, Ad- miration und anioena als Schaupflanze, sowie einen neuen Begonien-Blendling: Karl Encke. Endlich nennen wir noch die seltsame Heteröpoda asa- 67 roides, welche der Universitätsgärtner Sauer ausgestellt hatte. Inspektor Bouche tlieilte mit, dass der Glaser- meister Rohrlack (Klosterstr. \.':5) in Berlin Metall- fenstersprossen anfertige, welche er empfehlen könne. ■^ Zoll hoch kostet der laufende Fuss 3 bis 3j Sgr. Professor Koch legte wiederum 2 Graven- steiner vor, die ebenfalls noch — also jetzt Ende Februar — so gut aussahen, als seien sie eben frisch dem Baume entnommen. Er hatte dieselben von dem Hofgiirtner Herrn. Sello in Sanssouci erhalten. Ausserdem übergab derselbe 'i Kosen- stämme mit Kronen, welche der Kunst- und Han- delsgärtner Nies sing in Zehdenick (Uckermark) eingesendet hatte. Auf gleiche Weise hatte der Obergärtner Reinecke im Decker'schen Garten einen .Stamm der Apfelrose (Rosa pomifera) mit- gebracht, um daran zu zeigen, dass selbst dieser harte Winter den Pflanzen dieser Art auch nicht im Geringsten geschadet hatte. Da leider die Zeit schon zu weit vorgeschritten war und noch über die Orangerie-Krankheit aus- führlich verhandelt werden sollte, so wurde be- schlossen, die Verhandlungen über die Rosenzucht auf die nächste Versammlung, die zu diesem Zwecke schon in U Tagen, also den 10. März, zusammen- berufen werden sollte, zu verschieben. Aber auch die Orangerie -Krankheit bot so viel Interessantes dar und die Meinungen gingen zum Theil so sehr auseinander, dass dieser Gegenstand ebenfalls nicht zu Ende geführt werden konnte. Der Vorstand hatte nicht allein Praktiker und Fachmänner be- sonders aufgefordert, Theil an den Verhandlungen zu nehmen, sondern auch Männer der Wissen- schaft, welche Mitglieder des Vereines sind und in Berlin leben. Es werden nun in der nächsten Ver- sammlung wiederum die Verhandlungen damit er- öffnet. W^ir enthalten uns demnach, jetzt schon dar- über zu berichten und werden erst nach vollendeter Debatte den ausführlichen Bericht mittheilen. Wir sprechen nur vorläufig so viel aus, dass die meisten der Ansicht waren, es liege hier nicht eine besondere Krankheits-Erscheinung, wie bei der Kartoffel-Krankheit, vor, sondern das Uebel sei nur in Folge schlechter Behandlung entstanden und habe sich anfangs durch Faulen der Wurzeln gezeigt. Schliesslich wurde noch der Ausspruch der Preisrichter mitgetheilt. Ausnahmsweise hatte die Versammlung gut ^eheissen, dass anstatt des einen dieses Mal 2 Preise zur Vertheilung kamen, und zwar der eine den Danneel'schen Azaleen (Ober-, gärtner Pasewaldt) und der andere dem baum- artigen Veilchen aus dem N au en 'sehen Garten (Obergärtner Gireoud). Di« (icitiicr'sclic fiiirtnerci in Flanitz bei Zwickau. Zu den interessantesten Strichen im Norden des Erzgebirges gehört Zwickau und die nächste Um- gebung, weniger durch seine wenn auch hügelige Lage, als vielmehr durch die bedeutenden Kohlenlager, welche die an und für sich weniger fruchtbare Gegend, besonders in den letzten Jahrzehenden, auf eine Weise bevölkert und einen Wohlstand in ihr hervorge- rufen haben, wie es ausserdem nie möglich gewesen wäre. Obwohl ziemlich an den nördlichen Abhän- gen des genannten Gebirges gelegen, besitzt die Umgegend von Zwickau doch kaum einen so schö- nen Punkt, wie man itm nördlich und südlich in Menge findet. Wenn schon ein Theil der Strecke von Riesa bis Chemnitz, vor Allem die Umgegend von Waldheim und Waidenburg , zu den reizend- sten Parthien gehört, wo eine Eisenbahn führt, so werden auf der Südseite, nach Schwarzenberg zu, doch noch romantischere Ansichten geboten, welche jeden Naturfreund befriedigen werden. Doch wir wollen nicht Gegenden schildern, sondern vielmehr die Aufmerksamkeit auf eine Gärt- nerei lenken , die in mannigfacher Hinsicht unser Interesse in Anspruch zu nehmen im Stande ist. Nicht weit von Zwickau an der Strasse nach Schwar- zenberg und weiter nach Schneeberg und Karlsbad liegt das Dorf Planitz, in dessen Nähe sich schon seit sehr alter Zeit Kohhnbrände befinden. Wann und wie sie entstanden, weiss man nicht. Sie neh- men bei 2U0 Fuss Tiefe einen Raum von gegen 2U0U Fuss Länge und 4UÜ Fuss Breite ein, üben aber auf die Erwärmung der Oberfläche des Bo- dens nur einen sehr geringen Einfluss aus. W äh- rend der bessern Jahreszeit ist er nur an einigen Stellen, sonst gar nicht l)emerkbar, im Gegentheile sielit grade der näher bezeichnete Strich steriler und Vegetations ärmer aus, als ausserdem. Anders ist es allerdings im Winter, wo, wenn ringsherum Schnee liegt , die Stelle der Oberfläche , unter der die ICrdbrände sich befinden , oft ihr schönstes Grün zeigt , wie man es nie im Sommer bemerkt. Da sieht man denn einen merklichen Unterschied in der Temperatur des Bodens im Verhältnisse zu der darauf ruhenden Luftschicht. In den Räumen der Kohlenbrände entsteht ein mit Kohlensäure geschwängerter Wasserdampf, der durch in der Decke befindliche Ritzen und Spalten nach oben entweicht. Die letztern liegen an der Oberfläche 4ö bis 90 Fuss aus einander. Der Was- serdampf selbst hat an der Stelle, wo er aus der Erde heraustritt, eine Temperatur von 60 bis 70 9* 68 Grad E. und erwärmt die nächsten Umgebungen um 80 mehr, je näher sie liegen. Der bekannte Erfinder des Argentan's, Dr. E. A. Geitner, Vater des jetzigen Besitzers, war der erste, welcher die aus einer Spalte aufsteigende Wärme im Jahre 1SP>7 benutzte und einen soge- nannten holländischen Kasten mit (i Fenstern zur Erziehung frühzeitiger Gemüse einrichtete. Durch Erfolg belohnt, legte er noch in demselben Jahre einige Treibbeete und ein Glashaus an. Es bildete sich hierauf eine Aktien-Gesellschaft, die noch an- dere Gewächshäuser und einige Freibeete errichtete. 1846 ging das ganze Etablissement in den Besitz von Gust. Geitner, des jetzigen Eigenthümers, über, der seinerseits ebenfalls bemüht war, den vor- handenen Gewächshäusern neue zuzuführen, so dass die Zahl derselben jetzt 14 beträgt. Was die Einrichtung derselben anbelangt , so unterscheiden sie sich von den gewöhnlichen nur dadurch, dass nicht durch Feuer erwärmte liühren oder Kanäle innerhalb des Hausraumes die Wärme herbeiführen, sondern dass der ganze Boden des- selben durch die unterirdischen Dämpfe geheizt wird. Zu diesem Zwecke sind in die Spalten besondere Röhren gesenkt, aus denen die Wasserdämpfe di- rekt in den mit verschiedenen horizontalen Zügen von 2 — 3 Fuss Höhe und 4 Fuss Weite versehenen Wärmeraum eintreten. Je nachdem man Wärme bedarf, ist der Boden, der die Züge nach oben deckt, zunächst durch eine Schichte mit Lehm ver- bundener Stangen und Flechtwerk von gegen 3 Zoll Dicke abgesperrt. Auf diesen liegt in den Ananas- häusern gleich die Gartenerde, während sonst in den Warmhäusern die Pflanzen auf besonderen Stel- lagen stehen, unter denen ein hohler Raum mit Luftzügen die Wärme mehr oder weniger vermindert. < Man sollte glauben, da-^s unter solch' günstigen Verhältnissen eine Gärtnerei im hohen Grade ge- deihen müsse. Wärme, dieser wichtige Faktor bei I der Erziehung von Pflanzen, ist in den Häusern stets in nüthiger Menge vorhanden und erspart dem Besitzer die nicht unbedeutenden Kosten für das Brennmaterial. Trotzdem hat aber doch die Anstalt mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, deren Hebung gar nicht leicht ist, da man zum Theil die Ursachen bis jetzt nicht kennt Eine Anzahl von Pflanzen — und das gilt vor Allem von mehrern Blüthensträuchern — gedeiht trotz aller Mühe, wel- che man sich gibt, durchaus nicht ; andere müssen mit der grössten Sorgfalt behandelt werden. Wie- derum andere, und das gilt hauptsächlich von Pal- men, Pandaneen, Cycadeen, Orchideen, Melastoma- teen u. s. w. scheinen dagegen das vaterländische Klima wieder zu finden und wachsen rasch und ! mit der grössten Ueppigkeit. 1 Vielleicht, wenn Alles erst mehr durchstudirt ist, mögen auch die Hindernisse beseitigt werden. Uns scheint es zunächst, als wenn der Boden über den unterirdischen Zügen nicht fest genug wäre und die mit Kohlensäure und vielleicht noch andern den Pflanzen feindlichen Stoffen geschwängerten Wasserdämpfe in die innern Räume der Häuser eindringen könnten. Dass in der That diese, un- mittelbar an die Pflanzen gebracht, scliädliche Wir- kungen ausüben , bestätigte der jetzige Besitzer selbst. Vielleicht wäre es zuträglicher, den unter- irdischen Wärmraum mit grossen Schieferplaften, die so dicht an einander gepasst werden müssten, dass nichts durchdränge, zu bedecken. Man wende nicht ein, dass Kohlensäure ein den Pflanzen als Nahrung durchaut» nothwendiger Stoff sei ; in ge- wissen Verbindungen und in zu grosser Menge ge- boten , kann auch das harmloseste Nahrungsmittel schaden. Die Eigenthümlichkeit der Gewächshäuser in Planitz sagt uns schon, dass tropische, viel Wärme bedürfende Pflanzen hauptsächlich in der Geitner'- schen Gärtnerei kultivirt werden. Gross ist vor Allem die Anzahl der Orchideen, welche man vor- findet. Ein Blick in das alljährlich von Neuem aufgelegte Pflanzen-Verzeichniss thut uns am ra- schesten kund, wie reich die Sammlung auch an Arten aus andern Familien ist. Es kann nicht un- ser Zweck hier sein, ausführlich in das Einzelne einzugehen. Am meisten interessirte uns das Pal- meuhaus schon wegen seiner Einrichtung. Es wurde 1855 angelegt und liegt 14 Fuss tief in der Erde, so dass man durch angebrachte Fenster auch von oben einen befriedigenden Blick auf die darin ent- haltenen tropischen Pflanzen herabthun kann. Bei einer Höhe von 'Jü hat es eine Länge von 44 und eine Tiefe von 32 Fuss. Das gewölbte Glasdach ruht auf eisernen Säulen. Dieses Palmenhaus nahm wegen einiger schö- nen Pflanzen, wie man selten sieht, unsere Auf- merksamkeit am meisten in Anspruch. Hier sahen wir unter Anderem das herrliche Exemplar der Cycas revoluta, welches, wie der Besitzer uns im letzten Jahrgange der Wochenschrift mitgetheilt hat, im vorigen Sommer in seltener Blüthenfülle prangte (S. Seite 243). Es war eine weibliche Pflanze, welche leider aus Mangel an Blumenstaub nicht befruchtet werden konnte. Die Fruchtblätter befanden sich bereits im Verwelken und mussten, um der Entwickelung einer neuen Blattkrone nicht hinderlich zu sein, weggenommen werden. Der Stamm besass die nicht unbeträchtliche Höhe von 8 Fuss und einen Durclimesser von 17 Zoll. Ein zweites Exemplar war wenig kleiner. Die Zahl der Palmen, welche sich hier befin- 69 der, ist ziemlich beträchtlich ; vor Allem verdienen aber die schönen Baumfarne, namentlich einige Alsophilen und eine Angiopteris angustifolia mit \'l Fuss langen Wedeln eine Erwähnung. Wir haben schon anfangs ausgesprochen, dass es uns fern liegt, in das Einzelne, was die ver- schiedenen Gewächshäuser enthalten, einzugehen; zwei Dinge müssen wir aber noch erwähnen , um die der Besitzer, Gust. Geitner, ein Verdienst sich erworben hat. Es ist dieses die Kechtschrei- bung der Namen und die Sammlung von für den menschlichen Haushalt gewichtigen Pflanzen. Die Vereinigung des Schönen mit dem Nützlichen, des Utile cum Dulci, wird leider weder in der Gärt- nerei, noch auch sonst gehörig gewürdigt. Unter den offizinellen , technischen und iibrigen inter- essanten Pflanzen befinden sich so viele, die auch Anspruch auf Schönheit machen können , so dass man sich wundern muss, dass doch so wenig dar- auf Rücksicht genommen wird. Man sollte glauben, dass Pflanzen- und Blumen-Liebhaber, denen gewiss ein sonstiges höheres Interesse gewiss nicht abzu- sprechen ist, grade solchen Arten den Vorzug ge- ben müssten, wo sich irgend etwas Interessantes noch anknüpfen Hesse. Die schönen Calamus-Arten werden gewiss noch schärfer von den Besuchern eines Gewächshauses in's Auge gcfasst, wenn man weiss, dass unser so viel gebrauchtes Spanisches Rohr aus ihnen angefertigt wird. Die von Dr. Karsten eingeführte Cinchona tujucensis, die Mut- terpflanze einer Chinarinde , stellt zu gleicher Zeit auch eine schöne Blattpflanze dar. Wer vor lö und '20 Jahren die Pflanzen-Ver- zeichnisse der Handelsgärtner durchsah, konnte sich aus der Menge von Druck - und andern Fehlern oft kaum herausfinden. Selbst in anerkannten und sonst tüchtigen Gärtnereien wurden die Namen auf eine schauerliche Weise verhunzt. Leider geht uns eben jetzt ein Verzeichniss aus einer grossem Gärt- nerei zu, das voller Fehler ist und mit der Ord- nung und Sauberkeit, wie beide sich nach eigener Kenntnissnahme in den Gewächshäusern derselben vorfinden, in grellem Widerspruche steht und zeigt, wie wenig Werth immer noch auf die Rechtschrei- bung gelegt wird. In England weniger noch, als in Frankreich, sind leider dergleichen unordentliche Verzeichnisse an der Tagesordnung. Doch scheint es auch hier allmählig besser zu werden; wir ha- ben eben ein Verzeichniss aus Paris erhalten, was wegen seiner Korrektheit eine rühmliche Ausnahme macht. In der Residenz des französischen Selbst- herrschers sieht es allerdings in dieser Hinsicht noch besser als in den Provinzen aus, wo man sich leider zum Theil auch gar nicht um die Recht- schreibung kümmert. Man hat sich hier und da dagegen ausgespro- chen, dass Gärtner in ihren Verzeichnissen hinter dem Namen der Pflanze auch den des Autors setzen, und mit Recht gesagt, dass damit noch keineswegs die Richtigkeit des Namens der Pflanze verbürgt sei. Das ist ganz richtig. Es mag auch hier und da aus übergrossem Elfer manche Un- richtigkeit erst dadurch herbeigeführt worden sein. Im Allgemeinen wird man aber zugeben , dass der Gärtner, welcher auch den Autor der Pflanze wis- sen will, sich zu gleicher Zeit um die Rechtschrei- bung bemühen muss, da er sich gezwungen sieht, wissenschaftliche Bücher nachzuschlagen, und dabei Kenntniss erhält, wie der Name geschrieben ist. Doch wir kehren noch auf einige Augenblicke zur Geitner'schen Gärtnerei zurück. Seit einigen Jahren hat der Besitzer sich auch mit der Anzucht von Freilandpflanzen beshäftigt, und sich vor Allem ein hübsches Stauden - Sortiment angeschafft. Im vorigen Jahre sind ferner Vorkehrungen getroffen, um für Gehölze ein grösseres Terrain zu gewinnen. Baumschulen aller Art wurden bereits im letzten Sommer erweitert oder frisch angelegt. Schliesslich sei es uns erlaubt, endlich noch eines Verdienstes des Besitzers Erwähnung zu thun, dass er es sich besonders für die meist armen Bewohner des Erzgebirges erworben. Geitner hat nämlich seit einigen Jahren einen Verein zur Prüfung von Kartoffel-Sorten, welche für jene Ge- genden am besten und zuträglichsten sind, gegrün- det und stellt diesem mit aufopfernder Liebe vor. Mit eigenen Kosten lässt er empfohlene Sorten kom- men, vertheilt dieselben nach den verschiedenen Boden-Arten, um dadurch zu erfahren, ob sie über- haupt der Verbreitung werth sind und auf welchem Boden sie ferner am Besten gedeihen. Ein ihm befreundeter Apotheker hat es übernommen, die Güte und hauptsächlich den Stärke-Gehalt zu prü- fen. Da die Versuche mit denselben Sorten eine Reihe von Jahren liindurch fortgesetzt werden, so lassen sich allerdings zuverlässige Durchschnitts- zahlen erwarten. Man thäte überhaupt besser, anstatt immer neue Sorten sich anzuschaffen , vor Allem sich durch Versuche Rechenschaft zu geben, unter welchen Verhältnissen und auf welchen Boden eine Kartoffel am besten gedeiht. Man kann nicht verlangen, dass dieselbe Pflanze auf schweren Lehm- und auf leich- tem Sandboden gleiche Resultate hervorbringt; im Verlaufe der langen Zeit, in der wir Kartoffeln bauen , haben sich aber bestimmte Sorten für be- stimmte Verhältnisse gebildet. Auf eine richtige Auswahl der Sorten kann man beim Kartoff'elbau gar nicht genug achten. 70 Pyrctlinini cincrariaefoliiim Trcv. Die Mutterpflanze des dalmatischen Insekten-Pulvers. Seit mehrern Jahren wird bei uns ein Pulver als Persisches Insekten-Pulver verkauft, was man keineswegs aus den früher persischen Provinzen Transkaukasiens, sondern aus Dalmatien bezog und im westlichen Ruinelien sowohl, wie in der Herze- gowina und in Dalmatien schon seit sehr langer Zeit gegen Flühe oder auch, indem man es in .einer Räucherpfanne oder auf einem Bleche langsam ver- kohlen Hess und dadurch Eauch erzeugte, gegen allerhand Mücken und Fliegen benutzte. Das Pul- ver selbst ist zwar weniger wirksam, als das ächte aus den transkaukasischen Landen, aber immer noch dem verfälschten, wie man es jetzt gewöhnlich be- sitzt, vorzuziehen. Es mag vielleicht Wunder nehmen, in einer Zeitschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde eine Pflanze zu besprechen , die zwar ein technisches Interesse, aber kein gärtnerisches besitzt. Als Pflanze allerdings nicht, obgleich erst in diesen Tagen uns Jemand, dem wir Samen obiger Pflanze mitgetheilt hatten, von dem hübschen Ansehen des Pyrethrum cinerariaefolium mit seinen gefiederten und graugrünen Blättern berichtete ; wohl aber verdient das daraus angefertigte Pulver alle Beachtung des Gärtners, wie des Botanikers, da alle, lebenden und getrockneten Pflanzen feindlichen Insekten dadurch getödtet werden können. Namentlich in Zimmern, wo man nicht räuchern kann, gibt es gegen Blatt- läuse kein besseres Mittel, als Persisches Insekten- pulver. Man wird uns entgegen halten, dass hier und da Versuche bereits gemacht sind, aber nur wenige ein Resultat gegeben haben. Mehrfach ist unsererr seits dagegen bemerkt, dass in diesem Falle nicht das Pulver, sondern die vielfachen fremden Bei- mengungen, mit einem Worte die Fälschungen, die Schuld tragen und dass eben deshalb der Gärtner darauf hingewiesen ist, sich seinen Bedarf durch Kultur der betreffenden Mutterpflanzen selbst zu verschaffen. Es unterliegt keinem Zweife., dass die des Persischen Insektenpulvers, Pyrethrum car- neum Bieb. und roseum Bieb., den Vorzug ha- ben. Diese Pflanzen frieren jedoch bei uns manch- mal aus; es hat wenigstens bis jetzt noch nicht gelingen wollen, sie im Grossen zu kultiviren. Eben deshalb mögen nun Versuche mit der Mutterpflanze des dalmatischen Pulvers, mit Pyrethrum cine- rariaefolium Trev. gemacht werden, ob vielleicht diese allerdings ebenfalls südliehe, aber einen stei- nigen und gebirgigen Boden liebende Pflanze bei unseren klimatischen Verhältnissen besser gedeiht. Es wäre gewiss ein grosser Gewinn. I Es ist eine eigenthümliche Erscheinung, dass alle Anthemideen, also die Pflanzen, welche mit unseren Kamillen und der grossen Gänse- oder Wucherblume in eine Gruppe der Körbchenträger oder Compositen gehören , in dem Blumenstaube einen eigenthüralichen narkotischen Stoff besitzen, der auf alle Insekten sehr betäubend einwirkt und, namentlich die kleineren, schon nach der kürzesten Zeit tödtel. Diese Eigenschaften haben die Mutter- j pflanzen des Persischen Insektenpulvers: Pyre- thrum carneum und roseum, in ihrem Blu- menstaube am meisten. Man darf deshalb bei der Anfertigung des Pulvers, wie es jetzt gewöhnlich geschieht, nicht die ganze Pflanze oder auch nur die Blätter, sondern allein die Blüthenkörbchen oder eigentlich nur die in der Mitte befindliclien kleinen Röhrenblüthchen benutzen. Nächst dem scheint der Blumenstaub des Py- rethrum cinerariaefolium Trev., einer, wie gesagt, meist in Dalmatien und wahrscheinlich auch in der Herzegowina und in Rumelien wachsenden Pflanze am wirksamsten zu sein. In Spanien und in Dalmatien verbrennt man aber auch die Blüthenkörb- chen unserer grossen Gänse- oder Wucherblume, um sich gegen Mücken zu schützen. Es wird fer- ner behauptet, dass die Blüthen von Anacyclus velutinus L. und clavatus Pers. ebenfalls ge- gen Insekten gebraucht werden. Nach Duchartre bereitet ein gewisser Gehin aus den Blüthenkörb- chen unserer stinkenden Kamille (Anthemis Cötula) endlich ebenfalls ein gegen Insekten wirksames Pulver. Audi unsere gewöhnliche Kamille wii-kt mit ihrem Blumenstaube , wenn man die Blüthen nur in grösserer Anzahl gebraucht. Die ersten Verfälschungen bei uns wurden mit diesen gemacht; vor mehreru Jahren besass fast jedes käufliche Pul- ver einen starken Geruch nach Kamille. Wenn man schon an und für sich alle Pulver in Betreff ihrer Aechtheit schwer erkennen kann, so sind es in weit höherem Grade die, welche aus dem Pflanzenreiche stammen. Was das Persische Insektenpulver aber anbelangt, so muss es vor Allem möglichst viel Blumenstaub enthalten, da grade auf diesem die AVirksamkeit beruht. Der Blumenstaub der Anthemideen lässt sich schon bei geringer Ver- grösserung in Form von runden Kügelchen erken- nen , deren Oberfläche mit Erhabenheiten besetzt ist. ^Während diese bei dem Blumenstaube der meisten Anthemideen spitz zu laufen und kleine Stacheln bilden, sind sie in dem unverfälschten Persischen Insektenpulver breit und stumpf. Ueber die Mutterpflanzen des Persischen In- sektenpulvers habe ich bereits an verschiedenen Stellen berichtet. Am ausführlichsten ist es bei einer Abhandlung über denselben Gegenstand ge- 71 schehen, welche der Freiherr v. Fölkersam in Kurland im 1. Jahrgange der neuen Reihe der Ver- handlungen (Seite '201) des Vereines zur Beförde- rung des Gartenbaues verfasst hat. Aussei'dem findet man auch Mittheilungen in der Wochenschrift und zwar zunächst im 1. Jahrgange (Seite f)2). Ich wende mich deshalb fiirjetzt dem dalmatischen Insektenpulver, Pyrethrum ein erar iae folium Trev., und dem daraus angefertigten Pulver zu. Auf welche Weise das letztere in den Handel gekonunen ist, habe ich eben so wenig erfnhren können, als wie lange es sich im Handel befindet. Es scheint, als wenn französische Droguisten es schon seit geraumer Zeit aus Dalmatien bezogen hatten, das Vaterland aber absichtlich verheimlich- ten, das Pulver dagegen fortwährend als persisches oder kaukasisches verkauften. Im Jahre iS.ilJ will Willemot in Paris Samen der Mutterpflanze des letzteren aus Tiflis, dem eigentlichen Stapelplatze des Pulvers, erhalten haben. Aus ihm erzog er Pflanzen, von denen er einige dem Redakteur des Joui-nals der Pariser Gartenbau-Gesellschaft, dein Professor Duchartre in Paris, zur Verfügung stellte. Mit Recht hielt dieser sie für durchaus verschieden von den beiden Arten, welche man bis dahin für die Mutterpflanzen gehalten hatte, mit Unrecht aber identisch mit einer Art des gebirgigen Georgiens, welche Fischer und Meyer als Pyrethrum elongatum beschrieben haben (Journal 1H58, pag. Hä8). Ein Jahr später wurde er durch genauere Untersuchung belehrt, dass sie auch von dieser verschieden sei, und, da sie mit keiner der übrigen kaukasischen Pyrethrum-Arten übereinstimmte, eine selbständige Art sein müsse. Er gab ihr- deshalb zu Ehren Willemot 's den Namen Pyrethrum Willemoti (Journal I85!t, pag. '^IJH). Wiederum ein .lahr später erfuhr Duchartre, dass die Pflanze gar nicht im Kaukasus vorkomme, sondern in Dalmatien wachse. Vergleichungen mit den von dort beschriebenen Pflanzen belehrten ihn bald, dass sie auch in der That eine dort, aber nicht in Italien, wachsende Pflanze sei, welche schon seit '20U Jahren bekannt war und jetzt als Pyrethrum cinerariaefolium im Systeme aufgeführt wird. Meinerseits erhielt ich im Jahre 1 857 Kennt- niss von der Existenz eines dalmatischen Insekten- pulvers in Berlin. Da Professor Visiani, der sich am Meisten um die Flor Dalmatiens verdient ge- macht hat, in seiner Flora genannten Landes der den Insekten feindlichen Wirkung des Pyrethrum cinerariaefolium Erwähnung thut, so wendete ich mich an eine Dame in Triest, Fräulein Elise Braig, welche den Botanikern durch ihre sauber und schön eingelegten Pflanzen hinlänglich bekannt ist und sich ebenfalls um die dortige Flor verdient gemacht hat, um durch sie Näheres über das Pul- ver, als auch über dessen Mutterpflanze zu erhalten. Meine Vermuthungcn, dass das Pulver von den ßlüthen des eben genannten Pyrethrum gewonnen werden möchte, wurden bald bestätigt. Ich erhielt im Herbste IH:>'A auch Samen und vertheilte diesen unter die Mitglieder des Vereines (V^erhandel. neue Reihe, 7. Jahrg. S. LXII). Da die Pflanze eine Staude ist, liess sich im vorigen Herbste noch kein Pulver gewinnen. Wir werden ferner erst sehen, ob sie bei uns den eben hoffentlich hinter uns liegenden Win- ter vertragen und demnach ausgehalten hat und ob dann im bejahenden Falle die Pflanze zum weitern Anbaue zu empfehlen ist. Es sei mir erlaubt, schliesslich noch ein Paar Worte über Pyrethrum cinerariaefolium Trev. zu sagen. Die erste Nachricht von ihr erhalten wir von dem Direktor des botanischen Gartens in Padua, Carolus a Turre, der sie in dem im Jahre l6(iU erschienenen Verzeichnisse der Pflanzen des Paduaner Gartens (pag. 63) als Matricaria Bellidis flore aufführt. 37 Jahre später wurde sie auch von dem Cisterzienser Mönch Boccone in seinem Museum seltener Pflanzen (t. 4 u. 131) als Chrysanthemum cinerariaefolium beschrie- ben und abgebildet. Linne hat sie nicht gekannt. Man citirt orewühnlich auch die ;:> 1 . Tafel in der von Monti im Jahre 1742 herausgegebenen Zanoni'schen Historia rariorum stirpium, aber mit Unrecht. Nach der Abbildung lässt sich überhaupt kein Urtheil fällen; als Vaterland wird aber nicht Dalmatien an- gegeben, sondern die Insel Greta, das heutige Can- dia. So viel mir bekannt ist, wächst unsere Pflanze gar nicht daselbst. So blieb sie vergessen, bis der Professor Tre- viranus, damals in Breslau, jetzt in Bonn, Samen von dem bekannten Floristen P orten sc.h lag aus Dalmatien erhielt, Pflanzen daraus erzog und die Art 182U im Verzeichnisse des Breslauer Gartens als Pyrethrum cinerariaefolium beschrieb. 1825 machte sie Professor Visiani in dem Ver- zeichnisse der Pflanzen des Gartens in Padua als Chrysän the mvim rigid um bekannt, ein Jahr darauf jedoch in seinem Specimen dalmatischer Pflan- zen als Chr. Turreanum. Pyrethru m wird von vielen nicht als Genus anerkannt und unterscheidet sich nur durch die Anwesenheit einer kleinen haut- artigen Haarkrone, die bei Chrysanthemum fehlt. Aber auch ausserdem hat man dieses Genus, und wohl mit Recht, weiter getrennt und den Namen, der Gelbblume bedeutet, nur für die gelbblühenden Arten reservirt, während die weissblühenden zur Bezeichnung des Genus den Namen Leucänthe- mum, d. i. Weissblume, erhalten haben. 72 Die Begonien und ihre VerHenilung. Von dem Obergilrlncr Stelzncr in Gent. Die Begonien , die unter dem Namen Schief- blätter, weil die eine Seite der Blätter weniger entwickelt ist und der Mittelnerv nicht in der Mitte liegt, allgemein auch dem Laien bekannt sind, stel- len durch leichte Vermehrung und Neigung, Kreu- zungen einzugehen, eine interessante Pflanzenfamilie dar. Sie haben auch vor Allem den eilenden Fort- schritt der Gärtnerei bewiesen; sie sind noch die Kinder Flora's, die das blumenliebende Publikum vor- zusrsweise sucht zur Ausschmückung der Gewächs- häuscr nicht weniger, als der Zimmer und Räume der Wohnungen. Manche von ihnen gehören sogar zu den besten Stubenpflanzen und gedeihen daselbst fast eben so gut, als in den für sie besonders ein- gerichteten Gewächshäusern. Es gilt dieses aller- dings weniger von den ungezüchteten Formen und Blendungen, als von reinen Arten. Wir Gärtner verwenden sie leider zur Deko- ration und zum Schmücken der Gewächshäuser viel zu selten , obwohl grade sie nicht wenig zum Effekt einer Pflanzengruppe beitragen. Begonia discolor und versicolor können uns im Som- mer auch zu Einfassungen von Canna-Gruppen und ähnlichen Zwecken im Garten dienen. Sie gewäh- ren, namentlich die letztere, durch ihren Reichthum an herrlichen, intensiv rosafarbenen Blüthen einen eben so seltenen, als erquickenden Anblick in den Monaten Juli bis September. Wenn nun aber in den letzten Jahren so zahl- reiche Spielarten durch Befruchtungen gewonnen, die namentlich in der Färbungr der Blätter unsere kühnsten Erwartungen übertroffen haben, so müssen wir auch daran denken, sie möglichst zu gebrau- chen und . ihren bluniistischen Werth durch recht mannigfaltige Anwendung zur Geltung zu bringen. Wir wollen daher in folgendem versuchen , Bei- spiele zu geben. Seitdem die Kultur der sogenannten Blatt- pflanzen in den Gärtnereien aligemeinere Aufnahme fand, seitdem ferner, besonders in Deutschland, die Gärtner daran dachten, Canna, Dracaena, Ühdea u. s. w. für Pflanzungen im freien Grund zu be- nutzen, und den Gärten auf diese Weise im Som- mer mehr das Ansehen einer tropischen Vegetation zu verleihen, seitdem suchten wir so viel als mög- lich nach neuen Formen, um den Anblick der Gruppen im Garten so verschieden als möglich zu machen. Sehr wenige haben bis jetzt wohl daran ge- dacht, dass viele Sorten auch der durch Züchtung neu gewonnenen Begonien sich zu ähnlichen Aus- pflanzungen für's Freie eignen möchten. Obwohl schon seit Jahren in dem botanischen Garten zu Berlin Gruppen von älteren Begonien mit Erfolg im Freien während des Sommers kultivirt werden, so sind doch wenigstens noch keine allgemeinen Versuche damit gemacht worden. Und welchen Effekt vermögen grade die reizenden Blendlinge der neuesten Zeit als Gruppe im Freien hervor- zurufen! Versuche, die wir hier gemacht, und de- ren meines Wissens auch bereits im Bois de Bou- logne bei Paris gemacht sind, beweisen zur Genüge, dass manche Begonien , welche etwas härtere und plattere Blätter haben, wie Rex, Reichenheimii, Comte de Liminghe u. s. w., recht wohl auf gutge- schützten Plätzen im Garten während des Sommers vegetiren. Ich wünschte nur, dass recht zahlreiche Aufstellungen oder Auspflanzungen geschehen möch- ten, um darüber Erfahrungen zu sammeln. Ebenso wichtig wäre aber auch die Wahl des Ortes, wo sie zu stehen kommen würden; ich bemerke, dass vor Allem ein genügender Schatten zu ihrem Ge- deihen unbedingt erforderlich ist. Möchten dieje- nigen , deren Versuche mit Erfolg gekrönt sind, hierüber Mittheilungen machen, denn dafür sind gewiss die Spalten der Wochenschrift gern geöä'net. Das schliesst jedoch nicht aus, dass auch in den Gewächsliäusern Versuche, mit Begonien zu dekoriren, mehrfach gemacht werden. Wir haben hier im van Houtte'schen Etablissement ein ganzes Sortiment unter den Seitenstellagen der Fenster- bretter aufgestellt. Es ist dieses eine zwar nur wenig lichte Stelle, wo sonst keine andere Pflanze auf die Dauer vegetiren würde, aber trotzdem finde ich nicht allein, dass sie prächtig daselbst wachsen, sondern noch mehr, dass vor Allem der Farben- schiller ihrer Blätter viel entschiedener hervortritt, zum Theil sogar einen metallischen Glanz annimmt. Natürlich müssen sie auf diesen Plätzen gegen allen Tropfenfall gesichert, denn dieser schadet, wie wir bereits wohl hinlänglich Erfahrungen gemacht haben, ungemein. Viele der neuesten und schönsten schönblät- trigen Formen wollen sogar wenig Licht ; wenn ihnen nur trocken warme Plätze eingeräumt wer- den, so zeigen sie ein viel üppigeres Wachsthum und reicheres Farbenspiel. Eben deshalb kann man Begonien an Stellen gebrauchen , wo sonst nicht andere Pflanzen wachsen. Verlag von Karl Wieprandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Dmck von J. F. Starcke in Beriii.. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koclt. M 10. Berlin, den 7. März 1861. Preis des Jahrganges 54 Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Sauerdorn- (Berberis-) Arten des freien Landes. Zimmer. Die neuesten und einige ältere Erdbeeren — Glaskästen für Sonntage, den 10. März Mittags IH Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse Uro. 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. Die Verhandlungen über Orangerie- krankheit und Eosenzucht werden zunächst fortgesetzt. Die Sauerdorn- (Berberis-) Arten des freien Landes. Zu den interessanteren Pflanzen gehören die Sauerdorn-Arten, sowohl für Botaniker, als für Gärt- ner, aber auch für Techniker. Alle Arten bilden Sträucher. Nur bei einem Theile derselben ent- wickeln sich die ersten Blätter als solche ; bei den meisten verkümmern sie vielmehr zu einfachen, 3- und mehrtheiligen Dornen, aus deren Winkeln sich in der Regel Knospen zwar entwickeln, aber keinen ordentlichen Zweig bilden, sondern nur einen Büschel von Blättern. Diese sind in diesem Falle einfach, während sie sonst gefiedert erscheinen. Das wich- tige Moment haben einige Botaniker veranlasst, das Genus in 'i zu theilen und für die Arten mit gefie- derten Blättern den Namen Mahonia anzunehmen. Eine zweite Eigenthümlichkeit bieten die Staub- gefässe dar, die nicht, wie es gewöhnlich ist, mit den Blumenblättern abwechseln , sondern vor ihnen stehen. Zur Zeit, wo sie ihren Blumenstaub aus- werfen, neigt sich ferner der Faden, so wie er be- rührt wird, aus seiner sehr abstehenden Lage dem in der Mitte der Blüthe befindlichen Stempel zu und bedeckt zur Befruchtung die Narbe mit dem Beutel. In der Regel vermitteln dieses Insekten. Der Staubbeutel weicht aber auch in so fern von der gewöhnlichen Form ab, als er von unten nach oben durch 2 bald abfallende Klappen aufspringt. Berberis bildet mit mehrern krautartigeu Pflanzen die Familie der Berberideen und wird gewöhnlich mit den Ranunculaceen, Magnoliaceen, Menispermeen u. s. w. in eine Abtheilung oder Klasse gebracht, welche man wegen der meist zahlreichen Stempel Poly- oder Apocarpeae nennt. Ich halte dagegen die Verwandtschaft mit den Papaveraceen, Cruciferen, Capparideen u. s. w. grösser und stelle sie mit diesen in eine besondere Klasse , der ich schon früher wegen ihrer rasch abfallenden Blüthen- theile den Namen Tachypesanthae gegeben habe. Sie stehen allerdings den Polycarpeen nahe, haben aber nur einen Stempel mit grund- und wandstän- ständigen Eichen, oder diese befinden sich auf bei- den Seiten einer zusammengedrückten Achse. Aus- serdem herrscht die i-, selten die ^- oder n-Zahl vor. Actaea und die neuerdings daraus gebildeten Genera bin ich geneigt, von den Ranunculaceen zu entfernen und hierher zu stellen, wo sie sich den Papaveraceen, vor Allem Bocconia, anschliessen. Ich komme endlich noch zu einem chemisch- technischen Merkmal der Berberis-Arten. Das ist der eigenthümliche gelbe Farbstoff, der sich beson- ders im Baste, vor Allem der Wurzel, befindet und mit dem purgirenden Hauptstoffe des Rhabarbers in jeglicher Hinsicht eine grosse Aehnlichkeit be- sitzt. Ein Durchschnitt durch das Holz lässt des- 10 74 halb alle Arten dieses ziemlich umfangreichen Ge- nus leicht erkennen. In Polen und in manchen Gegenden Asiens benutzt man den Farbstoff, um Leder, Wolle u. s. w. gelb damit zu färben; in frühern Zeiten gebrauchte man wohl auch, beson- ders die Wurzel, dieses gelben Stoffes halber, aber auch ein daraus bereitetes Extrakt (Lykion der Alten) gegen Entzündungen, Gelbsucht u. s. w. Nicht weniger wichtig sind die Berberis-Arten für den Landschaftsgärtner. Es gilt dieses allerdings nur von den Arten, welche bei uns im Freien aushal- ten. In Boskets jeder Art, in Vorhainen, in Hecken und Zäunen nehmen sie sich mit ihren schönen gelben Blüthen sowohl, als auch später im Herbste mit ihren rothen Früchten, die meist in Trauben überhängen, sehr gut aus. In Hecken wachsen sie meist so dicht, dass keinerlei Thiere durchkommen. Einige , wie die beiden Arten , welche man in den Gärten als B. sinensis kultivirt, sind mit ihren rothen Aesten und Zweigen, sowie mit ihren schö- nen Blättern, auch zu Einzelgruppen zu empfehlen. Es gilt dieses ganz besonders von der einen , der B. Guimpelii C. Koch. Aber auch in den kalten Gewächshäusern ver- dienen wohl alle Berberis-Arten Japan's, China's und Ostindiens, so wie der Kordilleren Amerika's, eine besondere Beachtung. Ich erinnere an B. Darwini, ncpalensis, Bealii und mehre andere. Sie gewinnen dadurch, dass sie sämmtlich im \Mnter ihre Blät- ter nicht verlieren und diese meist ein frisches, freu- diges Grün auf ihrer Oberfläche besitzen. Die Sauerdorn-Arten sind hauptsächlich in dem Himalaja, in den Kordilleren und im äussersten Süden Amerika's vertreten. Neuholland und Afrika (mit Ausnahme der Nordküste) besitzen keine: die Berberis africana Hebenst. ist sehr zweifelhaft. Eben so wahrscheinlich auch ursprünglich nicht Nord-Europa, denn B. vulgaris ist daselbst erst später eingeführt worden. Die Zahl aller Arten mag sich auf gegen lUU belaufen. Wie bereits manche Ilimalaya- Art sich nur als Form heraus- gestellt hat und wahrscheinlich auch später noch herausstellen wird , so möchte es in noch höherem Grade mit denen sein, welche Dr. Lechner in seinen Berberides Americae australis aufgestellt hat. Was die Vertheilung der Berberis-Arten auf der Erdoberfläche anbelangt, so werden von Dr. Lechner in Südamerika allein 56 aufgeführt; zu ihnen kommen jedoch noch 2, die er übergangen (Jamiesoniiund dealbata). Nächstdem sind Ostindien, einschliesslich das Himalaya-Gebirge, mit 15, Cen- tral-Amerika mit 14, Nordamerika mit 5, Japan und China mit 4 oder 5, Mittelasien mit 4, der Orient mit 3, Europa mit 3 und Sibirien mit 1 Art vertreten. LTeber den Namen Berberis hat man Mancher- lei geschrieben. Bald soll das Wort aus dem Ara- bischen, bald aus dem Phönizischin stammen, wäh- rend es nach Anderen wiederum mit dem griechischen Berberi, was die Perlmuschel bedeutet, oder auch gar mit Barbaros , d. i. ausländisch, einen Zusam- menhang haben soll. Die Wahrheit ist, dass das Wort arabischen Ursprunges ist und aus Amar- bäris korrumpirt ist. Was die Aussprache anbe- langt, so müsste man den Ton auf die mittelste Sylbe legen; es ist jedoch wohl allgemein gebräuch- lich , dass die erste betont wird. Als Amarbäria führt nämlich der berühmte arabische Arzt des 10. und 11. Jahrhundertes, Avicenna, zuletzt am Hofe von Ispahan, ein Arzneimittel auf, was schon nach der Meinung der Botaniker des 16. Jahrhun- dertes von einer Berberis (vielleicht von B. cretica oder einer Himalaya-Art) stamme. So weit ich habe nachkommen können, haben der Bolognaer Senator des 13. Jahrhundertes Peter de Crescentiis in Italien, in Deutschland hin- gegen der Mainzer Braun fei s, der 1534 in Bern starb, das Wort Berberis für unseren Sauerdorn zuerst gebraucht. Die Italiener nannten ihn Cres- pino oder Crispino, ein Name, der auch von Cäsalpin und andern als Crespinus (Crispinus) in der Botanik eingeführt wurde. In Frankreich ist der Sauerdorn als Epine vinette oder Vi- nettier bekannt, da namentlich in diesem Lande aus den Beeren ein Wein angefertigt wurde, der nicht allein für ein ausgezeichnetes Arzneimittel galt, sondern auch sonst beliebt war. Von Ronen aus, wie Duhamel erzählt, wurden früher auch aus den Beeren Konfitüren bereitet, welche als Confitures d'Epine vinette einen bedeutenden Han- delsartikel bildeten. Nicht weniger hat man in den altern Zeiten in Deutschland die Beeren zu Getränken verwendet; sie werden selbst noch in Thüringen und andern Län- dern anstatt der Citronen zu Punsch benutzt. In den 15. und 16. Jahrhundert hiessen sie allgemein Paisselb eeren , während man den Strauch selbst Sauraucli oder Saurich nannte. Nach den Untersuchungen ßoyle's (Transact. of the Linn. soc. XVII, p. 8!5) über das Lykion des Dioskorides wird das, was aus Indien stammte, von im Himalaya wachsenden Berberis-Arten ge- wonnen. Lykion ist nach Dioskorides ein Extrakt aus der Wurzel und dem Stengel eines dornigen Strauches. Seine Anwendung: als Arznei- mittel, besonders gegen Entzündungen, vor Allem der Augen, ist später auch auf die Araber und von diesen erst wahrscheinlich auch auf die Perser und Hindu's übergegangen. Perser und Hindu's berei- ten das Extrakt noch jetzt aus Berberis-Arten und 75 nennen dieses Husis (Hooziz) und Rasot (Rusot). Europäische Aerzte haben es sogar, ebenfalls mit Erfolg, gegen die ansteckende sogenannte ägypti- sche Augenentzündung angewendet. Wie bei uns, bedienen sich die Bewohner des Himalaya's sowohl, wie die der Ebenen, der Beeren, da sie weniger sauer als die unsrigen schmecken, und zwar in der Sonne getrocknet, gleich den Kosinen als Des.-ert. I. mit einfaebeß Blättern. Berberis (im engern Sinne). 1. B. vulgaris L. cod. Nro. 'J .').') 5. Frutex ereetus, ramis erecto-patentibus, ramulis anguloso- sulcatis , cinereis aut flavesceutibus; Folia obovata aut saepius elliptica, ciliato-serrata ; Kacemilongius- culi; Petala apice integra; Stigma sessile, latum. Ein ursprünglich vielleicht nur im südöstlichen Europa, namentlich in Ungarn und Rumelien, viel- leicht auch in Italien, ausserdem im Oriente wach- sender Strauch, dessen Wanderung nach Westen und Norden aber schon sehr frühzeitig geschehen sein muss, da sie von Botanikern des 16. Jahrhundertes bereits angenommen wird. Im britischen Amerika, sowie im Norden der Vereinigten Staaten, kommt sie ebenfalls, aber nur verwildert, vor. Es ist ein ächter Heckenstrauch, der deshalb auch mehr Beachtung verdient, als es meist ge- schieht. Nur muss mau sich hüten, ihn in die Nähe von Weizen- und Roggenfeldern zu pflanzen, weil dann oft das Getreide in der Nähe missriith. Es ist aber nicht der Blumenstaub des Sauerdorns, der einen nachtheiligen Einfluss einübt, wie man glaubt, als viehi.ehr das Ausstreuen der Sporen einen Pilzes von orangengelber Farbe ( Aecidium Berberis), der sich häufig in grosser Menge auf den Blättern des genannten Strauches vorfindet. Im Verlaufe der Kultur haben sich eine Menge Formen gebildet, die aber zum grüssten Theile so wenig konstant sind, dass sie schon nach der ersten Aussaat wieder verloren gehen können. Als gute Abarten haben wir nur '2 erkannt. a. Der Sauerdorn mit glänzenden Blät- tern, Berberis lucida Schrad. in Linn. l'i.Band S. 363. Wie der Name schon sagt, ist das Haupt- kennzeichen in den glänzenden, dunkelgrünen Blät- tern zu suchen, wodurch die Abart als solche sehr leicht zu erkennen ist. Sie verdient deshalb vor der Hauptart den Vorzug um so mehr, als der Strauch auch weit weniger von dem oben erwähn- ten Roste befallen wird. Bis jetzt habe ich ihn nur in dem botanischen Garten zu Berlin gesehen. b. Der Sauerdorn mit gefurchten Ae- sten und Zweigen, Berberis sulcata C.Koch in der Appendix zum Samenverz. des bot. Gart, in Berlin vom Jahre 1854. Diese Abart scheint mehr aufrecht zu wachsen und ziemlich hoch zu werden. An den tief gefurchten Aesten und Zweigen ist sie leicht zu erkennen. Bis jetzt scheint sie sich nur im botanischen Garten zu Berlin zu befinden, wo sie bisher unter dem Namen Berberis hetero- phylla kultivirt wurde. Sie verdient Beachtung. Ich führe nun eine Reihe von Formen auf, welche sich hauptsächlich nur in der Form u. s. w. eines Organs von der Hauptart unterscheiden. A. Hinsichtlich der Frucht. a. mit purpurrothen Früchten: Berberis in- nominata Kielm. char. et descript. plant, rar. 18. b. mit blutrothen Früchten: Berberis vulga- ris rubra Sweet. c. mit violetten Früchten: Berberis vulgaris violacea. d. mit gelben Früchten: Berberis vulgaris lutea. e. mit weissen Früchten: Berberis vulgaris alba. Diese Form habe ich ebenso wenig, wie die vorige, gesehen. f. mit weniger säuerlichen Früchten : Berberis mitis Schrad. in Linn. XII, S. 371. Berberis vulgaris dulcis und edülis Hort. g. mit Früchten ohne Kerne: Berberis vul- garis apyrena oder asperma. Diese Form war schon im 16. Jahrkunderte bekannt. Ihre Früchte wurden hauptsächlich damals zur Bereitung des Weines und der Konfitüren benutzt. h. mit kleinern und kürzern Früchten: Berbe- ris Jacquini Schrad. in hört. Ber. B. Hinsichtlich der Blüthen. i. mit schwefelgelben Blüthen: Berberis cre- nulata Schrad. in Linn. XII, S. 362. Diese Form besitzt auch Aeste und Zweige im eleganten Bogen gekrümmt. k. mit goldgelben Blüthen: Berberis aurea Tausch in Flora XVII, '2. S. 495. 1. mit kürzern und gedrängteren Blüthentrauben. C. Hinsichtlich der Blätter. m. mit härtern, im Herbste blutroth - gefärbten Blättern: Berberis laxiflora Schrad. in Linn. XII, S. 367. n. mit kleinern Blättern: Berberis vulgaris microphylla; eine, wie es scheint, nur von der Lokalität abhängige Form, welche in Gebüschen und hauptsächlich im Schatten höherer Gehölze, auch im wilden Zustande, vorkommt. o. mit stets braunroth-gefärbten Blättern: Ber- beris purpurea Hort., B. vulgaris foliis pur- pure is. 10* 76 p. mit in die Länge gezogenen Blättern: B er- be ris vulgaris oblong ata. D. Hinsichtlich des Habitus. q. mit höherem, baumartigem Wüchse: Ber- beris arborescens Hort., B. nepalensis Hort. (zumTheil), B. serotina Hort., B. speciosa Hort. 2. B. aetnensis Presl. fl. sie. I, p. 28. Viv. fl. cors. t. 5. Humilis , ramis griseo - ochraceis, pa- tentibus, cum ramulis sulcatis ; Folia elliptica aut oblonga, ciliato-serrata aut integriuscula, subsessi- lia; Spinae maximae; Racemus brevis, paucillorus; Petala integra; Stigma sessile, latum; Bacca vio- laceo-nigra. Diese bis jetzt nur auf dorn Aetna und auf der Insel Corsica beobachtete Art möchte vielleicht nichts weiter als eine mit sehr entwickelten Dornen versehene Zwergform der B. vulgaris sein. Leider habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt, sie in allen ihren Stadien zu beobachten, da das im Berliner botanischen Garten kultivirte Exemplar noch nicht geblüht hat. Getrocknete Exemplare vermögen nicht immer bei Vergleichungen Resultate zu geben. Es möchte auch zweifelhaft sein, ob B. aetnensis bei uns im Freien aushält. Im 2. Bande von Dietrichs Lexikon der Gärt- nerei und Botanik (S. 184) wird eine B. ilicifolia angegeben, die in Steingründen und hochliegenden Gegenden Südeuropa's wachsen soll. Der kurzen Beschreibung nach möchte sie mit B. aetnensis übereinstimmen. Es kommt noch dazu, dass diese wirklich früher in einigen Gärten unter dem Namen B. ilicifolia kultivirt wurde. 3. B. crataegina DC. syst. II, p. 9. Frutex erectus, ramis et ramulis saepe curvatis, patentibus, fusco -rubris, nitentibus , teretibus; Folia oblonga, in petiolum manifestum attenuata, plerumque inte- gerrima; Racemi elongati, demum cernui, floribus breviter pedicellatis, confertis; Stigma subsessile; Baccae rubrae. Ich habe diese Art selbst in Kleinasien und im Tschorukgebiete gesammelt ; sie mag a"ber sonst noch im Oriente , besonders in Georgien jenseits des Kaukasus, vorkommen. Mit B. vulgaris kann sie mit ihren glänzenden und hellbraunroth gefärb- ten Aesten und Zweigen gar nicht verwechselt wer- den, da sie der B. Guimpelii C. Koch und pe- tiolaris Wall, weit nähersteht. Von diesen un- terscheiden sie aber ebenfalls die nicht gefurchten Zweige, so wie die dicht gedrängten und kurzge- stielten Früchte. Die Blüthen habe ich nicht gesehen und weiss daher nicht, ob die Blumenblätter aus- gerandet sind. Meine sämmtlichen Exemplare ha- ben nur einfache Dornen. Nach der kurzen Diagnose und Beschreibung der Berberis iberica Fisch, et Stev. (Spreng. syst, vegetab. IV, 2. p. 138) möchte diese als Sy- nonym dazu gehören. 4. B. cretica L. Frutex erectus, ramis et ramulis anguloso-sulcatis , patentibus, rubris; Folia parva, oblongo- spathulata, plerumque integerrima, membranacea, a spinis saepe longitudine superata; Corymbus pauciflorus , brevissime pedunculatus ; Petala apice integra ; Baccae purpureo-nigrae ; Ger- men apice attenuatum. Der kretische Sanerdorn scheint einen ziemlich grossen Verbreitungsbezirk zu besitzen, da er kei- neswegs auf Candia und Griechenland beschränkt ist, sondern auch in Sji'ien, in Kleinasien, wahrschein- lich selbst in Persien und im Himalaya- Gebirge vorkommt. Ebenso wenig vermag ich zwischen ihr und der B. hispanica Boiss. (Pug. nov. pl. p. 1) nach im königlichen Herbar zu Berlin befindlichen Original-Exemplaren keinen Unterschied zu finden. Die Pflanze bleibt keineswegs übrigens immer so niedrig, als man glaubt, da sie schon nach Pros- per Alpin (pl. exot. p. 21, t. 20) und Bellon (Clus. bist, plant. H, p. 201) die Höhe eines Men- schen nicht selten erreichen soll. Von B. vulgaris L. und selbst von B. cra- taegina DC. ist sie leicht zu unterscheiden. Schwieriger sind die Merkmale zwischen ihr und ß. petiolaris Wall, festzustellen, da selbst das von Hooker und Thomson angegebene Merkmal, wornach bei zuerst genannter Pflanze die Narbe auf einem kurzen Griffel ruht, dieser aber bei der letz- tem fehlt, nicht ganz sicher ist. In der Abbildung der B. cretica in Sibthorp's Flora graeca (t. 342) ist ein deutlicher Griffel abgebildet, wie ich ihn aller- dings im Leben nie beobachtet habe. Sollten die Exemplare der B. aristata -,. micrantha, wel- che die genannten Verfasser der Flora indica nicht ohne Blüthen von B. cretica zu unterscheiden vermochten, nicht wirklich auch dazu gehört haben! Im Freien hält diese Art kaum oder doch we- nigstens nur, wenn gut gedeckt, aus. Abarten gibt es auch hier weniger, als vielmehr zufällig von der Lokalität und dem Boden abhängige Formen. In guter Erde kultivirt werden die Dolden- trauben stets ächte Trauben. B. obovata Schrad. (in Linn. XII, p. 380) stellt eine Zwergform dar, dagegen möchte B. nitens Schrad. (in Linn. XII, p. 382) eine besonders üppig gewachsene Pflanze sein, da sie 8 Fuss hoch werden soll, insofern sie nicht vielmehr zu B. petiolaris Wall, gehört. Wiederum in Dietrichs Lexikon (2.Bd, S. 184) wird eine B. microphylla Willd. mit 3-blumigen Blüthenstielen und in Südeuropa wachsend angege- ben, die wahrscheinlich zu B. cretica gehört. (Fortsetzung folgt.) 77 Die nciirstcn and einige ältere Erdbeeren. Im 'i. Jahrgange der Wochenschrift haben wir einen ausführlicheren Aufsatz über die Erdbeeren gebracht und die besseren Sorten mit Namen aufge- führt. Seitdem ist manches Neue wieder gezüchtet, was unsere Aufmerksamkeit verdient. In Deutschland ist man weniger mit glücklich der Neuzüchtung feiner Erdbeeren gewesen, destomehr dagegen in Belgien, Frankreich, England und in Nordamerika, wo ganz besonders de Jonghe, Dr. Nicaise, Vilmorin, Ferd. Gloede, Myatt, Robertson, Nichol- son u. s. w. Vorzügliches erzeugten. Wir geben daher in Folgendem eine Aufzählung der neuesten und einige ältere Sorten , hauptsächlich nach den Verzeichnissen von Gloede, Vilmorin und Nicholson. 1. Ambrosia (Nicholson). Eine grosse, rund- liche Frucht, wo die Körner in Vertiefungen liegen. Die Farbe ist auf der Oberfläche ein glänzendes Roth; das Fleisch hingegen zeigt ein helles Rosa und ist sehr zuckerig, saftig und mit einem Neben- geschmack nach Maulbeere versehen. Die Pflanze hat ein kräftiges Ansehen und trägt reichlich. Sie gehört zu den halbfrühzeitigen und lässt sich treiben. '2. Auguste Retemeyer. Eine ganz neue, noch nicht beschriebene Frucht de Jonghe's. 3. A. von Geert. Grosse Frucht von koni- scher Form und glänzendem Roth. Die Körner sind sehr vorspringend. Das volle Fleisch hat eine ro- senrothe , in der Mitte jedoch rothe Farbe und ist saftig, so wie zuckerig. Ebenfalls halbfrühzeitig, kräftig wachsend und fruchtbar. 4. Beauty of England (Frewin). Sehr grosse Frucht von in die Länge gezogener Form, flach, oft barock und von glänzend -rother Farbe. Das rothe Fleisch ist saftig, zuckerig und aromatisch. Die Körner liegen in Vertiefungen. Die Pflanze wächst sehr kräftig und verdient alle Beachtung. Die Reifzeit ist eine mittlere. b. Bicolor (dejonghe). Eine Frucht mittlerer Grösse, rund oder konisch. Die Farbe ist ein hel- les Rosa, während das Fleisch sehr fein, süss und aromatisch ist. Sehr fruchtbar und frühzeitig. 6. Birmingham. Von dunkelrother Farbe und unregelmässiger Gestalt, so wie von vorzüg- lichem Geschmacke. Sie trägt sehr lange. 7. Black scarlet (Pitmaston). Eine Frucht mittlerer Grösse und von gutem Geschmacke. Die Pflanze breitet sich sehr aus, ist aber im Tragen oft schwierig. 8. Brighton pine(amerikanischen Ursprungs). Grosse Frucht von herzförmiger Gestalt und leb- haft-rother Farbe. Das ziemlich feste Fleisch ist gelblich, süss und von einem sehr angenehmen Aroma. Die Pflanze wächst sehr kräftio;, träet reichlich und reift frühzeitig. 9. Brun de Gilbert. Diese längst bekannte Monats-Erdbeere, welche in unsern deutschen Ka- talogen oft genannt wird, verdient allerdings Beach- tung. Sie ist aber nichts weiter, als die gewöhnliche Sorte mit rothbraunen, etwas grossem Früchten, während sonst die alte und ächte Monats-Erdbeere weiss- oder rothbeerig ist. 10. Charles Favorite (amerikanischen Ur- sprungs). Frucht mittlerer Grösse und konischer Form. Die Körner liegen in Vertiefungen. Farbe ausserhalb lebhaft-scharlach, das Fleisch roth, aber von rosafarbenen Fasern durchzogen, ausserdem saftig und von sehr angenehmen Geschmacke. Die Pflanze ist sehr hart, trägt reichlich und gehört zu den frühesten Sorten. 11. Cole's prolific. Eine ganz dunkele Frucht von Keeu's Seedling abstammend, aber vor- züglicher. l'i. Cri ms on-Quee n (Myatt.). Eine sehr grosse Frucht von veränderlicher Form und des- halb der British- Queen ähnlich, aber dunkel -kar- moisinroth gefärbt. Die Körner sind nur wenig eingesenkt. Das rothe Fleisch ist sehr saftig, süss und von einem ausserordentlich angenehmen Ge- schmacke. Die Pflanze wächst kräftig, trägt reich- lich, reift aber spät. 13. Delices d'automne (Makoy). Eine grosse Frucht, ähnlich der River's Eliza. Die Pflanze trägt reichlich. 14. Delices de palais (Dr. Nicaise). Von mittlerer Grösse und rundlicher Form. Die Körner springen sehr hervor. Die Farbe ist ein glänzen- des, aber dunkeles Roth. Das feste Fleisch ist saftig, süss und ausserordentlich aromatisch. Die kräftige Pflanze trägt reichlich und reift frühzeitig. Wurde von Dr. Nicaise zu Chalons-sur- Marne, einem der ausgezeichnetsten Erdbeerkenner und Erd- beerzüchter, aus Samen von der Cremont erzogen. 15. Deptfort-pine (Myatt). Ist zwar eine sehr alte Sorte, aber in dem frühern Verzeichnisse übergangen. Sie trägt reichlich und frühzeitig. 16. Des quatre Saisons de Versailles. Eine vervollkommnete Monats -Erdbeere, die zu Versailles sezogen wurde. Die rothe Frucht ist viel grösser, als bei der gewöhnlichen. Die Pflanze wächst kräftig und trägt reichlich. 17. Docteur Karl Koch (de Jonghe). Eine sehr grosse und lange Frucht, nach oben verschmä- lert. Die Körner springen vor. Die Farbe ist auf der Oberfläche ein Orangeroth, im Innern hingegen ein Rosa. Das volle Fleisch ist süss. Die Pflanze ist sehr hart, trägt reichlich und gehört zu den halb-frühzeitigen. 78 IS. Duchesse de Trevise (Jamin et Du- rand). Ebenfalls älteren Ursprungs, aber vorzüg- lich, wenn auch wenig fruchtbar. Die grosse, rothe Frucht ist in die Länge gezogen und hat vorsprin- gende Kürner. Das weisse Fleisch ist saftig und hat einen eigenthümlichen Geschmack. 1!). Durfee's S ee dl ing (amerikanischen Ur- sprunges). Mittlerer Grösse, konischer Form und rother Farbe. Die Kürner liegen in Vertiefun- gen. Das volle Fleisch ist roth und süss. Die Pflanze seheint schwach zu sein und nicht gut zu tragen. 20. Eclipse (W. E. Prince), amerikanischen Ui'sprunges und noch niclit beschrieben. 21. Emma (de Jonghe). Grosse Frucht von kurz konischer oder runder Form , mit zurückge- schlagenem Kelche. Die Farbe ist ein lebendiges Roth. Nur wenige Kürner liegen in Vertiefungen. Das hellrosafarbene Fleisch ist saftig, fein, süss und aromatisch. Die Pflanze ist hart, trägt reichlich und frühzeitig. 22. Empress Eugenie (Knevett). Eine sehr grosse, purpurrothe Frucht, oft von monstrüsem Wüchse, rund, eirund oder hahnenkammartig, nicht selten mit einem Gewichte von 1 ~ bis I t Loth. Das rothe , saftige und süsse Fleisch ist von rosa- farbenen Fasern durchzogen. Das Aroma erscheint ausgezeichnet fein. Die harte Pflanze ist sehr fruchtbar, hat eine mittlere Reife und lässt sich treiben. 23. Ewbanks Seedling. Ziemlich grosse und rothe Frucht von stumpf-konischer Form. Das volle rosafarbene Fleisch ist saftig, süss und sehr schmackhaft. Die Kürner sind hervorspringend. Sehr harte und fruchtbare Pflanze. 24. Frogmore late pine (Ingram). Sehr grosse, rothe Frucht von etwas veränderlicher, meist eirunder Form. Die Kürner sind nur wenig ein- gesenkt. Das feste Fleisch ist saftig und von sehr gutem Geschmacke. Die harte Pflanze trägt reich- lich, aber erst spät. 25. General Havelock (Tiley). Grosse, rothe Frucht von stumpf-konischer Form. Die Kür- ner sind nur wenig eingesenkt. Das Fleisch be- sitzt eine roth- und rosa- marmorirte Farbe und schmeckt etwas säuerlich. Die sehr kräftig wach- sende Pflanze trägt auch reichlich, gehört zu den halbfrühzeitigen und treibt sich gut. 2(j. Gloire de Nancy. Wiederum eine Mo- nats-Erdbeere, welche Gloede in seinem neuesten Verzeichnisse mit der folgenden als Reine des Quatre-Saisons, d. i. Künigin der Monats-Erdbee- ren, aufl^ührt. 27. Gloire du Nord (Loos). Ebenfalls von vorzüglicher Güte. 2S. Hooker (amerikanischen Ursprunges). Ziemlich grosse Frucht von rother Farbe und herz- fürmiger Form. Die Kürner liegen in Vertiefungen. Das i-osafarbene , feste Fleisch ist zuckerig, aber auch leicht säuerlich. Die sehr kräftig-wachsende Pflanze trägt reichlich und gehurt zu den frühzei- tijien Sorten. 29. Jenny Lind (Isaac Fay, amerikanischen Ursprunges). Eine hübsche Frucht von mittlerer Grösse und konischer Form. Die Farbe ist ein lebhaftes Scharlach. Das rosafarbene Fleisch ist ziemlich fest, saftig, zuckerig, aber auch ein wenig säuerlich. Die sehr kräftig-wachsende Pflanze trägt ungemein reichlich und gehört zu den frühesten Sorten. 3Ü. Imperial scarlet (\V. R. Prince et Co., amerikanischen Ursprunges). 31. Jung Bahadoor (Nicholson). Ziemlich grosse Frucht von stumpf - konischer Form. Die Körner springen hervor. Die Farbe ist auf der Oberfläche ein dunkeles Roth, inwendig ein Rosa. Das Fleisch ist saftig, süss und sehr schmackhaft. Die sehr harte Pflanze hat eine mittlere Reife und trägt reichlich. 32. La Delicieuse (Lorio). Grosse runde oder abgeplattete Frucht von der Farbe der Apri- kosen. Das gelbliche Fleisch ist voll, sehr süss und aromatisch. Eine kräftig-wachsende und reich- lich, aber sehr spät tragende Pflanze. 33. La grosse Sucr^e (de Jonghe). Eine ziemlich grosse und in die Länge gezogene Frucht von purpurrother Farbe. Die Körner liegen in Vertiefungen. Das volle, weisse Fleisch ist süss und sehr aromatisch. Die hai"te Pflanze trägt sehr reichlich, aber spät. 34. La Perle (de Jonghe). Frucht verlängert, mit einem deutlichen Hals und von orangenrother Farbe, das weisse Fleisch ist sehr fein. Die Pflanze wächst zwar kräftig, trägt aber nicht reichlich. 35. La Sultane (Dr. Nicaise). Eine grosse herrliche Frucht von konischer Form. Oft sind 2 zusammen gewachsen. Auf der lebhaft-rothen Ober- fläche sind die Kürner wenig eingesenkt. Das weisse, volle Fleisch ist saftig , süss und sehr aromatisch. Die kräftig-wachsende Pflanze trägt reichlich und gehört zu den halbfrühzeitigon. 'Mi. Madame Co Uonge (Graindorge). Grosse, längliche Frucht, aber abgerundet. In der dunkel- rothen Obei^fläche sind die Körner nur wenig ein- gesenkt. Das rothe Fleisch ist saftig und etwas säuerlich. Scheint doch nur mittelmässig zu sein, sonst trägt die Pflanze reichlich und ist auch hart. 37. Madame Elisa Champin (Jamin et Durand). Sehr grosse, längliche Frucht, oben ab- gestutzt und von purpurrother Farbe. Die Körner 79 liegen in Vertiefungen. Das weisse Fleisch ist saftig. Die harte Pflanze trägt ungemein. MS. Madame Lou esse (Graindorge). Grosse, in der Form veränderliche Frucht von hellrother Farbe. Fleisch rosa, süss, aber weich. Die Pflanze wächst kräftig. 1511. Marguerite (Lebreton). Sehr grosse, bis i Loth schwere Frucht von angenehmer länglicher Gestalt und glänzend -rother Farbe. Die Körner sind nur wenig eingesenkt. Das volle, orangen- farbene Fleisch ist saftig und süss. Sie hat , da sie frühzeitig und spät zugleich ist , eine Zukunft. In allen Jahreszeiten trägt sie und ist auch zu treiben. 4ij. Marquise de Latour-Mau bourg(Ja- min et Durand). Grosse Frucht von angenehmer, runder oder abgeplatteter Form und cochenillrother Farbe. Die Kürner sind hervorspringend. Das volle, weisse Fleisch ist süss und aromatisch. 41. Maryland ica (amerikanischen Ursprungs). Sehr grosse Frucht, bald länglich, bald rundlich oder abgeplattet und von rother Farbe. Die Körner liegen in Vertiefungen. Das hellrosafarbene Fleisch ist zwar fest, aber saftig. Die harte Pflanze gibt keinen sehr grossen Ertrag. 42. Monroe scarlet (amerikanischen Ur- sprungs). Mittelgrosse Frucht von scharlachrother Farbe. Die Körner sind nur wenig eingesenkt. Das volle, rosenrothe Fleisch ist süss und saftig. Sehr kräftige Pflanze und ungemein reichtragend, auch frühzeitig. 4:5. Mons trous Haut bois (Rivers). Grösser als alle übrigen Moschus-Erdbeeren ('i. Jahrg. Seite 239) und von ausgezeichnetem Geschmacke. 44. Napoleon III. ( Gloede ). Sehr grosse Frucht von runder, abgeplatteter oder auch hahnen- kammartiger Gestalt und lebhaft rosenrother Farbe. Die Körner sind nur wenig eingesenkt. Das volle, weisse Fleisch schmeckt süss. Die sehr harte Pflanze ist ausserordentlich fruchtbar, trägt aber spät. 4ö. Nonsuch (Robertson). Frucht mittlerer Grösse, rund oder eirund und glänzend purpurroth. Die Körner springen sehr hervor. In dem rothen, saftigen, süssen und aromatischen Fleische befinden sich rosafarbene Fasern. Eine kleine Pflanze, aber hart und fruchtbar. 4(j. Oscar (ßradley). Sehr grosse Frucht von runder, abgeplatteter oder konischer, auch hahnen- kammartiger Form. Farbe glänzend-roth. Die Kör- ner springen hervor. Das blass-rosenrothe Fleisch ist fest, voll, süss und aromatisch. Die Pflanze wächst sehr kräftig und trägt sehr reichlich und frühzeitig. Gut zum Treiben. 47. Peabody's Seedling (amerikanischen Ursprungs). Grosse Frucht von einer eigenthüm- thümlichen Form , da sie länglich und ausserdem Die kräftig-wachsende oben noch sehr lang gezogen ist, und von mattgrü- ner Farbe. Das rothe Fleisch ist saftig, süss und hat einen Muskatgeschmack Pflanze hat eine mittelmässige Fruchtbarkeit 48. Palmyre (Berger). Eine grosse Frucht von wohlgefälliger, stumpfkonischcr Form und leb- haitrother Farbe. Die Körner sind hervorspringend. Das weisse, volle Fleisch ist saftig und süss. Die harte Pflanze scheint fruchtbar zu sein. Es ist ein Sämling des Comte de Paris. 49. Perle von Rastede (Frerichs). Steht der WonderfuU und Myatts prolific sehr nahe und hat, wie genannte Sorten, aufrechtstehende Stengel, dicht mit grossen und gewürzhaften Früchten be- setzt. In Handel brachte sie zuerst Dr. A. Haage jun. in Erfurt. 5U. Prince Albert (Myatt). Der Geschmack ist etwas wässrig, die Pflanze aber sehr reichtragend. So sagen englische Berichte. Nach Gloede da- gegen ist das Fleisch fest und sehr süss, die Frucht- barkeit aber nur gering. So widersprechen sich oft Angaben. Die Frucht ist übrigens gross und O DO länglich, ihre Farbe hingegen cochenille-roth. 51. Prince Alfred (Scholfield). Unter die- sem Namen haben wir früher schon (2. Jahrg. S. 24.5) eine von Ingram gezüchtete Sorte beschrieben, eine zweite dieses Namens hat Scholfield ge- züchtet. Sie steht in jeglicher Hinsicht zwischen der vorigen und der Erdbeere Exhibition und ver- dient Beachtung. 52. Prince of Wales (Cuthill). Zu den 3 Sorten dieses Namens, welche früher (2. Jahrg. S. 245) beschrieben wurden, kommt noch eine vierte, welche Cuthill gezüchtet hat. Diese besitzt eine ange- nehme konische Form und zeichnet sich durch ihren säuerlichen Geschmack aus; eben deshalb ist sie auch zum Einmachen vorzüglich. Die Pflanze trägt reichlich. 53. Princess Frederick Wilhelm (Niven). Eine hübsche Frucht von rundlicher, bisweilen hah- nenkammartiger Form und scharlachrother Farbe. Das blassrosafarbene Fleisch ist voll und süss. Die kräftig wachsende Pflanze trägt auch sehr reichlich und ist als die früheste aller grossirüchtigen Erd- beeren namentlich auch gut zum Ti-eiben. 54. Robert Trail (de Jonghe) ist noch zu wenig erforscht. 55. Royal Victoria (Stewart et Neilson). Grosse Frucht von angenehmer rundlicher Form und orangenrother Farbe. Das weisse Fleisch ist süss und aromatisch. Die harte Pflanze wächst kräftig und trägt reichlich. 56. Scott 's Seedling (amerikanischen Ur- sprungs). Grosse Frucht von länglicher Form und dunkelrother Farbe. Die Körner sind hervorsprin- 80 gend. Das rosafarbene Fleisch ist süss, aber etwas weich. Die kräftige Pflanze trägt reichlich und frühzeitig. 57. Sir Colin Campbell (Stewart et Neilson). Mittelgrosse Frucht von rundlicher oder herzförnii- ger Gestalt und glänzender Orangenfarbe. Die Körner sind hervorspringend. Das weisse Fleisch ist voll, saftig, zuckerig und säuerlich. Die harte Pflanze ist sehr fruchtbar, trägt aber spät. 58. Surpasse Mamniouth (Soupert et Not- ting). Grosse Frucht von veränderlicher Form, oft hahnenkammartig. Die Körner sind wenig einge- senkt. Auf der Oberfläche ist die Farbe roth-orange, innen hingegen weiss. Das volle und zuckerige Fleisch hat einen schwachen säuerlichen Geschmack. Die Pflanze scheint kräftig zu wachsen und reich zu tragen. 59. Wilson's Albany (amerikanischen Ur- sprungs). Ovale Frucht von mittlerer Grösse und scharlachrother Farbe. Die Körner sind wenig ein- gesenkt. Das volle, saftige, süsse, aber auch etwas säuerliche Fleisch ist rosenroth, von rothen Fasern durchzogen. Die harte Pflanze trägt reichlich und frühzeitig. 60. Wizard of North ( d. i. Zauberer des Nordens. Robertson). Diese in der neuesten Zeit so sehr angepriesene Erdbeere haben wir noch zu jung gesehen, um ein selbständiges Urtheil darüber zuhaben. Ihr Ertrag soll ausserordentlich sein; ob mehr, wie bei andern bekannten Sorten? muss die Erfahrung lehren. Die Früchte sind ziemlich gross, dunkelkarmoisin, die Körner hervorspringend. Das feste, süsse und sehr fein schmeckende Fleisch ist rosafarben , aber von rothen Fasern durchzogen. Die Pflanze ist sehr hart und ihre Früchte haben eine mittlere Reifzeit. Wir übergeben hiermit dieses Verzeichniss allen den vielen Liebhabern der gleich, wohlschmeckenden, als auch gesunden Erdbeeren und sprechen zu glei- cher Zeit den Wunsch aus, dass von Seiten der Gärtner, welche Gelegenheit haben, die eine oder andere dieser Erdbeeren längere Zeit aufmerksam zu kultiviren, der Redaktion der Wochenschrift hier- über Mittheilungen gemacht werden möchten. Es liegt dieses im Interesse der Gärtnerei selbst. Gewiss werden auch hier und da neue Sorten aus Samen gezogen und entsprechen den Anforderungen. War- um sollen dergleichen in Deutschland nicht ebenso gedeihen, als in Frankreich oder England? Es fehlt oft nur die Gelegenheit, um etwas darüber bekannt zu machen. Die Wochenschrift öffnet gern ihre Spalten dazu. Glaskästen für Zimmer. Bei einem Besuche des Augu stin'schen Garten- Etablissements an der AVildparkstation fand ich un- ter Anderem kleine Glaskästen mit Zinkunterlage und Zinkgestell, welche allerhand buntblättrige Pflan- zen enthielten. Dieselben hatten eine Höhe von 7 bis 8 Zoll, eine Breite von 9 uud eine Länge von 18 Zoll. Die oberste Seite bildete zugleich den Deckel, um frische Luft einzulassen oder das In- nere eine beliebige Zeit mit der äussern Luft in Zusammenhang zu bringen. Das Innere selbst war recht nett dekorirt. Den Boden bedeckte zunächst eine grüne Schicht der kleinen netten Selaginella apus Spring, unterbrochen von blendend -weissen Marmorstückchen. Zwischen diesen und mitten aus dem Bärlapp (Selaginella) befanden sich in einem: kleine Exemplare der Bertolonia aenea, des Phry- nium micans, der Aphelandra Leopoldi, der Cam- pylobotrys argyroneura, der Cyrtodeira cupreata (die immer noch mit den falschen Namen Tapina splen- dens kultivirt wird), der Davallia Novae Zelandiae und Selaginella pilifera, in einem anderem hin- gegen kleine Exemplare der Dichorisandra vittata, der Pothos argyroneura, der Amaryllis Carolinae, einer Abai-t des in der Mitte der Blätter weiss- gestreiften Hippeastrum reticulatum, des Echites nu- tans, des Phrynium eximium, des Eranthemum leu- coneuron, der Adhatoda aenea, der Gymnogramme chrysophylla, der Aerva sanguinolenta, der Selagi- nella convoluta und uncinata (caesia Hort). Beliebig Hesse sich wechseln, zumal auch hier Erfahrungen vorliegen müssten , ehe man mit Be- stimmtheit urtheilen könnte , was am Besten aus- hielte. Ich glaube sogar, dass die so sehr bewun- derten Sammetblätter undPetola-Arten (Anecochilus- und Physurus-Arten) daselbst aushalten könnten, wenn auch nicht für viele Jahre. Ich habe bei einem Freunde bereits schon ein und dasselbe Anecochi- lus-Exemplar ein Paar Jahre im Zimmer gesehen. Der Preis dieser Glaskästen sollte zwischen 4 und 5 Thaler sein. Schliesslich bemerke ich noch, dass auch ein schönes Exemplar des Oreopanax (Aralia) Lin- den ii Dne et PI., was ich zuerst im 2.Jahriiange der Wochenschrift (Seite 68) beschi-ieben, im Augu- stin'schen Etablissement in Blüthe stand. Ich habe nirgends vernommen , dass es auch wo anders der Fall gewesen. Es ist an und für sich eine statt- liche Pflanze, mit Blüthe aber noch mehr. Von allen den vielen Araliaceen, besonders Oreopanax-Arten, welche Direktor Linden in Brüssel vor einigen Jahren einführte, scheinen nur wenige von Botani- kern beobachtet worden zu sein. Verlag von Karl Wiepandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Dmck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuno; des Gartenbaues in den Kiinifflich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenliunde. M 11, Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. Berlin, den 14. März 1861. Preis des Jahrganges .i| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch Iranco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 4üü. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 10. März. — Die Sauerdorn- (Berberis-) Arten des freien Landes (Fortsetzung). — Die japanische Quitte (Cydonia japonica Pers.). — J. G. Vcitch's japanische Nadel- hölzer oder Coniferen. 4U0. Versammlung des Verciucs zur Beförderung des Gartenbaues am 10. März. Der Vorsitzende, Herr Geheime Oberregierungs- rath Knerk, eröfthete die Sitzung mit der freudi- gen Botschaft, dass Se. Majestät der König geruht haben , das Protektorat des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues allergnädigst anzu- nehmen, und forderte die Versammlung auf, sich zu erheben, um den Inhalt des Allerhöchsten Er- lasses zu vernehmen : „Auf den Antrag vom 12. d. M. will Ich das Protektorat des Vereins zar Beförderung des Gartenbaues annehmen und gebe demsel- ben gern die Versicherung, dass Ich seinem erspriesslichen Wirken die gleiche lebendige Theilnahme widmen werde, deren der Verein sich bei des Hochseligen Königs Majestät zu erfreuen hatte. Berlin den 23. Februar 1861. Wühelm." An den Verein zur Beförderung des Gartenbaues. Nachdem dieses geschehen, wurde Sr. Majestät dem Könige ein dreifaches Hoch gebracht. Es wurden die Verhandlungen über die seit fast 2 Jahrzeherden vorkommende Krankheit der Orangenbäume fortgesetzt. Namentlich waren es dieses Mal: Professor Schulz-Schultzenstein, Dr. Karsten, Hofgärtner Sei lo, Hofgärtner Karl Fintelmann (am Neuen Palais) und Professor Koch, welche sich vorzugsweise betheiligten. Wir enthalten uns hier ausführlich darüber zu berichten, da der Generalsekretär es übernommen hat, einen ausführlichen Bericht sowohl über das, was in dieser Versammlung, als auch über das, was in der vor- letzten besprochen wurde, demnächst in der Wo- chenschrift zu bringen. Nur so viel sei erlaubt zu sagen, dass in Betreff der Krankheit der Orangen- bäume sich schliesslich die Ansicht herausstellte, dass keineswegs hier, wie bei der Kartofi'elpflanze, eine bestimmte Epidemie oder ein an vielen Orten gleichmässiges Auftreten gleicher Krankheits- Er- scheinungen vorliege , sondern dass die Ursachen der Krankheit in vernachlässigter Kultur einestheils, anderntheils aber auch in örtlichen Verhältnissen zu suchen seien. Professor Koch legte ein Modell zu einer Obst- dörre vor, das der Kaufmann C. H. Got t schal g in Schkülen bei Naumburg a. d. S. nach dem Lu- cas'schen Muster angefertigt hatte. Selbst bei den so vorzüglich-getrockneten Pflaumen des genannten Kaufmannes hatte man doch bisweilen die Beob- achtung gemacht, dass dieselben nicht ganz frei von einem Beigeschmäcke waren. Man hat demnach vor Allem bei dem Dörren zu berücksichtigen, dass zunächst der Rauch vollständig abgesperrt, dass aber auch ausserdem Alles vermieden werde, was ein Niederschlagen des unvermeidlichen Dunstes auf das Backobst veranlassen könnte. Die Lucas'sche Obstdörre ist bereits in dem Berichte zur dritten Sitzung der Versammlung deut- 11 8 '2 scher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter (siehe vorigen Jahrfjang der Wochenschi'ift, Seite 3-il) be- sprochen worden ; wir werden auch später noch Gelegenheit haben, einmal ausführlich auf das Dör- ren des Obstes zurückzukommen. Nach dem Kauf- mann C. H. Gott schal g geht in der Lucas'schen Obstdörre noch zu viel Hitze verloren, da die er- wärmte Luft nebst dem Rauche unmittelbar aus dem von der eigentlichen Dürre bedeckten Heiz- raume in den Schornstein tritt. Derselbe hatte des- halb über dieser Dörre noch einen zweiten Heiz- rauni angebracht, der wiederum eine gleiche Vor- richtung zum Dörren trug. Abgesehen davon, dass die Wärme auf diese Weise noch weiter benutzt werden kann, hat man den Vorthcil, noch kühlere Räume zu besitzen, wo das zu sehr getrocknete und zusammengefallene Backobst sich von Neuem etwas erheben kann und dadurch ein schöneres Aussehen erhält. Als nächster Gegenstand zu den Verhandlun- gen kam die bereits schon in frühern Versammlungen angeregte Frage über die schnellste und beste Her- anziehung von Wildlingen für Remontanten- und und andere Rosen. Nachdem man sich früher für Anzucht von Wildlingen aus Samen der gewöhn- lichen Rosa canina, nach Obergärtner Rein ecke aus Samen der Rosa pomifera entschieden und das Ankaufen von Stämmen aus den Wäldern und Hecken wegen Mangels eines guten Wurzelver- mögens verworfen hatte, wurden doch von auswärts durch zwei anerkannte Praktiker, den bekannten Rosengärtner Herger in Köstritz bei Zeitz und den Obergärtner Sehr ad er in Seggerde bei Wefer- lingen (Regierungsbezirk Magdeburg) , wenn auch nicht entgegengesetzte Ansichten ausgesprochen, so doch in gewissen Fällen die Brauchbarkeit der Wildlinge nicht aus Hecken , wohl aber aus W äl- dern nachgewiesen. Grade diese müssten die gröss- ten und stärksten Rosenstämme geben. Auch Hof- gärtner Herm. Sello in Sanssou9i nahm für die- selben das Wort. Wir enthalten uns auch hier eines A\' eiteren, da der Generalsekretär, Professor Koch, ebenfalls die verschiedenen Ansichten zusammenstellen und zu einer besonderen Abhandlung bearbeiten wird, die dann in der Wochenschrift abgedruckt wer- den soll. Endlich lagen auch noch die Arbeiten der Kunst- und Handelsgärtner H o ff mann und D e m m 1 e r hier und Bertram in Stendal über die Erträge der verschiedenen Gemüse zum Gebrauche bei Taxationen vor, denen Hofgärtner Karl F intelmann (am Neuen Palais) ebenfalls Notizen beigefügt hatte. Da in der nächsten Versammlung des Vereines, am 7. April, wegen der damit verbundenen Früh- jahrsausstellung keine Verhandlungen stattfinden, so hielt man es für das Gerathenste, wenn auch hier Alles das, was bisher über diesen Gegenstand ein- gelaufen ist, vorläufig veraibeitet und abgedruckt wird, um dann vielleiclit später noch Veranlassung zu Aeusserungen von Ansichten zu geben. Die Sauerdorn- (Itt'rln'ris-) Arten des freien Landes. (Fortsctzuiif;.) '^. B. petiolaris Wall. list. Nro. 1474 und Don dichlam. pl. I, pag. 1 Ifi. Frutex erectus, ramis patentibus, cum ramulis saepe curvatis, anguloso-sul- catis, rubris; Folia parva, oblongo-spathulata, ple- rumque integerrima; Racenii, saepe tlongati, demum cernui, floribus longius pedicellatis; Petala emargi- nata; Stigma stylo manifesto, sed brevissimo prae- ditum; Baccae intense purpureae, denmm paene nigrae. Sehr häufig im Himalaya-Gebirge und vielleicht auch in China. Ich bin nämlich geneigt, B. si- nensis Desf. (bist. d. arbres et arbriss. H, p. -27) als Synonym hierher zu stellen, da Exemplare des Pariser Jardin des plantes genau mit unserer Pflanze übereinstimmen, und sie gar nicht selten, namentlich früher, unter diesem Namen in den Gär- ten vorkam. Was Watson in seiner Dendrologia britannica (tab. iH) darunter verstanden hat, lässt sich nicht mehr genau ermitteln. Später kultivirte man in Frankreich B. Guimpelii C Koch unter dem Namen B. sinensis, wie man aus de Can- dolle's Beschreibung ersieht. Loudon scheint dagegen die Sauerdorn -Arten nicht ordentlich ge- kannt zu haben, denn in seinem Arboretum britan- nicum (1, p. 3U3 und 304) sind B. canadensis, iberica und sinensis mit einander verwechselt. Sollte die hier charakterisirte PHanze in der That in China vorkommen und dieselbe sein, welche Lord Macart ney von seiner Gesandtscliaftsreise nach England brachte, so müsste allerdings die Be- nennung B. sinensis Desf. den Vorrang haben. In diesem Falle möchte es ebenfalls wahrscheinlich sein, dass Thunberg in seiner Flora japonica (pag. 146) dieselbe Pflanze unter seiner B. cretica (B. Thunbergii DC.) verstanden hat. Wenigstens stimmt seine Beschreibung so ziemlich damit überein. Mir steht zwar kein so reiches Material zu Ge- bote, als den Verlassern der Flora indica, Hooker und Thomson, aber doch vermag ich, selbst nach dem, was genannte Botaniker darüber in dem erwähn- ten Buche (I, pag. 223) geschrieben, nicht beistimmen,' 83 dass B. petiolai'i s eine Abait der B. aristata DC. sei. Aussaat-Versuche könnten erst Auf'schluss geben. Die zuletzt genannte Pflanze hat stets härtere Blät- ter und grössere Blüthen mit ganzen Blumenblättern. Mir stehen von B. petiolaris aus verschiedenen Gärten und aus frühem Zeiten viele Exemplare zu Gebote, die alle aufs genaueste unter einander und mit einem Wallich'schen Exemplare übereinstimmen. Wahrscheinlich gehören B. co r iaria l\oyle(bot.reg. XXVll, tab. 41)) und floribunda Wall. (Dondi- chlam. j)l. I, p. 115) hierher, ebenso affinis Don (dichlain. pl. I, p. 114). In den Gärten habe ich sie avich unter dem unrichtigen Namen B. mono- 8p er m a gefunden. Am schwierigsten ist B. pe t i olar i s, wie schon gesagt, von B. cretica zu unterscheiden. Meiner Ansicht nach ist es nur der Blüthenstand, welcher bei der letzteren Pflanze eine kurz -gestielte 'l'rau- bendolde, bei der ersteren hingegen eine deutliche Traube bildet, sowie die ausgerandetcn Blumenblätter, welche sichere Merkmale geben. Ausserdem hält B. petiolaris bei uns die stärksten Winter aus, was man von B. cretica keineswegs sagen kann, auch hat sie einen aufrechten , weniger sparrigen Wuchs, ähnlich dem der B. vulgaris. B. cra- taegina DC. besitzt kurzgestielte Blüthen und hell- braunrothe, nicht gefurchte Zweige. Diese Art scheint weniger hinsichtlich der Blät- ter, als vielmehr hinsichtlich des Blüthenstandes zu ändern. Es liegen Exemjjlare vor mit kurzen Trau- ben und kurzgestielten Blüthen , allerdings von in Töpfen gezogenen Pflanzen. In der Eegel sind die Blüthen aber sehr lang gestielt und befinden sich am allgemeinen Blüthenstiele an der Basis, an oder über der Mitte, oft an einer und derselben Pflanze. Seh rader gründet freilich hierauf Arten, wie B. sanguinolenta und ceräsina (Linn.XII, p. 878 und HSO), die allerdings kaum Formen darstellen. Interessant ist die Form , bei der die untern Blü- thenstiele der über 3 Zoll langen Trauben sich verästeln. (j. B. aristata DC. syst. II, pag. S. Frutex erectus, ramis et ramulis rubescentibus, patentibus; Folia coriacea, grosse et distanter serrata, rarius integra, pallida, elliptica; Flores majusculi, magis patiiculati, quam racemosi; Gern.en lagenaeforme, stigmate manifesto. Ich bezweifle , dass diese in dem Himalaja, wachsende Art in unserem Klima aushält ; ich habe sie nirgends im Freien gefunden, wohl aber oft im Topfe gezogen gesehen, am häufigsten mit der Benennung B. Chitria Ham. Sie zeichnet sich durch sehr harte, hellgrüne Blätter mit entfernt- stehenden, meist nur wenigen, oder auch gar kei- nen Sägezähnen aus, ferner durch schöne, grosse, fast eine Traubendolde bildende Blüthen auf blut- rothen Stielen und durch eine mehr oder minder rothe Oberfläche der Zweige und Aeste. Wie bei einigen Formen der B. vulgaris scheinen sich 1 auch hier im Herbste die Blätter schön roth zu färben, üb übrigens B. tinctoria Lesch., welche sonst auf der ostindischen Halbinsel und auf Ceylon in einem gewiss wärmeren Klima wächst, specifisch verschieden ist, wagen wir nicht zu entscheiden. Die Blätter sind unten blaugrün und dadurch leiclit zu unterscheiden. B. ceratophylla Don hat nur grössere und angustifolia Roxb. gar keine Säge- zähne. Bei beiden sind auch die Blätter mehr in ! die Länge gezogen und schmäler. B. floribunda Wall, zeichnet sich durch sehr lange Stiele an den blasseren Blüthen, die auch eine lange Traube bil- den und an der Spitze tief eingeschnittene Blumen- blätter besitzen, aus, während bei B. unibellata Lindl. (niclit Wall.) grade die Blüthen mehr ver- einigt an der Spitze eines langen allgemeinen Stie- les stehen und eine Art Dolde bilden. 7. B. asiatica Eoxb. in DC. syst. II, p. 13. Frutex erectus, ramis et ramulis patentibus griseo- albescentibus; Folia coriacea, grosse sinuato-dentata, raro integra, subtus glauca; Flores parvuli, fasci- culati aut corymboso- racemosi; Germen lagenae- forme, stylo manifesto. Im Habitus und meist auch in der Blattform der vorigen Art ähnlich und mit dieser an gleichen Orten vorkommend, nur mehr nach Westen bis nach Afghanistan hin sich erstreckend, durch die weis- sen Aeste und Zweige aber leicht zu unterscheiden. Die Pflanze scheint übrigens doch etwas niedriger zu bleiben und ausserdem noch oft verhältnissmässig kleine Dornen zu besitzen. Aut h die Blätter sind auf beiden Flächen heller, auf der untern sogar bis- weilen weiss. Lindley's B. hypoleuca ist eine solche Form. Im botanischen Garten zu Berlin befindet sich im Freien, allerdings im Schutze, doch sonst ohne alle Bedeckung im Winter, eine Pflanze von ziem- licher Grösse, die aber noch niccht geblüht hat, im Uebrigen aber grosse Aehnlichkeit mit B. asiatica besitzt. Gleiche Pflanzen sind aus indischen Samen im Topfe vorhanden oder als B. floribunda aus andern Gärten erhalten. Leider vermag ich von letz- terer kein Original-Exemplar zu vergleichen ; aus der Beschreibung ersieht man ebenfalls nicht, ob Zweige und Aeste rothe oder weisse Kinde haben. 8. B. Lycium Royle illustr. of the bot. p. 64. Frutex humilis, spinis mediocribus, ramis et ramulis virgatis, griseo-albescentibus ; Folia oblongo-spathu- lata, pallide virentia, integerrima, raro serrata, sub- tus glaucescentia; Flores corymboso -racemosi, pe- dicellis elongatis ; Germen ovoideum, stylo manifesto. 84 Ein niedriger Strauch mit langen, ruthenfürmi- gen Aesten, welche eine grau-weissliche Rinde be- sitzen. Im Habitus ist eine grosse Aehnlichkeit mit B. Guimpelii, die nllerdings mit ihren, wenn auch matt -dunkeln Blättern und mit den schön roth- gefärbten Aesten noch schöner ist, vorhanden. Die langgestielten, aber sehr schwefelgelben Blütlien ha- ben beide Arten ebenfalls gemein. Ob die Art be- reits in den Gärten ist, vermag ich nicht zu sagen, wahrscheinlich ist es aber, dass sie der botanische Garten zu Berlin besitzt. Bevor ich nicht Original- pflanzen vergleichen kann, wage ich Nichts zu ent- scheiden, so sehr auch die Beschreibung damit über- einstimmt. 9. B. Guimpelii C. Koch in app. ind. hört, bot. Berol. a. 1854, p. 13. Frutex humilis, ramis virgatis, elongatis, recurvatis, brunneo-rubescentibus, elevato-striatis aut teretibus; Folia oblongo-spathu- lata, in petiolum manifestum attenuata, integerrima aut rarius remote serrata; Racemi elongati, pedi- cellis longissimis , erecti aut patentissimi ; Petala apice integra; Stigma sessile, latum. Unbedingt die schönste Art, welche kaum 3 bis 4 Fuss hoch wird, lange, ruthenförmige und in einen eleganten Bogen nach vorn geneigte Aeste bildet, deren glänzende, braunrothe Farbe gegen das opake, aber dunkele Grün der Blätter angenehm kontrastirt. Einen reizenden Anblick gewährt sie nicht weniger während der Zeit des Blühens, als auch während der der Fruchtreife. Als Einzelpflanze ist sie haupt- sächlich zu empfehlen. Wegen ihi-es eigenthüm- lichen Wachsthumes ist sie weder mit B. cretica, noch mit B. petiolari s, die beide ebenfalls braun- rothe Zweige haben, zu verwechseln. Bis jetzt habe ich diese Art nur in dem bota- nischen Garten zu Berlin gesehen, wo sie sich be- reits sehr lange befinden muss, da sie schon Will- denow unter dem Namen B. canadensis kennt und als solche auch von Guimpel und Hayne in die Abbildungen fremder Gehölze (auf der 63. Taf.) aufgenommen ist. Dass eine so wunderschöne Pflanze unbemerkt bleiben konnte und gar keine Verbrei- tung erhielt, kann man nicht begreifen. In Frank- reich scheint sie ebenfalls früher bekannt gewesen zu sein, denn mir unterliegt es keinem Zweifel, dass deCandolle unter seiner ßerb eris sinen- sis (syst. II, p. S) ebenfalls dieselbe Pflanze ver- standen hat. London scheint sie eben so wenig, als Schrader, gekannt zuhaben, da ersterer wohl eine B. s i n e n s i s aufführt, aber die Guimpel-Hayne'- sche Abbildung zu seiner B. emarginata (Arbor. britann. I, p. 303) bringt, letzterer hingegen sie als Synonym zu seiner B. spathulata, einer 4 — 6 Fuss hohen, aufrechten Pflanze mit ausgerandeten Blumenblättern, bringt. Sonderbar, dass man das Vaterland der B. Guimpelii nicht kennt. Wahrscheinlich ist es der Süden der Vereinigten Staaten und nicht China. Unter den Fendler'schen Pflanzen aus Neu-Mexiko befindet sich auch eine Berberis, welche Asa Gray dem Entdecker zu Ehren B. Fendleri genannt hat, und welche eine ausserordentliche Aehnlichkeit mit B. Guimpelii besitzt. Die Blüthen sind nur kürzer gestielt und die Blumenblätter gezähnelt. Doch wage ich so lange nicht beide Pflanzen mit einander zu vereinigen, als mir nicht mehr Material zu Gebote steht. 10. B. spathulata Schrad. in hört. Berol. Frutex humilis aut mediocris, ramis elongatis saepe recurvatis, cortice cincreo-albesccnte tectis; Folia oblongo-spathulata, integerrima, pallide viridia; Flo- res distincte racemosi , sulphurei, pedicellis brevi- bus, patulis; Petala emarginata ; Stigma latum, sub- sessile. Vielleicht nur Abart der vorigen oder Blendling mit B. canadensis Pursh. Bis jetzt habe ich sie nur im botanischen Garten zu Berlin gesehen. Der Strauch wird kaum 4 Fuss hoch und hat lange, meist in einem eleganten Bogen weit abstehende Aeste. Die heilern Blätter hat sie mit B. Lycium überein. Nur durch die Blüthen weicht sie in so fern ab, als diese von dem allgemeinen Stiele wenig abstehen und eine ziemlich lange und in der Kon- tur walzenförmige Traube bilden. Schrader scheint in der Linnaea (XII, S.376) unter diesem Namen eine Pflanze beschrieben zu haben, die genau zwischen ihr und der ß. Guim- pelii steht. Von ersterer besitzt sie die rothen und ruthenförmigen Aeste, von B. spathulata hin- sreoren die Höhe, die Farbe und Form der Blätter und endlich die ausgcrandeten Blumenblätter. iSfhluss fulgt.) Die japanische ((uitte (Cydonia japonica Pers.). Zu den schönsten Sträuchern, zumal sie im ersten Frühjahre ihren Blüthenschmuck, und noch dazu in reichlichster Fülle, entfiilten, gehört ohne Zweifel die japanische Quitte. Es kommt noch dazu, dass sie leicht bedeckt und sonst an einiger- massen geschützten Standorten selbst unsere här- testen Winter aushält. Man kann sich in derThat nichts Schöneres, man möchte sagen, Brillanteres denken , als vor Allem die Abart mit feurigrothen Blüthen, in Büscheln zusammengedrängt, zu einer Zeit, wo ringsumher die meisten Pflanzen noch in tiefem Winterschlafe sich befinden oder doch eben erst anfangen , sich zu entwickeln. Die japanische 85 Quitte ist zwar, wenigstens im Nordosten Deutsch- lands, in Anpflanzungen, zu Lustgehegen, in ein- zelnen Exemplaren auf Rasen und Rabatten u. s.w., vielfach angewendet, aber immer noch viel zu we- nig, in andern Gegenden aber leider fast gar nicht. Wir empfehlen sie um so mehr , als in den letzten Zeiten eine Reihe von Formen und Abarten, hauptsächlich durch Aussaaten, entstanden sind, die selbst Mannigfaltigkeit möglich machen. Cydonia, auch Pirus japonica genannt, wurde im .lahre 181. "i direkt aus Japan in England eingeführt. Erst mehre Jahre später kultivirte man auch eine Abart mit weissen Blüthen, die allerdings nicht den Effekt macht, als die Hauptart mit rothen Blüthen. Später erzos man auch Sorten mit rosenrothen und zu- letzt mit gelben Blüthen. Auch hinsichtlich der Früchte erhielt man Formen, von denen jedoch nur die eine (umbilicata) Bedeutung hat. Der Handels- gärtner Moerloos in Gent zog sogar Anfang der fünfziger Jahre nicht weniger als 1 1 Sorten durch mehrfache Aussaaten. Seitdem hat sich die Zahl der Formen noch mehr erweitert; es mögen diese jetzt einige 20 betragen. Van Houtte allein lührt in der bisher noch nicht ausgegebenen 87. Nummer seines Pflanzen-Verzeichnisses 18 Formen auf. 1. \V ei ssblü h ende Formen sind mehre in den Handel gekommen, die aber zum Tlieil immer noch einen rosenrothen Schein , besonders auf der Aussenfläche und am Rande der Blumenblätter be- sitzen. Es gilt dieses namentlich von der, welche als flore albo vorkommt und auch halb-, so wie ganz-gefüllt existirt. Die ganz weisse Form führen die Verzeichnisse als Candida, auch wohl als can- didissima, und als nivea auf. Wir besitzen aber auch eine Form, bei der die Blumenblätter oben (oder innen) das schönste Weiss, unten dagegen (oder aussen) ein prächtiges Hellroth haben. Van Houtte nennt diese nivea extus coccinea. 2. Die erste rosenrot hblühende japanische Quitte hat v.Siebold direkt aus Japan eingeführt. Sie blühte im Jahre 1S47 zuerst in Europa und kam dann 2 Jahre später durch van Houtte in den Handel. Es war dieses die eigentliche Form mit sogenannten genabelten Früchten, die deshalb auch (Fl. d. serr. tab. .ÖIÜ) den Namen Cydonia umbilicata erhielt. Später wurden auch rosenroth- blühende Formen aus Samen erzogen, bei denen die nabeiförmige Erhöhung am obern Theile der Frucht nicht vorhanden war. Umgekehrt besitzt man For- men mit anders gefärbten Blüthen, wo ebenfalls genabelte Früchte vorkommen. Eine besonders schöne Form mit rosenrothen Blüthen ist neuerdings unter dem Namen C. ja- ponica Gaujardii von Frankreich aus empfohlen. Wo sie gezüchtet, wissen wir nicht. Wiederum hat van Houtte das Verdienst, nächstes Frühjahr eine Forn, und zwar unter dem Namen Aurora, In den Handel zu bringen , deren Blüthenfarbe ein besonderes zartes Rosa darstellt. '^. Formen mit weiss- und rosenrothen Blüthen zu gleicher Zeit besitzt man ebenfalls. Die erste, welche in dieser Hinsicht bekannt wurde, befand sich unter den 1 1 Sorten des Genter Han- delsgärtners Moerloos, die später in den alleini- gen Besitz des bekannten Baumschulenbesitzers Pa- peleu in Wetteren bei Gent kamen. Dieser brachte sie als C. Moerloosii in den Handel. Hier ist die Grundfarbe weiss, aber allmählig nach dem Rande zu in ein dunkeles Rosa oder Karmin über- gehend. Abgebildet findet man sie in der Illustra- tion horticole auf der 107. Tafel. Ihr sehr nahe steht die erst in neuester Zeit von van Houtte in den Handel gebrachte und auf der 14ÜH. Tafel der Flore des serres abgebil- dete Rosalbe. Warum diese im Texte: flore roseo albo cincta genannt wird, begreifen wir nicht, da diese Bezeichnung gar nicht passt. Viel eher kommt der Name einer andern, im Anfange der fünfziger Jahre in le Maus (Departement de la Sarthe) von einem gewissen Mallard gezüch- teten B^orm mit schönen, grossen Blüthen zu. Die Grundfarbe ist hier zwar Rosa, das aber zunächst durch einzelne weisse Längsbänder unterbrochen wird. Ausserdem hat aber noch der Rand eine weisse Farbe. Diese Sorte kam 1857 in den Be- sitz von Ambr. Verschaffelt in Gent, der sie unter dem Namen C. Mallardii auf der 135. Ta- fel der Illustration horticole abbilden Hess und in den Handel brachte. 4. Roth blüht, wie gesagt, die japanische Quitte ursprünglich. Mit dieser Färbung besitzt man auch halb- und ganz-gefüllte Sorten. Schon früher fand sich eine rubra grandiflora in den Verzeich- nissen vor. In dem nächsten Frühjahre bringt aber Van Houtte eine neue Sorte unter diesem Namen in den Handel. In wie fern diese sich von der altern unterscheidet, wissen wir nicht. Eine wei- tere Sorte mit dunkelpurpurrothen Blüthen (atro- purpurea) hatte van Houtte schon im Jahre 1849 in den Gärten eingeführt. Die Form mit dunkel- blutrothen Blüthen ist in Frankreich gezüchtet und hat den Namen Princesse Emilie Soutze er- halten. C. japonica coccinea soll mehr coche- nillefarbige Blüthen besitzen. 5. Auch Formen mit orangenfarbigen Blü- then haben wir in Kultur. Die gewöhnliche, von Moerloos gezüchtete, führt den Namen auran- tiaca, diejenige aber, bei der das Orangeroth sich dem reinen Roth mehr nähert, rubro-aurantica. Von der erstem existirt auch eine halbgefüllte Form. 86 (i. Wir kommen endlich zu den gclbbliithi- gen. Als sulphvirea perfecta brachte van Houtte vor einigen Jahren die erste von dieser Farbe in den Handel. Neuerdings ist noch eine zweite dazu gekommen, wo die Grundfarbe zwar hellcitronengelb ist, der Saum aber zart- rosa er- scheint. Sie führt den Namen Papeleui. 7. Form - Verschiedenheiten in Betreff' der Früchte haben für uns, besonders in Norddeutsch- land, weniger Werth, da die letztern nur in sehr günstigen Sommern reifen. Die Früchte besitzen stets einen angenehmen Geruch. Die Form der Verzeichnisse, wo „fructu odorato" beigefügt ist, will demnach nichts Besonderes sagen. Die Form mit genabelten Früchten (umbilicata) haben wir schon erwähnt ; es bleibt uns demnach nur noch die mit besonders grossen Früchten (ma - crocarpa) zu nennen übrig. 8. Was die Blätter anlangt, so kultivirt A. Leroy in Angers eine Form, bei der diese panachirt sind (C. japonica fol. var.). 9. Hinsichtlich des Habitus finden sich eben- falls einige Sorten vor. Eine mit mehr hängenden Zweigen ist schon erwähnt. Man veredelt den sonst niedrigen und buschig -wachsenden Strauch aber auch jetzt bisweilen auf grade gezogene, 4 — 7 Fuss hohe Quittenstämme und bringt somit die japani- sche Quitte hochstämmig in den Handel. Diese noch sehr wenig bekannte Anwendung verdient alle Berücksichtigung, ganz besonders noch in dem Falle, dass kalte Winter auch auf diese Form nur geringen Einfiuss haben sollten. Wie man eine besonders niedrige Form als nana unterscheidet, so lässt sich der Strauch auch ziemlich hoch ziehen und führt dann in französischen Verzeichnissen den Beinamen „gigant^a." A. Leroy hat fernar eine Form, die dem ursprünglichen, ziemlich sparrigen Strauche, entgegen grade aufrechte Aeste und Zweige besitzt. Diese führt den Namen „fasti giata." Eine Form endlich, bei der die Zweige weniger kurz sind und nie in dornige oder selbst nicht harte Spitzen auslaufen, wird „inermis" genannt. Wie die C. japonica monstrosa A.Leroy's in Angers sich unterscheidet, und worin das Monströse besteht, wissen wir niclit. J. G. Veitch's ja|ianische iXadclliölzcr oder Coniferen. Bekanntlich befindet sich ein Sohn des Be- sitzers des grossen Garten-Etablissement's in Exeter, J. G. Veitch, bereits in Japan, um daselbst Pflan- zen zu sammeln und in Europa einzuführen. Im Gardener's Chronicle haben bereits Auszüge aus Briefen Nachrichten über die Erfolge dieser inter- essanten Reise gebracht. Eine Sendung getrock- neter Pflanzen ist auch Lindley zur Verfügung gestellt, um selbige näher zu bestimmen und deren Namen zu veröffentlichen. Da mit den getrockneten Pflanzen zugleich Samen eingeliefert sind, so haben wir auch die Hoffnung, dass die im Gardener's Chronicle ( Seite 2'2 ) bereits bekannt gemachten Arten, von denen übrigens doch schon einige kul- tivirt werden, bald in den Handel kommen. 1. Sciadopitys verticillata Zucc. Eins der interessantesten Nadelhölzer, von Tan- nen und Kiefern wesentlich abweichend durch die quirlförmige Stellung von Primärblättern an der Spitze der Zweige und der Glieder, während aus- serdem sich keine entwickeln. Da die Blätter ho- rizontal abstehen, haben sie Veranlassung zur Be- nennunsr ..Schirmtanne", denn dieses bedeutet der griechische Name Sciadöpity s, gegeben. Aus- serdem zeichnet das Genus noch der Umstand aus, dass die Eichen nicht mit der Fruchtschuppe ver- wachsen sind, sondern frei herabhängen. Die Schirmtanne ist schon von Thunberg als Taxus verticillata beschrieben, aber erst durch die vorzügliche Besehreibung und Abbildung in Siebüld's Flora japonica (Seite ■> und KU. und lO'i. Tafel) näher bekannt. Eingeführt wurde sie bereits vor einigen Jahren durch Siebold. Die Blätter haben, ähnlich melu'en Podocarpus-Arten, eine gelbgrüne Farbe, ausserdem aber eine Länge von 4 Zoll und darüber. J. Abies microsperma Lindl. Folia secunda, linearia, angusta, plana, apicu- lata, subtus glauca, (i — 7 lincata; Phvllula rhom- bea; Pulvini apice longe protracti, arcuati, adscen- dentes; Strobili cyjindrici, squamis chartaceis laxis, rectangulis, apice dentatis ; Bractcae minimae, ova- tae, mucronatae ; Seminum alae ovatae, acutae, sub- dentatae. Diese Rothtanne bildet im Vaterlande einen Baum von 4U bis 5U Fuss und hat 10 Linien lange und \ Linien breite Blätter von bliiugrüner Farbe auf der unteren Seite, wodurch die Pflanze eine Aehnlichkeit mit Edeltannen , ganz besonders mit der Picea amäbilis, erhält. Im Ansehen gleicht sie jedoch sonst vollständig einer Rothtanne. Die hell- zimnietbraunen Zapfen sind '1\ Zoll lang und haben ebenso viel im Umkreise. Auch die Samen sind hellzimmetbraun und verhältnissmässig sehr klein. Ich bemerke, dass die Engländer im Allge- meinen in Betreff des Gebrauches der Wörter Abies undPicea dem Gründer unserer Systematik, Linne, folgen und desshalb Abies — allerdings dem Gebrauche der alten Römer entgegen — für Roth - , Picea hingegen für Edel - oder Weisstanne 87 gebrauchen. Nur Lindley macht eine Ausnahme, indem er die 3 Genera: Abies, Picea und La- rix, nur als Subgenera betrachtet und das ganze Genus selbst Abies nennt. Die französischen, so wie die meisten deutschen Botaniker haben leider den beiden Namen Abies und Picea — entgegen der Linne'schen Bestimmung — die ursprüngliche Bedeutung der Römer gegeben und nennen nun Abies Weiss-, Picea aber Rothtanne. Dass hieraus eine gräuliche Verwirrung entstanden, lässt sich denken. 3. ?Abies leptölepis Zucc. Eine Lärche mit abfallenden, büschelförmigen Blättern, deren erste Bekanntmachung wir wiederum dem bekannten Reisenden v. Siebold verdanken. Sie ist ebenfalls in der Flora japonica von dem in München verstorbenen Prof. Zuccarini (Seite 12) beschrieben und (auf der 105. Tafel) abgebildet. Durch die Zapfen mit zahlreichen und am Rande wellenförmigen, so wie etwas zurückgebogenen Schuppen und lanzettförmigen Deckblättern weicht diese Lärche von allen übrigen sehr ab. Die in Büscheln stehenden Blätter erreichen endlich die Länge von über 1 Zoll. Lindley bezweifelt übrigens, dass der junge Veitch wirklich Samen dieser Pflanze eingesendet, und iilaubt, dass vielmehr eine eigene Art vorliegt. Die Zapfen sind nämlich 4 Mal kleiner als die, wie sie Zuccarini angibt; da die Pflanze nur auf den höchsten Bergen Japan's vorkommt, so ist auch Hoffnung vorhanden, dass sie bei uns aushält. ■i. Abies Tsuga Zucc. Eine schöne Tanne vom Ansehen der kanadischen und mit dieser und einigen andern, wie A. Bru- noniana, Douglasii u. s. w. eine besondere Ab- theilung bildend, welche Carrifere, der neueste Monograph der Coniferen in Frankreich, zu einem bcirondern Genus erhoben hat. Mit den meisten Weisstannen haben die Tsuga -Arten die Blätter deutlich in J Reihen und in der Regel auch auf der untern Fläche blaugrün, während die Schuppen des Zapfens nach dem Ausfallen der Samen, wie bei den Rothtannen, bleibend sind. So viel wir wissen, war A. Tsuga bis jetzt noch nicht in Kultur, obwohl schon längst durch V. Siebold bekannt und bereits auch in dessen Flora Japans (Tom. II, p. 1 4) beschrieben und (auf der lüü. Tafel) abgebildet. Tsuga ist der Name, den die Japanesen dem Baume geben. Die Pflanze bil- det einen niedrigen Baum von 20 bis 25 Fuss und hat eine gelbbraune Rinde. Die ziemlich dicht stehenden Blätter besitzen eine Länge von 6 bis lU Zoll. 5. Abies Veitchii Lindl. Folia obtusa, secunda, emarginata, carinata, subtus glauca, concava, multilineata; Phyllula cir- cularia; Pulvini rhombei, decurrentes; Ramuli hirti; Strobili subcylindrici, rectiusculi, squamls arcte ad- pressis, corneis, lunatis, pedicellatis ; Bracteaeaequi- longae, cuneatae, apiculatae; Semina angulata, cri- sta angusta, lineari et ala brevi acinacifornie trans- versa nigricante. Der Name Pinus Veitchii ist allerdings schon von Rözl vergeben. Lindley macht jedoch dar- auf aufmerksam, dass dergleichen Benennungen, welche kaum gärtnerischer Seits einen Werth ha- ben, von der Wissenschaft aber nie für ebenbürtig erkannt werden können , keine weitere Beachtung verdienen. Es ist dieses eine Weiss- oder Edel- tanne, die demnach den Namen Picea Veitchii führen muss; sie sieht der gewöhnlichen mit klei- nern Zapfen gar nicht unähnlich; noch mehr scheint sie sich der P. Nordmanniana zu nähern, zwi- schen der und nobilis sie steht. Sie erreicht eine Höhe von 120 bis 140 Fuss und besitzt Blätter von verschiedenr Länge; sie sind H bis 12 Linien lang. Die Zapfen haben dagegen eine Länge von 2| und einen Durchmesser an der Basis von fast l'Zoll. 6. Abies Alcoquiana J. G. Veitch. Folia secunda, linearia, angusta, plana, obtusa et emarginnta, subtus concava, 5 — 6 lineata, glauca, basi torta; Phyllula rhombea; Pulvini apice longe protracti, arcuati, adscendentes; Strobili oblongi, squamis cartilagineis , laxis , obtuse rhombeis , den- ticulatis ; Bracteae obsoletae, lineares ; Seminura alae obovatae. Diese zu Ehren des englischen Residenten am japanischen Hofe von Jeddo benannte Rothtanne soll der Abies polita ähnlich sein, sich aber durch viel kleinere Zapfen mit ganz anderen Schuppen und durch kleinere, auf der Unterseite blaugrüne und stumpfe oder ausgerandete, sowie flache, nicht vier- eckige Blätter, von li Linien Länge und ^ Linie Breite, unterscheiden. Die Zapfen haben nur eine Länge von 2, aber einen Umkreis von 4 Zoll. Der Baum selbst soll eine Höhe von 100 bis 120 Fuss errei- chen und kommt ebenfalls nur auf hohen Bergen bis zu einer Höhe von 7 bis SOOU Fuss vor. 7. Thujopsis dolabrata Zucc. Ein wunderschöner Lebensbaum von lockerem Bau und mit hängenden Aesten, so wie mit grös- seren Schuppenblättern, deren Flächen, in so weit sie nach oben stehen, eine prächtige dunkelgrüne Farbe besitzen, nach unten hingegen (der Erde zu- 88 schauend) , mit Ausnahme des äussersten Randes und des Mittelners, weiss gefärbt erscheinen. Der Baum selbst soll im Vaterlande eine Höhe von 40 bis 50 Fuss erreichen. Schon Tliunberg beschrieb die Art unter dem Namen Thuja dolabrata, Zuccarini aber ge- hört das Verdienst, zuerst nach v. Siebold mit- getheilten Exemplaren eine genauere Beschreibung, durch eine Abbildung erläutert, gegeben zu haben (Flora japonica pag. 34, tab. 119. l'iU). Er fand auch, dass die Pflanze generisch sich unterscheide, weil die nach der Erde gerichteten Blätter und Blatt- theile ebenfalls Spaltöffnungen besitzen und ausser- dem eich in dem Winkel jeder holzigen Schuppe 5 Samen befinden. Wegen der Verwandtschaft mit dem ächten Lebensbaume nannte Zuccarini das Genus Thujopsis, d.i. vom Ansehen des Lebensbaumes. Der Beiname dolabrata, d. i. beilartig, bezieht sich auf die scharfen Kanten der Zweige. Einge- führt wurde die Art übrigens schon durch v. Sie- bold durch mitgebrachte Stecklinge. Durch Veitch werden wir nun auch in den Besitz von Samen- pflanzen kommen. 8. Torreya nucifera Sieb, et Zucc. Leider haben wir die Beschreibung und Ab- bildung dieser interessanten Taxinee in der Flora japonica, wie versprochen, nicht erhalten, obwohl die letztere in den meisten Werken citirt wird. Der Bearbeiter genannten Werkes, Professor Zucca- rini, starb bereits 1848; damit ist wohl alle Aus- sicht genommen, dass der 2. Band dieses inter- essanten Werkes einmal vollendet werden wird. Nur aufgezählt wurde die Art in Zuccarini's Abhand- lung: die natürlichen Familien der japanischen Flor, welche in den Verhandlungen der Münchener Aka- demie der Wissenschaften (3. Abtli. des 4. Bandes Seite 232) enthalten ist; abgebildet, wenn auch nur sehr mittelmässig, ist sie dagegen von dem be- kannten Reisenden der 2. Hälfte des 17. Jahrhun- dertes, von Kämpfer, und zwar in seinen amoe- nitates zu Seite 815. Die Pflanze ist schon längst in den Gärten (nach Carriere seit 18)8), besonders unter den Namen Podocarpus nucifera und Coreana. Sie hält in der Umgegend von Paris die kältesten Winter aus. Ob man auch in Deutschland damit im Freien Versuche angestellt hat, weiss ich nicht. Auf jeden Fall wäre es wünschenswerth. Der Name Torreya wurde übrigens zu Ehren des einen der Herausgeber der leider nicht vollen- deten Flor Nordamerika's, Torrey, von Arnott, einem der tüchtigsten Kenner der Flor Ostindiens, gegeben. 9. Cephalotaxus drupdcea Sieb, et Zucc. Diese meist unter dem Namen Cephalotaxus Fortunei femina in den Gärten bekannte, aber auch als Taxus coriäcea, Podocarpus dru- päcea und neuerdings wiederum als Cephalo- taxus Kaempferi vorkommende Art wird immer noch in Deutschland zum grossen Theile im Ge- wächshause gezogen und hält unsere Winter doch gut aus. Im Garten von James Booth u. Söhne in Flottbeck bei Altona sah ich prächtige Exem- plare im Freien, die schon mehre Jahre daselbst gestanden hatten. Die Pflanze ist bei uns bereits hinlänglich bekannt, als dass sie näher beschrieben zu werden brauchte; ich bemerke nur noch, dass der Name Cephalotaxus wegen der in Köpfen stehenden Blüthen- und Fruchtstände von v. Sie- bold und Zuccarini gegeben wurde und Kopf- Taxbaum bedeutet. Auch C. drupacea ist in der Flora Japan's nicht abgebildet , obwohl die Abbil- dung ijewöhnlich daraus citirt wird. 10. Juniperus rigida S. et Zucc. Thunberg beschreibt diese Art als Junipe- rus communis, in den Gärten hingegen wird sie schon seit geraumer Zeit unter dem Namen oblonga pendula kultivirt und in Loudon's Ar- boretum (Vol. 1\, p. 2490), beschrieben, sowie zum Theil abgebildet. Gordon hat das Verdienst, in seinem neuesten Pinetum (pag. 99) darauf aufmerk- sam gemacht zu haben, dass die Pflanze von J. rigida Sieb, nicht verschieden ist. Original-Exem- plare der letztern, aber nur von weiblichen Pflan- zen, welche ich der Freundlichkeit des Professor's Blume in Leiden verdanke, stimmen ebenfalls so ziemlich mit den Garten-Exemplaren der J. ob- longa pendula überein, haben aber kurze Frucht- zweige. Leider habe ich von der Garten]iflanze noch keine Beeren vergleichen können, da mir bis jetzt nur männliche Exemplare vorgekommen sind. Sollte vielleicht grade die männliche Pflanze vor- zugsweise nur hängende Zweige besitzen? Ueber die Einführung der J. oblonga pen- dula erfahren wir weiter Nichts, als dass ein Exem- plar im Garten von Kew sich bereits in den dreis- siger Jahren befand; woher? sagt London nicht. Wahrscheinlich hat v. Siebold die Pflanze ein- geführt und sie dem Kewer Garten mitgetheilt. Unter den von genanntem Reisenden in Japan be- obachteten Pflanzen befand sich allerdings auch J. rigida, da sie sowohl in der Aufzählung japani- scher Pflanzen (Verh. der bayer. Akad. 4. Band, 3. Abth., S. 233) enthalten, als auch in der Flora japonica (auf der 126. Tafel) abgebildet, aber nicht beschrieben ist. Verlag von Karl W i e ca nrt ' '" Berlin. Kommandantenstrasse 62. Dnick von J. K. Starcke in Berim Wochenschrift des Vereines zur Beförderuno- des Gartenbaues in den Königlich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Moch. M 12. Berlin, den 21. März 1861. Preis des Jahrganges 5| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Ueber die Krankheit der Orangenbäume. — Die Sauerdorn- (Berberis-) Arten des freien Landes (Schluss). — Noch einmal persisches Insektenjuilver. — Fritsch's Gartennelke, ihre Erziehung, Pflege und Vermehrung. — Carl Schultze's und Franz Engelmann's Hülfsbuch für den Landwirth. Sonntag, den 7. April, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse Nro. 49) die Frühjahrs-Ausstel- lung und Mittags 11| Uhr eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. Garten- besitzer und Handelsgärtner werden gebeten, sich recht zahlreich betheiligen und ihre Anmeldungen an den Festordner, Herrn Kunst- und Handelsgärtner Späth jun. (Köpnikerstrasse Nro. 150) richten zu wollen. Ueber die Kraukheit der Oraugcnbäiimc. Von Schultz-Schultzenstein. Da die meisten Krankheiten der Kulturpflanzen mit dem Klima und dem Boden zusammenhängen, 80 scheint , zur Ergänzung dessen , was über die Krankheit der Orangenbäume vom gärtnerischen Standpunkte mit so vieler Umsicht von dem Hof- gärtner Karl Fintelmann am Neuen Palais und Hofgärtner Schmidt im Georgengarten bei Dessau mitgctheilt worden ist, ein Hinblick auf das Klima und den Boden des Vaterlandes der Orangenbäume nicht ohne Nutzen für die Losung der vorliegenden Frage nach der Natur, den Ursachen und Heilmit- teln der Orangenbaum-Krankheit zu sein; weil die Organisation und die derselben entsprechende Ge- wohnheit und Lebensart der Pflanze, welche den vaterländischen Verhältnissen angepasst ist, da in Betracht gezogen werden müssen, wo die Pflanze in eine andere Gegend verpflanzt ist, deren Klima sie Widerstand zu leisten hat. Die Frage, ob die Orangenbaumkrankheit dieselben Ursachen wie die Kartoffelkrankheit habe, lasse ich vorläufig dahin- gestellt, da jedenfalls die Kartofielkrankheit schon lange vor dem Jahre 1846, nämlich seit dem Jahre 1833 in grösserer Ausdehnung beobachtet wurde, auch nachgewiesen ist, dass sie schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in Hannover und in Ir- land geherrscht hat ; anderseits aber auch möglich ist, dass die Orangenbaumkrankheit schon in frü- heren Jahren dagewesen ist. Wir wollen also ohne Rücksicht auf diese Frage die Verhältnisse der Orangenbaumkrankheit untersuchen, und dabei 1 . das Vaterland der Orangenbäume, 2. die Natur der in Deutschland beobachteten Krankheit, 3. die Ursachen derselben und 4. die Hellmittel in Betracht ziehen. 1. Das Vaterland der Orangenbäume. Die Orangenbäume wachsen wild in China, doch sind nur geringe Nachrichten von Reisenden, welche die Orangengegenden besucht haben, über den Bo- den und das Klima derselben vorhanden. Die besten sind bei Gaubil, Abel, Elphinstone zu finden. Die Provinz Kiansi, und in dieser besonders die Gegend um die beiden grossen Seen Tongting und Poyang, in welcher die Orangenbäume in China wild wachsen und gleichzeitig kultivirt werden, liegt zwischen dem 2S° — -30° N. B., also ohngefähr in gleicher Breitenlinie mit dem Pendschab in In- dien, mit Südpersien, Arabien, Aegypten, Süd- 12 90 marocco und den canarischen Inseln, New-Orleans. Das Klima ist daselbst so warm, dass Bambusrohr (von dem die Bewohner gegen 60 Arten oder Sor- ten unterscheiden), Zuckerrohr, Reis und Baumwolle dort wächst, das Nelumbium über ri Ellen hohe Blüthenschäfte treibt ; Fasanen, Papageien und Affen in den Wäldern leben, obgleich es eine aussertro- pische Gegend ist. Es ist eine weite Thalgegend des Jantsekiang- stromes, welche sich durch Seitenthäler, in welchen die Zuflüsse durch grosse Seen strömen, erweitert. Der Poyangsee ist gegen 15 Meilen lang und hat in seiner Umgebung nach beiden Seiten eine 7 — 8 Meilen breite, doch von Hügeln und Bergvorsprün- gen unterbrochene Thalfläche von ohngefähr 3U0 Quadratmeilen. Das Thal zieht sich an der Nordseite des Nan- king- und Meilinggebirges hin, welches sich gegen 7 — 8000 Fuss, also in der Höhe der Schweizer- alpen, ost-westlich erstreckt und in Vorbergen ge- gen die Ebene abfällt, die immer noch über 1000 Fuss über dem Meere liegt. Kalk und Schiefer sind die Hauptmassen dieses oft schroffe, steile, zackige Wände bildenden Gebirges. Die Höhen des Gebirges sind mit Wäldern von Lärchen, Cedern, Pinus -Arten (P. lanceolata, Massoniana, auch Pinien werden genannt) bewach- sen, in denen sich wilde Pflaumenbäume, Kirschen- bäume, die Rhabarberpflanze, Erdbeeren, Himbee- ren , Abelia chinensis finden. Die Orangenwälder stehen auf den Abhängen der Thalebenen und auf nie- deren Hügeln in Gemeinschaft mit der Theepflanze, Kamellien (die dort im November weiss blühen), Feigenbäumen, immergrünen Eichen, Kastanien, dem Talgbaum (Croton sebiferum) , der Litschipflaume, dem Kampherbaum. In den tieferen Ebenen wird neben Weizen, Reis, Zuckerrohr, auch Buchweizen gebaut, viel Baumwolle. Die hügelige Umgebung der Stadt 1 loangtscheufu unter dem H0° am Jantsekiang, sowie die Umgebung von Kantscheufu soll besonders reich an Pommeranzen-, Citronen- und Limonienwäldern sein, die immer geschützte Lagen einnehmen. Die wenigen Mittheilungen, welche ich über die dortige Witterung habe finden können, ergeben, dass Herbst und Frühling oft sehr stürmisch sind, so dass die Seen gar nicht beschifl't werden können ; dass die Nächte viel Thau geben und die Herbste sehr neblig sind, wodurch die Schifffahrt auf den Wässernebenfalls behindert wird; dass die Sommer zwar in der Regel feucht durch Regen sind, aber auch, wenn der Regen fehlt, der Boden wegen der Menge der Flüsse und Seen nicht an Wasserman- gel leidet und überall künstlich berieselt wird. Es ist eine luft- und bodenfeuchte Gegend. Im Winter fällt öfter Schnee, und am 14. Fe- bruar 1723 fand Pater Gaubil Eis auf den Wässern. In den Poyangsee ergiesst sich ein bedeutender Fluss, der Kia Kiang mit einem grossen Delta, das eine reiche Niederung bildet, und das Wasser aus dein See ergiesst sich in den grossen Jantsekiang, der in's Meer ausmündet, so dass die Fluth oft bis an den Poyangsee zurückstaut, und die Gegend zuweilen an Ueberschwemmungen leidet. Die Städte sind auf den Erhebungen der Ebene gegen die Gebirge gebaut und haben überall Ter- rassengärten mit Bewässerung; so besonders die Hauptstadt Nantschang unter '18° i'ö' N. B. Die nahen Umgebungen des See's sind sumpfig, mora- stig, oft überschwemmt, mit reicher Nelumbiumflor. Der Boden dieser Gegend ist der reichste und fruchtbarste in ganz China; die Provinz Kiansi wird daher die Kornkammer von China genannt, eine chinesische Lombardei. Von hier aus wird ganz China mit Reis versorgt, und die schönste Sorte, der sogenannte Silberreis oder das Silber- korn, wächst nur hier und wird hier für den kai- serlichen Hof in Pecking gebaut. Die Ebenen ha- ben einen fetten Klay- oder Marschboden. Die Be- standtheile desselben finde ich zwar nicht angegeben, aber nach der Beschaffenheit der Gebirge, die mei- stens Kalk- und Schiefergebirge sind, muss es ein reicher Mergelboden, aus Kalk und Thon gemischt, sein. Für den reichen Thongehalt spricht auch die Angabe der englischen Reisenden, dass die Flüsse oft hohe Thonberge durchschneiden, und ihre Ufer von Thonbergen eingefasst sind. Der Reichthum dieser Gegend an Thon ergibt sich auch daraus, dass besonders im Südosten des Poyangsees sich die grosse Menge von Porcellan- thon findet, aus dem das schöne chinesische Por- cellan gefertigt wird. Es ist eine schneeweisse Thonerde, aus der in der Stadt Jaotscheufu in nicht weniger als fiUO Porcellanöfen die Geschirre gebrannt werden , was besonders Nachts der Ge- gend ein grossartiges Ansehen geben soll. An anderen Stellen ist der Thon auch gefärbt und um Kantscheufu der Boden ganz roth, offenbar von Eisen, wie am Kap und in manchen Gegenden von Böhmen. Jedenfalls wachsen also die Orangenbäume wild in einem sehr fetten Lehm- und Kalkboden, viel- leicht wächst mancher Orangenbaum hier in reiner Porcellanerde. Dem Boden in den Niederungen kann es auch nicht an Humus fehlen. Dabei ist zu er- innern, dass die Wässer der Gebirgsflüsse in China meist trübe und schlammig und auch dadurch sehr nährend für Pflanzen sind. Da nur wenig genaue Nachrichten vorhanden sind über den Boden, in dem die Orangenbäume wachsen, so scheint es passend, 91 auch die wenigen Nachrichten über den Boden, worin der Theestrauch wächst , hinzuzufügen , weil die Orangenbäume in derselben Gegend mit der Thee- pflanzeihre Heimathhaben. Die einzige Nachricht aus eigener Anschauung haben wir darüber von Abel, der erzählt, dass die Theepflanzen an den Berg- abhängen wüchsen, während die Orangenwälder die Thäler einnähmen. Der Boden für den Theestrauch ist hiernach besonders Schiefer- und Granitschutt, also ebenfalls thonige Erdmasse, seltener Sandsteinschutt. Man unterscheidet aber genau guten und schlechten Theeboden , indem die Güte der Theesorten sich nach der Bodengüte richtet. Die Qualität des Thee- bodens, worin die Theepflanze wächst, würde also damit übereinstimmen , dass die ganze Orangen- gegend einen fetten, thonigen oder lehmigen Boden besitzt. Die gewöhnliche Ansicht ist, dass nur die süs- sen Orangen, die daher auch Apfelsinen (Apfel von Sina) heissen, aus China stammen, die Citronen- bäume dagegen aus dem nördlichen Theile von Per- sien (Medien), weshalb der Citronenbaum auch Citrus medica heisst. Es mag richtig sein , dass die Rö- mer den Citronenbaum aus Medien erhalten haben; aber er ist hier nicht ursprünglich wild , sondern in Masenderan und Ghilan am Kaspischen Meer erst aus China, und zwar zugleich mit dem Maulbeer- baum und der Seidenzucht, eingeführt und, wie Gmelin erzählt, zu Schach Abba's Zeiten (1(112). Jetzt giebt es in dem Marschboden von Masende- ran nach Gmelin, Fräser und Burnes freilich Orangenbäume von zwei Mannestärke und Orangen- und Citronenbäume, welche nach Fräser dort zu Wäldern verwildert sind. Der Pater Gaubil sagt ausdrücklich, dass in der Provinz Kiansi in China Citronen - und Oran- genwälder im wilden Zustande vorhanden sind , so dass sie von hier aus vielleicht auch schon nach den Molukkischen Inseln und Ostindien verpflanzt worden sind, und wir China nicht nur als das Va- terland der Orangen-, sondern auch der Citronen- bäume betrachten dürfen, also der dort befindliche Boden als der Normalboden für Orangen- und Ci- tronenbäume anzusehen sein möchte. Die Orangenbäume in Masenderan wachsen in einem tiefliegenden, grundlosen, schlammigen, wei- chen, moorigen, lehmigen, sogar sumpfigen Boden mit zähen Morästen; an anderen Stellen in einem von Muscheltrümmern kalkigen Dünensand an der Meeresküste. Das Meerwasser an der Küste ist hier aber süss und trinkbar wegen der vielen Küstenflüsse. Ob der morastige Boden lehmig oder auch kalkig ist, wird nicht gesagt; das Demawend- gebirge enthält aber viele Kalk- und Kreideberge, von denen die Flüsse auch Kalkschlamra in die Ebenen führen müssen. Kolonel Monteith musste beiRescht seine Stiefeln im Schlamm steckenlassen. Die Saumpferde sinken bis an den Sattelgurt ein. Alle Gegenden, wo Orangen wild wachsen oder verwildert sind, haben eine feuchte Fieberluft; in Masenderan ist es im Sommer oft kalt, so dass man Pelze trägt; die Temperatur im April und Mai lü — 14 R., vom December bis April fällt der meiste Regen. Die Gegenden am Mittelmeere, in denen Oran- gen im Freien gebaut werden, haben grosse Aehn- lichkeit mit den Gegenden in China, wo die Oran- genbäume wil-d wachsen, es sind überall geschützte Thäler mit gutem Boden. Die Orangenkultur in Hyeres in Südfrankreich ist so bedeutend, dass der grösste der dortigen Gärten , der ehemalige Fille'- sche, auf lU — 12 Morgen allein gegen 1 800U Bäume enthielt, und ein zweiter, der früher Beauregard'- sche, diesem ziemlich nahe kommt, und dass ein solcher Garten jährlich für 20,U0U — 40,000 Franken Citronen und Orangen bringt, oder doch früher brachte. Hyeres liegt 4 Meilen von Toulon in einem Bergkessel, welcher gegen Nord und West von einem Plalbkreis hoher Berge umschlossen ist, welche es gegen den Mistral der Provence schützen, wäh- rend es nach Süden gegen Licht und Luft offen ist. Von dem Bergabhange, an dem die Stadt liegt, dehnt sich eine Ebene von 1 Meile Länge und j Meile Breite in sanfter Abdachung gegen das Meer hin aus, welche unten sumpfig, oben mit den Orangengärten besäet ist. Der Boden dieser Ebene ist der fetteste Marsch- boden, den man sich denken kann, ein von Glim- merblättchen glitzerndes Gemenge von Thon und Kalk aus zerfallenen Schiefer- und Kalkgesteinen gebildet, sehr bindend und beim Ein- trocknen hart werdend, aber dabei immer mürbe. Mitten durch das Thal zieht sieh das Flüsschen Gapeau, das Wasser genug enthält, die kultivirte Fläche zu berieseln , was bei der geneigten Lage durch direkte Ableitung des Wassers mittelst Ka- nälen geschieht. Zu diesem Zwecke hat jeder Gar- ten einen steinernen Wasserbehälter, der mittelst Schleusen wöchentlich einmal gefüllt wird, und aus dem dann die Wasserrinnen des Gartens gespeist werden, um die Orangenbäume zu berieseln. Der Garten ist in rechtwinklige Beete oder Felder ab- o getheilt, an deren Seiten die Wasserrinnen laufen. Zwischen denselben gehen lange schnurgrade Gänge, welche von den einen dichten Wald bildenden Orangenbäumen beschattet werden. Die Bäume ha- ben das Ansehen unserer frei sich auszweigenden Obstbäume, werden bis 30 Fuss hoch und über die Gartenmauern hervorragend. 12» 92 Jeder Garten ist von einer hohen Mauer ein- gefasst, zwischen denen die Wege eng und ohne Aussicht zu gestatten, durchgehen. Der Boden wird jährlich einmal im Frühlinge gedüngt, aber drei bis vier Mal des Jahres bis 1j Fuss tief aufgehackt und die Erde gelockert, was auch zwischen den Oelbäumen auf ähnliche Weise geschieht. Die Oelbäume gehen höher an den Bergen hinauf; die Orangen stehen nur in den zu bewäs- sernden Ebenen und gedeihen nicht, wo es an Was- ser mangelt, weshalb am Aetna in Sicilien die Oran- gen schlecht gedeihen. In Granada werden zwar bis 2000 Fuss an den südlichen Bergabhängen Orangen gebaut, aber auch nur in nassen Thülern. Nizza ist noch wärmer, enger eingeschlossen und mehr geschützt als Hyeres , ist aber ärmer an Wasser, da der Paillonfluss im Sommer austrocknet und auch nicht durch die Ebene der Orangengärten am Meere läuft. Das Wasser zur Bewässerung wird aus Quell- und Regenwasser in Cisternen ge- sammelt, wohin es durch Rühren geleitet wird. Der Boden der Oransengärten ist ebenso frucht- en o barer Klayboden als in Hyferes, ausserdem gyps- haltig, indem die Berge um Nizza, namentlich der Cimiezberg nördlich von Nizza, grosse Gypsbrüche haben. Die Düngung der Gärten geschieht hier, wie in Hyeres, nicht mit Kuhdünger, da kein Rindvieh, sondern nur Esel und Ziegen gehalten werden, de- ren Dünger an Weiden und W^egen auch verschleppt wird. Die zu verwendenden Düngermassen für die Orangen sind also hauptsächlich menschliche Excre- mente , die hier aufs allersorgfältigste gesammelt werden. Jedes Haus hat seine Senkgruben, deren Inhalt nach der Personenzahl der Hausbewohner an die Gärtner verpachtet ist. Guter Protestanten- dünger wird pro Person mit f) Franken , der Ka- tholikendünger nur mit ?> Franken jährlich bezahlt, angeblich wegen der vielen Fasten der Katholiken. Der Dünger des katholischen Minoritenklosters ist, wie mir ein Gärtner erzählte, nicht das Tragelohn werth. Der Dünger wird in Fässern von Eseln hinausgetragen. Ausserdem sind in den Garten- mauern Nischen mit Abtrittsgelegenhc'iten angebracht, wo sich die Vorübergehenden nach Bedürfniss ent- leeren. Die Düngermasse wird in den Gruben mit Wasser übergössen , muss damit durchfaulen und wird dann als Jauche zum Begiessen verwendet. Vorzüglich die jungen Orangenbäume werden mit Abtrittsjauche begossen. Für die älteren werden nur die zwischenliegenden Beete zum Gemüsebau gedüngt. In Hyeres, wo eine stärkere Bewässerung ist, werden die Orangen überhaupt weniger gedüngt, als in Nizza. Die Bewässerung ersetzt hier den Dünger, wie auch bei den Rieselwiesen, deren bei Hyeres sehr viele vorhanden sind. In Nizza sind die Gärten weniger dicht mit Bäumen bepflanzt, so dass zwischen den Baumreihen noch Gemüse- zucht stattfindet; die grossen Orangengärten in Hyeres aber bilden einen dichten Wald, wo nur am Rande der Alleen Rosen zu stehen pflegen. An beiden Orten werden die Bäume im Okto- ber und im März beschnitten, wobei ihnen jedoch nur das trockene Holz und die zu hohen Zweige genommen werden. Die Früchte können, wenn sie nicht erfrieren, 'i — 3 Jahre am Baume liängen blei- ben, werden im Winter trocken, im Frühlinge wie- der saftig und wachsen zu bedeutenderGrösse heran; besonders diejenigen, welche wenig oder gar keine Samen enthalten. Zeichen der Gesundheit der Orangenbäume ist, dass die Blätter glänzend sind , wie mit Firniss überzogen. In Italien ist die Orangenzucht in der Ebene von Sorrent bei Neapel erwähnenswerth. Der Bo- den ist hier vulkanischer Natur, zum Theil vesuvianische Asche. Der Boden ist eben so fruchtbar, als der seit dem Alterthume weltbe- rühmte Boden um Capua in Kampanien, die terra di lavoro. Die ganze Ebene ist fast nur ein gros- ser Orangengarten , deren Abtheilungen mit hohen Mauern umzogen sind, über welche die Bäume mit unregelmässiger Verzweigung, wie unsere alten Obstbäume, noch hervorragen. Aehnliches gilt von der Thalebene, die man goldene Muschel ( Conca d'oro) nennt, zwischen Palermo und Montreale in Sicilien. (Fortsetzung folgt.) Die Sauerdorn- (Bcrberis-) Arten des freien Landes. (Sdiluss.) 11. B. canadensis Pursh fl. bor. septentr. I, 219. Frutex erectus, ramis patentibus, griseo-ochra- ceis, ramulis anguloso- sulcatis, cinereo-rubescenti- bus; Folia oblongo-spathulata, in petiolum manife- stum attenuata, magis remote sed praeclarius serrata, serris setigeris; Petala apice emarginata; Stigma sessile, latum. Diese ursprünglich wohl nur in den mittleren und südlicheren Staaten Nordamerika's vorkommende Pflanze ist im Allgemeinen kleiner, als unser Sauer- dorn; es gilt dieses auch von den Blättern, die aus- serdem in die Länge gezogen, an unfruchtbaren Zweigen aber dagegen mehr rund sind, und am Rande zwar in der Regel tiefer gehende Sägezähne, 93 diese aber entfernter stehend, besitzen. Ganzrandige Blätter findet man ebenfalls nicht ungewöhnlich. Besonders zu bemerken ist, dass die jungen Zweige mit den Blättern im Mai und Juni gerieben einen Geruch besitzen, der an den der Blätter der Wein- rose erinnert. Die grade aufwärts stehenden, un- fruchtbaren Zweige sind stets mehr oder weniger rüthlich, wie es in der Weise bei dem gewöhnlichen Sauerdorn nie der Fall ist. Das Hauptkennzeichen sind jedoch die kleinern BliUhen mit an der Spitze ausgerandeten Blumenblättern. Auch die Früchte sind kleiner und kürzer, und endlich haben die im Allcremeincn weniger blüthigen Trauben einen kürzern Stiel. Ich bezweifle, dass die B. canadensis des vorigen Jahrhundertes in unseren Gärten dieselbe Pflanze ist, -nelche wir mit Pursh und den Ver- fassern einer Flor Nordamerika's , Torrey und Gray, darunter verstehen. Nach Philipp Mil- ler (dict. unter Berberis) sollen die Blätter seiner B. canadensis sehr breit, breiter als die des ge- wöhnlichen Sauerdorns , sein und die Früchte eine schwarze Farbe haben. Schon zu seiner Zeit, also in der Mitte des vorigen Jahrhundertes , war die Pflanze seltener in den Gärten und Anlagen Eng- lands. Linnö betrachtet die Miller'sche Pflanze nur als eine Abart der B. vulgaris. Dagegen passt wiederum die kurze Beschreibung der B. ca- densis, welche 17S5 der amerikanische Botaniker Humphry Marshall in seinem Arbustum ame- ricanum gibt, auf B. canadensis Mill. Der erste Amerikaner, welcher die B. canadensis, wie wir sie heut zu Tage annehmen , beschreibt, und von dem auch noch Original-Exemplare in dem Herba- rium der amerikanischen philosophischen Gesellschaft in Philadelphia sich befinden, war Pursh*). In dem Königlichen Herbar in Berlin befindet sich das Exemplar einer Pflanze, von Kinneir gesammelt, unter dem Namen B. montana, wel- che vielleicht die ursprüngliche ß. canadensis sein möchte. Die Blätter sind hier weit grösser, am ßande ebenfalls entfernt- (aber nicht borstig-) gesägt, elliptisch und, wie es scheint, von einer härtern Konsistenz , die Früchte hingegen bilden eine kurzgestielte Doldentraube und haben eine glänzend -schwarze Farbe. Ob diese Pflanze mit der identisch ist, welche der in Eldena bei Greifs- wald verstorbene Professor Schauer in den An- lagen Breslau's beobachtete und als B. melano- carpa im 2!S. Jahresberichte der Schlesischen Gesell- schaft für vaterländische Kultur (Seite ISU) beschrieb, lässt sich nicht entscheiden, wenn es vielleicht auch *) Fried r. Traug. Purseh stammt aus Dresden und schrieb sich erst in Nordamerika Pursh. wahrscheinlich sein möchte, da die Pflanze in Bres- lau verloren gegangen zu sein scheint. Aus der kurzen Diagnose lässt sich Nichts entnehmen. B. canadensis Pursh existirt in den Gärten in einer Menge von Formen, die zum Theil von Botanikern und Gärtnern als Arten betrachtet wer- den und auch als solche beschrieben sind. Andern- theils unterliegt es keinem Zweifel, dass Kreuzun- gen mit B. Guimpelii stattgefunden haben, und durch Aussaaten interessante Blendlinge entstan- den sind. a. Der amerikanische Sauerdorn mit langen Dornen, B. macracantha Schrad. in Linn. XII, p. 366. Er zeichnet sich durch oft ZoU und mehr lange Dornen aus und ist in den Gärten meist unter dem falschen Namen B. aristata vor- handen. Das Laub hat eine dunklere Fai-be und ist etwas glänzend. b. Der amerikanische S. mit grossen Früchten, B. macrocarpa Schrad. iuLinn. XII, p. 370, B. macrotheca Schrad. in bort. Ber. Wird ziemlich so gross, wie der gewöhnliche Sauerdorn, ist aber ästiger und demnach auch dichter. Auch hier ist das Laub dunkler und etwas glänzend. Die Trauben erscheinen auch länger und vielblü- thiger. Nicht aber sind immer die Früchte grösser, wenn auch meist länger und denen der B. vul- garis ähnlich. c. Der amerikanische S. mit borstig- gezähnelten Blättern, B. canadensis se- toso-serrata. Im Habitus den beiden vorigen ähnlich, aber niedriger und mit kleinern elliptischen Blättern, deren Rand dicht mit borstigen Sagezäh- nen besetzt ist, versehen. Es ist die Form, welche in Nordamerika gewöhnlich vorkommt und auch in den illustrirten Genera der nordamerikanischen Flor (auf der 2U. Tafel) als B. canadensis abgebildet wurde. Auch in den Gärten ist die Form nicht selten und wird daselbst häufig unter dem Na- men B. emarginata kultivirt. Als solche hat sie auch Schrader (Linn. XII, pag. 372) beschrieben. Die W^illdenow'sche Pflanze d. N. mag ein Blend- ling dieser mit B. sibirica Pall., vielleicht auch nur eine Form der letztern mit mehrblüthigen Stie- len sein, wie wir später noch nachweisen werden. Die kleinblättrige Form des gewöhnlichen Sauer- dorns unterscheidet sich durch zwar hellere, aber mehr graugrüne und opake Blätter und wird stets höher. Wenn sie blüht oder Früchte trägt, ist sie gar nicht zu verkennen. d. Der amerikanische S. mit glänzen- den Blättern, B. nitens Schrad. in hört. Ber. nicht in Linn. XII, p. 382. Diese Form weicht schon im Habitus ab, da die Aeste und Zweige sehr abstehen und zum Theil in Bogen überhängen. 94 Die Blätter sind schmal, lang und mehr gesägt, als bei der Hauptform, aber keineswegs glänzender, als es bei den frühern Formen der Fall ist, jedoch stets auf der Oberfläche heller. Auch die Früchte wei- chen in so fern ab, als sie lang und schmal sind. In dem botanischen Garten zu Berlin kommt sie auch unter dem Schrader'schen Namen B. mitis (Linn. Xll, p. 37 1 ) vor. Wahrscheinlich hat auch Tausch unter seiner B. serrata (Flora XXI, p. 722) diese Abart verstanden. e. Der amerikanische .S . mit auf der Unterfläche blaugrünen Blättern, B. glau- cescens und glauca Hort. Eine niedrige Form mit wenig abstehenden Acsten und Zweigen. Die Blätter sind opak und mehr hell-, auf der ünter- fläche soüar blaugrün. Ihre Form ist länglich, so- gar umgekehrt-eirund und in den Stiel verschmälert. Nur wenige Sägezähne stehen entfernt. In den Gärten habe ich diese Form häufig unter dem Na- men B. iberica, bisweilen auch als B. cratae- gina gefunden. f. Der amerikanische S. mit rundlichen Blättern, B. brevifolia Schrad. in bort. Ber. Schliesst sich der vorigen Form an, aber die Blät- ter sind nach oben noch mehr abgerundet und auf der Unterfläche nicht blaugrün, wenn auch im All- gemeinen heller. Der Rand hat noch weniger Säge- zähne, ist auch selbst ganz. g. Der amerikanische S. mit röthlichen Blättern, B. purpurea. Wie wir eine Form des gewöhnlichen S. mit braunröthlichen Blättern be- sitzen, so nicht weniger eine solche des amerikanischen. Die Blätter sind zarter und hautartiger, die Blüthen hingegen kommen meist nicht zur Entwickelung oder stehen doldentrauben - und selbst doldenartig auf einem gemeinschaftlichen Stiel. Soll die Pflanze ihre Färbung behalten, so muss sie möglichst der Sonne ausgesetzt sein ; im Gebüsch und noch mehr im Schatten werden die Blätter allmählig ganz grün, behalten aber in der Regel ihre zarte Konsistenz bei. In Töpfen gezogen habe ich sie dann unter den Namen B. Fischeri und caroliniana gefunden, wo derselbe Blüthenstand charakteristisch war. Bis- weilen sind die Blätter ganz klein, hautartig und dicht gesägt. Ein solches Exemplar, das durchaus grüne Blätter besass, wird in den Verzeichnissen der Handelsgärtner als B. microphylla serrata aufgeführt. h. Der amerikanisches, mit gelbgeran- deten Blättern, B. marginata. Eine eigen- thümliche Form mit ziemlich breiten und grossen, aber wenig -gesägten Blättern, deren Rand rings- herum f Linien breit eine gelbe Farbe hat. Ich kenne diese interessante Form nur aus Holland, von wo sie mir aus Boskop zugesendet wurde. i. Der amerikanische S. mit niederge- bogenen Aesten, B. declinata Schrad. in Linn. XII, p. 368. Eine mteressante Form mit sehr abstehenden, ziemlich langen und zuletzt überge- bogenen Aesten. Der Strauch wird nicht hoch, aber sehr breit. Die längHch-spatheltörmigen Blät- ter laufen in einen sehr deutlichen Stiel aus und sind am Rande mit entferntstehenden Sägezähnen versehen; die der Sommertriebe sind oben sehr breit und umgekehrt eirund. Ziemlich lange und weit abstehende Trauben, deren Blüthchen auf ziem- lich-langen Stielen nur wenig abstehen und eine hellgelbe Farbe haben, überragen die Blätter. 12. B. sibirica Pall. Reis. n. d. südl. Statth. II, app. t. I, f. 2. Flor. ross. p. 42. t. (i7. Frutex humilis, ramis patentibus aut erectis, griseis; Ra- muli rubro-tiavescentes; Folia oblonga, vix in pe- tiolum attenuata, setoso-serrata; Flores solitarii aut fäsciculati; Sepala profunde emarginata; Stigma sessile. Ein niedriger, in Sibirien wild vorkommender Strauch, der meist, wenigstens im Vaterlande, etwas sparrig wächst. In der neuesten Zeit sieht man ihn in den Gärten viel weniger, als früher. Am mei- sten ähnelt er den niedrigeren Formen der B. ca- nadensis mit kleineren und borstig-gesägten Blät- tern, unterscheidet sich aber während der Blüthe- zeit durch die büschelförmigen , nicht in Trauben oder Doldentrauben zusammengestellten Blüthen sehr leicht. Es gibt aber Formen, wo die 3 — 5 Blüth- chen zu einer gestielten Doldentraube zusammen- getreten sind, wodurch eine noch grössere Aehn- lichkeit mit genannter Art dargestellt wird. Dann unterscheiden ihn der gedrängtere und doch stets niedrigere Wuchs, vor Allem aber die weit tiefer ausgerandeten Blumenblätter. Wahrscheinlich ist ea mir übrigens, dass die ächte B. emarginata Willd. (enum. pl. hört. Berol. I, pag. 395), wie sie früher in dem botanischen Garten zu Berlin gewesen sein mag, und wie sie in den Abbildungen fremder Ge- hölze von Guimpel und Heyne dai-gesteUt ist, zumal auch Sibirien als Vaterland angegeben wird, Nichts weiter ist, als eine Abart der B. sibirica, wo nur noch mehr Blüthen auf gemeinschaftlichem Stiele sich befinden, als bei der Form, von der ich Exemplare aus dem botanischen Garten in Berlin von früher besitze. Möglich übrigens, dass es auch Blendlinge von B. sibirica und canadensis gibt, welche dann zwischen beiden Pflanzen stehen. Darüber habe ich übrigens schon früher gesprochen. In den Gärten kommt der sibirische Sauerdom auch als B. altaica Pall. und als B. daurica (dahurica, davurica) vor. 13. B. Neuberti Hort. BoUw. Frutex ramis et ramulis griseo-brunnescentibus; Spinae nuUae; 95 Folia magna, late oblonga, subito in pedunculum brevem attenuata, duriuscula, subcoriacea, setoso- serrata. Ein sehr interessanter Blendling der B. vul- garis L. und Aquifolium Pursh, der in dem berühmten Baumann'schen Garten-Etablissement in BoUwiller (im Elsass) entstand. In Blüthe habe ich den Strauch noch nicht gesehen. In den Gärten hat man noch einen zweiten Blendling der beiden genannten Pflanzen unter dem Namen B. hybrid a. Ob dieser derselbe ist oder eine eigenthümliche Form darstellt, vermag ich nicht zu entscheiden. 14. B. ilicifolia Forst, in comm. Goett. IX, p. "28. Frutex erectus, ramis et ramulis angulatis, rubescentibus; Folia rotundato- oblonga, basi saepe cuneata, spinoso-serrata, subtus glaucescentia : Pe- dunculus brevis ad apicem subquadriflorus, floribus longepedicellatis; Germen lagenaeforme. Obwohl diese Art in dem sehr kalten Maghel- lan's-Lande im äussersten Süden Amerika's wächst, so muss sie doch bei uns im Freien während der Winterszeit gedeckt werden. Die grossen rundlich- länglichen, am Rande buchtig- und dornig-gezähnten Blätter mit blaugrüner Unterfläche lassen diese Art ziemlich leicht erkennen. 15. B. buxifolia Lam. illustr. d. genr. t. 253 f. 3. Frutex humilis, ramis et ramulis angulatis, rubescentibus: f^olia coriacea, oblongn aut elliptica, integerrima aut tridentata; Flores solitarii aut terni, pedunculo brevissimo praediti, magni ; Germen apice et basi attenuatum. Diese ebenfalls dem äussersten Süden Ame- rika's angehörende Art scheint besser auszuhalten, als die vorige , und verdiente auch wegen ihres schönen Laubes und der grossen goldgelben Blü- then mehr angepflanzt zu werden. In den Gärten kommt sie meist als B. dulcis Sweet (br. fl. gard. 2. ser. I, t. iUU) vor. II. mit gefiederten Blättern. (Mahonia Nutt.) Bernard M'Mahon war ein Gärtner zu Phi- ladelphia, der einen amerikanischen Gartenkalender herausgab. Ib. B. Aquifolium Pursh fl. bor. sept. I, p. 214. t. 4. Foliola a basi uninervia, duo infera a basi petioli distantia, spinuloso- serrata; Racemi fasciculati, densiflori; Filamenta bidentata. Eine vielgestaltige Art des westlichen Amerika, welche einen bald niedrigen, bald mehr aufrechten, selbst bis 5 Fuss hohen Strauch bildet. Sie ist einer der schönsten und werthvollsten immergrünen Sträucher, zumal er unter allen Verhältnissen, fast auf jeder Bodenart wächst, an offenen Stellen so- wohl, wie auf schattigen Plätzen. Mahonia Aqui- folium Nutt. gen. of N. am. pl. I, p. 212. Man unterscheidet 3 Hauptformen: a. Meist 3 Paar Blättchen sind vorhanden und diese eirund-länglich, einander genähert, hell- und schwachblaugrün auf beiden Flächen, mit 5 bis 9 kurzspitzigen Zähnen auf jeder Seite. B. repens Lindl. in bot. reg. tab. 1176. b. Am häufigsten 4 bis 6 Paar Blättchen und diese eirund -lanzettförmig, etwas entfernt stehend, nur unten blaugrün, buchtig-gezähnt. B. pinnata [:i. Hook. fl. bor. amer. I, pag. 29. c. Wiederum am häufigsten 4 und 5 Paar Blätt- chen und diese eirund-lanzettförmig, meist einander genähert, oben dunkelgrün und glänzend, unten heller, mit 6 bis 12 dornigen Zähnen auf jeder Seite. B. Aquifolium Lindl. in bot. reg. tab. 1425. B. pinnata L. Hook. fl. bor. amer. I, p. 28. Ma- honia Aquifolium j^i. nutkana DC. syst. II, p. 20. 17. B. fascicularis (nicht fasciculata) Sims in bot. mag. tab. 2396. Foliola a basi uninervia, duo infera basi petioli approximata, a proximis di- stantia, omina ovato- lanceolata, repando-dentata, utrinque 4 — 5 dentata; Racemi fasciculati; Fila- menta bidentata. Eine mir zweifelhafte Art des Oregon-Gebietes. Was ich bisher in Gärten unter diesem Namen ge- sehen habe, war eine der Formen der vorigen Art. Das angegebene Merkmal, das als unterscheidend betrachtet wird, dass nämlich die beiden untersten Fiederblättchen von den nächsten entfernt, dagegen aber mehr der Basis des Blattstieles genähert ste- hen, scheint mir unsicherer und unbeständiger Na- tur. Gewöhnlich wird sie noch mit der mexikani- schen B. pinnata Lag. hört. Madrit. 18U3. p. 6, zu der B. fascicularis häufig als Synonym gezo- gen wird, vereinigt; jene scheint mir eine andere Pflanze und wahrscheinlich mit der in H. B. et K. nov. gen. et spec. pl. (V, pag. 56. tab. 434) beschrie- benen und abgebildeten Pflanze d. N. identisch zu sein, wohl aber gehört B. pinnata bot. reg. t.7Ü2 dazu. De Candolle, der Mahonia als Genus annimmt, nennt sie Mahonia fascicularis, wäh- rend Sweet (fl. gard. 2. ser. I, tab. 94) sie als B. diversi folia abgebildet hat. 18. B. nervosa Pursh fl. Amer. sept. I, pag. 219. t. 5. Folia longa; Foliola 11 — 19 ovato-lan- ceolata, repando-dentata, dentibus spinescentibus, e basi 3 — 5 nervosa, duo infera a petioli basi di- stantia; Racemi elongati, pedicellis brevissimis; Filamenta bidentata. Sie wächst ebenfalls in schattigen Wäldern des Oregon-Gebietes und unterscheidet sich durch die 96 langen Blätter und dass von der Basis der Blatt- chen 3 bis 5 Blättchen entspringen, ziemlich leicht. In den Gärten und Anlagen ist sie übrigens sehr selten, zumal in der Regel eine Form der B. Aqui- folium dafür ausgegeben wird. Wegen der Menge trockener Blatttheile an der Basis der Blatt- und Blüthentheile hat ihr Lindley (bot. reg. 1426) den Namen B glumacea (Mahonia glumacea DC.) gegeben. Nuttall, der Gründer des Genus Ma- honia, nennt sie M. nervosa. Noch einmal persisches Insekteiipiilver. Veranlasst durch den Bericht über die 398. Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues (siehe Nro. 5 der Wochenschrift d. J.) hat Herr Obrist Labes in Naumburg a. d. S. Mit- theilungen über die Erzeugung des persischen In- sektenpulvers aus Pyrethrum carneum und P. roseum gemacht. Derselbe hat schon vor 6 — 7 Jahren Samen von dem Professor K och erhalten und solchen auch von E. Benary in Erfurt bezogen. Seitdem kultivirt er die Pflanze mit dem besten Erfolge und es steht darnach unzweifelhaft fest, dass sie vollkommen bei uns aushält ; auch in diesem Winter sind die Pflanzen gesund geblieben. Das Pulver wird auf einer Art Kaffeemühle gemahlen und ist so stark in seinen Wirkungen , dass die zahlreichen Fliegen in dem Zimmer, in welchem dies Mahlen ausgeführt wurde, todt oder vielmehr betäubt zu Boden fielen. Uebrigens wurde schon früher von dem Materialien-Inspektor Neumann in Breslau von ihm selbst fabrizirtes Pulver einge- sendet, das aber in seinen Wirkungen weniger kräf- tig war , weil man vielleicht bei der Bereitung die eine oder andere Vorsichtsmassregel übersehen hatte. Fritsch's Gartennelke, ihre Erzielinn^, Pflege und Vermehrung. Seit mehren Jahren sind die Garten-Nelken wiederum Lieblingsblumen geworden und man wen- det ihnen zum Theil grosse Sorgfalt zu. Es hatte sich ein alter Stamm von Nelkenfreunden erhalten, die sich mit Stolz Nelkenisten nannten und ru- hig mit angesehen hatten, wie viele andere, weit weniger berechtigte Blumen, die eine nach der an- dern zu verdrängen suchten, wohl wissend, dass das wahrhaft Schöne sich doch erhalten werde. Die Zahl der Nelkenfreunde mehrt sich jetzt wiederum von Jahr zu Jahr. Grade diesen wird es willkommen sein, dass ein Praktiker, wie der Obergärtner F ritsch Inder bekannten und geachteten Handelsgärtnerei von C. G. Mühring in Arnstadt ihnen eine Anleitung von wenigen Bogen in die Hand gibt, woraus sie sich mit Allem, was die Nelkenzucht verlangt, rasch vertraut machen können. Es sind nur wenige Bo- gen, die das Büchelchen enthält , sie reichen aber aus, um vollständig zu belehren. Geheimnisse ha- ben wir zwar nicht darin enthüllt gefunden, wohl aber eine Menge praktischer Fingerzeige für den Laien und den , der sich eine Einsicht in die Kul- tur verschafl^en will. Die jetzige Zeit will sonst immer etwas Neues bringen, wenn es dies auch nicht ist oder vielleicht sogar besser gar nicht bekannt gemacht wäre; der Verfasser vorliegenden Büchelchens hält sich da- gegen nur an seine und seiner Kollegen Erfahrun- gen. Auch in Betreff der Eintheilung ist er nicht von dem Alt -Herkömmlichen abgewichen und hat das alte Weissmantel'sche System, das schon im Jahre 1779 bekannt gemacht wurde, mit den spä- tem Erweiterungen angenommen. Es ist auch nicht zu leugnen, dass dieses System an Einfachheit und Leichtigkeit vor allen spätem den Vorzug hat. Eine recht hübsch ausgeführte Nelkenkarte mit '24 Typen macht den Schluss des Büchelchen's. Carl Schultze's und Franz Engelmann's llülfshuch für den Landnirth. Wenn ein Hülfsbuch für den Landwirth schein- bar auch dem Gärtner fern liegen mag, so kann doch der Gärtner, zumal in kleinern Städten und Orten, ohne Kenntnisse in der Land wirthschaft nicht gut bestehen. Dass wir diese Schrift in das Be- reich imserer Besprechung ziehen, hat seinen Grund ausserdem darin, dass es in leicht-fasslicher Weise geschrieben ist und Manches enthält, was die Gärtne- rei betrifl't. Man findet in demselben zum Theil auch weniger über den eigentlichen Landbau Belehrung, als vielmehr über das, was namentlich der kleine Landwirth, aber auch der Gärtner, gebrauchen kann, um seine Zeit mit eintraglichen Nebenarbeiten aus- zufüllen. Nachdem über Boden und dessen Bearbeitung, sowie über Düngung, über das Wichtigste aus der Agrikultur-Chemie und über Viehzucht gespro- chen, wird dem Hausgarten ein Abschnitt gewid- met, der Manches enthält, was zu beherzigen ist. Darauf folgt ein Abschnitt über Waldwirthschaft der Gemeinden und der Privaten. Von grösserem Interesse für den Gärtner sind die Abschnitte über Seidenbau, Tabaksbau, Flachsbau und Bienenzucht. Anleitungen über Separation, Be- und Entwässe- rung, sowie über landwirthschaftliche Buchführung, macheu den Schluss des Werkes. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Dmck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Befiirderuiio; des Gartenbaues in den Könifflicii Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. M 13. Berlin, den 28. März 1861. Preis des Jahrganges öy Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franeo durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Ueber die Krankheit der Orangenbäume (Schluss). — lieber neue Formen einiger Sommerblumen. Sonntag, den 7. April, findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse Uro. 49) die Frühjahrs- Ausstel- lung und Mittags 1 Uhr eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. Garten- besitzer und Handelsgärtner werden gebeten, sich recht zahlreich betheiligen und ihre Anmeldungen an den Festordner, Herrn Kunst- und Handelsgärtner Späth jun. (Köpnikerstrasse Nro. 150) richten zu wollen. Ueber die Knuiklieit der Oraiigeiibiiiiiue. Von Schul tz-Schultzenstein. (Schluss.) 2. Die Natur der Krankheit. Was die Natur der Krankheit betrifft, so ist zunächst diejenige Krankheit, an der die Orangen- bäume im südlichen Frankreich und in Italien zu Grunde gehen, von der in Deutschland herrschen- den darin verschieden, dass die in jenen Ländern im Freien stehenden Bäume an den Folgen starker Winterkälte, die sich dort in Zeiträumen von 30 bis 4U Jahren wiederholt, eingehen. Das Leiden fängt hier von den Blättern, den Früchten und den jüngsten Zweigtrieben an und dehnt sich von da auf die unteren Theile aus. Die Wurzeln sind da- bei ursprünglich nicht krank. Die in Deutschland herrschende Krankheit zeigt sich zwar auch an den Blättern, welche fleckig wer- den, absterben und abfallen, aber die Zweige lei- den dabei anfangs weniger; dagegen zeigt sich das Hauptleiden an den Wurzeln, und man kann an- nehmen, dass die Krankheit von den Wurzeln an- fängt und das Absterben der Blätter nur eine Folge der Wurzelkrankheit ist. Diese Krankheit gehört zu den Formen, welclie man auch Wurmtrockniss nennt, ein Name, der die Krankheit wenig bezeichnet, weshalb ich den Namen Rindschälung als passender und be- zeichnender gewählt habe, weil sie in einem Abfaulen und Ablösen der Rinde vom Holz der Bäume besteht. Sie ist zuerst in den Tannen- wäldern Oesterreichs, dann auch des Harzes, in grosser Ausdehnung beobachtet und von Plenk Wurmtrockniss genannt worden, weil sich dabei die Larven der Holzkäfer oder Borkenkäfer (Bo- strichus, Hylesinus) einfinden und Gänge fressen, welche wie Schriftzüge auf dem entrindeten Holze sich darstellen. Viele Autoren haben die Käfer- larven als die Ursache der Krankheit betrachtet, was jedoch nicht richtig sein kann, da die Larven an gesunden Bäumen fressen, ohne dass Wurmtrockniss entstände, und sich nur da sehr vermehren, wo die Krankheit schon vorhanden ist. Man kann die- selbe künstlich hervorbringen, wenn man Bäume, die, wie man sagt, im Saft stehen, im Frühlinge kurz vor dem Aufbruch der Blätter fällt und ruhig liegen lässt, wo dann die Rinde von selbst, ähnlich wie bei der Krankheit, abfault, weshalb sich die Kä- ferlarven auch an solchem, noch spät im Frühlinge gefälltem Holz, selbst auf Holzhöfen und Holzabla- gen, immer aufhalten. 13 98 Die Krankheit besteht in einem Absterben des jungen Blastems, aus dem sich die neuen Holz- und Rindenschichten , die sogenannten Jahresringe bil- den. Man nennt diese junge Keimsubstanz Cani- bium; ich selbst habe dal'ür den Namen Perib lä- stern gewählt, weil dadurch rund um den Baum die neuen Holz- und Kindenschichten entstehen. Wenn dieses Periblastem abstirbt , so fault es und wird brandig, und dann löst sich die Rinde ab und fällt , in den höheren Graden der Krank- heit, in Fetzen vom Baum herunter, der dabei auch seine Blätter vei-liert. Wegen des Eintrocknens und Abfallens des Blätter ist die Krankheit (Wurm) Trockniss genannt worden. Ich nenne sie Rind- schälung, weil das Abschälen der Rinde ihr Hauptmerkmal ist, die Krankheit aber auch ohne Käferlarven entsteht, und diese ohnehin, so viel mir bekannt, nur am Stamme, nicht aber an der Wurzel fressen. Diese Krankheit findet sich nicht nur bei Nadelhölzei-n, wie man früher meinte, son- dern auch an Laubhülzern und Obstbäumen in den Gärten. l8ri(S und iS'iÜ litten die Rüstern in den elisäischen Feldern in Paris davon, und ich habe sie an Pflaumenbäumen in den Gärten der Gegend von Rheinsberg und Ruppin, namentlich des Gutes Binenwalde und des Vorwerks Schultzenstein mehr- mals beobachtet und kann das abgestorbene Holz solcher Bäume vorzeigen. Die Ursachen der Krankheit bei den Tan- nen fand schon Plenk in dem lockeren, humosen, torfigen Boden der Bergwälder, indem bei starker Hitze und einti-etenden Winden die Wurzeln sich lockern und faulen, in Folge dessen sich dann die Krankheit über die ganze Pflanze verbreitet. Die Wurzelrinde schält sich zuerst; es werden dann verdorbene Säfte eingesogen , wodurch die Blätter und die Zweige absterben. Auch bei den Obst- bäumen habe ich gefunden, dass eine schnelle Ab- wechselung von Feuchtigkeit und Hitze in stark gedüngtem, humosem, von den Landleuten puffig genanntem, Boden die Hauptursache der Krank- heit war. Mir scheint es nun , als ob die Krankheit der Orangenbäume in Deutschland eine auf die Wur- zel beschränkte Form der Rindschäluug sei; denn auch hier findet sich der Charakter des Abschälens der Rinde an den kranken Wurzeln sehr deutlich, und entweder zieht sich das Holz dabei aus der Rindenhülle heraus, oder- die Rinde löst sich bei der Berührung mit den Fingern ab. Ich habe mich überzeugt, dass auch hier der Fehler in dem Absterben des Periblastem's oder Cambium's sitzt, welches in Fäulniss geräth und so die sogenannte Wurzelfäule der Orangenbäume hervorbringt. Die Fäulniss der Wurzeln fängt nicht von der äusseren Oberfläche derselben an, vielmehr sieht die Rinde der Wurzel ausserhalb oft noch ziemlich gesund aus , während dieselbe sich schon abschilfern lässt und das Cambium zerstört ist. Auch das Holz ist nicht ursprünglich faul, sondern vermodert erst viel später. Das Absterben der äusseren Splintschichten des Holzes in dieser Krankheit ist auch bei an- deren Bäumen sehr charakteristisch und besonders an Nussbäumen, bei denen sich die Krankheit eben- falls findet, sehr deutlich zu beobachten. Bei den Nussbäumen ist sie darin der Orangenkrankheit sehr ähnlich, dass sich keine Käferlarven einfinden, die Rindenschälung also ganz für sich verläuft; aber darin wieder verschit din, dass sie sich beim Nuss- baum leicht von der W^urzel auf den Stamm oder einzelne Stellen desselben verbreitet, was ich bei Orangenbäumen weniger beobachtet habe, doch mög- licherweise auch hier öfter vorkonunen mag. Das Absterben des Cambiums bei der Rind- schälung zieht nicht immer sogleich ein Absterben der ganzen Rinde nach sich, und in den geringe- ren Graden der Krankheit dauert das Rindenleben noch so weit fort, dass die Rinde von Neuem Cam- bium bildet und dadurch das Leben des Baumes erhält. Durch Herrn Hofgärtner SeUo's Gefälligkeit erhalte ich (Ende Februar) nocli einige kranke Wur- zeln von Orangenbäumen aus der Orangerie in Sanssouci, an denen der Zustand des Rindschäligen im Winter deutlich zu sehen ist. An diesen fe- derkiel- bis fingersdicken Wurzeln sieht man, dass da, wo sie noch nicht gänzlich abgestorben sind, die Rinde sich nicht mehr ablöst wie im Sommer, sondern wieder mit dem Holze verwachsen ist, auch an den abgestorbenen Stellen des Holzes. Das ab- gestorbene Holz hat seine gesunde gelbe Farbe ver- loren, ist zuerst blassgrau, zuletzt ganz schwarz geworden ; aber auch das ganz abgestorbene Holz ist theilweise wieder mit einer neuen Holzschicht von der Rinde aus iiberwachsen, während da, wo auch die Rinde mit abgestorben ist, das schwarze Holz über den gesunderen Theil der Wurzel nackt her- vorragt. Die neuen Schichten an den kranken Wur- zeln haben nicht die ganz gesunde Farbe, liegen, von der Dicke eines Papierblattes bis zur Dicke eines Messerrückens, auf den älteren Schichten, durch Verfärbung leicht kenntlich, auf. Man sieht hieraus, dass die jüngste zwischen Holz und Rinde angelegte kranke Schicht haupt- sächlich den Grund enthält, dass aus den kranken Wurzeln wenig oder gar keine neuen Wurzeln austreiben können. Die Keime neuer Triebe , welche aus älteren Zweigen vorbrechen, entstehen nämlich immer aus dem zwi- schen Holz und Rinde belegenen Cambium, und 99 wo diese Stelle krank ist, können keine neuen Triebe entstehen, wie es hier an den kranken Wur- zeln der Fall ist. Es ist höchst merkwürdig, dass das Holz leich- ter abstirbt, als die Rinde, und diese daher auf dem todten Holze wieder neue Schichten bilden kann. Aber die neugebildeten Holzschichten blei- ben von den darunter liegenden abj;estorbenen ganz getrennt, der Zusammenhang der Schichten ist auf- gehoben, und beim Spalten solchen Holzes schälen sich die äusseren Schichten von den inneren ab; dies ist dann der Zustand des Holzes, den die Hand- werker und Forstleute schon längst mit dem Namen des Rindschäligen belegt haben, obgleich es viel- mehr eine Holzschälung genannt werden müsste, aber der Krankheit, welche ich Rindschälung nenne, den Ursprung verdankt. Der Name doppelter Splint ist dafür passend. Bei den rindschäligen Bäumen geht das ab- gestorbene Holz im Innern leicht in Verwesung und zuletzt in Vermoderung über. Dabei finden sich Pilze ein, welche mit ihrem Thallus das Holz durchziehen und das sogenannte Schwammholz bil- den, wovon der Baumzunder eine besondere Art ist. Mit der völligen Vermoderung werden die Bäume dann liohl und leben nur dureh die jüng- sten Holz- und Rindenschichten des Umfanges fort. Diess geschieht jedoch bei Bäumen mit hartem Holz, wie bei Eichen, Orangen, viel weniger, als bei sol- chen mit weicherem oder mürberem Holz. Die Ursache, warum durch gewisse äussere Eiuflüsse, wie Kälte, Hitze, Nässe, Trockenheit, das Holz früher abstirbt als die Rinde, habe ich schon in früheren Jahren zum Gegenstand der Un- tersuchung gemacht, und in meinem Werke: „U eher die Natur der lebendigen Pflanze" darüber berichtet. Die Rinde besitzt eine grössere Lebens- energie durch die Beschaffenheit ihrer höher orga- nisirten Säfte und kann deshalb den äusseren Ein- wirkungen stärkereu Widerstand leisten als das Holz, woraus sich erklärt, dass es schon bei geringerer Kälte erfriert als die Rinde, weshalb solche Bäume mit erfrorenem Holze von der Rinde aus ihr Leben weiter fortsetzen, indem sich um das todte Holz neue Schichten bilden. Was die Orangenbaumkrankheit betrifft , so spricht für deren Uebereinstimmung mit der Krank- heit, die ich Rindschälung nenne, auch der Um- stand, dass sie gewöhnlich im Frühling beim Aus- treiben der Bäume sich zeigt, wobei die Periode der Cambiumbildung eintritt. Sie erscheint deshalb mehr als Wurzelfäulniss, weil die Ursachen mehr auf diese einwirken und die Fäulniss sich nicht, wie wir schon oben sagten, bei Bäumen mit hartem Holz diesem leicht mittheilt. 3. Die Ursachen der Krankheit. Gehen wir hiernach auf die Ursachen der Krank- heit der Oi'angenbäurae zurück, so wird man die Temperaturveränderungen und den E^euchtigkeits- wechsel der Luft nicht als Ursache der Krankheit, nach Analogie der Kartoffelkrankheit, anklagen dürfen. W'ir haben vielmehr die Ursachen der Wurzelverderbniss in der Erde zu suchen, und da- bei müssen wir auf die Beschaffenheit des Bodens, der bei der Kultur verwendet wird, zurückkommen. Vergleichen wir die als Orangenerde bekannten Bodenmischungen mit dem Boden, worin die Oran- genbäume wild wachsen und sonst im freien Lande gebaut werden, so findet sich hier ein grosser Un- terschied, der theils in der physikalischen, theils in der chemischen Beschaffenheit liegt. Der Thon- und Mergelboden ist zunächst bindend, umfasst die Wurzeln dichter und gibt der Pflanze einen festen Stand im Boden , wodurch sie den Winden einen grösseren Widerstand leisten kann, ohne dass die Wurzeln aus ihrer Verbindung mit dem Boden gerissen werden. Er hält die Feuchtigkeit lange an sich und ti-ocknet nicht leicht aus. Er ist zur chemischen Zersetzung weniger geneigt, als Humus- boden. Nun weicht aber die gärtnerische Praxis der Orangeukultur von dem sonst als allgemein gültig angenommenen Grundsatze ab, dass man der zu kul- tivircnden Pflanze womöglich denselben oder doch einen möglichst ähnlichen Boden geben müsse, als derjenige ist, worin die Pflanze wild wächst. Diese Abweichung ist mit völligem Bewusstsein gemacht worden. Die Pariser und Versailler Gärtner wis- sen sehr wohl, dass die Orangen der Provence in einem sehr fetten Thonhoden wachsen, kultiviren die Orangen aber dennoch in einem davon verschie- denen, künstlich gemischten Boden, den sie aus- drücklich Orangenerde nennen. Sie enthält viel Humus. Als Grund dieser Abweichung führt man an, dass in dem nördlichen Klima der Thonboden sich nicht trenua: erwärme, und dass man deswegen eines lockeren und stark gedüngten Humusbodens mit Ausschluss des fetten Thones bedürfe. Diese Ansicht scheint allgemein adoptirt und besonders in Deutsch- land bis zum höchsten Extrem geführt worden zu sein und noch ausgeführt zu werden. Man macht den Oransenboden in Deutschland so leicht wie möglich, düngt ihn sehr stark und glaubt dadurch die Zwecke der schnellen Anzucht und der Trei- berei am besten zu erreichen. In einem solchen Boden treiben die Orangen viel feinere und zahlreichere Wurzeln, die Wurzel- masse wird perrückenartig von der eines im schwe- 13» 100 ren Boden und freien Lande wachsenden Orangen- baumes ganz verschieden. Man glaubt sogar, dass die Orangen, in einem fetten Boden in Töpfen kulti- virt, krank würden, und dass das Mittel der Hei- lung darin bestehe , sie in einen leichten Humus- boden zu versetzen. Nun ist aber die jetzige Krankheit der Oran- genbäume der entschiedenste Beweis des Gegen- theils; denn alle kranken Orangerieen stehen in dem leichtesten Humusboden und sind eben in diesem Boden krank geworden. Mir ist nicht bekannt, dass die im freien Lande in dem fetten Klayboden ste- henden Orangen jemals faule Wurzeln bekommen hätten oder auf eine ähnliche Weise krank gewor- den wären, wie die in dem leichten, stark gedüng- ten Humusboden kultivirtcn. Hier ist ofi'enbar ein wichtiges Eäthsel zu lö- sen, das Räthsel der ganz widersprechenden Erfah- rungen, dass einmal bei der Topfkultur die in einem fetten Boden krank oder schlecht gewordenen Oran- genbäume in einem leichten Humusboden wieder kurirt und gesund werden sollen, und dann wieder die Thatsache, dass eben in diesem leichten Humus- boden die Krankheit der Orangerieen entstanden ist. Wir hätten hier erstens zu erforschen den Grund, warum die Orangenbäume bei der Topfkultur in einem fetten, schweren Boden, wenn nicht krank, doch schlecht werden, und alsdann die Ursache, weshalb gerade in demselben leichten Humusboden wieder die Orangeriekrankheit entsteht. Den Grund des Erkrankens der Topforangen- bäume in einem fetten Lehmboden glaube ich darin zu finden , dass durch das öftere Begiessen dieser Boden sich übermässig verdichtet, und dass dadurch, dass die Töpfe dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt sind, der Boden harte Krusten bekommt, die bei einem im Schatten trocknenden Boden niemals ent- stehen. Wir sehen den fetten Lehmboden in dich- ten Buchen-, Eichen- und Kastanienwäldern, selbst in Italien in der trocknen Jahreszeit nie so stein- harte Krusten bekommen, als da, wo derselbe Bo- den auf den Feldern an der Sonne austrocknet. Der beschattete, thonige Waldboden besitzt noch immer so viel Lockerheit, dass ich z. B. Cyklamenknollen in den Kastanienwäldern bei Camaldoli in Neapel mit den Fingern ausgraben konnte. Die im Freien kultivirten Orangenbäume gedeihen auch da am besten, wo sie, wie in Hyeres, einen dichten, ge- schlossenen Wald bilden, so dass kein Sonnenstrahl zur Erde dringen kann. Ausserdem aber wird in diesen Orangengärten sorgfältig für Lockerung des Bodens durch Auf- hacken gesorgt. Derselbe wird um die Bäume herum mehrmals im Sommer bis auf I-7 Fuss Tiefe aufgehackt. An eine solche Auflockerung des Bo- dens wird aber bei der Torfkultur der Orangen- bäume nicht gedacht, auch würde sie, wegen der möglichen Verletzung der Wurzeln, schwer auszu- führen sein. Die Wurzeln eines solchen mit schwe- rem Boden gefüllten Orangentopfes ersticken daher in der durch den Sonnenbrand undurchdringlich hart werdenden Erde und werden sich in einem lockeren Boden wieder erholen. Darin scheint mir allein der Nutzen des leichten Humusbodens zu bestehen, dass er in den Töpfen sich nicht zu so harten Klumpen verdichtet. Dieser lockere Humusboden hat aber anderseits wieder grosse Nachtheile, aus denen sich die Krank- heit der Orangenbaumwurzeln entwickeln kann. Erstens bilden sich darin eine Masse äusserst feiner Wurzeln, welche um so weniger den äusseren Ein- wirkungen des Bodens, des Wassers, der Tempera- tur widerstehen können, je feiner sie sind, so dass ein solcher mit einer Wurzelperrücke versehene Orangenbaum, wenn er in fette ICrde verpflanzt wird, ziemlich sicher eine Beute des Todes wird. Aber diese feine Wurzelmasse hat da, wo der Baum in dem lockeren Humusboden bleibt, andere nachtheilige Folgen, indem dieselbe den Einwir- kungen dieses Bodens selbst auf die Dauer nicht widerstehen kann. Solcher Humusboden ist wäh- rend des Sommers, um so mehr, als er gedüngt ist, in beständiger chemischer Zersetzung, in Gäh- rung und Fäulniss begriffen, der nur gesunde und starke Wurzeln widerstehen können, wogegen die feinen Wurzeln selbst dabei in Fäulniss übergehen. In dieser faulenden Wirkung des stark gedüngten Humusbodens auf die feinen Wurzeln der Bäume suche ich einen grossen, vielleicht den grössten An- theil an der in Rede stehenden Krankheit. Der Thon- boden ist weit mehr fäulnisswidrig und kann daher auch weit grössere Düngermassen ohne Nachtheil für die Pflanzen ertragen. Die zersetzende Wirkung des Humusbodens auf die Orangenbaumwurzeln wird um so grösser sein, je heisser die Sommer oder auch nur einzelne Monate des Sommers sind, und je mehr der Dün- ger frisch angewendet wird , in welchem Punkte auch nicht immer mit der hinreichenden Aufmerk- samkeit verfahren werden mag. Wenn einerseits Wärme auch für den Orangen- boden nöthig ist, so hat doch auch diese ihre Grenze, und eine zu starke Erhitzung' des Bodens wird die Wurzelfäulniss um so mehr begünstigen, als in Zersetzung begriffener Humusboden zur Kultur ver- wendet wird. Der Einfluss der Witterung der letz- ten Jahre auf die Entstehung der Krankheit ist wohl mit ziemlicher Sicherheit aus der zu starken Erhitzung des Bodens in den Kästen durch die direkte Wirkung der in den Monaten Juli und 101 August so hoch gesteigerten Sonnenwärme zu er- klären, oder gleichzeitig aus der Abwechselung von Erhitzung am Tage und Abkühlung des Nachts, wie aus der zu extremen Abwechselung von Nässe und Austrocknung des Bodens. Ein anderer Nachtheil des lockeren Humus- bodens für die Orangenbäume ist die geringere Befestigung der Wurzeln im Boden , wobei sie durch leichte Bewegungen der Pflanze, sei es beim Transport, sei es durch Wind und Wetter, vom Boden gelöst und theilweise zerrissen werden, was um 80 mehr geschehen wird, als die Wurzeln fei- ner sind. Die Sorge für ruhige Befestigung der Orangen- bäume im Boden ist selbst bei den im freien Lande und In einem fetten Boden kultivirten Orangen- bäumen eine wichtige Aufgabe der Kultur. Aus diesem Grunde sind alle guten Orangengärten der südlichen Gegenden mit hohen Mauern eingefasst, während man die Oelbäume frei an den Bergen stehen lässt. Je stürmischer die Witterung und die Lage ist, desto grösser ist die Gefahr der Wur- fe ■ o zellockerung für die Orangenbäume, wie auch für viele andere Bäume, besonders für solche, die in einem lockeren Erdreich stehen. Am grössten ist die Gefahr, wenn die Wurzel- lockerung durch Stürme oder zu der Jahreszeit ge- schieht, wenn die neue Cambiumbildung stattfindet. Ich schreibe die Krankheit der Rindenschähmg, welche ganze Waldabtheilungen und Baumgärten vernichten kann, ausser der Bodenbeschati'enheit, hauptsächlich der Wurzellockerung durch Stürme im Frühling, in der Periode des Saftes, wie man sagt , d. i. in der Periode der neuen Cambiumbil- dung zu, wobei sich dann die Rinde löst und mit der Wurzelverderbniss die normale Ernährung ge- hindert oder unmöglich gemacht wird, so dass die Bäume an Fäulniss oder Verdorren zu Grunde gehen. Aus diesem Grunde halte ich dafür, dass die Orangerie auf den Höhen von Sanssouci im Som- mer eine sehr gefährliche Lage hat. Die Befesti- gung der Bäume kann kaum sorgfältig genug ge- schehen und wird um so mehr vereitelt, je lockerer der Boden ist, in dem die Bäume stehen. In einem fetteren Thonboden ist die Gefahr viel geringer; einmal weil die Pflanzen in solchem Boden weit stärkere Wurzeln bilden, und zweitens, weil der festere oder zähere Boden die Wurzellockerung viel weniger zulässt. 4. Die Mittel gegen die Krankheit. Fragen wir uns nun, welche Mittel unter den angegebenen ursächlichen Verhältnissen gegen die Orangenkrankheit angezeigt sein möchten, so scheint es mir vor Allem nöthig, dass man die in Deutsch- land übliche , zu lockere und fast nur aus Humus ohne alle bindende Bestandtheile zusammengesetzte Bodenmischung für die Orangerieen verlassen und um so mehr thonige und kalkige Bestandtheile in die Orangenerde bringen muss, als man den Boden stärker zu düngen und die Pflanzen mehr zu trei- ben beabsichtigt. Man hat, wenn man gesunde Pflanzen behalten will, vor Allem dafür zu sorgen, dass das Wurzelgewebe der Orangenbäume nicht zu fein und perrückenartig verfilzt wird ; denn wenn auch anfangs die Bäume, namentlich in den Trei- bereien, sich bei solcher Wurzelbildung noch wohl befinden, so hält dieser Zustand für die Dauer nicht an, und die Pflanzen leiden später nothwendig immer an Wurzelverderbniss und gehen dann ein. Indem ich so eine Veränderung der Boden- bestandtheile für die Orangenerde empfehle, bin ich jedoch nicht der Ansicht derjenigen Botaniker, welche meinen, dass jode Pflanze durchaus einen besonderen Kalk-, Kiesel- oder Thonboden haben müsse, um überhaupt nur zuwachsen; dass es eine sogenannte Bodenstätigkeit der Pflanzen gebe. Viel- mehr halte ich es für sicher, dass eine und dieselbe Pflanze in den verschiedenartigsten Bodenarten wach- sen, und hinwiederum die verschiedenartigsten Pflan- zen in einem und demselben Boden nebeneinander kultivirt werden können. Für die letztere That- sache liefern uns die botanischen Gärten hinrei- chende Belege ; und auch für die erstere kann man viele Beispiele auch an kultivirten Pflanzen finden. Wir wissen, wie sorgfältig man in Ostindien den Baumwollenboden, den sogenannten cotton ground, einen tiefschwarzen, überreichen, seifenartigen Hu- musboden als allein für Baumwollenkultur geeignet aussucht, während man die herrliche amerikanische Baumwolle in Georgien in einem kalkhaltigen Sande, der hier als ebenso nothwendig wie der Humus- boden in Ostindien betrachtet wird, baut. Die Ana- naspflanze wird in einem von dem, worin sie wild wächst, sehr verschiedenen Boden kultivirt. Allein dessenungeachtet ist die Verschiedenheit des Bodens in der Pflanzenkultur keinesweges eine gleichgültige Sache und Gärtner wie Landwirthe erfahren immerfort, trotz aller entgegenstehenden Theorieen , wie wichtig es ist , den Boden bei der Pflanzenkultur nicht ausser Acht zu lassen. Dass man Weizenboden, Gerstenboden, Haferboden, Rog- genboden unterscheidet, hat einen guten kultur- historischen Grund, und wir müssen uns ebenso- wohl einen Orangerieboden, wie die Landwirthe einen Weizen- oder Haferboden, suchen. Dies gilt aber vor allen Dingen dann, wenn wir in der Kul- tur nicht bloss dahin streben, dass eine Pflanze 102 überhaupt nur wachsen, sondern auch, dass sie gut wachsen und gedeihen und noch mehr, dass sie gut blühen und Früchte von bestimmten Eigen- schaften tragen soll. Dass sich die Bodengüte den jetzt herrschenden Ansichten gemäss nach den chemischen Bestand- et theilen allein sollte berechnen lassen, halte ich für einen grossen Irrthum und meine, dass hier die Berücksichtigung der Eigcnthünilichkeit in der Le- bensart und der Verdauungskraft, die grössere oder geringere Zählebigkeit der Pflanzenart oder Varie- tät, die damit zusammenhängende Widerstandsfähig- keit derselben gegen Boden- und W'itterungs-Ein- flüsse viel wichtigere Dinge für die Pflanzenkultur sind, und dass die Vernachlässigung dieser Dinge über die Berechnung der chemischen Luft- und Bodenbestandtheile uns in der Erreichung der gärt- nerischen Zwecke mehr geschadet als genützt hat. Wir wissen, dass der Weizen eine Bodenerhärtung und Trockenheit verträgt, wobei Gerste und Rog- gen zu Grunde gehen, dass Pflaumenbäume, Kirsch- bäume eine viele Fuss tiefgehende Austrocknung des Bodens aushalten, wobei Aepfel- und Birnbäume absterben , oder doch keine guten Früchte mehr tragen, alles Dinge, welche allein von den Lebens- eigenschaften der Pflanze abhängen. Ich behaupte, dass für die Pflanzenkultur nicht bloss eine Agri- kulturchemie, sondern viebuehr eine Agrikultur- physiologie nothwendig ist. Bei den Verhältnissen der Pflanzen zum Boden kommt auch, wenn man von der Düngung zunächst absieht, viel mehr auf die physikalischen Eigenschaf- ten, auf die Erwärmungsf'ähigkeit, die wasserhal- tende Kraft, die bindende Eigenschaft, als auf die chemischen Bestandtheile an, von denen die mei- sten sich in jedem Boden finden. Die Namen war- mer und kalter, feuchter und trockener, zäher und lockerer Boden deuten die Wichtigkeit solcher Eigenschaften für die Pflanzcnkultur an. Soll ich von diesen Grundsätzen aus wieder auf die bestimmte Bodenmischung für Orangerieen, wodurch die Bäume am sichersten gesund erhalten und kranke kurirt werden können, zurückkommen, so tritt hier einige Schwierigkeit je nach den ver- schiedenen Kulturzwecken, z.B. der Treiberei, oder nach den vorhandenen Mitteln, den Oertlichkeiten und Lagen cntsrcgen, wodurch verschiedene Modi- fikationen der Behandlung erforderlich sind. Ich halte aber d^n allgemeinen Grundsatz fest, dass eine der Natur der Orangen- und Citronen- bäume entsprechende Orangenerde durchaus viel thonige und kalkige Bestandtheile enthalten muss; dass wir einen mergeligen Boden, dem ähnlich, worin die Bäume wild wachsen, geben müssen. Wie diese Bodenbildung dann mit den Zwecken der nöthigen Erwärmung desselben in Verbindung zu bringen, ist eine weitere Frage. Meine Ansicht, dem Orangenboden mehr Thon- und Kalkgehalt zu geben, findet, wenigstens in Bezug auf den Thongehalt, auch eine Stütze in der Mischung der Orangenerde, deren man sich, wenigstens früher, in Versailles bediente. Diese Erde wurde dort aus einem fetten Thonboden, der sogenannten Normalerde von Clamart, und humöser Haideerde, von jedem die Hälfte, gemengt, dann mit Dünger in Haufen mehre Jahre lang aufge- schichtet. Mir ist nicht bekannt,' ob man diese Bodenmischung beibehalten , oder der allgemeinen Neigung, die Orangenerde zum Zweck des Trei- bens immer leichter und dungreicher zu machen, gefolgt ist. Ich glaube aber, dass eine Bodenmischung, welche ausser Thon auch noch Kalk enthält, vor- zuziehen ist, weil der Boden der Orangengärten in Hyeres, in Nizza, in Neapel und Sicilien mehr oder weniger kalkhaltig ist. Besonders ist dies mit dem Boden von Nizza der Fall, welcher viel Kalk, und, wie ich meine, auch ziemlich viel Gyps enthält. Gyps nndAustern schalen scheinen mir zweck- mässige Bodenmischungstheile. Der Kalk macht den schweren Boden mürbe. Wichtig scheint mir noch, dass der Orangen- boden nicht zu fein gepulvert oder geschlämmt sein darf. Der Orangenboden in Südfrankreich, in Sor- rent bei Neapel und in Sicilien ist ein grober, mit vielen Kalk- und anderen Steinstücken vermengter Boden. Ich würde also empfehlen den Orangen- boden etwas grobkörnig zu machen, sei es durch Zumengung von grobem Kies, Austernschalen oder von Kalksteinschutt, oder Schutt von Kalkchausseen. Dadurch wird der Boden auch zugleich durchlas- send für das Wasser werden und die zu feine Wurzelbildung der Bäume verhindern. Am passendsten würde es sein, (JU Procent Thon-, 3U Procent Kalk- und 10 Procent Sand- gelialt zu nehmen und diesem Gemenge einen glei- chen Theil seines Volumens an Haideerde, Laub- erde oder Holzerde zuzusetzen. In Betreff der Düngung bemerke ich, dass man in Sildirankreich und namentlich in Nizza die Oran- genbäume nur mit einer Jauche von vermodertem Abtrittsdünger düngt. Da man in China die Thee- pflanze ebenso nur mit menschlichen Exkrementen düngt, so ist zu vermuthen, dass man dasselbe Ver- fahren auch dort bei der Orangenkultur anwendet, um so mehr, da man dort gar keinen andern Dün- ger hat. Unter allen Umständen halte ich es für wichtig, die Düngung nicht zu übertreiben, jährlich nur ein- mal im Frühling oder Winter, noch besser nur jedes 103 zweite oder dritte Jahr zu düngen und immer nur vermoderten, nicht frischen Dünger zu verwen- den. Frischen Dünger und namentlich während des Sommers angewendet, hake ich für Orangen, wie für Obstbäume überhaupt, für schädlich und um so schädlicher, je leichter der Boden ist. Man kann jeden Baum um den Preis eines stärkeren Blühens auf diese Art zu Tode düngen ; die Orangenbäume sind allerdings zählebiger als unsere Obstbäume, aber auch sie halten die Mastkultur nicht auf die Dauer aus. Die Orangenbäume halten das Treiben in einer dungreichen Erde, selbst in den Mistbeeten, sehr gut aus, wenn sie sich in geschlossenen Räumen, wie in Glashäusern befinden, in denen eine von Wassei'dämpfen feuchte Luft vorhanden ist. Die feuchte Luft hindert die Ausdünstung der Blätter und damit zugleich eine zu starke Einsau- gung der mit Dünger imprägnirten Bodenfeuchtig- keit durch die Wurzeln, und unter solchen Verhält- nissen schadet selbst der stark faulende Boden wenig; die Orangenwurzeln halten es auch in rei- nem erhitzten Pferdedünger in geschlossenen Mist- beeten aus. Dies wird aber ganz anders, wenn sie mit treibender Düngererde an der freien trocke- nen Luft sich befinden, wo die Ausdünstung der Blätter sehr verstärkt wird und damit die Einsau- gung roher Düngerbestandtheile durch die Wurzel übermässig vermehrt und faulende Säfte des Bo- dens in die Pflanze gebracht werden. Die Oran- genbäume vertragen stai-ke , frische Düngung in freier, trockner Luft durchaus nicht, und wahr- scheinlich ist die bei im Freien stehenden Orangenbäumen angewendete zu dungreiche Erde eine Hauptursache der Krankheit. Eine trockne Witterung wird die Krankheit um so mehr begün- stigen, je stärker gedüngt worden ist; wogegen eine feuchte , treibhausartige Luft , wie wir sie im Mai nicht selten haben, die Bäume gesund erhält. Nicht bloss die Kälte, sondern die Trockenheit, der Ke- genmangel, besonders bei stürmischer Witterung im Mai, begünstigen die Krankheit da, wo stark ge- düngt worden ist. Man könnte die Orangenbäume Seeuferpflanzen nennen, welche eine feuchte Seeluft lieben. Der grosse Poyangsee in China, um welchen sie wild wachsen, ist einem kleinen Meere gleich ; hier, wie in Masenderan und Ghilan dampft der Boden im Sommei', und in dieser feuchten Luft gedeihen sie am besten. Die Gegenden, wo Orangenbäume wild wachsen oder verwildern oder im Freien gedeihen, haben eine für Menschen höchst verderbliche Fie- berluft; es sind die italienischen und südfranzösi- schen Maremnen, wo diese Pflanzen am besten ge- deihen. Ein Kontinentalklima sagt den Orangen- bäumen nicht zu, und in einem solchen müssen sie in Rücksicht auf ihren natürlichen Standort sehr sorgfältig behandelt werden und gedeihen nur bei reiner Bewässerung. Ueber neue Formen einiger Sunnuerlilunien. Wir geben in Folgendem, wie wir jedes Jahr zu thun pflegen, einen kurzen Bericht über die neuesten Formen einiger Sommerblumen, die in ver- schiedenen Verzeichnissen empfohlen werden. 1. Acroclinium roseum Hook. Von dieser leider nur zu langstieligen Immortelle mit rosen- rothen Blüthenkörbchen besitzt man seit einigen Jahren eine Form, bei der diese weiss sind. 2. Alonsoa Warszewiczii Reg. wurde be- reits im ersten Jahrgange der Wochenschrift (Seite 34) besprochen. Von England aus empfiehlt man jetzt eine Abart mit gedrängtem Wüchse als com- i pacta. 3. Amblyölepis setigera DC. befand sich schon länger in botanischen Gärten, bevor sie durch den Engländer Thompson in die Verzeichnisse kam. Es ist ein Kürbchenträger aus der Verwandt- schaft der Helenien und wird wohl in Gärten der Privaten keinen Efi'ekt machen. 4. Anagallis grandiflora Napoleon III und Eugen ie haben wir schon im vorigen Jahr- gange (Seite 188) besprochen. f). Antirrhinum striatum eximium und striatum nanum. Sehr hübsche Formen unse- res gewöhnlichen Löwenmauls, die leider leicht aus- arten und sich verändern. 6. Aquilegia vulgaris L. cary ophylloi- des. Der nelkenblüthige Akelei ist eine Staude, wie die übrigen Arten und zeichnet sich durch gefüllte weisse Blüthen aus, deren Blätter aber roth gestreift und gefleckt sind. 7. Arctotis breviscapa Thunb. Die Haupt- art ist im 1 . Jahrgange der Wochenschrift (Seite 35) empfohlen. Durch Joh. Nik. Haage in Erfurt erhalten wir eine Abart, bei der die Basis der Strah- lenblüthchen eine schwarzpurpurne Farbe hat und dadurch in dem Blüthenkörbchen (der zusammen- gesetzten Blüthe) rings um die sogenannte Scheibe einen eben so gefärbten Gürtel bildet. 8. Callirrhoe pedata A. Gr. Diese den ächten Malven nahe stehende Pflanze hat zwar sehr schöne rothe Blüthen, wächst aber so langästig und langstielig, dass sie kein schönes Ansehen besitzt und deshalb auch weniger Beifall fand. Seitdem hat man nun eine Form von gedrängteni Wüchse mit dem Beinamen nana, die alle Empfehlung ver- 104 dient. Ob übrigens C. pedata sich hinlänglich von C. diffitata A.Gr. unterscheidet, möchten wir bezweifeln. Wegen des blaugrünen Ansehens und des Mangels fast aller Behaarung sind wir geneigt, die Gartenpflanze vielmehr für C. digitata zu halten. (S. übrigens 1. Jahrg. der Wochenschrift, Seite 94, wo sie als Nutallia pedata Hook, be- schrieben ist.) 9. Campanula errecta, ein Sämling der C. p rimulaefolia Bret., die meist als C. pere- grina in unseren Gärten ist und eine der schön- sten Rabattenptianzen darstellt, aber frostfrei über- wintert werden muss. Die Farbe der Blume ist noch dunkler violettblau, als bei der Hauptform. 10. Clarkia pulchella Pursh. Von dieser eleganten Blume wurde schon vor einigen Jahren eine Form mit der Bezeichnung i n tegrip et ala eingeführt, deren Blumenblätter, wie auch der Name sagt, ganzrandig sind; eine andere dagegen als pul- cherrima mit grösseren und lebhafter gefärbten Blumen. In diesem Jahre haben wir 3 neue For- men erhalten. Eine als striata mit Blüthen, de- ren Grundfarbe zwar weiss ist, aber durch rosa- violette Streifen unterbrochen wird, eine niedrig- bleibende und gedrängt wachsende Form als Tom Thumb und eine mit grossen lilafarbigen Blüthen (Cildcina grand iflöra). Von der nahverwand- ten , sich durch gezähnelte Blumenblätter unter- scheidenden C. elegans Dougl. besitzt man eine Form mit gefüllten weissen Blüthen. 11. Coreopsis card ami n aefolia T. et Gr. ist wohl noch schöner, als die bekannte C. tincto- ria Nutt. (Calliopsis bicolor), wächst aber ebenfalls zu langästig. Man hat von ihr jetzt eine Form mit gedrängterem Wüchse , so dass die ganze Pflanze ein kugeliges oder auch mehr pyramidenförmiges Ansehen besitzt. Sie wird in den Verzeichnissen als hybrida, also als Blendling, aufgeführt, was uns sehr unwahrscheinlich scheint. Von der C. tinctoria Nutt. besitzt man noch eine Zwergform, deren Zweige mit kleinen flügelartigen Blättchen besetzt sind. Sie führt in den Verzeichnissen den Namen Calliopsis elegans muscosa (S. übri- gens 1. Jahrg. d. Wochenschr., S. 62). Die ganz dunkelbraunblüthige, längst bei uns bekannte Form wird von England aus als Calliopsis bicolor speciosa empfohlen. \2. Die verschiedenen Collinsien haben wir schon im ersten Jahrgange (Seite 5G) besprochen. Wir fügen den dort angegebenen Formen nur noch die dunkelblaurothe Form der C. bicolor bei, welche in den Verzeichnissen als atrorubens vorkommt. C. multicolor (auch bicolor) marmorata mit weiss- und rosafarbigen Blüthen steht der Hauptart an Schönheit nach und verdient keine weitere Em- pfehlung. 13. Zu den bereits im 1. Jahrgange (Seite 56) angeführten Formen von Convolvulus kommen neuerdings noch 2, eine mit weisslich-blauen (C. tricolor subcoerüleus) und eine mit dunkel- purpurvioletten , verhältnissmässig grossen Blumen. Die letztere ist auch robuster im Bau. Warum diese den Namen C. tricolor monstrosus erhalten hat, begreifen wir nicht. 14. Cup hea o cy mo i d es Dne ist bereits im 2. Jahrgange (Seite 86) besprochen. 15. Delphinium Consolida L. ist bekannt- lich unser Feldrittersporn, der aber in den Ver- zeichnissen der Handelsgärtner meist als Levkojen- Rittersporn aufgeführt wird. Von ihm besitzt man jetzt auch gefüllte Formen und zwar in mehrern Farben. Ausgezeichnet ist die neue Sorte, welche als dreifarbige (D. Consolida elegans tricolor) in den Verzeichnissen steht. Eine Aussaat gibt einfache und gefüllte, zum Theil aber auch dreifar- bige : weiss, rosafarben oder purpurfarben und blau. Die Pflanzen wachsen gedrängter und kürzer und besitzen deshalb auch ein hübscheres Ansehen, als der Rittersporn unserer Felder und als die älteren Spielarten. 16. Dianthus chinensis und Heddewigii. Mit diesen Nelken hat vor Allem Benary in Er- furt Ausserordentliches geleistet. Wir haben selbst im vorigen September Kenntniss von seinen Bestre- bungen genommen. Es mögen wohl selten so viele glückliche Resultate durch gegenseitige Kreuzungen gewonnen worden sein , als grade hier. Wir ent- halten uns dieses Mal des Näheren, weil es zunächst zu viel Raum in Anspruch nehmen dürfte, ander- seits aber uns auch der Hoffnung hingeben dürfen, dass Benary selbst uns im Verlaufe des Sommers in den Stand setzen wird, uns bestimmter darüber auszusprechen. Wir werden dann auch Gelegen- heit nehmen, ausserdem über die Erfolge Anderer zu berichten. 17. Eucharidium conciunum F.etM. und grandiflörum F.etM. sind 2 kalifornische Som- mergewächse aus der Familie der Onagrarien und kaum specifisch von einander unterschieden. Die Blumen haben eine rosenrothe Farbe, welche oben durch purpurrothe Flecken unterbrochen wird. Im äussern Ansehen und in der Behandlung kommen sie mit den Clarkien überein, sind aber weniger schön. Ausser den rosablüthigen hat man neuer- dings auch eine weissblüthige. (Fortsetzung folgt.) Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse b"2. Druck von J. F. Starcke in Beriia. Wochenschrift des Vereines zur IJeförderuno; des Gartenbaues in den Königlicli Preussischen Staaten 'für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. JW. 14. Berlin, den 4. April 1861. Preis des Jahrganges 5y Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstahen des deutsch-Österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Pfl.anzen- und Blumen- Ausstellung in den herzoglichen Wintergärten zu Biebrich a. R. vom 31. März bis zum 18. April. — Hyacinthenflor in Berlin. Die Pfl.iiizeii- and ßliiiiien-Aiisstelliing in den herzoglichen Wintergärten zu Biebrich a. E. vom .il. März bis zum IS. April. Man erzählt sich, dass zwei Reisende Schiff- bruch litten und auf eine Insel verschlagen wur- den. Voll banger Besorgniss irrten sie eine Zeit lang umher, ob Wilde, ob Menschen der Kultur das Eiland bewohnen möchten? Da fanden sie Blu- men in der Nähe eines Baches gepflanzt. Wohl uns! riefen Beide zu gleicher Zeit aus; wo man Blumen hegt und pflegt, da können nur gute Men- schen wohnen. Wenn schon Ackerbau milde Sit- ten anzeigt, so thut dieses noch in erhöhtem Masse Blumenzucht, denn diese ist schon ein lebendiges Zeichen eines inneren Seelenlebens ; sie ist in ihren Anfängen auch der Anfang einer höheren, ästheti- schen Bildung. Schon im vorigen Jahre hatte der herzogliche Gartendirektor Thelemann in Biebrich a. Rh. durch ein Progi-amm an alle Gärtner und Garten- besitzer die Aufforderung erlassen, sich an einer grossartigen Ausstellung von Pflanzen und Blumen zu betheiligen. Der Herzog von Nassau, nicht we- niger Freund und Kenner , als Beförderer und Schützer der Gärtnerei und allem, was damit zu- sammenhängt, hatte bedeutende Summen zur Ver- fügung gestellt, nicht allein zur würdigen Aufstel- lung der eingehenden Pflanzen und Blumen, son- dern auch für die Anerkennung dessen, was gärt- nerischer Fleiss, Umsicht und Studium Tüchtiges geleistet. Man sagt sonst, dass da, wo die Gegend schön ist, die Gärtnerei auf einer tieferen Stufe steht. Es ist hier nicht auf gleiche Weise das Bedürfniss vorhanden , seine nächste Umgebung zu verschö- nern, als da, wo Mutter Natur stiefmütterlich im Spenden ihrer Reize gewesen, wo sie vielleicht gerade dem sinnigen Menschen Gelegenheit geben wollte, sich aus dem, was sie an andern Stellen ge- schaffen, ein harmonisches Ganze zusammen zu setzen. Geistvolle Menschen bedürfen auch zu ihren Schöpfungen der Schwierigkeiten und der Hinder- nisse, um Grosses zu schaffen. Fürst Pückler- Muskau wählte sich gerade die öde Sandgegend von Branitz bei Cottbus, um seinen nordischen Park zu schaffen. Es können aber doch ebenfalls schöne Gegen- den gerade dahin begeistern, wenn auch nicht mit der Natur selbst zu wetteifern, ihr aber doch gleich- sam Gedanken abzulauschen , die sie unausgeführt Hess und die sie nur andeutete, damit diese durch des Menschen Geist ins Leben gerufen und mit dem Uebrigen in harmonische Verbindung gebracht würden. Dass diese letztere zu Stande kommt, hat natürlich ebenfalls seine Schwierigkeiten; es bedarf vor allem des genauesten Verständnisses des Gan- zen. So verhält es sich mit den Anlagen in Biebrich, einem lieblichen Städtchen am Rhein mit einem Schlosse, in dem der Herzog von Nassau den Som- mer zubringt. Für jetzt die gelungenen Anlagen ßiebrichs näher zu beschreiben, liegt unserer Aufgabe zu fern; sie werden uns später vielleicht einmal Gele- genheit geben, auf sie zurückzukommen. Es ge- nüge hier nur mitzutheilen, dass in den Wintergär- ten, wo gerade in der Zeit, wo die Natur mit ihren Reizen sich zurückgezogen, um im Frühlinge gleich 14 106 einem Phönix in erneuter Schönheit zu erstehen, Flora jetzt ihren Tempel aufgeschlagen und in reich- lichster FüUe ihre Blumenpracht entfaltet, zum Theil auch die von nah und fern eingegangenen Ptianzen- schätze aufgenommen hatte. Es war aber ausser- dem noch ein besonderes Ausstellungshaus damit zusammenhängend angebaut. Wir haben nicht leicht ein Lokal gefunden, was so sehr dazu sich geeignet hätte , als dieses. Es ist ein längliches Viereck von 1 1 0 Schuh Länge, S3 Schuh Breite und in der Mitte von 48 Schuh*) Höhe. Die ganzen Wände sind mit einer, versteht sich , in Farben nicht hervortretenden tropischen Landschaft dekorirt. Das Licht fällt nur von oben durch etwas eingerückte, so wie senkrecht stehende und demnach immer noch seitliche Fenster, auf de- nen das ziemlich flache Satteldach ruht, ein. Da zu gleicher Zeit meist herrliches Wetter die Zeit der Aus- stellung begünstigte, so war innerhalb des Lokales auch in der Regel eine so günstige Beleuchtung vor- handen, wie sie wohl ebenfalls selten gefunden wird. 6 Säulen trugen auf jeder Seite das Dach und waren zu gleicher Zeit dazu benutzt, um am Grunde sowohl im achteckigen und (i Fuss im Durchmesser enthaltenden abgeschlossenen Kaume, als auch ohn- gefähr 4y Fuss hoch auf wenig kleinerem, sich rings- herum ziehenden Simse Gruppen von allerhand Pflanzen und von Zwiebelblumen aufzunehmen. Von oben hingen '24, ein Paar Fuss im Durchmesser ent- haltende Ampeln in 4 Reihen und zwar zu 2 mehr nach den Seiten hin und abwechselnd tiefer herab. Geschmückt waren sie mit lebhaft gefärbten Blu- men, hauptsächlich Kamellien, und gehoben durch das freudige Grün der Blätter, während Epheuran- ken an den Seiten heruntersebosren waren. Die Mitte des Ausstellungsraumes wurde durch ein längliches Bassin ausgefüllt. Mitten aus ihm erhob sich ein keineswegs schwacher Wasserstrahl bis zu einer Höhe von gegen 24 Fuss. Ausserdem plätscherte kaskadenähnlich von nicht unbedeuten- der Höhe Wasser im Hintergrunde nach unten und belebte wunderbar die sonstige heilige Ruhe des Blumentempels zur Zeit, wo die Ausstellung noch nicht eröflnet war und nur einige Menschen sich langsam, bald schauend, bald sinnend, dahin be- wegten. Rings um das Bassin erhob sich das Terrain in sanfter Wölbung und bildete ein wenig läng- liches Viereck, was an allen Seiten im eigentlichen Sinne des Wortes eine Blumenpracht entfaltete, wie wohl kaum in dieser Weise durch irgend eine Ausstellung des Festlandes sowohl, als jenseits des Kanales, geboten werden möchte. Dazu kam nun *) Der nassausche Schuh ist über halb Mal grösser als der preussische Fuss, und verhält sich zu diesem wie 1,5931 : l,UOtlO. noch das günstigste Licht. Der Eintritt aus dem einen der gewölbten Häuser des Wintergartens ver- setzte gewiss jeden, der für dergleichen Genüsse nur irgend einen Funken Gefühl noch in sich trägt, nach den nur in der glühenden Phantasie eines Morgenländers existirenden Gärten der Tausend und Einen Nacht. Der den Erzählungen der Sche- heserade eifrig horchende, dereinst mächtige Chalif Harun -al- Raschid hätte hier in der Wirklichkeit sehen können, was ihm in den lebendigsten Farben zwar, aber doch nur durch sonderbare Ideen-Kom- binationen verbunden, geschildert wui'de. Ein A z aleen-Meer, wellig wie das Element, mit dem wir die hier aufgestellte Gruppe vergli- chen, stand im Vordergrunde. An den Seiten er- höht, in der Mitte dagegen vertieft schien es, als wenn auch hier das feste Land ( d. h. der umge- bende Weg) seine Anzit^iungskraft ausgeübt hätte. Alle Nuancirungen des brennenden Roth, des zar- ten Rosa und des gemischten Violett waren vertre- ten und wurden durch die hellgrünen Fächerblätter zweier Chamaerops humilis, die mehr vorn standen, seitlich dagegen durch die weniger dunkel- laubigeren Y u k k a - r e c u r V a - Exemplare einestheils sehr gehoben, andernthoils hatte man das doch biswei- len hervortretende Grelle der Farbe dadurch gemildert. Dazu kam auch noch, dass weiter hin an den Seiten südamerikanische Nadelhölzer von nicht unbedeuten- der Höhe und am Fusse noch umgeben von einigen breitern Blattpflanzen, besonders Cycadeen, das Grün vermehrten und dem Auge zu gleicher Zeit einen Ruhepunkt darboten, um sich zu neuen Genüssen in weiterer Ferne vorzubereiten. Drüben breitete sich eine Gruppe blühender Cinerarien aus, vom Rande des Bassins allmäh- lig aufsteigend. Grade diese Entfernung des feu- rigsten Blau, Weiss und Rosa in den Blüthen ge- nannter Blumen gestattete es, miti mehr Ruhe die einzelnen Pflanzen zu beschauen, als es in der Nähe möglich gewesen, insofern nicht gesättigtes Grün zur Milderung vorhanden. Es unterliegt kei- nem Zweifel, dass die Cinerarien die feurigsten Blumen besitzen, aber eben deshalb, namentlich wenn Massen vorhanden, einer Milderung bedürfen, sei es durch gehörige Entfernung, sei es durch entgegengesetzt-wirkende Pflanzen. An beiden Sei- ten schlössen sich pontische Azaleen mit leider viel zu matten Blumen an, um, wie es wohl zu wünschen gewesen, auf das Ganze mehr Einfluss auszuüben. Ueber den Cinerarien, aber nach jenseits ab- fallend, befand sich eine Rosengruppe, der sich über den (wie man sich wohl denken kann, nicht sicht- baren) Weg eine zweite und zwar weit grössere anschloss. Die Entfiernung erlaubte allerdings nicht, 107 näher zu unterscheiden und nm allerwenigsten den | Werth der einzelnen Sorten abzuwägen; dieser Um- stand aber grade übte auf den vorn Schauenden einen eigenthümlichen Reiz aus. Das Sinnbild der eben erblühfnden Jungfrau mahnte, den Ort, wo man sich vielleicht schon zu lange im Sinnen ver- loren, zu verlassen ; das Auge vermochte auch nicht weiter zu schweifen, denn die tropische Landschaft auf der Giebelseite schien sich in weiter Ferne zu ver- lieren. Hier erhoben sich wiederum hohe T a x o d i u m semper viren s, Dacrydium elatum und Ära u- carien. Wir haben schon angedeut.et, dass um das viereckige, mit Blüthensträuchern und Blumen ge- schmückte und in der Mitte das längliche Bassin ein- schliessende Terrain, ein ziemlich breiter Weg führte, der jedoch durch die Säulen und dessen, was ihnen angefügt war, vielfach unterbrochen wurde. Die Wand auf der vordem Giebelseite war rechts und links vom Eingange und sich zum Theil noch an den Seitenwänden entlang ziehend , mit sehr gros- sen Gruppen ostindischer Alpenrosen oder Rhododendren geschmückt. Es waren aber nur zum allergeringsten Tlieile- die reinen Arten, wie sie namentlich das Himalaya-Gebirge und die Ho- hen der grossen Sunda-Inseln, Java und Sumatra, besitzen, vertreten, sondern man sah fast nur, aber die lieblichsten. Formen, dis erst durch des Men- schen Kunst entstanden. Da erschaute man, was der menschliche Geist vermag, wenn er von Kon- sequenz und Energie unterstützt wird. W^ir wer- den später uns mit dem Einzelnen vertraut machen. Gehen wir der einen Seite entlang, so finden wir eine Gruppe von allerhand Blüthensträu- chern und Blumen, worauf gegen die hintere Giebelwand hin eine Aufstellung von Pflanzen folgte, die hauptsächlich reich an Neuheiten war. Wir wan- dern zwischen beiden , bereits erwähnten Rosen- gruppen hindurch und gelangen auf die andere Seite. Recht passend war hier eine Gruppe gut- gezogener Koniferen aufgestellt. Ihr schloss sich mehr nach vorn und wiederum gut beleuchtet eine sehr grosse Gruppe indischer (oder vielmehr chi- nesischei") Azaleen an. Während jene Gruppe genannter Blüthensträucher sich mehr durch Neu- heiten und eigene Züchtungen auszeichnete, so wa- ren hier hingegen die einzelnen Exemplare vorzüg- lich gut gezogen, so dass fast jede einzelne Pflanze als sogenannte Schaupflanze hätte gelten können. Eine ausgezeichnete Sammlung Kamellien machte den Schluss. Zu ihr gehörten auch die bei- den Gruppen, welche sich nach hinten den zuerst erwähnten Azaleen anschlössen, aber bei der Be- sprechung derselben von uns nicht erwähnt wur- den, weil man sie einestheils, vorn stehend, nicht sah, sondern dieses nur von der Seite aus gesche- hen konnte, anderntheils aber, weil sie zu jenen gehörte und wegen Mangel an Platz nicht daselbst untergebracht zu werden vermochten. Zu bedauern war, dass sie, da alle Pflanzen unmittelbar auf dem Boden standen, die Blumen sich dem Auge nicht in der Weise zeigen konnten, als es bei etwas er- höhter Stellung möglich gewesen wäre. Es heisst im Programm, die herzogliche Gärtnerei in B i e b r i c h k o n k u r r i r t nicht mit. Es kann uns dieses aber nicht abhalten, der- selben um so mehr einige Aufmerksamkeit zu wid- men, als die Häuser selbst nicht allein jeder Aus- stellung würdig geschmückt waren, ausserdem auch mit dem eigentlichen Ausstellungshause im Zusam- menhange standen, sondern auch in der That ein besonderes festliches Gewand angelegt hatten und ihr Inhalt selbst mit dem des Ausstellungshauses in die Schi-anken treten konnte. Dazu ist es vor allem nothwendig , uns zuvor mit den Räumlich- keiten der Gärtnerei etwas vertraut zu machen. Diese nimmt mit ihren 9 Häusern ein längliches Viereck von über 200 Fuss Länge und 150 Fuss Breite ein, und hat im Allgemeinen eine südwest- liche Ijage. 'i gewölbte Glashäuser von '25 Fuss Breite ziehen sich 195 Fuss lang dahin, und be- sitzen vorn viereckige Vorhäuser, von denen das eine den Eingang bildet, das andere hingegen vom Direktor als Arbeitszimmer benutzt wird. Beide Längshäuser stehen mit einem ebenfalls gewölbten dritten Hause in Verbindung. Dieses 95 Fuss lange Querhaus hat in der Mitte eine Kuppel, von der aus man in das sogenannte kleine Winter- oder Koniferen-Haus gelan-^t. Letzteres stellt wiederum ein längliches Viereck dar mit dem grössten , dem gewölbten Querhause gleichlaufenden Durchmesser von 65 F'uss, während die Breite nur 45 Fuss be- trägt. Eine Seitenthür führt von hier in nördlicher Richtung nach dem eigentlichen Ausstellungshause, was zu diesem Zwecke besonders erbaut war. Ausser dem eben erwähnten gewölbten Glas- hause stehen aber die beiden Längshäuser noch durch 5 schmälere Querhäuser, die natürlich sämmt- lich die Länge von 95 Fuss besitzen, mit einander in Verbindung. Sie sind auch niedriger und haben Satteldach im rechten Winkel. Das vorderste, also am Meisten nach Süd -Westen gelegene ist am schmälsten und für die Vermehrungen bestimmt, das zweite enthält dagegen hauptsächlich Neuhol- länder, das dritte kapische Haiden (Eriken), das vierte neuholländische Haiden (Epakrideen) und das fünfte, was am Breitesten ist, endlich Kamellien. Was den Inhalt der breiten gewölbten Glas- häuser anbelangt, so ist das eine Längshaus für Neuholländer, das gegenüberliegende hingegen für 14* 108 Azaleen, Rhododendren und Kamellien bestimmt, während das äusserste Querhaus Palmen und son- stige tropische Pflanzen einschliesst, demnach auch ein Warmhaus darstellt. Da eine Sammlung tro- pischer Palmen von Gent, eben so wenig, wie eine andere von Farnen aus Planitz bei Zwickau im eigentlichen Ausstellungshause keinen Platz gefun- den, so hatte man sie ebenfalls hier untergebracht. In den Jahren, wo keine Ausstellungen statt- finden, stehen vom Februar an bis zu der Zeit, wo die Natur im Freien erwacht, die Häuser dem Blu- men und Pflanzen liebenden Publikum die ganze Tageszeit über offen und werden, wie mir berich- tet wurde, sehr viel besucht. Ohne Karte und ohne sonstige Erlaubniss wird Jedermann, ob vornehm, ob gerine, eingelassen und kann sich vollständig, gleich dem hohen Besitzer, der oft unerkannt, aber auch erkannt, lustwandelt, um sich nicht weniger an dem Schönen, was hier geboten, zu erfreuen. Die- ses Jahr hatte der Direktor Thelemann es jedoch so eingerichtet, dass die Blüthenflor sich weniger auf 2 Monate vertheilte, als vielmehr sich auf die Tage der Ausstellungszeit konzenti-irte. Die ge- wölbten Glashäuser waren demnach jetzt beson- ders festlich geschmückt. Obwohl man glauben sollte, dass die gegebene geringe Breite kaum ge- bogene Pfade erlaubte, so war doch in dieser Hin- sicht das Möglichste gethan. Man sah einmal wie- derum, dass selbst bei ungünstigen Verhältnissen ein schaffender Geist immer noch etwas vermag. Das eine Längshaus scliloss Neuholländer und diesen entsprechende Pflanzen, besonders Bewohner Japans, ein. Neben verschiedenen Akazien in Blüthe, waren es Epakrideen, die hier in grösster Mannig- faltigkeit der Blüthen vorhanden waren. Deutzien und Dicentren nebst einzelnen pontischen und chi- nesischen (indischen) Azaleen vermehrten die Blü- thenflor. Dazwischen fehlte es doch auch nicht an dem nöthigen Grün , um einestheils grelle Farben zu mildern, anderntheils aber auch grade das Feuer der einen oder andern Farbe zu erhöhen. Dass die Aufstellung auch hier gelungen war und an Ele- ganz der des eigentlichen Ausstellungsraumes nicht nachstand, dafür musste wohl schon der Schönheits- sinn des Direktors Bürge sein. Das andere Längshaus enthielt in seltener Fülle und Mannigfaltigkeit Alpenrosen, Azaleen und Ka- mellien. Es wäre wohl werth gewesen, hier in's Einzelne etwas einzudringen, wenn wir uns nicht vorgenommen hätten, grade dem Inhalte des Aus- stellungshauses unsere meiste Aufmerksamkeit zu- zuwenden. Die einzelnen, aufs Engste mit ein- ander verbundenen Gruppen bildeten bald eine Art vorgeschobenen Blüthenhaines, über den man den gewundenen Pfad zum Theil verfolgen konnte, bald waren sie mehr nischenartig zurückgedrängt und zwangen das Auge, dem Einzelnen sich mehr zu- zuwenden. So boten selbst die Formen der Grup- pen liebliche Abwechslungen dar; jede 10 Schritt brachte etwas Neues. Palmen und sonstige tropische Blattpflanzen schmückten, wie schon gesagt, das gewölbte Quer- haus. Das Grün mit seinen vielfachen Nüancirun- gen that dem Auge wohl, wenn des Bunten in den Blumen doch zuletzt zu viel wurde. Man ruhte hier gleichsam aus und gab sich neuen Eindrücken hin ; man bereitete sich aber auch wieder vor, um von Neuem Florens Kinder in üppigster Blüthen- Entfaltung zu schauen. Auch das seitlich -daran- stossende kleine Winter- oder Koniferenhaus brachte etwas Anderes. Die schönen Bäume aus Chili und Australien, welche hier standen, waren hübsch ge- wachsen. Alle Nadelhölzer — ■ unsere nordischen fast am Meisten — haben insofern auf den Menschen einen eigenthümlichen Einfluss, als sie ihn vorherr- schend auf sein Inneres weisen, ja selbst etwas me- lancholisch zu stimmen vermögen; man hatte die- ses aber hier in der Zeit, wo alles ausgeschmückt war, zu mildern gesucht, indem einige mit allerhand Blumen geschmückte Ampeln von oben herab hingen. Doch es dürfte auch Zeit sein, den einzelnen Gruppen der Gärtner und Privaten, welche sich freundlichst dabei betheiligt und zum gelungenen Ganzen beigetragen hatten, etwas näher zu betrach- ten. Aus den Umrissen, die wir gleich vorn im Allgemeinen gegeben, dürfte hervorgehen, dass Blü- thensträucher vorherrschten und hauptsächlich den Effekt hervorriefen. Wollen wir demnach zuerst ihnen uns zuwenden. Es unterliegt keinem Zwei- fei, dass die Königin der Blumen, die Rose, den Sieg davon trug. Wir möchten bezweifeln, ob je eine Ausstellung irgendwo, Frankreich und Eng- land eingeschlossen, gewesen, wo Rosen in solcher Mannigfaltigheit und Kulturvollkommenheit, und zwar nicht allein der Blumen, auch des Laubes, auf das man leider sonst nicht den Werth legt, als es doch selbst zur Hebung der Rose durchaus noth- wendig ist, vorhanden gewesen wären. Man konnte sie in der eigentlichen Rosenzeit im freien Lande nicht schöner sehen. Es waren 2 Sammlungen vorhanden. Die grös- sere hatte der Kunst- und Handelsgärtner Vogler in Mainz, die kleinere der Kunst- und Handels- gärtner Becker aus Weisenau bei Mainz ausge- stellt. So schön die letztere auch war und kaum etwas zu wünschen übrig blieb, wie sie ohne jene unendlich mehr bewundert worden wäre, so stand sie doch an Mannigfaltigkeit und an Neuheiten der grössern nach. Wir wollen dadurch für die klei- nere nicht etwa einen Tadel aussprechen , im Ge- 109 gentheil, wir erkennen die kleinere, vollständig in ihrem Werthe an. Sie enthielt nicht weniger als 244 verschiedene Sorten, die grössere freilich mehr, als die doppelte Anzahl. Wir müssen bedauern, dass uns kein Verzeich- niss der letztern vorliegt und vermögen deshalb auch nicht in das Einzelne einzugehen. Obwohl an allen Exemplaren Etiketten hingen, bei den neu- esten und neueren sogar auch das Jahr der Ein- führung angegeben war, so konnten wir doch nicht bei der grossen Menge von Besuchern ohne Ver- zeichniss uns eine solche Kenntniss verschaffen, als es durchaus nothwendig war, um darüber zu urtheilen. Wir ergreifen jedoch die Gelegenheit , um die Gärtner in ihrem eigenen Interesse dringend daran zu mahnen, überhaupt zunächst genaue Verzeich- nisse auszufertigen und dann auch weit mehr Sorg- falt auf sie zu verwenden , als es gewöhnlich ge- schieht. Es scheint diese Sorglosigkeit, man möchte wirklich sagen , dieser Leichtsinn , selbst — man verzeihe uns den Ausdruck — diese Rücksichts- losigkeit, namentlich gegen die Preisrichter, denen die Verzeichnisse bei ihren Aussprüchen als Leit- faden dienen sollen , im Westen Deutschlands in weit höherem Grade stattzufinden, als im Norden und Osten unseres gemeinsamen Vaterlandes. Es sind uns früher Fälle vorgekommen, die wirklich an's Unglaubliche gränzten. Und dann beschwert man sich noch hintennach über die Preisrichter, wenn diese bei den oft durch Lehrlinge angefer- tigten, unordentlichen und undeutlich-, sowie falsch- geschriebenen Verzeichnissen bisweilen das Eine oder Andere übersehen. Auch von Heinrich Nestel in Stuttgart wa- ren i Rosen vorhanden. Die Sorten waren erst vor Kurzem aus China von Fortune eingeführt und tragen dessen Namen. Nächst den Rosen waren die Alpenrosen (Rhododendren) , und zwar vor Allem die Blend- linge des Rhododendron arboreum und ande- rer Himalaya-, so wie ostindischer Arten in 2 gleich schönen und grossen Sammlungen vertreten. Es musste hier den Preisrichtern in der That schwer werden, welcher sie den Vorzug geben und welche sie demnach als die erste anerkennen sollten. Wie- derum 2 Mainzer Gärtner standen einander gegen- über: Boland und die Gebrüder Mardner, beide auch ausserdem, selbst im Auslande, als tüchtige Züchter bekannt. Liebhaber hatten hier Gelegen- heit, eine Auswahl für ihre Gärten zu treffen; aber doch möchte ihnen die grosse Menge vorzüglicher Sorten auch Verlegenheit in der Wahl bereiten. In der Boland'schen, aus 94 Sorten bestehenden Sammlung stand beispielsweise das ganze dunkele Atrorubrum neben demBylsianum, dessen Blü- then das lieblichste Hellroth besitzen, worauf wie- derum das noch ziemlich seltene Neige et Cerise folgte, wo das Innere der Blumenglocke weiss, wie Schnee, ist, während der Rand die schönste Kir- schenfarbe besitzt. Von Knightii war ein mu- tabile und ein album vorhanden. Wir nennen ausserdem als empfehlenswerth noch : Camille de Rohan, Duc de Brabant, Glorie Ganda- vensis, Mr. John Waterer, Triomphe du Nord, Roi des Beiges, Vesuvius, Sappho, Princesse Charlotte u. s. w. Grösser war die Sammlung der Gebrüder Mardner, denn sie bestand aus 14(j Sorten. Von besonderer Schönheit fielen uns folgende Sorten auf: Baron d'Osie, dessen Blumen ein eigenthümliches mattes Fleischroth besitzen, aber allmählig sich heller und weisser färben. Unterbrochen ist die j Farbe durch zahllose dunkelbraune Punkte. Einer I der besten Blüher ist ferner: Prinz Eugen. Die Farbe der Blume erscheint hier helUila; ausserdem charakterisirt sie sich noch durch eine dunkele Zeich- I nung. Prinz Alexander von Hessen ist ein Erzeugniss der Gebrüder Mardner selbst und verdient Empfehlung. Die offenen Blumenglocken sind ziemlich gross, feurig -roth, in der Mitte aber durch hellere, bisweilen ganz weisse Streifen unter- brochen. Ausserdem hat die Blume noch einzelne braune Punkte und einen ziemlich weissen Grund. Unter Nro. 1 fand sich auch ein Sämling vor, des- sen Blumen den Bau derer von Rh. Bylsianum, aber eine andere Färbung, besassen. Diese ist näm- lich nicht fleischfarben, sondern schön helllila, was am Rande dunkler wird. Wir schliessen hier die Stecklings-Pflanzen des Rhododendron Edgeworthii an, welche J. J. Rinz in Frankfurt a. M. ausgestellt hatte, und zeig- ten, wie leicht diese grossblühende und zugleich wohlriechende Alpenpflanze sich vermehren lässt. Noch mehr erregten die Blendlinge mit Rh. Gib- sonis unsei'e Aufmerksamkeit. Grösse und Farbe der Blüthen des Rh. Edgeworthii, aber im In- nern wie bei Rh. Gib sonis eine Zeichnung. Chinesischer oder, wie man gewöhnlich fälschlich sagt, indischer Azaleen *) waren ebenfalls 2 Sammlungen vorhanden. Die eine gehörte wie- derum den Gebrüdern Mardner in Mainz, die bereits so viel Verdienste sich um An- und Neu- zucht von Florblumen, wie schon gesagt, erworben haben. Die eigentliche Gruppe bestand aus 87 ver- schiedenen Sorten ; dazu kamen jedoch noch 50 Säm- linge, die besser und zur leichteren Kenntniss der Preisrichter ganz besonders aufzustellen gewesen wären. Wenn sie auch mehr zur Seite standen, *) Das Vaterland dieser Azaleen ist China, nicht Ost- indien, aus welchem Laude sie nur zuerst nach Europa kamen. 110 so wurden sie doch wegen ihrer Kleinheit zu leicht übersehen. Die schönste von allen mit einer zar- ten Pfirsichfärbung in der Bliithe ist unbedinut Helene Thelemann (Nro. 410). Aus der Mitte der ziemlich grossen Blüthe treten die in Blumen- blätter umgewandelten Staubgefässe päonienartig hervor. Nicht minder verdient Prinz Franz Jo- seph (Nro. 321) Beachtung. Die lachsfarbene Blüthe ist zwar eiid'ach , aber ziemlich gross und besitzt einen etwas welligen Saum. Roth dagegen und von schönem offenen Bau ist Prinz Willy (Nro. '■]9S). Wiederum gefüllte Blüthen hat Pro- fessor K. Koch (Nro. 413). Die Farbe ist ein eigenthümliches Roth, was sich der Fleischiarbe nähert. Als Reichblüher wurde uns Hofrath Hackländer (Nro. 414) geschildert. Die Farbe ist zwar ein mattes Lilla, neigt sich aber etwas ins Karminrothe. Die Blume ist ebenfalls gefüllt. Einen nicht minder schönen Anblick bot Olga (Nro. 41(]) dar, deren lachsfarbene Blüthen einen lebhaften Glanz besassen. Die zweite Sammlung hatte der Kunst- und Handelsgärtner Klein in Wiesbaden ausgestellt. Sie bestand aus 147 Sorten. Hier sah man von den bekannteren besseren das Schönste, was in dieser Hinsicht geleistet. Dazu kam, dass die ein- zelnen Exemplare zum grossen Theil vorzüglich kultivirt waren und fast jede Pflanze für sich be- trachtet werden konnte. Es ist dieses sonst etwas, was am allerwenigsten in Handelsgärtnereien ge- funden wird. Es versteht sich, dass auch viele der neueren und neuesten Sorten vertreten waren, wie Comte de Hainaut, Rubens von Vervaene, Roi des Doubles, Gloire de Belgique, Schöne Mainz er in u. s. w. Die pontischen Azaleen waren nur durch eine Gruppe vertreten, welche der Kunst- und Han- delsgärtner Boland aus Mainz ausgestellt hatte. Diese machen bekanntlich zum grossen Theil beim Treiben ihre Schwierigkeiten , was sich auch hier zur Geltung gebracht hatte. Die Farben waren matt, zum Theil auch die Blumen nicht vollkommen. Wir gehen deshalb nicht ins Einzelne. Die einzige Sammlung von Kamellien hatten wiederum die Gebrüder Mar du er aus Mainz geliefert. Grade dieses Jahr ist der Entwickelung der Blumen genannter Sträucher aus China nicht günstig gewesen , denn nur ausnahmsweise findet man reichen Blüthenflor. Den M ardner 'sehen Pflanzen sah man dieses nicht an, denn fast ohne Ausnahme waren die Blumen in ihrer gehörigen Vollkommenheit, obwohl die Zahl der Sorten nicht weniger als 132 betrug. Wir nennen als neu und besonders schön: die weisse Marchese Costa- bile, ferner Reine de l'Espagne mit vollkom- menem Bau, die äussern Blumenblätter bald etwas zurückgebogen, die amerikanische Feast per- fection, zart rosa mit dunkeleren Adern, Ama- dryas di Cussano, roth mit helleren, oft ganz weissen Mittelstreifen. Die Sammlung von Cinerarien war ziemlich gross und gehörte dem Kunst- und Handelsgärtner Hock aus Mainz. Leider fehlt uns auch hiervon das Verzeichniss und vermögen wir deshalb nicht in das Einzelne einzugehen. Uns schienen sie aus deutschen, vielleicht aus selbst gewonnenen Samen erzogen. Demselben Aussteller gehörten auch einige recht hübsche Stiefmütterchen (Pensees), die grossen rothen Tausendschönchen (Bellis peren- nis fl.pl.) hatte dagegen der Kunst- und Handels- gärtner Dopple b aus Erfurt eingesendet. Von Zwiebelpflanzen fand sich wiederum nur eine Sammlung vor, nämlich die von Krelage und S o ii n in Haarlem und Frankfurt a. M. Bekannt- lich haben wohl alle Hyacinthen-Züchter in diesem • Jahre nur eine geringe Freude an diesen so belieb- ten Blumen gehabt ; es gilt dieses in erhöhtem Grade noch von den holländischen. Wir wagen deshalb auch über die vorhandenen kein Unheil abzugeben, am Allerwenigsten Einzelne zu empfehlen. Ausser- dem war die Sammlung noch reich an Tulpen, we- niger an Amaryllis; letztere ohne Bedeutung. Was nun die gemischten Gruppen anbelangt, auf die man von Seiten der Ausstellungs-Direktion so grossen Werth gelegt hatte, so mögen diese für weniger umfassende Gärtnereien und da, wo kein bedeutender Pflanzenmarkt ist, ihre Schwierigkeiten haben, sonst Hessen sich wohl (iU Arten leicht zu- sammenstellen. Unter gemischter Gruppe möchte man aber doch zunächst eine gehörige Anzahl von Pflanzen verstehen, wo das nöthige Verhältniss der Blattpflanzen zu den Blüthensträuchern und Blumen gewahrt ist. Die Sammlung der Gebrüder M a r d- n e r aus Mainz bestand nur aus Blüthensträuchern und Blumen. Zeit und Raum erlauben uns nicht näher einzugehen, aber eine Pflanze müssen wir er- wähnen, da sie zwar nicht neu ist, aber wegen ihrer schwierigen Kultur immer selten bleiben wird. In solcher Schönheit und Blüthenfülle hatten wir Ge- uethyllis fuchsioides noch nirgends gesehen. Die werthvollste Sammlung an Neuheiten war unbedingt die des Rentners Phil. Engels aus Köln. Schade, dass dieselbe durch den Transport nicht wenig gelitten hatte. So vielerlei Vorzügli- ches, wenn auch zum Theil in kleinen Exemplaren, haben wir selten gesehen. So nennen wir von Pal- men: Chamaedorea cochinchinensis u. Sar- torii, Chamaerops Ghiesbrechtii, Bactris Maraya, Thrinax elegans und Latania ru- bra, ausserdem Phytelephas macrocarpa, It Billbergia gigantea und quadricolor , Dra- caena stricta vera und rubro-lineata, Be- schorneria bracteata, unser Caladium cu- preu m, was vor (i Jahren aus Berlin verschwand und nun jetzt wiederum als Gonathantus cu- preu s und Caladium Veitchii von England aus in den Handel gekommen ist, Blekeria calo- carpa, Cassupa Humboldtii, Crescentia sp. aus Aegypten, Euphoria Litchi, Hippomane longifolia, Polygonum platypetalum, Ster- culia Chicha, Miconia Lindenii, Cissus porphyrophyllus u. a. m. Die zuletzt genannte, vielleicht zu C u b e b a und nicht zu Cissus gehörige Pflanze befand sich auch in der Sammlung des Partikuiiers Braun aus Mainz und verspricht wegen der eigenthümlichen Blattzeich- nung etwas zu werden. Ausserdem enthielt die .Samm- lung auch noch andere Neuheiten, wenn auch in ge- ringerem Masse, wie Jambosa Korthalsii, La- portea crenulata, Gomphia Theophrasta, auch das interessante Amomum Cardamomum u.a.m. Unter den Namen möchte jedoch Manches zu berichtigen sein. Zu erwähnen wäre schliess- lich noch die gute Kultur der meisten Plxemplare. Die Zahl der Arten betrug übrigens nicht weniger als 137. Eine dritte Blattpflanzengruppe hatte der Kunst- und Handelsgärtner Den der in Koblenz geliefert. In ihr fanden sich recht hübsche Araliaceen vor, fer- ner einige Palmen, noch mehr Di-acäneen, jedoch keine der neueren ; ein ziemlich grosses Exemplar des Cyanophyllum magnificum, eine Anzahl von Maranten u. a. m. Wenn man nicht in der neuesten Zeit der Begonien zu viel gesehen liätte, würden die hier vorhandenen wohl mehr angespro- chen haben. Aus dem botanischen Garten in Mannheim hatte Peter Bucher ebenfalls eine Gruppe von vorherr- schend Blattpflanzen gesendet, unter denen sich ei- nige neue und hübsche Pflanzen befanden, so Po- thos argyraea, Pteris argyraea, Campy- lobotrys regalis, Stifftia chrysantha, Phi- lodendron erubescens, Acrostichum c ri- tt i tum. Im Ganzen waren 122 Arten vorhanden; dazu kamen aber noch (j'.'> mehr oder minder ver- schiedene Begonien. Eine fünfte Blattpflanzengruppe verdankte man Krelage und Sohn in Frankfurt a. M. Sie ent- hielt einige sehr hübsche Chamädoreen, ein grosses schönes Dioon edule und eine ansehnliche Yucca rec urva. Es war Schade, dass die 30 der neuesten Pal- men aus der bekannten Gärtnerei von Ambr. Ver- schaffelt in Gent nicht in dem Ausstellungshause untergebracht werden konnten und sich, allerdings in der Nähe, in dem gewölbten Querhause befan- den, weil viele sie deshalb übersehen konnten. Ken- ner fanden hier das Neueste und Schönste, was in den letzten Jahren nach Europa, zum grossen Theil durch Ambr. Verschaffelt selbst, in den Han- del gekommen ist. Wir wollen nur einige anfüh- ren, obwohl es werth gewesen wäre, grade die nicht beschriebenen und daher den Botanikern noch un- bekannten einer besonderen Untersuchung zu un- terwerfen: Latania Verschaff eltii, Calanius Verschaffeltii, Are ca Verschaff eltii, au- rea und speciosa, Thrinax stellata, Lata- nia glauoophylla, Chamaedorea atrovirens und Chamaerops excelsa (und zwar die ächte). Auch die 4 Farne aus dem Geschlechte der Hemitelien des Kunst- und Handelsg. Geitner in Planitz bei Zwickau (integri folia, horrida, spectabilis und eine noch unbekannte) waren hier untergebracht, schöne, prächtige Exemplare, welche die volle Anerkennung verdienten. Wir kommen endlich zu einer Koniferen-Gruppe, welche die Gebrüder Süssmeier aus Bockenheim bei Frankfurt a. M. ausgestellt hatten. Es waren lauter Exemplare in guter Kultur und daher von schönem Ansehen, im Ganzen 14 Arten. Wir nen- nen Araucaria Bidwilli, Pinus palustris, Cupressus Lawsoniana und Dacrydium Franklini. Auch die Gebrüder Villain in Erfurt hatten eine hübsche Thuja aurea ausgestellt, ausserdem aber noch eine Rhopala und ein grosses Exem- plar der Salvia Heerii. Wir erwähnen hier auch Beschorneria yuccoides, die J. J. Hinz in Frankfurt a. M. gehörte. Wir sahen sie zum ersten Male blühend. Auch einige Bouquets waren vorhanden, welche C. Schickler aus Stuttgart eingesendet hatte. Vor Allem verdienen aber die Statuetten und Vasen aus der Fayence -Fabrik von Schneider & Sohn in Mainz eine Erwähnung. Wir möchten alle Garten- liebhaber darauf aufmerksam machen, dass vor Al- lem Blattpflanzen-Gruppen, in denen dergleichen Sta- tuetten aufgestellt sind, ungemein gewinnen. Grade die Thonfarbe hebt das Grün und wird durch das Grüne gehoben. Ausspruch der Preisrichter. Auf ergangene Einladung des Gartendirektor's Thelemann erschienen in dem eigends für sie reservirten Sitzungssaale nachgenannte Herren, um das ihnen übertragene Amt als Preisrichter bei der heute zu eröffnenden allgemeinen grossen Blumen- Ausstellung auszuüben. I. Kunst- und Handelsgärtner G. Geitner aus Planitz bei Zwickau, 112 2. Hofrath Hackländer aus Stuttgart, 3. Professor Dr. Karl Koch aus Berlin, 4. Garteninspektor Meier aus Carlsruhe, 5. Kunst- und Handelsgärtner ßinz aus Frank- furt a. M., 6. Kunst- und Handelsirärtner Ambroise Ver- schaffelt aus Gent, 7. Gartendirektor Weyhe aus Düsseldorf. Nachdem durch Akklamation Professor Dr. K o c h als Präsident und Kunst- und Handelsgärtner G. Geitner als Sekretär ernannt waren, ging man zur eigentlichen Zusprechung der Preise über. I. der schönsten aufgestellten Gruppe in mindestens 6U Gattungen und 'iöO Exemplaren. Die beiden ersten Preise von 501) und löU fi. konnten aus Mangel der Konkurrenz und weil die vorhandene Gruppe Nro. S. der Gebrüder M ardner aus Mainz nur für den dritten Preis von 100 11. wür- dig erkannt wurde, nicht zur Vertheilung gelangen. II. der schönsten Sammlung Kosen von mindestens 17U Sorten und 40U Exemplaren. Der erste Preis von 40011. wurde auf Nro. 13. ( G. Vogler aus Mainz), der zweite Preis von 150 fl. auf Nro. 7. (Becker aus Weisenau) erkannt, während der dritte von lOU fl. ohne Konkurrenz blieb. III. der schönsten Samndung von Rhododendren und deren Hybriden von mindestens 50 Sorten und 200 Exemplaren. Man erkannte den ersten Preis von 350 fl. der Gruppe Nro. 3. (Boland aus Mainz) zu, während der zweite von lOUfl. auf die mit IO7 (Gebr. Mard- ner aus Mainz) bezeichneten zugesprochen wurde; der dritte Preis von 75 fl. blieb konkurrenzlos. IV. der schönsten Sammlung Indischer Azaleen von mindestens lUÜ Sorten und MO Exemplaren. Der erste Preis von 300 fl. fiel auf die Gruppe Nro. 5. (Klein aus Wiesbaden), während Nro. 9. (Gebr. Mardner aus Mainz) den zweiten von 100 fl. empfing. Der dritte von 50 fl. fiel aus. V. der schönsten Sammlung Kamellien in mindestens 80 Sorten und 300 Exemplaren Obwohl nur ein Aussteller vorhanden war, wurde doch dessen Gruppe Nro. 10. (Gebr. Mardner aus Mainz) der erste Preis von 300 fl. zuerkannt. Die beiden andern Preise von lOO und 50 fl. kamen nicht zur Vertheiluna:. VI. der schönsten Sammlung von Zwiebelgewächsen von mindestens 150 Sorten und 4( 0 Exemplaren. Hierfür hatte sich nur 1 Bewerber gefunden, dem man jedoch für seine unter Nro. 15. (Krelage & Sohn in Frankfurt a. M.) aufgestellte Gruppe nur den 2. Preis von 75 fl. zuerkannte. Der 1. Preis von 200 und der 3. von 50 fl. fielen demnach aus. VII. der schönsten Sammlung Pontischer Azaleen von mindestens tiO Sorten und 300 Exemplaren. Die ausgesetzten beiden ersten Preise von 200 und 75 fl. wurden nicht zuerkannt, dagegen erhielt die mit Nro. 3-j (Boland aus Mainz) bezeichnete Gruppe den 3. Preis von 50 fl. VIII. der reichhaltigsten Sammlung von Blattptlanzcn in minde- stens 5ll Gattungen und "200 Exemplaren. Der 1. Preis von 175 fl. wurde der Gruppe Nro. 6. (Braun aus Mainz), der 2. von 50 fl. der Gruppe Nro. 11. (Engels aus Cöln), der 3. von 25 fl. endlich der Gruppe No. I. (Den der aus Coblenz) zuerkannt. IX. der schönsten Sammlung von Cincrarien in mindestens 50 Sorten und 300 Exemplaren. Auch hier fand sich nur ein Aussteller vor, dem man auf seine Nro. 17. (Hock aus Mainz) bezeich- nete Gruppe den 2. Preis von 50 fl. zuerkannte. Der 1. und 3. Preis von 75 und 25 fl. fielen aus. X. der Gruppe von mindestens 10 blühenden Pflanzen mit her- vorragendem blumistischem Werth und hier noch nicht ausgestellt. Für die beiden Preise von 50 und 25 fl. waren keine Bewerber vorhanden. Die zur freien Disposition der Preisrichter ge- stellten lOOfl. wurden nachträglich noch der Rosen- gruppe Nro. 13 (Vogler aus Mainz) zugesprochen. Da ausserdem noch 350 fl. übergeben wurden, so verfügten die Preisrichter noch, wie folgt: 1. der Rosengruppe Nro. 7 (Becker aus Weisenau) nachträglich einen Zuschlag von 100 fl., 2. der Palmen -Sammlung von Ambroise Ver- schaffelt in Gent 100 fl., 3. den Baumfarnen von G. Geitner aus Planitz bei Zwickau 50 fl., 4. den Sämlingspflanzen und Stecklingen des Rho- dodendron Edgeworthii von Rinz aus Frankfurt a. M. 50 fl. und 5. der Koniferengruppe der Gebrüder Süssmeier in Bockenheim 50 fl. Ausserdem erklärten die Preisrichter den aus- gestellten Statuetten und Vasen der Fayencefabrik von Schneider & Sohn in Mainz eine Anerken- nung kund thun zu müssen. Vor allem aber fühlten sich sämmtliche Preis- richter verpflichtet, dem Herzogl. Nassauischem Gar- tendirektor Thelemann noch ihre ganz besondere Anerkennung für die nicht weniger gelungene, als harmonische Aufstellung hiermit auszusprechen. Dr. Karl Koch, Präsident. G. Geitner, Sekretair. Hofrath Backländer. Inspektor Meier. H. J. Rinz. Ambroise Verschaf/elt. F. Weyhe. Ilyaciiitkcu-Flor iu Berlin. Wir machen darauf aufmerksam, dass eine Hya- cinthen-Flor von seltener Schönheit und einen Flä- cheninhalt von () Morgen einnehmend bei dem Kunst- und Handelsg. Späth (Köpnickerstr. 148) vorhanden ist und ihr Besitzer gern Liebhabern dieser schönen Blumen gestattet, selbige in Augenschein zu nehmen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von j. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Könii^iicii Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redinirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Marl l4och. M 15. Berlin, den 11. April 1861. Preis des Jahrganges 5| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Frühjahrs-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenb.aucs in Berlin am 7. April. - Die Frühjahrs-Aus- stcllung der Gesellschaft der Gartenfreunde in Berlin am '24. und '25. März ISdl. — Uobcr neue Formen einiger Som- merblumen (Fortsetzung von Nro. I.!). — Friedr. Joh. Dochnahl's vollständige Gartenbibliothek. Die Frühjahrs-Ausstclliing des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin am 7. April. Wir haben in der vorigen Nummer eine gross- artige Ausstellung beschrieben; wir kommen heute auf eine andere, welche am letzten Sonntage in be- scheidenen Räumen des Englischen Hauses zu Ber- lin stattgefunden. In Biebrich a. Eh. standen die sämmtlichen Gewächshäuser des herzoglichen Win- tergartens nicht allein zu Gebote, es war sogar noch ein besonderes Ausstellungshaus erbaut , um den grüssten Theil der Sammlungen, welche eingesendet wurden, aufzunehmen. In der Menge des Vorhan- denen verlor sich das Einzelne; man wollte und konnte diesoiii aber auch gar nicht Rechnung fragen, wo Hunderte von Pflanzen einer und derselben Art, wenn auch blumistisch verschieden, Gruppen bil- deten und vorherrschend einen Totaleindruck her- vorrufen sollten. Ganz anders war es in der Frühjahrs-Ausstel- lung zu Berlin. Wenn auch durch den Kunst- und Handeisgärtner Späth d. J., der die Anordnung freundlichst übernommen , alles Eingelieferte ge- schmackvoll aufgestellt, ja selbst zu einem harmo- nischen Ganzen vereinigt war, so sollte doch nur dem Einzelnen Rechnung getragen werden. Jede Pflanze stellte etwas Abgeschlossenes, Selbständiges dar und war wohl auch im Stande, die Aufmerk- samkeit, nicht etwa nur der Sachverständigen allein, sondern auch des einfachen Pflanzen- und Blumen- liebhabers, des Laien, auf kürzere und längere Zeit zu fesseln. Dazu war es aber auch nothwendig, dass dem Gärtner eine geraume Zeit gegönnt wurde, um der Pflanze nach allen Richtungen hin die Vollkommenheit zu geben, welche man jetzt bewun- derte. Der Vorsitzende des Vereines hatte deshalb schon im vorigen Jahre kurz nach der Frühjahrs- Ausstellung einen besondern Ausschuss ernannt, um ein Programm zu entwerfen. Dasselbe wurde be- reits in der 391. Versammlung des Vereines am 20. Mai V. J. gutgeheissen. Die Bewerber hatten demnach fast ein ganzes Jahr Zeit, um sich zu der jetzigen Ausstellung vorzubereiten und den darin ausgesprochenen Bedingungen möglichst nachzu- kommen. Die Ausstellungsräume bestanden, wie früher, aus "2 langen Säälen, von denen der eine an der einen Giebelseite die Gruppe ausgewählter Blüthen- pflanzen des botanischen Gartens, an der anderen Sammlungen von Zwiebelgewächsen enthielt. Der Länge nach zog sich an der hintern Wand eine lange, über 4 Fuss breite Tafel, auf der die Schau- pflanzen zum grössten Theil aufgestellt waren, dahin. Die übrigen befanden sich, nebst einigen anderen interessanten Pflanzen und '2 Sammlungen von Hyacin- then an der Fensterseite. Der zweite Saal umfasste hauptsächlich die neuen Einführungen , die reinen Arten sowohl, als die Ab- und Spielarten, sowie die Blendlinge. Aber auch die eigenen Züchtungen hatten hier Platz gefunden. Nehmen wir zuerst von den Blüthensträuchern des botanischen Gartens, welche Inspektor Bouch^ aufgestellt hatte und, wie gesagt, an der vorderen 114 Giebelwand des ersten Saales standen, Kenntniss. Es waren 49 Arten mit 59 Pflanzen vertreten. Im Hintergründe befanden sich die grössern Blüthcn- sträucher, meist Neuholländer, wie: Polygala la- tifolia und Dalniaisi a n a, Acacia erioelada und lanuginosa, verschiedene Chorozemen, Zieria octandra, Brachysema acuminatum, Trymalium fragrans, während mehr die Mitte Pultenaea p ol y galae f oli a , Clianthus ma- gnificus, Camellia Hendersonii, Viburnum macrocephalum, Alyxia daphnoides, Rho- dodendron virgatum, verschiedene Diosnia- und Epacris-Arten, A zalea amoena, die inter- essante Asphodelee Stypandra frutescens u. s. w. einnahmen. Ganz vorn sah man mehre interessante Bromeliaceen , wie: Billbergia pulcberrima, Pitcairnia Karwinskyana (oft als phoenizea in den Gärten) und Bromelia Carolinae, ferner Arisaema ringens, die interessante Orcbidee aus Venezuela: Ponthieva maculata, Trite- leia uniflora, Scilla Bertolonii, Primula carpathica und denticulata, Phlox nivalis, Certtradenia floribunda u. a. m. Auf der langen, für Schaupflanzen bestimmten Tafel nahmen wiederum die des N a u e n 'sehen Gar- ten's nicht allein am Meisten Raum in Anspruch, sondern zogen auch fortwährend die Aufmerksam- keit der Schauenden auf sich. Seit vielen Jahren schon sind grade aus genanntem Garten die Aus- stsllungen des Vereines mit Muster-Exemplaren in Anzucht und vollkommener Entwickelung beschickt worden ; gewiss haben diese einen nicht unbedeu- tenden Einfluss ausgeübt und werden auch ferner nicht verfehlen , Einfluss auszuüben. Der Ober- gärtner Gireoud daselbst zeigt uns, dass nicht immer grossartige Gewächshäuser dazu gehören, um Vorzügliches zu leisten. Die ausgestellten Pflan- zen waren dieses Mal zum Theil um so interessan- ter, als mehre schon in der Ausstellung im vorigen Jahre vorhanden gewesen waren und man nun sah, wie sie in dem Zeiträume eines Jahres an Vollkom- menheit gewonnen. Azalea amoena, dieser leider viel zuwenig berücksichtigte Blüthenstrauch, stand im vorigen Jalire in einem l'izölligem Topfe und besass einen Durchmesser von 2^ Fuss. Jetzt war der Topf zwar um 2 Zoll weiter, der Strauch hatte aber den bedeutenden Breiten-Durchmesser von fast 4 Fuss erhalten. Dabei waren die Aeste so "leichmässiff gewachsen und die Blüthen so gleich vertheilt, dass die ganze Form eine sehr wohlgefällige war. "\A'er die Pflanze kennt und weiss, wie ungleichwüchsig sie in ihren Verästelungen ist, wird es zu würdigen wissen. Ueber Chorozema Henchmanni aJs Pflanze hatten wir uns im vorigen Jahre weniger günstig ausgesprochen ; wir müssen jetzt hingegen gestehen, dass sie dieses Mal einen günstigeren Eindruck auf uns machte, selbst hinsichtlich der Blüthenfarbe. Damals stand sie in einem 10-, jetzt in einem 1 1-zölli- gen Topfe und besass einen Durchmesser von 2 Fuss. Jetzt war sie fast um 1 Fuss mehr in die Länge gewachsen und ausserdem noch dichter. Dasselbe hatte mit der verschiedenfarbigen A z alea vittata stattgefunden. Ausser diesen fanden sich aus dem Nauen'- schen Garten noch an Schaupflanzen vor: Azalea Beaute de l'Europe im ll-züiligen Topfe und mit einer Krone von 2 Fuss Höhe, aber von 2 Fuss 4ZollBreite. Die intenssante Aroidee: Arisaema ringens, war dieses Mal als Schaupflanze mit 4 Blü- thenständen vorhanden, eben so die noch ziemlich neue Pothos argyraea und Cypripedium vi 11 OS um. Wie man sich denken kann, zog die eigenthOmlicho, unsern Potamogetonen nahverwandte Ouvirandra fenestralis aus Madagaskar mit ihren gitterartig-durchbrochenen, weil nur aus den Nerven bestehenden Blättern die Blicke der Pflan- zenfVeunde um so mehr auf sich, als sie in dieser Vollkommenheit in Berlin noch nicht früher vorhan- den gewesen. Im Programme waren auch Gruppen von 3 Schaupflanzen als Aufgabe gestellt. Dieser hatte der Obergärtner Gireoud durch Epacris pul- chella, Chorozema ilicifolium und einen reichblühenden Dendrobium densiflorum ent- sprochen. Gleich vorn an der Tafel stand eine Acacia Drummondii aus dem Garten des Kommerzien- rathes Kricheldorf in Buckau bei Magdeburg (Obergärtner Kreutz). Auch diese Pflanze hatten wir im vorigen Jahre schon gesehen; man konnte deshalb beurtheilen, wie sehr sie an Vollkommenheit und Grösse gewonnen. Sie befand sich in i4-zöl- ligem Topfe und hatte einen Breitendurchmesser von nahe 4, aber nur eine Höhe von 2- Fuss. Ausserdem waren aus demselben Garten eine Erica Wi 1 1 mo rean a in 1 1-zölligom Topfe, 2 Fuss hoch und 22 Zoll im Breitendurchmesser vorhanden, so wie H Epakris-Schaupflanzen als Gruppe. Leider hatten diese durch den Transport gelitten. Epa- cris delicatula warim 14-zölligemTopJeundhatte eine Plöhe von 4, aber nur eine Breite von 2^ Fuss, dagegen befanden sich cärnea und Viscountess Hill nur in It -zölligen Töpfen und waren 2 Fuss hoch und 20 Zoll breit. Zum ersten Male betheiligte sich der Amtsrath Fischer in Calbe a. d. S. durch seinen Obergärc- ner Lehn an den Ausstellungen des Vereines. Die beiden vorhandenen Schaupflanzen schlössen 115 sich den andern würdig an. Adenandra um- bellata, die in den Gärten meist als A. spe- ciosa vorkommt, hier aber unter der falschen Be- nennung als A. uniflora vorhanden war, stand in ri-zülligem Topfe und besass eine Höhe von '1 Fuss 5 Zoll, während der Breitendurchmesser nur '2 Zoll weniger betrug. Die zweite Pflanze war ein in der That riesiges Exemplar der Polygala grandis von über 4 Fuss Breite und Höhe. Diese früher mehr kultivirte Pflanze möchte ebenfalls wieder in's Gedächtniss der Pflanzenliebhaber zurückzurufen werden, zumal auch ihre Kultur keine besonderen Schwierigkeiten darbietet. Auch der botanische Garten hatte nicht versäumt, durch den Insju'ktor Bouche einige Schaupflanzen auszustellen. Franciscea eximia wegen ihrer reichen Blüthenflor ebenfalls viel zu wenig beachtet, befand sich bei einer Höhe von 20 und einer Breite von '2'1 Zoll in nur 8-zölligem Topfe. Salvia gesneriflora mit ihren schar- lachrothen Blüthen ist leider ebenfalls wiederum in Vergessenheit gerathen und verdient doch dieselbe Empfehlung, wie Salvia Heerii, die in Farben- pracht gewiss nachstellt. Sciadöcalyx War- s z e w i c z i i ist und bleibt eine der hübschesten Ges- neraceen, die seinem Entdecker, dem jetzigen Gar- teninspektor v. War sz e wi cz, alle Ehre macht. Von den 3 in den Gärten befindlichen Himanthophyllen wird H. miniatum stets den Vorzug verdienen. Als Gruppe von 3 Schaupflanzen hatte der Inspek- tor Bouche dieses Mal !> Bromeliaceen gewählt : die vor einigen '10 Jahren noch grosses Aufsehen machende Pitcairnia Aliens teinii , sowie Bi 11- bergia pyramidalis und thyrsiflora. Dem Kunst- und Handelsgärtner Benda ver- dankte man zwar kleine, aber recht hübsch gezo- gene Exemplare der Sonerila margaritäcea und splendens, so wie der noch ziemlich neuen Begonia Duchesse de Brabant. Eine Schau- pflanze von bedeutendem Umfange stellte Acacia cordata dar, denn sie besass, obwohl in nur In- zölligem Topfe einen Breitendurchmesser von 5 Fuss, wogegen die Höhe nur die Hälfte betrug. Ueber imd über mit den kleinen, gelben Köpfchen be- deckt nahm sie sich sehr gut aus. Obergärtner H or- nemann aus dem Bier'schen Garten hatte sie aus- gestellt. Auch aus dem D an neel' sehen Garten sind wir gewöhnt, nur Vorzügliches zu erhalten; vor Allem erfreut er sich eines besonderen Rufes hinsicht- lich seiner Azaleen. Diese waren auch dieses Mal wiederum hauptsächlich vertreten. Zunächst hatte der Obergärtner Pasewaldt die grünlich -weiss- blühende Azalea Bluthiana und die weisse A. ledifolia alba, welche beide die mit zahllosen, aber etwas kleinen, rothen Blüthen bedeckte A.Ba- ron Hügel in der Mitte hatten, zusammengestellt. Ausserdem trugen aber noch 8 der bessern Sorten: Juno, Diamant, Isabella, crispiflöra, Tro- theriana, Boeckmanni, Meta und Rosalie zur Verschönerung der Ausstellung bei. Es waren sämmtlich schön gezogene Hochstämme mit \'- bis 2 Fuss im Durchmesser enthaltenden abgerundeten Kronen. Endlich veidankte man dem Obergärtner Pasewaldt noch einen reichlich blühenden Leu co- pögon Cunninghami und ein Rhododendron Gibsonis, mit Blüthen ebenfalls reichlich besetzt. Bekanntlich erfreut sich auch der Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann hinsichtlich der Aza- leenzucht schon längst eines besonderen Rufes. Tausende seiner Pflanzen werden jährlich nach aus- wärts, besonders über Stettin verführt. Die f) Kro- nenbäumchen: Eulalie van Geert, Gabriele, Bluthiana alba, lineata superba und Prin- zessin Friederike von Anhalt-Dessau be- sassen eine Vollendung, die kaum noch etwas zu wünschen übrig Hess. Kunst- und Handelsgärtner Priem gehört eben- falls zu den Mitgliedern des Vereines, welche stets die Zwecke des Vereines zu fördern halfen und sich bei allen Ausstellungen betheiligten. 5 Pflanzen hatte derselbe dieses Mal ausgestellt : besonders hübsch- gezogene Exemplare des Pittosporum Tobira und der Telline microphylla, welche letztere in den Gärten als Cytisus floribundus und Atleyanus vorhanden ist, ausserdem Rhodo- dendron E m m e 1 i n e H u m b 1 o t , C 1 e m a t i s Sophia und die noch neue Abart W ei gela Des- boisi. Der Kommerzienrath Leonor Reichenheim hatte durch seinen Obergärtner Boese ein Cya- nophyllum magnifi cu m ausgestellt, was wegen seiner Schönheit die Blicke der vielen Besucher ganz besonders auf sich zog. Es ist nicht zu leug- nen , dass diese Melastomatee eine der herrlichsten Blattpflanzen darstellt, die wir seit Jahren erhalten. C ampylo botr y s discolor war ebenfalls in be- sonders vollkommenem Zustande vorhanden ; auch zeichnete sicli das bekannte Rhododendron Gib- sonis als Schaupflanze aus. Das eigenthümliche Gras mit breiten und bunten Blättern: Pharus vittatus, möchte man kaum als ein solclies ei-ken- nen, wenn nicht die Blüthen zu deutlich darauf hingewiesen hätten. Laien konnten sieh aber trotz- dem nicht darin finden. Orchideen als Schaupflanzen werden stets zu den Seltenheiten gehören, denn sie verlangen ausser Geld viel Zeit und eine ausserordentliche Mühe und Sorgfalt. Seit vielen Jahren schon sind wir aber gewöhnt, grade Vorzügliches in dieser Hinsicht aus 15* It6 dem Garten des Rittergutsbesitzers Mor. Kei- chenheim durch seinen Obergärtner Kraus zu erhalten. Exemplare allerdings, wie wir von Catt- leya Skinneri und Trichopilia tortilis auf dieser Aufstellung sahen, möchten sonst nicht häu- fig vorkommen. Es waren gesunde, kräftige Pflan- zen, sehr reich an Blüthen. Auch die beiden Den- drobien: al bo-sanguineum und aggregatum m aj u s, wurden vielfach bewundert. Obergärtner Egg ehr echt im Konsul-Wage- ner'schen Garten hatte ebenfalls freundlich beige- tragen, den Glanz der Ausstellung zu erhüben. Die gefüllte Abart der Spiraea Reevesii sahen wir bei gut gezogener Pflanze in seltener BlüthenfüUe; eben so war das Rhododendron Gibsonis ein ausgesuchtes Exemplar, nicht weniger die Azaleen, von denen ausser der eigentlichen Schaupflanze, der rothblühenden Susanne, in ll-zölligem Topfe bei 4 Fuss Breite und 2r Fuss Höhe , noch 1 I ver- schiedene Sorten zu einer Gruppe aufgestellt waren. Auch die 3 Exemplare des CVclamen per si cum zeichneten sich durch BlüthenfüUe aus. Wiederum begegnen wir einer Gruppe von Azaleen, vollendeten Kronenbäumchen, welche man dem Kunst- und Handelsgärtner Lackner ver- dankte. AVir nennen die prächtij:e rothe Meta, die weisse Blanchard, die grossblühende, welche nach Goethe genannt ist, leider aber in der Fär- bung sich nicht treu bleibt; eine Blume war sogar ganz roth geworden. Ferner endlich Sapphir mit einem eigenthümlichen Roth , dem der Lachsfarbe ähnlich, u. a. m. Doch dürfen wir nicht versäumen, der hübsch gezogenen Thuja aürea Erwähnung zu thun. Es bleiben uns noch die Schaupflanzen des ' Universitätsgärtners Sauer übrig, wo zunächst Se- laginella Lyalli, 20 Zoll im Breitendurchmesser, aber nur 15 Zoll hoch, und Polypodium hera- cleifolium mit den langen schönen Blättern zu erwähnen sind. Doch auch eine Orchidee, Chy- sis bractescens, besonders reich an Blüthen, stand unter den Schaupflanzen. Schliesslich nen- nen wir noch ein schönes Exemplar einer Baum- nelke in ßlüthe, was man dem Partikulier B. ver- dankte. Bevor wir zu den neuen Einführungen über- gehen, wollen wir noch der Sammlung netter Alpen- pflanzen des Hofgärtners Morsch in Charlottenhof j erwähnen. Es waren hauptsächlich Alpenprimeln in verschiedenen Farben, 2 Dentarien, Coptis tri- foliata, das unserer Alpenpflanze ähnliche Epi- ; medium pubigerum u. s. w. ', Von Zwiebelgewächsen waren namentlich Hya- cinthen reichlich vertreten. Die schönste und reich- \ ste Sammlung von SO Sorten in über 200 Töpfen hatte der Kunst- u. Handelsgärtner Späth geliefert, lauter schöne und kräftige Pflanzen mit vollkommenen Blu- men in lebhafter Färbung. Uns gefielen besonders: Overwinnar gelb, aber von ungewöhnlicher Grösse der Blumen; Paso purpurea einfach, violett; Sappho brennend -roth; Charles Dickens ein- fach, blau ; Anna P a u 1 o w n a einfach, dunkelblau ; Henri le Grand einfach, blau, Blumen besonders gross; Prinzessin von Sachsen-Weimar leuchtend -roth; Norma zart -rosa; Madame du lac einfach, rosa; Gros s für st gefüllt, roth ; Gran- deur ämerveille einfach, weiss; eben so Cleo- patra. Unter den 20 Sämlingen eigener Zucht möchten zu nennen sein: Dorothea einfach, roth, mit sehr grossen und zahlreichen Blumen; Graf Schwerin einfach, zart rosa; Münch hausen einfach, blau; Holda rosa und Garibaldi roth. Nächstdem nahm die Sammlung des Privatier's B., aus ohngefähr .'lO Töpfen bestehend, mit Recht die Aufmerksamkeit der Schauenden in Anspruch. Leider waren die Pflanzen übertrieben , sonst aber doch schön und vollkommen. Unter ihnen fielen insbesondere auf: Mars einfach, roth; La plus aimable einfach, roth; Prosper Alpin einfach, roth und Grandeur ä merveille einfach, weiss. Endlich hatte auch der Kunst- und Handels- gärtner Louis Mathieu 12 der neueren Hyacin- then in gleicher Vollkommenheit der Blumen aus- gestellt. Von ihnen wären aufzuführen: Regina Victoria gefüllt, roth; Rose bonheur einfach, rosa; l'or d'Australie einfach, gelb und Alba maxima einfach, weiss. Von Amaryllis und zwar aus dem Geschlechte der Rittersterne (Hippeastrum) hatte der Kunst- und Handelspartner Schindel 10 blühende Säm- linge ausgestellt, welche zum grossen Theil zu Hoff- nungen berechtigen. Da sie noch nicht benannt waren, können wir nicht speciell eingehen. Dasselbe gilt von den '.] Sämlingen des Kunst- und Handels- gärtners Hoff mann, von denen sich einer durch Blüthenreichthum auszeichnete. Ausserdem waren von eigenen Züchtungen nur noch 2 Alpenrosen-Blendlinge des Kunst- und Han- delsgärtners Schindel vorhanden. Ziemlich reichlich schienen die neuen Einfüh- rungen vertreten. Das grös.-r Blume sehr hervor, dann nennt man sie wohl auch L. Eri- nus oculata. Es kommt jedoch ferner vor, dass die weisse Färbung sich last über die uanze Blume erstreckt und nur die Röhre die ursprüngliche hell- blaue Farbe besitzt (L. erinoides alba, L. bi- color albida, L. gracilis alba). Geht die Farbe des Saumes aber in Rosa über, so nennt man sie bald Lobelia erinoides rösea oder lila- cina, bald auch L. ramosa rubra und L. Lind- lej'ana. Was in den Verzeichnissen als L. eri- noides ramosior aufgeführt wird, vermögen wir nicht von der Hauptart zu unterscheiden, eben so wenig L. arguta der Gärten. Lobelia Erinus L. ist die zweite in den Gärten allgemein verbreitete Art. Sie unterscheidet sich von der vorigen durch kleinere und dunkel- blauere, einfarbige Blumen. Ausserdem wird ;m- gegeben, dass die Pflanze völlig unbehaart, bei L. bicolor dagegen die Stengel und Aeste mit sehr kleinen Härchen besetzt seien. Auch soll L. Erinus einjährig, L. bicolor hingegen eine Staude sein. Beiderlei Unterschiede scheinen uns jedoch, wie es schon der Direktor des botanischen Gartens in Pe- tersburg, Regel, ausgesprochen hat, nicht stich- haltig. Wir wissen, dass eine Menge südländischer Stauden, wenn wir einmal diesen etwas unsicher gewordenen Ausdruck festhalten wollen, schon im ersten Jahre blühen und sich auch sonst wie unsere Sommergewachse verhalten. Die meisten übrigen Formen der Lobelien die- ser Beschaffenheit scheinen zu L. Erinus zu ge- hören. Diese hat bisweilen etwas grössere Blumen auf gedehnteren Stengeln und wird in den Ver- zeichnissen, namentlich der Franzosen, als L. gran- diflora superba aufgeführt. Einen Unterschied von L. speciosa Hort, (und der Crystall-Pa- 1 a st - Lo belie ) haben wir nicht gefunden, ausser vielleicht in einer prächtigen azurblauen Farbe der ersteren. Trotzdem werden sie in den meisten Ver- zeichnissen neben einander aufgeführt. Beide blü- hen dunkelblau und haben eine weisse Mitte, äh- neln also am Meisten der L. oculata. L. densa multiflora und coinpacta sind dagegen ge- drängtere Formen ; dahin gehört auch L. gracilis erecta. Lobelia heterophylla Lab. (ramosa Benth.) ist die dritte Art unserer Gärten. In einigen Ver- zeichnissen der Engländer, z. B. bei Carter & Co., führt sie den Namen L. f'ormosa. Sie hat weit grössere Blüthen, als die beiden vorigen, und von schöner blauer Farbe. Auch von ihr besitzt man jetzt Formen mit weisslichem Auge, vielleicht Blend- linge mit L. bicolor. Sie wächst nicht so gedrängt, als diese, blüht auch nicht so voll, obwohl immer noch voll genug. Von England aus em])fiehlt man Lobelia marraorata, die eine Form der L. he- terophylla sein soll, mit weissen Blüthen, aber blauen Ceiitrum , so dass diese denen einer Clin- tonia ähneln. Lobelia trigonocarpa Ferd. Muell. ist neu- erdings aus Neuholland eingeführt (S. W'ochenschr. '2. Jahrg. Seite 'J74), wird aber kaum in den Gär- ten Eingang finden, da sie an Schönheit den 3 ge- nannten weit nachsteht. 27. Ueber Lupinus haben wir bereits im 1. Jahrgange der Wochenschrift (Seite 80) gespro- chen. Wir fügen hinzu, was seitdem in Betreff der Arten dieses Geschlechtes geschehen. Die Verwir- rung der Namen ist hier fast noch grösser, als bei den kleinen Lobelien , die wir eben näher beschrieben, da die Zahl der Arten grösser. Nichts thut mehr Noth, als eine Monographie der Lupinen, die aber hauptsächlich nach lebendigen Exemplaren und mehr- fachen Aussaatversuchen, und nicht allein nach trok- kenen Herbariums-Pflanzen, wie es bei Anfertigung der Agardh'schen Monographie geschehen, gemacht I werden muss. Es unterliegt keinem Zweifel, dass viel zu viel Arten beschrieben sind, die hauptsäch- lich wohl aus dem Umstände hervorgegangen sind, dass viele Pflanzen, ähnlich dem Ricinus im Vater- lande, eine längere Dauer als 1 Jahr haben, selbst baumartig werden können, während sie bei uns aus- gesäet, sich unseren Sommergewächsen analog ver- halten und als solche mit neuen Namen beschrieben wurden. So werden Lupinus mexicanus Lag., ele- gans H. B. K., pulchellus Sweet, pubescens Benth. und bilineatus Benth. nach im Vaterlande gewachsenen Exemplaren als Stauden, ja selbst mit holzigem Stengel angegeben, während sie nach de- nen , welche aus mexikanischen Samen im botani- schen Garten zu Berlin erzogen wurden, Sommer- gewächse darstellten. Wahrscheinlich ist es auch an andern Orten ebenfalls so gewesen. Freilich steht dem immer noch entgegen, dass möglicher Weise die aus dem Vaterlande bezogenen Samen nicht richtig gewesen sind. Vergleicht man die Diagnosen und die Beschreibungen genaimter Pflan- zen etwas näher, so stimmen sie nicht allein in der Wandelbarkeit der Farbe in den Blüthen , sondern auch sonst im Habitus und in der Form der Blät- ter, wie der Blüthenstände mit einander überein. Nur L. bil ineatus Benth. zeichnet sich durch eine fast rostfarbene und längere Behaarung aus und möchte deshalb specifisch verschieden sein; die an- deren 4 hingegen sind kaum verschieden und Lu- ()inus mexicanus Lag. wäre demnach als der älteste Name auch der forthin zu gebrauchende. 127 Auf die Angabe von dei' Abwesenheit der Deck- blättchen legen wir keinen Werth, da schon bei L. pubescens Benth. in der Diagnose diese als kaum sichtbar angegeben werden. Die Ptianze, welche Lindley im botanical Register (im '25. Bande, 56. Tafel) als L. Barkeri abgebildet hat, halten wir ebenso wenig, wie die im floral Cabinet (im '.\. Bande zu Seite 122), von L. mexicanus Lag. abweichend, während L. Hartwegi Lindl. (bot. Reg. XXV, t. '^\) nicht von L. bilineatus Benth. verschieden ist. Diese Pflanze kounnt noch seltener in unseren Gärten vor, und haben wir meist L. subcarnosus Hook, da- für erhalten. Desto häufiger sieht man L. mexi- canus Lag. und zwar unter den verschiedensten Namen, welche die Wandelbarkeit der Farbe in den Blüthen verui-sacht hat. Der ächte L. mexicanus blüht himmelblau und geht auch in weiss über, elegans und pulchellus hingegen blühen mehr violett mit Farbenspielen in Weiss, Blau und Roth von der Zeit vor bis zu der der vollendeten Ent- wickelung. Als L. hybridus hat man von England aus verschiedene Formen, zum Theil noch mit allerhand emphatischen Beinamen, wie insignis und su- per bus in den Handel gebracht, von denen wir bereits im 2. Jahrgange (Seite 11) gesprochen; wir zweifeln, dass beide Blendlinge sind, sondern halten sie für Abarten oder vielmehr nur für Formen. W^as man als Lupinus Hartwegii coelestis in Gärten kultivirt, scheint uns grade der ächte L. mexicanus Lag. zu sein, dagegen ist Hart- wegii albus die weissblühende Form. L. trico- lor elegans, den, wenn wir nicht irren, vor einem Paar Jahren van Houtte in den Handel brachte, ist die am Meisten in der Farbe wechselnde Form und scheint uns kaum verschieden von L. hybri- dus insignis. Dagegen möchte L. Dunettii superbus, den wir ebenfalls van Houtte ver- danken , da er fast ganz unbehaart ist, ein Blend- ling des L. mexicanus Leg. mit L. mutabilis Sweet., vielleicht auch nur eine Zwergform des letztern, sein. Vom Berliner Garten ist die rein blaue Form des L. mexicanus Lag. als L. Mo- ritzianus und sonst als L. guat emalensis verbreitet worden , während wir die violette (aber auch die blaue) endlich unter dem Namen L. ve- nustus gesehen haben. Lupinus mutabilis versicolor vermögen wir kaum von der Hauptform zu unterscheiden. L. Cruikshankii Hook, unterscheidet sich nur durch eine lebendigere, keineswegs immer dunkel- blaue Farbe aus. Dass Lupinus sp. e Texas und L. sub- ramosus Hort, von L. subcarnosus nicht ver- schieden sind, haben wir schon früher ausgesprochen (1. Jahrg. Ö. SU, '2. Jahrg. S. 50); wir fügen jetzt noch hinzu, dass auch L. texensis Hook, nicht verschieden ist. Lupinus sulphüreus, den Vilmorin ein- führte, ist sicher nicht verschieden von L. Men- ziesii Ag. ; ob dieses auch mit der von Douglas so benannten Pflanze der Fall ist, vermögen wir aus Mangel an authentischem Materials nicht zu entscheiden. Von dem ursprünglich blau blühenden L. na- nu s Benth. existirt eine weniger hübsche Form mit violetten Blüthen unter dem Namen L. nanus 11- läcinus. Wenn wir nicht irren, hat sie van Houtte in den Handel gebracht. Zwischen L. 'albus L. und Termis Forsk. existirt kein durchgreifender Unterschied. Beide werden in Italien jedoch als verschieden kultivirt, da erstere stets kleiner ist und sehr bitter schmeckende Samen besitzen soll, während die neapolitanischen Lazaroni die letztern mit Salz und Essig greniesen. Man muss jedoch hier wohl dem nicht verwöhnten Gaumen des Süditalieners Rechnung tragen, da wir die Samen grade zu ungeniessbar fanden. Pflanzen des L. albus aus italienischen Samen erzogen, blie- ben das erste Jahr kleiner, wurden aber das nächste Jahr schon eben so gross, als L. Termis Forsk., welche aus ägyptischen und italienischen Samen erzogen waren. 27. Lychnis Haageana ist in der That ein Blendlins: der L. fulgcns Fisch, und Sieboldii van H., wie wir uns nun selbst überzeugt haben. Er befruchtet sich übrigens auch selbst, und aus dem Samen gehen alle Farbennüancirungen vom bren- nendsten Roth bis zum blendenden Weiss hervor. Bekanntlich hat ihn Benary in Erfurt gezüchtet (S. übrigens 2. Jahrg. Seite 173). '28. Ueber die neuen Nemesien ist bereits in der ersten Nummer gesprochen worden. 29. Als Nemophila oculata und atomaria coelestis kultiviren die Engländer eine Form mit blauen und in der Mitte fast schwarzen Flecken, also verschieden von unserer N. oculata. ?jO. Die Ni gellen sind so schöne und brauch- bare Blumen, dass man sich wundern muss, dass sie doch nicht so häufig kultivirt werden, als sie es im hohen Grade verdienen. N.Damascena warals „Gretchen im Busch" oder „Jungfer in Haaren" vor 2{) und mehr Jahren in keinem Garten auf dem Lande Mitteldeutschlands fehlend, ist aber wiederum mehr in Aufnahme gekommen, seitdem man mehr gedrängt wachsende, namentlich in Zwergform, besitzt. Seit 2 Jahren hat man von der grössern N. hispanica L. Formen mit blauen und röthlichen Blüthen, die auch Empfehlung verdienen. 128 'M. Ueber die ein- und zweijährigen Oeno- thera-Arten haben wir früher wiederholt (1. Jahrg. S. 94, 2. Jahrg. S. 224 und Garten -Nachrichten S. 29) gesprochen, und können wir im Allgemeinen daraufhinweisen. Als O. versicolor begreift man in der Regel die sämmtlichen, allerdings nah ver- wandten Arten der Abtheilung Allochroa, wo die goldgelben Blumen beim Verblühen dunkelorangen- farbig werden. Von diesen wird übrigens in neu- ester Zeit die von uns zuerst als O. campylö- calyx (nicht campylocarpa , wie meist fälschlich gedruckt wird) von England aus empfohlen und scheint nun endlich zu Ansehen zu kommen. Obwohl Oenothera bistorta Nutt. |i. Veit- chii durchaus nicht den Lobpreisungen entspricht und von uns auch als eine keineswegs zu empfehlende Pflanze ausführlich besprochen ist (2. Jahrg. S. 22:^), so wird sie trotzdem noch angepriesen und Blumen- liebhaber werden getäuscht. iVi. Oenothera Drummon dii Hook, ist eine sehr zu empfehlende Pflanze, zumal sie ihre grossen gelben Blüthen fast den ganzen Sommer hindurch hervorbringt. Man hat jetzt auch eine niedrige Zwergform , wo der Stengel sich gar nicht erhebt, und nennt diese O. Drummondii nana. Ob wiederum die Form, welche als O. D r u m m o n d i i nana albida in den Verzeichnissen steht, ver- schieden ist, wissen wir nicht; die Blüthen sind allerdings hellgelb, jedoch nie gelblich-weiss , wie man hier vermuthen müsste. Sonderbarer Weise kommt die Zwergform in den Gärten gar nicht selten als O. Jamesii vor, worunter man zwar ebenfalls eine Art mit grossen gelben Blüthen zu verstei ^n hat, wo der Stengel aber ganz gewöhn- lich 4 und ö Fuss hoch wird. Sie würde einen gärtnerischen Wertli haben, wenn sie ihre schönen und grossen Blüthen nicht zu spät entwickelte und dann meist schon bald durch eintretende Kälte ge- tödtet würde. Vielleicht wäre anzurathen, sie schon im Herbste zuvor schon auszusäen. 33. O. gr an dif löra wird neuerdings empfoh- len. Unter diesem Namen werden (I. Jahrg. S. 95) verschiedene Pflanzen beschrieben ; am Häufigsten versteht man grossblühende Formen unserer gewöhn- lichen O.bien nis L. darunter. Was man aber jetzt unter diesem Namen in den Handel gebracht hat, ist O. media Lk, von der O. spectabilis Hort, und corymbosa Curt. (bot. mag. t. 1974) nicht verschieden zu sein scheienn. Es ist dieses aller- dings eine mehr zu empfehlende Pflanze, welche weit niedriger als O. biennis bleibt, trotzdem aber an Reichthum und Grösse der Blüthen diese über- trifft. Im botanischen Garten zu Berlin wird sie seit vielen Jahren, und zwar neben den übrigen ähn- lichen Arten, kultivirt, ohne dass sie sich im Ge- ringsten verändert hätte. Sie ist demnach gewiss eine sehr gute Art. 34. Ferner müssen wir noch Oenothera bi- ennis hirsutissima erwähnen, welche englischer- seits im vorigen Jahre sehr angepriesen wurde. Wir haben nicht Gelegenheit gehabt , sie zu sehen , er- fahren aber durch den Blumenausschuss der Lon- doner Gartenbaugesellschaft, dass es O. salici- folia Desf. sein soll. Damit sind wir aber keines- wegs klar; denn auch genannte Pflanze ist zweifelhaft. Spach in Paris, von dem man vermuthen sollte, dass er wüsste, was Defontaines darunter ver- standen, vereinigt sie mit O. elata H. B.K., der in Central-Amerika verwilderten Form unserer O. bi- ennis. Nach der Beschreibung soll O. salici- folia wenig behaart sein, was aber keineswegs zu dem Beinamen „hirsutissima" stimmt. Die Blüthen sollen sich übrigens, wie bei den Arten der Abthei- lung Allochroa, sich später orangenroth färben. 35. Als Oenothera r ipario-glauca ist durch die Handelsgärtnerei von J. Young in England ein Blendling der O. riparia Nutt. und glaucaMich., zweier nordamerikanischer Stauden, in den Handel gekommen. Wir haben ihn nicht gesehen. Da aber schon die Mutterpflanzen auf Empfehlung keine Ansprüche machen können , so wird es wohl auch mit dem Blendlinge der Fall sein. Die nahverwandte und gewiss vorzuziehende O.fructicosa sieht man viel in den botanischen Gärten. (Schluss folgt.) Fernere Mittheilung über Insekten-Pulver vuni Obristen a. D. Labes in Naumburg a. S Die Notiz in Nro. 12 (S.96) über Insektenpulver könnte glauben machen, dass, um die Blüthenkörbchen oder, wie man gewöhnlich sagt, Blumen der beiden Pyrethrum- Arten zu zerkleinern, man besonderer Mühlen bedürfte; das ist durchaus nicht der Fall. Ich zerkleinere sie in einem Mörser, wie er gewiss in jeder Hauswirthschaft zu ähnlichen Zwecken vor- handen ist. Mein auf diese Weise erhaltenes Pulver hat allen meinen Bekannten, denen ich davon niit- getheilt hatte, vollkommen entsprochen. Der weitere Anbau kann deshalb gar nicht genug empfohlen werden, zumal meine Pflanzen den harten Winter sehr gut ausgehalten und selbst jetzt von den nicht unbedeutenden Nachtfrösten gar nicht gelitten haben. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse t)'2. Druck von J. F. Stare ke in Berim. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Helilrderunö; des Gartenbaues in den Königiicii Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigin von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. M 17. Berlin, den 25. April 1861. Preis des Jahrsianges öy Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch francu duri-h alle Post-Anstalien des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Verhandhingen über Vermehrung und Zucht der Rosen. — Uebcr neue Formen einiger Sommerblumen (Schluss). Sonntag, den 28. April, findet llj Uhr in dem Englischen Hause (Mohrenstrasse Nro. 49) eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. Verhandlungen Übrr Vcriiicliriiiig iiiul Zucht der Rosen. Die von uns in der H7. Nummer des vorisen Jahrganges der Wochenschrift (Seite 2S9) haupt- sächlich nach Berichten des Kreisoffiziales Scha- mal in Jungbunzlau und der Kunst- und Handels- gärtner Forkert u. 8ohn zusammengestellte Ab- handlung „die Anzucht und Veredelung der Rosen" ist von Seiten verschiedener Praktiker einer beson- deren Aufmerjvsamkeit gewürdigt, hauptsächlich hat aber die Frage, ob man zu den Veredlungen hoch- stämmiger Kosen sich der aus Wäldern und Fel- dern herbeigeholten Wildlinge bedienen oder aus Sämlingen Stämme heranziehen solle, Meinungsver- schiedenheiten hervorgerufen. Miti;lieder und Nicht- mitglieder sprachen mündlich und in Briefen an die Redaktion darüber ihre Ansichten aus. Nichts befördert Wissenschaft mehr als gegen- seitiger Austausch bei Meinungsverschiedenheiten, weshalb wir auch hier im Interesse der Rosenkultur versucht haben, alles das zusammenzustellen, was schriftlich und mündlich uns mitgetheilt ist. Von Seiten des V^orstandes war auch in der 397. Ver- sammlung am 3U. December v. J. (S.Wochenschrift von diesem Jahre, Seite 2) ein besonderer Aus- schuss, aus den Kunst- und Handelsgärtnern For- kert, Vater und Sohn, so wie aus dem Ober- gärtner Reinecke bestehend, ernannt worden, der, mit Benutzung der eingegangenen Materialien, den Gegenstand in Erwägung ziehen und in einer der nächsten Versammlungen berichten sollte. Es ge- schah dieses auch in der 4UU. Versammlung am 10. März (Seite 82 der Wochenschrift). Schon am 29. November v. J. ging ein Schrei- ben des Kunst- und Handelsgärtners Ernst Metz in Erfurt ein, aus dem wir hier das die Rosenzucht betreffende wörtlich mittheilen. „Seit einer Reihe von Jahren schon war die Rosenkultur mein Steckenpferd ; ich habe ebenfalls die Anzucht der Rosenwildlinge aus Samen, wie esSchamal in Jungbunzlau angibt, seit Jahren betrieben und stets die günstigsten Erfolge davon gehabt. Wie Sie wohl wissen werden , habe ich mich seit zwei Jahren hier in Erfurt niedergelassen, und ist die Rosenkultur nun mein einziger Kultur- zweig geworden." „Mit der Art und W^eise, wie Schamal seine eben gemachten Kopulanten behandelt, bin ich nicht recht einverstanden, sondern möchte jeden rathen, doch die Rosensämlinge im September schon in Töpfe zu pflanzen, und zwar so hoch , dass der Wurzel- hals 2 — 2j Zoll über dem Topfrande befindlich ist und man noch bequem kopuliren kann. Bis zur Zeit der Veredlungen, die ich nicht eher als Ende Februar oder im März vornehme, haben sich die Rosensämlinge vollständig frisch bewurzelt und die Veredlung schlägt selten fehl. Durch das Veredeln in der Hand, welche Schamal anempfiehlt, und 17 130 durch die öftere Störung der Wurzelbildung ist doch manche Veredlung gefährdet. Allen Kosen- züchtern ist gar nicht genug zu empfehlen, auf ein reiches Wurzelvermügen Bedacht zu nehmen und die Rosen in ihrer Bewurzelung möglichst wenig zu stören. Eine kräftige, ungestörte Wurzelvegetation ist der Faktor der grösstmüglichsten Vollkommenheit im Wachsthume der Pflanze, so wie in Grösse, Füllung und Färbung der Blumen." „Ich verachte die wurzelüchten Rosen durchaus, noch mehr veredelte auf solche hungrige Ausläufer, wie sie heutzutage leider zu viel in Verwendung kommen. Schamal hat vollkommen Recht, wenn er dieselben lebensunfähig, und zwar schon von ihrem ersten selbstständigen Lebenstage siech, nennt. Ich habe die herrliche Genugthuung gehabt, dass die Gegner der Öämlingszucht, die ich Gelegenheit hatte, bei meinem Auftreten hier kennen zu lernen, in diesem Sommer vor meinen einjährigen Veredlun- gen den Hut abzogen. Wir erfreuten uns hier in diesem Jahre eines herrlichen Flors, der sich auch selbst noch nach der eigentlichen Zeit würdig prä- sentirte. In meinem Muttersortimente belindeu sich von allen Kategorieen, wie man eben die Pflanzen aus den verschiedenen Gärtnereien erhält, gutkul- tivirte und auch lieblos erzogene. Aber wie weit bleiben die Erzeugnisse der wurzelächten , oder auf Ausläufer veredelten, selbst der meiner aus- gesuchten, schönen Hochstämme, gegen die Produk- tionen der Sämliugskopulanten zvirück?" „Viele meiner Freunde haben bekannt, dass erst solche Pflanzen die Rose zur Königin aller Blumen machen. Und wie schön hat man die Formirung der Pflanzen selbst in seiner Gewalt! Die ausser- ordentliche Triebkraft erlaubt zu jeder Zeit zu schneiden und zu kneipen. Mit dem besten Erfolge habe ich, um recht starke, wohlgeformte Pflanzen zu erhalten, das Kneipen der Triebe von noch jun- gem Holze, so wie das Ausbrechen der Knospen, veranstaltet. Man darf ireilich dann nicht nach einer Blume geizen. Ist der Zweig erst soweit ver- holzt, dass der Trieb, wie man zu sagen pflegt, reif geworden ist, so hat man dann den Trieb nicht mehr in der Gewalt; man wird bei einem Zurück- schneiden nur das oberste, mitunter auch die bei- den obersten Augen zum Treiben i'eizen können. Will man sich aber für das nächstfolgende Jahr eine ausserordentlich reiche Blüthe sichern, so nehme man Rücksicht darauf, dass nicht die ersten Triebe lang werden, sondern der letzte im Jahre; dieser bringt die meisten und herrlichsten Blüthen hervor. Ich habe schon manche Liebhaber klagen hören, dass sie trotz allgemein bekanntem, vorschrifts- mässigem Schnitte nie den reichen Flor haben, als andere, die es nicht vorschriftsmässia; machten und in der Unkenntniss doch grade das Rechte trafen." „Was die Forkert'sehe Veredelungsmethode be- trifft, deren Sie schiesslich erwähnen, so dürfte die- selbe wohl der alten Methode des Einschiebens des i Auges hinter die Kinde den Rang der Vorzüglich- keit nicht ablaufen. Ich kultivire auch hochstäm- mige Rosen, habe diese Methode auch schon viel- fach angewandt, sehe aber keinen Nutzen davon. Die Manipulation geht bei dieser neuen und doch sehr alten Methode viel langsamer von Statten, ich brauche noch Baumwachs und schliesslich habe ich doch kein besseres Resultat. Wer da behauptet, es lasse sich mit Vortheil selbst bei saftlosen Un- terlagen bewerkstelligen, hat gewiss noch sehr junge Erfahrungen. Ist es selbst der Fall, dann wächst das Auge wohl an; aber wie mager ist dann der Trieb, wenn wirklich ein solcher zum Vorschein kommt? Für einen schlechten Trieb lieber gar kei- nen. Rosen im Summer ohne Saft sind krank, und von einem krankhaften Individuum soll man keine Leistungen fordern." Kunst- uud Handelsgärtner Forkert und Sohn verwerfen ebenfalls die Hochstämme, welche man aus Wildlingen erzielt. Bei allen Pflanzen, ganz besonders aber bei den Rosen, wenn man sich mög- lichst vollkommene Blumen erziehen wolle, sei ein gutes Wurzelvermögen Hauptsache. Dieses hätten aber mit seltenen Ausnahmen die Wildlinge, wo die Seite wenigstens, durch die sie mit der Mutterpflanze zusammengehangen, gar keine oder nur wenige Wurzelfasern besitze. Neben den Sämlingen seien aber auch die Hochstämme, aus Stecklingen erzogen, durchaus nicht zu verwerfen, zumal man dabei ein Jahr voraus habe. In Betreff des Beschneidens sei es sehr wichtig, nicht die ersten Triebe zu schonen, sondern sie sämmtlich wegzunehmen. Die Rose ver- leugne nie ihre strauchartige Natur. Der letzte Trieb müsse erhalten werden, da er gleichsam die Pflanze fortsetze, ihr Endziel sei; er wachse rascher und kräftiger, als alle andern, die früher gekommen und eigentlich seitliche Aeste seien, die nie den Reich- thum an Blumen haben könnten, wie der letzte und Endtrieb. Obergärtner Rein ecke glaubte, dass bei der Anzucht hochstämmiger Rosen es gar nicht gleich- gültig sein könne, welche Arten aus dem grossen Geschlechte der Rosen man dazu benutze. Gewöhn- lich nehme man von den bei uns wildwachsenden Arten die ersten und besten, welche man finde. In der Mark werde die filzig-blättrige R. tomentosa neben der R. canina dazu benutzt. Die erstere liefere aber selten schöne Stämme und sollte eigent- lieh nie in Anwendung kommen. Man brauche nur einmal einen Busch derselben auf freiem Felde zu 131 sehen, um sich von ihrer Unzulänglichkeit zu über- zeugen. Sie mache auch gern Ausläufer und ver- unreinige dadurch die nächste Umgebung, abge- sehen davon, dass dadurch der veredelten Krone nicht' geringe Nahrung entzogen werde und der Tollkommneren Entvvickelung der Kronen Abbruch geschehe. Es gelte dieses nicht etwa allein von K. to- mentosa ö;ii., sondern auch von der R. canina L. und allen den Abarten dieser vorbreiteten Art. Dazu komme nun noch, diiss Unkundige dergleichen Ausläufer in ihren Gärten oft noch pflegen, um sich dadurch einen neuen Hochstamm heranzuziehen ; sie bedenken nicht dabei , dass dieses auf Kosten des eigentlichen Eosenstockes geschieht und der so erhaltene und abgenommene Hochstamm mit seinen einseitigen Wurzeln nie, selbst nicht massigen An- sprüchen nachkommen kann. Man wundere sich dann noch, wenn seine Eosenflor, im Vergleich zu der in andern Gärten, kaum mittelniässig wird, und schiebt alle Schuld auf den Boden. Hauptsache sei es demnach, sich Rosenstämme zu verschaffen, welche keine oder wenigstens nur spärlich Ausläufer machen. Das letztere ist mit denen der Fall, welche aus Samen der gemeinen Hundsrose erzogen sind. Es gibt aber auch eine Rose, welche von Haus aus gar keine Ausläufer bildet, nämlich Rosa pomifera, deren Früchte haupt- sächlich, wie bekannt ist, getrocknet und zum Ein- machen benutzt werden und so einen nicht unbe- deutenden Handel bilden. Diese Rosa pomifera empfehle er vor' Allem zur Anzucht von Hoch- stämmen. Zu diesem Zwecke sei es aber nothwen- dig, diese sich aus Samen selbst zu erziehen. Es dürfte wohl von allgemeinem Interesse sein, wenn hier das Verfahren, wie es in Anwendung gebracht wurde, mitgetl}eilt wird. „Mein verstorbener Vater, welcher in den .lah- ren 18U4 bis [i>?A auf der herzoglich Braunschweig- schen Kron-Domaine Unseburg an der Bode als Gärtner angestellt war, hatte die bedeutende Auf- gabe, einen Rosengarten von etwa 'iU Morgen zu unterhalten. Die Wege dieses grossen Gartens wa- ren 8 Fuss breit und von 4 Fuss breiten Rabatten umgeben. Die letzteren hatte man sämmtlich mit hochstämmigen Rosen , 4 F^uss weit von einander, bepflanzt und die Rabatten ausserdem noch mit niedrigen Rosen eingefasst." „Da mein Vater in jener Gegend Rosenwildlinge nicht erhalten konnte, so war er auf den Gedanken gekommen, die Samen der ächten, grossen Rosen- äpfel, Rosa pomifera, welche, da die Früchte hiervon zum Einmachen benutzt wurden, sehr viel auf dem Gute angepflanzt waren, auszusäen." „Es geschah dieses jeden Herbst, stets gleich nach der Reife der Früchte. Die Samen wurden in fiaehe Furchen gesäet, ein wenig mit Erde be- deckt und dann mit zerhacktem Moose belegt. Im Frühlinge keimten dieselben ganz vortrefilich. Nach- die jungen Rosenwildlinge den Sommer hindurch gehörig feucht gehalten worden waren, wurden dieselben den kommenden Herbst auseinander ge- pflanzt und den Frühling des näi hsten Jahres kurz über dem Boden abgeschnitten." „Diese so behandelten jungen Rosen hatten ein sehr starkes Wurzel vermögen, ähnlich wie es junge Aepfelbäume besitzen, wenn sie öfters verpflanzt worden sind. Nachdem die auseinander gepflanzten Rosen eine Höhe von 4 bis 10 Fuss erreicht hatten, wurden dieselben okulirt." „Gegen Kälte brauchte man diese Stämme nicht zu schützen , denn niemals — selbst nicht in den sehr kalten Wintern von 182'2 — '23 und 1829 — .30 — hatten dieselben gelitten, obgleich stets nur die ächten Kronen mit Stroh umgeben waren." „Da die Rosa pomifera keine Stolonen oder Wurzelläufer treibt, so eignet sich dieselbe ganz vorzüglich zu Hochstämmen, zumal sie ausserdem die strengsten Winter ohne Bedeckung ausdauert. Dies sind zwei Eigenschaften, die geeignet sind, diese Rose ganz besonders für unser Klima zu empfehlen, denn ich glaube, dass man in den letz- ten '25 Jahren viel zu wenig Rücksicht bei der Wahl der Rosenwildlinge, welche man zu Unter- stämmen anderer Rosen verwenden wollte, genom- men hat. Wohl hauptsächlich aus dieser Ursache gingen stets so viel Rosenstämme zu Grunde." „Niemals habe ich wieder eine solche Pracht gesehen, als wie dieser Rosengarten in der ßlüthe- zeit darbot." „Zu bemerken habe ich schliesslich noch, dass der Boden dieses Rosengartens allerdings ein schwar- zer Wiesenboden war, welcher wohl zu dem aus- serordentlichen Gedeihen der Rosen hauptsächlich mit beitrug." Nächstdem wurde in der Versammlung Rosa rubiginosa, die Weinrose, zur Anzucht von Hoch- stämmen empfohlen. Sie wächst weit kräftiger und auch i-ascher, als die gewöhnliche Hundsrose, und erträgt unsere kältesten Winter ebenfalls sehr gut. Hofgärtner H. Sello in Sanssouci machte dagegen P OD auf die nordamerikanische R. suaveolens Pursh aufmerksam. Wie man aus einer frühern Notiz des Gärtnereibesitzers Görner (Seite 16) ersehen kann, ist genannte Rose ebenfalls jedoch nichts weiter, als eine Rosa rubiginosa L., welche vor vielen Jahren schon aus Europa nach Nordamerika aus- geführt wurde und daselbst nun verwildert ist. In England wird, ganz besonders für die fei- neren und zarteren Rosen-Sorten , welche auf un- 17* 132 seren Wildlingen nicht gedeihen wollen, die Ma- nettl-Rose empfohlen. Diese Rose wurde von Manetti, Direktor des botanischen Gartens in Monza bei Mailand, aus Samen erzogen und wegen ihrer Raschwüchsigkeit und leichten Vermehrung durch Stecklinge zu Unterlagen benutzt. Es kommt dazu, dass sie auf schlechterem Boden noch besser gedeiht, als die Hundsrose. Von welcher Rose der Samen zur Aussaat genommen wurde, wird nicht gesagt. Nach den Exemplaren , welche Professor Koch gesehen hat, ist es eine R. multiflora Thunb. und steht der R. Boursaultii G. Don., einer Abart, welche Redoute dagegen aber für einen Blendling der R. alpina L. mit R. benga- lensis Pers. hält, nahe. Nach brieflichen Mitthei- lungen des Direktors Manetti an Professor Koch soll sie aber aus einer einheimischen Rose hervor- gegangen sein. Der bekannte englische Gärtner Rivers, dem wir eine vorzügliche Anweisung über Rosenkultur (the rose amateur's guide) verdanken , erhielt die Manetti-Rose im Jahre lS>'>(i oder 1837 von einem gewissen Crivetti vom Comer-See und fand sie als Unterlage ebenfalls vorzüglich, so dass er sie auch empfahl. Trotz des Widerspruches von Seiten verschiedener Gärtner, welcher bis zu An- fang der fiOger Jahre, geltend gemacht wurde, fand sie allmählig in ganz England so allgemeinen Bei- fall, dass sie jetzt fast nur allein als Unterlage für Thee-Rosen und andere feine chinesische Sorten be- nutzt wird. Das englische Klima scheint ihr auch sehr zuträglich zu sein. Empfehlung verdient sie ausserdem noch deshalb, dass sie ausserordentlich leicht, wie schon anfangs gesagt ist, durch Steck- linge vermehrt werden kann. Weder in Deutschland, noch, so viel uns be- kannt ist, in dem klimatisch-günstigeren Frankreich, hat die Manetti-Rose Eingang gefunden. Im er- steren findet sie sich als selbständige Pflanze hin und wieder vor, nirgends aber haben wir sie als Unterlage benutzt gesehen. Aul jeden Fall möchte es wünschenswerth sein, dass mit ihr Versuche an- gestellt würden. Ob in harten Wintern die Stämme so gut aushalten, wie die von R. canina u. s. w., wäre allerdings die Frage, von deren Bejahung ihre Empfehlung abhinge. Wenn aus dem bisher Gesagten hervorgeht, dass aus Samen erzogene Hochstämme den Wild- lingen vorzuziehen sind, so erhoben sich doch auch zwei gewichtige Stimmen, die des Rosenzüchters Her g er in Kostritz bei Gera und die des Obergärt- ners Schrader jun. in Seggerde bei Weferlingen (im Magdeburg'schen), zu Gunsten der letztern. Wer die in der That grossartige Rosen -Anzucht bei Her ger in Küstritz gesehen hat, wird sich von der Gesundheit der Pflanzen nicht weniger, als von der Vollkommenheit und Fülle der Blumen, daselbst überzeugt haben. Und doch ist ein grosser Theil der dorti^zen Rosen auf aus den Wäldern geholten Wildlingen veredelt worden ! Wir theilen aus einem Schreiben des Rosengärtners Herger's Folgen- des mit : „Die Anzucht der Wildlinge aus Samen wurde von mir ausserhalb meines Gartens auf meinen Fel- dern bereits schon vor 10 Jahren zum Verwundern nicht allein der hiesigen Ortsbewohner, sondern auch der vorbei reisenden Fremden , in grossem ]Maasstabe betrieben. Mittelstämme von 3. — 4 Fuss Höhe erzieht man auf diese Weise schnell nnd schön, stärkere jedoch von .ö — 10 Höhe habe ich fortwährend dem Walde entnommen und werde dies thun , so lange mir dieser sie liefert. Weder in, noch um Berlin, noch bei Schamal in Jungbunz- lau (Böhmen), wird sich ein zur Rosenzucht so geeigneter guter Lehmboden finden, als hier bei mir. Sämlingsstämme gehen nicht gern über mittlere Höhen ; wenn sie dies unter besonderer sorgfältiger Zucht doch theilweis tliun, wie schwach und un- brauchbar zum Veredeln sind sie dann gewöhnlich?" „Nach meinen langjährigen Erfahrungen gehören zu einem langen und starken einjährigen Wildlings- schosse auch ein dui'ch Jahre erstai'kter Wurzelstock, sowie ein eigeuthüralichcr Stand desselben, um glatt und gerade emporzutreiben, wie z. B. hier zu Land unter Laubholz , wo sie, nach dem Lichte strebend, die schönsten Stämme in einem Jahre trei- ben. Auch das habe ich künstlich durch mannich- fach variirte Vorrichtungen und mit leidlichem Er- folg bei schon mehrjährigen Wildsämlingsstöcken versucht." „Am ehesten und besten erhielt ich Mittel- stämme, wenn ich die sogleich nach dem Aufgehen auf r2 Zoll von einander entfernte Linien in 6 Zoll weiter Entfernung gepflanzten Sämlinge das an- dere Jahr darauf nochmals auf gut und tief zuberei- tetes Land verpflanzte, und zwar wieder in auf'Fuss weit von einander entfernte Linien und in Fuss wei- ter Entfernung von einander. Die langen , fatalen riemigen Wurzeln werden sehr kurz und die Schöss- linge bis auf i Zoll eingestutzt. Hier lässt man sie nun im Laufe des Sommers ungestört wachsen, ohne weiter etwas zu thun , als die Beete einmal grob zu hacken und sie stets von Unkraut rein zu halten. Bald beginnt ein sehr üppiges Wachsthum; aber, was wohl zu beachten, jede Unterdrückung der zahlreich hervorkommenden Schosse, bis etwa auf einen, schadet, denn gerade alle sind zur Her- vorbringung eines letzton starken, welcher im Spät- sommer erst herauszutreiben beginnt, und der eben den gewünschten Stamm giebt, nothwendig. Erst 133 bei der Herausnahme der ganzen Büsche wird die- ser schönste, letzt emporgewachsene Schüssling von allen am Wurzelstocke befindlichen Trieben sauber befreit und der so gewonnene Stammwildling ein- geschult. Eine bessere und schnellere Methode giebt es nicht. Noch jetzt enthalten meine grossen Kosen- schulen viele Sämlinssstämme, welche wegen ihrer Kräftigkeit und Schönheit allgemein bewundert wurden.*)" „Ich komme nochmals auf die dem Busche und Walde entnommenen Wildlinge zurück. Ich be- merke naeliträglich, dass der Keim zu einem früiien Tode, welchen viele derselben in sich tragen , nur eine Folge der schlechten Behandlung derselben ist. Entweder wurden sie zu zeitig, theilweis noch im Wachsthume geholt, oder sie litten an der Wurzel durch Vertrocknen oder Frost. Es ist gar nicht nothwendig , dass die Wurzeln sehr lang gelassen werden, nur kerngesund müssen sie sein; dann schiessen gerade aus recht kurz verschnittenen Wurzelstöcken eine grosse Menge junger Wurzeln, ähnlich wie aus einer Zwiebel, hervor, und machen sie erst recht zu verpflanzbaren Stämmen geeignet." .,Nahe an der Wurzel veredelte Sämlinge geben mitunter gar lange Schossen ; am hochfahrendsten benahm sich innner Pius IX, der oftmals in einem Jahr D— lUFuss hoch emporfuhr. Doch bilden sich trotz aller Kraft die Kronen auf solch edelem Stammholze nur unvollständig aus, und bleiben weit hinter denen zurück, die sich auf Wildlingen befin- den; das an geeigneter Stelle dem Wildlinge ein- verleibte Edelauge bildet gewissermaassen einen unerschöpflichen Wurzelstock, aus dem sich ohne Unterlass fortwährend die kräftigsten Triebe ent- wickeln, und zwar von ganz anderer Natur, als die, welche ein hoch oben eingestutzter Edeltrieb treibt." „Unter meinen grossen Pflanzungen wurzel- ächter Moosroosen schiessen ebenfalls alljährlich . mehre Sorten bis zu 7 Fuss hoch und noch höher empor; ich glaubte früher auch oftmals sie sogleich zu Kronenbäumchen benutzen zu können, wenn ich sie in beliebiger Höhe verschnitt. Aber auch die am stärksten gewachsenen lieferten nur Kronen von untergeordneter Qualität." *) Wir haben im September v. J. Gelegenheit gehabt, die grossartigen Rosenschulcn in Köstritz zu sehen, und müssen be- kennen, dass dieselben hinsichtlich ihrer Grossartigkeit, Sauber- keit und Ordnung, so wie hinsichtlich des Aussehen's der ein- zelnen Pflanzen, nichts zu wünschen übrig liessen. Wir sind wegen vorliegenden reichen und nicht minder interessanten Ma- teriales bis jetzt nach nicht im Stande gewesen, den bereits an- gefertigten Artikel über „Köstritz und seine Anzucht von Flor- blumen'- in der Wochenschrift abzudrucken, müssen sogar leider denselben noch für eine längere Zeit zurücklegen. Hoffentlich wird er dann immer noch zur rechten Zeit kommen. Auf gleiche Weise spricht sich der Obergärt- ner Schrader jun. in Seggerde aus: „Rosen-Wildlinge aus Wäldern, Hecken u. s.w. sind durchaus nicht so verwerflich, als in No. 1, Seite 2 der Wochenschrift angegeben wurde. Nur die schlechte Behandlung, welche solche Wildlinge erfahren, ist allein atn schlechten Gedeihen dersel- ben Schuld. Gewöhnlich werden dieselben im Winter bei ungünstigstem Wetter (bei Frost und trockenen Winden) auf die nachlässigste Weise ausgehoben, liegen Tage, oft Wochen lang ohne allen Schutz umher oder werden beim Transport be- schädigt." „Auch wir erziehen Rosen- Wildlinge aus Sa- men, beschaffen jedoch die schönsten Stöcke stets aus den AVäldern , sind aber eigen und streng bei der Auswahl. Diese Rosen werden bei gelindem, oder noch besser, bei Regenwetter gerodet, müssen gute Wurzeln haben und beim Transporte sehr geschützt werden. Nach der Pflanzung werden sie oft (we- nigstens wöchentlich einmal) gut nachgesehen ; alle unnützen Triebe und hervorbrechenden Augen wer- den bis auf 2 und 3 der besten entfernt u. s. w. Die Stämme müssen jung (einjährig) und durchaus nicht verästelt sein. Für das Schock solcher Stämm- chen über 4 Fuss Höhe und von nöthiger Stärke zahlen wir 2 bis 3 Thaler." Was die anfangs erwähnte Forkert'sche Ver- edlungs-Methode anbelangt, so hat sie sich in Ber- lin und sonst, wo sie in Anwendung gekommen, allgemein bewährt. Die Anwachsung geschieht ra- scher und inniger, wie man sich auch bei Durch- schnitten der Veredlungsstellen an solchen Stämmen, die nach der gewöhnlichen Methode zur Zeit des Safttriebes und an solchen, die nach besagter Art ausserhalb der genannten Zeit geschehen, in einer der frühern Versammlungen überzeugt hat. Wo es misslungen, scheint man die Methode missver- standen zu haben. Aus dieser Ursache hielten es die Kunst- und Handelsgärtner Forkert für gut, wenn sie nochmals dieselbe hier klar und zum Ver- ständniss Aller darlegten. „Da das gewöhnliche Okuliren, besonders in trockenen Jahren, nur sehr kurze Zeit, bisweilen selbst, da die Rinde nicht löst, gar nicht ausführbar ist, so stellte sich immer mehr die Nothwendigkeit heraus, auf eine andere Veredlungsmethode zu den- ken, die diesem Uebelstande nicht unterläge. Dem entspricht nun das zuerst von uns in Anwendung gebrachte Verfahi-en, was ausserdem noch den Vor- theil hat , dass das Auge einestheils sicherer an- wächst und anderntheils , dass es zu jeder Jahres- zeit, sobald die Pflanze nur einiger Massen in Ve- getation ist, in Anwendung gebracht werden kann. Zu diesem Zwecke macht man mit einem scharfen 13i Messer und dem Stamme parallel laufend von oben nach unten einen Längsschnitt in die Rinde bis auf das Holz und von der Länge des Längsschnittes bei dem gewöhnlichen Okuliren oder Aeugeln, doch 80, dass das losgetrennte Rindenstück an der Basis noch mit dem Stanmie in Verbindung bleibt. Nun nimmt man das Edelreis und sehneidet das betreffende Auge mit der umgebenden Kinde und etwas Holz, wiederum in Form eines Längsschnit- tes und dem an der Unterlage entsprechend, her- aus, um es, nach unten etwas abgestutzt, in den Spalt, der durch den ersten Längsschnitt an der Unterlage entstanden, einzuschieben. Es muss seit- lich und nach oben die verletzte Stelle vollständig decken, darf aber auch nirgends darüber heraus- ragen. Damit das Auge frei wird . schneidet man von dem abgetrennten Längsstücke an der Unter- lage so viel ab, und befestigt endlich zum grossem Halt das eingeschobene Stück mit dem Auge ver- mittelst eines baumwollenen Fadens." „Um die äussere Luft abzuschliessen und das Austrocknen des Auges zu verhindern, nimmt man irgend eine indifferente und leicht abdunstende flüs- sige Masse, ein sogenanntes flüssiges Baumwachs oder die Zusammensetzung, welche wir zu diesem Zwecke anfertigen und die Büchse zu f) Sgr. ver- kaufen, und überstreicht die ganze wunde Stelle." „Man kann gar nicht genug darauf aufmerksam machen, dass die Schnitte möglichst scharf gesche- hen. Auch vei-gesse man nicht die unter der Ver- edlungsstelle befindlichen Augen wegzunehmen, da- gegen darüber ein Paar sogenannte Zug-Augen zu wahren." „Nach etwa 4 Wochen wird es angewachsen sein, und man löst den Faden am Besten durch einen Längsschnitt auf der Rückenseite. Im Laufe des Sommers hat man immer wieder darauf zu achten, dass alle wilden Augen unter der Veredlungsstelle ausgeschnitten werden." „Sobald das Laub gefallen ist, wird die Schule fortgeräumt, d. h. man nimmt sämmtliche Stämme heraus. Die ächten werden von denen, welche nicht angenommen haben , getrennt und eingeschlagen ; vorher jedoch schneidet man das wilde Holz zu- rück und kürzt die Wurzeln etwas. Nun nimmt man ein anderes Stück Land, dessen Lage sonni- ger und freier, als die der Schule ist, rijolt und düngt es. Weiter theilt man es in Beete von 5 Fuss Breite, zeichnet mit der Schnur die 4 oder 5 Reihen ab und pflanzt die Okulanten in U Fuss Entfernung und im Verbände darauf. Endlich giesst man sie an, legt sie nieder und deckt sie, wie in der Schule." „Im nächsten Frühjahre entfernt man zuerst im März den Dung oder das Laub und nimmt die Stämmchen im April oder Anfangs Mai bei trübem Wetter vorsichtig heraus. Die daran haftende Erde lässt man zum Schutze gegen die Trockenheit noch daran. Etwa S Tage darauf bindet man die Oku- lanten an Pfähle einzeln auf und putzt die untern Augen aus." „Sobald der ächte Trieb etwa 3 Zoll lang ist, stutzt man ihn auf '2 — 3 Augen zur Bildung einer guten Krone ein und lässt die sich nun in den Blattwinkeln entwickelnden Triebe nach Belieben wachsen. Durch dieses Verfahren sichert man sich nach dem einstimmigen Urtheile aller Rosen Züchter sowohl gute Kronen, als auch reiches Blühen für das kommende Jahr." „Hat man hinlänglich Kaum, wie ihn freilich Handelsgärtner nicht haben, so thut man besser, um noch ein tüchtigeres Wurzelvermügen zu erhal- ten, man nimmt die Okulanten nicht heraus, son- dern wartet damit bis zum nächsten Herbste." „Zur Vermehrung der neueren Sorten ist es, we- nigstens für den Handelsgärtner nothwendig, schon im Winter zu veredeln ; hierzu gibt es ein ebenso einfaches, als zweckmässiges Verfahren. Man pflanzt nämlich im Herbste, und zwar erst im November, von den in der Baumschule gezogenen Wildstäm- men, je nach dem Bedürfnisse, eine grössere oder geringere Menge in möglichst kleine Töpfe. Die am meisten zusagende Ei-de besteht aus 1 Theile Laub- und 1 Theile Holzerde, so wie aus etwas Sand. In diese Mischung werden sie fest eingepflanzt. Etwa ein Viertel des Topfes wird freigelassen und mit Moos ausgefüllt. Am bessten haben wir grade das Moos gefunden, was auf unseren Rasen leider oft eine grosse Plage ist. Dieses Moos ist sehr hygroskoi)isch, so dass die Wurzeln der Okulanten zum Theil anstatt nach unten , nach oben in das Moos gehen, selbst in das, womit bisweilen noch die Basis des Stammes umwickelt ist." „Nun werden die Okulanten aufgebunden und an einen luftigen und frostfreien Ort gestellt. Hier bleiben sie bis Mitte December stehen. Darauf bringt man sie in ein helles Ei'dhaus und treibt sie bei einer Temperatur von (i" R. massig an. Nach 8 Tagen erhöht man diese Wärme bis 8", und stei- gert sie nun allmählig bis zu V2" R., sorgt aber immer dabei für eine feuchte Luft im Hause, theils durch Feuchthalten der Wände und Wege, theils durch Spritzen der Stämme." „Schon nach 14 Tagen bis 3 Wochen kann man mit dem Veredeln beginnen. Man wählt hierzu immer die Stämme, welche am meisten Lust zum Treiben zeigen, und verfährt dabei, wie beim Ver- edeln im Freien. Sobald das Auge anfängt zu treiben, bringt man die Okulanten in's temperirte Haus und gewöhnt sie allmählig an die freie Luft." 135 ..Ist man Erezwungen auf das treibende Auge zu okuliren, so ist es nothwendig, die bereits in Zweige umgewandelten Zug-Augen einzustutzen, damit das eingesetzte Auge die nöthige Nahrung zum Aus- treiben (M-hält. Man hüte sich aber, zu sehr einzu- stutzen, damit dem letzteren nicht zu viel Nahrung zugeführt wird und dasselbe nicht im eigenen Safte erstickt. Den Wildling selbst einzustutzen, ist ganz unzulässig." „Da auch des Schnittes der Rosen Erwähnung gethan ist, so sei es uns erlaubt, ebenfalls ein Paar Worte darüber zu sagen. Um sich sowohl eine rei- che Flor, als auch gute Kronen zu sichern, muss man durchaus die grösste Sorgfalt auf den Schnitt verwenden, und zwar ganz besonders in den ersten Jahren. Sobald der junge Trieb des Okulanten etwa 2 bis '.\ Zoll lang ist, schneidet man ihn auf 2 bis 3 Augen zurück. Dadurch erzieht man sich zunächst eine gute Krone. Man muss überhaupt im ersten Jahre darauf sinnen, möglichst viel Holz zu schaffen und weniger nach Blumen geizen, wenn man sich für künftige Jahre an zahlreichen und vollkommenen Blumen erfreuen will." „In späteren Jahren halte man, besonders für mehrmals blühende Sorten, 2 Schnittperioden inne; die eine ist im Frühjahre (April), die andere hin- gegen nach Beendigung der Hauptblüthe bis zum Beginne des zweiten Triebes. Bei dem ersteren schneidet man die mehrsten Remontanten-, stark- wüchsigen Bourbon-, Thee-, sowie auch die einmal- blühenden Rosen auf 4 bis 6 Augen, die schwach- wüchsigen aber auf 2 bis 4 Augen zurück, entfernt das todte und kranke Holz, sowie alle sich kreuzenden oder in's Innere der Krone wachsenden Zweige. Der zweite Schnitt ist, wenn auch für alle Rosen nützlich, so doch für die mehrmals blühenden ganz besonders nothwendig. Man entfernt hier nicht allein das todte , sondern auch alles schwache und kränkelnde Holz und schneidet die starkwüchsigen Zweige auf 4, die schwachwüchsigen auf 2 Augen zurück." Ueber neue Formen eiuigcr Sonimerblnmeii. (Si'liluss.) 36. Trotzdem wir früher (1. Jahrg. S. 9ö) uns gegen Ononis pubescens L. als Gartenblume entschieden ausgesprochen haben, wird sie immer noch in den Verzeichnissen mit grösserer Schrift gedruckt. Daneben führt man sogar noch O. vis- cosaL., Natrix Lam. und rotundifoliaL. auf. Es unterliegt keinem Zweifel, dass unsere drei wild- wachsenden Hauhecheln (O. spinosa L., repens L. nnd hircina Lam.), welche so häufig an Rändern, Wegen u. s. w. wachsen , schöner sind und eher einen Platz in den Gärten verdienen. 37. Die sonderbare Form unseres Garten- Mohnes (Papaver somniferum L.J, wo rings um die Kapsel noch eine Menge kleinere stehen und welche in botanischen Gärten unter dem Namen P. monstrosum nicht selten in Deutschland ge- funden wird, hat van Houtte nun auch in den Handel gebracht und findet in Elngland Beifall. Was die Franzosen als Papaver Tournefortii hy- brida in den Verzeichnissen aufführen, scheint nur eine besonders grossblühende Form zu sein. 38. DiePhacelien haben wir in unserem ersten Berichte übersehen. Es sind hübsche und buschig- wachsende Pflanzen, welche sich sowohl des Lau- bes, als der BlüthenfüUe wegen auf Rabatten sehr gut ausnehmen und die Vernachlässigung, welche sie neuerdings erhalten, nicht verdienen. Ph. con- gesta Hook. u. tenacetifolia Benth. sind erst in den 3()ger Jahren eingeführt, während Ph. cir- cinnata Jacq. schon sehr lange bekannt ist und auch als Aldea circinnata zu Willdenow's Zeit im botanischen Garten zu Berlin kultivirt wurde. Diese und Ph. tenacetifolia blühen hellblau mit Rosa -Schein, congesta hingegen reinblau. Seit einem Paar Jahren ist auch Ph. bipinnata Mich, in den Gärten der Verzeichnisse vorhanden. Was Ph. conspicua ist, wissen wir nicht. Von Ph. tenacetifolia besitzt man in neurer Zeit auch eine weissblühende Form. 39. Ueber die Podölepis- Arten haben wir schon im ersten Jahrgange der Wochenschrift (S. IUI ) gesprochen und solche als Immortellen empfohlen. Trotz dem sieht man sie fast nur in botanischen Gärten; wir machen deshalb wiederholt auf sie auf- merksam, zumal neuerdings J ühlk e (Karl Appelius) in Erfurt eine neue Art unter dem Namen P. af- fin is in den Handel gebracht hat, welche den Vor- zug verdient. Von P. gracilis Grab, kultivirt man übrigens auch eine Form mit weissen Blüthen- körbchen. 40. Von unserer wob riechenden Reseda besitzt man seit einigen Jahren eine grossblühende Form (Reseda g r a n d i f 1 o r a), die auch buschiger wächst und kräftiger wird. Sie ist sehr zu empfehlen. 41. Die nette Saponaria multiflöra der Gärten, von der wir jetzt eine roth- und eine rosa- blühende Form besitzen und die wir im 1 . Jahrgange (Seite 1U4) besprochen haben, ist, wie bereits (3. Jahrg. S. 1S9) ausgesprochen, S. calabri ca Guss. und demnach hauptsächlich in Unteritalien zu Hause. In England kommt sie auch als S. roseo-alba vor. Nächstdem verdient, namentlich zu Einfassun- 136 gen, die kleine hübsche Saponaria ocymoides L. Beachtung. 42. Scabiosa at ropurpiirea L. ist eine sehr alte Gartenpflanze und gehurt zu den wenigen Arten, die eigentlich immer zur Geltung kamen, zumal in neuerer Zeit, wo man in den Blüthenköpfen eine grössere Mannigfaltigkeit der Farben erzielt hat. Noch beliebter ist sie geworden, seitdem auch nicht allein Formen mit grösseren Blüthenköpfen gewon- nen wurden, sondern auch deren von gedrängterem und mehr zwergigem Wüchse. Von der grossblü- henden (Scabiosa atropurpurea major) besitzt man auch eine eigenthümliche Form mit ziegelrothen Blüthen. während von der Zwcrgf'orm (Sc. atropur- pui'eanana) die mit karminrothen und die mit rosa- farbigen Blüthen Beachtung vei'dienen. 4P). Die Schizanthus - Ai-ten, so hübsch sie auch sind und Empfehlung verdienen, fangen doch an, nicht mehr dieselbe Aufmerksamkeit, wie früher, zu erhalten. Seh. grandiflorus oculatus ist eine Form des S. pinnatus mit etwas grösseren Blüthen, wo die Blumenblätter einen tief dunkel- braunen Flecken an der Basis besitzen. Dass man von dieser, wie von S. ret u sus Hook., auch weiss- blühende Abarten besitzt, ist ebenfalls schon ge- sagt (1. Jahrg. S. 1U4). Beide kommen aber auch niedrig; als Zwergformen vor. Die blaublühende Form aus Chili und ohne Namen haben wir noch nicht gesehen, wahrscheinlich ist es dieselbe, welche Veitch in Exeter (England) als S. chilensis in den Handel gebracht hat. Die Blüthen sind kleiner, als bei S. pinnatus, lilafarbig, aber mit einem weissen und schwarzpunktirten Flecken an den obe- ren Segmenten. An Schönheit steht die Pflanze nach. 44. Was die Silenen (s. 1. Jahrg. Seite 110) anbelangt, so wird immer noch S. pendula L. am Meisten benutzt. Man hat von ihr, so wie von S. ornata Ait. weissblühende Abarten, die aber we- niger Effekt machen. Die ächte S. pendula kommt jetzt auch als rosea graeca vor. Was man als S. multiflora aufführt, soll wohl Saponaria mul- tiflora, d. h. calabrica Guss. sein. S. pulchella der Verzeichnisse ist uns unbekannt , in so fern es nicht S. rubellaL., eine der S. ArmeriaL. ver- wandte Pflanze, sein soll. Silene regia wird in französischen Verzeichnissen aufgeführt und soll eine Pflanze mit schönen, grossen, scharlach-rothen und langdauernden Blüthen sein. 4.5. Den Solanum -Arten (1. Jahrg. S. 111) fügen wir S. hetero Konum zu. Es ist uns un- bekannt, soll aber schwarze Früchte haben. 46. Spraguea umbellata Torr, wird als Felsenptianze empfohlen und schliesst sich den Por- tulaca-Arten an, steht aber in jeglicher Hinsicht diesen nach (S. übrigens 'A. Jahrg. S. 18). 47. Spergula pilifera DC. Man kann wirk- lich nicht begreifen, wie dieses Surrogat unserer Rasen eine solche Verbreitung hat finden und eine solche Mühe hat in Anspruch nehmen können, da selbst tüchtige und zuverlässige Handelsgärtnereien von dem allgemeinen Schwindel hingerissen wurden und die Pflanze mit allen Lobpreisungen empfahlen. Man sieht, dass man nur hartnäckig, selbst das Unbrauciibarste, empfehlen darf, um endlich etwas durchzusetzen. Vergebens haben wir zuerst (2. Jahrg. S. 103 u. 207) dagegen gesprochen; später ist es auch von Seiten Regel's geschehen. 48. Von den Studenten-Blumen oder dem Flos africanus (Tagetes pätulaL. u. erecta L.) besitzt man jetzt in Färbung und Fülle der Blü- thenkörbchen wunderschöne Formen , die alle Em- pfehlung verdienen. Man muss nur bedauern, dass sie einen unangenehmen Geruch besitzen. T. pa- tula mit gleichdicken (nach oben, also nicht ver- dickten) Blüthenstielen ist eleganter und besitzt auch schönere Formen. Neben den dunkel - gestreiften und -punktirten verdienen die ranunkelblüthigen am Meisten Beachtung; vor Allem machen wir jetzt aber auf die zwergartigen (patula nana und selbst nanissima) aufmerksam. Die mit gelben, aber in der Mitte braunen Blüthenkörbchen werden als Tagetes pulchra fl. pl. aufgeführt und verdie- nen empfohlen zu werden. 49. Von den Zinnien der Gärten ist bereits im 1. Jahrgange (Seite 12U) gesprochen worden. Im vorigen Jahre hat Vilmorin aber eine neue Abart der Zinnia elegans L. in den Handel ge- bracht, die alle Beachtung verdient, zumal sie mit der Zeit wohl noch vervollkommnet werden möchte. Die mittleren Röhrenblüthchen haben sich nämlich in Zungenblüthchen verwandelt oder mit andern Worten, die Blume (d.h. das Blüthenkörbchen) ist gefüllt worden. Dadurch, dass auch hier dieselbe Mannigfaltigkeit in den Farben sich zeigt, wie bei den einfachen Zinnien, so ist um so mehr j:ewonnen. Nicht mit Unrecht hat man sie mit den chinesischen Astern (Callistephus oder Aster chinensis) vergli- chen und möchte ihnen eine gleiche Zukunft ent- gegen stehen. Interessant ist es, dass Carter et OD Co. in England zu gleicher Zeit gefüllte Zinnien aus Ostindien bezogen haben wollen. Diese sollen jedoch weniger gefüllt sein. Eine vorzügliche Ab- bildung von ihnen befindet sich im 13. Bande der Flore des serres auf der 1394. Tafel. Verlag von Karl Wiegand t in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur nefiirderuno; des Gartenbaues in den Köniftiich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenliunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines. Professor Dr. Karl Kocit. JW. 18. Berlin, den 2. Mai 1861. Preis des Jahriianges öy Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 402. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am '28. April. — Die beiden Alocasien mit Metall- färbung f Alocasia metallica Schott und cuprca C. Koch). — Bildende Gartenkunst und die beiden neuesten Werke darüber. — Pflanzen- unil Blumenschau. — Die Pfingstrose als Unterlage für feinere Sorten. 402. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am "28. April. Der Vorsitzende, Geh. O.-Reg.-Rath Knerk, theilte mit, dass die Festausstellung dieses Jahr wiederum in der Königlichen Reitbahn in der Brei- ten Strasse, und zwar am 23. Juni, stattfinden werde, und forderte alle Gartenliebhabcr und Gärtner auf, sich durch Einsendung; von Pflanzen u. s. w. zu betheiligen, damit dieselbe sich den frühern würdig anschliessen könne. Es sei nöthig, dass schon jetzt ein Ausschuss ernannt werde, der sich mit den Vorbereitungen des Jahresfestes beschäftige. Als Mitglieder desselben wurden demnach bezeichnet: Gymnasialdircktor August, Apothekenbesitzer August in, Direktor Baerwald, Rentier Bohnstedt, Kunst- und Handelsgärtner Demmler, Gasthofbesitzer Dreitzel, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, Generaldirektor Leist, Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, Dr. Richter, Kommerzienrath Rimpler, Geh. Regierungsrath Schweder, Kaufmann Selke. Ferner wurde ein Ausschuss ernannt, um das Programm für die Frühjahrs-Ausstellung im Jahre 1862 zu entwerfen, bestehend aus dem: Apothekenbesitzer Augustin, Inspektor Bouche, Fabrikbesitzer Danneel, Hofgärtner G. A. Fintelmann auf der Pfauen- insel, Kunst- und Handelsgärtner Friebel, Obergärtner Gaerdt, Geh. Regierungsrath Hey der, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, Hofgärtner Morsch in Charlottenhof und Obergärtner Reuter in der Landesbaumschule. Es ernannte endlich der Vorsitzende einen drit- ten Ausschuss, der Vorschläge zur Wahl eines Vorstandes am Jahresfeste machen sollte, und zwar bestehend aus dem: Gymnasialdirektor August, Kammergerichtsrath B r a t r i n g , Hofgärtner Hempel und Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu. Professor Koch berichtete über die in den Ta- sen vom '23. bis 25. Mai im und bei dem Kroll'- sehen Etablissement stattfindende Thierschau und Ausstellung landwirtha ftlich-gärtne- rischer Gegenstände. Da man ihm die Lei- tung der landwirthschaftlich- gärtnerischen Abthei- lung übertragen, so wünsche er, dass auch die Handelsgärtner ihm dabei unterstützten. Es sei kei- neswegs hinlänglich bekannt, welch' bedeutender Markt grade Berlin für die gewöhnlichsten Blüthen- sträucher und Blattpflanzen sei. Erst in diesen 18 138 Tagen habe eine unserer renommirtesten Handels- gärtnereien eine bedeutende Sendung von den ganz gewöhnlichen Dracänen, wie man sie allenthalben auf dem Markte und in jedem Blumenkeller finde, nach Paris gesendet. Weder die Metropole Frank- reichs, noch die Englands, so bedeutend auch sonst innerhalb ihres Bereiches der Blumenhandel sei, besitzen einen solchon Export. Selbst einzelne Han- delsgärtner in Erfurt , einer Stadt , wo gewiss die Gärtnerei blühe, beziehen ihren Bedarf an Gummi- bäumen (Ficus elastica) aus Berlin. Referent sah erst vor Kurzem in einer Handelsgärtnerei Hanno- vers eine grosse Menge obengenannter Blattpflanzen, die sämmlich in Bei'lin herangezogen waren. Hor- tensien, Azaleen, Eriken, Citrus chinensis, Myrten u. 8. w. , die einzelnen Pflanzen in eleganten oder doch dem Auge wohlgefälligen Formen, als soge- nannte Schaupflanzen, gehen alljährlich in bedeu- tender Anzahl nach Stettin und andern Ausfuhi-- Städten im Norden, um hauptsächlich nach Däne- mark, Schweden und Russland ausgeführt zu werden. Die Ausstellung im Kroll'schen Etablissement gebe nun den Gärtnern, die sich mit einzelnen Kulturzweigen beschäftigen und darin Vorzügliches leisten, Gelegenheit, von derlei Handelspflanzen Auf- stellungen zu machen und dadurch die industrielle Seite der Berliner Gärtnerei zur allgemeinern Kennt- niss zu bringen. Professor Koch machte noch be- sonders darauf aufmerksam , dass auch eine nicht unbedeutende Summe zu Preisen zur Verfügung gestellt sei, und ausserdem wahrscheiulich noch ein grosser Theil der ausgestellten Pflanzen zur Ver- loosung angekauft werde. Damit aber nicht ein planloses Aufstellen geschehe, so ersuche derselbe alle Handelsgärtner ihn zuvor schril'tlich in Kennt- niss zu setzen , welche Pflanzen sie auszustellen gedächten. Die Ausstellung betreffe aber nicht allein Pflan- zen, sondern auch das Gemüse, was bekanntlich in Berlin ebenfalls in vorzüglicher Güte vorhanden sei. Ausserdem sei aber auch die Einsendung von jeder Art ökonomischer Pflanzen und Kürnern, so wie von deren Produkten (Stärke, Tabak, Cichorie, Runkelrübenzucker u. s. w.), endlich auch die der verschiedenen künstlichen und mineralischen Dung- mittel wünschenswerth. Der Obergärtner Fr. Wilh. Schlegel des Grafen zu Herb erst ein auf Grafenort bei Habei- schwert in Preussisch-Schlesien hatte eine ausführ- liche Abhandlung über Ananaszucht mit der Bitte um Begutachtung eingesendet; dieselbe war den Hof'gärtnern Hempel in Berlin und Meyer in Sanssouci zur Berichterstattung überwiesen. Beide hatten schriftlich und zum Theil mündhch ihr Gut- achten dahin abgegeben, dass die Abhandlung mit Fleiss und mit Sorgfalt geschrieben und Alles ent- halte, was zur Kenntniss der Ananaszucht noth- wendig; daher sei es zu wünschen, dass dieselbe durch den Druck zur Kenntniss aller derer, welche sich für den Gegenstand interessiren, komme. Prof. Koch ergriff die Gelegenheit, um auf die Buttmann' sehe Abhandlung über Kultur der Ananas in Moos (S. Seite 36) zurückzukommen. Obergärtner Lauche in Gruden bei Seehausen, Vater des Kunst- und Handelsg. W.Lauche bei Potsdam, habe ihm mitgetheilt, dass er zu der Zeit, wo Hofgärtner Fischer in Weimar die schönsten und wohlschmeckendsten Ananas in Moos erzogen, daselbst in C'ondition gestanden und sich des mit Erfolg gekrönten Verfahrens noch sehr erinnere. Man habe aber, um die Vegetation der Pflanzen zu erhöhen, dem Moose etwas Salz untergemischt. Hofgärtner Hempel, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann und Inspektor Bouche geben zu, dass in Moos gezogene Ananas sich allerdings durch Grösse in der Regel auszeichnen, dass es aber meist auf Kosten des Aroma's geschehe. Man könne die- ses auch gar nicht anders erwarten, da durch die Wurzeln keine Nahrung geboten würde und die Pflanzen sich allein durch die feuchte Luft ernäh- ren müssten. Diesem vermochte jedoch Professor Koch keineswegs beizupflichten, da die Luft so viel Kohlensäure enthalte, dass die Pflanze ihren Kohlenstoff gar nicht erst aus dem Boden zu neh- men brauche. Die Hauptbestandtheile einer guten aromatischen Ananas seien aber kohlenstoffiger Natur. Alle Epiphyten nehmen ihre Nahrung aus der Luft; der grösste Theil der Bronieliaceen, zu denen die Ananas-Pflanze gehöre, seien aber Epiphyten. Wenn gesagt werde, dass allerhand Moose, Farne, üeber- bleibsel von Orchideen-Knollen u. s. w. diesen Epi- phyten mannigfache Nahrung darböten, so frage er einfach, wo denn diese ihre Nahrung bezogen hät- ten? Doch ebenfalls nur aus der Luft. Nach Professor Schultz -Schnitzen stein möchte Kochsalz wohl einen Einfluss auf die Ve- getation der Ananas -Pflanze ausüben können, da sie nach den Berichten des bekannten Reisenden Beyrich in Brasilien am Meerstrande gedeihe. Er erinnere sich auch, dass nach der Rückkehr des genannten Reisenden Versuche im botanischen Garten damit angestellt wurden; leider wisse er aber nicht, was daraus geworden. Es wäre jedoch wohl der Mühe werth, diese von Neuem zu machen und die Resultate der Oeifentlichkeit zu übergeben. Kunst- und Handelsgärtner Ho ff mann hielt den Zusatz von Salz für unnöthig, da jeder Dung schon an und für sich Kochsalz enthalte. Obergärtner Kraus pflichtete dagegen dem Professor Koch in so fern bei, dass zur Ananas- 139 Zucht keineswegs eine fruchtbare Erde gehöre, denn in England und Frankreich, wo man ebenfalls doch vorzügliche Ananas ziehe, verwende man einfache Haide-Erde ohne allen besonders nährenden Zusatz. Auch Dr. Karsten ist derselben Meinung, da er auf seinen langjährigen Reisen in Amerika oft Ge- legenheit gehabt habe, die Ananaspflanze wildwach- send zu beobachten. Diese komme beispielsweise im Gebirge von .Santa Martha und auch sonst auf den trockensten und schwersten Lehm- und Mer- gelboden vor. Nach Inspektor B o u c h e ist es keineswegs immer rathsam, ausländische Pflanzen in der Erde zu kultiviren, wo diese in ihrem Vatcrlande wach- sen, da die an Kaum beschiänkten Blumentöpfe oft ganz andere Kultur-Bedingungen erheischten, als das freie Land. Schwere Erde passe überhaupt nicht für Topfkultur und sei man deshalb in der neuesten Zeit ganz davon abgekommen. Professor Braun ist selbst der Meinung, dass sonst an be- stimmten Boden gebundene Pflanzen in ganz anderen Erden nicht selten ebenfalls gedeihen ; er erinnere nur an die Runkelrüben und an den Sellerie, wel- che beide im wilden Zustande an den Meeresküsten vorkommen, wo viel Kochsalz enthalten sei. Salsola Kali, eine Salzpflanze, wachse ebenfalls in Menge in unserem Sande. Dr. Karsten erbat sich Auskunft, ob die Rhizomorpha subterranea, welche man in den Orangen-Kübeln gefunden, sich doch nicht den Wur- zeln der Orangen anlege und diesen Nahrung ent- ziehe ? In den Tropen existire eine Rhizomorphe, welche den obern Theil baumartiger Pflanzen über- ziehe und einen ächten Schmarotzer darstelle. Er bringe hiermit diese Art zur Kenntniss, indem er damit überzogene Zweige und Blätter vorlege. Prof. Schultz- Schult zenstein hatte einen Theil der vom Hofgärtner H. S ello in der frühern Versamm- lung, wo die Orangen -Krankheit Gegenstand der Verhandlungen gewesen, übergebenen und damals für Rhizomor[)hen erklärten fadenförmigen Bildun- gen untersucht und keine Spur der letztern , son- dern ächte Wurzeln, wahrscheinlich von Haidepflan- zen, gefunden, dagegen war das, was Prof. Braun geprüft hatte, unzweifelhaft eine Rhizomorpha. Nach Inspektor Bouche kommt dieser Pilz nur in Gefässen von Holz vor und habe er ihn nie in irdenen gesehen. Auch scheine er gar keinen Ein- fluss auf die Wurzeln der Orangenbäume auszu- üben, zumal er hauptsächlich in der Nähe der In- nern Seite des Gelasses und an dem Holze oder an bereits abgestorbenen Wurzelstücken ihn gesehen. Professor Koch zeigte an, dass der amtliche Bericht über die 3. Versammlung deutscher Pomo- logen, Obst- und Gemüsezüchter, sowie der damit verbundenen Obst- und Gemüse -Ausstellung, be- reits erschienen und durch jede Buchhandlung für 1 Thaler zu beziehen sei. Auch übergab er das 4. Heft von Mulde r's Chemie der Ackerkrume, übersetzt von Dr. Johannes Müller und empfahl es. Dasselbe gab Veranlassung zu einer längern De- batte über die Art und Weise, wie der Kohlenstoff von der Pflanze aufgenommen werde. Während Prof. S c h u 1 1 z - S c h u 1 1 z e n s t e i n die Quelle des Kohlenstoffes für die Pflanze nur in den kohlen- stoffigen Vei'bindungen des Bodens und namentlich des Wassers sucht, hat nach dem Geh. Oberregie- rungsrath Kette und nach Prof. Koch derselbe seinen hauptsächlichsten Ursprung in der Kohlen- säure der Luft. Da dieser Gegenstand für die Art und Weise der Ernährung der Pflanze so ausser- ordentlich wichtig ist, schlug der Vorsitzende. Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, vor, die Verhandlung darüber für jetzt auszusetzen und den Gegenstand ein anderes Mal einer ausführlicheren Besprechung zu unterwerfen. Pi'of. Koch legte die männlichen und weibli- chen Rispen des Pampas-Grases (Gynerium arg^n- teum) vor und wies nach, dass der letztern die silberglänzenden Haare fehlten, welche der erstem hauptsächlich ihre Schönheit verliehen. Seines Wis- sens nach befinde sich nur eine einzige weibliche Pflanze in Deutschland, nämlich in dem Garten des Grafen von Arnim in Boytzenburg. (S. übi'igens die ausführliche Abhandlung über das Pampasgras im 1. Jahrg. der Wochenschrift, Seite 385.) Hierauf sprach derselbe über zwei interessante Bromeliaceen, welche jetzt im botanischen Garten geblüht haben : Hechtia planifolia Klotzsch und Androlepis Skinneri Brongn. Beide Pflanzen sind, so viel wir wissen, nicht beschrieben. Die erstere ist die Puya chilensis, welche vor 8 Jahren im botanischen Garten zu Kew geblüht hat und im botanical Magazine (tab. 4815) abgebildet ist, die andere hingegen, welche auch als Billber- gia Skinneri in den Gärten vorkommt, stellt nach Beer ein Hoplophytum dar, ein Genus, was sehr verschiedene Pflanzen einschliesst. Von diesen hat schon früher Gaudichaud diejenigen, zu de- nen auch Androlepis Skinneri Brongn. gehört, als Pothuava unterschieden. Es muss demnach diese Pflanze jetzt Pothuava Skinneri heissen. Ueber sie ist auch bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (Seite 311) gesprochen. Professor Braun theilte mit, dass von Seiten der preussischen Expedition nach Japan u. s. w. wiederum eine grössere Sendung von Sämereien und lebenden Pflanzen angekommen sei. Da von den ersteren zum Theil reichlich vorhanden , so könne auch von diesen an Mitglieder des Vereines etwas 18* 140 abgegeben werden. Liebhaber möchten sich des- halb nur an den Inspektor Bouchö wenden. Der- selbe fügte hinzu , dass auch ausserdem aus dem Versuchsgarten des Vereines für Mitglieder Man- cherlei, wie einige neue Begonien, Phlox, Verbeneu, Georginen und die unter dem Namen Tannenzapfen bekannte Kartoffel, zur Verfügung stände. Von Seiten der Berliner Dung -Pulver -Fabrik (Robert Amende, Müllerstr. 146 u. 14?) wurden Proben eingesendet und dieselben empfohlen. Schliesslich theilte der Vorsitzende mit , dass dem Saccolabium curvifolium des Ritterguts- besitzers Moritz Reichenheim ein Preis zuge- sprochen worden. Die lieidcn Alocasicn mit lletallllirbung (Alocasia metallica Schott und cüprea C.Koch). Durch die Verwechslung meiner Alocasia cuprea mit der A. metallica Schott von Seiten Schott's und jetzt auch Hooker's, der von ihr im botanical Magazine (tab. 5170) eine sehr gute Abbil- dung und Beschreibung gegeben hat, ist in den Ver- zeichnissen der Handelsgärtner sowohl, als in einigen gärtnerischen Zeitschriften, eine Verwirrung entstan- den, die zu lösen Aufgabe dieser Abhandlung sein soll. Es war im Anfange der fünfziger Jahre, als einige interessante Pflanzen direkt von Borneo in dem van Houtte'schen Etablissement zu Gent ein- geführt wurden. Unter diesen befanden sich auch Knollen von Aroideen aus der Abtheilung der Ca- ladieen mit metallischem Glänze der Blätter, welche als Caladium sp. e Borneo und später C. me- tallicum in den Handel kamen. Der zuletzt ge- nannte Name findet sich zuerst im Jahre 18:13 im 9. Jahrgange der Hamburger Garten- und Blumen- zeitung (Seite .'il?) bei Gelegenheit einer Abhand- lung über das van Houtt'sche Etablissement auf- geführt. Die interessante Pflanze wurde mehrfach in Berlin gekauft und daselbst in kurzer Zeit sehr verbreitet. Sie kam auch nach Wien und wurde im Jahre 1854 vom Direktor Schott in Schönbrunn für eine Alocasia erkannt und als A. metallica veröffentlicht (S. österr. Wochenblatt 4. Jahrg. S. 4 1 0). In demselben Jahre machte uns der damals noch lebende Direktor Otto, Inspektor des botanischen Gartens in Berlin, aufmerksam, dass möglicher Weise 2 verschiedene Arten als Caladium sp. e Borneo in den Gärten sein möchten. Sorgfältige Untersuchungen überzeugten uns alsbald von der Richtigkeit der Vermuthung; wir beschrieben die seltenere in der Appendix zum Samen -Verzeichnisse des Berliner botanischen Gartens von genanntem Jahre (Seite 6), da uns damals noch keine Blüthen zur Verfügung standen, als Caladium ciipreum. Drei Jahre später blühte Alocasia metal- lica Schott im Garten des Fabrikbesitzers Borsig zu Moabit bei Berlin und wir nahmen Gelegenheit, eine ausführliche Beschreibung nebst Abbildung in der damals von uns redigirten Berliner allgemeinen Gartenzeitung (Jahrgang 1857, Seite 377, Tafel 7) zu geben. Ohne die Pflanze je gesehen und demnach ohne ein Urtheil darüber zu haben, erklärte Schott unsere Pflanze für in Nichts verschieden von seiner Alocasia metallica und hielt diese seine Be- hauptung, trotz unserer Gegengründe, bis in die neueste Zeit, also auch in dem im vorigen Jahre erschienenen und von uns (Seite 73) besprochenen Prodromus Aroidearum, fortwährend aufrecht. Lei- der ging die Pflanze alsbald in Berlin verloren; vorher war sie jedoch von da aus, vielleicht jedoch auch direkt durch van Houtte von Gent aus, be- reits nach England gekommen. Jenseits des Kanals scheint sie aber vor 3 Jahren von Neuem auch aus Borneo in derbekannten Handelsgärtnerei von Veitch in Exeter durch den bekannten Reisenden Thomas L 0 b b direkt eingeführt worden zu sein. Sie wurde zum Theil unter unserem Namen, als Caladium cüpreum, abcrauch als Gonatanthus cdpreus, in den englischen Verzeichnissen aufgeführt. AVenn wir auch damals schon vermutheten, dass die Pflanze die unsrige sein möchte , so er- hielten wir doch erst Gewissheit, als Lindley sich ohne alle Ursache veranlasst fand , den Namen C. cupreum in C. Veite hii ( Gard. Chron. 1859, Seite 740) umzuändern und eine oberflächliche Be- schreibung zu geben. Im 2. Jahrgange der Wo- chenschrift (Seite 403) haben wir bereits darauf aufmerksam gemacht. Die Pflanze hat nun seitdem bei Low (Clapton - Nursery) in England geblüht und wurde dem Direktor des botanischen Gartens zu Kew, Hooker, zur Verfügung gestellt, der sie, wie oben bereits erwähnt, im botanical Magazine unter dem falschen Namen Alocasia metallica Schott abbildete und beschrieb , obwohl er selbst gesteht, dass Schott's Beschreibung nicht recht passe. Auffallend ist die Bemerkung Hooker's, wonach A. metallica Schott sich nur (in England) selten vorfindet, während sie doch in Belgien und Deutsch- land allgemein verbreitet ist. Hooker weiss auch nichts von Lindley, dass dieser seine Pflanze als C. Veitchii beschrieben, noch hat er Kenntniss, dass wir sie ebenfalls, und zwar noch früher, als Caladium cupreum ver- öffentlicht haben. 141 Seitdem haben wir nun Gelegenheit gehabt, die Pflanze wiederum während unserer Anwesen- heit in Biebrich (S. Seite 1 1 1) zu sehen und uns völ- lig überzeugt, dass Caladium mctallicum Hook, sich durchaus nicht von unserem Caladium cu- preum unterscheidet und daher als Synonym dazu gezogen werden muss. Durch die vortreffliche Ab- bildung Hook er 's haben wir aber ferner ersehen, dass besagte Pflanze kein Caladium, sondern viel- mehr eine Alocasia ist; wir müssen deshalb leider den Genus-Namen umändern und sie nun Aloca- sia ciiprea nennen. Die 4 Genera Colocasia, Alocasia, Ca- ladium und Xanthösoma stehen einander sehr nahe und ihre Arten sind ohne Blüthen sehr schwie- rig zu sondern. Am Leichtesten erkennt man noch Xanthosöma, dessen Arten pfcil- oder herzförmige Blätter besitzen. Es ist dieses jedoch bei einigen Arten des Genus Alocasia, wie bei A. odora, in vollständiger Entwickelung ebenfalls der Fall. Die Diagnose der 4 Genera lautet demnach folgender Massen: I. Colocasia: Spadix appendice laevi prae- dita; Germen inferne uni-, superne saepe pluri- loculare ; Placentae parietales. H. Alocasia: Spadix appendice corrugata praedita; Germen inferne uni-, superne saepe pluri- loculare; Placentae basales. HI. Caladium: Spadix appendice nulla; Ger- men biloculare; Placentae centrales. IV. Xanthosöma: Spadix appendice nulla; Germen pluriloculare ; Placentae centrales. Was nun endlich die beiden Alocasien anbe- langt, so dürften deren Unterschiede durch folgende Charaktere festzustellen sein: 1. A. metallica Schott (nee Hook.): Folia denique cordata, discoloria, subtus plumbca; Spa- thae pars superior extus lutescens, intus rubescens, denique reflexa, inferiorem convolutam, viridem tri- plo, quadruplove superans; Spadicis appendix elon- gata, vix corrugata; Stigma sessile. 2. A. cüprea C. Koch (A. metallica Hook., Caladium cupreum C. Koch, C. Veitchii Lindl., Gonatanthus cupreus Hort.): Folia peltata, discolo- ria, subtus brunneo-cuprea ; Spathae pars superior rubro-virescens, erecta, apice convoluta, inferiorem purpuream, convolutam vix aequans; Spadicis ap- pendix corrugata, tertiam partem replens ; StigmaS-, 4-lobum, stylo manifesto insidens. Bildende Oartenknnst und die beiden neuesten Werke darüber. In der !l. Nummer der Wochenschrift haben wir (Seite 64) Siebeck's Elemente der Land- schaf tsgartenkunst, dessen 1. Lieferung uns damals vorlag, besprochen; seitdem sind auch die andern 3 Lieferungen der Oeffentlichkeit übergeben und das Werk ist demnach fertig. Seit Kurzem ist aber auch „die bildende Gartenkunst in Verbindung mit der Nutzgärtnerei von J. G. Meyer" erschienen. Der Verfasser des zu- letzt genannten Werkes, Handelsgärtner in Ulm, darf übrigens nicht mit dem Königlichen Hofgärtner und Gartenkondukteur G.Meyer in Sanssouci bei Potsdam, dessen vorzügliches Werk „Lehrbuch der schönen Gartenkunst" wir bereits im '2. Jahrgange der Wochenschrift (Seite 377) ausführ- lich besprochen haben, verwechselt werden. Die bildende Gartenkunst in Verbindung mit der Nutz- gärtnerei von dem Ulmer Meyer ist zwar ein für sich abgeschlossenes Buch, bildet aber auch den 8. Theil eines grossen, alle Theile der gesammten Gärtnerei umfassenden Werkes , über dessen vor- angegangenen Theile wir ebenfalls früher schon mehi-mals berichtet haben. Zu keiner Zeit war man so sehr bemüht, seine nächste Umgebung durch Pflanzen-Schmuck zu ver- schönern, als seit den letzten Jahrzehenden. Wenn man auch in den frühern Zeiten Pflanzen und Blu- men liebte , so brachte man diese doch nicht im Zusammenhange mit sich selbst. Sie wurden viel- leicht sogar zum Theil mit mehr Liebe und Sorg- falt gepflegt, als es jetzt hier und da geschieht. Man hielt sie, weil man deren auch weniger hatte, ferner höher. Der Besitzer einer hübschen Nelke, eines Eosengeranium's u. s. w. theilte nur dem besten Freunde, bei dem er ein gleiches Interesse voraus- setzte, einen Ableger oder gar eine schon ange- wurzelte Pflanze mit; sonst war es ihm gleichgül- tig, ob sein Liebling in einem ordentlichen, beson- ders dazu angefertigten Gefässe oder in einem in der Küche nicht mehr brauchbaren, auch gar bereits schadhaften Topfe stand. Jetzt ist es anders, die Art und Weise der Aufstellung, die Wahl der Pflanzen hängt in der Regel auf's Genaueste mit den Eigenthümlichkeiten des Besitzers zusammen. Es gilt dieses nicht allein von denen, welche man in den Zimmern kultivirt; auch in den Gärten und selbst in grösseren Anlagen spricht sich der Geschmack des Besitzers aus. Wo dieses nicht der Fall ist, kann man auch eine An- lage für verfehlt ansehen ; sie kann selbst zur Kar- rikatur werden. Man denke sich ein, auch körper- 142 lieh - plumbes Ehepaar inmitten einer verfeinerten Rokoko -Anlage Lenotre'sl Oder elegante Damen in einer sog£nannten Obst-Anlage, wie sie J. G. Meyer in Ulm angelegt haben will! Wir haben oft schon Gelegenheit genommen, darauf aufmerksam zu machen, dass vor Allem der Gartenkünstler, zwar zunächst die Eigenthümlichkeit des Terrains, dann aber eben so sehr auch die des Besitzers zu berücksichtigen hat. Wer in einem klei- nen, vielleicht kaum einen Morgen Landes umfas- senden Garten englische Anlagen macht, würde eben so verfehlen, als wer da, wo Landschaftliches ge- geben werden soll, Blumenstücke in allerhand Ara- beskenformen anbringt oder in der Nähe urossarti- ger, nicht bewohnter Gebäude und neben architek- tonischen Ornamenten sich in allerhand Nippsachen und sonstigen Spielereien, wie sie neben dem Bou- doir einer eleganten Dame völlis; an ihren Platz wären , gefällt. Der feine Aristokrat bedarf eine andere Umgebung, als der gebildete Landwirth, der das Schöne sich nur im Zitsammenhange mit dem Nützlichen denken kann. Der reiche Kaufmann, der Banquier verlangt, wenn er seine bestimmten, nur dem Erwerbe gewidmeten Geschäftsstunden im Bureau abgemacht hat, grade einen Aufenthalt, wo nichts ihn mehr an die Prosa, an das Materielle erinnert und wo er sich ungestört edlern Genüssen hingeben kann. Ein sogenannter Volksgarten und eine öffentliche Anlage wollen wiederum anders be- handelt sein. Es liegen uns 2 Bücher vor, welche zwar einen und denselben Gegenstand behandeln, aber doch durchaus verschiedener Natur sind. Siebeck 's Elemente der Landschaftsgartenkunst sind ein Leitfaden für grossartige Anlagen, wo die der Natur abgelauschten Schönheiten auf zwar kleinem, aber immer doch im Verhältnisse zu den Menschen grossem Kaume mehr gedrängt und in freundlicher Harmonie zu einander wiedergegeben werden sollen. Der Name Landschaft bezeichnet schon das, was der | Verfasser will. Wir erhalten hier Grundzüge, Prin- zipien, nach denen die Landschaft dem Gegebenen angepasst werden soll. Es wird uns gesagt, wie die Wege zu den Rasenflächen, Boskets und Hai- nen und diese wiederum zu dem Wasser und selbst zu den Bewegungen in dem Terrain sich verhalten müssen. Da wir früher schon an oben näher ange- gebenen Stelle über das Werk gesprochen haben, so fühlen wir uns dem überhoben, von Neuem auf seinen Inhalt einzugehen. Der Titel des anderen Werkes „die bildende Gartenkunst in Verbindung mit der Nutz- gärtnerei" sagt uns schon, was der Verfasser will. Wir kennen kein ähnliches Werk und fühlen uns um so mehr gedrungen, es denen anzuempfeh- len, welche sich das Schöne nicht ohne das Nütz- liche denken können, vor Allem aber den Land- wirthen. Man hat uns nun oft, wenn wir einem der letztern empfahlen, doch mehr auf die Verschönerung der nächsten Umgebung Rücksicht zu nehmen, er- widert: „das ist recht hübsch, aber es kostet Geld und bringt nichts ein ; der Landwirth soll aber nur daran denken , aus seinem Boden den möglichst höchsten Ertrag zu ziehen." Der Verfasser vor- liegenden Buches gibt uns aber etwas in die Hand, wo auch dergleichen doch etwas zu sehr egoistische Landwirthe zufrieden gestellt werden. Diese können nach der gegebenen Anleitung ihre Umgebung ver- schönern und dabei noch einen Ertrag haben. Unserer Ansicht nach ist der letztere selbst in der Obst- anlage, wie sie gemacht werden soll, zu sehr in den Vordergrund gestellt : wir fürchten deshalb, dass die eigentlichen Gartenkünstler eine solche nicht für voll und musterwürdig halten möchten. Die Obstanlage des Verfassers besteht aus 3 Theilen : dem Lust-, Nutz- und Wirthschaftsirarten. Der erste befindet sich natürlich in der Nähe der Wohnung, die selbst, so wie die übrigen Baulich- keiten und Verzierungen, einen integrirenden Theil bilden. Je nach der Grösse des Raumes sind Haine, Boskets und Rasenflächen, alle '.] durch Wege und, wo möglich, durch Wasserparthieen unterbrochen, angezeigt. Wichtig sind die Berechnung der Kosten. Der Nutzgarten umfasst die Orte, wo Gemüse und wo Obst, wenn möglich, auch Wein gezogen wird. Natürlich hat der Verfasser auch auf einen pas- senden Platz für Baumschulen, um sich selbst den Bedarf heranzuziehen, Rücksicht genommen. AVas unter Wirthschaftsgarten verstanden ist, möchte man nicht leicht aus dem Titel ersehen ; der Name sollte vielmehr in Gesellschaftsgarten umge- wandelt werden. Wie der Verfasser ihn aber will, gehört er, zum Theil wenigstens, zu dem Lust- garten. Denn er soll nicht allein den Platz ent- halten, wo die Familie mit ihren Gästen ein Mahl einnimmt oder Thee des Abends trinkt, wo aller- hand Spiele aufgeführt werden oder die Kinder sich herumtummeln, es werden auch weite Wege durch schattige Gänge, also eine Art Park, u. s. w. ver- langt. Wir verstehen nicht recht, wie dieser von dem Lustgarten geschieden werden soll. Bekannt- lich hat der geistvolle Fürst von Pückler-Mus- kau ebenfalls eine besondere Abtheilung seines grossartigen Parkes in Branitz bei Cottbus in der Nähe des Schlosses unter dem Namen Theegar- ten angelegt. In unserer Beschreibung des bezeich- neten Parkes (2. Jahrgang, Seite 323) haben wir ihn näher erörtert. Sollte dem Verfasser obigen Werkes derselbe Gedanke vorgeschwebt haben! Wer weniger dem Nützlichkeits-Prinzip nach- 143 hängt, kann, anstatt des speciellen Obstgartens, forst- liche Zierbäume und Sträucher in Anwendung brin- gen. Von besonderem Interesse ist die Angabe über die ohngefähre Höhe der benutzten Gehölze und .Sträucher nicht allein, sondern auch der kraut- artigen Pflanzen und Blumen, damit man in der Anpflanzung und Stellung der einzelnen Arten zu einander keinen Fehler begeht. Dazu kommen noch die Aufzählungen der Schling-, Einfriedigungs -, Einfassungs- und Wasserpflanzen. PflaiiKcii- liiid lUiiuienschaii. Das reiche, uns zu Gebote stehende Material gestattete uns bis jetzt nicht, über die neuen und interessanten Pflanzen, welche in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres in französischen, belgischen und holländischen Zeitschriften abgebilden wurden, zu berichten ; da jedoch in denselben Manches geboten wird, was die Aufmerksamkeit unserer Leser in Anspruch nehmen dürfte, so stehen wir nicht län- ger an. Die Pflanzen freilich, welche bereits in andern Zeitschriften abgebildet und deshalb schon von uns früher besprochen wurden, übergehen wir. Beginnen wir wiederum mit den Orchideen, die fortwährend, obwohl ihre Liebhaberei zu den theu- ersten gehört, im Allgemeinen mit grosser Auf- merksamkeit behandelt werden und in den grossem Handelsgärtnereien vor Allem einen Gegenstand des Handels bilden. Zu den beliebtesten gehören die Aeridcs -Arten. In dem lU. Bande der Belgique horticole auf der 23. Tafel (zu Seite 3-16) ist die hellere Form des Aer. crispum Lindl., welche in den Gärten noch den Beinamen „Schroederi" besitzt, abgebildet, auf der 21. hingegen wiederum eine hellere Form des ziemlich verbreiteten Den- drobium Farmeri Paxt. Beide Formen stehen an Schönheit wohl der Hauptart nach. In der Leidener Flore des jardins sind ebenfalls 2 Orchideen, und zwar aus dem Genus Phalae- nopsis und zum ersten Male, abgebildet. Beide gehören zu den weniger schönen Arten des grade durch seine reizenden Blüthen ausgezeichneten Ge- schlechtes und sind auf Java zu Hause. Ph. vio- läcea Hort. Bogor. wurde nach dem Berichte in dem 3. Jahrgange genannten Werkes (S. 127) im Jahre 1859 in Leiden eingeführt und hat bereits daselbst im vorigen Sommer geblüht. Die dunkel- grünen, glänzenden Blätter haben eine breit-läng- liche Gestalt und liegen flach ausgebreitet. Aus dem Winkel des einen erhebt sich ein kurzer Schaft, der 2 oder doch nur wenig Blüthen trägt. Jede Blüthe hat eine Dauer von 6 und 7 Wochen. Un- terdess kommt aber noch ein anderer Schaft her- vor, dem selbst ein dritter folgen kann. Die Blüthe- zeit wird dadurch natürlich sehr verlängert, wodurch die Art einen besonderen Werth erhält. Die Farbe der Blüthe ist, wie der Name auch sagt, violett. Die zweite Art, Phalaenopsis zebrina Hort. Bog., hat denselben Habitus, aber eine ganz andere Farbe. Dieselbe wurde von dem Inspektor des bo- tanischen Gartens in Buitenzorg auf Java, Teys- mann, ebenfalls dem Leidener botanischen Garten, aber als eine Ph. violacea, mitgetheilt; man fand aber schon bald, hauptsächlich an dem heilern Grün der Blätter, dass es eine andere Pflanze sein möchte. Sie hat nun ebenfalls im vorigen Jahre geblüht und damit die Vermuthung bestätigt. Hinsichtlich der Blüthendauer scheint sie sich der voiügen anzu- schliessen. Die Farbe der Blüthe ist jedoch ein Schwefelgelb, was durch braune Querbänder unter- brochen wird. Wir gehen zu den übrigen Pflanzen über. Zu den schönsten Chamädoreen gehört Ch. e leg ans Mart. , eine bei uns in Nordostdeutschland keines- wegs seltene Palme, die auch gut im Zimmer aus- ! hält. Die abgebildete Pflanze stimmt mit den Exem- plaren, welche sich im botanischen Garten in Berlin befinden, vollkommen überein. Naudin, Adjunkt im Jardin des plantes, zweifelt jedoch daran, dass die Gartenpflanze und die, welche Martius be- schrieben, einer und derselben Art angehören. Unter den Aroideen sind es immer wieder die bunt blättrigen Caladien, welche man liebt, und deren Zahl in der neuesten Zeit nicht unbe- deutend zugenommen hat, ja fortwährend zunimmt. Ueber die vorhandenen haben wir schon mehrmals gesprochen. Da bereits Verwechselungen in den Gärten vorkommen, möchte es von besonderem In- i teresse sein, die Abbildungen, welche darüber exi- stiren, zu kennen. Wiederum sind in der Flore des serres 3 Arten bildlich dargestellt. Caladium Perrieri Chant. (tab. 1377) möchte wohl eine gute Art sein, denn sie unterscheidet sich durch die Masse grösserer , unregehnässiger Flecken und Punkte von weisser Farbe auf grünem Grunde sehr , leicht; C. Baraquini Chant. (tab. 1378) hingegen \ erinnert an die Abart von Caladium bicolor Vent., welche wir mit dem Beinamen splendens bezeichnet haben, und ist, wie von uns schon früher vermuthet worden ist (S. 3. Jahi'g. S. 254), gewiss nicht verschieden. Die Färbung ist keineswegs immer so dunkel. Dass C. Troubetzkoi Chant. (tab. 1379) nichts weiter ist, als eine Form unseres C. picturatum, gibt jetzt auch van Houtte zu. Wie sehr übrigens die Färbung der Blätter, aber ! auch die Form, bei den einzelnen Arten sich ändern ' kann, sieht man aus einer Vergleichung der Abbil- dungen der beiden zuletzt genannten Pflanzen in Flore des serres und in der Illustration horticole, 144 wo sie ebenfalls auf der 257. Tafel dargestellt sind. Caladium Baraquini der letztern könnte man für eine ganz andere Pflanze halten. Caladium Belleymei Chant. (tab. '25'J der Illustration) steht daaesen dem C. Perrieri so nahe, dass man beide schon nach den Abbildungen in genannten Werken für nicht verschieden halten möchte. Die weissen Flecken gehen auf den Blättern des C. Belleymei oft so sehr in einander über, dass, mit Ausnahme der grünen Nerven und Adern , die ganze Fläche weiss ist. Wir fügen diesen buntblättrigen Aroideen noch eine Pflanze aus genannter Familie bei, die ebenfalls unsere Aufmerksamkeit verdient. Es ist dieses Arum pictumL. fil., welches Schott neuerdings we^en seines allerdings eigenthümlichen Habitus zu einem besonderen Genus, Gymnomesium, erho- ben hat. Arum pictum ist auf Corsica, auf den Balearen und in Nordafrika zu Hause, und möchte wohl kaum bei uns im Freien aushalten, da es be- reits in der Umgegend von Paris im Winter ge- deckt werden muss. In der Regel kommt nur ein Blatt auf langem, getiegertem Stiele hervor, und gleich daneben hat auch der gleichlange Blüthenstiel seinen Ursprung. Die Blätter ähneln zwar in der Form denen unserer gewöhnlichen Aronswurz, ha- ben aber eine dunkelgrüne Färbung, aus der die weissgezeichneten Nerven um so mehr hervortreten. Die Blumenscheide ist braun- violett gefärbt. Da die Pflanze gesellig wächst und gleich grössere Stel- len überzieht, so bietet sie einen eigenthümlichen Anblick dar. Abgebildet und empfohlen ist sie in der Kevue horticole (fig. 8 1 zu Seite 372). Zwei andere Aroideen sind noch: Arisaema Murrayi Hook, und Saurömatum guttatum Schott., in Flore des serres abgebildet. Die erstere (auf der 1322. Tafel) schliesst sich im Wachsthume dem Gymnomesium pictum an und treibt ein aufrechtes, aber fingerförmig -getheiltes Blatt und einen allofemeinen Blüthenstiel. Der untere zusam- mengewickelte Theil der Blüthenscheide ist hell-, etwas gelb - grün , der obere helmförmige hingegen röthlich- weiss, am Schlünde purpurfarben. An Schönheit steht die Art wohl den beiden bei uns viel kultivirten Arten: A. ringen s Schott und praecox de Vr. nach. A. Murrayi kam aus Bom- bay nach Ostindien. Saurömatum guttatum Schott (Flore des serres tab. 13:'4) wächst in ganz Ostindien bis Ne- pal, aber auch auf Java und ist bei uns lange schon bekannt, obwohl es in den Gärten der Privaten eine seltene Erscheinung darstellt. Doch sahen wir es in der letzten Frühjahrs-Ausstellung vondemKom- merzienrathe Kricheldorf in Magdeburg einge- sendet. Der allgemeine Blüthenstiel ist kurz und trägt eine sehr lange hell-olivengrüne, auf der Innen- seite aber braunroth-gefleckte Blumenscheide. Das auf tiegcrförmigen Stiele befindliche fussförmige Blatt kommt nach der Blüthe zum Vorschein. (Fortsetzung folgt.) Die Pfingstrose als Unterlage für feinere Sorten. Als Zusatz zu der Abhandlung über Rosen in voriger Nummer fügen wir noch hinzu, dass man in den Niederlanden ganz allgemein die Pfingst- oder Zimmet-Rose (Rosa cinnamomea) als Hoch- stamm und als Unterlage für feinere Rosen-Sorten benutzt. Als die trockenen und heissen Sommer der letzten Jahre den Rosenzüchtern Berlin's die Anzucht von Wildlingen erschwerten , auch von Händlern aus Thüringen und Sachsen wenig zu- geführt wurde, sah man sich gezwungen, einen Theil des Bedarfes aus dem Auslande zu beziehen. Es geschah dieses zum Theil aus den Niederlanden. Die erhaltenen Hochstämme hatten ein sehr gutes Aussehen; die Wurzeln waren so kraus, als man es nur irgend wünschen konnte, die Vegetation zeigte sich kräftig. Und doch wollten die Pflanzen nicht gedeihen und gingen nach einem Paar Jahren selbst zum Theil zu Grunde oder besassen doch wenigstens kein gesundes Aeusseres mehr. Diese Beobachtung wurde nicht etwa an einer SteUe ge- macht, sondern alle Gärtner, welche aus den Nieder- landen bezogen, machten dieselben Erfahrungen. Es ist dieses eine eigenthümliche Erscheinung, welche uns von Neuem darlegt , welchen grossen Einfluss die klimatischen Verhältnisse ausüben. Da man in den renommirtesten Baumschulen und Gärt- nereien Hollands sich nur der Unterlagen derPfingst- rose zu bedienen scheint und die veredelten Rosen gewiss auch nach Belgien, Frankreich u. s. w. aus- geführt werden, man aber bis jetzt keine Klage über das schlechte Gedeihen derselben von da aus ver- nommen hat, so ist es um so mehr zu verwundern, dass diese im Nordosten Deutschlands nicht den Anforderungen entsprechen. Eben deshalb ist es wünschenswerth, dass zur öfi'entlichen Kenntniss komme, ob noch andere Erfahrungen der Art vor- liegen. Es liegt dieses im Interesse der Rosen- freunde. Die Redaktion der Wochenschrift ist be- reit, Mittheilungen darüber anzunehmen und be- kannt zu machen. Lächerlich ist es, dass man anfangs hier und da glaubte, die Unterlagen der aus Holland be- zogenen Rosen seien Birken, und dass man sogar Versuche anstellte, Rosen ebenfalls auf Birken- stämmchen zu veredeln. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur ßefördei'uno; des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr.. Karl Sioch. JW. 19. Berlin, den 9. Mai 1861. Preis des Jahrganges öl Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Fürst Joseph, Altgraf zu Salm-Reifferscheid-Dyek. — Kultur der Ouvirandra fencstr.ilis Poir. — Pflanzen- und Blumen- schau (Fortsetzung). — Einige Worte über Samen- und Pflanzen-Verzeichnisse. — Beilage. Fürst Joseph, Altgraf zu Salm-Rciffcrschcid-Djck. Als im Jahre 1822 der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in denKöniglich Preussischen Staa- ten zu Berlin gegründet wurde und im Januar des nächsten Jahres nach erfolgtem Aufrufe zum Bei- tritte die erste Aufnahme von 231 Mitgliedern er- folgte, befand sich auch der Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheid-Dyck unter den letztern. Von diesen 231 lebten zu Anfange dieses Jahres nur noch 9: der Oberhofgärtner Fintelmann zu Charlottenburg, der wirkliche Geheime Eath und Präsident des Hauptdirektoriums der Königlichen Bank v. Lamprecht in Berlin, der Generaldirek- tor Lenne zu Sanssouci bei Potsdam, der Kom- merzienrath Linau zu Frankfurt a. d. O., der Han- delsgärtner L. Mathieu in Berlin, der Ritterguts- besitzer Dr. Mühlen s in Sternberg bei Bonn, der Fürst zu Salm auf Schloss Dyck, der Garten- inspektor Sinning in Poppeisdorf bei Bonn (leider später ausgetreten) und der Handelsgärtner Späth in Berlin. Auch diese kleine Zahl hat sich seitdem um zwei Mitglieder verringert, welche den innigsten Antheil an den Bestrebungen des Vereines nahmen: der Fürst zu Salm ist am 21. März zu Nizza, der Kom.-R. Linau vor einigen Tagen gestorben. Noch am 13. Februar erhielten wir einen 2^ Bogen langen Brief von dem greisen Fürsten aus Nizza, fast nur wissenschaftlichen Inhalts. Die Hand- schrift in demselben war so fest und bestimmt, dass Niemand vermuthen konnte, der Schreiber befinde sich bereits im 88. Lebensjahre. Wer den Brief sah, bewunderte nicht allein die Kürze, mit der Alles abgefasst war, sowie die Schärfe im Urtheil, son- dern noch mehr die Anspruchlosigkeit, mit der ein Mann von solcher wissenschaftlichen Bedeutung und in einer so hohen Stellung sich aussprach. Durch den Tod des Fürsten haben nicht allein der Verein und die Gartenkunst einen grossen Ver- lust erlitten, für die botanische Wissenschaft ist der Fürst nicht zu ersetzen. Wenn sein Wissen auch die ganze Pflanzenkunde umfasste, so hatte er sich doch vorzugsweise dem Studium einer bestimmten Klasse von Pflanzen ergeben, wo er allein Meister war. Die genauei'e Kenntniss der Dickpflanzen ver- danken wir hauptsächlich ihm. Fast seine ganze Zeit hat er seitdem, wo der ältere de Candolle in Paris ihn dazu veranlasste, ihnen gewidmet. Selbst noch in den letzten Tagen seines Lebens beschäf- tigte er sich hauptsächlich mit seinen Lieblingen und ging damit um , wie wir später noch sehen werden, einen Garten bei Nizza anzulegen, wo er an und zwischen Felsen und in einem sehr gün- stigen Klima die Dickpflanzen kultiviren und dann besser beobachten könnte. Der Fürst hatte aber auch als Mensch eine Bedeutung. Leider haben wir nicht das Glück gehabt, ihn persönlich gekannt zu haben; was wir aber vernommen, spricht sich dahin aus, dass er im Umgange eine seltene Liebenswürdigkeit, gegen Gelehrte Anspruchslosigkeit, gegen seine Unter- gebenen endlich Leutseligkeit an den Tag legte. Er war Fürst in allem, was er that. 19 146 Joseph Maria Franz Anton Hubert Jgnaz zu Salm-Reifferscheid-Dyck wurde am 4. Sep- tember 1773 auf seinem Stammgute Schloss Dyck bei Neuss im Regierungsbezirke Düsseldorf geboren und verlor leider schon im 3. Jahre seines Alters den Vater, den Reichs- und Alt-Grafen und sou- veränen Herrn der Grafschaft Dyck, Franz Wil- helm, durch den Tod. Seine Mutter, eine gebo- rene Gräfin von Zeil- Wurzach, galt in der damaligen Zeit für eine sehr gebildete Dame und widmete sich mit ganzer Sorgfalt der Erziehung ihres Sohnes , zu gleicher Zeit die Vormundschaft übernehmend. Es unterliegt keinem Zweifel, dass sie zu der geistigen Entwickelung, ja selbst zu der Liebe zu den Wissenschaften, die der Fürst zu Salm -Dyck bis in sein hohes Alter an den Tag gelegt, viel beigetragen hat. Den ersten Unterricht erhielt er durch einen Hauslehrer; im 1U. Jahre wurde er aber in das Jesuiten-Kollegium zu Köln gebracht, in welcher Stadt seine Mutter den Winter über zubrachte. Ohne alle Rücksicht auf seinen Stand, musste der jugendliche Reichs- und Altgraf sich den dort vor- geschriebenen, ziemlich harten Regeln des Unter- richts und der Erziehung unterwerfen. Hier wurde der Grund zu seiner anspruchslosen und einfachen Lebensweise, zu seiner musterhaften Regelmässig- keit und Ordnungsliebe und zu seiner nie ruhenden Arbeitsamkeit gelegt, die Liebe zu den Wissen- schaften aber gehegt und gepflegt. Zur weitern Ausbildung ging er hierauf in Begleitung eines Lehrers zuerst nach Wien , dann nach Brüssel und zuletzt nach Paris, um daselbst wissenschaftlichen Studien obzuliegen. Im 18. Jahre erklärte ihn der damalige Kaiser Franz für majo- renn, worauf er sich alsbald mit der Gräfin Marie Therese von Hatzfeld verheurathete. Die Ehe scheint keine glückliche gewesen zu sein, denn sie wurde am 3. September 18U1 wieder getrennt. Die französische Revolution und die Besitz- nahme der Rheinprovinz durch die französische Republik brachte auch am Rheine die grössten Ver- änderungen hervor. Alles Bestehende wurde über den Haufen geworfen ; das damals mächtige Feu- dalwesen zerfiel in sich. Wenn auch der Reichs- und Altgraf Joseph seine Souveränitätsrechte über die Herrschaft Dyck aufgeben musste, also aufhörte Reichsgraf zu sein, so wurden ihm doch sonst seine Besitzungen erhalten. Verschiedene günstige Um- stände wirkten auf die Regelung seiner Angelegen- heiten vortheilhaft ein. Er hatte zunächst nicht thä- tigen Antheil im Kriege gegen die französische Republik genommen, war auch nicht einmal emigrirt; ausserdem wurde ihm aber das Glück zu Theil, dass die Generale Kleber und ßernadotte ihr Haupt- quartier nach dem Schlosse Dyck verlegten und dadurch ihm Gelegenheit geboten wurde, diese da- mals mächtigen Männer für sich zu gewinnen. Trotzdem sah sich der Altgraf Joseph ge- zwungen, ziemlich häufig nach Paris zu gehen, um seine Interessen daselbst besser vertreten zu können. Seine Mussestunden widmete er in Paris stets der Wissenschaft, und nahm die Gelegenheit wahr, die Bekanntschaft fast aller in der Wissenschaft damals hervorragenden Männer zu machen. Mit Desfon- taines, den beiden Jussieu, dem alten Thouin, vor allem aber mit dem berühmten Verfasser einer Flora von Paris, Thui liier, stand er in regem Verkehr. Bei letzterem hörte er Botanik und machte, jedem Studenten gleich die Botanisirbüchse auf dem Rücken, alle Exkursionen in der Umgegend von Paris mit. Im Jahre 1801 trennte er sich, wie oben schon gesagt , von seiner Gemahlin, aber schon '2 Jahre später (den 14. December 18U3) vermählte er sich mit der geistreichen Wittwe des Chirurgen Pepelet, einer geborenen Marie Constance de Th^is. Damit wurde sein Haus der Sammelplatz der gan- zen damaligen gelehrten Pariser Welt nicht allein, sondern auch aller Schöngeister, von denen die da- malige Metropole der Intelligenz nicht weniger man- che Zierden einschloss. Seine Gemahlin selbst war Schriftstellerin. Bereits schon 1794 hatte sie ihre „Sappho" geschrieben, ein Stück, was allgemein gefiel und das Haus füllte. Martini hatte die Musik dazu gemacht. Fast noch mehr gefiel ein anderes Stück „Epitre aux femmes", was ein Jahr später über die Bretter ging. Auch ihr Roman in Briefen „vingt-quatre heures d"une femme sensible" wurde mit Beifall aufgenommen. Eine vollständige Ausgabe ihrer Werke erschien im Jahre 1843 zu Paris. Es liegt nicht in unserem Zwecke, hier spccielle Mittheilungen über die belletristrisch- und wissen- schaftlich-gewichtige Zeit, von deren Träger Alt- graf Joseph zu Salni-Dyck nicht einer der un- bedeutendsten war, zu machen; uns liegt nur ob, auf seine Verdienste um die botanische Wissen- schaft, so wie um die Gärtnerei, aufmerksam zu machen. Das Erscheinen des ersten Heftes von de Candolle's Geschichte der Dickpflanzen (Plan- tarum historiasucculentarum), in dem der berühmte Pflanzenmaler Redoute die Abbildungen ausge- führt hatte, brachte ihn mit dem Verfasser genann- ten Werkes, der damals ebeniälls in Paris lebte, in nähere Berührung. Altgraf Joseph sah ein, dass man dergleichen Pflanzen ohnmüglich aus Herbarien kennen lernen konnte, und fasste demnach auf sei- nes Freundes Zureden den Entschluss, dem Studium der Dickpflanzen sich mit ganzer Energie zu wid- Garten - Nachrichten. Redigirt vom Professor Dr. K. I4ocll. 1861. M 5. Aufforderung an die Kunst- und Handelsgärtner Berlins und Umgegend zur Betheiligung an der Ausstellung im Kroll'schen Etablissement am '23;, '24. und '2j. Mai. Von Seiten des landwirthschaftlichen Provin- zial-Vereines der Mark Brandenburg und der Nie- derlausitz findet am 23. bis "25. Mai in Berlin eine Thierschau, Produkten- und Geräthe-Ausstellung statt. Aber nicht allein aus dem Bereiche der eigentlichen Landwirthschaft, wie man fast aus der Ueberschrift vermuthen müsste , sondern auch aus dem des verwandten Gartenbaues und der Forst- wirthschaft sollen Erzeugnisse und Gegenstände vor- geführt werden. Es gilt aber weniger dem luxus- huldigenden Gartenbaue, der sogenannten Luxus- oder feinen Gärtnerei, als vielmehr, wenn auch nicht grade allein dem landwirthschaftlichen, so doch dem Theile des Gartenbaues, der den Boden , die Erde, benutzt , um den möglichst-grössten Ertrag zu er- zielen und der seine einzelnen Kulturen gleich in Massen betreibt. Was vor einem Paar Jahrzehen- den nicht möglich war, das geschieht jetzt, wo Eisen- bahnen und Dampfschifle die Verbindungen sonst fern von einander liegender Orte auf die leichteste Weise herstellen. Topfpflanzen, bedeckt mit den schönsten Blüthen oder durch ihre Blattformen, vielleicht auch durch Blattfarbe, ausgezeichnet, wer- den jetzt, selbst wenn sie noch so z.ärtlicher Natur sind, Hunderte von Meilen verschickt, ohne dass sie an Schönheit verlieren. Berlin hat sich schon lange durch die Eleganz in den Formen seiner Topfpflanzen eines Rufes er- freut; die gewöhnlichsten Blüthen- und Blattpflan- zen, wie wir sie zu Hunderten in den Blumenhand- lungen und Blumenkellern finden, sind ein wich- tiger Handels-Artikel und werden nach allen Ge- genden hin, auch nach dem Auslande, selbst nach dem stolzen Paris, am Meisten aber nach den nor- dischen Ländern, entsendet. Erst in voriger Woche ging ein Transport Dracänen aus einer anerkannten hiesigen Gärtnerei nach der französischen Metro- pole, um daselbst schliesslich die Zimmer der Da- men, eben so wie bei uns, zu schmücken. Sollte es demnach nicht von Interesse sein, auch auf die- ser Ausstellung, wo doch hauptsächlich Erzeugnisse und Gegenstände des Brandenburger Landes vor- geführt werden sollen, die Pflanzen näher kennen zu lernen, mjt welcher ein so bedeutender Handel nach aussen getrieben wird und welche die Kunst- fertigkeit nicht weniger, als die Intelligenz unserer Gärtner bezeugen? Eben deshalb erlaubt sieh der Unterzeichnete als Vorsitzender des Ausschusses, der die Vorbe- reitungen znr Aufnahme der Erzeugnissse und Ge- genstände aus der die Pflanzen betreffenden Land- wirthschaft und dem Gartenbaue treÖ'en soll, alle Kunst- und Handelsgärtner Berlin's und der Um- gegend aufzufordern, ihn in der Aufstellung soge- nannter Schmuckpflanzen freundlichst zu unter- stützen. Es gilt, dass Berlin zeige, was es in die- ser Hinsicht vermag, dass der gärtnerische Theil der Ausstellung sich den früheren würdig anschliesse und, wie immer, so auch dieses Mal, dem Uebrigen keineswegs nachstehe. Unser Hauptaugenmerk ist also auf die ge- wöhnlichsten Pflanzen gerichtet. Von jeder einzel- nen Sorte sollen Gruppen, bestehend je nach dem Umfange aus mehr oder weniger Exemplaren, so aufgestellt werden, dass sie für sich etwas Fertiges darstellen, aber auch mit dem Ganzen in inniger Harmonie stehen. Trotzdem soll auch jedes Exem- plar, aus seiner Gruppe herausgenommen, so kulti- virt sein , dass es auch für sich allein betrachtet werden kann. Grade dieses ist der Ruhm der Ber- liner Gärtner, da man es ausserhalb der preus- sischen Residenz nur selten sieht. Dracänen, Curculigo's, Monsteren (Philoden- dron pertusum der Gärten) und andere Aroideen, verschiedene im Zimmer leicht gedeihende Palmen, Gummibäume (Ficus elastica), vor Allem schot- tischer Epheu, Begonien und andere Blattpflanzen, ferner Rosen, Azaleen, Alpenrosen oder Rhododen- dren, Haiden (hauptsächlich die 3 in ungeheuren Massen gezogenen Arten : E. hyemalis, Willmoreana und gracilis), Epacris, Orangen, besonders Citrus chinensis, Myrten, Callistemon lanceolatus (vor Al- lem die Abart, welche als Metrosideros seraperflorens auf die Märkte kommt), Pelargonien, Hortensien, hochstämmige Epiphyllum Ackermanni, Laui'ustin, 5 18 ächte Akazien, Chorozemeu, Fuchsien u. s. w. Das sind ohngefähr die Marktpflanzen, auf die wir zu- nächst reflektiren. Wünschenswerth ist, dass die Preise angegeben werden. Hoffentlich wird das ungünstige Wetter doch einmal zuni Bessern sich wenden. Die Aus- stellung findet in der Woche nach Pfingsten statt, wo wahrscheinlich freundlichere Tage kommen. Ge- wiss wird bei dem grossen Interesse, was man auch auswärts an der Ausstellung nimmt, diese auch viel besucht werden. Pflanzen- und Blumenliebhabern wird aber dann die Gelegenheit geboten, sich ihren Bedarf für jetzt und für spätere Zeiten selbst an- zuschaffen und die betreffende Auswahl zu treffen. Damit aber nicht etwa von einer oder der anderen Sorte vielfach eingesendet werde, wäh- rend andere Pflanzen zufällig vielleicht gar nicht vertreten sind, ersucht der Unterzeichnete die Han- delsgärtner, welche sich speciell mit einem oder doch wenigen Kulturen vorzüglich beschäftigen, ihn vorher zu benachrichtigen, welche Pflanzen sie auszustellen gedenken. Es versteht sich von selbst, dass von einer und derselben nicht zu viel Grup- pen vorhanden sein dürfen und dass demnach die, welche sich zu spät oder gar nicht melden, es sich selbst zuzuschreiben haben, wenn die Annahme verweigert wird. Um die Betriebsamkeit und Intelligenz auch in dieser Hinsicht öffentlich anzuerkennen, sind von Seiten des Direktoriums des landwirth- schaftlichen Central Vereins für die Mark Brandenburg und die Niederlausitz zunächst einige silberne Medaillen und 2Ü0 Rthir dem betref- fenden Ausschusse zur Verfügung gestellt. Aber auch ausserdem haben Se. Königliche Hoheit, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, wiederum gnädigst sich bereit erklärt, eine Anzahl Ehren- diplome, die dann ebenfalls zur Vertheilung kämen, mit Höchst-eigener Hand zu unterschreiben. Es sei noch bemerkt, dass keineswe;j:s neuein- geführte Pflanzen oder besonders gelungene Kul- turen ausgeschlossen, sondern ebenfalls willkommen sind, auch bei der Preisvertheilunff auf gleiche Weise berücksichtigt werden. Auch hier ist vor- herige Meldung wünschenswerth. Zunächst soll das Gewächshaus im KroH'schen Etablissement, so weit es reicht, zur Aufnahme dienen; es wird aber auch ausserdem für Pflanzen jeden Klima's eesorgt werden. Schliesslich erwähnt der Unterzeichnete noch, ♦ dass zum Ressort des besagten Ausschusses auch die Gemüse und das Obst, beides mit seinen Pro- dukten, gehören. Viel möchte bei diesem ungün- stigen Wetter nicht erwartet werden können; Vor- zügliches wohl auf keinen Fall. Ferner die wich- tigen Getreidearten in Körnern und Aehren, so wie die Futtergewächse, vor Allem aber die Handels- pflanzen. Auf frische Pflanzen, wie anfangs der Fall war, dürfte man aus obigem Grunde ebenfalls wieder nicht zu reflektiren haben, desto mehr aber auf deren Produkte. Es gilt dieses ganz besonders vom Tabak, Hopfen, Hanf, Lein, Oelpflanzen, Küm- mel, Karden u. s. \v. Endlich, und das hoffen wir, in grosser Auswahl , sind die Dungmittel Gegen- stände der Ausstellung. Grade in neuster Zeit ist hierin so viel geschehen, dass eine möglichst voll- ständige Zusammenstellung derselben sehr interes- sant und belehrend sein möchte. Berlin, Anfangs Mai 1861. Karl Koch. All die Mitgliodcr des Vereines. Schon einige Male sind von einem Blumen- und Pflanzenfreunde, dem Herrn Karl Julius Meyer- hof in St. Christobul (kleine Antillen), dem Ver- eine allerhand Sämereien , besonders westindische Nutzpflanzen betreffend, freundlichst zugesendet wor- den. Dieselben wurden zum Theil dem Vereins-, sowie dem botanischen Garten überwiesen, zum Theil jedoch auch unter die Mitglieder vertheilt. In diesen Tagen hat wiederum der Verein dergleichen , aber auch lebende Pflanzen, und zwar durch die Ver- mittelung des Kön. Pi-euss. Generalkonsuls Herrn Hebeler in London, ebendaher erhalten. Leider sind jedoch anstatt der 3 angezeigten Kisten deren nur 2 angekommen. Sie wurden augenblicklich dem Herrn Inspektor Bouche im botanischen Garten überwiesen und sollen nun dieselbe Verwendung, wie früher, erhalten. Aus dieser Ursache wird von Seiten des Vor- standes das Verzeichniss — in so weit sich die Namen ermitteln Hessen — mitgetheilt, damit die verehrten Mitglieder selbst Kenntniss nehmen und, in so fern sie auf das Eine oder Andere reflektiren wollen, auch an der Vertheilung Antheil nehmen. Es wird deshalb gebeten, irgend welche Wünsche direkt und bald möglichst an den Herrn Inspektor Bouch^ im botanischen Garten gelangen zu lassen. Anmeldungen werden nur bis zum 20. d. M. an- genommen, da damit in dem Masse vertheilt wer- den wird, als vorhanden ist. a. Pflanzen. Yams Bonda (Dioscorea) 4 Stück. Yams ordinär (Dioscorea) 2ü — -25 Stück. Yams feinste Gattung (Dioscorea) 6 Stück. Batate Victoria (Convolvulus Batatas) 5 Stück. Desgleichen? 5 Stück. Gengigibro (Gemeiner Ingwer) 5 Stück. Gengigibro (Safran- Ingwer) 20 Stück. 147 men. Zu diesem Zwecke nahm er selbst bei Re- doute Unterricht im Zeichnen und Malen der Pflan- zen und brachte es dabei bald zu einer nicht unbe- deutenden Fertigkeit. Noch sind einige Zeichnungen vorhanden, die vollen Anspruch auf die Meister- schaft machen. Nach seinem Stammschlosse Dyck zurückge- kehrt, baute Altgraf Joseph bald die nöthigen Gewächshäuser und setzte sich mit allen botanischen Notabilitäten und Besitzern von yammlungen seiner Lieblingspflanzen in Verbindung. Er scheute keine Mühe, um irgend wo eine dunkele 8ynonymie auf- zuklären, aber auch kein Geld, um eine neue von ihm bis dahin nicht kultivirte Dickptianze zu er- werben. Nach allen Gegenden hin unternahm er Reisen, um seine rasch anwachsende Sammlung noch mehr zu vervollständigen. Bei dieser Energie darf es nicht Wunder nehmen, dass die Sammlung schon sehr bald eine solche Berühmtheit erhielt, dass Männer wie Haworth, einer der tüchtigsten Suc- culentenkenner Eniilands, Willdenow, Jos. Franz V. Jacquin, R. Brown, v. Marum, die beiden Decandolle, Link, v. Martins, Bischoff, Lehmann, Pfeiffer u. s. w., also meist Botani- ker ersten Ranges, Schloss Dyck hin und wieder besuchten und, auf das gastlichste empfangen und bewirthet, meist mehre Tage sich daselbt dem genau- eren Studium dieser schwierigen Pflanzen hingaben. Den Winter der ersten 21) Jahre dieses Jahr- hundertes brachte er seiner Frau zu Liebe in Paris zu; wiederum war hier sein Haus der Sammelplatz für wissenschaftliche und belletristische Notabilitäten. Wie aber ein milderes Wetter im ersten Frühjahre die Pflanzen aus ihrem Winterschlafe erweckte, ver- liess er die geräuschvolle Residenz der Herrscher Frankreichs , um zu seinen Lieblingen zurückzu- kehren. Doch auch die Winterzeit hatte der edele Alt- graf redlich benutzt, um bald hier, bald dort Etwas fiir seine Sammlung zu erwerben. Nur selten ver- folgte er auf seiner Rückreise die eigentliche Reise- route, sondern machte allerhand Abwege nach Städ- ten und Orten, um Dickpflanzen für seine Sammlung zu gewinnen. Mit Recht legte er einen Werth darauf, von den verschiedenen Autoren Originalpflanzen zu erhalten , um dadurch besser im Stande sein zu können, die unleidliche Synonymie in Ordnung zu bringen. Seine Sammlung wurde dadurch zugleich in ihren zahlreichen authentischen Arten eine Au- torität für das Studium der Dickpflanzen. Alles was der Altgraf Joseph an ihm unbe- kannten oder gewichtigen Succulenten oder Dick- pflanzen auftreiben konnte, musste in und auf sei- nem Reisewagen aufgenommen werden. Man kann sich wolil denken, wie dieser allmählig bepackt wurde und an Umfang zunahm. Die erworbenen Pflanzen waren ihm grade sein liebstes Reisegepäck. Auf der Reise und bei seiner Ankunft musste diesen vor allem die nöthige Sorgfalt zugewendet werden. Auch von seinem Könige wurde er erkannt, Friedrich Wilhelm III. erhob ihn für sich und seine Descendenten im Jahre I81(j in den Fürsten- stand. 1819 dagegen wurde er, zugleich mit dem Prinzen Max von Neuwied, als Mitglied der Leopoldo-CaroHnischen Akademie der Naturforscher aufgenommen und erhielt wegen seiner Fertigkeit im Malen den Beinamen Zeuxis. Im Jahre 1817 gab er zuerst in deutscher und französischer Sprache ein kritisches Verzeichniss der verschiedenen Arten und Abarten des Geschlechtes Aloe heraus, welche von Willdenow, Haworth, de Candolle und Jacquin beschrieben waren oder noch unbeschrieben in den Gärten Deutschlands, Frankreichs und der Niederlande sich befanden. Darauf folgten mehre kleine Abhandlungen, Beob- achtungen an lebendigen Pflanzen seines Gartens gemacht enthaltend. 1834 erschien der klassische Hortus Dyckensis. Im Anhange befinden sich auch Bemerkungen über die Genera, welche am Meisten Dickpflanzen enthalten, nämlich über Agave, Aloe, Cactus (im Linne'schen Sinne), Mesembrian- tbemum und Stapelia, ausserdem aber auch Paeonia. Den Plan, ein umfassendes Werk über die bei- den Genera Aloe und Mesembrianthemum heraus- zugeben, hatte er schon lange gefasst. Zu diesem Zwecke nahm er einen geschickten Zeichner und Lithographen in seinen Dienst, der unter seiner speciellen Aufsicht die betreffenden Pflanzen auf Stein zeichnete. Die erste Lieferung erschien im Jahre 183G und gab die Beschreibungen von 24 Aloen und 30 Mesembrianthemen. Seitdem sind noch r> Lieferungen erschienen. Nicht minder gewichtig sind seine beiden Bü- cher über dieCacteen: „Cacteae in horto Dyckensi cultae anno 1841, additis tribuum generumque chara- ctei'ibus emendatis" und „Cacteae in horto Dyckensi cultae anno 1844". Diese beiden übertrifft aber die Ausgabe von 1850, das grosste und vollständigste Werk über diese Familie, was sich durch die vor- zügliche Klassifikation und genaue Beschreibung der einzelnen Arten mit Hinzuziehung der Synonyme aus- zeichnet und in jeglicher Hinsicht einzig dasteht. Da- mit war aber die schriftstellerische Thätigkeit des Fürsten keineswegs geschlossen, denn es ei'schienen in Zeitschriften und sonst weitere Abhandlungen über Pflanzen seines Gartens. Seine letzte Arbeit behan- delt die Agaven und schliesst sich den frühern würdig an. Sie ist abgedruckt im 7. Bande der Bonplandia (Jahrgang 18n9). Da die Agaven schon länger auch meine Auf- merksamkeit in Anspruch genommen hatten und 19* U8 der Berliner botanische Garten ein reichliches Ma- terial zu Untersuchungen darbot, auch noch einige nicht beschriebene Arten enthielt, so versuchte auch ich eine Bearbeitung dieser gleich interessanten und wichtigen Pflanzenfamilie und veröffentlichte die- selbe im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (Seite 3). Der greise Fürst nahm die Monographie nicht allein sehr freundlich auf, sondern würdigte sie selbst einer genauen, kritischen Beurtheilung. Ein Katarrh hatte sich leider seit den letzten Jahren bei ihm eingestellt und schien ihn gar nicht wieder verlassen zu wollen. Die Aerzte riethen dem Fürsten deshalb, in ein wärmeres Klima zu gehen. So verliess er im vorigen Jahre seine Lieb- linge, die Pflanzen, und begab sich nach den Py- renäen, wo er der Reihe nach in Pau, Eaux bonnes und zuletzt in Luchon zubrachte. Dort traf ihm die Nachricht von dem Tode des Enkels seiner zweiten Frau , welche letztere übrigens schon am 13. April 1845 gestorben war, und erschütterte ihn gar sehr. Der Katarrh wurde in den Pyrenäen nicht viel besser, weswegen man dem Fürsten anrieth, nach Nizza zu gehen. Das dortige Klima that ihm so wohl, dass er beschloss, daselbst um so mehr einen festeren Aufenthalt zu nehmen, als er sich auch der Hoffnung hingab, hier, wo an und für sich Agaven, Aloen und Mesembrianthemen, wenigstens verwil- dert, schon im Freien wachsen, diese an den Fel- senwänden der Seealpen zu kultiviren , und da- bei noch besser beobachten zu können. Am 13. Februar sandte er mir seine Beurtheilung meiner Abhandlung über Agaven zu und erbat sich aus- serdem über Einio;es meine Ansicht. Li Beg-riff zu antworten, kam mir die Nachricht von seinem am 2LMärz erfolgten Tode zu. Um so mehr halte ich es jetzt für meine Pflicht den Brief, insoweit der- selbe ein wissenschaftliches Interesse hat, der Oef- fentlichkeit zu übergeben; er wird in einer der nächsten Nummern abgedruckt werden. Noch einige Worte über die militärische Lauf- bahn des Fürsten. Als auch in den Rheinlanden das grossartige Institut der Landwehr in's Leben gerufen wurde, legte derselbe ebenfalls seinen Pa- triotismus dadurch an den Tag, dass er alsbald in dieselbe eintrat. Im Jahre 1817 wurde er zum Major und Bataillons-Commandcur ernannt. In die- ser Eigenschaft blieb er bis zum Jahre 1849, wo er den Charakter als Obrist erhielt. Das Jahr dar- auf wurde er von seinem Verhältnisse entbunden und zum Chef des 17. Landwehr-Regimentes er- nannt. 1858 endlich bekam er den Charakter als Generalmajor. Schliesslich sei mir gestattet, hier noch dem Gartendirektor Funke meinen verbindlichsten Dank für die freundlichst zugesandten Mittheilungen über das Leben des Fürsten auszusprechen. Niemand war wohl auch so im Stande, wie er, der eine so lange Zeit mit dem Fürsten zusammenlebte, ihn auf den meisten Reisen begleitete und sich des vollen Ver- trauens, man möchte sagen, freundschaftlicher Zu- neinungen erfreute, mir dergleichen zu überliefern. Ich wünsche nichts mehr, dass auch Jemand die Feder ergreifen möchte, der den Fürsten als solchen und als Menschen schilderte. Auch hierzu vermöchte wohl Niemand bessere Materialien zu liefern, als wiederum der Gartendirektor Funke. Kultur der OoTirandra fcncstralis Poir. Ermittelt nnd in Anwendung gebracht durch E. Meyer jun., Obergchülfcn im grossh. botan. Garten in Karlsruhe. Schon in verschiedenen botanischen, sowie auch gärtnerischen Zeitschriften und Werken (Hooker's botanical Magazine tab. 4894 , van Houtte's Flore des serres T. 11p. 65, Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde 1. Jahrg. Seite 178) wurde der Ouvirandra wegen ihres botanischen Werthes und ihrer systematischen Stellung gedacht, und dieselbe, sicherlich mit Recht, als ein der Wissenschaft er- worbenes Kleinod angesehen. Ihrer, mit manchen Schwierigkeiten verknüpften Auffindung auf Ma- dagaskar und Einführung in die grösseren Gärten Englands verdanken wir Mr. William Ellis. So viel auch über diese Pflanze gesprochen und geschrieben wurde, so ist dennoch unseres Wissens nach nirgends eine genaue und sichere Kultur- methode zu finden ; und zweifelsohne ist doch immer ihre einigermassen schwierige Kultur das einzige Hinderniss , welches sich bis jetzt ihrer weiteren und rascheren Verbreitung in Gärten entgegensetzte. Es dürfte daher wohl von einigem Interesse sein, das von dem schönsten Erfolge gekrönte Kultur- Verfahren, welches seit einiger Zeit im hiesigen bo- tanischen Garten in Anwendung kommt, mitzuthei- len. Auch möchte es der Absicht vollkommen ent- sprechen, wenn dadurch diesem Juwel unserer Ge- wächshäuser eine raschere Verbreitung verschafft werden könnte. Im August vorigen Jahres erhielt der botani- sche Garten hiervon J am.Veitch in Chelsea bei Lon- don eine Pflanze mit 4 Blättern von 2 — 27 Zoll Länge und y — 7 Zoll Breite. Nachdem solche nun seit 6 Monaten kultivirt wird, ist dem Kulturfleisse und stetem scharfem Beobachten ihres Verhaltens und ihrer Fortschritte im Wachsthume die Genugthuung 149 geworden, sie mit "28 Blättern von 4 — 9 Zoll Länge und 1 — o Zoll Breite geschmückt in einer bewun- dernswerthen Blattrosette zu sehen; sie wird sich, ihrem gegenwärtigen Wachsthume nach zu schlies- sen, in verhältnitsmässig kurzer Zeit noch weit über diese Dimensionen erheben, indem gerade im jetzi- gen Augenblicke vier neue Blätter zugleich aus ihren kräftigen Fortbildungsorganen hervortraten. Die Pflanze , welche dem Garten zukam , war dem Anscheine nach Originalexemplar, welches aus der harten, äusserst humusreichen Erdart geschlos- sen werden konnte, womit das sehr verkürzte, flei- schige und in 2 Zweige getheilte Rhizom fest ein- geschlossen war. Das Wurzelvermogen war äusserst schwach, oder genauer gesagt, es war keins vorhanden. Den kleinen harten Ballen lösste man zunächst vor- sichtig in der berechneten Absicht, frisches Erd- reich um das Rhizom zu bringen. Hierauf wurde dasselbe weiter in eine nur 3 Zoll hohe und 4 Zoll im Durchmesser haltende Schale verpflanzt, und zwar in eine Mischung von 2 Raumtheilen Lehm- erde und 1 Raumtheile vollkommen ausgebildeten, schwarzen und grob zerriebenen Torfes, welcher Mischung noch etwas reiner Flussand, so wie zer- schlagene Scherben, beigesetzt waren. Auf dem Grunde der Schale wurden, etwa 1 Zoll hoch, kleine geschlagene Ziegelstücke gebracht, welches sich in der Folge als äusserst zuträglich erwiesen hat, in- dem die feinern, weissen Faserwurzeln nicht tief- gehend sind und sich mit besonderer Vorliebe zwi- schen dieser Unterlage anzusetzen suchten. Nach dem Einsätze suchte man die Erde leicht gegen die Pflanze anzudrücken und mit kleinen Scherben- oder Topfstückchen zu belegen, weil ein starkes Bespritzen der Blätter periodisch wiederholt werden muss ; ohne diese Vorsicht würde die Erde von der Pflanze weggewaschen werden. Nachdem dieses geschehen war, ist die Pflanze in ein 12 Zoll hohes und 2 Zoll im Durchmesser enthaltendes, von Eichenholz gefertigtes, wohl aus- gelaugtes Gefäss gebracht und dieses mit reinem Regenwasser gefüllt worden unter einer Temperatur von 18" R. Die Pflanze wurde nun in ihrem Ge- fässe so gestellt, dass eine ?> Zoll hohe Wassersäule, vom Rande der Schale an gerechnet, über dersel- ben stand, welches ganz besonders zu berücksich- tigen ist, da die Blätter naturgemäss nicht auf, son- dern unter dem Wasser schwimmen sollen. Ge- rade dadurch ist die Pflanze, welche in künstli- chem Kulturzustande steht, manchen Wechselfällen unterworfen, welche nothwendig überwunden wer- den müssen, um des Erfolges sicher zu sein. Alle nachfolgende Behandlung ist darauf abgesehen, das Wasser rein und namentlich frei von Schlammtheilen und Algen zu halten, weil ein ungestörter Ansatz dieser Theile das sichere Verderben der Blätter herbeiführt. So hergerichtet, wurde die Pflanze in ein niedri- geres Haus gebracht, und zwar in ein zweites, grösseres, mit Wasser gefülltes Gefäss, nahe dem Glase , so dass der die Pflanze enthaltende Kübel 8 Zoll tief in's Wasser zu stehen kam. Dieses Verfahren hat den besondern Vortheil, demjenigen Wasser (Regenwasser), worin die Pflanze selbst steht, von Aussen durch Eingiessen von war- mem oder heissem Wasser, die richtige Tempera- tur, 18 — 20° R., zu geben. Es ist durchaus nicht zu rathen, durch unmittelbares Eingiessen die nöthige Wärme zugeben, um so weniger, da nur Regenwas- ser angewendet werden sollte, welches nicht immer mit dem der Pflanze zuträglichen Wärmegrade zur Hand ist. Ein äusserst wichtiger Punkt aber, von dessen Beobachtung ein grosser Theil des glücklichen Er- folges der Kultur abhängt, ist die Reinhaltung der Blätter, so wie des Wassers, welches durch täglich mehrmals wiederholtes, leichtes Eingiessen von Re- genwasser auf die Pflanze selbst, zeitweises Ab- waschen der Blattflächen mit einem feinen Schwämme und ferner durch kräftiges Bespritzen der, im Was- ser liegenden Blätter, mittelst einer guten Hand- spritze, deren Strahl mit dem Finger zu modifiziren ist, bewirkt wird. Es ist die Pflanze, wie schon oben bemerkt, gegen das Aufliegen von Schlamm- theilchen und Algen auf den Blättern so empfind- lich, dass, wenn diess der Fall ist, schon in einem Zeiträume von wenigen Tagen ein merklicher Still- stand im Wachsthume eintritt, und eine länger dauernde Vernachlässigung in dieser Beziehung ih- ren unfehlbaren Tod nach sich ziehen würde. Die Wasser-Temperatur soll im Sommer zwi- schen 18 und 22" R. schwanken, eine auch nur kurze Zeit andauernd höhere wirkt nachtheilig. Im Winter, während welcher Zeit jedoch nie ein voll- kommener Stillstand bemerkt wurde, ist das Mini- mum der Sommerhaltung successive dem Maximum der Haltung im Winter gleichgestellt worden. Die Verpflanzung wurde im Laufe dieses Monats vor- genommen, kann aber auch, mit Ausnahme des Herbstes und Winters, zu jeder andern Zeit, so bald es die Pflanze erfordert, vorgenommen werden. Das ganze Verfahren Hesse sich hiermit in fol- gende Grundzüge zusammenfassen: humusreiche Erde, tiefer Stand unter der Wasserfläche, sorgfäl- tiges Reinhalten derselben und nicht zu hohe Was- ser-Temperatur. Was die Stellung der Pflanze von der Glasfläche des Hauses anbelangt, so scheint der Einfluss des nahen Lichtes auf die Pflanze von un- tergeordneter Art zu sein ; es muss nur dafür ge- sorgt werden, dass gegen die Strahlen der Sonne 150 eine nicht zu dichte Beschattung (am besten von der Aussenscito des Hauses) angewendet wird. Schliesslich machen wir noch auf eine zweite Species von Ouvirandra aufmerksam, die zugleich mit O. fenestralis eingeführt wurde und sich als O. Berneriana Dne herausstellte. Sie wird be- reits in einigen englischen Gärten kultivirt.*) Pflanzen- und ßlumcuschtau. (Fortsetzunjf.) Canna iridiflora R. et S. gehört mit der Cliliflöra unbedingt zu den schönsten Arten des Geschlechtes. Obwohl schon im vorigen Jahrhun- derte bekannt, so blieb sie doch bis in die neueste Zeit in den Gärten eine seltene Erscheinung. Auf dem Kontinente blühte sie zuerst im Frühlinge des Jahres 1833 in Angers, ein Viertel- Jahrhundert später auch bei van Houtte in Gent, der sie für die Flore des serres (auf der 1360. Tafel) abbilden Hess. Im Habitus stimmt sie mit den übrigen Canna- Arten überein, weicht aber durch die sehr grossen, zu einer langen Röhre vereinigten Blüthen ab. Va- terland ist Peru. In der Revue horticole (zu Seite Ö16uud 518) sind "2 Agaven mit einfachem Blüthenstande abge- bildet: Agave den siflöra Hook und yuccae- lolia Red. Die ersterc gehört mit unserer gewöhn- lichen A. americana L. in eine Abtheilung. Dass sie wahrscheinlich von der im vorigen Jahrhunderte viel vorhandenen A. Milleri Haw. (A. virginica Mill.) nicht verschieden ist, haben wir bereits in unserer Monographie der Agaveen (3. Jahrg. S.27) ausgesprochen. A. yuccaefolia Red. unterschei- det sich, so ähnlich auch der Blüthenstand ist, we- sentlich durch die lanzett-linienförmisen und in die Länge gezogenen, krautartigen Blätter. Neuerdings ist sie in den Gärten seltner geworden, obwohl sie Empfehlung verdient (S. übrigens S. 44). Die Pandaneen gehören um so mehr zu den besten Dekorations - Pflanzen , als sie keineswegs schwierig in der Kultur sind und zum Theil selbst sich als Zimmerpflanzen verwenden lassen. Seitdem man in Berlin und anderwärts Samen direkt aus dem Vaterlande bezogen und sich junge Pflanzen in Menge herangezogen hat, sind einige Arten selbst *) Das Verzcichniss der bis jetzt bekannten Ouvirandra- Artcn siehe im 1. Jahrgange der Wochenschrift S. 178. Ouvi- randra Berneriana hat übrigens keineswegs das Interesse, wie 0. fenestralis, da ihre Blätter nicht ein so schönes Gitter darstellen, bisweilen sogar alle Substanz zwischen den Nerven sich ausgebildet hat. Was übrigens das Wachsthum der Ouvirandrcn anbelangt, so möchte dieses ganz dasselbe sein, was unsere Potamogetonen mit untergetauchten Blättern, freilich mit Berücksichtigung der klimatischen und sonstigen Verhältnisse, besitzen (S. Fl. d. serr. tab. 14'21). Anmerk. d. Red. Marktpflanzen geworden und um billige Preise zu kaufen. Wie ihr wahrer Name ist, lässt sich in diesem jugendlichen Zustande nicht ermitteln; wir vermuthen jedoch, dass die Art mit rothen Zähnen am Rande der Blätter zu P. utilie Bory, die hin- gegen mit grünen Zähnen zu P. od o ratissimus L. gehören. Der letztere kommt aber meist als P. Candelabrum vor. Durch den botanischen Garten zu Kew ist aber auch eine Art mit sehr langen und schmalen Blättern verbreitet worden, wo ebenfalls die Zähne roth sind. Hooker nennt sie Pandanus mauritianus; von der, welche sich aber im botanischen Garten und sonst in den Gärten befindet, scheint sie jedoch verschieden zu sein. Nach Wendland soll P. mauritianus Abart von P. sylvestris Rumph sein, der aber grüne Zähne besitzt. Wiederum findet man dieselbe Pflanze, welche man sonst als P. mauritianus hat, auch als P. maritimus in den Gärten. Wenn wir nicht irren, ist der Pandanus mauri t ian u s Hort. Kew. nicht von den Pflanzen verschieden, welche im Augustin'schen Etablissement an der Wildpark- station bei Potsdam ebenfalls aus Samen erzosen sind. In belgischen Gärten kommt dieselbe Pflanze übrigens auch als P. elegant i s simus vor. Ab- gebildet ist sie (freilich nur als Samenpflanze) in der Illustration horticole auf der 'itifi. Tafel. Von den neueren Di-acäneen , welche wir im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (am bestimm- testen Seite 355 und 3ä(j) besprochen wurden, ist Cordyline indivisa vera der Gärten ebenfalls in der Illustration horticole (und zwar auf der 264. Tafel) abgebildet, Dracaena Aubryana Brongn. dagegen in der Belgique horticole (zu S. 368). Kniphofia aloides Mnch, als Tritoma Uvaria Gawl. in den Gärten bekannter, ist in der Flore des serres (auf der 131)3. Tafel) abgebildet. Näher besprochen wurde sie bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (Seite 274). Die bereits im vorigen Jahrgange angezeigte Billbergia macröcalyx Hooker ist wiederum in der Belgique horticole (19. Tafel) abgebildet. Mit Recht ist in der Flore des jardins (S. 65), welche von Seiten des botanischen Gartens in Lei- den herausgegeben wird, auf die Corbularia Bulbocodium Haw. (Narcissus Bulbocodium L.), eine Amaryllidee der pyrenäischen Halbinsel und der gegenüberliegenden nordafrikanischen Küste, auf- merksam gemacht, da diese sich fast nur noch in botanischen Gärten (so in dem zu Berlin) vorzufin- den scheint. Gleich den Narcissen blüht sie im Frühjahre, und zwar schön gelb. Die becherförmige Krone wird von 6 schmalen und gleichlangen Blumen- abschnitten umgeben und macht die Pflanze leicht kenntlich. 19 Zingiber Sp. (Ingwer-Art) 6 Stück. Leren (eine Scitaminee) 4 Stück. Gautia (Colocasia) 14 Stück. Colocasia Sp. 8 Stück. Agave (Kleine Zwiebeln) 25 Stück. Agave (B^urcroya Sp.) 7 Stück. Desgleichen andere Art 6 Stück. Maranta arundinacea (ächte Arrow-Root) 10 St. b. Samen in 3 — 10 Portionen vorhanden. 22 verschiedene Arten, als: Hibiscus, Anona, Citrus, mehre Leguminosen u. s. w. 4 Sorten Bohnen. 1 Art Zamia in 40 Stück Samen. Prouir.'viiim zu der am -24., 25. und '2ü. Mai 1861 in Gotha stattfindenden Ausstellung von Blumen, Früchten und Gemüsen. Der Thüringsche Garten- und Seidenbauverein in Gotha wird am 24., 2,'i. und 26. Mai 1861 eine Ausstellung von Blumen, Obst und Gemüse da- selbst veranstalten. Die für die Ausstellung bestimmten Gegen- stände sind am 23. Mai von Morgens 7 Uhr bis Abends 6 Uhr im Ausstellungslokale einzuliefern und am 27. Mai Vormittags wieder abzuholen. Jeder Lieferung ist ein Verzeichniss der ein- gelieferten Gegenstände beizugeben, und jeder ein- zelne Gegenstand mit einer Etikette zu versehen, welche die Nummer des Verzeichnisses, die Namen des Gegenstandes und ein vom Einsender zu wäh- lendes beliebiges Zeichen enthalten muss. Die Kosten für die Einlieferung und Wieder- abholung der für die Ausstellung bestimmten Ge- genstände sind von den Einsendern zu tragen. Zur Aufmunterung der Aussteller sind vom Verein zehn Hauptpreise, und zwar: sechs Preise im Gesammtwerth von iSThlr. für Blumen und Bouquets, zwei Preise im Gesammtwerth von 6 Thlr. für getriebenes Beerenobst und zwei Preise im Gesammtwerth von 8 Thlr. für Gemüse, vorzugsweise in Silberzeug ausgesetzt worden, und werden der vom Verein zur Vertheilung der Preise zu ernennenden Kommission ohne Bezeichnung be- stimmter zu prämiirender Gegenstände zur Dis- position gestellt werden. Der Kommission bleibt überlassen, diese Preise ganzen Gruppen oder einzelnen seltenen oder be- sonders gut kultivirten resp. konservirten Gegen- ständen zuzutheilen. Die erwähnte Kommission wird aus dem Di- rektor und Sekretair des Vereins und drei vom Vereine zu wählenden Preisrichtern bestehen. Die Preisrichter können bei der Preisverthei- lung überhaupt nicht, und beim Gemüse nur In- länder oder solche Ausländer, welche Mitglieder des Thüringschen Gartenbauvereins sind, konkur- riren. Im Uebrigen ist die Konkurrenz frei. Die Eröffnung des Ausstellungslokales, welches besonders bekannt gemacht werden wird, findet am 24. Mai Mittags 12 Uhr statt; am 2:'). und 2G. Mai ist das Ausstellungslokal von Morgens !) Uhr bis Abends 6 Uhr geöffnet. Die Mitglieder des Vereins mit ihren nächsten Angehörigen (Frauen und unversorgten Kindern) haben freien Eintritt in das Ausstellungslokal. Nichtmitglieder können nur gegen Entrichtung von 2y Sgr. für die Person zugelassen werden. Am Schlüsse der Ausstellung wird eine Ver- loosung von Pflanzen stattfinden, wozu Loose zu 5 Sgr. im Ausstellungslokale ausgegeben werden. Gotha, den 'M. März 1861. Der Direktor des Thüring. Garten- und Seidenbauvereins. Fr. A. Ititz. Unser Pflanzen-Verzeichniss , zum Theil neue Einführungen, besonders von unseren Florblumen und Blüthensträuchern, enthaltend und für das Jahr 1861, ist erschienen und wird jedem Blumen- und Pflanzenfreunde, der es wünschen sollte und es uns ausspricht, augenblicklich zugesendet. Es bildet ein Supplement zum Haupt -Verzeichnisse von 1860. Unsere Bedingungen sind denen , mit denen wir bereits die Ehre haben, in Verbindung zu stehen, bekannt. Bewährten Geschäftsfreunden gewähren wir einen viermonatlichen Kredit. Uns noch un- bekannte Personen wollen ihren Bestellungen den Betrag baar hinzufügen oder durch Anweisungen decken. Die Preise sind in Gold. Der Louisd'or zu 5 Thlr. 1 Thlr. = 72 Gr., 1 Thlr. Cour. = 66 Gr. Wir wollen nur noch darauf hinweisen, dass wenige Gärtnereien existiren möchten, welche sämmt- liche Florblumen in so reicher Auswahl besitzen, als die unsrige. Es gilt dieses besonders von den Ver- benen, Petunien, Bellis, Fuchsien, Begonien u. s. w. Bremen im Mai 1861. Gebrüder Meet. (Oberestr. 48.) Neueste Rosen. Von Paris aus werden als neu empfohlen und sowohl von Eugene Verdier fils ain^, als auch von Victor Verdier p^re et Ch. Verdier fils vom 1. Mai abgegeben: I. Theerosen. 1. La Boule d'or (Margottin): sehr gross, voll, goldgelb. 5* 20 2. Mad. de Reynies (Pradel): gross, kugelrund, weiss. 3. Madem. Rachel (Damaizin): sehr gross, voll, grünlich-weiss. 4. Olympe Frecinay (Damaizin): voU, schwe- felgelb. II. Noisette. 5. Celine Foresticr (Standish): brilliant-gelb. III. Bourbon. 6. Baronne de Noirmont (Granger): mittel- gross, lebhaft rosa. 7. Catherine Guillot (Guillotfils): gross, rosa- purpur. 8. Modele de Perfection (GuiUotfils): mittel- gross, atlasartig-rosa. IV. Eemontirende Hybride. 9. Abd-el- Kader (Verdier p^re et fils): mittel- gross, fast ganz voll, sammetartig-purpur. 10. Alex. Fontaine (Fontaine): gross, sehr voll, kirschroth. 11. Clement Marot(Oger): kugelrund, fast ganz voll, rosa mit Lila-Schein. 12. Comtesse Louis de Kergorlay (Touvais): gross, lebhaft-purpur, voll. 13. Darzens (Dueher): sehr gross, fast ganz voll, rosa. 14. Dominique Daran (Touvais): gross, voll, sammetartig-purpur. 15. Duc de Cazes (Touvais): gross, voll, kugel- rund , sammetartig - dunkel - purpur , am Rande bronzirt. 16. Eugene Appert (Standish) : karmoisin-schar- lach, sehr lebhaft. 17. General Wash ington (Granger): sehr gross, sehr voll, lebhaft-roth. 18. General Zachargevsky (Dueher): mittel- gross, voll, rosa, oft gestreift. 19. Jean Bart (Margottin) : mittelgross, voU, roth- violett, sammetartig. 20. Mad. Furtado (Verdier pere et fils): ähnlich der Centifolie, rosa-karmin. 21. Mad. Levainville (Pradel aine) : mittelgross, voll, in der Mitte gelb, sonst kirschroth. 22. Mad. Melanie (Pernet) : mittelgross, fast ganz voll, violett-purpur. 23. Marquise de Paris ( Quetier): sehr voll, atlasartig-rosa. 24. Parmcntier (Guillot fils): mittelgross, voll, dunkelrosa mit weissem Schein. 25. Praire de Temoir (Lacharme): gross, voll, kugelrund, purpurroth-violett. 26. Princesse Mathilde (Pernet): mittelgross, fast ganz voll, sammetartig-purpur. 27. Reine de Violettes ( Miellet - Malet ) : gross, voll, violett-purpur. 28. Robert de Brie (Granger): mittelgross, voll, rosa-lachsfarbig. 29. Roi David (Oger): gross, kugelrund, lebhaft purpurroth. 30. Rosine Parron (Fontaine): gross, sehr voU, roth-kirschfarben. 31. Triomphe d'Amiens (Millet -Malet): gross, voll, lackfarbig und panachirt. V. Immerblühende Portland. 32. Burke (Robert et Moreau): mittelgross, voU, flach, lila. Das Stück kostet: 4, von 10 Sorten: 30, von 20 hingegen: 50, die ganze Sammlung: 64 Franc. Ueberlässt man die Wahl, so werden von den Sor- ten, die in besonderer Menge vermehrt sind zu 25, 20 hingegen zu 40 Franc abgegeben. Nro. 3. des Catalogue de l'etablissement d'introduction de plantes nouvelles et ra- res de Groenewegen et Co. zu Amsterdam (V, 39 Plantage) ist ausgegeben und machen wir darauf aufmerksam, da er eine grössere Anzahl der neuesten Pflanzen enthält, die wegen ihrer Schön- heit einer Zukunft entgegengehen. Das 4. Heft von Mulder's Chemie der Ackerkrume, nach der holländischen Ori- ginal-Ausgabe deutsch bearbeitet von Jo- hannes Müller in Berlin, ist eben ausgeseben, , DD Ivenntniss des Bodens ist nicht allein für den Land- wirth noth wendig, sondern auch für den Gärtner, wenn er den möglichst-höchsten Ertrag sich sichern will. Seitdem man der Untersuchung des Bodens die ihm durchaus nöthige Aufmerksamkeit zuse- wendet, hat auch die Landwirthschaft sich bedeu- tend gehoben. Vorliegendes Buch ist ganz beson- ders zu empfehlen, da der Verfasser sich bereits grade darin eines sehr grossen Rufes erfreut und und unbedingt zu den grössten Agrikultur-Chemi- kern und Physiologen gehört. Damit das Werk Jedermann verständlich ist, auch wer nicht Chemie und Mineralogie studirt hat, habe ich dem Herrn Bearbeiter veranlasst, sämmtlichen darin vorkom- menden chemischen und mineralogischen Bezeich- nungen durch Buchstaben, Zahlen und Berechnun- gen eine genaue übersichtliche Erläuterung zu ge- ben, wodurch einem Jeden dieses Buch verständlich M'erden muss. Dieselbe wird am Schlüsse des Werkes gegeben. Berlin im April 1861, Die Verlags-Buchhandlung von Gross, Verlag von Karl Wieganilt in Berlin, Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Stareke in Berlin. 151 Wir gehen zu den Dikotylen über, von de- nen am Meisten Blüthensträucher abgebildet sind. Die Francis ceen, die wiederum beliebter werden, sich aber generisch nicht von den Brunfelsien unterscheiden, sind wegen ihrer schonen blauen, oder mehr violetten Blüthen, mit denen im Winter und im Frühjahre die Pflanzen sich reichlich und eine lange Zeit bedecken, selbst zu Schaupflanzen zu empfehlen. In der Revue horticole (zu S. 4o4) ist F. grandiflöra Lern, abgebildet, eine Art, welche de Jonghe (Berl. allg. Gartenz. Jahrg. 1857 S. 253) für eine Abart der F. eximia Scheidw. (Jard. fleur. tab. 248) hält und vielleicht auch nur durch eine geringere und bald ganz verschwindende Behaarung unterschieden ist. Sie wuixle im Jahre 1846 mit zuletzt genannter Art in den Wäldern Brasiliens durch de Jonghe's Reisenden, Libon, entdeckt und blühte 1849 zuerst in Brüssel. In der früher von uns herausgegebenen Gartenzeitung haben wir jedoch bereits ausgesprochen, dass auch F. eximia sich von der durch den Berliner Rei- senden Seile (nicht Sellow, wie gewöhnlich geschrie- ben wird) entdeckten F. macrophylla Schlecht, et Cham, nicht unterscheidet. Rhododendron glaucum Hook, wurde 1850 von dem Jüngern Hooker im Sikkim -Himalaja entdeckt und hat auch bei uns in Berlin schon vor einigen Jahren geblüht (1. Jahrg. Seite 167). Ab- gebildet ist es im Horticulteur francais auf der 19. Tafel. Es crehört zu den kleinern Arten mit rosa- farbenen Blüthen. Epacris multiflöra Roll, wurde durch Rol- lisson in Tooting direkt aus Neusüdwales einge- führt und gehört unbedingt zu den schönsten Arten, welche wir besitzen. Möglicher W^eise ist sie jedoch eine der vielen Formen der E. impressa Labill. Die Blätter sind ziemlich breit und eirund-lanzett- förmig, die gedrängt stehenden Blüthen hingegen haben eine rothe Farbe mit Ausnahme des aufrecht stehenden weissen Saumes. Abgebildet wurde sie in der Illustration horticole (266. Tafel). Ceanothus elegans ist ein anderer Blüthen- strauch, den die Engländer eingeführt haben. Seine hellblauen Blüthen stehen weit lockerer und bilden einen eigenthümlichen Blüthenstand, indem eine An- zahl Blüthen an der Basis des Stieles in einem Büschel abstehen , während die darauf folgenden eine Traube und die obersten eine Dolde bilden. Die kaum gestielten, eirunden Blätter sind oben glänzend -grün und am Rande scharf-, aber etwas entfernt-gesägt. Auch von diesem Blüthenstrauche befindet sich die Abbildung (auf der 268. Tafel) in oben genannter Zeitschrift. Viburnum plicat um Thunb., ein japanischer Schneeball, wird ebenfalls in der Illustration horti- cole (tab. 258) abgebildet und ist gleich dem be- kannten V. macroc^phalum Thunb., zu empfeh- len. Im botanischen Garten zu Berlin wird der Strauch schon lange kultivirt und blüht sehr leicht. Der Beiname „plicatum, d. i. gefaltet" bezieht sich auf die Blätter, welche längst der Seitennerven ge- faltet erscheinen, ähnlich wie bei den Erlenblättern. Heterötrichum mdcrodon Planch. (Illustr. hortic. tab. 258) ist eine Melastomatee aus den Ge- birgen Neugranada's und Venezuela's, welche durch Linden in Brüssel unter dem Namen Miconia Lindenii vor mehrern Jahren eingeführt wurde. Wir sahen sie früher in der L aurentius'schen Gärtnerei. Die ganze Pflanze, selbst die eirunden und spitz zulaufenden Blätter von ziemlichem Um- fange, sind mit zottigen Haaren besetzt. Die in der Knospe rosenrothen, in der vollen Entfaltung weissen Blüthen von mehr als 1 Zoll im Durch- messer bilden eine umfassende Scheindolde und be- sitzen in allen ihren Theilen die Vierzahl. PhyUlagathis rotundifolia Bl. schliesst sich an Schönheit und Form dem Cyanophyllum magnificum an. Wie dieses gehört sie in die Familie der Melastomateen, scheint sich aber da- durch wesentlich zu unterscheiden, dass sie niedrig bleibt, also, grösser werdend, ihre Reize nicht ver- liert. Dieses ist aber gewiss bei dem Cyanophyllum der Fall, welches deshalb nach mehrern Jahren von Neuem als Steckling herangezogen werden muss. Die Blätter sind rundlicher, als bei genannter Pflanze, und scheinen die Länge von 1 bis 1 j , eine Breite aber von | bis \j Fuss zu erreichen. Die glän- zende, dunkelgrüne Überfläche wird von 7 Längs- Nerven durchzogen, die auf der rosenrothen, etwas violetten Unterfläche durch dunkele, mit einander anastomosirende Queradern verbunden werden. Die kleinen, hell-rosafarbenen Blüthen haben die Vier- zahl und bilden einen dichten Kopf, der von vier grossen Deckblättern umgeben ist. Dieser Umstand gab Blume, der das Genus aufstellte, Veranlassung, es „Phyllägathis, d. i. Blattknäuel" zu nennen. Bis jetzt befindet sich die reizende Pflanze nur bei Groenewegen & Co. in Amsterdam, der sie eben in den Handel bringt. (Fortsetzung folgt.) Einige Worte über Samen- und Pflanzen-Yerzeichnisse. Vom Obergärtner Karl Enke in Nikolskoje bei Moskaa. Fast täglich erhalte ich, sowohl aus Deutsch- land, als auch aus Frankreich, Holland und Belgien, Samen- und Pflanzen -Verzeichnisse. Wenn von 152 letzteren ein Theil nicht frankirt ist, so will ich die- ses insofern entschuldigen, als Viele mit den Porto- Einrichtungen, so leicht zu verstehen sie auch sind, nicht vertraut sind, und glauben, es betrage dieses nur wenige Pfennige. Wirft man aber einen Blick auf die erste, beste Seite eines solchen Verzeichnisses, so findet man jedoch, dass leider auch manche deut- sche Samen- und Pflanzen-Verzeichnisse hauptsäch- lich mit übertriebenen Anpreisungen angefüllt sind, die nur auf Täuschungen hinausgehen. Bei Pflan- zen, die kaum Beachtung verdienen, und höchstens einen botanischen, also wissenschaftlichen Werth be- sitzen, liesst man nicht selten das Prädikat: „extra," „schön,'- sehr schön," „ausgezeichnet," „prachtvoll." Andere, es gilt dieses ganz besonders von den Ge- müsen, obwohl sie bereits vor 10 Jahren und län- ger schon mit „neu" bezeichnet wurden, haben auch jetzt noch diesen Anhängsel. Wie mancher Gartenfreund lässt sich durch solche Lobhudeleien verleiten und kauft diese an- gepriesenen, oft mit pomphaften Namen versehenen Pflanzen oder Samen. Und was erhält er für sein theures Geld? Blumen, die wahrlich keinen Platz in einem Garten verdienen, oder längst bekannte Pflanzen oder Gemüse, nur mit neuen Namen. Sind das nicht Schwindeleien? Können diese Vertrauen erwecken und zur Verbreitung oder Beförderung des Gartenbaues beitragen? Das Schlimmste dabei ist, dass die, welche es ehrlich meinen, mit dem Strome schwimmen zu müssen glauben. Das Sprüchwort: „die Welt will betrogen sein" macht sich leider auch hier geltend, da leider Viele sich dadurch verleiten lassen, grade von dergleichen Schreiern ihren Bedarf zu nehmen und dann sich wundern, wenn sie betrogen werden! Die Verzeichnisse sind mit der Zeit so dick geworden, dass Druck und Papier bedeutende Sum- men in Anspruch nehmen. Es liegen uns derglei- chen vor, welche bei starker Auflage gegen tausend Thaler kosten müssen, also ein Kapital, mit dem man schon eine hübsche Gärtnerei unterhalten kann. Meiner Ansicht nach verlieren diese dickbäuchigen Verzeichnisse, da man keine Auswahl treflen kann, wenn man, was ein Laie nie ist, nicht grosse Kennt- nisse besitzt, allen W^erth. Wir sind jetzt so reich an wirklich ausgezeichneten Gemüsen, an Obst, an Sommergewächsen, Stauden, Topfpflanzen u. s. w., dass wir alle minderguten Sorten vollkommen ent- behren können; es wäre sogar gut, wenn derglei- chen gar nicht aufgenommen würden und diese da- mit den besseren Sorten Platz machten. Ich lese auf dem Titelblatte eines solchen Ver- zeichnisses das schöne Motto: „Nur das Gute und das Gute schön." Warum hält man sich aber nicht streng an diesem Motto? Nicht weniger zu bedauern ist es, dass — ganz besonders bei Gemüse — die verschiedenen Namen nicht immer auch verschiedene Pflanzen oder Sorten bezeichnen ; eine und dieselbe ist unter '2, H, 4 und selbst noch mehr Namen vorhanden. Ich will nur an die Kopf-Salate, Kohl- und Mohrrüben-Sorten erinnern. Wenn man einwendet, dass die verschie- denen Namen für eine Sorte nothwendig seien, da die eine in dem Lande nur unter einem bestimmten Namen vorkomme, die man oft schon wenige Mei- len davon nicht mehr kenne, da man sich ferner an bestimmte Namen gewöhnt habe, so geben wir auch das zu. Warum sagt man aber dieses nicht in dem Verzeichnisse und setzt die verschiedenen Namen einer Sorte, einer Pflanze nicht neben, sondern unter einander, so dass man vermuthen muss, die Namen bedeuten auch in der That verschiedene Sorten. Was könnte man für Geld ersparen, wenn die Ver- zeichnisse weniger dickbäuchig gedruckt würden. Ich möchte wissen, wer die Melisse, deren Name als Browniana sogar mit grossen Lettern gedruckt ist, oder gar Ononis pubescens als schöne Blume in seinem Garten zum zweiten Male pflanzt? Doch ich bin weit entfernt, das Verdienst, wel- ches sich nicht allein viele Privatgärtner, sondern auch viele Handelsgärtner um die schöne Garten- kunst erworben, zu verkennen. Ehre, dem Ehre gebührt. Manche deutsche Gärtner haben sich be- reits auch durch direkte Einführungen vieler inter- essanter Pflanzen um die Gartenkunst verdient ge- macht. Deutsche Erzeugnisse können auch mit denen der ersten der ausländischen Gärtnereien ri- valisiren; das verdient gewiss volle Anerkennung und freue ich mich, dieses grade jetzt, wo ich im Auslande lebe, aussprechen zu können. In gleichem Maasse verdient volle Anerkennimg die ordentliche, zum Theil selbst wissenschaftliche Bearbeitung mehrer deutschen Pflanzenverzeichnisse, im Vergleiche zu den meisten englischen und fran- zösischen, welche leider bisweilen voller Fehler sind. Ich nenne hier eben so wenig Namen, als es da geschehen, wo ich Tadel ausgesprochen. Ich habe überhaupt keine Persönlichkeiten im Auge, sondern ich möchte die edele Gartenkunst nur auf die Stufe gestellt haben , die ihr gehört. Soll sie aber die Aufgabe erfüllen und hauptsächlich durch ihre ästhe- tische Seite zur Veredlung des Menschen wirken, so müssen auch die Gärtner sich selbst auf eine höhere Stufe stellen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuiio; des Gartenbaues in den Königlich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Mocil. M lear Berlin, den 16. Mai 1861. Preis des Jahrganges 5y Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Einige Worte über das Reifen der Bananen. — Ueber einige Aroideen von eigenthümlicher Gestaltung für das freie Land. — Die dem Fürsteu zu Salm zu Ehren genannten Pflanzen-Geschlechter. — Pflanzen- und Blumenschau (Fortsetzung). — Obstbäumchen en cordou. Sonntag, den 26. Mai, findet in dem Vereinslokale des Palmenhauses im Königl. botanischen Garten in Neuschöneberg, Mittags 11 ; Uhr, eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder freundlichst eingeladen werden. B ekanntmachung. Auf die Anzeige in den Garten - Nachrichten Nro. .5. der Beilage der in voriger Woche ausgege- benen 19. Nummer der Wochenschrift Bezug neh- mend, erlaubt sich der Unterzeichnete an alle Her- ren , welche sich mit Pflanzen und Blumen an der im Kroll'schen Etablissement in den Tagen vom 23. bis 25. Mai stattfindenden Thierschau und Aus- stellung landwirthschaftlicher, so wie gärtnerischer Gegenstände freundlichst betheiligen werden, diese, höchstens bis zum 22. d. M. Mittag, an den Herrn Kunstgärtner Emil Bouche, der das Arrangement gefälligst übernommen hat, zu übergeben und we- gen der Aufstellung Rücksprache zu nehmen. In Betreff der landwirthschaftlichcn und sonstigen gärt- nerischen Gegenstände wird Herr Lehrer FiUy die Freundlichkeit haben, dieselben in Empfang zu nehmen, resp. den Platz anzuweisen. Die Auf- stellung aller hier bezeichneten Gegenstände erfolgt innerhalb des Kroll'schen Etablissements. Berlin, den 1.5. Mai 1861. Der Vorsitzende der Abtheiluiig für laudwirthscbafll. u. gäitner. Gegenstäude. Karl Koch. Einige Worte Über Aas Rcifeu der Bananen. Von den verschiedenen Musa- Arten scheint Musa chinensis Sweet, in den Gärten unter dem später gegebenen Namen Musa Caven- dishii Paxt. bekannter, in unseren Gewächshäu- sern am Häutigsten zu blühen und Früchte zu brin- gen. Sie möchte auch in mehrfacher Hinsicht für unsere Verhältnisse am Besten passen. Sie wächst rasch und gedrängt ; die Höhe, welche sie erreicht, ist ferner der Art, dass sie auch in niedrigeren Ge- wächshäusern, namentlich wenn sie in den freien Boden gepflanzt ist, kultivirt werden kann. In Eng- land wird sie im Grossen angebaut; die dort be- liebten Früchte sind ein nicht unbedeutender Han- delsartikel vieler Gärtner. Man empfahl vor mehrern Jahren auch die erst in dem letzten Jahrzehende eingeführte Musa zcbrina zur Anzucht von Früch- ten; wir haben nichts wieder darüber vernommen. Die Exemplare genannter Art, welche bei uns kul- tivirt werden, haben nicht gezeigt, dass sie rascli blühen; bis jetzt ist uns wenigstens noch gar keine Kunde geworden, dass sie irgend wo in Deutsch- land geblüht hat. Allgemein ist fast die Klage, dass die Früchte der Musa chinensis kurz vor oder mit der Reife platzen und nicht das schöne orangenfarbige An- 20 154 sehen , wie im Vaterlande , besitzen. Wir haben jedoch vor mehrern Jahren, sowohl von dem Hof- buchdrucker Hänel in Magdeburg, als auch von dem Parkinspektor Petz cid in Muskau, Bananen erhalten, die bei vorzüglichem Aroma und Geschmacke auch ein schönes gelbes Aeussere besassen. Wie- derum hat eine Musa in einem der Gewächshäuser der Geheimen Kommerzienräthin T r e u 1 1 e r in Neu- weissstein bei AValdenburg i-eichliche Früchte ge- bracht; ein Theil derselben befand sich auf der Frühjahrs-Ausstellung der Gartenfreunde in Berlin (s. Seite 1 19). Leider fehlte diesen die gelbe Farbe; auch warßn die Früchte sämmtlich geplatzt und konnten demnach auch nicht mehr, zumal sie aus- serdem eine lange Zeit abgenommen gewesen waren, den feinen Geschmack besitzen. Dagegen erhielten die Bananen, welche wir von dem Hofbuchdrucker Hänel bekommen, eine lange Zeit ihre Frische nicht allein, auch ihr Aroma. Allerdings theilt uns in einem längern Berichte über den Neuweisssteiner Garten die Frau Geheime Kommerzienräthin T rentier mit, dass die besag- ten Früchte als die letzten in jeglicher Hinsicht den frühem nach gestanden. Obwohl im Geschmacke vorzüglich, hätten jedoch auch diese, nach dem Urtheile des in ihrer Nähe lebenden Pfarrers An- sorge, der lange in Ostindien Missionär gewesen und in seinem Garten daselbst Bananen gezogen, nicht das hübsche Aeussere, wie im Vaterlande. Wahrscheinlich läge es daran, dass man die Be- handlung der Früchte selbst nicht recht verstehe. Es möchte daher wohl von Interesse sein, nach den freundlichen Mittheilungen des näher bezeich- neten Pfarrers in dem Berichte der Frau Geheimen Kommerzienräthin Treu 1 1er das zu entnehmen, was sich auf das Reifen der Bananen bezieht. Zum bessern Verständniss erlauben wir uns, den Gegen- stand zuvor physiologisch zu erläutern und dadurch zugleich das angegebene Verfahren zu erklären. Bekanntlich bringen die Arten von Musa ihren Blüthenstand in Form einer überhängenden Aehre oder eines Kolbens, wie man gewöhnlicli sagt, am Ende und aus der Mitte der den Stamm bildenden Blattscheiden hervor. Jede Blüthe wird von einem grossen und gefärbten Deckblatte, was dem gan- zen Blüthenstande ein hübsches Ansehen verleiht und nach der Befruchtung abfällt, umgeben. Die un- tersten Blüthen entfalten sich zuerst und liefern, da im Anfange die reichlichste und beste Nahrung zugeführt wird, demnach auch die ersten vmd be- sten Früchte. Je mehr Früchte gereift sind und den von der Pflanze dazu verfertigten Nahrung-s- saft aufgezehrt haben, um so unvollkommener ent- wickeln natürlich sich die an der Aehre höher ste- henden Blüthen. Es kommt noch dazu, dass diese zuletzt, zumal sie auch zu lange von den tiefer stehenden Blütheh und deren Deckblättern voll- ständig bedeckt, so wie von der äussern Luft ab- geschlossen waren, weder den Fruchtknoten und noch viel weniger die Staubgefässe normal ausge- bildet besitzen. In den Staubbeuteln hat sich näm- lich kein Blumenstaub mehr entwickelt, die Blüthen sind, wie man sich ausdrückt, taub geworden. Trotz- dem nehmen diese doch fortwährend einen, wenn auch noch so geringen Theil des Nahrungssaftes in Anspruch, der, würde er den letzten noch be- fruchteten Blüthen zu Gute gekommen sein, zur grossem Vollkommenheit der Früchte behülflich ge- wesen wäre. Schneidet man nun den Theil des Blüthenstandes, wo die tauben Blüthen beginnen und der nichts mehr hilft, hinweg, so wird der von den letztern sonst in Anspruch genommene Nahrungsaft zu Gunsten der tiefer unten stehenden und zur bessern Umbildung des Fruchtknotens zur Frucht verwendet werden können. Die Natur kommt hier zum Theile den Menschen selbst zur Hülfe, um auch dem Unerfahrenen zu zeigen, wann die Spitze des Blüthenstandes abgeschnitten werden muss. Die ersten tauben Blüthen fallen nämlich, alsbald nach- dem sich das sie umhüllende Deckblatt gelöst, gänzlich ab. Das angegebene Verfahren wurde auf Anrathen des Pfarrers bei dem in Neuweissstein blühenden Exemplare in Anwendung gebracht und mag wohl hauptsächlich zur vollen Entwickelung der Früchte beigetragen haben. Die Zahl der zur Entwickelung kommenden Früchte beträgt in dem Vaterlande meist gegen lÜÜ, bei uns gegen 60 bis 80. Bei diesem Verfahren scheint auch der Saft allen Früchten gleichmässiger zugeführt zu werden. Diese Früchte, welche sonst in längern Zwischenräumen von unten nach oben reifen, thuen dieses jetzt ziemlich zu gleicher Zeit. Damit werden sie aber nicht einzeln abgenommen, sondern man schneidet, wie wir alsbald näher sehen werden, den ganzen Kolben ab, um die daran be- findlichen P^rüchte wo anders zeitigen zu lassen. Bekanntlich ist nicht immer bei den essbaren Früchten die Zeit der Reife auch die Zeit, wo diese für unseren Gaumen wohlschmeckend sind und ge- nossen werden können. Wir wissen von vielen Sorten unseres Kernobstes, dass diese oft erst Mo- nate lang, am Besten an dunkeln Orten, aufbewahrt werden müssen, bevor man sie für gut erklärt und verspeist. Die feinste Birn wird vor ihrer Zeitigung stets hart, ohne weitei-en Geschmack und ohne Aroma sein. Unkundige, die dieses nicht wissen und da- gegen fehlen, urtheilen dann ganz unrichtig. Auch die Banane scheint, wie aus den Berichten des ge- nannten Pfarrers hervorgeht, nach ihrer eigentlichen Reife noch eine Zeit zu bedürfen, in der in ihr noch 155 allerhand Veränderungen — chemische Processe — vorgehen, durch die sie unsei-em Geschmacke kon- venabeler wird, durch die sie, mit andern Worten, ihren Wohlgeschmack erhält. Die chemische Umwandlung der Früchte nach ihrer eigentlichen Keit'zeit, die Bildung von Zucker, Gelatine, aromatischen Stoffen u. s. w., wodurch der eigentliche Wohlireschmack hervorgerufen wird, scheint demnach auch bei der Banane besser vor sich zu gehen , wenn die Früchte von der Pflanze entfernt, d. h. abgenommen und an einem dun- kelen Orte aufbewahrt werden. Mit der eigentlichen Reife ist jede Zufuhr von Nahrungsstoff durch die Pflanze der Ausbildung der Früchte behufs ihres Wohlgeschmackes nach- theilig; die Früchte müssen, um dieses zu verhin- dern, abgenommen werden. Es gilt dieses nicht weniger von unserem Obste. Man nennt es im gewöhnlichen Leben „Nachreifen", was man aller- dings wiederum nicht mit dem Zustande verwech- seln darf, wo man in der That noch nicht ganz reife Früchte abnimmt, um diese für den Transport geeigneter zu machen. Sonderbar, während sonst grade das Licht, hauptsächlich bei erhöhter Wärme, die Bildung ge- nannter StoÖ'e befördert, geschieht es hier umge- kehrt durch Absperrung des Lichtes und in einer geringeren Tempei-atur. Hier wäre eine Aufgabe für den Physiologen, wichtiger als die Untersuchung vieler anderer, zum Theile selbst unbedeutender Dinge, die weder Resultate geben, noch sonst die Wissenscliaft fördern. Nach dem uns zugekommenen Berichte soll, wie gesagt, der Kolben, wie die Fruchtreife ein- getreten, abgeschnitten werden. Es geschieht dieses, sobald die untersten Früchte platzen und einen bereits säuerlichen Geschmack besitzen. Der ab- geschnittene Kolben wird mit der Spitze nach un- ten an einem dunkelen Orte, am Besten in einer Kiste, so lange aufbewahrt, bis die einzelnen Früchte eine schöne orangengelbe Farbe angenommen haben oder hier und da anfangen zu platzen. Es geschieht dieses ebenfalls allmählig von unten nach oben, so dass man eine längere Zeit von ihnen zehren kann. Sonst lassen sie sich auch leicht einmachen und geben dann, aber auch frisch, dem Weine, den man zu einer Bowle benutzen will, einen sehr feinen Wohlgeschmack. Leider hatte man in Neuweiss- stein versäumt, den Fruclitkolben abzuschneiden; trotz des vorzüglichen Geschmackes besassen des- halb aber die Früchte nicht das schöne gelbe Aus- sehen. Da der Pfarrer An sorge mittheilte, dass der abgeschnittene oberste Theil des Kolbens in Ost- indien allgemein als Gemüse zubereitet und genos- sen werde, wurde auch in Neuweissstein ein Ver- such damit gemacht, der aber keineswegs dem Gaumen eines an unsere Küche gewöhnten Deut- schen entsprach. Es galt dieses auf gleiche Weise von dem eigentlichen Blüthenschafte, oder, wie man gewöhnlich meint , von dem Kerne des Stammes. Dieser wird nämlich in Stücken geschnitten und abgekocht, worauf man das Wasser abgiesst und die Stückchen in Oel bratet. Es scheint eben auch ein indischer Magen dazu zu gehören. Es kommt noch dazu, dass der rohe Saft des Kernes so scharf ist, dass er auf Kleider gebracht, Flecken macht, welche durch niclits wieder entfernt werden können. In Ostindien gilt er übrigens auch als Arzneimittel, und zwar gegen Nierenkrankheiten und schmerzhaf- tes Harnen, so wie gegen Mercurial-Krankheit. Ueber einige Aroideen von eigenthünilichcr Oestaltnng für das freie Land. Es giebt öfters schöne Pflanzen, die das Schick- sal haben , erst nach längerer Zeit eine allfjcmeine Verbreitung in den Gärten zu erlangen, trotzdem sie nicht selten oder schwer zu vermehren sind. Der Grund liegt in der Regel darin, dass ihr de- korativer Werth und Unkenntniss der Kultur nicht erkannt sind. Dagegen haben wir auch Pflanzen, die weniger schön, als in ihren Formen vielmehr eigenthümlich sind, eben deshalb aber grade von manchem Gartenbesitzer vorgezogen werden. So sind seit wenigen Jahren einige Arisaema -Arten: A. praecox, Siebold ii und serotinum, oder, wie andere wollen, nur Formen und höchstens Ab- arten des A. ringe ns Schott, was bereits von Thunberg in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhun- dertes als Arum ringens beschrieben wurde und seit 1822 in den Gärten sein soll, plötzlich in den Handel gekommen und werden auf allen Ausstel- lungen wegen der eigenthümlichen Gestalt der Blu- menscheide mit Aufmerksamkeit betrachtet und selbst bewundert. Dazu kommt nun die saftgrüne Farbe des einzigen aus 3 Abtheilungen bestehenden Blat- tes. Trotz allen Rühmens haben wir vom ästheti- schen Standpunkte aus die blühende Pflanze aber doch nicht schön finden können. Sie gefällt je- doch, wenn auch wahrscheinlich nicht für immer. Der griechische Name bedeutet „Aronsblut" ; man hat ihn aber gewöhnlich wegen der braunrothen Flecken, oder hier vielmehr Streifen, mit Flecken- Aron übersetzt. Uns gehört übrigens wohl das Verdienst, zu- erst auf diese Arisämen, und zwar schon bald nach 20» 156 ihrer Einführung durch v. Siebold, aufmerksam gemacht zu haben. Im Jahre 1856 sahen wir im Au gustin'schen Garten bei Potsdam blühende Exemplare des A. praecox und Sieboldii. Bald darauf haben wir in der zu jener Zeit von uns her- ausgegebenen Berliner allgemeinen Gartenzeitung (Jahrg. 1857, Seite 85) auf die Pflanzen aufmerksam gemacht. Schon damals vermutheten wir , dass die ge- nannten Flecken-Aron's vielleicht im Freien aus- halten möchten. Man hat seitdem in Holland Ver- suche damit, wenigstens mit dem A. serotinum, angestellt und will in der That Erfolg gehabt ha- ben (Flore des jard. '1. Jahrg. S. !14). Ob aber immer? ist eine Frage. Wenn die Pflanze übrigens auch nicht den Winter aushalten sollte, so kann man sie doch auf jeden Fall während der guten Jahreszeit in's freie Land (nothwendiger Weise wohl aber mit dem gehörigen warmen Fusse, damit sie recht üppig wachse) bringen. Die Familie der Aroideen bietet aber ausser- dem noch mehre dergleichen eigenthümliche Pflan- zen dar, die Manchem wegen ihrer Originalität ge- fallen möchten und diesem daher zu empfehlen sind. Einige halten an und für sich im Freien aus und bedürfen sogar nur sehr wenige Pflege. Sie alle gehören, wie die Flecken-Arons, zu den sogenann- ten periodischen Pflanzen, d. h. zu solchen, die eine Zeit lang (und zwar meist während der warmen Sommerszeit) ruhen und bis auf die Knolle oder auf die Zwiebel absterben. Das bis dahin benutzte Beet kann man dann auf andere Weise verwenden und dadurch eine grössere Abwechslung im Garten hervorrufen. Zu diesen unsere härtesten Winter selbst aushakenden und einen Theil des Jahres ein- ziehenden Aroideen gehört unter Anderem auch die Drachenpflanze, Dracunculus vulgaris Schott (Arum Dracunculus L.), welche eine grosse Ver- breitung von den kanarischen Inseln westlich und in den Ländern auf beiden Seiten des Mittelmeeres bis nach Kleinasien und Georgien besitzt. Schon der eigenthümliche, ziemlich hohe und einer Schlange ähnlich gezeichnete Blattstiel mit der mehr wage- recht abstehenden und fussföi'mig getheilten Fläche, noch mehr aber die meist über 1, oft 2 Fuss lange, aber nicht sehr breite Blumenscheide mit der brau- nen Innenfläche gibt der ganzen Pflanze etwas Un- heimliches. So oft sie im botanischen Garten blüht, zieht sie die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Aber selbst unsere gemeine Arons würz (Arum maculatum L.) verdient Beachtung, obwohl die Blätter nicht sehr in die Augen fallen, bisweilen auch gar keine Flecken haben. Sind die Blätter ab- gestorben und die kurzen, mit scharlachrothen Beeren dicht bedeckten Kolben kommen zum Vorschein, so erhält man damit wieder eine Abwechslung, die Man- chem willkommen ist und als ein Vorläufer zu einer später an diesem Platze angebrachten Blumenflor betrachtet werden kann. A. italicum Mill., Orien- tale Bieb. und albispathum Led. können auf gleiche Weise benutzt werden. Dass das jetzt ein besonderes Genus (Gymnomesium) bildende Arum pictum L. Fil. wohl schwerlich bei uns im W^inter aushält, haben wir schon früher (S. 144) erwähnt; im freien Grund aber gepflanzt, würde es wegen der weissgestreiften Blätter und der denen der Arisaemen ähnliche Blumenscheide nicht weniger einen eigenthüailichen Anblick darbieten. Wir müssen hier auch den Stink-Aron (Symplocarpus foetidus Salisb., Dracontium foetidum L.), eine nordamerikanische Aroidee, erwähnen , wenn wir sie auch grade nicht empfeh- len wollen. Und doch soll sie zu Anfang dieses Jahrhundertes in England viele Freunde gehabt haben, welche sie des barocken Ansehens der un- angenehm riechenden Blumenscheide halber kulti- virten. Diese kommt nämlich in Form einer auf einem der beiden Enden stehenden Schale und mit einer eigenthümlichen , man möchte wieder sagen, unheimlichen Farbe, in der bald das Grau, bald mehr das Bi-aun vorherrscht, im Frühjahre kaum aus der Erde hervor, so dass sie oft übersehen wird. Die grossen, breit-länglichen oder rundlichen Blätter erscheinen später und haben nichts Beson- deres für sich. Wir gehen zu einer andern Aroidee über, die wir ebenfalls nicht grade empfehlen wollen, zumal sie auch sehr klein ist: Pinellia tuberifera Ten., als Atherurus ternatus Bl. und Arum ter- natum Thunb. bekannter. Schon die 11 Namen, welche die Pflanze nach und nach bekommen, könnte Manchem, wenn er sie alle im Gedächtniss behalten sollte, von der Kultur abhalten. Gartenbesitzern möchte sie aber ausserdem nicht willkommen sein, da sie sich so rasch von selbst vermehrt, dass sie darin keinem unserer gewöhnlichsten Unkräuter etwas nachgibt. Im botanischen Garten zu Berlin verunreinigt sie seit Jahren einige Beete so sehr, dass diese nur mit Mühe rein gehalten werden können. Vaterland dieser Pflanze ist Japan. Ferner gedenken wir einiger im Freien, auch den Winter aushaltender Aroideen Südeuropa's und des Orientes, die ebenfalls zu klein sind, um einen gärtnerischen W^erth zu besitzen. Und doch sind sie ihrer Form nach, auch als Aroideen betrachtet, eigcnthümlich. Es sind dieses die Biarum- (und Ischarum-) Arten. Im Frühjahre kommen die aufrechten, mehr oder weniger zusammengerollten und meist auf kurzen Stielen stehenden Blumen- scheiden hervor, blühen ab und schmale, aber ver- 157 hältnissmässig lange Blätter treten an ihre Stelle. Es gibt Gartenbesitzer und Pflanzenliebhaber, wel- che, obwohl auch bei ihnen das ästhetische Gefühl vorherrscht, doch ebenfalls einen Ueberblick über die Pflanzen überhaupt sich verschaffen möchten. Diesen sind die Biarum-Arten zu empfehlen. Zu dieser Klasse ganz eigenthünilicher Schön- heiten gehört auch unstreitig Sauromatum gut- tatum Schott. Bis jetzt nur im Warmhause kulti- virt, soll sie nach van Houtte für den freien Grund nicht genug zu empfehlen sein, zumal sie bei ganz gleicher Behandlung, wie die Georginen, im Garten während der Sommermonate eine ausser- ordentliche Vollkommenheit erreicht. Zu der Gruppe der Drachenpflanzen gehörend, erinnert sie am Meisten an die Amorphophallus- Arten durch ihr Wachsthum und entwickelt höchst eigenthümliche Blätter von einer Form, wie wir sie sonst gar nicht annähernd für's freie Land besitzen. Die Flore des serres hat, wie wir bereits mit- getheilt haben (Seite 144), auf der 1334. Tafel eine Abbildung gegeben. Nach den beigefügten Mitthei- lungen ist die Verbreitung dieser Aroidee sehr aus- gedehnt; man findet sie im Nepal und auf Java. Ihre Knolle ist rund, glatt und abgeplattet. Aus ihr entwickelt sich ein kaum bemerkbarer Stiel, der die bis 2 Fuss lange ßluuienscheide mit dem Kolben trägt. Die erstere hat anfangs die Form eines Kor- nea und ist im Innern nach dem Grunde zu inten- siv-karmoisin gefärbt, eine Farbe, die sich sonst auf der grünlich-gelben Fläche in Form von breiten Flecken kund gibt. Anfangs steht die Blüthen- scheide aufrecht, fällt aber zum grossen Theil spä- ter nach hinten. Der Kolben ist weit kleiner. Die Blätter kommen erst nach der Blüthe zum Vorschein, sind fussförmig getheilt und bestehen aus langen, verschmälerten und ganzrandigen Abschnitten. Früher kultivirte man in Gent diese Pflanze im warmen Hause, später versuchte man es sie in's Freie zu stellen und schliesslich wurde sie für die wärmere Zeit sogar in den freien Grund gepflanzt. Der Erfolg war ein glücklicher. Man weiss jetzt, dass man das ostindische Sauromatum g-utta- tum wie die Georginen behandeln kann. Dieselbe Zeit des Auspflanzens, dieselbe Sorgfalt im Winter. Dazu kommt, dass seine Vermehrung ebenfalls leicht ist. Es setzt nicht allein reichlich Samen an, son- dern bringt auch ausserdem eine Menge kleiner Knöllchen hervor. Auf Rasenplätzen einzeln oder zu einer kleinen Gruppe ausgepflanzt, wird diese Pflanze nicht ver- fehlen, einen Effekt zu machen. Die dem Fürsteu zu Salm zu Ehren genannten Pflanzen-Geschlechter. Wir haben in der vorigen Nummer derWochen- schi-ift eine Lebensbeschreibung des Fürsten zu Salm gegeben; es dürfte aber auch wohl von In- teresse sein zu erfahren, wie schon die Mitwelt ihn ehrte. Dass einem Botaniker von solcher Bedeu- tung und bei so langem Leben zu Ehren auch Pflanzen genannt wurden, kann nicht auffallen. Nicht genug aber, dass der eigentliche Stammname „Salm" von drei grossen Männern der Wissen- schaft: von dem Spanier Cavanilles, von dem Deutschen Willdenow und von dem Schweitzer oder, wenn man will, dem Franzosen deCandolle d. Aelt. benutzt wurde , um ihn auf ein Pflanzen- Geschlecht überzutragen, auch die die bestimmten Linien seiner Familie bezeichnenden Benennungen „ßeifferscheid" und „Dyck'- haben auf glei- che Weise Anwendung gefunden. Schon im Jahre 17i:)4 nannte Cavanilles, Direktor des botanischen Gartens in Madrid, eine Reihe hauptsächlich afrikanischer Dickpflanzen Sal- mia (Cavan. icou. III, p. 24, t. 24G), welche leider aber kurz vorher der Schüler und Nachfolger Lin- ne's, Karl Thunberg, mit dem Namen Sanse- viera belegt hatte. 181 1 entlehnte wiederum Will- denow (im 5. Bande des Magazins der naturfor- schenden Freunde in Berlin, S. 3y'J) den Namen Salm für einige Carludoviken, das Genus wurde aber nicht beibehalten. Endlich stellte zwei Jahre später (1813) der ältere de Candolle in seinem Verzeichnisse der Pflanzen des botanischen Gartens zu Montpeillier (pag. 14Ü) das Genus Salmea für mehr oder minder windende Körbchenträger (Com- positae) aus der Abtheilung der Senecioneen auf. Dieses ist denn auch von den sjjäteren Botanikern festgehalten worden. Den Namen Dyckia erhielt ein Genus aus der Familie der Bromeliaceen mit oberständigem Fruchtknoten von dem Jüngern Schul tes im 7. Bande von Roemer und Schultes's systema Vegeta- bilium (Seite LXV u. 1194), während der Genus- Name Reiff erscheidia dem in Prag verstorbenen Professor Presl seinen Ursprung verdankt (s. Re- liquiae Haenkeanae, 2. Tom. p. 74. 1835). Das zu- letzt erwähnte Genus umfasst eine Art aus der Familie der Dilleniaceen. 158 Pflanzen- und BInniensch6 Arten kom- men; die übrigen sind noch auf (i Geschlechter vertheilt. Ausser den Roupala nah verwandten Ge- schlechtern: Adenostephanus und Andriape- talum, von denen das erstere vielleicht gar nicht von Roupala verschieden ist, sind noch Embo- thrium und Lomatia vertreten. Was das W^ort Roupala, welches der Apothe- ker Fase e Au biet einer in Guiana einheimischen Benennung entlehnte, anbelangt, so hat dasselbe mancherlei Veränderungen erfahren. Es ist nicht zu leugnen, dass genannter Botaniker, der in den 21 162 Jahren 1762 bis 1764 in Guiana lebte, in seiner Flora genannten Landes eine Menge unseren Ohren barbarisch -klingender Namen eingeführt hat; das haben aush andere Botaniker gethan. Wir erinnern nur an Andrzeiovvkia, Turczaninowia und sonstige russischen , so wie polnischen Botanikern entlehnte Namen, denen sich auch mehre deutsche, wie Se- bastianoschaueria, Hoffmannseggia u. s. w. anschlies- sen. Noch schlimmer fast ist es mit den den Eng- ländern entlehnten Namen, wie Goodenoughia, was man glücklicher Weise in Goodenia verkürzt hat. Noch besser wäre gleich Gudenia gewesen. Trotz des Balkens im eigenen Auge, hat man versucht, die Splitter Anderer herauszuziehen und die Aublet'schen Namen wohlklingender gemacht, auch wohl durch andere ersetzt. So änderte S chre- b er, der eine Herausgeber von Linne's Genera planta- rum im genannten Werke den Namen in Ehopala um, um ihm ein griechisches Ansehen zu geben. Ihm sind viele, wie Robert Brown, Endlicher U.S.W, gefolgt, auch Meisner in seiner neuesten Monographie der Proteaceen , so dass man diese Schreibart am Häufigsten findet. Vahl hat dagegen ßupala, Rudge endlich Ropala geschrieben. Wir unsererseits sehen nicht ein, warum wir nicht die ursprüngliche Schreibart Roupala beibehalten sollen. In den Gärten werden 28 Roupalen (im altern Sinne) kultivirt; von diesen gehören jedoch '1: ses- silifolia A. Rieh (hameliaefolia Rudge) und po- lystächya H. B. K. dem Genus Andriapeta- lum Pohl (Andripetalum Schott), was sich durch eine nussartige, also nicht aufspringende Frucht un- terscheidet, und 1: organensis Gardn., dem Ge- nus Adenostephanus Klotzsch an, letzteres aus- gezeichnet durch in einen Ring verwachsene unter- ständige Drüsen, im Habitus und sonst, wie schon gesagt, aber gar nicht verschieden. Von den übri- gen, ächten Roupala-Arten, die jetzt in den Gärten kultivirt werden, sind wenige beschrieben oder ha- ben wenigstens doch nur Garten-Namen und lassen sich leider noch nicht weiter bestimmen. Wir wollen daher versuchen, die einzelnen Arten kurz zu beschreiben, so weit wir Gelegenheit ge- habt haben, sie kennen zu lernen: leider ist dieses aber nur bei einem Theil der Fall, was um so mehr zu bedauern ist, als man im Verlaufe der Aufzäh- lung sehen wird, dass die Gartenpflanzen keineswegs mit der Beschreibung der Art, deren Namen sie tragen, immer harmonirt, im Gegentheil oft wesent- lich und so sehr abweicht, dass es keinem Zweifel unterliegen kann, die beschriebene und die Garten- pflanze gehören 2 ganz verschiedene Arten an. Alle Roupalen haben ziemlich dicke, fast leder- artige Blätter, oft an den jugendlichen Theil mit einem eigenthOmlichen, in's Rothbraune oder Graue schimmernden Ueberzug versehen. Gewöhnlich sind sie ausserdem einfach, selten ganzrandig, sondern meist gezähnt, oft auch unpaarig-gefiedert. Es gibt jedoch auch Fälle, wo einfache und gefiederte Blätter zugleich vorkommen. Blühende Pflanzen zu sehen, haben wir nicht Gelegenheit gehabt; wir kennen die Blüthen nur aus den Beschreibungen und nach getrockneten Exemplaren. Darnach bilden sie in den Winkeln der Blätter oder gipfelständig einzelne oder mehre Trauben. Was endlich das Ansehen der sanzen Pflanzen anbelangt, so haben diese in den Gärten gar nicht oder nur wenig-verästelte, grade in Höhe gehende Stämme, die meist von unten an mit zi Längsnerven sind eben so schattirt. Von einer andern , aber krautartigen Clematis, nämlich von der Cl. erecta L., hat der bereits früher genannte Handelsgärtner und Baumschulen- besitzer Billard, dit la Graine, eine gefüllte Form aus Samen erzogen, welche im Jahre IS5!) zuerst geblüht hat. Wenn die Staude schon einfach we- gen der dichten weissen Rispen mehr Beachtung verdient, als sie erhält, so ist es noch weit mehr mit der gefüllten der Fall, zumal ihre Blüthen eine sehr lange Dauer haben sollen. Abgebildet ist sie im Decemberhefte des Horticulteur fran^ais auf der 1P>. Tafel, aber auch (jedoch nur schwarz) in der Revue horticole (zu S. 512 und 5IP)). Durch die Heddewig'schen Nelken, sowie durch die Blondlinge, welche der Kunst- und Handelsg. Benary in Erfurt erzogen und in der grossen Aus- stellung Anfang Oktober's im Kroll'schen Etablis- sement zu Berlin die Bewunderung aller derer, welche sie sahen , erregten , ist von Neuem mehr Aufmerksamkeit auf die Nelken überhaupt verwen- det worden. Nächst unserer Gartennelke hat aber 167 keine zweite Art eine solche Vollkommenheit in der Blume erlangt, als unsere Karthäuser Nelke (Dianthus barbatus L., nicht Carthusianorum L., welche wild wächst), das ßouquet parfait oder üeil- let du poete der Franzosen. Vor 20 und mehr Jahren fehlte sie in keinem Garten , wo sie haupt- sächlich zu Einfassungen von Rabatten und Beeten gebraucht wurde. Wo sie nun eine solche Voll- kommenheit erlangt, haben auch die Besitzer fei- nerer Gärten nicht angestanden , sie wiederum bei sich einzuführen. Der bekannte Erdbeerzüchter Ferd. Gloede in Sablons (Dep. Seine und Marne) hat in dem Horticulteur fran(;ais (Seite 128, Okto- berheft) eine Beschreibung einiger nenern von Hunt (welcher von 4 englischen Handelsgärtnern ? wird nicht gesagt) gezüchteten Sorten nebst Abbildung (tab. 9) gegeben, die allerdings Beachtung verdienen. In Paris existirt eine weniger bekannte Gärt- nerei, die vonFournier (rue de Lourcine Nro. HS), welche um die Anzucht und Vermehrung der Sor- ten von Cyclamen sich Verdienste erworben hat. Nach dem Berichte des Herausgebers des Horti- cUlteur fran9ais, F. Hör ine q, ist neuerdings wie- derum eine Form aus Samen des C. persicum hervorgegangen, welche unsere Beachtung verdient. Die Blüthen besitzen die mehr rundliche Gestalt des C. coumund haben alle Farben vom blenden- den Weiss bis zum schönsten Roth. Herincq sagt, dass man geneigt sein könnte, die Pflanze für einen Blendling beider genannten Pflanzen zu hal- ten; da Fourni er jedoch nicht ein einziges Exem- plar des C. CO um kultivirte, wäre dieses nicht möglich. Dass man viele Formen und Abweichun- gen von der Hauptform gleich für Blendlinge hält, ist unrecht; deshalb lassen sich aber doch die Blend- linge im Allgemeinen nicht ableugnen. Die besagte Form ist im Augusthefte (auf der 4. Tafel) des Horticulteur francais unter dem Namen Cyclamen persicum variegatum abgebildet. Die Portulak - Formen der P. grandiflora Camb. gehören unstreitig zu den schönsten Blumen der Neuzeit und doch sieht man sie, eben so wenig wie die reizenden Mesembrianthemen , selten in den kleinern und grössern Gärten. Sie bedürfen fast gar keiner Pflege und nehmen mit den schlech- testen Sandboden, zwischen Steinen u. s. w. , wo sie sogar besonders gut gedeihen, fürlieb. Die ge- wöhnliche Form ist roth, färbt sich aber bei dem Abblühen orange. Es gibt auch gelb- und weiss- blühende. Die karmoisinrothe Form hat man auch als selbständige Art unter dem Namen P. Thel- lusoni unterschieden. Es gibt auch eine Form, wo die gelben Blüthen rothe Flecken haben (P. Thornburni), auch eine hellgelbe mit rosenrothen Streifen (aureo- striata). Jetzt hat nun auch van Houtte eine Form in den Handel gebracht, wo die rosafarbenen Blumenblätter dunkelroth ge- streift sind (Fl. d. serr. tab. lo89). Er nennt sie P. grandiflora caryophyllödes. Wir kommen schliesslich zu den neuesten For- men unserer beliebtesten Blüthensträucher. In der Flore des jardins ünden wir zunächst ein Paar Baum-Päonien abgebildet, welche unsere Beachtung verdienen, Triomphe de Haarlem ist ziemlich gefüllt und von einiger Grösse. Die Farbe ist ein intensives Fleischroth, was im Centrum am dunkel- sten is(, gegen den Umkreis aber blasser wird, sich selbst in ein Weiss mit röthlichem Schein verwan- delt. Laurens Koster ist die andere, an Farbe weniger in die Augen fallend und, wie es scheint, auch etwas kleiner, aber ganz gefüllt. Die Farbe ist nändich ein weniger leuchtendes Roth, was ge- gen den Rand der Blumenblätter ebenfalls heller und selbst ganz weiss wird. Beide Formen sind in Haarlem gezüchtet und von Krelage & Sohn in den Handel gebracht. Von den neuesten Rosen finden wir abgebildet: Rose Triomphe d'Amiens im Horticulteur fran- cais im H. Hefte des Jahrganges 186(1 und auf der 263. Tafel der Illustration horticole. Man sollte aber kaum glauben, dass beide Abbildungen eine und dieselbe Rose darstellen. Dazu kommt nun noch, dass die zuerst gegebene Beschreibung zu der Ab- bildung in der Illustration horticole gar nicht passt und wir in der That vermuthen müssen, dass die letztere eine andere Rose darstellt. Nach der ersten Angabe soll sie lackfarbig (couleur laque) sein. Herincq iiingegen, der Herausgeber des Horti- culteur fran(,'ais, gibt ihr ein sehr reiches Rosa mit Silberschein und lässt sie ausserdem sammtartig- karmoisin panachirt sein. So haben wir sie ebenfalls gesehen. Nach Verschaff elt, dem Herausgeber der Illustration horticole, ist aber die Farbe der RoseTriomphe d'Amiens mehr dunkel violett und mit noch dunkcleren Zeichnungen versehen. In der Beschreibung jedoch wird wiederum die Farbe als dunkelkarmoisin -kirschroth, mit violettem Wider- schein und noch dunkeler Aderung angegeben. Auf jeden Fall verdient aber die Rose wegen ihres Blü- thenreichthuiiies und des herrlichen Baues, so wie der Grösse der Blume, alle Beachtung. Reine des Violettes (lUustr. hortic. tab. 259) ist ebenfalls, wie die vorige, von Mille-Mal- le t in Amiens gezüchtet. Diese ist in der That violett und zog deshalb auf den Pariser Ausstel- lungen die Aufmerksamkeit der Pariser auf sich. Auch sie blüht voll und die Blumen haben eine nicht unbedeutende Grösse. Dieses letztere ist eben- falls der Fall bei der Rose Mad. Furtado (Illu- str. hortic. tab. 256), ein Erzeugniss der beiden 168 Verdi er, Vater und Sohn, in Pai'is. Wir möchten die Rose weniger mit einer Centifolie, deren Farbe sie allerdings besitzt, vergleichen, als vielmehr mit einer der sehr gefüllten Formen der Essigrosen (Rosa gallica) , wie wir sie früher häufiger kulti- virten. Zu den reinen Hybriden gehöi't Rose Com- tesse Cecile de Chabrillant, ein Erzeugniss von Märest. Sie besitzt eine etwas kugelige Form, ein ausserordentlich zartes Rosa als Farbe und einen seltenen regelmässigen Bau. Die erste Abbildung erschien im englischen Journale „Florist et Fruitist" im vorigen Jahrgange auf der 167. Tafel (zu Seite 225), hierauf aber auch im Journal d'horticulture de la Belgique (4. Jahrg. zu S. 217). Von den Alpenrosen oder Rhododendren sind 2 abgebildet: Bijou de Gand in der Illu- stration horticole (auf der 261. Tafel). Nicht allein die Blüthen von ziemlicher Grösse stehen dicht ge- drängt, auch die Blüthenköpfe entwickeln sich in grösserer Anzahl. Die Farbe ist weiss mit leichtem Rosen-Schein, der wellenförmige Rand hat aber eine dunkele Rosenfarbe. Die Zeichnung besteht aus zahlreichen, violett-purpurfiirbigen Punkten und klei- nen Flecken. Zu den schönsten und lieblichsten Formen gehört ebenfalls die Form, welche mit Recht den Namen Neige et cerise (Schnee und Kirsche) erhalten hat. Wir sahen sie erst ohnlängst auf der Biebricher Ausstellung (S. Seite 1U9). Wir haben (Seite 84) die verschiedenen For- men der japanischen Quitte besprochen. Einige derselben: Gaujardii, Papeleui undPrincesse Emilie Soutzo sind auf der 260. Tafel der Illu- stration horticole abgebildet. Von Azaleen nennen wir zunächst: A. in- dica President Claeys. Ein Sämling der A. indica variegata, die sie an Reichthum und Schönheit der Blüthen übertreffen soll. Am Um- kreise sind die Blumenblätter schneeweiss, während sonst die Farbe mitten inne zwischen Rosa und Lachs- farbe mitten inne steht. A. Duc d'Aremberg hat ebenfalls Weiss als Grundfarbe, aber unterbrochen durch scharlachrothe Längsstreifen auf rosafarbener Zeichnung. Dazu kommen noch ein grosser kar- moisinrother Flecken an der Basis und über diesen noch andere, aber weit kleinere von derselben Farbe. Auf der 1385. Tafel der Flore des serres ist eine Form der Granate unter dem Namen Punica Granatum Legrellei abgebildet. Van Houtte erhielt 2 alte Pflanzen von Siebold und musste vermuthen, dass selbige aus Japan stammten. Doch früher sandte den Strauch eine Dame aus Illinois (also aus Nordamerika) an Madame Legrelle- d'Hanis in Antwerpen, von der sie an Makoy in Lüttich gelangte. Ein Exemplar von da wurde auch bereits im 5. Bande der Illustration horticole (auf der 156. Tafel) abgebildet. Eigenthümlich ist die Farbe der BUithe, da sie ein Orange darstellt, was zum Roth hinneigt. Die Franzosen bezeichnen dieses als Aurorafarbe grade nicht passend. Die Fuchsien haben in den letzten Jahren eine nicht unbedeutende Vollkommenheit erlangt. Am meisten hatte die gefüllte Sorte, welche den Na- men Solferino erhalten, Beifall ; sie erfreut sich fort- während auch trotz ihrer Neuheit einer nicht gerin- gen Verbreitung. Der Kelch und Fruchtknoten sind roth, die gefüllte Krone aber besitzt eine violette Farbe. Abgebildet ist sie auf der 25 1 . Tafel der Illustration horticole, auf der 1363. Tafel der Flore des serres und im Decemberhefte des Horticulteur fran^ais. Nächstdem verdienen aber die 3 Sorten, welche Cornelissen gezüchtet hat und auf der Tafel zur Seite 266 des Journal d'horticulture de la Belgique abgebildet sind, Beachtung. Triomphe de Cornelissen und Charles de Brouckere ähneln der Fuchsia Solferino, die lanzettförmi- gen Kronblätter sind aber bei der ersteren im Bogen, bei der andern grade zurückgeschlagen. Ausserdem besitzt die gefüllte Krone bei der ersteren purpur- violette, bei der andern jjurpurblaue und am Rande gezähnelte Blumenblätter. Bei der dritten: Marie Cornelissen ist die gefüllte Krone gelblich-weiss und die grossen, langen Kelchabschnitte stehen in schwachen Bogen fast horizontal. Wir erwähnen endlich noch 3 Pelargonien, welche ebenfalls im genannten Journale (auf der Tafel zu Seite 242) abgebildet sind. Sim andre hat sie gewonnen, aber an Cornelissen abgege- ben. Louise Heger ist weiss, die beiden obern Blumenblätter haben aber sehr grosse, die 3 un- tern kleinere und strahlenförmig auslaufende Flecken. Ab d-el- Kader hat 5 gleichgefärbte Blätter mit 3 Farben. Der Rand ist fleischfarben, die Mitte scharlachroth und unterbrochen an der Basis durch einen schwarz violetten Flecken. Bei Julie tte Rops endlich befinden sich die braunen Flecken auf fleischfarbenem Grunde und sind bei den obern Blumenblättern etwas grösser. Bcrichtignng. Leider hat durch ein Versehen in der Drucke- rei die letzte Nummer anstatt der Zahl „20" die Zahl „16". Wir machen um so mehr darauf auf- merksam, als dadurch mancher Leser der Wochen- schrift glauben könnte, die 20. Nummer gar nicht, die 16. dagegen doppelt zu besitzen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandanteustrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur fieförderung; des Gartenbaues in den Königlich Preussisctien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koctt. JW. 22. Berlin, den 30. Mai 1861. Preis des Jahrganges by Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch l'ranco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 403. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am '26. Mai. — Die Thierschau und Ausstellung landwirthschaftlicher und gärtnerischer Gegenstände zu Berlin vom 23. bis 2ij. Mai. — Turner's neuer Sprosseu-Kohl. 40.3. Versammlung des Vereines zur Beförderiiiig des Gartenbaues am 26. Mai. Zum ersten Male fand in diesem Jahre die Versammlung des Vereines wiederum in dem Lo- kale des Palmenhauses im botanischen Garten statt. Der Vorsitzende, Geheime Ober- Regierungsrath Knerk, theilte nochmals mit, dass die Fest- Aus- stellung des Vereines dieses Jahr am 23. Juni statt- finden werde und forderte alle Gartenbesitzer und Handelsgärtner von Neuem auf, sich durch Blumen und Pflanzen zu betheiligen. Als Ordner wurde der Kunst- und Handelsgärtner EmilBouchö in Charlottenburg ernannt, zu Preisrichtern hingegen: Apothekenbesitzer August in, zugleich zum Vorsitzenden, Fabrikbesitzer Danneel, Hofgärtner G.A.Fintelmann von der Pfauen- insel, Kunst- und Handelsgärtner Forkert in Char- lottenburg, Obergärtner Gaerdt in Moabit, Hofgärtner Gi essler in Glienicke, Hofbuchdrucker Hänel in Magdeburg, Hofgärtner Hempel, Kunst- und Handelsgärtner Hoff mann, Kunst- und Handelsgärtner Lauche an der Wildparkstation, Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, Universitätsgärtner Sauer, Kunst- und Handelsgärtner Späth. Es wurde hierauf zur Wahl der verschiedenen Ausschüsse geschritten. Gewählt wurden: I. In den Ausschuss für Obst-, Gemüse, Nutz- und Handelspflanzen. 1. Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, 2. Hofgärtner Karl Fintelmann am Neuen Palais, 3. Kunst- und Handelsgärtner Lorberg, 4. Kunst- und Handelsgärtner Späth, .'i. Kunst- und Handelsgärtner Friebel. II. In den Ausschuss für die Erziehung der Blumen und für Treibereien. 1. Obergärtner Gaerdt in Moabit, 2. Inspektor Bouch^, 3. Hofgärtner G. A. Fintelmann von der Pfauenininsel, 4. Kunst- und Handelsgärtner D emmier, 5. Hofgärtner Morsch in Charlottenburg. III. In den Ausschuss für Gehölzkunde und bildende Gartenkunst. 1. Obergärtner Gireoud, 2. Hofgärtner Meyer in Sanssouci, 3. Inspektor Henning, 4. Kunst- und Handelsgärtner Lauche an der Wiidparkstation, 5. Fabrikbesitzer Danneel. 22 170 IV. In den Ausschuss zur Entwerfung des Etats, zur Revision der Kasse, der Rechnungfiihrung, sowie zur Revision der Bibliothek. 1 . Direktor August, 2. Kunst- uud Handelsgärtner L. Mathieu, 3. Geheimer Kegicrungsrath Kolbe, 4. Kammergerichtsrath Bratring, b. Geheimer Obertribunalrath Meyer. Der Apothekenbesitzer August in berichtete als Vorsitzender des Ausschusses, der den Entwurf zu einem Programme für die Frühjahrsausstellung vor- legen sollte, über die am 7. Mai in seiner Wohnung stattgefundene Sitzung und legte den Entwurf vor. Derselbe wurde unverändert angenommen und wird in der nächsten Nummer der Garten -Nachrichten abgedruckt werden. Inspektor Bouche machte über die ausgestell- ten Pflanzen, die dieses Mal aus 5 Gärten einge- liefert waren, Mittheilungen. Aus dem Garten des Kommerzienrathes Reichenheim hatte der Ober- gärtner Boese ein Rhododendron Jenkinsii und ein Pelargonium tricolor, letzteres als Schaupflanze, ausgestellt. Das erstere blühte zum ersten Male in Berlin und nahm mit seinen grossen, hellgelblichen Blüthen und den feinsten AVohlgeruch die Aufmerksamkeit aller Anwesenden in Anspruch. Nicht weniger war es mit Ceratostemma lon- giflörum, was man dem Obergärtner Pasewal dt aus dem Da nneel' sehen Garten verdankte, der Fall. Wir besitzen zwar in Flore des serres (zu S. 346 im 4. Bande) eine nicht illuminirte Abbildung dieses wunderschönen Heideistrauches (Vacciniacee) aus den Hochalpcn der peruanischen Kordilleren, erfahren aber nicht, ob diese von Th. Lobb ent- deckte Pflanze sich damals auch schon in Kultur befand. Wir sahen sie zum ersten Male in Blütlie, deren Farbe ein feuriges Roth, deren Gestalt hin- gegen eine über Zoll lange Rühre ist. Leider zeigt sich dieser wunderschöne Blüthenstrauch in der Kultur sehr schwierig. Aus dem Garten des Kommei-zienrathes Dan- nenberger hatte der Obergärtner Langguth einen gegen 6 Fuss hohen Lilienblendling, der durch eine Befruchtung des Lilium gigant^um mit dem Blumenstaube des Lilium speciosum Thunb. (lancifolium der Gärten) rubrum erzielt war, ein- gesendet. Leider waren die Blüthen noch nicht ganz entfaltet, schienen sich aber, sowie die Pflanze, nicht von denen der Lilium gigantöum zu un- terscheiden. Eine hübsche Gruppe blühender Pflanzen war von Seiten des botanischen Gartens aufgestellt. Unter diesen befand sich auch das ächte Nidu- lariuni S chereme tij e w i Reg. in Blüthe und zwar neben der ebenfalls blühenden Bromelia Carolinae Beer, mit der die Pflanze meistens verwechselt wird. Nach Inspektor Bouche ist die letztere von dem bekannten Reisenden v. War- szewicz, jetzt Garteninspektor in Krakau, im tro- pischen Amerika entdeckt und zuerst dem Hofgärt- ner II. Sello in Sanssouci mitgetheilt worden, von dem sie später an van Houtte in Gent gelangte. Ob sie der Petersburger botanische Garten, der sie als Caraguata serrata an den in Zürich mitthoilte, eben daher erhalten oder direkt bezogen hat, wissen wir nicht. Endlich verdankte man dem Kunst- und Han- delsgärtuer Heydert in Potsdam abgeschnittene Blumen der Stiefmütterchen (Viola altaico-tricolor) und der Wandelblumen oder Cinerarien (Pericallis cruenta). Unter den letzteren befanden sich auch einzelne Blüthenkörbchen, welche bereits eine starke Neigung zum Gefülltwerden besassen und Hofl'nung geben, dass, vielleicht schon bald, dergleichen Pflan- zen mit vollständig-gefüllten Blumen herangezogen werden. Die Stiefmütterchen oder Pensees zeich- neten sich sämmtlich durch schönen Bau, prächtige Farbe und bedeutende Grösse aus. Unter ihnen sah man auch die neuesten Sorten , unter Ande- rem auch die, wo der Rand der Blumenblätter weiss-umsäumt war. Inspektor. Bouche berichtete über die König- liche Gärtnerlehranstalt in Sanssouci und sprach sich über den erfreulichen Zustand derselben sehr zufrieden aus. Bei dem Anfangs April stattgefun- denen Examen hätten die Schüler der beiden hö- heren Abtheilungen in derselben in allen Disciplinen die ihnen vorgelegten Fragen gleich gut beantwor- tet, was gewiss von dem vorzüglichen Unterrichte ein Zeugniss ablege. Darnach hätte sich die Re- organisation der Anstalt, in deren Folge nicht mehr junge Leute, ohne alle gärtnerische Kenntnisse und direkt von der Schule kommend, aufgenommen wer- den , sondern nur solche, die bereits '2 Jahre und länger sich in einer anerkannten Gärtnerei befunden haben, sehr bewährt. Während vor der Reorga- nisation der Anstalt stets ein grosser Theil der Schüler sich später einen andern Lebensberuf ge- wählt und demnach die Gärtnerei aufgegeben hätte, käme es jetzt kaum noch vor, dass einer derselben nicht Gärtner bliebe. Endlich machte Inspektor Bouche auch über die Erfolge der Anbau-Versuche in dem Versuchs- garten des Vereines Mittheilungen, welche später in der Wochenschrift mitgetheilt werden. Dasselbe wird auch mit dem Vortrage der Fall sein, den der Geheime Regierungsrath Hey der als Fortsetzung des in der Februar -Versammlung gehaltenen Vor- trages (s. Seite G5) über Pflanzen- und ßlumen- kultur jetzt beendete. 71 Professor Braun legte das 2. Heft der Ver- handlungen des botanischen Vereines für die Pro- vinz Brandenburg und die angränzenden Länder vor und machte auf den in denselben abgebildeten Blendling aufmerksam, den C.Lucas im Juni vo- rigen Jahres von Dianthus Carthusianorum und arenarius auf der Insel Wollin am Ausfluss der Swine in die Ostsee fand. Eben so übergab derselbe den '2S. Band der Verhandlungen der Leo- poldo-Carolinischen Akademie der Naturforscher und theilte Einiges , besonders aus Bail's Abhandlung über Khizomorpha und Hypöxylon in Bezug auf die Verhandlungen, welche früher über diesen Gegenstand im Vereine stattgefunden, mit. Auch hiernach unterliegt es keinem Zweifel, dass die Rhizomorphen nichts weiter sind, als der vegetative erste Zustand anderer Pilze, namentlich von Hypö- xylon- (Sphaeria-) Arten. Sehr instructive Exem- plare aus Braun's Herbar, wo man den Zusammen- hang der Sphaeria mit der Rhizomorpha deut- lich sah, bestätigten diese Ansicht. Professor Koch theilte mit, dass leider an den frühen Rebensorten, welche an den Talut- Mauern in Sanssouci in dem Reviere des Hofgärtners Karl Fintelmann unterhalb Belvedere hinter Glasfen- ster gezogen werden, die Blüthenstände sämmtlich in Ranken übergegang-en wären. Es sei dieses aller- dings eine Erscheinung, welche einzeln fast stets vorkomme. Die Ranke selbst sei ja nichts weiter als ein veränderter Blüthenstand ; in solcher Aus- dehnung habe er sie aber noch nicht gesehen. Die Blüthen wären dabei im jugendlichsten Zustande verhältnissmässig gross ; in dem Masse aber, als die Aeste der Rispe sich verlängern , fallen sie ab und die Aeste werden zu Ranken , an denen kaum noch Spuren von Blüthen zu finden sind. Wahr- scheinlich waren die schönen Tage zu Ende März Ursache einer früheren Vegetation, die, von den Glasfenstern geschützt, trotz des kalten Wetters nicht unterbrochen wurde, aber bei zu reicher Nah- rung Veranlassung zu dieser Umänderung gab. Professor Koch machte ferner darauf aufmerk- sam, dass man nach solchem Winter und Vorfrüh- linge, wie man in diesem Jahre gehabt, die Ge- hölze , w eiche mehr oder w^eniger erfroren zu sein schienen, nicht sogleich herauswerfen, resp. aus- schneiden solle. Eine Untersuchung zeige oft, dass die eigentlichen lebendigen Schichten, besonders der Bast oder innere Theil der Rinde, bereits eine braune Farbe besässen, also erfroren wären; doch schlügen Aeste und Zweige später wieder aus. Es gelte dieses namentlich von Nadelhölzern, welche durch Frost ihre Nadeln abgeworfen hätten. Aber auch zartere Obstgehölze, hauptsächlich Pfirsiche, bei denen die lebendigen Schichten, vor Allem die Nahrung führenden Gcfässe, zwischen Rinde und Holz erfroren waren, erholten sich nicht selten wie- der, wahrscheinlich indem sich rasch von unten nach oben von Neuem Gefässe bilden und damit neue Wege eröffnet werden, um die obern Knospen, wel- che wegen der oft mit Haaren oder mit klebriger Masse besetzten Deckschuppen der Kälte einen grössern Widerstand entgegengesetzt haben , zur weiteren Entwickelung zu bringen oder, wo diese ebenfalls erfroren sind, sie durch neue zu ersetzen. Es gelte dieses allerdings nur von den Laubknos- pen, da Blüthenknospen sich nicht wieder erneuern. Professor Koch legte Pfirsichzweige vor, wo die lebendigen Schichten zwischen Rinde und Holz erfroren, trotzdem aber die daran befindlichen Blü- thenknospen zur vollen Entwickelung gekommen, indem sie sich anfangs von den sie umgebenden Nahrungsstoffen ernährt hatten, später jedoch wegen Mangel an denselben abfallen werden. Dieser gros- sem Fähigkeit der Blüthenknospen, der Kälte zu widerstehen, so lange sie allerdings noch geschos- sen sind, habe man es auch zu verdanken, dass dieses Jahr bei unseren Obstbäumen , wie sich all- mählig herausstelle, der Schaden keineswegs sich in der Weise kund gebe, als man anfangs glaubte. Von mehrern Seiten hatte Professor Koch Mit- theilungen erhalten, die. dieses bestätigten. Professor Koch theilte mit, dass der Besitzer einer der grüssten und ältesten Handelsgärtnereien, L. Jac ob-Makoy in Lüttich, gestorben sei und dass die Erben die Baulichkeiten sowohl, als die grosse Pflanzen- Sammlung zum Verkaufe stellen. Kaufgebote werden schon vom 16. Mai angenom- men, der eigentliche Verkauf der Wohnung und der dazu gehörigen Gebäude, nebst den Gewächs- häusern und Gärten, findet aber vom 7. Juni von 10 Uhr des Morgens statt. Vom 10. beginnt der Verkauf der Kalthaus- und Topfpflanzen des freien Landes und wird bis zum 1 1 . dauern , worauf am 12. die Pflanzen des Warm- und temperirten Hau- ses, am 13. die Orchideen und Farne, am 14. die Palmen und am 15. die übrigen noch nicht ver- kauften Pflanzen feilgeboten werden. Hierauf kommt noch der Verkauf verschiedener grösserer gärtne- risch-botanischer Werke, als der Pescatorea, der Flora japonica, von Lambert's description of the genus Pinus u. s. w. Inspektor Pouche theilte nochmals mit, dass von der Meyer hoff 'sehen Pflanzen-Sendung aus St. Christobul (Westindien) an Mitglieder Verschie- denes abzugeben sei, dass man sich daher noch melden könne. Professor Koch brachte das in diesem Jahre besonders in grösserer Menge an Obst- und andern Bäumen vorhandene Ungeziefer, besonders die Blatt- 172 lause, zur Sprache und gab ein Mittel an, was von vielen Seiten als vorzüglich bestätigt wurde. Dar- nach solle man 3 Pfund schwarze Seife in gegen 20 bis 22 Quart Wasser auflösen und dann eben- falls 3 Pfund Schwefelblüthen in einer gleichen Flüssigkeit kochen. Beide Flüssigkeiten dann zu- sammengeschüttet, werden benutzt, um die mit Blatt- läusen u. s. w. behafteten Theile zu bespritzen. Anstatt der Schwefelblumen hat man anderer Seits Quassia-Extrakt angewendet*). Hofg'artner Hem- pel bespritzt die angegriffenen Theile mit reinem Wasser und streut dann Torfasche darauf. Auch Kunst- und Handelsgärtner Forke rt in Charlot- tenburg hatte bei gleichem Verfahren Erfolg. Inspektor Bouche legte eine Brause vor, wel- che der Bauinspektor Gärtner sich angefertigt hatte, wo das eigentliche Sieb abgenommen werden konnte, und empfahl dieselbe. Weiter machte der- selbe Mittheilungen über einige, wärmeren Klimaten angehörige Gehölze, welche bei gehöriger Decke selbst diesen strengen Winter ausgehalten hatten. Es war dieses namentlich mit einer Araucaria imbricata der Fall, die selbst 3 Grad Kälte wi- derstanden. Unter der Decke einer Pinsapo-Tanne zeigte das Therinouieter sogar einmal 18 Grad Kälte, ohne dass die Pflanze auch nur im Geringsten ge- litten hatte. Die Kälte an. und für sich thue auch weit weniger Schaden , als vielmehr ein scharfer Wind und abwechselnd eintretender, die Vegetation lockender Sonnenschein. Inspektor Bouche be- hielt sich übrigens vor, über die Wirkungen des letzten Wintei's weitere Berichte zu geben. Ober- gärtner Boese theilte mit, dass die Pinsapo-Tanne im Kommerzienrath-Reichenheim'schen Garten ohne alle Bedeckung ausgehalten habe. Von Seiten des Gartenbau -Vereines in Kassel wurde ein Bericht über die im vorigen Jahre über- gebenen Sämereien übergeben. Darnach wurden die schwarzkeimige Erbse von Canada, die Eiesen- erbse vom Himalaya, die Erbse von Hohenheim und dwarf Mammouth empfohlen. Von der Iinperial- Zucker-Runkelrübe wog das Exemplar durchschnitt- lich 5 Pfund. Sämmtliche Tabacks- Sorten hatten schöne, kräftige Pflanzen gegeben, die daraus ver- fertigten Cigarren hingegen, wahrscheinlich wegen mangelnden Verständnisses der Zubereitung, nicht entsprochen. Schliesslich wurde dem Rhododendron Jen- klnsii und dem Pelargonium tricolor des Kommerzienrathes Reichenheim (Obergärtner Boese) der Monatspreis zugesprochen. *) Später theilte noch der Vorsitzende des landwirthschaft- lichen Vereines in Brandenhurg, Scheucrmann, mit, dass er mit einer Aloö-Auflösung ebenfalls Erfolge gehabt habe. Die Thiersdiaii und Ausstellung landnirtliscliaftliclicr uuil gärt- nerischer (legeustände zu Berlin vom 'ij. bis '25. Mai. Alle acht Jahre findet in einer der Provinzen des Preussischen Staates eine Thierschau und Aus- stellung landwirthschaftlicher, so wie gärtnerischer Gegenstände statt, um die Fortschritte kennen zu lernen, welche in dieser Hinsicht in dem angege- benen Zeiträume stattgefunden haben. Die Mark Brandenburg, mit Einschluss der Niederlausitz, kam dieses Mal an die Reihe und das Hauptdirektorium des landwirthschaftliclien Provinzial-Vcreines nahm die Angelegenheit in die Hand. Schon im Anfange dieses Jahres wurden die nöthigen Vorkehrungen getroffen und besondere Sektionen gebildet, die wie- derum durch Ausschüsse, mit einem Vorsitzenden an der Spitze, geleitet wurden. Am 1 8. März fand eine Generalversammlung der Mitglieder der verschie- denen Ausschüsse unter dem Vorsitze des Ober- präsidenten V. Meding statt, um weitere Bestim- mungen in Betreff der Anordnungen festzustellen. Uns wurde die Ehre zu Theil, den Vorsitz in der Sektion für Produkte der Landwirthschaft und des Gartenbaues zu übernehmen; als Mitglieder des betreffenden Ausschusses waren weiter thätig: Dr. Hellriegel in Dahme, Leiter der Ver- suchsstation daselbst, Freiherr v. Patow auf Malenchen bei Calau, Oberamtmann Reyne in Berlin, Graf v. Schlippe nbach auf Arendsee bei Prenzlow und Oberförster Schmidt in Forsthaus Blumberg bei Tantow. Auf zwei Gegenstände richteten wir vor Allem unsere Aufmerksamkeit und glauben in dieser Hin- sicht auch in der Ausstellung eine Vollständigkeit erreicht zu haben, wie sie wohl nicht bisher erreicht war. Es ist keineswegs hinlänglich bekannt, zu welchem wichtigen Industrie -Zweige die Berliner Gärtnerei seit dem letzten Jahrzchende geworden. Es betrifft dieses weniger die Züchtung neuer For- men unserer beliebten Florblumen und Blüthen- sträucher, und eben so wenig die Einführung schö- ner Pflanzen aus fremden Ländern, als vielmehr die Massen-Anzucht von Blatt- und Blüthenpflanzen, sowohl für den Markt Berlin's, als auch, fast noch mehr, für den Export, besonders nach dem Norden, aber auch nach Ländern des Westens, wo die Gärt- nerei bereits auf einer hohen Stufe sich befindet, in genannten Kulturzweigen aber nachsteht. Selbst das stolze Paris kauft seine Gummibäume und Dracänen zum Theil in Berlin. 173 Nächstdom haben die künstlichen Düngmittel nicht weniger für die Landwirthschaft, als auch für die Gärtnerei, eine Bedeutung, die von den Gärt- nern noch keineswegs in der Weise gewürdigt ist, als man wünschen müsste. Es waren die verschie- denartigsten Gegenstände dazu verwendet, resp. dazu verarbeitet. Da Dr. Hellriegel in Dahme von allen behufs einer genaueren chemischen Un- tersuchung Proben mit sich genommen, so sehen wir, hoö'entlich recht bald, einer ausführlichen Mit- theilung darüber entgegen, die wir, wenn auch nur theilweise und soweit sie für uns Interesse hat, in der Wochenschrift zur weiteren Kenntniss bringen werden. Es liegt ausserhalb unseres Planes über die grossartige Thierschau und Ausstellung ausführlich zu berichten. Wir überlassen dieses der Redaktion der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereines für die Mark Brandenburg und Niederlausitz; wir halten es aber für unsere Pflicht auf das, was die Gärtnerei betrifft, näher einzugehen. Wie wir bereits ausgesprochen, war hauptsäch- lich Zweck der Ausstellung, mit den Markt- und Handelspflanzen näher bekannt zu machen und, was Berlin in dieser Hinsicht liefert, einmal zu- sammenzustellen. Leider gelang es aber hinsicht- lich der Blüthensträucher zum Theile nicht mehr, da deren Blüthezeit vorüber war oder sie selbst doch nicht mehr in der Weise erhalten wurden, dass sie als Musterpflanzen gelten konnten. An- derntheils hatten wir auch einige Pflanzen- und Blu- menliebhaber ersucht, durch ihre Obergärtner Blü- thenpflanzen auszustellen, die sich durch besondere Kultur auszeichneten und dem wirklichen Werthe nach im gewöhnlichen Handel nicht verkauft wei'- den. Solche Schaupflanzen findet mau ebenfalls vorzüglich in Berlin; es legen ganz besonders die grösseren E^rühjahrs- Ausstellungen hiervon Zeug- niss ab. Endlich lag es uns daran, von Allee- und Obstbäumen Musterexemplare, und zwar die letz- teren in allen gebräuchlichen Formen und Verede- lungen, zu besitzen und zur Kenntniss des grösse- ren Publikums zu bringen. Was die Markt- und Handelspflanzen anbe- langt, so wenden wir uns zunächst den Blatt- pflanzen um so mehr zu, als zu deren Einführung grade Berlin vor 15 und mehr Jahren die Initiative ergriffen hat. Oben an stehen hier die sogenannten Gummibäume (Ficus elastica) und Dracäneen. Was die ersteren anbelangt, so werden diese in solcher Menge hier in Berlin jährlich producirt, dass fast ganz Deutschland und ausserdem ein grosser Theil der angränzenden Länder damit ver- sehen werden. Mehr als einmal vernahmen wir von Gärtnern auf unseren periodischen Wanderun- gen, wenn wir nach dem Bezüge schöner Gummi- bäume frugen, dass diese von Berlin bezosren seien. Vorzügliche Exemplare fanden sich in der Ausstel- lung von Späth (Köpnickerstr. 118), C. F.Chon^ (vor dem Frankfurter Thore ) und Carl Louis Friebel (Koppenstr. 21) vor. Von Dracäneen sind die beliebtesten: Cor- dyline rubra Hueg., stricta Endl. (in den Gär- ten gewöhnlich als congesta) und Baue ri Hook, fil. (australis Endl. und der Gärten). Diebeiden ersteren sind unschätzbare Zimmerpflanzen, die letzte hingegen wird wegen ihres raschen Wachsthumes, sowie wegen des Palmen ähnlichen Ansehens im Sommer viel in's freie Land ausgepflanzt. Von ihnen sahen wir schöne Exemplare von P. Fr. Bouch^ (Blumenstr. 11), Priem (vor dem Frankfurter Thor 7), Hoffmann (Köpenickerstr. 1.31) und C. F. Chone. Aber auch die andern Arten, selbst die buntblättrigen, wie Cordyline nobilis C. Koch und C. Jacquini Kth (Dracaena ferrea L.), nebst der i-othgestreiften Abart (Dracaena Ter- minal is Jacq. nicht L.) und mehre der neuesten waren vertreten. Ein Paar wunderschöne Exem- plare der Cordyline superbiens C. Koch (in- divisa der Gärten) verdankte man den Handels- gärtnern Paech ( Zimmerstr. 91) und Allardt (Lindenstr. 17); jenem auch Exemplare des Pän- danus utilis, stattliche Pflanzen, die man für Zimmer nicht genug empfehlen kann. Es schliessen sich Agaven und Yukken von C. L. Friebel und Priem an; buntblättrige der letztern hingegen hatten ausserdem Späth, Ben da (Magazinstr. 16) und Lackner (Rosengasse ID) geliefert. Durch die gewöhnlichen Zimmerpalmen: Cha- maerops humilis, Livistona chinensis (La- tania borbonica) und Rhapis flabellifor- mis zeichneten sich wiederum Paech und C. L. Friebel aus. Wenden wir uns den Farnen zu, so sind diese weniger für das Zimmer geeignet, mit Ausnahme der des kalten Hauses und des freien Landes, von welchen Allardt eine sehr hübsche Sammlung ausgestellt hatte. Ausserdem verdankte man diesem ein seltenes Exemplar des grossen Vo- gelnestes (Asplenium Nidus avis). Andere Warmhausfarne, und zwar der neusten Einführung, wie Fteris Ascensionis und tripartita ge- hörten Ben da. Die Goldfarne waren durch Gy m- nogranime Laucheana aus dem Danneel'- schen Garten (Obergärtner Pasewald t) vertreten. Als Blattpflanzen für's freie Land, aber erst während der guten Jahreszeit (meist als Stecklings- pflanzen) einzusetzen, sind zu nennen: Senecio Ghiesbre chtii und platanif olia, Nicotiana wigandioides und Uhdea pinnatifida, aus der Gruppe der grossblättrigen Solanum- Arten 174 (s. Wochen sehr. 3. Jahrg. Seite 281) hingegen So- lanum robustum. Benda und Pasewaldt hatten sie geliefert. Aber auch unserer Epheu war in schönen Exemplaren, avis der Lackner'- schen Gärtnerei stammend, vertreten. Wir gehen zu den bunten Blattpflanzen über. Die buntblättrigen Begonien, so gros- ses Aufsehen sie auch vor einigen Jahren mit ihren Formen und Blendlingen machten, fangen an, wie- derum mehr in den Hintergrund zu treten. Es kommt allerdings dazu, dass sie in den Zimmern nicht £ut o-cdeihen und bald zu Grunde gehen oder weniffstens ihr Ansehen verlieren. Die altern Sor- ten : B. argyros tigma, ricinifolia, manicata u. s. w. werden sich dagegen auch ferner behaup- ten. In den Provinzen mögen freilich jene immer noch eine Rolle spielen, wie man aus den von dort aus gepriesenen neuen Blendlingen ersieht. Dagegen behaupten sich die buntblättrigen Caladien in den Gärten der Blumenliebhaber im- mer noch und wei'den um ziemlich hohe Preise fortwährend verkauft. W. Lauche in der Wild- parkstation bei Potsdam hatte eine ziemlich um- fassende Sammlung ausgestellt, während man Rich- ter in Potsdam und Pasewaldt in Berlin die vorhandenen Begonien verdankte. Auch andere beliebte buntblättrige Pflanzen des Warmhauses waren vorhanden, so die neuen Farne : Pteris tricolor und argyraea von Pasewaldt und Benda, von letzterem ausserdem Gynura haematophylla, Plectranthus cöncolorpi- ctus, Witheringia pogonandra (Solanum ar- gyraeum) und die neue Form der Canna War- szewiczii, welche den Beinamen zebrina führt. Die so beliebten Coniferen waren in reich- licher Menge vertreten, und zwar hauptsächlich die gangbarsten Sorten. Von ganz besonderer Schön- heit hatte Grass (Ritterstr. 79) Thuja aurea in 12 Exemplaren ausgestellt, die die Aufmerksamkeit der Liebhaber in Anspruch nahmen. Hübsch wa- ren ferner die Cupressus funebris und nut- kaensis (Thujopsis borealis) von P. Fr. Bouch(5. Grössere Sammlungen, in reichlicher Auswahl der Arten, verdankte man Hoffmann, C. L. Frie- bel, Lackner und Priem. Nicht weniger zahlreich waren die Blüthen- sträucher vertreten. Prächtige Azaleen in Form von kleinen Bäumchen hatte der Obergärtner Kraus im Garten des Rittergutsbesitzers Reichen heim als wahre Schaupflanzen eingesendet. Es galt die- ses nicht weniger von dem Chorizema ilici- folium des Obergärtner Schmidt aus dem schö- nen Garten des Geh. Ober-Medizinalrathes Casper. Doch verdienten auch die Hoffmann'schen Aza- leen-Bäumchen als Handelspflanzen alle Beachtung. Ihrem Besitzer war man besonders verpflichtet, dass er zur nähern Kenntniss, namentlich seiner Eriken, mit denen er in der That einen grossartigen Handel treibt, Exemplare vom jugendlichsten Alter bis zur vollendeten Form ausgestellt hatte. Eriken, wie sie auf dem Berliner Markt vorkommen und aus- wärts geführt werden, verdankte man ausserdem noch: P. Fr. Bouche und Lackner. Epacris -Sorten waren wiederum von Hoff- mann, aber auch von Pasewaldt vorhanden, Al- penrosen (Rhododendren) von Schindel (Blumen- str. 2U), Lackuer und Hoff mann. Letzterer hatte auch Pimelicn, Leucopogons und Dios- meen geliefert, diese übrigens auch Lackner, so wie Boronien: Obergärtner Pasewaldt. Von ganz besonderer Schönheit waren die 1 bis 1 i Fuss hohen Citrus chinensis aus den Handelsgärt- nereien von Hoffmann, Lackner, Carl Louis Friebel und P. Fr. Bouche und können Blu- menfreunden nicht genug empfohlen werden, zu- mal die Preise ausserordentlich massig sind. Laurustin erhält sich fortwährend als Han- delspflanze; schöne Exemplare sah man von Hoff- mann, die Art hingegen mit glänzenden Blättern von P. Fr. Bouch^, Oleander (allerdings nicht blühend) vei-dankte man Späth und Lackner. So kräftige und reichblühende Hortensien, in Form von anderthalb-jährigen Stecklingen, wie sie Albrecht (vor dem Frankfurter Thore) und Lack- ner heranziehen, möchte man ausserhalb Berlin kaum sehen. Es gilt dieses nicht weniger von den Pelargonien von Ostwald (Rosengasse 16), Paul George (Koppenstr. 18) und Louis Frie- bel. Callistemon lanceolatus, und zwar die Abart, welche als Metrosideros semperf lorens in den Handel kommt, hatte Hoff mann (aller- dings ohne Blüthe) ausgestellt, über und überblü- hende Telline ramosissima(Cytisus Atley- anus der Gärten) hingegen Richter in Potsdam. Wir machen auch auf Pittosporum Tobira aufmerksam, das als Blattpflanze nicht minder Em- pfehlung verdient, als wegen der gelblichen Blüthen. Die Zeit der Ka m elli enflor war zwar vorbei, doch hatten aber C. F. Chone, Hoffmann und Lackner blühbare Exemplare zur Verfügung ge- stellt. Schliesslich gedenken wir noch der schönen Rosen, welche C. F. Chone zur Ausstellung ge- bracht hatte; doch sah man auch von P. Fr. Bou- che hübsche Rosenstämmchen. Von einer seltenen Pracht war die ziemlich grosse Sammlung von Wandelblumen oder Ci- nerarien, welche Obergärtner Kraus aus dem Garten des Rittergutsbesitzer Moritz Reichen- heim ausgestellt hatte. Lauter kräftige Exemplare und um so mehr zu beachten, als die genannten 175 Blumen nicht, wie gewöhnlich, aus englischen, son- dern aus selbst gewonnenen Samen herangezogen waren. Aber auch die Wandelbluraen aus dem Cas- per'schen Garten zogen die Aufmerksamkeit der Schauenden auf sich. Nicht weniger war dieses der Fall mit den Pantoffelblumen oder Cal- ceolarien des Obergärtners Kraus und des Kunst- und Handelsgärtners Ben da, so wie mit den neuern Sorten der chinesischen Primel aus der Handelsgäitnerei von Louis Friebel. Orchideen, so ko8t.spielig auch die Anschaf- fung einer Sammlung nicht weniger, als deren Unterhaltung ist, so schwierig sich ferner deren Kultur, zum Theil wenigstens, herausstellt, sind und bleiben auch Lieblingspflanzen vieler Privaten in und bei Berlin. Wir besitzen auch hier eine Handels- gärtnerei, die Allardt'sche, welche nicht unbe- deutende Geschäfte mit Orchideen macht ; es muss- ten demnach auch diese seltsame Blumen nothwen- diger Weise in der Ausstellung vertreten sein. Eine wunderschöne Laelia purpurata, ferner Anguloa Clowesiiund Galeo tti a fimbriata, beide letztere in reichlichster Blüthenfulle , hatten Obergärtner Kraus aus dem Moritz-Reichen- heim'schen und Maxiilaria Deppei Obergärt- ner Pasewaldt aus dem Danneel'schen Garten ausgestellt. Es bleibt uns noch übrig, einige Worte über die ausgestellten Obstgehölze und Alleebäume zu sagen. Vor Allem war man dem Oberförster Schmidt in Forsthaus- Blumberg, Besitzer der Pommer'schen Baumschule in Radekow bei Tan- tow, vielen Dank schuldig, dass er mit nicht ge- ringen Opfei'n grade in dieser Hinsicht hauptsäch- lich beigetragen, die Ausstellung zu einer belehren- den zu machen. Nicht allein, dass er von allen Alleebäumen schöne und kräftige Stämme, wie man sie nicht immer in Baumschulen erhält, zur An- sicht aufgestellt und damit gezeigt, welches Aus- sehen dergleichen haben müssen, es waren auch Proben von den gangbarsten Veredelungs-Methoden, von der Wurzel-Veredlung an bis zum Spaltpropfen, vorhanden. Dem Grafen v. Schlippenbach auf Arend- see bei Prenzlau verdankte man dagegen Ptirsich- stämme in Spalierform mit dem Lepere'schen Schnitte als belehrende Beispiele. Wer überhaupt sich für die feinere Obstzucht interessirt, dem möchte zu rathen sein, den Obstgarten auf Arendsee selbst, wo vielleicht die grossartigsten Privat-Anlagen der Art in Deutschland existiren und welche fortwäh- rend unter der speciellen Aufsicht Lepere's aus Montreuil bei Paris stehen, in Augenschein zu nehmen. Dazu kam noch eine Sammlung von Obst- bäumen in Töpfen und in Form von Pyramiden und Spalieren, so wie en cordon gezogen, welche dem Kaufmann und Seidenfabrikanten J. Heese gehörten und von dem Kunst- und Handelsgärtner Müller in Strasburg a. Rh. geliefert waren. Dazu hatte der letztere selbst noch Aepfel und Birnen in nicht geringer Anzahl und für diese späte Jah- reszeit von vorzüglichem Ansehen geliefert, was ebenfalls , wie man sich denken kann , die Auf- merksamkeit der Schauenden in hohem Grade auf sich zog. Schliesslich erwähnen wir auch noch, dass Hofgärtner Nietner in Schönhausen ein Körb- chen mit Erdbeeren geliefert hatte. Wir glauben grade durch die Aufzählung der Markt- und Handelspflanzen mit Angabe der Gärt- nereien, welche sie geliefert, vielen Pflanzen- und Blumen -Liebhabern, namentlich in den Provinzen, einen wesentlichen Dienst geleistet zu haben , da damit die besseren Bezugsquellen zur weiteren Kenntniss gekommen sind. Ausser den Handels- gärtnern, die sich bei der Ausstellung betheiligten, besitzt Berlin aber allerdings noch manche, die ebenfalls sich in einzelnen Kulturzweigen auszeich- nen und verdient hätten, deshalb genannt zu wer- den; wir mussten uns jedoch bei der Beschi-ei- bung auf die beschränken, die Beiträge geliefert hatten. Tiinier's neuer Sprosseii-Kolil. Von C. Krüger in Lübbenau. Im Frühjahre 1860 Hess ich mir eine Prise die- ses neuen Sprossen-Kohls senden , und säete den- selben Anfangs März in ein kühles Mistbeet aus, damit er sich recht zeitig entwickeln sollte. Mitte Mai wurden die starken Pflanzen in guten Blumen- kohlboden in Entfernung von 1^ Fuss ausgepflanzt und zweimal im Laufe des Sommers behackt. Die Pflanzen entwickelten eine Menge Blätter und län- gere Triebe, allein was man unter Sprossen ver- steht, wie bei dem Rosenkohle oder bei Kottagers Kaie es der Fall ist, davon fänden sich keine vor, Aergerlich über die getäuschten Erwartungen nahm ich keine weitere Notiz von dem Kohle, als der andere eingeärntet wurde, und Hess ihn sogar im freien Lande stehen, da es mir gleichgültig war, wenn er erfrieren sollte. Er erfror aber nicht, denn es lag eine so schone Schneedecke auf ihn , dass er, mit Ausnahme der Spitzen, gegen den Einfluss der stärksten Kälte, die wir gehabt, geschützt war. In diesem Frühjahre, als das Land wieder be- stellt werden sollte, sah ich, dass der Kohl nur so weit erfroren war, als er über den Schnee hervor- 176 gestanden. Dieselbe Beobachtung machte ich aller- dings mit Grün- und anderem Kohle. Der untere Theil der Staude, der vollständig gesund geblieben war, fing zu meinem Erstaunen plötzlich an Sprossen zu treiben; ich beobachtete ihn daher weiter und Hess ihn zunächst ruhig ste- hen. Das herrliche Wetter in der zweiten Hälfte des Monates März war Ursache, dass die jungen Triebe sich sehr schnell entwickelten, und zwar in einer Weise, dass sie alsbald den ganzen Stamm bedeckten. Von zwei Pflanzen nahm ich die jungen Sprossen herab und Hess sie , wie die des Rosen- kohles, kochen. Alle, die sie gekostet, landen sie wohlschmeckend. Nach diesem Resultate beschloss ich sämmtliche andere Pflanzen zum Samen stehen zu lassen, denn der Turner'sche Sprossenkohl möchte alle Beachtung und demnach auch eine grössere Verbreitung verdienen. Die Pflanze baut sich mehr breit als hoch, und ist daher leichter als andere Sorten gegen Kälte zu schützen. In einem weniger harten Winter, als der diesjährige war, möchte er sogar im freien Lande ohne allen Schutz aushalten. Der Turner'sche Spros- senkohl ist demnach, wenigstens für unser Klima, ein Frühjahrs-Kohl, und muss als solcher behandelt werden. Berichtigung von Cal.adicen. W^enn man Botanikern nicht mit' Unrecht Vor- würfe macht, dass sie leichtsinnig neue Arten auf- stellen und bestehende Namen oft ohne alle Ursache umändern, so trägt doch die alljährlich mehr zu- nehmende Gewohnheit der Handelsgärtner, Pflanzen, deren Namen sie nicht kennen und die sie vielleicht aus einem fremden Lande bezogen haben, ohne Weiteres mit einem neuen Namen zu belegen, mag die Pflanze wirklich neu, d. h. nicht beschrieben und veröffentlicht sein oder nicht, noch weit mehr bei, die bereits herrschende Verwirrung in der No- menklatur zu vergrössern. Es kommt aber noch ein grosses Unrecht dazu , dass sich dergleichen Handelsgärtner zu Schulden kommen lassen, wenn auch zum Theil, was wir zugeben wollen, unbe- wusst und nicht absichtlich, indem sie auf gut Glück ihre aus fremden Ländern erhaltenen Pflanzen mit einem Namen als neu und mit hohen Preisen in den Handel bringen, der möglicher Weise sich schon in den Gärten vorfindet. Es ist schon manchmal vorgekommen, dass ein Pflanzenliebhaber eine solche neue Pflanze um einen hohen Preis kaufte und dann fand, dass er diese entweder mit einem andern Namen schon längst besass oder doch wenigstens viel wohl- feiler wo anders hätte kaufen können. Das ist jetzt mit einigen Caladieen der Fall. Wir haben in der ersten Nummer der Wochenschrift von diesem Jahre (Seite 8) H neue Aroideen, welche wir bei dem Kunst- und Handelsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam sahen, ver- öffentlicht. Dieselben Arten haben wir in diesen Tagen wiederum gesehen, aber unter ganz anderen Namen ; wir machen deshalb Liebhaber dieser inter- essanten Gruppe darauf aufmerksam, um sie vor Täuschuuiren zu wahren und lassen die Berichtiguno; hier folgen. Darnach ist Caladium cupreum der Han- delsgärtnerei von Anton Esser in Düren dieselbe Art, welche wir C. phorphyroneuron genannt haben. Die Pflanze steht der von mir früher be- kannt gemachten Alocasia cuprea (Alocasia me- tallica Hook, nicht Schott), über die ich erst vor Kurzem in diesen Blättern gesprochen (Seite 140) nahe, es lässt sich aber, ohne genaue Vergleichung, namentlich der Blüthcntheile, nichts entscheiden. W^ir haben der früher segebenen Beschreibung noch ÖD O hinzuzulugen , dass die Oberfläche des Blattes oft eine in's Rosenrothe, aber auch in's Kupferrothe übergehende Farbe besitzt und das Fahlgrau mehr oder weniger zurücktritt. In diesem Falle treten natürlich auch die rothen Nerven mehr hervor. Was wir an oben citirter Stelle als Alocasia argyroneura bezeichnet haben, hat neuerdings wiederum den Namen Caladium Schoellerii erhalten, während unsere Alocasia erythraea dagegen als Caladium Schmitzii in den Han- del gekommen ist. Ob beide Arten wirklich zu Alocasia gehören, vermögen wir, wie auch früher ausgesprochen, nicht zu entscheiden : Caladien sind es auf keinen Fall. Nahe stehen sie auch hinsicht- lich der Blattnervatur den Syngonien. Leider ist uns das Vaterland nicht bekannt. Sollte dieses das tropische Asien sein, so möchten selbige wohl Alo- casien sein; dagegen würden wir geneigt sein, beide für Syngonien zu halten, wenn sie einestheils aus dem tropischen Amerika zu uns gekommen wären, anderntheils das Wachsthum nicht dagegen spräche. Aus dem Knollen kommen nämlich unmittelbar die Blätter hervor; man bemerkt nicht, dass ein Sten- gel, der auch später ranken müsste , herauskommt. Dagegen sieht man sich seitlich aus dem Knollen kurze Stolonen entwickeln, durch die die Pflanzen sich auch leicht vermehren lassen. Wären daher schildförmige Blätter vorhanden, wie sie bis jetzt nur bei dem Genus Caladium vorkommen, so unterläge es keinem Zweifel, dass sie auch zu diesem gehörten. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommanilantenstrassu b'2. Druck von J. F. S la rc k e in Berim. Wochenschrift des Vereines zur IJefönlenin«»; des Gartenbaues in den Königlich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. JW. 23. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl K o c h. Berlin, den 6. Juni 1861. Preis des .Jahrganges 5y Thlr.. sowohl hei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-Österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Bemerkungen über die Familie der Agaveen — Ueber die Pogonien. — Ein Blendling des Lilium gigante'am. — Aus- spruch der Preisrichter über die mit der Thierschau verbundenen Ausstellung gärtnerischer Gegenstände. — Beilage. Freitag, den 26. Juni, findet eine Exkursion nach Friedrichsfelde statt. Meldungen dazu werden bei dem Generalsekretariate (Bernburgerstr. 13), wo man auch das Nähere erfährt, bis zum 12. Mittags angenommen. Bemerkungen Über die Familie der Agaveen. Briefliche Mittheilung des Fürsten zu Salm-D yck. Ew. Wohlf;eboren monographische Skizze der Agaveen (S. Wochenschrift, !^. Jahi-g. ÖeiteSu. s.f.) habe ich mit der einer so ausführlichen Arbeit ge- bührenden Aufmerksamkeit gelesen. Leider war ich, und bin noch, von Hause abwesend, indem die Aerzte mir einen Aufenthalt im südlichen Frank- reich verordnet haben und ich den vorigen Winter in Pau zugebracht habe, den jetzigen aber in Nizza zubringen werde. Viele Bücher fehlen mir daher, noch weit mehr die Pflanzen selbst, bei welchen ich genüthigt bin, mich auf mejn Gedächtniss zu verlassen. Ew. Wohlgeboren wollen mir gütigst erlauben, ganz offen zu sprechen. Meine Bemerkungen über die Gattung Agave und Ihre Skizzen beruhen auf verschiedenen Grundlagen und weichen bedeutend von einander ab. Sie scheinen mehr Gewicht auf den Blüthenstand zu legen, als auf die Blume selbst, deren abweichende Formen Ihres Erach- tens nach hier nicht hinreichen, um neue Gattungen zu begründen. Der ßlumenschaft seiner Seits bietet jedoch nur zwei wesentlich verschiedene Gestalten dar: er ist kräftig, oberhalb verzweigt und seine Aeste mit ihren zahlreichen Blumen bilden eine Rispe (panicula), wie es der Fall bei A. ameri- cana ist; oder es ist der Blumenschaft schlank, ungetheilt, mit ungestielten, meist paarweise stehen- den, und eine Aehre bildenden Blumen besetzt, wovon die A. yuccaefolia Red. ein gutes Bei- spiel darbietet. Ich vermuthe nun, dass Sie den ästigen Blu- menschaft zum Charakter Ihrer Agave ae verae nehmen, und den ährenartigen zu dem Ihrer yuc- coideae; wir kennen aber die Blumen kaum eines Drittels der gesammten Arten. Ihre Eintheilung der Arten kann demnach unmöglich richtig sein. Es ist noch zu früh' zu einem solchen Versuche, der vor der Hand das .Studium der Gattung nicht erleichtert; ich bitte Sie, mir zu verzeihen, wenn ich die Charaktere meiner Unterabtheilungen, nach wie vor, von der Gestalt der Blätter und ihrer Randstacheln ableite. Ew. Wohlgeboren stimme ich hingegen in der Ansicht bei , dass es ganz zweckmässig sein wird, die Agaveen zur Würde einer Familie zu erheben. Nur dürfte der Name „Liliaceae' arborescen- tes" der richtige nicht sein; denn obgleich alle baumartigen Liliaceen dort ihre Stelle finden wer- den , so werden auch krautartige Arten und Gat- tungen mit aufgenommen werden müssen. Auch habeich versucht, meine Bemerkungen, die sich einzig auf die in meinem Garten befindlichen Arten bezogen , durch die Einschaltung der in Ihren Skizzen aufgenommenen oder aufgestellten Arten zu ergänzen. Diesen Versuch nehme ich mir die Freiheit Ew. Wohlgeboren vorzulegen und Sie zu bitten, einige Zweifel zu lösen, die bei mir noch obwalten. 23 178 1. Mit der Gattung Fourcroya (ich schreibe den Namen wie Fourcroy selbst den seinigen sehrieb) den Anfang machend, so habe auch ich durch den Acclimatisations -Verein die Bulbillen von F. gi- gantea aus China erhaUen. Ich halte sie für die ächte gigantea, und die Geruchlosigkeit (die ich übrigens nicht bemerkt habe) kann der Jugend der der PHanzen zugeschrieben werden. Die [i. Will- metiana bin ich sehr geneigt für meine Agave (jetzt Fourcroya) Commelyni zu halten. Die Pflanze, welche sich in dem Garten vom Oberlan- desgerichtsrath August in an der Wildparkstation bei Potsdam befindet , kann nicht wohl etwas An- deres sein. Kunth hat Recht gehabt, die A. Com- melyni in die Gattung Fourcroya zu stellen; denn sie steht der F. gigantea so nahe, dass, wie ge- sagt, sie für eine Abart derselben betrachtet wer- den kann. 2. Die F. t übe rosa ist eine gut bekannte Art, und Ihre Dia^rnose muss angenommen werden. 3. Ihre F. Selloa ist eine ausgezeichnete Art, nur, da sie nie bei Ihnen geblüht hat, kann sie ihrer Aehnlichkeit wegen mit F. tuberosa (wie übrigens auch Commelyni) für eine Fourcroya ge- halten werden. Diese scheint grosse Aehnlichkeit mit der andern zu haben, die Hofgärtner Sello in Sanssouci bei Potsdam ebenfalls besitzt. Eine von beiden dürfte wohl die F. aspera Jacq. sein. 4. F. cubensis ist wegen ihres Gebrauches statt Seife mit A. Saponaria Lindl. (A. brachy- stachys Cav.) verwechselt worden ; selbst in dem botanischen Garten von Havanah scheint die Ver- wechselung stattzufinden. Ein Kaufmann von Ha- vre , der mir angeboten hatte, von dort aus die Pflanze kommen zu lassen, schrieb mir, dass sie, als er sie erhielt , ihm ganz verfault zugekommen wäre. Es konnte dieses wohl nur mit einer kraut- artigen Pflanze der Fall sein. Ich glaube nicht, dass F. cubensis Jacq. die Agave mexicana Lam. sei. Sie bleibt also eine bei uns unbekannte Art, über deren Dasein jedoch kein Zweifel erhoben werden kann. Inspektor ßouche gibt noch eine F. sp. Mirador an, die in dem Berliner botani- schen Garten sich befindet, Ist diese Pflanze Ew. Wohlgeboren bekannt? 5. Ich komme nun an Ihre A. verae, wo meine Eintheilung der Arten sehr von der Ihrigen ab- weicht. Meine §. 1. Macracanthae umfasst Ihre A. verae mit ihren Unterabtheilungen a, b, c, d, und Ihre Yuccoideae. Ich habe die Diagnose geändert, und nach der Gestalt und Konsistenz ihrer Blätter und Randstacheln die Sektion in .'5 Untei-abtheilungen gebracht. Die mir bekannten Arten habe ich nach diesen Charakteren geordnet. Die, welche ich nie gesehen, habe ich, so gut ich konnte, nach Ihren Diagnosen eingeschaltet. Hier können jedoch Missgriffe stattgefunden haben , die ich Ew. Wohlgeboren bitte mir anzugeben. Die hinsichtlich ihrer Verwandtschaften zwei- felhaften Pflanzen sind (in der ersten Unterabthei- lung * Foliis crassis, rigidis) A. ferox, Antilla- rum, Celsiana, inaequidens, polyphylla, Martiana, in der zweiten (*** Foliis coriaceis) ist nur A. Rumphii. In der dritten steht A. angu- stifolia Haw., die ich für identisch mit A. ri- gida halte. 6. Was zuerst Ihre A. ferox betrifft, so ver- einigt sie so vollständig alle wesentliche Charaktere, die die A. potatorum auszeichnen, dass sie von dieser Art, trotz ihrer grösseren Dimensionen, nicht wohl zu trennen ist. Dieser Charakter besteht in ihren „folia subspathulata, humifusa" (von der Rich- tung der Blätter sagen Ew. Wohlgeboren nichts), die plötzlich sich in einen langen Enddorn verengen und an ihrem Rande tiefe Ausschweifungen und krautartige Vorsprünge haben, welche mit starken und sehr gekrümmten Stacheln bewafi'uet sind. Auch ist die Oberfläche der Blätter stets glatt. Karwinsky hat einige lebende Pflanzen mitge- bracht ; die meisten aber, die späterhin in unseren Gärten vertheilt worden sind , wurden aus Samen gezogen und müssen abweichende Formen geliefert haben , indem sie unter den verschiedenen Benen- nungen von A. elegans, pulchra und latifo- lia vertheilt wurden. 7. Die Vai'. [i. intermedia der A. ameri- cana vermehrt noch die Zweifel, die ich schon über die Aechtheit unserer A. Mi Her i hatte. Ich halte sie nun „propter spicam sim])licem, com- pactam" für die A. densiflora Hook. Der Irr- thum von Miller, der diese Pflanze für A. vir- ginica hielt, erklärt sich durch diesen Blüthen- stand; es bleibt aber um so ungewisser, ob wir die ächte Art besitzen. 8. Die A. An ti Ilarum würde ich ohne wei- teres Bedenken für die gestreifte Var. von A.ame- ricana halten, wenn sie nicht zu sehr durch Blü- thenschaft und Blume von ihr abwiche. Eher möchte ich noch geneigt sein, sie füridentisch mit A. picta zu halten. H. Geis in Paris hat mir die A. Celsiana Hook, nicht mittheilen können. Ihrer Diagnose ge- mäss steht sie meiner A. scabra sehr nahe. lU. Ihre A. inaequidens ist eine ausgezeich- nete Art. Ihre Blüthe ist noch unbekannt. 11. Meine A. scabra, deren Diagnose ich mit der grössten Genauigkeit angegeben habe, und die man nur einmal gesehen zu haben braucht, um sie nie zu verkennen, ist jedoch häufig mit A. tehua- canensis verwechselt worden. Sie ist aus Samen 1861. Garten - Nachrichten. Redigirt vom Professor Dr. H. Kocll. M 6. Prograiniii zur Prclsbenerlmiig zu ilijr Frühjahrs - Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten am ersten Sonntage im April lsb"2. Ailgeiiieiiie Bestiininuiii^i'ii. 1) Die zur Preisbewerbung aufzustellenden Pflan- zen müssen mit Namen versehen am Tage vor- her in das Lokal der Ausstelluuor gebracht werden, den Sonntag über bis 6 Uhr aufgestellt bleiben und nachher, spätestens bis Montag Mittag, wieder abgeholt werden. 2) Für Transportkosten wird keine Entschädigung gewährt. 3) Die Pflanzen müssen sich nebst den Töpfen in einem ausstellbaren, d. h. den ästhetischen Prinzipien entsprechenden Zustande befinden, wenn sie nicht von den Ordnern zurückgewie- sen werden sollen. 4) Das Preisrichteramt wird aus 7 Personen be- stehen, doch soll die Zahl 5 beschlussfähig sein. Bei gleicher Abstimmung entscheidet der Vorsitzende. 5) Der Vorsitzende des Preisrichteramts hat das Recht, im Falle einer Uuvollzähligkeit im Preis- richteramte auch andei-e, vom Vorstande nicht ernannte Mitglieder des Vereines zu ernennen. Allgemeine freie Konkurrenz. I. Cield-Preise aus dem Beitrage Sr. Majestiit des Königs, des erhabenen Protektors des Vereines. A. Für Schaupflanzen. 9 Preise von je einem Friedrichsd'or. 1. bis 5. Fünf Preise für einzelne, ungewöhnlich reich- und schön-blühende Exemplare. 6. bis 8. Drei Preise für einzelne Zusammenstel- lungen von mindestens drei verschiedenen Arten, Abarten oder Blendlingen. Von jeder Art u. s. w. darf nur Eine Pflanze aufgestellt werden, welche sich in reichlicher Blütlie befinden muss. 9. Ein Preis einer Aufstellung von mindestens 12 StückHyacinthen, Amaryllis und anderen Zwie- belgewächsen, welche den blumistischen An- sprüchen nachkommen. B. Neue Einführungen. H Preise von je einem Friedrichsd'or. 10. u. 11. Zwei Preise für je eine neue oder zum ersten Male hier aufgestellte Pflanze, gleichviel, ob blühend oder schöne Blattform. 12. Einer neuen oder zum ersten Male hier blü- henden Abart oder einem Blendlinge (Hybride). C. Eigene Züchtung. 1 Preis zu einem Friedrichsd'or. 13. Einer oder mehrern selbst gezüchteten Pflanzen (Abart oder Blendling), welche den blumisti- schen Ansprüchen nachkommen. D. Treibereien. 4 Preise von je einem Friedrichsd'or. 14. Einer Aufstellung von mindestens 6 Stück ge- triebenen blühenden Rosen in einer oder meh- rern Sorten. 15. Einer Aufstellung von getriebenen blühenden Gehölzen in mindestens 3 verschiedenen Arten (Ribes, Spiraea, Deutzia, Weigela, Prunus, Cy- tisus, Hortensien u. s. w.). 16. Für eine oder mehre Sorten getriebenen Ge- müses. 17. Für in Gefässen gezogenes Obst (Himbeeren, Erdbeeren u. s. w.). E. Zur Verfügung der Preisrichter. 18. bis 20. Drei Preise von je einem Friedrichsd'or, woraus auch die zur Ausschmückung der Aus- stellung aufzustellenden Pflanzen zu berück- sichtigen sind. Ausserdem stehen auch die nicht zuerkannten Preise, in sofern Preiswürdiges noch vorhanden, zur Verfügung. II. Ebren-Diplome. Die Zuerkennung von .5 Ehren-Diplomen bleibt dem Ermessen der Preisrichter überlassen. Ueber etwa noch auszusetzende Preise ver- fügen die Preisrichter, in sofern die Geber nicht selbst das Nähere bestimmt haben. 6 22 Schluss-Bemerknngen. Jedem Mitgliede werden für seine Familie 3 Einlasskarten zugestellt, welche für die ganze Dauer der Ausstellung von 8 Uhr Morgens ab gültig sind. Die für Fremde und Gäste auszu- gebenden Karten berechtigen nur zum Eintritt von 1 Uhr ab. Der Schlnss ist 6 Uhr Abends. Angenommen durch Plenarbeschluss in der 403. Versammlung. Berlin, den 26. Mai 1861. Der Direktor des Vereines zur Befönleriiiis: des Gartenbaues in den königlicli Preussisclien Staaten. Knerk. Programm der Sommoraiisstcllung von Beeren, Steinobst, Gemüse und Blumen, des Anhaltischen Gartenbau-Vereins zu Dessau. §. 1. Die Ausstellung findet am 27., 28. u. 29. Juli 1861 im Vereinslokale, dem Gasthof zum goldenen Hirsche hierselbst statt. Die Eröfinung ist auf den 27. Juli, Morgens 9 Uhr festgesetzt. §• 2. _ Es kann Jeder, ohne Mitglied des Vereins zu sein, Früchte, Blumen, Gemüse, Garten -Instru- mente u. s. w. einsenden und damit konkurriren. §.3. Die Ausstellungs- Gegenstände sind bis zum 26. Juli, Nachmittags 6 Uhr, kostenfrei in das Lo- kal der Ausstellung zu bringen und den 29. Juli, Nachmittags, wieder abzuholen, da an diesem Tage die Garantie des Vereins aufhört. Sämmtliche Ge- genstände müssen bis zum Schlüsse der Ausstellung dort verbleiben. §• 4. Die eingelieferten Gegenstände müssen von einem doppelten Verzeichnisse , mit Namen und Wohnort des Ausstellers versehen, begleitet sein. §.5. Das Arrangement der Aufstellung übernimmt das vom Vorstande ernannte Komite, welches allein zur Empfangnahme der einzuliefernden Gegenstände und zur Ueberweisung der erforderlichen Räume berechtigt ist. Die Aufstellung muss Jeder selbst übernehmen. §.6. Der Aussteller erhält vom Komite von den dop- pelt zu übergebenden Verzeichnissen ein Exemplar quittirt zurück, gegen dessen Vorzeigung die ein- gelieferten Gegenstände zurückgegeben werden. §• 7. Die zur Preisbewerbung eingelieferten Früchte, Pflanzen, sowie Gemüse, müssen von dem Aussteller selbst kultivirt , resp. mindestens die drei letzten Monate im Besitze desselben gewesen sein ; inglei- chen müssen die etwa eingelieferten Bouquets, Kränze U.S.W, vom Aussteller selbst gefertigt sein, welches Alles auf Verlangen nachzuweisen , resp. von den auswärtigen Ausstellern auf Ehrenwort zu ver- sichern ist. §. 8. Das Preisrichteramt besteht aus fünf Preis- richtern und zwei Stellvertretern, welche vom Vor- stande ernannt werden und nach der durch Ver- einsbeschluss festgesetzten Instruktion verfahren. Sollte einer der ernannten Preisrichter als Konkur- rent zu einem Preise auftreten, so tritt bei Abgabe des Unheils einer der Stellvertreter ein. §.9. Die Preisrichter treten schon am 26. Juli zu einer Vorberaihung zusammen, fassen aber erst am 27. Juli, früh von S bis 10 Uhr, den endlichen Beschluss, welcher im AussteUungslokale durch den Vorsitzenden der Preisrichter bekannt gemacht wird. Hierauf werden die prämiirten Gegenstände mit den zuerkannten Preisen bezeichnet. §. 10. Preise, welche die Preisrichter nicht zu er- theilen in den Fall kommen, fliessen dem Vereine zurück. Die Preisrichter haben aber auch das Recht, die ausgefallenen Prämien auf andere Aus- stellungs-Gegenstände überzutragen. §. 11. Die Preise bestehen in einer silbernen vergol- deten, zwei silbernen, drei bronzenen Medaillen, sechs Geldprämien von I Louisd'or bis 1 Thaler und sechs ehrenvollen Erwähnungen durch Erthei- lung besonderer Diplome. §. 12. Das preisrichterliche Urtheil ist ein für allemal entscheidend. §. 13. Das Ergebniss der Preisvertheilung wird öffent- lich bekannt gemacht. Ausgesetzte Preise. A. Die silberne vergoldete Medaille. Für das beste und reichhaltigste Sortiment von Beeren und Steinobst, als von mindestens 24 Sorten Erdbeeren, 24 Sorten Stachelbeeren, 8 Sorten Johannisbeeren, 6 Sorten Himbeeren, 12 Sorten Kirschen, 6 Sorten Aprikosen. Die nächst-beste Sammlung 1 Louisd'or. 179 gezogen und zwar schon seit mehrern Jahren. Sie bleibt klein. Da sie doch recht gesund bei mir ist, so vermuthe ich, dass sie nie bedeutende Dimen- sionen (wie tchuacanensis und Jacobiana) erreichen wird. Sie ist und bleibt eine der am besten cha- rakterisirten Arten. 12. Die A. Martiana Hort. Ber. ist eine aus- gezeichnete Art, die einzig in dem Berliner bota- nischen Garten vorhanden zu sein scheint. Alles, was ich von ihr sagen kann, ist, dass sie neben A. vivipara gestellt wei-den muss. 18. Ihre A. polyphy IIa habe ich übersehen. Auch von ihr vermag ich nicht mehr zu sagen, als dass sie in meiner Anordnung zwischen A. polya- caiitha und lurida zu stehen kommt. 14. Was diese letzte Art (lurida nämlich) betriflt, so ist die Miller'sche Benennung Verae Crucis unstreitig die ältere. Die Aiton'sche Be- nennung indessen ist heutzutage allgemein ange- nommen und scheint mir den Vorzug zu verdienen. Mit dieser Art habe ich die A. Jacquiniana Schult., die nur durch etwas kleinere Blumen mit divergi- renden Staubfäden von ihr abweicht, als Abart vereinigt. 15. Es bleibt immer imgewiss, ob unsere A. Eumphii Hassk. dieAnanassa sylvestris von Rumph ist? Die über die Erde kriechenden "VVurzelausläufer sind eine der Gattung Agave fremdartige Bildung. Von der Synonymie von Roxb. kann ich nichts sagen; die F. Cantala Haw. aber, die ich als junge Samenpflanze von Haworth selbst erhalten habe, war nichts anderes als A. rigida. Auch sind die Blätter der Berliner A. Rumphii viel schmäler, als in der Abbildung, und ich wünschte nur zu wissen, ob Ihres Erach- tens nach die Stelle, die ich der A. Rumphii Hassk. neben A.bromeliaefolia angewiesen habe, richtig gewählt ist? Ich hätte sie auch (§. 3. Mi- cracanthae) neben A. rubescens, laxa und serrulata stellen können. Grössere Affinitäten jedoch bestimmten mich zu der getroffenen Wahl. Itj. A. angustifolia und rigida sind nach meiner innigsten Ueberzeugung nur eine und die- selbe Art, die Commelyn (H. Amst. 11. t. 17) abgebildet hat. Sie haben daher ganz Recht, wenn Sie sagen, dass alle Exemplare, welche Sie unter dem Namen A. rigida gesehen, zu A. angusti- folia gehören. Die Diagnose, die ich davon ge- geben habe, ist sehr genau abgefasst. Derlrrthum, der Haworth veranlasst hat, die A. rigida für eine Fourcroya zu halten, ist einzig daran Schuld, dass er sie für verschieden von seiner A. angu- stifolia hielt. Hätte er die Conimelyn'sche Ab- bildung (t. 17) bei einer seiner Arten angeführt, so wären alle Zweifel beseitigt. Er kannte sie wahr- scheinlich gar nicht. Ew. Wohlgeboren scheinen die Abbildung auch übersehen zu haben. Ich kann also mich nur auf diese Abbildung bei A. rigida beziehen, und bin gewiss, dass meine Pflanze (und wahrscheinlich auch die Ihrige) mit derselben über- einstimmen. Auch weichen Ihre Diagnosen von angustifolia und rigida nicht wesentlich voneinander ab. Wenn Sie nicht zwei nahe verwandte und demnach specifisch verschiedene Pflanzen besitzen, so bleibe ich der Ansicht, dass sie nur eine und dieselbe Art bilden. Hiermit wäre beendigt, was ich über meine erste Section der M acracanthae zu sagen habe. Ich bemerke nur noch, dass es mein Wunsch wäre, in dieser Section nur die Arten „Scapo ramoso, pani- culato" stehen zu lassen. 17. lieber die §.2. Heteracanth ae habe ich nur zu bemerken, dass Ihre A. Funkiana mir die var. f'. vittata von A. heteracan tha Zucc. zu sein scheint. Sie unterscheidet sich jedoch durch ihre folia caesia und dentes parvuli von die- ser Varietät, die durch nichts anderes von hetera- cantha abweicht, als durch einen helleren Mittelstreif. Wahrscheinlicher ist diese Var. identisch mit der von Regel, und ich habe sie auch mit hetera- cantha vereinigt gelassen. 18. §.■'). Micracanthae. Vielleicht gehören A. Sartorii und Aloina beide noch zur Section Heteracanthae , die erste wegen ihres helleren Mittelstreifens, und die zweite wegen des braunen Randes ihrer Blätter. Da ich sie nie gesehen habe, muss ich es bei einer blossen Vermuthung belassen. Auch nähern sich beide Arten durch den Stamm, den sie bilden, der 3. Section. Was aber A. ru- picola, die ich von Regel erhalten habe, betrifft und A. mitis, die Martius mir aus dem Mün- chener Garten zugeschickt hat , so kann ich die Identität beider Pflanzen verbürgen. Der Priorität wegen verdient der Name rupicola den Vorzug. 19. Meine A. Keratto Mill. ist eine fast un- bekannte Art, die ich mich glücklich schätze, wie- der gefunden zu haben. Die wenigen Worte, durch welche Miller sie bezeichnet: „A. foliis erectis, laete viridibus, margine fuscis, minime serratis" passen ganz genau (bis auf die Farbe jedoch, die leicht durch Kultur und Standort der Pflanze mo- difizirt sein kann) auf meine Keratto. Ich hege also nicht den geringsten Zweifel über die Aecht- heit meiner Pflanze ; um so weniger, als die Miller'- sche Diagnose auf keine andere Art anwendbar ist. 2U. A. chloracantha habe ich vollständig beschrieben und nichts hinzuzufügen. Ihre Samen- pflanzen werden sich bald schon besser ausbilden. 21. Ich erinnere mich nicht mehr, von woher ich die A. micracantha erhalten habe, glaube 23* ISO jedoch aus München. Sie befindet sich auch im Pariser botanischen Garten, wo sie mit A. chlo- racantha verwechseh ist. Die kurzen und gedräng- ten Wimperhaare am Rande der Blätter sind dunkel gefärbt, und in der var. |3. gleichfarbig mit dem Blatte. Die Art scheint nicht sehr gross zu werden. 22. Nach langem Schwanken hin und her steht endlich die A. yuccaefolia fest. Die A. macu- losa Hook. — maculata Engl. — hingegen bedarf einer Berichtigung; die Regel'scke Art kann kei- neswegs als Synonym derselben angeführt werden. Diese Pflanze, die ich von Regel ei-halten habe, gehört zur §.6. Herbaceae; ihre Blätter sind am Rande ungezähnt, nur undeutlich gefleckt, ich hatte sie früher sciion (ohne Namen) durch Otto aus dem Berliner Garten erhalten. Sie ist mir auch unter der Benennung Polyanthes maculata zu- gekommen, ein Umstand, der mich vermuthen lässt, dass vielleicht die Pflanze zur Gattung Beschorneria gehören könnte. Auf alle Fälle niuss die Regel'sche Benennung der Hooker'schen , die durch eine Ab- bildung grössere Autorität erlangt hat, weichen, und geändert werden. 23. §.4. Inermes. Wenn nicht die A. atte- nuata wäre (die ich jedoch für eine Agave zu halten kaum vermag), so hätte ich diese Section ganz abschaffen können; die beiden A. filifera und filamentosa hätte ich in einer kleinen Un- terabtheilung mit der Section Mi er acanthae ver- einigt. Ich brauchte nur statt in dem Chai-akter des §. zu sagen: „et margine plus minusve solubili cinctis fibröse -lignoso, aut corneo varie dentato" zu schreiben : „et margine varie dentato, lignoso, in~ terdum in ßhros fi/i/ormis soluto. aut cortieo cinctis.'-'- So lange aber es nicht erwiesen sein wird , dass die A. attenuata nicht zur Gattung gehört, muss die §.4. Inermis beibehalten bleiben. 24. §. f). Juncineae. Diese neue Section habe ich aufgestellt, weil die Pflanzen, aus welchen sie besteht, zu sehr von den 3 eben benannten abwei- chen, um mit ihnen unter einem gemeinschaftlichen Charakter vereinigt zu bleiben. Zudem habe ich auch noch Grund zu vermuthen, dass in den bel- gischen und deutschen Gärten noch mehre Pflanzen sich befinden, die zu dieser Section gehören werden. Durch einen Druckfehler, den ich in der Bonplandia übersehen habe, ist die Zuccarini'sche A. striata als A. stricta einsetratren. 25. §. 6. Herbaceae. Den Charakter dieser Section habe ich auch modifizirt; er ist jetzt viel richtiger angegeben. Alle Arten ziehen den Winter über nicht ein, und die meisten haben an ihrem Rande gezähnte Blätter. Zur grössern Klarheit habe ich eine kleine Unterabtheilung „foliis maculatis^' angenommen. Ueber die 1 1 ersten Arten habe ich nichts zu bemerken. Die A. virginica von Mil- 1er (nunc A. Milleri Haw.) ist eine von der ächten virginica Lin. und Jacq. ganz verschiedene Art. Ob sie in irgend einem unserer Gärten wirklich vorhanden ist? scheint mir sehr ungewiss. Zum Glücke steht sie durch die Abbildung fest , die Jacquin von ihr gegeben hat. 26. Und was die A. maculata Regel betrifft, bitte ich Ew. Wohlgeboren, um unnothige Wieder- holungen zu vermeiden, meine Bemerkung Nro. 22 zuerst nochmals zu überlesen. Ueber die Aechtheit der Pflanze, die ich besitze, kann kein Zweifel er- hoben werden. Sie befindet sich auch in dem Ber- liner botanischen Garten. Weit eher dürfte die Aecht- heit der Pflanze bezweifelt werden, die dort für A. maculosa Hook, gehalten wird. Sie zieht wäh- rend des Winters nicht ein, sondern ihr Wachsthum steht nur still. Ihre dunkelgrünen Blätter sind un- deutlich und an der Basis viride-brunneo-maculata, ungezähnt; statt eines wirklichen Wurzelstockes bilden sich an der Basis neue Keime, durchwei- che die Pflanze sich leicht vermehren lässt. Die ächte maculosa Hook. — maculata Engeim. hingegen hat „/olia luteo-viridia, canaliculata, mar- gine dentata, et undique maculis intense brunneis ad- spersa.'' Ich habe sie, wie bereits gesagt, als Samen- pflanze von Dr. Engelmann aus St. Louis erhal- ten, aber leider ohne Nachweisung über ihr eigent- liches Vaterland. 27. Die Gattung B eschorneria entfernt sich meines Erachtens mehr von der Gattung Agave, als Fourcroya, und muss angenommen werden. Der Habitus der Arten gehört zu den wesentlichen Cha- rakteren einer guten Gattung ; in dieser Beziehung ist kein Unterschied zwischen Fourcroya und Agave; während der Habitus der Beschornerien ganz ver- schieden ist. Sobald zudem eine Gattung zur Würde einer neuen Familie erhoben wird, bilden ihre früheren Unterabtheilungen von Rechtswegen neue Genera. Dieses ist oder wird doch hier der Fall sein. Es bleibt unentschieden, ob die A. ma- culata Regel eine Agave bleiben oder eine Be- schorneria werden wird? Die B. tubiflora glaube ich zu besitzen; sie hat bei mir geblüht. Die Dia- gnose, die Sie von dieser Art geben, stimmt mit meiner Pflanze überein. B. multiflora und yuc- coides aber sind mir unbekannt. Ew. AVohlgeboren haben in Ihren Skizzen 66 Arten aufgenommen und ich habe deren 68 in dem nachfolgenden Verzeichnisse eingetragen. Nebst diesen Arten hat Dr. Po seiger in Berlin mir noch 3 andere angegeben, die er gesehen hat, und die in Mexico unter den Benennungen Sotol, Soto- lillo und Guapilla bekannt sind. Auch habe ich iSi aus Gent vom Professor Scheid weil er die leider nur zu kurze Anzeige ei'halten, dass bei ihm eine Agave geblüht habe, die er prolifera genannt hat, und die vor der Blüthe in den Blattwinkeln zahl- reiche Knospen trägt. Ich habe geschrieben, um nähere Auskunft zu erhalten. Die A. americana steht hier (in Nizza) in unzähliger Menge längs der Wege und in den Umzäunungen der Gärten. Man findet sie von aller Grösse, von der Wurzelsprosse an bis zur blühen- den Pflanze. Ausserhalb wachsen alle unsere Kalt- haus-Pflanzen hier und blühen im Freien ; sie er- tragen selbst ohne Schaden ein Paar Grad Kälte. Den Samen von Schinus Molle brauchen arme Leute statt Pfeffer in ihren Speisen. Oft sitze ich im Schatten einer Spar man nia africana. Man sieht hier Phoenix dactylifera von BO Fuss Höhe, die jedoch keine reifen Früchte tragen. Aber auch subtropische und selbst tropische Pflanzen, wieLa- tania borbonica, Cycas revoluta und circinalis, Tac- sonia splendens, Hexacentris coccinea, Ficus stipu- laris, der ganze Mauern überzieht, selbst einige Arten Musa, die wohl bis auf den Wurzelstock absterben, von dort aber wieder ausschlagen, wach- sen in freier Erde. Es versteht sich von selbst, dass alle Mesembryanthema unter freiem Himmel gedeihen. Wollte Gott, dass mein Garten hier ge- legen wäre! Der Schöpfer in seiner Weisheit hat aber Alles ausgeglichen. Auch unser Klima ist nicht ohne Ersatz für das, was ihm, in Vergleich mit dem hiesigen, abgeht. Selbst für die hiesigen Hesperiden-Gärten (in einem derselben stehen lOUOÜ Orangenbäume) liefern unsere Aepfel- und Birn- bäume, durch die Güte und Verschiedenheit ihrer Früchte, einen hinreichenden Ersatz. Auch ist hier die Gärtnerei gegen die unsere weit zurück. Die besten Gemüse bezieht man aus Genua. Entschuldigen Ew. Wohlgeboren das lange Schreiben , mit welchem ich Sie behelligen muss, um zum richtigen Vergleiche unserer beiderseitigen Aufstellungen und zur Lösung mancher Zweifel zu gelangen. In dem gegenwärtigen Zustande unserer Kenntnisse ist es noch nicht möglich, eine natur- gemä^se Unterabtheilung der Gattung, d. h. eine auf Blüthenstand und Blume gegründete (die un- streitig die beste sein würde) festzustellen; man muss sich also mit einer künstlichen begnügen; als solche wird die die beste sein, welche das Auf- suchen der einzelnen Arten am meisten erleichtert. Von diesem Gesichtspunkte aus bitte ich Ew. Wohlgeboren meine jetzige Aufstellung zu beurthei- len und mir gütigst sagen zu wollen , was an mei- nen Sectionen, ihren Charakteren, an der Einschal- tung der Arten und an ihrer Reihenfolge Ihnen nicht zweckmässig zu sein scheinen wird. Empfangen Ew. Wohlgeboren die Versicherung meiner besondern Hochachtung. Joseph Fürst zu Salm-Dijck. Berlin, den 13. Februar 1861. Agaveae in hortis cultae, vel ab auctoribus descriptae. 1. 2. 3. 4. 5. 6. F. Fourcroya Zucc. Vent. longaeva Zucc. gigantea Vent. [i. Willemetiana Roemer. Commelyni Kunth (Agave Nob.). tuberosa Ait. Selloa Koch, cubensis Haw. Agave Zucc. Lin. §. 1. Macracanthae. Foliis plus minusve repando - excavatis, crassis, rigidis, interdum coria- ceis, ad margines grandidentatis, dentibus plerum- que spinescentibus, validis , spina terminali saepe validissima. * Foliis crassis, rigidis, lanceolatis vel obovatis, dentibus marginalibus spinaque terminali validissimis. 7. A. atrovirens Karw. 8. americana Lin. [j. intermedia Koch. 9. Milleri Haw. — A. densiflora Hook. bot. Mag. t. 5006. 10. picta H. Paris. 11. Antillarum Descourt. 12. Salmiana Otto. 13. Celsiana Hook. 14. inaequidens Koch. 15. Ixtli Karw. 16. scabra Nob. 17. tehuacanensis Karw. 18. Jacobiana Nob. 19. potatorum Zucc. [i. ferox Nob. — A. ferox Koch. -;. Scolymus Nob. — A. Scolymus Karw. 20. mexicana Lam. 21. polyacantha Haw. 22. polyphylla Koch. 23. lurida Ait. = A. Verae Crucis Mill. fi. Jacquini Nob. — A. Jacquiniana Gawl. 24. Martiana Hort. Berol. 25. vivivara Lin. ** Foliis coriaceis, grandidendatis, dentibus subspineseen- tibus absque spina terminali. 26. A. sobolifera Herm. 27. bulbifera Nob. 28. bromeliaefolia Nob. 29. Rumphii Hassk. IS2 * * * Folns anguste vel lineari-lanceolatis, denübus spi- vesce»tihus, plerumque cum Spina terminalivalidis, rigidis. 30. A. angustifolia Haw. 31. rigida Mill. 32. flavescens Nob. 33. maci-oacantha Zucc. 34. Karwinskii ZiicG. 35. pugioniformis Zucc. §.'2. Heteracanthae. Folüs lanceolato-elon- gatis, supra linea pallidiore plerumque notatis et margine plus minusve solubili cinctis fibrose-lignoso aut cornco, varie dentato; dentibus rigidis, spina- que terminali valida. 36. A. heteracantha Zucc. ß. vittata Nob. Lophanta Schied, univittata Haw. A. vittata Regel. 37. 38. 39. 40. 41. 42. Poselgeri Nob. Funkiana Koch, coerulescens Nob. xylonaT 621 H 1-^ 21 Berliner Dung- pulver 1(d Pfund . 9 Hi- 56| K 781- H 54i 7 58 'i'T 95 10 Knochenmehl, 12 Pfund . 9 ll 25| 2 69 5 56 H 29i •) 1 121 2 Peruvianischer Guano 8 Pfund . . ^K 16i 48i H 73 H 74 H 51 2- 30 4i Steinkohle, 4 Metzen H lU 47 öf 78 6 45 3t 281 H 8i U 195 2. Prüfung neuer Gemüse, neuer ökonomischer Gewächse und neuer Zierpflanzen. a. Von Gemüsen und ökonomischen Gewächsen wurden angebaut :'j'2 Sorten. b. Von Zierpflanzen hingegen 120 Sorten. a. Gemüse und Feld fruchte. 1. Beete, gelbe Cattles Naudry, (von Moschkowitz & Siegling in Erfurt ) machte nur massig dicke, cylindrische Rüben. 2. Beete, runde, dunkelrot he, (ebendaher) hat zwar beim Durchschneiden eine schöne dunkel- rothe Farbe und schien auch mürbe zu sein, ist aber wegen der Kürze der Rübe nicht so lohnend, als die gewöhnliche lange, dunkelrothe Beete zum Einmachen. 3. Beete, rothe Crapaudine, (ebendaher) schien ebenfalls von guter Farbe zu sein ; die Wur- zeln waren länglich, aber doch zu kurz, um einen lohnenden Ertrag als Gemüsepflanze zum Einma- chen zu liefern. 4. Biwitz (von F. A. Haage in Erfurt) wurde nur angebaut, um zur Zeit der Blüthe festzustellen, welche Art oder Abart von Brassica es sein möchte. 5. Stangen-Bohne, neue kleine Peri- Wachs-, (von Moschkowitz & Siegling in Erfurt) mit gelben Hülsen und weissem Korn; ziemlich reichtragend, scheint empfehlenswerth zu sein. 6. Caroten, lange, rothe von Surre y, (von Karl Appelius in Erfurt) trieb zwar lange, ziemlich starke Rüben, scheint aber weniger zart, als andere bekannte Sorten , zu sein , und dürfte daher sich vorzugsweise zur Viehfütterung eignen. 7. Caroten, neue, feine, weisse, durch- sichtige, (von Moschkowitz & Siegling in Erfurt) treibt zwar nur massig lange Rüben, und hat ein überaus zartes Ansehen, besitzt aber weniger Süs- sigkeit, als viele der rothen Sorten, und wird über- haupt keine grosse Verbreitung finden, da weisse Mohrrüben weniger beliebt sind. 8. Caroten, orangenfarbene Riesen-, (ebendaher) entsprachen in Bezug auf Grösse dem Namen nicht. 9. Erbse, runzliche Mark-, (von Karl Appelius in Erfurt) b — 6 Fuss hoch, sehr zeitig, Hülsen sehr gross und vollkürnig. 10. Erbse, schwär zkeimige, von Ka- nada, (vom Obristlieutenant v. Fabian in Breslau) bewährte sich auch in diesem Jahre als eine em- pfehlenswerthe Sorte. 11. Erbse, Dwarf Mammouth-, (eben- daher) 4 Fuss hoch; kommt sehr spät zur Aus- bildung. 12. Erbse, Matchlea-, (ebendaher) 2 Fuss hoch, sehr frühzeitig, ist zart und wohlschmeckend, trägt aber nur kurze Hülsen. 13. Erbse, Eugenien Mark-, (ebendaher) 4 Fuss hoch, wurde schon ein Jahr vorher ange- baut, bewährte sich aber durch frühzeitige Ausbil- dung der Hülsen auch in diesem. 14. Erbse, glatte Mark-, frühe Para- dies-, (von Karl Appelius in Erfurt) eine der vorzüglichsten Sorten, denn wenn sie sich auch nicht so früh, als andere, ausbildet, so ist sie doch sehr gross und vortragend. 15. Erbse, Harrison's Ruhm, (von Mosch- kowitz & Siegling in Erfurt) ist sehr volltragend, bildet sich zeitig aus und entwickelt sehr gute Körner. 16. Erbse, Lord Raglan, (ebendaher) reift zwar spät, ist aber sonst als eine gute, ziemlich reichtragende Ei-bse zu betrachten. 17. Erbse, Faibaird's unvergleichliche, (von Karl Appelius in Erfurt) 4 — 5 Fuss hoch, nicht ganz früh, aber sehr volltragend. 18. 4 Sorten Erbsen, welche vom Akklima- tisations -Verein , leider jedoch ohne Namen, über- gebenwaren; sie zeichneten sich aber durch reich- lichen Ertrag, grosse Hülsen und Süssigkeit der Körner aus. Sie sind 1861 noch einmal angebaut, um die Benennungen festzustellen. 19. Gurke, Snow's Horticultural-, (von Karl Appelius in Erfurt) kam des schlechten Wet- ters halber nicht zur Ausbildung. 20. Gurke, immertragende, weissfrüch- tige, (ebendaher) starb ebenfalls nach Entwicke- lung der ersten Blüthen ab. 21. Kresse, australischer Gartensalat, (von F. A. Haage jun. in Erfurt) ist eine Abart des gewöhnlichen Lepidium sativum, der aber keine Vorzüge beizumessen sind. 22. Kohl, Wirsing-, krauser, später Vertus-, (ebendaher) eine ganz vorzügliche Sorte, die sich besonders zum Anbau für den Herbst und die ersten Wintermonate eignet. Sie bildet einen langen Kopf, der aus sehr feinen, dünnrippigen, sehr gelben Blättern besteht. Hinsichtlich des Ge- schmackes steht er fast den Rosenkohl gleich. 23. Kohl, Wirsing-, neuer Victoria-, (ebendaher) bildet zwar nicht sehr grosse Köpfe, die aber sehr fest und fein gekraust sind. 24. Kohl, Wirsing-, kapischer feinge- krauster, macht massig grosse, feste Köpfe, die sehr dicht sind und aus sehr zarten, feingekrausten grünen Blättern bestehen. Der Geschmack ist als ein ganz vorzüglicher zu betrachten. 2.^. Kohl, Wirsing-, Trommelkopf, macht grosse, platte Köpfe, die aber aus starkrippigen Blättern bestehen, weshalb die Sorte nicht zu den 25* 196 vorzüglichen zu rechnen sein dürfte, aber dennoch, wenn es sich um Erzeugung von grossen Massen handelt, als gewöhnliche Gemüsepflanze zu empfeh- len ist. 26. Kohl, AVirsing-, Waterloo-, ent- wickelte ebenfalls grosse Köpfe; hinsichtlich seiner Eigenschaft ist er der vorigen Sorte gleichzustellen. 27. Kohl, Brüsseler Zwerg-, Sprossen- oder Rosenkohl, (von KarlAppelius in Erfurt) war von dem gewöhnlichen kaum zu unterscheiden, in- dem nur ein Dritttheil der Pflanzen zwergartig Avar. Der Zwergwuchs könnte nur insofern als ein Vor- zug dieser Sorte betrachtet werden, weil sie_ im Winter, besser durch Schnee gedeckt, nicht so leicht erfriert. Hochstämmiger Rosenkohl wird aber, da jede einzelne Pflanze im Stande ist, mehr Köpf- chen anzusetzen, immer ergiebiger sein. 28. Kohl, Blumen-, Haage 's eher, neu- ester früher Zwerg-, (von F. A. Haage jun. in Erfurt) gedieh im vorigen Sommer nicht besonders; indessen ist diese Sorte schon seit einigen Jahren als die vorzüglichste anerkannt worden. 29. Kohl, englischer, krauser, selbst- schliessender, kopfkohlartiger Grünkohl, (ebendaher) ist allerdings eine eigenthümliche Form, die aber nur deshalb angebaut zu werden verdient, obwohl sie sonst viel weniger Ertrag, als andere längst bekannte Sorten, liefert und auch in Bezug auf Zartheit der Blätter nachsteht, weil sich starke Blattnerven weit in die Blattfläche hinein erstrecken. 30. Kohl, Cottager's, (ebendaher) ist eine Futterkohlart, die sich von früheren bekannten we- nig unterscheidet. Den letzten strengen Winter hat er im Freien nicht ausgehalten. 31. Kohlrübe, ro thgrauhäutige, weisse, (von Karl Appelius in Erfurt) ist eine sehr em- pfehlenswerthe Sorte, indem sie sehr ertragreich ist, beim Kochen eine angenehme weissliche Farbe be- hält, und auch sehr weich wird, ausserdem aber von gutem Geschmacke ist. 32. Kohlrübe, rothgrauhäutige, gelbe, (ebendaher) steht in Bezug auf Brauchbarkeit der vorigen gleich. Beim Kochen nimmt sie eine den Mohrrüben ähnliche Farbe an und liefert nicht nur ein gut aussehendes, sondern auch ein wohlschmek- des Gemüse. 33. Kohlrabi, violette Riesen-, (aus Er- furt erhalten) steht zwar an Feinheit des Geschmacks der Wiener Glaskohlrabi nach, macht aber überaus grosse Knollen, die bis spät im Herbste mürbe blei- ben, so dass diese Sorte als eine sehr gute Gemüse- pflanze für die ärmeren Klassen zu betrachten ist. 34. Leindotter, Riesen-, (von F. A. Haage jun. in Erfurt) zeichnete sich von dem gewöhnli- chen nur wenig durch etwas höheren Wuchs aus. 35. Melone, lange Riesen-Netz-, (von Karl Appelius in Erfurt) ist bei dem kalten Som- mer nicht besonders gediehen, denn die Früchte kamen nur in geringer Zahl zum Ansatz und er- reichten keine besondere Grösse. 36. Mais, Beabody's neuer proliferi- r ender, (von Moschkowitz & Siegling in Erfurt) wuchs zwar üppig, gelangte aber nicht zur Reife und kann daher nur bis jetzt als eine Futterpflanze, die aber keine Vorzüge vor ähnlichen Maissorten hat, betrachtet werden. 37. Mais, Moldau'scher Cinquantino, (vom Kunst- und Landschaftsgärtner Flach in Stet- ten bei Hechingen) erreichte eine Höhe von 3 — 4 Fuss und reifte trotz des kalten Sommers gut. 38. Radi es (von Karl Appelius in Erfurt). 3 Sorten, als neue runde, rosa- und weiss- köpfige, zeigten nichts Besonderes. 39. Radies, Beek's halblange, schar- lachrothe zum Treiben, macht etwa 3—4 ZoU lange, fingerdicke Rüben, die neben dem eigen- thümlichen Aussehen bei der Mistbeet-Treiberei den Vortheil gewähren, dass man auf einem kleinen Räume mehr Masse erzielt, weil die Rübe tiefer in die Erde dringt. 4U. Radies von Madras mit essbaren Schoten (von F. A. Haage jun. in Erfurt) ist nicht zu empfehlen. Denn wenn auch die Schoten grösser sind, als bei dem gewöhnlichen Radies, so ist doch im Geschmacke kein Unterschied zu be- merken, wie denn überhaupt auch anzunehmen ist, dass sich das Publikum schwerlich bequemen wird, sie zu geniessen. 41. Rüben, Au vergne-, platte, (von Mosch- kowitz & Siegling in Erfurt) eine runde, 2 — 3 Zoll im Dui-chmesser haltende , etwas plattgedrückte, gelbe Rübe, die sich zum Frühjahr- und Herbst- Anbau wohl eignen dürfte. 42. Rice Wild, Zizania aquatica (vom land- wirthschaftlichen Ministerium erhalten) hat nicht gekeimt. 43. Radieschen, italienische, (von F. A. Haage jun. in Erfurt) ist eine grossblättrige Art der Fedia (Valerianella) olitoria, die sich durch etwas grössere Blätter von der bisher bekannten unterscheidet. 44. Spargelerbse, Tetragonolobus atropur- pureus (vom Akklimatisations-Verein wiederum ein- geführt) ist jedenfalls für unsere Gegend nicht des Anbaues werth. 45. Salat, Spargel-, (von F. A. Haage jun. in Erfurt) entwickelte sich sehr kräftig und bildete mürbe, fleischige Rippen, unterschied sich aber, von früheren Sorten nicht; wird auch überhaupt wenig verbreitet werden, da man bei uns Kopfsalate vorzieht. 197 46. Salat, Binde-, (vom Akklimatisations- Verein) bildet einen etwa 4 Zoll breiten, 1 Fuss hohen, lockeren Kopf, der aus grünlichen, sehr fleischigen, weichrippigen Blättern besteht und einen überaus guten und schmackhaften Salat liefert. 47. Sauerampfer, Riesen-, (von Karl Ap- pelius in Erfurt) ist höchstens als eine grössere Sorte der Rumex Patientia zu betrachten. 48. Scorzoneren, russische Riesen-, (von F. A. Haage jun. in Erfurt) unterschied sich weniff von der crewühnlichen. 49. Spinat, neuer zarter aus Savoyen, (von Moschkowitz & Siegling in Erfurt) ist eine Abart des gewöhnlichen Spinats , mit stachligen Früchten (Spinacia spinosa Bouch.). Die Blätter haben eine hellgrüne Farbe und sind zarter, wie die der bisherigen Spinatsorten; er muss deshalb an geschützteren Stellen ausgesäet werden, weil er sonst leicht durch Wind und rauhe Witterung leidet. 5ü. Solanum Melongen a, verschiedene Sor- ten, als: sinense, fructu striato, fructu coe- ruleo und sig-anteo gediehen im Freien nicht. Es ist überhaupt bei diesen in unserem Klima auf Fruchtansatz zur Bereitung von Gemüsen und Sau- cen berechneten Pflanzen nicht zu rechnen. 51. Tabak (vom Kunst- und Landschaftsgärt- ner Flach in Stetten bei Hechingen) bildete sich fast besser, als die schon früher gebauten Sorten, z. B. Graham-, Cuba- und Maryland - Tabak aus, obgleich der vorige Sommer keinesweges günstig für die Tabaks-Kultur war. Es wird daher diese Sorte in diesem Jahre noch einmal angebaut werden. 52. Vicia sativa alba (von F. A. Haagejun. in Erfurt) hatte nicht weisse, sondern schwarze Samen , und ist daher nicht von der gewöhnlichen Vicia sativa zu unterscheiden. Die ächte Vicia sativa alba oder eigentlich leucosperma dürfte zum Anbau zu empfehlen sein, da das aus den Samen bereitete Mehl sehr nahrhaft ist und einen Hauptbestandtheil der Revalenta arabica bildet. b. Zierpflanzen. 1. Balsaminen, Rosen-, (von Döring & Sohn in Erfurt) kommen an Wuchs und Blüthe den jetzt bekannten Andrieux'schen Balsaminen nicht gleich, wesshalb sie auch weniger zu empfehlen sind. 2. Balsaminen, gef. Zwerg-, (von Karl Appelius in Erfurt) dürften ihres niedrigen, krau- sen Wuchses wegen sich gut für Töpfe eignen; sind aber schon längst bekannt. 3. Celosia, sp. nova, (ebendaher) eine Pflanze von 1| Fuss Höhe mit lanzettförmigen Blättern und 2 — 3 Zoll langen Blüthenähren von mattrother Farbe, welche wenig Effekt erregen. Ist nur als Abart der Celosia margaritacea zu betrachten. 4. Chrysanthemum carinatum venustum (von Karl Appelius in Erfurt) ist insofern von dem alten Chrysanthemum carinatum verschieden, dass nicht nur die Basis der Strahlblumen dunkel ge- färbt, sondern diese auch braunlich-, röthlich- oder gelb-bandirt sind. Da diese Form fast noch grös- sere Blumen und einen kräftigen Wuchs hat, so ist sie jedenfalls zu empfehlen. ü. Clarkia pulchella compacta (eben- daher) bildet einen schönen, niedrigen Busch, wel- cher seiner reichen BlüthenfüUe und grossen Blu- men wegen wohl des Anpflanzens werth ist. 6. Clarkia pulchella integripetala (von F. A. Haage jun. in Erfurt) ist der vorhergehenden ähnlich; nur erscheint der Wuchs etwas höher und leichter, so wie auch die einzelnen Blumenblätter, wie schon der Name sagt, breiter und voller sind. 7. Dianthus chinensis lacinatus hat den Empfehlungen vollständig entsprochen. 8. Dianthus Dunettii, eine Pflanze von 1 Fuss Höhe, welche ihrer vielen kleinen Blüthen wegen wohl zu empfehlen ist. 9. Godetia insignis (von F.A. Haagejun. in Erfurt), ein kleiner dichter Busch, welcher seiner hübschen rosa Blüthen halber, die fast den ganzen Sommer hindurch dauern, angepflanzt zu werden verdient. 10. Plelichrysum niveum (von Karl Appe- lius in Erfurt), an Grösse und Wuchs der schon bekannten Strohblume (H. bracteatum) ähnlich, un- terscheidet sich aber durch glänzend reinweisse Blüthen. 11. Hibiscus sp. Ispahan, (vomProfessor Koch) scheint in's Warmhaus zu gehören. Der Samen ging gut auf, die Pflanzen stockten aber bei dem nasskalten Wetter wieder ab. 12. Kürbis, Zier-, Bischofsmütze (von Karl Appelius in Erfurt), ein den Türkenbund ähn- lich geformter Kürbis von weisser Farbe. 13. Kürbis, Zier-, Türkenbund rosen- rother (von F. A. Haage jun. in Erfurt), in Form den schon bekannten ähnlich, nur von hübscher rother Farbe, welche ihm ein sehr schönes Anse- hen gibt. 14. Kürbis, Zier-, klein er Eichel-, (von Karl Appelius in Erfurt) würde sich seines schnel- len Wuchses, so wie der kleinen gelbgrünen Früchte wegen, zur Bekleidung von Spalieren, Laubenu. s. w. sehr gut eignen. 15. Kürbis, Zier-, Passion- oder Kai- sermütze (von F. A. Haage jun. in Erfurt), kam des kalten Sommers wegen nicht zur Reife. 16. Malven, neue englische, (von Mosch- kowitz & Siegling in Erfurt) blühten nur spärlich im verflossenen Sommer, zeichneten sich jedoch 198 durch besondere Füllung der ßlüthe und schöner Färbung aus. 17. Nigella hispanica alba (von Karl Appelius in Erfurt), eine schöne Zierpflanze, wel- che in der Farbe konstant zu bleiben scheint. IS. Nigella hispanica atropurpurea(eben- daher), unterscheidet sich von der alten Nigella hi- spanica durch ein dunkleres Blau. l!l. Tropaeolum hybridum, verschiedene Sorten, als: Cattles scharlachrothes Zwerg-, Carters goldgelbes Thom Thumb- (von F. A. Haage jun. in Erfurt), minus coccineum Cattles (von Karl Appelius in Erfurt) ranken nicht und sind ihres niedrigen, runden Wuchses wegen zu kleinen Gruppen sehr gut zu verwenden, doch scheinen sie in der Farbe sehr unbeständig zu sein. 20. Xeranthenium annuuni atropurpu- reum (von Karl Appelius in Erfurt), zeichnet sich als Form durch sehr hübsche dunkelgefärbte, rosen- rothe, gefüllte Blumen aus und ist daher zu em- pfehlen. Vertheilung von Samen und Pflanzen an die Mitglieder des Vereins. a. Sämereien. Einjährige Zierpflanzen an 35 Mitglied. 16.33 Portion. Gemüse-Sämereien an '2 1 „ ^b?> „ Ökonomische Gewächse an 9 „ 131 „ Summa '23l9Portion. Da manche Mitglieder nicht nur Blumen-, son- dern auch Gemüse- und ökonomische Samen be- gehrten, so beträgt die Zahl der Empfänger nur 4U. b. Pflanzen. Neue Sorten von Begonien, Verbenen, Fuch- sien, Georginen u. s. w. an 38 Mitglieder gegen 130 Stück. Ferner Tannenzapfen-Kartoffeln. Obststräucher, die neuen Maurer'schen gross- früchtigen Stachelbeeren in 30 Sorten sind an 13 Mitglieder 206 Exemplare vertheilt worden. c. Pflanzen zum Verloosen. Zu den regelmässigen Monats-Versammlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues wur- den im Ganzen 4iö Topfgewächse geliefert. Auch für das Jahr 1861 sind eine Menge als neu und nützlich empfohlener Sämereien von Som- mer-Gewächsen, Gemüsen und ökonomischen Pflan- zen beschafft worden, um sie behufs der Prüfung über ihren Werth anzubauen und geeigneten Falles unter die Mitglieder zu vertheilen. Auch die ver- gleichenden Dungversuche sollen in diesem Jahre fortgesetzt werden , erleiden aber auf den Wunsch mehrer Mitglieder insofern eine Abänderung, dass die einzelnen Stücke nicht von Neuem mit den entsprechenden Dungarten versehen wei'den, son- dern ungedüngt bleiben, um ein Resuhat über die Nachhaltigkeit der verschiedenen Duugstofl'e zu erlangen. Die Pomacecii und ihre natiir^emässe Eiutlieiliiug. Wir haben uns schon mehrmals dahin ausge- sprochen , dass zur Begründung der Genera nur der Blüthe und der Frucht entnommene Merkmahle keineswegs ausreichen, dass es demnach ein falscher Grundsatz ist, jede Verschiedenheit in Blüthe und Frucht dazu für genügend zu erachten; wenn der- gleichen Merkmale wohl auch immer die wichtige- ren sein und bleiben werden, so müssen doch noch andere Gründe, welche dem ganzen Leben der Pflanze entnommen sind, vorhanden sein, soll ein Geschlecht der natürlichen Anordnung entsprechen. Sogenannte künstliche Geschlechter widersprechen der heutigen Naturforschung ; sie mögen immerhin, um das Aufsuchen der Namen zu erleichtern, als Subgenera in systematischen Werken eine Stelle finden und hier eben so berechtigt sein, wie das Linne'sche Sexual-System, was sein Gründer selbst doch nur als vorläufig gegeben betrachtet wissen wollte. Die Pomaceen sind ohne Ausnahme Gehölze, deren Frucht eine sogenannte Aepfelfrucht (Po- mum) darstellt und bei vielen Arten essbar ist. L i n n e und J u s s i e u kannten nur dergleichen Arten und waren demnach auch wohl berechtigt, den Namen der Pomaceen für die zu der Abthei- lung gehörigen Pflanzen anzunehmen; neuerdings, wo auch andere Arten dazu gekommen sind, deren Früchte nicht fleischig sind und daher auch nicht gegessen werden, passt der Name nicht mehr. Es geht hier, wie bei manchen andern Benennungen, wo die ursprüngliche Ableitung ebenfalls im Wi- derspruche mit dem, was man heut zu Tage so nennt, steht. Es denkt z. B. Niemand daran, wenn er z. B. „hölzernes Falzbein" ausspricht, dass da- mit eigentlich ein Widerspruch gesagt ist, da Kno- chen (Bein) und Holz ganz verschiedene Dinge sind. Die Pomaceen kommen darin überein, dass die Spitze des Blüthenstieles während der Ent- wickelung der Blüthe sich wölbt, so dass, indem der Rand sich erhebt, eine Art Becher sich bildet, dessen Rand die blattartigen Blüthentheile nebst den S taubgefässen trägt, während in der Höhlung die 199 zum Fruchtknoten sich bildenden Fruchtblatftheile eingeschlossen werden und oft unter sich und mit der Innern Wand verwachsen. Das Fleischige der Apfelfrucht ist demnach die Wandung des Frucht- bechers, die sogenannten Scheidewände werden aber durch die eigentlichen Fruchtblätter gebildet. Dr. Karsten, dem wir eine eben in der 2'?. Nummer der botanischen Zeitung veröö'entlichte Entwicke- lungsgeschichte verdanken , hält den Fruchtbecher für die fleischige Kelchröhre, eine Ansicht, die von vielen andei-en Botanikern getheilt wird. Je nachdem die Scheidewände oder eigentlichen Fruchtblätter steinig, pergamcnt- oder endlich haut- artig sind, hat man für die in unseren Klimaten wachsenden Pomaceen um so mehr die Typen von 3 Abtheilungen oder, wenn man will, Geschlechtern, als damit auch andere Merkmale, der ganzen Pflanze entnommen, damit übereinstimmen. Crataegus, Pirus und Sorbus wären demnach 3 Genera, die man auch nur festhalten müsste, wenn nicht noch andere Gründe, die auf in der Blüthe oder in der Frucht, so wie sonst in der Pflanze liegenden Merkmalen beruhen, vorhanden wären , welche die Annahme noch anderer Geschlechter nothwendig machten. Es kommt noch dazu, dass ausserhalb des eigentlichen Verbreitungsbezirkes, oder auch inner- halb desselben, aber in den wärmeren Ländern der nördlichen gemässigten Zone, es Pflanzen gibt, die durchaus zu den Pomaceen gerechnet werden müs- sen, obwohl sie im eigentlichen Sinne des Wortes keine Apfelfrucht haben, d. h. der Fruchtbecher nicht fleischig ist, ja selbst die Fruchtknoten nicht, oder doch kaum nur an der Basis, mit diesem ver- wachsen sind. Der letztere Umstand bringt die Pomaceen in die nächste Nähe von Rosa, wo der Fruchtbecher die ganzen Fruchtknoten nur einschliesst, ohne eigentlich damit verwachsen zu sein. De Can- doUe d. A., so wie Lindley, welchem letzteren wir eine vorzügliche Monographie der Pomaceen verdanken (Transact. of the Linn. soc. XIII, p. 88), betrachten sie demnach auch nur als eine Abthei- lung der Rosaceen. Anderntheils sind die Poma- ceen den Myrtaceen, deren Hauptverbrcitungsbezirk sich in den tropischen und den wärmern Ländern der südlichen gemässigten Zone befindet, sehr nahe verwandt, so dass kaum durchgreifende Merkmale zur Unterscheidung beider vorhanden sein möchten. Während die Pomaceen abwechselnde und zum grössten Theile mit Nebenblättern versehene Blät- ter besitzen, sind diese bei den Myrtaceen zum grössten Theile gegenüberstehend und sehr selten mit Nebenblättern versehen; ausserdem zeichnen sie sich aber durch eine lederartige Konsistenz und in der Regel auch durch aromatisches üel enthaltende und in die Substanz eingesenkte Drüschen aus. Die Blüthe der Myrtaceen unterscheidet sich gar nicht von der der Pomaceen , wie auch aus einer Entwickelungsgeschichte hervorgeht, wohl aber er- scheint der Griffel bei den letztern, mit seltenen Ausnahmen , getheilt oder mehrfach. Die Frucht ist bei den Myrtaceen beeren- oder holzartig, bis- weilen auch eine aufspringende Kapsel. Die Granaten (Punica) stehen zwischen Myr- taceen und Pomaceen , den letztern und Rosa un- bedingt näher. Die zahlreichen Fruchtknoten ent- I wickeln sich hier mehr oder weniger spiralig an j der Innern Fläche des Fruchtbechers. 1. Crataegus L. (Mespilus Einiger), Dorn. Meist Sträucher, oft mit Dornen und bis jetzt über 6U beschrieben. Blätter selten einfach gesägt, son- dern häufiger gelappt und selbst fiederspaltig ; eine drüsige Scheibe schliesst meist die Oeffnung des Fruchtbechers ; die eingesenkten Früchte mit ein- ander verwachsen, mit harter Schale (oder mit an- dern Worten: Scheidewände hart); je 2 Eichen. 2. Mespilus L., Mispel. 1 Strauch; Blät- ter einfach, bisweilen gelappt ; die weite Oeffnung des Bechers nicht durch eine drüsige Scheibe ge- schlossen; die eingesenkten Früchte mit einander verwachsen, mit harter Schale ; je 2 Eichen. Ein Genus, was kaum beizubehalten sein möchte. Crataegus populifolia Walt, hat ebenfalls keine Scheibe. Spach, WiUdenow u. A. vereinigen deshalb Crataegus damit. 3. Cotoneaster Medik., Zwergmispel. Ge- gen 24 niedrige Sträucher mit ganzen Blättern. Die Oeffnung des Fruchtbechers später durch die ein- wärts geschlagenen Kelchblätter geschlossen; die eingesenkten Fruchtknoten unter sich frei, aber mit dem Fruchtbecher verwachsen ; je 2 Eichen. 4. Osteomeles Lindl., Steinmispel. Ein Strauch der Sandwichinseln mit gefiederten Blät- tern ; 5 eingesenkte Fruchtknoten, die auf's Innigste mit einander und mit dem dünnen Fruchtbecher verwachsen sind; Fruchtschale (Scheidewände) sehr hart und dick, l Eichen. 5. Pirus L., Kernobst. (Die Schreibart Py- rus ist erst im Mittelalter entstanden.) Wohl kaum 40 wahre Arten, aber in grösserer Anzahl beschrie- ben. Blätter sehr selten wenig gelappt, meist ge- sägt oder ganz, mit verästelten Seitennerven; ein- gesenkte Früchte durchaus verwachsen, mit oft per- gamentartiger Schale (d. h. mit anderen Worten: Scheidewand oft pergamentartig) ; Fruchtbecher flei- schig. 2, selten mehr Eichen. Samen befeuchtet nicht schleimig ; Blüthen in Dolden. 6. Cydonia Pers., Quittenstrauch. 6 strauchartige Gehölze; ganze oder auch gesägte Blätter mit verästelten Seitennerven; eingesenkte 200 Früchte durchaus verwachsen, mit pergamentartig;er Schale ; Fruchtbechpr fleischig ; viele Eichen ; BlO- then einzeln oder in Dolden ; Samen befeuchtet schleimig (ob bei allen Arten?). 7. Sorbus L. Eberesche und Mehlbeere. 25 Bäume, weniger Sträucher; Blätter gefiedert, fiederspaltig und ganz, im letzteren Falle mit scharf hervortretenden, parallelen Seitennerven; Blüthen- stand doldentraubig ; eingesenkte Früchte durchaus verwachsen , mit papierartiger oder häutiger Schale (d. h. mit anderen Worten : Scheidewand papier- artig oder häutig); Fruchtbecher weich oder härt- lich und zuletzt mehlai-tig und vom Kelche geschlos- sen ; 2 Eichen ; Samen befeuchtet nicht schleimig. 8. Aronia Pers. i — 6 nur im nördlichen Amerika wachsende Straucher; Blätter einfach, ge- sägt, mit verästelten Seitennerven; Blüthenstand doldentraubig; eingesenkte Früchte durchaus ver- wachsen, mit häutiger Schale ; Fruchtbecher weich ; zuletzt von den Kelchblättern geschlossen; 2 Eichen. Aronia, Sorbus und Pirus sind nur im Habitus verschieden. Bei vielen Birnen sind die Frucht- (Scheide-) Wände durchaus nicht perga- mentartig, sondern häutig. Viele Sorbus-Arten haben ebenfalls den Fruchtbecher später durch die Kelch- blätter geschlossen , wie es bei den Aronia-Arten der Fall ist. Cydonia möchte sich dagegen nicht einmal durch den Habitus von Pirus generisch un- terscheiden lassen. Es gibt Aepfel, die mehr als 2 Eichen in jedem Fache haben und die Schleim absondernde Eigenschaft der Samen kommt viel- leicht nur der ächten Quitte zu. Spach trennt Sorbus in 3 Genera: Sorbus, Cormus und Crataegus. Unter letzterem Namen versteht er Sorbus Aria L. und die verwandten Arten, während Sorbus domestica L. zum Ge- nus Cormus erhoben ist. 9. Peraphyllum Nutt. 1 nordamerikanischer Strauch ; linicnf'örmige Blätter ohne Nebenblätter. Das einzige Genus, wo die letzteren fehlen. Blü- thenstand eine arme Doldentraube ; 2 und 3 einge- senkte Früchte durchaus verwachsen, mit pergament- artiger Schale, unvollkommen 2fächrig; 2 Eichen. 11. Amelanchier Medik., Felsenbirn. tO Sträucher mit ganzen und gesägten Blättern; Blü- thenstand ährig; 5 eingesenkte Früchte durchaus verwachsen, mit pergamentartiger Schale, unvollkom- men 2fächrig (also die ganze Apfelfrucht lOfächrig); 2 Eichen. 12. Rhaphiölepis Lindl. Gegen 8 chinesische und indische Sträucher mit gesägten und immer- grünen Blättern; Kelch zu einer Röhre verwach- sen; 2 eingesenkte, völlig-verwachsene Früchte mit hautartiger Schale (d. h. Apfelfrucht 2fächrig, mit hautartigen Scheidewänden); 2 Eichen. 13. Stranvaesia Lindl. 2 Bäume des Hima- laja mit lederartigen , gesägten Blättern ; Blüthen- stand doldentraubig; 5 unter einander verwachsene Früchte, welche nur mit der Basis dem hautartigen Fruchtbecher anhängen und mit harter Schale ver- sehen sind; 2 Eichen (oder die ganze Frucht mit 10 Eichen). 14. Photinia Lindl. 1 kalifornischer und 11 chinesisch-indische Bäume; Blätter lederartig, ge- sägt; Blüthenstand rispig; 2 untereinander verwach- sene Früchte, welche nur mit der Basis dem flei- schigen Fruchtbecher anhängen und mit hautartiger Schale versehen ; 2 Eichen (oder die ganze Frucht mit 4 Eichen). 15. Eriobötrya Lindl. 3 chinesische Bäume und 1 Art aus Peru, die aber noch nicht beschrie- ben ist. Blätter gross, lederartig, gesägt; Blüthen- stand rispig oder traubig ; 5 völlig, d. h. unter sich und mit dem Fruchtbecher verwachsene Früchte, mit hautartiger Schale (oder Apfelfrucht nfächrig mit hautartigen Scheidewänden); 2 Eichen. Auch dieses Genus unterscheidet sich von Pi- rus und Sorbus nur durch den Habitus. 1(3. Hesp eromeles Lind. 6 peruanische und neugranadische Sträucher, zum Theil dornig und mit gesägten, selten dreilappigen Blättern ; Blüthen- stand doldentraubig; 5 eingesenkte, mit der Wan- dung des Fruchtbechers verwachsene, aber unter sich freie Fruchtknoten, jeder mit 1 Eichen. 17. Chamaemeles Lindl. Ein Strauch von der Insel Madeira mit umgekehrt-eirunden, schwach gekerbten und lederartigen Blättern ; Blüthenstand traubig ; 1 eingesenkter, mit dem Fruchtbecher ver- wachsener Fruchtknoten; 2 Eichen. Die Zahl der beschriebenen Pomaceen beträgt über 200, vielleicht, da unserer Meinung nach zu viel Arten gemacht sind, höchstens 170 — 180. Davon wächst die bei Weitem grösste Zahl in Europa und im Oriente, nämlich gegen 80, etwas weniger (über 60) kommen in Nordamerika vor. Nächstdem haben die Himalaya -Länder, China und Japan die meisten Arten, nämlich gegen 50. 12 Pomaceen sind in Sibirien beobachtet. Die übrigen kommen zerstreut in Peru und in den kolombischen Provinzen (7), in Mexiko (5), auf den Sandwichinseln (1) und auf Madeira (I) vor. Dass man in Afrika erst 2 und in Arabien eben so viel Arten beobachtet hat, liegt wohl daran, dass beide Länder botanisch noch zu wenig erforscht sind. Verlag von Karl Wiegancltin Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. ötarcke in Berlin. ,, ->r An '. V. -■ Wochenschrift des Vereines zur Refiirdenirio; des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. JW. 26. Berlin, den 27. Juni 1861. Preis des Jahrganges öy Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 39. Jahresfest des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am "23. Juni 1861. — De Vriese's Keise nach Java und den übrigen holländischen Inseln des grossen indischen Archipels. — Die Kernobstgehölze oder die Arten des Geschlech- Pirus. — Der Blendling des Lilium gigantcum Wall. 39. Jahresfest des Vereiucs zur Beförderung des Gartenbaues am '23. Juui 1861. In der 404. Versammlung, welche wiederum im Englischen Hause stattfand, wurden, wie all- jährlich , Verhandlungen und geschäftliche Angele- genheiten fern gehalten. Der Vorsitzende, Geheime Oberrcgierungsrath Knerk, sprach zunächst allen denen, die dieses Mal zur Verherrlichung der Aus- stellung beigetragen, aber auch denen, die die An- ordnungen getroffen und unterstützt hatten, im Namen des Vereines den verbindlichsten Dank aus. Hierauf erstattete derselbe über die Fortschritte der gesammten Gärtnerei, so wie über die Zustände des Vereines seit dem letzten Jahresfeste einen aus- führlichen Bericht. Das Erfreulichste war unbe- dingt, dass trotz der grossen Anstrengungen, welche der Verein hauptsächlich dadurch gemacht, dass man die früheren Verhandlungen durch die Wochen- Schrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde ersetzte, dass ferner trotz einer solchen Ausstellung, wie sie mit der im vorigen Herbste hier tagenden dritten Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter in's Leben gerufen, stattgefunden, die finanziellen Verhältnisse sehr befriedigt genannt werden konn- ten. Auch die mit dem Vereine auf's Innigste zu- sammenhängende Gärtnerlehranstalt zu Sanssouci und Landesbaumschule in Alt-Geltow bei Potsdam, welche beide unter der speciellen Leitung des Ge- neraldirektors Lenn4 in Sanssou9i stehen, befinden sich nach dem eingesandten Berichte des letztern fortwährend in blühendem Zustande. Am Jahresfeste findet die Neuwahl des Vor- standes statt. Der bisherige Vorsitzende legte da- her mit den übrigen Mitgliedern des Vorstandes sein Amt nieder und forderte zuvor noch den Di- rektor des Köhiischen Gymnasiums, Dr. August, auf, bis zur stattgefundenen Neuwahl den Vorsitz ' zu übernehmen. Das Skrutinium hingegen wurde dem Generaldirektor Leist hier, dem Hofbuch- drucker Hänel aus Magdeburg und dem Apothe- kenbesitzer August in übertragen. Nachdem die- ses geschehen, gingen aus der Wahlurne hervor: Vorsitzender: Geheimer Oberrcgierungsrath Knerk, 1. Stellvertreter: Professor Dr. Braun, 2. Stellvertreter: Garteninspektor Bouch^, Generalsekretär: Professor Dr. Koch, Schatzmeister: Rentier Bohnstedt. Nach diesem Berichte theilte der Vorsitzende im Preisrichteramte, Apothekenbesitzer Augustin, den Ausspruch der Preisrichter mit: Verhandelt Berlin, den '23. Juni 1861. A. Liiik's Preis. 1. Den Orchideen des Rittergutsbesitzers Moritz Reichenheim (Obergärtner Kraus). 'iÜ Thlr. Bemerkung. Da die Koniferengruppe des KommerzienrathesL.Reichenheira (Ober- gärtner Boese) wegen der Reichhahigkeit der Arten, der Schönheit der einzelnen Pflanzen nur um den ersten Preis hätte 26 202 konkurriren können, dieser Preis aber durch Majoritätsbeschluss der Preisriohter der Or- chideengruppe des Rittergutsbesitzers Mo- ritz Reichenheim zuerkannt wurde, so glaubte das Preisrichteramt nach dem Wort- laute des Programmes keinen der anderen Preise für diese Gruppe zuerkennen zu dür- fen. Es hält sich aber für verpflichtet, dies ausdrücklich hervorzuheben, indem sie der- selben ein Ehrendiplom zuerkennt. ß. ilriippiriiiigeii. 2. Der Gruppe des König 1. botanischen Gartens (Inspektor Bouche). lU Thlr. 3. Der Gruppe des Kunst- und Handelsgärtners Louis Mathieu. lü Thlr. 4. Der Gruppe des König!. Gartens in Bel- levue (Hofgärtner Crawack). ö Thlr. 5. Der Gruppe des Kunst- und Handelsgärtners AUardt. 5 Thlr. 6. Fällt aus. C. Ithiinentisfhe. 7. Dem Blumentische des Königl. botanischen Gartens (Inspektor Bouchö). lÜ Thlr. 8. Der Pelargonien-Gruppe vom Gutsbesitzer M. Reichenheim (Obergärtner Kraus). 10 Thlr. 9. Der Gruppe des Kunst- und Handelsgärtners Schindel, f) Thlr. 10. Fällt aus. 22. D. H Aufstelliisig kleinerer (iruppeii roii Plianzen Hirziiglicher kiiltiu'. Den Pflan?en des Universitätsgärtners Sauer. 10 Thlr. 12. Fällt aus. 13. Den Orchideen des Kommerzienrathes Leon. Reichenheim (Obergärtner Boese). ö Thlr. 14. Den Sonerilen des Fabrikbesitzers Danneel (Obergärtner Pasewald t). 5 Thlr. 15. Fällt aus. 16. FäUt aus. E. Eiiizplue St'liaiipfliiiizeii. 17. Der Mitraria coccinea des Fabrikbesitzers Nauen (Obergärtner Gireoud). 5 Thlr. 18. Der Thuja aurea des Kommerzienrathes Leon. Reichen heim (Obergärtner Boese). 5 Thlr. 19. Dem Clerodendron ßethuuianum des Geheimen Obermedizinalrathes Dr. Casper (Obergärtner Schmidt). 5 Thlr. 20. Dem Rhynchospermum jasminoides des Fa- brikbesitzers Nauen (Obergärtner Gireoud). 5 Thlr. 21. Dem Elaeocarpus cyaneus des Fabrikbesitzers Danneel (Obergärtner Pasewald t). 5 Thlr. 24. 25. 26. 97 : 28. 29. 30. 31. Der Klopstockia cerifera des Universitätsgärt- ners Sauer. 5 Thlr. F. >eue Eiiifiihriiii;;eii. Der Alocasia erythraea des Kunst- und Han- delsgärtners Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam. 5 Thlr. Der Campylobotrys regalis des Fabrikbesitzers Nauen (Obergärtner Gireoud). 5 -Thlr. (1. Friiciite iiiiil (ieinüse. Den Pflaumen des Obergärtners Brasse in Pless in Schlesien. ;') Thlr. Fällt aus. Den Gurken des Kunst- und Handelsgärtners Späth. 5 Thlr. IL U)i:e$(-Imi{ti'iie Blumen. Dem Bouquet des Gärtners Barleben im Kö- nigl. Universitätsgarten. Thlr. Dem Bouquet des Gärtners T heuer im Kö- nigl. botanischen Garten. 5 Thlr. Den abgeschnittenen Blumen der Viola tricolor maxima des Kunst- u. Handelsgärtners Schwa- necke in Gross-Oschersleben. '5 Thlr. Den Rosen des Kunst - und Handelsgärtners A. Jae nicke. 5 Thlr. I. Zur Verfiistuiig der Preisrichter. 32. 4 Preise: a. Der Vallota purpurea des Geheimen Ober- Hofbuchdruckers Decker (Obergärtner Rein ecke). 5 Thlr. b. Den Aepfeln des Schlosskastellans Gelte in Freyenwalde a. O. 5 Thlr. c. Dem Cyanophyllum magnificum des Kom- merzienrathes L. Reichenheim (Ober- gärtner B o es e). ö Thlr. d. Den Hortensien des Kunst- und Handels- gärtners C. Lackner. f) Thlr. K. Alis tieii aiisüf'l'allt'iieii Preisen. 33. Den Kaladien des Kunst - und Handelsgärt- ners B e n d a. 5 Thlr. 34. Den buntblättrigen Pflanzen des Kunst- und Handelsgärtners Lauche, an der Wildpark- station bei Potsdam. 5 Thlr. 35. Dem Cimmamomum aromaticum des Univer- sitätsgärtners Sauer. 5 Thlr. 36. Der Brownea grandiceps des Geheimen Ober- Hofbuchdruckers Decker (Obergärtner Rei- necke). 5 Thlr. 37. Der Alocasia argyroneura des Kunst- und Han- delsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam. 5 Thlr. 203 38. Den neuen Lycopodien des Kunst- und Han- delsgärtners Benda. fi Thlr. 39. Der Maranta orbifolia des Fabrikbesitzers Dan - neel (Obergärtner Pasewaldt). 5 Thlr. L. F,lirpiiili|ilome. 40. Den Kaladien des Fabrikbesitzers Dan neel (Obergärtner Pasewaldt). 41. Der Auswahl vieler neuer Pflanzen des Rentiers Engels in Köln (Obergärtner Mildebrandt). 42. Der Lomatia heterophylla des Königl. bota- nischen Gartens (Inspektor Bouche). 43. Den Rosen des Baumschulen -Besitzers Lor- berg. 44. Den 6 schön kultivirten Koniferen des Kom- merzienrathes Leonor Reichenheim (Ober- gärtner B oese). Zu bedauern ist es, dass mehre sehr preiswür- dige Ausstellungs-Gegenstände erst eintrafen, als die Preisvertheilung geschlossen war. Berlin, den "23. Juni 1861. H. Augustin. G. A. Fintelmaim. Üanneel. L. Mathieu. G. Forkert. H. Sauer. A. Haenel. Reinecke. W. Lauche. F. Zip/. J. Hoffmann. De Vrlese's Reise nach Java und den übrigen holländischen Inseln des grossen indischen Archipels. Es war im Oktober ISnT, als der Professor de Vriese in Leiden im Auftrage des niederlän- dischen Gouvernements eine Reise nach den unter niederländischer Botmässigkeit stehenden Inseln des grossen indischen Archipel's machte ; Anfang März dieses Jahres , also nach Pi^- jähriger Abwesenheit, ist er bereits glücklich , aber leider etwas leidend, wieder in Leiden augekommen. Im !!. Hefte der Flore des Jardins des Pays-Bas finden wir eine kurze Anzeige darüber, die wir hier in Uebersetzung wieder geben. Wenn auch der eigentliche Zweck der Reise war, Kenntniss von den dortigen Kultu- ren zu nehmen und über das, was vielleicht noch in Ausführung gebracht werden könnte , der Re- gierung zu berichten, so unterliegt es doch kei- nem Zweifel, dass ein Mann und Gelehrter, wie de Vriese, der für die Gärtnerei nicht minder grosses Interesse besitzt, als für die wissenschaftliche Botanik, auch das Interesse beider während der Reise nicht aus dem Auge verloren hat. De Vriese machte die Reise mit der engli- schen Ueberlandpost nach Ceylon, um daselbst einen Monat zu verweilen und die Kultur des Kaffee's, dieses interessanten Kulturzweiges, daselbst kennen zu lernen. Es musste für ihn von grossem Gewichte sein, auch die Manipulationen, welche man auf Ceylon in Anwendung bringt, in Augenschein zu nehmen und sie mit denen , welche auf Java gebräuchlich sind, zu vergleichen. Trotz der kurzen Zeit des Aufenthaltes nahm er aber auch andere Kultur- zweige noch in Augenschein. Im Januar ISöS kam de Vriese in Batavia an, um von nun an den eigentlichen Aufgaben seine Aufmerksamkeit zu widmen. Er sollte darnach: 1. von den grossen Kulturen in Niederländisch- indien, besonders auf Java, Kenntniss nehmen, 2. so wie von der Natur und der möglichen Verbesserung des Bodens, ferner 3. Mittel angeben, um den Kulturen eine grös- sere Ausdehnung zu geben, 4. eben so um Verbcsserungen anzubringen. End- lich lag ihm ob: 5. Kenntnissnahme von neuen Kulturen und An- gabe, wie schon vorhandene, aber noch von keiner Bedeutung, ausgedehnt werden könnten. Da Java in jeglicher Hinsicht den übrigen nie- derländischen Besitzungen voransteht, so wurde auch dieser Insel die meiste Zeit zugewendet. Nach allen Richtungen hin bereiste er sie und hielt sich in den verschiedenen Gegenden, je nach ihrer Wichtigkeit , eine kürzere oder längere Zeit auf. Zunächst nahm er einen längern Aufenthalt in der Preanger Regentschaft, der wichtigsten der Insel und ohngefähr \ derselben einnehmend. Hier, und namentlich im Distrikte Bandong, wird die Kultur des Kaffee's in grossartigem Massstabe nach der Weise, wie man in Amerika verfährt, betrieben. Nächstdem wendete er der Kultur des Indigo's seine Aufmerksamkeit zu und bemühte sich der Kultur der Baumwolle und des Kakaobaumes eine grössere Ausdehnung zu verschaffen. Endlich wa- ren die Kultur und die Krankheiten des Reises Gegenstand seiner besonderen Studien. Nachdem de Vriese noch die nordöstlich von Java liegende kleine Insel Madura kennen gelernt hatte, begab er sich nach den Molukken. Bereits hatte die Regierung ihm noch einen jungen talent- vollen Mann, A. H. Servatius, als Sekretär bei- gegeben; für die Reise nach den Molukken erbat de Vriese sich aber auch den Honorar-Inspektor der Kulturen, J. E. Teysmann, zur Begleitung. Im December 1859 wurde Java verlassen. Nach einem kurzen Aufenthalte auf Timor kamen die' Reisenden glücklich auf Banda, der grössten der Molukken-Inseln an, wo hauptsächlich der Muskat- nussbaum kultivirt wird. Bekanntlich ist diese In- sel sehr ungesund; der Sitz der niederländischen Regierung befindet sich deshalb auf der daneben- liegenden kleinen Insel Neira. Das gesunde Äm- 26 • 204 boina dagegen ist berühmt durch seine Kultur des Gewürznägeleinbaumes , scheint sich aber eben so für die Kultur des Kakaobaumes zu eignen. In Begleitung des Gouverneurs der Molukken, Ritter Goldmann, wurde nicht allein die grüsste Insel der Amboina- Gruppe durchforscht, sondern der Reihe nach auch Saparua, die Südküste von Ceram und Makariki besucht. Nachdem de Vriese nach Amboina zurück- gekehrt war, begab er sich auf einer Korvette nach der Insel Boeroe, wo zu gleicher Zeit die Insel Amblaauw und die Meerenge von Manipa berührt wurde. Auf Boeroe besuclite er zuerst die Ost- seite ; hierauf durchforschte er die Ebene von Ka- jeli, welche man neuerdings so sehr für eine euro- päische Kolonie empfohlen hat, um sich zuletzt der Südküste und der Insel Oki zuzuwenden. Nun begab sich der gelehrte Reisende nach Ternate, wo der Sitz des niederländischen Gouverneurs ist, nach Tidore und endlich nach der Insel Halmaheira, wo zuerst die Nordküste und dann der noch so wenig bekannte Osten bis zum Isthmus von Dodinga durch- forscht wurde. Grade diese Insel hat ausgedehnte und fruchtbare Ebenen , deren Bearbeitung viel verspricht. Auf einem andern Dampfschiffe reiste de Vriese später nach der Insel Batjan, die wegen ihrer Stein- kohlen ausserordentlich wichtig ist, und von da nach Menado auf der Ostspitze von Celebes, einer Insel, die für Kaffee-Kultur ebenfalls von Bedeutung zu werden verspricht. In der zweiten Hälfte des Jah- res 1860 kehrte de Vriese nach Java zurück und besuchte noch rasch das Innere der grossen Insel, wo selbständige Häuptlinge residiren. Schliesslich machte de Vriese auch einen Aus- flug nach Borneo und nach Padangsche Bovenlan- den auf der Westküste der Insel Sumatra, auf gleiche Weise nach Benkoelen eben daselbst, und kehrte hierauf nach Europa zurück , wo er , wie schon anfangs gesagt, Anfangs März anlangte. Die Kernobstgehölze Oller die Arten des Ceschlechtcs Pirus. 1. Allgemeines. Abgesehen von der Anwendung der Früchte der meisten hierhergehörigen Arten haben die Kern- obstgehölze auch für den Landschaftsgärtner und selbst für den Besitzer von kleineren Gärten man- nigfachen Werth. Ein schöner alter Birnbaum als Einzelpflanze mitten auf einer Rasenfläeke kann kaum in seiner Eigenthümlichkeit von einem andern Baume ersetzt werden; Fürst Püc kl er- Muskau besitzt einen solchen neben seiner Anlage in Branitz bei Cottbus am Ende eines Bauerngartens, den er hoch schätzt und ihn deshalb zu erwerben suchte. Der Apfelbaum wird wohl nicht so gross und wächst mehr in die Breite. Es wird aber wiederum Nie- mand leugnen wollen, dass er, wenn er mit Tau- senden der ziemlich-grossen, röthlichen und weissen Blüthen geschmückt ist, eine Zierde jedes Gartens und jeder Anlage darstellt. Es gilt dieses nicht weniger gegen den Herbst hin, wenn er mit oft rothwangigen Früchten prangt. Wir erlauben uns bei dieser Gelegenheit auf das sogenannte Orangerie- Obst, d. h. auf die kleinen Obst-, hauptsächlich Apfel- Bäumchen in Töpfen aufmerksam zu machen , da diese auch solche Liebhaber ziehen können, welche nicht über viel freien Raum zu disponiren haben. Wir sahen erst vor Kurzem in Herrenhausen bei Hannover bei dem Hofgartenmtister Borchers, so wie in Erfurt bei einem Liebhaber, dergleichen, an denen sich gewiss jeder Gartenfreund erfreut hätte. Wir haben aber ausserdem unter den Kernobst- gehölzen eine Reihe Arten , die schon früher viel- fach in Anlagen angewendet wurden und in der That auch alle Beachtung verdienen. Pirus spe- ctabilis in voller Blüthe bietet einen seltenen An- blick dar und bei der nur wenig schönern Pirus coronaria kommt noch dazu, dass die Blüthen einen angenehmen Gei'uch verbreiten. Wegen ihres eigenthümlichen, silberglänzenden, dem der Silber- weide nicht unähnlichen Laubes verdient aber auch Pirus salicifolia alle Beachtung. Sie bildet we- niger einen Baum, da ihre Aeste meist schon nahe der Basis beginnen und weit hin über und selbst auf dem Boden sich ausbreiten. Im Hintergrunde einer nicht zu grossen Rasenfläche vor dunkellau- bigem oder vor Nadelgehölz gibt das Birngehölz mit weidenartigen Blättern einen herrlichen Anblick. Wer den Friedensgarten in Sanssouci, gewiss eine der gelungensten und lieblichsten Schöpfungen Lenne's, kennt, wird sich auch der Gruppe, wie sie eben angegeben, erinnern und ihr gewiss ob ihrer Schönheit längere Zeit seine Aufmerksamkeit zugewendet haben. Alles dieses hat uns Gelegenheit gegeben, grade über Kernobstgehölze eine Abhandlung zu schrei- ben, zumal auch hier Gelehrte und Ungelehrte nicht immer einerlei Ansicht sind und die Synonymie, wenn auch nicht in gleichem Masse, wie anders wo, so doch einiger Massen im Argen liegt. Wir meinen noch nicht die zahllosen Ab- und Spiel- arten, so wie die Sorten, welche von Aepfeln und Birnen im Verlaufe, hauptsächlich der letzten Jahr- hunderte, künstlich und durch Zufall hervoi'gerufen 205 sind und den Obstzüchtern und Obstfreunden nicht wenige Schwierigkeiten darbieten; das überlassen wir den Pomologen, also den Männern vom Fache. Wir sind aber der Meinung, dass in der Pomologie weit weniger Verwirrung herrschte, wenn Pomona's Jünger weniger mit Kleinigkeiten sich abgeben wollten, als vielmehr die ganzen Pflanzen (nicht nur die Frucht) in's Auge l'assten und naturgemäss bei der Eintheilung verführen. Man schlage einmal die berühmtesten Handbücher über Pomologie nach und man wird meist nur vage Eintheilungsgründe und eben so keine scharfen Beschreibungen finden. Farbe und Fleisch, die beide grade sehr wandelbar sind und vom Zufall abhängen , sind in der Regel hauptsächlich berücksichtigt, während man auf den Bau der Frucht kaum Rücksicht nimmt. Wenn auch der Kelch meist bei der Unterscheidung ange- geben ist, so sucht man doch oft vergebens nach Merkmalen, die dem Kernhause entnommen sind. Man macht Durchschnitte und bildet diese ab, aber einer sieht , wie der andere, aus. Dass es Aepfel gibt, wo 3 über einander stehende Eichen resp. Samen sich in jedem Fache entwickeln, scheint man in der Pomologie nicht zu wissen. Erst jetzt fängt man an, dieses, so wie das ganze Wachsthum des Baumes, zu berücksichtigen und auch nach der Abstammung, nach den ur- sprünglichen Bäumen, zu fragen; v. Flotow in Dresden beschäftigt sich schon seit Jahren damit und Jahn in Meiningen gründet bei der Einthei- lung der Birnen sein System hauptsächlich auf den Habitus und die Blätter. Ein Werk verdient aber ganz besonders der Beachtung, weil es eine naturgemässe Eintheilung zu Grunde legt; es ist dieses Doch- nahl's Führer in der Obstkunde. Eben diese neue und von den übrigen abweichende Eintheilung mag Manchem unbequem sein, der sich schon auf andere Weise in die Pomologie hineingearbeitet hat, wer sich aber einmal die Mühe gegeben und den An- fang überwunden, wird gewiss sich später hier leichter zurecht finden. Man schreibt gewöhnlich Pyrus. Es ist die- ses selbst bei Botanikern der Fall, die gute Philo- logen zu sein sich rühmen und bei andern Gele- genheiten selbst Linnö verbessern. Und doch hat kein Lateiner, selbst nicht der spätem Zeit, Pyrus oder Pyrum geschrieben. Zwar wird in Forcellinus' Lexicon totius latinitatis wohl Pyrus erwähnt; sicher möchte es jedoch sein, dass das Wort erst im 13. Jahrhunderte, und zwar in einem die lotharingische Geschichte betreffenden Diplome so geschrieben vor- kommt. Die Botaniker« des 16. Jahrhundertes bis auf die neueste Zeit gebrauchen nur diese Schreib- art „Pyrus"; wir sehen uns jedoch um so weniger dadurch veranlasst, hier von der ächten Schreibart „Pirus" abzugehen, als dadurch in der Nomen- klatur auch nicht im Geringsten eine Verwirrung entsteht, wie es sonst bei anderen Verbesserungen vorkommen könnte. So leicht auch Apfel und Birn im gewöhnlichen Leben unterschieden werden, so schwierig ist es doch durchgreifende Merkmale heraus zu finden. Dass nicht alle Birnen kreiseiförmig sind, d. h. am unteren Ende allmählig sich verschmälern, sieht man an den Bergamotten ; umgekehrt haben wir Aepfel, wo der Stiel nicht in einer Vertiefung sitzt, die Frucht also nicht genabelt ist. Die älteren Botaniker gründeten allerdings hierauf ihren Unter- scliied zwischen Pirus im engern Sinne und Malus. Wichtiger ist der Umstand , dass bei den Aepfeln der untere Theil der Staubfäden aufrecht steht und mehr oder weniger die Griffel bedecken, während er sich bei den Birnen gleich ausbreitet, die gan- zen Staubfäden also ( und nicht nur der obere Theil, wie bei jenen) gleich anfangs divergiren. So geringfügig der Unterschied ist, so hat ihn Spach doch neuerdings wieder benutzt , um seine beiden Genera Pirus und Malus zu begründen. 2. Die Birngehölze (Pirus engeren Sinne). 1. P. communis L. Blätter nur in der Ju- gend auf der Unterfläche behaart, sonst, wie die Knospen, unbehaart und selbst glänzend, feinge- zähnelt; Blattstiel zum grossen Theil der Fläche an Länge gleich ; Stiel der Blumenblätter unbe- haart; Kelchblätter ausserhalb behaart. In den Gärten kultivirt man mehre Formen, welche gärtnerischen Werth haben, so die mit ge- füllten Blüthen, die mit buchtig gelappten (P. quer- cifolia), mit weiss panachirten (P. variegata) und mit gelbgerandeten Blättern (P. marginata). Es ist mehr als wahrscheinlich, dass unserer Birn ursprünglich 3 Arten zu Grunde liegen. Zwei haben später völlig unbehaarte Blätter mit feinge- zähneltem Rande. Während die eine von diesen mehr rundliche, jedoch mit einer besonderen Spitze versehene Blätter und eben so rundliche Früchte besitzt und wahrscheinlich Mutterpflanze der mei- sten Bergamotten ist, hat die andere längliche Blät- ter und kreiseiförmige Früchte. Die letztere wächst gewiss ursprünglich im südlichen Russland und mag früher auch in Griechenland und Italien, vielleicht in ganz Südeuropa, wild vorgekommen sein. Sie hat hauptsächlich ihren Standort an Rändern und kommt im wilden Zustande wohl nie in Wäldern vor. Auf unserer Reise in Südrussland haben wir sie viel- fach beobachtet, jenseits des kaukasischen Gebirges aber nie wild gesehen. 2. P. chinensis Lindl. Blätter gross, gezäh- nelt, glänzend, wie die Knospen stets unbehaart 206 und den Winter über meist dauernd, jung, eben so wie die jungen Zweigspitzon, bräunlich-grün; Kelch- blätter durchaus unbehaart ; eben so der Stiel der Blumenblätter; Frucht wenig länger als breit, in der Mitte mit dem grössten Durchmesser. Gewiss eine gute Art, welche wahrscheinlich in ihrem Vaterlande das etwas lederartige Laub nicht abwirft und sich durch schöne grosse Blüthen auszeichnet. In den Gärten findet man sie selten acht, so sehr sie es auch verdient. 3. P. glabra Boiss. Blätter länglich-lanzett- förmig, ganzraiidig, völlig unbehaart; Blattstiel dop- pelt kürzer als die Blattfläche; Kelchblätter drei- eckig, unbehaart; Blumenblätter rundlich, nicht in einen Stiel auslaufend. Diese in der Nähe von Schiras in Persien wach- sende Art, von der man die Frucht noch nicht kennt, steht unzweifelhaft dem gewöhnlichen Birnbäume sehr nahe und möchte kaum verschieden sein. 4. P. salvifolia DC. Blätter länglich, auf der Unterfläche fast immer wollig, eben so -die Knospen, kaum gezähnelt; Blattstiel meist doppelt kürzer als seine Fläche; Kelchblätter behaart; Stiel der Blumenblätter unbehaart; Frucht an der Basis plötzlich verschmälert. So viel wir wissen, ist diese Art eigentlich nir- gends wild aufgefunden worden. In Frankreich wird sie seit sehr langer Zeit als Poirier Sauger (hau|)tsächlich ein Orleannais), als Poirier de Cirole (hauptsächlich im Departement der Seine und Oise) und ausserdem als Poirier ä feuilles de Laurier, in Süddeutschland hingegen, besonders in Württem- berg, als Welsche Bratbirn, grüne Mostbirn, Ober- länderin u. s. w. kultivirt und aus ihr ein vorzüg- licher Cyder (Poiree der Franzosen) bereitet. Die filzigblättrige Abart der Pirus communis unse- rer meisten Botaniker halten wir nur für eine kul- tivirte Form derselben P. salvifolia. Von ihr stammen wahrscheinlich mehre unserer beliebten Birnen, wie die deutsche National -Bergamotte, Sickler's Schnialzbirn, die Sommerdechantsbirn, der grosse französische Katzenkopf u. s.w. P. Achras Wallr. und Py rast er W^allr. (Achras Spach) sind keineswegs gute Arten, sondern enthalten Formen der P. communis L. sowohl, als der P. salvi- folia DC. P. Achras umfasst die Formen mit kreiseiförmiger, P. Pyraster hingegen die mit rundlicher Frucht. Diese nennt hingegen wiederum Spach P. Achras. P. Upsaliensis Lodd. und P. dasyphylla Borkh. gehören ferner ebenfalls zu unserer P. salvifolia DC. 5. P. nivalis L. fil. Blätter breit -elliptisch, gegen den oberen Theil hin gezähnelt, auf der Un- terfläche stets filzig, oben zeitig unbehaart ; Blatt- stiel 3 und 4 Mal kürzer als die Blattfläche ; Blatt- knospen filzig; Kelchblätter behaart; Stiel der Blu- menblätter unbehaart ; Frucht rund, oft etwas von oben zusammengedrückt. Diese im Oesterreichischen nur verwildert vor- kommende Art möchte sich von P. salvifolia DC. kaum durch grössere und mehr runde Früchte un- terscheiden. Sie führt den Namen Schneebirn, weil sie erst spät im Winter, wenn Schnee gefallen ist, geniessbar wird. P. salvifolia DC. selbst ist übrigens wahr- scheinlich nur eine verwilderte Form einer Kultur- Birn der alten Kömer, welche diese aus Syrien erhalten haben mochten und deshalb auch syrische Birn nannten. Staramart dieser möchte wiederum die persische Birn, Pirus persica Pers. (Pirus sinaica Thouin), von der wir alsbald sprechen wer- den, sein. (). P. persica Pars. Blätter länglich, ganz- randig, oben glänzend, unten anfangs wollig, zu- letzt fast unbehaart; Blattstiel doppelt und mehrfach kürzer als die Blattfläche; Knospen behaart; Kelch- blätter behaart, kurz, breit-lanzettförmig; Stiel der Blumenblätter unbehaart; Frucht rund, oft von oben etwas zusammengedrückt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass P. p ersica Pers. und P. sinaica Thouin (P. Sinai Desf.) spe- cifisch nicht verschieden sind ; demnach hat die Pflanze im südlichen Oriente die ziemlich grosse Verbreitung von den Küsten des Mittelmeeres und dem nördlichen Arabien bis tief nach Persien hin- ein. Dort, und nicht in Nordamerika, wie fälsch- licher Weise angegeben wird (S. Spach bist. d. vegöt. phaner. II, p. 126), fand sie auch Michaux der Vater und brachte sie nach Paris, wo sie wie- derum unter dem Namen P. Michauxii von Bosc (S. Encycl. m^th. suppl. IV, p. 432) bekannt ge- macht wurde *). In der Kultur verlieren die Blät- ter meist sehr zeitig ihre Behaarung und nehmen eine blaugrüne Farbe an ; auch scheinen die Früchte kleiner zu bleiben. Das ist übrigens auch bei den Exemplaren der Fall, welche wir im Herbste 1843 in Kurdistan sahen. In den Gärten kommt sie bis- weilen auch als P. orientalis Hörn., als oleae- folia und olivaefolia vor. 7. P. paviflöra Desf. Blätter eirund oder länglich, auf der Uuterfläche weissfilzig, ganzran- dig; Blattstiel zweimal kürzer als die Blattfläche: Kelch unbehaart, lanzettförmig; Blumenblätter klein, rundlich, gekerbt, rosafarbig; Frucht rund. *) Von dieser Pflanze gibt Thouin (Me'm. du Mus. d'hist. nat. I, p. 175) eine Beschreibung, wornach die Blätter auf bei- den Flächen grade sehr behaart und selbst seidenglänzend sind. Auch sollen die Früchte weniger rundlich, als länglich sein. Sollte sich diese Art im Verlaufe der Zeit so verändert haben? 207 Diese nur durch eine Aubriet'sche Abbildung (S. Desfont. choix d. plant, tab. 59) bekannte Art wird wohl zweifelhaft bleiben. Nach Thouin soll sie der P. per sie a Pers. nahe stehen. 8. P. Pyrainus Raf. Blätter länglith, gekerbt, auf der Unterfläche in der Jugend wollig-behaart, später glatt und blaugrün; Blattstiel mehr als dop- pelt kürzer, als die Blattfläche; Kelchblätter kurz, lanzettförmig; Blumenblätter umgekehrt-herzförmig; Frucht rund. Gussone sagt selbst, dass seine P. cunei- folia, von welcher er in seinen seltenern Pflanzen auf der 39. Tafel eine Abbildung gibt, nicht ver- schieden ist. Nach Frucht-Exemplaren von dieser jedoch, welche sich in dem Königlichen Herbar in Berlin befinden, finden wir keine Merkmale, um sie von der P. persica zu unterscheiden, von der sie ebenfalls, wie P. salviaefolia, eine verwilderte Form darstellen möchte. Wir wagen jedoch so lange nicht, sie damit zu vereinigen, als uns nicht auch Blüthen-EÄcmplare zu Gebote stehen. Sollte nicht P. oblong ifolia Spach (bist. d. veg^t. phan. II, pag. rJ8) hierher gehören? Leider kennen wir die Pflanze nur aus der Beschreibung. 9. P. elaeagr ifolia Pall. Blätter elliptisch, nach beiden Enden spitz zulaufend, ganzrandig, auf der Unterfläche filzig -seidenglänzend, auf der Oberfläche weniger, sich später oft ganz verlierend; Blattstiel 2- und mehrmals kürzer als die Blattfläche; Knospen wollig; Kelchblätter kurz, breit -lanzett- förmig, wollig; Blumenblätter an der Basis unbe- haart: Frucht rund. Eine in Transkaukasien und dem nördlichen Ariiienien viel verbreitete Art und auch schon sehr lange in unseren Gärten, wo sie oft mit viel Erfolg angewendet ist. De Candolle und viele Andere nach ihm schreiben fälschlicher Weise Pirus elaeagnif olia. 10. P. incana C. Koch. Blätter elliptisch, ganzrandig, auf beiden Flächen stets graufilzig, oft auch seidenglänzend ; Blattstiel sehr kurz, mehr- mals kleiner als die Blattfläche; Blattkospen grau- filzig; Blüthen noch unbekannt; Frucht rund, filzig, vom schüsseiförmigen Kelche mit längern, lanzett- förmigen Abschnitten gekrönt. Im Jahre 1843 im pontischen Gebirge und in Hocharmenien von uns entdeckt und noch nicht in den Gärten. Von der nahverwandten P. elaea- grifolia durch stets filzige und an beiden Enden weniger in eine lange Spitze auslaufende Blätter leicht zu unterscheiden. 11. P. amygdaliformi s Vill. Blätter lang, elliptisch, im jugendlichen Zustande, besonders auf der untern Fläche, filzig, später mehr oder weniger unbehaart; Blattstiel mehrmals kürzer, als die Blatt- fläche; Blattknospen graufilzig; Kelchblätter kurz, lanzettförmig; Blumenblätter an der Basis behaart; Frucht rundlich, an der Basis oft wenig verschmälert. Kommt im südlichen Europa viel vor. Ob auch von ihr einige unserer Birnsorten stammen, ist un- gewiss. Von den Botanikern ist sie unter verschie- denen Namen veröffentlicht worden , als P. salici- folia Lois., cuneifolia Vis. (nicht Guss.), eriopleura Rchb., nivalis Lindl., parviflora Guss. (nicht Desf.) und salviaefolia Pett. Sie steht der P. elaeagrif olia Pall. sehr nahe , scheint aber die filzige Behaarung auf den Blättern weit leichter zu verlieren. Charakteristisch für sie ist aber die zottige Behaarunsr an der Basis der Blumenblätter. \'l. P. salicifolia L.fil. Blätter sehr schmal- elliptisch (linien-lanzettförmig vieler Botaniker), grau- filzig auf beiden Flächen, ganzrandig oder gegen die Spitze hin gezähnelt; Blattstiel 4- und mehrmals kürzer als die Blattfläche; Blattknospen graufilzig; Kelchblätter dreieckig-zugespitzt, filzig, zuletzt bis- weilen oben unbehaart; Fi'ucht rundlich, gegen die Basis hin kurz verschmälert. Diese für Anlagen nicht genug zu empfehlende Art wächst in den Ebenen jenseits und diesseits des Kaukasus, besonders auf der Ostseite und ist mit ihren schmalen und filzigen Blättern leicht zu erkennen. 13. P. angustifolia Dne. Blätter länglich- linienförmig, jedoch mit abgerundeter Basis, auf beiden Flächen unbehaart; Blattstiel schlank, ziem- lich lang; Knospen unbehaart; Frucht rundlich- kreiselförmig, unbehaart, auf dicken zolllangen Stielen. Diese in Syrien beobachtete Art befindet sich i nicht in Kultur und ist uns nur aus der Beschrei- bung bekannt. 14. P. Pollveria L. Blätter elliptisch, tief und doppelt-gesägt, filzig, später auf der Oberfläche ziemlich unbehaart; Blattstiel doppelt und dreifach kürzer als die Blattfläche ; ßlattknospen filzig; Blü- thenstlele ästig; Kelchblätter filzig; Blumenblätter an der Basis wollig; B^-ucht an der Basis verlängert. Diese zuerst von Job. Bauhin in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundertes zu Bollweiler im Elsass be- obachtete und deshalb P. Pollvilleriana von ihm genannte Art ist bis jetzt nirgends wild gesehen worden. Die Franzosen geben Deutschland, wozu allerdings früher Elsass gehörte, an. Roth spricht sich sogar bestimmter aus, indem er die Art im Oldenburg'schen und im Bremen'schen wild wach- sen lässt. Job. Bauhin glaubt selbst, dass die Rothbirn, unter welchem deutschen Namen er sie ebenfalls aufführt, ein Blendling der gewöhnlichen Bim und dem grossen Mehlbaume (Sorbus Aria) 208 sei. Möglich, dass sie aus Italien stammt, denn sie führt auch den Namen: neapolitanische Mispel. Aus- serdem wird sie aber bei uns noch Hambuttenbirn, rothe Azerolbirn und rothe Honigbirn genannt. Spach führt noch eine Pirus malifolia (bist. d. veget. phan. II, p. 131) auf, die sich durch we- niger behaarte Blätter, so wie durch weit grössere Blüthen und Früchte unterscheiden soll. Er selbst hält sie für einen Blendling der P. PoUveria und irgend einer Biru-Sorte. Ausser dieser hat Spach in demselben Werke noch 2 Arten (p. li^^ und i'i9): P. oblongifolia und canescens, aufgestellt, welche der P. per- sica(sinaica) nahe stehen sollen. Die erstere scheint um so mehr von der P. elaeagrif olia Pall. nicht verschieden zu sein, als er diese nicht zu kennen scheint. Vielleicht gehört sie aber auch, wie schon oben gesagt, zu P. Pyrainus Raf. P. canescens haben wir kultivirt, aber nur klein und weder blü- hend, noch in Früchten gesehen und wagen deshalb nicht darüber zu entscheiden. Die Blätter sind sehr schmal, die Früchte hingegen sollen doppelt so gross sein, als die wilden Birnen. 15. P. syriaca Boiss. Junge Triebe und Blätter sind völlig unbehaart, letztere am unteren Theile der Zweige in Büscheln, ausserdem abwech- selnd, schmal-elliptisch, oder länghch-lanzettförmig, gesägt; Blattstiel schlank, die Hälfte kürzer als die Blattfläche; die Blüthen sind noch unbekannt; Frucht rund, aber doch plötzlich in den Stiel ver- schmälert, von den eirund-lanzettförmigen und wol- ligen Kelchblättern gekrönt ; Scheidewände unvoll- ständig, daher nur eine Höhlung im Innern *). Eine schon durch die Blattform eigenthümliche Art, die in Syrien wächst. 16. P. trilobata DC. Triebe und Blätter völlig unbehaart; letztere im Umkreise eirund, 3- und ;3-lappig, denen der Sorbus domestica nicht unähnlich, unterste Abschnitte meist hori- zontal und oft wieder einmal gelappt, gesägt; Blattstiel schlank, eben so lang, als die Blattfläche; Frucht rund, völlig unbehaart, aber vom grossem, aufrechtem, wolligem Kelche gekrönt. Schade, dass diese, wie die vorige, nicht in Kultur ist , da beide in jeglicher Hinsicht ausge- zeichnet sein müssen. Vielleicht steht sie richtiger neben Sorbus torminalis? Allerdings weichen die hoch herauf verwachsenen Griffel wesentlich ab. *) Ein Original-Exemplar, was sieh im Königlichen botani- schen Herbar zu Berlin bcfimlet und Früchte besitzt, hat diese deutlich 5- und nicht 1-fächrig, daher die Angabe Boissier's wohl nur auf einem Versehen oder auf einem Zufall beruht. Der Blendling des Liliuni gigantcnm Wall. In der 403. Versammlung des Vereines am 26. Mai wurde angeblich ein Blendling des Lilium gi gante um mit L. speciosum (lancifolium ru- brum der Gärten) ausgestellt ; wir sprachen schon in dem Berichte (Seite '27U) uns dahin aus, dass dieser angebliche Blendling kaum sich von dem Lilium giganteum selbst unterscheiden möchte. Einige Tage darauf theilte uns jedoch der Ober- gärtner im Garten des Kommerzienrathes Dannen- berger, Langguth, unter dessen Pflege besagter Blendling die letzte Zeit gestanden hatte, mit, was ihm über die Entstehung desselben berichtet sei; wir fühlten uns im Interesse der Gärtnerei verpflich- tet, wenn auch (bei völliger Entfaltung der Blüthen) sich nur geringe Unterschiede von der Hauptform zeigten, die Angaben zu veröffentlichen (Seite 184). Ueber den Ursprung des vermeintlichen Blend- linges erhalten wir jedoch von dem Züchter selbst, dem Obergärtner Gaerdt, der damals, alsLilium giganteum zum ersten Male in Berlin, und zwar zu gleicher Zeit in '2 Privatgärten, in dem des Kom- merzienrathes Dannenberger und in dem des Fabrikbesitzers Nauen, blühte, die Leitung des ersteren hatte (S. AUgem. Gartenz. XXII. Jahrg. S. 16ö), eine Berichtigung, die wir nicht vorenthal- ten dürfen. Darnach geschah die Befruchtung des Lilium giganteum imJahre 1854 nicht mit dem Blüthenstaube des L. speciosum, sondern mit dem des L. chalcedonicum. Die abgeblühte Pflanze wurde zum vollständigen Reifen des Samens dem Kunst- und Handelsgärtner Louis Mathieu hier in Berlin übergeben. Die erhaltenen Samen wurden ausgesäet und brachten alsbald junge Pflanzen her- vor. Eine derselben hatte sich nach 7 Jahren so erstärkt, dass sie Ende Mai ihre Blüthen entfaltete und am 26. genannten Monates zur Monatsausstel- lung geliefert wei'den konnte. Nach der weiteren jSIittheiluug des Obergärtners Gaerdt ist es zweifelhaft, dass die sehr geringen Unterschiede in der Blume des ausgestellten Exem- plares einem Einflüsse der versuchten Befruchtung mit dem Blüthenstaube des L. chalcedonicum zuzuschreiben sind ; er möchte sie vielmehr nur als eine durch Boden oder sonst hervorgerufene Ab- änderung halten. Es ist nicht zu leugnen, dass ein Blendling des L. giganteum mit chalcedoni- cum, wenn er wirklich möglich wäre, für die Gärt- nerei ein grosser Gewinn sein müsste. Die grünlich o-elbliche oder gelblich-weisse Farbe der Blume des ersteren imponirt nicht sehr, was aber, wenn die Farbe eine rothe wäre, im hohen Grade der Fall sein müsse. Freilich stehen L. chalcedonicum und giganteum einander verwandtschaftlich fern. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandanteustrasse 62. Druck von J. F. btarcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung; des Gartenbaues in den Könifflich Preussisehen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Kocil. M 27. Berlin, den 4. Juli 1861. Preis des Jahrganges 5j Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Festausstellung desVereines zur Beförderung des Gartenbaues am 23. und '24. Juni 1861. — Die Apfelgehölze. (Die Arten des Subgenus Malus.) — De Jonghe's neueste Birnen. — Beilage. Die Festausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenb blühende Bromelia- ceen, für die am Besten gezogene blühende Rose, für 12 blühende Oleander, für 12 blühende Fancy- Pelargonien, für das am Besten gezogene Pelai-go- nium, für 12 blühende Fuchsien, für 12 blühende Petunien, für 20 blühende Heliotrop, für 20 blü- hende Lantanon , für 20 blühende krautartige, für eben so viel strauchartige Calceolarien, für 20 blü- hende Sommergewächse, für 20 blühende Nelken, für 20 blühende Phlox, für 12 blühende Dahlien (Georginen) in Töpfen , für 12 blühende Schling- pflanzen , für eine Sammlung abgeschnittener Blu- men von Zwiebel- und Knollengewächsen, für eine gleiche von Gladiolus, für ein Tafelblumenstück, für eine Sammlung reifer Erdbeeren, für 2 Ananas, für 3 reife Trauben, für 6 reife Pfirsiche und für 2 reife Melonen. Ausserdem standen noch 3 Preise von 15, 10 und 5 Fl. für im Programme nicht vorhergesehene Gegenstände, so wie 1 Pi-eis von 10 und 3 Preise von 5 Fl. zur freien Verfügung der Preisrichter, ausserdem aber noch 12 Ehrendiplome. Jedem zugesprochenen Preis wird noch ein Anerkennungsdiplom beigefügt. Cleiiiatis Viticella vciiosa. Von Willi. Kiampcn, Kunst- und Handelsgärtner in Rosskothen bei Essen. Auf Ihre Anfrage in Betreff des Ursprunges der von mir in den Handel gebrachten Clematis Viticella venosa (Wochenschr. S. 160) theile ich Ihnen zunächst folgendes mit. Fern bin ich davon, mir die Ehre geben zu wollen, als wäre diese schöne Schlingpflanze von mir gezüchtet worden ; nicht ich, sondern J. H. Wilke in Arnheim hat sie durch Befruchtung der Clematis azurea grandiflora mit Cl. Viticella, was auch wahrscheinlicher ist, wie mit Atragena alpina, erhalten. Ich sah sie zuerst im Sommer 1856 in 2 Exem- plaren in der Blüthe, kaufte das eine und erzielte recht bald eine ansehnliche Vermehrung, wofür ich in Gent und Paris erfreuliche Absatzquellen fand. Auch an mehre der ersten Handelsgärtnereien Deutschlands hatte ich gleichzeitig Blumen von diesem herrlichen Blendling gesandt und zu glei- chen Preisen offerirt. Man fand es hier jedoch für besser, dieselben nicht von mir zu kaufen, sondern sie lieber in Pflanzen von meiner Vermehrung aus Gent und Paris, und zwar zu doppelt hohen Prei- sen, zu beziehen. Es ist dieses leider ein trauriges Zeugniss, was die deutschen Handelsgärtnertien und Gartenbesitzer zum Nachtheil der Geschäfte fort und fort auszustellen sich bestreben. Ein deutsches Er- zeugniss erhält erst Werth, wenn dieser vom Aus- lande her anerkannt wird; diese Sucht nach dem Ausländischen erstreckt sich sogar auf die Namen, die durchaus ausländisch sein müssen. Man bezahlt nicht allein mehr, sondern erhält in der Regel auch schlechtere Waare ; man ist aber zufrieden , denn man hat ja die Pflanze um vieles Geld aus dem Auslande bezogen und kann sich dessen rühmen. Der besagte Blendling ist übrigens in jeder Beziehung prächtig und verdient unter seinen \^ er- wandten unstreitig den ersten Rang. Ausser der schönen Form und Haltung der Blumen entwickelt er einen bis zum Spätherbste dauernden Blüthen- reichthum, hat einen kräftigen Wuchs und ist dabei ganz fest und ausdauernd im Winter. Seit 10 — 12 Jahren besitze ich noch eine aus Samen gewonnene Varietät von Cl. Viticella mit ganz dunkelschwarz-violetten Blumen, die in Form und Haltung der Mutter gleich sind. Der Wuchs derselben aber ist viel robuster, jedoch nicht so blüthenreich. Vor einigen Jahren, ich glaube 1858, brachte Rinz in Frankfurt a. M. Clematis Frank ofur- tensis in den Handel, die ich nach Abbildung und Beschreibung ganz identisch mit meiner erwähnten, aber viel älteren Varietät halte. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. btarcke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur Uefilrderiins; des Gartenbaues in den Könij?lich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. M 30. Berlin, den 25. Juli 1861. Preis des Jahrganges 5^ Thlr.. sowohl hei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Paritium elatum G. Don, die Mutterpflanze des Cuba-Bastes. und Javvis-Guano. — Eine Nelkenflor. Einige neuere Blattpflanzen (Fortsetzung). — Baker- Sonntag, den 28. Juli, Mittags 11', Uhr, findet im Palmenhause des Königlichen botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Dienstag, den 30. Juli, findet eine Exkursion nach dem Babelsberg, nach Sakrow und nach der Nedlitzer Fähre statt. Anmeldungen dazu werden bei dem Generalsekretariate (Bernburger Str. 13) ent- gegengenommen. Die Abfahrt geschieht vom Potsdamer Bahnhofe mit dem Zehn-Uhr-Zuge des Vormittags. Paritiiiiii elatiim (i. Dou, die Mutterpflanze des Cuba-Bastes. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass un- sere in Gärten und Gewächshäusern gezogenen Pflanzen ein weit höheres Interesse in Anspruch nehmen, wenn neben dem ästhetischen Momente, mag dieses von der schönen Blüthe oder von der eigenthümlichen Blattform, aber auch von dem Grün des Laubes abhängig sein, noch andere Dinge vor- handen sind, welche man zu beachten hat. Wenn wir von der wohlgefälligen Art und Weise, wie ein schönes Exemplar des Tetrdpanax papyri- ferum C.Koch (Aralia papyrifera Hook.) sich un- seren Augen darbietet, auch noch so erfreut sind, so werden wir gewiss noch länger dabei verweilen, wenn wir erfahren, dass es selbst die Pflanze ist, welche das schöne chinesische Seiden-Papier liefert. Artocarpus incisa L. fil. ist jetzt eine beliebte Blattpflanze in den Warmhäusern ; sie gewinnt aber gewiss für Jedermann ein höheres Interesse, wenn man weiss, dass es dieselbe Pflanze ist, von der drei zu mächtigen Bäumen emporgewachsene Exem- plare, hauptsächlich auf den Sunda- und andern Inseln des Stillen Oceans, im Stande sind, eine ganze Familie das ganze Jahr hindurch zu ernäh- ren und welche deshalb als Brotbaum schon längst bekannt ist. Durch die Vermittelung des botanischen Gar- tens in Kew sind wir nun auch in den Besitz der Pflanze gekommen, welche den sogenannten Cuba- Bast liefert, und ersehen dabei, dass diese (Pari- tium elatum G. Don) zu gleicher Zeit auch alle Berücksichtigung von Seiten der Pflanzen- und Blumenliebhaber verdient. Wie ihre Verwandten, die Hibiscus- Arten, so besitzt nämlich auch Pari- tium elatum eine grosse und prächtige rothe Blume, die zum Theil an unsern Rosen-Hibiscus (Hibiscus ßosa sinensis L.) erinnert. Obwohl die Pflanze in ihrem Vaterlande einen ansehnlichen Baum von fiU bis (30 Fuss Höhe bildet, so scheint sie doch in unseren Gewächshäusern schon in jugend- lichem Zustande zu blühen. Auch dieser Umstand möchte zur Empfehlung dienen. Das Genus Paritium A.Juss. steht, wie ge- sagt, dem Genus Hibiscus sehr nahe und wurde im Jahre 1825 aufgestellt; der Name ist der Be- nennung einer ursprünglich ostindischen Art, dem P. tiliaceum A. Juss., entlehnt. Es unterscheidet sich von Hibiscus, dass die 5 Fächer durch un- vollkommene Scheidewände wiederum getheilt sind und der Fruchtknoten, so wie die Kapsel, dadurch lOfächrig werden. Da aber sonst, und namentlich 30 234 im Habitus, kein weiteres Merkmal zur Unterschei- dung geboten ist, so wird das Genus Paritium wohl mit Recht keineswegs allgemein angenommen. Unter der Rinde der holzigen, aber auch eini- ger krautartigen Tiliaceen und Malvaceen, zu wel- cher letzteren Familie unser Paritium, sowie Hibiscus, gehören , befindet sich sehr häufig ein langer und zäher Bast, der zu allerhand technischen Zwecken benutzt wird. Der Lindenbast ist in Europa seit sehr langer Zeit ein bedeutender Handelsartikel, der besonders aus den grossen Wäldern im Nord- westen des Ural, also an der äussersten Gränze des europäischen Russlands, gewonnen und nach allen Kulturländern auf der Erde verführt wurde. In grossen Massen ging er auch nach Amerika und diente, hauptsächlich in Westindien, vor Allem auf der Insel Cuba, wo bekanntlich viel Tabak gebaut wird, zum Einwickeln der Cigarren. Auf diese Weise kam der russische Lindenbast wiederum aus der Neuen Welt nach Europa zurück. Als aber durch den russisch-türkischen Krieg vor einigen Jahren die Ausfuhr des Lindenbastes gehemmt wurde , sah man sich in Cuba und den anderen westindischen Inseln, wo Tabak gebaut wurde, gezwungen, nach einem anderen Vehikel sich umzusehen. Da die Eingebornen sich schon seit langer Zeit zu gleichen Zwecken des Bastes einer Pflanze bedienten und dieser als Cubabast leicht zu bekommen war, so trat er alsbald an die Stelle des Lindenbastes. Eine Zeit lang glaubte man bei uns , dass der Cubabast von dem soge- genannten Spitzenholze, Lagetta lin t earia Lam., deren Bast im Vaterlande zu allerhand feinerem Gewebe benutzt wird — ein Umstand , der zur Benennung Veranlassung gegeben hat, denn linteum bedeutet bei den Römern : Leinwand — stamme, bis man in der neuesten Zeit durch Vergleichun- gen gefunden hat , dass der besagte Bast nicht von dieser Pflanze, sondern von einer Malvacee, und zwar von Paritium elatum G.Don, stamme. Es sei übrigens nebenbei bemerkt, dass die La- getta lintearia unsei'er Gewächshäuser keines- wegs die ächte Pflanze d. N. ist, sondern Vi 11a- resia grandiflora Fisch, eine Apocynee dar- stellt. Paritium elatum G. Don (Hibiscus elatus Swartz) ist eine schon längst bekannte Pflanze in den Wäldern Cuba's, die dem Paritium tilia- ceum A. Juss., dem Pariti der Hindu's, sehr nahe steht und sich von diesem nur durch eine viel be- deutendere Höhe und durch einen üzähnigen (nicht 5theiligen) Kelch unterscheidet. Viele Botaniker hal- ten die Pflanze sogar für gar nicht verschieden von genannter, und auf Cuba nur für verwildert. P. ti- liaceum A. Juss. (Hibiscus tiliaceus L.) gehört nämlich zu den nützlichen Pflanzen der heissen Länder, welche sich seit geraumer Zeit schon von der Alten Welt, und zwar zunächst aus Ostindien, nach der Neuen Welt verbreitet haben und sich jetzt in den Tropen Amerika's sehr häufig vorfinden. Ein Umstand möchte jedoch ausser den schon angegebenen Merkmalen gegen die Identität von P. tiliaceum und elatum sprechen. Das Holz des ersteren ist nämlich so leicht, dass es bei den Franzosen : Bois de liege d. i. Korkholz, auch Bois de flot, also Holz zur Fähre, genannt wird, das von P. elatum hingegen muss weit härter und fester sein , da es auf der südlich von Cuba gele- genen Insel Jamaika häufig zu allerhand Möbels gebraucht wird. Wegen des grün-marmorirten An- sehens hat dieses auch allgemein den Namen des grünen Ebenholzes erhalten. Sollte übrigens wirklich P. tiliaceum auf den Antillen sich so rasch ver- mehrt und sein Holz sich so umgewandelt haben, dass es in den Wäldern daselbst gemein wurde und eine dem Ebenholz ähnliche Festigkeit erhalten hätte? Festes Holz ist überhaupt in der ganzen Familie der Malvaceen eine seltene Ausnahme. Eiiii|;e ueniTF ßlatt|tflaiizen. (Fortsetzung.) III. Aus der Gruppe der Senecioneen. Aus '2 Gruppen der Körbchenträger (Compo- sitae) haben wir bereits einige Blattpflanzen empfoh- len; wir kommen jetzt zu einigen aus einer anderen Abtheilung der grossen Familie, welche gewöhnlich als die Unterfamilie der Senecioneen bezeichnet wird. Jussieu, der Gründer des natürlichen Sy- stemes, betrachtete diese mit der allerdings kaum festzuhaltenden Unterfamilie der Asteroideen als eine selbständige Familie, der er den Nimen Corym- biferae, zu deutsch Traubendoldler, gab. Eine Traubendolde ist es nämlich, die die Blüthen der meisten hierher gehörigen Arten bilden. Die Traubendoldler sind über die ganze Erile in Menge verbreitet, während die Lattichblüthler und Distel-, pflanzen hauptsächlich auf der nördlichen Hemi- sphäre, und zwar in der gemässigten Zone, ver- treten sind. Von den 12 bis 14ÜÜÜ Arten der Körbchenträger kommen allein '2 Drittel und viel- leicht noch mehr auf die Traubendoldler allein. Dass unter einer so grossen Anzahl von Pflan- zen auch solche vorhanden sind, die wir als Blatt- pflanzen für das freie Land bezeichnen, darf nicht auffallen. Hofgärtner Morsch in Charlottenhof bei Potsdam hat hier wiederum das Verdienst, manche (besonders Senecio -Arten) zuerst in Anwendung 235 gebracht zu haben. Es ist dieses ganz besonders in der Unterabtheilung, welche man gewöhnlich als Heliantheen bezeichnet der Fall; ausserdem sind aber manche Kreuzkräuter oder Senecionen in der neuesten Zeit als Blattpflanzen benutzt worden. Das Genus Senecio ist lür die Kenntniss eins der schwierigsten, was wir haben. Abgesehen von der grossen Anzahl der Arten, — deCandolle führt in seinem Prodromus gegen 600 auf; seitdem sind wiederum über HöO neu beschrieben , so dass die Gesanimtzahl nahe lOOO beträgt — so bieten sich in der Bestimmung dadurch grosse Schwierigkeiten dar, dass die einzelnen Arten in ihrem Formenkreise schwierig festzustellen sind und ähnliche Formen, wie wir beispielsweise in Europa haben, sich in weit entfernten Ländern, so in Mexiko, Peru u. s.w. wiederholen. Das Vaterland übt daher zum Theil auf die eigenthümliche Ausbildung der Arten kei- nen oder nur einen sehr geringen Einfluss aus. Andererseits kommen aber wiederum unter den Senecio-Arten Formen vor, welche man gewiss nicht unter den Kreuzkräutern sucht und zum Theil selbst den Körbchenträgern übeihaupt fremd sind. S. pi- nifolius Lam. hat Blätter, die an die Nadeln der Koniferen, S. ericifolius Benth. hingegen der- gleichen, welche an die der Haiden, S. imbrica- tifolius C. H. Schultz, welche an die der Dios- meen erinnern; S. mikanioides Otto, unser so- genannter Sommerepheu, ist einer der besten kraut- artigen Kanker und S. aloides DC. hat fleischige Blätter, ebenso S. gonocaulos DC, der sich in manchen botanischen Gärten, aber meist verkannt, vorfindet. Die Zahl der Senecio-Arten hat allerdings da- dadurch einen bedeutenden Zuwachs erhalten, dass man das Linne'sche Genus Cineraria auf die südafrikanischen Arten mit flach -gedrückten und zum grössten Theil geflügelten Achenien beschränkte, alle übrigen aber mit Senecio vereinigte. Eben so kann das später aufgestellte Genus Ligularia nur ein Subgenus von Senecio bilden, ein grosser Theil der kanarisch -azorischen Arten — unsere Cinera- rien der Gärten — ist dagegen als ein selbständi- ges Genus unter den Namen Pericallis festzu- halten *). Es darf bei solchen Schwierigkeiten nicht auf- fallen, dass manche Art nach einander 2 und M Mal, und zwar unter verschiedenen Namen, beschrieben wurde, dass ausserdem aber leider, da die wenig- sten Arten nicht lebend, sondern getrocknet unter- sucht und bestimmt wurden , eine Reihe von For- *) üeber die Arten dieses Geschlechtes, welche wir passend mit dem deutschen Namen „WamlL-lblumen" bezeichnet haben, ist von uns ausführlich in einer besonderen Abhandlung im vo- rigen Jahrgange der Wochenschrift gesprochen worden (S. 185). men für Arten erklärt wurden, die später wieder eingezogen werden müssen. Wir werden selbst Ge- legenheit haben. Manches zu berichten und Arten einzuziehen. Von den Kreuzkräutern sind zunächst einige Arten aus Japan zu nennen, welche als Blattpflan- zen zu empfehlen sind und auch bereits als solche benutzt werden. Die 0 hierher gehörigen Arten, von denen wahrscheinlich nur '2 in unseren Gärten sich befinden, haben ein eigenthümliches Ansehen, was ihre Stellung scheinbar hier zweifelhaft machen könnte. Es sind nämlich, ähnlich wie bei denTus- silago- (oder vielmehr Petasites-) Arten, grosse und meist rundliche Wurzelblätter vorhanden, zwischen denen der niedrige, mit weit kleinern Blättern be- setzte Stengel hervorkommt und grosse Blüthen- körbchen trägt. Linneund Thunberg beschrie- ben deshalb auch die älteste von den hierher ge- hörigen Arten als eine Tussilago, während Lind- ley sogar die vor wenigen Jahren eingeführte Art mit gelbgefleckten Blättern für eine Mutisiacee (d. h. für einen Körbchenträger mit Lippenblüth- chen) hielt. Von diesen 2 bekannten Arten verdient ohne Zweifel die zuletzt erwähnte: Senecio Farfu- gium C.Koch (Farfugium grande Lindl.) alle Be- achtung; wir können sie nicht genug empfehlen. Auf einem Rasenstücke , mit guter Unterlage ge- pflanzt, entwickelt sie sich rasch mit 7 bis 10 und selbst 12, mehr gedrängt bei einander stehenden Blättern, die zwar nie so gross werden, als engli- scherseits behauptet wurde, aber doch oft 1 Fuss und mehr im Durchmesser enthalten. Die grossen, goldgelben Flecken, welche sich in Menge auf der Oberfläche voifinden, geben der Pflanze einen eigen- thümlichen Reiz. Wir haben übrigens schon in dem 1. Jahrgange der Wochenschrift (Seite 209) aus- führlich von ihr gesprochen. Die andere Art ist Senecio Sieboldii C. H. Schultz. Man kultivirt sie meist unter dem fal- schen Namen Tussilago japonica in den Gär- ten. Sie kommt leider gar nicht so häufig zur An- wendung, als sie es verdiente. Ihre Blätter sind noch breiter, als bei dem S. Farfugium, so dass sie eine mehr nierenförmige Gestalt besitzen. Flecken sind allerdings auf der Oberfläche nicht vorhanden, aber das dunkelere Grün der Blätter nimmt sich um so besser aus. Sie wurde Anfang der dreissiger Jahre durch v. Siebold eingefühi-t. Diesem be- kannten Reisenden verdanken wir auch die erste genaue Kunde von ihr, indem er in seiner Flora japonica von ihr und von der ächten Linnö'schen Tussilago japonica (nun Senecio Kaem- pferi DC.) vorzügliche Abbildungen (tab. 3.5 und 36 des 1. Bandes) lieferte. Beide Arten vereinigt 30» 236 er jedoch mit Li gularia und nennt die, welche jetzt seinen Namen führt, L. gigantea, die an- dere hingegen L. Kaempferi. Die erste Kunde von der letztern verdanken wir nämlich dem schon mehrmals erwähnten Reisenden Kämpfer. Die Pflanze selbst ist etwas kleiner und hat Blätter, die denen der Tussilago Fdrfara L. allerdings ähn- lich aussehen. Hieraus begreift man wohl die An- gabe Linne's, dass sie wirklich eine Tussilago sei. Nächst diesen japanischen Arten sind auch einige Mexikaner neuerdings als Blattpflanzen für das freie Land in Anwendung gekommen: S. Petasitis DC. und S. Ghies brechtii Hort., zu denen sich neuerdings noch eine dritte unter dem Garten-Na- men Senecio acerifolius gesellt. Die zuerst genannte Art ist schon sehr lange bekannt und hat sich fortwährend als Kalthauspflanze in den Ge- wächshäusern der botanischen Gärten erhalten. Sie wurde zuerst im Jahre ISl^^i von dem damaligen Bearbeiter des botanical Magazine (tab. 1536), Sims, als Cineraria Petasitis (wiederum wegen der Aehnlichkeit der Blätter mit denen des Huflattichs 80 benannt) nach einer blühenden Pflanze, welche von Lambert aus Mexiko bezogen war, beschrie- ben und abgebildet. Im Jahre 1815 befand sie sich auch im Cels'schen Garten zu Paris und aus diesem bald darauf im Jardin des plantes. D e s - fontaines, der damalige Direktor des zuletzt ge- nannten Institutes , hielt sie für eine neue Pflanze und führte sie in dem Pflanzen-Verzeichnisse des- selben als Cineraria platanifolia auf. Unter diesem Namen bildete sie auch Franz v. Paula Schrank, früherer Direktor des botanischen Gar- tens in München, in seinen seltenen Pflanzen ge- nannten Institutes (auf der 95. Tafel) ab. Wahr- scheinlich von München aus wurde S. Petasitis in den übrigen botanischen Gärten Deutschlands verbreitet, da der Name Cineraria platanifolia sich fortwährend bei uns erhielt. Das Genus Cineraria umfasste früher auch sämmtliche Kreuzkräuter, wo an der Basis des Hüllkelch's sich keineswegs kleine schuppenähnliche Hüllblättchen vorfinden, namentlich wenn die Pflan- zen zu gleicher Zeit einen grau- oder weissfilzigen Ueberzug haben, bis der Verfasser des Prodromus, de Candolle (der Vater), auf dieses unsichere Merkmal keinen Werth mehr legte und das Genus Cineraria selbst auf südafrikanische Arten, wie wir oben ausgesprochen, beschränkte. Das grau- und weissfilzige Ansehen, was übrigens zur Benen- nung Cineraria, auf deutsch Aschenpflanze, Ver- anlassung gab, konnte noch weniger bestimmen, dieses Merkmal in dem Charakter genannten Ge- schlechtes aufzunehmen. Uebrigens hat die Benen- nung Senecio, von Senex, der Greis, abgeleitet, ] dieselbe Bedeutung und bezieht sich ebenfalls auf den häufig vorkommenden grauen Ueberzug vieler Senecio-Arten. Im botanischen Garten zu Berlin befindet sich Senecio Petasitis DC. seit sehr langer Zeit, in Anwendung gebracht wurde sie aber zuerst in Sans- souci und Charlottenhof. Wir sahen vor einigen Jahren dicht vor der Wohnung des vor einem Paar Jahren verstorbenen Hofgärtners Nietner in Sans- souci auch eine Pflanze von einem Umfange und einer Höhe, wie man sie im Topfe nie heranziehen kann. Der buschige Wuchs, die graugrüne Farbe und die schönen grossen, denen der Platane in der That nicht unähnlichen Blätter gaben der Pflanze einen besonderen Reiz. Von Seiten der G ei tn er' sehen Handelsgärt- nerei in Planitz bei Zwickau ist ein Senecio sp. eben- falls als Blattpflanze empfohlen und in den Handel gebracht woi-den. Wir bezweifeln, dass er speci- fisch von S. Petasitis verschieden ist, wollen aber nicht früher darüber urtheilen, als bis wir auch Blüthen zu untersuchen Gelegenheit gehabt haben. Die Blätter besitzen denselben dunkel -graugrün- filzigen Ueberzug auf der Ober- und einen etwas heilem auf der Unterfläche, so wie die braunroth gezeichneten Nerven ; sie scheinen sich aber dadurch zu unterscheiden, dass die Zahl der Abschnitte geringer ist und nur 5 und 7 beträgt, während deren bei S. Petasitis DC. 7, 9 oder selbst 11 vorhanden sind. Wohl möchten wir aber die Pflanze für ver- schieden halten, welche der leider zu früh verstor- bene mexikanische Reisende Karl Ehrenberg, Bruder des bekannten Forsehers im kleinsten Le- ben in Berlin, entdeckte und welche Dr. C. H. Schultz-Bip in Deidesheim zu S. Petasitis gehörig erklärt. Der Blüthenstand ist hier ein ganz anderer und stellt eine breite Rispe mit 3 bis 5 Hauptästen dar, von denen namentlich die unteren wiederum eine Rispe mit fast wagerecht abstehenden, mehrblüthigen Stielen und von kurz-pyramidenför- miger Gestalt bilden. Zahlreiche kleine, fadenför- mige Blättchen befinden sich an der Basis der Blü- thenkörbchen und an den Blüthcnstielen. Bei S. Petasitis ist der Blüthenstand eine zusammenge- setzte Doldentraube oder eine doldentraubige Rispe. Auch sind hier die Blüthenkörbchen weit srösser, als bei der von Ehrenberg gesammelten Pflanze, und haben längere Strahlenblüthchen. Dem Senecio Petasitis DC. steht, nament- lich hinsichtlich der ßlattform und des Wuchses, die in den Gärten als Cineraria acerifolia neuer- dings vorkommende Pflanze sehr nahe, scheint aber zunächst kleiner zu bleiben. Die Blätter sind etwas tiefer gelappt und haben auf der Oberfläche keine 237 filzige Behaarung, sondern einzelne sehr kurze Haare, ohne dass sich das Blatt aber rauh anfühlt. Auf der Unterfläche stehen diese Haare weit ge- drängter und geben ihr ein hell-graugrünes Ansehen. Die Abschnitte selbst sind bei S. Petasitis stumpf, bei S. acerifolius hingegen breit -dreieckig und spitz , meist sogar mit einigen breiten Zähnen ver- sehen. Endlich ist der Kand bei der zuletzt ge- nannten Pflanze zwar ebenfalls mit einzelnen kurzen und steifen Borsten besetzt , die daselbst befind- lichen kurzen Haare besitzen aber nicht die vio- lettbraune Färbung, wie die am Rande der Blätter von S. Pet asitis. Endlich scheint auch der Blüthenstand bei Ci- neraria, jetzt Senecio acerifolius ein durch- aus verschiedener zu sein, indem er vor Allem keine Rispe bildet, sondern einfach ist und die Blüthenkörbchen auf langen, ziemlich aufrechten Stielen sich befinden. Die in der Nähe befindlichen Blätter sind zwar ebenfalls kleiner, aber durchaus nicht gelappt und eben so wenig von der Form der übrigen, sondern elliptisch und gezähnt. Dergleichen, aber wiederum kleinere Blätter befinden sich selbst noch in der Nähe der Blüthenkörbchen und umge- ben diese auch bisweilen. Senecio acerifolius bildet mit S. Petasi- tis und einigen anderen eine leicht abzugränzende Gruppe mexikanischer Kreuzkräuter, welche sich durch herzförmige, im Umkreise runde, aber mit kurzen Lappen versehene und deshalb bisweilen eckige Blätter, deren Rand mit einzelnen kurzen, aber steifen und dicken Borsten besetzt ist, aus- zeichnet. Zu den in de Candolle's Prodromus (6. Band, S. 431) beschriebenen i Arten: S. praecox DC, Petasitis DC, angulifolius DC. und ret i c ulatu s kommen unserer Kcnntniss nach noch 7 hinzu, die späterhin beschrieben worden : S. S ch u- mannianus S. Schauer, Aschenbor nian us S. Schauer, Hartwegi Benth., plat anif olius Benth., dictyophyllus Benth., S eemanni C. H.Schultz- Bip. und subpeltatus Schultz -ßip. Vielleicht schliessen sich noch einige an , die wir zu kennen nicht Gelegenheit hatten. Von diesen 7 ist jedoch S. dictyophyllus Benth. von S. reticulatus DC. durchaus nicht verschieden, während S. Hart- wegi Benth. uns nur eine mehr filzige Form des S. angulifolius DC. zu sein scheint. Eine gute Art stellt dagegen S. platanifolius Benth. dar. Auch sie steht unserem S. acerifolius ausserordent- lich nahe; vor Allem ist die Form der Blätter die- selbe. Im Allgemeinen scheint die Art aber kleiner zu bleiben und einen durchaus krautartigen Stengel zu bilden, wo wenige grosse, mehr hautartige Blät- ter abwechselnd am unteren Theile stehen, während i diese sonst alsbald, wenn auch mit derselben Form, kleiner werden und den rispenförmigen Blüthen- stand stützen. Die Diagnosen der hinsichtlich der Blattform nah verwandten 3 Arten: S. Petasi tis DC, ace- rifolius Nob. und platanifolius Benth. würden sich folgender Massen herausstellen. 1. S. Petasitis DC. F'ruticosus ; Folia cras- siuscula, cordata-rotundata, lobata: lobis obtusis, integriusculis, mollia, subtus tomentosa, floralia ' minora, sed similia; Inflorescentia corymboso-pani- culata. 2. S. acerifolius Nob. Fruticosus; Folia cras- siuscula, cordato-rotundata : lobis acutiusculis, saepe grosse dentatis, mollia, floralia minora, dissimilia, elliptica; Inflorescentia pauciflora, simplex. ?>. S. pla tan i folia Benth. Percnnis, vix suf- fruticosus; Folia membranacea, cordato-rotundata, lobata: lobis acutis, pilis singulis brevibus vestita, floralia minora, sed similia; Inflorescentia corym- boso-paniculata. Ausser diesen mit herzförmigen und gelappten Blättern versehenen Arten aus Mexiko, von denen 2 bereits bei uns als Blattpflanzen in den Handel gekommen sind, hat man neuerdings noch eine dritte mit grossen, aber länglichen Blättern unter dem Namen S. Ghiesbrechtii Brongn. ebendaher in Anwendung gebracht. Sie befindet sich übrigens schon seit langer Zeit in dem botanischen Garten zu Berlin, wohin sie aus Paris eingeführt wurde. Ohne Zweifel verdanken wir ihre Einführung dem bekannten mexikanischen Reisenden Giesbrecht, dessen Name jetzt aber gewöhnlich nach französi- scher Schreibart G hie sbr echt, auch wohl G hie s- breght geschrieben wird. Diese schöne und nicht genug als Blattpflanze zu empfehlende Art ist aber unter einem anderen Namen länger bekannt und befand sich schon ein- mal in den Gärten, wenigstens Berlin's. Sie wurde bereits im Jahre 1828 von den beiden bekannten Berliner Reisenden, Schiede und Deppe, von denen der letztere, später Kunst- und Handels- gärtner in Charlottenburg, im vorigen Jahre seinem bereits 183(3 vorausgegangenen Gefährten in Grab gefolgt ist, in der mexikanischen Provinz Jalapa entdeckt und ist unter dem Namen Senecio grandifolius bereits von L es sing inderLinnaea (5. Band, Seite 162) beschrieben. Leider hat sie de Candolle im Prodromus aufzuführen verges- sen; eben so ist sie von Walpers in dem Reper- torium ebenfalls nicht aufgenommen worden. Nach den Berichten der beiden oben genannten Reisenden scheint S. grandifolius Less. mehr baumartig vorzukommen und sich wenig zu ver- ästeln. In dem botanischen Garten zu Berlin be- finden sich ebenfalls Exemplare von nicht geringer 238 Höhe. Im Blumengarten von Charlottenhof bei Potsdam erhalten Stecklingspflanzen im freien Lande bisweilen in demselben Jahre die Höhe von 4 und 5 Fuss. Es ist überhaupt anzurathen, zu dergleichen Blattpflanzen fiir's freie Land . wie wir übrigens schon ausgesprochen haben, sich solcher vorher angezogener Stecklinge zu bedienen, zumal auch dann die Blätter schöner, grösser und selbst grüner werden. Fuss und mehr lange und halb so breite Blätter sind in diesem Falle keine Seltenheit. Diese sind meist länglich, haben aber auch oft eine mehr oder weniger herzförmige Basis und endigen ge- wöhnlich mit einer dreieckigen Spitze. Der Rand ist mit unregelmässigen, oft auch lappenartigen Zäh- nen besetzt. Nur auf der Unterfläche findet sich ein schwacher flockenartiger Ueberzug vor. Die Blüthenkörbchen bilden eine doldentrau- bige Rispe, sind aber zur Pflanze verhältnissmässig sehr klein. Der Strahl besteht aus 3 bis f) gelben Zungenblüthchen , während in der Mitte sich (3 bis 7 Scheibenblüthchen vorfinden. An ihrer Basis, so wie an den feinen und kurzen Stielen befinden sich kleine, linienförniige Blatt chen, so dass nach der Linn^'schen Bestimmung der Genera Senecio und Cineraria diese Art dem ersteren eingereihet wer- den müsste. Die Achenien zeigen keine Spur von Behaarung. Die Diagnose würde sich folgender Massen herausstellen : Senecio grandifolius Less. (Ghiessbrechtii Brongn.). Arborescens, parce ramosus; Folia petio- lata, magna, oblonga, interdum subcordata, acumi- nata, inciso-dentata, supra glabra, subtus tenuiter floccoso- tomentosa; Inflorescentia corymboso - pani- culata; Anthodium basi squamis parvulis saepe ob- sita, sub 8-phyllum, sub lO-florus; Achenia gla- berrinia. Ausser den hier angeführten Arten des grossen Geschlechtes der Kreuzkräuter, welche neuerdings als Blattpflanzen in den Handel gekommen sind, verdienen aber noch manche andere die Berück- sichtigung des Pflanzenliebhabers und des Gartenbe- sitzers, hauptsächlich aber möchten sie die Aufmerk- samkeit derer in Anspruch nehmen, welche sich für grosse Stauden interessiren, die zu gleicher Zeit auch als Blattpflanzen benutzt werden können. Vor Allem ist in dieser Hinsicht eine Gruppe zu empfehlen, deren Arten einen eigenthümlichen Ha- bitus haben und auch bereits deshalb zu dem be- reits erwähnten Genus Ligularia erhoben wurden. Sie schliessen sich der Gruppe japanischer Arten, von denen wir oben gesprochen, an und zeichnen sich nicht allein durch grosse Blätter, sondern auch durch grosse Blüthenkörbchen aus, welche meist den ziemlich hohen und in der Regel auch einfa- chen Stengel in geringerer Zahl oder zu einer mehr gedrängten Rispe, auch zu einem Strauss vereinigt, begränzen. Die hierher gehörigen Arten wachsen in den Gebirgen und Steppen Asiens; nur eine Art: Se- necio cacaliaefolius C.H.Schulz-Bip. (Cineraria sibirica W. et K.), von der Ligularia speciosa Fisch. (Cineraria speciosa Schrad.) eine Abart bil- det, kommt auch in Europa vor. Von ihnen sind die eben genannte, so wie die übrigen Arten Sibi- riens: S. sibiricus Lepech. (Cineraria thyrsoidea Led.), S. robustus C. H. Schultz-Bip. (Cineraria robusta Led.) und S. Ledebourii C.H. Schultz- Bip. (Cineraria macrophylla Led.) ganz besonders zu empfehlen. Ihnen schliessen sich aber noch Steppenpflanzen des Ostens an, wie Senecio ma- crophylla Bieb., S. Doria L. und S. umbro- sus W. et K., endlich auch ein Paar hohe Matten- pflanzen unserer Alpen, nämlich S. cordatus Koch (alpinus DC, Cineraria cordifolia L.fil.) und sub- alpin us Koch (Cineraria cordifolia ji. auriculata Jacq.) an. (Fortsetzung folgt.) Baker- und .larvis-Oiiano. Zwei neue Dungmittel. Während die Landwirthe seit Jahren schon der B^ruchtbarkeit ihrer Aecker durch künstliche Dung- mittel zu Hülfe kommen, haben Gärtner den Werth derselben noch keineswegs in der erwünschten Weise erkannt. Man wendet zwar in einzelnen Fällen Hornspähue an oder giesst wohl auch die Pflanzen mit einer Auflösung von peruanischem Guano, Chili- Salpeter oder irgend einem andern Dungstofte, sy- stematisch angewendet ist aber, so viel wir wissen, noch nichts zur Anwendung gekommen. Und doch ist grade der Gärtner, wie überhaupt, so auch hier, berufen, dem Landwirthe, der seine Kulturen nur im Grossen treibt, vorzuarbeiten. Seit einem Paar Jahren sind zwei neue Dung- stoffe in den Handel gekommen , welche wohl un- sere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen dürften, und zwar um so mehr, als unser tüchtigster Agri- kultur-Chemiker, Liebig, sich für sie günstig ausgesprochen hat und man das Interesse vieler Leser der Wochenschrift für diesen Gegenstand voraussetzen darf. Diese beiden Dungstoffe, welche nach den Inseln, auf denen sie gefunden, den Na- men Baker- und Jarvis-Guano erhalten haben, sind ebenfalls zum grossen Theil das Produkt der Exkremente zahlloser Schwärme von Vögeln, die daselbst, namentlich während der Brütezeit, sich aufhalten und ihren Jungen ausserdem noch aller- 239 hand Nahrungsstoffe , die nur zum Theil verzehrt werden, zuführen. Beide Guano-Sorten unterschei- den sich wesentlich von dem Peru -Guano durch die Abwesenheit von Harnsäure , Oxalsäure und Guanin. Die Baker- und Jarvis-Inseln liegen im Stillen Meere in der Nähe des Aequators in einer Gegend, wo Korallenbildungen sehr häufig sind und nach und nach als Inseln über die Oberfläche des Was- sers getreten sind. Die Baker-Insel liegt nördlich vom Aequator und 17(i Grad westlich von Green- wich (der englischen Sternwarte). Sie ragt nur 24 Fuss aus dem Meeresspiegel hervor und ist von einem Korallenriffe umgeben , was sich ohngefähr 5U0 Fuss meereinwärts erstreckt. Ihre grösste Länge von Osten nach Südwesten beträgt 5800, die Breite von Norden nach Süden hingegen !^600 Fuss. Zahllose Schwärme von Seevögeln, welche nach dem Berichte des von der American -Guano -Com- pany dahin gesendeten Experten, H. Drysdale, im eigentlichen Sinne des Wortes die Luft verfin- stern können, bewohnen das kleine Eiland, auf dem nur wenige Pflanzen, hauptsächlich ein kleiner dorniger Strauch und ein Portulak, aber in grosser Menge, wachsen. Der Guano bildet hier ein Pulver, was den ziemlich ebenen Rücken der Insel einnimmt und von einer nicht geringen Mächtigkeit sein muss, da man selbst bis an die Lenden einsinken kann , so- bald man an die Oeffnung eines unterirdischen Ne- stes des hier am Häufigsten vorkommenden Mouton kommt. Der wissenschaftliche Name dieses Vogels, von dem die Wallfischfänger die Jungen als Delika- tesse geniessen sollen, wird nicht weiter genannt. Nach Liebig, dem wir eine Abhandlung über beide Guanosorten (s. Zeitschr. des landwirthschaft- lichen Vereines in Bayern, Jahrg. 1860, Seite 399) verdanken, besteht das Pulver des Baker- Guano aus weissen, gelblich-weissen und bräunlichen, meist abgerundeten und durchscheinenden Körnchen, zwi- schen denen man zerstreute Krystalle von phos- phorsaurem Bittererde - Ammoniak findet. Er ist ausserordentlich reich an Phosphorsäure und steht deshalb dem, aber im Wasser leider nicht löslichem, Phosphorit sehr nahe. In reinem Wasser ist er in bemerklicher Menge lösbar, noch mehr wenn die- sem etwas Kochsalz zugesetzt wird. Grade darin besteht seine Hauptwirkung auf die Ernährung der Pflanzen. Befeuchtet röthet er Lakmuspapier. Kein anderes Material ist so zur Darstellung von Superphosphat geeignet, als der Baker-Guano; es genügt schon ein weit kleineres Verhältniss von Schwefelsäure, um ein Maximum von Phosphor- säure in löslichen Zustand zu versetzen. Da durch das Eintrocknen die Löslichkeit der Phosphate ge- ringer wird, ist die Versendung im feuchten Zu- stande wünschenswerth; durch Vermehrung der Schwefelsäure wird der Einfluss des Eintrocknens, wie es scheint, aber ganz und gar aufgehoben. So weit sich aus der chemischen Beschaffenheit und Zusammensetzung die Wirkung des Baker- Guano beurtheilen lässt, so findet dieser allenthal- ben seine Anwendung, wo sonst Knochenmehl an- gezeigt ist. Es komoit noch dazu, dass der phos- phorsaure Kalk der Knochen weit weniger löslich ist, als der des genannten Dungmittels, und dass das Knochenmehl nur 6Ü pCt. genannten Salzes ent- hält, während er bei dem Baker-Guano im Durch- schnitte fast 79 pCt. beträgt. 70 Gewichtstheile des letztem entsprechen demnach 100 Gewichtstheilen des ersteren. Ausserdem enthält aber der Baker- Guano noch fast 1 pCt. Stickstofl. Setzt man da- her ihm irgend noch einen geringen Zusatz von Ammoniaksalzen oder von Chili -Salpeter zu, so wird auch die anregende, treibende Kraft des Peru- Guano durch den Baker-Guano erzielt werden. Es sind dieses die Urtheile unseres berühmten Agrikultur-Chemikers, welche wir hier mitgetheilt haben. Sie sind wohl der Art, dass, wie gesagt, wir Ursache haben, auf den Baker-Guano aufmerk- sam zu machen. Eine Hauptsache wird immer der Preis bleiben, um den er verkauft wird und wie sich dieser zu unseren besseren Knochenmehlsorten verhält. Bedeutende Massen sind bereits in Ham- burg bei dem Generalagenten James R. Mac Donald et Co. vorhanden; eben so findet sich in dem Produkten- und Kommissions -Geschäfte von L. F. Ossent (Leipziger Str. 73) in Berlin eine Niederlage. Nach Lieb ig sind im Baker-Guano enthalten: phosphorsaurer Kalk 78,798 phosphorsaure Magnesie 6,125 phosphorsaures Eisenoxyd .... 0,i86 schwefelsaurer Kalk 0,134 Schwefelsäure, Kali, Natron, Chlor, organische Materie, Wasser . . . 1 4,950 100,133. Der Jarvis-Guano ist von einer ganz anderen Zusammensetzung, da er hauptsächlich aus Gyps besteht. Nach Lieb ig enthält er folgende Bestand- theile : zweifach basischen phosphorsauren Kalk 16,026 dreifach basischen phosphorsauren Kalk 17,397 phosphorsaure Magnesie l,24i phosphorsaures Eisenoxyd 0,i6o schwefelsauren Kalk (Gyps) .... 44,549 Schwefelsäure, Kali, Natron, Chlor, organische Materie, Wasser . . . 20,868 100,249. 240 Das Pulver erscheint porös und scharfeckig, wie gepulverter Bimsstein, und hat eine weissliche Farbe. Es reagirt sauer und ist ebenfalls zum Thoil in Wasser löslich. Eigenthümlich ist , dass in der Analyse 4^ Procent freie Schwefelsäure übrig bleibt, was der Vermuthung Raum gibt, dass diese erst zugesetzt war. Es wird jedoch diesem widerspro- chen. Es ist hiernach anzunehmen, dass der Jarvis- Guano das phosphorsaure Kalksalz des Belugen- steines fertig gebildet enthält. Obwohl das genannte Dungmittel übrigens nur halb so viel phosphorsaure Erde^'n enthält, so gibt er doch mehr lösliche Phos- phorsäure an das Wasser ab, was wohl an dem Gehalte von dem mehr löslichen zweifach basischen phosphorsaurem Kalke abhängt. Wenn nun auch der Jarvis-Guano hinsichthch ^ seines Gehaltes an Phosphaten einen geringeren Werth als der Baker -Guano besitzt, so erhält er doch durch die Menge von Gyps wiederum für Landwirthe eine Bedeutung, so dass er für Rüben und Klee diesem in der Wirkung nicht nachstehen dürfte, obwohl die letztere bei dem Baker-Guano bei gleichem Gewichte eine doppelte Dauer haben dürfte. Die Jarvis- Insel liegt südlich vom Aequator und ir)9{ Grad westlich von Greenwich. Ihre Er- buncr beträgt jetzt IW Fuss über dem Meeresspiegel. Bei einer Länge von über lOÖUUFuss hat sie eine Breite von fibOO Fuss. Das Korallenriff, was sich rings um die Insel erstreckt, zieht sich 3f)Ü Fuss im "Durchschnitt meereinwärts. Die Vegetation ist nicht verschieden von der der Baker -Insel, aber nicht 80 reich. Die Guanolager befinden sich nicht | auf dem Rücken, sondern mehr seitwärts in be- sonderen Lagern, von denen eins gegen 125 Mor- gen enthält, und bilden eine feste zusammenhän- gende Masse, welche auf der Oberfläche Blumen- kohlartig erscheint. Auf den ersten Blick erschcmt es, als wenn eine ungebundene Säure auf ein koh- lensaures Salz eingewirkt hätte. Die Lager bestehen aus verschiedeneu Schich- ten, die sich nach ihrer Löslichkeit und nach dem specifischen Gewichte gruppirt haben. Die unterste dem Korallenboden aufliegende Schicht ist fast rei- ner Gyps, die oberste hingegen oder die eigent- liche Kruste enthält phosphor- und schwefelsauren Kalk mit Spuren von organischer Materie und^ lös- lichen Salzen, während dazwischen sich organische Substanz und phosphorsaure Salze vorfinden. An andern Stellen der Insel haben die Lager das Ansehen eines braunen Pulvers, hier und da erscheinen sie auch ganz schwarz. Diese Unsicher- heit in den Bestandtheilen , so wie die verhältniss- mässig geringen Massen auf der Insel mögen wohl die Ursache gewesen sein, dass man neuerdings, nachdem die in Hamburg importirten Massen ab- geräumt sind, nicht von Neuem Jarvis -Guano be- zogen hat. Für jetzt ist wenigstens von der oben bezeichneten Hamburger Firma keiner mehr zu bekommen. Eine IVelkcnflor. Wir besitzen wenige Blumen, die seit der Zeit, wo sie einmal in den Gärten eingefürt wurden, eine so allgemeine Anerkennung gefunden haben, als die Nelken. Bekanntlich schrieb zu Ende des 15. Jahrhundertes Joh. Jak. Manliis de Bosco sein bekanntes Buch „Luminare majus" und gedenkt in demselben der Nelken unter dem Namen Gario- phili*). Darin heisst es weiter, dass diese Blume von Manfred de Monte Imperiali unter dem Namen Tunici abgebildet sei und in der Lombar- dei häufig vorkomme. Und doch verschwand auch sie vor ein Paar Jahrzehenden aus den Gärten der Reicheren, wo nur neue Pflanzen um vieles Geld eingeführt wurden; mit derselben Liebe dagegen wurde sie in kleinern Städten und in Dörfern ge- heo-t. Sogenannte Nelkenisten gab es daselbst fort- während. Seit einigen Jahren ist endlich die Liebhaberei für sie von Neuem mehr erwacht; es finden sich bereits reichere Private vor, welche grosse Sorti- mente unterhalten und diese alljährlich durch neue Sorten vermehren. In den Gärten der Reicheren werden sie wie früher gepfiegt. Man bemüht sich fortwährend, durch Züchtungen und Aussaaten neue Zeichnungen in den Blumen zu erhalten, und ver- mehrt die schönem. In Südfrankreich hat man so- gar remontirende Nelken gezogen, die ähnlich un- seren remontirenden Rosen mehrmals, und haupt- sächlich auch im Winter, blühen. In früherer Zeit war die Gärtnerei von P. Fr. Bouche in der Blumenstrasse Nro. 11 in Berlin wegen ihrer schönen Nelken weit und breit berühmt. Wir freuen uns daher, dass auch ihr jetziger Be- sitzer diese Vorliebe für Nelken ebenfalls besitzt und bemüht ist, die noch aus früherer Zeit vorhan- dene Sammlung mit dem Besten, was man in dieser Hinsicht an andern Orten gezogen, zu bereichern. In diesen Tagen nahmen wir sie in Augenschein, und erlauben uns daher. Freunde darauf aufmerk- sam zu machen. *) Caryophylli , ürtnerei zu Leipzig. 243 der feinsten Sorte nichts nacii. Inspektor Bouch^ ergriff die Gelegenheit, um anzurathen, zu soge- nannten Schälgurken zum Einmachen sich nicht unreifer Gurken, wie man gewöhnlich als Salat isst, zu bedienen, sondern grade der reifen, mit be- reits gelb-gewordener Schale. Dergleichen einge- machte Gurken seien weit schmackhafter. Professor Koch fügte in Betreff der Schlan- gengurke noch hinzu, dass dieselbe, welche bereits in Berlin seit HO und 4l) Jahren allgemein kultivirt werde, sich wesentlich von den übrigen Gurken dadurch unterscheide, dass der Fruchtknoten schon durchaus glatt sei und keinerlei Weichstacheln oder sonstige Erhabenheiten auf der Oberfläche zeige, dass ferner der mittlere Abschnitt der im Allge- meinen grosseren und dunkeli'rn Blätter mehr in die Länge gezogen sei, während die beiden seit- lichen an Grösse bedeutend zurückblieben. Es sei wünschenswerth, den Ursprung zu wissen und bitte er demnach darüber um Aufklärung. Weiter berichtete Professor Koch, dass er bei der Gelegenheit, wo er die Gärtnerei des Kunst- und Handelsgärtner's Kr ahm an n in Stralau in Augenschein genommen , auch eine eigenthümliche Form der Nemophila discoidea gefunden habe. Während sonst hier die Abschnitte der purpurvio- letten Krone völlig weiss umsäumt sind, befindet sich bei dieser Sorte nur an der Spitze ein grosser weisser Fleck, so dass es aussieht, als habe sich die Spitze des Blattes einwärts gebogen und zeige die untere Seite. Es verhält sich dieses grade so, wie bei der nur weit grösseren Blume der Nemo- phila maculata, wo bei weissem oder hellblauem Grunde die Spitze durch einen purpurvioletten, brei- ten Flecken gezeichnet ist. Inspektor Bouche überreichte eine kleine Ab- handlung über Kultur des Elaeocarpus cyaneus, von dem ein in Blüthe und zugleich in Frucht be- findliches Exemplar auf der Festaussellung allge- meinen Beifall gefunden hatte. Die Abhandlung ist bereits in dieser Nummer der Wochenschrift abge- druckt. Weiter berichtete derselbe über die Einwir- kung des letzten Winters und der darauffolgenden Nachfrüste auf die Vegetation, ganz besonders auf die Gehölze. Auch diese Mittheilungen werden später ausführlich in einer besonderen Abhandlung zur allgemeinen Kenntniss kommen. Endlich legte In- spektor Bouche einen Fruchtkolben von Musa Dacca, der in dem Pahnenhause seine vollständige Reife erhalten hatte, vor und vertheilte einige Früchte unter die anwesenden Mitglieder. Den Monatspreis sprachen die Preisrichter den selbstgezüchteten Gloxinien des Obergärtner's Gi- reoud im Garten des Fabrikbesitzers Nauen zu. Kinige neuere ßlnttpfluiizeii. ( Fortsetzung;;.) IV. Aus der Gruppe der Heliantheen. Unter dem Namen der Heliantheen besrrei- fen wir eine Reihe von hauptsächlich in Amerika wachsenden Körbchenträgern (Compositae), welche sich zum grossen Theile durch gegenüberstehende Blätter auszeichnen und ausserdem Blüthenkörb- chen besitzen, meist mit Spreublättern besetzt. Auch die Haarkrone besteht, wenn sie vorhanden, aus steifen Borsten oder aus trockenhäutigen Schuppen. Viele hierher gehörige Arten zeichnen sich durch grosse schöne Blüthen — wir erinnern an unsere Sonnenblume, an die Rudbeckien u. s. w. — aus, andere haben schöne Blätter, so dass es demnach nicht auffallen darf, wenn auch bereits eine nicht geringe Anzahl der Heliantheen als Schmuckpflanzen in unseren Gärten eine Stelle gefunden haben. Wir wollen nur an die Silphium- und Helianthus-Arten erinnern, von denen die ersteren in Sanssouci bei Potsdam viel benutzt werden, und in der That zur Ausschmückung daselbst viel beitragen. Von einer der letzteren: Helianthus salicifolius O. et Dietr. (orgyalis DC.) werden wir noch später sprechen. Wir wenden zunächst uns einigen zu, die von Berlin aus , wo sie bereits als Blattpflanzen viel Anwendung fanden, jetzt eine allgemeinere Verbrei- tung zu finden scheinen. Sie gehören hauptsäch- lich 3 Geschlechtern an: Polymnia L., Schisto- carphaLess. undFerdinanda Lag., und zeichnen sich dadurch aus, dass aus der Basis des Blattes ausser dem Mittelnerven noch auf jeder Seite ein Nei-v nach der Spitze zu verläuft, das Blatt also dreinervig ist. Diese Seitennerven gehen aber nicht in grader Linie, sondern machen nach aussen einen Bogen. Endlich ist der deutliche Blattstiel ziemlich breit geflügelt. a. Polymnia L. Polymnia wurde von P. Kalm, Schüler und Freund Linne's als Genus im Jahre 1739 gegrün- det. Eine Art des Geschlechtes, P. Uvedalia L., befindet sich schon seit dem Ende des 17. Jahr- hundertes in englischen Gärten und wurde damals als Chrysanthemum platani foliis und We- dalia virginiana kultivirt, in unsere Privatgär- ten gelangte die Pflanze aber erst seit ohngefähr 20 Jahren. Der Name Uvedalia oder eigentlich Wedali a wurde einem Freunde Petiver's und Plu- kenet's, Wedal mit Namen, der zu Ende des 17. Jahrhundertes einen botanischen Gai'ten zu Enfield einrichtete, entlehnt. Die Pflanze wächst auf trok- kenen Stellen von Neuyork bis Georgien auf der 31* 244 Ostseite der Vereinigten Staaten, kommt aber auch in den Staaten Louisiana, Arkansas und Missuri vor; man braucht sie deshalb keineswegs im Win- ter in Töpfen zu haben und in das Kalthaus zu stellen, wie es gewöhnlich geschieht, insofern man nicht im ersten Frühjahre gleich grössere Steck- lingspflanzen , welche üppigere Blätter hervorbrin- gen, in"s freie Land bringen will. Torrey und Gray geben die Höhe der Pflanze zu 3 bis 10 Fuss an, so dass sie demnach den in unseren Gär- ten bekannten Silphien: laciniatum L., tere- binthinäceum L. und perfoliatum L., von welchem letzteren S. conuatum L. nur eine mit rauheren Haaren besetzte Abart darstellt, entspre- chen würde. Wir haben sie freilich nie so hoch gesehen. In dem botanischen Garten zu Berlin werden zwei von einander verschiedene Pflanzen als Po- lymnia Uvedalia kultivirt. Nur die eine ist aber die richtige d. N. und wurde aus Samen, den der bekannte Botaniker D r. E n g e 1 m a n n zu St. Louis im Staate Missuri eingesendet hatte, erzogen. Lei- der haben die vorhandenen Exemplare noch nicht geblüht. Die schönen, grossen Blätter sind drei- theilig, die einzelnen Abschnitte aber wiederum ge- lappt und eben so buchtig gezähnt. Ausserdem läuft auch Blattsubstanz, wiederum gelappt und allmählig sich verlierend, am Blattstiele herab. Die Länge der Blattfläche beträgt kaum mehr als die grösste Breite etwas oberhalb der Basis. Auch von der anderen Pflanze des botanischen Gartens haben wir noch keine Blüthen gesehen, wir zweifeln aber nicht, dass sie die in Mexiko vor- kommende P. maculata Cav. darstellt. Sie zeich- net sich durch weniger und fast gar nicht gelappte Blätter aus, deren Gestalt der eines Dreieckes oder vielmehr eines Delta's nicht unähnlich aussieht. An Schönheit steht sie den beiden andern nach, zumal die Blätter nicht so gross werden. Auch hält sie gewiss nicht im Freien aus, was aber bei P. Uve- dalia der Fall ist. Mit dieser stimmt ein getrocknetes Blüthen- Exemplar im Königlichen Herbar überein, was der bekannte Berliner Reisende Schiede ebenfalls in Mexiko gesammelt hat, und von dem Bearbeiter der von ihm daselbst gesammelten Körbchenträger, Dr. Lessing, jetzt Arzte in Sibirien , als P. maculata (s.LinnaeaV, S. U!)) bezeichnet ist. Wir halten diese mexikanische Pflanze für durchaus verschieden von der genannten Pflanze, aber auch von der in Nord- amerika wachsenden P. Uvedalia, obwohl sie dieser näher steht, und haben ihr deshalb einen Namen und zwar nach ihrem Entdecker: P. Schie- de ana, gegeben. Da die Blätter grösser zu wer- den scheinen und überhaupt eine wohlgefälligere Gestalt besitzen, so ist grade diese Art als Blatt- pflanze ganz besonders zu empfehlen ; wir machen deshalb auf sie aufmerksam. Sie besitzt ziemlich tief fiederspaltige , bisweilen bandförmig- getheilte Blätter und scheint leider noch nicht in den Gärten vorhanden zu sein. Zur besseren Unterscheidung geben wir von den drei hier genannten Polymnien Diagnosen. 1. P. maculata Cav. Caulis saepe maculatus; Folia triangulari-deltoidea, sinuato-aut grosse-den- tata et denticulata, interdum basi biloba, in petio- lum decurrentia, ibidem grosse dentata, longitudine latitudinem basalem superante: Anthodii phylla ex- teriora magna, oblonga, interiora ovato - lanceolata, achenia minora includentia. '2. P. Uvedalia L. Caulis emaculatus; Folia trilolata, lobis grosse dentatis aut lobulatis et den- ticulatis, in petiolum decurrentia, ibidem lobata, longitudine latitudinem basalem aequante; Anthodii phylla exteriora [ilura, magna, oblonga, interiora ovata, sed subito in cuspidem lanceolatam attenuata, achenia magna includentia. 3. P. Schiede ana C. Koch. Caulis emacula- tus ; Folia palmato - trifida , laclniis exterioribus bi-, media trilobis, dentatis, in petiolum integriusculum decurrentia, longitudine latitudinem basalem aequan- te ; Anthodii phylla exteriora subsex , subcordato- ovata, interiora oblongo- lanceolata, achenia minora includentia. P. aspera Mart. in DC. prodr. V, p. 515 ver- mögen wir kaum von P. Uvedalia zu unterscheiden. b. Schis tocarpha Less. Unter den Pflanzen, welche die Berliner Rei- senden Schiede und Deppe im Jahre 1828 in Mexiko sammelten, befand sich auch ein Körbchen- träger von hohem Wüchse mit weissen Blüthen- körbchen, so dass der bereits erwähnte Monograph der Pflanzen genannter Familie, Las sing, sie für eine Anthemidee hielt und wegen der gegen die Spitze hin getheilten Spreublätter ihr den Namen Schistocarpha bicolor (von schistos gespalten und karphos Spreu) eriheilte. Mehre Jahre darauf ging die Pflanze aus Erde, welche der botanische Garten in Berlin bei Gelegenheit einer Sammlung von Cacteen und Orchideen durch Deschamps aus Mexiko erhalten hatte, auf und blühte bereits im .lahre 1840. Fast zu gleicher Zeit hatte auch der Hofgärtner Hempel im Garten des Prinzen Albrecht von Preussen Samen derselben Pflanze durch den preussischen Minister- Residenten v. Ge- rd t in Mexiko erhalten. Eine genauere Beschrei- bung derselben ei'folgte alsbald in der allgemeinen Gartenzeitung von Otto und Dietrich (S. 8. Jahrg. S. 277). 245 Schistocarpha bi'color gehört zu den süd- ländischen Pflanzen, welche zwar krautartiger Na- tur sind, aber eine längere Vegetation haben und oft die Gestalt eines kleinen Baumes annehmen. Wir wissen zwar nicht, ob sie, nachdem sie Blü- then und Früchte getragen, ganz und gar abstirbt und sich demnach ähnlich dem Ricinus verhält, oder ob sie aus der Wurzel von Neuem ausschlägt ; wir möchten das letztere vermuthen. Aus Stecklingen wächst sie sehr gut und bringt dann , ähnlich den vorhergehenden und andern Pflanzen, eine schönere Beiaubung hervor. Eine Höhe von 8 Fuss erreicht sie nicht selten bei uns in einem einzigen Sommer. Die Blätter gleichen im Allgemeinen denen der Polymnia maculata, werden, aber weit grösser und sind kürzer, dagegen breiter. Ihre Fläche be- sitzt jedoch weniger eine deltafürmige Gestalt und einen buchtig-gezähnten Rand, als dass sie an der Basis zwar ebenfalls zu einer graden Linie abge- stutzt, sonst aber mehr eirund, mit einer besondern Spitze versehen und scharf gezähnt erscheint. Der Blattstiel ist auch weit breiter und nicht schmal zulaufend - geflügelt. Die Nervatur erscheint aber wiederum gleich. Die Polymnien besitzen ferner grosse, gelbe Blüthenkörbchen mit zolllangen Strah- lenblüthchen und nackten Achenien (oder, wie man gewöhnlich sagt, Samen), während bei Schi st o- carpha die Strahlenblüthchen weiss, die Schei- benblüthchen hing-egen goldgelb sind. Lessing wählte daher auch den Beinamen bicolor, der zwei- farbig bedeutet. Die Achenien haben eine Haar- krone aus steifen Haaren bestehend. Eine vorzüg- liche Darstellung der Schistocarpha bicolor befindet sich i'ibrigens in den von Klotz seh be- arbeiteten Abbildungen seltener Pflanzen des bota- nischen Gartens in Berlin (im 2. Bande auf der 37. Tafel). In der Handelsgärtnerei von W. Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam befindet sich noch eine andere Pflanze als Schistocarpha sp. Mög- lich, dass sie dazu gehört: wir möchten aber eher vermuthen, dass sie zu Polymnia gerechnet werden müsse. Bevor nicht Blüthen zum Vorschein kommen, lässt sich nichts über sie entscheiden. Von Seiten der Gärtner und Gartenliebhaber verdient sie nicht weniger Berücksichtigung. Die Blattfläche erscheint fast breiter als lang und die Basis weniger grad- linig, als vielmehr sehwach- herzförmig. Auch ist der Rand schwach -gelappt, ausserdem aber noch grob-gezähnt. Endlich hat der Blattstiel meist eine grössere Länge als die Fläche und seine anfangs breiten, so wie mit langen Zähnen versehenen Flü- gel verschmälern sich nach der Basis, verschwinden selbst ganz und gar an derselben, während sie bei Schistocarpha bicolor bis an seine Basis eine gleiche Breite haben. Die Pflanze stammt übrigens aus dem botanischen Garten in Berlin, der Samen vom Apotheker Gollmer aus Caracas erhielt, und scheint baumartiger zu wachsen, als die früher ge- nannten. Es sind Exemplare vorhanden , die be- reits eine Höhe von 12 Fuss besitzen. Möchten diese doch bald blühen, um uns in den Stand zu setzen, sie näher zu bestimmen. c. r c r d i n a n (i a Lag. Wir haben zwar schon im 2. Bande der Wo- chenschrift (Seite 1()9) F. eminens Lag. als Blatt- pflanze empfohlen und noch früher ausführlicher In der allgemeinen Berliner Gartenzeitung (Jahrg. 1 858 S. 177) über sie gesprochen, auch die Arten auf- geführt, welche bis jetzt von diesem Genus bekannt sind, wir glauben aber doch hier auf genannte Art zurückkommen zu müssen. Sie unterscheidet sich von den Arten der beiden andern Genera, dass die Blätter nicht, wie bei diesen, gegenüber, sondern abwechselnd stehen. Bereits ist aber auch schon eine Art des Geschlechtes: F. opposi tif olia Seem. bekannt, wo das Erstere der Fall ist. Ferdinanda eminens wurde übrigens von uns früher als Cos- mophyllum caculiaefolium bekannt gemacht; dieser Name bedeutet daher keine andere Pflanze. Wir machen ganz besonders darauf aufmerksam, da er gewöhnlich in den Verzeichnissen der Handels- gärtner aufgeführt wird. Auch bei Ferdinanda eminens sind die Strahlenblüthchen weiss; es schliesst sich deshalb das Genus dem vorigen und der nahverwandten Zaluzania an, welche letztere sogar anfangs als eine Anthemis beschrieben wurde. Da unsere Pflanze sich durch einen eigenthümlichen graufilzi- gen Ueberzug auszeichnet, so möchte sie grade, mit einer der vorher beschriebenen im freien Lande abwechselnd, sich sehr gut ausnehmen. Schliesslich bemerken wir noch, dass die Blätter gerieben einen ziemlich starken Geruch entwickeln, der einiger Massen an Aepfelmus erinnert. Den bisher genannten Arten schliessen wir einige an, deren fiederspaltige Blätter das für jene charakteristische Merkmal der breiten Blätter mit den 3 von der Basis ausgehenden Nerven gar nicht oder wenigstens nicht deutlich haben. d. Uhdea Kth. Im Jahre 1847 blühte zuerst auf der Pfauen- insel bei Potsdam eine Pflanze, von der der bota- nische Garten in Berlin 184r) Samen durch den preussischen Konsul Ühde zu Matameros in Mexiko erhalten hatte. Professor Kunth fand in ihr den Typus eines besondern Genus, dem er zu Ehren ihres Entdeckers den Namen Uhdea er- 246 theilte. lu der Februar-Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues im Jahre 1847 wurde sie zuerst mit dem Namen Uhdea pinna- tifida vorgelegt. Später beschrieb Kunth sie je- doch im Samen- Verzeichnisse des botanischen Gar- tens von eben demselben .lahre als Uhdea bipin- natifida. Unserer Ansicht nach muss der erstere Name angenommen werden, zumal die Blätter viel häutiger einfach-, als doppelt-fiederspaltig sind. Bis dahin kannte man sie als Polymnia grandis, als welche sie sich übrigens auch noch in einzelnen Privat- und Handelsgärten vorfindet. Uhdea steht im äusseren Ansehen dem Genus Polymnia weit näher, als Actinomeris, in de- ren Nähe Kunth die Ptianze wegen der unfrucht- baren Zungenblüthchen gebracht haben will; ande- rerseits möchte eine Verwandtschaft mit Verb es ina vorhanden sein. Uhdea i)innatifida Kth ist eine der schönsten Blattpflanzen für das freie Land. Die meist nur einfach- aber auch doppelt -fieder- spaltigen Blätter erreichen selbst eine Länge von 3 Fuss und mehr, während der Breitendurchmesser dann 14- bis 2 Fuss beträgt. Sie stehen einander gegenüber und ziemlich horizontal vom Stengel ab. Seit ohngefähr 6 Jahren wird in dem botani- schen und von da aus auch in andern Gärten eine zweite Art unter dem Namen Uhdea pinnata kultivirt, welche aus Wien von der AbeTschen Haiidelsgärtnerei bezogen wurde und ebenfalls als Blattpflanze Beachtung verdient, zumal sie, wenig- stens unserer Ansicht nach, jene an Schönheit über- trifft. Wenn man jedoch die Blätter mit denen der Polymnien vergleicht, so stimmen diese, namentlich mit denen der P. Schiedeana, so sehr überein, dass man geneigt sein möchte, die Pflanze dieser für sehr nahe verwandt zu halten. Es lässt sich jedoch früher kein sicherer Schluss machen, bevor man nicht die Blüthen beobaclitct hat. Die Blätter der Uhdea pinnatifida werden bei uns meist nur bis 'i Fuss lang und bis 14- Fuss breit, wenn sieauf einiger Massen guten Boden stehen, und haben auf ihrer Oberfläche, ganz ähnlich wie bei den angeführten Polymnia- Arten , eine kurze , aber sich sehr rauh anfühlende Behaarung, während die Unterfläche einen graugrünen, weicheren Ueberzug besitzt. Sie sind in der Weise fiederspaltig, dass die untersten beiden Fiederlappen am Kleinsten und mit den darauffolgenden und grossten ziemlich horizontal abstehen , während das, oder bisweilen auch die beiden obersten Paare wieder kleiner und nach oben gerichtet erscheinen, alle oder die bei- den untersten sind jedoch wiederum gelappt, so dass das Blatt doppelt-fiederspaltig werden kann, ausser- dem ist es aber noch grob-gezähnt. Am obersten Theile des Blattstieles befinden sich kaum blattähn- liche Anhängsel. Der ziemlich grosse Blüthenstand hat Blüthenkörbchen mit gelblich-weissen Zungen- und gelben Scheiben- Blüthchen , von denen die ersteren unfruchtbar sind. Bei Polymnia verhält es sich grade umgekehrt; die gelben Zungenblüthchen am Rande sind fruchtbar, die der Scheibe oder Mitte hingegen unfruchtbar. Bei Uhdea pinnata hingegen erscheinen bei gleicher Gestalt die Blätter im Allgemeinen eben so lang als breit, aber bisweilen am obern Theile des Stengels einfach-, ausserdem jedoch in so fern dop- pelt-fiederspaltig, als das unterste Fiederpaar zwar sehr klein, das darauf folgende hingegen sehr gross und nach der äussern Seite wiederum und zwar ziemlich tief gelappt, ausserdem aber, wie auch die übrigen Abschnitte, gezähnt ist. Blattsubstanz läuft am Stiele kaum herab. Die Blätter verdienten weit eher doppelt-fiederspaltig genannt zu werden, als die der vorigen Art. Der Beiname „pinnata" ent- spricht nicht der Form der Blätter und möchte hier der Ausdruck „ bipinnatifida" bezeichnender sein. Endlich fühlt sich die Oberfläche nie so rauh an, wie es bei U. pinnatifida der Fall ist. c. Montanoa Lall, et Lex. Vor mehrern Jahren, als der jetzige Garten- inspektor v. Warszewicz in Krakau sich noch im tropischen Amerika befand, kam eine Sendung von Pflanzen an die Königliche Gartendirektion in Sanssouci bei Potsdam. Während die Pflanzen durch den langen Transport und durch ungünstige Wit- terung sehr gelitten hatten und zumTheil zu Grunde gegangen waren, sprossten aus der sorgfältig aus- gestreuten Erde eine grössere Anzahl zum Theil selbst neuer und noch nicht beschriebener Pflanzen auf, von denen wir nur die schöne Illairea ca- narinoides und Cärica pubescens nennen wollen. Zu diesen zufällig bei uns eingeführten Pflanzen gehört auch eine, welche sich durch eirund- rundliche, aber zugespitzte Blätter mit silberglän- zender Unterfläche auszeichnet. Sie erregte schon länger die Aufmerksamkeit derer, welche sie sahen, und kam endlich auch in den Besitz von Handels- gärtnereien, um unter den Namen Montanoa niollissima in den Handel gebracht zu werden. Wer ihn gegeben, wissen wir nicht. Ob wirklich besagte Pflanze eine Montanoa ist, lässt sich nicht eher entscheiden, als bis man die Blüthe gesehen hat. Eine Helianthee aus der Nähe besagten Geschlechtes möchte es wohl sein. Die Benennung Montanoa moUissima ist uns sonst nirgends vorgekommen, einiger Massen auch unpassend, da ein sehr weichhaariger Ueberzug grade nicht vorhanden ist ; die Oberfläche der Blät- ter erscheint nämlich schön grün und mehr oder 31 Berliner Bliiinenzniebeln. Da in diesem Jahre die Blumenzwiebel-Erndte bei mir eine recht gute ist, so hofi'e ich im Stande zu sein, allen Anforderungen meiner geehrten Ge- schäftsfreunde entsprechen zu können, und empfehle somit meine bedeutenden Vorräthe zu gefälligen Aufträgen. 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If „ 12 „ Pinus Pinea l^- „ 12 „ Pinus Douglasii 4 „ 12 „ Pinus Menziesii 4 „ 12 „ Pinus Pichtu 4 „ 12 „ Pinus Pinsapo 6 „ 12 „ Pinus Cephalonica .... 5 „ 12 „ Pinus Morindo 12 12 „ Pinus Pindrow 6 „ 12 „ Pinus ReginaeAmaliae, neu, Ijäh. 2 „ 60 „ Pinus maritima, Ijährig . . 1 „ 60 „ Pinus maritima, 3jährig . . 4 „ 60 „ Pinus Laricio, 2 jährig ... 5 „ 60 „ Pinus Strobus, 1 ' . , . . 3 „ 60 „ Pinus Clanbrasiliana, 3jährig 8 „ 60 „ Pinus canadensis, Sjährig . . 3 „ 60 „ Pinus Larix, 2jährig ... if n 1000 Stück desgl., 2jährig . 10 12 „ Thuja plicata, Ijährig ... 1 „ 12 „ Thuja Warreana, Ijährig . . 1 „ 60 „ Thuja Orientalis, 3jährig . . 4 „ 60 „ Thujaorientalis pyramidalis, 3j. 4 „ 60 „ Thuja occidentalis, 3jährig . 3 „ 60 „ Acer saccharatum, Ijährig . 1 „ 60 „ Acer saccharatum, 2jährig . 2 „ 60 „ Acer Negundo, 2 u. 3jährig . 2 „ 60 „ Cytisus elongatus, ijährig . 2 „ 12 „ Salisburya adiantifolia, Ijjäh. 8 „ 12 „ Mahonia Aquifolium . . . • 3 „ 12 „ Liriodendron Tulipifera, 2jäh. 6 „ 32 60 Stück Ulmus Exoniensis, schön 60 60 60 60 60 60 60 12 12 60 12 12 12 12 100 12 12 1 12 12 60 60 12 12 Castanea vesca, 2jährig Quercus pyramidalis, schön Quercus Banistori, 3jährig Quercus rubra, 3 — 5' . desgl., 1 jährig. . . . Quercus coccinea, 1 jährig desgl., 2jährig .... Deutzia gracilis . . . Aristolochia Sipho . . Bignonia radicans Fagus purpurea . . . Philadelphus grandiflorus Ribes sanguineum desgl. fl. pl Salix pendula caspica, 4' Salix pendula americana Salix pendula Napoleonis, wur- zelächt ( Napoleonstrauer- weide), 2' . . . . Spiraea ariaefolia . . Spiraea prunil'olia fl. pl. Spiraea Reevesü fl. pl. . Syringa Josikaea, 1 ' Taxus fastigiata . . . Yucca filameutosa Spiraea callosa . . . 16 3 24 9 •> Thlr. Dessau, Ende Juli 1861. 1 1 4 6 3 1 Fr. Neidi Allcrliaii«! Obst offerire ich ferner zu folgenden Preisen : 60 Stück Himbeeren, Vier Jahreszeiten 60 60 100 1000 100 1000 100 1000 . ijähvic n 12 2 » 15 Yt 50 11 50 # 60 t " 100 S " 12 « 100 r 100 M n 1000 « 1000 igk. 100 100 100 2 Thlr. 3 . 100 100 2 9 desgl., Falstaff . . . Kirschjohannisbeeren Kirschwildlinge, 1 jährig desgl., saure, Ijährig Birnwildlinge, Ijährig . desgl., 1 jährig .... 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Fanny Adam, 9. Etoile de matin, 10. Triomphe de Twicke, letztere bis jetzt die schönste gestreifte, k Stück 6 Sgr. Die 10 Sorten für 1 Thlr. 30 ältere Sorten mit Namen 2 Thlr. Die hier verzeichneten Artikel werden ebenfalls in einzelnen Exemplaren abgegeben , zugleich em- pfehle ich das Neuere und Seltnere von Gehölzen und Stauden. Um die Transportkosten zu erleichtern, werden von obigen Artikeln gratis beigelegt. Dessau, Ende Juli 1861. Fr. Neidigk. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Berlin. 247 weniger glänzend , die Unterfläche hat hingegen einen dichten silberglänzenden Ueberzug, der der ganzen Pflanze einen besonderen Reiz verleiht. Sonst sind die Blätter etwas lederartig und ganzrandig. Einen halben bis drei Viertel Zoll oberhalb der Ba- sis geht von dem Mittelnerven rechts und links ein grosser Seitenast, im Bogen aufsteigend, nach dem obern Theil der Fläche. Von diesen Seitenästen, sowie von dem Mittelnerven, entspringen aber aus- serdem noch ziemlich horizontal abgehende kleinere Aeste, zwischen denen nur eine schwache Aderung bemerkbar wird. Bei einer Breite von über fi, be- trägt die Länge gegen 8 Zoll. Der Stengel ist strauchartig, scheint selbst baumartig zu werden und sich wenig zu verästeln. Aeste und Blätter stehen einander gegenüber. Was den Namen Montanoa anbelangt, so wurde er von den Verfassern der Beschreibungen neuer mexikanischer Pflanzen, de la Llave und Lexarza, zu Ehren eines mexikanischen Doktors Lud. Montana gegeben. Der Verfasser des Pro- dromus glaubt aber den Namen in Montagnaea umändern zu müssen, da der Name französisch ge- schrieben Montagne lauten müsste. Leider ist diese Schreibart, der wir keineswegs beistimmen können, fast allgemein angenommen. Wollten alle Völker die fremdem Namen entlehnte Benennungen sich nach ihrer Aussprache mundrecht machen, so würde alsbald eine gränzenlose Verwirrung entstehen. Wir Deutsche müssten zunächst Montangnea, ausserdem Sossürea, Braunia u. s. w., nicht Saussurea, Brow- nea u. s. w. schi-eiben. Mit welchen Buchstaben müsste im Deutschen Salisburya wieder gegeben werden, wollte man es so schreiben, als die Eng- länder den Namen aussprechen? f. Hcl ian thus L. Wir sind fern davon, die Arten dieses grossen, hauptsächlich in Nordamerika einheimischen Genus, insoweit sie eine Anwendung zur Dekoration und sonst verdienen, hier aufzuführen, übergehen auch die neuen Formen der gewöhnlichen , aus China stammenden Sonnenblume (Helianthus annuus h.), welche man, besonders von England aus (siehe 1. Jahrg. d. Wochenschrift S. 67, ?>. Jahrg. S. 190) empfohlen hat, halten uns aber verpflichtet, auf eine, obwohl keineswegs erst in den letzten Jahren ein- geführte Art aufmerksam zu machen, da diese we- gen ihrer Eleganz und ihrer leichten Tracht gar nicht genug empfohlen werden kann , zumal sie, wo sie einmal angepflanzt ist, gar keine weitere Mühe macht und alle Jahre von Neuem erfreut. Es ist dieses Helianthus salicifo lius Otto u. Dietr., eine Pflanze, welche der ältere deCandolle bei der Bearbeitung der Kompositen imProdromus I übersehen hatte und 2 Jahre später im genannten Werke als H. orgyalis beschrieb. Auch alle spä- teren Botaniker nahmen von dem zuerst im Jahre 18.34 durch die Herausgeber der allgemeinen Gar- tenzeitung ('2. Jahrg. Seite 336) veröffentlichten Namen keine weitere Notiz , während er im Nord- osten Deutschlands bei den Gartenbesitzern fast nur allein bekannt war, hier und da in den Ver- zeichnissen selbst neben jenem aufgeführt wurde. De Candolle hat allerdings das Verdienst, die Pflanze im Genfer botanischen Garten zuerst kultivirt und sie weiter verbreitet zu haben; auch der botanische Garten zu Berlin erhielt sie 1833 eben daher. Es muss aber in Betreff des Vater- landes der Pflanze ein Versehen obgewaltet haben, da auf der Kapsel, welche die Samen aus Genf enthielt, Helianthus sp. Missuri gestanden haben haben soll. De Candolle erhielt diese aber nach seiner Mittheilung durch einen gewissen Pourta- les aus Arkansas. Damit stimmt auch die Angabe der Verfasser einer Flora Nordamerika's, Torrey und Gray, überein, die sie nur in dem zuletzt genannten Staate wachsen lassen. H. salicifolius O. et Dietr. treibt aus dem bleibenden Wurzelstocke in jedem Frühjahre viele einfache Stengel von 6 bis 8 Fuss Höhe, welche von unten bis oben zahlreiche und zerstreut ste- hende, sehr schmale, anfangs wagerecht und dann in einem Bogen elegant überhängende Blätter trägt. An der Spitze stehen sie mehr gedrängt, wodurch die Schönheit der Pflanze erhöht wird. Da Blüthen nur in guten, warmen Sommern, und dann erst im Oktober , zum Vorschein kommen , so wird durch deren Erscheinen der Werth der Pflanze nur sel- ten und dann erst spät verringert. (Fortsetzung folgt.) ßoiiicrkiiiig über Elaeocsirpus cyaueiis Sims (E. rcticiilatiis Sm.), einen Zierstrauch aus Neuhollaad. Von Bouche, Inspektor des Kijnigl botanischen Gartens in Berlin. Bei der letzten Ausstellung; des Gartenbau- Vereins im Juni d. J. war ein hübsches Exemplar dieser Pflanze ausgestellt, welches Veranlassung gab, inNro. '27, Seite 2 12 der Wochenschrift des Vereins, mit Recht die Behauptung aufzustellen, dass es un- begreiflich sei , weshalb eine so schöne Pflanze so wenig verbreitet sei. Die geringe Verbreitung dieser zierlichen Pflanze hat ihren Grund aber in der schwierigen Vermehrung. Stecklinge wachsen, wenn das Holz bereits erhärtet ist, niemals, sie bilden so- gar nicht einmal Kallus ; hie und da gelingt es da- 248 gegen, wenn man junge, aber nicht zu weiche, aus dem ahen hervorgewachsene Zweige mit einem Fuss Ende Juli oder Anfang August abschneidet, unter Glocken steckt, sie anfänglich in einen kalten, schat- tigen Kasten und erst Mitte Oktober auf ein massig warmes Stecklingsbeet stellt, wo sie dennoch 12 — 28 Monate zur Bildung; von Wurzeln brauchen. Die Pflanze setzt oft Samen an, von denen je- doch nur ein kleiner Theil keimfähig ist; und selbst die keimfähigen Samen liegen häufig 1 — 2 Jahre, bevor sie keimen. Es kommt daher nicht selten vor, dass den Gärtnern die Zeit lang wird und diese den Samentopf fortwerfen. Am sichersten keimen die Samen , wenn man sie im ersten Sommer nach der Aussatt nicht warm, sondern kalt stellt, sie im fol- genden Frühlinge in frische Erde legt und dann auf einen lauwarmen Kasten bringt, wo sie dann zuweilen im Laufe des zweiten Sommers keimen, oft aber auch bis in das dritte Jahr liegen. Sehr wesentlich hat das Anschneiden der Samen das Kei- men befördert , d. h. wenn es im Frühlinge nach der Aussaat, nachdem die Samen schon längere Zeit in der Erde gelegen haben, geschah. Die jungen Pflänzchen müssen bald nach dem Aufgehen ein- zeln in Töpfe gepflanzt werden, weil sich die ziem- lich einfache Pfahlwurzel sonst zu sehr ausbreitet, und das Versetzen, wenigstens ohne sie zu ver- letzen, erschwert. Ein Bliiiiicnbeet im Borsig'schon (liarten. Eine ästhetische Zusammenstellung der Pflan- zen auf unseren Blumenbeeten, namentlich wenn diese einen Theil von einer grösseren Parthie aus- machen, ist gar nicht so leicht, als es auf den ersten AugenbKck scheinen möchte. An Material fehlt es uns keineswegs, da die neuere und neueste Zeit so viel geliefert hat, dass selbst in grossen Anlagen Mannigfaltigkeit erzielt werden könnte. Ein Fehler, den wir so häufig finden , ist die Schwerfälligkeit der angewendeten Pflanzen, wenigstens zu diesem Zwecke. Selbst das buntblättrige Pelargonium zo- nale, von dem man in der neuesten Zeit so herrliche Sorten erzielt hat, passt nicht immer und muss mit Vorsicht zur Anwendung kommen. Am Besten macht 68 sich in der Mitte, aber nicht zu dicht gepflanzt. Soll es am Rande, gleichsam zum Einschluss des Ganzen, verwendet werden, so muss das Blumen- stück schon einen ziemlich grossen Umfang haben. Astern und Levkojen, so wie Balsaminen, sind, na- mentlich letztere, viel zu schwei-fällig, um auf ara- besken-artigen Zeichnungen sich gut auszunehmen, und doch werden, besonders die ersteren, zur Spät- sommer- und zur Herbstflor häufig gebraucht. Ge- nannte 3 Blumen müssen stets für sich eine Gruppe bilden. Wir haben in diesen Tagen in dem Garten des Kommerzienrathes Borsig Blumenbeete gese- hen, deren Zusammensetzung uns und allen denen, welche ein Interesse dafür haben, besonders gelun- gen erschien. Diese Blumenbeete bildeten einen Theil einer grösseren Zeichnung, von der der Ober- gärtner Gaerdt in dem 5. Jahrgange des Garten- kalenders vom Jahre I8Ö8 (2. Th. Seite 109) eine Beschreibung und bildliche Darstellung gegeben hat. Die Ausschmückung und Besetzung war aber seit- dem in jedem Jahre anders. Wer das Ganze kennen lernen will, dem verweisen wir auf besagte Abhandlung; für jetzt interessiren uns nur die 4 an den Ecken des ein Quadrat einnehmenden Blu- menstückes befindlichen Beete, welche ein nach in- nen sich verschmälerndes und demnach fast keil- förmliches Oblong mit kurz-dreieckiger Basis nach aussen darstellen. Das Beet hat II Keihon kleiner, meist blühender Pflanzen und war von Buchsbaum, wie man sich denken kann, sehr niedrig gehalten, umgeben. In der Mitte befand sich eine Reihe der buntblättrigen Geranien oder Pelargonien aus der Gruppe derje- nigen, welche zu Pelargonium zonale gehören und sich durch eine dunklere, hufeisenförmige Zeichnung auf der Mitte der Blätter auszeichnen, ausserdem aber in diesem Falle einen zwergigen Wuchs be- sitzen. Auf beiden Seiten derselben zog sich eine Reihe der niedlichen kleinen Lobelien mit blauer Blüthe (Lobelia Erinus L.) dahin, worauf wiederum rechts und links eine Reihe der niedlichen kleinen Amarantaceen mit rosenroth gezeichneten Blättern und von gedrängtem Wüchse , welche eine bunt- blättrige Form der Alternan thera paronychi- oides St. Hil. zu sein scheint, sonst aber als Te- lan thera polygonoides Moqu. undAlternan- thera sp. vorkommt, folgen. Grade diese niedrige Pflanze, die erst seit wenigen Jahren eingeführt ist, aber noch keineswegs, so sehr sie es auch verdient, eine weitere Verbreitung gefunden hat , trägt zur Schönheit des Beetes hauptsächlich bei. Dieser Alternanthera schliessen sich nach aussen wiederum Reihen der mit Recht jetzt vielfach auf Blumenbeeten angewendeten Nierembergia gra- cilisHook. an, die wegen ihrer Eleganz und trotz der Kleinheit schlanken Aeste ihren Namen verdient. Die feinen Blätter und die ganz hellblauen, fast weissen Blüthen nehmen sich reizend aus. Wiederum folgen nun rechts und links eine Reihe Lobelien mit azurblauen Blüthen. Das Ganze wird, wie ge- sagt, von grünen Buchsbaum umsäumt. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starck-e in Berlin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuno; des Gartenbaues in den Künifflich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koctl. M 32. Berlin, den 8. Auarust 1861. Preis des Jahrganges 5y Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Pflanzen- und Blumenschau (Flore des serres und Flore des jardins). — Einige neuere Blattpflanzen (Schluss). Wilde's Pflanzen und Raupen Deutschlands. — Strassenstaub gegen die Tr.aubenkrankheit. — Blühende Dasylirien. Pflanzen- und Bliimcnscliau. (Flore des serres und Flore des jardins.) Es liegen uns vom 14. Bande der Flore des serres, herausgegeben von van Houtte in Gent, 8 Lieferungen, vom 'S. Bande hingegen der in Lei- den erscheinenden Flore des jardins nur f) Hefte vor, über die wir hiermit berichten wollen. Wir bedauern übrigens, dass wir dieses Mal so viele Copien aus anderen Werken , besonders aus dem botanical Magazine, in der Flore des serres vorfin- den, da es einem so grossartigen Institute, als un- streitig das van Houtte'sche Etablissement ist, kei- neswegs an Originalien fehlen kann, um die Hefte damit auszufüllen. Auf der 1439. Tafel der Flore des serres ist Areca sapida Sol. abgebildet, von der bekannt- lich in Herrenhausen bei Potsdam sich ein schönes Exemplar befindet. Da sie bereits im vorigen Jahr- gange (Seite 19) ausführlich besprochen wurde, über- gehen wir selbige hier. Auch die auf der 1418. Tafel dargestellte Musa Ensete Gmel. ist schon Seite 228 erörtert worden. Seite 67 erhalten wir auch kopirt aus v. Heuglin's Reise nach Nordostafrika eine Vegetations-Skizze mit Musa Ensete, auf die wir hiermit aufmerksam machen wollen. Wir theilen keineswegs die Bedenken des Professor Rodigas in Gent, dass hier vielleicht von einer andern Art die Rede sein könnte. Dass die Blätter härter sind, als die der übrigen Bananen , unterliegt nach dem uns zu Gebote stehendem Exemplare keinem Zweifel; trotzdem möchten sie aber einem starken Winde keineswegs so widerstehen, dass sie unbeschädigt blieben. Wir halten deshalb v. Heuglin's Darstellung der vom Winde sehr beschädigten Blätter auf der Vegetationsskizze wohl für getreu. Zu den schönern Arten aus dem Aroideen- Genus Philodendron gehört unbedingt das zu- erst von uns im Anhange zum Samen- Verzeichnisse des Berliner botanischen Gartens vom Jahre 18.54 veröffentlichte P. erubeac.ens (tab. 1409). Die Ein- führuno; der Pflanze selbst verdankt man Linden in Brüssel. Leider hat sie keineswegs die Verbrei- tung gefunden, welche sie verdient. Sie rankt etwas und zeichnet sich durch den röthlichen Schein der Unterfläche der ziemlich-grossen und herz-pfeilför- migen Blätter aus, ein Umstand, der auch Veran- lassung zur Benennung gab. Die Blüthenscheide hat ausserhalb eine dunkel -braunrothe, innerhalb hingegen eine prächtige Karminfarbe. Vaterland ist wahrscheinlich Guatemala. Von Orchideen befindet sich zunächst auf der 1397. Tafel das uns wohl bekannte Dendrobium densi- ilörum Lindl., was übrigens schon auf der 3418. Tafel des botanical Magazine eine Darstellung gefun- den hat. Es stammt aus dem Gebirgslande Bhutan im Norden Ostindiens, woher wir schon so manche andere Art desselben Geschlechts erhalten haben. Am aufrechten , gegliederten und gegen die Spitze hin mit elliptischen Blättern versehenen Stengel kom- men die dichten Trauben gelber Blüthen seiten- ständig hervor und machen wohl stets Effekt. Angraecum sesquipedale Pet. Th. (tab. 1413) blühte vor einem Paar Jahren zuerst in Deutschland, 32 250 bei welcher Gelegenheit wir auch bereits eine aus- führliche Geschichte und Beschreibung der Pflanze gegeben haben (S. "2. Jahrg., Seite P)4). Auch A6ri- des Wightianum ( tab. 1452) und Evelyna Caravata Lindl. (tab. 14'27) sind bereits von uns (Seite '20 des vorigen Jahrganges) besprochen wor- den. In einem besonderen Aufsatze des Obergärt- ners Stange in Ovelgünne bei Altona (S. 1. Jahrg. Seite 169) finden wir auch ferner Näheres über Cypripedium Fairieanum Lindl., hirsutis- 8 im um Lindl. und barbat um Lindl. var. Veit- chii, von denen die erste auf der I. Tafel der Flore des jardins, die beiden andern hingegen auf der I43U. und 14Ö3. Tafel der Flore des serres ab- gebildet sind. Die Abart Veitchii des C. bar- batum ist nichts weiter, als diejenige, welche Stange mit dem Beinamen „floribun dum" be- legt hat und in den Gärten hier und da auch als C. barbatum majus vorkommt. Von ganz besonderer Schönheit ist Nephela- phyllum pulchrum Bl., welche auf der '2. Tafel der Flore des jardins eine bildliche Darstellung erhalten hat. Die Art wurde allerdings schon von Blume während seines Aufenthaltes auf Java im Anfange der zwanziger Jahre entdeckt und bereits auch in seinen Beiträgen (Seite 373) beschrieben. Wir besitzen ferner in Reichenbach's Xenien (im 19. Fase, auf der S8. Tafel) eine Abbildung. Die Orchidee wurde erst im Jahre ISöH durch Teys- mann aus Java in Holland eingeführt und verdient unsere volle Beachtung. Stengel und Unterfläche der Blätter besitzen eine schöne rothe Farbe, die Scheiden, aus denen die ersteren aber kommen, sind rosenroth gefärbt, während die von 7 Längsnerven durchzogenen, deutlich gestielten Blätter von läng- lich-lanzettförmiger Gestalt roth-marmorirt erschei- nen. Die in der Knospe rothen Blüthen bilden eine kopfförmige Aehre und haben 5 schmal -länglich- lan-zettfürmige und hellgrüne Blumenblätter mit einem braunen Streifen in der Mitte, sowie eine grosse, nach oben stehende, weisse, aber von gelben Nerven durchzogene Lippe. Da nach Witte, Inspektor des botanischen Gartens in Leiden, Kultur und Ver- mehrungweit leichter, als die der Anecochilus- und Physur\|s-Arten, sind, so wird hoffentlich Nephe- laphyllum pulchrum bald eine grössere Ver- breitung finden. Zu bemerken ist noch, dass die j Pflanze in holländischen Gärten bereits auch als N. magnificum vorkommt. Saccolabium retusum der Gärten (tab. 1463) halten wir mit Lindley für eine Form des Sac- colobium guttatum Lindl. (Rhyncliostvlis gut- tata Rchb.fil.), während der jüngere Reichenbach behauptet, dass es von Saccolabium viold- ceum, der alten Vanda violäcea Liadl., nicht verschieden sei. Auf jeden Fall ist es werth, in Gärten kultivirt zu werden. Es ist etwas dunkler, als das ächte S. guttatum, und hat allerdings eine in's Violette sich neigende Färbung am obern Theile der Lippe. Wenn schon an und für sich die Lycasten zu den schönern Orchideen gehören, so steht doch L. Skinneri oben an. Guatemala ist ihr Vater- land. Es scheint eine Art zu sein, welche in der Farbe der Blume ändert und zum Theil interessante Nüancirungen darbietet. Neben der violettblühenden Form (violacea) kommt sie mit weisser Blüthe, wo aber doch ein violetter Schein bemerkbar ist (Candida), nm Häufigsten vor. Im n. Hefte der Flore des jardins (zu pag. 65) sind wiederum zwei Formen abgebildet, die beide rosa gefärbt sind und an der Farbe auch nicht die geringste Neigung zu Violett haben. Die eine besitzt eine dunkele, mehr fleischrothe Färbung, bei der andern ist sie hin- gegen zartrosa. Ob die erste identisch ist mit der Abart, welche als rosea in den Gärten vorkommt, möchten wir vermuthen. Truffaut in Versailles, bekannt durch die schö- nen Astern, welche seinen Namen führen, hat in der neuesten Zeit sich auch mit der Erzeugung neuer Formen der Amaryllis Belladonna, einerZwie- belpflanze, die leider neuerdings gar nicht mehr so häufig knltivirt wird, beschäftigt und sehr hübsche Formen erzogen. Eine derselben hat van Houtte bezogen und als Amaryllis Belladonna rubra auf der 1415. Tafel abgebildet. Von Truffaut selbst ist sie unter dem langen Namen Amaryllis Belladonna mutabilis speciosa purpurea in den Handel gebracht. Bekanntlich stammt Ama- ryllis Belladonna L. aus Südafrika und ist mit A. blanda allein in dem früher so grossen Genus geblieben. Von Milla biflora Cav., die wir bereits im vorigen Jahre zu untersuchen Gelegenheit hatten und die deshalb auch im vorigen Jahrgange (Seite 235) besprochen wurde, hat van Houtte auf der 1459. Tafel mit 6 zu einer Dolde zusammengestell- ten Blüthen abgebildet. Auch wir haben mehr als 2 Blüthen zu beobachten Gelegenheit gehabt. In Betreu' der Kultur wird darauf aufmerksam ge- macht, dass man die Zwiebeln nach dem Verblühen nicht zu lange ausserhalb der Erde lassen soll, da die Wurzeln hier zum Theil als Niederlagen von Nahrungsstoffen fleischig sind und nicht vertrock- nen dürfen. Es ist dieses mit Gelasine, PhallocaUis U.S.W, ebenfalls der Fall. Milla biflora wächst in Mexiko. Auf der 3. Tafel der Flore des serres ist Velt- heimia viridiflöra Jacq. abgebildet. Es ist die- ses kapische Zwiebelgewächs zwar, wie Witte 551 richtig bemerkt, eine schon sehr lange bekannte Pflanze und befindet sich auch wegen ihrer leich- ten Kultur hier und da, besonders in botanischen Gärten, noch sehr viel vor, aus den Gärten der Privaten ist sie aber leider fast ganz und gar ver- schwunden. Wir machen deshalb von Neuem auf sie aufmerksam. Dasylirion acrötrichon Zucc. (tab. 1448) ist bei uns im Nordosten Deutschlands vielfach ver- breitet und bringt auch hier und da Blüthen hervor. Es ist eine auf jeden Fall zu empfehlende Dekora- tionspflanze, die sich mit den pinselähnlich zusam- mengestellten Fasern am Ende der dornigen Blätter ganz eigenthümlich ausnimmt. Uebrigens scheinen mehr männliche Exemplare kultivirt zu werden, als weibliche. Wir haben bereits im ersten Jahrgange der Wochenschrift (Seite 178) mitgetheilt, dass ausser der bekannten Gitterpflanze (Ouvirandra fenestralis Pet. Th.) noch eine zweite: Ouvirandra Ber- ner iana Dne auf Madagaskar wächst. Diese letz- tere befindet sich jetzt ebenfalls in Europa in Kul- tur und wurde zuerst im botanicfil Magazine (auf der ÜÜTÖ. Tafel) abgebildet. Eine Nachahmung der Darstellung finden wir jetzt in Flore des serres (tab. 1421). Die Pflanze unterscheidet sich wesent- lich von der früher bekannten durch sehr in die Länge gezogene, fast zollbreite Blätter, bei der die Substanz des Diachyms in der Mitte grösstentheils, nach dem Rande zu aber weniger fehlt. Daher sind auch die Löcher am letzteren weit kleiner, als in der Mitte. Uebrigens ist das Blatt in der Jugend, wie es auch bei der gewöhnlichen Gitterpflanze vorkommt, nicht durchbrochen. Darlingtonia californica Torr, ist eine höchst interessante Pflanze aus der Familie der Sarraceniaceen , durch die wir einigermassen Auf- klärung über die Stellung der Familie erhalten. Bis jetzt wurde diese bekanntlich von den meisten Botanikern in der Nähe der Nymphäaccen einge- reiht, während sie wahrscheinlich den Monotropeen und Pyroleen näher steht. Die Blätter der Dar- lingtonia haben die Gestalt derer der Sarracenien. Der Blattstiel bildet einen fusslangen, etwas spira- lig-gedrehten , braun geäderten Schlauch, an des- sen überhängender Spitze die eigentliche Blattfläche, aus 2 auseinander stehenden Abschnitten bestehend, sich befindet. Der Blüthensiel hat mit dem einer Monötropa grosse Aehnlichkeit und hängt ebenfalls vor der Entfaltung der purpurrothen Blüthen über. Diese selbst kommen aus den Winkeln grosser Deckblätter hervor und bilden eine kurze und ge- drängte Aehre. 5 Kelch- und 5 Blumenblätter sind vorhanden und 12 — 15 Staubgefässe. Der 5fächrige Fruchtknoten ist am obern Ende sehr breit und trägt auf ziemlich ebener Fläche einen 5theiligen Griffel. Dipladenia Harrisii Purd. (tab. 14U4) ist einer der schönsten Ranker des Warmhauses mit grossen goldgelben, aber ausserdem in der Mitte braunroth- gezeichneten Blüthen, welche vor ihrer Entfaltung überhängen. Sie bilden kurze Trauben, die aus den Winkeln grosser und länglich -lanzett- förmiger Blätter hervorkommen. Sie wurde zuerst im botanical Magazine (auf der 4825. Tafel) abge- bildet und stammt von den Antillen. Dipladenia steht Echites am Nächsten und gehört mit diesen zu den Apocynecn. Aristolochia trilobata L. (tab. 1402) ist eine westindische Schlingpflanze des Warmhauses mit grossen dreilappigen Blättern , die wir wegen ihres Blüthenreichthumes besonders empfehlen kön- nen. Ihre grossen, grünen und braun gezeichneten Blüthen bilden an der Basis einen weiten Sack, von dem aus eine fast walzenförmige Röhre aufsteigt. Am obern offenen Ende befindet sich eine Art auf- rechter Deckel, der sich allmählig in einen doppelt längern Faden verschmälert. Aeschy nan thus cordifolius Hook. (tab. 1431) ist bereits im vorigen Jahrgange (Seite 11) besprochen; eben so Howardia caracasensis Wedd. (tab. 1423), die als Pinckneya ionan- tha verbreitet wurde, im 2. Jahrgange (Seite 164). Gloxinien sind seit vielen Jahren schon be- liebt. Eine Zeit lang wollte man die Blumen nur aufrecht stehend ; überhängende gehörten gleichsam nicht zum feinen Tone. Jetzt sind aber auch die letztern wiederum mehr zu Ansehen gekommen, zumal man Sorten mit grossen und zugleich schönen Blumen erzogen hat. In der letzten Versammlung des Vereines hatten wir ebenfalls Gelegenheit, dei-glei- chen zu bewundern. Auch van Houtte in Gent hat neuerdings wiederum Sorten herangezogen, die hinsichtlich der Schönheit und Zartheit der Farben nichts zu wünschen übrig lassen. Die schönsten Arten hat er auf der 1434., 1435. und 1436. Tafel der Flore des serres abbilden lassen. Eigenthümlich gefärbt sind: Lady Grosnevor und Ernst Be- nary. Die erstere steht aulrecht und hat eine weisse Blumenrohre, aber einen blauen Saum. In jedem der breiten Abschnitte verläuft sich ein grosser, etwas gezackter Flecken von weisser Farbe. Ernst Be- nary hängt über und hat violette Abschnitte, wo aber der Rand weiss erscheint. Ausserdem ist die Basis noch (also die Mitte der Blume) durch einen ziemlich-breiten und nach aussen gezackten Kreis von weisser Farbe gezeichnet. Löon de Fremin- ville hat aufrechte, violett-braunrothe Blumen, bei E. Puig sind diese hellviolett und hängend. Eine schöne rosenrothe Farbe besitzen: A. Bonnard, .32* 252 Madame Celeste Vinans und Lady Harry Vane, und sind ebenfalls hängend. Die letztere ist weiss umsäumt und sezähnelt, die beiden andern hingegen sind in der Mitte weiss. Wiederum hell- lila erscheinen die Blumen von Marquis de St. Innocent und Gouv. de Backer, während Fe- derico Mylius hell- und Carlo Melenchini karniinroth gefärbt sind. lieber Theophrasten und Clavijen als Dekora- tionspflanzen haben wir bereits im '2. Bande der Wochenschrift (Seite 1)8) gesprochen; grade in der neuesten Zeit hat man eine Anzahl neuer Arten eingeführt. Ihre sehr grossen und langen Blätter, die meist nur den oberen Theil des einfachen Stam- mes umgeben, stehen ziemlich wagerecht ab und haben eine längliche oder elliptische Gestalt, doch immer mehr oder weniger nach dem unteren, meist un- oder kurzgestielten Ende verschmälert. Cla- vija ornata D. Don. (tab. 1417) ist schon lange bekannt und bereits von Jacquin als Theophra- sta longifolia abgebildet. Die kleinen, orangen- farbigen Blüthen bilden Trauben, die unmittelbar aus dem Stamme hervorkommen. Vaterland ist Neugranada. (Schluss folgt.) Einige neuere Blattpflanzen. IV. Aus der Gruppe der Heliantheen. (Schluss.) g. Titlionia Desf. Seit langer Zeit schon wird in dem botanischen Garten in Berlin eine Blattpflanze aus derselben Gruppe der Heliantheen kultivirt, die es auch ver- dient und daher Handelsgärtnern und Gartenbesitzern empfohlen werden kann. Es ist dieses Tithon ia tagetiflöra Desf., ein Sommergewächs Mexiko's, erreicht aber trotzdem eine nicht unbedeutende Höhe. Es kommt noch dazu, dass es ziemlich buschig wächst und sich reichlich mit abwechselnd stehen- den Blättern bedeckt. Diese sind es hauptsächlich, welche wegen ihrer eigenthümlichen Form Beach- tung verdienen. Wie die ganze Pflanze sind auch sie mit kurzen und steifen Haaren besetzt und fühlen sich deshalb, hauptsächlich auf der Oberfläche, ziemlich rauh an. Die unteren Blätter erreichen oft, wenn die Pflanze auf gutem Boden steht, eine Länge von 1 Fuss, eine Breite dagegen von S und 9 Zoll. Sie sind ölappig in der Weise, dass der oberste über 4 Zoll lange und nur wenig breitere Abschnitt zwar rund- lich ist, sich aber nach oben in eine kurze Spitze verschmälert. Die beiden folgenden Abschnitte sind zwar ähnlich, haben aber eine breite Basis und kleinere Dimensionen. Das letztere ist noch mehr mit den beiden unteren der Fall, so dass das ganze Blatt eine rundliche Figur mit schwach herzförmiger Basis besitzt. An den f Fuss langen Blattstiel läuft allinählig sich verlierend Blattsubstanz herab, aus derem obersten Theile 3 Nerven in spitzem Winkel entspringen. Der Rand des ganzen Blattes ist aus- serdem schwach gezähnelt. Die oberen Blätter sind nur 3-lappig, die ober- sten sogar ganz und, wie es bei den meisten Pflan- zen der Fall ist, auch weit kleiner. Die gi[)felstän- digen Blüthenkörbchen stehen auf langen , an der Spitze verdickten Stielen und haben orangenfarbige, etwas in's Rosafarbige sieh neigende Strahlenblnth- chen. Die Franzosen bezeichnen diese Farbe als Aurorafarbe, ein Umstand, der Desf ontaines Ver- anlassung zur Benennung gab. Tliiton ist nämlich nach der Mythe Vater der Aurora. Die Blüthen- körbchen kommen übrigens erst sehr spät zum Vor- schein, meist im Spätherbste, wo schon Fröste ihrer weiteren Entwickelung hinderlich sind. Das Genus selbst steht Helianthus sehr nahe und möchte kaum verschieden sein. Es zeichnet sich zunächst durch einen Hüllkelch (Anthodium) aus, der nur aus 2 und 3 Reihen Blättchen besteht. Ausserdem wird die Haarkrone aus einer Reihe gezähnelter Schüppchen gebildet, zu denen aber noch oft 1 oder i aus den Kanten der Achenien entspringende Borsten kommen. Damit die Pflanzen im Freien bald hübsch gross werden, muss man den Samen schon zeitig in Töpfe aussäen und die Sämlinge möglich bald umsetzen, und zwar einzeln in kleine Gefässe. Nach und nach gibt man ihnen diese grösser und bringt sie Ende Mai, sobald die Witterung beständig bleibt, in's Freie an eine recht sonnige Stelle. Da aber nur höchst selten daselbst die Samen reifen, ist es noth- wendig, stets einige Pflanzen in Töpfen zu lassen. li. Ve rbesina L. Auch aus diesem Genus hat man in der neuesten Zeit, und zwar unter falschen Namen, einige Arten als Blattpflanzen empfohlen, weshalb wir zunächst berichtigen wollen. Das Genus gehört übrigens zu denen, wo gegenüberstehende und abwechselnde Blätter zugleich vorkommen. Es zeichnet sich ausser- dem zum Theil durch flügelartige Blattsubstanz an dem Stengel und den Aesten aus ; namentlich ist es bei denen der Fall , welche neuerdings empfohlen sind. Es gehören lauter süd- und mittelamerikanische Arten hierher, die deshalb im Freien bei uns nicht gedeihen. Als Ve rbesina alata führt man in den Gär- ten eine Art mit buchtig -fiedertheiligen Blättern; die ächte hat aber diese, wenn auch nicht grade 253 ganzrandig, so doch höchstens buchtig -gezähnt. Eine Beachtung von Seite der Gärtner und Garten- liebhaber verdient die letztere deshalb auch nicht. Welche Art jedoch unter der V. alata der G.ärten zu verstehen ist, lägst sich nicht eher mit Bestimmt- heit aussprechen , bis man Blüthen zu untersuchen Gelegenheit erhalten hat. Wahrscheinlich möchte sieVerbesina crocata Less. sein, vielleicht auch V. pinnatifida Cav. Doch sprechen die vorhan- denen Abbildungen nicht für das Letztere und Ori- ginalpflanzen stehen uns nicht zur Vergleichung zu Gebote. Die Pflanze, nämlich V. alata der Gärten, VFahrscheinlich also V. crocata Less., wächst sehr buschig, da alsbald mehre Stengel oder Aeste aus der Basis hervorkommen. Die eigenfhümliche Form der gegenüberstehenden Blätter geben ihr einen eigen- thümlichen Reiz. Wir sahen eben ein schönes Exem- plar in dem Garten des Dr. Richter (Leipziger Str. 110 u. 111) in üppigster Fülle, neben fast all' den früher in dieser Abhandlung beschriebenen Blattpflanzen und möchten Liebhabern em|)fehlen, von der Freundlichkeit des Besitzers Gebrauch zu machen und den Garten, der bei sehr unscünstigen Verhältnissen — auf 3 Seiten sehr hohe Mauern anstossender Häuser und demnach eine eingeschlos- sene Luft — manches Andere von Interesse ein- schliesst, zu besuchen. Die dunkelgrünen Blätter haben im Umkreise eine deltaföi'mige Gestalt und sind, mit Ausnahme der obersten und bisweilen auch der oberen in der Weise tief-fiederspaltig, dass zwischen den 2, selten 3 Paar Fieder-Abschnitten über Zoll breite, leere Räume vorhanden sind. Die Fieder-Abschnitte ver- schmälern sich von der Mitte an in eine Art brei- ten Stieles und sind ausserdem eirund, aber zuge- spitzt und mit scharfen Sägezähnen versehen. Der oberste Abschnitt ist am Grössten. Dieselbe Blatt- substanz, welche zwischen den Fieder-Abschnitten vorhanden, ziehet sich auch längst des 2 Zoll und mehr langen Blattstieles hin. Die Länge des gan- zen, sich sehr schwach anfühlenden Blattes beträgt |- bis 1 Fuss, die Breite hingegen 6 bis 8 Zoll. Vaterland ist Mexiko. Eine zweite, dieser ähnliche Art ist V. sinuata Ell. , unterscheidet sich aber sehr leicht dadurch, dass die buchtig-tieffiederspaltigen Blätter nicht ge- genüberstehen, sondern mit einander abwechseln. Auch die Behaarung ist eine andere. Während bei V. crocata Less. beide Flächen mit kurzen, und sehr steifen Haaren besetzt sind, hat hier die Ober- fläche zwar ebenfalls eine kurze, aber sich kaum rauh anfühlende Behaarung. Die Ünterfläche erscheint dagegen sogar weich und besitzt ein graugrünes Ansehen. Die Zahl der Fieder-Äbschnitte scheint im Ganzen dieselbe zu sein; sie entwickeln sich aber in der Regel ungleich und haben eine mehr ellip- tische Gestalt. Stets sitzen sie jedoch mit breiter Basis an. Der Blattstiel ist ebenfalls gleichbreit ge- flügelt. Die unteren Blätter sind oft wenig gelappt und selbst ganzrandig. Vaterland sind die südöst- lichen Staaten Nordamerika's. Unter dem Namen V. gigant^a befindet sich endlich in den Gärten als Blattpflanze eine dritte Art, welche von der ächten d. N. ebenfalls wesent- lich verschieden ist. Diese wurde früher in den Gär- ten häufiger gefunden und soll schon seit dem Jahre 1758 in Kultur gewesen s-ein. Sie steht der V. si- nuata Ell. sehr nahe, möglicher Weise könnte die der Gärten sogar dieselbe sein. Was aber die V. gigantea der Gärten anbelangt, so scheint diese dieselbe zu sein, welche Hartweg in Mexiko sam- melte und von Bentham als V. sublobata be- schrieben wurde. Die eirund-deltaförmigen und ab- wechselnden Blätter sind schwach-gelappt, ausserdem aber noch scharf -gesägt. 8 bis 9 Zoll beträgt die Länge, gegen (i Zoll hingegen die Breite. Dazu kommt nun noch der über 4 Zoll lange und ziem- lich-breit geflügelte Blattstiel. Beide Flächen sind behaart, aber die obere fühlt sich rauh, die untere hingegen weich an. Die letztere besitzt auch eine graugrüne Farbe. Was endlich den Namen Verb esina anbelangt, so hat ihn Linne zur Bezeichnung von den Bidens- Arten ähnlichen Pflanzen eingeführt, deren Blüthen- körbchen einen Strahl besitzen. Ursprünglich be- deutete er als Diminutivum von Verbena die kleine Art des genannten Geschlechts, welche jetzt Ver- bena supina L. heisst. Dann verstand man zu Johann Bauhin's Zeit, also in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundertes, Bidens tripartita L. als zweite Art darunter, bis Linne das Wort für an- dere, wenn auch ähnliche Pflanzen gebrauchte. V. Aus der Gruppe der Tussilagineen. Unter diesem Namen begreift man eine kleine Anzahl von Pflanzen, welche zum Theil den süd- afrikanischen Cinerarien sich anschliessen, zum Theil den japanesischen Senecio- Arten und Ligulai'ien näher verwandt sind, wegen der Beschaffenheit des Griffels aber gewöhnlich in eine ganz andere Ab- theilung der Körbchenträger (Compositae), zu den Eupatorineen, gestellt werden. Diese unterscheidet man durch Gritteläste, welche walzenrund oder we- nigstens an der Spitze abgerundet sind, nicht, wie die der beiden vorhergehenden Gruppen, abgestutzt oder kegelförmig und unterhalb des Kegels mit pinselähnlichen Haaren versehen. Es geht stets so, wenn man Abtheilungen nach einem, und zwar meist 254 noch unscheinlichem Merkmal macht und nicht das Ganze in's Auge fasst. a. Brachy glo tti s Forst. Wegen sehr kurzer Zungenblüthchen hat der berühmte Reisende in der Mitte der 2. Hälfte des vorigen Jahrhundertes, Forst er, ein Paar strauch- und selbst baumartige Pflanzen Neuseeland's zu einem besonderen Geschlechte vereinigt und ihm deshalb den Namen, der „kurze Zunge" bedeutet, gegeben. Die eine Art befindet sich seit längerer Zeit in den botanischen Gärten, verdient aber auch von Seiten der Pflanzenliebhaber und Gartenbesitzer alle Beachtung. Vor Allem kann sie auf gleiche Weise, wie die oben erwähnte Montanoa mol- lissima, der sie auch sonst nahe steht, als Blatt- pflanze in's Freie benutzt werden. Wegen der aus- geschweift-gezähnten Blätter erhielt sie von ihrem Entdecker den Namen Br. repanda. Wie bei der eben genannten Art, ist die Unterfläche der etwas lederartigen Blätter mit einem silberweissen und dichten Filz bedeckt, der gegen die grüne Über- fläche eigenthümlich absticht. Gewöhnlich werden die Blätter gegen (i bis 9 Zoll lang und 4 bis 5 Zoll breit , erhalten aber bei Stecklingspflanzen und bei guter Kultur der letzteren bedeutendere Dimensionen. b. Tussilago L. Wenn wir Tussilago im Linne'schen Sinne betrachten, so schliesst das Genus eine Reihe ge- sellig-wachsender Arten mit grossen , meist rund- lichen Blättern ein, die mehr oder weniger wurzel- ständig sind. Zwischen ihnen erhebt sich ein kurzer Stiel, der in diesem Falle meist Schaft genannt wird und einen gedrängten straussähnlichen oder ähren- förmigen Blüthenstand, aber auch bisweilen nur ein einzelnes Blüthenkörbchen trägt. Eben dieser gros- sen, wurzelständigen Blätter halber eignen sich viele Arten zu Blattpflanzen , als welche sie auch hier und da bereits eine Anwendung gefunden haben. Nur Schade, dass der unterirdische Wnrzelstock oft kriechend ist und die Pflanze sich meist rasch und nicht immer zur Zufriedenheit der Gartenbesitzer 80 vermehrt , dass sie das Land verunreinigt und selbst andere und bessere Pflanzen zu Grunde rich- tet. Deshalb ist bei ihrer Anpflanzung vor Allem Vorsicht nothwendig. Seit langer Zeit findet Tussilago Petasites L., jetzt Petasites officinalis Moench (P. vul- garis Desf.), in grösseren Anlagen , namentlich in der Nähe von Wasserparthien, als Blattpflanze An- wendung. Es befinden sich in dieser Hinsicht ganz besonders in Sanssouci bei Potsdam einzelne Par- thien, die nicht leicht schöner gedacht werden kön- nen. Auch auf der Louisen-Insel im Thiergarten bei Berlin trägt die Gruppe des gemeinen Huflat- tichs zur Verschönerung des Ganzen bei. Obwohl genannte Pflanze zu den einheimischen gehört, so trägt sie doch hauptsächlich dazu bei, der Parthie einen ausländischen oder vielmehr ungewöhnten Charakter zu verleihen. Petasites Gaertn. unterscheidet sich von Tus- silago im heutigen Sinne, wo nur die einzige T. Farfara L. im Genus geblieben ist, dadurch, dass die strablenlosen Blüthenkörbchen entweder haupt- sächlich nur aus männlichen oder nur aus weib- lichen Blüthen bestehen , während bei jenem am Rande weibliche Strahlen-, in der Mitte männliche Röhren -Blüthchen sich befinden. Es ist übrigens noch zu bemerken, dass Linne die weibliche Pflanze Tussilago hybrida nannte, dass diese demnach keine besondere Art darstellt. Den Namen Tussilago hatte Tussilago Farfara L. schon bei den Römern, welche die Blätter gegen den Husten (tussis) gebrauchten, wäh- rend Petasites bei den Griechen ebenfalls schon dieselbe Pflanze (nämlich P. officinalis Mnch) be- deutete und den Namen von den grossen Blättern erhielt , welche gleich einem Hute oder Schirme (Petasos) gegen die Sonne schützten. Im Deutschen gebraucht man für Petasites den Ausdruck „Pesti- lenzwurz", weil in altern Zeiten die Wurzel als ein Mittel gegen Pest betrachtet wurde. Der Name „Huflattig" bezieht sich auf die Aehnlichkeit der Form eines Blattes mit der eines Pferdehuf'es. Ausser dem Petasites officinalis Mnch möchten wir noch auf eine Pflanze aufmerksam machen, nämlich auf Tussilago laevigata Willd., jetzt Nardosmia laevigata DC. Sie ist ein Bewohner Sibiriens, und besitzt im Aeusseren grosse Aehnlichkeit mit Senecio Sieboldii C.H.Schultz. Genannte Pflanze führt deshalb auch in den Gärten, wie wir früher schon gesagt haben, den Namen Tus s ilago j ap onica. Die freudig- grüne Farbe und den Glanz der Blätter, welche zuletzt genannte Pflanze so sehr auszeichnet, vermisst man allerdings bei Nardosmia laevigata, wo die Oberfläche der Blätter eine matte Farbe hat; einen Vorzug be- sitzt aber die sibirische Pflanze vor der japanischen dadurch, dass sie bei uns aushält und also keine weitere Mühe macht. Den Namen Nardosmia hat Cassini, Aka- demiker in Paris und der erste Botaniker von Be- deutung, der sich mit der Familie der Körbchen- träger oder Kompositen beschäftigte, einigen Pflanzen gegeben, welche im Bau der Blüthenkörbchen den Arten von Petasites nahe stehen, sich aber dadurch unterscheiden, dass am Rande Zungenblüthchen vor- handen sind. Die Bezeichnung, welche „Narden- geruch" bedeutet, bezieht sich eigentlich zunächst 255 nur auf Nar europäischen den Blüthen, viel kultivirt Wegen ihrer ter, die eben ben, verdient dosmia fragrans Rchb., einer süd- Art mit ausserordentlich-wohlriechen- die früher deshalb in den Kalthäusern wurde und alle Empfehlung verdient. herzförmigen, fast kreisrunden Blät- falls eine ziemlich harte Substanz ha- sie auch als Blattpflanze Beachtung. Wilde's Pflanzen und Itaupcn Deutschlands. Mit vielem Fleisse ist vorliegendes Buch, was im Buchhandel PiJ Thlr kostet, bearbeitet und daher allen Pflanzen- und Blumenliebhabern, sowie Land- wirthen, ganz besonders zu empfehlen. Das Leben der Insekten hängt zum Theil aufs Innigste mit der Pflanzenwelt zusammen, so dass Manches in der letzteren nur dadurch verstanden und erkannt wird, wenn man genaue Kenntniss von den Insekten besitzt. Viele Missärnten haben in deren Verwüstun- gen ihren Grund und lassen sich, zum Theil we- nigstens, vermeiden, wenn man mit der Lebensweise der betreffenden Insekten sich vertraut gemacht hat. Man kann oft vorbeugen. Das plötzlich seit weni- gen Jahren, zum Glück immer nur noch strichweise auftretende Insekt, was alljährlich hier und da in unseren Roggenfeldern Verwüstungen angerichtet, hat von Neuem die Aufmerksamkeit der Naturfor- scher und Landwirthe auf sich gezogen und wird hoffentlich Ursache werden , dass man vom Staate aus diesen Gegenstand mehr überwacht. Die Nord- amerikaner haben ihre besondere Staats-Entomolo- gen, die exti'a vom Staate bezahh werden, um die Verhältnisse gewisser Insekten zu den Pflanzen be- stimmter in"s Auge zu fassen und die erhaltenen Resultate zu veröffentlichen. Verfasser vorliegenden Buches hat sich zwar nur die Aufgabe gestellt , mit einem Theil der In- sekten, welche auf Pflanzen leben, uns bekannt zu machen , wo auch bereits am Meisten geschehen. Trotzdem ist das Feld noch lange nicht erschöpft; doch sind wir ihm aber Dank schuldig. Unter den Schmetterlingen gibt es eine so grosse Anzahl klei- ner Arten, die grade für den Gärtner und Land- wirth wichtig sind, dass jede Bereicherung will- kommen sein muss. Diese, deren Studium man deshalb auch mit einem besonderen , leider etwas sehr langen Namen, der darauf Bezug hat, Micro- lepidopterologie, belegt, sind auch in dem Buche mit besonderem Fleisse behandelt, zumal der Verfasser sich bei der ganzen Arbeit der Unterstützung nam- hafter Schmetterlingskundiger (Lepidopterologen) erfreute. Uns scheint die Anlage des Buches gut ge- wählt. Es ist zunächst in 2 Theile gesondert, von denen der erste eine Aufzählung der deutschen Pflanzen gibt, an denen man bis jetzt die Raupen von Schmetterlingen beobachtet hat. Kurze Diagno- sen finden sich nach dem Namen vor. Vv'enn wir auch für die Ordnungen (oder vielmehr Klassen) und Familien, vielleicht auch noch für die Genera, insofern diese vollständig aufgezählt sind, eine kurze Charakteristik billigen, so möchten wir diese doch allgemeiner und dadurch dem grossen Publikum verständlicher und nicht wissenschaftlich-pedantisch gehalten haben. Für die Arten halten wir sie aber für unnütz, insofern nicht eine Vollständigkeit, wie es im vorliegenden Buche nicht der Fall ist, ge- gegeben wird. Dieses machte aber wiederum das Buch voluminöser und dadurch auch theurer. Um die Pflanzen zu studiren, dafür sind die Lokalfloren vorhanden, die auch in Jedermanns Hand, insofern man Interesse für das Leben der Insekten hat, sein müssen. Dass unter dem Namen der Pflanze gleich die der Schmetterlinge stehen, deren Raupen auf ihnen leben, erleichtert das Studium, zumal der Verfasser durch 4 bestimmte Zeichen auch gleich angibt, zu welcher grossen Abtheilung die eine oder andere Art, ob zu den Tagfaltern, zu den Grossschmetter- lingen, zu den Spannern oder zu den Kleinschmet- terlingen, gehört. Die Schmetterlinge selbst lernt man im '2. Theile kennen und sind mit Recht aus- führlich behandelt. Man erhält hier neben der Le- bensweise des Insektes in allen seinen Entwickelun- gen eine ziemlich genaue Beschreibung. Das System, was zu Grunde gelegt wurde, ist das bekannte, was Dr. Speyer in seiner deutschen Schmetterlings- kunde angenommen hat. Gute Verzeichnisse er- es höhen den Werth des Buches. Eben so sind die 10 Tafeln, aufweichen die Puppen dargestellt wur- den, eine dankenswerthe Zugabe. Wichtiger wären wohl Abbildungen der Raupen gewesen. Wenn man vernimmt, dass unter den 1423 deutsch -schweizerischen Schmetterlingen von .354 Arten die Raupen noch nicht bekannt sind und dem- nach auch nicht die Pflanzen, auf denen jene leben, so sieht man, dass noch Manches zu erforschen ist; es gilt dieses nicht etwa nur von den kleinern, den Mikrolepidopteren, welche leicht übersehen werden können und deren Studium manche Schwierigkeiten darbietet, sondern auch von 67 Tagfaltern und :V2 Ma- krolepidopteren (Schwärmer und Spinner) hat man die Raupen noch nicht gesehen. Landwirthe und Gärt- ner, welche sich nicht speciell mit dem Studium der Schmetterlingskunde abgeben, sind doch bei ihren Wanderungen im Stande, grade hierin Beobachtun- gen zu machen und die Wissenschaft zu bereichern. 256 Strassenstaiib gegen ilic Tr.tiibeiikraiiklieit. Von vielen Seiten ist der Strassenstaub als Mit- tel gegen die Weinkrankheit empfohlen worden. An einigen Orten hat man ihn mit Erfolg angewendet, an anderen hingegen hat es gar nichts genützt. Es möchte dieser \Mderspruch allenthalben da vorhan- den sein, wo dergleichen zusammengesetzte und in ihrer Zusammensetzung so unsichere Mittel, wie der Strassenstaub ist, in Anwendung kommen. Es geht selbst mit unseren natürlichen und künstlichen Dung- stoffen nicht viel besser, die eben nur nach ihrer Zusammensetzung mehr oder weniger Einfluss haben. Gibt man dem Vieh eine Streu, die nicht, gleich dem Stroh, im Stande ist, von den Hausthieren die Aus- scheidungen in sich aufzunehmen und wo diese zum Theil sogar abfliessen, so wird der Mist, mag er von Pferden und Kühen, oder von Schweinen ge- wonnen werden, auch schlecht sein. Die Vorzüge des Mistes hängen selbst von der Nahrung ab ; schlecht genährte Pferde liefern auch stets schlech- ten Mist. Das wissen die Pariser und Londoner Gärtner recht gut, die darnach die Preise bezahlen. Wenn demnach von Seiten der landwirthschaft- lichen Centi-alstelle in Stuttgart, so wie von Seiten eines Herrn Chris tiani in Fi-ankreich der Stras- senstaub als ein Mittel gegen die Traubenkrankheit geschildert wird, das selbst an Wirksamkeit die des Schwefels übertreffe, andernseits v. Camini in Bozen behauptet, dass er gar nichts helfe, so liegen wohl die Gründe darin, dass der Strassenstaub ein- mal Stoffe, namentlich Säuren, vielleicht auch Schwe- felwasserstoff" enthält, wodurch der Weinpilz getödtet wird, ein anderes Mal hingegen aus mehr indiffe- renten Stoffen besteht, die keinen Einfluss auf den Schmarotzer ausüben. Mit Recht wird von v. Camini gesagt, dass die Wirkung eines Mittels bei der Traubenkrank- heit doppelter Art sein könne. Man überzieht die Oberfläche der Beeren mit einer feinen Masse, so dass die Fäden des Weinpilzes oder Oidiums auf der Oberfläche der Schale nicht haften können. So wirkt der Leim , in dessen sehr verdünnter Auflö- sung man die Trauben eine kurze Zeit hängt, und der sehr verdünnte und erdige Strassenstaub, wenn nach dem Bestreuen ein dichter Nebel oder schwa- cher Regen kommt. Der Staub kann in diesem Falle eine so dichte Decke bilden, dass die Sporen des Oidiums gar nicht zur Entwickelung kommen. Diesem Strasscnstaube verdankt man es, dass an Strassen befindliche Obstbaume oft ungemein tra- gen, indem der Staub mehr oder weniger die Aus- dünstung der Blätter verhindert und die auf diese Weise nicht von der Pflanze ausgeschiedenen Stoffe zur Vergrösserung der Früchte beitragen. Anderntheils sind Stoße dem Weinpilz feindlich und zerstören ihn. Es ist dieses in Betreff des Schwefels der Fall. Oft mag auch der Strassenstaub, ganz besonders von Strassen, wo allerhand Zug- und sonstiges Vieh sich aufhält, mancherlei, selbst schweflige Stoffe enthalten , welche ebenfalls dem Pilze feindlich sind. Es kann selbst, wie behauptet wird, die Wirkung des Strassenstaubes energischer, als die des Schwefels, sein. Auf jeden Fall bleibt der Strassenstaub ein unsichei'es Mittel; bei Anwendung im Grossen müs- sen Erfahrungen voi'liegen. Dagegen wird Schwefel in Form der sogenannten Schwefelblunien stets seine Wirkung äussei-n. Hofgärtner Karl Fintelmann am Neuen Palais bei Potsdam hat ihn seit Jahren in seinen grossen Anlagen mit Erfolg angewendet und wird sich seiner auch ferner bedienen. Leider hat aber bei dem Weinreben im Freien eine andere Krankheit, die sogenannten Pocken, in diesem Jahre grosse Verheerungen angerichtet. Die Spitzen der Triebe sind mit schwarzen Flecken dicht besetzt und die Blätter verkümmern, bis endlich der ganze erkrankte Theil abstirbt. Diese Krankheit ist viel schlimmer, als das Oidium. Bliilieiide Dasylirieii. Unsere beiden grösseren, vor ungefähr 30 Jah- ren aus Mexico importirten Dasylirien (Dasylirion acrötrichum Zuccar.), welche wir vor einigen Jah- ren erworben, entwickeln seit einigen Tagen ihren Blüthenschaft noch rascher, als dies bei der Agave americana der Fall ist. Gleich einem kolossalen Spargelstengel ist der des grösseren Exemplares, welches noch niemals blühte, seit dem Heraustreten aus den Blättern bis 3 Zoll Dicke, in den letzten Tagen innerhalb 24 Stunden durchschnittlich 6 Zoll gewachsen, so dass er sehr leicht eine Höhe von 10- — 12 Fuss erreichen könnte. Von dem einen Exemplare, welches im Jahre 18n3 in Frankfurt a. O. blühte, weiss ich mit Bestimmtheit, dass es ein Männchen ist, das Geschlecht des zweiten ist mir noch unbekannt. Ich bringe dies hier zur Sprache, um vielleicht anderen mit dem Blüthenstaube dienen zu können, wenn sich irgend wo ein weibliches Exemplar ent- wickelt haben sollte. Ueber das merkwürdig schnelle Wachsthum des Blüthenschaftes werde ich später berichten. Breslau, den 20. Juli 1861. Goeppert. Verlag von Karl Wiegandt ir. Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Siarcke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuno; des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines. Professor Dr. Karl Kocll. JW. 33. Berlin, den 15. Auffust 1861. Preis des Jahrganges 5| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch l'ranco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die einjährigen Lupinen. — Kurze Betrachtungen über die Familie der Euphorbiaceen. — Pflanzen- und Blumenschau (Flore des serres und Flore des jardins) (Schluss). Sonntag, den 25. August, Mittags 11^ Uhr, findet im Palmenhause des Königlichen botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Dienstag, den 27. August, findet eine Exkursion nach Baumgartenbrück und der Königlichen Lan- desbaumschule in Alt-6eltow statt. Die Abfahrt von hier geschieht mit dem Zwölf-TJhr-Zuge der Berlin- Fotsdamer-Eisenbahn. Die einjiihrigcii Lii|miicii. Schon Regel hat im 7. Jahrgange seiner Gar- tenflora (Seite 5 1 ) versucht, über die neueren Lupi- nen der Gärten Aufklärung zu bringen; unserer- seits ist ebenfalls im 1 . Jahrgange der Wochenschrift (S. 80), so wie im 'J. (S. 58) darüber gesprochen. Seitdem hat die Vorliebe wiederum etwas aufge- hört, so sehr die meisten Arten auch Beachtung verdienen; die verschiedenen Arten haben jedoch in Privat- und botanischen Gärten fortwährend zum grossen Theil falsche Namen. Es ist nicht zu leugnen, dass trotz der sonst so vorzüglichen Monographie des Geschlechtes von Agardh die Lupinen mannigfache Schwierigkeiten darbieten. Ein Umstand ist es aber hauptsächlich, der Veranlassung zu Irrthümern gegeben hat, ganz besonders bei Arten, welche aus Mexiko stammen, dass diese nämlich zum Theil bei uns sich wie ein- jährige Arten vei-halten, während sie im Vaterlande mehre Jahre dauern, ja selbst einen etwas holzigen Stengel bekommen können. Dazu kommt nun noch, dass man, wenn man die Bestimmungen nach Exem- plaren in den Herbarien versucht, ausserdem an der Unvollständigkcit der ersteren oft gar nicht sieht, ob die Pflanze ein- oder mehrjährig ist. Da wir im botanischen Garten in Berlin seit mehrern Jahren der Kultur der verschiedenen Lu- pinen eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und von Seiten eines Königlichen Landesökonomie-Kol- legiums, namentlich in Betrefl' des Lupinus albus und Termis, Samen aus verschiedenen Gegenden Italien's und Nordafrika's direkt bezogen wurden, so sehen wir uns auch nach mehrjährigen Beobachtun- gen im Stande, jetzt noch bestimmter als früher darüber berichten zu können. Die Lupinen sind Pflanzen, die nicht allein für den Gärtner und Blumenliebhaber Werth haben, sondern auch in der neueren Zeit, seitdem der Ge- heime Oberregierungsrath Kette, Vorsitzender im Königlichen Landesökonomie - Kollegium , auf den Anbau der gelben Lupine aufmerksam gemacht hat und diese, besonders für die sandigen Gegenden Nord- ostdeutschlands, eine grosse Bedeutung für die Land- wirthschaft erhalten hat, grosse Wichtigkeit besitzen. Sie standen aber schon im Alterthume in Ansehen, und wurden von Griechen und Römern, wahrschein- lich selbst noch früher von den Bewohnern Aegyp- tens und Syriens, als Nahrungsmittel für Menschen und Vieh benutzt. Zu einer Zeit, wo der Gaumen des Menschen noch keineswegs so verwöhnt war, wie jetzt, dien- ten die bitter schmeckenden Samen des Lupinus 33 25S albus und Termis dem gemeinen Manne allge- mein zur Nahrung. Die Sklaven wurden haupt- sächlich von Lupinen ernährt und die Griechen hatten sogar für das Geniessen derselben eine be- sondere Bezeichnung: „Thermotragein." In Unter- italien werden sie noch von den Lazaroni's gegessen. Bei uns wollen die Samen nicht munden. Möglich, dass der unangenehme Bitterstoti' in den Samen der damals kultivirten Arten weniger stark vorhanden war. Die Lupinen, welche man jetzt in Neapel zu diesem Zwecke anbaut, sollen auch in der That weniger bittere Samen hervorbringen. Der venetianische Arzt Ma- ranta, welcher in der 2. Hälfte des Ifi. Jahrhun- dertes lebte, spricht sich ebenfalls dahin aus, dass in Etrurien die Lupinen einen ausserdentlich bittern Geschmack hätten, während sie in Campanien, also in Unteritalien, dem Vieh so angenehm wären, dass sie den Winter hindurch diesen fast nur als Nah- rung geboten würden. Der Bitterstoff liegt haupt- sächlich in der Schale, die in dem Alterthume wahr- scheinlich entfernt wurde. Dazu kommt noch, dass man die Samen jetzt und in den ältesten Zeiten in Wasser, dem man noch Asche oder Salz zusetzte, macerirte und auf diese AVeise zum grossen Theil des Bitterstoffes beraubte. Wenn wir eben gesehen haben, dass die Lu- pine (und zwar zunächst L. albus und Termis) den Alten schon lange als Nahrungsmittel bekannt war, so ist es weiter interessant zu erfahren, dass Arten der Lupine (L. angustifolius , pilosus und varius) ebenfalls schon in alter Zeit, wenigstens von den Römern, zur Gründüngung benutzt wurden. Am Ausführlichsten spricht Columella (im 2. Buche und Itt. Kapitel) darüber. Ausserdem hat Plinius, ein anderer Schriftsteller des Alterthumes, überhaupt alles zusaiiunengestellt, was zu seiner Zeit über Lupinen bekannt war. Termos, Termis, Tarinus, Arinus sind die Modifikationen eines und desselben Namens, welche die Lupinen bei den Bewohnern Nordafri- ka's und Syrien's gehabt haben; bei den Griechen hiessen sie Thermos, in den Talmud hingegen Tal- tan. Woher der Name stammt, lässt sich wohl kaum noch entscheiden. Die Römer nannten sie Lupinus, d. h. Wölfchen. Man hat sich vielfach bemüht, dieses Wort zu erklären. Nach den Einen sollen die Lupinen andern Pflanzen alle Nahrung, gleich den Wölfen, entziehen, nach Anderen wären sie so gefrässig, dass sie selbst Erde in sich aufnähmen. Das Letztere bezieht sich wohl auf das ursprüng- liche Vorkommen des Lupinus albus und Ter- mis auf schlechtem Sandboden. B^orcellinus be- hauptet dagegen, Lupinus sei von Lype, d.i. Trauer, Schmerz, abzuleiten, weil der bittere Geschmack der Samen beim Genüsse die Gesichtsmuskeln ver- ziehe, also das Zeichen einer unangenehmen Em- pfindung gebe. Unserer Ansicht nach sind diese Ableitungen unrichtig; wir sind dagegen geneigt, eine andere dafür zu substituiren. Von Plautus wissen wir näm- lich, dass die gelben Samen der Lupinen auf dem Theater anstatt der Goldmünzen benutzt wurden und daher auch den Namen „Aurum comicum, d.h. das Gold, resp. Geld der Schauspieler" erhielten. „Mit diesem Golde, wenn es macerirt ist, werden in der Berberei die Ochsen fett gemacht," lässt der genannte Lustspieldichter an einer Stelle sagen. Nach Horaz war aber ferner auch der Same der Lujjinen, wenn Kinder mit einander spielten, ebenfalls der gewöhn- liche Ersatz für Gehl. Es möchte vielleicht daraus hervorgehen, dass die Römer sich des Ausdruckes Lupinus, also Wölfchen, wegen der gelben Farbe derselben zur Bezeichnung der Goldstücke auf gleiche Weise bedienten, wie wir das Wort Fuchs und Füchschen, auch Goldfuchs, in gleicher Bedeu- tung wegen der Farbe gebrauchen. Die Lupinen kommen zunächst in den wärmern Gegenden der gemässigten Zone der Alten Welt vor, scheinen sicli daselbst jedoch nur auf die Länder ringsum das Älittelmeer zu beschränken. Jenseits des Kaspischen Meeres ist keine Art aufgefunden. Das Vorkommen der Lupinen in Südafrika scheint uns zweifelhaft, da die dort beobachteten Arten ohne Zweifel daselbst erst eingeführt wurden. Zahl- reich sind sie in der Neuen Welt vertreten, und hier wiederum mehr auf der Westseite. Li Nord- amerika gehen sie sehr weit nördlich; am zahlreich- sten kommen sie jedoch in Kalifornien, Mexiko, Kolumbien und Peru vor. In Australien hat man noch keine Art beobachtet. Es liegt uns fern, die gegen 13U bis jetzt be- kannten Lupinen hier aufzuführen und zu beschrei- ben. Wir beschränken uns daher, wie wir auch gleich anfangs ausgesprochen haben, nur auf die einjährigen. Dass mehre Arten sich bei uns ein- jährig verhalten, im Vaterlande dagegen ausdauernd sind, haben wir ebenfalls schon gesagt. Aberselbst von den einjährigen führen wir nur diejenigen auf, welche sich in Kultur befinden und meistens auch einen Schmuck in unseren Gärten bilden können. I. Arten der Alten Welt. 1. Die ächte Lupine, L. albus L. Die ganze Pflanze weich-behaart und graugrün ; Blätt- chen meist zu 7 ; Nebenblättchen klein, fadenförmig; Deckblätter kurz , die Knospen nicht überragend ; Traube sitzend oder kurzgestielt; Blüthen abwech- selnd; Kelch stets mit kleinen Deckblättchen be- setzt, mit lanzettförmigen, meist ganzen Lippen. Schiffchen nicht gewimpert. 259 Abart ist Lupihus Tennis Forsk., wo der obere Theil der Fahne eine blaue Farbe besitzt, während sonst die Blume etwas schmutzig -weiss gefärbt erscheint. Der nun verstorbene v. Wulffen in Pietzbuhl bei Burg im Magdeburg'schen hat das Verdienst, zuerst wiederum die weisse Lupine zur Gründün- gung empfohlen und das Verfahren in einem be- sonderen Schriftchen „über den Anbau drr weissen Lupine im nördlichen Deutschland" im Jahre IS'iS verüfl'enilicht zu haben. Er hatte sie im Süden Frankreichs gesehen, wo sie hauptsächlich in dem Landstriche zwischen Grenoble, Lyon und Valence zu diesem Zwecke, aber auch als Nahrungemittel für Menschen und Vieh, alljiemein kultivirt wurde. Man wandte die Lupine meist auf den entlegenem Feldern an, wohin Düngung aus dem Stalle zu viel kostete. Die Aussaat geschah im Oktober, wo also bereits geärntet war, und im April, wenn die Pflanze grade blüht, pflügte man sie unter. Man hatte dabei noch den Vortheil, dass bei dem dichten und raschen Wüchse der Lupine die Unkräuter mehr oder weniger erstickt wurden und man ein reines Feld erhielt. Grade auf diesen Lmstand scheinen die alten Römer nicht weniger, als die heutigen Bewohner Südfrankreichs, ein grosses Gewicht ge- legt zu haben. Neuerdings ist man bei uns von dem Anbau der weissen Lupine ganz und gar wieder abge- kommen, wendet dagegen die bei uns rascher wach- sende gelbe, von der wir alsbald sprechen werden, mit Vortheil an. Die Ursache liegt darin, dass es bei uns zur Kultur der ersteren nicht warm genug ist und die Vegetation bis zur Blüthe zu lange dauert. Grade in dem raschen Wüchse der weis- sen Lupine sahen die Alten aber einen Vorzug. Ihr günstiges Klima erlaubte ihnen, sie schon im Herbste nach der Aernte zu säen, was bei uns nicht mög- lich ist, weil die Pflanze im Winter erfriert. Aber auch da, wo sie im Süden zur Körnerbenutzung angebaut wird, erhält man daselbst in einem Jahre 2, oder doch wenigstens in 2 Jahren ?i Aernten, während man bei uns selbst in einem Jahre nicht immer reife Samen erhält. Diese waren es, welche, wie schon gesagt, von den Alten selbst gegessen, aber auch zur Mästung des Viehes, namentlich des Kindviehes, benutzt wurden. Das Kraut scheint dem letztern allerdings im Alterthume nicht als Nahrung geboten woi'den zu sein, denn es ist immer nur von den Körnern die Rede. Dagegen füttert man noch heut' zu Tage in Südfrankreich Rindvieh und Hammel damit, welche letztere das Kraut sehr gern fressen. Aller- dings soll es nicht so gut zur Mästung beitragen, als die Körner. Es widerspricht diese Erfahrung den Angaben einzelner Landwirthe in Nordost- deutschland, nach dem das Kraut vom Rindvieh gar nicht oder nur höchst ungern gefressen wird. Ganz unrichtig ist es aber, wenn man behauptet, dass Same, Stengel und Laub erfahrungsmässig als Viehfutter gänzlich unbrauchbar seien und selbst bedenkliche Krankheitssymptome, wenn sie auch in geringer Menge gefressen werden, hervorbrächte. Wo es der Fall war, mögen andere Umstände Ver- anlassung gegeben haben; die Lupinen können auch verdorben gewesen sein. Selbst Brod kann so ver- derben, dass sein Genuss schädlich wird. Dergleichen Unrichtigkeiten finden sich immer ein, wo nicht genug Resultate vorliegen, wie es hier der Fall ist. Die vereinzelten Versuche in Nordost- deutschland haben uns nur soviel gelehrt, dass die weisse Lupine bei uns nicht gedeiht, also keine Zukunft besitzt. Das hätte man sich aber schon vorher sagen können, wenn man den Anbau der Lupine in Frankreich, wo er schon in der Breite von Paris mehrmals versucht und, da man keine befriedigenden Resultate erhielt, wiederum aufge- geben wurde, etwas weiter verfolgt. In den Be- richten der Alten sowohl, als in denen aus Süd- frankreich heisst es bestimmt, dass die weisse Lu- pine nur bei sehr warmer Witterung rasch gedeiht und dann auch ihren Zweck erlüUt. Wenn demnach von hiesigen Landwirthen weiter behauptet wird, dass sie eine grössere Kälte aushalte, als die gelbu, so widersprechen die;:em die Erfahrung anderer und das, was eben vorausgeschickt ist. In Aegypten, aber auch in Italien, sowie in Südfrankreicb , verlangt die weisse Lupine einen sterilen und sandigen Boden, also zum Theil ähn- lich der gelben. Es wird sogar schon von den Alten behauptet, dass sie in Lehm- und Kalkboden we- niger gedeihe. Andere klimatische Verhältnisse be- dingen oft einen anderen Boden. Das sehen wir täglich bei der Kultur ausländischer Pflanzen. Schon Pabst, der Direktor der höhern landwirthschaft- lichen Anstalt in Deutsch-Altenburg; an der unga- rischen Grä.nze, hat die weisse Lupine auf einem stark Kalk- und Magnesia- haltigen Lehmboden mässig-gedeihen gesehen. In der Nähe von Erfurt, wie die Besitzer der Handelsgärtnerei von Mosch- kowitz&Siegling vor einigen Jahren dem Ver- eine zur Beförderung des Gartenbaues mittheilten, erhielten sogar die Samen der auf dortigen Lehm- boden gebauten weissen Lupine ihre vollständige Reife , während Lupinus luteus daselbst gar nicht gedeihen wollte. Ein wirklicher specifischer Unterschied zwi- schen L. albus L. und Termis Forsk. existirt nicht. Samen, die direkt von beiderlei Pflanzen durch das Königliche Landesökonomie -Kollegium, 260 durch die Samenhandlung von Metz & Comp, und sonst aus Italien, Südfrankreich, Aegypten und Madeira bezogen wurden , zeigten allerdings im Anfange unbedeutende Verschiedenheiten in dem Wüchse, in der Farbe der Krone und in der Grösse und Gestalt der Samen; diese verloren sich aber bald, so dass im dritten Jahre schon kein fester Unterschied mehr aufgefunden werden konnte. De Candolle und andere legen auf die Anwe- senheit der Deckblättchen bei Lupin us Termis Forsk. und der Abwesenheit derselben bei L. albus L. einen grossen Werth : bei genauer Untersuchung wird man jedoch finden, dass die Deckblättchen überhaupt nie fehlen , nur oft sehr klein sind und daher leicht übersehen werden können ; auch fallen sie bisweilen zeitig ab. Es ist übrigens zu be- merken, dass diese Deckblättchen, welche auf bei- den Seiten da stehen , wo die beiden Lippen des Kelches sich vereinigen , nicht mit den bei allen Lupinen bald abfallenden Deckblättern an der Ba- sis des kurzen Blüthenstieles , wie es von Land- wirthen , welche über Lupinen geschrieben haben, geschehen ist, verwechselt werden. Ferner wird behauptet, dass die Hülsen des Lupinus albus nicht aufsprängen und die Sa- men-Aernte daher leicht sei. Es ist dieses aber ebenfalls wiederum eine ungenaue Beobachtung. Die Hülsen der weissen Lupine sind nur fleischiger und bedürfen daher eine längere Zeit , um auszutrock- nen und dann aufzuspringen. Man schneidet daher auch in der Regel die Fruchtstengel vor der völli- gen Reife ab und lässt sie zum völligen Austrock- nen an einer luftigen Stelle aufhängen. Eine weitere Unrichtigkeit, welche von Seiten einiger Landwirthe ausgesprochen wurde, ist, dass die weisse Lupine allmählig in L. mutabilis und endlich sogar in den perennirenden L. arböreus überspiele. Die genannten Arten sind jedoch sehr verschieden und können nie in einander übergehen. Zu den perenuen Pflanzen oder Stauden gehört übrigens L. arböreus nicht, da hier die Vegeta- tion gar nicht unterbrochen und der Stensrel sogar holzig wird. Genannte Pflanze verhält sich strauch- oder wenigstens halbstrauch-artig. Das Vaterland ist ungewiss. Weder in Aegyp- ten, noch in Italien oder sonst wo in Südeuropa istL. albus L. wild gefunden worden, wenn auch verwildert. Der bekannte Reisende Olivier will die Pflanze jedoch in Persien, Nordmann hingegen in Mingrelien (im westlichen Transkaukasien) wild beobachtet haben. Wir haben sie jedoch im zu- letzt genannten Lande weder angebaut, noch we- niger wild gefunden. (Fortsetzung folgt.) Kurze Betrachtungen über ' die Familie der Eiiphorbiaceen. Von Edmund Goeze, Gartengehülfe am Jardiu des plantes zu Paris. Je mehr man liesst, hört, wahrnimmt, um so grösser wird der Wunsch, das Begehren, sich von dem, was man in sich aufgenommen, ein deutliches, wo möglich selbst anziehendes Bild zu entwerfen, um dieses Bild immer wieder als Richtschnur, als Wegweiser bei ferneren Arbeiten zu benutzen. Eine im August des verflossenen Jahres er- schienene Broschüre: „Vorgefasste Meinungen über Botanik, vertheidigt von Professor Roeper in Rostock", die ich in's Französische zu übersetzen Gelegenheit hatte, trieb mich gewissermassen dazu an, die Fa- milie der Euphorbiaceen vom allgemeineren Stand- punkte aus kennen zu lernen. Wenn dieses mein Studium auch immer nur ein oberflächliches geblie- ben ist und bleiben wird , so bin ich nichts desto weniger über die so mannigfachen , interessanten Punkte, die es mir geboten, überrascht. Möge man es mir daher gestatten, den Versuch zu machen, hiervon nun, wenn auch keine anziehende, so doch eine naturgetreue Skizze zu entwerfen. Die Familie der Euphorbiaceen, von der bis- jetzt fast an 3000 Arten bekannt sind, nimmt eine eigenthümliche Stellung in dem grossen Pflanzen- reiche ein. Wenn es auch viele Familien geben mag, die von der einen oder andern Seite aus betrachtet von grösserer Wichtigkeit für Wissenschaft, Gar- tenbau und Industrie sind, so kann man doch wohl nur sehr wenige finden , die so Vieles in sich ver- einigen, um es unter dieser oder jener Form dar- zubieten. Schon die ältesten Schriften über Bota- nik sprechen über Pflanzen zu dieser Familie ge- hörig. Obgleich man erst seit einem Jahrhunderte angefangen hat , den Euphorbiaceen eine ernstere Aufmerksamkeit zu widmen, so kann man doch schon aus den vielen der bis jetzt über sie erschie- nenen Werke und Abhandlungen auf das Interesse schliessen, was sie seit langer Zeit schon in An- spruch genommen. Man theilte früher die Gattung Euphorbia in 4 grosse Unterabtheilungen, nämlich in krautige, flei- schige, holzige und baumartige Gewächse. So sehr nun auch seit dem vorigen Jahrhunderte, wo nur wenig Euphorbiaceen bekannt waren, die Zahl der Gattungen und Arten zugenommen hat, so sind wir doch wohl immer noch im Stande, diese Charakte- risirung auch bei der ganzen Familie in Anwendung zu bringen. Betrachtet man nur einiger Massen den Bau 261 der Euphorbiaceen, den so eigenthümlichen Blüthen- stand vieler Arten und ihre so verschiedenen, man- nigfachen Eigenschaften, so wird man es leicht be- greifen, dass die Meinungen der Gelehrten über sie sehr auseinander gegangen sind. Seit langer Zeit sind manche Arten dieser Familie zum Erisapfel in der Wissenschaft, vi-orilber eine Ansicht zu erhalten unmöglich schien , geworden. Die älteren Botani- ker, der grosse Schwede Linne und dessen Leh- rer, der berühmte Tournefort, hatten die An- sicht, dass Hermaphroditismus durchaus nicht selten bei bewussten Pflanzen vorkomme. Erst Lamark und Jussieu traten gegen diese Ansicht auf ; ihnen folgten fast alle Botaniker bis auf die Jetztzeit. Vor Kurzem aber sind '2 Männer, und zwar wiederum '2 Franzosen, Payer und Bai Hon, aufgetreten, und haben sich bemüht der Meinung der älteren Botaniker Anerkennung und Geltung zu verschaffen, ersterer in seiner „Organographie vögetale", letz- terer in seiner „Monographie des Euphorbiac^es." Wie dem nun immer sei, so lässt sich gewiss so- viel mit Gewissheit annehmen, dass wenigstens bei einigen Gattungen, wie unter anderen bei Croton und Phyllanthus, Zwitterblumen gar nicht selten sich zeigen. Nicht weniger ist die Ansicht über die Ver- wandtschaft der Euphorbiaceen auseinander gegan- gen. Lindley findet sie den Malvaceen am Näch- sten stehend, andere Botaniker dagegen den Gera- niaceen , Oxalideen, Tropaeoleen oder Rhamneen. Um dergleichen mehr oder minder fern liegende Verwandtschaften herauszufinden , muss man aller- dings schon mehr mit der Kenntniss des Pflanzen- reichs vertraut sein ; es können demnach nur Män- ner vom Fache, die sich lange damit beschäftigt haben, auch ein Unheil darüber besitzen. Hier sind ausser den genannten noch die beiden Jussieu, Rob. Brown, Kunth, Roeper, Hasskarl und Klotzsch als solche aufzuführen, welche in klei- neren oder grösseren Abhandlungen ihre Ansichten über diese Familie, sowie Untersuchungen darüber, veröffentlicht haben. Nach freundlicher Mittheilung Dr. J. Müller's, Conservator's des de Candolle'- schen Herbariums, sehen wir schon bald einer Mo- nographie der Euphorbiaceen entgegen, welche den 16. Band des Prodromus bilden wird. Uebrigens beschäftigt sich auch mit dem Genus Euphorbia speciell Edmund Boissier in Genf, der deshalb verschiedene Gärten und Herbarien Europa's in Augenschein nahm. Im Jardin des plantes zu Paris werden mehr als '2l)Ü Euphorbiaceen kultivirt. Unter ihnen zeich- net sich Euphorbia abyssinica H. P. durch ihre enorme Grösse und Stärke aus. Die Herbarien des Museum's und Delessert's in Paris enthalten dagegen mehr denn 1 50Ü Arten aus dieser Familie. Welch' schönen Anblick grade fleischige Euphor- biaceen zu bieten vermögen , davon habe ich mich oft überzeugt. Sind auch ihre Blüthen grösstentheils nur unbedeutend, so entschädigen die verschieden- geformten Stämme mit ihren oft seltsamen Verzwei- gungen in der Regel reichlich dafür. Eine im Som- mer aus fleischigen Euphorbiaceen mit andern suc- culenten Pflanzen angefertigte Steingruppe gereicht jedem Garten zur grossen Zierde. Leider scheint ihre Kultur an vielen Orten sehr vernachlässigt zu werden. Man sieht wohl noch hier und da einige Repräsentanten, sie befinden sich aber meist in einem traurigen Zustande, oder man hat auch, was noch häufiger ist, eine keineswegs günstige Auswahl getroffen. Von den nicht fleischigen Arten ist eine der schönsten unstreitig die Poinsettia pulcherrima, die mit ihren unvergleichlich schönen , rothen , die Blumen in ihrer Farbenpracht nachbildenden Hüll- oder Deckblättern oft das monotone Bild unserer Warmhäuser auf's wirksamste unterbricht. Reisende, die sie in ihrem Vatei-lande gesehen, schildern uns ihre Schönheit wahrhaft enthusiastisch. In England ist sie besonders beliebt und verwendet man auch auf ihre Kultur viele Sorge. Unter Mistbeetfenstem und in einem schweren, nahrhaften Boden erreicht sie jenseits des Kanales eine Schönheit und Uep- pigkeit, wie wir sie vergebens bei uns suchen. Nicht minder beachtenswerth sind die beiden Ja- trophen- Arten, nämlich Jatropha podagrica und pand u raefofia, die leider noch sehr selten in den Gärten anzutreffen sind. Auch Euphorbia selbst hat bekanntlich einige holzige Arten, die mit ihren röthlichen oder gelblich-orangefarbenen, wie- derum die Blumen darstellenden Hüllblättern wohl Effekt hervorrufen können. Jedermann kennt Eu- phorbia fulgens, splendens und Breoni, die wiederum in England mit grosser Sorgfalt heran- o ö o gezogen werden und allerdings auch daselbst eine Vollkommenheit erreichen, wie wir sie meist ver- gebens auf dem Kontinente suchen. Vielleicht ist es hier am Platze, ein Wort über eine Kulturmethode einzuflechten, deren man sich so häufig bei manchen unserer Warm- und Kalthaus- pflanzen bedient, ihnen nämlich einmal eine sehr ver- feinerte Erde zu geben und sie dann bisweilen einem ziemlich hohen Temperaturgrade auszusetzen. Zu die- sen gehören zum Theil auch die Euphorbiaceen, die aber sonst eine schwere, mit Holzkohle und Fluss- sand versetzte Erde und ein massiges Begiessen, was noch durch reichliche Scherbenunterlagen in den Töpfen gehoben wird, lieben, ausserdem aber gelinde, je nach der Jahreszeit abwechselnde Wärme jeder anderen Behandlung vorziehen. Nimmt man •262 nicht allein auf die den Blüthen zunächst stehenden Organe, sondern auf den ganzen Habitus der Pflan- zen Rücksicht, so möchte ich noch einige Xylo- phyllen, als X. laifoiia und X. angust if olia , als zu dieser Kategorie gehörig, empfehlen. Wenn auch nicht so ergiebig, so doch nicht minder belohnend sind wenige Euphorbiaceen für unsere Lustgärten, in welchen man z. B. in kurzer Zeit die schönsten Blattpflanzengruppen mit den verschie- denfarbigen Ricinus-Arten bilden kann. Eine an- dere Pflanzengattung aus dieser Familie, der Buchs- baum, der freilich der Mode der Zeit zum Theil hat weichen müssen, lieferte, besonders im vorigen Jahrhunderte, bekanntlich eines derHauptniaterialien zur Ausschmückung der Pariser und anderer Gär- ten. Wie weit man sich dabei verlor, davon geben immer noch viele französische und besonders hol- ländische Gärten Zeugniss. Werfen wir nun zum Schlüsse noch einen Blick auf die geographische Verbreitung der Euphorbia- ceen. Das Genus Euphorbia, ohne Zweifel das reichste an Arten, findet sich über alle fi Welttheile verbreitet. In Asien und Europa nimmt es ^ von der ganzen Familie ein; doch je mehr man sich dem Süden nähert, desto mehr nehmen die andern Gattungen zu. Gewisse Gegenden repräsentiren auch gewisse Formen ; so ist das südliche Afrika besonders reich an fleischigen Gattungen, wie denn überhaupt Afrika wohl das eigentliche Land der succulenten Gewächse ist. Süd-Amerika, insbesondere die Tro- pen, machen uns mit der reichen Vegetation der holzigen und baumartigen Euphorbiaceen bekannt, während in Euro[)a, im westlichen Asien und in Nord-Amerika die ausdauernden, krautartigen Eu- phorbiaceen (die Stauden) in grosser Menge ge- deihen. Nicht selten trifft man aber auch ein und dasselbe Genus, ja selbst ein und dieselbe Species, in mehrern Welttheilen zugleich verbreitet. Pflauzeii- iiihI ßliinieiisrliaii. (Flore des serres und Flore des jardins.) I Sdiluss. I Uroskinnera spectabilis Lindl. (tab. 1433) möchte die Aufmerksamkeit der Blumenliebhaber nicht lange fesseln. Sie ist ein strauchartiger Mas- kenblüthler vom Ansehen einer Gesnere aus Mexiko und Guatemala, welcher zu Ehren eines Kaufmann's, Uro Skinncr, eines eifrigen Pflanzensammler's, dem der jetzige Garteninspektor v. Warszewicz in Krakau während seines Aufenthaltes in Amerika viel verdankt, genannt wurde. Die violetten, im Schlünde blau-weisslichen Blüthen stehen an der Spitze des Stengels ziemlich dicht gedrängt in Form einer Aelire , während die eirund -länglichen , be- haarten und gekerbten Blätter sich einander gegen- über befinden und ein dunkeles Grün besitzen. Auch Stephanophysum Baikiei Hook, (tab. 1399) möchte nicht auf die Länge der Zeit gefallen, ist auch bereits (J. Jahrg., Seite 165) be- sprochen. Dasselbe gilt von der holzigen Papave- racee: Dendromecon rigidum Benth. (3. Jahrg., Seite 1 1 ). Zwei Salbei-Arten, welche sich einestheils der bekannten Salvia coccinea L. und splendens Ker, anderntheils der S. Heerii Reg. anschliessen und gewiss, wie diese, während der besseren Jah- reszeit im Freien verwendet werden können , sind auf der 14U7.und 1412. Tafel abgebildet. Die eine, Salvia Roezlii Scheidw., hat den Habitus der S. splendens, besonders der Gartenform, welche man S. Soucheti nennt. Sie ist durchaus unbe- haart, hat sogar oben glänzende Blätter von läng- lich-eiförmiger Gestalt. Die sehr grossen , schar- lachrothen Blüthen stehen einander gecfenüber und bilden eine lockere Aehre. Wir verdanken sie Rözl. der sich bekanntlich seit einigen Jahren in Mexiko angesiedelt hat und sie unter dem Namen S. dielytroidcs in den Handel brachte. S. ob- tusa Mart. et Gal. stammt eben daher, ist kleiner, und gedrängter. Ihre etwas runzlichen Blätter sind eirund und auf der Unterfläche graulich behaart, oben hingegen unbehaart. Die einander ebenfalls gegenüberstehenden und eine kurze Traube bilden- den Aehren haben eine prächtige karniin-rosenrothe Farbe. Das schöne Solanum texanum Dun. (tab. 1398) haben wir schon im 'i. Jahrgange besprochen (Seite Ö9). Wir fügen noch hinzu, dass es neuer- dings in Berlin als Blattpflanze benutzt wird und sich neben den übrigen Arten sehr gut ausnimmt. Heterötomn lobelioides Zucc. (tab. 1454) ist ein Bewohner Mexiko's und gehört demnach, wie die meisten daher stammenden Pflanzen in das temperirte Haus. Schon dci Münchener Reisende, Freiherr v. Karwinsky (nicht Karminsky) ent- deckte sie Ende der zwanziger ,Iahre, aber erst 1858 wurde sie von einem Gentcr Blumenliebhaber Aug. Tonnel eingeführt und kam durch V^ er- schaff elt in den Handel. Die Pflanze gehört in die Familie der Lobeliaceen, wo überhaupt seltsame Formen der Blumen vorkommen. Nicht mit Unrecht hat man diese mit einem kleinen Vogel verglichen, da die auf langen Stielen aus dem \\ inkel der un- haarten und eirund-zugespitzten Blätter hervorkom- menden Blüthen aus dem rothen Sporn und aus einer goldgelben, zurückgebogenen Lippe bestehen, so dass beide Theile fast einen rechten Winkel bilden. 263 Grevillea alpestris Meisn. (tab. 1449) ist ein sehr hübscher Blüthenstrauch, den zuerst Aug. van Cieert in Gent gehabt haben soll; es ist aber dieselbe Form , welche wir bereits im R. Jahr- gange der Wochenschrift (Seite l'l) als eine Ab- art (helianthemitoliaj derselben Pflanze bezeichnet haben. Colletia ferox, Bic toniensis? (tab. I4ül) halten wir für die ächte C. cruciata Gill.etHook., welche Lindley als einen in Dicton entstandenen Blendling hielt und deshalb C. Bic toniensis nannte, während schon Sprengel die Pflanze we- gen ihres sonderbaren Aussehens Condalia pa- radox a nannte. Es ist eine Khamnee aus Chili, welche mehr ein botanisches Interesse haben möchte, höchstens denen, die nach sonderbar gestalteten Pflanzen suchen, gefallen kann. Die kreuzweise gegenüberstehenden Blätter bilden nämlich steife, dreieckige Dornen, welche der Achse mit der breiten Basis ansitzen. An und zwischen ihnen kommen die kleinen gelben Blüthen hervor. In Frankreich hält die Pflanze zum Theil schon im Freii>n aus. Azalea occidentalis Torr, et Gr. (tab. I4S2) möchte doch nur eine Abart der schon längst bei uns bekannten A. calenduläcea Mich. sein. Wie diese hält sie gewiss im Freien bei uns aus, obwohl sie aus Kalifornien stammt. Die grossen weissen Blüthen, deren oberster Abschnitt aber in der Mitte goldgelb -gezeichnet ist, bilden eine gipfelständige Dolde und haben eine drüsige Blumenrohre. Eine der scliönsten Akquisitionen unter den baumartigen Alpenrosen bildet ohne Zweifel Rhododendron S tamfor d ianu m (tab. 14'2S), was Rollisson u. Söhne in Tooting gezüchtet haben. Die grossen Blüthen bdden einen dichten Kopf und haben eine schöne rothe Farbe, die haupt- sächlich in der Mitte des obersten Abschnittes durch fast schwarz - violette Punkte unterbrochen wird. Rh. Veitchianuni Hook. (tab. 141H) ist d:igegen eine gute Art, welche mit dem sehr ähnlichen Rh. form OS um Well. (Gibsonis unserer Gärten) in dem Hinialaya-Gebirge vorkommt. An der Spitze der mit länglichen, unten blaugrünen Blättern besetzten Aesten kommen 3 und 4 sehr grosse, blendend- weisse Blüthen hervor, die sich dadurch auszeich- nen, dass ihr Rand sehr wellenförmig, fast kraus ist. Rh. virgatum Hook. (tab. 1408) gehört da- gegen zu den kleineren Arten, deren Entdeckung wir dem Jüngern Hook er verdanken. Die zart- rosafarbenen, trichterförmigen Blüthen kommen aus dem Winkel der obersten Blätter hervor. Diese sind länglich, kurzgestielt und blaugrün. Van Houtte bringt die Pflanze während der bessern Jahreszeit in's freie Land und hält sie kurz. Dadurch kom- men eine Menge Aeste aus der Basis des Stengels, zum Theil aus der Erde, und machen die Pflanze buschig. Auch 'A Kamellien sind in Flore des serres abgebildet. Bicolore de la reine (tab. 14UÜ) soll J. Varenberg gezüchtet haben. Sie hat einen reinen Bau und ihre zartrosafarbenen Blumenblätter besitzen einen blendend-weissen Rand. Countess of Derby (tab. U.'iö) hat ebenfalls reinen Bau, aber eine bandartige Zeichnung, indem die weissen, nach der Basis rosafarbenen Blumenblätter verschie- den gestaltete Längsstreifen von rother Farbe haben. Sie ist italienischen Ursprungs, kam aber schon bald in den Besitz von Veitch in Exeter. Tri- color Angelo Cocchi (tab. 145K) wird im Bau schon etwas anemonenartig, hat aber sonst die Fär- I bung der vorigen, nur dass die Streifen unregel- mässiger sind. . Zu den schönsten Haiden gehört unbedingt Erica aristata Andr. (tab. l4'iU), die bereits auch in einer Reihe von Formen existirt. Zu empfehlen ist die, welche als majus von England aus auf den Kontinent kam. Ihr Ursprung ist unbekannt. 3 — T) rothe Blüthen, aus einer gegen die Basis hin bauchigen Röhre bestehend, befinden sich an der Spitze der Aeste. Dadurch, dass der schmale, um- gelegte Saum eine weisse, der Schlund hingegen eine dunkele Purpurfarbe besitzt, erhalten die Blü- then einen besonderen Reiz. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Baum- Päonie, welche J. van Geert als Triumph von Gent (Triomphe de Gand) in den Handel gebracht hat (tab. I3!)f]), ihren Namen verdient und zu den schönsten gehört, welche überhaupt existiren. Die Blüthe ist sehr gross, durchaus gefüllt und besitzt eine prächtige rothe Farbe. Nicht weniger verdient die Rose, welche den Namen Eugen Appert (tab. 144'2) führt und von Trouillard gezüchtet wurde, alle Beachtung und hat sie bereits auch bei uns gefunden. Bei schönem Laube besitzt die Blume eine prächtige dunkelrothe Farbe. Unter den Scharlach- oder Hufeisen-Geranien (Pelargonium zonale) hat man in der That in der neuesten Zeit Vorzügliches geleistet. Auf unseren Schmuckbeeten nehmen sie hauptsächlich eine Stelle ein. Auch die, welche neuerdings van Houtte von einem gewissen Babouillard erhalten hat und auf der 1444. Tafel seiner Flore des serres abge- bildet ist, verdient alle Beachtung. Mitten in dem schönen Grün der Blätter befindet sich ein schwarz- brauner Ring. Die weissen Blüthen besitzen eine von der Basis ausgehende strahlenförmige Zeich- nung von rosenrother Farbe und bilden ziemlich dichte Dolden auf langen Stielen. Datura fastuosa L. fl. pl. ist eine in allen tropischen und subtropischen Ländern verbreitete 264 Pflanze, die auch in unseren Gärten schon seit viel- leicht "J Jahrhunderten kultivirt wird. Was hier jedoch auf U'iT. Tafel abgebildet wurde, ist nicht die ächte Pflanze d. N., sondern D. alba N. v. E., welche sich durch die weisse Farbe der Bliithe und durch stachliche Kapseln unterscheidet. In"s freie Land gepflanzt, wo man Bodenwärme gegeben hat, entwickelt sich die Pflanze mit besonderer Ueppig- keit. Die grossen Blüthen verbi-eiten bekanntlich einen sehr angenehmen Geruch. Dahlia Jupiter ist eine grosse Georgine vom regelmässigsten Bau, welche Rawlings in London gezüchtet hat und bereits im Jahrgange 1857 des Florist und Fruitist abgebildet wurde. Die purpurvioletten Blumenblätter haben eine weisse Spitze. Auch einige Hyacinthen finden wir abgebil- det. Prinz Albrecht von Preussen (tab. 146U) hat vielleicht die dunkelste, dem Schwarz am Näch- sten stehende Farbe und ist bei uns hinlänglich bekannt. Lord Wellington (tab. 14L)1| gehört zu den sehr gefüllten und gros -blumigen Sorten, deren Farbe ein sehr zartes Rosa darstellt. Leider ist sie eine der schlechten Zwiebelmacher (siechte bolmaker). Auch das Aurikelauge, Auricula's Gog (tab. I4(i2), kennen wir wiederum seit einigen Jahren. Die dicht gedrängten Blumen haben eine blaue Farbe, in der Mitte sind sie aber weiss. Von der Papageienblume mit buntgestreiften Blättern, Alstroemeria argenteo- vittata (tab. 1424), haben wir schon im 2. Jahrgange (Seite 173) gesprochen. Das buntblättrige Klarinetten -Rohr, Arundo Donax versicolor (tab. 1425), ist zwar schon länger bekannt, kann aber, namentlich auf Rasenplätzen, nicht genug empfohlen werden. Wir sahen es in diesen Tagen in dem Park des Prinzen Karl von Preussen zu Glienicke in seltener Schön- heit. Leider wächst es im Allgemeinen nicht so kräftig und ist auch empfindlicher in der Kultur. Seit vorigem Jahre hat van Houtte einige Weigelen-Formen in den Handel gebracht, die Be- achtung verdienen. H von ihnen sind auf der 1445., 1446. u. 1447. Tafel der Flore des serres abgebildet. Gezüchtet wurde sie von Fr. Desbois von W. ro- sea und zum Theil von W. amabilis. W. Iso- lina besitzt die Blüthen weiss, im Schlünde stroh- gelb, und ist am unteren Blumenlappen mit einem goldfarbigen Flecken versehen. Weigela amabi- lis striata hat die Blumen weiss und roth-gestreift, auch roth- verwaschen, während bei W. van-Hout- tei die Blumenröhre und die Hälfte der Blumen- röhre roth, die andere Hälfte weiss ist. Von den andern nicht abgebildeten Formen zeichnet sich W. S t e 1 z u e r i durch einen solchen Blüthen-Reich- thum aus, dass ein Zweig von 1/ Fuss Länge nicht weniger als 3U0 — 4UU Blüthen entfalten soll. Die Blüthe selbst besitzt eine prächtige rothe Farbe. Endlich verdient noch W. rosea nana foliis va- riegatis als Zwerg mit bunten Blättern Erwähnung. Zu bemerken ist endlich noch , dass die richtige Schreibart Weigela und nicht Weigelia ist. Nicht weniger verdient eine neue Form der japanischen Quitte (Pirus japonica) (tab. 1403) die Aufmerksamkeit der Liebhaber. Die weissen Blumenblätter werden nämlich gegen den Rand hin rosa-gefärbt. Von der schönen südspanischen Tanne, Pinus Pinsapo, erhalten wir durch eine gelungene Dar- stellung eine Totalansicht vom ganzen Baum (tab. 1 437). Ueber den purpurrothen Steinbrech aus dem Himalaya, Saxifraga purpurescens Hook. (tab. 1401), haben wir schon im vorigen Jahrgange (Seite 279) Nachricht gegeben. S. Cotyledon L. ,'/. py- ramidalis Lap. ist eine in botanischen Gärten be- kannte Form aus den Pyrenäen, die aber auch der Beachtung der Gartenliebhaber, besonders für Stein- parthien, werth ist. Lupinus Menziesii Ag. hat allerdings durch die gedrängteren Blüthen und die längere Traube einen Vorzug vor den ebenfalls gelbblühenden ge- wöhnlichen L. lut eus. Wir haben schon von ihm im 1. Jahrgange (Seite 80), so wie im 2. Jahrgange (Seite 59) gesprochen. Cosmanthus grandiflörus Benth. (tab. 1450) gehört zu den hübschen Blumen, welche der un- glückliche Reisende Douglas schon im Anfange der dreissiger Jahre in Kalifornien entdeckte; ein- geführt wurde er aber erst vor Kurzem durch den bekannten Reisenden Will. Lobb bei Veitch in Exeter. Es ist eine Polemoniacee, ähnlich den andern Arten dieses Geschlechtes, aber ausgezeichnet durch die grossen, violetten Blumen. Die Pflanze liegt mehr und nur die blühenden Zweige richten sich aufwärts. Endlich berichten wir noch über eine Abart der niedlichen Nierembergia, welche durch die Han- delsgärtnerei von Avoux und Crocy als N. gra- cilis Crozyana in den Handel gekommen ist. Sie ist insofern dreifarbig, als das Centrum gelb, der Rand hingegen ziemlich breit-weisslich ist und in der Mitte ein blauer Ring sichtbar wird. Die Nierembergien gehören überhaupt zu den schönsten Beetpflanzen, da sie bei leichtem Wüchse das ganze Jahr hindurch fast eine seltene Blüthenfülle zeigen. Grade mit lebhaft - gefärbten Blumen abwechselnd sind sie am Besten angebracht. Verlag; von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 6'2. Druck von J. F. btarcke in Beriu». Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. JW. 34. Berlin, den 22. August 1861. Preis des Jahrganges .3^ Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die neuesten Kaladien. — Pflanzen- und Blumenschau (Illustration horticole und Belgique horticole). — Die einjährigen Lupinen (Fortsetzung). Sonntag, den 25. August, Mittags 11| Uhr, findet im Falmenhause des Königlichen botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Dienstag, den 27. August, findet eine Exkursion nach Baumgartenbrück und der Königlichen Lan- desbaumschule in Alt-Geltow statt. Die Abfahrt von hier geschieht mit dem Zwölf- Uhr -Zuge der Berlin- Potsdamer-Eisenbahn. Die neuesten Kaladien. Als Chantin auf dem Mont rouge bei Paris vor nun 3 Jahren plötzlich eine Reihe neuer Kala- dien mit bunten Blättern in den Handel brachte, von denen die eine schöner als die andere war, j wurde der erste Anstoss gegeben, die bis dahin auf die Schiefblätter gerichtete Aufmerksamkeit nun den Kaladien zuzuwenden. Noch nicht J Jahre sind verflossen, wo wir eine Zusammenstellung der be- kannten Arten in der Wochenschrift versuchten (Seite 3Ü1 des '3. Jahrganges); nicht wenige neue sind seitdem dazu gekommen. Wir haben keines- wegs jetzt schon die Absicht , einen vollständigen Nachtrag zu geben, da dieser doch schon bald wie- der unvollständig werden möchte, sondern beschrän- ken uns nur auf die Arten, welche erst vor Kurzem direkt aus Brasilien eingeführt sind und eben erst jetzt in den Handel kommen. Man hat mit Recht die Frage aufgeworfen, wie kommt es, dass plötzlich aus Ländern, aus denen man seit vielen Jahren schon hauptsächlich unsere Gewächshäuser bereicherte, plötzlich eine Menge bis- her nicht bekannter Kaladien eingeführt wurde? Sollten nicht einige wenigstens auf gleiche Weise erst durch Kreuzungen hervorgerufen worden sein, wie die meisten in den Handel befindlichen Schief- blätter? Es wäre wenigstens seltsam, dass die vie- len Sammler, welche seit Jahren Brasilien durch- streiften, solche schöne Pflanzen übersehen haben sollten. Und doch möchte es der Fall gewesen sein, da die Kaladien, bei uns in Deutschland wenigstens, nicht Samen tragen, daher auch nicht zu Kreuzun- gen benutzt werden konnten. Es ist aber weiter die Frage, ob die Kreuzung nicht in Brasilien geschehen sei, wo bekanntlich, besonders in Rio Janeiro, bereits Pflanzenhändler existiren, die im Innern des Landes sammeln lassen und die Pflanzen einstweilen kulti- viren. Weiter unterliegt aber es keinem Zweifel, dass einige Kaladien, namentlich C. poecile, bicolor, pellucidum und pictum, sehr zu Veränderun- gen geneigt zu sein scheinen und dass demnach manche der neuerdings jetzt als selbständige Arten beschriebenen und bekannt gemachten Kaladien der- einst auf diese zurückgeführt werden möchten. In dem Augusthefte der Hamburger Garten- und Blumenzeitung (Seite 379) hat der Obergärtner Stange in dem durch seine Orchideen-Sammlung berühmten Schiller'schen Garten in Ovelgönne bei Altona 4 Kaladien (die 5. ist bereits von uns früher bekannt gemacht) vorläufig veröffentlicht und Liebhaber darauf aufmerksam gemacht. Der Pflan- zensammler Wallis hatte sie aus Brasilien einge- 34 266 sendet. Stange's Freundlichkeit verdanken wir abgeschnittene, wohl meist vollständig ausgewach- sene Blätter erwähnter Arten ; wir sind damit im Stande, bei der Bekanntmachung einiger anderer Arten oder Formen, welche sich im Besitze des Kunst- und Handelsgärtners Lauche an der Wild- station befinden, die nüthigen Vergleichuugen an- zustellen. Es thut uns leid, dass uns nicht ebenfalls die 5 neuen Kaladien zu Gebote stehen, von welchen uns eben Ambr. Verschatfelt in Gent Kennt- niss gibt. Baraquin, der die ersten Chantin'schen Kaladien sammelte, hat diese aus Brasilien eingesen- det. Verschaf feit nennt sie einstweilen: Cala- dium regale, macrophyllum, Devosianum, Lemaireanum und splendidissimum, und wird sie im nächsten Frühjahre in den Handel bringen. Beginnen wir demnach zuerst mit der Feststel- lung der Schiller'schen Kaladien. 1. C. Öchilleri an um Stange. Auf einem ver- hältnissmässig langen und hellgrünen Stiel befindet sich die bis 8 Zoll lange und Sj Zoll breite Blatt- fläche; Blattohren grade absteigend, fast 2 Zoll lang, abgerundet; Ausschnitt schmal, kaum 3 Linien an der Basis breit; eine lanzettförmige Spitze; Mittel- nerv nebst den beiden in die Ohren absteigenden und mit einem nach aussen abgehenden Zweige ver- sehenen, sowie nebst den übrigen '2, selten 3 Paar Hauptästen weiss, ausserdem aber noch in der Mitte der Blattfläche sehr dicht, zum Theil zusammenlaufend weiss-punktirt. Steht der durchaus mehr gefleckten Belleymei am Nächsten und ist wahrscheinlich nur eine Form derselben. 2. C. albicans Stange. Auf einem verhält- nissmässig nicht langen und hellgrünen Stiel be- findet sich die bis 9 Zoll lange und 6 Zoll breite Blattfläche ; Blattohren anfangs grade absteigend, später auswärts gehend, bis 1- Zoll lang und an der Basis breit, abgerundet; Ausschnitt sich später sehr erweiternd; eine lanzettförmige Spitze; Mittel- nerv nebst den beiden in die Uhren absteigenden und mit einem nach aussen abgehenden Zweige ver- sehenen, sowie nebst den übrigen 2 Paar dicht über einander entspringenden Hauptästen weiss; Sub- stanz zwischen denselben später bis nahe dem Rande hellpappelgrün. Aehnlich dem C. b icolor, wo aber die Mitte der Blattflächen roth ist. 3. C. picturatum C.Koch ß. albinervium (C. Sagittaria Stange). Auf sehr langem und hell- grünem Stiele befindet sich die pfeilförmige und in der Mitte meist vertiefte Blattfläche von Fuss Länge und (am Ausschnitte) 3 Zoll Breite; Blatt- ohren gleich von der Basis aus nach aussen gehend, oft 4j Zoll lang und durchaus 1 bis Ij Zoll breit, am obern Ende sich kurz und stumpf verschmä- lernd ; Ausschnitt an der Basis -spitz und sich all- mählig sehr erweiternd ; Mittelnerv nebst den bei- den in die Ohren absteigenden und mit einem nach aussen gehenden Zweige versehenen, sowie nebst den übrigen 3 Paar Hauptästen weiss , ausserdem aber noch hellgrün garnirt. Unterscheidet sich von der Hauptart nur durch die weissen (nicht rothen) Nerven. Eine zweite Abart mit rothen Nerven und weiss umsäumten Flecken ist C. Troubetzkoi. 4. C. Wallisii Stange. Auf einem nicht lan- gen, hellgrünen und dunkel gestrichelten Stiele be- findet sich die rundliche Blattfläche von 6 bis 9 Zoll Länge und 4 bis 6 Zoll Breite; Blattohren über 2 Zoll lang und an der Basis breit, etwas nach aussen gerichtet, stumpf; Ausschnitt stumpf, ziem- lich breit, am Rande hellviolett; eine kurze plötz- lich zusammengezogene Spitze ; Mittelnerv nebst den beiden in die Ohren absteigenden und fast einfachen, sowie nebst den 2 Paar seitlichen Hauptästen hingegen schmal-hellgelbgrün. Ausserdem zwischen letztern unregelmässige, ziemlich grosse und weisse Flecken. Steht in der Form dem C. Houlletii Chant. et Lem. am Nächsten, möchte aber selbst mit dieser nur eine Abart des C. b icolor Vent. darstellen. Die ü. im Augusthefte der Hamburger Garten- und Blumenzeitung angezeigte Art ist unsere Alo- casia argyroneura (S. Wochenschrift Seite 8), aber unter dem Namen Caladium argyroneu- ron. Da wir bis jetzt noch kein Caladium kennen gelernt haben, was nicht auch schildförmige Blätter (d. h. nicht am Ausschnitte, sondern entfernt davon eingefügte Blattstiele) gehabt hätte, so kann vorlie- gende Art kein Caladium sein. Unter den Wall is'schen Pflanzen befindet sich noch eine interessante Caladiee , welche vor einem Paar Jahrzehenden in dem Königlichen Garten bei Potsdam und in dem botanischen Garten zu Berlin unter dem Namen Arum appendiculatum vor- handen war, von Schott aber mit Recht als Xan- thosoma appendiculatum beschrieben wurde, leider aber verloren ging. Es zeichnet sich durch 2 kappenartige Blattanhängsel auf der Unterfläche der Blätter, und zwar am oberen Theile auf beiden Seiten des Mittelners, aus. Die Eingeborenen nennen es deshalb nach Wallis: Tamba Toja, ein Name, der eine unsittliche Anspielung auf Frauenzimmer bedeutet. Die Pflanze selbst schliesst sich den übri- gen Xanthosomen an und könnte, gleich diesen, im Sommer zu Blattpflanzen-Gruppen benutzt werden. Wir gehen zu der Beschreibung derLauche'- schen Arten und Abarten über, welche, wie ge- sagt, ebenfalls direkt aus Brasilien erhalten wurden. b. C. Laucheanum C. Koch. Auf einem nicht sehr langen Stiele von hellgrüner Farbe be- findet sich die meist Fuss lange und bis 8 ZoU breite 267 Blattfläche. Die Ohren haben eine Länge und an der Basis eine Breite von über '2:|- Zoll, sind etwas nach auswärts gerichtet und stumpf; Ausschnitt gleich anfangs breit und stumpf; die Spitze läuft lanzettförmig zu. Auf der schönen gesättigt-grünen Oberfiäche befinden sich gegen die Mitte hin einige unregelmässige, grünlich- oder ganz weisse Flecken, die meist in der Mitte noch pappelgrün gefärbt sind. Nur 3 Paar ungefärbter Aeste gehen von dem Mit- telnerven aus, von denen das unterste in die Ohren absteigt und auswärts '2 Zweige absendet. 6. C. poecile Schott ji. pallidinervium. Auf einem mittelmässigen und hellgrünen Stiele sitzt die meist Fuss lange und (in der Mitte) über 6 Zoll breite Blattflächc; Blattohren '1-^ Zoll lang und an der Basis breit, nach auswärts gerichtet und mit abgerundeter Spitze; Kand am allmählig sich erwei- ternden Ausschnitte violett ; die Spitze läuft lanzett- förmig zu; Mittelnerv nebst den beiden in die Ohren absteigenden und mit einem nach auswärts gehenden Zweige versehenen, sowie nebst den 3 übrigen Haupt- ästen pappelgrün, während ausserdem die Färbung gesättigt-grün erscheint. Unterscheidet sich nur durch den bräunlichen Stiel, sowie durch die eigenthümliche Färbung des Mittelnerven und seiner Hauptäste von der Hauptart, wo diese eine weisse Färbung besitzen. 7. C. Enkeanum C. Koch. Auf einem mit- telmässigen und gegen die Basis hin braungestri- chelten Stiele befindet sich die über Fuss lange und (in der Mitte) ß:' Zoll breite Blattfläche; Blattohren 3 Zoll lang und an der Basis nur wenig breiter, nach aussen gerichtet und weniger stumpf zulau- fend; Rand am weniger sich erweiternden Aus- schnitte fein- violett ; eine lanzettförmige Spitze; Mittelnerv und 4 Paar Hauptäste ungefärbt; die gesättigt -grüne Oberfläche durch zahlreiche unre- gelmässige, hell-fleischrothe Flecken und weisse Punkte unterbrochen. In der Gestalt des Blattes hat diese mit der vorigen grosse Aehnlichkeit, er- hält aber durch die Flecken und Punkte ein eigen- thümliches Ansehen. Vielleicht gehört es als Form zu C. haeinatostigma Kth. 8. C Haageanum C. Koch. Auf einem bald kürzeren, bald längeren und später braungestrichel- ten Stiele befindet sich die bis 15 Zoll lange und bis 7 Zoll breite Blattfläche; Ohren 3 bis 37 Zoll lang, an der Basis wenig schmäler, etwas nach aus- sen gehend, abgerundet; Ausschnitt allmählig sicli erweiternd; eine lanzettförmige Spitze; Mittelnerv nebst den beiden in die Ohren absteigenden und ver- zweigten, sowie nebst den übrigen 2 Paar grössern, sowie den kleineren Hauptästen prächtig-roth, aus- serdem noch in der Mitte hell- (in der Jugend mehr hellgelb-), sonst gesättigt-grün. Zwischen den Aesten Gruppen kleiner rosafarbiger und meist weiss um- säumter Flecken (aber fehlend bei jugendlichen Blättern). In der Gestalt des Blattes ebenfalls dem C. poecile Schott ähnlich und wahrscheinlich zu diesem gehörig. Pflanzen- und Bliimenschau. (Illustration horticole und Belgique horticole.) Wir fahren fort aus ausländischen Zeitschriften zu berichten und betrachten jetzt die Pflanzen, welche im 1. bis 7. Hefte des 8. Bandes der Illustration horticole und im 1. bis II. Hefte des 11. Bandes der Belgique horticole abgebildet und beschrieben sind. Von Orchideen finden wir 2: Stanhopea radiosa Lern, und Vanda gigant^a Lindl. (tab.'i7() u.277 der Illustration). Letztere wurde schon von Wal lieh in den wärmern Parthien von Ostindien, später auch in dem Reiche der Birmanen entdeckt; erst der neuesten Zeit aber verdanken wir ihre Einführung, indem der bekannte Reisende Lobb sie an Veit ch sandte. Der Beiname bezieht sich mehr auf den kräftigen Wuchs der ganzen Pflanze, als auf die Grösse der Blüthen, die den bekannteren ziemlich gleich, zum Theil selbst kleiner sind. Die Blumen- blätter besitzen eine gelbe Farbe, sind aber durch braune Flecken markirt, die Griffelsäule ist dage- gen weiss und etwas rosafarben schattirt. Stanhopea radiosa Lern, wächst in Mexiko und unterscheidet sich hauptsächlich durch die zu- rückgeschlagenen Blumenblätter, von denen 2 der äusseren Reihe breiter und nicht punktirt sind, während die übrisren dagesren sehr schmal erschei- neu und ausserdem durch braunrothe Punkte sich auszeichnen. Die Farbe ist gegen die Basis aller Blüthentheile hin ein deutliches Ochergelb, was nach der Spitze zu heller und zuletzt strohgelb wird. lieber Alocasia metallica der englischen Gärten (tab. 283) haben wir mehrmals gesprochen und nachgewiesen, dass sie eine von der zuerst von Schott unter diesem Namen veröffentlichten Pflanze wesentlich verschiedene Art ist, aber eben so von dem später von uns beschriebenen Cala- dium porphyroneuron, wie wir uns jetzt nach lebenden Exemplaren überzeugt haben, abweicht. (Vergl. im 2. Jahrg. Seite 403 und im 4. Jahrg. Seite 140). So schön übrigens auch A. metallica der Engländer, d. h. unsere schon 1854 als Cala- dium cupreum bekannt gemachte Alocasia cuprea auch ist und Beachtung verdient, so hat doch Caladium porphyroneuron, was leider ebenfalls als Caladium cupreum in den Handel gebracht wurde, in jeglicher Hinsicht den Vorzug. Von Methonica grandiflora Hook. (tab. 273) haben wir schon (S. 47) gesprochen. U* 268 Brownea grandiceps Jacq. (zu Seite 123 der Belgique horticole) blühte im vorigen Jahre im Hamburger botanischen Garten und gehört unbe- dingt, selbst ohneBlüthe, wie wir schon im 'J. Jahr- gange der Wochenschrift (Seite 232) mitgetheilt haben, zu den interessantesten Warmhauspflanzen; man muss nur bedauern, dass sie so selten bei uns zur Blüthe kommt. Wenn dieses der Fall ist, so bietet sie mit ihren aus Hunderten von grossen, rothen und glockenförmig- zusammengeneigtenBlumen be- stehenden umfangreichen Blüthenkopfe einen seltenen Anblick dar. Obwohl die Pflanze schon 1793 durch den Admiral Blyth aus Jamaika in England ein- geführt wurde, kam sie doch erst im Jahre 1842 daselbst zur Blüthe. Was übrigens den Namen Brownea anbelangt, so wurde er keineswegs zu Ehren des berühmten, vor einem Paar Jahren ver- storbenen Botanikers Rob. Brown gegeben, son- dern der alte Jacquin, der in den Jahren ITö-i bis 1759 in Westindien zubrachte, nannte sie zu Ehren eines irländischen Arztes, Patrick Browne, der mit ihm zu gleicher Zeit daselbst war und eine Naturgeschichte Jamaika's herausgegeben hat. In der Illustration horticole (tab. 2H9 u. 274) sind ferner 2 Begonien abgebildet. Die eine B. dae- daleaLem. stammt aus Mexiko und würde gewiss, wenn man von Begonien des Guten nicht gar zu viel hätte, mehr Effekt gemacht haben, als es jetzt nun der Fall ist. Der Name ist bezeichnend, denn auf der freudig: - grünen Oberfläche der Blätter be- finden sich labyrinthartige und grünbraune Zeich- nungen. In der Jugend sind die Blätter jedoch, wie es bei manchen Arten ebenfalls stattfindet, rothbraun. Seite 158 haben wir bereits der einfarbigen Form der Begonia imperialis Lern. Erwähnung ge- than; wir erhalten jetzt eine buntblättrige Form (tab. 274), wo die schwarzgrüne Färbung der Ober- fläche durch hellgrüne Streifen , welche sich längs des Mittelnerves und seiner Hauptäste hinziehen, unterbrochen wird. In der Jugend ist auch hier die Färbung eine andere, indem auf den oliven- braunen Oberflächen die genannten Streifen eine gelbgrüne Farbe besitzen. Ausserdem existirt aber noch eine di-itte Form, wo auf der Oberfläche nicht Streifen, sondern Flecke vorhanden sind. Diese wird demnach mit der Bezeichnung „maculata", jene hingegen als „brunnea" unterschieden. Zu den schönen neuen Campylobotrys -Arten mit ihrem sammctartigen Metallglanz kommt noch eine Art unter dem Namen C. Ghiesbrechtii Lern., welche in dem grossen Etablissement von Ambr. Verschaffelt im vorigen März zuerst ihre Blüthen entwickelte. Die ganze Pflanze ist unbehaart, aber die braungrüne Oberfläche wechselt den Glanz ihrer Farbe, je nachdem das Licht einfällt, und gibt ihr dadurch ein sammetähnliches Ansehen. Die Blätter werden eben dadurch imi so schöner, als der Hauptnerv mit seinen Abzweigungen weiss ge- zeichnet erscheint. Die Unterfläche besitzt einehell- braunrothe Farbe. Die in gegenüberstehenden Trau- ben befindlichen Blüthen sind, wie bei den übrigen Arten des Geschlechtes, unscheinlich und haben eine gelbliche Farbe, stehen aber auf rothen Stielen. Vaterland ist Mexiko. Kohleria lanata Lem. (tab. 287) wird von dem Verfasser als dem Geschlechte Kohleria zwei- felhaft angegeben; so viel sich aus der Abbildung ersehen lässt, möchten wir die Art auch eher zu Brachyloma bringen. Leider hat man in der neu- esten und neueren Zeit beliebt, die Gesneraceen in eine Menge Genera zu zerlegen, deren Unterschei- dungen zum Theil sehr minutiös sind. Vorliegende Art stammt wiederum aus Mexiko, gehört aber in's Warmhaus. Die ganze Pfl.inze ist, mit Aus- nahme der Oberfläche der elliptischen und zu 3 stehenden Blätter, mit langen, rostfarbenen Haaren besetzt, die Blüthen ähneln dagegen in der Farbe — es gilt dieses ganz besonders von dem kurzen Saum — denen der Tydäen. Ob die Pflanze übri- gens sich einer grossen Verbreitung erfreuen wird, bezweifeln wir. Wiederum ein Bewohner Mexiko's ist Rhyn- chosia (nicht Rhyncosia) albo-nitens Lem. (tab. 290), ein Schmetterlingsblüthler aus der Gruppe der bohnenartigen und windenden Phaseoleen. Ghies- b recht entdeckte sie in den Gebüschen der ge- *mässigten Gegenden (tierras templedas). Obwohl auch die mit kleinen, rothen Blüthen besetzten, über- hängenden und zusammengesetzten Trauben recht hübsch sind, so möchten doch die Blättchen, die zu 3, wie bei der Bohne, zusammenstehen, mit ihren silbergrauen Mittelnerven noch mehr die Aufmerk- samkeit auf sich ziehen. Sie sind ausserdem ganz- randig und haben eine eirund-lanzettliche Gestalt. Passiflora Baraquiniana Lem. (tab. 276) verdanken wir dem brasilischen Reisenden Bara- quin, der sie in dem Gebiete des Amazonenstromes auffand. Sie ist mit klebrigen Drüschen ganz be- setzt, die ihr einen starken Geruch geben, der grade die Pflanze nicht angenehmer macht. Die herz- lanzettförmigen Blätter sind schwach -gezähnt, die Zähne tragen aber ausserdem noch eine lange ge- stielte Drüse. Die verhältnissmässig-kleinen Blüthen sind zwar recht hübsch, wir sind aber in dem Ge- nus bereits schönere gewöhnt. Der untere Theil des Fadenkranzes hat eine blaue, der obere hin- gegen, wie die schmalen Blumenblätter, eine weisse Farbe. Die 5 ausserdem mit einer langen, aber nicht stechenden, granenartigen Spitze versehenen Kelch- 269 blätter sind ausserdem von einer Hülle umgeben, die einiger Massen an die der Nigella -Arten er- innert. Ueber St ephanöph y sum Baikiei Hook, (tab. 280) haben wir erst in voriger Nummer, über Cuphea Jorullensis Kth (tab. '284) hingegen noch früher (Seite '230) und über Dipl eracanthus Herbstii endlich im vorigen Jahrgange (Seite 10) gesprochen. Atröphy t um myriostigmaLem. ist ein schon länger bekannter Cactus, der bereits von Scheid- weiler als Cereus inermis, vom Fürsten Salm- Dyck aber als Echinocactus myriostigma beschrieben wurde; in den Gärten kommt er auch als Cereus callicoche Galeotti vor. Liebhaber von Dickpflanzen werden ihn kultiviren ; sonst möchte er mit seinen gelben, ungestielten, keineswegs klei- nen Blüthen kaum Anerkennung finden. Vaterland ist wiederum Mexiko. Coleus Blum ei Benth. ist ein bei uns hin- länglich bekannter Lippenblüthler mit dunkelbraunen Flecken auf den Blättern, der wahrscheinlich aber, da er selbst in Java nur in Gärten kultivirt gefun- den wird, nur die Form einer andern Art ist. Neuer- dings hat nun Verschaffelt eine andere Form in den Handel gebracht, der Prof. Lemaire den Bei- namen Versch affeltii gegeben (tab. 293). Mit ihren etwas krausen Blättern hat die Form das Ansehen der Perilla. Die braunen und tiefgesägten Blätter sind ringsum meist ziemlich breit grün-ge- säumt, die Farbe wird aber auch hier durch braune Flecken unterbrochen. Die Erythrinen aus der Abtheilung der E. Crus galli sind schon lange in unseren Gärten beliebt, zumal sie, in's Freie gepflanzt und im Win- ter nur gegen Kälte geschützt, wenig Mühe machen. Hier und da, selbst in Norddeutschland, lässt man sie selbst im Freien und deckt sie nur gehörig. Bellanger in Paris hat Kreuzungsversuche mit E. Crus galli und herbdcea gemacht und die daraus hervorgegangenen Blendlinge zum Theile weiter befruchtet. Auf diese Weise sind eine Reihe von Formen entstanden, die durch Thibaut und Keteleer in den Handel gebracht sind. Die eine führt den Namen Marie Be Hanger und hat grosse, scharlach-rothe Blumen; sie ist auf der 291. Tafel der Illustration horticole abgebildet. 2 andere For- men von Bedeutung sind in dem Journal der Pa- riser Gartenbau-Gesellschaft (Jahrgang 1860, Seite 749), worin Bericht abgestattet ist, beschrieben. Die eine: E. ruberrima wächst etwas höher, hat aber Blüthentrauben von nur 1^ Fuss Länge, während sie bei jener doppelt so lang werden sollen. Um- gekehrt bleibt E. floribunda kleiner, zeichnet sich aber durch grossen Blüthenreichthum aus. Camellia Souvenir d'Emile Defresne (tab. 289) wurde von Emil Defresne in Lüttich, dem wir ausserdem noch manche interessante Form verdanken (z.B. Archiduchesse Marie, Auguste Del- fosse, Triomphe de Liege, alba elegantissima u. s.w.), gezüchtet und an Verschaffelt abgegeben, der sie zu Ehren des Züchters nannte. Die Blume be- sitzt einen regelmässigen Bau und eine rothe Farbe, die einzelnen Blumenblätter haben aber von der Spitze abgehend weisse Streifen. Rose President ist eine Theerose amerika- nischen Ursprunges , die zu gleicher Zeit in der Illustration horticole (tab. 275) und in der Belgique horticole (zu Seite 193) einer bereits im floral Magazine befindliehen Darstellung nachgeahmt ist. William Paul in Cheshunt brachte sie vor Kurzem in den Handel. Die Blume ist sehr gross und hat eine eigenthümliche strohartige Färbung mit rosa- rothem Scheine. Wir gehen zu einigen Azaleen über. Azalea indica var. Dieudonne Spae (tab. 278) besitzt sehr grosse Blüthen mit einer eigenthümlichen Fär- bung. Es scheint nämlich die Grundfärbung weiss zu sein, welche aber durch einen rosenrothen Stern mit breiten und unregelmässigen Strahlen unter- brochen wird. Diese breiten sich in den einzelnen Abschnitten so sehr aus , dass sie mit Ausnahme des 2 bis 3 Linien breiten Randes diese vollständig ausfüllen. Madame Versch äff elt (tab. 288) be- sitzt zwar ebenfalls einen weissen und gekräuselten Rand; derselbe tritt aber mehr hervor, indem die prächtige sonstige Karminfarbe, welche an der Basis der feineren Abschnitte hauptsächlich deutlich wird, sich ausserdem aber noch in Form von Streifen kund gibt, nach aussen zu heller wird und endlich in ein lichtes Fleischroth übergeht. In der Belgique horticole sind ebenfalls (zu Seite 97) 3 Azaleen abgebildet. Azalea Carna- tion ist englischen Ursprunges und von Jvery ge- züchtet. Sie besitzt eine etwas in's Orangenartige sich neigende, fleischrothe Farbe und, wie die bei- den andern, glatte Ränder. Auch Az. President ist englisches Ursprunges und von Kinghorn ge- züchtet. Die Grundfarbe ist weist, die Mitte aber zart rosa, welche Färbung sich auch strahlenartig nach dem obern Ende der Abschnitte verläuft. Etoile de Gand ist ebenfalls weiss, aber von ungleichen rothen Längsstreifen durchzogen. Spae hat sie gezüchtet. Auf derselben Tafel haben auch 2 Nelken eine Darstellung gefunden, welche wiederum englischen Ursprunges sind. Mathews, von Kirtland ge- züchtet, hat rundliche und ganzrandige Blumen- blätter, deren Mitte und äusserster Rand eine weisse, sonst aber eine violette Farbe haben; Beau- 270 t i f u 1, von Maclean gezüchtet, ist dapregen, mit Aus- nahme des rosafarbigen Randes, durchaus weiss. In demselben Journale befindet sich zu Seite 33 eine Tafel, wo Cyclaraens und Chineser-Priraeln abgebildet sind. Die ersteren bieten Farben-Nüan- cirungen der Blüthen des Cvclamen per sie um dar, welche Henderson aus Samen erzogen hat, aber nichts Besonderes, wenn auch immer Schönes, darbieten. Auch die gefüllte Form der Chineser- Priniel, wo die Blumenblätter am Rande nur grob- gesägt sind, verdienen Empfehlung, obwohl wir ' sie bereits kennen. Die Nelkenform in der Blüthe des gewöhnlichen Akelei's (Aquilegia vulgaris) haben wir zwar schon länger in unseren Gärten , in dieser Vollkommen- heit aber, wie sie aus der Gärtnerei von Carter & Co. in Holborn hervorgegangen sind, verdienen sie um so mehr unsere Aufmerksamkeit, als die Farben-Nüaneirungen eigenthümlich sind. Grund- farbe ist nämlich die weisse, diese wird aber durch rothe Streifen oder Flecken unterbrochen. Es kommt selbst vor, dass die eine Seite der Blume eine durch- ' aus rothe, die andere eine durchaus weisse Färbung hat. Mit Recht führt sie den Beinamen A. caryo- phylloides. Von der schwarzroth blühenden Form des C o s- mos diversifolius, welche wiederum zu Seite 265 der Belgique horticole abgebildet ist, haben wir schon (Seite 230) gesprochen. Eben so von der gefüllten Form der Zinnia elegans (Seite 13(J). So gefüllt, nämlich aus mchrern Reihen kleiner Blätt- chen bestehend, als sie auf der Tafel zu Seite '2U1 der Belgique horticole dargestellt sind , haben wir sie allerdings noch nicht gesehen. Wir erkennen daraus, welcher Vollkommenheit Zinnien noch ent- gegengehen. Auf der 212. Tafel der Illustration horticole sind dagegen Liliput-Chrysan themen (Chry- santhemes nains precoces) abgebildet, die schon frühzeitig blühen und deshalb unsere Aufmerksam- heit verdienen. Chromatella hat gelbe, in der Mitte braunroth getuschte Blumenblätter, während diese bei Aurora orangenfarbig und zwar gegen die Mitte heller und am Rande dunkler sind. Il- lustration besitzt eine dunkel-, Madame Ambr. Verschaff elt eine fleischrothe, Mr. Domage eine schwefelgelbe und Madame Thibaut eine zart rosenrothe Färbung. Des Spiräenblendlinges, Spiraea Nobleana Hook., haben wir schon früher (3. Jahrg., S. 271 und 218) gedacht. Auf der 271. Tafel ist Sedum Fabaria (nicht Fabarium) Koch abgebildet, eine Dickpflanze mit einer grossen Scheindolde schöner und hellrotherBlü- then und mit ziemlich breiten, sowie in einen deut- lichen Stiel verlaufenden Blättern. Prof. Lemaire kennt diese in einem grossen Theile Europa's wild wachsende und von der rothblühenden Form des bekannteren Sedum Telephium L. hinlänglich unterschiedene Art nicht und lässt sie einmal in Galizien und dann in Schlesien wachsen. Veranlas- sung zu der Unsicherheit des östlichen Fundortes, des Babia-Gora, eines 54()U Fuss hohen Berges an der galizisch- ungarischen Gränze (also nicht in Schlesien), hat Professor ^^'immer in Breslau ge- geben, der in seiner schlesischen Flora sich nicht allein auf die eigentlichen Gränzen Schlesiens be- schränkte, sondern im Südosten auch einen Theil des pflanzengeographisch sich anschliessenden Ge- birges im Norden der Karpathen umfasste. Der be- kannte und in Erlangen vor mehrern Jahren nun verstorbene deutsche Florist, Professor Koch in Erlangen, nahm an, dass Sedum Fabaria, da es Wim m er in seiner schlesischen Flora zuerst auf- führt, natürlich auch in Schlesien wachsen müsste. Wim m er nannte die Art aber schon früher (1832) Sedum purpureum. Es ist dieses ein Name, den Koch wegen der möglichen Verwechslungen nicht anzunehmen sich berufen fühlte. 2 Jahre später gab auch Professor Tausch in Prag (also 1834) der Pflanze denselben Namen, ohne von Wimmer' s Bekanntmachung etwas zu wissen. Das Jahr 1823 war es, wo Wim m er die Pflanze auf dem Babia-Gora entdeckte. Schon C. Bau- hin kannte sie aber, indem er sie neben einer zweiten und meist grösseren rothblühenden Art, welche Koch als S. purpurascens beschrieben hat und in Deutschland häufiger wächst, auf dem 43 U) Fuss hohen Beleben im Schwarzwalde auffand. C. Bauhin unterschied beide alsTelephium pur- pureum majus und minus. Linn^ nimmt beide nur als Abarten seines Sedum Telephium an. Seitdem Wimmer die Pflanze wiederum der Vergessenheit entzogen, ist sie auch in Hessen und in der Eifel, ferner im Kanton Neuenburg (in der Schweiz) aufgefunden. Noch häufiger kommt sie in Frankreich vor, wo man sie in den Vogesen, im Jura, in der Auvergne und in den Pyrenäen beob- achtet hat. Eben so wächst sie, wie aus einer Notiz des englischen Floristen Babington in Gardeners Chronicle (Jahrgang 1827, Seite H78) hervorgeht, in mehrern Grafschaften Englands, in Schottland selbst häufiger als S. Telephium L. Von der in den Gärten befindlichen Tus si- lago japonica oder Senecio Sieboldii C. H. Schultz haben wir bereits in der Abhandlung über neuere Blattpflanzen (Seite 235) berichtet; wir er- halten in der Illustration horticole (tab. 282) eine merkwürdige Form, die im Siebold'schen Pflanzen- verzeichnisse als Ligularia cristata aufgeführt 271 ist und unsere volle Aufmerksamkeit verdient. Sie weicht wesentlich von der Hauptform ab, so dass man geneigt sein könnte, sie für eine selbständige Art zu halten. Die Blätter sind nämlich in der Jugend mit langen zottigen Haaren besetzt und haben einen ungleich entwickelten Kand, so dass dieser, ähnlich wie bei dem bekannten Scolopendrium daedaleum, gestaltet ist. Ausserdem erscheint er aber noch deutlicher gezähnt. Die Doldentraube ist ferner nicht einfach, sondern zusammengesetzt und mehr rispenartig. Während die Pflanze auf der Abbildung als Ligularia (?) Kaempferi var. cristata bezeichnet ist, heisst sie in der Beschrei- bung: Senecio (?) Kaempferi var. cristata. Man sollte doch dergleichen doppelte Namen für eine und dieselbe Pflanze vermeiden. Obwohl Prof. Leraaire die Flora japonica, worin Sie bold nach- weist, dass die von ihm eingeführte Tussilago japonica der Gärten nicht die Linne'sche ist, citirt, so geht doch aus seiner ausführlichen Auseinander- setzung, wie aus den beiden Namen, welche er gibt, deutlich hervor, dass er weder das genannte Werk, noch die darauf bezüglichen Abhandlungen von C.H. Schultz Bip. und uns kennt, denn sonst würde er der Siebold'schen Ligularia cristata nicht fal- sche Namen gegeben haben. Wir begegnen der- gleichen aus Unkenntniss der Literatur hervorge- gangenen Irrthümern leider häufig und müssen diese um so mehr bedauern, als sie zur Verwirrung der Nomenklatur viel beitragen. Besagte Pflanze muss demnach Senecio Sieboldii var. cristata heissen. Die einjährigen Lu|)inen. (Fortsetzung.) 2. L. varius L. Die ganze Pflanze weich- behaart, hellgrau-grün ; 9 und 1 1 Blättchen läng- lich-keilförmig; Nebenblättchen abstehend, pfriemen- förmig; Aehre deutlich -quirlförmig, kurz gestielt; Deckblätter die Blüthenstiele an Länge übertreffend; Deckblättchen am Kelche deutlich ; Unterlippe des Kelches mit 3 langen Zähnen versehen ; Oberlippe tief 2 - theilig ; Schiffchen oberhalb der Mitte am Rande schwach gewimpert. Eine vielfach verkannte Art, von Linne aber dadurch gut bezeichnet, dass die blaue Fahne in der Mitte bis zur Basis reichend einen etwas blau- rothen , ziemlich grossen Fleck besitzen soll. Es ist dieses dieselbe Pflanze, welche beide ßauhin, Dodonäus, Tournefort u. s. w. als Lupinus sylvestris semine rotundo vario bezeichnet haben. Wahrscheinlich gehört L. Cosentini Guss. (prodr. fl. Sic. II, pag. 398) eben so hierher, als L. argyraeus DC. (prodr. II, pag. 4()(S), ob- gleich bei beiden die Unterlippe als schwach drei- zähnig angegeben wird. L. varius Ag. (syn. gen. Lup. pag. 8) halten wir für eine Abart des L. pi- losus mit etwas zusammengedrückten Samen, der bei L. varius L. rund ist. Vaterland scheinen Süd- frankreich, Piemont, Corsika, wahrscheinlich auch Sardinien und Sicilien zu sein ; doch möchte sie ferner in Spanien und auf dem Festlande von Italien vorkommen. Am Nächsten steht die Art denn L. albus L. und pilosus L., deren Blätter jedoch aus weniger Blättchen bestehen, während die weit schmälern Nebenblättclien bei dem erstem nicht ab-, sondern grade aufrecht am Blattstiele stehen. 3. L. pilosus L. Die ganze Pflanze weich- behaart, hellgraugrün; 7 und 9 Blättchen länglich- keilförmig; Nebenblättchen hoch angewachsen, ab- stehend, pfriemenförmig; Aehre deutlich quirlför- mig, kurz -gestielt; Deckblätter den Blüthenstielen an Länge ziemlich gleich ; Deckblättchen am Kelche deutlich; Oberlippe tief 2-theilig, Unterlippe ganz; Schificheu oberhalb der Mitte am Rande deutlich- gewimpert. Wie schon Agardh bemerkt, wird diese Art, welche wahrscheinlich nur in Italien vorkommt, in den botanischen Gärten ganz gewöhnlich unter dem Namen L. hirsutus L. kultivirt. Näher steht sie jedoch dem L. digitatus Forsk., der durch rost- farbene, zottige Behaarung und ebenfalls blaue Blü- then sich auszeichuet. 4. L. digitatus Forsk. Die ganze Pflanze mit rostfarbenen, zottigen Haaren besetzt; 9 und 11 länglich-keilförmige Blättchen ; Nebenblättchen nicht hoch angewachsen, fadenförmig; Aehre deutlich- quirlförmig , kurz -gestielt; Deckblätter länger, als die Blüthenstiele ; Deckblättehen am Kelche deut- lich; Oberlippe tief 2-theilig; Unterlippe ganz; Schiffchen oberhalb der Mitte am Rande schwach gewimpert. Die ächte Pflanze d. N., wie uns nach in der Nähe von Etfu in Aegypten gesammelten Exem- plaren kein Zweifel übrig bleibt, unterscheidet sich von L. hirsutus L. wesentlich durch höhern Wuchs, grössere Blüthen und nicht dreitheilige Unterlippe. Ausser in Aegypten wächst sie in Griechenland und im Oriente. In der Flora graeca (auf der 684. Tafel) ist sie als L. pilosus abge- bildet. In den Gärten kommt sie ganz gewöhnlich als L. hirsutus vor. L. nutkatensis Donn (nootkatensis, nutcanus Spreng.). Steht ihr sehr nahe und scheint auch nicht selten mit ihr verwechselt zu werden. Nach dem botanical Magazine (tab. 1311) soll er sich auch wie eine einjährige Pflanze verhalten, obwohl er 272 sonst eine Staude ist. Die Gegenwart von weniger Blatt chen, der meist niederliegende Stengel und die in der Mitte mehr braunrothe Farbe der Fahne unterscheidet die Pflanze leicht. 5. L. hirsutus L. Die niedrige Pflanze ist mit rostfarbenen, zottigen Haaren besetzt; Blätter langgestielt, aus 7 und ö länglich-keilförmigen Blätt- chen bestehend; Nebenblättchen angewachsen, mehr pfriemen-, als fadenförmig; Aehre gedrängt, stets sitzend und von den Blättern überragt ; Deckblätter länger als die Blüthcnstiele; Deckblättchen am Kel- che; Oberlippe tief 2-, Unterlippe i-S-theilig; Schiff- chen am Rande gar nicht gewimpert. In Kleinasien, Dalmatien, Italien, Istrien, Süd- frankreich und im westlichen Nordafrika. Er bleibt immer niedrig und scheint in den Gärten gar nicht vorzukommen. Wegen der kleinen Blüthen hat Gussone, der die vorige Art für L. hirsutus L. zu halten scheint, diese als L. micranthus (fl. Bic. prodr. p. 400) beschrieben, ein Name, den, da er bereits an eine andere Pflanze vergeben war, Agardh in L. Gussoneanus umändern zu müs- sen glaubte. (i. L. angustifolius L. Stengel feinbehaart; 7 fast linienförmige, schmale, stumpfe, auf der Un- terfläche mit angedrückten Haaren besetzte Blätt- chen ; Nebenblättchen mehr oder weniger angewach- sen, pfriemenförmig; Aehre kurzgestielt oder sitzend; Blüthen abwechselnd; Deckblätter länglich, länger als die Blüthcnstiele; Deckblättchen deutlich, fast von der Länge der 2-theiligen Oberlippe; Unter- lippe lanzettförmig, ganz, weit länger als jene; Schiffchen am Rande gar nicht gewimpert. Sie wächst in ganz Südeuropa und Nordafrika und ist leicht an ihren schmalen Blättern zu erken- nen. Im Nordosten Deutschlands wird sie jetzt viel unter dem Namen der blauen Lupine als Futter, namentlich für die Schafe, aber auch zur Gründün- gung, angebaut. Nach dem Jüngern Kette, dem Verfasser der Schrift über die Lupine als Feldfrucht, soll Roggen durch die Lupine taub werden. Inter- essant wäre es, dass weitere Beobachtungen darüber angestellt würden. In Aegypten wird L. angusti- folius nach Forskai die Lupine des Teufels (Schaitan-Termis) genannt. Sollte vielleicht dieser Umstand ebenfalls die Vci'anlassung gegeben haben? Forskai scheint den Namen jedoch auf die Un- geniessbarkeit der Samen zu beziehen. Als L. linifolius hat der 183-i zu Vegesack im Oldenburg'schen verstorbene Dr. Roth, einer unserer tüchtigsten Floristen Deutschland's, eine Art beschrieben, die er von L. angustifolius hauptsächlich durch schmälere Blätter und durch kleinere Samen unterscheidet. Auch soll die Hülse trocken eine gelbe Farbe erhalten, während diese bei den Hülsen des L. angustifolius L. schwarz werden soll. Im botanischen Garten zu Berlin wer- den schon seit längerer Zeit allerdings unter beiden Namen zweierlei Pflanzen kultivirt, die sich durch die Aussaat zu erhalten scheinen. Genauere Ver- gleiche lehrten uns jedoch, dass der einzige Unter- schied sich auf die Breite der Hülsen und auf die Grösse der Samen beschränkt ; wir sind deshalb geneigt die eine der beiden Pflanzen, welche frei- lich Roth für den ächten Lupinus angustifo- lius erklärt , um so mehr nur für eine Abart mit grösseren Samen zu halten, als wir trotz des uns zu Gebote stehenden grossen Materiales keine Exem- plare derselben von wilden Standorten gesehen haben. Nach Exemplaren, welche Prof. Braun uns von C. reticulatus Desv. aus Frankreich zur Ver- fügung stellte, unterscheidet sich diese Art nur durch sehr schmale Hülsen vom L. angustifolius L. 7. Lupinus Intens L. Die ganze Pflanze ist grau behaart; 9 und 11 elliptisch -keilförmige Blättchen ; Nebenblättchen angewachsen, linien-lan- zettförmig; Aehre deutlich-quirlförmig, langgestielt; Deckblätter länger als die Blüthcnstiele; Deckblätt- chen am Kelche deutlich; Oberlippe tief 2-theilig; Unterlippe 3 zähnig, etwas länger; Blüthen gelb; Schiffchen am Rande nicht gewimpert. Diese Art wächst in ganz Südeuropa, sowie in Nordafrika und wird im Nordosten Deutschlands allgemein anschaut. Da sie mit dem schlechtesten Sandboden fürlieb nimmt, so ist sie als Futterpflanze für genannte Gegenden eine Wohlthat. Das Ver- dienst, sie eingeführt zu haben, gehört dem Geh. Ober-Regierungsrath Kette in Berlin, der sie zu- erst 1840 in. Ballenstedt, einem Dorfe der Altmark, sah. Auf seine Veranlassung wurden von Seiten des Kön. Landesökonomie-Kollegiums später (1852) Kulturversuche angestellt, welche zu den glänzend- sten Resultaten führten. Wir erlauben uns hierbei nochmals auf ein Schriftchen aufmei-ksam zu ma- chen, was der Rittergutsbesitzer Kette zu Jassen bei Dambee (in Hinterpommern), Sohn des obigen, zum Verfasser und bereits die 6. Auflage erhalten hat. Es führt den Titel: „die Lupine als Feldfi-ucht." In diesem Buche findet man Alles zusammengestellt, was an Erfahrungen bis jetzt bei uns vorliegt ; es gibt ferner Anleitung, wie man die gelbe Lupine am Vortheilhaftesten anbauen kann. Dass in so kurzer Zeit 6 Auflagen erschienen, spricht wohl am Bessten für die Nützlichkeit und Brauchbarkeit des Buches. (Fortsetzung folgt.) Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Dmck Ton J. F. Starcke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur Reförderiin^ des Gartenbaues in den Königlich Preussisclien Staaten "für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines. Professor Dr. Karl Koch. M 35. Berlin, den 29. August 1861. Preis des Jahrsj;anses 5j Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Fost-Anstahen lies deutsch-österreichischen Post-Vereins. Inhalt: 406. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 2.5. August 1S61. — Die einjährigen Lupinen (Schluss). — Eine Gruppirung. — Joseph Kratz' Primnlaceen. — Beilage. 4Ut:i. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Oartenb.aues am 2r>. August 1861. Der Vorsitzende, Inspektor Bouche, theilte mit, dass die Viktoria bereits am vergangenen Mittwoch (am '21. August) ihre erste Blüthe ent- faltet habe; heute sei der zweite Tag einer zweiten Blüthe. Derselbe berichtete weiter über die ausge- stellten Pflanzen, die dieses Mal aus 7 Gärten vor- handen waren. Der Obergärtner Pasewaldt hatte zunächst aus demDanneel'schen Garten eine schöne Pollia purpure a ausgestellt. Diese hübsche, wahi'scheinlich doch zu Dichorisandra gehörige Commelinacee aus Java schliesst sich den braun- roth- blättrigen Arten genannten Geschlechtes an. Kunst- und Handelsgärtner Lauche an der Wild- parkstation bei Potsdam übergab dagegen eine Samm- lung der neuesten K a 1 a d i e n , unter denen sich auch die in der vorigen Nummer bereits beschriebenen ebenfalls befanden. Professor Koch ergriff die Ge- legenheit, um über diese sowohl, sowie über einige andere zu sprechen. Der buntblättrigen Arten die- ses Geschlechtes kenne man mit Einschluss der 4 buntblättrigen Alocasien jetzt 33 Arten, von denen aber doch mehre nur Formen darstellen möchten. Mit Ausnahme der A. metallica und ciiprea wachsen alle übrigen in Brasilien und scheinen un- ter verschiedenen Bodenverhältnissen auch andere Färbungen anzunehmen. So möchten C. Perieri mit dem dunkelvioletten Blattstiel zu C. pelliici- dum, Neumanni hingegen, so wie Enkeanum zu C. haematostigma gehören. Eben so unter- scheidet sich C. Brongniartl gar nicht von der Abart des C. bicolor, welche wir splendens ge- nannt haben; selbst aber C. Baraquini ist diesem Aviederum so ähnlich, dass man es nicht einmal als eine besondere Form betrachten kann. Zu gleicher Zeit theilte Professor Koch mit, dass Caladium Vei t chii Lindl., was, wie derselbe früher nachgewie- sen, sich von seinem Caladium (jetzt Alocasia) cü- pr cum nicht unterscheidet(S.Wochenschrift 2. Jahrg. S. 403), nach einer Bekanntmachung in Gardener'a Chronicle Nro. 32. aus der bekannten Gärtnerei von Veitch in Chelsea gestohlen sei und dass diese einen Preis von bO Pf. St. (350 Thlr) für den aus- gesetzt habe , der ihr den Dieb nachweisen könne. Diese sehr hohe Belohnung steht aber gar nicht im Verhältnisse zu dem Werthe der Pflanze, welche be- reits in der Laurentius'schen Gärtnerei in Leipzig für 12 Thaler, ausserdem auch bei W.Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam, zu haben ist. Dem Kunst- und Handelsgärtner Lauche ver- dankte man ferner ein Sortiment der neuesten, be- sonders Si eckmann'schen Georginen, von denen wir: Gärtnerfleiss, Deutsche Feenkönigin, Bertha Michael, Seltene Schönheit, Deutsche Jungfrau, Tochter von Köstritz, Siebengestirn, Liebesblick und Emilie Biwald nennen. Professor Koch ergriff die Gelegenheit, um zu berichten, dass die monströse Georgine „die Junge mit den Alten", welche in der vorigen Sitzung ebenfalls durch Lauche ausgestellt war, ein Erzeugniss des Kunst- und Handelsgärt- ners Kretschmar in Langensalza (Thüringen) sei. 274 Nicht wenig rechnete Prof. Koch dem Kunst- und Handelsgärtner Sieckmann in Köstritz bei Gera es zum grossen Verdienste an, dass er seinen neu- gezüchteten Blumen nicht, wie viele Andere es thun, fremde Namen beigelegt, sondern diese seiner Mut- tersprache entlehnt hatte. Das Nachäffen französi- scher und englischer Benennungen für deutsche Produkte ist, wie überall, so auch bei dem Gärtner, ein charakteristisches Kennzeichen von Charlatanerie. Kunst- und Handelsgärtner Heydert in Pots- dam hatte endlich ein Sortiment Astern ausgestellt, unter denen man ziemlich all' die neuen Sorten der letzten Jahre fand. Die Blumen waren sämmtlich durchaus gefüllt und von sehr schönem Bau. Grade die Aster hat jetzt eine Vollkommenheit erlangt, von der man glauben möchte, dass damit das Schönste erzielt wäi'e. Am Meisten fiel die Zwergaster wegen ihrer Kleinheit und der Fülle der Blumen auf. Neu war in einer selbstgezüchteten Sorte der Pyramiden- Aster deren Roth, was sich etwas in's Blaue neigt und gewöhnlich als Viktoria-Roth bezeichnet wird. Florblumen waren aus dem Versuchsgarten des Vereines ausgestellt, von denen besonders die Fuch- sien, welche derselbe dem Kunst- und Handels- gärtner Mosenthin in Leipzig (am Berliner Bahn- hofe) verdankte, Empfehlung verdienten. In dieser Hinsicht können empfohlen werden : Madame Corne- lissen, Lord Keyte, Abdul Meschid, Schiller, Sou- venir de Montebello, Morgenstern und Gustav Mo- senthin. Unter den nicht minder schönen Astern verdienen hingegen besonders die Igelastern, welche erst im vorigen Jahre von Erfurt aus in den Han- del gebracht wurden, alle Beachtung, zumal man sie bereits auch in möglichst vielen Farben besitzt. Ausserdem befand sich noch eine dichtblühende Sonnenblume mit grüner Mitte unter dem Namen Helianthus californicus vor; nach Professor Koch ist es dieselbe, welche vor einem Paar Jah- ren die Engländer nnter dem Namen green-centred Sunflower in den Handel brachten. Die Gurke aus japanischem Samen, der von Seiten der preussischen Expedition nach üstasien eingesendet war, erschien etwas hartfleischig und spätreifend. Nach Professor Koch möchte es eine Sorte sein, welche in Asien roh gegessen wird. Die Sarepta - Melone ist zwar klein, aber wohlschmeckend, und deshalb zu empfeh- len. Inspektor Bouch^ fügte diesem noch hinzu, dass von den obigen Florblumen Vermehrung vor- handen sei und dass demnach an Mitglieder abgege- ben werden könne. Zur heutigen Verloosung stän- den ausserdem auch ., 26. und 21. September 1S61, eleichzeitig mit der daselbst von dem land- und forstwirthschaftlichen Pro vinzial - Vereine für das Fürstenthum Hildesheim angeordneten Thierschau und Ausstellung, stattfinden wird. Hildesheini, den 28. August 1861. Der Vorstand des Hannoverschen Gartenbauvereins. Dr. Helmboldt. F. .4. lliittner. Programm zu der am 4. und 5. Oktober 1861 stattfindenden Fruchtausstellung zu Brandenburg a. H. 1. Ort der Ausstellung: Gems'sches Lokal, Stein- strasse No. 3,s7 der Neustadt hier. 2. Dauer derselben: Den 4. und 5. Oktober d.J. jedesmal von Morgens 9 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr. 3. Ausstellungsgegenstände: Pflanzen, Obst und Unterfrüchte,ingleichenakklimatisirte Gewächse und sonstige Gegenstände und Produkte des Landbaues, wie der damit in Verbindung ste- henden Gewerbe. 4. Anmeldung und Einlieferung der Ausstellungs- Gegenstände : Die Anmeldung und Annahme der auszustellenden Gegenstände wird, des zu treffenden Arrangements halber, spätestens bis zum 3. Oktober franko erbeten und werden die Aussteller ersucht, sich deshalb an den Sekretair des Vereins, Kaufmann Scheuer- mann in Brandenburg, zu wenden; später eingelieferte Gegenstände werden zwar nicht zurückgewiesen, können aber auf eine mit an- dern Obstsorten u. s. w. vergleichende und 299 29. Thuja (Biota) orientalis nebst den Abarten australis und cupressoides erfroren theilweis und zwar so, dass später ganze Aeste abstarben. 30. Thuja Warreana, plicata und flabellata hiel- ten ohne Decke sehr gut aus. 31. Thuja aurea hat unter der Decke gelitten, aber mehr durch Feuchtigkeit, als durch Kälte. 32. Thujopsis borealis hielt in Stroh und Rohr eingebunden sehr gut aus, vorzüglich an Stellen, wo Schatten von Bäumen vorhanden war. 33. Wellingtonia gigantealitt weder durch Kälte noch Feuchtigkeit, war aber mit einem Fasse ohne Boden bedeckt, dessen Seiten mit Laub umgeben waren ; bei mildem Wetter wurde der Deckel fleis- sig gelüftet. Dass die niedrigen oder niederliegenden Nadel- hölzer, z. B. Juniperus prostrata und alle Ephedra nicht litten, hat seinen Grund darin, dass der Erd- boden 1 Fuss 4 Zoll mit Schnee bedeckt war. B. Verschiedene andere Gehölze. 34. Acer Opalus, ganz freistehend, erfror ohne Decke, im Schatten von Bäumen aber nicht, ebenso 35. A. neapolitanum. 36. A. leucophyllum ohne Bedeckung, ganz frei, blieb unbeschädigt. 37. A. eriocarpum bis zur Schneedecke er- froren. 38. A. dissectum desgl. 39. A. liburnicum desgl. 40. A. sterculiaceum vom Himalaya ist ganz erfroren. 41. A. Colchicum rubrum litt trotz des Ein- bindens im jungen Holze, ebenso ohne Decke A. pensylvanicum, Negundo und spicatum. 42. A. nionspessulanum, littorale und rubrum litten ohne Decke nicht. 43. Alnus cordata. Die jungen Triebe erfroren bei den späten Nachtfrösten. 44. Amorpha fruticosa , Lewisii , tenessensis, elata, crocea-lanata und canescens sind entweder bis zur Schneedecke abgefroren, oder litten bis in's 2- und 3-jährige Holz sehr stark. 45. Ampelopsis arborea (Cissus orientalis) blieb unter der Decke gut. 4(). A. indivisa, ein prachtvoller Ranker, hielt ohne alle Decke aus. 47. Amygdalus persica und communis, so wie deren gefüllte Abarten, ferner orientalis und tomen- tosa waren sogar unter guter Decke stark erfroren, besonders junge, raschwüchsige Exemplare. Ein alter, gefüllter Mandclbaum, der alljährlich nur noch 3 bis 4 Zoll lange Triebe macht, hat ohne allen Schutz vortrefflich ausgehalten und reichlich ge- blüht. 48. Andromeda floribunda hielt unter einem mit Stroh bedeckten Fasse sehr gut aus. Andere Arten: z. B. A. speciosa, pulverulenta, mariana, racemosa u. s. w. haben, ohne bedeckt zu sein, nicht gelitten. 49. Aralia spinosa fror unter Stroheinband bis zur Erde ab. 50. Artemisia Abrotanum und variabilis sind bis zum Schnee erfroren. 51. Azalea pontica, nudifiora und viscosa blie- ben, die Zweige mit Kiefernreisig und die Wurzeln mit Laub bedeckt, sogar in den Blüthenknospen unversehrt. 52. Bignonia (Tecoma) radicans erfror in Stroh- decken eingebunden bis in das alte Holz; die zur Erde niedergelegten Exemplare blieben unter dem Schnee unversehrt. 53. Broussonetia papyrifera und Kaempferi sind unter guter Decke bis zum Schnee erfroren. 54. Buxus rotundifblius , eine von Fortune aus Japan eingeführte Art, hielt unter einer Decke von Stroh gut aus. 55. Calycanthus floridus, laevigatus und glau- cus hielten ohne allen Schutz aus; hingegen hat C. occidentalis unter guter Bedeckung sehr stark gelitten. 56. Caragana arenaria als Hochstamm, glome- rata und jubata hielten ohne Decke sehr gut aus. 57. Castanea vesca war sehr sorgsam in Rohr und Stroh eingebunden , hatte einen geschützten Standort, trieb auch im Frühlinge aus, später aber, nachdem die jungen Triebe 2 Zoll lang waren, fin- gen die Bäumchen an zu welken und es zeigte sich, dass sie dicht über dem Schnee unter der Decke durch Frost gelitten hatten. 58. Catalpa syringaefolia. Alte Bäume, deren Jahrestrieb kurz blieb und früh gereift war, hielten ohne Decke gut aus, junge, raschwüchsige Exem- plare hingegen verloren durch Frost alles junge Holz, obgleich sie eingebunden waren. 59. Celtis australis, aspera und Tournefortii sind über dem Schnee zum Theil ganz erfroren oder verloren das vorjährige Holz. 60. Cercis canadensis und Siliquastrum waren niedergelegt und gut bedeckt, hatten aber dennoch gelitten ; ganz freistehende sind bis zur Erde ab- gefroren. 61. Chimonanthus fragrans hielt nur unter gu- ter Decke aus. 62. Chionanthus. Alle Arten hielten ohne Decke gut aus. 63. Cissus elegans blieb unter der Decke gut. 64. Colutea. Alle Arten unbedeckt bis zum zur Schnee erfroren. 65. Coriaria myrtifolia unter der Decke bis Erde abgefroren. 38' 300 66. Die Cornus -Arten litten im Winter ohne Decke nicht, wurden aber durch Nachtfröste aller jungen Triebe beraubt. 67. Corylus Colurna erfror uneingebunden nicht im geringsten. C. Avellana fol. atropurpureis ver- lor durch die späten Nachtfröste alle jungen Triebe, so dass die Sträucher einzugehen drohten ; dasselbe wurde bei C. americana und humilis bemerkt. 68. Crataegus. Von den vielen Arten war nur C. Azarolus (freilich ohne Decke), aber auch gänz- lich, erfroren. Viele blüheten jedoch nicht, weil die Bliithenknospen durch Nachtfröste gelitten hatten. 69. Cydonia japonica, jap. umbilicata und jap. fl. albo hielten ohne Decke aus; nur erfroren die Blatt- und Bliithenknospen durch Nachtfröste. 7U. Cytisus. Die meisten Arten dieser Gattung, z. B. C. capitatus, austriacus und falcatus, sind ohne Decke bis zur Erde erfroren, trieben zwar reichlich wieder aus, zeigten aber doch nur ein kümmerliches Wachsthum. C. elongatus und nigricans hielten aus. C. Laburnum und dessen Abarten hatten ohne Decke stark gelitten. Die Bäumcheu trieben zwar aus, ver- trockneten aber später, und es fand sich, dass sogar 3- und 4-jähriges Holz hie und da nach der Süd- seite grosse, oft 1 Zoll im Durchmesser haltende, braune Flecke hatte, die durch Frost zerstört den Saftzufluss zu den oberen Zweigen hemmten. C. ramentaceus blieb niedergelegt unter Decke gut, unbeschützt erfror er bis zur Erde. 71. Deutzia scabra und gracilis sind bis zum Schnee, D. canescens aber bis zur Erde erfroren. 72. Diervilla canadensis über dem Schnee ab- gestorben. 73. Diospyros Lotus erfror bis zum Schnee, selbst das alte Holz ; dahingegen waren D. virgi- niana, lucida, pubescens und digyna, in Rohr ein- gebunden, fast unversehrt geblieben. 74. Elaeagnus parvifolia blieb unter Decke gut. E. argentea war theilweise im alten und E. lior- tensis im jungen Holze erfroren. 75. Ephedra campylopoda hielt sehr gut aus. (Fortsetzung folgt.) Pflanzen- und Bliinicnschaii. Wir wenden uns 2 andern Zeitschriften zu, dem Horticulteur francais (Nro. 4 — 12 des 2. und 1 — 4 des 3. Bandes der 2. Reihe) und dem Journal d'horticulture pratique de la Bel- gique (1 — S.Heft des Jahres 1861). Pteris tri- color, welche wiederum in der zuerst genannten Zeitschrift (im 2. Bande, tab. .5) abgebildet ist, haben wir schon so oft besprochen , dass wir nicht nö- thig haben, darauf zurückzukommen. Auch Pha- laenopsis grandiflöra Lindl. (auf der 19. Tafel abgebildet) ist (Seite 39) bereits erwähnt. Van da suavis Lindl. (auf der I.Tafel des 3. Bandes dar- gestellt) hingegen im vorigen Jahrgange (Seite 167). Dasselbe gilt endlich von den im Juni- und Juli- hefte des Journal d'horticulture abgebildeten beiden Begonien: daedaleaund imperialis, über die wir schon Seite löS und 268 Mittheilung gemacht haben. Ein Gewinn für unsere Gärten in jeglicher Hinsicht erscheint Tacsonia Volxeniii Funck, eine Passionsblume, deren Kelchrühre etwas länger ist, als man gewöhnlich bei den Arten des Genus Passiflora findet; die Art wurde deshalb auch dem Genus Tacsonia eingereiht, das sich nur durch die Länge der Kelchrühre von den ächten Passi- floren unterscheidet , besser auch deshalb nur ein Subgenus darstellt. Ein belgischer Reisender in Neugranada, van Volxem, fand sie in einem Gar- ten von Bogota und brachte sie nach Brüssel. Die ganze Pflanze besitzt einen röthlichen Schein, selbst die Nerven der Unterfläche der tief -dreispaltigen Blätter sind rüthlich ; ebenso der bis 5 Zoll lange, fadenförmige Stiel, der die prächtigen rothen Blü- then trägt. Nur die Blumenrühre ist grün, der Schlund derselben hingegen violett gesäumt. Aus ihr geht die lange, grüne Säule mit 5 Staubbeuteln und einem 3theiligen Griffel in der Mitte hervor. Da diese Liane in das Kalthaus gehört, so kann sie um so mehr im Sommer im Freien verwendet wer- den. Abgebildet ist sie im Februarhefte des Jour- nal d'horticulture de la Belgique. Eine andere Liane, aber des Warmhauses, ist Bignonia Chambe rlaynei Sims (hortic. franc. 2. Band, tab. 6) aus Brasilien, zwar schon sehr lange bekannt , aber doch in den Gärten der Pri- vaten kaum zu finden. Im botanischen Garten zu Berlin wird sie, gleich der sehr nah verwandten und sich nur durch rothe Blüthen unterscheidenden B. aequinoctiali s L., während der besseren Jah- reszeit im Freien verwendet und bringt dann die schönen, grossen Blüthen von gelber Farbe in reich- licher Fülle hervor. Die Blätter bestehen meist aus 3 Blättchen, bisweilen aber auch nur aus einem Paar. Zu grossem gemischten Gruppen empfehlen sich 2 Salbei-Arten: Sal via j antliina O.etDietr. und S. in volucrataCav. AVir haben von beiden schon früher in dieser Hinsicht gesprochen (1. Jahrg. d. Wochenschrift S. 320). Obwohl erstere im Jahre 1827 von William Herbert eingeführt und in der nächsten Zeit vielfach in Anwendung gebracht, wurde sie doch alsbald von andern Pflanzen ver- drängt und findet sich jetzt kaum noch in einigen botanischen Gärten vor. Mit Recht wird sie des- halb von Neuem von Seiten des Horticulteur fran- 30t (jais ('2. Band, tab. IR) empfohlen. Sie blüht roth ; die ganze Pflanze ist aber selbst mehr oder weniger roth; namentlich gilt dieses von den grossen Dock- blättern , welche die Blüthen in der Jugend ein- schliessen und Veranlassung zur Benennung „in- volucrata" gegeben haben. Wenn die Pflanze nicht sehr zeitig in dem Warmhaus als Steckling heran- gezogen wird, gelangt sie im Freien erst spät zur Blüthe , man hat sogar nicht das Vergnügen , sie in vollem Schmucke zu sehen. Warum die hübsche Amphicome Emodi Lindl. (Hortic. Iran?. J. Band, t. In), früher In- carvillea Eniodi Wall., obschon sie seit 1802 von England eingeführt wurde, bei uns nicht zu Ansehen kommt , begreift man nicht. Es ist eine Staude des Himalaya aus der Familie ) besprochen worden. Noch mehr sind in den beiden Zeitschriften Flor- blumen abgehandelt. Wiederum auf der 3. Tafel sind 2 Penstemon's abgebildet, die alle Beachtung verdienert. Crousse in Nancy hat sie gezüchtet. Beide sind Formen des Penstemon gentianoi- d e 8 ; die eine hat prächtige rothe, die andere rosen- farbige Blumen. Auf der 17. Tafel des zweiten Jahrganges ist der von Benary in Erfurt gezüch- trte Blendling von Lychnis fulgens und Sie- boldii: Lychnis Haageana, und zwar mit ro- ther und weisser Blume, dargestellt. Es ist eigen- thümlich, dass von Samen einer Kapsel Pflanzen mit weissen und rothen Blumen entstehen. Uebri- gens haben wir die Pflanze schon im 2. Jahrgange (Seite 173) besprochen und uns seitdem selbst über- zeugt, dass wir es hier nicht mit einer Form, son- dern mit einem Blendlinge zu thun haben. Die nächste (18. Tafel) bringt uns dagegen die karmoi- sinrothe Form der schon einige Mal von uns be- sprochenen Chineser -Primel, und zwar der Abart mit gewimperten Blumenblättern. Eine andere Form, dunkelviolett und gefüllt, ist dagegen im Maihefte des Journal d'horticulture de la Belgique abgebildet. Im Maihefte genannten Journales ist ein Ritter- sporn als Delphinium mesoleucum var. Frä- se ri dargestellt, den wir ganz besonders empfehlen. Es schliesst sich in seiner äusseren Tracht dem D. Hendersoni und formosum an und besitzt, wie diese beiden , grosse und ziemlich gedrängt- stehende Blüthen mit dem herrlichsten Azurblau. Die weisse Mitte (die auch zu der Benennung „me- soleucon" Veranlassung gegeben hat) gibt ausserdem noch eine eigenthümliche Eleganz. Gezüchtet wurde diese Form von J.etJ. Fräser (Leabridge-Nursery) in London. Neue Rittersporn-Formen mit gefüllten Blüthen sind dagegen im Horticulteur francj'ais abgebildet (und zwar auf der 11. Tafel des 2. Bandes), und verdanken ihren Ursprung einem Handelsgärtner in Bar-le-Duc (Lotharingen, Depart. der Meuse), Ri- chalet mit Namen, der sich besonders mit der Anzucht der Florblumen beschäftigt. Die eine Form hat grosse blaue Blumen und führt den Namen D. formosissimum flore pleno, die andern sind dagegen zwar kleinblüthiger, die Blüthen aber um so gefüllter und regelmässiger. Beide sind hell- blau und hat die eine den Namen triumphans plenissima, die andere dagegen M. Barba er- halten. Eine 4., aber nur erwähnte, nicht abgebildete Form hat Rendatier in Nancy gezüchtet, ist eben- falls sehr gefüllt und von azurblauer Farbe, aber die einzelnen Blumenblätter sind weiss eingefasst. Auf der 13. Tafel des Horticulteur findet man eine Abbildung der gefüllten Clamatis erecta. Wir verdanken sie dem Kunst- und Handelsgärtner Billard in Fontenay-aux-Roses (Depart. der Seine), der sie 18:38 in den Handel brachte. Die 21. Tafel hingegen bringt uns eine Abbildung einer Form des Schizanthus porrigens unter dem Namen Seh. grandiflörus oculatus. Ihr Ursprung wird nicht angegeben. Bekanntlich sind die Blüthen roth. Hier besitzt aber das oberste Blumenblatt von der Basis ausgehend einen grossen schwarzen Fleck von läng- licher Form, der wiederum in der Mitte, und zwar ebenfalls von der Basis ausgehend, einen kleinen und eben so geformten Fleck von weisser Farbe trägt. Ausserdem sind noch 2 kleinere, aber rund- liche Flecken von schwarzer Farbe auf demselben Blumenblatte und endlich ein gleicher auf jedem der zunächst stehenden Blumenblätter vorhanden. Auf der 7. Tafel des 3. Bandes derselben Zeit- schrift ist die bei uns bekannte Clarkia pulcher- rima, welche sich durch prächtige karminrothe Blu- men auszeichnet, abgebildet, auf der 8. hingegen die dunkelblühende Form des Cosmos diver sifolius, die wir erst Seite 230 besprochen haben. Dasselbe 302 gilt von der auf der 20. Tafel des 2. Bandes dar- gestellten Statice Bonduelli, welche bereits im vorigen Jahrgange (S. 175) angezeigt wurde. Wir wenden uns einigen Nelken zu. Dass die Heddewig'schen , von uns bereits in dem 2. Jahr- gange (Seite 313) in einer besonderen Abhandlung besprochenen Nelken auch im Horticulteur francais (auf der 22. Tafel) und im Journal d'horticukure (im Januarhefte) eine Abbildung erhalten haben und empfohlen werden, ist natürlich; sie verdienen es. Aber auch ausserdem finden wir eine hübsche Form der Karthäuser- oder vielmehr Bart-Nelke (auf der 9. Tafel). Recht passend nennen sie wegen ihrer dicht gedrängten, ein Bouquet für sich darstellenden Blüthen die Franzosen auch Bouquet parfait, wäh- rend sie sonst Oeillet de poete genannt wii'd. In England lebt ein Blumenliebhaber, mit Namen Hunt, der sich speciell 24 Jahre lang mit ihrer Anzucht beschäftigt hat und von einer vollkommenen Blume verlangt, dass jede einzelne eine durchaus runde Form hat und ganz flache , etwas dickliche am Rande aber nicht gezähnelte Blumenblätter, die sich nicht zum Theil bedecken dürfen, besitzt. Die Farbe muss ferner rein sein , ohne Flecken zu haben; eben so muss der Ring regelmässig sich darstellen. Nach Hunt ist ihre Kultur sehr leicht. Man säet den Samen im Juni in eine nahrhafte Erde und pikirt die jungen Pflanzen sobald als möglich. Garten-Nelken von seltener Schönheit sind da- gegen (dem Floral Magazine Nro. 12 entlehnt) im Augusthefte des Journal d'horticulture abgebildet. Mit Recht hat man ihnen von Seiten der Blu- men - Jury der Londoner Gartenbau - Gesellschaft ein Ehrendiplom 1. Klasse zuerkannt. Beide be- sitzen eine enorme Grösse und einen wohlgefälligen Bau. Die Rose von Kastilien wurde von Rieh. Headly, Preerainente dagegen vonKeynes in Salisbury gezüchtet. Beide haben eine weisse Grund- farbe, zum Theil aber ziehen sich sehr breite Bän- der von der Spitze nach der Basis herab. Im Septemberhefte des Journal d'horticulture sind verschiedene Formen der bei uns, namentlich in Arnstadt und Erfurt, in Massen gezogenen Stroh- blumen unter dem Namen Heiich rysum bra- cteatum incurvum abgebildet. Auch die gefüll- ten Zinnien, zu deren Empfehlung wir wohl genug gesagt haben, finden wir im genannten Journale (im Juni-Hefte) dargestellt, ferner eine neue Form des Hahnenkammes (Celosia cristata). Die rothen Blüthenkämme sind aber keineswegs langgestielt und an der breiten Spitze vielfach abgetheilt. Hauptsäch- lich sind sie dadurch ausgezeichnet, dass die Kämme am Stiele herablaufen und daselbst eine violette Farbe besitzen, ausserdem aber auch überhängen. Im Märzhefte befindet sich die Abbildung einer gefüllten Form der leider bei uns im Freien nicht aushaltenden chinesischen Hemerocallis disti- cha; sie wurde durch Ell is von der Insel Mauritius eingeführt und befindet sich im Besitze von V^eitch et sons in Exeter. Die ziemlich grossen Blüthen haben eine opake goldgelbe Farbe, ausserdem aber in der Mitte der Blumenblätter einen breiten, brau- nen Fleck. Je mehr man kennen lernt, wie vielseitig man die Fuchsien in Anwendung bringen und wie leicht man sie vermehren kann, ist auch die immer vorhandene Liebhaberei dafür noch mehr gewachsen. Im Aprilhefte des Journal d'horticulture sind wie- derum 5 gefüllte Sorten abgebildet, die allerdings unsere Beachtung verdienen. Alle besitzen rothe, horizontal abstehende und mehr oder weniger zu- rückgebogene Kelchabschnitte von linien-lanzettför- miger Gestalt und eine lange schmale Kelchröhre von derselben Farbe. Nur bei der einen, Comte de Preston, sind die Spitzen der Kelchabschnitte grün. Die Krone hat dagegen bei dieser ein eigen- thümliches gewaschenes Hellviolettroth , während bei Comte de Hainaut der obere Theil der spa- thelförmigen Blumenblätter blau , der übrige Theil rosa-fleischfarben erscheint. Die Blumenblätter der Julien ne de Mahon sind breiter und am abge- rundeten obern Theil, so wie sonst an beiden Rän- dern, ebenfalls blau, ausserdem aber rosenroth und von dunkeleren Nerven durchzogen. General Bor- reman hat, mit Ausnahme eines länglichen Fleckens an der Basis, durchaus blaue Blumenblätter, die noch dunkler, fast schwarzblau, bei Doyen de St. Gudule sind. Hier zieht sich aber ein ziem- lich langer und geschlitzter Streifen von der Basis aus nach oben. Wir kommen schliesslich zu einigen Rosen. Rose President haben wir bereits Seite 269 be- sprochen, erlauben uns aber trotzdem nochmals auf diese im Maihefte wiederholt abgebildete Theerose aufmerksam zu machen. Eine ganz eigenthümliche Reniontanten-Rose ist Rose Simon St. Jean (im Septemberhefte abgebildet) wegen ihrer sehr dun- kelen, schwarzrothen Farbe. Liabaud in Lyon (Croix-Rousse) hat sie gezüchtet. Trotz des etwas lockeren Baues, der ihr aber grade unserer Meinung nach einen besonderen Reiz gibt, wird sie gewiss eine bedeutende Zukunft haben. Wir erwähnen endlich noch die Rose Triomphe d'Amiens, ebenfalls eine Remontante von besonders schönem, etwas kugeligem Bau. Obwohl sie einfarbig -roth gefärbt ist, hat sie doch durch Schattirungen und unregelmässige dunkelere Streifen und Flecken ein etwas marmorirtes Ansehen. 39 zweckmässige Ausstellung keinen Anspruch machen. 5. Eintrittsgeld: Die Mitglieder des Landwirth- schaftlichen Vereins, sowie die Aussteller ha- ben freien Eintritt gegen vorzuzeigende Legi- timationen, welche bei dem Sekretair des Ver- ems in Empfang genommen werden können; alle übrigen Besuchenden zahlen im Ausstel- lungslokal für Eintrittskarten '2:^ Sgr. .6. Die Sitzung des Landwirthschaftlichen Vereins findet statt am Sonnabend den 5. Oktober, Vor- mittags 1 1 Uhr, in den Räumen des Ausstel- lungslokals. Diejenigen, welche an dem nach der Sitzung um 1 Uhr beginnenden j.'emeinschaftlichen Mit- tagsessen a Couvert 15 Sgr. Theil zu nehmen wünschen, werdet ersucht, ihre Namen in der ausliegenden Liste zu unterzeichnen. Brandenburg, den Li. September 1861. Der Vorstand des Landwirschaftlichen Vereins. («esiich einer Stelle. Ein tüchtiger Gärtner, der bereits zur Zufrie- denheit Gärten vorgestanden hat, sucht eine ander- weitige Stelle. Obergärtner Gireoud in Berlin, sowie Kunst- und Handelsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam, theilen auf Anfrage Näheres mit. Auch die Redaktion der Wochenschrift gibt gern Auskunft. Berlin, den 20. August 1861. leber iiclit Holliinder Bliinienzwiebeln erschien so eben Preis -Kourant Nro. 24, bei nie- drigsten Preisen (Hyacinthen, gefüllt und einfach in Farben sortirt, k lUU Stück 3| — 6| Thlr, Tul- pen desgl. l_|i-Thlr, Crocus lU Sgr.) dennoch vorzügliche Waure. Grössere, bis Ende Juli einge- hende Kommissionen lasse ich direkt von Holland expediren und gewähre lOProc. als Fracht Vergütung. Ausserdem enthält dieser Katalog noch die neuen Anschaffungen für's Freiland und Glashaus. Auf Wunsch steht derselbe nebst den noch gültigen Nro. 21 bis 23 (zusammen an 15U Sorten) franko und gratis zu Diensten. Wegen später Beilage ist der Termin für grössere Kommissionen, die direkt von Holland an den Auf- traggeber expedirt werden sollen, auf Mitte August festgesetzt. Planitz bei Zwickau in Sachsen. G. G e i t n e r. Offerte. Von der niedlichen mauritanischen Winde: Convolvulas mauritanicus Boiss. zur Kultur in Ampeln verkaufe ich gut bewurzelte Pflanzen und zwar: lOÜ Stück zu 2H Thlr. — Sgr ., 14 .. — ' .50 7 3 l'-i „ „ 3 „ 20 „ 1 . ., — . 10 „ Die Abbildung und Kultur-Anweisung liegt zur Versendung bereit. Erfurt im Juli 1861. Ferd. Jühlke, Königl. Garteninspektor. (Firma: Rarl Appelius.) Annonce. ■ Rosenfreunden empfiehlt sich der Unterzeich- nete ergebenst zu pünktlichsten und besten Aus- führungen von Aufträgen auf Rosen, deren reich- liche Vermehrung auf Sämlinge der Rosa canina veredelt, billigst notire und sende Kataloge gratis und franco, auf deren Preise bei Bestellungen im Herbste 10 pCt. Rabatt gewährt v?ird. Ernst Metz, Rosenzüchter in Erfurt. Von Unterzeichnetem sind abzugeben: Cinchona calysaia ä 3 Thlr. V vestita ä 3 Thlr. Erstere liefert die am meisten geschätzte Fieber- rinde, die C h i n a r e g i a der Pharmaceuten. Wildparkstation bei Potsdam. W. Lauche, Kunst- und Handelsgärtner. Thlr. Neue Azaleen und Alpenrosen. Azalea indica: Donna Maria Anna (Liebig) Tannhaeuser (Liebig) i Rhododendron: Schiller (Richter) 2 Thlr. Diese neuen Züchtungen kommen in diesem Herbste zum ersten Male zu beistehenden Preisen m den Handel, und werden Preislisten mit aus- führlicher Beschreibung auf gefälliges Verlangen franko versendet. Dresden, September 1861. L. L. Li ebig. 10' 40 So eben erschien und wird auf frankirte Auf- forderung franko von uns versendet: Herbst-Katalog für 18fil, enthaltend eine grosse Anzahl neuer und an- derer empfehlenswerther Pflanzen zu sehr massigen Preisen. Leipzig, den 1. September 1861. Laurentius'sche Gärtnerei. Koeziia rci^ia. Als wir unsern diesjährigen Frühjahrs-Katalog schlössen, erhielten wir über vorstehende Pflanze eine Notiz, deren etwas unklarer Sinn uns zu einer Verwechslung derselben mit Yucca Parmentie- rii Veranlassung gab. Bestärkt wurden wir in diesem Irrthum durch die zu jener Zeit von Berlin aus in öffentlichen Blättern zu dem hohen Preise von 15 Thalern angekündigte Königslilie (Roezlia regia), welche sich, als uns von dem Erwerber dieser angeblichen Lilie eine Pflanze zur Verglei- chung übersendet wurde, als die bereits seit vier Jahren in dem Handel befindliche Yucca Par- mentieri (Y. bulbifera) erwies. Kurze Zeit dar- auf erhielten wir jedoch die wirkliche Roezlia regia. Die Sendung bestand in jungen, 1 Zoll grossen Zwiebeln (nicht in länglichen Bulben, wie sie die Yucca Parmentieri liefert), welche zum Theil gekeimt haben und sich jetzt als hübsche, fast einen Fuss hohe Pflanzen darstellen. Ihre Blät- ter sind schmal, dornig und von hellgrüner Farbe. Im Uebrigen wollen wir die Beschreibung, welche Boezl selber von der Pflanze gibt, hier folgen lassen : „Diese prachtvolle Pflanze fand ich im Staate Oaxaca in der Nähe der kleinen Stadt Juquilla und hatte das Glück, sie nicht nur in voller Blüthe zu sehen , sondern auch ein Exemplar mit Samen und Zwiebeln anzutreffen. Die Pflanze hat Aehnlichkeit mit Agave angustif olia, die Blätter dornig, wie bei dieser, sind jedoch weit grösser, nämlich 4 bis 6 Fuss lang und 4 bis 6 Zoll breit. Ihr Blumenstiel, welcher un- gefähr eine Stärke von 5 Zoll im Durchmesser hat, bildet eine Pyramide von 20 bis 30 Fuss Höhe bei 10 bis 12 Fuss Breite. Die zurück- fallenden Zweige sind mit Tausenden von weis- sen Blumen bedeckt, fast noch einmal so gross, als die von Polyanthus tuberosa und von demselben Wohlgeruch. Nach der Crossen An- zahl der noch nicht geöffneten Blumen zu ur- theilen (während schon welche verblüht waren) muss die Blüthezeit mehrere Wochen dauern. Diese Pflanze wächst auf einer supramarinen Höhe von 8 bis 9ÜÜ0 Fuss." Wir liefern hiervon junge hübsche Pflanzen das Stück ä 5 Thaler und gewähren bei einer Be- stellung von 3 Stück das vierte gratis. Yucca Parmentieri (Y. bulbifera) 3 — 5 Thlr. Beschorneria multiflora, starke Pflanzen 13 „ Beschorneria yuccoides, starke Pflanzen " „ Yucca quadricolor . 5, 6, 8, 12 u. 25 „ Yucca recurva, 5 Stück 1 „ Leipzig, den 1. September 1861. Laurentius'sche Gärtnerei. Pflanzen-Empfehlung. Unterzeichneter empfiehlt eine grosse Auswahl Camellien mit Knospen in nur ausgezeichneten Sorten zu dem Preise, je nach Grösse und Buschig- keit, von 40 — 75 Thaler per 100 Stück; hochstäm- mige Kronenbäumchen das Stück 1 — 5 Thaler. Camellia Camphel, sehr buschig und schön, je nach Grösse von 35— 50 Thlr. per 100 Stück. LaurusTinus (Viburnum Tinus), niedrig, bu- schig, reich mit Knospen besetzt, 100 Stück zu 16 Thlr.; schöne Kronenbäume das Stück 3 — 5 Thlr. Primula chin. fl. rubro pl. das Dutzend 3 Thlr.; fl. albo pl. das Dutzend 2 Thlr. Ausser vorstehenden besitze ich noch eine grosse Auswahl der beliebtesten Mode- und Handelspflan- zen, worüber auf frankirtes Verlangen Verzeichnisse bereitwilligst fi-anko zugesendet werden von Friedrich Carl Schumann, Kunst- und Handelsgärtner in Würzen bei Leipzig. Bliinien-Empfeliliing. Unterzeichneter empfiehlt sein reichhaltiges Sor- timent der jetzt so beliebten künstlich getrock- neten Blumen, welche den Lebenden an Schön- heit nicht nachstehen, zur gütigen Beachtung. Darauf Reflektirende sind gebeten unter franko Einsendung mir ihre Wünsche erkennen geben zu wollen. Preis- kourante werden franko, Probeblumen unter billig- ster Berechnung sehr gern zugesendet von Friedrich Carl Schumann, Kunst- und Handelsgärtner in Würzen bei Leipzig. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Kommaudantenstrasse ti'2. Druck von J. F. Starcke in Berlin. 303 Einige zn cnipfclilende Pflanzen. Um etwas Hübsches zu sehen und zu finden, bedarf es keineswegs immer grade der grösseren Gärten und Anlagen. Bei der Besichtigung mehrer kleinerer Hausgärten führte uns vor einigen Tagen der Weg auch nach der Belle vuestrasse Nro. l8a in den Garten des Fabrikbesitzers Th. Wallach. Ein langes, saubergehaltenes Rasenstück wird daselbst von einem Wege umfasst, der auf der einen Seite zugleich als Laubengang dient, während voi-n ein Garten-Salon zu geselliger Vereinigung oder wohl auch zum einsamen Aufenthalte einladet, um un- gestört des freudigen Grünes der sich dahin zie- henden Fläche und der darauf stehenden einzelnen Pflanzen zu erfreuen. Grade bei beschränktem Räume wird es schwie- riü das „Zuviel" zu vermeiden und sich beim Be- setzen in Schranken zu halten. Ueberfüllung klei- nerer Gärten trifft man leider gar zu häufig; selbst aber die schönsten Pflanzen und Blumen verlieren an Werth und Wohlgefälligkeit, wenn man nicht die Müsse hat, sie ordentlich betrachten zu können, und gleich in der Nähe wiederum andere stehen, welche die Blicke abwenden. Wir hörten oft, wenn wir gegen Ueberfüllungen uns aussprachen, dass man aber doch nicht mehr Raum habe und dass man auch möglichst an dem vielen Schönen, das neuer- dings in reichlichem Masse geboten werde, seine Freude haben wolle. Es lässt sich allerdings da- gegen nur einwenden , dass über dem Einzelnen nicht das Ganze ausser Acht gelassen werden und das erstere nicht auf Kosten des letzteren zur Geltung kommen darf, sondern sich Alles in har- monischer Verbindung befinden muss. Man kann aber doch am Ende einen Ausweg trefien, so dass bemittelte Blumenliebhaber, die einmal nur über ein kleines Stückchen Land gebieten kön- nen, doch möglichst Vielerlei darauf besitzen. Man wechsele nämlich nur häufiger. Abgesehen davon, dass selbst die schönsten Schaupflanzen später nicht mehr den ersten Reiz haben und dass der Mensch an und für sich Abwechslungen liebt, haben die er- steren doch auch ihre Zeit, wo sie am meisten bieten, später aber weniger Eindruck machen. Man entferne, wenn letzteres eintritt, dergleichen Pflanzen und ersetze sie durch andere, die noch in ihrem ersten Schmucke prangen. Eine einzige Pflanze ist selbst nicht selten im Stande, der ganzen kleinen Anlage Etwas zu geben, wodurch sie ein anderes Ansehen erhält. Durch das Neue gewinnt diese an Reiz. Was man nicht neben einander geben kann, ver- mag man oft in auf einander folgenden Bildern vorzuführen. Im Garten des Fabrikbesitzers Wallach nah- men zunächst die kleinen, kaum 3 und 4 Fuss ho- hen Obstbäumchen in Töpfen unsere volle Auf- merksamkeit um so mehr in Anspruch, als dieselben zum Theil mit den schönsten goldgelben oder vom Roth angehauchten Früchten prangten. Es ist in der That zu bedauern, dass die sogenannte Obst- orangerie neuerdings nicht so häufig gefunden wird, als es früher der Fall war. Grade in kleineren Gärten sollten ein Paar Aepfelbäumchen, im Topfe wenigstens, nie fehlen. Anstatt der Bouquete oder auch mit diesen abwechselnd tragen sie zum Schmuck der Tafeln bei Gastmählern nicht wenig bei. In Paris werden sie auch vielfach auf diese Weise angewendet. Nächstdem fanden wir eine über und über blü- hende Weigela amabilis, die uns, abgesehen von der in Wahrheit seltenen Blüthenfülle, deshalb be- 1 sonders interessirte, weil ihre eigentliche Blüthezeit ' der Juni und nicht der September ist. In derselben Blüthenfülle hatte die Pflanze aber schon in der ersten Sommerzeit geprangt. Wenn schon Wei- gela rösea von Seiten der Gartenbesitzer als Blü- thenstrauch Beachtung verdient, so möchten wir doch der W. amabilis, welche ihren Beinamen auch in der That verdient, noch den Vorzug geben. Auf die Frage nach dem Kulturverfahren des blü- henden Exemplares wurde uns mitgetheilt, dass man gleich nach dem Blühen im Juni die Zweige auf 2 und 3 Augen zurückgeschnitten hatte. Wir theilen dieses mit, damit das Verfahren Nachahmung findet. Weiter war eine, ein selbständiges Rundtheil bildende, Vitis elegans (Vitis hcterophylla foliis elegantissimis der Gärten) vorhanden, welche sich mitten im Grün des Rasen recht hübsch ausnahm. Wir haben schon mehrmals die Gelegenheit ergrif- fen, um diese Halb -Liane mit ihren weissbunten Blättern das ganze Jahr hindurch und den blauen Beeren im Herbste zu empfehlen , sahen sie aber ausser Berlin und Umgegend nur sehr wenig. Aber nicht allein als Gruppenpflanze ist sie ein Gewinn für unsere Gärten, auch als Halbliane, wenn man kleinere Höhen bekleiden oder kleinere Festons ziehen will, ist sie schätzbar. Wir sahen erst in diesen Tagen in dem Theile der Landesbaumschule, der sich am Neuen Palais in Sanssouci bei Potsdam unter der speciellen Leitung des Obergärtners Reuter be- findet, die Vitis elegans an Fäden von ziemlicher Länge gezogen. Endlich befanden sich auf dem Rasen noch einige Exemplare der Statice latifolia. Wenn schon der schirmähnlich ausgebreitete Blüthenstand mit den nicht verwelkenden blauen Kelchblättern einen reizenden Anblick gewährt, zumal er eine lange Dauer hat, so verdient doch auch die Rosette der grossen und länglichen Blätter, die sich gleich 304 im Anfange des Frühjahres flach auf dem Boden ausbreitet , Beachtung. Wir fü;ien noch für dieje- nigen, welche es nicht wissen, hinzu, dass der Blü- thenstand nicht zu spät abgeschnitten, für sich oder zum Theil in Bouquets benutzt, den ganzen Winter hindurch sich gleichmässig erhält, insofern das Ende nicht in Wasser gesteckt, sondern trocken erhal- ten wird. Der Warn in Ostindien (Paritium tiliaceum A. Juss.). In der 30. Nummer der Wochenschrift haben wir über die genannte Pflanzen bereits eine Mit- theilung gegeben und die Meinung ausgesprochen, dass, da Paritium elatum auf Jamaika allge- mein unter dem Namen des grünen Ebenholzes zu Möbeln verwendet werde, was in Betreff des P. til iaceum nicht der Fall sei, beide Pflanzen doch specifisch verschieden sein möchten. Wir erhalten nun von Dr. Hasskarl, der jetzt in Königswin- ter lebt, viele Jahre aber auf .lava sich aufgehalten hat und deren Flora genau kennt, eine schriftliche Mittheilung, dass auf genannter Insel auch von P. ti - liaceum das Holz zu ähnlichen Zwecken: zu Sätteln, Büffelkarren, Reismtthlen, Balkenstützen, zn Kisten u. 8. w., verwendet werde und demnach auch eine feste Struktur besitze , sobald es nur das richtige Alter erreicht habe. Die Verschiedenheit des Hol- zes könne demnach nicht allein die Ursache sein, um P. tiliaceum und elatum von einander zu unterscheiden. Dass Paritium tiliaceum zweierlei Holz be- sitzt, hat schon der alte Rumph gesagt: „der Splint ist weich und weiss, das eigentliche Kernholz hin- gegen schwärzlich und ausserordentlich dauerhaft, 80 dass es in der Erde nicht leicht verfault." Da- mit stimmen auch andere Reisende, wie Junghuhn und Blanco (letzterer in seiner Flor der Philippi- nen) mit Hasskarl überein. Während dieser eben genannte gelehrte Forscher Java's aber das Kern- holz schwer und fest nennt, soll es nach Rumph trotz seiner Dauerhaftigkeit leicht und schwammig sein. Dieses Widerspruches halber hatten wir uns nochmals schriftlich an Dr. Hasskarl mit der Bitte um Auskunft gewendet und nun auch die Antwort dahin erhalten, dass er auch seinerseits den Widerspruch einsehe, aber nicht im Stande sei, ihn aufzuklären. Er werde aber den noch auf Java anwesenden Direktor Teysmann ersuchen, hier- über wo möglich den nöthigen Aufschluss zu geben. Wir behalten uns demnach vor, später, sobald uns dieser geworden, denselben mitzutheilen. Einstweilen wollen wir, um das Interesse für die Pflanze wach zu erhalten, den frühern Angaben über die Nütz- lichkeit der Pflanze noch Einiges aus Dr. Hass- karl's Briefen hinzufügen. Der Waru ist für Java und wahrscheinlich auch für die übrigen südlich und südöstlich von Ostindien liegenden Inseln, sowie für das Festland, eine wichtige Pflanze des Haushaltes und entspricht in dieser Hinsicht unserer Weide. Wie diese in kleineren Städten, in Dörfern u. s. w. allenthalben, hier und da selbst zu Alleen, angepflanzt wird, um gelegentlich die jungen Zweige, die sogenannten Ruthen, zum Binden, das Holz aber zu allerhand anderen häuslichen Zwecken zu gebrauchen, so ver- wendet man den Waru in Ostindien auf gleiche Weise. Es kommt noch dazu, dass er eben so schnell und rasch wächst, wie unsere Weide ; jeder abgeschnit- tene Ast oder Zweig, auch nur ein Theil desselben, schlägt, sobald er in die Erde gesteckt wird, Wur- zeln. Auf diese Weise schaflt man sich in der kürzesten Zeit Alleen. Die Bäume erhalten jedoch hier nie eine bedeutende Grösse, weil sie beständig, ebenfalls wiederum, wie es auch bei unseren Wei- den der Fall ist, zu verschiedenen häuslichen Zwecken gestutzt werden. Dr. Hasskarl mtint, dass das Einstutzen auch deshalb geschehe, damit die Bäume nicht zu viel Schatten geben und dadurch das Aus- trocknen der Wege in den allerdings feuchten Nie- derungen Java's verhindern. Unter solchen Umständen können natürlich die Bäume nie gross und am allerwenigsten hoch werden. Eine deutliche Trennung des Holzes in weichen und weissen Splint und in dunkeles hartes Kernholz stellt sich erst bei alten Bäumen her- aus, die, wie Rumph (im 2. Theile seines Herba- rium amboinense S. 'il9) sagt, in Wäldern ^und Gegenden fern von menschlichen Wohnungen wach- sen. Dorthin muss man auch gehen , wenn man Kernholz haben will. Dass übrigens auch der Bast von Paritium tiliaceum in Ostindien und auf seinen Inseln auf gleiche Weise, wie der von P. elatum in West- indien, gebraucht wird, bestätigen alle Reisenden, welche über diesen Gegenstand geschrieben haben; man verfertigt sogar eine Art grober Kleidung daraus. Was schliesslich den Namen Waru für Pari- tium tiliaceum in Java und, wie es scheint, auch auf dem Festlande, betrifft, so bedeutet er etwas, was sich immer von Neuem erzeugt. Es bezieht sich dieses auf seine rasche Reproduktion. Rumph übersetzt deshalb zur Bezeichnung des Baumes das Wort mit Novella. Verlac von Karl Wiec-inrli in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Stare ke in Berlin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Reförderuno; des Gartenbaues in den Könii^iieh Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenliimde. Redigirt i von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koclk. JW. 39. Berlin, den 26. September 1861. Preis des Jahrganges 5y Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt; Pflanzen-, Gemüse- und Obst-Ausstellung in Hamburg am 18., 19. und '20. September. — Beobachtungen über das Erfrieren von Gehölzen (Schluss). — Ein Steckling des Cyanophjllum magnificura. Sonntag, den 29. September, Mittags 11} Uhr, findet im Palmenhause des Königlichen botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Zu der vom 4. bis 7. Oktober stattfindenden Ausstellung des Gartenbau-Vereins zu Erfurt ist den Mit- gliedern des hiesigen Vereins von den Verwaltungen der betrefi'enden Bahnen die Hin- und Rückfahrt zum einfachen Preise bewilligt. Die gemeinsame Abfahrt geschieht Donnerstag, den 3. Oktober, Mittags 12|- Uhr; es wird aber gebeten - bis -^ Stunde früher sich einzustellen und die Mitgliedskarte mitzubrin- gen, zuvor jedoch sich auch (Bernburger Str. 13) zu melden. Pflanzen-, Gemüse- und Obst-Ausstellung in Hamburg am 18., 19. und '20. September. Neben dem Gartenbau -Vereine für Hamburg, Altona und Umgegend haben sich seit dem vorigen Jahre die Gärtner der beiden genannten Städte zu selbständigen Vereinen verbunden, um ihre eigenen Angelegenheiten zu leiten und sich mit Rath und That gegenseitig beizustehen. Wie aus dem vorigen Jahrgange der Hamburger Garten- und Blumen- zeitung hervorgeht, bildete sich ein solcher Verein von den Gärtnern, welche am linken und ein an- derer, welche am rechten üfer der Alster wohnen. Diese beiden hatten steh nun zu einem Vereine vereinigt und veranstalteten jetzt eine Ausstellung, die Zeugniss ablegte von der Höhe, auf welcher die Gärtnerei in den beiden Schwesterstädten Hamburg und Altona steht. Der Besitzer der bekannten Han- delsgärtnerei Ohlendorff & Söhne und Ober- gärtner J.W.Köhler waren beauftragt, die nöthi- gen Einleitungen zu trefien und die Ausstellung selbst in's Leben zu rufen. Sie fand an den oben 'genannten Tagen im Logenhause (Valentinskamp Nro. 73) statt und legte in der That auch Zeugniss von der Vorzüglichkeit und Mannigfaltigkeit gärtnerischer Erzeugnisse ab. Erfreulich war die fast allgemeine Theilnahme von Seiten der Gärtner, indem wohl jeder von diesen sein Scherflein beigetragen hatte, um das geräumige Lokal zu schmücken. Dieses selbst, ein grosser, viereckiger Raum mit einem um die Hälfte kleinern Vorsaale, war aber immer noch zu klein, um alles Schöne aufzunehmen, das gebracht wurde. Man sah sich deshalb gezwungen, auf dem anstossenden Räume noch ein Zelt für Florblumen und Gemüse aufzuschlagen. Ich erlaube mir, zunächst im Allgemeinen eine Schilderung zu geben. Das Ganze war Gruppen- weise zusammengestellt, doch so, dass die Gruppen in einander übergingen und man nicht recht klar wurde, wo die eine anfing und die andere aufhörte. Es ist ein Fehler der meisten Ausstellungen, dass die Pflanzen zu dicht stehen und oft in ihrer Eigen- thümlichkeit und Schönheit nicht zur Geltung kom- men. Freilich zwingt die Nothwendigkeit nicht sel- ten dazu , da der Handelsgärtner bei der Anzucht mit dem Räume sparsam verfahren muss und seine Pflanzen im eigenen Gewächshause leider zu ge- drängt stehen, um nach allen Seiten hin sich gleich- 39 306 massig entwickeln zu können. Das sollte allerdings nie in öffentlichen und Privat-Gärten der Fall sein, wo jeder Pflanze der ihr nöthige Raum angewiesen werden müsste. Diese haben einen andern Zweck und sollen die Pflanzen in ihrer natürlichen Entwicke- luns und in möglichst vollkommener Schönheit zei- gen. Der Direktor des botanischen Gartens in Peters- burg, Dr. Regel, sagt deshalb mit Recht, dass ihm eine geringe Anzahl gut kultivirter Exemplare lieber seien, als ein ganzes Haus schlecht gezoge- ner Pflanzen. So viel sich beurtheilen Hess, hatten hier übrigens die Erzeugnisse der Ausstellung ein gutes Aus- sehen und hauptsächlich ein frisches Grün, das mit seinen mannigfachen Nüancirungen dem Auge wohl- that. Dazu kamen die bunten Farben der verschie- densten Blumen, welche dazwischen standen, sowie die selbstständigen Gruppen buntblättriger Pflanzen, von denen die Begonien hauptsächlich vertreten waren, so dass man ganze Berge von ihnen sah. Die Zeit genannter Pflanzen ist wohl vorbei; man wird die schönsten behalten und die übrigen bin- nen wenigen Jahren der Vergessenheit übergeben. Nächstdem sah man Kaladien in bester Kultur, und zwar die neueren und neuesten, hauptsächlich in der Gruppe aus dem Garten der Frau Senatorin Jenisch, dem der Obergärtner Kr am er vorsteht. Die buntblättrige Ananas schloss sich den bunt- blättrigen Yukken an; hübsche Exemplare beider von Ohlendorff & Söhne befanden sich mitten unter Begonien. Ausser diesen haben wir keine buntblättrigen Pflanzen von Bedeutung beobachtet, wohl aber können wir nicht umhin, auf die Samm- lung von abgeschnittenen Zweigen buntblättriger Gehölze aufmerksam zu machen , welche ebenfalls Ohlendorff & Söhne geliefert hatten. Leider gestatten uns weder Zeit noch Raum, auf Alles einzugehen; wir beschränken uns daher auf Einiges, was bei flüchtiger Betrachtung uns am meisten in Anspruch nahm und bitten um Nach- sicht, wenn hier und da etwas Interessantes über- gangen sein sollte. Es ist nicht zu leugnen, dass die gemischte Gruppe aus dem Garten der Frau Senatorin Jenisch (Obergärtner Kramer) in jeg- licher Hinsicht obenan stand, sowohl in der Reich- haltigkeit und Schönheit, als in Seltenheit der Arten. Exemplare des Caladium Humboldtii, Belleymei, splendens u. s. w. , wie man hier sah. findet man selten. Dazu kamen noch einige Orchideen , be- sonders Anecochilus-Arten, die Abart Moreliana der Miltonia spectabilis in reichlichster Blüthenfülle, die weissblühende Miltonia Regnelli, ferner die acht sein sollende Dracaena indivisa (aureo-lineata der Gärten) in einem bereits stattlichen Exemplare mit ziemlich breiten Blättern, Campylobotrys regalis, Lapageriarosea in Blüthe, endlich eine ächte Schau- pflanze des Croton pictum longifolium, wie wir es noch nicht gesehen haben. In der Gruppe von Ohlendorff & Söhne be- fanden sich ein schönes Acrostichum crinitum, Pan- danus reflexus, Vallota purpurea mit zwei Tblüthigen i: engein, ausserdem aber noch eine Reihe schöner Blattpflanzen. Im Hintergründe sah man 2 schöne Gruppen von Harmsen und James Bahnsen in Reinbeck. Pa'men, besonders niedrige Phönix-Arten, mächtige Kolokasien, Monsteren und Philodendren, sowie Dracänen bildeten den Hintergrund, Achi- menes, Gloxinien und verschiedene andere Blumen, unter ihnen eine schöne Eucharis amazonica von Brödermann, den Vordergrund. Haemanthus albiflos, der sonst wenig gesehen wird, sah man man- nigfach vertreten. Von vorzüglicher Schönheit war die Sammlung von Cactcen , bei der allerdings fast nur Echinocacten und Mamillarien, durchaus in schönen Exemplaren, vertreten waren. Echino- cactus Steinesii und myriostigma nennen wir. Sie gehörten einem Privatmanne, Droege mit Namen. Auch wollen wir nicht unterlassen, auf die Samm- lung von Farnen, welche R. M. Slomann geliefert hatte, aufmerksam zu machen. Florblumen waren in reichlicher Fülle vorhan- den, am meisten Fuchsien, ausserdem Verbenen, Chrysanthemen , Phlox und Scharlach-Pelargonien. Wir nennen hier nicht die Namen der Einsender, da man aus dem Ausspruche der Preisrichter die- jenigen erfahren wird, welche Vorzügliches in dieser Hinsicht geliefert haben. Abgeschnittene Blumen waren nicht minder in reichlichster Aus- wahl vertreten, vor Allem Georginen und Astern. Man sah hier, was der Mensch in der Vervollkomm- nung der Blumen geleistet h;it. Interessant wa- ren uns hauptsächlich die Georginen, weil sie zum Theil aus England bezogen waren. Wir sind weit entfernt, die englischen Erzeugnisse nicht anerken- nen zu wollen ; dies kann uns aber doch nicht abhalten, auch auszusprechen, dass wir in Deutsch- land in der neuesten Zeit ebenfalls Sorten heran- gezogen haben, welche sich den schönsten von jen- seits des Kanales zur Seite stellen. Ein Beweis dafür ist, dass deutsche Georginen selbst nach England und hauptsächlich nach Amerika, ausge- führt werden und dort Anerkennung gefunden haben. Es gilt dasselbe nicht weniger von den Astern. Die französischen , vor Allem die Truffaut'schen, werden immer ihren Wcrth behalten, aber die deut- schen, ganz besonders die Arnstädter und Erfurter, haben sich nicht weniger Anerkennung verschafft. Von Malven haben wir nicht die Auswahl vorge- funden, als wir erwarteten, eben so nicht von Stief- 307 mütterchen und anderen Florblumen. Von ganz be- sonderer Schönheit ist die neue Form der Tagetes: ranunculiflora; wir können dieselbe allen Liebhabern nicht genug empfehlen. Ausser sehr schönen Gladiolus-Formen fanden wir die japanischen Lilien (Lilium lancifolium der Gärten) vertreten. Interessant war ein Exemplar mit sogenanntem fasciirten Stengel, bei der die Blüthen, nur wenig kleiner als gewöhnlich, am oberen Ende aber eine dicht gedrängte Dolden- traube bildeten. Obwohl bereits Herbst, fanden sich doch noch einige Sammlungen sehr hübscher Rosen vor. Sehr mannigfach und zahlreich sah man Bou- quets, Kränze und andere Verwendungen abge- schnittener Blumen. Die ersteren waren im Allge- meinen etwas schwerfällig, was leider jetzt aber mehr oder weniger Mode istt. Unter den Krän- zen fanden wir dagegen manche, die den Beweis lieferten, wie erfinderisch der menschliche Geist ist, und dass man nicht immer etwas Besonderes zu haben braucht, um etwas Gutes und dabei Neues zu liefern. So hatte man z. B. die Blätter des weiss-bunt- blättrigen Rosengeraniums (Pelargonium roseum) in so fern zu einem flachen Kranze benutzt, als diese mit den dunkelen Scharlachblüthen eines der vielen Formen des Pelargonium inquinans abwech- selten. Ein solcher Kranz könnte selbst Dauer haben und zum Schmucke des Haares eines jungen Mädchens, besonders einer Brünette, auf einem Balle dienen. Ein anderer Kranz bestand hauptsächlich aus den Rosetten einer Steinbrech- (Saxifraga-) Art, wahrscheinlich S. palmata, die mit den aufrecht stehenden Spitzen des Greiskrautes (Cerastium to- mentosum), blauen Nemophila- und rothen Pelargo- nien-Blüthen abwechselten. Ein, allerdings aber etwas schweres, Bouquet bestand von unten nach oben gehend aus einer Reihe fleischfarbiger Rosen, abwechselnd mit Veil- chensträuschen ; dann folgte ein Kranz von weis- sen Weinbeeren , über den sich eine Reihe Helio- tropstengel, dicht mit violetten und duftenden Blü- then besetzt, ringsherum zog. Wiederum kam ein Kranz von Rosen, aber diese in Knospenform und dunkelroth. Endlich umgaben grosse blaue Wein- beeren in Form einer Perlenschnur eine schöne, grosse Rose von hellrother Farbe. Nicht weniger eigenthümlich war ein Blumen- teller, zu dem die einzelnen Blüthchcn von Geor- ginen benutzt waren. Als Grundfarbe dienten weisse Blumen, während das Hamburger Wappen, ein Thurm mit 3 Zinnen, mit Ausnahme des Grundes und der obersten Zinnen-Reihen, wozu man dun- kelviolette Blüthchen benutzt hatte, durch rothe gebildet war. Ganz vorzüglich fanden wir das Gemüse. Wir müssen offen bekennen, dass wir es in solcher Schönheit und Vollkommenheit nur selten gesehen haben. Hamburg entsprach in dieser Hinsicht sei- nem alten Rufe. W^ollte man doch auch in anderen grossen Städten bei Ausstellungen dem Gemüse mehr Rech- nung tragen! In Berlin wird ebenfalls vorzügliches Gemüse gebaut; trotzdem hört man aber in den Familien vornehmer und reicher Leute oft die Klage, dass man nur selten etwas Besonderes von Gemüse erhalte und vor Allem die Mannigfaltigkeit fehle. Würde auf Ausstellungen mehr Gelegenheit gebo- ten, dann könnte es auch zur allgemeinern Kennt- niss kommen, wo man dergleichen gutes und fei- neres Gemüse, das auf dem Markte nicht gefunden wird, kaufen kann. Wir haben es in Hamburg bemerkt, wie rasch das vorhandene Gemüse ver- kauft wurde und wie Hausfrauen die Namen der Gärtner, welche das eine oder das andere gezogen hatten, sich anmerkten. Wir sahen unter Anderem Porree von sol- cher Stärke, wie wir ihn vergebens in Berlin su- chen und wie wir ihn, ja sogar noch schöner, ganz gewöhnlich auf den Pariser und anderen französi- schen Märkten finden. Wenn dieses Gemüse bei uns nicht den Beifall findet, wie in Frankreich, so liegt eben der Grund darin, dass man es nicht gut zieht. Es gilt dieses nicht weniger von anderen Sorten. Man klagt, wie gesagt, in Berlin, dass, besonders zu gewissen Zeiten, keine Abwechse- lung für die Tafel geboten würde. Man sucht z. B. gute Kardonen (Kardy), Artischocken, Bleich- sellerie u. s. w. auf den Märkten Berlins ver- gebens ; in Hamburg sahen wir die 3 genannten Gemüse in einer solchen Vollkommenheit, dass sie selbst bei den darin verwöhnten Franzosen und Belgiern gewiss Anerkennung gefunden hätten. Zeit und Raum erlauben uns nicht, auf das Einzelne einzugehen. Da das Preisrichter-Amt hier, und zwar mit Fug und Recht, die Aussprüche der Anerkennung in grösserer Anzahl, als sonst, gethan hat, so wird man aus dem alsbald folgenden Aus- spruche auch die Namen der Gärtner, die Vorzüg- liches geleistet, kennen lernen. Wir erwähnen nur noch Einiges, was speciell auf uns den Eindruck einer besonderen VorzügHchkeit machte. Vor Allem nennen wir in dieser Hinsicht die Karoten zu Suppen und Gemüsen, überhaupt die Mohrrüben, ferner Sellerie in grossen und abgerundeten Knol- len, Gurken und Kopfsalat. Schwach waren sämmt- liche Kohlarten, mit Ausnahme des Kopfkohles, vertreten und auch keineswegs, selbst letzterer nicht, 3<)» 308 in der Vorzüglichkeit vorhanden, wie wir alle Sor- ten in Berlin z. B. zu sehen gewöhnt sind. Nur der Rosenkohl schien von ausgezeichneter Güte zu sein. In geringerer Menge war das Obst vertreten. Freilich mag das sehr ungünstige Jahr am meisten daran Schuld haben. Was vorhanden war, zeugte aber von guter Kultur. Es galt dieses ganz beson- ders von dem Orangerie-Obste, was man mit den Topfen aufgestellt hatte. Aepfel und Birnen schie- nen uns nur von Pyramiden und Spalieren, wo man allerdings den Ertrag mehr in den Händen hat, entnommen zu sein. Reichlicher waren die Weintrauben vertreten, am meisten der gross- und blaubeerige Frankenthaler. Wir sahen auch mehre englische Sorten, die man sonst nicht findet, so den ebenfalls gross-, aber weissbeerigen Tweet- water vom Kunst- und Handelsgärtner Theodor V. Spreckelsen. Auch die Lacrymae - Christi- Traube war sehr gut. Wir erwähnen ferner Pfir- sische von gutem Ansehen, vor allem aber die Re- neklode: Monstreuse de Bavay, auch Schatten- Morellen von seltener Grösse und Schönheit, eben so Himbeeren. Endlich fehlten auch nicht Melonen, so wie Ananas. An Preisen wurden vertheilt : I. (irosse silberue nedaillpu: 1. der Gruppe von 30 verschiedenen Dekorations- pflanzen der Kunst- und Handelsgärtner Oh- lendorff & Söhne, 2. der Gruppe von 20 verschiedenen buntblättri- gen Pflanzen des Kunst- und Handelsgärtners Bu seh, 3. den blühenden Fuchsien desselben, 4. den blühenden Verbenen des Kunst- und Han- delsgärtners Tümmler, .5. der gemischten Gruppe der Frau Senatorin Jeniseh (Obergärtner Kram er), 6. dem Sortimente abgeschnittener Blumen des Kunst- und Handelsgärtners Fr. Grage, 7. dem Sortimente abgeschnittener Rosen des Kunst- und Handelsgärtners Herbst in Ep- pendorf, 8. den abgeschnittenen Blumen des Kunst- und Handelsgärtners Peter Smith & Co. in Ber- gedorf, 9. dem Apfel- Sortimente des Gutsbesitzers For- man auf Sogne bei Bergen in Norwegen, 10. den blauen Trauben von Beckmann in Rönn- haide, 11. den weissen Trauben des Hausvoigtes Revers in Bergedorf, 12. den Ananas des Fräulein v. Hörn (Obergärt- ner Wohlers) in Billw Order, 13. den Melonen des Kunst- und Handelsgärtners H. T. Krantz in Eimsbüttel, 14. den Früchten der Madame Wanosy (Ober- gärtner Suhr), 15. dem grossen Sortiment von Gemüsen des Kunst- und Handelsgärtners C. Gehrke in Ham, 16. der Pilzsammlung der Baumschule von James Bahnsen in Reinbeck (Obergärtner Buch- holtz). II. kleine sillierne Heilaillcn: 17. der Gruppe blühender Pflanzen des Kunst- und Handelsgärtners Th. v. Spreckelsen, 18. der Gruppe von Dekorationspflanzen des Ren- tiers A. P. Schultz, 19. der Sammlung blühender Fuchsien der Kunst- und Handelsgärtner O hlen dor ff & S ohne, 20. den blühenden Verbenen des Kunst- und Han- delsgärtners Busch, 21. den Orangen mit Früchten desselben, 22. den Pflanzen des Kunst- und Handelsgärtners Ohlendorff & Söhne, 23. dem Sortimente abgeschnittener Georginen des Kunst- und Handelsgärtners Hamann, 24. dem Sortimente abgeschnittener Rosen des Kunst- und Handelsgärtners Tümmler, 25. den abgeschnittenen Stockrosen (Malven) des Kunst- und Handelsgärtners Renner in Wils- dorf bei Harburg, 26. den abgeschnittenen Astern desselben, 27. dem Blumenkorbe von F. C. St neben in Uhlenhorst, 28. dem Blumenkranze des Kunst- und Handels- gärtners Wundel in Ham, 29. dem Vasen-Bouquet der Kunst- und Handels- gärtner Mohs und Lüders in Borstel, 30. dem Ball-Bouquet des Obergärtners Ad. Becker, 31. dem Sortimente abgeschnittener Gräser des Sa- menhändlers Kühne in Altena, 32. den abgeschnittenen Blumen desselben, 33. den Birnen des Inspektors Ludolff, 34. den Pfirsichen des Kunst- und Handelsgärt- ners Renner in Wilsdorf bei Harburg, 35. den Himbeeren des Kunst- und Handelsgärt- ners Sottorf, 36. den Fi'üchten von George Parish (Ober- gärtner Horstmann) in Flottbeck, 37. dem Sortimente von Gemüsen des Kunst- und Handelsgärtners Suhr, 38. dem Blumenkohl des Kunst- und Handelsgärt- ners Sottorf, 39. den Kardonen des Kunst- und Handelsgärtners Wo eb ecke in Pöseldorf, 40. den Artischokken desselben, 41. den Pahlerbsen des Rentier Ruperti, 309 42. dem Sellerie des Kunst- und Handelsgärtners C. Truck, 43. dem Bleichsellerie des Kunst- und Handels- gärtners Th. V. Spreckelsen. III. Ehrenpreis von 10 Thalern : 44. der Cacteen-Sammlung von Droege. IV. Ehrentliplonie ; 45. den abgeschnittenen Stockrosen (Malven) des Samenhändlers Kühne in Altona, 46. den abgeschnittenen Astern des Kunst- und Handelsgärtners Lüders in Eppendorf, 47. dem Blumenkorbe von Schröder, 48. dem Blumenkranze des Kunst- und Handels- gärtners Tümmler, 49. dem Vasenbouquet von Wohlers in Ham, 50. dem BaUbouquet des Kunst- und Handelsgärt- ners Rusteberg in Püseldorf. Beobachtungen über (Las Erfriereu von Gehölzen. Von C. Bouche, Inspektor des Königl. botanischen Gartens bei Berlin. (Schluss.) 76. Eyonymus nanus und atropurpureus litten nicht im Geringsten. 77. Fagus americana und ferruginea hielten sehr gut aus. 78. Fraxinus Ornus bis zum Schnee erfroren. Fr. lentiscifolia litt selbst noch unter Decke. Fr. excelsa aurea und platycarpa freistehend im jungen Holze, Fr. oxycarpa frei ganz erfroren, blieb unter Decke aber gut. Nicht gelitten hatten Fr. coriacea, paniculata, aucubaefolia , parvifolia, pubescens, ex- pansa, sambucifolia und rotundifolia. 79. Genista. Alle Arten bis zum Schnee er- froren, sind aber wiederum kräftig ausgetrieben und blühen schon wieder. 80. Gingko biloba litt nicht einmal im jungen Holze. 81. Alle Gleditschien hielten gut aus, nur G. Fontanesi und sinensis litten im vorjährigen Holze. 82. Halimodendron argenteum hielt gut aus. 83. Hamamelis virginica litt nicht. 84. Hibiscus syriacus erfror freistehend unter der Decke, hielt aber im Schutze grosser Bäume leicht eingebunden gut aus. 85. Hydrongea nivea, cordata, heteromalla und hortensis hielten unter Laubdecke gut aus, erfroren aber in den jungen Trieben bei den späten Nacht- frösten. 86. Hypericum uralnm, prolificum, elatum, An- drosaemum und Kalmianum erfroren bis zur Erde, obgleich sie mit Laub gedeckt waren. 87. Jasminum arborescens und chrysanthum hiel- ten niedergelegt und mit Reisig und Laub bedeckt besser, als J. officinale und fruticans, aus. 88. Hex Aquifolium und verschiedene Varietäten hielten an schattigen Stellen ohne Decke aus, er- froren aber an sonnigen unter derselben. 89. Juglans regia litt im Winter wenig, die jungen Triebe wurden aber durch späte Nachtfröste zerstört. J. fruticosa aus Texas, ein überaus zier- licher Strauch, hielt in Rohr und Stroh eingebun- den sehr gut aus und litt, da er erst spät treibt, durch Nachtfröste nicht. 90. Kalmia latifolia, glauca und angustifolia hielten unter einer Decke von Reisern und Laub gut aus. 91. Kerria japonica erfror unbedeckt sogar an sehr geschützten Stellen bis zum Schnee; nieder- gelegt und mit Laub bedeckt hielt sie gut aus. 92. Ligustrnm ovallfolium erfror ohne Decke bis zum Schnee, niedergelegt und durch Reiser und Stroh geschützt hielt es so gut aus, dass im Frühlinge die alten Blätter noch bis zur Ausbildung neuer dauerten ; man kann daher diese Art fast als einen immergrünen Strauch betrachten, der nicht genug zu empfehlen ist. 93. Liquidambar styraciflua litt etwas im jun- gen Holze, L. imberbe zeigte sich viel empfind- licher. 94. Lonicera semperflorens, grata, Magnevillae, villosa und Ledebourii bis zum Schnee erfroren, dagegen blieben L. pubescens, Douglasii und Fra- seri gut. 95. Magnolia tripetala und acuminata erhielten sich ohne allen Schutz bis in das jüngste Holz. M. auriculata, conspicua, purpurea und macrophylla blieben unter Schutz von Rohr und Stroh unver- sehrt; nur im Frühling litten alle Magnolien durch Nachtfröste, besonders ihre Blüthenknospen. 96. Mahonia erfroren unbedeckt im Holze nicht, jedoch verloren sie über dem Schnee alle Blätter. 97. Marsdenia erecta hielt niedergelegt unter Decke gut aus. 98. Morus alba erfror nicht. M. nigra, L'hou, Tokwa sind bis zum Schnee erfroren. 99. Ostrya virginica hielt ohne Decke aus, O. vulgaris hingegen litt trotz des Einbindens im jungen Holze. 100. Paulownia imperialis. Junge, raschwüch- sige Exemplare erfroren, obgleich eingebunden, bis zum Schnee; ältere erhielten sich unter Schutz von Rohr und Stroh ziemlich. 101. Philadelphus laxus und Zeyheri froren un- 310 bedeckt ab, P. californicus hielt niedergelegt mit Laub gedeckt aus; die übrigen Arten litten nicht. lO'i. Planera Richardi und granatensis froren bis zur Schneedecke ab. 103. Platanus occidentalis, cuneataund aceril'olia waren bis in das 'i - und 3-jcährige Holz erfroren, dahingegen litt P. orientalis sehr wenig. 104. Ptelea trifoliata hielt gut aus, dagegen er- fror P. trifoliata [i. mollis aus Texas unter guter Decke bis zur Erde. 105. Pterocarya caucasica litt im Winter frei- stehend nicht, nur die Frühjahrs tröste zerstörten den jungen Trieb, der aber bald wieder ersetzt wurde. 10(3. Prunus Armeniaca, brigantiaca und japo- nica fl. pl. (Amygdalus pumila) sind unter guter Strohumhüllung bis in das 3-jährige Holz erfroren. Die jungen Zweige von Pr. Armeniaca (Aprikose) erschienen beim Eintritt milderen Wetters vollstän- dig schwarz, nach 3 bis i Wochen hatte die Bast- schicht wieder die normale grüne Farbe angenom- men, jedoch war die Erholung nur von kurzer Dauer, denn sehr bald vertrockneten die treibenden Augen und das Holz starb ab. P. Lauro-Cerasus hielt niedergelegt und recht gut mit Kiefernzweigen, Stroh und Laub bedeckt, gut aus. 107. Pyrus spectabilis, nicht eingebunden, wurde durch die Kälte bis zum Schnee getödtet, während P. coronaria ohne Bedeckung unversehrt blieb. 108. Quercus macranthera und imbricaria hiel- ten ohne, Q. castanaefolia unter Decke gut aus, dahingegen litten Q.brutia und Thomasi unter sehr guter Bedeckung bedeutend. , 109. Ehamnus sempervirens erfror unter Decke bis zum Schnee, andere, als: alpinus, infectorius, oleoides, Pallasii und saxatilis hielten ohne Decke aus. 110. Rhododendron ponticum, freistehend in Kiefernreisern und Rohr eingebunden, ist bis zum Schnee erfroren, andere, die in einer schattigen Baumparthie stehen, wo der Boden 6 bis 8 Zoll hoch mit Laub bedeckt war, hielten ohne allen an- dern Schutz sehr gut aus und hatten bei diesen nicht einmal die Blüthenknospen gelitten. R. maxi- mum und catawbiense zeigten sich ohne alle Decke ■vollkommen hart, so dass diese der Anpflanzung im Freien besonders werth sind. Die Abarten und Bastarde von R. arboreum erfroren unter guter Bedeckung fast ganz und sind viel zärtlicher als R. ponticum. 111. Rhus Cotinus hatte ohne Decke theilweis gelitten, trieb aber um so kräftiger. R. aromatica und suaveolens blieben ohne Decke gut. 112. Ribes. Von dieser Gattung litten freiste- hend durch die Winterkälte nur sanguineum und dessen Varietäten als: malvaceum, glutinosum, fl. rubro und albo pl. ; eingebunden aufrechtstehend litten sie etwas, aber niedergelegt und mit Reisern und Stroh bedeckt nicht im geringsten. R. spe- ciosum ist unter Decke ganz erfroren. Bei R. ru- brum, Grossularia und mehrern anderen erfroren die Blüthenknospen durch Frühlingsfröste. R. echina- tum und niveum litten durchaus nicht. 113. Robinia hispida, macrophylla und viscosa waren im jungen Holze etwas beschädigt, dahin- gegen hatte R. Pseud-Acacia Rederi und stricta bedeutend gelitten, R. inermis sehr wenig. 114. Rubus laciniatus, fruticosus, fruticosus fl. pl., Hofmeisterianus waren unter der Decke theil- weis erfroren, R. nutkanus und spectabilis bis zur Erde. R. nobilis hielt unter Decke gut aus. R. idaeus litt bei den Nachtfrösten im April so sehr, dass alle Blüthenknospen zu Grunde gingen: hie imd dahatte auch das Holz dicht über dem Schnee gelitten. 115. Ruta graveolens ist bis zum Schnee er- froren. 116. Salix babylonica hatte im jungen Holze gelitten. S. Sieboldi, eine Art mit hängenden Zweigen, die viel schöner als die erstere ist, hatte nicht im geringsten gelitten. 117. Von Sambucus nigra und deren Varietäten waren sehr viele Sträucher bis in das 4- und öj äh- rige Holz erfroren. S. racemosa hatte nicht gelitten. 118. Shepherdia argentea und canadensis hiel- ten ohne Decke gut aus. Ity. Sophora japonica und japonica pendula hatten freistehend bedeutend gelitten , einige alte, im Schutze grosser Eichen stehende Bäume hin- gegen nicht. 120. Sarothamnus vulgaris (Spartium scopa- rium) ist bis 6 Zoll unterm Schnee erfroren, d. h. an freien, sonnigen Stellen. 121. SpiraeaReewesi und Reewesifl.pl., Lind- leyi und expansa waren niedergelegt unter der Decke erfroren. Sp. callosa, prunifolia und bella erfroren freistehend, hielten unter Decke aber gut aus. Sp. ariaefolia hielt ohne allen Schutz sehr gut aus. 122. Staphylea colchica unter Decke gut, frei- stehend erfroren. 123. Syringa Emodi erfror in Stroh eingebun- den bis zur Erde. S. chinensis und persica litten durch die Fröste im April und Mai in den Blüthen- knospen bedeutend. 124. Tamarix waren in Stroh eingebunden oder niedergelegt sehr wenig beschädigt, freistehend und die Wurzeln mit Laub bedeckt aber bis zur Erde erfroren. 125. Tilia flavescens hatte freistehend sehr ge- litten. 126. Ulex nanus erfror, gut eingebunden, bis 6 Zoll unter dem Schnee. 311 127. Ulmus parvifolia hielt unter Decke auf- rechtstehend oder niedergelegt recht gut aus, nur etwas des jungen Holzes war erfroren. LT. antarc- tica hielt ohne allen Schutz gut aus. 128. Virgilia lutea ertrug die Kälte ohne jeg- lichen Schutz sehr gut. 129. Vitis Isabella erfror freistehend bis zur Schneedecke, eingebunden hielt sie gut aus. V. La- brusca , riparia, vulpina und Solonis erhielten sich ohne Decke sehr gut, denn nur das unreife Holz war erfroren. V. vinifera hatte im Winter unter Decke gut ausgehalten. Ihre jungen Triebe litten aber im April und Mai durch Nachtfröste sehr be- deutend. 131). Vitex Agnus castus erfror unter sehr sorg- samer Eindeckung bis zur Erde, trieb aber wieder so stark, dass die 2 bis 3 Fuss hohen Triebe schon wieder Knospen haben. 131. Weigela rosea litt ganz freistehend ohne Decke nicht, \V. amabilis und Middendorfiana hiel- ten unter Decke gut aus, alle aber, besonders W. Middendorfiana, verloren die jungen Triebe durch die späten Nachtfröste. 132. Wistaria frutescens, chinensis und fl. albo hielten sich den Winter hindurch unter Stroh sehr gut, erfroren aber in den jungen Trieben im Mai. 133. Zanthoxylon americanum erfror unbedeckt gänzlich. Die im vorigen Winter gemachten Beobach- tungen über das Aushalten oder Erfrieren der Ge- hölze haben mich überzeugt, dass der Gärtner viel dazu beitragen kann, das Erfrieren zu ver- hindern. B^ür viele Gehölze war es als ein glücklicher Umstand zvi betrachten, dass sich schon mit dem Beginne der Kälte eine ansehnliche Schneedecke einstellte, die an vielen Stellen so schützend war, dass die Erde nicht einmal zu stark darunter fror, also die Wurzeln und die Basis der Stämme wenig oder gar nicht von der strengen Kälte berührt wur- den. Die Kälte würde unbedingt noch grössere Verwüstungen angerichtet haben, wenn die Schnee- decke gefiehlt hätte. Die strengste Kälte, die hier beobachtet wurde, betrug 22| Grad. Viele Gehölze wären vielleicht unbeschädigt geblieben, wenn nicht die überaus warmen Tage Ende März und Anfang April die Vegetation in so hohem Grade angeregt hätten. Dadurch hatten die meisten Gehölze zu treiben begonnen, wenigstens war bei den später austreibenden der vermehrte Saft bereits stark in Bewegung gesetzt. Darauf tra- ten plötzlich nicht nur sehr rauhes Wetter, son- dern sogar starke Nachtfröste ein, so dass das Ther- mometer am Morgen des 24. April um fi Uhr 6 Grad uuter Null zeigte. Die Nachtfröste wirkten um so nachtheiliger auf die Vegetation ein, als es fast all- täglich bald nach Sonnenaufgang trübe wurde, so dass die Erde oft bis Mittag, im Schatten oft bis Abend, gefroren blieb. Die Luft konnte sich bei dem Mangel an Sonne nicht erwärmen, und so steigerte sich die Strenge der Nachtfröste von Tag zu Tag. Eine sehr nachtheilige Wirkung äusserte der mit Tagesanbruch gewöhnlich sich erhebende ziemlich starke Nord- oder Nordwest -Wind, der die starr gefrorenen jungen Triebe gegen einander peitschte und Vieles verdarb, was den Frost bei ruhigem Wetter gut überstanden hätte. Das Aushalten zarter Gehölze ist von vielerlei Umständen abhängig, besonders aber von der Aus- bildung, d. h. der Reife des vorjährigen Holzes und von dem angemessenen Schutze. Um das Holz früher und besser zur Reife zu bringen, ist es nö- thig, zarte Gehölze auf mehr trockenem als feuchtem, und lieber etwas magerem, als zu fettem Boden anzupflanzen; ist derselbe nur so feucht (frisch), dass die Gehölze nicht darin vertrocknen, und be- sitzt er so viel Nahrungstheile als nöthig ist, um ein befriedigendes Wachsthum zu erzielen, so be- enden sie frühzeitiger ihren Trieb, die Saftmenge wird sich im Holze allmählig vermindern und die Pflanzen haben bis zum Eintritt strenger Kähe Zeit genug, ihr Holz zu reifen und die Knospen für das nächste Jahr gehörig vorzubilden. Stehen Gehölze in feuchtem, sehr nahrhaftem Boden, so werden sie dadurch veranlasst, bis spät in den Herbst hinein zu wachsen und das Reifen des Holzes zu ver- nachlässigen. Nicht geringeren Einfluss hat die Be- wurzelung der Gehölze auf das bessere Aushalten; in der Regel überdauern recht gut bewurzelte Bäume und Sträucher besser, als schwach bewurzelte. In- dessen habe iclf auch nicht selten die Erfahrung gemacht, dass im Herbste erst angepflanzte Gehölze, deren Bewurzelung gestört war, wodurch der Saft- zufluss vermindert wurde, besser als angewachsene, aushielten. Hinsichtlich des Schutzes sorge man dafür, dass zarte Gehölze an Stellen gepflanzt werden, wo dui'ch andere Baumpflanzungen kalter Wind, wenn auch nicht abgehalten , doch die Strömung desselben durch Zweige getheilt wird, oder wo sie etwas beschattet werden, um die Einwirkung der Sonne abzuhalten und das wiederholte Aufthauen und Gefrieren zu vermeiden. Bei der Einhüllung der Gehölze in Rohr, Stroh u. dgl. ist es nicht die Verminderung der Kälte, sondern nur der Schutz gegen Wind, Sonne und plötzlichen Temperatur- wechsel, wodurch das Erfrieren verhindert wird, denn eine solche Umhüllung, die nicht luftdicht schliesst, ist nicht im Stande, im Innern Wärme zu erhalten, wie auch denn im vorigen Winter eine Menge Ver- 312 suche mich davon überzeugt haben, dass es unter der Strohunihüllung ebenso kalt , wie im Freien war, und dass es daher nicht die geringeren Kältegrade, sondern das Abhalten des Windes und der Sonne waren, was den Frost unschädlich machte. Zur Bedeckung zweier, 8 Fuss hoher Abies Pinsapo, die erst vor zwei Jahren aus Töpfen in's freie Land gepflanzt waren, liess ich Kästen machen, die aus doppelten, .''i Zoll von einander entfernten, mit Heu gut ausgestopften Bretterwänden bestanden. Jede Seite des nach oben verjüngten Kastens ist für sich bestehend, alle vier werden aufgerichtet, gegenein- ander gestellt, gut zusammen genagelt und mit einem Deckel versehen. Trotz der sorgsamen, luft- dicht verschlossenen Umhüllung fand ich, dass bei 22^ Grad Kälte der äusseren Luft die Temperatur im Innern der Kästen bis auf 18 Grad herabge- sunken war, wobei die beiden Tannen aber nicht im Geringsten gelitten haben. Ich bin überzeugt, dass sie, gegen Wind und Sonne geschützt, auch ebenso gut 22 Grad ertragen haben würden. Sind Gehölze so empfindlich gegen Kälte, dass sie höchstens '^ bis 4 Grad ertragen , so ist ihre Ueberwinterung nur dann im Freien möglich, wenn man die Stämme niederlegen und sie so mit Kie- fernzweigen und Laub oder Pferdemist bedecken kann, dass sie sich in einem fast frostfreien Zu- stande befinden. Um das Verstocken der Zweicre und Modern der Blätter zu verhindern, muss an den Enden der Umhüllung, und zwar dicht über der Erde, bei mildem Wetter gelüftet werden. Man kann auch, um solche Pflanzen möglichst hohl zu decken, einen länglichen Kasten, an dem die End- bretter fehlen, der also nur aus drei Brettern be- steht, darüber setzen. Auf diese Weise liess sich Cryptomeria japonica, Cupressus Tunebris u. dgl. gut überwintern. Als ein sehr gutes Material zum Einbinden von Gehölzen verdienen die Stengel des Helianthus tuberosus (Topinambur) empfohlen zu werden, in- dem sich an den rauhen Stengeln und Blättern allenthalben Eeif ansetzt, der alle Oefl'nungen noch mehr schliesst; denn es ist beim Decken nicht die Stärke, in der man die Umhüllung macht, sondern mehr eine gewisse Dichtigkeit derselben. Daher deckt eine 2 Zoll hohe Lage Laub besser, als eine 6 bis 8 Zoll dicke Decke von strohigem Miste. Die Beschädigungen, die durch die strenge Winterkälte bei vielen Gehölzen entstanden waren, und ein theilweises oder gänzliches Absterben zur Folge hatten, bestanden hauptsächlich in dem gänz- lichen Erfrieren des ein- und zweijährigen Holzes und dem stellen weisen Erfrieren der Rinde, die beson- ders nach der Südseite zolllange, runde, abgestorbene Flecke zeigte, wobei den Zweigen anfänglich durch die unbeschädigte Rinde der Nordseite noch Saft zugeführt wurde, sich auch der junge Trieb ein- stellte, die aber später oft bis zur Schneedecke ver- trockneten. Diese Flecken waren anfänglich nicht sichtbar, nahmen aber mit dem Eintritte grösserer Wärme immer mehr zu. An sehr vielen Gehölzen, z. B. Prunus und Amygdalus, waren die jüngsten Rindenschichten entweder ganz oder theilvveis er- froren und hatten ein gebräuntes Ansehen, während die Rinde dicht unter der Epidermis ganz grün und gesund erschien ; unter solchen Umständen pflegen sich die Gehölze wieder zu erholen, indem die kranken Rinden- und Holzschichten ausheilen, oder sich neue darüber bilden. Koniferen hat- ten in so fern gelitten und vorzugsweise auf der Südseite, dass die Nadeln oder, bei Thuja einzelne Aeste, erfroren waren. Abies pectinata und Nord- manniana, sowie einzelne Zweige der Picea excelsa waren fast ganz ihrer Nadeln beraubt und star- ben ab. Die lang anhaltenden starken Nachtfröste zer- störten nicht nur den jungen Trieb, sondern auch die sich neu bildenden Rinden und Holzlagen. Dem letzteren Umstände -ist es besonders zuzuschreiben, dass im Frühlinge kräftig treibende Gehölze plötz- lich verwelkten oder noch im Sommer hie und da ganze Zweige derselben vertrockneten. Ein Steckling des r^anopliyUiini magnificum. Es gibt Pflanzen, welche ausserordentlich rasch wachsen und binnen kurzer Zeit, namentlich wenn sie die dazu gehörigen Bedingungen bekommen, eine bedeutende Grösse erhalten können. Wir er- innern an die Paulownia imperialis, deren Zweige in einem Sommer lü, ja selbst 14 Fuss lang werden können. Auf ziemlich gleiche Weise scheint es sich mit Cyanophyllum magnificum zu verhalten. Während unserer Anwesenheit in Hamburg und Umgegend in voriger Woche sahen wir in dem durch seine Orchideen bekannten Garten des Kon- sul Schiller in Ovelgönne einen im April dieses Jahres gemachten Steckling des Cyanophyllum magnificum von ^ Fuss Höhe. Von der Spitze des einen Blattes bis zu der des gegenüberstehen- den betrug die Entfernung nicht weniger als 7 Fuss. Der Steckling selbst war der Kopf einer andern Pflanze , welche zu hoch geworden war und jetzt verzweigt daneben stand , und hatte im April eine Höhe von If Fuss. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Könij^iich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Moch. M 40. Berlin, den 3. Oktober 1861. Preis des Jahrganges öy Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 407. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 29. September 1861. — Mecklenburg und die 22. Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe zu Schwerin. — Ueber einige Rosen. — Dr. Rud. Siebeck's har- monische Gestaltung dvsharmonischer Verhältnisse. 407. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 29. Semtcmbor 18()t. Inspektor Bouche berichtete über die aus 7 Gärten eingelieferten Pflanzen. Zunächst hatte Ober- gärtner Gireoud aus dem N au en' sehen Garten eine Impatiens J erdoniae als Schaupflanze aus- gestellt. Bisher war man gewöhnt, diese durch schöne Blüthen ausgezeichnete Balsamine nur von sparrigem Ansehen zu finden; hier besass sie die schönste regelrechte Form. Ueber ihre Behandlung wird nächstens in der Wochenschrift eine Beleh- rung erscheinen. Nächstdem nahm eine auf dem Kontinente zu- erst blühende Van da Lowii aus dem Garten des Rittergutsbesitzers Reichenheim die Aufmerk- samkeit aller Anwesenden in Anspruch. Sie zeich- nete sich durch einen 7 Fuss langen Schaft aus, an dem die .3 untern von den 27 Blüthen ganz anders, nämlich goldgelb, gefärbt waren. Auch hiervon wird Obergärtner Kraus seine Kulturmethode als- bald mittheilen. Aus Potsdam hatte der Kunst- und Handels- gärtner Lauche wiederum einige neue, hier noch nicht gesehene Pflanzen, nämlich C a 1 a d i u m Wi g h - tii und Xanthosoma appendiculatum ausge- stellt. Die zuletzt genannte Aroidee befand sich früher schon einmal in den Gärten, ging aber ver- loren. Ausgezeichnet ist sie durch die regelmässig auf der Unterfläche der Blätter vorkommenden An- hängsel. Ausserdem verdankte man der Lauche'- schen Gärtnerei noch eine Wigandia caracas- sana mit grossen, prächtigen Blättern und ein Sortiment ausgesuchter Georginen. Der Obergärtner Neumann aus dem Garten des Kaufmanns Louis Ravene jun. hatte zwei schöne Exemplare der Vallota purpurea ausge- stellt, deren Zwiebeln direkt aus dem Vaterlande bezogen waren. Auch diese früher sehr beliebte Pflanze kommt wiederum zu Ansehen, wie sie es auch verdient. Der botanische Garten hatte ebenfalls reich- liche Beiträge geliefert: eine Campylob otrys argyroneura und eine Veronica bleu impe- rial als Schaupflanzen, so wie ferner eine Gruppe blühender Pflanzen, von denen wir nur eine in voller und reicher Blüthe stehende Abelia rupestris und eine noch nicht näher bestimmte Weigela nennen wollen. Das Exemplar der letzteren war aus japanischen Samen erzogen und noch eine einjährige Pflanze, obgleich blühend. Am Meisten ähnelte sie der W. M i d d e n d o r f i a n a. Kunst- und Handelsgärtner Hey der t aus Potsdam übergab ein Sortiment abgeschnittener Ce- losien und Georginen eigener Zucht. Die ersteren bestanden aus sehr grossen Kämmen in verschie- denen Nüancirungen des Roth, Rosa und Gelb und verdienten Beachtung. Die Geoi'ginen hingegen waren Sämlinge aus den Jahren 1860 und 1861 und zogen nicht weniger die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Von den ersteren sind: 40 314 Emma Winckler, Hofrath Schneider und Friedrich Mielcke, von den letzteren: der kleinere Potsdamer zu nennen. Diese verdient in der That ihren Namen. Endlich machte Inspektor Bouche noch Mit- theilung über einige Gemiise und sonstige Kultur- pflanzen, die theils auf dem Versuchsfelde des Ver- eines, theils im botanischen Garten gezogen waren. Ueber sie wird später ausführlich gesprochen. Vom Siebmacher Lerm (Stralauer Str. 21) wa- ren 2 Stück Ampeln, aus Draht angefertigt, ein- geliefert, welche empfohlen wurden. Die eine mit gradem Boden kostete 25 Sgr., die andere hingegen 1 Thlr. 5 Sgr. Professor Koch theilte mit, daes aus St. Tho- mas von dem früheren Mitgliede des Vereines, Meyerhof, wiederum ein Paar Kisten mit Pflan- zen und Sämereien eingelaufen wären. Leider hät- ten die Pflanzen durch den langen Transport, mehr aber noch durch die schlechte Verpackung, so sehr gelitten, dass nur wenig brauchbar gewesen. Junge Pflanzen einer Agave und Amaryllideen - Zwiebeln, so wie verschiedenerlei Samen in gutem Zustande, hauptsächlich Pflanzen den Familien der Bignonia- ceen, Moringeen u. s. w. angehörend, stehen Mit- gliedern des Vereines zu Gebote. Diejenigen, welche darauf reflektiren sollten, werden ersucht, sich di- rekt deshalb an den Inspektor Bouche im bota- nischen Garten zu wenden. Professor Braun legte Mais-Fruchtstände vor, wo weibliche Kolben mitten in männlichen Rispen sich entwickelt hatten, eben so Blüthenzweige des chinesischen Flieders, der zum zweiten Male diese getrieben. Beiderlei Gegenstände waren vom Stadt- gärtner Huot zur Verfügung gestellt. Rentier Bohnstedt hatte ein herzförmiges Blatt mitgetheilt, wo der filzige Üeberzug mit Leich- tigkeit sich lösen und abziehen Hess. Nach Pro- fessor Braun möchte es vielleicht ein junges Blatt des Huflattigs (Tussilago Farfara) sein. Derselbe ergrifi' die Gelegenheit, um ähnliche filzige Ueber- züge von Pflanzen vorzuzeigen, welche anderwärts technisch benutzt werden. So übergab er dergleichen in Beutelform, welche man in Südafrika allgemein als Zunder gebraucht und welche von einer Umbel- lifere aus dem Geschlechte Hermas stammen. Eben BD wird der Üeberzug einer Distelart, dem Genus Saussurea angehürig, in Sibirien und der einer an- dern ähnliehen Pflanze in Spanien als Zunder ver- wendet. Abziehbar ist der Üeberzug auch bei eini- gen Kleinien. Professor Koch sprach über die Mutterpflanze unserer Panama-Hüte, Carludovica palmata, von der ein Exemplar aus dem botanischen Garten zugleich vorhanden war, und legte die zubereiteten Fasern aus der Fabrik von Georg Simon in St. Arnual bei Saarbrück vor. Schlechtere Hüte werden aus Palmblättern , besonders aus denen des Ceroxylon Andicola, angefertigt. Auch von diesen wurde das zubereitete Material vorgelegt. Inspektor Bouche übergab zugleich eine Abhand- lung über Kultur der Carludoviken , so wie eine andere über Orchideenzucht. Beide werden näch- stens in der Wochenschrift erscheinen. Maler Heubner in Plauen, einer der tüchtig- sten Aurikelzüchter der neuesten Zeit, hatte Auri- kel-Samen, von den besten Sorten gesammelt, an Professor Koch gesendet, um Versuche damit an- zustellen. Dieselben wurden daher dem Versuchs- felde dos Vereines überwiesen. Professor Koch gab über seine Reise durch beide Mecklenburg und über Lübeck und Hamburg nach Holstein einen Bericht , von dem ein Theil bereits in der vorigen , ein anderer hingegen in dieser Nummer der Wochenschrift abgedruckt ist, das Uebrige aber später erscheinen wird. Ausnahmsweise wurden dieses Mal 2 Preise zugesprochen und zwar der eine der Vanda Lo- wii des Obergärtners Kraus aus dem Ritterguts- besitzer- Reichenheini 'sehen, der andere hinge- gegen der Impatiens Jerdoniae des Obergärt- ners Gireoud aus dem Nauen'schen Garten. Met'lileiil)iirg und die 22. Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe zu Schwerin. Der Norden Deutschlands kam dieses Mal an die Reihe , um in einer seiner schönen Residenz- städte die Männer zu empfangen, welche das Fundament aller deutschen Staaten: Land- und Forstwirthschaft , betreiben und zusammenkommen wollten, einestheils um zu berathen , welche Fort- schritte in der letzten Zeit gemacht und was zu thun sei, um sie weiter zu fördern, andern theils aber um sich gegenseitig kennen zu lernen und sich über gewisse Punkte zu verständigen, resp. beleh- ren. Mecklenburg ist ein schönes , reiches Land, wo der Grundbesitz noch in den Händen W^eni- ger liegt , wo vor Allem Pferdezucht und Milch- wirthschaft betrieben und wohl unbedingt Tüchtiges geleistet wird. Mecklenburgische Pferde erfreuen sich seit sehr langer Zeit eines besonderen Rufes; Schwerin gab an den Tagen der Pferdeschau und des Pferderennens hinlänglich Zeugniss, dass es diesen Ruf auch heute noch verdiene. Man hatte bei den frühern Versammlungen den Gartenbau zwar als einen Theil der grossen Land- wirthschaft betrachtet und ihn bei den Berathungen 315 einer besonderen Abtheilung zugewiesen, ihm aber nur nebenbei und untergeordnet Aufmerksamkeit geschenkt. Es wurden ihm selbst noch andere Elemente, die der Landwirth bisweilen treibt, wie Bienenzucht und Seidenbau, zugesellt, durch die es noch schwieriger wurde, in den Sitzungen bestimmte Resultate zu erhalten. Man vermisste aber auch die durchaus nüthige Theilnahme. So durfte man sich nicht wundern, dass in keiner der vorausge- gangenen 21 Versammlungen ii-gcnd etwas für den Gartenbau Erspriessliches hervorgegangen ist. Wie kann es aber auch anders sein. Viehzucht und Getreidebau stehen in vorderster Reihe; sie sind für den Landwirth so wichtige Gegenstände, ja selbst die eigentlichen Pulsadern seines Berufes, dass man bei ihrem Umfange in den wenigen Tagen einer Versammlung gar keine Zeit hat, dem untergeordneten Gartenbau seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es liegt sogar im Interesse der Vieh- zucht und des Geti-eidebaues , dass man sich nicht zersplittert und dass es demnach nicht geschieht. Thäte man deshalb nicht besser, wenn man den Gartenbau eben so wenig in dem Programme auf- nähme, als z. B. die Rübenzucker-Fabrikation? Es kommt dazu, dass der Gartenbau an und für sich so wichtige Gegenstände umfasst, um allein zu Be- rathungen aus seinem Bereiche die Zeit von acht Tagen auszufüllen. Obst- und Gemüsebau, Pflan- zen- und Blumenzucht, so wie Landschafts -Gärt- nerei, bieten des Interessanten und Wichtigen genug dar. Sie müssen für sich zur Berathung kommen. Obstbau und Gemüsezucht, rationell und im Gros- sen betrieben , bieten dem Landwirthe vielfachen materiellen Gewinn dar. Es existiren z. B. in Böh- men manche Güter, wo der Obstbau so namhafte Erträge liefert, dass dem Pächter bisweilen durch ihn allein schon Mittel genug geboten werden, um den jährlichen Pachtzins daraus zu bestreiten. Der Gartenbau hat aber auch noch eine andere Seite, die dem materiellen Gewinn zwar nicht för- dert, im Gegentheil oft selbst den Geldbeutel in Anspruch nimmt: er verbindet das Schöne mit dem Nützlichen und erhebt den Menschen als solchen, so wie es ihn auch bildet. Grade diese Seite muss dem Landwirthe um so mehr Bedürfniss werden, als er an und für sich gar zu leicht dem Materiellen ver- fällt und — um mich eines kräftigen Ausdruckes zu bedienen — in dem Miste seiner Wirthschaft hängen bleibt, entweder verbauert oder rohen Ge- nüssen, wie Spiel- und Trinkgelagen, huldiüt. Es hat von jeher einen unangenehmen Eindruck auf mich gemacht, wenn ich Güter besuchte, wo nur dem materiellen V ortheil gehuldigt wurde. Man macht dem Kaufmanne gewöhnlich den Vorwurf und klagt über die Engherzigkeit der Bewohner grös- serer Handelsstädte, etwa Leipzig's, Frankfurt's und Hamburg's, wenn diese nur an ihre Interessen den- ken und keinen höhei'en Sinn in ihrer Brust traeen. Hier geschieht aber immer noch etwas für Kunst und Wissenschaft, wenn auch leider oft Eitelkeit die eigentliche Triebfeder ist und man Museen oder Gärten anlegt, nur um als Beförderer des höhern Geistigen zu gelten. Dagegen geschieht von Seiten des Landwirthes, dem die Wissenschaft so noth thut, für diese oder gar für die Kunst ausserordentlich wenig. Wenn auch in einzelnen Gauen unseres grossen deutschen Vatei'landes durch Verschönerung der nächsten Um- gebung, also durch Anlegen von Parks und Gärten Manches bereits geschehen ist, so findet man doch im Allgemeinen für feinere Pflanzen- und Blumen- zucht u. s. w. bei den Landwirthen gar wenig Sinn. Wie oft habe ich auf schmutzigen Höfen die Miststätte so nahe der Wohnung gefunden, dass kein Fenster geöffnet werden konnte, ohne ammo- niakalische Dünste in sich aufzunehmen. Wo Lev- kojen, Astern und andere Blumen erfreuen sollten, standen hohe Brenn-Nesseln und andere Unkräuter. Unter dem Personal vieler Güter werden zwar auch häufig Gärtner aufgeführt. Es sind dieses aber meist Leute, die zugleich hinter dem Stuhle ihres Herrn bei Tafel stehen müssen, um Lakaien- dienste zu verrichten, oder auch gezwungen sind, den Jäger zu spielen. Diese Gärtner sind nur geist- lose Bedienten, denen alles höhere Streben abgeht und die demnach auch gar nicht berufen sind, mit und durch ihre Werke auf die ästhetische Bildung einzuwirken und den Sinn für das Schöne zu kräf- tigen. Wie oft habe ich von Seiten der Gutsbesitzer vernommen, dass ihre Gärtner unbrauchbar, dass sie dem Spiele und Trünke mehr, als der Blumen- pflege, ergeben seien. An wem liegt aber denn eigentlich die Schuld? An dem Gärtner? oder nicht vielmehr an dem Herrn? der Dinge verlangt, die sich mit einer freien Kunst gar nicht vertragen und grade den, der den Sinn für das Schöne heben soll, herabziehen und ihn zum Bedienten stempeln. Derselbe Mensch soll hin- ter dem Stuhle seines gnädigen Herrn auf dessen Befehle horchen und durch ästhetische Schöpfungen auf das Gemüth der Glieder seiner Familie wirken ! Aber schon die Benennung Gartenkunst sagt ja deutlich, dass wir es hier mit der Kunst, also haupt- sächlich mit einem geistigen Elemente, zu thun ha- ben, dem alles Gemeine und Niedrige fern gehalten werden muss. Der Gärtner auf dem Lande soll zwar auch für materielle Genüsse, für besseres Ge- müse und für feineres Obst, sorgen. Deren Anzucht schliesst aber keineswegs aus, dass er die nächsten Umgebungen der Gutsherrschaft, doch einer auf 40* 316 höherer Stufe der Bildung stehenden Familie, ver- schönert. Der Gärtner soll im Gegentheil den Auf- enthalt grade so wohnlich machen, dass man sich gefällt und nicht, oder wenigstens doch nicht über- wiegend, sich nach den Genüssen der Stadt sehnt, oder diese sich durch sinnliche Vergnügungen aller Art zu ersetzen sucht. Selbstverständlich muss da- her der Gärtner ein gebildeter Mensch und auch im Stande sein, den Ideengang seines Herrn in dieser Richtung zu verfolgen und die Liebe für Pflanzen- und Blumenzucht bei den einzelnen Mit- gliedern der Familie zu erhöhen. Der Gärtner muss ferner allerhand Vorschläge zu Anlagen machen, neue Wege, durch welche die schönsten Punkte der ganzen Umgegend hervorgehoben werden, legen, hübsche Pflanzen und Blumen für die Zimmer her- anziehen und wohlgefällig aufstellen. Ich habe im- mer gefunden, dass, wo der Gärtner nicht dem Gesinde gleich gehalten wurde, er ferner etwas besser als ein Grossknecht gestellt war, ich auch von Seiten der Gutsherrschaft grössere Zufrieden- heit mit den Leistungen des Gärtners vorfand, im Gegentheil aber Klagen über seine Unbrauchbarkeit, resp. über Trunksucht, Arbeitsscheu u. s.w. vernahm. Da ich einmal die Absicht hatte, die 22. Ver- sammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Schwerin zu besuchen, so hielt ich es für nothwen- dig, zuvor Mecklenburg selbst etwas näher kennen zu lernen. Eine vorausgegangene Besichtigung des Landes und — und sollte diese auch nur eine flüch- tige sein — gab mir dann Gelegenheit, nicht allein die Zustände der Landwirthschaft, sondern auch die der Gartenkunst und den Grad ihrer Ausbildung, ken- nen zulernen. In der Landwirthschaft erzogen und durch Reisen vielfacher Art mit den Zuständen der- selben in verschiedenen Gegenden und Ländern ver- traut geworden, wurde das Interesse für sie in mir stets wach erhalten. Ist doch auch der Gartenbau nichts Anderes, als die Landwirthschaft im Kleinen. Der Gartenbau soll ferner Kulturversuche im Klei- nen machen und damit der Landwirthschaft vor- arbeiten. Mecklenburg ist, wie ich schon oben ausgespro- chen habe, ein schönes und, mit Ausnahme weniger Theile, auch gesegnetes Land. Hügelreihen, über- haupt Bodenbewegungen , eine grosse Anzahl von Seen, zum Theile mit den lieblichsten Konturen, kleine Wälder und Haine, wiederum kultivirtes Land mit den W^ohnsitzen der Gutsherrschaften und mit den Gehöften ihrer Tagelöhner, meist umgeben auch vom freundlichsten Grün , wenige Dörfer im eigentlichen Sinne des Wortes, dagegen kleinere und grössere Städte. Diese reichen Abwechslungen machen es auch geeignet, um Anlagen aller Art im Grossen und Kleinen anzubringen und landschaft- liche Effekte hervorzurufen. Einer unserer Meister in der höhern Gartenkunst würde bald aus dem ganzen Mecklenburg ein Paradies schaffen, was ja an und für sich nach (freilich im Studirzimmer statt- gefundenen, gelehrten Untersuchungen) im Norden, und zwar am flachen Ufer der Ostsee, gelegen ha- ben soll. Es möchten demnach in der That wenige Länder unseres grösseren Vaterlandes existiren, welche zu Gartenanlagen so sehr sich eigneten; und doch ist grade in Mecklenburg ausserordentlich wenig dafür geschehen, so sehr wir auch das Vor- handene anzuerkennen bereit sind. Es muss um so mehr Wunder nehmen, als Mecklenburg das einzige Land Deutschlands ist, wo Grund und Boden sich zum grossen Theile noch im Besitze Weniger befindet und diese Wenigen sich auch zum allergrössten Theile noch in der Lage befinden, dass sie keineswegs auf die Erträge in der Weise für ihr Leben angewiesen sind, wie es oft in anderen Gegenden der Fall ist. Der Grundbesitz zerfällt in das Domanium mit 105,67 Q] Meilen, in die ritterschaftlichen Besitzungen mit 1U3,43 , in städtische mit 27,o8 und in klösterliche Besitzungen mit 7,94 Qj Meilen. Es existiren 723 Rittergüter, die auf 27 1 adelige und 323 bürgerliche Famüen vertheilt sind und f des ganzen Flächen- raumes einnehmen. In dem kleineren Mecklenburg- Strelitz , wo die Domänen mehr vorherrschen, be- finden sich die Rittergüter hauptsächlich im Norden, in Mecklenburg-Schwerin hingegen im Osten und von da durch die Mitte des Landes sich hinziehend bis zum Schweriner See, und bis zu dem westlichen Theile, wo wiederum die Herrschaft Schönberg als Mecklenburg-Strelitz'sches Domanium die äusserste Gränze bildet. Die Mecklenburg-Schwerin'schen Do- mänen liegen dagegen meist im Süden und im öst- O OD liehen Theile des Nordens, wo ausserdem jedoch auch viel städtisches Gebiet ist. Ich bin zwar keineswegs der Meinung, wie viele Andere, dass für den Grundbesitzer auf dem Lande immer viel Geld dazu gehöre, um hübsche Gärten und Anlagen herzustellen und in Ordnung zu halten, sondern glaube im Gegentheil, dass sich mit Wenigem auch viel machen lässt, wenn man es nur ordentlich anfängt. In den Städten, und zumal in den grössern, wo der Grundbesitz sehr theuer ist und nur schwierig Leute zu haben sind, ist es freilich anders. Es müssen hier oft grosse Opfer gebracht werden. Man braucht ja auf dem Lande nicht gleich mit dem Baue kostspieliger Gewächs- häuser, mit der Anschaffung von theuren Palmen, Baumfarnen u. s. w. anzufangen, sondern kann die- ses reichern Leuten überlassen, die noch ein be- sonderes Interesse dafür haben. Es gilt zunächst und vor Allem, das Vorhandene gärtnerisch zu ver- 317 werthen und dadurch seinen Aufenthalt möglichst freundlich zu machen. Bei bescheidenen Ansprüchen kann man dieses selbst ohne Kosten thun, wenn nur ein guter Wille da ist, man noch nicht dem Materiellen unterliegt und nur etwas Sinn für .Schönheit in der Brust Vorhanden ist. Leider habe ich, und zwar noch dazu meist wohlhabende, Gutsbesitzer gefunden, denen es ganz gleichgültig war, ob der erste Blick vom Fen- ster aus auf den Misthaufen oder auf eine dem Auge wohlthuende Grasfläche fiel. Man durfte frei- lich sich dann auch nicht wundern, wenn der Gar- ten sich ebenfalls in der traurigsten Beschaffenheit befand und verwilderte Obstbäume, deren Früchte im Geschmacke Holzäpfeln und Holzbirnen gli- chen, zu den vorhandenen Unkräutern: Brenn-Nes- seln. Melden, Beifuss, Stechapfel u. s. w. eine Art Aequivalent bildeten. Für Pferde, Essen und Trin- ken wurde dagegen kein Geld gespart. Ich habe gesagt, dass man vor Allem das Ge- gebene gärtnerisch verwerthen müsse. Die mecklen- burg'schen Rittergüter haben zum grossen Theile eine an Abwechslungen reiche Umgebung. Wasser, dieses belebende Element, fehlt fast nie. Man zählt in Mecklenburg allein 320 Seen, von denen jeder vcenigstens 2ÜU Q Ruthen einnimmt. Unter ihnen befinden sich der Müritz-See mit einem Flächen- inhalte von 2^ □ Meilen , der Schweriner See von 3 Meilen Länge und zum Theil über eine Meile Breite. Ich kenne nur den letzteren mit seinen Buchten, Zungen und Inseln, die ihn hauptsächlich zur gärtnerischen Verwerthung; befähigen. In noch höherem Grade ist dieses aber mit zwei anderen, ebenfalls sich von Norden nach Süden ziehenden, obgleich kleineren Seen: dem Tollenser und Ratze- burger See, der Fall. Es gilt dieses ganz besonders von dem ersteren, der im Osten Mecklenburgs sich befindet und im Süden Neubrandenburg's liegt. Ich muss gestehen, dass ich nicht leicht auf meinen vielfachen Reisen ein Wasser gefunden habe, was eine solche reizende Lage gehabt hätte, als der Tollenser See. Es ist wohl unbedingt einer der schönsten Seen in Norddeutschland. Wenn überhaupt die grosse Strasse von Neu- strelitz nach Neubrandenburg reich an Abwechs- lungen ist und eine Menge freundlicher und reizen- der Punkte bietet, so hat doch der nördliche Theil, der auf der Ostseite des Tollenser See's hinführt, durch diesen den Vorzug. Wie man auf die Höhe kommt und links das durch die Königin Louise geschichtlich - merkwürdige Hohenzieritz erblickt, nimmt durch das Wasser die Landschaft einen an- deren Charakter an. Schluchtenähnliche Thäler zie- hen sich auf der Ostseite desselben nach dem See und Haine wechseln mit grünen Wiesen ab. Eine Reihe Buchten werden von freundlich -gestalteten Zungen gebildet. Das gegenüberliegende Ufer ist zwar weniger eingeschnitten, aber höher und steiler aufsteigend. Prächtige Buchenwälder bedecken es. Zur Schön- heit des See's trägt das helle und klare W^asser natürlich sehr viel bei. Einen der schönsten Punkte hat man zugänglich gemacht und ihm wegen sei- ner reizenden Fernsichten den Namen Belvedere gegeben. Obwohl das Ufer an und für sich hier steil abfällt , so hat man doch noch einen Vorbau angebracht, auf dem man ziemlich senkrecht in das Wasser sehen kann, und durch dieses bis hinab auf den Grund. Die Ufer des Tollenser See's könnten in der Nähe einer grossen Stadt ganz anders benutzt wer- den, als es jetzt natürlich nur der Fall sein kann. Wie ganz anders würden sie sich dem Auge dar- bieten, wenn noch Landhäuser hier und da erbaut wären und dadurch die Ufer selbst sich lebendiger gestalteten. Es liegt einmal in dem Menschen, dass er, selbst bei den grössten Schönheiten der Natur, auch seine Werke haben will. Mag etwas noch so romantisch und noch so pittoresk sein, zum Gemüthe spricht es erst, wenn der Mensch in irgend einer Weise damit in Verbindung steht. Doch ich komme nochmals zu dem zurück, was ich besprechen wollte, zur gärtnerischen Ver- werthung, als ich diese, wie schon gesagt, grade in dem schönen Mecklenburg, obwohl es der liebe Gott so leicht gemacht hat, vermisse. Man hat zwar hier und da recht hübsche Gärten, ja selbst zuweilen auch kostspielige Gewächshäuser erbaut; es fehlt aber der Zusammenhang mit dem Ganzen, es ist land- schaftlich Nichts geschehen. Es kommt noch dazu, dass aus eben angedeuteten Gründen es in Mecklen- burg nicht die Schwierigkeiten, wie in andern Län- dern, darbietet, wo der Grundbesitz vielfach ge- theilt ist. Die mecklenburgischen Gutsbesitzer kön- nen über eine weite Strecke verfügen ; ihnen steht das ganze Dorf mehr oder weniger zur Verfügung. Man missverstehe mich nicht. So schön es auch ist, wenn, wie in Muskau, ein ganzer Ort und eine weite Umgebung in den Bereich der Anlagen gezogen werden, so würde es doch zu weit führen und den Geldbeutel über alle Massen in Anspruch nehmen, wollte man allenthalben auf gleiche Weise verfahren. Es fehlte am Ende auch das Genie eines Fürsten Pückler. Ich verlange überhaupt nur, dass man bei allen Anlagen und Verschönerungen nicht über die Schranken hinaus geht, sich, kurz und bündig gesprochen, nach der Decke streckt. Die Verschönerung der Umgegend soll mehr oder weni- ger mit dem Reichthume des Besitzers in Verhält- niss stehen. Es betrifft dieses vor Allem die aller- 3t8 nächste Umgebung, der Schmuckgarten (Pleasure ground), der um so eleganter, der Mode huldigen- der sein muss, je mehr die Bewohner sich dem verfeinerten Luxus ergeben haben. Aber immer darf der Lust- und Schmuckgarten nicht zu gross sein , damit man ihn vollständig beherrschen kann. Darin liegt ein Hauptfehler, dass man oft zu Vie- lerlei anlegt und schliesslich nicht die Mittel zur Durchführung besitzt oder wenigstens doch nicht anwenden will. Schmuckbeete sind stets sauber und rein zu halten, und zwar das ganze Jahr hindurch. Wo das nicht stattfindet, widerspricht man ja schon dem Namen. Deshalb verlangen sie viel Zeit und vor Allem Vorarbeiten. In dem Borsig'schen Gar- ten zu Moabit bei Berlin werden für die Schmuck- beete jährlich gegen '?,4Ü00 Blumentöpfe herangezo- gen, obwohl der Raum, den sie einnehmen, keines- wegs gross ist. Was kostet dieses aber an Zeit und an Geld? Gutsbesitzer sollten meiner Meinung nach über- haupt mehr Aufmerksamkeit auf das Landschaft- liche verwenden; durch das Ziehen von Wegen, durch Ausholzen, Beschneiden von Bäumen und Gesträuch, durch Anpflanzungen u. s. w. lassen sich sehr viele Efi'ekte hervorrufen ; man überlasse die Schmuckbeete den Frauen und Töchtern, die in der Regel hierzu mehr Takt und vor allem Ge- schmack haben, um diese in Einklang mit der In- nern Einrichtung zu bringen. Man behalte sich das Ganze vor. Um aber etwas Gutes zu leisten, dazu gehört, wie ich schon anfangs gesagt habe, ein Gärtner, der auf höherer Stufe steht, und auch den Herrn hier und da aufmerksam machen kann. Der Gärtner darf nicht, was ich nicht genug wie- derholen kann, gleich einem Bedienten gehalten werden, soll er seiner Aufgabe entsprechen. Mit 40 oder höchstens 60 Thalern jährlichem Gehalte kann man nicht einen jungen Mann verlangen, dem seine Erziehung, damit er einen höhern Grad von Bildung sich verschafft, schon manchen Zeit- und Geld- Auf- wand verursacht hat. (SchluBs folgt.) Teber eiuigc Rosen. Von Ernst Metz, Rosenzüchtei- in Erfurt. • Wem schon einmal das Vergnügen zu Tlieil wurde, die Rose Victor Trouillard (Trouillard57) zu Sehen, wird entzückt gewesen sein über diese Erscheinung. Ein überaus prächtiges Kolorit, dass bei der ersten Entfaltung der Blumen mit dem feurig- sten Karminscharlach von dem schönen, kräftigen, glänzend-grünen Laube reizend absticht. Die ganze Dauer der Blume, welche sich selbst bei heissem WettCi auf acht Tage erhält, hat für den Rosen- freund ein ganz besonderes Interesse, da die Fär- bung sich im Verlaufe der Blüthezeit ändert; nach dem reichen Feuer, dass kaum die Augen darauf erleidet, geht die Farbe zu einem angenehmen Dun- kelscharlach und endlich fast zu einem Pur[)urroth über. Der Rand der einzelnen Blumenblätter be- legt sich mit einem schwärzlichen Sammet, welcher sich im Verblühen fast über die ganze Blume ver- breitet. Victor Trouillard ist in jeder Beziehung ein Stern erster Grösse unter den Rosen. Nicht allein die Farbenpracht entzückt; auch allen An- fordei'ungen, die man an eine gute Rose stellt, ent- spricht sie vollkommen. Die Blume ist gross und voll, der Bau dachziegelförmig, Habitus der Pflanze aufrecht, Laub glänzend-grün und gross. Die letz- ten Blätter stehen nahe der Blume, welches dieser einen besonderen Reiz verleiht. Das Wachsthum ist, bezüglich ihrer Abstammung, ein kräftiges. In Bezug des Wachsthumes möchte sich wohl hier und da ein Einwand geltend zu machen suchen, da man sie bisher nur als schwachwachsond kannte und ihr schwieriges Wachsthum auch bisher die Ursache war, dass sie, trotzdem sie schon 1857 eingeführt wurde, noch wenig verbreitet ist, trotz- dem aber stets gesucht wurde, obwohl sie hier und da in ihrem Werthe unterschätzt wurde. Ich habe aber Resultate erreicht, in Folge dessen ich ihr das Prädikat „kräftig wachsend" wohl beigeben kann. Bisher war man gewöhnt, die neueren Rosen als junge, kaum angewachsene Stecklinge, oder, wie es ja fast noch allgemein üblich ist, auf wilde Ausläufer von geringem Werthe veredelt zu er- halten. Bei dieser Vermehrungsart bleibt allerdings Victor Trouillard, wie es übrigens mehr und minder auch bei andern Rosen der Fall ist, schwäch- lich und unproduktiv. Alle Rosen, und am meisten diejenigen, die von der allgemein geschätzten Geant des batailles abstammen, verlangen jedoch eine besonders kräftige Unterlage, wenn sie sich in ihrer Pracht zeigen sollen. Das vorzüglichste Material dazu geben die Sämlinge der Hundsrose {Rosa canina L.). Man kann nicht eher den wahren Werth einer Sache beurtheilen, als bis man ver- gleichende Versuche angestellt hat. Um mich selbst mehr und mehr zu belehren, hauptsächlich aber Besucher meines Etablissements mit Resultaten auf- weisen zu können, veredelte ich im verflossenen Februar meinen Liebling auf zwei kräftige Aus- läufer, ausserdem andei-e Exemplare noch auf Säm- linge, und behandelte sie gleichmässig. Anfang Mai pflanzte ich in den freien Grund 3 Veredlungen auf Sämlinge und 1 auf Ausläufer, und berück- sichtigte letzteren namentlich in der Kultur sogar 319 durch schärferes Giessen. Aber welche Unter- schiede! Zur natürlichen Blüthenzeit im Juni prangten meine Sämlingskopulanten jeder mit 2 prachtvollen Blumen auf l'usslangen Trieben und Mitte August, da ich diese Zeilen schrieb, habe ich schon wieder den Genuss, denn jede Pflanze prangt wiederum mit einer und selbst mehrern Blumen. Wie armselig und unbedeutend ist dagegen die Ausläuferveredelung; es darf dem Rosenhändler dann nicht auffallen, wenn hier und da Kosenlieb- haber aufhören, ihre Gärten zu bereichern, denn ich würde als Rosenfreund einer solchen Pflanze auch keinen Platz gönnen. Das ganze Wachsthum der letzteren beträgt kaum einen Zoll, von einer Blume kein Gedanke. Wer meine Pflanzung sah, war überrascht durch die günstigen Resultate. Die Veredlungen auf Sämlinge bringen und bestimmen mich dazu, von nun an ihrer Kultur meine aus- schliessliche Thätigkeit zu widmen. Die ganze Ergänzung und Vergrösserung mei- nes Muttersortimentes im verflossenen Frühjahre be- steht durchaus aus eigener Veredlung dieses Früh- jahres, und sieht gegenwärtig einem 2- bis 3jährigen Bestände gleich, trotzdem die Witterung in letzterer Zeit eine vorherrschend trockene ist. Ich rathe je- den Liebhaber, nur dergleichen Rosen, auf Sämlinge veredelt, anzupflanzen. Nächst der herrlichen Victor Trouillard ist die Zwillingsschwester Rebekka (Trouillard 1857) ebenfalls eine der schönsten Rosen, welche sich durch einen vorzüglichen dachziegeligen Bau neben glänzendem, feurigem Kolorit auszeichnet. Es muss eine ganz eiKcnthümliche Freude für den Züchter, dem um neue Rosen wohlverdienten Trouillard, gewesen sein, als diese beiden Rosen sich zum ersten Male entfalteten; jeder enthusiasti- sche Rosenfi'cund kann ihn nur beneiden. Dieser Züchter ist auch einer der schätzenswerthesten. Was derselbe bis jetzt in den Handel brachte, ge- hört zu den vorzüglichsten Erzeugnissen. Seine Züchtungen gehen hauptsächlich aus der GeJant des batailles (Guillot 1846) hervor. Sein Name wird aber auch in seinen Erzeugnissen unvergäng- lich bleiben. Folgende Abstammungen von Geant des ba- tailles, welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, zeigen sich ebenfalls durch dankbares Blühen, schöne Form und Haltung, so wie durch reiches, feuriges und dunkeles Kolorit, besonders aus: 1. Abadie de Rougemont (Laft'ay 1SÖ4): mittelgross, voll, feurig roth, schön gebaut, blüht sehr dankbar. '2. Altesse Imperiale (Touvais 1SÖ9): mit- telgross, voll, dunkelscharlach, im Verblühen mit schwarzem Sammet sich belegend, kräftig, reich und dankbar blühend. 3. Arthur de Sansal (Cochet 1856): mittel- gross , sammtig purpurbraun mit feurigem Reflex, fast in Reinviolett übergehend. Dankbare schöne Rose. 4. Bacchus (Paul and Son 1857): mittelgross, voll, feurig karminscharlach, sehr reichblühend. 5. Buffon (Guillot Als 1859): gross, voll, leuchtend sammtig-roth; schön geformte Blume von sehr kräftigem Wüchse. 6. Cardinal Patrizzi (Trouillard 1857). Ebenfalls eine Schwester der zuerst genannten Ro- sen: gross, gefüllt und schön gebaut, feurig Schar- lach, in's Purpurbraune übergehend, von eigenthüm- lichem Effekte, sehr kräftig und dankbar blühend. 7. Deuil de Wille rmoz (Lacharme 1854). Ebenfalls eine vorzügliche Rose, die sehr sinnent- sprechend benannt wurde und noch zu wenig be- kannt ist: gross, gefüllt, sammtig schwarzpurpur, fast dornenlüses Holz und kräftiger Wuchs, schöne dunkele Belaubung. Eine der dunkelsten Rosen. 8. Dr. Bretonneau (Trouillard 1858): gross, sehr voll, vorzüglich gebaut, lebhaft roth mit vio- lettem Reflex, dankbar blühend und kräftig wach- send. 9. Empereur de Maroc (Guinoiseau 1859): gross, voll, leuchtend-roth , in sammtig -schwarz- purpur übergehend ; sehr empfehlenswerthe, kräftig wachsende Rose. 10. Empereur Napoleon (Granger 1854): gross, voll, feurig karmoisin, mit Sammetbraun schattirt, sehr kräftig. 11. Etendard de Marengo (Armand 1852): gross, gefüllt, vom blendendsten Scharlach mit star- ken Blumenblättern, besonders effektvoll. 12. Eugene Appert (Trouillard 1859): gross, voll, vorzüglich gebaut, i'eurig sammtig- karmoisin, kräftig wachsend, mit vorzüglich schöner Belaubung. 13. Evfeque de Nim es (Damaizin 1856): gross , voll , flach gebaut , feurig - roth , in karmin- violett übergehend. 14. Francjois d'Arago (TrouiUard 1858): gross, gefüllt, flach gebaut, sammtig -amarantroth mit dunkeln Nuancen; Prachtrose. 15. Gloire de la France (Margottin 1853): gros^ voll, schön gebaut, reiches Scharlachkarmoi- sin; dankbare, vorzügliche Rose. 16. Gloire de Lyon (Ducher 1856). Der vorigen ähnlich, doch viel feuriger im Kolorit. Sehr empfehlenswerthe Rose. 17. Le mont Vesuve (?1858): sammtig-kar- moisinpurpur, mittelgross, voll, schön gebaut, kräftig. 18. Lord Palmerston (Margottin 1856): gross, voll; scharlachrothe, extra schön geformte 320 Blume von sehr kräftigem Wüchse. Prachtrose ersten Ranges. 19. Lord Raglan (Guillot 1854). Eine schon allgemein behannte und beliebte Rose: gross, voll, feui'ig-scharlach mit sammtigem dunkelem Reflex, kräftig, reichblühend und veredelt, auch vorzüglich remontirend. Prachtrose. 20. Louis Chaix (Lacharme 1856): lebhaft scharlachroth, mittelgross, voll. 21. Margu^rite Lecureux (Fraipont 1853). Geant des batailles ganz analog, nur dass sie zu- weilen im ersten Flore einen weissen Streifen auf jedem Blumenblatte zeigt. 2'2. Maximilian IL, roi de Bavi^re (?1858): mittelgross , voll , Scharlach mit dunkelem Sammet. Dankbare schöne Rose. 23. Ornement des jardins (Robert 1856): gleicht der Mutter, doch viel feuriger im Kolorit und ausserordentlich reich blühend. 24. Paul Dupui (Dupui-Jamin 1852): gross, sehr voll, feurig karmin Scharlach, im Bau eine fast unvergleichliche Rose, sehr dankbar blühend. 25. Pauline Lanceleur (Verdier fils 1852): gross, voll, schön gebaut, karmoisinscharlach, sehr dankbar blühend, prächtig. 26. Prince noir (Boyau 1856): mittelgross, voll, Schwarzpurpur; eine der dunkelsten Rosen. 27. Souvenir de Madame Leon Lille (Lille 1852) : mittelgross, voll, violettscharlach; eine der am reichsten blühenden Rosen dieser Ab- stammung. 28. Souvenir du petit corporal (?): mit- telgross, voll, lebhaft, feurigrosa; reichblühende, niedliche Rose. 29. Triomphe de Montrouge (Touvais 1857): mittelgross, voll, scharlachroth. Reichblii- hende, sehr schöne Rose. Es existiren noch mehre aus dieser Abstam- mung, über die ich jedoch kein Urtheil fällen kann, da ich sie noch nicht blühend gesehen habe. Sie möchten auch keine der vorstehenden Rosen über- treffen. Die hier angeführten Rosen kultivire ich sämmtlich und sind auch in meinem Rosarium auf eine Gruppe zusammengepflanzt. Es ist für mich ein angenehmes Studium, die verschiedenen Abstam- mungen kennen zu lernen , und selbst für den Ro- senzüchter unbedingt nöthig, der mit der Zeit«fort- schreitet_ und dem es daran gelegen ist, seinen Abnehmern gegenüber richtige Sorten zu liefern. Es geht jetzt mit der Rosen-Nomenklatur bald so, wie mit dem Obste: die Ausgabe falscher Sorten an Unkundige bringen einen störenden Wirrwar hinein. Ich habe mir es deshalb auch zum Prinzip gemacht, jede Rose, die dem Sortimente einverleibt wird, erst blühen zu lassen, und erst dann, wenn sie mit der Original-Beschreibung stimmt, zu ver- mehren und zu veräussern. Es können wohl hier und da einmal einzelne Fälle eines Versehens vor- gekommen sein, grobe Fehler, die aus Leichtsinn und Bequemlichkeit entstanden, gewiss aber nicht. Zunächst der Gruppe der von Geant des ba- tailles abstammenden Rosen stehen die Nachkom- men der Effektrose: General Jacqueminot (Rous- selet 1853), und werde ich derselben im nächsten Artikel gedenken. Dr. Rud. Siebeck's harmonische Gcstaltim«^ disharmonischer Verhältnisse. Wir haben bereits in der 18. Nummer der Wochenschrift (Seite 141) die Elemente der Land- schaftsgartenkunst desselben Verfassers besprochen; es liegt uns jetzt das 1. Heft eines neuen Werkes vor, was die harmonische Gestaltung dys- (nicht dis-) harmonischer Verhältnisse behandelt. Es ist nicht möglich, schon aus diesem auf den Werth des Gan- zen zu schliessen, können aber doch so viel ver- sichern, dass der Lihalt, aus dem praktischen Leben entnommen , obwohl hier und da auch angepasst wurde , auch praktische Belehrung gibt. Es sind Beispiele, und zwar von dem Leichteren zu dem Schwereren übergehend, wo gezeigt werden soll, dass, wenn auch noch so dysharmonische Verhält- nisse vorliegen, man doch zu einem harmonischen Ganzen, freilich meist mit Hülfe optischer Täuschun- gen — darin liegt aber grade die Kunst — ge- langen kann. Wir behalten uns, wie gesagt, unser Urtheil bis zum Schlüsse des ganzen Werkes vor, halten es aber für unsere Pflicht, schon jetzt auf dasselbe aufmerksam zu machen. Es umfasst zunächst eine Erläuterung der zur Bildung und Beurtheilung von Gartenanlagcn nothwendigen Begriffs-Bestimmungen und zwar diese in dem 1. Hefte. Beigegeben sind die Tafeln 1 und 5 mit deren Erklärungen. Die Zahl aller Pläne wird 22 betragen, die auf 10 Lie- ferungen vertheilt werden sollen. Diese werden rasch auf einander in einem Zwischenräume von 6 bis 8 Wochen erscheinen, so dass das ganze Werk gegen Ende nächsten Jahres fertig sein könnte. Jede Lieferung kostet kolorirt 1| Thlr., schwarz 1 Thlr. 4 Sgr. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur BefOrderun«; des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenliunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl ÜOCh. JW. 41. Berlin, den 10. Oktober 1861. Preis des Jahrganges 5| Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten ■t' 4j . des deutsch-österreichischen Post-Vereins. , \:^ ' inhalf: Zur Kultur der tropischen Orchideen. — Mecklenburg und die '2-2. Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe zu Schwerin (Schluss). - Die Ausstellung der küstenländischen G.irtenbau-Gcsellschaft. — lieber Mirabilis- und Da- tura-KnoUen. — Ueberwinterung von Pflanzen aus wärmeren Gegenden. Zur Kultur der tropischen Orcliidecn. Von C. Bouche, Inspektor des Kiinigl. botanischen Gartens ' in Berlin. Die allergrösste Zahl der tropischen Orchideen, welche als Epiphyten an und auf Bäumen wachsen, leben in ihrer Heimath gesellig mit andern Pflanzen, z. B. Aroideen, Bromeliaceen, Farnkräuter u. dgl., überhaupt solchen , die eine ähnliche Lebensweise führen und epiphytisch die Baumstämme und Aeste der grossen tropischen Bäume bedecken, worüber uns bereits viele Reisende hinlänglich belehrt haben und wie es nicht selten der Augenschein bei aus dem Vaterlande erhaltener Orchideen beweist. Ich habe sogar nicht selten Begonien, Epiphyllum, Com- melineen, Piperaceen, sogar leicht aus dem Stamme wurzende Compositen zwischen den Orchideen- büschen, die aus dem Vaterlande ankamen, gefunden. Finden wir nun auch Orchideenhäuser, in de- nen nur diese Familie allein sich aufgestellt befin- det und lässt sich gegen den Zustand der Pflanzen nichts Erhebliches einwenden, indem sie in Menge ihre Luftwurzeln treiben, sehr reichlich blühen und ein sonst gesundes Aussehen haben, obgleich das Grün der Blätter nicht intensiv genug erscheint, so bin ich doch überzeugt, dass diese Orchideen bei der sorgsamen Pflege, die man ihnen zuwendet, noch besser gedeihen würden, wenn man sie mit anderen Pflanzen der oben angedeuteten Familien und Gattungen vermischte. Dieser Gegenstamd be- schäftigt mich schon seit dem Jahre 1847, wo ich damals die auf dem ganzen Kontinente berühmte Orchideen- Sammlung des Baron Hügel und das zierlich geordnete Orchideenhaus des Rentler Beer in Wien sah. In diesen beiden Sammlungen fand man die Orchideen nicht isolirt, sondern mit an- deren tropischen Pflanzen, sogar Melastomateen und Palmen, die mit ihren überhängenden Wedeln die Orchideen leicht beschatteten, vereinigt. Die dort kultivirten Orchideen zeigten sehr gut ausgebildete Scheinknollen, hatten ein saftiges Grün und ent- wickelten reichlich ihre Blüthen. Vor zwei Jahren fand ich im botanischen Gar- ten zu Karlsruhe und auf der Wilhelma bei Stutt- gardt Orchideenhäuser, in denen alle Stellagen, Baumstämme und Säulen mit Ficus stipularis be- rankt und ebenfalls andere Pflanzen dazwischen aufgestellt waren. Die Orchideen befanden sich zwischen dem Ficus ganz behaglich, sie trieben zwischen diesen eine Menge Luftwurzeln und die Gefässe sollen sich dabei sehr gleichmässig feucht halten, denn jedenfalls ist es den Orchideen schäd- lich, wenn der Wechsel zwischen nass und trocken zu plötzlich eintritt. Nebenher bemerkt gewährte die Ficus-Bekleidung einen sehr angenehmen An- blick, denn die oft unschönen, mit Moos gefüllten Gefässe der Orchideen waren ganz verdeckt. Aehn- liche Beobachtungen habe ich vielen andern Gärt- nereien gemacht, wo man aus Mangel an Raum genöthigt war, auch andere Pflanzen im Orchldeen- hause zu kultiviren. Als ich vor Jahren eigenhändig kultivirte, ge- 41 322 '1^ diehen sie ebenfalls so lange am besten, als es der ßaum gestattete oder vielmehr die Grösse des Hau- ses erforderte, auch andere Gewächse hineinzustel- len. Mit der allmähligen Entfernung dieser nahm auch das Gedeihen der Orchideen ab, was sich be- sonders dadurch bemerkbar machte, dass sie weni- ger Luftwurzeln trieben und das Grün der Blätter einen gelblichen Schein bekam. Es ist übrigens jedem Sachkenner bekannt, dass in einem Gewächs- haus, in dem sich grössere Pflanzen und daher auch grössere Blattmassen befinden, sich die Luft von selbst feuchter hält, als in einem Hause, wo niedrige und wenig belaubte Pflanzen stehen. Es scheint demnach, als ob den Orchideen die Stoffe, welche von anderen Pflanzen respirirt (aus- geschieden) werden , nicht nur zuträglich , sondern sogar noth wendig seien, und dass es daher als ein Fehler zu betrachten ist, wenn sie isolirt gehalten werden. Nicht weniger mag auch den Orchideen die Gesellschaft anderer Pflanzen günstig sein, weil an diesen ununterbrochen einzelne Theile in Verwesuno- übergehen, sich daher im Hause ammoniakalische Gase bilden, die, wie schon verschiedentlich beob- achtet wurde, von den in der Luft frei schwebenden Wurzeln begierig aufgenommen werden. Es ist nicht zu leugnen, dass ein Haus, nur mit Orchideen besetzt, einen monotonen Anblick gewährt und dass eine Aufstellung derselben mit Vermischung anderer Pflanzen in ästhetischer Hin- sicht ungemein gewinnt, der tropische Charakter aber ungemein gehoben wird. Unbeschadet solcher Fremdlinge (d. h. in den Augen des Botanikers, der eine streng wissenschaftliche Aufstellung und Anordnung fordert) lassen sich die Orchideen den- noch nach Gattungen und Arten neben und bei- einander aufstellen , wenn sie unregelmässig unter dem Schutze anderer Pflanzen gruppirt werden. Die Aufstellungen, welche ausschliesslich eine Gat- tung oder Familie bilden , sind allerdings sehr be- lehrend für den Botaniker und Laien, indessen sind sie nur dann ohne Benachtheiligung des Wachsens der Pflanzen auszuführen, wenn die zu vereinigen- den Pflanzen der Art sind, dass sie des Schutzes anderer nicht bedürfen , wozu namentlich alle die- jenigen zu zählen sind, die an ihrem natürlichen Standorte dem Einflüsse der Sonne ausgesetzt sind, wie z. B. alle Cacteen, überhaupt Saftpflanzen, Eri- ken. Man findet zwar nicht selten Farne und Pal- men isolirt in den Häusern aufgestellt in einem höchst befriedigenden Kulturzustande, indessen sind die Pflanzen dieser beiden Familien so reich be- laubt, dass sie sich gegenseitig hinreichend beschat- ten, um die erforderliche Feuchtigkeit in dem Auf- stellungsraume zu bewahren. Mcckleiibnrg • * 2 und die 22. Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe zu Schwerin. (Schluss.) ■' 'm • Schwerin , die reizend auf wellenförmigen Bo- den und an einem grossen See gelegene Residenz des Grossherzogs von Mecklenburg-Schwerin, hatte am 10. September schon sein festliches Gewand an- gezogen ; seine Einwohner empfingen auf das Gast- lichste die mit jedem Bahnzuge aus dem Norden und Süden kommenden Land- und Forstwirthe und wen sonst das Interesse für Land- und Forstwis- senschaft dahin geführt hatte. Die meisten Häuser waren bekränzt; Guirlanden zogen sich an vielen Stellen von einem Hause zum andern. Flaggen und Wimpeln in den mecklenburg'schen Farben und aus den Fenstern gesteckt , wehten dem Fremden ein Willkommen zu. Die Strasse aber, welche direkt zum Sitzungslokale für die allgemeinen Versamm- lungen, zu dem Grossherzoglichen Marstalle, führte, war auf beiden Seiten ausserdem noch mit Festons und Guirlanden geschmückt, welche letztere die auf hohen Masten aufgehisten Flaggen aller deutschen Staaten mit einander verbanden und die Zusam- mengehörigkeit deutscher Stämme bezeugen sollten. Eben deshalb verinisste man aber leider, nachdem endlich in jedes deutschen Brust das Gefühl des einigen Vaterlandes sich Geltung verschafft hat, das äussere Zeichen des gemeinschaftlichen Bundes, die deutschen Farben. Nicht immer befindet sich das Aeussere mit dem Innern in freundlicher Harmonie; gar zu oft bedeckt ein glänzendes Gewand die Schwächen des Innern. Nicht so in Schwerin, wo auch von Seiten der Behörden nicht weniger, als von Seiten der Bewohner Alles aufgeboten war, um den Gästen den Aufenthalt möglichst angenehm zu machen. Meck- lenburg'sche Gastfreundschaft bewahrheitete dieses Mal mehr als je ihren alten Ruf. Süddeutsche hät- ten hier Gelegenheit gehabt zu sehen, dass auch im Norden unseres gemeinsamen Vaterlandes, bis an die meist flachen Ufer der Ostsee, Gemütlilichkeit und Frohsinn herrscht, wenn auch nicht immer so laut und offen, als jenseits des Thüringer Waldes. Ich bedaure es deshalb lebhaft, dass grade von Süden aus die Betheiligung keineswegs in der Weise statt- gefunden hatte, als man hätte wünschen müssen. Die Landwirthschaft und selbst, wenn auch weni- ger, der Gartenbau, werden auf beiden Seiten des genannten Gebirges mehr oder weniger abweichend betrieben, zum Theil sind sie schon in den Prin- zipien verschieden. Man hätte sich aussprechen und selbst verständigen können. Wenn auch kli- matische Verhältnisse und Zustände, welche in dem 323 Boden und in der Lebensweise der Bewohner ihren Grund haben, dabei einwirken, so müsste doch in den Fundamenten eine grössere Uebereinstimmung des Nordens mit dem Süden und umgekehrt sein; dergleichen Versammlungen geben aber Gelegenheit, einer solchen vorzuarbeiten. Man will dieses auch, denn es wechseln bekanntlich die Städte, wo die Versammlungen abgehalten werden; diese finden in dem einen Jahre im Süden, in dem andern im Norden statt. Und doch hatten sich, trotz der verhältniss- mässig geringen Betheiligung von Seiten des Sü- dens, so viele Theilnehmer eingefunden, als wohl noch auf keiner andern der vorausgegangenen Ver- sammlungen deutscher Land- und Forstwirthe ge- wesen sind. Die beiden Mecklenburge, vor Allem Holstein, Hannover, Pommern, die Mark Branden- burg und die Provinz Sachsen hatten in reichlicher i Anzahl Repräsentanten entsendet. Nahe '2(iU0 Land- und Forstwirthe bewegten sich in den Strassen Schwerin's und naiimen an den allgemeinen Ver- sammlungen und in den Sitzungen der verschiede- denen Sektionen lebhaften Antheil. Man behauptet zwar, dass Wohlleben sich nicht mit geistigen Anstrengungen vertrage ; es mag selbst auch in der Kegel seine Kichtigkeit haben. Andern- seits kann man es aber auch nicht ableugnen, dass das erstere gar nicht selten befähigter macht, die letzteren leichter zu ertragen. Dieses scheint, we- nigstens während der Tage vom 11. bis 19. Sep- tember, in Schwerin der Fall gewesen zu sein. Ob- wohl keineswegs versäumt wurde, dem Materiellen Rechnung zu tragen, so fand doch, wie schon an- gedeutet , sehr viel Theilnahme an den Sitzungen statt; man verkehrte ausserdem aber noch geistig mit einander und versuchte, oft nicht umsonst, sich gegenseitig zu verständigen. Allenthalben gab sich ein bestimmtes geistiges Erregtsein und ein Interesse, bald für den einen, bald für den anderen Theil, bald aber auch für die gesammte Landwirtschaft kund. Den Pferden und ihrer Anzucht wurde vor Allem Aufmerksamkeit zugewendet. Es haben aber auch die Mecklenbur- ger alle Ursache, auf ihre Pferde stolz zu sein. So sehr auch Schwerin grade geeignet war, durch seine herrlichen Anlagen rings um das gross- herzogliche Schloss und durch die neuen Bepflan- zungen auf unfruchtbarem Boden auf den Garten- bau, vor Allem aber auf die Verschönerung seiner nächsten Umgebung hinzuweisen , so wurde doch beides kaum erwähnt. Die Sektion für Gartenbau musste aus völligem Mangel aller Theilnahme un- berücksichtigt bleiben. Man hätte deshalb besser gethan , schon in dem Programme darauf zu ver- zichten. Meiner Ansicht nach schadet es auch gar nichts. Ich wiederhole nochmals, worauf ich gleich anfangs avifmerksam gemacht habe , so innig näm- lich auch Landwirthschaft und Gartenbau mit ein- ander verbunden und auf einander gewiesen sind, so hat sich doch der Gartenbau (in seiner weitesten Bedeutung) schon längst emanzipirt imd ist ein der Landwirthschaft gleichberechtigter, wenn auch nicht so bedeutungsvoller Faktor geworden, der jetzt selbständig einherg-eben muss. Die Versammlungen deutscher Pomologen haben hinlänglich gelehrt, wie wichtig selbst schon Obstbau, doch nur ein Theil des Gartenbaues , ist und welches grosse Interesse dieser auch bereits durch ganz Deutschland in An- spruch nimmt. In welch' höherem Grade muss die- ses aber mit der gesammten Gärtnerei der Fall sein? Es wäre wohl zu wünschen, dass man, da be- reits Versammlungen den Grund zu Verständigun- gen gelegt haben, sich nicht allein auf Verhandlun- gen über Obstbau beschränkte, sondern bei den nächsten Zusammenkünften alle Theile der Gärtne- rei gleichmässig in's Auge fasste. Die letzte Ver- sammlung in Berlin hat gezeigt, wie nothwendig es ist, dass zunächst dem Gemüse, und vor Allem sei- ner Nomenklatur, mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, als es bis jetzt geschehen. Nicht weniger liegt aber auch das Bedürfniss für Blumen- und Pflanzenzucht vor, wo der Laie, besonders in Be- treff der Blumen, oft rathlos dasteht, oder, indem er sich verlocken lässt, nach dem neueren zu grei- fen, nicht selten so getäuscht wird, dass er den Muth zu weiteren Versuchen verliert. Noch mehr fast möchte Bedürfniss sein , Anleitung zur Ver- schönerung der nächsten Umgebung zu erhalten. Durch dergleichen Versammlungen könnte dieses aber am Leichtesten geschehen. Unsere Meister in der Gartenkunst haben zwar V^orzügliches , ich möchte sagen, Grosses geleistet und auch eine Reihe Schüler herangezogen; ihr Geist hat aber doch nicht im Volke Wurzel gefasst. Das, was sie geschafi'en, ist auch zu grossartig, um von Privaten nachge- bildet werden zu können. Es handelt sich deshalb hier weit mehr darum, geringere Dimensionen gärt- nerisch zu verwerthen. Hier fehlen uns aber ganz und gar noch die Prinzipien , nach denen es ge- schehen soll. Der wahre Künstler fragt zwar nicht darnach, jeder andere muss aber lernen, wie sich Etwas am Besten anordnen lässt. Grade bei klei- neren Anlagen tappt man leider noch gar zu sehr im Dunkeln. Auch die Meister sind hierin unklar. Von vielen Seiten hat man die sich alljährlich wiederholenden Versammlungen angegriffen. Man O DO mag bisweilen nicht ganz Unrecht haben, besonders da, wo man der Belehrung und wissenschaftlichen Haltung das Vergnügen voransetzte, und sich mehr im Essen und Trinken gefiel, als in Gesprächen 324 und Auseinandersetzungen über die betreffenden Gegenstände. Im Allgemeinen bieten sie aber doch grosse Vortheile dar; selbst da noch wird Nutzen hängen bleiben, wo so gefehlt wird, als wir eben bemerkten. Viel Schuld liegt aber auch nicht selten in der Leitung und dass man sich überhaupt der eigent- lichen Aufgabe nicht bewusst war. Die Vorberei- tungen gelten leider oft mehr dem Formellen , als dem Geistigen. Ich will keineswegs die Bemühun- gen für gutes Unterkommen, für allerhand Vergnü- gungen zur geistigen Stärkung, denen sich die Mitglieder der im Voraus ernannten und mit der Leitung beauftragten Ausschüsse stets gern und freudig unterwerfen, verkennen. Sie sind nothwen- dig und werden stets anerkannt. Man muss aber auch meiner Ansicht nach nicht weniger darauf bedacht sein, die V^ereinigung so vieler geistig- begabter und zum Theil hervorragender Männer möglichst zum Vortheile der Wissenschaft, sowie zum Nutzen und Frommen der Mitmenschen, aus- zubeuten, die alljährlich wiederkehrenden Versamm- lungen also möglichst nützlich und lehiTcich zu machen. Das geschieht meiner Meinung nach des- halb zu wenig, weil man im Allgemeinen nicht hinlänglich geistig vorbereitet und, was Gegenstand einer Verständigung oder Belehrung werden soll, mehr dem Zufall überlässt. Dass interessante Fragen schon vor der Zu- sammenkunft aufgestellt und möglichst bekannt ge- macht werden, wie es unter Anderem von Seiten der Versammlung der Land- und Forstwirthe, so wie der Pomologen, geschieht, ist ausserordentlich wichtig, aber nicht minder schwierig, eine Aus- wahl zu treffen. Wünschenswerth wäre es , wenn diese Fragen schon in der vorausgegangenen Ver- sammlung festgestellt würden, damit Jedermann, der Interesse dafür besitzt, auch Zeit hat, darüber nach- zudenken. Es gibt selbst Fragen, wo die Beant- wortung Bedürfniss wird und wo sie dann im eigent- lichen Sinne des Wortes Tagesfragen werden können. Wenn in diesem Falle eine solche Frage zum Vor- trage kommt, so ist sie einiger Massen reif und wird wenigstens durchdacht behandelt. Es möchte ferner auch gut sein, vor der Eröffnung der De- batte einen Mann zu gewinnen, der mit der Frage sehr vertraut und auch im Stande ist, sie nicht allein einzuführen , sondern auch die Debatte zu leiten. Man kann nicht von dem Präsidenten der Ver- sammlungverlangen, dass er Alles wissen soll und demnach auch versteht, z. B. Abschweifungen in das richtige Gleis zurückzuführen oder das Neue von dem Bekannten zu sondern. Sobald eine Frage richtig geleitet ist, werden auch die Resultate einer Verhandlung preciser werden. Man würde auf diese Weise überhoben, manches unnütze Geschwätz an- hören zu müssen; es wird aber vor Allem viel Zeit für nützlichere Gegenstande gespart. Viertel und halbe Stunden wird oft über etwas gesprochen, was, wenn auch nicht Jedermann schon weiss, den mei- sten jedoch bekannt ist. Ausserdem gibt es viele Menschen, die sich bei allen Gelegenheiten gern hören und diese gern ergreifen, um nur zu sprechen. In den Sektions-Sitzungen hängt man von dem Vorsitzenden noch mehr ab, weil hier oft Gegen- stände zur Sprache kommen, von denen man vor- her nichts weiss. Der Vorsitzende muss hier ganz besonders, nicht allein ein kenntnissi'eicher, sondern auch ein gewandter Mann sein. Ihm liegt auch ob, die Sitzung im wissenschaftlichen Sinne zu leiten; er muss alles, was nicht wissenschaftlich ist, von vornherein abweisen oder wenigstens doch auf einen wissenschaftlichen Standpunkt zurückführen. Durch- aus unwürdig z. B. ist es, wenn eine Debatte her- beigeführt wird, wo Jemand den Torf zur theil- weisen Futterung der Pferde vorschlägt, ein Anderer darauf behauptet, dass er selbst in England ge- sehen, wie man den Schweinen Steinkohlen zu fres- sen gegeben habe, und ein Dritter sogar es durch den reichen Kohlenstoff, den Torf und Steinkohlen besitzen, zu erklären sucht. Wie leicht hätte der Vorsitzende gleich anfangs die Debatte abbrechen können, ohne auch nur im Geringsten zu beleidigen, wenn er z. B. gesagt, dass dergleichen Gelüste nach absonderlichen Sachen nicht allein beim Vieh, son- dern auch bei den Menschen, gefunden werden und hauptsächlich bei den ersteren vorkommen, wenn dieses zu gut oder gar übermässig, vielleicht um es rasch fett zu machen, gefüttert wird. Der Koh- lenstoff als solcher nährt ja gar nicht, sondern nur erst dann, wenn er mit anderen Elementen bestimmte Verbindungen eingegangen ist. Bei jenen fetten Schweinen, die Steinkohle frassen, war der Instinkt vorhanden, feste und unverdauliche Körper aufzu- nehmen , um die peristaltische Bewegung des Ma- gens in der Zerkleinerung und Verarbeitung der Nahrungsstoffe auf gleiche Weise zu unterstützen, wie es bei dem Federviehe durch Aufnahme von Kieselsteinchen u. s. w. geschieht. Mit Recht verbindet man bei den Versammlun- gen der Land- und Forstwirthe in der Regel auch Ausstellungen. Es war dieses auch in Schwerin der Fall. Meiner Ansicht nach müssten bei den Ausstellungen vor Allem die vaterländischen Pro- dukte vertreten sein. Es liegt in dem Interesse des Landes selbst, wenn diese bekannter werden. Die Eingebornen lernen ferner die Vorzüge, aber auch die Mängel ihrer Produkte kennen und haben da- durch Gelegenheit, die letzteren künftighin zu ver- meiden. Leider vermissten wir bei der Schweriner 325 Ausstellung oft die Betheilung der Mecklenburger. Grade das, wodurch sich beide Mecklenburge aus- zeichnen, die Produkte ihrer Viehwirthschaft , so wie ihr Getreide, war gar nicht oder doch sehr schwach vertreten. Es wurde erzählt, dass man selbst den Käse, der sich auf der Ausstellung be- fand, erst von dem Kaufmanne geholt hatte. Diese Gleichgültigkeit von Seiten der Inter- essenten ist keineswegs ein Fehler, der den Meck- lenburgern allein vorgeworfen werden könnte; er findet sich fast allenthalben vor, so wenig man auch begreift, dass die Menschen ihren eigenen Vortheil nicht verstehen. Ich vernahm zwar während der Ausstellungstage, als ich meine Verwunderung dar- über aussprach, oft die Entschuldigung, dass man gedacht habe, es würde eine hinlängliche Betheili- gung vorhanden sein. Man bedauerte es sogar um so mehr, als man zu Hause in der That Preiswür- diges besitze, was gewiss Anerkennung gefunden hätte. Weil ein Jeder aber so dachte, so wurde auch Nichts geliefert. Da dergleichen Mängel sich all- jährlich wiederholen, so müsste man aber von Sei- ten des vorbereitenden Ausschusses die nöthigen Vorkehrungen treffen. In der landwirthschaftlichen Abtheilung waren sehr hübsche Sammlungen von Getreide in Aehren und in Körnern vorhanden. Alle hatten jedoch aus- ländische Händler zur Verfügung gestellt. Die grösste war unbedingt die von James Booth Nachfolger in Hamburg, zumal auch die Futter- gräser und viele andere F'utterpflanzen in schönen belehrenden Exemplaren vorhanden waren. Nächst- dem verdienten die Sammlungen von Metz & C o. In Berlin und Inspektor Jühlke (Firma: Karl Appelius) in Erfurt Beachtung. Letzterem ver- dankte man auch ein ausgesuchtes Sortiment von Kartoffeln. Ich will jedoch auch nicht versäumen, die Sammlung von Sämereien jeder Art von Joss- tnann in Berlin, so wie die Sammlung von Ge- treide-Pflanzen mit den Aehren, welche der Vor- sitzende, Graf Schlieffen, aus Grossbritannien, besonders von Peter Law son in Edinburgh, be- zogen hatte, zu erwähnen. Die Ausstellung landwirthschaftlicher Maschi- nen war ziemlich reich, aber doch nicht in der Mannigfaltigkeit und Auswahl vertreten, als man nach den Anstrengungen, die von Seiten Mecklen- burgischer Gutsbesitzer, besonders englische Fabri- kate betreffend , gemacht sein sollten , vermuthen musste. Ich überlasse es übrigens Anderen , und zwar noch dazu Sachverständigeren, darüber aus- führlicher zu berichten, kann aber doch nicht um- hin auszusprechen, dass von den kleineren Dampf- maschinen , wie sie für Gutsbesitzer tauglich und zu gleicher Zeit bequem sind, die, welche aus der Fabrik in Güstrow hervorgegangen waren, sich durch gefälligeres Aussehen, Sauberkeit und, wie es schien, auch durch Brauchbarkeit und Wohlfeil- heit, auszeichneten und unbedingt vor den vorhan- denen englischen den Vorzug verdienten. Mein volles Interesse erregte die Gewerbe- und Kunst-Ausstellung,dadie vorhandenen Gegenstände, sämmtlich in Mecklenburg durch Mecklenburger angefertigt, Zeugniss ablegten, dass man keines- wegs, wie man gewöhnlich annimmt, so weit zurück ist. Noch vorzüglichere Arbeiten mecklenburgischen Ursprunges sieht man im grossherzoglichen Schlosse, wo bei Weitem das Meiste im Lande angefertigt wurde und mit ausländischen Fabrikaten rivalisiren kann. Vorzüglich waren besonders die Tischler- Arbeiten. Den Glanzpunkt dieser Ausstellungen bildete allerdings die Pferdeschau. Nicht leicht wird man so viele und so schöne Pferde bei einander sehen, als am 16. September, wo die Ausstellung ihren Anfang nahm. Die Mecklenburger haben alle Ursache auf ihre im Lande herangezogenen Pferde stolz zu sein. Mir war die Pferdeschau um so lehn-eicher, als ich kurz vorher das grossherzogliche Gestüte in Ra- bensteinfeld besucht hatte und daselbst von einem kundigen Freunde, einem mecklenburg'schen Guts- besitzer, auch mit den Fundamenten der Beurthei- lung vertraut gemacht worden war. Schöne Pferde haben mich von jeher interessirt. Auf meinen bei- den Reisen im Oriente wurde mir auch oft Gele- genheit geboten, edele Thiere zu sehen und eigent- liche Typen kennen zu lernen. Dem Pferderennen habe ich nicht beigewohnt. Ich glaube auch nicht, dass dabei der Pferdezucht Vorschub geleistet wird. Die Pferde , welche hier gewinnen, sind nicht immer die schönsten und be- sten, gar nicht selten sogar weniger tauglich als andere, die vielleicht eine Nasenlänge zurückgeblie- ben. Es kommt mir auch weiter vor, als wenn die Pferde auf der Rennbahn an Eleganz und Schönheit verlören ; sonst edele Formen ziehen sich in die Länge und verschwinden mehr oder weniger. Ich sehe zwar Pferde auch sehr gern rasch laufen, aber nicht unnatürlich rennen. Doch mag dieses Ge- schmackssache sein! Ueber die Verhandlungen, welche vom 11. bis 19. September gepflogen wurden, zu berichten, würde für die Wochenschrift zu weit führen, zumal man, wie oben mehrmals auch schon ausgesprochen wurde, für den Gartenbau auch nicht das geringste Interesse an den Tag gelegt hatte. Ich habe die Sitzungen leider auch zu wenig besucht, zumal ich einestheils im Umgange mit tüchtigen Landwirthen sehr oft über mich besonders interessirende Gegen- stände Belehrung fand, anderntheils auch die rei- 326 zenden Umgebungen , vor Allem aber das Scbloss und der Schlossgarten mit den neueren Anlagen, 80 sehr mich in Anspruch nahmen , so dass selbst der sechstägige Aufenthalt in Schwerin noch viel zu kurz war, um Alles gehörig kennen zu lernen. Und doch wurde es mir leichter, als manchem Anderen, indem der Gartendirektor Klett, unter dessen spe- cieller Leitung sämmtliche Anlagen stehen, mein Führer und Lehrer zugleich war. Seitdem die Eisenbahnen nach allen Richtungen gehen und man auf ihnen rasch und verhältniss- mässig auch wohlfeil nach allen Gegenden hin rei- sen kann , hat sich die Reiselust , namentlich in grössern Städten, ungemein erhöht. Es gibt Leute, die alle Sommer, wenigstens einmal, reisen müssen. Selbst abgelegene und entfernte Orte, in so fern sie nur irgend etwas Schönes und Interessantes dai-bieten , wurden bisweilen aufgesucht ; fand sich dann ein Schöngeist vor, der einen Wegweis r schrieb und verstand, darin auch weniger hübsche Punkte gehörig hervorzuheben, so wurde alsbald häufiger dahin gewandert und der Ort oder die Gegend sogar Mode. Sonderbarer Weise gibt es aber auch deren, welche viel, und zwar noch dazu mannigfacher Art, darbieten, auch selbst bisweilen bequem an der Eisenbahn liegen, trotzdem aber von Touristen un- berücksichtigt bleiben und vielleicht kaum einmal im Vorübergehen besucht werden. Zu diesen ge- hören die Residenzen der Grossherzoge beider Mecklenburge, vor Allem aber Schwerin. Ichwüsste keine zweite Stadt im Norden Deutschlands, welche eine schönere Lage hätte, als genannte Residenz. Ea kommt noch dazu, dass durch das Schloss aus- serdem etwas geboten wird, was man in dieser Eigenthümlichkeit sonst nirgends weiter sieht. Es liegt auf einer rundlichen Halbinsel, die durch eine sehr schmale Landzunge mit der Stadt verbunden und im Renaissance - Geschmack erbaut ist. Erst im Jahre 1858 wurde es vollendet. Da das alte Schloss beim Neubau zum Theil benutzt wurde, so sah man sich auch gezwungen, hier und da dem Vorhandenen Rechnung, und zwar bisweilen auf Kosten der Symmetrie, zu tragen. Es ist dieses besonders auf der Seeseite der Fall. Grade dieser Theil des Schlosses gibt aber wie- derum dem Ganzen trotz seiner Neuheit etwas Ehrwürdiges. Das Schloss bildet ein Sechseck und ist mit einer reich verzierten Kuppel und einem hohen Thurme, ausserdem aber mit sehr vielen go- thischen Thürmchen, versehen. Hohe Basteien um- geben es, dienen aber keineswegs, wie man wohl sich denken kann, zur Vertheidigung, sondern sind zu Blumengärten, Schmuckbeeten und Grasflächen benutzt. Es ist nicht zu leugnen, dass grade diese Ausschmückung ungemein viel beiträgt, dass das Schloss in seiner eigenthümlichen Schönheit klarer hervortritt; es wird im eigentlichen Sinne des Wor- tes gehoben. Dazu kommt noch , dass Alles mit einer Sauberkeit erhalten wird , wie man sie nicht immer findet. Leider findet man es gar nicht sel- ten, dass man dergleichen Anlagen zu grossartig, oft auch zu künstlich macht, und sie dann nicht — oft aus Mangel vorhandener Mittel — im gehö- rigen Stande erhält. Es ist leichter etwas herzu- stellen, sobald man nur über grosse Mittel verfügen kann, als es später in demselben Geiste zu erhalten. Leider nimmt man bei der Anlage nicht selten gar nicht Rücksicht hierauf. Es würde auch hier zu weit führen, obwohl es Gärtnerisches betriftt, und aus den Gränzen eines einfachen Berichtes herausgehen, wollte ich hier auf das Einzelne eingehen und alles das Schöne, was hier geboten wurde, ausführlich beschreiben. Hoffentlich wird mir noch später Gelegenheit, Schwerin von Neuem zu besuchen , und dann vor- bereitet und mit mehr Müsse, ausführlich zu schil- dern , so wie die erhaltenen Eindrücke wieder zu geben. Es genüge hier demnach nur auf etwas aufmerksam gemacht zu haben, was bis dahin auf unbegreifliche Weise von Touristen und Reisenden vernachlässigt wurde. Vielleicht sind, wenn mir zum zweiten Male das Glück zu Theil werden sollte, dann auch der Schlossgarten und die weiteren An- lagen auf der Südseite bis nach Rabensteinfeld wei- ter gediehen und mit dem Uebrigen in harmoni- schere Verbindung gebracht, als es jetzt hier und da der Fall ist. Der erstere hat nämlich noch seine ursprüngliche Gestalt. Bis dahin möchte auch die leider zu tief angelegte Kaserne auf der den Schloss- garten begränzenden Höhe mit den nöthigen An- lagen fertig sein. Vielleicht ist es mir erlaubt, doch auf etwas aufmerksam zu machen, was meinen Gefühlen nach fehlte. Ein so herrliches Gebäude, wie das Schloss, darf nicht so isolirt da stehen, wie es bis jetzt der Fall ist, es bedarf in der Nähe und Ferne andere Baulichkeiten und sonstige durch irgend etwas her- vorragende Punkte, durch die es mit der übrigen Umgegend vermittelt und gleichsam getragen wird. Man begnügt sich nicht, wenn man von dem Schlosse selbst oder von seinen Basteien in die Ferne sieht, mit dem Gewöhnlichen, sondern will etwas Beson- ' deres haben, was einiger blassen dem entspricht, wo man steht. So bietet zwar die eine Seite, wel- che nach der Stadt zu liegt, auch Manches dar, was imponirt, aber grade die erste Nähe zeigt eine Reihe von Gebäuden, die störend sind. Man er- zählte mir jedoch, dass auch bereits der Plan vor- handen gewesen sein soll, hier etwas Entsprechendes 327 aufzuführen. Möchte es nur recht bald geschehen! Eben so muss man wünschen , dass auf der Hübe neben der Kaserne Etwas geboten wird, damit das Auge nicht vergebens sucht. Auf der Seeseite ist bereits viel geschehen. Die früher kahlen Hügel, •welche sich südlich vom See hinziehen, sind be- pflanzt. Freundliche Laubparthien wechseln daselbst mit Wiesengründen ab. In verhältnissmässig kur- zer Zeit ist hier ein Grund gelegt, auf den man nun bequem weiter bauen kann. Schliesslich sei mir noch gestattet, das eine Meile entfernte und auf der andei-n Seite auf hohem Ufer liegende Gestüte Rabensteinfeld kurz zu er- wähnen. Schon der ganze Weg längs des See- Ufers ist sehr belehrend, der Ort aber selbst bietet so reizende Fernsichten dar, wie wohl kein zweiter Punkt der Umgegend. Der Blick nach dem Schlosse ist wahrhaft grossartig. Man steht auf hohem be- wachsenen Ufer, das fast senkrecht abfällt, und blickt zunächst über eine kurze Wasserfläche nach den beiden kleinen Eilanden, dem Ziegel- und Ka- » ninchen -Werder. Hier wurden in den unruhigen Tagen des Jahres 18-18 die aufgeregten Proletarier beschäftigt und damit von der Verbindung mit den Leitern der Bewegung abgeschlossen. Ueber beide Eilande hinaus breitete sich der schöne Wasser- spiegel bis zur andern Seite aus, wo das stolze Schloss mit seinen zahlreichen Thürmen und Thürm- chen sich gleichsam aus den Fluthen erhob. Die Ausstellung der küstenliindisclieii Gartenbaii-GescUschaft. Die am 7. September in Triest im Volksgarten eröffnete und am 1U. geschlossene Ausstellung der küstenländischen Gartenbau -Gesellschaft hat einen neuen Beweis von den Fortschritten geliefert, welche die Kultur der Blumen, die der Gemüse und die Obstbaumzucht bei uns und im ganzen Küsten- lande macht. Die ausgestellten Gewächse zeichne- ten sich nicht blos durch die Schönheit, Seltenheit und Mannigfaltigkeit der Arten, sondern auch durch gesunde und krältige Beschaffenheit aus, welche von der sorgfältigen Pflege, die ihnen gewidmet wird, Zeugniss ablegt. Dabei muss auch noch be- rücksichtigt werden, dass die ausserordentliche Trockenheit des heurigen Jahres der vegetabilischen Entwickelung keineswegs günstig war. Und wenn die Ausstellung sich dennoch so reichhaltig gestal- tete, so gebührt dafür allen Betheiligten doppelter Dank. Namentlich glauben wir aber denselben im Namen des Publikums den Herren Bottacin, Schönerer undTominz zollen zu müssen, welche die geschmackvolle Anordnung und Gruppirung be- sorgten. Die zur Vertheilung der Preise niedergesetzte Kommission, bei welcher A. S tos sich als Sekretär fungirte, bestand aus v. Visiani, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Padua, G. Gwinner, Wiener und R. Tomin z (für die Blumen), sowie C. Millanieh, J. Piller und F. Schönerer (für die' Früchte). Den ersten Preis für die schönste Gruppe von Treibhauspflanzen erhielt C. Severino, Gärtner des Ritters P. Revoltella. Ganz besonders ragte dabei eine reiche Sammlung von Begonien hervor, 80 wie ein prächtiges Exemplar von Sciadophyllum pulchrum, welches, anfangs kränkelnd, durch Schwe- felung zum kräftigsten Wachsthum gebracht wor- den war; Der zweite Preis für eine ähnliche Gruppe, in der sich unter Anderm schöne Exemplare von Plumeria regia, Yucca Parmentieri und Dracaena stricta bemerkbar machten, wurde Johann Moro zuerkannt. Die interessanten Gattungen der Farnkräuter, Lycopodien und Aroideen waren durch zahlreiche und seltene Exemplare aus den Gewächshäusern von N. Bottacin und Job. Moro vertreten. Da ersterer auf jeden Preis verzichtet hatte, so ertheilte die Kommission den betreffenden Preis an Moro. Bottacin hatte, um die Ausstellung zu bereichern, noch eine namhafte Zahl anderer auserlesener Treib- hauspflanzen, so wie offizineller und anderer Nutz- pflanzen, eingeschickt. Wir erfüllen nur eine an- genehme Pflicht, indem wir die uneigennützigen und intelligenten Bemühungen dieses eifrigen Freun- des und Beförderers der Gartenkunst mit gebüh- render Anerkennung hervorheben. Den ersten Preis für Begonien erhielt Schö- nerer, den zweiten Severino, welchem letzteren es gelang, aus Samen eine Varietät zu erzeugen, der er den Namen des Ritters Revoltella beilegte. Für ein sehr hübsches Sortiment der China- Aster bekam M. Vita den zweiten der für diese Kategorie bestimmten Preise. Für aus brasilischem Samen erzeugte Gewächse, unter denen eine viel- leicht neue Aroidea, ferner Chorisia speciosa, dann Centradenia grandifolia, die erst in neuester Zeit eingeführt worden, sich befanden, erhielt Severino einen ersten Preis, so wie einen andern ebenfalls ersten Preis für Aphelandra Leopoldi, deren Kul- tur allgemein als schwierig gilt. Weitere Preise erhielten Schönerer für eine Sammlung Achimenes, dann für ein ausgezeichnetes Exemplar von Gloriosa superba; Bendix, Gärtner von Joseph Morpurgo, für eine mannigfaltig ausgestattete Gruppe von Treibhauspflanzen; Vita für ein Bouquet; Frau Maria v. Cattani aus 328 Spalatro für sehr zierliche Blumen-Gemälde. Der dem von Bottacin ausgestellten See-Aquarium ge- bührende Preis wurde Simons verliehen , welcher die Einrichtung desselben besorgt hatte. Preise für Früchte und Gemüse erhielten : Eder, Gärtner von Heinrich Ritter von Za- hony in Görz , Leopold Cronest, Baron J. Zanchi, B. Brimschig, J. Piller, Bendix, Moro, Jakob Godigna von Capodistria. Die vom Pfarrer Musina in Bragna und Jul. Stett- ner eingesandten Früchte verdienen ebenfalls lo- bende Erwähnung. R. Tomin z wurde für die Pflege und Aus- stellung der neu eingeführten Seidenraupe Bombyx cynthia in allen ihren Stadien in Berücksichtigung der Neuheit und Wichtigkeit dieses Industriezwei- ges und der befriedigenden Ergebnisse, die derselbe bereits damit erzielt, durch einstimmiges Urtheil der Kommission die goldene Medaille zuerkannt. Ehrenvolle Erwährung wui'de den Seidenproben gezollt, welche Giorgio fu Pietro di Baseg- gio und Kersevani von Capodistria eingeschickt hatten. Schliesslich müssen wir noch eines Meister- werks der Bildhauerkunst erwähnen , mit welchem der Eigenthümer desselben, Bottacin, den Aus- stellungspavillon geschmückt hatte. Das „Morgen- gebet" von Cameroni gehört zu den besten Schö- pfungen der modernen italienischen Kunst und wird eine der schönsten Zierden des reich und geschmack- voll ausgestatteten Landsitzes bilden, in dem Bot- tacin bereits so manche kostbare Erzeugnisse der Kunst vereinigt hat. Ueber Klirabilis- und Datiirlnl)osae. a. Spielarten. 1. Kelch u. s. w. wie oben. ct. Einfache. Gabriele Vandermoor, Globosa magnifica. ß. Doppelte. Mortimer, Sir Collin Campbell. 2. Kelch u. s. w. wie oben. (Kenne ich keine.) 3. Kelch u. s. w. wie oben. Beauty. b. Zwischenformen. 1. Kelch u. 8. w. wie oben (einfach). Grand Sultan, Prince of Wales, Wonderful. 2. 3. 1. l (Kenne ich keine.) Kelch rosa bis chamois, Krone zinnober. Speciosa (die neuere d. N.). c. Mittelformen. (Kenne ich keine.) C. (»riu'iles. a. Spielarten. Kelch und Krone wie bei A. a. Einfache. Darling, Splendidissima (die alte d. N.). ß. Doppelte. (Kenne ich keine.) Kelch u. s. w. wie bei A. d. Einfache. Countess of Burlington. ß. Doppelte. (Kenne ich keine.) h. Z%yischenf ormen. Kelch u. s. w. wie bei A. Enchantress, General Oudinot (einfach). l (Kenne ich keine.) c. Mittel formen. (Kenne ich keine.) D. Miicrostemmateae. a. Spielarten. Kelch u. s. w. wie bei Ä. (Kenne ich keine.) 333 Kelch und Krone nahe gleichfarbig. Praesident Porcher (hellkarmin). Kelch u. s. Vf. wie bei A. Arthur, Bella Donna, Elisabeth, Wilthire lass. Kelch rüthlich, Krone zinnobcr oder mennig. (Kenne ich keine.) Kelch rosa bis dunkelfleischfarben und cha- mois, Krone zinnober oder mennig. Clio. b. Zwi sehen fo rmen. l wie bei D. a. (Kenne ich keine.) Kelch u. s. w. wie bei A. Conqueror, Guiding star. . Kelch u. 3. w. wie bei D. a. Adelaide, fair Rosamund, Miss Royle. Kelch u. s. w. wie bei D. a. Abendroth. u c. Mittelformen. wie bei D. a. (Kenne ich keine.) 3. Kelch und Krone wie bei A. Queen of Hannover. 4. wie bei D. a. (Kenne ich keine.) 5. wie bei D. a. Aurantiaca superba, Praesident Baumann. E. Virgatae. a. Spielarten. 1. Floribunda, Marie, Thompsii. 2. (Kenne ich keine.) 3. Gern of the West, Olfordensis. b. Zwischenformen. 1. Kelch und Krone wie bei A. b. Confidence, Daniel Lambert, Rafaele. 2. Kelch und Krone wie bei A. b. Queen Victoria. c. Mittelformen. Mir keine bekaihit. F. Aftuiis. a. Spielarten. 1. Corallina. b. Zwischenformen. 1. Kelch und Krone wie bei A. Elegantissima, Princeps. Bericht über die Pflanzen- und Beerenobst-Ausstellung des Anhaltinischen Gartenbau-Vereins am 27., -IS. und hl Juli 1861. Um 8 Uhr Morgens am 27. Juli traten laut Pro- gramm die Preisrichter: Garteninspektor Sc hoch aus Wörlitz als Vorsitzender, Hofgärtner Richter aus Louisium, Krcisgerichts-Assessor Allihn aus Dessau, Kunst- und Handclsgärtner Krause jun. aus Naundoi'f, Kunst- und Handelsgärtner Schrö- ter aus Coswig, Partikulier Sasse aus Dessau, Kantor Hö nicke aus Alten und Orgelbauer Zu- berbier aus Dessau zusammen und sprachen aus wie folgt: 1. Den ersten Preis, die silberne vergoldete Medaille, theilten sie dem an Neuheiten und Selten- heiten reichhaltigsten Sortimente Pflanzen zu, mit- hin den Pflanzengruppen des Hofgärtners Richter vom Louisium bei Dessau. Unter dieser reichhal- tigen Sammlung: von 'MO Pflanzen zeichneten sich durch ihre Kultur und Schönheit aus: Begonia Leopoldii, argentea guttata, Miranda, Rex magni- fica, picta vera, argentea, Lazuli, amabilis, qua- dricolor, Frau Maria Fontaine, pulchella, Helene Uhden, splendida imperialis, ferner Diefienbachia Sequine picta, Anthurium species, Tradescantia discolor lineata, zebrina argentea, Alocasia odora, Pandanus graminifolius , Curcuma Amado, rubri- caulis, Caladium haematostigmum, pictum, Argyri- tes, picturatum, poecile, metallicum, discolor, mar- moratum und marginatum, Amorphophallus bulbifer, Philodendron pinnatifidum, MonsteraLennea, Aphe- landra Leopoldii, Cissus discolor, Blechnum bra- siliense, Cheilanthes Alabamensis, Adiantum Mo- ritzianum, Scolopendrium officinarum crispum und monstrosum, sehr schöne Gymnogrammen und Se- laginellen, Campylobotrys argyroneura, Pteris argy- rea, Pteris tricolor und andere. 2. Das Accessit ( I Louisd'or) zum ersten Preise wurde dem nächstbesten Sortimente des Kunst- und Handelsgärtners Seyffert aus Dessau zugespro- chen. Die nett arrangirte Pflanzengruppe bestand aus 121 Pflanzen in guter Kultur und ist daraus hervorzuheben: Begonia Alexander von Humboldt, quadricolor, Gaerdtii, Rex magnifica, splendida, splendida imperialis, Farfugium grande, Micania speciosa, Yucca recurva, Selinum decipiens, Fuch- sia Schiller, Comte de Medici Spada, Prinzesse Alice, Lord Macaulay, Dr. Sivingstow, Washing- ton u. a. m. 3. Für das beste und reichhaltigste Sortiment Stachelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren und Erd- beeren erhieltKunst- undHandelgärtnerKrausejun. 334 aus Naundorf die silberne Medaille. Die Stachel- beeren-Sammlung war 5Ü Sorten stark und darunter von besonderer Schönheit und Grösse: Date Kloc- kens, Sparkled, Incomparable, Smiling Beauty Yel- low, Nimrod, Justitia, Ironmanger, Melburn Hero, Rifleman, Imperial vert, Lady Hai'thoras. Von Him- beeren zeichneten sich aus : Falstaff, Chili rouge, Queen Victoria, Belle deFontenay,Large fruit monthly, Prince Napoleon, Merveille de quatre saisons rouge et blanche. Von Johannisbeeren: Ceriseä fruit rouge, Imperial blanche, Rouge admirable. Von Erdbeeren: Reine des quatres Saisons, gewöhnliche Monats- Erdbeere und Princess Alice. 4. Die zweite silberne Medaille für das beste und reichhaltigste Sortiment Horblumen, wobei na- mentlich die gute Kultur entscheidet, wurde dem Hofgärtner Seh och in Dessau für seine neuesten gut kultivirten Fuchsien zugesprochen. Es waren dies grosse schöne Ivulturexemplare und bestanden aus folgenden Sorten: 1. Count Cavour (Bank's), 2. Prinz Alfred (Bank's), 3. F. W. Lenn (Boas), 4. Delphine Parent (Cornelissen), 5. Lord of the Isles (Wheelers), 6. Leviathan (Rollisson), 7. Doc- teur Livingstone (Bank's), S. Lord Macaulay (Bank's), 9. Prinz-Regent von Preussen (Dender), 10. Com- tesse de Morny (Dubus), II. Garibaldi (Bank's), 12. Carlo Dolci (Dubus), 13. Madame Lambert (Lemoine), 14. Abdul Mcdchid (Boas), 15. Triomphe (Cornelissen), 16. Duchesse de Malakoff (Miellez), 17. AdellOlin (Cornelissen), 18. Marrellous (Bank's), 19. O. Mathiae (Boas), 20. General Mac-Mahon (Cornelissen), 21. Baron Gross (Lemoine), 22. Great Eastern (Smith), 23. Henry Olin (Cornelissen), 24. General Moutaubau (Lemoine), 25. Tricolor plena (Cornelissen), 2(3. Conqueror (Rollisson), 27. Schil- ler (Bank's), 28. Solferino (Lemoine), 29. Madame Cornelissen (Cornelissen) , 30. Marie Cornelissen (Cornelissen) u. a. m. 5. Das Accessit zum zweiten Preise fiel des Mangels an Konkurrenz wegen aus, deshalb er- kannten dies Accessit zum zweiten Preise (1 Du- katen) die Preisrichter der Sammlung gutkultivirter Fuchsien dem erbprinzlichen Obergärtner Schu- mann zu. Die vorzüglichsten waren: Guilding Star, monstrosa flore pleno, the little Treasure, Etoile du nord, Mistriss Simpson, Rose of Castille, Prinzessin von Preussen, Star (Bank's), Duchesse of Lancaster, Esperance, Compacta, Comte de Me- dici Spada, Tristan Shandi, Fairest of the Fair, Mad. Cornelissen, Sir Collin Campbell, Emperor Napoleon, Souvenir de Chiswick, revoluta, Auguste Renvult u. a. m. 6. Dem Kunst- und Handelsgärtner Boas von hier wurde das Accessit (1 Dukaten) zum dritten Preise zugesprochen für seine reichhaltige Samm- lung Fuchsien , namentlich für die gutkultivirten eigner Züchtung aus Samen: 1. Baron Hagedorn, 2. Hofgärtner Schoch, 3. F. W. Lenn, 4. Freund Hildebrand, 5. Schöne von Anhalt. Sie sind sämmt- lich von starkem, kräftigem Wüchse mit schön ge- füllter Corolla und elegant zurückgeschlagenen Kelchblättern, sowie reiche, volle Blüher. Von den übrigen Fuchsien zeichneten sich aus: Prinzess of Prussia, Pierre le grand, Tristan Shandy, Duo de Trevise, Great Eastern, Count Cavour, Prinze Al- fred u. a. m. Ausserdem war von demselben noch eine Gruppe blühender und Blattpflanzen beige- bracht , unter denen sich Witheringia pogonandra und Pogostemon Patchouli auszeichneten. 7. Die erste bronzene Medaille für das reich- haltigste Sortiment Gemüse wurde dem Stii'tsgärt- ner Herre in Mosigkau ertheilt. Es bestand aus: 10 Sorten Kartoffeln, 13 Sorten Bohnen, 4 Sorten Erbsen , 2 Sorten Körbelrüben, 4 Sorten Gurken, 5 Sorten Mohrrüben, 2 Sorten Salat, 2 Sorten Kohl- rüben, 2 Sorten Sellerie, 3 Sorten Petersilie, 3 Sorten Porree und 4 Sorten Wirsingkohl. Von demselben Aussteller war eine Sammlung von aus- gezeichneten Kulturpflanzen in 23 Exemplaren vor- handen. Es zeichneten sich darunter aus : die rei- zende Dianella australis, 2 schöne Orangen in Kübel, Diosma ciliaris, Älyrtus robusta, Weinmannia tri- chosperma, Cupressus funebris, C. Lindleyena, C. Ivnightii, C. austra'is, C. Lawsonii , Thuja com- pacta, Libocedrus Doniana, Juniperus echiniformis, Abies cilicia u. a. m. 8. Der Lehrer G. Schultz e aus Naundorf erhielt das Accessit (2 Thaler) zum vierten Preise für eine gute Sammlung von Gemüsen. Sie bestand aus 10 Sorten Kartoffeln, 4 Sorten Kohl, 2 Sorten Glaskohlrabi, 4 Sorten Mohrrüben, 2 Sorten Gur- ken, 2 Sorten Kohlrüben, 0 Sorten Zwiebeln. 9. Die zweite bronzene Medaille wurde dem Schlossgärtner Linke aus Bicndorf bei Köthen für die beste Gruppe blühender Pflanzen zugesprochen. Es zeichneten sich darunter aus : reichblühende Crassula, Tydaeen, Cyrillen, Gesnerien und von Rosen : A. remontirende Hybriden : Impcratrice Eu- genie, Triomphe de Mont rouge, Jules Margottin, Audubon, General Jacqueminot, Achille Constant, Emperor Napoleon, Maxime, Belle Americaine, Ma- dame Hilaire, Ornement des Jardins. B. Theerosen: Melanie Willermoz, Eugenie Degaches, David Pra- del, Madame de Tartas, Homere, General Lützow, Madame Bravy, Bougere, Comtesse Woronzow, Leontine de Laporte, Barbot u. a. m. 10. Kunst- und Handelsgärtner Lindemann von hier wurde das Accessit (2 Thaler) zuerkannt für eine Gruppe blühender und nicht blühender Pflanzen. Die sehr hübsch aufgestellte Gruppe be- 43 Ich habe einfach nur die Farbe beschrieben, ohne weitere Lobeserhebung, da ohnedies jede Sorte, auch in Form und Habitus eine Neuheit oder Ver- vollkommnuna; bildet. Herhstkönigin. Blasserbsfarben mit ganz zart rosa Schein Böse von Osterland. Schön rosa mit blas- ser Rückseite Deutschlands Ehre. Schön lachsroth, nach Aussen blassledergelb , auch abwech- selnd blassrosa Spitzen auf köstlichem, kirschrothem Grund und Rückseite. Unübertroffene Neuheit . Elisabeth von Bethmann-IIollweg. Weiss mit hellkarmin Grund und Seitenrän- dern. Sehr regelmässig und scharf ge- zeichnet (Liliput) Kleiner Adam. Purpurviolett, öfters mit weissen Spitzen , vielblumig (Liliput) Schöne Nelke. Weiss mit hell- und dun- kelpurpurviolett, hellblau gestreift und gespritzt. Schöne Rosenform . Deutsches Schneeröschen. Rein weiss. In jeder Beziehung ein köstlicher Liliput Deutsche Bellis. Pfirsichrosa mit weissen Spitzen (Liliput) Erinnerung an Jos. Maurus. Schön hell- purpurviolett auf dunkelm Grunde Gärtnerlieblvng. Dunkelrcsa pfirsichblü- then, zierliche Röhrenform .... Zarte Nelke. Weiss mit zart lila und schwarzpurpur, fein gestreift und ge- spritzt, reizend schön Andreas Henderson. Dunkelkirschbraun mit amarant und hellviolettem Rand Deutscher Bacchus. Gesättigt dunkelco- chenille, grossblumig Ludwig Storch. Glänzend hellisabelle auf chamois Grund, seltene schöne Farbe Gretchen von Köstritz. Leuchtend gold- gelb mit purpurcarmoisin Spitze (Li- liput) Vaterlandsrose. Schön salmrosa, nach aussen lichter. Rosenform . . . . Erinnerung an Geh. Eath von Werlhof. Schön amarant-kirschbraun (Liliput) Deutsche CarmincentifoUe. Hellpfirsich- carmin auf rosa Rückseite mit völlig constantem weissem Saume Klein Liebchen mein. Weiss mit purpur- violetten Spitzen, Rosenform (Liliput) Madame Phelauer. Pfirsichrosa, Zellen- kugelform Kleine Eva. Dunkel pfirsichblüth mit weissen Spitzen, sehr reichblumig (Li- liput) Kleiner Robert. Hell- und dunkelpiirpur- violett, Rückseite pfirsichblüth (Liliput) Nr. 4652 4657 4672 4675 4677 4683 4685 4697 4704 4711 4723 4725 4729 4734 4765 4775 Liliputfürstin. Grund weiss mit purpur- violetten Spitzen , sehr reichblumig (Liliput) Kleine Rosa. Blasslilarosa mit weissem Centrum (Liliput) Amtsassessor Freund. Amarantcarmoisin mit blasser Rückseite Deutsche Nelke. Zart blassrosa auf weis- sem Grunde mit hellpurpurviolett, nel- kenartig gestreift und fein gespritzt . Gärtnerliebchen. Ilellgoldgelb mit bräun- lich carmoisin Spitzen, zarte Färbung Erinnerung an Pastor Sonntag. Schön kupferscharlach, Rosenform . . . . Knabe von Köstritz. Rosaorange Grund in carmoisin übergehend, mit dunkel- purpur Spitzen (Liliput) Casimir von Jarusalski. Schön rosalachs- farbene Rosenform Kleiner Häuptling. Amarantcarmoisin- braun (Liliput) Leuchtende Deutsche. Orangescharlach, vielblumig Kleiner Mohre?ihäuj>tling. Dunkelschwarz- braun (Liliput) Kleine Ulrike. Blasserbsfarben mit lUa Rückseite (Liliput) Kleine Flora. Blassisabella, nach aussen mit rosa Schein (Liliput) . . . . Kohinoor. Hellcitrongelb , grossblumig . Müller von der Werra. Kupferscharlach Martin Trautmann. Grünlich chamois mit rosa und lackrothen Spitzen Ausserdem sind auch die in meinem. Haupt- verzeichnisse für 1861 aufgeführten neuen und älte- ren Sorten diesen Herbst in Landknollen abgebbar zur Hälfte des vollen Katalogpreises. (Hauptsäch- lich für meine geehrten Kunden und Geschäfts- freunde im Auslande ist dies beachtenswerth.) Köstritz a. d. Weisseufels-Geraer-Eisenbahn, den 15. September 1861. J. Sieckmann. Für Ilaiulolsgärtncr. 200 Stück Maranta zebrina, ä 100 Stück 1.5 Thaler. 20Ü Stück starke Ananas-Fruchtpflanzen, k 100 Stück 60 Thaler. 4 Stück Cycas revoluta, sehr schön, ä Stück 80 Thaler. Lauban, den 18. September 1861. C. Delpech, Kunst- und Handelsgärtner. 11 44 So eben erschien und wird auf frankirte Auf- forderung franko von uns versendet: Herbst-Katalog für 1861, enthaltend eine grosse Anzahl neuer und an- derer empfehlenswerther Pflanzen zu sehr massigen Preisen. Leipzig, den 1. September 1861. Laurentius'sche Gärtnerei. Pflanzen-Einpfehliing. Unterzeichneter empfiehlt eine grosse Auswahl Camellien mit Knospen in nur ausgezeichneten Sorten zu dem Preise, je nach Grösse und Buschig- keit, von 40 — 75 Thaler per lUO Stück; hochstäm- mige Kronenbäumchen das Stück 1 — 5 Thaler. Camellia Camphel, sehr buschig und schön, je nach Grösse von 35— 50 Thlr. per 100 Stück. LaurusTinus (Viburnum Tinus), niedrig, bu- schig, reich mit Knospen besetzt, 100 Stück zu 16 Thlr. ; schöne Kronenbäume das Stück 3 — 5 Thlr. Primula chin. fl. rubro pl. das Dutzend 3 Thlr.; fl. albo pl. das Dutzend 2 Thlr. Ausser vorstehenden besitze ich noch eine grosse Auswahl der beliebtesten Mode- und Handelspflan- zen, worüber auf frankirtes Verlangen Verzeichnisse bereitwilligst franko zugesendet werden von Friedrich Carl Schumann, , Kunst- und Handelsgärtner in Würzen bei Leipzig. Bliinion-Euiiifelilnng. Unterzeichneter empfiehlt sein reichhaltiges Sor- timent der jetzt so beliebten künstlich getrock- neten Blumen, welche den lebenden an Schön- heit nicht nachstehen, zur gütigen Beachtung. Darauf Keflektirende sind gebeten unter franko Einsendung mir ihre Wünsche erkennen geben zu wollen. Preis- kourante werden franko, Probeblumen unter billig- ster Berechnung sehr gern zugesendet von Friedrich Carl Schumann, Kunst- und Handelsgärtner iu Würzen bei Leipzig. Im Verlage von J. J. Weber in Leipzig erscheint nächstens : Die Landscliafts - (iliirtnerei. Ein Handbuch für Gärtner , Architekten , Gutsbesitzer und Freunde der Gartenkunst. Nach Humphry Reptons „The Landscape Gardening" von E. Petzold, Park- uud Garten-Inspektor Sr. K. H. des Prinzen Friedrich der Niederlande in Muskau. Mit 10 in den Text iEodriirktPii prliiiitf'rnden Flsiiren und mil 20 landscbafdichpn Aiisirhlen nucb Origiiiülzeichiiungen von Friedr. Preller und Carl Hummel. Im Verlage von E. Gross in Berlin erscheint: Die Chemie der Ackerkrume Dr. G. J. Mulder, Professor der Chemie in Utrecht. Nach der holländischen Original-Ausgabe deutsch bearbeitet und mit EvUluterungcn versehen VOU Dr. Johannes ülüUer in Berlin. Der erste Band ist bereits fertig und an dem zweiten wird rasch gedruckt, so dass das ganze Werk bald fertig ist. Methode Toiissaiiit-L.angeiischeidt. Englisch und Französisch (o. Auflage) Sprechen, Schreiben, Lesen und Verstehen erlernt Jeder, der deutsche Druckschrift richtig lesen kann, durch diese von über 100 wissenschaftlichen Autoritäten empfohlene Methode in 9 Monaten, ohne Lehrer, auf die angenehmste, gründlichste und billigste Weise. Vorkenntnisse nicht erforderlich. Honorar pro Woche nur 5 Sgr. (18 Xr. rh., 25 Nkr.). Nä- heres im Prospekt, der nebst einer Probelektion gratis versendet wird. Der portofreien Bestellung sind für das Rückporto 5 Sgr. in Briefmarken bei- zulegen. Prüfe Alles, das Beste behalte! Adresse : 4i. Lan!;cnscheitlt, Berlin, Hirscheistrasse 32/43. (Gefälligst zu notiren, da diese Anzeige vorläufig nicht wiederholt wird!) Verlag von Karl W i e g a n d t in Berlin, Kommandantenstrasse bi. Druck von J. F. Starcke in Berlin. 335 stand aus 74 Topfpflanzen, von denen wir beson- ders hervorheben : 8 Sorten schön gefüllter Petu- nien, ein grosses Heliotropium, 4 Sorten Begonien, 2 Sorten Calceolarien, Salvia tricolor, 20 Sorten Fuchsien, worunter galanthiflora plena in ausge- zeichneter Kultur, Torrenia asiatica, 4 Sorten Achi- menes u. a. m. 11. Dem Kunst- und Handelsgärtner Hal- bentz in Zerbst wurde für ein ausgezeichnetes Sortiment abgeschnittener Malven und Georginen die dritte bronzene Medaille zuertheilt. Es waren beides, Malven und Georginen, nur ausgezeichnete Blumen ersten Ranges und zeigten den unermüd- lichen Fleiss, den Halben tz der Kultur seiner Florblumen zuwendet. 12. Das Accessit (1 Thaler) erhielt Madame Boas von hier für einen geschmackvoll gebundenen Kranz und für zwei reizende Bouijuets. Nach Vertheilung der Preise erhielten noch Ehrendiplome : 1. Hofg.ärtner Schneider in Oranienbaum für 2 grosse Exemplare von Pinus longifolia und 4 eben solche Exemplare von Cryptomeria japonica. 2. Hofgärtner Schmidt im Georgium bei Dessau für ein in ausgezeichneter Kultur stehen- des Exemplar der Araucaria excelsa und für grosse Kulturpflanzen von verschiedenen neueren Begonien, worunter das grösste: Begonia Rex magnifica, ein wahres Riesen-Exemplar ist. 3. Dem Hofgärtner Kilian in Burg Kühnau für gute, seltene Pflanzen in bester Kultur, und namentlich für Banksia speciosa, Stadtmannia au- stralis, Grevillea robusta und Myrtus bullata. 4. Dem Gärtner beim Baron v. Hagedorn in Dessau, Schwarzkopf, für gutkultivirte Ko- niferen, als: Cupressus funebris, Thuja aurea, Cu- pressus Rheinwardtii, Juniperus phoenicea elegans, Cupressus torulosa. Taxus Devoniana u. a. m. 5. Dem Hoforgelbauer Zuberbier für einen reichblühenden, schönen Granatbaum und für ein Sortiment Yucca's. 6. Dem Kantor Hö nicke in Alten bei Dessau für ausgestellte selbstgezogene Blumenzwiebeln, be- stehend aus 41 Sorten Crocus, 7 Sorten Duc van Tholl-Tulpen und Scilla sibirica. Endlich waren noch ohne Ansprüche auf Kon- kurrenz ausgestellt: 1. Vom Kreisgerichts -Assessor Allihn von hier: 8 Sorten Aprikosen, 6 Sorten Kirschen. 2. Vom Hoffrotteur Schröter von hier: 1 Sorte Kirschen und 4 Sorten Kartoffeln. 3. Vom Garten-Inspektor Schoch in Wörlitz: 2 Sorten schöner Pfirsichen, 3 Stück grosse Melo- nen, 1 Sorte getriebener ausgezeichneter Pflaumen (grosse blaue Pflaume). 4. Vom Hofgärtner Schoch in Dessau: 30 Sorten schöner grossfrüchtiger Stachelbeeren, 5 Sor- ten Himbeeren , 4 Sorten Erdbeeren , worunter die ausgezeichnet wohlschmeckende Ambrosia (Nichol- son), Gloire de Sainte Lavalle und Reine des qua- tres Saisons, 2 Sorten grosser Melonen (Netz-Can- taloupen), 1 grosse gerippte Ananas (nervosa maxima). Ferner von Gemüsen: (i Sorten Gurken in starken, ausgewachsenen Exemplaren: 1. Chinesische grüne, 2. Chinesische hellgrüne, 3. mittellange gewöhn- liche, 4. grosse Schlangengurke, f). Russische zum Einmachen und 6. Französische Traubengurke; 6 Sorten Kohl: 1. Mai-Spitz- Weisskohl, 2. Johannis- Weisskohl, 3. York- Weisskohl, 4. früher niedriger Ulmer Wirsing, ö. niedriger früher Wiener Wir- sing und 6. Victoria Wirsing. 5. Vom Kanzleirath A. F.Schwabe von hier: ein Holzkasten mit einer Gurkenpflanze im Fenster gezogen mit 8 Stück ausgewachsenen Gurken und eine neue von ihm aus Samen gezogene, sehr wohl- schmeckende Kartofl'el, die Pechkartoffel genannt. Ueber die Gattungen Cnrlinlovica und Cyclaiithiis. Von C. Bouche, Inspektor des Königl. botanischen Gartens in Berlin. Fast alle Arten dieser beiden Gattungen zeich- nen sich durch schöne Blattformen aus und erinnern unwillkürlich an Palmen, wesshalb sie oft zur Zierde in Warmhäusern gezogen werden. Da ihre Kultur, wenn man ihnen Wärme und Feuchtigkeit genug zukommen lässt, nicht schwierig und genug be- reits bekannt ist , so will ich sie nicht wiederholen, sondern nur auf die am leichtesten zu kultivirenden Arten hinweisen, die in jedem Warmhause von 12 bis Ifi Grad ohne Bodenwärme bei angemessener Luftfeuchtigkeit sehr gut gedeihen. Diese Eigen- schaften besitzen vorzugsweise: Carludovica plicata, atrovirens, latifolia, Hookeri und Sartori, während alle anderen, so wie die Arten von Cyclanthus nur gut gedeihen , wenn man ihnen Bodenwärme gibt, aber alsdann prachtvolle W^edel entwickeln. Der hiesige Königl. botanische Garten besitzt von diesen beiden Gattungen jetzt 21 Arten, als: Carludovica atrovirens H. "Wendl. , flabellata KL, funifera Poit., Hookeri hört. Herrnh., humilis Poepp., incisa H. Wendl., latifolia R. et P., macropoda KL, microcephala H. Wendl., Moritziana KL, palmata R. et P., phaeospatha h. Herrnh., plicata KL, Plu- mieri Kth., Sartori h. Darmst., Sp. nova h. Herrnh., Sp. ex Brasilia, Sp. von Schottmüller, Sp. aus St. Domingo von Meyerhof, Cyclanthus bipartitus Poit., cristatus KL und Sp. aus Venezuela von Wagener. 336 Die meisten Arten lassen sich durch Zerthei- lung des Wurzelstockes leicht vermeliren, indem man die Ballen ausschüttelt und die Pflanzen nach der Theilung auf ein warmes Mistbeet bringt; je- doch gibt es auch mehre, die nur durch Seiten- sprossen des Stammes vervielfältigt werden können; bei diesen ist daher eine Vermehrung durch Sa- men wichtig; bis jetzt gelang es mir, von Carlu- dovica latifolia, Hookeri, plicata und Sartori voll- kommenen Samen und junge Pflanzen zu erziehen. Samen gewinnt man am sichersten, wenn man die Blumen befruchtet. Derselbe reift etwa nach 8 bis 10 Monaten und muss sogleich ausgesäet werden. Das Keimen gelingt am besten, wenn man die Sa- men auf einer Mischung von Torfmoos (Sphagnum), Erde und Sand ausstreuet oder eigentlich aufschmiert, denn die Samen sind so in Schleim eingehüllt, dass man sie nur mit grosser Mühe daraus sondern kann. Um sie gleichmässig auf der Erdoberfläche auszu- breiten, vermischte ich sie mit Sand und strich sie auf, ohne sie mit Erde zu bedecken. Nach der Aussaat setze ich den Samentopf in einen Untersatz mit Wasser, bedecke ihn mit einer Glasscheibe oder Glocke und stelle ihn an einen recht feuchten, warmen und schattigen Ort, wo die Samen nach 4 bis 6 Wochen zu keimen pflegen. Sobald die Pflänz- chen zwei Blättclien, die aber nur die Länge von |Zoll besitzen, getrieben haben, werden sie in recht lockere, faserige und humusreiche Erde piquirt, recht feucht und schattig gehalten. Es ist eigenthümlich, dass manche Arten sehr leicht und oft blühen, während Carludovica atro- virens, palmata, plicata und incisa, so wie die Cy- clanthus-Arten, noch niemals im hiesigen Garten geblühet haben. Zusatz der Redaktion. Auch der botanische Garten in Paris ist reich an Cyclantheen. Nach einer Notiz in der Revue hor- ticole (Seite 38) werden daselbst Ifi Arten kuUivirt. Carludovica bipartita Hort., funifera Poit., humilis Poepp., lancaefblia Ad. Brongn., latifolia R. et P., macropoda Klotzsch, microcephala Hort., palmata E. et P., purpurata Hort, und subacaulis Poit. ha- ben bereits geblüht, während dieses bei Carludovica atrovirens Wendl., incisa Hort., C. Liboniana Hort., plicata Hort., sp. e Brasilia und Cyclanthus bipar- titus noch nicht der Fall gewesen ist. Im Jardin des plantes hat man die Beobachtung gemacht, dass das Grün der Blätter weit dunkler und lebhafter wird, je wärmer die Pflanzen gehalten werden. Ein Waniibeet am Fenster. Seitdem Pflanzen- und Blumenzucht nicht mehr ein Privilegium der Gärtner ist und sogar Lieb- haber, welche auch nicht das kleinste Stück Land ihr eigen nennen können, in dem Wohnzimmer bisweilen Pflanzen, mit Erfolg ziehen , welche man noch vor einem Paar Jahrzehenden selbst in Ge- wächshäusern für sehr schwierig in der Kultur hielt, ist auch die Liebe zu Pflanzen und Blumen noch mehr erhöht; man findet in Zimmern selbst gar nicht selten bedeutende Sammlungen bestimm- ter Pflanzen. Ein Holzhändler in Berlin besitzt auf dem Dache eines Stalles eine der schönsten Cactus- Sammlungen, wo jedes einzelne Exemplar von dem Gedeihen Zeugniss ablegt; ein anderer kultivirt ebenfalls Dickpfianzen aller Art, vor Allem Agaven, in einem auf dem Dache angebrachten Räume. Bekanntlich besitzt ferner ein drittes Mit- slied des Vereines eine der schönsten Palmen- Sammlungen in seiner Wohnung. Man sieht hier die seltensten und in der Kultur schwierigsten Arten, selbst Calameen in reichlicher Auswahl. Die Anzucht aus Samen geschieht bei ihm mit Erfolg im Winter auf dem Ofen. Während unseres Aufenthaltes in Weimar theilte ein Mitglied des dortigen Gartenbau -Vereines in einer Sitzung desselben mit, dass er sich ein Warm- beet am Fenster angelegt habe, was er auch im Winter benutzen könne. In ihm mache er Steck- linge aller Art, treibe Pflanzen an, bringe im Zim- mer vernachlässigte oder überhaupt krank gewor- dene Exemplare in gehöriges Wachsthum u. s. w. Da natürlicher Weise Pferdemist im Zimmer nicht benutzt werden kann, so bediene er sich, um der Erde des Beetes die gehörige Wärme niitzutheilen, erwärmter Backsteine, die er in einem besonderen, gut verwahrten Verschluss mit leichter Mühe unter dem Beete einsetze und die, sobald sie kalt gewor- den, wiederum ersetzt werden können. Die Steine erwärme er in der Ofenröhre. Selbst nach kalten Nächten fühlen sich dieselben am frühen Morgen noch warm an. Libon's Tod. Eben erhalten wir die zweite traurige Nach- richt, dass der bekannte Reisende Libon, als er eben im Begriff war, nach Europa zurückzukehren, im Innern Brasiliens gestorben ist. 5 Jahre hat er für de Jonghe in Brüssel und wiederum 2 Jahre für Linden ebendaselbst gesammelt. Ihm verdan- ken wir eine grosse Menge schöner Pflanzen, die zum Theil seinen Namen tragen. Verlag von Karl Wiegan dt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Beriin. Hierzu eine Beilage. Wochenschrift des Vereines zur Heförderuno; des Gartenbaues in den Königiicfi Preussisciien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Proiessor Dr. Karl Koch. M 43. Berlin, den 24. Oktober 1861. Preis des Jahrganges b\ Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Eine Keise durch Grossbritannien im Frühjahre 1861. — Ueber die Erträge der verschiedenen Gemüse. — Bericht über die in der 407. Versammlung ausgestellten Gemüse und nützlichen Pflanzen. Sonntag, den 27. Oktober, Mittags 11^ Uhr, findet im Englischen Hause eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt. Nach dem Schlüsse der Verhandlungen, pünktlich 2 Uhr, beginnt ein gemeinschaftliches Mittagsessen. Eine Reise durch Grossbritaunien im Frühjahre 1861. Als wir vor einigen Jahren im Koch'schen Gartenkalendei über eine Reise durch England und Schottland berichteten, hatten wir Gelegenheit über verschiedene Pflanzen, namentlich über die Exem- plare von Tannenarten, zu sprechen, die, den dor- tigen Winter aushaltend, ihre mehr vaterländischen Formen annehmen und den Gärten jenes Ansehen verleihen, dass wir wähnen, in einer aussereuropä- ischen Zone zu sein. Es sind besonders die Arau- caris imbricata, die Cedrus- und Cupressus-Arten, welche eine Hauptzierde bilden und eine bedeutende Stelle in den englischen Park-Anlagen einnehmen. Wohl glaubten wir damals, dass jene starken Pflanzen, die schon seit 20 bis 40 Jahren den Win- tern getrotzt, als förmlich akklimatisirt zu betrach- ten sein möchten und jeder dort möglichen Kälte trotzen würden. Leider hat jedoch der Winter von 1860 auf 1861 das Gegentheil bewiesen. Es ist seit einem Jahrhunderte kaum eine grössere Kälte in Grossbritannien gewesen , als zur, genannten Zeit (12 bis 20" R.); wenn sie auch glücklicherweise nicht überall in gleichem Masse geherrscht, so sind doch die betroffenen Provinzen um so härter mit- genommen. Da es für die Leser dieser Blätter nicht ohne Interesse sein mag zu erfahren, wie verschiedene, bei uns als nicht ausdauernde Koniferen, Bäume und Sträucher ihre harte Probe dort bestanden ha- ben, so fügen wir hier eine Liste derjenigen auf, die uns auf unserer letzten Reise besonders in die Augen fielen. Zugleich mögen viele Arten, die den rauhen Winter bestanden, und die wir bei uns zärtlicher glaubten, uns zu anzustellenden Versu- chen aufmuntern. Auf den meisten Plätzen waren gänzlich todt: Pinus insignis. Bäume bis r!0 Fuss Höhe und .30 Fuss Durchmesser, Pinus Craigiana, P. radiata, Cupres- sus Knightii, C. Lambertiana, C. majestica, C. ma- crocarpa, C. Goveniana, C. funebris, Libocedrus chilensis, Juniperus Gossainthanea, J. Bermudiana, Berberis Fortunei und Biota glauca. In den meisten Gärten bedeutend beschädigt: Araucaria imbricata ( viele gänzlich todt ) , Thuja aurea, Th. compacta, Th. tatarica, Th. sinensis va- riegata. Hex ferox, I. Aquifoliym, I. Dahoon, I. cri- spa, I. balearica, I. ciliata, I. Aquifolium pendu- lum, Cryptomeria japonica, Daphne Laureola, Li- gustrum japonicum, L. nepalense, L. vulgare, der sonst so sehr hart ist, Aucuba japonica, die mei- sten Cotoneaster, die Cytisus, mit Ausnahme von C. Laburnura, Garrya elliptica, Arbutus Unedo, A. Andrachne, Berberis Bealii, Escallonia macran- tha, Prunus Lauro-Cerasus, P. lusitanica. Wenig beschädigt waren: Wellingtonia gigan- tea, Abies cephalonica, Cupressus thujoides varie- 43 338 gata, Hex doningtoniensis, Berberis dulcis, Cedrus atlantica. Unbeschädigt blieben : Thujopsis borealis, Abies Douglasii, A. Menziesii, A. Clanbrasiliana, Cedrus Libani, die jedoch in Belgien gelitten, während die Cryptomeria japonica nicht beschädigt wurde, Pi- cea Fraseri, P. nobilis, P. amabilis, P. Nordman- niana, Thuja macrocarpa, Th. caucasica, Th. Crai- giana, Th. gigantea, Cupressus Lawsoni, C. thuioi- des, Pinus Jefi'ieyana, P. Lambertiana, P. Beai'dsleyi, P. Benthamiana, Juniperus tamariscifolia, J. oblongo- pendula, J. sinensis, J. excelsa, J. squamata, J. eri- coides, J. sphaerica, Retinospora ericoides, alle Taxus -Arten, Skimmia japonica u. s. w. und alle schon bekannten harten Bäume und Sträucher, die unsere deutschen Wintei' ertragen. Höchst verschieden sind die Wirkungen des Winters auf die Araucaria inabricata gewesen. Wäh- rend in der nächsten Umgebung Londons dieser prächtige Baum nur wenig beschädigt wurde, sind an vielen Stellen, nur 8 bis lü Stunden Entfernung, sehr viele bereits starke Pflanzen zu Grunde ge- gangen. InChat8worth(Derbyshire), Yorkshire,Lan- castershire und verschiedenen anderen Grafschaften des nördlichen Englands, sowie in ganz Schottland, sind sie fast durchgängig bis auf den Hauptstamm erfroren. Eigenthümlich bleibt es ferner, dass an man- chen Plätzen die einen Araucarien fast gänzlich erfroren waren und andere dageo-en, öfters nur einige Schritte davon, nicht im Mindesten von der Kälte berührt w orden. Es sprach diese Erscheinung nicht allein für die Verschiedenheit des Wurzelvermügens einzelner Individuen, durch gewisse Einflüsse ver- ursacht, nach welchem die Gehölze mehr oder weni- ger dem Froste trotzen konnten , sondern vielmehr für die Thatsache, dass es unter den dachziegel- blättrigen Araucarien härtere und weniger harte Formen gibt. Es möchte dies wohl durch die Annahme zu erklären sein , dass die eingeführten Samen von Individuen gesammelt wurden, die einen verschiedenen Standort einnahmen ; die einen auch vielleicht 5 bis 60U Fuss höher über der Meeres- fläche gewachsen waren, als die anderen, was jeden- falls eine grössere oder mindere Härte des Bau- mes zur Folge haben möchte. So lange wir in England waren, boten sich immer hin und wieder traurige Bilder der Zerstö- rung den Blicken dar ; um so freudiger war unsere Uebcrraschung, als wir, vom Osten Englands kom- mend, in Irland landeten! Der Temperatur-Unter- schied genannter Insel im Winter ist, wie bekannt, nicht unbedeutend im Vergleiche zu dem Englands und Schottlands ; man kann stets annehmen , dass der Winter Irlands kaum halb so streng ist, als im übrigen Grossbritannien in Fol^'e der direkten Be- rührung des Golfstromes ersterer Insel. So kommt es denn auch, dass dort alle jene Arten von Koni- feren und feinen Sträuchern, die in England zerstört waren, für Irland den Gärten erhalten wurden und nur hier und da das eine oder andere Exemplar gelitten hatte, was in jedem Winter vorkommt. Die Koniferen-Sammlung im Phönix Park zu Dublin, wohl der grösstc Park Europa's , den ich durch die ausserordentliche Freundlichkeit des dor- tigen Administrators, Wilky, und des Direktors vom botanischen Garten, Moore, in Augenschein nehmen konnte , enthielt besonders schöne Exem- plare von Abies cephalonica ('J5 Fuss hoch), Quer- cus glabra . Cupressus torulosa, C. macrocarpa, C. Lambertiana, Libocedrus decurrens, Araucarien und Cedrus, sowie ein Exemplar Hex von 'lö Fuss Höhe u. s. w. Im botanischen Garten, der unter der Lei- tung von Moore eine so reiche und schöne Pflanzen- sammlung sich angeeignet hat, waren ebenfalls keine Bäume im Garten beschädigt worden. Die botani- schen Gärten in Grossbritannien dienen dem Pu- blikum im Allgemeinen zu Spaziergängen; es wird deshalb viel für deren Ausschmückung gethan durch Anpflanzungen schöner, namentlich immergrüner Bäume. In einem anderen Artikel werde ich vielleicht später Gelegenheit haben, auf die Pflanzensamm- lungen jener Gärten zurückzukommen, die damals im Vereine mit einigen anderen Privatgärten eine gelungene Blumenausstellung in Dublin beschick- ten, gelungen sowohl durch die Prachtexemplare von Kulturpflanzen (z. B. Conoclinium janthinum, f) Fuss hoch und ö Fuss Durchmesser, Posoqueria formosa, desgleichen u. s. w.), die aufgestellt waren, als auch dui-ch die zahlrsiche Versammlung zarter Schönheiten Irlands, die der Göttin Flora ihre Hul- digung darbrachten. — Weniger günstig waren die Wirkungen des verflossenen Winters im viel nörd- licher gelegenen Belfast, wo viele immergrüne Arten mehr oder weniger vom Froste gelitten hatten. Von Belfast reisten wir dieses Mal direkt mit dem Dampfschiff nach Schottland und hatten auf diese Weise Gelegenheit die schöne Bucht von Greenock bis Glasgow zu bewundern. Der Weg führt durch äusserst romantische Gegenden ; die Ufer, an denen die Landsitze der wohlhabenden Kaufleutc von Glasgow liegen, sind fast auf jeder Stelle durch Rasenteppiche begrenzt von solch gesättigt- grüner Farbe , wie man sie nur Ende Mai und in jenem Lande sehen kann, wo keine brennende Sonne braun- färbend einwirkt. Man passirt auf besagter Tour ausser den zahlreichen verschiedenen Villa's auch das majestätische Dumbarton Castle mit seinen im- posanten Felsen. Die Reihen schottischer Hochalpen 339 im Hintergrunde, die heirliche jiTüne Einfassung des üppigen Grasgrüns, die graulichen Felsenwände des Schlosses, zum Theil mit Epheu bekleidet, war der Anblick jener Landschaft bei der damaligen Sonnenbeleuchtung eines ungetrübten Mai-Morgens, ein herrlicher Genuss in jeder Beziehung. Nicht weit von Dumbarton Castle befindet sich das Denk- mal zu Ehren Henry Bell's, dem Erbauer des ersten Dampfschiffes. In Glasgow wurden die erhaltenen lieblichen Bilder wieder etwas verschleiert angesichts der vom Winterfroste angerichteten Zerstörungen, denn dort, wie überhaupt in ganz Schottland, sind die Gärten von den empfindlichsten Verlusten heimgesucht worden. In Edinburg's botanischem Garten beson- ders war der Anblick ein bejammernswerther, da die todten Bäume noch zum Theil im Garten stan- den und an ihnen theil weis, so an den 25 B^uss hohen Araucarien, den Cedrus-, Laurus- und Quer- cus-Arten, Versuche gemacht wurden, ob die sich einstellende Frühjahrs- und Soinmerwärme nicht neues Leben in die noch grünen Stämme bringen und wieder kräftige junge Triebe hervorlocken würde. Nachdem wir mit dem so freundlichen In- spektor des Gartens, Mac-Nab, die ausgezeich- nete Pflanzensammlung durchgesehen, bereitete uns derselbe eine ebenso angenehme, wie seltene Ueber- raschung, indem er uns den Haupt weg der neuen Anlage entlang führte, an dessen Ende angelangt den Augen ganz unvorbereitet zwei herrlich einge- rahmte Naturbilder entgegen lachen. Auf der einen Seite ist es die so freundliche Stadt Edinburg mit dem kunstvollen Denkmal von Walter Scott und dem auf einem hohen Felsen gelegenen königlichen Schlosse, welche durch einige Bäume in geringer Entfernung in einen herrlich grünen Rahmen gefasst werden. Auf der andern Seite sind es Nelson's Denkmal mit den Salisbury Craigs und dem ohn- gefähr lUUO Fuss hohen Arthur's seat, welche sich, unbeschreiblich schön eingerahmt, den staunenden Blicken darbieten. Es sind dies unstreitig die zwei prachtvollsten Ansichten, die ich jemals in einer Anlage gesehen ; freilich ist die Lage des Gartens zur Stadt auch in jeder Hinsicht günstig. Die Zeit drängte uns damals, denn schon hatte der Juni begonnen, und am ö. Juni wollten wir auf der grossen Blumenausstcllung in Kensington sein. Nur im Bluge berührten wir noch New-Castle on Tyne, York und Sheffield, überall die Verwüstun- gen des Winters schauend, und kamen am Morgen des 5. Juni wohlbehalten in London an. Ohne von unserer ermüdenden Reise, die H Tage und 3 Nächte ununterbrochen gedauert hatte, auszuruhen, eilten wir vielmehr sofort nach Kensington. Wohl versprachen wir uns von jener Ausstel- lung etwas Ausserordentliches, einmal, weil die kostbaren und zu dem Zwecke neuerbauten Lokale eingeweiht wurden und zweitens, weil die Ausstel- lung selbst das Symbol der Verjüngung, des Wieder- auflebens der Gartenbau - Gesellschaft sein sollte. In Folge dessen war die Betheiligung noch allge- meiner, als es gewöhnlich der Fall ist; der ausser- ordentlichen Scherflein waren von allen Seiten reich- lich beigebracht. Das Hauptgebäude, 70 Fuss hoch, '270 Fuss lang und 100 Fuss weit, in Form eines grossen Gewächshauses mit breiten Gallerien , steht nach dem Hyde-Park zu. Es schliesst sich ihm zu bei- den Seiten ringsum ein ohngefähr 20 Fuss breiter, oben bedeckter Säulengang an, wo die Aufstellung der Gewächse terrassenförmig geordnet war. Treten wir in das Hauptgebäude ein , gehen wir, uns den damals eingeschlagenen Weg ver- gegenwärtigend, den vordem Stellagen entlang und richten unser Augenmerk der reichen Aufstellung der aus Japan neuerdings eingeführten Gewächse zu. Es sind gegenwärtig 4 Reisende in Japan, die gegenseitig wetteifern, die noch unbekannten Pflan- zen jener reichen Inseln nach Europa zu bringen. Jenen verdankt man den Anblick des so inter- essanten Sciadopitys verticillata (eine den Podocar- pus ähnliche Konifere), Retinosposa obtusa, Thu- jopsis d ol abrät a fol. var., Bambusa variegata, einige Podocarpus mit bunten Blättern, Osmanthus Aqui- folium, eine Hex ähnliche Pflanze, und dieselbe auch mit bunten Blättern, Illicium, Retinospora, Elae- agnus und Thea viridis, Taxus, Camellia und Eury- bia, Buxus, Daphne und Gardenia radicans eben- falls mit bunten Blättern. Diesen Neuheiten folgte eine Sammlung Anenochilus mit Goodiera Veitchii und G. Dominiana, Aralia japonica fol. var., eine unbekannte Pflanze von Manilla, die, wie ein Pla- tycerium geformt, wahrscheinlich wohl zu den Marc- gravien gehört, die interessante Ouvirandra fenestra- lis, das neue Caladium Veitchii, gute Kulturpflan- zen von Cephalotus follicularis, Saraccnia Drum- mondi und physamphora, Sonerilia margaritacea splendens, eine neue Varietät mit kleineren Punk- ten, Lygodium dichotomum, die prächtige Colocasia macrrorhiza fol. var., Pteris cretica fol. var., Cani- pylobotrys refulgens, Alocasia cuprea C.Koch(me- tallica Hook., nicht Schott), Areca und Calamus Verschaffeltii , Caladium spectabile und C. Lemai- reanum, eine Sammlung neuester Blendlinge von Begonien , Züchtungen des van Houtte'schen Eta- blissements. Ein Sortiment Farne für's freie Land, unter denen nichts besonders Seltenes sich befand, eine Gruppe kleiner buntblättriger Pflanzen und eine Aufstellung von Gloxinien und Rosen, unter denen Buffon, G. Homer, Triomphe de Lyon, Ma- 43» 340 dame Bonni^re, Ev^que de Nisme, President (Thee- rose). Bemerkenswerth trennte man die ferneren Neuheiten: wie Azalea Dieudonn^ Spae, A. King- horni, A. etoile de Gand, Loraaria Frazeri, Orchis foliosa, eine prächtige Erdorchidee, Rhododendron President van der Hecke, eine der schönsten in Gent gezogene Varietät, eine breitblättrigei-e Va- rietät von Convallaria majalis fol. var. u. s. w. Auf der hintern Seite des mittleren Haupt- gebäudes waren die brillanten Orchideen-Gruppen, aufgestellt mit Farnen, namentlich Trichomanes- Arten unter Glasglocken. Saccolabium guttatum mit 10 bis 12 Blüthenähren , Phalaenopsis grandiflora mit 100 bis 150 Blüthen, Cypripedium mit "20 Blü- then, Cattleya Mossiae mit 50 Blüthen, Laelia pur- purata mit '20 Blüthen, Cymbidium eburneum, Catt- leya Wagneri, Dendrobium Paxtoni mit 25 Blüthen- trauben, Aerides Lindleyana, A. Lobbii, A. Larpen- tae, Vanda insignis, Barkeria spectabilis und Angu- loa Clowesiana in reichlichster Blüthenfülle bildeten die kostbaren Kleinodien jener prachtvollen Gruppe. Eine Rosenaufstellung, unter denen Souvenir d'un ami, Charles Lawson, Triomphe de Paris u.s.w., unterbrach die Orchideengruppe da, wo sich der Aufgang zur Gallerie befand. die mit Palmen ge- schmückt war. Den Orchideen schloss sich eine Kollektion Begonien in grossen Schauexemplaren an. Richten wir nun unsere Aufmerksamkeit nach der Mitte der Hauptrotundc, die durch das Arran- gement in 3 Theile getheilt war, so finden wir auf dem ersten blühende tadellose Kulturpflanzen von Stephanotis floribunda, Acrophyllum venosum, ^\ Fuss hoch, 2^ Fuss Durchmesser, Dracophyllura gracile, Erica tricolor Wilsoni, 3 Fuss hoch, 3 Fuss Durchmesser, Genethyllis tulipifera und G. fuch- sioides, Epacris, Pimelia, Prostranthera lasiantha, Erica elegans, Polygala cordifolia, Franciscea con- fertiflora, Rondeletia major, 2 bis 4 Fuss hoch bei gleichem Durchmesser u. s. w. Ilinen schlössen sich eine Anzahl Azalea indica an, in Exemplaren von 3 bis 5 Fuss Höhe und 3 bis 5 Fuss Durch- messer in Sorten wie: Admiration, Extranei, optima, Perreyana, Criterion und Sir Ch. Napier. Unsere Blicke ruhten mit besonderem Wohlgefallen auf einem Rhododendron Maddeni, was nicht weniger als 75 Blumenbouquets entwickelt hatte. Die Aufstellung des ersten Theils endete mit einer Sammlung neuer Begonien-Blendlinge, von einem Liebhaber aus Chel- tenham ausgestellt. Der zweite oder mittlere Haupttheil war durch eine Rosengruppe und durch Farnenkästen, kleine buntblättrige Pflanzen enthaltend, gebildet. Von den Rosen erwähnen wir die Sorten: Madame Demaizin (Thee-R.), Auguste Mie, Coupe d'Heb^, Duchesse of Southerland (remont.), Miss Glegg (Noisette), Elisa Mercour und Paul Ricaut (hybr. Bourbon), die als Pyramiden von 5 bis 6 Fuss Höhe in vol- ler Blüthe standen. Der dritte Haupttheil bestand aus einer Farn- Aufstellung, unter denen wir hervorheben die so seltenen, wie schönen Lomarien : Fraseri und cyca- daefolia, Toodia pellucida , Cyathea medullaris und C. dealbata, Gleichenia flabellata. Gl. speluncae, Balantium u. s. w. , ferner aus Kulturpflanzen von Azalea indica (Juliana, Extranei, variegata u. s. w.), Ixora salieifolia, Pimelia Hendersoni, Gompholobium polymorphum, Allamanda cathartica, Lechenaultien, Acrophyllum, Aphelexis, Erica, Adenandra u. s. w. von 3 bis 5 Fuss hoch bei gleichem Durchmesser. Wir waren bis zu jener Stelle gekommen, als uns plötzlich von mehrern Seiten ein freundliches: y,get of che way!"*) zugerufen wurde und die Königin Victoria, die die Ausstellung mit ihrem Besuche überrascht hatte , noch bevor alle Aufstellungen geordnet waren, ihre Schritte an uns vorbei lenkte. Wir treten nun auf der linken Seite in den Säulengang ein und lassen unsere Augen sich an dem überraschenden Anblicke weiden. Die Pflanzen wai-en terrassenförmig geordnet und mit Farnen be- ginnend, denen sich zu gleichen Monsterexemplaren kultivirte Erica und eine Dracänen- Gruppe von geringerer Bedeutung anschlössen, bildete das Ende eine Terrasse von ohugefähr 150 Fuss Länge mit in üppiger Blüthenfülle prangenden Pelargonien be- setzt, jene englischen Schaupflanzen, die bereits genug europäischen Ruf haben, als dass wir uns noch mehr darüber auszulassen brauchen; der Effekt war ein bezaubernder. Die besonders her- vorleuchtenden Sorten waren: fair Ellen, Fairest of the fair, Ariel, Nestor, Gern of the West und Ms. Marnock u. s. w. Wir heben unter den Farnen hervor: die mächtigen Exemplare vonGymnogramme pulverulenta, argyrophylla, Gleichenia dichotoma. Gl. flabellata und Gl. microphylla, Cyathea dealbata u. s.w.; von den Eriken nennen wir: E. Bergeana, E. Humeana, E. Cavendishi, E. ventricosa superba, E. depressa, E. Massoni, E. mirabilis , E. eximia superba u. s. w. Neben den Aufstellungen auf dieser Seite be- ■ fand sich ein sehr langes Bufiet, wo bestens ge- sorgt war, dass auch die verschiedenen Magen der Anwesenden in bester Laune erhalten wui'den. Wir begeben uns nun in den Säulengang rechts und, eine Rhododendren-Gruppe von mehr unter- geordneter Bedeutung übergehend , folgen wir der terrassenförmigen Aufstellung von Blattpflanzen, be- stehend aus herrlichen Exemplaren von allen Arten Rhopala, Hippomane longifolia, Pandanus javanicus *) D. i. Geht aus dem Wege. 341 fol. var., Theophrasta imperialis, Cyanophyllum ma- gnificum, Aralia Sieboldi, Maranta rogalis, der neuem bunten Caladien u. s. w., einer Gruppe Farne, dar- unter 5 Fuss hohe und 5 Fuss breite Gleichenien, einer Sammlung Farne für's freie Land, unter denen Neuheiten, wie das interessante Aspidium Fil. fem. Frizelliae, Asplenium trichomanoides incisum, Blech- num boreale cristatum und B. boreale crassifolium. Eine schöne Calceolarien-Gruppe und eine geringe Zahl neugezüchteter Sämlinge von Scharlach-Gera- nien trennten die Blattpflanzen wiederum von Mon- ster-Pelargonien, die, aus grossblumigen und Fancy- Arten bestehend, mit denen der entgegengesetzten Seite korrespondirten. Ihr Effekt war nicht minder grossartig. Den Schluss machte eine Sammlung buntblättriger Stauden, unter denen wir jedoch nichts besonders Seltenes hervorzuheben fanden , sowie eine unvollkommen blühende Disa grandiflora, jene prächtige Erdorchidee vom Tafelberg Süd-Africa's. Zu den eingelieferten Früchten und Gemüsen führte eine absteigende Terrasse auf derselben Seite des Säulenganges; dieselben standen an Reichhal- tigkeit keineswegs den Pflanzensammlungen nach. Wir sahen namentlich ausgezeichnete Weintrauben vom Frankenthaler (black Hamburgh, Buckland Sweet-water) Muscat und eine neuere Sorte: New- sell's Sämling. Wir machen bei dieser Gelegenheit auf die Kultur der Weinreben in Töpfen aufmerk- sam , die jenseits des Kanals mit grosser Vorliebe getrieben wird. Wir sahen Guirlanden in verhältniss- mässig kleinen Töpfen (ohngefähr 1 Fuss Durch- messer), die 5 bis 7 Trauben von bedeutender Grösse trugen. Nichts ziert eine Mittagstafel mehr, als sol- che mit Trauben behanKene Heben. Auch die Pfir- siehe Hessen nichts zu wünschen übrig. Wir hatten Gelegenheit die Sorten: royale George, Noblesse, Grosse Mignonne und Peacock in ihrer Vollkom- menheit zu bewundern. Aprikosen und Feigen fanden wir gleichfalls gut vertreten. Von Erdbeeren waren ausgezeichnete Tische von britisch Queen, Oscar, Empress Eugenie, Trollop's Victoria, Carolinea su- perba, Sir Charles Napier u. s. w. ausgestellt; von Melonen: schöne Exemplare der King's green-fle- shed und Turner's gem. Musenfrüchte und Gur- ken fehlten auch nicht. Ananas, unter denen Queen's und Providencer u. s. w., sowie Kirschen, waren nicht 80 ausgezeichnet, als sonst gewöhnlich. Ueber die ausgestellten Vasen und Bouquets konnten wir keineswegs in Entzückung gerathen, wie dies von Seiten der Engländer geschehen, denn in diesen Dekorationen haben wir auf dem Konti- nente einen weit bessern Geschmack. So viel über jene wundervolle Ausstellung, die ohnstreitig von allen bisher abgehaltenen den ersten Rang einnehmen kann. Der Garten selbst ist mit vielen Gruppirungen und Terrassen im alten französischen Stiel (ä la Le Nütre) ausgelegt. Die noch jungen, meist erst angepflanzten Bäume gewährten übrigens nichts we- niger als Schatten, so dass derselbe keineswegs den angenehmen Eindruck der Anlagen beim Krystall- Palast zu Sydenham hervorruft. Wenn nach einer mehrwöchentlichen und ra- schen Reise die stets wechselnden Bilder und Ein- drücke den Geist erschlaffen, so muss dies nament- lich um so mehr geschehen, wenn das Schlussbild alle übrigen an Lebhaftigkeit übertrifft. So ging es auch uns ; wir eilten nach jener Ausstellung zu unseren alltäglichen Geschäften nach Gent. Ueber die Erträge der verschiedenen Gemüse. Während der dritten Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter kam auch, und zwar in der Abendsitzung am 3. Oktober v.J., die 4. Frage nach festen Prinzipien zur Beurthei- lung von Gemüse- Grundstücken zur Behandlung (S. den vorigen Jahrgang d. Wochenschrift S. 351). Grade wo Städte sich erweitern, neue Stras- sen, Eisenbahnen u. s. w. angelegt werden, und der an und für sich theure Boden in der nächsten Umgebung hauptsächlich der grossen Städte, wo man nur einen grösseren Ertrag bringende Pflan- zen kultivirt, vielfach in Anspruch genommen wird, ist die Frage, welchen Prinzipien soll man hier in der Beurtheilung folgen, in den Vordergrund ge- treten. Dieser Frage muss jedoch voraus gehen, dass man die Erträge der einzelnen Kulturen genau kennt. Die Erträge hängen aber wiederum von den Lokalitäten, von Witterungsverhältnissen u. s. w. ab. Der Gegenstand schien auch dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues wichtig. Aus dieser Ursache forderte derselbe Sachverständige auf, zu- nächst und vor Allem, Mittlieilungen über die Er- träge in verschiedenen Gegenden zu machen und dann bestimmte Prinzipien für Taxationen festzu- stellen. In der 4ÜÜ. Versammlung wurde darüber referirt und beschlossen, dass die Mitglieder, welche sich darüber ausserdem noch äussern wollten , er- sucht werden möchten , dieses schriftlich zu thun. Der akademische Gärtner und Lehrer auf der land- wirthschaftlichen Akademie in Proskau, Hanne- mann, hatte dieses bereits gethan. Es erfolgten später aber noch andere Eingaben. Im Interesse des Ganzen lassen wir hier das, was uns mitgetheilt ist, und zwar zunächst über die Erträge der verschiedenen Gemüse, folgen und wünschen nur, dass über den so ungemein wichtigen 342 Gegenstand uns weitere Mittheilungen werden. Der Verein wird auch ferner die Aufmerksamkeit ihm •widmen, welche er in so hohem Grade verdient. nittlieiluDf; des akademischen Crärtners Hannemann in Protukau. In der dritten Versammlung deutscher Pomo- logen, Obst- und Gemüsezüchter habe ich mich anheischig gemacht, die zu 4 der Tagesordnung gestellte Frage : „Welche gemeinsamen Massregeln sind in Angriff zu nehmen zur Ermittelung und Feststellung des Ertrages und relativen Ge- brauchswerthes der verschiedenen essbaren Kulturprodukte des Küchengartens in den verschiedenen Provinzen unseres Vaterlan- des?" durch ein Referat thcilweise zu erledigen. Ich lasse daher in dieser Beziehung die Erträge der ver- schiedenen Küchengewäche, wie ich sie in meinem Werke: „der landschaftliche Gartenbau" u. s. w. wenigstens für die Provinz Schlesien annähernd festgestellt habe, hier folgen: I. Kohlarten. 1. Der Winterkohl, auch Grünkohl genannt. Auf eine □Ruthe bringt man 1| Schock Pilanzen; von diesen Pflanzen werden eben so viel Schock Kohl geerntet, und 1 Schock kostet 7^ Sgr. Dies beträgt für 1 GRuthe 8 Sgr. 9 Pf., mithin für den Morgen b'l Thlr 15 Sgr. Brutto - Ertrag , natürlich von einem Stücke Land, was seit drei Jahren nicht gedüngt wurde. 2. Der Rosenkohl oder Brüsseler Spros- sen kohl. Von einer QjRuthe erntet man gegen 6 Metzen Sprossenkohl, die einen Werth zusammen von l-j- Thlr haben, mithin gibt der Morgen 270 Thlr Brutto-Ertrag. 3. Der Wirsing, auch Welschkraut oder Welschkohl, Börskohl, Savojerkohl genannt. Von 1 QjRuthe kann man 1 Schock guten W^irsing ernten. Das Schock zu 15 Sgr. gerechnet, gibt der Morgen Brutto-Ertrag 9U Thlr. 4. Das Weisskraut oder Kopfkraut, auch Kopfkohl, Kraut oder Kapus genannt. W^enn das Kopfkraut 1^ Fuss von einander gepflanzt wird, so gehen auf die QRuthe 64, auf den Morgen hingegen 1142Ö Pflanzen oder 192 Schock. Eechnet man lOpCt. Missernte (sogenannte Schal- ken), so bleiben gegen 17U Schock übrig. Im Durch- schnittspreis ist das Schock mit 1 5 Sgr. anzunehmen. Dies beträgt 85 Thlr Rohertrag auf den Morgen. 5. Die Oberrüben oder Kohlrab i, Ober- kohlrabi. Die QRuthe gibt gegen 2 Schock, mithin der Mor- gen 36U Schock. Durchschnittlich dieses 5 Sgr. be- rechnet, so gibt der Morgen gegen 60 Thlr Brutto- Ertrag. 6. Der Blumenkohl, auch Kar vi ol genannt. Auf 1 [jRuthe gehen, wenn man den Blumenkohl 2 Fuss weit von einander pflanzt, 36, auf den Mor- gen daher 6480 Pflanzen. Davon bilden jedoch die Hälfte keine Blumen, sondern nur sogenannte Schal- ken ; es gibt daher die Ei-nte nur 3240 Stück. Die Blume mit 1 Sgr. angenommen , erhält man auf den Morgen 108 Thaler Brutto-Ertrag. 7. Die Erdrüben, Kohlrüben, Unter- rüben, auch Rutabago in manchen Ge- genden genannt. Der Morgen gibt gegen 200 Schock. Dieses zu 8 Sgr. berechnet, beträgt der Rohertrag 53 Thlr 10 Sgr. 8. Der Schni ttkohl wird in Schlesien fast gar nicht beachtet. II. Wurzelgewächse. 9. Sellerie. Man kann bei richtiger Kultur von einer QRuthe 1 Schock guten Sellerie ernten. Nimmt man das Schock mit 1 Thlr an, so beträgt auf den "Morgen der Brutto-Ertrag 180 Thlr. 10. Petersilie. Auf 1 [jRuthe Fläche kann man von Petersilien- kraut, was man der Wurzel wegen baut, 3 Schock Bündchen von Schnittpetersilienkraut uud 5 Schock Wurzeln ernten. Rechnet man 5 Schock Wurzeln (jedes zu 5 Sgr.) 25 Sgr. und 3 Schock Bündchen Schnittpetersilienkraut (jedes zu 2 Sgr.) 6 Sgr., so beträgt die Summe von dem Ertrage beider 1 Thlr 1 Sgr., mithin bringt der Morgen 186 Thlr Brutto- Ertrag. 11. Die Zucker Wurzel. Von der QRuthe erntet man 1| Schock Wurzeln, die einen Erlös, das Schock zu 1 Thlr gerechnet, von 1| Thlr bringen. In Schlesien werden sie we- nig begcehrt. 12. Der Pastinak oder die Moorwurzel. Eine QRuthe bringt 6 Schock Wurzeln. Das Schock zu 2r Sgr. gibt zusammen 15 Sgr., mithin erhält man vom Morgen 90 Thlr Brutto-Ertrag. 13. Die Mohrrüben. Von 1 QRuthe kann man 3 Scheffel und von 1 Morgen 540 Scheffel ernten. Dieser zu 10 Sgr. angenommen, gibt 180 Thaler Brutto-Ertrag. 14. Der Meerrettig auch Kreen genannt. Man erntet von 1 QRuthe in 2 oder 3 Jahren 48 Wurzeln. Für eine starke Wurzel erhält man nun 343 i 2| Sgr., mithin in 3 Jahren 1 Thlr IS Sgr. Dies ist für 1 Jahr I Thlr 6 Sgr. auf die □Ruthe und auf den Morgen "216 Thalcr Brutto- Ertrag, lö. Die Hafervvurzel und 16. die Schwarzwurzel. Beide Pflanzenarten sind sich im Ertrage gleich. Man kann von 1 [jRuthe 5 Schock Wurzeln ern- ten. Das Schock kostet '2 Sgr., mithin beträgt der Brutto-Ertrag auf die [JRuthe 10 Sgr. und auf den Morgen HÜ Thlr. Beide Wurzeln werden in Schle- sien nicht sehr gesucht. 17. Kürbeirüben. In Breslau bezahlt man die Metze Körbelrüben mit 15 bis '2H Sgr.; sie gehören demnach immer noch zu den Delikatessen. Die [jRuthe Land gibt gegen 1 bis 2 Metzen, mithin ist der Gewinn, mit jeder anderen Gemüseart verglichen, immer ein lohnender. IS. Der Rettig und das Radieschen. Die GRuthe kann vom Radieschen 4 Schock Bünd- chen geben. Diese haben einen Preis von gegen 4 Sgr. das Schock; der Brutto-Ertrag auf die □Ruthe wäre also IH Sgr. Der grosse schwarze Rettig dagegen allein gebaut, gibt auf die [JRuthe einen Ertrag von l^- Schock. Das Schock zu 15 Sgr. angenommen, gibt die QRuthe ISSgr. HPf. Brutto- Ertrag. 19. Die Rothrüben. Von 1 GRuthe kann man 1 Schock Rüben ernten, welches einen Werth von IL) Sgr. hat. Der Brutto- Ertrag auf den Morgen beträgt also 60 Thlr. III. Zwiebelgewächse. "20. Die Zwiebel. Die nRuthe trägt gegen Ij Scheffel. Der Werth des Ertrages , die Metze zu '2 Sgr. angenommen, ist demnach von 1 □Ruthe 1 Thlr 18 Sgr., vom Morgen hingegen 9 Thlr 18 Sgr. '21. Zwiebelsamen. Man kann auf I □Ruthe '260 Stück Samenzwiebeln vertheilen, welche 2 Pfd Samen geben. Das Pfund Zwiebelsamen kostet 20 Sgr.; mithin bringt beim Zwiebelsaraenbau die □Ruthe 3 Thlr, der Morgen also H60 Thlr Brutto-Ertrag ein. 22. Der Knoblauch. Die □Ruthe gibt 576 Bollen oder Brutzwiebeln. Das Stück 2 Pf., macht auf die □Ruthe 3 Thlr 6 Sgr., auf den Morgen 576 Thlr. 23. Der Porree. Auf 1 □Ruthe bringt man 3 Schock Pflanzen; sie geben 3 Schock Porree. Dieses zu 5 Sgr. ge- rechnet, macht 15 Sgr. Brutto-Ertrag für die □Ruthe. IV. Perennirende Küchengewächse. 24. Spargel. Auf 1 □Ruthe bringt man 24 Pflanzen. Jeder Spar- gelstock gibt jährlich 1 Pfd Spargel zu 2 Sgr.; die- ses beträgt auf die □Ruthe 1 Thlr 18 Sgr-, mit- hin für den Morgen 288 Thaler Brutto-Ertrag. 25. Der Meerkohl ist in Schlesien fast gar nicht bekannt. 26. Der Rhabarber. Man kennt ihn in Schle- sien nur als Zierpflanze. V. Salat. 27. Der Salat, Kopfsalat. Als Vorfrucht oder Zwischenfrucht angebaut, kann man auf die □Ruthe 2|- Schock zu 5 Sgr., mithin 12 Sgr. 6 Pf. Brutto-Ertrag erzielen. VI. Spinatgewächse. 28. Spinat. Man kann auf die □Ruthe einen Ertrag von 6 Körben Spinat haben. Den Korb 2 Sgr. gerech- net, gibt 12 Sgr. auf die □Ruthe. VII. Cucurbitaceen oder kürbisartige Pflanzen. 29. Die Gurke. Auf 1 □Ruthe kann man 36 Pflanzen erziehen, von 1 nRuthe aber 9 Schock Gurken ernten; dieses zu 8 Sgr. Durchschnittspreis, macht auf die □Ruths 2 Thlr 12 Sgr., auf den Morgen also 432 Thaler. 30. Der Kürbis ist mehr als Feldfrucht, wie als Gartenfrucht zu beachten. VIII. Hülsenfrüchte. 31. Die Bohne, Zwerg- oder Staudenbohne. Von 1 Morgen kann man im Durchschnitte 10 Schef- fel trockne Bohnen ernten. Im Durchschnittspreise ist der Scheffel zu 3 Thlr anzunehmen; mithin beträgt der Brutto-Ertrag auf den Morgen 30 Thaler, den man im 3. Dünger oder in 3. Tracht erzielen kann. 32. Die Stangenbohne. Auf 1 □Ruthe steckt man 30 Stangen. Jede Stange gibt f Metze grüner Bohnen; 1 Metze grüne Boh- nen kostet \j Sgr. Der Brutto-Ertrag ist also auf die □Ruthe 25 Sgr. und auf den Morgen 150 Thlr. Zu bemerken ist hierbei noch, dass die Stangen- bohnen nicht auf ganz erschöpften Boden angebaut werden können, sondern mindestens in 2. Tracht. 33. Die Erbsen. Auf 1 □Ruthe erntet man 16 Metzen grüne Scho- ten. 1 Metze kostet durchschnittlich 1| Sgr. Der Brutto-Ertrag ist also durchschnittlich von der □Ruthe 20 Sgr. und vom Morgen 120 Thaler, den man in 3. Tracht erzielen kann. IX. Gewürzpflanzen. 34. Der Majoran. Man kann den Majoran dreimal schneiden und er- hält jedesmal 3 Schock Bündchen auf der □Ruthe. Das Schock Bündchen zu 5 Sgr. angenommen, be- trägt auf die □Ruthe 1 ~ Thlr. und auf den Mor- gen 270 Thaler. 35. Die Pf effermün ze. Man erntet von der □Ruthe 10 Pfund trockene 344 Pfeffermünze. Durchschnittspreis ist das Pfund zu 6 Sgr. , mithin gibt die □Ruthe 2 Thaler und der Morgen 360 Thaler Brutto-Ertrag. 36. Der Koriander. Der Morgen giebt gegen 6 Centner Samen. Da der Centner meist 8 Thlr gilt, so bringt der Mor- gen 48 Thaler Brutto-Ertrag ein. Der Absatz ist aber nicht immer gesichert. . Die Lohnsätze anlangend, so sind dieselben beinahe in jedem Kreise der Provinz Schlesien an- ders; sie variiren von '2j bis zu 7y Sgr. den Tag. Nach hiesigen Lohnsätzen wird im Akkord gezahlt: 1. Für das Graben in schwerem Boden mit Dün- ger die QjRuthe 1 Sgr., ohne Dünger: 9 Pf. 2. Für das Rechen, Pflanzen und Begiessen der Pflanzen: 6 Pf. 3. Für das Hacken und Jäten: 6 bis 9 Pf. 4. Für das Abernten der Früchte: 1 Sgr. 5. Den Dünger auf das Land bringen und ihn ausbreiten: 6 Pf. 6. Stangen uud Reiser neben Erbsen und Bohnen stecken, sie nach der Ernte wieder heraus- nehmen und aufbewahren: 1 Sgr. 7. Rijolen des Bodens: ly bis 2 Sgr. in mildem, leichtem Boden, 3, 3|- und 4 Sgr. aber in schwe- rem Thonboden. Bericht über die in der 407. Versammlung ausgestellten Gemüse und nützlichen Pflanzen. Von C. Bouche, Inspektor des Königl. botanischen Gartens in Berlin. I. Aus dem Versuchsfelde des Vereines. 1. Quinoa eignet sich besonders als Futter für junges Federvieh. Obgleich eine Melde (Che- nopodium), so hat man bei deren Anbau doch nicht zu fürchten, dass sie ein lästiges Unkraut wird, weil die ausfallenden Samen im Winter leicht erfrieren. 2. Trifolium hybrid um. Schwedischer weiss- blühender Klee (von Moschkowitz «feSiegling in Erfurt), dürfte wegen der langen Halme als Fut- terpflanze zu empfehlen sein, zumal er auch jeder Kälte wiedersteht. 3. Tomato k tige roide de Laye, zeich- net sich durch niedrigen, fast aufrechten Wuchs und sehr grosse Früchte aus. Von Benary in Erfurt. 4. Salatbeete, Nuttings selected dwarf red, ist sehr dunkel von Farbe, hat einen angenehmen Geschmack und bildet kurzes, nur 4 Zoll langes Kraut. Von Benary in Erfurt erhalten. 5. Sida tiliacea, als Gespinnstpflanze em- pfohlen. Indessen hat sich ergeben, dass die Faser viel gröber als Flachs und mürber als Hanf ist. 6. Wirsing, fein gekrauster capischer, ist eine ganz vorzügliche Sorte. Von Fr. A. Haage jun. in Erfurt erhalten. 7. Nicotiana sanguinea, von Nicolaus Haage durch Prof. Koch erhalten, ist nichts als N. Tabacum und sogar eine nicht empfehlenswerthe Sorte. 8. Verschiedene Tabacke, durch Dr. Pol- lack in Wien erhalten, stehen ebenfalls den früher angebauten Sorten, z. B. Maryland- Graham- und Cuba-Taback bedeutend in der Belaubung nach. 9. Agrostis Purshii (vonNicolaus Haage in Erfurt) ist ein zierliches Schmuckgras und muss Erogrostis Purshii heissen. 10. Oenothera campy localyx, vonNi- colaus Haage in Erfurt, ist eine bekannte Art, die vom Berliner botanischen Garten verbreitet wurde. II. Aus dem botauisehen Üarten. 1. Rothe amerikanische Kartoffel, die viel zu versprechen scheint. Durch das Berliner Central-Institut für Akklimatisation in Deutschland erhalten. 2. Eine andere Kartoffelsorte (Bris toi -Kar- toffel), eben daher, lohnt gleichfalls recht gut. Beide Sorten waren von der Krankheit nicht ergriffen. 3. Hirse aus Japan, wahrscheinlich Panicum asperrimum, welche ihrer besondern Höhe halber, (4| Fuss hoch), und des reichen Körner -Ertrages wohl eine Nutzpflanze für uns werden kann. 4. Eine andere Grasart, ebenfalls aus Japan und wohl auch ein Panicum, scheint eine gute Fut- terpflanze zu werden. Trotz der späten Aussaat ist schon etwas Samen gereift. 5. Fagopyrum esculentum elatum, eine 4 bis 4^ Fuss hohe Abart des gewöhnlichen Buch- weizens, die alle Aufmerksamkeit der Landwirthe verdient, indem sie, grün abgemäht oder auch zu Heu gemacht, viel mehr Ertrag, als der gewöhn- liche Buchweizen, liefert. 6. 6 Sorten Bohnen, aus Samen erzogen, welche Meyerhof in St. Thomas (Westindien) ge- sendet hatte. Ohne Ausnahme waren sie schlech- ter, als unsere Sorten; ihr weiterer Anbau wird deshalb eingestellt. 7. Sicilianischer Kopfsalat. Unbedingt eine der besten Sorten, ganz besonders für die späte Zeit. Obwohl er nicht so fest schliesst, so zeichnen sich doch selbst die äussersten Blätter durch grössere Mürbigkeit aus. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandanteuetrasse 62. Dmck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur IJelorderuno; des Gartenbaues in den Könifflich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Kocll. JW. 44. Berlin, den 31. Oktober 1861. Preis des Jahrganges öy Th\r.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: 408. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am '27. Oktober 1861. — Der Verein für Gartenbau in den Herzogthümern Schleswig, Holstein und Laueuburg und die Ausstellung in Plön. — Ueber die Erträge der ver- schiedenen Gemüse (Fortsetzung). 408. Versammlung des Vereines zur Beförderung des (iartenbanes am -27. Oktober 1861. Da der Vorsitzende krank und der erste Stell- vertreter verreist war, übernahm Inspektor Bouche den Vorsitz und berichtete zunächst, in Gemein- schaft mit dem Generalsekretär, Professor Koch, über die Ausstellung von Pflanzen, Blumen, Obst und Gemüse während der Tage vom 4. bis zum 6. Oktober in Erfurt, wozu der dortige Gartenbau- Verein besonders eingeladen hatte. Die Theilnahme von Seiten, hauptsächlich der Berliner Gärtner, war eine ziemlich grosse gewesen ; die gegenseitigen Verbindungen , die bereits schon auf eine erfi-eu- liche Weise bisher stattgefunden hatten , wurden dadurch noch enger geknüpft. Dergleichen Zusam- menkünfte tragen nicht allein zur grösseren Bethä- tigung des Vereinslebens überhaupt bei, sondern noch mehr zum grösseren Aufschwünge der ge- sammten Gärtnerei. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues ist daher dem Gartenbau-Vereine in Erfurt zu be- sonderem Danke verpflichtet, dass er ihm zunächst Gelegenheit gegeben, den hohen Standpunkt, auf dem die Gärtnerei in Erfurt steht und auf dem diese dem gesammten Deutschland voranleuchtet, selbst zu schauen und zu beurtheilen. Alle dieje- nigen aber, welche die freundliche Einladung an- genommen und sich an der nach jeder Hinsicht hin gelungenen Ausstellung in Erfurt erfreut haben, fühlen sich gedrungen, den Mitgliedern des dortigen Gartenbauvereines, Gärtnern und Pflanzenfreunden, den innigsten Dank auszusprechen für die fi'eund- liche Aufnahme , welche ihnen geworden. Allen werden die Tage vom 4. bis 6. Oktober eine ange- nehme Erinnerung sein und bleiben. Unter grosser Theilnahme und Aufmerksamkeit wurden in der Versammlung die Berichte über die Erfurter Ausstellung vernommen, obwohl wegen der Kürze der Zeit nur Weniges mitgetheilt werden konnte. Ausführlicher werden sie in den nächsten Nummern erscheinen und dadurch auch zur Kennt- niss der nicht anwesenden Mitglieder und überhaupt der zahlreichen Leser der Wochenschrift gelangen. Wir enthalten uns deshalb, schon jetzt specieUe Mittheilungen darüber zu machen. Professor S chultz - Schultzenstein legte eine Reihe von Tangen vor, welche er von einer Reise nach Helgoland mitgebracht hatte und welche früher als Nahrungs- und als Arzneimittel empfoh- len wurden. Der verstorbene Professor Gräfe machte zuerst auf das Karagheen (Sphaerococcus crispus) wegen seines grossen Schleimgehaltes, na- mentlich für schwache Magen, aufmerksam. Be- kanntlich sollen auch die sogenannten Schwalben- nester der Chinesen, welche als Delikatesse gegessen werden und viel Nahrungsstcfi' besitzen, diesen hauptsächlich essbaren Tangen verdanken. Der in den indischen Meeren vorkommende Fucus amyla- ceus, der als Ceylon-Moos bekannt ist, kann es I jedoch nicht sein , wie man hier und da glaubt, da er in den China bespülenden Gewässern nicht vor- kommt. Wohl aber bereiten die Chinesen aus einem 44 346 andern Tang, Fucus spinosus, eine schleimige Masse, welche der im Handel vorkommenden, bereits be- sonders dazu angefertigten Hausenblase nicht un- ähnlich .aussieht und den Namen Agar-Agar besitzt. Wie jene, ist auch dieser zur Anfertigung von Gel^e vorzüglich. Man behauptet zwar, dass der Agar-Agar, wie er im Handel vorkommt , nur durch Zusammen- pressen des betreffenden Tanges bereitet werde ; das kann aber nicht richtig sein , da man keine Spur einer Zellenbildung in der Masse findet. Wahr- scheinlich werden die Tange durch starkes Kochen erst aufgelöst und dann in eine Art Form gegossen, wo sie die Gestalt erhalten, wie wir sie sehen. Die Gallerte hat das Eigenthümliche, dass sie trocken in kaltem Wasser nicht löslich ist und zum Ge- brauche von Neuem gekocht werden muss. Da- durch unterscheidet sie sich wesentlich von den Gummi-Auflösungen. Wahrscheinlich könnten auch die an gleicher Gallerte reichen Tange der Nordsee, hauptsächlich aber das Karagheen, auf gleiche Weise, und sogar als Nahrungsmittel, benutzt werden, wenn man das chinesische Geheimniss wüsste, wodurch die mine- ralischen Bestandtheile, von denen hauptsächlich, selbst die kleinsten Mengen von Jod und Brom, den unangenehmen Beigeschmack geben, entfernt würden. Bekanntlich haben sämmtliche Wasserpflan- zen, auch die der Süsswasser, einen weit grössern Gehalt von mineralischen Bestandtheilen, die selbst hier 25 Procent erreichen können, als die Land- pflanzen , wo man kaum ein Paar Procente durch Verbrennen erhält. Da diese Wasserpflanzen zum Theil unter dem Wasser selbst leben , so wider- spricht dieser Umstand der Ansicht vieler Botaniker, wornach die mineralischen Bestandtheile nur durch das Verdunsten des mit ihnen autgenommenen Was- sers zurückbleiben. Die Nahrungsfähigkeit der Tange selbst ist übrigens bei den Fucoideen noch grösser, als bei den Floridoen, zu denen obige Tange ge- hören, weil erstere noch Mannit enthalten. Inspektor ßouch^ berichtete über die ausge- stellten Pflanzen, welche dieses Mal aus 3 Gärten eingeliefert waren. Geheime ßath Hey der hatte eine Fatsia (Aralia) japonica, und zwar die Abart, welche als Sieboldii vorkommt, ausgestellt und dieselbe zu diesem Zwecke erst aus dem Lande ausgehoben. Sie besass schöne*, grosse Blätter und überhaupt einen hübschen Wuchs, so dass die Pflanze, für den Sommer in's Freie gebracht, nicht genug empfohlen werden kann. Aus dem Nauen'- schen Garten hatte Obergärtner Gireoud zum er- sten Male eine Callicarpa purpurea neben einer Vriesia psittacina in Blüthe ausgestellt. Leider war die zuerst genannte Pflanze weniger buschig. die langen Ruthen hatten aber zwischen den Blät- tern dichte Knäuel schöner, violetter Früchte, die dem Strauche einen besonderen Wcrth verliehen. Die vom Obergärtner Gireoud mitgetheilte Kul- tur-Methode werden wir später geben. Endlich verdankte man dem Obergärtner Boese aus dem Garten des Kommerzienrathes Reichenheim noch ein schönes Exemplar der Cattleya labiata mit 9 Blüthen und eine Schaupflanze des kleinen, aber netten Farnes: Adiantum caudatum. Gymnasial-Direktor August legte scliöne aus- gewachsene Maiskolben vor, die auf Feldern in der Nähe des Damm'schen Sees in Pommern gereift waren, und empfahl grade diese Sorte, welche von dem gewöhnlichen ungarischen oder türkischen, un- ter welchem Namen er auch vorkommt, nicht ver- schieden zu sein schien, da die Kolben seit vielen Jahren schon, selbst bei ungünstigem Wetter, stets dieselbe Vollkommenheit erlangt hatten. Obergärtner Kraus aus dem Garten des Rit- tergutsbesitzers Reichenheim hatte schöne Exem- plare des Riesen-Porree und des Sellerie mitgetheilt. Nach Professor Koch darf guter Porree keinen strengen Zwiebelgeruch besitzen, wenn er als Ge- müse verwendet werden soll. In Frankreich, beson- ders im Norden, wird er weit häutiger als solches benutzt; deshalb versteht man dort auch seine Güte mehr zu beurtheilen, als in den Gegenden Deutsch- lands, wo~ man ihn fast nur als Suppenkraut kennt. Es ist dieses auch mit dem Sellerie der Fall, der, wenn er gut sein soll, eine mehr abgerundete Gestalt ha- ben muss und nicht zu gross sein darf. Wo man ihn roh in Scheiben mit Oel und Essig: als Salat isst, versteht man ihn ebenfalls mehr zu würdigen, als da, wo man erst durch Kochen weich gemacht ihn geniesst. Dadurch verliert er aber viel Aroma. Obergärtner Reinecke hatte aus dem Garten des Geheimen Oberhof buchdruckers Decker-eine Cayenne- Ananas-Pflanze mitgebracht, wo die Bee- ren, mit Ausnahme einer einzigen, in junge Pflan- Nach Prof. Koch ist grade bei dieser Sorte, obwohl ihm ein so instruktives Exemplar, wo man die Metamorphose, d. h. die Umbildung, so genau verfolgen konnte, als hier, noch nicht vor- gekommen. Die Blüthenknospen hatten sich näm- lich in Blattknospen umgewandelt: sie waren, wie man gewöhnlich sagt, durchgegangen. Hofgärtner Hempel warnt übrigens dergleichen Kindel, wie man die jungen Ananaspflanzen nennt, zur Fort- pflanzung zu benutzen, da diese gern wiederum der- gleichen Umbildungen hervorbringen und man sich damit seine ganze Ananasptianzung verderben kann. Professor Koch hatte aus dem botanischen Garten die Zweige verschiedener Sträucher, über zen übergegangen waren, dieses keine seltene Erscheinung, 347 und über bedeckt mit lebhaft -gefärbten Früchten, vorgelegt ; derselbe empfahl dieselben zur Anpflan- zung in den Gärten, da sie einen Schmuck dersel- ben darstellen und selbst auf der Mitte von Rasen- flächen angebracht werden können. Hierüber wird besonders noch gesprochen werden. Der Vcrciii für Gartenbau in den Herzogthümern Schleswig, Holstein und Lauenburg und die Aiissfelliiiig in Plön. Von Jahr zu Jahr mehren sich die Gartenbau- Vereine im ganzen deutschen Vaterlande, das Ver- einsleben selbst hat bereits eine grössere Bedeutung erhalten. Selbst in entlegenem Gauen , wo bisher Liebe zu Pflanzen und Blumen noch nicht Gemein- gut Aller geworden war, wo man nothdürftig etwas Obst und ausserdem schlechtes Gemüse baute, ist man nicht mehr zufrieden mit Ringelblumen (Ca- lendula officinalis), Flos africanus, wie man früher die Tagetes -Arten nannte, schlechten Astern und Georginen, im Aussehen jenen noch gleich, wie sie in der ersten Zeit ihrer Kultur vorkamen ; man will jetzt etwas Besseres und Schöneres haben. Man hat bereits Einsicht von dem erhalten, was Gärt- nerei in der neuesten Zeit geleistet, und will sich ebenfalls erfreuen an den Florblumen, wie sie jetzt auf bis dahin noch nicht dagewesener Stufe der Vervollkommnung erzogen werden. Und selbst da- mit ist man noch nicht zufrieden; man verlangt auch neue und neueste Einführungen aus fremden Län- dern, wie sie uns hauptsächlich Kalifornien und NeuhollBnd in reichlicher Anzahl geliefert haben. Seit längerer Zeit existirt zwar schon für Schles- wig, Holstein und Lauenburg ein Gartenbau- Verein ; es sind aber doch nur wenige Jahre her, wo der- selbe mit der Gärtnerei auch den erfreulichen Auf- schwung nahm, wie wir ihn jetzt sehen. Obst und Gemüse erfreuten sich immer in genannten Ländern einer besonderen Beachtung; der endlich mehr zu Ansehen gekommene vorzüglicheGravensteiner Apfel stammt bekanntlich aus Holstein, wohin er zwar aus Italien eingeführt sein soll, wo er aber doch erst in seiner Eigenthümlichkeit und mit seinen Vorzügen sich entwickelt hat. Blumen und Pflanzen wurden, mit Ausnahme einzelner Gegenden, wie der Um- gebungen von Hamburg und Altona, jedoch weniger gepflegt; dem ästhetischen Theile der Gärtnerei, der landschaftlichen Verschönerung, selbst der Aus- schmückung im Kleinen, hatte man sich sogar noch seltener, ja leider in der Regel gar nicht zugewendet. Und doch möchten grade wenige Länder so sehr für das letztere geeignet sein, als Holstein und Schleswig. Wir haben zwar nur Gelegenheit ge- habt, einen, und zwar den östlichen Theil Holstein's kennen zu lernen, nach den Berichten Anderer stehen aber die übrigen Gaue genannter Länder kaum diesen an Natur-Schönheiten nach. Schleswig und Holstein sind ausserdem von der Natur durch Fruchtbarkeit gesegnete Länder. Nur in der Mitte findet sich als unbedeutendes Hochland und als Fortsetzung gleichsam der Lüneburger Haide, bis tief nach Schleswig hinein sich erstreckend, ein un- fruchtbarer Strich, der nicht ahnen lässt, was rechts und links sich darbietet. Wer freilich Holstein allein durch die Eisenbahn kennt und vielleicht nur die Strasse von Hamburg bis Kiel gefahren ist, erhält keine oder höchstens eine falsche Einsicht von den fruchtbaren Marschgegenden der tapferen Dithmar- sen mit ihren grossen und reichen Dörfern im We- sten und den mit Seen und Hügeln abwechselnden Terrain im Osten. Wie himmelweit verschieden zeigt sich deshalb die Umgebung der Strasse von Lübeck nach Kiel, wo allenthalben die schönsten Gegenden den Blicken der Reisenden sich darbie- ten. Plön, Eutin und Neustadt, letzteres hart an der Ostsee gelegen, sind die Glanzpunkte. Im Allgemeinen findet man in genannten Län- dern dieselben Verhältnisse, wie in Mecklenburg; nur hat sich weder in Holstein, noch in Schleswig, ein bestimmter Höhenzug ausgesprochen. Dagegen scheinen die Wälder hier bedeutender und schöner zu sein, als dort, obwohl sie uns, wenigstens in den Theilen, die wir kennen lernten, keineswegs in dem Umfange erschienen sind, als wir sonst münd- lich gehört und aus Bücliern entnommen hatten. Etwas gibt aber beiden Ländern noch ein ganz be- sonderes Ansehen, was Mecklenbui-g nicht besitzt. Die Grundstücke oder Koppeln, wie man in Hol- stein sagt, sind nämlich von lebendigen, ziemlich dichten und bis H und mehr Fuss hohen Zäunen umgeben. Meistens befinden sich diese auf Rücken ähnlichen Erhabenheiten, wodurch die Wurzeln der Gehölze in ihrer Ausbreitung mehr oder weniger beschränkt sind. In einem Lande, wo von 2 ent- gegengesetzten Seiten oft sehr heftige Stürme kom- men, mögen die Umfriedigungen selbst eine Noth- wendigkeit sein. Aber auch im Binnenlande könn- ten sie mehr und häufiger angezeigt sein, als es der Fall ist; sie würden selbst die Erträge der ein-' geschlossenen Grundstücke nicht unwesentlich er- höhen. Es gilt dieses ganz besonders in sandigen Gegenden, wo ausserdem mehr Wind weht, als gut ist. Der Gartenbau- Verein für Schleswig, Holstein und Lauenburg hat seinen Sitz zwar in Kiel, er 44. 348 beschränkt sich aber keineswegs in seiner Thätig- keit auf die nächste Umgebung genannter Stadt, sondern wirkt weithin in das Land hinein. Die un- glücklichen politischen Verhältnisse, welche in bei- den Ländern herrschen , hemmen leider auch ihn vielfach in seiner Wirksamkeit für das zuerst ge- nannte Land, desto thätiger ist er aber in dem an- deren. Manche Gartenbauvereine in Deutschland sind zu lokal und beschränken sich in ihrer Thä- tigkeit nur auf die Stadt, wo sie ihren Sitz haben. Sie bekümmern sich wenig darum, auch den ent- fernteren Orten die Vortheile der geselligen Ver- einigung zukommen zu lassen. Es versteht sich von selbst, dass dann auch ihr Nutzen keineswegs von solcher Bedeutung sein kann , als wenn man die ganze Provinz oder das ganze Land berücksichtigt hätte. Wenn auch Kiel als Sitz des genannten Ver- eines vor Allem berücksicktigt wird und die schö- nen Gärten von Privaten daselbst Zeugniss ablegen, so erspriesst doch dadurch schon dem ganzen Lande ein grosser Vortheil, einestheils, dass die Versamm- lungen und Ausstellungen nur theilweise in Kiel stattfinden, und dass damit in den verschiedenen Städten gewechselt wird, anderntheils aber, dass man sich meist den landwirthscliaftlichen Vereinen anschliesst. So fand in dem Herbste dieses Jahres eine Ausstellung und Versammlung auf der Ost- seite Holsteins, in Plön, statt. Der freundlichen Einladung von Seiten des dortigen Vorstandes an der Zusprechung der Preise Theil zu nehmen, sind wir daher um so lieber nachgekommen, als uns dadurch Gelegenheit geboten wurde, wenigstens die östliche Hälfte Holsteins kennen zu lernen. Dass der Gartenbau für Schleswig, Holstein und Lauenburg sehr thätig ist, und zwar in allen Zweigen der gesammten Gärtnerei , davon legen auch seine alljährig ausgegebenen Berichte Zeugniss ab. Aus ihnen ersehen wir auch, dass vor Allem er bemüht ist , nicht allein von den neuesten Ein- führungen von Gemüsen und Pflanzen Kenntniss zu nehmen, sondern auch durch eigene Kulturver- suche Einsicht in den praktischen Werth derselben zu erhalten. Aus dieser Ursache schafft er sich jährlich eine Reihe von Sämereien an, und vertheilt diese auch an die Mitglieder, welche zerstreut durch das ganze Land wohnen. Die Berichte, welche ihm darüber zukommen, stellt er zusammen und ver- öffentlicht dann die ganze Zusammenstellung, so dass Jedermann sich belehren kann. Bei zweifel- haften Kundgebungen werden die Kulturversuche natürlich wiederholt. Grade diese Versuche halten wir für eine der ersten Aufgaben eines jeden Gartenbau -Vereines, die auch dann durchgeführt werden können, wo kein besonderes Grundstück zur Verfügung steht. Die alleinige Vertheilung an sich dafür Interessirende leistet ziemlich gleiche Dienste. Gar Manche wer- den durch Täuschungen aller Art bei dem Ankaufe von Sämereien, Pflanzen u. s. w. so sehr verleitet , dass sie wohl ihre Liebe, wenn auch nicht zu Blu- men , doch zu fernem Ankäufen verlieren können. Wenn die Handelsgärtner doch dieses recht be- herzigen wollten! Es gilt auch, grade dem Unbe- mittelten Gelegenheit zu geben, für sein Geld sich etwas Gutes anzuschaffen. Einen passend gelegeneren Ort, als Plön, konnte man von Seiten des Gartenbau-Vereines für Schles- wig, Holstein und Lauenburg nicht wählen. Plön ist zwar eine kleine , die Zahl der vielen Gäste kaum fassende Stadt, die aber eine so freundliche LTmgebung besitzt, dass schon der Aufenthalt allein hinlänglich den Besuch belohnt. Es liegt zwar fast 5 Meilen von der Eisenbahn, wo man bei Neumün- ster diese verlässt, und fast eben so weit von Kiel entfernt , bequeme Postwagen führen jedoch von beiden Orten dahin. Da die Chaussee nun ebenfalls bis nach Plön fertig ist, so wird auch nicht mehr durch schlechte Strassen, wie früher, ein Hinder- niss zum Besuche des reizend gelegenen Ortes in den Weg gelegt. Nicht mit Unrecht nennt man Plön und die Umgegend die holsteinische Schweiz. Wenn auch nicht grade mehre tausend Fuss hohe und mit ewi- gem Eis und Schnee bedeckte Berge den prächti- gen, hart bei der Stadt belegenen See begränzen, so erheben sich doch im Osten desselben nicht un- bedeutende Hügel mit Wald und Matten besetzt, welche, aus der Ferne gesehen, in jenem bläulichen Dunste eingehüllt erscheinen, wie wir ihn an den eigentlichen Gebirgen nicht selten bemerken. Bis nach Eutin hin und weiter zieht sich das wellen- förmige, von kleineren Seen hier und da ununter- brochene Land dahin und bietet in reichlicher Ab- wechslung Nah- und Fernsichten dar, wie man sie nur irgend wünschen kann. Man hat bereits für fast alle einiger Massen auf Schönheit Anspruch machende Gegenden Führer und Wegweiser ge- schrieben ; für das östliche Holstein ist jedoch, mir wenigstens, keiner bekannt. Eben deshalb möchten wir vor Allem unsere Landsleute im Süden und selbst noch zwischen Thüringer Wald und Harz auf das im äussersten Norden Deutschlands liegende Holstein aufmerksam machen, zumal auch ein nicht weniger biederer, als schöner und kräftiger Volks- stamm daselbst wohnt und Jedermann daselbst auf das Freundlichste entgegenkommt. Es gibt wenige Gewässer, die so reizende Konturen und so mannigfache Abwechslungen dar- bieten, als der Plöner See. Wir empfehlen seine 349 Betrachtung hauptsächlich den Gartenkiinstlern,aber auch Liebhabern der bildenden Gartenkunst. Der liebe Gott hat hier auf beengtem Räume alles so schön geformt, dass man bei Betrachtung desselben sehr viel lernen kann. Hier etwa noch eingreifen zu wollen, hielten wir für Sünde. Nicht verbessern könnte man, nur verbösern. Es bliebe nur hier und da übrig, die erst von Menschenhänden angelegten Pflanzungen von Bäumen und Öträucliern , haupt- sächlich am Ufer des Sees in der Nähe des Schlos- ses, in ihrem wilden Wachsthume etwas zu hem- men und vielleicht sogar da auszuschneiden, wo ein schöner Punkt nicht deutlich genug sich den Blicken des Schauenden präsentiren kann. Der See hat einen ziemlichen Umfang und von Osten nach Westen einen grösseren Durchmesser, als von Norden nach Süden. Er zieht sich mit ge- ringer Krümmung um eine gegen lUÜ Fuss hohe Erhebung, auf der das Königliche Schloss liegt, herum. Von diesem aus übersieht man ihn mit den nächsten Umgebungen am Bequemsten. Westlich ziehen sich mit herrlichen Buchen besetzte und wiederum mit Rasenflächen abwechselnde Anlagen nach einer weit in den See hin auslaufenden, schma- len Landzunge , deren Spitze durch eine schmale Wasserstrasse von einer romantischen, bewachsenen und nur ein einziges Haus tragenden Insel getrennt wird. Hier könnte man Stunden stehen und sich an dem, was geboten, erfreuen. Schon am 23. September hatten sich Land- wirthe, Gärtner und Pflanzenfreunde in Plön in grösserer Anzahl zur a;emeinschaftlichen Berathuns und zur Besichtigung der Ausstellung an den bei- den folgenden Tagen eingefunden, so dass das kleine , dicht hinter dem Schlossberge sich hinzie- hende Städtchen kaum die vielen Fremden unter- bringen konnte. Von Seiten der Vorstände des Garten- und landwirthschaftlichen Vereines war übrigens schon vorher für Wohnung und sonst freundlichst Sorge getragen. Wir übergehen den landwirthschaftlichen Theil der Ausstellung und die interessante Thierschau, obwohl letztere für den Kenner und Laien manches Interessante dargeboten haben mag, als uns zufern liegend, und beschrän- ' ken uns allein auf das, was in gärtnerischer Hinsicht vorhanden war. Aber auch hier enthalten wir uns alles Speciellen und sprechen uns nur im Allge- meinen aus. Die Ausstellung von Pflanzen, Blumen und Gemüsen fand im Schlosse statt, wo man zwei gün- stig gelegene, lange Räume zur Verfügung gestellt hatte und war reichlich beschickt. Wenn man be- denkt , wie ungemein schwierig die Theilnahme an einer Ausstellung am Orte ist, wo die Verbindungs- wege keineswegs in der Weise beschafi'en sind, wie der Pflanzentransport verlangt , so kann man die Bereitwilligkeit nicht hoch genug anschlagen, mit der von Seiten der Gartenbesitzer, Pflanzenlieb- haber und Gärtner beigesteuert wurde. 5 und 6 Meilen entfei'nt waren grössere und kleinere Samm- lungen von Pflanzen auf gewöhnlichen Leiterwagen angekommen. Man hatte sich gezwungen gesehen, diese erst in einen Zustand zu versetzen, der sie befähigte, einem solchen Zwecke zu entsprechen. Nirgends vernahmen wir von Seiten der Gärtner, wie man sonst unter weit günstigeren Verhältnissen nicht selten hört, die geringste Klage über erlittenen Schaden, der doch unter dergleichen Umständen gar nicht ausbleiben konnte. Man sah allgemein, dass man den besten Willen hatte, sein Scherflein beizutragen. Wenn wir auch grade keine besonderen Selten- heiten und Neuheiten unter den ausgestellten Pflanzen bemerkten, so hatten wir doch die Fülle und den Reichthum nicht erwartet. Die Ausstellung in Plön konnte sich mit jeder andern, wie sie in den Pro- vinzen, und selbst in grösseren Städten, daselbst vorkommen, messen. Es war nicht allein Abwechs- lung geboten, auch die einzelnen Pflanzen besassen zum grossen Theil und im Allgemeinen ein gutes Aussehen und bewiesen dadurch, dass sie mit Liebe gepflegt waren. Nur eins hätten wir gewünscht: eine bessere Aufstellung. Wir bekennen jedoch, dass wir grade hierin etwas verwöhnt sind, und glauben, dass auch hier, wo nun einmal die Bahn gebrochen, später Vorzüglicheres geleistet werden wird. Der Geschmack muss sich erst an Beispielen bilden. Nicht weniger konnte man das Gemüse als vorzüglich anerkennen. Es waren zum Theil selbst so vollständige Sortimente vorhanden, wie wir sie nur selten auf Ausstellungen gesehen haben, abge- sehen davon, dass auch die gute Kultur der ein- zelnen Gegenstände wiederum die Sorgfalt bezeugte, welche man bei der Anzucht darauf verwendet hatte. Wir haben zwar ein schlechtes Obstjahr gehabt, trotzdem aber war auch Obst in vielen Sorten und in ziemlich reicher Anzahl vertreten. Den Graven- steiner fanden wir in noch zahlreicheren Formen, als wir früher schon Gelegenheit gehabt haben, ihn zu^sehen. Wir möchten wohl wünschen, dass über- haupt bei den Ausstellungen, wie es meist geschieht, nicht allein den Pflanzen und Blumen Rechnung getragen wird, sondern in gleichem Masse auch dem Gemüse und Obste, wie es in Plön der Fall war. Wir schliessen diesen kurzen Bericht mit dem Wunsche, dass der überaus thätige und gewiss erfolgreiche Gartenbauverein für Schleswig, Hol- stein und Lauenburg fernerhin zum Nutzen und Frommen des Landes wirken und schaffen möge! 350 Ueber die Erträge der verschiedenen Gemüse. (Fortsetzung.) B. mittheilung des üofgärtners K. Fintelmann am IVeuen Palais bei Potsdam. Bei den Kosten -Anschlägen für Tagelohn ist der bei uns früher gebräuchliche, jetzt allerdings nicht mehr ausreichende Lohnsatz von S Sgr. für Tag und Mann gerechnet , ein Anschlag , wie er wohl jetzt nur noch für kleinere und hin und wie- der auch mittlere Städte sein mag. I. Wirsing-, Weiss- und Rothkohl. 1 nRutlie gibt 30 Köpfe k | Sgr. . . 22^ Sgr. Auslagen 18| „ Netto-Einnahme 4 Sgr. Landzins 6 Sgr. Mist, 6 Karren 9 „ Graben 1 „ Pflanzen 1 „ Giessen i -n Behacken 1 „ T«i~Sgr. Das Einsammeln und der Verkauf bezahlt das Bladefutter. II. Grünkohl. 1 □Ruthe gibt 3 Scheffel k 5 Sgr. . . 15 Sgr. Auslagen i){ „ Netto-Einnahme 5^ Sgr. Landzins 2\ Sgr. Graben 1 „ Mist 2 „ Pflanzen 1 „ Giessen und Hacken .... 1 „ Verkauf 2 „ H Sgr. III. Slumenkohl. 1 Qßuthe gibt 30 Köpfe ä IfSgr. 1 Thlr. 7-|- Sgr. Auslagen 25 „ Netto-Einnahme 12j- Sgr. Landzins 6 Sgr. Die Pflanzen 2 „ Graben des Landes 2 „ 6 Karren Mist 10 „ Behacken und Giessen .... 3 „ Verkauf 2 „ 25 Sgr. IV. Kohlrabi und Kohlrüben. 1 nRuthe gibt 60 Stauden 15 Sgr. Auslagen 12 „ Netto-Einnahme 3 Sgr. Landzins 3 Sgr. Pflanzen 2 „ Graben und Hacken 2 „ Mist 3 „ Einsammeln und Verkauf ... 2 „ 12 Sgr. V. Mai- und Teltower-Rüben. 1 nRuthe gibt bei 3 — 4 Zoll Entfernung 8 Motzen k 2 Sgr. Die Metze zu 150— 2U0 Rüben ge- rechnet lö Sffr. Auslagen 10 „ Netto-Einnahme 6 Sgr. Landzins 1 Sgr. Graben 1 „ Wieten 1 „ Aufnehmen 1 „ Putzen 4 „ Verkauf 2 „ 10 Sgr. VI. Rothe Rüben oder Beten. 1 DRutbe {k 1| Fuss) 82 Rüben =:= i{ Scheffel k 18 Sgr 27 Sgr. Auslagen 18 „ Netto-Einnahme 9 Sgr. Landzins 6 Sffr. ö Dung 4 Karren 6 „ Graben, Behacken 2 „ Ernten, Putzen und Verkauf . . 4 „ 18 Sgr. VII. Runkelrüben. 1 Dßuthe 82 Stück = 3 Schefiel ä 8 Sgr. 24 Sgr. Auslagen 16 „ Netto-Einnalime 8 Sgr. Landzins 6 Sgr. Dung 6 „ Graben, Behacken 2 „ Ernten und Putzen 2 „ Verkauf wird bezahlt durch das Laub. 16 Sgr. VIII. Mohrrüben. 1 nRuthe gibt 10 Schockjunge Rübenäl Sgr. 10 Sgr. 2 Schefiel alte k 10 Sgr. . 20 „ 1 Thlr. — Sgr. Auslagen — „ 19 „ Netto-Einnahme — Thlr. II Sgr. Landzins 4 Sgr. Graben I « Wieten 3 „ Samen 1 „ Aufnehmen der Rüben .... 4 „ Ziehen der jungen Rüben ... 2 „ Verkauf und Aufbewahrung . . 4 „ 19 Sgr. 351 IX. Sellerie. 1 DRuthe 80 Stauden k Schock 1 Thlr. 1 Thir. 1 0 Sgr. Auslagen — .. 28 „ Netto-Einnahme — Thlr. 12 Sgr. Landzins 7 Sgr. Mist 6 Karren 9 „ Graben 1 „ Pflanzen 2 „ Das Pflanzen und Giessen ... 2 „ Reinigen u. Abputzen der Wurzeln 4 „ Verkauf 3 „ 28 Sgr. X. Meerrettig. 1 nRutte gibt 60 Stangen ä I Sgr. 2 Thlr. — Sgr. Auslagen 1 „ 9 „ Netto-Einnahme — Thlr. 21 Sgr. Landzins 6 Sgr. Mist 6 „ Rijolen 3 „ Die Keime 4 „ Pflanzen 2 „ Giessen 4 „ Abreiben der Wurzel 8 „ Aufgraben und Verkauf . . . . 6 „ 1 Thlr. 9 Sgr. XI. Petersilien-Wurzel. 1 nRuthe gibt auf 5 Zoll Abstand 14 Schock k 3 Sgr 1 Thlr. 12 Sgr. Auslagen — „ 24 „ Netto-Einnahme — Thlr. 18 Sgr. Landzins 4 Sgr. Graben 1 „ Der Samen und Aussäen ... 2 „ Wieten 3 „ Aufbewahren der Wurzel ... 4 „ Verkauf und Verlust im Winter . 10 „ 24 Sgr. XII. Ordinäre Zwiebeln. 1 QRuthe 1 Scheffel k l Thlr. . 1 Thlr. — Sgr. Auslagen — „ 18 „ Netto-Einnahme — Thlr. 12 Sgr. Landzins 6 Sgr. Dung 4 „ Wieten l „ Aufnehmen 2 „ Abputzen und Verkauf .... 5 ^ 1« Sgr. XIII. Schalotten. 1 pRuthe 432 Stauden, 48 Stauden = 1 Metze k 6 Sgr., 9 Metzen ... 1 Thlr. 24 Sgr. Auslagen — „ 24 „ Netto-Einnahme 1 Thlr. — Sgr. Landzins 4 Sffr. o Graben 1 « Saat 1 Mctze 6 „ Das Legen der Zwiebeln ... 2 „ Decken im Winter 1 „ Dreimaliges Wieten und Reinigen 2 „ Aufnehmen der Zwiebeln ... 2 „ Ausputzen und Verkauf .... 6 „ 24 Sgr. XIV. Porree. 1 GRuthe gibt bei 6 Zoll Abstand excl. Wege 7 Schock ä 5 Sgr 1 Thlr. 5 Sgr. Auslagen — _ 28 _ Netto-Einnahme Landzins Graben Dung Pflanzen Abtreten, Bepflanzen und Giessen der Beete Zweimaliges Wieten Aufnehmen und Ausputzen . . Aufbewahren im Winter . . . Verkauf der Zwiebel - Thlr. 7 Sgr. 5 Sgr. 1 . 5 „ 3 „ 1 „ *- 11 3 „ 4 „ 28 Sgr. XV. Spargel. 7. Jahr. Landzins von 8 □Ruthen ä 4 Sgr. 1 Thlr. 2 Sgr. 8 QRuthen zu rijolen k 3 Sgr. . — „ 24 „ Auswerfen der Gräben und Pflan- zen ä Ruthe 4 Sgr 1 „ 2 „ 6 Schock Pflanzen k 5 Sgr. . . 1 „ — „ 288 Pfähle ä 1 Pf. — „ 24 „ Die Reinigung k 1 Sgr — „ 8 „ 12 Fuder Mist k 20 Sgr. . . . 8 „ — „ Summa 13 Thlr. — Sgr. Hiervon die Zinsen k 5 pCt. — „ 19|- „ 77. Jahr. Dung ä DRuthe 5 Sgr. . . . —Thlr. 24 Sgr. Landzins 1 „ 2 „ Das Graben — „ 8 „ Reinigung — „ 8 „ '■ Hierzu das obige Kapital nebst Zinsen 13 „ \9j „ Summa 16 Thlr. I^-Sgr. Die Zinsen k 5 pCt. — „ 24 „ 777. Jahr. Dung — Thlr. 24 Sgr. — Pf. Landzins 1 „ 2 „ — „ Graben — „ 8„ — „ Reinigen — „ 8„ — „ Hierzu das Kapital des H. Jahres nebst Zinsen . 16 „ 25 „ 6 „ Summa 19 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. Hiervon die Zinsen — „ 28 „ 10 „ 352 JV. und die folgenden 12 Jahre. Landzins 1 Thlr. 2 Sgr. — Pf. Dung — „ 24 „ — „ Graben ■ — „ 8„ — n Reinigen • — „ 8„ — „ Kapital nebst Zinsen des III. Jahres .... 20 „ 6 „ 4 „ Stechen des Spargels . . — „ 4 „ — „ Summa 22 Thlr. 22 Sgr. 4 Pf. Ertrag von 8 □Ruthen 288 Stauden ä | Pfund = 216 Pfund k 4 Sgr. . 28 Thr. 24 Sgr. —Pf. Auslagen 22 „ 22 „ 4 „ Netto-Einnahme 6 Thlr. 2 Sgr. 8 Pf. für 8 nRuthen. Mithin pro 1 nRuthe Netto-Ertrag 22 Sgr. 10 Pf. Ausserdem kann auf dem Lande noch Spinat, Salat und Radies gebaut werden. XVI. Artischocken. 1 [HRuthe gibt 16 Stauden ä8 Köpfe = 128 Köpfe k i Sgr 2 Thlr. 4 Sgr. Auslagen 1 „ 14 „ Netto-Einnahme — Thlr. 20 Sgr. Landzins auf 1^ Jahr .... 8 Sgr. Pflanzen 16 „ 6 Karren Dung 9 „ Graben 2 „ Behacken 1 „ Verkauf und Guss 8 „ 1 Thlr. 14 Sgr. XVn. Spinat. 1 nRuthe 2 Scheffel k 5 Sgr 10 Sgr. Auslagen 7 „ Netto-Einnahme 2 Sgr. Landzins 2 Sgr. Wieten 2 „ Stechen des Spinats 1 „ Verkauf 2 „ "Tsi;. XVIII. Gurken. 1 DRuthe gibt 2 Schock k 10 Sgr. . . 20 Sgr. Auslagen 16 „ Netto-Einnahme 4 Sgr. Landzins 4 Sgr. Mist 2 Karren 3 „ Körner und Säen 2 „ Graben 2 „ Behacken und Giessen .... 3 „ Verkauf und Abnehmen .... 2 „ 16 Sgr. 'XIX. Endivien. 1 DRuthe gibt 1| Schock . . 1 Thlr. — Sgr. Auslagen — „ 24 „ Netto-Einnahme — Thlr. 6 Sgr. Landzins 3 Sgr. Graben 1 „ Mist 2 „ Pflanzen 2 „ Wieten und Hacken 2 „ Bleichen und Konserviren ... 10 „ Verkauf 4 „ 24 Sgr. XX. Stangenbohnen. 1 DRuthe gibt 1 Scheffel . . 1 Thlr. — Sgr. Auslagen — „ 21 „ Netto-Einnahme — Thlr. 9 Sgr. Landzins 5 Sgr. Graben 1 « Stangen ~ Schock ^ « ^ Pfund Bohnen 3 „ Stecken der Stangen und Legen der Bohnen 2 „ Pflücken der Bohnen und Verkauf 5 „ 21 Sgr. XXI. Staudenbohnen. 1 DRuthe hat 90 Stauden k | Metze = 1 Scheffel 14 Metzen 1 Thlr. - Sgr. Auslagen — „ 18 „ Netto-Einnahme — Thlr. 12 Sgr. Landzins 4 Sgr. o j Pfund Bohnen 3 „ Graben 1 „ Legen der Bohnen 2 „ Behacken und Wieten .... 2 „ Pflücken und Verkauf .... 6 „ 18 Sgr. XXII. Erbsen. 1 DRuthe 1 Scheffel frühe 1 Thlr. 18 Sgr. späte 24 Sgr. Auslage — „ 18 „ „ 18 „ Netto-Einnahme 1 Thlr. oder 6 Sgr. Landzins 3 Sgr. Graben und Wieten 2 „ Pflücken und Verkauf .... 6 „ Stabeh-eiser 4 „ f Pfund Erbsen 3 „ 18 Sgr. (Schluss folgt.) Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Stare ke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Uel'örderuno; des Gartenbaues in den Königlich Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. M 45. Berlin, den 7. November 1861. Preis des Jahrganges öy Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die Ausstellung von Pflanzen, Blumen, Obst- und Gemüse zu Erfurt in den Tagen vom 4. bis 6. Oktober. — Andreas Sinclair. — Die praktische Obst-Treiberei. — Ueber die Ertrage der verschiedenen Gemüse (Schluss). -- Der unbewehrte Angelikabaum. — Ueber gefüllte Blumen. Die Aiisstelliiiig von Pflanzen, Blumen, Obst- und Gemüse zu Erfurt in den Tagen vom 4. bis 6. Oktober. Wenige Orte, nicht etwa in Deutschland allein, sondern in ganz Europa, möchten so geeignet sein, eine vorzügliche Ausstellung von Gartenerzeugnis- sen in's Leben zu rufen, als Erfurt. In der Zeit, wo Gärtnerei und Gartenkunst, gleich allen übrigen Künsten und Wissenschaften, darniederlag, wo erst die Reformation kommen niusste, um den in Fesseln geschlagenen Geist zu befreien, da waren nur we- nige Städte, in denen man Blumen und Pflanzen hegte und pflegte, wo man sich Mühe gab, seine nächste Umgebung mit Flora's Kindern zu ver- schönern. Zu diesen wenigen Städten gehörte Erfurt. Es wäre wohl interessant, eine Geschichte der Er- furter Gärtnerei zu besitzen, denn sie hängt auf das Genaueste zusammen mit der Entwickelung der deut- schen Gärtnerei überhaupt. Der Gartenbau -Verein in Ei-furt hatte grosse Anstrengungen gemacht, um dieses Mal eine Aus- stellung in's Leben zu rufen , wie sie selbst die Metropole der deutschen Gärtnerei noch nicht ge- habt; es standen freilich ihm auch Mittel zu Ge- bote , welche wohl kaum anderswo zur Verfügung gestellt werden können. Das freundlichste Wetter begünstigte ausserdem die Bemühungen der Erfurter und machte es ihnen möglich, dass die Ausstellung zum Theil, selbst in so später Zeit, noch im Freien stattfinden konnte. Dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin wurde die besondere Ehre zu Theil, spe- ciell zu dem Feste eingeladen zu werden und zu gleicher Zeit Kenntniss zu nehmen von dem Stand- punkte der Erfurter Gärtnerei. Durch das Organ des Berliner Vereines , durch die Wochenschrift, erginsen Aufforderungen an alle, selbst an die ent- fernt wohnenden MitgHeder, der freundlichen Ein- ladung Folge zu leisten. Wenn auch zunächst Ber- lin in reichlicher Anzahl entsendet bitte, so waren doch auch anderwärts wohnende Mitglieder, aus Magdeburg, aus Celle, aus Naumburg, aus Arn- stadt, selbst aus dem fernen Tyrnau in Ungarn, gekommen, um zu schauen , was Erfurt in gärtne- rischer Hinsicht vermag. Ausserdem hatten sich noch viele Pflanzen- und Blumenfreunde, vor Allem aus dem nahen Arnstadt, eingefunden. Der, wenn auch noch sehr jugendliche, doch thätige Gartenbau- Verein in Weimar nahm ebenfalls thätigen Antheil und war nicht weniger durch zahlreiche Mitglieder vertreten. Man hat bisher Erfurt nur als eine Stadt ge- kannt, wo die Gärtnerei, wie gesagt, zwar stets auf einer hohen Stufe gestanden, wo man aber neben der Anzucht von Blumen und Gemüsen doch haupt- sächlich dem Handel mit Pflanzen und Samen in den Vordergrund gestellt vmd deshalb dem Aesthe- tischen wenig Rechnung getragen hatte. Wir wollen keineswegs damit sagen, dass man bisher das ästhe- tische Moment gänzlich vernachlässigt hätte, im Gegentheil kennen wir vollständig an, dass die Gärtnereien in Erfurt sich im Durchschnitt durch 45 354 Ordnung und Sauberkeit auszeichnen und in dieser Hinsicht selbst manchen in anderen Städten als Vorbild dienen können. Eben aber, weil dem Ge- schäftlichen, dem Kaufmännischen, oben an gehuldigt werden muss, kann das Aesthetische auch nur als etwas Untergeordnetes betrachtet werden. Die Aus- stellung während der Tage vom 4. bis 6. Oktober hat nun bewiesen, dass man in Erfurt über der Tagesarbeit und über dem Geschäftlichen den Sinn für das Schöne keineswegs verloren, sondern im Gegentheil in seiner Brust wohl bewahrt hatte. Sie war in ästhetischer Hinsicht eine der gelungensten, welche wir gesehen. Die Ausstellung fiand in einem der Geselligkeit gewidmeten Lokale, in dem sogenannten Vogel'- schen Garten , statt. Zu diesem Zwecke war das darin befindliche Tivoli -Theater ebenfalls in einen Blumen-Tempel umgewandelt. Wo Thalia's Jünger bisher den Menschen ihre eigenen Zustände , bald Gebrechen, bald lohnende Thaten, vorgeführt hat- ten, waren jetzt Flora's Priester bemüht gewesen, das Schönste vorzuführen, was an Erzeugnissen der Pflanzenwelt und durch die Kunst des Menschen in dieser Weise hervorgebracht, vorhanden. Wenn übrigens auch das Meiste aus Erfurt's Gärten stammte, so hatte man doch auch von ausserhalb, namentlich von Arnstadt, freundlichst beigesteuert. Wer früher den Garten gesehen, erkannte ihn kaum wieder, denn die Strauchparthieen waren zum Theil frisch ersetzt ; zum Theil hatte man grüne Rasenflächen angelegt, auf denen wiederum mit Tausenden und Abertausenden von abgeschnittenen Florblumen, hauptsächlich von Georginen, Astern, Malven, Nelken, Tagetes u. s. w. die geschmack- vollsten Arabesken gleichsam eingewebt waren. Man kann sich einen Begriff von der Pracht und Gross- artigkeit machen, wenn man erfährt, dass ein Gärt- ner allein nicht weniger als die Astern von ziemlich einem halben Morgen Fläche bedurfte, um aus den abgeschnittenen Blumen die grossartigen Bilder, welche vorhanden waren, hervorzurufen. Ausserdem hatte man die Florblumen in der höchsten Vervollkommnung der neuesten Zeit, von denen in Erfürt und Arnstadt selbst ein Theil erst neu gezüchtet war, in einer ofi'enen Halle zu bestimmten Sammlungen vereinigt. Man sah hier, wie später ausführlicher berichtet werden wird, eine Auswahl, wie sie so leicht nicht wieder auf so engem Räume zusammengebracht werden möchte. Liebhaber hat- ten hier die beste Gelegenheit, sich das Schönste für ihre Gärten auszulesen. Zur Aufnahme der zarteren Pflanzen in Töpfen, nebst den mehr Schutz verlangenden Sammlungen, hauptsächlich pflanzlich - landwirthschaftlicher Ge- genstände, hatte man bedeckte Hallen gebaut. Sehr geschmackvoll war das Gemüse auf den schmalen Rabatten, welche sich längs der geschlun- genen Wege hinzogen, aust;elegt ; das Obst hin- gegen befand sich mit den getrockneten Blumen und den daraus angefertigten Kränzen und andern Gegenständen im Theater auf besonderen Tischen in reichlichster Abwechslung. Der Kunst- und Handelsgärtner Heine mann hatte zwar das Arrangement im Allgemeinen über- nommen, einzelne Ausführungen wurden jedoch den Besitzern der grösseren Gärtnereien vollständig über- lassen, die mit ihren eigenen Erzeugnissen gruppen- weise, versteht sich, immer aber im Einklänge mit dem Ganzen, zu wirken suchten. Wir nennen in dieser Hinsicht vor allem Benary, Jühlke, Fr. A. Haage jun., Moschkowitz & Siegling, sowie Schmidt. Doch haben sich ausserdem noch manche Andere nicht unbedeutende Verdienste um die Ausstellung erworben. Da uns leider die be- treffenden Materialien niclit zur Verfügung stehen und wir uns nur der wenigen Notizen bedienen können, welche wir uns während der Besichtigung flüchtig gemacht hatten, so möchten wir leicht das Eine oder Andere übersehen haben. Wir bitten deshalb um Nachsicht. Der demnächst erscheinende offizielle Bericht wird besser und ausführlicher mit- theilen. Wir bemerken nur noch, dass der Vorstand und der besonders dazu ernannte Ausschuss, vor Allem aber der Vorsitzende des Vereines, Garten- Inspektor Jühlke, die Oberleitung sich vorbehal- ten; mit nicht genug anzuerkennender Opferfreu- digkeit hatten sich die Mitglieder des Ausschusses dem Ganzen gewidmet. Dazu kam die grösste Rücksicht und Aufmerksamkeit für alle Gäste. Bei so Vielem , was geboten war, und bei der Kürze der Zeit, die wir nur darauf verwenden konnten, ist es nicht leicht, ein getreues Bild von der Erfurter Ausstellung zu geben. Inspektor Bon che war so freundlich uns zu unterstützen; er hat hauptsächlich seine Aufmerksamkeit den Pflanzen und Blumen zugewendet, während uns das Allgemeine, Gemüse und Obst, übrig blieb. Wir wollen zwar versuchen , zunächst im Allgemeinen zu schildern, was wir gesehen, müssen aber noch- mals die Nachsicht hauptsächlich derer, die bei län- gerer, ihnen zu Gebote stehenden Zeit mehr Ein- sicht hatten, in Anspruch nehmen. Gleich im Anfange, wo der Weg sich etwas erweitert, um sich nach zwei Richtungen zu theilen, befand sich eine starke, mit Guirlanden umwundene Säule von 7 Fuss Höhe, die einen, ein Kapital nach- ahmenden Drahtkoib von 4 Fuss Durchmesser und gefüllt mit Pflanzen trug. Aus diesem Korbe erhob sich wiederum ein mit Grün umwundener Flaggen- baum, der an seiner Spitze und an verschiedenen Stä- 355 ben eine Menge buntfarbiger Fahnen und Wimpeln befestigt enthielt. Allerhand Fuchsien, deren Blüthen in den mannigfachsten Farben prangten und mit dem frischen Grün ihres eigenen Laubes in wohl- gefälliger Harmonie sich befanden, füllten, mit Moos umpackt, damit man die Töpfe nicht sah, den Korb; an seinem Rande hing wiederum buntblättriger Epheu herab. An dem Fusse der Säule waren ringsum allerhand buntblättrige Pflanzen zu einer in der Mitte höhern Gruppe von gegen 6 Fuss im Durchmesser benutzt. Die Aufstellung war durch die bekannte Gärtnerei von Moschkowitz und Siegling geschehen. An einer andern Stelle, wo die Wege sich ebenfalls theilten, hatte Inspektor Jühlke sein Talent entfaltet und damit zu gleicher Zeit gezeigt, dass er neben der Pflege von Zier -Pflanzen und Blumen auch landwirthschaftlichcn Gewächsen seine Aufmerksamkeit zuwendet. Wiederum trug eine 6 Fuss hohe Säule einen mehr flachen , gegen o|- Fuss im Durchmesser enthaltenden Korb. In der Mitte ragten frische Maispflanzen hoch empor und waren von einer Auswahl auf grünem Moose aus- gebreiteter Zierkürbissen umgeben, während gegen den Rand hin ein doppelter Kranz von Ta<;etes und Zinnien ihn umfasste. Der Fuss der Säule war ebenfalls durch eine Gruppe von meist blühen- den, aber mehr niedrigen Pflanzen gleichsam erweitert worden. Anstatt des Kranzes waren hier aber die verschiedenen Maiskolben, deren Pflanzen aus dem Korbe herausragten, mit den Spitzen nach aussen, also strahlenförmig, gelegt. Von ganz besonderer Schönheit erschien eine grössere Rasenfläche, welche ein Rundtheil von ge- gen nü Fuss im Durchmesser bildete , und welche Benary benutzt hatte, um die Florblumen, welche er mit Vorliebe baut und worin er selbst zum Theil so Vorzügliches geleistet, in Form einer grossen Arabeske, in der alle Farben in den mannigfachsten Nüancirungen prangten, anzubringen. Es war das Ganze ein grosser Teppich von grünem Grunde, in dem gleichsam die einzelnen Blumen zu be- stimmten Darstellungen eingewirkt waren. Der ge- botene Raum erlaubt uns nicht , eine detaillirte Be- schreibung zu geben; wir hoffen jedoch, dass der Künstler selbst den Plan der Anlage der Oeffent- lichkeit übergeben werde. Das Ganze wurde be- sonders noch dadurch gehoben, dass im Hintergrunde sich eine Nische befand, in der rothe Hahnenkämme von riesiger Grösse zu einem Berge aufgebaut wa- ren. Der Berg selbst verlor sich nach beiden Seiten hin in Celosien mit gelben, in die Länge gezogenen Aehren, auf die wiederum Gladiolen folgten. Seitlich auf der Rasenfläche standen zwei rie- sige, nicht Blumen-, sondern Gemüsebouquets, die der Erfurter nicht mit Unrecht als Ballsträusse für Küchen-Fräuleins bezeichnete. Der Künster, Kunst- und Handelsgärtner Peterseim gab ein Beispiel, dass man selbst, mit dem im Allgemeinen unschö- nen Gemüse , mit Rüben , Kartoffeln u. s. vv. eine ästhetische Wirkung hervorbringen, ein hübsches Bouquet sogar machen kann , würdig den Gegen- ständen, denen es galt. Das Bouquet besass die Ei- foi-m, war über 2 Fuss hoch und hatte einen wenig geringeren Durchmesser. Wasser- und gi-osse Mohr- rüben , Gurken u. s. w. standen mit ihren Enden nach oben, umgeben von Kohl- und Porree-Pflanzen, sowie von kleineren Artischocken-, Fenchel-Blättern u. s. w. Dazwischen hingen Zweige mit scharlach- rothen Liebesäpfeln herab. Spargelpflanzen mit fei- nen Aesten und Blättern, unterstützt von kleinen, rothen Beeren, milderten das Schwere. Sehr hübsch nahmen sich endlich die perlschnurartig auf einander gereihten Zuckerkartoffeln dazwischen aus. Die Bouquets selbst standen auf einer 4 Fuss hohen und dicken Säule, an deren Fuss wiederum das schwerste Gemüse : Kohlrabi , grosse Kohlrüben, Futterrunkeln u. s. w. die grünen, noch mit den Blättern versehenen Köpfe nach innen, die allmälig spitzzulaufenden Enden hingegen nach aussen ge- legt, angebracht waren. Benary hatte sein in reichlichster Auswahl vorhandenes Gemüse ebenfalls geschmackvoll, zum Theil selbst sinnreich, aufgestellt. Vor Allem zog ein ohngefähr 4 Fuss langer und 2j- Fuss breiter, viereckiger Korb die Aufmerksamkeit der Schauen- den auf sich. Bekanntlich existiren seit einigen Jah- ren eine Reihe der schönsten Formen der Liebes- äpfel von der Kirschengrösse und Form , bis zu der eines kleinen Turbankürbisses. Diese waren in der reichlichsten Abwechslung in dem Korbe auf frisches Moos gelegt; dazwischen befanden sich kleine, mit Weichstacheln besetzte Igel-, sowie ächte Schlangengurken (Trichosanthes colubrina ), welche letztere eben anfingen roth zu werden und in schlangenähnlichen Windungen erschienen. Um die Täuschung noch grösser zu machen, hatte man das eine Ende von ihnen gespalten, um damit den Rachen einer Schlange nachzuahmen und sogar noch eine rothe Zunge hineingelegt. Wer sich ausserdem für die verschiedenen Sorten Liebesäpfel interessirte, konnte auch die ganzen Pflanzen sehen, welche, ein vollständiges Sortiment bildend, an einem da- hinter befindlichen Stakete aufgehängt waren. Nicht weniger hatte Heinemann in einzelnen Gruppen Kunstsinn an den Tag gelegt, indem er die besondere Ausschmückung des Terrains vor dem Theater sich vorbehalten hatte. Rabatten, mit grü- nen Rasen belegt, umfassten den breiten Weg und waren zu allerhand kleineren Arabesken, meistens 45* 356 in breiter Kreuz- oder Sternform, benutzt. Wieder- um hatte man hierzu Florblumen von seltener Schön- heit verwendet. Wir können nicht leugnen, dass die harmonisch^ Verbindung der verschiedensten Nüancirungen von blendendstem Weiss durch Gelb, bis zum dunkelsten Orange, vom zartesten Rosa bis zur schwarzen Blutfarbe und vom Blau und Violett bis zum tiefsten Purpur dem Auge wohl- that. Nirgends war ein Misston in der Verbindung der Farben. Es thut uns leid, hier ebenfalls nicht ausführ- lich sein zu können; doch wollen wir wenigstens der geschmackvollen Gruppe von Blattpflanzen, von einem Kranze des buntblättrigen Polemonium coe- ruleum umgeben, gedenken. Wir können genannte Pflanze zu ähnlichen Zwecken nicht genug empfeh- len. Doch einer sehr schonen Arabeske müssen wir noch erwähnen , die aus feinerem Gemüse angefer- tigt war. Scharlachrothe Liebesäpfel bildeten in der Mitte einen unbedeutenden Hügel von 1^ Fuss Durchmesser, gegen den, strahlenförmig und mit den Spitzen nach innen, rothe und weisse Cai-oten, nach der Farbe mit einander abwechselnd, gelegt waren. Auf den ausgebreiteten grünen Blättern lagen weisse Eierfrüchte. Wiederum folgten grün- köpfige Altringham-Mohrrüben , doch entgegenge- setzt und ringsherum gelegt, indem die Spitzen der einen von den Blättern der andern bedeckt wurden, so dass sie einen Kranz darstellten. Einen weitern Kranz hatte man mit rothwurzeligen Radieschen auf diese Weise angefertigt , dass man immer 4 Stück zu einem Doppelkreuze übereinander gelegt und da- durch einen kleinen viereckigen Raum, in dem sich wiederum ein gelber runder Liebesapfel befand, ein- schloss. Solche Doppelkreuze im Kreise an einander gereiht, bildeten einen weiteren Kranz ringsum die ganze Arabeske, um die endlich noch oi'angenfarbige Liebesäpfel herumgelegt waren. Das Ganze befand sich auf frischem, grünem Moose. Dass der Ausschmückung des Theaters die grösste Sorgfalt zugewendet wurde, ist natürlich. Der Zuschauerraum in ihm ist mit Glas bedeckt, so dass Licht von oben herein fällt. Die Bühne hatte man mit einer Gruppe prächtiger Blattpflan- zen, hauptsächlich Dattel- und kleine Fächerpalmen, versetzt, die aber doch nicht hoch genug waren, um den unangenehmen rothen Vorhang zu decken. Und leider hatte man versäumt, dieses zu thun! In der Höhe schwebte der preussische Adler, an denen die Federn durch allerhand Blumen nach- gebildet waren, über den Büsten der Königlichen Majestäten inmitten des freudigen Grüns einiger Urwaldspflanzen. Rings um an den Seiten des Theaters standen Tische und trugen die feinern Obstsorten, unter Anderem: grosse Ananas aus den Königlichen Trei- bereien in Frogmore in England und Weintrauben- Sortimente von den Königlichen Weinbergen in Sans- souci. Geschmackvoll waren die Fruchtteller zusam- mengesetzt. Der Zuschauerraum , das eigentliche Parterre, war zur Rasenfläche umgewandelt, aus der einzelne schöne Pflanzen herausragten. In der Mitte wurde aus einem Bassin ein bis 16 Fuss hoher Wasserstrahl emporgeworfen. Grosse Exemplare des Pampasgrases mit silberweissen Blüthenständen im Hintergrunde hatten etwas Feenhaftes. Ausserdem erschaute man einige Cacteen von bedeutendem Um- fange (Echinopsis formosa nnd Echinocactus elec- tracanthus). Durch diese wird man von selbst fin- den, dass hier Fr. A. Haage jun., der bekannt- lich seit vielen Jahren schon dergleichen seltsame Pflanzen mit Liebe pflegt, hauptsächlich gewirkt hatte. Doch wollen wir nicht versäumen, noch auf ein Schauexemplar der Statice latifolia von fast 4 Fuss Durchmesser und von seltener Schönheit auf- merksam zu machen, um damit von Neuem darzu- thun, dass man auch mit Gewöhnlichem Vorzüg- liches leisten kann. Die Säulen, welche die Gallerie trugen, waren zwiefach benutzt. Zunächst hatte man unten Tische herumgesetzt, welche Gruppen von Pflanzen trugen. Hier sah man auch wiederum eine Sammlung der neuesten buntblättrigen Kaladien des Kunst- und Handelsgärtners Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam. Eine zweite gehörte Fr. A. Haage jun. Da, wo die Säulen die Gallerie trugen, waren ebenfalls, wiederum Kapitaler bildend, Drahtkörbe angebracht und mit Moos ausgefüllt , welche aller- hand Blumen einschlössen. Auf der Gallerie selbst standen Tische, zum Theil ringsherum sich ziehend, zum Theil einzeln stehend, und trugen verschiedene Obstarten, vor Allem aber die aus getrockneten Blumen angefer- tigten Guirlanden, Kränze, Garnituren u. s. w. in reichlichster Auswahl. Während der grossen, mit der dritten Versammlung deutscher Pomologen ver- bundenen Ausstellung zu Berlin im vorigen Herbste wurde uns schon Gelegenheit gegeben, die Lei- stungen der Erfurter in dieser Hinsicht zu bewun- dern ; wir haben jetzt in Erfurt gesehen, dass selbst in dem kurzen Zeiträume von 1'^ Monaten Fort- schritte in dieser erst seit wenigen Jahren in Deutsch- land ausgeübten Kunst gemacht sind, die Anerken- nung verdienen. Diese Fortschritte betreffen nicht allein das Trocknen der Blumen mit den zum Theile vergänglichsten Farben , sie sind fast noch mehr in der sinnigeren und leichteren Zusammensetzung selbst von Bedeutung. Ueber das, was hier in die- ser Hinsicht vorhanden , ausführlicher zu sprechen, möchte Manchem der Leser unserer Wochenschrift 357 willkommen sein, daher wir keinen Anstand neh- men, es später zu thun. (Fortsetzung folgt.) I Andreas SiiicLair. Wir haben auf eine der schönsten Blattpflanzen, weichein der neuesten Zeit durch Noack in Darm- stadt unter dem Namen Montanoa mollissima aus Mexiko eingeführt wurde, aufmerksam gemacht (Seite 246) und später mitgetheilt (Seite '296), dass sie bereits unter dem Namen Sinclair ia disco- lor beschrieben sei. Damals ahndeten wir nicht, dass der Mann, dem wir ihre Entdeckung verdan- ken und dessen Namen sie deshalb trägt, der Schiffsarzt Andreas Sinclair, wenige Monate vorher seinen grossen Eifer für die Erforschung der Pflanzenwelt in fremden Ländern mit dem Tode büssen musste. Wie Viele haben schon ihr Leben auf dem Altare der Wissenschaft geopfert! Und immer ziehen von Neuem Männer vom Wissens- drang getrieben, namentlich zur Erforschung frem- der Länder, aus, obwohl sie wissen, dass nur ein Bruchtheil der Reisenden so glücklich ist, die ge- liebte Heimath nach meist unendlichen Mühen wie- der zu erreichen. Das ist das Grossartige der Wis- senschaft und bezeugt mehr als alles Andere ihren göttlichen Ursprung, dass sie zu Thaten begeistert, die der Alltagsmensch nicht begreifen kann, auch wenn er sie ausbeutet und von ihren Früchten zehrt. Andreas Sinclair nahm gegen das Jahr 1824 als Arzt Dienste in der englischen Marine und erhielt schon 1829 den Eang eines Schiffsarztes (Surgeonj. Seine Laufbahn begann er mit der wis- senschaftlichen Reise, welche mit dem Schiffe Sul- phur zuerst unter der Führung des Capitäns Bee- chey und dann des Capitäns B elcher zur Er- forschung und Aufnahme der AVestküste Nord- und Südamerika's in den 2U- und 30ger Jahren gemacht wurde. Jede freie Zeit benutzte er daselbst, um Naturalien, vor Allem Pflanzen, zu sammeln. Hook er und Arnott haben die Pflanzen der ersten unter dem Kapitän Beechey in den Jahren 1825 bis iSJ8 gemachten Reise in einem besondern Bande beschrieben; genannte Botaniker waren es auch, welche einer interessanten, zuerst in Guatemala auf- gefundenen Art den Namen Sinclair ia discolor beilegten. Wir bemerken jedoch, dass der gelehrte Forscher der Körbchenträger (Compositae), Hospi- talarzt Dr. Schultz in Deidesheim, das Genus Sinclairia nicht anerkennt und es mit Liabum vereinigt, die Art selbst deshalb L. discolor nennend. Die Pflanzen der zweiten unter Kapitän Bei eher von 1836 bis 1842 gemachten Reise hat Bentham beschrieben. Im Jahre 1842 befand sich Sinclair als Arzt auf einem Verbrecherschifi'e , und besuchte mehre Häfen Neuhollands. Von da begab er sich nach Neuseeland,, um mit dem Jüngern Hooker, der die bekannte antarctische Expedition als Botaniker be- gleitete, daselbst zusammenzutreffen. Der damalige Aufenthalt scheint ihm eine besondere Vorliebe für die interessante Insel beigebracht zu haben. Zum zweiten Male begleitete er hierauf als Arzt ein Ver- brecherschiff, und machte die Bekanntschaft des Kapitäns, später Admirals Fitz roy, der, zum Gou- verneur von Neuseeland ernannt, ihn als seinen Ge- heimen Sekretär in Dienst nahm. Später trat er als Kolonialsekretär ein und verwaltete diesen Po- sten auch unter den späteren Gouverneurs: Gray und Brown. In der Zeit, wo Neuseeland eine eigene parla- mentarische Verfassung erhielt, war er in England. Er gab zwar seine Stelle auf, ging jedoch 1859 von Neuem nach Neuseeland, hauptsächlich um Mate- rialien zu sammeln zu einem Supplemente von Hooker's Flora Neuseelands. Nachdem er sich einige Wochen in Auckland und Nelson, von wo aus er die nächsten Gebirge erforschte, aufgehalten hatte, verband er sich mit einem dort lebenden Geologen, Haast mit Namen, um gemeinschaftlich mit ihm den Berg Cook zu erforschen und vielleicht über das hohe Schneegebirge hinweg nach der West- küste zu gelangen. Er trat die Reise an, um nimmer wieder zu kehren. Während sein Freund geologische Studien machte, wollte er den angeschwollenen Fluss Ran- gitata an einer Stelle, wo er durch eine Insel ge- theilt war, übersetzen. Aber schon im Anfange wurde ihm sein Pferd von dem Wasser entrissen; doch erreichte er noch glücklich die Insel. Er ver- suchte nun von da aus das jenseitige Ufer durch Schwimmen zu erreichen, das wilde Wasser riss ihn aber mit sich fort und er ertrank. Erst am andern Tage fand sein Freund und Begleiter Haast den entseelten Körper weiter unten am Ufer des Flusses. Wir bemerken schliesslich, dass Witt stein in seinem etymologisch-botanischen Handwörterbuche bei dem Genus Sinclairia drei Männer mit Namen Sinclair nennt, von denen aber keiner der ist, nach dem die Pflanze wirklich benannt wurde. Lei- der ist dieses nicht der einzige Fehler in dem ge- nannten Buche. Möchte doch ein Anderer, dem mehr Hülfsmittel zu Gebote stehen und sorgfältiger zu arbeiten versteht, die Herausgabe eines neuen etymologischen Handbuches, was ein grosses Be- dürfniss ausfüllt, unternehmen. 358 Die praktische Obst-Treiberei, sowohl in Treibhäusern, Treibkästen und Mistbeeten, wie auch in Talutmauern, W. Tatter, Königlich Hannoverschem Hofgärtner. Mit 46 in den Text f/edruclifen Abbildungen. Hamburg, Rob. Kittler, IhOl. 8«. '228 Seiten. Herr Tatter gibt uns hier eine Reihe \'l ganz vortrefflicher, in sich abgeschlossener Abhandlungen über die Treiberei von Trauben, Aprikosen, Pfir- sichen, Pflaumen, Kirschen, Feigen, Bananen, Him- beeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren und Ananas. Weshalb Melonen nicht aufgenom- men sind, ist nur dadurch zu erklären, dass diese nie in Häusern gezogen werden. Die Melone ist kein Küchengewächs , wie die Gurke , sondern eine schmackhafte Frucht, die wir sowohl (zur Noth) im Freien erziehen können, als auch (und zwar vorherrschend) unter Glas zu verfrühter Reife brin- gen ; das heisst eben treiben. Wenn aber die Erzie- hung von Bananen und Ananas selbstverständlich zur Obsttreiberei gehört, dann ist aber doch auch die der Melone dahin zu ziehen. Die gewählte Form des gut ausgestatteten Buches, dessen Holzschnitte durchweg zweckmäs- sige Einrichtungen darstellen, auch (mit Ausnahme der Gestalten, welche in Fig. 46. Ananas bedeuten sollen,) deutlich sind, hat einen Uebelstand zur Folge. Der Leser nämlich niuss sich, wenn er dem nicht gewandt zu entgehen vermag, die wichtig- sten , aber wirklich von vielen Gärtnern in den Wind geschlagenen goldenen Lehren, 6, 8, 10, ja einige 12 Mal, einprägen lassen. Unsere Zuhörer, die jungen Zunftgenossen, vergessen thatsächlich noch nach der 36. Predigt, was dem Lehrer bei der ersten schon wie selbstverständlich erscheint, werden aber bei der dritten Wiederholung späte- stens leider schon ungeduldig, ein Leser schon bei der zweiten. Mit dem entschuldigenden „wie schon erwähnt" der Schriftsteller darf man auch nicht zu oft kommen. Wir haben auch einige Flüchtigkeitsfehler zu tadeln, die zu Undeutlichkeiten geworden. Der Verfasser verwirft mit Forsyth S. 5 eine Umge- bung von Holz, „indem unbewegte stagnirende Luft der Vegetation höchst ungünstig sei." Seite 6 ver- langt Herr Tatter für seinen Treibgarten lü bis 12 Fuss hohe Mauern und Quermauern , und führt seine guten Gründe für seine musterhafte Einrich- tung desselben an. Seite 53 m. sind die beiden gleich vernichtungswerthen Geometra grossulariata (eine Lepidoptere) und Nematus ventricosus (eine (Hymenoptere) zusammengefasst, als wären es Sy- nonyme. Seite 107 heisst es: „In der Zeit der Steinbildung bedürfen die Früchte viel Nahrung und muss ihnen diese reichlich zugeführt werden." Wenn der Verfasser nicht neunmal gegen Giessen kurz vor der Steinbildung warnte, und 6 Zeilen weiter unten nur nach derselben gestattete, könnte man meinen, er verlange hier einen besonderen Dungguss während derselben. Seite 13.T pflanzt man in Vi Quadratfuss Entfernung. Doch derglei- chen sind Nebensachen und wir übergehen noch manche, wollen aber doch auf die Druckfehler: Sorghum statt Panicum (S. 93) und smough statt smooth (S. 214), welche ganz Unkundige zu Irr- thum führen können, hinweisen. Jener Nebendinge Tadel trifft nur den schriftstellerischen Ueberzieher, den der durch und durch praktische, umsichtige, erfahrene Gärtner eilig angethan, um zu Nutz und Frommen vieler in die Oefl'entlichkeit zu treten. Kein grauer Treibgärtner wird zur Zeit bes- seres lehren, als Herr Tatter im vorliegenden Buche gethan hat. Wäre vermieden, was wir ge- tadelt und wären die Lehren klarer gruppirt, als geschehen, endlich die Treiberei der Ananas so vollständig, wie die der Erdbeere, abgehandelt, dann würde die Arbeit neben Barnes Brief, E. Lu- cas Lehre von der Obstbaumzucht und denen ähn- lichen ihren Rang einnehmen. Mehr denn je zuvor ist mit Recht hervoi'gehoben, wie wichtig die Vor- bereitung der Treibpflanze, so vollständig dieselbe wohl noch nicht gelehrt worden. Ganz besonderer Nachachtung wollen wir Schnitt und Sommerbruch im letzten Jahre und Zeitigung des Holzes nach hier gegebener Vorschrift empfehlen, und eben so das frühe Herbstpflauzen der Treib -Bäume, „sie mögen Blätter haben oder nicht," wenn das, als noch besser vorangestellte Pflanzen im Frühjahre, nicht hat geschehen können. Was der Verfasser wider das Mengen von Sorten und von schon ab- getriebenen mit frischen Bäumen sagt, ist eben so beachtenswerth, wie die von manchem Erfahrungs- manne bestrittene Lehre richtig ist, dass während des Blühens kein Schatten gelegt werden soll. Dem in der „praktischen Obsttreiberei" Gesagten wird wohl, bis neue Erfahrungen gesammelt sein wer- den, nichts von Bedeutung hinzuzufügen sein. Man könnte für die abgetriebenen Bäume, von denen die Fenster abgenommen worden, noch einen Schutz durch Gaze verlangen, dazu ein wenig bespritzen, wie früher unter den Fenstern seiner Zeit gesche- hen; Gitter -Rahme oder Stab -Decken für zweck- mässiger zur Beschattung halten, als Gaze, und dergleichen Beiwerk mehr, was etwa noch hätte angeführt werden können. Viele werden es bei Handhabung ihrer Treiberei überhaupt besser ma- 359 chen wollen, als der Verfasser lehrt: der, dem es gelingt, wird zu beglückwünschen sein. ü. A. Fintelmann. Ueber die Erträge der verschiedeiieu Geuinse. (Schluss.) c. nittlieilung des Kunst- u. üandelsgärtners Holfmann in Berlin. I. Kohlarten. Hiervon wird in Berlin auf einer □Ruthe Land gezogen (brutto): 1. Grünkohl. I| Fuss von einander gepflanzt. QRuthe \ Schock aus 6 Kürben bestehend zu 2 Sgr., die □Ruthe demnach V2 Sgr. 2. Rosenkohl. Die GRuthe gibt 6 Hetzen zu 5 Sgr., die GRuthe demnach I Thlr. 3. Wirsingkohl. IjFuss weit gepflanzt erhält man auf die □Ruthe 1 Schock, was bezahlt mit 20 Sgr. wird. 4. Weisskohl. ^ bis l Fuss gepflanzt, f Fuss geben 45 Pflanzen. Das Schock zu 1 Thlr 15 Sgr gibt also 1 Thlr 3 Sgr. 9 Pf. 5. Kohlrabi. 1 bis IjFuss weit gepflanzt. Auf der QRuthe erhält man 2 Schock zu 10 Sgr., gibt also 20 Sgr. 6. Blumenkohl. 1' Fuss weit gepflanzt, liefert die GRuthe 1 Schock zu I| Thlr. Auch wird es l|-Fuss weit gepflanzt, dann gibt die [jRuthe nur 45 Pflanzen. 7. Kohlrüben. 1^ Fuss weit gepflanzt. Eine □Ruthe liefert 1 Schock zu 15 und 20 Sgr. Von diesen Kohlarten ist jedoch bei grösseren Flächen 10 pCt. Verlust zu rechnen. II. Wurzel- und Zwiebel-Gewächse. 1. Zuckerwurzel. 1~ Fuss weit gepflanzt. Ein Schock, was mit 20 Sgr. bezahlt wird, wächst auf der GlRuthe. 2. Mohrrüben. Auf der □Ruthe erhält man 2 Scheffel zu 12| und 15 Sgr. Daher erhält man 25 Sgr. bis 1 Thlr Brutto-Ertrag. 3. Futterrübe (weisse Rübe). Auf der ^Ruthe erhält man 3 bis 4 Schefl'el zu 6 bis 8 Sgr. 4. Schwarzwurzel. Die ^Ruthe kann auf 20 bis 25 Sgr. berechnet werden. 5. K ür bei r üben. Die □Ruthe gibt ebenfalls 20 bis 25 Sgr. Brutto-Ertrag. 6. Sellerie. 1^ Fuss weit gepflanzt. Auf einer □Ruthe wachsen 3 Mandeln. Das Schock wird mit li Thlr bezahlt, weshalb 3 Mandeln 1 Thlr 3 Sgr. 6 Pf. liefern. Bei Sellerie wird als Zwischenfrucht der Winterrettig gebaut, bei Wurzeln und Mohr- rüben hingegen Sommerrettig und Radies. Der Ertrag dieser Zwischenfrüchte wird so viel, als das Reinigen derselben kostet, ge- rechnet. Die Sellerieknollen aber werden allerdings bei Zwischenfrüchten kleiner. 7. Rothe Rüben. Auf der □Ruthe hat man einen Erlös von 15 Sgr. 8. Bollen (Zwiebeln). Auf der □Ruthe baut man einen Schefl'el, der öfter selbst bis 1| Thlr verkauft wird. 9. Porree. Auf der □Ruthe erhält man 4 Schock zu 5 Sgr., macht also 20 Sgr. III. Ausserdem. 1. Spargel. Auf 1 nRuthe werden 36 Stauden gepflanzt. Die Staude gibt 1 Pfund, dieses nur zu 2| Sgr. gerechnet, erhält man von der □Ruthe 3 Thlr Brutto-Ertrag. 2. Salat. 9 Zoll aus einander gepflanzt, gibt die □Ruthe 4 Schock. Dieses zu 5 Sgr. gerech- net, gibt 20 Sgr. Brutto-Ertrag. 3. Spinat. Von der □Ruthe erhält man (3 Körbe zu 2, auch 1 Sgr., daher erhält man zusammen 12, aber auch nur 6 Sgr. 4. Stangenbohnen. Auf der □Ruthe stehen 20 Stangen und die Stange gibt 1| Metzen. Diese zu 1 Sgr. gerechnet, gibt 25 Sgr. Brutto- Ertrag. Alle Kohlarten werden stark gedüngt. Man rechnet auf 6 □Ruthen eine gute 2spännige Fuhre Dünger, die mit Fuhrlohn 2 Thlr kostet. Wurzel, Bohnen, Rüben u. s. w. werden hier gewöhnlich im folgenden Jahre ohne Dünger ge- pflanzt, und zwar nach den Kohlarten. Sellerie kommt nach dem Weisskohl, wird aber öfters gedüngt. Reinigen der Pflanzen am Wurzelwerke, sowie Jäten oder Wieten, was 3 Mal jährlich geschieht, kostet auf die □Ruthe 2| auch 3 Sgr. Für Hacken der Kohlarten gibt man für die □Ruthe 4 Pf.; man bezahlt für dreimaliges Hacken demnach im Jahre 1 Sgr. Für Hacken (Rechen) und Pflanzen kostet der Arbeitslohn auf die □Ruthe 3 Pf. Den Dünger auf das Gartenland karren und auseinanderbrechen wird in Berlin auf die □Ruthe mit 6 Pfennigen bezahlt. Das Rijolen, 2| Fuss tief, kostet die □Ruthe 3 Sgr. Beim Aufreissen von Wiesengründen, 16 Zoll tief, einen Stich hinunter und einen hinauf, zahlt man auf die □Ruthe 1 Sgr. 6 Pf. Ein Arbeiter kostet wöchentlich 3 Thlr, auch 3| Thlr. Eine Arbeitsfrau dagegen 1 Thlr 18 Sgr. bis 2 Thlr, versteht sich ohne Kost. 360 Der iiiibenehrtc Aiigclikabniim. (Aralia spinosa L. [i. subinermis.) Als wir im September den botanischen Garten in Hamburg besuchten, machte uns Inspektor Otto auf zwei Exemplare der Aralia spinosa L. auf- merksam, von denen das eine Blätter dicht mit Sta- cheln besetzt hatte, das andere hingegen fast wehr- los war. Das letztere besass ausserdem einen viel robusteren Habitus und erfriert fast nie, während das ei'stere fast immer, selbst bis auf den Boden, im Winter abstirbt. Die Blättchen sind ausserdem grösser und eiförmlich-länglich. Eine genaue Un- tersuchung der Blüthen , welche Inspektor Otto uns freundlichst zur Verfügung stellte, zeigte jedoch nicht den geringsten Unterschied. Wir haben schon früher (1. Jahrg. der Wo- chenschrift S. 343) die Beobachtung gemacht, dass alte Pflanzen ihre Stacheln verlieren. Wenn dann hiervon Stecklinge gemacht werden , so behalten natürlich die daraus gewonnenen Exemplare diese Eigenthümlichkeit bei. Aber selbst in Nordamerika, in dessen mehr südlich gelegenen Staaten die Pflanze wächst und nicht in Japan , wie man gewöhnlich glaubt, kommen nach Pursh und Nuttall der- gleichen vor, wo die Stacheln nicht oder nur in sehr geringer Menge vorhanden sind. Da die stachellose Form unsere Winter besser aushält, möchte man vermuthen, dass sie hauptsächlich mehr im Norden wächst. Aus dieser Ursache verdient sie vor Allem die Beachtung der Gartenbesitzer ; denn wir haben wenig Pflanzen, welche, auf Grasflächen stehend, so imponiren, als genannte. Nebenbei sei bemerkt, dass die Rinde der Wur- zel in ihrem Vaterlande als Arzneimittel gebraucht wird und sowohl zum Brechen, als zum Abführen dient. Auch ist sie eins der vielen Mittel, welche gegen den Biss der Klapperschlange in Anwendung kommt. Die Engländer haben dieser Aralie, weil die Wirkung der Rinde der Wurzel einiger Mas- sen der der Angelikawurzel ähnlich ist, den Namen Angelika-Baum gegeben. Schliesslich führen wir noch an, dass die Schau- pflanze des Geheimen Rathes Heyder, welche die- ser in der letzten V^ersammlung (S. Seite 346) des Vereines ausgestellt und bis dahin als Blattpflanze im Freien kultivirt hatte, nicht Aralia (Fatsia) ja- ponica p. Sieboldii war, sondern Aralia pa- pyrifera Hook. (Tetrapanax papyriferum C.Koch). Wir sahen übrigens bei dem Kunst- und Han- delsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam während des Sommers ebenfalls ein Exem- plar der genannten Pflanze im Freien, was eben- falls einen bedeutenden Umfang erreicht hatte. Heber «refüllte Blumen. Jedermann weiss, wie unangenehm es ist, wenn man Levkoyen, Nelken u. s. w. pflanzt und haupt- sächlich gefüllte Pflanzen erwartet, diese aber nur in geringerer Anzahl erhält. Man bringt meistens 2 und 3 Pflänzchen zwar dicht neben einander, um dadurch zu vermeiden, dass durch das Ausreissen der einfachblühenden Exemplare auf dem Blumen- beete leere Räume entstehen. Aber selbst in diesem Falle trifft es sich nicht selten, dass dann grade gefüllt-blühende an einer Stelle zu dicht, an einer andern zu entfernt von einander stehen. Die Anzucht von Samen, aus denen möglichst viele gefüllt-blühende Pflanzen hervorgehen, hat von jeher Gärtner und Laien vielfach bewegt. In den beiden ersten Jahrzehendeu unseres Jahrhundertes war ein Gärtner in Schloss Tonndorf bei Weimar wegen seines Levkoyen- Samens, aus dem in der Regel sehr viele gefüllt-blühende Pflanzen hervor- gingen, berühmt. Der Mann sollte ein besonderes Geheimniss haben. Da dergleichen Levkoyen-Samen sich sehr gut verkaufte, so beschäftigten sich all- mählig viele Leute, nicht grade Gärtner, sondern noch mehr Laien, mit der Anzucht desselben in der Umgegend von Weimar und Erfurt, in welchem letzteren Orte die ersteren gewölinlich nur den von den letzteren gebauten Samen aufkauften. In der neuesten Zeit will ein Italiener, Signor Rigamonti, die interessante Beobachtung gemacht haben, dass die Samen von Nelken und China-Pri- meln nicht mit 'J, sondern mit 3 Samenlappen oder Kotyledonen keimen, wenn aus ihnen gefüllt -blü- hende Exemplare hervorgehen. Es wäre dieses eine sehr interessante Thatsache, die Gärtner und Laien gleich anfangs in den Stand setzten, zu wissen, welche Pflanzen für sie einen Werth haben und einer weiteren Sorge bedürfen, und welche ohne Weiteres weggeworfen werden können. Es würde dadurch viel Zeit und Raum erspart. So viel wir wissen, ist diese Beobachtung sonst nirgends weiter gemacht ; sie ist aber zu gewichtig, als dass nicht gewünscht werden möchte, dass man auch anderwärts ihr die volle Aufmerksamkeit schen- ken sollte. Wenn gefüllte Nelken und Chinaprimeln wirklich mit 3 Samenlappen keimen, so möchte man vermuthen, dass es auch bei andern Pflanzen, na- mentlich bei Levkoyen, der Fall ist, sobald sie ge- füllte Blumen erhalten. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck TOn J. F. Starcke in Benin. Wochenschrift des Vereines zur Heförderuno; des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. M 46. Berlin, den 14. November 1861. Preis des Jahrganges ö j Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Posi-Ansialten des deutsch-üsterreichischen Post -Vereins. Inhalt : lieber einige Fruchtsträucher. — Die Ausstellung von Pflanzen, Blumen, Obst- und Gemüse zu Erfurt in den Tagen vom 4. bis 6. Oktober (Fortsetzung). — Ueber Obstbaumpflanzungen. — J. G. Meyer's laudvviithschaftliche Obst-Waldbäume und Sträncher zu der Anlage von Holz- und Waldbeständen. Sonntag, den 24. November, Mittags l\{ Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Versamm- lung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Ueber einige Fruchtsträucher. Wir hab n durch Vorlegung mit Früchten über- ladener Zweige einiger Sträucher in der letzten Versammlung des Vereines auf diese und deren Anwendung aufmerksam gemacht. Es ist dieses nicht das erste Mal, wo dieses geschehen ; wir er- lauben uns deshalb hierbei auf eine Abhandlung aufmerksam zu machen, welche wir in dem vorigen Jahrgange der Wochenschrift unter der Aufschrift „Symphoria und Lycium" (Seite 361) veröfientlicht haben. Wenn viele unserer Blattpflanzen auf grös- seren Rasenflächen, wie Bärenklau und Rhabarber (Heracleum undRheum), gegen den Herbst hin und selbst noch früher, sobald ihr Blüthenstengel Früchte ansetzt, ein schlechteres Ansehen erhalten und letz- terer vor Allem abgeschnitten werden muss, so ist es nothwendig etwas Anderes zu haben, was an deren Stelle treten kann. Das freudige Grün des Frühjahres und der ersten Sommerzeit passt nicht für den Herbst, wo die ganze Vegetation eine andere Färbung annimmt. Gelb , Braun und Roth mit den verschiedensten Nüancirungen sind die Farben, in welchen die jun- gen Blätter in den Tropenländern an den Spitzen der Zweige erscheinen und dem grünen Gewände, was später die Bäume und viele andere Pflanzen annehmen, vorausgehen. Die Tropenwälder, wo be- kanntlich die Vegetation nicht ruht, würden ein sehr monotones Ansehen haben, wenn der Schöpfer nicht auf diese Weise für Abwechslungen gesorgt hätte. In dasselbe Gelb, Braun und Grün kleiden sich aber in der Regel unsere den Winter über aus- dauernden Gehölze, sobald der rauhe Herbstwind weht und der Frost bald darauf aller Vegetation ein Ende macht. Bäume und Sträucher ziehen gleichsam noch einmal ihr buntes Festkleid an, um dann für eine längere Zeit ihres Schmuckes gänz- lich beraubt zu sein. Zuletzt kommt der Schnee und bedeckt die kahlen Aeste mit ihren vielfachen Verzweigungen; Wald und Hain, aber auch jedes einzeln stehende Gehölz, ruft damit neue Bilder hervor. In Harmonie mit den sich färbenden Blättern im Herbste sind auch die fleischigen Früchte vieler Gehölze eben so gelb, braun und häufiger noch roth gefärbt ; die Farbe, besonders die letztere, tritt selbst entschiedener, feuriger hervor. Scharlach- und hochroth-gefärbt waren besonders die Früchte der Sträucher, welche wir in der 408. Versammlung des Vereines vorlegten und auf die wir hiermit noch- mals aufmerksam machen wollen. Von zweien ist bereits in der oben citirten Abhandlung gesprochen. Die beiden Bocksdorn- ( Lycium-) Arten haben ausserdem noch den Vorzug, dass sie sich ganz besonders zu Einzel- exemplaren eignen. Beide werden nicht hoch, wach- 46 362 sen gedrängt und ihre ruthenförmigen Aeste hängen in einem graziösen Bogen über. Wenn dann diese dicht mit scharlachrothen Beeren bedeclst sind, bie- ten sie in der That einen reizenden Anblick dar. L. chinense Mill. (Trewianum R. et S.) hat den Vorzug vor L. megis tocarp um Dun., von dem uns allerdings nur die Abart mit schmalen Blättern (L. lanceolatum Lam.) bekannt ist, weil diese sich länger erhalten , auch im Herbste noch ein frischeres Grün besitzen, und weil die grösseren und dichteren Beeren eine dunkelere rotlie Färbung haben. Bei L. megistocarpum fallen die schmä- lern Blätter zeitiger ab und die die mehr einzeln stehenden, länglicheren Beeren tragenden, gelblichen Zweige erhalten dadurch ein kahleres Ansehen. Von noch grösserem Effekte sind die S p i n - delbaum- (Evonymus-) Arten, vor Allem die in den Wäldern, besonders Mittel- und Süddeutsch- lands häufig vorkommende gewöhnliche Art, Evo- nymus europaeusL. Es gilt dieses hauptsächlich von der vielblüthigen Abart, welche Opiz schon als multiflora unterschieden hat und auch etwas grössere Früchte hat. Leider besitzt der gewöhn- liche Spindelbaum einen Uebelstand. Er ist näm- lich im Sommer häufig so sehr mit der Raupe eines kleinen, niedlichen Schmetterlinges (Hyponomeuta Evonymella Scop.) besetzt, dass der Strauch da- durch wirklich unangenehm werden kann. Zum Glück geht die Raupe aber auf kein anderes Ge- hölz ; der Vorwurf, dass durch seine Anpflanzung auch andere Gehölze verunreinigt würden, ist dem- nach ungerecht. Es wäre übrigens gar nicht gut, wenn man bei Einzel-Anpflanzungen auf Rasenflä- chen u. s. w. nicht der Raupen Herr werden sollte, siibald man nur durch Bespritzen mit Lösungen von Tabacksasche oder mit Tabacksstaub aus den Fa- briken gleich im Anfange Sorge trägt, auch, so- bald die Räupchen auskriegen, die weitläufigen Ge- spinnste, in denen sie vorkommen, abschneidet. Wahr ist es ferner, dass die kleinen, grünlichen Blüthen ohne alle Bedeutung sind und dass selbst das Laub weniger hübsch ist, als bei anderen Gehölzen; dagegen bieten üe viereckigen, grünen Aeste und Zweige doch eine Eigenthümlichkeit dar, die man beachten kann. Sobald aber der August kommt und die fleischigen Früchte sich anfangen zu fär- ben, so beginnt auch die Schönheit des Strauches. Mit der Reife öfinen sich die 3 schön-rothen Klap- pen der fleischigen Kapseln und die in einen oran- genfarbigen Mantel ( Arillus) gehüllten Samen wer- den sichtbar. Damit ist zwar alles Laub in der Regel abgefallen, die Früchte stehen aber so ge- drängt an den aufrechten oder nur wenig abstehen- den Zweigen, dass man das Grün der ersteren gar nicht vermisst. Es kommt noch dazu, dass die Früchte den ganzen Oktober hindurch, zum Theil selbst noch im November hängen bleiben und der reizende Anblick dadurch eine sehr lange Zeit ge- währt wird. Der rothen Klappen wegen, aus welchen die Früchte bestehen , führt der Strauch gewöhnlich auch den Namen: Pfaffenhütchen, Pfaffenmützchen und Jesuitenhütchen , bei den Franzosen hinaresren Bonnet de pretre oder Bonnet k capelan. Bei den meisten Völkern hoisst der Strauch, weil das harte Holz früher gewöhnlich zur Spindel benutzt wurde, jedoch Spindelbaum , Spindletree bei den Englän- dern und Fusain bei den Franzosen. Ausser der rothfrüchtigen Hauptart besitzt man aber auch eine Form , wo die Fruchtklappen eine gelblich-weisse Farbe besitzen, die zwar weniger in die Augen fällt, grade aber neben der Hauptart angepflanzt, Beachtung verdient. Die orangenfarbe- nen Samen treten hier auch mehr hervor. Die übrigen Spindelbaumarten, wie z.B. E. la- tifolia Scop., welche schon in .Süddeutschland und sonst in Südeuropa und im Oriente wächst, haben zwar zum Theil eine bessere Belaubuns, werden auch nicht so sehr von der erwähnten Raupe be- lästigt, tragen aber meist die Früchte weit sparsamer. Nur noch eine Art, die zwar sehr niedrig bleibt und deshalb auch den Namen Evonymus nana Bieb. erhalten hat, verdient nicht weniger die Auf- merksamkeit, hauptsächlich als Rabattenpflanze zu Einfassungen. Wenn die Pflanze schon selbst mit ihrem etwas sparrigen Wüchse und den tiefdunke- len Blättern, selbst auch mit den bräunlichen Blü- then Beachtung erhält, so steigert sich ihr Werth zur Zeit der Fruchtreife weit mehr. Die Früchte besitzen nämlich zwar eine mattere und mehr in's Braune übergehende Farbe als bei E. europaea, reifen aber viel frühzeitiger im Sommer. Eine mit diesem zwergigen Strauche eingefasste Rabatte nimmt sich während dieser Zeit besonders schön aus. Wir wollen noch erwähnen, dass die Pflanze in den Gärten und Verzeichnissen gewöhnlich als E. an- gustifolia aufgeführt wird, dass sie mit der amerikanischen Pflanze dieses Namens aber nichts gemein hat. E. nana Bieb. ist in den Kaukasus- ländern zu Hause, soll sich aber auch in dem Hi- malaya vorfinden. Durch schöne rothe Früchte zeichnet sich fer- ner der nordamerikanische Schneeball, Viburnum Oxycoccus Pursh, aus, den die Amerikaner selbst zum grossen Theil nur als eine Abart des gewöhn- lichen in Europa und im Oriente wachsenden V. Opulus L. betrachten. Wir halten ihn jedoch für durchaus verschieden. Er bildet mit seinen grossen, meist Slappigen Blättern einen dichten Busch und hat an und für sich ein hübsches Ansehen. Die weissen 363 Blüthen stellen eine anfangs flache Scheindolde dar und sind eine hübsche Zugabe. Sie erscheinen im ersten Sommer an der Spitze kurzer Zweige, die als- bald von den übrigen überwachsen werden, so dass der grosse Fruchtstand, der sich zu einer dichten und strausähnlichen Kispe umgewandelt hat, in das Innere des Busclies zu stehen kommt. Da übrigens an den unteren Theilen der Zweige die Blätter meist abgefallen sind , daher auch weniger decken , so nehmen sieh die feurig-rothen Beeren grade inmit- ten des Strauclies gegen das darüber stehende Grün des Laubes sehr gut aus. Unser gewöhnlicher Schneeball hat hellere und weit weniger gedrängte Beeren; der Blüthenstand verlängert sich auch nicht auf die Weise, wie bei der nordamerikanischen Ai-t, weshalb er sich auch weniger representirt. Die Abart mit gefüllten Blü- then, d. h. wo alle Blüthen, ähnlich denen am Rande der Scheindolde, unfruchtbar geworden sind, dagegen sehr entwickelte Kronen besitzen, hat lei- der den Uebelstand, dass sie ausserordentlich von Blattläusen heimgesucht wird. Nächstdem machen wir auf unser gewöhnliches Bittersüss (Solanum Dulcamara L.) auf- merksam. Wir sehen so häufig an dem Ufer der Flüsse und Bäche, namentlich im Weidengebüsch, schon im Anfange des Monates September, ja selbst auch im August diesen Strauch mit scharlach- rothen und länglichen Früchten dicht besetzt; trotz- dem findet er in den Gärten so selten Anwendung, als wenn das Einheimische nicht auch schön sein könnte. Es kommt noch dazu, dass die langen, aber schwachen, ruthenfürmigen Zweige meist in einem eleganten Bogen überhängen. Die Pflanze hat eine Neigung zum Klettern und erreicht dann einen weit höheren AVuchs. Es scheint dieses mit der Abart, wo die Blätter mit einem gelblichen oder weissen Rande eingefasst sind, noch mehr der Fall zu sein. Wir empfehlen diese Abart daher besonders denen, welche nichts haben wollen, was wild wächst. Auf gleiche Weise verdient die im Oriente, und besonders in Persien wachsende Art, Sola- num per si cum Willd., Beachtung. Es wird im Allgemeinen etwas grösser und zeichnet sich durch eine weiche Behaarung aus. Wir könnten noch mehre Sträucher nennen, wo die Früchte im oder gegen den Herbst hin eine hübsche Färbung annehmen, wollen aber jetzt schlies- sen und später einmal die Gelegenheit fassen, das eine oder andere Gehölz mit schönen Früchten zu besprechen und zu empfehlen. Die Ausstellung von Pflanzen, Blumen, Obst- und Gemüse zu Erfurt in ilcn Tagen vom 4. bis (i. Olvtobcr. (Fortsetzung.) Wir lassen folgen, was uns über Pflanzen und Blumen Inspektor Bouch^ mitgetheilt hat: Sca riet- Pelargonien waren in den neue- sten und schönsten Sorten durch Jühlke aufge- stellt; alle eignen sich ganz vorzüglich zu Gruppen. Es kann, da sie in allen Abstufungen von Weiss bis Rosenroth, Mennigfarben bis in's tiefste Schar- lach blühen, das lieblichste Farbenspiel hervorge- bracht werden. Wir heben aus gedachter Samm- lung als ganz vorzüglich hervor: Nimrod , Beaut^ des roses, Sir John Paxton, General Pelissier, Mrs. Henri Blecourt, Comtesse Chambord, L'abbe, Roi des Lilas, Beaute de Pierre, Maröchal Fabert und Mons. Henri. Verbenen durch Möhring in Arnstadt, aus Samen gezüchtet, boten wieder eine Menge schöner neuer Sorten. Fuchsien in reicher Auswahl der neuesten und neueren Sorten waren durch Heinemann, Benary und Hopfe ausgestellt. Nicht nur die Schönheit der Blumen, sondern auch der Kultur- zustand der Pflanzen fesselte den Beschauer. L an tauen fand man in den besten grossblu- migen, schöngefärbten Sorten, z. B. Surpasse l'abb^ Charles quint, Eclatant und Garibaldi durch Jühlk e ausgestellt. Veronika, strauchartige Varietäten und Ba- starde der aus Neuholland stammenden Arten, wa- ren in 21 Sorten vertreten durch Born in Ilvers- gehofen zur Ausstellung gebracht. Chinesische Primeln in 8 — 10 Varietäten verdankte man Drenkmann und Döppleb, so wie Mühring in Arnstadt. Von Begonien-Sammlungen verdienen her- vorgehoben zu werden die von Benary, Jühlke und Moschkowitz & Siegling. Was die übrigen theils seltenen, theils in irgend einer Hinsicht auffallenden Pflanzen betrifft, so er- wähnen wir zunächst: Cli anthus Dampieri von Ausfeld und Möhring in Arnstadt eingesandt. Er ist gewiss einer der prachtvollsten Neuheiten. Ferner nennen wir: Arum corsicum von F. A. Haage, zwei Gynerium argenteum in Kü- beln gezogen und jedes derselben mit inehrern Blü- theni-ispen versehen von He ine mann. Blühende Exemplare der Sternbergia lutea verdankte man der Gärtnerei von Mos chkowitz & Siegling, ein 6 Fuss im Durchmesser enthaltendes Solanum la- ciniatum gehörte Bah Isen. Endlich sah man noch 4Ü* 364 Dracaena nutans, indivisa vera und aureo- lin eata von F. A. Haage, so wie Rhopala glaucophylla und Stadtmannia de Jonghei von Schmidt. Auch viele Aufstellungen von nicht blühenden und von Dekorationspflanzen muss man lobend an- erkennen, indem diese von dem Fleisse ihrer Züchter ein günstiges Zeugniss ablegten. Wir nennen die Gruppirungen von F. A. Haage, Schmidt, Be- nary, Jühlke, Kropp und Benda aus Berlin. Hier schliessen wir noch diejenigen Gruppen an, welche besondere Familien representirten und da- her manches Ausgezeichnete enthielten, als: Kak- teen auf 4 Tischen verthcilt. Unter ihnen befanden sich allein 85 Arten Echinocacten, 94 Arten Cereen, 50 Arten Opuntien und 70 Arten Mamillarien. Viele sehr seltene und in gutgezogenen Exemplaren befan- den sich unter ihnen. F. A. Haage hatte sie ausge- stellt. VonKaladien hatte Lauche an der Wild- parkstation bei Potsdam nicht weniger als 27 Arten und Formen gebracht. Eine hübsche Sammlung von Farnkräuter war von Benda aus Berlin ausge- stellt. Zahlreiche gi'ossblättrige Solanen machten Effekt. 26 Arten Araliaceen luid 17 Arten Dra- cänen endlich verdankte man Schmidt. Ein zierlich gearbeiteter Ward 'scher Kasten vom Klempnermeister Langethal war von Fr. A. Haage jun. ausgestellt. Niedliche Pflanzen, in deren Mitte sich ein stattliches Exemplar der A 1 o- casia cuprea C. Koch (metallica Hook., nicht Schott) befand, fanden sich darin. Höchst interessant waren die Rohstoffe und Fabrikate von Gespinnstpflanzen durch Ge- heimen Rath und Professor Göppert in Breslau ein- gesandt; nicht weniger aber die Aufstellung eines Sortiments verschiedener Caroli na- Reissorten durch John Siegling aus Nordamerika. Es ist nun unsere Absicht, durch diese Auf- zählung der ausgestellten Gegenstände ein allge- meines Bild über die seltene Reicl;^altigkeit der in jeder Beziehung gelungenen Ausstellung zu ent- werfen , indem noch sonst sehr viel des Schönen, Nützlichen und Bemerkenswerthen vorhanden war. Wir erinnern nur an die zierlichen frischen Bou- quette, Blumenständer, Tufi'steinarbeiten mit Pflänz- chen besetzt, Korb- und Thonwaaren u. s. w. Lei- der aber war die Masse des Vorhandenen so gross, dass eine genaue Durchsicht über die Zeit der Ausstellung hinausgereicht haben würde. Nebenbei bemerkt, waren auch in vielen Fällen die Einsen- der nicht zu ermitteln, indem das Verzeichniss nicht immer Nachweis darüber lieferte. Wir bitten daher zu entschuldigen, wenn der eine oder andere Ge- genstand nicht genannt oder vielleicht die Namen der Aussteller verwechselt sein sollten. Wir gehen nun zu den Florblumen, die zum grössten Theile in abgeschnittenen Exemplaren vor- handen waren, über. Gleich bei dem ersten Blick überzeugte man sich, dass neben den Gemüsen die Florblumen die Hauptrolle in der Ausstellung spiel- ten. Wie könnte es aber auch anders sein, dass nicht diese Stadt, überhaupt Thüringen, wo grade dieser Zweig der Gartenkunst schon seit Jahrhun- derten mit besonderer Vorliebe gepflegt wurde, das reichste Kontingent hätte stellen sollen. Nicht aber die Masse war es allein, die den Beschauer in Erstaunen setzte , sondern mehr noch wurde man überrascht von der Reichhaltigkeit in den Sortimen- ten und von der Vollkommenheit der einzelnen Sor- ten, die kaum noch schöner gedacht werden können. Es ist schwer, ob man bei diesen Produkten mehr die Wandelbarkeit der Natur oder den unablässigen Kunstfleiss der Gärtner bewundern soll, welcher letzterer es verstand, zu solchen Metamorphosen fähige Pflanzen auszuwählen und die richtigen Kreu- Zungen zwischen Arten, Formen und Varietäten zu benutzen. Eine besondere Anziehung für den Laien und Kenner gewährte die Ausstellung dadurch , dass die Blumen und Zierpflanzen in sehr gewählter Weise zwischen Gemüsen und sonst weniger in die Augen springende Gegenstände vertheilt waren, so dass man nirgends eine Einförmigkeit wahrnahm und dem Aesthetischen in jeder Beziehung durch i angemessene Abwechselung Rechnung getragen war. Da nun, wie am Eingange hervorgehoben ist, die Florblumen den ersten Rang einnahmen, so sei es uns auch erlaubt, diese, die häufig den Schluss der Ausstellungs-Berichte machen, wie es gebührt, hier unmittelbar folgen lassen. Zunächst von den Georginen. Vor Allem er- wähnen wir hier die Kollektionen in Kübeln, durch Heinemann und Jühlke*) eingesandt, welche sich im guten Kulturzustande befanden und viele o schöne Sorten enthielten. Von ganz besonderer Schönheit, Reichhaltigkeit und Neuheit waren aber die Sortimente abgeschnittener Georginen von Si eck- mann in Köstritz, aus denen wir besonders her- vorheben: Vaterlandsrose von ganz neuem, eigen- thümlichem, regelmässigem Bau und den Kleinen Preussen; ferner- von De e gen, ebenfalls in Köst- ritz. Hier sind zu nennen : Erebus, Kleiner Sieger und Abraham Zimmermann. Weiter nennen wir Benary, Jühlke, sehr hübsch nach Farben ge- ordnet, Wendel, Platz & Sohn, Lorenz, Schmidt, Moschkowitz & Siegling, so wie Fr. A. Haage, die alle Georginen in Sortimenten *) Wo keine Bezeichnung des Ortes beigesetzt ist, sind die Einsender in Erfurt wohnhaft. 365 ausgestellt hatten. Alle Blumen waren von den re- ffelmässiffsteR Formen und in den mannigfachsten Farben vertreten. Vor Allem gewährten einen ganz besonderen Reiz die kleinen, in vielen Farben vor- handenen Liliput-Georginen. Astern waren in allen bekannten Formen, von den niedlichsten Pompon- bis zur Eiesen- Kaiser- Aster und in allen Farben reichlich vertreten, häu- fig nach Abtheilungen geordnet, damit die Unter- schiede der Formen mehr hervortraten. Besonders hatten sich dabei durch vorzügliche Sortimente be- theiligt : Jühlke, Moschkowitz & Siegling, Wendel, Lorenz, der das reichste Sortiment ausgestellt zu haben schien, darunter eine kupfer- farbene, ferner Schmidt, Benary, Heinemann, Fr. A. Haage jun., so wie Döring & Sohn in Hochheim; die beiden letztgenannten hatten auch vorzügliehe Astern in Töpfen ausgestellt, an denen man sich vom Wüchse der Pflanzen überzeugen konnte. T ropäolen- Variet äten in den reizendsten Zeichnungen waren durch Benary eingesandt. Ebenso verdient dessen Tagetes-Sortiment, welches sich durch viele regelmässig gebaute und schön gezeichnete Sorten auszeichnete, volle Anerkennung. Von Zinnia elegans fl. pl. hatten Mosch- kowitz & Siegling ein 3 bis 4 Fuss breites Exemplar im Topfe ausgestellt, welches den Beweis lieferte, dass doch die Weitem grössere Zahl der Blumen in's Gefüllte schlägt. Ausserdem verdankte man hübsche Sortimente von dieser Pflanze Schmidt, Benary, Fr. A. Haage und Jühlke. Englische Pracht-Mal ven von gutem Bau, reichlicher Füllung und reicher Farbenverschieden- heit waren von Schmidt, Benary, Cropp und Ebritsch in Arnstadt, sowie von Platz &Sohn, ausgestellt. Antirrhinen hatten von besonderer Schön- heit geliefert: Fr. A. Haage und Döring in Hochheim. Dianthus chinensis Heddewigi und la- cin latus waren in prächtigen, gefüllten Formen und von scliöner Zeichnung ausgelegt durch Be- nary, Schmidt, Fr. A. Haage, Jühlke, so- wie gefüllte Hybriden des Dianthus Heddewigi durch Schmidt. Rosen. Ein Sortiment von 63 Sorten, aus Remontant - , Bengel-, Thee-Rosen u. s. w. beste- hend, hatte Metz und ein anderes, zwar kleineres, aber gute Blumen enthaltendes Drenkmann ge- liefert. Ganz besondere Anerkennung verdienten die ein-, zwei- und dreijährigen Rosenwildlinge aus Samen und die Rosenokulanten von Metz durch ihren üppigen Wuchs. Von Phlox Drummondi waren nicht nur Varietäten der schönsten reinsten Farben, sondern auch als neu sehr zierlich gestreifte Abänderungen ausgestellt durch Platz & Sohn, Halt und Schmidt, sowie durch Moschkowitz & Sieg- ling (1 1 Sorten). Salpiglossis in vielen Farben hatte Ebritsch in Arnstadt trelief'ert. Hahnenkämme ( Celosia cristata ) sah man in den vorzüglichsten Sorten von besonderer Grösse und Farbe als Pflanzen in einer Grotte von Be- nary. Von Petunien als Topfpflanzen hatten Benary und Jühlke etwas ganz Vorzügliches geliefert, wobei alle Formen dieser Pflanze, mit einfachen, gefüllten, gestreiften und grünrandigen Blumen in ausgezeichneter Grösse und Farbenpracht vertreten waren; wir heben besonders: Eclatant, La Meurthe und Marie Rendatier hervor. Abgeschnittene Pe- tunien waren durch Ebritsch in Arnstadt und Benary ausgestellt. Andrieux-Balsaminen hatten F. A. Haage und Lorenz in grosser Vollkommenheit geliefert. Levkojen, für diese Jahreszeit in besonderer Fülle, verdankte man Benary und Wendel. Immortellen und S tatice- Arten waren in reicher Auswahl der Sorten und Varietäten durch Jühlke in Kästchen arrangirt. Die prächtigsten Sorten von Gladiolen hatte man Deegen in Köstritz zu verdanken. Helichrysen waren nur in geringen Samm- lungen vorhanden ; es zeichneten sich besonders die von Ebritsch in Arnstadt und von Lorenz aus. (Fortsetzung folgt.) Ueber Obstbaiiiupflaiiziingen. *) Unsere Obstbäume bieten zum Theil in die- sem Jahre wieder einmal ein übles Bild, weil sie an den Folgen der Kälte im Januar und eines *) Wenige Vereine haben so viel Verdienste um Hebung der Obstliultur, als der Verein für Pomologie und Gartenbau in Meiningen, dessen Vorsitzender jetzt der rühmliehst bekannte Pomologe, Medizinalassessor Jahn, ist. Seine Jahresberichte empfehlen wir allen Obst-, aber auch Gartenfreunden. Wir sind ihm für Zusendung dieser Abhandlung, welche bereits auf Ko- sten des Vereines gedruckt und mit dem Regierungs- und In- telligenzblatte vom 10. August 1861 in Meiningen ausgegeben wurde, sehr dankbar und stehen nicht an, in seinem Sinne handelnd, sie in der Wochenschrift wieder zu geben, so sehr wir sonst streng darauf halten, nur Original -Abbandlungen zu geben. Der Gegenstand ist zu wichtig, als dass wir nicht einmal von unserem Grundsatze abgehen künnten. Anmerk. d. Ked. 366 Theils des Frühlings leiden , welcher letztere mit seiner rauhen Luft sie bereits schon in der Ent- wicklung ihrer Knospen traf. Sie haben dieses um so übeler empfunden, weil ihnen die vorausgegan- genen Jahre mit ihrer Trockenheit und das letzte mit seiner nassen Kälte durchaus nicht günstig wa- ren; es ist bereits darüber wieder man- cher Baum und Ast zu Grunde gegangen oder es wird dies doch bei vielen noch der Fall sein. Es bedarf deshalb aller Anregung, die Pflanzungen durchzusehen und ihnen nachzuhelfen, damit es unseren Nachkommen nicht an Obst fehle , wenn der Himmel wieder günstigere Jahre bringt, denn selbst beim Gedeihen aller übrigen Feld- und Gartenprodukte thut eine Obsternte immer wohl. Der Mangel an Obst wird in diesem Jahre schmerzlich genug empfun- den werden. Nicht vei-geblich sagt man, zu einem guten Jahre sei es erforderlich , dass | der Ernte auf den Bäumen wachse! Auch von Seiten unserer Oberbehörde würde man wohlthun, dahin zu wirken, wie es in der übrigen Landwirthschaft geschieht, dass durch Ver- leihung von Prämien oder Belobungen an solche Personen in unserem Lande, welche sich mit der Obstkultur gerne beschäftigen, insbesondere an solche, die sich um die Gemeinde-Obstpflanzungen Verdienste erwerben, der Eifer immer mehr ermun- tert und zu gemeinnütziger Handlung hingeneigt wird, wie es bereits vom Einzelnen hie und da ge- schieht, deren verdienstliches Wirken den betref- fenden Verwaltungsämtern , zu deren Ressort die Sache gehört, jedenfalls überall bekannt sein wird. Die Ermunterung zum Fleisse und zur Ausdauer nach dieser Richtung hin ist wohl um so mehr nö- thig, als bei uns die Obstkultur ihre Pfleger we- niger lohnt *) , als andere Zweige der Landwirth- schaft, wie z.B. der Feldbau, die Viehzucht u. s.w, weshalb sie auch öfters bei Seite gesetzt wird. Der unterzeichnete Verein glaubt aus diesem Grunde auch nicht ermüden zu dür- fen mit der Hinweisung auf das, was der erneuerten und vermehrten Anpflanzung von Obstbäumen hülfreich ist, zugleich aber auch auf die Fehler, die hierbei und in der Behand- lung älterer Pflanzungen noch begangen werden. Zunächst ist die geringe Sorgfalt zu rügen, mit welcher das Pfianzgeschäft selbst betrieben wird, ebenso aber auch der Mangel an Pflege, welche *) Diesem können wir keineswegs beipflichten. In Bölimen wird von der Obsternte sehr oft ein ganz bedeutender Ertrag erzielt. Man braucht auch gar nicht das Obst da anzubauen, wo Getreide wachsen kann; es gibt ausserdem der Orte genug, wo gar nichts steht, aber doch ein Obstbaum gedeiht. Anmerk. d. Redaktion. man den jungen Bäumen in den ersten 5 bis 6 Jahren nach ihrer Pflanzung zu schenken hätte, wie dies dem Sachverständigen leider mehrfach in nächster Nähe und Umgegend vor Augen tritt. Wir können nicht oft genug daran erinnern, dass der veredelte Obstbaum von Natur aus eigentlich ein Fremdling in unseren Gärten ist, indem er aus einem wärmeren Klima stammt, ebenso wie der Mensch in seiner Jugend, der fortwährend Nach- hülfe und Pflege bedarf, wenn er gedeihen und seinem Zwecke entsprechen und wenn die auf seine Pflanzung verwendeten Kosten nicht umsonst ge- macht sein sollen. Also schon im Pflanzen muss man sich möglichst Mühe geben, die Gruben müs- sen möglichst tief und weit ausgehoben und da, wo früher schon Bäume derselben Art gestan- den haben oder wo der Boden all zu schlecht ist (wohin eigentlich gar nicht gepflanzt werden sollte) muss für das Ausfüllen mit anderer besserer Erde gesorgt werden ; auch die Herausnahme der jungen Bäume aus der Baumschule muss mit mög- lichster Schonung der Wurzeln geschehen. Der gepflanzte junge Baum muss in den ersten Jahren, bis er gehörig erstarkt und eingewurzelt ist, mit einem guten Pfahle versehen und seine Krone daran festgehalten werden, damit diese vom Winde nicht beschädigt wird. Er muss nach der Pflanzung an seinen Zweigen stark beschnitten werden, damit die letzteren mit seinen meist kür- zer gewordenen Wurzeln in Einklang stehen. Das Beschneiden muss unter gleichzeitigem Auslichten auch an den neugetriebenen Zweigen im nächsten und in den folgenden Jahren wiederholt werden, damit die Zweige seiner Krone nicht durcheinander, sondern nur nach der gewünschten Richtung hin wachsen. Auch wird der Baum selbst durch diesen jährlichen regelmässigen Rückschnitt seiner Som- merzweige ausserordentlich gekräftigt. Man darf aber nebenbei das Aufhacken um den Baum herum in jedem Frühlinge und Herbste niemals versäumen, damit die Wurzeln in dem gelockerten, durch die Luft und Winterfeuchtigkeit befruchte- ten Boden vorwärts dringen können, gleichwie auch das den Boden erschöpfende Unkraut den Sommer hindurch stets ferne zu halten ist. Leider sieht man dieses all zu häufig noch in grösserer Ueppig- keit als auf jeder Wiese auf den Pflanzlöchern wu- chern! Etwas Dünger im Herbste mit unterge- graben oder nach dem Iiehacken um den Baum herum gelegt und im Frühling untergehackt, bringt noch besseres Gedeihen. Vor Allem darf aber im Herbste das Einbinden der Bäume mit Stroh oder Tannenzweigen gegen das Wild nicht versäumt werden und auf Fluren oder Triften, die den Schafen zugänglich sind, ist es unerlässlich, 367 die Bäume sogleich nach dem Pflanzen dicht mit Dornen zu umgeben, damit die Schafe die Rinde der Baumstämme nicht benagen können, wie wir die in solcher Weise angerichtete Beschädigung einer Pflanzungr zu unserem Leidwesen erst vor Kurzem wieder wahrgenommen haben. Nur unter solchen Bedingungen , die beständige Aufsicht und nebenbei periodische Handleistungen erfordern, wird der junge Baum gedeihen, allerdings aber hangt in unserem etwas ungünstigen Klima viel von der Auswahl der zu pflanzenden Sorten ab. AVie nun ausserdem noch die jungen Bäume von Nester raupen und von Moos, wenn diese sich auf ihnen einfinden sollten , gereinigt werden müssen, so muss dies auch mit älteren Bäumen geschehen. Von jugendlichen Bäumen lässt sich das Moos noch ohne grosse Kosten durch einen im Herbste anzuwendenden Kalkanstrich entfernen; es werden hierdurch jederzeit auch die Eier oder die Brut von schädlichen Insekten mit vertilgt. Aeltere Bäume sucht man durch Abkratzen mit der Baumscharre, besonders nach einem vorausge- gangenen Kegen , rein zu halten. Man befreit sie zugleich von dürren und kranken Aesten und hackt um sie herum im Kreise, bis auf 3 und 4 Fuss Entfernung vom Stamme ab auf, wobei ebenfalls ein Bedüngen derselben von den ersprieslichsten Folgen ist. Todte Aeste verunstalten den ganzen Baum, kränkelnde und von oben herein absterbende zehren an seinen Säften und machen diese krank, so dass die Verderbniss sich auch nach und nach auf die gesunden Aeste überträgt. Man soll also beim Ausputzen, was am besten im Frühjahre, bei mangelndem Obste aber auch den ganzen Sommer hindurch oder im Herbste sogleich nach der Obst- ernte vorzunehmen ist (weil man dann das dürre Holz am leichtesten von dem lebenden unterscheidet), etwaige noch grüne, jedoch sichtbar kranke, oder mit kranken zusammenhängende Aeste nicht scho- nen , weil durch das rechtzeitige Wegnehmen des kranken Astes das Leben der alten Bäume gefristet wird , so dass sie mit neuer Kraft austreiben und, sich verjüngend, eine frische Krone bilden, die dann auch wieder schöne und grosse Früchte liefert. Zum Ausputzen bedient man sich der Baum- sägen. Zweckmässiger, wo enge beisammenste- hende Zweige die Bewegung hemmen, ist die An- wendung des Meisseis, als der Axt, weil der Hieb mit letzterer oft andere Stellen trifft. Den Meissel kann man, um noch hoch oben in die Zweige mit ihm zu gelangen, für solche Fälle auf einer Stange befestigen, an die unten geschlagen wird. Jeder Ast muss glatt und dicht am Stamme abge- nommen werden, wobei das Messer nachhilft: feh- lerhaft ist es, sogenannte Sturzel oder Stummel stehen zu lassen, die die nöthige Ueberwallung der Wunde hindern und so zu Ki-ebs und Brand des Baumes Veranlassung geben. Sorgsam sind beim Ausputzen jederzeit die sogenannten Was serreiser zu schonen, denn es deuten diese, wo sie vorkommen, schon darauf hin, dass der Baum in seinen oberen Aesten krank ist; auch sieht man an ihrem Stande , wie weit herab man letztere künftig noch entfernen kann. Sogleich bis auf sie herab zu schneiden, ist jedoch nicht rathsam, weil hierdurch der Saitzug des Baumes gehemmt und die Wasserreiser selbst in ihrer wei- teren Entwickelung durch Mangel an Nahrungs- zufluss beeinträchtigt werden. Alle Wassertriebe darf man indessen, wenn sie zu gedrängt stehen, nicht wachsen lassen, sondern nur jene, die in sol- cher Richtung stehen , nach welcher hin man die Wiedererzeugung eines Astes wünscht. Unterhalb der Baumkrone sind sie, so lange diese selbst nicht leidend oder im Absterben begriffen ist, niemals zu dulden. — Damit die neue Krone der Luft und dem Lichte zugängig wird , muss man später die zu dicht stehenden und die sich kreuzenden, ein- ander reibenden Zweige, wie auch solche, die das bequeme Aufsteigen auf dem Baume hindern, noch entfernen. Ein mögliches Lichthalten der Krone ist auch an anderen älteren Bäumen immer im Auge zu behalten. Jüngere, noch im mittlerem Alter stehende Bäume, welche keine Sommerlatten mehr treiben, kleines, bald gelbwerdendes Laub an ihren Zweig- spitzen haben und immer nur Tragholz ansetzen, aus welchen doch nur kleine unbrauchbare Früchte erwachsen, stutzt man mit Vortheil bis auf die un- teren frischen und mehr grünen Aeste oder Zweige ein, sucht aber denselben nebenbei durch Boden- lockerung, Düngen oder Beibringen von neuer Erde zu helfen, indem es ihnen in der Regel an hinläng- licher Nahrung fehlt. Alle in solcher Weise durch Wegnahme stär- kerer Aeste entstehenden Wunden, sowie bran- dige und kranke Stellen des Baumes, die bis auf das gesunde Holz oder wenigstens bis auf die gesunde Rinde auszuschneiden sind, werden zweck- mässig und in nicht kostspieliger Weise mit Stein- kohlentheer verstrichen. Dieser dringt einige Linien tief in das biosgelegte Holz ein und tödtet dieses , so dass sich die Saftkanäle schliessen , aus welchen sonst noch viele Jahre lang im Frühlinge der Saft herausdringt und wodurch die unterhalb der Wunde stehende Baumrinde in Gefahr kommen kann. Zugleich werden durch den Theeranstrich die sich in das Holz einbohrenden Insekten und der Einfluss des Regenwassers von der Astwunde abgehalten, so dass keine Fäulniss entstehen kann. 368 Die noch vielfach übliche Bedeckung der Wunden mit einer Mischung aus Lehm, Kuhmist u. s. w. ist weniger anzurathen, denn sie bröckelt leicht wieder ab und bedarf der öfteren Erneuerung. Unzweckmässig aber ist das Ueberbinden des er- wähnten Mörtels mit alter Leinwand u. s. w., weil sich das Regenwasser zu lange darin verhält und sich mancherlei Insekten darunter bergen. Dem hie und da noch angewendeten Aufnageln von Brett- stücken, die nicht schön aussehen, und hinter wel- chen dieFäulniss schneller noch als bei unbedeck- ter Wunde fortschreitet, wollen wir noch weniger das Wort reden. Kleinere Wunden, von ^ bis 1 Zoll im Durchmesser, verwahrt man, wo es dar- auf ankommt, dass sich die Wimde möglichst bald schliesst, besser mit Baumwachs, mit Oelfarbe oder auch mit der erwähnten Lehmdecke. Diese Mittel sind für solche Wunden zweckmässiger, als Steinkohlentheer , weil dieser in jüngeres Holz oft tiefer eindringt und das Weiterabsterben des Astes zur Folge hat. Das Baumwachs bereitet man in neuer billigerer Weise durch Vermischen von j Pfund geschmolzenen gewöhnlichen Pech (wie es die Schuhmacher brauchen) mit 2 bis 3 Loth Wein- geist (sogenanntem Brennspiritus), der tropfenweise in das wieder halbkalt gewordene Pech eingerührt wird. Dieses Baumwachs ist auch in der Kälte noch flüssig, und kann mit einem Pinsel aufge- tragen werden, dient nebenbei zu jeder Art von Veredlung und wird erst durchs Austrocknen an der Luft fest. Wer in solcher Weise seinen Obstbäumen zu Hülfe kommt und sie fortwährend im Auge behält, indem er die älteren im Frühjahre oder Herbste mit Messer und Säge besteigt und die jüngeren im Beschneiden und Behacken gut abwartet, wird zu ihrer Gesundheit und zur Verlängerung ihres Le- bens viel beitragen und an dem Gedeihen und raschen Emporwachsen der Nachpflanzung sicher Freude er- leben. Leider hört man aus Vernachlässigung der Ab Wartung nur allzuhäufig die Klage, dass eine Stelle im Garten, im Felde oder am Wege bereits 80 und so vielmal neu bepflanzt worden, der Baum aber nicht gediehen sei. Der Sorgsame wird darin stets glücklicher sein und gewiss auch mehr und schöneres Obst als Andere ernten! Hat man seine Bäume einmal durch Befreiung von allen kranken, überflüssigen und unrichtig stehenden Aesten und vom Baummoose gereinigt und somit im guten Stande, so bedarf es späterhin meist geringer Nachhülfe, wenn diese nur in regelmässiger Zeitfolge geschieht, um sie auch fernerhin in Ordnung zu halten. Man erkennt schon von Weitem, wenn Witterungs- und Bodenverhältnisse nicht ungünstig wirken , an dem frischen Grün und an dem gedeihlichen Wüchse der Bäume die sorgsame Hand des Pflegers, zum Beweise, dass der Mensch auch in solcher Hinsicht seine Umgebung schöner und nutzenbrin- gender gestalten kann! J. G. Meyer's landwirthscliaftlicke Obst-Waldbnume und Sträiicber zu der Anlage von Holz- und Waldbeständen. Besser wäre wohl der Titel: landwirthschaft- liche Obst- und Wald-Bäume, sowie Sträucher und noch kürzer: landwirthschaftliche Obst- und Wald- Gehölze. Das Buch bildet den i). Band eines grösseren, von uns schon mehrfach besprochenen Werkes, was den Titel: rationeller Pflanzenbau führt. Wir haben die frühern Bände bereits vortheilhaft besprochen und dürfen uns nicht entziehen, auch auf diesen und letzten Band wenigstens aufmerksam zu machen. Unsei'c Meinung über den Werth desselben schliesst sich der schon über frühere Bände ausgesproche- nen an, nur finden wir im Vergleiche zu den letztern den Inhalt etwas kurz und zu gedrängt. Wir geben gern zu , dass dem Verfasser bei der Ausführlichkeit, bei der namentlich die ersten Bände behandelt wurden, das Ganze, wie man zu sagen pflegt , etwas über den Kopf wuchs und dass sich vielleicht auch die Nothwendigkeit herausstellte, sich etwas kürzer zu fassen. Es soll uns dieses jedoch keineswegs abhalten, das Buch allen denen, welche sich für den Gegenstand interessiren, zu empfehlen. Nachdem der Verfasser über die schädlichen Folgen der Waldausrottung, über die Felder, welche zu Beständen benutzt werden sollen, und über de- ren Urbarmachung kurz und bündig gesprochen hat, geht er zunächst zu den Obstgehölzen über. Uns möchte es jedoch scheinen, als wenn die Beeren- sträucher nicht hierher gehörten, von den gar nicht holzigen Erdbeeren ist es durchaus der Fall. Die forstlichen Gehölze nehmen die andere Hälfte des Buches ein und werden in 3 Abthei- lungen: Laubhölzer, Koniferen und Sträucher als Unterholz, ab^jehandelt. Als Unterholz versteht der Verfasser nicht allein die Sträucher, die in der That in Hochwaldungen Unterholz bilden , sondern auch die , welche daselbst gar nicht gedeihen und freies Licht und freie Luft bedürfen. Beigegeben ist eine Tafel mit illuminirten Abbildungen ver- schiedener Obstsorten, die eigentlich nicht noth- wendig gewesen wäre, da man sie eher in einem OD ' frühern Bande gesucht hätte. Verlag von Karl Wiegandt iu Berlin. Kommandantenstrasse 6'2. Druck von J. F. btarcke in Beriir.. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlicli Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. M 47. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. Berlin, den 21. November 1861. Preis des Jahrganges h\ Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Vanda Lowii Lindl. (Rhenanthera Lowii Rchb.). — Die Ausstellung von Pflanzen, Blumen, Obst- und Gemüse zu Erfurt in den Tagen vom 4. bis 6. Oktober (Fortsetzung). — Mittel, um grosse Champignon zu erhalten. — C. F. Förster's vollständigster immerwährender Wand-Gartenkalender. Sonntag, den 24. November, Mittags 11{ Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Versamm- lung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Vanda Lonii Liiidl. (Rhenanthera Lowii Rchb.) Mit Recht nahm in der 41)7. Versammlung des Vereines am '29. September eine blühende Vanda Lowii, welche der Obergärtner Kraus aus dem Garten des Rittergutsbesitzers Reichenheim im Thiergarten ausgestellt hatte , die Aufmerksamkeit aller Anwesenden in Anspruch (S. Seite 314 der Wochenschrift). Nicht allein, weil die Art zu den seltenern des Geschlechtes und der Orchideen über- haupt gehört und auf dem Kontinente wohl zum ersten Male ihre Blüthen entfaltet hatte, mehr noch durch die zweierlei Blüthen, welche sich an dem 7 Fuss langen Schafte befanden. Wer die beiderlei schönen , grossen Blüthen nicht zusammen gesehen hatte, musste glauben, sie gehörten zweierlei Arten an. Nach Oberg<ärtner Kraus ist dieser höchst interessante Umstand bereits in England ebenfalls bei derselben Art beobachtet worden. Während hier es die 3 untern Blüthen waren, welche sich durch mehr hervortretende gelbe Färbung von den übrigen unterschieden, fanden sich diese bei der englischen Pflanze mehr in der Mitte und in noch grösserer Anzahl vor. Dass die Farbe und zum Theil die Form der Blüthen bei den Orchideen mannigfachen Abände- rungen unterworfen sind, haben wir selbst mehrfach erfahren. Gewiss stellen deshalb eine Anzahl von Orchideen, die wir jetzt als gute Arten zu betrach- ten gewöhnt sind, nichts weiter als Formen dar; wir würden erst dann eine Gewissheit darüber ha- ben, wenn wir Aussaaten gemacht und damit die Ueberzeugung der Beständigkeit erlangt hätten. So lange aber als die Vermehrung durch Ableger allein geschieht, wird sich auch die Form erhalten. Die vorliegende Vanda Lowii gibt uns einen Finger- zeig. Manche Cattleyen, Laelien, Stanhopeen u.s.w., die weder im Wachsthume, noch im ganzen An- sehen verschieden sind, sondern nur in der Blüthe Abweichungen zeigen, möchten wir als solche For- men betrachten. In der Gruppe der Vandeen befinden sich un- bedingt die schönsten Orchideen für unsere Ge- wächshäuser. Wir würden Arten daraus häufiger, auch in botanischen und in Privatgärten, wo man sich nicht mit Vorliebe für die Kultur der Orchi- deen interessirt, sehen, wenn diese nicht mancherlei Schwierigkeiten darböte. Schöne Vandeen-Pflanzen gehören zu den Seltenheiten. Man kann annehmen, dass da, wo Vandeen in guter Kultur sich befinden, auch der ganze Garten in vorzüglichem Zustande ist. Die Vandeen haben dadurch vor vielen anderen Orchideen einen Vorzug, dass sie meist auch ohne Blüthen ein, wenigstens im Vergleiche zu vielen anderen Arten, freundlicheres Ansehen besitzen. Der Stengel steigt grade auf und ist nach zwei O OD Seiten hin mit freudig-grünen, ziemlich horizontal- 47 370 abstehenden und zungenförmigen Blättern , welche oft an ihrer Spitze eingekerbt sind, besetzt. Aus- serdem kommen aus dem Knoten , wo die Blätter ansitzen, grauweisse und dicke Luftwurzeln hervor, die der Pflanze selbst wiederum etwas Eigenthümli- ches verleihen. In dem Winkel, den die Blätter mit dem Stengel bilden, kommt auch der Blüthenstengel zum Vorschein. Es dürfte nicht ohne Interesse sein, eine Be- schreibung der VandaLowii zu geben, zumal weder Li ndley noch Eeichenbachjun. etwas von der Eigenthümlichkeit der Art in Betreff der zweierlei Blüthen sagen. Die Art wurde zuerst im Jahre 1843 von Lindley in Gardeners Chronicle (Seite 239) beschrieben. Darnach wächst sie als Epiphyt in den Urwäldern der Insel Sumatra, wo der jüngere Hugh Low sie entdeckt hat. Nach diesem soll der Anblick von 100 bis '200 zu glei- cher Zeit blühenden Exemplaren, von denen einzelne sogar '2 und 3, nicht weniger als 10, ja selbst 12 Fuss lange und herabhängende Blüthenstände be- sitzen, an einem grossen Urwaldsbaume ein in der That grossartiger sein , von dem man sich bei uns gar keinen Begriff machen kann. Auffällig ist doch, dass auch Hugh Low die zweierlei Blüthen nicht erwähnt. Später hat der jüngere Reichenbach in seinem vortrefflichen Werke: Xenia orchidacea, (1. Band, Seite SO) die Pflanze als Ehenanthera Lowii beschrieben. Ob Rhenanthera und Fiel- dia wirklich generisch von Vanda verschieden sind und nicht vielmehr Subgenera bilden , überlassen wir Sachverständigeren. Das Reiche nheim'sche Exemplar in Blüthe hat eine Höhe von lyFuss und ist mit 19 dunkel- grünen, fast glänzenden Blättern besetzt. Aus dem 9. Blatte kam der 7 Fuss lange Blüthenschaft, der mit kurzen, dichten, Papillen ähnlichen Haaren von brauner Farbe besetzt erschien, hervor. Lindley vergleicht diese Haare nicht mit Unrecht mit denen der Moosrose. Auch an den kurzgestielten Blüthen finden sie sich vor. Diese besitzen einen Durch- messer von \-j bis 2 (im Vaterlande bis zu 3) Zoll und haben etwas fleischige und bunte Blumenblät- ter, die am Rande buchtig-wellenförmig sind und zuletzt horizontal abstehen, selbst zurückgebogen erscheinen. Ihre Spitze ist meist zusammengezogen und oft auch rückwärts gekrümmt. Bei den drei untersten Blüthen ist die Farbe goldgelb, aber, namentlich gegen den Rand hin, auf der Innenseite und an der Basis durch braune Flecken unterbrochen. Auch sind die 3 äusseren Blumenblätter auf der Aussenfläche durch die eben erwähnten kurzen Haare rauh. Die übrigen Blü- then besitzen eine hellgrünlich -gelbe Farbe und erscheinen am Rande welliger. Die Aussenfläche der 3 äussern Blumen- (der Kelch-) Blätter ist ein- farbig und nur mit einzelnen, aber mehr in die Länge gezogenen , Papillen ähnlichen Haaren be- setzt , während die Innenfläche sehr grosse , mehr breite, aber bandähnliche Flecken von brauner Farbe zeigt. Dasselbe ist bei den beiden Innern (oder Krön-) Blättern der Fall, nur dass an der Aussen- fläche hier ebenfalls die besagten , aber hier klei- neren Haare bemerkbar sind. Die kleine , dicke und bewegliche Lippe ist einer Pickelhaube nicht unähnlich geformt und nach innen offen. Von oben herab erstreckt sich aber eine Leiste nach vorn, an deren Basis eine grade, stachelähnliche Verlängerung befindlich ist. Ausser der gelben Spitze ist die Lippe rosenroth gefärbt. Um die Hälfte kürzer, als die Lippe, ist das Gy- nostemium oder die den Staubbeutel auf den Schei- tel tragende Griffelsäule und hat eine grünliche Farbe, die jedoch an dem breit-abgestutzten oberen Ende durch braune Punkte unterbrochen wird. Die Ausstellung von Pflanzen, Blumen, Obst- und Gemüse zu Erfurt in den Tagen vom 4. bis t). Oktober. (Fortsetzung.) Nach dem Berichte über Pflanzen und Flor- blumen des Inspektors Bouche erlauben wir uns zunächst noch, wie wir bereits früher ausgesprochen haben, die Aufmerksamkeit für die getrockneten Blumen und für die sinnige Vereinigung derselben zu Kränzen, Kronen, Garnituren, Guirlandenu. s.w. in Anspruch zu nehmen. Das Trocknen der Blu- men ist nicht weniger eine Kunst, als ihre weitere Zusauimenstellung. Es versteht sich von selbst, dass die frischen, lebendigen Farben der Blumen, die zum Theil der Pinsel des Malers nicht wieder geben kann, auch im getrockneten Zustande der- selben mehr oder weniger verlieren ; das, was trotz- dem geleistet wurde, verdient aber doch unsere volle Anerkennung. Standen sie auch den frischen Blumen an Farbenpracht nach, so war doch die Täuschung, wenn man nicht lebende daneben hatte, sehr leicht. Mehr als ein Besucher der Ausstellung hielt einige der vorhandenen Astern- und Rosen- kränze für frisch und eben erst zusammengesetzt. Man wird fragen, wie man es mache, dass die zum Theil in der Farbe sehr schwierigen Blumen ihre Farben behalten ? es aber auch natürlich finden, wenn der Fabrikant die Art und Weise geheim zu halten sucht. Wer am besten trocknet, wird die besten Blumen erhalten und die natürlichsten Zusammen- stellungen machen können. Uns scheint es jedoch, 371 als wenn die Geheimnisse keineswegs so verschleiert wären, als man hier und da vorzugeben scheint, und die Hauptsache zunächst in der Sorgfalt und in der Aufmerksamkeit bei der Behandlung zu liegen. Hier ist des Pudels Kern. Zwar gebraucht man hier und da eine Auflösung von Alaun, in die man, namentlich schwerere Blumen, wie Astern, Rosen u. s, w. vor dem Trocknen taucht, wir halten die- ses aber für untergeordnet. Gewichtig ist bei den ersteren, die, um sie in Sand zu trocknen, zu viel Raum in Anspruch nehmen dürften , ein luftiger und zugleich trockener Ort, wo man die ganzen Pflanzen, mit den Wurzeln nach oben gebunden, aufhängt, so dass der Wind sie sämmtlich gleich- massig bestreichen kann. ^V^ir sahen dieses bei J. C S c h mi d t, der bekanntlich von allen Erfurtern zuerst sich mit diesem Industriezweige beschäftigte und ihn jetzt am Grossartigsten betreibt. Seine getrockneten Astern besassen vor Allem und ohne Ausnahme ein ziemlich frisches Ansehen. Ohne Zweifel kommt sehr viel auf die Zeit an, wo man die Blumen trocknet und auf den Zustand derselben. Man darf nicht vollsaftige Exemplare nehmen und eben so wenig dürfen die Pflanzen, von denen man Blumen benutzen will, vorher be- gossen sein oder kurz nach einem Regen abge- schnitten werden. Es ist überhaupt gut, wenn die Pflanzen etwas mager stehen, damit die Zellen der einzelnen Blumen dann mehr feste, als flüssige Sub- stanzen einschliessen, vielleicht auch hauptsächlich aus den ersteren bestehen. Es versteht sich von selbst, dass ein Trocknen in Büchern und überhaupt zwischen Papier, wie es für die Herbarien geschieht, vermieden werden muss, da dadurch natürlich die ursprüngliche Form ver- loren geht. Bei zarteren Blumen ist , wie gesagt, allein Sand anzuwenden. Rosen und Stiefmütterchen werden in ihm sehr schön. Dass hier und da ebenfalls die Kunst nachhelfen muss, versteht sich von selbst. Bei manchen Astern und anderen Blumen mit scharf ausgesprochenen Farben wurden diese auch künstlich wiederum her- gestellt. Es wurde zwar hier und da ubgeleugnet, doch war bei einigen Blumen, die wir untersuchten, es der Fall gewesen. Immortellen, besonders He- lichrysen (oder Gnaphalien, wie man gewöhnlich sagt) mit kleineren, rundlichen Blüthenkörbchen, sucht man diesen auch andere Farben, wie ja län- ger bekannt ist, zu geben. Das ursprüngliche Gelb und Röthlich hat man in Blau und Grün umgeändert. Auf gleiche Weise färbt man Gräser. Hierzu bedient man sich am Liebsten unserer einheimischen Arten. Bekanntlich steht in dieser Hinsicht das Federgras (Stipa pennata) oben an. Es ist auch nicht zu leugnen, dass dieses, besonders roth, blau, grün und selbst schwarz gefärbt, einen eigenthüm- lichen Reiz verleiht und einiger Massen die zarten Federn der Paradiesvögel ersetzen kann. Nächst- dem sind es aber Flitter- und Rispengras (Briza media und Poa), sowie die südländischen und zar- teren Ei-agrostis- Arten, nicht weniger unsere Trespen, welche Beachtung vordienen, da sie alle hauptsächlich zur grösseren Leichtigkeit beitragen. Wir sahen ein Bouquet in der gewöhnlichen Eiform , was nur aus einheimischen Gräsern zusammengesetzt war und trotzdem, da man bei den meisten nur die Aehr- chen gefärbt hatte, ein fremdländisches, man möchte fast sagen, ein feenhaftes Ansehen besassen. Blau-, grün- und roth-gefärbtes Federgras bildete, im ele- ganten Boiren überhängend, die Spitze des Bou- quets. Nächstdem nahmen sich die leichtbewegten und grüngefärbten Aehrchen des gemeinen Flitter- grases (Briza media) reizend aus, sowie die roth- gefärbten der Ackertrespe (Bromus arvensis). Diese sinnreiche Zusammenstellung war in dem Immor- tellen-Magazin von Wallberg und Rümpler angefertigt. Auch die Selaginellen hatten getrocknet viel- fache Anwendung gefunden und waren ebenfalls zum Theil gefärbt, selbst schwarz zu Trauerkränzen. Von diesen sahen wir ein Paar, die ihrer Schönheit halber allgemein die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zogen. Derlei schwarze Kränze verdienen Beachtung und könnten mit der Zeit ein selbstän- diger Industriezweig werden. Wir möchten dem Anfertiger, F. L. H. Kolbe in Erfurt, den Rath geben, dergleichen mehr vorräthig zu halten und in grösseren Städten zum Verkaufe auszustellen. Einen passenden Gebrauch hatte man ferner von den Blüthen zweier Staticen, St. sinuata und Bonduell i, die deshalb in und um Erfurt in Menge angebaut werden, gemacht. Die erstere blüht bekanntlich blau, die andere weisslich-gelblich. Be- sonders gefiel uns eine Krone, wo blaue Blüthen- stände der St. sinuata mit gelben Strohblumen angebracht waren. Auch Guirlanden mit beiden Staticen, nebst Gypsophilen und spahngrün-gefärb- ten Selaginellen dazwischen gebunden, nahmen sich gut aus. Nicht weniger erregte ein Kranz, der hauptsächlich aus Blumen von Pelargonien und aus weissen Strohblumen (von Helipterum grandi- florum) bestand, bei den Besuchern Bewunderung. Ein anderer bestand aus gefüllten Essigrosen, fast noch in Knospenform, zwischen denen sich nur Zweige leichter Gypsophilen befanden. Die gefie- derten Laub -Blätter der Rosen waren künstlich nachgeahmt. Alles dieses stammte aus der Blu- menfabrik und Handelsgärtnerei von J. C. Schmidt. W^ir erwähnen weiter noch ein kleines Bouquet 47» 372 aus Granalblüthen bestehend, was nicht schöner gedacht werden konnte. Auch das Asternbouquet in Pyramidenform, obgleich etwas schwer, nahm sich gut aus. Man hatte natürlich dazu kleinere Blumen, aber in verschiedenen Farben, genommen und so geordnet, dass diese ringsum bestimmte Kränze bildeten. Ein Kranz, der von sehr kleinen, blauen Astern angefertigt war, mochte wohl das Haupt einer jungen Dame als ßallschmuck dienen können und schien auch darauf berechnet zu sein. Gleichen Zweck hatte gewiss ferner ein Diadem aus ebenfalls kleinen, aber rothen Astern, mit weissen Helichrysen (Gnaphalien) abwechselnd und durch Gypsophilen und Gräser luftig gehalten. Würde es nicht zu weit führen , so könnten wir noch sehr viele Beispiele anführen. Wir be- schränken uns jedoch darauf, nur noch einiger zu gedenken; so eines Bouquets mit einer Essigrose in der Mitte und umgeben von Zinnien, orangefärbten Strohblumen, Pelargonienblumen und Stiefmütter- chen. Wohl wenige haben die Päonien, wie sie in einem grösseren Teller-Bouquete vorhanden waren, wieder erkannt, zumal man die 5 äusseren und ur- sprünglichen Blumenblätter aus den Blüthen ent- fernt hatte, so dass sie nur aus den schmäleren, welche erst aus den Staubgefässen durch Umwand- lung hervorgegangen waren, bestanden. Reizend sahen viele Haargarnituren durch das Leichte und Luftige, was in ihnen lag, aus. Was hier erwähnt ist, war wiederum von der S chmidt'schen Blu- menfabrik, ausserdem aber von dem Kunst- und Handelsgärtner Feitel zur Verfügung gestellt. Zwei Baumstämme , mit getrockneten Blumen geschmückt und einen entsprechenden Blumenkorb tragend, waren wiederum von Seiten des Immor- tellen-Magazins von Wallner und Rümpler auf- gestellt worden. Weiter trug eben daher ein Stän- der verschieden gefärbte Gräser. Wenn auch das Tableau von getrockneten Blu- men und Gräsern unter Glas und Rahmen etwas schwerfällig sich ausnahm, da es zum Theil grössere Blumen enthielt und haut-relief angefertigt war, so bekundete es doch die Geschicklichkeit nicht we- niger, als auch den Geschmack des Verfertigers: Kunst- und Handelsgärtner Peterseim. Ferner gefiel die Pyramide aus getrockneten Blumen, welche der Gartengehülfe B er nh. Voigt zusammengesetzt hatte, mit Recht allgemein. Schliesslich erwähnen wir noch eine Nische in Form einer Laube. In ihr befand sich die weisse Gyps- figur einer Flora in halber Lebensgrösse. Auf dem weissen Haupte trug diese einen Kranz aus den rosa- farbigen Blüthenköpfchen der Rhodanthe Manglesii angefertigt, in der einen Hand hingegen hielt sie ein reizendes Bouquet von lauter kleinern, aber lebhaft gefärbten Blumen , versteht sich sämmtlich in getrocknetem Zustande. Hinter ihr stand ein schönes Exemplar der Cupressus funebris, während Ampeln, an denen verschiedenerlei Haargarnituren herabhingen, und anderer aus getrockneten Blumen angefertigter Schmuck über ihrem Haupte befestigt waren. Epheu und sonstige Schlingpflanzen bedeck- ten das hölzerne Gestell. Zu diesen getrockneten Blumen nahm sich eine Sammlung von Ziergehülzen in abgeschnittenen Zwei- gen, welche Parkinspektor Petzold in Muskau ausgestellt hatte, um so schöner aus, als sehr viele noch ihre bunten, hauptsächlich rothen Früchte be- sassen. Nicht allein, dass diese Fruchtsträucher in den Gärten eine Zierde bilden, man kann aus ihnen ebenfalls Bouquets anfertigen, die noch den Vorzug haben, dass sie eine längere Zeit dauern. Ausser- dem zeichnete sich die Petzold'sche Sammlung aber durch den Reichthum an Eichen - Arten und an Eichen-Formen aus. Da in den Räumen des Theaters ebenfalls die Früchte aufgestellt waren, so gehen wir zu diesen über. Wir haben gleich anfangs bemerkt, dass man auch eine Reihe von Fruchttellern, mit einer Zu- sammensetzung von Früchten, welche Nachahmung verdient, ausgestellt hatte. Wenn wir nicht irren, waren sie von dem Inspektor Jühlke angefertigt. Leider geschieht die Aufstellung von Obst auf der Tafel bei uns meist keineswegs in der Weise, als es geschehen sollte. Man legt Aepfel und Birnen auf Teller und Schalen, wie es eben geht, und bringt sie oft noch mit eben so plumb zugerichteten Bouquets auf die Tafel, ohne nur im Geringsten dem Schönheitssinne Rechnung zu tragen. Ganz anders ist es in England, wo die Fruchtteller und Fruchtschalen hauptsächlich die Aufmerksamkeit der Tafelordner in Anspruch nehmen. Im Gardener's Chronicle (Seite 647) sind neuerdings Zeichnungen von Fruchtschalen mit darauf liegenden Schalen gegeben worden , wo der jetzigen Zeitrechnung Rechnung getragen ist. Ausserdem hat bekanntlich die Londoner Gartenbaugesellschaft eine Konkurrenz mit grossen Preisen dafür ausgeschrieben. Wir haben schon früher bemerkt, dass aus den Treibereien des Prinzen Albert in England Ananas und Weintrauben vorhanden waren, wie man die ersteren in dieser Grösse und in diesem vorzüg- lichen Aussehen kaum bei uns sieht. Der Eng- länder setzt einen Stolz auf grosse Ananas, obgleich in der Regel die Grösse mehr oder weniger auf Rechnung des feinen Geschmackes erzielt wird. Bei uns in Deutschland sind dagegen die dreipfündigen die besten und gesuchfesten. Der vorhandene Wein bestand hauptsächlich aus Frankentlialer oder, wie man die Sorte in England zu nennen pflegt, aus 373 black Hamburgh, aber in einer Vollkommenheit und mit einem Reifegrade, wie man beide selten findet. Mit diesen englischen Weintrauben trat vaterlän- discher in Wettstreit. Die Sammlung aus den kö- niglichen Treibereien von Sanssouci bei Potsdam, welche die Hofgärtner Fintelmann und Nietner geliefert hatten, war mannigfaltiger. Man sah hier unter Anderm italienische Sorten, ebenfalls von einem Reifgrade und einer Grösse, dass man kaum ge- glaubt hätte, sie seien so ziemlich im Freien, näm- lich an Talut -Mauern, erzogen. Eine Sorte, die Hofgärtner Karl Fintelmann aus Samen erzo- gen, empfehlen wir vor Allem. Sie führt den Na- men Lenne's Ehre. Endlich hatte der Stadtrath Thränhardt aus Naumburg a. d.s. trotz der ungünstigen Witterung in diesem Jahre noch eine Sammlung von 62 Sor- ten, die sämmtlich im Freien, wenn auch hier und da in sehr geschützter Lage, gewachsen waren. Ihnen sah man es an, welche Aufmerksamkeit und Sorgfalt man in den Thränhardt'schen' Weinbergen auf die Weinreben verwendet. Von Weintrauben waren ausserdem noch zu nennen die kleineren Sortimente des Grossherz. Hofmarschallamtes in Weimar, von A. Keilholz in Quedlinburg, von F. L. H. Kolbe und Kaufmann Leutloff in Erfurt, so wie vom Gutsbesitzer Siebenfreud in Tyrnau. Kernobst war trotz des schlechten Jahres Eini- ges vorhanden. Medizinalassessor Jahn und der pomologische Verein in Meiningen hatten ziemlich grosse Sammlungen gesendet , wo , wie man sich nicht anders denken kann , auch in den Benennungen eine Richtigkeit sich vorfand , wie man sie sonst keineswegs allenthalben rühmen kann. Es galt dieses jedoch auch von dem Obste , was aus dem Königlichen Garten in Herrenhausen bei Hannover durch den Hofgarteninspektor Borchers und durch den Besitzer der bekannten Handels- gärtnerei von Schiebler&Sohn in Celle ein- geliefert war. Ersterem verdankte man eine An- zahl vorzüglicher, im Geschmacke schmelzender Birnen. Ihnen schloss sich das Arendsee'sche Obst des Grafen Schlippenbach an, so wie das des Fabrikbesitzers Julius Hoffmann, des Stadt- rathes Petersen und des Zimmermeisters Oehme. Doch wollen wir nicht versäumen, auch auf die Obstorangerie (kleine Obstbäume in Töpfen) des letzteren aufmerksam zu machen. Endlich war aus Bergen in Norwegen von H. H. Formann ein Sortiment von 6ü Aepfeln eingegangen. Auch junge Obstbäume hatte man ausgestellt und zwar in einer Schönheit, wie man sie eigent- lich nur pflanzen sollte. Allerdings ist seit einigen Jahren der Bedarf grösser, als in dieser Weise herangezogen werden kann. Liebhaber, die nur eine kleine Anzahl Obstbäume kultiviren können, sollten aber nie versäumen, für den Ankauf lieber einige Groschen mehr für das Stück, wie sie unter Anderm die Landesbaum schule auf der Marien- höhe beiWeimarund Schiebler & Sohn in Celle, so wie die Landesbaumschule bei Potsdam geliefert hatten, auszugeben. Die Freude über die Gesundheit und Kräftigkeit des Baumes, so wie über die Ertragfähigkeit und Vollkommenheit des Obstes, belohnen schon sehr bald die Mehrausgabe. Zur besonderen Genugthuung gereichte es uns, verwerthetes Obst zu sehen, als wir schon länger grade diesem Gegenstande unsere specielle Auf- merksamkeit zugewendet haben und wir von ihm für die Zukunft viel erwarten. Die vorhandenen getrockneten Zwetschen der Landesbaumschule bei Weimar waren nach einer etwas verbesserten Me- thode der Lucas'schen Obstdörre angefertigt und zeichneten sich im Ansehen und durch Schmack- haftigkeit aus. Es freut uns ganz besonders, dass man in der neuesten Zeit in Weimar, wo die Art und Weise, wie man Obstbau und überhaupt Lan- deskultur zu betreiben hat, schon einmal, und zwar unter Karl August, dem Freuude von Schiller und Göthe, als Beispiel, auch den grössern deut- schen Staaten, voranleuchtete, wiederum dem Obst- baue sich mehr zugewendet hat. Auf Kosten der dortigen Regierung sind mehre dergleichen ver- bessei'te Obstdörren in verschiedenen Theilen des Landes erbaut worden , um dem Landmanne und Obstbaumbesitzer zur Benutzung, aber auch zur Nachahmung, zu dienen. Weiter hatte Eichler in Grünberg in Schle- sien , von wo aus bekanntlich ein grossartiger Ex- port von Obst, besonders von frischen Weintrau- ben, nach dem Norden Europa's geschieht, ebenfalls verschiedene Proben verwertheten Obstes ausge- stellt, was Beachtung verdiente. Wir machen be- sonders auf das in Form von festen Stücken an- gefertigte Pflaumen- (Zwetschen-) Mus aufmerksam, da es weit haltbarer ist und nicht leicht verdirbt. Seit mehrern Jahren schon wird in unserer ziemlich grossen Haushaltung dergleichen festes Mus mit Vortheil benutzt. Auch Pfirsiche, und zwar die Pavie de Ne- wington, waren in dieser späten Jahreszeit noch so schön vorhanden, wie man es nur wünschen kann. Hofgärtner Karl Fintelmann am Neuen Palais bei Potsdam hatte sie geliefert. In Betreff der Früchte wollen wir nicht versäumen, auch der Melonen-Sammlung des Inspektors Jühlke zu ge- denken. Sonderbar, dass man in der Regel Melonen unter dem Gemüse aufführt, obwohl man doch diese Frucht als solches nirgends verwendet. Wir ken- 374 nen zwar eine Art Apfel - und Pflaumengemüse, aber von Melonen ist uns nichts derfrleichen be- kannt. Selbst die verehrlichen Preisrichter in Er- furt führten die Melonen noch als Gemüse auf. Was endlich das Gemüse anbelangt, so konnte man wohl von Erfurt Vorzügliches erwarten. Leider hatte aber das ungünstige Wetter, im Sommer acht Wochen lang fast kein Regen und dann im Sep- tember fast kein Tag ohne Regen, doch auf die Entwickelung der einzelnen Sorten so eingewirkt, dass diese sich nicht in der Weise entwickelt hatten, als es unter günstigeren Verhältnissen ge- schehen wäre. Um so mehr war es anzuerkennen, dass trotzdem einzelne Gemüse von einer seltenen Vollkommenheit und Vorzüglichkeit vorhanden wa- ren. Die Erfurter Gemüsegärtner hatten es sich ausserdem angelegen sein lassen , die Hauptsorten der verschiedenen Gemüse, wie sie in Deutschland und selbst ausserdem vorkommen , zur Schau zu stellen, und deshalb den Samen, meist direkt, von den betreffenden Orten bezogen. Es war sehr lehr- reich, die einzelnen Sortimente durchzugehen und sich zu belehren. Beginnen wir mit dem Ausgezeichnetsten, was allgemein als solches anerkannt wurde, mit dem Blumenkohl von Martin Haage. Die Sorte wurde in Erfurt, und zwar von diesem tüchtigen Gemüse- züchter selbst, vor mehren Jahren erst gezüchtet und hat durch ganz Deutschland, ja man kann sagen , durch ganz Europa allgemeinen Beifall ge- funden. Der Erfurter Zwergblumenkohl ist unbe- dingt das zarfeste, was in der ganzen Gemüsezucht bis jetzt herangezogen wurde. Er führt übrigens wegen seines kurzen Wuchses den Namen Zwerg- blumenkohl; die vorhandenen Exemplare hatten aller- dings ausserdem durch ihren bedeutenden Umfang ihre Zwergform verleugnet. Es wäre wohl inter- essant gewesen, wenn man auch das Gewicht der 3 vorhandenen Köpfe erfahren hätte. Doch ausserdem hatte Martin Haage noch sonst vorzügliches Gemüse geliefert. Waren auch die Köpfe des Erfurter blutrothen Krautes oder Kopf- kohles keineswegs so gross, als man sie an manchen anderen Orten zu sehen gewöhnt ist, so besassen sie dagegen feinere, zartere Blätter und diese dicht übereinander gelegt. Ferner verdiente der grosse Erfurter Knollen-Sellerie Beachtung. Nächstdem nennen wir die Gemüse-Sammlung des Kunst- und Handelsgärtners Gärisch jun. in Erfurt wegen ihres ausgezeichneten Rosenkohles, von dem 2 Sorten, als Erfurter und als verbesser- ter Zwergrosenkohl, vorhanden. Die Kohlröschen waren dicht aufeinander gehäuft und doch dabei fest. Ein Durchschnitt zeigte, wie zart das Innere war. Aus derselben Sammlung nennen wir noch das blutrothe Salatkraut und das holländische grosse blutrothe Kraut, sowie den Erfurter Wirsing. Die grössten Sammlungen von Gemüsen hat- ten übrigens Benary, Franz Anton Haage, Friedr. Adolph Haage und Jühlke (Firma: KarlAppelius), sowie Mos chkowitz & Siegling ausgestellt. Von Benary war Wirsing in 14, Kraut (Kopfkohl) in 23, Kohl in 12, Salatrüben in 6, Rettige in 7, Kohlrüben in 5, Carolen in 12, Gur- ken in IH Sorten u. s. w. vorhanden. Man kann sich denken, welch' grossen Raum die Aufstellung einnahm. Dass diese auch künstlerisch geschehen war, ist schon früher ausgesprochen. Fried. Ad. Haage hatte eine weniger man- nigfache Sammlung zur Verfügung gestellt, denn sie bestand nur aus verschiedenen Kohlsorten, aus Runkeln und aus Gurken, alle Exemplare besassen aber eine seltene Grösse. Es galt dieses vor Allem von den Kopfkohl- und Wirsing-Arten, von wel- chem letzteren der Vertus die Aufmerksamkeit der Schauenden am Meisten auf sich zog. Landwirthe würden nicht weniger von den langen weissen und gelben Flaschen-, sowie von den Oberndörfer Run- keln erfreut gewesen sein. Franz Anton Haage hatte in seiner Samm- lung nicht weniger als 21 Sorten Kraut, lU Sorten Wirsing, lU Sorten Runkeln und 7 Sorten Zwiebeln, die sämmtlich, trotz der höchst ungünstigen Wit- terungs-Verhältnisse, die gute Kultur des Ausstel- lers bezeugten. Es war eine Freude, die einzelnen Sorten durchzumustern. Wenn man schon den 4 Sorten Glaskohlrabi das zarte Innere von Aussen ansah, so wurden diese doch noch durch Zartheit von der blauen Riesenkohlrabi übertrofien. Die ge- wohnliche Annahme, dass die Grösse keineswegs mit der Qualität gleichen Schritt hält, konnte, hier wenigstens, nicht in Anwendung gebracht werden. Die Sammlung des Inspektor's Jühlke zeich- nete sich zunächst durch ein Sortiment von Kraus- kohl in 13 Sorten aus; ausserdem wurden die 28 Sorten Gurken, wo natürlich die Auswahl schwer war, von den zahlreichen Besuchern besonders häufig beschaut. Zu diesen kamen noch 12 Sorten Ziergurken, 18 Sorten Speise- und 55 Sorten Zierkürbisse. Dass grade die letzteren zur Verschönerung der ganzen | Aufstellung beitrugen, kann man sich denken. Reich waren ferner die Sortimente der Caroten (in 14) und der Salatbeten (in 13 Sorten), so wie das der Bohnen; von den letztern sah man neben den Kör- nern auch die Hülsen. Wir würden die 28 Sorten, da sie aus einer Auswahl bestanden, namentlich nennen, wenn es uns der Raum erlaubte. Wir kommen zur Sammlung der Handelsgärt- nerei von Moschko wit z & Siegling. An Reich- haltigkeit und Vorzüglichkeit der einzelnen Exem- 376 plare war sie gleich der besten der vorher genann- ten. Vor Allem verdiente hier der vorhandene Er- furter Zwergblumenkohl ebenfalls Beachtung. Ausser den 7 Sorten Salatrüben war eine Auswahl der Speiserüben in 8 Sorten vorhanden. Von den bei- den Pastinakwurzeln machen wir auf die neue runde aufmerksam. Neben 8 Sorten Zwiebeln befanden sich 4 Sorten Schalotten , von denen doch die dä- nische am Meisten Empfehlung verdient. Sonst wa- ren noch Wirsing in 9, Kopfkohl in 14, Gurken aber in 15 Sorten vorhanden. Wenden wir uns nun einigen kleineren Sorti- menten zu. Grade hier wäre Mancherlei zu nennen, wenn wir nicht fürchteten, in dem Berichte an und für sich schon, wenn auch nicht zu ausführlich, so doch zu lang geworden zu sein. Trotzdem wir in Erfurt in den Tagen der Ausstellung unsere be- sondere Aufmerksamkeit grade dem Gemüse am Meisten zugewendet hatten, so geben wir von vorn- herein zu, dass wir Manches übersehen haben, was nicht minder der Nennung werth gewesen wäre. Matthias Rumbier aus Sachsenhausen bei Frankfurt a. M. hatte Viktoria -Wirsing von vor- züglicher Güte ausgestellt; ausserdem aber sind seine Frankfurter Winterrettige zu nennen. F. W. Wendel in Erfurt verdankte man eine reiche Kür- bis- und Gurken -Sammlung, denen auch Kästen mit grösseren Sortimenten von Erbsen und Bohnen zugestellt waren. Johann Schönst edt verdient wegen seines Wirsings, seines Kopfkohls und we- gen seiner rothen und weissen Rüben ebenfalls Erwähnung. Doch dürfte auch sein Zwiebelsortiment zu nennen sein. In der Sammlung von J. C. Schmidt fielen uns die Rettige und Oberndörfer Runkeln besonders auf, in der von Franz Voigt hingegen der Wirsing und Blattkohl. Die Gemüse- Sammlung von A. Lorbacher in Erfurt und die von Karl Krüger & Sohn in Lübbenau, sowie die prächtige Kürbis-Sammlung von S.Lorenz hatten Manches, was ausführlicher besprochen zu werden verdiente. In der ersteren befanden sich allein 8 Sorten Wirsing, 9 Sorten Kopfkohl und 7 Sorten Gurken. Diese hatte auch Kaiser in Eisleben in vorzüglichen Exemplaren geliefert. Vor Allem verdient aber noch der Porree von H.Frei- tag in Münster genannt zu werden, da er alle übri- gen Sorten, welche vorhanden, an Feinheit über- traf. Ferner wollen wir auf das Erfurter niedrige weisse Kraut und das Erfurter blutrothe Kraut auf- merksam gemacht haben, was Czekalla ausge- stellt hatte. Schliesslich gedenken wir endlich noch der kleineren Sammlungen von Halt, Gebrüder Born in Ilversgehofen, Heinrich König, Frau Hergt und Job. Sondermann. Wir wenden uns den Kartoffeln und landwirth- schaftlichen Gegenständen zu. Die ersteren waren sehr zahlreich vorhanden und zwar in ausgesuchten Sortimenten. Das grösste gehörte Moschkowitz & Siegling. Nächstdem ist das von Benary und Jühlke zu nennen. Ausgesuchte Sorten ver- dankte man ausserdem: Franz Anton Haage, dem Oekonom Friedr. Koch, den Gebrüdern Born in Ilversgehofen und Karl Halt in Erfurt. Schliesslich machen wir auf die grosse Samm- lung von gegen 180 Sorten verschiedener Getreide- arten in Halmen und Körnern aufmerksam , was In8pektorJühlke(FirmaKarlAppeliu8) sehr hübsch ausgestellt hatte. Grade deshalb, weil hinter den Schalen, in denen sich die Körner befanden, auch die Pflanzen, denen jene entstammten, aufgestellt waren, wurde die Sammlung lehrreich. Man musste nur bedauern, dass über dem in der Ausstellung in reichlichstem Masse dargebotenen Materiale man so wenig Zeit hatte, auch der Sammlung von Wei- zen, Roggen u. s. w. längere Zeit seine Aufmerk- samkeit zu widmen. Wie mannigfaltig unser Ge- treide mit der Zeit geworden, sieht man schon dar- aus, dass in der Jühlke'schen Sammlung allein 79 Sorten Weizen vorhanden waren. (Scliluss folgt.) Mittel, um grosse Champignon zu erhalten. Nicht Jedermann gelingt es, Champignon's zu erziehen, während umgekehrt es Gärtner gibt, die scheinbar auf die leichteste Weise und ohne aUe Mühe diese in grösster Menge erhalten. Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie diese Pilze durch den Kalkbewurf der Mauern in Gewächshäusern und dazu eingerichteten Beeten hervorkamen und, heute abgelesen, morgen und übermorgen sich in grösster Menge wieder erzeugt hatten. Ueber wenig Gegen- stände der Gärtnerei ist so viel geschrieben worden, als über die Anzucht der Champignon's; trotzdem wissen wir über die Prinzipien so wenig, wie vor 20 und 100 Jahren. Die Bedingungen, unter denen Pilze gedeihen, sind ausserordentlich beschränkt. Eine heilsame Einrichtung des Schöpfers. Würde dieses nicht der Fall sein und wüchsen die Pilze unter gleichen Verhältnissen und so leicht, wie z. B. mehre un- serer Unkräuter, die Poa annua und andere, so reichten schon wenige Monate hin, um die ganze Oberfläche der Erde damit zu überziehen und alle sonstige Vegetationen ersticken. Man bedenke, dass der Pilz, wie wir ihn zu sehen gewohnt sind, eigent- lich schon der Fruchtzustand ist, der erst aus dem Pilzgewebe, dem Mycelium, hervorgegangen, und 376 nicht Millionen, sondern Milliarden kleiner Körper- chen, Sporen, durch die er sich fortpflanzt, enthält. Sind aber einmal die Bedingungen zur Ent- wickelung vorhanden , so darf man sich auch nicht wundern, wenn die Erzeugung von Pilzen über alle Massen rasch geschieht, ihr selbst gar keine Schran- ken gesetzt werden kann. Während der Pariser Weltausstellung zeigte ein Gärtner ein Champignon- Beet, von dem er alle Tage Massen von diesen Pilzen abnahm, ohne im Geringsten etwas dabei zu thun. Wenn man am andern Mergen das Beet mit Champignons dicht bedeckt fand, hätte man, ohne sich selbst überzeugt zu haben, nicht geglaubt, dass jeden Tag vorher eben so viel abgenommen war und man die nächsten Tage eben so viel ab- nehmen würde. Die Wissenschaft hat hier leider noch gar nichts gethan, obwohl es ihr obläge, die Bedingungen, unter denen diese üppigste Entwickelung geschieht, zu erforschen; nur die Empyrie, mehr durch Zu- fall, als durch Ueberlegung darauf gebracht, hat die glänzendsten Erfolge gehabt. Um so gewich- tiger ist es nun, dass in der Akademie der Wissen- schaften zu Paris ein Gelehrter, mit Namen La- bourdette, den Gegenstand zur Aufgabe seiner Forschungen gemacht hat. Die Pilze, hauptsächlich die Champignon's, besitzen sehr viel Stickstoff und nähern sich deshalb in ihrer chemischen Zusam- mensetzung dem thierischen Fleische. Sie haben selbst einen dem Osmazom, dem Hauptbestandtheil unserer Fleischbrühe, ähnlichen Stoff und sind — insofern sie nicht zu gleicher Zeit noch andere, dem menschlichen Organismus schädliche Bestandtheile besitzen — deshalb sehr nahrhaft. Labourdette bemühte sich deshalb in ge- eigneter Weise und in verschiedenen Zusammen- setzungen Stickstoff in Anwendung zu bringen. Es gingen mehre Jahre darüber hin, bevor es ihm ge- lang, die richtigen Verhältnisse und die Form, un- ter der die Entwickelung der Sporen am Leichte- sten geschieht, heraus zu finden. Endlich scheint es ihm nun gelungen zu sein. Die Champignon's, welche er der Akademie der Wissenschaften vor- legte, erregten die Aufmerksamkeit der Mitglieder in hohem Grade. Während der grüsste Champignon sonst nur tUO Gramme wiegt, erzog Labourdette deren von tiÜU *). Es kommt dazu, dass seine An- zucht selbst mit keinerlei Schwierigkeiten verbun- den ist. Der Boden, in dem sie erzogen werden, besteht aus schwefelsaurem Kalk, also aus Gyps, ohne alle Zuthat von irgend einem Dungmittel. In diesen thut er die Champignonbrut — wozu er sich der gewöhnlichen Champignonsteine , wie sie im Handel vorkommen, bedient — , vermengt mit Sal- peter und zwar in dem Verhältnisse von 1 : 30, ein Paar Linien (3 bis 4 Millimeter) tief und schlägt die Oberfläche etwas. Im Uebrigen unterscheidet sich die Behandlung nicht von der, wie man sie sonst anwendet. *) lÜÜÜ Gramme oder 1 Kilogram sind genau '2 Zollpfnude. C. F. Försters vollständigster iniiiiernälireudcr >Vaii(l- Gartciik. Reifen. Man nimmt wohl auch weite Drainrühren, um die Blätter, mit Aus- nahme der grünen 8pitze, die oben herausragt, hin- ein zu thun und sie dann mit Erde auszufüllen. Wie sehr die ästhetische Gartenkunst in der neuesten Zeit Beifall findet , ersieht man auch aus den neuerdings wiederum erschienenen oder doch wenigstens im Drucke befindlichen und hierauf be- züglichen Werken. Professoi' Koch legte das eine: die Anlage von Lustgebieten und Blumengärten von J. Hartwig, Hofgärtner in Weimar, vor und empfahl dasselbe Besitzern grösserer und kleinerer Gärten. Das andere hat den Garteninspektor Pe- tz old in Muskau, einen der tüchtigsten techüler des Fürsten Pückler- Muskau, zum Verfas- ser und wird ein Handbuch der Landschaftsgärtne- rei sein. Inspektor Bouch6 theilte an einem Exemplare der Bambusa verticillata (latifolia der Gärten) ein Beispiel mit, wie rasch einige tropische Pflanzen bei uns im Sommer wachsen. Nach dem Professor Schultz-Schultzenstein sei dieses schon frü- her, hauptsächlich in Petersburg, beobachtet. Dort habe sich während der bessern Tage der Stengel binnen 24 Stunden um 1 Fuss im Durchschnitte verlängert. Zu gleicher Zeit legte Inspektor Bou- che die Abbildung einer neuen Form der chinesi- schen Primel, welche Franz Anton Haage in Erfurt als Primula chinensis erecta superba in den Handel bringt und sich durch den ganzen Bau, besonders aber durch die Schönheit der Blume, auszeichnet. Endlich übergab derselbe ein Wurzel ähnliches Gebilde, was er aus einem todten Birken- stamme entnommen hatte und bei näherer Unter- suchung sich als eine Rhizomorpha fragilis erwiess. Professor Koch frug an, ob Jemand ihm eine ächte Fragaria caroliniana nachweisen könne und theilte mit, dass Professor Seelig in Kiel sich schon seit längerer Zeit mit einem genaueren Stu- dium der Erdbeeren, besonders der amerikanischen, beschäftigt, um diese auf ihre Stammart zurück zu führen. Eben deshalb wünscht er ächte Pflanzen der besagten Art zu haben. Nach ihm möchten wohl 4 selbständige Arten Erdbeeren jenseits des atlantischen Ocean's vorkommen: Fragaria vir- giniana, grandiflora, caroliniana und chi- lensis, während die meisten Botaniker nur zwei Arten (Fr. virginiana und chilensis) annehmen und die anderen für Formen halten. Nach Professor Seelig sind die Erdbeeren keineswegs so leicht geneigt, Blendlinge hervorzurufen, als man meist anzunehmen geneigt ist, da man durch die Aus- saaten meist nur Formen und nicht Blendlinge erhal- ten hat. Professor Koch machte auf seine (2. Jahr- gang der Wochenschrift, Seite 217) Abhandlung über Erdbeeren aufmerksam. Er habe schon früher sich, und ebenfalls ohne Resultat, bemüht, ächte Exem- plare der Fragaria caroliniana zu erhalten. Die ächte werde mit langer Frucht angegeben und ganz vorzüglich in der von Poiteau und Turpin besorgten neuen Auflage des Duhamel (Tom. III, tab. LVb) abgebildet. Wahrscheinlich möchte Frai- sier de Caroline k fruit ronde (Fraise-Ananas de Paris und Kirsch-Erdbeere) von der neuerdings wieder als Fragaria lucida in den Handel ge- brachten Art nicht verschieden sein. Unserer Mei- nung nach ist die langfrüchtige Carolina-Erdbeere, wie wir auch schon früher ausgesprochen haben (2. Jahrg., S.24U), ein Blendling der Ananas- und Moschus-Erdbeere (Fr. grandiflora und elatior) und vielleicht ganz verloren gegangen. Auf die Anfrage, ob die Knollen der Datura- Arten wirklich dergleichen Gebilde darstellen, erwi- dert Professor Koch, dass dieses nicht der Fall sei. Unter Knollen verstehe man ein unterirdisches Stengelgebilde, in dem sich an einer Stelle Nahrungs- stofi'e niedergeschlagen und meist rundliche Ver- dickungen gebildet haben, die, wie es bei der Kar- toffel und dem Topinambur der Fall ist, Knospen oder Augen auf der Oberfläche tragen. Ein Wurzelstock oder Rhizom sei es aber auch nicht, weil hier der unterste und unterirdische Theil des Stengels die Stelle einer Wurzel vertrete und meist eine unre- gelmässige Gestalt besitze. Bei einigen Datura- Arten sei dagegen der über der Wurzel befindliche Theil das Magazin zur Aufnahme assimilirter Stoffe geworden und stelle eine zwiebelartige Anschwel- lung dar, wie man sie hier und da, so bei einigen Gräsern (Hordeum bulbosum, Poa bulbosa u.s.w.), auch bei der bekannten Pincenectia, vorfinde. Einen besonderen Namen habe man nicht für diese An- schwellung oberhalb der Wurzel. Mit der ächten Zwiebel, wo der Nahrungsstoff sich in den Knos- penschuppen (mö<:en diese unter der Erde oder am Stengel über derselben befindlich sein) niederschlägt, hat aber diese zwiebelartige Anschwellung ebenfalls gar nichts gemein. Unter Klauen verstehen, so viel uns bekannt ist, einige Gärtner von einem fleischi- gen Wurzelstocke die kurzen, nach abwärts sich bildenden Verzweigungen. Schliesslich wurde der Gesnera zebrina hybrida aus dem Reichenheim'schen Garten der Preis zugesprochen, während die Sonerila margaritacea aus dem D anne el'schen Garten eine ehrenvolle Anerkennung erhielt. 48' 380 Einige Worte über Lokalisiren des Gemüses. Wenn wir nicht sehr irren , so gebrauchte der Inspektor Jühlke während der 3. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter, die in den Tagen vom '2. bis 7. Oktober des vori- gen Jahres zu Berlin tagten, zuerst den Ausdruck „Lokalisiren" bei dem Gemüse. Der Gegenstand, 80 wichtig er auch ist, kam aber damals nicht wei- ter zur Verhandlung. Während der jetzigen Er- furter Ausstellung, bei welcher Gelegenheit am 5. Oktober eine allgemeine Versammlung stattfand, brachte Inspektor Jühlke, als Vorsitzender des Erfurter Gartenbau- Vereines, das Lokalisiren noch- mals zur Sprache. Die Hauptverhandlung jedoch über Hebung und Belebung der Gartenbau-Vereine, so wie verschiedene geschäftliche Mittheilungen nahmen so viel Zeit in Anspruch, dass leider auch ; dieses Mal der nicht weniger wichtige, als höchst interessante Gegenstand ebenfalls nicht besprochen | werden konnte. Wir erlauben uns deshalb, ihn hier zur Sprache zu bringen. Vielleicht wird dadurch dem Einen oder Anderen, der gutes Gemüse baut oder liebt und Erfahrungen gesammelt hat, Gele- genheit geboten, ebenfalls etwas darüber mitzuthei- len und seine Ansicht auszusprechen. Eine bekannte Erscheinung ist, dass eine be- stimmte Sorte an einem Orte gar nicht gedeihen will, während sie an einem anderen vorzüglich wird. Man kann sich im ersteren Falle noch so grosse Mühe geben, es geht nicht. Beispiele sind z. B. die Teltower Rüben, die mit sehr wenigen Aus- nahmen an andern Orten nie so gut werden, als in Teltow, einer kleinen Stadt zwischen Berlin und Potsdam. Das vorzügliche Gedeihen der Teltower Rübchen ist demnach an eine bestimmte Lokalität gebunden. Es gilt dieses nun in geringerem und grösserem Masse von allen Gemüse-Sorten. Es kommt aber auch vor, dass eine Sorte ge- deiht, sobald man den Samen direkt von einem Orte bezogen hat, wo sie vorzüglich wird, alsbald aber zurückgeht, wenn man selbstgezogenen Samen zur Aussaat benutzt. Es muss demnach schon in dem Samen eine bestimmte Anlage, sich nach einer Seite hin zu entwickeln, vorhanden sein, die zu- nächst vom Boden und klimatischen Verhältnissen wenig abhängig ist, aber verloren geht, wenn man sich selbst Samen zur nächsten Aussaat heranzieht. Nach 3 und 4 Jahren erhält man auf diese Weise eine schlechte Sorte oder diese doch wenigstens nur in der Qualität, wie man sie auch an und für sich schon früher erhalten hatte. Will man sich etwas Gutes in dieser Hinsicht heranziehen, so sieht man sich demnach gezwungen, immer frischen Samen, wenn auch nicht alljährig, doch von Zeit zu Zeit zu beziehen. Bekanntlich verhält es sich mit dem Getreide und manchen anderen ökonomischen Pflanzen auf gleiche Weise. Die guten Sorten gehen, wie man sagt, zurück. Der Probsteier Roggen gibt bei uns schon im zweiten Jahre eine schlechteres Korn, so- bald man sich selbst Saat herangezogen, und unter- scheidet sich im 3. und 4. Jahre nicht mehr von dem, wie es sonst von einheimischen Roggen er- halten wird. Der Vorsitzende des Erfurter Gartenbau- Ver- eines, Inspektor Jühlke, nennt dieses Lokalisi- ren. Nach ihm ist es durchaus nothwendig, wenn man irgend eine Gemüse- oder eine Getreide-Sorte mit Erfolg bauen will, vorher zu wissen, ob auch klimatische und Bodenverhältnisse der Art sind, dass sie den Anbau begünstigen und fördern. Sind diese absolut dagegen, so muss man ohne Weiteres seine Versuche ganz und gar aufgeben; ist man dagegen nur nicht im Stande, sich selbst den Sa- men dazu heranzuziehen, so kann man, insofern es die Umstände lohnen , in grösseren oder kleineren Zwischenräumen sich frischen Samen kommen lassen. Man macht sich allerdings in diesem Falle abhängig, seine Kulturen auch theurer, was sich jedoch meist durch die Erfolge hinlänglich ausgleicht. Bei den verschiedenen Gemüse- und Getreide- Sorten ist der Unterschied oft so unbedeutend, dass, wenn man sich nicht Mühe gibt, das, was die Sorte als solche bedingt, bei dem Gemüse hauptsächlich Zartheit des ssbaren Zellgewebes, bei dem Getreide grössere Mengen und Feinheit des Stärkmehls, bei dem Roggen auch des Klebers, während der An- zucht durch Sorgfalt zu erhalten, diese allmählig schlechter werden und zurückgehen. Je günstiger die Lokalität erscheint, um so grösser wird der Erfolg sein. Bisweilen ist sie aber so ungünstig, dass man gut thut, den Anbau einer solchen Sorte ganz und gar aufzugeben. Derlei Abänderungen einer Art, wie sie die verschiedenen Gemüsesorten bedingen und eigent- lich auf eine Vermehrung oder Neubildung von unserem Gaumen angenehmen Stoffen hinausgehen, medizinisch ausgedrückt, eine Hypertrophie, d. h. eine übermässige Ablagerung von Nahrungsstoffen und Umbildung der CeUulose in diese darstellen, sind dem Botaniker eigentlich kranke oder wenig- stens anomale Pflanzen, die deshalb rauheren Wit- terungsverhältnissen weniger widerstehen und schon in den ersten Stadien ihres Lebens einer grösseren Aufmerksamkeit bedürfen. Ueberlässt man das Ge- müse, namentlich die feineren Sorten, wie Blumen- kohl, sich selbst, so wird bei letzterem die unnatür- 381 ¥ liehe Umbildung des Blüthenstengels nicht in der Weise geschehen, als wenn man z. B. sorgfältig das Herz der Pflanze durch die grossen Blätter gegen den Einfluss der äussern Luft, des Regens und der Sonne deckt oder noch besser, wenn man ausserdem ein Glasfenster über die Pflanzen legt; der Blumenkohl wird in die Höhe gehen und dem Brokkoli ähnlich werden; säet man von solchen Pflanzen gewonnenen Samen weiter aus , so wird die Pflanze allmählig ihre ursprüngliche Form an- zunehmen suchen und zuletzt wilder Kohl werden. Will man zum ferneren Anbau Samen gewin- nen, so muss man die Pflanzen dazu aussuchen, welche am Meisten der ursprünglichen Norm ab- gewichen sind, alle die Eigenschaften dagegen, welche man bezweckt, im höheren Grade besitzen. Man muss dazu stets das beste Gemüse stehen lassen. Wer freilich die ersten und schönsten Gurken, oder die zartesten Salatköpfe selbst essen will und die letzten und schlechteren Pflanzen nur zur Samen- gewinnung benutzt, darf sich auch gar nicht wun- dern, wenn er aus seinem gewonnenen Samen sich schlechtes Gemüse heranzieht. Je mehr in dem Samen die Eigenschaften , welche wir von einem guten Gemüse verlangen, sich erhalten haben, um so vorzüglicher wird auch dieses sein. Gar viele, namentlich Laien, versäumen es hier. Bei dem Getreide und Hülsenfrüchten kommt noch dazu, dass in den Aehren sowohl, als in den Hülsen (die man im gewöhnlichen Leben aber fälsch- lich Schoten nennt) die mittleren Samen grösser und schöner sind, als die übrigen. Nimmt man jene zur Aussaat, so wird man auch für das nächste Jahr gute Pflanzen erhalten. Der intelligente Land- wirth hat schon längst in dieser Hinsicht seine Vor- kehrung getroffen, um zur Saat durch Maschinen sich die grössten und schwersten Körner auszulesen. Bei dem Maise , wo sich dieses leichter ausführen läset , sollten immer nur die mittleren Körner zur Aussaat genommen werden. Jede Gegend hat ihre Eigenthümlichkeit in Betreff des Pflanzenwuchses. Es darf demnach gar nicht auffallen, dass, wo es sich oft nur um sehr geringe Verschiedenheit handelt, die Lokalität um so grösseren Einfluss ausübt. Wer demnach sich mit Gemüsebau beschäftigt , sollte vor Allem die Eigenthümlichkeiten seines Bodens und des Klima's Studiren. Hier gedeiht die eine Sorte, dort die andere. Ich will für leichtsinnige Samenzüchter und Samenhändler, bei denen selbst im äusseren Ansehen entfernt stehende Sämereien verwechselt werden, zwar keineswegs einstehen, man thut Han- delsgärtnern aber oft Unrecht, wenn man bei Fehl- schlagen eines oder des anderen Gemüses stets ihm die Schuld sibt. Abgesehen davon, dass man oft eine Sorte aus- gewählt hat, die an dem Orte nicht gedeiht, ver- säumt man noch häufiger die nöthige Sorgfalt an- zuwenden, und glaubt, dass das Gemüse von selbst wachsen und gedeihen müsse, wie die Pflanzen und Blumen auf dem Felde. Dem ist aber nicht so. Unsere Gemüse- und Obstsorten sind ursprünglich nicht vorhanden gewesen, sondern erst durch die Kunst des Menschen entstanden. Sie werden immer die Neigung haben zurückzugehen; sie müssen demnach von dem Züchter nicht darin bestärkt, sondern im Gegentheil aufgehalten werden. Was schliesslich das Lokalisiren noch anbe- langt , so wäre es eine Aufgabe der Gartenbau- Vereine, durch die Praxis zu erfahren, welche Sor- ten in ihrer Gegend gedeihen und welche nicht. Man hüte sich Aussprüche in dieser Hinsicht für allgemein geltend zu betrachten. Wie oft vernimmt man von einer Stelle aus, dass eine Sorte gar nichts tauge, während sie von anderwärts grade gerühmt wird. Man liesst sehr oft grade die widersprechend- sten Ansichten über ein und dasselbe Gemüse. Der Gärtner, der den Samen verkauft hat, ist oft ganz unschuldig an dem Misslingen. Es sei uns gestattet, bei dieser Gelegenheit noch einen Gegenstand zur Sprache zu bringen, über dem wir oft Klage vernommen ; es sind dieses die vielen Sorten der einzelnen Gemüse, welche in den Verzeichnissen der Handelsgärtner aufgeführt wer- den. Dieselben oder doch sehr ähnliche Sorten fin- det man unter einander aufgeführt , als wären es verschiedene. Auch hier thut man dem Handels- gärtner nicht selten Unrecht. Wie dasselbe Obst, bisweilen nur wenige Mei- len entfernt, einen anderen Namen besitzt, so ist es nicht weniger oft mit dem Gemüse der Fall. Ein Handelsgärtner, der sich in seinem Geschäfte nicht auf den Ort, wo er wohnt, oder auf die ge- wöhnlichen 4 Meilen im Umkreise beschränkt, muss hierauf Rücksicht nehmen. Wollte er nur den einen, bei ihm gebräuchlichen Namen in dem Verzeich- nisse aufnehmen, so würde man über die 4 Meilen hinaus diesen nicht mehr kennen. Etwas Anderes wäre allerdings, ob es nicht besser wäre, derglei- chen gleichbedeutende Namen nicht unter, sondern neben einander aufzuführen, so dass Jedermann wüsste, was Synonym und was Sorte bedeutet. Ein schwieriger Umstand ist es ferner, dass die Gemüse nicht durch Pfropfreiser oder Augen, sondern durch Samen vermehrt werden. Dass der- gleichen Sorten rein zu halten, keine leichte Auf- gabe ist, wird Jeder wissen, der sich mit Gemüse- zucht abgegeben hat. Im Verlaufe der Zeit ändern sich alle Gemüse mehr oder weniger, bisweilen zum Vortheil, aber auch zum Nachtheil. Im ersteren 382 Falle wird die Sorte oft als neu und mit einem besonderen Namen ausgegeben, obwohl sie biswei- len schon im nächsten Jahre die geringe Abwei- chung verliert. Der Name ist aber einmal da und pflanzt sich fort, bis er wiederum auf gleiche Weise verdrängt wird. Es kommt auch vor, dass eine bestimmte Sorte mit der Zeit eine Reihe von Veränderungen durch- läuft, von denen vielleicht jede besonders genannt wird , und zuletzt wiederum in ihrer Reinheit er- scheint. iVIan wundert sich dann bisweilen, dass plötzlich eine alte, längst vergessene Sorte wiederum 2um Vorschein kommt. Dass dadurch einer regel- rechten Benennung sehr viele Schwierigkeiten und selbst Hindernisse in den Weg gelegt werden, be- greift man. Bei dem Obste ist die Nomenklatur viel leichter. Aber doch müssen wir uns bemühen, mehr Sicherheit in die Nomenklatur des Gemüses zu bringen. Wie sich jetzt fast alle Obstzüchter zur Revidirung ihrer Namen die Hand bieten, so werden gewiss auch die Gemüsezüchter es um so mehr thun, als es hier weit schwieriger ist. Die Ausstellung von Pflanzen, Blumen, Obst- und Gemüse zu Erfurt in den Tagen vom 4. bis 0. Oktober. (Schluss.) Aussiprueb des Preisricliter-Aintes. I. Obst, Gemüse und landwirthschaftliche Kulturprodukte. A. Obst. 1. Für reichhaltige und geschmackvolle Zu- sammenstellung verschiedener Obstsorten : Inspektor Jühlke*) ein Ehrendiplom I. Grades. 2. Für die reichhaltigsten und besten Sorti- mente Aepfel: Medizinalassessor Jahn in Meinin- gen ein E.-D. I., Schieblerin Celle ein E. -D.H. 3. Für die reichhaltigsten und besten Sorti- mente Birnen: Die konigl. Obstplantage zu Her- renhausen bei Hannover ein E.-D. I., Leder- bogen zu Benneckenbeck ein E.-D. II. 4. Für sonstige preiswürdige Obstsortimente: dem Grafen von Schlippenbach auf Arendsee, dem Verein für Pomologie und Gartenbau in Mei- ningen, H.H. Formann in Bergen (Norwegen), Hofgärtner Sello in Sanssouci bei Potsdam, Hof- gärtner Karl Fintelmann am Neuen Palais bei Potsdam für Pfirsichen, Kaufmann Leutloff, Fa- brikbesitzer Julius Hoffmann — ein E.-D. I. *) Wo kein bestimmter Wohnort angegeben ist, wird Erfurt gemeint. 5. Für die reichhaltigsten und besten Trauben- sortimente: Stadtrath Thränhardt in Naumburg ein E.-D. I. und Gärtner Kolbe ein E.-D. II. 6. Für die schönste und beste Sammlung Obst- orangerie: Weisswaarenhändler Oehme ein E. -D.I. 7. Für die besten Sortimente von Zwergobst- bäumen: Schiebler zu Celle ein E.-D. I. und Graf von Schlippenbach auf Arendsee (Ober- gärtner Wünne) ein E.-D. II. Ausserdem noch: 8. Für ein mit besonderer Hülfe der Kunst erzogenes, reichhaltiges und schönes Traubensorti- ment: Hofgärtner Karl Fintelmann am Neuen Palais bei Potsdam ein E.-D. I. 9. Für verschiedene Früchte ausgezeichneter Kultur: Sr. königl. Hoheit des Prinzen Albert zu London ein E.-D. I. 10. Für vorzügliche Traubenkultur: Hofgärtner Nietn er in Sanssouci bei Potsdam ein E.-D. I. 11. Für schön gezogene Bäume und gedörrte Pflaumen: die grossherzogl. Landesbaumschule Ma- rienhöhe bei Weimar (Obergärtner Kleinert) ein E.-D. I. 12. Für ausgezeichnete Verwendung von Obst: O. Eich 1er in Grünberg ein E.-D. I. B. Gemüse und landwirthschaftliche Kultur- produkte. 1. Für die besten und reichhaltigsten Samm- lungen versckiedener Gemüsesorten: E. Benary ein E.-D. I.; Heinemann, Inspektor Jühlke, Franz Ant. Haage, J. C. Schmidt einE.-D. II. 2. Für die besten und reichhaltigsten Sorti- mente von Zwiebelgewächsen, auch Kartoffeln, Rü- bensorten u. s. w.: Moschkowitz & Siegling, Inspektor Jühlke, Gärtner Rum b 1er in Sachsen- hausen bei Frankfurt a. M., Handelsgärtner Frei- tag in Münster (für sehr schönen Aiton-Porr^e) ein E.-D. I.; Gemüsegärtner Johann Schön- ste dt ein E.-D. II. 3. Für ein vorzügliches und reichhaltiges Ge- treidesortiment: Inspektor Jühlke ein E.-D. II. 4. Für eine Sammlung von Gräsern in Aehren und Samen: Wunderlich in Frankfurt a. M. ein E.-D. I. ü. Für ein interessantes Reissortiment in Aeh- ren: Geh. Rath Professor Dr. Göppert in Bres- lau ein E.-D. I. 6. Für grosse und schöne Flaschen -Runkel- rüben: Oekonom Mecke ein E.-D. II. 7. Für das beste und reichhaltigste Sortiment Melonen: Inspektor Jühlke ein E.-D. I. 8. Für die reichhaltigsten und besten Sorti- mente Gurken: Inspektor Jühlke ein E.-D. L; Platz & Sohn, Kaiser in Eisleben ein E.-D. II. 9. Für die reichhaltigsten Sortimente von Kür- 47 **La Constante (de Jonghe), wächst überall gut und ist sehr fruchtbar; Frucht vollendet. *Cremont, früh, sehr fruchtbar; Frucht sehr dick, treibt sich gut. •Delices d'automne (Makoy), Frucht dick, gut. *Duchese d eTre vi s e (Jamin et Durand), Frucht dick, länglich ; Fleisch, weiss, gut. •*Eliza (Myatt), sehr früh und fruchtbar; Frucht kegelförmig, dunkelroth, sehr gut. **Excellente, ausgezeichnete Frucht. **Filbert Pine (Myatt), ausgezeichnet, sehr frucht- bar ; Frucht dick, roth. *Gölineau, sehr spät; Frucht sehr dick und schön. *Hovey's Seedling, wächst kräftig, ist früh und sehr tragbar; Frucht lebhaft roth. •Jucunda (Salter), gedeiht in allen Lagen ; Frucht sehr gross, dunkelroth, ausgezeichnet. *Keen's Seedling, schon bekannt durch ihre guten Eigenschaften. *Leopold I. (Lorio), Frucht dick, unregelmässig; Fleisch rosa mit weinigem Geschmack. *Mammuth (Myatt), Frucht unregelmässig, sehr gross, lebhaft roth. Fleisch sehr gut. *Marie Amölie (Plee), sehr früh, delikat. **Marquise de Latour-Maubourg (Jamin et Durand), sehr empfehlenswerth. **Monstreuse de Robine, Frucht sehr gross von eigenthümlicher Form, ausgezeichnet. **Myatts new fertilised, sehr delikat, klein, aber ungemein fruchtbar. *Princes8 royal (Cuthill), Frucht kegelförmig, von besonders angenehmem Gerüche, zum Treiben. **Prince of Wales (CuthiU), Frucht sehr spät, schön, kegelförmig, roth. **Reine d' Angleterre, sehr schöne, regelmäs- sige, grosse Frucht. Rothe Monats-Erdbeere (Reine de fraise) zum Treiben 12 Stück 6 kr. *Sir Harry (Underhill), eine Sorte von ganz her- vorragenden Eigenschaften; sie treibt sich leicht und ist sehr fruchtbar. *Sanspareil, sehr gut, gross, plattrund, fruchtbar. **"V ictoria (Trollope), wächst sehr lebhaft, reift frühzeitig und treibt sich gut. **Wizard of the Nord, eine als ausgezeichnet geschilderte neue Sorte, aber nur von mittlerer Grösse, fruchtbar. Für Herbst- und Frübjahrspflanzung offeriren wir aus unseren Baumschulen: j Apfel, hochstämmige Kronenbäume in Sorten das Stück lü Sgr. . Birnen, hochstämmige Kronenbäume in Sorten das Stück 15 bis 20 Sgr. Kirschen , hochstämmige Kronenbäume in Sorten das Stück 12 Sgr. Zwetschen und Pflaumen, hochstämmige Kronen- bäume in Sorten das Stück \'1~ Sgr. Spalier-Fächerbäume. Apfel, breitgezogene in mehrern Tafel-Sorten, das Stück 1 Thlr. Birnen, breitgezogene in mehrern Tafel-Sorten , das Stück l^bis li Thlr. Kirschen, breitgezogene, grosse doppelte Schatten- Morellen, das Stück 16 Sgr. bis 1 Thlr. — , breitgezogene, in mehrern anderen Sorten , das Stück 16 Sgr. bis 1 Thlr. Reine Clauden, breitgezogene, grosse grüne, das Stück li Thlr. Pfirsiche und Aprikosen, breitgezogene in den be- sten, ausgewählten Sorten ä 1 — 2|- Thlr. Schatten-Morellen, grosse Zwergbäume k 7-j — lOSgr. Wallnüsse, hochstämmige starke k 15 Sgr. — , Zwerg-, Juglans fertilis ä 20 — ?)0 Sgr. Echte Kastanien oder Maronen, hochstämmige, k 121 Sgr. Weinstöcke, 4jährige verpflanzte in Sorten 100 Stück 24 Thlr, k Stück 8—10 Sgr. — , Black Hamburgh, besonders starke zum Trei- ben k 15 — 20 Sgr. Haselnüsse, in 6 Sorten k 5 — 20 Sgr. Johannisbeeren, in 7 Sorten k 2 — 6 Sgr. — , in Rommel, k Schock 2| Thlr. Stachelbeeren, englische grossfrüchtige mit Namen, 12 Stück 1 Thlr 25 Sgr., 25 Stück 3 Thlr 15 Sgr. — , vorzügliche Sorten ohne Namen k Schock 4 Thlr. Himbeeren, Wunder der 4 Jahreszeiten, mit rother Frucht k Dutzend 1 Thlr 10 Sgr., k Schock 4 Thlr 15 Sgr. — , mit gelber Frucht äDutz. 2Thlr, ä Schock 9 Thlr. — , Falstaff, k Dutzend 1 Thlr., k Schock 4 Thlr. — , rothe und gelbe Chilische, k Schock 2 Thlr., ä Dutzend 15 Sgr. Quitten, Apfel- und Birn-, k 8 Sgr. — , grosse Portugisische Birn-, k 10 Sgr. Mispeln, hochstämmige, grossfrüchtige, k 12i — 1 5Sgr. Maulbeeren, grosse schwarze fruchttragende Spalier- Fächerbäume, k 2 Thlr. — , hochstämmige, k 2 Thlr. — , weisse und rothe buschige, k 6 Sgr. Feigen, gute grosse Sorte, k \2\ — 15 Sgr. Mandeln, süsse buschige, k 15 Sgr. Erdbeeren, ein reichhaltiges Sortiment der besten und neuen Sorten, auch 186üer und 1861er Novitäten in Töpfen, jederzeit verwendbar. Be- sonderes Verzeichniss gratis. • 12* 48 Alleebäume. Platanen, lOO Stück 3:]| Thlr. Amerikanische Eiche (Quercus rubra), 100 Stück 33| Thlr. Kugel-Akazien, die nicht erfrieren (Robinla Besso- niana), 100 Stück 4'2 Thlr. Linden, 100 Stück 36 Thlr. Ahorn, 100 Stück 20 Thlr. Pyramidenbäume. Eichen, Quercus pyramidalis, 8 — 12 Fuss hoch, k Dutzend 8 Thlr. ülmus fastigiata, 8 — 12 Fuss hoch, ä Dutz. 6 Thlr. Platanen, 8 — 12 Fuss hoch, ä Dutzend 6 Thlr. Rosen, wurzelächte. Moosrosen, kräftige, grosse Exemplare mit 3 bis 4 Zweigen, 100 Stück 16 Thlr. Eosa alba carnea (Maidenblush), sehr starke, 100 Stück 15 Thlr. Eosa muscosa Zoe, ä Dutzend 5 Thlr. Garten-Eosen, als Provincialis, hybrida bengalensis, Centifolien u. s. w., sortirt mit Namen 100 Stück 22 Thlr. 50 „ 10 „ 12 „ 2 „ Centifolia cristata, Braut-Eosen, k Dutzend 5 Thlr. Heckenpflanzen. Weissdorn, in guten, kräftig bewurzelten Pflanzen: 5jährige 100 Stück 1 Thlr. 3 „ 100 „ 25 Sgr. 2 „ 100 „ 18 „ 1 „ 100 „ 12| „ Cornus mascula, Cornel-Kirschen, 4 — 6 Fuss hoch, 100 Stück 6 Thlr. Gehölze u. s. w. lüO Sorten schönblühender Baum- und Straucharten mit Namen, vorzüglicher Qualität 14 Thlr. 100 Sorten desgl., guter Qualität 1 1 Thlr. 100 Stück schönblühender Boscjuetpflanzen mit Na- men in gegen 40 Sorten 8 Thlr. Cytisus Laburnum, Goldregen, 5 — 6 Fuss hoch, 100 Stück (3 Thlr. — , alpinus, Alpenregen, 5— 6 Fuss hoch, 100 Stück 6 Thlr. — , nigricans, als Einfassung an Wegen, stark, 100 Stück 4 Thlr. Pinus Larix, verpflanzt, 4— 5 Fuss hoch, 100 Stück 6 Thlr; 2-3 Fuss hoch, 100 Stück 3 Thlr. Juniperus virginiana, Prachtexemplare Von 3 — 4 Fuss Höhe, rund gezogen, 1 00 Stück 50 Thlr. Celle in Hannover, im November 1861. J. L. Sehiebler & Sohn. Köuigl. Hof-Sämereihandlung und Baumschulen. Roseu-Offorte. Neueste Eosen aus dem Jahrgange 1860 bis 1861. 12 Sorten: 6 Thlr. Neuere Eosen aus dem Jahrgange 1859 bis 1860. 1 i Sorten : 4 Thlr. Aehere Eosen, 12 Sorten: 2 bis 3 Thlr. Eosen aus der Gruppe von Geant des batailles stammend, 12 Sorten: 4 Thlr. Eosen aus der Gruppe von General Jacqueminot stammend, 6 Sorten: '^ Thlr. Eosen aus der Gruppe der wahren Eosomenen, 6 Sorten: 3 Thlr. In wurzelächteu oder auf Sämlinge veredelten Pflanzen. Besondere Verzeichnisse stehen franko zu Diensten. Erfurt, im November 1861. Eosengärtnerei von Ernst Metz. Der Gartenbau -Verein hat für seine Mitglieder das Verzeichniss der von den Pomolosen zum An- bau u. s. w. empfohlenen Obstsorten mit Angabe der Nutzung, Zeitigung und Dauer der Früchte drucken lassen und ist bereit, dieses einen Druck- bogen starke Verzeichniss — soweit der Vorrath reicht — auch Obstfreunden und Gärtnern zu dem Preise von 1 Sgr. 6 Pf. für das Exemplar zu über- lassen. Wer dasselbe zu haben wünscht, wolle sich mit frankirten Anträgen an den unterzeichneten Vor- stand (Neustädter Strasse Nro. 25B.) wenden. Magdeburg, im Oktober 1861. Der Vorstand des GartenbauVereins. }Iethodc Toiissaiiit-Langonscheidt.') Englisch und Französisch (5. Auflage) Sprechen, Schreiben, Lesen und Verstehen erlernt Jeder, der deutsche Druckschrift richtig lesen kann, durch diese von über 100 wissenschaftlichen Autoritäten empfohlene Methode in 9 Monaten , ohne Lehrer, auf die angenehmste, gründlichste und billigste Weise. Vorkenntnisse nicht erforderlich. Honorar pro Woche nur 5 Sgr. (ISXr. rh., 25 Nkr.). Nä- heres im Prospekt, der nebst einer Probelektion gratis versendet wird. Der portofreien Bestellung sind für das Eückporto 5 Sgr. in Briefmarken bei- zulegen. Prüfe Alles, das Beste behalte! Adresse : G. Laus;eiis('heidt, Berlin, Hirscheistrasse 32/43. *) Nachdem wir Kenntniss genommen und auch das Urtheil Sachverständiger hierüber gehört, können wir die Methode Tous- saint-Langenscheidt bestens empfehlen. Die Bedaktion. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Kommandautenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Berlin. 383 bissen : Handelsgärtner Lorenz, Inspektor J ü h 1 k e, Moschkowitz & Siegling, E. Benary, Hei- ne mann ein E.-D. I. 10. Für die reichhaltigsten und schönsten Samm- lungen spät kultivirter Gemüse: F. C. Heinemann, Moschkowitz & Siegling, E. Benary ein E.-D. I. 11. Für die besten Salatsorten: Franz Anton Haage einE.-D.L; Volkmar Döppleb ehrende Anerkennung. 12. Für das schönste und reichhaltigste Sor- timent von Zierfrüchten des Küchengartens: E. Benary ein E.-D. I. 13. Als ausserordentliche Anerkennung der be- sonderen Bemühungen für die geschmackvolle und gelungene Anordnung des Ganzen: F. C. Heine- man n ein E.-D. I. 14. Ausserdem erkannten die Preisrichter für schöne Gemüse : Czekalla, Franz Voigt: einen Preis von 3 Dukaten; Sondermann, Gärisch: einen Preis von 2 Dukaten; Scharlach, Hergt: einen Preis von 1 Dukaten. 15. Endlich haben sich die Preisrichter dahin geeinigt, den ausgesetzten silbernen Ehrenpokal Martin Haage für in Erfurt gezüchtete Gemüse, namentlich für den ausgezeichneten Zwergblumen- kohl, zuzusprechen, desgleichen ein E.-D. I. der Königl. Landesbaumschule in Alt-Geltow bei Potsdam für 50 Stück Obstbäume in normalster Anzucht, in 24 Sorten, die zugleich dem Vereine als Geschenk für eine Gemeinde Thüringens über- wiesen wurden. II. Pflanzen und abgeschnittene Blumen. A. Pflanzen. 1. Für die reichhaltigsten und schönsten Grup- pen verschiedener blühender Pflanzen: Inspektor Jühlke, Moschkowitz &Siegling ein E.-D. II. 2. Für die schönsten Gruppen moderner Blatt- pflanzen: Fried. Ad. Haage jun. ein E.-D. L; J. C. Schmidt ein E.-D. IL; C. Cropp, In- spektor Jühlke und E. Benary eine ehrende An- erkennung. 3. Für die schönste Sammlung von Cacteen und Succulenten: Friedr. Ad. Haage jun. ein E.-D. L 4. Für die besten Sammlungen neu eingeführ- ter schöner Pflanzen: Friedr. Ad. Haage jun. ein E.-D. I. ; demselben ein E.-D. IL 5. Für die schönsten und reichhaltigsten Samm- lungen von Fuchsien: E. Benary, F. C. Heine- mann ein E.-D. L; Hopf e jun. ein E.-D. H. 6. Für die schönsten Sammlungen von Bego- nien: E. Benary, Inspektor J ü hl ke, Mosch- kowitz & Siegling ein E.-D. L; Born in II- versgehofen bei Erfurt ein E.-D. H. 7. Für die schönsten Sammlungen Georginen in Töpfen: F. C. Heinem ann, Inspektor Jü hl ke ein E.-D. I. 8. Für die schönste Sammlung Astern in Tö- pfen : H. Döring&Sohnin Hochheim ein E.-D. H. 9. Für die besten Verbenen-Sämlinore: G. C. Mö bring in Arnstadt eine ehrende Anerkennung. 10. Für die schönsten Sammlungen von Pe- tunien , so wie von Petunien - Sämlingen eigener Zucht: Inspektor Jühlke ein E.-D. L; Platz & Sohn, Benary, Gebr. Born in Ilversgehofen bei Erfurt ein E.-D. IL 11. Für vorzügliche kultivirte Scarlet-Pelargo- nien : Inspektor Jühlke ein E.-D. I. 12. Für die schönste Sammlung wissenschaft- lich bestimmter Caladien : Kunst- und Handelsgärt- ner Lauche von der Wildparkstation bei Potsdam ein E.-D. I. 13. Für ein Sortiment Reis: John Siegling in Charleston in Südkarolina ein E.-D. I. 14. Für neue Einführungen des Warmhauses: C. Benda in Berlin ein E.-D. I. 15. Für eine Gruppe schöner Veronika's: Ge- brüder Born in Ilversgehofen ein E.-D. I. 16. Für einen blühenden Clianthus Dampieri: Kunst- und Handelsgärtner Ausfeld in Arnstadt ein E.-D. L; G. C. Möhring in Arnstadt eine ehrende Anerkennung. 17. Für Primula sinensis, sowie für Spielarten und neue Sämlinge derselben: A. D renk mann, Volkm. Döppleb, G. C. Möhring in Arnstadt ein E.-D. I. 18. Für eine Gruppe Lantanen: Inspektor Jühlke ein E.-D. L 19. Für Celosien: E. Benary ein E.-D. I. 20. Für 2 reichblühende und gutkultivirte Gy- nerium argenteum: F. C. Heinemann einE.-D.L 21. Für eine Zinnia elegansfl.pl.: Moschko- witz & Siegling ein E.-D. I. B. Abgeschnittene Blumen. 1. Für die schönsten und grössten Asternsor- timente: E. Benary ein E.-D. L; Insp. Jühlke, J. C. Schmidt, Wendel, Lorenz, Heine- mann, Fr. Ad. Haage jun. ein E.-D. IL 2. Für die schönsten Sortimente Levcojen: E. Benary ein E.-D.L; F.W.Wendel einE.-D.H. 3. Für Dianthus chinensis Heddewigii und la- ciniatus: E. Benary ein E.-D. L; demselben und Fr. A. Haage jun. ein E.-D. IL 4. Für Dianthus Heddewigii, gefüllte Blend- linge (Hybriden) in 20 Sorten: J. E. Schmidt ein E.-D. H. 5. Für ein Sortiment Phlox Drummondi : Mosch- kowitz & Siegling ein E.-D. I. 384 6. Für die schönsten und grössten Sortimente Malven: J. C. Schmidt ein Ehrendiplom I.; E. Benary, Karl Ebritsch in Arnstadt ein E.-D. IL 7. Für ein Sortiment Balsaminen und Heli- chrysen: Ch. Lorenz ein E.-D. IL 8. Für ein schönes Sortiment Andrieux-Balsa- minen: Fr. A. Haage jun. ein E.-D. IL 1). Für die schönsten und grössten Sammlun- gen Georginen: Inspektor Jühlke, Sieckmann in Köstritz ein E.-D. I. ; Ch. Deegen in Köstritz ein E.-D. IL 10. Für die schönsten Sortimente Pensees: Ch. Deegen in Köstritz, Gotthold & Co. in Arn- stadt ein E.-D. I. 11. Für das schönste Sortiment abgeschnittener Eosen: Ernst Metz ein E.-D. L; A. Drenk- mann ein E.-D. 11. 12. Für die schönsten Bouquets und Arrange- ments aus getrockneten Blumen: J. C. Schmidt ein E.-D. L; F. L. H. Kolbe ein E.-D. IL 13. Für die schönste Kollektion von Guirlan- den, Kränzen und Haarputzen: Feidel ein E.-D. I. 14. Für das schönste und geschmackvollste Arrangement von getrockneten Blumen, welches hierin nicht enthalten ist: Wallberg &Rümpler ein E.-D. I. 15. Für das geschmackvollste Arrangement aus lebenden Blumen und für andere geschmackvolle dekorative Verwendung von Produkten der Gärt- nerei: J. C. Schmidt ein E.-D. I. 16. Für ein sehr geschmackvoll mit abgeschnit- tenen Blumen, als Tagetes, Astern, Helianthus, Malven u. s.w., arrangirtes Rasenparterre: E. Be- nary ein E.D. I. III. Ausserdem und ausserhalb des Programmes. A. Ehrendiplome erster Klasse. 1. Dem Wagenfabrikanten J. J. Schmidt. 2. Blase für Mikroskope u. s. w. 3. Fabrikant Döbel für Blumen-Ampeln, Eta- geren und andere Siderolithwaaren. 4. Moschkowitz & Siegling für die De- koration der Flaggenstange mit buntblättrigen Pflan- zen-Gruppen in reichster Auswahl. 5. Alfred Topf für abgeschnittene Georginen. 6. Geheime Rath Prof. Dr. Göppert in Bres- lau für Präparate aus Pflanzen-Faserstoffen. 7. Lehrer Kratz in Hochheim für einen Be- obachtungs-Bienenstock. 8. Der Königl. Landesbaumschule in Alt- G e 1 1 o w bei Potsdam für neue und schöne Zierbäume. 9. Inspektor Petzold in Muskau für ein Sor- timent Holzarten in 2U0 Sorten. B. Ehrenvolle Anerkennungen. 1. Ernst Benary für die prachtvolle blühende Eucharis amazonica Linden und für die neue Lo- belia trigonocaulis. 2. Moschkowitz & Siegling für die in gu- ter Kultur befindlichen Araucaria excelsa, Latania borbonica und Dracaena Draco. 3. Peterseim für die sinnreiche und zierliche Zusammensetzung von Gemüse-Sorten in Form von Fruchtkörben. 4. Obergärtner Franz in Karlsburg für schöne Birnquitten. 5. Dem grossherzogl. MarschaUamte zu Wei- mar für Weintrauben. 6. Keilholz in Quedlinburg für Weintrauben. 7. Obergärtner Dienst in Frankfurt am Main für ein vorzügliches Sortiment Obst in 36 Sorten. 8. Kämmerer und Mendius für Obst. 9. Hof buchdruckerei-Besitzer Haenel in Mag- deburg für Obst. 10. Gutsbesitzer Sieben fr eud iuTyrnau für Ungarwein in Flaschen. 11. Handelsgärtner Deegen in Köstritz für vorzügliche Bohnen. 12. Karl Krüger in Lübbenau für ein Sor- timent Gemüse. 13. Heinrich König für Gemüse. 14. Gotthold & Comp, in Arnstadt für Ge- müse. 15. Kaufmann Karl Herrmann für Kartof- feln aus amerikanischen Samen gezogen. 16. J. C. Schmidt für Araliaceen. 17. Wilh. Bahlsen für Blattpflanzen. 18. Volkmar Döppleb für Marktpflanzen. 19. Gotthold & Comp, in Arnstadt für ab- geschnittene Georginen. 20. Handelsgärtner Goeschke in Köthen für seine drei Krönungsbouquets aus Veilchen. 21. Klempnermeister Lange thal für einen Ward'scben Kasten, für Giesskannen, Gartenhand- spritzen u. s. w. 22. Glockengiessermeister Sorge für eine Krückenspritze und andere Bewässerungsapparate. 23. Böhm für Siebmacher-Arbeiten. 24. Reichardt für Korbwaaren. 2.Ö. Gebr. Dittmar in Heilbronn für Garten- messer und andere Gärtner- Werkzeuge. 26. Nikolaus Hoffmann in Nürnberg für dergleichen. 27. Staffelstein für dergleichen. 28. Aug. Heinemann für eine amerikanische Centrifugalmaschine. 29. Schäfer für Tuffstein-Aquarien. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Beriir.. Hierzu eine Beilage. Wocheoschrift des Vereines zur Ueförderun«; des Gartenbaues in den Königlich Preussisctien Staaten I für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. M 49. Berlin, den 5. December 1861. Preis des Jahrtranfjes 5i Thlr.. sowohl bei Beznj: durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die gärtnerischen Neuheiten in der Blumenwelt und Vilmorin's Bericht. — Ueher die essbaren Tange. — Die Anzucht der Obstwildlinge. — Karl Fischer's Zehn Gebote der Obstbaumzucht nnd Handbuch der rationellen Obstzucht. 'il''iii// Die gärtiK^riscIieii Ncnlieiteii in der Blimicunelt Vilmorin's Bericht. Schon seit längerer Zeit wurde uns von dem Besitzer der bekannten grossen Gärtnerei und Sa- menhandluno; in Paris, Vilmorin-Andrieux et Co. (quai de lä Megisserie Nro. 3U), der 3. Jahrgang sei- nes Berichtes über die neuesten Blumen, Gemüse und ökonomischen Pflanzen (Revue des nouveautös horticoles et agricoles ou Annuaire des essais) zu- gesendet; wir sind aber erst jetzt im Stande, auf seinen Inhalt näher einzugehen. Die beiden ersten Jahrgänge haben wir bereits im vorigen Jahre (3. Jahrg. d. Wochenschr. S. I9.i) besprochen. Wir ergreifen die Gelegenheit, um zu gleicher Zeit auch über die Blumen , welche die eben ausgegebenen Verzeichnisse der Handelsgärtner als neu enthalten oder welche früher noch nicht von uns besprochen wurden, unsere Ansicht mitzutheilen. Wir schlies- sen uns demnach dem an, was wir bereits früher (zuletzt Seite 1U3) gesagt haben. Es ist nicht zu leugnen, dass Vilmorin sich durch die Bekanntmachung seiner Kulturversuche, ganz besonders für die Gärtnerei in Frankreich, ein grosses Verdienst erwirbt. Wenn auch einzelne Gartenbau-Vereine bei uns, wie die in Berlin, Bres- lau und Kiel, ebenfalls alljährig ähnliche Mitthei- lungen machen , so fehlt uns doch in Deutschland ein Bericht in der Ausführlichkeit, wie er alljährlich in Frankreich durch Vilmorin-Andrieux et Co. erscheint. Freilich ist er nicht an allen Orten zu bearbeiten; in Erfurt oder auch in Frankfurt a. M., wo reichliches und vielseitiges Material zu Gebote steht, vermöchte man aber auf gleiche ausführliche Weise berichten können. Wir wünschen deshalb vor Allem, dass der überaus thätige und mit den nöthigen geistigen Kräften versehene Gartenbau - Verein in der zuerst genannten Stadt die Sache in die Hand nehmen und alljährlich einen ähnlichen Bericht, wie den Vilmorin'schen , veröffentlichen möchte. Wir sind überzeugt, dass er der Handelsgärtnerei über- haupt, und ganz besonders der Erfurter, wesentliche Kräftigung verleihen würde. Man könnte damit sehen, wie es Ernst ist, nur Gutes und Vorzüg- liches zu liefern. Ein solcher Bericht ist aber keineswegs so leicht, als es den ersten Anschein hat; man muss Mancherlei berücksichtigen und den Umständen Rechnung tra- gen. Leichter noch in Betreff der Blumen, als der Gemüse , da bei den letztern das Lokalisiren , von dem wir in der letzten Nummer gesprochen, we- sentlichen Einfluss hat. Eben deshalb enthalten wir uns eines Urtheiles über Gemüse und theilen auch nicht mit, was Vilmorin darüber gesagt hat. Ab- gesehen davon, dass einige Aussprüche des letzte- ren unseren Erfahrungen grade zu widersprechen, scheint es uns, als wenn der Verfasser des franzö- sischen Berichts darin gefehlt hätte, dass er die Sämereien, ganz besonders von den Gemüsen, nicht direkt von den Bezugsquellen bezogen hätte. Was man erst zweiter und dritter Hand erhält, ist oft schon verfälscht, oder es hat bis dahin schon eine 49 386 Verwechslung stattgefunden. Bei Gemüsen, wo man auf die Samengewinnung grosse Sorgfalt verwenden muss, wo ferner nicht jede Sorte an allen Orten gedeiht, ist der direkte Bezug um so nothwendiger. Es darf deshalb nicht auffallen, dass Vilmorin aus dem Samen einer Sorte meist 2 und 3 ver- schiedene Sorten zugleich erzog. Wir wenden uns nun den einzelnen Blumen zu. Wir beschränken uns übrigens nicht auf diese und führen ausser den Sommergewächsen auch Stauden und strauchige Kalthauspfianzen auf, wenn diese in den Verzeichnissen der Handelsgärtner unter der Ueberschrift Sommergewächse oder Blumensamen genannt werden. 1 . Wie wir in dem frühern Berichte über Flor- blumen (Seite 103) von der bekannten Immortelle Acroclinium roseum eine weissblühende Form angezeigt haben, so kommt jetzt auch eine mit dun- keleren Blüthen als A. atro roseum vor. 2. Von den einjährigen Ageraten, die zum Theil im Vaterlande, Central -Amerika südlich bis Peru, gewöhnliche Unkräuter darstellen und sehr zu variiren scheinen , hat man mehi-e neu sein sol- lende Arten eingeführt. Wahrscheinlich lassen sie sich alle auf A. conyzoides und Houstonianum (nicht Hudsonii, wie Vilmorin will), die beide vielleicht ebenfalls nicht specifisch verschieden sind, zurückführen. Die halbstrauchartigen gehören da- gegen zu A. mexicanum. Von letzterem ist die gedrängte, niedrige Form, welche auch mit gelb und weiss panachirten Blättern vorkommt, ganz be- sonders zu empfehlen und bereits auch bei uns Marktpflanze geworden. Ausser der blaublühenden gibt es jetzt auch eine Form mit weissen Blüthen. W^as wir als A. inconspicuum und conspi- cuum gesehen haben, ist einjährig und kommt in doppelter Form vor, in einer mit grossen und einer mit kleinen Blüthenkörbchen, die aber stets helUila, fast weiss blühen. A. cordatum der Gärten ist die kleinblüthigereForm der blaublühenden Haupt- art. Wir bemerken, dass wir weder Coelestina noch Phalacraea generisch trennen können und wir viel- leicht später einmal die Gelegenheit wahrnehmen werden, um über sämmtliche Ageraten der Gärten zu sprechen. 3. Alyssumatlanticum Desf. verdient gar keine Berücksichtigung. 4. Was in den Gärten als Amarantus tri- color speciosus vorkommt, unterscheidet sich nicht von der gewöhnlichen Form , die aber schön genug ist, um empfohlen zu werden. 5. Auch Vilmorin stimmt uns in Betreif der beiden Gauchheil- (Anagallis-) Arten: Na- poleon 11 1. und Eug^nie, bei (s. vorigen Jahrg. Seite 189), dass beide alte Formen der A. col- li na Schousb. (grandiflora Andr. ) sind und letztere nicht von A. Philippsii Hort, verschie- den ist. 6. Wie Namen von Gärtnern bisweilen ver- dreht werden, gibt auch Vilmorin wiederum ein Beispiel. Wir haben in unserer ersten Kritik der neueren Blumen (1. Jahrg. S. 34) unter Anderen auch der Anthemis chia L., eines im südöst- lichen Europa wachsenden Unkrautes, einer Art Hundskamille, gedacht; dieselbe Gärten durchaus nicht zu empfehlende Pflanze kommt jetzt wiederum als Anthemis sp. de Chili vor. 7. Eine neuere Form unseres Löwenmauls (Antirihinum majus L.) führt den Namen Bril- lant und ist sehr schön. S. Vom Bärenohr (Arctotis breviscapaThunb.) besitzt man jetzt eine Form mit helleren Blüthen unter dem Namen A. breviscapa sulphurea und A. acaulis speciosa. Wenn wir nicht irren, ist die A. breviscapa grandiflora dieselbe Form, welche Job. Nik. Haage in Erfurt einge- führt hat und von uns schon früher (Seite 103) besprochen wurde. 9. Aubrietia purpurea DC (Arabis pur- purea Sibth. et Sm.) ist vorzüglich zu Einfassun- gen und zur Verzierung der Beete, zumal es das ganze Jahr hindurch mit purpur- violetten Blüthen bedeckt ist. Es wächst ähnlich der bekannten Ara- bis albida, ist aber kleiner, jedoch ebenfalls grau- tilziff. In botanischen Gärten ist es eine alte bekannte o Pflanze. 10. Biscutella auriculata L., ein in den Ländern des Mittelmeeres vorkommender Kreuz- blüthler. Wie dieser zur Ehre kommt, als Garten- blume empfohlen zu werden, begreift man nicht; er ist wohl von irgend einem Gärtner aus einem botanischen Garten entnommen. 11. Calandrinia Andrewski G. Don ver- dient keine Berücksichtigung, ist aber keineswegs ein Talinum, wie Vilmorin sagt, obwohl schon Andrews früher die Pflanze mit T. patens Willd. verwechselt hatte. 12. Von den Ringelblumen (Calendula offi- cinalis L.) ist seit vielen Jahren schon die gefüllte in den Gärten gezogen worden und stellt, wie diese, ein Unkraut, was man kaum wieder vertilgen kann, dar. Doch hat man neuerdings eine gefüllte Form von dem Bau einer Ranunkel, die mehr Beachtung verdient, aber sehr leicht zurückgeht. Sie führt den Namen Calendula ranun culoides. Mehr inter- essant, als schön, ist die Form, wo in den Win- keln der Httllkelchblätter kleinere Blüthenkörbchen zum Vorschein kommen ; sie heisst deshalb auch Calendula prolifera. Die übrigen Ringelblumen haben meist kleinere 387 Blüthenkörbchen und verdienen deshalb noch we- niger Beachtung. Es gilt dieses besonders von C. eriocarpa DC. Mehr entspricht schon die nordafrikanische C. stellata Cav. (Crista galli der Gärten) mit ihren doppelt gestalteten und hahnen- kammähnlich gerandeten Achenien. Von ihr be- sitzen wir übrigens eine Form, welche wegen ihrer feurig- orangenrothen Bliithenkörbciien den Namen C. fulgida erhalten hat und noch eher Beachtung verdient. Was wir als C. hybrida gesehen haben, war C. pluvialis L., jetzt D imorphotheca plu- vialis Moench , eine wohl zu beachtende Pflanze, welche am Tage ihre Sti-ahlenblüthchen über die Scheibe legt oder, nach der gewöhnlichen Meinung, welche ihre Blüthen dann schliesst. Von ihr hat man eine gefüllte Form in Berlin gezogen, die die- ses nicht thut und nach ihrem Züchter den Namen Calendula Pongei erhalten hat. Von ihr ist fichon früher (S. 242) gesprochen worden. 13. Can na spien dens soll nach Vilmorin mit C. limbata Kose, identisch sein, C. sp. de Guatemala hingegen mit C. picta-lutea, einer uns unbekannten Art. 14. Chaenostoma sp. n. soll C. foetida Benth sein. Gar nicht zu empfehlen. If). Unsere China -Astern (Callistephus chi- nensis) werden alljährig verbessert und mannigfal- tiger. Von der schönen grossen Kaiser-Aster, welche Gotthold & Co. in Erfurt vor mehrern Jahren züchtete, hat man jetzt schon 12 kon- stante Farben, die weisse selbst doppelt, dagegen sind die Nadel- oder Igel-Astern erst seit dem vorigen Jahre von Erfurt aus verbreitet worden. Die Blüthchen sind hier ziemlich- lang, röhrenför- mig, aber spitz zulaufend. Da sie ausserdem schief abstehen , erscheinen sie in Form gefärbter Nadeln oder Igelstacheln ; daher der Name. Man nennt sie jedoch auch Strahlen- Aster n. Die Zahl der Sorten mit beständigen Farben beträgt bereits schon 6. Es unterliegt übrigens keinem Zweifel, dass der Bau mit der Zeit noch vollkommener wird. Von der Zwergpyramiden-Aster haben Gebrüder Dippe in Quedlinburg eine Form mit lasurblauen Blüthen und eine zweite , wo diese noch weiss enthalten, erzogen , eben so von der Chrysanthemenblüthigen Zwerg -Aster eine rein weisse, von der Päonien- blüthigen Kugel -Aster endlich eine schneeweisse und eine lebhaft rosafarbige mit weiss umflort. 16. Clarkia pulchella alba grandiflora ist eine grossblüthige weisse Form mit meist gan- zen Blumenblättern. Eine niedrige zu empfehlende Form ist Tom Pouce. 17. Convolvulus tricolor speciosa mag wohl dieselbe Form sein, welche bei uns als s p lan- de ns und violaceus vorkommt und eine röth- lich - violette Blume besitzt. Als C. splendens kultivirt man aber auch eine indigoblau- blühende Form mit heller Mitte. In England hat man eine tiefblaue Form als New dark (d. i. neue dunkel- blühende), die mit azureus unserer Gärten über- einstimmt. C. tricolor variegatus und stria- tus sind dieselbe Form, wo die weisse Blume blau gestreift ist. (S. übrigens Seite 1U4.) Schliesslich machen wir auf die Form mit weiss-gefüllten Blu- men aufmerksam. liS. Corispermum Red owskii Fisch, (nicht Eadowskii) wird zwar nicht in den Verzeichnissen deutscher Handelsgärtner aufgeführt, verdient aber auch nicht die geringste Berücksichtigung. 19. Von Cosmidium Burridgeanu mHort., was bekanntlich unserem gewöhnlichen Coreopsis (Calliopsis) bicolor nahe steht, hat man als atro- purpüreum eine dunkelblüthige Form. Dagegen unterscheidet sich C. Veitchianum nicht von der Hauptart. 2U. Cucumis Grossularia der französi- schen Handelsgärtner soll nach Vilmorin wahr- scheinlich C. myriocarpus Naud. sein. Darüber werden wir nächstens sprechen. 21. Dahlia repens ist identisch mit D. oos- maeflora Jacques einer früher kultivirten, aber auf- gegebenen Pflanze. In den deutschen Verzeichnis- sen kommt sie als D. glabrata vor, unter welchem Namen sie Lindley zuerst abbildete. Sonst wurde sie von Visiani als D. minor beschrieben. Der älteste Name ist aber D. Merckii, wie sie der ver- storbene Professor Lehmann in Hamburg schon im Jahre 1839 zu Ehren des Senators Merck daselbst nannte, der sie aus Mexiko erhalten hatte. 22. Datura Bertolonii Pari, ist ein Bewoh- ner Siciliens mit weissen Blüthen und nicht stach- lichen, sondern glatten Früchten; D. laevis Jacq. unterscheidet sich durch einen hohlen Stengel. Ver- dient keinesfalls Beachtung. In den Verzeichnissen wird eine Datura cathaginensis aufgeführt. Was wir unter diesem Namen gesehen haben, war Datura Metel L., eine durch das ganze wärmere Amerika verbreitete Pflanze, die aber doch mög- licher Weise aus Ostindien dahin eingeführt wurde. 23. Daubentonia Tripetiana Poit. ist ein sehr hübscher Schmetterlingsblüthler, den man lei- der gar nicht mehr sieht. Ob er von D. punicea Cav. verschieden ist, bezweifeln wir. Er blüht schon im ersten Jahre, ist aber sonst ein Ilalbstrauch. 24. Digitalis Buxbaumii Bess. ist uns un- bekannt, wo sie beschrieben ist. Sie scheint mit D. ochroleuca Jacq. identisch zu sein. 2.Ö. Dracocephalum canescens L. ist kei- neswegs die schönste Staude ihres Geschlechtes. 49* 388 Weit eher empfehlen wir Dr. Ruyschianum L., argunense Fisch, und Moldavica L. '26. Erysimum perfoliatum Crantz ist schon in Mitteldeutschland auf Getreidefeldern ein Unkraut. 27. Ethulia corymbosa Hort. Ber. stammt vom Vorgebirge der guten Hoffnung und hat lila- röthliche Blüthenkörbchen. Sie ist aber eben so wenig zu empfehlen, als die verwandte E. cony- zoides L., ein in Ostindien und Aegypten vor- kommendes Unkraut. Uebrigens haben wir schon früher (1. Jahrg. S. H6) von ihr gesprochen. 28. Felicia Zeyheri N. v. E. ist ein klei- ner, dicht mit Blättern besetzter Strauch mit lang- gestielten Blüthenkörbchen, die einiger Massen an die der Felicia (Aster) tenella N. v. E. erinnern. Er kann wohl empfohlen werden. Durch späteren Mangel aller Behaarung unterscheidet die Art sich von der früher in den Gärten kultivirten F. an- gustifolia N. v. E., mit der sie in Südafrika wächst. 29. Zu den keineswegs zu empfehlenden Körb- chenträgern (Compositae) der Pflanzen-Verzeichnisse gehört auch Florestina pedata Cass. aus Me- xiko, die gleich vielen anderen gar nicht aufgeführt werden sollte. 30. Fumaria vesicaria L., in den botani- schen Gärten als Cysticapnos africana Gaertn. bekannter, ist eine alte Pflanze von einjähriger Dauer und als Ranker sehr zu empfehlen, nament- lich an kleinern »Staketen, an Planken u. s. w. 31. Gamölepis annua Less., meist als G. Tagetes DC. in den Verzeichnissen, ist ein klei- ner Körbchenträger mit gelben Blüthenkörbchen, der einiger Massen an die niedrigen Cotula-Arten erinnert und zu Einfassungen, aber auch zu Schmuck- beeten, zu empfehlen ist. 32. Die Gilien sind bekanntlich kleine nied- liche, sich sehr verästelnde Sommergewächse, von denen besonders G. tricolor Benth., achilleae- folia Benth. und congesta Hook, auch gärtneri- schen Werth haben. G. millefoliata F. et M. und inconspicua Dougl. , zwei sehr nah ver- wandte Arten, verdienen aber gar keine Empfeh- lung. Kalifornien und das Oregon-Gebiet sind das Vaterland. 33. Godetia tenella ist CavanillesiiSpach (Oenothera tenella Cav.) und gehört keineswegs zu den schönsten dieses Geschlechtes, deren Arten, besonders G. Willdenowiana Spach (Oen. pur- purea Willd.), quadri vülnera Spach, amoena Sweet (Lehmanniana Spach, Oen. roseo-albaBernh.), grandiflora Lindl. und ru bicunda Spach, frü- her häufiger in den Gärten der Privaten gesehen wurden und auch noch Beachtung verdienen. Die Blumen sind zwar vergänglich , erneuern sich aber rasch. Diese alle sind im Oregongebiete, mehr noch in Kalifornien, einige aber, wie G. tenella auch in Chili zu Hause. G. insignis und bifrons der Gärten kennen wir nicht; ebenso wenig Schamini. Für G. venosa ist wohl G. vinosa Lindl. (mit weinfarbigen Blüthen) zu lesen. 34. Gomphrena Haageana Klotzsch (coc- cineaDne, sp. aurantiaca der Gärten) möchte wohl das Amaranthoide orange und sp. Karsten sein, von denen bei Vilmorin die Rede ist. 35. Grahamia aromatica Hook, oder bes- ser Cephalophora aromatica Schrad. ist ein kleiner chilenischer Körbchenträger mit rundlichen Blüthenkörbchen, der gar keine Beachtung ver- dient , insofern man nicht auf den Moschusgeruch, den die Pflanze besitzt, einen AVerth legt. 36. Von Grammanthes gen tianoidesDC, die wir schon früher (1. Jahrg. S. 6(1) besprochen haben, besitzen wir jetzt auch eine Form mit lila- und eine mit zinnoberfarbigen Blüthen. 37. Grangea madera spatana ist ein klei- ner Körbchenträger aus Ostindien. Man sollte es aber kaum glauben, dass in sehr vielen Verzeich- nissen der Handelsgärtner der Name ein Gras, Fe- stuca rigida Kth nämlich, bedeutet. 38. Eben so wenig vermögen wir den texani- schen Körbchenträger Gymnopsis uniserialis Hook, mit übrigens ziemlich grossen Blüthenkörb- chen zu empfehlen. 39. Von den in Bouquets, Haargarnituren, Kränzen u. s. w. wegen ihrer Leichtigkeit und Ele- ganz reizenden Gypsophilen wird gewöhnlich G. elegans Bieb., von der mau eine dunklerblü- hende Form hat , als Sommergewächs , die hohe G. paniculata L., von der G. effusa Tausch nicht verschieden ist, hingegen als Staude kultivirt. Neuerdings empfiehlt man auch G. Steven i Fisch., eine Abart der G. acutifolia Fisch., eine niedrige Staude, gleich der G. repens L.; sie steht an Brauchbarkeit den genannten sehr nach. G. vi scosa Murr, ähnelt der G. muralis L. und stammt aus dem Oriente. Wie wenig einzelne Gärtner mit den wild wachsenden Pflanzen vertraut sind, ersieht man daraus, dass G. muralis L., die allenthalben fast im Getreide wächst, erst im Topfe angezogen und dann in's freie Land gesetzt werden soll. 40. Die Hebenstreitien sind kapische Sela- gineen, die wir bisher nur in botanischen Gärten sahen, aber doch auch unsere Beachtung verdienen. Man findet in den Verzeichnissen meist H. den- tata Thunb. und erinoides Thunb. 41. Wie man Hedypnois pendula Balb., einen milchenden Körbchenträger aus Italien, empfeh- len kann, begreift man in der That nicht. 389 42. Helichrysum anthemoides Sieb. (He- lipterum anthemoides DC.) ist gewiss eine hübsche Immortelle, aus Neuholland stammend, passt aber nicht für's freie Land, wozu sie angegeben wird. Die kleinen, linienförmigen Blätter stehen dicht ge- drängt und die weissen Blüthenkürbchen bilden das Ende der zahlreichen Zweige. Helichrysum inapertum der Vilmorin 'sehen Revue ist wohl ein Schreibfehler für Xeranthemum inapertum Willd. ; obwohl Immortelle, so ist sie doch, Avie Vilmorin sagt, gar nicht zu empfehlen. -iS.Hieracium speciosum Hort., eine schwei- zerische Pflanze, verdient trotz seines Namens keine Berücksichtigung. Nach Vilmorin soll es auch als H. grandiflorum vorkommen. 44. DieHeliophilen sind kleine nette Kreuz- blüthler, welche sich auf Schmuckbeeten und auf Rabatten wegen ihrer blauen Blüthen sehr gut aus- nehmen, lieber sie ist schon Seite TiU gesprochen (s. auch 1 . Jahrg. S. 67). Wir gedenken nur noch der H. dissecta Thunb. und pinnata L. fil. (stricta bot. mag.), von der H. araboides Sims nur eine Abart darstellt. Alle drei werden in den Verzeichnissen aufgeführt. 45. Heliopsis canescens H. B. K. ist die einzige einjährige Pflanze dieses Geschlechtes aus Quito und bedarf keine Empfehlung. 46. Hesperis tristis L., ein südeuropäischer Kreuzb'üthler, möchte grade wegen seiner hell- braunen Blüthen die Aufmerksamkeit auf sich zie- hen, zumal diese, ähnlich der Hesperis (Viola) ma- tronalis, einen angenehmen Geruch besitzen. 47. Hibiscus digitatus Cav. ist neuerdings wiederum durch den Gartenbau-Verein in Berlin der Vergessenheit entzogen worden. Er bildet eine hohe Pflanze , deren sehr grosse und schöne Blüthen, wenn die Aussaat frühzeitig im Topfe geschah, den ganzen Sommer hindurch erfreuen. Ein solches stattliches Exemplar sahen wir bei den Hofgärtner Morsch in Charlottenhof bei Potsdam, was allge- mein gefiel. Als Sommergewächse werden in den Verzeich- nissen H. syriacus und Richardsoni genannt. Beides sind aber Sträucher und letztere aus Neu- holland stammend! Von ersterem besitzen wir jetzt hinsichtlich der Farbe der Blüthen eine Menge sehr zu empfehlender Formen , über die wir später ein- mal sprechen werden. 48. Hymenatherum tenuilobum DC, ein kleiner netter Körbchenträger aus Mexiko mit gel- ben Blüthen, für Einfassungen und auf Beete, wird immer noch fälschlich H. tenuifolium in den Ver- zeichnissen genannt. (Fortsetzung folgt.) Ueber die essbaren Tange. Von Professor Dr. Schultz-So hultzenstcin. In Bezug auf den Bericht in Nro. 44 der Wo- chenschrift über die 408. Versammlung erlaube ich mir noch mitzutheilen, dass ich durch angestellte Versuche ein Verfahren entdeckt habe , wodurch man den Tangen den so höchst unangenehmen Meergeruch und Geschmack, welcher von den Jod- alkalien herrührt und welcher eben die allgemeinere Anwendung derselben als Nahrungsmittel hindert, entziehen könne, um sie als Nahrungsmittel für Menschen und Thiere brauchbar zu machen. Dies Verfahren besteht darin, dass man die zuvor völlig getrockneten Tange, entweder ganz oder gröblich zu Pulver vermählen, eine Zeit lang in reines süsses See- oder Flusswasser einweiht , die so behandelte Masse nach dem Abgiessen des Wassers wieder trocknet, und nun erst mit Wasser kocht, wodurch dann eine geschmack- und geruchlose Gallerte sich bildet. Das kalte Wasser laugt bei diesem Ver- fahren die Jod- und Bromsalze aus den getrockne- ten Tangen , bis auf unmerkliche Quantitäten , aus, greift aber die Nährstoffe, die nur in siedendem Wasser sich lösen , durchaus nicht an , so dass es ein Mittel darbietet, die nährenden von den arznei- lichen Stoffen zu trennen. Aus den frischen, noch grünen Tangen lässt sich der Meergeschmack nicht durch süsses Wasser auslaugen , und es ist daher das vorherige Trocknen derselben durchaus noth- wendig. Da das von den Chinesen bereitete Agar- Agar durchaus geruch- und geschmacklos ist, so vermuthe ich, dass das Geheimniss der Chinesen, eine geruchlose Gelatine aus den Tangen herzu- stellen, in dem oben angegebenen Verfahren des Auslaugens der Jodsalze aus den zuvor getrockne- ten Tangen bestehen möchte. Bei Anwendung der Tange als Nahrungsmittel im Grossen, möchte das immerhin umständliche und vertheuernde Verfahren der Gelatine - Bereitung in Europa gar nicht nöthig sein, sondern es würde die ausgelaugte und geruchlos gemachte Tangmasse einfach zu Pulver verkleinert und in Form von Mehl in Anwendung gebracht werden können, wo- durch ein der Kartoffel ganz ähnliches Nahrungs- mittel hergestellt wäre. Dass die Tange keinen Stickstoff enthalten, ist kein Grund, ihre Nahrhaftig- keit zu bezweifeln, da sich die stickstoffarmen Kar- toffeln ebenso als vorzügliches Nahrungsmittel be- währt haben, auch durch geringen Milch- oder Käsezusatz sich dieser Mangel leicht ersetzen lässt. Auch wäre es schon ein grosser Gewinn, wenn die ausgelaugte und zu Mehl vermahlene Tangmasse nur als Viehfutter allgemein in Anwendung kommen 390 könnte, weil dadurch andere Nahrungsmittel für den Menschen erspart werden. Die Anzucht der Obstwildlinge. Vom Baumschulbesitzer Hafner in Radckow bei Tantow. Das Erziehen guter Obstwildlinge ist von so grossem Einflüsse auf die Obstbaumzucht, dass man ihm nicht genug Aufmerksamkeit widmen kann. Es ist zwar so Mancherlei darüber geschrieben; und doch glaube ich nicht, dass man den Gegen- stand darüber als abgeschlossen betrachten kann. \ Man erlaube mir daher auch mein Scherflein bei- zutragen. Es ist zunächst nach meinen Ansichten eine ganz falsche Behauptung, dass man Obstbäume nur auf magerem oder wenigstens nicht zu kräftigem Boden erziehen solle, weil sie dann auch auf schlech- terem Boden gediehen, die auf gutem Boden hin- gejien erzogenen auf magern Boden zu Grunde gingen. Ich habe meinerseits die Erfahrung gemacht, dass gesunde Obstbäumchen auf kräftigem Boden erzogen, allenthalben , auch auf magern Boden gut gedeihen und selbst besser, als die, welche früher auf magern Boden gestanden haben. Die ersteren — ich setze voraus, dass sie ordentlich behandelt sind — bringen jedenfalls einen kräftigeren Ge- sundheitszustand mit und haben auf magerem Bo- den etwas zuzusetzen. Wer freilich seine Baum- schulen mit Dungmasse überladet, um nur rasch verkaufbare Stämmchen zu erhalten, wird auch zu geil aufgeschossene Stämmchen erhalten. Ein Ken- ner erkennt dergleichen sehr leicht und wird sie selbst nicht auf gutem Boden bringen. Dergleichen taugen nichts und werden nie einen guten Ertrag geben. Diese sterben in der Regel schon zeitig ab oder bekommen wenigstens an freien Lagen selten oder nie einen kräftigen Wuchs. Vor allen Dingen ist es nothwendig , kräftige W'ildlinge heranzuziehen ; wenn diese einmal ver- kümmert sind, können sie fast nie wieder in einen kraftigen Wuchs gebracht werden. Apfelwildlinge, die stets mehr Faserwurzel als die von Birnen haben, kann man allerdings auf fruchtbaren Boden durch starken Schnitt oft wieder zum kräftigen Wüchse bringen , nicht aber die Birnen. Sind diese einmal verkümmert, so thut man am besten, sie ohne Weiteres wegzuwerfen. Man suche sich zur Saat gute und nicht zu alte Obstkerne im Herbste zu verschaffen, lege diese gut mit Sand vermischt (um das Stocken zu verhindern) in grosse Blumentöpfe und grabe diese, mit Steinen gut zugedeckt, um die Kerne gegen Mäuse zu schützen, ungefähr 2Fuss in san- dige Erde ein. Im Frühlinge — eine Zeit ist nicht genau anzugeben, da es auf das Wetter ankommt, also sobald man keine Fröste mehr befürchten darf — säe man die Kerne auf ein im Herbste schon gut präparirtes Stück Land recht dünn aus und zwar in Reihen, da die Pflanzen so leichter gereinigt werden können. Der Samen wird, wenn er gut ist, bald aufgehen und man erhält bei gehöriger Locke- rung des Bodens auch gute Pflanzen, die aber trotz- dem Manches zu wünschen übrig lassen. Wenn man auch noch so behutsam aussäet, so stehen die Pflanzen, besonders bei grossen Aus- saaten, doch in der Regel immer zu dicht. Es werden viele Pflanzen unterdrückt und bleiben im Wachsthume zurück , während die grössern zwar lang genug, verhältnissmässig aber zu dünn bleiben. Besonders ist dies bei den Birnen dadurch sehr fatal, dass diese, wenn sie zu dicht stehen und sich nicht gehörig entwickeln können, nicht allein zu dünn und schwach bleiben, sondern auch fast immer im besten Wüchse befallen und nicht weiter wach- sen. Oft sogar theilt sich eine Art Fäule (worüber ich besonders neuerdings habe klagen hören) dem Holze mit. An einen freudigen Wüchse der Wild- linge ist in diesem Falle nicht mehr zu denken. Die Wildlinge haben in der Regel eine Pfahl- wurzel gemacht, wenn sie nicht grade beim Wach- sen auf einen Gegenstand gestossen sind, wodurch ein V^erzweigen der Wurzel hervorgerufen ist. Unter allen Umständen muss aber eine gute Bewurzelung hervorgerufen werden. Man erzielt diese bekanntlich dadurch, dass die einjährigen Sämlinge verpflanzt werden und zwar im Frühlinge, weil die im Herbste gepflanzten vom Froste herausgehoben und gelockert werden. Vorher schneidet man die Plahlwurzel un- gefähr bis auf 3 Zoll zurück, pflanzt die Wildlinge in gut bearbeiteten Boden und kann nun meist überzeugt sein, dass sie alsbald Fasernwurzeln ma- chen und einen freudigen Wuchs entwickeln. Bei Aepfeln, die, wie schon gesagt, mehr Faserwurzeln machen, ist dies fast immer der Fall, nicht so bei Birnen, die keineswegs so leicht wachsen und über- haupt mehr Sorge verlangen. Man muss demnach mit deren Zurückschneiden vorsichtig sein und deren Wurzeln immer gegen 5 Zoll Länge lassen. Schnei- det man mehr zurück, so fangen sie alsbald in der Regel zu kränkeln an. Die Ursache liegt natürlich an dem fühlbaren Mangel der Faserwurzeln, durch die sie allein im Sommer einen kräftigen Wuchs machen. Selbst im nächsten Jahre wird es nicht viel besser und man thut gut, dergleichen verküm- merte Exemplare wegzuwerfen. Auf jeden Fall darf man sie nicht veredeln, bevor sie ganz erkräftigt sind. Man sieht hieraus, dass man immer, und zwar ganz besonders von den Birnen — die deshalb auch 391 in den Baumschulen im Allgemeinen seltener sind — eine Menge Aussaat verliert. Es fragt sich nun, ob es denn nicht Mittel gibt , wodurch man den Verlust vermindern kann. Das ist nun das früh- zeitige und mehrmalige Verpflanzen , wo die noch krautartigen Sämlinge ausser den Kotyledonen nur noch höchstens "2 Blätter getrieben haben. Man nennt dieses Verpflanzen meist Piquiren. Es ist zwar öfter schon auf das Piquiren auf- merksam gemacht, aber doch wird es im Allgemei- nen noch zu wenig angewendet. Ich kann es nicht genug empfehlen. Ich wende es nicht allein bei meinen Obstwildlingen an, sondern auch bei allen feinern Gehölzen. Man erzielt nicht allein starke und vorzüglich bewurzelte Pflanzen, man umgeht natürlich auch das Zudichtstehen, vor Allem ver- meidet man dadurch das fatale Befallen der Birn- wildlinge. Mein Verfahren ist folgendes. Wie schon erwähnt, bringe ich meine Samen in Töpfen unter die Erde, natürlich frostfrei, und säe im Frühlinge, je nachdem es das Wetter erlaubt, aus. Ob ich dicht oder mehr entfernt säe, ist vollkommen gleich. Das zur Aufnahme der Pflänzchen bestimmte Land muss im Herbste gedüngt und gegraben, sowie von lockerer Beschaffenheit, sein, weil sonst die Pflan- zen nicht gut anwachsen. Im Frühlinge muss selbst das Land noch einmal tief gegraben und dann eben geharkt werden. Ich trete 3 Fuss breite Beete mit 1| Fuss breiten Wegen ab. Die Beete werden mit Fäden 4 Linien der Länge nach abgeschnürt und die Pflanzen auf ungefähr 'i Zoll in den Linien auseinander piquirt. Auf diese Weise kommen die einzelnen Reihen gegen 9 Zoll auseinander. Man hat also Platz genug, um die Zwischenräume ohne Beschädigung der Sämlinge stets rein zu erhalten. Die erste und letzte Reihe beginnt gegen F) Zoll vom Wege entfernt. Diese Arbeit fällt nun zwar in eine Zeit, wo man in grösseren Baumschulen ohne- hin kaum mit den Arbeiten sich durchfindet , es geht aber ziemlich schnell. Wenn man die grossen Vortheile wieder in's Auge fasst, die durch diese Manipulation erwachsen, so können minder wich- tige Arbeiten immer wohl etwas aufgeschoben werden. Nachdem nun die Pflanzen aufgegangen sind das erste Blatt nach den Samenlappen gemacht ha- ben, schreite ich zum Piquiren. Das geschieht durch zuverlässige Frauen, die die Pflänzchen behutsam herausnehmen, die Wurzelspitzen abkneifen und dann mit den Fingern auf das präparirte Land in den angegebenen Entfernungen pflanzen. Wird diese Arbeit des Morgens und des Abends oder an trü- ben Tagen gemacht und werden die Pflänzchen in den ersten Tagen überbraust, bis sie angewachsen sind, 80 kann man auch eines vorzüglichen Resul- tates versichert sein, besonders wenn der Boden später noch möglichst rein und locker gehalten wird. Bei Sonnenschein in den Mittagsstunden ist diese Arbeit durchaus nicht vorzunehmen, wenn man nicht bedeutenden Verlust haben will. Eben so wenig würde man sich gute Wildlinge erziehen, wenn man I das Verpflanzen erst unternimmt, wenn schon die ' Verholzung geschehen. Die Störung des Wachs- thumes ist in diesem Falle schon zu gross. Wenn auch die Pflanzen anwachsen , so machen sie doch durchschnittlich nur einen kümmerlichen Trieb und treiben selbst im nächsten Sommer, besonders die Birnen, nur theilweise kräftig. Die besseren Gehölze und Baumsamen säe ich in kleine Kästen aus, stelle diese in's Mistbeet und piquire dann sogleich in's Freie. Hier ist jedoch erforderlich, dass alsbald, wenn die Sonne scheint, einige Tage Schatten gegeben wird , was man am billigsten mit Zweigen bewerkstelligt. Bei diesem Verfahren erhalte ich nicht allein vorzügliche Pflan- zen , sondern schütze mich auch gegen das Nicht- aufgehen. Ich erspare dadurch an Zeit, aber auch die nochmalige Auslage für Samen. Die Menschen schieben gar zu gern bei dem Misslingen einer Sache die Schuld auf andere. Be- sonders haben die Handelsgärtner darunter zu lei- den, da natürlich ihr Samen nur dann gut gedeiht, wenn er zweckmässig behandelt und gepflegt wird. Wie selten ist dieses leider der Fall. Der Samen wird oft ausgesäet, gleich viel, ob an einen pas- senden Ort oder nicht, wird auch wohl hin und wieder überbraust; ob er aber so behandelt wird, wie es sein muss, oder ob Witterungsverhältnisse ungünstig einwirken, das ist den Leuten ziemlich gleich. Man denkt gar nicht daran, dergleichen zu berücksichtigen, weil es ihnen viel zu unbequem ist. Man hat es allerdings leichter, wenn man alle Schuld auf dem Handelsgärtner wirft. Karl Fischer's Zehn Gebote der Ob!> omatus; Folia coriacea, basi vaginante amplectentia, ad partem superiorem lanceolata, ceterum linearia, margine late undulata, patentissima, saepe denique recurvata, subtus pallida; Panicula denique cernua, ramis solitariis, patentissimis ; Flores bini, ternive, albidi, denique erubescentes ; Filamenta ruguloso- membranacea. Als Vaterland wird von Kunth die Insel Mau- ritius angegeben, während sie nur kultivirt in Ost- indien sich vorfinden soll; uns scheint es umge- kehrt der Fall zu sein, denn dip Terminalis angustifolia Kumph (Herbar. amboin. IV, t. 35) gehört trotz des mehr aufrecht stehenden Blüthen- standes hierher. In der Abbildung, welche Jacquin gibt, wird der Rand roth angegeben, was unserer- seits, wenigstens in den eben blühenden Exempla- ren des botanischen Gartens in Berlin, nicht beob- achtet wurde. Möglicherweise möchte demnach die Pflanze der Gärten eine besondere Art sein. Ea kommt noch dazu, dass die Blätter in der Jac- quin'sehen Abbildung (bort. Schoenbr. I, t. 96) weit kürzer sind, auch entfernter stehen, Merkmale, die sie der D. reflexa näher bringen. Der Blü- thenstand ist in der Gartenpflanze lange aufrecht, bevor er sich rückwärts krümmt. Dann färben sich auch die Blüthen hellroth , während bei der Jac- quin'schen Pflanze nur die Spitzen der Blume diese Färbung haben. 13. D. fragr an 8 Gawl. in bot. mag. t. 1081. Caulis apice foliosus, mediocris; Folia conferta, elliptica, basin versus saepe complicata etattenuata, sed neutiquam petiolata, late amplectentia, patentis- sima, interdum caulis magis adulti recurvata; Pa- nicula densa, ovato-oblonga, ramis inferioribiis saepe compositis ; Flores fasciculati, odorati ; Laniciae pe- rianthii tubum subaequantes. Die Westküste Afrika ist das Vaterland. Diese Art findet sich in den Gärten gewöhnlich als Ale- tris fragrans. W^ir verstehen nicht, was Will- denow, der diesen Namen gab, veranlasste, diese Pflanze für eine Aletris, also für eine Art mit viel- samiger Kapsel zu erklären. Aber auch ausserdem ist sie früher hinsichtlich des Genus falsch unter- gebracht worden. Jacquin hat sie nämlich zuerst (enum. stirp. Vind. app. 399) als Aloe fragran- tissima und später (fragm. V, t. 2. f. 6 und t. 33. f. 1) als Sanseviera fragrans beschrieben und abgebildet. Wir bezweifeln trotz der etwas abweichenden Diagnose und Beschreibung, dass D. excelsa Ten. ind. sem. hört. Neap. 1839. adn. U von D. fra- grans verschieden ist. Nach Tenore soll sie auch der D. arborea Lk (d.h. wohl der fragrans?) ähn- lich sein und sich dadurch unterscheiden, dass die länglichen, wellenförmigen und nicht tief gefurchten Blätter nicht allein an der Spitze des Stengels ste- hen, sondern die Hälfte desselben einnehmen. 14. D. reflexa Lam. enc. m^th. II, 324. Cau- lis tenuis, longe foliis ornatus; Folia basi lata am- 397 plectentia, anguste elliptiea, apice lanceolato, margine eaepe revoluto, plerumque obliqua, inferiora cauHs magis adulti reflexa; Panicula erecta, sessilis, ramis patentibus; Flores subterni, odorati; Perianthium tubulosum, laciniis tubo triplo longioribus. Als Vaterland werden Madagaskar und die Mas- karenen angegeben. Diese Art scheint sich am Häu- figsten in unseren Gärten vorzufinden. Sie besitzt kürzere und kleinere, in der Regel etwas schief- stehende Blätter mit längerer, hervorgezogener Spitze, als D. Timorensis Kth und noch mehr als die häufle in den Gärten damit verwechselte D. cer- nua Jacq. Während in den Diagnosen die Blätter eestielt aneeeeben werden und diese auch an ge- trockneten Exemplaren aus dem Vaterlande einen deutlichen Stiel besitzen, ist es bei denen, welche man in dem botanischen Garten zu Berlin kultivirt, nicht der Fall. Abgesehen von den verhältnissig-kurzen Blättern ist die Pflanze noch daran leicht zu er- kennen, dass zwischen den Blättern, die breit an- sitzen, der grau-weissliche Stengel sichtbar ist. D. cernua und reflexa werden häuflg eben- falls unter dem Namen Dracaena fruticosa in den Gärten kultivirt. Was Göppert (Verhandl. d. Leop. Car. Acad. XXV, 1. p. 33) darunter ver- standen hat, wissen wir nicht. D. flexuosa Hort, und Reg. Gartenfl. VIII, 329. ist uns völlig unbekannt, möchte aber nach Regel nur eine Form der D. cernua Lam. sein von niedrigerem Wüchse und kürzeren, am Grunde weniger verschmälerten Blättern, die ^ bis ^ Fuss lang und [ Zoll breit sind. Diese Angabe stimmte einiger Massen zu der Abart salicif oliaHort., die nach Regel auch unter dem Namen D. fl^xilis vorkommen soll. 15. D. terniflöra Roxb. fl. ind. II, 159. Fo- lia basi lata amplectentia, anguste elliptiea, apice lanceolato, longius petiolata; Panicula erecta, ses- sihs, ramis filiformibus 3 et 4 praedita; Flores sub- terni, albescentes, pedicellis gracilibus; Perianthii tubus laciniis triplo brevior. Diese in Ostindien wachsende Art steht der D. reflexaLam. sehr nahe und scheint sich haupt- sächlich durch härtere , mehr pergamentartige und mit einem deutlichen, meist Zoll langen Stiele ver- sehene Blätter zu unterscheiden. Der Blüthenstand (wenigstens bei dem uns zu Gebote stehenden Ori- ginalexemplare) ist weit feiner und besitzt nur 3 bis 4 dünne Aeste gegen die Basis des allgemeinen Stieles. Die Blüthen stehen zwar auch einzeln, wie Kunth angibt, in der Regel aber doch zu 2 und 3 auf, gegen die der vorhergehenden Art, schlanke- ren und längeren Stielchen. 16. D. spicata Roxb. fl. ind. 11, 157. Caulis tenuis; Folia elliptiea, apice lanceolato, basi lata amplectentia, longius petiolata; Panicula ramis ab- breviatis plurifloris angusta, brevis, sessilis; Sty- lus exsertus, stigmate parvo, sed capitato coronatus. W^iederum eine in Ostindien wachsende Art, die unseren Gärten fehlt. Eine Vergleichung des im Königlichen Herbar beflndlichen und von Wal- lich unter dem Namen D. spicata herstammenden Exemplares mit der Roxburgh'schen Beschrei- bung lässt uns keinen Zweifel übrig, dass die WaJ- lich'sche Pflanze nicht verschieden ist, wie Kunth meint und sie demnach als besondere Art unter dem Namen D.Wallichii (Verhandl. der Berl. Akad. d. Wissensch. 1846, S. 26) unterschieden hat. An dem schmalen und kurzen Blüthenstande ist sie sehr leicht zu erkennen. Anstatt dass nämlich die sonst meist zu 3 stehenden Blüthen unmittelbar und um- geben von einigen häutigen Deckblättchen aus der Achse hervorkommen, erhebt sich hier ein beson- derer, einige Linien langer Ast, der 4 bis 6 Blüthen an der Spitze herum trägt. 17. D. elliptiea Desf. cat. 388. Caulis tenuis; Folia elliptiea, subito in acumen lanceolatum atte- nuata, basi lata amplectantia, longius petiolata; Pa- nicula erecta, ramis patentissimo-adscendentibus, subsessilis; Flores quaterni, quinive, bracteolis oblon- gis, longiusculis circumvallati et pedicellis longiori- bus, gracilibus insidentes ; Stylus exsertus. Die Insel Bourbon wird als Vaterland ange- geben. Wir haben den altern Namen wiederherge- stellt, da die Dracaena elliptiea Dalman und Thunberg eine sehr unbestimmte, vielleicht gar nicht mehr zu entziffernde Art darstellt, die dazu noch auch keine Dracaena ist, und bringen den von Schuhes (syst, veget. VII, p. 1676) beliebten Namen: D. Fontenesiana, als Synonym dazu. Wegen der, im Vergleiche zu der der anderen, etwas dunkelern Färbung der Blätter führt die Pflanze in den Gärten auch den Namen D. nigra. Daran und überhaupt an den (bis 3 Zoll) breiten Blättern bei nur 8 bis lü Zoll Länge ist sie leicht zu er- kennen. Sonst zeichnet sie sich auch durch die in grösserer Anzahl zusammenstehenden Blüthen aus. 18. D. javanica Kth enum. pl. V, 12. Caulis tenuis ; Folia elliptiea, basi in petiolum complicatum, brevem attenuata, atroviridia, subtus pallida, apice lanceolato, recurvo, saepe reflexa; Panicula ovata, brevis, basi ramis paucis, patentibus, brevibus prae- dita; Flores subgemini, pedicello mediocri insiden- tes; Laciniae perigonii virescenti - albidi oblongae, tubo paululum longiores. Wie der Name schon sagt, ist Java das Vater- land. Planchen vereinigt sie mit seiner D. Sie- boldii. In derThat findet auch eine grosse Ueber- einstimmung statt mit der Beschreibung, welche Schultes (syst, veget. VH, 36U u. 1678) nach 398 einem Blume 'sehen Original -Exemplare von der San saviera javanica Bl. (d.i. Dracaena java- nicaKth) gegeben hat. Was Kunth hingegen, aus dem Lucä' sehen Herbar und von Zollinger in Java gesammelt, als solche beschreibt, scheint uns eine verschiedene Pflanze zu sein. In den Gärten kultivirt man eine Form mit pappelgrünen, also weit helleren Flecken. Sie führt den Beinamen maculata. So weit die Beschrei- bung Roxburgh's (fl. ind. II, 1Ö7) Material dar- bietet, möchten wir auch dessen D. maculata als Synonym zu dieser Form bringen. 19. D. ovata Gawl. in bot. mag. tab. 1180. Humilis; Caulis tenuis, brevis ; Foliapetiolata, crebra, apice in comam planam conferta, oblonga, patentis- sima aut recurvata, margine reflexa, subtus pallida; Panicula angusta, thyrsoidea, ramis brevissimis; Pe- rianthium pallide roseum, laciniis tubum longitudiue aequantibus. Eine eigenthümliche Art aus Westafrika, die neuerdings alsD. spathulata in den Handel ge- kommen ist. Die in der Diagnose angegebenen Merkmale sind so charakteristisch, dass die Pflanze sich kaum verwechseln lässt. Das Exemplar im botanischen Garten unterscheidet sich durch deut- lich gestielte Blätter. Die beim Trocknen sich roth färbenden Blätter haben eine Länge von 3 bis 4 Zoll, eine Breite hingegen von 2 Zoll. 20. D. bicolor Hook. tab. 5248. Caulis hu- milis; Folia ovata, subcoriacea, costata, undulata, apice longe mucronata, in petiolum latum attenuata; InHorescentia corymboso- capitata, multiflora; Bra- cteolae intense purpureae, longitudine tubi corollini; Perianthii laciniae lineares, albae, purpureo-margi- natae; Stamina longe exserta. Der Botaniker der Niger -Expedition, Man, hat die Pflanze im vorigen Jahre von der Insel Fernando -Po am Ausflusse des Niger eingesendet. Sie steht der D. ovata Hook, in jeglicher Hinsicht nahe und scheint sich hauptsächlich durch die zwei- farbigen Blüthen zu unterscheiden. 21. D. Aubryana Brongn. in Belg. hört. X, p. 348 c. ic. Caulis? Folia elliptico-lanceolata, bi- serialia, longe petiolata; Panicula elongata, angusta, ramis brevibus, alternis, patulis instructa; Flores bini, terni, albo-brunnescentes ; Laciniae denique recurvatae, perianthii tubum vix longitudine super- antes. Diese ausgezeichnete, an der Westküste Afrika's wachsende und erst vor einem Paar Jahren durch Makoy eingeführte Art steht im Ansehen der Cordyline cannaef oliaR. Br. am Nächsten und unterscheidet sich dadurch von allen übrigen Arten sehr leicht. Makoy brachte sie übrigens als D. thalioides in den Handel. 22. D. atropurpürea Roxb. fl. ind. II, 160. Arborea; Folia ad apicem caulis elliptica, apice lanceolata, viridi -purpurea, nitida; Panicula basin versus ramis paucis, longis, divergentibus instructa; Flores solitarii. Diese Art ist uns völlig unbekannt; wir möch- ten sie aber für eine Cordyline, und zwar der C. Jacquini Kth (Dracaena ferrea L.) sehr nahe stehend , halten. Sollte sie nicht sogar die Abart sein, welche Hasskarl (cat. pl. hört. Bogor n,.3l) atrosanguinea nennt? Was die übrigen Arten, als zu Dracaena ge- hörig, anbelangt, so möchten wir diese zunächst als ausgeschlossen betrachtet haben, da ein grosser Theil bestimmt nicht dazu gehört. Es betrifft dieses vor Allem die Lindley'sche D. surculosa, sowie 9 von Dalman und Thunberg aufgestellte Arten, als: obliqua, filiformis, gram inif olia, ensata, hemichrysa, lancea, elliptica, hirsuta und acuniinata. Als D. seelandica hat Hooibrenk in Wien Cordyline spectabilis in den Handel gebracht, während Cordyline cannaefolia R. Br. auch als Dracaena sp. Neuseeland hier und da kultivirt wird. Dr. humilis Hooibr. ken- nen wir gar nicht und von Dr. venusta vanHoutte vermuthen wir, dass sie der Cordyline nobi- lis C. Koch sehr nahe steht, wenn sie nicht die- selbe ist. Dracaena Lenneana und Ehren- bergii der Gärten sind gar keine Dracäneen, sondern Yucca's. Die giirtiicrischcu Neuheiten iu der Bliimennelt Vllmorin's Bericht. (Fortsetzung;.) 49. Die einjährigen Schleifenblumen (Ibe- ris-Arten) verdienen alle Berücksichtigung (S. Seite 129 u. 1. Jahrg. Seite 67). Nächst der weiss- und violett-blühenden (I. amara L. und um bei lata L.), von welcher letzteren Pflanze jetzt auch eine dun- kelkarmoisinrothe Form (Dunetti) in den Handel sich befindet, nennen wir noch pectinata Boiss. 50. Incarvillea sinensis Lam. ist eine wohl zu berücksichtigende Bignoniacee von einjähriger Dauer und für's freie Land. Ob I. grandiflöra der Gärten nur eine etwas grösser blühende Abart ist oder wirklich die Pflanze des Namens, welche jetzt Tecoma grandiflöra Delaun. heisst, wissen wir nicht; wir veriputhen das Erstere, da T. grandi- flöra, eine holzige, allerdings sehr zu empfehlende Schlingpflanze ist. 399 51. Von Ipomüen (s. 1. Jahrg. S. 68) haben wir wiederum neue Formen der Ipomaea pur- pure a Lam. (Pharbitis hispida Choisy) erhalten. I. Burridgii und Burridgesii sind die am dun- kelsten, welche auch als atropurpurea und san- guinea vorkommen, nicht die scharlachrothe (ker- mesina) , wie wir früher glaubten , während unter Dicksonii (nicht Dickinsonii) die rothviolettfar- bige (rubro-violacea) , welche neuerdings auch als Ipomoea sp. India in dem Handel vorkommt, kultivirt wird, unter Michauxii endlich sieht man die Formen mit gestreiften Blumen. Wir besitzen hiervon eine roth- und eine violettgestreifte. Die ächte epheublättrige Trichterwinde (Ip. hederacea L.) blüht in der Regel schön blau; besonders interessant sind die Formen mit weissem Rande, von denen die azurblaue meist als superba vorkommt. Nichts desto weniger verdienen auch die lilafarbige und die dunkelviolette mit weissem Rande Beachtung. Die ächte I. Nil L., welche sich aber gewiss nicht specifisch von der vorigen unterschei- det, blüht im Allgemeinen heller und unterscheidet sich hauptsächlich dadurch, dass der mittlere Ab- schnitt des dem eines Epheu's nicht unähnlichen Blattes an der Basis breit ist, während er bei der I. hederacea L. sich an der Basis sehr ver- schmälert. Von der ersteren besitzen wir auch eine grösser blühende Form ( grandiflöra, auch als Ferrandiana in den Verzeichnissen). I. rubro-coerüleaHook. ist eine ächte Trich- terwinde oder Ipomaea mit "ifächriger Kapsel, keine Pharbitis, wo die Frucht 3- und 4fächrig erscheint und wohin, streng genommen, die vorher aufgeführ- ten gehören. Da beide Genera sich aber sonst, am allerwenigsten im Habitus, unterscheiden, halten wir es für das Beste, sie beide unter dem altern Namen Ipomoea zu umfassen. Besagte I. rubro-coerulea kommt gewöhnlich auch als violdcea vera und neuerdings auch als mexicana vor. Was wir als grandiflöra in den letzten Jahren gesehen haben, gehört aber ebenfalls zu der genannten Art, von der wir übrigens auch eine weisse Abart als me- xicana alba besitzen. Die ächte Ipomaea gran- diflöra Lam., jetzt Calonyction speciosum Chois., ist eine ganz andere Pflanze, welche des Abends ihre schönen und grossen Blüthen entfaltet und weithin Wohlgeruch verbreitet. Sie ist auch als Ipomoea bona nox L. und als muricata Jacq. in den Verzeichnissen. Wann wird einmal in den Verzeichnissen der Handelsgärtner eine Uebereinstimmung in den Na- men vorkommen? Wie soll sich ein Laie zurecht finden, wo es dem Gärtner selbst oft schwer wird. Es ist allerdings nicht zu leugnen, dass auch die Botaniker zu dieser Namen-Verwirrung viel Anlass geben, einestheils durch leichtsinnige Arbeiten, an- derntheils, dass sie immer geneigt sind, neue Ge- nera zu bilden. Ein Botaniker, der die Benennungen vereinfacht und faule Arten einzieht, hat im Inter- esse der Wissenschaft und der Gärtnerei weit mehr Verdienst, als wenn er neue Namen gibt, selbst da wo er Recht hat. Weiter berichten wir, dass in dem botanischen Garten zu Berlin eine Art unter dem Namen I. Sellowii kultivirt wird, und von da durch Han- delsgärtner in den Handel gebracht wurde. So viel wir wissen, ist sie noch nicht beschrieben. Sie steht wohl der I. bonariensis Hook, am Nächsten und hat, wie diese, Knollen. I. ficifolia Lindl. und der Gärten möchten verschiedene Pflanzen sein; die erstere steht der I. bonariensis Hook, sehr nahe, ist vielleicht gar nicht" verschieden. Endlich gedenken wir noch der I. trichocarpa Ell. (com- mutata R. et S.), da Vilmorin sie nennt und be- richtet, dass er verschiedene Trichterwinden dar- unter erhalten. Die ächte Pflanze d.N. ist aber eine gute Art, die im vorigen Jahrhundert alsConvol- vulus hederdceus Mill. (nicht L.) in den Gär- ten sich befand, in der neueren Zeit jedoch daraus verloren gegangen zu sein scheint. Sie steht der I. Nil allerdings nahe, hat aber die Blüthen meist zu 3 und 4 auf kurzem, gemeinschaftlichem Stiele vereinigt. Auch ist sie eine ächte Ipomoea, jene hingegen eine Pharbitis. 52. Als Kaulfussia Salzm^nni und He- mölepis Ehrenbergi führt Vilmorin eine der Crepis tectorum L. ähnliche Pflanze auf. Der zu- letzt genannte Name ist uns gänzlich unbekannt, während der erstere Kalbfussia Salzmanni C. H. Schultz Bip. heissen muss. Wiederum eine Pflanze, von der man nicht begreifen kann, wie sie ein Gärtner überhaupt kultiviren . und noch mehr, wie er den Samen als Zierblume Jemanden em- pfehlen kann. Das ist mehr als Leichtsinn , es ist Gewissenlosigkeit. 53. Vom Lack (Cheiranthus Chieri L.) zeich- net sich neuerdings der blaue und der braune Stan- genlack aus. 54. DiebeidenLasthenien: glabrataLindl. und glaberrimaDC. (californica DC.) sind kleine, niedliche Körbchenträger, die wohl einmal auf Schmuckbeeten Anwendung finden könnten. 55. Von Läthyrus odoratus L. und Tin- gitanus L. haben wir bereits im 2. Jahrgange der Wochenschrift (Seite 271) gesprochen. Von der ersteren ist eine Form als Captain Clarke in den Handel gekommen, wo die Fahne hellrosa, das Schiffchen blau und die Flügel weiss sind. New scarlet Tanger hingegen ist die scharlachroth- blühende Form der letztern. Wir glauben nicht. 400 da8S die kleinen einjährigen Arten dieses Geschlech- tes, wie L. sativus L. (als L. azureus und ma- gellanicus in den Gärten) weiss und lilablaublü- hend, annuus L. (luteus Mönch) gelbblühend, setifolius L. rosafarbig, articulatus L. (als speciosus in den Gärten) : Fahne purpurroth, Schiff- chen und Flügel weiss, und Ciymenum L.: Fahne roth, Flügel blau, Schiffchen blau, bisweilen auch weiss. 56. Von den Lein- Arten haben wir bereits das neuerdings empfohlene und noch bis jetzt uns unbekannte L. candidi ssimum aus Neuseeland im vorigen Jahrgange (Seite 184) besprochen. L. acuminatum kennen wir nicht, insofern es nicht zu L. angustifolium Huds., einer Art, die un- serem gewöhnlichen Lein sehr nahe steht, aber aus- dauert, wenn auch oft im ersten Jahre blüht, dar- stellt. L. nervös um W. et K. ist dagegen eine ungarische, sich sehr verästelnde Staude mit eben- falls blauen Blüthen. 57. Von Sommer-Levkojen (Matthiola an- nua Sw., Cheiranthus annuus L.) hat man bereits besondere Abarten für die ersten Monate des Som- mers und besondere für den Spätsommer, sowie für den Herbst, ja selbst über den Winter in das nächste Jahr hinein als immerblühende (perpetuelle) oder Kaiserlevkojen in wohl allen Farben. Und doch kommen alljährlich neue Formen in den Han- del. Von den gewöhnlichen Sommerlevkojen, die man auch die »englischen nennt, nennen wir die blassbraune monströse und die i Farben der Bou- quet-Levkoje, nämlich karraoisin , hellblau, Apfel- blüthe und rosa. Die lavendelblättrigen bilden ebenfalls mit 7 Farben bereits eine besondere Gruppe und von den grossblumigen nennen wir als in der neueren Zeit entstanden : chamois, braunviolett, kar- minrosa, kastanienbraun, rosalila und kanariengelb. Von den Sorten mit Lackblatt verdient die schwe- felgelbe als neu genannt zu werden. Durch eine Züchtung der gewöhnlichen Levkoje mit der des Lackblattes hat man Zwischenformen erhalten, die man als englische Bastard -Sommer -Levkojen be- zeichnet. Von ihnen sind 7 Farben vorhanden ; die neuesten sind die schwarzbraune und die kanarien- gelbe. Die Abtheilung der Sommerlevkojen schliesst die Gruppe der Zwergformen, von denen ein Theil ebenfalls Lackblatt besitzt. Von diesen kultivirtuman eine weisse von besonderer Schönheit, von jener eine azurblaue. Unter den grossblumigen" sfnd die Apfelblüthen - und dunkelfarbigen neuer. Endlich besitzt man unter dem Namen Miniatur- oder nie- drige Zwerg-Sommerlevkojen noch kleinere Formen und zwar in 6 Farben, so wie auch Formen in der Pyramiden-Gestalt, ebenfalls in 6 Farben. Man hat auch die Pyramidenform bei den grossblumigen erzogen ; von dieser sind neuer die aurorafarbige (schwefelgelb mit Rosaschein) und die schwefelgelbe mit dem Lackblatte. Unter den Herb st- Lewkojen haben wir nichts Neues gefunden, wohl aber unter den Kai- ser-Levkojen die karminrosa-, dunkelpurpur- und feuerrothblühende. Auch hier hat man eine Gruppe mit etwas grösseren Blüthen , wo wir die kupfer- rosa- und die purpurfarbige nennen, so wie die schwefelgelbe und feueiTothe mit dem Lackblatte. Wir gehen zu der W^inter-Le vkoje (Mat- thiola incana R. Br., Cheiranthus incanus L.) über. Leider müssen wir bemerken, dass man, wie auch andererseits schon gerügt wurde, oft Herbst-Lev- kojen dafür erhält. Dieses mag die Ursache sein, warum man sie jetzt seltener bei Privaten sieht. Als neu sind die königsblaue und die weisse Le- normand'sche , unter den Cocarden- (Cocardeau-) Winterlevkojen die brilliant-dunkelrosafarbige, unter den zwergigen endlich die karminrothe zu nennen. 58. Liatris spicata Willd. ist ein hübscher, kleiner und ausdauernder Körbchenträger (Compo- sita) aus Nordamerika, den wir wohl wegen seiner, eine kurze aber dichte Aehre bildenden, blaurothen Blüthen, auch auf Schmuckbeete empfehlen möchten. 59. Ausser den im 1. Jahrgange (S. 78) auf- geführten Linarien werden in den Verzeichnissen noch einige genannt. L. elegans Desf. ist ein kleines Pflänzchen, was aber der bekannten L. bi- partita Willd. nachsteht, aber doch einmal, gleich diesen, auf kleinen Schmuckbeeten angewendet wer- den kann. Meist haben wir unter diesen Namen jedoch nur die zuletzt genannte Pflanze gesehen. Dieser ähnlich ist L. versicolor Mnch, in den Gärten oft als L. bipunctata. L. macroiira Bieb. wächst im südöstlichen Europa, ähnelt unse- rer L. vulgaris Miü., ist aber schöner und zu empfehlen, ebenso die südeuropäische buntblühende L. triphylla Mill., sowie, jedoch im höhern Grade, namentlich wiederum für kleinere Schmuckbeete : L. pyrenaica L. Dagegen möchten wir L. tri- stis Mill. weniger, L. PereziiGay aber gar nicht empfehlen. 60. Lindelofia spectabilis Lehm, ist das alte Cynoglossum longiflörum Benth. und stammt aus Syrien. Ob die Pflanze (trotz des Na- mens) auf die Länge der Zeit Beifall einerntet, bezweifeln wir. (Fortsetzung folgt.) Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuno; des Gartenbaues iu den Köniislich I'reussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenliunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines. Professor Dr. Üarl kocli. M 51. Berlin, den 19. December 1861. Preis des Jahrganges öj Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Ansialien des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Koch's Hülfs- und Schreihkalendcr für Gärtner und Garteufreunde auf das Jahr 1S6'2. - Ueber das Wachsthum der Bambusa verticillata W. — Die gärtnerischen Neuheiten in der Blumenwclt und Vilmorin's Bericht (Fortsetzung). Sonntag, den 5. Januar 1862, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. ■iopli's HüIfs- und Schrcibkak'nder für Gärtner und Gartenfreunde auf das Jahr 1862. Zum 8. Male tritt ein Kalender in's Leben, dessen Brauchbarkeit, man möchte sagen: Nothwendigkeit, allgemein anerkannt ist. Eine Art Auszug hat man in Frankreich aus ihm gemacht; trotzdem zieht man aber jenseits des Rheines die Originalausgabe vor. Der Kalender hat bereits eine Anerkennung gefun- den , wie sich wohl sehr wenige Bücher der Art rühmen dürfen. Selbst in den fernen skandinavischen Reichen und in Russland haben sich Gärtner und Gartenfreunde alljährlich an sein Erscheinen ge- wöhnt. Schon seit einem Paar Monaten wurde er erwartet ; sein späteres Erscheinen erklärt sich aber dadurch, dass die Gärtner erst gegen den Herbst hin mit ihren Neuheiten hervortreten, diese daher nicht früher durch den Kalender zur Kenntniss kommen können. Eine wesentliche Veränderung ist gegen den früheren Jahrgang niclit eingetreten. Demnach ent- hält der erste Theil neben dem eigentlichen Kalen- der wiederum eine Reihe von Tabellen, damit man hier und da sich rasch Raths erholen kann. Wie- derum finden wir, nachdem es einige Jahre unter- blieben war, Anweisungen, ein Stück Land auf- zunehmen, ein Nivellement zu machen und andere praktische Arbeiten im Garten und Felde auszu- führen, ohne grade besondere mathemathische Kennt- nisse zu besitzen. Der allgemeine Briefporto-Tarif hat dagegen natürlich die Umänderungen, resp. die Nachträge erhalten, welche in diesem Jahre von Seiten der Generalpostämter beliebt wurden. Wir glauben wohl annehmen zu dürfen, dass dieser Briefporto-Tarif namentlich Gärtnern, welche eine grosse Korrespondenz haben , vor Allem willkom- men ist. Der zweite Theil ist dieses Mal einige Bogen stärker geworden ; und doch konnte er nicht aUes das aufnehmen, was anfänglich von Seiten der Re- daktion dazu bestimmt war. Zunächst sind nicht allein wiederum die sämmtlichen Gartenbau-Vereine darin aufgeführt, auch die Namen der Männer, welche diese in Deutschland leiten und den Vorstand bilden, erfährt man. Die Handelsgärtnereien haben sich in dem Jahre 1S61 nicht unbedeutend vermehrt. Man sieht, die Liebe zu Pflanzen und Blumen hat zugenommen, das Bedürfniss diese, vor Allem aber Sämereien zu kaufen, hat sich vermehrt. Selbst in Gegenden unseres gemeinsamen Vaterlandes, wo bisher Gärt- nerei noch auf einer tiefen Stufe stand, fängt es in dieser Hinsicht zu tagen an. Es ist nicht zu leug- nen , dass die Gartenbauvereine vor Allem dazu beigetragen haben. Während noch vor einigen Jah- ren die Handelsgärtner sich um die Aufnahme ihrer 51 402 Firmen in dem Kalender nicht weiter bekümmerten, sehen sie es jetzt ein, wie nützlich es ihnen ist, und bemühen sich zum Theile, die Redaktion in dieser schwierigen Arbeit zu unterstützen. Leider sind wir von Nordamerika aus nicht in den Besitz des uns versprochenen Verzeichnisses der dortigen Handelsgärtnereien und Gartenbauvereine gekom- men; den jetzigen Kriegswirren mag die Schuld zuzuschreiben sein. Wir haben deshalb vorgezogen, dieses Mal gar kein Verzeichniss amerikanischer Gärtnereien zu geben. Schon an anderen Orten , und auch früher in der Wochenschrift, ist unsererseits auf die hohe Vervollkommnung der Florblumen und Blüthen- sträucher der neuesten Zeit aufmerksam gemacht worden. Ein Blick in das Verzeichniss derer, die in den beiden letzten Jahren erzogen wurden, macht es uns deutlich. Es ist sehr erfreulich, dass neuer- dings auch deutsche Gärtner sich ebenfalls ein Ver- dienst darum erworben haben. Es betrifft dieses vor Allem Astern, Levkojen und Georginen. Grade in Betreff der letztern sahen noch vor wenig Jah- ren die Franzosen mit gewisser Verachtung auf die deutschen Erzeugnisse herab ; und jetzt haben deutsche Gärtner den Vorzug. Leider kommt aber manche in Deutschland gezüchtete Blume nicht eher bei uns zu Ansehen, als bis sie mit einem fremden Namen aus dem Auslande wiederum zu uns ge- langt. Unsere Gartenbesitzer und Blumenfreunde sollten doch jetzt, wo ein stolzes Gefühl mit Recht die Herzen aller Deutschen bewegt, ihr gutes Geld nicht so oft für fremde Mittelmässigkeiten ausge- ben , wo man für eine geringere Summe bei uns Besseres erhält! Doch fern sei es von uns, nicht auch die aus- ländischen Produkte anerkennen zu wollen. Frank- reich wird immer mit seinen Rosen unerreichbar bleiben; jenseits des Kanales erzieht man Chrysan- themen, Aurikeln, Pelargonien u. s. w., in einer Vollkommenheit, wie es nie bei uns geschieht. Der Kalender gibt uns ein Verzeichniss der neuesten Sorten von l'i der beliebtesten Blüthensträucher und von '1\ der schönsten Florblumen. Alles ist so reichlich besetzt, dass eine Auswahl schwer wird. So beträgt die Anzahl der seit 2 Jahren neu gezüchteten Kamellien, insofern diese auf Verbrei- tung Anspruch machen können , nicht weniger als 62, Fuchsien werden dagegen nicht weniger als 81 genannt. Dabei hat sich herausgestellt, dass die englischen Sorten sich durch angenehmem Wuchs vor den französischen auszeichnen und daher mehr sich zu Marktpflanzen eignen. Ausserdem lernt man 17U Pelargonien-, 16U Rosen- und 211 Georginen- Sorten kennen. Ueber das TV^achsthiim der Bambnsa verticillata W. Vom Garteninspektor Bon che. Anfang August d. J. zeigte sich im hiesigen botanischen Garten an einer im freien Grunde des Palmenhauses stehenden Bambusa verticillata W. (B. latifolia Hort.) ein junger Trieb von unge- wöhnlicher Stärke. Derselbe wuchs bis zum 22. August nur langsam, hatte aber bis dahin eine Höhe von 3 Fuss und einen Durchmesser von 3- Zoll erreicht. Von da ab wurden täglich Messungen über die Verlängerung des Halmes gemacht und diese bis zum 11. September, wo derselbe eine Höhe von 8 Fuss Y Zoll erreicht hatte, fortgesetzt. Jetzt, am 24. November, beträgt die Höhe 36 j Fuss. Die täglichen Messungen ergaben folgende Resultate: 22. Au gust Morgens 3 Fuss 22. bis 23. August 3 ZoU 23." ^ 24. ri 3i . 24. r> 25. V> 3 „ 25. ^ 26. r» 3 , 26. t) 27. Vi 3{ . 27. « 28. 11 41 . 28. •n 29. T» 5 „ 29. r> 30. ,^ 6 . 30. •n 31. 11 6i „ 31. Au g. bis 1. Sept. 4i „ 1. bis 9 •*• Septemb. 4| . 2. „ 3. „ 5f „ 3. •n 4. ^ 7j " 4. •n 5. •n K ^ .5. « 6. •n 4i . 6. M 7. n 5f . 7. »1 8. ri 5i „ 8. „ 9. „ 4f ^ 9. „ 10. „ 4f . 10. •>> 11. n 5f „ Der Halm, 1 Fuss über der Erde gemessen, hat bereits den Durchmesser von 3|- Zoll. Die Verlän- gerung betrug nach obigen Angaben in der ersten Hälfte der Messungszeit 3 Fuss öf Zoll, also durch- schnittlich auf den Tag gegen 45-Zoll; in der zwei- ten Hälfte 4 Fuss 6| Zoll, also durchschnittlich auf den Tag gegen 5|- Zoll. Das durchschnittliche Wachsthum vom 1. August bis 24. November, also in 116 Tagen, betrug 3^1 Zoll, also fast 4 Zoll auf den Tag.*) *) Dergleichen Messungen sind sehr interessant, weshalb es wünschcnswerth ist, dass sie auch bei anderen rasch wach- senden Pflanzen oder nur cinzehien Theilen derselben, z. B. bei dem Schafte der Agaveen angestellt und der Redaktion mitge- theilt würden. Die Redaktion. 403 Die gärtnerischen Neuheiten in der Blumenwelt vind Vilmorin's Bericht. (ITortsetzung.) 61. Unter den Lobelien, wo immer noch der falsche Name L. erinoides, anstatt L. bicolor, in den Verzeichnissen unserer Handelsgärtner figurirt, ist nichts Neues vorhanden, insofern wir nicht die Vilmorin'sche L. marmorata erwähnen. Diese soll in der IMüthe eine weisse Mitte haben, nach dem blauen Rande aber marniorirt sein. Nach Vil- morin selbst gehört sie zu L. Erinus L., die englische d.N. hingegen ist eine Form der L. he- terophylla Lab. (ramosa Benth. ). Von dieser kultivirt man jetzt eine zwergige Sorte (nana) und eine mit weissen, sowie eine dritte mit rothen Blü- then (L. ramosa alba und rubra der Gärten). Siehe übrigens S. 125. 62. Unter den Lupinen, die wir bereits (Seite 257) ausführlich besprochen haben, führt Vilmorin noch ein L. mutabilis variecolor auf, aus dem er L. mutabilis, Cruckshanksii und guate- malensis erzog. Unter L. leptophyllus hat er dagegen L. speciosus oder californicus er- halten. Dieses sind aber wiederum 2 Namen, die nirgends zu finden sind. Wahrscheinlich möchte L. subcarnosus darunter zu verstehen sein. End- lich soll L. magnificus der Gärten identisch mit L. polyphyllus Lindl. sein. 63. Lyperia violdcea Benth. kommt in den Gärten gewöhnlich als Manulea violacea Lk vor und ist ein kleiner, netter Maskenblüthler (Per- sonata) mit violetten Blütlien, der, wenn er erst im Topfe angezogen wird, vom Juni bis Herbst blüht. Deshalb ist er auch einmal für's Schmuckbeet zu gebrauchen. 64. Madia mellosa hält Vilmorin für iden- tisch mit der Madia elegansDon, was nicht rich- tig ist, da die genannte, zuerst vonJacquin auf- gestellte Pflanze (hört. Schoenbr. III, p. 29. t. :-l(J2) kaum eine Form der durch ölreiche Samen ausge- zeichneten und deshalb in der Landwirthschaft empfohlenen Madia sativa Molina, die in Chili wild wächst, darstellt. Aber auch als landwirthschaft- liche Pflanze hat diese Art sich nicht bewährt, als Zierpflanze besitzt sie wegen ihrer kurzen Stnihlen- blüthchen sogar keinen Werth. Madia elegans Don ist übrigens keine Madia, sondern wegen der langen Strahlen - und der in der Mitte unfrucht- baren Scheibenbiüthchen, eine Madaria. Trotzdem verdient sie ebenso wenig, wie Madaria corym- bosa DC, für Gärten nicht die geringste Beach- ung (s. 1. Jahrgang der Wochenschrift, Seite 87). 65. Während früher eine Malva crenata in dem Handel erschien, die wahrscheinlich M. Creeana Hort, darstellt, so kommt jetzt eine M. crenulata vor, die wiederum dieselbe Pflanze sein möchte. Von ihr wird sogar eine Abart als rosea alba variegata angegeben. M. Creeana Hort, ist übri- gens ein kleiner Strauch, der der mexikanischen M. miniataCav. sehr ähnlich aussieht (s. 1. Jahrg. Seite .S7). M. m aur itiana L. verdient wegen ihrer grös- seren , blutroth gefärbten Blüthen vor der bekann- ten M. sylvestris L. den Vorzug, besonders die Form mit dunkeleren Adern auf den Blumenblättern, welche als Abart zebrina vorkommt. Auch M. crispa L. mit krausen Blättern steht nahe und säet sich gewöhnlich von selber aus. M. Moreni PoU. , welche in Italien zu Hause ist, möchte sich kaum von M. Alcea L. , die wild wächst, unter- scheiden. Alle diese krautartigen Malven verdienen unserer Ansicht nach keine besondere Beachtung. 66. Mandevilla suavöolens Lindl. ist eins der reizendsten Schlinsfgewächse mit wohlriechen- den und in Trauben stehenden Blüthen von weisser Farbe, das auch im Freien sich anwenden lässt und sich durch rasches Wachsthum auszeichnet. Durch Stecklinge ist es sehr leicht zu vermehren und über- wintert, in den freien Boden eines Kalthauses ge- pflanzt, gut. Vaterland ist Buenos-Ayres. Uebrigens ist das Lindley'sche Geschlecht Mandevillea durch gar nichts von Echites zu unterscheiden; die Pflanze hat deshalb auch schon von dem Jün- gern deCandolle den Namen Echites suaveo- lens erhalten. 67. ManuleaCheiranthus L. ist ein kleiner Maskenblüthler aus Südafrika, der weniger Empfeh- lung verdienen dürfte. Die Blüthen sind klein und haben eine rosa-lilaartige Farbe. 68. Zu den Martynien (nicht Marthynien), welche wir bereits im 1. Jahrgange (Seite 87) er- wähnt haben , nennen wir noch die weissblühende M. Craniolaria Glox. (Craniolaria annua L.) und die gelbblühende M. lutea Lindl. Von M. fra- grans Lindl. (formosa Dietr.) hat man neben der violett-purpurblühenden Hauptart noch eine weiss- blühende , welche aber gewiss an Schönheit nach- steht. Die Martynien sind übrigens im wärmern Amerika zu Hause und gehören zur Familie der Sesameen, nicht der Maskenblüthler (Personatae). 69. Ueber die Mutterkrautarten (Matricaria Parthenium L., Pyrethrum Parthenium Sm.) haben wir im ersten Jahrgange der Wochenschrift (Seite 258) eine besondere Abhandlung mit genauer Be- richtigung der Namen geschrieben. Das hindert aber nicht, dass in sehr vielen Verzeichnissen der Han- delsgärtner Matricaria capensis immer noch 51» 404 aufgeführt, dafür aber die niedrige Form der Abart eximia verkauft wird. Ja selbst sonst an- erkannte Handbücher verwechseln die kleine, einer Kamille nicht unähnliche und in Südafrika wach- sende Älatricaria capensis L. fortwährend mit den gefüllten Formen des Mutterkrautes, die ein anderes Handbuch sogar mit der Römischen Ka- mille (Anthemis nobilis L.) für einerlei hält. 70. Die Mesembrianthemen (nicht Meseni- bryanthemen) sind zum grossen Theile nicht genug zu empfehlende fleischige Pflanzen in allen, und zwar meist brillantenen Farben. Es gilt dieses noch mehr von den ausdauernden, als von den einjährigen. Zu den schon früher erwähnten Arten (1. Jahrg. S. 88): cordifolium L. fil. ( rothblühend), gla- brum Ait. (strohgelb), pomeridianum L. (schwe- felgelb) und pyropaeum Haw. (roth, rosenroth und weiss), wird jetzt noch A. pinnatifidum L. fil. mit kleinen gelben Blüthen aufgeführt. We- niger wegen der unscheinlichen, weissen Blüthen verdient das sogenannte Eiskraut (M. crystalli- num L.) Beachtung, als vielmehr wegen der im Sonnenscheine glitzernden Oberflächen der Blätter, eine Eigenthümlichkeit, die der Pflanze auch den Namen gab. M. capitatum Haw. wird zwar als Sommergewächs aufgeführt , ist aber ausdauernd. Die Blumenblätter sind oben gelb , unten purpur- farbig. Nach Vilmorin soll übrigens die in den Gärten unter diesem Namen vorkommende Pflanze dem M. pomeridianum L. nahe stehen und sich nur durch linienförmige Blätter unterscheiden. In Betreff der am Meisten zu empfehlenden Mesem- brianthemen verweisen wir übrigens auf unsere frü- here Abhandlung (1. Jahrg. Seite 251). 71. Von den Gauklerblumen (Mimulus- Arten) sind hauptsächlich M. cardinalis Dougl., welche aus Oberkalifornien stammt, und noch mehr M. luteus L., eine chilenische Pflanze, benutzt, um nicht allein Formen , sondern auch Blendlinge zu erzielen. Die erstere ist leicht an der^in vielen Nüancirungen vorkommenden rothen Farbe der Blü- then mit zurückgeschlagenen Rändern der Unter- lippe zu erkennen. Die schönste Form mit dunkel- blutrothem Auge kannte man früher schon als M. fortunatus; jetzt bringt man sie wiederum als atrosanguineus in den Handel. M. luteus L. hat gelb zur Grundfarbe, untei'brochen im Schlünde durch braune Punkte. Die Form mit guttagelber Farbe und einem grossen braunen Flecken auf der Unterlippe hat Lindley als M. rivularis unter- schieden. Unter diesem Namen haben wir aber auch M. glabratus Humb. aus Mexiko, die kleinere gelbe Blüthen besitzt, und rivularis Nutt. aus Ka- lifornien mit grossen gelben Blüthen gesehen. Be- findet sich auf jedem Randlappen ein grosser kasta- nienbrauner Flecken, so führt die Abart den Namen M. Groomii Hort. Mit Unrecht wird diese als eine Form des M. cardinalis betrachtet. Sind hingegen daselbst mehre (meist ö) rothe Flecken vorhanden, so nennt man sie M. quinque vülne- rus (d. i. mit fi Wunden). Von ihr besitzt man eine grössere Form als M. q. maximus. Uebri- gens hat man auch eine weissblühende Form. Bei M. guttat US DC, einer andern Form, treten die braunen Punkte im Schlünde mehr als Flecken hervor. Was man neuerdings als M. rubiginosus in dem Handel hat, ist goldgelb und schwarzbraun gefleckt. M. Farmen tieri ist uns völlig unbe- kannt. Alle diese Sorten eignen sich auf Schmuck- beete. Die kleine Gauklerblume mit Moschusgeruch (Mimulus moschatus Dougl.) hat nur deshalb einen Werth, M. ringens L. hingegen besitzt vio- lettblaue Blüthen, weshalb sie in den Gärten auch als M. coerüleus vorkommt. Schliesslich nennen wir noch M. Lewisii Pursh, der gewöhnlich als M. roseus Dougl. kultivirt wird und rosafarbene Blüthen besitzt. Er ist jetzt seltener in den Gärten, dagegen wird in den Verzeichnissen einM. hybri- dus roseus pallidus aufgeführt, der möglicher Weise dazu gehören möchte. 72. Die Wunderblu m e (Mi rabilis Jalapa L.) war früher eine beliebte Blume, deren Knollen man vor Eintritt der Kälte herausnahm, um sie frostfrei zu überwintern ; sie wurde aber später, wo so vieles Neues kam, zurückgesetzt, bis sie jetzt wie- der zu Ansehen gekommen ist. Wahrscheinlich aus Peru stammend, wird sie jetzt allenthalben in den wärmern Ländern kultivirt. Man hat neuerdings eine Menge Formen bezüglich der Blumenfarben, auch eine mit goldgerandeten Blättern. In Frankreich scheint man eine andere buntblättrige Form zu haben , wo bei geringerer Höhe der Pflanze die Blätter weisslich gelb sind und grüne Flecken be- sitzen. Besonders ist die in drei Farben blühende tricolor hybrida von besonderer Schönheit. Nicht weniger verdient die andere aus Mexiko stammende und ebenfalls schon sehr lange in den Gärten kultivirte M. longiflora L. Beachtung, zumal die Blumen des Abends einen angenehmen Geruch verbreiten. Neben der weissblühenden Haupt- form besitzt man noch eine mit violetten Blüthen. Schliesslich bemerken wir noch, dass die grüne Hülle, welche die eigentliche Blume umgibt , nicht der Kelch, sondern eine Hülle ist und das Genus zu den Nyctagineen, einer Familie aus der grossen Abtheilung der Monochlamydeen (d.h. Pflanzen mit nur einer Blüthenhülle), gehört. Nyctago (d. i. Nachtblume, wegen der Nachts wohlriechenden Blu- men) wurde das Genus Mirabilis von Jussieu 405 genannt. Die Franzosen nennen es deshalb Belle de nuit. 73. Moricandia DC. ist ein Genus mit, den Raphanistrum- Arten ähnlichen Pflanzen aus dem Gebiete der Mittelmeerländer, die Blüthen sind je- doch violett oder roth. M. Raniburii Webb ist ebenso wenig ein Sommergewachs, wie die vorher- gehenden Pflanzen, verdient aber doch einer, wenn auch nicht besonderen Beachtung. 74. Sehr zu empfehlende Stauden (nicht Som- mergewächse, als welche sie hier und da aufgeführt werden) sind die Morinen, distelähnliche Pflanzen mit meist blaugrünen und gefiederten Blättern. Sie treiben eine dicke Aehre mit schönen rosenrothen Blüthen und gehören zur Familie der Dipsaceen. Von den beiden Arten wächst M. persica L. im Oriente, M. longifolia Wall, hingegen im Hi- malaja. 75. Die Vergissmeinnicht- (M y osoti s-) Arten sind , soweit es die den Gärten zu empfeh- lenden betrifft, wiederum Stauden, obgleich sie auch nicht selten unter den Sommergewächsen aufgeführt werden , die wahren einjährigen sind dagegen, na- mentlich für Sandgegenden , lästige Unkräuter. Myosotis azorica Wats. wurde vor 10 Jahren ohngefähr eingeführt und gehörte zu den nach vie- len Eichtungen hin zu empfehlenden Pflanzen, wird aber neuerdings wiederum vernachlässigt, so sehr es auch, besonders auf Schmuckbeeten, Anwendung verdiente. Auf gleiche Weise ist dieses mit der Alpenform der M. sylv atica Hoffm. der Fall, von der man auch eine weissblühende kultivirt. In England hat man ein Myosotis new large va- riety, welche zu unserem gewöhnlichen Vergiss- meinnicht (Plus je te vois, plus je t'airae der Fran- zosen) , Myosotis palustris L. , gehören soll. Ihr Wuchs ist gedrängter und die grösseren Blüthen kommen in Menge zum Vorschein. 76. In Betreff der Nelken ist neuerdings seit der Einführung der Heddewig'schen Chineser-Nel- ken (S. 2. Jahrg. S. 313 und 3. Jahrg. S. 'üf)) ausserordentlich viel geschehen. Kreuzungen unter sich und mit der alten Chineser-Nelke, besonders mit der Kaisernelke, haben eine Reihe von Formen hervorgebracht , von denen in der That die eine schöner, als die andere, ist. Wenn die Kreuzungen mit unserer Garten -Nelke (Dianthus Caryophyllus L.) auch noch keineswegs die befriedigenden Re- sultate gegeben haben, als man hätte denken sollen, so muss man bedenken, dass man eben erst den Anfang gemacht hat. Man mag nur nicht die Ge- duld verlieren. Während der grossen Ausstellung in Erfurt haben wir die neuesten Erscheinungen in dieser Hinsicht in Augenschein genommen. B e n ary daselbst hat sich ein grosses Verdienst erworben. Es würde zu weit führen, wollte man in's Einzelne eingehen; wir behalten uns aber vor, sobald auch noch die Resultate des nächsten Jahres vorliegen, darüber ausführlich zu sprechen, und erlauben uns nur noch einige Berichtigungen mitzutheilen. D i - anthus latifolius Veitchii new ist eine Form der Kartheuser-Nelke unserer Gärten (D. barbatus L.), Pink spanish dagegen eine breitblättrige Chineser- Nelke, D. papillosus endlich nichts weiter als D. superbus L. 77. Nöpeta macrantha Fisch., das alte Dra- cocephalum sibiricumL., ist zwar eine Staude, aber wegen ihrer grossen und blauen Blüthen wohl zu empfehlen. 78. Ueber die N i co ti an a- Arten, insofern sie als Blattpflanzen eine Beachtung verdienen, haben wir schon früher (3. Jahrg. Seite 'iS2) gesprochen. N. graciliflöra ist uns unbekannt, in so fern der Name nicht etwa gracilipes heissen soll. Diese stellt eine Abart der ächten Tabakpflanze mit klei- nern, besonders schmälern Blüthen dar. Obwohl N. sanguinea Lk et O. vor vielen Jahren durch den botanischen Garten in Berlin verbreitet wurde, ist sie uns unbekannt. Nach Vilmorin soll N. glutinosa der Gärten die achte Petunia glu- tinosa sein. Eine Pflanze d. N. kennen wir nicht; aus der Beschreibung geht aber hervor, dass Vil- morin doch die ächte Nicotiana glutinosa L. darunter versteht. N. multivalvis Lindl., jetzt Polydiclis multivalvis Miers, war früher schon einmal in den Gärten und hat weisse Blumen, ver- möchte aber kaum die Beachtung der Gartenfreunde verdienen. 79. Als Nigella romana double führt man in französischen Verzeichnissen eine Form der N. Damascena, welche mit unserer gefüllten Zwerg- form (nana fl. pl.) identisch zu sein scheint. SU. Sämmtliche Nolanen, welche in Chili und Peru hauptsächlich vorkommen, eigenen sich für Schmuckbeete und wurden früher häufiger zu Ein- fassungen und auf Rabatten benutzt. Ihre blauen und violetten Blüthen erinnern einiger Massen an die von Convolvulus tricolor, selbst auch der Habitus der Pflanze; man rechnet sie aber neuer- dings zu den Solaneen , während sie früher als eine besondere Familie betrachtet wurden. N. pro- strata L., paradoxa L. und a triplicifolia D. Don kultivirte man schon seit längerer Zeit, spä- ter ist noch N. tenella Lindl., welche Vil morin mit Unrecht für nicht verschieden von prostrata hält und in den Verzeichnissen meist unter dem Namen N. paradoxa violacea aufgeführt wird, dazu gekommen. N. grandiflora Lehm, ist N. atri pli cifolia D. Don, von der man neuerdings auch eine weissblühende Form besitzt. 406 81. Das Basilienkraut (Ocimum Basili- cum L.) war früher so allgemein verbreitet, dass es fast auf allen Dörfern zu finden war, allerdings meist nur als Topfpflanze. Vaterland ist Indien. Wenn dieser Lippenblüthler sich auch keineswegs durch schöne Bliithen auszeichnet, so verdient er doch wegen seines sehr angenehmen Geruches Beachtung. Am Meisten findet man es noch in kleineren Städ- ten, wo es, nebst dem kleinen und mehr buschig wachsenden ü. mininum L., in Töpfen auf dem Markte feil geboten wird. Von Ocimum Basi- licum L. hat man einige Abarten, die besonders beachtet zu werden verdienen, so die grünbraun- farbige, welche als O. nigrum Thouin beschrieben ist, so wie die mit blasig -aufgetriebenen Blättern (O. bullatum Lam.). Das letztere nennt man ge- wöhnlich Schifl's-Basilikum und kultivirt auch eine besonders kräftige Form als maximum davon. O. anisatum Hort, ist kaum eine Form mit mehr nach Anis und noch feiner riechenden Blättern. 0. arböreum ist uns unbekannt. Wir bemerken, dass die Schreibart Ocymum falsch ist, da die Alten unter diesen Namen ein Futterkraut ver- standen, während das Basilienkraut Ocimum ge- nannt wurde. 82. Ueber Oenotheren haben wir schon mehr- fach zu sprechen Gelegenheit gehabt (Seite 128, 1. Jahrg. S. 94, 2. Jahrg. S. 224 und Garten-N. S. 211), wir müssen aber doch Einiges hinzufügen. Von England aus wird von Neuem unter grossen Anpreisungen eine O. Lamarckiana empfohlen, die wiederum nichts weiter, als die schon mehrmals von uns besprochene O. media Lk, sein möchte. Von der prächtigen, sehr zu empfehlenden O. mis- suriensis Sims (macrocarpa der Gärten), welche die grössten Blumen ihres Geschlechtes besitzt, kul- tivirt man jetzt eine weissblühende Abart, die aber wohl nur blassgelbe, nicht in der That weisse Blü- then hat. Auch von ac au lis Cav. (taraxifolia Sweet) befindet sich eine weissblühende Abart in den Gär- ten. Von O. fruticosa L. (die aber nichts weni- ger als strauchartig ist, sondern eine Staude dar- stellt) wird eine Abart .. g rand iflöra" genannt; wir haben keinen Unterschied gefunden. Ihr steht O. Fraseri Pursh nahe. Noch weniger verdient die O. pumila L. (gracilis Schrad.), die ebenfalls, wie die beiden vorhergehenden, in Nordamerika wächst, Beachtung. Die klein- und rosablüthige O. rosea Ait. haben wir in den Gärten als O. mexicana gefunden. Mexiko ist allerdings das Vaterland. O. concinnaDon, aus Chili stammend, möchten wir nicht empfehlen. O. macranthaSello scheint uns von O. S ello wii Hort, nicht verschie- den , gehört also zu den Arten , welche nach dem Verblühen sich orangengelb färben. 83. O rebus Fischeri Lindl. und der Gärten ist eine Form des hübschen O. atropu rpür eus Desf., wo die Blätter nur aus einem Paar Fieder- blättchen bestehen. Die dunkelrothen Schmetter- lingsblüthen empfehlen die Art, die vielleicht auch einmal auf Schmuckbeeten Anwendung finden könnte. Vaterland ist Unteritalien und Nordafrika. In glei- cher Hinsicht gilt dieses von dem sibirischen O. lathyroides L., was ebenfalls, wie die vorige Art, eine Staude darstellt. Was wir als O. coccineus gesehen haben, war Lathyrus sphaericus Retz, ein südeuropäisches Sommergewächs, was sich den kleinern Lathyrus-Arten, die wir eben besprochen, ansehliesst. 84. Unter den Oxali s -Arten gibt es so schöne Sorten, die namentlich zu Einfassungen, aber si Ibst auch zum Theil auf Schmuckbeeten, passen , dass man sich wundern muss, wenn in den Verzeichnis- sen der Handelsgärtner kaum die eine oder andere aufgeführt wird. Wir erinnern nur an dieO. escu- lenta J. et Dietr. (tetraphylla Lk et O.), sowie an Martiana Zucc. (floribunda Lk et O.), tetra- phylla Cav. und elegans Ktli, die rasch über- ziehen, den ganzen Sommer blühen und zum Theil insofern noch interessant sind, als die Pflanze ne- ben deutlichen Rüben, welche selbst gegessen wer- den können, noch ächte Zwiebeln bildet. In den Verzeichnissen finden wir O. rosea Cav. in Frank- reich gewöhnlich unter dem Namen O. floribunda bot. reg. Unter O. multiflora erhielt Vilmorin dieselbe Pflanze. Das Vaterland genannter Pflanzen ist Mexiko und Chili. Endlich gedenken wir noch der interessanten Form der O. corniculata L. mit rothbraunen Blättern, welche in den Verzeichnissen als O. tro- paeoloides aufgeführt ist. Sie ist ganz vor- züglich zu Einfassungen, aber auch auf Schmuek- beeten , und pflanzt sich, wie die Mutterpflanze, ein südeuropäisches und orientalisches Unkraut, sehr leicht fort. 85. Der Garten- oder Ranunkel-Mohn (Papaver Rhoeas L. fl. pl.) gehört leider auch zu den Blumen, die in den Gärten der Vornehmern sich fast ganz und gar verloren, sich aber um desto mehr in den Gärten der kleineren Städte und auf dem Lande erhalten haben. Neuerdings empfiehlt man auch das kaukasisch-orientalische P. commutatum F.etM. dafür, was sich hauptsäch- lich durch den schwarzen Fleck an der Basis der Blumenblätter unterscheidet, eben deshalb aber auch Beachtung verdient. Wie man P.Argemone L. als Gartenblume aufführen kann, begreift man nicht ; die Pflanze wächst fast allenthalben bei uns wild und steht der wilden Klatschrose (P. Rhoeas L.) weit nach. 407 Dass der gute Mohn (Papaver somniferum L.) an und für sich eine schöne , leider aber steife Blume darstellt, ist bekannt. Hübscher sind schon die gefüllten Sorten, besonders die, wo die Blume die Päonienforra annimmt und die Pflanze deshalb in den Verzeichnissen der Gärtner als paeoni- flörum aufgeführt wird, aber auch die mit ge- schlitzten Blumenblättern, der sogenannte Pariser Federmohn (P. laciniatum fl. pl.). Von der Ab- art mit weissen und gesprenkelten Blumen (P. Mur- selliiHort.) haben wir früher gesproshen (1. Jahrg. S. M6). Vilmorin nennt noch einen Himalaya- Mohn (Pavot himalayan), bei dem 2 Blumenblätter aufrecht stehen und 2 zurückgeschlagen sind. Sonst blüht er roth, rosa und weiss. 8H. Unter den Passionsblumen (Passiflora- Arten) verdient P. coerülea L. für's freie Land eine Verwendung; wir empfehlen sie zum Ueber- ziehen von Mauern, Brettern, Staketen u. s. w. allen Gartenbesitzern. Sie ist zwar in Peru und Brasi- lien zu Hause, lässt sich aber sogar an geschützten Stellen und gut bedeckt im Freien überwintern. Selbst wenn das reife Holz zum Theile erfriert, bilden sich unterhalb wiederum neue Triebe. Auch in Zimmern, wenn es nicht zu trocken ist, lässt sie sich überwintern und blüht reichlich. Nicht so gut eignen sich dagegen die beiden einjährigen Arten: P. gracilis Lk aus Brasilien und foetida Cav. aus Westindien für's freie Land , wenn sie nicht einen sehr geschützten Standpunkt haben. Beide zieht man auch weniger wegen der unansehnlichen weissen und grünlich-weissen Blüthen, als vielmehr der Früchte halber. 87. Auch die Penstemon's werden hier und da in den Verzeichnissen unter den Sommerffewäch- sen aufgeführt, wohin sie gar nicht gehören. Die Zahl der Arten, welche nach und nach in den Gär- ten eingeführt sind und die zum grossen Theil von der Nordwestküste Amerika'« und Kalifornien, aber auch aus Mexiko und Kolumbien, stammen, beträgt schon einige JH. Mehre haben sich zu V^erände- rungen in Farbe und Form der Blumen geneigt gezeigt und sind deshalb von den Gärtnern zu Florblumen mit reichlicher Auswahl bereits heran- gezogen worden. Wir übergehen diese hier, um vielleicht später einmal ausführlich über sie zu sprechen. 88. Petunia intermedia G. Don kommt meist als Nierembergia intermedia Grab, vor und stammt aus Buenos -Ayres. Sie unterscheidet sich von der verwandten P. v i o 1 a c e a Lindl. (s. 1 . Jahrg. Seite 101) durch linienförmige Blätter sehr leicht. Diese P. violäcea Lindl. (von der P. phoenizea Lindl. und mirabilis Rchb. oder Salpiglottis integri- folia Hook, nur Formen sind) hat an und für sich, aber auch mit P. nyctaginif 16ra Juss., eine grosse Menge von Formen gegeben , die gewöhnlich als Petunien aufgeführt werden. In Deutachland haben sich durch Anzucht neuer Formen besonders die Arnstädter Gärtner hervorgethan. In Betreff der Petunien ist in der That Vorzügliches gpeleistet. Der Name, unter dem sie aufgeführt werden, ist einfach Petunie oder P. hybrida, auch P. varia- bilis. Wir bemerken noch, dass P. Atkinsiana Paxt. jetzt auch als P. argentea vorkommen soll. Die erstere stellt aber grade eine sehr dunkelgefärbte Form der F. violäcea dar, während der Name P. argentea auf eine weisse Farbe deutet. Sollte es vielleicht die weissblühende P. propinqua Miers sein? 89. Nicht minder sind die nordamerikanischen Flammenblumen (Phlox-Arten), und zwar von jährigen: Phlox Drummondii Hook., von den Stauden: P. maculata L. (pyramidalis Sm.) und acuminata Pursh (decussata Lyon) an und für sich, sowie durch Kreuzung untereinander und mit P. Carolina L., zur Anzucht von reizenden Flor- blumen benutzt wurden. Die von letztern werden gewöhnlich unter der Bezeichnung Phlox omni- flöra aufgeführt. Eugene Verdier fils ain^ in Paris hat hier in der That Vorzügliches geleistet. Wir übergehen die vielen Formen, welche in der neuesten Zeit gezüchtet sind, und verweisen in die- ser Hinsicht auf den eben erschienenen Garten- kalender für das Jahr 1862. Wir erlauben uns jedoch über die Formen des Phlox Drummondii etwas zu sagen, da hier bereits sich bestimmte Gruppen herausgestellt haben. Ausser den Formen, welche in den Blumen einfache Farben besitzen, gibt es deren mit andersgefärbtem Auge (Oculata-Gruppe), mit andersgefärbten Stern in der Mitte (Leopoldi-Gruppe), mit andersgefärb- ten Rändern (Radetzky-Gruppe), mit marmorirten Blumen (Marmorata-Gruppe) und seit diesem Jahre auch mit von der Mitte auslaufenden weissen Strahlen (Radowitzi- Gruppe). Um die letztere haben sich G. Platz und Sohn in Erfurt ein besonderes Ver- dienst erworben. In französischen Verzeichnissen wird der ältere und bereits bekannte, aber wie es scheint, auch wieder vergessene Name „Radetzky" für die neueste Benennung „Radowitz" irrthümlich ge- nommen. Grade sie gibt Zeugniss, wie man durch- aus Formen von den Gemüsen und Blumen, wenn man sie sicher erproben will, direkt von den Züch- tern und nicht erst aus zweiter Hand beziehen muss. So haben Vilmorin & Co. in Paris aus genann- ter Sorte, die unbedingt zu den schönsten der neuesten Zeit gehört, nur einfarbige Formen heran- gezogen. 90. Wir haben im vorigen Jahrgange (S. 18,5) 408 eine besondere Abhandlung über die Cinerarien der Gärten geschrieben , für die wir , um Irrungen zu vermeiden, in unserer Muttersprache den Namen Wandelblumen vorschlusen, in wissenschaftlicher Hinsicht aber den bereits von Barker- Webb vorgeschlagenen Namen Pericallis annahmen. Es thut uns leid, dass Inspektor Jühlke in Erfurt da, wo er jetzt die damals von uns den Gärtnern zur Züchtung empfohlene P. Webbii in einer Menge Formen in den Handel gebracht hat, nicht auch den deutschen und systematischen Namen zugleich in Anwendung brachte, um dadurch eine Gelegenheit zu geben, um allmählig die vielerlei Verwirrungen in der Nomenklatur der Pflanzen aufzulösen. Wir haben an jener Stelle gesagt , was man alles unter der Benennung „Cinerarien" versteht und wie die Wissenschaft den Namen schliesslich für kapische Pflanzen festgehalten haben will. Wenn es aber mit Gärtnerei und Pflanzenkunde vorwärts kommen soll, so müssen Gärtner und Botaniker gemein- schaftlich gehen und erstere die Berichtigungen und 1 Verbesserunsen der letzteren anerkennen. Sonst bleiben wir in steter Konfusion. Doch genug da- von, wissen wir doch selbst auch recht gut und haben wir es oft schon ausgesprochen , dass sehr viele Schuld an den Botanikern ebenfalls liegt, die, oft ohne die durchaus nöthigen Hülfsmittel be- sessen zu haben oder aus einer Sucht nach Namens- Veränderungen, heute Namen umtauschen, um später eine neue Umänderung vorzunehmen. Unter ob- waltenden Umständen ist das Misstrauen zu ent- schuldigen. Inspektor Jühlke hat sich ein grosses Ver- dienst erworben, dass er der Veredelung und Ver- vollkommnung der Pericallis Webbii Jahre lange Sorgfalt gewidmet hat. Wir besitzen jetzt neben den gewohnlichen Wandelblumen oder Cinerarien, die besonders von England aus in seltener Schön- heit verbreitet, aber auch in Deutschland bereits vorzüglich herangezogen werden, eine strauchartige Art, von der es keinem Zweifel zu unterliegen scheint, dass auch hier noch Besseres geleistet wird. Jühlke nennt sie zur Unterscheidung von den gewöhnlichen: Riesen-Cinerarien. Wir em- pfehlen sie allen Blumenliebhabern auf das An- gelegentlichste. 91. Phygelius capensis E. Mey. ist eigent- lich ein südafrikanischer Halbstrauch, kann aber, früh ausgesäet und für's freie Land herangezogen, im ersten Jahre blühen. Gut gedeckt, hält er selbst aus , wie wir früher schon ausgesprochen haben. Er ist zwar ursprünglich etwas steif, seine hohe Traube rother Blumen nimmt sich aber sehr gut aus, zumal wenn man etwas durch die Kunst thut. Den Pentstemon's steht er am Nächsten und gehört mit diesen zu den Maskenblüthlern. 92. Phytolacca oder Pircuna esculenta van Houtte wurde wegen der als Spinat zu ver- wendenden Blätter als Gemüse -Pflanze empfohlen, verdient aber deshalb noch keinen Platz unter den Blumen; und doch ist sie als solche in einigen Verzeichnissen aufgeführt. Dagegen möchten wir unsere bekannte Kermesbeere (Ph. decandra L.) wohl Besitzern grösserer Gärten empfehlen, da schon im August die prächtig-rothen und ziemlich dicken Fruchtähren inmitten des Grün's der Blätter einen Schmuck bilden. Aehnlich dem Ricinus als Einzel- pflanze in weiterer Entfernung vom Schmuckgarten würde sie sich gewiss gut ausnehmen. Was übri- gens die P. esculenta anbelangt, so haben die Lobeserhebungen, welche man ihr als Spinatpflanze spendete (Fl. d. serr. IV, p. 398" und IX, p. 182), sich keineswegs bestätigt. Die knollige Wurzel kann übrigens ebenfalls gegessen werden und möchte der Ulluco , der Wurzel des auch früher empfohlenen Ullucus tuberosus Loz. nahe stehen (S. übri- auch Verhandl. des Vereins z. Beförd. d. Gartenb. XXI, S. 87). Interessant dürfte es noch schliesslich sein, da man das Vaterland der P. esculenta bis- her nicht kannte, dass Samen derselben sich auch unter den v. Orlich'schen Pflanzen, welche im Himalaya-Gebirge gesammelt wurden, befanden und dass demnach dieses möglicher Weise das Vaterland sein möchte. 93. Pisum aby SS inum AI. Braun wurde durch den botanischen Garten in Berlin verbreitet, ist aber keine Gartenpflanze, da sie selbst mit ihren kleinen Blüthen der gewöhnlichen Felderbse an Schönheit nachsteht. 94. Pocockia cretica Ser. ist ein gelbblü- hender Schmetterlingsblüthler im Ansehen eines ge- drängt wachsenden Steinklee's und nicht zu em- pfehlen. 95. Von dem beliebten orientalischen Knöterich (Polygonum Orientale L.) besitzen wir als pumilum eine niedrige und sehr reiehblühende Form, die zu empfehlen ist. P. tinctorium Lour., aus dem die Chinesen ihren Indigo bereiten, ist durch seine bläuliche Farbe der Blätter wohl interessant, verdient aber als Gartenpflanze gar keine Empfeh- lung. P. glandulosum der Verzeichnisse ist uns unbekannt (S. 1. Jahrg. (S. 1. Jahrg. S. 10'2). (Schluss folgt.) Verlag von Karl Wiegan Jt in Berlin. Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Beriin. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redigirt von dem General-Sekretair des Vereines, Professor Dr. Karl Koch. JW. 52. Berlin, den 27. December 1861. Preis des Jahrganges 5j Thlr.. sowohl bei Bezug darch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereins. Inhalt: Die gärtnerischen Neuheiten in der Blumenwelt und Vilmorin's Bericht (Schluss). — Allgemeines Inhalts-Verzeichniss. Sonntag, den 5. Januar 1862, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Die gärtnerischen Neuheiten in der Blumenwelt und Vilmorin's Bericht. (Schluss.) 96. Wenige Sommerblumen machen so viel Effekt und verlangen so wenig Pflege, als der gross- blühende Portulak. Am Besten gedeiht er auf Sandboden, zwischen Steinen u. s. w. , wo er nur ausgesäet zu werden braucht und nie das Giessen verlangt. Wenn die Farben schon an und für sich zu Veränderungen geneigt sind, so hat man durch Kreuzung der hell- und dunkelroth blühenden Po r- tulaca grandiflöra Hook, und Gi lliesii Hook, ausserdem noch eine Menge verschiedenfarbiger Blu- men gezüchtet, in denen fast alle Nüancirun gen vom Weiss und Schwefelgelb bis zum dunkelsten Purpur vertreten sind. Die Formen mit orange-scharlach- rothen Blüthen bezeichnet man besonders als P. Thellussonii Lindl., die mit gelben Blumen als P. Thorburnei Hort. Von besonderer Schönheit sind die mit helleren Farben, aber dunkeler gestreift. Man besitzt auch bereits Formen mit gefüllten Blumen. Die schönsten von allen sind aber die Formen, wo die Blüthen den Bau einer Nelke annehmen (P. ca- ry ophy lloid es Hort.). Was man neuerdings als P. megalantha von Frankreich in den Handel gebracht hat, besitzt nichts Besonderes. 97. Von dem Rittersporn (Delphinium), und zwar von den ein- und mehrjährigen Sorten, hat man seit mehrern Jahren ganz besonders schöne Formen erzogen. Wir übergehen die Stauden und wenden uns nur zu den einjährigen Arten, zu D. Aj acis L. und Consölida L. , welches letztere in dem Ge- treide bei uns, das andere dagegen in dem Süd- Europa's und des Orientes bekanntlich wild wächst. Von diesem ist besonders der hyacinthenblüthige Rittersporn (hyacinthiflörum) mit den grossen und eine dichte Traube bildenden Blüthen, die man in 15 verschiedenen Farben besitzt, zu nennen. Nächstdem liebt man eine höher wachsende Sorte (D. Ajacis elatior), die ebenfalls in 12 Farben vorhanden ist, im Gegensatze zur Zwergform in 13 Farben. Der Levkojen-Rittersporn (D. Con- sölida fl. pl.) hat einen eleganteren Wuchs und ist mit seinen 7 Farben sehr beliebt. Ausserdem hat man aber neuerdings noch eine Sorte in 3 Farben als tricolor. 98. Rudbeckia amplexicaulis Vahl, jetzt Dracopis amplexicaulis Cass., kommt auch als R. opposi tifolia vor. Die Pflanze wächst in Nordamerika und möchte kaum zu empfehlen sein. 99. Saracha viscosa Schrad., eine aus Me- xiko stammende und unserer Judenkirsche (Physa- lis Alkekengi L.) am Nächsten stehende Solanacee, verdient eben^so wenig unsere Beachtung, ist übri- gens auch eine Staude. 52 410 100. Die Skabiose (Scabiosa atropurpiirea L., Asterocephalus atropurpiireus Spreng.) ist zwar eine sehr alte und allgemein verbreitete Garten- pflanze, verdient aber auch in den Gärten einen Platz, zumal man neuerdings einige besonders schöne Formen erzogen hat. Uns gefällt vor Allem die Zwergsorte, von der die weissrosa-, ziegelroth- und purpurfarbig- blühende zu empfehlen sind. Unter den langstieligen Sorten ist die mit mennigrothen Blüthen ziemlich neu (S. übrigens Seite 136). 101. Schistanthe peduncularis Kze ist ein kleiner, den Alonsoen ähnlicher Maskenblüthler (Personata) aus Südafrika, ohne allen Werth. 102. Als Schizanthus venustus hat man in französischen Verzeichnissen eine der D. Prie- stii Hort. (Abart des S. pinnatus E. et P.) ähn- liche, unbedeutende Form. 103. Auch vom gefüllten Kreuzkraute (Se- necio elegans L.), wag aus Südafrika stammt und sich seit sehr langer Zeit einer grossen Ver- breitung in den Gärten erfreut, hat man Formen von schönerem Bau und die Blumen bereits in 8 Farben. Neu ist die kupferrothe. Dazu kommen nun noch die Zwergformen, von denen die fast rein blaublühende obenan steht. Als Sene^on jaune hat man in den französischen Verzeichnissen eine ganz unbedeutende Pflanze. 104. Spilanthes (nicht Spilanthus) oleracea Jacq. gehört wiederum zu den Pflanzen, welche in keinen Ziergarten gehören. Man besitzt übrigens eine grünlich-bräunliche Abart, die eher Anwendung finden könnte. Wesen der konvexen gelben Blü- thenkörbchen führt sie den Namen „Husarenknopf. " 105. Stätice sinuata hybrida ist ein inter- essanter Blending mit St. Bonduelli, wo die Blüthen in weiss mit gelb, in lila mit gelb u. s. w. erscheinen. 106. AlsFlos africanus (afrikanische Blume) kultivirt man schon seit sehr langer Zeit 2 Körb- chenträger aus Mexiko, nämlich Tagetes pdtula L. und erecta L., mit schönen gelben Blüthen- kürbchen, die aber leider unangenehm riechen und deshalb auch den Namen Todtenblumen führen. Auch ihnen hat man in der neuesten Zeit viele Sorgfalt gewidmet und glänzende Resultate erzielt. Von beiden besitzt man zunächst Zwergformen von besonderer Schönheit; die der T. erecta blüht früher und kommt deshalb auch als praecox mul- tiflora vor. Schöner, wenn auch mit kleineren Blü- thenkörbchen, sind die meist orangenfarben-blühen- den Formen der T. patula. Die am dunkelsten blühende heisst aurantiaca. Hübsch sind die ge- streiften und punktirten, von welchen letzteren man eine Form zwar punctata pulchra genannt hat, die aber keinen Vorzug besitzt. Die schönste ist un- bedingt die, wo die Blüthenkörbchen der Form einer Ranunkelblüthe sich nähern (T. r anunc ulo ides). Seit mehrern Jahren hat man noch eine dritte Art mit kleineren Blüthenkörbchen, aber lieblicherem Bau und ohne den unangenehmen Geruch der bei- den andern eingeführt: T. signata Barth, die wir empfehlen können (S. Seite 136). 107. Unter den falschen Namen Thlaspi um- bellatum führen die Franzosen unsere gewöhn- liehen Schleifenblumen (Iberis umbellataL. und amara L.) in den Verzeichnissen. Thlasjii umbellatum Stev. ist eine ganz andere Pflanze. 108. Thunbergia americana der Verzeich- nisse ist nichts weiter als Th. alata Hook., die aber nicht in Amerika, sondern auf der Ostküste Afrika's wächst. Von ihr hat man jetzt ebenfalls viele Formen. 109. Trachymene coerülea Lindl., früher noch Didiscus coerüleus Hook, genannt, ist ein netter, blaublühender Doldenträger (Umbellifera) aus Neu-Südwales, den man zwar schon lange kennt, der aber auch eine Stelle in den Gärten verdient. 110. Auch drei Kleearten (Trifolium) führt man in den Verzeichnissen auf. T. rubens L. ist in der That eine hübsche Pflanze, aber mehrjährig, wächst jedoch in ganz Deutschland wild in bergigen Gegenden. T. suaveolens Willd. hat kleine ro- senrothe Blüthenköpfchen und steht dem südeuro- päischen T. resupinatum L. nahe, möchte aber kaum zu empfehlen sein. Dasselbe gilt auch von dem griechischen T. aurantiacum Boiss. und Sprunn., einem Klee, der mit unserem T.agrarium L. zu einer Gruppe gehört. 111. Üeber die Tropae olum-Arten und For- men werden wir später einmal sprechen. 112. Tunica Saxifraga Scop. (Dianthus Saxifraga L.) ist eine an Felsen u. s. w. der Alpen und anderer Gebirge rasenartig-wachsende Staude, die beständig eine Menge kleiner rosafarbiger Blu- men, und zwar das ganze Jahr hindurch, hervor- bringt. Gut gepflegt, mag sie gefallen, ob für die Dauer? bezweifeln wir. 113. Auch von den Papierblumen (Xeran- themum annuum L.) hat man neuerdings hüb- sche Sorten erzogen. Wir nennen eine Zwergform mit dunkelrothen Blüthenkörbchen und die Form, wo diese mehr kugelig und den Flockenblumen (Centaurea) ähnlich sind. Sie führt deshalb auch den Namen X. centaureoides in den Gärten. Verlag von Karl Wiegandt in Berlii^ Kommandantenstrasse 62. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Allgemeines iDhalts-Verzcichniss. Die Zahlen, wo „G-" davor steht, zeigen die Seiten in den Garten-Nachrichten an. I. Verzeichniss der Abhandlungen. Bemerkung über die Familie der Agaveen. Briefliche Mitthei- lung des Fürsten eu Salm-Dvck. 177. Die beiden Alocasien mit Metallfärbung (Alocasia metallica Schott und cuprea C. Koch). 140. Amherstia nobilis Wall, in Blüthe. 1'24. Die Kultur der Ananas in Waldmoos. 3t>. Der unbewehrte Angelikabaum (Äralia spinosa L. ß. sub- inermis). 3t)U. Noch einmal Angraecum sesquipedale Pet. Th. 3'2. Die Apfelgehülze (Die Arten des Subgenus Malus). '212. Die Aroideen und Schott's Prodromus Aroidearum. 57. lieber einige Aroideen von eigenthümlicher Gestaltung für das freie Land. 1.55. Die Pflanzen- und BIumcn-Auss tellung im Herzoglichen Wintergarten zu Biebricb a. R. vom 31. März bis 18. April. 105. Die Fest- Au SS tel 1 ung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin am 23. u. ii. Juni 1861. '2üy.219. Die Frühjahrs- Au s s tellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin am 7. April. 113. Die Frühjahrs-Au s s tellung der Gesellschaft der Gartenfreunde in Berlin am -24. und -25. März ISbl von Dr. Müller, Sekretär der Gesellschaft. 118. Eine Ausstellung von Zierblumen. 217. Bericht über die Pflanzen- und Blumen-Ausstellung des An- baltiniscben Gartenbau- Vereines am 27., 28. und 29. Juni 18bl zu Dessau, ioi. Die Ausstellung von Pflanzen, Blumen, Obst und Gemüsen zu Erfurt in den Tagen vom 4. bis b. Oktober. 353. 3b3. 370. .382. Grosse Pflanzen- und Blumen-Ausstellung in Haarlem. 231. Pflanzen-, Gemüse- und Obst-Ausstellung in Hamburg am 18., 19. und 2U. September. 305. Die Ausstellung der küstenländischen Gartenbau-Gesellschaft in Triest. 327. Einige Worte über das Keifen der Bananen. 153. Ueber Begonien und ihre Verwendung. Vom Obergärtner Stelzner in Gent. 72. Bericht über den Betrieb des Versuchsfeldes des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues im Königl. botanischen Garten vom Jahre l86ü. Vom Garteninspektor Boa ehe. 193. Bericht über die in der 407. Versammlung ausgestellten Ge- müse und nützlichen Pflanzen. Von C. Bouche, Inspek- tor des Konigl. botanischen Gartens in Berlin. 344. Berichtigung. 108. 192. Berichtigung von Caladieen. 17li. Geschichte der Biota pendula Endl. (ThujaflliformisLodd.). 191. De Jonghe's neueste Birnen. 216. Einige neuere Blattpflanzen. 225. 234. 243. 252. Ueber gefüllte Blumen. 360. Ein Blumenbeet im Borsig'schen Garten. 248. Die Kultur des Blumenkohls. Vom Hofgärtner Schoeh in Dessau. 41. 51. Ein Paar neue Bromeliacen. 189. Die Lauche 'sehen Caladien. 8. Ueber die Gattungen Carlndovica und Cyclanthus. Von C. Bouche, Inspektor des Königl. botanischen Gartens in Berlin. 335. Mittel, um grosse Champignon's zu erhalten. 375. Clematis Viticella venosa. Von Wilhelm Krampen, Kunst- und Handelsgärtuer in Rosskothen bei Essen. 232. Ein Steckling des Cyanophyllum magnificum. 312. Eine blühende Cycas revoluta. 7. Blühende Dasylirien. 256. Ein Da sy lirium und zwei Agaven Von Prof. Scheid- weiler in Gent. 2S6. Vermehrung der Dionaea Muscipula durch Blattknospen. Vom Obergärtner Mildebrandt in Köln. 192. Die ächten Drachenbäume (Draeaena L. et Juss.). 393. Edgeworthia Meisn. 56. Schädlicher Einfluss des Schnee's auf Bäume und höhere Sträueher. Ferner auch einige phytoklimatische Bemer- kungen. Von Dr. Theod. Basinerin Kiew. 289. Bemerkung über Elaeocarpus cyaneus Sims (E. reticula- tus Sm). einen Zierstrauch aus NeuhoUand. Von Bouche, Inspektor des Königl. botanischen Gartens in Berlin. 247. Ueber einige der neueren Erbsen und Bohnen. Von C. Krüger, Kunst- und Handelsgärtner in Lübbenau. 54. Die neuesten und einige ältere Erdbeeren- 77. Beobachtung über das Erfrieren von Gehölzen. Von C. Bouche, Inspektor des Königl. botanischen Gartens in Berlin. 297. 309. Ueber Erträge der verschiedenen Gemüse. 341. 350. 359. Ueber die Erziehung des Gärtners, mit Bezugnahme auf die grosse Gärtner -Lehranstalt in Gent. Vom Obergärtner Stelzner in Gent. 25. Kurze Betrachtungen über die Familie der Eupho rbi aceen. Von Edmund Goeze, Obergärtner am Jardin des plan- tes zu Paris. 260. Einige neu eingeführte Farne. 61. Getriebener weisser Flieder. (i4. Dr. Karsten's Flora von Columbien. 14. Ueber Florblumen überhaupt, insbesondere über die neuesten Clintonien, Nemesien und Nycterinien des Kunst- und Han delsgärtners Job. N i k. Haage in Erfurt. 3. Ueber einige Fru cbtsträucher. 361. Eintheilung der Fuchsien-Sorten. Von G. A. Fintel- mann. 330. Dr. August Emanuel Fürnrohr. G. 23. Die Geitner'sche Gärtnerei in Planitz bei Zwickau. 52» 67. 412 Friedr. Joh. Dochnahl's vollständige Gartenbibliothek. 120. Bildende Gartenliunst und die beiden neuesten Werke darüber. 141. Fritsch's Gartennelke, ihre Erziehung, Pflege und Vermeh- rung. 9b. Dr. Rud. Siebeck's harmonische Gestaltung dishar- monischer Verhältnisse. 3'20. Friedrich August Görner in Luckau. 35. Glaskästen fiir's Zimmer. 80. Eine Grnppirung. '278. Baker- und Jarvis- Gua no. Zwei neue Dungmittel. 238. Carl Schultze's und Fritz Engelmann's Hülfsbuch für den Landwirth. 96. Hy acinthenflor in Berlin. 112. Die Pracht-Gilgen (Hymenoeallis), eine monographische Skizze. 9. 23. 27. Jahresfest des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 23. Juni 1861. 201. Noch einmal Persisches Insektenpulver. 96. Fernere Mittheilung über Insektenpulver. Vom Obristen a. D. Labes in Naumburg a. d. S. 128. Die neuesten Kaladicn. 265. Zusammenstellung der buntblättrigen Kaladien. 281. Die Kernobstgehölze oder die Arten des Geschlechtes P i r u s. 204. K o c h ' s Hülfs - und Schreibkalender für Gärtner und Garten- freunde auf das Jahr 1862. 401. Köstritz und seine Handelsgärtnereien. 185. lieber Pflanzenkrankheiten, besonders der Orangenbäume. Von Dr. H. Karsten. 121. Siebeck'e Elemente der Land s chaftsgartenkunst. 64. Libon's Tod. 336. Ein Blendling des Lilium gigantenm. 184. Der Blendling des Lilium giganteum Wall. 208. Einige Worte über Lokalisiren des Gemüses. 380. Die einjährigen Lupinen. 257. 271. 275. Mecklenburg und die 22. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu Schwerin. 314. 322. Legeler's praktische Messkunst. 40. Ueber Mirabilis- und Datura-Knollen. Von Karl Krü- ger in Lübbenau. 328. Montanoa m Ollis sima. Eine Berichtigung. 296. Veitch's japanische Nadelhölzer oder Koniferen. 86. Eine Nelkenflor. 240. Die gärtnerischen Neuheiten in der Blumenwelt und Vilmo- rin's Bericht. 385. 398. 403. 409. Ueber Ob st-Aufbewahrun g. 47. Obstbäumchen en cordon. 160. Ueber Obstbaumpflanzungen. 365. Karl Fischer's zehn Gebote der Obstbaumzucht und Handbuch der rationellen Obstzucht. 391. Die praktische Obst-Treiberei, sowohl in Treibhäusern, Treibkästen und Mistbeeten, wie auch an Talutmauern. Von W. Tat t er. Königl. Hannoverscheu Hofgärtner. 358. J. 6. Meyer's landwirthschaftliche Obst-Waldbäume und Sträucher zu der Anlage von Holz- und Waldbeständen. 368. Die Anzucht der Obstwildlinge. Vom Baumschnlenbesitzer Hafner in Radekow bei Tantow. 390. Die Orangerien. Gedanken über Zucht und Pflege dersel- ben von dem Herzogl. Hofgärtner Schmidt im Georgen- garten bei Dessau. 17. Die Krankheit der Orangenbäume. Von Schultz-Schul- tzenstein. 89. 97. Zur Kultur tropischer Orchideen. Vom C. Bonche, In- spektor des Königl. botanischen Gartens in Berlin. 321. Die Schiller'sche Orchideensammlung in Ovelgönne bei Altona. 295. Kultur der Ouvirandra fenetralis Poir. Ermittelt und in Anwendung gebracht durch E. Meyer jun., Obergehülfen im Grossherzogl. botanischen Garten in Karlsruhe. 148. Paritium elatnm G. Don, die Mutterpflanze des Cnba- Ba- stes 233. Die Pfingstrose als Unterlage für feinere Sorten. 144. Einige zu empfehlende Pflanzen. 303. 231. Pflanzen- und Blumenschau. 38. 44. 143. 150. 158. 166 300. Pflanzen- und Blumenschau. (botanical Magazine). 228. Pflanzen- und Blumenschau (Flore des serres et des jardins). 249. 262. Pflanzen- und Blumenschau (Dlustration horticole et Belgique horticole). 267. Pflanzen- und Blumenschau (Revue horticole). 284.292. Wilde 's Pflanzen und Raupen Deutschlands. 256. C. H. Gottschalg's gebackene Pflaumen (Nachtrag zur Obst- Ausstellung des vorigen Herbstes). 24. Ueber die Pogonien. 182. Die Pomaceen und ihre naturgemässe Eintheilung. 198. Joseph Kratz' Primulaceen. 279. Programm zur Preisbcwerbung für das 39. Jahresfest des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin am 23. Juni 1860. G. 1. Programm zur Preisbewerbung zu der Frühj ahrs- Aus- des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin am ersten Sonntage im April 1862. G. 21. Programm zur Preisbewerbung für das 4 0. Jahres fest des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin am 22. Juni 1862. G. 37. Programm zu der am 4. u. 5. Oktober 1861 stattflndenden Frucht- Ausstellung zu Brandenburg a. H. G. 38. Programm der Sommer-Ausstellung von Beeren, Steinobst, Gemüse und Blumen in Dessau. G. 22. Programm der Ausstellung von Pflanzen, Blumen, Früchten und Gemüsen in Dresden vom 28. März bis 2. April. G. 9. Programm für die allgemeine Herbst-Ausstellung des Erfur- ter Gartenbau-Vereines am Anfange Oktober's 1861. G. 33. Programm zu der am 24., 25. und 26. Mai 1861 in Gotha stattfindenden Ausstellung von Blumen , Früchten und Ge- müsen G. 19. Programm der Preisbewerbung des Garten- und Blumenbau- Vereines für Hamburg, Altona und Umgegend im Mai 1861. G. 5. Programm der Herbstausstellung von Blumen, Pflanzen, Obst- und Gemüsen des Haunovcr'scben Gartenbau -Vereines in Hild esheim. G. 25. Programm der Blumen- und Pflanzen-Ausstellung im Gross- herzogl botanischen Garten zu Karlsruhe vom 24. April bis 16. Mai 1862. G. 41. Programm der 3. Ausstellung des Gartenbau- Vereines in Lütt ich am 30. Juni, am 1. u. 2. Juli. G. 25. Programm für die Blumen-, Obst- und Gemüse- Ausstellung des Gartenbau-Vereines in Mainz vom 15. bis 18. Sep- tember 1861. G. 34. Programm der allgemeinen Blumen- Ausstellung in München zwischen den 2. April und 5. Mai 1861. G. 13. Programm der Pflanzen- und Blumen-Ausstellung der Garten- bau-Gesellschaft in Paris vom 21. bis 24. März 1861. G. 10. Programm zur 2. Ausstellung des Voigtländischen Gartenban- Vereines in Plauen. G. 35. Ed. Pynaert: Manuel theorique et pratique de la culture for- cee des arbres fruitiers. Vom Obergärtner Stelzner in Gent. 48. Pyrethrum cinerariaefolium Trev. , die Mutterpflanze des dalmatischen Insektenpulvers. 70. Die japanische Quitte. 84. Eine Reise durch Grossbritannien im Frühjahre 1861. 337. Die beiden Ricinus und die neuesten Seidenspinner. 287. Rosa suaveolens zu Hecken. Vom Gärtnereibesitzer Gör- ner in Luckau. 16. 413 üeber einige Rosen. Von Ernst Metz, Rosenzüchter in Er- furt. 318. Verhandlungen über Vermehrung und Zucht der Rosen. 1-29. Ueber Koupalen (Rhopalen). Kebst Angabe der Kultur vom Obergehülfen Koppe in Donaueschingen. 161. Die dem Fürsten zu Salm zu Ehren genannten Pflanzen- geschlechter. 157. Fürst Joseph, Altgraf zu Salm -Reiffers chei d-Dyck. 145. Einige Worte über Samen- und Pflanzen-Verzeichnisse. Vom Obergärtner Karl Enlie in NikolslcojebeiMosliau. 151. Die Sauerdorn- (Berberis-) Arten des freien Landes. 73. S'2. 92. Professor Scheidweiler in Gent. 3'29. Andreas Sinclair. 357. Ueber neue Formen einiger Sommer blumen. 103. 119. 1'25. 135. Turner's neuer Sprossenkohl von C. Krüger in Lübbenau. 175. Die essbaren Tange. Vom Prof. Dr. Schu Itzens t ein. 389. Die Thierschau und Ausstellung landwirthschaftlicher und gärtnerischer Gegenstände zu Berlin vom '23. bis 25. Mai. 172. Ausspruch der Preisrichter bei der Thierschau 184. Aufforderung an die Kunst- und Handelsgärtner zur Betheili- gung an der Ausstellung während der Thierschau. G.17. Strassenstaub gegen die Traubenkrankheit. 25b. Ueberwinterung von Pflanzen ans wärmern Gegenden. 328- Vanda Lowii Lindl. (Rhenanthera Lowii Rchb. fil.). 369. Der Verein für Gartenbau in den Herzogthümern Schleswig, Holstein und Lauenburg zu Kiel und die Ausstellung in Plön. 347. Ueber einige schlechte Gewohnheiten beim Verpacken und Versenden lebender Pflanzen. Vom Inspektor des bo- tanischen Gartens, C. Bouche. 49. 397. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am 30. Dezember 1860. 1. 39S. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am 27. Januar 1861. 33. 399. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am 24. Februar. 65. 400. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am 10. März. 81. 402. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am 28. April. 137. 403. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am 26. Mai. 169. 405. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am 28. Juli. '241. 406. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbiiues am 25. August. 273. 407. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am 29. September 313. 408. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am 27. Oktober. 345. 409. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am i2. November. 377. Friedr. Ad. Haage's jun. Verzeichniss von Kakteen, Agaven, Aloen, Yuccen und anderen Fettpflanzen. 31. De Vriese's Reise nach Japan und den übrigen holländischen Inseln des grossen indischen Archipels. 203. Ueber das Wachsthum der Bambusa verticillata W. 402. C. F. Förster's vollständiger, immerwährender Wand-Gar- tenkalender. 376. Ein Warmbeet am Fenster. 336. Der Warn in Ostindien (Paritium tiliaceum A. Juss.). 304. n. Verzeichniss der Pflanzen-Namen. Abi es Alcoquiniana J. G. Veitch 87. inversa Hort. ItiO. leptolepis Zucc. 87. microsperma Lindl. 86. Tsuga Lindl. 87. Veitchii Lindl. 87. Williamsonii Newb. 160. Acacia Drummondii Benth. 46. 114. Pseudo-Drummondii Her. 46. Acis autumnalis Salisb. '274. Acroclininm roseum Hook. 103. 386. Acrostichum caulolepia Karst. 16. deorsum Karst. 16. Engelii Karst. 16. lepidotum Karst. 16. rupestre Karst. 16. truncicola Karst. 16. Adenandra speciosa 115. umbellata 115. Adenostephanus incanus Kl. 164. Adiantum Feei Th. Moore 63. Aechmea Melilonii Hort. Mak. 2'29. Afirides erispum Lindl. 143. Wightia- num '250. Aeschynauthus cordifolius Hook. 251. Agave aloina 179. angustifolia Haw. 178. 179. Antillarura 178. attenuata 160. Cantala 179. Celsiana 178. chlo- racantha 179. Commelyni S.alm-D. 178. densiflora Hook. 150. elegans Hort. 178. ferox C.Koch 178. filifera Salm- D. ß. adornata Scheidw. 2S7. Fun- kiana C. Koch 179. geminiflora '2. granulosa Scheidw. 286. Jacquiniana Schult. 179. inaequidens 17S. Kerat- to Mill. 179. l.itifolia Hort. 178. lurida 179. maculata Reg. ISO. ma- culosa Hook. 180. Martiana 179. mi- cracantha 179. Milleri 150. 180. mitis Agave (Fortsetzung.) Mart. 179. polyphylla C. Koch. 179. potatorum 178. prolifera 181. pulchra Hort. 178. rigida 178. 179. Rumphii Hassk. 179. rupicola Reg. 179. Sar- torii C.Koch 179. scabra Salm-D. 178. schidigera Lern 287. tehuacanensis 178. verae crucis 179. yuccaefolia Red. 44. 150. 180. Ag e r a t u m conyzoides 386. cordatum 386. Houstonianum 3''6. inionspicuum 386. Aletris arborea Willd. 395. fragrans Willd. 396. Alocasia cuprca C. Koch 141.176,283. argyroneura C. Koch 8. 116. 176. 266. 281. 28,!. erythraea C. Koch 8. 176. '281. '283. heteroneura C. Koch 283. metallicaHook.2.44.140. 141.267. '283. metallica Schott 283. AloS albocincta Haw. 44. angulata Willd. '2Lt2. fragrantissima Jacq. 396. fruticosa 292. Lingua Thunb. '292. margaritifera L. 29"2. mitraeformis Lam. 292. plicatilis 292. purpurea Lam. 29'2. variegata Lam. 292. verrucosa Ait. 29'2. Alonsoa Warszewiczii Reg. 103. Alpinia nutans Sm. '285. Alsophila guianensis Hort. 63. Alstroemeria argenteo-vittata 264. Alternanthera paronychioides St.Hil. '248. Alyssum atlanticum Desf. 386. AmaryUis calyptrala 377. Belladonna L. 250. Amblyolepis setigera DG. 103. Amelanchier Med. 200. Amherstia nobilis Wall. 124. Amomnm Clusii Sm. '228. Amorphophallus dubius Bl. 44. Amphicome Emodi Lindl. 301. Amygdalus Balansae 294. communis 294. Orientalis 294. salicifolia '294. Anacyclus clavatus Pers. 70. veluti- nus L. 70. Anagallis collina Schousb. 386. Andr iap etalum polystachyum Schott lt.5. Androlepis Skinneri Brongn. 139. 190. Anecochilus (Anoöctochilus) setaceus Bl. 39. Angraecum eburneum 3'2. sesquipe- dale Pet.Th. 2.32.249. superbum33. virens Hort. angl. 32. Anthemis chia 386. Antirrhinum majus-Formen 103. 386. Aquilegia vulgaris-Formen 103.270. Arabis purpurea S. et Sm. 386. Aralia Brownei Hort. 2'23. Hookeri223. papyrifera Hook. 360. 377. spinosa L. ß. subinermis 360. Teysmanni 223. Arctotis breviscapa Thunb. 103. 386. Areca sapida Sol. 249. Arisaema Murrayi Hook. 144. prae- cox 144. 155. 156. ringens 144.155. Sie- boldii 155. 156. serotinum 155. 156. Aristolochia trilobata L. 251. Aroni a Pers. 200. Arum albispathum Led. 156. appendicu- latum Hort. 266. Dracunculus L. 156. italicum Mill. 156. maculatumL. 156. 414 Arnm (Fortsetznng.) Orientale Bieb. lob. pictum L.fil. 144. 156. ringens Thunb. 155. ternatum Thunb. 156. Arundo Donax fol. rar. '264. Asarum arifolium 117. japonicnm 117. Thunbcrgii 1 17. Aspidistra punctata Lindl. 117. '286. Aspidium pachyphyllum Kze 62. san- ctum Mett. 6'2. Asplenium attenuatum Karst. 15. Asteroccphalus atropurpureus 410. Aster n - Formen .!S7. Asterophyton myriostigma Lern. "269. Atherurus ternatus Bl. 156. Anbrietia purpurea DC. 386. Azalea amoena 114. Formen lu9. 168. '269. occidentalis T. et Gr. '263. Bambusa Metake 3'28. viridi-glau- cescens Hort. *2sb. Begonia Bowingiana Charop. 46. dae- dalea 268. 3UU. discolor 7'2. imperia- lis Lern. 158. '268. 300. phyllomanica Mart. '23ü. prolifera Hook. -230. sma- ragdina Lern. 159. versicolor 7'2. Bellucia multiflora Karst. 14. Beloperone violacea Fl. 23U. Berberis aetnensis Fresl. 76. africana Hebstr. 74. altaicaPall. 94. Aquifolium Pursh 95. arborescens Hort. 76. ari- stata DC. 83. aristata ß. micrantha Hook. 76. asiatica Koxb. 83. aurea Tauscb 75. brevifolia Schrad. 94. bu- xifolia Lam. 95. canadensis Pursh 82. 9'2. canadensis Willd. 84. cerasina Scbrad. 83. Cbitria Ham. 83. cratae- gina DC. 76. crenulata Schrad. 75. cretica L. 76. cretica Thunb. S2. dau- rica Fall. 94. declinata Schrad. 94. divcrsifolia Sweet 95. dulcis Sweet 95. eniarginata Schrad. 93 Loud.84. Willd. 94. fascicularisSims95. Fendleri A.Gr. 84. fioribunda83. glauca Hort. 94. glau- cescens Hort. 94. Guimpelii C. Koch 74. 82. 84. hybrida Hort. 95. Jacquini Schrad. 75. ibcrica Fisch. 76. 82. ili- cifolia Forst. 95. ilicifolia Hort. 76. innominata Kiclm. 75. laxiflora Schrad. 75. lucida Schrad. 75. Lyciom Royle 83. macrocantha Schrad. 93. macro- theca Schrad. 93. raarginata Hort. 94. melanocarpa Schauer 93. microphylla Dietr. 76. montana Kinn. 93. nepa- lensis Hort. 76. nervosa Pursh 95. Neuberti Hort. Bollw. 94. nitens Schrad. 93. oborata Schrad. 76. petiolaris Wall. 76. 82. 83. pinnata Hook. 95. purpnrea Hort. 75. 94. repens Lindl. 95. sanguinolenta Schrad. 83. sibirica Pell. 94. sinensis 74. 82. 84. spathu- lata Schrad. 84. sulcata C. Koch 75. Thunbcrgii DC. 82. tinctoria Lesch. 83. vulgaris L. 74. 75. Beschorncria tubiflora 181. yuccoi- des Hort. 44. 181. Biarum-Arten 156. Bignonia aequinoctialisL. 300. Cham- berlaynei Sims 301 1. Billbergia macrocalyx Hook. 150. Skinneri Hort. 190. Biota pendula Endl. 191. orientalis flagellit'ormis 191. ß.arthrotaxoides 295. Biscutella auriculata L. 3Sb. Bra chy g lott i s repanda Forst. '254. Brachyloma Karstenianum Banst. 15. Bromelia Carolinac Beer 170. B r o w n e a gi-andiceps Jacq. 268. Cactus Mamillaria L. 293. Caladium albicans Stange '266. 284. Argyrites Chant. 284. argyroneuron Stange '266. argyrospilum Chant. 284. Baraquinii Chant. 143. '284. Belleymei Chant. 144. '283. bicolor Vent. '284. Brongniartii Chant. '284. Chantini Lern. '284. cordatum Versch. 283. cujireumC. Koch 141. cuprciim Hort. 140. 176. '281. 283.EnkeanumG.Koch'267.'284.Gaerdtii C.Koch '284. Haageanura C.Koch 267. 284. hastatum Lem. 283. HouUetii 284. Humboldtii Schott 284. Lauche- anum C. Koch '266. '281. marmoratum Math. '284. metallicum Hort. '283. Nea- manni Chant. 44. '283. pellucidum DC. 284. Perrieri Chant. 143. '284. pictum DC. '284. picturatum C. Koch '283. picturatum albinervium 266. 284. Poe- cile Schott '284. Poccile pallidinervium 267. porphyroneuron C. Koch 2. 8. 176. 283. Rogieri Chant. '284. rubel- lum C. Koch 284. Sagittaria Stange •266. '284. Schillerianum Stange '266. '283. Schmitzii Hort. 176. '283. Schoel- lerii Chant. 176. 283. splendens C. Koch 284. subrotundum Lern. '283. thiripedestrum Chant. '2S4. Troubetz- koi Chant. 143. '266. Veitchii Hort. 140. 2S3. Verschafieltii Chant. '284. Wallisii Stange '266. '284. Calandrinia Andrewskii G.Don 386. Calendula Crista galli Hort. 387. eriocarpa DC. 387. officinalis L. 386. pluvialis L. 242. ,387. Pongei Hort. '242. 387. prolifera 386. ranunculoides 386. stellata Cav. 387. Calliandra hacmatocephalaHarsk. 45. Callicarpajaponica301.1anataVahll58. Iasiantha301.purpurea301. violacea301. Calliopsis bicolor ßchb. 104. elegans Hort. 104. CallirrhoS digitata A. Gr. 104. pe- data A. Gr. 103. Callixene polyphylla Hook. 44. Calonyction speciosum Choisy 399. Cam elli en-Formen l(i9. 263.269. Campanula arrecta (nicht errecta) 104. primulacfolia Brot. 104. Campyl obo try s discolor 115. Ghies- brechtii Lem. '268. Canna flaccida Salisb. '286. glauca L. 286. iridiflora R. et P. 150. 285. lim- bataBosc. 38/. picta lutea Vilm. 387. ßeevesii Lindl. '286. splendens Hort. 387. Caraguata serrata Hort. 170. Cardamine latifolia Vahl 159. Carludovica, Aufzählung der Arten 335. palmata R. et P. '285. 314. Caryodendron orinocense Karst. 15. Catasetum atratum Lindl. 39. pal- lidum Klotzsch 39. Cattleya labiata ß. Lindigii Karst. 15. Skinneri 116. Ceanothus elegans 151. Celosia cristata 30'2. Centradenia grandifolia Endl. '229. Cephalophora aromatica Schrad. 388. Cephalotaxus drupacea S. et Z. 88. Ceratostemma longiflorum 1 70. Cereus callicoche Hort. 269. inermis Scheidw. '269. Martini Laboar. 159. Chamaebatia foliolosa .JOl. Chamaemeles Lindl. 200. Chamaerops excelsa Fort. 38. For- tunei Hook. 38. Chenopodium Atriplicis L. fil. "231. purpurascens Jacq. '231. Cheiranthus Cheiri L. 399. Chi na -Astern 387. Choretes Galvestonensis Herb. 31. glauca Herb. 12. 31. Chorozema Henchmanni 114. Chrysanthemen- Formen 27Ü. Chrysanthemum carinatum Schousb. 125. 197. tricolor Andr. 1'25. Tnr- reauum Vis. 71. Chrysodium maracaybense Karst. 16. Chysis bractesccns Lindl. 39. 116. C ine ho na bogotensis Karst. 14. Cineraria cordifolia L. hl. 238. macro- phylla Led. 238. platanifolia Hort. 236. robustaLed. '238. sibirica W. etK. 238. speciosa Schrad. 238. thyrsoidea Led. 238. C ine rar i en 408. Cissus velutina Hort. 45. Cistus vaginatus Ait. ß. leucophyllus 230. Clarkia elegans Dougl. 104. pulchcUa Pursh 104. 197. 301. 3S7. Clavija ornata D. Don '25'2. C 1 e m at i s azurea grandiflora Hort. 23'2. Francofurtensis 232. patens Morr. et Duo lt)6. recta L. 166. 301. Viticella venosa 166. 232. Clerodendron Bungeanum 328. Clinostylis speciosa Höchst. 45. Clintonia corymbosa DC. 5. elegans Dougl. 5. pulchella Lindl. 5. pusilla D. Don 5. Coccocyps elum repens Sw. 158. Cocos comosa Mart. 38. plumosa Lüdd. 38. Coelogyne cristata 66. Coleus Blumei Benth. '269. inflatus Benth. 230. Macraci Benth. 230. Ver- scbaffeltii Lem. '269. Colletia cruciata Gill. et Hook. '263. ferox Bictonicnsis 263. Collinsia bicolor 1U4. multicolor 104. Condalia paradoxa Spreng. 363. Convolvulus hederaceus Mill. 399. mauritianus Boiss. '231. tricolor L. 104. 387. Coptis trifoliata 116. Corbularia Bulbocodium Haw. 150. Cordyline Rumphii Hook. 394. Coreopsis cardaminaefolia T. et Gr. 1U4. tinctoria Nutt. 104. Corispermum Redowskii 387. Cormus Spach '200. Cosmanthus grandiflorus Benth. '264. C o s m i d i u m Burridgeanum 387. Veit- chiauum 387. Cosmophyllum cacaliaefolium C. Koch 245. Cosmos atropurpureus Hort. 231. di- versifolius Otto '231. 27u. 301. Cotoneaster Med. 199. Crataegus L. 199. '200. C r i n u m giganteum 45. Cucumis Grossularia Hort. 387. my- riocarpus Naud. 387. Cup he a eminens PI. et Lind. '230. jo- rullcnsis H. B. K. '2.30. '269. Cupressus patula Pers. 191. pendula Thunb. 191. Cyanophyllum maguificum 115.312. Cyathea Cunninghami 63. medullaris 117. Mettenii Karst. 16. Smithii 63. vestita Mart 16. Cycas revoluta 2. 7. Cy clamen coum 167. persicum 167.270, Cyclanthus bipartitus Poit. 335. cri- statns Klotzsch 335. 415 Cydonia Pers. 199. japonica Pers. 84. '26i. Mallardii 85. Moerlosii 85. Papeleui 86. umbilicata 85. 86. Cynoglossum longiflorumBcnth. 400. Cypripedium barbatum Lindl. '250. Faireanum Lindl. '250. hirsutissimum Lindl. -250. Cyrtandra pendula Bl. 158. Cyrtanthus sanguineus Hook. 45. Cysticapnos africana Gaertn. 388. Uahlia cosmaeflora Jacq. 3S7. glabrata Lindl. 3S7. Jupiter '264. Mcri'kii Lehm. 387. minor Vis.. i87. repens Hort.. 187. Daphne Gardneri Wall. 56. papyrifera Sieb. 33. 56. Darlingtonia californica Torr. '25t. Dasylirion acrotrichonZacc.65.'25 1 .'256. caespitosum Seheidw. '286. Datura Bertolonei Pari. 387. fastuosa L. fl. pl. '2ii3. laevis Jacq. 387. Metel L. 387. Daubentonia Tripetiana Poit. 387. Decke ria Corneto Karst. 15. Delphiniura Ajacis L. 409. Conso- lida L. 104. 409. formosissimum 409. mesoleucon var. Fraseri 301. trium- phans 301. Dendrobrium deusiflorum Lindl. 249. linguael'orme Swartz 2'28. Dentaria digitata 159. Dianthus arenarius 171. barbatus L. 167. 405. Carthusianorum 171. chi- nensis 104. Uunettü 197. Heddcwigii 104. 166. 302. 405. latifolius Veitchii .405. papillosus Hort. 405. Saxifraga L. 409. Seguieri 47. superbus L. 409. Didiscus coerulcus Hook. 410. Digitalis Buxbaumii Bess. 387. Dimorphotheca graminifolia DC. '231. pluvialis DC. '2i'2. 387. Dionaea Muscipula 19'2. D i p 1 a d e n i a Harrisii Hook, (nicht Purd.) '251. Diplazium Katzeri Reg. 63. Dracaena angustifolia Roxb. 394.395. arborea Lk. 395. arborea vera Hort. 394. atropurpurea Roxb. 398. Au- bryana Brongn. 398. Betschleriana Goepp. 394. bicolor Hook. '228. 398. Boerhavii Ten. 394. canariensis Hort. canariensis Hort. 394. cernua Jacq. 396. concinna Hort. 39.5. Draco L. 393. 39 i. Ehrenbergii Hort. 398 el- liptica Desf. 397. ensifolia Haw. 395. ensifolia Hort. 395. ensifolia Wall. 395. excelsa Ten. .W6. flexilis Hort. 397. flexuosa Hort. 397. Fontanesiana Schult. 397. fragrans Gawl. 396. fruticosa Goepp. 397. fruticosa Hort. 395. gra- cilis Hort. 395. Hookeriana C. Koch 394. javanica Kth 397. Knerkiana C. Koch 394. Lenncana Hort. 398. maculata Roxb. 398. marginata Lara. 395. marginata latifolia Hort. 395. mauritianallort. 395. nigra Hort. 397. ovata Gawl. 398. reflexa Dne 396. Lam. 39ti. salicifolia Hort. 397. Sie- boldii Hort. 397. SieboldiiPlanch. 397. spathulata Hort. 398. spicata Roxb. .'.97. stenophylla G. Koch 395. tes- sellata Willd. 395. terniflora Roxb. 397. thalioidcs Mak. 398. Timorensis Kth 396. umbraculifera Jacq. 396. Wallichii Kth 397. Dracocepbalum argunense Fisch 388. canaescens L. 387. Moldavica L. 388. Ruyschianum L. 388. sibiricum L. 405. Dracontium foetidum L. 156. Dracopis amplexicaulis Cass. 409. Dracnnculus vulgaris Schott 156. Drimys Winteri Forst. 158. Drosera spathulata Hook. '230. Dubois-Reymondia lancipetala Karst. 15. palpigera Karst. 15. Echinocactus myriostigma Salm-D. 269. Ottonis Lehm. 293. Echinops Pentlandii Salm-D. 159. Echites suaveolens A. DC. 403. Edgeworthia chrysantha Lindl. 33. 56. Gardneri 56. papyrifera Zucc. 33. 56. Elaeocarpus cyaneus Sims '243. re- ticulatus Sims 247. Epacris delicatula 114. multifloraRolI. 151. E p i p h y 1 1 u m Ackermanni Haw. 293. Phyllanthns Haw. '293. truncatum Haw. '293. Erica Willmoreana 114. aristata 263. Eriobotrya Lindl. '200. Erodium pelargoniflomm Boiss. et Heldr. 46. Erysimum perfoliatum Crantz 388. Erythrina Crus galli L. '269. flori- bunda 2(i9. Ethulia conyzoides L. 388, corymbosa Hort. Berol. 388. Eucharidium concinnum F. ctM. 104. grandiflorum I". et M. 104. Eudianthe Coeli rosa Fenzl 1'20. oculata Fcnzl 120. Euphorbia meloformis Ait. 293. E V e 1 y n a Caravata 250. Evonymus angustifolius Hort. 362. europaeus L. 362. latifolius Scop. 36'2. multiflorus Opiz 362. nanus Bieb. 362. Farfugium grande Lindl. '235. Felicia angustifolia N. v. E. 388. te- nella N. v. E. 388. Zeyheri N. v. E. 388. Ferdinanda eminens Lag '245. oppo- sitifolia Saem. '245. Festuca rigida 388. Ficaria calthacfolia Rchb. 159. Florestina pcdata Cass. 388. Fourcroya s. Furcraea. Forsythia suspensa Vahl 294. Tiri- dissima Lindl. '294. Fragaria caroliniana 379. lucida 379. Franciscea eximia Scheidw. 66. 151. 155. grandiflora Lcm. 151. macro- phylla Schlecht et Ch. 151. Fuchs ia conica Lindl. 330. decussata Grab. 330. discolor Lindl. 330. ele- gans Paxt. 330. globosa Lindl. 330. gracilis Lindl 330. macrostemma Don. 330. recurvata bot. mag. 330. Fuchsien -Formen 168. 302. Fumaria vesicaria L. 388. Furcraea Commelyni 178. cubensis 178. gigantea 178. Selloa 178. tube- rosa 178. Willemetiana 178. ©amolepis annua Less. 388. Tage- tes DC. 388. Gilia achilleaefolia Benth. 120. 388. androsacea Steud. 1'20. capitata Dougl. 1'20. congesta Hook. 388. dianthoides 1'20. inconspicua Dougl. 388. lutea Steud. 1-20. millefoliata F. etM. 388. nivalis Hort. 1'20. tricolor Benth. 120. 388. Gleichen ia dicarpa R. et P. '293. Globba nntans L. 285. Gloxinien-Formen '251. Godetia bifrons Hort. 388 Cavanille- sii Spach 388. grandiflora Lindl. 388. insignis Hort. 197. 388. quadrivulnera Spach 388. rubicunda Spach 388. te- nella Hort. 388. vinosa (nicht venosa) Lindl. 388. Willdenowiana Spach 388. Gomphrena aurantiaca Hort. 388. coccinea Dne 388. Haageana Klotzsch 388. Grahamia aromatica Hook. 388. Grammanthes gentianoides DC. 388. Grammatopliy 11 um EUisii Lindl. 39. speeiosum Bl. 39. Grangea maderaspataua Hort. 388. G r e v i 1 1 c a alpestris Meisn. '263. Gustavia Lindenii Hort. '2'29. ptero- carpa Poit. 229. Guzmannia tricolor R. et P. 44. Gymnog ramme Stelzneri C.Koch 6'2. tricolor Hort. 117, Wetenhalliaua Th. Moore 62. Gymnomesium pictura Schott. 144. Gymnopsis uniserialis Hook. 388. Gynura haematophylla 117. Gypsophila effusa Tausch 388. ele- gans Bieb. 388. 'muralis L. 3^^8. pa- niculata L. 388. repens L. 388. Ste- vcni Fisch. 388. Habenaria salaccensis Bl. 39. Hebenstreitia dentata Thuub. 388. ericoides Thunb. 388. H e c h t i a planifolia Klotzsch 34. 139. Hedypnois pendula Balb. 388. Helianthus californicus Hort. 388. orgyalis DC. 243. 247. salicifolius O. et D 243. 247. Helichrysum anthemoides Sieb. 389. bracteatum 302. inapertum Vilm. 389. niveum 197. Heliophila araboides Sims 1'20. 389. dissecta Thunb. 389. pilosa Lam. 120. pinnata L. fil. 389. stricta bot. mag. l'2ü. trifida Thuub, 1'20. Heliopsis canescens H. B. K. 389. Helipterum anthemoides DC. 389. Hcmerocallis disticha 302. H e m o 1 e p i s Ehrenbergii Hort. 399. Hesperis tristis L. 389. Hesperomelcs Lindl. '200. Heteropoda asaroidcs 66. Heterotoma lobolioides Zucc. 262. Heterotrichum macrodonPlanch.lSi. H i b i s c u s digitatus Cav. 389. Richard- sonii 389. syriacus 389. H i e r a c i u m grandiflorum Hort. 389. speeiosum Hort. 389. Hippeastrum calyptratum 377. Howardia caracassana Wedd. 251. Hyacinthen-Formcn '264. Hymenatherum tenuilobum DC. 389. Hymeuocallis acutifolia M. J. Roem. 28. adnata Herb. 23.27. amoena Herb. 11. angustaHcrb. 24. bistubata Herb. 12. Bonplandii Kth. 30. Borskiana de Vr. 12. caribaea Herb. 13. eay- manensis Herb. 24. coronaria Kth '28. crassifolia Herb. 24. Dillenii M. J. Roem. '28. disciformis M.J.Roem. 29. Dryandri M. J. Koem. '27. expansa Herb. 2.S. fragrans Salisb. 11. glanca Zucc. 12. 31. Harrisiana Herb. 13. insignis Kth 30 lacera Salisb. '28. littoralis Salisb. 23. lobata Klotzsch 29. mexicana Herb. 2;t. Moritziana Kth. 12. obtuBata Gris. 14. occiden- 416 Hymenocallis (Fortsetzung.) talisKth31. ornataRoem.ll. ovalifolia Herb. 11. paludosa Herb. 30. Sal. 29. panamensis Lindl. '29. pedalis Herb. 30. petiolata M. J. Roem, 13. qui- toensis Herb. '29. repanda 0. et D. "27. rotata M. J. Roem. '28. senegambica30. sessilis Salisb. 13. SkinnerianaHerb. 12. speciosaSalisb. 11. tenuifloraHerb. '23. tabiflora Salisb. 29. undulata Herb. 30. Jatropha panduraefolia 261. podagri- ca '261. Jasminum Ärbusculum 274. Iberis amaraL. 12U.39S. -410. pectinata Boiss. 39S. purpurea Hort. 1'2Ü um- bcllata L. 1-20. 398. 410. Jessenia polycarpa Karst. 117. Impatiens Walkeri Hook. 230. Incarvillea Emodi Wall. 301. gran- diflora Hort. 398. sinensis Lam. 398. Inga haematocephala4.T. baematoxyla45. Ipomoea bona nox L. 399. bonaricn- sis Hook. 399. Burridgii Hort. 399. Burridgesü Hort. 399. commutata ß. et S. 399. Dickinsonii Hort. 399. Dick- sonii Hort. 399. FerrandianaHort. 399. ficifolia Lindl. 399. hederacea L. 399. mexicana alba Hort. 399. Michauxii Hort. 399. muricata Jacq. 399. Nil L. 399. purpurea Lara. 31)9. rubro- coerulea Hook, 399. Sellowii Hort. 399. trichocarpa Ell. 399. violacea Tera Hort. 399. Iriartea deltoidea 15. Lamarckiana d'Orb. 15. sphaerocarpa d'Orb. 15. ventricosa d'Orb. 15 Ismelia versicolor Cess. 1'25. Ismene Knightii Kn. et W. 28. Juglans regia stellata 160. regia va- ricgata 160. serotina 160. Juniperus attica 34. oblongo-pendula Loud. 88. rigida S. et Z. 88. rufe- scens 34. Jus t i cia diehotoma BI. 158. Ixora jucunda Thwait. 45. Kalbfussia Salzmanni C.H. Seh. 399. Kaulfussia Salzmanni Hort. 399. Kniphofia aloides Mönch 150. Kohleria lanata Lern. 268. £,ack 399. Lasthenia californica DC. 399. gla- berrima DC. 399. glabrata Lindl. 399. Lathyrus annuus L. 400. artieulatus L. 400. azureus Hort. 400. Clymenum L. 4U0. magellanicus Hort. 4U0. odo- ratusL. I'25. 399. sativusL.-400. specio- sus Hort. 400. sphaericus Retz. 406. Tingitanus L. 399. Lep tod actylon californicum r20. Leptosiphon hybridus 1'20. Leptostachya diehotoma N.v.E.158. Levcoje 400. Liabum discolor C. H. Seh. 357. Liatris spicata Willd. 400. L i g u 1 a r i a cristata Hort. 270. gigantea Sieb. 2!i6. Kaempferi Sieb. '236. spe- ciosa Fisch. 238. Lilium giganteum 286. -Blendlinge 170. 184. '208. Linaria bipartita Willd. 400. bipunctata Hort. 400. elegans Desf. 400. Perezii Gay 400. pyrenaica L. 400. triphylla MiÜ. 400. versicolor Moensh 400. Lindelofia spectabilis Lehm. 400. Linum aeuminatum Hort. 400. candi- dissimnm Hort. 400. nervosum W. et K. 400. Litobrochia areolata Th. Moore 63. Lobelia argutaHort. 126. bicolorSims 125. 402. compacta 126. densa 126. erinoidcs L. 125, 402. gracilis Hort. 126. grandiflora superba 126. hete- rophylla Lab. 126. 403. marmorata 126. 403. multiflora 126. oculata 1'26. ramosa Benth. 126. 403. trigonocarpa F. Müll. 12(1. Lupinus affinis Hort. '278. albus L. 127. -258. 259. angustifolius L. 272. arboreus 260. aridus Lindl. '276. ar- gyraeus DC. 271. Barkerii Lindl. 127. 277. bicolor Lindl. 278. bilineatus Benth. 126. 127. 276. bimaculatus Sweet 277. californicus Vilm. 403. Cosentini Guss. '271. Cruckshanksii (nicht Cruik- shankii) Hook. 137. 276. 403. densi- florus Benth. 277. digitatusForsk. '271. Dunetti superbus 127. Ehrenbergii 278. elegans H. B. K. 126. 1'27. guatema- lensis Hort. 127. '276. 403. Hartwegi Lindl. r27. 276. hirsutissimus Benth. '276. hirsutus Hort. 271. hirsutus L. 272. hybridus Hort. 1'27. 276. Leh- manni Hort. 278. leptophyllus Benth. 278. Liebmiinni Hort. '278. linifolius Roth27'2. luteusL. 264.272. magnificus Hort. 403. MenziesiiAg. 1'27. 2fi4.'275. mexicanus L.ag. 126. I'27. 276. mi- cranthus Dougl. '278. micranthus Guss. 272. microctirpus Sims 277. Moritzia- nus Hort. 276. mutabilis Sweet -276. '276.403. nanus Dougl. lil.'ilf^. nut- kanus Doun. 271. pilosus L. 271. po- lyphyllus Lindl. 403. pubescens Benth. 126. 1'27. 276. pubescens eiegans 276. pulchellus Sweet 126. 277. purpureus Del. '278. reticulatus Desv. '272. spe- ciosus Vilm. 403. subcarnosus Hook. 127.277.403. succulentus Dougl. '277. sulphureus Dougl. 127. 275. Termis Forsk. 127. 257. '259. tricolor elegans Hort. 1'27. varius L. '271. venustus Hort. 127. 277. Luzuriaga erecta Kth 44. Lycaste Skinneri 250. Lychnis Haageana 127. 301. Lyonia arborea 275 Lyperia violacea Benth. 403. Lycium chinense Mill. 362. lanceola- tum Lam. 362. megistocarpum Don. 362. Trevianum R. et S. 362. ]fladaria corymbosa DC. 403. Madia elegans Don 403. mellosa Vilm. 403. sativa Molina 403. Mahonia Aquifolium Nutt. 95. fasci- cularis DC. 95. glumacca DC. 96. nervosa Nutt. 56. Malus Astrachanica Dum. C. 215. Fon- tanesiana Spaeh 215. frutescens 214. heterophylla Spach216. hybridaDesf. 2l5. tomentosa Dum. C. 215. Malortiea gracilis Wendl. 228. Sim- plex Wendl. 2'28. MalvaÄlceaL. 403. Creeana Hort. 403. crenata Hort. 403. crenulata Hort. 403. crispa L. 403. mauritiana L. 403. miniata Cuv. 403. Moreni PoU. 403. sylvestris L. 403. Mami Ilaria simplex Haw. '293. Mandevillea suavcolens Lindl. 403. M a n u 1 e a Cheiranthus L. 403. violacea Lk 403. Marssonia primulina Karst. 15. Martynia Craniolaria Glox. 403. for- mosa Dietr. 403. fragrans Lindl. 403. lutea Lindl. 403. Matricaria capensis Hort. 402. exi- mia Hort. 403. Parthcnum L. 402. Matthiola annua Sweet 4U0. incan» R. Br. 400. Mesembrian themum cordifolium L. fil. 404. crystallinum L. 404. glabrum Ait. 404. pinnatifidum L. fil. 404. po- meridianum L. 404. pyropaeum Haw. 404. Mespilus L. 199. Methonica abyssinica 45. gloriosa 45. grandiflora Hook. 45. 267. Flantii45. virescens 45. Miconia Lindcnii 151. Milla biflora Cuv. 250. Mimulus atrosanguineus 404. cardina- lis Dougl. 404. coeruleus Hort. 404. fortunatus Hort. 404. glabratus Humb. 404. Groomii Hort. 404. guttatus DC. 404. Lewesii Pursh 404. luteus L. 404. moschatus Dougl. 404. Parmentieri Hort. 404. quinquevulnerus Hort. 404. ringens L. 404. rivularis Lindl. 404. roseus Dougl. 404. rubiginosus Hort. 404. Mirabilis Jalapa L. 404. longiflora L. 404. Monochaetum CandoUeanum Naud. '294. ensiferum Lind. 294. Naudinia- num Neum. 294. Montanoa moUissima Hort. 246. '296. Moricandia Ramburii DC. 405. Morina longifolia Wall. 405. persica L. 405. Mulgedium albanum DC. 2'27. alpi- num Less. 227. floridanum DC. 2'27. Plumieri DC. '227. prenanthoides DC. '227. sibiricum Less. 2'27. Musa Cavendishii Paxt. IÖ3. chinensis Sweet 153. Dacca Hort. 243. Ensete Gmel. 228. 249. Mutisia Clematis L. fil. 15. pichingi- nensis Karst. 15. Myosotis azorica Wats. 405. palustris L. 405. sylvatica Hoffm. 405. Ularcissus Bulbocodium L. 150. Nar dos mi a laevigata DC. 254. Nelken formen '269. 302. 405. Nemesia atomaria coclestis 127. com- pacta Hort. 6. floribunda Lehm. 6. oculata 127. versicolor 6. Nemesien- Formen 6. Nemophila discoidea 243. Nepenthes destillatoria 294. mada- gascariensis 293. Ncpeta macrantha Fisch. 405. Nephelaphyllum magnificum Hort. '250. pulchrum Bl. 250. Neumann ia atrorubens C. Koch 2'28. Nicotiana glutinosa L. 405. gracili- flora Hort. 405. gracilipes Hort. 405. multivalvis Lindl. 405. sanguinea Lk et 0. 405. Nidularium Scheremitejewii Reg. 170. Nierembergia gracilis Crozyana 264. intermedia Grab. 407. Nigella DamascenaL. 127. 405. hispa- nica L. 1'27. 19^. romana Hort. 405. Nolana atriplicifolia D.Don 405. gran- diflora Lehm. 405. paradoxa L. 405. paradoxa violacea 405. prostrata L. 405. tenella Lindl. 405. Nuttallia pedata Hook 104. 417 Nyctago Juss. 404. Nycterinia africana Don 6. selaginoi- des 6. TÜlosa Hort. 6. Nycterinien 6. Ocimum (nicht Ocymum) anisatum 406. arboreum 400. Basilicum L. 400. bul- latum Lam. 400. minimum L. 406. ni- grum Thouin 406. Oenocarpus Mapora Karst. 15. Oenothera aoaulis Cuv. 400. biennis L. IviS. biennis hirsutissima 1'28. bi- storta Nutt. 3 Veitchii V2S. oampylo- calyx C. Kocli I "iS. campylocarpa Hort. 128. concinna Don 400. corymbosa Curt. 1'28. Drummondii Hook. 128. elata H. B. K. 128. Fiaseri Pursh 406. fruticosaL. 128. 406. gracilis Schrad. 406. grandiflora Hort. 128. Jamesii Hook. 128. Lamarckiana DC. 406. macrantha ScUo 406. media Lk 128. 406. mexicana Hort. 406. missurien- sis Sims 400. puraila 406. purpurea Willd. 388. ripario-glauca 128. rosea Ait. 406. salicifoliaDesf. 128. Sello- wii Hort. 406. spectabilis Hort. 128. taraxifolia Sweet 406. tenella Car. 388. Tcrsicolor 128. Oncidium Janeirense Rchb. 39. longi- pes Lindl. 09. phymatochilum Lindl. 39. Ononix Natrix Lam. 135. pubescens L. 135. rotundifolia L. 135. viscosa L. 135. Onopordon Acanthium L. 226. acau- lon L. 226. illyricura L. 226. Oreopanax Lindeni Dne et PI. 80. Orobus atropurpureus Desf. 406. coc- cineus Hort. 406. Fischeri Lindl. 406. lathyroides L. 406. Osteomelcs Lindl. 199. O u virandra Berneriana Dne 150. fe- nestralis Poir. 114. 148. Oxalis corniculata L. 407. elegansKth 407. esculenta O. et D. 407. floribunda bot. reg. 407. floribunda Lk 408. Martiana Zucc. 407. nniltiflora Hort. 407. rosca Cav. 407. tetraphylla Cav. 407. tetraphylla Lk et 0. 407. tro- paeoloides Hort. 407. Paeonia IWnutan-Formcu 167. 263. Panax Dallachianum 117. Pancratium acutifolium Sweet 28. am- boinense L. ß. 11. amocnum Andr. 11. Salisb. 13. angustum Gawl. 24. Borskia- numdeVr. 12. oaribaeumL. 13. Mill. 13. 28. carolinianum L. 31. coronarium le Conte 28. crassifolium Schult. 24. de- clinatum Jacq. 14. disciforme Red. 29. distichum bot. mag. 24. Dryandri Gawl. 27. expansum Sims 23. fluitans Bartr. 28. fragiansSalisb.il. glaucum Zucc. 12. guiancnse Gawl. 29. latifolium Mill. 13. littorale Hort. 27. littorale Humb.24. littorale Jacq. 23. 27. mexi- canum Hort. 27. mexicanum le Conte 29. mexicanum L. 28. obtusatum Gris. 14. occidentalc le Conte 31. ornatum C. Bouche 11. ovatura Mill. 11. pa- tens Red. 14. 23. 24. pedalc Schult, (pediale Lodd.) 30. petiolatum Willd. 13. rotatum Gawl. 28. rotatum ß. biflorum Gawl. 29. speciosum L. 11. triphyllum Willd. 30. tubiflorum Schult. 29. tubulosum Willd. 30. undulatum H. B. K. 30. Pandanus Candelabrum Hort. 150. ele- gantissimus Hort. 150. javanicus Hort. Pandanns (Fortsetzung.) 241. raauritianus Hook. 150. odora- tissimus L. 150. sylvestris Rumph 150. utilis Bory 150. Panicum micranthum 241. Papaver Argcmone L. 406. comrauta- tum F. et M. 406. monstrosum 135. Mur- sellii Hort. 407. Rhoeas L. 406. som- niferum L. 407. Tonrnefortii hybrida 135. Paritium elatum G. Don 230.233. 304. tiliaccum A. Juss. 23i. 304. Passiflora Baraquiniana Lem. 268. coe- rulea Lk 407. foetida Cuv. 407. gra- cilis Lk 407. servitensis Karst. 15. Pelargonien -Formen 168. 263. Pelargonium tricolor L. 170. Pentagonia Wendlandii Hook. 230. Pen tapterygi um rugosum Hook. 45. Pen ts temon-Formen 407. gentiano- dcs L. 301. Peraphyllum Nutt. 200. Pericallis Webbii C. Koch 408. Petasites officinalis Mönch 254. vul- garis Desf. 254. P e t u n i a argentea Hort. 407. Atkinfiana Paxt. 407. glutinosa Vilm. 407. hy- brida Hort. 406. intermedia G. Don 4lt7. mirabilis Rchb. 407. nyctagini- flora Juss. 407. phoenizea Lindl. 407. pro])inqua Miers 407. variabilis Hort. 407. violacea Lindl. 407. 408. Phacclia bipinnata Mich. 135. cir- cinata Jacq. 135. congesta Hook. 135. conspicuaHort. 135. tanacetifoliaBenth. 135. Phalaenopsis amabilis Bl. 39. eque- stris Rchb. fil. 39. grandiflora Lindl. 39. 300. rosca Lindl. 39. violacea Teysm. 143. zebrina Teysm. 143. Pharbitis hispida Choisy 399. Pharus vittatus 115. Philodendron erubescens C. Koch 249. Phlox acuminata Jursh 407. Carolina L. 407. decussata Lyon 407. Drum- mondii-Formen 407. maculata L. 407. omniflora Hort. 407. pyramidalis Sm. 407. Phoenix dactvlifera 181. farinifera 34. Photinia Lindl. 200. Phygelius capensis 275. 408. Phytolacca decandra L. 408. escu- lenta van H. 408. Phyllagathis rotundifolia Bl. 151. Pinckneya ionantha Hort. 251. Pineliia tubcrifera Ton. 156. Pinus Apollinis 34. pcloponnesiaca 34. Pinsapo 264. Rcginae Amcliac 34. P i r c u n a esculenta 408. Pironneava roseo-coerulea C. Koch 189. Pirus L. (nichtPyrus) 199.200. acerba DC. 213. Achras Wall. 206. amyg- daliformis Vil. 207. angustifolia Dne 207. Ait. 216. apetala Münchh. 214. Astrachanica DC. 215. baccataL. 215. betulaefolia Bge 215. canescens Spach 208. cerasifera Spach 215. cerato- carpa Wender. 215. chinensis Lindl. 205. Ro,xb. 216. communis L. 205. coronaria L. 216. cuncifolia Guss. 207. dasyphylla Borkh. 206. dioica Willd. 214. elaeagrifolia (nicht elaeagnifolia) Pall. 207. eriostylaMor. 213. glabra Boiss 206. graeca Hort. 215. hetero- phylla Steud. 2 1 6. incana C. Koch 207. longipes Cuss. et Dur. 215. malifolia Spach 208. Malus L. 213. M. tenuiflora Pirus (Fortsetzung.) Boenn. 214. Michauxii 406. micro- carpa Wendl. 215. nivalis L. fil. 206. oblongifolia Spach 207. 208. oleae- folia Hort. 206. olivaefolia Hort. 206. Orientalis Hörn. 206. paradisiaca Hort. 214. parviflora Desf. 206. persicaPers. 206. Pollveria L. 207. praecox Pall. 214. prunifcdia Willd. 215. Pyrainus Ref. 207. Pyraster Wall. 206. quin- quefloraHam. 216. Roxburghii C. Koch 2l6. rubicunda Hffmgg 215. salici- folia L. fil. 207. salvifolia DC. 206. serapervirens Willd. 216. sibirica Hort. 215. Sieversii Led. 215. sinaica Thouin 206. spectabilis Ait. 216. sphaero- carpa Wender. 215. suaveolens Wender. 215. subcordataLed.215. syriaca Boiss. 208. tatarica Hort. 215. trilobata DC. 208. Upsaliensis Lodd. 206. Pisum abyssinicum A. Br. 408. Pitcairnia Altensteinii 66. Plectogyne variegata Lk 286. Pleopeltis incurvata Th. Moore 62. Pocockia cretica Ser. 408. Podolepis affinis Hort. 135. gracilis Grab. 135. Pogonia crispata Bl. 182. concolor Bl. 182. discolor Bl. 182. Nerviüa Bl. 182. Polydiclis multivalvis Miers 405. Polygala grandis 115. Polygonuni chinense L. 231. glandn- losum Hort. 408. Orientale L. 408. tinctorium Lour. 408. Polymnia aspera Mart. 24l. maculata Cav. 244. Scliiedeana C. Koch 244. Uvedalia L. 244. Polypodium heracleif olium 116. san- ctum Sm. 62. Portulaca Gilliesii Hook. 409. gran- diflora Canib. 167. 409. megalantha Hort. 168. 409. Thellussonii Hort. 167. 409. Thorburnei Hort. 167. 409. Pothuava Skinneri C. Koch 1.39 190. Pourretia surinamensis Hort. 228. Primula viscosa All. 159. Psammisia penduliflora 46. sclero- pliylla Hort. 46. Psidium piriferum L, 158. Pteris Ascensionis 117. cretica L. 45. quadriaurita Vahl 45. soccorense Karst. 16. tricolor 45. 300. Punica Legrellei Hort. 168. P u y a chilcnsis R. et P. 139. grandi- flora Hook. 229. Warszewiczü Hort. 225. Pyrethrum carneum Bieb. 96. cine- rariaefolium Trev. 34. 70. elongatum Duch. 71. Parthenium Sm. 403. ro- seum Bieb. 33. 96. Willemotii Duch. 71. P y r u s s. Pirus. Q,uercus Fordii 294. Hex 295. Reseda grandiflora 135. Rhaphiolepis Lindl. 200. Rhenanthera Lowii Bclib. fil. 369. Rhipsalis funalis Salm-D. 293. gran- diflora Haw. 293. platycarpa Hort. 293. rhombea Pfeiff. 293. robustaLam.293. salicornioides Haw. 292. Rhizomorpha subterranea 139. 171. Rhododendron -Formen 109. 168. 263. Rhododendron campylocarpum 117. Edgeworthii 109. glaucum Hook. 151. Jenkinsii 170. Stamfordianum 2b3.Veit- chianum Hook. 263. virgatum Hook. 263. 418 Rhopala s. Ronpala. Ehynchosia albo-nitens Lern. '268. Ricinus alVicaiius 'iS?. communis 287. Robinia monophyllos lliü. Rogiera latifolia Dne 158. Rosa -Formen Hü. 'ib9. 302. 319. Rosa Boursaultii G.Don 132. Manettii 132. multiflora Thunb. 132. pomifera 82. 131. lubiginosa 131. sericca Lindl. 46. suaveolens Fursh l'i. 1.51. Roupala adiantifolia Klotesch 162. af- finis Pohl 163. 16.5 aurea Hoi-t. 162. australis Hort. 162. Boissieriana Meisn. 162. Caleyillort. 162. carnea Hort. 162. Clausseniana Hort. 162. complicata Humb. 162. 163. corcovadensis Hort. 163 crcnata Hort. 163. elcgans Schott 163. 161. cstrcllensis Hort, 163. fri- . gida Hort. I'i3. glaucophyUa Hort. 163. heterophylla Pohl 163. Jonghci Hort. 163. maorophylla Schott 163. magni- fica (niagnificens) Hort. 163. Maipu- rita Hort. 164. Martii Meisn. 162. media R.Br. 164. me.xieana Hort. 164. Ibö. montana Aubl. 164. Willd. 164. obovata Kth 164. organensis Gardn. 164. organensis nova 164. pamplonen- sis Lind. 162. 164. Pohlii Meisn. 163. 164. polystachya Kth 165. Porteana Hort. 163. 165. princepsHort. 165. sessi- lifolia A.Rich. 165. silaifolia Hort. 165. Skinneri Hort. 165. speciosa Hort. 165. Rudbecliia amplexicaulis Vahl 409. oppositifolia 409. Saccharum violaceum 241. Saccolabium curvifolium 140. gutta- tnm Lindl. 250. retusum Hort. 250. violaceum 250. Salpiglottis integrifolia Hook. 407. Salvia coecinea L. 262. dielytroides Roezl 262. gesneriflora 115. Hablitziana Willd. 46. Heerii Reg. ti6. 115. 262. janthina 0. et Dietr. 300. involncrata Cav. 300. Roezlii Seheidw. 2(.2. sea- hiosaefolia Lam. 46. Soucheti 262. splendens Ker 262. Sanseviera fragrans Jacq. 396. fru- ticosa BI. 395. javanica Bl. 398. Saponaria calabrica Guss. 135. mul- tiflora 135. roseo-alba Hort. 135. Saraeha viscosa Schrad. 409. Sarcanthus Parishii Hook. 39. Sauromatum guttatum Schott. 117. 144. 157. Saxifraga Cotyledon L. 264. purpn- rasceus Hort. 264. pyramidalis Lapevr. 264. Scabiosa atropurpurea L. 1.36. 410. Schaehtia dioica Karst. 14. Schinus Molle 181. Schistanthe peduncularis Kze 410. S chi s tocar pha bicolor Less. 244. Schizanthus chilensis Veitch 136. grandiflorus 3U1. grandiflorus oculatus 136. pinnatus 136. porrigens 301. retusus Hook. 136. Priestii 410. ve- nnstus Hort. 410. Sciadopitys verticiUata Zncc. 86. Sciadocalyx Warszewiczii Reg, 115. Scutellaria incarnata Vcnt. 46. Sedum Fabaria Koch 270. Sempervivum globiferum Haw. 159. grandiflorum Haw. 159. tomentosum Haw. 15!». Senecio acerifolius C. Koch -.'37. aloi- des UC. 23 I. alpinus DC. 23S. an- gulifolius DC. 237. Aschenbornianus Schauer 237. cacaliaefolius C. H. Seh. 238. cordatus Koch 238. dictyophyllus Benth. 237. Doria L. 2.JS. elegans L. 235. 410. cricifolius Benth. 235. Farfugium C. Koch -.'35. Ghiesbrcchtii Hort. 237. gonocaulos DC. 235. gran- difülius Less. 237. Hartwegi Benth. 237. imbricatifolius C. H. Seh. 235. Kaempferi DC. 235. Ledebourii C. H. Seh. 23S. macrophyllus Bieb. 238. mikanioides Otto 235. Petasitis DC. 236. pinil'olius Lam. 235. platanifolius Benth. 237. praecox DC. 237. reticulatus DC 237. robustus C. H. Seh. 238. Schumannianus Schauer 237. Seemanni C. H. Seh. 237. sibiricus Lepech. 2j8. Sieboldii C. H. Seh. 235. 270. sub- alpinus Koch 238. subpeltatus C. H. Scb. 237. umbrosus W. et K. 2..i8. Silene pendula L. 136. ornata Hort. 136. pulchella Hort. 136. regia Hort. 136. rosea graeca 136 Silybum eburneum 225. Sinclairea discolor Hook, et Arn. 296. 357. Socratea fusca Karst 15. Solanum Dulcamara L. 363. hete- rogamum Hort. 136. persicum Willd. 363. runcinatum R. et S. 46. texanum Dun. 262. Sonchus asper Vill. 226. fvuticosus l'Her. 227. gummil'er Willd. 46. lae- vigatus Willd. 227. oleraeeus L. 226. pinnatus Ait. 227. platylepis 117. ra- dicatus Ait. 46. squarrosus DC. 227. Sorbus L. 200. Sparmannia africana 181. Spergula pilil'era DC. 136. Sphaeroeoccus crispus 345. Spilanthes oleracea 410. Spiraea Billardii Hort. 159. Nobleana Hook. 270. Spraguea umbellata Torr. 136. Stanhopea radiosa Lem. 267. Statice Bonduelli 3U2. 410. latifolia 3U3. sinuata hybrida 410. Stauroglottis equestris Schsiuer 39. Stenogast ra concinna Hook. 230. Stephanophysum Baikiei Hook. 262. Stranvaesia Lindl. 200. S treptocarpus biflorus Lindl. 230. Gardneri Hook. 230. Humboldtii Hort. 230. polyanthus Hook. 230, Rexii Lindl. 230. Saundersii Hook. 230. Symplocarpus foetidus Salisb. 156. Tabernamontana grandiflora Jacq. 229. Tacsonia Volxeraii Funk. 300. Tagetes erecta L. 136. 410. patnla L. 136. 410. pulehra Hort. 136. si- gnata Bartl. 410. Taxus Uovastoni 295. verticillata Thunb. 86. Telanthera polygonoides Moq. 248. Tetrapanax papyriferum C.Koch 360. Theophrasta longifolia Jacq. 252. Thibaudia bracteata Lind. 46. pen- duliflora 4(). Thlaspi umbell.atum L. 410. Thuja dolabrata Thunb. 88. filiformis Lodd. 191. intermedia 191. pensilis Lamb. 191 Thujopsis dolabrata Zucc. 87. Thunbergia alata Hook. 410. ameri- cana Hort. 410. Tillandsia pulchella Hook. 228. re- curvifolia Hook. 228. Tithonia tiigetiflora Desf. 252. T od ea hymenophylloides Rieh. 63. pel- lucida 63. Torreya nueifera S. et Z. 88. Traehymene coerulea Lindl. 410. Tr adescantia WarszewiczianaKth 44. Trichopilia tortilis 116. Trifolium aurantiacum Boiss. 410. resupinatum L. 410. rubens L. 410. suaveolens Willd. 410. Tritoma Uvaria Gawl. 1.50. Tropaeolum digitiitum Karst. 14. hybridum 198. Tun i Ca Saxifraga Scop. 410. Tussilago Farfara L. 236. japonica Hort. 235. 270. laevigata Willd. 254. Petasites L. 254. Uhdea bipinnatifida Kth. 246. pinnata Hort. 246. pinnatifida Kth. 216. Uroskinnera spcetabilis Lindl. 262. Utricularia Humboldtii Schomb. 158. Vanda gigantea Lindl, 39. 267. Lowii Lindl. 369. Veltheimia viridiflora Jacq. 250. Verbesina alata L. 252. crocata Less'. 253. gigantea Hort. 253. pinnatifida Cav. 2.)3. sinuata Ell. 253. sublobata Benth. 253. Vern onia arctioides 66. Veroniea speciosa 274. Vi humum Opulus L. 362. O-xycoecns Pursh 362. plicatum Thunb. 151. "Viola cucuUataEll. 159. pedata L. 159. Viscaria Burridgii 120. Dunettii 120. splcndida 120. Vi ti s elegans 303. Weigela amabilis 3U3. rosea 303 Weigela- Formen 264. Witheringia pogonandra 117. Woodwardia japonica Sw. 62. orien- talis Sw. 62. Xanthosoma appeudiculatum Schott 266. Xeranthemum .tnnuum !98. 410. cen- taureoides 410. inapertum 410. yucca angustifolia Pursh 44. culata Hook. 44. canali- SBaluzanskya chamaedryfolia 7. lych- nideaWalp. 7. selaginoides Walp. 7. Zamia Skinneri Warsz. 229. Zinnia elegans fl.pl. 136.270. ^'^*4.. « L I B R A R Y , J ..\N New York Botanical Garden Library 3 5185 00270 4680