WOCHENSCHRIFT DES VEREINES ZUR BEFÖRDERINO DES fiARTENBÄllES IN DEN RÖM«L1CH PREISSISCHEN STAATEN FÜR GÄRTNEREI i\D PFlAlVZENKriVDE. Kedigirt von ileni Genoral-Sekietair des Vereines, Professor Dr. KARL KOCH. VII. Jahrgang. BERLIN. VERLAG VON KARL WIEGANDT. 1864. AU/ 0.. oo r&AD-EÄir^ Wochenschrift v 0£> yvTrr des Vereines zur Beförderung des Garteiibanes in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : i*rofessoi" I>r. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No.1. Berlin, den 9. Januar 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. I. — Ferdinand F intelmann, Königl. Oberhofgärtner zu Charlot- tenburg bei Berlin. — Weitere Nachrichten über die zu Gera im Freien blühende Victoria regia. Briefliche Mit- theiluug von Theodor Remy. — Die Sibirische Körbelrühe. Vom Kunst- und Handel.sgärtuer Krüger in Lübbenau. Allerlei ans der Gärtnerei und Pflanzenkunde. I. Recht gern entsprechen wir dem uns ausge- sprochenen Wunsche, In kürzeren Zwischenräumen über das, was in der Gärtnerei und Pflanzenkunde im Allgemeinen vorgeht, Mittheilungen zu machen. Es vei-steht sich von selbst, dass hierbei nicht von ausführlichen Abhandlungen und Bearbeitungen die Rede sein kann; es gilt nur, auf interessante Ge- genstände, mögen diese in anderen Zeitschriften niedergelegt sein oder auf irgend eine andere Weise zu unserer Kenntniss kommen, die Aufmerksamkeit zu lenken. Dass bei dieser neuen Einrichtung die Wochenschrift mannigfaltiger wird, unterliegt kei- nem Zweifel, wenn auch andererseits wiederum nicht zu leugnen ist, dass dadurch Raum für Original- Artikel verloren geht. In diesen Original - Artikeln lag bisher der Schwerpunkt der Wochenschrift. Sie wurden von anderen Zeitschriften vielfach benutzt und erhielten vor Allem im Auslande auf eine Weise Anerken- nung, die uns um so mehr zur besonderen Ehre gereichte, als grade in der Wissenschaft oder Praxis anerkannte Männer sich die Mühe nicht verdriessen Hessen, den einen oder andern unserer Artikel durch Uebersetzung ihren Landsleuten ebenfalls zugänglich zu machen. Diesen Schwerpunkt halten wir trotz der neuen Einrichtung auch ferner fest, zumal viele unserer Ab- handlungen, so wie die Mittheilungen über Ausstel- lungeu und über neue Einführungen, Berichtigungen In der Nomenklatur enthalten, wie keine andere, weder gärtnerische noch botanische Zeitschrift des In- und Auslandes sie besitzt, anderntheils aber abgescldosseue Monographien von Pflanzengruppen geben. Auch diese Monographien möchten einen beson- deren Wertli haben, als sie zum Theil lebendem Material zu Grunde liegen, welches entweder im botanischen Garten Berlins zur Verfügung stand oder durch Vorsteher anderer dergleichen Institute von Bedeutung und durch Besitzer grösserer Han- delsgärtnereicn freundlichst zur Verfügung gestellt wurde. Wir können, glauben wir, dieses Allerlei nicht besser beginnen, als mit der Besprechung der Hooi- breuk' sehen künstlichen Befruchtung, welche seit einigen 3Ionaten Fachmänner, also Landwirthe und Gärtner, nicht allein, sondern auch Laien in An- spruch nimmt. Wenn es sich in der That bewahr- heiten sollte, was Hooibrenk behauptet, dass wir bei dieser künstlichen Befruchtung von Obst und Getreide ein Drittel, ja selbst die Hälfte mehr Er- trag erhalten, so wäre freilich sehr viel gewonnen. Wir bezweifeln jedoch um so mehr diese Erfolge, als Hooibrenk bei seinen vergleichenden Experi- menten, wozu ihm der Kaiser Louis Napoleon die nöthigen Aecker zur Verfügung stellte, keines- wegs die Gewissenhaftigkeit an den Tag gelegt hat, welche man verlangen kann. Dieser Vorwurf triff"t zum Theil auch die kaiserliche Kommission, welche das Gutachten gegeben hat. Es wäre deren erste Pflicht gewesen, sich zu vergewiBsern, ob die Bo- den- und sonstigen Verhältnisse der Aecker, welche zu den Hooibrenk 'sehen Versuchen zur Verfü- gung gestellt wurden, wirklich bei beiderlei Ver- suchen sich gleich verhielten. Sie mussten ferner den Zustand des Getreides, kurz bevor die künst- liche Befruchtung vorgenommen wurde, genau un- tersuchen. So erfahren wir aber leider erst am Schluss ihrer Beurtheilung, dass allerdings die Bo- den-Verhältnisse auf dem Theile der Aecker, wo die künstliche Befruchtung vorgenommen worden, gün- stiger waren, als da, wo mau diese nicht gemacht. Mit diesem nachträglichen Geständniss verliert aber die ganze, wenn auch sonst noch so gewissenhafte Beurtheilung der kaiserlichen Kommission ihr Fun- dament. Diese Ungleichheit der Aecker erklärt auch Manches, was Hooibrenk und die Kommission zu ihren Gunsten deuten. Die Hooibrenk'sche künstliche Befruchtung beruht auf zwei allerdings ganz richtigen Beobach- tungen. Das Uebertragen des Blumenstaubes auf die Narbe und die dadurch ermöglichte Befruch- tung der Eichen im i ruchtknoten geschieht am besten an sonnenhellen Tagen und hauptsächlich (bei manchen Pflanzen wohl ausschliesslich) durch Insekten, welche von einer Blume zur andern flie- gen, um Honig und Wachs zu entnehmen. Dabei kommen diese kleinen Thierchen mit den Staub- beuteln in Berührung, aus denen oft Blumenstaub an den meist haarigen Füssen hängen bleibt imd damit weiter auf die Narbe des Fruchtknotens ge- bracht wird, indem das Insekt sich bemüht, mit dem Rüssel auf den Grund der Blüthe, wo in der Regel Honig abgeschieden wird, zu gelangen. Man hat ferner (analog im Thierreiche) in der Pflanzen- welt die Erfahrung gemacht, dass bei einer Blüthe fremder Blumenstaub leichter befruchtet, als der eigene. Hooibrenk verlangt daher, dass in der Zeit, wo die Staubbeutel sich öflhen, die blühenden Pflanzen durch darüber gezogene Leinen bewegt werden, damit der Blumenstaub aus seinem Ver- schluss leichter herausfallen und auch ferner ste- henden Blüthen zukommen könne. Bei Pfirsichen, welche man an Spalieren zieht, soll man den Blu- menstaub selbst mit den Fingern auf die Narben tragen. Was zunächst dieses Uebertragen mit der Hand anbelangt, so möchte Hooibrenk wohl eine solche Arbeit etwas unterschätzen. Wenn eiu Spalier nur einige Hunderte von Blüthen besitzt, so bedarf die- ses doch stets einer verhältnissmässig langen Zeit. Will man ferner nicht Blüthen abbrechen, so muss es vorsichtig und demnach auch langsam geschehen. Unserer Ansicht nach thäte man besser, einen Bienen- stock in der nächsten Nähe zu haben und das Ge- schäft der Uebertragung den Bienen zu überlassen. Jeder intelligente Gärtner weiss dieses auch und öffnet bei Treibereien, sobald es gegen Mittag warm und sonnenhell ist, seine Fenster auch deshalb, um Bienen einzulassen. Für Erdbeerzucht ist dieses besonders wichtig und gibt Erfolge. Auch die Befruchtung durch Bewegen der Zweige von Obstgehölzen vermittelst darüber ge- zogener Leinen möchte nicht ohne Gefahren für die Blüthen sein. Hooibrenk bringt an den Lei- neu noch Fraugen an , deren Spitzen mit Honig bestricheu werden sollen. Er hat nämlich die im Allgemeinen richtige Beobachtung gemacht, dass die Narben eine süsse ( wohl häufiger nur schlei- mige) Flüssigkeit absondern, durch die der Blumen- staub leichter festgehalten wird. Werden nuu die Narben noch künstlich mit Honig bestrichen, so bleiben die Blumenstaubkörner um so leichter hän- gen. Wenn aber einmal Honig an den Frangen ist, so werden auch Blätter und Blüthentheile da- mit bestrichen und halten ebenfalls Blumenstaub fest, abgesehen davon, dass an den Frangen selbst der letztere kleben bleibt. Uns scheint demnach der Honig mehr eiu Hinderniss zu sein; durch den Honig grade möchte leicht weniger Blumenstaub auf die Narbe kommen. Bei dem Getreide vei-hält es sich etwas anders. Zunächst würde ein einmaliges Ueberziehen mit einer Leine nicht viel helfen, da nicht alle Blüthen auf einmal sich entwickeln. Die unteren und mitt- leren Blüthen, sowohl der Aehre, als der Aehrchen, entfalten sich zuerst; dann geht es stufenweise wei- ter, so dass die ganze Befruchtung, selbst bei ste- tem sonnenhellen Wetter, mehre Tage dauert. Fer- ner ist der Bau der fedrigen Narben von dem der Obstpflanzen und anderer Gewächse verschieden. So- viel uns bekannt ist, fehlen auch noch genaue Beob- achtungen über die Art und Weise, wie die Pollen- (Blumeustaub-)Schläuche bei den Gräsern durch die Narben in das Innere des Fruchtknotens eindringen. Honig oder irgend eine Flüssigkeit haben wir auf der Narbe nie beobachtet. Die Aeste oder Haare der Narben sind keineswegs grade fortlaufend, son- dern der Länge nach gekerbt; wahrscheinlich drin- gen demnach die Pollenschläuche an der Basis der Kerbzähne ein. Hooibrenk behauptet ferner, dass durch seine künstliche Befruchtung nicht allein eiu grösserer Körner-, sondern auch ein grösserer Stroh -Ertrag erzielt werde. Das letztere widerspricht aller Erfah- rung, so wie aller wissenschaftlichen Kenntniss und beweist nur, da wirklich die kaiserliche Kommission bei dem Getreide, wo mau die künstliche Befruch- tung vorgenommen hatte, einen ■ grösseren Stroh- Ertrag vorfand, dass sie versäumt hatte, vor der- selben eine Vei-gleichiuig der vorhaudeiieu Getreide- pflanzen anzustellen; sie würde dann gefunden ha- ben, dass in Folge des besseren Bodens (den sie zugibt) auch diese schon vor der Befruchtung kräf- tiger waren. Ein so praktischer Gärtner, als Hooi- brenk ohne Zweifel ist, musste wissen, dass eine Getreidepflanze zur Zeit der Blüthe aus gleichem Grunde schwerer ist, wie das Holz im Herbste, als später, weil die von der Pflanze bis dahin aufge- häuften Nahrungsstofie zur Bildung des Samens (beim Holze zur Ausbildung der Knospen) noch nicht verbraucht sind. Bei Weizen, Eoggen und Gerste tritt ausserdem noch der abnorme Zustand ein, dass das Gewicht der Körner eben so viel, wenn nicht mehr, als das der ganzen übrigen Pflanze beträgt. Etwas Aehnliches findet sich bei keiner anderen Kultur- oder gar wilden Pflanze vor, so viel wir wenigstens wissen. Nach der Be- fruchtung wird keine Getreidepflanze schwerer, son- dern, indem die in ihr aufgehäuften Nahrungsstoffe zur Bildung des Samens verwendet werden, leichter. Dass übrigens die Hooibrenk'sche künstliche Befruchtung in China schon längst bekannt ist und noch jetzt zur Ausführung kommt, kann seine Ver- dienste nicht beeinträchtigen. Auf jeden Fall bringt das Verfahren uns den Vortheil, dass man der Be- fruchtung der Gräser mehr Aufmerksamkeit zuwen- det und überhaupt zum Nachdenken und zu ratio- neller Behandlung angeregt wird. In Nord -Amerika wendet man sich neuer- dings der Wein- und Erdbeer zu cht mit grösse- rer Aufmerksamkeit zu. Bekanntlich wollen unsere E-ebeusortcn jenseits des Oceans nicht recht gedei- hen; wenigstens erhält man einen schlechtei-en Wein davon. Um desto mehr haben die einheimischen Reben in der neuesten Zeit daselbst Erträge gege- ben. Vor Allem ist es die Delawara-Traube, welche in der neuesten Zeit empfohlen wird. Diese Traube unterscheidet sich wesentlich von den übrigen ame- rikanischen Sorten durch dünne Schalen , so dass man selbst geneigt ist, zumal man sie bis jetzt nir- gends wild gefunden hat, sie für einen Abkömmling unserer Vitis vinifera zu halten. Wahrscheinlich ist sie aber eine Abart der Vitis cordifolia Mchx. Es wäre wohl der Mühe werth, diese Delawara-Traube auch bei uns zu kultiviren und Versuche damit an- zustellen. Die Erdbeerzucht nimmt von Jahr zu Jahr in Nord - Amerika mehr zu. Das Streben nach neuen und edleren Sorten ist noch grösser, als bei uns. So wurde eine neue Sorte, welche nach dem bekannten Panzerschiffe den Namen ,little Monitor" (kleiner Monitor) erhielt, von dem Züchter an einen Wiederverkäufer für die nicht kleine Summe von 3000 Dollars verkauft. Der grösste Konsum an Erdbeeren soll in den Städten Boston, Neuyork, Cincinnati und Philadelphia sein, wo jährlich gegen 100,000 Büschel auf den Markt kommen. Der Er- lös allein in Neuyork beträgt 200,000 Dollars. Auf einem Acker Landes werden in der Regel, je nach der Behandlung, 100 bis 250 Büschel Erd- beeren gezogen, was im günstigsten Falle eine Ein- nahme von 800 (nach Abzug der Kosten von 600) Dollars gibt. Darnach kann man berechnen, wie viel Land in der Nähe der genannten Städte allein zur Anzucht von Erdbeeren verwendet wird. Der Krieg des Nordens und Südens in den Vei-ein. Staaten hat auf die Verbreitung einer Kul- turpflanze grossen Einfluss ausgeübt, auf die des Zucker-Sorgho 's China's und Süd-Afrika's. Es mag auffallend erscheinen, dass ein und dieselbe Pflanze in 2 so weit von einander gelegenen Län- dern Kulturpflanze ist, — der Lnphi Süd-Afrika's (Imphee der Engländer) unterscheidet sich nämlich fast gar nicht von dem Zucker-Sorgho des nördli- chen China's. — sobald man aber weiss, dass der gemeine Sorgho (Sorghum vulgare), gewöhnlich bei uns Aegyptische Hirse genannt, eine in den wärmern Ländern Asien's und Afrika's sehr weit verbreitete Kulturpflanze darstellt und nach und nach eine Menge von Formen und Spielarten, zu denen auch der chinesische Zucker-Sorgho und der südafrikanische Lnphi gehört, gebildet hat, so er- klärt sich wohl dieses hinlänghch. Anbau-Versuche im botanischen Garten in Berlin haben auch dar- gethan, dass der chinesische Zucker-Sorgho eben- falls nichts weiter ist, als die längst bekannte Aegyp- tische Hirse mit schwarzen Körnern, welche Ar- duino schon als Holcus nigerrimns, Römer und Schultes später als Sorghum nigrum be- schrieben haben. Der Name Sorghum glycy- chyluni, den Passerini der chinesischen Form zum Unterschied von dem Linn^' sehen Holcus saccharatus (Sorghum saccharatum Mnch) mit gelb- lichen Körnern gegeben, fällt demnach von selbst. Wie mit dem Kriege des Nordens der Ver- einigten Staaten mit dem Süden den Bewohnern des ersteren auch der wohlfeile Zucker des letztern abgeschnitten wurde, wendete man dem zur Zucker- bereitung empfohlenen Zucker-Sorgho grosse Sorg- falt zu. Mit jedem Jahre erhielt man bei besserer Kenntniss der Kultur auch glänzendere Resultate. In den Staaten Ohio und Illinois wird die Kultur bereits im Grossen getrieben, so dass in Ohio al- lein im Jahre 1860 für 6^- Million Dollars Zucker und Syrup erhalten wurden. Ein Gutsbesitzer, mit Namen J. H. Smith im Staate Illinois hat über den Erti'ag bei grossen Kulturen, wo natürlich die Sorgfalt nicht in der Weise, wie im Kleinen, da- rauf verwendet werden kann, Mittheilungen ge- 1* macht. Daniach erhielt er im Durchschnitt von dem auf einem Acker gebauten Zucker -Sorgho nicht weniger als über 1 500 Pfund krystallinischen Zucker und 115 Gallonen Molasse, was ihm eine Einnahme voii gegen 200, nach Abzug der 50 Dollars Kosten von gegen 150 Dollars einbrachte. Dazu kommt noph, dass der Rückstand gutes Vieh- futter gibt*). Bei uns sind bisher alle Versuche auf Zucker- Gewinnung missglückt, während der Ertrag als Futter für das Vieh glänzend ausfiel. Leider wur- den aber die Samen selten, meist gar nicht reif, weshalb auch der Anbau wieder aufgegeben wurde. Es wäre jedoch aber die Frage, ob nicht vom Neuen Versuche, wobei man freilich den Samen aus Amerika bezöge, anzustellen wären! Jenseits des Oceans baut man in Breitengraden, die mit den unsrigen hinsichtlich des Klima's ziemlich überein- stimmen, noch den Zucker-Sorgho mit grossem Er- folge. Wir erlauben uns, namentlich Gutsbesitzer, darauf aufmerksam zu machen. In England werden die Abfälle bei der Ver- arbeitung der Cocosnuss-Schalen, so wie die kurzen Fasern auf der Anssenseite der letzteren unter die Erde der Blumentöpfe gemischt, wodurch man grosse Resultate erhält. Es existirt in London eiue grosse Fabrik (Patent Cocoa Fibre Company, King- ston-on-Thames), in der dergleichen Abfälle in un- geheuren Mengen gewonnen werden. Ein Sack von gegen 84 englischen Pfunden wird in London mit 1 Sh. 6 d. (' Thlr) bezahlt, während grössere Mengen, 10 Säcke z. B. für 14, 50 hingegen für 60 Sh. (zu 10 Sgr.) verkauft werden. Es möchte wohl interessant sein, auch bei uns Versuche da- mit anzustellen. Vor Torf und Lauberde, anstatt deren die Abfälle benutzt werden sollen, haben diese hauptsächlich deshalb einen Vorzug, weil kei- nerlei Würmer oder Pilze auf ihnen haften; es gilt dieses namentlich dann, wenn sie eine Zeit lang trocken gelegen haben. Bewährt haben sie sich vor Allem bei Blumenzwiebeln jeder Art, haupt- sächlich in Verbindung mit Lehm, ferner bei Far- nen — ein 2 Fuss**) hohes Exemplar von Pteris ar- gyraea erhielt in 8 Monaten in einem Topfe, halb mit Lehmerde und halb mit bezeichneten Abfällen *) Der nordamerikanische Acre ist dem englischen gleich, wonach dieser etwas mehr als IV von der Fläche der Magde- burger Morgen enthält. Dieser verhält sich nämlich, wie 1 ; 1,585. Der Büschel (Bushel) ist der 8. Theil eines Quarters und dieser ent- hält fast 5 J preussischen Scheffel (5,290 : 1). Die Gallone umfasst fast 4 preussische Quart, indem dieses sich wie 1 : 3,968 ver- hält. Endlich beträgt der nordamerikanische Thaler oder Dol- lar: 1 Thlr 13 Sgr. i Pf. **) Der englische Fuss ist etw.as kleiner, als der rheiulän- dische und preussische, welcher sich zu jenem, wie 1 : 0,9711 verhält. gefüllt, eine Höhe von 6.| und einen Durchmesser von 5 Fuss, — bei allerhand Blumen des Warm- hauses, wie bei Gloxinien , Begonien , weiter bei Blüthensträuchern, vor Allem bei Haiden, Azaleen, Rhododendren, Citrus. Kamellien etc. Allerhand Stecklinge sollen ebenfalls vorzüglich darin wach- sen. Der bekannte Gemüse - und Obstzüchter Rivers hat die Abfälle endlich auch bei seinen Gemüse-Kulturen mit Erfolg angewendet. Die kur- zen Fasern der Cocosnuss-Schalen haben sich eben- falls, zur Hälfte mit Sphagnum-Moos, bei der Orchi- deen-Kultur ausgezeichnet bewiesen, nicht weniger auch auf dem Boden eines Topfes, um eine bessere Drainage herbeizuführen. Der Nutzen der Abfälle und Fasern lässt sich einigermassen durch die grosse Porosität, welche sie der Erde geben, so wie nicht weniger durch den Widerstand gegen Fäulniss, obwohl die Ober- fläche dabei doch stets etwas Nahrungsstofl' ab- gibt, erklären. Nach Mittheilungen des Obergärt- ners Reinecke verhält sich sogenannte verbrannte Lohe, wie sie nach Lj bis 2 Jahren aus Ananas- beeten hervorgeht, auf gleiche Weise. Ebenfalls hat derselbe, vorzüglich bei allen Blumenzwiebeln, überraschende Erfolge mit deren Anwendung ge- habt. Wir werden später uns erlauben, nach den Mittheilungen des genannten Obergärtners eine An- leitung zur Benutzung dieser Lohe zu geben. Wir haben im vor. Jahrg. der Wochenschr. (S. 346) eine Marantacee, welche wir der Freundlich- keit des Direktors Linden in Brüssel verdankten, unter dem Namen Calathea picturata bekannt gemacht. Dieselbe Pflanze ist nun wieder von Le- maire im Novemberhefte der Illustration horticole als Maranta van den Heckei veröffentHcht. Ueber die Pflanze steht uns ein Brief von dem Reisenden Wallis, dem wir die Entdeckung der Pflanze verdanken, aus Brasilien zu Gebote. Dar- nach wächst Calathea picturata an einem der grössten von Süden einfallenden Nebenflusse des Amazonenstromes, an dem Purus, und zwar in einer Gegend, bis wohin bis jetzt, nach unseren Nach- richten, noch kein Sammler gekommen. Leider wurden genanntem Reisenden von dem Schiffe, auf dem sich seine Sammlungen befanden, diese zum grössten Theile von einem anderen Sammler ge- stohlen. Es ist dieses eine Erfahrung, die wir an- deren Sammlern sehr an das Herz legen, bei ihren Versendungen möglichst vorsichtig zu sein. Oefter schon sind uns dergleichen Klagen zu Ohren ge- kommen. Wallis selbst hatte ebenfalls schon zwei Mal das Unglück, dass Pflanzen, und zwar das eine Mal Orchideen und das andere Mal bunt- blättrige Kaladien, ihm auf diese Weise entwendet wurden. Seitdem der Gärtner Domiuy die ersten Blend- linge von Orchideen vor einigen Jahren erzog, ist nun auch auf Kreuzungen in der Familie dieser interessanten Pflanzen mehr Aufmerksamkeit ver- wendet worden. So ist neuerdings erst wieder ein Blendling zwischen einer Cattleya und einer Laelia erzogen worden und unter dem Namen Cattleya Exoniensis in den Handel gekommen. Aber auch in anderer Hinsicht ist Interesse für die Orchideen entstanden, indem man in Frankreich und England ihre Kultur im Freien versuchte. In Berlin hat man dieses bereits vor mehrern Jahren, und zwar auch mit Erfolg, gethan; um so mehr ist es zu bedauern, dass die Versuche bei uns wieder aufge- geben sind. Viele brasilianische Orchideen, welche bei uns warm kultivii-t werden, wachsen im Vater- lande im Gebirge zum Theil bei einer sehr niedri- gen Temperatur. Es ist dieses z.B. bei der Catt- leya Mossiae der Fall, welche in den Gebirgen Brasiliens noch da wächst, wo die Temperatur beim Aufgange der Sonne während der wärmeren Jahres- zeit nur 9| Grad E. beträgt. In England existirt jetzt ein Exemplar der ohnlängst in der Wochenschrift bespi'ochenen Eu- charis amazonica von enormer Grösse und be- sonderer Schönheit; die Blätter haben bei |- Fuss Breite eine Länge von 2^ Fuss, die Pflanze selbst besitzt dagegen einen Dnrchmesser von 4i Fuss. Nicht weniger als 22 Blüthenstengel von 2^ bis 3 Fuss Höhe sind vorhanden. Sollten die Angaben wirklich nicht übertrieben sein? Ferner wird mitgetheilt, dass das auch in un- seren Kulturen befindliche Farn: Dicksonia an- tarctica, in seinem Vaterlande Neuseeland ganz gewöhnlich mehre Kronen besitzt. Mau hat Exem- plare gesehen mit 17 und selbst mit 19 Kronen. Dass ein solches Farn noch einen ganz anderen Anblick gewährt, als die gewöhnlichen mit einer Krone, kann man sich denken. Auch morphologisch sind Farne mit mehrern Kronen interessant. Auf der Westküste Amerika's wachsen be- kanntlich die grössten Bäume. In dieser Hinsicht ist z. B. der Mammuthbaum, Sequoja (Wellingto- nia) gigantea viel besprochen worden. Es dürfte interessant sein, auch andere auf der Westküste Nordamerika' s, aber nördlicher, wachsende Koniferen, die in unserer Kultur sind, ebenfalls in ihren Grös- sen-Verhältnissen kennen zu lernen. So wird Thuja gigantea am Fraser-Fluss gegen 20U Fuss hoch und ihr Stamm besitzt noch 6 Fuss hoch einen Umfang von 26f Fuss, Abies Douglasii dagegen wird oft 250 Fuss hoch und ihr Stamm erreicht einen Durchmesser von 10 Fuss. Von Abies Menziesii sind Stämme von 25 bis 30 Fuss Um- fang und 200 Fuss Höhe keine Seltenheit. Nachdem die Unhaltbarkeit der Parthenoge- nesis (d. h. Samenbildung ohne Befruchtung) bei uns in der Pflanzenwelt nachgewiesen ist, bringt man jenseits des Kanales wiederum eine Pflanze, und zwar Xanthoxylon alatum, welche nur in I einem weiblichen Exemplare in Kultur sich befin- I det und doch keimungsfähigen Samen hervorbrin- 1 gen soll. Trotz aller genauen Untersuchungen, wie man diese wenigstens vorgiebt, möchten schliesslich doch auch hier Staubgefässe gefunden werden. Nachdem die beiden unglücklichen Keisen- deu in Afrika, Dr. Steudner und v. Beurmann, der eine dem Klima, der andere der Bosheit der dortigen Bewohner erlegen sind, ist bereits wieder- um ein Gelehrter nach Afrika aufgebi'ochen. Dr. Schweinfur th, aus Riga gebürtig, später aber längere Zeit wieder in Berhn lebend, ist von da am 17. December abgereist. Er will sich zunächst in Unter- Aegypten einigermassen akklimatisiren und während dieser Zeit auch den Sinai besuchen. Wie Dr. Steudner, so ist Dr. Schweinfurth vorzugs- weise Botaniker. Wollen wir hoff'en, dass er glück- licher ist als seine Vorgänger. Auch Freiherr v. d. Decken bereitet sich zu einer 2. Reise nach Afrika voi', um seine ange- fangenen Studien und Untersuchungen in Mosam- bique und von da landeinwärts fortzusetzen. Um mit mehr Erfolg zu reisen, lässt er .sich jetzt in Ham- burg ein Dampfschiff' von 120 Fuss Länge bauen, ■was auseinander genommen werden kann, um im Innern transportirt werden zu können. Da er zu seinem persönlichen Schutze auch die nöthige Mann- schaft mitnimmt, so ist Aussicht, dass — in sofern nicht Krankheiten Hindernisse in den Weg legen — er mehr Erfolge haben wird, als manche seiner Vorgänger. Es wird ferner auch die Leser der Wochen- schrift interessiren, dass der Hannoveraner Mann, der in diesem Jahre glücklich aus West- Afrika nach England zurückgekehrt war, sich verheurathet hat und mit seiner jungen Frau bereits am 26. November wiederum nach Ost-Indien gereist ist, um am Abhänge des Himalaya, in Dardschiling (Dar- jeeling), die dort angelegten Anpflanzungen von Chinarinden- Bäumen zu beaufsichtigen. Es sind uns Anzeigen in Betreff" neuer oder veränderter Firmen von Handelsgärtnereien zugegan- gen, die wir hiermit zur Kenntniss bringen: a. Wilhelm Bahlsen in Erfurt hat in Prag bei seinem Bruder Ernst Bahlsen, Inhaber eines Waaren- Kommissions -Geschäftes, eine Kommandite seiner Handelsgärtnerei errichtet, von der alle bei ihm verkäuflichen Pflanzen und Sämereien ebenfalls zu beziehen sind. b. Th. Boettner in Greussen (Thüringen) hat 6 sich mit seinem Bruder Hermann associirt, und wird von nun an die Firma , Gebrüder Boctt- ner" sein. c. Die bisherige Firma Koppe & Ender in Königsberg hat sich getrennt und bestehen dafür jetzt 2 Handelsgärtnereien, die eine von H. Koppe und die andere von S. Ender. An Pflanzen - Verzeichnissen sind bei uns eben eingegangen : a. Ueber Gemüse-, Feld-, Gras-, Wald- und Blumen-Sämereien von Gebrüder Dippe in Qued- linburg. Sehr reich an Samen von Gemüsen und Florbluraen. Von ersteren machen wir auf die neue weisse Riesen-Erbse aufmerksam, welche die ertragreichste aller Feld-Erbsen, nicht empfind- lich gegen Witterungswechsel, frühzeitig reifen und zum Trocknen sowohl, wie zu frischem Gemüse, geeignet sein soll. b. Wilh. Bahlsen in Erfurt: ein Verzeichniss über Gemüse-, Feld-, Oekonomie-, Gras- und Blu- men-Samen, ein Pflanzen-Verzeichniss (nebst einem Nachtrage), ein Special- Verzeichniss seiner Rosen und eine besondere Ankündigung der von uns in No. 48 des letzten Jahrganges besprochenen Dah- lia imperialis, welche derselbe von Ortgies in Zürich in ihrer ganzen Auflage käuflich übernom- men hat. c. Ernst Metz in Hochheim bei Erfurt, der sich bekanntlich nur mit Rosenzucht beschäftigt: ein Verzeichniss der neuesten und neueren Rosen. d. Articles de plein air, disponibles chez L. Jakob Mako y & Co. in Lüttich. Unter den Neu- heiten darin' machen wir auf die baumartigen Päo- nien, auf die japanischen Chrysanthemen und auf das neue Ziergras Gynerium conspicuum, ein Gegenstück zum Pampasgrase, aufmerksam. Die Rispe hängt bei dieser Art über. e. Wilh. Krampen in Rosskotheu bei Essen a. d. Ruhr: ein Verzeichniss der Gemüse-, Gras-, Oekonomie- und Blumen -Samen, ein Verzeichniss der Zierbäume und -Gesträuche, Rosen, Stauden, Topfpflanzen, Obstbäume u. s. w. und ein Preis- Verzeichniss für Handelsgärtner, meist Obst- und andere Gehölze enthaltend. f. Ofi"erte von Christian Deegen in Köstritz bei Gera über Portulak-Röschen, Digitalis, Georgi- nen, Petunien, Violen (Stiefmütterchen), Aurikeln und Stockmalven. g. Preis- Verzeichniss der Blase witzer Baum- schulen bei Dresden von E. R. Arnold, Obst- und Ziergehölze in reichlicher Auswahl enthaltend. h. Preis-Verzeiehniss echten vorzüglichen Ulmer Samen-Spargels von J. G. Meyer in Ulm. Ferdinand Fuitelniann, Hönigl. Oberhofgitrtiier zu Gharlotteiibarg bei Berlin. Einer alten Gärtnei'familie angehörend, wurde er am ,30. Januar 1774 zu Charlottenburg geboren und starb daselbst, nahe 90 Jahre alt, am 24. De- zember vorigen Jahres. Sein Vater verwaltete hier den schon vor mehr denn 50 Jahren eingegangenen Königl. Obst- u. Gemüsegarten, der zu Friedrichs 11. Zeiten blühete, man dürfte wohl sagen, glänzte. Die sogenannten Lehrjahre machte der Verewigte im Orangengarten zu Charlottenburg, dem heutigen Schlossgarten, durch, der zu jener Zeit durch neue Aulagen vergrössert wurde, so dass der Greis noch zu den Wipfeln der Bäume aufschauen konnte, bei deren Pflanzung er als Jüngling beschäftigt gewe- sen war. Er wurde nach beendigter Lehrzeit bald für tüchtig befunden, die Stelle eines Gärtners beim Fürsten Radziwil zu Czernewice in Polen auszu- füllen, verheirathete sich dort, verliess aber später den Dienst, da er auf Empfehlung des wohlwollen- den Fürsten Gärtner beim Fürstbischof von Erme- land zu Oliva bei Danzig wurde. Dort verblieb er bis zu seinem 29. oder 30. Lebensjahre und kehrte dann, mit Aussicht auf eine nächste Versorgung in Königlichem Dienste, zu seinem Vater zurück, als dessen erster Gehülfe wirkend. Im Jahre 1806 erhielt F. Fiutelmann die Königl. Hofgärtncrstelle auf der Pfaueninsel. In den ersten Jahren seiner Thätigkeit hier, durch die Zeitverhältnisse gehemmt, konnte er nicht anders, als durch persönlichen Fleiss in sorglicher Pflege weniger Bluraengruppen, Ausführung kleiner Pflan- zungen und Obstzucht, besonders an Erdterrassen, die Aufmerksamkeit seines Chefs wach erhalten. Trauben und Pfirsichen wurden an Spalieren in schräger Lage in entsprechendem geringem paral- lelem Abstände von den dahinter befindlichen Bö- schungen erzogen; Erdbeeren reiften auf aus Feld- steinen und Moos gebildeten Stufen so früh, als im Freien möglich. Diese sehr mühsame, aber loh- nende Kulturmethode hat keine weitere Verbreitung gefunden. Ein besseres Schicksal hat ein anderer Gedanke gehabt, der noch fortlebt und auf der Pfaueninsel zuerst, und zwar schon um 1810, thatsächlich aus- geführt wurde. Um diese Zeit nämlich wurde die Kastellanschaft mit der Hofgärtnerstelle vereint; Fiutelmann bekam damit die Meierei-Verwaltung und zugleich mehr Arbeitskräfte, auch seine Woh- nung in der Nähe des Schlosses. Eine neue Saum- pflanzung in der Umgebung desselben wurde aus Feigen und wohlriechenden Brombeeren (Rubus odoratus) gebildet, die Ufer an der Ueberfahrt mit grossen Feldsteinen gegen Beschädigung gewahrt, dazwischen aber die gemeine Pestilenzwurz (Peta- sites vulgaris) gepflanzt, nicht nur, um die Steine zu verdecken, sondern auch um mit ihren Blättern zu prangen. Dahinter reckten Onopordon und Del- phinium sich empor. Unausgesetzt hat F. Fintel- m a n n die Blattpflanzen im Auge gehabt und be- halten: 1817 waren schon Ricinus, Zea, Arundo Donax, Heracleum asperum u. dergl. in Verwendung und 1823 oder 24 prangten die ersten Canna's auf erwärmter Unterlage als Gruppen im Freien, in- mitten des reichen Blumenschmuckes des Gartens. Von jener Zeit ab haben Blattpflanzen sich Bahn gebrochen, so weit Gärten gepflegt werden. Während der Zeit seines Aufenthaltes auf der Pfaueninsel hat der Verewigte sich auch mit An- lagen von Gärten auf Landgütern beschäftigt. Als gemeinsamen Charakter zeigten sie einfache Schwin- gungen der Wege, geschlossene buchtige Gruppen, frei davor und auf grösseren Rasenplätzen Einzel- bäume, in der Nähe der Wohnung reiche Blumen- säume, auch einfache kurvische Figuren. Gern ver- wies er die hochstämmigen Obstbäume aus dem Gemüsegarten und vereinte sie zu einer Schmuck- gruppe im Parke, der, wenn er gross genug, sicher einen Hain gab und, wenn möglich, auf einem lang- gereckten seitlichen Theil eine Nadelholzpflanzung für das Ergehen im Winter. Er war nicht nur ein sauberer Pflanzenzeichner, sondern auch treuer Blumenmaler in Oel- und Wasserfarben. Ein hervortretender Gegenstand, den F. F in- te Im an n ferner künstlerisch ausbildete, war das Verarbeiten von Immortellen und Moosen, von Laub- werk und Blumen zu Namenszügen, Kränzen, Guir- landen, Emblemen und zum Aufbau von niedlichen Blumensitzen bis zu Ehrenpforten. Die grosseste, von ihm gebaute war gleichsam ein Siegestempel, von einer Ausmessung, dass ein mächtiger Acht- spänner darin Halt gemacht hat und Hunderte von Zuhörern der Begrüssung des Hauptes der Sieges- göttin, die jetzt wieder auf dem Brandenburger Thore steht und damals von Paris zurück kam, s:e- lauscht haben. Unter den gepflegten Blumen der Pfaueninsel waren Hortensien, mächtige Büsche mit 300 und mehr Blumendolden auf einem Strauche, rothe und himmelblaue, dann hochstämmige Rosen (den Stolz bildeten die 15—20 Fuss hohen) und endlich Geor- ginen (Dahlien), die gepflegtesten. In diesen kul- minirte die Pfaueninsel 1825; denn erst von da ab konnten die englischen Georginen mit den hie- sigen in Bewerbung treten. Die etwa 60 hoch- stämmigen Rosen, welche hier bis 1821 eine viel- bewunderte Gruppe bildeten, wurden Veranlassung, dass Se. Majestät der König, Friedrich Wilhelm HL, die weitberühmte Beehr'sche Rosen-Sammlung in Berlin (1822) ankaufen und hierher versetzen Hess. Aber nicht nur Blumen und Blattpflanzen, so wie Obst, hatte der fleissige, unermüdliche Gärtner ge- pflegt, nein, auch den Rasen sammtig grünen ge- macht, Gehölze und Hauspflanzen nach Zahl und Art gemehrt, Zwetschen und Kirschen bis zu un- übertroffener Vollkommenheit durch Treiberei zu frühester Reife gebracht. Kurz, der Garten war berühmt geworden und die Person des Gärtners erfreute sich eines solchen Vertrauens, dass der Königliche Herr den Antrag des Intendanten der Königl. Gärten, eine in Paris 1830 verkäuflich ge- wordene Palmen -Sammlung hierher zu versetzen, genehmigte und den Bau des grossen Glashauses befahl, das heut noch steht. Im Jahre 1834 wurde F. Fintelmann nach Charlottenburg versetzt. Die Zeit des üppigen Wachsens der Königl. Gärten, die nicht unmittel- bar bei Potsdam liegen, war ihrem Ende nahe, und so sind denn die letzten 25 Lebensjahre des einst durch sein Schaffen berühmten Gärtners still im Erhalten und Schmücken dahin gegangen; nur die Liebenswürdigkeit seiner Person, sein reger Geist sind geblieben bis an sein Ende, aber auch die Le- bendigkeit seiner thätigeu Theilnahme für den Gar- tenbau-Verein, zu dessen Mitbegründern er gehörte. Keine Fest- Ausstellung hat der Verein gefeiert, zu deren Schmuck F. Fintelmann nicht beigetragen hätte. Weitere Nachrichten Über die zu Gera im Freien blühende Victoria regia. Briefliche Mittheilung von Theodor Remy*]. Bald nach Ihrer Anwesenheit hierselbst hatten wir das Vergnügen, ein Exemplar Ihrer Wochen- schrift (Seite 281) zu empfangen, worin Sie unsern Viktoria-Pflanzen einen Artikel widmeten und dabei unserer in so schmeichelhafter Art erwähnten, dass wir uns gedrungen fühlen, wenn auch etwas ver- spätet, Ihnen unsern aufrichtigen Dank dafür noch auszusprechen. Zugleich kommen wir Ihrem Wunsche nach, Ihnen mitzutheilen, wie sich unsere Wasserpflanzen bis jetzt verhalten haben. Die beiden Viktoria's haben bis heute nicht aufge- hört, ihre Schuldigkeit zu thun ; es sind über 40 Blü- *) Wir glauben, dass der Inhalt des schon am 8. Novem- ber geschriebenen Briefes interessant genug ist, veröffentlicht zu Vferden. Da sehr viele Fabriken vorhanden sind, wo war- mes Wasser in Fülle zur Verfügung steht, so möchte das Ver- fahren hier und da weitere Nachahmung finden. Die Redaktion. then zur Perfektion gekommen. Nur in der zweiten Hälfte des Monats August trat eine 14-tägige bis 3-wöchentliche Pause ein, nach welcher diejenige Pflanze, welche der Oberfläche des Wassers am nächsten steht, wieder angefangen hat, Knospen zu treiben, die aber nicht mehr die frühere Grösse er- reicht haben. Beide Pflanzen haben nicht aufge- hört, neue Blätter zu treiben; nur sind solche im Herbste ebenfalls kleiner und unvollkommener ge- blieben. Die Frostperiode, welche gegen das Ende des Monats Oktober eingetreten ist, hat den Viktoria- Pflanzen keinen Schaden zugefügt, während die Blätter des Nelumbium dagegen, welche über dem Wasserspiegel hervorragten, bei einer Temperatur von 4 Grad Kälte erfroren sind. Mit Anfang November haben wir das Bassin mit Brettern gedeckt und diese Decke mit einigen Fenstern versehen. Die letzte Blüthenknospe steht nunmehr seit 3 Tagen vollständig ausgebildet über dem Wasserspiegel; es scheint aber nicht, dass sie die Kraft besitzt, sich zu entfalten, und wird, gleich ihrer Vorgängerin, nicht zur Perfektion kommen, und zwar wahrscheinlich wegen Mangel an Sonne. Der ausgefallene diesjährige Samen ist seit 2 Monaten in 20 bis 30 Exemplaren aufgegangen, und einzelne Blätter haben bereits die Grösse von 4 bis 5 Zoll Durchmesser erreicht. Wir hofien einen grossen Theil dieser jungen Pflanzen durch den Winter zu bringen. Da uns Wasser im Ueberfluss zu Gebote steht, 80 beabsichtigen wir noch im Laufe des Herbstes ein zweites und grösseres Bassin anzulegen, um der Kultur von schönen Wasserpflanzen eine grös- sere Ausdehnung zu geben. Von unserem vorjährigem Samen hatten wir einige Körner nach der Königl. Hütte in Mühlho- ven am Rhein bei Koblenz geliefert, welches Eta- blissement ebenfalls eine grosse Masse Wasser von 26 bis 30 Grad zur Verfügung hat. Zwei Pflanzen in einem Fass, von 3 Fuss Durch- messer und mit sehr magerem Boden (Rheinletten) ge- füllt, kamen zur Perfektion, brachten aber nur Blätter von 4 Fuss Durchmesser. Demungeachtet gelangten vom 12. bis 19. Oktober, wo die Temperatur zwi- schen 5 und 15 Grad schwankte, 3 kleine Blüthen von 6 Zoll Durchmesser zur Entfaltung, und zwar ebenfalls ohne allen Schutz. Aus diesen verschiedenen Erfolgen geht her- vor, dass auch bei weniger günstigen Bedingungen diese tropische Riesenpflanze bei uns gedeiht. Die Hauptnothwendigkeit bleibt aber immer eine Was- ser-Temperatur von 25 Grad Wärme. Die Sibirische Körbelrübe. Vom Kunst- und Handelsgärtner Krüger in Lübbenau. Da bis jetzt immer noch Gärtner sich bemü- hen, die Sibirische Körbelrübe als unbrauchbares Gemüse aus unsern Kulturen zu verdrängen, so möchte es gut sein, auf ihre Vorzüge etwas mehr aufmerksam zu machen. Ich hatte mir erlaubt, dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues zu seiner 433. Versammlung am 25. November beide Sorten Körbelrüben zur Begutachtung zu übersenden und kann mich in dieser Hinsicht auf das Referat in der Wochenschrift (S. 386) berufen. Seit 5 Jahren kultivire ich die Sibirische Kör- belrübe und habe gefunden, dass sie in der Kultur lange nicht so eigensinnig ist, wie unsere alte Kör- bekübe, denn sie gedeihet, selbst in Sandboden, wo die andere nicht recht fortkommen will. Auch be- sitzt sie den sehr grossen Vorzug, dass sie selbst noch im Februar und März gesäet werden kann, während es bei der andern nur bis zum Januar ge- schehen darf. In gutem Boden erreicht die Sibiri- sche Körbelrübe eine bedeutende Grösse, wie die andere nie erhält. Wird sie zu zeitig im August und September in der Küche gebraucht, so ist der Ge- schmack etwas herbe; allein vom Oktober an bis in die Wintermonate haben die Rüben einen so angenehmen Geschmack, wie die gewöhnliche nur irgend haben kann. Die Kultur der Sibirischen Körbelrübe ist im Allgemeinen der der gewöhnlichen gleich; nur ge- schieht das Einerndten der Rüben einen Monat spä- ter. Soll sich die Rübe recht lange wohlschmek- kend halten, so muss man im Aufbewahrungsorte die Rüben mit etwas Sand untermengen, wo sie bis zum Frühjahr gut bleiben*). *) Von beiden Körbelrüben sind Samen sowohl, als Buben, letztere die Metze zu 15 Sgr. in Lübbenau zu beziehen. Raucher- Apparate zur Vertilgung der schädlichen Insekten und Blatt- läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak und Insektenpulver zu räuchern, die grossen zu 34 Thlr, die kleineren zu 2| Thir pro Stück, sind wieder vorräthig, und werden auf Bestellung nach allen Gegenden verschickt, von J. Berger, Klempnermeister, Leipzigerstr. 92 in Berlin. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, KommandanteD-StrasEe No. 68. Druck der C. Fe ist er 'sehen Buchdruckerei in Berlin, Zieten-PlsU No. i. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Köni§;l. Frenssischen Staaten für Ciärtiierei imd Pflanzenkunde« Redakteur : Professor- Di-. Klarlliiloch, General-Sekretair des Vereines. No.2. Berlin, den 16. Januar 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichiscüeu Post - Vereines. Inhalt; 434. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 3. Januar. — Programm zur Preisbewer'bung für das 42. Jahresfest des Vereines zur Beförderung des Garteubaues in den Königl. Preussischen Staaten zu Berlin, am 19. Juni 1864. — Die chinesische Wucherblume oder Chrysanthemum indiciim. — Astrapaea Wallichii Ker. 434. Versaiuiulnng des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 3. Januar. Nachdem der Entwurf eines Prograuniies für die Fest-Ausstellung von dem Vorsitzenden des da- mit beauftragten Ausschusses, Reutier Danneel, vorgetragen und unverändert angenommen war, theilte der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, den am 24. Dezember erfolgten Tod des Oberhofgärtuers F. Fintelmann in Charlottenburg mit und forderte die Anwesenden auf, zum Anden- ken eines Mannes, der so viel und so grosse Ver- dienste um die Gärtuerei gehabt, sicii zu erheben. Professor Koch berichtete über die vorläufi- gen Schritte, welche er wegen einer etwaigen Ver- einigung der 5. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter und des 2. internationalen pomologischen Kongresses gethan. Die Schwierig- keit der Vereinigung liege in der Sprache. Sollen Verhandlungen stattfinden, wo mehre Völker, die verschiedene Sprachen reden, theiluehmen, so müsse eine Sprache gebraucht werden, die den Meisten verständlich sei. Dass dieses die französische sei, unterliege keinem Zweifel. Da die Vereinigung aber nur in der gemeinschaftlichen Ausstellung stattfin- den könne und beide Versammlungen neben einan- der, und jede für sich, tagen müssen, zumal, so sehr die Interessen beider sich auch nahe stehen, eine jede zum Theil noch andere Zwecke verfolgt, so möchte es am gerathcnsten sein, wenn die Ver- sammlung deutscher Pomologen am Vormittage in deutscher Sprache tage und der internationale po- mologische Kongress des Nachmittags in französi- scher Sprache oder umgekehrt stattfinde. Wenn man von Seiten der Belgier und Fran- zosen wünsche, dass eine Stadt am Rheine gewählt werden möge, so müsse man auch hierin nachkom- men, denn der Rhein könne auch ton Seiten der Holländer, Engländer und Schweizer leichter be- sucht werden, als Gegenden inmitten Deutschlands oder gar im Osten. Da man übrigens in Görlitz schon den Wunsch ausgesprochen, dass die 5. Ver- sammlung in Württemberg stattfinde, so komme man damit der Forderung der Belgier und Fran- zosen schon einigermassen entgegen. Professor Koch theilte zu gleicher Zeit mit, dass von Seiten der F^döration des sociöt^s d'hor- ticulture in Namur dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin das freundliche Aner- bieten von Pfropfreisern aller in Belgien kultivirten Obstsorten, namentlich der neueren, gemacht wor- den sei. Schon im vorigen Frühjahre habe man von dem bekannten Pomologen Gr^goire Nelis in Jodoigne eine Reihe Pfropfreiser vorzüglicher Birnsorten der neuesten Zeit erhalten und zur Ver- theilung gebracht. Man müsse der Föderation für die Gelegenheit, mit dem Besten an Obst, was Bel- gien besitze, bekannt zu werden, sehr dankbar sein und werde der Vorstand nicht unterlassen, den Dank noch speziell auszusprechen. Zunächst bringe man aber das Anerbieten zur weiteren Kenntniss und fordere demnach alle diejenigen auf, welche von dem Anerbieten Gebrauch machen wollen, sich. 10 schriftlieh bis Ende März an das General -Seki-eta- riat zu wenden, damit dann in Namur die nöthi- gen Schritte gethan werden können. lieber die neuereu Obstsorten findet man in dem von dem Vereine vertheilten Berichte über den internationalen Kongress in Namur (s. auch den vorigen Jahrg. der Wochenschrift S. 193), so wie in der vom deutschen Pomologen-Vereine heraus- gegebenen Ausgabe von Baltet's Auswahl von Bir- nen Belehrung. Obergärtuer Reinecke im Garten des Geh. Oberhofbuchdrnckers v. Decker übergab eine aus verrotteter Lohe in Auanasbeeten hervorgegangene Erde, zugleich mit einem Topfe junger Pflanzen des Hippeastrum Heuser ianum, in dieser er- zögen. Seit etwa 4 Jahren benutze er diese Lohe, hauptsächlich um sämmliche Zwiebelgewächse hinein zu pflanzen. Er könne sie zu diesem Zwecke nicht genug empfehlen, indem ihr Gedeihen darin ein ausserordentliches sei und in keiner andern ihm be- kannten Erdsorte auf gleiche Weise stattfinde. Da er die Auanasbeete in dem ihm anvertrauten Gar- ten mit Gerberlohe erwärme, diese aber alle zwei Jahre erneuert werde, so sei er stets im Besitze eines bedeutenden Quantums dieser vortrefflichen Erde. Bemerken müsse er jedoch hierbei, dass diese Lohe -Erde nur sehr massig feucht gehalten ■werden dürfe ; nur erst, wenn die Zwiebeln die Erde tüchtig durchwurzelt haben, kann mehr gegossen •werden. Seit den letzten 4 Jahren habe er, ohne auch irgend welche Beimischung, in dieser Erde folgende Blumenzwiebeln kultivirt: Amaryllis- (incl. Hippeastrum-) Arten, Hymenocallis - Arten; ferner Crinum's , Tazetten , Hyacinthen , Tulpen und Crocus's. Pi'of. Dr. Schnltz-Schultzenstein sprach hierauf seine Fi'eude aus, dass man endlich bei der Pflanzenkultur sich eines Stoffes bediene, auf den er schon vor 10 Jahren hingewiesen. Man habe damals seine Vorschläge nicht beachtet und so kä- men sie jetzt zur Geltung. Allerdings sei von ihm damals die Lohe nicht in der Weise, wie es jetzt der Obergärtner Rein ecke thue, zur Benutzung vorgeschlagen, sondern er habe Lohbrühe und zwar, da diese allein zu sauer sei und demnach schädlich wirke, in einer Verdünnung mit Wasser (auf einen 12 — 14 Quart enthaltenden Eimer Wasser 1 Quart Lohbrühe) empfohlen. Die Gerberlohe enthalte näm- lich einen ausgezeichneten Nahi'ungsstoff" in der Ger- bersäure (Acidum scytodepsicum), die schliesslich doch nichts weiter sei, als eine veränderte Essig- oder Milchsäure. Aus dieser werde Sauerstoff" frei und keineswegs, wie man gewöhnlich annehme, durch Zersetzung der Kohlensäure der Luft. Die ganze Lehre der Lufternährung sei falsch, da die Pflanze ihre ganze Nahrung, auch den Kohlenstoff", nur aus dem Boden entnehme. Professor Dr. Koch gab zwar die Nahrungs- fähigkeit der Lohe zu, glaubte aber die Gründe, warum die Pflanzen in dieser verrotteten Erde be- sonders gedeihen, ganz wo anders suchen zu müs- sen, nämlich in den physikalischen Eigenschaften einer solchen porösen Erde, als die verrottete Lohe darstelle. Auf das Thema: Luft- oder Boden-Nah- rung wolle er heute nicht eingehen, da dieses zu weit führen würde, für eine Debatte auch, weil da- zu gemachte Erfahrungen, durch direkte Versuche und Experimente hervorgegangen, gehören, sich nicht eigne; er glaube aber doch, dass Luftnahrung durch die heutige Pflanzen- Physiologie sowohl, als auch durch die Agrikultur- Chemie, wohl ziejnlich sicher nachgewiesen sei. Man bediene sich übri- gens in England jetzt aus gleichen Gründen der Abfälle, welche bei der Bearbeitung der Cocosnuss- Schalen ziulickbleiben. Da er hierüber bereits sich in der ersten Nummer der Wochenschrift, welche eben ausgegeben sei, ausgesprochen, so wolle er dahin verweisen. Apotheken -Besitzer Augustin gab zu, dass Palmensamen in einer solchen Loherde vorzüglich keime und in den ersten beiden Jahren treibe; dann sei diese aber schädlich und die Wurzeln bekämen braune Spitzen. Was die Nahruugsfähigkeit der Lohe anbelange, so bedürften Blumenzwiebeln, in denen alle Organe bereits vorgebildet seien, gar keine Nahrungsstoff"q, sondern nur Wasser und Luft, um die in den Zwiebeln bereits aufgehäufte Nah- rung zur Verwendung zu bringen. In der Nah- rungsfähigkeit der Lohe könne demnach das gute Gedeihen der Blumenzwiebeln nicht liegen. In England habe er übrigens bei Orchideen nicht Co- cosnussschalen-Abfälle, sondern Fasern der Lodoicea- Nuss angewendet gesehen. Auch Inspektor Bouche trat den Ansichten Augustin's in Betreff der Lohe-Erde bei. Der Haide-Erde, welche sie ersetzen solle, werde sie hinsichtlich der Nahruugsfähigkeit nie gleichkommen, gleich dem Torfe sei sie aber gut, um die Erde porös und damit der Luft zugänglicher zu machen. Diese Porosität sei bei den Orchideen besonders wichtig. Der bekannte Orchideenzüchter Stange, der bei dem Konsul Schiller in Hamburg viele Jahre dessen Orchideen-Sammlung in vortrefflichem Zustande erhielt, habe sich aus gleichen Gründen der erhabenen Rasenbatzen von Carex- Arten auf feuchten Wiesen bedient. Schwere Erde passe nicht für Kulturen, wie er schon früher, als er auf der Pfaueninsel gewesen, nachgewiesen. Bis dahin habe man sich dort für Pelargonien n. s. w. schwerer Erde bedient; seitdem er daselbst leichte Torf- Ab- 11 fälle unter diese gemischt, seien ganz andere Ee- siiltate daraus hervorgegangen. Es wurde gewünscht, dass mit dieser Loherde weitere Versuche angestellt würden. Da nach Pro- fessor Koch die Cocosnuss - Schalen - Abfälle mit leichter Mühe und ohne grosse Kosten aus Eng- land zu beziehen seien, so war Obergärtner Kraus Im Garten des Kittergutsbesitzers Mor. E eichen - heim bereit, dergleichen ebenfalls kommen zu las- sen und damit Versuche anzustellen. Obergärtner Boese machte auf Jäger 's illu- strirtes allgemeines Gartenbuch, was eben in Leip- zig bei Otto Spamer erschienen ist, aufmerksam. Bekanntlich sei Hofgärtner Jäger in Eiseuach in allen Theilen der Gärtnerei gleich tüchtig bewan- dert. Er habe hier auf 34 Bogen, ziemlich eng, aber doch deutlich gedruckt, alles mitgetheilt, was er sonst in verschiedenen Werken herausgegeben. Eine grosse Anzahl von Illustrationen erläutern den Sinn und trage zum bessern Verständniss bei. Aus- führliche Abhandlungen dürfe man freilich nicht suchen, dergleichen seien auch nach seinen Meinun- gen unnütz, da man doch niclits Vollständiges ge- ben könne. Bei dem Durchblättern habe er auch bemerkt, dass der Verfasser 2 Theile der Gärtnerei mit Vorliebe behandelt: sie seien auch grade diese, von denen er wisse, dass sich der Hofgärtner Jä- ger praktisch am Meisten damit beschäftigt habe, nämlich die bildende Gartenkunst und der Obstbau. Die Schluss- Abtheilung über Anlage von Gärten sei besonders Dilettanten zu empfehlen. Für diese und Liebhaber von Pflanzen und Blumen, haupt- sächlicli für Gartenbesitzer, sei das Buch denn auch hauptsächlich geschrieben. Diesen könne er es auch nur empfehlen und wünsche er überhaupt dem Buche eine grössere Verbreitung. Professor Koch empfahl 2 in französischer Sprache geschriebene Büclier. Heut' zu Tage, wo auch die Gärtnerei bei allen Kultur- ^'ölkern sich gleicher Anerkennung erfreut, müsse man wissen, was auch bei den Nachbarn in dieser Hinsicht ge- schehe. Die Franzosen hätten aber von jeher grade darin viel geleistet und wären uns sogar in Man- chem, namentlich in der Obstzucht, ein Äluster, dem wir nachstreben müssten. Li der Gärtnerei gebe es aber, wie in allen Gewerken und Künsten, tech- nische Ausdrücke, die nur der verstehe, welcher lange Zeit in Frankreich gelebt habe. In Wörter- büchern suche man sie vergebens. Diesem Uebel- stande habe Carrifere, Chef der Baumschulen im Jardin des plantes, durch seine Encyclopödie horti- cole abgeliolfen, ein Werk, was er daher empfehle. Das 2. Buch führe den Titel: Les tleurs de pleine terre, verfasst von Vilmorin- Andrieux & Co. in Paris. Genannte Firma sei die grösste Han- delsgärtnerei in Paris, die schon sehr ' lauge bestehe und sich — was nicht zu übersehen sei — in der langen Zeit nach allen Eichtungen hin eines guten Eufes erfreue. Das Buch sei natürlich nicht zu- sammengetragen, sondern stehe auf eigenen Füssen. Erfahrung habe allein geleitet. Da Professor Dr. Koch wünschte, dass auch ein Fachmann sein Ur- theil darüber abgebe, wurde Obergärtner Kraus beauftragt, in der nächsten Versammlung darüber zu berichten. Obergärtner Kraus übergab Verzeichnisse der in dem Garten des Eittergutsbesitzers Mor. Eei- ehenheim kultivirten Orchideen. Aus diesen er- sehe man, dass es eine Auswahl des schönsten, was in dieser Familie vorhanden, enthalte; aus dieser Ursache habe das Verzeichniss besonders für Lieb- haber grossen Werth. Der Universitätsgärtner Sauer hatte eine Eeihe von Niesswurz- (Helleborus-) Arten in Blüthe ausge- stellt, welche wiederum, wie früher (s. 3. Jahrg. S. 41), die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zogen. Seitdem hatte derselbe noch mehr Kreu- zungs-Versuche gemacht, welche zum Theil eben- falls erfreuliche Eesultate herbeigeführt hatten. Aus- ser den früher genannten weissblühenden Sorten: H. olympicus, antiquorum und guttatus, war dieses Mal auch abchasicus vertreten. Sowohl Privatgärten, als auch Handelsgärtnereien sind diese Niesswurz-Arten zu empfehlen, da sie zum Treiben sich sehr eignen und grade zu einer Zeit blühen, wo man im Allgemeinen wenig blühende Pflanzen besitzt. Von Seiten der Preisrichter wurde ihnen auch wegen der guten Kultur der Monatspreiss zu- gesprochen. Professor Koch legte ein blühendes Exem- plar des erst vor Kurzem direkt eingeführten Hip- peastrum Heuserianum Karst, vor, was Ober- särtner Eelnecke im Garten des Geh. Oberhof- Buchdruckers v. Decker erzogen hatte. An Schön- heit übertrifft diese Pflanze noch das H. aulicum, was unter den Namen von H. robustum später von Neuem beschi-ieben wurde und meist auch noch in den Gärten kultivirt wird. Ob H. Heuseria- i num wirklich eine Art oder nicht vielmehr eine Abart des H. aulicum, vielleicht die Form, welche , als glaucescens unterschieden wurde, oder •wahr- scheinlicher noch H. Organen se Hook., was wir ebenfalls nur für eine Abart halten, ist, müssen weitere Untersuchungen lehren. Da bereits Aus- saaten gemacht sind, möchte es sich in Kurzem herausstellen. Auf jeden Fall ist H. Heuserianum eine sehr zu empfehlende Pflanze, auf die wir des- halb besonders aufmerksam macheu wollen. Kunst- und Handelsgärtuer Feist (MüUerstr. 117) legte eine Anzahl Aepfel und Haselnüsse vor, 2* 12 welche erstere von Seiten einiger anwesenden Pomo- logen für Winter-Quitten-Aepfel*) erklärt wurden. Dieselben hatten einen weinsäuerlichen, angenehmen Geschmack und auch ein gutes Aussehen, so dass sie sich zum Tafelobst sehr gut eignen. Da der Baum reichlich trägt und auch meist alljährlich, so verdient er alle Beachtung. Hübsche Stämm- chen sind bereits bei Feist zu haben. Professor Koch sprach über die Wandelbar- keit des Birnbaumes und seiner Früchte, über die der Pariser Akademiker und Direktor des botani- schen Gartens in Paris, Decaisne, einen Vortrag in der Akademie der Wissenschaften daselbst ge- halten hatte. Decaisne sieht alle unsere Birnen- Sorten als aus einer einzigen Art entstanden an und hatte zu diesem Zwecke vor 10 Jahren Aus- saaten von den verschiedensten Birnen-Sorten ge- macht. Professor Koch nimmt dagegen zwei ur- sprüngliche Arten an, von denen die eine im Oriente wild wächst und in Südeuropa unter mehrern For- men verwildert vorkommt, die andere aus China stammt. Da Eeferent später über diesen Gegen- stand ausführlich sprechen wird, so verweisen wir für jetzt dahin. Professor Koch legte die ersten Probe -Ab- drücke der von der Direktion des schweizerischen landwirthschaftlichen Central- Vereines herauszuge- benden schweizerischen Pomologie vor. Es sei sehr erfreulich, dass der Gedanke, den der Verein zur Beförderung des Gartenbaues vor 10 Jahren durch die erste Pomologen-Versammlung in Ausführung gebracht, nicht allein in Deutschland bereits Früchte getragen, auch im Auslande suche man auf gleiche Weise zunächst von dem vorhandenen Obste sich Kenntniss zu verschaffen und auf weiteren Anbau von Obst hinzuwirken. In der Schweiz habe, wie man sehe, der landwirthschaftliche Central- Verein die Angelegenheit in die Hand genommen. Auch in Eussland wende man ihm grössere Aufmerksam- keit zu. Bereits habe Dr. Kegel, der Direktor des botanischen Gartens in Petersburg, in dem Schlusshefte der von ihm herausgegebenen Garten- flor, ein Verzeichiiiss aller in Russland kultivirten Kernobst-Sorten, leider nur mit russischen Namen, veröffentlicht. Um pomologlsche Studien zu machen, befinde sich eben auch ein Gelehrter aus Moskau hier. *) Oberförster Selimidt in Forsthaus Ulumberg erklart besagten Apfel für den Englischen Qui tten- Ajifel, der schon 1826 als Quince-Apple nach dem Kontinente kam. Der Baum zeichnet sich durch völlig- bcwollte Sommertriebe aus. Mit DörelTs grosser (»oldrei nette, so wie wahrschein- lich fnich mit Cornelis' früher gelber Herbst-Rei- nette, möchte er identisch sein Die Haselnüsse waren die sogenannten Dreieckigen Zellernüsse, leicht an den braunen Streifen auf der Schale zu erkennen. Es ist eine ■vorzügliche, sehr zu empfehlende Frucht. Programm zm" Preisbewerbung für das 42. Jahrosfest bfs Strfinfs jur 3ötfür^trung öcs (Sartfnbnura in btn .ftönigl. ^rcu^ifrf)ttt .Staaten ju jÖrrlin, am 10. Juni 1864. AUgemeine Bedingungen. 1. Zur Preisbewerbung sind Gärtner und Garten- Liebhaber des In- und Auslandes berechtigt, sie seien Mitglieder des Vereines oder nicht. 2. Ausser Pflanzen, abgeschnittenen Blumen, Ge- müsen und Obst sind auch Garten- Verzierun- gen, Sämereien, künstlicher Dünger und sonst auf Gärtnerei Bezug habende Gegenstände zu- lässig. 3. Die Gegenstände der Preisbewerbung verblei- ben das Eigenthum der Besitzer. 4. Die deutlich zu etiquettirenden Pflanzen und sonstigen Ausstellungs- Gegenstände sind, von einem doppelten Verzeichnisse begleitet, mit Namen und Wohnung des Ausstellers versehen, bis zum 17., spätestens aber bis zum 18. Juni Mittags einzuliefern. Nur Früchte, Gemüse und abgeschnittene Blumen werden noch am ersten Ausstellungstage bis 7 Uhr Morgens an- genommen. Eine gleiche Ausnahme soll noch für einzelne, besonders empfindliche Pflan- zen, wenn solche am Tage vorher angemeldet sind, gestattet werden. Die Entscheidung, ob solche Pflanzen bei der Vertheilung der Preise konkurriren können, hängt von dem Ermessen der Preisrichter ab. 5. Es ist selbstverständlich, dass die auszustellen- den Töpfe und Pflanzen rein und sauber sein müssen, wenn der Eindruck ein gefälliger sein soll. 6. Die Aussteller haben in den Verzeichnissen ausdrücklich anzugeben, um welche Kategorie der Preise des Programmes sie sich mit den eingesendeten Gegenständen bewerben, welches von den Ordnern auf Verlangen verabfolgt wird. Dagegen Handelnde haben es sich selbst beizumessen, wenn ihre Gegenstände nicht die gewünschte oder gar keine Berücksichtigung bei den Preisrichtern finden. 7. Das Arrangement für die Ausstellung über- nehmen die vom Vorstande ernannten Ordner, welche allein berechtigt sind, die eingelieferten Gegenstände anzunehmen, den dazu erforderli- chen Baum anzuweisen und den Empfang in dem Duplikate der Verzeichnisse zu bescheini- gen. Die Aufstellung der Ausstellungs-Gegen- stände kann Jeder an dem mit den Ordnern zu vereinbarenden Platz selbst übernehmen oder auch den Ordnern überlassen. 13 8. Alle Ehilleferungen müssen bis zum Schlüsse iler Ausstellung, am zweiten Tage Abends, ausgestellt bleiben; doch können Früchte und die laut ad 4. als besonders empfindlich aner- kannten Pflanzen auf besonderes Verlangen bereits am Abende des ersten Tages zurück- genommen werden. 9. Die Zurücknahme der Pflanzen beginnt am 21. Juni, Morgens 7 Uhr. Ausnahmen hiervon sind nur unter Kücksprache mit den Ordnern zu gestatten, 10. Das Preisrichteramt besteht aus 9 Mitgliedern, von denen schon 5 beschlussfähig sind; dieje- nigen Herren, die Aussteller sind, bleiben von der Wahl zum Preisrichteramt ausgeschlossen. 11. Die Preisrichter erkennen auf Geldpreise und . Diplome. Die gekrönten Gegenstände werden nach Abfassung des Urtheils durch den Vor- sitzenden des Preisrichter- Amtes in Gemein- schaft mit den Ordnern bezeichnet, die letzte- ren werden ausserdem die Namen sämmtlicher Aussteller anheften. Der Beschluss wird in der Versammlung durch den Vorsitzenden des Preisrichter- Amtes mitgetheilt. 12. Die nicht zuerkannten Preise werden den Preisrichtern zu anderweitiger Verfügung ge- stellt. 13. Die Räume, in welchen die Ausstellung statt- findet und die Namen der Ordner, sowie der Preisrichter, werden später bekannt gemacht. I*reis- Aufgaben. A. Link's Preis. 1. Für eine ausgezeichnete Leistung in der Gärtnerei 20 Thlr. B. (Iruppiruiigeii. 2. Für die schönste Gruppe Schau- pflanzen in mindestens 12 Exem- plaren ein Preis von 10 „ 3. Für die schönste Gruppe Markt- pflanzen in mindestens 12 Exem- plaren ein Preis von 10 n 4 — 7. Für die beste Gruppe von Markt- pflanzen, entweder in einer oder meh- rern Arten, 4 Preise zu 5 Thlr, zu- sammen 20 , C. SchaiipHanzeii. 8. Für die beste Kulturpflanze ein Preis von 10 n 9 — 15. Für die bestkultivirten Schau- pflanzen, 7 Preise zu 5 Thlr, zu- sammen 35 „ Latus 105 Thlr. Transport 105 Thlr. D, Neue Einfübiungeu. 16 — 17. Für Pflanzen, welche hier zum ersten Male ausgestellt werden und welche so weit ausgebildet sein müs- sen, ■ dass ihre Eigenschaften erkenn- bar und eine grössere Verbreitung als Zier- oder Nutzpflanzen voraussetzen lassen, 2 Preise zu 5 Thlr, zusammen 10 ^ E, Abgeschnittene Blumen. 18. Für abgeschnittene Sortimentsblumen oder Bouquets ein Preis von . . 5 jj ¥. Obst und (iemüse. 19. Für das schönste Obst ein Preis von 5 „ 20. Für das beste Gemüse ein Preis von 5 „ a. Zur Verfügung der Preisrichter. 21 — 24. Vier Preise zu 5 Thlr, zusammen 20 „ Summa 150 Thlr. U. Ehren - Diplome. 25 — 31. Sechs Ehrendiplome, ebenfalls zur Verfü- gung der Preisrichter. Berlin, den 3. Januar 1864. W. Qanntfl. 3ul. Urinedif. % iSaurr. 1|ti)bfr. CT. äSoudje. W. Sonntag. Ol. fadinfr. i. ^tlattljifu. ^arrbt. j0ic d)inc|'i|'d)c ll5ud)erblume oder ('hi'y^aiithemuiu iiidiciini. Wir haben bereits mehrmals die chinesische Wucherblume in der Wochenschrift besprochen, auch einen kurzen Abriss über die Geschichte ihrer Einführung gegeben (2. Jahrg. S. 124), wir haben ferner berichtet, in welchem Ansehen sie bei den Engländern steht und mit welcher Aufmerksamkeit sie jenseits des Kanales behandelt wird (2. Jahrg. S. 142); und doch kommen wir jetzt von Neuem auf sie zurück. Die Liebe zu ihr fängt auch bei uns an, grösser zu werden, hat aber immer noch nicht den Grad erreicht, den sie in Anspruch zu nehmen berufen ist. Die frühzeitig blühenden Pora- ponen, über deren Kultur wir ebenfalls schon vor 3 Jahren (3. Jahrg. S. 150) gesprochen, sind im Freien für den Spätsommer, hauptsächlich wegen der Mannigfaltigkeit in der Farbe der Blumen, eine 14 der besten Äkquisitionen. Wir saheu sie noch wäh- rend des vorigen Sommers mit grossem Vergnügen im Neuen Garten bei Potsdam in der Nähe des Marmor-Palais. Seit unserer eigenen geschichtlichen Auseinan- dersetzung haben wir auch Gelegenheit gehabt, die mit ausserordentlichem Fleisse ausgearbeitete, wenn auch schon ältere Monographie über Chrysanthe- mum indicum von J. G. Ruppreclit kennen zu lernen. Aus ihr erlauben wir uns noch Einiges nachzutragen und ausserdem die Geschichte der chinesischen Wucherblume, welche in unserer frü- heren Abhandlung sich nur bis zum Schluss der zwanziger Jahre erstreckte, bis auf die neueste Zeit, wenn auch natürlich nur in derselben Kürze, wie dort, fortzusetzen. Während der traurigen Kriegeszeit im ersten Jahrzehend, so wie in der ersten Hälfte des zwei- ten in diesem Jahrhunderte, waren natürlich auf dem Festlande alle friedlichen Werke, und so auch die schöne Garteukunst, in den Hintergrund getre- ten. Nur jenseits des Kanals, in dem durch seine Lage glückHchen England, wurde jedoch die letz- tere fortwährend, wenigstens einigermassen, gepflegt. Nach den Freiheitskriegen verbreitete sich die Liebe für die chinesische Wucherblume auch alsbald nach dem Festlande. Weimars kunstsinniger Grossherzog Karl August war es auch wiederum (wie bei den Georginen), welcher die ersten 6 Sorten, wie es scheint, nach dem damals berühmten Belvedere ver- pflanzte. Von hier aus wurde sie mit freigebiger Hand weiter verbreitet. Mit den Jahren vermehrte sich die Zahl der Sorten, so dass bereits 1821 deren in Berlin 10, in Leipzig aber deren 12 kultivirt wurden. Die Zahl der in England vorhandenen Sorten betrug 1822, wie wir in unserer früheren Abhandlung mit- getheilt haben, nur 14, 1824 vrurden dagegen durch die überaus thätigc Gartenbau - Gesellschaft in London, welche 2 Mal besondere Gärtner deshalb nach China sendete, noch 15 neue dazu eingeführt. Wenn daher der Pariser Gärtner Noisette in dem- selben .Jahre in England nur 27 Sorten sah, so müssen alsbald 2 wiederum zu Grunde gegangen sein. Noisette brachte diese 27 Sorten nach Frankreich und machte ihre Namen ein Jahr darauf in den Nouvelles du bon Jardinier, aber sehr ver- stümmelt, bekannt. Das korrekte Verzeichniss er- schien erst 1830. Die Zahl der Sorten nahm auch in Deutsch- land zu. In den 20ger Jahren erfreute sich, neben dem in Belvedere bei Weimar, der Garten in Karls- ruhe wegen seines Inhaltes eines grossen Rufes. Eine Reihe von Fürsten liebten daselbst Pflanzen und Blumen und verwandten grosse Summen auf deren Erhaltung. Aus dem Verzeichnisse, was der damahge Garten-Inspektor Hart weg, Vater des be- kannten amerikanischen Reisenden und jetzigen Garten-Inspektors in Schwetzingen bei Heidelberg, verfasste, ersehen wir, dass im Jahre 182.5 nicht weniger als 24 verschiedene Sorten chinesischer Wucherblumen in Karlsruhe kultivirt wurden. Im botanischen Garten zu Hamburg finden wir dagegen nach dem damals herausgegebenen Verzeichnisse nur 23, bei Booth & Söhne aber in Flottbeck bei Hamburg im Jahre 1827 wieder- um 25 Sorten, die sänimtlich mit den englischen Benennungen aufgezeichnet werden. Cels, der be- kannte Pariser Gärtner, der so viel Verdienste um Einführung neuer Pflanzen sich erworben hat, bot im Jahre 1830 sogar schon 38 Sorten an; unter ihnen befanden sich 5 ganz neue Sorten. In Eng- land war unterdess, wiederum durch direkte Ein- führungen, die Zahl auf 49 gestiegen. Eine neue Aera für die Vervollkommnung der chinesischen Wucherblumen oder Chrysanthemen be- gann mit dem Jahre 1836 oder 1837, wo die Han- delsgärtner Chandler in Vauxhall in der Graf- schaft Surrey von der Insel Yersey, einer der nor- mannischen Inseln im Kanal, Samen, den man dort erhalten, erhielten und diesen aussäcten. Es kam eine Reihe schöner Formen hervor, welche lange Zeit bewundert wurden. Auf gleiche Weise bezog der Handelsg. Salter in Hammersmith (Middlesex) keimfähigen Samen aus Süd -Frankreich und erzog ebenfalls alljährig eine Anzahl neuer Sorten, von denen Viele sich des Beifalls erfreuten. Seitdem lernte man auch an andern Orten Samen erziehen, um mit dessen Hülfe neue Sorten sich zu verschaf- fen. Damit stieg die Liebe zu diesen Blumen. Auch aus dem Vaterlande wurden neue Sorten bezogen. Eine solche war das im Jahre 1846 di- rekt aus China eingeführte Massliebchen von Tschu- San (Chusan-Daisy) eine Sorte mit ausserordentlich kleinen Blüthenkörbchen, die nur die Grösse derer der Massliebchen besasseu und Ursache der Benen- nung waren. Sie wurde benutzt, um andere Sor- ten mit kleinen" Blüthenkörbchen zu erziehen. Mit der Zeit mehrte sich auch deren Zahl und es ent- stand auf diese Weise eine besondere Grupj)e chi- nesischer Wucherblumen, die mau zum PTnterschiede von den übrigen mit dem Namen der Pomponen belegte. War es hier die Kleinheit, und zwar in den Blüthenkörbchen nicht allein, sondern auch in der ganzen Pflanze, wonach man jetzt strebte, so suchte man grade umgekehrt bei den Sorten der anderen Gruppe möglichst grosse Blüthenkörbchen zu erzielen. Aber nicht allein durch direkte Einführungen, so wie durch Samen, wurden neue Sorten erzielt. 15 Es kam nämlich vor, dass bei einer Sorte plötz- lich ein Zweig ein Blütheukörbchen hervorbrachte, dessen einzelne Blüthchen eine andere Farbe be- sassen. War diese von besonderer Schönheit und auch das Blüthenkörbchen besonders gut gebaut, so wurde der Zweig zu Stecklingen benutzt, um damit ebenfalls eine neue Sorte zu erhalten. Es scheint sogar bestimmte Sorten zu geben, die in dieser Weise sich wiederholten und Mutterpflanzen von mehrern neuen Sorten wurden. So wird in Gar- dener's Chronicle (pag. 1107), dem wir diese Mit- theilungen entnehmen, berichtet, dass eine bekannte Sorte mit zart-fleischfarbenen Blüthenkörbchen, wel- che von Salt er gezüchtet ist und den Namen Kö- nigin von England (Queen of England) führt, auf diese Weise die Mutter mehrer, zum Theil in der Farbe sehr verschiedener Sorten geworden ist. Zu- erst wurde eine rosa-farbige, dann eine gelbe Sorte erzogen; diese letztere ist als Goldene Königin von England (Golden Queen of England) bekannt. Noch später ging auch eine weisse Sorte aus ihr hervor. Sonderbarer Weise wurden auch Sorten mit bunten Blattern aus der , Königin von England" erzogen. In gleicher Hinsicht sind in England die Sor- ten: Christine und Julie Grisi bekannt. Unter den Pomponen hat Cedo nulli, mit weissen Blüthenkörb- chen, unbedingt eine der schönsten, die gleiche Eigenschaft. Von ihr hat man eine Sorte mit gold- gelben und eine mit lilafarbigen Blüthenkörbchen erzogen. Sonderbar, dass es bis jetzt ebenfalls noch nicht gelungen ist, eine blau-blühende chinesische Wucher- blume zu erziehen, so oft man auch wiederholt ver- suchte, dergleichen blaue Georginen zu gewinnen. Ausserdem sind, freilich mit Ausnahme der schwar- zen, die aber im ganzen Pflanzenreiche überhaupt nicht vertreten ist, alle Farben und deren Nüanci- rungen in den Blüthenkörbchen der chinesischen Wucherblumen zu finden, vom schneeigen Weiss durch Rosa bis zu dem tiefsten Purpur und Violett und von der blassen Schwefelfarbe durch das präch- tige Goldgelb ])is zum dunkelsten Orange. Die Zahl der Sorten ist in der neuesten Zeit sehr gewachsen, sowohl die der grossblumigen, als die der Pomponen. Die Handelsgärtnerei von Sal- ter in Hammersmith ist es vorzüglich, aus der in der neuesten Zeit die meisten und schönsten Sorten hervorgehen. Die Zahl derselben, welche Salter jetzt in Kultur besitzt, beträgt gegen 2000; allein in diesem Jahre hat er 400 herangezogen. Dass unter ihnen manche vorzügliche Blume sich befin- det, wird erzählt; bei einer solchen Menge möch- ten sich aber auch viele schlechte Sorten und sol- che, die anderen sehr nahe stehen, befinden. Wie gross die Liebhaberei für chinesische Wucherblumen in England ist, ersieht man daraus, dass es nicht weniger als 7 Vereine gibt, welche nur damit sich befassen, Ausstellungen in's Leben zu rufen und dadurch der Pflanze und vor Allem der Blume eine grössere Vollkommenheit zu geben. Fast in allen grössern Stadttheilen Londons befin- det sich einer dergleichen Vereine. Diese 7 Chry- santhemum-Vereine sind: South -Metropolitan -ama- teur- Chrysanthemum-, South - Eastern- Chrysanthe- mum-, East-London-Chrysanthemum-, Stoke Newing- ton Chrysanthemum-, Tower Hamlets Chrysanthe- mum-, Packham and Hatcham Chrysanthemum- und Norwood- Chrysanthemum -Society. Ausserdem fin- den aber noch Ausstellungen allein von Chrysan- themen, wie z. B. von der Londoner Gartenbau- Gesellschaft, statt. Die Extreme berühren sich auch bei der Lieb- haberei der Chrysanthemen. Man will entweder, wie angedeutet, recht grosse oder recht kleine Blü- thenkörbchen (resp. Blumen). Während bei uns die ersteren höchstens mit 2 und 3 Zoll im Durch- messer gezogen werden und selbst schon zu den Seltenheiten gehören, waren auf der Herbst-Ausstel- lung der Londoner Gartenbau-Gesellschaft Exemplare vorhanden mit Blüthenkörbchen von 5, 6 und selbst 6^ Zoll Durchmesser. Um diese heranzuziehen, wird allerdings die Pflanze wahrhaft maltraitirt; man nimmt ihr alle Seitenzweige imd richtet da- mit die ganze Aufmerksamkeit auf ein oder auf zwei Blüthenkörbchen an der Spitze. Bisher war die Päonien-Form bei den gross- blühenden Sorten sehr beliebt; jetzt ist das Stre- ben darauf gerichtet, die Blüthchen möglichst breit zu erhalten (Broad-pctaled Chrysanthemum). Ent- weder sind dann diese aucli ziemlich lang und nach der Mitte zu gekrümmt, oder sie erscheinen kurz und steif, ähnlich, wie man sie jetzt von den Georginen verlangt. Die erste, welche in dieser Richtung sich entwickelte, hatte den Namen Du- pont de l'Eure erhalten ; nach ihr wird nun auch die Gruppe ebenso genannt. Zu dieser gehören eine Reihe von Sorten, wo die Blüthenkörbchen zweifarbig sind. Von diesen letztern werden durch Gardener's Chronicle (p. 1156 des vorigen Jahr- ganges) genannt: Joshua Dix: gelb in der Mitte und purpurroth gegen den Rand; Saumarez: braun- roth vorn und goldgelb auf dem Rücken; Sir G. Bowyer: rosa-purpur vorn, weit heller auf dem Rücken. Einfarbig sind: Mrs. Edward Miles feurig- gelb: Jardin des plantes heller als die vorige Sorte; Lord Clyde im tiefsten Karmoisin. Von den übri- gen Sorten mit breiten Blüthchen nennen wir: Princess of Wales, vielleicht noch schöner als die beliebte Queen of England, und von weisser Farbe, 16 gegen den Rand hin aber in Rosa übergehend; Prince Alfred: rosa-purpur, auf dem Rücken heller und in's Silberfarbige scheinend; Lady Slade: hell- rosa-lila; General Bainbrigge: amberfarbig; Jupiter: roth-brauu mit goldfarbigen Puukteu; Venus: zart- lila. Von den Anemonen -blüthigen empfehlen wir unter den neuesten : Empress (die Kaiserin) : pfir- sichfarbig; St. Margaret: gelb; Mrs Pethers: hell- lila-pfirsichfarben. Unter den Pomponen hat end- lich vor x\llem die Ranunkel-blüthige Lizzy-Holmes allgemeinen Beifall erhalten; diesen verdient aber ebenfalls: Sanguineum von der prächtigsten blut- rothen Farbe, und Sam Slick: rosa-amarant mit bronzegelben Spitzen. Astrapaea Wallichii Ker. Wir haben schon oft darauf hiugewiesen, dass wir manche ältere Pflanze jetzt über dem vielen Neuen vernachlässigen und dabei Unrecht thuu. Dem Liebhaber kann es doch nicht darauf ankom- men, immer nur das Neueste, sondern vielmehr stets, wo möglich, das Schönste zu haben. Unter den Pflanzen, die hier im botanischen Garten in Blüthe stehen und bereits seit 1820 in Kultur sind, machen wir auf Astrapaea Wallichii Ker auf- merksam. Es ist dieses eine baumartige Malvacee mit schönen grossen Blättern, zwischen denen an dünnen Stielen die kopfförmigen Blüthenstände her- imterhängeu. Mau kann sich in der That nichts Schöneres denken, als einen solchen Baum mit sei- nen ausgebreiteten Aesteu und den grossen, mehre Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthenköpfen von schöner, rother Farbe, welche letztere zur Zeit der Entfaltung noch durch die goldgelben Staub- beutel unterbrochen wird. Freilich braucht der Baum Raum, um sich entfalten zu können. Da er aber einen hübschen Stamm bildet und die Krone nicht zu dicht wächst, so können unter ihm auch noch andere Pflanzen stehen. Am besten nimmt er sich wohl in freien Grund gepflanzt aus, wenn man allerhand durch schönes Grün und durch Blü- thenflor sich auszeichnende Pflanzen ringsherum an- bringt, so dass er mit diesen eine Gruppe für sich ausmacht. Der Baum gehört übrigens in's Warm- haus. Der ältere de Caudolle hat unsere Garten- pflanze unter dem Namen Astrapaea penduli- flora unterschieden, mit Unrecht, denn sie weicht von der auf Madagaskar wachsenden Art keines- wegs ab. In den englischen Gärten kultivirte man früher auch eine Art als A. tiliaefolia, die aber nirgends beschrieben, sondern von Sweet nur ge- nannt ist und wahrscheinlich eben so wenig spezi- fisch unterschieden werden kann. Die Pflanze vermehrt sich übrigens durch Steck- linge, die mau im Laufe des Sommers macht, sehr leicht. Zu beobachten ist dabei jedoch , dass man den Sand, in dem der Steckling steht, so wenig wie möglich begiesst, weil ^oust die Schnittfläche leicht schwarz wird. Durch den Ankauf des Bestandes in der Han- delsgärtnerei von J. G. Kluge in Sorau durch Eduard Seidel in Grünberg geht erstere ein. Was an Obstgeliölzen vorhanden, wird nach zu- letzt genanntem Orte übergeführt, dagegen sollen die übrigen Bestände an Rosen, Strauchzeug, Blu- men u. s. w. im Frühjahr zum Verkauf kommen. Liebhaber, die darauf reflektiren , werden ersucht, sich direkt deshalb an Eduard Seidel in Grün- berg zu wenden und die sehr billigen Bedingungen entgegenzunehmen. Auch sind einige hundert Ana- nas-Pflanzen, welche im nächsten Sommer Früchte bringen, billig zu verkaufen. Wir erlauben uns auf die Rosenkulturen von C. Coers in Lünen (Prov. Westphalen) aufmerk- sam zu machen. Aus der reichen, gegen 2000 Va- rietäten enthaltenden Mutterpflanzen-Saunnlung wird das Vorzüglichste und Neueste in ausgedehnte- ster Weise, hauptsächlich auf Hochstämmen, ver- mehrt, deren Schönheit, Ausdauer und kräftiges Wachsthum bereits ihren Ruf gesichert haben. Ka- taloge' werden auf gefälliges Verlangen franco ein- gesendet. Räiiclier-Apparate zur Vertilgung der schädHchen Lisekten und Blatt- läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak und Lisektenpulver zu räuchern, die grossen zu ä^ Thlr, die kleineren zu 2| Thlr pro Stück, sind wieder vorräthig, und werden auf Bestellung nach allen Gegenden verschickt, von Klenipnermeister, Leipzigerstr. 1)2 in Berlin. Verlag von Karl Wlegaudt in Berlin, Kommaudanten-Ötrassc No. 62, Druck der C. Feist er'schen Buchdruckerei in Berlin, Zielen-Platz No. 2. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des (lartenbaues in den Köiii^I. Prenssischen Staaten für Ciärtnerei und Pflanzenkunde« ■ Redakteur : P*i-ofessoi" I>r. Karl I-Üocli, General-Sekretair des Vereines. No.3. Berlin, den 23. Januar 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Illoalt; lieber Rittcrsteruc odtr Hippeastrum, insbesondere über H. Hcuseriauum Karst, und procerum Duch. — Ueber Düngung mit Meersalz. Von Hob itz- Vater, Mitglied im Couseil des Ärrondissement von Lyon. Nebst einer Bemerkung des Dr. Filly. — ■ Ankündigung einer Gärtner- Lehranstalt in Kütheu (Herzogtbum Anhalt) in der Kunst- und Handels- gärtnerei von G. Goschke. — Karl Bor eher. s' Anleitung zur Vervollkommnung des Obstljaues im nördlichen und mittleren Deutseliland. Sonntag, den 31. Januar 1864, mittags ^13 ihr, iinilet im Englischen Hanse (Iflolirenstrasse INo. 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. üobci- Rittersterne oder Hippeastruin, insbesondere über H. Heuserianum Karst, und procerum Duch. Zu Eude des vorigen Jahres blühten in einem der Gewächshäuser des Geh. Oberhofbuchdruckers V. Decker in Berhn in reichlicher Menge Zwie- beln einer Ritterstern -Art, welche direkt aus Bra- silien eingeführt waren. Schon ein Jahr früher wurde vom Obergärtner daselbst, Reinecke, die erste blühende Pflanze in der Januar -Sitzung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues ausge- stellt. Professor Karsten, der bekannte columbi- sche Reisende, hat diese einer näheren Prüfung unterworfen und in ihr den Typus einer neuen Art, der er den Namen ihres Entdeckers gab und daher Hippeastrum Heuserianum nannte, ge- funden. Es ist nicht zu leugnen, dass die erste blühende Pflanze des vorigen Winters, so schön sie auch war, doch keineswegs in einer solchen Vollkom- menheit sich entwickelt hatte, als es bei den mei- sten Exemplaren, welche am Ende des vorigen Jah- res zur Blüthe gekommen, der Fall war. Der mehr glockenförmige Bau der grösseren Blume und auch das Feuer der rothen Farbe sprachen zu Gunsten der letzteren. Durch die Einführung der Pflanze hat imsere Blumenflor einen erfreulichen Zuwachs erhalten. Ein noch interessanterer Ritterstern, der in der neuesten Zeit eingeführt wurde, ist Hippeastrum procerum. Die Farbe der Blume und das eigent- liche Wachsthum der ganzen Pflanze ist so abwei- chend von den übrigen Arten dieses Geschlechtes, dass H. procerum gewiss die Aufmerksamkeit der Liebhaber nicht weniger, als der Botaniker in An- spruch zu nehmen berufen ist. Mau denke sich einen Ritterstern oder eine Auiaryllis, ähnlich den Musa- Arten, durch Ineinanderschliessen der verlän- gerten Blattscheiden, einen Schein -Stamm von 2|- Fuss Höhe bildend, dazu nun ein fusshoher Schaft mit 4 — 12 schönen grossen Blüthen von zartem Lila, und man wird eingestehen, dass wir bis jetzt noch nichts Aebnliches in unseren Gewächshäusern haben. Wir besitzen nur einige Crinum's, welche ebenfalls einen solchen Schein-Stamm, aber keines- wegs von solcher Höhe, bilden, aber am Ende des Schaftes weisse oder röthliche Blüthen tragen. Wir begreifen es, dass der Entdecker dieser schönen und zugleich mteressanten Pflanze diese zu Ehren der Kaiserin von Brasilien: Amaryllis Imp^ratrice de Brasil nannte, während Duchartre ihr An- fangs den Namen Amaryllis gigantea, den aber schon eine andere Art besitzt, gab. 18 Die Einführung des H. Heuserianum ii. pro- cerum soll uns Gelegenheit geben, über die Rit- tersterne oder Hippeastriim-Arten (Aniaiyllis, wie man sie im gewöhnlichen Leben nennt) über- Jaaupt ^u sprechen und durch eine geschichtliche jimd botanische Auseinandersetzung noch mehr In- teresse für diese schönen Blumen zu erwecken. H i p p e a s t r u m , wörtlich aus dem Griechischen übersetzt „Ritterstern", ist ein erst im Jahre 1821 von dem bekannten Amaryllldeenkenner Herbert aus Arten der Linu^' sehen Amaryllis gebildetes Genus. Ursache zur Benennung gab die im Grunde der meist rothea Blume befindliche Zeichnung von in der Regel gelbhch-grüner Farbe, welche erstere mit einem Rittersterne verglichen wurde. Schon Alton (^der Vater) in Kew hatte im Jahre 1789 eine dazugehörige Art Amaryllis equestris ge- nannt, ein Umstand, der zunächst Veranlassung zur Herbert 'sehen Benennung Hippeastrum gege- ben haben mag. Das Genus Amaryllis, wie es Linne bereits schon im Jahre 1735 in seiner ersten Ausgabe des Systema naturae aufgestellt und später näher be- zeichnet hatte, enthält eine Reihe verschiedenarti- ger Lilien mit unterständigem Fruchtknoten (Ama- ryllideae), von denen einige, wie A. sarniensis, der von ihm gegebenen Diagnose geradezu wider- sprechen. Der Botaniker und Pflanzen -Liebhaber Herbert, welcher mit grosser Liebe und behufs wissenschaftlicher Untersuchungen alle Arten ihm zugänglicher Amaryllideen kultivirte, hatte deshalb sehr recht, wenn er aus dem alten Genus Ama- ryllis nicht weniger als 10 Genera bildete. Duchartre glaubt, dass die Trennung des Linnc^'schen Geschlechtes Amaryllis, wie es Her- bert angibt, nicht gerechtfertigt sei und dass mau daher besser tbäte, dasselbe in der Linn^'schen Ausdehnung zu geben. Dann müssten aber noch eine ganze Reihe anderer Genera damit vereinigt werden, die in allen Charakteren viel mehr mit A. Belladonna und anderen übereinstimmen, als z. B. Amaryllis sarniensis und formosissima. Wäre das Merkmal in Betreff des hohlen Stengels allein vor- handeu, so würden wir auch weniger Gewicht da- rauf legen, so hängt es aber genau mit der Be- schaffenheit des Samens zusammen. Dass Herbert im Allgemeinen zu viel Genera gebildet hat, damit stimmen wir vollständig mit Duchartre überein. Derselbe gelehrte Redakteur des Journals der Pariser Gartenbau-Gesellschaft glaubt die Amaryllis in 2 Gruppen bringen zu können, je nachdem der Blüthenschaft an der Seite oder aus der Mitte her- vorkommt. So viel wir dergleichen Pflanzen unter- sucht haben, ist der Blüthenstand stets seitenstän- dig; wir möchten behaupten, dass es nicht nur hier. sondern überhaupt bei allen Amaryllideen der Fall ist. Bei Zwiebelpflanzen kommt nur dann ein ter- minaler Blüthenstand hervor, wenn die Zwiebel zer- lallt, wie bei Tulpen u. s. \v. Wohl kann es aber j der Fall sein, dass der Schaft aus dem Winkel ' eines obersten Blattes , wie bei den H^yaeinthen, herauskommt und die Spitze der Achse eine Knospe trägt, die so lange ruht, als die Pflanze blüht und Samen trägt. Dann erst wird der Blüthenstand abgeworfen und die Endknospe wächst weiter. Nä- heres darüber findet man in unserer Abhandlung über Lilienpflanzen und Zwiebelbildung in der Lin- naea (22. Band, S. 213, tab. 2). Was nun wiederum den Namen Amaryllis anbelangt, so bezeichnet er bekanntlich ursprüng- lich bei den Griechen eine schöne Nymphe. Die Griechen liebten es, schöne Blumen durch Ver- wandlung schöner I\[enschen entstehen zu lassen. So wurden die schönen Jünglinge Adonis, Narcis- sus und Hyacinthus in Blumen verwandelt. Linn^ trug bekanntlich die Namen von mythologischen Personen ebenfalls gern in die Pflanzenwelt über, denn ausser Amaryllis sind von ihm und später auch von Anderen deren noch eine ganze Reihe in der systematischen Botanik eingeführt worden. Linn^'s Lehrer und Vorgänger, Tournefort, ge- brauchte anstatt Amaryllis die Bezeichnung Li- lionarcissus, um damit auszudrücken, dass die Blume die Form einer Lilie habe, der Fruchtkno- ten aber, wie bei Narcissus, unterständig sei. Zur Bezeichnung aller Lilien mit 6 Staubge- fässen vmd unterständigem Fruchtknoten, also der ganzen Familie, hat Robert Brown (im Jahre 1810) zuerst sich der Benennung Amaryllideae bedient. Jussieu führt sie dagegen unter seinen Narcissi auf. Die Amaryllideen bilden 4 ziendich natürliche Gruppen, von denen die mit beblättertem Stengel, die Alströmerien nebst den Verwandten, im äus- seren Erscheinen sich weit mehr den echten Lilien anschliessen. Die allermeisten von ihnen besitzen knollige Wurzelgebilde, anstatt der Zwiebeln. Die 3 anderen Gruppen (die Agaveen und Verwandte schliessen wir aus) haben nur wurzelständige Blät- ter, zwischen denen der ein- und mehrblüthige, so wie blattlose Stengel (Schaft) in der Regel hervor- kommt. Diese Blätter sind meist etwas fleischig, oft riemen- oder linienförmig und dann (ausser der Spitze) ziemlich gleich-breit, oder sie verschmälern sich nach beiden Enden, bisweilen sogar einen deut- lichen Stiel bildend. In der Regel zeichnen sich die Arten eines und desselben Geschlechtes durch eine bestimmte Form der Blätter aus. So findet man bei den Arten der Genera Phaedranassa, Eu- charis, Eucrosia, Callipsyche, Griffinia, Pentlandia, 19 Leperiza, CoUauia, Eurycles und Calliphuria nur ge- stielte Blätter, bei Hymenocallis aber gestielte und ungesticlte, bei allen übrigen endlich nur unge- stielte. Sehr viele Amaryllideen, besonders die ka- pischen, ruhen eine Zeit lang, d. h. gärtnerisch aus- gedrückt, sie ziehen ein und müssen in der Zeit trocken erhalten werden. Ein Theil, besonders der brasilianischeu, welche an feuchten Stellen in Ur- wäldern wachsen, haben aber keine unterbrochene Vegetation. Die Amaryllideen besitzen meist grosse, schöne Blumen, deren 6 Blätter mehr oder weniger ver- wachsen sind. Nur wenige, wie unsere Schnee- glöckchen und Märzenblumen, so wie die Arten der Geschlechter Nerine und Sprekelia, zeichnen sich dagegen durch eine 6 -blättrige Blume aus. Hier stehen auch die Staubgefässe auf dem Fruchtkno- ten, welche sonst den Blumen- Abschnitten ange- wachsen erscheinen. Bisweilen sind die Staubfäden durch eine Haut mit einander verbunden und bil- den innerhalb der Blume, wie l)ei den Paucratien, einen Kranz (Corona), oder dieser ist, wie bei den Narcisseu, unabhängig davon vorhanden. Die Frucht ist eine in den allermeisten Fällen aufspringende Kapsel, sehr selten eine Beere. Die Samen bilden in jedem der 3 Fächer 2 Reihen und sind entwe- der in sehr grossen Mengen und breitgedrückt vor- handen, oder mehr oder weniger rundlich, eiförmig und eckig, endlich bald mehr fleischig, bald mehr mehlig. Diese 3 Gruppen lassen sich auch einigermassen pflanzen-geographlsch festhalten und tragen deshalb um so mehr das Gepräge der Natürlichkeit. 1. Die Narcisseen sind nur auf die Alte Welt und zwar hauptsächlich auf Europa, Nord- Afrika und den Orient beschränkt. Obwohl die Blü- then meist eine geringere Grösse haben, so sind doch fast alle hierher gehörigen Arten bei uns beliebte Pflanzen, die im Freien aushalten. Fast ohne Aus- nahme haben die Blätter der Narcisseen eine schmale, linienförmige Gestalt und sind etwas fleischig. Die Blüthen sind glockenförmig oder bei dem Vorhan- densein eines Kranzes mehr oder weniger flach und haben meist hohle Schafte. Die weisse und gelbe Farbe herrscht bei ihnen vor. Die in grösserer Anzahl vorhandenen, nicht breitgedrückten Samen sind mehlig. 2. Die Hippeastreen kommeil im tropischen Amerika, hauptsächlich -in Brasilien, und in Süd- Afrika vor. Ihr Blüthenstengel ist ohne Ausnahme hohl, während bei der Blume die rotlie Farbe vor- herrscht. Zahlreiche, mehr oder weniger oft sehr flach zusammengedrückte Samen werden von der Kapsel eingeschlossen. 3. Die Crineen wachsen In beiden Hemisphä- ren, zum geringen Theil in Ostasien, Ostindien imd Neuholland, wo die Amaryllideen sonst weniger ver- treten sind, in grösster Zahl aber in Südafrika und dem tropischen Amerika. Sie haben sämratlich einen festen (nicht hohlen) Stengel und bei den grossen Blüthen herrscht die weisse und, aber weniger, die rothe Farbe vor. Bei einer grossen Anzahl von ,, Arten sind die Staubfäden durch eine Haut verbun- den (Pancratieen) ; alle haben nicht zusammenge- drückte, bisweilen fleischige Samen (Crineen Im letzteren Falle). Auch die Amaryllideen geben ein Beispiel, wie sehr die Kenntuiss der Pflanzen überhaupt seit Linn^'s Zeit zugenommen. In dem Codex Lln- naeanus werden acht Genera mit 47 Arten aufge- führt. Während jetzt die Zahl der ersteren 64 ist, von denen freilich manclie kaum beibehalten werden dürften, beträgt die Zahl der letzteren hingegen nahe 700. Von diesen möchte jedoch ein grosser Theil ebenfalls nur Abarten darstellen. Wir kommen speziell zu Hippeastrum. Von den jetzt bekannten 24 Arten dieses Genus kannte Linne nur das H. Regln ae, was er noch als eine Amaryllls betrachtet. Als solche finden wir, wie oben bereits angedeutet, die verschiedensten Pflanzen. Man hat Arten der Linue'schen Ama- ryllls unter den Narcisseen, wie unter den Hippea- streen und Crineen. Das Genus Hippeastrum oder Rittersteru ge- hört in die Abtheilung der Hippeastreen , deren grosse, schief- (nicht aufrecht) abstehende und etwas unregelmässige Blüthen zu 2 und mehr am Ende des Schaftes befindlich sind und bei meist kurzer Röhre eine anfangs trichterförmige Gestalt besitzen. Im Grunde der meist rothen Blume und zwar im Innern zeigt sich eine andere Färbung in der be- reits erwähnten Form eines Rittersternes; nach dem obern Ende der Abschnitte ist ausserdem aber, un- abhängig von den Staubfäden, oft noch ein aus kurzen und oft gewimperten Schüppchen bestehen- der Ring oder ein aus 6 kleinen und fleischigen Blättchen bestehender Kranz (Corona) vorhanden. Die Staubfäden selbst stehen mit dem Griflel nicht grade empor, sondern liegen dem untersten In der Regel schmälern Blumen -Abschnitte auf. Im ober- sten Thelle wiederum aufsteigend. 1. H. solandrifollum Herb. Dieser Ritter- stern Ist leicht an der sehr langen trichterförmigen und ziemlich regelmässigen Blume von grünlich- gelblicher Farbe zu erkennen. Diese besitzt eine gewisse Aehnlichkeit mit denjenigen von japanesischen Lilien. Streifen, wenn solche vorhanden, befinden sich auf der Aussenseite. In der Regel trägt der Schaft 3 und 4 Blüthen, welche nach abwärts ge- neigt sind. 3* 20 Eingeführt wurde sie im Jahre 1820. Vater- land sind Brasilien und die Guiana. 2. H. vi t tat um Herb. (Amaryllis vittata l'Her.) Die ursprüngliche Art wird als sehr wohlriechend geschildert und zeichnet sich ausserdem durch eine weisse Blume aus, von der jeder Abschnitt gekräu- selt und von 2 rosafarbigen oder rothen Längs- streifen durchzogen erscheint. Abweichend von den übrigen Ritterstern- Arten ist auch, dass nur die inneren Abschnitte zu einer offenen, d. h. nicht durch Schüppchen oder Blättchen geschlossenen Röhre ver- wachsen sind, die äusseren aber von den Rändern bis au die Basis frei erscheinen; nichts desto weni- ger legen sich diese mit den inneren zu einer ziem- lich langen Röhre zusammen. Der Schaft trägt in der Regel 3 und 4 Blüthen. Eingeführt wurde die Art schon im Jahre 17G9 und zwar, wie es scheint, von Südafrika aus, wohin sie wohl erst von Brasilien gebracht wurde. Ob- wohl das tropische Amerika das eigentliche Vater- land ist und die Pflanze auch dort in wildem Zu- stande beobachtet wurde, glaubte man docli lange Zeit, dass H. vittatum auch in Südafrika vorkomme und kultivirte sie deshalb im Kalthause. Sie ist es, welche mit H. Regln ae schon im vorigen Jahr- hunderte sehr beliebt, auch deshalb in den Gärten ziemlich verbreitet war und von der man eine Reihe von Blendlingen erzog. Diese Liebhaberei hat sich bis in die neueste Zeit erhalten. Die Blendlinge werden wir bei den Arten, mit denen sie gezüch- tet wurden, erwähnen, wollen jedoch hier wenig- stens derjenigen gedenken, welche mit dem bereits erwähnten H. solandrifolium gezüchtet wurden. 3. H. Rcginae Herb. Gleicht im äusseren Ansehen allerdings dem H. vittatum, welches nach der Ansicht Goven's und anderer Engländer auch nur eine konstant gewordene Abart sein soll, was doch schliesslich zu bezweifeln wäre. Sie ist schon sehr lange in Kultur und soll bereits im Jahre 1728 in dem Garten des Engländers Fairchild geblüht haben. Die Blume gefiel damals so allgemein, dass der Botaniker James Douglas, dem wir auch eine kleine Schrift über die Guernsey-Lilie (Nerine sarniensis) verdanken, eine Brochure darüber schrieb und die Pflanze Lilium Reginae nannte. Dieses bestimmte auch Linn^, sie als Amaryllis Re- ginae zu bezeichnen. Der meist nur 2blüthige Schaft ist kurz und hat kaum die Länge der mehr aufreclit abstehen- den Blätter. Es ist dieses ein Merkmal, woran sie leicht zu erkennen ist. In der Regel sind nur 2 Blüthen vorhanden, die weniger nach abwärts ge- richtet sind, sondern mehr horizontal stehen, so dass man ihr gegenüber in die Oeflnung sehen kann. Da mau dieses gärtnerisch verlangt, so wurde sie auch hauptsächlich zu Züchtungen neuer Formen benutzt. Die Farbe der kurz trichterförmigen Blume ist ein schönes Roth, was durch einen grün- lich-weissen Stern im Schlünde unterbrochen wird. Die Blumenröhre ist sehr kurz und wird durch einen gewimperten Kranz geschlossen. Seit dem vorigen Jahrhunderte schon hat man mit H. Reginae sowohl, als auch mit H. vittatum, Aussaat-Versuche gemacht und damit eine ganze Reihe schöner Formen erzielt. Nicht weniger sind. Kreuzungen mit beiden Arten angestellt. Der äl- teste Blendling ist von einem LThrentabrikanten in Prescot bei Liverpool, Johnson mit Namen, erzo- gen. Die Geschichte seiner Entstehung ist etwas unklar. Nach Shepherd (im Anfange dieses Jahr- hunderts Kurator der Universität in Liverpool) hat Johnson im Jahre 1798 die Narbe eines Hippea- strum vittatum mit dem Blumenstaub der Sprekelia (Amaryllis) formosissima befruchtet. Von den dar- aus hervorgegangenen Pflanzen erhielten ein gewis- ser Shepherd (der Kurator?) in der Nähe von Liverpool und die bekannte Handelsgärtnerei Lee in Hammersmith einige Exemplare, pjins von die- sen blühte 1802 bei ersterem, der weitere Züch- tungs -Versuche mit der Pflanze und mit H. vitta- tum, so wie mit H. Reginae, anstellte und auch Resultate erhielt. Alle die daraus hervorgegangenen Pflanzen kamen später als A. Johnsoni in den Handel und zeichneten sich dadurch aus, dass je- der Abschnitt der rothen Blume in der Mitte mit einem weissen Streifen versehen war. Später bezweifelte man die Blendlings- Natur der Amaryllis Johnsoni, da vollkommen ähnliche Pflanzen direkt aus Brasilien bezogen wurden mid auch unter dem Namen A. brasiliensis in den Handel kamen (s. Red. Lil. tab. 469). In der 2. Häli"te des 2. Jahrzehntes wurden besonders von Engländern, von denen wir den bekannten Amaryl- lideenkenner Herbert in Spoftorth, Sir Jam. Rob. Goven in Highclere und Colvill in Kingsroad bei London nennen, neue Züchtungs- Versuche mit H. vittata und Reginae angestellt, welche ziemlich gleiche Resultate hervorriefen, so dass kein Zweifel mehr an der Entstehung der A. Johnsoni sein kann (s. Transact. of the hortic. soc. T. IV, p. 498). Auch in Italien hat schon 1817 Baron Melazzo in Palermo dergleichen Versuche auf gleiche Weise angestellt und seine Resultate bekannt gemacht (Giorn. d. sc. litt, et art. d. Sic. No. 24). Eine ausgezeichnete Form wurde zu Ehren Gravina's, Fürsten von Lascaro, Amaryllis Gravinae genannt. Diese Form be- sitzt ebenfalls rothe Blumen, aber die einzelnen Ab- schnitte von einer ziemlich breiten weissen Binde durchzogen. Die schönste Form, welche Sir Go- ven in England erzog, wurde dagegen zu Ehren 21 eines andern Blumenfreundes, des Lords Carnar- von, Carnarvoni (bei de Candolle: A. Car- narvonia in pl. rar. du jard. de Gen. t. 9) ge- nannt, Loddiges bildete sie auch als Amaryllis spectabilis ab (bot. Gab. t. 159j. Aber auch mit diesem Blendlinge, also mit der A. Johnson!, und mit vittata, wurden Kreuzungen angestellt, welche von Herbert als A. in versa und veuosa bezeichnet wurden. Ueberhaupt ist A. Johnsoni, wie wir spä- ter noch mehrmals sehen werden, benutzt, um auch mit noch anderen Arten Kreuzungen anzustellen. In der neueren Zeit finden sich sogar Formen vor, wo die weisse Blume, wie bei dem echten H. vittatum, auf jedem Abschnitte 2 rothe Liingsstrei- fen besitzt, aber hinsichtlich der kurzen Röhre und überhaupt des ganzen Baues vielmehr mit H. Re- ginae übereinstimmt. Auch fehlt der Geruch ganz und gar und ebenso ist der t^chlund der Blumen- röhre geschlossen. Wir sind deshalb geneigt, diese Form, trotz der Farbe, doch mehr zu H. Reginae, als zu H. vittatum gehörend zu betrachten. 4. H. ambiguum Herb. (Amaryllis ambigua Sweet). Eine ganz eigenthümliche Art, welche auch zu einer ungewöhnlichen Zeit, näiuhch im Spätherbste blüht, und nicht ordentlich einzieht. Be- kanntlich ist das Erstere auch mit H. aulicum der Fall. Der Schaft trägt mehre Blüthen, welche keineswegs wie bei H. vittatum, mit dem die Pflanze sonst aber am Meisten übereinstimmt, über- hängen und mit der Oeflnung der Blume nach unten sehen. Die weisse Blume ist ziemlich lang und jeder Abschnitt durch 2 rothe Längsstreifen ge- zeichnet. Die Oeflfnung der kurzen Röhre wird durch Wimperblättchen geschlossen. Vaterland sind Brasilien und Peru , in sofern die aus Brasilien stammende Pflanze nicht vielmehr zu H. vittatum gehört. Im botanischen Garten zu Berlin hat man Kreuzungsversuche mit H. aulicum gemacht, welche günstige Resultate gegeben haben. ö. H. breviflorum Herb. (Amarylhs brevi- flora Sweet). Viele (bis 6) weisse Blüthen stehen ziendich aufrecht oder doch wenigstens nicht übei-- hängend auf dem langen Schafte und zeichnen sich durch einen gelben Mittelstreifen aus, dem zur Seite und ziemlich parallel mehr oder weniger zusammen- geflossene rothe Linien sich hinziehen. Am Ende der kurzen Röhre befindet sieh ein Kranz gewim- perter Blättchen. Vaterland ist Buenos Ayres, wo- her die Pflanze im Jahre 1836 eingeführt wurde. Leider scheint die sehr hübsche Art sich nicht mehr in den Gärten vorzufinden; wir haben sie wenigstens nicht lebend gesehen. (Fortsetzung folgt.) Ueber Düngung mit Meersalz. Von H 0 I.) i t z- Viiter, Mitglied im Coii.seil des Arrondi.ssement von Lyon. ^ Nebst einer Bemerkung des Dr. Filly. Ich habe den Artikel in der 10. Nummer vom 7. März 1863 Ihrer schätzbaren Wochenschrift ge- lesen, worin Sie in Ihrer Horticultur- Gesellschaft eine Notiz, die Benutzung des Meersalzes als Dün- gung betreflend, mittheilen. Ich sage Ihnen für diese Aufmerksamkeit meinen besten Dank, glaube aber im Interesse der Sache Sie freundlichst ersu- chen zu dürfen, noch einige Ergänzungen hinzuzu- fügen, damit die etwa angestellten Versuche nicht grade das Gegentheil von dem thun, was eigentlich bezweckt werden soll. Pjs sind bereits 5 Jahre verflossen, als ich die ersten Versuche über die Wirkung des Salzes als Düngung auf meiner Besitzung anstellte. Da diese sehr günstig ausfielen, entschloss ich mich, solche in unserer Hortikultur - Gesellschaft zur weiteren Kenntniss zu bringen, und wurden dieselben auch in dem Bulletin derselben vom Jahre 1861 (p. 129) veröff'entlicht. Seitdem habe ich meine Versuche weiter fortgesetzt und stets befriedigende Resultate erhalten. Es ist wohl ziemlich allgemein anerkannt, dass der Stallmist immer die beste Düngung für jede Art von Boden ist und bleibt; doch ist auch hier wiederum nicht aller Stallmist in der Wirkung gleich. Es herrscht z. B. ein grosser Unterschied zwischen der Wirkung von Kuh- oder Rindermist und zwischen der von Pferdemist; der erste passt sehr gut für leichten, sandigen, auch warmen Bo- den, letzterer hingegen ist mehr für thonigen oder kalten Boden geeignet. Doch darüber brauche ich nichts zu sagen; es ist das A-B-C des ganzen Feld- baues, besonders in Deutschland und in England, wo man im Allgemeinen bereits weiter vorwärts gekommen ist, als bei uns. Doch darf man auch niclit andere Düngungsmittel verwerfen, zumal einige derselben bisweilen selbst einen Vorzug haben kön- nen. So hat der Stallmist z. B. für entfernte Aecker wegen des Transportes seine Schwierigkeiten. Dasselbe gilt von den Aeckern im Gebirge. Wo schlechte Wege sind, kann der Mist nur schwer hingefahren werden. Hier möchte ich Salz, und zwar das wohlfeilere ^feersalz, in Anwendung ge- bracht haben, weil es nur in sehr massiger Quan- tität angewendet und daher leicht auf den oft un- ebenen Aeckern ausgestreut werden kann. Aber auch in Ebenen ist das Salz bisweilen von Vor- theil. Grade deshalb, weil ich die Ueberzeugung habe, dass es auf dem Sandboden Berlin's und des ganzen nordöstlichen Preussens Anwendung ver- 22 dient, habe ich mir erlaubt, diese Zeilen an Sie zu richten. Der Preis des Meersalzes, welches bei uns von 6\ bis 7 Franc (1 Thlr 15 bis 26 Sgr.) für 1 Zoll- Centner oder 50 Kilo kostet, möchte bei ihnen kaum höher sein. Um gleich die Fälle anzudeuten, wo niemals das Meersalz als Düngung angewendet werden darf, so bemerke ich, dass auf thonigem, lehmigem und nassem Boden es nie in Gebrauch genommen wer- den darf; ebenso nicht für die Pflanzen, die einen sauern Saft haben, also nicht für die Kultur des Sauerampfers. Dagegen vermag ich es nicht genug zu empfehlen, wenn der Boden leicht, trocken, stei- nig oder sandig ist, welches letztere z. B. in der Gegend Berlin's der Fall. Das Meersalz wird stets, sowohl in den Gärten als auf den Feldern, den besten Erfolg geben. Nach meiner Ansicht äussert sich die Wirkung des Salzes auf folgende Weise : 1. Es bedingt eine langsame Gahre. 2. Es vertreibt Unkräuter und Insekten. 3. Es ist ein direktes Nahrungsmittel für die Pflanzen. 4. Es ist aber auch zugleich für die Aufnahme derselben ein Reizmittel. 5. Es scheint ein Präservativ-Mittel gegen die Einflüsse der plötzlichen Temperatur -Wechsel zu sein. 6. Es erhält den Boden stets feucht. Die Anwendung ist nach der Natur der Pflan- zen verschieden. Beim Getreide habe ich Erfolge gesehen: 14 Tage vor der Aussaat, im Augenblicke der Aussaat, wenn es aufgegangen ist und im März. Die Wirkung war in der Weise, dass kei- neswegs die Vegetation befördert wurde imd die Pflanzen ein besseres Ausehen erhielten, sondern dass die Aehren grösser und voller, die Körner schwerer erschienen. Auf die Hektare (fast 4 Mor- gen) sind .30 Kilogramme (60 Pfd) nothwendig. Bei Mohr- und Rothen Rüben wenden die Eng- länder mit Erfolg eine Mischung von Salz und Russ in gleichen Verhältnissen an. Man macht davon kleine Haufen von gegen 15 Kilo (30 Pfd) und bedeckt diese mit Erde, um sie nach ohnge- fähr 8 Tagen aiiszustreuen. Nachdem mau den Boden 3 Mal umgegraben oder umgepflügt hat, säet man. Die Erfolge sind ungemein. Die Quantität ist dieselbe. Bei Luzerne und Klee muss das Salz im März, bei letzterem auch im April angewendet werden. Dasselbe gilt von Wiesen. Bei letzteren muss das Doppelte von dem, was man bei Klee und Luzerne braucht, also 60 Kilo (120 Pfund), aufgestreut werden. Am Ende dieses Monats*) könnten Sie schon Salz (ein halbes Pfund auf 12 bis 16 Quadratfuss und auf einer doppelten Fläche, wenn Ihr Boden nicht sehr trocken ist) auf einen Theil ihrer Spar- gel-Anpflanzungen streuen lassen; Sie würden dann im Frühjahre sehen, dass der Spargel schöner und besser im Geschraacke ist und auch in grösserer Menge erhalten wird. Ich habe vor 4 Jahren 500 Spargelpflanzen legen lassen, ohne dass eine einzige zurückgeblieben wäre. Jedes Jahr habe ich auf die Anpflanzung 80 Kilo (160 Pfund Zollgewicht) Salz, und zwar die eine Hälfte im März und die andere Hälfte im November, ausstreuen lassen. Gemüse sowohl als Blumen , besonders Rosen- stöcke, Fuchsien, Orangenbäume sogar, die ich auf diese Weise mit Salz behandelte, sind nicht allein kraftvoller geworden, ihre Blüthen haben auch ein viel schöneres Ansehen erhalten, als bei den Exemplaren, wo nicht gedüngt wurde. Wenn man die Kartoffeln 5 — 6 Stunden lang vor der Saat in gesalzenem Wasser liegen lässt, so ist man sicher, ganz gesunde Kartofleln zu erndten. Seit 5 Jahren habe ich so verfahren und obschon, besonders während der zwei letzten Jahre, die Kartofleln in unserer Gegend massenweise ver- faulten, so sind dieselben, und zwar 20 verschiedene Sorten, bei mir sämmtlich gesund geblieben. Ich habe sogar noch dabei die Erfahrung gemacht, dass ich 8 — 15 Tage (je nach der Sorte) früher erndtete, als da, wo der Acker mit Stallmist behandelt war. Bei grossen Kulturen ist es, und zwar für alle Gewächse, am besten, wenn man auf jeden Karren Stalldünger ungefähr 30 — 50 Pfund Meersalz etli- che Wochen vor dessen Gebrauche einmischt und diese Mischung auf den Acker bringt. Ich könnte Ihnen noch Manches von Interesse und was nur die Details betrifft, hinzufügen, wenn Sie es wünsch- ten; ich wollte jedoch für jetzt nur anregen. Es würde mich freuen, wenn von Seiten Ihres Vereines ebenfalls Versuche angestellt werden sollten und diese dann zur öffentlichen Kenntniss kämen. Erlauben Sie mir, schliesslich noch einige Worte über Kartofleln zu sagen. Wie Sie wissen, ist es gut, von Zeit zu Zeit mit den Kartoffeln zu wech- seln. Die beste Sorte wird, wenn man sie lange Zeit in derselben Gegend anbaut, allmählig schlech- ter und kann selbst ganz degeneriren. Ich baue nun seit einigen Jahren mehre Sorten, die sich bei mir besonders bewährt haben. Die Knollen sind sehr ergiebig, schmecken prächtig und reifen 8 bis 15 Tage früher, als die anderen. Sollten Sie Pro- ben von diesen 3 Sorten wünschen, so stelle ich sie Ihnen gern zur Verfügung und bitte ich nur, *) Diese Mittbeilung war bereits im Oktober eingesendet, konnte leider aber erst jetzt zur Veröffentlichung gelangen. 23 darüber zu bestimmen. Von diesen 3 Sorten ist die beste unter allen Caillaud, die anderen führen die Namen: Keveil, Jaunc precoce d'Auvergne. Aber auch ausserdem sende ich Ihnen sehr gern von den übrigen von mir erprobten Sorten, was Sie wünschen. Ich habe schliesslich bei den 25 Sor- ten, welche ich anbaue, die Erfahrung gemacht, dass die länglichen und langen (Gruppe der Vitelote oder Rate) immer die frühesten sind. Ich erlaube mir deshalb noch aus dieser Gruppe auf folgende Sor- ten aufmerksam zu machen: Hardy Vitelote, Eainne- ville, Herincq, la G^n^reuse de Chatillon und la Grosse rate de la Belgique. Itemerkiiiig tlcs Dr. Filly. Es sei mir erlaubt, dieser dankenswerthen Mit- theilung Einiges hinzuzufügen. Zunächst möchte ich bemerken, dass das Seesalz, was neben dem Kochsalz nur Magnesia imd sehr wenig Kali ent- hält, nicht als Dünger im eigentlichen Sinne des Wortes betrachtet werden kann. Kochsalz oder Chlornatrium' bedürfen nur wenige Pflanzen, zu denen allerdings grossentheils die Gemüse, insbe- sondere der Spargel, gehören, in etwas grösserer Menge, während es aber auch umgekehrt für viele andere Pflanzen grade als Gift wirkt, wenn der Boden zu viel davon enthält. Dagegen ist das Kochsalz unbedingt ein wichtiges Mittel, die im Boden enthaltenen Pflanzen-Nährmittel aufzuschlies- sen und für die Aufnahme durch die Pflanzen zu- gänglich zu machen; es ist dieses ein Einfluss, dem auch der Stallmist einen nicht unbedeutenden Theil seiner Wirksamkeit verdankt. Grade in sehr trok- kenem Boden kann das Salz diese Wirkung in hö- herem Grade haben, als der Stallmist, weil dieser in diesem Falle sich nicht leicht genug zersetzt und die aufschliessenden Stoffe, nämlich die Ammo- niaksalze, leicht an die Luft abgiebt. Wenn wir demnach unsern Lesern nochmals Vorsicht beim Gebrauche des Kochsalzes anrathen, so geschieht dies nicht in der Absicht, die Beobach- tungen unsers geehrten Korrespondenten zu bezwei- feln; wir halten es im Gegentlieil für höchst wün- schenswerth , dass vergleichende Versuche Seitens unserer Gärtner und Landwirthe angestellt werden. Die Redaktion wird gewiss gern bereit sein, die etwa erzielten Resultate zu veröflentlichen.*) *) Auch die Redaktion empfiehlt Vorsicht, da, wie auch der Verfasser richtig bemerkt, SaJz (aber in grösseren Mengen angewendet) Unkräuter vertilgt. Gegen Schachtelhahn oder Duwok (Equisetum arvense) ist es fast das einzige Mittel, was einigermassen hilft. Uebrigens bedient man sich in Hinterpom- mern des vom Meere an's Land geworfenen Tanges, wahr- scheinlich aus demselben Grunde , mit grossem Erfolge zur Düngung. Aiikiiii(lig;iiiig; einer (Särtner-fcijrdnftiilt in 'ßöll)eit (5)rr?of|tl}inn ;.Xnl)alt) in ber ^unjt- unb '^iinbclsgartnevcf von <&. (f)ö|'d)ke. Nachdem von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt uns Beiden, den Kunst- und Handelsgärtnern G. Göschke und L. Schröter die höchste Ge- nehmigung ertheilt worden ist, eine Gärtner-Lehr- anstalt am hiesigen Platze in's Leben zu rufen, so zeigen wir dies mit dem Bemerken ergebenst an, dass dieselbe am L April d. J. eröffnet wird und bereits von jetzt an Anmeldungen zur Aufnahme entgegengenommen werden. Nachstehender Prospec- tus wird nähere Auskunft darüber geben. der dlärtiicr-Lehraiistalt zu Kötlicii (Ucrzogthum Anhalt) in der Kunst- und llaudelsgartnerci von ti, V ö s c h k e. 1) Die Oberaufsicht der Anstalt steht laut Verfü- gung d. d. Dessau den 2L December 1863 unter Herzoglicher Regierung, Abtheiluug des Innern. 2) Die Zöglinge werden praktisch, wie theoretisch, ausgebildet. 3) Das praktische LTnterrichtsweseu betreibt alle der Gärtnerei zugehörenden Arbeiten, als Blu- men- und Pflanzenzucht, Gemüse- und Obst- bau, Samenbau, Treiberei, Gehölz- und Obst- baumschulen u. s. w. 4) Das theoretische Unterrichtswesen wird alle Zweige der Gartenkunst, als: Baumzucht, Ge- müsebau, Blumenzucht, Pomologie, Treiberei u. Samenbau in's Auge fassen und damit das Landschafts-, Pflanzen- und Planzelchneu, die Botanik, Mathematik und Chemie, so wie die neueren und älteren Sprachen, verbinden, so weit dieselben zum Verständniss der Pflanzen- namen nothwendig sind. Das Rechnungswesen soll gleichfalls so weit gelehrt werden, als zur Begründung eines eigenen gärtnerischen Un- ternehmens nöthig ist. Auch wird die Lehre von der Gartenanlage betrieben werden. — Die Stenographie kann auf Verlangen beson- ders gelehrt werden, so wie für Ausländer die deutsche Sprache. 5) Der Zögling, dessen Anmeldung bei der Di- rektion unter Beifügung eines genügenden Zeugnisses über Führung und Kenntnisse we- nigstens 4 Wochen vorher geschehen muss, hat 3 Jahre zu lernen, nach welcher Zeit der- selbe ein Examen zu bestehen hat und dem- nach ein Attest seiner Führung, seinem Fleisse und seinen Kenntnissen gemäss erhält. 6) Das Honorar für Unterricht, Wohnung und 24 Beköstigung beträgt jährlich insgesammt 120 Thaler und ist in vierteljährlichen Raten im Voraus zu entiichten. 7) Der Zögling hat sein Bett und seine Wäsche mitzubringen und für deren Reinhaltung zu sorgen: im Falle, dass er bei zu weiter Ent- fernung das Bett nicht mitbringt, hat er dafür jährlich 10 Thlr pränumerando zu zahlen. S^ Eine Ferienzelt findet im August und zu Weihnachten statt. 9) Die Anstalt ist auch bereit, gelernte Gärtner zu ihrer weitern Ausbildung auf einige Zeit aufzunehmen, und ist Uebereiukunft darüber mit der Direktion zu treflen. Briefe sind franko zu richten: „An die Direktion der Gärtner-Lehranstalt zu Köthen (Herzogthum Anhalt)." Karl BorclnTs' Anleitung zur Vervollkommnung des Obstbaues im nördlichen und mittleren Deutschland. Wir gestehen, dass wir vorliegendes Handbuch mit einigen Erwartungen in die Hand nahmen; wir freuen uns jetzt, aussprechen zu dürfen, dass wir nicht getäuscht sind. Der Verfasser ist uns seit 10 Jahren, als uns die erste deutsche Pomologen-Ver- sammlung zusammenführte, bekannt; seinem eifrigen Streben sind wir seitdem mit Aufmerksamkeit ge- folgt. Wir konnten um so mehr Erfolge beobach- ten, als er seinen eigenen Weg, unbekümmert um Andere, wandelte und dem einen Ziele, nur gutes Obst zu verbreiten, zusteuerte. Wir haben vor einigen Jahren die Obstplautage in Herrenhausen auch kennen gelernt und uns mit den Ansichten des Verfassers vertraut gemacht. Hannover hat das Glück, jetzt 2 Männer zu besitzen, die um den Obstbau, so wie um die Po- mologie, sehr grosse Verdienste haben. Superin- tendent Oberdieck in Jeinsen hat die Pomologie in der Wissenschaft eingeführt, dem Hofgartenmeister Borchers gehört dagegen das Verdienst, mit Nach- druck auf die Sorten hingewiesen zu haben, welche in unseren nordischen Gegenden gedeihen ; dazu kommt, dass Hannover ausserdem noch eine Baum- schule, die von Schiebler & Sohn in Celle, be- sitzt, durch die gute Sorten in bester Qualität über das ganze Land verbreitet werden. Der Verfasser will nur Obst, was zugleich auch in unseren nordischen Klimaten gedeiht, verbreitet haben. Die Liste der von ihm empfohlenen Aepfel und Birnen ist daher auch zuverlässig. Sie enthält nur 50 Namen von jeder der beiden genannten Obstarten; von letzteren nennt er allerdings noch 27, meist später erst bei uns eingeführte Sorten, als beachtenswert!!. Die Zahl der empfohlenen Pflau- men beträgt 30, die der Kirschen 32, die der Apri- kosen 9, die der Pfirsiche 16 u. s. w. Auch dem Beeren-Obste wird die nöthige Rechnung getragen. Eben so kurz und bündig findet man in dieser An- leitung die Behandlung der Obstbäume, die Verwen- dung des Obstes u. s. w. Wir können schHesslich daher nichts weiter thun, als das Buch, namentlich dem Laien, der Anpflanzungen machen will, ange- legentlichst zu empfehlen imd ihm ausserdem im Interesse der Sache eine möglichst grosse Verbrei- tung wünschen. Aiifforderniig. Das General- Sekretariat des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues ersucht alle diejenigen, welche Pfropfreiser der neueren und neuesten Birnen und Aepfel wünschen, die uns von Seiten des Vorstandes der F^d^ration des societ^s d'horticulture en Belgique in Namur freund- lichst zur Verfügung gestellt werden, sich baldigst zu melden, damit unsererseits die uöthigen Schritte V'^ geschehen können. Der Vorstand des Vereines wird sich dann eine Freude machen, die gewünsch- ten Pfropfreiser den betreffenden Liebhabern als- bald, wie sie übergeben ^sind, zur Vertheilung zu bringen. Erkläriiiig. In Betreff' der von Herrn F. C. Heinemann in seinem letzten Verzeichnisse gebrachten — ganz isolirt stehenden — „besondern Erklärung" über die Dahlia imperialis, im Gegensatz zu den durch die Herren E. Otto, E. Ortgies, K. Koch, E. Fürst U.S.W, gebrachten Empfehlungen dieser Pflanze überlasse ich es jedem unbefangenen Leser, den Grundzug dieser Erklärung nach Gebühr zu beur- theilen; ich verzichte darauf diesem Herrn sachge- mäss zu antworten. Erfurt, im Januar 1864. "W. Bahlser», Kunst- und Haudelsgärtner. Verlag von Karl Wiegaudt in Berlin, Kommaudanten-Straase No. 62. Druck der C. Fe is ter'scben Buchdruckerei in Berlin, Zielen PlaU No. 2. Wochenschrift Veremes ziir Befördeniiis; des Gartenbaues in den Könis:!. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde* Redakteur : Pi'ofessov I)!:*. I^arl Koch. General-Sekretair des Vereines. No.4. Berlin, den 30. Januar 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug- durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. II. — Ueber Rittersterne oder Hippeastrum, insbesondere über' H. Heu- seriauum Karst, und procerum Ducli. Sonntag, »Icu 31. Januar, Mittags i|2 Uhr, findet im Euglisclien Hause (Nolircustrassc >o. 49) eine Versammlung des Vereines zur Refürilcrung tles Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. II. Durch die Vermittehuig des Londoner Garteu- bau-Vereiues hat sich ein eigenthümliclicr Tausch- Verein gebildet, wo man sich Photographien von schönen Bäumen gegenseitig mittheilt. England ist bekanntlich reich au schönen Bäumen; es cxistirt daselbst auch bereits ein Buch mit Abbildungen, iu welchem die schönsten Bäume Grossbritanniens dargestellt sind. Schöne Bäume haben für den Laudschaftsgärtner, wie für den Landschai'tsmaler, gleich grossen Werth, daher gewiss beiden eine Sammlung nur Vortheile bringen kann. Auch in Deutschland gibt es so viele schöne und interes- Bante Bäume, von denen es wünschenswerth wäre, eine bildliche Darstellung zu besitzen. Wir fordern deshalb Besitzer von solchen Bäumen auch bei uns auf, Photographien von dergleichen aufzunehmen und sich dann durch Austausch in den Be.sitz einer Sammlung zu setzen. Die Redaktion ist gern be- reit, die Vermittelung zu übernehmen, da sie sich doch auch der Hoffnung hingeben kann, damit eben- falls Gelegenheit zur Anlegung einer Sammlung zu erhalten. Es ist sehr erfreulich, dass Gärtner-Bildungs- Anstalteu und Mustergärten iu der neuesten Zeit im Zunehmen begriflen sind. Auf die Gärtner- Lehranstalt in Kötiien liabcn wir in voriger Num- mer aufmerksam gemacht. In Klosterneuburg bei Wien gedeiht die erst vor 4 Jahren gegründete Wein- und Obstbauschule unter der vortrefflichen Leitung ihres Direktors, des Freiherrn von Babo. Es hegen uns Berichte vor, die iu uns den Wunsch rege machen, dass auch in anderen Ländern der- gleichen Institute eiugericlitet werden möchten. In Betreif der Einrichtung verweisen wir auf das, was wir schon im vorigen Jahre in der Wochenschrift (S. 189) gesagt haben, und fügen uur noch hinzu, dass der Hopfenbau neuerdings ebenfalls zu den Lehr- und Versuchsgegenständen gezogen ist. Wel- chen Ertrag ein rationeller Hopfenbau auch im nordöstlichen Deutschland gibt, ersehen wir aus den jährlichen Berichten des Banquiers Flatau in Berlin, der sich grosse ^'erdienste um den Ho- pfeubau erworben hat und dessen Anpflanzungen iu Neutomj'sl (Provinz Posen) musterhaft genannt werden können. Eben haben wir auch einen Bericht über die Landesbaumschule in Braunschweig erhalten. Braun- schweig ist das erste und einzige Land, was nach den Vorschriften von Oberdieck und Lucas in dem von beiden Pomologeu verfassten Werkchen über diesen Gegenstand einen pomologischeu Gar- ten in's Leben gerufen hat. Vielleicht sind wir bald im Stande, ausführlich darüber zu berichten. 26 Jedes Land sollte ein solches Institut besitzen, was aber nur der Staat selbst in die Hand nehmen kann. Im Königreich Hannover hat sich bereits eine Aktien-Gesellschaft gebildet, die sich die Aufgabe gestellt, eine Muster -Anpflanzung und grosse Baumschule zur Hebung des Obstbaues an- zulegen. So wird immer mehr der gewichtigen Obstkultur die Stelle angewiesen, die sie neben oder mit der Landwirthschaft einzunehmen berufen ist. Keine Ausstellungen haben in den letzten 10 Jahren wohl einen solchen Einfluss an den Tag gelegt, als die vom Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin in's Leben gerufenen, welche zugleich mit Versammlungen deutscher Pomologen verbunden waren. Eis gilt dieses ganz besonders auch von der letzten, in den Oktobertagen des vorigen Jahres stattgefundenen 4. Versanmilung und Ausstel- lung. Und doch spricht sich Inspektor Lucas in Reutlingen , der selbst bisher die thäthigste Theil- nahme zeigte und dessen Institut erst in Folge die- ser Versammlungen entstand, gegen den Nutzen der letzten aus, so sehr er sich auch dieses Mal nach verschiedenen Seiten hin dokumentirt hat. Bei Edinburgh in dem Garten von Dalmeny hat man einen eigenthümlicheu Blendling zwischen dem Brüsseler Sprossenkohl und dem gewöhnlichen Kopfkohl (dem Kraute in Mitteldeutschland) erzo- gen. Im Wachsthum gleicht er dem ersteren und besitzt, wie dieser, einen Fuss- hohen Stengel, an denen die bekannten Röschen sich entwickeln; am Ende des Stengels befindet sich aber ebenfalls eine geschlossene Knospe von ziemlichem Umfange in der Form eines kleinen Kohlkopfes. In dem berühmten Garten des Herzogs von Northuniberlaud zu Sion blüht dieselbe Cocospalme, über die wir bereits im ö. Jahrgange der Wochen- sehi-ift (S. 96) berichtet haben, zum zweiten Male; man hat Hoffnung, dass sie jetzt nun wenigstens eine Frucht zur Reife bringen wird. Der intelli- gente Gärtner Smith daselbst hat nämlich gefun- den, dass die weiblichen BlUthen, so lange nicht irgend ein Reizmittel (ein Insekt, vielleicht auch direkter Sonnenschein) dazu kommt, sich nicht ent- falten (entgegengesetzt den Angaben einiger eng- lischer Botaniker), sondern geschlossen bleiben. Man ist deshalb gezwungen, trotz der Mengen von Blu- menstaub, künstlich zu befruchten. Obergärtner Smith hat dieses gethan und der Fruchtknoten schwillt bereits immer mehr an. Im Lokale der Gartenbau- Gesellschaft in Lon- don ist jetzt ein Blüthenstand der Musa Caven- dishii zu sehen, der 5 Fuss im Umfange und 3 Fuss Länge mit einem Gewichte von gegen 86 Pfund besitzt. Die Pflanze wurde erst im Septem- ber 1862, ziemlich klein, aus Westindien bezogen. Seit einigen Jahren hat man sich in England mit Vorliebe den Tafel-Aufsätzen und sogenannten Jardiuiferen zugewendet , um hierin etwas Vorzüg- liches zu leisten. Blumenschmuck auf der Tafel kann durch nichts Anderes ersetzt werden; er passt namenllich zu den feinen Toiletten der Damen und belebt gleichsam zwischen den sonstigen Aufstellun- gen von Konfitüren, Kompots u. s. w. So lange Gastmähler gegeben wurden, so lange sind auch Blumen dabei in Anwendung gekommen. Es ist aber keineswegs gleichgültig, wie diese augebracht sind; sie müssen immer zu den Gästen, welche vorhanden sind, in einer gewissen Harmonie stehen. Aber grade hierin wird so häufig gefehlt. Die Bouquets, so schön sie auch zum Theil gebunden sein mögen, sind oft so massig, daSs Gegenüber- sitzende sich nicht sehen können, dass überhaupt viel zu viel gedeckt wird und die grade auf einer Tafel nöthige Leichtigkeit fehlt. Was von Bou- quets gesagt ist, gilt auch von den Blumenkörben, die man hier und da bisweilen statt dieser gebraucht. Die so überaus thätige Gartenbau- Gesellschaft in London hat sich neuerdings dieser Sache angenom- men und mehrmals schon einen Konkurs ausge- schrieben, wo die besseren Leistungen der Art mit zum Theil nicht unbedeutenden Preisen gekrönt wurden. Den ersten Preis erhielt ein Fabrikant in Bel- gien, March mit Namen. Sein Bestreben ging dahin, den Tafel -Aufsätzen eine gewisse Leichtig- keit zu geben und sie namentlich so einzurichten, dass sie nicht hinderlich sind, dass Gegenübersit- zende sich gegenseitig sehen und eine Unterhaltung führen können. Zu diesem Zwecke fertigte er ein Gestell aus Glas oder bisweilen aus Porzellan in der W^eise au, dass eine hohle Säule von der nö- thigen Höhe aus der Mitte einer flachen Schale sich erhebt und oben eine andere, aber verhältniss- niässig kleinere trägt. Dieses Gestell hat dadurch vor andern einen Vorzug, dass es nicht schwer ist. In der Mitte von beiden Schalen bringt man von plastischem Thon, wie man diesen bei jedem Bildhauer, auch schon bei Töpfern, findet, eine kon- vexe Erhöhung von gegen 4 Zoll Höhe an und umgibt diese in der Weise zur Hälfte mit Sand, dass der übrige Boden der Schale bis zum Rande bedeckt ist. Auf gleiche Weise, den Thonberg jedoch etwas niedriger, bedeckt man die obere Schale, belegt diese aber auch ausserdem noch mit frischem Moose. In den Thon, so wie in den Sand, werden die angewendeten Blätter und Blumen, so wie die Zweige, und was man sonst bedarf, ge- steckt. Die Ausschmückung des Aufsatzes bleibt dem Schönheits- Gefühle des Verfertigers, der nach den 27 ihm zu Gebote stehenden Hülfsmitteln arrangiren muss, überlassen. Fabrikant March hat in der Belgique horticole, und zwar in den beiden letzten Doppelheften des vorigen Jahrganges, einige Muster- Darstellungen gegeben, die in der That seinem Ge- schmacke Ehre machen. In den gegebenen Modellen sind z. B. in der untern Schale gefiederte Farnblätter in der Weise gesteckt, dass diese flach über den Rand der unteren Schale herüberragen; dann kommen Zweige mit Blumen oder Blütheustengel, um die Säule herum sind Maiblumen mit den Blättern angebracht. Die Säule selbst ist von einer Liane umwunden. Von der obern Schale hängen wiederum feingefiederte Blätter, etwa Frauenhaar (Adiantum) über, auch wohl mehr herab. Man könnte dafür auch Sommer- Epheu (Seuecio mikanioides), Gundermann (Gle- choma hederaceum), indische Erdbeeren u. s. w. herunterhängen lassen. Die Mitte wird wiederum durch Maiblumen oder diesen ähnliche Pflanzen ausgeschmückt. Auch Rosen oder Kamellien (frei- lich mit den Zweigen) würden passend sein. Hübsch mag es sich ebenfalls ausnehmen, wenn auf der untern oder obern Schale Weintrauben, aber mit den Blättern, geschmackvoll aufgelegt wer- den. Um die Säule herum könnte man vielleicht Zweige der klein- und buntblättrigen Vitis elegans (heterophylla fol. eleg). ziehen. Anstatt der über- hängenden Farnblätter dienen auch grosse Wein- blätter, an deren Basis die Trauben ausgebreitet würden; auch grosse Epheublätter ringsherum ge- legt und an der Basis mit schönen Aepfeln und Birnen bedeckt, möchten sich gut ausnehmen. Die- sen anschliessend, wäre auch die Blumenflor einzu- richten. Es sind dieses alles Beispiele, die man sich nur zur Richtschnur nehmen soll. Eigene Er- findung ist aber massgebend. Diese lässt sich aber nicht vorschreiben, sondern höchstens durch Uebung zur höheren Vollkommenheit bringen. Rosen, niedergehakt, blühen bekanntlich weit üppiger. Solche Beete, wie wir sie am Schönsten in dem Garten des Fabrikanten Gilka, (früher Rentier Bier,) vom dortigen Obergärtner Horne- mann eingerichtet gesehen haben, bieten zur Zeit der vollsten Blüthe einen seltenen Genuss. Wir finden eben in dem Januarhefte des Florist und Pomologist eine kleine Abhandlung über diesen Ge- genstand, die auch verdient, im weiteren Kreise be- kannt zu werden. Man nimmt am besten wurzel- echte Zwergrosen von gesundem, kräftigem Anse- hen. Die Einpflanzung geschieht im ersten Früh- jahre, wie es die Witterung erlaubt, also im April. Alle minder starken Schossen werden ohne Weite- res weggeschnitten, während man die kräftigen Triebe auf einige Zoll zurückschneidet und vorsich- tig einhakt. Zahlreiche kräftige Schossen kommen alsbald empor, welche im Verlaufe des Sommers nicht blühen und für das nächste Jahr das Material zum Blühen liefern, während dieses grade von Sei- ten der schwächern im Herbste der Fall ist. Alles alte Holz wird weggeschnitten, und sobald die er- wähnten 4 bis 8 Fuss hohen Triebe ihre Blätter verloren haben , bindet man jene , ähnlich wie man es mit den Himbeeren macht, zusammen und ver- sieht sie mit einem Stocke, damit sie durch den Wind weniger zu leiden haben. Im nächsten Früh- jahre beginnt man von Neuem, wie oben angegeben. Durch die mehrjährige Anwesenheit des Hanno- veraners Mann im tropischen Westasien Ist die Kenntniss der daselbst wachsenden Palmen sehr erweitert worden. Der bekannte Palmen -Kenner W^endland in Herrenhausen hat deren Bestim- mung übernommen. Bis dahin kannte man nur 5 Arten Im tropischen West-Afrika: Elaeis guinecnsis, Phoenix splnosa, Calamus (Ancistrophyllum) secun- diflorus, Raphia vinifera und Borassus Aethiopum. Aus der Gruppe der Calameen hat Mann allein 10 neue Arten entdeckt, welche Wendland In 4 Genera brachte: Calamus decretus, Lacco Sperma laeve und opacum, Eremospatha Hookeri, cuspidata und macrocarpa, Ouco- calamus Mannl, so wie Raphia Gaertneri, longiflora und Hookeri. Arecineen kannte man bis dahin noch gar nicht in West-Afrika; die bei- den, welche Mann entdeckte, sind so eigenthüm- lich, dass Wendland 2 Genera daraus bildete: Podococcus (mit gestieltem Fruchtknoten) und Phytelephantopsis (ein etwas lauger Name). Von den beiden letzten Palmen gehört die eine in die Abtheilung der Cocoinae, die andere in die der Borasslnae. Interessant sind die Angaben über die Gewin- nung des Palmöls von der Oelpalme (Elaeis gui- necnsis). In den letzten 3 Jahren wurden nicht weniger als 130,.381 Tonnen Oei mit einem Werthe von 5,605,913 Pfund Sterling in England einge- führt. Nächstdem ist die Wein-Palme und haupt- sächlich Raphia Hookeri in West-Afrika ein sehr nützlicher Baum. Man erhält den dazu nöthigen Saft durch Einschnitte in die Blüthenstände, bevor diese sich entfalten. Bekanntlich wurde von Seiten der Engländer schon seit längerer Zeit auf den Anbau des Thee- strauches in den nördlichen gebirgigen Gegenden Ostindiens grosse Aufmerksamkeit verwendet. Man hat solche Erfolge gehabt, dass man in Ostindien bereits eben so viel Thee gewinnt, als aus China ausgeführt wird. Es scheint jedoch, als wenn der ostindische Thee zum grossen Theil in Ostindien selbst verbraucht würde und die Ausfuhr noch keine 28 sehr bedeutenden Dimensionen erreicht hätte. Im | Durchschnitt gewinnt man auf 1 englischen Acker (fast 1| Morgen) beinahe 100 Zollpfund. In der Provinz Kumaon werden allein 350,000,000, im westlichen Gurwhal 18,000,000 und in Dehra-Doon 10,000,000, überhaupt in ganz Ostindien 930 Mil- lionen (engl.) Pfund gewonnen. Es ist jetzt ein Werk von Dr. Mohr in Ko- blenz erschienen: der Weinstock und der Wein, auf das wir Alle, welche Weinbau treiben oder sich dafür interessiren, aufmerksam machen wollen. Uns interessirte es um so mehr, als wir schon seit längerer Zeit nach einer Erklärung suchten, warum die Weinrebe vorzugsweise steinige , ja selbst fel- sige Orte Hebt, um zu gedeihen. Wir verweisen in dieser Hinsieht die Leser der Wochenschrift auf unsere P^rinnerungen einer Keise nach dem Rhein (voriger Jahrgang, S. 198), wo wir diesen Gegen- stand ebenfalls zur Sprache brachten. Der Verfasser genannten Buches gibt uns eini- germassen Aufschluss und erklärt auch, warum in vielen Gegenden der Ebene, wo früher starker Weinbau getrieben wurde, dieser nach und nach eingestellt ist. Wir wissen jetzt wohl zur Genüge — wenn auch immer noch selbst Naturforscher aus der alten naturphilosophischen Schule existiren, wel- che den Kopf schütteln — dass die Stoffe, und besonders die mineralischen, welche in den Kultur- pflanzen befindHch sind, dem Boden entnommen wer- den und diesem verloren gehen, in sofern sie nicht auf irgend eine Weise, z. B. durch den Dünger, wieder zu Gute kommen oder durch andere Mittel ersetzt werden. Es muss nothwendigerweise, wenn dieselbe Pflanze längere Zeit auf einem und dem- selben Boden kultivirt wird, für dieselbe eine Ver- armung des Bodens entstehen, wenn auch nur zeit- weilig. Sie kann aber im Verlaufe mehrer Jahre, sobald man andere Pflanzen, die vorzugsweise an- dere mineralische Stoße bedürfen, darauf kultivirt, gemildert und ganz aufgehoben werden. Durch die anderen Pflanzen wird nämlich das frühere Verhältniss der ursprünglichen Stofte einigermassen wieder hergestellt und der Boden damit relativ zur ersten Kulturpflanze von Neuem fruchtbar. Fast alle Gesteine, und demnach auch die daraus ent- standene Erde, enthalten mehr oder weniger alle Bestandtheile, welche die Pflanzen brauchen. Der Wein enthält an minera''ochen Bestand- theilen vorzugsweise Kali in Form des Weinsteines; Kali ist aber ein mineralischer Körper, der grade in unserer Acker-, und noch weniger in Humus- Erde, weil vielfach durch die Kultur entzogen, oft mehr oder weniger fehlt. Unsere Ebenen erhalten nur selten Gesteine, die dem Acker zum Verwit- tern und Freiwerden des Kali zugeführt werden, und müssen demnach für die Kultur der Weinrebe, die viel Kali verlangt, wo nicht wenig Kali durch den verkauften Wein entführt und spärlich durch Düngung wieder ersetzt wird, allmählig untauglich werden. Wohl mit Recht sieht der Verfasser die- ses für einen Grund an, dass der Weinbau in vie- len Gegenden der Ebenen allmählig eingestellt wer- den musste. Was anders ist es in niedrigen Gebirgen und in Hügelland, wo immer durch Regen oder durch Umgraben neue Gesteine zugeführt werden, deren Oberfläche fortwährend verwittert und damit die 2 bis 4 Procent Kali abgeben kann. Der Verfasser genannten Buches sagt, dass ein Weinberg in der Regel mehr Aehnlichkeit mit einem Steinbruche, als mit einer Pflanzung, habe. In der ebenen Pfalz düngt man deshalb die Felder mit Basalt. In Hoch- heim hält man einen bläulichen Letten, auf dem Johannisbcrg einen rothen Thon für die besten Lagen und bringt beide, wenn man sie wo anders findet, gern in die Weingärten. Es wäre doch in- teressant, zu erfahren, wie sich der Gehalt des Lettens und des Thones an Kali gegen den anderen Boden, resp. gegen die anderen Gesteine, verhielte. Im botanischen Garten zu Berlin stand eben eine Carlndovica r otundifolia, wohl das erste Mal in Europa, in Blüthe. Alle Carludovicen sind schöne Blattpflanzen für Warmhäuser. In Handels- gärtnereien sind sie noch selten, doch sind deren in der Danneel'schen Handelsgärtnerei zu Berlin und bei Geitner in Planitz bei Zwickau zu ha- ben. Vielleicht wird uns nächstens Gelegenheit, ausführlich über sie zu sprechen. Wir haben uns die Aufgabe gestellt, in dem Allerlei auch die uns zugegangenen Samen- und Pflanzen - Verzeichnisse zu besprechen. Es kann hier natürlich nur von solchen die Rede sein, wo die Handelsgärtnereien eine Bedeutung bereits er- langt haben. Es sind uns, seitdem wir in der ersten Nummer der Wochenschrift einige besprochen, eine so grosse Anzahl aus den verschiedensten Gegen- den Deutschlands zugegangen, dass wir die Aus- wahl noch mehr beschränken müssen , um den da- für bestimmten Raum nicht' zu überschreiten. Aus Erfurt, der gärtnerischen Metropole Deutsch- lands, liegen uns wiederum einige Verzeichnisse vor, die vor Allem verdienen, besprochen zu werden. Sie sind von älteren Firmen, welche sich in der zum Theil langen Zeit der Existenz ihren Ruf nnge- schwächt nicht allein erhalten, sondern ihr Geschäft auch zum Theil sehr bedeutend erhölit haben. Es gilt dieses auch : a) von der Jühlke' sehen Gärtnerei, mit der früheren Firma Karl Appelius. In dem Preis- Verzeichnisse für 1864 der Samenhandlung, Kunst- 29 und Handelsgärtnerei sind die Gemüse- und Blu- men-Sämereien vor Allen vertreten. Bekanntlich gehen dergleichen von Erfurt über ganz Europa bis jenseits des Oceans. Wir finden dieses Mal iinter dem Gemüse weniger Neues, worüber wir uns freuen; denn in der Regel und mit sehr weni- gen Ausnahmen ist das Neue schlecht oder doch wenigstens nicht besser, als was wir haben. Da- gegen sind alle bewährten Sorten reichlich vertre- ten. TTnter den Blumen spielen Astern und Lev- kojen, wie in allen Erfurter Verzeichnissen, eine Hauptrolle. Eine hübsche Auswahl der besseren Georginen gibt ausserdem das Verzeichniss am Schlüsse. b) Friedrich Adolph Haage jun. heisst immer noch die Firma der ältesten und gleich ge- diegenen Handelsgärtnerei in Erfurt, obgleich der Chef jetzt wohl das älteste Mitglied der Erfurter Gärtnersehaft sein möchte und bereits auch der äl- teste Sohn die oberste Leitung übernommen hat. Das uns vorliegende Verzeichniss der für Erfurt vorzugsweise vielseitigen Gärtnerei enthält Gemüse-, Feld-, Wald- und Blumen -Sämereien. Li Betreff der letzteren machen wir auf die Neuheiten auf- merksam; grade hierin hat Fr. A. Haagc jun. in den letzten Jahren manches Gute in den Handel gebracht. c) Franz Anton Haage ist eine andere be- währte Firma in Erfurt, die in der Neuzucht vor- trefflichen Gemüses Manches geleistet hat und daher Beachtung verdient. Auf den meisten Ausstellun- gen zeichnete sich das Gemüse von Franz An- ton Haage vor Allem aus. Wir verweisen auf den Bericht der in Görlitz zur Zeil der dortigen Pomologen-Versammlung ausgestellten Gemüse. Doch findet man auch gute Blumen - Sämereien in der Gärtnerei. d) Die Firma von Chr. Gust. Möhring in Arnstadt ist ebenfalls schon eine ältere und nicht weniger bewährte. Das Verzeichniss schliesst sich hinsichtlich seines Inhaltes denen der meisten Erfur- ter an. Blumen- und Gemüse-Sämereien treten in den Vordergrund. Hinsichtlich der Vervollkomm- nung der Florblumen hat die Gärtnerei Manches geleistet, worüber wir bisweilen früher in der Wo- chenschrift gesprochen haben. Wit besonderer Lieb- haberei wird die Topfnelken-Kultur getrieben. Das reichhaltige V^erzeichniss der Sorten liegt uns eben- falls vor. e) Den Erfurter Verzeichnissen schliesst sich in Hinsicht der Sämereien das von Adolph Demm- 1er in Berlin an. Die Gärtnerei erfreut sich, na- mentlich im östlichen Deutschland, schon lange eines besonderen Rufes. Seitdem ausserhalb Berlin's von dem Besitzer noch ein nicht unbedeutendes Grundstück erworben ist, hat sich die eigene An- zucht von Sämereien vermehrt. f) J. Sieckmann in Köstriz bei Gera hat uns seinen 26. Jahrgang des Preis- Verzeichnisses der Georginen und Rosen zugesendet. Es sind in Betreff der ersteren zum allergrössten Theil eigene Züchtungen; hierin hat sich Sieckmann auch im Auslande einen Ruf gesichert. Die Zahl der Geor- ginen, die jetzt erst in den Handel kommen, ist nicht gering; ihre Namen sind zum Theil den her- vorragenden Männern des preussischen Abgeordne- tenhauses entlehnt. g) In der Handelsgärtnerei von Ernst We- sten ins in Hildesheira wurde schon von dem frü- heren Besitzer besondere Sorgfalt auf die Erzie- hung von Georginen verwendet. Das Preis-Ver- zeichniss auserwählter Georginen liegt uns vor. Ausserdem werden hauptsächlich allerhand Obstge- hölze und Erdbeeren in Massen daselbst herange- zogen. h) Der Hauptkatalog der standesherrlichen Baumschulen in Muskau. Bei der immer mehr sich steigernden Liebe zu Gehölzen und deren Verwendung zu Anlagen haben Baumschulen mit sicheren Synonymen grossen Werth; die Muskauer Baumschulen stehen deshalb in ganz Europa als unübertroffen dar. Dankenswerth ist es, dass von Seiten des Vorstehers, Park -Inspektor Petzold, die Verwendung der Gehölze angegeben ist. Dabei ist auch auf den Herbstschmuek Rücksicht genom- men, was, so viel wir wissen, in keinem andern Verzeichnisse der Fall ist. So heisst es bei den Ueberschriften z. B. H. Gehölze mit zierenden Früchten; 1. roth, 2. gelbfrüchtig u. s. w. oder L. Gehölze mit schöner Herbstfärbung, a. roth- und dunkelfarbige u. s. w. i) Rud. Abel & Co. ist eine bedeutende Han- delsgärtnerei in Wien, deren Preis-Verzeichniss uns vorliegt. Der Inhalt des letzteren umfasst zuerst Sämereien aller Art, so von Gemüsen, von land- wirthschaftlichen und technischen Pflanzen, von Flor- bUimcn und Stauden, ferner von verschiedenen Ge- wächshaus-Pflanzen und von allerhand Gehölzen, dann folgt eine Aufzählung von Topfgewächsen, auch von neuen Einführungen und endlich von den beliebtesten Blüthensträuchern. k) Preis-Courant der Samenhandlung und Han- delsgärtnerei von Heinrich Maurer in Jena. Dieses Verzeichniss des bekannten Beereuzüchters schliesst sich hinsichtlich seines Inhaltes ebenfalls denen der meisten Erfurter an und enthält dem- nach hauptsächlich Gemtise- und Blumen-Sämereien in bester Auswahl, ausserdem noch Topfpflanzen, Stauden, Rosen und Gehölze. 1) Seit vielen Jahren beschäftigt sich Direktor 30 a. D. Fr. Fürer in Stuttgart mit der Anzucht und mit der Vervollkommnung des Beereuobstes, anfangs aus Liebhaberei; jetzt hat er ein stelbständiges Ge- schäft gegründet, dem eine nicht unbedeutcnte Samm- lung zur Verfügung steht. Es ist vor Kurzem auch ein beschreibender Katalog und eine Preis- liste der besten Beerenpflanzen, ausserdem aber auch eine dankenswerthe Anleitung zur Kultur des Beerenobstes in Gärten ausgegeben. m) Bei dieser Gelegenheit machen wir auch auf das Verzeichniss der Obst- und Zierbäume, so wie Beeren- und Ziersträucher der Gräflich-Schwe- rin'schen Baumschule zu Tamsel bei Küstrin aufmerksam. Sie steht unter der Leitung des tüch- tigen Pomologen Silex. n) Preisliste vom Herbste 1863 von C. Schulz in Hanau. Wenn man Spezialitäten betreibt, so wird gewöhnlich auch etwas geleistet. Es ist dieses hier in Betreö' der Azaleen der Fall, in deren An- und Neuzueht C. Schulz bereits Vorzügliches geleistet hat. Wir verweisen auf unseren Bericht der Main- zer Ausstellung .im vorigen Jahre (S. 147). Aus der Preisliste ersehen wir übrigens, dass in genann- ter Handelsgärtnerei auch Aniaryllis herangezogen werden. o) Verzeichniss der im Schlossgarten zu Tetschen kultivirten und verkäuflichen Pflanzen. Nach dem plötzlichen Tode des im weiteren Kreise bekannten Schlossgärtners Josst hat ein Verwand- ter desselben, Edmund Lagler, die Oberleitung übernommen. Wie früher, sind Orchideen und einige Blüthensträucher, wie Kamellien, Azaleen und Rhododendren in reichlichster und schönster Auswahl vorhanden. Die Sammlung der Orchi- deen ist eine der bedeutendsten, welche in Europa existirt. p") Etablissement horticole de Joseph Baumann ä Gand. Blüthensträucher, hauptsächlich Kamellien, Azaleen und Rliododendren finden wir hauptsächlich in dem vor uns liegenden Verzeich- nisse, ausserdem Obstgehölzc aller Art, besonders als Formenbäume, in deren Heranziehung Bau- mann eine besondere Fertigkeit besitzt. q) Catalogue de P. et E. Transon fr^res a Orleans pour 186'/^ Sehr reich an Obstgehölzen aller Art, welche (besonders die Formenbäume) zu massigen Preisen angeboten werden. Besonders ist die Auswahl von Birnen und Aepfeln gross; unter den ersteren befinden sieh auch die besseren neue- reu Sorten. Eine hübsche Auswahl bieten eben- falls die hier aufgezählten Ziergehölze. Sonderbar, dass unter diesen das Pampasgras (Gyneriura ar- genteum) ebenfalls mit begriflen wird. lieber Rittersterne oder Hippeastrum, insbesondere über H. Heuserianum Karst, und procerum DucL (Fortsetzung.) C. H. reticulatum Herb. (Amaryllis reticu- lata l'Hen). Der französische Botaniker l'Heritier fand diese Art während seiner Anwesenheit in Eng- land und bildete sie in seinem Sertum anglicum (t. 14) ab. Die Einführung aus Brasilien geschah deshalb wohl in den 80ger Jahren. Schon an den dunkelen, elliptischen Blättern, welche sich nach der Basis zu verschmälern und rinnenförmig erscheinen, erkennt man die Pflanze. Am Ende des zusam- mengedrückten Schaftes befinden sich meist mehr als 2 mit der Oeftnung abwärts geneigte Blüthen von ziemlich langer, allmählig aber sich erweitern- der Eöhi-e und von mehr hautartiger Konsistenz. Ihre Farbe ist roth, wird aber durch ein dunkleres Adernetz unterbrochen, ein Umstand, der Ursache zur Benennung gab. Am Ende der Blumenröhre befinden sich weder Wimpern noch Blättchen. Aus- gezeichnet ist ausserdem die Art, dass die Samen weit weniger zusammengedrückt, fast mehr rund- lich und in geringerer Anzahl vorhanden sind. Die- ser letztere Umstand bestimmte den Amaryllideen- kenner Herbert, ein eigenes Genus daraus zu machen, was er zu Ehren des Prinzen Leopold von Koburg, jetzigem Könige von Belgien, Coburgia nannte, und noch einige andere, sonst aber sehr verschiedene Arten damit zu vereinigen. Später trennte er die letzteren wieder davon und änderte für H. reticulatum den Genus-Namen in Leopol- dia um. Es existirt fast eben so lange von dieser sehr zu empfehlenden Art eine Form, wo die Blätter mit einem schönen, weissen Längsstreifen versehen sind. Man hat sie, weil sie durch Aussaat konstant zu bleiben scheint, hier und da als eine eigene Art mit dem Beinamen striatifolia bezeichnet. Bis- weilen sind auch noch die Blätter unten bräunlich; zu dieser Form gehört Amaryllis principis Salm-D. Ausserdem cxistiren aber noch eine Reihe von For- men, die in der Blüthe abweichen und zum Theil aus Kreuzungen mit anderen Rittersternon entstan- den sind. Von ihnen nennen wir zunächst nur die, welche mit bereits beschriebenen Arten erzielt wur- den. Die Blendlinge von H. reticulatum mit vit- tatum führten bei Herbert die Namen Amaryl- lis pulchra und magnifica, wähi-end die mit Reginae als A. formosa, gloriosa und con- cinna bezeichnet werden, die mit Johnsoni end- lich die Namen Sweetii, Colvillii und prae- clara erhalten haben. 31 7. H. equestre Herb. (Amaryllis equestre Hort. Kevv.) besitzt einen unten etwas zusammen- gedrückten Schaft, der die zieiiilich aufrecht-stehen- den, aber erst nach der Blüthe crsclieinenden Blät- ter an Länge weit übertrifft. Gewöhnlich sind nur 2, bisweilen auch 3 Blüthen von rother Farbe vor- handen, die sich durch eine sehr dünne Röhre und einen dann plötzlich sich sehr erweiternden oberen Theil auszeichnen und mit der Oeffnung nach un- ten sehen. Der Stern im Grunde der Blume läuft weniger in grossen Strahlen längs der einzelnen Abschnitte aus, als dass er vielmehr am Rande ge- franst erscheint. Die Textur ist auch hautartiger, wie bei H. reticulatuni. Der Griflel ragt aus ihr nicht hervor und die Samen gleichen denen der übrigen Arten. Wahrscheinlich wurde diese in Westiudien, Me- xiko und in Columbien, wohl auch in der Guiana wachsende Art schon lange in Holland kultivirt; aber auch in England war sie schon Im Anlange des vorigen Jahrhundertes in Kultur. Sie ist es eigentlich, welche wegen ihrer Schönheit zuerst den Namen Belladonna (s. Herrn, parad. p. et 1. 194) erhielt, und nicht, wie Liniii^ meint: A. Reginae, eine Art, w'elche nur in Brasilien vorzukommen scheint. Linne trug den Namen Belladonna spä- ter als Art-Namen auf eine andere, am Gap wach- sende Art über. Dass das Merian'sche Lilium ru- bicundum ( Mer. ins. surin. t. 22) hierher gehört, möchte man bezweifeln, da die Abbildung viel eher einer Sprekclia ähnelt. Dagegen muss A. brasi- liensis Andr. (bot. rep. t. 358) als Synonym von H. equestre, und nicht von H. Reginae, beti-achtet werden. Von H. equestre hatte man in England auch eine halb -gefüllte Form, welche als Amaryllis pulcherrima in den Handel kam. Wir haben sie nicht gesehen, auch in der neuesten Zeit nichts mehr von ihr gehört, daher sie wohl wieder ver- loren gegangen zu sein scheint. Aber ausserdem hat man nocli eine Reihe von Formen und Blend- lingen. Die Abart, welche im botanical Register (tab. 234) als major abgebildet ist, halten wir schon der mennigrothen Farbe halber für einen Blendling mit irgend einer der Formen von H. bulbulosum, in sofern sie nicht ganz und gar dazu gehört. Am bekanntesten sind die Blendlinge mit II. Reginae, wel- che die Namen Amaryllis intermixta und in- termedia erhalten haben, während der mit H. vit- tatum Amaryllis splendens genannt wurde. 8. H. oecidentale Roeni. (Amaryllis Bella- donna Swartz). Eine zweifelhafte Art Westiudiens und der Guiana, welche H. equestre Herb, oder miniatum am nächsten zu stehen seheint, vielleicht sogar zu dem letzteren gehört, aber grössere Dimen- sionen besitzt. Die dicklichen und riemenförmigen Blätter erreichen eine Länge von 2 und 3 Fuss und am Ende des eben so holien Schaftes befinden sich 3 bis 5 überhängende, ziemlich grosse Blüthen von zinnoberrother Farbe, die im Schlünde durch einen grünlich-gelben Stern unterbrochen ist. Die Blume wird zwar G-blättrlg angegeben, aber doch eine besondere Röhre angenommen , welche am obern Ende mit 6 gewimperten Blättchen versehen ist. Die 3 äusseren und breiteren Blumenabschnitte schlagen sich schon in der Mitte zurück. 9. H. styl OS um Herb. (Amaryllis niarannen- sis Gawl. in bot. Reg. t. 719) ist eine noch keines- wegs feststehende Art; sie scheint uns vielmehr ein Blendling von H. Reginae und H. equestre zu sein. Mit dem ersteren hat sie den Bau der, aber stets kleineren Blüthe überein, die Farbe ist je- doch heller. Der Stern ist sehr klein und strahlt fast gar nicht. Ein Wimperkranz schliesst die Oeffnung der Blumenröhre. Ausgezeichnet ist die Pflanze durch den aus der Blume weit herausra- geuden Griffel, der auch Veranlassung zur Benen- nung gab. Ob sie noch in Kultur ist, wissen wir nicht. Auch von ihr sind Blendlinge mit A. John- son! erzogen, welche unter dem Namen A. lugu- bris und tristis in den Handel kamen. Die mit H. solandriflorum heisseu A. Herberti. 10. H. miniatum Herb. (Amaryllis miniata R. et P.) steht wohl dem H. Reginae am nächsten und hat einen kurzen Schaft, so wie 2 — 4 über- hängende und rothe Blumen mit kurzer Röhre, welche durch 6 gewimperte Blättchen geschlossen ist. Die ziemlich gleich-langen und gleich-geform- ten Abschnitte neigen sich glockenförmig zusam- men. Der Stern scheint klein zu sein und die Pflanze In sofern eine Aehnlichkeit mit H. stylo- sum zu haben. Die schmalen Blätter stehen ziem- lich aufrecht. Eigenthümlich ist die weisse Zwie- bel, welche durchschnitten in der Luft eine mennig- rothe Farbe erhält. Dieser Umstand, und nicht die Farbe der Blume, hat wohl Ursache zur Benennung gegeben. Verschieden davon ist Amaryllis mi- niata (bot. Mag. tab. 1943), welche eine Form des H. bulbulosum bildet. H. miniatum Herb, ist wohl nie in Kultur gewesen und wächst in Peru. Ob Hippeast rum Martianum Roem. sich unterscheidet, lässt sich aus der Beschreibung (R. et S. syst, vcget. VII, p. 815 adnot.) nicht ersehen; die Pflanze wird deshalb für immer eine unbe- stimmte Art bleiben. 11. H. bulbulosum Herb. Unter diesem Na- men hat Herbert eine Anzahl von Rittersternen zu einer einzigen Art vereinigt, die sämmtlich darin übereinstimmen, dass bei überhängender Blume der oberste Abschnitt mehr oder weniger zurückge- 32 krümmt ist, dass die Blätter alsbald übergebogen sind und dass die junge Zwiebelbrut kurze Stiele besitzt (d. h. am Ende kurzer Stolonen befiudlicli ist). Das letzte Merkmal kommt allerdings häufig, aber nicht immer vor und hat H. bulbulosum mit der vorigen Pflanze gemein. Es hängt dieser Um- stand jedoch von der Kultur ab. Vollständig sitzende junge Zwiebeln sind ebenfalls keine seltene Erschei- nung. Interessant ist, dass bei hierher gehörigen Formen die Farbe der Zwiebel weiss, selbst hier und da noch mennigroth-punktirt angegeben wird. Sollte demnach nicht II. miniatum Herb, ebenfalls hierher gehören? Im Uebrigen hat H. bulbulosum hinsichtlich der Blüthe am meisten mit H. equestre Aehnlichkeit und besitzt, wie dieses, eine längere Blumenröhre, aber einen Stern mit sechs Haupt- strahlen. Die Wimperblättchen fehlen in der Re- gel oder sind nur schwach vorhanden. Die Farbe der BlUthe ist gewöhnlich kein reines, sondern viel- mehr ein Mennig- oder Zicgelroth. In dieser Hinsieht ist wiederum eine Aehnlichkeit mit IL miniatum vor- handen. H. pulvcrulcntum, mit dem Herbert die Art vereinigt, unterscheidet sich wesentlich durch die Form der Zwiebel und durch die blaugrüne Farbe der länger bleibenden Blätter. Als Abarten werden als hierher gehörig aufge- führt: a. Rutil um (Amaryllis rutila Gawl.) trägt am Ende des meist etwas zusammengedrückten Schaftes in der Regel nur 2 mennigrothe Blü- then, deren grünlich-gelber Stern im Schlünde in 6 lange Strahlen ausläuft; b. Fulgidum (Amaryllis fulgida bot. Reg.j ist in den meisten Fällen mehr als zweiblüthig und hat einen stielrundcn Schaft. Die Farbe der grösseren Blume erseheint zwar ebenfalls men- nigroth, aber feuriger und von dunkleren Ner- ven unterbrochen. Ausgezeichnet ist die ver- hältnissmässig lange Blumenröhre ; c. Crocatum (Amaryllis crocata Gawl.j besitzt stets mehre, länger als gewöhnlich gestielte Blüthen von fast safrangelber Farbe und von dunkleren Längsstreifen durchzogen. Die Blu- menröhre ist weniger lang. Diese 3 Abarten wurden zu Ende des zweiten Jahrzehendes und im Anfange des dritten von diesem Jahrhunderte unmittelbar aus Brasilien eingeführt und sind vielfach benutzt worden, um unter einan- der und mit anderen Rittersternen Kreuzungs-Ver- suche anzustellen, die dann schliesslich auch zu Re- sultaten führten. Da immer fort Aussaat- Versuche gemacht werden und die Liebhaberei fortdauert, so hat sieh die Zahl der Formen sehr vermehrt. Wir nennen hier nur die wichtigsten, welche in Eng- land eine Zeit lang Aufsehen erregten und Beifall fanden. So wurden Blendlinge mit IL vittatum erzeugt und erhielten die Namen: Amaryllis sanguinea und inclyta, mit H. Johnson! hin- gegen entstanden die Blendlinge: A. Brookesii, angusta und spathacea, mit H. pulverulen- tum aber: A. major und Cooperi, mit IL Re- ginae endlich A. ardens. Auch eine halbgefüllte Form kam früher in England vor. lieber H. unguiculatum Herb, lässt sich, so lange die Pflanze nicht in Kultur ist, nichts sagen; sie scheint aber eine der Formen des H. bulbulo- sum zu sein, welche sich durch eine mehr dunkel- gefärbte Zwiebel und durch an der Basis verschmä- lerte Blumen-Abschnitte auszeichnet. H. subbar- batum Herb, hingegen weicht durch kurze und sehr breite Blätter ab, stimmt aber sonst mit der zweiten Abart von IL bulbulosum ziemlich überein. In anderer Hinsicht ähnelt die Pflanze auch dem H. miniatum Herb, und dem Martianum Roem., so dass mau geneigt sein könnte, sie als Mittelglied zwischen diesem und IL bulbulosum Herb, zu be- trachten. Vielleicht stellen auch IL bulbulosum und H. miniatum, wie gesagt, wirklich nur Formen einer Art dar. Wir wären selbst geneigt, die bis jetzt als H. equestre betrachtete Pflanze des botanieal Register (tab. 234), wo die grossen Blumen ebenfalls eine mennigrothe Farbe besitzen, vielmehr als eine ebenfalls zu H. miniatum gehörige Form anzusehen. (Fortsetzung folgt.) In der H an el' sehen Gärtnerei in Magdeburg, Gr. -Werder Xo. 16, ist eine beträchtliche Anzahl von grösstentheils aus Samen, im Freien gezoge- ner Pflanzen, In besonders schönen, starken und gut bewurzelten Exemplaren zu civlleu Preisen zu haben. Auf franco Anfragen ertheilt der Obergärtner Paul daselbst nähere Auskunft und sind vorzugs- weise im Freien, ohne Bedeckung ausdau- ernde Koniferen, in verschiedenen Species und Grössen vorhanden. Der Haupt-Katalog No. 29, alle Glashaus-, Freilaud- und Baumschul-Kulturen — auf mehr als 100 Seiten compressen Druckes — behandelnd, ist soeben erschienen und auf gefälli- ges Verlangen franko und gratis zu beziehen durch Gr. Greitnei''s Garten-Etablissement's zu Planitz bei Zwickau in Sachsen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Kommandanten->Strasse No. 62. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei In Berlin, Zieten-Platz No. 2. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung; des G.artenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenhunde« Redakteur : P*rofessor II>r- Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No.5. Berlin, den 6. Februar 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. luhalt; 435. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Garteubaues, am 3t. Januar. — Ueber Rittersterue oder Hippea- strum, insbesondere über H. Heuserianum Karst, und procerum Duch. (Schluss). — A. Murray's Kiefern und Tannen Japan's. — Anlagen und Verschönerungen. 435. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 31. Januar. Die sehr besuchte Versammlung eröffnete der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, mit der Mittheilung einer Aufforderung der Königlichen Gartenbau -Gesellschaft Flora in Brüssel, zu der vom 24. April bis zum 6. Mai stattfindenden und von der belgischen Regierung besonders unterstütz- ten allgemeinen Ausstellung ein Mitglied des Ver- eines zu bezeichnen, was dem Minister des Innern in Brüssel als Mitglied der Jury zu presentiren sei, um dann an der Beurtheihing, resp. an dem Ausspruche der Preisrichter in Brüssel Thcil zu nehmen. Professor Koch machte auf die Wichtig- keit dieser Ausstellung aufmerksam, da daselbst alles Neue, was aus fremden Ländern eingeführt und was durch die Kunst des Gärtners als etwas Besonderes herangezogen sei, sich vorfinde und durch den Ausspruch der Preisrichter einer Beur- theilung imterworfen werde. Dadurch werde zu- nächst der Verein von dem relativen Werthe der Neuheiten in Kenntniss gesetzt. Der Verein über- trug dem Vorstande, diese ehrenvolle Aufforderung in weitere Berathuug zu ziehen und in der näch- sten Versammlung die nöthigen Vorschläge zu machen. Professor Koch legte das erste Heft der Pro- ceedings (Verhandlungen) der Londoner Gartenbau- Gesellschaft von diesem Jalire vor. Leider seien die Verbindungen unseres Vereines mit dem Lon- doner, SU lebhaft sie auch früher gewesen, in den letzten Jahren unterbrochen gewesen. Wahrschein- lich seien die mehre Jahre hindurch dauernden Uebersiedehuigen des Gesellschafts- Gartens nach Süd -Kensington, grade auf die entgegengesetzte Seite Londons, Ursache der Unterbrechung gewe- sen. Er habe das Glück gehabt, den jetzigen Se- kretär des Londoner Gartenbau-Vereines, Murray, bei vei'schiedenen Ausstellungen zu begegnen und näher kennen zu lernen und deshalb die Gelegen- heit erfasst, die früheren Verbindungen wiederum anzuknüpfen zu versuchen. Mit der grössten Be- reitwilligkeit sei man ihm entgegengekommen und so hoffe er, dass diese erneute Verbindung zum Heil und Segen der gesammten Gartenkunst aus- fallen möge. Die oben erwähnten Proceedings seien von der grössten Wichtigkeit, da in ihm auch die Aus- sprüche des Blumen- und des Frucht-Ausschusses, besonders über die neuesten in England eingeführ- ten Pflanzen und gezüchteten Blumen und Früchte, enthalten seien, und man demnach den relativen Wertb derselben erfahre. Es wäre wohl zu wün- schen, dass auch bei uns ähnliche Einrichtungen vorhanden, wie sie leider wohl für immer zu den frommen Wünschen gehören. Alle deutschen Gar- tenbau-Vereine sollten in ihren Kreisen über die zuerst bei ihnen eingeführten Neuigkeiten ein Ur- theil abgeben. Es würde dadurch manche Täu- schung erspart. In Paris wird jetzt in den Anlagen eine Pflanze, Montanoa heracleifolia, als Blattpflanze empfoh- len, die wahrscheinlich später durch französische 34 und belgische Gärtner auch nach Deutschland ge- bracht werde. Er wolle jedoch darauf aufmerksam machen, dass sie unsere Uhdea piunatifida dar- stelle. Da am Schlüsse des vorigen Jahres ein Exemplar derselben im botanischen Garten geblüht und reife Früchte gebracht, so habe er die Gele- genheit erfasst, um die Pflanze näher zu untersu- chen. Das Resultat sei gewesen, dass Brongniart, der ersteren Namen ohne Beschreibung gegeben, Recht gehabt, die Pflanze in das Genus Montanoa zu bringen. Das, wie es scheint, Brongniart unbekannte und noch von Kunth aufgestellte Ge- nus Uhdea muss demnach eingezogen und die Pflanze Montanoa pinnatifida genannt werden. Inspektor Bouchd übergab eine Abhandlung über die Benutzung der Lohe, welche in einer der nächsten Nummern der Wochenschrift abgedruckt werden wird. Murray, Sekretär der Londoner Gartenbau- Gesellschaft, hatte den General-Sekretär um einige Pfund Samen der Teltower Rübe und um eben so viel Erde, wo sie kultivirt wird, ersucht. Pro- fessor Koch hatte sich direkt nach Teltow ge- wendet, war aber bis jetzt ohne Antwort geblieben; aus dieser Ursache ersuche er einen anwesenden Gärtner, ihn in der Ausführung des Wunsches zu unterstützen. Kunst- u. Haudelsgärtner Demmler, der grade in dem Verkaufe von Teltower Rüben- Samen grosse Geschäfte macht , übernahm es, und wird demnach die Sendung, wie das Wetter etwas gelinder sich zeigt, nach London abgehen. Es sei sehr interessant, später zu erfahren, welche Resultate man erhalten. In Paris habe man früher ebenfalls dergleichen Kultur- Versuche mit der Teltower Rübe angestellt, ohne zum Ziele gelangt zu sein. Dage- gen sei eine ähnliche Rübe, die von Freneuse, entstanden, welche grösser als die Teltower und vielleicht auch zarter sei, aber nicht das feine Aroma enthalte. Auch die Rübe von Freneuse scheine an ihre Lokalität bei Paris gebunden zu sein, denn au anderen Orten gedeihe sie nicht oder gehe wenigstens in einigen Jahren zurück. Professor Koch übergab Samen der früher mehrfach von ihm empfohlenen Sommer -Endivie aus Kassel, woraus unzweifelhaft hervorging, dass diese als Spargel -Surrogat empfohlene Pflanze gar keine Endivie, sondern den bekannten Römischen oder Bindesalat darstelle, von dem auch eine Sorte hauptsächlich in Frankreich sehr viel als Surrogat des Spargels angebaut werde. Hofgärtner Jäger in Eisenach habe eine Abhandlung darüber einge- sendet, welche alsbald in der Wochenschrift abge- druckt werden wird. Professor Koch theilte mit, dass im König- reiche Hannover eine Aktien- Gesellschaft in's Le- ben zu treten im Begrifl' stände, um durch Grün- dung eines ponKilogischen Gartens und einer damit zusammenhängenden Baumschule, durch -welche gute und in unserem nordischen Klima gedeihende Obst- sorten verbreitet werden sollen, den Obstbau zu fördern und zu heben. Es sollen 2000 Aktien zu 10 Thaler ausgegeben werden. Alle, die sich da- für interessiren , werden ersucht, den 4. Februar in Göttingen sich einzufinden, um einen pomolo- gischen Verein für das Königreich Hannover zu gründen. Auf gleiche Weise machte Prof. Koch Mitthei- langen über den pomologischen Garten in Braun- schweig, den ersten und einzigen in ganz Deutsch- land, der nach den Vorschriften der von Ober- dieck und Lucas vor einigen Jahren gedruckten Anleitung eingerichtet wurde. Da seine Einrich- tung von allgemeinem Interesse sein dürfte, wird diese in einer der nächsten Nummern der Wochen- schrift zur nähern Kenntniss der Leser gebracht werden. Weiter berichtete derselbe über die ferner über- gebenen Mittheilungen über den Zustand des Obst- baues in den verschiedenen deutschen Ländern in Folge des ersten Paragraphen in dem Programme zur 4. allgemeinen Versammlung deutscher Pomo- logen. Vorzügliche Arbeiten dieser Art seien von Seiten des Gartenbau-Vereines in Kassel und des ■bekannten Pomologen Lehrer Breiier in D'horn bei Düren eingegangen. Professor K o c h berichtete dann über eine neue Apfelsorte, welche in den Baumschulen von Schie- bler & Sohn in Celle gezüchtet wurde und des- halb vom Superintendenten Oberdieck den Na- men Schiebler's Taubenapfel erhalten hatte. Derselbe übertrifft noch den bekannten weissen Win- ter-Taubenapfel an Geschmack imd gutem Ausse- hen. Es ist demnach eine Tafelfrucht ersten Ran- ges und vom Ende Dezember bis Ostern essbar. Da der Baum gute Hochstämme gibt und in allen, selbst Winden ausgesetzten Lagen dankbar trägt, so ist er sehr zu empfehlen. Kräftige Bäumchen von 4 und 5 Fuss Höhe, zu Pyramiden und Hoch- stämmen geeignet, Verden zu li Thlr abgegeben. Der Lehrer an der landwirthschaftlichen Aka- demie in Moskau, Nedzielsky, hielt einen längern Vortrag über pomologische Zeichnungen und deren Werth. Derselbe befindet sich seit dem vorigen Herbste im Auftrage der russischen Regierung hier, um einestheils den Obstbau im Auslande kenneu zu lernen, auderntheils von den besseren Sorten daselbst Kenntniss zu nehmen, damit späterhin durch eine Vergleichung mit den in Russland ge- bauten Sorten eine Uebereinstimmung in der No- menklatur des Obstes hergestellt werden könne. 35 Da derselbe speziell an den General-Sekretär, Pro- fessor Koch, gewiesen war, so hielt letzterer es auch im Interesse des Vereines für seine Pflicht, dem Nedzielsky nicht allein das reiche Material der Bibliothek des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, sondern auch die vom verstorbenen General -Lieutenant v. Pochhammer eigenhändig angefertigten Zeichnungen von Kernobst zur Ver- fügung zu stellen. In dieser grossen Sammlung von gegen 1000 Abbildungen fand Nedzielsky einen solchen Schatz zu seinen ferneren pomologischen Studien, dass er eich entschlossen hat, auch den nächsten Sommer noch in Berlin zu bleiben und von da Ausflüge nach den bekannteren und besseren Baumschulen zu machen. Die Pochhammer' sehen Sammlungen haben dadurch einen grossen Werth, dass die mit Farben treu angelegte Zeichnung durch eine vor- zügliche Beschreibung unterstützt wird. Da jeder Zeichnung auch der Ort beigefügt ist, woher die Sorte bezogen wurde, so kann man in den meisten Fällen, wo man sich weiter Raths erholen will, die- selbe Sorte wieder beziehen. Nedzielsky bedauert, dass eine solche Samm- lung bis jetzt nicht veröffentlicht sei, da selbige vuistreitig das Vorzüglichste enthalte, was er bis jetzt angefertigt gesehen habe. Er forderte deshalb den Verein im Interesse der pomologischen Wissen- schaft dringend auf, das Werk eines so tüchtigen Pomologen der Oefi"entlichkeit zu übergeben. Um sein Urtheil durch Vergleichungen zu bekräftigen, legte er verschiedene pomologische Werke vor. Das schlechteste sei das „deutsche Obstkabinet", was in Jena angeblich von einem pomologischen Verein herausgegeben werde und weder wissen- schaftlich, noch sonst gebraucht werden könnte. Eine Vergleichung einer beliebigen Abbildung mit der Frucht selbst oder mit einer Pochhammer- Bcheu Zeichnung bekräftigte die Aussage. Aber selbst bessere pomologische Werke, wie die Kern- obstsorten Württembergs von Lucas und auch das Album de Pomologie entsprächen trotz der Versicherungen der Natürlichkeit nicht den Anfor- derungen und gäben oft nur hübsche Bilder, die wohl einen Laien, nicht aber einen Mann der Wis- Benschaft, befriedigen könnten. Völlig unbrauchbar seien in den meisten Fäl- len die Durchschnitte, was hauptsächlich darin sei- nen Grund habe, dass man, namentlich die Längs- Durchschnitte, planlos mache. Wolle man aber Vergleichungen anstellen, so müsse jeder Durch- schnitt nach einem bestimmten Prinzipe gemacht werden. Man sei überhaupt im Allgemeinen nicht genug wissenschaftlich bei den Abbildungen sowohl, als bei den Beschreibungen, verfahren; ohne wissen- schaftliche Grundlage gehe es aber auch in der Po- mologie nicht. Nothwendig sei es in diesem Falle, dass ein Fach der Frucht genau in der Mitte durch- geschnitten werde. Geschehe dieses durchaus, so habe man stets gleiche Durchschnitte vor sich und könne die von verschiedenen Früchten auch ratio- nell mit einander vergleichen. Wissenschaftlich sei bekannt, dass die einzelnen Blüthenquirle in der Stellung mit einander abwechseln ; die Kelchblätter wechseln mit den Ki'onblättern, diese mit den Staub- gefässen und diese wiederum mit den Fruchtblättern, resp. mit den Fächern ab. Schneidet man nun so, dass man ein Kelchblatt in 2 gleiche Theile zerlegt, so werde das Fach des Kernhauses mitten durch- schnitten. Habe man an den einzelnen Früchten, besonders den Aepfeln, in der Nähe des Kelches Erhöhungen, wie im ausgebildetsten Zustande beim Kalvill, so könne man auch diese zur Richtschnur nehmen. Wie wenig man sich aber der Natürlich- keit bei Abbildungen befleissige, sehe man daran, dass selbst in besseren Werken der Kelch, der nie aus mehr denn 5 Blättern bestehe, gar nicht selten 6-, 7-, 9- und selbst 10-blättrig angegeben werde. Was solle man nun zu dergleichen Leichtfertigkeiten sa- gen? und welches Zutrauen könne man zu dem Uebrigen haben? Da die Längs-Durchschnitte besonders wichtig seien, in sofern sie rationell gemacht und getreu ausgeführt würden, so erlaube er sich in Betreff des letzteren Umstandes noch eine Anleitung zu geben und dieser dann eine Bitte hinzuzufügen. Sobald man einen guten Durchschnitt, gleichviel ob Längs- oder Quer - Durchschnitt, angefertigt, so nimmt man irgend ein Stück Farbe, am besten Zinnober, und streicht diese auf der Durchschnitts- fläche auf. Bei Längs-Durchschnitten löst man die Scheidewände zuvor etwas mit dem Messer, damit deren Grenzen deutlicher hervortreten. Hierauf nimmt man ein Blatt Papier und drückt auf die- sem die mit Zinnober gefärbte Fläche auf; so er- hält man alsbald ein durchaus getreues, wenn auch etwas rohes Bild, wo nicht allein das Kernhaus deutlich angegeben ist, auch die Nervenbündel im Fleische und hauptsächlich die Röhre zwischen dem Kernhause und dem Kelche sind dargestellt. Grade diese Röhre ist zur Unterscheidung einzelner Sor- ten ungemein wichtig, obwohl leider bei allen Ab- bildungen gar kein Werth darauf gelegt ist. Von nicht minder grossem Gewichte sind die Vertiefun- gen, in denen der Stiel und der Kelch befindlich sind. Will man die rohe Zeichnung sauber und nett haben, so trägt man die Konturen vermittelst eines, am Liebsten ebenfalls zinnoberrothen Copier- Papleres auf ein anderes Papier über und führt die innere Zeichnung mit der Hand und dem Pinsel aus. 6« 36 Er erlaube sich mm an Pomologen und Gärt- ner, so wie an Alle, die noch gutes Obst haben, die ergebenste Bitte, dergleichen Durchschnitte mit Zin- nober auf diese Weise anzufertigen und selbige ent- weder ihm direkt oder durch Vennittehnig des Ge- neral-Sekretärs, Professor Koch, mit Angabe des Namens und wo möglich auch des Ortes, wo das Obst gewachsen, zuzusenden. Die letztere Angabe ist deshalb wünschenswerth, um nachträglich vielleicht noch die eine oder andere Erläuterung zu erhalten oder auch später den Baum kennen zu lernen. Dr. Schmidtmann in Bünde (Westphalen) hatte brieflich Mittheilungen über seine Versuche, Blendlinge von einander entfernter stehenden Arten künstlich hervorzurufen, gemacht. Nachdem er viele Jahre hindurch resultatlos experimentirt habe, sei es ihm endhch gelungen, einen Blendling der Pae- onia Moutan mit Nymphaea alba zu erziehen. Er hoffe schon im nächsten Jahre Blüthen zu erhalten und werde sie dann zur Verfügung stellen. Nach Professor Koch seien alle Versuche, ferner stehende Pflanzen zu befruchten, bisher vollständig misslun- gen; er selbst habe in dieser Hinsicht vielfach ex- perimentirt und endlich gefunden, dass nur bei sehr nahe stehenden Pflanzen, die vielleicht nicht einmal spezifisch verschieden seien, sondern nur scheinbar Arten darstellen, eine Kreuzung ermöglicht werden könne. Durch Naudin's weitläufige und gewis- senhafte Versuche mit Gurken, Melonen und Kür- bissen habe sich bestimmt herausgestellt, dass, so sehr auch diese 3 Cucurbitaceen an und für sich zu Formen-Veränderungen geneigt seien, doch keine mit der andern eine Kreuzung eingehe. Alle An- gaben von Blendlingen zwischen Melone und Gurke oder Kürbis beruhten auf falschen Beobachtungen. Auch Decaisne's Versuche bestätigen diese Be- hauptung. Es sei aber eine andere Frage, ob man nicht durch Reizungen der Narbe bei der Ausbildung des betreffenden Samens in sofern eine Aenderung in demselben hervorrufen könne, dass auch die daraus hervorgehende Pflanze in ihrer Entwicke- lung Modifikationen darbiete, die, wenn sie bedeu- tend seien, zu der Annahme führen könnten, et- was ganz Anderes vor sich zu haben. Bei den Versuchen künstlicher Befruchtungen geschehen stets Reize, schon durch die Entwickelung fremder Pol- lenschläuche auf der Narbe, die dann bei der spä- tem natürhchen Befruchtung vielleicht Einfluss auf die Entwickelung ausüben. In diesem Falle hätte man es aber mit keinem Blendlinge, sondern nur mit einer Form, einer Abart zu thun. Eine grosse Menge sogenannter Blendlinge seien gewiss nichts weiter, als charakteristische Formen und Abarten der Mutterpflanze. Es betreffe dieses hauptsächlich die massenweise im wilden Zustande auftretenden Blendlinge von Verbascum, Cirsium, Salix u. s. w. Es wäre wohl zu wünschen, dass Physiologen die- sem Umstände mehr Aufmerksamkeit zuwendeten, als es bis jetzt geschehen. Inspektor Bouch^ legte die Abbildungen zweier baumartiger Päonien und des Lamprococcus Lau- ren ti an us C. Koch vor, welche jetzt durch die Laurentius'sche Gärtnerei in den Handel kom- men und auch Empfehlung verdienen, und machte ausserdem auf das Verzeichuiss neuer Pflanzen, was eben ausgegeben, aufmerksam. Auf gleiche Weise empfahl Professor Koch auch die neuen gefüllten Fuchsien mit zweifarbigen Blumenblättern, die durch Crousse in Nancy jetzt in den Handel kommen. Nicht minder verdienen die grossblühenden Penste- mons derselben französischen Haudelsgärtnerei Be- achtung. Professor Koch legte eine Abbildung des in- teressanten Hippeastrum (Amaryllis) procerum, was, ähnlich manchen Crinum's, einen falschen Sten- gel bilde, vor und empfahl die Pflanze, namentlich den Liebhabern von Zwiebelpflanzen. Dieselbe ist bereits bei Laurentius in Leipzig für 16 Thaler zu beziehen. Professor Braun sprach über die Doppelge- staltigkeit der Blüthen (Dimorphismus) in einem längeren Vortrage, der für sich in einer der näch- sten Nummern der Wochenschrift mitgetheilt wer- den wird. Obergärtner Kraus berichtete über Vilmorin's eben erschienenes Werk: les fleurs de pleine terre, und empfahl dasselbe. Auf gleiche Weise legte Professor Koch: Borchers Anleitung zur Ver- vollkommnung des Obstes vor, über das er bereits in der Wochenschrift gesprochen, so wie ein Werk über den Landbau in Niederländisch -Indien, was ihm durch die Vermittelung von Witte, Hortula- nus im botanischen Garten zu Leiden, von dem Verfasser W. L. de Sturler übersendet worden war und über das er Näheres mitzutheileu sich vor- behalte. Dieses sei auch mit einem dritten Buche: die Kiefern und Tannen Japans, was er der Freund- lichkeit des Verfassers, des Sekretärs der Londoner Gartenbau-Gesellschaft, Andr. Murray, verdanke, der Fall. Die Fabrik und das Depot neuer Erfindungen von Spei er in Berlin (Leipzigerstrasse No. 134) zeigte an, dass sie eine reiche Auswahl von Park- und Garten-Möbeln besitze. Namentlich mache sie auf ihre schmiedeeisernen, zusammenlegbaren Möbeln mit Spiralfeder - Bespannung aufmerksam, sowohl Stühle der verschiedensten Art, wie Bänke und Tische; ferner habe sie Korallen-Möbel, wie solche bisher noch nicht geführt wurden und von beson- 37 derer Schönheit vorräthig. Endlich theile sie auch mit, dass sie Gartenzäune von Draht, wie solche mit Erfolg in England und Süd-Amerika angewen- det werden, ebenfalls anfertige- Die Besitzer der chemischen Fabrik von Vor- ster & Grünberg in Stassfurt empfahlen ihren Kalidünger (zu 12,|' Sgr.), so wie das Dünge-Salz (zu 74: Sgr.) auch Gärtnern zur Benutzung. Inspektor Bouch^ übergab Verzeichnisse von allerhand Blumen- und Gemüse -Sämereien, welche im vorigen Jahre im Versuchsgarten des Vereines herangezogen wurden und nun unter die Mitglieder vertheilt werden sollen. Er ersuche darauf Reflek- tirende, sich, höchstens bis zu dem 20. Februar, bei dein General-Sekretariate zu melden. Daselbst wer- den auch die Verzeichnisse auf schriftliches Ersuchen zur Einsicht und beliebigen Auswahl zugesendet. Ueber Rittersterne oder Hippeastriim, insbesondere über H. Heuserianum Karst, und procerum Duch. (SchlusB.) 12. H. barbatum Herb, ist auf Linnö's Amarvllis dubia (Amoen. VIII, 254) gegründet und soll sich durch eine Blume mit grüner, nicht kurzer Röhre und mit weissen Abschnitten aus- zeichnen. Der Stern hat eine grüne Farbe. Sonst ist die Pflanze nicht weiter bekannt und wird eben- falls zweifelhaft bleiben. 13. H. glaucescens Herb. (Amaryllis glau- cescens Mart.) existirt nicht in den Gärten, weshalb über die spezifische Natur der Art wiederum kein bestimmtes Urtheil abgegeben werden kann. Hin- sichtlich der Blüthenform scheint die Pflanze dem H. Reginae oder stylosum am nächsten zu stehen. Wie bei diesen beiden ist die Blumenröhre nur kurz und am oberen Ende mit Wimperblättchen versehen. Die rothen Abschnitte neigen sich trich- terförmig zusammen und die Oeffnung der Blüthe steht nach abwärts. Abweichend ist die blaugrüne Farbe der halb zurückgeschlagenen und schmalen Blätter und des wenig höheren Schaftes. Diese Art wurde von Martins in Brasilien entdeckt. 14. H. pulverulentum Herb. (Amaryllis pul- verulenta Lodd. bot. cab. 484, A. acuminata Ker) schliesst sich durch die blaugrüne Färbung der ver- hältnissmässig sehr langen und sehr bald absterben- den Blätter der vorigen an, weicht aber ausserdem wesentlich durch die Form der Blume ab, deren 3 obere, etwas rautenförmige Abschnitte sich in eine lange, am obern Ende wellenförmige Spitze ver- schmälern. Ihre Farbe ist schön roth, wird aber durch dunklere Nerven und im Schlünde der Blume durch einen grünlich-gelben Stern unterbrochen. Wimperblättchen fehlen ganz und gar. Ausgezeich- net ist die rundliche und von oben' nach unten et- was zusammengedrückte Zwiebel, wie diese keine andere Art des Genus Hippeastrum besitzt. Lei- der setzt die Pflanze nur schwierig junge Brut an, ein Umstand, den man schon vor 30 und 40 Jah ren beobachtet hat und der wahrscheinlich Ursache wurde, dass diese Art wiederum aus unseren Gär- ten verschwunden zu sein scheint; Vaterland ist Buenos - Ayres. Auch von H. pulverulentum hat man mit anderen Arten Kreuzungen versucht, die unter besonderen Namen in den Handel gekommen sind. So führen die Blendlinge aus der Züchtung mit Johnsoni den Namen Amaryllis Beatrum und inconstans, mit Reginae den Namen A. au- rantiaca und spuria, mit reticulata den Namen A. Goveni, mit solandrifolia den Namen Hay- lockii. 15. H. bahiense Roem. (Amaryllis bahiense DC.) wurde zwar aus Bahia direkt eingeführt, möchte aber doch eine Form des H. bulbulosum, wenn nicht ein Blendling genannter Pflanze mit H. Johnsoni oder Reginae sein und zeichnet sich durch eine prächtige zinnoberrothe Farbe mit weis- sem Sterne aus. 16. H. pronum C. Koch. Diese aus Caracas direkt dem botanischen Garten in Berlin mitgetheilte Art hat sehr schmale, rinnenformige Blätter mit weissem durchsichtigen Rande, wie diese wohl kei- nem anderen Rittersterne zukommen. Sie haben die Länge eines Fusses und mehr, stehen ab und be-^ sitzen eine blaugrüne Farbe, wie auch der fast dop- pelt so lange, 2-blüthige Schaft. Mehr, als es bei irgend einem andern Rittersterne der Fall, ist die Richtung der mennig-farbenen Blüthe nach abwärts, wobei jedoch der oberste und kürzere Abschnitt fast ganz zurückgeschlagen erscheint. Auf gleiche Weise ist dieses bei den beiden nächsten (rechts und links), wenn auch weniger, der Fall, so dass man doch leicht in die Oefliiung der Blume sehen und den schwachen grünlichen Stern bemerken kann. Die länglichen Abschnitte sind übrigens ziemlich gleich geformt, am Rande, besonders in der obern Hälfte, wellenförmig und in eine lange Spitze ausgezogen. 17. H. stenopetalum A. Dietr. Diese vor 11 Jahren von Warszewicz direkt aus dem Norden Peru's eingeführte Art möchte dem H. miniatum einerseits und einigen Formen des H. bulbulosum andernseits am nächsten stehen. Die Blätter hat sie mit H. bulbulosum gemein, sterben aber später ab, wie bei H. pulverulentum. Nur 2 Blüthen er- scheinen am Ende des Schaftes in horizontaler Richtung und haben eine mennigrothe Farbe. Die 38 zolllange Blumenröhre ist inwendig nackt und die 6 Blumen-Abschnitte, von denen die 3 äussern nur etwas breiter sind, neigen sich trichterförmig zu- sammen und sind ziemlich regelmässig gestellt. Da- durch unterscheidet diese Art sich von den früher genannten Arten, wo namentlich der oberste Ab- schnitt grösser und etwas zurückgeschlagen ist. Der Stern besteht aus 6 weisslich-grüuen Streifen, welche sich längs der Abschnitte in deren Mitte hinziehen. 18. H. Warszewiczianum A. Dietr. schliesst sich hinsichtlich der ziemlich regfelmässigen Krone der vorigen Art an. Eigcuthümlich sind die sehr langen (bis 3^ Fuss) Blätter mit unterhalb stark hervortretender Eippe. Nach A. Dietrich sollen sie nicht absterben, sondern bleibend sein, was je- doch bei den im botanischen Garten in Berlin ge- zogenen Exemplaren nicht der Fall ist. Am Ende des nur wenig kürzern , und zusammengedrückten Schaftes befinden sich auf kurzen Stielen 2 auf- recht-abstehende Blüthen mit sehr kurzer, so wie nackter Köhre und mit glocken- trichterförmig -zu- sammengelegten Abschnitten von rother Farbe. Der grünlich-weisse Stern ist sehr gross und zieht sich weit nach oben. Entdeckt wurde diese Ende De- cember blühende Art in Bolivien 1852 durch den bekannten Reisenden v. Warszewlcz und dem Fabrikbesitzer Nauen in Berlin zuerst mltgetheilt, wo sie dessen damaliger Obergärtner Gireoud, wie auch die vorige Art, alsbald in Blüthe brachte. 19. H. procerum Duch. Dieser durch einen Handelsgärtner in Petropolis bei Rio de Janeiro in Brasilien, Binot mit Namen, erst vor 2 Jahren nach Paris gesendete Ritterstern, ist so eigenthüm- lich, dass man geneigt sein könnte, ihn für gar keine Art dieses Geschlechtes zu halten. Uns steht zwar nur die Abbildung im Journal der Pariser Gartenbau -Gesellschaft und die damit verbundene Beschreibung des Redakteurs, Professor Duchartre, zu Gebote, beide sind aber so genau, dass sie kaum noch etwas zu wünschen übrig lassen. Wir machen Handelsgärtner sowohl, wie Liebhaber auf diese in- teressante Neuheit aufmerksam, welche zu gleicher Zeit im Garten des Luxembourg, dem Rivifere vor- steht, und in dem der Mad. Furtado in Rocquen- court bei Versailles blühte. Bereits soll auch ein Handelsgärtner in Bordeaux Samen erhalten haben, während van Geert in Gent dergleichen erwartete. Am Nächsten scheint die Art dem oben be- schriebenen H. Warszewiczianum zu stehen und zwar namentlich darin, dass die Blätter sehr lang und die äussern Blumen-Abschnitte am obern Ende mit einer verdickten kapuzeuförmigen Spitze verse- hen sind. Das Merkwürdigste, was sich nur bei eini- gen Crinum's wiederholt, ist, dass die Blätter mit langen Scheiden nicht allein die Zwiebel, sondern ausserdem auch sich in der Weise gegenseitig um- fassen, dass sie, wie z. B. bei den Musa- Arten, einen falschen Stengel von 2 — 2^ Fuss Höhe bil- den. Bei den untern stirbt die rlemenförmige ei- gentliche Blattfläche ab, so dass eben nur die lange Scheide bleibt, bei den obern hingegen hängt die erstere über, so dass diese mit ihrer Spitze bis fast zur Erde reicht. Diese obersten Blätter besitzen demnach mit ihrer gleich langen Scheide oft eine Länge von 5 Fuss. Beide Flächen des herabhän- genden Theiles der Blätter sind mit parallelen Längsstreifen versehen, und was ebenfalls eine Ei- genthümlichkeit ist, auf beiden Flächen vollkommen gleichgefärbt und organisirt. Mitten aus dem scheinbaren Stengel erhebt sich noch bis zu 1 Fuss Länge der zusammengedrückte Schaft und trägt am obern Ende eine Dolde von 4 meist horizontal abstehenden Blüthen von zarter Lilafarbe. So viel wurden nämlich in der Kultur beobachtet, während Binot deren im Vaterlande bis 12 beobachtet haben will. Die Blüthen besitzen eine sehr kurze Röhre, deren oberes Ende weder fleischige Schüppchen, noch Wimperu besitzt, wäh- rend die länglich -spathelförmigen Abschnitte sich trichterförmig zusammenlegen. Die Oeffnung der Blume hat einen Dui'chmesaer von gegen 5 Zoll, während die Länge der ganzen Blüthe bis 6 und 7 Zoll beträgt. Von der fleischigen und kapuzeu- förmigen Spitze am Ende der äussern Blumen-Ab- schnitte ist schon gesprochen. Eine besondere Zeichnung als Stern im Innern der Blume ist nicht vorhanden. Staubgefässe und Stempel haben die Gestalt derer, wie sie in dem ganzen Genus vor- kommen. Es betrifft dieses auch die Eichen, resp. die Samen, welche breitgedrückt sind und über einander • liegen. 20. H. aulicuni Herb. (Amaryllis aullca Gawl.) wurde zwar schon 1816 aus Brasilien eingeführt, scheint aber, wenigstens bei uns, trotz seiner Schön- heit und trotz seiner sonst zu empfehlenden Eigen- schaften wiederum verloren gegangen zu sein, bis es vom Berliner botanischen Garten aus (seit 1848) von Neuem als Amaryllis Blumenauana und als Hippeastrum robustura A. Dietr., von Erfurt aus als Amarj^llis Tettaui in den Handel kam. Es ist eine der schönsten Zwiebelgewächse, welche wir aus Brasihen erhalten haben. Einen grossen Werth erhält die Pflanze noch dadurch, dass sie im Herbste blüht und zwar in der Regel mit den ziemlich aufrecht stehenden Blättern. Meist nur 2 Blüthen befinden sich am Ende des die Blätter nur wenig überragenden Schaftes und haben eine feurlg-rothe Farbe. Sie stehen nur im Anfange aufrecht und biegen sich dann, gleich 39 den meisten übrigen Eittersternen, über. Die kurze, dickliche und aussen grünliche Blumenröhre wird durch einen Kranz von 6 fleischigen Blätteben ge- schlossen. Von da beginnt ein hellgrüner Stern, dessen breite Strahlen sich in den länglichen, An- fangs mehr glockenförmig -zusammengeneigten, spä- ter aber mehr oder weniger auseinander- stehenden Abschnitten verlieren. Ihren Beinamen „aulicum, d. h. hoftahige," erhielt sie wegen ihrer Schönheit, weil sie gleichsam befähigt wäre, am Hofe der Für- sten und Könige sich zu präsentiren. Man hat von ihr 3 Formen, eine mit schmalen und zwei mit breiten Blumenabschnitten. Eine der letzteren ist, wie gesagt, erst neuerdings eingeführt und erhielt von Dr. A. Dietrich in der von ihm und Otto herausgegebenen allgemeinen Gartenzeitung (18. Jahrg. S. 41) den Namen Amaryllis robu- sta. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Blätter länger behält, während diese bei den beiden anderen Abarten (steno- und platypetalum) bald ab- sterben und die Pflanze meist ohne Blätter blüht. Auch mit H. aulicum hat man Kreuzungs- Versuche mit anderen Rittersternen angestellt, so mit Johnson i und reticulatum. Die daraus hervorgegangenen Rittersternc sind als Amaryllis Lindleyi, Staffordiae, Cartoni und Lindseyi in den Handel gekommen. 21. H. organense Hook, steht dem H. auli- cum gewiss sehr nahe, unterscheidet sich aber durch die blaugrünen Blätter und den ebenso gefärbten Schaft, so wie durch die Zeichnung der mehr glok- keuförmigen Blume, indem der grüne Stern noch grössere Dimensionen auf den Blumenabschnitten einnimmt. Auch ist der fleischige Kranz kürzer und etwas bewimpert. Es ist wohl keine Frage, dass die mit dem Beinamen glaucophyllum be- legte und im botanical Magazine (tab. 298.3) abge- bildete Abart des H. aulicum, welche Seubert in Karlsruhe unter dem Namen Amaryllis Gard- neri in der Flora brasiliensis als eigene Art be- schreibt, hierher gehört. In Kultur ist diese Art, so viel wir wissen, nicht. 22. H. Heuserianum Karst, steht einestheils dem H. organense, anderntheils dem H. aulicum ausserordentlich nahe, so dass es schwer ist, durch- greifende botanische Merkmale zu ihrer Unterschei- dung hinzustellen. Wie bei der zuerst genannten Art ist die Blume weniger unregelmässig, sondern mehr glockenförmig zusammengeneigt, auch erscheint der Kranz am Ende der kurzen Röhre nicht so be- deutend, dagegen etwas bewimpert. Wenn die Blüthe hierin mit H. organense übereinstimmt, so weicht sie wiederum dadurch ab, dass der grüne Stern noch weniger als bei H. aulicum hervortritt. Die läng- lichen Blumenabschnitte haben zum Theil eine Breite von 2 Zoll und darüber und sind in Grösse und Gestalt einander ziemlich gleich. Durch die präch- tige rothe Färbung der Blume erhält die Pflanze einen grossen Werth. In vegetativer Hinsicht zeich- net sich H. Heuserianum noch dadurch aus, dass sie eine bestimmte Ruhezeit (vom Juni bis Anfang Dezember) besitzt, was bei 2 Formen des H. auli- cum ebenfalls, bei H. robustum jedoch nicht der Fall ist, und dass ihre Blüthen genau in der zwei- ten Hälfte des Dezember erscheinen, wo bereits die Form des H. aulicum, welche den IS amen robustum führt, grade verblüht hat. Ob das Merkmal, wo- nach der aus der Basis der Zwiebel mehr hervor- kommende Blüthenschaft nicht grade in die Höbe geht, sondern etwas seitwärts absteht, konstant ist, kann man erst später sehen. Da Obergärtner Reinecke bereits Aussaaten gemacht und auch schon zahh-eiche Pflanzen erhal- ten hat, so wird man sich bald überzeugen können, in wiefern die hier gegebenen Unterscheidungs- Merkmale konstant sind und diese damit die Selb- ständigkeit der Art begründen. In Betreff des H. organense, was sonst allerdings in der Form und auch in der Grösse der Blüthen sehr nahe steht, muss man Original-Exemplare zur Hand haben und möchte nur Hook er selbst die Frage entscheiden können. Abweichend ist die Farbe der Blätter, die hier kein Blau-, sondern grade ein dunkles Saft- grün darstellt. H. Heuserianum wurde vor einigen Jahren von einem Schweizer, Heuser mit Namen, der sich jetzt in Südamerika befindet, in Brasilien entdeckt und an Professor Karsten in Berlin mitgetheilt. 23. H. calyptratum Herb. (Amaryllis calyp- trata Gawl.). An der gelblich-grünen, ziemlich gros- sen Blume leicht zu erkennen. Sie wurde von Schott als Amaryllis fulvovirens, von dem altern Morren hingegen (Ann. d'agric. et de bot. III, t. 148) als A. unguiculata Mart., die, wie wir gesehen haben, eine ganz andere Pflanze dar- stellt, beschrieben. Eingeführt hat man die Pflanze bereits im Jahre 181G und zwar direkt aus ihrem Vaterlande Brasilien. Im AVachsthume ähnelt sie dem H. aulicum, besitzt aber noch längere Blätter, die eine schwache, gitterfönnige Aderung auf der Oberfläche zeigen. Wenig kürzer ist der Schaft, der an seinem obern Ende in der Regel nur 2 später überhängende Blüthen von mehr trichterförmiger Gestalt besitzt. Ein ganzrandiger Kranz schliesst die kurze Blumen- rohre. Von den länglichen, am Rande wellenförmi- gen Blumenabschnitten schlagen sich die 3 äusseren und breiteren am obern Ende nach aussen. 24. H. psittacinum Herb. (Amaryllis psitta- cina Gawl.) hat ebenfalls grüne Blüthen, die aber 40 auaserdem eineu rothen Band und, vou da ausge- hend, aber auch unabhängig davon, rothe Streifen besitzen. Man möchte geneigt sein, die Art für einen Blendhng von H. calyptratum und auli- cum zu halten; doch ist sie im Jahre 1816 direkt aus BrasiHen eingeführt worden. Am nächsten steht sie dem H. calyptratum, besitzt aber die Blume selbst noch glockenförmiger und weniger unrcgel- mässig; auch sind die ziemlich breiten und längli- chen Blumenabschnitte nur am obern Theile wel- lenförmig. Der Kranz am Ende der Röhre ist sehr kurz und demnach weit unbedeutender, als bei H. calyptratum und aulicura. A. Mnrray's Kiefern und Tannen Japan's. Die beiden letzten Botaniker, welche von Eng- land aus das ostasiatische Inselreich besuchten, For- tune und Veitch, haben das dort gefundene Ma- terial an Kiefern und Tannen dem jetzigen Sekre- tär der Londoner Gartenbau-Gesellschaft, A. Mur- ray, behufs wissenschaftlicher Untersuchungen und spezifischer Feststellungen zur Verfügung gestellt. Niemand mochte auch mehr dazu berufen sein, als Murray, der sich schon seit längerer Zeit mit Vor- liebe mit Koniferen überhaupt beschäftigt hat. Ja- panische Koniferen wurden auch von Siebold in Europa eingeführt, so dass die Zahl derselben, wel- che wir jetzt in den Gärten haben, nicht gering ist. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, ausführlich zu berichten, wir haben nur die Absicht, auf das in englischer Sprache geschriebene Werkchen auf- merksam zu machen. Genaue Zeichnungen von cha- rakteristischen Theilen, als Zapfen, Brakteen, Sa- men, Blättern u. s. w., welche gleich dem Texte bei- gedruckt sind, erleichtern das Verständniss ungemein. Auf diese Weise finden wir abgehandelt: 1. Von Kiefern (Pinus im neueren Sinne): Piuus Koraiensis S. et Z., parviflora S. et Z., Bungeana Zucc., Massoniana Lariib. (rubraSieb.), densiflora S. et Z. (japonica Ant.) 2. Von Tannen (Abies): Abies Vcitchii Ldl., Fortuuei Murr. (Jezoensis Faxt, et Aut.), firma S. et Z. (homoleijis S. et Z., bifida S. et Z., Web- biana Lindl.), Alcocquiana Liiidl., microsperma Lindl., Jezoensis S. et Z., polita S. et Z., Tsu- ga S. et Z., Kaempferi Lindl. (Pseudolarix Kacm- pferi Gord.) 3. Von Lärchen: Larix leptolepis S. et Z. (japonica Carr.), japonica Murr. 4. Von Schirmtannen: Sciadopitys verti- cillata. 5. Von Cuuninghamien: Cunninghamia si- nensis R. Br. Anlagen und Verschönerungen. Der Kunst- und Landschaftsgärtner Joh. Flach hat viele Jahre hindurch im In- und Auslande sich mit Verschönerungen und neuen Anlagen von Gär- ten, Parks u. s. w. beschäftigt und allenthalben sich die volle Zufriedenheit der Herren Grundbesitzer erworben. Es stehen ihm die glänzendsten Zeug- nisse deshalb zu Gebote. Derselbe hat sich nun in seiner Heimath: Stetten in Hohenzollern- Hechingen, als Kunst- und Handelsgärtner nie- dergelassen und wird daselbst hauptsächlich sich mit der Anzucht von Obst- und Ziergehölzen, so wie mit Roseuzucht und Hopfenbau beschäftigen. Wir machen deshalb Liebhaber und vor Allem Gutsbesitzer auf diese neue Handelsgärtnerei um so mehr aufmerksam, als ein Bedürfniss nicht al- lein in Hohenzollern, sondern auch im südliehen Württemberg vorhanden ist. Ganz besonders em- pfehlen wir aber den Kunst- und Landschaftsgärt- ner Joh. Flach allen denen, welche ihre Gär- ten verschönern oder neu anlegen, überhaupt welche in ihrer Nähe grössere und kleinere Anlagen gemacht haben wollen, es ihm anzuver- trauen, da wir nicht zweifeln, dass er zur vollen Zufriedenheit und im besten Geschmacke Alles aus- führen wird. Er bietet sich auch bei grösseren Entfernungen von seinem Wohnorte an, wenn ihm die nöthigen Materialien dazu geliefert werden, Pläne zu entwerfen und diese zur Einsicht ein- zusenden, resp. auch später auszuführen, imd ersucht uur, in portofreien Briefen sich an ihn zu wenden. Soeben erschienen und durch jede Buchhand- lung zu bezichen: Haupt- Verzeicliniss über Samen und Pflanzen für 1864 von Haage & Schmidt in Erfurt, gr. 8., broch. 5 Sgr.; auf sfaikem Papier und geb. 10 Sgr., in Kommission bei F. A. Brockhans in Leipzig. Verlag von Karl Wiegaridt in Berlin, Kommaudanlcu-Strassc Ko. C2. Dnick der C. Foistcr'schen Buclidrucltcrei in Berlin, Ziclcu-Platz No. 'i. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des (i.arteiibaues in den Köiiii;!. Prenssisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : I*i'ofessoi- I>r. Karl Ivoch, General-Sekretair des Vereines. Ho. 6. Berlin, den 13. Februar 1864. Preis des Jahrganges 5^ Tlilr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Mittheihmgen über Inhalt und Einrichtungen der Gewächshäuser des Kgl. botanisehen Gartens der Universität Breslau. Von Dr. H. R. Goeppert, Direktor des Gartens. — Ueber die sogenannten Sommer-Endivien. Vom Hofgärtner Jäger in Eisenach. — Hör auinow' Prodromus Mouographiae Scitamincarum. — Ueber Maiblumen-Treiberei. Von P. Sorauer. Mitglieder des Vereines verlangen lii.sweileii Nummern der Wochenschrift mit dem Bemerken, sei bige nicht erhalten zu haben. Sollte wirklich einmal aus Versehen eine Nummer nicht zugesendet oder verloren gegangen sein, so wird freundlichst ersucht, sich albald, spätestens aber binnen 3 Wochen zu melden, da später nicht mit Sicherheit auf Ersatz gerechnet werden kann. Mittheilungeii über Inhalt und Einrichtungen der Gewächshäuser des Königl. botanischen Gartens der Universität Breslau. Von Dr. H. R. Goeppert, Direktor des Gartens. Meinem Wunsche, grössere und den gesteiger- ten Anforderungen der Zeit mehr entsprechende Gewächshäuser zu erhalten, ist nun auf eine, unse- ren Verhältnissen angemessene Weise genügt wor- den. Durch die mit dem grösstcii Danke anzuer- kennende Fürsorge unseres königl. Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medici- nal- An gelegenli ei te n haben wir nicht nur mit- telst erheblicher Veränderungen der bereits vorhan- denen Gewächshäuser, sondern auch durch Neubau- ten unseren hiesigen Bedürfnissen ganz entspre- chende Räumlichkeiten gewonnen, welche es gestat- ten, auch hierin, wie im Bereiche des ganzen Gar- tens, die Gewächse nacli natürlichen Grup- pen und Familien anzuordnen und damit auch die Aufstellung pharmakologischer und botanischer Produkte (Blüthen, Früchte etc.) nach Art und Inhalt eines botanischen Museums*) zu ver- *) Diese Sammlung besteht getrennt von dem von mir im Jahre 1857 beschriebenen hiesigen botanischen Museum, wel- ches ebenfalls pharmakologische Sammlungen enthält, davon sich übrigens ausser diesen beiden noch vier zur Benutzung unserer Studirenden hier befinden. binden, wie es in iiluilicher Art, zur Seite der be- treffenden Mutterpflanze, noch nirgends exi- stirt. Die Zahl der einzehien, während des Som- mers im ganzen Garten an den geeigneten Orten auf die angegebene Weise aufgestellten Gegen- stände beläuft sich nahe an 1000, welche, obschon sich der Besuch im vorigen .Jahre auf 24 — 25,000 Personen steigerte, dennoch keine Beschädigungen erlitten haben. Es ist nun nicht meine Absicht, hier auf die nähere Beschreibung der technischen Verhältnisse der Gewächshäuser einzugehen, sondern nur die oben erwähnten, im Interesse des Unter- richts und allgemeiner Anschauung getroffenen Ein- richtungen zu schildern, die vielleicht Nachahmung verdienen, da man iiiren Nutzen wohl kaum be- zweifeln möchte, wenn sie auch freilich wohl, wie mir nicht entgeht, no tc o ^- Eingang. Fruclitbäume nebst deren FriicUten in Gläsern, ofiicinelle und teclmiscb wich- tige Gewächse jener Zonen nebst deren Produkten. Gewächshaus No. I. A. Mittelbau (Palmenhans). Für die Flora der subtropischen, tropischen und Aequatorial-Zone. Pa n daneae. Vegetationsform des tropischen Afrika's. Blüthen, Früchte und Produkte derselben. Farne. Laurineae, Malvaceae, Artocarpeac etc. Laubbäume der Tropen. Gramineen u. Bananen (Pisang). Hauptvegetationsformen der Tropen. Produkte derselben. Hauptvegetationsform der Tropen nebst deren Blüthen, Früchten und Produkten in 'Gläsern. ' Palmen. Ampelideae, Bignoniaceae, Solaneae, Schling- en) o a Palmen. Pothos- Gewächse oder Aroideae. Haupt- vegetationsform der Tropen, besonders Amerika'». O Ausgang. Officinelle und technisch wichtige Gewächse jener Zonen. £. i a p: Pflanzen. Malpighiaceae, Jasmineae, Acanthaceae etc. Pandanus furcatus, utilissimus, Cocos coronata, Strelitzia augusta, Angiopteri.s evecta, Cinnamomum nitidum, eucalyptoides von der Höhe von 20 — 26 Fuss und zu den grössten E.xemplaren dieser Abtheilung, aus welcher ich noch unter andern erwähne: Cocos nucifera, lapidea, Hyphaene thebaiea, Sagus Rumphii, Elaeis guinensis, Wallichia caryotoides, Phytelephas macrocarpa, microcarpa, Condaniinea corymbosa, ein 2 Fuss hoher Knollstamm von Testudin.aria etc. B. Flügcl-Abtheiliiiig (sogeiiaiiiitcs Caphaiis). Für die Flora der wärmeren gemässigten und subtropischen Zonen beider Hemisphären. Liliaceae, Aloineae, Agaveae, Bromeliaceae, Dasylirieae. Vegetationsformen des subtropischen Afrika's und Amrrika's, Chinesische und Japanische Flora. Araliaceae. Formen der subtropischen Zone. Chinesische und Japanische Pflanzen. Flora Proteaceae. Fruchtbäuuje, der wärmeren, Vegetationsform des officinelle u. technisch gemässigten und Cap'.s und subtropi- wichtige Pflanzen subtropischen Zone, sche XeuhoUands. obiger Zonen. im Ganzen durch 400 Arten vertreten. Allgemeine Pelargonien, Hermannieae, Crassulaceae. Vegetationsform des südlichen Europa's. S a Capische Flora. Malvaceae, Leguminosae. Ericeae. Haupt- Pfianzenform des C'aji's und subtropische Neuholland's. 3 m Officinelle 2i und technisch wichtige t.% Pflanzen. O p ^ P r^ ^ "^ w c- c n '■ö !ß S" o O ^ p CT •XS p c. FIngel-AbtIieilung (Neuholländcr-Hiiiis). Für die Flora der wärmeren gemässigten und zum Theil subtropischen Zone. V a i X Casuarinae. • Flora Xciiliollands, besonders in grösseren E.xemplaren sämmtliche Familien. Leguminosae, Myrtaceae etc. von 15—25 Fnss Höhe. Coniferen in ihren verschiedenen Abtheilungen : Abietineae, Taxineae, Podocarpeae, Cnpressineae, Gnetaceae. Auaerwählte Repräsentanten der Früchte in Gläsern. CO o b; b' Ol? 6 tr' Ol C6 n 3 (n "-1 s Oi B Flora Conifereu * Neuseelands. beider Hemisphären. Eingang. 3 u :;-3 c Ä < Kennedya etc. Schling- Gewächse. Während des Sommers, (von Mitte Mai bis Endo September) befinden sich die Pflanzen der Abtheilungen B. und C und die des nun folgen- den Gewächshauses No. Tl. sämmtlich im Freien, sowie auch ein kleiner Theil von No. I. A., um alle Hauptpflanzen Formen der Erde auch unter freiem Himmel zu Demonstrationen in noch mehr geeigne- ter Weise darstellen zu können. Gewächshaus No. Tl. (83 Fuss lang, 17 Fuss tief und 12 Fuss hoch.) Flora wärmerer gemässigter Zonen. a. Nördliche Halbkugel: Europa, Asien u. Nord-Amerika. b. Südliche Halbkugel: südliches Australien, Tasmannien und Chili. Flora der subtropischen Zone. a. Nördliche Halbkugel: Madeira, Kanarische Inseln, Nord-Afrika, Florida h. sudliche Halbkugel: Cap, Neu-Südwales in Australien, Iia Plata-Länder. Officinelle und technisch wichtige Pflanzen jener Zonen. Eingang. Gewächse zur im Sommer im Freien befindlichen systematischen Aufstellung (der Schola botanica). Cap-Zwiebeln. Das Gewächshaus No. III. ist das ältere, grosse, warme Haus, in welchem die Pflanzen nun nach Uebersiedeluug der grösseren Exemplare nach No. I. Abth. A. geräumiger und übersichtlicher arrangirt werden konnten. Ausserdem ist noch ein Hörsaal nebst Bibliothek u. s. w. für Studirende vorhanden. Gewächshaus No. III. Für Flora der tropischen, Aequatorial- und zum Theil subtropischen Zone (84 Fuas laug, 23 Fusa tief u. hoch, 16 Fnss mittl. H.) Bromeliaceae. Ananas-artige Gewächse. Vegetationsformen der Tropen. C a c t e a e, eigenthümlich dem tropischen und subtropischen Amerika. L i 1 i a e e a e , besonders Dracaeneen, subtrop. Vegetations- form beider Hemisphären. .Scitamineae, Vegetationsform, insbesondere Asiens. C y c a d e a e , subtropische und tropisdie Veget.itionsform beider Hemisphären. Officinclle und technisch wichtige Pflanzen jener Zonen. Verschiedene Gewächse, Familien jener Zonen. Von Cycadeen. zum Theil Exemplare ansehnlicher Grösse, sind vorhanden : Cycas revoluta, ein 6 Fuss hohes weibliches E.\emplar, welches im Jahre 1854 eine grosse Anzahl keiniloser Früchte trug und sich nun anschickt, diehotom zu werden, ß. inermis Miq., C. prolifera Sieb., C. Rumphii M., circinalis L., Stangeria paradoxa Th. M., Macrozamia spiralis Miq., eriolepis, Encephalartos hor- ridus Lehm., E. horridus, ß. latifrons, E. Altensteinii L., Dioon edule Ldl., Ceratozamia Miqueliana, longifolia M., mexicana Brongn., Zamia Skinneri Warsx., muricata und ß. picta, Ijoddigesü Miq., integrifolia Ait., P'ischeri Miq., Ghiesbrechtii, angustis- sima M., Catakidozamia Mackayi (Austral.), Zamiae species. — Von Di-acaeueeu führe ich nur an: das grösste bekannte E.xemplar der Dracaena Draco im Gegensatze zu der iu Gärten gewöhnlichen Dracaena Boerhaavii Teuore mit schlaffen, herabhängenden Blättern. An diese grös.seren Häuser schlie.sst sich uuu ein kleineres, theils zur Vermehrung, theils zur Autnahrae der zarteren tropischen, insbesondere oi'fi- zinellen Pflanzen neu erbautes Haus von 70 Fuss Länge, 16 — 26 Fuss Breite und 12 Fuss Höhe, an, in welchem sich au 200 in Gläsern eingeschlossene Gegenstände oben angegebener Beschaffenheit ne- ben den Mutterpflanzen befinden, von denen wir nur einige hier anführen wollen, wie 7 offizinelie Pipe- raceen, Antiaris saccidora und to.xicaria, Castilloa elastica, Coccoloba uvit'era, l.ü offizineile Laurineen, 15 Cinchoneen, Sapota Mülleri Lindl. , Myristica Bicuiba Mart., 12 Clu.siaceen , Erythroxylon Coca, Bursera gumniifera, Simaruba excelsa, Galipea Cus- paria, Lecythis Ollaria, Melaleuca Leucadendron, Caryophyllus aromaticus, Diptcrix, Myroxylon Pe- reira Kl., Haematoxylon campechianum, Hynienaea stilbocarpa, Andira inermis etc. Sänimtliche Kul- turen stehen unter der bewährten Leitung des Kö- nigl. Garten-Inspektors Nees von Esenbeck. Näheres über unser Institut und dessen Gewächse, welchem ersteren ich seit dem Jahre 1852 vorstehe, enthalten die folgenden, über dasselbe überhaujit je- mals erschienenen Schriften und Abliandlungen. 1. Vom Prof. Dr. L. C. Treviranus, von 1817-1830 Direktor des Gartens: 1. de Del- phinio et Aquilegia observat. Vratisi. 1 81 7 c. tab. IL i derselben unter Angabe ihrer systematischen Stel- 2, Alii species quutquot in horto botanico Vra- lung, ihres Gebrauches und Vaterlandes. Görlitz ben über Nutzen und Gebrauch vorhandener Pflan- zen, 20 Jahre vor Erscheinen der gewöhnlich als den ersten Führer dieser Art genannten Beschrei- bung des Gartens von Kew von J. W. Hook er). 2. Einige Nachrichten über den botanischen Garten der Universität Breslau , in dieser Zeit- schrift 1854, H. 17, 4 S. 3. Ueber den botanisch. Garten der Universität Breslau und die botanischen Unterrichtsmittel des- selben im Pharnuirceiitisclien Centralblatt, 1855. 4. Ueber die in unsern Gärten kultivirteu Hex- Ar- ten mit 1 Taf. in Eegel's Gartenflora 1854S.311-327. 5. Beiträge zur Kenntniss der Dracäneen. Bres- lau 1854, gr. 4., 18 S. mit 3 Foliotafeln. 6. Ueber botanische Museen, insbesondere das bei der Universität Breslau. Görlitz bei Heyn, (Re- nier) 1857, (J8 S. 8. 7. Der Königl. botanische Garten der Univer- sität Breslau 1857. Görlitz, ebendaselbst, 8., 96 y., mit Plan und Lithographien. 8. Ueber ein im hiesigen Königl. botanischen Garten zur Erläuterung der Steinkohlen-Formation errichtetes Profil. Breslau 1856, mit 1 Lithographie. 9. Die offizineilen und technisch wichtigen Pflan- zen unserer Gärten , insbesondere des botanischen Gartens in Breslau. Eine gedrängte Uebersicht tisl. coluntur 1822. 3. Horti botanici Vratisi. plantarum vel novarum vel minus cognitarum manipulus c. tab. III. 1824. N. Acta Acad. C. Leopold. Carol. V. XIII, p. L 4. Nachricht vom botanischen Garten der Uni- versität Breslau 1828 in einer von Melchior u. Knie verfassten Beschreibung von Breslau. IL Vom Prof. Dr. C. G. Nees v. Esen- beck, Direktor des Gartens von 1830—1851: Genera et species Asterearum Vratisi. 1832. III. Von dem Verfasser dieses Aufsatzes: 1. Beschreibung des botanischen Gartens der Universität Breslau 1830, nebst einem Plan, 90 S. 8. (Enthält unter andern auf 30 Seiten zum erstenmale in einer solchen Schrift spezielle Anga- 1858, (Remer) 114 S., 8. 10. Zugänge und Vermehrungen des botanischen Gartens. In den Verhandlungen der schleslschen Ge- sellschaft des Jahres 1857. 11. Der K. botan. Garten der Universität Bres- lau in tbrstbotanischer Hinsicht, IG S., Breslau 18G0. 12. Ueber die Droguen- Aufstellung im botani- schen Garten der Universität Breslau 1859, in Bley's xVrchiv der Phannacie 1859. 13. Die offizinellen Gewächse europäischer bo- tanischer Gärten, insbesondere des botanischen Gar- tens in Breslau, 37 S., 1863, (Mai 1863, in dem vorher genaimten Archiv). Vollständige Aufzählung der bis jetzt eingeführten offizinellen Pflanzen und Hindeutung auf die noch fehlenden. 45 lieber die sogeiianiiteii Sommer -Endivien. Vom Hofgürtuer Jäger in Eisenacli. Der Herausgeber dieser Blätter lernte im vori- gen Jahre in Kassel ein neues Gemüse kennen, welches ihm als eine besondere Art von Endivien bezeichnet wurde; derselbe erwähnte dieses bereits au verschiedenen Stellen der Wochenschrift. Die Le- ser, welche diese sogenannten Endivien nicht genau kennen, könnten leicht davon einen falschen Begriff bekommen und zu misslungenen Versuchen veran- lasst werden , weshalb ich , da ich dieses Gemüse seit 18 Jahren kultivire und geniesse, genaue Aus- kunft geben kann. Ich kann auch mit Bestimmt- heit die in einer der letzten »Sitzungen des Garten- bau-Vereines von einem Mitgliede ausgesprochene Befürchtung, ob dieses Gemüse überall gedeihe, gründlich beseitigen, indem ich mit Bestimmtheit erkläre, dass es überall und in jedem Boden ge- deiht, wo Lattichsalat fortkonnnt, was bekanntlich überall der Fall ist. Zuerst will ich diesem Gemüse die rechte Stel- lung im Systeme anweisen. Die sogenannte Som- mer-Endivie von Kassel ist keineswegs eine Endivie (Cichorium), sondern ein wirklicher Lattich, entwe- der eine Spielart der Lactuca sativa oder die kul- tivirte Form von Lactuca angustana All. oder der L. Scaiiola L. , der Bindsalat und romanische Sa- lat, Spargelsalat der deutschen Kataloge, der Ro- maine der Franzosen, Cos Lettuce der Engländer. Die in Kassel und ganz Hessen besonders kulti- virte Sorte, dort unter dem Namen ^Kasseler Strünke oder Strunksalat" bekannt, ist nicht verschieden von unter andern Namen gehenden gelben Sorten. Ich bezog früher meinen Samen direkt von Kassel, fand aber, dass die Pariser gelbe und die Sachsenhäuser Sommer - Endivie diesel- ben Strünke liefern. Uebrigehs führen mehre Er- furter und Quedlinburger Samenhandlungen diese Sorte unter dem Namen , Kasseler gelbe Sommer- Endivie". Zugleich wird aber auch in Kassel und der Umgegend die rothblättrige Sorte, die Ro- maine rouge der Franzosen, zu gleichem Zwecke, jedoch seltener gezogen. Die Stengel davon sind dick und zart, aber niedriger und nicht so ausgie- big, so dass ich jedenfalls zu der gelben Sorte rathe. Die punktirte Sorte (römischer bunter Fo- rellensalat) ist ebenfalls zu gebrauchen, wie jeder zarte Salatstengel, derselbe ist jedoch dünn und wird leicht zu hart. Am unbrauchbarsten ist die in den Katalogen als Spargelsalat oder Lactuca angustana aufgeführte Sorte, welche fast der wil- den Pflanze gleicht. Diese dürfte von den Sanien- händlern gar nicht mehr geführt werden, und man sollte den Namen Spargelsalat bei Sommer-Endivien und Bindsalat hinzufügen, diese aber nicht mehr bei Endivien, sondern bei Lattich aufführen. Die Kultur ist sehr einfach. Mau säet den Samen wie Salatsamen zu verschiedenen Zeiten, für die Haupterndte zum Einmachen im Juni, und pflanzt 14 Fuss weit. Ich lasse ihn immer zwischen den Reihen von Sellerie und Salatrüben pflanzen, ebenso an die äussern Stauden der Gurkenbeete. Je weicher die Düngung, desto stärker und zarter sind die Strünke. Will mau Salat davon geniessen, so benutzt man die gebleichten Blätter, was in Ita- lien oder Frankreich allgemein und in Süd-Deutsch- land nicht ungewöhnlich ist, wenn es im hohen Sommer an Kopfsalat fehlt. In diesem Zustande und noch bei treibendem Stengel kocht man die Blätter als Gemüse, was jedoch nicht sehr beliebt ist. Die Stengel werden geerndtet, wenn sie unge- gefähr noch einmal so hoch wie die Blätter der geschlossenen Stauden sind, jedenfalls bevor sich an den Spitzen die Blüthenknospen zeigen. Hat man zu viele auf einmal, welche nicht benutzt wer- den können , so kann man sie entblättert mehre Wochen im Keller aufheben, oder man schlägt sie mit Wurzeln ein. Das Ausmachen der Stengel geht am besten, wenn man den Strunk tief anfasst und über den Wurzeln abdreht. Die Stengel wer- den geschält und , so weit sie zart sind, schräg in Scheiben durchschnitten (ungefähr wie Gurken zu Salat, aber stärker) und mit Rahrasauce zubereitet, wobei Muskate oder Petersilie selir angenehm ist. Man kann aber auch längliche Streifen schneiden. Beim Einmachen verfährt man, wie bei den Boh- nen , schüttet aber das Gemüse in ein Säckchen und beschwert dieses, damit die Brühe darüber steht. Solehe eingemachte Strünke bilden das leichteste, angenehmste Wintergemüsc, wenn man sie zu behandeln versteht. Sie haben nur eine unangenehme Eigenschaft, nämlich, dass sie vor und bei dem Kochen widerwärtig riechen. Man muss sie auch vorher öfter in heissem Wasser wäs- sern und beim Kochen schäumen. Dieser schlechte Geruch kommt von dem Schleim, mit dem die Strünke umgeben sind, und es ist jedenfalls ein Mangel bei dem Einmachen, dass man diesen Schleim noch nicht zu beseitigen weiss. Ich habe schon viel für die Einführung dieses Gemüses gethan und geschrieben, zuerst 1847 in der „Agronomischen Zeitung", später in anderen Blättern. Genaue Kultur-Angaben finden sich in meinem , Gemüsegärtner, Bd. II, S. 58 der 2. Auf- lage", im „Katechismus der Nntzgärtnerei", 2. Auf- lage S. 37, im neuen „Illustrirten Gartenbuch, S. 290. 46 Horaiiiiiow' Prodroniiis Itlonogrnpluac Scitainiiicariiin. Schon längere Zeit liegt uns dieses Werk vor, was eine wichtige Familie behandelt; es wird aber keineswegs zu spät sein, wenn wir noch jetzt in der Wochenschrift darauf aufmerksam machen und es hauptsächlich Botanikern und Freunden von Blattpflanzen, als welche letztere alle Scitamineen benutzt werden können, empfehlen. Monographien sind für die heutige »Systematik sehr wichtig; selbst, wenn sie weniger auf eigenen laugjährigen For- schungen und Untersuchungen beruhen sollten, als dass sie vielmehr eine genaue Zusammenstellung alles dessen, was darüber erschienen, enthalten. Mit Monograpliicn sind bestimmte Grundlagen gegeben, auf deneri man weiter bauen kann. Beschreibungen neuer Pflanzen haben nur hier einen Werth. Bei all' den Pflanzengruppen, wo eine gute Monographie noch zu den frommen Wünschen ge- hört, helfen Beschreibungen neuer Arten, und wenn diese noch so lang und noch so umständlich sind, sehr wenig, tragen sogar oft noch zur Verwirrung bei. Es wird Jedermann zugeben, dass die Auf- stellung einer neuen Art auch im letzteren Falle nur dann möglich ist, wenn dabei wenigstens das dazu nöthige Material möglichst zu Gebote steht, um sich zuvor Einsicht zu verschaffen. Dazu ge- hört aber Ausdauer und Zeit, die sich die wenig- sten Botaniker, welche neue Pflanzen aus verschie- denen Gruppen und Geschlechtern aufstellen, geben. Vorliegende Monographie ist in lateinischer Sprache geschrieben und besteht aus einem 12 Bo gen enthaltenden Folio -Band, dem noch 4 Folio- Tafeln zugegeben sind. Mit vielem Fleisse sind von dem Verfasser die Herbarien in Petersburg, Paris, London und Leiden durchgesehen, und ist die sehr zerstreute Literatur durchstudirt. Auch einige lebende Pflanzen sind sjieziellcn Untersu- chungen unterworfen worden. Nebenbei hat der Verfasser in dem genamiten W^erke auch den Or- chideen, mit denen er sich ebenfalls schon seit ge- raumer Zeit beschäftigt, und den Burmanniaceon, so wie den Monokotylen überhaupt einige Aufmerk- samkeit zugewendet. Der Verfasser sieht mit Recht die Scitamineen als etwas Abgeschlossenes und Geizes, als nur eine Familie an, worin wir ihm vollständig beistimmen, und theilt sie in 4 CoLorten oder Gruppen: Maran- taceen, Cannacccn, Amomecn und Museen. Verge- bens suchen wir aber etwas über den Namen Sci- tamineae zu erfahren. Wir finden nämlich das Wort weder bei den Lateinern des Alterthumes, noch bei denen des Mittelalters, und wissen daher auch nicht, woher es Ijinnc? eigentlich entnommen bat und welcher Autor des spätem Lateines es ge- braucht hat. Von diesem erfahren wir nichts wei- ter, als dass es ein Vocabulum antiquum, svnony- mon aromatum sei, also so viel als Gewürzpflanzen bedeute. Wenn aber auch nicht Scitamen, so kommt doch Scitamentum, d. h. Leckerbissen, schon bei Plautus vor. Sollte Scitamineae vielleicht ein Versehen für Scitamenta oder Scitamentaceae sein? In Betrefi' der Marantaceen schliesst sich der Verfasser den Ansichten Körnicke's an, der ent- gegengesetzt der Darlegung von Willdenow und Roscoe das Genus Phrynium nur für Arten der Alten Welt in Anwendung gebracht haben will, dagegen nur amerikanische Arten unter Calathea vereinigt. Wir haben zuerst wohl, wenn auch nur in einer vorläufigen Arbeit, die Marantaceen, wel- che in Gärten kultivirt werden und hinsichtlich der Benennung sehr schwankend sind, einer Kritik un- terworfen und natürliche Zusammenstellungen ver- sucht. Auf sie hat Professor Kör nicke in Wal- dau bei Königsberg in Pr. sich wesentlich gestützt, wenn er auch hinsichtlich der Aufstellung der Ge- nera, wie gesagt, einer anderen Ansicht huldigt. Körnicke, und nach ihm Horaninow, legen den grössten W'erth auf die Zusanmiensetzung der Blüthe; leider haben beide aber versäumt, zuvor genaue Entwickelungs- Geschichten zu machen, um eine feste! Grundlage zu haben. Grade bei einer so unregelmässigen und in der Eutwickelung Schwan- kungen unterworfenen Blüthe, als die der Maranta- ceen darstellt, kam es vor Allem darauf an, sich über die ursprüngliche Anlage der einzelnen Blü- thentheile Gewissheit zu verscliati'en. Nach unserer Ansicht ist ausserdem aber die Blüthe an und für sich, besonders bei den Monokotylen, meist gar nicht massgebend, um auf sie allein die Genera festzustellen. Wer die Blüthen so vieler Maranta- ceen, wie wir uns wohl rühmen dürfen, untersucht hat, wird sich wohl auch überzeugt haben, wie verschieden sich hier die einzelnen Blüthcntheilc oft bei sehr nah verwandten Arten entwickeln. W^ollte man alle Abweichungen in der Blüthe gleich als Grund zur Bildung eines Genus benut- zen, so hätten die beiden genannten Botaniker selbst noch weit mehr Genera bilden müssen , als sie ge- than. Wir weisen in dieser Hinsicht auf die Be- schreibung einiger neuen Arten, welche wir im vo- rigen Jahrgange der Wochenschrift (Seite 345) ver- öffentlichten, hin. Sogenannte künstliche Genera haben nur ge- ringen, bisweilen auch gar keinen wissenschaftlichen Werth und verdanken ihren T'^rsprung zum Tlieil mehr der Bequemlichkeit der betrefi'enden Botani- ker, als gründlichen Studien. Es ist leichter, ir- gend ein Merkmal in der Blüthe oder in der 47 Frucht aufzufassen und darauf ein Genus zu grün- den, als vielleicht jahrelange Beobachtungen und nach allen Richtungen liin umfassende Untersuchun- gen anzustellen und dann erst nach Vergleichung mit möglichst grossem Jlatcrial das Genus zu be- gründen. Wir bezweifeln, dass man nach den Ge- schlechtern, wie sie Körn icke und Horaninow aufgestellt haben, Arten ohne Blüthen einigermassen richtig unterbringt, während die Genera, wie wir in unserer vorläufigen Arbeit angedeutet, in der Natur der ganzen Pflanze begründet liegen und sich dahin gehörige Arten einigermassen auch ohne Blüthen einreihen lassen. Doch mag dem sein, wie ihm wolle. Die Ho- raninow'sche Monographie der Scitamineen gibt bis auf die heutige Zeit eine Vollständigkeit, wie selbige für jeden, der Pflanzen aus der Familie un- tersuchen und wissenschaftlich feststellen will, noth- wendig ist. Wir hätten nur gewünscht, dass bei den Bezeichnungen der Organe mehr Rücksicht auf die gebräuchlicheren Namen genommen wäre. Der Ausdruck Amalthaea z. B. möchte Wenigen geläutig sein. Wir haben überhaupt in der bota- nischen Wissenschaft eine viel zu reiche Termino- logie und in ihr einen unnützen Ballast, mit dem unsere lernbegierige Jugend auf eine Weise ge- plagt wird, dass sie oft allen Muth verliert, in die Wissenschaft weiter einzudringen. Hätten die Ver- fertiger von dergleichen neuen Termen lieber Ent- wickelungs-Gcschichten der betrefi"enden Organe ge- macht, so würden sie meist von selbst gefunden haben, dass ihre neuen Namen unnütz sind. Die Zahl der Marantaceen beträgt 121, welche in ü Genera getheilt sind. Wir bemerken, dass unsere Thalia zum grossen Theil mit Maranta ver- einigt ist. Die 87 Cannaceen, (ohne die unbeschrie- benen Garten-Arten) sind in 4 sehr ungleiche Ge- nera vertheilt. C. iridiflora ist zum Typus eines besondern Genus: Achirida, erhoben. Die von uns in der Beiliner Allgemeinen Gartenzeitung vom Jahre 1858 beschriebenen Arten n'md übersehen. C. Anuaei ist vom Züchter selbst als eine Spielart der C. nepalensis, die zufällig aufgegangen, betrach- tet worden. Die Z'ahl der Amoraeeu beträgt 235 in 25 Geschlechtern. Alpinia magnifica und einige noch verwandte Arten haben nach Horaninow den Typus eines besonderen Genus, was Nicolaja genannt wird. Museen endlich sind 55 und zwar in 6 Geschlechtern beschrieben. Musa Ensete Gm. ist zum besondern Genus erhoben und nach ihrem Entdecker Bruce beschrieben. Von den 4 grossen Tafeln nicht kolorirter Ab- bildungen enthält die erste eine Darstellung der prächtigen Nicolaja magnifica, auf der zweiten hingegen ist Achirida iridiflora abgebildet. Auf den beiden andern sind Analysen der verschie- denen Genera, zum Theil der Arbeit von Kör- nicke entlehnt, die zur Erleichterung des Nach- schlagens und Bestimniens einer Art beitragen. Ei- gentlich sollten allen solchen Monographien derglei- chen Analysen beigefügt sein. Ucber Maiblumen-Treiberei. Von Paul S o r a u e r. Seit Weihnachten zeigen sich in den Schau- fenstern unserer Blumenläden, neben Hyazinthen und Tulpen, neben Syringa und Azalea, die Mai- blumen in ihrem frischen, saftigen Grün. Wer die erstaunliche Menge davon sieht, die seit dieser Zeit täglich die Berliner Blumenhallen füllen, der wird leicht einsehen, dass einige Gärtnereien ein ebenso grosses Umsatzkapital in Maiblumen haben, wie unsere bekanntesten Zwiebelzüchter in Blumenzwie- beln. Jeder, der sich mit Maiblumen Treiberei be- schäftigt hat, weiss, dass diese Kultur bedeutend schwieriger ist, als Hyazinthen- und Blumenzwiebel- Treiberei, d. h. dass sie bedeutend mehr Aufmerk- samkeit erfordert. Ein kleines Versehen in der Temperatur während einer einzigen Nacht verdirbt die ganze Menge der zum Treiben aufgestellten Töpfe; und es giebt fast keinen Gärtner, selbst in den Etablissements, die Jahre lang diesen Artikel in Masse kultiviren, der nicht in dieser Beziehung schon sehr traurige Erfahrungen gemacht hätte. Ein Besuch, den wir bei Chon^ (^B"'rankfurter Thor) gemacht, gibt uns Veranlassung, einige No- tizen über die dort befolgte Kultur-Methode zu ver- öffentlichen. Vorausgeschickt sei nur, dass diese Gärtnerei ihr Renommö zum Theil den schönen ]\Iaiblumen verdankt, die sie liefert und dass ihr jährlicher Umsatz in diesem einzigen Artikel sich auf nahe an 1000 Thlr beläuft. Man wird sieh einen Begriff machen können von der Anzahl Keime, die dort herangezogen werden, wenn man 3 volle Morgen einzig und allein mit Maiblumen bestellt sieht. Dass die Gärtnerei zu dieser Kul- tur ein eigenes Haus hat, versteht sich von selbst. Wer sich aber ein nach den besten Regeln aufge- führtes Glashaus darunter denkt, irrt sich sehr; es ist eines jener ganz niedrigen Erdhäuser mit Blei- fenstern, das aussen und innen mit Mist verpackt, mit Töpfen vollgepfropft, kaum so hoch ist, dass man aufrecht darin stehen kann. Für die Handels- gärtnerei ist dies auch vollständig nebensächlich, wenn sie nur schöne Pflanzen damit erzielt, und dies geschieht hier. 48 Nachdem die Keime im Spätherbste herausge- nommen lind in der Nähe des Hauses eingeschla- gen worden sind, werden so viel geputzt, als man zum ersten Aufsetzen braucht. Mit dem Putzen zugleich geschieht das Sortiren der ein- und schwa- chen zweijährigen Keime, die bald zurückgelegt werden, uin im ersten Frühjahr, sobald der Boden offen ist, von Neuem gepflanzt zu werden. Hat man im Herbste noch Zeit, so macht man es eben- so vortheilhaft im Herbste. Die geputzten blüh- baren Keime, die durch ihre Dicke sogleich erkenn- bar sind, werden nun zu 8, 10 und 12 in einen Topf mit gut durchlassendem Boden gepflanzt. Ob der Boden kräftig oder nicht kräftig ist, bleibt sich vollständig gleich, denn die Pflanze macht nie neue Wurzeln und lebt nur von sich selbst. Durchlas- send muss der Boden sein, daher kann man eben so vortheilhaft in dieser Beziehung Sand uder Moos anwenden. Man thut es nur darum weniger, weil die Gefahr des Austrocknens um so näher bei die- sem Materiale liegt. Die Hauptsache bei der gan- zen Treiberei ist: sobald die Töpfe aufgestellt sind, eine Temperatur ohne Ausnahme Tag und Nacht von 25 — 30" zu geben. Es ist ein Versehen, die Töpfe vorbei- bei gelinder Wärme antreiben zu wollen, denn dies gilt nur von Pflan- zen, die eine Wurzejthätigkeit cutwickeln. Inner- halb 3 Wochen muss der Keim blühen; die Blu- men, welche später kommen, werden schon schwach und gelb. Man kann in diesen 21 Tagen der Entwicke- lung 3 Perioden unterscheiden. Erstens die, in der das Leben im Keime geweckt wird. In dieser Zeit stehen die Töpfe am wärmsten dicht über dem Ka- nal, aber ganz und gar in Sand oder Moos einge- senkt und mit Moos bedeckt. Wenn in dieser Pe- riode das Moos nur ein einziges Mal trocken wird, so ist in der Regel schon der Erfolg ein ungünsti- ger. Sobald die Keime sieh verlängern und sich aufschliessen, werden sie dem Lichte näher gestellt, die Wärme muss aber stets dieselbe bleiben, eben- so wie das Spritzen und Dämpfen. In der 3. Pe- riode werden sie don Lichte so nahe wie möglich gebracht und allmählig abgehärtet. Vor trockener Wärme aber hüte man sich sehr und denke auch nicht daran, mit I^euerung zu sparen. Je näher man aber der natürlichen Entwickelungszeit der Maiblume kommt, desto weniger wird man Wärme brauchen. StcIIangs- Gesuch. Ein in allen Branchen seines Fachs erfahrener, mit guten Attesten und besten Empfehlungen ver- sehener Gärtner, verheirathet, mit wenig Familie, sucht zum 1. April d. J. eine seinen Kenntnissen und seinen bescheidenen Anforderungen entspre- chende Stellung. Nähere Auskunft ertheilt gern das General-Se- kretariat des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues. Raucher-Apparate zur Vertilgung der schädhchen Insekten und Blatt- läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak und Insektenpulver zu räuchern, die grossen zu 3^ Thlr, die kleineren zu 2^ Thlr pro Stück, sind wieder vorräthig, und werden auf Bestellung nach allen Gegenden verschickt, von J. Berger, Klempnermeister, Leipzigerstr. 92 in Berlin. Die Sanieiihaiidliiiig von Unterzeichnetem empflehlt beste Gemüse-, Garten-, Feld-, Wald-, Luststräucher- und Blumen-Samen, Pracht-Georginen, Warm- u. Kalthaus-, so wie Schlingpflanzen, Land- und Topfrosen, Kartoffeln. Weine und an- dere Pflanzen, veredelte Obstbäume und Wildlinge u. hohe Maulbeerbäume mit Krone. Besonders em pfiehlt sie Zucker-Fabriken besten, selbst gebauten weissen Zucker-Runkelrüben-, Cichoi-ien-Fabri- ken beste, kui'ze, dicke und lange glatte Cicho- rien-Samen, den Oekouomen und Laiidwirthen grosse, ertragreiche Futter-Runkelrüben, Mais, Riesen- und andere Mohrrüben - Sorten, Ge- treide-Gattungen und Grasarten unter Ver- sicherung prompter, reellster Bedienung zu geeigne- ten Aufträgen mit dem ergebensten Bemerken, dass die reichhaltigen Kataloge von der Handlung auf frankirte Einforderung gratis verabreicht werden. Quedlinburg, im .Tanuar 1864. Köuigl. Oberamtmann Martin Grashoff, Kunst- und Haudelsgärtner. Verlag von Karl Wiej;;iti d t in üi'rlin, Kommanri;intf;n S)ii-a.,h,^ No. fi^. Druck der C. F e i st t* r 'scheu Buchdruckorei in Rerlin, Zietin-Platz No. ä. Wochenschrift 'des Vereines zur Beföideniiig; des <■ arten baues in den Köiiigl. Preussisclien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : JPi-ot*essoi- I3r. Karl K^och, General-Sekretair des Vereines. No.7. Berlin, den 20. Februar 1864. Preis des Jahrganges 5J^ Tlilr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Illll.llt: Dr. Livingstoue. — Der Pomologische Garten zu Braunschweig. Vom Medizinalrathe Dr. Engelbrecht. — Ueber veiTottete Gerberlohe als Erde zur Pflanzen -Kultur. Vom Königl. Garten - Inspektor C. Bouch(5 zu Berlin. — Ueber Doppelgestaltigkeit in den Blütheu (Dimorphismus). Vom Prof. Dr. Braun. — Botauical Magazine. 1863. 2. Hälfte. Sonntag, den 28. Februar, Mittags \12 Uhr, findet im Englischen Hause (Itlohrenstrasse No. 49) eine Versammlung des Vereines zur Bel'örderuiig des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Dr. liivingstone. Wiederum hat Afrika ein Opfer verlangt. Kaum haben wir die Gewissheit erhalten, dass v. Beur- manu auf dem Wege naeh W^adai ermordet wurde, so bringt von Neuem jetzt eine Nachricht die si- chere Kunde, dass Dr. Livingstoue, einer der külinsten Reisenden, am Njassa-See im südöstlichen Afrika mit seinen Gefährten erschlagen ist. Dr. Li- vingstone hatte sich bekanntlich die Aufgabe ge- stellt, von dem Süden Afrika's aus nach dem In- nern genannten Welttheiles vorzudringen. Zu die- sem Zwecke hatte er bereits im Jahre 1852 eine Reise von der Kap - Kolonie nordwärts nach der Westküste und nach Loanda, von da aber quer dui'ch nach der Ostküste unternommen und glück- lich durchgeführt. Manche Länder, von denen wir früher nichts gcvvusst, wurden durch ihn bekannt. Seine Entdeckungen .sind in einem grösseren Werke niedergelegt und zur öÖentlichen Kenntniss gekommen. Durch eine populäre und wohlfeile Be- arbeitung wurde dasselbe auch dem grösseren Pu- blikum zugänglich. Die Reise machte natürlich grosses Aufsehen. Als er 1856 nach England zurückgekehrt war, wurde er mit allen Hülfsmitteln versehen, um 1857 von der Südwestküste Afrika's und zwar den Zambesi aufwärts von Neuem vorzudringen. Alle seine Ver- suche missglückten jedoch und er kam nur bis zum Nyassa-See. Livingstoue war zwar ursprünglich Missio- när, wurde aber später zum Konsul ernannt. In seinem Gefolge hatte er aber auch einen Botaniker, Dr. Kirk mit Namen, durch den hauptsächlich Sammlungen getrockneter Pflanzen und auch ver- schiedene Sämereien nach England kamen. Ueber einige daraus hervorgegangene Pflanzen haben wir in der Wochenschrift bereits berichtet. Leider ist dieses im Ganzen doch sehr wenig, denn das Meiste ist theils auf der Reise, theils auf dem Transporte nach der Küste verloren gegangen. Die Schwie- rigkeiten, die dergleichen Reisen für Sammlungen machen, können nur die begreifen, die im Innern fremder Welttheile gereist sind. Wollen wir hof- fen, dass jetzt doch Einiges gerettet ist und es nicht geht, wie bei dem Nachlasse der ebenfalls, aber in oder auf dem Wege nach Wadai ermor- deten Reisenden Vogel und v. Beurmann. Am See Nyassa wurde vor einem Jahre der deutsche Missionär Röscher ebenfalls ermordet. Derselbe hatte zu den dort wohnenden wilden Völ- kern die Reise allein unternommen. In einem frü- heren Briefe des Dr. Kirk vom 24. Dezember 1861 werden besonders die Marimba's als ein zwar fei- ges, doch verrätherisches Volk, die alle Fremden tödten, geschildert. Livingstoue unternahm des- halb mit einer gewafFneten Macht von gegen 100 Mann seine Reise nach dem Nyassa-See, vermochte aber ebenfalls nichts auszurichten und scheint nicht einmal auf die Westseite desselben gekommeu zu sein. 50 Die englische Regierung, welche nicht weiter 80 grosse Summen zur Unterhaltung einer nicht zu Resultaten führenden Expedition hergeben wollte, rief im vorigen Sommer den Dr. Livingstone zurück. Schon der Anfang der Rückreise muss ausserordentlich schwierig gewesen sein , denn die Reisenden mussten wegen Katarakten ihre Boote zurücklassen und weiter wandern. Lange (seit dem Juli) hatte man keine Nachricht erhalten. Erst aus einem Briefe vom 21. Dezember des vorigen Jahres erfuhr man, dass Livingstone wahrscheinlich mit seiner ganzen Begleitung erschlagen sei. Diese Nachricht kam bereits vor 3 Wochen auch hierher nach Berlin. Leider haben nun vor einigen Tagen wiederum eingegangene Briefe den Tod des Dr. Livingstone nebst seiner ganzen Begleitung be- stätigt. Der Pomologische (larteii xii Itrauiischweig. Vom Medizinalr.athu Dr. Ku gelb reo ht. Die Anlage unserer neuen Landesbaumschule datirt vom Anfange des Jahres 1862. Die ältere Baumschule bestand seit etwa 30 Jahren, war theils ausgenutzt, so dass die Bäume nicht mehr gut ge- diehen, theils zu klein, theils hatte sie keine, den Fortschritten der Pomologie entsprechende Muster- pflanzung. Unsere Regierung hat deshalb ein Stück Land von 43 Braunschweigischen Morgen*) zur An- lage einer neuen Baumschule und Musterpflanzung hergegeben, und 7000 Thaler für eine neue Gärt- nerwohnung, in welcher sich auch ein Ausstellungs- Zimmer für Obst von 30 Fuss Länge und 20 Fuss Breite befinden wird. Das Land haben wir in drei Theile getheilt. Ein Theil von etwa 20 Morgen ist für die Erzie- hung von Hochstämmen bestimmt. Dieser ist auf die herkömmliche Weise in 10 Schläge getheilt. In 6 — 7 Jahren werden die Bäume erzogen und ge- düngt. Jedes Jahr wird ein Schlag gepflanzt, resp. zum Verkaufe ausgehoben, was etwa jährlich 10,000 bis 11,000 Stämme gibt. Wir haben bis dahin, dass etwa die Anfrage es anders verlangt, die Hälfte für Aepfel, i für Birnen, k für Kirschen, s für Pflaumen u. dgl. bestimmt. Bei dem Ver- kaufe gedenken wir die üblichen Preise der Han- delsgärtner unserer Gegend einzuhalten, um ihnen nicht eine lästige Konkurrenz zu machen. Einen grossen Theil unserer Bäume benutzt die Regierung selbst zur Bepflanzung der Landes-Heerstrassen. Die Sorten, welche wir ziehen, sind so ausgewählt, dass *) Der Braunschweigiscbe Feldniorgen ist etwas Heiner als der Preussische. Dieser verhält sich zu jenem, wie 1 :-0,9798. sie zum grössten Theil sich für ganz freie Lage eignen, wie auch unsere Baumschule eine ganz freie Lage hat; auch ist die Einrichtung so getrofi"en, dass die Baumschule erforderhchen Falles wandern kann, wie man das häufig z. B. in Belgien findet. Ein anderer Theil des Feldes von drei Morgen Grösse ist für die Saaten und erste Anzucht der Wildlinge, ferner für eine kleine Zwerg -Muster- Pflanzung bestimmt. Dieser letzte Theil ist gegen Ost und Nord durch eine Planke geschützt und dient dazu, die Kulturen der verschiedenen Formen und der Zwergbäumchen zu zeigen. Auch ist ein Theil, dessen Grösse noch nicht feststeht, zur Kultur der zartern Aepfel und namentlich der Birnen auf Pyi-amiden bestimmt. Den Rest des Landes, etwa 20 Morgen, nimmt die Musterpflanzung ein. Die Hochstämme haben eine Entfernung von 30 Fuss. Sie sind angeordnet in 35 Reihen, davon jede 18 Stämme fasst. 10 Stämme kommen auf die Aepfel, 5 auf die Birnen, 3 auf Kirschen und Pflaumen. Vorläufig, d. h. vielleicht auf 18 Jahre, kommt zwischen je zwei Stämme ein Zwergstannn und in dem Verband ein Sortenbaum; ausserdem wird jede Reihe der Hoch- stämme mit Cordons eingefasst, z. B.: L IL IIL IV. V. VI. VII. 1 t t t t t t t # a * A 0 * 0 * 0 * 0 « 0 * 2 t t t .t t t t b * B 0 » 0 » « « 0 * « « 0 * I t t t I NB. t Hoelistamiii. * Zwergpyramide mit einer Sorte. " Zwergsortenbäume mit 4 — 6 Sorten. - Cordons. Zwischen je 2 Cordons liegt ein kleiner Weg ausser den grossen Hauptwegen. Auf diese Weise können wir die anerkannt werthvollen Sorten auf je einen Hochstamm brin- gen, so fern sie sich dafür eignen, oder auf einen Zwergstamm, wenn sie sich darauf besser passen. Alle noch zweifelhaften Sorten bringen wir vorläu- fig auf die Sorten-Pyramiden. Ferner haben wir Gelegenheit, eine grosse Menge schöner oder zarter Sorten auf Cordons zu prüfen und ausgezeichnete Früchte darauf zu ziehen. Die Cordons werden etwa 6000 bis 8000 Stämme zählen und vielleicht 2 Meilen lang sein. Die Gruppirung der Sorten geschieht möglichst nach der Aehnlichkeit, bei den Aepfcln hauptsäch- lich nach Diel-Lucas, bei den Birnen entscheidet 51 zunächst die Form, dann das Fleisch, endlich die Färbung oder Berostung; die Kirschen werden nach Truchsess, die Pflaumen nach Liegel geordnet. Es kann bedenklich erscheinen, bei den Früch- ten, namentlich bei den Birnen, eine Pflanzung in systematische Ordnung zu bringen , und manche Pomologen würden eine Pflanzung nach dem a ß, oder nach der Zeitigung vorziehen. Ich glaube aber, dass es möglich ist, die Früchte nach der Aehnlichkeit zu gruppireu , vnid es lässt sich die Zeitigung dabei auch berücksichtigen. Die erste Reihe der Aepfel (I.) enthält z. B. die 5 weissen Kalvillen, so kommt auf die erste Stelle dieser Reihe (No. 1) der zuerst zeitigende, z. B. der Weisse Sommer-Kalvill, auf die zweite Bonggart's Kalvill, auf die dritte König Wilhelm's Apfel etc. bis endlich auf No. 10 der zuletzt zeitigende Weisse Winter -Kalvill. Diese Art der Pflanzung wird mindestens die Uebersicht über die vorhandenen Sorten erleichtern. Obgleich unsere neue Landes -Baumschule sehr wahrscheinlich das darauf verwendete Anlagekapital ganz gut verzinsen wird, so hat doch unsere Re- gierung dabei M'esentlich nur beabsichtigt, den Obst- bau im Lande zu heben. Sie hat es erkannt, dass durch eine für jedes Verhältniss geeignete Auswahl der Obstsorten die Bodenrente unseres Landes ge- steigert wird, und will durch die Laudes-Baumschule dazu die Gelegenheit geben. Sie selbst geht bei der Bepflanzung der Landstrassen mit gutem Bei- spiele voran. Die gute Absicht der Regierung wird auch allgemein anerkannt, und wirkt schon sichtbar auf das Land ein. Es werden jetzt schon nur weit bessere und passendere Sorten gepflanzt, als früher. Das rege Interesse für diesen Zweig der Landwirthschaft zeigt sich auch schon dadurch, dass sich jetzt in unserem Vereine für Land- und Forstwirthschaft eine Sektion für Obstbau gebildet hat. Man hat auch eine Sektion für Gemüsebau und Blumenzucht in's Leben gerufen. Es ist sehr zu wünschen, dass auch in andern Ländern, namentlich in Preussen, einige Muster- pflanzungeu angelegt werden , da nur durch derar- tige Anlagen die Kenntniss des werthvollsten Obstes allgemein werden kann. Solche Anstalten sind nicht kostspielig, erhalten sich meistens selbst, und tragen doch sehr viel zur Hebung des Obstbaues bei, wie sich schon jetzt bei uns deutlich zeigt. Hätten die Regierungen nur eine deutliche Ansicht davon, dass auch der Obstbau die Bodenrente vermehrt, und dass die richtige Auswahl der Sorten für jede Gegend und jedes Verhältniss so wichtig ist und leicht mehr als doppelte Erträge liefert, so würden eie gewiss alle diesen Zweig der Landwirthschaft ebenso unterstützen, wie das jetzt die unsrige thut. Ueber verrottete Gerberlohe als Erde zur Pflaiizeii-Kiiltiir. Vom Königl. Garten-Inspektor C. Bouclie zu Berlin. Schon in den Jahren zwischen 182.') und 1827 wurde meine Aufmerksamkeit auf die verrottete Lohe, als zum Pflanzen tauglich, geführt, indem zu jener Zeit in dem Garten meines Onkels in der Blu- menstrasse 11 die alte, in den Lohbeeten nicht mehr brauchbare Lohe zur Ausfüllung von Beeten, auf denen Warmhauspflanzen während des Sommers im Freien aufgestellt werden sollten, benutzt wurde. Da die alte Lohe im Fi-eien immer eine etwas hö- here Temperatur hat, als imser Sandboden, so wuch- sen die mit den Töpfen darin eingesenkten Pflan- zen nicht nur sehr gut, sondern pflegten auch sehr viele recht gesunde Wurzeln durch die Topföfinun- gen hindurch in die Lohe zu treiben, wodurch ich mich überzeugte, das die alte LoJie nicht so nutz- los sei, wie man sie in der Regel betrachtete. Pflanzen absichtlich darin zu ziehen, versäumte ich. Später, im Jahre 1842, pflanzte ich auf Veranlas- sung des Königl. Hofgärtners G. Fintelmann auf der Pfaueninsel bei Potsdam Rosen in Loherde, d. h. mit Sand vermischt, die zum Erstaunen über- aus kräftige Triebe machten und reichlich blüheten; besonders schien diese Erde den ISToisette-Rosen, wie überhaupt allen, die einen sehr kräftigen Wuchs haben, zuzusagen. Vor etwa fünf Jahren glaubte ich in der alten Loherde ein Surrogat für die sich immer mehr ver- mindernde Torfmoorerde, die man hier allgemein für Eriken, Azaleen, Neuholländer u. dgl. anwen- det, gefunden zu haben, und Hess zum Versuch mehre härtere Eriken, Melaleuca und Lcptosper- mum darin pflanzen, die auch anfänglich recht reichlich gesunde Wurzeln darin machten, aber im zweiten Jahre gelb wurden, weil sie wahrscheinlich nicht sorgsam genug begossen waren, denn wie Obergärtner Rein ecke in der Sitzung am 3. Ja- nuar d. J. bemerkte, habe auch ich nicht nur bei den Rosen, sondern auch bei den andern Pflanzen gefunden, dass die Loherde langsamer als andere austrocknet und daher vorsichtiger begossen werden muss. Einen besseren Erfolg hatte ich bei Anwen- dung der Loherde, wenn ich sie zum 3. Theile mit feinen Brocken unseres gewöhnlichen schwarzen Tor- fes vermischte und angemessen Sand hinzusetzte. Vorzugsweise wachsen in dieser Erde die meisten strauchartigen Aroideen, z. B. Philodendron, Syn- gonium, Dieftenbachia, Monstera, Scindapsus und Anthurium, ferner Ficus stipularis, überhaupt solche "7 * 52 Tropenpflanzen, die sich an der Basis von Baum- stämmen anzusiedeln pflegen , weil sie dort eine Menge halbverwester Holzreste finden. Dass alte Lohe den Wurzeln nicht nachtheilig ist, dürfte da- durch erwiesen sein, dass eine Menge von Pflanzen als Stecklinge zwischen andern Pflanzen auf die Oberfläche der Lohbeete unserer Warmhäuser ge- steckt, sehr bald recht gesunde Wurzeln treiben, worüber ich schon früher meine Erfahrungen in den Verhandlungen des Vereines mitgetheilt habe. Ist auch nun die alte Lohe nicht allgemein als Pflanzenerde zu empfehlen, so ist sie doch sehr gut zur Ausfüllung der Gruben solcher Beete zu benutzen, auf denen im Sommer Warmhauspflanzen im Freien aufgestellt werden sollen, weil sie ein nicht so guter Wärmeleiter als Sandboden ist, und sich während der Nacht und beim Eintritt kühle- rer Witterung etwas wärmer erhält. Ich stelle schon seit vielen Jahren die Begonien, mit Aus- nahme der ganz warmen Arten, von Mitte Juni bis Mitte August an einer recht schattigen Stelle in's Freie auf ein Beet, welches 10 bis 12 Zoll tief mit alter Lohe zum Einsenken der Töpfe angefüllt ist, wo sie prächtig gedeihen und fast den ganzen Sommer hindurch blühen; in dem einen Jahre reichte der Raum des Beetes nicht aus und es wurde ein Theil der Pflanzen auf ein dicht dane- ben liegendes, aber nicht mit Lohe bedecktes Beet aufgestellt; diese wuchsen nicht nur auiTallend schlechter, sondern welkten beim Eintritt kühleren Wetters und liessen viele Blätter fallen. Da zartere Pflanzen auf festen, schweren Bo- den oft nicht nach Wunsch gedeihen wollen, so ist, um diesem Uebelstande abzuhelfen, die Vermischung des Bodens mit Lohe ein ganz vorzügliches Mittel, der Boden wird dadurch poröser, empfänglicher für die Aufnahme von Wärme und geeigneter, diese demselben länger zu erhalten; durch die Porosität des Bodens wird nicht nur die Einwirkung der atmosphärischen Luft leichter, sondern es findet auch ein häufigeres Austrocknen statt. Durch die Vermischung des schweren Bodens mit groben ve- getabilischen Stoffen entstehen in demselben eine Menge kleiner Lücken, die von den Wurzeln be- gierig aufgesucht werden, weil sich in diesen eine feuchte, mit Ammoniak -Gasen geschwängerte Luft findet, aus der die Pflanzen eine Menge Nahrung aufnehmen können. lieber die Anwendbarkeit der Loherde habe ich Mittheilungen gemacht in dem bei Breitkopf & Härtel in Leipzig 1858 erschie- nenen Hauslexikon, Bd. 2, pag. 595, und Bd. 4, pag. 630. Ueber Doppelgestaltigkeit in den Blüthen (Dittiorphismus). Vom Professor Dr. Braun. Die Doppelgestaltigkeit (Dimorphismus) der Blüthen mancher zwitterblüthigen Gewächse ist zwar schon früher bekannt, aber erst in der jüngsten Zeit in ihrer wahren Bedeutung erfasst worden. Dieselbe tritt in zwei verschiedenen Weisen auf. In dem einen Falle sind die beiderlei, meist diöcisch ver- theilten , Blüthen von vollkommener Ausbildung, beide z. B. mit Blumenkrone versehen, unterschei- den sich aber in den relativen Längen- und Grössen- Verhältnissen der Befruchtungsorgane, indem bei den einen die Griftel länger, dagegen die Staubge- fässe kürzer, bei den anderen umgekehrt die Staub- gefässe länger und die Griffel kürzer sind, wess- halb man die zwei Formen gewöhnlich als die langgrifflige und kurzgrifflige unterscheidet. So z. B. bei wahrscheinlich allen Primiila- Arten, bei vielen Linum- Arten (grandiflorum, pe- renne, nicht bei usitatissimum), bei Lytrum Sa- licaria, vielen lippenblüthigen Pflanzen (Mentha, Thymus, Salvia pratensis). Die von Darwin mit mehrern Linum- und Primula- Arten angestellten umsichtigen Experimente, welche kürzlich von Dr. Hildebrand in Bonn theils wiederholt, theils mo- dificirt worden sind, haben zu dem merkwürdigen Ergebniss geführt, dass jede der beiden Formen, sowohl die langgriftlige, als die kurzgrifflige, wenn sie mit dem eigenen Blüthenstaub befruchtet wer- den, entweder gar keine oder doch nur eine sehr geringe Zahl von Samen erzeugen ; dagegen mit dem Blüthenstaube der andern Form (künstlich oder durch Vermittelung der Insekten) befruchtet, reich- lich Samen tragen. Aus den Samen jeder der bei- den Formen erwachsen ungefähr in gleicher Zahl Exemplare der einen und der anderen Form. Es erklärt sich daraus die Erscheinung, warum z. B. ein isolirt gezogenes Exemplar von Linum grandi- florum, ob es gleich mit empfänglichen Narben ver- sehen ist und einen wohlgebildeten Blüthenstaub enthält, doch keinen Samen ansetzt. In anderer Weise tritt ein Dimoi'phismus der Blüthen ein bei solchen Pflanzen, welche gewöhnlich auf demselben Stock, gleichzeitig oder in einer bestimmten Auf- einanderfolge, theils ausgebildete und ansehnliche, theils anscheinend verkümmerte Blüthen tragen. Diese letzteren haben entweder gar keine oder eine sehr verkünunerte Blumenkroue und öffnen sich meist nicht oder nur unvollkommen. In eini- gen Fällen befinden sich diese verkümmerten Blü- then selbst unter der Erde oder bohren sich in dieselbe ein, wie bei Vicia amphicarpa, Arachis 53 hypogaea. Die anscheinend ausgebildeteren Blü- then sind in vielen Fällen unfruchtbar, wie z. B. bei Viola mirabilis, während die scheinbar ver- kümmerten in allen Fällen fruchtbar sind. Hugo von Mehl hat durch Untersuchung derselben an Viola, Oxalis Acetosella, Inipatiens noli me tangere, Specularia perfoliata nachgewiesen, dass hier die Befruchtung innerhalb der geschlosse- nen Blüthenknospe in der Art vor sich geht, dass die (oft nur in geringerer Zahl vorhandenen) Pol- lenkörner, ohne die Staubbeutel früher zu verlassen, ihre Schläuche nach den Narben aus- senden. Es findet also hier eine Einrichtung statt, welche im Gegensatz der zuerst erwähnten Art des Dimorphismus nicht auf Kreuzung, sondern wesent- lich auf Selbstbefruchtung berechnet ist. Botanical JNagaziiie. 1863. 2. Hälfte. Wiederum ist eine interessante Cycadee in Neuhollaud, und zwar auf der Südseite der gros- sen Insel, entdeckt woi'den. Sie zeichnet sich durch doppeltgefiederte Blätter aus, so dass ihr erster Ent- decker, Allan Cunningham, der sie bereits 1819 fand, leider aber nur ein Blatt einsendete, sie für eine Aroidee hielt; eher hätte man sie für eine Marattia halten können. Obwohl die Pflanze sonst, auch hinsichtlich des männlichen Kätzchens, mit dem me- xikanischen Genus Zamia übereinstimmt, so hat doch Hook er in den doppeltgefiederten Blättern Grund gefunden, aus ihr ein besonderes Genus zu bilden und dieses mit der Zustimmung des Direk- tors vom botanischen Garten in Brisbane, Walter Hill, der sie von Neuem in Queensland fand und die erste lebende Pflanze nach England sendete, zu Ehren des dortigen Gouverneurs, George F. Bo- wen zu nennen. Diese neue Cycadee heisst dem- nach Bowenia spectabilis (tab. 5398). Aus der Reihe holziger Warmhauspflanzen nennen wir zuerst Adenium obesum A. DG. (tab. 5418), eine mehr interessante als schöne Apo- cynee der arabischen Wüste. Sie wui'de schon von Forskahl als Nerium obesum beschrieben und befand sich seit dem Jahre 1846 im Garten der Londoner Gartenbau- Gesellschaft. Von Aden aus wurden 1862 und 1863 ebenfalls Pflanzen nach Kew gesendet. Es ist ein sparriger Strauch mit dicken und gedrehten Aesten, an denen sich kurze Zweige mit dicklichen, unten wolligen Blättern von eirundlicher Gestalt, befinden. Aus ihrer Mitte kommen mehre ziemlich grosse Blüthen von hell- rother Farbe, welche denen des Oleanders nicht unähnlich sind, heraus. Gardenia octomera Hook. (tab. 5410) wurde von Gustav Mann auf Fernando Po, einer Insel am Ausflusse des Niger, entdeckt. Sie bildet einen niedrigen Strauch, ganz und gar mit kurzer Behaa- rung bedeckt. Die zu 3 einen Quirl bildenden Blät- ter sind eirund-länglich und in eine Spitze gezogen. Aus ihrem Winkel entspringt eine sehr lange, grün- liche Blüthe mit 8 breitlänglichen Abschnitten. Da die Pflanze schon bei einer Höhe von 2 und .'! Fuss blüht, möchte sie wohl zu empfehlen sein. Miconia pulverulenta R. et P. (tab. 5411). Wenn wir nicht sehr irren, ist diese Melastömatee dieselbe Pflanze, welche in verschiedenen Gärten als Melastoma und Miconia leuconeura vor- handen ist. Sie wächst in Peru, wo sie schon von den ersten Floristen genannten Landes, Ruiz und Pavon, beschrieben wurde. Ausgezeichnet ist sie durch ihre grossen, schönen, sammetartigen Blätter von breitlänglich lanzettförmiger Gestalt, welche in der Mitte von einem silberfarbigen Längsnerven durchzogen sind. Die unscheinbaren Blüthen bil- den eine Rispe. Dipteracanthus affinis N. v. E. (tab. 5414) wurde von Henderson aus Brasilien eingeführt und zeichnet sich durch seine schönen, scharlach- rothen Blüthen, welche einzeln aus dem Winkel der länglich -elliptischen und unbehaarten Blätter hervorkommen und eine trichterförmige Gestalt ha- ben, aus. Sie bildet ein Gegenstück zu D. spe- ciosus, welche die schönsten blauen Blüthen be- sitzt und schon früher im botanical Magazine (tab. 4494) abgebildet wurde. Meyenia Vogeliaua Benth. (tab. 5289) ist eine zweite Acanthacee von der Westküste Afrika's, welche der unglückliche Botaniker Vogel entdeckte, doch aber erst durch Gust. Mann in England ein- geführt wurde. Sie besitzt schöne blaue Blüthen mit gelbem Schlünde und ähnelt der bekannten M. erecta. Eine dritte Acanthacee ist Eranthemum tu- berculatum Hook. fil. (tab. 5405), welche durch die Gärtnerei von Veitch eingeführt wurde. Das Vaterland ist nicht bekannt. Die Pflanze bildet einen ästigen Strauch, der über und über mit Warzen besetzt erscheint und deshalb seinen Na- men erhielt. Die kleinen, ziemlich gehäuften und einander gegeuübei'stehenden Blätter sind ungestielt; aus ihrem Winkel entspringen die mit einer langen i Röhre versehenen Blüthen einzeln. Der Strauch bietet in Blüthe einen hübschen Anblick dar. Rhododendron Batemanni Booth ist eine von den Bhutan'schen Alpenrosen mit grossen, läng- lichen, lederartigen und unten rostfarbenen Blättern und mit prächtigen rothen Blüthen, welche eine dichte kopfförmige Dolde bilden. Sie steht wohl 54 am Nächsten dem Eh. campanulatam und gehört mit diesem in die Gruppe unseres Rh. maximum. Es ist nicht zu leugnen, dass diese Alpenrose an Schönheit den ausgezeichnetsten Formen unserer Gärten nicht nachsteht und daher empfohlen wer- den kann. Fugosia cuneiformis Benth. (tab. 5413) ist ein im Ansehen der Blüthen den Hibiscus- Arten nahe stehender Blüthenstrauch Neuhollands und der angrenzenden kleineren Inseln. Im botanischen Gar- ten zu Berlin wird F. hakeaefolia Hook. (bot. mag. t. 4261), eine sehr ähnliche Art, im Kalthause kultivirt und im Sommer in's Freie gebracht, wo sie alsbald anfängt, ihre grossen, weissen Blüthen mit rother Mitte und rothem Staubgefässbündel zu entwickeln. Wir können sie mit F. cuneiformis nur empfehlen. Bei zuletzt genannter Pflanze sind die etwas fleischigen Blätter sehr schmal-elliptisch und wie die ganze Pflanze unbehaart. Hibiscus Huegelii Eudl. ist nach Bentham jetzt der anzunehmende Name für 5 Pflanzen, wel- che als Arten aufgeführt sind; von diesen sind in den Gärten H. Wrayae Lindl. und gross ula- riaefolius Miq. bekannt. Im botan. Magazme (t. 5406) ist jetzt eine G. Form mit dem Beinamen „quinquevulnerus" abgebildet, wo an der Basis der ziemlich grossen, hellrothen oder mehr violetten Blumenblätter ein blutrother Flecken vorhanden ist. Die Pflanze ist, wie die meisten ähnlichen, behaart und mit tief 5-lappigen Blättern besetzt. Vaterland ist Neuholland. Sphacralcea acerifolia T. et Gr. (tab. 5404) ist ebenfalls ein zu empfehlender weicher Strauch von l^i bis 2 Fuss Höhe und einer geringen Ver- ästelung. Die rosafarbenen, über 1 Zoll im Durch- messer enthaltenden Blüthen bilden ziemlich dicht gedrängte und gipfelständige Aehren, bei der nur gegen die Basis hin Blätter vorhanden sind. Diese haben die ansehnliche Grösse von 2 und 3 Zoll und besitzen 5 nicht tief eingeschnittene Lappen. Va- terland ist Columbien auf der Nordwestküste Ame- rika's. Das Genus Sphaeralcea steht den strauchi- gen Malven sehr nahe und unterscheidet sich nur durch 2- und 3-samige und 2-klappige Früchtchen. Ceropegia Bowkeri Harv. (tab. 5437) ist wiederum eine mehr botanisch-interessante, den Lieb- habern zu empfehlende Pflanze aus der Familie der Asklepiadeen. Aus einem rundlich zusammenge- drücktem Knollen wachsen meist mehre nicht wei- ter zertheilte Stengel von kaum 1 Fuss Höhe mit sehr schmalen 2- — 3 Zoll langen Blättern empor. Aus dem Winkel der obern kommen einzelne Blü- then von grünlich -gelblicher Farbe hervor. Am Ende der unten bauchigen Röhre beflnden sich schmal-längliche und zurückgeschlagene Abschnitte, deren Ränder gewimpert sind. Die Pflanze stammt aus Südafrika und wurde von Bowker entdeckt. Lewisia rediviva Pursh (tab. 5395), so be- nannt, weil die Pflanze, selbst wenn sie mehre Jahre in den Herbarien gelegen hat, immer wieder treibt, so wie sie in Erde gesetzt wird. Es ist eine sehr hübsche Portulacee aus Nordwestamerika. Die fleischigen und fast stielrunden Blätter bilden eine Rosette, aus deren Mitte mehre kurzgestielte Blüthen hervorkommen. Diese haben, gleich denen der Mesembrianthemen, zahlreiche längliche Blumen- blätter von schöner rother Farbe. Die Pflanze ist sehr zu empfehlen. Wenig blumistischen W^erth hat dagegen eine andere Dickpflanze, Crassula rosularis Haw. (tab. .5393), aus Südafrika. Sie wächst ähnlich den Hauswurz -Arten, hat eine kriechende Wurzel und bildet kurze Stolonen mit Rosetten dicker und flei- schiger Blätter am Ende. Aus deren W^inkeln kommen mehre Blüthenstengel hervor, deren kurze und eine doldentraubige Rispe tragenden Aeste ge- genüberstehen. Die gelblichen Blüthen sind un- scheinlich, stehen aber gedrängt. Stauranthera grandifolia Benth. ist eine ostindische Cyrtandraccc im Ansehen eines Strepto- carpus hinsichtlich der Blüthen und der grossen Blätter, die aber keineswegs wurzelständig sind, sondern im Gegentheil die Basis der Aeste stützen. Obwohl die Pflanze kaum einen Fuss hoch wird, besitzen die ausserdem etwas fleischigen und durch- aus unbehaarten Blätter oft die Länge von 10 Zoll. Aus dem Winkel der obersten entspringen die di- chotomen Stiele mit den ziemlich einen Zoll ent- haltenden weissen und violetten Blüthen, die eini- germassen an die der Paulownia impcrialis erinnern. Calceolaria punctata Vahl (t.5392) schliesst sich der bekannten Jovellana violacea an , mit der sie auch nur eine Abtheilung von Calceolaria bil- det. Mit dieser hat sie breit- und kurzröhrige, so wie zweilippige Blüthen von hellvioletter Farbe, welche eine aufrechte und ziemlich reiche Rispe bilden. Die gegenüberstehenden Rlätter haben eine eiförmige Gestalt und sind am Rande doppelt ge- sägt. Ophelia umbellata Wight (t. 5397) ist eine ostindische Gentianee vom Ansehen einer Swertie oder eines Enzian's aus der Abtheilung der G. ger- manica Willd. und stellt eine aufrechte und ästige Staude mit endständigen, eine arme Dolde bilden- den weissen und blaugestreiften Blüthen dar. Wir bezweifeln, dass die Pflanze bei dem Liebhaber Ge- fallen finden wird. Zu den Senecionen, welche, den Kleinien ähn- lich, schmale und dicke Blätter von graugrüner Farbe haben und Südafrika eigenthümHch sind, ge- 55 hört auch Senecio pyraraidatus DC. (tab. 5396). Da derselbe an der Spitze des Stengels in einer Art verlängerten Strausses, wie es bei den meisten Ligularieu, welche ebenfalls nur eine Abtheilung von Senecio bilden, der Fall ist, sehr grosse gelbe Blüthenkörbchen besitzt, so ist er besonders Lieb- habern von Dickpflanzen, aber auch sonst jedem Blumenfreund zu empfehlen. Lignlaria Hodgsoni Hook. (tab. 5417). Der Konsul Plodgson entdeckte die Art auf der japa- nischen Insel Jeddo und füJirte dieselbe in England ein. Gleich dem vorigen Senecio ist sie zu em- pfehlen. Ihre noch grösseren Blüthen sind mehr doldentraubig gestellt. Aus der Mitte grosser herz- förmig-rundlicher Blätter mit ausgeschweift-gelapp- tem Rande erhebt sich, mit allmählig an Grösse ab- nehmenden anderen Blättern besetzt, ein bis 3 Fuss hoher Stengel von fleischiger Konsistenz. Homoianthus viscosus DC. (tab. 5401) ist ein blaublUhender Körbchenblüthler aus der Unter- Familie der Nassauviaceen, welcher in Chili wild wächst und von Veitch eingeführt wurde. Die Pflanze besitzt eine entfernte Aehnlichkeit mit unse- rer bekannten Catananche coerulea und bildet einen einfachen mit schmalen, elliptisch - spathelförmigen Blättern besetzten Stengel, der oben doldentraubig sich theilt und an der Spitze der Aeste mit einem Blüthenkörbchen endigt. Die ganze Pflanze ist rauhhaarig. Webbia pinifolia DC. (tab. 5412) ist eine sehr hübsche und wohl zu empfehlende, südafrika- nische Pflanze, im Ansehen sich den Stevien an- schhessend. Wie hier, bilden die kleinen, dunkel- lilafarbigen Blüthenkörbchen eine umfassende und sehr zusammengesetzte Doldentraube. Der einfache Stengel ist grau, noch mehr aber die Unterfläche der schmalen und ziemlich dichtgedrängten Blätter. Silene Elisabethae Jan. (tab. 5400) ist eine der hübschesten Alpenpflanzen, welche nördlich vom Comersee wächst und sehr empfohlen werden kann. Am nächsten steht sie der Silene Pumilio, hat aber schönere und grössere Blüthen von hellrother Farbe. Wie genannte Art wächst sie aber auch gedrängt und bleibt stets niedrig. Wir wenden uns einigen Monokotylen zu. Auf der 5402. Tafel ist Musa vittata van H. abgebil- det worden. Wie wir es früher bereits in unserer Monographie des Genus Musa ausgesprochen haben, so betrachtet sie auch Hook er als eine Form der M. Sapientum L, Als Heliconia aurantiaca brachte A. Ver- schaffelt in Gent eine Art dieses Geschlechtes in den Handel, welche Hooker jetzt auf der 5416. Tafel als H. brachyspatha abgebildet hat. Sie ge- hört zu den kleineren Arten, die kaum höher als 3 Fuss werden und eine Spanne lange Blätter von 1^ Zoll Durchmesser besitzen. Aus den obersten der letzteren kommt der kurze Schaft mit 4 oder 5 orange-gefärbten, nach dem P]nde zu kleiner wer- denden Blumenscheiden. Die unterste der letzte- ren ist stets leer, die anderen umgeben dagegen 2 oder 3 weisse Blüthen. Vaterland ist wahrschein- Hch Süd-Amerika. Anchomanes Hookeri nennt Sehott die zuerst als Caladium petiolatum im botanicai Magazine (tab. 3728) abgebildete Aroidee. Neuer- dings hat Gustav Mann eine ähnliche Pflanze aus dem westlichen Afrika eingesendet, welche Hooker nur für eine heller- und grösser-blühende Abart hält und auf der 5394. Tafel abgebildet hat. Aus einer knolligen Wurzel kommt im Mai der mit Stacheln be- setzte Schaft von gegen 2 Fuss Länge hervor und trägt am Ende eine eben so lange, kahnförmige Blumen- scheide von grünlich-bräunlicher Farbe. Die Frucht- knoten am untern Theile des Kolbens haben eine violette, die Staubgefässe eine weisse Farbe. Wie die Blüthe abstirbt, erscheint das einzige doppelt- gedreite Blatt auf schlanken, ebenfalls mit Stacheln besetztem Stiele von 2 bis 3 Fuss Höhe. Ornithogalum capitatum Hook. (tab. 5388) wächst im Innern der Kap-Kolonie und sieht wegen des kopfförmigen Blüthenstandes einer Lauch -Art viel ähnlicher. Die schmalen, riemenförmigen Blät- ter sind gekielt; nicht aus ihrer Mitte, sondern seit- lich kommt der 6 — 8 Zoll hohe Schaft mit den am Ende zu einem Kopfe zusammengedrängten Blüthen hervor. Diese sind oben oder innen weiss, unten oder aussen roth. Liebhabern ist diese Zwiebel- pflanze nicht zu empfehlen. Es bleiben endlich noch 7 Orchideen übrig. Nephelaphyllum (nicht Nephalophyllum, yirie oft geschrieben ist) scapigerum Hook. (tab. 5390) wurde von Low & Söhne in Clapton aus Bor- neo eingeführt. Es unterscheidet sich in mehrfa- cher Hinsicht von den anderen Arten des Ge- schlechtes. Aus einer kriechenden Wurzel kommen die eirundlängUchen und 3 — 4 Zoll langen Blätter auf violetten Stielen, die aber zum grossen Theil von hell-ocherfarbigen Scheiden eingeschlossen sind, hervor, zwischen denen die von gleichgefärbten, aber kleineren Scheiden eingeschlossenen Blüthenstiele sich befinden. Die meist 4 grossen Blüthen haben 1 Zoll Durchmesser. Während die gelblich-grünen Blumen- blätter ausserdem 3 braune Längsstreifen besitzen, ist die weisse und am oberen Theile gelbe Lippe mit blutrothen Flecken versehen. Auch ist ein kur- zer, konischer Sporn vorhanden. Microstylis discolor Lindl. (tab. 5403) sa- hen wir bereits vor 2 Jahren (Wochenschr. 5. Jahrg. S. 340) in Belgien. Sie gehört zu den kleineren 56 Orchideen mit bunten, hier braunen, aber hellgrün- unisäumtcu Blättern, welche den kurzen Stengel scheideuartig umgeben. Dieser endigt mit einer Aehre gelber, bei dem Verblühen roth werdender Blüthen. Sie ist bis jetzt nur auf Ceylon gefunden worden. Eria obesa Lindl. (tab. 5391) wurde bereits von Wallich entdeckt und gehört zu den kleine- ren Arten. Aus den gegen 3 Zoll langen Schein- knolleu kommen mehre mit dicklichen, kleinen und eirundlänghchen Blättern besetzte, kurze Stengel, welche mit weissen Blüthen in doldentraubiger Stel- lung endigen und bis 4 Zoll Länge besitzen, her- vor. Ausgezeichnet ist der behaarte Fruchtknoten. Die beiden Blätter an der Spitze der Scheiuknol- len sind elliptisch und erscheinen nicht mit den Blüthen. Das letztere ist bei Eria myristiformis Ho(5k. (tab. 5415) nicht der Fall, so genannt, weil die rundlich-länglichen Scheinknollen lange bleiben und die Farbe der Muskatnüsse annehmen. Die weissen Blüthen bilden hier kurzgestielte Aehren, die weit kürzer, als die eine Spanne langen, elliptischen Blätter sind. Vaterland ist ebenfalls Ostindien. Zu empfehlen ist die Art grade nicht. Hübscher sind die Burlingtonien, von denen ! eine Abart der B. decora Lem. auf der 5419. Ta- j fei des botanical Magazine abgebildet ist. Die weis- sen Blumenblätter sind hier mit grösseren und klei- j nereu blutrothen Flecken versehen, während die grosse, breite und tiefeingekerbte Lippe eine rein weisse Farbe besitzt und weit aus der Blüthe her- ausragt. Die kreisrunden Seheinknollen sind in dieser Abart auch sehr zusammengedrückt und die fleischigen Blätter laufen in eine Spitze aus. Catasetum cernuum Rchb. fil. (tab. 5399) liat seinen Namen von den überhängenden grossen Blüthen und wui-de bereits früher von Liudley als Myanthus cernuus beschrieben und später auch (bot. reg. t. 1720) abgebildet. Die grünen Blumenblätter auf wagerecht - abstehenden Frucht- knoten sind mit braunen Punkten und Flecken dicht besetzt und neigen sich glockenförmig zu- sammen. Catasetum trifidum Hook. (bot. Ma- gazine tab. 3262) ist nur eine Abart mit breitei-er Griffelsäule. Die Pflanze wächst in 15rasilien. Sarcopodium psi ttacogl ossum Rchb. fll. (tab. 5408) ist eine eigenthümliche, kriechende Art, wo die rundlich - eiförmigen und in eine Art Netz eingeschlossenen Scheinknollen wie aneinander ge- reiht erscheinen. Während am oberu Ende breit- längliche, lederartige Blätter einzeln aus den Schein- knoUeu und mit einem Stiel versehen hervorkommen, entspringen die zweiblüthigeu Stiele aus der Basis derer, die in der Mitte befindlich sind. Die gelben Blumenblätter sind mit rothen Längsstreifen, die Lippe hingegen mit ebenso gefärbten grossen Flek- ken versehen. Vaterland ist Ostindien. Für fiärtiicr und (larteiifreiinde. im Verlage von Ferdinand Enke in Erlangen erscheint und kann durch alle Buchhandlungen be- zogen werden: Garteuflora. Allgemeine Monatsschrift für deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des Russischen Gartenbau- Vereines in St. Petersburg. Unter Mitwirkung vie- ler Botaniker und Gärtner Deutschlands, ßusslands und der Schweiz, herausgegeben und redigirt von Dr. E. Regel, H. Jäger, Fr. Francke, C. Beu- cht und E. Ortgies. 13. Jahrgang 1864. 12 Hefte. Lex. 8. Mit illuminirten und schwarzen Abbildungen 4 Thlr oder 7 Fl., mit schwarzen Ab- bildungen 2 Thlr oder 3| Fl. So eben erhielt ich aus dem Vaterlande frischen Samen von I>i'acaeTia I>i*aco L. in vorzüglicher Qualität und ofterire denselben zu folgenden Preisen: 1 Zollpfund 24 Thlr. — Sgr. 1 Loth 1 „ — „ 100 Korn 1 , 10 „ Auch sind über den Betrieb meiner Anstalt die Samen- und Pflanzen-Verzeichnisse für 1864 erschie- nen und werden auf gefäUiges Verlangen franko ver- abfolgt. Erfurt, Im Februar 1864. Perd. Jählke, Königl. Garten - Inspektor und Kunst- u. Handelsgärtner. Pflanzen-Katalog. Unser reichhaltiges Lager über Pflanzen für das freie Land, über Laubhölzer, Sträu- cher, Koniferen, Obstbäume und Fruchtsorten, so wie über Flor- und Modeblumen, Azaleen und Kamellien liegt nun zum Versand bereit und wird auf fran- kirte Aufforderung franko und unentgeltlich von uns versendet. Laurentius'sche Gärtnerei zu Leipzig. Yerliig von Karl Wiegaudt in BenJiu, Kommandanteu-Strasse No. 6ü. Druck der C. Feister 'scheu Buchdruckerei in Berlin, Zieteo-Platj No. 2. Wochenselirifit des Vereines zur Beförderung des (.artenb.aiies in den Königl. Prenssisclien Staaten für Ciärtiierei und Pflaiizenkunde« Redakteur : I*i*oiessoi' Dr. Kai'l Koch, General-Sekretair des Vereines. No.8. Berlin, den 27. Februar 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: .loh. H. Ebermanu. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. III. — lieber einige Weisstannen. — Borsig's Amarvllis-Flor. — Schiebler's Taubenapfel (Oberdieck). Soiiiilaf;, den 28. Fcbrnar, Mittags ^^12 Ihr, tinilet im Englischen Hanse (Hlohrenstiasse No. 49) eine Versammlung des Vereines iiir Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten ülitglicdcr eingeladen werden. Job. H. Ebermann. Wir haben iiuläugst (in der 1. Nummer der Wochenschrift) den Tod des Nestors der deutschen Ilofgärtnerei, des Oberhofgärtners Ferd. Fintel- niann, berichtet; jetzt liegt uns die traurige Pflicht ob, von dem Tode vielleicht des ältesten Handels- gärtners, des einen Besitzers der Firma J. L. Sehie- bler und Sohn in Celle zu sprechen. Job. H. Eber mann starb im 77. Jahre nach kurzem Kran- kenlager an Altersschwäche. Wir erinnern uns gern des Tages, wo wir vor 3 Jahren den damals noch ziendich rüstigen Greis mitten in den gärtnerischen Beschäftigungen seiner Baumschule thätig fanden. Er war der Pflegesohn Joh. Ludw. Schiebler's, des Gründers besagter Firma, und erlernte unter Anleitung des damaligen Hofgärtners Richter in Mirow, einem Städtchen in Mecklenburg -Strelitz, im Jahre 1803 die Gärtnerei. Im Jahre 1817 trat Joh. H. Ebermann als Theilnehmer des Ge- schäftes ein imd verwaltete es nach dem Tode sei- nes Pflegevaters im Februar 1833 allein. Doch schon nach 3 Jahren hatte die Gärtnerei einen solchen Aufschwung genouiinen, dass er seinen Sohn Louis Ebermann als Theilnehmer aufnahm. Gemeinschaftlich mit diesem verwaltete er es noch 13 Jahre, also bis zum Jahre 1849, wo er es an diesen seinen Sohn völlig abtrat. Die Handelsgärtnerei von Sc hiebler u. Sohn hat bereits für Norddeutschland seit langer Zeit eine grosse Bedeutung, so dass es wohl von Inter- esse sein dürfte, über sie noch einige Mittheilun- gen zu machen. Der Gründer derselben, Johann Ludwig Schiebler, wurde im Jahre 1751 in Spandau, wo sein Vater Förster war, geboren. Wegen seiner grossen Liebe zur Gärtnerei brachte ihn sein Vater schon früh zum damaligen Hofgärt- ner Zopff in Monbijou (Berlin) in die Lehre. Nach- dem er einige Jahre als Gehülfe konditionirt hatte, lernte Prinz Ernst von Mecklenburg - Strelitz, der Bruder von Charlotte, nachlierigen Gemahlin des Kö- nigs Georg IIL von Grossbritannien*), ihn kennen, nahm ihn mit sich nach Celle, wo er Kommandant war, und übertrug ihm die Aufsicht luid Leitung seines Gartens. Der Prinz Ernst sendete seineu Gärtner, wel- cher den Titel „Gartenmeister" erhielt, später nach England, um die dortigen Gärten und Anlagen ken- nen zu lernen; von da ging dieser nach Frankreich und auch nach Holland. Zurückgekehrt erhielt er den Auftrag, einen Garten in englischem Gesebmacke anzulegen. Joh. Ludwig Schiebler entledigte sich zur vollen Zufriedenheit seines Herrn der schwierigen Aufgabe. Die Anlagen erhielten einen solchen Beifall, dass selbst Hirschfeld eine Be- schreibung derselben in seiner Theorie der Garten- kunst (Bd. 3, S. 248) aufnahm. *) Nach dieser nannte der bekannte englische Botaniker Banks bekanntlich die Strelitzia Reginae. 58 Als der Prinz Celle verliess, wurde er von dem damaligen Direktor der Kgl. Haunover'sChen Land- wirthschafts-Gesellschatt aufgefordert, einem grossen Bedürfnisse im Lande abzuhelfen und eine Handels- gärtnerel zu gründen. Ausserdem noch durch sei- nen Freund, den berühmten Laudwirth Thaer, er- muthigt, wurde dieselbe auch im Jahre 1775 in's Leben gerufen. Nebenbei blieb er inmier noch so lange, als der Prinz den Garten besass, Administra- tor desselben. Die Hauptsache war Anfangs An- bau von Pflanzen behufs des Samenhandels. Später erwarb sich Schiebler in dem 2 Stunden entfernten Eicklingen ein Grundstück, um auf demselben eine Baumschule anzulegen. Ausser der Königlichen in Herrenhausen existirte damals keine andere in Han- nover. Die Bäume gediehen hier anfänglich ganz ausgezeichnet und die neue Baumschule erfreute sich bald eines grossen Rufes. Da kam der strenge Winter im Jahre 1790 und fast Alles erfror in ihr. Es blieb dem Besitzer nichts weiter übrig, als von vorn wieder anzufangen. Da er bereits in der Nähe seines Wohnortes ein Stück Land nach dem andern angekauft hatte, so zog er vor, weil die Baumschule doch einmal von Neuem angelegt wer- den musste, diese mit der übrigen Gärtnerei zu ver- binden. Diese nahm damit einen Flächen -Umfang von 28 Morgen 34 Ruthen ein*). In diesem Um- fange ist sie geblieben bis zum Jahre 1848. In Folge des neuen Jagdgesetzes wurde fast alles Wild getilgt und man konnte es wagen, Baumschulen auch ohne Umfriedigung einzurichten. Diese wurden des- halb über angrenzendes Feld, was uuterdess erwor- ben war, hinaus vergrössert, so dass die, welche nur Clbstgeholze lieferten, 35 Morgen und 85 Q.-R. enthielten. Ausserdem aber nahmen die Weinschule 1 Morgen 3 Q.-R. und die Wilde Baumzucht, mit Einschluss der Allee -Bäume, noch 2G Morgen 72 Q.-R. ein. Durch einen Tausch mit der Königl. Domänen- kammer ist die Handelsgärtnerei im Jahre 1852 noch in den Besitz eines 109 Morgen und 89 Q.-R. umfassenden Grundstückes, was nur 20 Minuten entfernt und hart an der Eisenbahn liegt, gelangt. Da es mit Nadel- und Laubholz bestanden, musste dieses erst ausgerodet werden. Darüber vergingen natürlich einige Jahre, ehe der Boden rein und zur Aufnahme von Gehölzen aller Art befähigt wurde; das Grundstück ist demnach erst nach und nach in Kultur genommen. Da es eine selir gute Lage besitzt, nach Süden zu etwas abschüssig, und verschiedene Bodenarten in ihm vorhanden sind, so gedeihen alle Gehölze vortrefflich. Wir haben uns selbst vor einigen Jahren davon überzeugt. Die Obststämmchen werden sämmtlich so gekräftigt, dass sie ohne Pfahl den grössten Winden Trotz bieten können. Zwischen den einzelnen Pflanzungen herrscht zu jeder Zeit — wir waren Ende August daselbst — grosse Sauberkeit, so dass man nirgends Un- kraut, wie man es leider in nicht wenig Baum- schulen findet, sieht. Im Jahre 1859 erhielt die Familie Ebermann von Seiten der Regierung die Erlaubniss, den Fa- milien-Namen Schiebler führen zu dürfen; so sind wiederum Schiebler Besitzer der Handelsgärtnerei. Im Jahre 1860 trat der älteste Sohn, Heinrich Schiebler, obwohl erst 20 Jahre alt, als Mitar- beiter in das Geschäft ein. Der jetzige Besitzer, Louis Eberman n - Schiebler, zählt bereits 51 Jahre. *) Der Hannoversche Morgen hat 120 Q. -Rutheu und ver- hält sich zum Preussiischen wie 1.0265 : 1,0000. Alk^rlei aus der (lärtiierei und Pflauzeukuude. in. In Edinburgh ist am 9. Januar ein Veteran unter den Gärtnern gestorben. Charles Mc In- tosh, durch mehre gärtnerische Schriften, beson- ders durch sein neuestes Buch: »the book of the garden" vortheilhaft bekannt, war anfangs Gärtner des Königs der Belgier, und zwar noch in Clare- mont, später in Laeken bei Brüssel bis zum Jahre 1838, w'o er in die Dienste des Herzogs von Buccleueh kam und den berühmten Garten in Dal- keith verwaltete. Vor einigen Jahren trat er auch hier zurück, um sich allein der bildenden Gartenkunst, der Landsc-haftsgärtnerei, zu widmen. Unter den Ausstellungen, welche in diesem Frühjahre stattfinden, mag wohl die in Brüssel die bedeutendste sein. Sie findet in den Tagen vom 24. April bis zum G. Mai in dem Ausstellungs- Gebäude der schönen Künste statt und wird mit besonderer Unterstützung der Königlichen Regie- rung von der Gartenbau-Gesellschaft Flora geleitet. Wir machen besonders Haudelsgärtner, aber auch Liebhaber, darauf aufmerksam, die ersteren, es nicht zu versäumen, sich zu betheiligen, die letzteren, sie zu besuchen. Nicht weniger als 153 Bewerbungen sind ausgeschrieben und jeder 2 Medaillen, und zwar von Gold und vergoldet, oder in Silber, we- niger in Bronze zur Verfügung gestellt. Eine nach- zuahmende Einrichtung, die übrigens auch an an- deren Orten besteht, ist, dass bei einzelnen Bewer- bungen Haudelsgärtner und Liebhaber nur unter sich konkurriren. Ein Preisrichter-Amt, vom Mini- 59 ster des Innern ernannt und erwählt aus der Zalil der bedeutenderen Botaniker und Gärtner Europa's wird sich dem schwierigen Amte dqr Zusprechung unter- ziehen. Zu bemerken ist noch, dass Se. Majestät der König der Belgier ausserdem eine Medaille für den Ausländer und eine für den Inländer, welcher zur Verherrlichung der Ausstellung am meisten bei- getragen, in Aussicht gestellt hat. Da alle Gruppen von Pflanzen, welche irgend ein gärtnerisches oder auch ein botanisches Interesse haben, vertreten sind, so ist die Ausstellung gewiss sehr lehrreich. Es betrifi't dieses vor Allem solche Pflanzengruppen, wo eine richtige Nomenklatur nur dann möglich ist, wenn man ausgebildete Exemplare vor sich hat und die durchaus nöthigen Vergleichun- gen in der Vegetation während der verschiedenen Sta- dien machen kann. Es ist dieses z. B. mit den Arten aus der Gruppe der baumartigen Lilien : der Aga- veen, Yucceen und Dracäneen, Pflanzen, die ausser- dem nocb sehr beliebt sind, der Fall. Es wäre wohl eine würdige Aufgabe der Gesellschaft Flora bei einer solchen Ausstellung gewesen, nicht allein zur Einsendung grösserer Sammlungen aufzufordern, sondern auch Botaniker einzuladen, um die Gele- genheit zu benutzen, sich über die Nomenklatur zu einigen. Nicht weniger gilt es von anderen Grup- pen , wie von den Marantaceen , Aroideen , Brome- liaceen, da dieses alles Pflanzen sind, die lebend untersucht werden müssen, weil Herbarien fast gar keinen oder doch meist nur geringen Aufschluss geben können. Liebhaber machen wir auch auf die Bewerbun- gen, welche offizineile und sonstige nützliche Pflan- zen, so wie Fruchtbäume, betrefi'en, aufmerksam. Nicht weniger dürften die neuen Einführungen, ■welche vorhanden, das Interesse der Botaniker, Liebhaber und Gärtner in Anspruch nehmen. Nir- gends sind, wie wir uns überzeugt haben, die neuen Einführungen in so grosser Anzahl vorhan- den , wie in Belgien. 7 Bewerbungen mit 2 gol- den en, mit 4 vergol4eten und zugleich eingefassten, mit f) vergoldeten und mit 3 silbernen (zusammen also 14) Medaillen sind dazu ausgesetzt. Das Frühjahr ist die Zeit, wo die meisten Aus- stellungen stattfinden; alle zu nennen, würde zu weit führen ; ich beschränke mich deshalb nur auf die grösseren. So findet vom 12. bis 17. März eine in Paris, am 3. April eine von Seiten des Vereines j zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin, vom i 22. bis 26. April eine von Seiten der Gartenbau- j Gesellschaft in Wien und eine vom 3. bis 6. Mai von Seiten des Garten- und Blumenbau -Vereines in Hamburg statt. In Wien baut man jetzt in einer der schönsten Lagen ein Ausstellungshaus, : dessen Kosten nicht weniger als 350,000 Fl. be- 1 tragen werden. Im Jahre 1865 soll es durch eine grosse Ausstellung eröffnet werden. Es ist erfreulich, wie die Zahl der Gartenbau- Vereine jährlich zunimmt. In Frankfurt a. d. 0. und in Lübben (^Niederlausitz) sind in diesen Ta- gen ebenfalls Männer zusammengetreten, um einen Gartenbau -Verein in's Leben zu rufen. Die Zahl der sämmtlichen Gartenbau-Vereine in Deutschland beträgt 89. Davon kommen nicht weniger als fast die Hälfte allein, nämhch 40, auf Preussen, nur 6 auf Deutsch- (1 auf Nicht-Deutsch-)Oesterreich, 7 auf Bayern. 9 dagegen auf das Königreich Sachsen, 2 auf Hannover und ebensoviel auf das Grossherzog- thuni Hessen, 2 auf Sachsen-Koburg-Gotha und 2 auf Frankfurt a. M., 4 dagegen auf Hamburg, 3 auf Sachsen-Weimar und ebenso viel auf Sachsen- Meiningen, je einer auf das Kurfürstenthum Hessen, auf Luxemburg, Mecklenburg -Schwerin, Holstein, Braunschweig, Saehsen-Altenburg, Anhalt, Schwarz- burg und Bremen. Auffallend ist es, dass in Württemberg, einem Lande, wo Obstbau blüht und wo auch die Gärt- nerei auf einer hohen Stufe steht, kein Gartenbau- Verein existirt. Vor raehrern Jahren siechte einer in Stuttgart mehr, als dass er Lebenskraft zeigte. Versuche einer Verbindung der Gärtnergehülfen da- selbst, welche anfangs Früchte zu bringen schien, sind ebenfalls wieder — wie man uns niittheilte — gescheitert. Stuttgart besitzt tüchtige, intelligente Gärtner: man müsste denken, auch Liebhaber, denn die Königlichen Gärten und Anlagen erfreuen sich mit Recht einer grossen Anerkennung. Es wäre wirklich Interessant zu wissen, warum die Grün- dung eines Gartenbau- Vereines in Stuttgart nicht möglich ist? Auch in Baden und Nassau existircn keine Gar- tenbau-Vereine. Von dem in Baden-Baden, der vo- rigen Sommer in's Leben gerufen sein sollte, haben wir nichts wieder vernommen. In beiden Ländern geschieht dagegen von Seiten der Fürsten ungemein viel. In Karlsruhe hat Garten -Inspektor Meyer um die Gartenkunst grosse Verdienste; dem berühm- ten Garten in Schwetzingen bei Heidelberg steht der bekannte Reisende Hartweg, der neuerdings mit Vorliebe auch dem Obstbau sich widmet, vor. Von Wiesbaden und Bieberich, wo der geniale Gar- ten-Direktor Thelemann waltet, haben wir mehr- mals gesprochen. Dagegen wird in diesen Tagen in Hannover ein pomologischer Verein in's Leben treten. In der Versammlung derer, die sich dafür interessiren und am 4. Februar zusammentraten (s. No. 4 der Wo- chenschrift, S. 26) ist beschlossen worden, von dem Aktien-Unternehmen abzustehen, dagegen als Verein für die Verbreitung guten Obstes und für die Be- 60 pflanzung der Wege, so wie unbenutzt liegender Gemeinde-Grundstücke Sorge zu tragen. Mit der zunehmenden Liebe zu Pflanzen und Blumen, so wie mit dem Interesse für den Obst- bau und für Verschönerung im Allgemeinen neh- men auch die darauf bezüglichen Schriften zu. Wir haben oft Gelegenheit gehabt, über das eine oder andere darauf bezügliche Werk ims auszu- sprechen. Wenn trotzdem jetzt eine gärtnerische Zeitschrift: die neue Blumenzeitung, gewöhnlich un- ter dem Namen „der Weissenseer" bekannt, einge- gangen ist, so darf dieses nicht auffallen. Gärtne- rische Zeitschriften, die nichts Neues bringen, son- dern nur mit anderen Worten d^is wiedergeben, was schon hundert Mal gesagt ist, haben wir im- mer noch zu viel. In Nancy gibt Ingelrest jetzt im Zuschnitte unserer Wochenschrift ein gärtnerisches Journal heraus, nachdem er schon vor einigen Jahren un- seren Gartenkalender nachahmte. Ausser dem In- gelrest'schen Annuaire wird auch in nächster Zeit von Seiten des Horticulteur francjais in Paris noch ein anderes Annuaire d'horticulture erscheinen. Eben hat die Redaktion gedruckte Aufforderungen an die Handelsgärtnereien des In- und Auslandes versen- det, um ihre Firmen mit Angabe dessen, was haupt- sächlich kultivirt wird, zur Anfertigung eines mög- lichst-vollständigen Verzeichnisses der Handelsgärt- nereien einzusenden. Bekanntlich hat nicht allein dieser von uns bereits vor 8 Jahren zuerst — na- türlich deshalb unter grossen Schwierigkeiten und Mühen — durchgeführte Gedanke auch von Seiten des Erfurter Buchhändlers Otto eine Nachahmung gefunden ; es ist dieses auch in Betreß' des in un- serem Gartenkalender enthalteneu Post-Tarifs der Fall. Eben ist ein Brief des Reisenden Seil, der sich jetzt in Ceutral-Amerika, zunächst in Costa-Rica be- findet, eingetroffen und uns zur Verfügung gestellt worden. Bekanntlich gehen seine Sendungen nach Düren an den Kommerzienrath Schöller, der die Reise wesentlich unterstützt. Obergärtner Esser daselbst hat den Auftrag, die guten Pflanzen zu vermehren und auf Sell's Rechnung in den Han- del zu bringen. Unter den Neuigkeiten befinden sich dieses Mal: Warszewiczella pulcherrima, eine der schönsten Orchideen, Blake a camelli- flora, eine Melastomatee, und Siphocanipylos corymbiflorus, eine strauchige Lobeliacee. Drei andere schöne Melastomateen wurden in der Nähe von Cartago, der alten Hauptstadt des Landes, ge- sammelt. Eben daher sind .| — 2 Fuss hohe Stämme der Zamia Skinneri, 1 — 3 Fuss hohe Stämme des Cibotium princeps, ausserdem verschiedenerlei Pal- mensamen, besonders von Bactris subglobosus, Syn- echanthus sarapiguensis, einer Geonoma u. s. w. an- gekommen und stehen Liebhabern zur Verfügung. Ausserdem theilt Obergärtner Esser mit, dass er noch einige reizende Palmen aus Java, Sumatra und von den ^lolukken erhalten, so einen Calamus, ähnlich dem C. micranthus, aber mit braunrothen Stacheln über und über besetzt, selbst auf der Oberfläche der Blätter; ferner Livistona altissima, Pholidoearpus Jhur, einer Livistona sehr ähnlich, eine Iguanura von den Molukken u. s. w. Ausser- dem macht Obergärtner Esser auf einen schmal- blättrigen Pandanus aus Sumatra, auf Musa macro- carpa, auf einige Microstyhs- und Anecochilus-Arten u. s. w. aufmerksam. Von allen diesen Pflanzen sind Exemplare abgebbar. Wir erhalten eben von einem Mitgliede der Ge- neral-Staaten in den Niederlanden: de Jonge van Ellemet auf Oostkapelle bei Middelburg auf der Insel Seeland unter Andei-em die interessante Nach- richt, dass im vorigen Jahre bei ihm ein Exemplar des Pampasgrases (Gynerium argenteum) nicht we- niger als 76 Blüthenstengel getrieben habe. Es möchte wohl dieses das grösste Exemplar gewesen sein, was je in Europa geblüht hat. Was muss dieses für einen imposanten Anblick dargeboten haben! Wir bemerken hierbei, dass de Jonge van Ellemet eine der grössten Sammlungen von Cactus und ähnlichen Pflanzen, besonders aber auch von Agaveen besitzt, und gern Verzeichnisse ande- rer Sammlungen erhält, um die seinige zu vervoll- ständigen. Wie sehr die Londoner Gartenbau-Ge- sellschaft bemüht ist, alle Theile, besonders die Luxus-Gärtnerei, zu fördern und dadurch wiederum auf den Wohlstand des Gärtners einzuwirken, da- von gibt sie wiederum Beispiele. So hat sie jetzt eine Konkurrenz für Bouquet-Halter eröffnet. Es ist nicht zu leugnen, dass wir in dieser Hinsicht ausserordentlich wenig gesehen haben, was unseren Beifall hatte. Wollen wir hofl'en, dass die Konkur- renz zu geschmackvollen Erjjndungen Gelegenheit gibt! Weiter will dieselbe Gartenbau-Gesellschaft in ihrem Garten in Süd-Kensington besondere Plätze Handelsgärtnern zur Verfügung stellen, damit diese nach bestimmten Plänen mit Blumen-Parkets u. s. w. geschmückt werden. Die daselbst angewendeten Pflanzen müssen alle Monate erneuert und die An- lagen den Sonnner hindurch in sauberster Ordnung erhalten werden. Diejenigen Handelsgärtnereien, welche sich hier eines allgemeinen Beifalls erfreuen, erhalten am Schlüsse der guten Jahreszeit ein Certi- ficat. Auf gleiche Weise sollen andere Stellen im Garten benutzt werden, um Handelsgärtnereien Ge- legenheit zu geben, Beispiele von niedrigen Hecken, 61 80 wie von Schirm- und Schutz-Pflanzungen vorzu- führen. Nach Verlauf von 2 Jahren erlialten die Gärtner, welche das Beste in dieser Hinsicht gelie- fert, ebenfalls Certificate. In Frankreich und zwar in Vcsoul macht Hu- delot mit einer besonderen Sorte von Augensteck- lingen der Weinrebe Aufsehen. Diese unterschei- den sich von den gewöhnlichen nur durch die ge- ringe Menge Holz um das Auge (2 Linien ohuge- fähr ringsherum bleiben stehen) und durch ihre Cy- linderform. Dergleichen ausgeschnittene 7\.ugen kön- nen mit leichter Mühe zu 10,000 Stück in Blech- schachteln von 1 Kubikfuss Inhalt weithin versen- det werden. Sie werden in Erde gelegt, oder wie man jenseits des Rheines sagt, gesäet; nach 1^ Jahren kann man schon die erste, wenn auch noch schwache Erndte haben. Anstatt die Weintrauben zur Weinbereitung auszutreten oder auszupressen, hat man jetzt auch Versuche gemacht, sich dabei der Centrifugal-Ma- schine zu bedienen. Nach denen , die man im vo- rigen Herbste in Stuttgart machte, floss von etwa 40 Pfund Trauben der Saft in 4 bis 5 Minuten ab. 70 Pfund Riessling lieferten 44| Pfund Wein und 25| Pfund Treber, 7 Pfund Gutedel 5(J Pfund Wein und 23 Pfund Treber, 76 Pfund Elbling 58 Pfund Wein und 18 Pfund Treber und 90.^ Pfund Sylva- ner 08^ Pfund Wein und 18 Pfund Treber, im Durchschnitt also geben die Trauben 72 Procent Wein und 28 Procent Treber. Von Trient aus ist durch einen gewissen Mor- purgo ein neues Mittel gegen die Weinkrankheit, was den Namen Anticryptogam führt, zu 20 Xr. österr. W. das Fläschchen in den Handel gekommen. Dasselbe enthält Schwefelleber mit etwas Zucker. Schwefelblumen wirken jedoch sicherer und sind be- deutend wohlfeiler. Aus der Zahl der uns zugeschickten Verzeich- nisse von Pflanzen, Obstgehölzen, Sämereien u. s. w. erwähnen wir folgende: a. Das Verzeichniss von Gemüse-, Gras-, Feld-, Wald- und Blumen-Sämereien von Ernst Benary in Erfurt ist ausserordentlich reich und um so mehr zu empfehlen, als selbige sehr gewissenhaft gesam- melt werden. Wenn schon die Gemüse neben den guten alten Sorten auch die besseren der Neuzeit enthalten, so hat sich der Besitzer ausserdem in Betreff der Blumen-Sämereien einen besonderen Ruf erworben. Manche neue Florblume ist aus der Be- nary'sehen Gärtnerei hervorgegangen; wir machen in dieser Hinsicht auf die China-, Kaiser- und Hed- dewig'schen Nelken aufmerksam. Ausserdem erscheint jetzt von E. Benary all- jährlich in der bequemern Oktav-Form ein reiches Pflanzen-Verzeichniss, in dem allerhand Florblumen des Kalt- und Warmhauses und Blüthensträucher (Rosen inbegriffen) eine Rolle spielen. Nächstdem sind Koniferen, hübsche Stauden u. s. w. vertreten, b. Auch ein Verzeichniss über Sämereien, Knollen, Pflanzen u. s. w. von Moschkowitz & Söhne (früher Moschkowitz & Siegling) in Erfurt ist wieder erschienen. Es schliesst sich den frühe- , ren an Reichhaltigkeit an. Die jetzigen Besitzer sind stets bemüht, ihren frühern Ruf zu behaupten, c. Seit vorigem Jahre ist in Erfurt auch ein Verein von Fachmännern und Dilettanten behufs Erziehung und Verbreitung erprobter Samen und Pflanzen zusammengetreten (Geschäfts -Bureau Karthaus No. 42 f.), der, wie man sieht, dieses Mal ausser Samen auch Pflanzen, ja sogar selbst einige Sträucher und Obstgehölze offerirt. d. Das Verzeichniss über Gemüse-, Blumen- und Holz-Samen, nebst einem Anhange von Topf- pflanzen von Job. Gottl. Ausfeld, sehHesst sich im Allgemeinen den bekannteren Erfurter Verzeich- nissen an und bietet reichliche Auswahl von Ge- müse- und Blumen-, so wie Gehölz- und ökonomi- schen Sämereien dar; ausserdem werden Sortimente von Blüthensträuchern , Florblumen u. s. w. ange- boten. e. Preisverzeichniss von Gemüse-, Feld-, Gras-, Wald- und Blumen -Sämereien von Karl Benda in Berlin. Zum ersten Male sehen wir von der Benda 'sehen Gärtnerei, die früher sieh besonders durch Pflanzenhandel, vor Allem durch neue Ein- führungen, eines guten Rufes erfreute, ein Samen- Verzeichniss in der Art der Erfurter und machen wir darauf aufmerksam. f. Das Verzeichniss von Gemüse-, Feld- imd Blumen-Samen, Kartoffeln, Zwiebeln, Glashaus- und Freiland-Pflanzen von Karl Krüger in Lübbenau schliesst sich den bekannteren Erfurtern an. Die Samen sind mit Sorgfalt selbst erzogen und ver- dienen deshalb Beachtung. Ausserdem machen wir auf das hübsche Stauden-Sortiment aufmerksam, g. Sämereien von Ernst und v. Spreckel- sen (J. G. Booth & Co. Nachfolger) in Hamburg. Die grösste Samenhandlung In Deutschland, welche mit allen civilisirten Ländern in Verbindung steht. Den Ruf, dessen die Handlung seit der langen Zeit ihres Bestehens sich erfreut, hat sie sich auch zu erhalten bestrebt. An Gemüse- und Blumen-Säme- reien ist die grösste Auswahl vorhanden. h. Das Preisverzeichniss der Samenhandlung von J. Jo SS mann enthält hauptsächlich Sämereien von Gemüsen und ökonomischen Pflanzen. Wir machen besonders auf die empfohlenen Futterkräu- ter und Getreidearten aufmerksam. i. Prix-Couraut de graines de Louis van Houtte k Gand. Er enthält alle Sorten von Flor- 62 bluraen und Sommergewachsen, ausserdem aber eine reichliche Auswahl von Sämereien von Gewächs- hauspflanzen, Zwiebelgewächsen, von allerhand Zier- gehölzen, schliesslich auch von Gemüsen. Bekannt- lich ist das Garten-Etablissement von L. v. Houtte nicht allein das grossartigste auf dem ganzen Kon- tinent, sondern auch das, was alle Zweige der Gärt- nerei ziemlich gleichartig umfasst und sich in jeg- licher Hinsicht grosse Verdienste erworben hat. k. Extrait g^n(5ral des Catalogues de Vilmo- rin-Andrieux & Co. a Paris. Der Name ist die Firma eines der grössten Samen - Etablissements, ■welche existiren und in der laugen Zeit ihres Be- stehens ihren Ruf sich erhalten haben. In dem Verzeichnisse sind hauptsächlich Sämereien von Ge- müsen und Florblumen enthalten. Mit grosser Ge- wissenhaftigkeit werden neue Gemüse und Florblu- men auf einem besoudern Versuchsfelde probirt und die Resultate alljährlich in einem besonderen Schrift- chen bekannt gemacht. Wir haben früher mehr- mals Gelegenheit genommen, über diese vortheilhaft uns auszusprechen. Neben diesem Extrait ist auch ein Supplement aux Catalogues ou Liste des Nouveautds erschienen, der, wie der Titel sagt, nur die Neuigkeiten aus der gesammtcn Gärtnerei (mit Ausnahme der soge- nannten neuen Einführungen für die Gewächshäu- ser) enthält. 1. Preisverzeichniss der W. Lauche'schen Han- delsgärtnerei in Potsdam. Neuheiten und Auszug. Eine Auswahl neurer und zu empfehlender Pflanzen des Kalt- und Warmhauses, worauf wir Liebhaber aufmerksam machen. Besonders reich vertreten sind die Aroideen und die buntblättrigen Pflanzen des freien Landes. W^. Lauche möchte von letzteren die grösste Sammlung haben. m. Etablissement horticole de H. Laurentius a Leipsic. Nur neue und neuere Pflanzen des Warm- und Kalthauses und unter den letzteren auch Blüthensträucher. Ohne Zweifel eine in jeder Hinsicht interessante Auswahl, auf die wir Liebha- ber hinweisen wollen. n. Plantes nouvelles de Crousse k Nancy. Einer der bedeutendsten Züchter von Florblumen in Frankreich ist unbedingt Crousse in Nancy; besonders sind es Fuchsien, Geranium zonale, Pent- stemon's, Petunien, Verben en, Phlox decussata und Pyrethrum roseum, von denen wiederum eine grosse Reihe neuer Formen in den Handel gebi-acht wird. o. Neue Florblumen von Franz Hock & Sohn in Mainz. Was Nancy in Frankreich an Neuigkei- ten Hefert, geschieht in Deutschland durch Mainz. Unser Bericht der vorjährigen grösseren Ausstel- lung in genannter Stadt (s. vorig. Jahrg. der Wo- chenschrift S. 137) gibt Näheres hierüber. Auch bei Franz Hock & Sohn werden Phlox decus- sata, Petunien, Fuchsien und ScarletPelargonien in selbst gezüchteten Sorten angeboten. p. James Booth & Söhne, Eigcnthümer der Flottbecker Baumschulen bei Hamburg, 1. fastuosa, von der sie sich durch völlig ganzrandige Blätter unterscheidet. 11. Dianthus Heddewigii und laciniatiis. Von diesen haben wir zuletzt im vorigen Jahr- gange (Seite 52) gesprochen. Dort erwähnten wir einen D. Heddewigii hybridus, den die Gebrü- der Dippe in Quedlinburg gezogen hatten; auch Benary in Erfurt hat eine eigene Abtheilung von Formen unter diesem Namen bekannt gemacht. Diese besitzen einen kräftigen Habitus mit vielen aufrechten, zwar starken, aber doch zierlichen Blü- thenstlelen. Besonders reizend ist die dunkelroth- gefüllte. Von der Kaisernelke haben wir ferner eine gedrängt -wachsende mit dem Beinamen com- pacta. Auf Schmuckbeeteu mit Arabesken -artigen Zeichnungen und zu Einfassimgen verdienen die chinesischen Zwerg- oder Miniatur- Nelken Beach- tung, zumal auch hier schöne Formen vorhanden sind. Schliesslich machen wir auf die dicht ge- füllte Form (plenissirans) des Dianthus Gardne- rianus Hort, aufmerksam, zumal sie wohlriechend ist. In dem Januarhefte der Illustration horticole ist ferner ein Dianthus concinnatus Leni. abg:e- bildet, den Jacob-Makoy in Lüttich direkt aus Japan bezogen hat. Obwohl er als ausdauernd an- gegeben wird, zweifeln wir doch nicht daran, dass er nur eine Form der D. Heddewigii, und zwar der Abart laciniatus, mit noch mehr geschlitzten und grösseren Blüthen darstellt. Auch D. Hedde- wigii überwintert. (Ueber die Geschichte dieser interessanten Art siehe übrigens den 2. Jahrgaiig der Wochenschrift S. 313). 12. Eben US pinnata Desf ist ein Schmet- tcrlingsblüthler aus der Abtheilung der Esparsett- pflauzeti (lledysareae) mit silbergranen, gefiederten Blättern und eilänglichen , rothen Aehren, die an mehre Klecarten erinnern. Vaterland ist der Orient. Wir bezweifeln, dass die Pflanze grossen Beifall finden wird. 13. Als Echium crcticum wird eine Natter- zunge mit schönen rothen Blüthen empfohlen; wir vermnthen, dass die Pallas'sche Pflanze d. N., das Echium rubrum Jacq., darunter zu verstehen ist. Wie unsere gemeine Natterzunge, Echium vulgare, welche übrigens eine unserer schönsten Feklpflanzen darstellt, ist auch die genannte mehr 2-, als 1-jäh- rig. Das echte E. creticum L. ist minder schön und blüht zwar ebenfalls roth , die Farbe ist aber mehr, besonders beim Verblühen, ins Violette über- gehend. 14. Erythraea raniosissima Pers. (pulchella Fr.) stellt ein hübsches, fast durch ganz Deutsch- land auf feuchten Wiesen und Aeckern wachsendes Pflänzchen aus der Familie der Gentianeen dar und ist als kleines Tausendgüldenkraut hinlänglich bekannt. lö. Eutoca Ortgiesiana Heer ist ebenfalls ein nettes und in reichlicher Fülle blühendes Pflänz- chen, dessen Einführung aus Mexiko wir Rözl verdanken. Dieser hielt sie für eine Nemophila, mit der die Blüthen auch Aehnlichkeit besitzen. Wie bei dieser scheint die Farbe der letztern zu wechseln, denn im botanischen Garten zu Zürich erhielt man weisse und braungezeichnete, so wie ganz braune Blüthen und mit weissem Auge. Die Pflanze ist im 10. Bande von Hegel's Gartenflor auf der 337. Tafel abgebildet. 16. Gaillardia Drummondii DC. ist als G. bicolor Lam. und picta Hort, (nee Don) bekannter, muss aber den Namen G. pulchella Foug. führen. Sie ist ein Sommergewächs, wodurch sie sich von der echten picta Don (in Sweet fl. gard. 2. ser. tab. 267) und von G. aristata Pursh., welche beide sich ebenfalls in unseren Gärten befinden, aber Stauden und selbst halbstrauchig sind, unterscheidet. Lange schon ist G. Drummondii in Kultur, und zwar in einer Anzahl von Formen, die alle mehr und weniger zu empfehlen sind. Zu denen, welche wir früher, zuletzt im vorigen Jahrgange der Wo- chenschrift, empfohlen haben (Seite 62), fügen wir noch eine hinzu, wo die Strahlenblüthchen weiss, die Scheibenblüthchen hingegen citronfarbig sind, und eine, wo die gelben Strahlenblüthchen einen weissen Rand haben. Letztere kommt als G. mar- ginata vor. Die neuesten Sorten: Josephus und Bosselaari kennen wir nicht; letztere soll dun- kelroth blühen und grossblumig sein. Zu empfeh- len ist ferner die bereits bekannte Zwergform Gail- lardia Drummondii nana. 17. Gilia laciniata R. et P. existirte schon länger in botanischen Gärten und verdient durch- aus nicht empfohlen zu werden, da sie an Schön- heit sowohl der G. triculor Benth., als der G. mul- ticaulis Benth. (achilleaefolia Lindl.) nachsteht. Der letztern ähnelt sie am Meisten, besitzt aber dop- pelt kleinere Blüthen. Vaterland ist Chili, während die beiden genannten in Kaliforniem wild wachsen. 69 18. Die Godetien, welche früher mit den hauptsächlich gelbblühendeu Oenotheren vereinigt waren, haben zum Theil schöne, grosse, weisse oder zartrosafarbige BlUthen, die an der Basis der Blu- menblätter sich aber meistens durch einen dunkel- rothen Flecken auszeichnen. Sie finden sich schon lange in den Verzeichnissen der Handelsgärtner vor, wollen aber beim Liebhaber nicht recht Eingang finden. Ursache mögen die grosse Vergänglichkeit der Blüthen und der steife Bau der ganzen Pflanze sein. Schon im vorigen Jahre wurde eine unter dem Namen der Braut (the bride, s. vor. Jahrg. S. 51) empfohlen; jetzt werden 2 andere Formen, von denen die eine: G. rubicunda splendens, sich durch leuchtendere Farben, die andere: G. roseo- alba Tom Thumb) durch niedrigeren, gedrängten Wuchs auszeichnet, empfohlen (s. 1. Jahrg. S. 66). 19. Guizotia Scliimperi C H. Schultz-Bip. stellt der bekannten, ursprünglich wohl nur in Abys- sinien, in Ostindien aber allgemein kultivirten Oel- frucht, G. olcifera, die ebenfalls früher bei uns als solche nicht allein, sondern auch als Zierpflanze em- pfohlen wurde, sehr nahe. Sie hat als letztere gar keinen Werth, als erstere aber in unseren Klimaten sich nicht bewährt.l 20. Hedysärum capitatum Desf. aus Nord- Afrika wurde schon früher empfohlen, befindet sich auch noch in botanischen Gärten , wird aber trotz der hübschen rothen Blüthenköpfchen sich nicht lange Zeit in den Gärten erhalten. 21. Auf gleiche Weise haben wir im vorigen Jahrgange (S. 51) auf eine Sonnenblume unter dem Namen Helianthus macrophyllus giganteus aufmerksam gemacht. Die grossen Blätter schlagen sich an dem 18 Fuss (V) hohen Stengel, der nur mit einem einzigen grossen Blüthenkörbchen endigt, zurück. Leider soll diese aus Algerien stammende Pflanze bei uns nur selten zur Blüthe kommen, weshalb die ähnliche Abart H. an n uns uniflorus, von der man eine Foi'm mit Schwefel- imd eine mit goldgelben Blüthenkörbchen besitzt, den Vorzug- verdient. Was neuerdings als Helianthus cali- fornicus insignis aus Belgien in den Handel ge- kommen ist, scheint die Form zu sein, welche die Engländer als greencentred, Otto in Hamburg aber als Helianthus centroehlorus bekannt ge- macht haben. Von dem echten H. ealifornicus, wo die mittelsten Blüthchen stets eine gelblich- grüne Farbe besitzen, unterscheidet sich genannte Form nur durch lebhaftere Farbe. 22. Hibiscus hispidus Mill. war ebenfalls früher schon einmal in den Gärten und zwar meist unter dem Namen H. Humboldtii. Die Art ge- hört zu der Gruppe des H. Trionum L. und in die Nähe des früher schon erwähnten H. calisurus (calizureus, s. Wochenschr. 1. Jahrg. S. 67). Wahr- scheinlich ist sie identisch mit H. Thunbergii Hort. Auch diese Pflanze möchte keinen dauern- den Werth behalten. 23. Hunnemannia fumarioides Sweet ist eine Papaveracee vom Ansehen einer Fumaria, aber mit gelben, bald abfallenden Blüthen, ähnlich den Eschscholtzien. Sie war schon früher in den Gär- ten und stammt aus Mexiko. 24. Von Kaulfussia amelloides Nees (Cha- rieis Neesii Cass.) existirt jetzt eine sehr dunkel- blühende Form mit der Bezeichnung „atroviolacea", die Beachtung verdient. Früher (1. Jahrg. S. 47) haben wir auf eine rosenroth -blühende Form auf- merksam gemacht. 25. Die Levcojen haben, wie die Astern, eine grosse Vervollkommnung erhalten. Die Zahl der Formen beläuft sich, wenn wir uns nur auf die einjährige Matthiola (Cheiranthus) annua Sweet beschränken, bereits auf 18: diese sind wiederum zusammen in 210 Farben vertreten. Dazu kommen noch 2 Sorten Kaiser- und 3 Sorten eigentliche Winter -Levkojen: Matthiola (Cheiranthus) incana R.Br., welche zusammen in 52 Farben vertreten sind. 26. Obwohl wir wiederholt gerügt haben, dass Lobelia erinoides gar nicht in unsern Gärten vorkommt und dass man dafür L. bicölor kulti- virt, sehen wir immer noch den ersteren falschen Namen in den Verzeichnissen grade einiger renom- mirterer Gärtnereien. Dass aber L. bicolor Sims ebenfalls nichts weiter ist, als die alte L. Erinus L., haben wir ebenfalls schon ausgesprochen. Man könnte höchstens mit L. bicolor alle die Formen bezeichnen, welche ein weisses oder gelbliches Auge haben. Von der Kristall-Palast-Lobelic, (die nichts weiter darstellt als Lobelia speciosa, d. h. die Form, wo die schönen und grossen blauen Blüthen ein grosses weisses Auge haben) hat man wieder eine mehr gedrängt wachsende Form erhalten, die jetzt in England allgemein zu Einfassungen, namentlich am Krystallpalast von Sydenham, benutzt wird und den Namen L. Paxtoniana hat. Unter diesem Namen führt man in Belgien aber wiederum die echte Lobelia marmorata, welche Vilmorin- Andrieux et Co. in Paris eingeführt haben und welche bläulich -weisse Blumen mit breitem, tief- blauem Rande besitzt. Was man jetzt als Lobe- lia grandiflora stellata in den Handel gebracht hat, ist ebenfalls eine L. speeiosa; bei der echten L. grandiflora sind die ganzen Pflanzen etwas bräunlich und das Auge in den blauen Blumen hat noch bläuliche Punkte. Lobelia Erinus kerme- sina hat mehr kupfer-, als karmoisinrothe Blumen. Lobelia Cracoviense ist eine blassblühcnde Form. (Fortsetzung folgt.) 70 Neue Varietäten der Gurke (Cucumis satirus L.) 3l)rf ^fnnjttdjrn, l^ultur, (Piticn|'d)aftfn unb ^mubung. Von J. G. Meyer, Handelsgärtuer in irim. TJlmer grüne halblange sehr frühe volltragende Gurke. Früchte niittelgross, 5 — 9 Zoll lang, ziemlich dick, grün und warzig, der gewöhnlichen mittel- langeu Landgurke ähnlich, unterscheidet sich aber von dieser durch ihre sehr frühzeitige, sehr reich- liche, bis zum Spätherbste andauernde Fruchtbarkeit, da sie, mit der gewöhnlichen mittellangen Gurke zugleich angebaut, ihre Früchte 14 Tage früher, als diese, bringt und an Ertrag dieselbe wohl 3 — 4 Mal übertrifft. Vorzügliche frühe Treib- und Land- gurke, von uns erzogen. Neue belgische Treibgurke. Früchte ziemlich gross, grün; sie erreichen die Grösse der gewöhnlichen Schlangengurke. Vorzüg- lich schöne Treibgurke, im Freien angebaut, ist sie jedoch nicht früher, wie die Schlangengurke. Schlangengurke von Athen. Früchte 12 — 16 Zoll lang, glatt und dunkel- grün mit viel feinem und recht schmackhaftem Fleische, früh und sehr reichlich tragend. Sie setzt schon frühzeitig, noch als sehr kleine Pflanze, im Mistbeet, wie im Freien, Früchte an. Vorzüg- liche Treib- und Lands-urke. Frühe Gurke aus Grusien. Früchte raittellang, grün; sehr früh und reich- lich tragend, zum Anbau auf freien Gartenbeeten in mehr rauher Lage oder iu nördlichen Gegenden vorzüglich geeignet. Empereur of Romain. Früchte gegen 1^- Fuss lang, dick, grün und sehr wohlschmeckend. Gute Treibgurke, eignet sich auch für den Anbau im Freien, gibt aber daselbst nur wenig Samen. Brasiliaaische Treibgurke. Früchte gleich der vorigen, nur weniger dick, trägt im Mistbeet, wie im freien Lande, sehr reich- lich. Neue grünbleibende chinesische Gurke. Früchte 1|-— 2 Fuss lang, ziemlich dick, dun- kelgrün, mit weisslichem, feinem, faserlosem, sehr schmackhaftem Fleische. Tragt früh und sehr reich- lich. Vorzügliche Landgurke. Neue blassgrüne chinesische Gurke. Früchte 1^ — 2 Fuss lang, ziemlich dick, blass- grün, sehr fleischig, ziemlich früh und sehr reich- lich tragend. Vorzügliche Landgurke. Arnstädter Riesengurke. Früchte 2 Fuss lang und länger, ziemlich dick, weiss und glatt, aber mit mehr wässrigem Fleische. Sehr reichlich tragend, setzt in solcher Menge an, dass die Früchte wirklich übereinander liegen und wird besonders in Mistbeeten sehr schön. Gurke aus der Mongolei. Früchte gegen 2 Fuss lang und länger, dunkel- grün, etwas gebogen, am Stiel zugespitzt, sehr flei- schig und von angenehmem Geschmacke; trägt be- sonders in Mistbeeten sehr grosse Früchte. Wohl die schönste der grünen Gurken. Kultur, Eigenschaften, Benutzung. Die Gurken gedeihen am besten auf gut ge- trocknetem, mürbem, leichtem und fettem Garten- boden in recht sonniger und geschützter Lage. Die Gartenbeete, auf welchem im Frühlinge Gurken an- gebaut werden, müssen schon vor dem Winter gut und tief gegraben sein und bis zum Frühlinge rauh liegen. Während dieser Zeit breitet man eine reich- liche Düngung von frischem Pferdemist über das Land, was im kommenden Frühjahre wiederholt gut und tief gegraben und mit der Harke (Rechen) ge- ebnet wird. Die Kultur dieser Pflanze findet auf eine sehr verschiedene Weise statt; die gewöhnlichste und einfachste ist diejenige, nach welcher, je nach der Witterung, im Ausgange des April, im Monat Mai, in der Mitte eines 4 Fuss breiten Gartenbeetes nach ausgespannter Pflanzschnur eine 1 Zoll tiefe Furche gezogen wird, in welche die Gurkenkerne, 6 — 8 Zoll von einander entfernt, eingelegt und so- dann mit der ausgeworfenen Erde mittelst einer Harke bedeckt werden. Verwendet man zu der Anzucht der Gurke breite Gartenbeete, wie dies bei den Gemüsegärtnern der Fall ist, so legt man die Samenkörner in mehrern, je 2 Fuss von einan- der entfernten Eeihen. Von den aufgekeimten Pflanzen lässt man auf 1^ — 2 Fuss Entfernung nur eine, die stärkste Pflanze stehen, behackt diese, so lange es irgend möglich ist, zu mehrern Ma- len und hält sie von Unkraut rein. Um die mehr breiten Gartenbeete legt man an den Wegen und an allen Seiten um das Beet eine Reihe Zwerg- bolinen; die Ranken der Gurken bleiben dadurch mehr auf den Beeten und wachsen nicht so häufig in die Wege, wo sie oft abgetreten werden. Auf 71 diesen Beeten können sodann in Mitte von je 2 Guikenreihen, 1 — 2 Reihen früher Kopfsalat einge- pflanzt werden, welcher schon zeitig abgeerndtet wird, damit die Gurken später den zu ihrem Wachs- thume nöthigen Raum erhalten. — Will man auf schwererem Boden, wie in neu kultivirten Gärten, oder auf Ackerfeldern, Gurken erziehen , so wirft man mit einem Spaten nach einer ausgespannten Pflanzschnur, auf je 2 Fuss Entfernung, einen Spa- tenstich tiefe und ebenso breite Löcher aus, füllt diese mit leichter und kräftiger Erde und legt die Samen, oder pflanzt die jungen in Töpfen erzoge- nen Gurkenpflanzen darauf. Später schneidet man die schwächeren Pflanzen aus, so dass auf jedem ausgefüllten Loche eine, höchstens 2 der stärksten Pflanzen stehen bleiben. — ■ Um sehr frühe Land- gurken zu erziehen, füllt man im Anfang oder zu Mitte des Monats März kleine, 2,'' bis 3 Zoll hohe und ebenso breite Blumentöpfe mit lockerer, leich- ter Erde, legt in diese 2 — 3 Gurkenkerne vertheilt und näher an den Rand der Töpfe, stellt diese in ein halb warmes Mistbeet, das fleissig gelüftet wird, an der längeren oberen Seite hart an das Brett und hält sie massig feucht. Sind die Gur- kenpflanzen 3 — -4 Zoll hoch herangewachsen, so verpflanzt man sie auf eine Entfernung von 2 Fuss auf die Gartenbeete, oder in die gemachten, mit lockerer Erde ausgefüllten Gruben und lässt künf- tig nur eine, höchstens 2 der stärksten Pflanzen auf der gegebenen Entfernung stehen. Ist die Witterung zu dieser Zeit diesem Auspflanzen, weil es noch rauh und kalt ist, ungünstig, so verpflanzt man die Gurkenpflanzen je einzeln in besondere Töpfe und hält sie noch so lange in Mistbeeten mit Fenster oder auch nur mit Strohdecken und Laden bedeckt, bis eine günstige Witterung ihr Auspflan- zen gestattet. Gurken an Spalieren. Die Gurken lassen sich auch recht gut an Spalieren erziehen und brin- gen daselbst besonders schöne und grosse Früchte. An einer sonnigen Mauer errichtet man sich aus Stäben, Reiten oder Eisendraht ein Geländer, pflanzt die Gurken auf eine der oben erwähnten Methoden 2 Fuss von einander entfernt an dasselbe und hef- tet die Ranken nach ihrem fortschreitenden Wachs- thume, ohne aber diese Rauken zu verdrehen oder zu beschädigen, an das Spalier. Oder man schlägt an allen vier Seiten und auch in der Mitte eines mehr schmalen Beetes Pfähle in die Erde fest, dass sie 1 Fuss hoch über dem Beete stehen. Auf diese Pfähle nagelt man ein aus dünnen Stäben oder Reifen gefertigtes Gitter, zieht die jungen Rauken der Gurken durch die Zwischenräume des- selben und heftet sie nach ihrem fortschreitenden Wachsthume mit Bast über dem Gitter an. Treiben der Gurken. In der Mitte oder am Ausgange des Januar und im Anfange des Februar errichtet man , sobald man sich die hierzu er- forderlichen Gurkenpflänzchen in Töpfen erzogen und dieselben, nachdem sie 1 — L^ Zoll hoch heran- gewachsen sind, in andere Töpfe umgepflanzt hat, ein ziemlich warmes, die Wärme anhaltendes Mist- beet. Die Düngerlage muss in demselben aber ziemlich hoch und zu der Erzeugung einer länger andauernden Wärme mit i Laub vei-mischt werden. Auf diese Düngerlage bringt man eine 6 — 8 Zoll hohe Schicht Mistbeeterde mit etwas Sand ver- mengt. Nachdem nun diese Endlage gehörig er- wärmt und das Beet abgedampft ist, setzt man von den in Töpfen angezogenen Gurkenpflanzen durch ein vorsichtiges Austopfen, ohne ihre Wur- zeln zu beschädigen, etwa 3 — 4 Pflanzen unter ein Fenster imd diese bis zu ihren Samenlappen je unter die Mitte einer Glasscheibe. Werden später die Pflanzen begossen, so muss dies nur bei heite- rer Witterung und mit lauwarmen Wasser gesche- hen. Später schneidet man die Triebe der Gurken- pflanzen über dem 5.- — 6. Auge ab, hakt den Trieb mittelst Häkchen aus Reisig nieder und leitet die sich später entwickelnden Seitenranken durch Nie- derhaken so, dass sie sich möglichst gleichförmig über das ganze Beet verbreiten. In der Folge lässt man sie ruhig fortwachsen und hakt sie nur noch an jenen Stellen nieder, wo sie sich gegen die Fenster emporrichten. Gelüftet wird reichlich, so wie dies die Witterung möglich macht; besonders zur Zeit des Ansetzens der Früchte wollen sie luftig, aber auch warm, gehalten sein. Man ver- säume daher die Erneuerung der Umschläge nicht, sobald dies nöthig wird. — Zu einer spätem Gur- kentreiberei genügen meist halbwarme Mistbeete, wel- che aber am zweckmässigsten so tief angelegt wer- den, dass die Erde in dem Älistbeete' mit den diesen Kasten umgebenden Gartenbeeten gleich hoch liegt. Die Gurkenpflanzen werden auf dieselbe Weise in Töpfen angezogen und eingepflanzt; man lässt sie aber, ohne ihre Triebe zu verkürzen, ungestört fortwaeh- sen. Gestattet ihnen später der Mistbeetkasten nicht mehr den zu ihrem Wachsthume erforderlichen Raum, so nimmt man den Kasten stückweise aus einander und lässt die Ranken auf dem Gartenbeete sich verbreiten. Unser 1864" Preis- Verzeichniss ist erschienen und wird auf frankirte Anforderungen gratis und postfrei eingesandt. Celle in Hannover, im Januar 1864. J. L. Schiebler k Sohn, Königl. Hof-Sameiihandlung und Baumschulen. 72 Wir zeigen hiermit ergebenst an, dass wir um beigesetzte Preise oflFeriren : Apfelstämme von 6 — 8 Fuss Höhe, 100 Stück 25—30 Thlr. Aepfel- und Birn-Wildlinge, 3-jährig ver- pflanzte, sehr schön, mit Wurzeln reichlich versehen, 1000 Stück 12 Thlr. Kirsch -Wildlinge für Strassen und Baumschulen, von 4—8 Fuss 10 Zoll hoch, 100 Stück 2—2}^ u. 3| Thlr. Ostheimer Weichsel, verpflanzte, 100 Stück 6 Thlr. Kosen-Sämlinge, 1 -jährig, 1000 Stück . 3^ Thlr. j, 2-jährig, verpflanzte, 1000 Stück 8 Thlr. Waldstämme, 100 Stück von 1,| Thlr au bis 3 Thlr. Rüthtaune, verpflanzte, S-jährig, 1000 Stück 3—4 Thlr. Linden zu Alleen von 6^12 Fuss Stammhöhe, 100 Stück von 6 — 12 Thlr. Sträucher: die neuesten Weigelen, Spiräeu, Deut- zien etc., 1 — 4 Fuss hoch, 100 Stück 4 Thlr. Viola matronalis fl. albo pleno, 100 Stück 4 Thlr. Eiesen-Spargel, 2 — 3-jährig, 100 Stück 15 — 25Sgr. Levkojen-Samen (Topf-Samen, extra), 30 Sorten ä 1 Loth 25 Thlr. Desgleichen, 30 Sorten ä 1 Prise . . 1 Thlr. Desgleichen, gemischt a Loth .... 20 Sgr. Astern in den schönsten Päonien-Sorten, Pyramiden etc., 30 Sorten ä 1 Loth ... 20 Thlr. Ahorn und Eschen von 8 — 9 Fuss Höhe zu An- lagen und Unterlagen ä 100 Stück . 6 Thlr. Hersfeld (Kurfürstenthum Hessen) im Februar. Gr. R-udolpli. Die Gewerbe- Vereins -Baumschule zu Görlitz ofi'erirt zu billigen, bei grösseren Parthien zu ermässigteu Preisen 500 Stück Gehölze etc. zu Park - Anlagen. Kataloge werden auf Verlangen franco zugesendet. Preis - Verzeichnisse über meine sehr reichhal- tigen Sortimente der neuesten und schönsten: Uimer Gemüse-, Feld- und Bliiuiensamen etc. stehen franko zu Diensten. J. r. Karl Koch., General-Sekretair des Vereines. No. 10. Berlin, den 12. März 1864. Prei.s des Jahrganges 5^ Tlilr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post -Vereines. Inhalt: 436. Versammlu.ng des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. Februar. — Einige Blattpflanzen-Gruppen im Freien. Vom Rosengärtner Herger in Köstritz. — Die neuen Sommergewächse des Freilandes. (Fortsetzung.) — Die Wonderful-Erbse. Von H. Schiebler in Celle. 436. Vcr^aiuiuliiii;^ des Vereines zur Beförderung des Ciartenbaaes, am 28. Februar. Der Vorsitzeude, Geh. Ober-Regieruugsrath Knerk, theilte mit, dass der Vorstand beschlossen, einen Vertreter des Vereines zu der in den Tagen vom 24. April bis 6. Mai in Brüssel stattfindenden allgemeinen Pflanzen - Ausstellung zu senden und dass Se. Excellenz, der Minister der laudwirthschat't- lichen Angelegenheiten, zu diesem Zwecke dem Ver- eine eine iSumme bereits überwiesen habe. Er er- laube sich deshalb den General-Hekretär, Professor Koch, um so mehr dazu vorzuschlagen, als der- selbe mit den dortigen Verhältnissen genau vertraut sei. Es würde aber überhaupt gut sein, wenn aus- serdem noch Mitglieder des Vereines, und nament- lich die, welche ebenfalls eine Einladung erhalten, die Ausstellung besuchen und an (ien Zusprechuu- gan der Preise Theil nehmen. Bei der Bedeutung, welche der Berliner Verein nicht allein in Deutseh- laud, sondern auch im Auslände einnehme, müsse er bei allen Gelegenheiten würdig vertreten sein. Nicht minder möchte eine Betheiligung an der Ausstellung im Interesse des Vereines und der Ber- liner Gärtnerei liegen. Manche Berliner Kulturen, er wolle nur an die Blattpflanzen und mehre Blüthen- sträucher erinnern, erfreuten sich überall eines gu- ten Rufes. Auch nach Professor Koch müsse Ber- lin die günstige Gelegenheit ergreifen, um dem Auslande zu zeigen, auf welchem Standpunkte seine Gärtnerei stände. Grade diese Ausstellung in Brüs- sel, an der wahrscheinlich alle bedeutenderen Gärt- nereien Europa's Antheil nehmen, sei geeignet, einen Wettkampf anzunehmen, aus dem Berlin vielleicht gekrönt hervorgehe. Allerdings stehe Berlin wegen seiner grossen Entfernung von Brüssel, nicht weni- ger aber auch wegen seines Ende April immer noch rauhen Klinia's, gegen andere günstiger gelegene Orte im Nachtheil; es hänge selbst die Betheili- gung überhaupt noch vom Wetter ab. Eine Theilnahme Einzelner möchte seiner Mei- nung nach nicht ratlisam sein, weil dann sehr sorg- fältige Einpackungen stattfinden müssen und auch der Trausport bedeutende Summen beansprucht; wohl aber müsste der Verein als solcher die An- gelegenheit in die Hand nehmen und eine allge- meinere Betheiligung veranlassen. Damit die Pflan- zen auf dem langen Transpurte gegen Beschädigung gesichert werden, sei es vor Allem nothwendig, einen ganzen Eisenbahnwagen zu miethen und zu veranlassen, dass dieser ohne Aufenthalt selbst über die belgische Grenze nach Brüssel gehen könne. Gärtner müssten hier das Einsetzen in den Wagen, resp. die Verpackung übernehmen. Es muss auch Sorge getragen werden, dass selbst weniger empfind- liche Pflanzen gegen die, durch Schütteln des Wa- gens während der Fahrt unvermeidlichen Reibungen, durch Vorkehrungen möglichst geschützt werden. Sei dieses nicht möglich, könne man nicht einen ganzen Wagen zur Verfügung bekommen, so sei es besser, sich gar nicht zu betheiligen. Damit die Angelegenheit reiflich überlegt werde, bitte er den 10 74 Vorsitzenden, einen Ausschuss zu erwählen. Es wurden demnach Geh. Eegierungsrath Hey der, Inspektor Bouchd, Universitätsgärtner Sauer, Reutier Dauneel, Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, Kunst- und Handelsgärtuer Lackner, Obergärtner Gaerdt, Obergärtner Boese und Obergärtner Kraus ersucht, unter dem Vorsitze des General-Sekretärs zusammenzutreten und in der nächsten Sitzung dar- über Mittheilungen, resp. Vorschläge zu machen. Ausserdem ernanute der Vorsitzende den Kunst- und Handelsgärtuer Späth zum Ordner bei der am 3. April stattfindenden Frühjahrs-Ausstellung, welche dieses Mal nicht im EngHscheu Hause, sondern in der Aula der Kö- niglichen Thierarzneischule stattfinden wird, zu Preisrichtern hingegen: Hofbuchdrucker Hänel in Magdeburg, Kunst- und Handelsgärtner Lieb ig in Dresden, Kunst- und Haudelsg. Ferd. Haage in Erfurt, Hofgärtner Brasch in Monbijou und Obergärtner Gaerdt in Moabit. Der Sekretär der Gesellschaft der Garten- freunde, Dr. Müller, zeigte an, dass die Ausstel- lung derselben am 2L März stattfinde und legte die betreffenden Programme vor. Inspektor Bon che berichtete über die ausge- stellten Pflanzen, welche aus 4 Gärten eingeliefert waren. Kommerzienrath Danuenberger hatte durch seinen Obei-gärtner Langguth eine Schau- pflanze des Leucopogon Cunniughami von seltener Schönheit, Eeutier Danneel aber durch seinen Obergärtner Pasewaldt ebenfalls eine präch- tige Schaupflanze, Azalea Exquisite, ausgestellt. Der ersteren wurde später von Seiten der Preis- richter der Monatspreis zuerkannt. Beide Schau- pflanzen besassen einen kurzen Stamm, auf dem sich eine kugelförmige Krone bei dem Leucopogon von 3, bei der Azalea von 3}^ Fuss befand. Der Topf beider enthielt nur den Durchmesser von 13 Zoll. Zum ersten Male sah man, von Seiten des Obergärtners Kraus im Garten des Ritterguts- besitzers Mor. Reichenheira ausgestellt, blühende Exemplare der beiden Formen der reizenden Pha- laenopsls Schilleriana neben einander (s. vorig. Jahrgang S. 331) und vermochte demnach deren Werth zu beurtheilen. In den Blüthen fand sich bei beiden Formen ein geringer Unterschied vor; diese waren bei der einen, aber vielleicht nur zu- fällig, etwas grösser. Auch selbst die Art der Zeich- nung auf den Blättern möchte mehr von der Kul- tur und sonstigen Zufälligkeiten abhängen. Wir haben bereits früher Porte'sche Exemplare gesehen, wo die Blätter ebenfalls dieselbe Zeichnung besas- sen, wie die der Pflanzen, welche durch Schiller eingeführt wurden. Ein Blatt der ersteren hatte hier sogar z-ur Hälfte zebraartige Zeichnung, wäh- rend die andere mit unregelmässigen Flecken ver- sehen war. Ausserdem verdankte man noch dem Obergärtner Kraus ein blühendes Dendrobium Fytchiauum, was bisher bei uns noch nicht be- kannt war. Die Art gehört nicht zu den schöneren. Obergärtner Boese aus dem Garten des Kom- merzienrathes Leonor Reichenheim übergab da- gegen einen Blüthenzweig von der Abart des Den- drobium nobile, welche mit Recht den Beinamen pulcherrimum, d. i. das schönste, führt. Diese Abart kann Orchideen-Liebhabern gar nicht genug empfohlen werden. Ausserdem legte Obergärtner Boese einen reichlich mit rothen Früchten besetz- ten Zweig der Eugenia australis vor, um auch in dieser Hinsicht auf die Schönheit des Strauches auf- merksam zu machen. Zwar wurde, namentlich vom Inspektor Bouch^, behauptet, dass solche Frucht- fülle keineswegs eine Seltenheit und bei älteren Pflanzen ganz gewöhnlich sei, während Professor Koch dagegen mittheilte, auf seinen vielen Wan- derungen in den Gärten die Eugenia australis wohl häufig in reichlicher Blüthe und später dann auch mit Früchten besetzt gesehen zu haben, aber in letzterer Hinsicht doch nie in solcher Fülle und Ueppigkeit; die Pflanze, welche diesen Zweig ge- Hefert, möchte deshalb doch wohl eine besondere Sorgfalt in der Behandlung erfahren haben. Nach Obergärtner Boese stammt der Zweig von keinem alten, sondern grade von einem jungen Exemplare, was, ziemlich frei und dem besten Lichte ausge- setzt, in einem Kalthause gestanden hatte. Kunst- und Handelsgärtner A. Verschaffelt in Gent hatte dem Professor Koch das Blatt eines Gymnostachyum Verschaffeltii eingesendet, was sich durch eine prächtige netzförmige Aderuug von goldgelber Farbe auf der Oberfläche der Blät- ter auszeichnete, während die Unterfläche eine hell- grüne Farbe besass, so dass dieses einer ganz anderen Pflanze anzugehören schien. Diese Form, die demnach als „aureo-reticulatum" bezeichnet werden müsste, verdient allen Pflanzen-Liebhabern empfohlen zu werden und möchte selbst noch vor der Hauptart den Vorzug haben. Weiter wurde durch Professor Koch eine vom Direktor Linden in Brüssel schon fi'üher ihm mit- getheilte Wasserpflanze nebst der betreffenden Ab- bildung vorgelegt. Es war Pacourina edulis Aubl., ein in der Cayenne wachsender Körbchen- 75 träger aus der Unterfamilie der Vernoiiiaceen. Wir sahen sie zuerst vor nun 2 Jahren im Viktoria- Bassin des Direktor's Linden, wo sie zwisciien verschiedenen Nyniphäen und Kaladien mit ihren rothen Blüthenkörbchen, welche dicht am Stengel und zwar den ziemlich grossen und elliptischen Blättern gegenüber sitzen, prangte. Es kommt noch dazu, dass die grünen Hüllblättchen mit einem breiten, weissen Rande versehen sind, was dem Blüthenkörbchen schon vor der Entwickelung ein hübsches Ansehen verleihet. Wir empfehlen des- halb die Pflanze, zumal sie ausserdem noch da- durch Interesse darbietet, dass der Blüthenboden der Körbchen, ähnlich also wie bei den Artischok- ken, im Vaterlande gegessen wird; hier und da geniesst man auch die ganze Pflanze als Gemüse. Wegen dieser Benutzung hat die Pflanze auch deu Art-Namen „edulis d. h. essbar" erhalten. Endlich übergab Professor Koch ein grosses Tablean mit verschiedenen neuern Blumen , was ihm der Inspektor Jühlke in Erfurt übersendet hatte, und machte auf die darauf abgebildeten Frühlings-Astern aufmerksam. So will nämlich Jühlke die neuesten Formen der Mutterpflanze des Persischen Insektenpulvers, die kaukasische Wucherblume (Pyrethrum roseum und carneum), genannt haben, weil die Blüthenkörbchen die Ge- stalt unserer gewöhnlichen Garten- oder China- Astern annehmen und schon zeitig im Frühjahre blühen. Der Name Frühlings-Aster wäre allerdings bezeichnend, wenn man nur nicht damit Verwir- rung in der Nomenklatur hervorbrächte und die Pflanzen wirkhch für Astern hielt, was sie doch nicht sind. Doch abgesehen davon verdienen sie alle und jede Beachtung. Inspektor Jühlke hat sich grosse Verdienste inu ihre Vervollkommnung erworben; er ist der Einzige in Deutschland, der solche Resultate erlangt hat. Auf dem Jühlke' sehen Tableau ist auch Di- centra Cucullaria DC, eine zwar alte, aber leider in der neuesten Zeit verschollene Fumariacee aus Nordamerika ebenfalls dargestellt. Auch diese Staude ist zu empfehlen. Es wurde aufmerksam gemacht, dass die durch einen Druckfehler entstan- dene Schreibart Dicljtra, die man gar noch hier rmd da in Dielytra verbalhornisirt habe, trotz mehrfacher Bemühungen , die man sich gegeben, leider in den Verzeichnissen der meisten Handels- gärtner immer noch vorfinde. Man sieht, wie schwie- rig es ist, einen falschen Namen, wenn er sich einmal eingenistet, zu verdrängen. Die Pflanze habe den Namen Dicentra, d. i. Doppelsporn, er- halten, weil die Blume nicht einen, wie die ver- wandten Pflanzen, sondern zwei Sporne besitze. ^ Der Obergärtuer Paul im Garten des Hof- Buchdruckers Hänel in Magdeburg hatte eine Calosanthes coccinea, mit rothen Fasern dicht be- setzt, eingesendet. Nach Professor Koch seien diese Fasern Luftwurzeln, welche sich in feuchter Luft dann bilden, wenn die Bewurzelung und dar- nach auch die Ernährung der Pflanze schlecht ist. Man sieht übrigens diese Erscheininig gar nicht selten; bei andern Crassulaceen, namentlich bei Cras- sula tetragona, kommt sie ebenfalls, und zwar in fast noch grösserer Menge, vor; die Luftwurzeln haben ■ aber hier nicht diese schöne Farbe. Der Vorsitzende, Geh. Ober - Regierungsrath Knerk, übergab Sämereien aus Spanien, welche Frau Marie Schütz, die Gattin von dem Besitzer des Viktoria -Hotel unter den Linden, von einer Reise daher mitgebracht hatte. Nach dem Wunsche der freundlichen Geberin sollen zunächst der Ver- ein selbst und die 4 landwirthschaftUchen Akade- mien in Poppeisdorf, Eldena, Proskau und Waldau davon erhalten, um Anbau -Versuche anzustellen, während der Rest an solche Mitglieder, welche sich dafür interessiren, mit der Bedingung, dass darü- ber Bericht erstattet werde, vertheilt werden sollte. Der Vorsitzende im Ausschüsse für Etat und Rechnunglegung, Geheimer Regierungsrath Hey der, legte den Etat für 1864, wie ihn der Ausschuss unter Zuziehung des Schatzmeisters und des Gene- ral-Sekretärs in einer am 2G. v. M. stattgefundenen Sitzung berathen habe, vor. Derselbe wurde un- verändert angenommen. Daran knüpfte Professor Koch einige Mittheilungen über die Mittel, welche dem Gartenbau -Vereine in London zu Gebote ste- hen. Es sei zwar nicht zu leugnen, dass man mit solchen Mitteln auch etwas anfangen könne; man müsse aber auch dem Londoner Gartenbau-Vereine Gerechtigkeit widei'fahren lassen, dass er zur He- bung und zur Förderung der Gärtnerei und zur grössern Verbreitung der Liebe zu Pflanzen und Blumen ungemein viel thue, dass er sich in dieser Hinsicht seit der Zeit seines Bestehens sehr grosse Verdienste um den Fortschritt erworben habe. In Allem gehe er mit gutem Beispiele voran; nach allen Seiten hin stelle er Preisaufgaben, deren Bei- spielsweise erst unlängst in dem Allerlei (Seite 60) gedacht sei, unterhalte Reisende in fremden Län- dern u. s. w. Eine nachahmungswei'the Einrichtung der Londoner Gartenbau-Gesellschaft seien die bei- den Ausschüsse zur Beurtheilung neuer Pflanzen, Florblumeu und Früchte (Floral u. Fruit-Comitt^e), da Pflanzen-Liebhabern dadurch manche Täuschung erspart und mancher Charlatanerie entgegengewirkt werde. Alles, was in England Neues an Pflanzen und Blumen erscheint, wird der Beurtheilung vorgelegt, diese selbst aber in den monatlich 2 Mal erschei- nenden Proceedings (Verbandlungen) abgedruckt. 10* 76 Dieser Einrichtung stehen allerdings bei uns man- cherlei Schwierigkeiten entgegen, weil in Deutsch- land alles weitläufiger ist und die verschiedenen Volks-Stämme, wenn auch nicht mehr so wie frü- her, so doch immer noch mit einander rivalisiren. Eine Centralisation, wie sie in England stattfindet, wird bei uns nie Wurzel fassen. Der Kunst- und Handelsgärtner Martin Mül- ler in Strasburg a. Rh., Mitglied des Vereines, hatte eine Reihe den Obstbau betreflende Aufsätze zur Mittheilung und dann zum Druck in der Wo- chenschrift dem General -Sekretär übergeben. Da selbige aus der Feder eines intelligenten und zu- <;;leich praktischen Gärtners geflossen, so besitzen sie gewiss, namentlich für den Laien, grossen Werth. Martin Müller hat seit raehrern Jahren schon lebhaften Antheil an den Bestrebungen des Verei- nes, ganz besonders, was den Obstbau betrifft, ge- nommen und ihn auch bei den grossen Pomologen- Versammlungen unterstützt. Aber auch um den Obstbau in Deutsehland selbst hat genannter Baum- schul-Besitzer, wie schon früher mitgetheilt wurde, sich Verdienste erworben. Seine Formenbäume ha- ben bei uns allgemeine Anerkennung gefunden. Die grossartigste Anlage, welche er in Deutschland in's Leben gerufen, befindet sich bei Kalbe a. S., nicht weit von der Eisenbahn, welche von Leipzig nach Magdeburg führt. Professor Koch machte deshalb besonders Gutsbesitzer, welche auch feineres Obst heranziehen wollen, auf die Formen-, besonders Spalier- und Pyramidenbäume des Kunst- u. Han- delsgärtners Martin Müller in Strasburg a. Rh. aufmerksam. Von Seiten des Gartenbau -Vereines in R atibor wurde ein Bericht von dem Jahre 1863 vorgelegt, der von der Thätigkeit und dem Gedei- hen desselben Zeugniss ablegte. In den Versamm- lungen wurden allerhand bezügliche Vorträge ge- halten, wo besonders die beiden Sekretäre, Lehrer Oppler und Kunst- und Handelsgärtner Arlt, sich ausgezeichnet haben. Der Verein erstreckt sich be- reits über 6 Kreise und sucht auch durch einen Lesezirkel, in dem gärtnerische Zeitschriften und Bü- cher regelmässig den auswärtigen Mitgliedern zu- gehen, zu wirken. Der General -Sekretär theilte mit, dass de Jonghe van Ellemet, Mitglied der Geueralstaa- ten in den Niederlanden, auf seinem Landsitz Oost- kapelle bei Middelburg auf der Insel Seeland unter Anderem auch eine reiche Sammlung von allerhand Dickpflanzen, besonders von Cacteen und Agaveen, besitze und gern mit Liebhabern in Verbindung trete. Er ersucht deshalb alle diejenigen , welche sich für diese Pflanzen interessiren und ebenfalls grössere Sammlungen haben , ihre Verzeichnisse nach Oostkapelle bei Middelburg zu senden. Zu gleicher Zeit übergab de Jonge van Ellemct einen Bericht über die am 5. und 6. November vorigen .Jahres stattgefundene Pflanzen-, Obst- und Gemüse-Ausstellung in Middelburg. Dieselbe war dieses Mal an Pflanzen weniger reich besetzt, doch fanden sich einige hübsche Sammlungen von Kalt- hauspflanzen und Begonien vor. Auch abgeschnit- tene Georginen waren trotz der späten Jahreszeit noch vorhanden. Von Gemüsen sah man haupt- sächlich eine ziemlich grosse und reiche Sammlung. Desto mehr waren das Kernobst, Aepfel und Bir- nen, vertreten. Es ist zu bedauern, dass kein deut- scher Pomologe die Gelegenheit benutzen konnte, von dem besseren holländischen Obste Kenntniss zu nehmen. So sehr auch in den früheren Jahren die Nie- derlande sich durch poniologische Werke auszeich- neten, PO war doch in geuanntem Lande, so viel wir wissen, in der neuesten Zeit die Pomologie mehr oder weniger vernachlässigt worden. Um so erfreulicher ist es nun, dass der pomologische Verein in Boskoop, von dessen Thätigkeit wir mehrmals zu berichten Gelegenheit gehabt haben, im Begriflfe steht, ebenfalls eine Beschreibung der in den Niederlanden angebauten Obstsorten mit Abbildungen in buntem Farbendruck herauszugeben, und deshalb mit dem Buchhändler J. B. Wolters in Groningen Verhandlungen angeknüpft hat. Eben deshalb hat er mit grossem Interesse die in den letzten Versammlungen unseres Vereines stattgefun-, denen Mittheilungen des russischen Pomologen Ned- zielsky, ganz besonders in Betrefl' der regelrech- ten Durchschnitte, in der Wochenschrift, gelesen. Der Rosengärtner Herger in Köstritz bei Gera machte über seine Rosen-Anpflanzungen Mit- theilungen und legte ein Verzeichuiss derjenigen neueren Sorten vor, welche er am Meisten empfeh- len könne. Diesem sich anschliessend legte Pro- fessor Koch das neueste Heft der van Houtte'- schen Flore des Serres, in dem eine kleinere An- zahl der besseren neueren Rosen abgebildet ist, vor. Von diesen letzteren erregte die Rose Ber- nard Palissy, welche von Margottin erst im vorigen Jahre in den Handel gegeben ist, deshalb die Aufmerksamkeit der Anwesenden, weil in ihr 5 Centra, eigentlich 5 Rosen, welche von grösseren Blumenblättern eingeschlossen und damit zu einer einzigen Blume vereinigt wurden, vorhanden waren. Inspektor Bouche übergab einen Bericht der auf dem Versuchsfelde des Vereines stattgefuu denen Kulturversuche und machte über einige der neuern Florblumen, besonders über Lychnis Sieboldii, Mittheilungen. Der Bericht wird später in der Wochenschrift gedruckt werden. 77 Der General- Sekretär übergab wiederum ein Heft von Wörmann's Garten - Ingenieur (s. vor. Jahrg. S. 364) und empfahl dasselbe um so mehr, als es einen sehr wichtigen Theil der gärt- nerischen Technik: die Kanal- und Ofen-Heizungen, ausserdem aber die Gärtner- Wohnungen enthält. Die Feuerungen sind in doppelter Hinsicht wichtig, weil sie, ordentlich angelegt, einmal bedeutende Ersparnisse geben und dann auch den Pflanzen zu- träghch sind. Selbst der beste Gärtner kann bei schlechten Heizungen keine ordentlichen Pflanzen lieranziehen. Der Maschinenbauer Siegrist (Neu Schöneberg No. 5) hatte einen aus Eisenblech angefertigten Blumentisch mit Springbrunnen ausgestellt. Der- selbe besass die gewöhnliche Höhe von 3^ Fuss bei 2^ Fuss obern Durchmesser. Aus der Mitte der obern Schale brachte eine feine Röhre den Strahl von Wasser, was in einem kurzen, dicht darunter befindlichen CyHnder vorhanden war, hervor, wäh- rend es nach einem zweiten, unten am Boden an- gebrachten Oylinder ablief Ist das Was.ser nach olmgefähr 2 Stunden aus dem oberen Cylinder ab- und in den unteren eingelaufen, kann man es dem letzteren wiederum auf eine bequeme Weise ent- nehmen und den ersteren von Neuem füllen, damit das Wasserspiel von vorn beginnt. Der Blumen- tisch kostet in dieser Grösse 20 Thaler. Es ist nicht zu leugnen, dass in Zimmern , wo man viele Pflanzen pflegt, ein kleines Wasserspiel zur Ver- schönerung beiträgt. Einige Biattpflaiizeii-Clnippen im Freien. Voll] Ruseugärtner Herger in Köstritz Im vierten Jahrgange der Wochenschrift (Seite 188) ist in einer besonderen Abhandlung über Köstritz und seine 3 Handelsgärtnereien auch eini- ger Blattpflanzen -Gruppen gedacht, welche sich vor bald nun 4 Jahren in meinem Rosengarten be- fanden; gestatten Sie mir, auch jetzt einiger zu ge- denken, wenn sie auch nur Modifikationen der frü- heren sind. Ich bin zwar Handelsgärtner, sehe aber darauf, dass mein ganzer Garten ästhetischen Ansprüchen nachkommt, und bemühe mich, beson- ders in der nächsten Nähe meiner Wohnung, mir den Aufenthalt daselbst angenehm zu machen. Der Handelsgärtner sollte es doch nie versäumen , in der geschmackvollen Behandlung seines Gartens Liebhabern voranzugehen. Es mag dieses in grös- seren Städten, wo man mit dem Räume wegen des hohen Preises, den dort Grund und Boden besitzt, seine Schwierigkeiten haben und zum Theil gar nicht ausführbar sein, im Kleineren lässt es sich immer ausführen, wenn man nur den guten Willen hat. Es kommen während der besseren Jahreszeit sehr viel Blumen-Liebhaber aus der Ferne zu mir, um meine grossen Anlagen in Augenschein zu nehmen; es freut mich dann, wenn diese auch au meinen sonstigen Anlagen, und vor Allem an mei- nen Gruppen, Gefallen haben. Eine solche Gruppe von 16 Fuss Durchmesser befand sich in einiger Entfernung vom Wohnhause und wurdt vom Hauptwege ringsum eingeschlossen. In der Mitte erhoben sich einige 20 Triebe des Klarinettenrohres (Arundo Donax) bis zu einer Höhe von 14 und 15 Fuss. Darum gruppirteu sich in 1| füssiger Entfernung von einander 12 Stück Canna discolor, welche im Hochsommer be- reits eine Höhe von 8 bis 9 Fuss besassen. Einen weiteren Kranz bildeten wiederum 12 Stück bunt- blättriges Klarinettenrohr von niedrigem Wüchse, zwischen denen 12 üppig gewachsene Scharlach- Lobelien und 24 Stück Coleus Verschaffeltii in ge- höriger Abwechslung angebracht waren. Um die- sen Kranz befand sich nun eine gut gehaltene Buchsbaum-Einfassung. Der Kontrast des grossen grünen Klarinetteu- rohres zu den braunen Canna's, so wie der feurig- scharlachi-othen Lpbelien zu den blendend-weissen Bändern des genannten Rohres in dritter Linie und dieser wiederum zu der tiefviolettbraunen und sammetartigen Färbung des Coleus war in der That reizend. Dazu kam, dass die ganze Gruppe von Ueppigkeit strotzte und bis zum Herbste kein beschädigtes Blatt gesehen wurde. Das buntblät- trige Klarinettenrohr war zuletzt, wahrscheinlich in Folge des üppigen Wachsthumes, ganz weiss ge- worden. Eine andere viel kleinere, den Mittelpunkt eines ebenfalls 16 Fuss im Durchmesser enthalten- den Rasenstückes einnehmende Gruppe nahm sicli ebenfalls gut aus. In der Mitte stand hier recht starkes buntblättriges Klarinettenrohr, welches von 12 Stück der dunkelsten Lobelien (L. Salterii) ein- gefasst wurde. L^m diese hatte ich einen dichten Kranz von niedrig-gehaltenen Perillen, die ich des- halb in kleine Töpfe eingesetzt hatte und von Zeit zu Zeit, um das Durchwachsen zu verhindern, her- umdrehte, angebracht, worauf schliesslich ein zwei- ter, fussbreiter Kranz von Cerastium Biebersteiuü DC. (tomentosum der Gärtner, nicht L.) folgte. Die silbergraue Farbe des letztern kontrastirte zu dem Grünbraun und Braun der Perillen auf wun- derbare Weise, so dass die ganze Zusammenstellung allgemeinen Beifall hatte. 78 Die neuen Soiiiiuergewäehse des Freilandes. (Fortsetzung.) 27. Wir haben über die jährigen Lupinen im 4. Jahrgange der Wochenschritt (S. 256) eine ausführliche Abhandlung gegeben, auf die wir zu- nächst zurückweisen wollen. In dem letzten Jahre sind wiederum, besonders durch Carter et Co. in London, einige neue Formen in den Handel gekom- men. Wir bemerken zunächst, dass der echte Lu- piuus Hartwegi Lindl. nicht mehr in den Gärten vorzukommen scheint. Was man unter diesem Na- men noch fortwährend in den Verzeichnissen führt, ist L. clegans Humb., welcher früher auch als L. pubescens, guatemalensis und Moritzianus kultivirt wurde. Vielleicht gehört selbst L. venu- stus und Dunetti der Gärten ebenfalls hierher und nicht zu L. pulchellus Sweet; beide zeich- nen sich allerdings durch ihr dunkelcs Laub aus. Lupinus nigrescens (s. vorig. Jahrg., Seite 52) scheint dieselbe Form zu sein, welche auch als L. Dunetti atroviolaceus in den Handel gekommen ist. Während diese dunkelfarbige Blüthen besitzt, zeichnet sich L. hybridus albo-coccineus duixh hellere aus. Beide Formen neben und unter einan- der gepflanzt, bilden gewiss eine hübsche Gruppe, weshalb wir darauf aufmerksam machen. Es unter- liegt keinem Zweifel, dass alle diese Formen Blend- linge sind, an denen auch L. mutabilis Sweet Antheil genommen hat. L. mutabilis versicölor kommt jetzt auch als variecölor vor. Sollte L. veuustus tricülor etwas anders sein, als der alte L. tricolor elegans? Von Belgien aus wird ein L. Hartwegi persicus mit eigenthümlicher Blu- menfärbung empfohlen. Wie kommt aber diese Lu- pine, deren Stamm-Eltern in Kolumbien und in Me- xiko wachsen, nach Persien? 28. Machaeranthera tanacetifolia N. v. E. stammt aus Mexiko, von woher sie Alex. v. Hum- boldt zuerst unter dem Namen Aster tanacetifo- Hus bekannt machte. Es ist ein hübsches Pflänzchen, was sich, ähnlich den einjährigen Lobelien, von unten verästelt und eine Menge Blütheukörbchen mit weissem Strahle hervorbringt. Deshalb ist es zu Einfassungen, aber auch auf Schmuckbeeten, zu empfehlen. In der Kultur verhält es sich einjährig, obwohl es in botanischen Werken als Staude au- gegeben wird. 29. Malope malacoides ist eine südeuropäi- sche Malvacee, die der bekannten Malope trifida Cav. sehr ähnlieh aussieht und sich nur durch mehr längliche und ungetheilte Blätter auszeichnet. In den botanischen Gärten wird sie lange schon kul- tivirt; an Schönheit steht sie der erwähnten nach. In den Verzeichnissen wird die Blume rosaroth-ge- streift und mit rothem Kelche angegeben, was bei der wilden Pflanze nicht der Fall ist. 30. Malva bryoniaefolia wird als niedriges Sommergewächs mit kleinen eingeschnittenen Blät- tern und niedlichen rosenrothen Blumen zu Einfas- sungen und niedrigen Gruppen empfohlen. Aus" dieser Angabe möchte hervorgehen, dass es nicht die richtige Pflanze d. N. ist. M. bryoniaefolia stammt nämlich aus Südafrika und ähnelt der be- kannten Malva fragrans oder Creeana. Wie aber letztere, und namentlich auch die verwandte M. mini ata Cav., in Frankreich im Sommer auf ähnliche Weise, wie hier von der M. bryoniaefolia gesagt wird, Anwendung findet, so möchte mögli- cher Weise auch Malva bryoniaefolia in einem günstigen Klima ebenfalls zu Einfassungen im freien Lande benutzt werden können. Ob aber bei uns? 3L Matthiola tricuspidata R. Br. wächst in den Mittelmeerländern, so wie im Oriente, und ist zwar unserer Levkoje nahe verwandt, verdient aber gärtnerischer Seits gar keine Beachtung. 32. Mesembrianthemum nodiflorum L. wird ebenfalls empfohlen, warum? begreift man nicht. Wer die Pflanze einmal kultivirt hat, thut es sicher nicht zum zweiten Male. Die weissen Blumenblätter sind so klein, dass man sie kaum deutlich sieht. 33. Mlmulus cupreus Veitch hat zu man- cherlei Neuzüchtungen Veranlassung gegeben. An mehrern Orten Deutschlands, Frankreichs und Eng- lands hat mau Kreuzungen, namentlich mit M. quinquevulnerus, gemacht und besonders mit letzte- rem hübsche getigerte Formen erhalten. Benary In Erfurt und Deegen in Köstritz bei Gera sind bei uns am Glücklichsten gewesen. Noch ist es aber nicht gelungen, bestimmte Zeichnungen bei den Aussaaten festzuhalten. Bei uns führen diese Formen zusammen den Namen M. cupreus hy- bridus, in Belgien heissen sie M. cupreus mul- timaculatus, sonst Im Auslande M. pardinus und tigrioides. Die Blüthen ähneln in dieser Färbung denen der Nemophila atomaria. 34. Von dem Garten-Mohn mit Päonien-ar- tigen Blüthen (Papaver paeoniflorum) hat man jetzt eine Zwergform, welche zu empfehlen ist. 35. Die Nemophllen sind bekanntlich kleine nette Pflänzchen, welche wegen ihrer BlütheufüUe auf Schmuckbeeten einen geeigneten Platz finden. Als N. discoidalis elegans punctata besitzt man eine Form mit chokoladenfarbigen und marmo- rlrten Blüthen, wo der Rand aber ebenfalls weiss ist. N. auriculaeflora haben wir nicht gesehen. Die Form mit panaehlrten Blättern (N. maculata fol. var.) Ist nichtssagend. Mit ihr ist aber nicht 79 zu verwechseln: Nemophila insignis ä fleur blanc panache mit weissen und blau gestreiften Blumen. 36. Ocimum carnosum Lk et 0. wurde vom botanischen Garten in Berlin aus vor fast 3 Jahrzehenden eingeführt, verschwand aber nach und nach wieder aus den Gärten. Neuerdings ist es wiederum, wir wissen nicht woher, in den Handel gekommen. Ob die Pflanze jetzt nun bei dem Liebhaber sich behaupten wird, bezweifeln wir. Die Art zeichnet sich übrigens durch eine schwärzlich- braune Färbung, so wie durch dickliche Blätter, aus und steht dem O. sanctum L. am Nächsten, ist vielleicht nicht einmal verschieden. 37. Oenothera micrantha Hörn, gehört jetzt in das von Fischer und Meyer aufgestellte Ge- nus Sphaerostigma. Alle dazu gehörigen Arten werden die Aufmerksamkeit des Liebhabers nicht lange fesseln, ö. micranthum. jedoch am Aller- wenigsten. 38. Würde Jemand unsere wilden Hauhe- cheln (Ononis repens L. und spinosa) als Garten- pflanzen empfehlen, so könnte er gewiss bald die Ueberzeugung erhalten, dass diese an Schönheit manche unserer Gartenpflanzen übertreffen; wie man aber die kleine O. filicaulis Salzm., welche in Spanien und Nordafrika wild wächst, für eine Zierpflanze ausgeben kann, begreift man nicht. Es ist ein würdiges Seitenstück der früher auch em- pfohlenen 0. pubescens, die aber trotzdem noch in einigen Verzeichnissen fortgeführt wird. Nicht mehr Beachtung verdient auch die südeuropäische O. variegata L. 39. Dagegen möchte wohl Orobus atropur- pureus Desf., eine nordafrikanische Erve, auch von Seiten der Liebhaber, Aufmerksamkeit verdienen. Er war früher auch als O. Fisch er i Sweet in den Gärten (s. 1. Jahrg. der Wochenschr. S. 95). 40. Es kann nicht in unserer Absicht liegen, alle die Petunien, welche man neuerdings aus Samen erzogen und welche als etwas Besonderes aufgeführt wurden , namentlich aufzuführen , aber doch wollen wir einige der besseren nennen, die zugleich in der Aussaat konstant bleiben. Petu- nie Gloire de Segrez wächst buschig und hat zart-rosafarbige Blüthen mit weissem Auge; Pe- tunia hybrida picturata baut sich ebenfalls buschig, bleibt aber stets niedrig und besitzt dun- kel-karminrothe und weiss-marmorirte Blumen; Pe- tunia mirabilis ist nichts weiter, als die alte P. phoenizea. 41. Von Phlox Drummondii hat man in den beiden letzten Jahren eine Reihe sehr hübscher For- men gezogen. Von der Phlox Luise Grell haben wir bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift gesprochen. Eine zweite zu empfehlende Form, welche ebenfalls Fr. A. Haage jun. in Erfurt ge- zogen, ist chamois-rosa und hält sich konstant. Phl. Dr. maxima stellata zeichnet sich durch grosse Blumen aus, welche eine rosenrothe Farbe, von einem weissen Auge unterbrochen, besitzen. Neu sind sonst Wilhelm I. mit karmoisinrother, aber weissgestreifter Blume; diese ist bei Princess royal purpurviolett und weiss-gestreift, bei Black Warrior purpurroth. Bei New-marbred (von den Franzosen Imp^ratrice Eug^nie genannt) ist die Blume verschiedenfarbig, stets aber mar- morirt. 42. Als Pinardia Roxburghii kultivirt man eine Pflanze in Frankreich, welche keineswegs die echte von L es sing sogenannte Pflanze ist, sondern Madaroglossa Douglasii C. Koch (Oxyura chrysanthemoides F. et M.). 43. Wir haben bereits Im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 53) der grossblüthigen Ab- art der Rhodanthe Manglesli gedacht; von die- ser ist jetzt wiederum eine Form erschienen, wo die Strahlenblüthchen eine blentlend- weisse Farbe haben. 44. Ueber Ricinus- Formen haben wir Im 1. Jahrgange der Wochenschrift (S. 102) berichtet. Es Ist nicht zu leugnen, dass besonders die grossen Formen mit röthlichen oder bräunlichen Blättern In einer grösseren Blattpflanzen- Gruppe sich sehr gut ausnehmen; leider ai'ten sie nur zu rasch aus und gehen in eine der Urformen zurück (s. 4. Jahrg. d. Wochenschr. S. 287). Neuerdings wird wegen der riesigen Grösse eine Form unter dem Namen Ricinus borbonicus arboreus gerühmt; grade mehr gedrängt wächst dagegen Ricinus purpureus compactus. 45. Roemeria hybrida DC. schliesst sich den Eschscholtzlen an, mit denen sie In die Familie der Papaveraceen gehört, und besitzt violette, rasch abfallende Blüthen. Liebhaber möchten wohl nicht lange von ihrer Schönheit eingenommen sein. 46. Salvia Hormlnum L., ein südeuropäischer Salbei, war früher wegen der schönen rothen, vio- letten und blauen Deckblätter In den Gärten sehr behebt, findet sich auch noch hier und da vor. Neuerdings hat man auch Formen erzogen, wo die Deckblätter rosafarbig oder weiss sind. 47. Von Saponarla calabrica Guss., die Immer noch unter dem falschen Garten -Namen S. multlflora In den deutschen, nicht in den besse- ren französischen Verzeichnissen aufgeführt wird, hat man jetzt auch eine Form mit fleischfarbenen Blüthen mit weissem Rande als Saponarla mar- glnata. (SchlusB folgt.) 80 Die Woiiderful- Erbse. Von H. S c li i e b 1 e r in Celle. Bereits im vorigen Jahrgänge der Wochenschrift (vgl. p. 72) berichteten wir über vier ueue Erbsen- t'ormen, die, jeu.seits des Kanals erzogen, sich auch bei uns bald Freunde erworben hatten. Sie ge- hörten gleich den oben genannten zu den runzli- gen Mark -Erbsen, die in BetreH' der Feinheit, des (rescliniacks, des Zuckergehaltes und langer Ver- brauchsdauer bisher vou keiner unserer mannig- faltigen Erbsensorten übertroflen wurden. — Sind auch für Frühkultur die Sorten der sogenannten Mai - Erbsen unentbehrlich , da die Mark - Erbsen einer längern Entwickelungs- Periode bedürfen, so gibt man doch den letzteren für Spätkultur ziemlich allgemein seit geraumer Zeit den Vorzug. Die alte bekannte gelbe Wachs -Erbse und verwandte Sorten sind bereits fast gänzlich in Vergessenheit gerathen. Doch auch für die sogenannten Folger- Erbsen oder mittelfrühen, wohin die treffliche Dick- son's Favorite, die Bishops-, Schabel- Erbse und eine Menge anderer gehören, treten mehr und mehr in die neueren Züchtungen der Mark-Erbsen ein. ISiiedrigerer Wuchs, Zuträglichkeit und eine frühere Reife als die älteren Mark-Erbensorten empfehlen sie besonders. Hierher ist auch die, wenn wir nicht irren, von Turner gezüchtete „Wonderful" zu zählen, die iiiren Namen und die ihr gewordene Empfehlung bei uns vollkommen gerechtfertigt hat. Die Erbse wird gegen o Fuss hoch, bestaudet sich sehr stark bei kräftigem Wüchse und bringt eine Menge Hülsen , deren jede 7 — 9 grosse Erb- sen enthält. — Es ist eine sehr dankbar tragende, weisse Erbse von vortrefflichem Geschmacke, die, wir zweifeln nicht daran , jedem Liebhaber guter Gemüse willkommen sein wird. — Etüde de M. Vernieiilen, notaire il Bruxelles, nie des Boiteux 16. Le notaire Vermeuleu vendra publiquement, les 27, 28 et 29 avril 18(54, k onze heures pr^- cises du matin, en la maison, rue de Brabant, u. 224, ä Schaerbeck lez ßruxelles, sous la direction de M. Ambroise Verschaffelt, horticulteur ä Gand (Bclgifjue) : La belle et riche coUection d'Agaves, Yucca et Bonapa rtea et genres analogues, ddlaiss^e par M. Edmond-Pierre- Jean-Joseph Vander Vinneu , en son vivaut propri^taire et amateur distingu^, audit Schaerbeck. Les plantes seront ä voir deux jours avant la vente, depuis dix heures du matin jusqu'ä quatre heures de relev^e. Le catalogue se distribue : A Bruxelles, A Paris, A Amsterdam, A Gand, A Berhn, A Leipzig, A Londres, A St Petersbourg, en la maison mortuaire, rue de Brabant 224; en r^tude du notaire, rue de Boi- teux 16; chez MM Muquardt,hbraire, place Royal ; „ » -A- Goin, libraire, rue des Ecoles S2; „ „ Sybranni, libraire; „ „ Ambroise Verschaffelt, horticulteur; „ „ Muquardt,libraire, place d' Arm es; „ „ leprofesseurKarlKoch; „ „ Muquardt, libraire; „ „ Silberrad and son, 5, Harp lane, great to- wer Street; „ „ Jacques Issakoff, li- braire. Rosenireiuiden empfiehlt Unterzeichneter zu bevorstehender Früh- jahrspflanzung ans seinen grossen Rosenschulen hodistämmige üosen von ganz vorzüglicher QuaHtät, in allen Grössen und in den prachtvollsten altern, neuem und neue- sten Sorten. Die bei weitem über 2000 Varietäten zählende Sanmilung enthält das Werthvollste und Neueste, was bisher im herrhchen Bereiche der Rose erschien. Ueber 200 Sorten Moos-, gegen 1000 Sorten Bourbon- und Remontant- Rosen und unter diesen allein über 100 Sorten aus der nur tief-dunkele, leuchtend und feurig-farbene Rosen ent- haltenden Prunkgruppe der Rosomenen. Verzeich- nisse werden auf frankirtes gefälliges Verlangen franko ertheiit. Köstritz, im Fürstenthum Reuss, 1864. J. Ernst Herger, Rosengärtner. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, EommaodautCQ-ätra&Be No. 63. Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdmckerei in Berlin, Zieten-Flau No. !. Wochenschrift des Vereines znr ßeförderiiiis; des (üarteiibaoes in den Könisl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : I*i*ofessor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 11. Berlin, den 19. März 1864. Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Der Stand des Obstbaues im Kanton Zürich. Vom Semiuarlehrer J. M. Kohler in Küssuacht. — - Auswahl von Rosen, Vom Eoseugärtner Herger in Köstritz. — Die neuen Sommergewachse des Freilandes. (Schluss.) Sonntag, den 3. .April, Frühjahr$-.4usstellung in der grossen .\ula der Hönigl. Tiiierarzneisehule (Louisenstr. No. 56). Die Versammlung der lÜltglicder tindet an demselben Tage, Nachmittags 3 I hr, im Englischen Hause (jflohrenstr. No. 49) statt, worauf (um 3 Uhr) ein gemeinschaftliches Itlittagsessen erfolgt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Der Stand des Obstbaues im Kanton Zürich. Vom Seminark'lirer J. M. Kohler in Kü.ssnacht. Briefliche Mittlieilung. Ihrem Wunsche gemäss erhalten Sie hiermit einen, allerdings kurzen Bericht über den Stand und Gang des Obstbaues im Kanton Zürich. Ich be- nutze diesen Anlass um so lieber, da das etwas inivollstiindige Verzeichniss , welches unserer nach Görlitz entsendeten Sammlung beilag, es mir zur Pflicht macht, das Versäumte nachzuholen. Der Kanton Zürich, 74,8 Schweizer Quadrat- Stunden oder 31,30 Quadrat -Meilen gross, ist ein an Obst reiches Gebiet. Es wird vorherrschend Kernobst gebaut , doch auch Steinobst in ansehn- licher Menge. Schalenobst verschwindet mehr und mehr, und es sind in den letzten 30 Jahren die meisten der ziemlich zahlreichen , mächtigen Wall- nussbäume gefallen. In derselben Zeit sind auch die meisten der gewaltigen Kirschbäume in der Ebene (niedere Lagen) verschwunden, und finden sich gegenwärtig nur in höheren Lageii noch in grösserer Zahl. Da unsere Berge nur wenig die absolute Höhe von 3000 Fuss überschreiten, und sich sonach nur 1800 Fuss über unsere niedrigsten Thalgelände er- heben, so gedeiht überall das Obst; denn es steigt der Pfirsich- und Aprikosenbaum bis zu 1800 Fuss ü. M., der Wallnuss- und der Zwetschenbaum bis 2500 Fuss, das Kernobst bis 3000 Fuss, die Pflaume und Kirsche bis 3500 Fuss ü. M. in der nördlichen Schweiz. An einigen Orten dehnen sich schöne Baumpflanzungen über alles Land — Weinberge ausgenommen — fast gleichmässig aus, so dass wahre Obstbaumwaldungen entstehen, in denen rie- sige, gross wie Eichen gewachsene Birn-, Kirsch- und Aepfelbäume gar nicht selten sind. Hier sieht man so recht, dass unser Boden und Klima diesen Gewächsen trefl'lich zusagen. Die mächtigsten der- artigen Obstwaldungen finden sich um den Zürich-, Greifen-, Pfäffiker-See; es ist auch allerorts That- sache, dass die nördlichen Abhänge der jene Seen umkränzenden Höhenzüge den Obstbäumen besser -zusagen, als die Sudgehänge. In andern Gegenden, besonders da, wo der eigentliche Ackerbau zu Hause ist, wird der Obstbau in weniger ausgedehn- tem Maasse betrieben, und bleibt meist auf grös- sere oder kleinere Bauragärten beim Hause, oder auch auf besondere Obstplantagen, auf sogenannte Almenden, beschränkt. Baumpflanzungen längs der Strassen, wie solche in Württemberg und auch in einzelnen Kantonen der Schweiz vorkommen, exi- stiren bei uns nicht. Je nach der Gegend wird auch der Obstbau mit mehr oder minder Sachkenntniss, mit mehr oder weniger Pflege betrieben. Tüchtige Land- wirthe düngen jedes Jahr ihre Bäume, ja selbst wiederholt, indem vielorts nach jedem Grasschnitt gegüllt wird, denn ,wo ein Baum in der Wiese steht, wird der Boden doppelt in Anspruch genom- men ; er bedarf daher um so mehr des Ersatzes durch Düngung." Das ist die Ansicht unserer Bauern, ohne Liebig studirt zu haben; und das glauben 11 82 sie nicht blos, sie thun darnach. An eben diesen Orten werden die Bäume je zu 3 Jahren umge- lichtet, welches Geschäft meist im Vorwinter ent- weder vom Baiimbesitzer selbst, oder von den so- genannten , Baumerbauern" mit Hülfe des , Hack- messers" für das hierbei abfallende Holz ausgeführt wird. Für dieses Baumbeschneiden haben wir keine eigentlich gelernten Baumschneider; es sind die be- treffenden Leute aber doch meist nicht ungeschickt, und indem sie darauf sehen , zu starke Dickichte zu lichten, ferner eine möglichst ebenmässige Krone heranzubilden oder zu bewahren, so fällt die Sache in der Regel nicht übel aus. Es gibt wohl keine Ortschaft, die nicht eine Anzahl eigenthümlicher Obst-Sorten besässe. In den einen Gegenden sind die Birnbäume zahlreicher, in andern die Aepfelbäume; hier wird neben dem Wirthschaftsobst noch viel und trefttiches Tafelobst gezogen , während anderwärts fast ausschliesslich Wirthschaftsobst vorkommt. Wie gross übrigens die Anzahl der Obst- bäume im Kanton Zürich sei, und wie gross der Ertrag an Obst, könnte ich nicht einmal annähernd angeben. Doch mögen einzelne Beispiele einen Masstab zur Beurtheilung dieser Frage abgeben. Der Kanton Thurgau, etwa halb so gross, wie der Kanton Zürich (17, 90 Quadrat-Meilen) hat etwa 160,164 Juchart ä 40,000 Quadrat-Fuss Kulturland, auf welchem Obstbäume stehen. Hiervon entfallen 88,603 Juch. auf Ackerland und 61,561 Juch. auf W^iesen. Da dieser Kanton gegenwärtig 877,610 Obstbäume zählt, so finden wir pro 1 Juch. = ö<' Bäume; auf die Einwohner vertheilt pro 1 Kopf beinahe 10 Bäume. Diese sämmtliehen Obstbäume repräsentiren ein Kapital von nahezu 44 Mill. Franc und werfen durchschnittlich pro Jahr einen Ertrags von e. 2 Mill. Franc ab. Der kleine Kanton Baselland (7,(;5 Quadrat- Meilen) zählt 410,599 Bäume, nämlich: 148,734 Aepfel-, 59,990 BIrn-, 54,271 Zwetschen-, 4,068 Pflaumen-, 131,800 Kirschen-, 1 1,716 Nussbäume. Hier kommen auf jeden Einwohner 8 Bäume, und da der durchschnittliche Ertrag pro 1 Jahr auf 1,230,000 Franc geschätzt wird, so kommen davon 24 Franc auf je 1 Einwohner und 3 Franc je auf einen Baum. Vom Kanton Zürich führe ich die grosse See- gemeinde Wadenschweil an, in welcher man im Herbste 1862 den Obstertrag zu 270,000 Sester Birnen = 16,560 Saum Most, imd 160,000 Sester Aepfel = 7530 Saum Most rechnete. Es ist frei- lich das Jahr 1862 am genannten Orte, mit Aus- nahme einiger Gegenden in Berg, ein an Obst sehr reiches gewesen. Rechnen wir den Saum (100 Maass, 1 Maass = 3 Pfd) Most nur zu 10 Franc, so erhalten wir einen Ertrag von den Bäumen einer einzigen Gemeinde im Betrag von 238,900 Franc. Das mit Obstbäumen besetzte Land mag sich um 3000 Juch. belaufen. Aus meiner nächsten Umgebung, von Küss- nacht, wo Bäume nur auf W^iesen gezogen werden, führe ich schliesslich noch ein Beispiel an. Einer meiner Freunde zählt auf seinem 9 Juchart betra- genden Wieslande 180 Bäume, (Aepfel und Birnen), von denen 155 Stück tragbar, 25 weitere Stück noch nicht tragfähig sind. f]s kommen also hier durchschnittlich 2000 Quadrat-Fuss auf jeden Hoch- stamm, während bei andern hiesigen Baumpflanzun- gen nur 1500 Quadrat-Fuss auf den Baum entfal- len. Li guten Obstjahren gewinnt mein Freund 72 Saum ^lost und 80 Tansen a 4 Sester Koch- und Tafelobst. Das Mostobst besteht hier am See meistens in Birnen. Der grösste Theil unseres Obstes wird in Most (Cider) verwandelt, wozu die Leute hier zu Lande schon wegen der Weinbereitung ganz gut einge- richtet sind. Viel Obst wird roh und gekocht ge- gessen, ein bedeutendes Quantum gedörrt (gebacken). Eigene Einrichtungen zum Dörren sind nur selten; in Folge der hohen Holzpreise vermindert sich diese wenig rentable Zubereitung. Die Trestern des gemosteten Obstes geben Branntwein, und die ausgenutzten Trestern werden geformt, getrocknet und als Brennmaterial verwendet. Ein nicht unbe- deutendes Quantum Obst wird gleich im Herbst nach Deutschland ausgeführt, und zwar in letzter Zeit nicht mehr allein in die obstarmen Gegenden Oberschwabens, sondern selbst hinunter an den Rhein, wie z. B. letztvergangenen Herbst nach Frankfurt a. JI. Es bleibt mir noch übrig, Ihnen mitzutheilen, was seit einer Reihe von Jahren geschehen Ist und was gegenwärtig geschieht, um die für uns so wichtige Obstkultur immer mehr zu heben und noch allgemeiner zu verbreiten. Der landwlrthschaftliche Kantonalverein ordnete seit einer Reihe von Jahren landwlrthschaftliche Ausstellungen an, in denen das Obst stets eine wichtige Stelle einnahm. Die hohe Regierung des Kantons setzte den Vorstand des laudwirthschaftllchen Vereins in den Stand, den besten, schönsten und belehrendsten Sortimenten angemessene Prämien zu ertheilen. Zugleich wur- den die meist sehr bedeutenden und schönen Obst- Ausstellungen benutzt, um die verbreitetsten und besten Sorten unseres Ländchens kennen zu lernen. Inspektor Lucas aus Reutlingen war zu dem Ende I i 83 2 Mal bei imsera Ausstellungen, und durch iliu, wie durch einheimische Kenner, wurden mögliclist viele einzelne Sortimente bestimmt, so dass man- chen Orts die richtigen Namen nun bekannt sein können. Hierbei niuss freiUch zugegeben werden , dass diese Bestimmungen sich stets nur auf eine Min- derzahl der ausgestellten Obstsorten erstreckten, auf diejenigen nämlich, die aucli anderwärts viel- fach vorkommen und als systematisch beschriebene Obstsorten bezeichnet werden können. Für die andern lokalen Sorten sammelte man die zu deren näheren Kenntniss nöthigen Materialien, musste sich aber dabei vielfach überzeugen, dass man es in den meisten Fällen nur mit Sorten geringeren Ran- ges zu tliun habe, mit Kernobst-Sorten, welche nir- gends über die engen Grenzen ihrer Entstehung hinaus sich verbreiteten. Unmittelbar nach einer solchen Ausstellung, (im Jahre 1855), bearbeitete der damahge Ober- gärtner des botanischen Gartens in Zürich, Dr. Eegel, die Mehrzahl der ausgestellt gewesenen (226) Aepfelsortcn. Diese Schrift gab noch gleich- zeitig Belehrung über die Kultur der hochstämmi- gen Obstbäume für das Feld und den Obstgarten. Da selbe allen Mitghedeni V Silberrad and son, 5, Harp lane, great to- wer Street; A St Petersbourg, •n n Jacques Issakofl', li- braire. Etahlis.seiueiit horticoie ile Louis van Houtte ii (laud. Eben ist No. 102 des Catalogue de plantes et de plein air erschienen und bringt, wie gewöhnlich, ein reichliches Verzeichniss der Kulturen in dem Garten -Etablissement von Louis van Houtte in Gent. Dasselbe umfasst nicht weniger als 118 ziemlich gedrängt-gedruckte Oktavseiten. Wir ma- chen darauf aufmerksam. Liebhaber erhalten auf portofreie Anfrage den Catalogue franco zugesendet. Verlag von Karl Wiegaudt in Berliu, Kommandantcn-Strasse No. 62. Druck der C. Feiste r 'sehen Buehdruckerei in Berliu, Zieten-PIatz No. 2. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : Ir*i"or. Karl rvoch, General-Sekretair des Vereines. No. 12. Berlin, den 26. März 1864. Preis des Jahrganges b^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Alocasia Veitchii C Kooh und Lowii Hook. — Bericht über den Betrieb des Versuchsfeldes des Vereines zur Beförde- rung des Gartenbaues und die darauf erzielten Re.sultate des Jahres 1863. Vom Inspektor des Königl. botauischen Gartens C. B o u c h e. — Der Park zu Monceau. Von A. Stelzner, Handelsgärtner in Gent in Belgien. Souiitag, den 3. April, Fruhjahrs-Ausstcllinig in der grossen Aula der Königl. Thierarzneiscbule (Louisenstr. N«. 5C). Die Versammlung der Mitglieder findet an demselben Tage, !\achniittags 2 lüir, im Englischen Hause (Itlohrenstr. No. 49) statt, worauf (um 3 Uhr) ein gemeinschaftliches Dlittagsessen erfolgt, wozu die geehrten Dlitglieder eingeladen werden. Alocasia Veitchii €. Koch n. Lowii Hook. Während der grossen Ausstellung in Gent vor 2 Jahren sahen wir zuerst Alocasia Veitchii, im vorigen Jahre hingegen in Mainz Alocasia Lo- wii. Beide waren als Kaladien ausgestellt; wir erklärten beide jedoch, alsbald wir sie sahen, für Alocasieu. Hooker hatte im vorigen Frühjahre Gelegenheit A. Lowii in Blüthe zu sehen und ge- nau zu untersuchen; er überzeugte sich ebenfalls da- von und bildete die Pflanze im botauieal Magazine (tab. 5376) als solche ab. Später (vor. Jahrgang der Wochenschrift S. 332) hielten wir möglicher Weise beide Pflanzen für Formen einer und der- selben Art; dass es aber nicht so ist, haben uns schöne und vollkommen ausgewachsene Exemplare im Garten des Kommerzienrathes Leonor Rei- ehenheira belehrt. Sie haben uns auch Gelegen- heit gegeben, vergleichende Untersuchungen anzu- stellen und eine sichere Diagnose aufzustellen. Wenn wir früher, bevor wir A. Veitchii lebendig sahen, diese für identisch mit A. cuprea hielten (s. 4. Jahrgang der Wochenschrift S. 140), so beruht dieses ebenfalls auf einem Irrthuni, den wir hier- mit berichtigen. Beide Alocasien gehören unbedingt zu den schön- sten Blattpflanzen des Warmhauses und bilden ein würdiges Gegenstück zur Alocasia cuprea C. Koch (metallica Hook., nicht Schott). Da auch diese im Besitze des Kommerzienrathes Reichen- heim sich befindet und der dortige Obergärtner Boese sie bereits ebenfalls zu einem stattHchen Exemplare herangezogen hat, so empfehlen wir Pflanzen -Liebhabern um so mehr den Besuch der dortigen Gewächshäuser, als auch mehre schöne Or- chideen, unter Anderem die Abart des Deudro- bium m acro j)hy llum , welche als Dayanüm neuerdings in den Handel gekommen ist und zum ersten Male bei uns die herrlichen und grossen Blüthen entfaltet hat, in Blüthe stehen. Beide Alocasien stammen aus Borueo. A. Veit- chii hat der Reisende und Sammler von Veitch & Söhne, Thom. Lobb, entdeckt und vor 5 oder 6 Jahren nach England gesendet; die Einführung der andern ist erst vor einigen Jahren durch Low & Co. in Clapton geschehen. Die letztere scheint leichter zu blühen, denn nachdem, wie bereits er- wähnt, Hook er nach einer blühenden Pflanze die oben schon citirte Abbildung gemacht hat, befand sie sich jetzt wiederum im Garten des Kommerzienrathes Reichenheim in Blüthe. So viel wir wissen, hat A. Veitchii, obwohl viel länger bei uns in Kultur, noch nicht geblüht. Beide Pflanzen bilden keinen Stengel, aber auch keine Knollen, sondern haben an der Basis eine schwache, zwiebelartige Anschwellung, daher sie wohl keine sehr lange Dauer haben. Die Zahl der Blätter, welche sie besitzt, ist gering und be- 12 90 trägt in der Regel nur 3. Zwischen den Blattrand- scheiden der obersten kommen meist 2 Blüthen hervor, welche von häutigen röthlichen Scheiden umgeben sind. Alocasia cuprea macht dagegen einen Stengel mit kurzen Internodien, steht aber weniger aufrecht, als dass sie sich als Epiphyt an Baumstämmen vermittelst der Luftwurzeln anhält. Die echte A. metallica Schott macht Knollen und ähnelt in dieser Hinsicht den Xanthosomen ; auch ist ihre Blattbildung eine andere, so dass sie gar nicht so leicht verwechselt werden kann. Die er- sten 3 Alocasien haben Blätter mit rothbrauner Unter- fläche und einen, eine Linie breiten weissen Rand, weshalb sie auch in dieser Hinsicht eine eigene Gruppe darstellen. 1. Alocasia cuprea C. Koch. Der Stengel ist kurzgliedrig und kletternd; dielederartigen und schildförmigen Blätter haben eine breit - längliche Gestalt und sind am obeni Ende ziemlich abge- rundet, am untern hingegen befindet sich, weil die beiden Ohren bis über 2 Drittel verwachsen sind, nur ein seichter Einschnitt. Die Oberfläche besitzt eine fast metallisch -glänzende, dunkelgrüne Farbe, die untere hingegen ist braunroth. 2.- Alocasia Veitchii C. Koch hat keinen Stengel, indem die Basis nur etwas zwiebelartig erscheint. Die mehr pergamentartigen, weit härte- ren und schildförmigen Blätter haben eine lanzett- pfeilförmige Gestalt, laufen also am obern Ende in eine Spitze aus, am untern hingegen stehen die langen Ohren, welche nur zum Drittel an der Ba- sis verwachsen sind, grade aus. Die helle grüne Farbe der Oberfläche wird an der Mittelrippe und an den Hauptästen, von denen 2 sich in den Ohren befinden, sowie gegen 2 Linien auf beiden Seiten der- selben in der Fläche durch eine grauweisse Silber- farbe unterbrochen. Auch die mehr eingesenkten Adern, welche vom Rande aus in mehrern Bogen mit den Hauptästen sich verbinden oder auch bis fast zur Mittelrippe hinab steigen, haben eine, aber schwächere Silberfarbe. Die Unterfläche ist braun- roth. Die Länge des Blattes beträgt bei einer Breite von 5 Zoll an der Basis 14 Zoll, während die unten 2| Zoll breiten Ohren 5 Zoll lang sind. Der Blattstiel ist dunkelgrün marmorirt und be- sitzt eine Länge von 15 Zoll. 3. Alocasia Lowii Hook. Stengel wie bei der vorigen Art. Die Blätter stehen in Konsistenz und Form zwischen den beiden vorigen und laufen nach oben weniger lanzettförmig zu; ihr Breiten- Durchmesser beträgt auch 7, der der Länge hingegen 15 Zoll, wälirend die kürzern und breitern Ohren eine Länge und Breite von .'3 Zoll besitzen. Die smaragdgrüne Oberfläche hat eine mehr weisse und breitere Mittelrippc mit 9 eben so gefärbten Haupt- ästen. Dasselbe gilt von dem mehr als eine Linie breiten Rande. Die Adern hingegen liegen etwas erhaben und haben keine besondere Färbung; auch die Art ibrer Verzweigung ist eine andere. Li der Mitte zwischen 2 Hauptästen gehen, über 1 Linie von einander entfernt, 2 Hauptadern schlangenför- mig nach der Mittelrippe und schicken Zweige nach deren Hauptästen. Der 17 Zoll lange Blattstiel ist hell und nur sehr schwach am untern Theile mar- morirt. Bericht Über den Betrieb des Versuchsfeldes bts13crfinfsjur?3fförbcruii9 brs ©artfnbaufs und die darauf erzielten Resultate des Jahres 1863. Vom Inspektor des Königl. botaiiisclien Gartens C. B o u c h ^. Der Sommer des vorigen Jahres war bekannt- lich nicht zu den warmen zu rechnen, sondern ge- hörte zu den ungewöhnlich kühlen, welche für die Kultur vieler, mehr Wärme liebender Pflanzen kei- neswegs als günstig zu betrachten war, weshalb denn auch allenthalben Gurken, Bohnen und Mais im Freien schlecht gediehen; in den meisten Gär- ten starben die Gurken schon vor der Blüthezeit ab, ja sogar die in Mistbeeten stehenden blieben in Folge des kühlen Frühlingswetters schwach und lieferten nur geringe und kurze Erndten. Der Mais : schritt in seinem Wachsthum sehr laugsam fort, i blühte erst spät und trug wenig reifen Samen. Bohnen gediehen nur kümmerlich, nahmen je nach- dem die Witterung warm oder kalt war, bald eine gelbUche, bald eine grüne Farbe des Laubes au ; und reiften erst spät. Die Kühlarten wurden an- fänglich durch Maden in den Wurzeln und später ! durch Blattläuse sehr heimgesucht, jedoch erholten ! sie sich Mitte des Sommers und bildeten sich vom Juli bis Herbst wider Erwarten gut aus, nur hiel- ten sich die Kopfkolilarten nicht lange, weil die j Witterung zu unbeständig war und grosse Wärme mit plötzlicher Kühle abwecliseltcn; bei dem kühlen Wetter bildeten sich die Köpfe gut und fest aus, platzten oder faulten aber bei der darauf folgenden grossen Wärme bald , so dass eine Vergleichung der in Erfurt empfohlenen Kohlarten mit den in Berlin vorzugsweise kultivirten, welche zu diesem Zwecke auf dem Versuchsfclde neben einander an- gebaut waren, fast erfolglos blieb. Gemüse, deren Knollen oder Wurzeln man be- nutzt, gediehen hingegen sehr gut, ebenso auch Erbsen, die sich fast überall in besonderer Ueppig- keit und Fruchtbarkeit fanden. 91 Die von dem Versuchsfelde nach Görlitz zur Ausstellung gesandten Gemüse wurden dort von den Preisrichtern für die am besten kultivirten er- klärt. Grosse Schwierigkeiten boten viele einjährige Zier-Pflanzen, denen es an Wärme fehlte, weshalb sie sich laugsam entwickelten und spät Samen an- setzten, jedoch ist von den meisten soviel geerndtet, dass reichlich an die Mitglieder vertheilt werden kann. Von einjährigen Pflanzen waren die neuen Va- rietäten der Viola tricolor maxinia, deren Zucht man dem Kunst- u. Handelsgärtner Schwan ecke in Oschersleben verdankt, in besonderer Ueppigkeit gediehen, hatten grosse Blumen und ein höchst mannichfaches Farbenspiel ; noch mehr aber nahmen die auf dem Versuchsfelde gezogenen Abarten der Lychnis Haageana, die hinsichtlich der Farben von hellmennigfarben bis in blutroth abänderten, die Aufniei-ksrmkeit der Sachkenner in Anspruch. Auch einige hübsche neue Formen von Astern sind ge- züchtet worden. Da es der Raum des Versuchsfeldes gestattet, so ist ein Theil desselben für Beerenobst eingerich- tet und sind fm vorigen Jahre zunächst 25 Sorten Erdbeeren, von denen im Herbste wird vertheilt werden können, angeschafft worden. Wir lassen hierauf den Bericht über die ein- zelnen angebauten Pflanzen folgen : I. Gemüse und ökonomische Gewächse. a. Gemüse. 1. Erbse, Bischoffs-, war ausgeartet, denn statt ihrer gewöhnlichen Höhe von 1^ Fuss, wurde sie mehr als 3 Fuss hoch. 2. Erbse, Queen of Dwarfs, zeigte sich als eine volltragende, mittelfrühe, mit mittellangen Hül- sen versehene, des Anbaues werthe Sorte. 3. Erbse, Victoria-, grosse neue engli- sche, hatte einen üppigen Wuchs, trug spärlich, nur mittellange, mittelfrühe Hülsen; daher nicht zu empfehlen. 4. Erbse, Alliance white Dwarf, erreichte eine Höhe von 3 Fuss, trug schwach. Hülsen mit- tellang: nicht des Anbaues werth. 5. Erbse, Prinz Albert. Sie bewies sich als eine frühe, reichtragende Sorte, mit zwar nur mittellangen, aber vollen Hülsen; ganz besonders zu empfehlen. 6. Erbse, Veitch's Perfection, ist 3 Fuss hoch, trägt spärlich und spät, ist aber vielleicht in andern Bodenarten ertragreicher. 7. Erbse, Neue Zucker-, gelbhülsige Wachsschwert-, zeigte sich in diesem Jahre als eine starkwüchsige, spärlich tragende, 8 Fuss hohe Sorte, mit zwar sehr zarten, gelben Hülsen, ohne Faden. Ausserdem bewährten sich nach wiederholtem Anbaue ganz besonders Eugenien Mark-, Dille- stones early prolific-, Harrissons Ruhm-, Mumien- Erbse und Erbse des TIebei-flusses. 8. Staudenbohne, 8 Fuss hohe weisshül- sige Zucker-, war mittelfrüh, als Schnittbohne der Empfehlung werth. Ü. Staudenbohne, Hundert für eine, ist eine sehr empfehlenswerthe Sorte, die besonders gut als getrocknete Frucht sich verwerthen lässt. 10. Staudenbohne, Tausend für eine, ist eine vorzügliche Brechbohne, welche trotz der un- günstigen Witterung vom Sommer bis spät in den Herbst hinein immer junge Bohnen lieferte, wes- halb sie einen grossen Werth zum grünen, als ge- trockneten Gemüseverbrauch gewährt. 11. Staudenbohne, chinesische weiss- hülsige, zeichnete sich auch in diesem Jahre als eine der frühsten und unempfindlichsten Sorten, so- wie durch reichliches Tragen, aus. 12. Moos-Endivien. Diese Art unterscheidet sich von anderen durch dichteren, krauseren Wuchs und lieferte gebleichte, sehr zarte Blätter, des An- baues werth. 13. Endivie Escariol-, ist gleichfalls zu empfehlen. Sie ist von üppigem Wuchs, mit brei- ten, wenn gebleicht, zarten fleischigen Blättern. 14. Spinat, grösster gelber Schweizer-, eine vorzügliche Sorte mit dicken, runden, zarten Blättern, ist aber mit dem „zarten Spinat" aus Sa- voyen identisch. 15. Gurke, schneeweisse Riesen-, Schlan- gen-, ist ganz vorzüglich und reichlich tragend, scheint sich aber vorzugsweise nur für Mistbeet- Kultur zu qualificiren. 16. Gurke, chinesische, trug im letzten Jahre nur spärlich, kaum mittellange Früchte, be- darf also noch weiterer Prüfung. 17. Kopfkohl, neuer Imperial. Obwohl die mittelgrossen, spitzen Köpfe nicht sehr fest sind, so hat dieser Kohl dennoch einen gewissen Werth, in sofern er sehr früh ist. 18. Kopfkohl, Drumhead, bekundete sich als eine sehr frühe Sorte mit platten, festen Köpfen, empfehlenswerth als gute frühe Art. 19. Kopfkohl, Nonpareil, unterschied sich vom Kopfkohl Imperial nicht. 20. Kopfkohl, früher, Enfield-, zeigte sich ebenfalls nicht verschieden vom Kopfkohl Imperial. 21. Kopfkohl, mittelgrosser Erfurter, Herbst-, nicht verschieden vom Kopfkohl: Erfur- ter grosser, weisser; ist aber des Anbaues werth. 22. Kopfkohl, Berg-Rheinfelder, bewährte 12* 92 sich auch in diesem Jahre als eine Sorte zum so- fortigen Verbrauch oder zum Füttern des Viehes, da sie sehr grosse Köpfe bildet, welche aber locker und grob-nervig sind; zur Aufbewahrung für den Winter eignet er sich nicht. 23. Kopfkohl, blutrother, Erfurter -Sa- lat-, eine niedrige Sorte mit mittelgrossen, aber festen, feinen Köpfen, die ganz besonders empfeh- lenswerth ist. Ausserdem wurden wiederholt angebaut und als bewährt und vorzüglich befunden: 1. Kopfkohl, grosser Berliner weisser; 2. Kopfkohl, grosser Braunschweiger weisser; 3. Kopfkohl, grosser Holländischer rother. 24. Winterkraut, Graichens neues, unter- schied sich nicht von dem gelben Butterkohl, des- sen gelb gebleichte Herzblätter die Verwendung des Wirsingkohls haben und dessen Werth dadurch erhöht wird, dass er den Winter im Freien aushält. 25. Wirsingkohl-Sorten waren keine neuen eingegangen und wurden nur ältere Sorten zur wiederholten Prüfung angebaut, unter denen sich wieder folgende als ganz vorzüglich bewährten: 1. Wirsing, gelber Blumenthaler, 2. „ Capischer, feingekrauster grüner, 3. j Erfurter Winter-, 4. „ Ulmer früher, 5. , de Vertus, ß. y, grosser Berliner. 26. Palmenkohl, ist eine Grünkohlart, deren Blattsubstanz nur schmal, aber kraus ist, welche nach dem Abstreifen wie Grünkohl gekocht wird. Des eigenthümlichen, 3 — 4 Fuss hohen Wuchses halber eignet sich diese Sorte auch zur Dekoration von Herbstbeeten, besonders im Vereine mit den verschiedenen Abarten des Plümage - Kohls, der ebenfalls gebaut wurde. 27. Kohlrabi, Berliner Bastard-, eine frühe Kohlrabi von vorzüglicher Zartheit, welche beson- ders empfohlen zu werden verdient. 28. Grünkohl, hoher krauser Eiesen-, wird besser zum Füttern, (Abblatten), als für die Küche verwendet werden können; ist für nördliche Gegend nicht zu empfehlen, weil er nicht vom Schnee bedeckt wird und daher erfriert. 29. Kohlrüben, gelbe Schmalz-, als zart und wohlschmeckend zu empfehlen. 30. Mohrrüben wurden verschiedene ältere Sorten versucht, wovon sich nachstehende am vor- züglichsten bewährten: 1. Mohrrübe, Braunschweiger, 2. y, halblange dunkelrothe Frankfurt., 3. j grüiiköpfige Altringhara, 4. „ lange rothe Berliner, 5- r kurze holländische. 6. ganz kurze Treibkarote. 31. Petersilge, Wurzel-, lange Erfurter späte, und Berliner lange weisse waren nicht von einander zu unterscheiden , aber beide ganz vorzüglich und empfehleuswerth. 32. Bete, selected Dwarf, bewies sich von Neuem als eine gute Einmacherübe. 33. Porre, dicker Brabanter, und Porr^ von Musselburgh, erwiesen sich als zarte, flei- schige Sorten und verdienen besonders empfohlen zu werden. 34. Pastinak, neuer Imperial, lieferte sehr grossen Ertrag und kann als Viehfutter nicht ge- nug empfohlen werden. 35. Puffbohne, neue Johnson's, so wie Puffbohne, neue Tocker, zeigten sich als äusserst ertragreich und gut, daher zu empfehlen. 36. Von den in diesem .Jahre angebauten Sa- latsorten erwiesen sich als die vorzüglichsten: 1. Salat, sizilianischer, eine Soi-te, die zwar keine festen Köpfe bildet, und daher grün bleibt, die Blätter sind aber bis kurz vor Bildung des Blüthenstengels überaus zart und haben nicht den bittern, milchigen Geschmack vieler anderer Sorten. 2. Salat, Perpignaner, Doppelkopf, gelber Dresdner, gelber asiatischer, Topfs Forellen-Vollblut-, Eier- (zum Treiben), Sachsenhäuser Binde-; etwa 8 Tage vor dem Gebrauch müssen die Blätter zusammen gebunden werden, damit die Innern bleichen, welche sehr fleischig und wohlschmeckend sind. b. Oekonomische Gewäschse. 1. Tabak, Havanna-, und Tabak, Goundy zeigten sich als vorzüg- lich ertragreiche Sorten und sind ganz besonders zu empfehlen. 2. Kartoffel, Schnippiner, ist eine mittel- frühe Speise - Kartoffel. ,*- Pfd Aussaat lieferte 22 Pfund Ertrag. 3. Kartoffel, Heidelberger, ebenfalls eine mittelfrühe Sorte für die Küche. Von \ Pfd Aus- saat wurden 30 Pfd Ertrag gewonnen. 4. Kartoffel, Voigtländer rothe Zwie- bel-, ist ebenfalls mittelfrüh und zum Speisen gut. \ Pfd Aussaat gab 25 Pfd Ertrag. 5. Kartoffel des Ueberflusses ist eine späte. Die Erndte von ^ Pfd. Aussaat lieferte 25 Pfund Ertrag. 6. Runkelrüben erwiesen sich von denen in diesem Jahre angebauten als die besten : 3. » 4. V 5. r> 6. n 7. •n 8. n 93 „ vcithc Riesen-Flaschen-, „ lange duiikelrothe, „ lange gelbe Flaschen-, I. Runkelrübe, lange rothe Riesen -Pfahl-, 2. 3. 4. 5. „ neue weisse plattrunde. 7. Schirmraps. Die im Herbst hiervon ge- machte Aussaat eri'ror bei dem ersten Frost; die Im Frühjahr geschehene kam bis November nicht zur Blüthe, scheint demnach für frischen Sandbo- den nicht geeignet zu sein. 8. Mais, grosser weisser aus Cheefoo zeigte sich in diesem Jahre ebenfalls als mittel- frühe Sorte von nicht hohem Wuchs, kleinen Kol- ben und kleinen gelblich -weissen Körnern, die sich besonders zu Hühnerfutter eignen. 9. Mais, Mary Island, erwies sich gleichfalls in diesem Jahre wieder als spätere Sorte von mitt- lerem Wuchs und grossen Kolben, ist aber nur in günstigen Jahren ertragreich. 10. Mais, 40-tägiger, ist von niedrigem Wüchse mit mittelgrossen Kolben; er reift sehr früh. II. Mais, gelber früher Baden'scher ist ganz niedrig und hat sehr kleine Kolben; er passt daher nicht zum Grünfutter, wie er auch nicht we- gen des Ertrags der Körner Empfehlung verdient. 12. Mais, King Philipp, verdient auch dies Jahr wieder als eine ertragreiche Sorte erwähnt zu werden. 13. Mais, kleiner Perl-, eine ertragreiche mittelhohe Sorte, deren Körner sehr klein sind und ein vorzügliches Futter für Federvieh liefern; am besten reift sie auf mehr trocknem, als feuchtem Sandboden. 14. Mais, kleiner weisser und rother Perl-, eignen sich beide nicht für unser Klima, in- dem sie nicht zur Reife gelangen. 15. Mais, grosser rother, eine mittelfrühe, ganz vorzügliche Art, die beachtet zu werden wohl verdient. 16. Mais, Baden'scher, ist ebenfalls als ganz vorzügliche Sorte zu betrachten. Der Wuchs ist nicht hoch; sie liefert schöne, lange, frühreifende Kolben und ist daher sehr zu empfehlen. 17. Mais, egyptischer, ist starkwüchsig, ge- langte nicht zur Reife. 18. Mais, weisser Baden'scher ist identisch mit dem weissen ungarischen, welcher sich als eine mittelfrühe, sehr ertragreiche Sorte bewährt hat. II. Zierpflanzen. 1. Aster chinensis, Zwerg-Turban- oder Schachbrett-, ist eine sehr interessante dunkel- karmoisin mit weiss gestreifte Sorte von compaktem Wuchs. 2. Aster chinensis, Zwerg-, chrysanthe- mumblüthlge, in 2 Farben, entspricht allen An- forderungen einer schönen Aster und kann daher ganz besonders empfohlen werden. 3. Aster chinensis, Viktoria-, ist eine Zwerg - Bouquet - Aster und ihrer Vollkommenheit wegen besonders empfehlenswerth*). 4. Aster chinensis, gefüllte ranunkel- blüthige in" 8 Farben, sind wegen ihres hohen, etwas sparrigen Wuchses und ihrer kleinen Blumen mit grossen gelben Sternen nicht zu empfehlen. 5. Aster chinensis, neue Rosen-, in 12 Farben , gehören zu den päonienblüthigen Astern und zeichnen sich durch grosse Vollkommenheit aus. 6. Aster chinensis, grossblumige Kugel- Pyramiden-, in ß Farben, unterschied sich von den neuen Rosen-Astern nicht und scheinen beson- ders vervollkommnete päonienblüthige Astern zu sein. 7. Levkojen, frühblühende Herbst-, (Chei- rarnthus aunuus autumnalis praecox), in 8 Farben, blühten zwar später, sind aber von den grossblumigen englischen Sommer- Levkojen nicht wesentlich verschieden. 8. Balsaminen, gefüllte Rosen-, in 12 Farben, waren ganz vorzüglich, aber von den Rie- sen-Kamellien-Balsaminen kaum zu unterscheiden. 9. Nemesia compacta ist eine gedrängtere Form der N. versicolor mit rosenrothen Blumen, die jedoch nur im warmen, lockeren Boden gedeiht. 10. Heliauthus macrophyllus giganteus erreichte eine Höhe von 10 Fuss, kam aber trotz des günstigen Herbstwetters nicht zur Blüthe. 11. Tagetes signata pumila ist mehr inte- ressant als schön und wird keinen blumistischen Werth erlangen. 12. Calliopsis cardaminaefolia hybrida atrosanguinea steht der C. bicolor marmorata weit nach und verdient in blumistischer Hinsicht keine Beachtung. 13. Gaillardia picta, neue weiss-bordirte, war nichts weniger als weiss-bordirt und unterschied sich durchaus nicht von G. picta. 14. Scabiosa atropurpurea major, eine ausnehmend grosse Varietät, der Beachtung zu em- pfehlen. 15. Tropaeolum Tom-Thumb white unter- schied sich nur von T. Tom-Thumb durch eine blassere Farbe, weshalb letztere den Vorzug vor der ersten verdient. 16. Godetia the Bride ist eine vorzüglich *) Nicht mit der Dippe'schen Aster, welclie zuerst als Viktoria-Aster in den Handel kam , zu verwechseln. Siehe 5. Jahrgang S 826. Die Redaktion. 94 grossblühende Varietät von zarter Färbuug uud empfehlenswerth. 17. Convolvuliis tricolor subcoeruleus, so wie C. tricolor fl. pl. uml C. tricolor fl. albo pl. sind Varietäten, welche wenig konstant bleiben und dem C. tricolor spleudens bei weitem nachstehen. 18. Henecio elegans nanus coeruleus fl. pl. entspricht dem Namen nicht, denn ist? es auch eine gute Zwergtbrm, so ist die Farbe der Blumen noch nicht rein genug. 19. Seuecio subelegans carneus fl. pl. ist eine empfehlenswerthe Varietät. 20. Lobelia erinoides hybrida graudi- flora superba, eine grossblumige, dunkelblaue, sehr schöne Varietät. 21. Amarantus melancholicus var. ru- ber ist eine hübsche Blattpflanze, welche sich haupt- sächlich zur Topfkultur und zum Auspflanzen auf warme (Iruppen eignet. 22. Nolana paradoxa violacea*) eine mehr in's Violette übergehende Varietät; des niedrigen Wuchses wegen für kleine Gruppen geeignet. 23. Nemophila discoidalis marmorata kann sehr empfohlen werden. 24. Dianthus chinensis pumilus fl. pl. ist eine ganz niedrige, vorzügliche Varietät, die sich besonders auf kleinen Rasenplätzen verwenden lässt, und ist eben so interessant, als schön. 25. Ipomoea purpurea tricolor ist eine spätblühende, schön gezeichnete Sorte und der Em- pfehlung werth. Vertheilung von Sämereien und Pflanzen an die Mitglieder des Vereines. a. Sämereien sind abgegeben : Blumen-Samen . . . 4099 Portionen, Gemüse-Samen . . 441 „ Oekonomische Samen 228 _ Zusammen 4768 Portionen. b. Pflanzen zur Bepflanznng von IMunienbeeten und Gruppen : als Georginen, Pentstemon, Viola tricolor maxima, Verbencn, Malven, Fuchsien u. s. w. wurden ver- theilt IC.SB Stück. c. PHanzen-Verk)Osungen. Mit Ausnahme weniger Versammlungen wurden in den meisten derselben nach dem Schlüsse der Sitzung blühende Topfgewächse unter die anwe- senden Mitglieder vcrloost, so dass für diesen Zweck im Ganzen 672 Stück vertheilt wurden. Da der Verein kein Gewächshaus besitzt, so können nur Pflanzen , welche im Laufe des Som- mers in Mistbeeten oder im Freien stehend anzu- ziehen sind, oder getriebene Zwiebelgewächse und Stauden zur Verloosung gestellt werden, wobei denn zuweilen ein Mangel an Mannigfaltigkeit der Arten und Sorten und Seltenheit missfälhg bemerkt wurde, ein Vorwurf, der aber nicht der Leitung des Versuchsfeldes zur Last gelegt werden kann, sondern dem Mangel an Mitteln zur Herstellung geeigneter Räumlichkeiten und zur Anschaff"ung sel- tener Pflanzen beigemessen werden muss. *) Ist Nolana tenella Lindl. Die Red. Der Park zu Monceau. Von A. Stelzner, Haudelsgärtner in Gent in Belgien. Mit Freuden begrüsse ich jedes Jahr die Win- terabende, die mir als Gärtner einige Mussestunden geben, um die im Laufe des Jahres erhaltenen Ein- drücke und Erfahrungen den Lesern der verschie- denen Gartenschriften mittheilen zu können. Im Monat Juli hatte ich bei einem Ausfluge nach Paris Gelegenheit, die subtropischen Pflanzun- gen oben genannten Parkes zu bewundern. Es war mir doppelt interessant, denselben kennen zu lernen, da er einestheils noch neu und wenig be- kannt ist, anderntheils aber, wie mir einige Pariser Kollegen versicherten, sicli durch seine herrlichen Gruppen ursprünglich dem warmen Süden ange- höriger Pflanzen vortheilhaft auszeichnen sollte. Es ist dieses aber auch ein so anziehender Umstand, nachdem in unserem nördlichen Klima durch viel- seitig gemachte Versuche festgestellt ist, dass man zu Sommer-Gruppen im freien Lande manche schöne und namentlich in dekorativer Hinsicht brauchbare Pflanzen, die man früher nur in Töpfen und in Gewächshäusern zu kultiviren gewohnt war, in An- wendung bringen kann. Bekanntlich gehört dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in Ber- lin das Verdienst, zuerst in dieser Hinsicht ange- regt zu haben. In Berlin und Potsdam sind die ersten tropischen und subtropischen Blattpflanzen während der besseren Jahreszeit im Freien ausge- pflanzt worden. Es hat mich nicht gereut, die Promenade nach Monceau gemacht zu haben, denn meine durch die Erzählungen gesteigerten Erwartungen wurden noch übertroflen. Der Park von Monceau ist ohne Zwei- fel der reichhaltigste in dieser Beziehung im gan- zen nördlichen und mittlem Europa, wenigstens von denen, die ich bis jetzt zu sehen Gelegenheit gehabt habe. Umgekehrt habe ich von dem so viel besprochenen und berühmten Bois de Boulogne und von dem Tuilerien- Garten in dieser Hinsicht mehr erwartet. 95 Der Park von Moncean befindet sich in der Nähe des Triumphbogens der Chainps Elys^es und ist im Allgemeinen in englischem Styl gehalten. Ein sehr zierliches Gitter umschliesst ihn. Da zwei sehr breite und grade Cliauss(5en in entgegenge- setzter Richtung den Park durchschneiden, so sind 4 Haupteingänge, welche elegante Thore haben, vorhanden; man kaim demnach von jeder Seite aus eintreten. An diesen Eingängen finden sich Ra- batten vor, die mit Veronica, Chrysanthemen, Schar- lach-Geranien bepflanzt, aber von kleinblumigen, karniinfarbigen und niedrig gehaltenen Petunien eingefasst sind. Eine üppige Gruppe der grünen grossblättrigen Alocasia macrorrhiza fesselte zuerst meine Aufmerk- samkeit; dann kam eine andere aus Begonia Presto- niensis bestehend, welche mit ihren grossen, schö- nen und rothen Blüthen wahrhaft Efi'ekt machte. Es folgten alsdann Gruppen von Begonia macro- phylla und B. ricinifolia, die durch ihre verschiede- nen Blattformen den angenehmen Eindruck Erhöh- ten. Solanum laciniatum, dazwischen blühende Exem- plare der Jiisticia violacea und von Coleus Ver- schafi'eltii eingefasst, war ebenfalls mit bestem Er- folge zu einer Zusammenstellung benutzt. In der Nähe befand sich auch eine reizende Wasserpartie, von einem Säulengang, der mit Epheu zierlich um- wunden war, umgeben. Eine kleine Insel hob na- türlich vortheilhaft das ganze Bild. Fernere Grup- pen von Hortensien, Begonia tomentosa mit ihren grossen dichtbehaarten Blättern, von Musa paradi- siaca mit blühenden Fuchsien untermischt, so wie von Begonia fuchsioides in voller Blüthe, nahmen weiterhin meine Blicke in Anspruch. Es schien mir manchmal, als wenn die sonst überall aufge- gebene B. fuchsioides die Frage an mich richtete: „Warum hat man mich nicht auch anderwärts auf diese Weise verwendet, anstatt mich in enge Töpfe, in denen ich nun einmal nicht gedeihe, zu pressen und dann ganz und gar zu vergessen?" Einen herrlichen Anblick gewährte ferner auf einem Beete Solanum marginatum, was sonst dicht mit Lobelia raniosa bepflanzt war. Auf dem blauen Teppiche hatten die silberfarbigen, im Metallgianze schimmernden und mit Stacheln auf der Oberfläche besetzten Blätter ein geisterähnliches Ansehen. An einer andern Gruppe von Aucuba japonica, zwischen der grossblättrige Exemplare des Panicum sulcatum standen und welche beide von niedrigen und später in dem schönsten Roth der Früchte prangender Cotoneaster buxifolia eingefasst waren, vorbei, ge- langte ich auf eine steinerne Brücke, von der wie- derum aus sich herrliche Aussichten nach verschie- denen Seiten des Gartens eröffneten. Grossartig war der Blick auf den kunstvollen Triumphbogen, der Jjekanntlich auf der Höhe der Cbamps Elys^es steht und von hier aus nur eine geringe Entfer- nung besass. Balsaminen mit Colocasia violacea gruppirt, Rhododendren und Agapanthus umbellatus, eine Musengruppe von Tussilago Farfara fol. var. ein- gefasst, ferner Bosquets von grossblumigen Pelar- gonien oder von buntblättrigen Scharlach -Geranien umgeben, waren nicht von geringem Effekte. Eben so Zusammenstellungen von Fuchsia raacrantha und Verbesine verbascifolia, welche ausserdem auf einem Beete, mit der reizenden Nierembergia intermedia dicht bedeckt, sich befanden, so wie herrliche Ficus- und Erythrinen- Gruppen von Dianthus si- nensis eingefasst, Hibiscus sinensis mit den herrli- chen grossen Blumen und von Lantanen bekränzt. Besonders gefiel mir- eine Zusammenstellung von Coleus Verschafl'eltii, die von Cerastium Bieberstei- nii umgeben war, so wie eine andere Musengruppe, deren einzelne Pflanzen sich wie aus einem reizen- den Teppich von Tradescantia zebrina erhoben. Wiederum war diese buntblättrige, in Deutschland nirgends im Freien verwendete pflanze benutzt, um eine Einfassung bei einer Gruppe von Wigan- dia Caracassana zu bilden. Um grössere Strauch- und selbst Baumpartien bildeten Funkia ovata oder verschiedenblühende Fuchsien einen Kranz. Auch Gruppen von Cordyline congesta, von Colocasia antiquorum und von Cosmophylhun cacalioides, zwi- schen denen Exemplare von Salvia argentea stan- den, waren vorhanden. Auf einem freien Rasenstücke nahm sich ein Pandanus odoratissimus um so prächtiger aus, als man die Stelle, wo er eingepflanzt war, mit gross- blumigem Portulak dicht besetzt hatte; nicht we- niger eine Zusammenstellung von niedrigem bunt- blättrigen Acer Negundo und Perilla Nankinensis, die beide von Heliotropien umgeben waren , eben so baumartige Päonien, zwischen denen blühende Fuchsien sich befanden, zumal wiederum Lantanen einen Kranz darum bildeten. Auch die von mir früher schon besprochene und empfohlene Aralia papvrifera, welche mit ihren imposanten Blättern, die wohl den Eindruck einer Palme in unserem nördlichen Klima machen dürften, auf einem Beete Anwendung gefunden hatte, was Tradescantia ze- brina bedeckte. Ebenbürtig war ein Beet mit buntblättrigen Hortensien besetzt und von Lobelien eingefasst, so wie ein anderes von dunkellaubiger Farbe, Prunus lusitanica und mit Cuphea eminens eingefasst. In einem Bosquet bildete eine präch- tige Cedrus Deodara den Mittelpunkt, während ein Gürtel von Amarantus sanguineus, Ageratum me- xicanum, Scharlach- Geranien, Phygelius capensis und Veronica sich herum zog. 96 Auf dem grossen Rasenplätze standen hin und wieder edele Pflanzen in schönen Exemplaren, so Chamaerops humilis, Phoenix sylvestris, Livistona chinensis, Dioon edule, ferner Yukken, Musa Caveu- disbii und Aralia nyraphaefolia, und ge\\öbnlich von Tradescantia zebrina oder von grossblumigem Portulak umgeben. An vielen Bäumen hatte man, um die graue Rinde zu beleben, die dazu nicht genug zu empfehlende sibirische Zaunwinde Caly- stegia dahurica, mit den schönen gefüllten und ro- safarbigen Blüthen, benutzt, hin und wieder auch ringsum Lobelien angepflanzt. Durch einen tief gelegeneu Weg, auf beiden Seiten von hohen Bäumen und dichten Sträuchern beschattet, und zwischen schmalen Rabatten mit Pauicum plicatum, Campanula carpathica, Funkien, Buxus, Balsaminen und Gentiana acaulis bepflanzt, gelangt man wiederum iu's Freie, wo zunächst Gruppen von ]^Iagnolien, zwischen denen Pyrami- den - und Kugel - Astern einen schönen Blüthen- schmuck bildeten, um sie herum dagegen niedrige Tagetes sich befand, vorhanden sind. Bald steht man vor dem Grottenberge, an dessen Fusse eine Gruppe von leuchtenden Gazanieu die Augen wahr- haft blendete. Die Grotte selbst enthält Stalaktiten in wohlgefälliger Anordnung. In ihr eingetreten, thut sich eine neue Welt auf. Die Augen, bisher von Blunienpracht und freudigem Blattgrün gefes- selt, ruhen aus und nehmen andere Eindrücke auf, um sie unserer geistigen Sphäre zur Verfügung zu stellen. Der Berg war auf der einen Seite mit Rhodo- dendron- und Azalea pontica - Gruppen bepflanzt, die durch Tropaeolum, Amarantus sauguineus und grossblumige Pelargonien eingefasst wurden , auf der andern dagegen waren Felsen nachgebildet, auf denen wiederum Epheu, Vinca, Elaeagnus, Au- cuba, Evonymus, Balsaraineu, Lytrum u. s. w. eine passende Stelle gefunden hatten. Schliesslich nenne ich nur noch einige, beson- ders in die Augen fallenden Gruppen: von Curculigo recurvata und Boehmeria argentea auf einem Beete mit grossLlumigem Portulak dicht bepflanzt, von Hex mit Calceolaria floribunda eingefasst, vuu Cor- dyline congesta, um die wiederum ein Kranz der r(nzendcn himmelblauen Brachvcome ibcridifolia sich herumzog, von Coleus Verschaffeltii , umgeben von einem Gürtel buntblättriger Geranien, vuu bunten Georginen, umfasst von Lobelien. In jeder Itn- sicht befriedigt, verHess ich endlich den schönen Park und rathe allen denen, welche nach Paris kommen, es nicht zu versäumen, sich einen gleichen Genuss zu verschaflen. Etiide de M. Verraeulen, notaire ä Bruxelles, rue des Boiteux 16. Le notaire Vermeulen vendra publiquement, les 27, 28. et 29. avril 1864, ä onze heures pr^- cises du matin, en la maison, rue de Brabant, n. 224, a Schaerbeck lez Bruxelles, sous la direction de M. Ambroise Verschaffelt, horticulteur ä Gand (Belgique) : La belle et riche coUection d'Agaves, Yucca et Bonapartea et genres analogues, d<51aiss^e par M. Edmoud-Pierre- Jean- Joseph Van der Vinnen, en son vivant propri(?taire et amateur distingu^, audit Schaerbeck. Les plantes seront ä voir deux jours avant la vente, depuis dix heures du matin jusqua quatre heures de relev^e. Le catalogue se distribue: A Bruxelles, en la maison mortuaire, rue de Brabant 224; ^ en r^tude du notaire, rue de Boi- teux 1 ti ; „ chez MM Muquardt,libraire, place Royal ; A Paris, „ » -^- Goin, llbraire, rue des Ecüles H2; A Amsterdam, „ „ Sybranni, libraire; A Gand, „ „ Ambroise Verschatfelt, horticulteur; „ j) 55 Muquardtjllbraire, place d' Armes; A Berlin, „ „ leprofesseurKarlKoch ; A Leipzig, , „ Muquardt, libraire; A Londres, „ „ Silberrad and son, 5, Harp lane, great to- wer street; A St Petersbourg, „ „ Jacques Issakoft', li- braire. Etablisscilieiit Iioitieole de Louis ran H o u 1 1 e h Oaiid. Eben ist No. 102 des Catalogue de plantes et de plein air erschienen und bringt, wie gewöhnlich, ein reichliches Vcrzeichniss der Kulturen in dem Garten-Etablissement von L. van Houtte in Gent. Verkauf einer Gärtnerei. Meine hier in der allerbesten Lage befindliche Gärtnerei bin ich Willens mit sämmtlichen Gebäu- den, Glashaus, Mistbeeten u. s. w. bei massiger An- zahlung zu verkaufen. S targar d in Pommern. A. Ilaiiiicmaiiii, Kunstgärtner. Verlag vou Karl Wiogandt in Berliu, Komniaudanten-.Strasse No. 62. Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin, Zieten-Platz No. 2. Woehensclirift des Vereines zur ßeförderniig; des Oarteiibaoes in den Königl. Preossischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : I*rofessoi- Dr. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 13. Berlin, den 2. April 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IV. Besitzer Mart. Müller in Strasburg a. Rh. Drahtgeliinder für Spalierbäume, Wein u. dergl. Vom Baumschul- Sountag, den 3. April, Frühjahrs-Ausstellung in der grossen Aula der Königl. Thierarzneischule (louisenstr. No. 56). Die Versammlung der Mitglieder (indet an demselben Tage, Nachmittags 2 Dhr, im Englischen Hause (Mohrenstr. No. 49) statt, worauf (um 3 Uhr) ein gemeinschaftliches Itlittagsessen erfolgt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Allerlei ans der Gärtnerei niid Pflanzenkunde. IV. Eine der grossartigsten Pflanzen -Ausstellungen, wenn nicht die grossartigste, findet, wie wir schon berichtet haben, vom 24. April bis 6. Mai in Brüs- sel statt. Nach uns zugegangenen näheren Nach- richten wird die Betheiligung auch von Frankreich und England sehr gross sein. Die Anmeldungen sind so zahlreich eingegangen, dass der dazu be- stimmte Ausstellungsraum von 3000 Quadratmetern (3 Meter sind gegen 10 Fuss oder 1 Meter = 3,1862 Fuss) keineswegs ausreicht und man sich gezwun- gen gesehen hat, noch einen Anbau von 2500 Qua- dratmeter anzufertigen. Vor Allem macht Gent alle Anstrengungen , um seinen alten Ruf zu be- haupten. Wer, Liebhaber oder Gärtner, Zeit und Muse, freilich auch die nöthigen Mittel besitzt, ver- säume ja nicht, nach Brüssel zu gehen und eine Ausstellung zu sehen, wie sie wahrscheinhcli nicht sobald wieder geboten sein dürfte. Auch der damit verbundene Kongress von Bo- tanikern und Gärtnern wird sehr besucht werden. Abgesehen von den persönlichen Bekanntschaften, die bei solchen Gelegenheiten gemacht werden und sehr hoch in der Waagschale wiegen, wird schon durch die Ausstellung ausserordentlich viel geboten; die gestellten Fragen, welche freilich nur zum ge- geringen Theil zur Erledigung kommen möchten, sind von der grössten Wichtigkeit für die Praxi« und für die Wissenschaft. Wir machen besonders darauf aufmerksam, dass gewisse Pflanzen, wie Agaveen, Bromeliaceen , Aroideen u. s. w., die in getrocknetem Zustande fast gar nicht wissenschaft- lich bestimmt werden können, in grösster und reich- lichster Auswahl geboten werden möchten, und Bo- taniker damit eine Gelegenheit erhalten, an lebeu- .den Pflanzen genauere Studien zu machen. Aus- serdem könnte man sich über die Namen noch mancher anderer Pflanzen verständigen und dadurch dem immer mehr sich steigernden Wirrwarr eiuiger- massen Schranken setzen. So viel uns privatim mitgetheilt ist, werden aus Deutschland ausser dem Redakteur der Woclienschrift, Professor Goeppert in Breslau und Professor Reichenbach jun. in Hamburg kommen; aus Russland geht der Direk- tor des botanischen Gartens in Petersburg, Dr. Regel nach Brüssel; aus England werden anwe- send sein: Th. Moore, Hogg und Murray, aus Frankreich: Brongniart, Duchartre, Barral, F^e, Lecoq, Planchon, Graf von Lambertye, Martins u. s. w., aus Italien: Santo Garovaglio, aus der Schweiz de Candolle. Dass aus Deutschland eine rege Betheiligung bei der Ausstellung stattfindet, bezweifeln wir; es thut uns leid, da wir überzeugt gind, dass deutsche Kulturen jenseits des Rheines Anerkennung gefun- 13 98 ilen hätten. Wenn Belgier, Franzosen und Eng- länder in Manchem uns voraus sind, so würden wir doch wieder in andern Zweigen der Gärtnerei bei den Ausländern die Aufmerksamkeit auf uns len- ken. Deutsche Erzeugnisse haben sonst, selbst bei den grossen Weltausstellungen in London und Pa- ris, hauptsächlich wegen ihrer Wohlfeilheit die Auf- merksamkeit auf sich gezogen. Berlin könnte z. B. mit den Massen seiner Ficus, Erica's u. s. w., Dres- den mit den Kamellien, Azaleen u. s. w., Mainz auch mit seineu selbstgezüchteten Blütheusträuchern auf dem ausländischen Markte erscheinen. Wenn die Industriellen schon längst eingesehen haben, wie wichtig dergleichen Konkurrenzen für deu Auf- schwung des einen oder andern Industrie-Zweiges sich bewiesen haben und wie grosse Vortheile de- nen, welche sich mit noch so grossen Opfern be- theiligen, werden, so haben doch im Allgemeinen die deutschen Gärtner die Wichtigkeit noch keines- wegs hinlänglich erkannt und bleiben leider theil- nahmlos selbst da, wo es das Geschäft und die Ehre erheischt hätte. Zu derselben Zeit findet auch, wie wir schon angezeigt haben, eine grosse Ausstellung in Wien statt. Schade, dass deshalb von dort kein Botani- ker, an denen die Kaiserstadt grade für die Syste- matik sehr tüchtige Kräfte besitzt, nach Brüssel geht; doch hören wir, dass der Kunst- und Han- delsgärtner Abel der Einladung nach Brüssel Folge leisten wird. Die Wiener Gartenbau - Gesellschaft macht seit einigen Jahren ungemeine Anstrengun- gen; ihre Ausstellungen werden von Jahr zu Jahr grossartiger. Gärtner und Liebhaber beeifern sich, zu dem Glänze derselben beizutragen. Ausser den 84 Medaillen, welche für die Frühjahrs-Ausstellung im April bereits bewilligt sind, sind ausserdem noch von Privaten 100 Dukaten als Preise gestellt worden. Das neue Ausstellungs-Gebäude, welches mit einem Kosten- Aufwände von 350,000 Fl. erbaut wird, schreitet vorwärts und wird wahrscheinlich schon im Herbste fertig werden. Die Gesellschaft hat jedoch beschlossen, erst im nächsten Frühjahre die Eröffnung, und zwar durch Se. Majestät den Kaiser, geschehen zu lassen. Zu gleicher Zeit soll dann eine Ausstellung veranstaltet werden, welche wahrscheinlich eine der brillantesten werden wird; die je in W^ien gewesen sind. Wir machen des- halb schon jetzt Liebhaber und Gärtner darauf aufmerksam. Wir kommen auf eine dritte Ausstellung zu sprechen, welche vom 26. bis 28. Juni in Stettin durch den dortigen Gartenbau -Verein veranstaltet wird. Vermag diese auch in keinerlei Weise mit der Brüsseler zu wetteifern, so haben wir doch be- reits im vorigen Herbste schon gesehen, was man bei gutem Willen und einiger Energie vermag. Wie man aus dem Berichte über die erste Pflan- zen-Ausstelsung im vorigen Herbste zu Stettin (s. vor. Jahrg. der Wochenschr. S. 296) ersehen kann, gehörte diese zu den bessern, welche in Deutsch- land gewesen. Wir wollen demnach auch bei die- ser bevorstehenden zweiten Stettiner Ausstellung wünschen, dass auch von auswärts rege Betheili- gung stattfinde, damit die Anstrengungen und Mü- hen der Unternehmer einigermassen eine Belohnung darin finden. Wir haben über den Akkliniatisations- Garten in Algier durch den Gärtner Langguth Nachrich- ten erhalten, die auch ein allgemeines Interesse be- sitzen und deshalb werth sind, hier mitgetheilt zu werden. Es mag wenige Institute der Art geben, welche eine so glückliche Lage haben , als das in Algier; wir wüssten etwa nur Melbourne auf Neu- holland zu nennen, wo bekanntlich unser so über- aus thätiger Landsmann Ferd. Müller Vorsteher ist. Gleich dem botanischen Garten in Melbourne befindet sich auch der Akklimatisations- Garten in Algier in einem erfreulichen Zustande. Eine Menge von Pflanzen , die wir ängstlich in unseren Ge- wächshäusern gegen die rauhen Witterungs-Verhält- nisse schützen müssen, stehen in Algier im Freien und geben einen Begriff" von ihren natürlichen Zu- ständen. Es betriff't dieses selbst Palmen. So sieht man Cocos reflexa fortwährend mit geöffneten Blüthen-Scheiden und mit reifen Früch- ten. Besonders schön sind die Gruppen von Cy- cadeen ; es gilt dieses hauptsächlich von den süd- afrikanischen, welche auch reichlich vertreten sind, ^lan hat daselbst noch eine andere Zamia picta, welche der Z. Fischeri näher steht; die des bota- nischen Gartens in Berlin gehört zur Z. muricata. Bananen gibt es in grösster Auswahl der Sorten. Es ist doch ein schöner Blick, diese herrlichen Blattpflanzen mit den schweren herabhängenden Kolben zu sehen! besonders gilt dieses von Musa Ensete, welche man bereits zu einer Allee benutzt hat. Obwohl erst vor einem Jahre angepflanzt, besitzen die einzelnen Exemplare doch schon an der Basis einen Staunn-Durchmesser von 1 Fuss. Ganz eigen thündicli sieht es aus, dass neben allen diesen tropischen und subtropischen Pflanzen wieder unsere Obstsorten: Aepfel, Birnen, Pflau- men, Aprikosen und Pfirsiche, Platz gefunden haben und ebenfalls reichlich tragen. Es ist dieses ein ganz eigenthümlicher Anblick. Dazu kommen noch die Felsenparthien mit allerhand Alpinen. So be- merkt man die verschiedenartigsten Gruppen neben einander; Alles gedeiht unter demselben Klima. Und doch fällt in Algler das Thermometer bis- weilen ziemlich tief, wenn auch die niedrige Tem- 99 pcratur nicht lange anliält. In den ersten Tagen des Januar war es so kalt, dass in ungünstigen Lagen sogar Eis gewesen sein soll. Und doch hatten selbst Bananen dabei nicht gelitten. Ende Februar war die Wärme übrigens wieder bis 1 8 Grad im Schatten gestiegen. Dazu kommen nun noch fürchterliche Regengüsse, wie man sie nur selten bei uns sieht, und erhalten die Luft stets feucht. Auch die Redaktion der Hamburger Garten- uiid Blumenzeitung hat ernstlich gegen die Beschul- digungen des Handelsgärtners Heineman u in Er- furt, welche dieser wegen der Dahlia imperialis gegen die Redaktionen einiger gärtnerischer Zeit- schriften erhoben, Verwahrung eingelegt, so dass wir es schliesslich ebenfalls für unsere Pflicht halten, uns dem vom Inspektor Otto und Anderen Ausge- sprochenen vollständig anzuschliessen. Jedermann, der unseren Artikel über Georginen (s. vor. Jahrg. S. 377) gelesen, wird hier viel mehr eine wissen- schaftliche Abhandlung finden, die belehren soll, als auch nur die geringsten (Spuren einer Lobhu- delei, wie Heinemann meint. Wir bezweifeln übrigens, dass dieser unsere Abliandlung gelesen hat und wüssten auch gar nicht, wie ein Mann, der öffentlich in Mainz aussprach, dass er nur die Gärtner, welche keinen Professor, also keine Wis- senschaft bedürften, leben lasse, dazu käme. In Betreff der Lobhudeleien möchten wir Heinemann nur an seine eigenen Verzeichnisse erinnern und einfach fragen, ob diese denn so ganz frei sind? Wir erwähnen nur das gar sehr angepriesene Sec- chium edule, was von ihm auch auf die anziehendste Weise für die Kultur im Freien empfohlen wurde. C)b wohl Heinemann die Pflanze je im Freien kultivirt hat? Es müsste dieses eigentlich der Fall sein, da er die im Vaterlande höchstens 2 bis 3 Zoll im Duichmesser enthaltenden Früchte von der Grösse eines Kinderkopfes angibt. Wir haben schon in dem Berichte über die Görlitzei' Ausstellung der Lederstreifen zum An- binden von Etiketten gedacht. Wir kommen jetzt hier auf diese zurück, wo der Frühling vor der Thüre ist, nach dem Kalender bereits begonnen hat, und im Freien allerhand Anpflanzungen von Gehölzen gemacht werden, deren Namen man gern reserviren möchte. Jedermann weiss, wie das Eti- ketten-Anbinden besonders die Baumschul -Besitzer Jahre lang bereits beschäftigt hat. Geht die Eti- kette verloren, so weiss man in der Regel auch den Namen des Gehölzes nicht mehr, verwechselt diesen wohl auch mit einem andern, und die Verwir- rung in der Nomenklatur ist fertig. Um so grös- ser wird sie aber, je mehr Etiketten verloren ge- gangen sind. Man hat Bindfaden und Eisendraht, beide verschiedentlich präparirt, selbst den theuern Kupferdraht dazu genommen ; alle diese Bindemittel erwiesen sich aber für die Dauer nicht. Aus die- ser Ursache ergreifen wir jetzt gern die Gelegen- heit, um auf eigeuds dazu präparirte Lederstreifen aufmerksam zu macheu, welche von TIi. Klemm in Pfullingen zu beziehen sind. Je nach der Länge kosten 1000 Stück 7 Zoll lang 2 Thlr 17 Sgr., 8 Zoll laug 3 Thlr 4 Sgr., 17 Zoll lang 4 Thaler und 19 Zoll lang 5 Thlr 5 Sgr. In Frankreich befleissigt man sich inuner mehr der Obstbaumzucht und überhaupt der Gartenkunst; es wäre wohl zu wünschen, dass dergleiclien Ein- richtungen auch in andei-n Ländern beständen. Es ist gar nicht zu leugnen, dass man jenseits des Rheines für Bodenkultur ungemein viel thut und dadurch den Wohlstand der Bewohner hebt. Bald sind es die Gartenbau -Gesellschaften, welche die Angelegenheit in die Hand nehmen, bald die Pre- fekten. Es werden besondere Sachverständige, Pro- fessoren, bezahlt, welche öffentliche Vorlesungen in den Hauptstädten der Departements halten und selbst auf dem Laude herumziehen, um durch be- lehrende Vorträge das Interesse und das Verstand- niss für Obstkultur u. s. w. zu fördern. Etwas Aehnliches haben wir bei uns nur in der Rhein- provinz, wo der überaus thätige landwirthschaft- liche Central-Verein in Bonn die Sache leitet, aber auch in Württemberg. Möchte man bei uns doch diese vortreft'liche Einrichtung in Frankreich beher- zigen uud einzuführen suchen! Leider fehlen un- seren deutschen Gartenbau- Vereinen in der Regel die Mittel, da sie gar zu wenig unterstützt werden und reichere Leute sich in der Regel von ihnen fern halten, während diese grade in England, Frankreich und selbst in Oestreich das Meiste da- bei thun. Der berühmte Reisende Fortune hat in Gar- deners Chronicle einen Brief über die öffentlichen Gärten in China veröftentlicht, der manches Inte- ressante enthält. Sonderbar, dass die Chinesen, welche man sich bei uns nicht ohne Zopf denken kann, grade in Betreff der ästhetischen Gärtnerei mehr natürlichen Geschmack au den Tag gelegt haben, als oft unsere kunstverständigen Europäer. Oeffentliche Anlagen spielen in ganz China eine grosse Rolle und werden allgemein respektirt; es gilt dieses selbst von dem Obste, was dazwischen sich vorfindet. Während man bei uns in Deutsch- land, besonders in kleinereu Orten, allerhand An- schläge findet, durcli die das Publikum auf die Strafen aufmerksam gemacht wird, welche bevor- stehen, wenn Jemand eine Blume oder einen Zweig pflückt, so steht in China auf den vorhandenen .Anschlägen höchstens, dass die öffentlichen Anlagen 13* 100 zum Vergnügen des Publikums vorhanden sind. Und trotzdem geschehen Ucbertretungen in China nur höchst selten oder gar nicht, während diese in kleineren Orten in Deutschland keineswegs zu den Seltenheiten gehören! Es kommt selbst vor, dass man in China dem Publikum erlaubt, reife Früchte in den Anlagen zu pflücken und zu geniessen. Die Ursache dieser Heilighaltung öffentlicher Anlagen in China liegt einestheils in der Gewohn- heit, anderntheils aber grade darin, dass man gar keine Strafen auf Uebertretungsfälle setzt. Wir haben auch in Deutschland gesehen, dass da, wo bei öffentlichen Anlagen die härtesten Strafen folg- ten, auch am Meisten übertreten wurde. ^lan muss die Menschen gewöhnen, dass sie das, was zu ihrem Vergnügen vorhanden ist, gleichsam als ihr Eigenthum betrachten, an dem sie Freude haben, und man wird finden, dass auch der gemeine Mann öffentliche Anlagen achtet. Wir gehen zu den Verzeichnissen der Han- delsgärtner über, welche uns zugekommen sind: a. Catalogue de plantcs de serres et de plein air de Louis van Houtte ä Gand No. 102. Wenn eine Handelsgärtnerei bereits 102 Ver- zeichnisse herausgegeben hat, wie die van Houtte'- sche, so hat sie gewiss eine Bedeutung. Es unter- liegt wohl keinem Zweifel, dass sie in ihrer Ge- sammtheit die grösste des Festlandes, vielleicht auch Englands, ist, wenn auch andere Handelsgärtnereien in einzelnen Zweigen einen grösseren Umfang ha- ben sollten. In No. IH haben wir auf die Säme- reien aufmerksam gemacht, hier werden Gewächs- haus-Pflanzen in reichlichster Auswahl angeboten. b. Preisverzeichniss von Topf- und Landpflan- zen des Danneel'schen Gartens zu Berlin. Es enthält eine Auswahl des Neuesten und Besten, was die Gärtnerei jetzt besitzt. Blüthensträucher in wohlgezogenen Exemplaren haben in früheren Zeiten den Danneel'schen Garten berühmt ge- macht; jetzt sind es vielmehr Neuigkeiten, haupt- sächlich des Warmhauses, Blatt- und buiitblättrigc Pflanzen, welche von hier weit und breit, auch über die Grenzen des deutschen Vaterlandes, ge- sendet werden. c. Preisverzeichniss der Kunst- und Handels- gärtnerei von Karl Benda enthält ebenfalls Ge- wächshaus-Pflanzen, besonders eine Auswahl des Neuesten und Schönsten, auch in Betrefl" der Blü- thensträucher. Das Vcrzeichniss der Sämereien ha- ben wir früher (S. (51) besprochen. d. Hauptpreiscourant über Warm-, Kalthaus-, Freiland -Pflanzen und Baumschul- Artikel von G. (reitner in Planitz bei Zwickau. Bekanntlich be- finden sich die Geitn er 'sehen Gewächshäuser über unterirdischen Steinkohlenbränden und haben des- halb von jeher die Aufmerksamkeit auf sich gezo- gen. Die Gärtnerei hat das Verdienst, zuerst auf Rechtschreibung der Namen grossen Werth gelegt zu haben. Sie enthielt früher hauptsächlich Ge- wächshauspflanzen, unter diesen auch viele medizi- nisch-technische Pflanzen, jetzt hat sie sich aber wohl auf alle Zweige der Gärtnerei ausgedehnt und führt namentlich auch eine grosse Anzahl von Stau- den und Ziergehölzen auf. e. Ergänzung und Preisveränderung der Preis- listen von Stelzner & Meyer in Gent. Das Vcrzeichniss enthält nur das Neueste und Schönste, nebst anderen Pflanzen, deren Preise sich bedeu- tend vermindert haben. Auch dieses Etablissement hat sich ausgedehnt ; ausser Warm- und Kalthaus-Pflan- zen, die früher mit Vorliebe gezogen wurden, wird jetzt besonders noch den besseren Blüthensträuchern und Florblumen Rechnung getragen. f. Verzeichniss für 18G4 über Stauden, Rosen und Topfpflanzen der Handelsgärtnerei von Jühlke. 31. Jahrgang. Ueber diese Gärtnerei haben wir frü- her schon gesprochen (S. 28). Gewächshauspflanzen sind nur in geringerer Anzahl vorhanden, doch fehlen natürlich nicht unsere beliebten Blüthen- sträucher. Die Auswahl der Rosen ist gut. Nächst- dem macheu wir auf die Nelken aufmerksam, von denen eine vorzügliche Sammlung vorhanden ist. Beachtung verdient endlich das Stauden -Sortiment. g. Preis-Courant von Soupert & Notting in Luxemburg. Rosen spielen hier natürlich eine llauptrolle. Bekanntlich bildet genannte Gärtnerei in Betreff" der Rosen eine Art Vermittlung zwischen den Franzosen und Deutschen. Sie führt haupt- sächlich uns jährlich zu, was jenseits der deutschen Grenzen Schönes herangezogen wird. Doch finden wir dieses Mal auch einige Blüthensträucher und Florblnmen in dem Verzeichnisse aufgezeichnet. h. Nachtrags -Verzeichniss zur Rosensammlung von J. Ernst H erger zu Köstritz bei Gera. Nur Rosen, diese aber in vorzüglicher Kultur und Aus- wahl. Wo man sich nur mit einem Gegenstande der Gärtnerei beschäftigt, kann man auch etwas leisten. Das ist hier der Fall. i. Anhang zu dem frühern Haupt-Pflanzenver- zeichniss der Gebrüder Mardner in Mainz. Die Besitzer dieser Handelsgärtnerei haben sich grosse Verdienste um die Neuzucht von Blüthensträuchern erworben und uns Deutsche damit fast zuerst vom Auslande unabhängig gemacht. Die Mardner'- schen Azaleen gehören zu den besten , die über- haupt in den Handel kommen. Das vorliegende Verzeichniss entliält nur Neuigkeiten aus der Zahl der Blüthensträucher und Florblumen. k. Cultures de V. Lemoine ä Nancy. In Frankreich werden bekanntlich am meisten neue 101 Florblumen gezüchtet: in erster Reihe steht stets in dieser Hinsicht Nancy in Lotharingen, und hier hat schon seit langer Zeit V. Lemoine besonderen Ruf. Dieses Mal sind 3 Tafeln bunter Abbildungen ilem Verzeichnisse beigegeben. Wir haben schon früher die gefüllten Potentillen genannter Gärtnerei bewundert, die jetzt in den Handel gebrachten übertreflen aber die frühern au Schönheit. Eine andere Tafel enthält Formen der Bouvardia leiantha, die wir ihrer Blüthenfülle halber empfehlen, so wie einige Fuchsien; die dritte endlich die schneeweisse Form der gewöhnlichen Weigela und die gefüllte Clematis erecta. 1. Catälogue g^neral des phmtes disponibles par Crousse ä. Nancy. Ein zweites Verzeichniss ge- nannter Gärtnerei (s. S. 62), was Gewächshaus- pflanzen, besonders Neuigkeiten, beliebte Stauden und Ziergehölze des freien Landes, Blattpflanzen, vor Allem ein reiches Sortiment der neuesten Canna-Formen , endlich aber beliebte Blüthensträu- cher und Florbhunen enthält. m. Verzeichniss über FItirblumen, Dekorations- pflanzen u. s. w. von Fr. A. Haage jun. in Erfurt wurde zwar schon länger ausgegeben, ist aber aus Versehen bis jetzt übergangen, daher wir es nach- träglich noch erwähnen. Von all' dem Schönen, was hier an Blütliensträuchern und Florblumen ge- boten wird und worin es an Vollständigkeit keinem andern nachsteht, verdienen die Pelargonien in erster Linie genannt zu werden. Die Gärtnerei von Fr. A. Haage jun. in Erfurt möchte die gröfste und ausgesuchteste Sammlung in Deutsch- land haben. n. Georginen-Verzeichniss der Handelsgärtnerei von J. Reiten bach in Flicken bei Gumbinnen. Es enthält eine hübsche Auswahl dieser beliebten Blumen , worauf wir besonders die Bewohner von Preussen und Posen, so wie der russischen Ostsee- Provinzen, aufmerksam machen. o. Cultures speciales pour la production de graines dans l'^tablissement de Ch. Huber frferes Ä Co. ä Hyfercs. Ein Vemeichniss, was namentlich Handelsgärtnern zur Beachtung empfohlen werden kann , da es eine Reihe interessanter Neuigkeiten enthält. Es thut uns leid, das Verzeichniss erst jetzt erhalten und nicht zu unserer Abhandlung über neuere Sommergewachse benutzt zu haben. Sonderbar, dass unter den neuen Ziergräsern auch Setaria viridis und glauca, welche bei uns zu den unangenehmsten Unkräutern , besonders auf Aeckern, gehören, so wie Poa trivialis, eins un- serer gemeinsten Wiesengräser, befindlich sind. p. William Bryce & Co., Samen-Bericht und Preis-Courant in Glasgow. Auch auf diese Firma machen wir Handelsgärtner aufmerksam, da beson- ders Samen von Gräsern, Rüben und Turnipscn in grösseren Mengen und in vorzüglicher Qualität durch diese Firma bezogen werden können. (j. Verzeichniss von Samen und Pflanzen von C. Schi ekler in Stuttgart. In Betreft' der erstc- ren schliesst es sich denen der bekannteren Erfur- ter an und kann für Süd -Deutschland besonders empfohlen werden. Ausserdem wird in dem Ver- zeichnisse noch eine hübsche Auswahl von Warm- und Kalthauspflanzen angeboten, unter denen auch die beliebten Blüthensträucher und Florblumen be- findlich sind. Ebenso werden Gehölze aufgeführt. Den Schluss bildet die Abbildung der neuerdings sehr empfohlenen neuen Stuttgarter Butterbirn. r. Preis -Verzeichniss der Samenhandlung von Metz & Co. in Berlin enthält hauptsächlich land- wirthschaftUche Gegenstände, diese aber in vorzüg- licher Auswahl und trotzdem in reichlichen Sorti- menten; ausserdem Gemüse- und Blumen-Sämereien, so wie deren von Ziergehölzen und Obstbäumen; endlich Blumenzwiebeln und Knollen. s. Catälogue des graines d'arbres et d'arbustes de Vilm orin-Andrieux & Co. Dieses Verzeich- niss ist nicht allein Liebhabern, auch Handelsgärt- nern zu empfehlen. So viel wir wissen, enthält es die reichste Auswahl von Samen - Koniferen , von Schmuck- und Ziergehölzen; es sind dabei zum Theil die seltensten Arten vertreten. Nächstdem ist auch ein Catälogue des grains de plantes, arbustes etc. d'orangerie et de serre ausgegeben, in dem man Sämereien von verschiedensten Warm- und Kalt- hauspflanzen findet. Besonders reich sind hier die neuholländischen Akazien vertreten. t. Kunst- und Handelsgärtnerei von Martin Müller in Strasburg a. Rh. Weniger ein Ver- zeichniss, als eine Anzeige, dass Formen- und an- dere Obstbäume in reichlichster Auswahl bei ihm zu beziehen sind und dass 'Ihirv Jeune in Paris eine Niederlage von seinem verzinkten Draht errichtet hat. M. Müller empfiehlt mit Recht Drahtgeläuder für Spalierbäume, für Wein, für Einzäunung von Parks u. dergl. u. Pflanzen-Verzeichniss der Baumschule zu Reinbeck in Holstein. Der Besitzer James Bahnsen ofterirt seine Obstsorten, zwar in gerin- gerer Zahl, in desto besserer Auswahl aber, so dass besonders im Norden Deutschlands wohnende Lieb- haber darauf aufmerksam zu machen sind. Ausser- dem findet man in dem Verzeichnisse Alleebäume, Ziergehölze und Rosen, auch Georginen und einige Gewächshauspflanzen. V. Preisverzeichniss von Topf- und Freilaud- Pflanzen und Nelken - Verzeichniss von Gustav Heubner in Plauen. Hier sieht man, wie nach und nach Liebe zu Pflanzen und Blumen sich stei- 102 gert. G. Heubner trieb Anfangs aus Liebhaberei Nelken- und Aurikelzucht; seine ausgesuchten Samm- lungen wurden bald allgemein bekannt. Eine Flor- blume nach der andern zog er allmählig in den Bereich seiner Kulturen, und so haben wir jetzt auch ein Verzeiehüiss der von ihm ausgebotenen Blüthensträucher und Florblumen erhalten. Dralitgeläiider für iSpalicrbäumr, lUctii u. iicrgl. Vom Baurasclml-Besitzer Mart. Müller in Strasburg a. Rh. (Nebst einer Beilage mit Zeichnungen.) Da Holz und Handarbeit von Jahr zu Jahr theurer werden, so war man schon lange darauf be- dacht, die Holzgeländer zu ersetzen und zwar durch ölaterial, was dauerhafter ist (und demnach auch wohlfeiler) und weniger Arbeit, sowohl zur ersten Einrichtung, als auch für den weiteren Unterhalt, in Anspruch nimmt. Das beste Ersatz - Material bleibt aber Draht und zwar nicht allein, um die Lattengeländer an den Mauern zu ersetzen, sondern auch statt der Rebpfähle in den Weinbergen, welche bekanntlich sehr thcuer sind. Im Jahre 1846, als ich mich noch im botanischen Garten in Strasburg befand, nahm ich ein altes Lattengeländer, was sich au meiner AYohnung befand und bereits halb zer- fault war, hinweg und ersetzte es durch ein ande- res von Draht. Dieses Geländer kam mir weit bil- liger, als wenn ich das alte hätte ausbessern lassen. Die Drahtgeländer sind jetzt durch die beque- men Drahtspanner (Raidesseur) , welche von Col- lignon in Ancy erfunden und von Thiry in Pa- ris verbessert sind, leichte r herzustellen, so dass sich Jedermann mit Hülfe dieses Instrumentes die Ge- länder ohne weitere Mühe selbst anfertigen kann. Ehe ich jedoch von den Vortheilen der Drahtge- ländcr weiter spreche, will ich die Nachtheile der Holzgeländer etwas näher ins Auge fassen. Die beiden Haupt- Nachtheile sind, dass die Holzgeländer gegen die, welche ich von Draht em- ptehle, 3 mehr in der Anlage kosten und trotzdem schon nach einigen Jahren Reparaturen nöthig machen. Haben diese einmal angefangen, so finden sich dann beinahe jedes Jahr neue ein. Es gibt immer Theile, welche mehr oder weniger angefault sind und beim Schneiden der daran befindlichen Obstgehölze erst hervortreten. Nächstdem sind be- sonders schon einige Zeit gebrauchte Latten der Aufenthalt von einer Reihe schädHchen Ungeziefers, während des Winters sowohl, als auch im Sommer. Welchen Schaden diese Insekten, namentlich Ohren- würmer, Schnecken, Graue Spinne und andere ma- chen, wird Jedermann zur Genüge beobachtet ha- ben, wenn er Spaliere zu pflegen hat. Die Spaliergeländer von Draht haben dagegen diesen Nachtheil gar nicht und ihre Einrichtung kostet viel weniger. Von Reparaturen scheint in den ersten 30 — 40 Jahren nicht die Rede zu sein. Was also die Dauer anbelangt, so habe ich eben ein Beispiel gegeben; ich will aber noch einige hin- zufügen. Im Jahre 1849 legte ich ein zweites bei dem Divisions - General Reibele auf seinem Landgute in der Ruprechtsau an. Es befand sich an einer Mauer von 600 Fuss Länge und 10 Fuss Höhe und war für Pfirsiche und Aprikosen be- stimmt. Ein zweites für Weinreben nach der Tho- mery 'sehen Methode hatte daselbst nur 300 Fuss Länge und war 8 Fuss hoch. Diese beiden Ge- länder befinden sich heute noch in demselben guten Zustande, als am Tage nach ihrer Einrichtung. Es kommt noch dazu, dass mir damals der verzinkte Draht, der, wie ich gleich zeigen werde, weit mehr Vortheile bietet, auch unbekannt war und ich mich noch des gewöhnlichen Drahtes No. 14 erste Qua- lität bediente. Ich habe mit ihm nichts weiter ge- macht, als dass ich ihn, nachdem er fest angemacht war, mit rother Eisenfarbe bestrich. Heute ver- wende ich keinen gewöhnlichen Draht mehr, son- dern nehme galvanisirten, d. h. verzinkten. Dieser ist bequemer zu verarbeiten, schöner und, was die Hauptsache ist, auch dauerhafter. Neuerdings habe ich in dem erst angelegten Obstgarten des Amtsrathes Fischer in Kalbe a. d. S., im Regierungsbezirk Magdeburg, nicht weniger als 21,942 Quadratfuss Drahtgeländer an 10 und 12 Fuss hohe Mauern anbringen lassen. Diese sind für Pfirsiche, Aprikosen, Birnen, Kirschen, Pflaumen und Wein bestimmt; ausserdem sind aber noch 3600 Quadratfuss für Freiland -Spaliere (so- genannte Contre-espaHers) hinzugefügt. An die- sen Geländern befinden sich alle möglichen For- men : Palraetten mit schieflaufenden und mit hori- zontalen Aesten, Candelaber- und Leier-Formen, Cordons horizontales und obliques u. s. w. Ein jun- ger Gärtner, Konrad Wohlgemuth, ist beson- ders für diese Obstzucht vorhanden. Es dürfte den Ijcsern der W^ochenschrift doch von Interesse sein, die Zahl der Obstgehölze mit Angabe ihrer Formen zu kennen. Jeder Stamm ist mit seinem Namen auf Zink geschlagen verse- hen; die Zahl der Sorten ist sehr gross, natürlich sind aber bewährte Früchte am meisten vertreten. 440 Aepfel und Birnen-Pyramiden, 736 Birnen, spindelförmige, 181 Palmetten von Pfirsichen, Aprikosen, Birnen, Kirschen, Aepfel und Pflaumen, 103 386 Cordons obliques von Birnen, Aepfeln und Pflaumen, 200 Cordons für Aepfel und Birnen, 150 Zwerg-Bäume, Aepfel (Kesselform), 90 hochstämmige Birnen (Kesselform), 90 hochstämmige Aepfel (Kesselform), 1000 Wein. Da der Amtsrath Fischer keine Kosten scheut, um das beste Material anzuschaffen, alles auch aut das zweckmässigste eingerichtet ist, so unterliegt es keinem Zweifel, dass sein Garten prosperiren wird. Da er ferner durch mich im Herbste 1862 nur starke und gut gezogene Bäume bezog, so hatte er auch die Freude, dass nicht wenige davon das erste Jahr blühten und so schöne Früchte trugen, dass sie bei einer Ausstellung im Späthherbste des vori- gen Jahres zu Magdeburg einen Preis davontrugen. Obst-Liebhaber machen wir auf diese Obstan- pflanzungen um so mehr aufmerksam, da der Amts- rath Fischer mit grosser Freundlichkeit die Be- sichtigung gestattet und gewiss auch gern nähere Auskunft gibt. Man kann auch erst einen rechten Begrifl' von der Bedeutung des feineren Obstbaues erhalten, wenn man solche grossartige Anlagen sieht. Es kommt noch dazu, dass auch der Blumen- freund seine Rechnung findet. Amtsrath Fischer besitzt in seinen prachtvollen Treibhäusex-n eine grosse Reihe der schönsten und besten Pflanzen. Nach dieser Abschweifung komme ich jetzt auf die Drathgeländer zurück, um mit deren Errich- tung weiter vertraut zu machen. Für Aprikosen, Pfirsiclie, Birnen, Aepfel, Kirschen, Pflaumen und dergl., ganz gleich, welche Formen die Spalier-Ge- hölze haben, werden sie, wie folgt, eingerichtet: An einer Mauer, mit beliebiger Länge von 100, 200, 400 und 600 Fuss, selbst noch länger, befe- stigt man an jedem Ende in senkrechter Linie (Figur C. a.) eichene Stückchen Holz, 1 bis 1^ Zoll dick und von einer Länge von 5 bis G Zoll, Eins über das Andere und in einer Entfernung von 4 Zoll für Pfirsiche und Aprikosen, und 9 Zoll für Birnen, Aepfel, Pflaumen, Kirschen. Auf gleiche Weise schlägt man in der ganzen Länge der Mauer, an einem Ende angefangen, alle 10 bis 12 Fuss, (Figur C. b.) wiederum in senkrechter Linie und in derselben Entfernung ebenso viele Stückchen Holz von gegen 1 Zoll Dicke und 3 bis 4 Zoll Länge ein, so dass diese noch f, Zoll herausstehen. Anstatt dieser kann man sich auch einer Latte von eichenem Holze, welche eine Dicke von 1 Zoll hat, bedienen. Am besten befestigt man diese mit 3 eisernen Haken. Ist dieses geschehen, so schlägt man an beiden Enden in jedes Stück Holz einen starken eisernen Nagel, der extra dazu gemacht ist, in der Weise ein, dass er 1 Zoll herausteht, in die übrigen in Reihen über einander stehenden Stückchen Holz, (resp. in die diese ersetzenden Latten) dagegen kommen Häkchen, welche dazu dienen, den Draht zu tragen und diesem demnach mehr Festigkeit zu geben. Etwas länger, als die Mauer oder das freiste- hende Spalier beträgt, schneidet mau die Stücken Draht in der Zahl, wie man sie braucht, ab, imd geht an das Spannen. Hat mau den Collignon'- schen Drahtspanner, so wird dieser in der Mitte der Länge angebracht. Man beginnt die Linien von oben oder von unten. An einem Nagel, der in die Holzpflöcke an den Enden eingeschlagen ist, befestigt man das eine Ende der Drahtlinie und zieht diese, nach dem andern Ende sich bewegend, nach sich. Da wo Haken eingeschlagen sind, wird der Draht aufgelegt, bis man zur Mitte und dem- nach zu dem Drahtspanner kommt, um ihn durch dessen S Löcher zu stecken. Ist das geschehen, so zieht man den Draht weiter, stets wo man auf eine Reihe Haken kommt, daselbst auflegend. An dem betreffenden Nagel der äussersteu Reihe von Holz- Pflöcken, wo also die Mauer aufhört oder das freistehende Spalier aufhören soll, wird das andere Ende der Drahtlinie befestigt. Sind diese sämmt- lich auf gleiche Weise gezogen, so geht man nach der Mitte der Mauer oder des freistehenden Spaliers zu dem Drahtspanner, nimmt den Schlüssel und taugt an, die innere Walze herum zu drehen, so lange, bis jede Drahtlinie hinlänglich fest angezo- gen ist. Macht es sich später nothwendig, dass noch schärfer angezogen wird, so kann man es thun, selbst wenn aucli schon die Spalier-Bäume daran gebunden sind. Der Drahtspanner von Thiry (Fig. G. b.) befindet sich an dem einen Ende der Mauer, resji. des freistehenden Spaliers, in sofern diese nur eine Länge bis 300 Fuss besitzen; sind sie jedoch län- ger, so muss der Drahtspanner ebenfalls in der Mitte angebracht werden. Das Verfahren ist hier im letzteren Falle fol- gendes: Man befestigt von der Drahtlinie ein Stück von gegen 4 Fuss Länge an den Drahtspanner durch das Loch, wo die 2 Theile des Drahtspan- ners zusannnen kommen, (Fig. G. a.) und dreht es mehre Mal um sich selbst herum (wie die Abbil- dung zeigt). Das Ende der Drahtlinie wird dage- gen an einem, am Ende der Mauer sich befindli- chen Nagel augemacht; dass der Draht stets dem betreffenden Haken aufgelegt wird, versteht sich von selbst. Ziemlich gleich macht man es mit der andern Seite. Man befestigt den Draht ebenfalls wiederum an den Drahtspanner und zwar steckt man ihn durch das Loch c. (Fig. G.) bis zu dem 104 Loche b., was sich an der Walze befindet und dreht diese 2 mal herum. Hierauf nimmt mau deu Draht und geht mit ihm nach dem andern Ende der Mauer, resp. des freistehenden Spaliers. Wenn man zu einem Ha- ken kommt, wird er aufgelegt. Am Ende ange- langt, dreht mau den Draht noch einmal scharf an und wickelt ihn dann um den betreffenden Na- gel herum, so dass er sich nicht wieder losmachen kann. Ist dieses geschehen, so geht man zum Drahtspanner zurück, nimmt den Schlüssel und dreht die Walze so lange herum, bis die Drähte rechts und links gehörig angespannt sind. Dieses Verfahren bleibt sich ganz gleich, mag die Form des Obstgehölzes sein, wie sie will. Auf beifolgender Anlage sieht man verschiedene For- men, auf die ich demnach hiermit verweisen will. Da der Draht an den jungen Trieben, wenn diese zu fest angebunden sind, leicht in die Einde einschneidet, was natürlich sehr nachtheilig sein kann, so benutze ich bei der Heranbildung junger Bäumcheu schöne, grade Ruthen (Gerten) beson- ders von Haselstauden oder auch von anderen stark treibenden Gehölzen und binde diese an dem Draht in derselben Richtung, als das Spaliergehölz besitzt, au. Es kann dieses vor oder nach dem Pflanzen desselben geschehen. An diesen Ruthen befestige ich nun meine jungen Triebe den ganzen Sommer hindurch und vermeide damit die möglichen Nach- theile, welche entstanden wären, wenn an dem Drahte selbst gebunden worden wäre. Für eiufaehe freistehende Spaliere, (Fig. H.), bedient man sich einer etwas starken Stange, wel- che in das Loch, was das Spalier aufnimmt, ge- steckt wird. Am obern Ende werden 2 Löcher (a) zur Aufnahme von Draht gemacht und dieser in schräger Richtung nach unten gezogen, um da- selbst an Pflöcken (b) von Eichenholz, welche man vorher eingeschlagen hat, befestigt zu werden. Der Draht wird nur umwickelt und durch tieferes Ein- schlagen der Pflöcke schärfer gespannt. Im Anfange der jugendlichen Pflanzung wer- den die Pfähle ziemlich nahe der Stange, resp. des Übstgehölzes eingeschlagen. Je grösser und brei- ter aber diese werden, um so entfernter kommen nothwendiger Weise auch die Pflöcke von ihnen zu stehen. Um deu Aesten eine regelrechte Rich- tung zu geben, werden ebenfalls Haselrutheu an- gebunden. Auch diese ändern mit der Zeit ihre Richtung. Während die Aeste im Anfange nur wenig vom Stamme abstehen, werden sie mit jedem Jahre tiefer gebunden, bis sie zuletzt eine wage- rechte Richtung haben. Auf diese einzeln stehende Spaliere mache ich besonders aufmerksam. Sie sind sehr zweckmässig und verursachen sehr wenig Kosten. Es kommt noch dazu, dass sie hübsch aussehen, Sonne und Luft von allen Seiten dazu kommen und auch stets eine reichliche Erndte geschmackvoller Früchte geben*). *) Es unterliegt keinem Zweifel, daäs die Drahtgeliindei die hölzernen vollständig ersetzen , bedeutend wohlfeiler sind und weit länger dauern. Beispiele' längerer Dauer hat uns der Baumschul-Besitzer Müller selbst vorgeführt. Es ist aber die Frage, ob nicht der einfache Eisendraht, mit irgend einem Fir- nisse überzogen, wie er sich im botanischen Garten in Stras- burg bewährt hat, dem verzinkten vorzuziehen ist? Man will nämlich wissen, dass nach einigen Jahren das von Zink um- schlossene Ei.5en, da hier "2 elektrolytische Metalle vorliegen, mürbe geworden ist und der Draht natürlich damit unbrauch- bar wird. Noch ist das Verzinken des Eisendrahtes nicht lange im Gebrauch ; es wäre aber wünsehenswerth, dass Erfahrungen bekannt gemacht würden, damit man bei der Anlegung von Drahtgeländern wüsste, welchem Eisendrahte, dem mit einer Art Firniss überzogenen, oder dem verzinkten man den Vor- zug geben soll? Wir sind gern bereit, in der Wochenschrift Mittheilungen darüber aufzunehmen. Wir bemerken nur noch, dass Gärtner bei uns meinen, wenn sie Eisendraht einige Zeit in einer Lösung von weissem oder Zinkvitriol liegen lassen, dieser ordentlich verzinkt würde. Das ist durchaus unrichtig. Solcher präparirter Eisendraht taugt nichts. Soll Eisendraht gleichmässig von Zink überzo- gen und damit brauchbar werden, so muss die Zubereitung im Grossen und auf heissem Wege geschehen. Die Redaktion. Verkauf einer Gärtnerei. Meine hier in der allerbesten Lage befindliche Gärtnerei bin ich Willens mit sämmtlicheu Gebäu- den, Glashaus, Mistbeeten u. s. w. bei massiger An- zahlung zu verkaufen. S targar d in Pommern. A. UaiinemanD, Kunstgärtner. Die Lau reutius' sehe Gärtnerei zu Leipzig wird ihren GewächsliaHK|iflanzen-hatalog, welcher viele Neuheiten darbietet, in Kurzem ausgeben, worauf wir aufmerksam machen. I Etablissement hortieole de Louis van Uoutte it Vand. Eben ist No. 102 des Catalogue de plantes et de plein air erschienen und bringt, wie gewöhnlich, ein reichliches Verzeichuiss der Kulturen in dem Garten-Etablissement von L. van Houtte in Gent. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, KomraandantüQ-Strafase No. G2. Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdnickerei in Berlin, Zieten Flau No. 2. Wochenschrift des Vereines zur Beförderniis; des Clarteiibaaes in den Könisl. Preassischen Staaten No. 14. für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : P*rotessoi' II>r. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 9. April 1864. Preis des Jahrganges SJJ^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch tVanco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; 4.S7. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 3. April. — Das Pflanzen der Obstbäume Von Mart. Müller in Strasburg a. Rh. — lieber sogenannte Garten-Namen. Von Dr. P. Ascherson. — Der Charlata- uisnnis in dur Gärtnerei. Vom Abbe von Beaumont. 4.37. Vcrsamniliing des Vereines zur Befönleriing des Gartenbaues, am 3. Ajiril. Am tSonntage den o. April fand die Frülijalirfi- Ausstelliing statt, wo der Jahresbeitrag Sr. Majestät des König.s, des erhabenen Protektors des Vereines, zur Vertheihing kam; Verhandlungen fanden deshalb nicht statt. Der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungs- rath Knerk, sprach zunächst seine Freude über die reiche Betheiligung bei der Ausstellung aus, welche sich in dem dieses Mal gegebenen Räume, in der grossen Aula der Königl. Thierarzneischnle, vorzüg- lich ausnähme. Die einzelnen J'fianzen hätten da, wo sie nicht so dicht ständen, ein ganz anderes Ansehen, und die Mitglieder könnten sie, wo hin- länglich Platz vorhanden, ungehindert und ruhig schauen. Er fühle sich verpflichtet, im Namen des Vereines den Ausstellern, dem, der das schwierige Amt eines Ordners übernommen, dem Kunst- und Handelsgärtner Späth, und endlich den Preisrich- tern, die zum Theil aus weiter Ferne gekommen, den Dank hiermit auszusprechen und ersuche die Anwesenden von ihren Plätzen sich zu erheben. Der Vorsitzende brachte nochmals die Brüsse- ler Ausstellung zur Sprache. Er bedaure es, dass die weite Entfernung und das ungünstige kalte Wetter die hiesigen Gärtner abhalte, sich zu be- theihgen. Grade diese jetzige Frühjahrs-Ausstellung lege Zcuguiss ab, dass unsere Kulturen wohl auch im Auslande Anerkennung gefunden hätten. Er hoffe, dass die Betheiligung dagegen am Kongresse eine um desto grössere sein werde. Der General-Sekrekär, Professor Koch, theiltc mit, dass er einen Bericht über die gärtnerischen Zustände Preussens ausgearbeitet luid denselben dem dazu ernannten Ausschusse vorgelegt habe. Da er die Zustimmung erhalten, werde derselbe in diesen Ta- gen an Se. Excellenz, den Minister der landwirthschaft- lichen Angelegenheiten, abgegeben werden. Eine Arbeit, wo auch nicht die geringste Vorarbeit vor- handen, habe seine Schwierigkeit, ganz besonders aber in diesem Falle. Mit Zahlen zu beginnen, wie man im Vereine und ausserdem die Absicht ge- habt, sei unstatthaft und führe nicht zum Ziele. Das sei bei dem hier tagenden statistischen Kon- gresse im vorigen Herbste ebenfalls ausgesprochen worden. Es handle sich zunächst nur um Allgemeines, damit der Bericht eine Einsicht in die Bedeutung der Gärtnerei und dann speciell in die des preussi- schen Staates gebe. Dazu müssten aber Prinzi- pien gewonnen werden, nach denen man konsequent verfahren müsse. Er sei zwar in allen Provinzen des preussischen Staates mehr oder weniger bekannt, doch aber habe er ausserdem den Beistand vieler Sachverständiger in Anspruch genommen. Wie er früher schon berichtet, seien von Seiten einiger Gartenbau -Vereine und einzelner Privat- Personen vorzügliche Arbeiten eingegangen. Er werde einige derselben im Verlaufe der Zeit in der Wochenschrift noch zur weitern Kenntniss bringen. Da nun bereits eine Vorlage vorhanden, lasse sich leichter weiter arbeiten, so dass der Bericht allmählig besser, genauer und specieller, damit aber auch brauchbarer werde. Er wünsche nur, dass 14 106 ihm dazu ferner recht viele Mittheiliingen gemacht werden möchten. Den Bericht habe er in 2 Theile zerlegt, indem er im ersten versucht, den Stand- punkt der heutigen Gärtnerei mit allen ihren Zwei- gen klar darzutliuu, im zweiten hingegen den Zu- stand der verschiedenen Zweige und des Ganzen in den einzelnen Provinzen näher anzugeben. Mit Recht, glaube er, habe er auf die ästhetische Seite der Gärtnerei, auf die bildende Gartenkuust oder Landschaftsgärtnerei, ebenfalls einen grossen Werth, namenthch als Bildungsmittcl, gelegt, und ebenso die Ausbildung und die Stellung der Gärtner einer ausführlichen Auseinandersetzung unterworfen. Der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungsratli Knerk, machte die Mittheilung, dass einer unserer tüchtigsten Gärtner, der Inspektor Schock in Wörlitz, am 1. Mai sein 50-jähriges Jubiläum feiere. Der General-Sekretär legte ein Blatt Abbildun- gen eiserner Garten- und anderer Möbel aus der Fabrik von Carl Rexer in Stuttgart (Hauptstädter- Strasse 93) vor und machte auf deren Eleganz und Leichtigkeit aufmerksam. Allen denen, welche im Postbezirke von Berlin wohnen oder die Wochen- schrift durch Bnchhandlungeu erhalten, wird ein Exemplar der Abbildungen in dieser Nummer bei- gelegt werden. Wer ausserdem eins wünscht, er- hält es auf Franko-Briefe franko durch die Fabrik zugesendet. Schliesslich wurde der Vorsitzende im Preis- richter-Amte, Hofbuchdrucher Hänel aus Magde- burg, aufgefordert, den Ausspruch der Preisrichter mitzutheilen. Verhandelt Berlin, den 3. April 1864 in btr groljfit .Aula bcr fiönigl. £l)ttravjncird)ulf. Nach am Sonnabend Abend vorhergegangener genauer Berichtigung der aufgestellten Pflanzen und anderer Gegenstände wurden nach Mehrheitsbeschluss und laut Programm vom 29. November vorigen Jah- res folgende Preise zu 1 Friedrichsd'or, aus dem Jah- resbeiträge Sr. Majestät des Königs, des erhabenen Protektors des Vereines, entnommen, zugesprochen: I- GJ-elclpveise. A. für Schaupflanzeu. Preise No. 1 — 6 für einzelne, ungewöhnlich reich- und schönblühende Pflanzen. 1. Der Vanda suavis des Rittergutsbesitzers Mo- ritz Reichenheim (Obergärtner Kraus), 2. der Hovea Celsii des Kommerzieurathes L. Reicjienheim (Obergärtner Boese), 3. der Azalea carminata des Kommerzieurathes L. Reichen heim (Obergärtner Boese), 4. der Epaeris Vicomtesse Hill des Kommer- zieurathes Kricheldorf in Magdeburg (Obergärt- ner Schliche), 5. der Azalea indica alba des Rentiers Dau- neel (Obergärtner Pasewaldt), 6. der Chorizema ilicifolium des Kommerzien- rathes Dannenbcrger (Obergärtner Lang guth). Preise No. 7 — 9 für Zusanimeiistellungen von mindestens 3 verschiedenen Arten, Abarten oder Blendlingen. 7. Der Zusammenstellung von Eriostemoii sca- ber, intennedius und cuspidatus des Kommerzieu- rathes Dannenbergor (Obergärtner Langguth), 8. der Zusammenstellung von Dendrobium no- bile, Seleuipedium caudatuni und Cypripedium hir- sutissimum des Kommerzieurathes Reicheuheim (Obergärtner Boese), 9. dem Sortimente von Alpenrosen (Rhododen- dren) des Kunst- und Handelsgärtners Lackner. l'reis No. 10 für eine Aufstellung von mindestens 12 Exemplaren von Zwiebel- oder Knollen-Gewächsen. 10. Dem Sortimente von Hyazinthen des Kunst- und Haudelsgärtners Späth. B. Neue Einführungen. Preise No. 11—13 für Pflanzen, welche zum ersten Male ausgestellt und so weit ausgebildet sind, dass ihre Eigenschaften erkannt werden kön- nen und eine grössere Verbreitung als Zier- und Nutzpflanzen voraussetzen lassen. 11. Der Cryptomeria elegans, der Retinospora pisifera und obtusa, sowie der Liboeedrus tetragona und der Thuja falcata des Kommerzieurathes L. Reichenheim (Obergärtner Boese), 12. fällt aus, 13. fällt aus. ('. Eii^cue Züchtung. Preis No 14. 14. Den Rhododendren: Jakob Friedrich Seidel und Göthe des Kunst- und Handelsgärtners Seidel in Dresden. D. Treibereien. Preise No. 15—17. 15. Den 10 Rosen (Louise Odier) des Kunst- und Handelsgärtners Christoph, 16. der Aufstellung von getriebenen Sträucheru des Universitätsgärtners Sauer, 17. fällt aus. 107 E. Zur Verfügung der Preisrichter. Preise No. 18 — 20 und die 3 ausgefallenen Preise. 18. Dendrobium aggregatum des Rittergutsbe- sitzers Moritz Reichenheiiu (Oberg. Kraus), 19. der Zusammenstellung von 5 Azaleen: Ba- ron Hügel, Napoleon, Beaute de l'Europe, Rosae- flora alba und Susanna, des Rentiers Danneel (Obergärtner Pasewaldti, 20. der Zusanimenstt'liiing von 3 Farnen: As- plenium Belangen, Adiantuni cuncatum, Selaginella Lyallii des Universitätsgärtners Sauer, 21. der Zusammenstellung von 3 Cyclamen des Stadtrathes Soltmann (Obergärtner Körner), -~22. dem Rhododendren-Sortiment des Kunst- u. Handelsgärtners Späth, 23. der gemischten Gruppe des Königl. botani- schen Gartens (Inspektor Bouchö). II. Ehi-en-üiplome- Preise Mo. 24— .31. Von den hier erwähnten Pflanzen verdienten mehre Geldpreise und nur die beschränkten Mittel, die den Preisrichtern zur Verfügung standen, ver- anlassten die lobenswertlien Anerkennungen durch Diplome : 24. der Zusammenstellung von Azalea ModMe und Etendard de Flandre, so wie der Aznlea pa- piUonacca des Rittergutsbesitzers M. Reichenheim (Obergärtner K r aus), 25. der Zusammenstellung von Alpenpflanzen des Hotgärtners Morsch in Charlottenhof, 26. den 10 Amaryllis-Sämhngen des Kunst- und Handelsgärtners Hoff man n, 27. dem Cinerarien- Sortimente des Kommerzien- rathes M. Reichenheim (Obergärtner Boese), 28. der Aralia Sieboldii des Königl. botanischen Gartens (Inspektor Bouch^), 29. dem Rhododendron Caniille de Rohan des Kunst- und Handelsgärtners Lackuer, 30. der Coelogyne ocellata des Kommerzien- rathes L. Reichen beim (Obergärtner Boese); 31. den 3 Aepfeln (Pepiu monstrueux, gezüch- tet an Cordon) des Rentiers Vieri ng. ^as ^rciörid)tframt bcr /rül)jat)re-^u9|itllun9 vom 3. April 1864. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Hand, Vorsitzender. daerdt Emil Liebig. Ferdinand llaage. L. Drasch. Das Pflanzen der Obstbäume. Von Mart. Müller in Strasburg a. Rh., Baumschul-Bcsit7,er u. Handelsgärtner. Leider kommt es nicht selten vor, dass Grund- Besitzer Obst-Anpflanzungen, sei es im Grossen, sei es im Kleinen, durch Gärtner machen lassen, die kaum einen Begriff von dem , was sie thun sollen, besitzen. Anstatt mit den Bäumen, welche sie pflanzen wollen, vorsichtig und schonend umzu- gehen, misshandeln sie diese. Indem sie die Wur- zeln beschädigen oder sie in Löcher bringen, bei deren Anlegung man auf die Beschaffenheit des Terrains keine Rücksicht genommen hat, oder end- lich schneiden sie auf grade wohl, ohne auch nur im Geringsten dabei zu denken. Aus dieser Ur- sache glaube ich allen denen, welche Obstplantagen sich anlegen lassen, einen Dienst zu erweisen, wenn ich versuche, ihnen einige Belehrungen zu geben, und zwar über das Terrain, was den ver- schiedenen Obstsorten am Besten zusagt, über die Grösse der Löcher, über die Vorbereitung des Bo- dens, über die Entfernungen, welche die verschie- denen Formenbäume haben müssen, über die beste Pflanzzeit u. s. w. I, Vom Boden, Ich habe die Beobachtung gemacht, dass Stein- Obst weniger schwierig ist, als Kernobst, was stets, um zu gedeihen, einen substantiellen (nahrhaften) Boden verlangt, während jenes sich mit einer leich- tern Erde, sei diese kalkiger oder sandiger Natur, begnügt. Wenn die Oberfläche des Bodens, worin man Anpflanzungen machen will, auch gut zu sein scheint, so versäume man doch nie, genau sich zu informiren, wie tief der gute Boden geht und wie der Untergrund beschaft'en ist. Damit Kernobst, was auf Wildling veredelt ist, gedeihe, muss der fruchtbare Obergrund wenigstens die Dicke eines Meters (3 Fuss) haben; Aepfelbäume auf Johannis- oder Paradiesstamm, so wie Birnbäume auf Quitte veredelt, gedeihen noch bei geringerer Tiefe, Stein- obst bedarf sogar noch weniger und wächst bei | Meter (1^ Fuss) fruchtbarer Erde noch ganz vor- züglich. I • Der beste Untergrund ist der sandige oder i kiesige, weil er das Wasser durchlässt. Am schlech- testen ist lehmiger, thoniger oder überhaupt fester Boden, denn hier stauet sich das Wasser und in Folge dessen leiden die Wurzeln. Im letzteren Falle muss man die Bäume in weniger tiefe Löcher bringen, denn, wenn in die- sem Falle das Terrain nicht abhängig ist, befinden sich die unteren Wurzeln sehr bald in stagniren- der Feuchtigkeit, die sie nicht vertragen, kränkeln 14* 108 alsbald und der Baum geht zu Grunde. Will mau durchaus Bäume an Stellen bringen, wo bereits an- dere gestanden haben, so kann es nur geschehen, wenn der Obergruud sehr gut ist und das Loch mit diesem allein ausgefüllt wird, während die Erde des Loches selbst zum Füllen der Stelle, wo der Obergrund weggenommen wurde, benutzt werden kann. Im Allgemeinen ist die oberste Schicht Erde stets besser, als eine tiefer liegende, und man thut deshalb auch gut, selbst in dem Falle, wo kein alter Baimi ersetzt wird, das Loch mit Erde des Obergrundes zu füllen. II. Von den Löchern oder Gräben. Wenn der C)bergrund von guter Beschaflenheit ist und auf einem nicht weniger guten Untergrunde ruht, so macht man viereckige Ijöcher von 1-^ Me- ter Durchmesser und 1 Meter Tiefe, (also 4^ Fuss breit und 3 Fuss tief); besser ist es, wenn sie noch grösser gemacht werden. Umgekehrt kann man bei vorzüglichem und gut durchlassendem Terrain die Löcher auch nur 0,60 Meter breit und 0,70 Meter tief machen, wenn man nur den Grund des Loches mit einer Hacke auflockert. Besitzt das Terrain nur gute Erde von einer geringern Schicht als 1 Meter und der Untergrund ist ausserdem fest oder thonig, so müssen die Löcher an und für sich oberflächlicher gemacht werden, dagegen aber um ä breiter, damit die Wurzeln Gelegenheit haben, sich mehr horizontal auszubreiten, anstatt in die Tiefe zu gehen. Um diesen eine mehr horizontale Richtung zu geben, thut man auch gut, die Pfahlwurzeln einzuschneiden und sie zu krümmen, oder man legt Bretterstück- chen von 0,08 bis 0,10 Meter (3 bis 4 Zoll) Dicke auf den Boden des Loches, um so das Tiefergehen der Pfahlwurzeln künstlich zu verhindern. Macht man eine grössere Anlage, so kann man anstatt einzelner Löcher auch Gräben von 1-|- bis 2 Meter Breite und 1 Meter Tiefe anlegen, wobei man die bessere obere Schicht der Erde auf die eine Seite, die untere auf die andere wirft. Beim Pflanzen bringt man wiederum die erstere nach unten, die letztere hingegen oben auf. Dieses Ver- fahren kommt zwar etwas höher zu stehen, belohnt sich aber bald; die Bäume erhalten eine bessere Vegetation und tragen reichlicher. Hat man einen schlechten Boden, so muss die- ser nothwendiger Weise ersetzt werden. Man nimmt am Besten eine gute Ackererde, mischt diese mit Rasenstücken oder ausgeworfenem Schlamme, auch wohl mit Strassen -Kehricht, lässt alles sich recht zersetzen und vermischt das Gemenge dann mit gewöhnlicher Erde. Von dieser Zusammensetzung habe ich stets die besten Erfolge gehabt. Auch der Schlamm aus Gräben, die sich auf beiden Sei- ten der Chausseen und Wege hinziehen, in Haufen gesetzt, wo er sich gehörig zersetzen kann, ist nicht weniger zuträglich. Dünger beim Pflanzen der Bäume, so sehr auch von vielen Seiten dagegen gesprochen wird, habe ich stets, namentlich bei schlechtem Boden, mit Erfolg angewendet. Man muss dabei nur die Vorsicht haben, dass die Wurzeln nicht direkt mit dem Dünger in Berührung kommen. Bei einer leichten Erde nehme ich Kuhdünger am Liebsten, bei schwerem Boden hingegen Pferdemist und zwar diesen schon so sehr als möglich zersetzt. Bei strengem und kaltem Boden thuen auch Schutt und sonstige Bau-Abfälle, welche viel Kalk ..der Gyps enthalten, ausgezeichnete Dienste. Bringt man Zwergbäunie oder Pyramiden in Klumps in Lustgärten, so thut man gut, das ganze Terrain für die ersteren bis zu 0,60 Meter Tiefe zu lockern, für die letztern aber bis zu 1 Meter. III. Von der Pflanzung. Li erster Linie steht die Entfernung, welche man den verschiedenen Obstsorten und Formen- bäumen geben raus«. Leider hat man bei uns die Gewohnheit, die Bäujjie viel zu nahe bei einander zu bringen. Li den Obstgärten beeinträchtigen sie sich gegenseitig an Luft und an Nahrung; man sieht in diesem Falle nur verkrüppelte und kranke Bäume. Obstbäume auf Wildling veredelt und mit Hochstamm, gleichviel Birn- oder Aepfelbäume, müssen auf einem guten Boden 10 bis 12 Meter Entfernung haben, auf einem mittelmässigen hinge- gen nur 8 Meter; Kirschen auf Vogel- (Wald-) Kirsche veredelt, brauchen ebenfalls 8 bis 10 Meter, Birnen auf Quitte, Pflaumen, Kirsche auf Weichsel und Aprikose 6 bis 8 Meter Entfernung, Pyrami- den von Bii-nen auf Wildling, von Kirschen, von Aepfeln auf Johannisstamm 4 Meter, Pyramiden von Birnen auf Quitte und von Pflaumen 3 Meter, Py- ramiden von Aepfel auf Paradiesstamm endlich so- gar nur Lj' bis 2 Meter. Was die Pfirsiche an Spalieren betrifl't, so müssen diese, wenn auf Mandel veredelt, einen Ab- stand von 6 bis 8, auf Pflaume hingegen nur von 6 Meter haben. Dasselbe gilt von den Aprikosen. Kirschen, Birnen, Aepfel in Palmetten- oder Fächer- form sind 6 bis 8 Meter von einander zu pflanzen. Die übrigen Formenbäume, wie Pfirsiche und Birnen cordons obliques, Birnen in Spindelform oder Cordons, Aepfel in cordou horizontale, simple und double, variiren hinsichtlich ihrer Entfernungen; 109 davon werde ich ausführlicher sprechen, wenn ich speciell zu den Formenbäunien komme. Sind die Entfernung-en abgesteckt und die Lö- cher oder Gräben zur Aufnahme bereit, so nimmt man die zu pflanzenden Bäume, stutzt die Enden der Wurzehi mit einem scharfen Messer und nimmt alle beschädigten Theile weg. Je weniger man die Wurzeln verkürzt, um so besser ist es, denn das Erholen eines Baumes, so wie sein Gedeihen hängt viel von der Länge und der Menge der Wurzeln ab. Hat man ein Gefäss bei der Hand, gross ge- nug, um die Wurzeln des zu pflanzenden Baumes zu fassen und gefüllt mit Wasser, in dem man Kuhkoth aufgelöst hat, so thut mau gut, die Wur- zeln des Baumes, bevor man ihn pflanzt, eine Zeit laug darin liegen zu lassen. Ich empfehle dieses . Verfahren hauptsächlich bei späten Pflanzungen, so wie wenn diese in einer trocknen Jahreszeit ge- macht werden müssen. Zum Pflanzen gehören 2 Personen; die eine setzt den Baum ein und legt die Wurzeln gut aus- einander, die andere lässt zwischen diese mit seinem Spaten lockere Erde laufen. Man kann auch einen Korb und selbst mehr Dünger -Erde dicht um die Wurzeln bringen, was diesen sehr gut thun würde. Hat man auf diese Weise hinlänglich Erde aufge- worfen, dass sich der Baum von selbst hält, so fasst man diesen an seinem untern Ende und schüt- telt ihn leise, damit zwischen alle Wurzeln Erde kommt und kein leerer Raum bleibt. Nun erst füllt man die Löcher ganz und gar, indem man die Erde leicht andrückt, sobald diese leichter Na- tur ist. Man darf dieses aber ja nicht thun, wenn sie etwas fest und feucht ist. Von grösster Wichtigkeit ist, dass die Bäume nicht zu tief gepflanzt werden. Die Veredlungs- stelle muss 8 bis 10 Centimeter (3 — 4 Zoll) über der Oberfläche des Bodens sich befinden, sobald der Boden etwas schwer und feucht ist, sobald er aber leicht und trocken erscheint, kann sie dicht über der Oberfläche sein, mit Ausnahme der Stämm- chen, welche auf Wildling veredelt sind, wo die Veredelungsstelle stets weiter oben sein muss. Nicht minder wichtig ist beim Pflanzen zu wissen, dass der Boden allmählig etwas einfällt und dass man darauf Rücksicht nimmt, indem man das Stämmchen etwas höher pflanzt. Die Bäumchen etwas herauszuziehen, indem man' sie am Stamme fasst, wie man leider nur zu gewöhnlich thut, ist eine der grössten Unsitten, wobei Wurzeln gar zu leicht beschädigt werden. Nicht weniger schädHch ist, wenn man Bäumchen nachträgUch eine grade Llichtung geben will. Ich wiederhole es nochmals, dass in kaltem und feuchtem Boden, aber auch wenn dieser schwer und lehmig ist, die Veredlungsstelle möglichst weit über der Oberfläche des Bodens sein muss. Je oberflächlicher die starken Thau - W^urzeln liegen, selbst wenn sie nur schwach mit Erde bedeckt sind, um so besser ist es, denn die Bäume tragen um so reichlicher und die Früchte sind um so wohl- schmeckender. Leider hat sich bei uns die Gewohnheit einge- schlichen, den Bäumchen beim Pflanzen überhaupt eine zu grosse Tiefe zu geben, ohne dabei sich um die Veredlungsstelle zu bekümmern, ob diese 10 und 20 Centimeter tiefer oder höher steht. Darin liegt aber oft der Grund, dass die Bäume sehr oft eine schlechte Vegetation machen und dass die Blätter schon in der Mitte des Sommers anfangen, gelb zu werden. Im ersten Jahre nach der Pflanzung, nament- lich bei trockner Witterung, ist es von der gröss- ten Wichtigkeit, im Frühjahre die Stämmchen mit einer Mischung von Lehm und Kuhkoth zu bestrei- chen und auf dem Boden ringsum eine Bedeckung anzubringen, um dadurch dem schnellen Austrock- nen der Erde ein Hinderniss entgegen zu setzen. Diese Bedeckung kann aus kurzstrohigem Mist, aus Moos, Laub u. s. w. bestehen. Ist es zu gleicher Zeit noch sehr warm, so ist eine solche Decke für die oberflächlich liegenden Wurzeln um so noth- wendiger. Begiessungen dürfen nur gegen Abend stattfin- den und zwar erst nach Sonnenuntergänge. Im Norden, wo die Anpflanzungen weit im Herbste geschehen, ist es ebenfalls gut, gleich dar- nach eine Decke zu geben , die dick genug sein muss, um die Wurzeln gegen etwaige Kälte zu schützen. • IV. Pflanzzeit. Man kann mit dem Pflanzen beginnen, sobald die Vegetation im Herbste aufgehört hat und da- mit fortfahren bis zum Frühjahr, wo die Bäume anfangen auszuschlagen, in sofern Kälte und star- ker Regen es nicht verhindert. Ich wiederhole es, dass man in trocknem und leichtem Boden zei- tig, in strengem, kaltem und feuchtem hingegen möglichst spät pflanzt. Ich ziehe Herbstanpflan- zungen vor, weil in diesem Falle die W^urzeln meist noch Gelegenheit haben, Haarwurzeln zu bilden. Kommt dann das Frühjahr, dann braucht es nicht erst zu geschehen und der Baum tritt alsbald in Vegetation. 110 Tebcr sogenannte Garten-Namen. Von Dr. P. Ascher son, Assistenten am Köniffl. botanischen Garten zu Berlin. Es wird jedem Botaniker, welcher sich mit der Untersuchung von Gartenpflanzen beschäftigt, häu- fig der Fall vorgekommen sein, dass ein sogenann- ter Garten Name ihm Zeit und Mühe ko.'itete, bis er sich überzeugte, dass demselben keine wissen- schaftliche Berechtigung zukonnue oder wohl gar auf eine falsche Fährte bei Unterbringung der Pflanze führte. In gegenwärtiger Zeit wächst die- ser Uebelstand immer mehr, da zahlreiche, gross- artige Gärtnerei-Etablissements, welche jährlich viele Pflanzen aus fremden Welttheilen einführen, um sie in den Handel bringen zu können, ihrer Waare ein Etikett, d. h. einen botanischen Namen, mitgeben zu müssen glauben. Die Chefs dieser Etablisse- ments behalten bei ihrem grossartigen Geschäfts- kreise selten Zeit genug, um den Fortschritten der beschreibenden Botanik folgen zu können. Es ge- schieht daher nicht selten, dass sie bei der Taufe ihrer Pflanzen dieselben einer unrichtigen Gattung oder selbst Familie (bei Blattpflanzen leicht erklär- lich und oft genug geschehen) anreihen; sie beden- ken dabei nicht, dass sie die Wissenschaft mit einem neuen SynonA-m belasten, v,-elches die gewissenhaf- ten ]\Ionugraphen für alle Ewigkeit mitführen müs- sen. Dazu kommt noch, dass die eingeführten Pflanzen gar nicht immer wirklich neu, sondern oft schon längst unter anderen , richtigeren Namen beschrieben sind. Aber auch im günstigsten Falle, dass die Pflanze noch unbeschrieben und richtig untergebracht sei, so gelangt der Garten - Name doch nur ausnahmsweise in der Wissenschaft zur Annahme, anf welche er auch, da er stets ohne botanische Charakteristik ausgegeben wird , kein Recht hat. Am schlimmsten ist es jedenfalls, wie mein verehrter P'reund, Professor Koch, mit Recht bemerkt, wenn die Pflanze, statt mit einem neuen Namen getauft zu werden, auf oberflächliche Lite- ratur-Studien hin mit Namen einer schon bekann- ten Art bezeichnet wird, mit der sie oft eben auch den Namen gemein hat. Alle diese Uebelstände lassen sich meiner Ansicht nach auf eine sehr ein- fache Art beseitigen, und möchte ich meinen des- fallsigen Vorschlag besonders der Erwägung des in Brüssel im April d. J. bevorstehenden internationa- len Gartenbau -Kongresses anheimstellen; derselbe besteht darin, das.s künftig neue in den Handel gebrachte Pflanzen, falls ihre systematische Stel lung nicht durch gewissenhafte Untersuchung eines kompetenten Botanikers ermittelt ist, nicht mit einem lateinischen, sondern mit einem franzö- sischen Namen bezeichnet werden. Die Ausfüh- rung dieses Vorschlages sollte meiner Ansicht nach wohl nicht den geringsten Schwierigkeiten unter- liegen, da die französische Sprache an internationa- ler Cieltung der lateinischen mindestens nicht nach- steht und ihre Kenntniss wohl bei allen Gärtnern, welclie sich überhaupt mit Einführungen beschäf- tigen, vorausgesetzt werden darf. An Präcision und also an Zweckmässigkeit für's Geschäft wür- den die französichen Namen den lateinischen Na- men nicht nachstehen, da der Gattungs-Name mit dem lateinischen in der Regel identisch sein würde, der Species-Name würde in praxi vermuthlich sich statt der oft wenig bezeichnenden Adjektiva ähn- lich der schon jetzt für die Sorten formenreicher Arten, wie z. B. Rosen, Kamellien etc. gebräuch- lichen, gestalten, welche nach Personen oder ganz nach Phantasie gebildet werden; ich sehe z. B. nicht ein, weshalb Montanoa pied-de-liövre nicht eben so graciös sein sollte, als Montanoa nioUissima, es würde dagegen den Synonymen - Ballast nich< vermehren. Ich hofte, dass namentlich die Vorste- her der grossen Etablissements in England und Belgien, denen die botanische Wissenschaft schon so viel Förderung verdankt, diesen Vorschlag in Erwägung ziehen werden, welcher, ohne sie irgend eines Vortheils zu berauben, die Wissenschaft von grossen Unbequemlichkeiten entlastet; gehen sie voran, so dürften die übrigen sicher bald folgen. Der Cliarlatanismus in der («ärtnerei. Vom Abbe voll Beaumont*). Wenn es irgend etwas im Pflanzenhandel giebt, wogegen man sich nie genug in Acht nehmen kann und wo der Vorsichtigste bisweilen zu Schan- den wird, so ist es der heute mehr als je sich gel- tend machende Charlatanismus. Damit hat natür- lich das in der jetzigen Zeit vollkommen gerecht- fertigte Verfahren der Handelsgärtner, ihre Pflan- zen bestmöglichst zur Kenntniss der Liebhaber zu bringen, gar nichts zu thun. Der Charlatanismus fängt erst an , sobald die Lobpreisungen in gar keinem Verhältnisse zur Waare selbst mehr stehen. Leider ist man beim Pflanzenkaufe gar zu oft den Schlingen, welche man unserm guten Glauben stellt, ausgesetzt, luid glücklich ist noch der, der sie zur rechten Zeit bemerkt. Wenn wir das Verzeichniss eines unserer re- nommirtesten Züchter in die Hand nehmen, so fin- *) Es ist der Redaktion diese bereits in den Annalen des Comice borticolo de Maine et Loire in französischer Sprache abgedruckte Abhandlung mit der Bitte um Aufnahme zuge- kommen, der wir sehr gern nachkommen. 111 den wir entweder Namen von schönem Klange oder grade selir bizarr, die man häufig dem Lateinischen oder Griechischen entlehnt hat und die Niemand versteht, zumal sie in der Regel mit der Pflanze kaum einen Zusammenhang haben, oder wir sehen den Namen eines Tages -Helden zur Bezeichnung der einen oder andern Neuigkeit. Nicht zufrieden damit, muss auch noch der Name mit grösseren Buchstaben gedruckt werden, um auch dadurch die Augen des Liebhabers zu blenden. Eine Beschrei- bung in der Weise: „eine ganz ausserordentliche Pflanze, von kräftigem Wüchse, reichblühend, ganz neue Farbe, Form und Haltung vollkommen, eine Blume von ganz ungewöhnlicher Grösse, Blattwerk von seltener Eleganz" folgt oft. Die bildliche Darstellung der bereits so markir- ten Neuheit maciit bisweilen die Täuschung voll- ständig. Noch nicht zufrieden damit, es kommt hinter der Beschreibung in der Regel noch die Be- merkung, ja recht frühzeitig zu bestellen , ehe der Vorrath vergriffen ist. Dabei schlägt man die grosse Trommel von einem Ende P>uropa's bis zum andern. Durch alle Zeitschriften, gärtnerischen und anch oft politischen Inhaltes, werden Bekanntma- chungen erlassen. Gelingt es auf diese Weise, etwa tausend Exemplare abzusetzen, so hat man, wie es heisst, „ein Geschäft" gemacht, und die Komödie ist zu Ende. Ich frage, was kommt aus dieser Art und Weise „Geschäfte zu machen" her- aus? Man wird 4 und 5 Mal unter 10 Fällen, um nicht mehr zu sagen, bitter — denn es greift in den Beutel — ■ getäuscht und hört schliesslich zu kaufen auf. Das allgemeine Vertrauen, was grade im Pflanzenhandel so nothwendig ist, wird gestört. Umgekehrt würden bei reellem Verkaufe die Bestellungen sich von Jahr zu Jahr gemehrt haben. Um Gotteswillen seied daher strenger in der Wahl Eurer angepriesenen Neuheiten, nuiss man fortwäh- rend den Züchtern zurufen. Ihr überschwemmt den Markt mit Pflanzen, die grade zu unwürdig sind, in unsern Gärten und Gewächshäusern eine Stelle einzunehmen, oder die doch wenigstens in ähnlichen Formen schon seit Jahren kultivirt wer- den. Hütet Euch, durch Versprechungen, die Ihr nicht halten könnt, den Käufern Sand in die Augen zu streuen; Ihr gewinnt vielleicht für den Augen- blick, möchtet aber später die Nachwehen fühlen. Ihr bedenkt nicht, dass sich gar Viele durch die Furcht, wieder getäuscht zu werden, von neuen Bestellungen abhalten lassen. Viele würden sich freuen, gute Neuheiten zu erwerben, wenn sie von Seiten des Züchters die ( jrewissheit einer reellen Bedienung hätten ; sie wür- den sich beeilen, Bestellungen zu machen. So zie- hen sie aber vor, so lange sie in Ungewissheit sind und den positiven Werth der Neuheit nicht kennen, abzuwarten und halten mit ihren Ankäufen zurück. Ist ihre Liebe nicht sehr gross, so stellen sie über- haupt die Ankäufe ein. Aber ich setze den Fall voraus, der Züchter hat wirkhch auf diese Weise eine genügende Au- zald Käufer für seine Neuheit gefunden. Was kommt dabei heraus? Für den Wiederverkäufer wird, wenn die Neuheit ohne Werth ist, es stets ein Verlust sein. Er beeilt sich, die Neuheit, ohne sie weiter zu kennen, als durch die ihm zugekom- mene Anzeige, zu verkaufen. Damit wird er na- türlich seinen Kunden verantwortlich. Er erhält Vorwürfe; wenn diese sich wiederholt nöthig ma- chen, könnte auch der Fall eintreten, dass der Kunde seine Einkäufe einstellt. Will der Wieder- verkäufer warten, bis er selbst sich von dem Werthc überzeugt hat, so erwächst ihm wieder ein Verlust, da die Neuheiten dann schon geringere Preise haben. Bei dem Liebhaber kommen noch andere Uebel- stände dazu. Er wird vielleicht weniger noch be- dauern, sein Geld schlecht angewendet zu haben, obgleich auch dieser Umstand Niemanden gleich- gültig ist, als vielmehr darüber verdriesslich sein, dass er so viele Mühe, so viele Sorgfalt für die Kultur einer Neuheit vergeudet hat, die er schliess- lich wegwirft. Wer kennt nicht die Erwartungen, welche man hegt, bis man endlich die Pflanze in Blüthe oder Frucht sieht, die Aufmerksamkeit, mit der man ihr weiteres Wachsthum verfolgt, wie man täglich mehrmals nach ihr sieht, bis der Augenblick ihrer vollständigen Entwicklung gekommen ist. Und welchen Eindruck hinterlässt es, wenn der Liebha- ber nun plötzlich anstatt einer schönen Blume oder einer wohlschmeckenden Frucht ein ganz gewöhn- liches Produkt erhält. Noch ungünstiger stellt es sich für den grösse- ren Grundbesitzer heraus, da die ihm gewordenen Täuschungen auch nachhaltiger sind, mögen seine Anpflanzungen dem Nützlichen oder dem Schönen gelten. Anpflanzungen können ihre Reize nur ent- falten und Effekt machen, wenn alle ihre Theile gleich üppig wachsen und sich gegenseitig entspre- chen. Geschieht dieses nicht, so entsteht eine Dys- harmonie, welche der Anpflanzung nachtheilig ist. Bei Einzel -Exemplaren kann man erst nach meh- rern Jahren ein Urtheil haben. Entspricht nun der Baum in seinem Wachsthume nicht den Verheissun- gen, so ist er meist auch zu den Umgebungen, auf die er berechnet war, nicht passend; er muss ent- fernt und durch etwas Anderes ersetzt werden. Dabei verliert man nicht allein Geld, auch Zeit. Möchten doch die Gärtner den Charlatanismus und mit ihm die übermässigen Anpreisungen ver- 112 meiden! Dass sie es einsehen möchten, wie es ihr eigenes Interesse, ihre PJhre verlangt! Man täuscht das Publikum nicht umsonst, zuletzt fallen doch dergleichen Unredlichkeiten auf den zurück, von dem sie ausgegangen sind. Man könnte wohl Bei- spiele aufführen. Vor Allem ist es aber nothwen- dig, dass alle Gartenbau -Gesellschaften sich verei- nigten, um dem Charlatanismus mit Entschiedenheit entgegenzutreten, mag er kommen, von woher er wolle, und sich zeigen in einer Form, wie sie auch sei. Man würde damit Jedem einen Dienst erwei- sen; dem Wiederverkäufer, also dem Handelsgärt- ner, der sich gezwungen sieht, mit dem Strome zu schwimmen und in Betreff der Neuheiten auf dem Niveau zu bleiben, dem Liebhaber, der damit sei- ner Neigung ungestört fiöhnen kann , ohne zu fürchten, getäuscht zu werden, endlich auch dem Züchter selbst. Eben deshalb müsste der letztere grade am Meisten in der Auswahl seiner Neuheiten mit grosser Gewissenhaftigkeit verfahren; er würde dann auch etwas darbieten, was frei von allem Ta- del wäre, er würde empfehlen können, ohne je Lügen gestraft zu werden. Mein Katalog für das Jahr 1864 ist erschie- nen und enthält reiclie und mit besonderer iSorgfalt ausgewählte Sortimente von Warm- und Kalt- haus-Pflanzen, ^jaUeti, jSamtUten, l^l)oiioi)cnbrfn w. f. w. Derselbe wird auf gefälliges Verlangen franco versandt. L- L. Liebig, Kunst- und Handelsgärtner in Dresden. Verkauf einer Gärtnerei. Meine hier in der allerbesten Lage befindliche Gärtnerei bin ich Willens mit sämmtlichen Gebäu- den, Glashaus, Mistbeeten u. s. w. bei massiger An- zahlung zu verkaufen. Stargard in Pommern. A. Uaunciuaiiii, Kunstgärtner. Eine Samenhandlung, namentlich Samenbauge- schäft, in einer an der Eisenbahn belegenen Resi- denz-Stadt Nord-Deutschlands, welche, zufolge der ausgedehntesten Kundschaft, eine lange Reihe von Jahren mit dem besten Erfolge betrieben ist, soll mit sämmtlichen Wohn- und Wirthschafts-Gebäuden, Inventar, zum Fortbetriebc erforderlichen Samen- pflanzen, auch nach Bedarf und Wunsch Lände- reien u. s. w. unter den günstigsten Bedingungen aus der Hand verkauft werden. Die Annahme kann sofort geschehen, auch bis zu Ostern 1865 ausgesetzt werden. Reflektirende erfahren das Nähere beim Gärt- nerei-Besitzer Ad. Demmler in Berlin, Waldemar- Strasse No. 27. Unterzeichneter erlaubt sich, unter Bezugnahme auf beiHegenden Prospectus sein grosses Magazin in Schmied- und gusseisernen Patent-Gartenmöbeln, Gartenzäunen, Hof- und Garten-Thoren, Blumen- tischen, feinen und ordinairen Bettstellen, Feder- Matratzen, (an Dauerhaftigkeit und Elasticität das bis jetzt Geleistete weit übertreffend), Balkon- und Grab - Geländern , nach den neuesten Dessins in Schmied- und Guss- Eisen, Grabkreuzen in jeder Grösse, Caf^- und Restaui-ations-Einrichtungen, als schwarze und weisse Schieferplatten, desgleichen in Marmor, Tischfüsse in verschiedenen Sorten, Gar- derobe-Ständer, die so beliebten Wiener Holzsessel, Pavillons, Gewächshäuser, Glasdächer, Volieren, ge- strickte und gewobene Draht-Geflechte in Empfeh- lung zu bringen und zugleich die Anzeige damit zu verbinden, dass er jede in dieses Fach einschla- gende Bestellung aufs prompteste und billigste aus- zuführen im Stande ist. Stuttgart. Carl R-exer, Fabrikant. Die Laureutius'sche Gärtnerei zu Leipzig wird ihren Gewäclishaiisitflanzcn-Katalog, welcher viele Neuheiten darbietet, in Kurzem ausgeben, worauf wir aufmerksam machen. Etablissciiieiit hortieole de Louis ran iluutte ii (iaiid. Eben ist No. 102 des „Catalogues de plantes des serres et de plein air" erschienen und bringt, wie gewöhnlich, ein reichliches Verzeichniss der Kul- turen in dem Garten- Etablissement von L. van Houtte in Gent. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, KommandantcnStrasse No. 62. Druck der C. Fei.ster 'sehen Buchdruckerei in Berlin, ZieteQ.Platz No. Wochenschrift des Vereines znr Beförderuiis; des Garteiibanes in den Könis;!. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor I>r. Klai'l Ivodij General-Sekretair des Vereines. No. 15. Berlin, den 16. April 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Die Frühjahrs-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am S.April. — Vilmorin Andrieux' Fleurs de pleine terre. Vom Obergärtner Kraus. — Die Birnen der Federatiou des soci^t^s d'horticulture en Belgique. — Die neuesten Seidel'schen Alpenrosen oder Rhododendren. Sonntag den 24. April wird der botanisch -gärtnerisclie Kengress in Brüssel, und zwar um 3 Uhr im Palais ducal, eröffnet. An demselben Tage beginnt auch die grosse Ausstellung daselbst. Die -frfifjjttfjrs = .^U)>|lc(riin(j des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 3. April. Jahre lang hatten die Frülijahrs-Ausstelliingen des Vereines in zwei kleineren schmalen Siilen des Englischen Hauses stattgefunden, obwohl weder die Beleuchtung vortheilhaft, noch für die Besucher ge- nügender Kaum vorhanden war. Das grosse Berlin besitzt zwar umfassende Bäume in Menge, keine passenden aber für Blumen- und Pflanzen-Ausstel- lungen. Sind doch selbst Bäume zu Ausstellungen von Bildern luid anderen Kunstgegenständen kaum in entsprechender Weise vorhanden! Das Bedürfniss darnach hat sich mit jedem Jahre mehr herausge- stellt. Der Plan, ein Ausstellungshaus zu bauen, ist lange vorhanden ; er scheiterte hauptsächlich bisher an den enormen Preisen, welche Bauplätze in der Stadt besitzen. Neuerdings scheint jedoch mehr Aussicht vorhanden zu sein, dass endlich ein Aus- stellungshaus zu Stande kommt. Die Pflanzen- und Blumen Ausstellung des Ver- eines fand dieses Mal in der grossen Aula der Kö- niglichen Thierarzneischule (Louisenstr. 56) und in einem angrenzenden Zimmer statt. Die Aula selbst bildet ein längliches Viereck, was durch grosse Fenster auf der einen Seite Licht erhält. Diese waren zur unteren Hälfte bedeckt, so dass direktes Sonnenlieht nicht die Pflanzen unmittelbar beleuch- tete. Breite Tafeln führten rings an den Wänden herum und trugen die ausgestellten Pflanzen. Aus- serdem waren 2 runde Tische in der Mitte ange- bracht. Die Pflanzen selbst standen entfernter, als es gewöhnlich der Fall war, und konnten bequem beschaut werden. Absichtlich war ausserdem jede Ausschmückung vermieden, um den W^erth der ein- zelnen Pflanzen nicht zu beeinträchtigen. Die Frühjahrs - Ausstellung des Vereines hat keinen ornamentalen Zweck; der Total -Eindruck, wie er in der Sommer-Ausstellung vorhanden sein soll, ist hier Nebensache. Jede einzelne Pflanze soll hier zur Geltung kommen, da sie In Konkur- renz tritt. Diese Geltendmachung würde aber nicht möglich sein, wenn ausserdem Ausschmückungen stattfänden. Schaupflanzen, selbst in kleineren Grup- pen zusammengestellt, neue Einführungen und Züch- tungen müssen für sich betrachtet werden und ver- mögen nur in diesem Falle ihren Einfluss auszuüben. Doch war auch eine grössere Gruppe vorhanden, welche die Giebelwand rechts von dem Eingange deckte. Dem botanischen Garten, bekanntlich einem der leichsten und grössten Institute, stehen bestän- dig eine Menge von Pflanzen zu Gebote, welche bleibenden ästhetischen Werth haben und von ihm aus nicht selten auch in die Gärten der Lieb- haber und Handelsgärtner verbreitet werden. Um seinen Keichthuni in dieser Hinsicht zu zeigen, war durch den Inspektor Bouch^ die erwähnte Gruppe zusammengestellt. Die Zahl der Pflanzen in derselben betrug 65. Unter ihnen nennen wir das noch seltene Hippea- struni stenopetalum, ein Helicbrysum aus Neuholland, von dem man den Samen durch die Novara-Expe- dition erhalten hatte, Habrothamnus Hartwegi, Eupa- 15 114 torium riparium, die ebeiiialls noch wenig verbrei- tete Bromeliacee: Nidularium Scheremitejewii, was häufig mit Bromelia Caroliiiae verwechselt wird, ferner die reizende Vriesia psittacina, das breit- und buntblättrige Gras Pharus vittatus, mehre neuhol- ländische Akazien, wie hastulata, graveolens, lani- gera, lanuginosa u. s. w., so wie kapische und neu- holländische Halden, welche letztere in den Samm- lungen immer seltener werden, so schön sie auch sind. Wir nennen Erica pisoides, imbecilla, ignescens, RegeUaua, coriifolia, sparsa, Pluckenetii und versi- color als die interessanteren. Die übrigen Pflanzen bestanden aus Choroze- men, Goodien und einigen anderen Schmetterlings- blüthlern Neuhollands, aus Polygala's, Eriostemon's, Diosnieen u. s. w. Doch wollen wir nicht versäu- men , auch auf die echte Niesswurz der Alten, Helleborus antiquorum, aufmerksam zu machen. Von Seiten des botanischen Gartens waren auch einige Schaupflanzen und neue Einführungen aus- gestellt worden, und zwar von den letzteren : Cry- ptomeria elegans, die aber kaum ihren Beinamen verdienen dürfte, und Thujopsis laetevirens. Eine solche stattliche Pflanze, als das Himanthophyllum miniatum darstellte, möchte wohl selten auf einer Ausstellung gewesen sein. Gesnera Houtteana nahm sich ebenfalls mit ihren feurig-scharlachrothen Blü- then, welche gleichsam von smaragdgrünen Blättern getragen wurden, vorzüglich aus, während Fatsia japonica (Aralia Sieboldii der Gärten) von 4 Fuss Höhe und 3 Fuss Durchmesser eine seltene Blatt- fülle zeigte. Der Gruppe des botanischen Gartens gegenüber auf der andern Giebelseite hatte der Universitäts- gärtner Sauer verschiedene Pflanzen ausgestellt. Wiederum sah man einige Blendlinge, welche mit Helleborus abchasicus und guttatus gemacht worden waren. Wir wiederholen, was wir früher schon ausgesprochen, dass diese sonst im Freien so ziem- lich aushaltenden Niesswurz-Arten mit ihren Blend- lingen ein Gewinn für unsere Gewächshäuser sind, da sie sich sehr leicht treiben lassen. Auch 6 getriebene Blüthensträucher vom Uni- versitätsgärtner Sauer fanden sich vor. Von ihnen war Spiraea Cantonensis, welche Lindley wieder als Sp. Keevesii beschrieben hat, in einem buschi- gen, grossen Exemplare und über und über mit Blüthen bedeckt, besonders schön. Zum ersten -Male sahen wir ferner in Blüthe Prunus triloba mit gefüllten, rosafarbigen Blüthen und vom Ansehen einer gefüllten Pfirsiche. Vor dieser zeichnet sie sich dadurch vortheilhaft aus, dass schon kleine Pflänzchen von kaum 4 bis 1 Fuss Höhe mit Blü- then dicht besetzt sind. Dass dieser Blüthenstrauch wegen mehrer Pistille in der Blüthe nicht zu einem stelbständigen Genus erhoben werden kann, davon vermochte man sich leicht zu überzeugen, da mehre Blüthen nur ein Pistill einschlössen. Das Genus Amygdalopsis niuss demnach wieder eingezogen werden. Als Schaupflanzen waren ausser einer Telline Atleyana noch 2 Farne und 3 Selaginellen von ziemlichem Umfange vorhanden. Sie befanden sich auf aus Holzstämmen angefertigten Ständern und nahmen sich um so vortheilhafter aus, als eine Gruppe von 12 getriebenen Rosen (Louise Odier) auf dem Boden darum standen. Kunst- und Han- delsgärtner Christoph (am Boxhagen er Weg vor dem Frankfurter Thore) hatte diese zur Verfügung gestellt. Sie waren sänimtlich dicht mit Blüthen besetzt und hatten mit dem Laube ein frisches und freundliches Ansehen, wie die Rosen nicht besser -zur eigentlichen Flor im freien Grunde besitzen können. Mitten im Saale standen, wie schon gesagt, 2 runde Tische, welche hauptsächlich Orchideen in seltener Schönheit und Blüthenfülle enthielten. Der Obergärtner Boese aus dem Garten des Kommer- zienrathes Leonor Reichenheim hatte die Tische geschmückt. Gegenüber an der hintern Wand hatte dagegen der Obergärtner Kraus aus dem Garten des Rit- tergutsbesitzers Moritz Reichenheim eine wie- derum zum Theil aus Orchideen bestehende Gruppe ausgestellt, die ebenfalls nur Ausgezeichnetes ent- hielt. Alle die, welche die Freude hatten, die Aus- stellung in Augenschein zu nehmen, fühlen sich ge- wiss zu besonderem Danke verpflichtet, dass die Gebrüder Reichen heim das Schönste aus ihren Gewächshäusern zur Verfügung stellten, so dass auch Andere sich daran freuen konnten. Die Zahl der Pflanzen aus dem Garten des Kommerzienrathes Reichenheim betrug nicht we- niger als 38, von denen jede Berücksichtigung ver- diente. Von den 14 Orchideen zeichneten sich 2 durch seltene Blüthenfülle aus. Ein Gewinn der neueren Zeit ist es, dass die Blüthen bei den mei- sten Arten jetzt mit den Blättern erseheinen und dass demnach die mannigfaltige Farbenpracht der verschieden gestalteten Blüthen durch das dunkele Grün der Blätter noch mehr gehoben wird. Tricho- pilia suavis hatte nicht weniger als 28 oftene Blü- then, die in einem Kranze ringsum sich zogen und durch Schönlieit in der Färbung, wie durch feinen Wohlgeruch, sich auszeichneten. Coelogyne ocellata besass dagegen 14 Blüthentrauben, von denen jede wiederum aus 14 — 16 Blütlien bestand. Die weiss- blühende und ihre Traube senkrecht in die Höhe sendende Calanthe veratrifolia war umgeben von dem sonderbaren Selenipedium caudatnm, dessen fadenförmige Blumenblätter lang herunterhingen. 115 von dem diclitbehaarten Fraueusclnih (Cypripediuni hirsutissimum), von der bunten Vanda tricolor var. flavescens und dem Epidendron aurantiacum, dessen dichtblüthige Traube eine prächtige dunkele Oran- genfarbo besass. Ausserdem sab man noch von Orchideen : Deudrobium WalHchianum, Brassia Co- vani, Oncidium pictum und Epidendron Stamfordia- 'nuni, so wie ceratistes. Als (rruppc waren zusam- mengestellt: Vanda triculor formosa, Aerides War- nen und Uendrobium Dalhousianum. Aus dem Garten des Rittergutsbesitzers Moritz E. eiche nh ei m fanden sich zwar nur 4 Orchideen vor, eine jedoch in der seltensten Kultur-Vollkom- menheit und Grösse: Vanda suavis, aus 3 dicht- beblätterten Stengeln bestehend, von beinahe 6 Fuss Höhe. Nicht weniger als 7 Bliithentrauben, von denen jede wiederum 12 und 13 BlUthen besass, kamen aus den W^inkeln der freudig-grünen Blätter hervor. Wenn auch nicht in dieser Weise, so wa- ren die 3 anderen Orchideen : Lycaste Harrisouii alba, Deudrobium aggregatum majus und lituiflorum, ebenfalls wahre Bchaupflanzen. Wenden wir uns der Gruppe von Azaleen zu, welche Obergärtner Kraus aus dem Garten des Rittergutsbesitzers M. Reichenheim zusammenge- stellt hatte: 9 Bäumchen in der konvexen Schirm- form, eins wie das andere, mit einem Durchmesser von 27 Zoll auf 14 Zoll hohem Stamme und in einem Topfe von nur 8 Zoll Breiten -Durchmesser. Wir machen besonders auf das kleine Gefäss, worin die Pflanzen sich befanden, aufmerksam. Unter ihnen sah man: Prinz Albert, Goethe, vittata, Gern, magni- fica, Roi Leopold und Gloire de Belgicjue. Ausser- dem waren aber noch 7 grössere Exemplare vor- handen, von denen A. papilionacea besonders die Aufmerksamkeit der Schauenden auf sich zog. Azaleen waren überhaupt auch dieses Mal in seltener Schönheit und Kultur-Volikommenlieit vor- handen; Ober- und Handelsgärtner wetteiferten die- ses Mal mit einander. Am reichlichsten hatte Ober- gärtner A. Pasewaldt aus dem Danneel'schen Garten beigesteuert. Seit vielen Jahren sind wir gewöhnt, von ihm nur Gutes und Vorzügliches zu sehen. 3 Exemplare (Beaut^ de l'Europe, rosae- flora alba und Susanne) waren zu einer Gruppe zusammengestellt, während Baron Hügel, Napolöon und alba grandiflora, jede für sich, konkurrirten. Die erste befand sich in einem IG Zoll breiten Ge- fässe und besass, bei einer Stannnhölie von 2 Fuss, eine runde Krone von 38 Zoll Durchmesser. Bei A. Napoleon betrug dieser sogar beinahe 5 Fuss, und doch hatte der Topf nur einen Breitendurch- niesser von 17 Zoll, während der Stamm eine Höhe von 29 Zoll besass. Azalea alba grandiflora end- lich befand sich in einem gleich weiten Topfe mit einer Stammhöhe von 24 Fuss, während die ziem- lich runde Krone 52 Zoll hoch inid 48 Zoll breit war. Als neu hatte Obergärtner Pasewaldt da- gegen A. Präsident Humann und Loreley, beide deutsche Produkte, zur Verfügung gestellt. Beide sind auch zu empfehlen. Auch ans dem Garten des Kaufmanns Lieber- mann, dem der Bruder des Obergärtiiers Pase- waldt im Danneel' scheu Garten jetzt vorsteht, sah man 2 Azaleen, würdige Seitenstücke der be- reits genannten. Azalea Blutheana hatte bei einer Stammhöhe von 2 Fuss einen Kronen-Durchmesser von 38 Zoll. Kleiner, aber reizend, war A. Ive- rvana. Nächstdem hatte der Obergärtner Eggebrecht aus dem Banquier-Wagner 'sehen Garten 2 Aza- leen ausgestellt. Bei der A. Susanne waren die schönen rotlien Blüthen säinmtlich gleich-gross ent- wickelt, so dass die Pflanze in ihrer Gesammtheit einen besonders angenehmen Eindruck machte. Es galt dieses nicht weniger von der A. Herzog von Wellington. AVeiter verdankte man dem Kunst- und Han- delsgärtner Jul. Kunze in Charlottenburg 2 Aza- leen, welche er selbst aus Samen gezogen hatte. Ferner hatte Kunst- und Handelsgärtner Priem (Frankfurter Chaussee) einen Sämling ohne Namen aufgestellt. Audi die A. Roi Lc^opold, in Form eines niedrigen Kronenbaumes, die der Obergärt ner Körner aus dem Stadtrath-Soltm an n ' sehen Garten erzogen, verdiente Anerkennung. Schliesslich erwähnen wir noch 4 Azaleen aus dem Garten des Konnnerzienrathes L. Reichen - heim, die zu einer Gruppe zusammengestellt wa- ren. Azalea alba hatte eine Stammhöhe von 60 Zoll und eine Krone mit einem Durchmesser von 56 Zoll. In der That reizend waren die 3 ande- ren : Mod&ie, Roi de Portugal und Goethe. Wenden wir uns den verwandten Alpenrosen zu. Zum ersten Male hatte der Kunst- und Han- delsgärtner Seidel in Dresden eine umfassende Gruppe aufgestellt, von der über die Hälfte eigene Züchtung, • zum Theil von besonderer Schönheit, war. Das Etablissement ist eins der ältesten und bedeutendsten, nicht allein in Dresden, sondern überhaupt, und hat sich in der langen Zeit seines Bestehens den guten Ruf erhalten. Vielleicht wird uns später einmal Gelegenheit, ausführlieh darüber, so wie über die übrigen Handelsgärtnereien Dres- den's, zu sprechen. Rhododendren bilden jetzt einen gesuchten Han- delsartikel, auch in Berlin. Die Anzucht ist sehr bedeutend. Eine Reihe von Handelsgärtnern ma- chen jetzt nicht unbedeutende Geschäfte damit. Zu ihnen gehören vor Allem: Karl Lackner, K. L. 15* 116 Friebel und Späth. Die Exemplare waren Pflan- zen, wie sie gewöhnlich hier zum Verkauf kommen, aber auch jeder Ausstellung zur Zierde dienen kön- nen. Durch gute Zucht zeichneu sich bekanntlich überhaupt die Berliner Marktpflanzen aus und fin- den weit und breit Anerkennung. Liebhaber machen wir deshalb besonders darauf aufmerksam. Karl Lackner hatte ausserdem noch eine Alpenrose als Schaupflanze ausgestellt, die ebenfalls ihre verdiente Anerkennung fand. Es war Rh. Prinz Camille Ro- han. Die Pflanze befand sich in einem 10 Zoll breiten Gefässe und besass bei einer Stammhöhe von 2 Fuss eine Krone vou 42 Zoll Querdm-ch- messer. Eine kleine Gruppe, aus Eriocnema aenea, En- kianthus quinqueflorus und Dillwynla Henchmanni bestehend, hatte der Obergärtner Boese aus dem Komnierzienrath- Reichen heim 'sehen Garten aus- gestellt ; besonders die beiden ersteren fanden wegen ihrer Schönheit Beifall. Auch eine andere Gruppe, aus neuen oder doch ziemlich neuen Koniferen be- stehend, war aus demselben Garten vorhanden. Wir nennen von ihnen die beiden Lebensbäume: Thuja Vervaeneana und falcata, Retinospora pisifera und obtusa, Arthrotaxis imbricata und Cryptomeria ele- gans. Von sonstigen Schaupflanzen hatten die Kom- merzienräthe Dannenberger hier und Krichel- dorf in Magdeburg durch ihre Obergärtner Lang- guth und Schlie Vorzügliches geliefert. Dem letztern verdankte man 2 neuholländisclie Haiden (Epacris) von einem solchen gedrängtem Wüchse und von einer solchen Blüthenfülle, wie wir sie, bei uns in Berlin wenigstens, noch in keiner Ausstel- lung gesehen. Bekanntlich gehen bei dieser Art Pflanzen die Zweige gewöhnlich schnurstraks in die Höhe und sind oft in der Regel nur an ihrer Basis bis zur Mitte mit Blüthen besetzt; hier er- streckten sich diese aber bis in die Spitze und hatten überhaupt keine übermässige Länge. Es waren Epacris fulgens mit einem Durchmesser von 29 und einer Höhe von 40 Zoll und E. Vicomtesse Hill mit einer Breite und einer Höhe von über 30 Zoll. Beide befanden sicli in Töpfen von ziem- lich 12 Zoll Durchmesser. Die Schaupflanzen des Kommerzienrathcs Dan- nenberger bestanden aus 3 Eriostemon's und 1 Cho- rizema ilicifolium, alle 4 in fast kugeliger Form gezogen und in seltener Blüthenfülle. Das letztere befand sich in einem 14-zölligen Topfe und hatte bei einer Höhe von 3i, einen Durchmesser von 4 Fuss. Von den 3 Eriostemon's hatte E. scaber, bei einer Höhe von 20, einen Durchmesser von 34 Zoll, E. cuspidatus, bei einer Höhe von 30, einen Durch- messer von 40 Zoll und E. intermedius, bei einer Höhe von 24^^, einen Durchmesser von 30 Zoll. Bei der ersten war der Topf 10-, bei der zweiten 12- und bei der dritten 14-zöllig. Auch die bekannte Deutzia gracilis war zu einer stattlichen Schaupflanze, die eben deshalb die Blicke der Schauenden auf sich zog, durch den Obergärtner Kraus im Garten des Rittergutsbesitzers Reichen- heim herangezogen. Nicht weniger waren die Alpen -Veilchen des Stadtrathes Soltmann und die Sammlung von Wandelblunien (Cinerarien) des Kommerzienrathcs Reichenheim Schaupflanzen im eigentlichen Sinne des Wortes. Die letzteren hätten nur noch 8 bis 14 Tage Zeit zur weiteren Entfaltung der Blüthen haben sollen, um in ihrer grössten Schönheit zu erscheinen. Sämmtliche Pflanzen besassen einen ge- drängten Wuchs und verästelten sich von der Ba- sis aus, so dass die einzelnen Exemplare eine eirund- liche Gestalt besassen. Die Alpenveilchen wurden in 3 Formen des Cy- clamen persicum, weiss-, rosa- und roth-blühend, re- presentirt. Wir hatten schon im vorigen Frühjahre ziemlich um dieselbe Zeit, dergleichen Schaupflanzen, ebenfalls vom Obergärtner Körner im Soltmann'- schen Garten herangezogen, gesehen, welche schon damals unsere Bewunderung erregten. Die jetzigen übertrafen aber die vorjährigen noch an gesundem und kräftigem Ansehen, so wie an Blüthenfülle. Wir wenden uns einigen Neuheiten zu. In die- sen hat sich seit mehrern Jahren schon der Ober- gärtner Pascwaldt im Garten des Rentiers Dan- neel ausgezeichnet. Ihm verdanken wir hauptsäch- lich die rasche Einfülirung aller Pflanzen von Be- deutung, welche in Belgien, Frankreich und zum Theil in England in den Handel kommen, aber auch, indem diese alsbald vermehrt werden, die rasche Verbreitung. Einige von den dieses Mal ausgestellten Pflanzen hatten wir bereits schon im vorigen Jahre gesehen. Wir nennen von den 12 hier befindlichen Arten als besonders empfehlens- werth: Miconia argyroneura, Sphaerogyne latifolia, Ligeria barbata (Tapeiuotes Carolinae), Gymnosta- chyum Verschaft'eltii, Cordyline Terminalis stricta und siamensis, Abutilon sti'iatum fol. var. und Li- gularia Kaempferi fol. arg. marg. Auch Kunst- u. Handelsgärtner Priem (Frank- furter Chaussee No. 7) hatte sich mit einer Samm- lung zu empfelilender, zum Theil noch neuerer Pflanzen betheiligt. Von den 12 Pflanzen machen wir auf die reizende Camellia Queen Victoria und auf eine niedliche Zwerg- Form der gewöhnlichen Gai-tenprimel (Primula acaulis fl. pl. rubro) aufmerk- sam. Obwohl (in Berlin wenigstens, ausserhalb fast gar nicht) bekannt, erwähnen wir die Abart der Erica mediterranea, welche den Beinamen Boucheana 117 erhalten hat, und ebenso die bereits von nns mehr- mals schon empfohlene Franciscea eximia. Doch verdient auch die nette Ijiliacee Triteleia uniflora Beachtung. Zum ersten Mal sah man auch das neuerdings von Frankreich aus eingeführte gefüllte Veilchen, welches nach seinem Züchter den Namen Viola Brandyana erhalten hat. Die Blüthen haben eine helle Farbe und einen zarten, verhältnissmässig schwachen Geruch. Auf jeden Fall ist es zu em- pfehlen. Kunst- und Handelsgärtner Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam hatte es ausgestellt. Hofgärtner Morsch in Charlottenhof hatte wie- derum eine Sammlung von Alpenpflanzen ausgestellt, die allgemein gefiel. Man begi-eift nicht, warum von Seiten der Pflanzen-Liebhaber so wenig Wertli auf diese, sich gar nicht so schwer treibenden Pflan- zen gelegt wird. Daneben befanden sich noch blü- hende Exemplare der bereits besprochenen Prunus triloba und des schon zu Anfange dieses Jahrhun- dertes als Amygdalus pumila bekannten, neuerdings wiederum unter dem Namen Prunus sinensis einge- führten Blüthenstrauches, und zwar mit gefüllter weisser Blüthe. Von den Alpenpflanzen machen wir auf die japanesischen Epimedien, auf 3 Primeln (emarginata, erosa und denticulata), auf Draba aizoi- des, Gentiana verna und Orchis pallens aufmerksam. Wir kommen schliesslich zu den Zwiebel- Ge- wächsen. Hyazinthen werden bekanntlich in Berlin in grössten Mengen herangezogen. Nächst Haarlem hat Berlin den meisten Ruf und den grössten Ab- satz. 3 unserer besten Zwiebelzüchter: die Kunst- imd Handelsgärtner E. de la Croix (Laugestr. 26), K. L. Friebel (Kop])ensti-. 21) und Späth (Köp- nickerstr. 148) hatten grössere Sammliuigen einge- sendet. Hier sah man in der That das Schönste, was Berlin in dieser Hinsicht liefert, zumal alle 3 Sammlungen durch gute Kultur der einzelnen Exem- plare sich auszeichneten. Wir umgehen unseren Ausspruch, wc^-lcher der drei Sammlungen der Preis zuzusprechen sei? es ist dieses Sache der Preisrich- ter. Wir müssen aber gestehen, dass wir selbst zu keinem Resultate gelangten , dagegen stets die Sammlung für die schönste hielten, vor r- Xvarl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 16. Berlin, den 23. April 1864. Preis des Jahrganges 5^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Einiges über die Ernährung der Pflanzen und über das Düngen. Von Dr. C. Filly. — Die Kultur der Aepfel-Kordons. Vom Baumschulbesitzer Müller in Strasburg. — Die Pflanzen- u. Blumen-Ausstellung der Gesellschaft der Gartenfreunde. Einiges Über die Eruähiung der Pflanzen und Über das Püngen. Von Dr. C. Filly. In der 435. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues wurde auch ein Preis- Kourant der Fabrik von Vorster & Grünberg in Stassfurth über ihre Düngesalze mitgetheilt. Es möge mir gestattet sein, in Anknüpfung an jene Mittheilung den verehrlichen Lesern ein Bild über den heutigen Stand der Düngerlehre und über den Gebrauch der Ilülfsdüngemittel zu ent- werfen, und zwar nicht von dem einseitigen Stand- punkte dieser oder jener Theorie, dieser oder jener vorgefassten Meinung; denn leider sind die sogenann- ten Tlieorien oft Nichts weiter, als Meinungen, die wissenschaftlich und praktisch jeder thatsächlichen Grundlage entbehren. Auch kann es nicht meine Absicht sein, den praktischen Gärtnern Vorschriften und Rezepte geben zu wollen, nach denen sie ihre Kulturen in Betreff der Düngung einzurichten ha- ben; es soll vielmehr nur versucht werden, diejeni- gen Gesichtspunkte den Lesern vorzuführen, die sie nach dem, was wir heute über die Ernährung der Pflanzen wissen, bei ihren Kulturen zu beobach- ten haben, wenn sie nicht kostspielige und nutzlose Versuche anstellen wollen ; denn es ist nicht zu leugnen, dass es eine Art sogenannter praktischer Leute giebt, die, indem sie angeblich ihre Erfah- rung nur der Praxis verdanken, zu allerhand kost- baren Versuchen verleiten, die man von vorn her- ein unterlassen würde, wenn man sich der theore- tischen Bedingungen des Pflanzenlebens klar be- wusst wäre. Bevor ich mich zum Düngen und zu den Düngemitteln wende, müssen wir uns zunächst da- über zu verständigen suchen, was wir unter Leben und Ernährung der Pflanze verstehen. Die Pflanze lebt, heisst nichts Anderes, als es vollziehen sich in ihrem Innern eine Reihe von Thütigkeiten, deren Endziel darauf hinausläuft, ihr Geschlecht zu erhalten; mit anderen Worten, durch Erzeugung von Samen oder von Trieben sich zu vermehren, weil ohne diese ununterbrochene Ver- mehrung die ganze Pflanzenwelt bald den Thieren, die in letzter Instanz auf die Pflanzenwelt ange- wiesen sind, zum Opfer fallen würde; dies würde aber auch den Untergang des Thierreiches und der Menschheit zur nothwendigen Folge haben. Damit die oben genannten Thätigkeiteu in der Pflanze vor sich gehen und ihren geregelten Verlauf nehmen können, bedarf sie der Ernäh- rung, das heisst, sie bedarf eines bestimmten Stand- ortes und einer bestimmten Reihe von Stofi^en, die in das Innere der Pflanze aufgenommen und zu den verschiedenen Organen umgebildet werden. Je nachdem dieser Standort das feste Land, das Wasser oder andere Pflanzen oder Thiere sind, unterscheidet man nicht nur Land-, W^asser- und Schmarotzer -Pflanzen, sondern die Art der Ernäh- rung, die Aufnahme und die Art der Nährstoffe 16 122 ist auch eine mehr oder weniger ver.'^chieilene iiiui vom Staudorte bedingte, ein Umstand, der, wie mir seheinen will, nicht immer scharf genug in's Auge gefasst wird, woher es denn auch kommt, dass man gar zu oft geneigt ist, die Erscheinungen, die man bei einer dieser Abtheilungen gemacht hat, ohne Weiteres auf alle Pflanzen zu übertragen und dann daraus Schlüsse für das gesammte Pflanzen- reich zu ziehen. Wenn aber auch nicht zu ver- kennen i-t, dass diese allgemeinen Schlüsse oft voll- kommen richtig sind, so kann doch andererseits auch nicht geleugnet werden , dass sie nicht selten gänzlich Falsches für die eine Abtheilung enthalten, während sie für die andere wahr sind. Da wir es nun in der Praxis, sei es in der Gärtnerei, sei es in der Landwirthschaft, fast nur mit Land-, oder besser Bodenpflanzen, — zu den- selben rechne ich auch diejenigen Wasserpflanzen, deren Wurzeln einen festen Boden verlangen — zu tiiun haben, so soll das Folgende sich auch nur auf diese Art von Pflanzen beziehen. Was zunächst den Boden betrift't, so muss derselbe je nach der Ait der Pflanzen eine beson- dere Beschaffenheit, besondere physikalische Eigen- schaften haben, wenn die Pflanzen gut darauf ge- deihen sollen. Während die einen Pflanzen nur auf einem steifen Thon- oder Mergelboden, oft sogar ohne, jede Spur von Humus, am besten fort- kommen — jedes Handbuch der liotanik nennt uns solche Pflanzen — verlangen andere einen zwar lockern, aber auch noch hunuisfreien Boden, während wieder andere nur in einem solchen Bo- den — und dazu gehören viele unserer Kul- turpflanzen — ihre Lebensbedingungen flnden, der reich am Humus, d. li. reich an verwesenden Pflanzenresten ist. Diese Ansprüche, welche die Pflanzen in so versehiedcner Art an die physikali- sche Konstitntion des Bodens machen, stehen offen- bar in einem innigen Zusammenhange mit ihrer Organisation und mit den Stoffen, welche die Pflan- zen in grösserer oder geringerer ]\Ienge als Kali- rnng aufnehmen, da von der physikalischen Beschaf- fenheit auch der Gehalt des Bodens an Nährstoffen bedingt ist. So hat z. B. der Sand, wie er in der Nähe von Berlin nicht allzu selten anzutreffen ist, nur in höchst geringem Grade die Eigenschaft, Alkalien und Stickstoffverbindungen (Ammoniak u. Salpetersäure) festzuhalten, wogegen Phosphorver- bindnngen weniger leicht durch das Regenwasser ausgewaschen werden. Hier gedeihen die Lupinen am besten, da sie nur geringer Mengen von Alka- lien bedüifen, ihren Stickstoff und Kohlenstoff' aber vermöge der reichen Blattentwicklung in genügen- der Menge aus der sie umgebenden atmosphärischen Luft entnehmen. Bringen wir die gelben Lupinen auf reichern, besonders mergelhaltigen Boden, so ist ihre Entwicklung eine bei weitem weniger günstige, ja auf letztem! gehen die Pflanzen sogar ein, wenn der Jlergelgehalt ein einigermassen hoher ist. Der Sandboden vermag ferner nicht, den Wasserdampf der Atmosphäre in grosser Menge zu verdichten, — was der Humusboden im höchsten Grade kann, — durum gedeihen auf dem kahlen Boden nur stdche Pflanzen, welche ihn in Folge ihres dichten Laubes derartig beschatten, dass einerseits weniger Feuchtigkeit des Bodens verdunsten und anderer- seits auch mehr Wasserdampf verdichtet werden kann, weil der Boden unter der dichten Laub- decke kühler bleibt. Es sind dies Alles nur Andeutungen über den Einfiuss, welchen die physikalische Beschaffenheit des Bodens auf die Kultur übt, da der Eaunt es nicht gestattet, hier näher auf diese Verhältnisse cinzu- I gehen. Es genügt aber, um den Lesern erkennen zu lassen, wie die verschiedenen Arbeiten, welche wir mit dem Kulturboden vornehmen , zum Theil den Zweck haben, die physikalische Beschaffenheit des Bodens zu verändern. Die Zimmer, die wir bewohnen, die Kleider, die wir tragen, mögen aber auch noch so zweck- entsprechend wie möglich sein, wir werden den- noch nicht leben können, wenn wir unscrm Körper nicht regelmässig gewisi-e Stoffe einverleiben, wenn wir, mit andern Worten, nicht essen und trinken. Ganz ebenso verhält es sich mit den Pflanzen; von den physikalischen Eigenschaften des Bo- dens kann die Pflanze nicht leben, der Boden muss auch ganz bestimmte ehemische Eigenschaf- ten besitzen, er nuiss ganz bestimmte Stoffe in einer solchen Form enthalten, dass sie, von den Pflanzen aufgenommen, denselben als Nahrung dienen können. Die Stoffe , welche in dem Organismus der Pflanzen eingeführt werden, kann man in 2 Grup- pen theileu : in die sogenannten organischen Stoffe, Stickstoff', Kohlenstoff", Wasserstoff" und Sauerstoff" — unv. Karl K^och, General-Sekretair des Vereines. No. 17. Berlin, den 30. April 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt; Ueber den Zustand des Obstbaues im Herzogthuui Meiningen. Vom Medizinal-Assessor Jahn in Meiningen. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. V. — Bericht über die Ausstellung der Sektion des Gartenbau-Vereines in Breslau. Sonntag, ilcii 8. iflai, Mittags \12 Uhr, tintlet im Englischen Hause (Illuhrenstr. INo. 4*J) eine Versammlung des Ver- eines zur Betonierung ties Gartenbaues statt, wozu die geelirten lUitglieder eingeladen werden. Heber den Zustand des Obstbaues im Herzogthum Meiningen. Vom Medizinal-Assessor Jahn in Meiuiugcn. Mit der Obstbauinzuelit sind im Meiiiiiiger Lande Viele gerne beschäftigt, obgleicli der Erfolg den Er- wartungen liier und da nicht entspricht. Die mehr- fach gebirgige Beschafi'enheit desselben bringt es zwar mit sich, dass an Stellen, die zur Bearbeitung mit dem Pfluge nicht geeignet sind, viele Obst- bäume ihren Platz gefunden haben, allein es fehlt dann häufig an der hinlänglichen Bodentiefe und es wirken auch zu oft die klimatischen Verhält- nisse störend ein. Die Bcliördcü des Landes haben von jeher ebenfalls ihr Augenmerk auf die Obstj)flanzungen ge- richtet, und man hat die Zahl der Bäinne stets zu mehrennnd die Liebe dazu anzuregen gesucht; hiervon geben mehrfache Verordnungen und Ausschrei- ben, sowohl der früheren Herzogl. Landcsregierimg, wie des jetzigen Herzogl. Staatsministeriums Zeug- niss. So muss z. B. auch jeder Domainenpäcliter nach Vollendung der Pachtzeit dieselbe Menge von Obstbäumen überliefern und jährlich eine gewisse Zahl auf geeignete Plätze neu pflanzen. Es be- steht ferner seit längeren Jahren die Bestimmung, dass jeder junge Eliemann 3 Stück Obstbäume in seiner heimathlichen Flur zu pflanzen hat. Die Gemeinden sind überall angewiesen. Triften und Wege mit Obstbäumen zu bepflanzen und zu die- sem Ende eigene Baumschulen zu unterhalten, die in früherer Zeit ganz zweckmässig meist von SchuUehreru gepflegt wurden, zu deren Belehrung, wie vor 40 bis 50 Jahren, so auch jetzt noch in dem Landes-Seminare darauf bezüglicher Unterricht ertheilt wird. Doch auch sonst fehlt es nicht an Aufmunterung, denn erst noch im vorigen Jahre wurden in einer öffentlichen Bekanntmachung des Herzogl. Staatsministcriums diejenigen belobend ge- nannt, welche sich der Obstbaumzucht im Lande am thätigsten annahmen, und auf der andern Seite ge- währen strafgesetzliche Bestimnuingen gegen Baum- frevel und Beschädigungen den nöthigen Schutz. Li neuerer Zeit wirken nebenbei in solcher Be- ziehung mehre im Lande besteheqde Gartenbau- Vereine, der Verein für Pomologie und Gar- tenbau in Meiningen und die Gartenbau- Vereine in Saal fei d und Römhild ebenfalls be- lehrend und anregend und suchen durch periodische Ausstellungen die besten Obstsorten dem PubHkuni anschaulich und durch unentgeltliche Abgabe von Edelreisern zugänglich zu machen. Der Meinin- ger Verein besteht am längsten und zwar seit dem Jahre 1838 und hat sich bestrebt, durch seine Jahresberichte und anderweitigen Veröft'cntlichungen über Pflanzung und Wartung der Obstbäume, über die Einrichtung von Baumschulen und ihre Unter- haltung, über den Schnitt der Obstbäume, über die Vertilgung der Eaupen und anderer schädlichen Lisekten u. s. w., im Betriebe der Baumzucht bessere Kenntnisse zu verbreiten und nebenbei deren An- wendung zu lehren, wie z. B. sein Direktor und ein Mitglied des Vorstandes nach dem Wunsche der Oberbehörde jungen Leuten vom Lande im Baum- schulen- und Bainnwärter-Dienste und ein anderes Vorstands-Mitglied den älteren Knaben der Bürger- 17 130 schule im Veredeln und über das Wachsthiun der Obstbäume Unterricht ertheilt hat. Aus diesem Grunde hat sich wohl dieser Verein auch der besonderen, fast jährlichen Unterstüt- zung mit einer gewissen Summe aus dem beste- henden Fonds für Landeskultur und des lan- desherrlichen Wohlwollens zu erfreuen. Dies ergibt sich auch daraus, dass S e. Hoheit der Herzog bereitwilligst vor längerer Zeit schon auf die vom Vereine erbetene Einrichtung eines grös- seren Obstgartens zur Aufnahme von Mut- terbäumen neuer, unter den diesseitigen klimati- schen Verhältnissen zu erprobender Obstsorten gnä- digst einging, dass ferner H öchstder selbe ebenso gerne die Betheiligung der Herzog]. Hof- gärten im Lande und besonders des Hofgartens in Meiningen bei Ausstellungen daselbst ge- stattet, so dass letztere hierdurch meist sehr reich- haltig ausfielen imd es z. B. auch noch in dem obstarmen Jahre 1863, unter Antheilnahme der obengenannten anderen Gartenbau-Vereine im Lande, mit welchen der ^leiniuger Verein gerne Hand in Hand geht, gelang, doch noch ein ziemlich ansehn- liches Obstsortiment nach Görlitz zu bringen. Zu erwähnen ist ferner, dass S e. Hoheit der Her- zog zeither regelmässig den von dem Vereine ge- wünschten, ihm selbst nicht zu ermöglichenden Ankauf des Arnoldi 'sehen Obstkabinets über- nahm, auch dass Se. Hoheit der Erbprinz Georg, welcher in Begleitung Ör. Excel, des Herrn Staats- Ministers V. Krosigk der Feier des 25-jährigen Bestehens des Vei-eiues in diesem Jahre beiwohnte, sich zum Ankaufe eines werth vollen, in der Ver- einsbibliothek fehlenden Kupferwerkes erbot, und dass das hohe Herzogl. Staats - Ministerium dem Vereins-Direktor im Jahre 1862 die Mit- tel zum Besuche des internationalen Kongresses in Namur bewilligt hat. In solcher Weise wird freilich dem Meininger Vereine sein Wirken und Fortschreiten auf der be- tretenen Bahn wesentlich erleichtert, allein er be- darf nach seiner Oertlichkeit auch am meisten der Unterstützung, indem die Gegend, wie überhaupt der nördlich ziehende Theil des Wervathales, in welchem Meiningen liegt, dem Obstbaue am we- nigsten günstig ist; doch mögen in dem besser oben im Werragrunde liegenden Theile der Hild- burghäuser Landschaft aus gleichen Gründen ähn- liche Verhältnisse herrschen. Das Werrathal bildet nämlich den tiefsten Einschnitt zwischen dem Rhön- und ThUringerwald-Gebirge ; ausser den an sich kal- ten nördliihen Windströmen fliesst noch die an den Hochgebirgen abgekühlte Luft herab in das Thal und vermehrt so die Kälte, die im Winter schon öfter mehr als 20" R. betrug und meist um einige Grade stärker ist, als sie das Thermometer 2 bis 3 Stunden von uns entfernt auf dem mehr flachen und selbst auf dem höher gelegenen Lande zeigt. Unsere Bäume sind deshalb dem Erfrieren sehr häu- fig ausgesetzt, aber es wirken, wenn sonst dieselben auch gut durch den Winter kommen, die vielen Spätfröste noch schädlich, indem sich die Lebens- kraft des Baumes durch den steten Temperatur- Wechsel bald erschöpft; denn Mittags 12 bis 15 Grade Wärme und Nachts 5 bis 8 Grade Kälte sind gegen das Frühjahr hin nichts Seltenes, und besonders der Wallnussbaum, welcher auf den Hö- hen unserer Berge gut gedeiht und vielfach ge- pflanzt wird , kann diesen Temperaturwechsel im Thalgrunde nicht aushalten. Unsere Voi fahren haben dies längst ebenso gefühlt und sind in dem Bestreben, ebenso gute, aber härtere und dem Klima besser widerstehende Sorten aufzufinden und den Obstbau einträglich zu machen, zwar nicht glücklicher gewesen, dafür aber desto bessere Sortenkenner geworden. Denn schon 100 Jahre vor uns hat Zink, einer der ältesten deutschen Pomologen, in Meiningen gelebt, ferner ordnete Pfarrer Heim in Effelder, fast auf der Höhe des Thüringer Waldes, des Freilierrn von Truchsess treff"liches Kirschenwerk und ungefähr um gleiche Zeit mit letzterem haben Andere in Meiningen mit Christ, Sickler, Diel, auch Truch- sess eifrig verkehrt, so dass von ihnen schon auf die jetzigen Zeitgenossen mehrfach gute pomologi- sche Kenntnisse übergingen, und dass überhaupt in der Gegend eine grosse Menge von edlen Obstsorten verbreitet ist. Die Bekanntschaft mit diesen letz- teren hält die Liebe zum Obstbau doch auch in Meiningen immer wach, und man lässt nicht nach, anstatt der in solcher Weise vor der Zeit abgängig werdenden Obstbäume neue zu pflanzen, um so mehr, als es daselbst einzelne mehr gegen den Luftzug geschützte Lagen gibt, und als es auch in den Zwischenthälern und selbst auf den Höhen der Berge schon besser ist und besonders ausserhalb des Werrathales sogar öfter noch gute Ernten ge- wonnen werden, durch welche sich mehrere, einige Stunden von Meiningen entfernte Ortschaften, z. B. Stepfershausen, Seba, Oepfershausen, Sinnershauseu u. s. w. besonders auszeichnen. Hauptsächlich aber auf die um die Ortschaften und Häuser herumge- legenen geschützten Gärten, auf die Anpflan- zung des Obstbaumes an Mauern und Wände und auf die mehr niederstämmige Erziehung des Obstbaumes im Allgemeinen hat der Meininger Verein in seinem Schriftchen: ,Ueber den länd- lichen Gartenbau" sich besti-ebt, die Aufmerk- samkeit wegen des vermehrten und sicheren Ertra- ges hinzulenken. 131 In den übrigen Tlieilen des Herzogthums gibt es ebenfalls Gegenden, wo das Obst besser und sogar recht gut gedeiht, und in welchen deshalb Obstbäume mit mehr Vortheil gepflanzt werden. Schon in dem sogenannten Meininger Unter- lande, in der Gegend von Wernshausen bis Sal- zungen, wo das Werrathal breiter wird und die Hochgebirge mehr zurücktreten, steht es mit dem Obstbau besser, überhaupt ist die fernere, wegen veränderter Richtung mehr, und sogar um Witzen- hausen (im Hessischen, bekannt wegen seines be- deutenden Kirschenbaues,) sehr günstige Beschaffen- heit bekannt. Doch auch noch aus der Gegend von Schweina bei Bad Liebenstein, in welcher nach dem Bestände der dortigen Pflanzungen der Obstbaum gut gedeiht, sah man auf der letzten Ausstellung in Meiningen recht schönes imd zum Theil sehr edles Obst. — In der Ergiebigkeit steht jedoch die Grafschaft Kamburg oben an. Die in dortiger Gegend, besonders im Saalthale vielfach angepflanzten Bäume der Hauszwetsche geben reichliche Ernten und die Güte der getrockneten Saalzwetschen (gebackene Pflaumen dort genannt) ist weithin bekannt, aber auch anderes Obst wächst dort meist gross und schön und wird mit den Zwetschen an die sogenannten Oebster, welche ihre beweglichen Trocken-Darrcn au irgend einem angemessenen Platze im Freien aufscjilagen, zu ho- hen Summen verkauft*). — Nächst dieser erfreut sich die Gegend um Saalfeld günstiger klima- tischer und Boden -Verhältnisse, der Frühling tritt meist 14 Tage früher als um Meiningen ein und gute Obstjahre sind hier häufig; doch hatten in vorigem Jahre die hochgelegenen Gärten von der grünen Spaimraupe ebenso viel wie um Meiningen zu leiden. Ausser der bei Saalfeld ebenfalls viel gepflanzten Hauszwetsche bilden Birnen (z. B. die Hopfenbirne, die unter dem Namen Stieglitzbirne dort am liebsten gepflanzt wird) einen Hauptge- genstand des Obsthandels, doch gedeihen auch Aepfel und auf geschütztem Stande sogar Apri- kosen. In den Ortschaften Unterwirrbach und Kulm wird auch die Kirschenzucht fleissig betrie- ben. Die Pfirsiche luid den Wein, welcher mn Kam bürg noch in wirklichen Weinbergen wächst und zu Most gekeltert wird, zieht man, in Saalfeld mit Ausnahme der beiden Dörfer Preilipp und einzel- ner Orte am Südabhange des ßothen Berges, wo ebenfalls Weinberge bestehen, nur am Spaliere, *) Die Grafschaft Oamburg, eine von Preusseu und Sacli- sen-Weimai- umschlossene Enclave a. d. Saale zwischen Naum- burg und Jena, Iiat eine weit günstigere Lage, als das übrige Herzogtlium und besonders an den Bergen zwischen Camburg und der Weimarischen Grenze südlieh, wo das Dorf Wichmar sich auszeichnet, wird auch viel Wein gebaut. Anmerk. d. Red. indessen brauchen die vor vielen Häusern in Saal- feld angepflanzten und diese im Sommer sehr zie- renden, zum Theil sehr alten Reben im Winter nur mit Stroh umhüllt, nicht niedergelegt zu wer- den, wie letzteres in Meiningen geschehen muss, wenn keine Verluste entstehen sollen. Ferner ist die Umgegend des gegen Meiningen (welches 900 Fuss über der Meeresfläche liegt) um 50 Fuss höher und freigelegenen Römhild zum Obstbau gnt geeignet, und besonders liefern das nahe Dorf Haina und die sich an die beiden Gleichberge anlehnenden und durch diese gegen kalte Luftströmungen geschützten Römhilder Berg- gärten in guten Jahren reichlichen Ertrag. Auch dies Obst ist schön, zum Theil sind es je- doch ältere, aus Christ's und noch früherer Zeit herstammende, jetzt verlassene, dem Namen nach deshalb unbekannte Sorten; jedoch ist der dortige Gartenbau- Verein bereits im Besitze der neueren besseren Früchte, die sich bald weiter verbreiten werden. In einigen hoch und an einer südlichen Abdachung des Gleichbergs liegenden Dörfern des Römhilder Amtsbezirks, z. B. in Sülz dort', gedei- hen Süsskirschen vortreft'lich und werden in grosser Menge ausgeführt. Auch die Gegend von Kranichfeld würde bei dem Schutze, den sie durch die Berge fast ringsum geniesst, sich jedenfalls zum Obstbau eig- nen ; doch ist bis jetzt dort wenig geschehen und nur mit Bepflanzung der vor etwa 15 Jahien an- gelegten Fahrstrasse hat man den Anfang gemacht, an welcher die Bäume recht gut fortkommen. Angebhch sind dort Felddiebstähle sehr häufig und verbittern die Gartenlust, doch würden dieselben bei guter Ortspolizei wohl zu verhüten sein , auch seltner vorkommen, wenn der Obstbaum erst häu- figer gepflanzt und so das Obst allgemeiner würde. Auf den Höhen des Waldes, im sogenann- ten Alt-Meininger-Oberlande, in den Amtsbezirken Eisfeld, Sonneberg u. Gräfenthal, sind Sauer- kirschen und Johannisbeeren fast noch das einzige Obst, welches, wenn es auch spät reift, doch zu Kuchen u. s. w. noch gerne gepflanzt wird. Doch gedeiht der Obstbaum immer noch au geschützten Stellen in den Thalgründen, oder wo diese in's flache Land auslaufen, oder er wird an Mauern und Wänden und in Hausgärten erzogen. Auch die an der Chaussee von Gräfenthal nach dem Loquitz- grunde vor etwa 10 bis 15 Jahren gepflanzten Obstbäume gedeihen sichtbar gut und es war sehr erfreulich, sie im Herbste 1803 mehr mit Früchten behangen zu sehen, als letzteres in den meisten übrigen Gegenden des Landes der Fall war. Der Verwaltungs-Amtsbezirk Held bürg scheint nach Bodenbeschaifenheit und mehr südlicher Lage 17* 132 dem von Römhild ähnlich und zum Theil noch hesser zu sein , doch wird das Klima keineswegs als mild und besonders die rauhe Luft wird als ungünstig für die Baumzuoht geschildert, was wohl auf Spätfrösten beruht. Wirklich sah man in die- sem Jahre selbst in neueren Pflanzungen eine Menge abgestorbener oder kranker Stämme, und nur die Gärten am Heldburger Festungsberge, aus welchen zu einer früheren Ausstellung in Meinin- gen recht schönes Obst geliefert wurde, schie- nen sich wegen des vom Berge gewährten Schutzes besser zu befinden. Doch kann auch die anhaltende Trockenheit des Bodens in niehrern zeitherigen Som- mern verderblich auf die dortigen Pflanzen gewirkt haben, denn auch anderwärts ging eine Menge schö- ner Obstbäume aus dieser Ursache zu Grunde. Allerlei aus der (lärtuerei und Pflauzeiikuiide. V. Die Besetzung der Stelle des verstorbenen Ober-Hofgärtners Ferd. Fintelmann in Charlot- tenburg hat eine Reihe von Veränderungen in dem Personale der Königlichen Hofgärtner hervorgeru- fen. Hofgärtner Karl Fintelmann, bisher am Neuen Palais bei Potsdam, ist nach Charlottenburg übergesiedelt; an seine Stelle ist bereits der Hof- gärtner Emil SeUo getreten, der bisher die Ver- waltung und Aufsieht in den neuen Anlagen bei der neuen Orangerie, am Pfiugstberge u. s. w. hatte. Dieser wird durch den Hofgärtner Kühne, bisher in Paretz, einem Königliehen Lustschlosse an der Havel, ersetzt, wo endlich der bisherige Oberge- hülfe im Reviere des Neuen Palais, Wilke, die Verwaltung und Leitung erhalten hat. Auch der Garten -Lispektor Hering, der be- kanntlich 1 G Jahre lang in Kaiserlich - Russischen Diensten bei Petersburg angestellt war und seit mehrern Jahren in Berlin als Privatmann lebte, ist wiederum in Königliche Dienste getreten und zum Hofgärtner an dem Königlichen Schlosse Benrath, wo jetzt der Fürst von Hohenzollern residirt, er- nannt. Hering ist unbedingt einer der genialsten Gartenkünstler, der seine ersten Schulen unter dem Für- sten Pückler- Muskau und unter Lenne gemacht hat. Auch in Kassel sind Veränderungen vorgekom- men. Der Hof- Garten -Direktor Hentze hat sich in Ruhestand versetzen lassen, und dir bisherige Hofgärtner Senn holz auf Wilhelmsliöhe ist an seine Stelle gekonnneu. Es sei uns erlaubt, diese Ge- legenheit zu ergreifen, um einige Worte über einen Mann zu sagen, der sieh gleich grosse Verdienste lim Praxis und um Wissenschaft erworben hat. Wilhelm Hentze wurde am 14. September 1793 geboren und befindet sich demnach jetzt im 71. Lebensjahre. Sein Vater war der 1 824 in Wil- helmsthal bei Kassel verstorbene Hofgärtner Karl Hentze. Dieser hat wesentlich bei der Ausfüh- rung der gi-ossartigen Park-Anlagen des Lustschlos- ses Weissenstein , der jetzigen Wilhelmsliöhe, iu den 80ger und UOger Jahren beigetragen und wurde nach der Vertreibung der Franzosen von dem damaligen Kurfürsten nach dem Lustschlosse Wilhelmsthal versetzt, um die dortigen französi- schen Anlagen in englische umzuwandeln. Der Vater Hentze, selbst ein tüchtiger Prak- tiker und hauptsäcliHch Landscliaftsgärtner, gab dem Sohne nicht allein eine vorzügliche Erziehung, sondern verstand auch dessen Liebe zu Pflanzen und Blumen nach allen Richtungen zu fördern. Bei dem Vater seines Nachfolgers, der Hofgärtner auf Wilhelmshöhe war, kam der Sohn Wilhelm Hentze in die Lehre und hatte hier Gelegenheit, nicht allein praktisch sicli auszubilden, sondern auch in dem nahen Kassel weitere Studien zu machen. Später kehrte er zu seinem \'ater zurück, wurde aber alsbald, da er die französische Sprache geläu- fig redete, von dem damaligen Ober-Inspektor Lan- glais, der kein Deutseh verstand, in dessen Bureau berufen. Nach der Restauration (1814) wurden ihm die Anlagen des Bades Plofgeismar überti'agen. Der Kurfürst Wilhelm IL berief ihn jedoch schon im Jahre 1822 nach Kassel zurück und ernannte ihn zum Kontroleur über sänimtliche Hofgärten. Der reizende Augarten wurde seiner specielleii Aufsicht anvertraut. Nachdem er hier zur vollen Zufrieden- heit des Kurfürsten Friedrich W'ilhelin I. die bei- den wüsten Inseln, die Schwanen-lnsel und Sieben- berge, in landschaftliche Verbindung mit dem übri- gen Park gebracht hatte, wurde er im Jahre 1834 zum Hof- Garten -Direktor ernannt, als welcher er bis Anfang dieses Jahres verblieb, um von nun an seinen wissenschaftlichen Arbeiten allein zu leben. Wilh. Hentze ist uns seit mehrern Jahren schon befreundet; dendrfdogische Studien führten uns zusammen. Bei allen monographischen Bear- beitungen von im Freien ausdauernden CJehölzen unterstützte er uns auf das freundlichste und stellte uns selbst sein ganzes fleissig gesammeltes und in- struktives Material zur Verfügung. Mit Vorliebe hat er von jeher (lendrologischen Studien obgele- gen. Wahrscheinlich hat der Professor Mönch, dem wir bekanntlich ein Verzeichniss ausländischer Bäume und Sträucher des Lustschlosses W^eissenstein, also der jetzigen Wilhelnir^höhe, verdanken, die in ihm schon liegende Neigung noch sehr gestärkt. Leider hat Mönch die aufgeführten Gehölze kei- 133 iieswegs so scharf cliarakterisirt, dass man sie jetzt noch mit Genauigkeit herausfinden kann. Eben deslialb müssen wir Wilhelm Hentze besonders dankbar sein , da?s er liier und da noch nach vor- handenen Exemplaren die Identität nachzuweisen im Stande ist. Noch neuerdings hat er einige Lin- den Mönch's als grosse stattliche Bäume in einer All^e aufgefunden. Ausser Linden sind es die Eichen und Birken, an denen Hentze Studien gemacht hat, also 2 Geschlechter, deren Arten in der Unterscheidung sehr viele Schwierigkeiten darbieten. Er hat sich den Dank gewiss aller Botaniker, vor Allem der Dendrologen erworben, dass er die Gehölze, welche im Freien aushalten, in möglichst vollständiger An- zahl allmählig im Aiipark angepflanzt hat, welche bereits zum Thcil zu stattlichen Bäumen herange- wachsen sind. Bei solchen Exemplaren allein las- sen sich gute Diagnosen machen. Wir machen Bo- taniker, welche nach Kassel kommen, deshalb auf den Aupark besmiders aufmerksam. Am 1. Mai feiert der Garten-Lispektor Sc hoch in Wörlitz bei Dessau sein fünfzigjähriges Jubiläum. Man gestatte es uns, auch über diesen Mann, der um die Gärtnerei ebenfalls grosse Verdienste sich er- worben, einige Worte zu sagen. Wie W. Hentze, so gehört auch Gottlieb Ludwig Schoch einer alten Gärtnerfamilie an. Sein Vater und sein Ur- grossvater standen bereits den Wörlitzer Anlagen vor, die in früherer Zeit ausserordentlich besucht wurden und bekanntlicli auch Jean Paul Frie- drich Richter Stoft' zu einer seiner eigenthüm- lichsten Bearbeitungen Veranlassung gaben. Gross- vater mütterlicher Seits war der bekannte Hof- gärtner Eyserbeck in Wörlitz, später im Luisium bei Dessau, zu dem er auch in die Lehre kam. Dessen Sohn, was für die Bewohner Berlin's und Potsdam's von Interesse sein dürfte , legte den Neuen Garten bei zuletzt genannter Stadt an. Gottlieb Ludwig Schoch wurde am 2G. Fe- bruar 1794 in Wörlitz geboren. Seine weitere Aus- bildung erhielt er in Friedrichsfeldc bei Berlin, spä- ter in Charlottenburg, in welchem letzteren Orte der damalige Hofgärtner Steiner einen besonders anregenden Einfluss auf ihn hatte. Von hier aus wurde er schon vom Fürsten Leopold Friedrich Franz zu Anhalt nach Wörlitz berufen, um seinen Vater, dem man die Anlegung des sogenannten Schoch'schen Gartens jenseits des See's verdankt, daselbst zu unterstützen, und im Jahre 1814 fest angestellt. Doch nur 2 Jahre blieb er hier, da er 181G die Aufsicht des Parkes im Luisium über- nahm. 10 Jahre hatte er diesem rühmlichst vor- gestanden, als sein Vater starb und er an dessen Stelle als Herzoglicher Hofgärtiier trat. In den 30ger Jahren wurde er zum Garten-Inspektor er- nannt, als welcher er bis auf den heutigen Tag in seltener Geistes- und Körperfrische fungirt hat. Mag es ihm vergönnt sein, noch lange hier zu wirken und zu schauen; die Liebe und Achtung aller, die ihn kennen, hat er sich erworben und erhal- ten. Mit Befriedigung kann er rückwärts blicken. Wer aber in die Nähe von Wörlitz, das in kurzer Zeit von Dessau oder Koswig erreicht wer- den kann, kommt, versäume nicht, Anlagen in Augen- schein zu nehmen, welche in der 2. Hälfte des vo- rigen Jahrhunderts weit und breit berühmt waren und noch jetzt durch ihre Eigenthümlichkeiten, hauptsächlich aber durch wunderschöne Bäume, be- sonders amerikanische, sich auszeichnen. Wörlitz, die W^ilhelmshöhe und Harbke bei Helmstädt waren die 3 grösseren Anlagen im Norden Deutschlands, wo zuerst grössere Mengen von amerikanischen Ge- hölzen in Anwendung kamen. In dieser Hinsicht haben die 3 genannten Oi'te auch eine geschicht- liche Bedeutung. Gottlob Ludwig Schoch besitzt 3 Söhne und 1 Tochter. Der älteste Sohn ist jetzt Hof- gärtner in Dessau und den Lesern der Wochen- schrift bereits durch mehre Abhandlungen hinläng- lich bekannt. Der zweite Sohn hatte in Russland das Unglück, beide Füsse zu erfrieren und damit auch zu verlieren. Er starb vor einigen Jahren. Der dritte Sohn ist in der herzoglichen Kanzlei angestellt. Ueber den pomologisclien Verein für das Kö- nigreich Hannover können wir weiter Erfreuliches berichten. Der Verein hat sich in seiner ersten Versammlung, welche am 4. Februar in Göttingen stattfand, konstituirt, einen provisorischen Vorstand gewählt und diesen beauftragt, Statuten zu entwer- fen und diese in der nächsten Versammlung zin- Beschlussnahme vorzulegen. Sie liegen bereits vor und lassen uns einen Blick in die Zukunft des Vereines thun. Mau bezweckt, ganz Hannover in den Bereich seiner Thätigkeit zu ziehen und hat das Land zu diesem Ende in bestimmte pomologische Distrikte getheilt. Es können nicht allein Einzelne eintreten, auch ganze Dörfer und Gartenbau- Vereine. He- bung der Gartenkunde im Allgemeinen luid Obst- baumkultin- im Speziellen ist der Zweck. Dem Vorstande ist es überlassen, die treffenden Massre- geln zu nehmen. Zur Heranbildung praktischer Gärtner und zur Anschaffung der nöthigen Pflan- zen , besonders aber der passenden Obstsorten, so wie zur Feststellung der Prinzipien einer rationellen Kultur sollen Institute, Musterwirthschaften, Baum- schulen u. s. w. gegründet werden. Die hierzu nö- thigen Geldmittel gedenkt man durch Aktien her- beizuschaffen ; kein Mitglied ist jedoch verpflichtet, 134. Aktien zu nehmen. Die nächste Versammlung wird in dem Bahnhofe zu Nordstammen stattfinden. Un- ser Nestor der deutschen Pomologie, Superintendent Oberdieck, hat sich bereit erklärt, einen \'ortrag über die Wichtigkeit des Unternehmens zu halten. Die deutschen Pomologeu- Versammlungen be- sitzen das Verdienst, dem Obstbaue seine heutige Stellung verschaft't zu haben; sie haben angeregt und vor Allem eine geregelte Nomenklatur herbei- sreführt. Das vermochten die süddeutschen Wan- der - Versammlungen während ihres zehnjährigen Bestehens nicht, hauptsächlich weil ihnen das nö- thige Material fehlte, wie es nur dergleichen mit den Versammlungen verbundene grossartige Aus- stellungen schaffen können. Nun ist es auch an der Zeit, dass in allen deutschen Landen sich po- niologische Vereine bilden , welche beim Obstbau den speziellen Verhältnissen Kechnung zu tragen und nur in ihrem Kreise zu wirken suchen. Da- bei können immer die grossen Versammlungen fort- dauern, um für weitere Rektifikationen neues Ma- terial zu verschaftcn, aber auch ferner anregend zu wirken. In Frankreich, wo der Obstbau von jeher mehr in Aufnahme, als bei uns war, versuchte man zu centraHsiren. Seit 1856 kamen daselbst pomologi- sche Kongresse jährlich zusammen, die aber, anstatt von unten auf Hand anzulegen und zunächst eine Kenntniss des Obstbaues des eigenen Landes zu erlangen, nur die neueren Sorten beurtheilten und eine Art Areopag bilden wollten , dem Jedermann gehorchen sollte. Während die deutschen, alle 3 Jahre wiederkehrenden pomologischen Versammlun- gen jedes Mal nach eiuer derselben an Bedeutung gewonnen, nahm in Frankreich das Interesse für die pomologischen Kongresse allmählig ab. Früher wurden die Mitglieder des Ausschusses aus den verschiedensten Gegenden Frankreichs gewählt, seit dem letzten Kongresse in Lyon besteht er nur aus Mitgliedern eben genannter Stadt. Die pomologi- schen Kongresse für ganz Frankreich fangen dem- nach an, sich zu überleben, während in den ein- zelnen Provinzen Versammlungen mit Ausstellungen in's Leben gerufen werden. Wie wir schon früher erwähnt haben, wird der Obstbau von der Eegierung nicht allein, sondern auch von den verschiedenen Gartenbau- und land- wirthschaftlichen Vereinen wesentlich unterstützt. Die Zahl der Dej)artements, wo Vorlesungen darüber ge- halten werden, niunnt zu. In Montpellier hält Hor- toles Vorlesungen über Behandlung der Bäume, der Präfekt des Departements der Aube hat mehre Sachverständige veranlasst, in verschiedenen Kanto- nen Vorlesungen zu halten, in Bordeaux ist es Georges, der jeden Sonnabend vor einem gefüllten Auditorium die Vorlesungen über Behandlung der Fruchtbäume hält. Seit 15 Jahren geschieht ein Gleiches in Bourg unter dem Patronat der dorti- gen Gartenbau-Gesellschaft. Carrier hat eine Ein- gabe an die Regierung der Haut-Saöne gemacht, dass Sachverständige in alle Kantone gesendet wer- den möchten, um Unterricht im Baumschnitt zu geben. Der erste internationale pomologische Kongress, der vor 1^ Jahren in Namur stattfand, hat eben- falls Früchte getragen. Der Präsident der Garten- bau-Akademie in Gent, Baumann, einer der intel- ligentesten Obstzüchter, hat eben eine pomologi- sche Gesellschaft in's Leben gerufen mit einem Versuchsgarten, wo Demonstrationen gehalten wer- den und wo eine Vertheilung von Obstbäumen, Pfropfreisern und Früchten stattfindet. Etwas Aehn- liches fand schon länger in Antwerpen statt. In Kew, in dem berühmten und grössten bota- nischen Garten, hat man eine geregelte Gartenbau- Schule errichtet, die mit Lairecht manche Angriffe erfahren hat. Man bedenke, dass der Gärtner heut' zu Tage ein anderer ist, als vor 10 und mehr Jahren, wo er mehr einen Handwerker darstellte und auch zuuftmässig arbeitete. Die neue Anstalt in Kew rechtfertigt sich, und zwar um so mehr, als bedeutende Hülfsmittel daselbst geboten werden. In Bordeaux beabsichtigt nuin , einen Akklima- tisationsgarten anzulegen und hat zu diesem Zwecke die Domaine Cutler bei Caud^rau im Weichbilde der Stadt Bordeaux erworben. Damit, so heisst es in einem uns übersandten Schreiben, das neu zu gründende Institut den Erwartungen der Bewohner Bordeaux' und namenthch den Interessen der Ak- tionäre entspricht, aber auch der Wissenschaft und Kunst Rechnung trägt, soll eine Konkurrenz eröft'- net werden. Dem Schreiben sind 2 Pläne beige- fügt, von denen der eine ein Bild von dem jetzi- gen Zustande der Domaine gibt, der andere aber sein Verhältniss zur Umgebung und zur Stadt Bor- deaux darstellt. Sollten in Deutschland Bewerber sich melden wollen, so würde das Bureau (foss^s du Chapeau-Rouge No. 52 k Bordeaux) gewiss das Programm zur Kenntnissnahme übersenden. Es sind 2 Preise, einer zu löUO und einer zu 500 Fr. aus- gesetzt. Damit die Jury möglichst unpartheiisch verfahren kann, dürfen die Bewerber bei Einsen- dung ihrer Pläne nicht ihre Namen nennen, son- dern diese müssen in einem versiegelten Kouverte, mit der nöthigen Devise versehen, enthalten sein. Von Frankreich aus wird neuerdings Bromus Schraderi als Futtergras empfohlen; es ist uns auch eine darauf bezügliche Brochure zugesendet worden. Damit man nicht glaubt, etwas Neues zu erhalten, machen wir bekaunt, dass dieses Gras 135 unter dem Namen Ceratochloa australis schon längst bei uns in Kultur ist. Es ist ein chileni- sches Gras, das seit langer Zeit in den botanischen Gärten kultivirt wurde und, weil es sich leicht durch Samen vermehrt, auch noch fortwährend kul- tivirt wird. In den Berichten neuerer Nutzpflanzen von Metz & Co. in Berlin, ist es vielfach bespro- chen und im Allgemeinen zum Anbau empfohlen. Das Verdienst, es zuerst als Futtergras in Anwen- dung gebracht zu haben, gehört dem Hofgärtner Fintelmann auf der Pfaueninsel bei Potsdam. In neuerer Zeit wird es im Anhaltischen viel gebaut und von da aus weiter verbreitet. Wir haben es bei Kötlien im vorigen Jahre auf einem Felde des Lehrers Thor mann in grösster Ueppigkeit gese- hen. Von diesem kann auch Samen bezogen wer- den. Wir haben das Gras hier in einer gärtneri- schen Zeitschrift besprochen, weil es sich auch bei Bouquets, und namentlich bei denen, welche aus Immortellen bestehen, gut verwenden lässt und in dieser Hinsicht der Uniola latifolia, der Briza ma- xima u. s. w. anzureihen ist. Wir haben schon mehrmals die Gelegenheit wahrgenommen, um über die Bestrebungen, nach dem Innern Afrika's vorzudringen, zu berichten, da dortige Entdeckungen auch das Interesse des Botanikers und Gärtners in Anspruch nehmen müs- sen. Pflanzen aus jenen Gegenden kultiviren wir noch in geringer Anzahl. Dass aber grade Afrika manche interessante Pflanze besitzt, haben wir neuerdings an der Welwitschia gesehen (s. vorigen Jahrg. S. 289). Nachdem die deutsche Expedition sich im Sande verlaufen hat und der Botaniker Steudner sein Streben, vorwärts zu dringen, mit dem Tode büssen musste, hatte bekanntlich eine reiche Holländerin, Madame Tinne, von ihrer Tochter und Schwester begleitet, den Entscliluss gefasst, nach dem Innern Afrika's vorzudringen. Herr von Heuglin, der frühere Führer der deutschen Expedition, wurde von ihr gewonnen. In zahlreicher Begleitung und unter dem Schutze einer kleineu Armee, welche sie selbst organisirt hatte, versuchte sie durch die Gegenden, wo der unglückliche Steudner dem mörderischen Klima erlegen, vorzudringen. Nicht allein die dortigen Menschen, auch die Boden- Verhältnisse und vor Allem das Klima setzten ihr die grössten Hinder- nisse entgegen. Doch keine Gefahren scheuend, blieb sie ihrem Vorsatze treu. Da kommt leider jetzt das Gerücht, dass sie sammt ihrer Begleitung erschlagen sei. Wollen wir wünschen und hofien, dass das Gerücht sich nicht bestätigt. Wie wir früher berichtet, ist von Berlin aus der Botaniker Schweinfurt nach den Nilländern abgereist; möchte derselbe mit mehr Glück sein Ziel erreichen. Bis jetzt sind die besten Nachrich- ten über ihn eingelaufen. Die Wissenschaft, aber auch die Gärtnerei, hat viel von ihm zu erwarten. In No. 3 der Wochenschrift (S. 21) haben wir eine Abhandlung eines Lyoners über das Meersalz gebracht. Bekanntlich wurden schon früher von Seiten des Landesökonomie -Kollegiums in Berlin Versuche mit Kochsalz, um die Vegetation der Kulturpflanzen zu erhöhen, gemacht, das Stassfur- ther Abraum-Salz, was allerdings aber ausser Koch- salz noch andere wichtige Nahrungsmittel für die Pflanzen enthält, hat von Neuem die Aufmerksam- keit darauf gelenkt. Auch im Süden, und zwar zunächst in Württemberg, sind ebenfalls Versuche, zuerst durch Professor Schub ler, angestellt wor- den. Dort hat sich herausgestellt, dass 30 bis 40 Pfund Kochsalz auf einen Württemberg'schen Mor- gen*) gebracht, die Erträge der Gerste um 26 Pro- cent gesteigert haben. Ueberhaupt hat sich die Wirkung bei genanntem Getreide am meisten ge- zeigt, am wenigsten bei den Hülsenfrüchten. Ver- suche in Bayern, durch Liebig veranlasst, haben ebenfalls Resultate hervorgerufen, während in Eng- land diese unbedeutend waren. Am meisten sind sie auf einem sandigen Lehmboden hervorgetreten. Schon früher ist von uns darauf hingewiesen worden, dass doch auch von Seiten der Gärtner und im Kleinen Versuche mit Kochsalz angestellt werden möchten ; allerdings nur mit der grössten Vorsicht. Wir geben deshalb den Rath, nur sehr kleine Mengen anzuwenden. Die Hauptwirkung des Kochsalzes ist wahrscheinlich nur eine indirekte, indem es die Zersetzung der Erde im Boden unter- stützt und damit die Nahrungsmittel aufnehmbar macht. Eine vorzügliche Eigenschaft desselben ist ferner noch, dass es fortwährend Feuchtigkeit aus dem Boden anzieht. Vom Professor Schacht in Bonn liegen uns interessante Untersuchungen vor, über die oft auf- gestellte Frage, wann die Bäume am besten ge- schlagen werden sollten? Nach ihm ist der beste Zeitpunkt der December, weil dann das Holz die grösste Widerstandsfähigkeit besitzt, der Fäulniss am längsten widersteht und auch am dichtesten ist. Von lins zugegangenen Verzeichnissen von Han- delsgärtnereien haben wir dieses Mal nur wenig zu berichten; die Zeit ihrer Versendung ist vorbei. a. Etablissement horticole de Ambroise Ver- schaffelt ;\ Gand. Printemps et 4t6 1864. Neuig- keiten der bekannten Handelsgärtnereien, grössten- theils aus Kaladien und überhaupt Aroideen, aus Palmen und anderen Pflanzen des Warmhauses, aus Blüthensträuchern, besonders Azaleen und Kamel - *) Der preussiselie Morgen verhält sich zu dem Württem- berg'schen, wie 1,0000 : 1,2344. 136 lien, aber auch aus einigen Florblumen bestehend. Seit wenigen Jahren hat der Besitzer sieh auch mit der Verbreitung neuer Obstsorten beschäftigt. Es ist nicht zu leugnen, dass A. Verschaffelt sich um die Einführung neuer Pflanzen grosse Ver- dienste erworben hat. b. Preis -Verzeichniss der Kunst- und Handels- gärtnerei von Klein in Wiesbaden. Seit einigen Jahren hat sich diese sehr zum Vortheil ei-weitert. Anfangs umfasste sie nur die gewöhnlichen Markt- pflanzen, später bemühte sie sich um die Anzucht von Blüthcnsträuchern und jetzt züchtet sie nicht allein letztere selbst, sondern hat auch eine schöne Sammlung von allerhand Wai-m- und Kalthauspflan- zen zum Verkaufe. c. Verzeichniss über Kacteen, Agaven, Aloeen, Yucca und andere Fettpflanzen von Fr. A. Haage jun. in Erfurt. Unbedingt eine der grössten und besten Sannnlungeu, welche in Deutschland und sonst existiren. Der Besitzer kultivirt diese Pflan- zen seit sehr langer Zeit schon mit besonderer Vor- liebe und ist stets bemüht, seine Sammlung zu ver- vollständigen. Wir machen deshalb besonders Lieb- haber darauf aufmerksam. d. Pflanzen-Katalog No. 29 von L. L. Liebig in Dresden. Er enthält eine gute Auswahl von W^arm- und Kalthauspflanzeu, welche meist erst in neuerer Zeit eingeführt wurden, ausserdem Azaleen, Khododendren und Kamellien. In Betreif der bei- den ersten Blütheusträucher verdanken wir der Lie- big'scheu Handelsgärtnerei manches Schöne und Vorzügliche. Bemerkenswerth ist für den Liebha- ber, dass nur mehrjährige Veredlungen abgegeben werden. Besonders nennen wir noch die reizenden Formen des Lilium lancifolium. e. Sortini entspflanzen von Carl Schickler ni Stuttgart (Hirschstrasse 11). Eine reiche Auswahl der meisten Florblumen und Blütheusträucher wird liier geboten. Von ihnen maclien wir besonders auf Georginen, Fuchsien, Petunien, Pelargonien nnd Verbenen aufmerksam. f. Ancien etablissement d'horticulture de V. Verdier pfere, Charles Vcrdior fils succes- seur (rue du Marehe-aux-Chevaux 32) ä Paris. Ein Verzeichniss der neuesten Eosen, welche in Frankreich gezüchtet sind. Mit dem 1. Mai wer- den sie abgegeben. Es befinden sich darunter 3 Thee-, 6 Bourbonrosen und 57 Reniontanten. g. Preisverzeiehniss der Baumschulen von Metz & C. in Berlin. Zum ersten Mal, wenn wir nicht irren, treten die Besitzer der bekannten Samen- handlung gl. N. mit einem Verzeichniss von Obst- und Fruchtsträuchern, von allerlei Allee- Bäumen, von Schlingpflanzen, von Mooibeetpflaiizen, von al- lerhand Lust- und Schmuckgehölzen und von Ro- sen, auf. Wir erlauben uns daher, darauf aufmerk- sam zu machen. Aber die Ansstplliing der Sektion des Gartenbau- Vereines in Breslau, vom 18. April 1864. Von Graf v. Ho v erden. Die Ausstellung fand in der Turnhalle (einer galerie vitr^e) am Berliner Platze statt. Die Han- delsgärtner waren ohne Ausnahme fern geblieben ; auch ein Mitglied des Ausstellungs-Comit^'s fehlte am ersten Tage; dazu kam, dass am ersten Vor- mittage an den einzelnen Gruppen die Bezeichnung unterlassen war, weil erst die Preisrichter ihr Ur- theil fällen wollten. Dies machte einen üblen Eindruck, da fast Jedermann wusstc, dass die Aus- steller sich unter einander genau kannten. Zu erwähnen sind die Koniferen und eine kohl- schwarze Hyazinthe (Prinz Albrecht) ans den Gär- ten des Herzogs v. Ujest, schöne Rliododendren des Prinzen v. Kurland, Cyclainen des Grafen v. Burghaus auf Zahse, eine Epacris- Gruppe von V. W^allenberg - Pachali, ein starkes Exemplar des Philodendron vom Stadtrath Trewent, hübsche Cinerarien von v. Kessel auf Oberglauche, ein blühendes Asarum japonicum des botanischen Gar- tens zu Breslau, eine Stadtmaniiia Jonghii, wahrhaft prächtige Azaleenbäume des Rentiers Burghard und eine in natürlicher Grösse und Farbe künst- licii dargestellte Blüthc der RaflTlesia Arnoldi R. Br. Je dankenswerther die von weiter Ferne zugeführteii Sendungen anzuerkennen sind, desto betrübender ist es, dass die Ausstellung im Ganzen eine ver unglückte zu nennen ist. Ln Verlage von August Hirsch wald in Ber- lin ist soeben vollständig erschienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden: flora bfr frouin^ ßrnnhnburö, irr lltmarh uni ks i)er?05tl)iims JHagkburg. Zum Gebrauche in Schulen und -auf Exkursio- nen bearbeitet von Dr. Paul Ascherson. 3 Theile, brochirt 4 Thlr. Erste Abtheilung: Aufzählung und Beschreibung der Phanerogamen und Gefässkryptogamen der Provinz Brandenburg etc. ... 3 Thlr. Zweite Abtlieilung: Spezial-Flora von Berlin 18 Sgr. Dritte Abtheilung: Spezial-Flora von Magdeburg 12 Sgr. Verlag von Karl Wiegaiidt in Berlin, KommandaDten Stra.sse No. 62. Druck der C. Feiste r 'sehen Buehdruckerei in Berlin, Zieten-Platz No. 2. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des (larteiibanes in den Konigl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde* Redakteur : I*i'<>tessox" Dr. Karl lüocli, General-Sekretair des Vereines. No. 18. Berlin, den 7. Mai 1864. Preis des Jahrganges b^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Die Gründung des botanischen Gartens der Königl. Universität Greifswald. Festrede, gehalten am 16. Oktober 1864 vom Prof. Dr. J. Munter, Direktor des botanischen Gartens. — Julius Kühn','! Untersuchungen über das Mutter- korn. — Notizen über Ro.sen. Von K. Achilles, ObergSrtner in Elbeuf. Sonntag, den 8. lai, Mittags ^12 Uhr, iiuilet im Englischen Hause (ITIohrenstr. No. 49) eine Versammlung des Ver- eines zur Beförderung des dartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Die Gründung des botanischen Gartens kr jßönigl. Kniücrfität (Srtiföroalb. gehalten am 16. Oktober 1864 vom Prof. Dr. J. Munter, Direktor des botanischen Gartens. (.)effneten sich die Pforten zur Aula dieses stattlichen Königsbaues oder des ehemaligen colle- gium Ernestinum, so wollte die Universität entwe- der von ihrem Hoheitsrechte Gebrauch machen, und durch Verleihung ihrer Titel und Würden be- rechtigtes Verdienst anerkennen, oder es geschah, um Festtage ernster oder freudiger Veranlassung würdig zu begehen. Niemals aber, so weit die Jahrbücher dieser unserer, alten Hochschule Auskunft zu geben ver- mögen, niemals zuvor war dieser Prunksaal Zeuge eines festlichen Aktes zur Erinnerung an die Stif- tung eines Lehrinstitutes. Aber nicht deshalb etwa, weil sich keine Veranlassung dargeboten hätte, denn die Universitäts-Bibliothek sowohl, als das im Februar 1706 gegründete theatrum anato- micum bestanden und blüheten bereits seit Langem; sondern oflenbar wohl deshalb nicht, weil der Zei- ten Noth und Ungunst der solennen Begehung der- artiger Jubelfeste feindlich oder doch wenigstens hinderlich entgegentrat. Ein 48-jähriger, reich gesegneter Friede, den heute vor einem halben Jahrhunderte unsere Väter in jener , herrlichen Schlacht" vor Leipzig's Thoren mit ihrem endlich siegreichen Schwerte zu begrün- den begannen, ein Friede, der unserm Vaterlandes ein pericleisches Zeitalter schuf, der für die stei- genden Anforderungen unseres modernen Lebens die Scliienenpfade und den Dampfschiffsverkehr er- öffnete, der den edelsten Wettstreit auf allen Ge- bieten des Wissens und Könnens herbeiführte, ein solcher glücklicher und langer Friede musste be- stehen und die Wege ebnen, auch für diese unsere pomiu ersehe Hochschule, um das erste Säkular- stiftungsfest eines ihrer vielgliedrigen Lehr-Listitute, das P^rinnerungsfest an die vor hundert Jahren stattgehabte Begründung des botanischen Gar- tens zu feiern. Ist es nicht ohne günstige Vorbedeutung, so dürfte es doch wenigstens gestattet sein, daran zu erinnern , dass die erste derartige Säkularfeier sich an die Stiftung des Universitätsgarteiis anknüpft, jener reichen Kulturstätte für die Gewächse aller Zonen des Festlandes unserer Erde, aus welcher nicht nur der Pflanzenforscher und Lehrer allein, oder etwa nur der Arzt und Apotheker, sondern auch der Land- und Forstwirth, der Winzer und Pomolog, der Gärtner und überhaupt ein Jeder schöpft, dessen Auge und Herz noch Freude findet an dem Wunderbau der farbenreichen Pflanzenwelt. Ein Garten war es unzweifelhaft, mit welchem die Bodenkultur anhob, die Wüste schwand und „der Mensch sich zum Menschen gesellte"; vom Garten aus gingen zwar die fort und fort sich steigernden Ansprüche an Bequemlichkeiten und Genüsse aller Art; aber mit dem zum Landbau 18 138 erweiterten Garten begann auch die Veredlung und Ausbildung des sittlichen und intellektuellen Cha- rakters des Menschengeschlechts. Das geistreiche Volk der alten Hellenen, der veredelnden Kraft der Pflanzenkultur eingedenk und bewusst, feierte in diesem Sinne wohl nur seine eleusi sehen Feste. Streute, wie es die schöne Sage will, Deme- ter zuerst die kleine Kornfrucht aus, pflanzte wirk- lich Dionysos den ersten ßebstock, oder pflegten zuerst des Asdepios Priester zu Koos Kräuter für Heilung Suchende, nun wohlan, dann dürfte man unbedingt diese siimmtlich als die Gründer der Gärten bcgrüssen; jedenfalls doch findet das Gar- tenwesen in solchem Thuu seinen Ausgangspunkt und die Idee des Gartens in einer solchen, wie auch immer primitiven Ausführung, seinen ersten realen Ausdruck. Damit aber aus diesen ersten Anfängen und selbst aus den später entstandenen Blumen-, Frucht- und Obstgärten ein medicinischer oder wohl gar ein botanischer Garten, ein Garten für Unter- richts- oder Studienzwecke hervorgehen konnte, musste ein neues und wesentliches Moment hin- zukommen, nämlich: die Wissenschaft von der Pflanze, ohne welche ein derartiges Museum und Laboratorium unverständlich bleibt, ja, streng ge- nommen, ohne alle Bedeutung ist. Auf Griechenlands klassischem Boden war es unbestreitbar zuerst, wo unter dem Schatten der Piatone, des grossen Aristoteles und seines würdi- gen Nachfolgers Theophrastos Geistessaat Wurzel schlug, um bis zur Gegenwart weiter entwickelt, den Namen einer Wissenschaft im vollsten Sinne des Worts, den Namen der Botanik zu verdienen. Leider zu früh sank Griechenlands Stern und die zu Kampf und Eroberung allzeit bereite Koma fand weder auf ihrem Forum, noch in ihren Tri- umpfzügen, nocli im circensischen Spiele Zeit und Geduld, des attischen Sprösslings zu pflegen, auf dass er heranwüchse zum schattenden Fruchtbaume. Freilich erschien die pontische Kirsche auf Lu- kullus reichbesetzter Tafel zuerst, dem Sextus Pa- pinius folgte die Pfirsich aus Afrika nach Rom, so- wie die köstliche syrische Feige zuerst dem Lucius Vltellius, und die Sorgho-Hirse siedelte sich schon zu Plinius Zeit auf der römischen Feldmark an; indessen, so wie diese Akklimatisations-Bestrebun- gen war es doch wohl nur im allzu subjektiven Interesse, wenn Antonius Castor in seinem Lust- garten auch alle die Kräuter erzog, deren er als Heilmittel in seiner medicinischen Praxis oder an- geblich auch zur Unterweisung für seine Schüler bedurfte. Vergebens war es, wenn Galenus for- derte, „der Arzt müsse alle Pflanzen kennen oder, wenn dies nicht, so doch die meisten und gebräuch- lichsten", vergebens vor Allem deshalb, weil er selbst sowohl, als auch sein vorangegangener pflan- zenkundiger Kollege Pedanios Dioscorides aus Ana- zarba, die Pflanzen nur der Heilkunde willen in Betracht zog und obenein die unumgänglichen Vor- arbeiten zu einer Morphologie oder nur wenig- stens einer Terminologie verabsäumte, ohne wel- che doch die für so leicht erachtete Kunst einer exakten Pflanzenbeschreibung ganz und gar un- möglich ist. War aber das klassische Alterthum nicht im Stande gewesen, eine Wissenschaft von der Pflanze zu konstruiren, sich zur Höhe einer wis- senschaftlichen Botanik empor- und durchzuarbeiten, und somit weder das Bedürfniss nach dem unent- behrlichsten Hülfsmittel derselben zu empfinden, noch viel weniger aber die Bedeutung eines bo- tanischen Gartens kennen oder würdigen zu lernen, so kann es durchaus nicht befremden, wenn nach dem Sturze des römischen Westreichs, unter dem Krummstabe einer unduldsamen Hierarchie, jegliche Förderung der Naturwissenschaften im All- gemeinen und die der Pflanzenkunde insbesondere, für Jahrhundertc gänzlich unterblieb. War doch, wie Tertullian sagte: „nach dem Evangelio alle Forschung fernerhin nicht mehr von Nöthen"; — ■ ja selbst des Arztes Thim und Wir- ken, dem unter einem Tiberius und Nero noch das vielbeneidete Vorrecht der Unentbehrlichkeit zu Theil gewesen war, erschien fortan überflüssig. Teufelswerk war es, mit profaner Medicin Krank- heiten heilen zu wollen; zur Abwehr und Be- schwichtigung solcher Strafen Gottes bedurfte es eines ganz andern Heilmittels: des Amuletes mit Bibelspruch und Kreuz! — Weit entfernt, sich auf den Standpunkt jener unbefangenen Naturanschauung der klassischen Zeit erheben zu können , war daher das christliche Al- terthum und die Zeit bis tief in das Mittelalter hinein, unter der allmächtigen Herrschaft solcher leitenden Ideen, völlig ausser Stande, die Pflege der Naturwissenschaft zu übernehmen, oder wohl gar deren Fortbildung zu betreiben. Die unerquickliche Ruhe, welche in Folge des- sen Naturwissenschaften und Medicin so lange Zeit hindurch überlagerte, sie würde vielleicht zur ewi- gen Nacht geworden sein, wenn nicht die unge- stümen Bekenner des Islam die längst morschen Säulen des oströmischen Reichs zertrümmert und die im Südosten Europas vereinzelt stehenden, letzten Reste klassischer Bildung nach dem Abend- lande gedrängt hätten, wo die Liebe zu den Gei- steswerken doch wenigstens der römischen Vor- zeit durch Dante, Petrarca und Boccacio inzwischen angefacht worden war und in den zu Salerno, 139 Paris und an anderen Orten entstandenen mediei- nischen Schulen sich ein empfänglicher Boden auch für das griechische Alterthum und dessen Wis- senschaften vorbereitet hätte. Auf den unter den Auspicien der Mediceer, Cosinio und Lorenzo, in's Leben gerufenen Bibliotheken und Universitäten fanden daher die gelehrten Flüchtlinge des unter- gehenden byzantinischen Reiches ebenso willkom- mene Aufnahme, als geeignete Gelegenheit zur Wiederbelebung der kaum noch gekannten altgrie- chischen Sprache. Das Beispiel der Medici's war von den weit- greifendsten Folgen, nicht etwa nur für Italien und die romanischen Länder, sondern vornehmlich auch für Deutschland, wo man bereits anfing, in der För- derung der Wissenschaften einen höhern Ruhm zu suchen, als im glänzenden Turnier und siegreichen Waffengang. Selbst bis an unsern baltischen Strand hin machte sich die Erregung der Geister jener Zeit bemerkbar und ergriff Fürst und Volk so tief, dass, wie der Beweis thatsächlich vor unsern Augen liegt, unser Rubenow, der grosse Bürgermeister dieser Stadt, es unternehmen konnte, seinem fürst- lichen Herrn die Gründung dieser Metropole der Wissenschaft anzurathen, die uns, in dankbarer An- erkennung seiner hochherzigen That, auch heute noch , 400 Jahre nach des Urhebers gewaltsamen Tode, zu vereintem Streben zusammeufülirt. In überraschend kurzer Zeit verbreiteten sich die durch Guttenberg's und Schöffer's ewig denk- würdige Erfindung dem Verständnisse bereits näher gerückten Werke des klassischen Alterthums; die Texte des Dioscorides, Theophrastus, Plinius u. A. wurden der kritischen Prüfung oder auch wohl gleichzeitig der Uebersetzung in das Lateinische unterzogen und gar bald ging man von dieser rein philologischen Arbeit zur Untersuchung des Sach- lichen über und fand hierdurcli den Weg wieder auf, den im 13. Jahrhunderte schon, nur unver- standen und unbeachtet von seiner Zeit, der edle Graf von Bollstädt gewandert war. Bis dahin aber, dass man sich von der irrigen Voraussetzung -frei machen lernte, dass die Alten gekannt hätten, was man überhaupt von der Natur und den Eigenschaften der Pflanzen wissen könne, bis dahin, dass man in seiner augenblicklichen Um- gebung nicht mehr nur nach Pflanzen des Diosco- rides suchte, waren unermessliche Länderstrecken entdeckt worden; allein deren Pflanzenschätze blieben unbenutzt und unausgebeutet von der Bo- tanik jener Zeit, so dass es eines abermaligen gros- sen Impulses bedurfte, um den von den Itahenern bereits lässiger betretenen und doch nur allein sichern Pfad einzuhalten. Die Reformation der Kirche war es, die. dem Geistesleben der Deutschen zumal, eine Frische und eine Kraft verlieh, wie sie in keinem andern christlichen Lande zuvor zum Durchbruch gekom- men war. Sie war es, die jene wackern Streiter, die Väter der Botanik wach rief, welche sich zwar freudig an den Forschungen der Alten er- wärmten und die noch jungen Kräfte an denselben stählten, die sich aber nicht damit begnügten, blind- lings denselben zu folgen, sondern die, wie es ihre Vordermänner auch gethan , hinausgingen in die reiche Erscheinungswelt und unbefangenen Sinnes aus der Urquelle selbst schöpften. Hieronymus Bock, Euricius Cordus, Leonhard Fuchs, Conrad Gesner, Rembert Dodoens, Charles de l'Ecluse, Johann Thal und die Gebrüder Bauhin, Johann und Caspar, wohl Alle der neuen Lehre zugethan, wurden sie zugleich Re formatoren ihrer eignen Wissenschaft, indem sie durch Einführung scharf begrenzter termini und unter gleichzeitiger Benutzung des Holzschnittes für ihre grossen Werke, die Botanik einer Vollen- dung entgegenführten, welche nach Jahrhunderten noch gestattet, ihre fleissigen, durch Wort und Bild illustrirten Forschungen zu verstehen imd für die gegenwärtige Wissenschaft zu verwerthen. Dass die neue Methode der Forschung nicht ohne er- hebliche Nach- und Einwirkung auf die den Uni- versitäten ausschliesslich obliegende Lehre sein und bleiben konnte, war mit Sicherheit vorauszu- sehen. Die Arzneimittel-Lehre, eine Wissenschaft, die der medicinischen Fakultät zugehörte, konnte bei der fast täglich wachsenden Fülle neuer That- sachen fernerhin nicht mehr in dem gewohnten Rahmen verbleiben. Die Lehre von der Wirkung der Heilmittel, die sogenannte lectura simpliciuni musste nothwendig abgezweigt werden von der Ostens io simplicium, der Erklärung und De- monstration der Droguen und deren Abstammung. Da hierbei nun aber das Pflanzenreich mehr als ein anderes Naturreich in Betracht kommen musste, so entstand auf dem natürlichsten Wege das Ver- langen nach einem Lehrmittel, welches die für den Vortrag unentbehrlichen Beweisstücke lieferte, das Verlangen nach einer, mit den Universitäten ver- bundenen Sammlung lebender Pflanzen, da die Kunst, getrocknete Pflanzen aufzubewahren, noch nicht erfunden oder doch nur Geheimniss einiger Wenigen war. Auf wiederholtes Andringen Francesco Buo- nafede's zu Padua entschloss sich endlich und abermals zuerst wieder der Senat der Republik Venedig im Jahre 1545 zur Anlegung eines hor- tus medicus, welcher jedoch nicht zum zweiten Male, wie jener Erstlingsversuch durch Magister Gualterus (1333) spurlos verlief, sondern vielmehr 18* 140 zur Folge hatte, dass binuen Kurzem ähnliche In- stitutionen mit den Universitäten Pisa und Bo- logna und bereits auch 1577 mit Leiden und bald darnach mit Heidelberg und Montpellier verbunden wurden. Nicht sobald freilich, wie auf diesen grossen Universitäten der damaligen Zeit erfolgte der Pro- zess der Loslösung und Abzweigung der Botanik von ihrem mütterlichen Boden, der Arzneimittel- Lehre, auch hier in Greifswald. — • Mit Franz Joel aus Solosch in Ungarn im Jahre 1559, einem ehemaligen eifrigen Zuhörer Luther's und Melanchthon's, ward, wie es scheint, wenigstens doch die Unterweisung in der Pflanzen- kunde, auch an diese unsere norddeutsche Univer- sität verpflanzt; ihm, so wie seinen Nachfolgern im Amte, den Professoren der Medicin, Jacob Sei- del aus Ohlau und Johann Evert aus Loitz wird von Scheffel nachgerühmt, dass sie fleissig mit ihren Zuhörern botanische Excursionen ausge- führt hätten, was doch nur dann von Werth und Nutzen sein konnte, wenn damit botanische Erläu- terungen Hand in Hand gingen. Von einem Schü- ler Caspar Bauhin's, wie es Evert gewesen war, der sich, wie sein Vorgänger Seidel, in Basel den Doktorhut erworben hatte, allerdings sehr glaub- lich! — Nach Evert indessen, der am 13. Oktober 1630 an einer, von kaiserlichen Soldaten erhalte- nen schweren Kopfwunde starb, ruhete, so wie jegliche Wissenschaft, vornehmlich auch die Bota- nik an hiesiger Universität! Neunzehn Jahre später erst, nachdem dem wil- den Treiben eines der längsten und verheerendsten aller Kriege ein Ende gesetzt war und Lehrer und Lernende zu den lange verschlossen gebliebenen Hörsälen zurückkehren konnten, landete der letzte Spross eines edlen schlesischen Geschlechtes, Frie- drich Monau an unsern Gestaden, um von Neuem und fortan für immer, die Botanik an dieser Hoch- schule heimisch zu machen. Durch vierzehnjährige Studien vom Jahre 1608 an, auf fast allen deutschen, italienischen und fran- zösischen Universitäten vorgebildet, in Tübingen endlich zum Doktor der Medicin promovirt, dann Physikus und Lehrer an dem Gymnasium zu Kron- stadt in Siebenbürgen , zur Pestzeit aber Arzt in Danzig und Thorn, — wohin ihm später, und nur von der !Magd begleitet, zu Fuss sein treues Weib nachfolgte; — neun Jahre hindurch Arzt und Do- cent in Königsberg, endlich durch Vermittelung seines Jugendfreundes Salvius, des schwedischen Gesandten in Hamburg, von der Königin Cliristina zum ausserordentlichen Professor der Medicin in Greifswald ernannt, langte Monau von Hamburg aus zu Schiß' über Stralsund am 12. Septbr. 1649 hierselbst an, eröflfnete jedoch erst am 3. März 1650 seine medicinischen, botanischen und linguistischen Vorträge. Dieser durch seine chirurgische Schrift: „de bronchotome" bekannter gewordene Gelehrte, der während seiner Baseler Studien von Caspar Bauhin wie der eigene Sohn des Hauses betrachtet und behandelt worden und tiefer als viele Andere in den Geist seines berühmten Lehrers eingedrungen war, förderte dui'ch Erklärung der Caesalpini'schen und Bauhin'schen Schriften, so wie seine am Mitt- woch und Sonnabend ausgeführten botanischen Ex- kursionen das Studium der Botanik so sehr, dass es doch wohl nur seiner lebendigen Anregung zu danken ist, dass sich nachweislich wenigstens Einer seiner Zuhörer für die amabilis scientia begeisterte und in des Lehrers Fusstapfen tretend, nicht nur dessen Andenken hoch hielt, sondern auch das gei- stige Erbe treulich und gemehrt überlieferte. War auch mit Monau, welcher, arm wie er gekommen, am 8. November 1659, seiner ihm vor- angegangenen Gattin nachfolgte*), gleichsam die Leitung zwichen der Botanik und der hiesigen Uni- versität zeitweilig abermals unterbrochen, so wurde dieselbe doch nach acht Jahren wenigstens, durch die Berufung seines ehemaligen Zuhörers, Cliri- stoph Helwig, dauernd wieder hergestellt. Einer alten ärztlichen Familie Anklam's ange- hörend, in seinem 15. Lebensjahre bereits von Heune inscribirt, besuchte derselbe zunächst hier in Greifswald Heune's und Monau 's Vorlesungen mit dem besten Erfolge und ging, nachdem er auch Leipzig besucht hatte, 1662 nach Leiden. Auf diesem Emporium der medicinischen Wissen- schaften, wo Sylvius, der berühmte Begründer der chemiatrischen Schule lehrte, disputirte er mit Glück über den Blutkreislauf und reiste von Hol- land aus über England und Frankreich nach Ita- lien, namentlich in Koni weilend, um die im Vati- kan befindliche Handsclirift des Oribasius zu ver- gleichen, dessen Bearbeitung er beabsichtigte. — 1665 in Basel angelangt, schloss er sich, wie ein- stens Monau, der Bauhin'schen Familie innig an, und erwarb sich daselbst am 9. April 1666 auf Grund seiner später in Leipzig gedruckt erschiene- nen bekannten Rede: „de studii botanici no- bilitate" den wohlverdienten Doktorhut. — ■ Hatte Helwig schon auf seiner längeren Reise die Bota- nik unausgesetzt im Auge behalten, so benutzte er nunmehr, nach absolvirter Pi'omotion die nächsten *) Seine Ruhestätte fand er in der Jakobikirche unter dem Steine der philosophisclieu Fakultät. Heune verfasste auf ihn folgendes Distichuni : Philologus, simul ac herbaria in arte stupendus, Cui nuUnm vidit florida Flora parem. 141 beiden Frühlingsmonate zum Studium der i'eichen Pflauzenschätze der schönen Alpenwelt, wie seine Herbarien noch heute darthun. — Im Herbste desselben Jahres nach Anklam endlich zurückge- kehrt, um fortan dem 7 3 -jährigen Vater in der medicinischen Praxis zur Seite zu stehen , wurde er indessen schon nach einem Jahre vom damali- gen Universitäts-Kanzler, Grafen Gustav Wran- gel für den zweiten Lehrstuhl der medicinischen Fakultät berufen, den er jedoch am 20. Oktober gegen den ersten Lehrstuhl umzutauschen veran- lasst wurde, weil inzwischen sein Kollege Heune mit Tode abgegangen war. Nach Massgabe des Visitations-Recesses vom 16. Mai 16GG zur Ausfühnmg öffentlicher bota- nischer Exkursionen veranlasst, ward er wäh- rend derselben gar bald inne, dass auf diesem Wege allein der botanische Unterricht an hiesi- ger Universität schwerlich prosperiren könne und trug darauf an, dass dem mit mehrern anderweiten Anträgen beauftragten Professor Jakob Henning im Jahre 1G70 aufgegeben wurde, der Königin Hedwig Eleonore die Nothwendigkeit der Er- richtung eines botanischen Gartens darzulegen und um Einrichtung eines solchen zu bitten. Dieser erste Antrag auf Gründung eines Universitätsgartens blieb jedoch, der sehr ungünsti- gen Kassen- Verhältnisse jener Zeit willen, ebenso erfolglos, als Helwig's zweiter Versuch im Januar des Jahres 1679, wo es sich nunmehr darum han- delte, den Probsteienhof für einen medicinischen Pflanzengarten dauernd zu gewinnen. — Leider schied der strebsame, trefi'liche Helwig, eiue wahre Zierde der Hochschule, vom In- und Auslande durch wohlverdiente Anerkennungen vielfach aus- gezeichnet, in seinem 48. Lebensjahre aus seinem segensreichen Wirkungskreise; zu früh für die Uni- versität, viel zu früh für die Botanik! — Drei seiner Söhne widmeten sich seinem mühevollen ärzthchen Berufe, aber alle drei starben wie der Vater, in verhältnissmässig Jüngern Jahren, doch hatten wenigstens zwei derselben mit glücklichem Erfolge die akademische Laufbahn betreten und Christoph zumal Gelegenheit gefunden, der Bo- tanik erheblichen Vorschub zu leisten. Nach im Jahre 1703 glücklich absolvirter Promotion und Habilitation (1705), lud er durch sein auch in weiteren Kreisen bekannt gewordenes Programm zu den von ihm angekündigten Vorlesungen über die Flora Greifswald's und die nützliche Verwer- thung heimischer Gewächse ein, welches betitelt ist: „de ortu, initio et progressu scientlae botanicae ejusdera scriptoribus". In dieser Schrift stellte Christoph Helwig jun. unter An- derem vielleicht zuerst die Literatur aller bis dahin errichteten botanischen Gärten zusammen*), wodurch dieses Programm auch einen anderweit bleibenden Werth erhielt. Aber wichtiger, als diese Jünglings- arbeit, wurde die im Dekanatsbuche der medicini- schen Fakultät niedergelegte schöne Mannesarbeit, die Geschichte dieser Fakultät, die, weil sie zugleich die älteste und ausführlichste schriftliche Urkiuide für die Geschichte der Botanik Pf>m- merns ist, für diesen Zweig der botanischen Wis- senschaften von bleibendem Werthe sein dürfte. Bedauerlicher Weise starb der verdienstvolle Annalist der medicinischen Fakultät und berufene Lehrer der Botanik schon in seinem 35. Lebens- jahre, (am 16. Juli 1714, Nachmittags 2 Uhr). Nach seinem Heimgänge war die Fakultät zeitwei- lig ohne offizielle Vertretung, denn sein erster Kol- lege Stolterfolit hatte die hiesige Professur auf- gegeben, um das Lübecker Stadtphysikat zu über- nehmen und sein späterer Kollege, Eberh. Barn- storff, war am 3. Januar 1712 gestorben; es musste daher in diesem Ausnahmsfalle das Conci- lium generale zur Nomination neuer Professoren schreiten. Lembke aus Barth erhielt die erste Professur, wälu-end für die zweite der jüngere Bruder Chri- stoph Helwig's, Karl, ausersehen war. Allein auch dieser starb sogar noch vor dem Eintreffen seines Anstellungs-Patentes, so dass sich Lembke nach einem andern Kollegen umsehen musste. Von den durch ihn präsentirten Kandidaten erliielt Jo- hann Abraham Mayer aus Greifswald, der Sohn des damaligen General-Superintendenten, am 19. No- vember 1718 die zweite Professur. Unter Com- melyn's und Ruysch's Leitung mit der Botanik vertraut geworden , legte er seine nähere Bekannt- schaft mit derselben schon in seiner Antrittsrede: ,de praecipuis scriptoribus herbarum virtu- tes explicantibus" dar, leitete Mittwochs und Sonnabends in hergebrachter W^eise die botanischen Exkursionen und gewann, wie Christoph Helwig seil., die Ueberzeugung, dass ohne Garten es un- möglich sei, Botanik mit Erfolg zu lehren. Auf seine Veranlassung wandte sich unterm 29. Dezem- ber 1723 die medizinische Fakultät an Rektor und Concilium und beantragte die Gründung eines bo- tanischen Gartens und „Anuehmung eines hortulani." Allein ungeachtet Rektor Koppen dem Antrage alle Unterstützung angedeihen Hess und der Mei- *) So sind z. B. folgende Zeilen für alle Zeiten geschrie- ben und der Beachtung werth : „an etiani ulla scientia ntilior discenda botanica, quae ad ,, media sanitatem conservandi ac restituendi cognoscenda fa- ,,cileque colligenda nos manu quasi amoena ducit? Venite „modo suavissimi Domini Commilitones, ipsi testes veritatis „hujus eritis, nee operae, quam in excolendo hoc studio ad- „hibebitis, vos poenitebit." .-»-•■ 142 nung; war, ,dass diese Sache nuumehr ohne Be- schwerde der Xassa sich werde beschaffen lassen," so blieb der überhaupt sehr unfreundliche Kollege, Professor niath. Papke, bei seiner entgegengesetz- ten Meinung, die dahin ging, dass, j|Sofern nume- rus studiosorum medicinae sich wirklich werde ver- mehrt haben, es an der Zeit sei, eines raedizini- nischen Gartens zu gedenken." Hierdurch aber scheiterte der wohlberechtigte Antrag der medizi- nischen Fakultät, welche in der Einrichtung tüch- tiger Lehr- Institute ein Förderungsmittel für die Frequenz unserer Universität zu finden vermeinte. (Schluss folgt.) Jnlins Kühn s Untersuchungen über das Mutterkorn. Schon lange liegt uns das Schriftchen, was das erste Heft der Mittheilungen aus dem Laboratorium und der Versuchsstation des landwirthschaftlichen Institutes der Universität Halle bildet, vor, ohne dass wir bisher Zeit und Raum gewinnen konnten, es zu besprechen. Und doch verdient wohl selten die Arbeit eines Gelehrten so sehr in weiterem Kreise bekannt zu werden, als vorliegende. Man ist gewöhnt, das Mutterkorn sich nur an dem Rog- gen zu denken; es kommt aber, wie Prof. Munter in Greifswald richtig bemerkt, wohl bei allen ech- ten und Halbgräsern vor. "Wenn die Geschichte seiner Entstehung und sein oft in Massen erschei- nendes Auftreten für den Landwirth von der grös- sten Wichtigkeit ist, so hat beides doch auch für den gebildeten Gärtner und für den Pflanzeulieb- haber grosses Interesse. Man kultivirt in den Gär- ten eine Menge Gräser und Halbgräser, wo es mög- licherweise vorkommen könnte und gewiss auch schon vorgekommen ist. Das Mutterkorn muss in der frühern Zeit an dem Roggen viel häufiger vorgekommen sein, denn es soll bei uns in Deutschland die sogenannte Krie- belkrankheit oder Kornstaupe, welche noch heut' zu Tage, in Schlesien zum Beispiel, beobachtet wurde, früher aber viel häufiger vorkam, hervorbringen, in Frankreich hingegen wird es als die Ursache der Krankheit, welche nach dem Mutterkorn (Ergot) den Namen Ergotisme führt, angesehen. In den ältesten Zeiten kannte man dagegen das Mutterkorn gewiss nicht; erst in der Mitte des 16. Jahrhun- dertes wird mit Bestimmtheit von ihm gesprochen. Der Frankfurter Arzt Lonicer scheint der erste gewesen zu sein, der von ihm spricht. Ueber das Mutterkorn liegen bereits zahlreiche Arbeiten vor; die ersten von Bedeutung wurden schon in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhun- dertes geschrieben. Die beste verdankt man dem Franzosen Tillet, dem man später deshalb die Ehre augethau hat, den Kornbrand- Pilz: Tilletia zu nennen. Bis auf die neueste Zeit sah man ein- zelne Zustände der Entwickelung des Mutterkornes als selbständige Pilze an. So kam es, dass es unter drei verschiedenen Namen nicht allein beschrieben wurde, sondern dass es auch im Systeme in drei ganz verschiedenen Pilz -Familien gesucht werden musste. Den Zusammenhang der drei Entwicke- lungs-Zustände verdanken wir dem bekannten Pilz- forscher Tulasne, während der Verfasser vorlie- genden Schi-iftchens das Verdienst besitzt, durch praktische Versuche die Richtigkeit der Tulasne '- sehen Behauptung nachgewiesen zu haben, so dass jetzt kein Zweifel mehr übrig bleiben kann. Das Mutterkorn beginnt nämlich mit einzelnen Pilzfäden, welche Leveill^ als selbständigen Fa- denpilz unter dem Namen Spliacelia segetum beschrieb. Diese Fäden ti-agen an der Spitze Fort- pflanzungszellen , sogenannte Stvlosporen. Diese fallen ab, keimen und bilden allmählig ein dichte- res Fadengewebe, was im Anfange eine übelrie- chende, zuckerige Flüssigkeit (den Honigthau der Kornähren) absondert. Später dringt es zwischen dem Fruchtknoten und der Stelle, wo dieser sitzt, ein, hebt den Fruchtknoten, der in der Regel da- bei völlig verkümmert, in die Höhe, breitet sich immer mehr aus und wird zuletzt ganz dicht. Es bildet sich darum eine violette Rindenscliicht und das eigentliche Mutterkorn, was als Bauchpilz unter dem Namen Sclerotium Glavus beschrieben wurde, liegt vor. Dieses fällt ab oder wird mit der ganzen Pflanze in die Scheuer getragen, um, in sofern die Saat nicht gereinigt wird, mit den Roggenkörnern wie- derum auf den Acker zu kommen. Aus ihm bre- chen im nächsten Frühjahre dicke Fäden mit einem keulenförmigen Ende hervor, welche Keulen-Sphärien (Claviceps) darstellen und als solche zu den Kern- pilzen gehören. Diese bilden unter der Rinde der Keule in besonderen Röhren Fortpflanzungszellen (Sporen), mit denen wiederum die Vegetation des Mutterkornes in Formen von den Anfangs näher bezeichneten Fäden auf der Oberfläche des Frucht- knotens beginnt. In der Regel entladen sich die Keulen-Sphärien ihrer Sporen während der Blüthe- zeit des Roggens und die Ansteckung geschieht demnach nur gar zu leicht. Mittel gegen das Mutterkorn gibt es bis jetzt leider nicht. Das Beste ist, es zu verbrennen oder tief in die Erde zu graben. Man werfe es aber ja nicht auf den Düngerhaufen, wie es bisweilen ge- 143 schiebt, weil es dann grade wieder auf den Acker gebracht wird. Da die Fortpflanzungszellen, die Sporen, nicht, wie bei dem Kornbrande, an den Roggenkörnern kleben, sondern erst später sich entwickeln, hilft alles Beizen, was bei jenem so vorzügliche Dienste leistet, hier gar nichts. Notizen über Rosen. Von Karl Achilles, Obergärtner in Elbeuf. In der bunten Reihenfolge der getriebenen Sträucher machen die Rosen den Schluss und nach dem bei der grossen Konkurrenz sich immer mehr Geltung verschaffenden Gesetze der Arbeitstheilung kommen mit jedem neuen Artikel auch neue Gärt- nereien an die Reihe, Geschäfte zu machen. Dass in solchen Gärtnereien eine einfache Kulturmethode für diese eine Pflanzengattung zu finden sein wird und von dorther zuerst praktische Vortheile zu er- warten sind und dass auch die Anwendung einer be- kannten Methode dort die beste Garantie für deren NützHchkeit darbietet, ist leicht einzusehen. Damit mag die nachfolgende Notiz gerechtfertigt sein, die sich zur Aufgabe stellt, von Neuem auf eine Veredelungs-Methode, die durchaus nicht neu, aber wenig angewandt und doch sehr praktisch ist, hin- zuweisen, und deren Erfolge wir unlängst in einer Rosengärtnerei zu sehen Gelegenheit hatten. Das Etablissement, von dem wir sprechen, hat füglich Anrecht auf den obigen Titel einer Rosen- gärtnerei, indem es in 5 Häusern nichts Anderes hat, als Rosen und fast täghch 12 — 18 Dutzend Knospen liefert. Der grösste Theil der Pflanzen steht im freien Grunde seit vergangenem Frühjahre und erst im Herbste sind die Quartiere überbaut worden. Dabei sind sämmtliche Pflanzen in drei Schläge getheilt; der erste, der nur Hochstämme von Geant des batailles, G^n^ral Jaqueminot und Louise Odier enthält, steht in den ersten beiden Häusern, die durch einen Kanal an der Hinterwand geheizt werden. Nachdem auch auf diese Häuser erst die Fenster aufgelegt wurden, als die Rosen bereits einen kleinen Frost erhalten hatten, wurde gegen Weihnachten mit ganz schwachem Heizen begonnen und dann allmählig fortgefahren, je mehr man auf das zunehmende Sonnenlicht rechnen konnte. In diese Abtheilung kamen auch die jungen Rosen- Kopulanten, von denen die ersten bereits seit 14 Tagen blühen , während die übrigen Hochstämme schon seit März Blumen liefern. Der zweite Schlag fängt jetzt an zu blühen, und es ist entzückend, zu sehen, wie ein Beet von Miss Bosanquet über und über mit Knospen bedeckt ist. Auch Gloire de Dijon und die alte gelbe Thea Safrano ist vertre- ten. Von Rosomenen finden wir ausser den oben- genannten noch Prince noir, Empereur de Maroc, Ornement des jardins. Die dritte und grösste Ab- theilung, die ein mit Hochstämmen bepflanztes Dop- pelbeet von 75 Fuss Länge überdacht, hat gar keinen Heizapparat und ist lediglich auf die Sonne ange- wiesen ; sie enthält unsere alten gangbaren Remou- tants in sehr kräftigen Stämmen, deren Triebe, jetzt 6 — 8 Zoll lang, die Knospen durchfühlen lassen. Dass natürlich die wärmeren Abtheilungen benutzt werden, die Pflanzen, von denen man Frühjahrs- stecklinge machen will, anzutreiben und die kälte- ren zum Ueberwintern von Kalthaus- oder zarten Freilandpflanzen, ist selbstverständlich. — Während auf jede Blume in den ersten beiden Abtheilungen gezählt wird, nimmt man hier aus der dritten das brauchbarste Holz zu Stecklingen für die wurzel- echten, die während des Sommers im Freien, aber immer in Töpfen, kultivirt werden und schon näch- stes Frühjahr theilweise wiederum Verkaufspflanzen liefern. Allein nicht blos die wurzelechten, aus Stecklingen gezogenen Pflanzen liefern dieses Kon- tingent für die Topfkultur, sondern auch ganz nie- dere Veredelungen , die freilich nur eine Aushülfe sind für verunglückte Hochstämme, die aber mei- stentheils bessere Büsche geben, als die Stecklinge. Jedermann weiss, dass die Winter- Veredelung im Hause fast ganz abhängig ist von den L^nterlageu und dass überall einige Kopulanteu verunglücken. Diese, im Verein mit den zu schwachen LTnterlagen werden nun okulirt mit Holz, der Wurzel so nahe wie möglich, indem man 2 Augen einander fast gegenüber einsetzt, und sobald das Auge eines kräf- tigen Edelreises darauf gesetzt wird, sieht man nach 14 Tagen schon die Veredelung spitzen. Nur trage man Sorge, bald nach dem Einsetzen des Auges die Ränder der Berührungsflächen mit kaltflüssigem Baumwachs zu verstreichen. Die Verwerthung der krüppelhaftesten Unterlagen, die geringen Umstände beim Aufbewahren der Veredelungen, bis diese an- gewachsen (sie wachsen in jedem feucht- warmen Hause, nicht gar zu fern dem Lichte) und der schnelle und sichere Erfolg empfehlen diese Me- thode als eine der allerbesteu. Dass diese Art Veredelung auch im Sommer viel schneller und sicherer ist, als die Okulation mit dem ausgebrochenen Auge, dass man ferner weit weniger an die Beschaffenheit der Unterlage gebunden ist, als da, wo man die Rinde zu lösen genöthigt ist, dies sind Umstände, die sie zu einer bevorzugten machen und sie jedenfalls berufen er- scheinen lassen, auch bei anderen Pflanzengattungen die bis jetzt angewandten Veredelungs-Methoden theil- weise zu verdrängen. 144 Die Deutfcle ijagef = Uprlif^ermigs = .gefcffrc^oft für (iiärtnereien ju Berlin übernimmt auch iu diesem Jahre Versicherun- gen gegen Hagelschäden, an: 1. Fensterscheiben in Wohn- und Gewächs- häusern und Mistbeetfenstern, 2. Gewächsen unter Fensterscheiben in Mist- beeten, Treibhäusern, so wie im Freien, 3. Wein- und Obst-Erndten, zu den billigsten Prämien. Diese auf Gegenseitigkeit gegründete Gesell- schaft hat seit der langen Zeit ihres Bestehens sich das Vertrauen ihrer Mitglieder im vollen Masse ei-- worben. Unterstützt von den bedeutendsten Fach- männern stellt sie die Hagelschäden in gewissen- hafter Weise fest und zahlt sie zum vollen Betrage aus. Mit alleiniger Ausnahme des Jahres 1849 hat die Anstalt ihren fünfjährigen Mitgliedern alljähr- lich namhafte Dividenden und so auch für das verflossene Jahr 18G3 22^ pro Cent Dividende wieder gewährt. lu dem entsprechenden Masse hat auch ihr Re- servefonds zugenommen, dessen zeitige Höhe die ausreichendste Garantie bietet. Die E i g e n t h ü m e r von Wohn- und Fa- brik-Gebäuden, welche grossen Theils bisher diesen Versicherungszweig noch ausser Acht gelas- sen, werden hiermit besonders eingeladen, die Fen- sterscheiben ihrer Grundstücke zur Versiche- rung zu bringen. Die grosse Zweckmässigkeit gerade dieser Ai't der Versicherung ist durch die vielen Schäden, welche in den letzten Jahren an Fensterscheiben vorgekommen, hinlänglich erwiesen und es wird nur des Hinweises hierauf und auf die äusserst niedrige Prämie bedürfen, ■ — welche in keinem Verhältnisse zu dem Verluste steht, den ein Hagel- schaden vei-ursachen würde, um die Eigenthümer von Wohn- und Fabrikgebäuden zum Eintritt in die Gesellschaft zu veranlassen. Ebenso laden wir die Eigenthümer und Pächter grosser und kleiner Gärten, von Treibhäusern, Obst-Plantagen, Weinbergen etc., von denen eine grosse Zahl inteOigenter Män- ner zur Gesellschaft bereits gehört, hiermit ein, ihre Gewächse und Fensterscheiben bei uns zu versichern. Für sie ist dies Institut um so wichtiger, als gerade ihre Erzeugnisse durch Hagel am empfind- lichsten leiden und ihren darin angelegten, oft be- deutenden Kapitalien durch dasselbe ein sicherer Schutz gewährt ist. Königliche und städtische Behörden, Kirchen- Vorstände und der intelligentere Theil gewerblicher, so wie Privatbesitzer und Pächter solcher Gärten etc., haben die segensreiche Wirksamkeit der Anstalt bereits seit langen Jahren durch ihre rege Theilnahme als Mit- glieder der Gesellschaft anerkannt. Je lebhafter die Betheiligung der Anstalt sich zuwendet, je allgemeiner und umfangreicher die Versicherungen, um so höher werden die Dividen- den und dadurch um so niedriger die Prämien sich stellen, während in gleicher Weise das Vermögen der Gesellschaft, der Reservefonds und damit die Garantie , welche die Anstalt schon jetzt gewährt, sich noch mehr vergrössem und den Anforderungen des betheiligten Publikums iu jeder Beziehung ent- sprechen werden. Nicht allein bei der Direktion in Berlin, deren Bureaii Aunen-Strasse Ne. 46, eine Treppe hoch, sind die Gesellschafts-Statuten, Versicherungs- For- mulare etc. zu Anträgen entgegen zu nehmen und werden die Policen ertheilt, sondern findet dasselbe auch bei den General-Agenten der Anstalt statt. Diese sind: 1. Herr T. W. Kr am er in Breslau, 2. , F. Schönemann in Danzig, 3. „ J. A. Zobel in Görlitz, 4. „ Friedr. Wilh. Dalchow in Halle a. S., 5. „ Adolf Less in Königsberg i. Pr., 6. „ F. Kirchhof in Leipzig, 7. „ Ferd. Weyl in Posen, welche Herren iu ihren einzelnen Rayons Spezial- Agenturen zur Annahme von Versicherungen er- richtet haben, die sie In ihren Bezirksblättern sei- ner Zeit namhaft machen werden. Berlin, den 1. März 1864. Der Direktor: IVIai^x. Raucher- Apparate zur Vertilgung der schädlichen Insekten und Blatt- läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak und Insektenpulver zu räuchern, die grossen zu 34 Thlr, die kleineren zu 2^ Thlr pro Stück, sind wieder vorräthig und werden auf Bestellung nach allen Gegenden verschickt von Klempnermeister, Leipzigerstr. 92 in Berlin. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, KommaQdanten-Strasse No. 62. Druck der C. Feister 'sehen Buchdruckerei in Berlin, Zioten-Platz No. 3. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des (■r- K a, r 1 Iv och, General-Sekretair des Vereines. No. 19. Berlin, den 14. Mai 1864. Preis des Jahrganges 5j[ Thlr., sowohl bei Bezug dnrch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. 1 Inhalt: Die internationale Ausstellung von Pflanzen, Blumen und anderen Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brüssel. — Die Gründung des botanischen Gartens der Königl. Universität Greifswald. Festrede, gehalten am 16. Oktober 1863 vom Prof Dr. J. Munter, Direktor des botanischen Gartens. (Sehluss). — Comte Leonce de Lambertje: Le fraisier, sa botanique, son histolre, sa culture. — Blühende Palmen des Berl. bot. Gartens. Die internationale Ausstellung von ^flanjtn, jßlumen unb anbcrtn (ßfgenllänbrit brr ®ärtnrrci in den Tagen vom 24. .\pril bis 1. Mai in Brüssel. Internationale Versamminngen nnd internatio- nale Ausstellungen anderer Art haben seit wenigen Jahren bereits stattgefunden; sie trugen wesentlich dazu bei, dass die verschiedenen Völker, so feind- lich sie einander auch frülier gegenüber standen, «ich versöhnten und zu edlerem Streben, zu edle- ren Wettkämjtfen sich die Hände boten. Die In- dustrie hat den Reigen der internationalen Ausstel- lungen eröffnet, nachdem die Versammlungen deut- scher Naturforscher und Aerzte schon vorher auch Nicht-Deutsche bei ihren Berathungen gehabt und gezeigt hatte, dass die Wissenschaft das Gemein- gut aller Menschen sei. Auch die Landwirthschaft hat bereits ihre Versammlungen allgemeiner gehal- ten; es haben internationale Ausstellungen laud- wirthschaftlicher Erzeugnisse und Gegenstände statt- gefunden. Am 24. April wurde in Brüssel eine internatio- nale Ausstellung von Pflanzen und Blumen eröffnet. Es traten auch Männer der Wissenschaft und der Praxis zu gleicher Zeit zu einem internationalen Kongresse zusammen, letztere, um ihre Erfahrungen dem Urtheile der ersteren zu unterbreiten, erstere, um ihre Forschungen in den Geheimnissen der Na- tur der Beurtheilung der letzteren zu unterwerfen, in wie weit diese zum Wohle der Menschen aus- gebeutet und verwendet werden könnten. Pflanzeu- und Blumenkultur sind mehr als alle andere Be- schäftigungen von dem Frieden abhängig, sie ver- langen die Versöhnung der Menschen, wie die Pflanzen und Blumen selbst durch ihre harmoni- schen Verbindungen der Formen und Farben mit einander sich versöhnen und keine Misstöne auf- kommen lassen. Pflanzen und Blumen sind die Zeichen des Friedens und man hat vor Allem die hehre Palme sprüchwörtlich gewählt als Zeichen der Versöhnung zweier bis dahin feindlich einander gegenüber stehender Völker. Belgien, das neuti-ale Lsnd Europa's, dessen Unabhängigkeit feierlich garantirt ist, hat in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai den Völkern des zivilisirten Europa's die Friedenspalme gereicht; es waren aus allen Ländern fast ^Männer der Wissen- schaft und der Praxis gekommen; von den liebli- chen Ufern transpyrenäischer Flüsse bis hin zu den kühleren Gefilden Rnsslands, von den jetzigen Wohn- sitzen der echt-germanischen Gothen im Norden bis zu den Vertretern des Lateinerthumes im Süden wa- ren Vertreter erschienen. Wenn auch die weiten Entfernungen einiger Länder nicht gestatteten. Pflan- zen und Blumen nach Brüssel zur Ausstellung zu senden, so nahmen doch Repräsentanten aller Län- der an den Verhandlungen des Kongresses Antheil und werden, zurückgekehrt, Zeugniss ablegen von dem hohen Stande, auf dem sich die heutige Gärt- nerei in Europa befindet. 19 148 weiblichen Figur, die wohl eine Viktoria Jarstelleii sollte, aus und setzten sich bis zu dem obern Bande des Rahmens der seitlich befiudjiclien Spie- gel, die zum Theil durch Pflanzen verdeckt waren, fort. Auf diesen waren wiederum Blattpflanzen, niedrigere Palmen, Farne, Aroideen u. s. w. ange- bracht, so dass das Ganze an tropische, mit Wäl- dern bedeckte Gebirge einigermassen erinnern konnte. Es kam noch dazu, dass grade rechts und links von den Spiegeln Gruppen von grösseren Blattpflanzen aufgestellt und zum Theil vorgerückt waren. Fächer- und andere Palmen, Cycadeen, Pandaneen, baumar- tige Scitamiiieen, Dracäneen u. s. w. führten in vor- züglich kultivirten Exemplaren tropische Vegetation vor die Augen. In dem Anbau befanden sich ähnhche Gruppen von Blattpflanzen und Blüthensträuchei-n. Von den letzteren waren die Rhododendren, von den ersteren die Koniferen, Yukken und Agaven vorherrschend. Auch die buntblättrigen Pflanzen, und zwar sowohl die krautartigen, als diu holzigen, hatten hier haupt- sächlich Platz gefunden. Ganz besonders nahmen sich die buntblättrigen Gehölze des freien Landes, welche in Töpfen angetrieben waren, aus; ebenso erregte eine Sammlung von einigen 30, meist bunt- blättrigen Epheu - Sorten die Aufmerksamkeit der Schauenden. Nicht weniger galt dieses von den neueren, ebenfalls meist buntblätti'igen Pflanzen, be- sonders Japans, deren Einführung man dem be- kannten Reisenden v. Siebold zum Theil verdankt. Ausserdem waren aber von diesem noch allerhand mit dem Pflanzenreiche in Beziehung stehende Ge- genstände, so die Knorpelalgen, welche zu den ess- baren Schwalbennestern den hauptsächlichsten Be- standthcil geben, vegetabilisches Wachs, verschiedene Matten, Stricke u. s. w. ausgestellt. Pomona hatte in diesem Anbau neben Flora ihre Produkte ebenfalls ausgebreitet. Man fand hier unter Anderem Kernobst zum Theil noch in solcher Schönheit, dass man glauben konnte, es sei eben dem Baume entnommen. Aber auch Erdbeeren und reife Trauben , beide getrieben luul von vorzügli- chem Aussehen, fesselten diejenigen, welche die Ausstellung besuchten. Die Gartengeräthe und Instrumente hatten zum grossen Theil auf einem freien Platze vor dem Aus- stellungshause ihre Aufstellung gefunden. Da sah man Zelte, Lauben, allerhand Garten-Möbels, Draht- geländer, Hacken, Schaufeln, auch grosse und kleine Blumen-Stellagen, letztere zum Theil sehr elegant und mit einem diesen entspreciienden Preise. Ganz besonders zog die Aufmerksamkeit das Spiralfeder- Gestell für die Kultur der Weinreben auf sich. Unkundige hielten es für ein grossartiges Matratzen- Gestell für Riesen einer vergangenen Zeit. Zwischen allen diesen Gegenständen des mensch- lichen Fleisses waren ebenfalls schöne Pflanzen auf- gestellt, um ihren Zusamnieidiang mit diesen darzu- thun. Da sah man denn prächtige Bäume von Orangen, von Lorbeer u. s. w., Exemplare der in Belgien allgemein beliebten und auch sehr zu em- pfehlenden Grevillea longifolia, zum Theil in wirk- lich riesiger Grösse. Auch war ein Theil des freien Platzes von dem Präsidenten der Acadeniie d'hor- ticulture et d'arboriculture in Gent in Anspruch genommen, um seine Muster- Formbäume unseres Obstes aufzustellen. Blühende Rhododendren des Freilandes in vorzüglich kultivirten Exemplaren, sämmtUch in einer Grösse und in derselben Form, schlössen den ebenbesagten Raum ab und waren von demselben Gärtner (Joseph Baumann in Gent) herangezogen. So haben wir denn versucht, im Allgemeinen ein Bild von einer Ausstellung zu geben, welche wohl die grossartigste und gelungenste sein mag, welche bis jetzt stattgefunden hat. Bevor wir je- doch zu dem Speziellen übergehen, möchte es gut sein, zuvor luich Einiges über ihre Entstehung und Durchführung mitzuthelleu. Die Initiative ging von der Königlichen Gesellschaft Flora in Brüssel aus; mit grosser Bereitwilligkeit unterstützte aber die belgische Regierung ein L'nternehmen, was bereits jetzt schon Früchte getragen hat. Am 20. Januar d. J. trat der dirigende Ausschuss unter dem Vor- sitze des Senators Grafen von Ribeaucourt, und der Theilnahme des Chefs der Ackerbau-Abtheilung im Ministerium des Innern, A. Ronnberg, in's Leben. Als Mitglieder fungirten ausserdem: Harry, Bürgermeister in Laeken, Linden, Ehren-Direktor des zoologischen Gartens in Brüssel, van den Ouwelant, Präsident der Gartenbau -Gesellschaft in Laeken und Mottin, Anwalt in Brüssel. Erst später wurde von Seiten des Bundes der vereinigten Gartenbau - Vereine Belgiens die Idee eines mit der Ausstellung zu verbindenden Kon- gresses für Botaniker und Gärtner aufgenommen und auch durchgeführt. In der 9. Nummer der Wochenschi'ift iiaben wir bereits das Programm in deutscher Sprache wiedergegeben. Es ist nicht zu leugnen, dass grade diese Vereinigung beigetragen hat, dem Ganzen einen höhern Glanz zu verleihen. Eine nicht geringe Anzahl der ausgezeichnetsten Botaniker aus fast allen Ländern Europa's hatte sich eingefunden. Wir nennen nur die Namen Brongniart, Leco(|, Planchon, Fee, Santo Garivaglio, Thomas Moore, Murray, Munter, Regel, Fenzl, Hoffmann und Reichenbach. Als Preisrichter waren Sachverständige aus der Nähe und Ferne gekonrmen. Die Regierung selbst hatte sich auf den Vorschlag der Gesellschaft Flora 149 die Ernemuiiig vorbehalten. Die Zahl der Preis- richter betrug nicht weniger als 12G. Um rasclier die Preissprechung zu Ende zu führen, wurden 6 Sektionen gebildet, von denen eine jede eine be- stimmte Anzahl von Bewerbungen zu beurtheilen über- nahm. Bei der Fülle der zu beurtheilenden Gegen- stände darf es nicht auffallen, dass einzelne Sektionen von früh Morgens 1 ü Uhr bis Abends 5 Uhr mit der Beurtheilung und Preissprechung beschäftigt waren. Die Verkündigung der Urtheile der Preisriciiter ge- schah am letzten Tage der Ausstellung, am I.Mai, in dem grossen Saale des Palais ducale. Se. Maje- stät der König Leopold geruhten dem feierli- chen Akte beizuwohnen und zu gleicher Zeit einige in, der Wissenschaft oder in der Praxis her- von-agende Männer durch Se. Excellenz, den Mi- nister des Innern, zu Rittern des Leopold -Ordens zu ernennen. (Forlsetziinff folgt.) Die fessor Dr. K^arl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 20. Berlin, den 21. Mai 1864. Preis des Jahrganges 5-J^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Illuillt: 438. Versammlung des Vereines zw Beförderung des Gartenbaues, am 8. Mai. — Die internationale Ausstellung von Pflanzen , Blumen und anderen Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brüssel. (Fortsetzung). — R. W. A. Wörmann's Garten-Ingenieur, 1. bis 3. Lieferung. Sonntag, den 2'J. Mai, .Mittags ^13 Uhr, ßnilet iiu I*a!nicnhausc des botanischen Gartens eine Veisammlnng des Ver- eines zur Beförderung des (jartcnbaues statt, wozu die geehrten illitglieder eingeladen werden. 438. Versaiiiniliiii«; des Veroinps zur Beförderung des Gartenbaues, am 8. Mai. Da der Vorsitzende verreist und der erste Stell- vertreter krank war, übernalini der Garten-Inspek- tor Bon ei) (5 als zweiter Stellvertreter den Vorsitz. Zuerst wurde ein Ausschuss, bestehend aus den Herren : Direktor Dr. August, als Vorsitzenden, Apothekenbesitzer Augustin, Stadtältester Baerwald, Inspektor Bouchö, Hofgärtner Brasch, Gasthofbesitzer Dreitzel, Gasthol' besitzer D u d e r s t a d t , Hof'gärtner Hempel, Thiergarten-Inspektor H e n n i n g, Fabrikbesitzer Hcnsel, Kunst- und Handeisgärtner L. Mathieu, Professor Dr. Peter mann, Kaufmann Prenss, Rentier Sonntag, Rentier Stiemke sen.. Rentier Viering ernannt, um für das am 19. Juni stattfindende Jah- resfest die nöthigen Vorbereitungen zu treffen. Ein zweiter Ausschuss, bestehend aus den Herren: Geh. Regierungsrath Heyder, als Vorsitzenden, Obergärtner B o e s e, Hofgärtner Brasch, Kunst- und Handelsgärtner Christoph, Rentier Danneel, Obergärtner Gaerdt, Obergärtner Kraus, Kunst- und Handelsgärtner Lackner, Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, Obergärtner Rein ecke, Professor Schultz-Schultzenstein und Kunst- und Handelsgärtner Späth wurde ersucht, ein Programm für die Frühjahrs- Ausstellung 1865 zu entwerfen und in der näch- sten Sitzung vorzulegen. Inspektor Bouch^ berichtete über die ausge- stellten Pflanzen, die dieses Mal aus 3 Gärten ein- geliefert waren. Obergärtner Körner hatte aus dem Garten des Stadtrathes Soltmann 2 Rhodo- dendren und 3 Azaleen ausgestellt; die eine war eine Schaupflanze von vollendeter Schönheit als Kronenbaum mit 2| Fuss Durchmesser, während eine andere, deren halbgefüllte Blumen einen regel- mässigen, fast flachen und runden Bau besassen, bisher noch nicht in einer Ausstellung gesehen worden war. Sie führte den Namen: Panline Mard- ner. Auch das fleischfarbene Rhododendron Jean Loeks ist zu empfehlen. Obergärtner Boese hatte aus dem Garten des Kommerzienrathes Leon. Reichenheim ein hüb- sches Exemplar der Medinilla magnifica mit 7 gut entwickelten, lang herunter hängenden Blüthentrau- ben, ausserdem aber eine Laelia ohne Namen aus- gestellt, welche sich durch sehr grosse Blüthen und ganz helle, fast weisse Blumenblätter auszeichnete. Endlich verdankte man demselben eine Blüthe der reizenden Orchidee: Paphinia cristata. 20 154 Aiuh ObergärtiKT Kraus aus dein Garten des Kittergutsbesitzers M. Reichenheim hatte 3 Or- chideen ausgestellt und unter ihnen das noch neue und ausserdem auch seltene Aerides Veitihii, so wie das in der Kultur schwierige Saccolabium cur- vifolium mit mehrern Blüthentrauben in der diesen eigenthümlichen rothen Farbe. Endlich verdankte man ihm ein blühendes Cypripedium Hookerae. Inspektor Bouch^ legte ein sehr grosses Exem- plar der sogenannten Jericho-Rose, d. h. der abge- storbenen und in einem Knäuel zusammengezogenen Crucitere: Anastatica Hierochuntica, vor. Bekanntlich behält diese Pflanze auch die Eigenschaft, getrock- net Wasser anzuziehen, in Folge dessen fropfen alter Bäume aufmerksam. Namentlich in unseren Gegenden habe man oft Obstbäume, welche schlechte Früchte bringen. Man stehe mit Recht an, derglei- chen gesunde Bäume umzuhauen ; durch das Um- pfropfen könne man aber in kurzer Zeit sich bes- sere Früchte verschaflen. Er habe in den Annalen der preussischen Landwirthschaft einen darauf be- züglichen Artikel geschrieben, auf den er deshalb aufmerksam machen wolle. Professor Koch legte eine Medaille vor, wie sie in Gold bei Gelegenheit der Jubelfeier des um Botanik und Gärtnerei hochverdienten Geheimeraths und Professors Dr. von ^lartius in München von seinen zahlreichen Freunden überreicht worden war. Da die ganz ungewöhnlichen Witterungs- Ver- hältnisse des gegenwärtigen Früldings nicht ohne die nachtheiligsten Folgen für den Betrieb der (iärtnerei sein können, sondern auch störend und sogar vernichtend auf die Entwickelung der Pflanzen einwir- ken müssen, so dürfte es nicht ohne Jsutzen sein, die erheblichsten Momente der Witterungs-Verhältnisse dieses Frühlings zu vermerken. Inspektor Bouche referirte demnach, wie folgt: , Mitte März zeigte das Thermometer des Mor- gens G Uhr meistens 4 — 5° Kälte, von da ab nahm die Wärme so zu, dass wir am 26. Gewitter hat- ten. Nach diesem kühlte sich das W^etter aber wie- derum ab; fast der ganze April blieb nicht nur kalt, sondern es fror des Nachts bisvyeilen ziendich stark, denn am 29. zeigte das Thermometer um G I'hr Morgens —U". Der schöne Mai-Monat hat seinen Ruf bis jetzt nicht bewährt, denn um C Uhr Morgens zeigte das Thermometer am 1. — 1" bei Schnee und Regen, am 4. sogar — 4", am 5. — 2", am 6. — 3", am 7. — 3" und erst heut am 8. blieb bei einer Tem- peratur von -f- 3° der Nachtfrost aus. Die für die Vegetation durch die Kälte herbeigeführten Miss- stände werden durch eine enorme Trockenheit der Luft und des Erdbodens noch vermehrt, und den Pflanzen auch fühlbarer." An dieses anschliessend, hielt Rechnungsrath Schneider einen längern Vortrag über den Zu- sammenhang der Planeten -Konstellationen und der Witterungs -^erhältnisse, wodurch eine Vorausbe- rechnung der Temperatur möglich wird. Grade in diesem Jahre lasse sich die Richtigkeit der Berech- nungen nachweisen, weshalb derselbe hierauf be- zügliche Mittheilungen machte. Während des bo- tanisch - gärtnerischen Kongresses in Brüssel hatte Rechnungsrath Schneider ebenfalls einen Vortrag über diesen Gegenstand gehalten und eine hierauf bezügliche Schrift vorgelegt, aus der Jedermann, der sich dafür besonders intercssirt, die nöthige Belehrung erhalten kann. Geh. Regierungsrath Hey der berichtete aus- führlich über die grosse internationale Ausstellung von Pflanzen und Blumen in Brüssel, dem Ober- gärtner Gaerdt und Professor Koch noch Einiges hinzufügten. Da ein ausführlicher Bericht, in dem alle die hier gegebenen Notizen beinitzt werden, in der Wochenschrift gegeben wird und der An- fang bereits unter der Presse sich befindet, so ver- weisen wir auf diesen und bemerken nur noch, dass Dr. Nedzielsk V einige Photographien, welche von verschiedenen Punkten der Brüsseler Ausstel- lung genommen waren, zum besseren Verständniss vorlegte. Zu gleicher Zeit machte Dr. Nedzielsky noch auf eine Birn, Poire Basiner, welche von de Jonge in Brüssel gezüchtet ist, in schönen Exemplaren auf der Ausstellung vorhanden und von ihm hinsicht- lich ihres ganz vorzüghchen Geschmackes versucht worden war, aufmerksam. Nach seiner Meinung 155 verdient die Bini Eeaclitiiug und kann Gruiulbe- sitzeru nicht genug empfohleu werden, weslialb er sich erlaubte, Besclireibuiigen dieser Birn zur besse- ren Kenntnissnahme vorzulegen. Professor Koch theilte mit, dass nocli vor sei- ner Abreise von Seiten des Öekietärs des Bundes der vereinigten Gartenbau -Gesellschaften Belgiens, Ferd. Kegeljan, wie aus der 15. Nummer der Wochenschrift zu ersehen ist, die von dort aus ver- sprochenen Pfropfreiser angekonunen und alsbald zur Vertheilung gebracht worden wiiren; der freund- liche Geber habe ihm aber noch ein Verzeichniss neuerer J^irnen mit Bemerkungen über deren Wertli niltgetheilt. Mit (j seiner poinologisehen Freunde war Ferd. Kegeljan seit einigen Jahren mehr- mals zusannnengekommen, um die Früchte der neueren Birnen zu versuchen und hatte dann die Beobachtungen angemerkt. Prof. Koch glaubte, dass ein solches Verzeichniss für Viele, die sieh neuerdings mit Pomologie beschäftigten und auch die besseren Sorten des Auslandes gern haben möchten, interessant sei; er behalte sich deshalb vor, in einer der nächsten Nummern der Wochen- schrift dieses mit den Bemerkungen um so mehr abzudrucken, als Ferd. Kegeljan sich auch be- reit erklärt habe, Pfropfreiser der betreuenden Sor- ten, so weit CS ihm selbst möglich sei, Liebhabern zur Verfügung zu stellen. Professor Ko eil liatte während seiner Keise die Gelegenheit benutzt, Ferd. Kegeljan in Namur zu besuchen. Derselbe ist ein grosser Pflanzen- und Blumenfreund, wie bereits auch bei Gelegen- heit von Berichten früherer Ausstellungen zu erse- hen ist. Seine schönsten Pflanzen befanden sich grade in Brüssel und wird Näheres über sie dort gefunden werden. Obst wird in der Umgegend von Namur sehr viel gebaut und auch zum Theil ausgeführt. Iifteressant waren die grossartigen Erd- beer-Anjjflanzungcn, die auf der einen Seite von sich längs der Maas hinziehenden Anhöhen in sehr lich- tem Gehölze sich befinden und alljährlich eine be- deutende Ausfuhr nach Norden möglich machen. Ubergärtner Kraus theilte mit, dass die rauhe Luft leider ihm nicht erlaubt hätte, noch 2 schöne Orchideen: Aerides virens und Fieldingii, auszustel- len; er fordere deshalb alle diejenigen, welche sich für die Orchideen interessiren , auf, die beiden ge- nannten Arten im Garten des Eittergutsbesitzers Mor. Reichenheim in Augenschein zu nehmen. Aerides virens möchte kaum in der Weise (mit 18 herunterhängenden Blüthentrauben) wo anders ge- sehen Worden sein. Professor Koch theilte mit, dass während der Brüsseler Ausstellung auch die Versteigerung der Agaveen des Rentier's van der Vinnen stattge- funden habe. Bekanntlich wurde die Sammlung bei Lobzeiten des Besitzers Niemandem gezeigt; jetzt gingen die einzelnen Pflanzen nach allen Sei- ten hin. Das \'erzeichniss ist von Seiten der Re- daktion in Deutschland verbreitet worden und wird wohl in die Hände aller derer, welche sich für diese schönen Pflanzen interessiren, gekommen sein. Es ist sehr zu bedauern, dass sich nicht ein Lieb- haber gefunden, der wenigstens von jeder Art ein Exemplar behalten hat. Kaum möchte eine -. Samnduug existiren, wo die Pflanzen sich in so vorzüglichem Zustande be- finden, als es hier der Fall war. An den Blättern war auch nicht die geringste Beschädigung zu fin- den. Dazu kam auch die so bedeutende Grösse der meisten Exemplare. Eine buntblättrige Agave xj- lonacantha besass über 3 Fuss lange Blätter, eine A. schidigera hatte dagegen 1-? Fuss Durchmesser; ebenso eine A. ^^erschart'eltii. Hier vermochten Botaniker umfassende Studien zu machen. Da Aussaaten vielfach gemacht waren, hatte man auch Gelegenheit zu sehen, wie sehr einzelne Arten, besonders hinsichtlich der Farbe, ändern. Um welche Preise übrigens Liebhaber und Gärtner einzelne Pflanzen gekauft haben, begreift man bei inis gar nicht; dergleichen wurden mit 7 — 900 Fr. bezahlt. Von Deutschen hat nur Lau- rentius in Leipzig einige interessante Formen er- standen. Endlich wurde vom Inspektor Bouche der Ausspruch der Preisrichter mitgelheilt: Verhandelt Berlin den 8. Mai 1864. Die unterzeichneten Preisrichter kamen nach langer Berathung über die Preiswürdigkeit der bei der heutigen Versammlung des Gartenbau-Vereines ausgestellten Pflanzen dahin überein, dass den Orchideen des Rittergutsbesitzers Rei- chen heim (Obergärtner Kraus), den Orchideen, der Mediuilla und den Glo- xinien des Kommerzienrathes Reicaen- heim (Obergärtner Boese), einen ganz gleichen Werth beizulegen, und dass keiner von beiden Aufstellungen der Vorzug vor der andern zu geben sei. Da nun nicht anzuneh- men, dass es zulässig sein werde, 2 Preise zuzuthei- len, so Hessen die Preisrichter das Loos entschei- den, wobei die Prämie den Orchideen des Ober- gärtners Kraus zufiel. Die Preisrichter geben die Zulässigkeit der Form dieser Entscheidung anheim. V.. g. u. Ueyder. Reiaecke. Orass. 20" 156 Die internationale Ausstellung; non |)flanjcn, iSluincn unb anbrrrn ®fgcn|länbrn irr (Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brüssel. (Fortsetzung.) Bevor wir mit der speziellen Beschreibuug be- ginnen, erlauben wir uns einen Plan des Ausstel- lungs-Gebändes zu übergeben. Der Theil, wie er bereits für Gegenstände der Kunst benutzt und demnach schon vorhanden war, ist durch die Buch- staben A und B bezeichnet, der Anbau hingegen durch die Buchstaben C und 1). Da, wo Haupt- gebäude und Anbau zusammenstossen, waren von ersterem die Wände herausgenommen. G ist der vor dem Aussteliungs- Gebäude befindliche Eaum. Pfeile bezeichnen den Eingang daselbst und die Richtung nach rechts, die man beim Schauen neh- men musste. In dem obern Winkel des Anbaues befand sich eine Thür, welche aber imr von Ar- beitern, und zwar in der frühen Morgenzeit, be nutzt werden durfte. Der eigentliche Ausgang be- fand sich neben dem Eingange zu dem Hauptge- bäude. A war der für Warmhauspflanzen abge- sperrte Raum. E die Stelle mit den Spiegeln und der Wasser-Parthie, F hingegen bezeichnet die Ta- feln, wo das Obst und die frischen Gemüse sich befanden. In G zogen sich längs des Ausstellungs- Raumes die Jos. Bau mann 'sehen Formen -Obst- bäume, eingefasst von Rhododendren, hin. Dicht am Eingange von aussen befand sich das Buieau. Die Preise bestanden aus 13 goldenen, 57 ver- goldeten und in einem Rahmen eingefassten, 106 einfach vergoldeten, 91 silbernen und 36 bronzenen Medaillen der Gesellschait. Ausserdem hatten aber noch Se. Majestät der König der Belgier 2 Ehren- Jledaillen, die Königlichen Hoheiten, der Herzog und die Herzogin von Brabant, so wie der Graf /M. /;«. /so. fte.'JJr.rj- . von Flandern, grosse goldene Madaillen zur Verfü- gung gestellt, denen später noch 2 Ehren-Medaillen beigefügt wurden. Bei der Preissprechung wurden 82 Medaillen nicht zugesprochen, wogegen mau bei andern Aui'gaben, die vorzüglich gelöst waren, nicht vorhergeseliene Preise, und zwar wiederum in 33 Medaillen bestehend, übermittelte. Die Zahl der zur Vertheilung gekommenen Medaillen betrug dem- nach 311. Die Zahl der Aussteller betrug 202, die zu- sammen 460 Bewerbungen für die 153 Aufgaben eingeliefert hatten. Wir wollen nun die Einsen- dungen etwas näher betrachten und das, was im Allgemeinen interessiren könnte, zur Kenntnis« brin- gen. Der spärlich uns zugemessene Rainn erlaubt uns leider nicht, ausführlich zu berichten: wir wer- den jedoch im Verlaufe der Zeit noch Fragmente, soviel ims deren zu sammeln die kurze Zeit unse- rer Anwesenheit in Brüssel gestattete, in der Wo- chenschrift geben. Natürlich macht unser Bericht auf Vollständigkeit, am Allerwenigsten auf Er- schöpfung des vorhandenen Materiales, keinen An- spruch. Dazu gehören mehrseitige Kenntnisse, als uns zu Gebote stehen. Wir können nur das her- ausheben, was uns selbst am meisten interessirte Tind worüber uns auch ein Urtheil zustand. 1. Die erste Aufgabe verlangte 75 Schau- pflanzen in 50 Arten oder Abarten, also P^xem- plare mit vorzüglicher Kultm-. Es ist dieses eine Aufgabe, wie man sie gewöhnlich in den Program- men zu den Ausstellungen findet, wie ihr aber keines- wegs in der Weise, wie hier, entsprochen wurde. Es 157 galt in der Regel nur der Zahl, nicht der Kultur. Die Preisrichter begnügten sich meist, wenn die ein- zelnen Exemplare nur einigermassen den Ansprüchen genügten und man alle zusammen zu einem harmo- nischen Ganzen vereinigt hatte. 3 Bewerbungen waren eingegangen, von denen die eine vom Am- brosius Verschaffclt in Gent den Sieg davon trug. Ohne Ausnahme waren die 75 Exemplare vollendete Schaupflanzen, mit denen man eine Aus- stellung allein hätte machen können. Selbst in vinseren grössten Ausstellungen würde man kaum den fünften Theil finden und vielleicht jeder ein- zelnen Pflanze ein Preis zusprechen. Um diese 75 Exemplare heranzuziehen, bedurfte es einer un- endlichen Mühe und einer langen Zeit, die weit über die zurückgeht, wo die internationale Ausstel- lung zur öffentlichen Kenntniss kam. Natürlich er- hielten diese 75 Schaupflanzen den 1. Preis: die grosse goldene Medaille. Wir werden vielleicht noch Gelegenheit haben, speziell über die Gruppe zu berichten. Die zweite Bewerbung war durch den Handelsg. de Kost er in Brüssel geschehen; die Sammlung er- hielt den 2. Preis. Im Hintergrunde befanden sich hohe Kamellien in Pyramideuform und diesen zur Seite mächtige Azaleen, unter denen die A. optima durch ihre Grösse, Kultur und ihren Blüthen-Reich- thum sich besonders auszeichnete. Sehr schön war eine Kalmia latifolia, welche wohl die als splendens in den Handel gekommene Form darstellen möchte, und eine bengalische Rose mit grossen dunkelblut- rothen Blüthen. Auch einige Orchideen befanden sich darunter. Am meisten interessirte uns eine blühende Beschorneria, welche unter dem Namen B. yuccoides vorhanden war, aber eine neue noch nicht beschriebene Art darstellt und von uns als- bald besprochen werden wird. Die 3. Bewerbung hatten die Gebrüder Bruy- lant in Brüssel eingeliefert. Sie ähnelte der vori- gen und stellte ebenfalls eine zusammenhängende (iruppedar. Es fanden sich auch hier mehre interessante Pflanzen darunter; unter ihnen schöne Exemplare des Hebeclinium macrophyllum und atrorubens, der Andromeda pulverulenta und der Acacia paradoxa. Die beiden Eriostemons und Barosnien zeigten eine besonders gute Kultur. 2. In der 2. Aufgabe waren blühende Pflanzen in nur 30 Arten oder Abarten und in 50 Exemplaren vorgeschrieben. Von den 3 Bewerbungen trug die des Vorsitzenden des Gartenbau-Vereines in Laeken, van den Ouwelaut, den Sieg davon. Die Exem- plare waren fast ohne Ausnahme sehr gross; na- inentlich nahm sich eine Kamellie von 7 Fuss Höhe und 5 Fuss Breite, mit weissen Blüthen überfüllt und von rothblühenden Rhododendren umgeben, reizend aus. Mehr nach vorn befanden sich wiede- rum weissblühende Eriostemons, umgeben von feuer- rothen Clerodendren. Clianthus puniceus und Stre- litzia Reginae trugen ebenfalls zur Verschönerung des Ganzen bei. Den 2. Preis erhielt die Gruppe des Handels- gärtners van Riet in Brüssel. Sie schien noch mannigfacher, wie die vorige, zu sein. Mimosen, Francisceeu, Diosmen, grossblühende Daturen, Rho- dodendren , baumartige Päonien traten besonders^ hervor. Die 3. Bewerbung hatte der Haudelsgärtner Decraen in St. Gilles ausgestellt. Ein prächtiger Habrothamnus elegans war hier im Hintergrunde, umgeben von 7 verschiedenen Azaleen. Ausserdem fielen blUheude Callistemon's, Epakris und Choro- zemen hauptsächlich in die Augen. Am meisten in- teressirte uns wiederum eine blühende Beschorneria, und zwar die echte yuccoides. 3.U.4. Noch kleinere Gruppen, Blüthenpflan- zen von 25 Exemplaren und in 15 Arten oder Ab- arten vertreten, verlangte die 3. und 4. Aufgabe, (und zwar für Liebhaber und für Handelsgärtner gesondert). Nur eine Bewerbung, die der Frau Tertzweil-Boucqu<5 in Gent, war für die erstere eingegangen und erhielt den 1. Preis. Azaleen, Rhododendren, Akazien, Correen und Diosmeen bil- deten die Hauptpflanzen. Unter den Handelsgärt- nern wurde Dallifere in Gent der erste Preis zu- gesprochen. Seine Gruppe enthielt bekannte Biü- thensträucher, von denen wir Gastrolobium Drum- mondii und Enkeanum, Hexacentris mysorensis, Goodia latifolia laid Ceanothus papillosus nennen. Der ältere Rosseeis, Präsident der Gartenbau-Ge- sellschaft in Löwen, erhielt für seine Gruppe den 2. Preis. Seine Pflanzen waren besonders gut kul- tivirt und meist auch in grossen Exemplaren vor- handen; namentlich galt dieses von Erica alba, Ju- sticia rosea mit 12 Blüthenstengeln, Pultenaea stricta, Aloe soccotrina und Habrothamnus elegans. 5. In der nächsten Aufgabe wurden 12 Pflan- zen verlangt, die direkt eingeführt waren und sich noch nicht im Handel befanden. Bei der Zusprechung der Preise nahm man es zum Theil nicht ganz genau, da weder hier, nocli bei der folgenden Aufgabe immer von Seiten der Aus- steller entsprochen wurde. Die Handelsgärtnerei von Veitch in London erhielt den ersten Preis. Hübsch war eine niedrige Marautacee mit weiss panachir- teu, länglichen Blättern von den Philippinen. Ohne Zweifel gehört sie dem Genus Phrynium an. Ueber sie behalten wir uns das W^ eitere vor, so wie über die anderen 11 Pflanzen, und bemerken nur, dass ausserdem Gymnogramme Pearcei, Mai-attia Cooperi, Retinospora Veitchii und Primula cortusoides amoena uns am meisten gefielen. 158 Den 2. Preis erhielt die Sammlung von A. Ver- schaffelt in Gent. Unter den Pflanzen möchte am meisten Cibotium regale, die eigontiiümliche, dem Astrocaryiim Borsigianum (Stcphensonia gran- difolia und anreo-picta der Gärten) selir nahe ste- hende Palme, welche den vorläufigen Namen Eege- lia majestica hatte, und Dieffeiibachia spcctabilis mit verschieden gefleckten Blättern die Anfmcrksaiiikeit der Liebhaber auf sich gezogen haben. 12 neue und noch nicht im Handel befindliche \ Pflanzen hatte ebenfalls Linden in Brüssel ausge- stellt. Es ist nicht zu leugnen, dass ausgezeichnete Arten darunter sich befanden. Es galt dieses na- mentlich von der Euphorbiacee der Philippinen, welche den vorläufigen Namen Mappa fastuosa er- halten hat, ferner von Crescentia Liboniana, von der bereits von uns zuerst beschriebenen Calathea picturata, welche übrigens A. Verschaffelt eben- falls unter dem Namen Maranta van den Heckei ausgestellt hatte, von der reizenden Kupala ele- ganlissima und dem Philodendron vom Amazonen- strome. , Auch der bekannte japanische Reisende von Siebold in Leiden war mit 12 Neuigkeiten er- schienen , welche sämmtlicli aus Japan eingeführt waren. Interessant erschienen uns die Htuartia grandiflora, die neuen Formen der Aucuba jajionica, die Kirsche mit hängenden Aesten und die beiden Formen der ßohdea japonica. 6. Die 6. Aufgabe verlangte 25 Pflanzen, die erst im vorigen Jahre eingeführt wur- den. 6 Bewerber hatten sich eingefunden. A. Verschaffelt in Gent erhielt den 1. Preis. Die 4 japanischen Ahorn- Arten, der bereits früher von uns erwähnte Calamus Impöratrice JMarie, Ficus Porteana, Zamia Baraquiniana, Cryptomeria elegans und Chamaeranthemum reticulatum möchten am meisten Gefallen finden. Unter den 2.Ö Pflanzen Linden's, der den 2. Preis erhielt, inachen wir auf Saurauja sarapiquensis, unbedingt die schönste aller Arten dieses Geschlechtes, auf Stcrculia Blaneoi, auf das früher von uns schon beschriebene ( 'occocypse- lum cupreum, auf Adhatoda marmorea und auf die neue Cycas aus Kaledonien aufmerksam. Der Handelsgärtner Esser in Düren bei Aachen hatte ebenfalls eine interessante Sammlung neuer Pflanzen ausgestellt, die um so mehr Literesse ver- dienten, als sie meist von ihm selbst eingeführt waren und zum grössten Tlieil sich noch gar nicht im Handel befinden. Vor Allem waren Palmen, be- sonders Calamus - Arten, buntblättrige Orchideen, einige Araliaceen und Stadtmannien vorhanden, die gewiss mit der Zeit Gefallen finden werden. Wir billigen, dass der Besitzer seinen neuen Pflan- zen keine bestimmte Namen gegeben und sie ein- fach anstatt eines Art-Namens mit No. L, 2. u. s. w. bezeichnete. Durch das willkürliche Namengeben der Pflanzen von Seiten der Gärtner wird viel Ver- wirrung in der Nomenklatur hervorgerufen. Unter den 25 neuen Pflanzen von A. v. Geert in Gent zeichneten sich die Kingia australis, in einem sehr schönem Exemplare, ferner Dracaena phrvnioides, Laportea Teysmanniana und Stimulans, Drosera binata, Jambosa magnifica, Amaryllis pro- cera, die wir bereits ausführlich besprochen, und Fagraea imperialis, aus. Auch Jean Vcrschaf- felt in Gent hatte 25 neue Pflanzen aus dem Jahre 1863 ausgestellt. Die hübsche Pinanga ma- culata kennen wir bereits; noch enq)felilenswerther vielleicht ist Chamaerops multifida aus Afrika stam- mend. Ausserdeu) nennen wir Pandanus siamensis, Cliniocandra obovata, die eigenthl'unliclie buntblät- trige Form des Hibiscus Rosa chinensis, welche dem Namen F. Coopcri erhalten hat, Aglaonema commutatum, Buehnieria bifida und Alsophija late- brosa. Wiederum war v. Sic buhl mit 25 Pflanzen in die Schranken getreten. Auch hier handelte es sich nur um japanische Arten, die wohl zum gros- sen Thcil unsere Aufmerksamkeit verdienen. Man sah hier die echte Cleyera japonica, die sich we- sentlich von der der Gärten (Distylum racemosum) unterscheidet, ferner die blaiiblüliende llydrangea Eugeniae, Stauntonia hexaphylla, einige Hex - Ar- ten, Citrus Daidai, Meistera cernua, Damnacanthus Indiens mit bunten Blättern u. s. w. 7. Bei der 7. Aufgabe: G neue Pflanzen, hatten die Preisrichter keinen Preis zugesprochen. Veitch und A. Versehaffelt hatten sich bewor- ben. Da wir die Pflanzen schon frülier erwähnt haben, können wir sie füglich hier übergehen. Eine niedliche, wenn auch für uns nicht neue Gesne- riacee, war Sarmienta rei)cn8, von Veitch ausgestellt. 8. Zum ersten llale blühende Pflanzen, der Zahl nach .'], waren ausgestellt von Veitch und erhielten dieselben auch den Preis. Ausser dem schon besprochenen Erantlienium tuberculatum befand sich hier noch eine weissblühende Primula eortusoides von besonderer Schönheit, so wie ein Dracophylluni, dem pungens ähnlich, aber mit wei- cheren Blättern. 9. Der neunten Aufgabe: eine einzige neue Pflanze in Blut he, war fünfmal entsprochen worden. Den 1. Preis erhielt die Prunus Pseudo- Cerasus, eine halbgefüllte Art, von Siebold ein- geführt, den zweiten dagegen das schon mehr- mals von uns genannte reizende Anthurium Scher- zerianum, was neuerdings Veitch von Wendland angekauft hat. Nach Mittheilung des Professors Fenzl in Wien ist die Pflanze übrigens schon früher in 159 Wien eingeführt gewesen; man bat bereits nugar reifen Samen (birt gewcjiinen, diesen ansgcsäet uiul junge Pflanzen erbalten. Anssenlem liatten sieh beworben: A. Verscbaffelt mit einer Auenba ja- ponica femlna. Es war dieses ein präelitiges Exem- plar mit ungefärbten , dunkelgrünen Blättern und dicht mit feurig -rotben Beeren besetzt. Dagegen verdankte man Jean Verschaffelt ein ausgewach- senes Exemplar der reizenden Echeveria agavüi- des, von der wir sehen früher gesprochen haben, so wie endlieh ein Exemplar der nicht minder schö- nen Grevillea pteridifolia, welche in der Tluit zart- laubigen Farnen ähnliche Blätter besitzt. 10. Die 10. Aufgabe verlangte dagegen eine neue, nicht blühende Pflanze; von 5 Seiten hatte man liier zu entsprechen versucht. Wiederum liatte Veitcb eine jMarantacee, die ohne Zweifel, so reizende Arten wir auch schon kennen , das Schönste darstellt, was bis jetzt aus dieser Familie eingeführt wurde. Es ist ein Phryniuni aus Peru, welchem wir auch zu Ehren des jetzigen Besitzers den Beinamen Phr. Veitchianum geben wollen. Erst nächstes Jahr wird die Pflanze, die jetzt den ersten Preis ei'hielt, in den Handel kommen. Der 2. Preis wurde A. Verschaffelt für seine Dieffenbachia Baraquiniana, eine sehr hübsche Art, wo Blattstiele und der obere Theil des Stammes eine milcbweisse Farbe haben, zugesjirochen. Nach Schott ist die Pflanze D. humilis Poepp. Jean Vers chaf feit hatte ebenfalls mit einer Pflanze, und zwar mit Chamaerops multifida melanocantha Lem., einer hüb- schen, walir6cheinlicli niedrig bleibenden Palme sich beworben, ebenso Bouccjueau, Eigenthünier in Ni- velles, mit einer noch unbestimmten Pflanze vom Senegal und endlich Kunst- und Handelsgärtner Esser in Düren mit einem neuen Campylobotrys. 11. Sämlinge eigener Zucht hatten 1.3 Be- werber eingeliefert. Den 1. Preis erhielt wiederum Veitcli für einen sehr schönen Cattleya-Blendling; ausserdem verdankte man ihm auch 2 interessante Goodyera- Blendlinge: G. Veitchii und Dominiana. Der 2. Preis wurde hingegen Parker, Kunst- und Ilandelsgärtncr in der englischen Grafschaft Surrey, für einen Rhododendron - Blendling zugesprochen. Andere Blendlinge genannter Pflanze (Rubis, P^m- p^reur de Mexique und Roi de Portugal), welche Ijouis de Smeet in fient geliefert, verdienen eben- falls, empfohlen zu werden. Von den übrigen hier- her gehörigen Pflanzen nennen wir noch als beach- tenswerth: Paeonia arborea alba gigantea von Lau- rentius in Leipzig, ein buntblättriges Lilium spe- ciosum, so wie ein buntblättriges Sedum Fabaria (vielleicht auch Telephium) von Rodigas in Saint- Trond und eine reizende Camellia: Comte de Flan- dre, von van Eeckhaute in Gent. Die übrigen hierher gehörigen Sämlinge waren Azaleen, zum Tiicil mit schöner Farbe und mit schönem Bau. (Furtsetzling folgt.) K. W. A. Wöi'iiiaiiii's Gartcii-lnjjoiiK'ur, I. bis 3. Lioferiiiig. Unter diesem Namen erscheint ein Handbuch der gesammten Technik des Gartenwesens in der Weise, wie wir nichts Aehnliches besitzen; es füllt deshalb auch eine Lücke in der Garten -Literatur aus. Audi aus dieser Ursache heissen wir das Buch willkommen. Li 2 Versammlungen des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues (s. S. 387 des vorigen und S. 77 des jetzigen Jahrganges) ist bereits auf das Werk vorläuiig aufmerksam ge- macht und auch empfohlen worden. Es ist auf 14 Lieferungen berechnet, von denen eine jede aber als etwas Abgeschlossenes und für sich Bestehendes betrachtet werden kann, auch als stelbständige Bearbeitung von der Verlagshandluug abgegeben wird. Von Seiten dieser ist alles ge- schehen, um dem Ganzen ein wohlgefälliges Aeussere zu geben; man muss anerkennen, dass weder Mü- hen noch Kosten gescheut sind. Papier und Druck lassen nichts zu wünschen übrig und die dazu ge- gebenen Abbildungen, zum Theil in gelungenem Farbendruck, sind sehr sauber ausgeführt. Dazu kommt ein verhältnissmässig billiger Preis. Von den 3 uns vorliegenden Lieferungen um- fasst die erste die Kulturkästen und Mistbeete und wird von ö Tafeln Abbildungen erläutert. Laien, denen die Mittel fehlen, kostspielige Gewächshäuser zu unterhalten, bekommen hier Anweisung, wie sie sich doch etwas einrichten können, wo sie Manches mit Vortheil überwintern oder sich den Bedarf an Beetpflanzen selbst heranziehen. Sie erfahren ferner, wie man Mistbeete einrichtet, um sich ebenfalls sein Frühgemüse heranzuziehen. Aber auch alle die, welche Gewächshäuser besitzen, bedürfen der Kästen und Mistbeete. Das Werkchen zerfällt in 2 Abtheilungen, von denen die erste die Anlegung der Kästen und Mist- beete, die andere die Kastenbedeckungen enthält. Speziell einzugehen, erlaubt uns nicht der Raum; wir könnten doch nichts Ausführliches geben. Eine genaue Beurtheilung überlassen wir auch Sachver- ständigeren. Die 2. Lieferung hat den besonderen Titel: die Teppichgärten, deren Entwurf und Anlage. Der neueste Geschmack nähert sich in der Gärt- nerei wiederum der Zeit Ludwig XIV., ist zum Theil noch barocker geworden. In der Nähe der 160 Wohnungen mag der Luxus gereclitfertigt sein und mit den Menschen daselbst in Harmonie stehen; auf Spatziergängen und zu grösseren Anlagen passt er sicher nicht. Der Verfasser spricht sich in seinem Werkchen zunächst über Teppich- Anlagen im All- gemeinen aus und legt die Prinzipien, nach denen gehandelt werden muss, daselbst nieder. Hierauf geht er zu den einzelnen Formen über. Sauber und nett ausgeführte Zeichnungen erläutern den Text. Auf diese Weise werden Muster von 25 Ro- settenteppichen, von 5 Teppichen in symmetrischer Form, von 4 Kantenteppichstücken, von 8 Teppich- eckstücken und von ebenso viel Eckteppichen gegeben. In der 3. Lieferung befinden sich Anleitungen über Kanal- und Ofenheizungen, so wie über Trärtnerwohnungen, also über 2 Gegenstände, die eigentlich nicht zusammenpassen. Wir hätten lieber gesehen, wenn dagegen die übrigen Heizun- gen angeschlossen worden wären. Kanalheizuugen sind überhaupt nur noch in kleineren Orten und auf dem Lande zu rechtfertigen, wo kleinere Hei- zungen genügen, zumal sachverständige Leute tür die andern Heizungen kaum vorhanden sind, und deshalb Reparaturen derselben nur schwierig ausge- führt werden können. Eine Anleitung dazu ist demnacli gerechtfertigt; was hier darüber gesagt 1 ist, versteht man leicht. Blumen-Liebhaber auf dem Lande möchten im Stande sein, wenn sie sich in- formirt haben, die nöthigen Kanal- Anlagen selbst ' zu machen. Die Gärtnerwohnung muss so eingerichtet sein, dass sie mit der ganzen Anlage im Zusammen- hange ist. Leider findet man dieses nur selten, im Gegentheil bringt man auf dem Lande den Gärt- ner mit dem untergeordneten Personale des Gutes in Verbindung. Wie man in diesem Falle noch -verlangen kann, dass das Schöne durch ihn vertre- ten werden soll, begreift man niclit! Li vorliegen- der Abhandlung wird zunächst ein einfaches Gärt- nerhaus geschildert; dann beschreibt der Verfasser das Gärtnerhaus in Verbindung mit dem Gewächs- hause. Nicht weniger Beachtung verdienen die 3 fol- genden Abschnitte: Gärtner- und Beamten-Wohnung mit der Lage nach Garten und Hof, oder in der Mitte eines Gartens gelegen und endlich grosses Gärtner- Wohnhaus. Die dazu gehörigen Zeichnungen er- leichtern auch hier das Verständniss. Wir wollen wünschen, dass die anderen Liefe- rungen etwas rascher nachfolgen, nicht weniger je- doch, dass sie die nötliige Anerkennung finden. Wenn auch die einzelnen als etwas Abgeschlossenes betrachtet werden können, so tritt der Werth doch erst hervor, wenn das Ganze vollendet ist. Laiidwii'the, Gärtner und Gartenfreunde. Verlag vou Ferdinand Enke in Erlangen, zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes. Gartenflora. Allgemeine Monatsschrift für deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumen- kunde und Organ des russischen Gartenbau-Ver- eines in St. Petersburg. Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gärtner Deutschlands etc. heraus- gegeben von Dr. E. Regel. Erster bis drei- zehnter Jahrgang LS 5 2— 1864, h 12 Hefte mit 24 kolorirten und 12 schwarzen Abbildungen in Farbendruck. Lex. 8. geh. Der Jahrgang 4 Thlr oder 7 fl. Ausgabe mit schwarzen Abbildungen. Der Jahrgang 2 Thlr oder 3 fl. 30 kr. Neycr, J. G., der rationelle Pflanzenbau. 9 Theile. I. Theil. Die Lehre von der Entwässerung des Bodens 16 Sgr. oder 54 kr. n. Theil. Populäre Geometrie und die Guts- Taxation . . 1 Thlr 18 Sgr. oder 2 fl. 48kr. HL Theil. Bodenkunde und Düngerlehre 1 Thlr 16 Sgr. oder 2 fl. 36 kr. IV. u. V. Theil. Die landwirthschaftlichen Nutz- und Handelspflanzen. 1. und 2. Band 3 Thlr 24 Sgr. oder 6 fl. 44 kr. VI. Theil. Obst- und Beerenfrüchte 2 Thlr 10 Sgr. oder 4 fl. VII. Theil. Die Gemüsepflanzen VIII. Theil. Die bildende Gartenkunst in Ver- bindung mit der Nutzgärtnerei 1 Thlr 2 Sgr oder 1 fl. 54 kr. IX. Theil. Die landwirthschaftlichen Obst- und Waldbäume und Sträucher zur Anlage von Holz- und Waldbeständen 22 Sgr. oder 1 fl. 16 kr. Meyer, J. G., der Weinstock, seine rationelle Kul- tur, Eigenschaften und Benutzung, mit beson- derer Rücksicht auf die K echt 'sehe Methode 24 Sgr. oder 1 fl. 20 kr. Otto, Aij der Rosenzüchter oder die Kultur der Rosen in den Töpfen und im freien Laude, gr. 8. 1858. geh. . 1 Thlr 6 Sgr. oder 1 fl. 56 kr. Reicliardt, Dr. E., Ackerbauchemie, oder die Che- mie in ihrer Anwendung auf Agrikultur, gr. 8. I 1861. geh 3 Thlr 18 Sgr. oder 6 fl. Wir offeriren liiliiini auratiim in starken , blühbaren , so eben aus Japan impor- tirten Zwiebeln, das Stück zu 5 Thaler pr. Cassa. Laurentius'sche Gärtnerei in Leipzig. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Kommandanten-Stra-^se N'o. 62. Druck der C. F eis te r 'sehen Buchdruckerei in Berlin, ZietonPlatz No. S. Wochenschrift des Vereines xiir ßeförderiiii^ des (ilarteiibaiies in den Köiiii!;!. Preiissischeii SUaten für Ciiärtiierei und Pflaiizeiikiiiide« Redakteur : I*rof essoi- I>r. Iv a v 1 Xv o e h , General-Sekretair des Vereines. No. 21. Berlin, den 28. Mai 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowolil bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post - Vereines. Inhalt; Overduin und die gärtnerischen Zustände auf VValcheren. — Die internationale Ausstellung von Pflanzen, Blumen und anderen Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brü.ssel. (Fortsetzung.) — Sountag, den 29. Mai, Mittags ^13 Uhr, liiiilet im l'almenhause des botanischen Gartens eine Versammlung des Ver- eines zur Beförderung des Garteubaues statt, woiu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Overduin lind die giirtiicrischoii /iiD^täiidr auf Walrlicreii. Sclun einmal habe ich über eine Ausstellung Walcheren's, einer der 7 Inseln der niederländischen Provinz Seeland, berichtet, (5. .Jahrg. S. 331). Es sei mir erlaubt, noch einmal auf diesen äussersten Vorposten des germanischen Landes im Westen zu- rückzukommen; sollte es auch nur deshalb sein, um einestheils darzuthun, dass der Aufschwung, den das Gartenwesen in neuerer Zeit genommen, durch fast alle Gauen von Europa's Kultiirländeru sich erstreckt und dass auch die entferntesten Gegenden nicht zurückbleiben, anderiitheils um auch von we- niger zugänglichen Himmelsstrichen und den gärt- nerischen Zuständen daselbst Kiuide zu geben. Seit Eisenbahnen und Dampfschiffe weit auseinander ge- legene Orte näher gebracht haben , grosse Entfer- nungen eigentlich gar nicht mehr existiren, möchte es vielleicht für den einen oder andern Pflanzen- freund sogar einen besonderen Eeiz haben, einmal nach einer Gegend zu gehen, die etwas ausser dem Wege liegt und in der doch etwas Anderes gebo- ten wird, als man gewöhnlieh sieht. Selbst eine Reise von Rotterdam nach jMiddel- burg, der Hauptstadt des niederländischen Seelandes auf Walcheren, hat ihre Annehmlichkeiten für einen Bewohner des Binnenlandes, besonders wenn er die Gelegenheit hat, die Inseln bei Ilochfluth und dann wiederum bei niederem Wasserstande zu se- hen. Die Reise geht nicht direkt die Maas aufwärts in das offene Meer, sondern aufwärts bis Dordrecht, um hier in den südlichen Arm genannten Flus- ses einzutreten. Man macht zu Schiffe die nicht unbedeutenden Umwege, um durch die Berührung volkreicher Städte einen höheren Ertrag zu gewin- nen. Schliesslich verlässt man auch den südlichen Arm der Maas, um in der Scheide die Fahrt nach. Middelburg fortzusetzen. Grosse Wasserflächen boten sich auf der Hin- fahrt hier und da den Augen dar, wenn auch nicht in der Weise, wie es in Baedeker's Reisehandbuch heisst, dass die Ufer kaum zu erkennen sind. Auch möchte nicht leicht noch .Jemand an der breitesten Stelle, dem Jlollandscli Diep, Seekrankheit bekom- men. Schwimmende Fässer zeigen dem Schiffahrer die Richtung seines Weges an, um nicht auf Sand- bänke zu gerathen. In der Ferne erblickt man die Inseln mit den Klrchthürmen und sonstigen hohen Gebäuden. Bisweilen scheint es, als träten diese selbst unmittelbar aus den Fluthen hervor. Näherte man sich den Inseln, so erschaute man schöne Al- leen, welche nach dem Iiniern führen. Man liest und hört so viel von holländischen Linden; was Wunder demnach, dass auch ich diese allentlialben zu sehen glaubte, bis ich mich endlich überzeugte, dass, wie jenseits des Kanales, in England, nicht die Linde, sondern die Ulme der allgemein zu Al- leen benutzte Baum in den Niederlanden ist. Plötz- lich verengert sich das Wasser: ich würde ge- glaubt haben, mich auf einem unserer grösseren Flüsse, auf der Elbe oder auf dem Rheine, zu be- finden, wenn nicht die eigenthümliche holländische 21 162 Bauart in Dörfern oder Städten mir entgegen ge- treten wäre. Wie ganz anders war die Eückfalnt. Es schien, als wenn sicli die grossen Wasser verlaufen hätten, denn allenthalben sah man Sandbänke. Eingesetzte Kiefernbäume bezeichneten ihre Grenzen und stan- den jetzt auf dem Trocknen, während sie auf dem Hinwege mit ihren Kronen aus dem Wasser her- vorgeragt hatten. Wirft man einen Blick auf mi- sere Keisekarten, so sieht man, wie unrichtig diese im Allgemeinen sind. Grade in Seeland ist in den letzten Jahrzehenden sehr viel Land gewonnen. Kleinere Inseln, die früher durch breite Wasser- flächen getrennt waren, liegen jetzt dicht neben einander und sind selbst zum Theil mit einander verbunden. Das Philippsland ist heut zu Tage auf der einen Seite vom Festlande nur durch ein sehr schmales Wasser getrennt, während es auf der andern (West-)Seite sich ebenfalls sehr vergrös- sert hat. Middelburg liegt zwar im Innern der Insel Walcheren, ein Kanal führt jedoch bis auf den Marktplatz. Es fand grade eine Ausstellung von Pflanzen und Blumen in Middelburg statt; so hatte ich gleich Gelegenheit zu sehen, was auf der Insel vorhanden ist. Von auswärts war wenig beige- steuert. Wenn man bedenkt, dass die Insel nur 4 Stunden im Durchmesser besitzt, dass ausser der Hauptstadt Seelands nur noch der Kriegshafen Vliessingen auf ihr befindlich ist, so muss man sich freuen, doch so viel und so mancherlei Pflanzen und Blumen zu finden, als hier geboten wurde. Es waren keineswegs etwa nur die gewöhnlichen Blüthensträucher und Marktblumen, man fand auch Neuigkeiten, deren Einführung man erst den letz- teren Jahren verdankt. Kcjnifcren und buntblättrige Pflanzen scheint man auf Walcheren zu lieben. Von den ersteren hatten 2 Liebhaber recht hüb- sche Gruppen zusammengestellt, in denen sich Exemplare in bester Kultur vorfanden; es waren dieses vor Allem eine Araucaria Cunninghami glauca und eine Pinus palustris. Ausserdem sah ich einige Blüthensträucher, die auch an andern Orten, wo vielleicht eine grössere Konkurrenz geboten wird, Anerkennung gefunden hätten. Es galt dieses namentlich von einer Me- dicago 'arborea und einer Acacia verticillata, beide in Pyramidenform. Eine andere Akazie hatte 6 Fuss Höhe und '.j Fugs im Durchmesser. Eine ])rächtige Hex fand ich mit Blättern, welche die l'orm einer Eiche besassen. Die vorhandenen Cinerarien standen an Schönheit der Blumen und an guter Kultur kaum denen in Brüssel nach. Sonst herrschr ten Kamellien, Ilhododendren und Azaleen vor; auch Sparmannia africana scheint man auf der Insel zu lieben. Während meiner fi-ühern Berichterstattung einer Ausstellung in Middelburg hatte ich auf die fehler- hafte Nomenklatur aufmerksam zu machen mir er- laubt; um so mehr musste ich jetzt anerkennen, dass die Pflanzen im Durchschnitt nicht allein rich- tig benannt, sondern auch die Namen ohne Fehler geschrieben waren. Ich bemerke diesen Umstand um so mehr, als man leider bei uns, ganz beson- ders aber in Belgien und Frankreich, viel zu we- nig Sorgfalt auf eine geregelte Rechtschreibung legt. Anderntheils legt es Zeugniss ab, wie man sich grade in einem entfernten Lande, als Seeland ist, Mühe gibt, wissenschaftlichen Anforderungen nachzukommen. Während meiner Anweseidieit in Gent vor 2 Jahren hatte ich die Ehre, einen Pflanzen- und Blu- menliebhaber der Insel W^alcheren, den Gutsbesitzer de Jonge van Ellemeet, ^Mitglied der General- staaten, kennen zu lernen; seitdem hatte ich wieder- holt als Preisrichter bei Pflanzen- und Blumen-Aus- stellungen mit ihm fungirt. Bei Gelegenheit der jetzigen Reise nach Brüssel entsprach ich sehr gern der mehrfach mir ausgesprochenen Einladung, ihn auf seinem Landsitze Overduin bei Oostkapelle zu besuchen, um zu gleicher Zeit auch die von Touri- sten kaum berührte, aber interessante Inselgruppe kennen zu lernen. De Jonge van P^llemeet ist nicht allein Pflanzenliebhabe'r, auch Pflanzenkenner. Seine Sammlung von Cacteen ist vielleicht eine der grössten und vollständigsten, welche wir in Europa haben. Auch besitzt er manche Agaveen, die ich bis dahin nicht lebend gesehen und die mir deshalb bei meinen Studien über diese Familie von Interesse sein mussten. Ausserdem hoft'te ich, nachdem ich in dem eigentlichen Holland vergebens nach grösseren Gär- ten und Anlagen in echt holländischem Style ge- forscht und nur hier und da einzelne Reste gefun- den hatte, dergleichen auf den mehr isolirt liegen- den Inseln Seeland's zu sehen. Die Abbildungen von Lustgehegen, Schlössern un oben angegebenen Kästen befinden sich gegen 350,000 Pflanzen. Ausserdem werden im Winter gegen 200,000 Canna-Knollen in einer Art unterirdischem Hause von 1500 Meter Fläche auf- bewahrt. Für 50 Arbeiter ist während der Regen- tage eine Art Werkstätte vorhanden, wo die Pflan- zen umgesetzt, die nothwendigen Erdarbeiten vor- genommen werden u. s. w. Für alle Häuser zu- sammen sind 22 Apparate für Wasserheizung und aus- serdem 2 grosse Heizungen mit erwärmter Luft vorhanden. Das Bedürfuiss an Pflanzen hat sich neuerdings in einer Weise gesteigert, dass in Vincennes bereits noch 5 Hektaren (zu fast 4 Morgen) Land in An- spruch genommen sind. 5Iehr als 1 Million Sommer- gewachse und Stauden wurden hier im vorigen Jahre herangezogen. Dem Berichte über dieses grossartige Institut in Paris schliessen wir kurze Mittheilungen über ein anderes, was jenem an Grossartigkeit keines- wegs nachsteht, an. Wenn auch schon älter, ver- dankt es seinen Umfang und den blühenden Zu- stand einem Manne, dem jetzigen Besitzer, Andr^ Leroy in Angers. Im Anfange des 18. Jahrhun- dertes wurde in Angers eine Baumschule gegrün- det, die im Jahre 1780 nicht mehr als 2 Hektaren (fast 8 Morgen) umfasste. In dieser massigen Aus- dehnung verblieb sie bis in das 1. Jahrzehend von diesem Jahrhunderte, wo die Mutter des jetzigen Besitzers das EtabHssement übernahm und mit Hülfe eines tüchtigen Geschäftsführers allmählig zu erweitern suchte. 1820 wurde Andre Lerov in einem Alter von lU Jahren Besitzer. Die Baum- schule hatte bereits das doppelte Areal, nämlich 4 Hektaren, von denen die eine Hälfte mit Obst- bäumen, die andere mit Koniferen und Waldbäumen bepflanzt war. iVndre Leroy erkannte seine Zeit, war umsichtig mid thätig und knüpfte nach allen Seiten hin Verbindungen an. Schon nach Verlauf von 10 Jahren umfasste das Etablissement ein Flächen-Areal von 15 Hektaren. 30 Arbeiter ge- nügten damals noch, um es in Ordnung zu halten und die laufenden Geschäfte zu besorgen. Wiederum nach 10 Jahren besass das Etabhs- sement einen 5 Jlal grösseren Lanfang von 75 Hek- taren, der selbst nach 7 Jahren, also 1847, bis auf 108 Hektaren gestiegen war. 100 Gärtner, unter 171 ü Obergiirtner (Cuiitre-niaitres) gestellt, fanden Be- schäftigung. Mit Keclit wird Jedermann über eine so rasche Vergrösserung erstaunt sein und dieselbe kaum begreifen können. Trotzdem brachte aber A.Leroy noch einen Theil des Jahres auf Reisen zu. In Frankreich hatte bereits die Liebe zur bildenden Garteukunst Wurzel gefasst, der alte französische Styl musste allniählig natürlichen Anlagen weiclicn, wozu A. Leroy selbst wesentlich beitrug. Es wa- ren aber nicht allein seine vielen Kenntni-se, seine schöpferische Genialität, welcjie allenthalben in An- spruch genommen wurden: glüiieiule Liebe für Pflan- zen und Blumen und die Kunst, im Tlnigange diese Liebe auf Andere zu übertragen, verbunden mit einer seltenen Liebenswürdigkeit, förderten wesent- lich. Den ihm gemachten Anforderungen konnte er kaum genügen. Im ^'erlaufe von 27 Jahren hatte er nicht weniger als 1 2<>0 Bläne. für Anla- gen und Gärten entworfen und zum Theil selbst ausgeführt. Im die ganze Energie seinem eigenen Etablissement zuzuwenden, übernahm er vom Jahre 1847 keine Aufträge melir, regte jedoch fortwäh- rend noch auf gleiche Weise an und ertheilte selbst auch hier und da geeignete liatiischläge. Die Revolution von 1 848 rief, wenn auch nur kurze Zeit, in allen Zweigen der Industrie einen Stillstand hei^vor. Alles stockte plötzlich. Da wen- tlete Leroy seine Aufmerksamkeit nach der Neuen Welt und suchte jenseits des grossen Ocean's seine Thätigkeit zu entfalten. Er machte, im Anfange selbst mit den grössten Opfern, alle Anstrengungen, hatte aber auch schon in der kürzesten Zeit die Freude, nicht unbedeutende Resultate zu erhalten. Er sandte einen jungen Mann, BaptisteUes- portes, den er als Kind angenommen, nach Ame- rika. 1000 Kisten*) mit Pflanzen aller Art gingen über den Ocean. Schon bald wurden die Ansprüche so gross, dass er in Neuyork eine Commandite zu gründen sich gezwungen sah. Im Jahre 1859 wur- den nicht weniger als 1,500 Kisten mit einem Ge- wichte von (J0,000 Kilogrammen (1,200 Centner) nach Amerika abgesendet. Das Jahr vor Beginn des dortigen Bürgerkrieges erhielten die Vereinigten Staaten aus dem Etablissement: 140,000 Pvramiden- bäume, 300,000 Pflanzen von Paradiesäpfeln, 1 Mil- lion P.Irnsämlinge, 800,000 Quittenpflanzen, 600,000 Koniferenpflanzen und über 1 Million andere Ge- jiölze. Das Etablissement umfasst jetzt 168 Hektaren mit verschiedenen Bodenarten; allein 110 Hektaren liefern den Bedarf an Obstgehölzen. Nicht weniger als 300 Arbeiter sind beschäftigt und stehen unter *; Eine Kiste hat im Durcliscliiiitt 1 Kuljikmeter Inhalt und kann 30Ü Pyramiden von Birnen oder 5 — 6000 Samen- pflanzen einschliessen. 26 Contre-maitres. Von den G , welche allein die Obstbaumschule unter sich haben, besorgt einer nur das Kern-, ein zweiter nur das Stein-, ein dritter nur das Beerenobst u. s. w. Ein Contre-maitre hat die Aufsicht über die Rosen, welche 3 Hektaren Land (also 12 Morgen fast) in Anspruch nehmen. Die Contre-maitres sind für das, was ihnen unter- geben ist, allein verantwortlich und müssen für je- den Fehler, für jeden Irrthum einstehen. Natürlich sind trotz des herrlichen Klimas, des- sen sich die Umgegend von Angers erfreut, auch Vorkehrungen getroflen, imi, namentlich jugendli- chen Pflanzen, gegen ungünstiges Wetter Schutz zu gewähren. Durch Koppeln oder Hecken (Brise- vents), aus Lebensbäumen, Cypressen und Lorbeer hauptsächlich bestehend, sind abgeschlossene Räume von 6000 Meter Fläche gebildet; Kästen von 2600 Meter nehmen ausserdem zarte Pflanzen auf. Da- zu kommen noch 2 Pläuser von gegen 1000 Meter Fläche, in denen die Stecklinge und Veredlungen sich befinden. Eine wunderschöne Allee von Py- ramiden-Eichen mit einer Höhe von 12 Meter schützt ebenfalls gegen heftige Westwinde. Ausserdem exi- stiren aber andere Alleen bis zu 800 Meter Länge, wo die verschiedenen Gehölze, welche unter dem milden Hinnnel von Anjou im Freien gedeihen, an- gej)flanzt sind und ihr natürliches Wachsthum er- kennen lassen. Es ist dieses der Theil des Eta- blissements für dendrologische Studien. Hier sieht man Exemplare, wie sie sonst nicht geboten wer- den : Wellingtonien von 6, Abies ceplialouica von 8, Taxodium serapervirens von 18, Cupressus toru- losa von 10, Pinus australis von 6 Meter Höhe u. s. w. Es dürfte von Interesse sein, noch einige Worte über die Verpackungen und Versendungen zu sa- gen. Diese geschehen während 8 Monaten, vom Oktober bis Ende Mai. 150 Menschen sind be- schäftigt, um die Gehölze herauszunehmen, 100 da- gegen, um die dadurch entstandenen Löcher wieder zuzumachen, während 50 die Pflanzen einpacken. 6 Wagen werden dabei in Thätigkeit gesetzt. Die Kosten für die Versendungen betragen an Kisten 15,000, an Stroh und Heu 5,00» », au Moos 2,500, an Weiden zum Binden 3,000, au Bindfaden 2,500, an Körben 10,000 und an Stäben 1,000 Franks. Den Transport bis auf die nahe Eisenbahn vermit- teln besondere Fuhrleute (Camionueurs), welche für 100 Kilogrannn (2 Centner) 15 Centimes (gegen 15 Pfennigej erhalten. 8 bis 10 Wagen (Camions), von denen jeder gegen 2,000 Kilogramme trägt, sind vom frühen Morgen bis spät Abends unter- wegs. Auf diese AVeise werden täglich 16,000 bis 24,000 Kilogramm versendet. Der überaus thätige General-Sekretär des Bun- 22 *■ 172 des der vereinigten Gartenbau -Gesellschaften Bel- gien's, Professor Morren in Lüttich, hat auch in diesem Jahre eine allgemeine Uebersiclit des Zu- standes und der Fortschritte der belgischen Gärt- nerei veröffentlicht. Aus ihr entnehmen wir, dass jetzt 31 Gartenbau- und botanische Vereine in Belgien cxistiren, von denen 21 dem Bande beige- treten sind; von ihnen haben 23 nicht weniger als 33 Ausstellungen in's Leben gerufen. Von diesen fanden 11 im Frühjahre, 11 im Sommer und 11 im Herbste statt. Auch in Belgien wird die Frage erörtert, ob es nicht gerathener sei, weniger Aus- stellungen zu machen und dagegen die Preise zu erhöhen. Dass die belgischen Gartenbau-Vereine im Allgemeinen eine grössere Thätigkeit, als die deut- schen entfalten, hat zwar in den grossen Handels- gärtnereien haujitsächlich den Grund, im Allgemei- nen ist aber der Gärtner in Belgien auch mehr ge- neigt, im Interesse des Ganzen Opfer zu bringen, da er wohl zu würdigen weiss, welche Vortlieile ihm die Ausstellungen bringen. Von Seiten vieler Vereine sucht man durch passende Vorträge aus allen Zweigen der Gärtnerei, noch mehr aber durch eine längere Zeit dauernde Vorlesungen, die Liebe und das Verständiiiss für die Pflanzen zu erhöhen. Die Regierung unterstützt zum grossen Theil diese Bestrebungen. Dass eine besondere Gartenbauschule zu Gent und eine Obst- bauschule zu Vilvorde besteht, ist bekannt. Die Zahl der neuen Pflanzen für Belgien gibt Morren zu IIÜ an. Wir hätten gewünscht, und es würde auch selbst im Interesse der belgischen Gärtnerei liegen, dass das Verzeichniss etwas ge- nauer abgefasst wäre, denn es befinden sich auch ältere Pflanzen und dieselben Arten unter 2 Namen darunter. Auf jeden Fall möchte es auch besser sein, nur die Pflanzen künftig hin aufzunehmen, welche von Belgien aus eingeführt sind. Es würde dadurch grade den belgischen Gärtnern, welche di- rekt einführen, Gerechtigkeit widerfahren. Sehr erfreulich ist es , wie sehr der Obstbau immer mehr Freunde sich erwirbt. Dass man in den Niederlanden damit umgeht, ein vaterländisches pomologisches Werk herauszugeben, ist unsererseits gemeldet. Wir können jetzt hinzufügen, dass der pomologische Verein in Boskoop bereits einen tüch- tigen Zeichner in der Person von S. Berghuis gewonnen hat und das Werk demnächst erscheinen wird. Ein Prospekt ist eben ausgegeben und gibt das Nähere kund. Auch in Deutschland bereitet man ein pomolo- gisches Kupferwerk vor. Der Gutsbesitzer von Böse auf Ennnaburg bei Laasphe in Westphalen hatte schon länger die Angelegenheit im deutschen pomologischeu Vereine angeregt. Sein Vorschlag ist von Seiten Oberdieck's und Lucas' günstig begutachtet worden. Er geht nämlich dahin, ein auf wissenschaftlicher Grundlage basirendes Kupfer- werk für das Obstbau-treibende Publikum in Deutsch- land herauszugeben und dazu schon jetzt die Vor- bereitungen zu beginnen. Es soll mit den Aepfeln, wo V. Böse die Zahl von 100 für genügend hält, angefangen, und das Jahr l.STO als das der Her- ausgabe festgehalten werden. Die beiden Referen- ten wcdlen die Zahl verdoppelt haben; Lucas wünscht eine äusserliche Ausstattung, wie sie etwa in Decaisne's Jardiu fruitier vorhanden ist. Wir können nur dem ursprünglichen Plane beistimmen. Es handelt sich um ein Kupferwerk für's Volk, was auch der weniger Bemittelte sich anschatten kann, abgesehen davon, dass ein Werk, wie der Jardin fruitier weit mehr Geld kosten würde, als dem Pomologeu- Vereine zu Gebote steht. Der- gleichen W^erke können nur mit Unterstützung des Staats herausgegeben werden. W^as die Herausgabe des deutschen Obstwerkes ferner anbelangt, so nuiss sie in die Hand eines Ein- zigen gelegt werden. Einheit im Prinzipe und in der Ausarbeitung ist die Hauptsache. Grade von Böse scheint uns der Mann, dem ein solches Werk anvertraut werden könnte: er hat die nöthigen wis- senschaftlichen Kenntnisse, ist in seiner Zeitverwen- dung unabhängig und scheuet weder Mühen noch Opfer, wenn es der Sache gilt. Der Bearbeiter des Werkes muss nothwendiger Weise allseitig unter- stützt, es kann auch ein Ausschuss von Seiten des Poniologen-Vereines dazu ernannt werden, der auf- merksam macht und Rath ertheilt. Die Abbildun- gen dürfen aber nur unter den Augen des Bear- beiters gemacht werden. Das sehr grosse Material, was bei Gelegenheit der deutschen Pomologen - Versammlungen zu Ge- bote stand, hat hauptsächlich, wie Oberdieck mit Recht sagt, die wissenschaftliche Pomologie auf den heutigen Standpunkt gebracht und ist nebst der damit gegebenen Am-egung weit wichtiger gewesen, als die \'erhandlungen, welche bei dergleichen Ver- sammlungen bisher stets unvollkommen und unge- nügend geblieben sind und auch bleiben werden. Die Früchte haben wir zwar bei den Versamndungen et- was näher kennen gelernt, die Bäume und deren Veränderungen durch Boden und Klima, auch durch Behandlung, müssen aber noch weit mehr studirt werden, als es bis jetzt der Fall gewesen. Fremde Beschreibungen des Baumes sind nicht genügend. Der Bearbeiter eines solchen W^'rkes, muss sie selbst anfertigen, denunich möglichst viel herum- reisen und vor Allem die grösseren und besseren Baumschulen kennen lernen. Reisen kostet aber viel Geld, und da ist es unserer Ansicht nach Pflicht 173 des Poraologen -Vereines, einen Beitrag für aiisser- ordentlioiie Ausgaben, für Zeichnen u. s. w. zu ge- ben. Das Reisen wird durch die Unterstützung der Mitglieder des ernannten Ausschusses, zumal wenn diese aus den verschiedensten Gegenden un- seres Vaterlandes gewählt werden, sehr erleichtert. Durch diesen müssteu allerdings auch die zu be- arbeitenden Sorten festgestellt werden. Dass man dabei nicht penibel ist, wenn man mit der Zeit z. B. sehen sollte, dass eine Aenderung sich nöthig macht, versteht sich von selbst, 6 Jahre (bis 1870) scheinen zwar eine lange Zeit, für das Werk aber, wenn es wissenschaftlichen Werth haben soll, gewiss keine zu lange. Wäre man aber dann so weit, so mUsste immer noch der Staat mit Unterstützung in An- spruch genommen werden, am einfachsten durch Subskription einer grösseren Anzahl von Exempla- ren, wobei man auch den Vortheil hätte, dass das Werk verbreitet würde. Soll die Ausführung nicht fabrikmässig — wie es leider bei fast allen pomo- logischen Kupferwerken mehr oder weniger der Fall gewesen — und auch nicht nur buchhändle- risch, — da hier allein der Ertrag, das Verdienst, in's Auge gefasst wird und Alles wohlfeil hergestellt werden soll — betrieben werden, so kostet sie sehr viel Geld. Selbst die Zeichnung einer Frucht könnte mit einem Thaler noch gar nicht hergestellt werden. Für solchen Preis würde sie wohl das vorgelegene Exemplar getreu darstellen; damit hätte man aber noch keineswegs den Begriff einer bestimmten Sorte erschöpft. Der Zeichner weiss nicht, worauf es an- kommt, auch befinden sich nicht immer alle Merk- male an einer Fruclit genug hervortretend. Eine gute Zeichnung raüsste csaber unmöglich machen, dass man der Frucht einer und derselben Sorte von ver- schiedenen Jahren, wie es manchem sonst tüchtigen Pomologen leider wiederholt ergangen, auch ver- schiedene Namen gibt. Von Pflanzen-Verzeichnissen ist uns dieses Mal eine geringere Anzahl zugekommen, die aber zum Theil um desto gewichtiger sind. a. Katalog von Gewächshauspflanzen der Lau - r entius'schen Gärtnerei in Leipzig, 18G4. Lieber das Verzeichniss der neuesten Einführungen haben wir schon gesprochen; jetzt werden uns alle Pflan- zen, welche in genannter (iürtnerei kultivirt werden, der Reihe nach vorgeführt. Die Lauren tius'schen Gewächshäuser enthalten einen grossen Reichthum von Pflanzen aller Art, hauptsächlich findet man aber hier Blattpflanzen des Warmhauses: Orchideen, Aroidecn, Bronieliaceen, Gesneriaceen, Marantaceen, Palmen, tropische und zum Menschen in Beziehung stehende Pflanzen etc. Ausserdem sind auch gleich grosse Exemplare verschiedener Pflanzen in guter Kultur vorräthig und zu beziehen. b. Catalogue de l'etablissement d'introduction de plantes nouvelles et rares de Gro ene wegen & Co. ä Amsterdam. Die Gärtnerei ist eine der bedeu- tendsten in ganz Europa, die grösste der Art in den Niederlanden. Eine nicht geringe Menge neuer Pflanzen, besonders aus den niederländischen Ko- lonien, werden jährlich von ihr eingeführt. Auch dieses Mal finden wir eine Anzahl derselben, welche zum Theil auch zur besseren Kenntniss eine bild- liche Darstellung erhalten haben. Es ist dieses von Medinilla farinosa, Horsfieldia aculeata, Cystorchis javanica, Jambosa magnifica und Aglaonema oblon- gifolia variegata der Fall. Ausserdem nennen wir von neuen Pflanzen noch: Zesnei'ia hastata (eine Schlingpflanze aus der Familie der Cucurbitaceen), Pandanus littoralis, Licuala Oxleyi, Cycas siamensis und Alsophila latebrosa. Die Zahl der Farne, Oi'- chideen, der zum Menschen in Beziehung stehenden und buiitblättrigen Pflanzen u. s. w. gestattet eine iVuswahl. c. Etablissement d'horticulture de Louis Roem- pler ä Nancy. Catalogue et Prix-Courant. 18G4. Auch hier sind Warmhauspflanzen, besonders Blatt- pflanzen und neue Einführungen, in grösserer An- zahl vorhanden, die Hauptmengen bilden aber Blü- thensträucher und Florblumen, unter ihnen auch mehre deutschen Ursprunges. Dass neuerdings auch unsere Züchtungen im Auslande Anerkennung fin- den, bezeugt die Fortschritte der deutschen Gärt- nerei. Besonders reich sind in dem Verzeichnisse Fuchsien, Pelargonien, Lantanen, Verbenen u. s. w. vertreten. d. Etablissement horticolc de Jean Verscliaf- felt, horticulteur ä Gand. Supplement et extrait pour le printemps et l'^t^ 1864. Eine P^rgänzung des grösseren Verzeichnisses und deshalb allerlei Pflanzen enthaltend. Wir machen auf die reiche Sammlung von Agaven , Yukken und Dracänen aufmerksam; aber auch Orchideen finden sich in grösserer Anzahl vor. Koniferen und die neueren Kamellien, Rhododendren u. s. w. sind ebenfalls zu nennen. Besonders möchte es aber iiiteressiren, dass wunderschöne Exemplare von Zamia caftVa, pungeus, Altensteinii, horrida und Lehmanni in ver- schiedenen Grössen zu haben sind. e. Preisverzeichniss von auserlesenen Sorten Blumenzwiebeln nebst diversen Knollengewächsen von Gebrüder Eidering in Overveen bei Haarlem. pjine sehr gute Auswahl mit auch nur massigen Preisen, weshalb wir schon jetzt Liebhaber von Hyazinthen, Tulpen u. s. w. darauf aufmerksam machen. 174 »S Die iiiteriiatioiiale Aiisstelliiii^ tion ^flanjcn, Blumen uiiö aniicrrn (6rcjfn|läHiitn htt därtnerti in den Tagen vom 24. Ajiril bis 1. Mai in 13i*iissel. (Fortsetzung.) 2(j. Nicht weniger als 25 Blattpflanzen des warmen und teniperirten Hauses (Dikotylen) wurden in der folgenden Aufgabe verlangt. Lin- den, dem die Gärtnerei in dieser Hinsicht schon sehr viel verdankt, wurde der ei'ste, Madame Le- grelle d'Hanis, welche ebenfalls darin grosse Verdienste besitzt, der zweite Preis zugesprochen. Interessant waren dem Botaniker besonders in der Linden 'seilen Sammlung die 9 Theophrasten, welche jedoch sämmtlich, mit Ausnahme der Th. pungens (Jussiaei), zu Clavija gelioren möchten; ausserdem waren besonders schön: Crescentia macrophylla imd regalis, Simaruba grandis wegen dichter Belaubuiig, Hippomane longifolia mit 2 Fuss langen Blättern und Erytrochiton Hypophvllanthus, letztere echt, da hier die Blüthen, wie bei einem Ruscus Hypophyl- lum, auf der Unterfläche blattartiger Gebilde sich befinden. Die Zahl der Theophrasten wurde durch andere in der Sammlung der Madame Le grelle d'Hanis noch ergänzt. Ausserdem zeichneten sich hier aber noch aus: Ficus Porteana und (V)Aulfa, Coccoloba Gigas, Gomphia Theoj)hrasta, Cyano- phyllum speciosum und Medinilla Sieboldii. 27. u. 28. Pandaneen sind jetzt sehr beliebt, weshalb aucii von iimen, und zwar für Liebhaber und Gärtner besonders, eine Konkurrenz eröffnet war. Preise wurden unter den ersteren zugespro- chen dem Notar Beaucarne in Eenaeme und der Mad. Legrelle d'Hanis in Antwerpen, unter den letzteren Linden in Brüssel und A. van Geert In Gent. Schade, dass die Zeit für inis doch zu kurz war, um bei dem reichen Material umfassen- dere Studien bei diesen interessanten Pflanzen zu machen. Die 5. Sammlung, welche vorhanden war, gehörte dem Kunst- und Handelsgärtner Esser in Düren und wurde vielleicht deshalb weniger be- achtet, weil die Exemplare noch klein waren; sie enthielt aber einiges sehr Literessante, von dem ich auf Paudanus gracilis und eine andere Art aus Sumatra aufmerksam machen will. Pandanus Can- delabrum mit seiner blaugrüueu Färbung war unter mehrern Namen vorhanden. Ob P. Blancoi, obwohl schmalblättriger, verschieden ist, bezweifeln wir, P. Amherstiae (der Gärten wenigstens) gehört be- stimmt dazu. In der Linden 'sehen Sammlung be- fanden sich prächtige Exemplare des Pandanus la- tissimus und caricosus. 29. Um die Aufgabe von 12 Baumfarnen hatte nur Ijinden sich beworben, diese aber auch wohl auf eine höchst anerkennenswerthe Weise ge- löst. Die Pflanzen trugen hauptsächlich zur \er- schönerung der ganzen Ausstellung bei. Die Samm- lung bestand aus 4 Cyatheen: medullaris, funebris, dealbata und Beyrichiana, 4 Alsophilen: procera, mexicana, australis inid contaminans, Cibotium prin- ceps, Dicksonia squarrosa und Balantium antarcti- cum, so wie Sellowianum. 30. u. 31. Noch um (i Baumfarne wurde eine Konkurrenz eröffnet, und zwar wiederum für Liebhaber und für Gärtner besonders. Unter den Liebhabern bekam die Sammlung von van den Hecke de Lembeke in Gent, unter den Gärt- nern nur Linden in Brüssel den Preis. Ausser- dem liatte sich noch beworben: van den 0 uwe- lau dt aus Lacken. 32. Für das schönste ]5aumfarn (Cibotium prin- ceps) erhielt Linden wiederum den ersten, A. Ver- schaffelt dagegen (für Clyathea dealbata) den zwei- ten Preis, während das Baumfarn von A. v. Geert (Cyathea medidlaris) ehrenvoll erwähnt wurde. Zählt mau die hier vorhandenen Baumfarne zusammen, so kommt die gar nicht geringe Summe von 33 Exemplaren heraus; ausserdem befanden sich aber noch in mehrern gemiscliten Sammlungen Exem- plare. In wie vielen Ausstellungen würde man sich mit einer weit geringeren Anzahl begnügen? 33. u. 34. Bei 30 ausländischen Farnen wurde die Aufgabe wiederum getrennt, so dass Liebhaber und Gärtner nur unter sich konkurrirten. Von den ersteren hatten sich 4 Bewerber eingefunden, von denen Mad. Legrelle d'Hanis den ersten und van den Hecke de Lembeke in Gent den zwei- ten Preis davon trugen. In beiden Sammlungen erfreuten sich die l'flanzen einer vorzüglichen Kul- tur. Benierkenswerth waren für uns : Scolopendrium viscosura mit grauer' leicht sich ablösender Behaa- rung, Sc. alatum mit einer Nervatur, die an die von Polvpodium morbillosum erinnerte, Davallia di- versifolia mit 4 -fach und fein -gefiederten Blättern, Nephrolepis undulata, der Pteris serrulata ähnlich, ferner Aspidium Warszewiczii, Doryopteris Alcyo- nis und grandis, Acrostichuni grande und alcicnrne. Aus der zweiten Sammlung führe ich auf: Di- placiuni Shepherdii und pubescens, Marattia macro- phylla, Microsorum irreguläre, Dicksonia rubiginosa, Brainca insignis und Hemitelia horrida. Uebrigens befanden sich hier , wie in der ersten Sammlung, auch mehre ]5aumfarne, allerdings noch klein. Auch der botanische (harten in Brüssel hatte durch seinen Inspektor Gailly eine ausge- suchte Sammlung ausländischer Farne zur Verfü- gung gestellt. Wir sahen hier: Acrostichum callae- 175 folium, Polypodium nigricans, Plilegopteris trichioi- des, Angiopteris liypoleiiea, Teysmanniana, Wil- linckli und pruinosa, ferner Lomaria Patersonii, Aspidium comosum und Oltersia scandens. Von den beiden Gärtnern erhielt nur Linden für seine 3U Farne den Preis. Viel Neues und Schönes befand sich hier: Asplenium Nietneri, Do- ryoptcris grandis und Alcyonis, Gleichenia micro- phylla, flabellata und dicarpa, Marattia cicutaria, Odontosoria aculeata, Polypodium assamicum und Lomaria nuda. Aus der Sammlung der Gebrüder "Willems in Brüssel endlich bemerkten wir unter Anderem: Coenopteris japonica, Aspidium Sieboldii, Tectaria coriacea, Llavea cordifolia und Asplenium rhachir- rhinae. 35. u. 36. Ebenfalls zwischen Liebhabern und zwischen Gärtnern besonders war eine Bewerbung eröft'net, welche 12 neue Farne aus fremden Ländern verlangte. Nur von Seiten der letzteren war entsprochen worden; Linden in Brüssel er- hielt den ersten und A. van Geert den zweiten Preis. Reizend waren in der Sammlung des erste- ren: Alsophila elegautissima und denticulata, Asple- nium myriophyllum und sp. von den Pliilippinen, so wie Lomaria pteropus, welche einen kleinen Stamm besass, ebenso wie cycadaefolia. Aus der Sammlung des letzteren nennen wir dagegen: Lo- maria fluviatilis mit einfach -gefiederten, der Erde fast flach aufliegenden Blättern, Alsophila van Geertii, Uicksonia Mac Arthurii, Angiopteris hypo- leuca und Lastrea patens. 37. u. 38. Der Aufgabe: eine Sammlung von Ly kopodiaceen, war dagegen nur von Seiten der Liebhaber entsprochen. Van den Hecke de Lem- beke erhielt den ersten und Madame Legrelle d'Hanis den zweiten Preis. Aus 21 Arten bestand die Sammlung des ersteren : unter ihnen waren besonders schön: Selaginella Martensii compacta, rubricauhs, Galeottii und sp. aus Manilla, aus 20 Arten hinge- gen die der letzteren, wo Selaginella Lyallii, Wal- lichii, reticulata und stenophylla besonders zu nennen wären. 39. u. 40. Koupala's (Ehopala's) und Araliaceeu, obwohl 2 ganz verschiedenen Familien zusammen- gehörend, stellt man als Blattpflanzen der tempe- rirten, zum Theil auch der kalten Häuser bei den Aufgaben gern zusammen. Von Seiten der Lieb- haber war 3 Mal entsprochen. Baron Osy in Ant- werpen erhielt den ersten Preis. Nicht weniger als 29 Araliaceeu und 11 Koupala's waren vorhanden. Besonders verdien'en die Oreopanax- Arten, vor Al- lem O. peltatum, dactvlifolium und platanifolium, ausserdem Didymopanax mexicanum, Beachtung. Mehre Aralien, wie A. Hendersoni, argyraea, for- mosa und guatemalensis waren uns unbekannt, konn- ten aber leider keiner näheren Prüfung unterworfen werden, da es die Zeit nicht gestattete. Von den Roupalen sind noch wenig verbreitet: R. Caleyi, glaucophylla und mexicana. Sollte letztere wirklich eine Art aus Mexiko sein? Die Gruppe der Mad. Legrelle d'Hanis be- stand nur aus 22 Arten und wurde besonders ge- hoben, dass mächtige Exemplare von Palmen und Cycadeen sich dahinter erhoben. Von den Roupalen waren Roupala crenata und Liboniana schön gezo- gen. Aralia cucullata schien uns eine Form der Fatsia japonica zu sein. Als A. latifolia war eine reticulata vorhanden, deren lederartige Blätter von hellgrüner Farbe waren, aber von einem weisslichen Nerv durchzogen, bei Fuss Länge eine Breite von fast 3 Zoll besassen. Im botanischen Garten zu Berlin befinden sich ähnliehe Exemplare der A. reticulata; diese besitzt eben nur in der ersten Ju- gend schmale Blätter. Als Aralia van Geertii sahen wir eine Art, welche wohl ebenfalls dazu gehören könnte. Möglicher Weise gehört A.reticulatazudem Ge- nus Botryodendron. Die Legrelle'sche Pflanze hatte übrigens einen hervortretenden rothen Mittel- nerv. In Betreft" des Oreopanax peltatum bemer- ken wir, dass die Blätter erst später schildförmig werden. Eine 3. Sammlung genannter Pflanzen hatte van den Ouwelant in Laeken aufgestellt. Sie bestand aus 30 Arten und hatte Mehres, was einer näheren Untersuchung werth gewesen wäre. So blieben uns Aralia Palmetto und argentea, Sciado- phyllum van Geertii und Paratropria Standishii un- bekannt. Reizend waren in der Sammlung 9 Rou- palen, besonders R. magnifica und complicata. 1 Von Gärtnern hatte sich nur Linden beworben. Seine Sammlung erhielt den ersten Preis und be- stand aus 32 Arten, von denen Oreopanax allein mit 13 Arten vertreten war. Sie sämmtlich sind empfehlenswerthe Blattpflanzen. Oreopanax dacty- lifolium hat dadurch noch einen besonderen Werth, dass die jungen Blätter gelbbraun herauskommen, 0. lanigerum besitzt dagegen feine, aber fast ein- geschnitten-gesägte Blätter. Die mattgrünen Blätter der Aralia umbraculifera ähneln deren der Fatsia japonica, ihre Stiele sind aber von einem grauen Filze überzogen. Sonst nennen wir noch Oreopa- nax elegans, gracile und reticulatum. Mit Recht hat Linden einer schönlaubigen Roupala den Na- men R. elegautissima gegeben; nächstdem empfeh- len wir aber auch R. glaucoplivlla. 41. Der Aufgabe einer Sammlung von Schlaucli- pflanzen oder Nepentheen hatte nur Veitcii in London entsprochen. Sie bestand aus 8 Arten imd 2 Formen der Nepenthes Dominiana. Neu 176 waren uns N. vittata majus und eine noch nicht bestimmte Art aus Borneo. 42 u. 43. Bromeliaceen, die nächste Auf- gabe, waren in 4 Sammhingen enthalten. Von Seiten der Gärtner erhielt Linden den Preis. Aufs Neue raüsseu wir bedauern, das uns hier dargebotene Material nicht hinlänglich verwerthet zu haben. Besonderes Interesse bot ein Macro- chordium dar, was sich wesentlich von den andern Arten des Geschlechtes unterschied, dass die Wolle an den Deckblättern fast fehlte. Die Pflanze hatte sonst das Ansehen der Billbergia pyramidalis. Ihre schönen gelben Blüthen sind nicht so gedrängt, so dass sie weit mehr zu empfehlen ist, als die übri- gen Macrochordien. Wir nennen sie vorläufig Ma- crochordiimi nudiusculum. Auch das schon längst in dem Handel befindliche Encholirion Jonghei war in Blüthe vorhanden. Es gehört jedoch diese Pflanze mit ihrem von 2 Seiten flachgedrückten Blüthenstand keineswegs zu Encholirion, sondern möchte viel eher eine Tillandsia oder eine Vriesia sein. Ein Nidu- larium ohne Xamcn ist vielleicht neu und steht dem N. discolor am Nächsten. Seine Herzblätter sind blass-braunroth und die Pflanze ist deshalb weniger schön. Die Oberfläche der übrigen Blätter besitzt eine graugrüne luid opake, die Unterfläclie hinge- gen eine braune Farbe. Bemerkenswerth war die Sammlung des Notars Beaucarne zu Eenaeme. Sie bestand aus 30 Ar- ten und erhielt unter den Liebhabern den ersten Preis. Unter den Billbergicn befanden sich 3 neue Arten, von denen 2 die Namen Beaucarneana und Legrellei besassen; über ihre Stellung lässt sich erst entscheiden, wenn' man sie in Blüthe gesehen hat. Die beiden Pflanzen, welche als Hechtia Ghiesbrechtii und argentea in Belgien viel vorkom- men, sind ohne Zweifel Pourretien. Als Pourretia Glymiana war eine uns unbekannte Art vorhanden. Au den 5 Guzmannieu konnten wir keine wesent- lichen Unterschiede von G. tricolor und von Nidu- larium fulgens finden; die letztere Pflanze kommt in belgischen Gärten ganz gewöhnlich als Guz- niannia vor. Nicht weniger verdiente die Sanmilung von Bromehaceen der Mad. Legrelle d'Hanis, auch wegen der vorzüglichen Kultur der Exemplare, 33 an der Zahl, Beachtung. Die interessante Pitcair- nia tabulaeformis befand sich eben in Blüthe, eine andere Art mit ganz unbewehrten Blättern, welche oben glänzend grün, unten weiss bestäubt waren, hatte den falschen Namen Tillandsia viridiflora. Schön und von untadelhaftem Ansehen waren die beiderlei buntblättrigen Ananaspflanzen. Als Bill- bergia humihs fand sich ein Cryptanthus bivittatus vor, während die Billbergia sp. Matausa einigerraas- sen an die früher erwähnte Tillandsia Osyana (s. 5. Jahrg. S. 337) erinnerte. Endlich war noch eine 4. Sammlung Bromelia- ceen vorhanden, welche dem Grund -Eigenthüraer Boucqueau in Nivelles gehörte. Hübsche Exem- plare, unter denen wir aber nichts Besonderes fanden. (Fortsetzung folgt.) Kericlitigiiiig von Dnickfehlerii in fiod)'5 (Sarlfnkalcnbfr für 1864. In meiner kleinen Abhandlung: „Die jüngste Vergangenheit und die nächste Zukunft der Obst- kunde und des Obstbaues in Deutschland", im Hülfs- und Schreibkalender für Gärtner und Gartenfreunde auf das Jahr 1864, die nach dem Druck durchzulesen ich erst jetzt Zeit gefunden habe, finde ich einige Durckfehler, deren Verbesserung ich wünschen muss, weil sie theihveis den Sinn entstellen oder ihn ganz unverständlich machen. II. S. 161, Z. 16 ist zu lesen: oder äussere Ver- hältnisse. „ das kann nicht zwei- felhaft sein. „ Teutschera Obst- gärtner. „ des Buches. „ entweder mit Düngung oder mit Verjüngung. „ (Obst bau schulen). „ Terrasse. „ Grüne Winter-Her- renbirn. ^ eher moll als weich. Dr. K. Fickert. „ „ 16-1; 5, 31 „ „ „ „ 165, „ 23 „ „ 171 'M » »1*3, „15 „ „ „ „173, letzte Z. „ Zur Fest-Ausstellung. Bei der am 19. d. M. beginnenden Fest- Aus- stellung in der grossen Aula der Thierarzneischule hat Frau von Schwanen feld auf Sartowitz bei Schwetz, geb. Freiin von der Decken, einen Preis von 10 Thaler für ein Sortiment von Blattpflanzen, die sich im Zimmer leicht kultiviren lassen, aus- gesetzt. Wir laden deshalb zur Bewerbung ein und bringen dieses hiermit um so mehr zur Kunde, besonders dem Handelsgärtner, als Blattpflanzen jetzt sehr beliebt sind und häufig im Zimmer ge- zogen werden. Es gilt hier natürlich nur von sol- chen , welche in dem Zimmer und unter weibli- cher Pflege gut gedeihen. Berlin den 1. Juni 1864. Der Vorstand des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Eommandanten-Strasse No. G2. Druck der C. Feister 'sehen Buchdruckerei in Berlin, ZietenPlatz No. 2. Woehensehrift des Vereines zur Beföiderniig des (ür. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 23. Berlin, den 1 1 . Juni 1864. Preis des Jahrganges 5^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt; 439. Versammlung de-s Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 29. Mai. — Ueber Pflanzen-Ernährung, Boden- Erschöpfung und Boden -Bereicherung. Von Dr. Sc hult z - S cliul t zenstein. — Die internationale Ausstellung von Pflanzen, Blumen und anderen Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brüssel. (Forts.) 439. Vcrsaiiiinliing des Vcreiues zur Brfördcriiiig des Giirtcnbaaes, am 29. Mai. Da der Vorsitzende noch verreist und die bei- den Stellvertreter unwohl waren, ühernahm der Schatzmeister, Rentier Sonntag, den Vorsitz und ernannte zunächst den Hofgärtner Brasch zum Ordner bei der am 19. Juni stattfindenden Fest-Ausstellung. Dagegen wurden ersucht: Apothekenbesitzer Augustin, als Vorsitzender, Kunst- und Handelsgärtner Christoph, Kunst- und Handelsgärtner Crass, Hofgärtner Karl Fintelmann in Charlottenburg, Obergärtner Gaerdt in Moabit, Hofgärtner Giessler auf Glienecke, Kunst- uud Handelsgärtner Hoffmann, Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, Obergärtuer Reinecke bei der Fest -Ausstellung das Amt eines Preisrich- ters zu übernehmen. Auch fand die Wahl der verschiedenen Aus- schüsse statt, wonach ernannt wurden : 1. ^ur btn ^U9fd)u^ für ^b|l, (Scmüff, tiutt- unb f^anbfbpflaujtn. 1. Kunst- und Handelsgärtner Mathieu, 2. Hofgärtner Karl Fintelmann in Charlot- tenburg. 3. Kunst- und Handelsgärtner Späth, 4. Baunischulbesitzer Lorberg, 5. Hofgärtner Hcmpel. II. ßüx hin ^U8fc|)u| für Crjitljung üon jSlumen unb für (irtibcrti. 1. Garten-Inspektor Bouch^, 2. Hofgärtner G. A. Fintelmann auf der Pfaueninsel. 3. Kunst- uud Handelsgärtner De mm 1er, 4. Hofgärtner "Morsch, 5. Universitätsgärtner Sauer. III. ^ür htn J\,us|'d)u^ für ©tl)öljkunbe unb bilbcnbe ©artcnkunft. 1. Hofgärtuer Meyer in Sanssouci, 2. Thiergarten-Inspektor Henning, 3. Obergärtner Kraus, 4. Rentier Danneel, 5. Obergärtner Boese. IV. ßüx ben ^usfdjuß jur (Entrorrfung bea (Etats, Ucoi|ion ber %a^t, bcr ricd)nun9sfül)rung, fo wie brr ?5iblioll)ck. 1. Gymnasial-Direktor Dr. August, 2. Geh. Regierungsrath Hey der, 3. Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, 4. Kouimerzieiirath Raveu^, 5. Rechnungsrath Maresch. Endlich ersuchte der Vorsitzende: den Geh. Regierungsrath Pehlemann, den Post-Direktor Siebers, 23 178 den Buchliändler Schneider iiuJ den Obergärtner Gaerdt zusammenzutreten, um Vorschläge zur Wahl eines neuen Vorstandes zu machen und selbige am Jah- reefest vorzulegen. Der Vorsitzende, Rentier Sonntag, machte die traurige Jlittheiliuig, dass am gestrigen Tage, Vor- mittags 11 Uhr, der wirkliche Geh. Gber-Eegie- rungsrath Kette plötzlich gestorben sei, und er- suchte die Anwesenden zum Andenken eines Man- nes, der so grosse Verdienste um den Staat, zu- nächst aber auch um den Verein gehabt habe, sich zu erheben. Hierauf sprachen sowohl der Geh. Re- gierungsrath Hey der, als auch Professor Koch, noch einige Worte der grössten Anerkennung für den Verstorbenen aus, der ein langes, thatenreiches Leben gehabt. Im August wäre derselbe in das 80. Lebensjahr getreten. Es wurde eine Deputation, bestehend aus dem Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, Rentier Sonntag und Professor Dr. Koch erwählt, um der Begräbnissfeier beizuwohnen. Ausgestellt waren nur eine Gruppe blühender Pflanzen aus dem botanischen Garten und 3 Orchi- deen, welche der Obergärtner Kraus aus dem Gar- ten des Rittergutsbesitzers M. Reichen heim ein- gesendet hatte. Von den letzteren erhielt die schöne Trichopilia marginata gloxiniaeflora wegen der Fülle und Schönheit ihrer Blüthen den Monatspreis. Den- drobium formosum war in einem Exemplare mit 4 grossen, milchweissen Blumen vorhanden, während Saccolabium Holfordianum zum ersten Male bei uns blühend gesehen wurde. ' • Aus der Gruppe des botanischen Gartens wurde wiederholt auf die reizende Erica Syndriana, so wie auf E. tubiflora aufmerksam gemacht, da man beide neuerdings kaum noch in Handelsgärtnereien sieht. Zu den von Seiten der Liebhaber vernachlässigten Pflanzen gehören auch bekanntlich die Hymeno- eallis-Arten, von denen jetzt H. ovata ausgestellt war. Auch Ceanothus papillosus verdient als Blü- thenstrauch wegen seines Reiclithumes an Blüthen und wegen der pi-ächtigen Azurfarbe der letzteren von Seiten der Liebhaber mehr beachtet zu wer- den. Endlich möchten auch die strauchartigen Astern aus Neuholland, welche in das Genus Olea- ria gehören, wegen ihres leichten und reichen Blü- hens Beachtung verdienen; es gilt dieses nament- lich von Olearia quercifolia und ihcifolia, welche in den botanischen Gärten meist als Eurybien kultivirt werden. Der Spritzen-Fabrikant Franke (Münzstr. 10) hatte einige Handspritzen mit Saugern ausgestellt, welche sich durch ihre leichte Handhabung empfeh- len. Noch mehr verdiente das Gestell, um welches Schläuche, nachdem man sie nicht mehr braucht, gewickelt werden , die Beachtung der Gärtner und Gartenbesitzer. Die Schläuche haben deshalb oft nur eine kurze Dauer, weil sie nicht gut aufbe- wahrt und gewöhnlich unordentlich zusammengerollt werden. Auf dergleichen leicht transportabeln Ge- stellen trocknen sie aber leicht und leiden auch sonst keinen Schaden. Professor Koch ersuchte nach dem Schlüsse der Versammlung ihn in das Sukkulentenhaus zu begleiten, um eine neue Agave, welche er Ellemee- tiana genannt habe , in Augenschein zu nehmen. De Jonge van Ellemeet auf Overduin, von dessen Gartenanlagen in der letzten Nummer der Wochenschrift gesprochen worden sei , habe das Exemplar in der van der A'inne' sehen Auktion in Brüssel (s. S. 155) erstanden und behufs einer wissenschaftlichen Bearbeitung der Agaveen dem hiesigen botanischen Garten als Geschenk übersen- det. Diese Agave sei sehr interessant, da sie, ob- wohl im Ansehen den Arten mit fein-dornigen Zäh- nen am Rande der Blätter, wie der A. micracantha und Martiana, sehr ähnlich, doch mit der sonst iso- llrt dastehenden A. attenuata eine besondere Gruppe ausmache. Weiter theilte Prof. Koch mit, dass Arundo conspicua, ein neuseeländisches Schilf, welches neuerdings von England aus eingeführt wnu'de und noch schöner als das gewöhnliche Pampasgras (Gy- nerium argenteum) sein solle, bei dem Hofgärtner Hermann Sello in Sanssouci bei Potsdam blühe und dass er deshalb in den Stand gesetzt sei, über die Pflanze zu berichten. Arundo conspicua stehe an Schönheit dem Pampasgrase weit nach, da es kei- neswegs so hübsche Cespites bilde, als dieses. Sie wachse auch mehr zweizeilig und scheine sich we- nig zu bestocken. Der Grund möge darin liegen, dass sie leicht und rasch blühe. Sie sei eine echte Arundo mit Zwitterblüthen. Ob sie die Pflanze darstelle, welche Forst er entdeckt und zuerst un- ter diesen Namen beschrieben habe, könne man nicht wissen, da keine Originalpflanze mehr vorhan- den sei und mit der kargen Diagnose des Entdeckers sich nichts machen lasse. Inspektor Bouch(5, durch Krankheit gehindert, selbst der Versammlung beizuwohnen, hatte als Mit- glied des Kuratorium's für die Königliche Gärtner- lehr-Anstalt und Landesbaumschule einen Bericht [ über beide Anstalten übergeben, der in der Wo- chenschrift abgedruckt werden wird. Von Seiten des Vorsitzenden des Ausschusses für die 2. Ausstellung des Stettiner Gartenbau- Ver- eines, Rentenbank-Buchhalter Kurtz, war eine Auf- forderung an Gärtner und Gartenbesitzer zur Be- 179 tlieiligung an derselben eingesendet. Die Ausstel- lung beginnt am 26. und dauert bis zum 28. Juni. Die betreffenden Programme waren schon früher vorgelegt worden. Professor Koch unterstützte um so mehr das Gesuch, als in Stettin die Blumenlieb- haberei seit einigen Jahren einen erfreulichen Auf- schwung genommen und man deshalb daselbst ein dankbares Publikum finde. Geh. liath und Professor Dr. v. Martins in München sprach dem Vereine, und zunächst den Mitgliedern, welche in Gemeinschaft mit vielen an- deren seiner Verehrer, Freunde und Schüler, sein Doktor-Jubiläum durch Ueberreichung einer golde- nen Medaille verherrlicht hätten, seinen Dank aus. In Bordeaux ist, wie früher mitgetheilt worden, ein Akklimatisations - Verein in's Leben getreten. Derselbe hat ein Grundstück erworben, 'um daselbst einen Versuehsgarten anzulegen, ausserdem es aber in Anlagen umzuwandeln. Es ist deshalb bereits vor längerer Zeit eine Bewerbung um einen Plan ausgeschrieben, nach dem die Anlagen ausgeführt werden sollen, und ein nicht unbedeutender Preis dafür ausgesetzt. Der Termin der Einliefcrung ist vom 1. Juni bis 1. Juli verlängert worden. Hofgärtner G. A. Fintelmann auf der Pfauen- insel hatte eine Deutzia gracilis eingesendet, wo die Blüthen, wenn auch nicht ganz verkümmert, so doch viel kleiner und unscheinlich geblieben waren. Diese Eigenthümlichkeit war schon einmal ihm vor- gekommen und hatte er die Ursache in der magern Erde gesucht. In diesem Jahre war sie bei fast allen Exemplaren vorgekommen. Mangel an Nah- rung konnte dieses Mal ebenso wenig die Ursache, als etwa die jetzige herrschende Kälte gewesen sein, da die Missbildung die in frostfreien Erdgru- ben überwinterten und jetzt angetriebenen Pflanzen ebenso betroffen hatte, als die im freien Lande. Mehre der anwesenden Praktiker, wie die Ober- gärtner Boese und Kraus, so wie der Kunst- und Handelsgärtner Lackner, hatten, letzterer selbst in umfassender Weise, mehrmals diese Er- scheinung beobachtet. Wenn auch ersterer geneigt war, dieses Zurückbleiben der Blüthen auf niederer Entwickelung, der Kälte und dem Mangel an guter Nahrung zuzusclireiben, so hatte man doch wie- derum die Missbildung auch bei den günstigsten Verhältnissen bemerkt. Mangel an Nahrung konnte auch deshalb nicht Ursache sein, weil die Exem- plare sonst keineswegs in vegetativer Hinsicht zu- rückgeblieben waren. Die Erscheinung möchte wohl einer näheren Untersuchung werth sein, zumal Han- delsgärtner durch dergleichen Missbildungen erheb- liche Verluste haben können. Es wurde demnach ersucht, über alles, was zur Erklärung des Uebels beitragen könnte, späterhin Mittheilung zu machen. In England macht jetzt eine Oscillaria in den Wasserkübeln und Bassins der Warmhäuser da- durch grosse L^nbequemlichkeiten, als sie so rasch wächst, dass sie die Kübel bald füllt, und später auch den W^urzeln der darin befindlichen Pflanzen sehr schädlich wird. Es ist Oscillaria utriculata und gehört zu den Arten, welche eine besondere Scheide bilden, in der sie leben. Nach einer Nach- richt in dem Gardeners Chronicle besteht sie aus einem dunkelgrünen Kerne (der eigentlichen Oscilla- rie) und einer hellgrünen Scheide. Die Vermeh- rung geschieht so rasch, dass diese selbst mit den Augen verfolgt werden kann. In wenig Minuten sind Massen vorhanden und nach 24 Stunden oft schon das ganze Wasser damit gefüllt. Die Gold- fische, welche man in England hauptsächlich in den Bassins unterhält, um das W^asser möglichst rein zu erhalten, helfen hier ebenso wenig, als alle übrigen Mittel, welche man dagegen ergriffen hat. Nach einiger Zeit hört die Vermehrung auf und es vereinigen sich die Massen zu Fasern und diese zu hautartigen Schichten, welche oft die Ge- stalt eines Pilzes annehmen. Endlich erhalten sie eine schwärzliche Farbe, werden schwerer und sin- ken unter. Damit gehen eigentlich erst ihre Ver- wüstungen an, indem die Massen die feinen Wur- zeln der in dem Kübel oder in dem Bassin befind- lichen Pflanzen einhüllen und diese unfähig machen, ihre Funktionen zu erfüllen. Die nothwendige Folge ist oft der Tod der Wasserpflanze. Wiederum nach einer längeren oder kürzeren Zeit zertheilt sich der Faserfilz, die einzelnen Os- cillarien werden wieder frei, damit leichter und tre- ten auf die Oberfläche, womit die rasche Vermeh- rung von Neuem beginnt. Professor Koch theilte mit, dass in der näch- sten Zeit in London eine interessante Pflanzen- Auktion stattfinde, auf die er Liebhaber hiermit aufmerksam machen wolle. Der bekannte chine- sische Reisende Fortune habe nämHch die Absicht, in dem Versteigerungs-Lokale von Steven (Steven's Auctions-Eoom) zu London eine Reihe seltener und interessanter Pflanzen, in deren Besitze er geblie- ben sei, öftentlich zu versteigern. Unter den Pflan- zen befinden sich fast alle neueren Formen der Aucuba japonica, ferner Osraanthus ilicifolius, Cle- matis Standishii, Forsythia Fortunei u. a. m. Weiter machte Professor Koch auf eine neue Aufgabe, welche von Seiten des Gartenbau-Vereines in Paris gestellt sei, aufmerksam, da sie auch ihm von grosser Wichtigkeit erscheine. Die Aufgabe betreffe nämlich den Hergang bei der Veredlung und fasst folgende 3 Punkte in's Auge: 1. Den Einfluss, welchen die Feuchtigkeit, die Wärme, der Boden, das Licht und die Luft bei 23* 180 der Annahme, das heisst bei der Verwachsung ausübt. 2. Den Rapport, der zwischen der durchaus nothweudigen Zeit für die Annahme (Reprise) exi- stirt, den Grad der Verholzung des Edelreises, die Natur der Milch-, Harz-Säfte u. s. w. 3. Die Verhältnisse, unter denen die Wurzeln sich bilden und die Art und Weise ihrer weiteren Entwickelung. In der Revue horticole ist eine sehr wichtige Frage zur Erörterung gekommen. Je mehr näm- Hch Gärtnerei bei den verschiedenen Kulturvölkern Eingang findet und Liebe zu Pflanzen und Blumen zunimmt, um so mehr werden die Bewohner der verschiedenen Länder ihre Erzeugnisse austauschen wollen. Dieser Austausch wird aber wesentlich da- durch gefördert, dass die Benennungen der Pflanzen Allen verständlich sind. Das kann aber nur dann der Fall sein , wenn man sich , wie in der Wissen- schaft der Pflanzen, in der Botanik, für die Namen auch in der Gärtnerei der lateinischen Sprache be- dient. In der Revue horticole ist mehr dafür als dagegen gesprochen worden. Es ist aber nicht zu leugnen, dass die Ansicht derer, welche für die Volksnamen sich entscheiden, ebenfalls ihre Berech- tigung hat. Bei den Gemüsen möchte es seine grossen Schwierigkeiten haben, mit lateinischen Na- men durchzukommen. Wie man aus den Berichten über die Görlitzer Versammlung deutscher Pomolo- gen, Obst- und Gemüsezüchter ersehen kann, er- reichte man es nicht einmal, eine regelrechte No- menklatur für die Gemüse in deutscher Sprache herauszufinden. Bei den Engländern und Franzosen herrscht hier die nämliche Verwirrung. In Betrefl" der Gemüse müsste man demnach zunächst, ebenso wie bei dem Obste, von einer lateinischen Nomen- klatur ganz und gar absehen. Aber selbst bei den Benennungen der Luxus- Pflanzen und der Blumen möchte der einheimische, der Volks- Name bisweilen ebenfalls Berechtigung haben. An wie viele Volks Namen knüpfen sich nicht interessante Sagen? Wäre es nicht zu be- dauern, wenn diese Volks-Namen auf einmal durch unverständliche lateinische Benennungen durchaus ersetzt werden sollten? Wir beklagen es selbst, dass eine Menge praktischer Volks-Namen in neue- rer Zeit seltner gehört werden. Die nüchterne Prosa nimmt an und für sich in unserem Zeitalter, wo der kalte Verstand den Sieg über das Herz fast davon getragen zu haben scheint, überhand. Die einzelnen Völker mögen daher ihre oft so sinn- reichen Volks-Namen sich zu erhalten suchen, we- nigstens im Umgange unter sich. Nothwendig sind jedoch die lateinischen Namen allenthalben da, wo es einer wissenschaftlichen und gärtnerischen Behandlung des Gegenstandes gilt. In Verzeichnissen von Sämereien und Pflanzen sollte kein Gärtner sich der einheimischen, sondern nur der lateinischen Namen bedienen, weil da all- gemeine Verständlichkeit in den Vordergrund tritt und diese eben nur dadurch erreicht werden kann. Viele französische und englische Handelsgärtner, welche sich in den Verzeichnissen nicht der latei- nischen Benennungen bedienen, stehen sich dabei um so mehr im Lichte, als der von ihnen ge- brauchte Volks-Name vielleicht nicht einmal durch das ganze Land gebräuchlich ist. Unsere deutschen Handelsgärtner haben deshalb durch die lateinischen Namen ihrer Verzeichnisse dieselben praktischer und brauchbarer angefertigt. Was von Verzeichnissen verlangt wird, gilt auch von gäitnerischen Handbüchern. Auch hier ist es nothwendig, dass die Pflanzen-Namen in la- teinischer Sprache gegeben werden: es schliesst dieses keineswegs aus, dass die deutschen Namen in Parenthese dahinter gesetzt werden. Man kann bei alphabetischer Aufzählung selbst die letzteren an der betreffenden Stelle mit aufnehmen, weist aber hinsichtlich der Beschreibung u. s. w. auf den lateinischen Namen hin. Damit genügt man auch den Anforderungen derer, die nur einheimische Na- men kennen. llcßcr )J|Taii,^eii = (Eriittfiruiig , Mm -- (ürff^öpfimg mit) ,Boöeii=3]eraff)ctuiig, mit ?Sfiirl)iing auf jCitbig's .a.nlid)t kr Jjabtn-^Hsraubiing iurd) btt moÄcrnc !(ranbiDitlt)('d)ir- Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 18. Juni 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Bericht über die Königl. Gärtner-Lehranstalt und Landesbaumschule zu Potsdam für das Verwaltungsjahr 18"'/, ,. Von C. Beuche, Inspektor des Kgl. bot. Gartens. — Beschorneria yuccoides der Gärten. — Die internationale Ausstellung Ton Pflanzen, Blumen u. anderen Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brüssel. (Sehluss.) Sonntag, den Itl. .Iiini, i\arhinittags 'i lllir, tinilet im Englisi-Iien Hause die Fest-Versaninilung des Vereines zur Be- förderung des (iartcnbaues statt, worauf das gcnieinscliaftliciie littagsniahl (um 3 llir) erfolgt. Die Fest -Ausstellung ist in der Hönigliclieu Thierarzneisehule (Louiseustrasse IVo. 56) am 19. und 20. Juni. Bericht üßer Ue -Königf. c9ttrtuerfcf)r=ilu)la[t imö £aiil)ßs= -Kauml'djufß 511 potsöaiii für bas Uenunltunfi9-<3al)r 18<'764. Von C. Bouche, Inspektor des Königl. botan. Gartens. Um mich der ehrenvollen Pflicht, welche mir durch das Mandat eines Kurators der beiden ge- nannten Anstalten zugewiesen ist, zu entledigen, beehre ich mich, den Mitgliedern des Vereines den Bericht pro l8'''^/e^ hierdm-ch ergcbenst abzustatten. Beide Anstalten bieten in jeder Hinsicht einen höchst befriedigenden Zustand und legen ein sehr günstiges Zcugniss für ihren Leiter, ihre Lehrer und Verwaltungsbeamte ab. Am 7. April d. J. fand in Potsdam die Prüfung der Zöglinge der Königl. Gärtnerlehr- Anstalt statt. Der Hofgärtner, Prof. Legier, der den Unter- richt über Chemie, Physik und Mathematik ertheilt, prüfte die Zöglinge, indem er ihnen Fragen über die zur Entwickelung der Pflanzen erforderlichen Faktoren vorlegte, und alsdann auf die chemische Untersuchung des Wassers überging, um zu ermit- teln, ob sich Antheile von Eisen, Blei, Kupfer, Zinn oder dergleichen darin befinden; die zur Er- mittelung nöthigen Experimente wurden von den Eleven mit grosser Sicherheit ausgeführt. Auf die- selbe Weise wurden Fragen über Physik beant- wortet. Ebenso zeigten auch die Zöglinge vollstän- dig befriedigende Kenntnisse in der Arithmetik und Geometrie, indem sie nicht nur arithmetische Auf- gaben mit Sicherheit berechneten, sondern auch ma- thematische Figuren mit praktischer Fertigkeit kon- struirten, Flächen, Körper, Baumhöhen und Nivelle- ments von Wegen zur Zufriedenheit berechneten. Der Direktor Baumgart, mit dem botanischen Unterrichte betraut, hatte über Pflanzenformen unter Berücksichtigung der natürlichen Verwandtschaft der Pflanzen vorgetragen. Um seine Schüler nicht mit Systemkunde, Terminologie und Erklärung der ein- zelnen Pflanzentheile zu langweilen, hatte er diese Zweige des botanischen Studiums in sehr geschick- ter Weise in allgemeine, fast populäre Vorträge eingekleidet und dabei auch auf die vorweltHchen Pflanzen hingewiesen. Die Zöglinge hatten daher nicht nur eine allgemeine Anschauung der Pflan- zenwelt und deren Leben erhalten, sondern waren auch im Stande, die einzelnen Theile, als Früchte, Blumen u. s. w., vollständig zu erklären. Der Hofgärtner Meyer prüfte die Zöglinge im Zeichnen von Perspektiven, um Gegenstände nach den Regeln der Perspektionslehre richtig aufzuneh- men, was zum Beweise an einer Wandtafel nach einer gestellten Aufgabe ausgeführt wurde, woraus sich ergab, dass sich die Schüler befriedigende Kenntnisse in der Konstruktion des perspektivischen Grundrisses und der Ansicht erworben hatten. Für die Fertigkeiten in dem Landschaftszeichnen und Planzeichnen, entweder durch eigene Aufnahme eines Terrains, Kopiren von Plänen oder durch das Entwerfen derselben nach einer bestimmten Aufgabe 24 186 von Seiten des Lehrers sprachen die zur Zufrieden- heit ausgeführten und dem Kuratorio vorgelegten Zeichnungen und PUine. Der Obergärtner Reuter, wek'her den prakti- schen Unterricht über Gärtnerei zu ertheilen hat, prüfte die Zöglinge über Baumzucht, Vermehrung durch Aussaat, Ableger, Stecklinge, Veredelung, Aufbewahrung der Samen u. s. w., sodann über Eintheilung der Obstarten, mit besonderer Rück- sicht auf Aepfcl, ferner über Pflaumen-, Kirschen- und Erdbeertreiberei, so wie über den Anbau eini- ger Gemüse. Auch hierbei wurden die Fragen mit richtigem Verständnisse der Sache beantwortet. Der Blumenmalcr Kenneb er g legte eine grosse Zahl von Zeichnungen nach den alhnähligen Fort- schritten seiner Schüler vor, welche nicht nur aus Kopien, sondern auch aus wohlgelungenen Zeichnun- gen nach der Natur bestanden; es war nicht zu verkennen, dass einzelne Eleven ganz besondere Anlagen "für das Blumenzeichnen und Malen be- sassen. Möchten recht viele der Zöglinge die Wohltha- ten und den Werth dieser Anstalt und die Bemü- hungen iin-er Lehrer auch auf ihrer zukünftigen gärtnerischen Laufbahn zu würdigen wissen. Die meisten der Zeugnisse von Zöglingen, die nach beendetem Kursus von der Anstalt entlassen wurden, führten das Prädikat recht gut, wenige gut. Nur einem Zöglinge konnte kein Zeugniss verabfolgt werden, indem seine Fortschritte, und leider wohl aus eigner Schuld, während zweier Jahre zu gering gewesen waren. Bis dahin bestand die L Abtheilung der An- stalt aus 6, und die 2. Abtheilung ebenfalls aus 6 Zöglingen, dahingegen das Listitut der Routiniers aus 12 Theilnehmern. An Anmeldungen zur Auf- nahme junger Gärtner fehlte es nicht, so dass beide Anstalten auch während des nun schon begonnenen Betriebsjahres keine Verminderung in der Frequenz erfahren werden. Auch das Kassenwesen beider Anstalten befin- det sich in einem höchst befriedigendem Zustande, indem sowohl die Gärtnerlehr-Anstalt, wie auch die Landesbaumschule schon seit Jahren mit Ueber- schüssen abgeschlossen haben. Bei der Gärtnerlehr-Anstalt sind diese zwar nicht bedeutend, aber doch" so, dass man sich ver- anlasst fühlte, sie dem Staate zur Rückgabe zu offeriren, womit ich mich jedoch nicht einverstan- den erklären konnte; ich habe mir erlaubt, einen Antrag zu stellen, den Uebcrschuss der Lehr-An- «talt auch fernerhin zu belassen , um daraus ein Stammkapital für einen, mit dieser Anstalt nahe in Verbindung stehenden, höchst nützlichen Zweck zu bilden. Hoffentlich wird das hohe Königl. land- wirthschaftliche Ministerium, die Nützlichkeit der Sache erkennend, die Geneigtheit haben, diese Er- sparnisse der Anstalt gewogentlichst zu belassen oder die Befürwortung des Antrages zu unterstützen. Die nicht unbedeutenden Ueberschüsse der Kö- niglichen Landesbaumschule sind durch die umsich- tige Verwaltung und aus dem Verkauf von Gehöl- zen erzielt worden. Die Zinsen des angesammelten Kapitals hat man dazu verwendet, um die Betriebs- kosten bestreiten zu können, indem sich die An- fordcruns:en des Publikums um Gehölze und Obst- bäume von Jahr zu Jahr gesteigert haben und des- halb die Kulturstücke nach und nach vergrössert werden mussten. Beschoiiici'ia yiiecoides der Gärten. Seit ohngefähr 7 Jahren befindet sich eine Agavee unter dem Namen Beschorneria yuccoides in den Gärten, welche direkt aus Mexiko, wenn wir nicht irren, durch Rözl eingeführt wurde. Wir haben von ihr zuerst in der Wochenschrift (2. Jahrg. S. 336) Kunde gegeben und sie dann im nächsten Jahrgange, (Seite 63) in unserer Mo- nographie der Agaveen als besondere Art aufge- stellt. Seitdem haben wir sie verschiedentlich iii mehrern Gärten und in grösseren und kleineren Exemplaren gesehen und die Beobachtung gemacht, dass unter diesem Namen wohl sogar 2 verschiedene Beschornerien kultivirt werden mochten. Da wir aber wussten, wie sehr Agaveen nach ihrem Alter und nach ihrer Kultur ändern, so wagten wir so lange keine bestimmte Entscheidung zu geben, als wir nicht beide neben einander in Blüthe gesehen und verglichen hätten. Zwar gab in demselben Jahre (1860), ein halbes Jahr später, als wir B. yuccoides beschrieben hatten, auch Hooker im botanical Magazine (tab. 5203, s. auch Wochenschr. 4. Jahrg. S. 44) die Beschreibung und Abbildung der andern Art, und zwar ebenfalls unter dem Na- men B. yuccoides. Es war uns jedoch nicht klar, ob diese zweite Beschorneria yuccoides eine gute Art oder nur eine Abart darstellte. Der Herausgeber der botanischen Zeitung, Pro- fessor V. Schlechtendal in Halle, hatte 3 Jahre später Gelegenheit, unsere B. yuccoides in Blüthe zu beobachten und gab in genannter Zeitschrift eine zwar umfassende, aber zur Unterscheidung beider Arten doch nicht ausreichende Beschreibung und eine sehr gute Abbildung eines Blüthenzwei- ges. Die von Hooker abgebildete Pflanze hält V. Schlechtendal aber ohne Weiteres für iden- tisch mit der seinigen; die abweichenden Anga- 187 ben sind nach ihm nur Ungenauigkeiten ; Hookcr hat aber grade die charakteristisclien Merkmale seiner Pflanze gut lierausgehoben. Dass wir zuerst, und zwar ein halbes Jahr vor Hooker, eine Beschorneria yuccoides aufgestellt haben, erwähnt v. Schlech- teudal auch nicht mit einem Worte; meine mehr- fach benutzte und auch zweimal in's Französische übersetzte Monographie scheint dem Herausgeber einer botanischen Zeitung, die sonst von Zeit zu Zeit sehr gute Litteratur- Berichte gibt, demnach gänzlich unbekannt geblieben zu sein. Bei Gelegenheit der jetzigen Brüsseler interna- tionalen Ausstellung von Pflanzen und Blumen hat- ten wir die Freude, beide als Beschorneria yuccoi- des beschriebene Arten in Blüthe zu sehen. Eine genaue Vergleichung Hess uns über die Verschie- denheit beider gar keinen Zweifel. Es dürfte des- halb wohl von Interesse sein, hier eine genaue Diagnose nebst Beschreibung beider zu geben. Da wir dem Namen Beschorneria yuccoides zuerst eine wissenschaftliche Bedeutung gaben, so sehen wir uns auch gezwungen, den Hooker'schen Na- men umzuändern. 1. B. yuccoides C. Koch, in Wochenschr. 3. Jahrg., S. 63: Subacaulis; Folia perennantia, subtus sublaevia, margine scabriuscula, anguste elliptica, glauca, pergamenea-coriacea; Scapus strictus, viridis, supra medium horizontaliter-ramosus, Flores bini, teruive, penduli, distantcs. Die Pflanze besitzt kein hübsches Ansehen, zumal die eigenthümliche blaugi'üne Färbung, die nicht gleich ist und in Streifen erscheint, dasselbe beeinträchtigt. Die Blätter haben eine Länge von gegen 2 Fuss und oberhalb der Mitte eine Breite von gegen 2}; bis 3 Zoll; daselbst schmälert sich das Blatt auf beiden Seiten fast in grader Linie in eine Spitze zu, die Ränder erheben sich aber über die sonstige Fläche, und zwar gegen das obere Ende so sehr, dass sich eine tiefe Rinne bildet. Die Oberfläche ist vollständig glatt, die Unterfläche aber beim Anfühlen sehr schwach rauh, bisweilen kaum bemerkbar. Auch der Rand ist mit nur sehr feinen, nicht-sicht-, sondern nur fühlbaren Zähnchen versehen. Ausserdem sind die Blätter ziemlich steif, stehen grade ab und haben eine dickhche, lederar- tige Konsistenz. Der bisweilen bis 6 Fuss und selbst höher wer- dende Schaft hat eine grünliche Farbe und besitzt unten eine Stärke von ^ bis höchstens i ^oll. An ihm befinden sich röthlich-grünliche und lanzettför- mige Schuppen-Blätter mit einer Breite von 1^ Zoll, welche eine weiche Konsistenz haben und sich als- bald zurückschlagen. Oberhalb der Mitte beginnt die Verästelung, indem aus den W^inkeln der Deck- blätter fusslange Aeste in ziemlich horizontaler Rich- tung abgehen. Nur an den Spitzen erscheinen diese etwas übergebogen. Sie haben in kurzen Entfernungen eirund-spitze, kurze Deckblätter, aus deren Winkeln 2 und 3 grüne, bis zu 2 Zoll lange Blüthen herunterhängen. Im Uebrigen hat von Schlechtendal eine so gute Beschreibung gege- ben, dass wir diese füglich hier übergehen können. 2. B. Dekosteriana C. Koch: Subacaulis; Fo- lia perennantia, subtus aspera, margine subtiliter serrulata, elliptica, glauca, coriaceo - crassiuscula; Scapus ad partem supremam curvatus, coloratus, superne ramis brevibus, apice recurvatis et floriferis; Flores bini, approximati. , Ist im Allgemeinen grösser und stärker, als die vorige Art, obwohl der nach oben übergebogene Schaft in der Regel nicht 5 Fuss Höhe zu errei- chen scheint. Er ist aber weit dicker und stärker und zeichnet sich durch eine rothe Färbung aus, die auch an den weit grösseren schuppenähulichen Blättern und den Deckblättern mehr oder weniger erscheint. Selbst die gelblich -grünlichen Blüthen haben gegen die Basis hin eine gelblich -röthliche Färbung. Diese stehen gepaart, meist 8, höchstens 10 an der Zahl, am obern Theil der kurzen Aeste die mit der Spitze des Schaftes überhängen, so dass die Oeffnung der Blüthe meist nach unten sieht. Wie bei der vorigen, haben die Blätter eine blaugrüne Farbe, wekiie aber noch ungleicher ist und sich in der Regel in schiefen Streifen kund gibt. Sie sind im Durchschnitt weit grösser, na- mentlich breiter; die unteren haben oft in der Mitte einen Breiten - Durchmesser von 4J- Zoll bei einer Länge von 3 Fuss und selbst mehr. Ihre Konsi- stenz ist weit sclilaff'cr, so dass nur die Innern und schmälern aufrecht stehen, die andern hingegen eine mehr horizontale Richtung haben. Die Unterfläche ist rauher, als bei denen der B. yuccoides; ebenso fühlt sich der Rand wegen seiner scharfen, wenn auch kaum sichtbaren Zähncheu sehr rauh an. Die Oberfläche ist dagegen ganz glatt. Die schuppenähnlichen Blätter des Schaftes ha- ben bei einer. Breite von 2 Zoll und mehr eine Länge von 4^ Zoll und sind mehr zurückgebogen, als zurückgeschlagen, auch aufrecht; es gilt dieses namentlich auch von den ähnlichen Deckblättern, aus denen die 4 bis 6 Zoll langen Aeste hervorge- hen. Die Deckblättchen, in deren Winkeln stets 2 Blüthen entspringen, sind häutig-weiss und durch- sichtig und haben eine länglich -lanzettförmige Ge- stalt, so wie die Länge eines Zolles, so dass sie die Blüthenstiele mehr als das Doppelte überragen. Die Blüthen sind mit der Spitze des Stieles ge- gliedert und fallen rasch ab, wenn sie nicht be- fruchtet werden; sie haben eine Länge von 2 Zoll. 24* 188 Ihre Farbe ist mit Ausiiabme des 9 Linien langen, durcbaus grünen Fruchtknotens mehr gelblifb-grün, gegen die Basis hin erscheinen sie gelblich-roth. Beim Trociinen werden sie sogar schön gelb. Die G Blu- menblätter, .von denen die 3 äusseren schmäler sind und die Räuder der 3 Innern decken, bilden eine Köhre und sind nur au den Spitzen etwas zurück- geschlagen. Auf dem Fruchtknoten stehen die 6 Staubge- tasse, ohne aus der Blume herauszm'agen. Ihre Fäden ähneln etwas denen, wie sie bei den Fur- cräen vorkommen, indem sie oberhalb des unteren Viertel breiter werden, nach aussen einen Winkel bilden und mit sehr feinen, durchaus aber mit den blossen Augen nicht sichtbaren Wärzchen bedeckt sind. Von der Mitte an werden sie wieder schmä- ler und stehen grade in die Höhe. Der Staubbeu- tel ist in der Mitte des Rückens befestigt und schwebend. Von gleicher Länge mit den Staubfä- den ist der unten Sseitig-pyramidale, in einen Fa- den auslaufende Griffel mit kleiner, kaum etwas breiterer Narbe. Der Fruchtknoten enthält in jedem der 3 Fächer längliche und auatiope Eichen in 2 Reihen. Wir haben die Pflanze zu Ehren des Be- sitzers der blühenden Pflanze, an der wir unsere Untersuchungen und Vergleichungen machen konn- ten, des Kunst- und Handelsgärtners Dekoste r in Brüssel, genannt. Wir schliessen hier die dritte und älteste Be- schornerie an, welche Kunth zur Gründung des Genus Veranlassung gab. 3. B. tubiflora Kth enum. plant. V, p. 844. Acaulis; Folia subtus scabriuscula, margine subtili- ter serrulata, cariuato-caniculata, viridia, molUa; Sca- pus strictus, simplex, Flores fasciculato-congesti, nu- tantes. Eine nur botanisch-wichtige Art, welche wesent- lich von den beiden genannten Arten sich durch die grünen Blätter unterscheidet. Da diese zwar nicht jährlich sich erneuern , doch aber nicht so lange dauern, als bei den beiden andern, so bilden sie eine Annäherung zu unserer Tuberose, Polian- thes Tuberosa L., welche übrigens ebenfalls zu den Agaveen gerechnet werden muss. Eine Polianthes, welche v. Martius in München unter dem Namen P. maculata beschrieben hat, ist sicher, wie auch schon Kunth vermuthet, eine Agave, welche in die Nähe von A. virginica L. (nicht Mill.) ge- bracht werden muss. Ob Beschorneria als Genus beibehalten werden kann, ist zweifelhaft, da eigentlich nur die einge- schlossenen Stäubgefässe unterscheiden. Die iiitci'iiatioiialc Aussteliiiiig von ^flanjcn, i3luincn unJj anlicrcn CStgcnllänbcii lirr ©ärtncrci in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in 13rüssel- (Schluss.) 92. Es wurden 20 blühende Eriken und Epa- kris verlangt. Nur Dalliöre in Gent hatte ent- sprochen und erhielt auch den ersten Preis. 93. Wenigstens 15 blühende Akazien Neu- hollands waren die nächste Aufgabe. Von den bei- den Gruppen von Jean Verschaffelt, welcher allein sich beworben, erhielt eine jede einen Preis. Sehr hübsche, uns zum Theil unbekannte Arten, befanden sich darunter. Wir wünschten wohl, dass diesen Blüthensträucheru von Seiten der Liebhaber mehr Aufmerksamkeit zugewendet werden möchte. 94. u. 95. Für Blumenzwiebeln waren 2 Aufgaben gesetzt: eine für Hyazinthen, die andere für Tulpen und Narzissen. Die eigentliche Zeit zum Treiben war bereits vorüber, doch hatte der Grund-Eigenthümer van der Linden in Antwer- pen noch zwei hübsche Sammlungen, die beide auch den ersten Preis erhielten, ausgestellt. 96. Hex sind wegen der mannigfachen, zum Theil barocken Form der immergrünen Blätter fortwährend in Belgien, so wie auch in Deutsch- land und sonst, beliebt. Der Aufgabe einer Samm- lung von 25 Arten oder Formen war auch vierfach entsprochen. Rosseeis ain(5, Garten-Architekt in Löwen, hatte sogar eine Sammlung von 52 Arten und Sorten ausgestellt, so dass sie wohl Alles ent- hielt, was in dieser Hinsicht bekannt ist. Liebha- ber konnten hier eine Auswahl treffen. Es kam noch dazu, dass alle Exemplare sich in vorzüglicher Kultur befanden. Ins gefielen am meisten Hex ferox mit goldgelb- und weiss panachirten Blättern, variabilis tricolor, die dunkellaubige I. nigricans, so wie die freudiggrüne I. elegans, beide mit gold- gelben Blatträndern, ferner Douningtoniensis und endlich cornuta. Die Sannnlung erhielt den ersten Preis. Geringer an Zahl, aber ausgesucht waren die Hex des Restaurateurs Douchet in Mecheln, denen auch der zweite Preis zugesprochen wurde. Das- selbe galt von der Sammlung von Gaujard, wo besonders Hex sinensis und rubricaulis fol. aur. var. und Fortunei, so wie trapezifolia uns neu waren. Endlich verdiente aber auch die Sammlung von 35 Hex, welche Jean Verschaffelt ausgestellt hatte, Beachtung. Neu waren uns in ihr: Hex quei'cifolia, bromeliacea flammea und pyrifolia. Barocke For- men herrschten sonst in ihr vor. 189 97. u. 98. Die beiden nächsten Aufgaben ver- langten 25 oder 12 getriebene Pflanzen in Blüthe. Dem Ilandelsgärtner Medaer fils in Brüssel verdankte man eine gemischte Sammlung von 2b Blüthensträuchern; ihr wurde der erste Preis zugesprochen. 12 Pflanzen hatten die Ge- brüder Jacqmotte, Negocianten in Brüssel und Tertz weil-ßoucque in Gent ausgestellt; letzterer erhielt ebenfalls einen ersten Preis. 99. Orangen, Jlyrten, Granaten, Evonymus und diesen ähnliche Bäume zu einer Gruppe vereinigt wa- ren ebenfalls Gegenstand einer Aufgabe. Der Prä- sident der Gartenbau-Gesellschaft in Laeken, van den Ouwelant, hatte durch schöne, imposante Exemplare entsprochen, wie sie jeder Ausstellung Ehre gemacht hätten. Sie trugen auch hier we- sentlich zur Ausschmückung bei. Es waren 16 verschiedene Bäume, jeder doppelt vorhanden. Diese Gruppe erhielt den ersten, die von van Biet in Brüssel den zweiten Preis. Auch letztere enthielt nur grosse und kräftige Exemplare. lüO. bis 102. Für Koniferen waren 3 Aufga- ben gestellt. Eine verlangte 30 starke, eine andere nur 20 Exemplare, eine dritte wenigstens 10 neue Arten. Van den Ouwelant und van Geert pfere hatten der ersten auf eine Weise entsprochen, die jede Anerkennung verdiente und diese auch durch Zusprechung von Preisen erhielt. Exemplare, wie man in der Samndung des ersteren, besonders von Thuja aurea, Abies Pinsapo , Araucaria imbri- cata und Bidwilli sah, erschaut man gewiss selten. Auch Pinus Russelliana mit sehr langen , schein- bar geknickten und deshalb abwärts hängenden Blättern hatten wir in dieser Schönheit noch nicht gesehen. In der van Geert'schen Sammlung wa- ren die langnadeligen Kiefern ebenfalls reizend; be- sonders schön erschienen: Pinus insiguis, ferner die Weisstanne : Abies bracteata, Cedrus Deodora ro- busta, Thuja Vervaeneana mid Dammara Brownei, An Araucaria excelsa fol, var. vermögen wir nichts Besonderes zu unterscheiden. Bei der Bewerbung um 20 Koniferen erhielt Aug. van Geert den ersten und Gaujard in Gent den zweiten Preis. Lauter Pracht-Exemplare befanden sich in der Sammlung des ersteren. Arau- caria imbricata, welche man bei uns sehr selten gut gewachsen findet, war 12 Fuss hoch und hatte 12 Quirle von nach allen Seiten gleichmässig ent- wickelten Aesten. Gleich schöne Exemplare haben wir nur noch bei van Houtte in Gent gesehen. Eine buntblättrige weisse Ceder (Cupressus thyoi- des L. oder Chamaecyparis sphaeroidea Spach) bil- dete eine prächtige Pyramide von 7 Fuss Höhe und 3|: Fuss Durchmesser. Abies Nordmanniana hatte bei einer Höhe von 6 und einer Breite von 5 Fuss 12 Quirle, so dass man sich von ihrem dichten Wachs- thume einen Begriff machen kann. Pinus Orizabae war bereits 4 Fuss hoch bei einem Durchmesser von 3^ Fuss. Reizend nahmen sich ihre langen Nadeln aus. In der Gaujard'schen Sammlung fanden wir in schönen Exemplaren und in ausge- zeichnetem Zustande: Cupressus Lawsoni, Thuja Lübbii und gigantea, so wie Ketinospora pisifera und obtusa. Auch van den Ouwelant hatte sich hier mit einer Sammlung beworben, in der wir Pi- nus palustris, Cedrus Deodara pendula und Podo- carpus neriifolius nennen. Um die Aufgabe, welche neue Koniferen ver- langt, hatten sich G Bewerber gefunden. Die Preise erhielten Veitch in London und Aug. v. Geert in Gent. In der Sammlung des ersteren waren die meisten Arten enthalten, welche erst neuerdings, und zwar durch die genannte Handelsgärtnerei selbst, eingeführt wurden. Wir empfehlen sie Lieb- habern ganz besonders. Es würde zu weit führen, wollten wir über sie so ausführlich sprechen, als sie es verdienten; wir behalten uns deshalb vor, später in einer besonderen Abhandlung zu berich- ten. Viele von ihnen befanden sich auch in der Sammlung A. van Geert 's, ausserdem waren aber noch manche andere von grossem Interesse vor- handen , über die unsererseits ebenfalls noch ge- sprochen werden wird. Die Zahl der in dieser Gruppe vorhandenen Arten betrug 39; allerdings waren einige darunter, die schon längere Zeit in unseren Gärten sich befanden. Um dieselbe Aufgabe hatten sich noch bewor- ben: Louis de Smet in Gent mit 10 Arten, resp. Formen aus Japan, 2 aus Kalifornien und 2 ande- ren vom Norden Amerika's. Abies amabilis fol. eleg. var., so wie Thuja Warreana fol. eleg. var. sind erst in diesem Jahre eingeführt worden. Cupressus Lindleyana argentea halten wir für eine Goa-Ceder (Cupressus glauca), welche auch als C. lusitanica beschrieben ist und eine grosse Verbreitung selbst bis nach Amerika erhalten hat. Thuja pygmaea ist ein hübscher Zwerg des amerikanischen Lebens- baumes (Thuja occidentalis). Die japanesischen Ko- niferen übergehen wir. Dass auch v. Siebold mit Neuigkeiten in die Schranken treten würde, war vorauszusehen. Es waren 14 Koniferen, die er selbst eingeführt hat. Lieber sie werden wir mit den andern speziell sprechen. Ferner gedenken wir noch der Samm- lungen von Jean Verschaffelt in Gent und Krelage in Haarlem. Auch hier waren die neuen Einführungen aus Japan in grösserer Anzahl vor- handen. Schliesslich sei es uns erlaubt, doch auch der Koniferen von Joseph Bau mann in Gent zu er- 190 ■wähnen. Sie bewarben sich um keine der Preise. Es waren 7 schöne Exemplare der Araucaria iya- bricata und 5 der WelHngtonia gigantea, von denen eine mit Frucht. Es ist höchst interessant, dass dieser grösste Riese unter den Bäumen schon in so jugendlichem Zustande blüht. Wir haben später auch die Gärtnerei von Bau mann in Gent besucht und fanden noch einige Exemplare in Blüthe. Da diese unscheinlich ist, mag sie häufiger vorkommen, aber nicht beachtet sein. 103. Gehölze mit bunten Blättern hatten 4 Aus- steller geliefert. De Smet in Gent erhielt den ersten und Rosseeis aind in Löwen den zweiten Preis. Es waren meist im Freien aushaltende Ar- ten in Töpfe gesetzt und herangetrieben, und zwar in solcher Kultur, dass man wohl kaum einen Unter- schied mit denen im freien Lande gewachseneu hätte herausfinden können. Eben deshalb machen wir darauf aufmerksam, da dergleichen Geliölze sich neben getriebenen Blüthensträuchern sehr gut aus- nehmen würden. Von den beiden andern Samm- lungen enthielt die des Handelsgärtners de Cock in Gent hauptsächlich Sträucher, die von van den Ouwelaut hingegen, diese mit hohem Gehölzen untermischt. 104. u. 105. Pelargonien in 50 und in 30 Sorten waren die nächsten beiden Aufgaben. Der sehr ungünstigen Zeit halber war es wohl zuzu- schreiben, dass für beide nur 1 Bewerber: Madame Halkin in Brüssel, sich gefunden hatte. Sie er- hielt den zweiten Preis. 106. u. 107. Desto mehr hatte man den bei- den nächsten Aufgaben, welche 50 Exemplare des Pelargonium inquinaus in Blüthe und 30 derselben Art mit bunten Zeichnungen auf den Blättern verlangten, entsprochen. Für er- stere erhielt wiederum Mad. Halkin, und zwar dieses Mal den ersten, Fabrikant Barbanson in Brüssel hingegen den zweiten Preis. Ausserdem hatte sich noch der Handelsgärtner Ryckaert in Brüssel für diese und die nächste Aufgabe bewor- ben. Die Preise für die letztere erhielten: Dal- lifere in Gent und de Lobel-Dupont in Loos bei Lille. Ausserdem hatten noch Cornelissen in Brüssel und Aug. van Geert sich betheiligt. 108. Um die Aufgabe einer Sammlung von 25 blühenden Petunien hatten sich keine Bewer- ber gefunden. 109. Verbenen in Blüthe und zwar 30Exera- plare zu einer Sammlung vereinigt, waren doppelt vorhanden. Den ersten Preis erhielt Mad. Lemoi- nier in Lille, den zweiten van der Pias in liaeken. 110. Nur Jean Verschaffelt hatte sich um die nächste Aufgabe : eine Sammlung von Calceola- rlen, beworben und erhielt auch den zweiten Preis, 111. Dreifach war der Aufgabe um 30 blü- hende Cinerarien entsprochen. Die Blüthenkörbchen waren zwar gross und ihre Farben feurig ; die Pflanzen waren aber nicht so gedrängt gewachsen, wie man sie z. B. in Berlin gewöhnlich sieht. Ma- dame Legrelle d'Hanis erhielt den ersten, No- tar Ectors in Cureghem den zweiten Preis. Auch Dudok de Wit in Amsterdam hatte kon- kurrirt. 112. Stiefmütterchen waren von 3 Seiten eingesendet worden. Der Gärtner Peraerts in Brüssel erhielt den ersten, de Smet in Gent den zweiten Preis. 113. Eine Sammlung von 30 blühenden Stau- den war die nächste Aufgabe, der aber nur ein- mal, und zwar durch den Handelsgärtner Medaer entsprochen worden war. Er erhielt eine vergoldete Medaille. 114. Buntb lättrige Stauden, u. zwar zu einer Sammlung von 30 Arten und Abarten vereinigt, verlangte eine andere Aufgabe. Hier trugen de Smet und van den Ouwelant den Preis davon. Die Sammlung des ersteren war recht hübsch und enthielt zum Thcil Arten , die wir noch nicht gese- hen, so den buntblättrigen Liebstöckel, Rudbeckia Neumanni, eine besonders schöne weisse Lilie mit bunten Blättern. Ausserdem hatten noch Mad. Ver- hulst in Stalle und der Grundbesitzer d'Avoinc in Mecheln sich beworben. Bei letzterem waren besonders die Funkien (6 verschiedene) schön, so wie Hemerocallis Kwanso. 115. Bei der Aufgabe: 30 Farne des freien Landes, hatten nur die Handelsgärtner Stelzner und Meyer in Gent, so wie Mad. Verhulst in Stalle entsprochen. Die Sammlung der zuerst ge- nannten Firma war recht hübsch und enthielt be- sonders Formen mit Hahnenkamm ähnlichen An- hängseln. Neu war uns Aspidium Frizelliae inter- ruptum, Blechnum boreale cristatum, Cyrtomium Fortunei und Lastraca Goldiana. Viele Formen des Scolopendrium officinarum fanden sich in der andern Form vor. Stelzner und Meyer erhielten den ersten und Mad. Verhulst den zweiten Preis. 116. u. 117. Für die beiden nächsten Aufga- ben: holzige luid krautartige Päonien, hatten keine Bewerbungen stattgefunden. 118. Auch Anemonen und Ranunkeln wa- ren nur einmal, und zwar durch van den Ouwe- lant in Lacken, eingegangen; nur der zweite Preis wurde zuerkaiuit. 119. Aurikeln verdankte man dem Redakteur des Floral Magazine, Dombracci in London und wiederum van den Ouwelant in Laeken. Beiden wurden Preise zugesprochen. 120. Hinsichtlich der Primeln wurde nur der 191 zweite Preis der allein eingegangenen Sammlung von van den Ouwelant zugesprochen. 121. Derselbe erjiielt auch den ersten Preis für abgeschnittene Blumen. 122. Die nächste Aufgabe verlangte 3 Bou- quets mont^s. Von den 6 Bewerbern wurden Mad. Dekoste r in Brüssel mit einer vergoldeten Medaille und einem Geldpreise von 30 Frs, Made- moiselle Marie Leys in Gent, so wie Mademoi- selle Leblicq in Brüssel mit einer silbernen Me- daille und einem Geldpreise von 15 Frs gekrönt, während Laurent in Paris eine silberne Medaille zugesprochen bekam. 123. Blumenkörbe und Haar- G am ituren waren zwar mehrfach vorhanden, aber nur ein Be- werber, van Riet In Brüssel, derselbe erhielt eine silberne Medaille. 124. Nachgebildete Früchte hatten Bu- chelet in Paris und Henrard in Brüssel gelie- fert; beide wurden gekrönt. 125. Blumen - Tableaux waren von 7 Ein- sendern vorhanden. Charotte-Duval in Brüssel und Mad. Ötelzner in Gent erhielten jedoch nur Preise. 126. Auch der Aufgabe von Gartenplänen, Entwürfen von Gewächshäusern u. s. w. war mehrfach entsprochen worden. Wir müssen jedoch offen bekennen, dass uns von dem, was ausgestellt war, nur wenig genügte ; in den meisten sprach sich weder Genie, noch Erfindungsgabe aus. Man schien auch von Selten der Ausstellungs - Behörde dieser so ausserordentlich wichtigen und schwierigen Aufgabe wenig Aufmerksamkeit gewidmet zu haben, da man nur eine einfach - vergoldete imd eine sil- berne Medaille v'ertheilt hatte. Die erstere erhielt der Garten Architekt le Breton in Paris, die an- dere hingegen der Garteukünstler Grube in Düs- seldorf. 127. Der Aufgabe für bildliche Darstel- lungen war man ebenfalls mehrfach nachgekom- men. Der Lithograph Severeyns in Brüssel er- hielt den ersten und Tarlier, ebenfalls in Brüssel, den zweiten Preis. 128. Nur einmal war man dagegen der Auf- gabe von Statuen für Gärten nachgekommen. Den Künstlern Schneider und Sohn In Mainz wurde der zweite Preis zugesprochen. 129. Vasen zum Schmuck der Gärten hatte man nicht eingesendet. 130. Grundrisse für Gewächshäuser und Kästen waren zwar eingegangen , die Jury sprach jedoch keinen Preis zu. 131. Für H ei zungs - App ara t e erhielt nur de la Croix In Gent eine eiufach-vergoldete Me- daille. 132. Sehr zahlreich waren G arten- Meubles und Garten-Ornamente eingegangen. Unter ihnen befand sich Manches, was weiter empfohlen zu werden verdiente ; doch der schon zu sehr in Anspruch genommene Raum erlaubt uns nicht, aus- führlich darüber zu berichten. Preise erhielten: Walcker in Paris, Bro ermann In Brüssel und Lebrun, ebenfalls in Brüssel (Vorstadt Schaer- beck). 133. Dasselbe galt von den G arten -Instru- menten und G eräth Schäften. In Betreff der ersteren erhielt D es bor des in Melun für seine ver- schiedenen Messer, Sägen u. s. w. den ersten, Hen- ne q u I n in Troyes für seinen Sekatcur den zwei- ten Preis, während in Betreff der letzteren den Hacken , Spaten u. s. w. von F a u v e 1 In Brüssel der erste, denen von Gauchez, ebenfalls in Brüs- sel, der zweite Preis zugesprochen wurde. 134. Auch Maschinen für Garten- Arbeiten waren mannigfacli vorhanden, besonders Mäh - Ma- schinen. Die von Gauchez erhielt den ersten und die von Schepdael, ebenfalls in Brüssel, den zweiten Preis. 135. Welchen Werth man in Belgien auf Spa- liere legt, sieht man daraus, dass man für Alles, was deren Anlegung und deren Schutz betrifft, eine besondere Konkurrenz eröffnet hatte, der auch vielfach entsprochen war. Folliot in Chabli er- hielt den ersten und Desfosses ain^ in Vesinet den zweiten Preis. 136. Für Urnen, Vasen und ähnliche Ge- genstände hatten sich keine Bewerber eingefunden. 137. Getriebene Trauben, wenigstens von vorzüglichem Ansehen, waren von mehrern Be- werbern vorhanden. Der Baron de Wauthier in Brüssel hatte die besten , weshalb ihm der erste Preis unter den Liebhabern zugesprochen wurde, während die Preisrichter den zweiten dem Gärtner van der Pias bei Mad. Gihoul In Laeken zu- theilten. Von Gärtnern erhielt den ersten Preis de Goes In Laeken. 139. Auch vorzügliche Ananas waren vorhan- den. Der Graf Meeus in Brüssel und der Gärt- ner'v an der Pias wurden gekrönt. 140. Ferner waren um Erdbeeren mehrfache Bewerbungen eingegangen. Wiederum van der Pias und ausserdem der Baron de Vinck 'Dorp in Brüssel erhielten den Preis. 141. Kernobst vom vorigen Jahre fand man in vorzüglicher Auswahl noch vor, denn nicht weniger als 12 hatten hauptsächlich Birnen einge- sendet. Da es nicht erlaubt war zu kosten, so lässt sich über den W^erth kein Urthell aussprechen. Auf jeden Fall machen wir aber Liebhaber auf die ziemlich grosse Anzahl von Birnen aufmerksam, 192 welche noch in so später Jahreszeit ein gutes Aus- sehen hatten. Wir empfehlen deshalb besonders den bekannten Obstzüchter de Jonge in Brüssel, welcher auch nebst dem Baumschulbesitzer Capei- nick in Gent den zweiten Preis davon trug. Aus- serdem erhielten bronzene Medaillen die Baumschul- besitzer van Raemdonck und Douchet in He- cheln. Die ersten Preise wurden dagegen Liebha- bern und zwar dem Grafen de Ribeaucourt in Brüssel und de Biseau d'Hautevil'le zugesprochen. 142. Auch Formenbäume in Tö;)fen waren vorhanden. Joseph Bau mann in Gent hatte eine grosse Anzahl derselben, wie anfangs bereits erwähnt ist, in vorzüglicher Qualität ausgestellt, ohne sich aber um einen Preis zu bewerben; die Preisrichter konnten demnach nur ihre Anerkennung aussprechen; den ersten Preis dafür erhielten dagegen Jamin und Durand in Paris. 143. Für getriebenes Gemüse erhielten die Händler Gebrüder Jacqmotte in Brüssel die gol- dene Medaille. 144. u. 145. Für Gemüse, wie es die Jah- reszeit gibt, hatten sich nur Liebhaber beworben. Wiederum bekamen Jacqmotte und ausserdem Dudok de Wit Ln Amsterdam die Preise. 146. u. 147. Nur von Liebhabern wurde bei dem Salat konkurrirt. Der Münzdirektor Allard imd ebenfalls der Händler Jacqmotte, beide in Brüssel, erhielten Preise. 148. u. 149. Der vorhandene Spargel Hess nichts zu wünschen übrig. Dem Thierarzte Pal- mans in Lokeren wurde unter den Liebhabern eine silb. Medaille zugesprochen ; ausnahmsweise glaubte die Jury anstatt der ausgesetzten bronzenen Me- daille dem Gärtner Lherault in Argenteuil (De- part. der Seine und Gise) eine vergoldete zuspre- chen zu müssen. 150. Für Grünkram (Spinat, Petersilie u s.w.) waren keine Bewerber vorhanden. 151. Ebenso nicht für Wurzelgemüse. 152. Als ein neues Gemüse, was welter verbreitet zu werden verdient, hatte van der Straeten in Brüssel Crambe maritima ausge- stellt. Vavin in Paris sprach man eine bronzene Medaille zu. Für was? ist nicht gesagt. 153. Die letzte Aufgabe galt den Champi- gnons: Mortier in Brüssel erhielt den Preis. Ausserdem waren noch Pflanzen u. s. w. ausge- stellt worden, die ausserhalb einer Konkurrenz sich befanden; die Preisrichter glaubten auch über diese ihr Urtheil abgeben und hier und da Vorschläge zu Preisen machen zu müssen. Es wurden dem- nach noch zugesprochen: I. In Rahmen eingefasste vergoldete Medaillen : 1. Der Sammlung japanischer Ahorn-Arten V. Siebold' s. 2. Der Sammlung von Farnen, Aroideen u. Bromeliaceen des bot. Gartens in Brüssel. 3. Der grossen Livistonia Birroo der Mad. Legrelle d'Hanis in Antwerpen. 4. Den Blattpflanzen des botan. Gartens in Löwen. 5. Den Anccochilus, so wie den offizinel- len und überhaupt nützlichen Pflanzen des botanischen Gartens in Gent. II. Einfach vergoldete Medaillen: 6. Der Sammlung von Higginsia- (Campylobo- trys-)Arten der Mad. Legrelle d'Hanis. 7. Den Glaces argent^es zur Ausschmückung der Wintergärten des Fabrikanten Nyssen sin Brüssel. S. Der Gloxinien-Sammlung des Gärtners Medaer fils in Brüssel. III. Silberne Medaillen : 9. Der Aroideen -Sammlung des botani- schen Gartens in Antwerpen. 10. Den Rhododendren von van den Ou- welant in Laeken. 11. Der Cupressus gracilis von Smith, Handelsgärtner in Toulouse. 12. Den eisernen Dreifüsssen von de la Croix in Gent. 13. Den Rhododendren des botanischen G a r t e n s i n M e c h e 1 n. IV. Bronzene Medaillen : 14. Der Sammlung von 23 Epheu- Sorten von R o b a r, Handelsgärtner in Lüttich. V. Ehrenvolle Erwähnungen : 15. Den Rouleaux von Burton in Brüssel. 16. Den Blattpflanzen von Couteaux, Ban- quier in Brüssel. 17. Den Gartenbänken von Guerette. Endlich blieben noch die beiden Königs-Me- daillen für den Aus- und Inländer, der das meiste Verdienst um die Ausstellung besass, zuzusprechen übrig. Zu diesem Zwecke traten die Vorsitzenden der verschiedenen Sektionen der Jury und die Mit- glieder der Ausstellungs-Komraission zusammen. Als Ausländer erhielt sie V e i t c h in London. In Bo- trefl' des Inländers zertheilten sich bei dem Scruti- nium die Stimmen in der Weise, dass 3, nämlich Mad. Legrelle d'Hanis, Linden und A. Ver- schaffelt eine gleiche Anzahl erhielten und hierauf der Beschluss gefasst wurde, durch das Loos entscheiden zu lassen. Se. Maj. der König geruhten jedoch, 3 Medaillen anstatt der einen zur Verfügung zu stellen, so dass genannte 3 Aussteller gleiche Anerkennung für ihre Leistungen erhielten. Verlag von Karl VViegandt in Berlin, Kommaudanten-Strasse No. G2. Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin, Zieten-Platz No. 2 Wochenschrift des Vereines xiir Betiirderiiiig; des (i!arteiibaue.s in den Kr»uigl. Freussisclien Staaten für (i*äi*tiierei und Pflaiizeiikiiiide. Redakteur : Pi'olessoi' Dr. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 25. Berlin, den 25. Juni 1864. Preis des Jahrgfanges ÖJ^ Thlr., sowohl bei Bezug durcli den Buchliandel. als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -üsterreicliischen Post- Vereines. Inhalt; 440. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 19. Juni. — Die erste Pflanzen- und Blunien- Ansstellnng in Frankfurt a. 0. — Die Anthurien mit grossen herzförmigen Blättern. — Ueber den Zustand der Obst- Kultur in Schlesien. Bericht von Dr. K. Fickert — Eine Entstehung von Bäumen mit hängenden Aesten in Folge der Veredlung. Vom Hofgärtner Jäger in Eisenach. 440. Vrrsnnniiliing des Vereines zur Ueforderiiiig des Gartenbaues, am 19. Juni. Das Fest der Gründung des Vereines war zum 43. Mal wiedergekehrt und wurde, wie gevvölnilicli, dureli eine Ausstellung und eine Fest-Versanmilung, der ein Festmahl folgte, gefeiert. Die Versammlung fand auch dieses Mal wiederum im Englischen Hause statt. Es wurden dem Gebrauche gemäss weder Vorträge gehalten, noch fanden Verhandlungen statt. Der Vorsitzende berichtete nur über die innern Zu- stände des Vereines und dessen Beziehungen nach aussen, die beide erfreulicher Natur waren. Die Zahl der Mitglieder hatte sich um 13 vermehrt. Ueber die Königl. Gärtner-Lehranstalt und Landes- Baumschule hatte der Generaldirektor Lenne Mit- theilungen eingesendet, welche durch den Vorsitzen- den, Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, zur weite- ren Kenntniss gelangten. Hierauf legte der Vorstand sein Amt nieder, nachdem Gymnasial -Direktor Dr. August, Geh. Regierungsrath Pehlemann, Kunst- und Handels- gärtner Hoffmann und Obergärtner Gaerdt mit den einstweiligen Geschäften betraut worden waren. Es wurde zunächst zur Wahl eines neuen Vorstan- des geschritten. Zu diesem Zwecke waren die von dem hierzu ernannten Ausschusse gemachten Vor- schläge gedruckt worden. Es gingen aus der Wahl- urne hervor: Geh. O.-Regierungsrath Knerk, als Vorsitzender, Professor Dr. Braun, als 1. Stellvertreter, Garten-Inspektor Bouch^, als 2. Stellvertreter, Professor Dr. Koch, als General-Sekretär, Rentier Sonntag, als Schatzmeister. Die erste Handlung, welche der neu erwählte Vorstand vornahm, war, dass der Vorsitzende des Preisrichter- Amtes , Apotheken - Besitzer A u g u s t i n, aufgefordert wurde, den Ausspruch der Pjelsrichter mitzutheilen. Verhandelt am 19. Juni 1864 in dem Ausstellungs-Lokale. Es wurde zuerkannt laut Programm vom 3. Ja- nuar 1864, wie folgt: I. Die von Sr. Maj. dem Könige huldreichst ver- liehene goldene Königs-Medaille für die ausgezeichnete Gesammtleistung in der Gärt- nerei: dem Obergärtner Boese bei dem Kom- merzienrath L e o n o r R e i c h e n h e i m. II. Der Links Preis, (20 Thaler): der Gruppe blühender Ttrchideen des Rittergutsbesitzers Moritz Reichenheim (Obergärtner Kraus). III. Der Frau von Schwanenfeld'sche Preis, (10 Thaler), für eine Zusammenstellung von sich für Zimmerkultur am besten eignenden Blattpflanzen : der Sammlung von Draeäneen des Rentiers Danneel (Oberg. Pasewaldt). IV. An sonstigen Geldpreisen: .4. Für Gru|i|tirungcii. a. 2Prei.se zu 10 Thalern. 1. Der Preis für die schönste Gruppe Schau- pflanzen in mindestens 12 Exemplaren fällt aus, 25 194 2. für die schönste Gruppe Marktpflanzen in mindestens 12 Exemplaren: der Gruppe des Kunst- und Handelsgärtners C. Clione (an der Frankfurter Chaussee). b. 4 Preise zu 5 Tlialern für Grii]ipeu von Marktpflanzen. 3. Der Blattpflanzen- Gruppe des Kunst- und Handelsgärtners C. L. Friebel (Koppenstr.), 4. den Pelargonien des Kunst- und Handels- gärtners C. L. Friebel. Der 5. u. 0. Preis wurde nicht zugesprochen. G. Für Sciinu|)flaiizcii. a. 1 Preis zu 10 Tlialern. 1. Der Laelia purpurata der Frau Geheimräthin Casper (Obergärtner Haak). b. 7 Preise zu 5 Thalern. 2. Der Nepenthes phyllamphora des Eitterguts- besitzers Mor. Reichenheim (Obergärtner Kraus), 3. dem Clerodendron Bettunianum des Rentiers Danneel (Obergärtner Pasewald t), 4. der Burlingtonia venusta der Frau Geheim- räthin Casper (Obergärtner Haak), 5. der Selaginella Lyalli des Universitätsgärtners Saue r, 6. der Achinienes Verschaffeltii des Ritterguts- besitzers Mor. Reichenheim (Obergärtner Kraus), 7. u. 8. fallen aus. C, Für neue Eiufüliningcii. 2 Preise zu 5 Tlialern. 1. Der Canna metallica des Kunst- und Han- delsgärtners Lauche, 2. der 2. Preis fällt aus. D, Für abgescIiiiiUeiic ßliimeii iiiitl l$uiu|ucts. 1 Preis von 5 Thalorn. Den Ötlefniütterchen des Kunst- und Handels- gärtners Schwan ecke in Oschersleben. E. Für Obst iiiiil (icmüse. 2 Preise zu 5 Tlialern. 1. Der Melone, der Ananas, den Pflaumen und den 3 Sorten Erdbeeren des Flofgärtners Meyer in Sanssouci, 2. der Sammlung von Gemüse des Hoflieferan- ten ßuckardt ((-)bergärtner Müller). F. Zur Verfügung ilcr Preisrichter. a. 1 Preis zu 10 Tlialern. * 1. Den ausgestellten Pflanzen des Kon ig 1. botanischen Gartens (Inspektor Bouche). b. 7 Preise zu 5 Thalern. 2. Den Gloxinien des Ritterguts-besitzers Mor. Reichenheim (Obei-gärtner Kraus), 3. den Gloxinien des Rentiers Danneel (Ober- gärtner Pasewaldt), 4. der Blattpflanzen - Gruppe des Kunst- und Handelsgärtners L. Mathieu, 5. der Yucca albo-spica des Professors Dr. K. Koch, 6. dem Blumentische des Rentiers Danneel (Obergärtner Pasewaldt), 7. der Lomaria gibba des Königl. botani- schen Gartens (Inspektor Bouch^), 8. den Rosen des Kunst- und Handelsgärtners Jänicke mit Rücksicht auf das ungünstige Frühjahr. (i. Ehrciiiii|ilum. Den Aepfeln des Kastellans Gette in Freien- walde. H. Augustin. Reinecke. P. Christoph. Crass. L. Mathieu. J. Hoffmann. Gaerdt. Giesler. C. Fintelmann. Schliesslich erklärte der Professor Dr. Koch auf den Geld-Preis zu Gunsten der Kasse des Vereines zu verzichten. Die crllc pdanjcib uiiö .l^fuiupi^iliisftfdung in Frankfurt a. 0. Vom 22. bis 24. Mai. Am Eingange rechts und links des sehr ge- räumigen Ausstellungspiatzes hatte der Gartenbau- Verein in Frankfurt Topfgewächse in allen Sorten aufgestellt. Besonders schöne Kultm-pflanzen, d. h. ausgesucht schöne Exemplare, wie man solche auf den Ausstellungen in Berlin zu sehen bekommt, waren freilich nicht darunter, allein dennoch machte das Ganze auf den Beschauer einen recht ange- nehmen Eindruck. Der Kunst- und Handelsgärtner Bauer hatte sehr hübsche Azaleen, darunter einen von ihm ge- züchteten Sämling von besonderer Schönheit, gelie- fert. Jedenfalls besitzt derselbe in seinem Sämling keinen geringen Schatz, denn er wird gewiss bei allen Azaleen - Freunden Aufsehen erregen. Dem Kunst- und Ilandelsgärtner Lüben dagegen ver- dankte man eine Sammhing von Calccolarien. Die Pflanzen zeigten von guter Kultur und waren in schönen Farben vorhanden. Die Linau'sche Gärtnerei (Obergärtner Hen- selmann) hatte ebenfalls sehr hübsche Azaleen, so wie andere schöne Gewächse ausgestellt. Sie be- währte durch ihr Ausgestelltes ihren alten guten Ruf. 195 Von besonderer Schönheit waren ilie Viola tri- color des Kunst- und Handulsgärtners Decker, eines strebsamen Gärtners. Die Blumen zeigten den Liebhabern hiesiger Gegend, dass sie nicht weit haben, sich wirkliili Ansgczeichnetes in dieser Pflan- zensorte zu verscliati'en. Ausserdem hatten aus Frankfurt noch ausge- gestellt: der Obergärtner Teichert und Kunst- und Handelsgärtner Bück. Von ausserhalb hatte sich einzig und allein die Gräflich-Schwerin 'sehe Gärtnerei zu Tamsel (Schlossgärtr.er Sil ex) an der Ausstellung betheiligt. Bei der grossen Entfernung war jedoch der Trans- port der Topfpflanzen mit zu vielen Schwierigkeiten verknüpft. Es lieferte die genannte Gärtnerei frü- hes Gemüse mid zwar: 2 Sorten grüne Bohnen, neue Kartoffeln, 3 Sorten Gurken, 2 Sorten Blu- menkohl, darunter den Erfurter Zwerg-Blumenkohl, aber von besonderer Grösse, und ausgezeichneten Spargel (Riesenspargel, wie viele Beschauer sich gegenseitig belehrten). Ausserdem waren gegen 100 Früchte der Eeinette Diel ausgestellt, welche sich so gut erhalten hatten, als kämen sie frisch vom Baume. Zwei geschmackvoll arrangirte Blu- menschalen, von dem zweiten Gärtner in Tamsel, Scherliand, angefertigt, fanden, besonders bei den Damen, viel Beifall. Ausserhalb des Zeltes waren von Tamsel 5 Apfel - Spalierbäumchen (Kordons, 2 Reihen über- einander), 22 Fuss lang und 2 Fuss hoch, so wie 1 Pflaumen -Spalierbaum, 7 Fuss hoch und 5 Fuss breit, an Spalieren ausgestellt, um dem Publikum zu zeigen, wie hübsch solches Spalierobst sich aus- nimmt. Dass die Anpflanzung auch lohnend ist, zeigten die an den Bäumen reichlich vorhandenen Blüthen. Die Bäumchen waren 14 Tage vor der Ausstellung in Kübel gepflanzt, letztere jedoch auf dem Ausstellungsplatze mit Erde bedeckt. Eine neben den Bäumchen angebrachte Tafel zeigte, dass die Bäume Lepfere'sche Kulturen waren. Es wäre übrigens wohl zu wünschen gewesen, dass sich von den anderen Gärtnern der Umgegend eine bessere Theilnahme an der Ausstellung ge- zeigt hätte. An Preisen erhielten: Kunst- und Handelsgärt- ner Lüben und die Gräflich-Schwerin'sche Gärt- nerei (Schlossgärtner Sil ex) die silberne Medaille, Obergärtner Henselmann und die Kunst- und Handelsgärtner Bauer und Decker hingegen die bronzene. Die rege Theilnahme des Vorsitzenden und des Schriftführers vom Gartenbau- Vereine in Frankfurt an der Ausstellung ist ganz besonders erwähnens- werth. Die Aiithiii'ieii mit gros*i«'ii lu>i'zloruti<,M>ii Kliittt'rii. Die Liebhaberei für Aroideon mit ausdauernden Blättern ist im Abnehmen; und doch verdienen diese Blattpflanzen, besonders für's Zinnner, die grösste Beachtung. Sie bedürfen nur einer gerin- gen Pflege und vertragen die trockene Zinnnerluft selbst da noch , wo sie in tiefem Schatten stehen. Wir kennen einzelne hierhergehörige Arten, welche mehre Jahre hindurch sich im Zimmer gehalten hatten, ohne selbst auch nur in der ganzen Zeit einmal umgesetzt zu sein. Da man immer Blatt- pflanzen, welche in den Zimmern aushalten, verlangt, so sollten die Handelsgärtner doch auch diesem Verlan- gen mehr Rechnung tragen, als es geschieht, und den Käufern etwas bieten, was in dieser Hinsicht Em- pfehlung verdient. Nicht weniger sind Liebhabern, welche über Gewächshäuser verfügen können, diese Aroideen mit leder- oder pergamentartigen Blättern zu em- pfehlen. An und für sich durch die grossen Flä- chen von meist freudig-grüner Farbe, welche sie darbieten, schön, können ihre Reize noch durch gute Kultur erhöhet werden. Wir liaben bereits in dem Berichte über die Brüsseler Ausstellung einiger Sammlungen gedacht (s. S. 181), welche durch die gute Kultur der Pflanzen sich auszeichneten und darlegten, welchen ornamentalen Werth diese Aroideen haben. Wir ergreifen jetzt, wo wir der Freundlichkeit der Madame Legrelle d'Hanis in Berchem bei Antwerpen ein .blühendes Exemplar einer solchen Aroidee verdanken, die Gelegenheit, um auf eine Gruppe des Genus Aiithuriuni auf- merksam zu machen, welche vor Allem Zimmer- pflanzen zu liefern im Stande ist und aus der sich auch eine nicht geringe Anzahl in Kultur befindet. Es sind dieses die Antliurien mit grossen, herzför- migen Blättern. Zu den Aroideen, welche als Blattpflanzen in unseren Zimmern dienen können, gehören nament- lich die Arten der beiden Geschlechter Anthurium und Philodendron, welche sich von den übrigen dadurch wesentlich unterscheiden, dass nicht die Enden der Blattstiele scheidenartig sich entwickeln, sondern dass sich an der Basis derselben eigen- thümliche hautartige Scheiden absondern und die höher liegenden Theile des Stammes, zunächst das darauf folgende Blatt, eiuschliessen. Aus diesen beiden Geschlechtern beschreibt Schott nicht we- niger als 215 Arten, von denen zu Anthurium 180, zu Philodendron hingegen 135 gehören. Allerdings möchte bei genauer wissenschaftlicher Untersuchung, die mehr lebende, als getrocknete Exemplare ins Auge fasst, diese Zahl sich bedeutend verringern. 25* 196 Diese Aroideen mit den Stipulai-Sclieiden kom- men nur im tropischen, zum Tlieil auch im subtro- pischen Amerika vor und leben an Bäumen, sind daher Epipiivten im eigentlichen Sinne des Wortes. Dass unter den Anthurien es auch echte Erdpflan- zen (plantae terrestres) gibt, ähnlich wie bei den Orchideen, wie Schott behauptet, bezweifeln wir, wenn auch einzelne Exemplare vielleicht auf dem humösen Boden der tropischen Urwälder hier und da zufällig einmal vorkommen mögen. Das Genus riiilodcudron hat deshalb auch diesen Namen, der j Baunifreuud" bedeutet, erhalten. Das ebenfalls griechische Wort „Anthurium" bedeutet dagegen „BlUthenschwanz" und bezieht sich auf den verlän- gerten, mehr oder weniger walzenförmigen Blüthen- stand. In der äusseren Erscheinung ähneln sich die Arten beider Geschlechter ungemein, weshalb sie in den Gärten, selbst auch von den Botanikern, ganz gewöhnlich mit einander verwechselt werden. Ein Theil von ihnen ist stammlos, d. h. der Sten- gel ist so verkürzt, dass zwischen den einzelnen aufeinander folgenden Blättern tVst kein sichtbarer Zwischenraum vorhanden ist. Die übrigen Arten besitzen die Neigung zu klettern und haben des- halb längere oder kürzere Stengel. Sehr lang wer- den diese jedoch nicht, am längsten noch bei den l'hilüdendren. Die Blätter sind verschieden geformt, dauern mehre Jahre hindurch und sind im Allge- meinen bei den Philodendren weicher, als bei den Anthurien, wo sie in der Regel eine pergament- oder lederartige Konsistenz besitzen. Ihre Gestalt ist höchst mannigfach; es kommen bei beiden Ge- schlechtern Arten mit schmalen und umgekehrt mit sehr bieiten Blättern vor; diese ^ind bald ganzran- dig, bald mehr eingeschnitten, bald aber auch ge- fiedert oder fingerförmig. So übereinstimmend die Arten von Philodendron und Anthurium in den ■ verschiedenen Formen der Blätter erscheinen, so ' sind sie doch durch die Nervatur der letzteren sehr leicht von einander zu unterscheiden. Bei Philodendron zieht sich nämlich in den Blättern eine ]\Iitte]ripj)e vom Blattstiel bis zur Spitze; von ihr aus gehen zahlreiche Nerven seit- wärts und dichtgedrängt nach dem Eande, ohne mit einander sich zu verästeln. Sie laufen sämmt- lich einander ziemlich parallel. Bei den Arten des ; Genus Anthurium hingegen verästelt sich die Mittel- rippe und es gehen auf beiden Seiten Aestc ab, die !^ieh verzweigen und dann sich wiederum verbin- den, so dass ein grossmaschiges Adernetz entsteht. Nach dieser Auseinandersetzung zum besseren Verstäudniss kommen wir auf die Gruppe der An- thurien mit grossen, mehr oder weniger an der Basis herzförmigen Blättern. Alle Arten konunen darin überein, dass sie einen Stengel bilden, der sieh mit der einen Seite an dem Stamme eines Baiunes anlehnt und an demselben emporsteigt. Oder sie befinden sich in den Winkeln der Haupt- äste und haben nur einen kurzen Stengel. In bei- den Fällen kommen viele Luftwurzeln hervor, die dazu dienen, aus der sie umgebenden feuchten At- mosphäre Nahrung einzunehmen. In Schott' s Prodromus Aroidearum sind nicht weniger als 5G hierher gehörige Arten beschrieben worden. Schott theilt sie in Arten mit finger- und in Arten mit fuss- förmigen Nerven in den Blättern. Diese Eintheilung ist nicht durchzu- führen, ebenso, wie die 15 ausserdem gegebenen Gruppen (Greges) sich in der Wirklichkeit in der angegebenen Weise nicht trennen lassen. Es stehen hier auch nahe verwandte Arten weit auseinander und solche, die man auf den ersten Blick unter- scheiden kann, wiederum bei einander. In Betrefl" der Arten, welche wir lebend zu untersuchen Gelegenheit hatten, lassen sich wohl aber 2 Abtheilungen unterscheiden. In der einen sind nämlich die Blätter mehr pergamentartig und I immer, oder doch fast inuncr, mit ihrer Spitze nach unten gerichtet, in der anderen haben sie dagegen eine derbere, mehr lederartige Konsistenz und nei- gen sich mit der Spitze nicht abwärts, sondern ste- hen grade ab und meist in die Höhe. Bei der Aufzählung nennen wir nur die Arten, welche in Kultur befindlich und von uns lebend beobachtet wurden und beginnen mit denen, welche abwärts geneigte Blattflächen besitzen. 1. A. metallicum Lind. (Schott prodr. p. 506) wurde von Linden eingeführt und befand sich in einem schönen Exeiiiplare in der Sammlung der Ma- dame Lcgrelle d'Hanis auf der Brüsseler Aus- stellung. Die Pflanze scheint nur einen kurzen Stamm zu bilden. Die langen ]51attstiele steigen grade in die Höhe. Die Oberfläche der Blätter besitzt bei einer opakhellgrüneu Farbe einen schwachen, metallischen Schimmer, der Ursache zur Benennung der Pflanze gewesen ist; die Unterfläclie erscheint noch heller. Die Konsistenz ist hautartiger und dünner, als bei den übrigen Arten, und stimmt in sofern mit A. costatum am meisten überein. Es gilt dieses auch hinsichtlich der Nervatur und der Form der Blätter. Diese sind nämlich eirund-herz- förmig und haben bei einer Länge von 18 eine Breite (oberhalb der Basis) von 13 Zoll. Die 5 Zoll grossen und abgerundeten Ohren schliessen einen rundlichen Ausschnitt von über 2 Zoll Durch- messer ein und werden von 4 an der Basis ver- bundenen Nerven durclizogcn. Ausserdem nehmen an der Basis, ausser dem mittlem, no Zoll besitzen und in der Regel mit den Spitzen nach unten gerichtet sind, weil das Ende des Blüthenstieles abwärts ge- bogen erscheint. Der Kolben hat eine violett-braune, die schmale Scheide hingegen eine bräunliche Farbe. Nach Schott soll unser A. costatum mit dem ein Jahr fast später von ihm (1854) aufgestellten A. violascens möglicher Weise identisch sein. Die Län- genverhältnisse der Scheide und des Kolbens wei- chen aber wesentlich ab. 3. A. ochranthum G. Kocli (Append. des Sa- men-Verzeichnisses des Berl. bot. Gart. 1853, p. 6), zeichnet sich durch die sehr langen Blatt- und Blüthenstiele aus, die bei ausgewachsenen Exem- plaren 2 Fuss und mehr Länge haben. Die Blatt- flächen verschmälern sich von der sehr breiten Ba- sis keineswegs in einem solchen deutlichen Bogen, wie es bei den beiden vorhergenannten Arten der Fall ist, sondern laufen mehr dreieckig aus. Auch die Nervatur ist in sofern eine andere, als die Aeste des Jlittelnerves entfernter stehen und sich zu einem deutlichen Eandnerven, der 4 bis 6 Li- nien vom Rande entfernt ist, vereinigen. Die Blatt- ohren schliessen einen breiten Ausschnitt ein. Der schmale, aber ziemlich lange Kolben von ochergel- ber Farbe steht in einem Winkel ab, ist kurzge- stielt und besitzt eine ebenso lange, lanzettförmige Scheide von grünlicher oder gelb-grünlicher Farbe. 4. A. polyrrhizon C.Koch (in Allgem. Berl. Gartenz. 1857, p. 192) ist sehr leicht an den Luft- wurzeln zu erkennen, welche sieh so gedrängt, wie bei keiner andern Art vorfinden, sonst stimmt es mit dem vorigen und mit A. nympliaefolium darin überein, dass die jugendlichen Blätter einen bräun- lich-röthlichen Anflug haben. Seine Gestalt ist herz- lanzettförmig. Die Nervatur ist in sofern eigent- thümlieh, als die beiden auf den Seiten des mittle- ren aus der Basis des Blattes entspringenden Ner- ven nicht bis in den Rand, sondern diesem entlang und parallel nach der Spitze des Blattes zu gehen und alle Hauptäste des Mlttelnervs in sich aufneh- men. Die Aderung tritt weit weniger, als bei den übrigen Arten, hervor. Auch hier stehen die Blatt- ohren weit auseinander. Der Blüthenstiel ist kür- zer, als der Blattstiel, und trägt an seiner Spitze eine lanzettförmige, später zurückgeschlagene Scheide von grüner und einen ebenso langen Kolben von violett-rötlilicher Farbe. 5. A. rubrinervium Kth (enum. pl. III, p. 78) hat die Nerven und Hauptäste des Mittelner v's auf der Unterfläehe der Blätter braunröthlich, ein Umstand, der Link zuerst zur Benennung von Pothos rubrinervia Veranlassung gab. Die Form der sehr lang gestielten Blätter besitzt die Art mit der vorigen gemein, doch sind die Ohren noch län- ger und mehr divergirend, schliessen deshalb eben- falls einen ziemlich grossen Ausschnitt ein. Die Hauptäste des Mittelneivs vereinigen sich zu einem bis zur Spitze des Blattes reichenden Randnerven. Die Blüthenstiele sind ebenfalls sehr lang und tra- gen an der Spitze eine bläulich-röthlich-grüne Scheide von elliptischer Gestalt und einen ebenso gefärbten, bisweilen mehr bräunlichen Kolben. Wahrscheinlich ist, wie Schott meint, Pothos sagittata, welche vor einem halben Jahrhunderte in den Gärten kultivirt worden ist, dieselbe Pflanze, ebenso aber auch Pothos cordata Humboldt's oder Anthuriuni Huniboldtiauum Kunth's, wie aus einem noch im Königlichen Herbar zu Berlin befindlichen Exemplare hervorgeht. A. Humboldtianum Schott's (prodr. p. 524) gehört dagegen zu unserem A. po- lyrrhizon. 6. A. nympliaefolium C. Koch et Bouchö (in Append. des Samen ■ Verz. des Berl. bot. Gart. 1853, p. 6) ist wohl die schönste der hierhergehöri- gen Arten, hauptsächlich wegen der prächtigen, herzförniigeirniiden Blätter, welche, wie gesagt, in der Jugend einen röthlich-bräunlichen Anstrich ha- ben. Es kommt noch dazu, dass sie ebenfalls ziem- lich langgestielt sind und sich auch in grösserer Anzahl an dem etwas mehr aufsteigenden Stengel befinden. Die Ohren stehen so nahe an einander, dass sie nur einen sehr schmalen Ausschnitt zwi- schen sich lassen , ja bisweilen sogar einander be- decken. Die Hauptäste des Mlttelnervs vereinigen sich zu einem bis an die Spitze des Blattes rei- chenden Randnerven. Der Blüthenstiel hat die Länge 198 des Blattstieles und besitzt eine ziemlich breite, kahnförmige Scheide von grünlich -weisser Farbe, während diese bei dem kürzeren Kolben mit kur- zem Stiele braun erscheint. Aus Belgien wurde diese Art vor einigen Jah- ren unter dem falschen Namen A. Humboldtianum in den Handel gebracht; wir haben sie selbst noch in neuerer Zeit unter diesem Namen gesehen. 7. A. Lindenianum C. Koch (in der Allgeni. Berl. Gartenz. p. 234) steht au Schönheit der vori- gen kaum nach und hat auch hinsichtlich der mehr rundlichen, in der Jugend etwas bräunlichen Blät- ter eine grosse Aehnlichkeit mit ihr. Diese sind selbst noch runder, da der Breiten-Durchmesser kaum weniger als der Längs-Durchmesser beträgt. Ausgezeichnet ist die Art iiocji dadurch, dass das Blatt sich plötzlich in eine lanzettförmige Spitze zusammenzieht. Auch die Ohren stehen weiter auseinander, so dass sie einen rundlichen, oft mehr als Zoll breiten Ausschnitt einschhessen. Das:ee:en ist die Nervatur auch in sofern dieselbe, als die Hauptäste des Mittelnervs einen Randnerven bilden, der sich ziemlich um das ganze Blatt herumzieht. Sehr hübsch nimmt sich die milchweisse, flache und elliptische Blüthenscbeide, die aufrecht steht und den ebenfalls welsslichen Kolben an I^änge über- trifft, aus. Es bleiben die übrigen hierher gehörigen Arten zu nennen übrig, deren Blätter eine dickere und lederartige Konsistenz und keine abwärts geneigte Stellung besitzen, in sofern sie in unseren Gärten sich in Kultur befinden; wir fürchten jedoch, dass es für jetzt zu weit füln-en würde und ziehen des- Laib vor, diese nur namentlich aufzuführen und sie mit einigen Bemerkungen zu begleiten. 8. Anthurium grandifolium Kth, was in den Gärten sehr oft auch als A. macrophyllum vorkommt, hat die grössten Blätter und passt des- halb nicht in die Zimmer, wohl aber bleibt es für Gewächshäuser eine nicht zu übersehende Pflanze. Kunth hat die Art als A. amplum beschrieben. Was Endlicher als A. macrophyllum beschrieben, gehört sicher in die Abtheilung mit pergamentarti- gen Blättern, ob auch Pothos macrophylla Swartz? möchte, da ein Original-Exemplar nicht mehr vor- handen zu sein scheint, schwer zu entscheiden sein. "Was Schott endHch als macrophyllum (prodr. p. Ö1(J) beschreibt, ist dagegen 9. unser A. Selloum, welches sich durch lauge, ziemlich grosse, mehr trockene Blätter, mit deutlich- herzförmiger Basis auszeichnet und Besitzern von Gewächshäusern ebenfalls empfohlen werden kann. 10. A. Laucheanum C. Koch scheint sich vor Allem in den Zimmern gut zu halten und besitzt Blätter von fleischig-lederartiger Konsistenz. Diese haben ausserdem eine herzförmig- längHche Gestalt. 11. Sehr hübsch ist ferner A. Boucheanum C. Koch wegen der herzförmigen Blätter von 7 Zoll Breite oberhalb der Basis und wegen deren scliönen, freudig-grünen Farbe. Die Konsistenz ist zwar ziemlich dick, doch aber auch trocken. In den Gärten war die Art früher unter dem Namen A. cartilagineum vorhanden. Leider scheint sie jetzt seltener geworden zu sein, denn wir haben sie lange nicht mehr gesehen. 12. Eine noch kleinblättrigere, aber sonst ähnliche Art ist die, welche wir A. cordatum genannt ha- ben und leider ebenfalls zu den seltenen gehört. Sie wurde zuerst in Herrenhausen bei Hannover kultivirt, wo sie liofi'entlich noch existirt. Die noch nicht halbfusslangen und genau herzförmigen Blät- ter stehen auf sehr langen Stielen, wodurch die Pflanze etwas Graziöses erhält. 13. Endlich nennen wir noch A. cucullatum C. Koch, ebenfalls eine grossblättrige Art, die we- niger in die Zimmer, als vielmehr in die Gewächs- häuser passt. liireu Namen hat sie erhalten, weil die Basis des Blattes mit den Blattohren sich nach innen biegt, so dass eine kappenförmige Konkavi- tät entsteht. An dieser Eigenthümlichkeit ist sie auch leicht zu erkennen. üebe den Zustand der Ohstkiiltur in Schlesien. des Abg;eurilncteii der Sclilcsisciiuii Gesellschaft, Sektion für Obst- und Uartciibaii, bri der 4. Versaniinlung dciitsclier Pumulugeii. Von Dr. K. Fickert aus Breslau. Es ist nicht zu leugnen, dass auch in Schlesien während des letzten Jahrzehents die Obstkultur einen Aufschwung genommen hat und dass wenig- stens stellcnwels ein neuer Eifer für dieselbe er- wacht ist, der bereits Früchte trägt. Doch wenn wir uns nicht selbst überheben, sondern die Sache nehmen wollen, wie sie liegt, so müssen wir einge- stehen, dass unserem Obstbau noch sehr viel fehlt, um ein wichtiger Faktor der Landeskultur zu sein, wozu er durch Boden und Klima unserer Provinz berufen ist. Ja man darf behaupten, dass wir noch erheblich zurückstehen gegen das, was gegen Ende des vorigen Jahrhunderts geleistet wurde. Damals nahm sich die Regierung mit aller Energie dieses wichtigen Kulturzwciges au und sorgte dafür, dass die Gemeinden nicht blos Obstbäume anpflan- 199 zen nuissten, sondern dass auch der Landmann eine Anleitung zum Obstbau erhielt. »Schlesien hatte 3 Landesbaumschulen, und es wurden sorgfältig statistische Notizen gesammelt, aus denen wir noch jetzt den damaligen Bestand an Obst- bäumen in unserer Provinz, die nachtheiligen Ein- flüsse strenger Winter, die Vermehrung der An- ])flanzungen u. s. w. ersehen können. Jetzt ist es Einzelnen oder Vereinen überlassen, den Obstbau zu fördern, so gut sie wollen und können. Dass aber auf diesem Wege Einheit und Gleichmässig- keit nicht erreicht werden kann, ist an sich klar. Das einzige Institut, welches, wenigstens seiner Tendenz nach, dem Obstbau in der ganzen Provinz Schlesien seine Aufmerksamkeit widmet, ist die Schlesische Gesellschaft, Sektion für Obst- und Gar- tenbau; aber die ihr zu Gebote stehenden Mittel itichen nicht aus, die Aufgabe zu lösen. Schon die Zahl ihrer Mitglieder — noch nicht 400 — ist für eine Provinz mit mehr als o Millionen Einwohner viel zu gering, und unter den Mitgliedern sind wieder nur sehr wenige, deren Thätigkeit die Zwecke der Sektion wahrhaft fördern. Die Geldmittel aber, über welche die Sektion ver- fügen kann , reichen noch weit weniger aus. bo hat sie sich denn längere Zeit auf die Verthei- lung von Pfropfreisern an ihre Mitglieder be- schränken müssen, in den meisten Fällen aber nicht erfahren können, was aus diesen Reisern geworden ist. Dass damit nichts Bedeutendes erreicht worden ist, trotz der grossen Menge der seit fast 15 Jahren abgegebenen Reiser, macht sich jedem klar, der den Breslauer oder einen andern Obstmarkt durch- mustert. Man findet immer iiiu' die Sorten, welche seit 80 Jahren oder länger bei uns heimisch sind. Von Obst - Ausstellungen kann man auf die Obstkultur im Grossen keinen richtigen Schluss ziehen; denn an ihnen betheiligen sich nur Baum- schulenbesitzer und Obstliebhaber, welche in iiiren Gärten Manches besitzen, was nicht verbreitet ist. Auch Obst-Ausstellungen hat die Sektion als (in Förderungsmittel der Obstkultur früher in Bres- lau mehrmals veranstaltet, und es haben sich an denselben immer diejenigen Mitgheder lebhaft be- theiligt, welche überhaupt ein Interesse an der Sache haben; dass aber dies Interesse durch die Ausstellungen allgemeiner geworden wäre, wage ich nicht, zu behaupten. Der Besuch derselben, na- mentlich von Auswärtigen, war verhältnissmässig gering, und ein Hauptzweck, falsche Benennungen zu berichtigen, ist nur in wenigen Fällen erreicht worden, was die Mehrzahl der in Görlitz ausge- stellten Schlesischen Sortimente beweist. Die Sek- tion hat daher auch den Weg einzuschlagen ver- sucht, der allein zum Ziele führen kann. Es musste eine Baumschule geschaffen werden, die, abgesehen von allem Gewinn, die empfohlenen Sorten selbst prüft und jede unter ihrem wahren Namen verbrei- tet. Es ist auch gelungen , in der Stadt Breslau selbst, Matthiasstr. 90, einen Garten zu pachten und dort eine Baumschule anzulegen. Ja die Sektion hat durch Lucas' Vennittelung einen Gärtner aus W^ürttemberg kommen lassen, der eine Zeit lang das pomologische Institut in Reutlingen besucht hat. Diese Anlage wurde möglich einerseits durch freiwillige Beiträge von Mitgliedern, andrerseits be- sonders durch eine jährliche L'nterstützung von 150 Thalern, welche das Königl. Landwirthschaftliche Ministerium gewährt. Aus dieser Baumschule sind bereits Copvdanten und Zwergbäume in nicht gerin- ger Anzahl für einen billigen Preis abgegeben wor- den. Dass aber eine Fläche von 3 Morgen nur genügen konnte, um einen Anfang zu machen, war klar. Es ist daher die Sektion für Obst- und Gar- tenbau neuerdings mit der Stadt Breslau in Unter- handlung getreten wegen eines bedeutend grösseren Grundstückes. Gehngt es, dies zu erwerben und findet die Sektion die ausserdem noch nöthige Un- terstützung, so wird sie einen pomologischen Garten und eine grössere Baumschule anlegen, auch Baumgärtner und Baumwärter heranzubilden suchen. Ein pomologisches Institut mit einem pomologischen Garten ist das sicherste Mit- tel, die Obstkultur wahrhaft zu fördern. Dies hat auch Superintendent Oberdieck bei sei- ner Anwesenheit in Breslau den um ihn versammel- ten Mitgliedern der Sektion mit beredten Worten warm an das Herz gelegt. Fassen wir nun zusammen, was sich über den Zustand der Obstkultur in Schlesien sagen lässt, so ist dies etwa Folgendes: 1. In einigen Gegenden hat sich aus früherer Zeit so viel Obstbau erhalten, dass Obst in grösse- rer Menge gewonnen und zu Markte gebracht wird. Dies gilt besonders von Trebnitz und Grünberg. 2. Einzelne Grundbesitzer haben noch aus frü- herer Zeit schöne Obstpflauzungen, andere haben solche neuerdings angelegt. 3. Es gibt einige Baumschulen, die den Ruf der Zuverlässigkeit seit Jahren besitzen, und einige neuere Anlagen der Art versprechen gute Erfolge. 4. Es haben einzelne Vereine sich bemüht, die Obstkultur zu heben, und ihre Bemühungen sind nicht erfolglos geblieben. 5. Das Alles reicht aber für eine Provinz, die 742 Q.-JI. umfasst, weithin nicht aus. G. Denn erstlich Ist der Obstbau lange nicht so allgemein verbreitet, wie die Landeskultur es erfordert; zweitens fehlt es sowohl an der nöthlgen Sortenkenntniss, wie an der Einsicht In die Behand- 200 hing der Bäume. Auch die Vortlieile der Obst- benutzung sind wenig bekannt. 7. Um die Obstkultur zu fördern, ist ein po- mologisches Institut zur Bildung von Baum- gärtnern und Bauniwärtern, ein pomo logisch er Garten zur Prüfung der Sorten und eine Pro- vinzial-Baumschule nöthig, aus welcher die Sor- ten für einen billigen Preis eclit bezogen werden können. Eine Eiitstehiiiig von ßänmen mit liängcniifu ,-Aclkn in i'oltic ticr Hcrrlilunti. Vom Hofgärtuer Jäger in Eiseiiach. In der Baumschule zu Wilhelmsthal bei Eise- nach lassen wir Salix nigra pendula hochstämmig auf S. Caprea, die gemeine Sohlvveide, veredeln. Mangel an gutem Edelholz oder ein anderes Miss- geschick veranlasste ein Misslingen der Veredlung bei 12 bis 15 Stämmen. Diese trieben unter der Pfropfstelle zahlreiche Aeste. Unter diesen waren 4 Exemplare, wo diese neuen Triebe sämmtlich nach unten wuchsen, so dass sie vollkommen der schon in den Gärten vorhandenen Trauer-Sohlwcide (Salix Caprea pendula) glichen. Die übi-igen Exem- plare hatten sämmtlich aufrechte Triebe. Dass diese Veränderung nicht in Folge der Einwirkung des Edelreises vorgegangen ist — wie ich nicht einmal annehmen würde, wenn die Pfropf- reiser darauf angewachsen gewesen wären, weil Ich an keine RückvvLi-kung glaube — versteht sich von selbst. Sie war also blos eine Folge der Verstüm- melung des Stammes durch das Pfropfen und- — Zu- fall, d. h. durch Ursachen bedingt, die wir nicht kennen. Ich bringe wohl mit Recht diese Thatsache mit einer andern in Verbindung, wo auch in Folge einer misslungenen Veredlung ans einem oberen Auge des Wildlings ein mit bunten Blättern ver- sehener Zweig hervorgetrieben hatte. Dass gewalt- same Eingriffe in den Organismus eines Thieres ebenfalls oft Abnormitäten hervorrufen, ist wohl eine Thatsache. Warum sollte es nicht auch bei den Pflanzen sein? Es muss doch der Umstand auffallen, dass die meisten Spielarten von Gehölzen in den Gärten oder Baumschulen entstehen, dass man ferner dergleichen im Freien ausserordentlich selten sieht. In Gärten finden keineswegs die Pflanzen immer genau die Bedingungen, unter denen sie normal gedeihen können. Ueberladung mit Nah- rungstofl'en in Folge des humösen Gartenbodens ist ebenfalls schon etwas, was auf abnorme Entwicke- lung einzelner Theile oder des Ganzen hinwirken kann. Das Messer wird sehr oft angesetzt, um der ganzen Pflanze eine beliebige, nicht selten abwei- chende Form zu geben. Es wird Niemand leug- nen, dass alle Veredlungen einen nicht unbedeu- tenden Eingriff in das Leben der als Unterlage be- nutzten Pflanze ausüben können und auch wirklich ausüben. Ja selbst, dass ein fremder, wenn auch noch so nah verwandter, aber doch mehr oder we- niger abweichender Organismus fortwährend Nah- rung entzieht, aber auch Nahrung, durch seine Blätter bereitet, zuführt, ist eine abnorme Er- scheinung. Es wäre daher wohl der ]\Iühe werth, dass Gärtner, und hauptsächlich Baumschulbesitzcr, die- sem Umstände einige Aufmerksamkeit widmeten und versuchten, der Entstehung abnormer Bildungen, z. B. der hängenden Zweige, der bunten Blätter u. s. w. nachzuforschen und sie zum Nutzen und Frommen der Wissenschaft, aber auch im Interesse der Gärtnerei selbst, zur Kenntniss zu bringen. Jjttuöefsgärtucrei noii 'lenii Uerfffjttffcft, 43 nie ile la taveriie, («eiit. Jean Verschaffelt gibt sich die Ehre, hier- mit anzuzeigen, dass er so eben eine gi'osse Sendung von Zamien, Encephalartus u. s. w. direkt vom Vor- gebii'ge der guten Hoffnung empfangen hat und die einzelnen Exemplare zu folgenden, gewiss sehr mas- sigen Preisen offerirt: Zamia CaftVa, pungens und Altensteini, Stamm- höhe 1 Fuss 100 Francs. Desgleichen, Stammhöhe 1 — li F. 125 — 150 Fr. Desgleichen, Stammhöhe 2— 6"F. . 200— 600 Fr. Zamia horrida, von 1 — 2 Fuss Stammhöhe 80— 200 Fr. Zamia Lehmannii, eine prächtige Pflanze mit sehr schönen blaugrünen Blättern, Stammhöhe 1 Fuss 125 Fr. Desgleichen, Stammhöhe 1— 1| F. 125— 150Fr. Desgleichen, Stammhöhe 2—5 F. .300— 600 Fr. Tamus (Testudinaria) Elephantipes in starken Exemplaren 15 — 50 Fr. Desgleichen, sehr stark 200 Fr. Amaryllls Josephinae von 5 Fr. ab die Zwiebel. Desgleichen, von 40 Fr. das Dutzend. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Kommandanten-Strasse No. 62. Druck der C. Feist er'schen Buchdruckerei in Berlin, Zieten-Platz No. 2. Wochenschrift Vereines xiir ßeiordeniiig; des (larteiihaiies in den Königl. Preiissischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : JPi-olessor I^r- Karl Xvoch, General-Sekretair des Vereines. No. 26. Bei'lin, den 2. Juli 1864. Preis des Jahrganges 5^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post - Vereines. Inhalt; J^'^ Fest -Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, in den Tagen des 19. und 20. Juni. — Ueber Rosen-Sämlinge. Von Paul Sorauer. — Bericht der 4. Versammlung deutscher Pomologen in Görlitz. Die .fe|l=iliis|le(riiiig des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, in den Tagen des 10. und 20. Juni. Laut des in der Versammlung des Vereines vom 31. Mai vorigen Jahres gefasstcn Beschlusses sollen die Fest-Aiisstellungen in der Weise ferner- bin sein, dass alle 3 oder 4 Jahre, je nachdem die Zeit dazu günstig ist, eine Ausstellung in grösstera Masstabe stattfindet, während in den dazwischen liegenden Jahren kleinere in's Leben gerufen wer- den. Da die Fest-, wie die übrigen Ausstellungen auch dem Publikum, durch unentgeltliche Ausgabe von Eintrittskarten, often stehen, so beanspruchen sie, wie man sich denken kann, die an und für sich geringen Hulfsmittel des Vereines nicht wenig. Man musste demnach auf Mittel sinnen, diesem Uebelstande einigermassen abzuhelfen. Man hat bekanntlich schon frülier an anderen Orten das Bedürfniss gefühlt, ähnlich, wie bei den fndustriellen Erzengnissen, auch bei Pflanzen eine Art internationaler Ausstellungen in's Leben zu ru- ieu. Der Garten -Direktor Thelemann in Biebe- rich war der er.ste, welcher für Deutschland in dem günstig in der Nähe des Rheines gelegenen herzog- lichen Garten genannten Ortes vor nun 6 Jahren eine solche Ausstellung veranstaltete, wo von weit- her BetheiHgung stattfand. Ln Frühlinge 18G1 wurde sie wiederholt (s. Wochenschr. 4. Jahrg. S. 106). Unter der Leitung des Garten -Inspektors Meyer kam im nächsten Frühjahre eine gleiche Ausstellung in Karlsruhe (s. 5. Jahrg. S. 153) und im vorigen wiederum unter den Auspicien des Gar- tenbau-Vereines in Mainz eine vierte (s. 6. Jahrg. S. 137) zu Stande. Internationale Pflanzen - Ausstellungen fanden aber schon früher im Auslande statt, so alle 5 Jahre in Gent von Seiten des Gartenbau-Vereines daselbst. Ueber die letzte derselben, Anfang März des Jahres 1862, haben wir ebenfalls ausführlich berichtet (s. 5. Jahrg. S. 81). Aber selbst der Verein zur Beförderung des Gartenbaues hatte bis- her seine Ausstellvmgen keineswegs auf Berlin und Umgegend beschränkt. Man betheihgte sich oft von weither, selbst aus dem xA.uslande, namentlich von Gent und Brüssel. Die grossen Kosten der Ausstellung, erlaubten leider nicht, grosse Preise auszusetzen. Es waren dieselben geblieben, welche man in frühern Jahren bei geringereu Ansprüchen ausgesetzt hatte. Wollte man aber in Berlin nicht zurückbleiben, so nuisste man weiter daran denken, den jetzigen Anforderungen auch hinsichtlich der Preise zu entspreclien. Durch Vereinfachungen zweier Fest-Ausstellungrcn zu Gunsten einer dritten so wie durch Entnahme eines Eintrittsgeldes bei der letzten hoff't man nun die Mittel herbeizuschaf- fen , auch grössere Preise auszusetzen und damit den Ansprüchen zu einer internationalen Ausstellung zu genügen. Wir wollen damit nicht sagen, dass etwa die bisherigen Fest - Ausstellungen des Vereines den 26 202 grössern Ausstcllungt-n in Bitberich, Karlsruhe und Mainz an Inhalt durchaus nachgestanden hätten; im Gegentheil haben die ersteren stets in mancher Hinsicht Leistungen aufzuweisen gehabt, wie sie in keiner der genannten Stiidte vorhanden waren; es betriift dieses namentlich die Schaupflanzen und die gute Kultur überhaupt. Selbst die kleinere Aus- stellung in den Tagen des 19. und 20. Juni hatte Manches autzuweisen, was in Brüssel bei der gros- sen Konkurrenz den Sieg davon getragen hätte. Orchideen in einer Kultur- Vollkommeuheit, wie sie aus den Gärten der Gebrüder Reichenheim und der Geh. Medizinalräthill Casper vorhanden waren, Gloxinien, wie sie die Obergärtner der Komraer- zienräthin Hennige in Magdeburg, des Rentiers Danneel und wiederum der Gebrüder Reichen- heini in Berlin, oder Stiefmütterchen (Pensees), wie sie der Kunst- und Plandelsgärtner Schwa- necke in einer Vollkommenheit der Blume ausge- stellt hatte, suchte man in der internationalen Aus- stellung zu Brüssel vergebens. Es waren dieses aber nur Einzelheiten, während die letztere als Ganzes betrachtet einzig dastand und bis jetzt noch nicht vorhanden war, sobald auch gar nicht erreicht werden möchte. Die jetzige Ausstellung fand, wie die des Früh- jahres, in der Aula und in einem Nebenzimmer der Königlichen Thierarzneischule statt. Auf allgemeine Gruppiruiigen hatte man nach dem Programme ver- zichtet; doch war das Ganze auf eine Weise arran- girt, dass man wenigstens im Hauptsaale einen Zu- saminenhang der einzelnen ausgestellten Gegenstände erzielt hatte. Wie schwierig dieses den Ordnern übrigens gewesen sein muss, wird man einsehen, wenn man weiss, dass leider eine grosse Anzahl der Aussteller nicht allein eine Anzeige von dem, was sie bringen wollten, nicht gemacht hatte, sondern auch noch die Pflanzen selbst erst spät am Nachmittage brachte. Wollten doch die Aussteller, welche durch ihre Betheiligung sich gewiss ein Verdienst erwer- ben, diesen l ebelstand beherzigen und für später- hin spezielle Anzeigen machen und die Pflanzen auch früher bringen! Hofgärtuer Brasch in Mon- bijou und Kunst- und Handelsgärtner Jaiuioch hatten sich mit grosser Aufopferung den Mühen der Einrichtung und der Anordnung unterzogen und wurden noch in technischer Hinsicht durch den Schatzmeister, Rentier Sonntag, freundlichst unter- stützt. Diesen dreien sind demnach alle die, welche die schöne Ausstellung- in Augenschein genommen haben, vor Allem aber der Verein selbst, zu gros- sem Danke verpflichtet. Eine Königsgrujipe in der AVeise, wie sie bei den früheren Ausstellungen vorhanden war, fehlte zwar, doch hatte der Inspektor Bouche eine Reihe schöner Blattpflanzen, hauptsächlich Palmen, aus dem botanischen Garten zur Verfügung gestellt, um da- mit an der einen Giebelseite eine schöne Gruppe zusammenzusetzen, aus der die Büsten des hohen Protektors des Vereines, Sr. Majestät des Königs, und die der erlauchten Gemahlin, Ihrer Maj. der Königin, herausragteii. Aber auch die andere Giebelseite der Aula hatte Inspektor Bouch€ benutzt, um aus verschiedenen Pflanzen eine hüb- sche Gruppe zusammenzustellen. Eine dritte Gruppe •war dagegen auf der Seite. Es befanden sich mehre Seltenheiten und selbst Neuheiten, die zum ersten Male ihre Blüthen entfaltet hatten, unter ihnen. Ob Billbergia Wioti Hort. Mak. wirklich eine selbst- ständige Art darstellt oder nicht vielmehr zu der von uns früher bekannt gemachten B. pallescens gehört, müssen genaue Untersuchungen, die wir übrigens machen werden, entscheiden. Livistona rotundifolia ist kleiner als die übrigen Arten und gedeiht im Zimmer sehr gut, daher wir auf sie aufmerksam machen wollen. Leider ist sie nur noch zu hoch im Preise. Die Form der bekannten Remusatia vivipara (Arum viviparum), wo die Blätter mehr bräunlich herauskommen und auch stets einen bräunlichen Anstrich haben, besitzt gut kultivirt sehr grosse Blätter von 2 Fuss Länge und 1^ Fuss Breite und eignet sich zu ornamentalen Zwecken. Einen hübschen Blüthenstrauch bildet Metrosideros rubrifolia mit blutrothen Blüthenstän- den dicht besetzt. Man muss sich wundern, dass dieses Gehölz, so wie Melaleuca fulgens, von Seiten der Gärtner nitht mehr als Marktpflanzen beachtet wer- den. Beide vermehren sich leicht und sind auch nicht schwierig in der Kultur. Freycinetia nitida mit ihren schmalen, fast gra?ähiilichen Blattern war in einem sehr stattlichen Exemplare vorhanden, ebenso der buntblättrige Hibiscus Rosa chinensis, (3 Fuss hoch), der als Hibiscus Cooperi in den Handel neuerdings gekommen ist und Empfehlung verdient. Warum die Casuarinen, von denen einige, z. B. nodifloia, wunderschön sich bauen und im Ha- bitus sich einigen Cupiessineen, besonders den Fre- nelen, anschlicsseii, wiederum von Seiten der Gärt- ner und Liebhaber so wenig Beachtung finden, be- greift man ebenfalls nicht. So ist auch Saxifraga pyramidalis, eine sonst im Freien aushaltende Pflanze, wegen ihres Wachsthumes, indem aus der Rosette lederartiger Blätter eine grosse Pyramide weisser Blumen herauskommt, in jeglicher Hinsicht zu em- pfehlen. Es wäre wohl interessant, noch auf andere von Seiten des botanischen Gartens in den 3 Gruppen ausgestellten Pflanzen aufmerksam zu machen und zu empfehlen, wenn nicht Zeit und Raum uns zu beschränkt zugemessen wäre. Doch wollen wir we- 203 uigstens noch nennen : Gonatantlius sannentosus, Hymenocallis speciosa, deren weisse Blüthen durcli die ganze Aula einen angenehmen, in der Nähe aber viel zu starken Geruch verbreiteten , ferner Thysanotus prolifer, Öpathiphylluni longirostre, Ph- lodendron Wendlandii, Indigofera mysorensis, Mico- nia pulverulenta, Stachys corsica, eine kriechende, den ganzen Topf bedeckende und über und über blühende Labiate u. s. w. Auch Hofgärtner Crawack in Bellevue hatte eine gemischte Gruppe ausgestellt, in der hauptsäch- lich hübsche Kalthauspflanzen, wie sie vor mehrern Jahrzehenden in den Gärten sich vorfanden, cut- halten waren. Die Sammlung erschien um so in- teressanter, als die meisten Pflanzen jetzt bereits aus den Gärten der Liebhaber verschwunden sind, obgleich viele von ihnen an Schönheit manchen Neuheiten nicht nur keineswegs nicht nachstehen, son- dern oft noch vorzuziehen sind. Es betrifft dieses be- sonders mehre Diosmcen, Ericeen und neuhollän- dische Myrtaceen mit holzigen Früchten, vor Allem Leptospermen, Baeckien, Melaleucen u. s. w. Wenn auch nicht zu einer besonderen Gruppe vereinigt, müssen wir doch auch der zur allgemei- nen Ausschmückung verwandten Neuholländer des Hofgärtners B rasch in Monbijou gedenken. Man hatte bei Abfassung des Programmes einen grossen Werth auf Marktpflanzen gelegt, um da- durch Liebhabern eine Gelegenheit zu geben, eine gute Auswahl zu treffen. Am meisten waren die Blattpflanzen dabei berücksichtigt worden , zumal ein Mitglied des Vereines, Frau von Schwaneu- feld auf Sartowitz bei Schwetz, noch besonders einen Preis dafür ausgesetzt hatte. 6 Gruppen wa- ren davon vorhanden, von denen jedoch die eine auch Blüthenpflanzen enthielt. Es war dieses die gemischte Gruppe des Kunst- und Handelsgärtners Chone an der Frankfurter CUaussee. In Berlin spielen unter den Blattpflanzen die Dracäneen, Yuk- ken, niedrigen Schirmpalmen ( Latania borbonica) und Curculigo's eine grosse Rolle. Massenweise findet man diese 4 Pflanzen auf den Märkten und in schönerer Kultur in den Blumen-Kellern; viel gehen sie auch nach auswärts, besonders nach nor- dischen Hauptstädten, zum Theil auch jenseits des Eheines. Von Blüthenpflanzen waren Citrus chi- nensis vorhanden: Exemplare in angenehmen For- men von 1^ Fuss Durchmesser und dicht mit Blü- then, zum Theil auch mit Früchten besetzt. Da ihr Preis im Verhältniss zur Schönheit keineswegs hoch ist und die Pflanzen, einigermassen mit Auf- merksamkeit gepflegt, auch im Zimmer aushalten, so sind sie zu empfehlen. Nächstdem waren Kro- nenbäumchen der Myrte vorhanden, wie sie eben- falls in einzelneu Gärtnereien zu Tausenden heran- gezogen und hauptsächlich auf die ausländischen Märkte kommen. Man besitzt sie von verschiedener Grösse; die liier l)efindlichen hatten Stämme von 3 Fuss Höhe und trugen 2 Fuss im Durchmesser enthaltende Kronen. Kunst- und Handelsgärtner C. L. Friebel (Koppenstr. 21) hatte in seiner Gruppe nur Blatt- pflanzen ausgestellt. Wiederum Dracänen in reich- licher Anzahl, besonders die schmalblättrigen Cor- dylinen, ferner die bekannteren Yukken, einige Da- sylirien und Pincenectien, mit welchen letzteren al- lerdings, so viel wir wissen, umfassende Beobach- tungen im Zimmer noch nicht gemacht, die aber jedenfalls für die trockene Zimmerlnft nicht em- pfindlich sind, Monstera Lennea, eine der besten und interessantesten Zimmerpflanzen, die leider wie- derum anfängt seltner zu werden, endlich niedrige Schirmpahncn und einige Arten des Geschlechtes Pandauus, die ebenfalls für Zimmer nicht genug empfohlen werden können. Die verschiedenen Blatt- formen und das abwechselnde Grün der Blätter in der Gruppe boten einen erfreulichen Anblick dar. Fast nur aus baumartigen Lilien bestehend, hatte der Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu eine interessante Gruppe zusammengestellt, welche auch manche weniger verbreitete und zum Theil noch theure Arten und Formen in schönen Exem- plaren enthielt, so die Yucca quadricolor, die Yucca aloifolia purpurea. Die Dasylirien waren ziemlich vollständig vorhanden, ebenso so die echten Dracä- nen und die Cordylinen aus der Abtheilung der C. superbiens (Dianella australis der Gärten). Endlich sah man noch Agaveen, besonders des Unterge- schlechtes Bonapartea, in hübschen und grossen Exemplaren vorhanden. Aus dem Renticr-Danneel'schen Garten hatte Obergäitner Pasewaldt eine Sannnlung von Dra- cäneen in einer Vollständigkeit aufgestellt, wie wir sie selbst in Brüssel nicht vereinigt gesehen haben. Mit sehr wenigen Ausnahmen waren die in Kultur befindlichen Arten vorhanden. Da sämmtliche Dra- cäneen als Zimmerpflanzen benutzt werden können und auch als solche sehr zu empfehlen sind, so stand den Liebhabern hier eine Auswahl zu Ge- bote, wie er sie kaum wo anders zu sehen bekommt. Da wir nächstens eine ausführliche Abhandlung über die Dracäneen , welche unterirdische Stolonen machen, also über die Cordylinen, bringen, die an- deren aber, welche keine Stolonen machen, d. h. die echten Dracäneen, bereits von uns monogra- phisch bearbeitet sind (s. Wochenschr. 4. Jahrg. S. 393), so übergehen wir hier alles Spezielle, und bemerken nur noch, dass sich die echte Dracaena arborea und die Form der Cordyline rubra, welche wir mit dem Beinamen Daneelii belegt haben (siehe 26* 204 Wochenschrift 0. Jahrgang, Seite 237), darunter be- fanden. Eine Gruppe blühender Marktpflauzeii hatte der Kunst- und Handelsgärtner Priem (Frankturter Chaussee 7) ausgestellt. Im Hintergründe stand eine ziemlich hohe Euphorbia splendens, welche trotz ihres sparrigen Wuchses zu einer angenehmen Form herangezogen werden kann. Dass die neu- holländischen strauchartigen Veronica - Arten und Formen keineswegs in den Gärten die verdiente Berücksichtigung erhalten, ist schon an anderer Stelle gesagt. Neuerdings hat man sich in Frank- reich viel mit der Anzucht neuer Formen beschäf- tigt. 2 derselben von besonderer Schönheit waren in der Priem' sehen Gruppe vorhanden: Impera- trice Eugenie und Gloire de Lyon. ' Ausserdem enthielt sie Pimelea decussata, Bouvardia coccinea, Tecoma jasminoides und einige andere. Endlich be- fanden sich in ihr noch einige Amaryllis-Formen eigner Zucht und das interessante Sempervivum spinosum. Endlich hatte wiederum C. L. Friebcl Markt- ptlanzen , und zwar eine Gruppe blühender Pelar- gonien, zusammengestellt. Auch diese Pflanzen wer- den in Berlin sehr gesucht und in Menge auf die Märkte anderer Städte gebracht. In der Kegel haben die einzelnen Exemplare einen Durchmesser von 1 bis 11 Fuss und dabei ein buschiges Wachs- thuni. Reichthum an Blüthen ist eine Hauptsache. AVir kommen zu 2 (irujjpen, die vor Allem sich um die goldene Medaille, welche der liulic Protek- tor des Vereines, Se. Maj. der König, zur Verfü- gung gestellt hatte, beworben. Demjenigen Gärtner, welcher die meisten Verdienste um die jetzige Aus- steilung hatte, aber mit Berücksichtigung seiner Ge- samlntlei:^tung in der Gärtnerei, sollte sie zugespro- chen werden. Die Obergärtner der Gebrüder Kei- clienlieim, Boese tmd Kraus, erfreuen sich seit vielen' Jahren schon eines besonderen Rufes; die Gärten des Konimerzienrathes Leonor und des Rittergutsbesitzers ]\Ioritz Reichenheim werden viel, auch/ von Fremden, wegen der ausgezeichneten Kulturen besucht; die Besitzer gestatten mit nicht genug anzuerkennender Liberalität, dass ihi-e Ober- gärtner mit dem Schönsten, was sie heranziehen, stets auch die Ausstellungen des Vereines schmücken. Hauptsächhch sind es die Orchideen, welche in bei- den Gärten zu einer seltenen Kultur-Vollkommenheit gebracht werden. In dem Garten des letzteren wird sogar diesen Pflanzen vor allen andern der Vorzug gegeben, weshalb man zu jeder Zeit eine Auswahl des schönsten aus dieser Familie findet. Es war keine kleine Aufgabe für die Prcisrieliter zu entscheiden; lange srli wankte die Wagschale, bis sie sich endlich entschied. W'w betrachten zuerst die Orchideen-Gruppe des Rittergutsbesitzers Mor. Reichen heim. Sie be- stand aus 13 in voller Gesundheit strotzenden Exemplaren. Aerides odoratum majus war 3 Fuss hoch und hatte 8 Blüthentrauben, Aerides odoratum albuni dagegen IG, die zwischen den dunkelgrünen Blättern herunterhängen. Hier stand stets eine Menge der Schauenden dicht gedrängt, denn man konnte sich nur schwierig von dem Schönen tren- nen. Ein Aerides Larpentae hatte ebenfalls 8 Trau- ben und ebenso ein Saceolabium guttatum; eine jede einzelne Traube besass hier wiederum Fusslänge. Trichopilia crispa nahm sich mit dem Kranze von 30 opakröthlichen, aber weissumsäumten Blüthen reizend aus. Cattleya Mossiae Reineckiana hatten wir noch nicht so schön gesehen. Die Gruppe des Koramerzienrathes Leonor Reiehenheim enthielt neben Orchideen auch man- cherlei Blattpflanzen, besonders Slarantaceen, wo- durch der Blüthenflor gehoben wurde. Im Hinter- grunde stand ein Cyanophyllum magnificum von 5 Fuss Höhe, dem zur Seite leichte Cupressineen, nämlich Cupressus funebris und die Form der Ju- niperus virginiana, welche unter dem Namen J. Gossainthanea und Bedfordiana vorkommt, standen. Vor diesen Pflanzen erhoben sich 3 blühende Van- den bis zu einer Höhe von 3 Fuss. Von den übri- gen Orchideen gefielen am meisten: Cattleya labiata und speciosissima mit grossen, zum Theil purpur- violetten, zum Theil heilern Blüthen, ferner Aerides maeulosum, Cypripedium barbatum mit 20 Blüthen, C. superbiens, Trichopilia crispa mit fast 40 Blü- then, Brassavola Digbyana, deren schwefelgelbe Blütlie mit der grossen, ofl'enen und tiefgefransten Lippe hauptsächlich die Blicke der Laien auf sich zog. Von den 10 ^laranten zeichneten sich beson- ders Phrvnium regale, Jugoranum, metallicuni, ar- gyraeum und variegatuni aus. Wir bemerken, dass neuerdings die alte Maranta bicolor wiederum als M. zonata vorkommt. Von den neuesten Begonien verdienen B. sniaragdina und iniperialis wegen des prononeirten Grünes der Blätter alle Beachtung als Blattpflanzen. Endlieh fanden sich noch Alocasia Veitchii uml einige Achimenes in üppiger Blüthen- fülle in dieser Gruppe vor. Achimenes Boothii, Liebmanni und ful{.eiis sind besonders zu empfehlen. Von den Gruppen wenden wir uns zu den Schaupflanzen und begegnen hier wiederum zu- nächst einigen Orchideen von vollendeter Schönheit und Kultur - A'oUkonunenheit. Frau Geheimräthin Casper hatte sie dunli ilircn (Jbergärtner Haack ausgestellt. Eine Laelia ])nrpurata hatte 5 Blüthen- büschel, jeder mit 4 P>lüthcn und jede Blüthe wie- derum 7 Zoll im Durchmesser, eine Cattleya Mos- siae hingegen war mit 3 Blüthenbüsiheln versehen. 205 von denen jeder ?> Blumen von 6 Zoll Dnrclimesser trug. Ausserdem fanden sieh noeli aus der Familie der Orchideen Sehaupflanzen vor von: Eriopsis ru- tidibulbon mit fusslanger Traube, Maxillaria Deppei mit 2S Blüthen, Cypripedium barbatum majus und Burlingtonia venusta. Endlich waren noch aus dem Casper'schen Garten verschiedene buntblättrige Ka- ladieii, einige Farne und eine Bromelia Carolinae ( nicht Nidularlum Scheremitejewii ) von 4 Fuss Durclnuesser in seltener Schönheit, wo nicht der geringste Fehler zu bemerken war, vorhanden. Auch Obergärtner Kraus aus dem Garten des Rittergutsbesitzers Mor. Reichen heim hatte auf der langen Tafel, worauf die Schaupflanzen standen, und die sich in der Mitte des Saales hinzog, einige ausgestellt. So eine in reichlichster Fülle blühende Achimenes Verschaffeltii von 22 Zoll Höhe und 34 Zoll Breite, so wie eine Ne))enthes phyllampliora mit schmalen und langen Schläuchen dicht besetzt. Die Pflanze war 4 Fuss hoch und hatte 2 Fuss Durchmesser. Grösser war die Anzahl der Schaupflanzen, welche Obergärtner Boesc' aus dem Garten des Koininerzienrathes Leon. Reichenh.eim ausgestellt hatte. Eine blühende Phyllagathis rotundifolia hatte Blätter von 2 Fuss Länge und 18 Zoll Breite, bei einer Sphaerogyne latifolia von 4^ Fuss Höhe wa- ren diese dagegen 28 Zoll lang und 18 Zoll breit. Das zarte Rosenroth auf der Unterfläche, nament- lich bei etwas durchgehendem Lichte, macht die Pflanze zu einem würdigen Seitenstücke des Cyano- phyllum magnificum. Wenn Dichorisandra vittata rubra so schön gezogen ist, wie es hier der Fall war, nimmt sie sich reizend aus. Eine Schale, mit Samenpflanzen der Sonerila margaritacea gefüllt, zeigte alle mögliche Formen, die man neuerdings unterschieden hat. Aus dem Danneel'schen Garten waren eben- falls einige Schaupflanzen ausgestellt. Ein hoch- stännuiges Clerodendron Bethunianum hatte einen Blüthenstand von 1^ Fuss Höiie und war bereits seit G Wochen in Biüthe. Eine buntblättrige Ana- nas wurde wegen ihrer Schönheit allgemein bewun- dert. Gymnostachvs V'erschaffeltii mit den buntge- zeichneten Blättern, welche auf der Oberfläche des Bodens aufliegen, eignet sich sehr gut als Schau- pflanze. Von dem T^niversitätsgärtiier Sauer waren dagegen einige Selagincllen von bedeutendem Um- fange vorhanden. So hatte eine in einer Schale be- findliche S Lj-alli bei einer Höhe von IT) Zoll einen Durchmesser von 2^; Fuss. Endlich verdankte man dem botanischen Garten ebenfalls eine Schau- pflanze, nämUch Phrynium pulchellum. In dieser Grösse hat die Pflanze eine grosse Aehnlichkeit mit Phr. zebrinuni, für das man sie anfangs hielt. Wir gehen zu den neuen Einführungen über, die in reichlicher Anzahl vorhanden waren. Da wir in den Berichten früherer Ausstellungen viel- fach über diese gesprochen, brauchen wir uns hier weniger aufzuhalten. Aus dem botanischen Garten hatte Inspektor Bouch^ deren 13 ausgestellt. Die ohne nähere Bezeichnung ausgestellte Pallisota war P. Bartcri Hook.; sie stammt von Fernando Po und wurde durch den unglücklichen Reisenden Ackermann an van Houtte in Gent gesendet. Sarmienta repens ist zwar längst bekannt, aber erst in den Handel gekommen. Von den übrigen Pflan- zen nennen wir Dieff'enbachia Baraquiniana, Loma- ria gibba, Terminalia latifolia, Onrisia coccinea und Ficus Porteana; dagegen waren aus dem Universi- tätsgarten ausgestellt worden : Areca Verschaffeltii, Latania Verschaff'eltii und die interessante Schirm- tanne : Sciadopitvs verticillata. Professor Dr. Koch hatte ein bereits schon stattliches Exemplar der Yucca albo-spica ausgestellt, die in Belgien wegen ihrer Schönheit und Selten- heit noch hoch im Preise steht. Auch dem Kunst- und Handelsgärtner C. L. Friebel verdankte man einige neue Einführungen, von denen Sedum Sieboldii me- diopictum allgemein zu werden verdient, zumal es sich sehr leicht vermehrt. Dasselbe gilt von Phlox Jladame Legrelle, die bekanntlich Fr. A. Haage jun. in Erfurt eingeführt hat. Von dem buntblättrigen Gyneriiun argenteum werden wir nächstens sprechen. Ausserdem waren noch aus derselben Gärtnerei 18 neue Pelargonien vorhanden, von denen Bilboquet, Mons. Meet, Mad. Piecolini, Professor Koch , Etendart und Baronne de Secus am meisten zu empfehlen sind. Kunst- und Han- delsgärtner Priem hatte ebenfalls eine noch wenig verbreitete Pflanze ausgestellt: Dianthus Verschal'-, feltii, welche Liebhabern nicht genug empfohlen werden kann. Aus der Handclsgärtnerei von Willi. Lauche an der Wildparkstation bei Potsdam fanden sich 1.3 neue P>inführungen vor. Es waren fast lauter bunt- blättrige Pflanzen, zum grössten Theil japanischen Ursprunges, wie Osmanthus ilicifolius, eine der Hex Aqtiifolium ähnliche Oleacee, F^urya japonica, Pa- chysandra terminalis, Aucuba picta femina, ausser- dem Hibiscus chinensis fol. var., mit H. Cooperi identisch, Miconia argyroneura, Cercis Siliquastrum fol. var. u. s. w., Canna mctallica: ein in Frankreich gezüchteter Blendling mit metalHschem Schimmer auf den Blättern, der empfohlen zu werden verdient. Dass grösste Kontingent neuer Einführungen hatte der Obergärtner Pasewaldt aus dem Dan- neel'schen Garten geliefert. Ligeria barbata (in den Gärten immer noch unter dem Namen Tapci- notes (Jarolinae, mit dem es eingeführt wurde) ver- 206 dient mit dem glänzenden, leberfarbigen Blättern Beachtung. Der buntblättrige, eben erst erwähnte Hibiscus war hier als H. versicolor vorhanden. Die meisten andern neuen Einführungen hatten ebenfalls bunte Blätter. Einige derselben fanden sich auch in der Lau che 'sehen Sammlung vor. Ausser die- sen nennen wir: Miconia niarraorata, Abutilon stria- tum fol. var., Saxifraga Fortunei tricolor, Aglao- iiema commutatum, Dieffenbachia Baraquiniana, Eranthemum verbenaceum, ferner als nicht bunt- blätti-ige: Horsfieldia aculeata, Jambosa rnagnifica, Cyperus Neesii und Pilogyne natalensis, wie endlich 3 neue Pelargonien: quadricolor, Mr. Pollock und Louis Mathieu. Wir kommen zu Sortimenten einiger Florblu- men, meist in abgeschnittenen Exemplaren. Es ■waren zunächst Gloxinien, welche in drei grossen Sammlungen sich vorfanden und in Schönheit der Formen, so wie der Farbe, inid in Grösse nichts zu ■wünschen übrig Hessen. Wir haben dergleichen ■weder bei uns in Deutschland, noch im Auslande gesehen und berechtigen uns um so mehr, darauf stolz zu sein, als sie eigener Züchtung waren, der Samen also hier gewonnen wurde. 2 Sammlungen, welche Obergärtner Kraus im Garten des Ritter- gutsbesitzers Reicheuheini und Obergärtner Pa- sc wal dt im Daniieel 'sehen Garten zur Verfü- gung gestellt hatten, enthielten die ganzen Pflanzen in Töpfen, während die dritte, welche der Ober- gärtner Wiedemann der Frau Kommerzienrätbin Hennige in Magdeburg ausgestellt hatte, nur aus abgeschnittenen Blumen bestand. Wir machen Lieb- Laber um so mehr darauf aufmerksam, als die Sor- timente der beiden letztern käuflich zu haben sind. Von Seiten des Obergärtners Wiedemann wurde uns wenigstens mitgetheilt, dass er das ganze Sor- timent von 1(3 Sorten in blühbaren starken Knol- len zu 8 Thaler abgebe. Weiter war ein Sortiment krautartiger Calceola- rien und Pelargonien vom Obergärtner Boese aus dem Garten des Komraerzienrathes Reichenheira vorhanden. Die Pflanzen waren gedrängt und kurz- gewachsen und trugen dichte Blüthenstände. Die Blumen selbst besassen reine P^irbeu und angenehme Zeichnungen; auch hatten sie eine ansehnliche Grösse. Ferner verdankte mau dem Obergärtner Boese ein Sortiment der neuesten Pelargonien in schön gezogenen Exemplaren. Wir können nicht sagen, dass in der neuesten Zeit weder im Auslande, noch im Inlande etwas Besonderes gezüchtet worden ■wäre. Die der früheren haben unbedingt den Vorzug. Kunst- imd Ilandelsgärtner Schwan ecke in Oschersleben hatte wiederum ein Sortiment Stief- mütterchen oder Pense's ausgestellt. Wer die des vorigen Jahres gesehen hat, wird gefunden haben, dass auch hierin ein bedeutender Fortschritt ge- schehen ist. Die Blumen besassen sämmtlich bei nicht geringer Grösse einen abgerundeten Bau; es trat vor Allem das Auge im Centrum gegen die übrigen Farben hervor. Wir hatten uns frü- her ausgesprochen, dass der Züchter doch versuchen möchte, die einzelnen Richtungen durch Aussaat festzuhalten und auf diese Weise konstante Formen zu bekommen, wie man es schon länger in Eng- land mit Erfolg angestellt. Kunst- und Handelsgärt- ner Schwan ecke hat nun seitdem Versuche ge- macht, die zu Resultaten geführt haben. So sah man abgetheilte Gruppen, wo die blauen, andere wo die bronzirten und wiederum andere, wo die Pelargonien-blüthigen Stiefmütterchen sich repräsen- tirteu. Es ■war in der That bisweilen schwer, die letzteren (in abgeschnittenen Blumen) von denen wahrer Pelargonien zu unterscheiden. Auf uns machten die blauen Stiefmütterchen den grössten Eindruck; alle Nuancirungen vom hellsten bis zum tiefsten Schwarzblau waren vertreten. Grade aus dem letzteren trat das Auge um so mehr hervor. Ausserdem -hatte auch Kunst- und Handelsgärt- ner Jänicke (Köpnickerstrasse 56) ein Sortiment Stiefmütterchen ausgestellt, was ebenfalls die Auf merksamkeit der Anwesenden auf sich zog. Auf gleiche Weise war dieses mit dem Sortiment abge- schnittener Rosen aus derselben Handelsgärtnerei der Fall, unter denen sich alle Sorten in schönen ausgebildeten Exemplaren vorfanden, welche zu em- pfehlen sind. Weiter waren aber noch zwei Sortimente von Rosen, das eine von einem Liebhaber, Maschinen- baumeister Pintus in Brandenburg, das andere von einem Gärtner, Forkert & Sohn in Cliarlot- teuburg, ausgestellt. Li dem letztern war eine Auswahl der in den letzten Jahren eingeführten Sorten enthalten. Unter ihnen sagten : L'enfant du Mont Carmel, l'Empereur Napoleon, Virginale, Triomphe d'Angers, Jean Goujon, Beaut(5 fran^aise, Souvenir de Monceaux, Bellote und Souvenir de la reine des Beiges am meisten zu. Auch in der Pintus'schen Sammlung sah man neben alten be- liebten Rosen einige neuere, so Pauline Lancezeur, Reine des Violettes, Solfatare, Victor Verdier und Beaut^ Lyonaise. Von Päonien fimden sich 2 Sammlungen vor. Graf V. Schlippenbach auf Arendsee bei Boitzen- burg in der Uckermark hatte baumartige, Hofgärt- ner Morsch in Charlottenhof bei Potsdam krautar- tige aus der Abtheilung der chinesischen (Pateonia albiflora Pall., fragrans Hort.) ausgestellt. Bouquets hatte nur der Kunst- und Handels- gärtner Kluge (Neue Königsstr. 34) geliefert. Es 207 waren leichte Bouquets in angenehmen Formen, wie wir sie wenigstens den französischen weit vor- ziehen. Sehr gelungen und ausserordentlich ge- schmackvoll war die Haargarnirung. Bevor wir zum Gemüse und zu den Früchten übergehen, sei uns gestattet, einige Worte über einen Blumentisch, den Obergärtner Pasewaldt dekorirt hatte, zu sagen. Derselbe war geflochten, gegen 2^ Fuss im Durchmesser und befand sich auf einen 3 Fuss hohen Gestelle. Zwischen Kalk- tuffstücken befanden sich die einzelnen Pflanzen, von denen die am Rande befindlichen leicht über- hingen. Es waren dieses Exemplare von Cissus velutina, Ficus stipularis, Tradescantia zebrina und einer hängenden Commelina-Art. In der Mitte und auf dem Scheitel des Kalktuffliügels befand sich das niedliche Caladiuni Humboldtii (Argyrites), während sonst Selaginelien , buntblättrige Eraiithcmums und Gymnostachys, Lonicera brachypoda mit goldgelber Netzzeichnung, Frauenhaar und andere diesen ent- sprechende kleine Pflanzen aiigebraciit waren. Gemüse und Früchte waren nur in geringerer Anzahl vorhanden. Letztere liatte Hofgärtner Meyer in Sanssouci geliefert und bestanden aus einem Korbe mit Zwetsehen von vorzüglichem Ansehen, einem Korbe mit Erdbeet:en aus dem Freien, einer frühen Netzmelone und einer gerippten englischen Ananas. Aepfel vom vorigen Jahre, die ein sehr gntes Aussehen nocli besassen, hatten übrigens in grösserer Menge der Schloss- Kastellan Gette in Freienwalde und in einigen Exemplaren die Fi-au Baronin v. d. Knesebeck auf Carwe bei Neu- ßuppin durch ihren Obergärtner Amann geliefert. Eine ziemlich vollständige Sammlung der Ge- niüsesorten, welche mau in Berlin zieht, hatte der Obergärtner Müller bei dem Kaufmann und Hof- Lieferanten Buckardt in bester Qualität zur Ver- fügung gestellt; ganz besonders liess der Blumen- kohl im Ansehen, aber auch in Zartheit der Blume, nichts zu wünschen übrig. Berliner Schlangengur- ken, Kohlrabi, Eiesenspargel, Kartoffeln u. s. w. wa- ren ebenfalls gut. Guten Blumenkohl verdankte man auch dem Obergärtner Amann der Frau Baronin v. d. Kne- sebeck auf Carwe bei Neuruppin, Riesen-Spargel hingegen der ausgezeichnetsten Qualität dem Kunst- und Handelsgärtuer Franz Anton Haage in Er- furt und Christoph in Berlin. Endlich hatte der (Jbergärtner Reinecke aus dem Garten des Geh. Oberhofbuchdruckers v. Decker 4 Stück weisse Treibgurken von bedeutender Grösse und gutem Ansehen geliefert. Schliesslich wollen wir noch auf eine Garten- Verschönerung aufmerksam machen, welche der Mar- morwaaren- Fabrikant Barheine ausgestellt hatte. Es war dieses eine fein und sauber gearbeitete Fon- taine aus cararischem Marmor und von 8 Fuss Höhe. Sie liatte 2 Etagen oder Schalen, deren weiteste Ausdehnung 40 Zoll betrug. Da die Fontaine von den oben besprochenen Myrten- Bäumchen umstellt war und ausserdem am Fuss Blätter- und Blütben- sclimuck besass, so trat sie um so mehr in ihrer Schönheit hervor. Grade blendend-weisser Marmor gewinnt durch das freudige Grün der Pflanzen, wie umgekehrt diese wiederum einen höhern Glanz durch den Marmor erhalten. Li unseren kleineren und grösseren Schmuckgärten sollten Marmor- Ver- zierungen, wie Statuen und Statuetten, ferner Va- sen , Fontänen u. s. w. nie fehlen. Wir machen deshalb darauf aufmerksam, dass in der Barheine'- scheu Fabrik stets eine grosse Auswahl von derglei- chen vorhanden ist. leber Rosen-Sämlinge. Von Paul Öurauer. Jeder, der Rosen -Aussaaten vornimmt, sucht entweder Wildlinge für die Schule zu erziehen oder neue Sorten zu züchten, indem er im letztern Falle Samen von unseren Gartenblumen verwendet. Je nach diesem Zwecke wird sich die Behandlung und der Grad der Aufmerksamkeit richten, die den Säm- lingen gewidmet wird. Den grossen Massen von Samen, die bei der Wildlings -Aussaat verwendet werden, wird man selten eine andere Pflege ange- deihen lassen können, als das Einquellen der Kör- ner oder Einschlagen der ganzen Früchte in Kästen mit Sand während des Winters tider irgend eine ähnliche Manipulation, die allein zum Zweck hat, die Samen schneller zum Keimen zu bringen. Anders dagegen verhält es sich mit der An- zucht von Rosen-Sämlingen aus gutem Samen. Da ihre Zahl in der Regel nur klein ist, da sieh daran so viele Hoffnungen und Spekulationen knüpfen, von deren Erfüllung der Besitzer einen Aufschwung seines Geschäftes, eine Verbreitung seines Namens und Renomm^e's hofft, so ist es leicht erklärlich, dass alle mögliche Sorgfalt angewendet wird, um den Sämling su kräftig, aber auch so schnell als möglich zur Blüthe zu bringen. Dass unter sol- chen Umständen keine Rede mehr sein kann von dem sonst üblichen zweijährigen Liegen des Samen- korns in der Erde, versteht sich von selbst; dass man aber hier in einer unserer bekanntesten Han- delsgärtnereien anfängt, Rosen in !) Monaten nach der Aussaat zum Blühen zu bringen, dürfte doch Manchen überraschen. Das Verfahren dabei ist folgendes: 208 Gleich nacli der Reife der Früchte werden die- selben abgenommen, an der Luft und Sonne eine Zeit lang gut getrocknet und dann schichtenweis in einen Topf zwisciien feuchten Sandlagen einge- legt, wo sie den Winter über verbleiben. Der Topf wird entweder in ein Warmhaus oder auch in ein Wohnzimmer gestellt und massig feucht gehalten. Bei dieser Behandlung treibt der Same, der einige Wochen nachdem, wo er in den Sand gelegt wor- den, schon zu schwellen anfängt, gleich in den ersten Tagen des Frühjahrs die ersten Blättchen. Nun werden die Samen aus der verfaulten Fru(-ht- liülle herausgenommen und gleich auf ein warmes Mistbeet ausgepflanzt, wo sich bei vorsichtiger Pflege schnell die ersten 4 Blätter entwickeln. Unter „vor- sichtiger Pflege" ist hier solche gemeint, welche die Kosenpflänzcheu, wie die jungen Gemüsepflanzen, behandelt, d. h. das Auffangen jedes Sonnenblickes, das behutsame Lüften und sehr massige Giessen, sowie das gute Decken während der Fröste. Die Sämlinge sind so weich und so leicht zum Faulen geneigt, dass zu wenig Luft und Licht, ja selbst schon zu viel Schweiss im Kasten, dieselben am Grunde schwarz werden lässt, wie die Kohlpflanzcn. Dass man darnach auch die Erde bemessen muss und dieselbe ja nicht zu schwer wählen darf, ist sehr wesentlich dabei. Werden die Tage länger und die Luft wärmer, so verringert sich durch das häufige Lüften auch die Gefahr des Faulens; nun gebe man aber Acht, dass der bekannte Pilz (Erysibe) sich nicht einstellt. Lüften, feuchte Luft im Kasten und, wenn die Sonne stark wirkt, die Vermeidung des zu scharfen direkten Sonnenlichtes durch die Glasscheiben, sind auch die besten Präventivmittel dagegen, besonders nehme man sich in Acht bei Eosomenen und deren Sämlingen, die bekanntlich am meisten der Krankheit ausgesetzt sind. Nach dem 4. bis 5. ausgebildeten Blatte tritt scheinbar ein gewisser Stillstand im Wachsen ein. Bei dem 6. bis 8. Blatte zeigen sich die ersten Blumen, vorzüglich bei Sämlingen von leichten Blühern. Natürlich ist hier von Eemontant-Rosen und einigen Bourbons nur die Rede. Die frühesteu Blüher fielen aus Samen von Louise Odier, Auguste Mie, G^n(^ral Jaqueminot. Die ersten Blumen sind iiatürhch schwach, lassen aber doch erkennen, ob etwas von dem Sämlinge zu erwarten ist oder nicht. Was die Anzucht von Unterlagen aus Samen betrifft, so verlangt diese zu viel Zeit und ist zu beschwerlich; es empfiehlt sich dagegen die Ver- mehrung der Rosa canina durch Stecklinge, und zwar im krautartigeu Zustande. Dieselben werden bei Fingerlänge geschnitten und auf ein laues Mist- beet dicht gesteckt, feucht und schattig gehalten. Dabei ist die Luft wo möglich ein wenig zu spannen. Nach 3 Wochen ungefähr muss es sich entschieden haben , was davon wächst. Dass hin und wieder grosse Flecken unter diesen Stecklingen ausfaulen, darf nicht befremden und nicht beängsti- gen. Die bewurzelten SteckHnge werden dann in Töpfe gepflanzt, abgehärtet und kommen endlich in's freie Land. Auf diese Weise kommt man 1 Jahr früher zum veredlungsfähigen Stämmchen, als durch Samen. der 4. Versanimliiiig deutscher Poniologen in ©örlib. Leider ist der Bericht genannter Versammlung und der damit verbundenen Ausstellung von Obst, Gemüse uiul mit diesen zusammenhängenden Ge- genständen bis jetzt verzögert worden ; derselbe wird jedoch in der nächsten Zeit erscheinen und machen wir deshalb schon jetzt darauf aufmerksam. Derselbe wird allen denen, welche sich als Mitglie- der der Versammlung eingeschrieben und ihren Bei- trag bezahlt haben, unentgeldlieh zugeschickt wer- den. Ausserdem erscheint er aber im Buchhandel bei Bernh. Friedr. Voigt in W^eimar und ist da- selbst für den Preis von 1 Thaler zu bezielien. Gartenbau- und pomologische, so wie landwirth- schaftliclie Vereine erhalten ihn jedoch, in sofern sie mehre Exemplare zu gleicher Zeit beziehen und sich an das General -Sekretariat des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues hier in Berlin wen- den, um den massigeren Preis von 20 Sgr. Es wird aber in diesem Falle ersucht, sich recht zeitig zu melden, damit die dazu nöthigen Exemplare be- sonders abgezogen werden können. Der Bericht enthält nach den vorliegenden Pro- tokollen die Verhandlungen, welche in den Sitzun- gen stattgefunden haben und bespricht unter Ande- rem auch einen Theil der neuesten Obstsorten. Bei dem Literesse, welches seit einigen Jahren für diese auch bei uns erwacht ist, wird es gewiss gut sein zu erfahren, welche derselben bei uns sich als vor- züglich erprn])t haben und welche nicht angebaut zu werden verdienen. Aber auch hinsichtlich der älte- ren Obstsorten hat gewiss alles, was von Praktikern in Görlitz mitgetheilt wurde, für jeden, der sich mit Obstbau beschäftigt, W^erth. Verlag vou Karl Wieg au dt in Berlin, Koraraandanten-Straäse No. G2. Druck der C. Feister 'scheu Buchdruekerei in Berlin, ZietenPlatz No. 2. Woehensehidft des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei uiicl Pflaiizeiikuiide. Redakteur : i*r"ofessoi' I>r-. Kai-1 Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 27. Berlin, den 9. Juli 1864. Preis des Jahrganges öi Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Aruiulo Kakao Steud. (conspicua Hook. fil.). Ein neues Ziergras aus Neu- Seeland. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflau/.enkundo. VII. — Die Oscherslebener Stiefmütterchen (Peusee's). Von C. Schwanecke in Oschersleben. Arundo Kakao Stend. (oonspiciia Hook. ül.). (ixn nruca Sicrjvaö auo Ucu-^fclanb. Es unterliegt keinem Zweifel, dass viele Gräser einen nicht unbedeutenden ornamentalen Werth ha- ben und noch viel zu wenig in den Gärten benutzt sind. Selbst unter unseren wildwachsenden Arten befinden sich einige, die mehr berücksichtigt wer- den sollten. Wir erinnern nur an unser gewöhn- liches Schilf, an Glyceria spectabilis, an mehre grössere Rietgräser, die alle wolil nur deshalb noch keine Anwendung in unseren Gärten gefunden ha- ben, weil kein Gärtner darauf gekomnien ist, das Eine oder Andere in seinem Verzeichnisse aufzu- führen und als etwas Besonderes zu empfehlen. Hat man doch mit der kleinen niedlichen Gypso- phila muralis, die in vielen Gegenden auf Aeckern ein ganz gemeines Unkraut ist, ein recht hübsches Geschäft gemacht, und verkauft noch den Samen an solche, die es nicht auf Aeckern wild gesehen haben. Die Gräser besitzen einen doppelten ornamen- talen Werth. Einmal sind es die sclimalen, meist sehr langen und im eleganten Bogen überhängen- den Blätter, welche sich gut ausnehmen; dann sind es aber hauptsächlich die vielverzweigten Blüthen- stände mit den haarähnlichen Stielen, welche die länglichen Aehrchen an ihren Enden tragen. Beide, Blätter und Blüthenstände, verdienen besonders in Bouquets Verwendung, um schwereren Blumen et- was Leichteres an die Seite zu stellen. Wir haben in dieser Hinsicht eine recht hübsche Abhandlung vom Inspektor Jühlke in Erfurt: ^Ueber Kultur und Verwendung einiger Gräser zur Verzierung der Blumenbouquets", auf die wir hiermit aufmerk- sam machen wollen. Besagte Abhandlung befindet sich in Karl Kocli's Gartenkalender, Jahrg. 1858, Seite 36. Kein Gras hat in der neuesten Zeit eine solche Anerkennung gefunden, als das sogenaimte Pam- pasgras, Gynerium argenteum. Wir haben dar- über, so wie über das damit verwandte Schilf (Phrag- mites communis) und das Klarinettenrohr (Arundo Donax) l)ereits ausführlich in einer besonderen Ab- handlung (s. Wochenschr. 1. Jahrg. S. 385) gespro- chen, weshalb wir aucii auf diese hinweisen. Es ist nicht zu leugnen , dass dieses Pampasgras als Einzelpflanze und etwas hoch angebracht, wo die Blätter sich recht ausbreiten und entfalten können, besonders aus der Ferne gesehen, sich reizend aus- nimmt. Vor Allem geben die Blüthenstände der weiblichen Pflanze, wenn sie vom Winde hin und her bewegt werden und die silberglänzenden Woll- haare an den unteren Spelzen, namentlich bei eben untergehender Sonne, eine eigenthümliche Beleuch- tung erhalten, etwas Feenhaftes. Wir sprechen hier von der weiblichen Pflanze, da allein diese die Wollhaare in grösserer Menge an ihren unteren Spelzen besitzt, bei der männlichen Pflanze sind die Blüthen dagegen nur schwach be- 27 210 haart, so dass der Silberschein nicht geboten wird. Letztere hat deshalb auch einen geringeren orna- mentalen Werth. Zum Glück kamen auch anfangs nur weibliche Pflanzen in den Handel. Männliche Pflanzen habe ich nur einmal gesehen, und zwar in dem Garten des Grafen von Arnim zu Boi- tzenburg in der Uckermark. Diese Wollhaare der weiblichen Blüthe waren auch Ursache zur Benen- nung des Genus Gyneriiim, ein Name, der seine Abstammung aus dem Griechischen hat. Gyne be- deutet nändich das Weib, hier die weibliche Blüthe, und eria die W^ollc. Neuerdings hat mar. einige Formen des Pam- pasgrases in den Handel gebracht, welche aber kei- neswegs die Hauptart an Schönheit übertrefl'en, zum Theil selbst nachstehen; es gilt dieses zunächst von der männlichen Pflanze, welche sogar einen besonderen Namen erhalten hat. Ausserdem kommt es vor, dass die jungen Scliösslinge an der Basis eine hellviolette Farbe besitzen, welche aber keines- wegs in der Weise in die Augen fällt, dass die Pflanze durch sie eine Bedeutung erhielte. Auch eine Form mit bunten Blättern wird verkauft. Diese Panachirung ist aber ebenfalls so gering, dass es in der That nicht lohnt, diese Form sich anzu- schaflen. Im vorigen Jahre hat man ein neues Pampas- gras aus Neu-Seeland unter dem Namen Arund o conspicua eingeführt, was den Angaben einiger englischen Handelsgärtner nach das gewöhnliche noch an Schönheit übertrefl'en soll. Wir haben es bei dem Hofgärtner H. Sello in Sanssouci in Blüthe gesehen imd dadurch Gelegenheit gehabt, den wis- senschaftlichen Namen festzustellen. Das Gras steht an Schönheit dem echten Pampasgrase weit nach. Schon dass es zeitig blüht, beweist, dass die ein- zelnen Triebe sich keineswegs in der Weise be- stocken, d. h. mit Blättern besetzen, wie es bei Gynerium argenteum der Fall ist, wo mehre Jahre vergehen, ehe der Blüthenstengel sich erhebt. Die weit zahlreicheren Blätter gehen auch hier ringsum, während sie bei dem neu empfohlenen Pampasgrase mehr in 2 Reihen stehen. Trotzdem bleibt es aber immer ein hübsches Gras, was zur Abwechslung auch einmal in Kultur genommen werden kann. Dass es sich lange in den Gärten halten wird, be- zweifeln wir allerdings. Wir wissen nicht, wer Arundo conspicua eingeführt hat, vermuthen aber, dass es durch den Jüngern Hooker direkt aus Neuseeland nach dem botanischen Garten in Kew gekommen ist. Sehon Georg Forster hat auf der P^ntdeckungs- reise mit Cook ein Gras auf Neuseeland gefunden, was er in dem Prodromus einer Flor der australi- schen Inseln unter demselben Namen leider so un- genügend beschrieben hat, dass man wohl kaum noch im Stande sein wird, die Pflanze mit Be- stimmtheit herauszufinden. Der jüngere Hooker, der bekainitlich in den Jahren 1839 bis 1843 die Entdeckungsreise von James Clark Ross nach dem Südpole mitmachte und dabei auch Neuseeland besuchte, hält sein Gras für identisch mit der For- ster'sehen Pflanze, aber auch mit dem, was früher schon bei Gelegenheit der d'U rville'schen Ent- deckungsreise des Schiö'es Astrolabe in den Jahren 182G bis 1829 ebenfalls in Neuseeland aufgefunden und von Lessoii in Richard's essai d'une Flore de la Nouvelle Zelande als Arundo australis beschrieben worden ist. Wir bezweifeln jedoch auch die Identität des For ster'schen und des Lesson- schen Grases. Georg Forster beschreibt seine Arundo conspicua nämlich einblüthig, weshalb Gmelin in seinem Svstema naturae sie auch zu Calama- grostis gebracht hat. Nach der kargen Diagnose des Grases besitzt ferner die äussere Spelze der Forster'schen Pflanze eine sehr lange, zurückge- bogene Granne. Es sind dies 2 Merkmale, die keineswegs mit der Arundo australis Less., von der wir eine sehr ausführliche Beschreibung haben, übereinstimmen. Wohl aber stimmt die Arundo conspicua der Gärten mit der später entdeckten Arundo australis auf das Genaueste Uberein, so dass beide als eine und dieselbe Pflanze betrachtet werden können. Der Name Arundo australis müsste dem- nach eigentlich auf unsere Garteupflanze angewen- det werden, wenn der Name nicht zuvor schon für eine andere australische Pflanze von Cavanilles vergeben wäre. Zwar möchte auch diese Pflanze für immer eine nicht mehr mit Gewissheit zu be- stimmende und deshalb am besten ganz zu strei- chende sein; ihre karge Diagnose ist selbst der Art, dass sie auch auf Arundo australis, wie auf mehre andere Gräser passt. Sie wird aber fortwährend noch aufgeführt, so dass leicht eine Verwechslung mit ihr entstehen könnte, wollte man den Namen Arundo australis für sie beibehalten. Steudel hat deshalb auch die zuerst von Lesson unter diesem Namen beschriebene Pflanze als Arundo Kakao veröff'entlicht, ein Name, den das Gra» nun auch behalten muss. Die Eingebornen nennen nämlich nach dem Jüngern Hook er das Gras: „Kakao." In dem Königlichen Herbar zu Berlin befindet sich ein Gras, was von dem Jüngern Hooker als Arundo australis Less. mitgetheilt ist, sich aber we- sentlich von der echten Pflanze dieses Namens un- terscheidet. Leider steht daselbst nur eine Blüthen- rispe zu Gebote. Ohne Zweifel ist eine Verwechs- 211 lixtig vorgekommen, oder wahrsclieinliclier, es sind zwei verschiedene Gräser gesammelt worden, und mau hat nur das eine imtersucht. Dieses Gras des Berliner Herbar's gehört gar nicht zu dem Genus Arundo, sondern in das neue, bislier nur aus ostindischen Arten bestehende Genus Amplii- donax N. v. E. Bevor wir dieses näiier bezeichnen, sei es uns erlaubt, die bekannteren Genera aus der Gruppe der Arundineae etwas näher und schärfer, als es bisher, ganz besonders in der Steudel'schen Mo- uographie, geschehen, zu diagiiosiren. Die Arun- dineeu, d. h. die Schilf- und liohr-Arteu, unterschei- den sich zunächst von den übrigen Gräsern da- durch, dass an dem Stiele der einzelnen, entfernt- stehenden Bliithchen, zum Theil auch an der Basis und selbst den ganzen Rücken derselben entlang, sich lange Haare befinden, welche meist nach der Befruchtung noch länger werden und dann die Spelzen überragen. Ausserdem sind die Griffel sehr lang und stehen mit den pinselförmigen Narben aufrecht. 1. Arundo (L.) Trin. ^Donax Beauv.): ller- maphrodita; Palea inferior ex apice aristata. 2. Phragmites Trin.: Polygama; Flosculus in- iimus masculus; Palea inferior longe subulata. 3. Gyneriura Humb. et Boiipl.: Dioicum; Pa- lea inferior in apicem longe subulatum attenuata ; Flosculi feniinei dorso pilis longls densissime obsita. 4. Amphidonax Nees: Polygamus; Spiculae raraorum inferlorum masculae, superioruni herma- phroditae aut femineae; Palea inferior in apicem longe subulatum attenuata. Was nun die von dem Jüngern Hooker dem Berliner Königlichen Herbar mitgetheilte Pflanze anbelangt, so scheint sie weit grösser, als die ost- indischen Arten, zu sein. Die grosse Blüthenrispe ist sehr verästelt und an den fadenförmigen Zwei- gen stehen die Aehrchen gepaart. Von ihnen ist das eine gestielt, das andere sitzend, beide sind meist zweiblüthig. An den unteren Aesten und Zweigen sind nur männliche, an den oberen hin- gegen nur weibliche, vielleicht auch Zwitterblütlien vorhanden. Die beiden Klappen sind schmal-ellip- tisch und gleichen an Länge den beiden Blüthchen, von denen das obere ziemlich lang gestielt ist, das untere dagegen meist unfruchtbar erscheint, Stiel und Basis der Blüthchen sind mit langen Haaren besetzt. Die äussern Spelzen endigen mit einer gleich langen Granne. Wir nennen das Gras: Amphidonax australis: Spiculae binae, al- tera pedicellata, altera sessilis, subbiflorae; Glumae longitudine flosculorum, anguste ellipticae; Pedicelli longe lanati; Palea iuferior, in aristam aequilongam terminans. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VII. Es ist die Zeit der Kongresse. Wir haben Be- richt erstattet über die mit dem internationalen Kon- gresse stattgcfnndene Ausstellung von Pflanzen, Blu- men und anderen gärtnerischen Gegenständen in Brüssel; eben wird uns mitgetheilt, dass bereits in Amsterdam ein Ausschuss unter der Ehren -Präsi- dentschaft des Prinzen von Oranien zusammenge- treten ist, um Vorbereitungen zu einer grossen Aus- stellung und einem Kongresse daselbst zu treflen. Beide sollen bereits im nächsten Frühjahre stattfin- den. Die Namen des Ausschusses bürgen dafür, dass -Alles gethan werden wird, dass beide den Anforderungen entsprechen. Die P^rwartungen sind heut' zu Tage überhaupt, noch mehr aber durch das, was in diesem Frühjahre in Brüssel geschehen, gesteigert. An der Spitze des Ausschusses selbst stellt der Bürgermeister und der Präsident der Gar- tenbau-Gesellschaft in Amsterdam; aus der grossen Zahl von Mitgliedern, die aus dem ganzen Lande herangezogen sind, nennen wir nur einige dersel- ben , welche auch im weiteren Kreise der botani- schen und gärtnerischen Welt bekannt sind, wie die Professoren Oudcmans in Amsterdam und Rauwenhoff in Rotterdam, ferner de Jonge van Ellemeet in Overduln auf Walclieren, Krelage in Haarlem, Witte in Leiden, W II link, van den Bosch und Gröne wegen in Amsterdam. Als Präsident des Kongresses sucht man den Professor Miquel in Utrecht zu gewinnen, eine Wahl, der man bei den tiefen Kenntnissen des genannten Gc; lehrten nur beistimmen kann. Im nächsten Frühjahre wird aber auch in Wien eine grosse Ausstellung stattfinden, da das grosse neue Ausstellungsgebäude daselbst eingeweiht wer- den Süll. Es wäre wohl zu wünschen, dass beide Ausstellungen nicht zu gleicher Zeit stattfinden. Wenn auch weniger eine Beeinträchtigung der Ausstellungen selbst bei den weiten Entfernungen von Amsterdam und Wien zu fürchten ist, so würde es doch möglicher Weise hindern, beide Orte zu besuchen. Eben deshalb möchten wir die Ausschüsse in Amsterdam und Wien, welche mit den Vorbereitungen bei den Ausstellungen beschäf- tigt sind, ersuchen, gegenseitig Rücksprache zu neh- men, damit nicht zu gleicher Zeit und auch nicht zu kurz auf einander beide Ausstellungen sind. Auch in Erfurt wird im nächsten Jahre der 2. deutsche Gärtner-Kongress stattfinden, ebenfalls mit einer grossen Ausstellung verbunden. Beide werden wahrscheinlich im Spätsommer sein, da grade in 87* 212 dieser Zeit Erfurt mit seinen Florblumeii Mancher- lei aufzuweisen hätte, was keine andere Stadt dar- bieten kann. Obgleich hier keine Kollision stattfin- det, so möchte es doch die Frage sein, ob es nicht besser wäre, wenn der Erfurter Kongress erst im Jahre 1866 stattfände. 3 grosse Ausstellungen in einem Jahre sind zu viel. Bei der günstigen Lage Erfurts mitten in Deutschland steht selbst eine grosse Betheiligung auch von auswärts zu erwar- ten, sobald nur die gehörigen Vorbereitungen und Bekanntmachungen zeitig stattfinden. Wir haben etwas aus dem letzten Allerlei zu berichtigen. Wir waren der Meinung, dass Hof- gäitner Neuner zu Kannstadt in Königl. Diensten gestanden; wir sind jetzt dahin berichtigt, dass die Guielma bei Kannstadt der Pflege des Hofgärtners Müller anvertraut ist, dass Neuner dagegen bis jetzt Hofgärtuer in der Kronprinzliclien (jetzt nun Königlichen) Villa in Berg war, aber niederlegte, um sich ganz und gar seinen Baumschulen zu wid- men und die alleinige Leitung des daselbst befind- lichen Bades zu übernehmen. Es möchte auch hier von Interesse sein, auf die Modelle zur Erklärung der natürlichen Familien aufmerksam zu machen, welche der Apotheker Loh- meier in Breslau unter der besonderen Anleitung des als Pflanzenanatom und Mikroskopiker hinläng- lich bekannten Professor Cohn anfertigt. Das Stu- dium der natürlichen Familien ist jedem Botaniker nicht allein, auch jedem Laien, der sich für Pflan- zen iuteressirt, sehr nothwendig; ohne ihre Kennt- niss ist überliaupt kein Verständniss möglich. Es hat dieses aber seine Schwierigkeiten, da hauptsäch- lich Blüthen- und Frucht -Zustände dabei massge- bend sind. Diese sind aber nicht immer von allen Familien, und selbst nicht immer von denjenigen, die man zur Vergleichung nothwendig hat, zu glei- cher Zeit vorhanden. Im Winter, wo man sich in der Regel bei mehr Zeit und Müsse belehren will, fehlen die blühenden Pflanzen im Freien ganz und gar. Diesem Uebelstande hat der Apotheker Loh- meier dadurch abgeholfen, dass er Modelle anfer- tigt, welche zum Selbstunterricht und bei dem Be- lehren benutzt werden können und dadurch es mög- lich machen, vergleichende Untersuchungen anzu- stellen. Durch diese Modelle wird es auch Ungeüb- teren möglich, für den stufenweisen Aufbau der Vegetationsformeu in den verschiedenen Familien die sich darstellenden Gesetze zu erkennen und da- mit den Sinn für Pflanzenkunde zu erhölien. Eine Sammlung der Lohmeier'schen Modelle ist gegen- wärtig in einem Auditorium der Breslaucr Univer- sität aufgestellt. Da es vor Allem auf Kenntuiss der einheimischen Flor ankommt, so beziehen sich die bis jetzt dargestellten Modelle auch nur zu- nächst auf die Familien, welche in Deutschland vertreten sind. Von 79 Familien sind bereits Mo- delle angefertigt. Wir haben in dem letzten Allerlei der grossar- tigen Etablissements zur Anzucht von Pflanzen Er- wähnung gethan, welche sich in Paris und Angers befinden ; es sind neuerdings an anderer Stelle No- tizen über den grossartigen Samenbau gegeben wor- den, der sich in Quedlinburg befindet; wir sind im Stande, dieselben hier und da im Einzelnen noch zu ergänzen, behalten uns aber vor, später in einem ausführlichen Berichte diesen Gegenstand zu be- sprechen. Mit der Zeit, wo die Runkelrübe als Surrogat des Zuckerrohrs das Bedürfniss hervorrief, grössere Strecken damit zu bebauen, erhielt der Quedlinburger Samciibau einen fi'üher nie gehabten Aufschwung, der besonders in den letzten Jahren bemerkbar ist. Der Anbau von Runkelrüben, um Samen heranzuziehen, ist vom Samenbau in Qued- linburg noch immer der bedeutendste; 1500 Mor- gen Landes sind allein damit bestanden. Das reicht aber noch lange nicht aus, der Nachfrage zu genü- gen, weshalb die Quedlinburger Grosshändler we- nigstens noch eben so viel Samen von Bauern aus der Umgegend kaufen, als sie selbst bauen. Nach den obigen Nachrichten soll sogar der Anbau von Runkelrüben in der Umgegend von Quedlinburg 5000 Morgen in Anspruch nehmen, was jedoch ge- wiss, wie manche andere an jener Stelle gegebene Angabe, übertrieben ist. Da der Centner mit 8 bis 10 Tlialer verkauft wird und der Morgen Lan- des im Durchschnitt 10 Ceutner Samen liefert, so gäbe unsere Angabe schon die nette Summe von 240,000 bis 300,000 Thaler. Der Anbau von Mohrrübensamen nimmt 500 Morgen in Anspruch, ebenso viel ist uöthig, um die Sa- men für Erbsen zu verschaflen. Für Bohnen und Zwiebeln sind je im Durchschnitte jährlich 200 Morgen nothwendig, um für diese den verlangten Samen heranzuziehen. Für Salat sind 100 bis 150 (nach jenen Nachrichten sogar 250), für Gur- ken 25 bis 30 Morgen nothwendig, für die Kohlar- ten 100, für Cichorien 25 bis 50 Morgen. Spinat- samen wird jährlich im Durciischnitt 3000 Centner gewonnen. Seit einigen Jahren wendet man sich mit grös- serer Sorgfalt in Quedlinburg auch auf Erziehung von Blumen-Sämereien. Wenn der obige Bericht- erstatter in Quedlinburg allein 50 Morgen mit Re- seda bestehen lässt, so ist dieses ebenfalls viel zu hoch gegriffen. Nach unseren wohl zuverlässigen Nachrichten waren im vorigen Jahre nur 10 Mor- gen damit bestanden, gewiss schon ein hübsches Areal für eine einzige Blume. Im Ganzen wurden 213 für Blumen-Sämereien im Jahre 1863 nicht weni- ger als 200 Morgen Landes in Anspruch genom- men. Levkojen werden am meisten kultivirt und nahmen im vorigen Jahre 15 bis 20 Morgen in Anspruch. Ein Samenhändler allein hatte 6 Mor- gen damit bestanden und kultivirte ausserdem in 20,000 Töpfen noch, behufs des Samenbaues, Pflan- zen; ein anderer hingegen hatte dagegen sogar 45,000 Töpfe und 4 Morgen Landes mit Levkojen bepflanzt. Den Samen, der in Töpfen herangezogen wird, ver- kauft man viel th eurer. Einen wunderhübschen Anblick bieten die ver- schiedenen Astern im Freien dar, da man Sorten und Farben getrennt baut. Gegen 25 Morgen sind jährlich damit bestanden. Wenn man bedenkt, dass allein die kleinen Nemophilen 15, Silene multiflora ebenfalls 15, Silene pendula 5, die wohlriechenden Wicken 15 bis 20, Rittersporn 10, dreifarbige Winden 3, Phlox Drummondii 2 Morgen u. s. w. behufs des Samenbaues einnehmen, so wird man gewiss die Zahl von 150 bis 200 Morgen, allein um feinere Blumen-Sämereien heranzuziehen, nicht zu gross finden. Auch technische und Arzneipflanzen werden in grossen Mengen angebaut. Ein Privatmann hat in der Nähe von Quedlinburg, wie uns berichtet wurde, 8 Morgen mit schwarzen Malven bestanden. Wäh- rend der Blüthezeit beschäftigt er 20 Menschen nur zum Abpflücken der Blumen. Der Anbau von Thymian soll 70 Morgen, Salbei 10 Morgen ein- nehmen. Hier werden aber wohl hauptsächlich die abgeschnittenen Kräuter verkauft. Dass viele Menschen und Tliiere nöthig sind, um die Arbeiten zu verrichten, wird man sich den- ken können. In Akkord arbeiten 1000, ausserhalb desselben 1500 Menschen. Während der grössern Arbeitszeit bekommt der Manu die Woche 2, die Frau 14, und das Kind 1 bis 1| Thaler. Man pflügt mit Pferden und zum Theil auch mit Och- sen ziemlich tief, 16 bis 18 Zoll, wozu man stets 4 Pferde nimmt: gegen 500 Morgen werden noch gegraben. Das Pflügen wird auch in Akkord ge- geben und der Morgen mit 3 Thaler bezahlt. Notizen über den Gebrauch von Packleinwand, Bindfaden, Papier u. s. w. sind gewiss sehr interes- sant; doch darüber bestimmte Nachrichten zu erhal- ten, wird ausserordentlich schwer. Im Durchschnitt werden jährlich 200,000 Verzeichnisse ausgegeben. Da jedes mehr als 1 , meist 2 und 3 Loth wiegt, so kann man sich selbst die Zahl der Freimarken zu 4 Pfennigen berechnen, die jährlich gebraucht werden und dem Staate eine nicht geringe Ein- nahme geben. Es dürfte auch das Interesse der Leser der Wochenschrift in Anspruch nehmen, zu erfahren, welche Massen von Rosen in Paris im Winter her- angezogen werden, um der grossen Nachfrage nach diesen Blumen zu genügen. Das französische Jour- nal „Horticulteur francais" gibt darüber Aufschluss. Mau verkauft im Durchschnitt in genannter Metro- pole bis in den April für 150,000 Franks. Die Zahl der Sorten, welche man zu diesem Zwecke treibt, ist nur gering. Kaum sind es einige imd 20 Sorten, und von diesen sieht man wiederum am meisten: Du roi, Gen&-al Jaequeminot, Duchesse de Cambazferes, Auguste Mie, Baronne Prevost, Louise Perronny, Triomphe de l'exposition, CöHne Dubois, Madame Bell, Reine d'Angleterre und La Reine. Ausserdem liebt man die Noisette Lamarque, die auch bei uns früher viel war, jetzt aber verschwun- den ist, sehr, ferner die Bourbon-Rosen: Gloire de Dijon und Souvenir de Mahnaison und endlich die Theerose Safrano. Später kommen noch Moosro- pen, namentlich Cristata und Madame Hardy, zum Vorschein. Man schützt auch schon im Spätherbste einige Reich- und Langblüher durch Kästen und Glasfen- ster, ohne Anwendung von Wärme, gegen Frost und schneidet so lang als möglich noch Blumen. Hierher gehören ausser einigen schon genannten, wie Souvenir de Malmaison und Safrano, noch die bengalische Rose : Cramoisi superieur, und Mistress Bosauquet. Die meisten Menschen sind wohl der Meinung, dass die Einführung der Kartoff'el eine Wohlthat ist. Es liegt uns dagegen ein Buch vor, das wir übrigens ausserdem sehr empfehlen können und auch bereits empfohlen haben , wo man anderer Meinung ist und die Einführung, so wie die Ver- breitung, beklagt. Dieses Buch heisst „die botanischen Unterhaltungen zum Verständniss der heimathlichen Flor" und hat den bekannten rmd mit Recht belieb- ten Schriftsteller Auerswald zum Verfasser. Wie weit einseitige Betrachtungen führen können, sieht man hier. Weil die Kartoffel jetzt hauptsächlich zur Bereitung des Branntweines gebraucht wird und weil sie nicht ein so gutes Nahrungmittel, als Erb- sen, Bohnen u. s. w. ist, auch weit wohlfeiler kommt und deshalb hauptsächlich eine Nahrung der ärmcrn Menschen darstellt, wird eine Frucht, welche allein es möglich macht, dass sonst unwirthsame Gegenden bevölkerter sind, verurtheilt. Wenn es möglich wäre, Elrbsen und Bohnen allenthalben da zu bauen, wo noch Kartoffeln wachsen, wenn die ersteren so ertragreich wären, als die letzteren, so würden diese gewiss mein- gebaut werden. So sind aber die Preise von Erbsen und Kartoffeln sehr verschieden. Wenn früher Hungersnoth eine ganz gewöhnliche Erscheinung war, so haben die Kartoffeln grade es gemacht, dass eine Hungersnoth in der Weise, wie 214 früher, gar nicht möglich ist und dass jetzt die Men- sdien viel gedrängter leben können. Trotz der von Auerswald angeregten und nicht abzuleugnenden Nachtheile der Kartofleln nehmen die Bevölkerun- gen viel mehr zu, als früher, wo man keine Kar- toffeln kannte. Wenn Missbrauch mit dieser Frucht getrieben wird, so haben die Menschen Schuld, die ihn treiben. Menschen, die nur Brot essen, werden nicht so kräftig als die, welche zu gleicher Zeit auch Fleischnahrung haben; deshalb wird das Brot Niemand verdammen. Der Genuss von Branntwein ist heut' zu Tage weit geringer, als vor 20 und 30 Jahren, wo der Branntwein noch hauptsächlich aus Roggen gebrannt wurde. Jetzt trinkt man das allerdings gesündere Bier. Aber auch hier wird Missbrauch getrieben. Soll deshalb nun auch die Gerste verpönt werden? Der Branntwein und noch mehr der Spiritus bildet heut' zu Tage ausserdem für viele Industriezweige einen so gewichtigen Fak- tor, dass er gar nicht mehr entbehrt werden kann, die Kartoffel selbst ist Ursache von einem Wohl- stande, den man in dieser Weise vor 50 und 100 Jahren gar nicht kannte. Wir haben früher mehrmals auf die Lockerung •des Bodens aufmerksam gemacht. Der Zutritt der Luft zu den untei'irdischen Theilen der Pflanze ist ebenso nothwcndig, als dass die überirdischen von ihr umspült werden. Seitdem wir wissen, dass die Pflanze aus ihrer Umgebung auch ohne Vermitte- lung des Wassers Stoffe aufnehmen kann, ist dieses noch wichtiger. Die Luft enthält im trockensten Zustande bekanntlich noch Wasser, das, an sich zu nehmen, Pflanzen in gewissen Fällen im Stande sind. Wüstenpflanzen würden sonst gar nicht exi- stiren können. Oeftere Lockerung des Bodens er- setzt in trockenen Jahren das Giessen. Es sind uns in dieser Hinsicht glänzende Resultate bei den von uns gemachten Versuchen geworden. Wir haben wiederholt in trockenen Sommern Ricinus- pflanzen angebaut, die einen regelmässig begossen, die anderen dagegen nur behackt; die behackten Pflanzen waren stets kräftiger. Der Baumschulbe- sitzer Schamal in Jungbunzlau hat ebenfalls der- gleichen Versuche im vorigen Sommer angestellt. Obstsämlinge von beträchtlicher Ausdehnung wurden zum Theil mehrmals ordentlich behackt und gedie- hen in schlechtem Sandboden auf eine erfreuliche Weise, während andere, wo dieses nicht geschah, zum grossen Theil zu Grunde gingen. Es sind uns von Hobitz pfere in Lyon wie- derum über die Erfolge der Kochsalzdüngung, von denen wir früher in der Wochenschrift bericjitet, Mittheilungen zugegangen. Darnach unterliegt es keinem Zweifel, dass Kochsalz, ganz besonders auf schlechtem Sandboden grosse Wirkung ausübt und bessere Erträge bei den Ernten gibt. Auch unser verehrtes Mitglied, Banquier Flatau, dem der Hopfenbau in Prcussen sehr viel verdankt, stimmt in einer brieflichen Mittheilung diesem vollständig bei; nur muss stets die gehörige Vorsicht angewen- det werden. So oft er Kochsalz bei seinen Hopfen- Anpflanzungen anwendete, hat er erhöhte Erträge erhalten. Wir behalten uns vor, ausführlich und in einer besonderen Abhandlung noch darüber zu sprechen. Wir erfahren eben, dass der Kunst- und Han- delsgärtner Geitner in Planitz bei Zwickau, nach- dem er sein schönes Exemplar der Livistona olivae- formis von 24 Fuss Höhe anderweitig verkauft, be- reits Sorge getragen hat, diese Lücke ebenbürtig wiederum auszufüllen. Eine gute Gelegenheit bot ihm der Verkauf des Lihaltes aus dem Pahnenhause des Legationsrathes Keil in Leipzig dar. Die schöne Sammlung daselbst ist bereits in den Be- sitz des Kunst- und Handelsgärtners Geitner übergegangen. Wir machen deshalb alle Liebhaber von Palmen darauf aufmerksam, wo möglich zu- nächst eine Reise nach Planitz bei Zwickau zu machen und vielleicht dann zu gleicher Zeit die gehörige Auswahl zu treffen. Das ziemlich geräu- mige Palmenhaus daselbst enthält unter Anderem jetzt eine prächtige Phoenix fariuifera mit einem 11 Fuss hohen Stamme und von überhaupt 24 Fuss Höhe. Es ist ein weibliches Exemplar, was eben blüht. Schade, dass dem Besitzer kein Blumenstaub zu Gebote steht, um eine Befruchtung vorzunehmen. Von anderen Palmen, welche Schönheit oder sonst Interesse darbieten, nennen wir die Wachs- und Weinpalme, Klopfstockia cerifera mit prächti- gen, auf der Unterfläche silberweissen Blättern und Arenga saccharifera mit 12 Fusa Durchmesser, so wie Sabal Blackburniana. Wir bemerken zu glei- cher Zeit, dass in der Geitner'schen Handelsgärt- nerei auch andere Blattpflanzen des Warmhauses in ziemlich grosser Auswahl zu haben sind und maciien vor Allem auf die Cyclantheen aufmerksam. Diese den Palmen ähnliche Pflanzen haben bei uns noch viel zu wenig Berücksichtigung erhalten. Die Parthenogenesis scheint in England von Neuem Verehrer und Anhänger zu finden, nachdem bei ims aucli bei der Pflanze, welche bisher als sicheres Zeichen einer Entstehung von Samen ohne Befruchtung betrachtet wurde, es nachgewiesen ist, dass unter den durchaus weiblichen Blüthen biswei- len Zwitterblüthen vorkommen. In Frankreich gibt es dagegen ebenfalls noch Botaniker, welche an der Parthenogenesis festhalten. Wenn Naudin den Hanf als Beispiel aufl'ührt , so ist es uns stets ge- lungen, in dem Falle, wo eine weibliche Pflanze keimfähigen Samen iiervorbrachte, auch männliche 215 Blüthcn nachzuweisen. Bei der Masse von Blumen- staub. welche eine einzige Bliithe schon darzubieten im Stande ist, darf es nicht auftallen, wenn selbst die grössten weiblichen Ilant'pflanzcn bei der An- wesenheit von nur wenigen niänniichen Blüthen be- t'ruchtet werden können. Weibliche Exemplare un- seres gewöhnlichen und des virginischen Wachhol- ders tragen stets, auch wenn sie isolirt stehen, keimfähige Samen, weil männliche Blüthen immer, wenn auch in noch so geringer Anzahl, voi'handen sind. Dr. Anderson, Direktor des botanischen Gar- tens in Kalkutta, hat der Linn^'schen Gesellschaft in London eine Mittheilung gemacht, wonach Abe- ria caftVa, eine Sapotacee Sudafrika's, wo männliche und weibliche Blüthen auf 2 verschiedenen Bäumen vorhanden sind, sich in einem weiblichen Exemplare in genanntem Garten befindet und regelmässig keim- fähige Samen hervorbringt. Auch in England will Daniel Hanbury, Mitglied der Li nne 'sehen Ge- sellschaft, wie bereits von uns übrigens schon frü- her mitgetheilt ist, von einem weiblichen Exemplare des Xanthoxylon elatum keimfähige Samen erhalten haben, und hält fortwährend seine Ansicht aufrecht. Wir glauben, dass trotzdem aber eine Befruchtung stattgefunden hat und dass beide Botaniker nur nicht genau untersucht haben. Dergleichen Unter- suchungen sind gar nicht so leicht, als man zu glauben geneigt sein könnte. Bei der Coelebogyne ilicifolia, wo die im Untersuchen gewiegtesten Bo- taniker Jahre lang umsonst nach Staubgefässen forschten, hat sich schliesslich doch die Gewissheit des üftern Vorhandenseins männlicher Organe heraus- gestellt. Man bedenke, dass in den allermeisten Fällen das getrennte Geschlecht bei den Ptlanzen ilurch Verkümmern des einen geschieht, dass dem- nach auch die vollständige E]ntwickclung der Staub- gefässe und Pistille in einer Blütlie bei besonders günstigen Verhältnissen stattfinden kann. Die Vereinigten Frauendorfer Blätter theilen uns mit, dass jetzt reisende Pflanzenhändler aus Paris, Bahne & Co., in München sich befinden und unter andern Artikeln mit wunderbaren Be- nennungen nicht weniger als 25 Sorten Johannis- stauden aus ]tlarokko und als eine vorzügliche Merkwürdigkeit den Gutedel-Weinstock aus Austra- lien in 12 verschiedenen Arten feilbieten. In ihrer Niederlage, Promenadenstr. No. 10, bekommt man als Muster natürliche Acpfel und Birnen von 4 bis ö Pfund Gewicht zu sehen, ferner Zwiebel- und Knollen-tragende Gewächse aus Afrika und Amerika, welche 4 bis 5 Monate in Blüthe stehen. Wenn wir nicht sehr irren, möchten es dieselben Pflanzen- liändler sein, welche vor einigen Jahren in Berlin vorzügliche Geschäfte machten, seitdem aber nicht wieder gekommen sind, weil man unterdess bittere Erfahrungen erhalten. Wir haben früher auch be- richtet, dass man sich in Paris nicht minder von dergleichen herumziehenden Pflanzenhändlern täu- schen liess, indem man von ihnen aus den nahen Wäldern geholte Pflanzen als fremde aus fernen Ländern bezogene kaufte. Es kam selbst in Paris zu einem Prozess, in Folge dessen die Pflanzen- händler des Betruges überführt und zu Gefängniss- Strafe verurtheilt wurden. W^ir warnen Jedermann und geben stets den Rath, bei Gärtnern zu kaufen, die man kennt und wo man sicher ist, nicht ge- täuscht zu werden. SchliessHch gedenken wir noch eines Verlustes, welchen die Wissenschaft in neuester Zeit erhalten. Am 6. Mai ist nämlich der Nestor der Botaniker, Ludolph Christian Treviranus gestorben, ein Mann, der bis in sein hohes Alter geistig und kör- perlich frisch war. Früher Professor der Botanik in Breslau, vertauschte er mit Nees v. Esenbeck, dem verstorbenen Präsidenten der Leopoldo-Karoli- nischen Akademie, seine Stelle, und ging nach Bonn, wo er in grösster Thätigkeit bis in die letzte Zeit gelebt hat. Obwohl vorzugsweise Physiolog, beschäftigte er sieh doch in den Jüngern Jahren und dann wiederum in der letzten Zeit auch mit der Syste- matik. Die OscIicrsIeJjeiicr Sticfiiiütteicheii (Pt'IISJ'C's). Von C. Schwan ecke in Oschersleben. Ihrem Wunsche gemäss theile ich Ihnen nach- stehende Notizen über meine Kulturen der mit Recht beliebten Stiefmütterchen mit, und erlaube mir nochmals, eine Parthie abgeschnittener Blumen aller Farben zur Kenntnissnahme und eigenen Be- urtheilung beizulegen. Mein Grundstück, worauf ich diese Blumen kul- tivire, liegt unmittelbar an der Eisenbahn in der Nähe des Bahnhofs von Oschersleben. Der Boden ist ein kräftiger, humusreicher Lehmboden von 2 bis 3 Fuss, mit ebenso starker Unterlage von reinem Lehm. Der LTntergrund ist dagegen ein feiner weisser Sand. In diesem Jahre waren gegen 2 Morgen mit Pflanzen bedeckt. Aus dieser Masse werden nur die allerschönsten Exemplare zur Sa- menzucht ausgewählt, und beetweise je nach den Farben und Formen gepflanzt. Durch diese Mas- sen-Aussaaten bin ich aliein im Stande, nur ganz Vorzügliches auswählen zu können und in den 216 Handel zu bringen. Alljährlicli zeigen sich neue Formen und Farben. Die Sämlingspflanzen geben immer schönere kräftigere Exemplare, die Anzucht aus Stecklingen hingegen kann nie das leisten und wird nur bei einzelnen liervorragenden Exemplaren angewendet. Die Hauptaussaat geschieht bei mir von Mitte Juli bis Mitte August auf kalte und abgetragene Mistbeete; bei späteren Aussaaten bleiben die Pflan- zen oft zu klein, um noch zu rechter Zeit verpflanzt werden zu können. Sobald die Pflanzen gehörig stark sind, werden sie auf gut gedüngtes Land, je 6 Zoll von einander entfernt, gebracht. Sollten die Pflanzen von Frost hochgezogen werden , so muss man sie wieder andrücken. Mit dem Beginne des Frühjahres fangen die Pflanzen zu blühen an und bringen alsbald die grössten und vollkommensten Blumen hervor. Mit der Zeit haben sich bestimmte Formen und Farben herangebildet, die bereits aus Samen ziem- lich konstant hervorgehen. 1. Purpurfarbene und weiss umrandete. Die Grundfarbe dieser Abtheilung ist ein leb- haftes Purpur, meist mit weiss gerandet, die Blu- menblätter sind ausserdem oft geflammt und ge- tuscht oder marmorirt. Von dieser Sorte erhält man in der Regel die grössten und vollkommensten Blumen von meist zirkelrundem Bau und pracht- voller Zeichnung. Leider verlieren sich im hohen Sommer und auf ungünstigem Standort die schönen Schattirungen und Zeichnungen, die Blumen sinken zu unbedeutenden Erscheinungen herab; mit Ein- tritt des Herbstes jedoch und beim Erscheinen von külilerer Witterung stellen sich die frühern Fär- bungen wieder ein. 2. Purpurfarbige und gelbunirandete. Die Grundfarbe ist wiederum purpur, aber die Ränder .sind gelb. Auf den einzelnen Blumenblättern er- scheinen, wie bei voriger Sorte, Schattirungen, aber von recht leuchtender Farbe. 3. Die Pelargonienblüthigen gleichen im Bau und in der Zeichnung vollständig den Phanta- sie-Pelargonien. 4. Bronze- und aurikelfarbene sind ganz abweichend von den genannten Sorten. Unter ihnen findet man die hervorstechendsten und brillantesten Farben von rosa, kupferrotli, havannahbraun, bronze bis zum dunkelsten braun. Man könnte alle diese Farben mit dem Namen Sommerfarben bezeich- nen, weil weder Trockenheit und Regen, noch un- günstiger Standort auf die Färbung einwirken. Im ersten Frühjahre sind die Farben matt; mit der stei- genden Sonne treten aber die Farben um so mehr hervor. Die Blumen erreichen indess die Grösse der vorigen Sorten nicht. Der Bau ist übrigens in der letzten Zeit bedeutend verbessert worden. 5. Die blauen und bläulichen Sorten ha- ben sich aus den frühern herausgebildet. Sie be- sitzen einen kräftigen Wuchs und grosse Blumen mit grossen Augen. Herzog Wilhelm von Braunschweig heisst die vollendetste Form. 6. Die himmelblauen Formen zeichnen sich durch ein sanftes Blau mit allen Abstufungen aus. Die Mitte ist dunkeler, nach dem Rande zu hinge- gen wird allmählig die Färbung heller. Diese Sor- ten bedürfen noch sehr der Verbesserung. 7. Die Sorte mit Ultramarin -Blumen. Das tiefe Blau bleibt in der neuesten Zeit ebenfalls ziemlich konstant aus Samen. Auch hier wird die Färbung nach dem Rande zu beller. Die Blumen sind ansehnlich gross. 8. Die Blumen mit schwarzer Färbung (Di-. Faust) lassen noch in Form und Farbe manche Verbesserung wünschen, bleiben aber eine der inte- ressantesten Formen. 9. Die rein-weissen und rein-gelben Blu- men verlaufen noch immer in andere Farben, und lassen sich aus Samen schwer festhalten. Von meiner diesjährigen Ernte oft'erire ich Samen : I. Nur von Musterblumen gesammelt: 1000 Korn, alle Farben, jede separat . 1 Thaler 500 Korn, , „ „ „ . löSgr. Die Prise, „ " . " " • ^^gr. No. 1. purpurfarbene, weiss umrandet, das Lotli 2 Thaler. No. 2. purpurfarbene, gelb umrandet, das Loth 3 Thaler. No. 4. bronzene und aurikelfarbige, das Loth 2 Thaler. No. b. blaue und bläuliche Sorten, das Loth 1 Thaler J5 Sgr. No. 6. himmelblaue Sorten, das Loth . 20 Sgl-. No. 7. ultramarinblaue Sorten, das Loth 2 Thaler. IL Dieselben Farben, doch weniger schön im Bau und Zeichnung: Das Loth 8 Sgl-., das Pfund 6 Thaler. HL Von Pflanzen liefere ich das Dutzend: 1. bester Auswahl zu 15 Sgr. 2. die gewöhnlichen zu 5 Sgr. Verlag von Karl Wiegaiidt iu Berliu, KommandantenStrasse Mo. 62. Druck der C. Feiste r '.sehen Buchdrnekerei in Berlin, Zielen. Platz No. ä. Wochenschrift des Fereiiies zur Beförderung des (lartenbaiies in den Köiügl. PreiLssischeii Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : P*rofessor Dr. Karl Ivochi, General-Sekretair des Vereines. No. 28. Berlin, den 16. Juli 1864. Preis des Jahrganges 54 Thlr ., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch des deutseh - österreichischen Post -Vereines. franco durch alle Post-Anstalten Inhalt: Van Houtte's Vereines am 27. Blumen und 28. Zwiebel - Juni. Flo - in Gent. — Die Pflanzen- und BIumen-Auss tellung des Stettiner Gartenbau- Van llontte's ßliiiiu>u-Zni(>lH'l-Floi' in iifnt. Ein berüliinter Hyazinthen-Züchter, Voorlielm, der iu der ersten Hälfte des vorigen JahrlmnJertes in Haarlem lebte und eine Abliaudlung über Hya- zinthen schrieb, sagt in derselben: „Nun ist noch übrig, dass ich auch die Ausländer dazu aufmun- tere. Ich bitte Sie also, Hyazinthen zu ziehen. Wollen Sie so viel Geduld, als die Holländer ha- ben, so rathe ich Ihnen, solche aus dem Samen zu erzielen; Sie werden es ihnen innerhalb weniger Jahre gleich thun; und so gering auch das Ansehen eines glücklichen Fortganges hierinnen sein möchte, so würden doch bald alle Nationen sich im Stande sehen, einander wechselweis die schönsten Blumen zu liefern. Ich scheue mich nicht, auch öfl'entlich zu sagen, es sei allen Europäern eine Schande, dass sie sich nicht gleich den Holländern alle Ge- heimnisse der Natur in Ansehung der Blumen zu entdecken angelegen sein lassen." 100 Jahre und mehr mussten vorübergehen, ehe auch andere Völ- ker Theil nahmen an der An- und Neuzucht der Hyazinthen. Berlin ist es namentlich, was sich da- rin eines grossen Paifes erfreut und bereits Tüchti- ges geUefert hat. Als Berliner Zwiebeln werden alljährlich Hunderttausende nach allen Gauen des grossen deutschen Vaterlandes entsendet. Doch auch anderwärts hat man neuerdings an- gefangen, Blumen-Zwiebeln mit Erfolg heranzuzie- hen. Während unserer letzten Anwesenheit in Bel- gien war uns das späte Frühjahr in sofern günstig, als wir auch die Blumen -Zwiebel -Flor in ihrer schönsten Pracht in dem van Houtte'schen Eta- blissement zu Gent sehen konnten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieses in seiner Universalität, in der es alle Kulturen umfasst, das erste in der Art, nicht allein des Festlandes, sondern ganz Eu- ropa's und überhaupt der civilisirten Welt darstellt. Wir haben früher einmal schon die Gelegenheit wahrgenommen, über das van Houtte'sche Eta- blissement zu sprechen (s. 5. Jahrg. d. Wochenschr. S. 22ö), dieses Mal wollen wir nur über einen Kulturzweig desselben berichten, den wir grade in seiner schönsten Flor sahen, über die Blumenzwie- bel-Kultur. Es kommt uns dabei zu Statten, dass eben das Verzeichniss der Zwiebelblumen-Pflanzen (Oignons ä fleurs) daselbst erschienen ist und wir unsere an Ort und Stelle gemachten Aufzeichnungen mit dem Inhalte desselben vergleichen können. Es ist nicht zu leugnen, dass eine Flor von Hyazinthen, Tul- pen, Narcissen u. s. w., wo grosse Beete mit Blu- men einer Farbe bepflanzt sind und alle diese Beete wiederum ein Bild von der Mannigfaltigkeit einer Art und von dem, was die Kunst des Menschen in dieser Hinsicht geleistet, geben, den Augen etwas darzubieten vermögen, was nicht allerwärts geboten wird. Die wir in Berlin leben, können allerdings alljährlich beim ersten Erwachen des Frühlings uns diesen Genuss verschaffen, während Andere, die in den Provinzen wohnen, sich mit einigen Exemplaren 28 218 in den Gärten und an den Fenstern begnügen müssen. Wir haben das Glück gehabt, eine natürliche Blumen -Zwiebel -Flor im Westen des Kaspischen Meeres zu schauen, also nicht wie der Mensch sie hervorgerufen, sondern wie der liebe Gott sie ge- schaffen. So eine Flor unterscheidet sich wesent- lich von der unsrigen, wo doch trotz aller blenden- den Pracht die Kunst des Menschen manchmal zu sehr entgegentritt; die unverfälschte Natur hatte sich dagegen in den genannten Gegenden offenbart. Ist auch das Bunte der Blumen daselbst ebenfalls vor- herrschend, so fehlt doch nicht das freundliche Grün, was das Grelle der Farbe erst zum Liebli- chen umgestaltet. Auch ist nicht die eine Blume gleich in solchen Massen vorhanden, wie in unsern Gärten; es wechseln dagegen in grösseren und klei- neren Gruppen und selbst in einzelnen Exemplaren: Tulpen, Trauben -Hyazinthen , Narzissen, Scillen, Puschkinien, Crocus, Zwiebeltragende Iris, Milch- sterne, Orchis- Arten u. s. w. freundlich mit einan- der. Auf dem reinen, noch nicht von der Kultur in Anspruch genommenen Boden der Mutter Erde breitet sich ein Blumenteppich aus. Doch wir kehren zur van Houtte'schen Blu- meu-Zwiebel-Flor zurück. Diese ist mannigfaltiger, als bei uns in Berhn, da man ausser Hyazinthen und Tulpen, noch viele andere Arten findet, die hier, wenigstens im Grossen, nicht kultivirt werden; ich ei'wähue z. B. die schönen Öjirekelicn (Amaryl- Us formosissima), Grocus u. s. w. Die einzelnen Arten der Blumenzwiebeln, wie Hyacinthen, Tul- pen etc. nahmen im van Houtte'schen Etablisse- ment bestimmte viereckige Stellen, die meist durch Schilfwände gegen Winde geschützt waren , ein. Die Pflanzen besassen ein kräftiges, gesundes An- sehen, so dass man auch auf die gute Qualität der Zwiebel schliessen konnte. Wir haben uns die Sorten angemerkt, die uns gefielen ; es möchte demnach wohl von Interesse sein, den Leser der Wochenschrift damit bekannt zu machen. Es nahet die Zeit, wo man sich mit Vorrath versieht, theils um für die Zimmer zu trei- ben, tlieils auch um für die erste Zeit des Früh- jahres dem Garten einen besonderen Schmuck zu geben. A. Wir beginnen mit den Hyazinthen und bemerken, dass es Sorten gibt, welche stets nur kleine Zwiebeln besitzen. Wo dieses der Fall ist, werden wir die Sorten durch einen * bezeichnen, damit der Liebhaber, wenn er deren erhält, nicht glaubt, schlechte Zwiebeln bekommen zu haben. Dagegen machen wir diejenigen Sorten, welche besonders grosse Zwiebeln machen, durch ein f kenntlich. I. Weiss und einfach. •{- 1. Elfride, die grossen Blumen haben einen leichten rosafarbigen Reflex und machen auch ein gi-osses Bouquet. -[-2. Grand vainqueur besitzt ebenfalls sehr grosse, aber milch weisse Blumen, dereu Abschnitte wie bei Lilium Martagon, zurückgebogen sind. 3. Kronprinzess der Niederlande baut sich sehr gut. f 4. Mammuth verdient wegen der Grösse der auch entfernter stehenden Blumen den Namen. 5. Mirandoline: Blume blendend weiss und weniger gross. f 6. Montblanc hat auch den Namen Hon- neur de Hillegora: ebenfalls blendend -weiss und wunderschön gebaut. II. Zartfleischfarbeu und einfach. 7. Emmeline: sehr zarte Farbe in geschlosse- nen Blumen. f 8. Grandeur ä merveille. Noch zarter in der Farbe und ebenfalls geschlossen, bildet aber ein sehr grosses Boucj^uet. 9, Madame van der Hoop: grosse Blume, weiss, aber mit einem schwachen, fleischfarbigen Scheine. t 10. Tubiflorus: reine fleischfarbene, grosse Blumen, welche sich durch eine ziemlich lange Köhre auszeichnen. III. Ro.safai'big und einfach. 11. Agnes: lebhafte Farbe in sehr geschlosse neu Blumen. t 12. Graf Eadetzky: sehr grosse Blumen im lebhaften Rosa bilden ein geschlossenes Bouquet. 13. La dame du lac: zartes Rosa, die Spit- zen aber hellgrün. f 14. Madame Hoog: lebhaftes Rosa mit Kar- minband und weissem Auge. * 15. Rose pyramidale zeichnet sich durch den pyramidalen Wuchs des Bouquets aus. Die rosafarbigen Blumen sind kirschroth gebändert und weiss nüancirt. IV. Roth und einfach. 16. Amphion: mit schönem Bau. f 17. Appelius: hellroth mit geschlossenen Blumen. f 18. Circee: Blumen mehr kirschroth, mit sehr abgerundeten Abschnitten; vorzüglicher Bau. * 19. Diebitsch Sabalkansky: Ponceau-kar- min, feurig; Bau der Blume besonders schön. * 20. Duchess of Richmond blüht sehr hell, hat selbst einen weissHchen Schein. 21. Madame Hodson: hellroth und karmin gebändert. 22. Pr ine esse Clotilde: roth und orangefar- ben nüancirt. Ausgezeichneter Bau. 219 f 23. von Schiller: lebhaftes und helleres Eoth; vorzüglicher Bau. V. Amarantfarbig und einfach. 24. L'unique: eine ausgezeichnete Färbung in's Purpurfarbige übergehend. 25. L'honneur d'Overveen hat sehr grosse und geschlossene Blumen, amarantfarbig, aber mit weissem Auge. VI. Blau oder Lila und einfach. 26. Cialdini. Eine erst neuerdings gezüchtete Blume von bedeutender Grösse und im herrlich- sten Blau. 27. Grand lilas besitzt sehr grosse Blumen und diese gebändert. f 28. Grande vedette: grosse himmelblaue Blumen, die etwas entfernt stehen. ■j- 29. Marie. Grosse und geschlossene Blumen im schönsten Himmelblau. f 30. Regulus: grosse Blumen, die auch ein grosses Bouquet bilden. Die Farbe ist blau, unter- brochen durch dunkelere Bänder. VII. Dunkelblau und einfach. t 31. Baron van Thuyl: die prächtigen dun- kelblauen Blumen stehen geschlossen und besitzen sehr zurückgebogene Abschnitte. 32. Baron von Humboldt: fast schwarz- blau. f 33. Bleu mourant hat besonders schönen Bau und schöne Färbung von dunkeleren Bändern durchzogen. 34. Charles Dickens besitzt eine Farbe mehr ins Violette gehend und dunkel gebändert. 35. General Havelock: sehr grosse Blumen im dunkelsten, fast schwarzem Blau. Ausgezeich- net schön. 36. Nimrod: besonders grosse Blume, dunkel- blau mit violettem Reflex. f 37. Orondatus: blau und dunkler gebändert, Blumen auch ziemlich gross. * 38. Prinz Albrecht: dunkelblau, am Rand mehr violett. * 39. Siara: mehr schwarzblau und am Rande violett. Die Blumen bilden ein geschlossenes Bouquet. t 40. Wilhelm I. Wiederum schwarzblau, in's Violette scheinend. VIII. Gelb und einfach. 41. H(5roine. Ein schöner Bau in der Blume. 42. Ida: kanariengelb. 43. Koning van Holland: nankinfarbig mit lachsfarbigen tSpitzen. Die grossen Blumen bilden ein geschlossenes Bouquet und haben, da ihre Ab- schnitte elegant zurückgebogen sind, die Form einer Blume des Türkenbundes (Lilium Martagon). 44. Victor Hugo besitzt eine hellgelbe Farbe. IX. Weiss und gefüllt. * 45. Gloria florum suprema. Weiss, aber mit purpurfarbiger Mitte. 4G. Grand monarque de France: weiss mit grünen Spitzen; ein vorzüglicher Bau. f 47. Latour d'Auvergne. Die Blumen be- sitzen die Form derer des Türkenbundes. 48. Non plus ultra: weiss mit violetten Her- zen. Die grossen Blumen stehen sehr entfernt. f 49. Prinz von Waterloo: eine ausgezeich- nete Blume im Bau. X. Fleischfarben und gefüllt. 50. Alida Catharina kommt sehr zeitig in Blüthe. Die Farbe ist seidenartig. f 51. Anna Maria: sehr zart fleischfarben und mit grünen Spitzen. f 52. Bouquet royal. Das Bouquet, wie die einzelnen Blumen, sind vorzüglich gebaut. 53. Fr^döric le grand: rosalila und nur halbgefüllt. 54. Grootvorst besitzt ebenfalls eine zarte Fieischfarbe, und die Spitzen grün, ist aber in der Mitte der Blume violett. 55. Honneur d'Amsterdam besitzt wiederum grosse Blumen, welche an ihren Spitzen eine grüne Farbe haben. 56. Lord Wellington. Ebenfalls eine sehr grosse Blume von zartester Farbe. 57. Regina Victoria: hat sehr gefüllte Blu- men in schöner Fleischfarbe. 58. Triomphe de Blandine hat einen schö- nen Bau. XI. Roth und gefüllt. * 59. Belvedere: hellkarmin; Blumen nicht sehr gross. f 60. Bouquet tendre: hellroth und von herr- lichem Bau. *61. Cochenille (EcHpse): lebhaftes Coche- nilleroth; kleine Blumen. 62. Enfant de France: purpurviolett und lachsfarbig nüancirt. Bleibt klein, die Blumen bil- den aber ein geschlossenes Bouquet. Ausgezeich- nete Blume. * 63. General Moore: karminroth; Blume gut gebaut. 64. Guda bildet ein hübsches pyramidenförmi- ges Boiujuet. Farbe hellroth, seidenartig. 65. La belle alliance: ausserordentlich ge- füllt, hellroth mit grünen Spitzen. * (56. Lady Montague: eine brillante hell- rothe Farbe. 67. Monsieur Stegerhoek: hellroth. 68. Noble par merite: sehr grosse rothe Blumen von vollendetem Bau. 28* 220 69. Princesse royale. Eine der schönsten Blumen, hellroth, in der Mitte weiss. * 70. Thomas Grey: ganz besonders grosse Blumen, sehr gefüllt, lebhaft roth. XII. Blau und gefüllt. 71. Albion blüht spät und in langen Pyrami- den. Die P^arbe ist ein Dunkelblau mit schieferfar- bigem Reflex. f 72. Blocksberg: hellblaue Farbe. * 7.3. Bouquet pourpre: iudigoblau; Blumen gut gebaut, aber etwa^ kurz. 74. Comte de St. Priest: blüht ebenfalls sehr gefüllt. Die Farbe ist ein Hellblau mit Lilareflex. 75. Franziscus primus. Sehr grosse Blumen von Blau-lilafarbe. 76. Laurens Koster: herrlicher Bau. Blume blau, aber violett nüancirt. 77. Louis Philippe: hellblau und besonders grosse Blume. 78. Madame Marmont: zartes Himmelblau in weiss nüancirt. 79. Morillo hat wiederum sehr grosse Blumen in hellblauer Farbe. 80. Prince Albert: schwarzblau, sehr gefüllt und ausgezeichnet gebaut. * 8L Othello: fast schwarz, die Innern Blätter nehmen eine mehr violette Farbe an. 82. Shakespeare: hellblau, ebenfalls von vor- züglichem Bau. "* 83. Van Speijk: Sehr grosse Blumen, aus- serordentlich gefüllt und von hellblauer Farbe, aber violett gebändert. B. Auch die Zahl der Tulpen hat sich in der neuesten Zeit sehr vermehrt. I. Einfache und frühe, 1. Alida Maria: kleine Blume, kirschfarbig, aber weiss geflammt. 2. Chani«5Ieon: die gefransten Blumenblätter haben eine weisse Farbe, sind aber roth gestreift und punktirt. 3. Claremont: hellroth und weiss nüancirt, besonders grosse Blume. 4. Duc van Thol. Von dieser kleinblumigen Tulpe haben wir bereits eine Reihe Formen in weisser, gelber und rother Farbe, einfacii gefärbt oder gestreift gesehen. Besonders schön sind die glänzend-röthen, so wie die rothen und gelbgestreiften. 5. Gouden Standaard: gelb u. karmin gestreift. 6. Groot meester van Malta: eine herrliche Blume, weiss und roth panachirt. 7. Junger gelber Prinz: gelb, im Lmern leicht braun-gestreift. 8. La belle alliance: cochenillefarbig, Blumen- blätter gefranst. 9. Le matelas rose: eine grosse und schöne Blume von Dunkelrosa und seidenartig. 10. MoliSre: eine sehr hübsche Blume von violetter Farbe. 11. u. 12. Pottebakker, weiss und goldgelb, im letzteren Falle aber roth gestreift und panachirt. 13. Proserpine: eine grosse und schöne Blume karmin-lila gefärbt. 14. Roi Pepin: lebhaft rosa und weiss pana- chirt; vorzügliche Blume. 15. Vermillon brillant: feurige Cochenille- farbe. 16. Zilberen Standaard (Silber-Fahne): weiss und karmin - panachirt. II. Gefüllte Tulpen zum Treiben. 17. Couronne des roses: lebhaftes Dunkel- rosa, sehr gefüllt. 18. Duke of York: ebenfalls sehr gefüllt, dunkelroth und gelb umrandet. 19. Duc van Thol double: roth und gelb- umsäumt. 20. Gloria solis: scharlachfarbig und breit orange-umrandet. 21. Imperator rubrorum: feurig scharlach- roth, der Blume einer Päonie nich unähnlich. 22. La candeur: blendend-weiss, aber grün gestreift; sehr gefüllt. 23. Le Blason: dunkelrosa. 24. Miaules: braun und gelb. 25. Regina rubrorum: roth, goldgelb-pana- chirt, sehr gefüllt. 29. u. 30. Tournesol: roth und gelb-umran- det, so wie rein gelb. III. Gefüllte Tulpen in 's freie Land. 31. Blanc borde pourpre: i-ein weiss und purpurviolet umrandet. 32. Couronne imperiale: kirschfarbig mit blauem Reflex und weiss panachirt. 33. Extremite d'or: lebhaft roth mit blauem Widerschein und goldgelb. 34. Koning der Blau wen: blauviolet. 35. Mariage de ma fille: trägt sich wunder- schön und ist sehr gefüllt. Weiss und kirschfarbig geflammt. 36. Overwinnaar: sehr gefüllt, weiss, aber hellviolctt gestreift und marmorirt. 37. Purpere kroon: dunkelpurpur-kastauien- farbig. 38. Rex rubrorum: sehr gefüllt, lebhaft Scharlach. 39. Rose jaunc: gelb, mit grünem Wider- schein, recht ausgezeichnet. 40. Rouge amarante: blüht sehr spät, hat aber einen vorzüglichen Bau. 221 C. Schliesslich erlauben wir uns noch einige Crocus zu empfehlen: 1. Albion: sehr grosse Blumen, violettblau, weiss gestreift. 2. Amazone: ebenfalls sehr grosse Blume, blau, lila gestreift und panachirt. 3. Caroline Chisholni: weiss. 4. Duc de Malakoff: hellblau. 5. Grand jaune: gelb. 6. La candeur: blendend weiss. 7. Le majdstueux: gestreift. 8. Miss Niglitingale: sehr grosse Blume, weiss und geädert, im Grunde violett. 9. Montblanc: weiss. 10. Mungo Park: dunkelbau, am Ende jedes Blumen-Abschnittes ein weisser Fleck. 11. Non plus ultra: weiss und lila. 12. Omer Pascha: weiss und violett panachirt. 13. Itosa Bonheur: silberweiss, an der Basis violett. 14. Sir John Franklin: sehr grosse und spät erscheinende Blume, schwarzblau. 15. V. Schiller: dunkelblau, heller im Grunde, blüht ungemein reich. Die Pflanzen- und ßhinien-Ausstellung brs 5tcttincr ©arlenbau-lJerdnce am 27. und 28. Juni. Wir haben im vorigen Jahre Gelegenheit ge- habt, die erste Ausstellung von Pflanzen und Blu- men in Stettin zu sehen und in einem Berichte (s. vorigen Jahrg. d. Wochenschr. S. 296) darüber ausführlich zu sprechen; leider war es uns nicht vergönnt, von der 2. Ausstellung, welche am 27. Juni eröffnet wurde, selbst Kenntniss zu nehmen. Es sind uns aber 2 Berichte darüber zugegangen, die zwar nur im Allgemeinen schildern und keines- wegs tiefer in die Schätze an Pflanzen und Blumen eingehen , aber doch genügen, um daraus zu erse- hen, dass auch diese zweite Ausstellung, trotz der ungünstigen Witterungs - Verhältnisse, die aber bei allen in diesem Jahre stattgefundenen Ausstellungen sich leider Geltung verschafft haben, der ersten kaum nachgestanden hat. Wir würden ausführlicher darüber sprechen können, wenn uns auch die Ver- zeichnisse der eingelieferten Pflanzen und sonstigen Gegenstände vorgelegen hätten. Mit Recht hatte man auf das Ganze, neben dem vielen Einzelnen vor Allem Werth gelegt und den Stettinern und wer sonst von auswärts die Ausstellung besucht hat, Beispiele vorgelegt, wie man etwas gruppirt, um einen Total-Eiudruck zu haben. Die Kunstgärtner Stertzing und Herr hatten sich der mühevollen und leider oft undank- baren Aufgabe unterzogen uud auch verstanden, Plarmonie hineinzubringen. Das grosse Ausstellungs- Lokal war durch immergrüne Sträucher, welche eine Avenue bildeten, in einen Mittelraum und 2 Seiten- theile geschieden. Im Hintergrunde hatte man aus Tufi'steinen , welche das entfernte Thüringen gelie- fert, einen Berg aufgestellt und diesen mit allerhand Blattpflanzen besetzt. Die Spitze trug einen offenen Kiosk, dessen Hinterseite ein Spiegel bildete. In diesem wurden all' die Pflanzen und Blumen, die ihre Bilder in ihn warfen, wiedergegeben; es schien, als wenn das Lokal noch weit grösser wäre. Auch ein Bach hatte in dem Berge seine Quelle, deren Wasser, anfangs laut über das Kalkgestein hinweg murmelnd, in der Ebene des übrigen Raumes auf freilich schmalem Pfade weiterfloss, um sein Ende in einem grösseren Becken zu finden. Goldfische bewegten sich munter in ihm und wagten bisweilen aufwärts der Quelle entgegen zu schwimmen. Um dem Ganzen noch mehr Natürlichkeit zu geben, hatte man auch einmal eine entsprechende Brücke über das Bächlein angebracht. Wir folgen dem einen Berichte und wagen in demselben nur hier und da die Angaben über das Vaterland einzelner Pflanzen zu verändern. Links ragte aus dem niederen Grün der zum Theil den Berg bedeckenden Farne ein Riesenkaktus empor, den Terrassen Mexiko's entstammend, umgeben am Fusse von blühenden Alpenveilchen, die aber nicht unseren Alpen entnommen, sondern aus per- sischen Eltern gezüchtet, durch des Gärtners Fleiss zu dieser Schönheit und Mannigfaltigkeit erst ge- bracht waren. Neuseeländer Flachs (Phormium te- nax) überschattete dagegen mit seinem schilfartigen, doch ziemlich breiten Blättern auf der andern Seite den Quell. Stattliche Drachenbäume, der eine mit den schmalen Blättern (Gordyline superbiens, Dra- caena indivisa der Gärten) auf Neuseeland wach- send, der andere aber, dessen breitere Blätter über- hängen, von jenen Inseln im Nordwesten Afrika's, die man dereinst die glücklichen nannte, stammend (Dracaena Draco und zwar die Abart Boerhavii), streckten schirmend ihre Kronen über eine in der ganzen Farbengluth der brasilianischen Heimath prangende Gloxinien-Gruppe. Doch seien wir auch gerecht, im Vaterlande der Gloxinien hat man noch nie diese Blumen in solcher Vollkommenheit und Schönheit gesehen, wie sie jetzt der Fleiss und der sinnende Geist des Gärtners erst nach vielen Ver- suchen und Mühen herangezogen und wie sie auch die Ausstellung den Blicken des Schauenden darbot. 222 In dem hellen Wasser spiegelte sicli unser trau- liches Vergissmeinuicht mit den blauen Blumen ne- ben einer hohen Simse aus der Fremde, dem Cj- perus alternifolius Madagaskar'». In deren Nähe sind nicht Nord- und Südamerika, sondern Japan und Mexiko durch die goldfarbige Abart des orientali- schen Lebensbaumes (Thuja orientalis aurea) und durch die sonderbar gestaltete Graslilie, welche in den Gärten den Namen Pincenectia oder Pincenec- titia erhalten, zu den bekannten Dasylirien aber gehörend, vertreten. Alocasia mctallica, ein Bewoh- ner der Urwälder Borneo's, und die nahverwandten brasilianischen Kaladien, deren roth- und weissge- fleckten Blätter freundliche Mannigfaltigkeit darbo- ten, breiteten sich um die hehre Chilitanne (Arau- caria excelsa) aus, gruppirt auf künstlichem, aber frischem, wenn auch nicht thauglänzendem, so doch durch das Spritzen mit Wassertropfen besetztem Rasen. Alle die Pflanzen mit Blumen geschmückt, welche erstere wir uns zum Theil schon seit einem Jahrhundert zu eigen gemacht und welchen letzteren erst der Gärtner wiederum diese Vollendung gege- ben, waren in Gruppen zusammengestellt vorhanden und boten dem Liebhaber eine Auswahl, um auch seine Gärten, oder wem das Glück nicht so wohl will, Grund und Boden zu besitzen, wenigstens seine Zimmer und Fenster zu schmücken. Fuchsien, Pelargonien, Calceolarien, Hortensien, neuholländi- sche Reiherbüsche (Metrosideros) u. s. w., wie sie jetzt in Massen hergezogen, sucht man vergebens in den Ländern ihrer Heimath. Welche Verände- rungen sind mit den in diesem Jahrhunderte einge- führten oder wenigstens doch erst verbreiteten Ge- orginen in den letzten Jahren hervorgegangen! Sorten, die man noch vor 10 Jahren hochschätzte, will man jetzt nicht mehr, und findet sie nur noch in den Gärten entfernter von der Hauptstadt woh- nender Bauern. Um diese Jahreszeit hätte man vor 10 Jahren selbst noch keine Georgine in Blüthe gesehen. Levkojen sind seit Jahrhunderten schon in Gär- ten gezogen, aber ebenfalls keineswegs in solcher Fülle und Mannigfaltigkeit, wie jetzt. Es waren auch nur wenige Wo<:hen im Sommer, wo man sich damals an ihren Blumen erfreute; nun hat man sie vom Frühjahre bis in den Herbst hinein blü- hend. Um die Stiefmütterchen in dieser Vollkom- menheit zu erziehen, nahm man deren, wie sie wild bei uns und wild im südlichen Sibirien wach- sen, (Viola tricolor und altaica), Hess sie auf einan- der einwirken und erzog auf diese Weise allmählig aus dem Samen Blumen in dieser Vollendung. Dass auch Rosen nicht fehlten, kann man sich denken. Es sollte eigentlich kein» Ausstellung sein, wo die Königin der Blumen nicht wäre. Als Spätlinge der Jahreszeit waren auch noch Alpenrosen vorhanden. Unsere Alpen nicht weni- ger hatten, wenn auch in bescheidener Grösse und in bescheidener Flor, ihre Representanten gesendet, als auch die mächtigen Gebirge des Kaukasus und des Himalaja, von denen das erstere Europa im Südosten von Asien, das andere im zuletzt genann- ten Erdtheile das himmlische Reich von den grossen Besitzungen der Engländer im Süden scheidet. Schöne Blattpflanzen zu Gruppen vereinigt, oder als Einzel-Exemplare andere, hauptsächlich kleinere in allen Farben prangende Blumen beschirmend, fehlten ebenfalls nicht und trugen im Gegensatz zu den eben genannten vielfach zu freundlichen Abwechslungen bei. Vor Allem nahm sich die schöne Fächerpalme, Livistona chiuensis, welche in China wild wächst, aber von der Insel Bourbon im Osten Afrika's nach Europa gebracht wurde und deshalb zuerst als Latania borbonica beschrieben ist, reizend aus. Dass auch Nadelhölzer nicht fehl- ten, kann man sich bei der jetzigen Liebe zu die- sen Gewächsen wohl denken. Oben an erregte die Wellingtonie bei allen denen Interesse, welche wussten, dass die Pflanze in ihrem Vaterlande Ka- lifornien über 300 Fuss hoch wird und dass man vor einigen Jahren in London einen Rinden-Cylln- der von ihr zeigte, der einen solchen Umfang hatte, dass 20 Paare darin tanzen konnten. Auch Thu- jopsis borealis war in einem schönen Exemplare vorhanden. Lange kannte man ihr Vaterland nicht, bis man jetzt endlich weiss, dass es die Nordwest- küste Amerika's und besonders die dortliegende In- sel Nutka Ist und dass sie auch eine schon länger beschriebene Cypresse darstellt, welche bereits wegen ihres Vaterlandes den Namen Cupressus uutkanus erhalten hatte. Es mag wohl nocli manche interessante Pflanze vorhanden gewesen sein, die wohl verdient hätte, genannt zu werden; wir müssen sie aus Mangel an dem nöthigen Material übergehen. Auch Früchte und Gemüse waren, wenn auch nicht in reich- licher Auswahl, so doch in einzelnen schönen Exem- plaren eingesendet, ebenso Gartenmöbels. Endlich hatte man zierliche Bouquets gewunden und Blu- menkörbchen geschmückt. Schliesslich wünschen wir dem Stettiner Garten- bau-Vereine auch ferneres Gedeihen, vor Allem aber, dass sich in ihm stets einige Mitglieder finden, die sich mit Liebe und Aufopferung des Ganzen beson- ders annehmen und sich in ihrem Wirken und Schaf- fen der Unterstützung der andern erfreuen. Wir haben in dem Berichte nicht die Namen der Aussteller genannt, die sich durch Einsendung ihrer Pflanzen u. s. w. den Dank aller derer, die die Ausstellung In Augenschein nahmen, erworben, 223 wir glaubten aber besser zu entsprechen, wenn wir diese bei dem Ausspruche der Preisrichter nennen würden. Wir bemerken dabei, dass wir silberne und bronzene Medaillen durch s. M. und b. M., ehrende Anerkennungen hingegen durch e. A. ab- kürzen. Es erhielten demnach: 1. Kaufmann Kressniann (Obergärtner Herr): für eine Pincenectia s. M. und für einen Pandanus gramiuifolius e. A. 2. Gebrüder Stertzing: für Blattpflanzen s. M., blühende Topfgewächse s. M., Fuchsien s. M., Rosen in Töpfen s. M., Bouquet s. M., Kranz s. M., Blunienkörbchen e. A., Koniferen e. A. und für den Entwurf zu der Ausstellung s. M. 3. Gebrüder Koch: für Blattpflanzen e. A., Farne e. A., buntblättrige Pflanzen e. A., Gloxinien b.- M., Pelargonien s. M., Scharlach - Pelargonien 6. A., Levkojen e. A., Blumenkohl b. M., Koniferen s. M., Kaladien s. M. 4. Kunst- u. Handelsgärtner Lorgus in Stral- sund: für ein Bouquet e. A., Haargarnitur e. A., Blunienkörbchen e. A., Koniferen e. A. 5. Kunst- und Handelsgärtner Rohleder: für Stiefmütterchen e. A., Koniferen e. A. 6. Kunst- und Handelsgärtner Ditmar in Fin- kenwalde: Fuchsien e. A. 7. Steuerkontroleur Schmidt in Werder: für Kirschen e. A. 8. Chr. Rudolf in Arnstadt: für Gurken s. M. 9. Zimmermeister Radi off in Stettin: für Spar- gel e. A. 10. Kunst- und Handelsgärtner Demmler in Berlin: für Erdbeeren e. A. 11. Kunst- und Handelsgärtner Ho ff mann in Berlin: für gut gezogene Koniferen e. A. 12. Kunst- und Handelsgärtner Fechner in Stettin: für abgeschnittene Rosen s. M., Erdbeeren e. A., Petunien e. A. 13. Kaufmann Lafremoire: für abgeschnittene Rosen e. A. 14. Schmiede auf Wendorf (Obergärtn. Brö- cher): für Petunien e. A., eine Fuchsie als Schau- pflanze e. A., Palmen e. A. 15. Kunst- und Handelsgärtner Henri in Fin- kenwalde: für Hortensien b. M. 16. Fabrikant Ilnger in Erfurt: für Garten- möbel b. M. 17. Korbmacher - Meister Hannig in Stettin: für Korbmöbel e. A. 18. Obergärtner John in Grawitz: für Deko- rationspflanzen e. A. 19. Ed. Pi et seh mann: für abgeschnittene Ro- sen e. A. ijttudefsjjttrtuerei ooii Seiiu ücrff^alfefl, 43 nie de la Caveriie, Cent. Jean Verschaffelt gibt sich die Ehre, hier- mit anzuzeigen, dass er so eben eine grosse Sen- dung von Zamien, Encephalartus u. s. w. direkt vom Vorgebirge der guten Hoö'nung empfangen hat und die einzelnen Exemplare zu folgenden, gewiss sehr massigen Preisen oft'erirt : Zamia Caffra, pungens und Altensteini, Stamm- höhe 1 Fuss 100 Franc. Desgleichen, Stammhöhe 1 — 1|F. 125— 150 Fr. Desgleichen, Stammhöhe 2—6 F. . 200— 600 Fr. Zamia horrida, von 1 — 2 Fuss Stammhöhe 80— 200 Fr. Zamia Lehmanuü, eine prächtige Pflanze mit sehr schönen blaugrünen Blättern, Stammhöhe 1 Fuss 125 Fr. Desgleichen, Stammhöhe 1 — 1| F. 125 — 150Fr. Desgleichen, Stammhöhe 2 — 5 F. . 300 — 600 Fr. Tamus (Testudinaria) Elephantipes in starken Exemplaren 15 — 50 Fr. Desgleichen, sehr stark 200 Fr. Amaryllis Josephinae, von 5 Fr. ab die Zwiebel. Desgleichen, von 40 Fr. das Dutzend. Htut iiibifcl)( ^jalftn. Präsident Humann (J. V.) wurde auf der in- ternationalen Ausstellung im März 1863 allgemein bewundert, in sehr starken Pflanzen . . 15 Fr, Souvenir du Priuce Albert (J. V.), die schönste Neuheit, die seit Jahren in den Handel gekommen Ist 15 Fr. S^cr^taire Claus in starken Pflanzen . 5 Fr. Vicomte de Forceville ....•, 8 Fr. ^orl)cer-|)äumf. Ein sehr grosses Sortiment von guten Lorbeer- Bäumen mit schönen Stämmen und wohl proportio- nirten Kronen das Paar von ... 35 Fr. an, stärkere 50 — 75 Fr. sehr starke ausgezeichnete Exemplare 200—500 Fr. das Paar. Der Franc gilt 8 Sgr.; 1 Thlr preuss.: 3 Fr. 75 Centimes. Kataloge des Etablissements werden zugesendet, wenn man sich franco an dasselbe wendet. Fai'iistiiiuiiie. Von mir können Stämme von Cibotiuni prin- ceps, 1 — 4 Fuss Stammhöhe, so wie Stämme von einer noch unbestimmten Alsophila, 5 — 10 Fuss hoch, um sehr massige Preise abgegeben werden. Düren bei Aachen, im Juli 1864. Esser, Kunst- und Handelsgärtner. 224 Neiilieitcii. Wir oflferiren: Lastraea Standisliii 2Thlr — Sgr. „ Opacca 1 , 10 „ Zwei schöne harte Farne aus Japan, welche unsere Winter unter leichter Be- deckung vollständig aushalten. Öelaginella involvens (S. japonica). Eine der reizendsten Arten dieses beliebten Genus. Wird walii'scheinlich im Freien Verwendung finden können 1 , 10 , Gymnogramme Wetenhalliana. Hübsche Varietät; kompakter Wuchs, Ende der Wedel straussartig und überall schwefelgelb bepudert — ■ „ 25 , Lomaria fluviatilis. Die rundgefiederten Wedel sind lebhaft grün mit silbergrauem An- flug und schwarz behaart — „ 25 „ Araucaria Rulei. Sehr interessante, neue und seltene Species. Gesunde, hübsche Pflanzen 10 , — , Saxifraga Fortunei (?) var. tricolor. Dieser wunderhübsche Steinbrech ist nach un- serer Ansicht eine Varietät von S. sarmentosa. Wir besitzen die echte S. For- tunei aus Japan, welche ganz und gar verschieden ist von der vorstehenden, und nicht bunt 1„15, Lilium auratum. Starke, blühbare Zwiebeln 5 jj — » Musa vittata. Schön panachirte, junge Pflanzen 12 „ — ^ (Zwar schon 2-jährige Neuheit, aber zu diesem Preise noch nie oflTerirt). Coleus marmoratus. Weit hübscher als C. Verschaff"eltii — „ 10 „ Oenocarpus minor. Neu eingeführte schöne Palme, die nur eine massige Höhe er- reicht, und deren Wedel elegant gefiedert, glänzend dunkelgrün, in der Jugend aber roth sind. Sehr empfehlenswerth. 2-jährige Samenpflanzen 3 „ — „ 6 Stück 12 „ — jj Dracaena Terminalis rosea var. latifolia. Splendide Varietät der bekannten Species 1 ä 2 „ — ^ Saccolabium Harrissonianum. Die Blumen dieser neu eingeführten Art sind weiss und von köstlichem Wohlgeruche. Kultivirte Pflanzen 12äl8„ — „ Lamprococcus Laurentianus C. Koch. Eine Besehreibung dieser schönsten Aechmea findet man in unserem diesjährigen Kataloge No. 28 5 „ 10 , Sphaerogyne latifolia. Diese prachtvolle Melastomatee bildet einen würdigen Pendant zu Cyanophyllum magnificum 4äl0„ — „ Evonymus jap. var tricolor. Die schönste der neu eingeführten Varietäten . . . 1 „ — ^ Prlmula chin. atrorosea flore pleno. Blumen zahlreich, stark gefüllt, leuchtend dunkelrosa. Ohne allen Zweifel die reizendste Varietät der Species .... 3 „ — ^ und viele andere Neuheiten mehr, z. B. 5 Varietäten von Aucuba japonica, 6 von Evonymus, Eran- themum rubro-venium, Ficus Cooperii, Grellei und Porteana, Retinospora leptoclada und pisifera aurea, Thujopsis laetevireus und Standisliii, Dammara liypoleuca etc. etc., sämmtlich zu billigen Preisen. In vorbereitender Vermehrung sind unter anderen: Clematis Fortunei und Standishii, Wei- gelia hört, nivea, von denen wir ebenfalls japanische Originalpflanzen erhalten haben, und welche zum Heibst in kräftigen Pflanzen geliefert werden können. Wir erlauben uns schliesslich darauf aufmerksam zu machen, dass Exemplare des weitaus grössten Theils der in No. 21 — 23 dieser Zeitschrift aufgeführten Neuheiten der jüngst stattgefuudenen Brüsseler Ausstellung, (bei welcher auch der Eigenthümer des untenstehenden Etablissements die Ehre hatte, als einer der Preisrichter zu fungiren), schon seit einem und zwei Jahren in unserem Besitze sind, wie aus unseren Katalogen von 1863 und 1684 ersichtHch ist, und dass überhaupt vegetabilische Neuheiten aller Art jederzeit ohne grosse Kosten von uns bezogen werden können. Letztere Bemerkung gilt selbstver- ständlich nur für diejenigen, welche dem vielfach genährten Vorurtheile nicht mehr huldigen, dass neue Pflanzen gut und preiswürdig nur vom Auslande bezogen werden könnten. — Leipzig, am 1. Juli 1864. £aurcutiii!>'|'ffje ijiirtiifrei, Etablissemeut für neue, und seltene Pflanzen. Verlag von Karl Wiegami t in Berlin, Druck der C. F'eiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin, Eommandanten-Strasse No. G2. Zieten-Platz No. 3. Wochenschrift des Vereines ziir Befordernna: des Gartenbanes in den Könii:;!. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : JPi-ofessor I>r. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 29. Berlin, den 23. Juli 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Die zweite internationale Pflanzen- und Blumen-Ausstellung u. s. w. im Anfange des Frühjahres 1865 zu Amsterdam. — Die Sammlung von Kernobst des Vereines für Pomologie und Gartenbau in Meiningen während der Pomologen- Ver- sammlung in Görlitz. Bemerkungen vom Medizinal - Assessor Jahn in Meiningen. — E. Petzold und G. Kirch- ner's Arboretum Muscaviense. — Einige Worte über den Meloueubaum (Carica Papaya L.) Sonntag , den 31. Juli , Mittags 12^ Uhr, tinilet im l'almenhause des botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten IRitglieder eingeladen werden. Die zweite iiiteniationafe Pttiijeib unö .Bfumeibüuslleiruug, verbunden mit einem Kongresse von Itotanikern ii. Gürtnern im ;?lnfan9e brs iIrüt)jal)riB 18G5 zvi Amsterclam. Es sind bereits von uns Andeutungen in dem letzten Allerlei (S. 211) gegeben, dass man in den Niederlanden damit umgebe, eine Ausstellung und einen Kongrcss in der Weise, wie beide in diesem Jahre während der Tage vom 24. April bis 1. Mai in Brüssel stattgefunden, für Amsterdam auszu- schreiben. Wir haben von Seiten des Sekretariats des besonders dazu zusammengetretenen vorberei- tenden Ausschusses in den Niederlanden nähere Nachrichten darüber erhalten, um dieselben in der Wochenschrift zu veröffentlichen, damit schon jetzt die Aufmerksamkeit der Botaniker und Gärtner nicht weniger, als auch aller Derer, welche sich für Pflanzenkunde und Gartenbau interessiren, da- rauf gelenkt werde und von Seiten der ersteren, in sofern diese Antheil nehmen möchten, ebenfalls die nöthigen Vorbereitungen getroffen werden. Es haben bereits mehre Sitzungen des vorbe- reitenden Ausschusses, der zu diesem Zwecke zu- sammengetreten ist, stattgefunden. Sämmtliche Gar- tenbau-Vereine der Niederlande waren durcli Ab- geordnete vertreten. Am 27. Juni konstituirte man sich endgültig und beschloss : 1. dass Ende März oder Anfang April 18G5 eine grosse Ausstellung in dem neu erbauten Palaste für Industrie in Amsterdam stattfinde, 2. dass damit zu gleicher Zeit ein Kongress zur Berathung wissenschaftlicher und praktischer Gegenstände verbunden werde. 3. In- und Ausländer sollen zur Theilnahme ein- geladen werden. Beide können sich um die Auf- gaben, welche zur Konkun-enz ausgeschrieben werden, ohne Unterschied bewerben und par- ticipiren an den dafür ausgesetzten Preisen. 4. Es werden Preisrichter ernannt, welche zu einer Jury zusammentreten und ihre Aus- sprüche kund thun. Ihre Majestät die Königin geruhten, das Pro- tektorat über Ausstellung und Kongress allergnä- digst zu übernehmen, während Seine Königliche Hoheit, der Prinz von Uranien, das Ehren-Prä- sidium huldreichst annahm. Es wurde auch zur Entwerfung des Programmes geschritten; in dem- selben sind nicht weniger als 170 Aufgaben gestellt. Privatim ist uns ausserdem nocli mitgetheilt — wir glauben auch diese Privatmittheilung im Inter- esse des Ganzen zur Kenntniss bringen zu dürfen, um auf die Grossartigkeit und Wichtigkeit des Un- ternehmens schon jetzt hinzuweisen — , dass der Ausstellungsraum so umfassend ist, dass alle ent- sprechenden Einsendungen angenommen und auch gut aufgestellt werden können. Der hauptsächlich dazu bestimmte Saal umfasst nicht weniger als 10,000 Sitzplätze. Dem entsprechend werden auch 2ä 226 die Preise sein. Es sind bereits 13,200 holländ. Gulden (gegen 8000 Thlr) ausgesetzt, für ]31umen- zwiebeln allein hat man 3200 Gulden (also fast 2000 Thlr) bestimmt. Die Aufgaben werden alle Zweige der gesammteu Gärtnerei umfassen. Es wird ferner in der Weise eingerichtet werden, dass alle einigermassen wichtigen Kulturen und alle Fa- milien, Pflauzengruppen oder Florblumen, welche irgend eine gärtnerische Wichtigkeit haben, ver- treten sind. In Betreff des Kongresses wird man ebenfalls Sorge tragen, dass Männer, die der gewichtigen, aber auch schwierigen Stellung völlig gewachsen sind, um die wissenschaftliche und zugleich prak- tische Bedeutung aufrecht zu halten, an der Spitze t stehen. Wie es heisst, wird man den Professor Miquel in Utrecht, einen unserer bedeutendsten Botaniker, als Präsidenten, den Professor Rauwen- hoff in Rotterdam hingegen, der sich ebenfalls durch mehre wissenschaftliche Arbeiten vortheilhaft bekannt gemacht hat und als Sekretär der Königlichen Ge- sellschaft zur Belebung des Gartenbaues in den Niederlanden auch in der praktischen Seite bewan- dert ist, als Sekretär zu gewinnen suchen. Das Programm, was bereits in holländischer und französischer Sprache gedruckt wird, soll uns alsbald zur weiteren Verbreitung zugestellt werden. Wir behalten uns demnach vor, später ausführlich dar- über zu berichten und dasselbe mitzutheilen. Die Saiiiiiiliiiig von Kernobst Des IJereiiies für JJomologie uuö >t]ttr(eu6ttH in IVJeiningeii während der Pomologen-Versammlung in Görlitz. Bemerkungen vom Medizinal-Assessor Jahn in Meiningen.*) Ausgestellt waren 131 Apfel- und G3 Birn- sorten. Man hatte die Sammlung einer vorausge- hend in Meiningeu abgehaltenen Ausstellung ent- nommen, an welcher sich ausser sonstigen Obst- freunden im Lande die Gartenbau- Vereine in Saalfeld und Römhild und der mit dem Mei- ninger Vereine befreundete sogenannte Dilettan- ten-Verein in Erfurt durch Beiträge betheiligt hatten. Doch gab es in diesem Jahre im Allge- meinen in der Gegend wei>ig Obst. Die Früchte zeichneten sich nicht sowohl durch besondere Grösse, *) Wir erhielten iliese Xotizen zufällig etwas zu spät, um sie noch in dem ehen vollendeten Berichte der 4. Versamm- lung deutscher Pomologeu und Obstzüchter abdrucken zu kön- nen; da sie nun aber wichtige Beiträge zur Kenntniss des Obstes liefern, so stehen wir nicht an, sie in der Wochenschrift abzudrucken und so ebenfalls zm- Kenntniss der vielen Obst- freunde zu bringen. Anm. der Red. als durch richtige Namenbestimmung aus. Wir um- gehen die Aufzählung der einzelnen Sorten und ge- ben nur Bemerkungen über einige derselben. a. Aepfel. Boikenapfel, aus der GJegend von Bremen stammend, bereits im Illustr. Handbuche der Obst- kuude beschrieben. Es wird auf die äussere grosse Aehnlichkeit desselben mit dem Winter -Citronen- apfel hingedeutet. Calvin, Eggermont's, von Liegel bezogen. Er ist nicht verschieden von dem folgenden und auch die von dem Superintendenten Oberdieck neu bezogenen Zweige zeigen eine ähnliche Ve- getation. Cardinal, Weisser geflammter. Er wird in Meiningen schon lange gepflanzt und ist als Haushaltsfrucht sehr geschätzt, zeigt aber mit dem ebenfalls viel verbreiteten Pleissener Sommer- Rambour, sowohl in der Frucht, wie im Wüchse des Baumes, viel I^ebereinstimmung, so dass ich mit Oberdieck geneigt bin, beide für gleich zu halten. Die noch bemerkten Differenzen im Ge- schmack u. s. w. können vom Standorte des Bau- mes, von der früheren oder späteren Abnahme und darum verschiedenen Ausreife der Frucht herrühren, doch müssen beide mit einander noch genauer ver- glichen werden, ebenso ihre Verwandtschaft zu dem, in manchen Früchten beiden ähnlichen Rothen Eckapfel, wie er gleichzeitig hinzugelegt ist. Der letztere ist zwar in den meisten Früchten stärker geröthet, doch nimmt der Pleissener Rambour und der Geflammte weisse Cardinal auf den äussersten Kronenästen öfters auch diese stärkere Röthe an. Carpentln (auch Carp entin-Reinette und Kleiner Lederapfel genannt). Sein Geschmack zeichnet sich durch eigenthüniliche, pikante Säure aus, weshalb er, mit Süssäpfeln gemengt, jedenfalls sehr wohlschmeckenden Apfelwein liefert. Der Baum wächst stark und ist in guten Jahren auch frucht- bar, allein er ist in unserer Gegend nicht recht dauerhaft. Es wurden nicht nur einige früher ge- pflanzte Standbäume, sondern auch mehrfach junge Baumschulcnbäume nach harten Wintern am Stamme brandfleckig und krebsig, weshalb dieser Apfel in unserer Gegend weniger als in Süddeutschlaud zur allgemeinen Pflanzung empfohlen werden kann. Dominiska (Herrenapfel, Götterapfel l. Kam nach Meiningen durch Liegel, trägt zwar fleissig, die Frucht wird aber nie so wohlschmek- kend, als man ihrem Namen nach erwarten könnte, sondern ist dritten Ranges. Sie erfordert jedenialls ein wärmeres Klima. Hossfeld's Gülderling. Nach dem Schrei- nermeister Hossfeld in Unterkatz, einem fleissigen 227 ObstzUchter, benannt, der diesen Apfel sehr em- pfiehlt. Schöne, meist grosse, weichfleischige Wirth- scliaftsfrucht für November und Dezember mit reich- tragendem, gesundem, starkwachseiidem Baum, der sich gut eignet, kräftige Stämme davon zu erzie- hen, um sie später mit anderen feineren Sorten in die Kronenäste zu veredeln. Newington-Pepping. Findet sich unter die- sem Namen, wahrsclieinlich von Liegel bezogen, im Herzog]. Hofgarten in Meiningen. Dem alten Nonpareille äusserlich ähnlich, doch etwas kleiner und weniger gut, auch stärker welkend, verdient nicht Fortpflanzung. Reinette, (Grüne) Atlas-. Man mochte sie in Meiningen längere Zeit für identisch mit der Lo- tharinger grünen Reinette halten, sie ist jedoch eine dieser ähnliche, äusserlich recht schöne, doch in der Güte geringere Fracht. Reinette, Blut- (Schwärze's). Sie kam zu uns von Di tt rieh und ist ein schon grosser, lange dauernder, recht wohlschmeckender Apfel, der auch wenig oder nicht welkt, aber meist nur stel- lenweise Röthe annimmt, weshalb er seinem Namen nicht recht entspricht. Reinette, Egers rothe. Sie wurde eine Zeit lang von mir Meininger rothe Reinette genannt, später nach ihrem Auffinder und Verbrei- ter, Kunstgärtner Egers zu Jerusalem bei Mei- ningen, der sie für eine bessere Art des Rothen Stettiuer ansah. Sie ist eine sehr schöne, oft sehr grosse, bis zum Frühjahre dauernde und dann recht gute Frucht, die auch wegen der Tragbarkeit des Baumes alle Empfehlung verdient. Reinette, Graue französische. Sie nimmt, wie die verschieden aussehenden Früchte in unserer Collection nachweisen, auf verschiedenem Standorte bald viel, bald wenig Rost und Röthe an und kann dann leicht für eine ganz andere Frucht gehalten werden. Reinette, Landsberger. Wir empfingen die Pfropfreiser noch vom seligen Burchardt selbst aus Landsberg. Die Frucht hat sich durch Schön- heit, Güte und reichliche Tragbarkeit des kräftig- wachsenden Baumes sehr beliebt gemacht, wenn- gleich sie nicht grade ersten Ranges ist. Reinette, Lotharinger grüne. Diel hielt sie nach seinem systematischen Verzeichnisse S. 21 für die W^ahre Reinette von Canada und eben- so wohl Liegel, obgleich sie dieser in seinen neuen Obstsorten II, S. 22 als Rambour von Canada noch- mals beschrieben hat. Da jedoch unter dem Namen Reinette de Canada zugleich auch die Pariser Ram- bour-Reinette geht und die zur Unterscheidung bei- der gebrauchten Worte „grise" oder „blanche" bald der einen, bald andern zugetheilt werden, so war es zuletzt doch am besten, die hier besprochene als Lotharinger Reinette, wie es im lllustr. Handbuche geschah, fortzuführen. — So wird z. B. im Berichte der Soc. von Mons von 1863 über den internatio- nalen Kongress in Namur- die Lotharinger Reinette als eine der von letzterem empfohlenen Früchte unter der einfachen Benennung Reinette de Ca- nada in Belgien, Reinette von Canada in Deutsch- land (doch mit dem irrigen Synonym „Röthliche Reinette") aufgezählt und nach iiir folgend die Pa- riser Rambour - Reinette als Reinette de Canada grise. — Im Jardinier fruitier von Eugene For- ney, Paris 1802, S. 281, dagegen wird als Rei- nette de Canada blanche (gerippt, mit weisslichen Fleckchen und starken braunen Punkten, vom No- vember bis April reifend), wie doch wohl anzuneh- men ist, die Pariser Rambour-Reinette und als R. grise de Canada (etwas kleiner als vorige, mehr regelmässig geformt und stärker plattrund, von län- gerer Dauer, Januar bis Mai, deshalb mehr ge- schätzt wie vorige) die Lotharinger beschrieben. Reinette (Die tzer rothe) Mandel-. Frucht ersten Ranges, doch sind die bereits gegen deren vermehrte Anpflanzung von Anderen erhobenen Be- denken nicht unbegründet, indem der besonders in der Jugend stark-treibende Baum, wie der der Ana- nas- und der Röthlichen Reinette, wegen seines po- rösen Holzes gegen Kälte empfindlich ist und sich nur für gesciiützte Gärten, aber nicht für freie Pflanzungen eignet. Reinette Quarrendon (von Augustin Wil- helm in Luxemburg bezogen), wird von der gleich- zeitig mit beigegebenen Goldreinette von Blenheim nicht verschieden sein. Reinette, Radauer. Kam von Liegel. Sie ist der Weissen englischen Winter- Reinette ähnli- cher als der Orleans - Reinette, mit welcher sie Schmid berger verglich und es muss diesem des- halb unter diesem Namen eine andere Frucht vor- gelegen haben. Rosmarin- Apfel, Edler weisser. Er fin- det sich schon lange als Weisser italienischer Ros- marin-Apfel in Meininger Gärten und ist zwar dem Diel'schen Apfel dieses Namens ähnlich, aber seine Farbe ist mehr gelblich, es treten deutliche Kanten an demselben hervor und besonders im Geschmacke ist er imgleich besser, weshalb ihm der obige Name beigelegt worden ist. Rosmarin-Apfel, Rother. Nur kleine un- ausgebildete Früchte,' wie sie vorliegen, bringen auch in den besten Sommern bei uns die direkt vor etwa 20 Jahren aus Bozen bezogenen Reiser dieses Apfels, den wir damals in wundervoller Schönheit von dorther sahen. Wir können auch jetzt, nach fortgesetzten Anbau - Versuchen , die in unseren 29* 228 Vereins -Verhandlungen von 1848 ausgesprochene Ansicht von der Unbrauchbarkeit dieser Frucht in unserem Klima nur bestätigen. b. Birnen. Jahn sagt darüber im Eingange Folgendes: Von Birnen gedeihen im Freien bei uns haupt- sächlich nur die robusteren laudwirthschaftlichen Ar- ten; die Bäume der feineren Birnen halten hoch- stämmig nicht lange aus, sie werden am besten niederstämmig erzogen, unterliegen aber auch in dieser Form bald einem oder dem andern kalten Winter und den öfteren Spätfrösten , wenn ihre Lebenskraft nicht durch regelmässiges jährliches Be- schneiden fortwährend angeregt und unterhalten wird. Manche Arten sind gegen die bei uns obwaltenden klimatischen Einflüsse (und am meisten wohl gegen den zu Ende des »Sommers oft bei uns vorkommen- den schnellen Temperatiu'wechsel) vorzugsweise em- pfindlich. So können wir z. B. die Graue und Weisse Herbst-Butterbiru in Meiningen nur am Spaliere und etwa nur noch in Hausgärten hoch- stämmig pflanzen, im Freien werden die Früchte grindig und rissig und alle auf deren Anzucht ver- wendete Mühe ist vergeblich. Besser verhalten sich schon viele neueren Tafelbirnen und liefern auch auf freiem Stande oft hochstämmig noch vollkom- mene und wohlschmeckende Früclite, aber sie wer- den doch am besten in Zwerg- oder Pyramidenform erzogen, z. B.: Capiaumont, Coloma's Herbst- Butterbirn, Diel's Butterbirn, Holzfarbige Butterbiru, Napoleon's Butterbirn, Liegel's Winter-Butterbirn, Winter-Dechantsbirn. j Gut für die Gegend und selbst für die hoch- ' stämmige freie Pflanzung geeignet sind auch noch ausser vielen Somnier-Tafelbirnen, wie: Kleine lange Sommer- Muscateller, Kleine Petersbirn, Leipziger Rettigbirn, Eömische Sclimalzbirn, Gute Graue, ■Grüne Hoyerswerder , Volltragende Bergamotte, Punktirter Sommerdorn — letztere ist mehr Herbst- ' frucht, Rothe Bergamotte, Rotlie Dechants- j bim und allenfalls auch Wildling von Motte, so dass wir bei den noch vorhandenen vielen Koch- und Schnitzbirnen doch eine ziemliche Auswahl auch von für die Gegend passenden Birnen haben, wo- mit wir uns begnügen könnten, wenn das ^■ erlan- gen nach anderwärts Empfohlenem uns nicht immer neue Sorten zubrächte. Die noch weiter in unserer Sammlung befind- lichen: Bosc's Flaschen bim, Coloma's Kar- meliterbirn, Graue Deehantsbirn, Darm- städter Bergamotte, Erzherzog Karls Win- tcrbirn, Herbs t - Sylvester, Marie Louise (Duquesne), Prinzessin Marianne, Regentin, Winter-Nelis u. Hardenpont's Winter-But- , terbirn sind ebenfalls vortreffliche Tafelbirnen, doch (wie die schätzbaren bei ims gern gepflanz- 1 ten Sommerbirnen : Grüne Magdalene, Runde Mund- netzbirn, Frühe Schweizer-Bergamotte, Stuttgarter I Geishirtl ) sichtbar schon zärtlicher, aber -zur freien Pflanzung in Pyramidenform immer noch besser als Graue und Weisse Herbst - Butterbirn tauglich. Ueber andere in der Sammlung vorhandene Birnen finden sich noch folgende Bemerkungen: Beurr^ Kennes (Bivort). Einigermassen der mit ihr zugleich reifenden Capiaumont ähnlich und ebenso fruchtbar, auch recht wohlschmeckend. Sie passirt aber schneller, indem sie bald mehlig wird und steht deshalb im Werthe der Capiaumont nach. Beurr^ Millet (aus Angers bezogen). Blieb zwar auf einem Probezweige etwas klein, trug aber sogleich sehr voll und ist deshalb jedenfalls recht fruchtbar. Sie wird in den Verzeichnissen als eine gute Winterbirn sehr empfohlen. Colmar, Arenbergs. (Wegen ihrer Farbe und oft ungleichen und beuligen Form auch Kar- toffel b im genannt). Sie wird zwar bei uns auf freistehender Pyramide nie so gross, als auf ihrer Abbildung in den belgischen Annalen, allein in gu- ten Jahren ganz schmelzend und sehr delicat, auch trägt der Bainn fleissig und sie kann deshalb em- 'pfohlen werden, wie dies auch von der Versamm- 1 hing in Namur geschah. i Comperette. Sehr gute, etwas kleine oder ! mittelgrosse Herbst -Butterbirn, die je nach den j Jahren und nach dem Standorte bald Ende Sep- I tember, bald auch erst Ende Oktober und später ' zur Reife kommt und bereits unter mehrern Namen, z. B. Prinz von Ligne, Colmar musquö u. s. w. wieder erkannt worden ist. Die im Illustr. Hand- buche ausgesprochene Vermuthung ihrer Identität mit der von der Versammlung in Nannn- empfoh- lenen Ananas d'et^. Französischen Ananas- ' birii Dittr., hat sich bestätigt, aber es ist auch j (nach den aus Zweigen der Soc. van Mons von mir erzogenen Früchten und der übereinstinanen- den Vegetation des Baumes) die angeblich oft schon im August reifende Ananas de Courtray je- denfalls nicht verschieden, ihre Früclite reiften in Meiningen 1802 Ende September inul Anfang Ok- tober. — Auch Decaisne's Poire de Bouchet mit den Syn. Ananas und Favori musque, die nach Decaisne Ende August zu reifen anlangt (während die von ihm citirten Quintinye Mitte August, Noi- sette Mitte September und Prevost Oktober ange- ben) ist sicher nur dieselbe Bim. Crassane, Neue. Die in unserem Sortimente vorliegende ist die im Illustr. Handb. beschriebene, von van Mons erzogene, im Oktober u. November 229 zeitigende Surpasse Crassane, bei welcher ich je- doch auch nach neueren Ernten das ihr von Bivort gespendete Lob nicht bestätigen kann, denn die alte Crassane ist viel edler. Auch die Versammlung in Namur nahm eine Passe Crassane, der als Sy- nonym Surpasse Crassane hinzugefügt ist, unter die zu empfehlenden Früchte auf, allein es ist darunter eine andere im 8. Bande der belgischen Annalen beschriebene, von Boisbunel erzogene Passe Cras- sane zu verstehen , die im Februar und März rei- fen, butterhaft und sehr wohlschmeckend sein soll. Beide gleichnamigen Früchte müssen also durch ZufUgung des Namens der Erzieher unterschieden werden. Dechant Dillen. Auch diese Frucht empfahl die Namurer Versammlung, und zwar mit Recht, denn der Baum wächst kräftig und liefert auch auf fi-eiem Stande viele und wohlgebildete Früchte. Ein Theil derselben, um Michaelis geerndtet, wurde bis Ende Oktober fast ganz schmelzend, länger hän- gende hielten sich durch November und blieben etwas festfleischiger, jedoch war der Geschmack recht angenehm gewürzt und weinig süss. Dechantsbirn, Lange weisse. Als sehr fruchtbar schon länger bei uns bekannt; doch sind die Urtheile über deren Werth verschieden, weil sie sich ähnlich wie Graue und Weisse Herbst-But- terbirn verhält und die Früchte im Freien oft ris- sig und voll schwarzer Flecken werden. Sie ist jedoch für Hausgärten mit nahrhaftem, leichtem, nicht zu stark austrocknendem Boden sehr zu em- pfehlen, indem sie dann reine, fleckenlose, sehr hübsche Früchte bringt. i^orellenbirn. Auch diese Birn gedeiht bei uns weniger gut im Freien, wenigstens werden ihre Früchte nie so gross und schön, als in Hausgärten oder zwischen Gebäuden, die dem Baume Schutz geben, wo sie in gutem Erdreich dann wirklich so prächtig wird, dass man sie, wie Baltet es in sei- nem: „Les bonnes Poires" gethaii liat, (der sie übri- gens mit Lfnrecht nur als halbschmelzend bezeich- net,) als Zierfrucht empfehlen kann. Köstliche von Charneu. Von Pap eleu in Wetteren bezogen unter dem Namen von Duo de Brabant, wie dies Syn. im Illustr. Handb. bereits ' angegeben ist. Man muss sich wundern, dass diese Birn, die auch wir in Deutschland schon länger als eine der besten kennen und welche sich leicht kenntlich macht, als vermeintlicher van Mons'seher Sämling von Bouvier 1843 den Namen Duc de Brabant erhalten und von Bivort unter dieser Be- nennung und als Desir^e v. Mons 1850, dann etwas später auch noch als Miel de Waterloo im Album beschrieben werden konnte, wenn es dieselbe Frucht ist, von welcher de Jonge sagt, dass sie in Char- neu (einem Dorfe in der Provinz Lüttich) von einem Herrn Legipont aufgefunden und so als Poire Le- gipont in Belgien schon lange bekannt sei. , Lange grüne Herbstbirn, Verte longue. Es liegen die am meisten länglich gewachsenen Früchte von der diesjährigen Tracht des Baumes vor, in welcher Form die Frucht selten vorkommt, aber so besser ihrem Namen entspricht. Sie sieht so der in Frankreich mehrfach angebauten, von ihr durch frühere Reife und schnellere Vergänglichkeit verschiedenen Longue verte ähnlich, die in Deutsch- land noch wenig bekannt, aber ebenfalls eine recht schöne und gute Frucht ist. Mit der Langen grü- nen Herbstbirn ist übrigens der Kleine grüne Isenibart identisch, wie er mir von mehrern Sei- ten zugekommen ist. Mungo Park, v. Mons'seher Sämling, von dem Oberförster Schmidt benannt. Klein, kreiseiförmig, stark geröthet, einer auf einem Dorfe bei Meinin- gen namenlos aufgefundenen Frucht sehr ähnlich, die für die Korallenrothe Pomeranzenbirn Diel's angesprochen wurde, diese aber nicht sein kann, da sie im August reift, während die erwähnten beiden ähnlichen Birnen sich bis Anfang Oktober halten. Schöne Julie (Belle Julie van Mons und Bivort). Sehr ähnlich auch in der Vegetation der Guten grauen und ziemlich von gleichem Werthe mit ihr, allein ungleich später, im Oktober und November, reif. Leroy in Angers gibt als Sy- nonym Alexandre Helle (für welche Gaujard, Nach- folger Papeleu's, ebenfalls van Mons citirt) und bei Decaisne ist sie Synonym seiner Du Tilloy (St. Germain du Tilloy des Verzeichnisses des Pariser Museums von 1824, mit den weiteren Synonymen St. Germain Dutilleul, St. Germain de graines) und wird von Decaisne ebenfalls sehr gelobt. Die Vegetation ist auch ähnlich einer General Dutilleul, welche Bivort früher schon beschrieb und von welcher mir Herr Lehrer Breuer Zweige sandte. Van Marums Schmalzbirn. Zwar nur zwei- ten Ranges, doch durch reichliche Tragbarkeit auf Hochstamm wie auf Zwergstamm ausgezeichnet. Sie macht sich kenntlich durch ihren langen, starken Stiel. Ihr sehr ähnlich, doch noch weiter damit zu vergleichen, sind Brüsseler Zuckerbirn und Georgs frühe Herbst-Butterbirn, auch Metzer dickstielige Winter-Muskateller, letztere beide von Liegel abstammend. Willermoz. Bereits einige Male erzogen au einer freistehenden, von Leroy bezogenen jungen Pyramide. Sie ist eine äusserlich schöne, mittel- grosse Buttei-biru zweiten oder fast ersten Ranges für Oktober und November. Wildling von Hery (Französische Küm. 230 melbirn). Der Baum trägt fleissig uud die Früchte halten sich oft bis Dezember, zeigen aber nur in günstigen Sommern den ihnen dann eigenen küm- niel- oder dillartigeu Geschmack. Würz er (v. Mons). Die Birn dauert oft bis Dezember u. Januar, wird aber selten ganz schmel- zend, bleibt auch ziemlich klein und vei'dient nicht den ersten Rang, in welchen Diel sie gestellt hat. E. Petzold und G. Kirchners Arboretum Muscavieiiso. Wir haben mehrmals Gelegenheit gehabt, über die Gehölzsammlung in Muskau zu sprechen; es freut uns, jetzt ein Werk in der Hand zu haben, was uns nicht allein über die Entstehung und An- lage, sondern auch über den Inhalt derselben nä- here Kunde gibt. Die Gehölzsammlung in Muskau steht einzig in ihrer Art da, nicht etwa allein in Deutschland, sondern überhaupt in Europa. Mus- kau hat überall einen sehr guten Klang. Es schuf bekanntlich daselbst der geniale Fürst Pückler einen Park, der bisher als Muster dastand und sei- nes Gleichen nirgends hat. Den Jünger der schö- nen Gartenkunst hat er ebenso begeistert, als den Laien, der überhaupt für Natur-Schönheiten einen Sinn in seiner Brust trägt. Wir haben erst im vorigen Jahre Gelegenheit gehabt, die Schöpfung des Meisters zu bewundern und zu sehen, was man selbst mit unserem geringen einheimischen Material machen kann. Eben deshalb ist der Muskauer Pai-k auch naturwüchsiger, als alle andere Anlagen, welche wir bisher gesehen. Die Plerrschaft Muskau ist seit mehrern Jahren schon in den Besitz des Prinzen Friedrich der Niederlande übergegangen; der Park wird unter der speziellen Leitung und Beaufsichtigung eines Schülers des Fürsten Pückler, des jetzigen Park- Lispektors Petzold, in demselben Geiste fort erhalten und bleibt wohl zunächst auch ein Muster für Alle, welche sich mit der bildenden Gartenkunst beschäftigen. Leider fehlte uns immer noch die Zeit, aber auch das tiefere Studium, um die Anla- gen in der Weise, wie es noth wendig wäi-e, schil- dern zu können. Wli- behalten uiis dieses bis auf eine günstigere Zeit vor; bis dahin werden wir wohl auch selbst noch mehr Kenntniss genommen haben. Für jetzt wenden wir uns einem anderen Gegenstande Muskau's zu, der auf's Innigste damit zusammenhängt und als ein Institut des Parks zu betrachten ist. Grosse Anlagen verlangen an und für sich Ge- hölzscliulen. Inspektor Petzold hatte aber für die Gehölze, welche im Freien verwendet werden kön- nen, noch ein besonderes Interesse und vergrösserte mit jedem Jahre die Sammlung, bis endlich in ihm der Plan reifte, diese so zu erweitern, dass sie mög- lichst alle Arten, Abarten, Blendlinge und Formen holzartiger und bei uns im Freien gedeihender Ge- wächse enthielt. Damit wollte er auch zugleich ein Mittel in die Hand geben, um der leider meist verfahrenen Nomenklatur mit Nachdruck entgegen treten zu können. Mit Baumschulen aller Art, mit botanischen Gärten setzte er sich deshalb zunächst in Verbindung, revidirte selbst, so weit es möglich war und trat ferner mit uns, die wir uns schon seit vielen Jahren vorzugsweise mit dendrologischen Stu- dien beschäftigt und bereits auch vorher schon mit ihm in wissenschaftlichen Angelegenheiten verkehrt hatten, in nähere Verbindung. Treulich wurde er ausserdem von seinem Obergärtner, G. Kirchner, unterstützt. Fortwährend erhielten wir neue und interessante Gehölze, mit und ohne Blüthe, von ihm zur nähe- ren Untersuchung. Wir haben auf diese Weise die Gehölzsammlung entstehen und sich vergrössern gese- hen, wir haben Alles, was darin geschah, mit Inte- resse verfolgt. Inspektor Petzold liatte aber da- bei noch einen andern Zweck; er wollte mit seinem Arboretum auch dem Praktiker, dem Landschafts- gärtner, etwas an die Hand geben, um zu lernen, wie und in welchen Verbindungen die Gehölze zu verwenden wären. Wer sollte die MissgriÖe, die häu- fig in Anlagen gemacht sind, nicht gesehen haben'? Wie oft sind nicht Gehölze bunt durch einander gebracht, welche gar nicht zusammengehören. Das planlose Pflanzen au6 verschiedenen Ländern ent- stammender Gehölze gibt überhaupt in der Harmo- nie der Zusammenstellung gar nicht selten Misstöne, ganz besonders aber in der der Farben und deren Nüancirungen. Der Gedanke des Park-Inspektors Petzold, die vorhandenen Gehölze auch pflanzen- geographisch zu gruppiren, um damit weniger ver- trauten Gärtnern zu zeigen, was in der freien Na- tur bei einander wächst und auf einander gewiesen ist, muss demnach als ein glücklicher betrachtet werden. Aber auch der Botaniker und der wissen- schaftHch gebildete Laie hat Gelegenheit, in einer solchen Aufstellung die Phvsiogiiomien, welche die Pflanzenwelt in fremden Ländern hervorruft, ken- nen zu lernen und zu studiren. Die Gehölzsamm- lung oder das Arboretum von Muskau ist damit auch in die Reihe wissenschaftlicher Institute ge- treten. Bei dem grossen Interesse, was der jetzige hohe Besitzer von Muskau, Prinz Friedrich der Niederlande, für wissenschaftliche Bestrebungen überhaupt, ganz besonders aber für Dendrologie und für Botanik im Allgemeinen besitzt und bei 231 den Mitteln, die dabei zur Verfügung gestellt wer- den, wird das Muskauer Arboret von Jahr zu Jahr eine grössere Bedeutung erhalten. Die Beschreibung desselben muss uns deshalb willkommen sein ; es ist das Werk gleichsam als erstes Resultat zu be- trachten. Wir empfehlen es allen denen, welche sich für Gehölze, überhaupt für deren Verwendung in Anlagen oder in wissenschaftlicher Hinsicht in- teressiren; es wird in ihm ein reichüches Material zu weiteren Studien geboten. Streng- wissenschaftliche Ansprüche macht das Werk allerdings nicht. Die beiden Verfasser sind Gärtner, Praktiker von Haus aus, und bringen da- her als solche eine gute Beobachtungsgabe mit, wie sie leider den Botanikern vom Fache, namentlich solchen, die mehr in Büchern und in Herbarien ihre Studien machen, oft fehlt. Die Gehölze bieten in der Regel bei der wissenschaftlichen Bestimmung mehr Schwierigkeiten dar, als andere Pflanzen. Es bedarf zunächst einer läugern Zeit, bevor sie blü- hen; sie sind zum Theil völlig getrennten Ge- schlechtes lind ändern ihre Formen gar nicht selten in den verschiedenen Stadien der Entwickelung, so dass nur der Eingeweihte sich zurecht findet. Hat doch einer unserer ausgezeichnetsten Gelehrten der systematischen Botanik Cupressus-Arten, wie C to- rulosa, funebris u. a. in 2 Stadien, das eine Mal mit abstehenden Nadeln, das andere Mal mit kur- zen, schuppenförmigen Blättern, für 2 spezifisch verschiedene Arten erklärt und sie selbst in 2 ver- schiedenen Geschlechtern untergebracht. Wenn das Arboretum Muscaviense von Petz cid und Kirchner, wie gesagt, nun auch nicht wissen- schaftliche Ansprüche macht, so wird es doch auch ferner für den Botaniker noch vom grossem Werthe sein, dass dieser dadurch erfährt, welche Gehölze in Kultur sind, und dass er auch sieht, welche geringe Bedeutung die meisten In den Verzeichnissen der Handelsgärtner und Baumschulbesitzer enthaltenen Namen besitzen. Botanische Gärten sind in der Regel zu klein, um für dendrologische Studien viel Material an die Hand zu geben. Der Botaniker kann in schwierigen Fällen bei dem lebenden Ma- terial des Muskauer Arboretums sich Raths erholen. Unentbehrlich ist aber gradezu ein Werk, wie das vorliegende, dem Landscliaftsgärtner. Mit diesem wird es ijim erst einigermassen möglich, sich aus dem Labyrinthe der Namen einestheils herauszufin- den, anderntheils eine beliebige Auswahl zu treffen. Speziell einzugehen in das Werk, Ist nicht un- sere Absicht. Wir billigen, dass bei der Aufzäh- lung und Beschreibung der einzelnen Arten mit den Abarten und Formen nicht die alphabetische Reihenfolge gewälilt wurde, sondern die wissenschaft- liche, d. h. systematische. Die erstere ist allerdings die bequemste, aber auch die, welche keine Sicher- heit gibt, da bei den verschiedenen Benennungen einer und derselben Pflanze man nicht weiss, wel- cher sich die Verfasser bedient haben. Es kann ja auch der Fall vorkommen, dass der Gärtner nur einen Namen kennt, der grade Synonym ist, und deshalb die Pflanze gar nicht findet. Alle Syno- nyme aber auch in der Reihenfolge aufzufüluen und zurückzuweisen, würde gar nicht selten den Suchenden Im Stich lassen, zumal auch noch oft einer und derselbe Name für 2 verschiedene Pflan- zen gebraucht Ist. Die alphabetische Reihenfolge hat etwas Geistloses, während mau bei der syste- matischen gleich auch die nahestehenden Arten ken- nen lernt. Ein gutes Register, wie es in vorliegen- dem Werke gegeben ist, ersetzt jede alphabetische Aufzählung. Die Verfasser haben bei der Aufzählung unseren Hortus dendrologlcus zu Grunde gelegt; da dieser leider nicht beendet Ist und nur die polypetalen und einen Thell der monopetalen Gehölze enthält, so Ist später Londons Arboretum benutzt worden. Um eine Einsicht in die Grösse und Bedeutung der Gehölzsammlung zu geben, wollen wir nur die Anzahl der vorhandenen Arten und Abarten einiger Genera angeben. So sind die Weiden durch 104, die Birken durch 35, die Eichen durch 145, die Pappeln durch 125, die Ulmen durch 53, die Eschen durch 57, die Robinien durch 42, die Mes- pilus- (u. Crataegus-) Arten durch 90, die Ahorn- arten durch 48, die Rosskastanien durch 58, die Linden durch 35 und die Magnolien durch 25 Num- mern vertreten. Einige AVorte über den illeloiieiibauni (Carica Papaya L.) Der Reallehrer Kessler in Kassel hat Im vo- rigen Jahrgange (S. 259) einen interessanten Auf- ; satz über den Melonenbaum gebracht. Es Ist zu verwundern, dass diese Pflanze, welche vor mehreni Jahrzehendeu In den Gärten der Liebha- ber allgemein gefunden wurde, ja selbst schon vor 200 Jahren in J^uropa kultivirt worden zu sein scheint, jetzt fast ganz und gar aus den Gärten verschwunden und kaum noch In einigen botani- schen Instituten zu sehen Ist. Und doch stellt der Melonenbaum eine Dekorationspflanze dar, welche weit hübscher Ist, als manche andere, die neuer- dings eingeführt und mit hohem Gelde bezahlt wurde. Ist man dann noch In der Kultur so glück- lich, wie es der Ilofgärtner Imgrund auf der Wil- 232 heimshöhe bei Kassel gewesen, Früchte zu erhalten, so sollte man meinen, dass die Pflanze auch an In- teresse gewinne. Wenigstens in keinem botanischen Garten sollte der Meloneubaum fehlen, da er Mancherlei darbietet, was Interesse hat. Zunächst gedenken wir des un- verästelten, grade emporsteigenden und nur am obern Theile mit einer Krone grosser Blätter besetzten Stammes und dann der in jeglicher Hinsicht den Melonen ähnhchen Früchte, die aber nicht aus einem unter-, sondern aus einem oberständigen Fruchtkno- ten hervorgegangen sind. Trotz des oberständigen Fruchtknotens hat man aber den Melonenbaum im natürlichen Systeme als Typus einer besonderen Familie in die nächste Nähe der Cucurbitaceen {Kürbisträger) gebracht. Wiederum ein Beispiel, dass ober- und unterständiger Fruchtknoten keines- wegs immer für das natürliche System eine solche Bedeutung hat, wie man meist anzunehmen ge- wöhnt ist. Dr. Hasskarl in Kleve, der bekanntlich viele Jahre auf Java lebte und einer der besten Kenner der tropischen Vegetation ist, hat uns unlängst in Folge der Kessl er' sehen Abhandlung eine Reihe von Notizen über den Melonenbauni zugestellt, die allgemeines Interesse haben und deshalb zum Theil hier wiedergegeben werden sollen. Sie mögen dazu dienen, um das Interesse für den Melonenbaum wiederum etwas mehr zu erhöhen. Die Pflanze wächst, wie der Name schon sagt, baumartig und bringt rasch einen ziemlich dicken und hohen Stamm hervor. In Gewächshäusern sieht man selbst den Fall, dass Samenpflanzen bereits im ersten Jahre Blütlien hervorbringen, also schon eine nicht unbedeutende Höhe und Stärke erhalten ha- ben müssen. Der Stamm ist allerdings in der Re- gel einfach , er lässt sich aber sehr leicht , ähnlich den übrigen einfachen Pflanzen , wie den Theo- phrasteu, Dracäueen u. s. w., durch Abnahme des Kopfes ästig machen. Dadurch erhält der Melonen- baum einen fremden Anblick, der aber ebenfalls seinen eigenthümlichen Reiz hat. Dr. Hasskarl theilt uns hierüber mit, dass er auch bisweilen in der Heimath, die jetzt alle tropischen Länder sind, verästelt vorkomme. Es ist diese Erscheinung be- reits schon von älteren Botanikern beobachtet, denn selbst Dudoens, unter dem Namen Dodonäus bekannter und der Leibarzt zweier Kaiser (Maxi- milians II. und Rudolph's II. j, spricht schon in sei- nem bereits 1554 zum ersten Male erschienenen Kräuterbuche von Melonenbäunien, welche einen 9 Fuss hohen Stamm und dann noch ebenso hohe, mit Früchten ganz und gar besetzte Aeste gehabt haben. Der Hanauer Rumph sagt ausdrücklicji, dass diese Verästelung keineswegs künstlich zu ge- schehen pflege, sondern im Alter der Bäume ganz gewöhnlich sei. Der Melonenbaum ist ein Fruchtbaum, der aus seinem ursprünglichen Vaterlande Südamerika, haupt- sächlich Brasilien (nicht Ostindien, wie hier und da geglaubt wird), nach und nach in alle tropischen Länder übergesiedelt wurde und jetzt sich allent- halben da vorfindet, wo ihm die nöthige Wärme geboten wird. Nach der Aussage Vieler soll die Frucht in der That nicht allein einer Melone ähn- lich aussehen, sondern auch so schmecken, während sie Hasskarl auf Java keineswegs sehr wohl- schmeckend gefunden haben will. Es scheint die- ses mit manchen tropischen Früchten, von denen bei uns so viel gesprochen wird und von denen man in der Regel hinsichtlich ihrer Vorzüglichkeit eine übertriebene Meinung hat, der Fall zu sein; wir haben wenigstens manche dergleichen gekostet, die unserem Obste in jeglicher Hinsicht weit nach- standen. Im Vaterlande und überhaupt in den Tro- pen werden die Früchte keineswegs so gross, wie sie auf der Wilhelmshöhe bei Kassel gezogen wur- den. Ihre Länge beträgt in der Regel 6 bis 7, ihre Dicke hingegen nur 3 bis 4 Zoll. Blanco gibt die Früchte allerdings auf den Piiilippinen, wo sie von vorzüglicher Güte sein sollen, von der Grösse eines Kinderkopfes an. Darnach müssten sie auch daselbst eine andere und zwar mehr rundliche Gestalt haben. Wir erlauben uns schliesslich , noch auf einen LImstand aufmerksam zu machen , den uns Dr. Hasskarl mittheilt. Der Melonenbaum hat näm- lich Blüthen mit völlig getrenntem Geschlechte, ist also diöcisch. Dieses getrennte Vorkommen der Staubgefässe und Stempel in den Blüthen zweier verschiedener Individuen ist aber nicht in der Na- tur begründet, sondern geschieht nur durch das Verkümmern des einen oder anderen Organes. Am Ende des Blüthenctandes kommt es bisweilen vor, das3 sich eine Zwitterblüthe entwickelt und diese auch eine Frucht ausbildet. Auf den Philippinen scheint es regelmässig vorzukommen, so dass der bereits genannte Florist Blanco dergleichen Pflan- zen für eine besondere Art ansah und diese mit dem Namen Carlca hermaphrodita belegte. I Eigenthümlich ist es, dass in diesem Falle die I röhrige Blumenkrone (nach Hasskarl) mit dem untern unfruchtbaren Theil des Stempels verwächst und eine Art Stempelfuss (Gynopodium) bildet, der die 5 Kronenabschnitte und, von diesen eingeschlos- sen, den rundlichen Fruchtknoten trägt. Hasskarl beobachtete aber auch Zwitterblüthen, welche die Form der weiblichen Blüthen, also den Stempelfuss, nicht besassen. Die Früchte hatten hier aber eine länglich-walzenförmige Gestalt. Woehensehrift des Vereines zur ßeförderiiiig; des ^«arteiibaues in den Si«hii^l. I^reussischen Staaten für Cnärtiierei und Pflai&zeiBkiinde« Redakteur : JPi'olessoi' Dl-, lüai'l Koch, General-Seliietair des Vereiues. No. 30. Berlin, den 30. Juli 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thl r., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch deS deutsch - österreichischen Post- Vereines. franco durch alle Post-Anstalten Inhalt: Arendsee und die feinere Obstzucht des Grafen v. Schlippenbach. — Wred 0 AV ' S Gartenfreund. 11 Auflage. Dienstag, ilüii 2. August, findet eine Evkursiun nacli dem Italtelsberge statt, um die lepere'sciieu .inlagen der feineren Obstzucht daselbst in Augensrhein zu nehmen. Vier Theii zu nehmen niiuscht, wird ersucht, nach ^13 Uhr sich auf dem hiesigen Potsdamer Bahnhofe einzufinden und das Killet in Kniiif.ing zu nehmen. Sonntag, den 31. Juli, Mittags ^12 Uhr, Versammlung des Vereines im l'almeuhause des botanischen Gartens. Da ich in den er.sten Tagen des August eine längere Reise nac]i Frank- reich antrete, hauptsächlich um dendro- logische Studien zu inaclien, al^er auch um die Zustände des 01)stbaues im o-e- nannten Lande kennen zu lernen, so bin ich natürlich ausser Stande, an mich spe- ziell gerichtete Briete und Anfragen in dieser Zeit zu beantworten. Aus dieser Ursaclie bitte ich, in sofern es nicht sehr dringend ist, die Absendung derselben bis in die zweite Hälfte des (Jktoljcr zu verschieben und mir dann selbst noch zu verzeihen, wenn die Antwort nicht so rasch geschieht, als es sein sollte, weil meine Zeit nach einer so langen Abwesenheit wolil vielfEich in Anspruch genommen sein dürfte. Angelegenheiten des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues bitte ich fortwährend unter meiner Adresse oder direkt an das General-Sekretariat (Ha- fenplatz No. 4) zu richten, worauf sie alsbald erledigt werden. Berlin den 24. Juh 1.S64. E. Koch. ilreutiree ml öic feinere (Db|l^ud)t bes trafen uon Sd)lippenbad). Seitdem der Verein zur Beförderung- des Gar- tenbaues zu Berlin im Jahre 1853 die erste Po- mologen - Versammlung nach Naumburg a. d. S. be- rief, hat der Obstbau durch ganz Deutschland nicht allein , auch im Auslande und selbst in den Län- dern, wie Belgien und Frankreich, wo er immer auf einer hohen Stufe stand, einen bedeutenden Aufschwung genommen. In allen deutsehen Gauen regte es sich mächtig; selbst im Nordosten Deutsch- lands, wo bis dahin der Obstbau fast nur von den reicheren Grundbesitzern und selbst von diesen nicht mit der nöthigen Sorgfalt betrieben wurde. Dass aber auch der feinere, wir möchten sagen, der Luxus-Obstbau, der eigentliche Obstbau für die reichen Leute, in Nord-Deutschland mehr Liebhaber gefunden, verdankt man dem Grafen Albert v. Schlippenbach auf Arendsee bei Prenzlau und seiner leider zu früh verstorbenen Schwester, der Gräfin Hahn-Hahn auf Basedow. Vor nun 10 Jahren befanden sich beide in Paris. Sie sahen daselbst das herrliche Obst, wie sie es bis dahin bei uns nicht gesehen, und fassten als Obstfreunde den Entschluss, zunächst an Ort und Stelle mit der Art imd Weise der Kultur der dortigen ( )bstbäume sich bekannt zu machen und darin Versuche in der Heimath auzu.stellen, in wie weit es möglich sei, dergleichen grosse, schöne und auch im Gescbraacke vorzügliche Früchte im Nordosten Deutschlands 30 234 ebenfalls heranzuziehen. Beide Geschwister besuch- ten die besten Obstkulturen in und bei Paris. Am meisten nahm Montreuil, seit Jahren deshalb schon berühmt, ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Dort machten sie auch die Bekanntschaft des Meisters in der Anzucht feineren Obstes, Alexis Lepfere, wel- cher mit bekannter Freundhchkeit ihnen auch über Alles Auskunft gab. Dessen einziger Sohn, ein jun- ger, mit ganzer Liebe dem Obstbau ergebener Mann, erbot sich selbst, nach Basedow zu kommen und nach gleichen Prinzipien, wie man sie in Montreuil zu Grunde legte, Anlagen zur Erziehung feineren Obstes daselbst zu machen. Es war für den Jüngern Lepfere keine geringe Aufgabe, unter ganz anderen und zwar im Allge- meinen ungünstigeren Verhältnissen P^twas in's Le- ben zu rufen, worüber noch gar keine Erfahrung vorlag, wo im Gegentheil Vorurthelle aller Art ihm entgegentraten. Strebsam und energisch, wie er war, scheute er keine Mülien und Arbeiten, um Re- sultate zu erreichen und damit den Bewohnern des nördlichen Deutschlands zu zeigen, was man bei dem richtigen Verständniss und bei der nöthigen Energie vermag. Auch die Gräfin Hahn- Hahn und ihr gleichgesinnter Gemahl liessen sich keines- wegs durch etwaiges Missgeschick abschrecken, im Gegentheil scheuten sie keine Kosten, um den Jün- gern Lepfere in Allem kräftig zu unterstützen. Das Jahr darauf ersuchte Graf Albert von Schlippenbach den Jüngern Lep^re, auf sei- nem Landsitze in Arendsee bei Prenzlau in der Uckermark ebenfalls Anlagen zur Anzucht feinerer Obstsorten zu machen und die Leitung derselben zu übernehmen. Arendsee, was zwar eine etwas süd- lichere Lage, als das im Osten des Grossherzog- thumes Mecklenburg - Schwerin Hegende Basedow hat, ist vielleicht noch ungünstiger, da daselbst be- ständig heftige Winde wehen und im Durchschnitt, wohl durch die in der Nähe liegenden Sümpfe und Torflager bedingt, auch ein kälteres Klima herrscht. Die nöthigen Vorrichtungen wurden rasch herge- stellt, und selbst noch in grösserem Massstabe, als in Basedow. Es war im Jahre 1857, als in Gotha die zweite Versammlung deutscher Pomologen tagte. Graf v. Schlippenbach kam mit Lepfere nach genann- tem Ort; beide nahmen an den Verhandlungen leb- haften Antlieil. Der letztere hielt sogar Vorträge über feinere Obstzucht, verbunden mit Demonstra- tionen an lebenden Fruchtbäumen. Seitdem sind nun 7 Jahre vergangen und man hat gesehen, dass auch bei uns die feinere Obstzucht möglich ist; sie hat sich selbst weiter verbreitet. Regelmässig kam alle Jahre beim Erwachen des Früblinges der jüngere Lepfere nach Deutschland, um die von ihm. in's Leben gerufenen und allmäh- lig sich mehrenden Anlagen zu überwachen und fortwährend neue anzulegen. Resultate sind trotz aller Vorurtheilc und ti-otz aller Hindernisse, die ungünstiges Klima und sonstige Verhältnisse her- vorriefen, gewonnen und stehen in der Zukunft noch mehr in Aussicht. Bereits vor einigen Jahren hatte auch die für alles Gute und Schöne empfäng- liche Königin Augusta den Jüngern Lep^re be- auftragt, ebenfalls Anlagen für feinere Obstzucht in Sanssouci bei Potsdam zu machen. Ln vorigen Jahre sind nun auch dergleichen, und zwar in grös- serem Massstabe, noch auf Allerhöchsten Befehl auf dem Königlichen Lustschlosse Babelsberg bei Pots- dam angelegt worden. Li Pommern, in der Mark und in Schlesien haben auf gleiche Weise reichere Grundbesitzer vielfach angefangen, nach Lepfere'- schen Prinzipien und unter dessen Leitung Obst- Anlagen machen zu lassen; Lepferc ist in diesen Tagen nach Litthauen, also nach dem änssersten Nordosten des Preussischen Staates, gegangen, um auch dort unter noch weit ungünstigeren Verhält- nissen Anlagen für feinere Obstzucht in's Leben zu rufen. Wir wünschen aus vollem Herzen, dass es ihm hier ebenfalls glücken möge. Wer im Jahre 1860 während der dritten Ver- sammlung deutscher Pomologen in Berlin die in Arendsee gezogenen und im Kroll'sclien Lokale aus- gestellten Früchte gesehen, noch mehr wer Kennt- nlss von denen genommen, welche von den Grafen Hahn -Ha hu und Schilp penb ach in Görlitz aus- gestellt waren, wird wohl nun auch die Ueberzeu- gung gewonnen haben, dass die Anzucht feineren Obstes in Deutschland, und selbst im Nordosten des- selben, möglich Ist. Wir leugnen dabei die grös- seren Schwierigkeiten keineswegs. Am allerwenig- sten lässt sich die Behandlung nach der Schablone, wie sie meist in Büchern vorgezeichnet ist, treiben. Es ist dieses, wenn auch weniger, selbst in Frank- reich der Fall. Man muss allenthalben den ob waltenden Umständen Rechnung tragen und Alles, was man thut, mit dem Verstände, also rationell, betreiben. Man hüte sich zunächst, Sorten zu neh- men, die zarter Natur sind und bei unseren oft har- ten Wintern, wenn auch grade nicht erfrieren, so doch leiden. Und sind auch einzelne Theile eines Spaliers oder einer Pyramide abgefroren oder ent- sprechen sie nicht mehr den Anforderungen, so muss der Gärtner wissen, wie er den Schaden auszubes- sern hat. Selbst grössere Schäden, wie man wäh- rend eines Winters in Arendsee erfuhr, dürfen nicht entmuthlgen. Wie man bei der gewöhnlichen Obst- zucht in einzelnen Jahren Misserndten hat und auch hier die Bäume leiden können, so muss es natür- lich mit den zarteren Formenbäumen noch mehr 235 der Fall sein. Im Allgemeinen hat man diese aber weit mehr in der Gewalt, sie können selbst gegen ungünstige Witterungs-Verhältnisse, namentlich ge- gen Frost, mehr geschützt werden. Allerdings be- dürfen sie einer gi'össeren Sorgfalt und Aufmerk- samkeit, die aber auch reichlich belohnt wird. Dass es Leute gibt, welche deshalb der feinern Obstzucht entgegen sind, weil nur der Reichere den Genuss davon habe und die erlangten Früchte nicht auch den Armen zu Gute kommen, begreift man nicht. Aus gleichen Gründen müsste man die feineren Wollschafe aus unseren W'irthschafteu ent- fernen, denn nur die Reichen können feineres Tueh kaufen. Der Staat gäbe ferner für die Anzucht edler Pferde umsonst Prämien aus, denn kein Bauer kann dergleichen Pferde kaufen, kann sie auch gar nicht gebrauchen. Man verdammt gar oft den Luxus, bedenkt aber nicht, dass grade dieser den armen Leuten zu Gute kommt. Man überzeuge sich nur, wie ^ iele vom Luxus ernährt werden, abgesehen davon, dass der Reiche Gelegenheit hat, Geld aus- zugeben, was doch dem Armen auch Vortheil bringt. Nach diesem, im Allgemeinen über die Einfüh- rung der feineren Obstzucht bei uns Gesagten, sei es erlaubt, spezielle Mittheilungen über die in Arend- see zu machen. Ein Besuch bei dem Grafen von Schlippenbach vor Kurzem, um von den dorti- gen Obstanlagen Kenntniss zu nehmen, gibt uns die Gelegenheit dazu. Arendsee liegt, wie bereits bemerkt, in der Uckermark, und zwar in der Nähe der Mecklenburg -Strelitz'schen Grenze und nicht weit von Prenzlau, wo jetzt die Eisenbahn von Ber- lin nadi Stralsund vorbeiführt. Das Terrain ist, hier wenigstens, hügelig, wenn auch nicht bergig. Grü- nende Felder und üppige Wiesen, so wie Weiden, wechseln mit kleineren Wäldern oder Hainen ab. In letzteren liegen in der Regel die Schlösser der grossen Grundbesitzer, welche, wie im nahen Meck- lenburg, vorwaltend vorhanden sind. Da es an Was- ser nicht fehlt, sogar grössere und kleinere Seen vorhanden sind, f3o gewinnt das im Allgemeinen fruchtbare Terrain an Abwechslung und Schönheit. Die Schlösser sind meist in den letzten Jahren erbaut, und zwar in der Regel in einem Geschmaeke, wie dieser hauptsächlich in Schottland beliebt ist, und liegen meist auf Höhen, so däss sie einestheils oft aus weiter Ferne gesehen werden können, an- derntheils aber auch selbst schöne Aussicht nach der Fei'ne darbieten. So gut die Lage der Schlösser im Allgemeinen gewählt ist und so reizend in der Regel auch die Umgebungen sind, so viel ferner die herrlichen Buchen und Eichen, aber auch der son- stige Laubschmuck darbieten, so vermissen wir doch leider mehr oder minder die Hand eines Meisters in der Behandlung des dargebotenen Stoßes. Ein Fürst Pückler müsste einmal kommen, um den Bewohnern die schönsten Punkte in der Nähe und Ferne mehr zur Klarheit zu bringen, um selbst den weiter liegenden Gehölzen und Bäumen die Kon- turen zu geben, wie sie am Horizonte am Schön- sten, am Lieblichsten erscheinen. Ein Lenuö müsste Bilder mit Rahmen schaffen , damit das Auge nicht unruhig herumsuchen muss, um einen Punkt zu finden, auf dem es selbst ruhen und von dem aus es mit Ruhe die einzelnen Schönheiten beschauen könnte. Wie leid tbat es uns oft, wenn wir bei dem Besuche einiger grösserer Grundbe- sitzer auf ihren Schlössern grade hübsche Bilder, wie fernliegoide Wasserflächen oder sanfte Hügel- reiheu im üppigsten Grün durch vorstehende, zak- kig- gewachsene Bäume oder sonst in der Aussicht zerrissen vorfanden , wenn man prächtige Rasen- flächen in eine Menge Theile zerlegt und so zer- stückelt hatte. Mau hätte manchmal, gleich dem kunstsinnigen Prinzen Karl von Preussen, die Scheere nehmen mögen, um dem spähenden Auge Bahn zu brechen und störende Zweige wegzuneh- men. Wir möchten in der That den reicheren Grundbesitzern in der Uckermark rathen , den rei- zenden Park von Glienicke einmal zu besuchen, um an ihm ein Beispiel zu nehmen, was man bei gehö- riger Benutzung des Terrains zu schaffen vermag. Dncli mau verzeihe uns diese ästhetische Ab- schweifung, wo wir grade über praktische Gegen- stände berichten wollten. Es versteht sich von selbst, dass die Himmelsgegend, von woher ungün- stige Witterung kommt, also der Norden und der Nordosten, durch eine Mauer abgesperrt werden muss und nur die eine Seite derselben, wo den gan- zen Tag die Sonne ist, benutzt werden kann. So ist es auch in Arendsee. Die von Osten nach Westen sich ziehende Mauer hat bei einer Höhe von 9 Fuss eine Länge von 11(3 Ruthen. Davon sind 32 Ruthen mit Wein und die übrigen 84 Ru- theu mit Spalier-Obstbäumen, hauptsächlich mit Pfir- sichen, bepflanzt. Von den letzteren befinden sich in vollständig ausgebildeten Exemplaren 45 daselbst. Ausserdem sind 16 Aprikosen-, 9 Birn-, 6 Kirsch- und 1 Schwarzes Maulbeer-Spalier vorhanden. Der unter der untersten Etage der Spalierbäume befind- liche Raum ist dagegen mit 16 in Cordon gezo- genen Aepfeln (und zwar dem Weissen Kalvill) be- pflanzt. Die die Kammern bildenden, rechtwinkehg von der Hauptmauer gezogenen Quermauern, von denen 6: 40, 8 dagegen 60 Fuss lang sind, be- sitzen bei derselben Höhe, wie die Hauptmauer, eine Gesammtläuge von 60 Ruthen und sind auf beiden Seiten mit 150 Birn-, 27 Pfirsich-, 15 Pflau- men-, 14 Aprikosen- und 6 Kirsch -Spalieren be- pflanzt. 30* 236 Da die Kammern dun-h die sie umgebenden Mauern eine geschützte Lage haben, welche nur auf der Mittagsseite offen ist, so sind selbige theils als Baumschule zur Erziehung junger Öpalierbäume zum Verkauf und Selbstgebrauch, theils zur An- zucht von Gemüsen, wie Bohnen, Gurken, Cardy u. a. m., theils zu Erdbeer-Anpflanzungen benutzt, 2 derselben jedoch haben eine andere Verwendung erhalten, indem daselbst 30 auf Draht gezogene Weinstöcke ä la Thomery angepflanzt wurden. Fer- ner hat man die am meisten gegen starke Winde geschützt - hegende Kammer zur Aufstellung der Topfobst- Orangerie benutzt. Es befinden sich in derselben 55 Pfirsich-, 40 Aprikosen-, 72 Birn-, 15 Apfel-, 12 Pflaumen- und 10 Kirsch-Bäumchen. Alle sind sie pyramidenförmig gezogen und haben jetzt durchschnitthch bei einem unteren Durchmes- ser von 3 eine Höhe von 4 Fuss. Sie stehen in 12 Zoll weiten Töpfen, welche eingegraben und mit grossen Abzugslöchern versehen sind. Durch diese dringen während des Sommers die Wurzeln in den vorher gut präparirten Untergrund. Die Nahrung in den Töpfen genügt nämlich in der Regel nicht, um das Wachsthum der ganzen Bäume, so wie die völlige Ausbildung der Früchte, zu Stande zu brin- gen. Es gewährt in mannigfacher Hinsicht einen grossen Genuss, einen solchen in Blüthe stehenden Baum zu sehen, noch mehr aber, wenn er reife Früchte trägt. Dergleichen Bäumchen, recht sauber gereinigt, zieren eine Tafel ungemein; ihre Früchte laden weit mehr ein, als wenn sie einer noch so schönen Schale oder aucli dem reizendsten Körb- chen aufgelegt wären. Ausser dieser Hauptmauer mit den Contre-Mauern und den von beiden gebildeten Kammern sind noch 3 besondere Gärtchen oder Abtheilungen vorhan- den, wo Conti-e-Spaliere angebracht sind. Eins be- findet sich auf der Südseite vor der Wohnung des Obergärtners Wünne, ist also auf der Nord- und Westseite gegen starke Winde durch Wohngebäude geschützt, besitzt bei einem Flächeninhalt von 42 Quadratruthen die Form eines Rechtecks von 60 Fuss Länge und enthält 8 Birn- und 7 Apfel -Spaliere, und zwar die ersteren zu 4, die letzteren nur zu 2 Latten. An jedem Birn - Spaliere stehen 5 in einfacher Palmettenform gezogene Bäume und ent- halten ein Sortiment von 40 der edelsten Sorten. Von den 7 Apfel -SpaHeren hat jedes 18 Bäume und zwar 2 derselben den Weissen Kalvill, 2 den Gravensteiner, während die 3 übrigen Spaliere mit verschiedenen Sorten, und zwar solchen, welche auf den allgemeinen Versammlungen deutscher Pomo- logen als bestes Tafelobst empfohlen sind, bepflanzt wurden. Obgleich alle in Form eines „T" gezo- genen Apfelbäume erst seit Frühjahr im vierten Jahre stehen, sind die Mehrzahl derselben doch schon durch Kopuliren mit einander so verwachsen, dass ein jedes der Spaliere von Anfang bis Ende eine ziemlich vollständige doppelte Guirlande bildet. Die auf 2 Seiten den Garten begrenzenden Ge- bäude sind dagegen mit Wein bepflanzt, wo der- selbe an dem nach Süden liegenden ä la Thomery, an dem nach Osten liegenden nach Kecht'scher Methode gezogen ist. Die hintere Seite eines jeden Birn - Spaliers ist in einer Entfernung von 6 Fuss unter sich mit hochstämmigen rcniontircnden Rosen bepflanzt, wel- che durch ihre überragenden, bis in den Spätherbst reichlich blühenden Kronen einen prachtvollen Blu- menflor gewähren. Erwähnenswerth in diesem, aus 88 Sorten bestehenden Rosen-Sortimente sind: Mad. Rivers, G^n^ral Jacqu^minot, Madame R^camier, Franz L, Senator Vaisse, Kaiser von Marokko und Trioniphe de Montrouge. Ein zweiter Garten mit Contre- Spalieren liegt vor dem W^einhause in Form eines rechtwinkligen Dreiecks. Er ist auf der Nordwestseite geschützt durch das 160 Fuss lange Weinhaus und auf der Ostseite durch die zum Ueberwintern der Topf- Obstbäume und während des Sommers zum Ver- gnügen dienende überbaute Kegelbahn. Beide Ge- bäude sind auf den nördlichen Enden durch eine Mauer verbunden, welche mit zwei Pfirsichbäumen bepflanzt ist. Dieser Garten hat 60 Quadratruthen Flächeninhalt und enthält 67 laufende Ruthen 4-lat- tiger BirnSpaliere mit 64 in einfacher Palmettenform gezogenen Bäumen, 61 laufende Ruthen 2-lattiger Apfel -Spaliere mit 230 in einarmiger CorcTonform gezogenen Sorten, 20 Ruthen 5 -lattiger Spaliere mit 6 Kirsch- und 10 Pflaumenbäumen, so wie end- lich 3| Ruthen 2-lattiger Spaliere mit 16 in ein- facher Cordonform gezogenen Stachelbeeren. Die beiden oben erwähnten Mauern des Weiu- hauses und der Kegelbahn sind mit 36 Birn-, 6 Aepfel-, 8 Kirsch-, 2 Aprikosen-, 2 Pfirsich-Bäumen und endlicli (die Nordseite) mit 6 Schattenmorellca bepflanzt. Leider waren fast alle Bäume in diesem Garten während des Winters von 1860 zu 61 so weit heruntergefroren, als der Schnee ihnen nicht eine schützende Decke geboten hatte. Sie trieben indess wieder diclit über der Erde aus und stehen jetzt von Neuem im üppigsten Wachsthume, so dasa viele Birnen schon die vierte Etage gebildet haben, die Aepfel-Spaliere sogar fast alle vollkommen be- kleidet sind. Auch sieht man bereits eine Menge Bäume durch Einlegen ihrer Leittriebe in ihre Nach- barn mit diesen verwachsen. In physiologischer Hin- sicht sehr interessant war, dass ein Kirschkordon, der bereits in seinem Ilauptstamme abgestorben, mit seiner Spitze aber in dem nächsten völlig ge- 237 Sunden Stamm angeplattet worden war, immer noch daselbst gi-ünte und weiter vegetirte. Der dritte und kleinste dieser 3 Gärten in Ge- stalt eines Rechtecks enthält nur 15 Quadratruthen Flächeninhalt und ist auf der Ost- und Nordseite durch eine 8 Ruthen lange Mauer, auf der West- seite durch Wohngebäude und durch den Stall eines Gartenarbeiters geschützt. Die Contre-Spaliere haben in ihm ehie Gesammt- länge von 38 laufenden Ruthen, wovon die Spaliere 10 Ruthen Länge, ö^' Fuss Höhe haben, aus 8 Lat- ten bestehen und mit 6 Aprikosen- und 4 Pflaumen- Bäumen bepflanzt sind. 12 Ruthen 4-lattiger Spa- liere sind mit 12 in einfacher Palmettenform gezo- genen Birn-Bäumen und 16 Ruthen 2-lattiger mit 60 Aepfel-Bäumen in einarmiger Kordonforra ge- zogen, bepflanzt. An den innern Seiten der den Garten umgebenden Mauer und Gebäude hat man dagegen vöUig ausgebildete, und zwar 2 Pfirsich-, G Aprikosen- und 4 Birn -Bäume, an den äusseren aber auf der Ostseite 4 Bii-n-Bäume und auf der Nordseite 4 Schattenmorellen angebracht. Verschaflen wir nun uns nach dieser Auseinan- dersetzung einen Ueberblick über sämmtliche Spa- lier- und Contre-Spalier-Obstbäume, so ergiebt sich die nicht unbedeutende Summe von 76 Pfirsich-, 44 Aprikosen-, 319 Bim-, 498 Aepfel-, 36 Kirsch-, 29 Pflaumen-Bäumen, 16 Stachelbeeren und 1 Maul- beerbaum, also eine Gesammtsumme von 1019 Spa- lier-Obststämmen, und zwar ohne die, welche aus- serdem noch an Viehställen, Gewächshäusern und anderen Gebäuden angebracht sind. Der 20 Morgen grosse Obstgarten wurde früher schon, und zwar bereits vor 23 Jahren, angelegt. Die sämmtlichen Bäume sind gesund und kräftig, ob- gleich theilweise die Pflaumen, wie bekannt, in den meisten Gegenden, so auch hier, in den letzten Jahren sehr vom Mehlthau gelitten haben. Die Hälfte der 20 Morgen sind mit Pflaumen (gröss- tentheils der gewöhnlichen Bauernpflaume), ungefähr ö Morgen mit Aepfeln, der übrige Thell mit Birnen und die beiden Seiten der beiden Hauptwege mit einer Reihe Kirschen bepflanzt. Die Bäume stehen unter sich in Entfernung nach allen Selten von 21 Fuss und beträgt ihre Anzahl 1112. Eine kleine Stachelbeer-Anlage von in Pyrami- denform gezogenen Sträuchern ist noch zu erwäh- nen, um so mehr, als auf diese Art und Weise selbige zu ziehen Empfehlung verdient. Durch das regelmässige, im Frühjahre oder im Herbste vorzu- nehmende Zurückschneiden, so wie durch das mehre Male im Sommer wiederholte Einstutzen der Garni- rungstriebe bis auf 6 oder 8 Augen ist der Strauch genöthigt, seinen Saft den Früchten, welche nun näher am Stamme und ganz nahe an den Leittrie- ben sitzen, reichlicher zuzuführen, als wenn diese weiter auswärts hängen. Die Früchte werden auf diese Weise weit grösser und saftreicher. Man ern- tet von einem solchen Strauche, wenn auch nicht an Zahl der Früchte, doch an Mass viel mehr, wie von einem auf die gewöhnliche Weise behandelten Strauche. Die Anlage ist 18 Quadratruthen gross. Die Sträucher stehen unter sich im Quadrat in Entfer- nungen von 4 Fuss und sind durchschnittlich 3^ Fuss hoch bei ihrem unteren Durchmesser von 2^ Fuss. Ihre Anzahl beträgt 168. Nachdem wir die grossartigen Obst-Anlagen im Freien beschrieben haben, sei es uns erlaubt, auch derer in geschlossenen Räumen, aber auch der übri- gen Gewächshäuser, welche für die Anzucht von Pflanzen und Blumen bestimmt sind, zu gedenken. Wir beginnen mit den letzteren. 1. Ein vor drei Jahren gebautes Orangeriehaus von 78 Fuss Länge und 24 Fuss Tiefe zur Durch- winterung der 36 Orangenbäume; diese wurden errösstentheils vor nun 15 Jähen als nackte, nur veredelte Stämme aus Italien bezogen und haben jetzt durchschnittlich eine Krone von 3 bis 4 Fuss Durchmesser. Während des Sommers werden sie auf den Blumenparterren vor dem gräflichen Schlosse aufgestellt. 2. Ein Kalthaus, 40 Fuss lang und 21 Fusa tief, zur Konservirung verschiedener Blüthensträu- cher, welche im Sommer ebenfalls in's Freie kom- men. Es sind dieses ausser Azaleen, Rhododendren und Kamellien noch Polygalen, Pimelien, Chorize- men, Acacien u. dgl. m. Wir machen dabei auf ein Interessantes Exemplar der Leucophyta Browuii, von einem Durchmesser von 2 Fuss bei einer Höhe von 2^ Fuss, aufmerksam. Sie hatte auf einem Rasenstücke im Freien eine Anwendung gefunden. Ihr Silbergrau nahm sich im Gegensatz zu dem saftigen Grün des Rasens daselbst reizend aus. 3. Ein Warmhaus von derselben Grösse. Darin befanden sich unter Anderem eine Latania borbo- nica mit einem Durclimesser von 9 Fuss, ferner hübschgewachsene Exemplare der Chamaedorea Cas- periana, der Chamaerops humilis und excelsa, des Pandanus odoratissimns, der Cordyline superbiens (Dracaena iudivisa der Gärten), des Cyanophyllum magnificum und assamicum u. s. w. Auch Pincenectien, sehr hübsche Farne: Ci- botium Schiedei, Didymochlaena sinuata, Gymno- gramme Laucheana, unbedingt das schönste Gold- farn, u. s. w., nebst einer grossen Sammlung von 22 Schiefblättern oder Begonien und einem beträchtli- chen Gloxinien-Sortimente, waren vorhanden. Die beiden letzteren Häuser mit Satteldach sind erst vor 3 Jahren erbaut. Sie liegen mit dem einen 238 ihrer Giebel nach Süden und stellen eigentlich nur 2 Flügel des Orangeriehauses dar. Mit diesem hän- gen sie auf dessen Südseite zusammen und sind daselbst nur durch aus Glaswänden bestehende Flü- gelthüren getrennt. 4. 2 Ananashäuser von 12 Fuss Länge entlial- ten 240 IS-monatliche Pflanzen. Es werden hier kultivirt: Cayenne lisse, Cayenue epiiieuse, Montserre, Trinit^, Comte de Paris, Princesse de la Eussie und Nervosa niaxima. 5. Das Pfirsichhaus zum Treiben ist voriges Jahr erbaut und bepflanzt. Es hat 20 Fuss Länge. In ihm werden & Spaliere an Draht, darüber aber 3 Weinstöcke ä la Thomery zur Bekleidung der Hinterwand gezogen. 6. Das Feigenhaus hat 48 Fuss Länge und 24 Fuss Tiefe. In ihm befinden sich jetzt 38 im freien Grunde stehende Bäume, wovon die vorderen 2 Reihen pyramidenförmig, die hinteren 2 aber hoch- stämmig sind. Die endlich, welche die Seitenwände und den untern Theil der Hinterwand bedecken, befinden sich am Spalier. Der obere Theil der Hintei'wand ist wiederum mit AVein a la Thomery bezogen. Wir erinnern uns nicht, irgendwo solche schöne Feigenbäume, und zwar, was die Vegetation sowohl betraf, als auch hinsichtlich der Fülle und des Ansehens der Früchte, gefunden zu haben. Die sonst so üblichen kahlen Stellen am Stamme und den Hauptästen waren dadurch vermieden, dass al- lenthalben oberhalb der Stelle, wo Blätter gesessen hatten und noch schlafende Augen zu vermuthen ■waren, man Quer-, und dann von diesen seitlich rechts und links andere Schnitte bis auf den Splint gemacht hatte. Allenthalben, wo dieses geschehen, waren die schlafenden Augen noch zur Entwicke- lung gekommen. Diese Erscheinung ist in physio- logischer Hinsicht ausserordentlich wichtig, da man gewöhnlich annimmt, dass nur der in den Blättern erst assimilirbar gemachte Nahrungssaft befähigt ist, Neubildungen hervorzurufen. In diesem Falle muss aber der zur Entwickelung des Auges zum Triebe nöthige Nahrungssaft hauptsächlich aus der Erde erst entnommen und durch die Gefässe zuge- führt sein. Das sogenannte Leitauge beim Okuliren der Rosen u. s. w. führt ebenfalls dem eingeimpften Auge direkt aus der Erde Nahrung zu. 7. Ein Weinbaus von 160 Fuss Länge mit 40 Weinstöcken und 6 an der Hinterwaud hochstäm- mig in einfacher Palmettenform mit 3 Etagen ge- zogenen Pfirsichbäumen. Zur Ergänzung der mit den Jahren schwach werdenden Stöcke sind ausser- halb andere angepflanzt, welche dann unter der ge- wölbten Vordermauer durch in das Haus geleitet werden. Der Wein wird nicht getrieben, sondern nur durch Auflegen der Fenster Ende Februar, welche dann wiederum im Herbste abgenommen werden, erhält er einen Vorsprang. Man ist auf diese Weise auch bei ungünstiger Witterung seiner vollkommenen Reife gewiss. Natürlich wird im Winter der Weinstock, als wenn er völlig im Freien wäre, eingegraben, d. h. so viel als nöthig mit Erde bedeckt. Die W^einstöcke haben seit 16 Jahren stets sehr gut getragen, die Erträge nahmen jedoch in den letzten Jahren allmählig ab. Der Boden scheint demnach trotz des Düngens an irgend einem Stoffe verarmt zu sein. WahrscheinUch fehlt Kali, was durch die gewöhnlichen Dünger-Sorten meist nur in unbedeutender Menge zugeführt wird. Es wäre wohl interessant, den Ursachen nachzuforschen und zunächst eine chemische Analyse des Bodens zu machen. Vor Allem möchten wir rathen, kalihaltige Düngerstoife anzuwenden und dann die Erfolge ab- zuwarten. Wir erlauben uns, dabei eines anderen ähnli- chen Weinhauses zu gedenken, was sich in der Nähe von Arcndsee, in Boizenburg befindet. Der dortige Garten-Inspektor Z ander besass in demsel- ben dreijährige Weinstöcke, die auf eine W^eise mit Trauben besetzt waren, wie wir es nur selten ge- sehen. Diese ausserordentliche Fruchtbarkeit schreibt der Garten-Inspektor Zander der Luftdrainage zu, welche von ihm eingerichtet ist. Zu diesem Zwecke hat er sich der gewöhnlichen Drainröhren bedient, die au beiden Enden des Hauses und in der Mitte durch senkrecht gestellte Röhren nach aussen mün- den. Durch diese 3 Mündungen wird beständig ein lebhafter Luftzug in der Erde unterhalten. Die Luft, welche von aussen eindringt, ist wärmer, als die in der Elrde, treibt diese heraus und bringt ausserdem noch eine Menge Nahrungsstofle mit, welche von den überall verzweigten Wurzeln auf- genommen werden. So ist nämlich unsere Ansicht von der Wirkung dieser Luftdrainage. 8. Ein Vermehrnngshaus von 12 Fuss Länge. Zur leichteren Beschaffung des Wassers ist vor 2 Jahren auch eine Wasserleitung errichtet, wo durch Pferdekraft das Wasser in ein auf einem hochliegenden Punkte im Obstgarten gebautes Bas- sin aus dem 800 Fuss weit davon in der bedeu- tenden Parkanlage liegendem Karpfenteiche hinauf gepumpt wird. Von hier aus kann es in alle Ge- wächshäuser, so wie ausserdem durch den ganzen Obst- und Gemüsegarten, geleitet werden. Sämmtliche Anlagen befinden sich in einem sol- chen Zustande, wie man immer sieht, wenn der Besitzer selbst Interesse und Liebe besitzt, wie es hier im hohen Grade der Fall ist. Graf Albert V. Schlippenbach bringt einen grossen Theil sei- ner Zelt in den ihm Heb gewordenen Anlagen zu 239 und ist fortwährend noch bemüht, ausgezeichnete Sorten von Obst sich zu verschaffen. Man findet in Arendsee deshalb nicht allein die guten Tafel- sorten, welche von Seiten der Pomologen während der 4 Versammlungen empfohlen sind, sondern auch die, welche Andere als vorzüglicli erprobt haben. In den letzten beiden Jahren hat Lepfere die Obst- anlagen nicht beaufsichtigt, weil ihm dazu die Zeit fehlte. Unter seiner Leitung hatte der Obergärtner Wünne die Arbeiten ausgeführt. Mit grosser Lie- benswürdigkeit hatte Lepfere diesen selbst unter- richtet und ihn nach und nach bei dem feineren Obstbau in die Geheimnisse der Natur eingeweiht, so dass Obergärtner Wünne jetzt im Stande ist, alle Arbeiten selbständig auszuführen. Innig freu- ten wir uns, zu sehen, wit welcher Liebe der an Jahren ältere Scliüler fortwährend an seinem Jün- gern Lehrer hing und nur mit grosser Dankbar- keit von ihm spracli. Auch Graf v. Schlippen- bach ist von Dank durchdrungen. Unter solchen Umständen hoflen und glauben wir, dass die Anla- gen der feineren Obstzucht im Nordosten unseres Vaterlandes auch ferner gedeihen und mit der Zeit noch ganz andere Resvdtate geben werden, als man bis jetzt erreicht. Die ersten Schwierigkeiten sind bereits überwunden. Man hat den klimatischen und Boden- Verhältnissen Rechnung getragen und wird ferner der Obstbau rationell, nicht niaschinenmässig, betreiben. Wredow's Uarteiifteuiid. 11. Auflage. Von H. Gaerdt luid E. Neide. Im Jahre 1862 erschien die 10. Auflage und jetzt nach 2 Jahren liegt bereits die 11. Auflage vor uns. AVas wir in der Beurtheilung der 10. Auflage (s. Wochenschr. S. 87) gesagt, ist auch sonst anerkannt worden. Die Auflage ist noch ra- scher vergritten, als wir selbst vermutheten. Haben wir die Kj. Auflage empfohlen, so können wir auch mit gutem Gewissen die 11. Auflage empfehlen. Der Gartenbau nimmt immer mehr überhand und findet selbst in den untersten Schichten des Volkes Anhänger, am meisten jcdocii bei dem Mittelstande. Für diesen ist auch das vorhegende Buch geschrieben. Wesentliche Abänderungen enthält es niclit; wir können demnach unseren früheren Empfehlungen nichts Neues hinzufügen. Die Verfasser werden es uns daher erlauben, wenn wir dagegen für die nächste Auflage Einiges zur Beherzigung geben; es betrift't dieses auch mehr die theoretische Seite, als die praktische. Heut' zu Tage besitzt man im Allgemeinen, vor Allem der Mittelstand, eine ganz andere Bildung, als früher; der Gärtner hat eben- falls seine bedeutsame Stellung begriflen und steht nicht mehr auf dem alten Standpunkte. Eben des- halb hätte auch in der neuen Auflage von Wre- dow's Gartenfreund zunächst auf die theoretlsclie Einleitung mehr Sorgfalt verwendet werden müssen. Was da gesagt wird, steht nicht im Einklänge mit den Fortschritten, welche die Wissenschaft in der neuesten Zeit gemacht hat; es ist nicht richtig, nicht wissenschaftlich, mit einem Worte veraltet. Demnach ist eine ganz neue Verarbeitung nothwen- dig. Nur einige Beispiele: Wurzelfasern und Thauwurzeln sind keineswegs identisch. Um einfache Zellen zu sehen, braucht man grade kein Mikroskop; man kann sie sehr häufig mit blossen Augen entscheiden. Stengelver- ästelungen und Blütlienstiele sind verschiedene Be- griffe. Stocksprossen sollen dünne langgestreckte Stengel sein und zu ihnen die Knollen gehören. Weiter werden Stacheln unausgebildete Aeste ge- nannt und im Holze (einem Geflechte) soll der Nahrungssaft aufsteigen u. s. w. Das Leben der Pflanze und ihre Ernährung ist für den Gärtner und Laien so ausserordentlich wichtig, dass diesem ein ganz besonderer Abschnitt hätte gewidmet wer- den müssen. Wenn gar noch bei einer ausgespro- chenen Ansicht Lieb ig citirt wird, so müsste man doch Alles kennen, was dieser geschrieben hat und nicht nur Brocken aus früherer Zeit. Die Gärtner scheinen uns vor Allem berufen zu sein, auf die Wissenschaft der Pflanzen-Ernäli- rung einen bedeutenden Einfluss auszuüben. Dazu ist aber allerdings nothwendig, dass sie sich selbst etwas mehr heranbilden und nicht glauben, dass sie schon genug wüssten oder gar dass die Wissen- schaft dummes Zeug sei. Grade aus dem Gärtner- stande sind in der neuesten Zeit 2 unserer bedeu- tendsten Botaniker hervorgegangen. Der Gärtner oreht, wenn wir uns nocli so ausdrücken dürfen, vielmehr mit dem Leben der Pflanze um; von frü- hem Morgen bis spät zum Abend beobachtet er und lauscht der Natur die Geheimnisse ab. Er sieht auch deshalb in der Praxis weit mehr, als der Botaniker. Allerdings ist es nothwendig, dass der Gärtner sich der Sache etwas bewusst ist und nicht gleich einer Maschine oder nach einer Art i Instinkt handelt. Wo der Theoretiker in seinem Studienzimmer etwas gefunden zu haben glaubt, da muss der Praktiker die Richtigkeit im grossen Le- ben nachweisen. Der Gärtner soll auch ausserdem dem Botaniker vorarbeiten und die Wege zeigen, auf denen am Leichtesten zu forschen ist. Wir haben schon früher auf einen Umstand in dem Buche aufmerksam gemacht und glauben im 240 Interesse des Ganzen von Neuem darauf hinzuwei- sen. Es betrifft dieses die alphabetische Reihen- folge. Wir gestehen gern zu, dass sie die be- quemste für den Verfasser und für den Leser ist, aber auch diejenige, welche häufig im Stiche lässt, und gar keine Sicherheit gibt. Wo jetzt jede Pflanze ihre 2, 3, 4 und selbst 10 Namen hat, kann man unmöglich wissen, welcher in dem Ver- zeichnisse gewählt ist. In der Regel wird der Name genommen, der am meisten im Munde der Leute ist; dieser ist aber in der Regel ein falscher oder ein sogenannter Gartenname. Würde man, wie es auch Petzold und Kirchner in ihrem Arboretum Muskaviense gethan haben, die systema- tische Reihenfolge nehmen und gäbe ein gutes al- phabetisches Verzeichniss dazu, so würde auch der minder Geübte sich rasch lieraustinden und ausser- dem den Vortheil haben, dass er sich übt und et- was lernt. Die Herausgeber des Wredow'schen Gartenfreundes fühlen es selbst, indem sie in Be- treff der Koniferen, Aroideen, Palmen, Orchideen, Gesneraceen inkonsequent werden und plötzlich sy- stematische Zusammenstellungen machen. Hätten sie dieses beispielsweise auch mit den Marantaceen so gemacht, so würden sie nicht eine und dieselbe Pflanze (Phryniuni micans") doppelt aufgeführt haben und hätten auch nicht Pflanzen, welche die Wissenschaft einem Genus einreiht, in 3 verschiedene Genera gebracht. Möchten doch die Herausgeber dieses einmal für die nächste Auf- lage überlegen! Die Haiidclsgüi-tiieiei von Carl Louis Friebel, koppenstrasse >-j. 15, IG uiiil 21 iii Berlin, empfiehlt ihr grosses Zwiebellager, als: Hyazinthen, Tulpen, Crocus, Narzissen, Tazetten, Lilien u. Scilla sibirica in ausgezeichneter Waare zu den billigsten Preisen. Verzeichnisse darüber werden portofrei auf Verlangen zugesendet. 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Wochenschrift des Vereuies zur Beförderiiii!:; des (ilarteiibaues in den KiWiisl. Freussischeii Staaten No. 31. für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur ; JPi'oiessoi- I>r. Karl Kloch, Geaeral-Sekretair des Vereines. Berlin, den 6. August 1864. Preis des Jahrganges 5,^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel . als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -üsterreicliischeu Post- Vereines. Inhalt; Drei Blattpflanzen des Warmhauses (Miconia cha^todon Naud., Phylldgathis rotundifolia Bl. und Spaerögyrie latifolia Naud ). — Revue horticole. Jahrgang 1863. 1864. 1. Hälfte. — Bericht über die Obstzucht in Kurhes,sen. Eingesendet vom Gartenbau-Verein in Kassel. Drei ßlattpflanzen des Warmhauses (Miconia chaetodon Naud., Phyllagathis rotundifolia Bl. und Sphaerögyne latifolia Naud.). Während der Fe.st-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Tagen des 19. und 20. Juni nahmen 2 Blattjjflanzen: Phyllagathis rotundifolia Bl. und Sphaerögyne latifolia Naud., ■wegen ihrer Schönheit die Aufmerksamkeit der ]5e- suchenden in Anspruch, zumal die erstere zugleich in Blüthe stand. In denselben Gewächshäusern des Kommerzienrathes Reichenheim, in denen die oben genannten Pflanzen gezogen waren, blüht aber schon seit längerer Zeit noch eine dritte Pflanze aus der Familie der Melastomateen, welche ebenfalls unsere Beachtung verdient: Miconia chaetodon Naud. Diese 3 Pflanzen sind zwar erst seit Kurzem bei uns eingeführt, den Botanikern aber länger bekannt. Wir glauben bei Pflanzen Liebhabern und Botani- kei'n noch mehr Interesse für sie zu erwecken, wenn wir sie einer nähei-n Beschreibung unterwer- fen, zumal sie zum Thell keineswegs genügend und in Uebereinstimmung mit unseren Exemplaren be- schrieben sind. Miconia chaetodon Naud. kommt in den Gär- ten meist als Melastoma und Miconia Lindenii vor; es ist daher wahrscheinlich, dass unter dem leteteren Namen durch Linden selbst zweierlei Pflanzen ausgegeben wurden, von denen die echte Pflanze dieses Namens sich durch ganzrandige Blät- ter unterscheidet. Ihre Einführung aus der süd- amerikanischen Republik Venezuela verdanken wir dem Direktor Linden in Brüssel. Sie scheint ziem- lich rasch zu wachsen, wie wohl die meisten Mela- stomateen, und verästelt sich zeitig. Dadurch dass die Aeste aber ziemlich wagerecht abstehen, nimmt die Pflanze viel Raum ein; in kleineren Gewächs- häusern ist sie demnach nicht zu gebrauchen. Die Aeste sind rund und dicht mit einzelnen und grade stehenden Haaren besetzt. Deren Farbe ist ein schmutziges Ochergelb, was aber nach dem oberen Ende allmählig in ein freudiges Spahngrün, eine Farbe, die auch die grossen Blätter besitzen, übergeht. Eigenthümlicli sind die länglichen und erhabenen Flecken von brauner Farbe, welche sich auf der ganzen Epidermis des Hauptstengels und seiner Aeste befinden. Die auf 6 Zoll langen und runden Stielen befind- lichen Blätter stehen, wie bei deu allermeisten Me- lastomateen, einander gegenüber und haben ausge- wachsen, bei einer Breite von 10, eine Länge von gegen 1.5 Zoll. Auf beiden Flächen sind sie mit einzelnen Haaren ebenfalls dicht besetzt, doch so, dass die auf der Oberfläche vorherrschend auf klei- nen Erhabenheiten innerhalb der kleinen Felder, auf der Unterfläche hingegen grade auf deu Adern, welche die Felder einschliessen, stehen. Die Ge- stalt ist eiförmig-schwachherzförmig, so dass an ih- rer Basis sich 2 abgerundete Ohren von kaum ^ Zoll Durchmesser befinden. Der Rand ei'scheint unregelmässig gezähnt, doch so, dass von oben da- rauf gesehen, die Zähne weniger deutlich sind. 31 242 Sehr interessant ist die Nervatur, wenn sie r-ich auch bei den meisten Melastoniateen auf gleiche Weise wiederholt. Von der Basis der Blattfläche entspringen nämlich ausser der Mittelrippe noch auf jeder Seite 3 und selbst 4 Nerven, die, je mehr sie nach aussen liegen, auch in einem grössern Bogen nach aussen gehen und, mit Ausnahme der beiden innersten an der Spitze sich mit der Mittelripp» vereinigenden, sich in dem Rande verlieren. Die lau- gen Felder zwischen je 2 Längsuerveu sind durch 35 bis 40 Queradern wiederum in ebenso viele, aber nun querliegende kleinere Felder gethcilt. Da- durch, dass auch diese wiederum dui'ch zwischen den Hauptadern senkrecht herabfallende Nebenadern von Neuem in noch kleinere Felder getheilt wer- den, entsteht ein regelmässiges Netz. Auf der Ober- fläche des Blattes treten Nerven und Adern nicht hervor, wohl aber, und zwar auf eine sehr bemerk- bai-e Weise, auf der Unterfläche. Nach dem Ende der Aeste zu nehmen die Blätter an Grösse ab. Der Blüthenstand ist eigenthümlich, so dass er eine nähere Beschreibung verdient. Er gehört nach den Ansichten der neueren Botaniker zu den Trug- dolden und ist gipfelständig. An seiner Basis wird er von 2 mehr in die Länge gezogenen und klei- neren Blättern umgeben. Mit diesen abwechselnd befinden sich dicht über der Insertion auf jeder Seite zwei übereinander stehende Blüthen, von denen die untere ganz kurz, die obere mehr als noch einmal so lang gestielt ist, worauf ein ver- kürzter Ast mit 5 strahlenförmig von dessen Spitze ausgehenden Blüthen mit kurzen Stielen folgt. Zwi- schen diesen beiden Aesten erhebt sich die Achse des Blüthenstandes weiter und endigt an der Spitze ebenfalls mit 5 strahlenförmig, aber zu denen der beiden Aeste in entgegengesetzter Richtung gestell- ten Blüthen, während an der Basis derselben auf beiden Seiten und wiederum in derselben Richtung ebenfalls 2 Blüthen über einander stehen. Auf diese Weise besteht der ganze Blüthenstand aus 23 Blüthen. Die Entfaltung der l^- Zoll im Durchmesser haltenden Blüthen von blendend-weisser Farbe ge- schieht nicht auf einmal, sondern in der Weise, dass die Gipfelblüthe zuerst erscheint. Dann kommen die beiden seitlichen und die Gipfelblütlien der bei- den Aeste. Sind diese im Abblühen, so entfalten sich von den beiden an der Basis der beiden Aeste stehenden Blüthen die oberen, worauf von den bei- den Aesten die mittleren aufblühen werden. Nun erst kommen von den beiden Blüthen, welche den Gipfelast an der Basis begrenzen, die oberen zum Vorscheii). Sind endlich diese im Abblühen, so ist die Reihe an den beiden untersten Blüthen des Gipfelaste?. Es folgen die untersten Blüthen der seitlichen Aeste und von denen, welche sich an deren Basis befinden, ebenfalls die untersten. Wie es scheint, kommen die beiden letzten Blüthen, nämlich die untersten, welche sich an der Basis des Gipfclastes befinden, nur selten zur Entwickelung und schlagen oft schon im Entstehen fehl. Die kur- zen Blüthenstiele sind am obern und untern Ende gegliedert und fallen, nachdem die Blüthen (in un- seren Gewächshäusern) oder die Früchte abgewor- fen sind, ebenfalls ab. Einen besonderen Reiz haben die Blüthen noch dadurch, dass ihre Farbe sich mit dem Verblühen in eine immer dunkler-werdende Fleischfarbe umän- dert. Man kann demnach au einem Blüthenstande alle Nüancirungen des reinsten W^eiss bis zur dun- kelsten Fleischfarbe finden. Naudin gibt die Blü- then mit der Fünfzahl an. Wir haben sie nur mit der doppelten Vierzahl gesehen (s. Ann. d. sc. nat. 3. ser. T. XVI, p. 134). Der hellgrüne und dicht-behaarte, becherförmige Kelch von 4 Linien Durchmesser und mit b^ Linie langer Röhre ist etwas dick und an seinem Rande mit S borstenförnn'gen, wenig abstehenden Abschnit- ten versehen. Zwischen diesen zieht sich eine häu- tige Substanz herum, an deren Basis die 8 in der Knospe etwas gedrehten, in der ofienen Blume aber elegant znrückgebogeuen Kronblätter von länglicher oder umgekehrteirund - schwachspathelförmiger Ge- stalt und die 16 Staubgefässe entspringen. Die letz- teren legen sich selbst dem obern Theil der Krone auf und ihre weissen Fäden gleichen au Länge den aufrechten, auf der einen Seite runzlichen Beuteln mit i'osafarbigem Schein. Die letzteren sind meist am oberen Ende etwas gebogen und öflnen sich an der Spitze mit einer breiten, runden Oeft'nung. Der jjvramidenförmige und 4-fächrige Frucht- knoten trägt am obern Ende eine kurze und gekerbte Schale, aus der der dicke, nach oben an Umfang zunehmende und nach unten gebogene GriffVl sei- nen Ursprung nimmt. Dieser besitzt die Länge der Staubgefässe, mit denen er eine entgegenge- setzte Richtung einnimmt und sich dem unteren Theile der etwas längeren Krone auflegt. Die breite Narbe bildet eine etwas zusammengedrückte Halbkugel. Im Fruchtknoten befinden sich an gros- sen mittelständigen Placenten sehr viele Eichen in 4 Fächern. W^ir kommen zur zweiten Blattpflanze: Phyl- lilgathis rotundifolia Bl. Von dieser höchst in- teressanten Melastomatee besitzen wir eine ausführ- liche Beschreibung und auch eine ziemlich gute Abbildung, freilich in einem holländischen Werke, was nur Wenigen zugänglich sein möchte, (in Kor- thals' Abhandlungen über die Naturgeschichte der niederländischen übersee'schen Besitzungen). UebrI- 243 gens hat auch der Handelsgärtner G r o e n e \v e g e n in Amsterdam, dem wir die Einführung dieser in- teressanten Pflanze vei-danken, eine Abbildung von iiu- anfertigen lassen, inn sie zu vertheilen. Die Pflanze wächst sehr rasch und scheint auch wegen ihrer leichten Vermehrung eine Handels- pflanze werden zu wollen. Man muss sich nur wundern, dass Phyllägathis rotundifolia nicht schon mehr in den Gärten der Liebhaber sich be- findet. Obergärtner Boese thcilt uns darüber mit, dass sie sich deshalb den Begonien anschlicssc. Je- der Steckling treibe alsbald Wurzeln. Selbst alle Theile der Blätter sind im Stande, Knospen zu treiben. Genannter Gärtner hatte ein, einen halben Zoll im Durchmesser enthaltendes Stück Blatt her- ausgeschnitten und grade so behandelt, wie man es mit Begonienblättern zu thun pflegt. Wir machen um so mehr auf diese Vermehrungsmethode auf- merksam, als sie noch gar nicht bekannt zu sein sciieint. Obwohl Phyllägathis rotundifolia noch weit grössere Blätter besitzt und diese selbst, wie wir in der letzten Ausstellung des Vereines gese- hen haben, eine Länge von 2, und einen Breiten- Durchmesser von 1<^- Fuss haben können, so nimmt sie doch einen im Verhältniss geringen Kaum ein. Sie verästelt sich sehr und besitzt ein gedrängtes Wachsthum, so dass die gegenüberstehenden Blät- ter rasch auf einanderfolgen und die Internodien nur eine geringe Länge haben. Da der Blüthen- stand gipfelständig ist und schon erscheint, wenn sich kaum 2 und 3 Blattpaare gebildet haben, so kommen alsbald aus dem Winkel zweier gegen- überstehender Blätter die Knospen zur Entwicke- lung und bringen ebenfalls rasch an der Spitze wiederum einen Blüthenstand hervor. Bevor sich die Stengelglieder gehörig gestreckt haben und der Blüthenstand seine vollständige Entwickelung er- langt hat, fangen schon wieder Knospen an, in den Winkeln zweier Blätter sich zu Aesten heranzubil- den. Durch diese armförmige Verästelung, wobei das Wachsthum der einzelnen Aeate an der Spitze durch den Blüthenstand begrenzt wird , erhält die ganze Pflanze eine gehörige Breite. Während in der Mitte des Hauptstammes vielleicht der Blüthen- stand zur Entfaltung gelangt ist, haben in der Regel schon die neuen Blüthenstände sich angesetzt und es finden sich selbst die Anlagen zu neuen Aesten (Achsen dritter Ordnung) mit neuen Blüthenstän- den an der Spitze vor. So sieht man gewöhnlich Blüthen in allen Stadien der Entwickelung, ein Umstand, der gewiss die Pflanze noch besonders empfielilt. Wahrscheinlich muss sie zur Kultur oft erneuert werden und wird, je älter sie ist, auch um so schlechter. Vielleicht geht sie, wenn sie eine Zeit lang auf die oben angegebene Weise ve- getirt hat, von selbst zu Grunde. Das mag die Ursache sein, warum Korthals die Pflanze eine Staude nennt. Phyllägathis rotundifolia wurde bereits von Jack, einem im Dienste der englischen Kom- pagnie befindlichen Chirurgen, der sich durch mehre botanische Arbeiten vortheilhaft bekannt gemacht hat, auf der Liscl Sumatra entdeckt und als Me- lästoma rotundifolium beschrieben. Ob aber diese Pflanze und die luiserige wirklich dieselben sind, scheint uns manchmal zweifelhaft zu sein, da bei der Jack' sehen die Unterfläche der Blätter mit rostfarbenen Haaren bedeckt sein soll. Blume, der zuerst im Jahre 1831 das Genus Phyllägathis (Flora, 14. Jahrg. S. 507) aufstellte, lässt hingegen die LTnterfläche durch rostfarbene Pimkte schilfrig (lepidota) sein. Nach Korthals ist diese aber wie- derum A'öllig unbehaart. Die uns zu Gebote ste- hende Pflanze ist jedoch an den Blattstielen, auf der Unterfläche der Blätter, an den Deckblättern und zum Theil an den Blüthen mit eigenthümlichen wasserhellen , kugelrunden und mit einem kurzen Stiel versehenen Drüschen besetzt, die, so reichlich sie auch in der Jugend genannter Organe vorhan- den sind, doch allmählig abfallen. Wir machen auf die sonderbaren Drüschen , welche an die beim Hopfen erinnern, besonders Botaniker aufmerksam. Eine ausführliche Beschreibung, wie wir es bei der Miconia chaötodon gethan haben, halten wir für unuöthig, da sie bereits gegeben ist. Wir möch- ten die Phyllägathis nur noch Pflanzenfreuuden, die ein Gewächshaus haben, empfehlen, weil die schö- nen grossen Blätter eine prächtige dunkelgrüne und zugleich glänzende Oberfläche haben, wie wir die- selbe sonst nicht häufig bei Pflanzen finden. Auch des interessanten Blüthenstandes müssen wir noch ausführlich gedenken, zumal wir ihn bei unserer Pflanze ebenfalls wiederum anders gefunden haben, als er sonst angegeben wird. 4 — 6 Zoll er- hebt sich nämlich der Stengel noch aus dem letz- ten Blattpaare hervor, bevor der gedrängte Blü- thenstand mit den violetten Blumen, in denen die gelben Staubbeutel sich reizend ausnehmen, beginnt. Genau im Scheitel befinden sich einige 30 kurzge- stielte Blüthen und werden durch 4 Blüthenköpfe, welche von grossen Deckblättern eingeschlossen sind, umgeben. Es sind diese 4 Blüthenköpfe eigentlich axilläre Blüthenstände, wo nur die zu grösseren Deckblättern umgewandelten beiden Paare von Laubblättern rasch auf einander folgen und die Stengelglieder sich gar nicht entwickelt haben. Schliesslich bleibt uns noch übrig, die letzte Blattpflanze zu besprechen. Vor mehrern Jahren haben wir durch Linden in Brüssel eine Art 31* 244 kennen gelernt, welche mit Recht allgemeines Auf- sehen machte und hei allen Ausstellungen äev ver- schiedensten Länder Preise erhielt. Es war dieses Cvanophyllum magnificum, welches wohl ihren Bei- namen verdient und früher schou mehrmals von uns besprochen wurde. Die übrigen Arten dieses Geschlechtes, welche man später eingeführt hat, von welchen aber einige nicht dazu gehören möchten, stehen an Schönheit weit nach. Dagegen haben wir in den letzten Jahren eine andere Melastomatee aus der Republik Venezuela durch Linden erhalten, welche denselben ornamen- talen Wertli besitzt und Liebliaberu nicht genug empfohlen werden kann. Wir haben olmlängst die Sphaerögyne latifolia Naud. in derselben Fest- Ausstellung des Vereines zur IJeförderung des Gar- tenbaues, wo auch in gleich stattlicliem Exemplare Phyllägathis rotundifolia Bl. vorhanden war, wieder durch den Obergärtner des Kommerzien- rathes Reichenheim, Boese, ausgestellt gesehen. Die Blätter hatten eine Länge von 2S, und in der Mitte einen Breitendurchmesser von 18 Zoll. Die Pflanze stand leider nicht in Blüthe. Gleich der Phvlhigathis, der das Genus Sphae- rögyne nahe steht, wird auch diese Pflanze ein Kraut genannt. Sphaerögyne latifolia wächst nicht so gedrängt, als die vorige und scheint in dieser Hinsicht mehr dem Cyanophyllum zu ähneln. Wahrscheinlich ist aber die Art und Weise des Blüheus dieselbe, denn Naud in, dem wir eine ausführliclie Beschreibung (Ann. d. sc. natur. 3. ser. T. XV, p. 331) verdanken, besehreibt den Blüthen- stand gipfelständig und lässt ihn eine mehr oder weniger gedrängte Rispe, mit wunderschönen rosa- farbenen Blüthen dicht besetzt, sein. Sphaerögyne latifolia steht dem Cyano- phyllum magnificum so nahe, dass weniger Ge- übte beide Pflanzen leicht mit einander verwechseln könnten. Die letztere hat aber auf der Oberfläche der Blätter eine dunklere, etwas sammetartige Farbe, während sie hier heller erscheint. Während ferner die Lnterfläche bei Cyanophyllum magnificum ein violettes Braunroth besitzt, erscheint die Farbe hier zart-rosaroth. Diese Farbe tritt besonders an- genehm hervor, wenn man die Pflanze so stellt, dass die Unterflächen sich den Augen präsentiren und das Licht etwas durchfällt. Dieser rosenrothe Schein hat in diesem Falle einen wahrhaft magi- schen Reiz. Es kommt noch dazu, dass die eigen- thümliche Nervatur und Adcrung, die sehr ähnlich der ist, wie wir sie bei Mlconia chaötodon nä- her bezeichnet haben, deutlicher hervortritt. Es bleibt uns schliesslich noch übrig, einige Worte über die Namen der 3 Pflanzen zu sagen. Miconia wurde zu Ehren eines Barzellonaer Arz- tes, eines Zeitgenossen Dalechamps', der in der ersten Hälfte des IG. Jahrhundertes lebte, von Ruiz und Pavon, den Verfassern einer Flora Perus und Chili's, genannt. Ueber Phyllägathis sagt Blume, der den Namen gegeben, nichts. Wahrsclieinlich verglich er seine Pflanze mit der Agatiiis loranthi- folia, d. i. Dammara orientalis, einer breitblättrigea Konifere, und nannte sie Phyllägathis, d. h. wo der gedrängte, zapfenartige Blüthenstand (agathis, ein Knäuel) nicht mit schuppenförmigen, sondern mit blattartigen Organen (phyllou, das Blatt) versehen ist. Den Namen Sphaerögyne endlich hat Nau- din gegeben, weil die Narbe (gyne, eigentlich der ganze Stempel) die Gestalt einer Kugel (sphaera) besitzt. Revue horticole. Jahrfrauj; 1863. 18G4. 1. Hälfte. Wir sind leider bisher durch die reichlich uns zur Verfügiuig gestellten Materialien abgehalten wor- den , Berichte über auswärtige Literatur imd vor Allem über die in den uns regelmässig zukommen- den Zeitschriften abgebildeten neueren und zu em- pfehlenden Pflanzen zu bringen ; wir ergreifen dem- nach jetzt die Gelegenheit, imi das Versäumte eini- germassen nachzuholen. Wir beginnen mit der Re- vue horticole, deren ganzer voriger Jahrgang uns nebst den in diesem Jahre erschienenen Heften vor- hegt. Es ist nicht zu leugnen, dass sie eins der wenigen gärtnerischen Journale ist, welche gut re- digirt werden. Man findet in ihm reichlichen StoiF und diesen in angenehmer Abwechslung. Alle Theile der umfassenden Gärtnerei sind gleichmässig ver- treten und haben in der Regel eine wissenschaft- liche Unterlage. Niu- die Nomenklatur lässt Man- ches zu wünschen übrig. Einige Bearbeiter machen es sich in der Regel etwas sehr leicht und führen Pflanzen an, von denen sie annehmen, dass sie neu sind oder richtige Namen haben. Ob nicht, beson- ders in der ausländischen Literatur, scjion etwas darüber veröflentllcht ist, kümmert sie nicht. Da- durch wird aber die Nomenklatur erschwert. Namen, welche nur In Verzeichnissen aufgeführt sind, haben keine Berechtigung. Man hätte bei mehr Sorgfalt und mehr Kritik manchen Irrthum vermeiden kön- nen. Manches nicht als etwas Neues gebracht, was bereits ausführlich an anderen Stellen besprochen wurde. Wir werden leider auch dieses Mal wie- derum Gelegenheit haben, dergleichen Oberflächlich- keiten zu rügen. In einer Zeitschrift, wie die Re- vue horticole darstellt und an der so tüchtige Män- ner arbeiten, dürfen dergleichen Dinge nicht vor- 245 kommeD. Wer Artikel darin liefert, muss mit sei- nem Gegenstände auch vertraut sein nnd vor Allem seine Literatur kennen. Der Pomologie und der Obstzucht wird in der Revue horticole mit Recht besondere Aufmerksam- keit zugewendet; ihre Bedeutung hat mau endlich auch bei uns erkannt. Eine Anzahl alter und neuer Früchte sind darin abgebildet. Wir beginnen mit den Aepfeln. Da finden wir denn zunächst zu Seite 271 des Jahrganges 1863 unsere beliebte Winter-Goldparmäne bildlich dargestellt. Der Apfel verdient jede Empfehlung und hat auch in Deutschland bereits länger eine allgemeinere Ver- breitung gefunden. Zu Seite 231 ist dagegen Knoop's Rosenapfel abgebildet. Es ist dieses der platte Rosenapfel, den Christ, Diel und Ditt- rich schon ausführlich beschrieben haben und der sich von dem französischen Rosenapfel nur wenig unterscheidet. Dass er in Frankreich nicht beschrie- ben ist, mag darin seinen Grund haben, dass die Franzosen den Aepfeln bis jetzt wenig Aufmerk- samkeit zuwendeten. Neben diesem ist aber noch ein Pomme rose de jaune de la Sarthe von reingelber Farbe dargestellt, der Empfehlung ver- dient. In Grösse und Form gleicht er dem ge- wöhnlichen Rosenapfel. Die Zweige werden sehr lang und hängen, wenn die Früchte reif sind, ge- wöhnlieh über, was dem Baume ein eigenthümliches Ansehen gibt. Sonst wächst dieser sehr kräftig und scheint auch zeitig zu tragen. Einen Vortheil bie- tet er durch sein spätes Blühen, da dieses selbst in Paris erst in der ersten Hälfte des Monates Mai geschieht. Der ziemlich rundliche Apfel hat eine Höhe von 2i und einen Durchmesser von 3 Zoll. Seine schöne gelbe Farbe wird durch feine, weisse Punkte unterbrochen. Er scheint schon längst in Frankreich, besonders in der Touraine, wo man ihn Pomme d'argent nennt, und in der Maine, wo er wiederum Pomme de jaune heisst, kultivirt wor- den zu sein. Er ist ein Apfel ersten Ranges. Ein vierter Apfel ist der bekannte Schwarze Anisapfel, Schwarzer Borsdorfcr, Api noir, der seines schönen Ansehens halber, zumal stets mehre Früchte dicht zusammensitzen, bei uns viel in Töpfen kultivirt wird. Abgebildet ist er zu Seite 11 vom Jahrgang 1864. Birnen sind 7 bildlich dargestellt und zwar zu- nächst im Jahrgange 1863: Poire Jules d'Airo- les. Sie ist eine ausgezeichnete Bntterbirn, deren Gestalt sich nicht gleich bleibt. Bei einer Länge von beinahe 34, besitzt sie einen Durchmesser von 3 Zoll. Wenn sie lagerreif ist, was im November und Dezember geschieht, hat sie ein hübsches An- sehen, indem die orangenfarbene Oberfläche auf der einen Seite so dicht mit cochenillfarbigeu Punkten und kleinen Flecken besetzt ist, dass diese in einan- der übergehen. Die Birn wurde von L^on Lo- dere aus Laval schon im Jahre 1836 gezüchtet, trug aber erst 1852 Früchte. Durch den Baum- schulbesitzer Hutin in Laval kam sie erst vor Kurzem in den Handel. AVir besitzen übrigens eine zweite Frucht d, N., welche in Jodoigne durch H. Gr^goire gezüchtet wurde. Poire Beurr^ Jalais (zu Seite 331) wurde 1848 vom Baumschulbesitzer Jalais in Nantes ge- züchtet und gehört wohl zu den besten Birnen der Neuzeit. Das Fleisch ist gelblich und hat einen sehr angenehmen, süsslichen und sehr gewürzhaften Geschmack. Durchmesser und Höhe betragen 3 Zoll. Die gelbe Oberfläche ist zum grossen Theil mit später meist zusammenhängenden und rostfarbenen Flecken bedeckt. Lagerreif ist die Frucht schon im Oktober. Poire Doat (zu Seite 371) ist dagegen mehr in die Länge gezogen inid besitzt bei einer Länge von fast 3i, nur einen Durchmesser von 2^ Zoll. Die gelbgrnue, mit rostfarbenen Punkten besetzte Oberfläche wird allmählig In der 2. Hälfte des Sep- tembers goldgelb imd schHesst ein gelbliches Fleisch von angenehmen aromatischem Geschmacke ein. Soll der Baimi gut tragen , muss er kurz geschnitten werden. Eingeführt wurde die Frucht durch den Gärtner B^teille in Toulouse, der sie von einem gewissen Doat im Departement Gers erhielt. Noch länger, nämlich bei einem Durchmesser von 3| bis 4 Zoll lang, und ebenso gefärbt, als die vorige, nur mehr grün bleibend, ist Poire Cha- maret (zu Seite 411). Sie wurde ebenfalls durch L^on Lodere in Laval gezüchtet und kam durch dessen Gärtner Hntin, der später die Baumschulen selbstständig acquerirte, in den Handel. Sie ist im Oktober essbar und hat ein schmelzendes, von Saft strotzendes Fleisch. Poire Chaigneau (zu Seite 31) ähnelt wiede- rum mehr der Beurre Jalais, da sie bei einer Höhe von 3, einen Durchmesser von über 3^ Zoll ent- hält. Sie wurde wiederum von Jalais in Nantes gezüchtet und steht an Güte dieser nicht nach. Das schmelzende Fleisch ist aber weisslich und die Haut besitzt eine grünliche Farbe. Interessant da- bei ist, dass Jalais zu gleicher Zeit und nur in einem Zwischenräume von 3 Jahren ziemlich die- selbe Frucht zwei Mal erzog. In der 1. Hälfte des Jahrganges 1864 sind ab- gebildet: Poire Roux Carcas (Seite 91), eine vorzügliche Beigamotte, welche alle Jahre in reich- lichstem Masse trägt. Sie hat mittlere Grösse und schliesst ein saftiges, augenehm schmeckendes und gelbliches Fleisch ein, während die ganz glatte Haut eine gelblich-grünliche, hier und da ins Roth- 246 liehe gehende Farbe besitzt. Sie ist eine der vor- züglichsten kSommert'rüchte. Poire Fortun^e Boisselot (zu Seite 131) scheint, da die Früchte ziemlich fest hängen, anch als Hochstamm eine Zukunft zu haben. Bei 3 Zoll Durchmesser hat sie eine Höhe von 3ä Zoll. Ihre dunkelgrüne Oberfläche fühlt sich rauh an und schliesst ein gelbliches, feines und sehr schmelzen- des Fleisch von angenehmen Geschmacke ein. Ge- züchtet wurde sie von Boisselot in Nantes aus Samen der Glücksbirn (Poire Fortun^e). In demselben Jahrgange 1864 ist auch eine Nektarine abgebildet (zu Seite 50), die der oben erwähnte Baiimschulbesitzer Jalais aus Samen ge- züchtet hat und deshalb den Namen Brugnou Jalais erhalten hat. Bei uns liebt mau überhaupt nicht NektarLnen oder glatte Pfirsiche; wir bezwei- feln aber auch ausserdem, dass diese besonders gute Eigenschaften besitzt. Von Weintrauben finden wir im Jahrgange 1863 abgebildet: Ghasselas panach^ (zu Seite 71), einen gewöhnlichen Gutedel, wo einige Beeren eine gelbe Farbe haben. Ist diese aber weiss, so nennt man ihn Ghasselas suisse. Die Sultanieh- Traube ist Seite 291 beschrieben und abgebildet. Es ist dieses auch eine bei uns bekannte Traube mit verhältnissmässig kleineren, gelben Beeren, in denen keine Kerne entwickelt sind und die sehr angenehm schmecken. Wir haben sie bisweilen über Triest aus Griechenland in Form kleiner Ro- sinen erhalten. In allen grösseren Städten des Orientes, namentlich in Konstautinopel, werden sie getrocknet feil geboten. In Kultur haben wir bei uns diese Traube nicht gesehen. Als Kaisin Prunella hat man, wie es scheint, eine uordamerikanische, aus Vitis Labrusca gezogene Sorte abgebildet. Bekanntlich werden derlei Sorten in Amerika sehr viel unter den Namen Catawba und Isabella gezogen, um Wein daraus zu bereiten; sie haben auch in Deutschland eine Verbreitung gefunden. Bei uns sind beide nur Tafeltrauben, welche wegen ihres eigeijthümlichen Moschus- oder Muskat -Geschmackes von Vielen geliebt werden. Von vorzüglicher Qualität und ebenfalls mit solchen grossen Beeren von dunkeler blauer Farbe haben wir diese Sorten auf der Südküste der Krim gese- hen. Wegen ihres festen Fleisches halten sich die nordamerikanischen Sorten abgeschnitten sehr gut und lange Zeit. Eaisin gros de Candolle (zu Seite 211 des Jahrg. 1864) ist eine reichtragende Sorte, wo die roth-bräunlichen Trauben lange am Stocke hängen können. Da sie aber keineswegs im Geschmacke ersten Hanges sind und ausserdem selbst im Klima von Paris nicht im Freien gedeihen, so verdient die Sorte für uns in Deutschland gewiss keine Em- pfehlung. Von Mortillet befindet sich Seite 448 eine interessante Abhandlung niit Illustrationen über den Nussbaum und über seine Kultur im Departement der Isfere (in der Dauphind), wo man mehre Ab- arten, theils um Oel daraus zu pressen, theils zum Genuss kultivirt. Es möchte auch für uns von In- teresse sein, diese kennen zu lernen. Interessant ist es, dass grade die Nüsse, welche viel Oel haben, wenisrer fein im Gesclmiacke sind, während die an- genehm schmeckenden weniger Oel besitzen. Zur Bereitung des Oeles dienen: die St. Johanns Nuss, (Noix St. Jean), so genannt, weil der Baum sehr spät ausschlägt, inid die Chabert's Nuss. Diese bei uns nicht bekannte Nuss ist klein und mehr in die Länge gezogen. Der Baum schlägt ebenfalls sehr spät aus und trägt ungemein reich. Zum Essen dient zunächst die Pariser Wallnuss (Noix Parisienne), welche keineswegs aus der Um- gegend von Paris stammt und wahrscheinlich des- halb diesen Namen erhalten hat, weil sie in jegli- cher Hinsicht vorzüglich ist. Sie ist gross, etwas länger als breit, oben und unten aber gleich dick. Franquet's Nuss, vor 60 Jahren durch Fran- quet in der Nähe von Notre dame de l'Osier ent- deckt, ist länger und läuft etwas spitz zu. Ma- yette's Nuss hat stets grosse Höcker in der Nähe der Naht an der Basis und besitzt oben eine Spitze. Nüsse zum Oelpressen kultivirt man im Tliale von Graisivaudan , zum Essen hingegen mehr am untern Thale der Isfere. Es gibt Dörfer, wo ein- zelne Bauern für 2 — 3000 Fr. jährlich Nüsse ver- kaufen. Alle 3 oder 4 Jahre werden die Bäume vom todten Holze befreit und überhaupt gelichtet. Die Hauptmärkto zum Verkaufe sind Greuoble und Voiron. Das Kilogramm ohne Schale und bester Qualität zum Oel kostet im Durchschnitt 50 Fr., während dagegen das Hektoliter Nüsse zum Essen mit 15 — 16 Frank bezahlt wird. Diese gehen meist nach Marseille, um zu Wasser weiter verfüln-t zu werden. In Paris hat man 2 Mittelformen der gewöhn- lichen und schwarzen Wallnuss (Juglans regia und nigra), die viel Interesse darbieten. Baum und Blätter stimmen mit der erstereu, die Früchte in der Form, weniger im Innern, mit der letzeren überein. Bei Juglans intermedia pyriformis ist die Nuss weniger dick als bei Vilmoreana; letztere steht also der Juglans nigra in dieser Hin- sicht näher. Bei beiden Mittelformen sind übrigens die Blätter im Ganzen etwas kleiner, als bei Ju- glans regia, stimmen aber sonst überein. Carri^re hat von ihnen eine Beschreibung gegeben. (Schluss folgt.) 247 -Bcririjt über die Obst/iUclit in Kurliesseii. Eingeseudet vom Garteubau-Vereiu in K.'issel. Auch bei uns nimmt die Obstbaunizucht leider noch nicht den Stand ein, welcher ihr gebührt, ob- gleich nicht verkannt werden darf, dass ihr in man- chen Gegenden Kurhessens von jeher grosse Auf- merksamkeit geschenkt worden ist. Der Oekonom und grössere Landwirth hat sicli im Allgemeinen weniger damit befasst, als einzelne Liebhaber, Gar- ten - und kleine Grundbesitzer. Es werden noch Jahre vergehen müssen, ehe sie allgemein als ein wirklicher und einträglicher Theil der gesammten Landwirthschaft angesehen und demgemäss behan- delt werden wird. Von einer Ausfuhr an Obst aus Kurhessen kann im Vergleich zu anderen deut- schen Ländern noch nicht die Rede sein. Es ist erfreulich, anerkennen zu müssen, dass uns seit einigen Jahren ein sichtbarer Fortschritt in der Obstkultur, wie in ganz Deutschland, so auch in Kurhessen , entgegentritt und es kann nicht ge- leugnet werden, dass die Anregung dazu von den Bestrebungen der Gartenbau-Gesellschaften und den periodischen Versammlungen von Obstbaumzüchtern, Gartenbaufreunden, Gärtnern u. s. w. hauptsächlich ausgegangen ist und noch fortwährend ausgeht. Nicht nur der grösste Theil der Gartenbesitzer in Kassel, sondern auch viele Liebhaber auf dem Lande sind bemüht, die empfohlenen besseren Sorten oder die aus langer Erfahrung als solche bekannten an- zupflanzen. Es gibt einzelne Liebhaber, welche sich bedeu- tende Sortimente neuerer Obstsorten angeschaft't ha- ben, dieselben prüfen, das Geeignete beibehalten und durch Abgabe an Freunde u. s. w. zur weite- ren Verbreitung beitragen; insbesondere hat die Zucht der Zwergobstbäunichen, die sonst wegen mangelnder Liebhaberei fast ganz unbeachtet blieb, in neuerer Zeit grosse Verehrer gefunden. In der Wahl der anzupflanzenden Obstsorten wii-d allge- mein mit mehr Vorsicht als früher zu Werke ge- gangen. Die Gemeinden sind auf Bepflanzung der Gemeindeplätze, Hüten u. s. w. mit guten Obstbäu- men bedacht; an den Landstrassen werden die frü- her leider allzu häufig angepflanzten Pappeln durch den Obstbaum verdrängt und an den längs der Eisenbahnen aufgeworfenen Dämmen sind Tausende von Obstbäumen angepflanzt worden, die schon theilweise reichhche Ernten gebracht haben. Handelsgärtner und einzelne Privaten sind be- müht, schöne Obstbäumchen heran zu ziehen; man hat schon grosse Quantitäten davon in das Ausland versandt. Die Kurfürstliche Kommission für landwirthschaftliche Angelegenheiten ist für Aus- breitung der Obstbaumzucht auf das Eifrigste be- sorgt. Dieselbe hat eine grosse Baumschule ange- legt und sollen die darin gezogenen Bäumchen dem- nächst im Lande, so viel wir hören, an unbemittelte Gemeinden unentgeltlich vertheilt werden. Fast alle Städte und auch viele Dorfgemeinden haben ihre eigenen Baumschulen, in welchen sie die Bäume, welche sie zur Bepflanzung der Wege, Triften u. s. w. brauchen, ziehen lassen. Zu beklagen ist hierbei, dass die ßaumgäi'tner nicht immer die ge- hörige Ausbildung haben. Es würde sehr zweck- mässig sein, wenn die Gemeinden ihre Baumwärter einige Zeit in der Landesbaumschule unterweisen Hessen und denselben gute, populär geschriebene Werke über Obstbaumzucht beschafl'ten. Um zu zeigen, wie eiuträgHch die Obstbaumzucht für die Gemeinden ist, lassen wir hier eine Uebersicht über die Einnahmen , welche den Gemeinden von im Jahre 1858 auf Gemeinde-Grundstücken ge- erntetem Obste zugeflossen sind, folgen: a. |)rooin5 Hifbcrl)cffni. 1. Kreis Kassel, mit Einschluss der Stadt Kassel 4,665 Thlr 23 Sgr. 6Pf. 2. „ Eschwege . . . 1,884 „ 18 , 2 „ 3. 4. „ Fritzlar 1,558 » 24 „ 5. 6. 7. 8. 9. 7) Hofgeismar . . 7,148 Homberg . 5 Melsungen » 1,477 „ 26 „ 6 1,691 „ Eothenburg . . 1,179 „ Witzenhausen . 2,549 Wolfhagen « 13 , V 25 „ 2,239 , - b. .|)rooiii{ öbcrljfljcii. 10. Kreis Marburg .... 11. 12. 13. Frankenberg Kirchhain . Ziegenhain . 1,939 , 17 „ 334 „ 20 „ . 1,735 „ 9 „ 10 ,, . 1,657 , 26 „ 10 , 14. Kreis Fulda .... 15. „ Hersfcld . . 16. , Hünfeld . . 541 , 29 „ 1,121 201 17. 18. 19. 20. 21. d. .^Ivouiiu .faitiUi. Kreis Hanau 1,398 j, Gelnhausen . . „ Schlüchtern . . Regier. - Connuissions- Bezirk Schmalkaldeu Desgl. Schaumburg . 1,140 456 33 14 19 12 29 25 16 18 Ueberhaupt 35,341 Thlr 1 5 Sgr. 1 1 Pf. Unerwähnt wollen wir auch nicht lassen, dass einzelne Orte aus ihren Baumschulen in nicht un- bedeutender Anzahl Obststämmchen verkaufen. 248 Auf den Schullehrer -Seminarieu ist auch den Seminaristen Unterricht in der Obstbaumzucht schon seit Jahren ertheilt worden, indessen scheint dieser von grosser Erspriesslichkeit nicht gewesen zu sein, denn es sind nur vereinzelte Fälle bekannt gewor- den, dass Lehrer in ihrer Gemeinde zur Hebung des Obstbaues wesentlich beigetragen haben und von diesen ist kaum anzunehmen, dass sie die Kenntnisse, welche erforderlich sind, sich auf dem Seminar angeeignet haben. Auf einem der Semi- nare wird Unterricht in folgenden Gegenständen ertheilt : a. Praktisch. 1. In der Anlage und Behandlung der Sameu- sehule, 2. im Umpflanzen der Bäumchen und Bäume, 3. im Veredleu: a) im Pfropfen in den Spalt und in die Rinde, wie im Einsetzen, b) im Kopuliren, Ankleben und Abiaktiren und c) im Okuliren auf das treibende und schla- fende Auge, 4. Beschneiden der Bäume, Verfertigen von Baumwachs u. s. w. b. Theoretiscli im Allgemeineu. 1. Ueber die Behandlung des Baumhofs, 2. über die besseren Obstsorten, 3. über Ernten und Aufbewahren des Obstes 4. über dessen Benutzung. In neuerer Zeit scheint auch in dieser Bezie- hung von den Behörden die Sache fester in's Auge gefasst worden zu sein, was daraus hervorgeht, dass man auf Lehrer, welche in der Obstbaumzucht zu unterrichten verstehen, Bedacht nehmen will. Der Garteubau -Verein in Kassel hatte es im vei-wichenen Frühjahre unternommen, die Obstbäume in den Gärten um Kassel unter Leitung eines tüchtigen Obstgärtners schneiden zu lassen, womit er auch gleichzeitig den Zweck erreichen wollte, Leute für dies Geschäft heranzubilden. Leider sind in letzterer Bezieliung schlechte Erfahrungen ge- macht worden. Das Beschneiden wurde in 71 Gär- ten ausgeführt. Derselbe Verein hält nicht allein sehr geeignete Zeitschriften, welche bei den Vereins-Mitgliedern zirkuhren, sondern ist auch im Besitz guter Werke über Obstbau und Obstkuude, und lässt sich das zur Zeit erscheinende künsthche Obstkabinet von Arnoldi hefern. Wird auf dem betretenen Wege richtig fortge- fahren, so wird auch in Kurhessen der Obstbau hoffentlich auf die Stufe kommen, welche er ein- nehmen muss. Das Land wird dadurch nicht allein verschönert, sondern demselben auch eine reiche Einnahmequelle eröffnet. Das Ziel zu erreichen, darnach mögen Behör- den, Einzelne und Vereine unermüdlich streben. Preis-Medaillen von London , Hamburg, Königsberg etc. Kirpriic i|eii)öri)sf)ttiifpr und Preis. Medaillen. von London , Hamburg, Königsberg etc. Jla)löectfeii|ler, sowie alle Gattungen eisei-ner Grarternnöhel, hohl und massiv, empfiehlt die Fabrik von Julius llus^cr in Erfurt und stehen Zeiclmungcn und Preiscourante gratis zu Diensten. Die Haiidelsgärtiierei von ('arl Fjoiüs Friebel, Ku|)|ieiistrassc N«. 15, 16 iiiiil 21 in Rcrlin, empfiehlt ihr grosses Zwiebellager, als: Hyazinthen, Tulpen, Crocus, Narzissen, Tazetten, Lihen u. Scilla sibirica in ausgezeichneter Waare zu den billigsten Preisen. Verzeichnisse darüber werden portofrei auf Verlangen zugesendet. Folgende Pflanzen sind in grosser Quantität in gesunden Exemplaren abzugeben: 12,000 Exemplare der Livistona chinensis (Latania borbonica), das 100: 10— 12Thlr, das 1000: 80 — 90 Thlr in schönen, kräftigen, einjährigen Pflanzen, grössere Exemplare zu 1—3 Thlr; 2000 Exemplare der Ghamaerops humilis, einjährig, das 100: 10 Thlr, zweijährige 6 Sg. das Exemplar, grössere bis 3 Thlr; 1000 Stück Cyclamen le sang d'Arabe, das Dutzend 6 Thlr; eine ausgezeichnete Species, im Winter haben dieselben 50 — 80 Blüthen gehabt und es werden nur Knollen 2 — 3 Zoll stark abgegeben ; Ficus elastica, das Dutzend 3 — 5 Thlr; Kamellien, starke Pflanzen und gute Sorten mit grossen Knospen, das 100: 60 — 100 Thlr. Reichhaltiges Sortiment von Palmen, Dra- caenen, Yucca' s, Pandanen, ferner die neuesten Fuchsien, frühblühende Chrysanthemen, Pe- largonien, Odier'sche und Scharlach-, englische und französische, endlich das Schönste, was man von Phlox decussata besitzt, im Einzelnen, so wie auch in grösseren Quantitäten zu den solidesten Preisen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Kommandanten-Strasse No. G2. Druck der C. Feister 'scheu Buchdruckerei in Berlin, Zieten.Platz No. 2. Wochenschrift des Vereines zur ßeförderniig; des (üarteiibanes in den Königl. Prenssischen Staaten für No. 32. Ciärtiierei und Pilaiizeiikiinde« Redakteur : I*rofessor I>r. Karl K^och, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 13. Auffust 1864. Preis des Jahrganges 5 ^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutseh - österreichischen Post - Vereines. Inhalt; 441. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 31. Juli. — Alocasia Veitchii C. Koch. — Der deutsche Pomologen-Verein. Vom Rittergutsbesitzer v. Böse auf Emraaburg bei Laasphe. 441. Vcrsaniiiiluiig des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 31. Juli. Professor Koch legte im Auftrage des Vor- sitzenden des dazu ernannten Ausschusses, Gehei- men Regierungsrathes Hey der, welcher durch eine Dienstreise am Erscheinen verhindert war, den Ent- wurf zu dem Progiamme für die nächste Frülijahrs- Ausstellung vor. Während man in dem letzten Programme die Aufgaben möglichst weit gestellt hatte, glaubte man jetzt, sie möglichst scharf be- grenzen zu müssen. Wenn auch die geringen Preise, über die man disponiren könne, keineswegs den Gärtner zu einer vorgeschriebenen Kultur be- stimmen würden, so müsste um so mehr sein Ehr- und Selbstgefühl in Anspruch genommen werden. Das Bewusstsein , etwas Tüchtiges geleistet und unter seinen Kollegen den Sieg davongetragen zu haben, müsse stärker sein, als lohnender Gewinn. Durch bestimmte Aufgaben gebe man Gelegenheit zur Wetteiferung, die gar nicht in der Weise mög- lich sei, wo eine Aufgabe zu allgemein gehalten werde. Andrerseits wurde eingewendet, dass es sich bei unseren Aufgaben liauptsäclilich um den Grad der Kultur einer Pflanze handle und dass man dazu keine bestimmte Art zu bezeichnen brauche. Man müsse bedenken , dass die Zeiten sich änderten und Pflanzen, welche früher gern ge- sehen worden, jetzt vielleicht aus der Mode gekom- men seien. Es sei dieses namentlich mit den Eri- ken und Leguminosen der Fall, auf die man bei dem jetzigen Programme ein so grosses Gewicht lege. Ferner hatte man in den Programmen der frü- hern Jahre eine Bestimmung gehabt, wonach jede Pflanze, welche konkurrire, wenigstens 6 Monate in dem Besitze des Ausstellers sich befinden müsse. Diese Bestimmung sei im vorigen Jahre aus den Programmen gestrichen. Die Majorität des behufs Entwerfung dieses Programraes ernannten Ausschus- ses hielt aber diese Bestimmung für sehr nothwen- dig und schlug deshalb die Aufnahme derselben wiederum vor. Man glaubte früher, dass sie für die Ausstellung nachtheilig sei. Es müsse doch ganz gleichgültig sein, wer eine gut kidtivirte Pflanze gezogen, wenn sie eben nur vorhanden und als Beispiel dienen könne. Mancher Gärtner stelle seine Pflanze nicht aus, weil er fürchte, dass sie Schaden nehmen und dann nicht mehr verkauft werden könne. Ein Anderer, der nur den Ehrgeiz habe, eine ihm gehörige Pflanze, die gekrönt wor- den sei, ausgestellt zu haben, sehe über diesea Nachtheil weg. Warum wolle man ihm durch die Bestimmung wehren, da,s8 er die Pflanze kaufe und zur Ausstellung bringe? Dadurch dass er sie aus- stelle, befördere er ebenfalls Gärtnerei und Garten- kunst, indem er zeige, bis zu welcher Vollkommeu- heit eine Pflanze durch Kultur gebracht werden könne. Es handele sich nicht um die Persönlich- keit, sondern nur um den zu krönenden Gegen- stand, dem durch Zusprechung sein Recht geschehe. 32 250 Andere hielten diesen Standpunkt nicht für ausrei- chend. Man wolle nicht den Gegenstand, sondern den, der ihn zu dieser Vollkommenheit gebracht, belohnen; man müsse den Gärtner zu ferneren Mü- hen und weiterer Sorgsamkeit auffordern. So könne aber, wie es wirklich auch in England oft gesche- hen sei. Jemand, der über Mittel zu verfügen habe und ehrgeizig sei, die schönsten Pflanzen kurz vor einer Ausstellung aufkaufen und sie dann ausstel- len. Man liabe bei der letzten Brüsseler Ausstel- lung den Fall gehabt, dass ein Aussteller vorher ganz England und Frankreich durchreist sei, um die schönsten und preiswürdigsten Pflanzen aufzu- kaufen. Was dieser gebracht, war, wie man sich denken kann, auch in der That vorzüglich; er trug überall die ersten Preise davon. Man frage sich aber, ob es nicht für die Anderen, welche mit Mühen und Sorgen sicli lange Zeit der Pflege eini- ger Pflanzen gewidmet hatten und jetzt bei der Preissprechung unterliegen, entmuthigend gewesen ist, ferner zu Ausstellungen etwas heranzuziehen. Grade dieser Umstand habe in Belgien und in England Gelegenheit gegeben, darüber nachzuden- ken. Es seien bereits im Schosse der Londoner Gartenbau-Gesellschaft Beratliungen gepflogen und man gehe damit um, die Bestimmung, dass wenig- stens Schaupflanzen sich 6 Monate im Besitz des Ausstellers befinden müssten, ebenfalls im Programme aufzunehmen. In BetreflT der Hyazinthen meinte man, dass ein Preis für diese für Berlin so gewichtigen Pflan- zen zu wenig sei, anderutheils hielt man es nicht für gut, wenn man dann eine der anderen Aufga- ben streichen wolle, um die Mittel lierbeizuschaflen. Bei diesem Dilemma erklärte der A'orsitzende sich bereit, aus seinen Mitteln einen zweiten Preis für Hyazinthen auszusetzen und ersuchte den General- Sekretär, diesen zweiten Preis in dem alsbald zu druckenden Programme aufzunehmen. Der Vorsitzende, Geheimer Ober-Eegierungsrath Knerk, ernannte einen Ausschuss zur Berathung eines zweiten Programmes für die gegen den 20. Juni 18G5 stattfindende Fest -Ausstellung, beste- hend aus dem Geh. Reg.-Rath Hey der, als Vorsitzenden, Apothekenbesitzer A u gu s t i n, Obergärtner Boese, Garten-Inspektor Boucliö, Hofgärtner Brasch, Kunst- und Handelsgärtner Forkert, Obergärtner Gacrdt, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, Obergärtner Krau s, Kunst- und Handelsgärtner Lackner, Kirnst- und Handelsgärtner L. Mathieu, Kunst- und Handelsgärtner Ostwald, Obergärtner Pasewald t, Obergärtner Ticinecke, Universitätsgärtner Sauer und Kunst- und Handelsgärtner Späth. Inspektor Bouche berichtete über die ausge- stellten Pflanzen, die dieses Mal aus 4 Gärten vor- handen waren. Obergärtner Boese aus dem Garten des Kom- merzienrathes Reichenlieim hatte 2 Orchideen: eine noch nicht bestimiBte Laelia, wahrscheinlich eine Form der La elia elcgans u. Dendrochilum filiforme, so wie einige sehr hübsche Isolomen, von denen wir Fontaine und König Max von Bayern nennen, Obergärtner K raus dagegen aus dem Gar- ten des Rittergutsbesitzers Reichenheim: DIsa grandiflora, so wie Cattlcj-a superba (für Berlin noch neu) und Schule riana ausgestellt. Von Seiten des botanischen Gartens war ausser einigen neuen noch eine Gruppe blühender Pflan- zen vorhanden. Von den erstem verdienten 2, von denen der in Afrika verunglückte Reisende Dr. Steudner Samen und Zwiebeln eingesendet hatte, besondere Beachtung. Die eine Pflanze war ein noch nicht beschriebener Salbei, der Salvia argen- tea ähnlich und mit hellen grossen Blüthen, die andere hingegen ein Grinum, ohne Zweifel Rüp- pelianum Kth. Von den übrigen Pflanzen des botanischen Gar- tens machen wir auf die so sehr gerühmte Bill- bergia quadricolor aufmerksam, welche lange Zeit um ziemlich hohen Preis verkauft wurde. Der Blüthenstand ist aber gegen den ähnlicher Arten unbedeutend, da die kleinen, rotlien Deckblätter am Schafte zu wenig hervortreten und die Pflanze keineswegs empfehlen. Nach Professor Koch ist sie übrigens keine Billbergia, sondern gehört viel- mehr zu Portea oder sogar zu Strcptocalyx. Von Bromeliaceen waren ausserdem nocli Aechmoa ful- gens mit gelben Blumenblättern und einige Cara- guaten vorhanden. Sonst nennen wir noch an an- deren Pflanzen Ligustrum Kellerianum, was der hiesige botanische Garten vor mehrern Jahren von dem damaligen Direktor des botanischen Gar- tens in Monza bei Jlailand, Manetti, erhalten hatte. Audi war das echte Nerium odorum Ait., was man jetzt so selten sieht, vorhanden, ferner hübsch gezogene Exemplare des Cephalo- tus follicularis und der Dionaea Muscipula. Endlich möchte nocli auf die mit gelben Blüthen überfüllte Eütlialis niacropliylla, so wie auf Statice mucronata aufmerksam zu machen sein. Grosses Interesse erregten die beiden neuhol- ländischen Marsileen: Drummondii und Salva- trix, von denen die letztere besonders dadurch be- 251 kannt geworden ist, weil die Früciite (Nardoo oder vielmehr Nardii dort genannt) ausserordentlich nahr- haft sind und eine Zeit laug den Mitgliedern der Expedition zur Nahrung dienten. Die Expedition mitten durch Neuholland fand unter der Leitung des Kapitäns Burke im Jahre 18til statt. Eine Abtheilung derselben, der es ge- lungen war, durch das ganze Innere bis zur Car- pentaria hindurch zu dringen , ist auf dem Rück- wege bis auf einen einzigen Offizier, King mit Namen, verschmachtet und zu Grunde gegangen. Dieser King brachte die Nardu- Früchte vom Coo- per's Kreek mit, wo die Gesellschaft längere Zeit von denselben gelebt hatte. Die zu Grunde ge- gangenen ^Htglicder der Expedition waren: Ka- pitän Burke, Kapitän Wills und der Naturfor- scher Dr. Becker. Es wurden ferner durch den Inspektor Bouche eine Anzahl Sorten von Stachelbeeren, welche vor mehrern Jahren von Maurer in Jena bezogen waren, vorgelegt, um Gelegenheit zu geben, sich selbst von der Güte der Früchte zu überzeugen. Ferner berichtete Professor Koch über das Sorti- ment von Erdbeeren, welche der Verein im vorigen Jahre von dem bekannten Obstzüchter de "Jonghe in Brüssel bezogen hatte. Im Allgemeinen hatte man die Beobachtung gemacht, dass mehre Sorten sehr ins Kraut gingen, dagegen nicht so reich an Früchten waren. Wo dieses aber nicht der Fall war, im Gegentheil sich nur kurzgestielte und we- nige Blätter vorfanden, beobachtete man eine Fülle ausgezeichneter Früchte. Emjjfohlen zu werden ver- dienen nach seiner Ansicht und nach vorliegendem Materiale: Prolific, La constante, La fertile, Rival-Model, Model, La grosse sucr^e und vielleicht noch Dr. Koch und Prinz Arthur. Die so berühmte Sorte Rifleman hatte sich in dem Versuchsgarten des Vereines weniger ergiebig gezeigt, ebenso Garibaldi. Die Monats-Erdbeeren waren noch weniger als mittelmässig. Die Sorten Gr^goire u. Versailles verdienen selbst gar keine Beachtung. Da übrigens sehr oft Früchte im er- sten Jahre noch nicht vollkommen erscheinen, auch die Lokalität einen grossen Einfluss auf ihre Güte ausübt, so möchte wohl das oben gegebene Urtheil noch kein definitives sein. Es wäre wohl zu wün- schen, dass von Mitgliedern des Vereines ebenfalls Kultur- Versuche angestellt würden. Da Ende Sep- tember Pflanzen abzugeben sind, so werden alle die, welche darauf reflektiren, ersucht, sich zeitig dazu bei dem Inspektor Bouchö zu melden. Endlich machte Inspektor Bouch^; Mittheilun- gen über das Resultat der Aussaaten einiger Sä- mereien von Gemüsen und Florblumen, welche die Gattin des Besitzers vom Victoi'ia-Hötel, Schütz, auf einer Reise in Spanien gesammelt und dem Vereine zu Kultur- Versuchen übergeben hatte (siehe diesen Jahrg. S. 75). Inspektor Bouche wird in einem besonderen Berichte darüber sprechen, auf den wir demnach jetzt verweisen. Obergärtner Pasewaldt übergab Gloxinien von violetter Farbe, die aber durch weisse Längsstreifen unterbrochen war. Er hatte diese durch Aussaat erhalten. Damit ist eine Reihe neuer Formen er- öifnet, welche einigerniassen an Petunien erinnern. Da die meisten Gloxinien einer grossen Aussaat, von denen schon viele jetzt im Laube und im Ha- bitus ein besonderes Aussehen haben, wohl in 14 Tagen blühen werden, so wurden alle die, welche sich für diese schönen Florblumen interessiren, freund- lichst ersucht, dieselben im Danneel' sehen Garten in Augenschein zu nehmen. Nach Professor Koch unterliege es keinem Zweifel, dass unsere Gloxinien- züchter selbst vor den englischen und französischen in der Vollkommenheit der von ihnen erhaltenen Blumen einen Vorsprung haben. Prof. Schultz -Schultzenstein legte Som- brero-Guano vor und machte darüber Mittheilungen. Dieser in der neuesten Zeit unter dem obigen Na- men eingeführte Guano kommt in ziemlich grossen Blöcken von steinharter Konsistenz in dem Handel vor, die zum Zweck der Anwendung als Düngmit- tel gepidvert werden müssen. Eine nähere Betrach- tung der eigen thümlichen, mneren Struktur dieses Steingebildes zeigt bald, dass es weder, wie der wirkliche Guano, von Vogel-Exkrementen herrülu-t, noch ein formloses Steingebilde ist, sondern dass er das innere Gefüge der Steinkorallen hat, wo es eine Aehnlichkeit mit den fossilen Korallen, die man Favositen nennt, zeigt, und mit der Struktur der lebenden Korallen- Gattungen: Favia, Caryo- phyllia, Astraea übereinstimmt. Die Korallenstöcke dieser Gattungen zeigen in ihren Röhren einmal sternförmig gestellte Längsblätter oder Falten, die ihnen auch von oben angesehen ein sternförmiges Ansehen geben; gleichzeitig sind sie der Länge nach durch Querscheidewände getheilt, wodurch die Bienenzellenartige Form auf dem Bruch der Ko- rallenstöcke entsteht. Genau diese innere Struktur zeigt auch der Sombrei'o-Guano. Dieser verdient also den Namen Guano eigentlich nicht, weil er nichts als Korallenkalk ist. Der Sombrero-Korallenkalk zeigt nun einen Ge- halt an phosphorsauren Kalk. Nach Versuchen, die Ref. in dem chemischen Laboratorlo der hiesigen Thierarzneiscliule angestellt hat, beträgt der Ge- halt an phosphorsauren Kalk in den Sombrero-Ko- rallenstöckeu zwischen 4 — 5 Procent. Das Uebrigo, ca. 95 Procent, Ist kohlensaurer Kalk, ohne weite- ren Stickstoffgehalt. 32* 252 Es ist nun seit längerer Zeit nicht unbekannt, dass die Steinkorallenstöeke etwas phosphorsauren neben dem kohlensauren Kalk enthalten, doch ha- ben genauere Angaben darüber gefehlt. Das Inte- resse, was der Sombrero -Kalk neuerdings erregt hat, in Verbindung mit der Entdeckung, dass die- ser der Struktur nach nichts als Korallenkalk ist, bat Ref. veranlasst, über den Gehalt der verschie- denen Korallenstöcke an phosphorsaurem Kalk neue Untersuchungen anzustellen. Das Verfahren, was dabei beobachtet wurde, besteht darin, dass die ver- schiedenen Korallenstämme in Salzsäure, was unter starkem Aufbrausen geschieht, aufgelöst und die neutrale Auflösung dann mit Aetz-Ammoniak prä- cipitirt wurden, wodurch der phosphorsaure Kalk als ein gallertartiger Bodensatz sich abscheidet, der dann durch Filtriren getrennt wird. Eine Untersuchung von Steinkorallen der ver- schiedensten Gattungen hat gezeigt, dass es viele Korallen gibt, die gar keinen phosphorsauren Kalk enthalten, deren Gerüst vielmehr aus blossem koh- lensauren Kalk besteht; andere dagegen, in denen neben dem kohlensauren sich ziemlich viel phosphor- saurer Kalk befindet. Zu den Korallen, die keinen phosphorsauren Kalk enthalten, gehören die sogenannten Punktko- rallen (Madreporen und Milleporen), deren Polypen : Dodecoctinien heissen, aus denen besonders der ost- indische Korallenkalk zu technischen Zwecken ge- nommen wird. Dagegen enthalten alle vom Kef. untersuchten Sternkorallen, deren Polypen: Polyactiuien heissen, imd die an den amerikanischen Küsten und in Westiudieu häufig sind, mehr oder weniger phos- phorsauren Kalk, neben dem kohlensauren Kalk. Der Gehalt dieses Korallenkalks, zu dem auch der Sombrero-Guano gehört, an phosphorsaurem Kalk ist meistens grösser, als bei den Austerschalen und Krebsschalen. Ueber den Nutzen, den der Sombre- rokalk als Düngungsmittel hat, behält sich Ref. spä- ter eine Mittheiluna; vor. Professor Koch übergab das erste Heft einer in Holland von Seiten des pomo logischen Ver- eines in Boskoop bei Gouda herausgegebenen Ponicjlogie und machte auf die Wichtigkeit genann- ten Werkes aufmerksam. Es sei sehr gut ausge- stattet und die Abbildungen Hessen kaum noch et- was zu wünschen übrig. Der Künstler Berghuis, der sie angefertigt, habe alle Sorgfalt darauf ver- wendet, um die Früchte möglichst naturgetreu dar- zustellen. Obwohl Referent die Absicht habe, aus- führlich noch darüber zu sprechen, so habe er doch schon jetzt darauf aufmerksam machen wollen. Es sei übrigens erfreulich, dass der Obstbau endlich in allen Ländern zu der Bedeutung komme, welche er einzunehmen berufen sei. Der Verein zur Be- förderung des Gartenbaues in Berlin habe das Ver- dienst, zuerst dazu angeregt und dazu durch seine pomologischen Versammlungen die Initiative ergrif- fen zu haben. Landrath v. Lysniewsky in Sensburg hatte Mittheilungen über die gärtnerischen Zustände im äussersten Osten des Preussischen Staates, im Ma- surenlande, gemacht, die erfreulicher Natur waren. Man denke sich das Land in der Regel noch als ein Stück, wenn auch nicht un-, so doch kaum zi- vilisirter Erde, als eine Art Wildniss, wo, wie auch selbst ein preussischer Geograph erst vor Kurzem in seinem Werke ausgesprochen habe, die Menschen noch zum Theil in Höhlen leben. Und doch sei auch im Masurenlaude in den letzten Jahren viel für Kultur und auch für Landschaftsgärtnerei ge- schehen. Es sei ein schönes Land, was sich durch reizende Seen und schöne Wälder auszeichne und wohl auch verdiene, von Reisenden besehen zu werden. Er habe sich erlaubt, dem General- Sekre- tär einige Photographien einzusenden, welche von den künstlerischen Schönheiten wohl Kunde geben könnten. In der Nähe der Kreisstadt Sensburg be- finde sich ein grosses Dorf oder eine Art Markt- flecken, mit Namen Sorquitten, was der Frau von Mirbach gehöre, wo Natur und Kunst für die Verschönerung Vieles gethan hätten. Der leider verstorbene Mann genannter Dame habe sich da- selbst ein prächtiges Schloss im gothisch-schottischen Style erbaut und damit einen Park v-erbunden, der mit manchen anderen , die vielfach besucht werden und in frequenteren Gegenden sich befinden, wett- eifern könne. In Betreff" des Obstbaues sei im Masurenlande noch Manches zu wünschen übrig. Er habe ihn in dem landwirthschaftlichen Central - Vereine in Gumbinnen, auch im Kreis -Vereine von Sensburg, mehrfach angeregt und dafür zu interessiren ge- sucht. Er halte es für nothwendig, dass man haupt- sächlich die Schullehrer dafür zu gewinnen suche und zu diesem Zwecke kleine Preise aussetze. Lei- der sei er aber nicht durchgedrungen. Seiner Mei- nung nach müsse auch von der Regierung etwas geschehen; vor Allem sei es aber nothwendig, dass in den Seminarien, wo die Landschullehrer heran- gezogen würden, auch im Obstbau Unterricht er- theilt werde. Der Gymnasial Direktor Dr. August machte Mittheilungen über die I'cberwiiiterung der Nelken- senker, der Goldlack- und Löwenniaul-Pflänzchen im Freien. Man pflanze diese im Herbste in einer Reihe so nahe als möglich an die Nordseite einer Buchsbaum-Einfassung der Rabatten, die unbedeckt bleiben. Dadurch sind sie 253 1") im Winter geschützt gegen die zu heftige Abkühlung bei heiterem Himmel, 2) behalten sie länger die Schneedecke, welche sich an der Einfassung, theils vom Winde zusam- mengetrieben, theils gegen Sonnenstrahlen etwas geschützt, länger erhält, 3) werden sie im Frühjahr wegen der Beschat- tung von der Sonne nicht so heftig angegriffen, was bekanntlich nachtheiliger ist, als Nachtfröste, endlich 4) sind auch die Nelken, da sie dann nicht auf einem Beete eng nebeneinander stehen, der Abnagung durch die Mäuse weniger ausgesetzt. Bei den oben genannten Pflanzen war ihm die Ueberwinterung vollständig gelungen, ob es mit anderen und ähnlichen Pflanzen auch der Fall ist, muss versucht werden. Manchem Blumen-Liebhaber, der nur auf die Kultur im freien Garten angewiesen ist, möchte diese Notiz vielleicht willkommen sein. Von Seiten des Ministeriums für die landwirth- schaftlichen 'Angelegenheiten war eine Anzahl von Extra-Abzügen einer in den Annalen für Landwirth- schaft abgedruckten Abhandlung über Alexis Le- pfere's Wirken in norddeutschen Obstgärten zur Vertheilung übergeben. Da die Anzahl der Exem- plare nicht so gross war, um allen Mitgliedern zu- gesendet werden zu können, so wird die Abhand- lung nur denjenigen mit der W^ochenschrift zukom- men, wo man besonderes Interesse für feineren Obstbau voraussetzen kann. Kunst- und Handelsgärtner Hermann Göthe in Obergorbitz bei Dresden übergab einige Preis- Verzeichnisse seiner Obstbaumscbule und theilte mit, dass er von Seiten der Baden'schen Regierung die ehrenvolle Aufforderung erhalten, als Lehrer des Obstbaues und als Garten -Techniker nach Karls- ruhe zu kommen, und dass er sich bereit erklärt habe, dahin zu gehen. Seine Baumschulen werden übrigens unter der Leitung eines tüchtigen Obst- züchters fortbestehen. Professor Koch legte den eben erschienenen Bericht der 4. Versammlung deutscher Pomologen in Görlitz vor. Derselbe sei bereits an alle Die- jenigen unentgeltlich und i'ranco zugesendet worden, welche an den Verhandlungen in Görlitz Theil ge- nommen und sich zu diesem Zwecke als Mitglied eingetragen hätten. Ausserdem hätten ihn auch sämmtliche Vereine erhalten, welche durch Einsen- dung von Sannnlungen oder durch Absendung von Abgeordneten sich den Bestrebungen angeschlossen. In Betreif dieses Berichtes hatte bereits Medi- zinal-Assessor Jahn in Meiningen wegen der darin ausgesprochenen Identität der Grünen Tafelbirn mit der Römischen Schmalzbirn eine andere Ansicht dem Professor Dr. Koch ausge^iprocllen, die dieser hier niitzutheilen für nothwendig erachte. Nach As- sessor Jahn seien nämlich beide Birnen allerdings sehr ähnlich , aber doch verschieden. Schon die Vegetation sei bei beiden etwas anders. So sehr sich auch bei beiden die Blätter glichen, so verhalte sich doch deren Stellung und Biegung am Baume anders. Bei den Blättern des Tragholzes der Rö- mischen Schmalzbirn erschienen die Ränder deutlich feinwollig, was gegen die dunkelgrüne und glän- zende Oberfläche sehr in die Augen springe und bei der Fürstlichen Tafelbirn nicht der Fall sei. Die Grüne Tafelbirn habe mit Recht ihren Beina- men, da sie nie so gelb werde, wie die Römische Schmalzbirn; diese sei auch eine wohlschmeckendere FrucJit und weiche ebenfalls in der Form etwas ab; von Diel habe sie deshalb auch den Namen Trompetenbirn erhalten. Leider sei aber der Baum nicht sehr tragbar. Er habe noch zu bemerken, dass er bedaiu'e, über manche interessante Samm- lung nicht viel gesagt zu haben aus Mangel an dem nöthigen Material. Manches sei ihm auf seine Bitte allerdings zugesendet worden, aber zu spät, nachdem der Bericht bereits gedruckt war. Oberlehrer Immiscli in Magdeburg hatte früher einen ausführlichen Bericht über den Obstbau in der Provinz eingesendet. Da derselbe zur Auf- nahme in der Wochenschrift zu gross gewesen, sei er nun in dem Beiblatte zur Magdeburger Zeitung zur öffentlichen Kcnntniss gekommen und dem Ver- eine durch den Verfasser zugesendet worden. Pro- fessor Koch machte hieraus Mittheilungen, welche später noch als besondere Abhandlung in der Wo- chenschrift wieder gegeben werden sollen. Dr. Schmidtmann in Bünde (Kreis Herford in Westphalen) hatte einige junge Blätter von Pflanzen, welclie er von dem aus der Befruchtung einer Nymphaca mit dem Blumenstaube der Paeo- nia Moutan erhaltenen Samen gezogen, eingesen- det. Dieselben glichen vollständig denen einer Nymphäa und glaubte man durchaus nicht, dass eine wirkliche Befruchtung durch die Baum-Päonie stattgefunden, sondern diese vermittelst des eigenen Blumenstaubes hervorgegangen sei. Nach Professor Koch kämen überhaupt in der Natur luid in Gärten Blendlinge gar nicht so häufig vor, als man glaube; in der Regel seien es nur Formen. Die Botaniker machten es sich in der Regel bequem, indem sie jede abweichende Form, von der sie nicht recht wüssten, zu welcher Art sie gehöre, gleich für einen Blendling erklärten, um damit weitere Unter- suchungen abzuschneiden. Schliesslich wurde der Disa grandiflora des Rittei-gutsbesitzers Reichenheim (Oberg. Kraus) der Monatspreis zugesprochen. 254 Alocasia Veitchii ('. Koch. Wir haben bereits in No. 12 der Wochenschrift die erst seit einigen Jahren eingeführte Alocasia Veitchii besprochen. Damals hatten wir noch keine Gelegenheit gehabt, sie in Blüthe zu sehen und konnten demnach auch nur die Beschreibung der Blätter geben, um sie von der nah verwandten Alocasia Lowii Hook, zu unterscheiden. Vor einigen Wochen schon blühte die letztere unter der sorgsamen Pflege des Obei'gärtners Boese im Garten des Kommerzienrathes Leonor Reichen- heim, und jetzt steht auch die andere in Blüthe. Die Blüthenstände beider Arten sind, wie die Blätter, ebenfalls ausserordentlich ähnlich und ent- wickeln sich unter gleichen Verhältnissen. Aus dem Winkel eines Blattes, und zwar unmittelbar zwi- schen den scheidenartigen Rändern des Blattstieles kommen an der Basis, von mehrern hautartigen Scheiden umgeben, einige Blüthenstände hervor. Ihre Stiele haben die Länge eines halben Fusses, sind von 2 Seiten etwas zusammengedrückt und be- sitzen eine gelbliuh-grUne, glänzende Farbe, welche von einer feinen, zebraartigen und dunkelgrünen Zeichnung unterbrochen ist. Diese Zeichnung fehlt dem allgemeinen Blüthenstiele bei Alocasia Lowii. Nach oben verdickt sich der Stiel. Der Blüthenstand hat nicht ganz 5 Zoll Länge. Die Bluraenscheide besteht aus 2 Theilen: einem unteren zusammengerollten von grüner Farbe und 1^ Zoll Länge, imd einem obern kahnförmigen von 3f Zoll Länge und hellocherfarbig. In dem untern Theile befindet sich der Theil des kürzeren Kol- bens, welcher die Stempel und die Staminodieu trägt. Die Stempel besitzen eine grüne Farbe, sind eirundlich und haben auf einem sehr kurzen Griffel eine breite, gelbliche, meist vierstrahlige Narbe. Der Fruchtknoten ist zwar einfächrig, aber 3 oder 4 Leisten gehen von der Wand nach innen, so dass es wahrscheinlich sein möchte, dass er auch mehr oder weniger unvollkommen 3- und 4-fächrig vorkommt. Gegen 8 anatrope und sehr kurz-ge- stielte Eichen entspringen auf dem Grunde der Fruchtknotenhöhle und füllen diese bis oben aus. Der Theil des Kolbens, welcher die Fruchtkno- ten trägt, verschmälert sich nach oben, so dass er da, wo die flachen und länglichen Staminodien be- gmnen, kaum noch den Durchmesser von einigen Linien besitzt. Am Ende dieses Theiles schnürt sich auch die Blumenscheide zusammen, deren obe- rer kahnförniiger Theil damit beginnt. Wie der Kolben aus der schmalen Oeffnung heraustritt und damit sichtbar wird, ist er auch wieder breiter. Der untere Theil trägt zu einem Drittel die zu 3 und 4 auf der Rückenseite verwachsenen und mit keinem Stiele versehenen Staubbeutel, welche sich unterhalb des flachen Scheitels mit Löchern öftnen. Der obere, allmählig sich verschmälernde Theil des Kolbens ist mit labyrinth-artigen Linien verse- hen, welche sich beim Trocknen desselben in schmale Spalten verwandeln. Durch diese wird es deutlich, dass auch diese labyrinth-artige Zeichnung erst aus verkümmerten Staubgefässen entstanden ist. Der deutsche Poiiiologeii-Veieiii. Vom Kittergutsbesitzer v. B o s c aiif Emniaburg bei Laasphe. Mehrfach ist in diesen Blättern des deutschen Pomologen-Vereines Erwähnung geschehen (kürz- lieh in No. 22 d. Jahrg.) und so möchte es nicht unpassend sein, im Allgemeinen und im Speziellen über den Verein, sein Streben und Wirken einige Bemerkungen auch den Lesern der Wochenschrift vorzuführen. Der auf der dritten Versammlung deutscher Po- mologen, Obst- und Gemüsezüchter vom 1. Oktober 1860 in Berlin gestiftete Verein deutscher Pomo- logen hat zum Zweck die „Hebung der deutschen Obstkunde." So engherzig Manchem dieser Zweck erscheint , so sehr augenfällig findet jeder Zweifler Aufklärung über die Thätigkeit und den Wirkungs- kreis des Vereines in dem Organe desselben, in dei- Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obst- bau, herausgegeben von Oberdieck und Lukas, zu deren Mitarbeitern die hervorragendsten MitgUe- der des Vereines gehören und mit der Zeit wohl alle gezählt werden können. Fragen wir, in wiefern der Verein gewirkt und ob seine Thätigkeit bereits erkannt und anerkannt, so könnte ganz einfach geantwortet werden , wie jeder Baumschulen-Katalog, ja der fast eines jeden Handelsgärtners den Beweis von Resultaten liefert, welche der Verein bewirkte. Wir wollen iudess auf das Spezielle eingehen und bemerken, dass der Verein im allein richtigen Erkennen seines Zweckes bestrebt ist, durch seine Mitglieder für diesen sei- nen Zweck zu wirken, zunächst indem er denselben die Mittel an die Hand gab, denjenigen Standpunkt einzunehmen, den die poniologische Wissenschaft heut zu Tage beansprucht. In diesem Erkennen liegt eben der Grund der Hanptthätigkeit des Ver- eines, die sich bisher auf seine Mitglieder beschränkte und hier ist es, wo gewiss nicht ein einziges Mit- glied ein Gefühl der Täuschung über Hoffnungen empfinden wird, die es bei dem Eintritt in den Verein gehegt. Der Verein gewährte seinen Mitgliedern bereits zwei Vereinsgaben von anerkanntem Werthe, ein- mal das Werk: die Lehre vom Obstbau" von Lu- 255 kas und Medikus, und dann das in Frankreich als klassisch anerkannte Buch von Ch. Baltet in Troyes: „les bonnes poires" in deutscher Bearbei- tung. Beide haben sich seitdem eingebürgert und besondei's das erstere findet sich in den Händen aller derjenigen Personen, denen es daran gelegen, einige Kenntnis» des Obstbaues zu erwerben. Ganz besonders für Gärtner, die in einer Zeit ihre Aus- bildung erhielten, wo auf Obstbau wenig oder kein Werth gelegt ward, ist die „Lehre vom Obstbau" ein wahrer Sehatz — zur Nachhülfe. Eine dritte Vereinsgabe ist der Vollendung nahe und wird, wie zu erwarten steht, eine gleich günstige Auf- nahme linden. Ist diese Art der Thätigkeit des Vereines für die Mitglieder desselben eine erspriessliche, so steht zu verniuthen, dass auch das grössere Publi- kum dieser Erfolge theilliaftig werde, indem ihm eben durch die Empfehlung des Vereines Bücher geboten und bezeichnet werden, die zu den besten in ihrer Art gehören. So fällt wenigstens die Wahl bei etwaigem Begehr nicht mehr schwer. Die Thätigkeit des Vereines wird selbstredend durch die ihm zu Gebote stehenden Mittel bedingt und diese sind immerhin noch sehr unbedeutend. Die Beiträge der Mitglieder — das ist die alleinige Einnahme; der Etat ist sehr einfach. Die Zahl der Mitglieder wird in diesem Vereinsjahre, bis zum 1. Oktober 1864 die Zahl von 400 wohl erreichen, allein was ist diese Zahl gegenüber der Bevölke- rung Deutschlands? — So lange eben die Einnahme der Vereinskasse auf die Beiträge der Mitglieder beschränkt bleibt, bleibt gleichfalls der Wirkungs- kreis und die Thätigkeit des Vereines selbst eine beschränkte, weil an Mitteln gehemmt. lieber die Vermehrung der Mittel des Vereines ist Manches und von Manchem angedeutet worden. In der Monatsschrift selbst hat Schreiber dieses be- reits im Jahre 1861 (S. 36 ft'.) vorgeschlagen, einen Sc hu tz- Verein in derselben Weise für den deutschen Pomologen-Verein zu bilden, wie dies an- derwärts geschieht. Durch einen solchen Verein wird einmal allen denjenigen Personen, welche an den Bestrebungen des Vereines nur in sofern be- theiligt, als sie die materiellen, handgreiflichen Fol- gen und Resultate des Vereines geniessen, Gele- genheit gegeben, auch ihrerseits mitzuwirken zur Erzeugung besseren Obstes für unsere deutschen Obstmärkte. Und sind denn der Personen in Deutschland so wenige, die lieber gutes Obst essen, als schlechtes? — Wenn unter hundert solcher Per- sOTien je eine dem Vereine und nur mit dem Bei- trage von einem Thaler beitritt — gewiss, es gäbe eine sehr bedeutende Einnahme. ■ — Weiter wird den Vereinen für Gartenbau etc. etc., allen land- wirthschaftlichen Vereinen etc. ein weiteres Feld für ihre Betheiligung am deutschen Pomologen-Ver- eine geboten. Es ist ja der Obstbau, wie überhaupt der Zweck des Vereines selbst für alle genannten Vereine kein fremder Gegenstand. Ich sollte mei- nen, ihr allereigenstes Interesse müsste sie bewegen, die Bestrebungcu des deutschen Pomologen- Vereines aufs kräftigste zu luiterstützen und das geschähe eben durch den Beitritt zum Schutz-Verein. Dem deutschen Pomologen-Vereine sind zur Zeit mehre derartige Vereine, wohl über fünfzig und darunter auch nichtdeutsche, beigetreten, allein nur als ein- fache Mitglieder. Das ist ein Uebelstand, der nicht nur zu beklagen, der auch den andern Vereins- mitghedern gegenüber, einen gewissen Vortheil be- gründet, der nicht gut zu heissen ist. Während das Statut des französischen Pomologen-Kongresses allen beitretenden Vereinen eine Cetisation von 30 Franken als Minimum — also 8 Thaler — aufer- legt, zahlen die dem deutschen Pomologen-Verein als Mitglieder beigetretenen Vereine nur den einfa- chen und von jedem einzelnen Mitgliede beanspruch- ten Beitrag von einem Thaler. Das ist offenbar eine Unbilligkeit, da der Verein als solcher und in der Gesammtheit seiner Mitglieder alle diejenigen Vortheile geniesst, welche das einzelne Mitglied durch seinen Beitritt zum Pomologen-Vereine er- wirbt. Hier erfordert es die Billigkeit, dass die Vereine, welche als solche dem deutschen Pomolo- gen-Vereine beitreten, einen höheren Jahresbeitrag zahlen, als das einfache Mitglied — und zwar durch den Beitritt zum Schutz-Verein. Der Modalitäten der Feststellung der Höhe eines solchen Beitrages gibt es mancherlei, allein empfehlenswerth sind vorzugs- weise zwei, nämlich: entweder» setzt der deutsche Pomologen-Verein ein Minimum als Beitrag für den Beitritt der Vereine, z. B. 4 oder 5 Tlialer — oder es wird von den beitretenden Vereinen selbst ein solcher Jahresbeitrag nach Zahl der Vereinsmitglie- der, nach der Jahreseinnahme etc. normirt. — • Ja es ist den Vereinen noch ein anderer Weg der Be- theiligung geöffnet, den wir als einen ausserordent- lichen bezeichnen wollen und ebenfalls recht drin- gend empfehlen. Wohl jeder Verein, sei es für Gartenbau, Landwirthschaft etc. etc., der dem deut- schen Pomologen-Vereine angehört, hält alljährlich eine General- oder Hauptversammlung, verbunden mit einem obligaten Zweckessen. Das wäre der passendste Ort, die beste Gelegenheit für eine Sammlung freiwilh'ger Beiträge zu den Zwecken des deutschen Pomologen-Vereines und es sind der einzelnen Punkte gar viele, die namhaft gemacht werden können, wie z. B. die Monatsschrift, der Mähringer Jluttergarten, die Diel's- Stiftung, das Obstwerk etc. etc. etc. — • Ich glaube, es fehlt nur 256 das Beispiel, um auch diese Quelle fliessend zu machen. Durch den Schutz -Verein wird endlich auch allen Regierungen der deutschen Staaten, denen doch wohl die Hebung des Obstbaues kein fremder Gegenstand ist oder fortan sein wird, der Weg au- gedeutet, auf welchem sie die Anerkennung der Be- strebungen des Vereines au den Tag legen können. Nehmen wir z. B. für jede Regierung des deutschen Bundesstaates im Durchschnitt einen Jahresbeitrag von dreissig Thalern an, so sind durch diese dem Vereine zugewendcteu Mittel die Zwecke des Ver- eines wesentlich gefördert. Die einzelnen Staats- Regierungeu fördern die Bestrebungen des deutschen Pomologen - Vereines überdies wesentlich auch da- durch, dass sie die Publikationen desselben, also die Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obst- bau und die Vereinsgaben in Parthien nehmen, deren Vertheilung an öffentliche Anstalten, z. B. Semina- rien u. s. w., veranlassen und bei bedeutenderen Pu- blikationen, wie z. B. das deutsche Obstwerk, durch Subscriptionen sich betheiligen. Das sind Wünsche mid Hoffnungen, deren Realisirung wohl keiner zu fernen Zukunft vorbehalten bleiben wird. Ausserdem ist der deutsche Pomologen - Verein bestrebt, die von ihm erzielten Resultate in der Obstkuude durch Herausgabe eines grösseren Obst- werkes dem Publikum vorzulegen und das ist jenes Werk, von dem die Wochenschrift (S. 172 d. Jahrg.) spricht. Es ist das ein Werk, welches nicht die Forschungen und Ansichten eines Einzelnen geben soll, sondern welches aus dem gesammten Vereine hervorgeht. Es soll auch nicht beschränkt werden auf die Anzahl von 100 Sorten Aepfelu — das ist blos ein Vorsclilag für den 1. Band — , sondern soll sich weiter ausdehnen , je nachdem der Verein es für gut und zweckdienlich hält. Das Werk selbst soll Deutschland Ehre machen — kein blosses Bil- derbuch sein. Aber eben deshalb ist es nicht für Jedermann, namentlich auch des Preises wegen. Wie soll z. B. der Herrschaftsgärtner bei seinem oft kärglichen Gehalte, starker Familie u. s. w. im Stande sein, ein Werk sich anzuschaften, wie z. B. das von Decaisne? — • selbst der halbe Preis ist ihm unerschwinglich. Auch das sieht der Vorstand des deutschen Pomologen -Vereines ein und zieht diesen Punkt in den Kreis seiner Thätigkeit, indem er sich die Frage stellt: sollte es nicht möglich sein, ein Werk herzustellen, das durch seine Billig- keit und durch solche der Umschauungsweise des Gärtners angcpasste Abbildungen dem gefühlten Be- dürfniss Abhülfe gewährte? — Es wird das mög- lich sein und dann hat der Verein den praktischen Weg eingeschlagen, allen den Gärtnern beizustehen, deren Dienstverhältniss etwas von demselben verlangt, was sie nicht leisten können, weil eben die Herrschaft Obst verlangt, ihnen aber nicht die Mittel gewährt, sich über dessen Wahl, Zucht etc. zu belehren, und das wird manchem Gärtner zu Gute kommen. Die 4 -KubofpfjTrfjc .Kiin|l= uiiJ) JjauöefsgädRerei hl Hcrsfcld (Kurlicsseii) ofFerirt für den Herbst in guter und schöner Waare: I. Samen. Apfelkerne, in nur 1864 gesunder keimfähiger Waare, 100 Pfund öOThlr. Desgleichen, ä Pfund 20Sgr. Birnkerne, desgleichen in ganz vorzüglicher Waare (wilde Birn) 100 Pfund .... 65Thlr. Desgleichen im Einzelnen a Pfund . . 25Sgr. Bestellungen hierauf müssen frühzeitig gemacht werden, Versand im Oktober. Rosensamen zu Wildlingen, reiner Samen, a Pfund lOSgr. Desgleichen oder Hagebutten, 100 Pfund 4Thlr. Weissdorn, 100 Pfund 6Thlr. Schlehen, 1 Pfund ......... lOSgr. II. IPflänzlinge. Apfel- und Birn -Sämlinge, verpflanzte schöne ge- sunde Waare, 2— 3-jährige, lOOOStück 12Thlr. (Veredlungsfähige Waare.) Desgleichen, 1 -jährige zum Pflanzen, lOOOStück 4Thlr. lOSgr. Kirsch- Wildlinge, süsse, 1 -jährige, 1000 Stück 3Thlr. lOSgr. Desgleichen, grosse für Strasse und Baumschule 100 Stück SThlr. Mahaleb-Kirschen, 100 Stück .... 1 Thlr. Rosen-Sämlinge, sehr schöne verpflanzte, 2 — 3-jäh- rige, 1000 Stück 6— 10 Thlr. Desgleichen, unverpflanzte 2-jährige . . 3 Thlr. Linden zu Unterlagen, 1 — 2 Fuss hoch, lOOOStück 6 Thlr. Desgleichen zu Alleen, 6 — 10 Fuss hoch, 100 Stück 6 Thlr. Desgleichen, sehr grosse und starke, 10 — 14 Fus^ hoch, 100 Stück 10— 15 Thlr. I Proben stehen zu Diensten. \ Haideerde, sehr gute, 100 Pfund . . 15Sgr. Moorerde, sehr gute, 100 Pfund . . . 12Sgr. Zu recht zahlreichen Aufträgen empfiehlt sich ganz ergebenst * ©. ßutiolpl). Verlag vou Karl Wieg au dt iu Berliu, Komraandanten-Stra&se No. 62. Dnuk der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin, Zieten-Platz No. 2. Wochenschrift des Vereines zur Beförderuiiff des (lartenbanes in den Könisl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : I*rolessoi- Dr. Karl Klocli, General-Sekretair des Vereines. No. 33. Berlin, den 20. August 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Programm für die Preisbewerbung bei der Frühjahrs-Ausstelluug des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preuss. Staaten, am 2. April 1865. — Dr. Paul Ascherson's Flora der Mark Brandenburg. — Revue hor- ticole. Jahrgang 1863. 1864. 1. Hälfte. — Mittel gegen Ameisen. Sonntag, den 28. .iiigust, Mittags A13 Uhr, findet im l'alnienhause des botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Garteubanes statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. l*n»gTainiii tiir die Prcisbewerbung bei der /rül)jal)rs-5lU9|lrUung bfs l^erfines jur iSrförbrrung brs (Sadcnbaucs in bfu fiöniol. IJrcul?. Staaten, am 2. April 1865. Allgemeine Bedingungen. 1) Die beluit's der Preisbewerbung aufzusteileudeu Pflanzen müssen, mit Namen versehen, am Tage vorher in das Lokal der Ausstellung abgeliefert werden; sie bleiben den Sonntag über bis ü ühr Abends aufgestellt und sind demnächst bis spä- testens Montag Mittag wieder abzuholen. 2) Für Transportkosten wird keine Entschädigung gewährt. 3) Die Pflanzen müssen sich ebenso, wie die Töpfe, in einem für die Ausstellung geeigneten Zu- stande befinden ; andernfalls können sie von den Ordnern zurückgewiesen werden. 4) Das Preisrichteramt wird aus 5 Personen be- stehen, deren Berufung dem Vorstände des Ver- eines zusteht, welcher zugleich den Vorsitzen- den ernennt. Selbst-Aussteller sind ausgeschlos- sen. Bei etwaiger Stimmengleichheit gibt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag, dem auch das Recht zusteht, im Falle einer Unvoll- zähligkeit des Preisrichteramtes andere, vom Vor- stande nicht ernannte Mitglieder des Vereines zuzuziehen. I. ©ellipteife, welche aus dem Beitrage Sr. Maj. des Königs, des erhabenen Protektors des Vereines, gewährt werden. A-Ilgemeine iVeie Ivonliux^i'enz. A. 'Aiisaiiiinciislrlliiii^ gut kulUvirter Pflanzen. 1) Für (3 Stück reichblühende Eriken in 6 ver- schiedenen Arten oder Abarten : ein Preis von 2 Friedrichsd'or. 2) Für G Stück reichblübende Leguminosen in 6 verschiedenen Arten oder Abarten: ein Preis von 2 Friedrichsd'or. 3) Für 6 Stück reichblübende Cyclamen in min- destens 3 verschiedenen Arten oder Abarten in vorzüglicher Kultur: ein Preis von 1 Frd'or. Es wird gewünscht, dass sich auch ein oder mehre Exemplare von Cyclamen Atkinsii unter den ausgestellten Pflanzen befinden. It. SrhaujiHanZfU. 4) Für eine Zusammenstellung von 6 Pflanzen in mindestens 3 verschiedenen Arten in vorzügli- cher Kultur: ein Preis von 1 Friedrichsd'or. 5 bis 9) Fünf Preise von je 1 Friedrichsd'or für einzelne ungewöhnlich reich- und schönblühende Pflanzen nach der Wahl der Aussteller. 33 258 Die um die Preise zu 1 bis 9 konkurrirenden Pflanzen müssen sich mindestens seit 6 Monaten vor der Ausstellung in der Kultur der Aussteller befunden haben. C. Neue Einführungen. 10 und 11) Zwei Preise von je 1 Friedrichsd'or für Pflanzen, welche hier zum ersten Male aus- gestellt werden und welche so weit ausgebildet sein müssen, dass ihre Eigenschaften deutlich erkennbar sind und eine grössere Verbreitung als Zier- oder Nutzpflanzen voraussetzen lassen. D. Getriebene IMIanzen. 12) Für eine Aufstellung von getriebenen blühen- den Gehölzen in mindestens 6 verschiedenen Arten: 2 Friedrichsd'or. 13) Für eine Aufstellung blühender Hyazinthen in mindestens 20 Sorten: 1 Friedrichsd'or. 14) Für eine Aufstellung blühender Aniaryllis in mindestens 8 Sorten: 1 Friedrichsd'or. 15) Für eine Aufstellung blühender Tulpen in mindestens 12 Sorten: 1 Friedrichsd'or. 16) Für eine Zusammenstellung von mindestens 3 blühenden Exemplaren vei-schiedener Vai-ie- täten der Paeonia arborescens oder flu- ein blühendes Exemplar der Cleraatis Fortunei oder Fortunei Standishii : 1 Friedrichsd'or. 17) Für eine oder mehre Sorten getriebenen Ge- müses oder in Gefässen gezogenen Obstes (Himbeeren, Erdbeeren u. dgl.): ein Preis von 1 Friedrichsd'or. Zusammen 20 Friedrichsd'or. II. (ßclliprcifc, welche von Privateu iiusgLsetzt sind: 18) Für eine Aufstellung blühender Hyazinthen in mindestens 20 Sorten ein Preis, ausgesetzt von dem Vorsitzenden des Vereines, Geh. Ober- ßegieruugsrath Knerk: 1 Friedrichsd'or. In soweit die vorstehenden Preise nicht zuer- kannt werden sollten, werden dieselben den Preis- richtern zur Verfügung gestellt behufs der Zuspre- chuug für andere vorzügliche gärtnerische Erzeug- nisse, welche sich etwa auf der Ausstellung befin- den möchten. III. Sljrcn -Diplome. Auch steht den Preisrichtern die Zuerkennung von 5 Ehren-Diplomen für vorzügliche Gegenstände der Ausstellung frei. Berlin, den 31. Juli 18ß4. \h: l*aiil Ascherson's .ffoni Öcu JliarR .Brauöeiifiurg. Wie manche Theile der botanischen Wissen- schaft sind seit wenigen Jahren in ein neues Sta- dium, man möchte sagen, in das der Wissenschaft- lichkeit getreten ; so auch die Flora, d. h. die Kennt- niss der auf einem bestimmten Räume der Erdober- fläche wachsenden Pflanzen. Man glaubte lange Zeit, dass es hinlänglich sei, nächst den Diagnosen nur die Standorte, namentlich der seltenen Arten, aufzuführen, um den Laien etwas zu bieten, was das Erkennen der Pflanzen erleichterte. Damit ist es aber keineswegs heut' zu Tage abgethan. Das geistlose Auswendiglernen der Pflanzennamen, wo- nach der für den grössten Botaniker galt, der das beste Gedächtniss besass, hat der Entwickelung der botanischen Wissenschaft sehr geschadet und die heutigen Botaniker zum grossen Theil zu einer an- dern Einseitigkeit geführt, indem man in dem Stu- dium der Pflanzenzelle oder des Baues der ganzen Pflanze jetzt allein die botanische Wissenschaft an- nehmen will. Die Pflanzenkenntniss, wo allen Verhältnissen Rechnung getragen werden muss, ist aber keines- wegs so geistlos, sondern verlangt bei den grossen Schwierigkeiten, welche sich oft entgegen stellen, ein tieferes Eingehen in das Leben der Pflanze; mau kann erst eine Pflanze ordentlich kennen, wenn man sie nach allen Seiten hin beobachtet und den Formenkreis, in dem sie sich bewegt, er- kannt hat. Dazu gehören aber oft Jahre lange Beobachtungen im Leben, dazu gehört vor Allem eine genaue Kenntniss des Bodens, wo sie wächst, und der klimatischen Verhältnisse, unter denen sie vorkommt. Das Herbar bietet nur für die, welche bereits umfassende Studien gemacht haben, einigen Ersatz und in gewissen Verhältnissen auch Anhalts- punkte zu weiteren Forschungen dar. Eine Art, welche nur nach getrockneten Exemplaren aufge- stellt ist, hat aber einen geringen, stets nur relativen Werth, während dieser dann erst dauernd wird; sobald alle Formen einer Pflanze im Leben erkannt sind und vergleichende Untersuchungen mit den näch- sten Verwandten, ja mit dem ganzen Genus, statt- gefunden haben. Wir vermissen zwar leider die geologische Grundlage, so wie die Beschreibung der Boden- Verhältnisse des Territoriums in der uns vorliegen- den Flor — es wird beides nachträglich verspro- clien — , doch hat der fleissige Verfasser alle übri- gen Bedingungen einer guten Flor in einer Weise erfüllt, dass wir dem endlichen Erscheinen dersel- ben mit Siiannung entgegensahen. Wir freuen uns nun, wo sie uns vorliegt, dass wir nicht getäuscht 259 sind. Der Verfasser hat viele Jahre hindurch die- ser einen Aufgabe unverdrossen und in rastloser Thätigkeit sich gewidmet und übergibt uns jetzt eine Flora, wie sie alle sein sollten, aber nur sehr wenige sind. L)ie Kenntniss des Vaterlandes, vor Allem die der heimathlichen Scholle, ist das Erforderniss jedes gebildeten Menschen. Mit der Kenntniss dessen, was um ilin kriecht und fliegt, mit der Erforschung des Bodens und der diesen bedeckenden Pflanzen- welt lernt er erst seine Heimath lieben und fühlt sich zu ihr hingezogen. Die Zeit ist wohl auch so ziemlich vorbei, wo man in den gelehrten Schulen Alles mehr lernte, als das, was man brauchte, wo man die kleinsten Dörfer des alten Griechenlands und Italiens auswendig lernen musste und diese mehr kannte, als die der nächsten Umgebung, wo die Lehrer selbst oft grössere Städte des eigenen Vatei'landes nicht kannten. Unserer Ansieht nach ist nichts im Stande, den Geist des Kindes so lo- gisch zu bilden luid seine Denkkraft so zu stei- gern, als die ISaturgeschichte und vor Allem die Botanik. Freilich darf man, wie es leider oft ge- schieht, als Lehrer der Naturgeschichte nicht etwa solche anstellen, die zu nichts Anderem zu gebrau- chen sind, sondern umgekehrt grade die befähigte- ren, welche auch Interesse für ihren Lehrgegeu- stand haben. Kenntniss der heimathlichen Flor i.^t aber vor Allem dem Gärtner und dem Landwirthe uothwen- dig. Wenn der Erstere diese hat, wird er nicht so oft in den Fall kommen, ausländische Charlata- iierien zu glauben und dafür sein gutes Geld aus- zugeben; wir wollen nur an Sagina pilifera er- innern, welche als Surrogat unserer Rasen empfoh- len wurde. Samen der Gypsophila muralis hätte man sicJier sicli nicht erst aus dem Auslande ver- sehrieben, wenn man gewusst hätte, dass sie bei uns hier und da, selbst in grösserer Menge, wild wäclist. Polygonum aviculare wurde von Süd- Frankreich aus als Futter für die Seidenraupen, Ballota nigra als Bienenfutter von Ungarn aus empfohlen und Landwirthe haben von beiden sich Samen versehrieben. LTnd doch sind beide Pflanzen lästige Unkräuter, die allenthalben vorkommen. Doch nun auch einige Worte über das Buch, was wir den Gärtnern und Landwirthen, welche in dem Florgebiete, d. h. der nordostdeutschen Ebene von der Westgrenze des Regierungsbezirkes Magde- burg bis nach Posen, und von der Südgrenze Pom- merns bis nach Schlesien hin wohnen, bestens em- pfehlen können. Die Flora ist mit einer solchen Konsequenz und einer solchen Sorgfalt bearbeitet, dass sie in der That bisweilen an das Pedantische zu streifen scheint. Fehler in der Schreibart, wie sie sich leider gar zu sehr bei uns eingenistet ha- ben und selbst sprachgebräuchlich geworden sind, wie Pyrus, Dactylis, Anthericum, Amaranthus, Pru- nella, panicula u. s. w. sind verpönt und verbessert. Sollte dann aber nicht auch Gynaecandria anstatt Gynandria zu schreiben sein? Die Aussprache, und zunächst wo der Ton hegt, ist immer durch einen Acut angegeben, was um so nothweudiger sein dürfte, als ganz tüchtige Bo- taniker hierin sehr nächlässig sind. Der Ballast von Synonymen, womit mancher Florist sich brüstet, ist glücklich über Bord geworfen. In Betreft' der Na- men ist mit eisener Konsequenz die Priorität ver- folgt, so dass selbst Linn(? einmal koriigirt wurde. So kommen eine Menge von Namen zum Vorschein, die man längst vergessen hatte: Sieglingia decum- bens anstatt Triodia decumbens, Weiugaertneria canescens anstatt Corynephorus eanescens u. s. w. Dass im Allgemeinen das Prinzip festgehalten wird, wonach auch der älteste Artname bleibt, er- achten auch wir für wünschenswerth; ob er aber bei altern, schon eingebürgerten Namen durchzufüh- ren ist, möchte um so mehr bezweifelt werdeu, als selbst eine grosse Menge Linn^ 'scher Arten dun- kel sind und bleiben werden , darüber auch ver- schiedene Ansichten herrschen. Würde mau nicht besser thun, solche ältere Namen, auch wenn man später sie - bestimmt erklären könnte, der Genus- Name sich aber geändert hat, ganz und gar bei Seite zu lassen? Der Verfasser führt in solchen Fällen die Namen zweier Autoren auf, den, der die" Art zuerst aufstellte, und den, der sie zuerst dem Genus, wohin die Pflanze jetzt gehört, einreihete. Der erstere Name steht in Parenthese. Sollte es nicht den Vorzug verdienen, wenn nur der Namen des einen Autors, und zwar des ersteren, gebraucht würde, da dieser doch das meiste Verdienst besitzt! So würde man der Sucht mancher Botaniker, neue Genera zu machen oder doch wenigstens anzuer- kennen, nur um ihren Namen hinter dem der Pflanze zu sehen, mit Erfolg entgegentreten. Bes- ser wäre es noch, den Namen des Genus, in dem die Art zuerst beschrieben wurde, in Parenthese zu brin- gen, wie wir es in unseren Beiträgen des Orientes ge- than haben, und dann nur den Anfangsbuchstaben des Autors, z. B. Sisymbriuni officinale (Erysimum) L. Das Buch ist für den Fachmann und für den Laien zu gleicher Zeit geschrieben, eine schwierige Aufgabe, die aber doch luit Erfolg durchgeführt ist. Der Verfasser legt auf die Art und Weise des Erscheinens einer Pflanze, auf die sogenannte Tracht oder den Habitus, mit Recht einen grossen Werth. In Betreff" des Begriff'es der Art und des Geschlechtes schlicsst er sich der Ansicht des älte- ren Koch, des früheren Professors in Erlangen, 33* 260 ■wie dieser in seiner deutschen Flora zuerst Anwen- dung gemacht hat, an; aucli bei den Diagnosen ist er dem guten Beispiele Koch's gefolgt. Das Buch ist leider ziemlich dick, zu dick für ein Buch, was mau auf .Exkursionen mitführen soll. Unserer Ansicht nach hätte Manches wegbleiben können, so z. B. die Uebersicht der Blüthenstände, die Uebersicht des natürliciien Systemes, zumal in dem Buche selbst eine andere Eeihenfolge beliebt ist und zwar die, an welche man sich nun einmal gewöhnt hat und wo man mit den Ranunculaceen anfängt. Es möchte sogar störend sein, dass in der Uebersicht der natürlichen Familien die Acera- ceen und Hippocastanaceen als Abtheilungeu der Sapindaceae betrachtet werden , während sie im Texte selbständig auftreten. Der Verfasser führt ausser den wildwachsenden und verwilderten Pflanzen noch eine Menge Kultur- uud Garteupflanzen auf. Die Zahl ist doch wohl viel zu gross, abgesehen davon, dass selbst seltene Pflanzen der Gärten, wie Telekia speciosa, aufge- nommen sind, andere, wie Phlox, (die selbst nicht selten verwildert vorkommt) fehlen. Dass der Verfasser zur Bezeichnung der Ord- nung die Adjektiv-Endung „inae", zur Bezeichnung der Familien die Adjektiv-Endung „aceae", zur Be- zeichnung der Unterfamilien die Adjektiv -Endung joideae" konsequent durchführt, ist sehr zu loben. Renie Iioiticole. Jahrgang 1863. 1804. 1. Hälfte. (.Schluss.) Wir gehen zu den Gehölzen des freien Landes über, welche in der Revue horticole abgebildet sind. Im Jahrgange 1863 ist zunächst eine schwarze Ab- bildung der Rhus glabra laciniata (Seite 7) gege- ben; uns ist diese Form nicht bekannt. Sie wurde direkt aus Amerika durch einen eifrigen Botaniker, Helias Durand, dem botanischen Garten in Paris zugesendet, wo sie sich bis jetzt allein befindet. Bei uns ist die Abart mit rothen Frücliten, welche Willdenow unter einem besonderen Namen, näm- lich als Rhus elegans beschrieben hat, beliebt, aber in Anlagen lange noch nicht so viel augewen- det, als sie es verdient. Ein zweiter Sumach ist der japanische Wachs- baum (Rhus succedauea), über den wir durch Kämpfer die erste Nachricht erhalten haben. Des- sen Amoenitates sind übrigens keineswegs, wie es in der Revue horticole (S. 129) heisst, 1792 er- schienen, sondern 1712. Der japanische Wachs- baum ist bereits über 150 Jahre bekannt. Vil- morin-Andrieux & Co. haben nur das Verdienst, auf ihn neuerdings wieder aufmerksam gemacht zu haben, indem sie durch die Vermittclung der vor einigen Jahren in Europa anwesenden japanischen Gesandtschaft sich Samen zu verschaflfen wussten und die daraus gezogenen Pflanzen jetzt in den Handel brachten. Der Herausgeber des Garten- Lexikons, Dietrich, erwähnt bei Gelegenheit der Beschreibung der Rhus succedauea, dass er sie (im ersten Jahrzehend dieses Jahrhundertes) bereits in Grossbritannien, namentlich in der Nähe von Edin- burg, vielfach gesehen. In den botanischen Gärten kultivirt man den Firnissbaum Japan's (Rhus ver- niciflua) bisweilen anstatt ihrer. Der Wachsbaum unterscheidet sich aber sehr leicht durch glänzende immergrüne Blätter von dem eben genannten. Wahrscheinlich wird das von diesem Baume erhaltene Wachs jetzt, wo sich auch Japan unse- rem Handel aufschliessen muss, mehr eingeführt werden. Nach den l'ntersuchungen von Cloez verhält es sich vollkommen iniserem Bienenwachse gleich; die daraus bereiteten Kerzen unterscheiden sich in nichts von den gewöhnlichen. Das Wachs befindet sich in der Fruchtschale in solcher Menge, dass es darin 48 Prozent ausmacht. Dem Gewichte nach erhält man aus 100 Pfund Früchten 17 Pfund Wachs, gewiss eine ansehnliche Menge. Mau muss sich wundern, dass man in Süd-Frankreich und in Algerien noch keine Kultur-Versuche gemacht hat. Unter dem Namen Robinia Pseud-Acacia Decaisneana hat der Baumschulen-Besitzer Vil- levielle jeune in Manosque (Basses Alpes) eine hell- oder fleischroth- blühende Form gezogen, die wohl die Aufmerksamkeit der Liebhaber und Gar- tenbesitzer verdient (s. S. 151). Als Viburnum Keteleßri ist von CarriSre (S. 269) die einfache Form des seit fast 20 Jahren durch Fortune eingeführten gefüllten Viburnum macrocephalum beschrieben und abgebildet worden. Wie bei unserem Schneeball (V. üpulus roseum oder flore pleno) sind nämlich bei letzterem alle Blüthcheii unfruchtbar, während bei der wilden Form es nur die am Rande des Blüthenstandes sind. Wir haben früher schon der interessanten For- men der trefüllten Pfirsiche, welche durch v. Sie- bold vor mehrern Jahren eingeführt wurde, ge- dacht und auf sie aufmerksam gemacht (s. 2. Jahr- gang S. 360 und 3. Jahrgang S. 278). Dieselben haben wir auch schon mehrfach auf deutschen Aus- stellungen gesehen. Carrifere hat nun in der Re- vue horticole (zu Seite 391) die Abbildungen und Beschreibungen der 4 neu eingeführten Sorten ge- geben. EndKch finden wMr im Jahrgange 1864 (zu Seite 171) eine Fruchttranbe des stumpfblättrigeu 261 Ahorns (Acer Pseudoplatanus), wo die Früchte eine rothe Farbe haben, abgebildet. Diese merkwürdige Form wurde durch den Gärtner F er ran d zu Cog- nac in Orl^annais (Depart. de Charente) wohl zu- fallig erhalten. Die Abart mit hauptsächlich auf der Unterfläche rothen Blättern und ebenso gefärb- ten Blattstielen besitzt ebenfalls nielir oder weniger braunrothe Früchte, bei dieser Form sind aber (we- nigstens nach der Abbildung) Blätter und Blatt- stiele durchaus grün. Es ist nicht zu leugnen, dass die grossen braunrothen Fruchttrauben mitten in dem dunklen Grün der Blätter sich sehr gut aus- nehmen müssen. Wir ergreifen die Gelegenheit, um wiederholt darauf aufmerksam zu machen, wel- chen ästhetischen Werth die Fruchtsträucher in den Anlagen besitzen. Man nimmt viel zu wenig auf diesen Schmuck Rücksicht. Von Florblumen sind ebenfalls einige bespro- chen und abgebildet, so im Jahrgange 18G3 (Seite 10) die nicht genug zu empfehlende Zwergform der Tagetes sigiiata, die mit ihrem buschigen Wüchse und mit BlUthen dicht besäet sich reizend, beson- ders auf Beeten und gruppenweise, ausnimmt. Wir haben übrigens schon von ihr gesprochen. Eine der reizendsten Nelken ist die, welche ein gewisser Flon in Angers, wie es scheint vor län- gerer Zeit, erzogen hat. Die Mutterpflanze ist wahrscheinHch ein Blendling unserer gewöhnlichen und der Karthäuser-Nelke der Gärten (also der üianthus Caryophyllus und barbatus) gewesen. An ihr entstand sie zufällig, wurde abgenommen und weiter verbreitet. Da sie nie Samen trägt, kann sie nur durch Ableger vermehrt werden. Durch den Gärtner Pare kam sie ISöri nach Paris, wo dieser sie im Jahre 1860 bei der damaligen Indu- strie-Ausstellung in grossen buschigen Exemplaren zur Kenntiiiss der Liebhaber brachte. Die Pflan- zen standen dort in der Nähe von ebenfalls ausge- stellten Hausthiei-en. Nach der Ausstellung entstand zufällig ein der Wurzel entspringender Ast, der als- bald eine weisse Blüthe trug. Diesen Ast senkte Par^ ab und gab der Form den Namen Marie Parö. Später zeigte sich noch ein Ast mit ge- streiften Blütlieu, den Par^ ebenfalls abnahm und als selbständige Form, die er wiederum Emilie Par^ nannte, zum Verkauf stellte. Die weissblü- hende Form scheint Henderson mit sich nach London genommen zu haben, denn sie wurde als- bald von ihm als Dianthus hybridus multiflo- rus in den Handel gebracht. Die gewöhnliche, rothblüheude Form (Oillet Flon) ist dagegen in Frankreich auch als Dianthus semperflorens verbreitet. Die Flon'sche Nelke verdient Beachtung, denn sie hält sehr gut im Freien aus, blüht reich und eine lange Zeit. Ihre Blüthen ähneln unseren gefüllten Gartennelken und haben mit diesen einen angenehmen, wenn auch nicht so starken Geruch. Sehr wichtig ist es, dass sie auch für die Winter- zeit gezogen werden kann. Par^ nimmt zu die- sem Zwecke im September imd Oktober starke, blühbare Pflanzen aus dem freien Lande, setzt sie in Töpfe und bringt sie in ein Kalthaus oder in einen kalten Kasten. Wie er sie bedarf, werden sie angetrieben; so hat man sie binnen eines Mo- nats in Blüthe. Es ist dabei aber wichtig, dass die Blüthenzweige bereits in der freien Luft sich ent- wickelt haben. Ist dieses nicht geschehen und ge- schieht erst während des Ti-eibens, so werden die Blumen nicht schön und bleiben unvollkommen. Verschneiden darf man die Flon'schen Nelken nie; werden die Stöcke zu dicht, so niuss man an den Wurzeln abnehmen. Vermehrt wird die Sorte durch junge Brut, welche sich kurz vor der eigentlichen Blüthezeit, also im Frühjahre, zeigt. Zu jeder an- deren Jahreszeit gemachte Vermehrung gelingt nicht. Die Flon'sche Nelke ist jetzt in England, wie in Frankreich sehr beliebt. Man benutzt sie allge- mein zu den Blumenparterre's. In Paris sind es besonders die Handelsgärtner Pel^ fils und Par^, welche sie im grossartigsteu Massstabe vermehren und in den Handel bringen. Nach Vihnorin (les fleurs de pleine terre p. 572) sind Dianthus Maulei und Maule's for- cin g ebenfalls Formen dieser Flon'schen Nelke, die nur nicht so reichliche und kleinere Blüthen besitzen. Wir haben bereits in der 28. Nummer der Wo- chenschrift eine Auswahl von Hyazinthen gege- ben, im Jahrgang 1863 der Revue (Seite 35) fin- det sich ebenfalls eine solche. Eine Sorte: Rouge sans pareille ist daselbst auch abgebildet und ver- dient Empfehlung. Ferner sind einige neue gefüllte Petunien mit der enormen Grösse von 5| Zoll (zu Seite 430) dargestellt. Der Gärtner Converset in Baume-les- Dames hat sie gezüchtet. Besonders schön ist Ce- line Dubos mit weissen Blumen. Belle de ter- reaux blüht dagegen hell-, Paul Joseph dunkel- violett. Mit Recht wird auch wiederum auf die zwergi- gen Formen der Salpiglossen aufmerksam ge- macht, denn leider kommen diese allmählig wieder in Vergessenheit. Diese niedrigen Sorten dürfen höch- stens nur 1 Fuss hoch werden, müssen buschig ge- wachsen sein und reich blühen. Ein Pariser Gärt- ner, Loise, säet sie schon Anfang März in's Mist- beet, pikirt sie, sobald sie 2 — 4 Blätter haben, in kleine Näpfchen von 2j Zoll Durchmesser und lässt sie bis Ende April darin, um sie, sobald es geht, 262 in's Freie zu bringen. Hier bilden sie gedrängte, buschige Pflanzen, die alsbald blülien. Einige hüb- sche Formen sind zu Seite 470 abgebildet. Als Dahlia Decaisneana ist eine von Rözl eingeführte Georgine abgebildet (zu Seite 31 des Jahrganges 1864), die wir von der alten D. coc- cinea Cav. durchaus nicht zu unterscheiden vermö- gen. Echte Exemplare der letzteren finden sich noch im botanischen Garten zu Berlin vor. Vilmorin- Andrieux hat im vorigen Jahre von der kaukasischen Wucherblume (Pyrethrum ro- seum), der Mutterpflanze unseres persischen Insek- tenpulvers, eine gefüllte Art von reinstem Bau und wohlgefälliger Form erzogen, die alle Beachtung verdient. Sie ist zu Seite 7 1 abgebildet und hat den Namen Pyrfethre rose double M. Barral erhalten. Die Farbe ist weniger rosa jedoch, als vielmehr ein feuriges Roth. Von der gefüllten Clark ia j)u Ichella haben wir schon früher gesprochen ; wir wussten aber nicht, wie wir jetzt aus einem Berichte in der Re- vue horticole (Seite 150), wo sich auch eine x\b- bildung vorfindet, ersehen, dass diese interessante und hübsche Form zu gleicher Zeit in England und in Paris bei V i 1 m o r i n - A n d r i e u x entstan- den ist. Convolvulus altliaeoides L. wird (S. Hl) empfohlen. Es ist dieses eine unserer Ackerwinde sehr ähnliche Pflanze, die nicht weniger als Ampel- pflanze benutzt werden könnte. Sie unterscheidet sich hauptsächlich durch grössere und gelappte Blät- ter und vertritt auch in den Ländern des Mittel- meeres und im Oriente unsere Ackerwiude. Sie ist daher keineswegs, wie es in der Revue heisst, nur in Spanien zu Hause. Cucurbita digitata A. Gray ist ein sehr in- teressanter ausdauernder Ranker, der in der Nähe von C. perennis steht, sich aber wesentlich durch Blätter und Früchte unterscheidet. Die ersteren sind nändich fingerförmig-geschlitzt und bestehen aus 5 schmalen, aber trotzdem wiederum einge- schnitten-gesägten Abschnitten, welche längs des Mittelnerves und seiner Hauptäste eine weisse Fär- bung haben. Die Früchte sind rund und haben 3^ Zoll im Durchmesser. Ihre Farbe ist hellgrün, aber durch dunkelgrüne Marmorirung unterbrochen. Leider verlangt die Pflanze eine sehr grosse Wärme, so dass sie selbst in Paris nur einmal und noch dazu unvollkommene Früchte brachte. Vaterland sind das südHche Texas und Mexiko. Die Beschreibung der Pflanze (Seite 131 des Jahrganges 18r. Xvarl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 34. Berlin, den 27. August 1864. Preis des Jahrganges ö^^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Gutachtliches Urtheil über neuere und einige ältere Birnen. — L'Horticulteur fran(;ais. Jahrgang 1863 u. 1864. I.Hälfte. — Der Niederländische Obstgarten des Pomologischen Vereines in Boskoop bei Gouda. Groningen. J. B. Wolters. 1864. Sonntag, ileii 28. August, Ulillags i|3 Uhr, findet im l'alniciihanse lies botanischen («artcns eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des (iartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. v^uttt(f)tfiff)es Jlrlljeif ülier neuere und einige ältere Birnen. Von Seiten des Schatzmeisters des Bundes der Vereinigten Gartenbau- Vereine Belgiens und Mit- gliedes der Europäischen Gesellschaft für Pomologie, Ferd. Kegcljau, waren einige Obstfreunde Bel- giens aufgefordert, von Zeit zu Zeit zusammen zu treten, um neuere und weniger bekainite Birnen nach ihrer Güte, hauptsächlich hinsichtlich des Ge- schmackes, mit ihm zu untersuchen und das erhal- tene Urtheil niederzuschreiben. Witterungs-Verhält- nisse haben bekanntlich einen grossen Einfluss, nicht allein auf die Ausbildung der Früchte, sondern auch auf den Geschmack derselben ^ eine einmalige Untersuchung gibt daher keineswegs ein sicheres Urtheil, weshalb im Verlaufe mehrer Jahre die Un- tersuchungen wiederholt wurden. Wir sind dem Vorsitzenden dieser Art von Jury, Ferd. Kegel- jan, sehr dankbar, dass er uns die erhaltenen Re- sultate mittheilt und glauben im Interesse aller Obst- freunde in Deutschland zu handeln, wenn wir die- selben hier zur weiteren Kenntniss bringen. Hauptsächlich durch die Bestrebungen des Jün- gern Lepfere aus Montreuil bei Paris hat die Kul- tur feinerer Obst?orten bei uns in den letzten Jah- ren viel Anhänger gefunden; wir haben erst vor Kurzem uns in einem besonderen Artikel darüber ausgesprochen. In Belgien und zum Theil auch in Frankreich findet man in kleineren Städten und in Dörfern die Wände der Häuser sehr oft mit Obst- baum-, besonders mit Birnspalieren von bedeutender Grösse besetzt. In den Gärtchen vor dem Hause stehen meist auch einige Pyramiden und selbst Cordon.s, so wie Contre- Spaliere. Aus dem Ver- kaufe der Früchte erhalten die Eigenthümer nicht geringe Einnahmen; durch die Behandlung der For- menbäume wird ihnen aber auch Gelegenheit ge- boten, ihre müssige Zeit in den Feierstunden, an Sonn- und Festtagen auf eine angenehme Weise hinzubringen. Noch mehr sind wir aber dem Schatzmeister des Bundes der vereinigten Gartenbau- Vereine Bel- giens, Ferd. Kegeljan, zu Danke verpflichtet, dass er auch bereit ist, dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin Pfropfreiser für seine Mitglieder, welche mit Obstbau sich beschäftigen, zur Verfügung zu stellen. Das General-Sekretariat des Berliner Garteubau-Vereines ist gern bereit, die Verraittelung zu übernehmen und macht das freund- liche Anerbieten bekannt. Wer demnach Pfropf- reiser von Birnsorten, welche im nachfolgenden al- phabetischen Verzeichnisse aufgeführt sind, zu haben wünscht, beliebe sich nur an das General -Sekre- tariat in Berlin mit genauer Bezeichnung derselben zu wenden. Sobald die Zeit des Versendens, zu Anfang des nächsten Frühjahres, herangekommen sein wird , werden dieselben zugeschickt werden. Es versteht sich von selbst, dass nur soviel ausge- geben werden kann , in soweit der Vorrath reicht 34 266 und dass, in sofern eine Sorte viel beansprucht werden sollte, diejenigen Obstfreunde bei der Ver- tbeilung zunächst berücksichtigt werden, welche sich zuerst gemeldet haben. lSfr?cid)nifj itx tirrfuditcn jöirnfortrn. 1. Aglae Gr^goire, 15. Januar 18G4 gut. 2. Alexandre Bivort, 5. Dezember 1859 sehr gut — 22. Januar 1860 sehr gut — 15. De- zember 18G2 delikat — 11. November 18G3 sehr gut — 4. Dezember 1863 sehr gut. 3. Alexandre Lambrt^, 1. Dezember 1862 sehr gut — 14. Oktober 1863 sehr gute und sehr schöne Frucht — 2S. Oktober 1863 delikat — 11. November 1863 delikat — 4. Dezember 1863 sehr gut. 4. Alexandrine Douillard, 25. September 1859 ziemlich gut — 28. Oktober 1863 ausge- zeichnet. 5. Amand Bivort, 25. September 1859 gut. 6. Auguste Royer, 15. Oktober 1859 sehr gut — 14. Oktober 1863 sehr gut — 28. Oktober 1863 ausgezeichnet. 7. Belle excellente, 28. Oktober 1863 aus- gezeichnet. 8. Belle Fleurusienne, 15. Oktober 1859 nicht gut. 9. Bergamotte Crassane d'hiver, I.Dezem- ber 1862 sehr gut. , 10. Bergamotte Esperen, 22. Januar 1859 sehr gut — 15. Januar 1863 sehr gut. 11. Bergamotte Fortun^e, 15. Februar 1862 sehr gut — ■ 20. Februar 1864 noch nicht reif, (die Frucht hält sich sehr gut, der Baum verlangt aber ein Spalier auf der Mittagsseite, um recht gute Früchte zu tragen). 12. Beurr^ Antoinette, 15. Oktober 1859 gut — 14. Oktober 1863 sehr gut — 11. Novem- ber 1863 sehr gut • — 4. Dezember 1863 sehr gut. 13. Beurrd Bachelier, 31. Oktober 1859 gilt — 11. November 18t33 feines, aber wenig aro- matisches Fleisch — 4. Dezember 1863 gut. 14. Beurr^ Bennert, 5. Dezember 1859 gut — 4. Dezember 1863 ausgezeichnet, Spalier nach Westen oder Osten. 15. Beurr^ Berkmann, 31. Oktober 1859 gellt an — 5. Januar 1862 sehr gut. 16. Beurr^ Bosc, 25. September 1859 gut — 14. Oktober 1860 sehr gut — 2S. Oktober 1863 gut — 19. November 1863 sehr gut, besonders als Pyramide, nicht als Hochstamm. In der Nähe von Brüssel auf Sandboden liaben die Früchte besser geschmeckt, als die aus der Nähe von Namur, wo Kalkboden ist. 17. Beurre Capiaumont, 15. (Jktober 1859 sehr gut. IS. Beurr^ Clairgeau, 15. Oktober 1859 ziemlich gut — 14. Oktober 1863 geht an, Frucht ausgezeichnet schön, aber von mittelmässiger Quali- tät in der Umgegend von Namur. In Lyon und im südlichen Frankreich soll die Frucht ausgezeich- net sein. 19. Beurr^ Golmar, 15. Oktober 1859 gut. 20. Beurr^ Cullen oder Louis Bosc, 15. Oktober 1859 gut. 21. Beurr^ Cullen de van Mons, 15. Okto- ber 1859 delikat. 22. Beurre Davoine, 17. November 1862 delikat. 23. Beurr^ Defais, 31. Oktober 1859 schlecht — 15. Januar 1864 schlecht. 24. Beurre Dclfosse, 5. Dezember 1859 de- likat — 11. November 1863 sehr gut — 4. De- zember 1863 sehr gut, sehr fruchtbai-, eignet sich zur Kultiu' als Hochstamm. 25. Beurre Dellebeque, 14. Oktober 1862 gut. 26. Beurre de Fevrier, 15. Januar 1864 sehr gut. 27. Beurre de Merode, 25. September 1859 gut — 14. Oktober 1861 gut, fruchtbar, eignet sich zum Hochstamm. 28. Beurre de Nivelles, 15. Januar 1864 geht an. 29. Beurr^ de St. Armand, 15. Oktober 1859 sehr gut — 14. Oktober 1863 sehr gut, eignet sich zur Kultur als Hochstamm. 30. Beurr^ de Wettereu, 22. Januar 1859 geht an — 5. Januar 1862 ausgezeichnet — 4. Dezember 1863 geht an. 31. Beurre Drapier, 22. Januar 1859 geht an. 32. Beurre douce Saveur, ö. Januar 1862 mittelmässig. 33. Beurre' Duval, 15. Oktober 1859 gut. 34. Beurre Gens, 25.September 1859 sehr gut. 35. Beurrö Kennes, 25. September 1859 geht an. 36. Beurre de Lu(^on (Beurrö gris d'hiver nouveau), 17. November 1862 delikat — 5. Januar 1863 sehr gut — 11. November 1863 sehr gut — 4. Dezember 1863 sehr gut. 37. Beurre Moiret, 22. Oktober 1863 gut. 38. Beurre Six, 15. Oktober 1859 sehr gut — 5. Dezember 1859 gut ■ — ■ 15. Dezember 1862 gut — 28. Oktober 1 863 gut — 1 1. November 1 863 gut. 39. Beurre Superfin, 25. September 1859 sehr gut. 40. Bezy de Montigny, 15. September 1859 ausgezeichnet, der Geruch der Rousselet aber weit schmelzender im Geschmack. 267 41. Bezy d'Espereu, 2S. Oktober 1863 ziem- lieh gut. 42. Bon Chr<^tien William, l.'i. September 185'J gut und pehöu — 20. September ISiJo gut, Geschmack muskatartig, nur manchmal zu stark hervortretend. 4;^. Bon Gustave, lö. üezember 18()2 gelit an — 4. Dezember 1863 seiir gut. 44. Bonne de la Chapelle, 11. November 1863 gut — 14. Dezember 18(')3 gut. 40. Bonne Jouvain, 15. September 1859 sehr gut, sehr schöne Frucht. 4('). Bouvier Bourgraestre, 17. November 1862 selir gut — 11. November 1863 sehr gut. 47. Calebasse Carafou, 15. Oktober 1859 aussergevvöhnlich gross, aber mittelmässig. 45. Calebasse Princesse Marianne, 14. Oktober 1863 gut. 49. Calebasse Tongard, 15. Oktober 1859 geht an — 2S. Oktober 1863 gut. 50. Cassante de Mars, 17. November 1862gut. 51. Casteline, 22. Januar 1859 gut — I.De- zember 1862 delikat — 5. Januar 1863 sehr gut. 52. Catinka, 15. Oktober 1859 geht an. 53. Charles Frederickx, 15. Oktober 1859 sehr gut. 54. Charlotte de Brouwer, 17. November 1862 sehr gut — 14. Oktober 1863 gut. 55. Climen ce, 28. Oktober 1863 gut — 11. November 1863 sehr gut, (kleine Frucht) — 4. Dezember 1863 gut. 56. Colniar, (alte), 15. Januar 1864 gut. 57. Colmar Charny, 5. Dezember 1859 ziem- lich gut. 58. Colmar d'Alost, 2H. Oktober 1863 geht an — 11. November 1863 ziemlich gut. 59. Colmar d'Arenbcrg, 25. September 1859 gut — 17. Oktober 1863 gut — 28. Oktober 1863 sehr gut. 60. Colniar Deschamps, 11. November 1863 ausgezeichnet. 61. Colmar de Silly, 31. Oktober 1859 gut — 5. Dezember 1859 sehr gut — 22. Januar 1860 sehr gut — 17. November 1862 sehr gut — I.De- zember 18(52 ausgezeichnet — 15. Januar 1863 ausgezeichnet — I.Dezember 1863 sehr gut. Aeh- nelt sehr der Passe Colmar, aber scheint eine Ver- vollkommnung davon zu sein. 62. Colmar N^lis, 31. Oktober 1859 sehr gut — 15. Dezember 1862 sehr gut — 11. No- vember 1863 sehr gut — 4. Dezember 1863 sehr gut, auch als Hochstamm. 63. Columbia, 17. November 1862 sehr gut. 64. Comte de Flandre, 31. Oktober 1859 .sehr gut — 1. Dezember 1862 sehr gut — 28. gut Capron, 31. Oktober 1859 gut 1862 delikat — 15. November Oktober 1863 gut — 11. November 1863 sehr gut. 65. Conseiller de la Cour, 15. Oktober 1859 — 28. Oktober 1863 sehr gut. 6(). D Alices de Lovenjoul (oder Jules Bivort), 15. Oktober 1859 sehr gut — 17. November 1862 sehr gut. ^ 67. Demaraise, 11. November 1863 gut — 11. Dezember 1863 gut. 68. Des deux soeurs, 15. C)ktober 1859 gut. 69. Dieudonne Anthoine, 28. Oktober 1862 70. Docteur Bouvier, 15. Januar 1864 mit- telmässig. 71. Doeteui — 15. Dezember 1863 dehkat. 72. Docteur Trousseau, 31. Oktober 1859 sehr gut — 5. Dezember 1859 sehr gut — 17. November 1862 delikat — 28. Oktober 1863 gut — 11. November 1863 sehr gut — 4. Dezember 1863 sehr gut. (Eignet sich zum Hochstamm). 73. Doyenne Crottö, 5. Oktober 1859 (aus- gesucht) vorzüglich — 10. Oktober 1862 delikat. 74. Doyenn^ Defais, 31. Oktober 1859 gut. 75. Doyenn^ d'hiver, 3. Dezember 1859 sehr gut — 22. Januar 1860 gut — 17. November 1862 sehr gut — 5. Januar 1863 sehr gut. 76. Doyennd du Comice, 14. Oktober 1863gut. 77. Doyennd Goubault, 5. Januar 1862 gut — 15. Januar 1863 sehr gut — 15. Februar 1863 sehr gut. 78. Doyen n^ Koux, 5. Oktober 1859 gut — Oktober 1860 gut. 79. Doyenu»? Sieulle, 17. November 1862 t, (zum Plochstamm" geeignet). 80. Duc d'Orleans, 15. Oktober 1859 gut — 5. Dezember 1859 sehr gut — 15. Dezember 1862 delikat — 28. Oktober 1863 sehr gut — 15. Januar 1864 sehr gut. Eignet sich zur Kultur im Grossen. 81. Duchesse de Brabant, 15. Oktober 1859 ziemlich gut — 15. Dezember 1862 sehr gut. 82. Duchesse de Mars, 31. Oktober 1859 delikat — • 11. November 1863 sehr gut — 4. De- zember 1863 gut, (ausgezeichnete Frucht, wenn sie nicht zu gewürzliaft wäre). 83. Duchesse Helene d'Orleans, 15. Okto- ber 1859 sehr gut. 84. Dumon Dumortier, 1. Dezember 1862 sehr gut — 5. Januar 1863 gut. 85. Elise d'Heist, 22. Januar 1859 gut — 5. Januar 1862 sehr gut — 20. Oktober 1863 sehr gut — 11. November 1863 gut, aber steinig — 15. Januar 1864 gut, aber steinig. 34* 15. sehr 268 86. Emile d'Heist, 28. Oktober 1863 sehr gut — 11. November 1863 gut. 87. Emilie Bivort, Ib. Oktober 1859 nicht sehr gut. 88. Episcopaie, 11. November 1863 geht an. 89. Figue (rAlcn^on, (oder Bonissirae de la Sarthe), 31. Oktober 1859 gut — 17. November 1862 sehr gut — 1. Dezember 1862 sehr gut — 11. November 1863 dehkat — 4. Dezember 1863 sehr gut. 90. Fondante de Malines, 15. Oktober 1859 geht an — 5. Dezember 1859 gut — 28. Oktober 1863 sehr gut — 11. November 1863 sehr gut. 91. Fondante de Noel, 5. November 1859 delikat — 22. Januar 1860 delikat— 11. Novem- ber 1863 delikat. 92. Fondante de St. Amand, 14. Oktober 1863 gut. 93. Frau eh man, 28. Oktober 1863 gut — 4. Dezember 1863 schlecht. 94. Fulton, 15. Oktober 1859 gut. 95. Girardin, 22. Januar 1859 geht an. 96. Grand Soleil, 15. Oktober 1859 sehr gut — 5. Dezember 1859 sehr gut — 28. Okto- ber 1862 sehr gut — 11. November 1863 sehr gut. 97. Helene Gr^goire, 15. Oktober 1859 sehr gut. 98. Jalousie de Duhamel (Poire de Pucelle), 25. September 1859 gut, (sehr gut zum Kochen). 99. Jalousie de Fontenay Vendu, 25. Sep- tember 1859 gut. 100. Jaminette, 15. Januar 1864 ziemlich gut. 101. Jean de Witte, 5. Januar 1862 gut. 102. Josephine de Malines, 15. Oktober 1862 sehr gut — 15. Januar 1864 delikat. 103. Iris Grögoire, 15. Dezember 1862 sehr gut — 11. November 1863 gut — 15. Januar 1864 gut. 104. La Juive, 25. September 1859 ziemlich gut — 14. Oktober 1861 sehr gut. 105. L6ou Gv6gou-e, 1. Dezember 1862 de- likat — 15. Dezember 1862 ausgezeichnet — 11. November 1863 ausgezeichnet — 4. Dezember 1863 geht an. 106. Leopold L, 5. Dezember 1859 gut, aber etwas steinig — 22. Januar 1859 gut — 17. No- vember 1862 sehr gut — 1. Dezember 1862 sehr gut — 4. Dezember 1863 gut. 107. Louis Dupont, 15.0ktober 1859 sehr gut. 108. Louis Gregoire, 15. Oktober 1859 sehr gut — 5. Dezember 1859 delikat. 109. Louise Bonne de Printemps, 22. Ja- nuar 1859 gut — 5. Januar 1862 sehr gut. 110. Louise d'Orleans, 15. Oktober 1859 sehr gut. 111. Lucio n Leclerq, 15. Oktober 1859 schlecht. 112. Madame Dix, 31. Oktober 1859 sehr gut — 5. Dezember 1859 sehr gut — 17. Novem- ber 1862 sehr gut — 14. Oktober 1863 sehr gut. 113. Jladame Elisa, 17. November 1862 sehr gut, (sehr fruchtbar) — 1 1. November 1863 sehr gut. 114. Marie Louise Duquesne, 25. Septem- ber 1859 sehr gut — 14. Oktober 1863 gut. 115. Marie Louise van Mous, 15. Oktober 1859 gut — II. November 1862 gut. 116. Monseigneur Affre, 28. Oktober 1863 ziemlich gut — 11. November 1863 gut. 117. Monseigneur Sibour, 14. Oktober 1863 sehr gut — 28. Oktober 1863 sehr gut. 118. Napoleon Savinien, 4. Dezember 1863 ziemlich gut. 119. Nee plus Meuris, 17. November 1862 sehr gut — 1. Dezember 1862 ausgezeichnet — 15. Dezember 1862 delikat — 24. Oktober 1863 delikat — 11. November 1863 ausgezeichnet (Hoch- stamm) — 4. Dezember 1863 sehr gut. 120. Neuf maisons, 28. Oktober 1863 geht au. 121. Nouveau Poiteau, 15. Oktober 1859 gut — 28. Oktober 1863 sehr gut. 0. Dezember 1863 1859 delikat — 15. Oktober 1859 122. Nouvelle Fulvie, vollkommen — 4. Dezember Januar 1864 sehr gut. 123. Orange d'hiver, 15. sehr gut. 124. Orpheline d'Enghien, 11. November 1863 gut — 4. Dezember 1863 sehr gut. 125. 0 Well, I.Dezember 1862 gut. 126. Passe Colniar Fran(,ois, 15. Dezember 1862 sehr gut ^ 5. Januar 1863 delikat. Der Unterschied zwischen ihr und der Passe Colnuir ist nicht sehr benierklich. 127. Passe Cohnar musque d'Esperen, 31. Oktober 1859 vollkommen. Der Unterschied mit der Passe Colmar ist aucli nicht sehr merklich. 128. Passe Crassane de Boisbunel, 15. Januar 1864 sehr gut. 129. Paternoster, 14. Oktober 1863 gut — 28. Oktober 1863 sehr gut. 130. Petit Oui, 31.0ktober 1859 ziemlich gut. 131. Philippe Goes, 15. Dezember 1862 gut. 132. Poire de Cur^, 4. Dezember 1863ge]itan. 133. Poire d'Orgeat, 14. Oktober 1863 sehr gut. 134. schlecht. 135. sehr gut. 136. sehr gut. Poire Pomme, 25. September 1859 Poire de Chasseurs, 15. Oktober 1859 Poire de Tongres, 28. Oktober 1863 269 137. Präsent van Mons, 1 I.November 1863 gut, fast sehr gut zu nennen. 138. Prince Albert, 5. Dezember 1859 sehr gut — lö. Januar 1864 sehr gut. 13i:l. Prhicesse Charlotte, 15. Oktober 1851) gut — 28. Oktober 1863 sehr gut. 140. Reine des Poires, 17. November 1862 sehr gut. 141. Roi de Rome, 31. Oktober 1859 nicht sehr gut — 5. Dezember 1859 mittehiiässig. 142. Rousselet Aelens, 17. November 1862 sehr gut. 143. Rousselet Bivort, »31. Oktober 1859 geht an • — 17. November 1862 klein, aber gut. 144. Rousselet Comtcsse de Lennay, 15. Oktober 1859 sehr gut — 14. Oktober 1863 gut. 145. Rousselet de Reims, 15. September 1859 sehr gut. 146. Rousselet van der Wecken, 17. Novem- ber 1862 delikat — 28. Oktober 1863 sehr gut. 147. St. Germain Brandes, 23. Januar 1859 gut — 4. Dezember 1863 sehr gut. 148. St. Germain van Mons, 1 1. November 1863 sehr gut. 149. St. Germain Vauquelin, 22. Januar 1859 ohne Aroma — 5. Januar 1862 ziemlich gut. 150. Seigneur (Esperen), 25.September 1859 vollkommen — 28. Oktober 1863 sehr gut. 151. Sheldon, 28. Oktober 1863 ziemlich gut. 152. Souvenir de la Reine des Beiges, 25. September 1859 sehr gut. 153. Souvenir Esperen (Berkmans), 4. De- zember 1863 sehr gut. 154. Suzette de Bavav, 15. Januar 1864 ziemlicii gut und sehr gut, ziemlich gut, oft sehr mitteimässig in dem Kalkboden von Namur, sehr gut dagegen in dem leichten sandigen Terrain von Brüssel. 155. Sylvanye, 31. Oktober 1859 nicht gut. 156. Theodor van Mons, 15. Dezember 1862 sehr gut (eignet sich zum Hochstamm). 157. Ther^se Kumps, 15. Januar 18()4 nicht gut. 158. Tigr^e de Jan vier, 17. November 1862 sehr gut. 159. Triomphe de Jodoigne, 11. November 1863 sehr gut — 4. Dezember 1863 geht an. 160. Vau Mons (Leon L&lerq) 28. Oktober 1862 gut. 161. Vineuse Esperen, 15. Oktober 1859 sehr gut — 14. Oktober 1863 delikat im kiesel- haltigen Boden, aber nur mitteimässig im kalkhal- tigen Boden. 162. Vingt cinquifeme an niversaire de Leo- pold I., 15. Oktober 1859 sehr gut. 163. Willermoz, 15. Oktober 1859 mitteimässig. 164. Zephirine Gr^goire, 15. Oktober 1859 sehr gut • — 1. Dezember 1862 ziemlich gut. L'Horticillteiii' fiaii^^ais. Jahrgang 1863 ii. 1864. 1. Hälfte. Es ist bereits eine lange Zeit vergangen, wo ■wir über die in dieser Zeitschrift empfohlenen Pflan- zen berichteten (s. vor. Jahrg. S. 278). Wir be- ginnen dieses Mal mit den Gewächshauspflanzen, welche zunächst im Jahrgange 1863 abgebildet sind. Solanum jasminoides Paxt. (tab. 3) ist eine Kletterpflanze, welche Empfehlung verdient. Sie hat einige Aehnlichkeit mit unserem Bittersüss (Solanum Dulcamara), klettert aber w-eit mehr. Im botanischen Garten zu Berlin kommt die Pflanze regelmässig während der guten Zeit in's Freie an Spaliere und nimmt sich an diesen mit seinen das ganze Jahr hindurch reichlich erscheinenden Blü- then sehr gut aus, zumal diese noch einen ange- nehmen Gerucji verbreiten. Auf gleiche Weise wird aucli die ebenfalls hier empfohlene Biguonia jasminoides Cunniugh., (Tecoma jasminoides Lindl.) (tab. 10), im botani- schen Garten angewendet. Auch sie blüht den ganzen Sommer hindurch. Man begreift in der Thal nicht, dass sie und das eben auch besprochene Solanum jasminoides bis jetzt bei den Liebha- bern so wenig, eigentlich fast gar keine Beaclitung gefunden haben. Von Bignonia jasminoides hat Massire in Tours einige hübsche Formen ge- zogen, über die wir jedoch bereits im vorigen Jahr- gange der Wochenschrift (S. 94) gesprochen haben. Von dem schönen Jochroma grandiflorum Benth. (tab. 9), einer Solanacce mit grossen blauen Blumen, haben wir schon früher (5. Jahrg. S. 280) gesprochen, ebenso von der Bcrberidopsis co- rallina Hook. (tab. 12) mit korallenrotheu, sonst denen der Berberis ähnlichen Blütheiistäudeu (s. 6. Jahrg. 126) und von der wunderschönen Phalae- nopsis Schilleriana Rchb. jun. (tab. 11), die wir in 2 Formen kennen gelernt haben (6. Jahrg. Seite 331). Endlich sind auch Higginsia refulgeus Hook, und Dimorphoteca Barberiae Harv (tab. 7 und 8) schon früher von uns angezeigt worden (6. Jahrg. S. 129). Dass Franciscea calycina (tab. 17) eine gute Abbildung erhalten und auch in Frankreich empfohlen wird, freut inis, da wir ebenfalls schon mehrmals auf den Blüthenstrauch aufmerksam ge- macht haben (6. Jahrg. 116 und 238), ohne dass man ihn besonders beachtet hätte. 270 Alle Nägelien, die riclitiger wohl mir eine Ab- theilung des Genus Gesnera bilden, sind schön und zu empfehlen. Die Art, welche wegen der Zinnoberfarbe der Blüthen den Namen Gesnera (Naegelia) zinnabarina erhalten hat und im Jahre 1856 von Linden aus Mexiko eingeführt wurde, gehört aber zu denen, die auch bereits bei uns Anerkennung gefunden haben. N'on ihr existirt jetzt eine Abart mit der Bezcielmung rosea (t. 2), wo die Blüthen im Allgemeinen eine zartere Auro- rafarbe besitzen, deren Blumen-Abschnitte aber ro- sa gefärbt sind. Wie alle Gesneren gehört auch diese in's Warmhaus und zieht nach dem Verblü- hen ein. Nach Lescuyer soll man damit allmäh- lig das Giessen einstellen, bis die Pflanze trocken ist. So lässt man sie bei teniperirter Wärme den ganzen Winter hindurch stehen. Erst im Februar bringt man den Topf wiederum auf ein ^^ armbeet oder in's Warmhaus und fängt an, die Erde zu be- feuchten, um damit die Vegetation herauszulocken. Wie die ersten Keime über der Erde sind, wird regelmässiger gegossen. Man hüte sich aber vor dem Zuwenig und mit dem Zuviel. Die Menge Wasser muss beständig im Verhältniss zur Luft- wärnie stehen. Mit dem Augenblicke, wo die Blüthen sich zei- gen, lässt mau mit dem Giessen etwas nach, wie sie aber anfangen, sich zu entfalten, wird auch wie- derum verstärkte Feuchtigkeit nöthig. Viele Gesneren und auch diese haben die gute Eigenschaft, dass man sie nach Belieben auch im Sommer ruhen lassen kann, um sie dann für den Anfang des Winters anzutreiben. Wie die verwand- ten Tydäen nehmen sie sich sehr gut aus, wenn man sie zum Garniren der Orchideen- und anderer Beete benutzt. Eine zweite Gesnera ist G. Trianaei (tab. 4), welche man aber mit einigen anderen Arten als den Typus eines neuen Geschlechtes betrachtet, dem man den Namen Isoloma gegeben hat, weil die Blumen-Abschnitte sämmtlich in trestalt und Grösse einander ähnlich sind. Genannte Pflanze ist ein Halbstrauch und wurde von dem bekannten Reisen- den Triana aus Neugranada eingeführt. Aus den Winkeln der gegenüberstehenden Blätter kommen an der Spitze eines gemeinsamen Blüthenstandes 4 gegen 1 Zoll lange und gestielte Blüthen hervor, deren dunkelorangeufarbig-rothe Blumen eine in der Mitte bauchige Röhre bilden, während der kleine umgeschlagene Rand von schöner Rosafarbe 5 seichte Einschnitte besitzt. Gloxinien sind 2 Mal besprochen. Die einen (tab. 16) wurden in den Gewächshäusern von Mä- rest fils in Grand-Montrouge (Depart. der Seine) gezüchtet. Die 4 schönsten: 2 mit aufrechten uiid 2 mit hängenden Blumen, sind abgebildet. Die an- deren (tab. 21) verdienen durch die brillantere Fär- bung und Zeichnung alle Beachtung und sind von Cliantin, einem der tüchtigsten Pariser Gärtner, aus Samen herangezogen. Gabrielle Delessert lieisst eine Sorte mit kurzer aufrechter Röhre, wo der Rand mit Ausnahme eines breiten, fein ge- zeichneten , rosagefärbten Saumes die prächtig- ste Karmintarbe besitzt, während im Schlünde eine violette, durch Rosapunkte unterbrochene Fär- bung entgegentritt. Die andere, Henriette Chan- tin, ebenfalls mit aufrechter, aber längerer Röhre, hat an der Basis 4cr ^^ Abschnitte einen grossen weissen Flecken , der von dem dunkelsten Violett eingeschlossen ist, während die übrige Färbung hell- violett erscheint. Bis jetzt sind, so weit wir uns erinnern, Zeichnungen, welche diese beiden Formen haben, in der reichen Auswahl von Blumen, welche wir während der Fest-Ausstellung und sonst in gros- ser Auswahl gesehen haben, nicht vorgekommen, doch theilt uns Übergärtner Pasewaldt im Dan- neel'schen Garten eben mit, dass es ihm ebenfalls gelungen, die zuletzt erwähnte Zeichnung zu erlial- ten. Wir machen unsere Gloxinien-Liebhaber auf beide Formen aufmerksam. Aiicli Pantoftelblumen oder Calceolarien (tab. 5) sind zu Ijcnierkcn, da sie durch eine Blendung von Sorten aus der Gruppe der strauchartigen mit an- deren aus der der krautartigen von dem Obergärt- uer der Madame Boulonger in Ghoisy-le-Roi, De- ligne, gezüchtet wurden. Während die gi-osseu getigerten oder sonst wunderschön gezeichneten Blu- men denen der krautartigen Pantoftelblumen ent- sprechen, ist der Habitus dem der strauchartigen gleich. Die Pflanzen haben dieselben unten grau- filzigen Blätter, wie Calceolaria rugosa und sind auch gegen die AVitteruug nicht so empfindlich. Es dürfte wohl von Interesse sein, zu erfahren, wie Deligne die interessanten, von ihm gezüch- teten Blumen behandelt. Die Samen werden von Mitte Juli bis Mitte August ausgesäet und zwar in einer Mischung von 2 Dritteln Haideerde und 1 Drittel verrotteter Laub-Erde und Mist, welche vorher gesiebt werden müssen. Um diese Mischung noch hygroskopischer und durchgehender zu machen, so wird etwas feiner Saud zugestzt. Li die zur Aus- saat benutzte Schale kommt zuvor noch ungefähr von Zollstärke eine Lage kurzer Mist oder ausein- ander gerissene Pferdekrapfen auf den Boden. Die oben bezeichnete Erdmischung füllt dann den übri- gen Raum bis zu 1 Zoll Entfernung vom Rande aus. Die Samen werden leicht angedrückt und mit einer Spur von Erde überworfen, worauf ein schwa- ches Spritzen folgt. Die Schale wird hierauf mit einer Glasscheibe 271 bedeckt iiiul dem Lichte so nahe als möglich in ein Gewächshaus gestellt, wo man sie jedoch etwas beschattet. Nach 8 bis 10 'lagen keimen die Sa- men. Dann wird die Glasscheibe etwas gelüftet, damit die jungen Pflanzen sich an die Luft des Ge- wächshauses gewöhnen. Es wird nur in soweit fein gespritzt, damit die Erde schwach befeuchtet er- scheint. Wie Trockenheit eintritt, gehen auch die Pflänzchen zu Grunde. Nach 3 oder 4 Wochen wird pikirt und zwar in eine Thonschale, welche eine gleiche Erdmischung enthält. Wiederum dem Lichte so nah als möglich muss die mit Pflänzchen besetzte Schale dicht unter das Fenster gestellt werden. Nur des Abends oder ganz früh am Morgen darf man W^asser geben. Bei dieser Behandlung wachsen nun die Pflänzchen rasch, so dass sie sich alsbald gegenseitig berühren. Damit ist auch der Moment gegeben, wo man sie in andere Schalen, und zwar wiederum mit dersel- ben Erdmischung, überpflanzen muss, natürlich et- was weiter von einander entfernt. Sobald sie sich von Neuem gegenseitig berühren, wird, was ge- wöhnlich in der ersten Hälfte des Oktober geschieht, zum dritten Male umgepflanzt, und zwar dieses 5Ial mit dem Ballen und, je nach der Stärke der Pflanze, einzeln in grössere und kleinere Töpfchen. So werden sie auf Stellagen an den Fenstern überwintert, wobei man nicht vergessen darf, sobald es die Witterung erlaubt, Luft zu geben. Im Fe- bruar endlich werden die Pflanzen in die Töpfe, wo sie bleiben, gebracht. Die Erde muss hier mög- lichst nahrhaft sein; man ninnut obige Mischung deshalb zu gleichen Theilen. Die Töpfe stellt man an einen hellen Ort, am besten in einen kalten Kasten, wo eine so niedrige Temperatur hen-scht, dass die Pflanzen eben nur frostfrei gehalten werden. Je nachdem die Sonne Wirkung äus- sert, muss man beschatten, besonders im März. Man hüte sich, während der Jlittagszelt zu spritzen. Im April bringt man die Pflanzen in ein Kalthaus, wo sie alsbald in reichlichster Fülle blühen werden. Zum Samen wählt man natürlich die besten Pflanzen aus, also solche, welche ein gedrängtes aber kräftiges Wachsthum haben und durch grosse, abgerundete Blumen mit angenehmer Zeichnung in die Augen fallen. Neue Fuchsien (tab. 23) mit weisser Blu- menkrone sind bekanntlich sehr beliebt. An denen, welche der Gärtner L'HuiUier in Nancy gezüch- tet hat und im Horticulteur fran(;ais enipfuhlen werden, finden wir wenigstens nichts Besonderes, so schön sie auch sein mögen. Sie sind auch alle 4 einander sehr ähnlich und haben die Namen Jean Verschaftelt, Nardy frferes, President Bois du- val und Gustave Zembit. Von den gefüllten Zinnien, von denen einige (tab. 24) abgebildet sind, ist unsererseits so oft ge- sprochen, dass wir nichts mehr zu ihrer Empfeh- lung zu sagen brauchen. Die Flon'schen Nelken (tab. 22) sind erst vor Kurzem von uns empfohlen worden. Wir ha- ben seitdem ein Exemplar in reichlichster Blüthe im botanischen Garten zu Berlin gesehen, was uns in unseren Ansichten nur noch mehr von der Vor- züglichkeit der Sorte bestärkt hat. (Schhiss folgt.) Der I^ipderläiidische Obstgarten des poiuologifffjcii llcreines in -^osRoop öci ^mU. Groningen. .1. B. Wolters. 1804. Es ist uns das erste Heft eines W^erkes zuge- sendet worden, was wir mit grossem Vergnügen in die Hand genommen. Bei dem freundlichen schrift- lichen Verkehre, der ununterbrochen schon seit meli- rern Jahren von Seiten des Vereines zur Beförde- rung des Gartenbaues in Berlin mit dem Vereine zur Berichtigung und Verbesserung der Obstsorten in Boskoop bei Gouda stattfindet, waren wir schon von der Herausgabe eines Werkes, das die Berich- tigung und Kenntniss des in den Niederlanden ge- bauten Obstes durch bildliche, möglichst getreue Darstellungen der einzelnen Sorten beabsichtigt, unterrichtet. Leber den pomologischen Verein in Boskoop, so wie über die dort befindlichen Baum- schulen haben wir in diesen Blättern schon einige Mal gesprochen. Wer uns gefolgt ist, wird wohl wissen, wie sehr die dortigen Baumschulbesitzer, welche, um in Gemeinschaft besser fördern zu kön- nen, zu einem Vereine zusammengetreten sind, sich auch bemühen, den heutigen Anforderungen mög- lichst nachzukommen. Die beiden beschreibenden Verzeichnisse, welche wir seiner Zeit ebenfalls be- sprochen haben, geben von den Bestrebungen be- zeichneten Vereines Kunde. Schritt vor Schritt geht dieser vorwärts. Unseren deutschen Pomohi- gen-Versannnhuigen ist er mit lebhaftem Interesse gefolgt und den dort ausgesprochenen Grund.sätzen in Betrert" der Nomenklatur huldigt er ebenfalls und nimmt die Namen an, welche da.selbst als die rich- tigen anerkannt sind. Die Sammlung niederländi- schen Obstes, welche im vorigen Herbste in Gör- litz vorhanden war, hat allgemeine Anerkennung gefunden. Mit dem niederländischen Obstgarten hat man 272 Zeugniss abgelegt, dass man in Boskoop es mit der Berichtigung und Verbesserung des Obstes ernstlich meint, dass man wissenschaftlich mit den anderen Obstbau- treibenden Völkern vorwärts gehen und nicht zurückbleiben will. Eben weil die uns stamm- verwandten Niederländer hauj)tsäclilich mit uns ge- ben, hat besagtes Werk für uns Deutsche auch einen Werth. Wir finden darin neben den dortigen Na- tionalfrüchten unsere Obstsorten wieder, wir em- pfehlen das Werk daher um so mehr, als man eine deutsche Auflage veranstaltet. Das Werk ist elegant ausgestattet. Jede Liefe- rung in Gross-Quart, hat einen besonderen Titel und enthält 8 Früchte auf 4 Tafeln dargestellt. Der Druck ist sauber gemacht und die Chromolithogra- phien erscheinen gelungen. Von jeder Frucht ist eine doppelte Ansicht gegeben, so dass Kelch und Stiel in ihren Höhlungen und mit ihren oft ver- schiedengefärbten nächsten Umgebungen deutlich zu erkennen sind. Ausserdem findet sich noch ein Längs-Durchschnitt vor. Wir möchten wünschen, dass diesem in den ferneren Lieferungen noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, als es geschehen, und dass die Durchschnitte so gemacht werden, wie sie Dr. Nedzielsky aus Moskau in einer Versamm- lung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin dargestellt hat (s. Seite 35). Nicht alle Aepfel haben z. B. 2 Kerne; es gibt deren, wie wir zuerst und dann der leider nun ver- storbene Geh. Rath v. Flotow in Dresden nach- gewiesen haben, welche 3 und mehr, wenn auch nicht immer alle vollständig zur Ausbildung gelan- gen, besitzen. Dieser Umstand ist sehr wichtig für einzelne Gruppen und müsste demnach, wenn auch nicht immer bei der Abbildung, so doch in der Be- schreibung berücksichtigt werden. Unsere Pomolo- gen haben leider dergleichen naturliistorische Merk- male viel zu wenig berücksichtigt, obwohl sie von der äussersten Wichtigkeit sind. Relative Merkmale, wie sie bei der heutigen Beschreibung in der Re- gel massgebend sind, bleiben stets unsicher und können nur einen untergeordneten Werth haben. Beschreibungen liingegen, welche nicht nur einigen Früchten entnommen sind, sondern aus der Verglei- chung einer grossen Menge aus verschiedenen Lo- kalitäten hervorgehen, wo zu gleicher Zeit auf die Beschatlenbeit des Baumes Rücksicht genommen ist, haben allein wissenschaftlichen Werth; es wird noch viel zu viel bei uns euipyrisch getrieben. Ohne wissenschaftliche Grundlage gibt es aber keine Pomologie. Manches ist zwar neuerdings in dieser Hinsicht angeregt worden. Jahn 's Abhandlung über die Blätter, so langweilig und pedantisch sie auch vie- len erschienen, ist und bleibt eine vorzügliche Ar- beit, von der wir sehnlichst wünschten, dass sie mehr Nachahmung fände. Weil die Betrachtung der Frucht allein keiueswo noch keine Pflanzen kultiviren, Sämereien mitge- bracht hat. Ein anderer Reisender, Spruce, dem unsere Gärten neuerdings viele Pflanzen verdanken, ist von seiner 15-jährigen Reise nach den Ländern des südlichen Amerika in London, leider aber in einem sehr angegriffenen Zustande, wieder augekommen. Wir haben bei den neuen Einführungen oft seiner gedacht und werden noch manchmal in den späte- ren Berichten seiner gedenken. Er war es, der im Jahre 1860 von der englischen Regierung den Auftrag erhielt, die Mutterpflanze der rothen Chi- narinde in ihrem Vaterlande, der Republik Ecuador aufzusuchen, und Pflanzen davon nach den engli- schen Besitzungen in Ostindien zu senden, damit daselbst grössere Anpflanzungen gemacht werden könnten (s. 5. Jahrg. S. 275). Spruce hat, wie man sich denken kann, in diesem 15-jährigeu Zeit- räume interessante Touren gemacht; am Längsten hat er sich in den oberen Gebieten des Amazonen- stromes, des Rio negro und des Orinoco aufgehal- ten. Hoffentlich wird die Beschreibung seiner in- teressanten Reisen bald erscheinen. Wir thcilen weiter mit, dass der bisherige Ku- rator des botanischen Gartens in Kew bei London, John Smith, in Folge einer Erblindung sich ge- zwungen gesehen hat, seine Stelle niederzulegen. Ihm verdankt der Garten sehr viel. Mit grosser Liebe pflegte er besonders Farne und hat auch in wissenschaftlicher Hinsicht Verdienste um diese Fa- miUe sich erworben. Sonderbar, dass sein Nach- folger, der bisher einem der schönsten Privatgärten, nämlich dem des Herzogs von Northumberland in Syon house vorstand, ebenfalls John Smith heisst, ohne weiter mit ihm verwandt zu sein. Auch Elias Fries in Upsala, einer der tüch- tigsten Pflanzenkenner und durch zahlreiche Schrif- ten bekannt, hat seines hohen Alters halber seine Stelle niedergelegt. An seine Stelle ist Dr. A re- schon g zum Pi-ofessor und Direktor des botani- schen Gartens ernannt worden. 36 282 Der Hofgarteumeister Borchers in Herrenhau- sen bei Plannover ist seiner Verdienste um den Obstbau halber zum Hotgarten -Insjicktor ernannt •worden, wahrend der Kunst- und Ilaiidelsgärtner Göthe in Ober-Gorbitz bei Dresden einem ehren- vollen Auftrage nach Karlsruhe folgen wird, um daselbst Unterricht im (Obstbau zu geben und zu gleicher Zeit als Obstbau- Techniker zu fungiren. Seine Obstbaumschule in Ober-Gorbitz wird übri- gens unter der Leitung eines tüchtigen Obergärt- ners foi'tbestehen. Ferner hat Dr. Nedzielsky aus Moskau, der bekanntlich von Seiten der russischen Kegierung den Auftrag erhalten, die Obstbau-Zustünde in den Obstbau -treibenden Ländern Europa's kennen zu lernen, und in den Versammlungen des Vereines mehrfach pomologische Vorträge gehalten hat, be- reits eine Rundreise durch Deutschland angetreten. Derselbe wurde speziell an uns gewiesen, und wir haben ihn, zumal wir selbst durch einen längeren Aufenthalt in Eussland mit dessen Zuständen ver- traut waren, auch jetzt den Weg bezeichnet, wo er am meisten für seine Zwecke finden wird. Da er uns versprochen, später von seiner Reise Mit- theilungen zu machen, um solche in der Wochen- schrift zur weiteren Kenntniss zu bringen, so düi-fte es den Lesern derselben vielleicht von Literesse sein, schon jetzt zu erfahren, wie er seine Reise einrichten wird. Dr. Nedzielsky wird zunächst Dresden und Umgegend besuchen, denn hier wird seit sehr lan- ger Zeit schon ausgezeichnetes Obst gebaut, und dann nach Böhmen sich wenden, wo man vielleicht den Obstbau am grossartigsten betreibt, und wo ausserdem tüchtige Pomologen, wie Professor Rei- sich, Freiherr v. Aehrenthal und Gutsbesitzer Rodt, wohnen. Erfurt mit seinem grossartigen Sa- menbau und der interessanten Blumenzucht wird das nächste Ziel seiner Reise sein. Jenseits des Thüringer Waldes lebt in Meiningen Medizinal- Assessor Jahn, einer unserer tüchtigsten Pomolo- gen. Bamberg und Nürnberg mit ihrem grossarti- gen Gemüsebau, hauptsächlich auch zur Gewinnung von Samen, sind die nächsten Orte, wo er sich auf- halten wird. Die landwirthschaftliche Akademie in Hohenheim bei Stuttgart, so wie das pomologische Institut des Lispektors Lucas in Reutlingen und der Gemüsebau in Ulm werden dann das Literesse unseres Reisenden in Anspruch nehmen. Dass das glücklich gelegene Baden ihm eben- falls tür seine Wissenschaft manches Interessante darbieten wird, kann mau sich denken. Ueber Darmstadt und Frankfurt wendet er sich hierauf nach dem Rheingau, wo seit den letzten Jahren der Weinbau eine seltene Höhe erreicht hat. Durch die Bestrebungen des Gartenbau-Vereines in Kassel hat neuerdings der Obstbau auch in Kurhessen einen erfreulichen Aufschwung genommen, weshalb Dr. Nedzielsky ebenfalls sich kurze Zeit in Kas- sel aufhalten wird. Länger möchte er aber im Hanniiver'schen sich aufhalten, um dessen Obstbau die bekannten Pomologen, Superintendent Ober- dieck und Hofgarten - Inspektor Borchers sich grosse Verdienste erworben haben. Dass in Braun- schweig der erste pomologische Garten unter spe- zieller Leitung des Staates besteht, haben wir niit- getheilt. Die nochmalige Besichtigung desselben wird den Schlussstein der Reise des Dr. Nedzielsky in Deutschland machen. Der Obstbau wird immer mehr Gegenstand der Erörterungen; man fühlt bei uns, dass man etwas thun müsse. Aus dem äussersten Osten des Preus- sischen Staates, aus Litthaucn, und wiederum ans den Rheinländern kommen Mittheilungen und Fra- gen inis vielfach zu. Auch in den landwirthschaft- liehen Vereinen weiss man es, wie wichtig der Obst- "bau auch für die Landwirthschaft werden müsse; die grosse Menge begreift es aber immer noch nicht. Schuld an dieser Vernachlässigung des Obstbaues, und zwar die meiste, haben unsere Schulen auf dem Lande. Es werden hierzu in der Regel Leh- rer herangebildet, welche von den Bedürfnissen der Menschen, mit denen sie umgehen sollen, wenig oder gar keine Begrifl'e haben und welche, weil sie von dem Gewöhnlichsten oft nichts wissen, fremd bleiben, selbst wenn sie eine wissenschaftliche Grund- lage haben, oder verbauern, wenn dieses nicht der Fall ist. Deshalb ist es grade Aufgabe der land- wirthschaftlichen und der Gartenbau-Vereine, dar- auf hinzuwirken, dass mehr Liebe zum Obstbau erweckt wird. Der Vorschlag eines Mitgliedes in einem landwirthscliaftlichen Vereine im Osten Preus- sens, geringe Preise für diejenigen kleineren Leute auf dem Lande, welche den Obstbau ordentlich be- treiben, auszusetzen, fand leider nicht Zustimmung. Man hatte dabei hauptsächlich auf die Lehrer Rück- sicht genommen, zumal diese am Meisten dazu ge- eignet sind, das Interesse zu erwecken und zu ver- breiten. Es ist Thatsache, dass die Dörfer, wo die Lehrer sich mit Gartenbau beschäftigen und haupt- sächlich Obstbau und Blumenzucht treiben, auch reinlicher sind, ihre Bewohner dagegen ein sittli- chei-cs Leben führen. Am Feierabende, an Sonn- und Festtagen, sieht man in solchen Dörfern junge und alte Leute in ihren Gärten, wo sie die von ihnen selbst gepflanzten Bäume und Blumen pfle- gen. Und kommt man zusammen, so tlieilt man sich mit, was man gezogen, und ist stolz, wenn es Anerkennung findet. Das mochte auch der Grundgedanke bei der 283 Verordnung sein, welche schon im vorigen Jahrhun- derte in Preussen gegeben wurde, wonacii jedes Dorf ein Stück Land seinem Lelu'er anweisen muss, wo dieser Obst- und Gemüse bauen kann, um bei der nöthigen liebung auch dann im Stande zu sein, T^nterricht darin zu ertheilen. Wie wenig ist aber diese lieilsame Verordnung zur Ausführung gekom- men! Bei dei- jetzigen Grundsteuer - Regulirung und neuen Vertheikmg von Grund und Boden ist die Sache von Neuem zur Sjtrache gekommen. Nicht alleutlialben ist man jedoch durcligedrungen. Umgekehrt haben aber reichere Grundbesitzer zu dem, dem Lehrer zu übergebenden Stück Landes vom eigenen Besitz noch hinzugefügt. Möchte die- ses doch Anerkennung und auch Nachahmung finden. So lange die Lehrer nicht im Gartenbau, und vor Allem in der Obstzucht, in den Seminarien Unterricht erlialten, und zwar nicht nur vorschrifts- gemäss, sondern auf eine Weise, dass Interesse da- für erweckt wird, also durch sachverständige und gebildete Männer, so lange wird die Verordnimg nicht die Wirkung äussern können, welche der, der sie erliess, erwartete. Li W^estphalen verlaugt man, dass jede Gemeinde ihre Baumschule besitze. Es sollen darin die nöthigen Ob^itstämmchen herange- zogen, aber auch veredelt werden. Der Ijehrer soll dieses besorgen und der Schul -Inspektor — also der Geistliche — ihn beaufsichtigen, dass alles or- dentlich geschieht. Beide haben aber meistens gar keinen Begriff vom Obstbau und daher auch nicht vom Veredeln. Wird aber nicht vom Lehrer ver- edelt, da kommt die Behörde und lässt durch einen Fremden veredeln. Die Gemeinde hat natürlich die Kosten zu tragen, was nur zwangsweise geschieht. Man frage sich selbst, was wird hier aus den Bäu- men? Gewiss nicht viel. Dergleichen Missstände finden sich nicht etwa bei uns in Preussen allein vor; anders wo ist es gar nicht besser. Selbst in Frankreich, wo man in den letzten Jaliren von der Regierung aus sehr viel für den Obstbau gethan hat, wo man befähigte Männer anstellt oder wenigstens bezahlt, um in den Provinzen Reisen zu machen und Vorträge über Obstbau zu halten oder in den grösseren Städten einen ordentlichen Kursus darüber zu eröffnen, wo auch Praktiker den Obstbau beaufsichtigen und mit Rath und That an die Hand gehen, wird ebenfalls über zu geringe Unterstützung geklagt. Man hat gesehen, welche bedeutende Summen der Obstbau in einzelnen Gegenden einbringt und möchte des- halb dergleichen Vortheile auch anderen Gegenden zukommen lassen. Carrifere verlangt z. B., dass jede Schule mit einem Garten verbunden werden solle, in dem Unterricht gegeben wird, während Baltet sogar will, dass alle jungen Männer, welche mit Obstbau sich beschäftigen und darin etwas lei- sten, vom Militärdienste befreit sein sollen. W^ir haben Mittheilung über die Versuche der künstlichen Befruchtung des Getreides nach Hooi- brenk'scher Methode (s. 1. Jahrg. S. G4) in Vin- ccnnes bei Paris erhalten, welche sich sehr günstig darüber aussprechen. Die Versuche im vorigen Jahre konnten, da sie keinswegs mit der nöthigen Umsicht gemacht wurden, nicht massgebend sein. Jetzt hat der Kaiser befohlen, dass die Aussaaten des Getreides in der Abwesenheit Hooibrenk's iu der W^eise geschehen, dass ein grosses Areal iu eine Reihe Parzellen abgetheilt wird, auf denen das blühende Getreide abwechselnd durch die Schwin- gungen des gespannten Strickes künstlich befruch- tet wird, so dass ein Stück Landes, wo man die Befruchtung der Natur überläs.st, zwischen 2 Stücken künstlich befruchteten Getreides hegt. Der Unter- schied soll bereits wenige Wochen nach der Be- fruchtung bedeutend zu Gunsten des letzteren ge- wesen sein. Wir werden später uns selbst davon überzeugen und dann darüber berichten. Man kneipt jetzt nicht allein die Sommertriebe beim Obste, man thut es auch beim Brüsseler Spros- sen oder Rosenkohl. Bekanntlich gibt es Fälle, wo bei dem besten Willen die kleinen Röschen in den Winkeln der Blätter nicht erscheinen, wo die Pflanze mehr, wie der Gärtner sagt, in das Kraut wächst. Wo dieses der Fall ist, soll man piuciren, d. h. die Spitze abkneipen. Dadurch wird die Pflanze ge- zwungen, ihre Nahrungssäfte den Seiten -Knospen zuzuwenden. Da nun einmal die Anlage zu Rös- chen vorhanden ist, so entwickeln sich diese auch und man bekommt deren selbst in Menge. Es ist eigenthümlich, wie sehr sich die Verhält- nisse oft ändern. Das südöstliche Persieu — wer sollte von den Rosengärten in Schiras nichts gehört haben — und Labore waren dereinst berühmt we- gen ihrer schönen Rosen. Als dieses noch eine Wahrheit war, befand mch das Abendland noch zum Theil in einem Zustande der Barbarei, wo man noch nicht Blumen pflegte. Und jetzt empfängt das Land, was wir die Wiege unserer Gesittung nennen, Gegenstände einer Kultur aus dem Abend- lande. So sind vor Kurzem Tausende von Rosen aus Edinburgh nach Labore gesendet, um dort au- gepflanzt zu werden. W^ir haben schon früher von der blühenden Cocospalme des Herzogs von Northumberland in Syon gesprochen (s. 5. Jahrg. S. 96); wir können jetzt liinzufügen, dass es dort gelungen ist, auch reife Früchte zu erhalten. So viel wir wissen, ist dieses das erste Mal in Europa, wo die Cocos- palme in Gewächshäusern Früchte getragen hat. 36* 284 Der bekannte Naturforscher Darwin hat in der Linn^'schen Gesellschaft über die Befruchtung der Orchideen gesprochen, und weist nach, dass Orchideenblunien mit dem eigenen Blumenstaube befruchtet, nur selten reife Früchte ansetzen. Der Gärtner Scott im botanischen Garten zu Edinburgh hat in dieser Hinsicht sehr lehrreiche Versuche mit einigen Oncidien gemacht. 24 Blüthen des Onci- dium microchilum wurden mit dem eigenen Blu- menstaube befruchtet und nur bei einer einzigen bildete sich, und zwar noch dazu eine nicht gute Kapsel aus. Scott nahm aber den Blumenstaub von Blüthen eines anderen Exemplares, um 6 an- dere Blüthen derselben Pflanze zu befruchten. 5 reife Kapseln mit Samen waren die Folge. Von diesen 5 Kapseln waren 4 ausgezeichnet entwickelt. Als aber 12 Blüthen derselben Pflanze, wo man den Blumenstaub entnommen hatte, mit diesem befruchtet wurden, kam wiederum keine derselben zurEntwicke- lung. Dagegen brachten S Blüthen eines Exem- plares des Oncidium ornithorrhynchum mit demsel- ben Blumenstaube des 0. microchilum befruchtet 3 vollkommen reife Kapseln hervor. Umgekehrt hatte Scott O. microchilum mit dem Blumenstaube des 0. ornithorrhynchum befruchtet, ohne ein Resultat zu erhalten. 8 Blüthen des letzteren mit dem eige- nen Blumenstaube befruchtet, gaben 5 Kapseln, von denen 4 sich vollkommen entwickelt hatten, während 12 Blüthen mit dem Blumenstaube des O. microchi- lum befruchtet, kein Resultat gaben. Ferner erhielt man bei der Befruchtung des Oncidium divaricatum cupreum mit dem Blumen- staube des 0. microchilum bei (! Blüthen 3 vollkom- men entwickelte Kapseln, während der eigene Blu- menstaub gar keine Wirkung geäussert hatte. Wie- derum hatte mau aber ziemlich gleiche Resultate erhalten, wo Blumenstaub von einem anderen Exem- plare des 0. microchilum, und zwar demselben, was man zur Befruchtung eines zweiten P]xemplares der- selben Pflanze oben schon angewendet hatte, zur Befruchtung des 0. divaricatum cupreum und wo dieses selbst zur eigenen Befruchtung benutzt war. Diese Beobachtungen sind von der grössten Wichtigkeit, da man daraus ersieht, dass zwar die Pflanzen niännhche und weibliche Organe neben einander in einer Blüthe haben, dass aber diese weniger Wirkung auf einander äussern, als da, wo beide Organe in anderen Blüthen sich befinden. Darwin hat schon früher bei Pflanzen mit dimor- phen Blüthen Versuche angestellt, die bekanntlich zu demselben Resultate führten. Dr. Hildebrandt in Bonn hat ziemUch gleiche Resultate erhalten. Es ist in diesen Blättern übrigens schon früher dar- über gesprochen worden, weshalb wir darauf ver- weisen wollen (s. Seite 52). Bei Gelegenheit der Sitzung des Gartenbau -Ver- eines zu London vom 14. Juni fand zu gleicher Zeit eine Ausstellung von Pelargonien statt und wur- den für die besten, aus Samen erzogenen Sorten Preise vertheilt. Dabei wurde von Seiten des Bo- tanikers Wilson Saunders ein sehr interessanter Vortrag über Pelargonien gehalten, auf den wir vielleicht später einmal zurückkommen. Nach ihm sind es folgende Arten, die Gärtnern zur weiteren i Vervollkommung, resp. zur Erzeugung neuer Sor- ten empfohlen werden: 1. Pelargonium Endlicherianum, eine Art, die zuerst von Kotschy in Cilicien, von uns etwas später im Pontischen Gebirge entdeckt wurde, weil es in günstig gelegenen Stellen im Freien aushal- ten dürfte. 2. Pelargonium patulum, weil es ungemein rasch wächst. 3. Pelargonium peltatum, weil die Hufeisen- Zeichnung auf den Blättern am Schönsten hervor- tritt. 4. Pelargonium Bowkeri und schizopeta- lum wegen den grossen, geschlitzten Blumen. Ein Amerikaner, mit Namen Stagman, hat nun auf einmal herausgefunden, was die Ursache der jetzt häufiger als sonst so verheerend auftreten- den Pflanzenkrankheiten ist, indem die Elektrizität, wenn sie nicht ausgeglichen ist, dieselben bedingt. Ist positive Elektrizität vorherrschend vorhanden, bedingt es die Kartoftelfäule und alle auf Fäulniss hinauslaufenden Krankheiten, während Uebermass der negativen sämmtliche Formen des Mehlthaucs und ähnliche Hautkrankheiten hervorrufen soll. Wir haben schon früher mitgetheilt, dass man in England und Belgien Sammlungen von Photo- graphien in Gestalt oder sonst ausgezeichneter Bäimie anlegt. In dem Sitzungszimmer des Gartenbau-Ver- ■ eines befindet sich bereits durch die besondere Ver- i Wendung des überaus thätigen Sekretärs Murray eine solche, welche hauptsächlich fremdländische Bäume aus den verschiedenen Parks des Inselrei- 1 ches enthält. Hauptsächlich sind daselbst die Koni- I feren vertreten, so dass Murray dieselben selbst zum Gegenstaude einer Vorlesung machen konnte. Schliesslich theilen wir noch mit. dass von Sei- ten des botanischen Gartens in Berlin vor niehrern Jahren einige Exemplare der sogenannten Wasser- pest, Anacharis Aisinastrum, gezogen wurden, [ welche bekanntlich die SchiftYahrtskanäle in Eng- land und Schottland durch ihr ungemein rasches Wachsthum auf eine Weise überfüllt, dass sie die Schifttahrt hennnt und man sich gezwungen sah, mit grossen Kosten die Kanäle zu reinigen. Un- gläubige, welche dem unscheiulichen Pflänzchcn das, was man von ihm erzählte, nicht zutrauten, srhciuen 285 es in verschiedene Wässer, z. B. nach Sanssouci versetzt zu haben. Von hier aus ist es durch Vö- gel oder sonst durch das abflicssende W^ässer in die Havel bei Baumgarten brück und bei AVerder ohn- weit Potsdam gekommen uud hat sich bereits da- selbst auf eine solche übermässige Weise ver- mehrt, dass es an einzelnen Stellen, mit Ausnahme eines schmalen Streifens, die ganze Wasserfläche bedeckt. Es ist dieses namentlich da der Fall, wo man nach Werder übersetzt. Wie wir hören, be- findet sich die Wasserpest bereits auch in einigen Seen bei Freienwalde. Wir wollen hoffen, dass das so unschuldig scheinende Pflänzchen nicht weiter um sich greift und unserer Schifffahrt, vor Allem aber den Fischereien nicht hemmend entgegentritt. iUustratiou liorticoie. Jahrgang 1863, 2. Hälfte. Von buntblättrigen Pflanzen, welche seit einigen Jahren sehr gesucht werden, ist zunächst Cupres- sus Lawsoni Murr, zu nennen. Die Mutterpflanze stammt bekanntlich aus dem nördUchen Kalifornien und ist eine der am meisten zu empfehlenden Pflan- zen für's freie Land. John Waterer in Bagshot (Grafschaft Surrey) besitzt von ihr bereits 2 bunt- blättrige Formen, von denen die eine gelbe, die andere weisse Zweigspitzen besitzt. Die erstere ist im Handel und von Verschaffelt (tab. 367) ab- gebildet worden, während die andere noch nicht ausgegeben zu sein, wenigstens sich noch nicht auf dem Kontinente zu befinden scheint. Serissa foetida Comm. fol. aur. marg. ist schon im vorigen Jahrgange (S. 70) bei Gelegen- heit einer Abhandlung über buntblättrige Pflanzen Japan's empfohlen worden; auf gleiche Weise (eben- daselbst und Seite 291) das hier abgebildete Se- dum Sieboldil Hort. fol. medio - variegatis (tab. 373). Von dem reizenden G ymnostachyum Ver- schaffeltii (tab. 372) haben wir hubschgezogene Exemplare gesehen. Wenn die bunte Aderung ge- gen das sonstige Grün der Blätter absticht und diese den Boden eines Gefässes oder besser einer Schale, in der sie sich befindet, dicht überzieht, so nimmt sie sich am Schönsten aus. Wir haben der- gleichen Pflanzen in Brüssel gesehen. Neuerdings hat A. Verschaffelt in Gent eine eigenthümhche Form erhalten, auf die wir nochmals aufmerksam machen wollen (s. S. 74). Scutellaria aurata Benth. (tab. 368) ist eine gelbblühende Art, wie sie in den wärmeren Län- dern Ämerika's nur ausnahmsweise wachsen, da sonst die weit hübscheren Arten mit rothen Blumen hauptsächlich in der Neuen Welt jenseits des gros- sen Oceans vorkommen. Verschaffelt hat sie von seinem Kelsenden Baraquin aus Para, einer im Süden des Landes liegenden Provinz Brasiliens erhalten. Die Blüthen besitzen die ansehnTuhe Länge von fast 1| Zoll und bilden eine weitläufige Traube. Sonst ist die krautartige Pflanze ziemlich behaart und besitzt 3^ Zoll lange Blätter von läng- licher Gestalt. Tacsonia Vanvolxemii Funck. (tSb. 381) haben wir zwar schon im 4. Jahrgange (S. 300) besprochen, wir empfehlen diese Passionsblume mit den wunderschönen , grossen und rothen Blüthen aber nochmals um so mehr, als wir sie bei uns noch gar nicht in den Häusern der Privat- und botanischen Gärten gesehen haben. Phrynium van den Heckei Lem. (tab. 38U) ist, wie wir bei Gelegenheit der Brüsseler Ausstel- lung schon gesagt haben, mit der von uns zuerst unter dem Namen Calathea picturata (s. vorig. Jahrg. S. 346) beschriebenen Marantacee identisch. Da wir sie auch bei uns in schönen Exemplaren gesehen, können wir sie empfehlen. Catasetum trimerochihun Lem. gehört, wo wir jetzt reizende Orchideen in grösserer Menge in Kultur haben , zu denen , welche Liebhabern nicht zu empfehlen sind, obwohl die Pflanze in grösseren Sammlungen nicht fehlen dürfte. Die Blüthen bil- den Fusslange Aehren, haben 1 Zoll und mehr im Durchmesser und besitzen eine braun und gelbe Farbe. C. trimerochilum wurde von Ghiesbrccht (wohl aus Mexiko?) eingeführt und blühte im A. Verschaffelt'schen Etablissement vor nun 3 Jah- ren zum ersten Mal. Brahea dulcis Mart. ist eine bei uns bekannte, aber doch nicht sehr verbreitete Palme aus den ge- mässigten Hochterrassen Mexiko's, wo bereits eine nordische ^'egetation beginnt und Kiefern nebst Eichen in den Wäldern vorherrschen. Sie gehört demnach zu den Palmen, die keine grosse Wärme verlangen und am Besten in temperirten Häusern gedeihen. Sie hat den Beinamen von den süss- schnieckenden Früchten empfangen. Aber ausser- dem benutzt man die Palma dulce, wie sie im Va- terlande heisst, zu mancherlei Zwecken. Die gros- sen Fächerblätter dienen zum Decken der Pläuser und aus dem harten Holze macht man Pfosten; man gebraucht es überhaupt bei dem Bauen. Eine zweite in der Illustration liorticoie empfoh- lene Palme ist Areca alba Bory, eine Art der im Osten Afrika's liegenden Inseln St. Mauritius und Bourbon, welche dort allgemein wegen ihrer Brauch- barkeit zu verschiedenen Zwecken angebaut wird. Blätter und Stamm haben dieselbe Verwendung, 286 wie bei der vorigen, ausserdem geuiesst mau aber auch die jungen, noch in der Knospe liegenden Blätter als Palmkohl. Areea alba ist zwar eine schlanke Palme, die aber doch nur gegen 30 bis 35 Fuss hoch wird. Sie ähnelt den sogenannten Stelzenpalmen und hat einen glatten, aber gerin- gelten Stamm, der an seiner Basis nicht selten 7,wiebelartig angeschwollen erseheint. In unseren Gewächshäusern ist die schöne Palme keineswegs selten vertreten. Heclitia Ghiesbrechtil Lern, ist eine inter- essante Bromeliacee, welche sich jetzt, und zwar bereits in schönen Exemplaren in Belgien vorfindet und auch schon bei uns in Deutschland eingeführt ist. Wir haben sie mehrfach früher bereits erwähnt. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass die dicken, etwas fleischigen und dornig-gesägten Blätter dicht an einem verkürzten Stengel stehen und, ähnlich mehrern echten Bromelien, sich flach dem Boden auflegen, also eine Art Rosette bilden, ja selbst bis- weilen über den Rand des Topfes sich herunterbie- gen. Oft haben sie eine mehr oder weniger brauu- röthliche Farbe. Aus den Winkeln der Blätter kommen in der Regel mehre Blütlienstände hen'or, deren Stiele mit kleinen, zum Theil schuppenförmi- gen Blättern besetzt sind. Die Blüthen stehen dicht gedrängt an kurzen Aesten und sind (nach Lemaire) durch Verkümmern des Fruchtknotens zweigeschlechtig geworden. Dies mag wohl die Ursache sein, warum Lemaire die Pflanze zu Hechtia gebracht hat. Mit Dasylirion, was eine echte Dracänee ist, hat sie gar keine Verwandt- schaft. Wir werden später Gelegenheit haben, aus- führlich über Hechtia Ghlesbrechtii zu sprechen. Gloxinia maculata l'Herit. ist eine schon seit länger denn einem Jahrhunderte aus Südamerika eingeführte Pflanze, welche sich durch ihre unter- irdischen, mit Schuppen besetzten Stolonen auszeich- net und sich schon dadurch wesentlich von den übrigen Gloxinien unterscheidet. Linn(3 beschi'ieb sie als Martynia perennis, während man sie heut' zu Tage als den Typus eines besonderen Geschlech- tes betrachtet, was von Regel den Namen Sali- sia erhalten hat; die Art selbst hat genannter Bo- taniker S. gloxiniaeflora genannt. Von ihr ist in der Illustration horticole eine besonders schöne Abart mit der Bezeichnung „insignis" empfohlen und abgebildet (tab. 384). Es ist auch nicht zu leugnen, dass die grossen, dicken Blätter mit ihrer braunrothen Ilnterfläcbe, auf der die gelblichen Ner- ven und Adern sehr hervortreten, gegen die gipfel- ständige kurze Aehre mit den ebenfalls grossen hell- blauen und im Schlünde braungefleckten Blüthen einen hübschen Gegensatz bilden. 2 Alpenrosen oder Rhododendren sind empfohlen. Rh. Duc Adolphe de Nassau (tab. 371) ist auch bei uns mit den tief purpurnen Blumen be- kannt und beliebt. Wenn wir nicht irren, befand sie sich vor nun 3 Jahren in Bieberich während der dortigen grossen Ausstellung. Dies war auch die Ursache, dass die reizende Alpenrose, von dem Züchter, A. Verschaffelt in Gent, zu Ehren des Herzogs Adolph von Nassau benannt wurde. Auch die 2. Alpenrose, welche zu Ehren des Ba- ron Osy in Antwerpen ihren Namen erhalten hat, (tab. 38ß) verdient Anerkennung, wenn sie auch keineswegs eine brillante Färbung besitzt. Diese ist nämlich hier weiss, aber zahlreiche dichtgedrängte Punkte von blutrother Farbe bilden im obern Theile der Blume eine interessante Zeichnung. Auch diese Sorte hat A. Verschaffelt gezüchtet. Auch 2 Kamellien finden sich abgebildet vor. Bekanntlich hat A. Verschaffelt sein Kamellien- werk (Iconographie des Gamellias) geschlossen und gibt jetzt einzelne Abbildungen der interessanteren neueren Sorten in der Illustration horticole. Ca- mellia Duchesse de Nassau hat eine sehr grosse Blume von regelmässigem Dachziegelbau und schöner Rosafarbe (tab. 37G), während Fanny Sanchioli eine reinweisse Farbe besitzt. Die Blume ist klei- ner, hat aber denselben regelmässigen Bau (tab. 382). Sie stammt aus Italien, während jene im Etablisse- ment von A. Verschaffelt gezüchtet wurde. Paeonia Montan prösident Lambinon (tab. 377) ist eine der schönsten Baum -Päonien, welche neuerdings gezüchtet sind. Das Verdienst, sie aus Samen gezogen zu haben, gehört Jacob- Makoy & Co. in Lüttich, der ausserdem noch eine zweite ebenfalls zu empfehlende Sorte, Madame Stuart Low, und zwar ziemlich zu gleicher Zeit, erhielt. Bei dieser besitzen die Blumen eine helle Kirschfarbe, die gegen den Rand hin blässer wird und zuletzt sich fast in weiss umwandelt. Die Blu- menblätter sind leicht geschlitzt. Bei der zuerst genannten Abbildung haben die Blumen dagegen eine reizende Karmoisinfarbe, die aber ebenfalls ge- gen den Rand der einzelnen Blätter heller wird. Diese haben nur wenige Einschnitte am obern Ende oder sind daselbst ganzrandig. Zwerg- Chrysanthemen haben wir auch bei uns von besonderer Schönheit gesehen. In der Il- lustration horticole werden sie von Neuem empfoh- len, weshalb eine Anzahl der neueren darin abge- bildet wurde (tab. 370). Sie wachsen im Allgemei- nen sehr gedrängt und blühen weit reichlicher, auch länger als die grossblüthigen; zu Einfassungen sind sie ganz besonders im freien Lande zu empfehlen, weil die ganze gute Jahreszeit hindurch Blüthen vorhanden sind. Die hier empfohlenen führen die Namen: Dernier adieu, Marmonset, Suavita, Hiette 287 Himmer, Louiset Tessier und Cam^I(5on und wur- den von dem nun bereits verstorbenen Kunst- und Handelsgiirtner Lebois in Toulouse aus Samen ge- zogen. Helenium atropurpureuni Ktli et Bchö wurde durch den botanischen Garten in Berlin vor nun fast 20 Jahren eingeführt und hat trotz aller Empfehlungen in den Gärten keinen Eingang ge- funden; dergleichen Körbchenträger (Compositae) haben wir auch grade genug und sind durch die Coreopsis-Arten am Besten schon vertreten. Zufäl- lig ist bei einem Lütticher Handelsgärtner, Mawet- Postula, eine mit etwas grösseren Blütlienkörbchen versehene Form entstanden (tab. 3'J5), welche wohl auch nicht mehr Anerkennung finden dürfte. Diervilla nniltiflora (tab. 383). Die hier gegebene Abbilduns: nennt Lemaire eine von Sie- bold unter dem Namen D. floribunda an Amb. Ver schaffeit verkaufte Art, die allerdings auf den ersten Blick mit der Abbildung der Pflanze des letzteren Namens in Siebold's Flora japonica (tab. 32) wenig gemein zu haben scheint. An der Spitze kurzer Aeste hängen hier 4 bis 6 schöne rothe Blüthen elegant über. Diese sind ferner röh- rig-trichterförmig, ziemlich schmal und haben die Länge von 1 Zoll. Die langen, rosafarbigen Staub- gefässe mit -den zuletzt weissen Staubbeuteln ragen weit heraus. Wir besitzen Siebold 'sehe Original- Exemplare der Diervilla oder Weigelia flori- bunda, die ebenfalls aber mit der in der Flora ja- ponica gegebenen Abbildung nicht sehr überein- stimmen und uns vermuthen lassen, dass die Abbil- dung in der Flora japonica nicht getreu ist. Da- gegen stimmen unsere Siebold'schen Original-Exem- plare mit der Abbildung in der Illustration horti- cole so ziendich überein, so dass wir doch glauben, die hier dargestellte Diervilla niultiflora sei nichts anders als die echte Diervilla floribunda Sieb. Der einzige Unterschied zwischen unseren Origiiialpflan- zen und der Abbildung der Illustration horticole scheint nur darin zu liegen, dass bei der letzteren 5 Blüthen ziemlich aus dem Ende der kurzen Zweige ihren Ursprung nehmen, während in dem Original- Exemplare von Sie bold die Blüthen abwechselnd an der Spitze stehen und nicht aus einem Punkte zu entspringen scheinen. Sollte aber die Zeichnung- ganz richtig sein? Die Pflanze scheint nicht weni- ger ausdauernd zu sein, als ihre Verwandten, die Weigelien, Deutzien u. s. w. Sie gedeiht in freier Luft auf einem kräftigen Gartenboden und wird ganz ebenso, wie die andern Weigelien vermehrt. (Schluss folgt.) Eucalyptus (ilobulus. Von K. Acliilli's in Elbeuf hei Routu. Wenn ich diese Pflanze zum Gegenstände einer Besprechung genommen habe, so bewog mich be- sonders der Wunsch dazu, neben den vielen Neu- heiten, die oft einen pehr zweifelhaften Werth ha- ben, auf ältere gute erprobte Pflanzen hinzuweisen, die noch gar nicht diejenige Verwendung gefunden haben, zu der sie berechtigt sind. Eucalyptus Globulus gehört zu diesen, indem er eine Kasen- pflanze im wahren Sinne des Wortes darstellt. Die blaugraue Farbe seiner Stengel und Blätter, der pyramidale Habitus, sein ausserordentlich schnelles, I üppiges Wachsthum und endlich die leichte Ver- j mehrung empfehlen ihn ganz besonders. Die Blät- ! ter sind klein, im üppigsten Zustande kaum hand- : breit, und der Wuchs ist sehr locker; aber eben I deshalb wird er immer da zu verwenden sein, wo j wir sonst ein Gras auf den Easen zu pflanzen pflegten. Bei meiner letzten Reise in Deutschland habe ich ihn nirgends als Einzelpflanze angewendet gesehen ; in Paris und Lyon dagegen schmückt er seit langer Zeit schon die städtischen Anlagen. Grade am ersteren Orte ist es, wo wir im zeitigen Frühjahre Stecklinge von 1 Fuss Höhe ausgepflanzt sahen und sie im Herbst als Bäume von 10 Fuss wieder anti-afen. Die Kultur ist eine der leichtesten und das Haupterforderniss ist nur, über W^inter im tempe- rirten Hause stets einige Mutterpflanzen im Topfe bereit zu haben, um im Januar und Februar gleich anfangen zu können, Stecklinge zu machen. Die Stecklinge dürfen durchaus nicht zu weit vom Lichte entfernt stehen, denn das weiche Holz ist besonders leicht zum Faulen geneigt. Man wendet in der Regel eine sandige Haideerde an; Ich nehme dagegen mit demselben guten Erfolge reinen Sand, denn ich glaube überhaupt nicht, dass es viel da- rauf ankommt, ob man Sand, Ei-de, Coaksasche, Sägespäne und was sonst alles zu Stecklingen em- jjfohleu worden ist, anwendet, wenn man nur da- rauf sieht, dass das Material locker genug, um das Wasser durchzulassen, und frei genug von organi- schen faulenden Bestandtheilen ist. Sind die Steck- linge angewachsen, so bringt man dieselben auf einen warmen Kasten und lässt sie dort, bis die Jahreszeit bedeutend vorgerückt ist, so dass auch die Nächte warm sind. In der letzten Zeit des Aufenthaltes im Kasten gebe man den Pflanzen Luft, Licht und Wasser im reichlichsten Maasse, so dass dieselben gleich fortwachsen, wenn sie auf ihren Platz im Freien kommen. Das Loch im Rasen enthalte für die Pflanze eine recht lockere Lauberde und sei sehr weit (bis 3 Fuss), da die 288 düuueii, aber selir zahlreicheu Wurzeln bald das Terrain nacli allen Seiten durchziehen, um Nahrung herbeizuführen. Wenn die Zweigspitzen bräunlich und etwas herabhängend, kantig und spröde werden, dann kann man sicher sein, dass sich die Pflanze ■wohl befindet und dann beginne man mit Dung- guss, der oft, aber nicht zu viel auf einmal, gege- ben werden muss. Der Erfolg belohnt reichlich alle Mühe. Ich habe in letzter Zeit versucht, im August Stecklinge zu machen, inu auf diese Weise kräftigere und grössere Pflanzen im Frühjahr zur Verfügung zu haben, bin aber trotzdem nicht viel weiter, als mit Frühjahrs - Stecklingen gekommen, weil die Pflanzen zwar grösser, aber unten kahler wurden. Den kahlen Stamm habe ich mit Coleus Verschafieltii verdeckt, von dem ich alte, ziemlich hohe Exemplare dicht an den Stamm und kleinere, bis zum Rasen abfallend, vor diese pflanzte. So erzielte ich unten einen bunten Kegel, aus dem oben die graublaue Pyramide des Eucalyptus wun- derbar schön hei-vorleuchtete. Frograiiiiii für die ;?Lu6|leUung uoii 49bft, ©fmüfcn, 43luincii, ^flanjcn, CSarten-^läneu, (Savtcn-Örnamnitcii unir (Sartcn- ®crätl)|'d)aftcn, vom 7. I)is 10. Oktoliur 18(;4, in dem Hannsch'schen Saale und Garten am Ständeplatz zu Kassel. Wir verfehlen nicht, dieses Programm im Aus- zuge mitzutheilen und zugleich einzuladen, dass sich Liebhaber, besonders aber Handclsgärtner an der Aus- stellung betheiligen möchten ; denn es ist stets be- deutend vortheilhafter, einige gute Erzeugnisse aus- zustellen, als dickleibige Kataloge voll brillanter Beschreibungen in die Welt zu senden. Wir kön- nen diese Ausstellung unsern Züchtern um so mehr empfehlen, als der Verein in Kassel die Kosten der Hin- und Rücksendung der ausgestellten Gegen- stände übernimmt, so wie auch den Verkauf der dazu bestimmten Artikel unentgeltlich vermittelt, obgleich die Preise für Garten-Erzeugnisse nur an Kurhessen selbst vertheilt und Nichtkurhesseu nur auf diejenigen Preise Anspruch machen dürfen, die auf Garteu-Möbel, Garten-Pläne und Garten-Werk- zeuge fallen. Es sind ausgesetzt: a. 'l l'reisc zu je 20 Thaler. 1. Für das reichhaltigste Sortiment möglichst richtig benannter Obstfrüchte aller Art, 2. für die reichhaltigste Aufstellung bestkultivir- ter Gemüse, Kartoffeln, Kürbisse, Zwiebeln u. s. w. b. 3 Preise zu je 10 Tlialer. 1. Für eine blühende Gruppe aus 25 Gattun- gen bestehend, (Sommergewächse ausgenommen), 2. für den besten selbstgefertigten Apfel- oder Birnwein, 3. für die reichhaltigste Aufstellung von gut ge- trocknetem, eingemachtem und eingekochtem Obste. c. 12 Preise zu je 5 Thaler. 1. Für das reichhaltigste Sortiment möglichst ricjitig benannter Aepfel, 2. desgleichen für Birnen, 3. desgleichen für Steinobst, 4. desgl. für bestkultivirte Gemüsekohlarten, 5. desgl. für Rüben-, Wurzel- u. Knollenarten, 6. für das reichhaltigste Sortiment KartolTeln, 7. für die schönste Gruppe blühender Rosen, in wenigstens 25 Varietäten, 8. für die bestkultivirte Blattpflanzengruppe, 9. für die schönste Gruppe blühender Pelargo- nien, welche sich durch schöne Färbung der Blu- men und Blätter auszeichnet, 10. für die besten von dem Einsender selbst erfundenen Garten-Pläne, 11. für die beste Auswahl nützlicher oder schö- ner Garten- Geräthe,' 12. für die geschmackvollsten Garten-Ornamente und Garten-Möbel. »1. 9 Preise zu je 3 Thaier. 1. Für das reichhaltigste Sortiment von Wein- und Tafeltrauben, 2. d,esgleichen sonstiger Beerenfrüchte, 3. desgleichen von gut kultivirten Suppenkräu- tern, Zwiebeln u. s. w., 4. für das reichhaltigste und schönste Sortiment blühender Fuchsien, Geranien, Petunien, Verbenen, 5. für das schönste Sortiment abgeschnittener Rosen, 6. desgleichen für abgeschnittene Georginen, 7. desgleichen für abgeschnittene Astern, 8. für neu eingeführte Pflanzen, 9. für das schönste Bouquet oder den schönsten Kopfputz aus natürlichen Blumen. Das ausführliche Programm theilt der Vorsitzende des Gartenbau-A^ereines, Glässner, in Kassel, mit. Verlag vou Karl Wiegandt in Berliu, Kommaudanteu Strasse No. 62. Druek der C. Feister 'sehen Bucbdruckerei in Berlin, Zieten-Platz No. ri. Woehensehrift des Vereines zur ßefördcriiii;!; des (larteiibanes in den Köni^l. Prenssischeii Staaten für Cvärtnerei und Pflanzenkiuide. Redakteur : I*i*otessor Dr. Karl li^och, General-Sekretair des Vereine». No. 37. Berlin, den 17. September 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Die Bauniscluilen von Andre Leroy in Angers. — Ueber die Einführung und Kultur der Torenia plantaginea Benth. (Ceratostigma plantaginea Höchst.) A^on C. Bouche, Inspektor dos Königl. botanischen Gartens zii Berlin — Illu- stration horticole. Jahrgang 1864, 1. Hälfte (Schluss.) Sonntag, den 35. Septcnibcr, Mittags \l'l Uhr, liudet im l'alnieiihanse des botanisrheu (iarteus eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Uartenbanes statt, wuzu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Die Baunischnlen von Andre Leroy in Angers. Iti'isebcricht. Vor eiuiger Zeit ist in diesen Blättern (S. 170) von den grossartigeu Baumschulen in Angers im •westlichen Frankreich gesprochen worden; es sei uns um so mehr erlaubt, nochmals auf dieses inte- ressante Etablissement zurückzukommen, als das Wenige, was daselbst gesagt wurde, das Interesse der Leser der Wochenschrift bereits sehr in An- spruch genommen hat, so dass sogar aus Italien imd Spanien bei dem Besitzer Anfragen gekommen sind und man sicii dabei auf das von uns Gesagte bezog, als auch ferner wir mit Unterstützung un- serer Regierung in den Stand gesetzt sind, die Baumschulen in Angers in Augenschein zu nehmen und demnach als Augenzeuge berichten können. Auf das gastfreundlichste von dem liebenswürdigen Besitzer aufgenommen und in Allem unterstützt, was uns zu unsern Untersuchungen nothwendig ist, ver- mochten wir bei dem reichen, uns dargebotenen Material auch behufs der Ausarbeitung einer Natur- geschichte der in Deutschland aushaltenden Gehölze, also einer Dendrologie, eine wissenschaftliche Aus- beute zu finden, wie sie uns an andern nördlicher gelegenen Orten nicht geboten werden konnte. Angers, die alte Residenz der Herzöge von Anjou, die dereinst mehrern Reichen Europa's Herr- scher gaben, liegt ausserordentlich günstig an der Maine und nicht weit von deren Zusammenfluss mit der Loire; jenseits des zuerst genannten Flusses beginnt die Bretagne, welche bekanntlich von einer Seite vom grossen Ocean bespült wird. Die Nähe des Meeres ist auch Ursache eines gleichraässigeren Klima's, in Folge dessen weder starke Kälte noch grosse Hitze herrscht. Doch koumien, wie wir im vorigen Winter auch in Italien gesehen haben, Fälle vor, wo die Kälte selbst bis 16 Grad steigt, ohne dass jedoch die Pflanzen sehr leiden. Nebel, die dem Meere und den vielen Sümpfen in der Nähe desselben entspringen, führen, von dem vor- herrschend wehenden Westwinde gebracht, in der Regel während der wärmern Zeit im Sommer viel Feuchtigkeit herbei, was um so wichtiger ist, als die horizontalen Lagen des oft zu Tage gehenden schwarzen Schiefers, der hier den Grund des Bo- dens bildet, der Bildung von Quellen keineswegs günstig sind. Der verwitterte Schiefer ist aber mit allen der Pflanzenwelt zuträglichen Salzen reichlich geschwängert, so dass alle Kulturgewächse, vorzüglich Getreide, Hanf und Wein sehr gut ge- deihen. In den meisten Gegenden von Anjou hat man in der Landwirthschaft nur einen dreijährigen Turnus. Dieses herrliche Klima ist auch die Ursache, warum in und bei Angers noch eine Menge Gehölze im Freien gedeihen, welche in gleichen Breitengra- den, selbst in F'rankreich, nur spärlich wachsen, bei uns im Norden Deutschlands hingegen kümmerlich und selbst gar nicht mehr fortkommen wollen, aus- ser in Gewächshäusern. Wie wichtig es daher grade für Jemand sein musste, der sich seit vielen Jahren schon mit der Naturgeschichte der Gehölze beschäftigt hat und eben im Begriff" ist, ein Werk 37 2Ö0 darüber zu schreiben, dergleichen Pflanzen in Blüthe oder Frucht und in starken kräftigen Exem- plaren untersuchen zu können, wird man einsehen. Da uns grosse Pflanzen von mehreru einander sehr ähnlichen Juniperus- und Cupressus-Artcn dargebo- ten wurden, um Veigleiche anzustellen, vermögen wir auch ein richtigeres Ürtheil über deren specifi- sclie Natur abzugeben, als früher. Um die Leser in das hier dargebotene Material einigermassen einzuführen, sei es uns erlaubt, zu- nächst einen Blick in den Garten zu werten, der auf der eigentlichen Frontseite des Wohnhauses sich hinzieht und mit einem Theile der Baumschulen zusammenhängt. Vor dem Hause unmittelbar ist ein rundes liasenstück, in dessen Mitte in einem er- höhten, urnenartigen Kübel eine grosse, buntblättrige Agave, an der Basis von blühenden Scharlach-Pe- largonien umgeben, steht. Jenseits dieses Rasens ist der Platz, aufweichen man jetzt grosse Exemplare von Wellingtonien, Araucaria imbricata, bunte Hex u. s. w. verpackt, um sie nach entfernteren Theilen Frankreichs und des Auslandes zu versenden. Bis zu der ersten grossen Industrie- Ausstellung in Paris hatte man, wie es bei uns meistens ge- schieht, Koniferen und andere Gehölze mit aus- dauernden Blättern im Herbste, weniger im Früh- jahre, aus der Erde gehoben und versendet. Da- mals wollte aber der Besitzer der von uns jetzt beschriebenen Baumschulen sich ebenfalls mit seinen Erzeugnissen in Paris betlieiligcn und sah sich des- halb gezwungen, Magnolien mit ausdauernden Blät- tern, Koniferen u. s. w. aus der Erde herauszuneh- men, einzupflanzen und nacii Paris zu senden, ver- steht sich mit der gi-össten Vorsieht. Wider alles Erwarten hielten sich die genannten Pflanzen nicht allein, sie gediehen sogar vorzüglich. Seitdem be- ginnen in Angers Mitte August die Versendungen, und zwar mit den immergrünen Gehölzen. Es ist in der That eine Freude, 10 — 15 Fuss hohe Wel- lingtonien von der schönsten Form, Cedcrn des At- las und des Himalava, weniger des Libanon, grosse Cypressen der Nordwestküste Amerika's, prächtige Araukarien fast in gleicher Höhe, >! bis 10 Fuss hohe Hex mit bunten Blättern u. s. w. in einen Korb gepflanzt, die abstehenden Aeste aufwärts ge- bunden und zum Theil mit Leinwand umgeben, gleich in grossen Mengen zu sehen, um in die weite Welt zu wandern und andere Gegenden zu zieren. Obwohl die Remisen zum Verpacken, zum Ver- vielfältigen u. s. w. in der nächsten Nähe sich be- finden, damit sie auch am besten und am leichte- sten beaufsichtigt werden können, so ist doch sonst der Garten in seinem vorderen Theile der ästheti- schen Gärtnerei gewidmet. Die Baumschulen von Andrö Leroy erfreuen sich weit und breit grosser Berühmtheit, und Fremde, welche nach Angers kommen, werden darauf aufmerksam gemacht. Täg- lich sieht man daher deren hier lustwandeln. Ra- senplätze, mit einzelnen schönen fremdländischen Iläumcn oder mit Blumenbeeten besetzt, meist in freundlicher Abwechslung, bieten sich dem Auge dar, hier und da einige Blattpflanzen, unter Anderem das von uns zuerst beschriebene Cosmophvllum und ein riesiges Exemplar des Pampasgrases mit mehr denn hundert Blüthenbüscheln. Es dürfte doch von Interesse sein, einige der ausländischen Bäume mit ihren Dimensionen anzu- geben: Eine Abies cephalonica hat 2G Fuss Höhe und ist bis unten hin belaubt; dasselbe ist mit einer Abies Nordmanniana der Fall: eine herrliche Pyramide, deren Aeste im Gipfel grosse, aufrecht stehende Zapfen tragen. Nicht weit davon nimmt sich eine Cedrus Deodora mit ihren blau- grünen Nadeln und mit den untern, der Erde auf- liegenden Aesten reizend aus; sie überragt noch die beiden genannten AVeisstannen. Wiederum tritt eine Thuja gigantea, nicht weit davon eine Cu- pressus Lawsoniana den Augen des Beschauers entgegen, während eine (5 Fuss im Durchmesser haltende Thuja aurea am Ende eines länglichen Rasenstückes gepflanzt ist. Eine Cupressus ma- crocarpa mit weithin gestreckten grünen Aesten uud Zweigen war uns noch nicht in der Weise vor- ffekommen. Die Höhe war 19 Fuss bei einer fast gleichen Breite. Noch höher erschien eine Cun- ninghaniia sinensis, 26 Fuss hoch. Taxodium sempervirens hatte fast 2 Fuss Stamm-Durchmes- ser und der Gipfel überragte weit alle andern Ge- hölze. Gry p tomer ia jap Olli ca, nur wenig klei- ner, vermag nicht den grossartigen Eindruck zu ma- cheu, am allerwenigsten, wenn sie mit Früchten überladen ist. Auch Dikotylen- Gehölze waren in stattlichen Exemplaren vorhanden, so eine Stercu- lia, von fast 27 Fuss Höhe und mit einem Stamm- Durchmesser von beinahe 1 Fuss. Eine Paulow- nia mit 1^ Fuss Stamm - Durchmesser hatte in ihrer breiten und abgerundeten Krone Früchte in Masse und die Blüthen für das nächste Frühjahr schon in ziemlicher Menge entwickelt. Eine Kork- eiche von nicht unbedeutender Stärke rivalisirte mit einer gleich grossen Maclura aurantiaca, deren wie eine Wallnuss grosse, leider unbefruchtete Früchte — weil keine männliche Pflanze vorhanden — in Menge abflelen. Jlelia Azedarach nimmt sich als Baum mit ihren grossen gefiederten Blättern vorzüglich aus. Sideroxylon ligus trifolium, der nur Sti-auch bleibt, blühte eben in reichlicher Fülle. Ein Rosskastanieubaum mit gefüllten Blü- then, den man neuerdings als etwas ganz Neues 291 in Jen Handel gebraclit Iiat, ist liier bereits vor- handen mit einer Höhe von 40 Fnss und besitzt einen iStanini-Durelunesser von über 1 \ Fiiss. Ka- niellien-Sträucher von 13 Fuss Höbe und 10 Fuss Durciunesser mögen sieh in der Bllithe wunderschön ausnehmen. Noch eigenthünilielier kamen uns aber Theept'lanzen (Tliea viridis) im Freien, eben mit Früchten besetzt, vor. Interessant war fer- ner die längs einer Mauer im Hcluitze stehende Sammlung der verächiedenen Myrten und Oel- bäurae, zwischen denen die reizende Mandovilla suaveolens mit grossen weissen Biüthen die Mauer bedeckte. Noch mehr freuten wir uns, den von uns in den Wäldern des alten Kokhis entdeckten Epheu mit goldfarbigen Blüthenknospen, (Hcdera colchica mihi, Eoegueriana der Gärten) in schö- nen, grossen Exemplaren zu sehen. Ferner war ein Tlieil der Mauer mit Cotoneaster buxifo- lius besetzt; seine reichlichen Früchte in der schönsten Scharlachfarbe nahmen sich reizend aus. Doch dürfen wir auch nicht versäumen, auf einem freien Platze dicht am Garten, wo unten die Eisenbahn nach Paris durchgeht, der im Kranze ringsherum gepflanzten Exemplare der grossbiühen- den Magno lia grandiflora zu gedenken, ebenso einer iiinpj-Iialh di;s G.ii'tens in dt-r iiiinie-sten Rlii- thenpracht stehenden Poineiana Gilliesii, so wie einer Yucca recurvata mit einem Stamm-Durch- messer von T Fuss und alsbald in 3 Aeste getheilt, von denen ein jeder eine Krone trägt. Da sah man denn deutlich, wo man ihre Biüthen mit denen der ^ucca gloriosa vergleichen koinite, dass sie kaum eine Aliart der letzteren und durchaus keine selbständige Art darstellt. Neben diesen Schnuickgärten befinden sich die Schutzwände für die Vermehrung der zarteren Ge- hölze. Oypressen und Lebensbäume des Orientes sind es, die man dazu gcnonniien und mit der Scheere scharf beschnitten hat. Da findet man Eichen aus Slexiko, Theegehölze aus China und Japan, Jujuben und Mastixbäumc des Orientes, an- dere Gehölze Afrika's und des südlichen Spaniens. Der von den Schutzwänden eingeschlossene Raum beträgt nicht weniger als (iOOd Quadrat- meter. Gewächshäuser, um darin Pflanzen zu kul- tiviren, sind nicht vorhanden; es ist selbst Grund- satz des Besitzers, nur solche Gehölze zu kulti- viren , welche unter dem freilich sehr günstigen Himmel Angers' gedeihen; wohl aber findet man Häuser, wo die Vermehrung vorgenommen wird. Dass diese nicht unbedeutend sein können, obwohl nur die feineren und zarteren Gehölze hier ihren Anfang nehmen, begreift man; sie nehmen auch eine Fläche von über 1000 Quadratmeter ein. Da- zu kommen nun noch die Kästen, um die jungen Pflanzen weiter heranzuziehen, mit einem F'lächeu- Inhalte von wiederum ^(iOO Quadratmeter. Es folgen die Abtheilungen im freien Lande, welche mit den zarteren Gehölzen und Blüthen- sträuehern beginnen , mit den Pflanzen aus (Ostin- dien, Mexiko, Peru und zum Theil selbst aus Neu- holland und dem südHehen Afrika. Da sieht man deiui eine herrliche Sammlung ostindischer Maho- nien, Photinien und Lagerströniien, peruanische Es- kallonien in reichlichster Blüthe, ferner Theepflau- zen, Camellia Sasanqua, Phytolacca arborea, Te- conia grandiflora mit den grossen, in Trauben ste- henden Biüthen von Ziegelfarbe , Clerodendron Bungei, Azara crassifolia, die kalifornische Ungna- dia, eine keineswegs vielversprechende llosskastanie, CoUetien mit ihren gefährlichen Dornen, Callicarpa- Arten, echten Jasmin, Johannisbrod (Ceratonia Si- liqua), sämmtliche Feigen des südlichen Frankreich, welche hier schwerer aushalten, eine Sammlung aller Granaten , auch die kleine Zwergform aus China und die erst vor einigen Jahren durch Madame Legrelle d'Hanis in Antwerpen eingeführte und ihren Namen tragende Sorte. Wir haben diese bei uns noch nicht gesehen und doch verdient sie alle Empfehlung. ]Man kann sich in der That nichts Schöneres denken, als eine solche dichtirefüllte Gra- natblüthe mit den brennend -scharlachrothen, aber weissgerändertcn Biüthen. Interessant war uns fer- ner eine Form, welche Leroy in Spanien gefun- den hat und wo die die Samen umgebende Fleiseh- hülle einen .süssen Geschmack besitzt. Hecken, aus Laurustin bestehend und unter der Scheere gehalten, schliessen diese Gehölze zum l^heil ein. Auch von diesem, bei uns leider nur im Kalthause anslialtenden immergrünen Blüthen- strauche knltivirt man mehre Sorten, von denen die mit rundlichen Blättern am meisten Beachtung verdient, weil sie gegen die Kälte am wenigsten empfindUch ist. Sonst hat Viburnum rugosum oder grandiflorum wegen seines grösseren und dunkelgrüneren Laubes und der grösseren ]51üthen unbedingt den Vorzug. Dass unter den (lehölzen des freien Landes auch die Vukken aufgeführt werden, möchte Man- chen Wunder nehmen, welcher beispielsweise Yucca recurvata bei uns im Freien ohne Stamm kennt. Unter dem milden Himmel Anjou's hebt sich aber der Stamm und erhält selbst, wie wir Eingangs ge- zeigt haben, einen nicht unbedeutenden Umfang, ja verästelt sich auch gern. Dass genannte Pflanze eine Form mit überhängenden Blättern von Yucca gloriosa ist, haben wir schon gesagt. Ausserdem gehören aber noch Pflanzen, hierher, welche wir bei uns als Yucca plicata, pendula und glauca kultiviren. Es möchte doch vielleicht von Interesse 37* 292 sien, auch die übrigen Arten kennen zu lernen, welche in Angers im Freien aushalten; es sind dieses: Yucca aloifoHa mit allen Formen, Y. fi- lamentosa, ebenfalls mit allen Formen, Y. stricta (auch als canaliculata in den Gärten), Y. flaccida und Y. Treculeana. Aiisnahmsweise werden allein in Töpfen kulti- virt und im Winter unter den Schutz eines Ge- wächshauses gestellt: alle übrigen nicht im Freien aushaltenden Koniferen, besonders die Podokarpus- Arten der Neuen Welt. Es geschieht dieses, weil sich der Besitzer speziell dafür interessirt. Leider ist das 4S Morgen umfassende Grund- stück seit einigen Jahren dicht am Hause durch einen breiten Weg, der von dem Eisenbahnhofe nach der Stadt führt, in zwei ziemlich gleiche Ab- theilungen getheilt. Der Weg ist auf beiden Sei- ten mit amerikanischen Eschen bepflanzt, die, wie es scheint, sich zu Alleen vorzüglich eignen. Dass die Eisenbahn, welche nach Paris tührt, auch unter einem Theile des Gartens hindurchgeht, ist eben- falls bemei-kt worden. Grade auf dem Tunnel ge- deihen die immergrünen Gehölze vorzüglich. Längs der graden W^ege befinden sich die Sammlungen der verschiedenen Gehölze und der Fruchtbäume. Sie stehen unter der speziellen Aufsicht des Be- sitzers, sowie zweier Obergärtner (Contrematti-es) und dienen tlieils zur Vermehrung, theils aber auch zur beständigen Kontrolc der Namen. Die Sammlung der Fruchtbäurae aus der Ab- theilung der Kernobstsorten ist, abgesehen von der Reichhaltigkeit der Sorten, auch eine Musterschule für Jedermann, wenn man sich überzeugen will, wie Fruchtbäume und vor Allem die Pvramiden zu be- handeln sind. Hauptsache ist, wie jeder Obstzüch- ter von selbst weiss, dass Licht und Luft allen Neubildungen der Pflanzen . also den Knospen im Frühjahre zur Entwickeluiig der Holz- und Frucht- triebe und den Blüthen und Früchten im Sommer und Herbste leicht zutreten können. Wie sehr wird aber grade hier gefehlt. Man sehe nur bei uns die Pyramiden, deren Hauptäste oft dicht von Zweigen umgeben sind, dass kaum ein Sonnenstrahl durch- dringen kann. Alle Pyramiden haben hier nur .ö und (3, sehr selten 7 Reihen übereinander stehen- der Aeste, die unmittelbar die Fruchtzweige tragen. Dicht an diesen Aesten hängen die Aepfel und Birnen, welche, da hinlänglich Raum zwischen je 2 Reihen von Aesten vorhanden ist, unmittelbar von der Sonne beschienen .werden und auch einer frischen, freien Luft stets ausgesetzt sind. Die Sammlung der Gehölze bietet sehr viel Interessantes dar. Da die Zahl derselben sehr gross ist, so haben sie keineswegs hier Platz genug gefunden, und es mussten noch andere, in der Nähe befindliche Baumschulen benutzt werden, um die Wege daselbst ebenfalls damit zu bepflanzen. Haupt- sächlich sind es hier die Genera, welche Forst- und Allee-Bäume enthalten, und welche hier der Reihe nach gepflanzt sind. Bereits haben wir über 14 Tage dazu gebraucht, um allmählig die einzelnen Sammlungen durchzugehen; und doch konnte es nur flüchtig geschehen. Wir können nur bedauern, dass uns nicht noch Wochen geboten sind, um um- fassendere Studien hier zu machen. Solche schöne grosse Exemplare, wie uns vor Allem von den Ko- niferen geboten wurden, möchten uns wo anders nicht vorkommen. Da der Besitzer selbst oder sein Geschäftsführer, Baptiste Desportes, uns auf unseren Wanderungen oft begleiteten, ausserdem aber der Obergärtner Pineau, der besonders über die Nomenklatur zu wachen und die Vermehrung der Blüthensträucher durch Stecklinge oder durch Veredeln unter sich hat und uns stets über die ihm vorgelegten Fragen über den Zustand der Pflanzen während ihrer verschiedenen Stadien Auskunft gab, so waren auch unsere alle Tage wiederholten Wan- derungen Nutzen bringend, und es wurde uns selbst leicht, eingehende Studien zu machen. Wir füh- len uns deshalb gegen den Besitzer zu grossem Danke verpflichtet, um so mehr, als er auch nicht ängsthch mit seinen Vermehrungsweisen zurückhielt, wie manche Gärtner bei uns thun, sondern uns Alles auf das bereitwilligste zeigte und erklärte. Man wird uns zugeben, dass da, wo die Vermeh- rungen und die Anzucht so grossartig, wir möch- ten sagen, fabrikniässig betrieben, auch Schliesslich die besten Weisen gefunden werden. Der freund- liche Besitzer sagte uns in seiner Bescheidenheit, dass diese M'eisen nicht von ihm allein ausgegangen seien; ei habe viel gereist und zwar stets mit of- fenen Augen, und in den verschiedenen Baum- schulen, die er besucht. Manches gefunden, was ihn eines ]'>esseren belehrt habe. Das habe er denn jnit nach Hause gebracht und es zunächst seinem betrett'cnden Obergärtner mitgetheilt, um davon selbst Anwendung zu machen, oder durch die ihm untergebenen Leute Anwendung machen zu lassen. Wir glauben daher im Interesse der Liebhaber, aber auch unserer Gärtner zu handeln, wenn wir hier niittheilen, was wir gesehen. Sollte sich Man- ches darunter befinden, was wir auch von vorn- herein nicht bezweifeln, welches schon bekannt ist, so verzeihe man uns, da wir nur Laie, nicht Gärt- ner sind. Es möchten sich aber doch ausserdem unter den Lesern der Wochenschrift noch Manche befinden, denen es doch ebenfalls unbekannt war. Die Vermehrung geschieht hier durch Samen, durch Stecklinge und durch Niederhaken der Zweige 293 in die Erde. Die meisten Pflauzen werden aus Sa- men gezogen; sie haben den Vorzug, die schönsten F^xempiare zu geben. Es gilt dieses namentlich von den Koniferen und vor Allem hier von denen, de- ren Haiiptstengel eine andere Form hat, als die Aeste. Und doch gibt es grade auch hier Fälle, wo es umgekehrt ist, d. h. die veredelten oder Stecklingspflanzen übertreffen die aus Samen gezo- genen an Schönheit. Libocedrus chileiisis sieht, wie man weiss, jung sehr schön aus, mit dem Alter verlieren sich aber die Reize. Veredelt man sie auf Thuja orien- talis, so bleibt sie auch herangewachsen schön und verändert ihr Ansehen nicht. In der Sammlung der Cupressineen befinden sich 2 Exemplare von 7 Fuss Höhe neben einander, das eine veredelt, das andere aus Samen gezogen : der Unterschied im Ansehen ist frappant zu Gunsten des ersteren. Dasselbe gilt von der Thuja gigantea. Sonderbar, dass die feinern Thuja - Arten sämmtlich auf Thuja orientalis weit besser wachsen und ein besseres Ansehen erhalten, als auf der näher stehenden Thuja occidentalis. Thujopsis dolabrata hingegen gedeiht am besten auf Libocedrus chi- lensis. Bei uns liebt man veredelte Pflanzen der Pinus-, Abies-, Larix-Arteu nicht; hier geschieht zum Theil die Vermehrung gar nicht anders ; und bei den Arten, wo man keinen Samen besitzt hat sich schon nach 5 und (J Jahren die ursprüngliche Seiteuachse in eine Primärachse umgewandelt, d. h. das aufgesetzte Reis wächst und nimmt schliesslich das Ansehen eines aus Samen entstandenen Exeniplares an. Nur die Abies mit hängenden Zapfen . also die Roth- Tannen sind schwierig in ihrer Vennehrung, wäh- rend die mit stehenden Zapfen, also die Weiss- Tannen, sehr leicht anwachsen. Die Veredlung ist hier sehr einfach und geschieht auf dieselbe Weise, wie man es bei uns mit den Azaleen und andern hartholzigen Blüthensträucheni macht, nämlich durch das sogenannte Spitzen, indem man einen seitlichen, ziemlicli tiefen Schnitt in den A\'ildling macht mid das dazu zugeschnittene Edelreis einsetzt, um beide Theile dann mit einem Faden in der Lage festzu- halten. Araukaiien behalten jedoch veredelt oder als Stecklinge ihre seitlichen Formen und dürfen nicht so vermehrt werden. Sonst vermehrt man Tannen, Lärchen u. s. w. auch durch Niederhacken. Zu diesem Zwecke nimmt man etwas über die Hälfte gereiftes Holz, sticht das Messer in der Mitte ein und schneidet schief nach der einen äussern Seite heraus. Hierauf dreht man die andere unversehrt gebliebene Hälfte einmal um die Achse und drückt den Zweig oder den Ast an dem sich die auf diese Weise behandelten Zweige befinden, in die Erde. Hier geschieht diese Operation schon im Juni, bei uns müsste sie wohl wenigstens einen Monat später gemacht werden, bis eben das Holz so weit gereift ist, oder man müsste bei Endzweigen den Theil durchschneiden, der die verlangten Eigenschaften besitzt. Für die Kann'l- lien ist es hier den 25. Juni geschehen. Ist das Holz zu reif, so bildet sich nur schwierig Callus, ist es aber noch zu weich, so fault es. Eben wur- den prächtig angewachsene Stecklinge von Larix Kaempferi und Abies Jezoensis abgenommen und verpflanzt, die in der That nichts zu wünschen übrig Hessen. Die zuletzt genannte Pflanze gedeiht auch vorzüglich auf Abies pectinata; unsere Fidel- oder Weisstanne ist überhaupt am besten als Unterlage geeignet, wälirend unsere gewöhnliche Kiefer für alle amerikanische, 2- und mehrnadeligen Arten eine gute Unterlage gibt. Junipcrus vir- giniana ist dagegen, da sie ganz vorzüglich rasch und gut Wurzeln treibt, die beste Unterlage für alle feineren Juniperus- und Cupressus-Arten. Alle Dammara- Arten wachsen sehr gut auf Arauca- ria imbricata. Interessant waren die Versuche, welche mit der Veredlung der Wellingtonia gemacht wurden. Auf Cryptomeria wollte sie nicht, ebenso wenig als auf Taxodium sempervirens gedeihen; ganz vorzüglich kommt sie jedoch auf Taxodium di- stichum fort. 3 auf genannte 3 Pflanzen veredelte Wellingtonien Hessen den Unterschied deutlich wahr- nehmen. Es bestätigte dieses wiederum eine Er- fahrung, welche A. Leroy im Verlaufe seiner lan- gen Wirksamkeit so oft gemacht, dass nah ver- wandte Arten mit immergrünen Blättern auf Un- terlagen mit abfallenden Blättern vorzüglich gedei- hen, während die letztern auf Unteidagen der erste- ren kaum anwachsen. Es würde zu weit führen, die mancherlei Beispiele hier namentlich aufzuführen. Es gibt ferner eine kleine Reihe von Pflanzen, die mit einer grossen Leichtigkeit viele verwandte Arten annehmen und mit ihnen rasch verwachsen, während sie selbst von diesen gar nicht angenom- men werden. Es ist dieses unter den Pomaceen die Quitte, unter den Oleaceen Fraxinus Ornus und unter den breitzweigigen Cupressineen Thuja Orientalis, unter den übrigen Juniperus vir- giniana. PjS finden sich in Angers auf Fraxinus Ornus veredelte Exemplare der Syringa Josikaea imd des Chimonanthus fragrans vor, welche gegen 20 Jahre alt sind. Kirschlorbeer ist bekannt- lich nur ein Strauch. Säet man daher Samen da- von aus, so erhält man auch nur stiauchartige Exemplare; macht man aber Stecklinge, so bekommt man mit leichter Mühe einen Baum. Es gilt dieses auch von andern, besonders immergrünen Sträuchern. 294 Wir könnten leicht noch andere Erfahrungen anführen, die uns zwar bekannt si^heinen, manchem Leser der Woclienschrift aber unbekannt sein raöcli- teu, sehen uns jedoch wegen des knapp zugemesse- nen Kaumes gezwungen, uns auf das Gesagte zu beschränken, um aucii für die eigentliche Beschrei- bung der weitläufigen Baumschulen noch Platz zu haben. Ich bemerke nur noch, dass seit mehrern Wochen schon Stecklinge von Gehölzen mit abfal- lenden Blättern gemacht werden. Unter grossen Glasglocken sehe ich dagegen Stecklinge von zar- teren Pflanzen mit immergrünen Blättern. Rosen- stecklinge ohne Ausnahme macht man alsbald nach der Blüthe. Ausserdem fängt man auch jetzt hier an, sich der Manetti-Rose als Unterlage zu bedienen. Diese hat den sehr grossen Vortheil, dass ihre Steck- linge ebenso leicht fest, als die der Weide, wachsen und dabei mit gleicher Raschheit. Was die Ma- netti-Rose ist, wagen wir noch nicht zu entscheiden, auf jeden Fall aber eine in Italien wildwachsende Art. So theilte uns auch Manetti selbst, der frü- here Direktor des Gartens in Monza bei Mailand, mit. Was wir bei uns in Berlin als Manetti-Rose haben, ist eine ganz andere Art. (Fortsetzung folgt.) Ueber Ueberwiuterung wurde im warmen Hause bei 12 bis 15° und in einem gemässigten bei 8 bis 10" versucht, wobei sich ergab, dass ein kühlerer Stand- ort der Pflanze mehr zusagt. Sie ist hier in Erde, die zu gleichen Theilen aus Laub- und Plaideerde besteht, recht gut gediehen: im Winter, wo die meisten der älteren Blätter absterben, bedarf sie wenig des Begiessens, dahingegen scheint sie im Sommer gern feucht stehen zu wollen; im Frühling wurden die Pflanzen einzeln in Töpfe versetzt und unter Fenster auf ein halbwarmes Mistbeet gestellt, nach dem Anwachsen aber ganz der freien Luft und Sonne ausgesetzt. die Einfiiiiriiiig und Kultur der Torenia plantaginea Benth. (Ceratostigma plantaginea Höchst.). Von C. Bouche, Iii-spektor des Köuigl. botanischen Gartens zu Berlin. Es ist eine überaus zierliche Pflanze, deren spathelförmige, etwas zugespitzte, fast glatte, am Rande gewimperte Blätter sich dicht über dem Bo- den in horizontaler Lage ausbreiten und paarweise gegenüberstehen ; aus der Mitte der Pflanze erschei- nen, wie es scheint nach und nach, viele Blumen; jeder Schaft trägt nur eine derselben und ist 1 bis 1^ Zoll hoch; die Blumen sind blau, das Labellum dunkelblau mit weiss und hellblau sestreift, und nach dem Schlünde zu mit zierlicher gelber Zeich- nung versehen; die Oberlippe ist bedeutend kleiner und von dunkelblauer Farbe. Den Samen dieses Pflänzchcns, dessen Habitus vor der Blüthe an Plantago major erinnert, erhielt der königl. botanische Garten im vorigen Jahre von dem leider in Afrika verunglückten Dr. Steud- ner, welcher ihn am weissen Nil sammelte. Im Juli erst ausgesäet, keimte er bald sehr reichlich; die Pflänzchen wurden piquirt und bildeten noch bis zum Herbste kleine 1 Zoll breite Rosetten; die Illustration horticole. Jahrgang 1864, 1. Hälfte. (Schluss.) Unter den Pflanzen, welche in der 1. Hälfte des Jahrganges 1864 abgebildet sind, befindet sich ein anderer Blütheustrauch, der ebenfalls in hohem Grade Elmpfehlung verdient. Es ist dieses die ge- füllte Form der bei uns so sehr beliebten Deutzia crenata Ttab. .^89\ Der bekannte Reisfinrip in China, Fortune, hat sie zuerst in England einge- führt, wo sie die bekannte Handelsgärtnerei von Standish in Ascot (Grafschaft Berkshire) und Bag- shot (Grafschaft Surray) in den Handel brachte. Von Aucuba japonica L., von der wir seit sehr langer Zeit schon die weibliche Pflanze mit gefleckten Blättern kannten, haben die Reisenden v. Siebold und Fortune in den letzten Jahren eine Reihe von Formen und Abarten in den Han- del gebracht, welche sämmtlich das Interesse dei- Liebhaber in Anspruch nehmen. Von der weibli- chen Pflanze mit ungefleckten Blättern hatte A. Verschaffelt in der grossen Brüsseler Ausstel- lung eine stattliche Schaupflanze, mit Beeren dicht besetzt, ausgestellt, welche mit Recht die Aufmerk- samkeit der Liebhaber und Blumenfreunde in ho- hem Grade auf sich zog. Von dieser Schaupflanze hat jetzt A. Verschaffelt einen Zweig abgebildet (tab. 399), der wohl im Stande ist, einen Begrifl' von der Schönheit der Pflanze zu geben. Interes- sant war es, dass sich an der Pflanze die längli- chen, denen einer ivornelkirsche (Cornus mascula) nicht unähnlichen Früchte von prächtiger rother Farbe und die unscheinlichen braunen Blüthen zu gleicher Zeit befanden. Der Kunst- und Handelsgärtner Clement in Ixelles, einer Vorstadt von Brüssel, hatte bei Ge- legenheit einer Ausstellung der Linn^'schen Gesell- schaft in Brüssel einige Fuchsien ausgestellt, wel- 295 che allgemeinen Beilall fanden und auch einen Preis erhielten. A. Verschat'felt hat ihr Verkaufsrecht sich erworben und bringt sie eben in den Handel (tab. 395). 3 von ihnen, Marquis de Bellefont, Monsieur d'Offoy und grandis, sind gefüllt und haben grosse rothe Kelchblätter, während die Blu- menblätter ebenfalls an der Basis roth, aber all- niählig in blau und lila-blau erscheinen. Der Kelch bei Mad. Wagner hingegen ist weiss mit grünli- chen Spitzen, die ebenfalls weissen Kronblätter ha- ben am Eande jedoch eine rothe, sich allmählig ver- lierende Zeichnung. Saxifraga Fortunei var. tricolor der eng- lischen Gärten (tab. 389) haben wir neuerdings viel gesehen. Es ist weiter nichts, als die weiss und roth gezeichnete Form der alten Linne' sehen S. sarnientosa, welche bereits in der Mitte der zwei- ten Hälfte des vorigen Jahrhunderts aus ihrem Va- terlande (Japan und Chinal eingeführt wurde und als Ampelpflanze vielfach vei-wendet wird. Nichts desto weniger ist die buntblättrige Abart doch eine unserer besseren neueren Akquisitionen. Wie der Name sagt, verdankt man ihre Einführung wieder dem Reisenden Fortune, in Handel gebracht wurde sie aber durch den mehrfach genannten englischen Handelsgärtner S t a n d i s h. Unter dem Namen Aquilegia spectabilis hat Lemaire einen Akelei beschrieben (tab. 403), den wir von A. glandulosa Fisch, nicht zu un- terscheiden vermögen. Diese ist eine sibirische Pflanze, welche dort und im Norden China's eine grosse Verbreitung besitzt. Wahrscheinlich ist sie aber auch im Hinialaya-Gebi)-ge, welches überhaupt eine Menge Pflanzen mit dem Altai gemein hat, zu Hause. Die von dort beschriebenen Arten: A. Moorkroftiana Wall., pubiflora Wall., kanao- rensis Jacq., fragrans Bentli. und glauca sind kaum Formen einer in Farbe und Form der Blu- menblätter sehr variirenden Art, die identisch ist mit A. glandulosa, zu der übrigens auch A. ju- cunda F. et M. (ebenfalls in Sibirien einheimisch) gehört. Wahrscheinlich kommt dieselbe Pflanze auch in Persien vor. In Armenien haben wir sie nicht gesehen, wohl aber in Kleiuasien und im pontischen Gebirge, woher sie wiederum als A. olympica Boiss. und A. Wittmanniana (bon. jard. 1848) beschrieben wurde und in die Gärten gekommen ist. Daselbst wurde sie übrigens auch als A. grandifolia, speciosa und bicolor Pers. (s. Biedenf. Gartenjahrb. II, S. 16) kultivirt. Dianthus cincinnatus, d. h. die gekräuselte Nelke hat Lemaire eine perennirende Nelke ge- nannt, die sich in der Form der Blüthe und im ganzen Bau kaum von D. Heddewigii laciniatus unterscheidet. Sie stammt ebenfalls aus Japan, wo- her sie Makoy & Co. in Lüttich erhalten haben, und scheint nicht so leicht im Freien zu gedeihen, als genannte Art. Auch D. Heddewigii und sinen- sis, von der diese gewiss nur eine Form darstellt, sind ursprünglich 2-jährig und könnten selbst unter günstigen Umständen mehrjährig sein. Wir wiesen überhaupt, dass viele in den wärmeren Ländern der gemässigten Zone wachsende Stauden im ersten Jahre blühen und sich demnach bei uns auch als einjährige Pflanzen verhalten können. Sollte es demnach nicht auch bei dem D. cincinnatus der Fall sein? Wir haben bereits über die Chineser Nelke uns in einer besonderen Abhandlung ausgesprochen (s. 2. Jahrg. S. 313) und das Geschichtliche mitgetheilt. Wir sind jetzt noch mehr der Meinung, dass die zuerst von Tournefort beschriebene Nelke aus China, so wie die, welche wiederum im 2. Jahrze- hend dieses Jahrhundertes als Dianthus japoni- cus beschrieben wurde, mit dem Dianthus Hed- dewigii identisch sind. Kamellien sind wiederum 3 Sorten abgebildet. C. Ninfa del Tebro wurde in Rom von del Granda gezüchtet. Sie soll sehr leicht und reich- lich blühen. Ihre Farbe ist ein frisches Fleischroth bei regelmässigem, schön ziegeiförmigem Bau (tab. 392), C. Petazzi, welche A. Verschaffelt eben- falls aus Italien erhalten hat, besitzt dagegen bei ebenfalls regelmässigem Bau eine hellrothe Farbe, die jedoch bei den in der Mitte stehenden Blumen- blättern durch weisse Längsstreifen unterbrochen ist. C. alba ornatissima zeigt ebenfalls den re- gelmässigsten Bau und besitzt wie auch der Name schon sagt, eine blendend-weisse Farbe. Auch sie hat ihren Ursprung in Italien gehabt. Schizostylis coccinea Backh. et Harv. (tab. 394) ist eine eigenthünillche Iridee, welche wohl den Gladiolus- Arten nahesteht. Sie stammt aus dem Kafterlande, also aus dem südlichen Afrika, und wurde von Seiten der Handelsgärtnerei Backhouse & Sohn In York dem botanischen Garten zu Kew mitgetheilt. Die Wurzel scheint knolliger Natur zu sein und bringt einen bis 3 Fuss hohen Stengel mit schmalen, linieuförmigen und mit einem ge- kielten Mittelnerv versehenen Blättern, die allmäh- lig kleiner und zuletzt Deckblätter werden, hervor. Aus den Winkeln der letzteren kommen die gros- sen, ziemlich regelmässigen Blüthen von rother Farbe hervor und bilden zu 10 bis 14 eine Aehre. Stenogastra coneinua Hook, haben wir schon im 4. Jahrgange der Wochenschrift (S. 230) angezeigt und auch mitgetheilt, dass sie zuerst von Hamburg nach England gekommen ist. Von ihr ist bereits eine Form' durch Veitch in den Handel gekommen, welche sich durch robusteren Bau und 296 \-iolette Blütlieu von der Hauptart unterscheidet und den Namen St. multiflora erlialten hat. Dass diese Form einen Blendhng mit der Mandirola lauata dar- stellen soll, bezweifeln wir. Ceropegia Gardneri Thwait. ist eine Schling- pflanze aus der Familie der Asklepiadeen und von der Insel Ceylon stammend. Wir haben von ihr (5. Jahrg. S. 280) ebenfalls schon gesprochen. Die weissen und braungefleckten Blüthen sind weniger schön, als vielmehr interessant, und dürften dem Botaniker mehr als dem Liebhaber gefallen. Jacaranda digi taliflora Lem. (tab. 393) kommt in den Gärten meist als Jacaranda Ca- roba und gloxiniaeflora vor und bildet einen niedrigen Baum mit grossen doppelt-gefiederten Blät- tern, deren Fiederblättchen eine breit-elliptische Ge- stalt besitzen und am Rande grob gesägt sind. Die bauchig -röhrigen und etwas gekrümmten Blüthen Laben eine hellviolette Farbe und die bedeutende Länge von über 3 Zoll bei einem oberen Durch- messer von 22 Linien. Allerdings mag die Pflanze, zumal der gipfelständige Blüthenstand 1| Fuss Höhe besitzt, sehr imponiren und Besitzern von Gewächs- häusern zu empfehlen sein. Sie stammt aus der brasilianischen Provinz St. Katharina und wurde von dem jetzigen Obergärtner daselbst, Fran^ois Dcvos, entdeckt. Dieffenbachia Baraquiniana Lam. (t. 387) soll nach Schott D. humilis Poepp. sein. Wir bezweifehi es, da wir in Belgien unter diesem Na- men eine andere Pflanze gesehen haben, welche mehr mit der Beschreibung genannter Pflanze über- einstimmte. D. Baraquiniana hat im Gegentheil weit mehr Aehnlichkeit mit der D. robusta C. Koch oder Seguine Schott und wächst, wie diese, zur kräftigen Pflanze rasch heran. Ein wunder- schönes Exemplar hatte A. Verscliaffelt in Brüs- sel in der dortigen grossen Ausstellung. Blattstiele und Nerven besitzen eine milchweisse Farbe, die sicli aber ausserdem noch durch weisse Längsflecken auf der Oberfläche der Blätter kund gibt. Entdeckt wurde die Art in der brasilianischen Provinz Para. Cattleya elegans Gh. Morr. (tab. 402) ist eine Laelia, die auch der jüngere 11 eiche nb ach in Hamburg als solche bezeichnet hat. Sie ist bei uns hinUhighch bekannt und verdient wegen ihrer Schönheit ihren Namen. Die grossen, schönen Blü- then haben, mit Ausnahme der tiefpurpur- violetten und weissumsäumten Lippe, eine hellviolette Farbe. Sie wurde schon im Jahre 1847 von der brasiliani- schen Insel St. Katharina durch den oben genann- ten Obergärtner Devos bei dem Gründer des A. Verschaffelt'schen Etablissements und Vater des jetzigen Besitzers eingeführt. Iriartea ventricosa Mart. (tab. 4(»0j ist un- bedingt eine der hübschesten Palmen mit schlankem Stamme, welcher an der Basis sich vielfach in zur Erde hinabsteigende Aeste (die emporgehobene Wur- zel) theilt. Gewöhnlich belegt man deshalb diese Palmen mit dem Namen der Stelzenpalmen. Weil oberhalb der Mitte des Stammes eine bauchige Ver- dickung vorhanden ist, hat sie den Beinamen „ven- tricosa" erhalten. Entdeckt wurde sie in Brasilien in dem 2. Jahrzehend dieses Jahrhundertes schon von den bekannten Reisenden Spix und Martins. Es bleiben uns schliesslich noch 2 Früchte übi'ig, welche in der 1. Hälfte des Jahrganges 1864 ab- gebildet und empfohlen sind. Brugnon Victoria (tab. 391) wurde von dem bekannten Pomologen und Obstzüchter in den Obsttreibereien der Köni- gin Victoi-ia in Sawbrigde worth,R i v e r s, im Jahre 1858 durch eine Befruchtung der Nectarine violette hative mit der bekannten Stanwick erhalten und erhielt wegen der ausgezeichneten Eigenschaften den Na- men Brugnon Victoria. Die Früchte werden sehr gross und erhalten bei sonst goldgelber Farbe eine herrliche Röthe. Beurr^ Spae (tab. 401) ist eine vor ungefähr 10 Jahren von dem Handelsgärtner Spae in Gent gezüchtete Buttcrbirn von echter Birngestalt und von der Grösse der Napoleons Butterbirn. Die Hauptfarbe ist zwar ein Gelb, was aber auf der Sonnenseite sich mehr oder weniger in tiefes Braun umwandelt. Ausserdem finden sich aber noch auf der Oberfläche der Frucht bräunliche Punkte und graubraune, so wie andere unregelmässige Flecken. Das sehr saftige, hellgelbe Fleisch ist fein und be- sitzt einen aromatischen Geschmack. Reifzeit sind Oktober und November. Der Baum wächst sehr kräftig und trägt ungemein reichlich. Da er gegen Witterungs-Einflüsse nicht empfindlich ist, so kann er auch sehr gut als Hochstamm benutzt werden. Liliuiu aiinituin Lindl. Diese von dem Jüngern Veitch aus Japan ein- geführte Lilie, auf welche schon mehre Male in diesen Blättern aufmerksam gemacht worden ist, blüht jetzt wiederum bei dem Kunst- und Handels- gärtner Louis Mathieu (Neue Grünstr. 36). Der kräftige Blüthenstiel trägt 18 Bliitben, von denen 8 momentan entfaltet sind. Wir unterlassen daher nicht, Liebhaber darauf aufmerksam zu machen. Verlag von Karl Wiegaudt in Berlin, Kommandanten-StrasBe No. G2. Druck der C Feiste r '.sehen Buehdnickerei in Berlin, Zieten-Flatz No. 2. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Konigl. Prenssischen Staaten für fvärtnerei und Pflaiizeiikuiide« Redakteur : Fi-olessor Dr. Karl Ivocli, Gencral-Sekretair des Vereines. No. 38. Berlin, den 24. September 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel . als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Ueber Vermehrung der Encephalartos. Vom Inspektor des Königl. botanischen Gartens zu Berlin, C. Bouch^. — Wie behandelt mau die Kamellien, um viel Knospen zu erhalten und wie verhindert man deren Abfallen. Vortrag, ge- halten vom Kunstgärtner Dam mann zu Görlitz. — Die Baumschulen von Andre Lere 3- in Angers. (Schluss.) Sonntag, ilen 25. Seiitcuiber, .llittags ^13 Ihr, liuilet im l'alnienhausc iles botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines zur Beförilerung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten init;;lieder eingeladen werden. Ueber Vermehrung der Encephalartos. Vom Inspektor des Königl. botanischen Gartens zu Berlin, C. Bouche. Dass die Eiiceplialartos-, Zamia-, Ceratozaiiiia- imd Dipsacozamia-Arten sich durch die Scliuppen, womit die Stamme bedeckt sind, vermehren lassen, ist eine längst bekannte Sache, denn schon Fal- dermann, früherer Obergärtner in St. Petersburg, theilte in den ersten Jahrgängen der Verhandlungen des Vereines (3. Band, 7. Lieferung p. 312, 1827) mit, dass er aus einem bei der grossen Ueber- schwemmung des Petersburger Gartens im Novem- ber 1824 zu (.4 runde gegangenen Stamme des Encephalartos (Zamia) horridus, obgleich das Mark desselben vollständig ausgefault war, aus den Schup- pen oder Blattbasen IG bis 20 junge Pflanzen gezogen habe; auch ich habe schon früher einige Arten dieser Familie auf diese Weise vermehrt, ohne zu ahnen, dass sich auch auf andere Weise die Vermehrung bewirken lässt. Man gelaugt meistens nur zu Schuppen, welche zur Vermehrung tauglich sind, wenn zufällig eine Pflanze durch Fäulniss des Gipfels und des Markes im Stamme eingeht, denn die Schuppen von einer gesunden Pflanze zu trennen, ist nicht nur sehr schwierig, sondern auch nicht ohne Gefahr für diese selbst ausführbar, weil der Stamm stets grosse Ver- letzungen erleidet. ; Eine andere Vermehrungsart dieser Pflanzen, j die ich durcli Zufall zu entdecken und zu beobach- ten Gelegenheit hatte, ist ganz gefahrlos an jeder Pflanze auszuführen, und kann höchstens der Nach- theil entstellen, dass sie einiger ihrer Blätter be- raubt wird. Vor einigen Wochen Hess ich im hiesigen Pal- menhause einen Encephalartos Alteusteini in ein grösseres Gefäss setzen, nachdem die Arbeit fast vollendet war, brach einer der ältesten Wedel ab und wurde bei Seite geworfen ; als ich mich über- zeugen wollte, wodurch das Abbrechen desselben wohl geschehen sein könnte, fand ich, dass der Wedel an seiner Basis, und zwar an der Stelle, wo er sich nach dem Absterben von den Stammschup- pen zu trennen pflegt, von unten her bis zur Hälfte seines Durchmessers schon vor langer Zeit eingebrochen, und nur noch durch die obere Plälfte mit dem Stamme in Verbindung geblieben war. Da nun in Folge des Bruches die Zuströ- mung des Saftes eine Störung erlitten hatte , so hatten sich an der Unterseite der verdickten We- delbasis drei, einen Zoll lange Wurzeln gebildet. Ich habe den W^edel sogleich eingepflanzt, auf ein warmes Beet gestellt und zweifele nicht, dass er austreiben wird. Zur weiteren Feststellung dieses Falles sind nun mehre Wedel dieser Pflanze eingeschnitten; so bald sich meine Vermuthung, auf diese Weise junge Pflanzen zu ziehen, bestätigen wird, werde ich mir erlauben, die Erfolge später mitzutheilen. 38 298 Wie 6pf)ttu})cft iimn die JCaiiiflTien, um viel kiiospcii zu erhalten iiikI nie rerliiodcrt man deren Abfallen. Vortrag, gehalten in der Juui-.Sitzuiig des Gartenbau-Vereines für die, Oberlausitz vom KunstgUrtiior Dammann zu Görlitz. Die Kamcllie ist unstreitig eine derjenigen Pflan- zen, welche in keiner Gärtnerei t'elilen dürften, lei- der aber scheuen viele die ersten Auslagen für die- selben, oder kennen den Werth der Pflanzen zu wenig. Für Haudelsgärtiiereien ist besonders die Ka- mellie eine Pflanze, die durchaus nicht fehlen darf; wenn auch deren Blumen nicht überall zum Bin- den von Bouquets und Kränzen zu verwenden sind, so ist der reiche Blüthenflor derselben doch schon lohnend genug, um sie, wenn auch nur einigermas- sen, mit Fleiss und Liebe zu behandeln. Wir sehen oft in Gärtnereien Kamellien, welche leider iu einem so trostlosen Zustande sich befin- den , dass weder ein frisches Grün, noch reichliche Blüthen von denselben zu erwarten sind. Fragen wir nach der Ursache dieser Erscheinung, so werden verschiedene Gründe geltend gemacht: einmal liebt der Besitzer nicht, dass viel Zeit zur Kultur der Kamellien verwendet werde, anderntheils liegt es aber auch an dem Gärtner, welcher, wenn ihm auch noch so wenig Zeit übrig bleibt, dennoch aus Liebe zu den Pflanzen suchen sollte, mehr Pflege auf dieselben zu verwenden. Ich will versuchen, ein Verfahren hier mitzu- theilen, welches mir stets hübsche Pflanzen und reichliche Knospen an denselben geliefert hat. Vor Allem tritt eine sorgfältige Behandlung der Pflanzen iu den Vordergrund. Ist Jemand im Be- sitz einer Sammlung Kamellien, welche in der Re- gel vom Dezember bis April in Blüthe stehen müssen, so ist die erste Aufgabe, sobald sie ver- blüht sind, dieselben umzupflanzen: bevor sie wie- aude sieht. Welch' herr- lichen Anblick muss es erst geben, wenn diese Ka- mellien in üppigster Blüthenpracht stehen! Es sind einzelne Exemplare, besonders in der Nähe des Wohnhauses, vorhanden, welche bereits 30 Jahre lang an derselben Stelle sich befanden, ohne trotz der bisweilen eintretenden, wenn auch nur kurze Zeit dauernden Kälte von selbst 16 Grad R., nur im Geringsten gelitten zu haben. Von ausserordentlicher Bedeutung ist in der neuesten Zeit die Rosenzucht geworden. Ein da- mit sehr vertrauter Gärtner, Trouillard, dem wir bereits manche schöne neue Sorte verdanken, steht derselben als (Joutreniaitre vor und hat einen von den übrigen Baumschulen abgesonderten Raum. Da an der Eingangsthür: „Trouillard, Horticulteur" steht, glaubt man eine selbständige Gärtnerei vor sich zu haben. Wir haben manche grossartige Rosengärt- 38* 300 nerei gesehen, in dieser Ausdehnung jedoch noch keine. Leider haben wir vergessen, uns die Grösse des dazu benutzten Terrains zu notiren. Obwohl die eigenthche ]51üthenzeit längst vorbei war, fan- den wir doch grossen Reichthum an blühenden Eoen. Wie allenthalben in den Baumsehulcn , so herrscht auch hier eine musterhafte Ordnung. Von Unkraut sieht man auch nirgends eine Spur, und trotzdem wird stets noch die Erde gelockert, um der Luft leichteren Eintritt zu verschaffen. Unter solchen Umständen darf man sich nicht wundern, nur gute Stämme zu sehen, die } Zoll im Durchmesser ha- ben. Wie bei den Obstbäumchen, so standen auch die Rüseiistämmchen ohne jeden Stock frei und in ziemlicher Entfernung, so dass keine Pflanze die andere, weder in der Wurzel, noch in der Krone, stören konnte. Als Unterlage hatte man bisher nur Rosa canina benutzt und diese durchaus aus Samen erzogen. Im 4. Jahre waren sie meist verkaufbar. Was von den Stämmchen nicht ganz grade und gut gewachsen ist, wii-d ohne Weiteres weggeworfen. Seit einigen .fahren wird auch die Manettirose als Unterlage benutzt. Sie hat den Vorzug, dass sie ausserordentlich leicht aus Stecklingen wächst und so auf die rascheste Weise vermehrt werden kann. Wir haben uns selbst davon überzeugt und können sie daher in dieser Hinsicht unseren Rosen- züchtern nicht genug empfehlen. Allerdings muss erst die Erfahrung gemacht werden, ob sie bei uns aushält, denn ohne Zweifel ist die Art eine in Italien wildwachsende Rose. Aus dieser Ursache haben wir bereits Reiser nach Rerlin in den Gar- ten des Vereines zur Beförderung des Garteubaues gesendet, wo Inspektor Bouchö die nöthigen Ver- suche macheu wird. Was wir bisjetzt als llanetti- rose in Deutschland gesehen, war eine ganz andere durch Kultur entstandene Sorte mit nicht sehr ge- füllten Blüthen. Es mag ungefähr 12 Jahre her sein, dass diese Rose, wenn wir nicht irren, durch Rivers in London nach England kam und dort rasch Ansehen gewann. Dort hat sie Andr^ Le- roy gefunden und nach Angers gebracht. Wir haben uns schon früher Mühe gegeben, den wahren Namen der Art, zu der sie gehört, zu ergründen unil hatten deshalb vor längerer Zeit an den damaligen Direktor Manetti in Monza bei Mailand, wo sie zuerst gefunden und in Anwen- dung gebracht wurde, geschrieben. Es wurden uns auch Früchte und Pflanzen dieser nach Manetti : selbst in der Umgegend von Mailand wildwachsen- j den Art versprochen; leider erfolgte aber bald da- rauf in Folge der dortigen Unruhen die Enttarnung des seitherigen Direktors und so war es uns bisher nicht möglich, den wahren Namen zu ergründen. Dass bei so grossem Betriebe die Leroy'schen Schulen auch grosse Anstrengungen machen müssen, um die verkauften Pflanzen wiederum durch An- zucht zu ersetzen, versteht sich von selbst. Man darf sich deshalb nicht wundern, dass 4U Morgen nothwendig sind, um Saaten oder sonst neue An- zucht zu bewerkstelligen. Es ist Grundsatz des Leroy'schen Etablissements, Alles selbst heranzu- ziehen und selbst eine Pflanzschule für andere Gärt- nereien zu sein. Es kann deshalb nicht auffallen, dass selbst die bedeutendsten Handelsgärtnereien Frankreichs, wenn sie selbst den Anforderungen i nicht nachkommen können, ihren Bedarf aus An- : gers beziehen. P'rotz des fortdauernden Bürger- krieges in Amerika gehen fortwährend grosse Sen- dungen dahin ab. Ausserdem werden beträchtliche Mengen an Forstpflanzen in die verschiedenen De- partements Frankreichs verkauft, um daselbst dazu zu dienen, holzlose Gegenden von Neuem zu be- walden. Bekanntlich hat mau in Frankreich in der neuesten Zeit eingesehen, welche grossen Nachtheile I die unverantwortlichen Verwüstungen der Wälder hervorgebracht haben. j Bei der Betrachtung des Einzelnen wenden wir j uus zuerst zu den Koniferen. Unter diesem Namen ' begreifen wir auch die Arten, bei denen nicht Zapfen, sondern Beeren vorhanden sind, da man sich ein- mal an diese Benennung gewöhnt hat. Es kommt häufig in der Wissenschaft und auch im gewöhnli- chen Leben vor, dass ein Name, der im Anfange sehr bezeichnend war, mit der Zeit und mit der Entwickelung der Wissenschaft gar nicht mehr passend ist, wenn man seine Bedeutung festhält. Die Sammlung der Koniferen ist ausserordentlich reich. Da von den meisten Arten bereits grosse Exemplare, sehr oft in Blüthen- und Fruchtzustand, vorhanden waren, so vermochte man auch umfas- sendere Studien in Betreff des relativen Werthes der in den Gärten kultivirten Arten zu machen, zumal der freundliche Besitzer uns allenthalben er- laubte, zur LTutersuchung nicht allein, sondern auch für das Herbar, die nöthigen Theile abzuschneiden und letztere sogar zur weiteren Forschung nach Berlin weiter expedirte. Doch verfehlen wir auch nicht, dem Direktor des botanischen Gartens, Bo- reau, hier den verbindlichsten Dank auszusprechen, dass er uus mit grosser Freundlichkeit während unserer Anwesenheit die Benutzung seiner Biblio- thek gestattete. Ausserordentlich reich waren die Kiefern ver- treten, nicht allein die Arten, welche bei uns im Freien fortkommen, auch sänimthche der Mittel- meerläuder, Kaliforniens und zum Theil Mexikos. Wie ganz anders boten sich die hier befindlichen Arten den Blicken dar, als in den engen Räumen des Gewächshauses. Grade aber die Kiefern haben 301 in ihrem Habitus sichere Merkmale, als sie sonst allein die Zapfen zu geben vermögen. Jedermann weiss, wie Pinus maritima und Laricio oft einander nähern, auch in den Zapfen, so dass beide Ai-ten ganz gewöhnlich, selbst von Botanikern ver- wechselt werden. P. Laricio hat aber blendend- weisse Knospentriebe, P. maritima hingegen röth- liche. Daran könnten beide Arten selir leicht er- kannt werden. Von Interesse war Pinus palu- stris mit einer Höhe von einigen und 20 Fuss; damit verliert sie allerdings ihre Schönheit und möchte darin selbst manchen Formen der Meer- sti-andskiefer nachstehen. Reizend nimmt sich da- gegen in allen Grössen Pinus insignis aus, eine Art, welche ihren Beinamen verdient. Pinus Aya- cahuite, Hartwegii, filifolia, Montezumae, macrocarpa, Fremontiana, Llaveana u.a.m. sah ich zum ersten Mal in dieser Grösse im Freien. Wie ganz anders nahm sich ferner hier Abi es Morinda mit ihren dicht stehenden Nadeln aus, als wir sie bei uns im Freien zu sehen gewöhnt sind. Die japanische, bei uns noch seltene Abies Jezoensis verdient wegen ihrer Schönheit eben- falls unsere volle Beachtung. Die schönsten aller Tannen sind und bleiben aber Abies spectabilis und Pindrow, welche beide aber doch so ähnlich aussehen, dass sie nur schwierig zu unterscheiden sind. Leider hatte nur die erstere Zapfen, um ver- gleichende Untersuchungen machen zu können. Wie reizend nahmen sich Exemplare mit aufrecht ste- henden grossen Zapfen aus! Dasselbe galt auch von A. Nordmanniana. Um den Reichthum an hier kultivirten Kiefern und Tannen erkennen zu lassen, will ich nur noch bemerken, dass 70 verschiedene Arten und Abarten der ersteren und 40 der letztern sich in Angers vorfinden. Manche der Leser dürfte es auch inte- ressiren, dass ziemhch hohe Flxemplare der Arau- caria brasiliensis im Freien vorhanden sind. Auch von Sciadopitys verticillata, der japani- schen Schirmtanne, welche ohnlängst erst durch Siebold eingeführt wurde, sah ich Pflanzen, wel- che bereits einen Begriff von der Schönheit dieser Konifere geben. Leider möchte sie, wenigstens bei uns im Norden Deutschlands, nicht im Winter im Freien aushalten. Von Cedern und Lärchen sind alle Sorten und Formen vertreten, welche man bis jetzt in den Gärten kennt. Die alte bekannte Ceder des Liba- non ist unbedingt die am wenigsten schöne und steht namentlich der des Himalaya (Cedrus Deo- dara) nach. Von dieser besitzt Leroy ö Abarten, von denen die mit freudig-grünen und die mit blau- grünen Nadeln besonders schön erscheinen. Beide Abarten neben einander gepflanzt bieten einen rei- I zenden Anblick dar. Freilich muss man auch Exem- plare haben, wie sie in den Baumschulen zu An- gers geboten werden. Unter den Lärchen verdient die neue Larix Kaempferi, die man neuerdings mit LTnrecht als den Tyj)us eines neuen Genus j betrachtet, Pseudolarix genannt, Beachtung. Unter den Taxodien, Sequojen und Cryp- tomerien gibt es manches Schöne, auf das ich ebenfalls aufmerksam machen will. Cryptomeria japonica, mit der Form Lobbii, verdient gar keine Beachtung und ist eine der schlechtesten Ak- quisitionen, welche mau aus Japan gemacht hat; doch kultivirt man in Angers eine zweite Form mit dem Beinamen viridis, die noch eher zu empfeh- len ist. Dass Glypto streb US heterophy Uns gar nichts weiter ist, als eine niedrigbleibende und alsbald zapfenliervorbringende Form des Taxodium siuense, davon habe ich mich hier hinlänglich über- zeugt; es fällt demnach nicht allein das Genus, auch die Art. Wiederum ein Beispiel, wohin es führt, wenn man Genera nur auf Blüthen- und Fruchtbau gründen will. Von den beiden Formen der Sequoja sempervirens verdient die breitblättrige mehr empfohlen zu werden. LTnter den Cy pressen waren stattliche Exem- plare in Blüthe und Frucht vorhanden, so dass man wohl im Stande war, in Betreff der neueren seit wenigen Jahren in den Handel gebrachten Ar- ten wegen ihrer Stellung im Systeme umfassende Studien zu machen. Nicht weniger als 26 Arten und Abarten genannten Geschlechtes werden In Angers im Freien kultivirt, dagegen 41 Wachhol- der-Formen. Unter den Lebensbäumen des Occi- dentes verdienen einige Beachtung, welche im äus- seren Ansehen zu denen des Orientes zu gehören scheinen und deshalb leicht zu Verwechslungen An- lass geben können. Es gilt dieses von Thuja as- plenifolia und sibirica, welche wir bei uns nur nach kleinen Exemplaren in Töpfen kannten, wo sie von dem Habitus gar keinen Begriff geben. Reizend nahmen sich die beiden Cephalo- taxen aus, da die buschigen Exemplare in der Regel mit Früchten übersäet waren. Dass Tor- reya nucifera wahrscheinlich keine Art, sondern vielmehr ein in Form der Cypressen gebauter Podo- carpus coriaceus ist, scheint ziemlich sicher zu sein, zumal bisweilen die unteren Aeste sich wie bei der zuletzt genannten Pflanze gestalten. Dass unter den Gehölzen diejenigen mit immer- grünen Blättern mit Vorliebe gezogen werden, geht schon aus dem früher Gesagten hervor. Nicht we- niger als 500 und einige Arten und Abarten so wie Formen werden kultivirt. Darunter sind noch keineswegs die baumartigen Magnolien und alle die Pflanzen, welche man zu denen für Haideboden 302 rechnet, inbegrifFen, denn von den letztern, welche in dem Verzeichnisse eine besondere Abtheilung machen, sind ebenfalls 200 Nummern vorhanden. Unter den ersteren verdienen die II ex- Arten mit ihren Formen vor Allem berücksichtigt zu werden. Hier sielit man erst bei baumaitig gezogenen Exem- plaren von 8 bis IG Fuss Höhe, wie viele der For- men sich reizend ausnehmen. Die Zahl derselben beträgt aber auch, einschliesslich der reinen Arten, nicht weniger als 76. Unter den immergrünen Ge- hölzen finden sich jedoch mehrfach solche, welche wir nicht darunter zu suchen gewöhnt sind, obwohl jnan sie doch sti-eng genommen dazu rechnen müsste: so unter Anderem die Bambusa-Arten und Yukken. Wie sehr müssen wir im Nordosten Deutschlands bedauern, dass beide bei uns im Freien nur zum Theil und unter den günstigsten Verhältnissen ge- deihen wollen. Dass auch die Zahl der Gehölze mit abfallen- den Blättern sehr bedeutend sein muss, kann man sich wohl denken. Als baumartig werden über 700, als strauchartig über 60(1 angegeben. Von gros- sem Interesse waren mir die Kernobstgehölze aus Japan, welche neuerdings durch Siebold ein- geführt sind. Mit Ausnahme der Pirus Toringo, welche zuerst von uns in den Anualen des Leide- ner Herbars beschrieben wurde, sind es nur For- men der P. prunifolia und baccata, welche wir zum Theil sogar schon früher in den Gärten kul- tivirten. Die in Südeuropa wild wachsenden Birn- sorten, welche in schönen Exemplaren sich in der Sammlung der L er oy 'sehen Baumschulen befanden, überzeugten uns noch mehr, dass selbige wohl einer und derselben ursprünglichen Art angehören, wel- che aus dem Oriente gekommen ist und in Europa verwilderte. Ob aber nicht noch eine zweite Art existirt, welche ursprünglich in China zu Hause ist, möchte noch näher untersucht werden müssen. Dass Decaisne in seiner Abhandlung über die Species sagt, aus Samen einer Birn alle bis jetzt kultivir- ten Formen hinsichtlich der Gestalt der Blätter und Früchte erhalten zu haben und auch wirklich, wie wir uns überzeugt haben, erhalten hat, streitet kei- neswegs gegen die Existenz zweier ursprünglichen Arten, da wir zur Genüge wissen, dass Blendlinge, und als solche sind wohl die meisten unserer kul- tivirten Birnen zu betrachten, bei Aussaaten sehr oft Exemplare beider Arten, aus denen sie entstan- den sind, geben. Wir wissen selbst, dass bei Cy- tisus Adami, ein BlendHng des C. Laburnum und purpureus, an einem und demselben Zweige Knos- pen beider Arten oft sich entwickeln. Eeich ist die Sammlung au Mespilus- (Cratae- gus-), an Spiraea-, Philadelphus-, Cotoneaster-, Ei- bes-Arten u. s. w. Sehr hübsch nahmen sich be- sonders die kleinblättrigen Zwergmispeln fCotoue- aster) des Himalaya aus, von denen sich jedoch die Zahl echter Arten auf 2 beschränken möchte. Co- toneaster denticu latus Humb. ist ein Sorbus, der in die Nähe von S. Chamaemespiku ge- bracht werden muss und ein zur Zeit der Frucht- reife sehr zu empfehlender Strauch ist. Es scheint fast auch, als wenn einige der von Humboldt in Amerika entdeckten Arten von Ribes nichts weiter, als Formen des R. sanguineum seien; es gilt dieses z. B. von E. malvaefolium. Spätere Untersu- chungen werden dieses lehren. Unter den Bäumen nahmen vor AUem die Eichen unsere Aufmerksamkeit um so mehr in Anspruch, als sie zum Theil Früchte hatten. Dass aber auch diese nicht immer sichere Merkmale' ge- ben, davon hatten wir luis früher schon überzeugt und überzeugten uns von Neuem jetzt. Was die amerikanischen Arten anbelangt, so geben hier das äussere Ansehen und vor Allem die Beschaffenheit der Rinde und des Stannnes sichere Merkmale. Aus China war auch die, wie es scheint, noch nicht beschriebene Eiche vorhanden, auf welcher die Raupe des Eichenseidenspinners lebt. Wir machen besonders darauf aufmerksam, als sie sonst, so viel uns wenigstens bekannt ist, sich nicht in Kultur befindet. Bei dieser Gelegenheit sei es uns erlaubt, über unsere europäischen Eichen mit abfallenden Blättern einige Worte zu sagen. Vielleicht besitzen wir nur 4 gute Arten, von denen Quere us pe du neu lata am meisten verbreitet zu sein scheint und auch hin- sichtlich der Blatt- und Fruchtformen grossen Ver- änderungen unterworfen ist. In der Nähe von An- gers sah ich Formen, wo die Früchte fast ebenso sitzend waren, wie bei Q. sessiliflora; umgekehrt beobachtete ich früher Bäume der letzteren mit mehr oder weniger gestielte^i Früchten. Es müssen noch umfassende Studien, aber nicht in Büchern und Herbarien, sondern in der freien Natur und mit Aussaat- Versuchen gemacht werden, ehe es uns gelingt, diese beiden bestimmt vorhandenen Arten durch durchgreifende Merkmale zu unterscheiden. In der Nähe von Angers wächst auch ein einzeln stehender Baum der Quercus pedunculata mit so grossen Früchten , d9,ss diese kaum von denen der nordamerikanischen Quercus macrocarpa zu unter- scheiden waren. Ferner beobachtete ich in der Nähe der Küste des Atlantischen Meeres, mitten in den Wäldern der Meerstrandskiefer, des erst seit wenigen Jahren entstandenen Seebades Arcachon, ohnweit Bordeaux, 2 deutlich zu unterscheidende Eichen, wo die eine schmale und oben abgerundete, die andere kurze, dicke, oben abgestutzte Früchte besass. 303 Wir gehen zu den Fruchtbäumen über, wo die Birnbäume den ersten Eang einnehmen. Jährlich ■werden nicht weniger als 100,000 Pyramiden ver- kauft. Von diesen sind nicht weniger als i auf Quitte veredelt. Spalierbäume und Hochstämme werden im Verhältniss nur sehr wenige herangezo- gen, da die Nachfrage ausserordentlich gering ist. Interessant möchte es sein, zu wissen, welche Sor- ten am meisten verlangt werden? Da ist es denn merkwürdig, dass es nur 7 Sorten sind, wogegen der Bedarf an den übrigen Sorten kaum nen- nenswerth ist; diese 7 Sorten sind: Bon chr^tien William, Duchesse d'Angoulöme, Doyenne d'hiver, Bonne Louise d'Avranches, Beurr^ d'Amanlis, Beurr^ Diel und Beurrt^ d'Arem- berg. Von jeder dieser werden im Durchschnitte jährlich 20-, je von der einen oder andern biswei- len sogar 30-, ja 40,000 Exemplare verlangt, wäh- rend alle übrigen zu höchstens 1000 Exemplaren ab- gegeben werden. Aepfelbäume werden fast nur als Hochstämme verkauft. Zu diesem Zwecke werden die 2 Jahr alten Wildlinge im August, auch wohl im Juli, okulirt; was nicht kommt, wird im nächsten Früh- jahre kopulirt. Ein Mann veredelt in einer Stunde 100 Stämmcheu, während 2 nothwendig sind, um das Auge zu befestigen. Während es bei uns Sitte ist, die Seitenzweige an den Stämmchen alsbald heriinterzuschneiden, um einen graden Stamm her- anzuziehen, lässt man in Angers die Zweige bis in den Herbst, ja wenn der Stamm nicht genug erkräftigt ist, bis in das nächste Jahr stehen. Man geht von dem richtigen Grundsatz aus, dass die Blätter an den Zweigen zur Erstäi-kung des Stam- mes beitragen. Die durch das Abschneiden stär- kerer Zweige am Stamme entstehenden Wunden verwachsen sehr bald und sind schon zeitig nicht mehr sichtbar. Solche herangezogene Stämme ha- ben im dritten Jahre, wo sie verkauft werden, 3 Fuss über dem Boden einen Umfang von 4^ und 5 Zoll. Viele Tausende, in gehöriger Entfer- nung, so dass die Kronen sich nicht gegenseitig im Wachsthume genirten und kerzengrade zu se- hen, machten auf uns einen sehr erfreulichen Ein- druck. Im Durchschnitt werden 15,000 Stämme auf die Hektare, also ungefähr 4000 auf den Mor- gen, gepflanzt. Dass unter solchen Verhältnissen von keinem Stab zur Unterstützung der Stämmchen die Eede sein kann, versteht sich von selbst. Man sieht auch so sehr darauf, nur gute Stämme in den Handel zu bringen, dass jährlich nicht weniger als 50,000 Stämme von Aepfeln, Birnen, Pflaumen u. s. w. heraupgerisseu und verbrannt werden. Und •doch beträgt der Kostenpreis für den Stamm, mit jeder beliebigen Sorte veredelt, nur 1 Frank mit 20 Prozent Rabatt für den Wiederverkäufer. Die Zahl der Sorten Aepfel, welche verlangt werden, ist grösser, die der einzelnen verkauften Exemplare um ein Drittel oder auch um die Hälfte geringer, als bei den Birnen. Viele werden zur Bereitung von Apfelwein benutzt, der in Frankreich fast noch mehr als am Rhein und in W^ürttemberg bereitet wird. Die am häufigsten verlangten Sor- ten sind: Calville blanc, Reinette d'Angle- terre, de Canada, franche, de Bretagne, de Caux, grise und pepin, so wie Pomme d'Api, Calville rouge, Doux d'argent. Imperial und Court pendu. Alle 3 Jahre wird abgeräumt und 2 mal hinter- einander wird dasselbe Feld benutzt. Darauf kommt 6 Jahre Getreide, um den Acker wiederum für Obstbaumzucht passend zu machen. Um auf jeden Fall zuträglichen Boden zu haben, wird einige Stunden von Angers für die Hochstammzucht übei- haupt ein thonhaltiger Kalkboden gepachtet, da man die Erfahrung gemacht hat, dass sowohl Aepfel, als Pflaumen und Aprikosen auf diesem am besten ge- deihen. Birnen dagegen wachsen in einem thonig- kieseligen Boden am besten, als welcher der ver- witterte Dachschiefer in der nächsten Nähe von Angers zu betrachten ist. Während man zu den Hochstämmen der Aepfel Wildlinge nimmt, so bedient man sich zu der Un- terlage für Kordon und Strauchform des Paradis- Apfels und des Daucins. Beide machen bekannt- lich Ausläufer und haben ein rasches Wachsthum, dauern aber allerdings nicht so lange. Bei den ge- nannten beiden Formen kommt es vor Allem dar- auf an, rasch Resultate zu erzielen, welche mau auch auf diese Weise erlangt. Seit einigen Jahren hat auch die Anzucht des Steinobstes bedeutende Fortschritte gemacht. Den Pflaumenbaum benutzt man fast allgemein als Un- terlage für Pfirsiche und Aprikosen. Pflauraen- stämme hat man im Durchschnitt gegen G0,000, Aprikosen hingegen gegen 48,000 Stämmchen Vor- rath. Die Pfirsiche wird nicht als Hochstamm ge- zogen; von ihnen sind in der Regel gegen 15,000 Exemplare vorhanden. Wildlinge von Aprikosen haben ein schlechtes Ansehen, tragen aber im Durchschnitte reichlicher. Da die Pflaumen ebenfalls zum Theil schlecht wachsen, veredelt man sie dop- pelt und nimmt eine bekannte gutwachsende Sorte als Zwischenstamm, dem man eine beliebige gute Frucht aufsetzt. Auch bei den Kirschen weicht man in sofern von der gewöhnlichen Weise ab, als sie nicht in der Nähe der Wurzel, sondern oben an der Krone veredelt werden. Gute Kirschen haben nämlich in Angers die Eigenthümlichkeit, dass sie nie gute Stämme geben. 304 Es kann bei dieser grossartigen Anzucht nicht auffallen, dass alljährlich auch ein grosses Terrain in Angriff genommen werden muss, um die nöthi- gen Unterlagen für die Edelstäuime zu geben. Im Durchschnitt werden deshalb nicht weniger als 120 Morgen dazu in Angriff genommen und gehörig in Stand gesetzt. Ganz besonders ist noch die Ordnung und Rein- lichkeit hervorzuheben, welche auf den Grundstücken sich ausspricht. Nirgends sielit man auch nur das geringste Unkraut, das leider in vielen Baumschu- len nur zn häufig die Anpflanzungen in hohem Grade beeinträchtigt. Ausserdem wird aber auch der Boden einige mal im Jahre gelockert, damit die atmosphärische Luft um desto besser in den Boden eindringen kann. Wenn man sich fragt, auf welche Weise in doch vcrhältnissmässig kurzer Zeit • — ■ denn, wenn auch nicht die Gründung, so beginnt doch die Be- deutung des Etablissements erst seit dem Jahre 1820, wo es der jetzige Besitzer übernahm — es einen solchen Aufschwung erhalten hat, dass es einzig iu seiner Art dasteht, so liegt allerdings der erste Grund in der Intelligenz des letzteren selbst, dass er vor Allem verstand, wo Bedürfnisse waren, diese zu seinem Nutzen auszubeuten, und wo sie nicht vorhanden, selbige hervorzurufen. In seiner Jugend hatte er einen grossen Einfluss auf die Ent- wicklung der bildenden Gartenkunst in seinem Va- terlande; es scheint sogar, dass er den Anfang zu dem Umschwünge, der sich in den letzten Jahrze- henden kund gegeben, gemacht. Man sagt, dass er viele Hunderte von Plänen entworfen inid zum Theil ausgeführt habe. Nächstdem sind es aber 2 Dinge, welche ihn sehr unterstützten : musterhafte Ordnung in den Baumschulen und Wohlt'eilheit der aus ihnen in den Handel gebrachten Pflanzen. Er konnte und musste mit Massen auftreten, um mit Jedem zu konkurriren. 8 und für den Wiederverkäufer 6 Groschen für jeden Obststamm oder jede Baurarose bei vorzüglicher Waare, wie man sie selten findet, ist ein Preis, wie ihn nicht Jeder, der nur in be- schränktem Maasse heranzieht, liefern kann. In dem Bewusstsein, nur vorzügliche Waare geliefert zu haben, verlangt der Besitzer bei jeder Beschwerde, dass ihm die Gegenstände zurückge- sendet werden möchten. Ist die Beschwerde ge- recht gewesen, so hat der betreffende Obergärtuer oder Contremaitre für den Schaden zu stehen. In dieser musterhaften Oiganisirung liegt aber endlich auch ein Grund von der Blüthe des Geschäftes. 26 Obergärtner theilen sich in die Arbeiten; .Teder ist in dem, was ihm zugewiesen, unabhängig und disponirt so selbständig über das ihm Untergebene, als sei es sein Eigenthum. Leroy selbst beküm- mert sich um das Einzelne nicht im Geringsten; wo er etwas gegen die Ordnung findet, hält er sich an den betreffenden Obergärtner, die er frei- lich, wie auch die übrigen Arbeiter, sehr gut be- zahlt und überhaupt an sich zu fesseln sucht, .leder Obergärtner besitzt in seinem Sprengel eine gute Wohnung. Leroy selbst hat sich das Ganze vorbehalten; sein Geist regiert, lenkt und gibt neue Impulse. Kräftig unterstützt wird er von den Ge- brüdern Baptiste und Henry Des p ort es, die er sich selbst erst herangebildet. So blüht und grünt diese Gärtnerei und trägt weithin ihre Früchte. Die moderne Anlage des (Jarteiis am Hanse nnd der städtischen Villa. Ein praktisches Ilandbucli für Gartenbesitzer, Bau-Unternehmer, Architekten unfl Gärtner, erläutert durch 24 l'eiu kolorirte Gartenpläne nebst Detailzcichnungen, bearbeitet von IL S. Neumniin, Köiiigl. Preuss. Hofgartner und Bauführer auf Schloss Albrcchtsber^ bei Dresden u. s. w. Von diesem Werke ist uns soeben das erste Heft zugegangen, das sich von vornherein durch seine schöne Ausstattung empfiehlt. Wir sahen demselben um so lieber entgegen, weil es eine Lücke in der Garten-Literatur ausfüllen hilft, die freilich erst in der neuern Zeit recht merklich ge- worden ist. Denn erst in der neuern Zeit ist der Garten, d. h. der l'Jumengarten aus dem Begriffe des Luxus-Artikels herausgetreten und Bedürfniss- Artikel geworden; erst in der neueren Zeit haben die Kommunen, so wie die einzelnen Besitzer ein- gesehen, dass Jedermann ein Anrecht habe auf den Genuss eines Gartens. Und diesem Bedürfnisse entsprechend sind die vielfachen städtischen Anla- gen entstanden und von Seiten der Bau-Unterneh- mer immer mehr das Gesetz befolgt worden, einen Raum vor dem Hause zur Anlage kleiner Gärten zu benutzen. Diesen Bau-Unternehmern tritt nun der Verfas- ser mit dem reichen Schatze seiner Erfahrungen zur Seite, indem er zeigt, dass hier zwar das Nütz- lichkeitsprinzip massgebend ist, und dass das Gärt- chen sich ganz und gar den Bedürfnissen des Hau- ses anzupassen hat, dass man aber selbst unter sehr ungünstigen Verhältnissen dem Schönen Rechnung tragen kann. Eine eingehendere Besprechung behalten wir uns für eine der nächsten Nummern vor. Verlag von Karl Wiegaudt in Berliu, KoromaDdantcD Strasse No. G2. Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei iu Berliu, ZietenPlatz No. 2. Woehensehrift des Vereines zur Beförderuiisf des (ilartenbanes in den Köni§;l. Prenssischen Staaten für Ciärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Fr-ofessor Dr. Karl Ivocli, General-Sekretair des Vereines. No. 39. Berlin, den 1. October 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel . als auch frauco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt: 443. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 25. September. — Der Spargelkäfer, der Enger- ling und der Maulwurf im Spargelbeete. Vortrag, gehalten von Dr. Gockscli in Görlitz. — Paris und seine Anlagen. Keiseberieht. — Bericht über die vierte Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter in Görlitz. 443. Vcrsaiiiiiiliiiig des Vereines zur Befönlcriiiig des Gartenbaues, am 25. September. Da der Geh. Ober-Kegieniiigsrath Kuerk durch Unwohlsein verhindert war, zu erscheinen, so über- nahm Professor Braun den Vorsitz. Das Protokoll verlas Inspektor Bouch^ an Stelle des noch ab- wesenden General -Sekretärs. Bei Erwähnung der von dem Kunst- und Handelsgärtner Krüger iu Lübbenau der vorigen Versammlung eingesendeten Gurkeiipflanzeu erklärte der Geh. Regierungsrath Heyder, dass er die von Krüger gen)aclite Be- hauptung über das gesunde Verhalten der W^urzel bei tiefster Krankheit des oberen Theiles der Gur- kenpflanzen durch die Angaben vieler Erfurter Gärtner, die über dasselbe Uebel klagten, vollstän- dig bestätigt gefunden habe. Darauf eröffnete Professor Braun, dass der Verein wiederum den Verlust eines seiner treuesten und ältesten Anhänger zu beklagen habe. Der herzogliche Garten -Inspektor zu Wörlitz, Gott- lieb Ludwig Schoch, ist nämlich am 29. August in einem Alter von 70| Jahren nach einem Leben voller Thätigkeit, aber auch voller Erfolge, gestor- ben. Er wurde am 2G. Februar 1794 in Wörlitz geboren, erlernte die Gärtnerei im Louisium bei Dessau unter dem Hofgärtner Eyserbeck, ging dann später in den Königlichen Garten zu Char- lotteuburg als Gehülfe und von da nach Friedrichs- felde bei Berlin in den Garten der Fürstin von Holstein-Bek. Im Jahre 1814 kehrte er nach W^örlitz zurück, wo er am 1. Mai als Hülfsgärtner bei seinem Vater angestellt wurde. 1817 kam er als Hofgärtner nach dem Louisium und 1 826 den 1. September nach Wörlitz, wo er fast volle 38 Jahre als herzoglicher Garten-Inspektor gewirkt und geschaffen hat. Ihm wurde noch die Freude zu Theil, am 1. Mai dieses Jahres sein 50-jähriges Dienstjubiläum zu feiern, wo er von nah und fern zahlreiche Beweise der Liebe und des Wohlwollens erhielt. Der regierende Herzog von Anhalt-Dessau, dem er 47 Jahre hindurch treu gedient, überreichte ihm an diesem Tage eigenhändig die grosse gol- dene Medaille für Verdienst und Wissenschaft. Der Verewigte gehörte dem Vereine als Ehrenmitglied seit dessen Gründung an und Alle, die ihn ge- kannt und sein Schöpfen und Wirken im Park zu Wörlitz gesehen, werden ihm ein treues Andenken bewahren. Zu seinem Nachfolger ist bereits der Sohn, der bisher in Dessau gewesen, vom Herzog ernannt worden, was uns eine Bürgschaft sein kann für das weitere Gedeihen des herrlichen Wörlitzer Parkes. Noch einen anderen Verlust hat die Gärtnerwelt zu beklagen; der Ehren -Präsident der botanischen Gesellschaft in Belgien, Jean Kickx, Professor an der Universität zu Gent, Kitter des Leopold- Ordens und Mitglied der belgischen Akademie der Wissenschaften, ist in einem Alter von Gl Jahren am 1. September verschieden. 39 S06 Noch andere Nachrichten waren vom Auslande her eingelaufen. 80 hatte der General -Seki-etär, Professor Koch, wiederum einen längeren Bericht über die Verschönerungen in den Provinzen Frank- reichs eingesendet, welcher der Versammlung vor- gelesen wurde und als besonderer Aufsatz veröffent- licht werden wird. Auch das Programm für die Ausstellung, die im Frühjahre 18G5 in Amsterdam stattfinden wird, war eingegangen. Dasselbe ist allerdings erst in holländischer Sprache abgefasst und der Tag der Eröffnung noch nicht festgesetzt. Einstweilen ist die Mitte des Monats April als die passendste Zeit in Aussicht genommen. Die bestiminte Anzeige der Daten der Eröffnung und des Schlusses wer- den wohl erst in dem französischen Programme, das nächstens erscheint, angegeben werden. Ferner hatte der Verein für Gartenkultur und Botanik in Köln ein Programm für die vom 2. bis incl. !>. Oktober stattfindende Ausstellung eingesen- det. Der Verein hat für bestimmte Bewerbungen, die in 21 Punkten stattfinden können, 42 bilberne" und bronzene Medaillen ausgesetzt, ausserdem aber noch 20 derselben den Preisrichtern zur Verfügung gestellt. Auch der schlesische Central- Verein für Gärtner und Gartenfreunde veranstaltet eine Ausstellung von Früchten, Gemüsen, Blumen und Pflanzen, über- haupt allen Garten- und Feld -Erzeugnissen, und zwar in den Tagen vom 9. bis incl. 11. Oktober. Fast zu gleicher Zeit (vom 8. bis incl. 10. Oktober) findet eine Ausstellung in Frankfurt a. 0. von Sei- ten des dortigen Gartenbau-Vereines statt. Nachdem Inspektor Boueh^ die Programme den Mitgliedern mit einer Einladung zur Betheili- gung vorgelegt, wandte sich derselbe zu einer Be- sprechung der ausgestellten Pflanzen, von denen wir erstens aus einer Gruppe blühender Pflanzen des botanischen Gartens hervorheben: Chaenestes lanceolata mit schönen scharlachrothen Blumen; Li- siauthus Russelianus, Aphelandra micans, Lobelia discolor, welche viele Jahre hindurch aus den Gär- ten verschwunden zu sein schien und Conradia flo- ribunda (Gesnera libanensis). Peperomia cJaytonioi- des Kth et Bch^, welche durch Schomburgk aus dem englischen Guiana eingeführt wurde, hat eine Knolle, verliert im Herbste die Blätter und niuss ziemlich trocken gehalten werden; Dombeya Ery- throxylon (Melbania Erythroxylon), eine hübsche Büttnerlacce, die fast das ganze Jahr hindurch, selbst im "Winter ihre grossen weissen Blüthen ent- faltet, und ciuilich ein Physurus querceticola in sehr kräftigem Exemplare. Von Chaenestes lanceolata bemerkte Referent, dass er sonst die Pflanze im Warmhause kultivirt habe, wobei sie aber nur sel- ten und wenig Blüthen entwickelte ; seit einem Jahre überwintere er sie bei 5 — 8" und stelle sie im Sommer in's Fi-eie, wo alsdann jeder Steckling im August und September reichlich blühe. Hin- sichtlich der Gattung Lisianthus empfahl Inspektor Bouchi' den Gärtnern sehr, sich die Kultur dieses Strauches angelegen sein zu lassen, da viele Arten derselben sich zu Gruppen- , ja zu Marktpflanzen bestimmt eignen dürften. Obgleich Lisianthus da- turoides und iraperialis, deren Blumen scharlachroth inid an den Einschnitten gelblieh sind, schon oft als Samen in Europa eingeführt worden sind, so hat es doch nicht gelingen wollen, die daraus ei'- zogenen Pflanzen bis zur Blüthe zu erhalten. Dies darf jedoch durchaus nicht abschrecken, diese Kultur immer wieder aufzunehmen, denn wir haben Bei- spiele genug von Pflanzen, die viele Jahre hindurch mit derselben Beharrlichkeit dem Züchter trotzten und jetzt, da man ihre Kultur kennt, zu unseren weitverbreitetsten Zierpflanzen gehören. Vom Versuchsfelde des Vereines waren wiede- rum Gemüse aus spanischen Sämereien ausgelegt. Der schon früher vorgezeigte, gesclilitztblättrige Baumkohl liess noch keine bessern Eigenschaften als Gemüse wahrnehmen. Auch W^irsingkohl war von unserm gewöhnlichen nicht zu luiterscheiden; eine Sorte des Grünkohls dürfte sogar dem unsri- gen nachstehen, weil seine Blätter zu wenig ge- kraust sind und wenig entwickelte Blattmasse haben. Dahingegen ist eine krause Endivien-Sorte sehr zu empfehlen, indem sie sich durch bedeutende Grösse und Kräuselung der Blätter auszeichnet und viel- leicht noch besser, als die Moos-Endivie sein möchte. Von besonderer Wichtigkeit war eine Aufstel- lung abgeschnittener Dahlien von Pomp hin in Friedrichswalde bei Joachimsthal. Dieser Züchter hatte eine Reihe Blumen von einem ganz eigen- thümlichen Baue, der die allgemeinste Anerkennung fand, geliefert. Die Grundform der Blume ist der Kugelbau in seiner schönsten Vollkommenheit. An- J statt dass nun aber die einzelnen Stralilenblütlichen 1 eine Kugel aus dicht aneinander gedrängten oflenen Zellen bilden, war hier der Rand jedes einzelnen Blüthchens so gefaltet, dass dasselbe wie eine Schuppe erschien; dadurch erhielt die Blume ein Ansehen, das wir mit nichts Anderem zu verglei- chen wissen, als mit der Form der Trüftaud'schen Päonienaster. Unzweifelhaft verdienen diese Züch- tungen als ein Fortschritt in der Dahlienkultiu' allen Liebhabern dieser Gruppe empfohlen zu werden. Eine zweite Sammlung von Sämlingen hatte Hofgärtner Altmann in Gusow bei Selow einge- sendet; sie enthielt auch mehre sehr schöne Muster- blumen. Vor Allem zog aber Vanda Lowii (Rhe- 307 nauthera Lowü), die in eiuem 4 Fiiss hohen Exem- plare vom Obergärtuer ]$oese (^Kümmerzienr. Rei- cheuheim) ausgestellt war, die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Zwei Blüthenstiele, jeder von 1), Fuss Länge, trugen je 25 der eigenthüm- lichen, bald braunen, bald gelben Blüthen; von ihnen besitzen jedoch nur die gelben einen zwar nicht angenehmen, aber doch sehr starken Geruch, wogegen die brauneu Blüthen in demselben Alter und demselben Stadium der Eutwickelung ganz ge- ruchlos bleiben. Baumschulbesitzer Lorberg übergab eine An- zahl Zweige mit monströsen Birnen. Der noch junge Baum hat in diesem Jahre nur monströse Früchte gebracht, die im Geschmacke ziemlich den anderen Birnen gleichen, allein in der Gestalt voll- ständig abweichen. Diese Erscheinung war auch schon früher bekannt (s. Jahrg. 1863, p. 315), nur in solcher Allgemeinheit, wie an dem hier erwähn- ten Beispiele, noch nicht beobachtet worden. Au die Erklärung dieser Missbildung, die als die Durchwachsung der Blüthenachse und nochma- lige Blüthenbildung in einer nicht ganz entwickel- ten Blüthe zu betrachten seien, sehloss Professor Braun einige Betrachtungen über die Krankheit, die vorzugsweise die Delphinium Orientale Gay im Versuchsgarten befallen, wogegen die daneben ste- henden D. Ajacis s. ornatum Bouche nur an derjeni- gen Seite Spuren von der Krankheit zeigten, die den befallenen D. Orientale zunächst gelegen. Der Mehl- thau hatte die ganzen Pflanzen überzogen und sie au ihrer vollständigen Eutwickelung gehindert. Nur die kleinere Hälfte der Blumen war zur Ent- faltung gelangt, die übrigen verdarben vor dem Aufblühen, und an Samen war unter solchen Um- ständen nicht zu denken. Der Vortragende gab darauf eine Entwicke- lungsgeschichte der Pilzgattung Ervsiphe, die den Mehlthau darstellt, schilderte die dreifache Fort- pflanzung derselben und gab eine kurze Charakte- ristik der häufigsten Arten dieser Gattung, über welche später ausführlicher gesprochen werden soll, und ging darauf zur Besprechung des viel bestrit- tenen Thema's der Bastardbilduugen über, indem er, von den ältesten Beobachtungen Koelreuter's (1760) ausgehend, eine kurze geschichtliche Ueber- sicht der wichtigsten Arbeiten über diesen Gegen- stand gab und besonders die Ergebnisse der neue- sten Untersuchungen, welche Regieruugsrath Wi- chura in Breslau über die Bastardbildung der Weiden angestellt hat und in einer eigenen Schrift zu publiziren im Begriffe ist, hervorhob. Er sprach insbesondere über die, wenn auch geschwächte, doch keineswegs ganz unterdrückte Fruchtbarkeit der Bastarde und über die darauf beruhende Möglich- keit der Herstellung komplizirter Bastardformen, in welchen nicht bloss 2, sondern 3, 4, ja selbst bis 6 verschiedene Arten vereinigt und in ihren Merk- malen ausgeglichen erscheinen, sowie von der sich in Verbindung mit der Bastardbildung entwickeln- den Neigung zur Bildung von Varietäten. Schliess- lich sprach er den Wunsch aus, dass doch die Gärtner, die der Bastardbildung so zahlreiche und schöne Pflanzenformen verdanken, die Stammbäume aller ihrer Erzeugnisse sorgsam bewahren möchten, wodurch der Wissenschaft ein grosser Dienst ge- leistet werde, während ohne sichere Kenutniss der Entstehung der Bastardformen die grösste Unsicher- heit und Verwirrung in die systematische Botanik gebracht würde. Im Anschluss an die Bemerkung von Professor Braun machte Inspektor Beucht auf einen Pap- pelbastard des botanischen Gartens aufmerksam, der sich zufällig durch eine Befruchtung zwischen Po- pulus laurifolia und canadensis gebildet und unver- kennbar die Merkmale beider in sich vereinige. Ob- gleich Bastarde, wie aus dem oben Angeführten hervorgehe, sich oft von selbst unter einander be- fruchteten, so sei dies aber durchaus nicht durch- gehends bei allen Pflanzen der Fall. Die im bo- tanischen Garten gezogenen Nymphaeen- Bastarde z. B. mussten stets künstlich befruchtet werden. Der Geh. Regierungsrath Heyder legte hierauf einige Proben von Band- oder Schattenglas aus der Fabrik von Heckert in Halle vor. Dasselbe enthält grüne Streifen, wahrscheinlich Chromoxyd, von 9 — 12 Linien in ebenso breiten Zwischenräu- men aufgebrannt und ist zu dem Preise von 6 Sgr. pro Quadratfuss zu haben. Der Fabrikbesitzer Dr. Julius Cohn auf Mar- tiniquefelde hatte ein Stück Sombrero -Phosphorit vorgelegt, und gab mehre Notizen über dessen Ge- halt an phosphorsaurem Kalk. Der Sombrero-Phos- phorit ist ein fossiles Phosphat, das seinen Namen von der Insel Sombrero (eine der kleinen Antillen) hat und aus einem korallenartigen Gestein besteht, welches auf bisjetzt noch unbekannte AVeise in phosphorsauren Kalk metamorphosirt ist. Neben dem rohen Material hatte der Vortragende auch noch eine Probe des gemalilenen Phosphorits, so- wie Pi'oben der sämmtlichen Hauptprodukte seiner Fabrik vorgelegt, wie: Knochenmehl, schwefelsau- res Knochenmehl, sauren phosphorsauren Kalk und Sombrero-Superphosphat. Das Preisrichteramt bestand diesmal aus dem Geh. Regierungsrath Heyder, Obergärtner Gaerdt und Reinecke. Dieselben ertheilten der Rhenan- tbera Lowü des Kommerzienrathes Reichenheim (Obergärtner Boese) den Monatspreis. 38' 308 Der Sp.trgelkäfer, der Engerling nnd der Maulwurf im Spargel beete. Zwei Feinde und ein Freund des Spargelbeetes. Vortrag, gelialten in der Juli-Sitziing; di-s GarfL-iiliau-Vereines für die Oberlausitz von Dr. Gocksch in Gürlitz. Der Spargel hat zwei Hauptfeinde aus dem Thierreiche, die aber durch einen ebenso grossen, lange verkannten Freund leicht unschädlich gemacht werden. Diese Feinde des Spargels sind das Spar- geltahnchen oder Spargelkäfer ( Crioceris Asparagi und duodecim punctata), welcher seine Eier an die jungen äussersten Enden der Spargelstengel setzt. Sobald die Eier ausgekrochen sind, beginnen die Larven zu nagen, entkleiden den Stengel ringweise, oft in grosser Ausdehnung, seiner Rinde und die Folge davon ist dessen Gelbwerdcn und Vertrocknen. Bei grosser Anzahl kann dieses Insekt oft ganze Beete, besonders junger Pflanzen, vernichten. Als Larve auf den Stengel des Spargels kann ihr der Maulwurf allerdings nichts anhaben. Aber da ich nach meinen bisherigen Beobachtungen aus dieser, am Stengel des Spargels sich aufhaltenden Larve, den Käfer noch nie hervorgeiien sah, vermuthe ich, dass sie sich auch noch für den Winter in die Erde eingräbt. Meine allerdings bis jetzt blosse Muthmassung gründet sich darauf, dass ich schon öfter und besonders in diesem Jahre im Frühjahr beim Umgraben der Spargelbeete, unmittelbar um die alten Stengelstummel, ganze Nester kleiner Larven gefunden, die natürlich auch nur einem kleinen In- sekt augehören können; ferner, dass gleich im zeitigen Frühjahre der Käfer selbst erscheint und endlich, dass meine Beete früher von diesen Käfern viel gelitten haben, aber dass icli damit ziemlich verschont bin, seitdem ich diesen Larvennestern im Frühjahre sorgfältig nachspüre, sie vernichte oder auch als Frass der Hauskatze meines Beetes, dem Maulwurfe, überlasse. Ein gefährhcherer Feind aber, als der Spargelkä- fer, ist die Larve des Maikäfers, der Engerling. Für diesen ist das Spargelbeet die allerbeste Brutstätte. Lockrer, warmer Boden, düngerreich und frei von Pflanzenschatten, grade zu der Zeit, wo nach dem Begattuugsakt der Maikäfer zur Legung seiner Eier sich in die Erde gräbt, ladet die sonnige Spargel- beetfläche ganz besonders zu jenem Geschäft ein. Die Eier werden hier nicht nur ganz besonders gut ausgebrütet, sondern der junge Engerling fin- det auch bald in den jetzt im besten Safte stehen- den zarten Spargelwurzeln die beste und vollste Nahrung und ist das Beet nach alter Weise ange- legt, so bietet die unterhalb der Pflanzen in der Tiefe befindliche Düngerschicht auch noch einen prächtigen Winter-Aufenthalt. Da nun der Enger- ling 3 — 4 Jahre bis zu seiner vollkommenen Um- bildung in den Maikäfer braucht, und der Umkreis seines Aufenthaltes in der Erde nur ein sehr be- schränkter sein kann, so kann man annehmen, dass 3 — 4 Generationen in dem Spargelbeete ausgelaufe- ner Engerlinge, dasselbe die ganze Zeit über auch nicht verlassen. Als Nahrung giebt es auf einem gut gehaltenen Spargelbeete keine anderen Pflan- zen, folglich kann ihm dazu auch nur das zarte, saftreiche, dem Zuckerschoten -Geschmack ähnliche Mark der Spargelwurzeln — aber niemals, wie bis- her Manche glaubten, der harte, holzartige Kopf selbst, dienen. Und so ist es auch wirklich ; der En- gerling zernagt nur die zarten Wurzeln und wenn er soviel, als er kann, verzehrt hat, kriecht er weiter und fängt bei der zweiten Pflanze an. Ist der grösste Theil der Wurzeln eines Stockes verletzt , so wird die äusserste Spitze des Stengels gelb, sie krümmt sich und stirbt allmählig ganz ab. Ebenso ver- kümmern die am Spargelkopfe für das nächste Jahr angesetzten Augentriebe, und das ganze Centrum des Stockes verfault. Der Stock ist vollständig eingegangen. AVenn daher auf einem sonst gutge- haltenen Beete oft unerklärbarer Weise Stöcke ein- gehen, so lässt sich dies nur als Folge von Enger- lingfrass erklären, wenn nicht schlechter Stich mit Verletzung der Köpfe, Unterwasser u. dgl. schuld sind. Häufen sich die Engerlinge auf einer Spar- gelplantage an, so können sie eine solche sehr leicht zerstören. Dieses Ungeziefer nun grade aus den Spargel- beeten gänzlich zu vertreiben, halte ich mit ge- wöhnlichen Mitteln für absolut unmöglich. Im Früh- jahr wird das Spargelbeet nur sehr oberflächlich und meist so zeitig mngegraben, ehe der Engerling, der in der wärmeren Tiefe ja noch Nahrung hat, an die kältere Oberfläche kommt, um hier aufge- lesen und vertilgt zu werden. Alle anderen Pflan- zen, wie Salat, Erdbeeren etc., an deren Wurzeln ich dieses Thier vermuthe, kann ich leicht ansreis- sen und durch Nachgraben dasselbe aufsuchen. Aber beim Spargel geht dies durchaus nicht. Doch auch hier hat die Natur allein schon weise gesorgt. Man hege den ^Maulwurf im Spargelbeete und die beiden erstgenannten Feinde werden bald besiegt sein. Als nur fleischfressendes Thier sind Enger- linge sein liebster Frass. Ihnen geht er hauptsäch- lich nach, wenn er das lockere Spargelbeet auf- sucht. Aber er frisst ohne Unterschied alles Ge- würm, was ihm in den Weg kommt, ebenso den Regenwurm, wie die Larve des Spargelkäfers. Sind die oben genannten Larvennester die des Spargel- käfers, so habe ich dieses Jahr bemerkt, dass er 309 seine Gänge im ganz zeitigen Frühjahr hauptisäch- lich um die alten Stummel herumgräbt, wo jene sich nur befanden, und ich verdanke, (wofern meine Beobachtung richtig ist\ nur ihm das Verschwinden des Spargelkäfers. Dem Spargel selbst, etwa durch Unterwühlen und Biossiegen der Wurzel, schadet der Maulwurf durchaus nicht. Im Gegentheil nutzt er der Pflanzung ganz gewiss noch durch die Auf- lockerung des Bodens und hauptsächHch durch die Gänge selbst, die sowohl oberhalb der Wurzelköpfe, wie unterhalb des Wurzelfilzes in allen Richtungen hinlaufen, und durch den dazu herbeigefiihrten Luft- zutritt auch in die Tiefe des Bodens, dessen Frucht- barkeit gewiss ausserordentlich befördern. Lässt man die Gänge ungestört, so dass der Maulwurf in seinem Revier nicht auf Hindernisse stösst, durch Verschüttung, so verunstaltet er auch nicht das Beet durch Aufwerfen von Hügeln. Da er auch im Winter gleich im Spargelbeete selbst in der wärmeren Tiefe im Dünger unter den Wurzeln ein gutes Winterlager findet und zugleich auch stets etwas Nahrung, so verlässt er sein einmal eingerich- tetes Revier nur höchst selten. In meinem Garten habe ich die Bemerkung gemacht, dass der Maul- wurf fast isolirt im Spargelbeete bleibt, höchstens die Erdbeerbeete besucht, wo er ebenfalls besonders den Engerlingen nachgeht, und folglich diejenigen Beete verschont, wo man sein Wühlen nicht gern sieht. Paris und seine Anlagen. Reisebericht. Seit länger denn einer Woche schon weile ich in Paris, beschäftigt vom frühesten Morgen bis zur heranbrechenden Nacht, dessen Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen und trotz der ausserordentlichen Zuvorkommenheit, mit der man mir allerseits entge- gen kommt, und trotz der Unterstützung, die man mir überall gewährt, habe ich doch nur das Haupt- sächlichste gesehen. Man braucht nur das Pantheon zu ersteigen, in dessen Nähe icli meine Wohnung aufgeschlagen, und einen Blick bis zu den ringsum sich ziehenden Höhen zu werfen, um einestheils den grossen Umfang, den Paris in neuester Zeit erhalten, zu ermessen, anderntheils aber auch zu sehen, welch' grosser Unterschied zwischen Paris und Berlin ist und dass Berlin doch ein viel freundlicheres Ge- wand hat. Wenn man von der Kuppel des Berli- ner Schlosses einen Blick auf die Stadt herabwirft, so sieht man den Häusern an, dass sie bewohnt sein müssen; sie besitzen einen dem Auge wohl- thuenden Anflug, während die schmutzig ochergelbe Farbe der Pariser Häuser, die mit der Zeit dunkelt und grauschwarz wird , unangenehm ist und schon in einiger Entfernung die Häuser den Ruinen ähn- licher macht, als menschlichen Wohnungen, imd trä- ten nicht an einzelnen Stellen grüne Flächen und Bäume entgegen, würde der Anblick von Paris vom Pantheon herab ein trauriger trotz seiner Grossar- tigkeit sein. Ich muss allerdings hinzufügen , dass die bereits hier schon lange anhaltende Trockenheit und der immerwährende Staub, welcher dem Ber- liner Nichts nachgibt, ihren l^heil an dem traurigen Aussehen beigetragen haben mögen. Der Kaiser hatte alsbald nach dem Antritte seiner Regierung auf die Verschönerung von Paris hauptsächlich sein Augenmerk gerichtet, und er hat diese Stadt nicht bloss schöner, sondern auch ge- sunder gemacht. Meiner Ansicht nach ist grade dieses eines seiner grössten Verdienste, welche er sich erworben. Aber auch nur ein Mann, wie Louis Napoleon, der stets unbehindert über Al- les, was entgegentritt,- hinweggeht seinem Ziele nach, kann so Etwas durchsetzen. Man muss nur die engen Strassen sehen mit den 5 Etagen hohen Häusern, in denen gegenüber Wohnende sich oft die Hände reichen könnten, wie z. B. im lateini- schen Viertel, wo grade die Jugend, welche sich für die Wissenschaft ausbilden soll, wohnt, um einen Begriff von der ungesunden, verpesteten Luft zu erhalten, die sich in allen solchen Stadtvierteln er- zeugt. Das Niederreissen ganzer Strassen, um die sogenannten Boulevards herzustellen, war eine Noth- wendigkeit bei der immer sich steigernden Bevöl- kerung. Nicht aber durch sich bevölkert sich Pa- ris von Jahr zu Jahr mehr, sondern hauptsächlich nur durch Zuzug von aussen. Diese Boulevards sind breite, auf beiden Seiten mit Bäumen bepflanzte Strassen, die sich erst recht schön ausnehmen werden , wenn diese grösser ge- worden sind. Sie bestehen fast nur aus Ulmen und Platanen. Man hat gefunden, dass die letzteren am besten gedeihen. Sie haben mit ihren schönen grossen Blättern auch stets ein gutes Aussehen, was mau keineswegs von den Ulmen sagen kann, denn bei diesen legt sich zwischen die Falten und die Haare der Blätter Staub, der ihnen ein graues Ansehen gibt und der selbst vom Regen nicht so leicht abgewaschen werden kann. Linden und Rosskastanien wollen in den Strassen von Paris nicht gedeihen und gehen bald zu Grunde. Selbst im botanischen Garten oder in den elysäischen Fel- dern hatten sie — freilich zum grössten Theil durch die anhaltende Dürre bedingt — jetzt ein trauriges Ansehen, denn die Blätter waren meist vertrocknet und zum Theil schon abgefallen. Solcher Boulevards existiren schon eine Menge. Der grösste, welcher sich von dem Garten und den 310 Anlagen des Luxemburg, sowie dem Observatorium im Süden bis zum Strassburger Eisenbahnhofe im Norden hinzieht und ziemHcli mitten durch die Stadt geht, ist der Boulevard von Sebastopol; die schönsten sind aber die Boulevards der Magdalene, der Kapuziner und der Italiener, welche mit ihren Fortsetzungen diesen rechtwinklig schneiden. Da diese Boulevards in der Mitte meist makadamasirt sind, so entsteht natürUch ein ungeheurer Staub. Fortwährend wird deshalb gespritzt und bewässert, und so hat man grade auf den Boulevards am we- nigsten vom Staube zu leiden. Die Zahl der Gärten und Anlagen innerhalb der Stadt ist sehr gering; Privatgärten gibt es fast gar nicht. Damit aber auch hier Etwas geschieht, hat wiederum der Kaiser befohlen, eine Eeihe ötfeutlicher Plätze, wie sie sich zum Theil an den Kirchen und ötfentHcheu Bauten befanden, in An- lagen umzuwandeln und ausserdem in allen Stadt- tbeilen (Arrondissements) dergleichen herzustellen. So existiren deren jetzt 45 und werden sämmtlich in einer seltenen Sauberkeit und Ordnung erhal- ten. Durch fortwährendes Bespritzen dieser An- lagen fand ich allenthalben das Laub frisch und gesund, während man leider bei uns gegen den August hin in ötientlicheu und Privatgärten beson- ders Flieder, Philadelphus, Spiräen und andere Blü- thensträucher in mehr oder weniger vertrocknetem Zustande findet. Die Summen freilich, welche hier für das Spritzen und Bewässern überhaupt ausge- geben werden, sind ganz enorm; es gehört eben ein kaiserlicher und unbeschränkter Wille dazu. Diese mehr oder weniger beengten und meist vier- eckigen Anlagen haben den englischen iSameu der Squares und besitzen, in sofern sie nicht Plätze an Kirchen u. s. w. sind, einen bewegten Boden, zum Theil auch einen Teich. Nächst den Squares und Boulevards existiren aber noch mit Bäumen bepflanzte öfientliche Plätze. Zu diesen gehört auch der botanische Garten, der Jardin des plantes, welcher ausserdem auch eine hübsche Sammlung von Thieren besitzt. Die Ge- wächshäuser, die Staudenquartiere, die Räume für die Thiere sind für das Publikum durch Vorzei- gen von Eintrittskarten geött'uct. Dasselbe kann sich aber der sich schneidenden und zum Theil von Alleen eingefassten AVege willkürlich zum Durchgehen und Spatzierengehen bedienen. Eine hübsche Eini-ichtuug ist, dass in einem Quartiere die meist in den Gärten ausgesetzten Pflanzen mit den richtigen Namen bezeichnet sind, damit Jeder- mann sich unterrichten kann. Eine Anlage, die zwar weniger wissenschaftli- chen, aber um so mehr ästhetischen Werth besitzt, ist der Park von Monceau, der sich auf dem an- dern Ende der Stadt in der Nähe des grossen Triumphbogens in der Allee der Königin Hortense befindet. Da diese Anlage schon länger besteht und erst in neuerer Zeit auf diese Weise vmige- wandelt ist, so hat sie vor den andern Squares in der Nähe den Vorzug, dass sie schon grosse Bäume besitzt. Ein breiter Fahrweg führt in leich- ten Krümmungen durch den ganzen sogenannten Park, der seiner geringen Ausdehnung wegen aber nur uneigentlich diesen Namen verdient. Die übri- gen Wege sind nur für Fussgänger eingerichtet und so angelegt, dass sie, trotz ihrer grossen An- zahl, keineswegs dem Auge störend ersclieinen. Eeizende Einzelpflanzen befinden sich auf dem sehr gut gepflegten sammetartigen Rasen; von diesen sind besonders crwähnenswerth: eine Araucaria im- bricata von 21 Fuss Höhe und von gedrängtem Wüchse und eine Musa Ensete von 9 Fuss Höhe. Auch einige Gruppen verdienen wohl, erwähnt zu werden, da ihre Zusammenstellung auch bei uns zur Nachahmung empfohlen werden muss. Musa chinensis (Cavendishü), ähnlich der Musa zebrina mit braungefärbten Blättern, umgeben von bunt- blättrigen Alyssum maritimum; Alocasia odora und Cyperus alteruifolius dazwischen gepflanzt; Musa paradisiaca in schlanken, ziemlich lioheu Exempla- ren, eiugefasst von Coleus Verschafl'eltii, Solanum amazonicum und zwischen diesen, den Boden des Beetes bedeckend, Portulacca grandiflora; prächtig war die Zusammenstellung von Centaurea candi- dissima mit blauen Petunien abwechselnd und um- geben mit einem Kranze von Lobelia Erinus, wäh- rend ein Kranz von Alyssum maritimum fol. var. sich um eine Gi-uppe niedriger Ficus elastica zog. Ferner Solanum crinitum und dazwischen, den Boden bedeckend, Lobelia Erinus; AVigandia caracassana und auf dem Boden Sedum carneum fol. var. Co- ' locasia antiquorum umgeben von Dianthus Hedde- i wigii; Hibiscus rosea sinensis und, den Boden be- deckend, Tradescantia zebrina. Grosse Gruppen von Begouia fuchsioides, Prestouiensis, lucida, coc- cinea, miuiata, discolor und ricinifolia gewährten einen sehr angenehmen Anblick und sind auch bei uns zur Anpflanzung zu empfehlen. Die Mitte des Squares ist durch eine Stalak- titen-Grotte gebildet, zu welcher man auf einer Brücke gelangt, die über ein geschmackvoll ge- zeichnetes W^asser führt. Hedera und Vinca bil- ! den theilweise die äussere Bekleidung der Gruppe und senden durch die Oeflnungen derselben ihre Zweige in das Innere. Ebenso geschmackvoll, wie der Park von Mon- ceau, sind die elysäischen Felder, die sich von der andern Seite des Triumphbogens bis zum Place de la Concorde dahinziehen. Noch weiter die östliche 311 Eichtung fortsetzend, grenzt an diesen Platz, der am Kaiserfeste (15. August) auch in einen Garten umgewandelt wird, der Garten der Tuilerien. An beiden Enden sind Blumenbeete und Anla- gen im neuesten Geschmacke vorhanden und wer- den fortwährend mit der grössten Sauberkeit ei-hal- ten. Sie stehen mit den übrigen dazu gehörigen, im innern Hofe befindlichen Schmuckbeeten und Easenplätzen unter der speziellen Aufsicht eines kaiserlichen Gärtners. Was den übrigen Tuilerien- Garten anbelangt, so besteht er aus 1(3 grösseren Quartieren, welche mit grösseren Bäumen bepflanzt sind und durch einen breiten Weg in 2 Parthicn zerlegt werden. Hier versammelt sich, besonders am Abend, sehr viel Publikum und geht spazieren. Leider war die anhaltende Dürre Ursache gewesen, dass in diesem Jahre (1864) bereits Mitte August die Bäume fast entlaubt wai-en und einen traurigen Anblick darboten. Auf der andern Seite der Seine, dem Industrie- Pallaste gegenüber, befindet sich der Invaliden- platz, wo gewöhnlich an Sonn- und andern Fest- tagen die Menge sich ebenfalls versammelt, um an den daselbst befindlichen Belustigungen Antheil zu nehmen. Es sind zum Theil offene freie Plätze (wo z. B. am 15. August 2 grosse Theater auf Ko- sten der Stadt errichtet wurden), zum Theil mit Reihen von Bäumen besetzte schattige Gänge. In dem südlichen Theile der Stadt befindet sich der Garten des Schlosses Luxemburg, dessen im neueren Style errichtete Anlagen dicht hinter dem Schlosse beginnen. Es sind hauptsächlich 4 grosse Felder mit Ra- sen ausgefüllt und von breiten Rabatten eingeschlos- sen. In den letztern befinden sich in der Mitte hochstämmige Rosen mit Malven und Georginen abwechselnd, während sonst allerhand die Erde völ- lig deckende und den ganzen Sommer hindurch reichblühende Stauden, weniger Sommei-gewächse, vorhanden sind. Es sind dieses dieselben Arten, welche sich in den Anlagen von Paris so häufig wiederholen. Mirabilis longiflora und Jalappa, Ar- gyranthemum frutescens und foeniculaceum, gefüllte Achillea Ptarmica, IMonarda violacea, Gaura Lind- heimeri, Helianthus multiflorus, Oenothera frutescens, Phlox omniflora, Ageratum mexicanum, Pentstemons, Godetien, Gladiolus und einige wenige andere. Als Einfassung dienen zum Theil Scharlach-Pelargonien mit rothen oder rosafarbigen Blumen oder die schon genannte grossblumige Sorte Gloire de Paris, fer- ner rothe Petunien, wiederum mit weissen abwech- selnd u. a. m. In den breiten Wegen stehen Kübel mit Orangen-, Lorbeer- oder Myrtenbäumen, auch Oleander. Schöne in Reihen gepflanzte Bäume sind in dem übrigen, ziemlich weitläufigen Luxemburg- Garten vorhanden und bieten zu Spaziergängenj hinlänglich Gelegenheit, zumal auch eine Restaura- tion für Speisen, besonders aber für Getränke sorgt. Auch der Garten von Luxemburg hat seinen be- sonderen kaiserlichen Gärtner. Die beiden grossen Anlagen, das Boulogner Wäldchen (Bois de Boulogne) und der Park von Vincennes liegen ausserhalb der Mauern, das erstere im Westen, nicht weit von Boulogne und St. Cloud, der andere hingegen im Osten auf dem Plateau von Vincennes. Bois de Boulogne ist zwar eine sehr alte Anlage; in dieser Gestalt er- weitert und verschönert, existirt es aber erst seit wenigen Jahren. Bei seiner Anlage sind manche Fehler gemacht worden; es hat überhaupt der Mei- ster gefehlt, der dem Ganzen eine Idee zu Grunde legte. Immerhin bleibt es aber eine grossartige Schöpfung, die besonders bei den dargebotenen Terrain-Schwierigkeiten in jeglicher Hinsicht Beach- tung verdient und eine der grössten Wohlthaten für Paris darstellt. LTnter der jetzigen sorgsamen Leitung sucht man allmähhg auch mehr Gedanken in die einzelnen Theile zu bringen und das Ganze zu einem wahren Volksgarten umzuschaffen. Was- ser ist in reichlicher Menge vorhanden, wenn auch seine Konturen Manches zu wünschen übrig lassen. Vorzüglich sind die Wege angelegt und werden, besonders die makadamisirten, mit einer Sorgsam- keit erhalten, die man in andern dergleichen Anla- gen nachgeahmt zu sehen wünschte. Was dem Boulogner Wäldchen einen besonderen Werth gibt, das sind die seltenen Gehölze in zum Theil schönen Exemplaren, wie wir sie bei uns in Deutschland gar nicht sehen. Ganze Boskets, aus Thea viridis bestehend, immergrüne Magnolien in Gruppen oder auch allein, Cedern des Atlas, des Libanon und des Himalaja mit andern südländi- schen Koniferen abwechselnd , herrliche Exemplare der Juniperus i-ecurva, deren untere Aeste sich auf dem Boden hinzustrecken scheinen, Cunningha- mia glauca und lanceolata von 15 Fuss Höhe, Cy- pressen aus allen Ländern u. s. w. Von vorzügli- cher Schönheit macht sich der weissblättrige Ahorn mit gefiederten Blättern, besonders wenn dunkeles Laub im Hintergrunde sich befindet; reizend ist ferner ein grosser Baum der Alnus imperialis. Ebenso werden die verschiedenen Formen des hier befindlicheu Bambusrohres, besonders auf den Nord- deutschen, einen angenehmen Eindruck ausüben. Diesen genannten Pflanzen könnten leicht noch an- dere hinzugefügt werden, wenn der spärlich zuge- messene Raum hier es nur einigermassen erlaubte. Doch sollen wenigstens noch die Gruppen von Eu- calyptus Globulus, der 3 Wigandien: ureus, rotun- difolia und caracassana, der Colocasien und Aloka- 312 sien aufgeführt werden. Ebenso verdient am Ende des Parkes an der Strasse nach Boulogue der Was- serfall mit seinen romantisch-gruppirten Felsen, so wie mit seiner herrlichen Aussicht, alle Beachtung. Freilich ist es hier nur möglich gewesen, im Allgemeinen das Hauptsächlichste zu berühren; eine genauere Schilderung der Anlagen, in der ich auf die Grössen - Verhältnisse derselben eingehen kann, sowie eine Beschreibung der Gärtnerei, die alle zur Ausschmückung sämmthcher Anlagen nöthigen Pflan- zen zieht und die ihrer Grossartigkeit wegen wohl ihres Gleichen sucht, muss ich auf spätere Zeit ver- sparen. Über die vierte allgemeine Versamniliiii«; deutscher Poniologen, Obst- uud Gemüsezüchter in Grörlitz. Seit einigen Monaten befindet sich dieser Be- richt in den Händen der Theilnehmer an der Gör- litzer Versammlinig, und wir können voraussetzen, dass Jeder denselben gelesen und geprüft liat. Da- mit wird sich auch ein Jeder überzeugt haben, welche ausserordentliche Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung desselben zu überwinden waren. Denn nachd.em diu'ch eine umfassende Korrespon- denz das Protokoll berichtigt und ergänzt war, be- stand noch eine Hauptschwierigkeit in der Redaktion der eingesendeten Berichte, von denen allerdings manche mit aufopferndem Fleiss und wissenschatt- licher Sorgfalt ausgearbeitet waren, weshalb wir den Einsendern derselben zu grossem Danke verpflichtet sind, andere aber sehr lückenhaft waren und erst durch vielfaches Nachfragen ergänzt werden muss- ten. Namenthch diese letztere Schwierigkeit war auch der Grund für das spätere Erscheinen der Arbeit, die, schon im Druck, immer noch Berich- tigungen und Zusätze erfuhr. Auch jetzt suchen wir wiederum einige Berich- tigungen nachzutragen, die uns namentlich von Böh- men aus zugegangen sind. In dem , Berichte der Abgeordneten der verschiedenen Länder" (pag. 24, Z. 5) ist augegeben worden, dass der Graf Co- loma, ein Schwiegersohn des Fürsten Schwar- zenberg, die Kopert'sche Tafelbirn, die auch unter dem Namen Liegel's Winter-Butterbirn, Pastelberger fürstliche Tafelbirn, Coloma's köstliche Winterbirn u. s. w. bekannt, in Böh- men kennen gelernt und wahrscheinlich nach Bel- gien verpflanzt habe. Es ist nun allerdings rich- tig, dass ein Schwiegersohn des Fürsten Schwar- zenberg obige Birn nach Belgien gebracht hat (Hofrath Dr. Ballinger aus Kissingen hat es aus dem Munde des Fürsten selbst vernonmien), allein dieser Schwiegersohn ist der Herzog Aremberg. Nach Geheinu'ath v. Flotow in Dresden ist oben genannte Birn daselbst als Marcolini's Butterbirn bekannt. Ein Irrthum ist ferner dadurch hervorgerufen worden, dass zwei Listen zu empfehlender Obst- sorten zu gleicher Zeit dem Sekretariate in Görlitz abgegeben worden sind und sich unter keiner eine Unterschrift befand, so dass man nur denken konnte, beide Listen seien von dem , der sie abgegeben. Dadurch sind die auf Seite 45 uud 46 gemachten Mittheilungen, die dem Professor Dr. Reisich aus Prag zugeschrieben worden sind, zum grössten Theil dem Gutsbesitzer Rodt in Sterkowitz zu verdanken; ebenso ist die auf Seite 54, Zeile 20 mit Knight's large green drying beginnende Reihe Pflaumen, die sich auf Seite 55 fortsetzt, dem Gutsbesitzer Rodt zuzuschreiben. Professor Reisich, der die Berichtigung uns mittheilt, sagt, dass man die Rodt'schen Angaben leicht von den seinigen unterscheiden könne, weil ersterer uebst der Frucht auch noch die Vegetation des Baumes angibt, während er sicli nur auf die Angabe der Frucht und die Tragbarkeit beschränkt habe. Ueber Amanli's Butterbirn ist (pag. 49) ge- sagt worden, dass der Name „Amanli" eine Kor- ruption des Namens Wilhelmiue ist, den die Frucht zu Ehren der damaligen Königin der Niederlande, einer preussischen Prinzessin, erhielt. Diese An- gabe, die, wenn wir nicht irren, von de Jonghe in Brüssel herrührt, ist unrichtig; denn „Amanlis" ist der Name des Ortes in Frankreich, wo diese Birn gezüciitet worden ist. Seite 148 endlich enthält die Nachricht, dass der Gartenbau- Verein in Bordeaux eine Sammlung getrockneter Pflaumen (von einer Sorte wog das Stück 1 Loth im Durchschnitt) aufgestellt habe. Der Aussteiler war jedoch der Präsident dieses Vereines allein, Konsul Michaelsen. r*uiiica Legi'elli. Soeben geht uns die Mittheilung zu, dass die kürzlich (S. 291) empfohlene schöne Granate sich bei dem Kunst- und Handelsgärtner Priem in Ver- mehrung befindet und zu 10 — 15 Sgr. abgegeben werden kann. Verlag von Karl Wiegaudt in Berlin, KommandanteD-Strasse No. G2. Druck der C. F eiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin, Zielen Platz No. 2. Woehenselirift des Vereines zur Beförderuiia; des (larteiibaues in den König:!. Prenssischen Staaten für CMärtnerei iiiid PflaiBzeiikuiide. Redakteur : JProfessor I>r- Klarl Kl och, General-Sekretair des Vereines. No. 40. Berlin, den 8. Oktober 1864. Preis des Jahrganges 5i Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Scutellaria Mociniana Benth. Ein Halbstrauch mit rothen Blüthen. (Mit einer Abbildung.) — Chemische Untersuchungen über das Wachsthum der Pfliuizt-n im Dunkeln Von Dr. C. Filly. — Der Garten des Baron v. Rothschild in Boulognc bei Paris. Reiseberielit. — Aus den Pfianzen-Vfrzeioknissen einiger Handelsgärtuereien. Scutellaria Mociniana llenth. QEin ^fjalbHiaud) mit nitl)ru ^lülljni. (Mit einer Abliildung.) Wir besitzen ein Geschlec.lit Lij)pei]blütliler oder Labiaten, welelies über die ganze Erde verbreitet zu sein sjcheint, das Genus Scutellaria oder der Helmkräuter; nur im tropischen Afrika und von da nacli der Sudspitze des genannten Erdtheiles liat man, so viel wir wissen, noch keine Art auf- gefunden. Es sind meist Kräuter oder Ilalbsträii- cher, die vorzugsweise die Gebirge mid die Ufer von kleineren Flüssen, sowie von Bächen und über- haupt feuchte Orte bewohnen. Doch soll eine Art, welche Humboldt in Neugranada entdeckte, auch windend sein. Eine Art, Scutellaria gale- riculata, breitet sich über die ganze gemässigte Zone der nördlichen Hemisphäre aus und wächst sowohl in Europa und Asien, südlich selbst bis zum mächtigen Gebirge des Himalaja, als auch jenseits des Oceanes in den Vereinigten Staaten, sowie in den englischen ]5esitzuugen Nordamerika's ; von hier gehen einige Arten nach Mexiko und den Staaten Central- Ameiika's, sowie nach den kiihim- bischen Republiken, nach Peru und Chili, selbst auch nach Brasilien; aber auch Neuholland besitzt einige Arten. Fast ohne Ausnahme sind die Helmkräuter oder Scutellarien hübsche Pflanzen, welche die Beachtung der Gärtner und Blumenliebhaber verdienen und mehr kultivirt werden müssteu, als es der Fall ist. Selbst unser bereits erwähntes Helmkraut ist eine der schönsten wilden Pflanzen, welche wir besitzen; seine grossen blauen Blüthen nehmen sich zwischen dem saftigen Grün der Blätter sehr gut aus. ^lan muss sich wundern, dass es in unseren landschaft- lichen Anlagen , namentlich an künstlichen Bächen und kleineren Teichen, nicht zur Anwendung kommt. Wer Stauden liebt — und deren Zahl ninunt neuerdings zu — , findet in genanntem Geschlechte ebenfalls eine Reihe von meistens gelbblühenden Alten, welche einen Platz in den Gärten verdie- nen; es kommt noch dazu, dass die Blüthen zum Theil mehr hervoitreten, weil die oberen Blätter, in deren Winkeln sie erscheinen, klein und zu Deckblättern umgewandelt sind. Hier sind die Blüthen selb. Es gehören hierher: Scutellaria alpina L., zu der S. lupulina L. nur als Abart gehören möchte, orientalis L. mit der Abart pin- natifida und frutieosa Desf. Von den Stau- den , deren blaue Blüthen in den Winkeln grosser Blätter sich befinden, können wir vor Allem Scu- tellaria macrantha Fisch., peregrina L., al- tissima L., lateriflora L. und japonica Dne empfehlen. ,Eothblühendc Arten kommen in reiner Farbe eigentlich nur in Mittel- und Südamerika vor; weder S. Orientalis L. noch Cohimnac All., welche beide üljiigens zu empfehlen sind, haben in ihren l^lüthen ein scharf ausgeprägtes Roth. Solehe Ar- ten aus den obengenannten Länderstrichen besitzen wir übrigens schon seit längerer Zeit in Kultur, 40 314 die jedoch, so selir sie es auch verdienen, noch nicht iillgcniein geworden oder wenigstens doch keine lange Zeit ^^ieli in der Kidtur erhalten h;iben. Die ältesten der rotiiblülienden Ilelnikräuter Amerika'« sind wohl Sc. havannensis Jaeo., purpnras- cens Svv. und ine am ata Vent., welche nueh im vorigen oder im Anfange von diesem Jahrhunderte iu unseren Gärten eingeführt wurden. Von ihnen hat sich nur, so viel uns bis jetzt bekannt ist, die letztere in Kultur erhalten. Formen von ihr sind sogar unter neuen Namen beschrieben worden, wie iSc. Ventenatii Hook., Hartwegi Benth. und Tri::iiaei PI. et Lind. Xäclist diesen werden in unseren Gärten noeli kultivirt: Sc. eoceinea Ktli, scarlatina PI. et Lind., splendens Lk, Klsch. und O., Lindeniana DC. und villosa Hook. Die Zahl dei' rotheii Hehnkriiuter ist uuli'uiii'st in unseren Gälten durch eine Art vermehrt wor- den, welche der Reisende Seil neuerdings in Gua- temala entdeckt liat. Bekanntlich hat Kommerzlen- rath ychöller in Düren diesem die Mittel an die Hand gegeben, um hauptsächlich aus Central-Anie- rika schöne Pflanzen zu sammeln und selbige nach Deutschland zu schicken. AVir iiaben schon einige Male Gelegenheit geliabt, von ihm Bericht zu er- statten. Unter der Zalil der von ihm eingesendeten Pflanzen befindet sich die Seutellaria Mociniana, unbedingt die schöns;e ihres Geschlechtes, welche wir Liebliabern nicht genug empfehlen können. Bevor wir jedoch zu ilirer J-Seschreibung über- gehen, sei ('S uns erlaubt, einige geschichtliche No- tizen über das (lenus Seutellaria vorauszuschicken, um dadurch zugleich mehr Interesse für die Pflanze zu erwecken. Seutellaria gehört, wie schon Anfangs gesagt, zu den Lippenblüthlern oder Labiaten und bildet mit einigen wenigen anderen rieschlcchtcrn, wo der Kelch deutlieh zweilippig ist, die. besondere Gruppe der Scutellarinecn. Die beiden Lippen des Kelches sind bei Seutellaria eigenthümlich gebildet, so dass die Obeilippe einem Visir bei einem Helme ähnlich aussieht, was auch im Deutschen zu der Benennung „Helmkraut" Anlass gegeben hat. Diesem entspricht die Benennung „Cäs^da", welche ein Botaniker in der 2. Hälfte des l(j. Jalirhuudertes, der neapolita- nische Arzt Cohimna, zuerst füi- eine Pflanze dieses (iescddechtes gebrauchte. Andere verglichen die Oberlippe mit einem Scliiide und nannten un- sere hier wildwaciisenden Pflanzen Schildkräuler, ein Name, den der Professur . 242) nannte. So schön auch die l'flanze ist und die Ijcachtung der Pflan- zenfreunde verdient, so hat doch keiner der vielen Reisenden, welche Jlexiko bereist haben, sie nacii Europa gebracht. Es war erst der neueren Zeit vorbehalten, ur.d zwar dem Gbergärtner Esser in Düren bei Aachen, dieselbe in den Handel zu bringen. Irren wir aber nicht sehr, so hat der Hofgiirtner Wendland in Herrenhausen bei Hannover, wel- cher bekanntlich vor einigen Jahren Central -Ame- rika besuchte, dieselbe Pflanze in Costariea gesam- melt nnd nach Deutschland gebracht. Wir sahen sie vor 2 Jahren bei Gelegenheit der Fest-Ansstel- Inng des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues unter dem Namen Scntellai-ia (Jostariea na. Als solche ist sie nun ebenfalls in dem Botanical Ma- gazine (^tab. 5439) abgebildet worden. Scutellaria Mociniana Bentli. bildet einen mehre Fuss hohen Halljstrauch, in der ^^'eisc, wie er häuflg auf den Terrassen der amerikanischen Hochländer gefunden wird. Nur der untere Theil des Stengels ist etwas behaart und verästelt sich in der Weise, dass jeder Ast alsbald Pilüthen her- vorbringt. Es ist eine gute iMgenscliaft der Pflanze, dass sie gern und willig blüht. Schon die kleinsten Exemplare entwickeln zeilig Blüthen. Ebenso scheint die Blüthezeit nicht von der Jahreszeit abhängig zu sein, denn Gbeigärtncr Esser thcilt uns mit, dass er sie im Wintei wie im Sonnner blühend ge- habt habe. i'Ixemi)lare von li; Fuss Höhe nehmen sich am besten aus. Eigenthümlich ist die Wurzelbildung der Pflanze, indem nämlich, ähnlich wie bei Dicentra spectabilis, fleischige kurze Wurzelstöcke von sehr zerbrechlicher Natur vorhanden sind. -Man muss sich daher beim Verpflanzen sehr in Acht nehmen, die Pflanzen nicht zu beschädigen. Da sie in den höheren Ter- rassen — der lieisende Seil fand sie an den Ufern des Sarapirjue-Flnsses — wächst, so bedarf sie bei uns auch nur einer massigen Temperatur, mau kann sie sogar im Sommer in's Freie bringen, wenn man ihr gegen rauhe Witterungs- Einflüsse, aber auch gegen direktes Sonnenlicht, einigen Schutz ange- tleihen lässt. Im Winter ist eine Temperatur von gegen 1(> Grad hinlänglich. Wie bei allen Lippenblüthlern, so stehen auch hier die Blätter einander gegenüber. Auf der Ober- fläche sind sie unbehaart oder auch mit einzelnen kurzen Haaren besetzt nnd haben daselbst ein freu- diges Grün, während sie auf der Unterfläche heller in der Färljung erscheinen. Sie haben eine eirnnd- längliche, bisweilen auch eine elliptische (Gestalt imd besitzen einen meist ungleich gesägten Rand. Die Substanz ist, wie bei den meisten Hehnkräu- fern, sehr hantartig und dünn. Ihre Grösse ist, je nach dem ( )rte, wo sie stehen, sehr verschieden. Kräftige Pflanzen haben am unteren Theile Blätter Y(in gegen 4 Zoll Länge, während sie am oberen Theile kaum einen Zoll lang werden und allmählig in kurze Deckblätter übergehen. Die wunderschönen, feurig-scharlachrotheu Blü- then erreichen eine Länge von 1|- Zoll und stehen am oberen Tlieile des Hauptstengels und der Aeste einander gegenüber. Sie haben keineswegs, wie Bentham angibt, eine einseitige Stellung. Sic bilden in geringerer Zahl ((3 bis 10) eine kurze Aehre, da sie nur sehr kurz gestielt sind. Die löhrenförmige, nach oben elegant gebogene und allmählig sich erweiternde Kronröhre ist nui- am unteren Theile auf dem Rücken sehr fein behaart. Die Oberlip|)e steht grade al) und hat einen mitt- leren nnd zwei seiJiche Abschnitte, die Unterlippe erscheint dagegen ganzrandig oder kaum ausgeran- det und ist weit kürzer. Die Staubgcfässe ragen aus der Röhre hervur imd von ihnen sind die grös- seren am unteren Theile behaart. A um erkling. Die hier beigefügte Zeiel)niiiig ist leider iu Beziehung auf rlie F.irbe ungenau geworrteii. Die eigent- liche Farbe ist zinnober-orange. Der Preis des Exemplars ist auf 1 FriedricliJtl'or festgesetzt und die Versendung kann sn- gleich beginnen. FJei Entnahine von o Exeinplaren vvinl das 4 gratis ertheilt. 40-' 316 t'heiiüsche riUersiicIiiiiigi'n übfr bao ülad)9tl)uin örr Pflaiufu im tlunliclu. Von Dr. T. Filly. Sobald ein Sameiikuni in die feuchte Erde g-e- legt wird, tritt früher oder später als erste vegeta- tive Thätigkeit der Keinumgsprozess ein; zuerst tritt das Würzekhcii zwischen dem Sanienlappeu liervor, und sjiiiter gehen hiervon die Wurzehi aus; alsdann erscheint auf der entgegengesetzten Seite das Sten- gelchen mit dem oder den Sameulappcu, je nach- dem die Pflanze eine mono- oder polykotyle ist; zwischen den Samenlappen sind die Anfänge der ersten Blätter wahrzunehmen. In diesem Entwick- lungs-Stadium der Pflanze verliert der Samen Koh- lenstoft", welcher verbrannt wird, indem er sich mit dem Sauerstoff der Luft, nachdem eine Reihe noch nicht genau erforschter Zwischenbildungen durch- laufen i:;t, zu Kohlensäure verbindet, welche luftför- mig entweicht. Die Kohlensäure besteht nämlich aus 1 Atom KohleustuÖ' von 6 Gewichts -Einheiten und 2 Atomen Sauerstoff von 2 mal 8 Gewichts- Eiidieiten, d. h. mit 22 Grammes ausgehauchter Kohlensäui-e verliert der Samen 6 Grannnes Koh- lenstoff. Bald aber verlängert sich das erste Stengelglied und Blätter werden hervorgetrieben. Damit sind die Organe hergestellt, um eine dem Würzelchen ganz entgegengesetzte Thätigkeit zu beginnen; denn so bald die Blätter der Einwirkung des Sonnenlichtes ausgesetzt werden, nehmen sie aus der umgebenden Luft Kohlenstoff auf, indem sie Kohlensäure zer- setzen und den Sauerstoff aushauchen, statt wie vor- her im Stadium des Keiniens Kohlensäure ausge- haucht wurde. Doch soll mit dem Vorhergehenden keineswegs gesagt werden, dass die grünen Blätter nur den Kohlenstoff der Kohlensäure sich aneignen und den ganzen Sauerstoff aushauchen; dies ist schon darum nicht möglich, da die nähern Pflan- zen-Bestandtheile ausser dem Kohlenstoff mit weni- gen Ausnahmen auch Sauerstoff enthalten. So be- steht z. B. die Stärke, die nach den schönen Un- tersuchungen von Sachs in Poppeisdorf in den Blättern gebildet wird, aus 12 Atomen Kohlenstoff, 10 Atomen Wasserstoff und 10 Atomen Sauerstoff; freilich könnte der Sauerstoff dem gleichzeitig bei diesen Vorgängen vorhandenen W^asser seinen Ur- sprung verdanken. Es ist daher der oben geschil- derte ^'orgaug nur so aufzufassen, dass nach einer Reihe von Zwischenbildungen Kohlenstofif' während der Keimung in Form von Kohlensäure ausgegeben, später aber aufgenommen und Sauerstofl ausgegeben wird. Ferner soll noch dai auf aufmerksam gemacht werden, dass nach den schönen Ver^uchen von Saussure, Max Schulz, Boussingault und Andern neben der Kohlensäure bei der Keimung auch Stickstoff imd W^asserstoff, nach Boussin- gault auch Kohleuoxyd inid Kohlenwasserstofl" aus- gehaucht werden. Li der ersten Periode des Wachsthunis verliert daher die nocli im Embryonalzustande lebende Pflanze fort und fort an Gewicht — vorausgesetzt, dass wir das aufgesogene Wasser in Abzug brin- gen, — weil ein Theil ihres Kohlenstoffes dui'ch den Sauerstott" der Luft verbrannt wird. In der zweiten Periode des Wachsthums, welche mit dem Erscheinen der Blätter beginnt, vermehrt sich das Gewicht der Pflanze, weil sie neben andern Stott'eu besonders auch Kohlenstott" aufninuiit; diese Auf- nahme von Kohlenstoff ist das Gegeutheil einer Verbrennung, sie ist eine Reduktion, eine Keuorga- nisation eiues verbrannten Körpers. Aber diese Aufnahme findet nur bei der Einwirkung des Lich- tes statt; in der Dunkeliieit verlieren auch die Blätter Kohlenstott", wie der Keimling und die Wur- zel denselben unter allen Linständen verlieren. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass es noch wenige, vielleicht gar nur einen Gelehrten giebt, welche die Richtigkeit des hier geschilderten \'oi-ganges, welche die Aufnahme und Zersetzung der Kuhlensäure bestreiten; doch ist diese Frage kein Gegenstand des Streites mehr, sondern eine längst bewiesene Thatsache. Mit der W^aage in der Hand und mit Hilfe der zuverlässigsten Keagen- tien sind die Endprodukte, welche bei diesen Vor- gängen auftreten, bestimmt worden. Wird ein grü- nes Pflänzchen in einer mit feuchter Kohlensäure gefüllten Glasglocke dem Sonnenlichte ausgesetzt, so verschwindet die Kohlensäure vollständig und Sauerstofi' tritt an ihre Stelle. Die Pflanze ist während ihres ganzen Lebens zwei entgegengesetzten Kräften miterworfcn, deren eine das Bestreben hat, ihr Stoff zu entziehen, de- ren andere dahin strebt, ihr Stoft' zuzuführen; je nachdem die eine oder die andere dieser ivräfte vorwaltet, wird die Stoffmenge der Pflanze vermin- dert oder vermehrt. Wenn auch nicht Kohlenstoff allein aufgenonmien und in Pflanzensubstanz ver- arbeitet wird, so kann doch als äusseres Kennzei- chen der L'eberlegenheit der aufnehmenden Kraft die Aushauchung von Sauerstott" betrachtet werden, während für die L'eberlegenheit der Ausgabe die Aushauchung von Kohlensäuie sj)richt, wenn auch nicht Kohlensäure allein abgegeben wird. Je nach dem Verhältnisse dieser beiden Kräfte zu einander, welches durch Licht und Wärme wesentlich bedingt wird, haucht die Pflanze verschiedene Giengen von Kohlensäure oder Sauerstott' im Uebergewicht aus, oder beide Gase halten sich das Gleichgewicht. Ein Ueberwiegen der Kohlensäure bedeutet einen Ver- 317 fall, ein Uebergewielit von Sauerstoff bedeutet ein Gedeihen und Wachsen, das Gleichgewicht bedeu- tet einen Stillstand im Organismus der Pflanze. Beobachtungen haben bewiesen, dass das Gewicht einer Pflanze, wenn sie an einem schwacherleuchtc- ten Orte vegetirt, Monate lang dasselbe bleiben kann. Was geschieht nun, wenn der Keim eines Sa- mens sich unter vollständigen Ausschluss des Lich- tes entwickelt? Eine Reihe sehr interessanter und gewissenhaft ausgeführter Versuche, welche Bous- singault neuerdings angestellt und worüber erder Pariser Akademie der Wissenschaften ausfühidich be- richtet hat, haben gelehrt: _üass die Blätter einer solchen Pflanze nie- „mals als Reduktions-Apparat wirksam sind, d.h. „niemals Kohlensäure zersetzen, dass die Pflanze „ununterbrochen so lange Kohlensäui-e ausgiebt, „als die im Samen enthaltenen Stoffe den hierzu „nöthigen Kohlenstoff liefern; es hängt mit an- „dern Worten die Lebensdauer einer im Dun- „keln erzogenen Pflanze von dem Gewichte die- „ser Stoffe im Samen ah.'' Li Folgendem sollen die bezüglichen Versuche den Lesern mitgetheilt werden, wenn sie auch nicht grade stets praktisches Literesse haben; immer- hiu ist es wichtig, sich theoretisch über die Erschei- nungen der Praxis klar zu werden, weil dadurch auch praktisch manche unangenehmen Täuschungen vermieden werden können. 1. 10 Erbsen, welche trocken '2.-2A1 Grammes'") wogen, wurden am ö. Mal in einem dunklen Zimmer zum Keimen ausgelegt. Die Pflänzchen wuchsen sehr schnell in die Höhe, waren schlank und von blass- gelber Farbe; als sie eine Höhe von 15 Ccntimeter (5,7 Zoll) erreicht hatten, fingen sie an, sich zu biegen, aber das Wachsthuin schritt dessen ungeachtet fort. Am 1. Juli wurde der Versuch unterbrochen, weil die eine der Pflanzen welk wurde. Die Stengel waren 1 Meter (oä Fuss) lang. Kulik'iist. Wasserst. Säuerst. Stickst. Miueralst. Die Sunn-'ii wogen vor dem Versueh*'') . . '2,237 Ür. und enthielten. l.üJO Gr. 0,i37 Gr 0,897 Gr. 0,094 Gr. O.osa Gr. Die Pflanzen wogen 1.076 .. ., ,_, Oa73 „ 0,065 ,. 0,397 ,, 0,072 ., 0,0C9 „ Verlust 1,161 Gr. und cntlyelten 0,567 Gr. 0,072 Gr. 0,500 Gr. 0,022 Gr.f) 0,000 Gr. fordern 0,o625 Gr. Wasserstoff zur W^asserbildung, die 0,022 Gr. Stickstoff erfordern 0,oo47 Gr. Was- serstoff zur Ammoniakbildung, so dass noch 0,o720 bis 0,0672 Gr. Wasserstoff bleiben, welche neben dem verschwundenen Kohlenstofl' auf Kosten des Sauerstoffs der Luft verbrannt sein werden. Die während des Waehsthums verscli^vundenen Stoffe betragen demnach von den ursprünglich im Samen vorhandenen 52,9 pCt.; der Verlust ist ziem- lich genau ein solcher, als wenn der Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff in der Form von Koh- lensäure, Animoniak und Wasser entwichen wären. Denn die verschwundenen 0,5oo Gr. Sauerstoff er- 2. 4ü W^eizenkörner, von einem Trockengewicht von l,c65 Gr., wurden am 5. Mai im dunklen Zimmer zum Keimen ausgelegt. Am Abend des 25. Juni hatten die gelblieh-weissen Stengel und Blätter eine Länge von 2 — 3 Dezimeter (7,5_11,5 Zoll). Kohlenst. Wasserst. Säuerst. Stickst. Mineralst. Die Samen wogen 1,665 Gr. und enthielten 0,758 Gr. 0,095 Gr. 0,71S Gr. 0,057 Gr. 0,038 Gr. Die Pflanzen wogen 0,713 „ „ ,, 0,293 „ 0,043 „ 0,2S2 „ 0,057 „ 0,038 „ Verlust 0,952 Gr. und entliielten 0,565 Gr. 0,052 Gr. 0,436 Gr. 0,ooo Gr. 0,000 Gr. 3. Ein Maiskorn, von einem Trockengewicht von 0,5092 Gr., wurde am 2. Juni im dunklen Zimmer zum Keimen ausgelegt. Am 22. Juni hatte die sehr bleiche Pflanze eine Länge von 20 Centimeter (7,5 Zoll). Feucht wog sie 2,26 Gr., bei 110° C. getrocknet 0,290 Gr. Kohlenst. Wasserst. Säuerst. Stickst. Mineralst. Der Same wog 0,5292 Gr. und enthielt 0,2354 Gr. 0,0336 Gr. 0,2420 Gr. 0,0086 Gr. 0,oo9« Gr. Die Pflanze wog 0,290o ,, „ ,, 0,1448 „ 0,oi95 ,, 0,ii60 „ O,0087 ,, 0,oioo „ l'ntersehied 0,2392 Gr. und enthielt 0,0906 Gr. 0,oi4l Gr. 0,12G0 Gr. 0,oooi Gr. 0,ooo4 Gr. 4. Am 2(i. Juni wurden 2 Bohnen, A. und B., in gebrannten und mit destillirtem AVasser ange- feuchteten Bimstein gepflanzt; A., 1,077 Gr. schwer, getrocknet 0,920 Gr., kam in ein dunkles Zimmer, dessen Temperatur auf 25 — 30" C. erhalten wurde. Am 22. Juli war der Stengel 44 Centim. (16,8 Zoll) laug und sein Durchmesser betrug am Grunde 5 Millim. (2,a Linien); die Sanienlappen waren weiss und runzlich, die sehr entwickelten Wurzeln mit 3 — 3|- Zoll langen Fasern besetzt. Die getrocknete Pflanze wog 0,566 Gr. Kohlenst. Wasserst. Säuerst. Stickst. Mineralst. Der Same wog 0,926 Gr. und enthielt 0,4082 (Jr. 0,0563 Gr. 0,3747 Gr. 0,0413 Gr. O.oi.w Gr. Die Pflanze wog 0,566 ,, „ ,, 0,2484 ., 0,0331 „ 0,1981 ., 0,0408 „ 0,0456 „ Unterschied 0,360 Gr. u. bi^stand in 0,i598 Gr. 0,0232 Gr. 0,1766 Gr. 0,ooo5 Gr. 0,oooi (Jr. *) 50 Gr. = 3 Loth. **) Samen sowohl als Pflanzen wurden vor dem Wägen so lange bei 110° C getrocknet, bis sie nichts inelu- verloren. t) Ein Verlust an Stiekstoft' wiederholte sich bei den anderen Versuchen nicht, was den Schlu.ss gestattet, da.ss der- selbe hier durch die welk gewordene Pflanze bewirkt ist. 318 Die Bohne B. wog trocken 0,9-22 Gr., blieb al)er am Lichte, wo eine c;leiche Temperatur, wie im dunklen Zimmer herrschte. Am 22. Juli war die Pflanze 22 Centim. (8,4 Zoll) hoch und trug 8 sciiöne grüne Blätter; die Samenlappen waren trocken. Bei 110" C. getrocknet wog die Pflanze 1,203 Gr. KoliliMist. Wasserst. Säuerst. Stlek.st. Mineralst. Der Same «og 0,'p22 Gr. iiud enthielt U.wsi Gr. 0,o.i60 Gr. 0,3730 Gr. 0,04il Gr. U,0i55 Gr. Die Pflanze wog I,2ii3 „ „ „ 0,5990 ,, O.otbo „ 0,.-<32l ,, 0,0404 „ 0,0455 „ Unterscliied 0,371 Gr. u. bestand in 0,i9a(i Gr. 0,0200 Gr. 0,1591 Gr. 0,oo07 Gr. 0,0455 Gr. Lichtes, ist ein Verlust eingetreten. Die vorstehend Es hat, wie dieser 4. Versuch zeigt, unter dem alleinigen Einflüsse der Luft, der Feuchtigkeit und des Lichtes in einem Boden ohne alle organi- schen Stoffe — die Erde wai' vorher gebrannt — eine Aufnahme und Verarbeitung von Kohlen- stoff, Wasserstofl' und Sauerstoff stattgefunden; bei gleichen Umständen, nur unter Ausschluss des mitgetheiJten Versuche zeigen also nicht nur, dass Pflanzen nur bei Gegenwart des Lichtes wachsen, d. h. an Masse zunehmen können, sondern der Ver- such 4 zeigt zugleich unwiderlegbar, dass es zum Wachstlium nicht durchaus nothwendig ist, dass der Boden organische Stoffe enthalte. Der (liirtcii (li's Karnii von Hotli.sfhild in IJouIujifiie Ijei Paris. Reisebericht. Jenseits der Festuugswälle des grossen Paris liegen im Westen die beiden Städte Boulogne und St. Cloud. Geht man im Boulogner Holze (Bois de Boulugiic) vom Akklimatisations - Garten eine wunderschöne, aus Akazien bestehende Allee ent- lang nach den berühmten Caseadeii und biegt da- selbst am Ende des genannten Parkes westlich um, so kommt man alsbald an einen der schönsten, wahrscheinlich den schönsten Garten von Paris und Umgegend. Baron Rothschild wohnt hier im Frühjahre und hat sich zu diesem Zwecke einen Aufenthalt geschail'en, um den man ihn wohl be- neiden könnte. Es bietet der Reichthum grosse Annehmlichkeiten dar, namentlich für den, der einen höhern Sinn in seiner Brust trägt und sich nicht durch materielle Genüsse betäubt. AVenn die Tage einigermasscn hell und schön geworden sind, verlässt Rothschild seinen Winter- sitz in der Stadt, um das reizende Besitzthum in Boulogne zu beziehen. Hier lebt er in der Nähe des grossen Paris zurückgezogen. Die Stadt mit ihrem Geräusche und ihren A'ergnügungcn ist nicht mehr lür ihn vorhanden ; er pflegt einer idvllischen Ruhe, um auch diese, wenn allmählig die Sommer- wärme gekommen, mit dem Aufenthalte in irgend einem der romantischen Bäder seines früheren Va- terlandes zu vertauschen. Bald sind es die Bäder des Taunus, bald die Tyiol's, welche den König der Börse eine Zeit lang fesseln. Aber auch diese verlässt er wiederum, sobald die reinen imd helle- ren Tage des Herbstes kommen, und bezieht scjin Schloss in Fernere im Südosten von Pari« an der grossen Strasse nach Jlühlhausen und Basel. Ich hatte von den Schönheiten beider Besitz- thümer so viel vernommen, dass auch ich die Ge- legenheit gern ergriff", der Einladung des einen der beiden < )bei'gärtner Folge zu leisten, und den Gar- ten in l^oulogne besuchte. Vielleicht habe ich auf der Rückreise noch so viel Zeit, um auch den in Ferrifere zu besuchen. Der Garten in Boulogne umfasst nicht weniger als 4<,) Hektaren, also etwas mehr als löti preussische Morgen; er besitzt dem- nach als Garten einen nicht nnbedoutenden Umfang. Die Räume zur Erziehung der Pflanzen, der Blu- men u. s. w. liegen auf der andern Seite der hier vorbeiführenden Strasse nach St. Cloud. Ziemlich in der Mitte der Anlagen befindet sich dagegen das Schloss. Die tüchtigsten Architekten und Gar- tenkUnstler wurden bei dem Bau und sonst zu Rathe gezogen und mehr als eine Million soll da- rauf verwendet worden sein. Ich habe nicht geglaubt, dass der französische Geschmack sich auf eine solche Weise mit dem englischen verbinden lasse, als es hier doch der Fall ist. Es versieht sich freilich woiil von selbst, dass bei einem Umfange von 156 Morgen der letz- tere, wie er in Deutschland zunächst durch Skell und dann in den beiden Schöpfungen des Fürsten Pückler- Jlnskan zn Muskau und Branitz seine Vollendung gefunden hat, von grossen Anlagen, von einem eigentlichen Parke nicht die Rede sein kann. Es herrscht die Eleganz dagegen durchaus vor; inan sieht, dass der (larten der Aufenthalt eines reichen Mannes ist; in dem, was man sieht, findet man die glänzende Stellung des Besitzers, die auf guten Fundamenten ruht, heraus. Man hat sich nicht in Kleinigkeiten verloren. Alles ist gediegen. Nur ö Jahre sind verschwunden, seitdem der Garten mit dem Schlosse vollendet wurde, und doch hat er das Ansehen von etwas Vollendetem. Das ist eben auch eine Errungenschaft der neueren Zeit, von der man sich noch gar nicht genug Rechen- schaft gegeben hat, dass dergleichen Anlagen nicht mehr .lahrzchendc bedürfen, bis sie nur einiger- 319 niassen fertig aussehen, sondern sclion in den ersten Jahren so erscheinen, als hatten sie längere Zeit bestanden. ]\Ian pflanzt Bäume mit Stämmen, wel- che i Fuss und mehr im Durehmesser liaben , mit einer Leichtigkeit, als wären es Sändinge. In der ganzen Umgegend von Paris wurde an Gehölzen aut'gekautt, was nur irgend zu haben war. Wie in der Umgegend von Branitz , dem jetzigen Sitze des Fürsten von l'üekler-Mnskau, vor 10 und 1'2 Jahren kein Baum fast sieher war, V(in ihm entfuhrt zu werden, wenn sein Aussehen nur einigermassen ästhetischen Ansprüchen nachkam, so wurden auch vom Baron Rothschild vor 4 und 5 Jahren (iärtner nach allen Himmelsgegenden von Paris ausgesendet, um allerhand schöne Gehölze aufzusuchen und möglichst auch zu akqueriren. Man wartete auch oft gar nicht ilcu Ilcrlist oder den ersten Frühling ab, um mit den Pflanzungen zu beginnen, sondern pflanzte mitten im Sommer. Jlan könnte wirklich auch hier sagen „dem Muthi- gen gehört die Welt'. So wurden mir in Paris Ross- kastanienbäunie gezeigt, die in diesem Frühjahre erst versetzt und, mit Blüthen dicht besetzt, zu die- sem Zwecke mitten durch die Strassen von Paris gefahren wurden. Wenn jetzt die Bäume grade auch nicht das kräftigste Ansehen hatten, so zweifle ich, trotzdem hier ein Monat lang kein Regen ge- fallen, doch nicht daran, dass sie sich vollständig erholen und auch gedcilien werden. Ich habe eben die hier lange Zeit in hohem Grade herrschende Trockenheit erwähnt; von ihr merkte man aber in dem Garten des Baron Roth- schild nichts, denn das Grün konnte nicht schö- ner, dem Auge ni(dit angenehmer sein. Obwohl das Besitzthuni in der xsähe der Seine liegt, so ist der Kalkboden doch im Allgemeinen so trocken, dass es noch weit grösserer Anstrengungen bedarf, als in und um Berlin, um die diesen bedeckenden Pflanzen den Sommer hindurch frisch zu erhalten. Man giesst und spritzt in Paris aber überhaupt weit mehr, als bei uns, und verwendet jährlich sehr bedeutende Sunnncn darauf, so dass diese einen grossen Theil der Unterhaltungskosten In Anspruch nehmen. Im Allgemeinen fand ich dieselben Gehölze, wie sie im Nordosten Deutschlands bei den Anla- gen benutzt werden, vor. nur fliehen vermisste ich in der Weiso verwendet, als sie es verdienen und hauptsächlich in den Anlagen von Sanssouci, 15a- belsberg und Glienicke bei Potsdam mit Recht eine hervorragende Stelle einnelnnen. Pappeln, und vor Allem die leider bei uns wegen ihres so raschen Waehsthums so allgemein angebrachten Silberpap- peln und Espen, scheinen — mit Ausnahme der italienischen in einigen Alleen — glücklicher \Yeise in den Anlagen von Paris ganz und gar zu fehlen, Weiden, Acer Negundo, selbst die Form mit bun- ten Blättern, und sonstiges Gehölz mit hellerem Laube ersetzen jene hinlänglich. Der buntblättrige Acer Negundo ist überhaupt eine Lieblingspflanzf der Pari.-;er und wird als Einzelpflanze sowohl auf Rasen, wie in Boskets sehr viel angewendet. Was den Anlagen des Rot hschild' sehen Gar- tens in Boulogne aber einen ganz besonderen Werth gibt, das sind die Magnolien ixnd einige andere grös- sere Gehölze mit immergrünen, meist glänzenden Blättern, ferner mancherlei Koniferen, Cedern, Deo- daren, spanische Tannen (Abies Pinsapo), Welling- tonieu, Araucarien mit den breiten, stechenden Blät- tern ( A. imbrieata) und goldfarbiger licbensbaum (Thuja aurea), die, wie die 3 letzteren, als Einzel- pflanzen oder, wie die übrigen, in kleineren und grösseren Gruppen vorhanden waren. Bei dem be- wegten Terrain, das fast allenthalben geboten wird, nahmen sich genannte (lehölze reizend aus. Wie sehr sind doch die Pariser wegen ihres milderen Klima's zu beneiden! Araucaria imbrieata nimmt sich hier ganz anders aus, als bei uns, wo sie meist eine sehr hässliche Pflanze ist; die (i)uirle stehen ge- drängter, die Aeste verzweigen sich mehr und die breiten Blätter haben ein freudigeres Grün. Kleine und grössere Rasenflächen wechselten mit Hainen verschiedener Grösse und mit lieblichen Boskets in freundlicher Harmonie ab und boten dem, der dort wandelte, mannigfache Anblicke dar. Trotz des Gedrängten, das kleinere Anlagen immer mehr als grosse haben, herrschte doch im Ganzen eine grosse Ordnung. Das Auge war nirgends zu sehr in Anspruch genommen; die Blicke zei-streuten sich nicht, sondern konnten ruhig umher wandeln und fanden allenthalben das Bild mit dem Rahmen, um auf ihm einigermassen zu ruhen. Die I'nruhe unserer meisten kleineu Anlagen, wo kcii'.e Staffage geboten wird, jedes Gehölz gleich berechtigt sein Süll, wo man eigentlich vor all' den oft so schönen Einzel- Exemplaren nicht einen Total- Eindruck er- hält, wii, ich möchte sagen, man vor lauter Bäu- men den Wald nicht sieht, fehlte hier, so sehr auch das Einzelne berechtigt war und selbst in den \'ordergrund treten konnte, wie man eben seine Stellung einnahm. Natürlich war die Vorderseite des Schlosses auch die Stelle, wo dem Auge das Meiste geboten wurde. Hier allein waren auch ausserhalb des Gaitens liegende Punkte in den Pereieh der Aus- sieht genommen , um eine Fernsicht zu geben. Freiere Wiesenplätze durch leichtere Boskets und kleinere Gruppen unterbrochen, ein in seiner Kon- tur hübsch geschnittener Teich mit Karpfen besetzt, welche auf den Ruf ihres Herrn in grosser Menge 320 auf die Oberfläche komiueu, und drüber liinaus •wie- derum grünen Rasen erblickt man, sicli in ferner scheinendem Gebüsch verlierend; hinter diesem er- hebt sicii aber der Mont Valerien, eine der Zwing- vesten, welche Paris umgeben. Zwei kurze Lauben- gänge begrenzen auf beiden Seiten die Aussicht. Nach Paris zu sperrt eine Reihe hoher Paulow- nien die Aussicht nach dem Boulogner Holze, das ein breiter Weg von dem Garten scheidet. Es mag im Frühjahre, wenn die Bäume in voller Blüthe sind, ein wunderschöner Anblick sein. Vor den Paulownien befindet sich dichtes Gebüsch aus allerhand Blüthensträuchern, namentlich Syringen bestehend, um den Raum zwischen dem Schlosse lind der Strasse völlig zu schliessen, und Jeder- mann ist ausserhalb desselben damit die Möglich- keit genommen, auch nur einigermassen zu schauen, was im Innern des Gartens ist. Besagter Raum ist in einen französischen Gar- ten umgewandelt, den' mau auf einer niedrigen Ter- rasse vor dem Schlosse leicht überschauen kann. Die Länge desselben übertrifft die Breite um das Doppelte. Kleinere Rasenflächen, in deren Mitte marmorne Bildsäulen zum Theil aufgestellt, sind von breiten Rabatten eingefasst; noch breiter sind diese an der Grenze dieser Abtheilung. Rosen im Durchschnitt von 4 Fuss Höhe, ziemlich einzeln ste- hend, wechseln mit baumartigen Fuchsien, die in grösserer Menge mehr nach hinten als in der Mitte sich befinden. Hinter diesen Blüthensträu- chern bedeckten hellfarbige Vcrbenen den Boden, während vorn Pelargonien mit bald scharlach- gefärbten, bald n)It rosafarbigen Biumenbouquets dicht besetzt ziemlich die Mitte der Rabatte ein- nahmen. Vor ihnen zogen sich wiederum Vcrbenen oder das buntblättrige Alyssum niaritimum der Länge nach daliin, während ganz niedriger Epheu in einem schmalen Streifen die Rabatten umsäumte. Diese französische Abtheilung hatte insofern etwas bewegten Boden, als ein viereckiges Beet ziemlich in der Mitte vertieft lag, auf beiden Sei- ten dagegen sich erhabene, mit blühenden Agera- tuni mexicannm, und zwar die Form mit hell-lila- farbigen Blumen, bedeckte Beete in länglicher Form hinzogen. Diese Massen von Blumen und zwar mit scharf hervortretenden Farben, die nirgends in einander übergehen, sondern ziemlich grell einander gegenüberstehen, haben für den, der an ihren An- blick nicht gewöhnt ist, etwas Betäubendes. Durch das in einem flachen Halbmonde sich herumziehende Grün wird der kräftige Eindruck doch etwas ge- mildert. Aus den Pflaiixcii-Verxek'liiiissen einiger IlaiHleisgärtnereien. ^^ ir stehen jetzt an der zweiten Hauptepoche, welche der Pflanzenhandel jährMch durchmacht, an der Zeit der Herbst- Versendungen. Diese Zeit ist, wie die erste Periode im Frühjahre, besonders durch das Erscheinen neuer Pflanzen im Handel gekennzeichnet und wir wollen aus den uns einge- sendeten Katalogen auf einige der bemerkenswer- thesten Artikel aufmerksam machen. Wir beginnen mit dem Verzeichnisse der neuen Azaleen, welche die Handelsgärtnerei der Gebrüder Mardner in Mainz am 15. September dem Handel übergeben hat. 1. Azalea indica striata formosissima (Mardner), eine weisse, tast zirkelrunde Blume mit karmoisin- rothen Bändern und Streifen. 2. Azalea ind., Triumph von Mainz (Mardner), welche in der Form der Az. Roi Leopold gleicht, aber noch feuriger in der Färbung ist. 3. Azalea ind. Margaretha Louise (Mardner), weiss mit lila Bändern und Streifen. 4. Azalea ind. Romeo (Fürst), rund gebaute, kupferrothe Blume mit bläulicher Zeichnung. Von den 1 8G3er Neuheiten sind besonders her- vorzuheben: Az. ind. alba ilhistrata plena (Klein), A. Borsig, (Mardner), Baron v. Mandel (Mardner), Senator Kessler (M.), PL-nst Benary (M.) und die von Verschaffelt dem Handel übergebenen Züch- tungen. Das Etablissement des „Jardiu de Courcelles" in Levallois (Seine) empfiehlt durch seinen Leiter, Varengue, 3 neue Pelargonium zonale, die dort gezüchtet worden sind: 1. Gloire des Roses (Varengue), mit grosser Blume im reinsten Roth und weissem Auge. Das Blatt ist einfach grün ohi>e alle Zeicluning; ein be- sonderer Vortheil aber besteht darin, dass die Blü- thendolde bis auf die letzten Blumen geschlossen bleibt, weil die Pflanze fast gar keinen Samen ansetzt. 2. Triomphe de Courcelles (Var.) ist im Gegen- satz zur vorigen mit einem sehr schönen hervortre- tenden Gürtel auf den Blättern geziert. Die grosse Blume ist zinnober-orangeroth mit weissem Auge; die Pflanze ist sehr reichblühend mit grossen Dol- den und niedrigem Wüchse. 3. Constant Huanlt mit einer ausserordentlich grossen Dolde; die einzelne Blume ist gross und gut gebaut von glänzendem Gelbroth mit feinen weissen Streifen ; der Mittelpunkt ist zinnoberroth. Von den beiden ersten kostet das Stück 3 Fr., von der letzteren 2 Fr. und das Dutzend 20 Fr. Verlag vou Karl Wiegauilt iu Berlin, Kommandanten-Strasse No. G2. Druck der C, Feiste r 'scheu Buehdruekerei in Berlin, Zieten-Platz No. 2. Wochenschrift des Vereines zur Beförderniiff des (ilarteiibaues in den Könis;!. Frenssischen Staaten für («artiierei und PflaiüKeiikiinde« Redakteur : P»rofessor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 41. Berlin, den 15. Oktober 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die Verschönerungen in den Provinzen Frankreichs. Reisebericht. — Belgique horticole. Jahrgang 1863, 2. Hälfte. Jahrgang 1864, 1. Hälfte. — Aus den Pflaiizeu-Verzeichnissen einiger Handelsgjirtnereien. (Fortsetzung.; Di üerj'djönenmgm in öcii prooinjcn .frniiRreirijs. Kciscberirlit. Aucli hierin ist Paris das Vorbild von Frank- reich. So sehr man sich in den Provinzen Mühe gibt, von der Metropole sich zu einanzipiren, so wenig findet -man daselbst in irgend einem Theile des öffentlichen Lebens eine Selbständigkeit, einen eigenen Gang. Alles ist Nachahmung dessen, was man in Paris thut und nicht tliut. In Paris ist meist Alles auf Effekt berechnet, grelle Gegensätze berühren einander, ein freundlicher Uebergang von Einem zum Andern fehlt; es sind eine Masse Ein- zelheiten, die alle vielleicht auf Eigenthümlichkeit, auf Schönheit selbst Anspruch machen können, aber es fehlt das harmonische Band, das die Einzel- heiten zu einem Ganzen verknüpft, und man sucht umsonst nach dem leitenden Gedanken, nach der Idee, welche sich aussprechen soll und muss. Trotz alledem bleiben aber die Verschönerungen von Paris immer etwas Grossartiges, dem man nichts Aehnliches in ganz Eiu'opa an die Seite setzen kann; sie sind selbst um so bedeutender, als sie unter den schwierigsten Verhältnissen unternommen und mit einer Ausdauer ausgeführt wurden und noch immer fortgesetzt werden, die unsere Bewunderung in ho- hem Grade verdient. In dieser Weise fehlt uns Deutschen im Allgemeinen der Nachdruck; man schreckt leicht bei uns vor vorhandenen Schwierig- keiten zurück. Vielleicht ist es aber auch bei uns wiederum die Vorsicht und die Bedächtigkeit, welche die grossen Ausgaben scheut. Den Franzosen küm- mern diese in der Regel nicht; er setzt durch, was er begonnen, was er einmal angefangen. Wie oft sieht man dagegen bei uns etwas angefangen und nicht zu Ende geführt. Ich beginne mit den Verschönerungen an den Eisenbahnen. Im Noi-den von Deutschland ist man darin dem Süden weit vorangeeilt. In der Nähe der Bahnhöfe findet man sehr oft reizende Anla- gen, die nicht allein ihren Zwecken entsprechen, sondern auch zu dem Ganzen in einer gewissen Harmonie stehen. In den kleineren und mittleren Städten Deutschlands, an denen die Eisenbahn vorüber führt, wandert man des Abends und besonders Sonn- tags gern nach den Stationen und geht in den Anlagen spazieren. In Frankreich (wir sprechen aus eigner Kenntniss nur von der nördlichen Hälfte bis nach Bordeaux und den^ atlantischen Ocean) hat man ebenfalls an deij Stationen Verschönerun- gen durch Anpflanzungen angebracht, sie dienen aber weniger oder wohl eigentlich gar nicht den Bewohnern der Umgegend zu Spaziergängen und znm Aufenthalte in der Zeit der Müsse, als viel- mehr denen, die auf der Eisenbahn dahinfahren, ein freundliches Bild vorzuführen. An den andern Zweck, den wir oben angeführt, scheint man in Frankreich nicht gedacht zu haben. Deshalb werden die Stationen an der Eisenbahn von den Franzosen nur besucht, um Jemand zu emjifangeu oder zu begleiten, keineswegs aber, um für kürzere 41 322 oder längere Zeit daselbst einen Aufenthalt zu neh- men und vielleicht irgend etwas daselbst zu ge- niessen. Die Kestaurationcn auf den Bahnhöfen sind auch gar nicht dazu eingerichtet. Dazu kommt, dass ziemlich die Hälfte der Eisenbahnzüge soge- nannte Expresszüge sind, wo mau nur mit der ersten Klasse fahren kann und wo nur an den grösseren Stationen augehalten wird. An allen Sta- tionen halten nur die sogenannten Omnibus mit allen 3 Klassen an, während die direkten Züge end- lich die kleineren Stationen überspringen. Die Anlagen an den Stationen ziehen sieh in Frankreich in der Regel nur in einer geringen Breite längs der Eisenbahn hin und bestehen aus losen Boskets, aus Easenflächen und aus Massivs. Unter diesem letzteren Namen versteht man eine 10 — 20 und mehr Fuss enthaltende Gruppe einer und derselben Pflanze, oft noch umgeben von einem oder raehrern Kränzen von Blumen. Nur bisweilen und hauptsächlich dann, wenn eine Pflanze nicht völlig den Boden deckt, ist noch die eine oder an- dere Zwischenpflanze angebracht. Diese Massivs bestehen an den Eisenbahnen hauptsächlich aus Scharlach- und buntblättrigen Pe- largonien, sowie aus der grossblumigen Sorte: Gloire de Paris, ferner aus Heliotropien, Petunien und Astern, weniger Balsaminen. Sonderbar, dass man Levkojen gar nicht sieht, wahrscheinlich, weil sie nur eine kurze Flor haben und schon nach weni- gen Wochen eines Ersatzes bedürfen. Vielleicht wa- ren sie aber im Frühjahre vorhanden. Die Zahl der Blattpflanzen, an denen die Ver- schönerungen von Paris eine so reiche Abwechslung darbieten, ist an den Eisenbahnstationen nur gering. Eine Hauptrolle spielt das Blumenrohr (Canna) und der rothe Ricinus, sowie die zuerst von Berlin aus verbreitete und von uns Cosmophyllum cacaliaefo- lium genannte Pflanze. Diese ist so sehr beliebt, dass sie auch in den südlichen Baumschulen, z. B. in Angers bei A. Lerov, massenweise herangezo- gen und zum Anpflanzen in's Freie verkauft und verwendet wird. Nächstdem findev» sicii Gruppen von einigen Blüthensträuchern vor. Hibiscus svriacus, in einer Menge reizender Formen, spielt mit Rosen, beson- ders den immerblühenden bengalischen Sorten, sehr oft auch der Rosa Souvenir de Malmaison, die erste Rolle. Unser Laurustin bildet mit Spiräcn, Sauer- dorn, Weissdorn, falschen .Jasmin (Philadclphus) und einigen wenigen anderen Blüthensträuchern, Gebü- sche und Hecken, während Erdbeerbaum (Arbu- tns), gewöhidicher und lusitanischer Kirschlorbeer und seltner Mahonien die immergrünen Gehölze bilden. Als Einzelbaum ist Paulownia imperialis nebst dem Trompetenbaum (Catalpa syringaefolia ) sehr beliebt. Bereits war die erstere wiederum mit den nicht entwickelten Blüthentraubeu dicht besetzt und verspricht, im nächsten Frülijahre einen reichlichen Blüthenschnmck zu geben. Nächstdem sind Ahorn, und zwar nur der stumpfblättrige (Acer Pseudo- Platanus), die Platane, bisweilen auch die gute Ka- stanie (Castanea vesca) die Laubbäume, welche man nebst der Rosskastanie und vielleicht noch den Ul- men an den Eisenbahnstationen sieht, vorhanden. Doch dürfen wir auch des buntblättrigen Acer Ne- gundo um so weniger zu erwähnen vergessen, als er durch ganz Frankreich auch als Massiv zur Anwendung kommt und hauptsächlich mit dunklem Hintergrunde sich auch reizend ausnimmt. Koniferen sind fast noch mehr in Frankreich, als bei uns in Deutschland beliebt. Cypressen, die sonst durch ganz Frankreich eine grosse Verbrei- timg haben, sieht man au den Eisenbahnen wenig, desto mehr aber den Lebensbaum des Morgenlan- des (Biota Orientalis). Eine ungemeine Verbreitung hat die Ceder des Himalaya oder die Deodare ge- funden. Es ist gar nicht zu leugnen, dass diese weit schöner sich baut, als die Ceder des Libanon, welche man nur sehr selten schön sieht, wie es z. B. in einem Klosterhofe neben der Kathedrale von Tours oder in dem Garten eines reichen Grund- besitzers im Weingaue Mcdoc der Fall war. Die blaugrüne Farbe des meist in Form einer Pyra- mide gewachsenen und mit Aesten bis zur Erde herab besetzten Deodare gibt ihr, namentlich etwas aus der Ferne gesehen, ein reizendes Ansehen. Be- sonders gegen Abend bei untergehender Sonne bat die Ceder des Himalaya etwas Geisterhaftes und Aetherisches, vorzüglich wenn ein oder mehre starke Exemplare des Pauipasgrases (Gynerium argenteum) in der Nähe stehen und ihre Blüthenstengel vom Winde leicht hin und her bewegt werden. Beide genannten Pflanzen findet man auch an den Eisen- bahnstationen ziemlich häufig zusammen. \ on Na- delhölzern sieht man ausserdem nur noch, aber ziemlich häufig, die Rothtanne oder Fichte (Abies excelsa), seltner die Meerstrandskiefer. Die Anlagen der Provinzialstadt unterscheiden sich von denen der Metropole dadurch, dass sie kleiner und im Allffemeinen deslialb oft lieblicher sind. W^ie in Paris hat man öfientlichc Plätze dazu verwendet oder durch Ankauf von Grundstücken sie erst neu hergestellt. In den grösseren Städten hat man so- gar eine Art beschränkter Volksgäiten geschaffen, in denen aber immer die französische Eleganz und der beliebte Farben -Reichthum sich Geltung ver- schaift haben. Eine der gelungensten Anlagen ist unstreitig der Jardin des plantes in Bordeaux, zu- mal hier eine Idee zu Grunde liegt, wenn auch 323 •wiederum den Gesträucli -Partliien die harmoiiisclie Abrundung fehlt. Sonst wechseln aber diese mit den reizenden Grasflächen, auf denen einzelne wun- derschöne Bäume stellen, auf eine wohlthuende Weise ab. Üeberhaupt ist die ganze Anlage in einer Sau- berkeit und Ordnung erhalten, die dem Obergärtner Comme Ehre macht. Für Jemand, der aus dem Norden kommt und Lagerstroeraien, Deodaren, Wel- lingtonien, Magnolia grandiflora u. s. w. nur aus den Gewächsliäusein kennt, macht es einen ungemeinen Eindruck; da auch Wasser in reichlicher Menge an- gebracht ist, ja einmal eine Naturbrüeke darüber führt, so gewinnt das Ganze um so inehr. Leider stehen Gewächshäuser, jedoch in den äusseren Konturen sehr hübsch geformt, mitten in der Anlage und gestatten nicht, das Ganze zu übei'- schauen. Auch hat man bei diesen Gewächshäusern mehr Sorgfalt auf die äussere Ausstattung verwen- det, als auf die innere zweckmässige Einrichtung, was doch immer bei Gebäuden dieser Art die Haupt- sache sein sollte. Die AVege sind zwar im Verhält- niss zum Ganzen etwas zu breit; man muss jedoch bedenken, dass die Anlage Volksgarten ist, der au den Abenden sehr viel besucht wird. Tausende von Drahtstühlen stehen, wie meist auch in den Anlagen von Paris, auf den Seiten der breiteren Wege und können gegen eine Zahlung von 10 und 15 Cent, von dem nach Buhe sich sehnenden Spa- ziergänger benutzt werden. Mitten im Garten befindet sich die botanische Schule, fast ganz eingeschlossen von freundlichem Grün verschiedener Sträucher und demnach nur theilweise von aussen sichtbar. Wir können diese Verbindung der Wissenschaft mit der Kunst, des Schönen mit dem Nützlichen, nur billigen. Der- gleichen Verbindungen tragen zur Ausbildung des Geistes und Herzens viel bei. In der botanischen Schule bezweckt man Verbreitung der Keuntniss der natürlichen V^erwandtschaften bei den Pflanzen ; es sind daher die hauptsächlichsten Familien und Gruppen durch Repräsentanten vertreten. Mit be- sonderer Vorliebe werden die Kukurbitaceen kulti- virt. Direktor der Schule und des Jardin des plantes überhaupt ist Durieu de Maisonneuse, welcher in früheren Jahren die wissenschaftliche, von der französichen Eegierung ausgeführte Expe- dition in Algerien als Botaniker begleitete und sich überhaupt mannigfache Verdienste um die Wissen- schaft erworben hat. Eine zweite städtische Anlage, welche aber erst im Entstehen ist und viel verspricht, befindet sich in Angers ziemlich mitten in der Stadt. Sie zeich- net sich bereits durch einige einzeln stehende Exem- plare aus, welche man erst in diesem Frühjahre mitten in der Vegetation , trotz der bedeutenden Grösse und zum Theil selbst in Blüthe, wie remon- tirende Kosen, zum Theil auch in Früchten, wie CephalotaxusFortunei, versetzt hatte und keineswegs, als wir sie im August sahen, noch Spuren dieser Eingrifte an sich trugen. Andr^ Leroy, der Be- sitzer der von uns bereits beschriebenen grossarti- gen Baunisciiulen , hat das Verdienst gehabt, die Ausführung zu übernehmen. Eine hübsche kleine Anlage befindet sich da- gegen auch in Tours, und zwar in der nächsten Nähe der Kathedrale. Rasenflächen mit einigen Massivs, wenig Blüthengesträuch und einige Bäume stehen hier in mehr freundlicher Harmonie zu ein- ander, Pelargonien sind auch hier, wie in Paris und sonst, hauptsächlich vertreten. Man liebt iu der Regel von diesen entweder feurig -rothe und rosafarbige Blumen mit dunkelgrünen Blättern oder buntes Laub und kleine unscheinliche Blumen. Aus- serdem sind es wiederum Verbenen, Lantanen, Pe- tunien, Heliotropen, Lobelien und Nierembergien, welche vorherrschend benutzt werden; als Blüthen- sträucher liebt man dagegen vor Allem Hibiscus syriacus, Rosen, J^rythrinen und Fuchsien, während die Blattpflanzen durch W^igandien, Solanums, Ver- besinen, Montanoen, Canna's, Colocasien, Xantho- somen und Ricinus vertreten waren. Nicht grade ästhetisch nimmt es sich aus, wenn der Boden hier und da mit trocknem, strohigem Dünger belegt wird, um das Austrocknen desselben zu verhindern. Sonderbar, dass man in Frankreich im Allgemeinen gar nichts darin fand, was das Auge stören könnte und man sich immer, wenn man seine Verwunde- rung darüber aussprach, auf den praktischen Nutzen berief. Nicht minder reizend nahmen sich in Tours die beiden kleinen, von einem niedrigen Stakete einge- schlossenen Gärtcheu auf beiden Seiten der vStatue des Philosophen Descartes um so mehr aus, als dicht daneben die breite Loire dahinfliesst und zwi- schen ihnen eine schöne Brücke über den Fluss führt. Auch die Boulevards von Paris sind in den Städten der Provinz nachgeahmt, nicht weniger die grossen, nur mit Reihen einzelner Bäume bepflanz- ten Räume, wie sie namentlich vor den Tuilerien und in dem Luxemburg - Garten vorhanden sind. Diese letzteren sind z. B. in Orl(?ans zwischen der eigentlichen Stadt und dem Bahnhofe von bedeu- tender Ausdehnung. Es scheint ims oft, dass der Franzose es vorzieht, unter schattigen Bäumen zu lustwandeln, als in den schönsten Anlagen. 4P 324 Belgiqiic liordcole. Jahrgang 1863, 2. Halfto. .lalufrang 1864, I.Hälfte. Von Florbliimen finden wir in der 2. Hälfte des vorigen Jahrganges ein grossblüheudes Chrysanthe- mum unter dem Beinamen Japan ense (tab. 12 zu S. 225). Der Durchmesser des Blütheiikörbchens beträgt nicht weniger als 5 Zoll. Die einzelnen, sehr in die Länge gezogenen Zungenblüthchen ha- ben entweder durchgängig eine hellrothe Farbe oder sie sind am Eande breit weiss. Bisweilen sind sie überhaupt weiss und mit einem oder zwei hellro- then Streifen versehen. Der China-Reisende For- tune hat diese Sorte neben mehrern Arten aus Japan eingeführt und der bekannten Handelsgärt- nerei von Standish in Bagschot übergeben. Aus- ser der genannten Sorte verdienen noch Empfeh- lung: C. sin ense laciniatuni von weisser Farbe, wo aber die einzelnen Zungenblüthchen geschlitzt sind, striatum ähnelt dern japonicuai und besitzt rotli- und weiss -gestreifte Stralilenblüthchen und grandifloriim mit selir grossen, gelben Blüthen- körbchen. Die kaukasischen Insektenpflanzen (Pj-rethrura carneum und roseum) gehen als Florblumen einer grösseren Vollkommenheit entgegen, wie wir auch bereits mehrfach zu berichten Gelegenheit gehabt haben, ebenso dass der Kunst- und Handelsgärtner Bedinghaus in Nimy bei Muns die ersten Spiel- arten in den Handel brachte. Wiederum hat dieser neue Sorten in den Handel gebracht, welche die früheren an Schönheit übertreffen (zu S. 321). Es scheint, als wenn sich hier, wie bei unseren China- Astern, hauptsächhch 3 Fornicineihcn unterscheiden liessen, indem nändlch alle Blüthchen zungenföimig oder alle verlängert - röhrenförmig sind, oder am Rande befinden sich kurze Zungenblüthchen in einem Kranze ringsherum gestellt und ausserdem noch verlängerte und ziemlich tiefgeschlitzte Röh- renblüthchen. Von den letzteren sind eine weisse, eine lilafarbene, eine fleischfarbene und eine rothe in der Belgique horticole abgebildet. Ausserdem finden wir noch 2 Rosen (zu S. 257 u. 258) abgebildet. Rose Fran9ois Lacharme ist aus der berühmten Rosenzucht von Charles \ erdier, dem Jüngern Sohne des verstorbenen und bekannten Rosenzüchters dieses Namens, und kam vor 2 Jahren in den Handel. Sie ähnelt der Rose Jules Margottin und ist schön kugelig gebaut; ihre Farbe ist aber weit dunkler. Rose Comtesse Ouwaroff dagegen ist ein Jahr früher in den Handel gckonmien und blühte 1861 bei ihrem Züchter Margottin in Bourg-la- Reine bei Paris zum ersten Male. Es ist eine ; Theerose mit sehr grossen Blumen, welche eine | helle Fleischfarbe besitzen. Sie hat dadurch noch einen besonderen Werth , dass die Blumenstiele ziemlich steif sind und daher die Blumen aufrecht stehen, nicht überhängen. In der 1. Hälfte vom Jahrgange 1864 sind an Florblumen eine Reihe Flamniänder Nelken auf der ersten Tafel abgebildet. Diese zeichnen sich bekanntlich durch gestreifte Blumenblätter aus, wo- durch die ganzen Blumen ein geschecktes oder bandförmiges Ansehen erhalten. Je nachdem sie 2, 3 oder 4 Farben enthalten, führen sie bekannt- lich den Namen der 2-, 3- oder 4-farbigen, Bi-, I Tri- und Quadricoloren ; die beiden letzteren nennt man wohl auch Bizarre. Der Hauptort, wo sie noch herangezogen werden, ist Verviers, eine ge- werbreiche Sadt Belgiens und zwar der Provinz Lüttich. Man hat daselbst auch eine besondere Gruppe erzogen, welche als Nelken von Verviers (Oeillets verviötois), besonders in England, sehr be- liebt sind und sich durch niedrigen Wuchs , aber auch durch Fülle der Blüthcn auszeichnen. Da diese bei uns fast gar nicht bekannt sind, machen wir auf sie aufmerksam. Zwei Formen der puntiichen Alpenrose, Rho- dodendron Princesse de Galles und Comtesse de Devon, sind (zu S. 127) abgebildet und wer- den empfohlen. Beide sind englischen Ursprungs. Die erstere ist von Young in der Milford-Gärtnerei (Grafschaft Surrey) gezüchtet und zeichnet sich besonders durch schöne, grosse Blüthen, welche nur am Rande eine violette Farbe haben und sonst weiss .sind, aus. Die andere ist in der Gärtuerei von Lacombe, Prince & Co. in Exeter gezüch- tet und zeichnet sich durch das zarteste Rosa seiner Blüthen aus. Lyehnis Senno Sieb, (zu S. 1G2) wurde von Siebold aus Japan eingeführt und scheint mit den anderen ähnlichen, eben daher eingeführten Arten: grandiflora Jacq., Sieboldii Zucc, sowie mit den bis jetzt nur aus Sibirien eingeführten L. fulgens Fisch, zu einer und derselben Art zu gehören. Be- kanntlich hat man auch bereits eine Form, welche in Erfurt von Fr. A. Haage Jun. aus L. grandi- flora und Sieboldii gezüchtet wurde und abwechselnd weisse und rothe Blumen gibt. Lyehnis Senno kommt ursprünglich nur feuerroth vor, in der Belgique horticole ist aber auch eine weiss- und rothgestreifte Form abgebildet, wie wnr sie übrigens auch sehr ähnlich bei Aussaaten von der zuletzt genannten L. Haageana gesehen haben. Vergleicht man übri- gens die Abbildung in der Belgique horticole mit der in Siebold's Flora japonica (tab. t. 49), so glaubt man 2 ganz verschiedene Pflanzen vor sich zu sehen. Die Blüthen haben in der letztern einen langen, röhrigeu Kelch und kleinere, geschlitzte 325 IHumenblätter. Leider finden wir immer mehr, dass die Abbildungen in der Flora japoiiica, so schön sie auch au^^gestattet sind, doch in der Regel sehr leichtsinnig angefertigt wurden. Es scheint bisweilen, als hätte mau nur hübsche Bilder geben wollen. Von einer naturgetreuen Darstellung ist meist gar keine Rede. Clematis Fortunei ist eine unlängst einge- führte Art aus China, welche die bekannte Han- delsgärtnerei von Ötandish in Ascot voriges Jahr in den Handel gebracht hat. Sie hat ausseror- dentlich grosse Blüthen, welche halb gefüllt und weiss gefärbt sind. Diese besitzen ausserdem einen angenehmen Geruch, so dass diese Schlingpflanze nicht genug empfohlen werden kann. Die Blätter gleichen denen der Cl. lanuginosa und Cl. florida; es scheint sogar, als wenn sie eine Form der letz- teren darstellte. Von dieser ist aber auf derselben Tafel (zu S. 33) noch eine blaublühende Form ab- gebildet, welche mehr Aehnlichkeit mit der Cl. patens (coerulea der Gärten) besitzt und vielleicht auch mehr zu dieser gehört. Bei dieser Gelegen- heit machen wir von Neuem darauf aufmerksam, dass alle die schönen Formen der Cl. florida und patens bei uns im Freien aushalten, wenn sie nur einigermassen im Schutze stehen und im Winter etwas gedeckt werden. Mutisia Clematis L. fil. (zu S. GS) ist zwar eine schon längst bekannte Pflanze, aber erst neuer- dings durch Linden eingeführt (s. 4. Jahrg. der Wochenschr. S. 15), während wir Veite li die eben- falls schon besprochene M. decurrens verdanken. Beide sind sehr zu empfehlende Lianen und haben grosse Blüthcnkörbchcn von rother Farbe. Erstere wächst in den Gebirgen Neugranada's, letztere in Chili. Auf derselben Tafel ist auch eine Solanacee: Pionandra fragrans Miers (Solanum fragrans Hook.), abgebildet. Es ist ein Blüthenstrauch mit meist gepaarten, selten allein stehenden und etwas dicklichen Blättern, welche eine glänzende Ober- fläche, aber eine silberweisse Unterfläche haben. Die herunterhängenden Trauben haben ziemlich grosse Blüthen von violetter, später gelber Farbe, und glockenförmige Gestalt. Entdeckt wurde die Pflanze bereits von Martins in Brasilien gegen das Ende des 2. Jahrzehends dieses Jahrhundertes und ist auch bereits von Sendtner in Martins' Flora von Brasilien unter dem Namen Cyphomandra fra- grans beschrieben, ein Name, der auch angenommen werden muss, weil er älter ist als Pionandra fragrans. Eingeführt wurde sie erst durch den Reisenden Tweedie in den dreissiger Jahren; doch ist sie neuerdings wieder durch Libon, der vor einigen Jahren leider verstorben ist, ebenfalls entdeckt und an Linden, den Ehren -Direktor des zoologischen Gartens in Brüssel, gesendet worden. Aethionema coridifoli mn DC. (zu S. 161) ist eine hübsche Crucifere des Libanon, welche ebenso, wie die anderen in botanischen Gärten ku!- tivirten Arten: A. sa.xatile R. Br. Buxbaumli DC. und cristatum DC. , in keiner Sammlung von Al- penpflanzen fehlen sollten. In iln-em Waehsthunie hat sie auch eine entfernte Aehnlichkeit mit der bekannten weissblühenden Lobularia maritima oder Alyssum niaritimum, nur dass die Blüthen eine schöne rothe Farbe besitzen. Auch zu Einfassun- gen kleinerer Beete ist sie sehr passend. Libonia floribunda C. Koch (zu S. 13) ist bereits von uns ausführlieh besproclien worden (im vorigen Jahrg. S. 2G5). Aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrganges der Belgique horticole bleiben uns ebenfalls noch einige Gewächshauspflanzen, welche daselbst empfohlen wurden, übrig. Phimbago rosea L. ist ein Blü- thenstrauch, der sich schon seit der Mitte der 2. Hälfte des vorigen Jahrhundertes in den Gewächs- häusern befindet und wegen seines Blüthenreichthu- mes, so wie wegen der nicht schwierigen Behand- lung früher sehr beliebt war. Es ist zu bedauern, dass man ihm seit dem letzten Jahrzehend fast gar keine Beachtung mehr zuwendet. Vielleicht wird es wiederum mehr der Fall sein, wo von Veitch eine Abart mit coclienillrothen Blüthen in den Han- del gekommen ist (zu Seite 226). Gymnostachys Verschaffeltii (z. S. 328) haben >vir so häufig schon empfohlen, auch in die- sem Jahrgange, dass wir zu seiner Erwähnung nichts mehr hinzuzufügen haben. Furcraea Bedinghausi C. Koch haben wir zuerst als eine neue und noch nicht beschriebene Agave erkannt und bereits auch ausführlich über sie berichtet (s. vor. Jahrg. S. 233). Endlich bleibt uns noch eine Sorte von Wein- trauben zu erwähnen übrig, welche in der 1. Haltte dieses Jahrganges (zu Seite l'J3) erwähnt und zum Anbau empfohlen worden ist. Der grosse Mogul wurde vom Hofgärtner Karl Fintelmann zur Zeit, wo er noch am Neuen Palais die Weinkultu- ren beaufsichtigte, aus Samen erzogen. Die 1 rau- ben haben eine gelblich-grüne Farbe und eine ziem- liche Grösse; sie reifen im September oder An- fang Oktober. Der Wuchs des Stockes ist kräftig, das Holz ist dunkelbraun; die einzelnen Beeren sind oval, hellgrün, flammig angehaucht und sehr dünnschaalig. Sie besitzen einen sehr angenehmen Geschmack. 326 Aus den Pflanzen -Verzeichnissen einiger llandelsgärtnereien. (Fortsetzung.) Vou den bekanuten Kosenzüclitern ist es be- sonders Eugene Verdier fils atn^ in Paris (rue Dunois 3), auf dessen Neuheiten wir besonders auf- merksam machen wollen. Die meisten sind Erzeug- nisse des eigenen Etablissements und vor Allem verdienen wohl die Sämlinge in erster Reihe er- wähnt zu werden, die im verflossenen Juli eine silberne Medaille ersten Ranges erhalten haben. Diese Neuheiten wei'den am ersten November dem Handel übergeben werden und sind dann zu einem Preise von 25 Fr. das Stück zu haben. Remontireiiilc Hvbriilcii. Auguste Riviferc, ein kräftiger Strauch, der Blumen von 3 — 3^ Zoll Durchmesser trägt; die einzelne Blume ist kugelförmig, sehr regelmässig gebaut von schönem, lebhaften Karminroth; die Un- terseite der einzelneu Blumenblätter ist bedeutend blasser und ihre Farbe nimmt nach dem Rande zu so sehr ab, dass sie fast weiss erscheint. Comtesse de Paris besitzt ebenfalls einen kräftigen Wuchs und Blumen von 3^ bis 4 Zoll Durchmesser von einer weichen, aber dabei lebhaf- ten Rosafarbe. Docteur Andry bildet einen sehr kräftigen Busch und trägt lebhaft dunkelkarminrothe Blumen von mehr als 4 Zoll Durchmesser; der Bau ist streng dachziegelförmig und macht die Blumen zu einer der empfehlendswerthesteu Neuheiten. General d'Hautpoult ist eine reizende Va- rietät, da die mittelgrossen feurig -scharlaciirotheu Blüthen von kugehgem Baue doldentranbig zusam- menstehen; oft sind noch einige Petalen in der Mitte der einzelnen Blumen durch einen weissen Streifen getheilt. Madame Verschaffclt hat grosse Blumen von 31 — 4 Zoll Durchmesser in schönem, zartem Rosenroth; der kräftige Strauch ist fast völlig sta- chellos. Rushton Radclyffe, ein kräftig wachsender Strauch, dessen vollkommen dachziegelförmige Blu- men einen Durchmesser von fast 4 Zoll haben; das lebhafte, kräftige Kirschroth der Blume macht diese Varietät sehr bemerkenswertb. Souvenir de William Wood hat einige Aehnlichkeit mit der Varietät „prince Camille de Rohan", ist aber doch viel dunkler und von be- deutend grösserem Effekt; der kräftige Strauch trägt Blumen bis 3^ Zoll Durchmesser von dem tiefsten Schwarzpurpur, der hier und da in ein feuriges Roth abschattirt. Renioiitirenilc nuosrosen. James Veitch ist ein sehr kräftiger Strauch, der leicht und oft blüht; die etwas mehr als 3 Zoll grossen Blüthen bilden starke Doldentrauben. Die Farbe der Blume ist ein schiefergraues Violett, das oft von einem feurigrothen Tone unterbrochen wird. Thecroscii. Vou denselben ist nur eine Varietät angezeigt und auch diese ist eigentlich nicht in der Gärtne- rei selbst gezogen worden, sondern stammt von einem Gärtner aus dem Süden Frankreichs, der sie vor mchrern Jahren züchtete und auch schon ausstellte. Trotz der verschiedenen goldenen Me- daillen, welche dieser Sämling bereits verdient, ist" er fast noch gar nicht verbreitet. Dabei soll diese Rose die beste ihres Geschlechtes sein und durcli ihr reiches Blühen die Chromatella, Isabelle Gray, Jean Hardy, Solfatare u. s. w. übertreflen. Marechal Niel bildet einen sehr kräftigen Busch mit langen, röthliehen Zweigen; die beson- ders breiten, welligen und glänzenden Blättchen bilden zu 3 — ö ein Blatt. Die kugelförmigen Blu- men, die von sehr angenehmem Geruch und dun- kelgelber Farbe sind, erreichen eine Höhe von fast ö Zoll. Diese Vai-ietät wird jedoch nicht einzeln abgegeben, sondern als Prämie dem Besteller der oben erwähnten Neuheiten zugetheilt. Neuheiten, die von anderen Züchtern dem Handel übergeben worden sind und die zu 15 Fr. das Stück verkauft werden, sind: Ardoise du Chalet, eine Remontant-Rose, deren schieferfarbig -purpurrothe Blüthen, die mit Violett und Feuerroth nüancirt sind, in Dolden trau- ben zu 5 — 15 vereinigt stehen. Charlotte Corday, ebenso wie die vorher- gehende und die nachfolgenden eine Remontant- Rose, ist karniinroth mit weisslicher Unterseite der einzelnen Petalen. Dunois ist karminroth mit feuerfarbner Schat- tiruug. Forster ist ein sehr kräftiger Strauch mit ponceaurothen, violett-schattirten, streng dachziegel- förmigen Blumen. John Keynes liefert seharlachrothe, kastanien- braun schattirte Blüthen. L'abondant erhielt ihren Namen wegen der Fülle lebhaft - rosenx-other Hlumen, deren Petalen auf der Rückenseite fast silberweiss erscheinen. La coquette, ein sehr kräftiger, reichlich- blühender Strauch mit gut gebauten, kugeligen, kaum mittelgrossen, lebhaft- karmoisiurothen Blu- 327 men, die in Bouquets von 3 bis zu 10 zusammen- stellen. Leonie liefert stachelbeerrothe, auf der Un- terseite lilafarbene Blumen. William Bull ist eine reizende Varietät von kugelförmigen« Bau und lebhaft rosenrother Färbung. Eine nicht remontirende Moosrose endlich: De- nis Hölye, die sehr reichblühend ist, kann noch empfohlen werden. Die purpur-violettrothen Blu- men stehen in Doldentrauben zu 6 — 12 vereinigt. Ausserdem linden sich in dem Kataloge noch Neu- heiten von Guillot fils, Gonod, Touvais und Porten! er fils vor; diese sind aber zum Theil schon in dem Verzeichnisse von Soupert & Not- ting in Luxemburg enthalten. Diese Züchter beschäftigen sich bekanntlich ganz speziell mit der Kultur der remontirenden Rosen und aus ihrem reichhaltigen Verzeichnisse verdienen besonders die letzten Neuheiten, die aller- dings auch französischen Ursprunges sind, Erwäh- nung. Abb6 Berlöze (Guillot tils) bildet einen kräf- tigen Strauch mit grossen, sehr gefüllten Blumen; sie ist prächtig kirschroth und geht oft in karnioi- sinrosa über. Madame Rousset (Guillot fils) bildet einen kräftigen Strauch. Blume gross, gefüllt, becherför- mig, prächtig zartrosa mit silberfarbigem Schimmer. Souvenir de Bernardin de St. Pierre (Guil- lot fils): gefüllte, schöne, mittelgrosse Blume von dachziegelförniigem Bau; ändert leicht von einer sammetartigen karminrothen Färbung in eine schie- ferfarbig violette ab. Besonders bemerkenswert!! dürften jedoch die Engros- Preise sein, die für Neuheiten von 1863, 18(52, 1861 und den früheren Jahrgängen angege- ben sind. Das Hundert aus den verschiedenen Jahrgängen, nach Wahl der Versender, kostet: Hochstämme 100 Fr. (5U0 St. 250 Fr.), Nieder- stämme 60 Fr., gleich über der Erde veredelte 50 Fr. (500 St. 225 Fr., 1000 St. 400 Fr.). Von Rosa seniperfiorens kostet das Hundert 20 Fr. (der Franc zu 8 Sgr. gerechnet). Von Katalogen über Blumenzwiebeln sind mehre schon vor längerer Zeit angezeigt, zum Theil auch diesen Blättern beigelegt worden, wie z. B. aus der Reihe der Berliner Zwiebelzüchter der Katalog von L. Späth (Köpnickerstr. 148) und der von C. L. Friebel (Koppenstr.j Ausserdem liegen uns noch vor: das Preis- Verzeichniss holländischer Blumen- zwiebeln von G. Geitner in Planitz, Poststation Cunersdorf in Sachsen, und das von Vilmorin- Andrieux c? Comp, in Paris. Dieses, sowie das Verzeichniss von Eugene Verdier, behandeln im Verhältniss zu den deutschen Katalogen die Gla- fliolen mit besonderer Vorliebe und namentlich ist es wiederum der letzterwähnte Züchter, welcher mehre Neuheiten dieses Geschlechtes dem Handel übergeben wird. Wir erwähnen: Fulton (Souchet), die Blume ist von sehr schö- nem Bau, zinnoberroth mit sammetartig-schimmern- der Zeichnung. Madame Furtado (Souchet), sehr weit geöff- nete Blume in feinem Rosenroth, das allmählig in zarte Fleischfarbe übergeht, sehr stark mit Karrain- roth geflammt, die Aehren sind sehr lang. Madame de Sövigne (Souchet) ist eine grosse, klar-kirschrothe Blume, die mit sehr breiten Flecken und weissen Streifen geziert ist und dadurch eine besonders frische Färbung erhält. Meyer beer (Souchet) liefert eine sehr grosse wohlgebaute Blume von leuchtend-rother Farbe, die mit aniarant-rothen Flecken versehen und zinnober- roth geflammt ist. Von der ersten und dritten kostet das Stück 6 Fr., von den anderen beiden 7 Fr. Noch ein dritter Artikel wird als Spezialität in diesem Etablissement kultivirt; es sind die baumar- tigen Päonien (meistcntheils in Töpfen) und die kraut- artigen, wovon sehr starke Sortimente vorhanden sind, von denen Einzelnheiten aber herauszugreifen hier zu weit führen würde. Die Besprechung der Beerenobst-Sammlung von H. Maurer, Hofgärtner in Jena, und des Spezial- Katalogs von Erdbeeren von Ferdinand Gloede in Aux Sablons (prfes et par Moret-sur-Loing, Seine et Marne) mag den Uebergang bilden zu den ei- gentlichen Baumschul-Katalügen. Das letzterwähnte Verzeichniss bringt eine ge- naue Besehreibung und Abbildung von 8 neuen Erdbeersorten verschiedener belgischer und engli- scher Züchter, nämlich Fairy Queen (aus dem königlichen Garten zu Frogmore), La Fertile (de Jonghe), Globe" (de Jonghe), Janus (Bruant), John Powell, von derselben Abstammung wie die erste, Leo nee de Lambertye (de Jonghe), Modfeie (de Jonghe), Premier (Ruff'et), Presi- dent Green, Princess of Wales (Knight), la Robuste, (de Jonghe) und Sir Joseph Paxton (Bradley). Dieselben Sorten enthält bereits auch der Katalog von Maurer, der überdies die Pflan- zen einzeln verkauft, wogegen in dem franzö- sischen Etablissement nur immer 6 Exemplare von jeder Sorte auf einmal abgegeben werden. Allerdings kommt die einzelne Pflanze dann auch billiger zu stehen. Bei den Baunischul-Katalogen können wir uns darum kürzer fassen, weil dieselben Artikel überall geboten werden und Neuheiten fast gleichzeitig in den meisten Verzeichnissen erscheinen. So melden 328 ■wir aus Berlin's Umgegend das Verzeichniss def L nndesbaumschiile zu Alt-Geltow und das des Baumsfliulbesitzers Lorberg. Beide Institute be- fleissigen sich, statt der vielen Obstsorten nur die empfelilendswerthesten und besonders die auf den allgemeinen Pomologen-Versammlungen empfohlenen zu vermehi-en und in kräftigen Exemplaren stets vorräthig zu haben. Ausführlicher sind die von Johann & Franz Schamal in Jungbunzlau in Böhmen herausgegebenen Kataloge, von denen jetzt ein Auszug erschienen ist, sowie das Verzeichniss der abgebbaren Bäume und Sträucher des Pomolo- gischen Instituts zu Reutlingen (Inspektor Lukas). Letzteres Verzeichniss enthält in kurzen Notizen die Angabe der Eeifzeit, die Qualität der Sorten, indem sie als Tafel- oder AVirthsohaftsobst zu ver- wenden sind, sowie eine Angabe des Bodens, in welchem sie besonders gedeihen. Dasselbe System wendet noch ausführlicher Eduard Le Fort, Be- sitzer des in Paris erscheinenden Journals „Maison de Campagne", in dem Kataloge an, den er über seine Obstbäume heransgiebt. Die ganze Aufzäh- lung der einzelnen Obstsorten bestellt in einem Re- gister aus 7 Kolumnen, von denen die erste die Na- men enthält, die 2. die Güte der Früchte behandelt, die 3. die hauptsächlichste Form, die 4. die Farbe, die 5. die Fruchtbarkeit des Baumes, die folgende die durchschnittliche Grösse und die letzte die Zeit der Reife anzeigt. Das ausführlichste Verzeichniss von Obstsorten, das uns vorliegt, ist das des Medizinal -Assessors Jahn in Meiningen. Der Name ist in der Gärt- nerwelt so bekannt, dass wir es nicht nöthig finden, auf die Garantie, die wir für die Richtigkeit des Kataloges haben, hinzuweisen, und auf diese Rich- tigkeit kommt es bei der Angabe der Synonyme, die hier nebst Reifzeit u. s. w. angegeben sind, doch am meisten au. Da er Bearbeiter des grössten Theils der Birnen im ilhistr. Handbuche der Obst- kunde ist, so ist wohl einzusehen, dass die möglichste Sorgfalt und Genauigkeit in der Schule des Ver- fassers herrschen muss. Ein grosser Theil der Kir- schen stammt aus der bekannten Truc hs ess'scheu Sammlung, und die Pflaumen- Sammlung enthält auch das Beste von dem, was Liegel kultivirte. Die systematische Eintheilung der einzelnen Obst- sorten ist für die Acpfel das Diel'sche System, für die Kirschen die Klassifikation des Freiherrn v. Truchsess, für die Pflaumen das System nach Liegel. Anschliessend an diese Kataloge ist noch das Preisverzeichniss derFabrik eingemachter Früchte von 0. Eichler in Grünberg zu erwähnen. Die Fabrik liefert gedörrte, eingesottene, in Zucker ein- gemachte Früchte, Geldes, Syrupe; ferner Früchte in Gewürz-Essig, endlich Gemüse in Schmalz. Auch frische Weintrauben, sowie Daueräpfel und Dauer- birnen sind zu haben. Der letzte Baumschul-Katalog endlich, der der standesherrlichen Baumschulen in Muskau O.-L., be- schäftigt sich weniger mit Obstbäumen, um so ein- gehender aber mit allen übrigen Bäumen und Sträu- chern, die ausser den jetzt gebräuchlichen botani- schen Namen, bei denen der Autor nicht fehlt, auch die gebräuchlichsten Svnonyme beigefügt erhalten haben. Dadurch wird dieser Katalog dem Gärtner ein sehr dienlicher Anhaltepunkt und ein nützlicher Rathgeber; mehr noch würde er es sein, wenn sich Notizen über die Familie, sowie über das Vaterland u. dergl. anschliessen würden. Der Katalog würde allerdings an Umfang zunehmen und die Ausgaben der Herstellung grösser werden, aber wir sind fest überzeugt, dass dem Gärtner, namentlich dem Ge- hülfen, ein wesentlicher Dienst geleistet würde, wenn er solch' einen Catalogue raisonnö nachher für einen geringen Preis im Buciihandel kaufen könnte. Denn das grosse, ausführliche Werk, das Arboretum Muskaviense, wird seines hohen Preises wegen leider nicht diese allgemeine Verbreitung finden, die es verdient. Nun sind schliesslich noch etliche Verzeichnisse zu erwähnen, die ausser Sortimenten von Florblu- men auch Warm- und Kalthanspflanzen besonders knltiviren. Das Veizeichniss von A. Verschaffelt wird sich meist in den Händen unserer Leser be- finden, wir können also wohl die Einzelnheiten übergehen und uns zu dem zweiten Verzeichnisse von A. van Geert (Faubourg d'Anvers in Gent) wenden. Abgebildet ist die bekannte und beliebte Cupressus Lawsonii, von der Flxemplare von 6 FusÄ Höhe zu 75 Fr. abgegeben werden; zweitens Alsophylla excelsa, von der Stämme zu 4, G u. 10 Fus's Höhe zum Preise von 200, 300 nnd 400 Fr. abgegeben werden; ferner die noch neue Agave Schiedigera, die in starken Exemplaren zu 10 Fr. das Stück abgegeben wird. Die Gärtnerei über- gibt diesmal .3 blumistische Nenheiten dem Handel, nändich: 1. Heliotropium JI. Hamaitre, eine ge- schätzte, sehr reichblühende V^arietät mit purpurfar- bigen, sehr wohlriechenden Blüthenbou(|uets, welche besonders reichlich sich im Winter entwickeln sollen. 2. Heliotropium Fleur de Lifege, ein nied- licher Zwerg mit sehr gedrängten Bouquets. 3. Geranium zonale 51. Mavet, eine präch- tige Varietät mit zarten rosafarbenen Blumen, die in einer sehr grossen Dolde vereinigt ^ind. Verlag vou Karl Wiegan dt in Berlin, Kommaudanten-Strasse No. G2. Druck der C. F eiste r 'sehen Buehdruckerei in Berlin, Zieten-Platz No. 2. Wochenselirift des Fereiues zur Beförderung des («arteiilmHes in de» König;!. Prcussischen Staaten für fffärtiierei und Pflauzeiikunde« Redakteur : IPi'ofessoi* Dr. Karl lilocli, General-Sekretair des Vereines. No. 42. Berlin, den 22. Oktober 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Iv'ov's Ameliorationen zu Piau, in den Haideu (Landes) bei Bordeaux. Reisebericht. — The Florist and Pomologist. Jahrgang 1863 und Jahrgang 1864, 1. Hälfte. — Die Hybridation und 8ämling.szucht der Rosen Vom K. K. Ober- förster Rudolph Geschwind. — Ampeln zur Zimmer- Verzierung. Sonntag, den 30. Oktober, Mittags i|3 Uhr, findet im Englischen Hause (Itlohrenstrasse 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Ivoy's Ameliorationen zu l*ian, in deu ILiidesi (Laiiiies) bt'i Bortit^aiix. Reisebericht, In meist westlicher RiclituDg von Bordeaux bis an den atlantischen Ocean zieht sich ein unfrucht- barer Landstrich dahin, der In vielen Hinsichten an die Lüneburger Haide erinnert und wirklich auch die Haide (les Landes) genannt wird. Seit länger als einem halben Jahrhunderte hat man sich bemüht, diese Haidestriclie der Kultur zugänglich zu machen und jährlich Millionen von Francs darauf verwendet. Wie zum Theil in der Lüneburger Haide ist auch diese mit einer oft ganz feine Kieselstück- chen enthaltenden Moor- und Haidcerde und mit kieseligem Gerolle mehr oder weniger bedeckt, oder Sümpfe und Moräste nehmen grössere und kleinere Strecken ein. Die Haidekräuter, unsere beiden gewöhnlichen Calluna vulgaris und Erica Tetralix, ausserdem aber in grosser Menge Erica scoparia, aus der gewöhn- lich die Besen angefertigt werden, E. cinerea, cilia- ris, multiflora und vagans, nebst Llex europaeus und nanus, Sarothamnus scoparius und Genista tinctoria, spielen eine Hauptrolle in diesem Landstriche. Die Meenstrandskiefer mag schon früher einzelne Strecken eingenommen haben, ist aber jetzt ziemlich allge- mein verbreitet. Es ist dieser Baum ein sehr ge- wichtiger, da er, abgesehen von dem guten Holze, das er liefert, allgemein zur Gewinnung von Fich- tenharz und Terpenthin benutzt wird und, wie wir später sehen werden, auch nicht unbedeutende Er- träge liefert. Seit einigen Jahren hat der Kaiser Napoleon IIL in dem eigentlichen Departement des Landes (d. i. der Haiden) eine Versiichswirthschaft eingerichtet, welche grade sehr ungünstiges Terrain urbar zu machen versucht. Diese kaiserliche Farm, Solfe- rino, liegt an der Eisenbahn zwischen Bordeaux und Bayonne und ist von beiden Städten ziemlich gleich entfernt. Von grossem Interesse ist es, dass der berühmte Weingau Mcdoe, der sich auf dem linken Ufer der Gironde, zum geringen Theil auch der Garonne, hinzieht, ebenfiiUs noch Haide ist oder wenigstens Haide war und erst durch eine Jahrhunderte lang fortgesetzte Kultur in den jetzigen Zustand gebracht wurde. Man erzählte uns bei einem Besuche der hauptsächlichsten Weinorte von Medoc, dass man früher die besten Weine auf dem rechten Ufer der Gironde, besonders in der Nähe der Festung Bloye, welche durch die Gefangenschaft der Herzogin voa Berry bekannter geworden ist, gezogen hat, und die Weinhändler sich früher sträubten, die Weine des linken Ufers in Kauf zu nehmen. Sie thaten die- ses nur, wenn ihnen zu gleicher Zeit auch gute Sorten von dem rechten Ufer überlassen wurden. Jetzt ist es nun umgekehrt, die feinsten rothen Bordeaux-Weine: Cliäteau Lafitte, Chäteau Larose u. s. w. werden nur auf dem linken Ufer gewonnen; es wächst hier jetzt ein Wein, der von Kennern zu den vorzüglichsten und edelsten Sorten, welche 42 330 es gibt, gerechnet und um das Dreifache höher bezahlt wird, als der in früheren Zeiten bevorzugte Wein auf dem rechten Ufer der Gironde. Interessant ist die Beobachtung, dass der Boden, je mehr er groben Kies enthält, also je mehr er steinig ist, so dass man bisweilen kaum den schwar- zen Moorboden dazwischen erkennt, einen in der Re- gel auch um so besseren Wein liefert. Für Wein- liebhaber bemerken wir noch, dass die weissen Bor- deaux-Weine, also Sauterue und von diesem wiede- rum Chätean d'Yquem als der edelste, u. s. w. nur an der Garonne von der Stadt Bordeaux aufwärts wachsen. In den eigentlichen Haidestrichen, aber schon zu dem Weingaue Medoc gehörig, befindet sich die Besitzung eines Mannes, Ivoy mit Namen, der sich um die Verbesserung des Bodens und noch mehr durch seine Methode, diese herbeizuführen, sehr grosse Verdienste erworben hat. Die 300 Hek- taren*) Landes, welche sich bei ihm in vorzüglicher Kultur befinden, Uefern deshalb jetzt eine bedeu- tende Rente, während sie vor einigen 30 Jahren kaum eine nennenswerthe lieferten. Der Werth des Grundstückes ist dadurch um mehr als um das Zehnfache gestiegen. Piau liegt obngefähr 2 Mei- len von Bordeaux entfernt und kann sehr leicht zu Wagen erreiclit werden. Wer sich für Ameliora- tionen interessirt, versäume ja nicht, Plan um so mehr zu besuchen, als sein Besitzer, bereits ein 86- jähriger Greis, jeden Fremden auf das gastfreund- lichste empfängt und selbst die nötbigen Aufklärun- gen gibt. Aber auch Pflanzen- und Gartenfreunde, sowie Gärtner, finden in Pian sehr viel, da am Schlosse sich sehr hübsche Anlagen befinden, von denen wir auch alsbald noch ausführlicher sprechen werden. Es ist, wie angedeutet, bereits einige 30 Jahre her, dass Ivoy das Terrain käuflich an sich brachte imd auch alsbald mit den Ameliorationen vorwärts ging. Um den Boden urbar zu machen und vor Allem ihn von den Wurzeln des verschiedenen, die- sen nach allen Richtungen hin durchsetzenden Haide- gesträuches zu befreien, wurde er rigolt. Die Wur- zeln und Sträucher gaben, alsbald an Ort und Stelle verbrannt, dem Boden eine vorzügliche Beimischung guter Salze. Hierauf wurden in Entfernungen von gegen 30 Fuss 10 Fuss breite und l-\ Fuss tiefe Gräben gemacht imd die ausgeworfene Erde auf die dazwischen liegenden Theile, auf die Beete ge- worfen, so dass diese dadurch eine Erhöhung von 5 bis 6 Zoll erhielten. Die Diß'erenz im Niveau der Beete und der Gräben betrug demnach 2 Fuss. Die erstereu selbst wurden wiederum durch 2 mein- *) Ein Hektare enthält fast 4 Morgen (1 = 3,9166). oberflächliche, der Länge nach sich hinziehende Furchen in 3 Abtheilungen gebracht. Auf diese Beete, wo einestheils bei der grossen Porosität des Bodens der Luft voller Zutritt ge- währt wird, anderntheils aber nie Wasser sich an- sammeln und den Boden sauer machen kann, ge- schehen nun die Anpflanzungen, welche zweierlei Art sind. Entweder ist es die Meerstrandskiefer (Pinus maritima) zur Gewinnung von Harz und Terpenthin oder es sind Eichen und anderes Ge- hölz zur Gewinnung von vSchlagholz. Der Besitzer hat sich in dem Verlaufe seines langen Wirkens sehr viel Mühe gegeben, ziemlich alle in dem frei- lich milden Klima von Bordeaux fortkommenden Bäume anzubauen, um dadurch die Arten heraus- zufinden, welche am meisten dort gedeihen. Selbst jetzt noch macht er fortwährend Versuche. Da er gefunden, dass gewisse Formen unserer Waldbäume besser gedeihen als andere und demnach auch be- deutend mehr Erträge liefern, so hat er fast nach allen Ländern Europas geschrieben, um sich von dort Sämereien der dortigen Gehölze zu verschaf- fen ; leider ist man aber keineswegs immer seinen Aufforderungen in der Weise nachgekommen, wie es wünschenswerth gewesen wäre. Was zunächst die Nadelhölzer und vor Allem die Kiefern anbelangt, so hat sich alsbald heraus- gestellt, dass eine Form der Meerstrandskiefer, die in der Nähe von Corte auf Corsica wächst, mehr gedeiht und ein besseres Ansehen, als die Hauptart und alle übrigen Kiefern, besitzt. Aus dieser Ur- sache wird hauptsächlich nur diese, welche in den Verzeichnissen der Handelsgärtner den Namen Pi- nus Cortiana besitzt, jetzt vorzüglich benutzt. Bei 2 nebeneinanderstehenden Beeten, welche mit beiden Meerstrandskieferu bepflanzt waren, war der Unterschied im AVachstlium sehr zu bemerken. Von unserer gewöhnliclien Kiefer ist die Form , welche in Lievlaud wächst und in den Verzeichnissen der Handelsgärtner als Pinus Rigensis aufgeführt wird, die einzige, welche auf den Haiden im Süd- westen Frankreichs gedeiht. Von ihr sind bereits ansehnliche Anpflanzungen vorhanden, wo die ein- zelnen Bäume schon hier und da den Durclimesser von 1 Fuss und mehr besitzen. Die Kiefer von Riga kann aber nicht zur Gewinnung von Hars und Terpenthin benutzt werden. Was die Harzgewinnung selbst anbelangt, so möchte die Art und Weise, wie diese geschieht, doch das Interesse vieler. Leser der Wochenschrift um so mehr beanspruchen, da sie dem Baume weniger schadet, als das bei uns übliche Verfahren, wie es na- mentlich in Thüringen gewöhnlich ist. Man lässt die Bäume im Durchschnitt 25 Jahre heranwachsen, ehe man sie benutzt; dann aber dienen sie ebenso 331 lange zur Gewinnung von Harz. Wird es rationell betrieben, so leidet der Baum in den ersten 10 Jah- ren nur wenig; sein Waclistlium wird demnach ebenfalls nur wenig beeinträchtigt, obwolil man im Durchschnitt jährlich für 1 Fr. rohes Material erhält. Um dieses zu gewinnen, wird im ersten Jahre an einer Beite eines gegen 25 Jalire alten Baumes am Stamme ein Spahu von l.| Fuss Länge und .| Fuss Breite dicht über der Erde abgehauen. Der Spahn selbst darf ausser der Rinde vom Splinte nur eine Schicht Holz von ohngefiihr 4 bis 4?- Linien in der Mitte besitzen. Ein irdener Topf, am Ende des Ausschnittes angebracht, nimmt die ausgeflossene Masse aul und wird ersetzt, wenn er voll ist. Hier und da macht man zur Aufnahme der ausfliessen- den Masse Löcher in die Erde, wobei freilich Ver- luste ebenso stattfinden, als wo man nicht zur rech- ten Zeit den Topf wechselt und überhaupt beim Auffangen nicht die nöthige Sorgfalt beobachtet. Im zweiten Jahre wird oberhalb der ersten Wegnahme der Rinde und eines geringen Theiles des Splintes wiederum ebenso viel, also Ij Fuss, abgenommen. In den nächsten 4 und 5 Jahren wird auf gleiche Weise alljährlich ein solches Stück weiter oben abgenommen, so dass nacli G und 7 Jahren die eine Seite des Baumes 9 bis 1 1 Fuss hoch vom Boden aus von der Rinde völlig ent- blösst ist. Nun beginnt man im 7. oder 8. Jahre auf gleiche Weise auf der entgegengesetzten Seite • und nach einer gleichen Zeitdauer wird eine 3. und endlich dann auch die 4. Saite entblösst. Schon mit der Entblössung zweier Seiten wird das Wachsthum des Baumes sehr beeinträchtigt; beginnt man aber gar mit der 4. Seite, so ist es kaum noch zu be- merken. Zur Anpflanzung des Schlagholzes dienen haupt- sächlich Eichen. Unsere gewöhnliche Sauer- oder Stieleiche (Quercus pedunculata), welche als Ge- büsch und Gestrüpp in den Kieferwäldern der Haide, besonders in der Nähe des Meeres, vorkommt, ist sehr gut geeignet; weniger die Q. Tauzin. Q. sessiliflora sahen wir gar nicht. Dagegen haben die nordamerikanischen Eichen viel Anwendung ge- funden und geben auch reichlichen Ertrag. Am meisten sahen wir Quercus palustris und tinctoria, ausserdem aber auch falcata, Turneri, rubra, coc- cinea, macrocarpa und Banisteri, sowie Phellos; Quercus alba will nicht recht gedeihen. Dasselbe ist ebenfalls mit unseren meisten Laubhölzern, selbst mit den bei uns zu ähnlichen Zwecken angepflanz- ten Ellern, der Fall. Dagegen wucherten ungemein üppig Laurus Sassafras und mehre Magnolien, be- sonders Magnolia glauca. Im Durchschnitt wird das Schlagholz alle 12 bis 15 Jahre gehauen und gibt dann einen reichlichen Ertrag. Man hatte auch mit Weinbau angefangen. Allein was wir hier und unweit des Meeres bei Arcachon sahen, schien den Erwai-tungen nicht zu entsprechen. Freilich waren es die ersten Anfänge und ausserdem hatte auch der Pilz Verheerungen angerichtet. Da erst die Versuche begonnen und der Boden Zeit bedarf, um hölieren Kulturen zu- träglich zu sein, so können Resultate erst nach Jahren wahrgenommen werden. SchliessHcli sei es uns gestattet, über die An- lagen um das Schloss zu Plan einige Worte zu sagen. Dieses liegt mitten in den Ameliorationen lind ist auf der Frontseite von einem schönen freien Rasenplatz, den einige schöne Bäume zieren, auf der Hinterseite und zum Theil seitlich hingegen von einem Blumen- und Gemüsegarten begrenzt. Die Anlagen breiten sich um das vordere Rasen- stück aus und bestehen fast nur aus ausländischen Gehölzen. Zunächst kommt man in eine Allee, aus verschiedeneu Koniferen, hauptsächlich aber aus Ce- dern bestehend. Hier sieht man deutlich, wie weit weniger schön die Ceder des Libanon ist, als die des Himalaya. Er.^tere erinnert in der That manch- mal an unsere Lärche, die ebenfalls nur selten ein hübsches Ansehen hat. Dagegen steigt die rasch- wachsende Ceder des Himalaya kerzengrade in die Höhe und Ihre unteren Aeste breiten sich, fast auf der Erde liegend, in horizontaler Richtung weithin aus, während sie nach oben allmählig an Länge abnehmen, so dass der Baum schhesslich eine schöne pyramidale Form erhält. Die Aeste schllessen sich so dicht aneinander, dass man nirgends durchsehen kann. Bei der Ceder des Libanon Ist es umge- kehrt : Stamm imd Aeste treten im Verhältnlss zu dem Laube viel zu sehr hervor. Letzteres besitzt auch eine dunkle, opake Farbe, während das freu- dige Grün der Nadeln der Himalaya -Ceder einen blauen Schimmer hat. Nächst den Cedern sind es die Wellingtonien, die eine gleiche Pyramidenform zeigen und noch rascher waclisen, als die Ceder des Himalaya. An Schönheit stehen sie jedoch dieser weit nach. Zum ersten Male sahen wir an genanntem Baume ziem- lich grosse Zapfen, die aber noch nicht den Durch- messer der wilden Pflanze in Kalifornien besasscn. Es ist eigenthümlich, dass die Wellingtonie, die be- kanntlich als der höchste Baum der Erde gilt, schon sehr jung Zapfen bringt. Wir sahen in diesem Frühjahre bei Bau mann in Gent Exemplare von kaum ;3 Fuss Höhe, die bereits allerdings nie zur Entwickelung kommende Zapfeu trugen. Sequoja sempervirens hatte zum Theil eine Höhe von 40 und 50 Fuss, während von Taxo- dium distichum Exemplare vorhanden waren , de- ren Stämme einen Durchmesser von 3 Fuss besas- 42* 332 sen. Gar wenig hübsch nahireii sich die Crypto- merien aus, reizend dagegen wiederum die Spanische Tanne (Abies Pinsapo), von der sänimtliche Exem- plare in breiten Pyramiden, deren längste Aeste am Boden begannen, gewachsen waren. Am Ende dieser aus Koniferen bestehenden Allee gelangte man in einen Hain von grossblurai- gen Magnolien. Wenn schon jetzt der Anblick eines solchen Haines namentlicli den Bewohner des Nor- dens in Bewunderung versetzen musste, um wie viel mehr möchte es geschehen, wenn noch die schönen, grossen xnid weithin duftenden Blumen vorhanden sind! Die freudig- grünen und glänzen- den Blätter hatten im Allgemeinen verschiedene Formen: breit -länglich und schmal - elliptisch ; bei einigen Bäumen besassen sie ausserdem noch einen wellenförmigen Rand. Weiter gelangte man in einen Hain, aus Öassa- frasholz bestehend. Dieses Gehölz scheint hier sei- nen Boden gefunden zu haben und wucherte auf die üppigste Weise. Allenthalben keimen aus dem Boden noch Ruthen mit dreilappigen Blättern her- vor. Trat man nun gar in den eigentlichen Wald ein, so konnte der Mischwald der sidlicheu Staaten Nordamerika's, Kaliforniens und zum Theil sogar Mexiko's nicht treuer dargestellt sein. Andere Ma- gnolien mit abfallendem Laube, wie macroj^hylla, Umbrella, acuminata und glauca, Hikkory - Nuss- bäume, wie sie gewiss im Vaterlande nicht viel höher werden, Juglans amara von besonderer Schön- heit, mit Früchten überladen, Tulpenbäume von 80 Fuss Höhe, die beiden Amberbäume (Liquidarabar styraciflua und imberbis), ebenfalls von bedeutender Höhe. Am reichlichsten war die Sammlung von Eichen : Quercus tinctoria, rubra, coccinea, palustris, macrophylla, falcata, aquatica, cinerea, Phellos in verschiedenen Formen, Turneri mit unseren Arten gemischt. Dazu nun das immergrüne Gehölz von Alpenrosen, wo Rhododendron maximum zum Theil eine Höhe von 30 Fuss besass, und vom Kirsch- lorbeer aus Lissabon (Prunus lusitanica), ausserdem aber noch Andromeden, Azaleen, Ceanothus, Com- ptonia asplenifolia, Magnolia Yulan, Hibiscus syria- cus, palustris und militaris, ferner Nyssa aquatica, Virgilia lutea u. a. m., als Lianen dagegen Bignonia capreolata und Menispermum Cocculus. Wir haben in Vorstehendem nur angedeutet, was wir bei einmaliger Durchwanderung gesehen. Um genau zu berichten, gehörten mehre Tage. Wir erwähnen jedoch schliesslich noch einer wun- derschön gewachsenen Araucaria imhricata von 18 Fuss Höhe, welche wir mitten im Walde unter Meerstrandskiefern plötzlich fanden. Tlie Florist and Pomologist. Jabrgaiig ISCS uiirt Jahrgaug 18ü4, 1. Hälfte. Auch hier sind wir noch über den ganzen vo- rigen Jahrgang zu berichten schuldig. Ausser Flor- blumen finden wir im Jahrgange 1863 nur eine Orchidee: Disa grandiflora (zu S. 105) abge- bildet und zwar eine wunderschöne Abart mit dem Beinamen „superba". Wenn sie wirklich den Durch- messer von 4| Zoll besitzt, wie sie dargestellt ist, so stellt sie eine der schönsten Orchideen dar, welche wir kennen. Das eine der grossen Blumen- blätter, was nach oben steht, ist purpurrot!] gefleckt, während ausserdem verästelte Streifen von karmoi- sinrother Farbe sich von der Basis nach der Spitze zu ziehen. Eine hellere Karmoisinfarbe besitzen die seitlichen Blumenblätter, aber ohne jede Beimischung. Diese interessante Form wurde von dem Gärtner Leach in London ausgestellt und erhielt ein Cer- tifikat erster Klasse von Seiten des Preisrichter- Amtes. Rosen sind 2 abgebildet. Andre Leroy d'Angers (zu S. 1) ist ein Sämling von G^n^ral Jacqueminot und wurde von Trouillard in An- gers gezüchtet. Die Form ist mehr schalenförmig, ähnlich der Coupe d'Hebö, während die Farbe ein sehr dunkles Blauroth darstellt. Der Bau ist aus- gezeichnet schön und die Grösse ansehnlich. Eben so dunkel, aber feuriger und purpurfarbiger, ist Mrs William Paul (^zu S. 121), welche wir Vic- tor Verdier verdanken. Beide genannte Rosen können nicht genug empfohlen werden. Pelargonien werden hauptsächlich in Eng- land herangezogen; drei berühmte Züchter sind die Gärtner Beck, Foster und Hovle. Von denen, welche am. meisten im vorigen Jahre Beifall gefun- den haben, sind einige (zn S. 9) abgebildet, welche auch empfohlen zu werden verdienen. Regina formosa (Beck) hat die 3 untersten Blumenblätter rosa, jedoch mit weisser Basis, während die beiden oberen purpurlila gefärbt, aber rosa umsäumt sind. Royal Albert (Hoyle) ist ziemlich gross, hat aber sonst grosse Aehnlichkeit mit der vorigen Sorte. Bei Conflagration (Foster) sind die unteren Blu- menblätter karmoisinroth , die oberen fast schwarz* violett, mit breitem Karmoisinrande versehen. Belle of the bal besitzt die unteren Blätter rosa, aber die dunklen Adern treten deutlich hervor, bei Roy- alty sind sie dagegen rosa-karmin. Bei beiden ha- ben wiederum die beiden oberen Blätter eine fast schwarzviolette Färbung mit Ausnahme des schma- len, karmoisinrothen Randes. Von Verbenen haben wir allenthalben in der neuesten Zeit sehr schöne Sorten erhalten; ihre Zahl ist bereits so gross, dass man unmöglich alle 333 kultiviren kann. Es ist dieses freilich mehr oder we- niger mit allen Florblumen, wie Petunien, Fuchsien u. s. w. der Fall. Die hier (zu S. 25) abgebilde- ten Sorten verdienen aber unsere Beachtung in vollem Masse. Lord Leight, von Perkins & feöhne gezüchtet, hat wunderschöne karmoisin- scharlachrothc Blumen, bei Lord Craven sind sie hingegen schön blau gefärbt. Beide Sorten haben übrigens ein kleines Auge von gelblicher Farbe was sehr hervortritt. Die letztere verdankt man übrigens den Gärtuereien von Downie, Laerd und Laing in Sydenham und Edinburgh. Dass die Chrysanthemen vor Allem Lieb- lingsbhunen der Engländer sind, haben wir schon mehrmals gesagt. Zwei grossblühende Sorten sind (zu S. 41) abgebildet, welche beide sehr kurze nach innen gebogene Zungenblüthchen besitzen! Bei der emen, Lord Talbot, haben sie eine rosa- hla Farbe mit silberweissen Spitzen, bei Princess Alesandra hingegen sind sie blaulila, am obern 1 heile hingegen gelb. Delphinium alopecuroides (zu S. 57) ist cme bei Wheeler in Warmünster zufällig aufge- gangene Form eines perennirenden Ritterspornes mit dicht gefüllten hellblauen Blüthen, wie wir sie übrigens auch in Köstritz bei Gera bei dem Kunst- und Handelsgärtner Deegen gesehen haben. So oft auch schon dergleichen Formen der perenniren- den Rittersporne empfohlen sind, finden sie doch bei den Liebhabern keinen Eingang. Aus der Han- delsgärtnerei von Bull in Chelsey sind neue For- men der gewöhnlichen Gauklerblume (Mimuhis luteus), hervorgegangen durch eine Befruchtung mit der neuen Art, welche Veitch aus Chili er- hielt und als M. cupreus in den Handel gebracht hat entstanden, auf die (S. 73) aufmerksam ge- macht wird. Anstatt der grossen Flecken sind, hauptsächlich gegen den Rand hin, zahlreiche klei- nere Flecken oder Punkte entstanden, welche sich hauptsächlich gegen den Rand hin ausbreiten. Diese l'orm hat den Namen ,Charm" erhalten; treten beide Formen etwas zusammen und ist auch die Grundtarbung dunkler, so ist es die Sorte, welche den Namen Marvel erhielt. Sparkler heisst sie I aber, wenn die Punkte zum Theil zu unregelmäs- sigen, streifenartigen Flecken sich vereinigen. Auch eine Kamelhe ist unter dem Namen Charlotte Papudoff beschrieben und abgebildet (zu S. 89). Sie wurde in Florenz gezüchtet und ^t jetzt durch Veitch in den Handel gekommen. Die B ume scheint nicht gross zu weiden und be- sitzt den regelrechten Dachziegelbau. Ihre Farbe ist roth und weiss, doch so, dass die Mitte durch- aus eine fleischrothe Färbung besitzt. Eine seUr hübsche Sorte pontischer Alpenrosen hat Standish m Ascot (Grafschaft Berkshire) und inBagshot (Grafschaft Surrey) aus Samen erzogen, auf welche (S. 137) aufmerksam gemacht wird! Sie führt den Namen Standish's perfection und zeichnet sich durch einen kräftigen, buschigen Wuchs aus. Die Farbe der ziemlich grossen und dicht bei einander stehenden Blumen ist ein helles Lila was nach der Mitte zu noch heller und zuletzt ganz weiss wird. Da die gefüllte Deutzia crenata (zu S. 153) und ebenso Clematis Fortunei (zu S. 169) be- reits schon besprochen sind, so gehen wir zu den- jenigen Pflanzen über, welche in der 1. Hälfte des Jahrganges 1864 empfohlen worden sind. Der Jahr- gang beginnt wiederum mit der Abbildung einer Camelha, welche den Namen Sarah Frost erhal- ten hat. Sie soll amerikanischen LTrspi.„„geg g^j^ und gehört ebenfalls zu denen, welche regelrechten Dachziegelbau besitzen. Ihre Farbe ist ein schö- nes Karminrosa. Standish hat sie in den Handel gebracht. ' Im 2. Hefte (zu S. 25) ist Magnolia Lenn^ abgebildet, eine bei uns längst bekannte und Em- pfehlung verdienende Sorte, welche in Italien (nicht wie es im Florist heisst, in Deutschland) gezüchtet wurde und von dem Kunst- und Handelsgärtner lopt in Erfurt um einen hohen Preis gekauft worden ist: Sie gehört in die Gruppe der M. pur- purea und conspicua und zeichnet sich durch grosse purpurviolette Blumen aus. Wiederum sind 2 Chrysanthemen (zu S. 49) empfohlen, welche noch grössere Blüthenkörbchen haben, als die bereits beschriebenen. Sie gehören ebenfalls zu der Gruppe der Dupont de l'Eure mit kurzen, nach innen gebogenen Zungenblüthchen. Prince Alfred ist weiss, aber die Spitzen haben eme pfirsichrothe Farbe, während bei Princess of Wales die Zungenblüthchen rosa-orange gefärbt sind. Sie sind in der Handelsgärtnerei von Sal- ter (Hammersmith) in London. Ueber Lychnis Senno (zu S. 73) ist schon gesprochen, dagegen wird im 5. Hefte Bomaria multitlora (zu S. 97) empfohlen. Es ist dieses eme windende Alströmeria, welche Veitch aus Peru direkt eingeführt hat. An der Spitze der Aeste befindet sich eine ziemlich grosse Menge gestielter Bluthen, die ausserhalb, und zwar am untern Theile der weiten Röhre, hellroth, am obern Theile gelb sind. Der wenig umgeschlagene Saum besitzt da- gegen eine goldgelbe Farbe, welche durch rothe Punkte unterbrochen wird. Es ist zu bedauern, dass diese windenden AlstrÖmerien, so schön sie auch sind, bis jetzt bei uns keinen Beifall gefunden haben und können wir deshalb nicht umhin, auf sie aufmerksam zu machen. 534 Endlich wird (zu S. 121) ein prächtiges Pelar- goniura aus der Gruppe der grossblühcuden Phau- tasie-Sorten empfohleu. Es führt deu Namen Dia- dem in jeder Hinsicht mit Recht. Hervorgegan- gen ist es aus dem Garten des bereits früher er- wähnten Hoyle in Eeading. Die beiden oberen Blätter sind sammetartig und purpur-violett gefärbt, besitzen aber einen schmalen, helleren Saum, die 3 unteren haben, mit Ausnahme eines grossen weis- sen Fleckens an der Basis, eine hellrothe Farbe. Wir gehen zu den Früchten über, welche im Jahrgange 18G3 abgebildet sind. Im Jahrgange 1864 sind keine kolorirten Darstellungen von Früch- ten vorhanden, dafür ist eine Monographie der Bir- nen gegeben, worin die einzelnen Sorten nur in Um- rissen dargestellt sind. Die letzteren übergehen wir, als uns zu weit führend. Im ersten Hefte des Jahrganges 1863 ist (zu S. 4) eine Abbildung von der Pflaume Drap d'orEsperen gegeben, welche Major Esperen, bekanntlich einer unserer tüch- tigsten Pomologen in Mecheln, aus Samen gezogen lind im Jahre 1847 in den Handel gebracht hat. Der Baum macht eine grosse Pyramide und trägt ungemein reich. Die unbehaarten und kräftigen Sommertriebe haben eine röthlich - braune Farbe. Die Frucht hat bei einer Schwere von 2 Loth eine kurz-eirunde Gestalt. Ihre Farbe ist goldgelb, aber unterbrochen von einigen rothen Punkten auf der Sonnenseite, die ausserdem heller ist. Die dünne Haut schliesst ein wohlschmeckendes Fleisch von gelber Farbe und feinem Aroma ein. Grosse Calebasse, unter dem Namen van Mavum bekannter, ist im zweiten Hefte (S. 16) ab- gebildet. Sie ist bei uns ziemlich bekannt und stellt eine grosse Frucht von echter Calebassen- Form dar. Es ist eine mehr für das Auge als für den Geschmack berechnete Frucht, denn sie ist ohne Aroma und ihr grobes Fleisch ist zwar saftig und süss, aber nur halb schmelzend. Es ist noch eine Frucht von van Mons. Belle Agathe (zu S. 32) heisst eine Spät- kirsche, welche Thi^ry in Haelen in der Provinz Limburg erzogen und erst 1852 in den Handel gebracht hat. Sie reift erst in der zweiten Hälfte des Septembers und dauert noch den ganzen Ok- tober hindurch. Eine andere Eigenthümlichkeit ist, dass kein Vogel sie berührt und die über und über mit den rothen Kirschen von mittelmässiger Grösse bedeckten Bäume grade im Spätherbste einen rei- zenden Anbhck darbieten. Sie gehört zwar zu den Knorpelkirschen und schliesst ein zuckeriges und gelbliches Fleisch ein, hat aber einen grossen Stein und ist sonst von untergeordnetem Werth, wie alle Spätkirschen. Canino Grosso Apricot (zu S. 48) stammt von Canino im Kirchenstaate und wurde von Ri- vers in England eingeführt. In Italien ist der Baum gross und stark, was im Norden weniger der Fall zu sein scheint. Die Frucht ähnelt der Royal Apricot ungemein, reift aber etwas später. Eine zweite Biru, welche (zu Seite 64) abge- bildet ist, führt den Namen Nouvelle Fulvie imd wurde von Gr^goire in Jodoigne gezüchtet. Es ist eine ausgezeichnete Birn, welche im Januar und Februar lagerreif ist. Ihre Form ist zwar birnförmig, aber sonst sehr unregelmässig geformt und mit ungleicher Oberfläche. Anfangs ist sie grün, wird jedoch allmählig mehr oder minder gelb und bedeckt sich vielfach mit Rost. Das butterige und zugleich schmelzende Fleisch besitzt eine gelb- liche Farbe. 1 Die britische Königin birn (British queen) 1 (zu S. 80) wurde von Ingram, dem bekannten Gärtner in Frogmore aus Samen gezogen und ge- I hört zu den feinsten und besten Früchten, welche im Oktober genossen werden können. Sie ist py- ramidenförmig und besitzt eine glatte und glänzende Haut von goldgelber Farbe, welche durch kleine zimmetfarbige Flecken unterbrochen wird. Auf der j Sonnenseite röthet sie sich mehr oder minder. Das [ gelblich-weisse Fleisch ist sehr feinkörnig und but- j terig, zeichnet sich aber sonst noch durch einen pikanten Geschmack aus. I Der Winter-Hawthornden-Apfel (zuS.96) unterscheidet sich wesentlich von dem bekannten Hawthornden durch den kräftigen Wuchs des Bau- mes, der nie dem Krebs unterworfen ist, wie es be- kanntlich leider bei diesem allgemein der Fall ist. Im Aussehen ähnelt er wiederum diesem und ist eine der besten und lohnendsten Marktfrüchte, zu- mal seine Farbe schon einnimmt. Diese ist nämlich ein schönes Goldgelb, was auf der Sonnenseite sich iu Roth umwandelt. Er ist von oben nach unten zusammengedrückt und besitzt auch eine bedeutende Grösse. Vom Oktober bis zum Februar ist er in der Küche brauchbar. Wiederum ist (zu S. 112) eine Birn: Z^phi- rine Grc^goire, abgebildet. Bei uns findet man sie bereits hier und da in Kultur. Sie wurde durch Gr^goire in Jodoigne gezüchtet. Ihre Farbe ist Anfangs grün, nur durch einzelne Flecken von brauner Farbe unterbrochen; später wandelt sie sich in hellgelb um. Die Gestalt ist eiförmig und die Grösse mittelmässig. Das Fleisch ist ausserordent- schmelzend imd saftig. Sie wird im Dezember la- gerreif und dauert bis in den Februar. Auf der Tafel zu S. 128 sind 2 Birnen abge- bildet: De Maraise soll noch von van Mons stammen, wurde aber erst vor 15 Jahren von Pa- peleu in Gent erst in den Handel gebracht. Sie 335 ist eine ausgezeichnete Biru, welche von Ende Ok- tober bis Dezember dauert. Sie hat ebenfalls nur mittlere Grösse und eine kurze Birnform, die glatte Haut ist goldgelb gefärbt, auf der Sonnenseite aber von der schönsten Röthe überzogen. Das gelbliche Fleisch ist sehr saftig und schmelzend, hat auch einen süssen und aromatischen Geschmack. Belle Julie heisst die alidere Birn, welche von van Mons zu Ehren seiner Enkelin so ge- nannt wurde. Sie ist länger als die vorige, zieht sich auch am obern Ende etwas in die Länge. Ihre Farbe ist grünbraun, auf der Sonnenseite nur schwach röthlich. Auch hier ist das gelbliche Fleisch sehr saftig und butterig, der Geschmack aber süss und weinig. Die Keifzeit ist Ende Oktober. Belle de Septembre (zu S. 144) wird wie- derum eine Pflaume genannt von ziemlich bedeu- tender Grösse und eirund -länglicher Gestalt. Nur eine schwache Furche ist bemerkbar. Sie besitzt zwar eine rotlie Farbe, wird aber von einem vio- letten Duft überzogen. Das gelblich- weisse Fleisch ist ziemlich fest und schmeckt süSs, fast etwas aro- matisch. Der Stein löst sich nicht gut. Sie reift Ende September und Anfang Oktober. Der Baum trägt ungemein reich und hat behaarte Sommer- triebe. Am schönsten nimmt sich der Baum aus, wenn er recht niedrig gezogen wird, wozu er aus- serdem auch Anlage hat. Die Frucht ist besonders für den Hausgebrauch zu empfehlen, da sie sehr süss bleibt, was bek.anntlich nicht alle Sorten thun und einen feinen Geschmack behält; sie ist syno- nym mit Eeina Nova und Gros Rouge de Sep- tembre. Victoria Nectarine (zu S. 160) haben wir bereits besprochen. Auf der letzten Tafel (zu S. 172) endlich sind Erdbeeren abgebildet, darunter eine der vorzüglich- sten: die Frogmore Late Pine. Wir haben sie in ihrer Vorzüglichkeit bereits kennen gelernt. Sie trägt spät und reichlich. Ihre Farbe ist ein fri- sches Roth und die Früchte liegen ziemlich ober- flächlich. Sie stammt von der alten späten Elton, welche schon länger als 40 Jahre bekannt ist und trotzdem immer noch ihren Rang gegen manche neue Sorten behauptet. Besonders ist dies noch in England der Fall. Den einzigen Vorwurf, den man ihr auch machen kann, ist ihre sehr hervortretende Säure. Die obige Sorte hat zwar das reiche Blü- hen, das späte Reifen, aber nicht diese Säure. Das Fleisch ist ebenfalls roth und hat einen angeneh- men Ananas-Geschmack. Gezüchtet wurde sie von dem königlichen Gärtner in Frogmore, Thomas Ingram. Die Hybridation und Sämliiigszacht der Rosen, ihre Botanik, Klassifikation und Kultur nach den Anforderungen der Neuzeit. Vom K. K. Oberförster Rudolph Geschwind. Wien 1864. Unter diesem Titel liegt uns seit Kurzem das erste Heft eines in 5 -monatlichen Lieferungen er- scheinenden Werkes vor, das einen erfahrenen Prak- tiker in der Rosenzucht zum Verfasser hat. Der Zweck des Buches soll sein, dem deutschen Publi- kum die durch langjährige Prüfung gefundenen Resultate über Erziehung neuer Rosen - Varietäten und Hybriden aus Samen, sowohl im Freilande, als auch in Glashäusern und Kästen vorzuführen, und, wie der Verfasser in seiner Vorrede sagt, dem Vor- urtheile entgegenzutreten, welches leider noch so allgemein in Deutschland verbreitet ist, dass näm- lich Frankreich allein mit seinem Klima und mit seiner Kultur die Befähigung habe, neue Rosen zu züchten. „Es ist wahr, ruft der Verfasser, die Er- ziehung neuer Rosen -Varietäten aus Sameu erfor- dert Zeit, Mühe und Geduld , allein eben nicht mehr, als die Gewinnung anderer Kulturpflanzen; haben aber auf Britanniens Boden die Leistungen des Roseuzüchters William Paul siegreich gegen alle Zweifel und Bedenken sich Bahn gebrochen, so steht zu erwarten, dass auch auf dem deutschen Gebiete Paul's Beispiel ein Sporn zum grösseren Aufschwünge eines noch in der Kindheit liegenden Zweiges der Rosenzucht dienen werde." Er ver- weist ferner auf die Erfolge, die Deutschland in der Rosenkultur im Allgemeinen , sowie mit den andern Florblumen, wie Georginen, Nelken, Auri- keln u. s. w. gehabt und sagt am Schlüsse: »Die Rose, ebensowohl vom Standpunkte der Botanik als von jenem der Ilorticultur mit Rücksicht auf die klimatischen Verhältnisse Deutschlands systema- tisch und ganz nach den Anforderungen der Jetzt- zeit zu behandeln, das ist der Plan, nach welchem die Bearbeitung meines Werkes erfolgte." Diesem Plane gemäss behandelt das erste Heft die Botanik, Klassifikation und Kultur der Rose. In der 1. Klasse wird eine Pflanze genannt, die als Rosa berberifolia Pall. von vielen andern Autoren als besondere Gattung aufgestellt worden und als Rho- dopsis Ledeb., und Hulthemia Dumort. bekannt ist, die wir allerdings auch nicht am Anfange einer Rosen-Klassifikation vermutliet hätten. Die 2. Klasse, Bracteatae, umfasst Rosen, die, nicht von besonderer Schönheit, mehr für botani-. 336 sehe Gärten passen, wie K. involucrata ßoxburgh, clinophylla Thory u. s. w. In der 3. Klasse, den wilden Rosen (Feroces), sind R. lamtschatica, ru- gosa, ferox Lern. u. a. vereinigt. Die 4. Klasse behandelt die gclbeu Rosen (Luteae), die durch R. Eglanteria Linn. und die sogenannte gelbe Centi- folie (R. sulphurea Ait.) vertreten sind. In der 5. Klasse, den Zimmetrosen (Cinnamomeae), finden wir ausser der Zininiet- oder Pfingstrose, R. cinna- momea Linn., die Boursaultrose (R. alpina Linn.). Es folgen sodann die bibernell-blättrigen Rosen (Pim- pinellifüliae), von denen besonders die Pimpinellrose Aufnahme in unseren Gärten gefunden hat. In der 8. Klasse finden wir die Centifolien mit ihren Un- terabtheilungen: den wahren Centifolien und den Damascener-Rosen; zur ersten Abtheihmg gehörig nennt der Verfasser die Centifolienhybride (R. cen- tifolia hybrida), die Pompün-Centifulie (R. pompo- nia DC), die Moosrose (R. Cent, niuscosa Ser.), die Moosrosenhybride (R. musc. hybrida) und die Re- montant-Moosrose; als Unterabtheiluugeu der Damas- cenerrosen finden sicli die einmal blühende Damas- cenerrose (R. damascena Mill.) und die öfter blü- hende Damascenerrose (R. bifera Pers., R. centi- folia bifera Poir.), die unter dem Namen der Mo- nats-Centifolie, Vierjahreszeiten-Rose oder Kalender- Rose in unsern Gärten bekannt ist. Um nun die, einer jeden Klasse beigegebeue Charakteristik auch dem in der Botanik nicht be- wanderten Liebhaber verständlich zu machen, geht eine kurzgefasste Einführung in die physiologischen und terminologischen Grundzüge voran, deren da- zu gehörige Abbildungen gewiss nicht verfehlen werden, dem Verständniss zu Hülfe zu kommen. Was uns aber besonders gefällt, ist die kurze und gediegene Kultur-Anweisung, die nebst der Aufzäh- lung der am meisten verbreiteten Varietäten einer Gruppe beigefügt ist. Sie gibt in ganz einfacher und klarer Rede die wesentlichsten Punkte an, wo- rin die verschiedenen Gruppen in ihren Bedürfnis- sen zum kräftigen Gedeihen abweichen und gibt ein Zeugniss dafür, dass wir einen Praktiker zum Verfasser haben, der uns in seinem Buche Erfah- rungen und keine Hypothesen bringt. Darum zwei- feln wir nicht daran, dass das Buch eine allgemeine Verbreitung ei-langen wird, sowohl in der Gärtner- welt, als auch besonders unter den zahlreichen Lieb- habern der Roseuzucht. Der Preis einer jeden Lie- ferung ist 20 Sgr. ^iiipefii jur 3iiiuiipr=ller5ißriing. Diese sind, in den mannigfachsten Eormen und Farben und aus den verschiedensten Materialien verfertigt, allerdings längst bekannt. Dennoch kom- men wir heute darauf zurück und führen eine Kon- struktion vor, die sich im Januarhefte des Florist and Pomologist abgebildet findet und die durchaus Empfehlung verdient. Ein Hauptübelstand bei die- ser Art Zimmer - Verzierung ist die in der Regel kurze Dauer der in einer Ampel enthaltenen Pflan- zen, welche meist vertrocknen; denn es ist unver- meidlich, dass bei dem öftern Begiessen auch Was- ser auf den Fussboden fällt und somit entweder einen darunter liegenden Teppich befleckt und ver- dirbt oder dem gehöhnten Fussboden schadet, und dass man dalier stets den Ampelpflanzen zu wenig Wasser gibt. Diesem Uebelstande des Durchtropfens bei dem reichlichsten Giessen hilft nun das hier empfohlene Gefäss ab, das eigentlich aus zwei Zink- gefässen besteht, wovon das erste in einer ganz beliebigen Form zur Aufnahme der Pflanzen be- stimmt ist; dasselbe muss aber einen durchlöcherten Buden haben, um das überflüssige Wasser abziehen zu lassen. Dieses abfliessende überflüssige Wasser wird nun in einem zweiten darunter angebrachten Gefässe, das sich der Gestalt nach dem ersten an- schliesst, aber unten kegelförmig zuläuft, aufgelan- gen und vermittelst eines kleinen eleganten Messing- hahns oder Zapfens zur beliebigen Zeit abgelassen. Beide Gefässe müssen nun so miteinander harmo- niren, dass sie zusammen ein gefälliges Ansehen haben; sie befinden sich beide in einem eleganten Dralitgeflechte, das oben am Rande des grossen ersten Zinkkastens befestigt, mit den Schnüren, die die Ampel tragen, gleichzeitig in Verbindung steht. Dieser erste Zinkkasten wird nun bepflanzt mit Ampelpflanzen und etwa solchen kleinen Blattpflan- zen, die im Zimmer lange aushalten und in der Mitte stehen in regelmässiger Vertheilung leere Töpfe, die mit blühenden, schneller vergänglichen Sachen gefüllt werden. Wiederholen wir schliess- lich die Hauptsache dieser neuen Einrichtung: ein das Auge nicht störender zweiter Juckkasteu mit Abzugsliahn unter dem ersten, der die Pflanzen enthält. Auf diese Weise hat man den Vortheil, erstens den blühenden Pflanzen einen passenden Standort zu geben, zweitens stets in der Ampel Abwechse- lung zu haben, ohne drittens befürchten zu müs- sen, durch das nothweudige reicldiche Giessen irgend etwas zu beschädigen. Verlag von Karl Wiegainlt in Berliu. Komraandant(!U-,Str.asse No. G^. Druck der C. F eis te r 'sehen Buclidnickerei in Berlin, Zielen. Platz No. 3. Woehenselirift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Freussisciten Staaten iür No. 43. Ciartnerei und Pflaiizeiikunde. Redakteur : I*r-otessor I>r. Karl Klocli, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 29. Oktober 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Eine Sitzung des Garteubau-Vereiues in Paris. Keisebericht. — Einige Worte über die Kultur der Sonerila margari- tacea Lindl. Vom Obergärtner Boese in Berlin. — Bericht über die Erfahrungen in Kurhessen hinsichtlich der in Naumburg a. d. S., Gotha und Berlin empfohlenen Obstsorten. — Birnen in scliR^naufeuden Cordon's (Cordons obliques). Vom Baumschulbesitzer Müller in .Strassburg. — Ernst Ender's Index Aroidcarura. Sonntag, aiiiiil)iirs; a. il. 8., (iotha II. Itcrliii (IS53, 1857 ii. ISfiO) ciupfulilciieii Obstsorten. I. 18,')3 in Naumburg- a. d. S. empfohlene 10 Sorten Aept'el. 1. Grav ens teiner. Frucht sehr gut und sehr beliebt. Baum gesund, wird gross und ist sehr fruchtbar, darf aber nicht viel beschnitten werden, weil er sonst bei seinem kräftigen Wüchse den Krebs bekommt. Wird jetzt allgemein angepflanzt und ist für alle Oertlichkeiten gut. Für die Tafel sowohl, als aucii als Wirthschaftsapfel nicht genug zu empfehlen. 2. Danziger Kantapfel. Frucht gut, trägt schon in der Baumschule. Alte Bäume sind in der Umgegend noch nicht anzutreifen, um ein weiteres Urtheil abgeben zu können. 3. Grosser rliein. Bohuenapfel. Frucht nicht alle Jahre gut; hängt der Baum voll, so bleiben die Früchte sehr klein und haben keinen Werth. Der Baum wächst sehr kräftig, setzt viel Holz an und erzeugt dadurch eine sehr verworrene Krone. Dieser Apfel fliidet hier wenige Verehrer und wird in der neueren Zeit nicht mehr ange- pflanzt. 4. Luikenapfel. Erst nach der Empfehlung in Naumburg hier eingeführt. Der jungen Stämm- chen sind schon viele an Landstrassen augepflanzt. In der Baumscluile haben die Bäumchen sehr lange, dünne Triebe und können ohne Pfäiile scliöne Stämmclicn nicht gezogen werden, welcher U^m- 341 stand Obstbaumschul -Besitzern die Anzucht verlei- den wird. 5. Rotlier Winter • Taubenapt'el. Frnclit gut und für die Tafel sehr gesucht. Der Baum ist sehr verbreitet und gesund. Sehr geeignet für Gärten und geschützte Lagen, bleibt jedoch nur ein mlttelniässig grosser Baum. (Pfarrer Jäger: Der Apfel gut, der Baum jedoch schmächtig und wird leicht krebsig.) 6. Grosse Kasseler Reinette. Baum ge- sund und auch zur Anpflanzung an Landstrassen zu empfehlen. Die Frucht etwas säuerlich, für die Wirthscliaft gut. Lagerreife gegen Ostern. 7. Pariser Kambour-Reinettc (Reinette von Canada). Frucht sehr gut. Der Baum trägt gern und reichlich. \Vuchs gesund; kräftig in der Baum- schule, wie an älteren Bäumen. Wird mit der Zeit die Reinetten älterer französischer Abkunft verdrän- gen, die öfters hier durch Frost leiden. 8. Englische Win ter - Goldparmäne. Die Frucht ist eine der vorzüglichsten und schönsten; Baum sehr fruchtbar, wächst in der Baumschule schön und kräftig; im Alter lässt das Wachsthum nach. Baum gesund und sehr viel verbreitet an Strassen und in Gärten. 9. Karmeliter Reinette. Trägt reichlich. Wuchs kräftig, gesund und verdiei;t allgemeine Verbreitung. (Im Pfarrgarten zu Heiligenrode be- fand sich schon vor 50 Jahren ein tragbarer Baum. Jäger.) 10. Edler Winter-Borsdorfei-. Der bekann- teste aller Aepfcl und gern gekauft, aber noch sehr wenig angepflanzt, weil die Bäume erst im hohen Alter tragbar werden und öfters mehre Jahre hin- tereinander kein Ob-;t bringen. Wuchs in der Baum- schule, wie überhaupt, sehr langsam. Dessen un- geachtet finden sich hier viele alte, gesunde, grosse Bäume mit ausgebreiteten Kronen. II. 1853 in Naumburg ii. d. S. umpfulilene 10 Sorten Birnen. 1. WeisscHerbst-Butterbirn (Beurrö blanc). Auch hier eine sehr verbreitete und beliebte gute Birn. Baum gesund, wächst gut und ist fast all- jährlg tragbar. 2. Die Grumkower Winterbirn, stammt aus Grumkow in Hinterpommern; Frucht gross, meist unregelmässig gestaltet, grünhch gelb, mit vielen starken Punkten, von säucrlich-süsscm, ange- nehmem Geschmack, reift gegen Ende November, wird aber, wie die meisten Butterbirnen, nach 3 Wdchen teigig. (Der Baum trägt bei mir als Zwerg auf Quitte sehr reichlich, ist aber gegen starke Kälte empfindUch und verlangt einen geschützten Ort. Ich zähle sie zu meinen guten Birnen. Jäger). 3. Capiaumonts Herbst - Butterbirn. Die Frucht ist sehr gut; der Baum wächst ziemlich kräftig, wird aber nicht gross, trägt schon als klei- nes Stämmcheu in der Baumschule sehr reichlich. Ist sehr zu empfehlen, auch hier schon viel ver- breitet. 4. Coloma's H erbst-B utterbirn. Die Frucht ist sehr gut, der Baum gesund und kräftig, bringt aber wenig Früchte; wird erst völhg aus wachsen müssen. Ganz alte Bäume finden sich nicht vor. 5. Napoleon's Butterbirn. Allerseits als eine der vorzüglichsten Birnen anerkannt und schon sehr verbreitet. Der Baum wird nicht sehr gross und wächst schwächlich, setzt alle Jahie Frucht- holz an und bringt auch alijährlich Früchte. Für geschützte Lagen als Hoch- und Zwergstänime sehr zu empfehlen. Pyramiden, auf WikUinge veredelt, sind auf ofienen Plätzen ebensowohl dauerhaft. 6. Forellenbirn. Frucht sehr gut, Baum gesund und von gutem Wuchs, trägt dankbar. Es finden sich nur wenige alte Bäume vor, die Sorte wird jetzt aber viel angepflanzt. 7. Liegel's Winter- Butterbirn (Suprfeme Coloma). Frucht gut. Baum wächst sehr kräftig, hat bis jetzt aber sehr wenige Früchte gebracht. Die Bäume sind noch zu jung und werden erst ein höheres Alter erreichen müssen. 8. Hardenpont's Winter-Butterbirn. Zu- erst als Kronprinz Ferdinand hier bekannt geworden. Eine sehr zu empfehlende, gute Winter-Tafelbiim. Die Frucht reift nach und nach aus und hält sich bis März. Ist viel verbreitet. Baum gesund luid kräftig, verlangt aber einen guten, nicht zu trocknen Boden, weil sonst die Früchte steinig werden. Hat hier noch nicht vom Frost gelitten. 9. Der Katzen köpf, eine hier sehr bekannte und wegen ihrer Haltbarkeit bis zum Mal und noch länger sehr beliebte Kochbirn. Baum gesund, kräf- tig und in allen Lagen gut. 10. Die Winter-Gute-Christbirn; nur junge Bäumchen, bei einzelnen Liebhabern zu finden (1862 nur als Kochbirn zu gebrauchen). III. 1857 in (iotlia, empfolilene 10 Sorten Ae[il'el. 1. Ananas-Reinette. Grosse Bäume finden sich hier nicht, ist aber in den letzten Jahren viel- fach angepflanzt. (Frucht von vortrefflichem Ge- schmack und haltbar , daher auch zu empfehlen. G 1 ä s s n e r.) 2. Goldzeugapfel. Für die hiesige Umge- gend ein sehr bekannter und behebter Wirthschafts- apfel, auch für die Tafel zu gebrauchen. Der Baum wächst kräftig und bringt reichlich Früchte, eignet sich auch zur Anpflanzung an Strassen und öftent- lichen Plätzen. 342 3. Virgiiiischer Sommerap fei. Ist hier nocb nicht bekaunt. 4. Prinzenapfel (Nonnenapfel). War bis jetzt hier unter den Namen: Mönchklos, Paradies- oder Petersilienapfel bekannt. Ein beliebter, guter Apfel, besonders von den Landleuten sehr geschätzt. 5. Rother Eiserapfel. Wird hier Bursfelder genannt. Der Baum wächst sehr kräftig, besonders gut zur Anpflanzung an Landstrassen geeignet. Die Früchte lassen sich in kalten Kellern 2 Jahre auf- bewahren, sind aber nur als Wirthschaftsobst zu gebrauchen. Auf dem Lande sehr verbreitet. Die hierbei zugleich mit zur Sprache gekommenen Aepfel: Pommerscher Krummstiel, W^inter-Citrouenapfel und der Purpurrothe Winter -Coussinot sind hier nicht bekannt. 6. Champagner - Rei nette findet sich hier auch; ist aber nicht als AVirthschafts-, noch weniger als Tafelapfel zu empfehlen. 7. Englische Spital - Reinette. Ist hier auch verbreitet; doch bleibt der Apfel grössteutheils sehr klein und unansehnlich, findet deshalb keine Liebhaber und hat nur geringe Verbreitung. 8. Koni gl. rother Kurz stiel. Frucht gut, von grossem Werth für die Tafel; noch sehr we- nig verbreitet. Wird an Landstrassen den geeigne- ten Platz finden. Der Baum wächst sehr schwach. (Blülit spät und wird dadurch leichter tragbar, wel- ches besonders hervorzuheben ist. Jäger). 9. Orleans-ßeinette; hier unter dem Namen Peppin Parmaine sehr bekannt. In den Gärten, auch schon an Landstrassen häufig zu finden. Wird mit Recht zu den allerbesten TafelfrUchten gezählt. Der Baum gesund, wächst rasch und wird noch sehr viel angepflanzt. 10. Harberts Reinette. (Vergl. Beschluss der Berliner Versammlung). Erst seit einigen Jah- ren angepflanzt. W^ächst als junger Baum kräftig. IV. 1857 in Gotha empfohleuc 12 Sorten Birnen. 1. Grüne fürstliche Tafelbirn. Unter die- sem Namen sind gar verschiedene Sorten hier, wes- halb kein Urtheil abzugeben steht. 2. Sommer-Dechantsbirn; wird gern moUe und deshalb nicht gesucht; wenig verbreitet. 3. Gute graue Bim (Beurr^ gris). Hier unter dem Namen graue Butterbirn bekannt und sehr beliebt. Eine gute September-Frucht, die sich 14 Tage aufbewahren lässt. Baum gesund, stark wüehsig; es stehen viel Bäume in den Gärten und an den Landstrassen. Für die Tafel, wie als Wirth- schaftsobst gleich gut; es ist in unserer Gegend keine Herbstbirn aufzufinden, in der sich alle gute Eigenschaften so vereinigen. 4. Punk tirter Sommerdorn. Nach einer Em- pfehlung von Kiel aus erst wieder eingcfülirt. Die Frucht soll gut und sehr dauerhaft sein. 0. Wildling von Motte ist hier wenig be- kannt. 6. Köstliche von Charneu; Frucht sehr gut, kann für unsere Gegend niclit genug empfohlen und angepflanzt werden. Baum gesund, seit 25 Jahren hier eingeführt und hat niemals durch den Frost gelitten. 7. Regent in. An Pyramiden schöne, grosse Tafel -Früchte, auch volltragend; als Hochstamm vielfach verbreitet, jedoch sind noch keine tragbare Bäume vorhanden. 8. Nelis-Winterbirn. Erst in neuerer Zeit eingeführt. 9. Win ter-Dechantsbirn; hier die allervor- züglichste Winter-Tafelbirn, die alijährlich voll trägt. Baum gesund, wächst aber etwas langsam. Als Hochstamm ist's am besten, wenn man älteren Bäu- men die Kronen urapfropft. 10. Bosc's Flaschenbirn. Viel verbreitete, gute Birn für die Tafel. Von den Hochstämmen wirft der Wind leicht die Früchte ab. Baum ge- sund, wird aber niclit sehr gross und hat wenig Holz. Pyramiden auf Wildlinge gezogen, können den Schnitt sehr gut vertragen, ohne der Erndte Eintrag zu thun. 11. Kuhfuss, wird allgemein hier Pfundbiru genannt. Keine so beliebte Kochbirn, wie der Kat- zenkopf. Stellt zu entbehren und ist nicht zu em- pfehlen. 12. Kamper veiuis. Vor einigen Jahren erst eingeführt, hat jedoch noch nicht getragen. (Eine Kochbirn nach Jäger). V. Von den 18fi0 von der zu Berlin stattgehabten 3. Ver- sammlung deutsclier Pomologcn, Obst- und üemiiseziiehter zur Berücksichtigung cmpt'oldenen Birnen sind als gut befunden worden : 1. Herbst-S vi vesterbirn (König von Würt- temberg), nur als Pyramide auf Wildling. 2. Diel's Butterbirn. Als Hochstamm wie Pyramide auf W^ildling sehr volltragende gute Ta- felbirn; sehr zu empfehlen und schon viel verbreitet. 3. Holländische Feigenbirni Der Hoch- stamm hat etwas sehr lange Aeste; als Pyramide auf Wildling sehr gut. Früchte am Hochstamm ebenso gut, als an der Pyramide. 4. Volkmarser Butterbirn soll von dem hes- sischen Städtchen Vcdkmarsen aus verbreitet worden sein; der Baum wird gross, wird alt und ist viel verbreitet. 5. Rothe Dechantsbirn, als Beurr^ rouge bekannt, als eine der besten Birnen; der Baum 343 wächst langsam, Ist gesund und wird alt. In Gär- ten und an Strassen viel verbreitet. VI. Ebenso sind von den zu Burlin empfohlenen Aepfeln hier als gut befunden: 1. Weisser Astrachan er, verdient sehr viel angepflanzt zu werden. 2. Rot her Herbstkalvill. Ist ein schon aus ältesten Zeiten bekannter, guter Apfel und findet sich in vielen Gärten, wird auch noch sehr viel angepflanzt. 3. Kaiser Alexander. Ist noch nicht sehr lange bekannt, aber doch schon hinlänglich verbrei- tet und verdient als Wirthschaftsapfel grosse Anei-- kennung. 4. Rother Stettiner. Für den Haushalt eine sehr gute Frucht. Baum gesund und wächst sehr kräftig. ilit Kirschen werden die Einwohner zu Kassel so reichlich von der nicht selir entfernt liegenden Stadt Witzenhausen versehen, dass dadurch der An- bau etwas vernachlässigt ist; aber doch alle die bes- seren Sorten sind, wenn auch vereinzelt, in den Gär- ten um Kassel anzutreffen. Die Kirschen an den Bergen zu Witzenhausen werden auf die Ostheimer Weichsel veredelt, worauf die frühe Muskateller vorzüglich gedeiht. Nicht allein nach Kassel, sondern auch nach Göttingen, Hanno- ver, Brauuschweig und andere Orte werden jähr- lich sehr bedeutende Quantitäten Kirschen, nicht nin- aus Witzenhausen, sondern auch aus mehrern, diesem nahe gelegenen Orten, versandt luid bildet der Erlös eine bedeutende Einnahmequelle für die Einwohner, die in manchen Jahren auf 10,000 bis 15,000 Thaler anzuschlagen ist. Von den zu Berlin empfohlenen Pflaumen sind hier viele Sorten bekannt, obgleich es doch noch zu wünschen wäre, dass sich hier ein Liebhaber fände, der sich allein mit dieser einträglichen Frucht- gattung, deren Nutzen noch nicht aligemein genug anerkannt wird, beschäftigte. Unter den vor un- gefähr 10 Jaliren eingeführten Pflaumen haben sich die gelbe Herrenpflaume und die Reine Victorie als delikat und die Bäumchen auch als dankbar tra- gende erwiesen; dahingegen hat sich die sehr an- gepriesene Frankfurter Pfirsich-Zwetsche vom An- fange au als ungeniessbar gezeigt.'^) *) Es wäre sehr zu wünschen, wenn auch aus anderen deutschen Ländern Berichte über die von den Versammlungen dcustcher Pomologen empfohlenen Obstsorten uns zukämen, ixm veröffentlicht zu werden. Nur dadurch lässt sich schliesslich ein Urtheil über diese Früchte erhalten. Die Redaktion. Birnen in schiet'lanfeiulen Cordon's (^(^unluiis ultliqiies). Vom Baumschulbesitzer Müller in Strassburg Diese Form kann an einer Mauer oder am Freiland -Spalier gezogen werden (en Contrc-espa- lier) ; sie ist sehr leicht zu ziehen, trägt schnell Früchte und erlaubt, gleich den Apfel-Cordon's, in einem kleinen Raum eine reichhaltige Sammlung anzulegen. Die dazu bestimmten Stämmchen werden 18 Zoll von einander gepflanzt, wenn man sie blos mit einem Ast zieht, und 24 Zoll, sobald man zwei Aeste zu erhalten wünscht; sie werden gleich den Pfirsich - Cordon's obliques schief in die Erde ge- bracht und von Jahr zu Jahr mehr gegen den Bo- den geneigt, bis sie mit demselben einen Winkel von 45" bilden. Man nimmt entweder einjährige Stämme oder gleich ganz gebildete. Von den ein- jährigen wird beim Schneiden im Frühjahre unge- fähr der vierte Theil abgeschnitten, bei den gebil- deten dagegen nur der letztjährige Trieb auf die Hälfte zurückgeschnitten ; den Sommer hindurch werden ebenfalls die Nebentriebe auf 3 — 4 Augen abgekneipt und dieses Verfahren während des gan- zen Sommers an den jungen Trieben wiederholt, sobald diese eine Länge von ungefähr (i Zoll er- reicht haben. An dem Haupttriebe aber wird nichts gemacht, ausgenommen, wenn mehre Augen sich am Stamme befinden, die nicht austreiben wollen, dann kann die Spitze abgekneipt werden, damit der Saft zurückgeht, um die noch schlafenden Au- gen austreiben zu machen, wobei man noch durch einen Querschnitt über jedem Auge nachhelfen muss. Der Haupttrieb wird von Jahr zu Jahr verlängert und nachdem der Baum kräftig ist, wird von die- sem die Hälfte oder auch nur der dritte Theil von dem letztjährigen Triebe abgeschnitten. Bei den aus zwei Aesten gebildeten Cordon's (cordons doubles) wird der Stamm während der zwei ersten Jahre ganz wie füi; einfache Cordon's behandelt; im dritten Jahre lässt man unten, ganz nahe an der Unterlage des Cordon's, auf der obern Seite ein Auge austreiben, welches man den Som- mei- hindurch gerade in die Höhe wachsen lässt, demselben im folgenden Frühjahre aber dieselbe Richtung gibt, wie dem ersten Theile. In den fol- genden Jahren werden Im Frühjahre die beiden Aeste (oder Cordon's) verlängert, bis solche die Höhe der Mauer erreicht haben. Da hier eben der Querschnitt über dem Auge erwähnt ist und derselbe bei Bildung aller Formen- bäume angewandt werden kann, so beschreibe ich hier gleich, wie er gemacht werden soll und an welchen Aesten und Augen er statthaft ist. 344 Diesei" Querschnitt ist von grossem Vortheil für den Gärtner, indem man durch diesen an den Stel- len, an welchen man starke Triebe haben will, den Saft an dessen Augen spannen, dagegen aber dann an anderen, die zu stark treil^en, den Zutritt des Saftes zum Theil hindern kann, in die stai-k trei- benden Aeste zu geheu, da er sich nun vielmehr auf die schwächeren vertheilen muss. Die Querschnitte sollten wo möglich gleich bei dem Schneiden des Baumes gemacht werden, wie folgt: In vielen Baumschulen, in denen die jungen Bäume den Sommer hindurch nicht pincirt werden, sondern nur in einer gewissen Höhe einige starke Aeste bekommen und die unteren, wenn die Augen austreiben sollten, nur ganz schwach bleiben, da ist der Querschnitt an seinem Platze, ja sogar von der grössteu Nothwendigkeit, besonders wenn man ge- zwungen ist, aus solchen Bäumen Pyramiden zu ziehen, an welchen die unteren Aeste immer stär- ker sein sollen, als die oberen. Um also einem Auge oder schwachem Aste ein kräftigeres Wachsthum zu geben, schneidet man gleich im Frühjahre beim ersten Schnitt des Bau- mes einen Einschnitt einige Linien über dem Auge oder Aste. Der Zweck bei jeder Art des Ein- schnittes ist, die Rinde wegzunehmen. Wenn nun auch etwas Holz mit herauskommt, so schadet es nichts. Sind die Aeste schon etwas lang und es be- findet sich ein ganz schwacher Ast dazwischen, so wird ausser dem Querschnitt über dem letzteren noch auf der Seite rechts und links ein schiefer Längs- schnitt gemacht, aber keine Rinde herausgeschnitten, sondern man fährt blos mit der Spitze vom Messer durch die Rinde bis auf das Holz; dadurch dehnt sich die Rinde auseinander und es bildet sich eine neue Rinde und neue Saftkanäle, durch welche der Saft leichter durchgeht; dieser Schnitt wird aber erst gemacht, wenn der Baum im Treiben ist. Umgekehrt, um das Wachsthum der starken Aeste aufzuhalten, wird der Querschnitt unter den- selben gemacht. Reicht dieses noch nicht hin, so sind liier ebenfalls noch von diesem ausgehende schiefe Längsschnitte, aber nach oben, angezeigt.*) *) Der Querschuitt über dem Auge wiril auch gemacht, wenn nackte Stellen an Aesten oder auch am Haujitstamme vorhanden sind, um schliesslich noch ein schlafendes und selbst fast ganz verkommenes Auge zur Ausbildung zu bringen und auf diese Weise die kahle Stelle belaubt zu machen. Auch hier macht man zu gleicher Zeit auf beiden Seiten des Auges oft noch Einschnitte. Die Redaktion. (ünill (fiiilcr's Index Aroideai'uni. Wir erlauben uns auf vorliegende, eben erst erschienene Schrift alle Botaniker und Gärtner auf- merksam zu machen. Heut' zu Tage werden all- jährlich so viele Pflanzen, welche der Handelsgärt- ner, weil doch, wie er meint, jedes Kind einen Namen haben muss, mit irgend einem Namen in den Handel bringt, eingeführt, anderntheils belieben manche Botaniker die alten Benennungen oft ziem- lich willkürlich umzuändern, so dass es für den Mann der Wissenschaft nicht weniger, als für den Gärtner vom Fache, sowie dem Laien, sehr schwie- rig ist, sich zurecht zu finden. Ein solches Buch, wie vorliegendes, muss demnach sehr willkommen sein, zumal es grade in einer schwierigen Familie, die sehr viel in Kultur ist, die nöthigen Aufschlüsse zur richtigen Benennung gibt. Der Verfasser ist Gärtner und steht einem ziem- lich grossen Garten mit Gewächshäusern in Russ- land vor. Es ist länger als 10 Jahre, da er unter der Leitung des Hofgärtners G. A. Fintelmann auf der Pfaueninsel bei Potsdam die schwierige Ar- beit eines Nomenklators begann. Professor Koch in Berlin stellte ihm das wissenschaftliche Material zur Verfügung und unterstützte ihn auch sonst auf alle Weise. Als Gärtner, der zur weiteren Aus- bildung in verschiedenen Handelsgärtnereien be- schäftigt war, hatte er Gelegenheit, die gärtneri- schen Namen der Aroideen kennen zu lernen und zu berichtigen. Auch Professor Koch theilte ihm auf das freundlichste alle seine in Betreif der in den Gürten kultivirten Aroideen gemachten Bemer- kungen mit. Nicht weniger als 8 Jahre hindurch wurde das fertige Mannskript mit Nachträgen be- reichert, so dass es wohl jetzt auf einige Vollstän- digkeit Anspruch machen dürfte. Der Lidex ist in alphabetisclier Reihenfolge ein- gerichtet. Die richtigen Namen haben vorn eine fortlaufende Nummer und hinten die genaue An- gabe des Vaterlandes. Darunter befinden sich, etwas eingerückt, die Synonyme mit kleineren, aber ge- sperrten Lettern, während die Abarten die gewöhn- hche kleine Schrift haben. Um die Synonyme der alphabetischen Reihe gleich zu erkennen, haben diese ein j vor dem Namen und ein v. (vide) dahinter mit der richtigen Benennung. Es sind hier die ge- wöhnlichen Lettern, aber nicht gesperrt, wie bei den eigentlichen Namen, benutzt. Die Genera bil- den Ueberschriften. Verlag von Karl Wiegaudt in Berlin, Kommandanten-StrasBe No. G2. Druck der C. Feister 'scheu Buchdruckerei in Berlin, Zieten-PIaW No. 2. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkundei Redakteur : Ir*i-ofessor ll>r. Karl Kochi, General-Sekretair des Vereines. No. 44. 45. Berlin, den 5. und 12. November 1864. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch aUe Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Die allgemeino Ausstellung von Pflanzen, Blumen und allen mit dem Gartenbau in Verbindung stehenden Gegenständen zu Amsterdam im Krühlinge 18()ö. — Ein Garten des südwestliehen Frankreichs. — Wörraann's Garten - Ingenieur. Sonntag, den 37. INurember, .Mittags ^12 Uhr, linilet im Englische» Hause (iTIuhrenstrassc 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des (iarteubaues statt, wozu die geehrten Iflitglieder eingeladen werden. Die allgeineiiie Aiisstelhiiig von Pflanzen, Blumen uiiö Qft'eii mit öeiii cgartcnönu in üeröiniimig llcfjeiibeu c^egenlläiibeii * zu Amsterdam im ^rül)linge bra 3al)rra 1865. Je mehr für die verschiedenen Länder sich Koniuniuikatiunsvvege eröffnen, je häufiger die Völker Europa's mit einander in Berührung kommen, um so grösser wird das Bedürfniss sein, auch die Erzeug- nisse des menscbhchen Fleisses und der Intelligenz aus allen Ländern kennen zu lernen. Die Garten- kultur hat in den letzten Jahren ungemeine Fortschritte gemacht: Pflanzen und Blumen gehören bereits zu den nothwendigen Luxus-Artikeln, während Früchte und Gemüse von jeher Nahrungsmittel waren. Nichts ist so sehr geeignet, die Fortschritte, die überhaupt gemacht sind, zur allgemeinen Kenntniss zu bringen, als Ausstellungen. In allen der Kultur zugänglichen Ländern finden deren statt und üben auf die weitere Entwickeluug der Industrie, sowie des Land- und Gartenbaues, einen grossen Einfluss aus. Dieser selbst wird aber um so bedeutender sein, je grösser die Theilnahme ist und je mehr aus ver- schiedenen Ländern Gegenstände eingeliefert werden. Wir haben bereits allgemeine Ausstellungen des Gartenbaues in Verbindung mit den allgemeinen Industrie-Ausstellungen, sowohl in London, als in Paris, gehabt; in Belgien erkannte man aber zuerst die Noth wendigkeit an, die ersteren unabhängig von den letzteren iu's Leben zu rufen. Die mit einem botanisch-gärtnerischen Kongresse verbundene erste allgemeine Ausstellung von Pflanzen u. s. w., an der ausser Belgien sich noch Frankreich, Grossbritannien, die Niederlande und Deutschland betheiligten und die ausserdem von Repräsentanten fast aller Völker Europa's besucht wurde, fand Ende April in Brüssel statt, die zweite wird im nächsten Frühjahre in Amsterdam sein und durch Zusammenwirken der ver- schiedenen Niederländischen Gartenbau-Vereine in's Leben gerufen werden. In Holland blühte bereits zu Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhundertes der Gartenbau, während er im übrigen Europa zum grossen Theil noch auf einer niedrigen Stufe seiner Entwickeluug stand. In Frankreich, Grossbritannien und Deutschland zeichneten sich zwar einzelne Orte durch ihren Gartenbau aus: so allgemein, wie in den Niederlanden, hatte er sich aber keineswegs daselbst ausge- 44 346 breitet. Wir wollen nur die Verdienste erwähnen, welche die Niederlande sich um die Kultur der Blumenzwiebeln früher erworben haben und noch fortwährend erwerben. Eben deshalb halten wir es t'ür unsere Pflicht, schon jetzt auf die bevorstehende Ausstellung im Frühlinge des nächsten Jahres in Amsterdam aufmerksam zu machen und zwar um so mehr, als von Seiten der Niederländischen Regierung und der Holländer selbst bereits solche Vorkehrungen getrofien werden, dass die Ausstellung wohl sicherlich keiner der vorausgegangenen nachstehen wird. Man macht bereits alle Anstrengungen, um denen, welche im Frühjahre zu diesem Zwecke nach Amsterdam kommen, etwas zu bieten, was sonst kaum geboten werden dürfte. Eine allgemeine Betheiligung der mit (Gartenbau sich speziell beschäfti- genden Völker Europa's wird gewiss stattfinden. Eben deshalb liegt es uns Deutschen ob, den übrigen Völkern nicht nachzustehen. Grade Deutschland hat in einigen Zweigen der Gartenkultnr solche Erfolge errungen, dass es wohl hierin wenigstens eine Konkurrenz auszuhalttn vermag. Es kann nicht in unserem Zwecke liegen, Gärtner und Gartenbesitzer auf das, womit sie in Kon- kurrenz treten könnten, aufmerksam zu machen; es muss dieses Jeder selbst fühlen und auch wissen, dass er nur mit vorzüglichen Leistungen in die Schranken treten kann. Um so grösser ist dann aber auch das Bewusstsein, das Verdienst, den Sieg davon getragen zu haben. Deutschland muss es Ehren- sache sein, wie überhaupt, so auch hier, nicht zurückzustehen. Wir fordern deshalb vor Allem die deutschen Gartenbau-Vereine auf, die Angelegenheit in die Hand zu nehmen und dafür Sorge zu tragen, dass im nächsten Frühjahre die deutsche Gärtnerei würdig in Amsterdam vertreten ist. Das alsbald hier folgende Programm gibt nähere Kunde; gern sind wir aber auch bereit, wo es gewünscht wird, ausser- dem noch nähere Auskunft zu geben, in sov.eit dieses selbst uns möglich ist. Auch stehen Programme in deutscher Sprache stets zu Gebote, wenn man deren von uns wünschen sollte. Wie man aus dem Programme ersieht, sind alle Zweige der gesammten Gärtnerei in demselben vertreten. Wenn demnach der Gärtner alle Ursache sich zu betheihgen hat, da sein Name und seine Erzeugnisse bei dem vorauszusetzenden grossen Besuche der Ausstellung von Seiten wohl aller Völker Europa's bekannter werden, so möchte auch der Liebhaber durch das, was ihm auf der Ausstellung vor- geführt wird, eine Auswahl für seine speziellen Neigungen finden, überhaupt aber sehen, welche Fort- schritte die Pflanzenkultur gemacht hat, der Botaniker findet dagegen Gelegenheit, seine Wissenschaft zu fördern und seine Kenntnisse zu erweitern. Die wichtigsten Familien werden auf der Ausstellung vertreten sein; was aus fremden Ländern in der neuesten Zeit eingeführt wurde, ist o|ine Zweifel eben- falls vorhanden und bietet Gelegenheit, umfassendere Studien zu machen, als es nach getrockneten Exem- plaren geschehen kann.*) Berlin, den 12. November 1864. Karl Koch. *) Leider wurde die deiitsche Ausgabe des Amsterdamer Programmes einestheils durch unsere 12-wüchentliclie Keise nach Frankreich, anderntheils durch die weite Korrespondenz mit dem .Sekretär des leitenden Ausschusses für die Amsterdamer Ausstellung wesentlich verzögert; wir hoffen jedoch, dass auch jetzt noch Vorbereitungen mannigfacher Art möglich sind, um der einen oder andern Aufgabe zu genügen. 353 64. Eine Sammlung von 15 Eriken in Bliithe: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter l'reis; eine grosse silberne Medaille. 65. Eine Sammlung von 100 blühenden Hosen in mindestens 50 Sorten: Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Prei.s: eine vergoldete Medaille. 66. Eine Sammlung von 25 hochstämmigen Rosen in Blüthe: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis; eine grosse silberne Medaille. 67. Eine Sannnlung von 25 Strauch-Rosen in Blüthe: Erster Preis; eine vergoldete Medaille Zweiter Preis; eine grosse silberne Medaille. Dritter Preis; eine silberne Medaille. 68. Eine Samiiduug von 12 neuen Rusen: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis; eine grosse silberne Medaille. 69. Eine Sannnlung von Yucca, Agave, Pincenectia (Beaucarnea), Dasylirium, Dra- caena, Aloe und anderen ähnlichen Pflanzen in (minde.-tens .30) grossen Exemplaren: Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis; eine goldene Medaille. 70. Eine Sammlung von Agaven in mindestens 25 Arten oder Abarten: Erster Preis; eine goldene Medaille. Zweiter Preis; eine vergoldete Medaille. 71. Eine Sammlung von 25 Koniferen in grossen Exemplaren: Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. 72. Eine Sammlung von 50 Koniferen in 50 Arten: Erster Preis; eine goldene Medaille. Zweiter Preis; eine vergoldete Medaille. 73. Eine Sammlung von 12 neuen Koniferen: Erster Preis ; eine goldene Medaille. Zweiter Preis : eine vergoldete Medaille. 74. Eine Sammlung von 2.5 Proteaceen: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Pi-eis: eine vergoldete Medaille. 75. Eine Sammlung von 20 Berberideen: Erster Preis; eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis; eine grosse silberne Medaille. 76. Eine Sammlung von 25 Myrtaceen: Erster Pieis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis; eine grosse silberne Medaille. 77. Eine Sammlung vou 25 Farnen des Kalthauses: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis; eine vergoldete Jledaille. 78. Eine Sammlung von 30 Stechpalmen (Hex): Erster Preis; eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille. 79. Eine Sammlung vou 12 Arten von Eichen mit Blättern: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille. 80. 4 blühende Viburnum Tinus in grossen Exemplaren: Erster Preis; eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille. 81. 2 Paar Lorbeerbäume in grossen Exemplaren: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille. 82. 2 Paar Orangenbäume in grossen Exemplaren und in Blüthe oder mit Früchten: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. 83. Eine Sammlung von 25 Orangenbäumen in Blüthe oder mit Früchten: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. 84. Eine Sammlung von 10 baumartigen Päonien in Blüthe: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille. 85. Eine Sammlung von 25 Pelargonium zonale in Blüthe: Erster Preis; eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 86. Eine Sammlung von 25 Pelargonium zonale mit panachirten Blättern: Purster Preis: eine gro.sse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 87. Eine Sammlung von 30 blühenden Cinerarien: Erster Preis ; eine gro.sse silberne Medaille. Zweiter Preis : eine silberne Medaille. 88. Eine Sammlung von 30 blühenden Calceolarien: Erster Preis: eine gro.sse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 89. Eine Sammlung von 25 Primula chinensis in Blüthe: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 90. Eine Sammlung von 25 Aurikeln in Blüthe: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 45 354 91. Eine Sammlung von 30 Primeln in Blüthe (Primula chinensis und Auricula ausgenommen): Erster I'rt*is : eine grosse silberne Medaille. Zweiter I'reis: eine silberne Medaille. 92. Eine Sammlung von 25 Stiet'uiüttercb eii (Viola tricolor) in Blüthe: Erster Preis: eine grosse silbern»; Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Sfedaille. 93. Eine Sammlung von 25 verschiedenen Veilchen in Blüthe: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 94. Eine Sammlung von 25 Töpfen blühender Eeseda: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 95. Eine Sammlung von 12 blühenden Heliotropien: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. lü. Pflanzen. jiDitbel- unli üuollfnf|ciiiiid)rc. 96. Eine Sammlung von blühenden Zwiebel- und Knollengewächsen, welche die grösste Anzahl der betreffenden Geschlechter und Arten uiiit'asseu muss und von jeder Varietät höchstens nur 2 Töpfe enthalten darf (Hyazinthen, frühe und gefüllte Tulpen, sowie Crocus sind ausgeschlossen): Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille. 97. 'Für Liel>lial>ei-. Eine Sammlung von 25 blühenden Amaryllis: Erster Preis; eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille. 98. Für Ilaiidelsgürtner. Eine Sanunlung von 25 blühenden Amaryllis: Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille. 99. Eine Sammlung von 12 blühenden Amaryllis: Er.ster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. 100. Eine Sammlung von 100 blühenden Hyazinthen in eben so viel Sorten, von denen 60 einfach und 40 gefüllt sein müssen*): Erster Preis: eine grosse goldene Medaille und 50 Gulden. Zweiter Preis: eine grosse goldene Medaille. Dritter Preis: eine goldene Medaille. Vierter Preis: eine vergoldete Medaille. 101. Eine Sammlung von 50 Hyazinthen in Blüthe in eben so viel Sorten, von denen 30 einfach und 20 gefüllt sein müssen: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse sillierne Medaille. 102. Eine Sannnlunar von 60 einfachen Hvazinthen in Blüthe in eben so viel Sorten: Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille und 25 Gulden. Dritter Preis: eine goldene Medaille Vierter Preis: eine vergoldete Medaille 103. Eine Samndung von 40 blühenden gefüllten Hyazinthen in eben so viel Sorten: Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille und 25 Gulden. Dritter Preis: eine goldene Medaille. Vierter Preis: eine vergoldete Medaille. 104. 1 neue einfache Hyazinthe in Blüthe von besonderem Werthe, noch nicht im Handel: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. 105. 1 neue gefüllte Hyazinthe in Blüthe, von besonderem Werthe, noch nicht im Handel: Erster Preis : eine goldene Medaille. Zweiter Preis : eine vergoldete Medaille. 106. Eine Sammlung von 100 Töpfen früher einfacher Tulpen (3 Pflanzen in jedem Topfe) in mindestens 75 Sorten: Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille. 107. Eine Samndung von 50 Töpfen früher einfacher Tulpen in Blüthe (3 Pflanzen in einem Topfe) in niiisdestens 40 Sorten: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse silberne Medaille. Vierter Preis : eine silberne Medaille. *) Die unter No. 100 — 105 verlangten Blumenzwiebeln dürfen nur eine einzige Zwiebel in jedem Topfe enthalten. 355 108. Eine Sammlung von öO Töpfen blüliender gefüllter Tulpen (3 Pflanzen in jedem Topfe) in mindestens 40 Sorten : Erster Preis: eine goldene Medaille u. 25 Gulden. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille. 109. Eine Sammlung von 30 Töpfen blühender gefüllter Tulpen in mindestens 25 Sorten (3 Pflanzen in jedem Topfe): Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse silberne Medaille. Vierter Preis: eine silberne Medaille. 110. Eine Sammlung von 20 Sorten später Tulpen (Violetten, Rosen und Bizarren) in Blüthc. Nur eine Pflanze in jedem Topfe : Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. 111. Eine Sammlung von 200 Töpfen blühender Crocus in mindestens 50 Sorten (5 Pflanzen In jedem Topfe): Erster Preis: eine o-oldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse silberne Medaille. Vierter Preis: eine silberne Medaille. 112. Eine Sammlung von 50 Töpfen blühender einfacher und gefüllter Narzissen in mindestens 25 Sorten: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine gro.sse silberne Medaille. 113. Eine Sammlung von 25 Töpfen mit Tazetten in Blüthe in 25 Sorten: Erster Preis: eine vero-oldete jMedaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille. Dritter Preis: eine silberne Medaille. 114. Eine Sammlung von 25 Töpfen mit Fritillaria Meleagris, pj-renaica und anderen in Blüthe, in 25 Arten und Sorten (ausgenommen Fritillaria imperialisj: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 115. Eine Sammlung von 20 Kaiserkronen (Fritillaria imperialis) in Blüthe in mindestens 10 Sorten: Erster Preis: eine vergoldete Medaille- Zweitfr Preis: eine silberne Medaille. 116. 6 Lilien in Blüthe: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 117. Eine Sammlung von 20 Töpfen blühender Ranunkeln: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille 118. Eine Sammlung von 25 Töpfen blühender gefüllter Anemonen: Erster Preis: eine gros.se silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 119. Eine Sammlung von 25 Töpfen blühender Anemone hortensis in 25 Sorten: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 120. Eine Sannnlung von 10 blühenden Gladiolen: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 121. Eine Sammlung von 25 blühenden Iris: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 122. Eine Sammlung von ß blühenden Tropaeolum trioolor, azureum, brachyceras und anderer Arten mit Knollen: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 123. Eine Sammlung von 20 Töpfen blühender Oxalis: Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 124. Eine Sammlung von 25 Töpfen blühender Cyclamen: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille. 125. Eine Sammlung von 50 blühenden Hyazinthen in Gläsern mit Wasser gezogen, und zwar 35 einfache und 15 gefüllte: Erster Preis: eine goldene Medaille n. 25 Gulden. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille. 126. Eine Sammlung von 30 blühenden Hyazinthen in Wassergläsern gezogen, und zwar 20 einfache und 10 gefüllte: Erster Preis: eine vergoldete Medaille und 10 Gulden. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse silberne Medaille. 127. Eine Sammlung von 12 blühenden Zwiebel- oder Knollengewächsen des Warm- hauses, die neu oder wenigstens doch selten sind: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. 45* 556 128. Eine Sammlung von 12 blühenden Zwiebel- oder Knollengewächsen des Kalt- hauses, die ebenfalls neu oder noch selten sind: Erster Preis : eine goldene Medaille. Zweiter Preis : eine vergoldete Medaille. 129. Eine Sammlung von 12 blühenden Zwiebel- oder Knollengewächsen des Frei- landes, die auch neu oder noch selten sind: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille, IF. ßoiiqucts und sonstige ^>e^c 359 Ein Garten des südwestiiclieu Frankreichs. Wenn auch im Allgeineincn landschaftliche Gär- ten in Frankreich zu den Seltenheiten gehören nnd eigentliche Blumengärten, wie wir sie selbst in Dör- fern und kleineren Städten bei uns ganz gewöhn- lich finden, noch weniger anzutreifen sind, so gibt es natürlich auch Ausnahmen. Was aber unter einem so milden Himmel, wie der Westen Frankreichs, und besonders im lieblichen Anjon, in gärtnerischer Hin- sicht zu machen wäre, davon wollen wir jetzt ein Beispiel geben. Wäre die Liebe zu Blumen und Pflanzen dort so allgemein, als bei uns, so würde ganz Anjou ein wahres Paradies sein. Es kommt noch dazu, dass die Loire mit ihren Nebenflüssen: Loir, Loiret, Cher und Sarthe reichliches Wasser bietet und auch die Luft wegen der Nähe des ileeres mehr Feuchtigkeit besitzt, als in anderen, nichr im Innern gelegenen Gegenden. Der Garten, von dem wir sprechen wollen, be- findet sieh in der Nähe der Leroy' sehen Baum- schulen bei Angers und enthält fast ausschliesslich inmiergrüne Gehölze. Welchen Heiz diese besitzen, haben wir hier erst jetzt recht kennen gelernt. So sehr sie auch bei uns beliebt sind, so haben sie doch noch lange nicht die Anwendung gefunden, welche sie verdienen. Haben wir auch nicht eine so grosse Anzahl derselben, welche bei uns aus- halten, so besitzen wir doch deren grade genug, um Effekt damit hervorzurufen. besagter Garten bei Angers gehört einem rei- chen Grundbesitzer, Bernard mit Namen. Er hat einige Hektaren (gegen 8 — 10 Morgen) Areal und bildet ein regelmässiges Viereck. Die Mitte nimmt ein Wasserbassin von entsprechender Grösse und mit hübschen Konturen ein. Natürlich fehlt auch hier nicht die Insel mit der Thränenweide und einigen grossblättrigen Stauden. Dass die Thränen- weide bei uns so sehr empfindlich gegen Witte- rungs-Verhältnisse ist und daher sehr oft ihre rei- zenden Formen zum Theil verliert, ist sehr zu be- klagen. Die amerikanische Trauerweide (Salix ni- gra), welche dieselbe bei uns meist vertritt, ersetzt :^ie noch lange nicht. Aber auch an dem einen Ende des kleinen Sees befanden sich einige Trauer- weiden, deren lange Euthen zum Theil die Ober- fläche des Wassers berührten. Nicht weit davon befanden sich einige grosse Exemplare des Pampasgrases und trugen, wie man sich denken kaim, zur Verschönerung des Ganzen nicht wenig bei. Ja diese waren es hauptsächlich, welche des ALends bei untergehender Sonne einen magischen Reiz verliehen, b'esouders wenn die Strah- len derselben die blendend • weissen Blüthenrispeu trafen und diese selbst dann wieder aus der Pur- purgluth des Horizontes emportauchten. Nicht 2 und 3, ja nicht 10 und 12 Blüthenrispen, wie wir bei unseren Exemplaren zu finden gewöhnt sind, sondern 50, 80 und selbst 100 ragten aus den Massen elegant zurückgebogener Blätter hoch em- por und wurden von leichtem Winde hin und her bewegt. Allerhand Wasservögel schwammen auf dem Wasserspiegel umher und trugen zur Bele- bung der ganzen Seene nicht wenig bei. Schöne Rasenflächen, sehr sauber gehalten, um- gaben das Wasser und wurden ausserdem . durch wenige Blattpflanzen nebst einigen majestätischen Bäumen, sowie am Rande hier und da durch lieb- liche Boskets unterbrocheu. Ein ziemlich breiter Weg zog sich rings herum und trennte die eben beschriebene Rasenfläche der grossen Mitte von dem übrigen nach aussen gelegenen Theile des Gartens. Damit kein Fremder in sein Inneres schauen kann, ist derselbe zunächst von einer Bretterwand, mit Ausnahme der Vorderseite, wo der Eingang ist und den ein durchbrochenes eisernes Geländer begrenzt, geschlossen. Bäume, besonders Platanen und Li- banon-Cedern, ragten im Hintergrunde hoch her- vor; deren Stämme wurden wiederum auf einer Seite durch Magnolien mit immergrünen Blättern und durch Ilimalaya-Cedern gedeckt. Es war in der That ein wunderschöner An- blick: diese Magnolien mit ihren freudig-grünen und glänzenden Blättern und diese Deodaren, wie die Bewohner des Himalaya ihre Ceder nennen, in blau- grünem Schmucke des Laubes, über die beide das Dunkelgrün der Libanon - Ceder und der Platane emporragte. Dadurch, dass die Ilimalaya-Ceder bis au die Basis des Stammes ihre horizontalen Aeste noch besass, diese zum Theil selbst dem Boden auf- lagen, waren auch wiedernm die Stämme der Ma- gnolia grandiflora bedeckt. Der Garten selbst bestand aus einer Schatten- und einer Lichtseite. Nach Süden zu war der Weg nämlich auf beiden Seiten von Gebüsch und zu- sammenhängenden Boskets eingefasst. Je mehr man sieh der Westseite näherte, wurden die Boskets auf der Seite der Rasenfläche loser und machten all- mählig einzeln stehenden Bäumen Platz, bis auch diese in der Nähe der nach Norden liegenden Licht- seite verschwanden. Auf diese Weise war die Ein- lichtung getroffen, dass man im Sommer auch am Tage spazieren gehen konnte, ohne von der Hitze der direkten Sonnenstrahlen belästigt zu werden, während man umgekehrt den Abend auf der Licht- seite lustwandelte und die Blicke ungehindert weiter zu schauen im Stande waren. Betrachten wir die Schattenseite noch etwas näher. Fast nur immergrünes Gehölz war hier an- gebracht und stand so dicht, dass man kaum oder 360 gar nicht in das Innere selien konnte. Gegen die die Grenze bildende Wand hin standen hohe Ahorn- und einige andere Laubbäume, nur um die Sonne zu decken. Wenn auch hier das immergrüne Ge- hölz weit mehr, als es sonst der Fall in Frank- reich war, ein zusammenhängendes Ganze bildete, so fanden sich doch namentlich einige buiitblättrige llex-Excmplare vor, welche als Einzelpflanzen sich besser ausgenommen hätten. Am meisten war der portifgiesische Kirschlor- beer (Prunus lusitanica) vorhanden. Es ist nicht zu leugnen, dass er sich weit hübscher baut, als der gewöhnliche, der mit seinen grade stehenden Aesten und den grossen dicken Blättern stets etwas Schwerfälliges besitzt. Prunus lusitanica wird da- her in ganz Fi ankreich mit Recht vorgezogen und findet sich fast allenthalben vor. Auch als Einzel- pflanze mit seiner abgerundeten Krone nimmt er sich sehr gut aus. Wir sahen Bäume, wo der Stamm selbst 2 Fuss im Durchmesser besass. Nächstdem hatte der Erdbeerbaum (Arbutus Unedoj viel Anwendung gefunden. Da er im Frühlinge dicht mit weissen IMütlientrauben besetzt ist, die sich später im Hochsommer in erdbeerartige Früchte verwandeln, so besitzt er einen um so grös- seren Werth. Auch ilagnolia graudiflora und die japanische Mispel (Eriobotrya japonica) fanden sich reichlich vor. Von der ersteren sah man noch ein- zelne Blüthen, welche ihren angenehmen Duft weit- hin verbreiteten. Ausserdem führen wir auf: Pho- tinia serrulata, welche man hier allgemein auf Quitte veredelt, Buxus balearicus, Laurustin und Phillyreen. Letztere wachsen zu sparrig und besitzen zn kleine Blätter, um hinlänglich zu decken, daher sie sich wohl als Hecken besser ausnehmen. Noch einige Worte über die Lichtseite des Gartens. Während die Gehölze auf der Schatten- seite sich auf beiden Seiten bis dicht an den Weg ausbreiten, fehlen sie auf der Lichtseite nach innen zu ganz und gar und werden selbst auf der nach aussen liegenden Seite des Weges von einer ziem- lich breiten Rasenfläche eingefasst. Zwischen dieser und den oben beschriebenen Deodaren und Magno- lien befand sich noch eine gegen 2 Fuss breite Rabatte, die mit Blumen in möglichst feurigen Far- ben besetzt war. Im Hintergrunde der Rabatte bildete die baumartige Wucherblume der Kanaren (Argyranthemum frutescens, foeniculaceum u. s. w.) mit ihren blendend - weissen Blüthen eine Reihe, dann folgten dunkelblaue Ageratum's, worauf bu- schig-gewachsene Scharlach-Pelargonien und zuletzt niedrige buntblättrige Pelargonien (P. Manglesii) die beiden äussei-sten Reihen bildeten. AV ö r III a II II ' s (larteii-Iiigeiiieiir. Von diesem Handbuche der gesammten Technik des Gartenwesens liegen uns wiederum 3 Hefte vor : 2 aus der 4., und 1 aus der 5. Abtheilung. Wir haben bereits in der 20. Nummer (Seite 159) die o ersten Hefte angezeigt. Was wir bereits damals im Allgemeinen gesagt haben, können wir bei vor- liegenden Heften nochmals wiederholen. Verfasser und Verleger sind Hand in Hand gegangen, um etwas nach jeder Seite hin Befriedigendes zu geben; so \\ ollen wir nur wünschen, dass auch diese 3 Hefte die Anerkennung erhalten, welche sie verdienen. Das 1. und 2. Heft der 4. Abtheilung umfasst die praktische Mathematik als V orbereitnng von Feldmessen und wird durch 8 Tafeln Ab- bildungen erläutert. Das Feldmessen d. h. die ge- naue Kenntniss der Boden- Verhältnisse eines gege- benen Terrains muss jeder Anlage vorausgehen; denniach erhält man hier Belehrung über alles das, was zum Feldmessen zu wissen nöthig ist ; der Ver- fasser hat es in S Kapiteln niedergelegt, von denen 2 mehr als allerdings nothwendige Anhänge zu be- trachten sind, nämhch die Vergleichung des Duode- zimal-Systemes mit dem Dezimal-Systeme und dar- aus hervorgehend eine Vergleichung des preussischen Masses mit dem französischen und englischen. Spe- ziell einzugehen erlaubt uns nicht der Raum, es würde auch schwer sein, hier nocli einen Auszug zu geben. Das 1. Heft der 5. Abtiieilung behandelt die Schutz wände und Seh utz liänser. Mit dem letz- teren Ausdruck will der Verfasser die Konservato- rien verstanden haben. Ob aber das Wort wirkhch den Sinn der letzteren ausdrückt, bezweifeln wir, ebenso möchten wir unter Schutzwändc ebenfalls etwas Anderes verstanden haben, als der Verfasser, der unter beiden völlig geschlossene Räume, in denen die Temperatur selbst bis zu 8° R. fallen kann , versteht. Schutzwände haben eine Mauer, an denen, wie bei den Talut- Mauern, im Winter Fenster vorgestellt werden, damit die darin gezo- genen Spalierbänrae im Frühjahre früher austreiben und geschützt sind, während Schutzhäuscr keine Heizung haben, sondern die Kälte wird im Winter nur durch Deckungen abgestumpft. Wir wollen nur wünschen, dass die übrigen Hefte rasch nachfolgen und demnach in die Hände derer, welche daraus lernen wollen, kommen. Es ist grade die Folge für die eben erschienenen drei Hefte um so gewichtiger, als sie zum Theil den Inhalt jener ergänzen und damit diese brauchbar machen. Verlag vou Karl W i e g a ii d t iii Berlin, Kommaudanten-StrasBC No. 62. Druck der C.-Fe ister'sclien Buehdruckerei in Berlin, Zieten-Platz No. 2. 351 17. Eine Sammlung von 50 Freiland-Stauden in Blüthe: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille. Dritter Preis: eine silberne Medaille. 18. Eine Sammlung von 25 AVarmli auspflanzen mit panachirten, gefleckten, gestreiften und gefärbten oder überhaupt buntgefärbten Blättern, (Begonien und Kalatlien ausgenommen): Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. 19. Eine Sammlung von 35 Kalthauspflanzen, ebenfalls mit panachirten, gefleckten, ge- sti-eiften oder überhaupt buntgefärbten Blättern: Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille. 20. Eine Sammlung von 50 Freiland-Stauden mit panachirten, gefleckten, gestreiften oder überhaupt buntgefärbten Blättern: Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine grosse silberne Medaille. 21. Eine Sammlung von 35 Bäumen und Sträuchern des Freilandes mit panachirten und abfallenden Blättern: Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. 22. Eine Sammlung von 50 Bäumen und Sträuchern des Freilandes mit immergrünen Blättern : Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. 23. Eine Sammlung von 12 neuen Bäumen unr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 47. Berlin, den 26. November 1864. Preis des Jährganges b^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Äralia Leroana C. Koch. Eine noch nicht beschriebene Blattpflanze. — Die 3 Friedhöfe der Stadt Paris in gärtneri- scher Hinsicht. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IX. (Schluss.) Sonntag, den 27. l\«»vcmber, mittags ^13 liiir, findet im Englischen Hause (Hlohrenstrasse 4'J) eine Versammlung des Vereines zur Itclörderung des Uartenbaues statt, wuzu die geehrten Mitglieder cingeladeu werden. Aralia Leroana €. Koch. €inc nori} uid}t brfdjritknc ^ßlaltpllanje. Als wir vor 3 Jaliren in Hamburg waren, machte uns der Inspektor des dortigen botanischen Gartens, Otto, auf zwei verschiedene Formen der bekannten Blattpflanze Aralia spinosa aufmerk- sam, von denen die eine eben in Blüthe stand, weit weniger bewaffnet war und unser Klima auch besser vertragen sollte. Ein Vergleich der Blüthen mit denen amerikanischer Exemplare, welche im Königlichen Herbar zu Berlin sich befanden, gab uns keine wesentlichen Unterschiede. Wir haben damals in der Wochenschrift (4. Jahrgang, S. 3(30) unsere Ansicht veröffentlicht. Die jetzige Reise nach Frankreich hat uns neues Material an die Hand gegeben, aus dem nun wirk- lich hervorgeht, dass wir in den Gärten zweierlei Arten kultiviren, von denen die oben näher bezeich- nete von den Haudelsgärtnern bisweilen auch als Aralia japonica bezeichnet wird. Diese, die aber durchaus nicht mit der echten Pflanze d. N. (Fatsia japonica de Vr.) verwechselt werden darf, scheint selbst bei uns die gewöhnlichere zu sein. Es war bei Leroy in Angers, wo beide Pflan- zen eben in Blüthe standen und wir demnach im Stande waren, genaue Vergleichungen anzustellen. Die Resultate theilen wir hier mit. Nach Leroy bringt die eine der beiden Arten auch regelmässig reife Früchte hervor. Aussaat- Versuchc; die mit letzteren gemacht wurden, haben nur Formen derselben, aber nie von der anderen Art gegeben, so dass die Ueberzeugung von der spe- zifischen Natur beider Arten wesentlich bestärkt wurde. Wir glauben unsere Dankbarkeit gegen Leroy für seine freundlichen Mittheilnngen nicht besser an den Tag legen zu können, als wenn er uns erlaubt, seinen Namen auf die Pflanze, die er zuerst genau studirt und beobachtet hat, zu über- tragen, zumal der Gartenname Aralia japonica, den die Pflanze hier und da besitzt und der schon längst für eine andere gebraucht wurde, auch ein falsches Vaterland bezeichnet, nicht beibehalten wer- den kann. Die Pflanze wächst in Nordamerika. 1. Aralia Leroana C. Koch: Spinosa; Petioli puberuli; Foliola supra aspera aut denique glabrins- cula, acuta aut acuminata, subtus pubescentia. ghui- cescentia; Panicula sessilis, contracta, ramis elonga- tis, denuo ramosis, ramulis ubique umbelliferis; Flo- res minores. Die Pflanze bildet einen verhältnissmässig ziem- lich dicken, markigen, sich wenig verästelnden Sten- gel mit grauweisslicher Rinde. Stacheln befinden sich nur einzeln an ihm und ebenso au den unte- ren Seiten der Blattstiele und der Blattrippen. Die sehr grossen, doppelt- und dreifach gefiederten Blät- ter bestehen aus eirunden oder eirund -länglichen Blättchen, welche gewöhnlich zu 13 an einem ge- meinschaftlichen Stiele sitzen und auf der Oberfläche, selbst bei älteren Exemplaren, wenigstens auf den Mittelnerveu und deren Aesten, mit kurzen Haaren besetzt sind. Die Unterfläche ist dagegen dicht- 47 370 weichhaarig und hat eine graiibhiu- grüne Farbe. Der Rand ist gesägt. Arn Ende des Hauptstammes und der wenigen Aeste, aber stets von 2 und 3 Blättern an der Basis umgeben, befindet sich die grosse, kurz- aber weichhaarige Rispe. Die 6 bis 9 Hauptäste stehen so dicht beisammen, dass sie einen dokleniormigen Blüthenstand zu biklen scheinen, und verästeln sich an ihrer ganzen Länge von Neuem. Jedes dieser Aestchen trägt an kurzen Stielen wiederum kleine Dolden mit ebenfalls sehr kleinen und kurzgestielten Blüthen von gelblich-grünlicher Farbe. Sowohl die Aestchen, als die Doldenstiele, haben an ihrer Basis kleine, längliche oder lanzettförmige Deckblätter von trockenhäutiger Substanz. Kaum die Spur eines Kelches ist vorhanden, während die (wie es scheint) stets aufrechten Blu- menblätter zeitig abfallen. 5 Staubgefässe und 5 Griftel. Die Frucht ist uns unbekannt. 2. x\.ralia spinosa L. cod. No. 2181: Spino- sissima; Petioli glabri; Foliola oblongo-lanceolata, cuspidata, glabra, subtns glaucescentia; Panicnla pedunculata, elongata; Eanii alterni, denuo raniosi: raniulis [ilcrumque ad apicem solum umbelliferis; Flores majores. Im Habitus ähnelt diese Art der vorigen, unter- scheidet sich aber bei dem ersten Anblick durch die grössere Menge von Stacheln am Stengel, sowie an den Blättern, und durch die mehr grüne Rinde des ersteren. Die Blätter sind ebenfalls zwei- und dreifach zusammengesetzt und nehmen einen be- deutenden Umfang ein. Die Blättchen selbst, deren Anzahl sich auch wieder wie bei der vorigen verhält, sind kleiner, mehr länglich und verschmälern sich am obern Ende in eine gezogene Spitze. Ober- und Unterfläche sind meist völlig unbehaart, obwohl auch die letztere blaugrün erscheint. Die Bezah- nung ist oberflächlich. Abweichend von voriger Pflanze ist der Blü- thenstand, da er deutlich gestielt erscheint und seine Aeste weit entfernter stehen, so dass er ein pyra- midenförmiges Ansehen erhält. Die Blüthendolden entwickeln sich in der Regel nur an der Spitze der Aestchen und verkümmern an den Seiten. Aeste und Aestchen haben an ihrer Basis kleine, fast trockenhäutige Deckblätter. Die Blüthen erscheinen bedeutend grösser und scheinen weniger zu verküm- mern, als es bei der Aralia Leroaua der Fall ist. Die Blumenblätter sind jedoch länger und schlagen sich stets, bevor sie abfallen, zurück. Früchte habe ich ebenfalls nicht gesehen. Obwohl diese Pflanze ohne Zweifel die echte Aralia spinosa L. ist, so kommt sie doch in den Gärten, wenigstens in Deutschland, weit seltener vor. Gewöhnlich wird bei uns als Aralia spinosa oder japonica die zuerst beschriebene Art, also die Aralia Leroana, kultivirt. Wann diese eingeführt wor- den ist, wissen wir nicht und ebenso wenig, in welchen Staaten Nordamerika's sie wächst. Mehrern Floristen genannten Staatenbundes scheint sie bekannt gewe- sen zu sein ; sie unterschieden sie aber nur als Form. Es ist dieses vor Allem mit Pursh der Fall. Die echte Aralia spinosa L. wurde zuerst von dem Engländer Ray als Arbor indica, fraxini folio, cortice spiuoso im Jahre 1686 erwähnt und von dem englischen Missionar Banister in der 2. Hälfte des 17. Jahrhundertes von Virginien aus nach Eng- land gesendet, von wo sie nach Holland kam und in dem medizinischen Garten zu Amsterdam von Commelin kultivirt wurde. Der Name Aralia ist die einheimische Benennung einer anderen, in Ca- nada und sonst in Nordamerika wachsenden Pflanze dieses Geschlechtes, nämlich der Aralia racemosa L. Vaillant und Tournefort, 2 Pariser Botaniker, schei- nen ziemlich zu gleicher Zeit, nämlich zu Ende des 17. Jahrhundertes, die Benennung Aralia in der Systematik eingeführt zu haben. Die 3 Friedhöfe der Stadt Paris in giivtnmfdjrr .tjinfidjt. Man wird sich wundern und soga>r vielleicht fragen, was haben die Todten mit Pflanzen und Blumen zu thun, dass sogar in einer gärtnerischen Zeitschrift ein besonderer Artikel darüber gedruckt wird? Und doch ist nichts im Stande, ein schöneres Sinnbild der Auferstehung zu geben, als liebliciie Blumen auf Gräbern, als wenn ferner der Fried- hof in einen freundlichen Garten umgeschaft'en ist. Der Name ^ Gottesacker", so bezeichnend er auch sonst sein mag, hat lange schon der Benennung Kirch- oder Friedhof weichen müssen; der Todten- gräber heisst jetzt Friedhofsgärtner. Der Tod hat eine freundlichere Gestalt angenommen. Das Herz derer, die über den Verlust eines theuren Gliedes der Familie tief trauern, wird inmitten der freund- lichen Umgebungen milder gestimmt. Wo das Grab mit Blumen geschmückt ist, kann wohl Wehmuth den Menschen ergreifen, aber das Grässliche, was sonst der Tod mit sich führt, verliert sich beim An- blick derselben. Schon die Alten schmückten ihre Gräber. Die Mohammedaner betrachten ebenfalls ihre Friedhöfe keineswegs als einen Ort der Trauer, und geben sich auf ihnen gern der Freude hin. Unter den dort gepflanzten Bäumen vereinigen sich des Abends Bekannte zu gemeinschaftlicher Lust. Scherbet und Süssigkeiten werden gereicht und Töne erklingen auf den Saiten, oft um zu tanzen und zu springen. 371 Bei Japanesen und Chinesen findet mau eben- falls die Friedhöfe in Gärten umgewandelt; man liebt auf den Gräbern, wie bei uns, Blumen und Gehölze mit abwärtsgebogenen Aesten und liängeu- den Zweigen. Nur Juden scheinen auf den Grä- bern ihrer Lieben und auf ihren Friedhöfen über- haupt freundliches Grün und lieblichen Blüthen- schmuck nicht zu lieben. Nackte, in der Regel weisse Steine decken die Stelle, wo der Todte liegt, oder stehen, oft ohne weiter behauen zu sein, grade in di.e Höhe. Im Oriente sieht ein jüdischer Kirch- hof einer Ruine mit durcheinander geworfenem Ge- steine ähnlicher, als einem Orte, wo unsere dahin- gegangenen Todteu ruhen. Wir haben früher schon einmal einen Friedhof, und zwar den in Frankfurt a. M. (6. Jahrgang S. 186), besprochen. Wir finden vielleicht auch einmal Gelegenheit, über die Berliner etwas zu sagen; für jetzt wollen wir aber über die gärtnerischen Zustände der Pariser Friedhöfe um so mehr Einiges sugen, als namentlich der Eine, Pfere Lachaise genannt, nach mehrern Hinsichten hin eine gewisse Berühmt- heit erlangt hat und auch von Fremden vielfach besucht wird. Dass Fricdiiöfe für eine Stadt mit 1 }^ Millionen Einwohnern eine Bedeutung haben müssen, liegt klar vor; aber eben deshalb verlangen sie vor Allem ein freundliches Gewand, was ihnen nur Pflanzen und Blumen verleihen können. In vielen Städten, so in Dreeden, gibt es bestimmte Tage, wo die Angehörigen die Gräber ihrer Lieben mit Blumen schmücken und man auf die Kirchhöfe wandelt, um daselbst das Andenken der Dahinge- gangenen in stiller Wehmuth zu feiern. Leider sind in Paris, wie in andern grossen Städten die Kirch- höfe in der Regel viel zu klein und führen des- halb den Uebelstand mit sich, dass die Benutzung des Bodens, um die vielen Todten aufzunehmen, schon in kurzer Zeit von Neuem geschieht. Will man in Paris ein Grab nur 5 Jahre behaupten, so muss man selbst ausserdem noch 50 Frank bezahlen. 2 Quadrat Meter Boden Besitzthum kosten 500 Fr. (137^ Thli-). Der Arme freilich kann unter diesen Verhältnissen nicht daran denken, seinen theuren Todten ein Grab zu geben; für diese wird ein Graben von 6 — 8 Fuss Breite gemacht, wo man die Särge neben einander setzt, um sie dann mit Erde zuzudecken. Schon nach einigen Jahren er- öffnet man von Neuem die Erde, liest die Knochen zusammen, und bringt andere Todte an ihre Stelle. Der Friedhof Pfere Lachaise liegt im Osten der Stadt au einem Berge (Mont- Louis) und mag ohngefähr 300 Morgen Areal umfassen. Der be- rülimte Jesuit Pfere Lachaise, Beichtvater Lud- wig XIV., fand hier einen Zufluchtsort, wenn er sich von dem geräuschvollen Hofleben zurückziehen wollte, und schuf den günstig gelegenen Ort zu einem reizenden Aufenthalte um. Aber auch nach seinem Tode blieb das Grundstück in den Händen der damals mächtigen Jesuiten und war der (Jrt der Ueppigkeit und des grössten Luxus. Von hier aus sind manchmal die Geschicke Europa's geleitet worden. Mit der grossen Revolution wurden die Jesuiten verjagt und das Grundstück kam von einer Hand in die andere, bis es 1804 von der Stadt angekauft wurde, um in einen Friedhof umgewandelt zu werden. Der damals berühmte Architekt Brongniart, der zuerst in Frankreich versuchte, die Gartenkunst wiederum von der Architektur etwas unabhängig zu machen und der zu den heutigen Elysäischen Gefilden den Grund legte, wurde beauftragt, die Umänderung des dereinstigen Sitzes des üppigsten Lebens in einen Ort der Trauer umzuändern. Es scheint sogar, als wenn Brongniart selbst die erste Idee dazu gegeben hätte. Bei der Anlage ging er von der Ansicht aus, dass er vor Allem dem Tode das Schreckliche nehmen müsse, was dadurch am meisten geschehe, dass der Friedhof in einen freundlichen Garten umgewandelt werde. Der trau- ernde Mensch bedürfe vor . Allem lieblicher Umge- bungen. Leider mussten die anmuthigen Haine, die sciiö- nen Baumgruppen, die Rasenplätze, welche Bron- gniart schon vorgefunden oder neu angelegt hatte, schon bald um so mehr weichen, als die sich rasch vergrössernde W^eltstadt zunahm und auch die Zahl derer, die täglich starben, in einer zu dei' Ausdehnung des Friediiofes nicht im Verhältniss stehenden Weise alle Jahr mehr anwuchs. Das schöne Landhaus des Pfere Lachaise wurde niedergerissen, um einer einfachen Kapelle, welche noch jetzt dasteht, Platz zu machen. Dem Architekten Brongniart aber, der sich grosse Verdienste um die erste Einrichtung des Friedhofes erworben, haben die Familie und zahlreiche Freunde ein zwar einfaches, aber bezeich- nendes Denkmal setzen lassen. Sechs Jahrzehende sind seit der Umwandlung des Landsitzes in einen Friedhof verflossen. Von all' dem Schönen, was der Friedhof in den ersten 10 Jahren gehabt haben mag, findet sich kaum noch etwas vor. Die alten Bäume haben Griibern Platz machen müssen und neue hat man gepflanzt, aber ohne allen Zusammenhang und ohne ihnen auch nur die geringste Sorgfalt zu widmen. Auch existiren die früheren Rasenplätze und Rabatten jetzt nicht mehr. Die Gräber reihen sich be- reits so dicht an einander und sind in der Regel mit so schweren Denkmälern besetzt, dass es kaum möglich ist, zwischen ihnen sich durchzudrängen, um einige der letztern, die wegen ihrer Schönheit 47* 372 oder sonst unser Interesse in Anspruch nehmen, genauer zu betrachten. Schlecht gepflasterte Wege ziehen sich im obern Theile, der wahr^cheinlicli erst später angekauft wurde, dahin, und noch schlechtere Fusspfade brin- gen den Wanderer zwischen Brenn-Nesseln, Klette, Schierling und andern Unkräutern zu dem einen oder andern der schönern Monumente. Der Fried- hof P^re Lachaise hat völlig seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Man kann iu der That nicht begreifen, dass eine Stadt, wie Paris, wo jetzt im Allgemeinen so sehr viel für die Verschönerungen geschieht, grade einem so gewichtigen Friedhofe, der eine grosse Reihe von Gräbern berühmter Männer besitzt und, wie schon gesagt, Denkmäler einschliesst, welche selbst als Kunstgegenstände eine Bedeutung haben, so wenig oder eigentlich gar keine Sorgfalt zuwen- det. An einigen Stellen ist selbst eine Wildniss vorhanden, wie man sie gar nicht erwarten sollte. Wo man so viel durch den Verkauf des Bodens verdient, müsste man doch einigermassen wenigstens auf Sauberkeit Rücksicht nehmen, wenn man auch die Ausgaben für Eleganz scheut. Pfere Lachaise besitzt eine i'eizende Lage an einem Berge. Oben angekommen, hat man eines der grossartigsten Panorama's über die ganze Stadt bis zu den gegenüberliegenden Höhen von St. Cloud und dem Munt Valerien. Leider geht es Paris, wie den meisten anderen Städten, welche in kürzester Zeit ungemein zugenommen haben, dass das Ver- hältniss der Kirchen zu der Einwohnerzahl nicht mehr normal ist, dass es demnach an hohen Thür- men fehlt, welche mitten im Häusergewirr eine wohlthuende Unterbrechung geben. L'nsere deut- schen Städte, welche in dem Mittelalter blühten, wie Erfurt, Nürnberg, Lübeck u. s. w., zeichnen sich grade durch den Reichthnm an Kirchen und Thürmen aus. Nichts desto weniger bleibt immer der Anblick von der Höhe des Pfere Lachaise einer der grossartigsten, welchen mau haben kann. Ein breiter Weg führt von der Hauptpforte aufwärts nach der Kapelle und ist auf beiden Sei- ten mit dem pyramidenförmigen Lebensbaume (nicht mit Cypressen, wie man gewöhnlich sagt) bepflanzt. Cypressen sind überhaupt auf dem ganzen Kirch- hofe weniger vorhanden, am meisten noch auf der südösthchen Seite. Zwei andere breite Wege ge- hen diesem Hauptwege ziemlich parallel ebenfalls aufwärts und selbst über die Kapelle hinaus bis an das nordöstliche Ende. 3 eben so breite Querwege durchschneiden in fast nordsüdlicher Richtung den Friedhof und werden an ihrem gegen Norden lie- genden Ende wiederum durch einen Längs-, auf der andern Seite aber durch einen in Schlangen- windung aufwärts steigenden Weg verbunden. Eben- falls sind es hier Lebensbäume in Pyramidenfurm, welche hauptsächlich angewendet sind, doch findet man ausser Cypressen auch Linden und Rosska- stanien, welche beide leider Mitte August schon fast ganz entlaubt waren, ferner Ulmen und Akazien, als Gebüsch auch Phillyreen und den südländischen Kurzdorn mit immergrünen Blättern (Rhamus Ala- ternus), sowie viel Hollunder (Sambucus nigra) und die kleinblättrige Ulme, als Einzelbäume endlich weniger Trauerweide, aber häufiger Cypressen und vor Allem wiederum Lebensbäume in Pyramiden- form. Es sei uns gestattet, auch einige Worte über die Gräber berühmter Männer und über die Denk- mäler, welche man ihnen hier gesetzt, zu sagen. Am meisten wird das Mausoleum von Ab^lard und H^loise, den Schutzpatronen der Unglücklich -Lie- benden, von Parisern und auch von Fremden be- sucht und stellt auch eins der schönsten Denkmäler dar. Der steinerne Sarg selbst mit den Bildnissen und den Resten der beiden Liebenden stammt aus dem 12. Jahrhunderte und ist einige Male versetzt worden, bevor er hier aufgestellt wurde. Neuer- dings erhielt ei- nach dem damaligen Gescbmacke einen Ueberbau. Das einzige Denkmal, was vollkommen freisteht und dem man einigermassen noch vSorgfalt zuwen- det, ist das von Casimir Parier. Die Stadt Paris hat es dem berühmten Minister Louis Philipp's ge- setzt. Das Standbild selbst ist aus Erz gegossen und ruht auf einem prächtigen Piedestal. Durch Schönheit zeichnen sich ferner aus die Denkmäler einer Fürstin der Wallachei: Marie Bibesco, des Generals Foy, von David angefertigt, des Duc Decrt;s, Mi- nisters unter Napoleon L, das von Cambac^res, von Mass^ua, von Lef^bre, des Generals Gourgaud, der Napoleon nach Helena begleitete, des Adniirals Sidney Smith, der Marschälle Ney, Maedonald und Suchet, ferner Rothschild's u. s. w. Wunderlich nimmt sich das 100 Fuss hohe Mausoleum eines kaiserlichen Konsuls, Felix de Beaujour, aus. Von berühmten Männern und Frauen, die hier begraben liegen und denen man zum Theil ebenfalls schöne Denkmäler gesetzt hat, nennen wir: die Philosophen Volney imd SaintSimon, die Naturforscher Laplace, Parmentier, Gay-Lussac, GeofFroy-St.-Hilaire, Arago, Latreille, Gall, Raspail u. s. w., den Chirurgen Du- puytren, die Schriftsteller und Dichter Molinie, Ra- cine, Lafontaine, 'Madame Genlis, Laharpe, Boerne, Bcranger u. s. w., die Schauspieler Talma, Jladame Rachel u. s. w., die Bildhauer David, Danton, Car- telliep, die Komponisten Gretry, Boieldieu, Bellini, Chopin u. s. w. Weit hübscher und besser gehalten ist der Fried- 373 liof, welcher den Namen Mont Parnasse führt. Er liegt auf der Südseite der Stadt Paris , nicht weit von der sogenannten West-Eisenbahn, welche auch auf der linken Seite der Seine nach Versailles führt. Eist 1824 wurde er angelegt und, wie man sich denken kann, ist er ebenfalls längst mit Grä- bern dicht besetzt, doch befinden sich diese keines- wegs so eng an einander, wie im Friedhofe P^re Lachalse. Eine schöne Linden -Allöe führt vom Haupteingange quer durch und schneidet eine an- dere ziemlich in der Mitte, welche von Nordwesten kommend den Friedhof quer durchläuft und in Süd- ost endet. Da die Linden so gezogen sind, dass die Aeste nach innen sich in schönen Bogen einan- der zuneigen, so schützen sie die ganze hcisse Zeit im Sommer hindurch gleich einem Baldachin gegen die brennenden Sonnenstrahlen. Eine gleiche Lin- den-All^e führt auch im Anfange quer durch von einer Seite zur andern. Da, wo die beiden Haupt-All(5en sich schneiden, ist ■ ein hübsches Rundtheil (Rondel). Eine Eoth- tanne bildet in ihm den Mittelpunkt und wird von einem Kranze buntblühender Lantanen und einem zweiten der reichlich blühenden Tagetes signata pu- mila umgeben. Das dunkele Grün der genannten Konifere wird durch die heilen Farben der Lanta- nen und der Tagetes sehr gehoben, die wiederum deshalb um so mehr leuchten. Dann folgt rings- herum ein ziendich breites Rasenstück, auf dem re- montirende Rosen eingepflanzt sind. Damit diese um so mehr hervortreten, ist um jeden Rosenstock ein schmaler Weg mit röthlich- gelbem Sande be- deckt, angebracht. Der Rasen selbst wird durch eine über 3 Fuss breite Rabatte eingefasst. Auf ihr stehen ziemlich dieselben Blumen, wie man sie auch sonst zu glei- chen Zwecken in Paris, besonders im Luxemburg- Garten, angewendet sieht. Baumartig - gezogener Flieder von massigem LTmfange der Krone und Rosenstöcke wechseln daselbst in ziemlicher Ent- fernung von einander ab. Dazwischen stehen ver- schiedene Stauden, weniger Sommergewächse, wie die kanarischeu Wucherblumen (Argyranthemum oder Chrysanthemum frutescens, foeniculaceum und pinnatifiduni), Gaura Lindheimeri, Cosmos bipinnatus u. s. w., umgeben von in feuriger Farbe blühenden Scharlach-Pelargonien. Die letzte Einfassung bildet nach aussen das bnntblättrige Pelargonium Manglesii mit den kleinen, rosafarbigen Blüthen, nach innen hingegen blauviolette Verbenen. Ausser diesen von Linden eingefassten, der Länge und der Quere den Friedhof durchlaufenden Hauptwegen wird derselbe noch in einer Entfer- nung nach rechts und links von schmaleren Wegen durchzogen, die aber wiederum von pyramidenför- migen Lebensbäumen auf beiden Seiten eingefasst sind. Lebeusbäume und Cypressen, weniger Trauer- weiden, findet man sonst noch an den Gräbern. Diese hat man meist mit Marmorsteinen, welche den Namen, den Tag der Geburt und des Todes des Verstorbenen als Aufschrift tragen, bedeckt. Doch fehlt es auch im Mont Parnasse nicht an sehr hübschen Denkmälern. So ist gleich Anfangs, wo die barmherzigen Schwestern ihre letzte Ruhestätte finden, das Denkmal eines Fräulein von Spiegel in blendend- weissem Marmor mit dem vorzüglich ge- arbeiteten Bilde der Verstorbenen in sitzender Stel- lung vorhanden. Nicht weit davon liegt auch die Schwester Rosalie Rendu begraben, bekannt durch ihre sorgfältige Pflege der Verwundeten im Krim- kriege. Von berühmten Todten nennen wir noch die beiden Chirurgen Jacques Lisfranc und Boyer, den Weltumsegier Dumont d'Urville, den Duc de Cador und Boulay de la Meurthe. Auf der rechten Seite, wenn man eintritt, fin- det man auch viele Gräber nicht mit Steinen be- deckt. Diese sind, wie bei uns, mit Blumen be- pflanzt und bieten einen freundlichen Anblick dar. Wo flache Steine das Grab bedecken, sieht man allerhand Florblumen in Töpfen darauf gestellt. Auch Kränze, hauptsächlich von Immortellen, künst- liche Blumen, allerhand Zierrath, besonders von Glasperlen u. s. w., werden ausserdem auf die Steine gelegt oder sonst angebracht. Am meisten gefielen uns die kleinen Gypsfiguren betender Kinder oder der Jungfrau Marie. Dem Mont Parnasse entgegengesetzt liegt am westlichen Fusse des berühmten Hügels Montmartre der älteste Friedhof (Cimetifere du Nord oder de Montmartre). In gärtnerischer Hinsicht bietet derselbe nichts Neues dar; etwas besser, als der P^re Lachaise, wird er erhalten, vermag aber lange nicht einen so freundlichen Anblick zu gewähren, wie es vor Allem die Friedhofe der grossen und zum Theil auch der übrigen Städte Deutschlands thun. Der Friedhof des Montmartre ist an Grab- mälern berühmter Menschen und an Denkmälern zwar weit reicher, als der Mont Parnasse, steht aber um ebensoviel darin dem P^re Lachaise nach. Unter den berühmten Todten, welche hier be- graben liegen, befindet sich auch Heinrich Heine, ferner die Herzogin von Abrantes, die bekannte Schriftstellerin, der Komponist Zeuuer, der Maler Paul de la Roche, die Republikaner der neuesten Zeit: Marrast und Cavaignac, ferner Meueval, der bekannte Sekretär Napoleon's L, Graf Daru u. a. m. 374 Allerlei ans der (läi'tiierci und Pflanzenknnde. IX. (Schluss.) Im Obst- und wolil auch im Gemüsebau sind, so grosse Fortschritte wir auch in neuerer Zeit ge- macht liaben, uns die Franzosen unbedingt überle- gen. Es sei uns gestattet, nur einige Beispiele vor- zuführen, welche Bedeutung Obst- und Gemüsebau in einigen Gegenden Frankreichs besitzen. Im Jahre 1862 hat allein Bordeaux an frühzeitigem Gemüse und an frühzeitigen Früchten auf der Eisenbahn nach Paris während der Zeit vom 13. April bis 30. August 18(32 nicht weniger als 1.^ Jlillionen Kilogramme, also gegen 30,00U Centner, ausgeführt; davon kam allein auf den Monat Mai ziemlich die Hälfte. Es waren hauptsächlich Erbsen, Erdbeeren und Kirschen, sjjäter auch Aprikosen, Pflaumen imd Weintrauben. Die Ausfuhr hat sich selbst im fol- genden Jahre noch mehr gesteigert, denn während derselben Zeit wurde auf derselben Eisenbahn, al- lerdings aus dem ganzen Departement der Gironde, das Doppelte (also 60,000 Ceutner) weiter geführt. Das geschah nur auf der einen Strasse. Zu Schiffe führte Bordeaux dagegen in den Jahren 1862 und 1863 an frischen Gemüsen und Früch- ten 6,400 Gentner, au getrockneten aber die luige- heure Summe von 260,000 Centnern aus. Wenn man nun noch bedenkt, dass dabei weder getrock- nete Erbsen, noch Bohnen, noch Kartoffeln inbe- griffen waren, so steigert sich noch die Bedeutung ungemein. Nicht geringer ist die Ausfuhr aus einer an- deren Stadt Frankreichs, aus Angers. Baptiste Desportes, der Geschäftsführer in den Leroy'- schen Baumschulen, hat eine Broehüre über diesen Gegenstand veröffentlicht und uns mitgetheilt. Aus ihr entnehmen wir folgende Data. An Obst- und Ziergehölzen sind im verflossenen Winter IS^'/gi nach verschiedenen Gegenden Frankreichs, nach Belgien, Holland, England, Deutschland, nach der Schweiz, nach Spanien, Portugal und nach Ame- rika abgesendet: 1,550,000 Kilogr. (15,500 Ctr), an Gemüsen hingegen vom Monat Juli 1862 bis Ende Februar 1864 nur allein durch die Eisen- bahn: 2,200,000 Kilogr. (44,000 Ctr) Aepfel und Birnen, 65,400 Kilogr. (1,308 Ctr) Erdbeeren und 79,000 Kilogr. (1,580 Ctr) Kirschen. Was das Gemüse anbelangt, so wurden während der Monate März und April allein versendet: 785,000 Kilogr. (15,700 Ctr) Blumenkohl und davon allein y^ nach Paris. Dieses erhielt ausserdem in genannter Zeit 120,000 Kilogr. junge Erbsen, 25,000 Kilogr. grüne Bohnen und mehr als 300,000 Stück kultivirten Löwenzahn (^Pissenlit, Leontodon Taraxacum L.), eine in ganz Frankreich allgemein, hauptsächlich als Sa- lat beliebte Speise. Die Eisenbahn von Angers nach Paris hat während dreier Monate für den Transport der letzteren nicht weniger als 30,000 Frank Fracht erhoben. Im Süden von Frankreich , wo Gemüse und Früchte wenigstens 14 Tage früher reifen, hat man bereits Anstalten getroffen , um beides rasch nach Paris zu bringen. Auf den Stationen, wo in der Nähe Gemüse und Früchte in reichUcher Menge gezogen werden, existiren bereits Unterhändler (Agents centrals), an die man die Körbe mit früh- zeitigem Gemüse und mit Früchten abgibt. Durch diese wird es rasch nach Paris gesendet, wo wie- derum ein Gemüsehändler sie in Empfang nimmt, um sie in der gi-ossen Gemüse- und Fruchthalle zum Verkauf zu stellen. Unter spezieller Aufsicht der Behörde werden die Körbe versteigert und Wiederverkäufer setzen den Inhalt im Einzelnen weiter ab. Diese aus dem Süden eingesendeten Gemüse und Früchte werden so rasch verkauft, dass mit der Zeit immer bedeutendere Mengen nach Paris gesendet werden. Bereits betreibt ein solcher Zwischenhändler, Ch. Dutaillv, die Sache im Grossen und sowohl die Züchter, als die Unter- händler finden ihre Rechnung. Bei der letzten Ausstellung von Früchten mid Herbstblumen in Paris sahen wir auch Georginen in neuen Formen. Bekanntlich lieht man neuer- dings nicht mehr die Georginen, wo alle Röhren- blüthchen sich in Strahlenblüthchon umgewandelt,, sondern wo diese und die Stralilcnblüthchcn die Form von weiten Zellen angenommen haben. Man nennt diese jetzt bienenzellige. Von dieser Form haben wir nun in Paris Blüthenkörbchen oder, wie man gewöhnlich sagt, Blumen gesehen, wo am Rande die weiten Zellen sich verlängert hatten ; da- durch war aber wiederum eine Art Strasse ringsum entstanden. Noch hatte sich die Form nicht in ihrer grössten Vollkommenheit gezeigt, wird es aber wohl in nächster Zeit thun. Wir fügen einige Persuual-Notizen hinzu. Einer unserer tüchtigsten Pflanzen-Physiologen, Professor Schacht in Bonn, ist am 20. August gestorben. Die Botanik, sowie die Gärtnerei, verlieren an ihm sehr viel. Seine physiologischen Arbeiten haben Anerkennung gefunden, aber auch mehre der po- jmlär gehaltenen Schriften, wie z. B. die über den Baum, sind im weiteren Kreise bekannt. Auch Dr. Junghuhn, der sehr lange Zeit auf Java lebte, aber auch die übrigen Sunda-Inselu vielfach bereist hat, Ist am 7. Juni gestorben. Ihm verdanken wir nächst Blume und Hasskarl vor Allem die bo- 375 tanische Kenntniss Java's und der übrigen Inseln. Endlich ist Fergusson, der 28 Jahre lang dem botanischen Garten in Belfast vorgestanden hat, im verflossenen Sommer gestorben. Dagegen ist Dr. Schübeier in Christiania, dem wir über die geo- graphische Verbreitung der Gehölze und vor Allem der Kulturpflanzen im hohen Norden viel verdan- ken und der erst vor Kurzem ein interessantes Werk darüber veröfi'entlicht hat, zum Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens da- selbst ernannt worden. Endlicii hat der jetzige Besitzer der Appelius' sehen Gärtnerei in Erfurt, Inspektor Jühlke, für seine vielfachen Verdienste um die Gärtnerei und in Rücksicht auf seine frü- here Tliätigkeit als Lehrer und Gärtner an der land- wirthschaftlichen Akademie in Eldena bei Greifswald den Titel eines Königlichen Gartendirektors erhalten. Es liegen uns eine grosse Reihe von Verzeich- nissen vor, über die wir nur kurz berichten wollen, um auf sie aufmerksam zu machen. 1. Eine Gärtnerei, welche bei uns noch wenig bekannt ist, aber wegen ihrer Neuheiten und Zu- verlässigkeit Beachtung verdient, ist die von Lier- val in Paris (Rue de Villiers 42, quartier des Ternes). Als wir sie im August und wiederholt im Anfang Oktober besuchten, sahen wir sehr schöne neue Pflanzen, die eben erst eingeführt waren. Der Raum erlaubt uns nicht, hierauf näher einzugehen, hoft'entlich finden wir aber noch Gelegenheit, aus- führlich darüber zu sprechen. Näheres findet man in seinem Extrait du catalogue gen^ral des plantes. Ganz besonders machen wir aber auf seine neuen perennirenden Phlox aufmerksam, da diese an Far- benpracht das Schönste darbieten; was wir bis jetzt gesehen. 2. Catalogue de l'^tablissement d'introduction de plantes nouvelles et rares de Groenewegeu & Co. in Amsterdam No. 12. Wir haben schon mehrmals Gelegenheit gehabt, über Pflanzen aus dieser Gärtnerei zu sprechen und werden auch später manchmal auf sie zurückkommen. Der Be- sitzer steht hauptsächlich mit den überseeischen Kolonien der Niederlande in Verbindung, weshalb man grösstentheils Pflanzen der Snndainseln und der niederländischen Guiana daselbst findet. 3. Etablissement horticole de Louis van Houtte Nr. 104. Catalogue de plantes de serres. Das grossartige Etablissement von Louis van Houtte in Gent ist so allgemein bekannt, dass wir kaum etwas darüber zu sagen brauchen. Nur ein Blick in das 100 Seiten umfassende Verzeich- niss, was nur Warmhauspflanzen enthält, zeigt uns den grossen Reichthum. 4. Preis - Verzeichniss von Topf- und Land- pflanzen des Danneel'schen Gartens in Berlin. Unter der umsichtigen Leitung des Obergärtners Pasewa Idt vergrössert sich dieses Etablissement von Jahr zu Jahr. Ausgezeichnet war es Anfangs durch seine Blattpflanzen des Warmhauses und durch die neuen Einführungen, durch seine Dra- cäneen, Azaleen u. s. w. Jetzt finden wir fast au( h sämmtliche Blüthensträucher des Kalthauses, wie Pelargonien, Fuchsien u. s. w., auch viele Florblu- men, wie Gloxinien u. s. w., in schönster Auswahl. 5. Supplement et extrait du catalogue des plantes disponibles dans l'^tablissement horticole de Jean Verschaffelt a Gand. Während im vori- gen Kataloge die Warmhauspflanzen vorherrschen, sind es hier die Kalthauspflanzen und vor Allem die baumartigen Lilien. Jean Verschaffelt be- sitzt ohne Zweifel die schönste Sammlung von Agaveen. G. Preis-Verzeichniss von Rudolf Abel & Co. in Wien. Der Inhalt ähnelt dem, wie er uns aus den Verzeichnissen der grösseren Erfurter Gärtne- reien bekannt ist. Neben verschiedenen Sortiments- blumen werden Sämereien von Gemüsen, Blumen, Forstbäumen u. s. w. angeboten. 7. Supplement zum Hauptkataloge No. 44. der Handelsgärtnerei in Plicken bei Gumbinnen von .T. Reitenbach ist eigentlich mehr ein Auszug für den allgemeinen Verbrauch. 8. Alnarps Trädgardar. Verzeichniss der im landwirthschaftlichen Institut zu Alnarp bei Malmö abgebbaren Obst- und Forstgehölze, Blüthensträu- cher und Stauden. Besonders interessant, weil man daraus ersieht, was dort gedeiht. 9 — 15. Es sind uns eine Reihe von Ver- zeichnissen über Blumenzwiebeln eingegangen, wo wir aus Mangel au Raum nur die Namen der be- treftenden Gärtnereien nennen können. Von deut- schen liegen uns vor: die Verzeichnisse von L. Späth in BcrUn, von Schlebler & Sohn in Celle und von Geitner in Planltz bei Zwickau, von holländischen hingegen die von Gebrüder Eide- ring in Overveen und von A. Zandvliet in Sas- senheim bei Plaarlem, endlich ausserdem die von Louis van Houtte in Gent und Vilraorin-An- drieux in Paris. Wir gehen zu Verzeichnissen von Obst- und Ziergehölzen über. 16. Preisverzeichniss der Gorbitzer Obstbaum- schule bei Dresden von Hermann Goethe. Der Besitzer hat zwar einem ehrenvollen Rufe nach Karlsruhe Folge geleistet, seine Obstbaumschulen werden aber in derselben musterhaften Weise, wie früher, forterhalten. 17. Die Obstbaumschule der Herrschaft Hart- wigswalde bei Camenz (in Schlesien) hat beson- ders Werth für Schlesien, da sie hauptsächlich die 376 guten Sorten enthält, welche auch in Schlesien ge- deihen. 18. Verzeichniss über Obstbäume, Ziersträu- cher, Koniferen u. s. w. von Ottolander und Hooftman in Boskoop bei Gouda. lieber die Bos- kooper Baumschulen haben wir früher speziell be- richtet und vermögen auch jetzt noch dieselben, und zwar vor Allem die von Ottolander und Hooft- man, zu empfehlen. 19. Supplement au catalogue de 1863 de l'an- cien Etablissement d'AndrE Leroy h, Angers. Da wir bereits ausführlich diese Baumschulen bespro- chen haben, bedürfen sie weiter keines Kommentars. 20. Catalogue g^n^ral des v^g^taux, disponibles dans les pEpiniferes de DesfossE-Thuillier k Or- leans. Die Baumschulen gehören zu den bessern in Frankreich und erfreuen sich eines guten Rufes. In allen Buchhandlungen liegt zur Ansicht aus: Der Garten-Ingenieur, Handbuch ticr gesaniiuteii Technik des (iartcunesens. Eine praktische Anleitung für Gartenbesitzer, Gärtner, deren Gehülfen und Lehrlinge, Ingenieure, Architekten, Maurer- und ZimmerTneister etc. von Privat-Garteu-Ingeuieur. Es sind erschienen: I. Abth. Die Kulturkasten imd Mistbeete'. Anleitung zur Anlage und Unterhaltung der Holz- kasten, gemauerten Kasten, Mistbeetfenster und Fensterdecken etc. Mit 5 lithograph. Tafeln. Supscriptionspreis 221^ Sgr. II. Abth. Die Teppichgärten und deren Anlage. Eine Sammlung von ■'')1 der neuesten und ge- schmackvollsten Muster zu Teppichen, deren Anlage und Beschreibung. Mit 7 Tafeln in Farbendruck. Subscriptionspreis 1 Thlr 6 Sgr. III. Abth. Die Gärtnerwohuungen. Die Kanal- und Ofenheizungen. Deren Anlage und zweckmässige Eim-ichtung. Mit 6 lithograph. Tafeln. Preis 1 Tiilr. IV. Abth. Die praktische Mathematik, als Vorbereitung zum Planzeichnen, Feldmessen und Nivelliren. Mit 8 Tafeln. Preis 1 Thlr 17^^ Sgr. V. Abth. Die künstlichen Schutz- und Kulturräume. 1. Heft. Die Schutzwändc, Spalier kästen, Ba- racken oder Nothhäuser. — Die Winter- häuser. Mit 5 Tafeln Abbildungen. Preis 25 Sgr. 2. und 3. Heft. Die Kalthäuser, als: Orangen- haus, — das Kastenhaus mit einseitiger und mit zweiseitiger Dachfensterlage, — das Kalt- haus mit Standfenstern, — das KameUienhaus (für das freie Land), — der Wintergarteu. — Die Lauhäuser. Mit 15 Tafeln Abbildungen. Preis 2 Thlr 5 Sgr. Bis Ende dieses Jahres werden noch erscheinen: Die Wasserheizungen. — Das warme Gewächshaus. — Das Wasser, die Wasserarbeiten und Springbrunnen. Im Jahre 1865: Die Erdarbeiten. — Das Feldmessen, Planzeichnen und Nivelliren. — Gewächshäuser eleganter Formen. — Blumenerker und Blumenstuben. — Gartenmöbel, Zäune und sonstige Verzierungen. Das Werk erscheint in monatlichen zwanglosen Lieferungen und wird Ende 1865 mit der XV. Ab- theilung vollendet sein. Nach dem Erscheinen tritt ein bedeutend höherer Ladenpreis ein. Wir bieten dem Publikum hier ein Werk, wie es weder Franzosen, Engländer, noch Belgier in ähnlicher Gründlichkeit, Vollkommenheit und Tüch- tigkeit aufweisen können und welches von der ge- sammtcn Kritik günstig aufgenommen und beurtheilt worden ist. Berlin. Verlag von Ernst Schotte & Co. Im Verlage von Julius Kellner in Würz- burg erschien soeben die zweite, sehr vermehrte Auflage der v^ef)einiui|lfe, oder die Kunst, allen Blumen, wie: Astern, Sca- biosen, Pelargonien, Zinnien, Senecionen, Pens^e's, Hosen, Päonien, Gaillardien, Elichrysen und Xe- ranthemen , nebst den beliebten Schmuckgräseru, als: Briza minor und maxima, alle Farben zu gehen und zu trocknen, nebst der Anweisung, Moos bis in das dunkelste Grün mit wenigen Kosten herzustellen. Nach vieljähriger Erfahrung herausgegeben von Tli. Baixei", Kunstgäi'tncr zu Würzburg. In 16 Abtheilungen. Mit einem Nachtrag von neuen Rezepten. Preis 1 fl. 45 xr. oder 1 Thlr. Für die Besitzer der ersten Auflage ist der Nachtrag apart für 1 fl. 12 xr. oder 20 Sgr. zu haben. Obige „Geheimnisse" können von jetzt an nur durch die Verlagshandlung, sowie durch alle an- deren Buchhandlungen bezogen werden. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Eonunandanten-Strassc No. 62. Druck der C. i^eis ter'schen Buchdruekerei in Berlin, ZietenPlatz No. 2. Woehenselmft des Vereines zur Steförderiiiig des (larteiibanes in den Königl. Preussischen Staaten für No. 48. (pärtiierei und Pflaii^eifikiflude. Redakteur : Ir*r-otessor Dr. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 3. Dezember 1864. Preis des Jahrganges 5;^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die Schmetterlings -Orchideen. (Phalaenopsis Bl.) Vom Obergärtner Kraus. — Eine Kritik der englischen Ausstel- lungen. — Ueber das Kernobst im Herzogthum Koburg. Vom Ober-Lieutenant Donauer in Koburg. — Karl Koch's Hült's- und Schreib-Kaleuder für Gärtner und Gartenfreunde auf das Jahr 18()5. Die Schmetteiiings - Orcliideen. (['halaciiopsis l!l.) Vom ' tbergärtnor Krau s. Die Eintuhriuig der Phalaenopsis Schilleriana fast zu gleicher Zeit durch den Konsul Schiller in Hamburg und durch den Pariser Reisenden Porte und der dadurch entstandene Streit, ob beide Pflanzen dieselben oder verschieden seien, hat von Neuem die Aufmerksamkeit auf diese rei- zenden Orchideen gelenkt; es soll mir auch eine Gelegenheit sein, durch Mittheilung der Kulturme- thode, durch die ich bei mir am meisten Resultate erhalten habe, dem einen oder andern meiner Kol- legen Anleitung zu geben, wie mau sich am besten und bequemsten diesen Schmuck in seinen Gevfächs- häusern verschaffen kann. Da mir Professor Koch freundlichst das nöthige Material verschafi"t und der bekannte Orchideenkenner Reichenbach in Ham- burg vor einigen Jahren in seinen Xenien eine Monographie des Genus gegeben hat, so will ich auch versuchen, durch eine Geschichte und Auf- zählung der Schmetterlings-Orchideen, wie man das griechische Wort „Phalaenopsis" am besten im Deutschen wiedergeben kann, das Interesse unserer Blumen-Liebhaber, namentlich derer, die Gewächs- häuser besitzen, noch mehr zu erwecken. Die erste Nachricht von einer Schmetterlings- Orchidee verdanken wir einem Hanauer Kaufmann, Rumf, gewöhnlich Rumphius genannt, der in der 2. Hälfte des 17. Jahrhundertes auf Amboina, einer der Gewürzinselu oder Molukken, holländi- scher Unterstatthalter war und die dortige Flor eifrig studirte. Leider gingen manche seiner Hand- schriften und seine reiche Pflanzen-Sammlung durch eine Feuersbrunst zu Grunde. Das, was gerettet war, hat später Burmann, Professor zu Amster- dam, unter dem Namen „Herbarium Amboinense" herausgegeben. Li dem G. Bande genannten Kupfer- werkes, der 1747 veröffentlicht wurde, findet man Phalaenopsis amabilis unter dem Namen Angraecum album majus (S. 99 und auf der 43. Tafel) aufge- führt und abgebildet. Dass der einheimische Name Angrek später auf ganz andere Orchideen übertra- gen wurde, ist bereits früher (2. Jahrg. d. Wochen- schrift, S. 35) gesagt. Linn^ lernte durch das Herbarium • Amboinense genannte Pflanze kennen und besclirieb sie in seinem Systeme wegen der Schönheit ihrer Blumen als Epidendron ama- bile. In die europäischen Gärten kam sie jedoch viel später, wahrscheinlich durch Blume, der sie auf einer kleinen Insel in der Nähe von Java ent- deckte. Der vor 2 Jahren verstorbene Professor Blume in Leiden, der bekanntlich sehr lange Zeit auf Java gelebt und sich mit besonderer Vorliebe den Studien der Orchideen gewidmet hat, erkannte zuerst in dem Rumf sehen Angraecum album majus den Ty- pus eines neuen Genus, welches er wegen der Aehn- lichkeit der Blüthen mit fliegenden Schmetterlingen Phalaenopsis nannte. Der Art selbst gab er den Beinamen Ph. amabilis, indem er sie mit der 48 378 Rumf sehen Pflanze und demnach auch mit dem Linn^'schen Epidendron amabile für identisch hielt. Nach der R eich enbach' sehen Monographie kennen wir jetzt 1 1 Arten : 1. Ph. amabiiis Bl. Diese auf Aniboina, wahr- scheinlich aber auch auf allen Sunda- Inseln bis Java vorkommende Art zeichnet sich durch schöne, grosse Blumen von weisser Farbe aus, die eine lange Dauer haben, abgesehen davon, dass eine nach der andern an dem sich verlängernden all- gemeinen Blüthenstiel erscheint. In England und meist auch bei uns wird sie gewöhnlich unter dem Namen Pb. grandiflora, den Lindley aus Ver- kennung der Art gegeben hat, aufgeführt. Die wenigen Laubblätter sind in die Länge gezogen und besitzen eine gleichmässige, hellgrüne Farbe. 2. Ph. equestris Kchb. fil. Diese bereits von dem in Berlin verstorbenen Professor Mey en wäh- rend seiner Reise um die Welt auf Jlaniila ent- deckte Art hat der in Eldena bei Greifswald ver- storbene Professor Schauer unter dem Namen Stauroglottis equestris bereits im Jahre 1843 verööentlicht. 5 Jahre später fand sie der Rei- sende Lobb ebendaselbst und sandte lebende Exem- plare an Veitch in ICxeter, durch den sie Lind- ley zur Bestimmung erhielt. Dieser erkannte sie richtig für eine Phalaenopsis und nannte sie, da er von Schauer's Pflanze nichts wusste, wegen der Rosafarbe der Blumen Ph. rosea. Ein Jahr später machte der jüngere Reichenbach auch darauf auf- merksam und legte der Orchidee wiederum den zuerst gegebenen Artnamen „equestris'' bei, den Schauer wahrscheinlich durch eine Vergleichung mit einem Rittersterne ertheilt haben mag. 3. Ph. snmatrana Korth. et Rchb. fil. Nur wenige Monate später wurde sie in der Flore des jardins du royaume des Pays-Bas als Ph. zebrina veröffentlicht, ein Name, der auf die gefärbten Querbänder auf weissem Grunde der Blumenblätter Bezug hat. Entdeckt wurde sie von dem Reisen- den der Sunda Inseln, Korthals, auf Sumatra und durch den Direktor des botanischen Gartens in Bui- tenzorg auf Java, Teysmann, 1859 im botani- schen Garten zu Leiden eingeführt, wo sie bis jetzt wohl noch allein zu finden ist. An Schönheit steht sie den beiden genannten nach. 4. Ph. Aphrodite Rchb. fil. In den meisten Gärten, besonders Englands, findet sich dic^e rei- zende Orchidee unter dem falschen Namen Ph. ama- biiis vor, den ihr Lindley, sie mit der echten Pflanze dieses Namens vciwechselnd. gegeben hatte. Dem Jüngern Reiclienbach gehört aber wiederum das Verdienst, den Irrtlmm zuerst nachgewiesen zu haben. Der Name Aphrodite (die griechische Be- nennung der Venus) ist in der That bezeichnend. Sie unterscheidet sich durch die purpurrothen Quer- streifen an der Basis der Lippe und durch das dunklere Grün der Laubblätter. 5. Ph. Schilleriana Rchb. fil. Eine um so reizendere Art, als auch die Blätter durch ihre bald mehr zebra- artige, bald mehr getigerte Zeichnung, selbst ohne BlUthen, einen Schmuck verleihen. Die von Paris und von Hamburg aus verbreiteten Pflan- zen vermag ich nicht einmal als Abart zu unter- scheiden, wie Professor Duchartre in Paris thut, da die Form der Zeichnung lediglich von der Kul- tur und von Zufälligkeiten abhängt. Da beide For- men (aus Paris und aus Hamburg) in den mir überwiesenen Gewächshäusern des Rittergutsbesitzers Reichen heim zu gleicher Zeit blühten, so hat Professor Koch vergleichende Untersuchungen an- gestellt, die aber zu keinem Resultate führten. Die Blütlien haben eine weisse Farbe, welche in der Mitte allmählig in Hellroth übergeht. 6. Ph. violacea Hort. Bogor. wurde ebenfalls von Teysmann aus Java eingeführt und gehört mit Ph. snmatrana zu den Arten mit kurzem, all- gemeinem Blüthenstiel und grossen, tief- dunklen Blättern. Die mittelmässigen Blüthen besitzen eine rosa- violette Farbe. Bis jetzt existirt die Pflanze nur im botanischen Garten zu Leiden. Es folgen nun 2 Blendlinge. 7. Ph. ambigua Rchb. fil. besitzt die Blätter dev Ph. amabiiis Bl. und die Blüthen der Ph. Aphro- dite Rchb. fil. 8. Pb. intermedia Lind, soll dagegen ein Blendling von Ph. amabiiis Bl. mit Ph. equestris Rchb. fil. sein. Beschrieben sind hingegen, finden sich aber nicht in Kultur: 9. P h. Devrieseana Rchb. fil. Die Pflanze wurde von dem Jüngern Reichenbach nach einer Zeichnung des Professor de Vriese, der leider vor einigen Jahren an den Folgen seiner Reise nach Holländisch-Indien in Leiden gestorben ist, cbarak- terisirt, ist demnach nur unvollkommen bekannt. 10. Ph. Cornu cervi Bl. et Rchb. fil. Eine sehr hübsche Art mit gelben und roth-punktirten Blüthen, welche Professor Blume in der javani- schen Provinz Bantam aufgefunden hat. 11. Ph. Hebe Rchb. jun. Eine kleine Art der Insel Java mit weissen, aber zum Thcil roth - ge- streiften Blumenblättern. 12. Ph. deliciosa Rchb. jun. wurde von dem bekannten javanischen Reisenden ZoUingcr auf Java entdeckt. Die gclblicli-röthlichen Blüthen be- finden sich in geringer Anzahl auf einem kurzen, allgemeinen Stiele. Wenn auch früher verschiedentlich über die 379 Kultur der Sclimetterlings-Orcliideen Mittlieiiungen gemacht wurden, so dürften die nieiiiigeii do<^li vie- len meiner Kollegen nicht uninteressant sein. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit der Kultur der- Orchideen und auch der Arten dieses Geschlechtes, so dass ich wohl einige Erfah- rungen sammeln konnte. Zunächst lieben alle Phalaenopsis- Arten recht viel Wärme; aber auch d:is Licht ist ilinen will- kommen, deshalb ist der Stand in der Nälie der Fenster erforderlich. Als Epiphyten, die alle Arten sind, wachsen sie an Baumrinde oder an l'aum- stammen und entwickeln hier Wurzeln und Blätter rasch. Nur in der Wachsthums- Periode bedürfen sie viel Feuchtigkeit, weshalb eine Hauptsorge sein muss, das so schnelle Austrocknen der Baumrinde, namentlich im Sommer, durch öfteres Befeuchten zu verhüten. Bei uns scheinen die Schmetterlings- Orchideen viel besser in Holzkörben zu gedeihen, weil sich in ihnen die Feuclitigkeit glcichmässiger hält. Aus- serdem können sich auch die Wurzeln nach allen Seiten ausbreiten, was für diese ausgezeichneten Pflanzen Hauptsache ist. Auch die Topfkultur tluit in sofern dieselben Dienste, wenn die Töpfe nach allen Seiten durch- löchert und bis zur Hälfte mit Scherben gefüllt sind, damit das Wasser gehörig abfliessen und die Luft eindringen kann. Man pflanzt sie so hoch, als irgend möglich. Als Mischung nehme ich Pha- gnum-Moos, gewaschene Holzkohle in kleinen Stük- ken, oder Topfscherben und etwas reinen Fluss-, am besten jedoch weissen Marmorsand. Die Blüthezeit der Phalaenopsis-Arten ist in der Kegel im Winter. Hierauf ist jedoch nicht mit Sicherheit zu rechnen , wie bei den Aerides', Van- da's und ähnlichen Orchideen, sondern sie hängt lediglich von der Vegetation ab, so dass sie bei guter Kultur selbst 2 Mal im Jahre blühen. Die Blumen sind so ausserordentlich zart, dass sie durch geringen Niederschlag, der sich durch die Feuchtigkeit während der Nacht häufig im Orchi- deenhause entwickelt, leicht fleckig werden, weshalb hiergegen hauptsächlich zu sorgen ist. Phalaenopsis equcstris zeichnet sich in sofern vor den anderen Arten : Aphrodite, amabilis, Schil- leriana u. s. w. noch aus, dass sie nach Austreiben des Bllithenstieles, wenn dieser nur etwa 6 Zoll Länge hat, schon zu blühen anfängt, 2 — 3 Blu- men entwickelt und selbst mehre Jahre fortblühen kann. Li dem Garten des Ritters Day in Totten- ham bei London befindet sich ein kräftiges Exem- plar, was schon 3 Jahre ununterbrochen geblü- het hat. Die Vermehrung der Phalaenopsis-Arten ist sehr schwierig, denn nur selten bekommt man einen Nebentrieb. Durch Abhacken des verblühten Blü- thenstieles gelingt es zuweilen, dass an dessen Spitze eine junge Knospe austreibt, welche man jedoch nicht eher abnehmen kann, als bis das dritte Blatt sich zu zeigen beginnt und damit die Pflanze auch gute Wurzeln hat. Schliesslich erwähne ich noch der Kellerwürmer und kleinen Schnecken, die den fleischigen Wurzeln, sowie den jungen Blättern, sehr nachgehen und in einer einzigen Nacht viel Schaden anrichten können. Man treffe daher stets die nöthige Fürsorge. Eine Kritik der englischen Ausstellungen. Unter der Ueberschrift: „Policy of Flowershows" druckt das Athenäum vom 13. August einen Brief Jo- seph Paxtou's ab, der vieles sehr Beherzigens- werthe enthält. Schon die Ueberschrift ist schwer wiederzugeben; man kann Policy hier in der Be- deutung von Schlauheit und List, aber auch von Kritik nehmen. Die Worte des Briefschreibers wer- den es dem Leser am leichtesten machen, sich die Bedeutung zu wählen, welche ihm die passendste scheint. Da der Brief auch für unsere Gartenfreunde grosses Interesse haben wird, so möge die Ueber- setzung hier folgen: j Aufgefordert , meine Ansicht auszusprechen über die Natur und den Charakter von Ausstellun- gen, welche die König!. Gartenbau-Gesellschaft zum wahren Fortschritt des Gartenbaues und seiner ver- wandten Wissenschaften veranstaltet, schreibe ich diesen Brief, um eine Grundlage zu bilden, oder Data zu geben, auf welche hin dieser Gegenstand, wie ich hofle mit gutem Erfolge, möge besprochen und erörtert werden können. 1. Ohne Zweifel ist der Erfolg der Ausstellun- gen der Gesellschaft, besonders der früheren, für die Gartenbau-Angelegenheiten sehr vor- theilbaft gewesen. Sie haben zu grossen Ver- besserungen in der Zucht und Behandlung der Pflanzen ermuntert, besonders solcher Pflanzen, die in der sogenannten Londoner Modezeit des Jahres (der Saison) in Blüthe gebracht werden können, aber sie sind kei- neswegs die Erzeuger von unzweifelhaft Gu- tem gewesen. Sie haben einen unnatürlichen, künstlichen Zustand der Dinge hervorgebracht, welcher nicht allein im eigenen Interesse der Gärtner zu tadeln, sondern der auch dem Interesse des Publikums entgegen ist, weil 48* 380 3. er eine, wie man sagen kann, krampfhafte Anstrengung und Tliiitigkeit zu Wege bringt, die in andern Jahreszeiten unthätig und im hohen Grade unfruchtbar bleibt. Ich kann dies deutlich darthun, indem ich anführe, dass ich vor längerer Zeit, und dies besteht jetzt in gewissem Umfange, einen der ersten Lon- doner Gärten besuchte, und vergessend, dass es grade ein Ausstellungstag war, nur 6 oder 7 Pflanzen im Garten fand, die andern waren alle wie ein Pferd zum Wettrennen trainirt, und zur Schau gestellt, um Preise zu gewin- nen. Im selben Jahre, etwas später, kam ich wieder, und fand die Pflanzen, die ihre Wett- lauf-Runde gemacht hatten, alle bliUhenlos, und für das nächste Jahr zum selben Zweck unter gleiche Behandlung gebracht. Und diese Behandlung bestand darin, einige Pflan- zen zurückzuhalten und andere anzutreiben, so dass sie alle zur selben Zeit blühen möch- ten. Solche Pflanzen, die dergleichen Be- handlung nicht ertragen konnten, wurden gar nicht gezogen. Jedermann sagt natürlich, dass er ein Recht habe, mit seinen Pflanzen thnn zu können, was er wolle, was ich auch nicht in Abrede stellen will; und wenn eiu Herr sich nichts daraus macht, während 10 Monaten ira Jahre keine Blumen zu haben, um eine so grosse Schaustellung zu machen, so habe ich ihn deswegen nicht zu tadeln. Wofür ich streite ist nur, dieses sollte nicht das Hauptziel und der Zweck der Ausstellungen der Gar- tenbau-Gesellschaft sein. Nach einer Rich- tung haben die gegenwärtigen Ausstellungen etwas Gutes hervorgebracht, indem sie Preise für Sammlungen schöner Blattpflanzen aus- setzten, weil die Kultur dieser Pflanzen, welche das ganze Jahr hindurch schön aussehen, da- durch angeregt worden ist und sie eine grosse Verschönerung der Gärten sind. Andrerseits aber ziehen diese gi-ossen Aus- stellungs-Kultivateure sehr wenige Pflanzen, die nicht in der Schau -Saison blühen, und vernachlässigen deshalb diejenigen gänzlich, welche zu anderen Zeiten mit grossem Er- folge kultivirt werden könnten. Der Hauptzweck des Gartenbaues sollte, mei- ner Meinung nach, der sein, die davon zu habende Freude zu vergrosscrn und sie so weit als möglich auszubreiten, die Besitzer von Gärten in den Stand zu setzen, die grösste Menge von Vergnügen und Genug- thuung von ihrem Besitze zu haben und dem grossen Publikum es möglich zu machen," die grösste Anzahl von Früchten, Blumen und Gemüsen in bester Art und zu den bil- ligsten Preisen sich verschaffen zu können. 5. Um dies durchzuführen, müsste etwas wie eine immerwährende Ausstellung bestehen, so dass die Gärtner kein Interesse hätten, ihre Pflanzen in unnatürlicher Weise in Blüthe zu treiben, sondern dass, wenn sie zu irgend einer Zeit ein schönes Exemplar hätten, sie wüssten, wo es gesehen und gewürdigt werden könnte. Als die Garteubau- Gesellschaft in ihrer glänzendsten Zeit war, bildeten die von vierzehn zu vierzehn Tagen stattfindenden Ausstellungen in ihrem grossen Raum in Re- gentStreet eine ihrer Haupt-Anzichungs- und Ertrags-Qiiellen. Es war damals allgemeiner Brauch, neue Pflanzen oder Früchte von den Herrschaften auf dem Lande zu diesen Aus- stellungen geschickt zu sehen, und die Hau- delsgärtner brachten jede neue Pflanze aus ihren Gärten dorthin. Dr. Lindlev erklärte die Natur und Eigeuthümliehkeiten einer jeden Sache, wie sie in der Ausstellung erschien, in jener klaren angenehmen Weise, worin er hierbei ohne Nebenbuhler ist, und diese Ver- sammlungen waren ausserordentlich beliebt (fashionable) und oft dicht gedrängt. 6. Als die Vereins-Gärten (Horticultural Gardens) in Chiswik die ersten im Lande für neue Pflanzen waren, wurden viele Gärten von dort aus versorgt, und so gewährten sie immer grosses Interesse. Sie konnten sich nicht ganz auf Herrschaften oder Gärtner verlassen, von diesen Pflanzen zur Ausstellung zu er- halten, und wenn die Zusendungen dürftig waren, wurde die Schau durch schöne Pflan- zen aus den Horticultural Gardens vervollstän- digt. Aber eine Anerkennung von der Ge- sellschaft bedeutete etwas und wurde hoch geschätzt; sie sicherte den Absatz einer jeden Pflanze, die sie erhalten hatte, und besass oft den Werth von einigen Hundert Pfund Ster- ling, indem manche Handelsgärtner grosse Be- stellungen hatten, noch ehe die Ausstellung geschlossen war. Es scheint mir daher, dass diese vierzehntäglichen Ausstellungen wieder zu erneuern wären und ihnen jede mögliche An- ziehungskraft gegeben werden sollte. Wenn man die Zunahme des Verkehrs in gärtneri- scher Hinsicht betrachtet, sowie die Leichtig- keit, Alles von weither herbeizubringen, und den grossen Zufluss von Fremden während der Frühjahrs- und Sommer-Monate, so dürfte ein Versuch wöchentlicher Ausstellungen sich sogar empfehlen , was einer immerwähreu- 381 den Ausstellung in der Tliat gleichkommen würde. Sie müssten an einer für die Pflan- zen geeigneten Oertliclikeit abgehalten wer- den, wo ein Haudelsgärtner kein Bedenken tragen würde, sie während ihrer ganzen Blü- thezeit ausgestellt zu lassen. Eine oder zwei grosse Schaustellungen könnten immer noch in den Gärten abgehalten werden, wo die Mode-Herrschaften erscheinen und sich sehen . lassen und gesehen werden könnten, was sie bei diesen Gelegenheiten ebenso gut wie die Blumen thun. 7. Es würde zu weit führen, in einem Briefe genau nachweisen zu wollen, wie viele Zweige der Gärtnerei seit vielen Jahren liegen ge- blieben sind, obgleich es niiht unwichtig sein dürfte; es würde mehr Zeit und Kaum in Anspruch nclimen, als ich jetzt daran setzen kann. Ein Gegenstand hat mich aber seit langer Zeit bedrückt und ich bin so über- zeugt von seinem verderblichen Einfluss auf den kommerziellen Punkt der Versorgung mit feineren Früchten für den Markt, dass ich nicht anders kann, als in diesem Briefe darauf zu- rückzukommen: dies ist nämlich die Zucht von Früchten für den Verkauf von Privatleuten in Konkurrenz mit den Handelsgärtnern. Viele Herrschaften unterhalten Gärten, zum Theil für eigenen Bedarf, zum Theil, um aus dem Ab- satz der Früchte einen Theil ihrer Kosten zu decken. Dies geschieht sogar von einigen gros- sen Laudgutsbesitzern in bedeutender Ausdeh- nung. Die Folge ist, dass die Früchte bei allem Einfluss wohlfeileren Glases und billi- gerer Kohlen in der Ausdehnung des ganzen Landes durchweg theurer. als vor 40 Jahren sind; während der Ertrag wirklicher Handels- gärten 50 Procent billiger und 100 Procent besser ist, haben die getriebenen Früchte, mit denen Privatgärten Konkurrenz machen, nur geringen Fortschritt in der Güte gemacht. Wenn man vor 30 oder 40 Jahren auf den Coventgarden- Markt ging, fand man schöne Trauben, die von dem grossen Handelsgärtner Andrews in Vauxhall, sowie von William Wilraot in Isleworth oder aus anderen gu- ten Etablissements gezogen waren, wohinge- gen, wenn man jetzt hingeht, diese Früchte aus Privatgärten sind. Wenn man jetzt für eine grosse Festlichkeit eine bedeutende Menge von Früchten verlangt, so wird keiner der gros- sen Fruchthändler die Lieferung mehr über- nehmen, ohne zuvor an einige Privatgärten geschrieben oder telegraphirt zu haben, was zu erhalten ist. 8. Die erste Frage, welche natürlich in's Auge fällt, ist: wie ist das Publikum dadurch schlim- mer daran? Ich denke sie mit wenigen Wor- ten zu Jedermanns Ueberzeugung beantworten zu können: ein Privat-Etablissement verkauft oft früh im Jahre ein Pfund Trauben oder ein Dutzend Pfirsiche, ohne Rücksicht auf die Kosten, zu einem Preise, welcher einen Han- delsgärtner ruiniren würde. Ein solcher Preis stellt den Herrn zufrieden, der die Unkosten des Kultivirens nicht kennt, er schreckt aber den Handelsgärtncr zurück, weil er ihn rui- niren müsste, und er von der Kultur lieber ganz zurücktritt; daher bleibt die Versorgung des Marktes fast nur in den Händen dieser wenigen Privatgärtner. Würde den Handels- gärtnern nicht so entgegengetreten, so wür- den sie sich bemühen. Einer dem Andern es an Wohlfeilheit und Güte der Früchte zuvor- zuthun, wie es bei allen anderen Dingen ge- schieht; in kurzer Zeit würde auch der Markt einen regelmässigen Zufluss zur Hälfte des gegenwärtigen Preises der Frühjahrsfrüchte haben, der jetzt nicht angestrebt wird, weil die Privatgärten , die ihr Bestes senden und den Verlust dabei nicht rechnen, keine Kon- kurrenz zulassen. Das PubUkum trägt aber den Schaden davon, wenn auch die Frucht- händler Gewinn haben. 9. Und nun, ehe ich meinen Brief schliesse, sei mir erlaubt, einige Worte darüber zu sagen, was die Royal-Horticultural-Gesellschaft beim Verkauf thun sollte. Es ist ganz gerechtfer- tigt und in der Ordnung, neue Pflanzen, welche sie eingeführt hat, zu vervielfältigen und an Mitglieder zu vertheilen, aber ich bin im Ganzen dagegen, neue Pflanzen zu kaufen, sie zu kultiviren und zu verloosen. Dies ist, man gestatte es mir zu sagen, eine Beeinträchtigung der Handelsgärtner, welche es viel besser und wohlfeiler, als die Gesell- schaft, thun können. gez. Joseph Paxton." So weit der Brief. Was etwa für unsere Zu- stände und unsere Gartenbau- Gesellschaft passt, wird sich leicht von dem trennen lassen, was eben nur die englischen Zustände betrifft. Dem Einsender scheinen hauptsächlich die Punkte beherzigenswerth, welche das Ausstellungswesen berühren, und da man ihn für einen Betheihgten halten dürfte, so zieht er vor, ungenannt zu bleiben. 382 Ueber das Kernobst im Herzogthiiiu Koburg. Voiii Olier-Lieutenant Douauer iu Kobuifj. Da ich schon seit dem Jahre 1833 mit dem verstorbeneu Küchenmeister Dittrich in Gotha in näherer Berührung stand imd vom selbigen gleieh- mässig durch Zusendung von Früchten und Edel- reisern sehr unterstützt worden bin, so war ich auch seit jener Zeit fortwährend darauf bedacht, die neue- ren, anerkannt guten Sorten in hiesiger Gegend zu Tcrbreiten. Die älteren Kernobstarten wurden durch Christ und Sickler eingeführt; da aber weiland Herzog Ernst I. aus Brüssel mehre neuere Sorten kommen Hess und auch Zusendungen von Diel, von Dresden und BoUwiller erhielt, so verschaffte ich mir die Erlaubniss, auch von diesen Pfropfreisern zu entnehmen, welche sodann ebenfalls un entgeld- lich vertheilt wurden. Soweit wäre wohl Gelegen- heit genug gegeben gewesen, um alte, oft wirklich recht schlechte Sorten zu verdrängen ; allein es müs- sen auch die Hindernisse genannt werden, welche einer besseren und schneller erfolgreichen Obstkultur entgegen traten. Von diesen nenne ich besonders drei, nämlich ungemein grosser Schaden durch Ha- sen, und zwar bis zum Jahre 1848, ferner durch den verderblichen Baumliandel mit schlechten, meist unveredelten Bäumen aus der Gegend von Bam- berg, Fürth und Forchbeim, wogegen ich in ver- schiedenen Schriften vergeblich zu wirken suchte, und drittens durch klimatische Einflüsse, indem durch die Nähe des Gebirges vom Thüringer Walde sehr häufig ein schneller Wechsel der Temperatur ein- tritt, welcher die verheerendsten Nachtheile durch Fröste im Spätherbste und Vorwinter zur Folge hat, wenn der Saft noch zu wässerig und sogar das Laub noch gar nicht abgefallen ist, — ein Un- heil, über welches auch mein benachbarter und hochverehrter Freund, Medizinal-Assessor .Jahn in Meiningen, schon oftmals bittere Klage geführt hat, und wodurch die Dauer unserer neugezogenen Obst- bäume in so hohem Grade beschränkt und verkürzt wird. Zur Beurtheilung der Früchte aus den hie- sigen Umgebungen glaube ich noch bemerken zu müssen, dass sich unsere Gärten auf den südlichen Abhängen des Thüringer Waldes befinden, — dass sie 900 bis 1200 Fuss über der Nordsee liegen — dass der Boden sehr wechselt, jedoch vorherrschend immer aus der Verwitterung und Auflösung von Kalk, Sandstein und Keuper bestellt, wogegen das nordwestlich gelegene, vulkanische Basaltgebirge der hohen Röhn Frankens noch immer 4 bis C Stunden entfernt bleibt, aber nicht selten sehr rauhe Luft- strömungen in unsere, übrigens ausgezeichnet schö- nen Fluren sendet. Das Hauptthal mit dem Landflusse, der 'Itz, nimmt seine Richtung von Norden gegen den süd- lich gelegenen fränkischen Jura zu, dessen Höhlen luid Natur Schönheiten immer mehr bewundert wer- den, und dessen letzte Abzweigungen sich bis zur herrlichen Lage von Koburg selbst erstrecken. Aus diesen, nur kürzlicli angedeuteten Oertlich- keiten mögen sich meistens die Erscheinungen er- klären lassen, welche hieraus für unsere Obstkultur und insbesondere für die Qualität unserer Kernobst- sorten entspringen, deren bessere Auswahl sieh der hiesige Verein für Gartenbau nicht nur besonders angelegen sein lässt, sondern sich auch nebenbei bemüht, den Segen des Obstbaues in weiteren Flnt- fernungen zu begünstigen. Um die neueren in Frage gekommenen Aepfel und Birnen schneller kennen zu lernen und nach Befund zu verbreiten, sind sehr viele ältere Bäume, welche nur sehr geringe Sorten trugen, zu Probe- bäumen umgepfropft worden, was aber zu noch weit glücklicheren Resultaten gefülirt haben würde, wenn die Besitzer, ungeachtet vieler Erinnerungen nicht allzusehr geeilt hätten, die untersten Zug- äste viel zu frühe, schon nach 2 — 3 Jahren zu entfernen, was nach Stärke der Stämme erst nach 4, 5 u. 6 Jahren hätte geschehen sollen, damit das Verhältniss zwischen der unberührt gebliebenen Wur- zel mit der mehr oder weniger verstünnnelten Krone nicht allzusehr gestört werde. Wird hierauf keine Rücksicht genommen, so unterliegen die allzufrechen Triebe nicht nur der Gefahr des Abbrechens durch Wind, sondern der noch weit grösseren durch Frost. Die längere Dauer der Probebäume würde sehr leiden. Zur Förderung der Obstkenntniss finden im Vereine jährlich kleine Frucht- Ausstellungen statt; für heuer schon während des Sommers, um die Frühsorten mehr beachten zu können; da aber auf dem Obstmaikte die neueren Sorten erst allmählich ihren verdienten guten Ruf erwerben können, so ist es schon oft bedaueit worden, dass nur mittlere, ja sogar geringe Früchte fast ebenso bezahlt wer- den, als wirklich gute und feine, die man nicht kennt, bei denen sich nicht immer Gelegenheit zum preiswürdigen Verkauf findet. Was das Steinobst betrift't, so ist der Kir- schenbau gering anzuschlagen. Es wird der Markt von Unterfranken aus sattsam besetzt, wogegen aber an Zwetschen und Pflaumen eine bedeutende Menge gewonnen wird, ohne jedoch fremde Einfuhr ganz überflüssig zu machen. Das Kernobst ist zwar im Lande sehr reich vertreten, leidet aber durch den schon oben berühr- ten Baumhandel sehr, wobei scheinbar gute Stämme 383 mit 6 und 9 Kreuzern verkauft werden, während wirklich gute Stämme allerwenigstens 30 und 36 Kreuzer kosten würden. Durch übermässig raschen Wuchs sind diese Bäume leicht zu kennen; die Früchte sind allermeist nur zu Obstwein und ge- ringem Backobst zu gebrauchen, selten findet man neue und gute Sorten darunter. Um zunächst Obstkenntniss unter den Mitglie- dern des Vereines zu vermehren, hat derselbe nicht ermangelt, für Anschaffung derjenigen Hülfsmittel und Schriften zu sorgen, welche zur Erreichung dieses Zweckes besonders beitragen können und freuet sich, indem „Leitfaden zum Bestimmen der Obstsorten" vom Garten- Inspektor Lucas zu Reutlingen ein neues Werk erhalten zu haben, welches uns sichere Führung verspricht, wenn wir nicht selten Gefahr laufen, uns im grossen deutschen Obstbaumwalde und unter den zahllosen Früchten desselben zu verirren. Durch die bis jetzt aufgestellten Systeme, so- wie durch künstliche Nachbildung der Obstfrüchte, sind unzweifelhaft recht achtungswerthe Anhalte- punkte gewonnen worden. Es muss auch das Mög- lichste aufgeboten werden , um auf diesem Wege trotz aller Schwierigkeiten niuthig fortzuschreiten; was aber meine persönliche Ansicht über eine festere Bestimmung der Kernobstfrüchte betrifi't, so will ich mich gern einen pomologischen Stümper nennen lassen, wenn ich die Vermuthung, ja die Behauptung ausspreche, dass es niemals gelingen werde und könne, hierin diejenige Sicherheit zu er- reichen, welche wir wünschen und welche sich viele, besonders weniger geübte Obstkenner und denkende Obstfreunde in Aussicht stellen. Die Gründe, auf denen meine schon öfter ausgesprochene Ueberzeu- gung beruht, sind immer dieselben, denn 1. ist die Aufgabe viel grösser und schwerer, als man sie sich gewöhnlich denkt; 2. die Menge des schon beschriebenen Obstes ist sehr gross, die des nicht beschriebenen und be- ständig neu zuwachsenden ganz ausserordentlich; 3. begnügt man sich auch nur mit kürzeren, charakteristischen Bi Schreibungen, so müssten den- noch die herzustellenden Handbücher einen so gros- sen Umfang erhalten, und einen so hohen Preis an- nehmen, dass sich nothwendig viel zu wenig Käufer für dieselben finden würden; 4. welches ungeheure Gedächtniss würde dazu gehören, um mit so sehr vielen, wenn auch nicht allen Namen vertraut zu bleiben? 5. welcher Wechsel der Formen und der Farbe wird selbst bei Kernobstfrüchten, und zwar bei einer und derselben Art bemerkt; 6. wie unbeschreiblich gross ist der Einfluss des Bodens — der örtlichen Lage ■ — der jeweiligen Jahreswitterung auf die Ausbildung und Veränderung- der Früchte im Bezug auf Grösse und Güte? Unter so wechselvollcn Umständen darf man sich daher nicht wundern, wenn sich bisweilen schon bei der Klassificirung mancher Sorten Schwierig- keiten zeigen. Welche Täuschungen bei fester Bestimmung einzelner Sorten möglich sind, hat sicix bekanntlich schon in früherer Zeit bei dem Drap- d'or oder Goldzeugapfel gezeigt, bis endlich Garten- Inspektor Lucas glücklichen Aufschluss ertheiltc. Allein je mühevoller es jedem strebsamen Obst- freunde wird, um sich etwas weitergehende Obst- kenntniss zu erwerben, um so mehr müssen doch, die Vereine darauf hinwirken, um wenigstens in ihren Wirkungskreisen das Publikum durch geeig- nete Blätter zu benachrichtigen, damit selbiges bei neuen Anpflanzungen eine entsprechende Auswahl von älteren und neuen Obstsorten treffen könne. Diese Vorsorge ist vom hiesigen Vereine schon öfter getroffen worden, verdient aber oft wiederholt zu werden, da hierdurch zugleich die Namen der neuesten und als vorzüglich anerkannten Früchte zur öffentlichen Kenntniss gelangen. Die früher hier bestandene Herzogliche Baumschule ist neuer Gartenanlagen wegen eingegangen; die Baumschule der Stadt erstreckt sich kaum auf 4000 Stämme und eine grössere Privatbaumschule im nahen Dorfe Neuses ist erst im Entstehen begriffen ; daher wer- den viele Bäume von auswärts bezogen, die aber meistens noch sehr schwach sind. Da in Görlitz auch die Frage besprochen ist, welche Früchte sich an verschiedenen Orten durch besondere Güte und zugleich durch bemerkenswcrthe Tragbarkeit ausgezeichnet haben und es daher ver- dienen, zur allgemeinen Anpflanzung weiter empfoh- len zu werden, so mu.-s ich vor Allem der Colo- ma's Karmeliterbirn gedenken, deren Feinheit auch vom Medizinal- Assessor Jahn anerkannt wurde. Bonne Louise d'Avranches besitzen wir nur als Py- ramiden; sie wurde zuerst von Paris nach Baireuth. an den Hofgärtner Jannack gesendet und von da weiter verbreitet. Als Beurre sans peau passiren verschiedene Sorten, aber die von Lauterbach bei Meissen als BIrn ohne Schale hierhergekommene erreichte auf Hochstamm in geschützter Lage einen wirklich hohen Grad der Vorzüge einer guten But- terbirn. Als gute und dankbare Sommerbirn hat sich die Bergamotte fertile sehr bemerkbar gemacht, obschon sie wegen des Abfalls gegen den Stiel zu der Form einer Bergamotte nicht wohl entspricht. Ferner ist zu empfehlen : die Beurrö d'Eughien und die Sommer- Citronbirn, die auch LS62 ungeachtet des sehr kühlen Wetters dennoch ganz besonders • gut wurde. Da die frühesten Sorten auf dem Obst- markte verhältnissmässig am besten bezahlt werden, 384 so gehört hier noch immer die Grüne Magdalena zu den am allermeisten verbreiteten Sorten, des- gleichen die lange Sommer-Muskateller und die Som- merrobine. Nachträglich muss ich noch durchaus der Ruthen Dechantsbirn gedenken, die sich auch 1862 durch Tragbarkeit und Güte auszeichnete, wogegen mehre Wiuterbirnen, z. B. Winterdechants- birn, zum Rohgenuss völlig unbrauchbar blieben. Als Winterkochbirn hat sich die von Zallinger in Tvrol hierher bezogene Papuli d'inverno durch sehr reiche Tragbarkeit und besondere Güte vortheilhaft und in verschiedenen Jahrgängen gleichmässig so ausgezeichnet, dass sie die mit Recht empfohlene Campervenus noch überbietet. Um diejenigen Fruchtsorten bald kennen zu lernen, welche sich in verschiedenen Gegenden Deutschlands ganz besonders durch Tragbarkeit und Güte ausgezeichnet haben, sind Berichte von vielem Werth. Bei solchen reichtragenden Bäumen muss immer auf junges Holz hingearbeitet werden, wenn deren Früchte zur vollkommensten Entwickelung gelangen sollen. Diesen Gegenstand habe ich schon sehr oft bei mehren Sorten zur Sprache gebracht, z. B. bei Bezi de Chaumontel und Donauers Herbst- butterbirn, aber man hat wenig Notiz davon ge- nommen. Die ersten Früchte der Hochstämme sind vortrefl'lich und zeigen wenig Röthe der Haut, so- wie aber die Röthe zunimmt, dann hat man keine Spur der Butterbirn mehr und die Kochbirn ist fer- tig. Dergleichen Birnen sollten nur am Spalier oder auf Pyramiden gezogen werden. Sowohl zur Begünstigung der Obstkenntniss, als zur Verbreitung der besten und der vielbespro- chenen neuen, noch nicht geliörig erprobten Sorten, kann ich die gegenseitigen Zusendungen von Früch- ten allen thätigen Obstfreunden gar nicht genug empfehlen, da Natvirfrüchte doch immer weit be- lehrender und überzeugender sind, als selbst die glücklichsten Nachahmungen. ■Kflrf .Koffj's HüUs- und Schreib -Kalender für ®ärtucr unl) ©avtriifrcunbc auf iiaa 3al)r 1865. Der neue Garten -Kalender für das Jahr 1865 liegt uns vor. Wir können zur P]mpfehlung dieses für den Gärtner so ausserordentlich wichtigen Bu- ches nichts weiter sagen , als was bereits früher schon, und zidetzt im vorigen Jahrgange (S. 393), ausgesprochen wurde. Durch den Kalender, und vor Allem durch die Aufzählung aller Gartenbau- Vereine Deutschland's und des übrigen Europa's in demselben, hat man zuerst erfahren, welche Bedeu- tung die Gärtnerei in neuester Zeit erhalten. Na- menthch im Auslande, wo übrigens auch mehrfache Nachahmungen dieses Garten - Kalenders nach und nach entstanden sind, würdigt man seine Verdienste. Das Ausland selber ist uns durch den Kalender nahe getreten und unsere deutschen Gärtnereien sind zum Theil erst durch ihn dem Auslände bekannt gewor- den. Es sind gegenseitige Verbindungen angeknüpft worden, die zu Resultaten geführt haben. Jeder Gärtner sollte ihn und zunächst den ersten Theil mit seinen Nachweisungen und Tabellen stets in der Tasche haben, um gelegentlich davon Ge- brauch zu machen, und zwar theils um Notizen an bestimmten Tagen hinein zu schreiben, theils um sich über das Eine oder Andere möglichst rasch Rath zu erholen. Nicht geringen Werth legen wir dabei auf den darin enthaltenen Porto-Tarif. Gi-ade bei den vielfachen Verbindungen, welche der Gärt- ner heut' zu Tage unterhalten muss, ist es ihm ge- wiss bequem, von den Tarifsätzen der verschiedenen Länder rasch Kenntniss zu nehmen. Der zweite brochürte Theil enthält ausser dem vollständigen Verzeichnisse der Gartenbau- Vereine, mit genauer Angabe der Vorstands- Mitglieder der- selben für Deutschland, und der Handelsgärtnereien, noch zwei sehr interessante Abhandlungen. Der fei- nere Obstbau spielt auch bereits bei uns in Deutsch- land eine Rolle, seitdem der jüngere Lep^re hier wirkt. In Arendsee bei Prenzlau uud in Basedow im Meckleuburg'schen war es, wo die ersten Fun- damente durch Lepfere gelegt wurden. Einer sei- ner besten Schüler ist der Obergärtner Wünne des Grafen v. Schlippenbach in Arendsee. Ersterem verdanken wir die besagte Abhandlung über den feineren Obstbau im Kalender. Da die Abhandlung mit einer Genauigkeit und Fasslichkeit, wie man beide leider nur selten zusammen findet, geschrie- ben ist, so kann sie allen Denen, die sich dafür interessiren und belehrt sein wollen, nicht genug empfohlen werden. Die zweite Abhandlung betriift die Pariser Ver- schönerungen. Es ist zwar schon in diesen Blät- tern über denselben Gegenstand ein Artikel abge- druckt worden ; der im Kalender ist aber ausführ- licher und gibt deshalb einen besseren Ueberblick über das, was in neuester Zeit in der Weltstadt geschehen. Zum Schluss findet man auch dieses Mal wieder eine Aufzählung aller Zeitschriften und Bücher der gärtnerischen Literatur vom Herbste 1863 bis da- hin 1864. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Eommandanten-Strasse No. 62. Druck der C. Fe ist er 'sehen Buchdruckerei in Berlin, Zielen-Platz No. 2. Woehensehrift des Fereüics zur Beförderung; des (aartenbaues in den Königl. Prensslschen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : IPi"ofessor I>r. Karl üocli, General-Sekretair des Vereines. No. 49. Berlin, den 10. Dezember 1864. Preis des Jahrganges 5^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 445. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 27. November. — Die chinesische Zwerg-Orange. — Das Versetzeu grosser Bitunie in vollem Blätter- iind Blüthenschmucke im August. Vom Hofgärtner Meyer in Sans- souci. — Programm zur Preishcwerhung für das 43. Jahresfest des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues. 445. Ycrsanimliing des Vcreiiips zur Bofönlerung des Gartonbaues, am 27. Novcnilier. Nach Verlesung des Protokolles bemerkte In- spektor Bouch^, dass Eucalyptus Globulus in der Jugend zwar sehr breite gegenüberstehende Blätter besitze, dass diese aber keineswegs an der Basis verwachsen seien. Ferner heisse die in der vorigen Versammlung empfohlene Kartoffel nicht Stettiner, sondern Schneppiner. Nach Professor Koch möchte letztere gar nichts weiter sein, als die längst be- kannte rosarothe Zwiebel-Kartoifel. Professor Dr. Braun, der als 1. Stellvertreter den Vorsitz für den durch Geschäfte verhinderten Geh. Ober - Eegierungsrath Knerk übernommen hatte, theilte mit, dass der Vorstand in corpore dem Minister der geistlichen. Medizinal- und Untenichts- Angelegenheiten, von Müh 1er, und dem Minister der landwirthschaftlicheu Angelegenheiten, von Sel- ch ow, welche in der letzten Versammlung des Ver- eines zu Ehren -Mitgliedern desselben ernannt wor- den, die Diplome übeneicht und die Versicherung erhalten hätte, dass der Verein auch fernerhin, so- weit möglich, auf Unterstützung rechnen dürfe. Inspektor Bouch^ berichtete über die ausge- stellten Pflanzen, welche dieses Mal aus 5 verschie- denen Gärten eingeliefert waren. Ausserdem hatte Inspektor Bouch^ aber noch aus dem Versuchs- garten eine Anzahl zwergiger China-Chrysanthemen zur Verloosung gestellt. Aus dem Garten des Rit- tergutsbesitzers Reichenheim (Obergärtner Kraus) waren 3 Orchideen von besonderer Schönheit und in einer Grösse vorhanden, wie sie wohl selten oder kaum auf Ausstellungen des Kontinentes gesehen werden. Ein Exemplar des Epidendron ciliare hatte nicht weniger als 30, ein Cypripedium insigne da- gegen 12 Blüthen-Aehren. Barkeria Skinneri zeich- nete sich besonders durch die lebendige Farbe ihrer Blüthen aus. Auch die Orchideen des Kommerzienrathes Rei- chenheim nahmen durch gute Kultur und Blüthen- reichthum die Aufmerksamkeit der Anwesenden in Anspruch. Interessant waren die Blendlinge der Preptanthe (Calanthe) vestita, einestheils mit Ca- lanthe Masuca und anderntheils mit Limatodes ro- sea, welche von England aus als Calanthe Domi- niana und Veitchii in den Handel gekommen sind. Von den beiden Formen der Preptanthe vestita hatte die mit gelbem Auge 6, die mit rothem 9 reichlich gefüllte Blüthenstände. Endlich stammte noch ein Zwerg-Cluysanthemum: Madame Bouchon, wo die Zweige abwärts gebogen waren, aus demselben Garten. Nach Professor Koch findet dieses Ab- wärtsbiegen der Blüthenäste, um eine grössere Fülle von Blüthen zu erzielen, auch bei anderen Blüthen- sträuchern, namentlich bei Fuchsien, statt. Durch Hooibrenk ist es auch wieder bei Obst-Pyramiden und anderen Formen von Obstgehöl^en, meist mit Erfolg, in Anwendung gekommen. Nach Inspektor Bouche sei dieses Abwärtsbiegen, nicht um eine grössere Blüthenfülle, sondern um mehr Früchte zu 49 386 erzielen, eine längst bekannte Manipulation. Man habe es stets bei den unteren Aestcn von Pfirsi- chen und Aprikosen, wo die mehr gegen die Basis des Stengels befindlichen Fruchtaugen in der Re- gel nicht zur Entwickelung kommen, gethan ; frei- lich sei dabei auch beobachtet worden, dass derglei- chen Aeste keine lange Lebensdauer belassen. Aus dem Garten des Cieh. Ober-Hofbuchdruckers von Decker hatte Obergärtner Rein ecke eine Schaupflanze der Stanhopea Ruckeri mit 12 grossen Blüthen ausgestellt, deren keineswegs sehr ange- nehmer, weil zu starker Geruch sich weithin ver- breitete, sowie ein kräftiges Exemplar des Hij)pe- astrnm Henseranum ausgestellt, was sich hauptsäch- lich von dem nahverwandten H. aulicum (robustum der Gärten) durch seine Blüthezeit, welche in den Anfang des Winters oder gegen das Ende des Herbstes fällt, unterscheidet. Dem Rentier Danneel (Obergärtner Pase- waldt) verdankte man ebenfalls 2 Pflanzen: Hi- manthophyllnm Gardneri und Eranthemum sangui- nolentum. Letzteres gehört zu den buntblättrigen Warmhauspflanzen und verdient empfohlen zu wer- den. Kunst- und Handelsgärtner Louis Mathieu hatte dagegen eine blühende Scliizostylis coccinea eingesendet. Auf diese schöne L'idee, welche in der Nähe der leider jetzt fast ganz und gar vernach- lässigten Babianen steht, sind Liebhaber ganz beson- ders aufmerksam zu machen. Der Besitzer wünschte, dass dieselbe bei der Preiszusprechung nicht berück- sichtigt werde. Kunst- und Handelsgärtuer Späth legte ein Obststämmchen mit der Bemerkung vor, dass er in diesem Jahre gezwungen gewesen wäre, eine grosse Anzahl derselben mitten in der Vegetation zu ver- setzen. Er habe sie nur vorher entblätteit und nach dem Einsetzen auch nur ein einziges Mal begossen. Nicht ein Stämmehen sei ihm dabei zu Grunde ge- gangen. Man könne das Versetzen, auch ohne die Blätter zu entfernen, vornehmen ; dann aber müsse man allerdings sehr viel giessen. Inspektor Beu- cht hielt dies für einen Ausnahmefall und rieth, dergleichen Versetzungen doch lieber im Herbste lind Frühjahre vorzunehmen, wenn man sichere Resultate haben wolle. Die Rinde würde gewiss mehr oder weniger zusammengeschrumpft gewesen sein, als Zeichen, dass das Verfahren nicht zulässig genannt werden könnte, wenn der Sommer nicht sehr feucht gewesen wäre. Der Besitzer wider- sprach jedoch dem und wies auf die glatte Ober- fläche des Stämmchens hin.. Man möge nur Ver- suche machen, um sieh von dem Erfolge zu über- zeugen. Auch Prof Koch stimmte dem Kunst- u. Handelg. Späth vollkommen bei. Man schreite in der Praxis und in der Wissenschaft immer vorwärts. Das Verpflanzen der Koniferen und überhaupt der mit immergrünen Blättern versehenen Gehölze im August sei auch lange gemissbilligt worden und jetzt geschehe es von den meisten Gärtnern, üeber das Verpflanzen von Obstgehölzen im August habe er sieh erst vor Kurzem ausgesprochen (s. S. 367). Er wünsche wohl, dass weitere Versuche, auch bei uns, durch kenntnissreiehe Männer gemacht würden. Auf gleiche Weise bestätigte Kunst- und Handels- gärtner Späth das früher hier und da bezweifelte Versetzen grosser Laubbäume mitten in der Vege- tation in Paris, da er es mehrmals mit eigenen Augen gesehen habe. Es mache ein solches Ver- setzen allerdings grössere Anstrengungen und grös- sere Kosten, gelinge aber in der Regel bei dem ge- hörigen Verständnisse und der nötjiigen Sorgfalt. Pfarrer Jen de in Zelle legte einen Rosenstengel vor, wo, obgleich an der Basis die Rinde rings- herum gelöst war, die Vegetation nicht allein fort- gedauert hatte, sondern wo sogar an kurzen Zwei- gen Blüthen zur Entwickelnng gekommen waren. Bei genauer Untersuchung habe er gefunden, dass auch nicht mehr die geringste Verbindung der Kambialschichten zwischen beiden unterbroclieneji Theilen existirt hätte. Es widerspreche dieser Fall daher den gewöhnlichen Ansichten der Pflanzen- Physiologen. Nach Professor Koch gebe es aus- serdem noch Mancherlei im Leben der Pflanze, was den gewöhnlichen Ansichten der Physiologen wider- spreche. Er wolle nur beispielshalber etwas erwäh- nen, was mit der Lehre von dem Absteigen des durch die Blätter assimilirbar gemachten Nahrungs- stoftes zur Neu- und Ausbildung von Organen nicht harmonire. Wenn man nämlich an Feigen, Birnen U.S.W., wie es freilich auch in der Natur der Sache zu liegen scheint, gegen die Basis der Plauptäste kahle Stellen erhält, so macht man nicht unterhalb der Stelle, wo ein Auge nicht zur Entwickelnng ge- kommen, sondern oberhalb derselben einen Quer- schnitt und selbst von dessen beiden Enden noch schief abwärtsgehende Längsschnitte, um das ver- kümmerte Auge noch zur Entwickelnng zu brin- gen. Durch diese Manipulation hält man aber grade den absteigenden Saft ab, sich ebenfalls da- ran zu betheiligen. Andrerseits wurde hierfür als weiteres Beispiel augeführt, dass abgehauene Stämme, wie Rosskastanien n. s. w., in der Regel sehr viele Knospen, und zwar hauptsächlich in der Nähe des Querschnittes, bilden. Geh. Regiernngsrath Heyder legte als Vor- sitzender des Ausschusses zur Berathung eines Pro- grammes für die nächste Sommer- Ausstellung den Entwurf vor. Man habe im Allgemeinen sich an das vorjährige gehalten. Nur in Betreflp eines Punk- tes habe sich im Schoosse des Ausschusses eine 387 Differenz geltend gemacht, über welche die Ver- sammlung jetzt entscheiden werde. Früher sei in den Programmen die Bestimmung für nöthig erach- tet worden, dass die auszustellenden Pflanzen sich wenigstens 6 Monate in dem Besitze des Ausstel- lers belinden müsstcn ; seit 2 Jahren habe man da- gegen in der Mehrzahl die An^-icht gehabt, dass diese Bestimmung nur beschränke, und zwar zum Nachtheil der Ausstellung selbst, und sie daher nicht mehr im Programme beibehalten werden dürfe. Er sei mit einer grossen Minorität des letzten Aus- schusses anderer Ansicht und erlaube sich daher den Vorschlag zu machen, dass diese Bestimmung wieder aufgenommen werde. Es komme dazu, dass sie ebenfalls in dem Programme für die nächste Frühjahrs- Ausstellung wiederum aufgenommen und also erst vor Kurzem von der Gesellschaft gut ge- heissen sei. Es. erfolgte hierauf eine ausführliche Debatte ; dafür und dagegen wurden Gründe geltend gemacht. Die Einen sagten, dass man doch Verdienste krö- nen wolle und nicht den Geldbeutel, während die Anderen meinten, dass schon das blosse Ausstellen einer schönen Pflanze anrege und hierin ebenfalls ein Verdienst läge. Bei allen grossen Ausstellun- gen, und namentlich bei der letzten in Brüssel, habe diese Beschränkung nicht stattgefunden. Grade des- halb sei die Ausstellung auch so ausgezeichnet ge- wesen. Einzelne, denen allerdings ein guter Geld- beutel zur Verfügung gestanden, hätten in allen Ländern die grossartigsten Aufkäufe gemacht und so zur Verherrlichung der Ausstellung ungemein viel beigetragen. Im Asterdamer Programme für das nächste Frühjahr fehle ebenfalls diese Beschrän- kung. Es sei auch schwierig, den längern Besitz nachzuweisen. Wolle man aber einmal beschränken, so sei die Zeit von 6 Monaten noch viel zu ge- ring; für gewisse Schaupflanzen gehörten Jahre zur nöthigen Anzucht. Nach den Anhängern der obigen Bestimmung habe aber grade die Brüsseler Ausstellung beige- tragen, dass man auch im Auslande eingesehen, wie nothwendig die Beschränkung sei, wolle man wirklich nur die Verdienste belohnen. Selbst in England sei es bei der Londoner Gartenbau-Gesell- schaft zur Sprache gebracht. Eine solche freie Kon- kurrenz, wie man bei Pflanzen- Ausstellungen in An- spruch nehme, existire sonst nirgends. Bei allen land- wirthschaftlichen x'^usstellungen werde nur selbstge- züchtetes Vieh zur Konkurrenz gestellt. Es sei bei industriellen Ausstellungen nicht erlaubt, Fabrikate oder Maschinen, welche man nicht selbst gefertigt, auszustellen. Dergleichen durch Kauf erworbene Gegenstände würden auch ohne Weiteres sogleich zurückgewiesen. Schliesslich sprach sich die Majorität dahin aus, dass die Beschränkung wenigstens eines G- monatli- chen Besitzes in dem Programme aufzunehmen sei. Da der Obst- Ausschuss seine Sitzungen be- gonnen, wurden 2 Mitglieder desselben: die Baum- schulbesitzer Späth und Lorberg, aufgefordert, die Resultate der letzteren mitzutheilen. Da diese als besonderer Bericht veröffentlicht werden, ver- weisen wir dahin. Professor Koch übergab hierauf den S.Theil der Beschreibung der Boskooper Frucht- sorten dem Obst- Ausschusse zur Berichterstattung und empfahl das Verzeichniss ausserdem allen de- nen, welche sich dafür interessiren. Ueber die bei- den vorausgegangenen Theile habe er schon früher Bericht erstattet und weise er daher ebenfalls da- rauf hin (s. 6. Jahrg. S. 97 u. Garten-Nachr. S. 26). Inspektor Bouche legte Früchte zweier Mesem- brianthemen , die von M. longum und latum , vor, welche die Eigenthümlichkeit haben, dass die äus- sere Schicht der einzelnen Früchte, welche bekannt- lich in einem Kreise an der Spitze der Achse lie- gen und eine Art Sammelfrucht bilden, sobald diese reif sind, auf der obern Seite sich in Form eines Zahnes von der Mitte nach der Peripherie zu ab- löst und über den Rand der letzteren sich zurück- schlägt. Sowie aber Trockenheit eintritt, schlagen sich diese Zähne nach innen und decken damit wie- derum den übrigen Theil der Früchte. Bei Feuch- tigkeit in der Luft lösen sich aber von Neuem die Zähne und schlagen sich zurück. Um diese Eigen- thümlichkeit zu zeigen, wurden einige trockene Sam- melfrüchte, wo die Zähne nach innen die Frucht bedeckten, in Wasser gelegt. Alsbald erhob sich der äussere Theil der einzelnen Früchte und schlug sich später in Form der näher bezeichneten Zähne über den Rand zurück. Professor Koch legte noch junge Blätter einer LTrospatha vor, welche er während seiner letzten Anwesenheit in Brüssel bei Linden gesehen, und welche dieselbe bunte Färbung zeigten, wie diese bei den Kaladien vorkommt. Es scheint, als werm auch diese Urospatha in Betreff" ihrer Zeichnung eben so leicht Veränderungen erleiden könne, wie die eben genannten Pflanzen, da er auf einem Beete eines Warmhauses, wo einige hundert Pflanzen eben sich entwickelt hatten, gegen 8 Formen bereits un- terschieden habe. Er mache deshalb schon jetzt auf diese Urospatha aufmerksam, da er nicht zweifle, dass nun , wo man sich an den Kaladien satt ge- sehen, diese Pflanze an ihre Stelle treten werde. Urospatha sei ebenfalls eine Aroidee, in der Blatt- form den Syngonien oder Xanthosomen nicht un- ähnlich, ihre Blüthen aber haben bereits eine deut- liche Blütheuhülle, so dass das Genus in dieser Hin- sicht sich dem Spathophyllum anschliesst, mit dem 49* 388 es Schott früher auch vereinigt habe. Welche Art besagte Urospatha darstelle, lasse sich noch nicht bestimmen; auf jeden Fall stehe sie der U. Poep- pigiana sehr nahe, wenn sie nicht dieselbe sei. Ausserdem legte Professor Koch, ebenfalls aus der Linden 'sehen Gärtnerei, das Blatt eines Cissus oder einer Vitis vor, was eine wunderschöne Zeichnung besass und in dieser Hinsicht mit der bei uns mit Recht beliebten Liane Cissus disculor wetteifern kann. Die Pflanze werde im nächsten Frühjahre, gleich den Urospathen, in den Handel kommen. Um auch den Blumen -Ausschuss, auf gleiche Weise wie den Obst-Ausschuss, zu beleben, schlug Professor Koch vor, dass die Mitglieder desselben ebenfalls an einem bestimmten Tage vor der all- gemeinen Versammlung zusannnenkommen möchten, um bezügliche Fragen zur Erledigung zu bringen. Da er mancherlei Material zur Verfügung stellen könne, so sei er gern bereit, zu diesem Zwecke die Mitglieder und wer sonst daran Antheil nehmen ■wolle, bei sich zu empfangen. Er erlaube sich jetzt, dem Vorsitzenden des Blumen - Ausschusses eine Schrift über Haideerde, welche Professor Pynaert in Gent zum Verfasser habe, zur Berichterstattung zu übergeben. Den Tag der Sitzung werde er in der Wochenschrift zur Kenntuiss bringen. Weiter legte Professor Koch den Lidex Aroi- deanim von Euder vor und empfahl denselben um so mehr, als derselbe in der That einem Bedürf- nisse abhelfe. Dadurch, dass der Verfasser alle Garteunamen ebenfalls aufgenommen habe und mit Leichtigkeit zu handhaben sei, besitze der Index nicht allein für den Botaniker vom Fach, sondern auch für den Gärtner einen grossen Werth. Uebri- gens sei das Werk bereits in der Wochenschrift besprochen und könne er auf das dort Gesagte hin- weisen (s. S. 348). Von Seiten des Königlichen Landes-Oekonomie- Kollegiums war zweierlei eingesendet, was auch für den Gärtner grossen Werth besitzt. Das eine be- traf die Drainage und war eine fleissige Zusammen- stellung alles dessen, was in Betreff der Drainage dem Ministerium der landwirtliscliaftlichen Angele- genheiten in den letzten Jahren übergeben worden. Dr. Thaer, der Enkel unseres berühmten Land- wirthes und Docent an der Universität, sowie an der landwirthschaftlichen Akademie, ist der Verfas- ser dieser Denkschrift. Das zweite war eine Ein- ladung des General- Sekretärs vom Haupt- Vereine Westpreussischer Landwirthe in Dauzig, Martiny, zu einer Versammlung der landwirthschaftlichen Ver- suchs-Ansteller Deutschlands auf Dienstag, den 20. Dezember d. J., Vormittags 11 Uhr, nach Berlin, wo dieselbe im Kroll'schen Lokale stattfinden soll. Daraus erhalten wir die interessante Nachricht, dass in Deutschland nicht weniger als 40 agrikultur-ehe- mische Versuchsstationen existiren. Die Agrikultur- Chemie ist zur Kenntuiss seines Bodens für den Gärtner von der grössten Bedeutung. Durch eine Vereinigung und Besprechung aller Leiter von Ver- suchsstationen möchten manche Widersprüche einer Lösung näher gebracht werden. Von Seiten des akademischen Gärtners Strauss in Walllau bei Königsberg i. Pr. war ein Bericht über die übergebenen spanischen Sämereien durcli das landwirthsehaftliche Ministerium dem Vereine übergeben worden, aus dem leider hervorgiug, dass in Folge der ungünstigen Witternngs- Verhältnisse g.ar keine Resultate erlangt waren. Der General- Sekretär ergriff diese Gelegenheit, um alle diejeni- gen , welche Sämereien aus Spanien durch den Verein erhalten hatten, an die Berichterstattung zu erinnern. Bis jetzt sei nur eine, und zwar vom Kunst- und Haudelsgärtner Krüger in Lübbenau, eingegangen. Inspektor Bouch^ theilte mit, dass der hiesige Akklimatlsations- Verein ihm Samen einer ans Ae- gypten bezogenen Maulbeere zur Aussaat überge- ben. Sollten sich Mitglieder unseres Vereines da- für interessiren, so sei er gern bereit, junge Pflänz- chcn abzugeben, in sofern er darum ersucht würde. Schliesslich theilte der Vorsitzende, Professor Braun, den Ausspruch der Preisrichter mit, wo- nach die Kalanthen des Kommerzienratlies Rei- chenheim (Obergärtner Boese) den Monatspreis zugesprochen erhielten. Die chiiicsisclic Zwerg-Orange. Der bekannte Berliner Reisende Jagor, dem wir die Einführung mancher schönen Zierpflanze, unter Anderem des Phrynium Jagoranum, verdan- ken, übergab uns eingemachte Früchte der Citrus sinensis, welche er selbst aus China mitgebracht hatte und welche sich durch besonderen Wohlge- schmack auszeichneten. Die kleinen Bäumchen, von denen die Früchte stammen, sind auch als solche in ganz China sehr beliebt und werden fast nur in Töpfen gezogen. Auch Fortune gedenkt ihrer in seiner chinesischen Reise und sagt, dass sie in Shan- gai „Kumquat" heisse und härter als die übrigen Orangen sei. Wir wissen nicht, ob diese Zwerg-Orange, von der jetzt, wo bessere Handelswege mit China er- öffnet sind, aus genanntem Lande auch gar nicht sel- ten eingemachte Früchte zu uns kommen, dieselbe ist, welche bei uns schon seit langer Zeit als Citrus chinensis kultivirt wird? In China und Japan liebt man bekanntlich vor Allem zwergige Formen von den Kulturbäumen und bezahlt diese mit hohem 389 Preise. Wahrscheinlich kultivirt man in beiden Län- dern verschiedene Sorten der Orange als Zwerge, da z. B. die Citrus japonica, von der Thunberg spricht, mit ihren geflügelten Blattstielen eine durch- aus verschiedene Form darstellt. Aber auch deren Früchte sollen sehr wohlsclimeckend sein und häufig eingemacht werden. Unsere Citrus sinensis hat niyrteniiimliclie Blät- ter und kommt wohl auch als Citrus myrtit'olia in dem Handel vor. Sie wird nur aus Stecklingen vermehrt und wächst ziemlich rasch zum Bäumchen heran. Sollte nicht auch der besprochene (Jrangen- Zwerg in China auf gleiche Weise vermehrt wer- den, da wir uns niclit denken können, dass er, auf eine andere, höher weidende Orange gepfropft, wie Fortune angibt, gut gedeihen sollte. Schon bald und in reichlichster Fülle blühend, gehört unsere Zwerg- Orange zu den beliebtesten Marktpflanzen Bcrhn's. Es gibt hier einzelne Gärt- ner, welche sich vorzugsweise mit der Anzucht der hiesigen Citrus sinensis beschäftigen und einen aus- gedehnten Handel damit treiben. Es unterliegt ferner keinem Zweifel, dass unter Citrus sinensis verschiedene Formen beschrieben sind; vor Allem möchte die Persoon'sehe Pflanze weder mit der unsrigen, noch mit der, von der die eingemachten Früchte zu uns kommen, überein- stimmen. Ferrari, ein Jesuit, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundertes zu Siena lebte und sich viel mit botanischen Studien beschäftigte, scheint zuerst einer Citrus sinensis gedacht und in seinem Hesperiden-Werk beschrieben und abgebildet zu ha- ben. Damals hat man gewiss aber schon mehre zwergige Formen, welche alle aus China stammten, gekannt. Volkamer, der Nürnberger Botaniker, spricht auch im Anfange des 18. Jahrhundertes bestimmt von mehrern Sorten Zwerg- Orangen, von denen auch eine existire, wo die kleinen Früchte eingemacht würden. Ob die Früchte unserer C. sinensis irgend- wo eingemacht werden, wissen wir nicht. Da auch wir jetzt in Berlin vielfache Verbin- dungen mit China haben, so möchte es wohl wün- schenswerth sein, von dort ein Exemplar der Zwerg- Orange zu erhalten, von der die eingemachten Früchte stammen. Wir wollen daher den Vorstand des Erfurter Gartenbau - Vereines, der zu seiner im Herbste nächsten Jahres stattfindenden gros- sen Ausstellung sich auch mit den preussischen Be- hörden in China in Verbindung gesetzt hat, um von dorther Ausstellungs- Gegenstände zu erhalten, darauf aufmerksam machen, auch auf die Zwerg- formen der Orangen in China ein Auge zu haben und eine Sendung der eben besprochenen Form zu veranlassen. Das Versetzen grosser Bäume in »ollrm glätter- unb ^lütl)fnfti)mudj im <3lugu|l. Vom Hofgärtner Meyer in Sanssouci. In einem der Reiseberichte des Professors Dr. Koch in den letzten Nummern dieser Wochenschrift befindet sich die Mittheilung, dass man in Paris um die Mitte des August ganz ansehnliche Bäume in ihrer vollen Belaubung mit Glück verpflanze, und ein Gfirtenfreund bei Paris, de Laroy, im vorigen Jaiire mit dem besten Erfolge begonnen habe, auch seine Obstbäume im August zu versetzen, welches hier in Deutschland Vielen unglaubhaft erschienen, jedoch auch hier schon geschehen sei und man der- gleichen Bäume in den Fürst- Pückl er' sehen An- lagen, sowie in Babelsberg und im Friedensgarten bei Potsdam sehen könne. Ich kann letztere Be- merkung des Professors Koch nur bestätigen und erlaube mir, darüber in Kürze Folgendes mitzu- theilen : Das Versetzen grosser Bäume in vollem Blätter- und Blüthenschmucke ist sicher öfter, wo überhaupt mehre Jahre hindurch ausgedehnte Anpflanzungen unternommen wurden und die gewöhnliche Pflanz- zeit nicht ausreichte, gewisse Partien bis in's Ein- zelne zu vollenden, vereinzelt vorgekommen, so dass es schwer sein dürfte, zu entscheiden, welchem Lande der Preis für das erste vermeintliche Wag- niss dieser Art zuzuerkennen sei. Ich selber habe bereits vor 10 bis 12 Jahren nicht allein in der Umgebung Potsdam's, sondern auch in der Piovinz dergleichen ansehnliche Bäume, ohne es im Entfern- testen als ein Wagniss zu betrachten, versetzt. Den ersten Versuch dieser Art machte ich um die ge- nannte Zeit in den Parkanlagen bei der Villa In- genheim hierselbst. Es war die Villa umgebaut und in Folge dessen notliwendig geworden, fünf starke Juniperus virginiana von 30 bis 35 Fuss Höhe und 6 bis 7 Zoll Stammdurchmesser aus der Nähe des Gebäudes fortzunehmen. Die Besitzerin äusserte ihr Bedauern über den bevorstehenden Verlust dieser Bäume und dieserhalb befragt, rieth ich zu dem Versetzen derselben, da ich bei niehrern anderen Gelegenheiten bereits kleine Koniferen während des Sommers mit Erfolg hatte versetzen lassen und nicht zweifelhaft darüber war, dass sich dasselbe bei der gehörigen Vorsicht auch werde mit grös- seren Bäumen vornehmen lassen. Der Gärtner schüttelte bei dieser Unterredung ungläubig den Kopf, indem er meinte, dass es schon schwierig sei, kleine Juniperus zur eigentlichen Pflanzzeit zu versetzen, geschweige denn so grosse, welche er für sein Theil niemals wagen würde, überhaupt noch umzupflanzen. Er musste sich indessen fügen, 390 das Versetzen derselben erfolgte, indem die Bäume mit 8 bis 10 Fuss laugen Wurzeln, welche wäh- rend des Ausgrabens büschelweise zusammengebun- den und mit nassem Stroh umwickelt wurden, aus- gc/graben, sofort wieder unter beständigem Angiessen eingepflanzt und etwa eine Woche hindurch mehre Male des Tages mit Flusswasser stark bespritzt wurden. Von Zweigen wurden nur die wirklich abgestorbenen, sonst aber keine entfernt. Für den Winter hatte ich das Bedecken des Bodens um den Stamm , soweit die Wurzeln reiciiten , angeordnet ; der Gärtner aber hatte es aus Unachtsamkeit oder aus irgend einem Grunde nur bei 3 Bäumen ge- tban; diese gediehen freudig weiter, die anderen beiden aber gingen schon im folgenden Frühjahre in Folge des tief-eingedrungenen Frostes zu Grunde. Ebenso versetzte ich dort zu der; elben Zeit einen gabelförmig- gewachsenen Acer Pseudoplatanus von 3(i Fuss Höhe und 7 bis 9 Zoll Stammdurchmesser mit Erfolg, obwohl der Boden daselbst ein höchst dürftiger Sandboden ist, welcher nur, so gross die rflanzgrube war, mit etwas Lehm und guter Gar- tenerde verbessert werden konnte. Dieser Ahorn und einer der Juniperus stehen heute noch in einem der auf sie verwandten geringen Pflege angemes- senen Wachsthume auf ihrer Stelle; zwei der Ju- niperus sind inzwischen bei anderweitigen Verän- derungen der Axt verfallen. Ungefähr eben so viele Jahre zurück sind es, wo ich Ende August und Anfang September zu Quittainen bei Preussisch-Holiand, einer Besitzung des Grafen v. Dönhoff, unter mehrern anderen Koniferen auch eine baumartig - gewachsene Thuja occidentalis von 8 Zoll Stammdurchmesser und gegen 40 Fuss Höhe, wie sie so gross und stark in hiesi- ger Gegend selten vorkommen, auf dieselbe Weise versetzte. Der Baum war so schwer, dass er durch blofse Menscbenkraft nicht auf den Wagen geho- ben, sondern vermittelst der bekannten Holzwinden, deren man sich bei dem Aufladen starker Baum- hölzer bedient, auf den Wagen geschafft werden mu^ste. Auch dieser Baum ist freudig fortgediehen, obwohl er, aus strengem Lehmboden ausgehoben und auf solchen wieder versetzt, einen niclit unbe- trächtlichen Theil seiner feinen Wurzein eingebüsst hatte. Sämmtliche Bäume liess ich jedoch sehr flach einpflanzen, damit Luft und Wärme möglichst stark einwirken konnten; auch erhielt der Lehmboden einen starken Zusatz von Lauberde. Inzwischen sind auch in den hiesigen Königli- chen Gärten zum Theil ganz ansehnliche Pflanzun- gen der Art auf Anordnung des Generaldirektors Dr. Lenn^ ausgeführt worden, von denen beson- ders die Umpflanzung einer staiken Linde nach den Anlagen beim neuen Orangeriehause, und die Trans- locirung der Gehülzgruppen von dem Halbrund vor dem Neuen Palais nach dem Pfingstberge Erwäh- nung verdienen. Die Linde, mit 12 Zoll starkem Stanimdurch- niesser und sehr breiter, aber laubenförniig gezo- gener Kratens mit der alten Cl. Viticella zu befruchten, deren Blume einen ande- ren Bau besitzt, hatten dagegen bereits zu Resul- taten geführt. Cl. Guascoi entstand in Belgien, Cl. Francofurtensis in Deutschland. Dass Versuche einer Befruchtung der Cl. lanuginosa mit der Cl. Viticella nicht gemacht wurden, mag wohl darin seinen Grund haben, dass man die Blumen der letztern für zu klein hielt, um mit deren Blu- menstaub eine solche Riesenblume, wie Cl. lanu- ginosa besitzt, zu befruchten. Einem Gärtner der Grafschaft Surrey, dem Jüngern Georg Jack- man in Woking, war es jedoch vorbehalten, nicht allein endlich Versuche mit der gegenseitigen Befruchtung beider zuletzt genainiter Arten anzu- stellen, sondern auch dadurch ausgezeichnete Re- sultate zu erhalten. Jackman suchte die schön- sten Blüthen der Cl. lanuginosa, welche bei ihm im Freien standen, aus und befruchtete diese mit dem Blumenstaube zweier beliebten Formen der Cl. Viticella, welche in England den Namen Cl. Viticella Hendersoni und rubro-violacea führen. Uns sind diese Formen völlio- unbekannt; auch möchten diese kaum auf dem Festlaiide sich vorfinden. Diese Versuche geschahen Anfangs der Sech- ziger Jahre, so dass bereits im Jahre 1862 bei einer grossen Anzahl von Sämlingen Blüthen zum Vorschein kamen. Wie uns in dem „Florist and Pomologist" (p. 193 u. 2Gö) eben mitgetheilt wurde, ist dadurch eine neue Reihe von Formen eröfl'net, die noch zu weiteren Hofltnungen berechtigt. Einst- weilen sind die beiden schönsten im August 186.3 bei einer Ausstellung des Londoner Gartenbau-Ver- eines zur Kenntniss der Blumenliebhaber gekcmmeu und haben auch von Seiten der Preisrichter Certi- fikate erster Klasse zugesprochen erhalten. Die eine der beiden Formen führt den Namen Clematis Jackman i und wurde im Septeniber- hefte des oben genannten Garten-Journals abgebil- det. Wenn auch die Behauptung übertrieben sein sollte , dass die Abbildung noch lange nicht der Wahrheit nahe käme, so zeigt doch schon diese etwas so Vorzügliches, das wir die Blume für das Schönste halten, was in den letzten Jahren gezüch- tet wurde. Man denke sich flach ausgebreitete Blu- men von 4 und selbst bisweilen 5 Zoll Durchmes- ser, deren 5 und 6 breit-eirunden und in eine kurze Spitze auslaufenden Blumenblätter eine purpur-vio- lette Färbung von sammetartigem Reflex besitzen. Nur auf beiden Seiten des grade durchgehenden Mittelnervs bis zum nächsten Nerven ist ein mehr röthliches Feld vorhanden, was von dem Purpur- violett umschlossen ist. 11 oder nur 9 dunkele Nerven stehen durch ebenfalls dunklere Queraderu In Verbindung miteinander und rufen auf diese Weise die den Cl. Viticella-Fovmen eigenthümliche Zeichnung hervor. Die andere Form hat den Namen Clematis rubro-violacea erhalten und ist im eben erschie- nenen Dezemberhefte des Florist abgebildet. Grösse •der Blume und Form der Blumenblätter gleichen denen der vorigen Art; auch die Zeichnung ist dieselbe. Die Färbung ist jedoch in sofern eine andere, als in ihr das Roth vorherrscht, ein Um- stand, der auch zu der Benennung „rubro-violacea" Veranlassung gegeben hat. Das Mittelfeid hat zwar dasselbe mit wenig Blau versetzte Roth, ist aber weit heller, als der übrige Theil der Blume. Wir glaubten um so mehr noch auf diese bei- den reizenden Formen der japanisch - chinesischen Waldrebe in diesem Jahre aufmerksam machen zu müssen, als auch von Seiten des Vereines zur Be- förderung des Gartenbaues ein grosses Gewicht auf die Anzucht dieser Waldreben gelegt und für die nächste Frühjahrs - Ausstellung ein besonderer Preis auf die P^iiiführung neuer Sorten gesetzt wurde. Freilich möchte es für dieses Mal zu :'pät sein, obwohl bei neuen Einführungen die Beschrän- kung, dass die ausgestellte Pflanze wenigstens (i Mo- nate sich im Besitz des Ausstellers befinden müsse, nicht besteht; wahrschcinHch wird die Aufgabe aber auf das nächste Frülijahrs-Programm übertragen. 406 Wenn auch bei uns im- Nordosten Deutschlands diese Waldreben eben so wenig, wie die Formen von Cl. patens, im Freien ohne Schutz an Mauern aushalten, so gedeihen sie docli ganz vorzüglich in Süddeutschlaud, wie wir uns in Dannstadt überzeugt haben. Sollte aber eine so wunderschöne Blume nicht unsere ganze Aufmerksamkeit verdienen und sollte man nicht den Schutz ohne grosse Mühen und Kosten geben können? Moiitaiioa und Ulidca, nebst historischen iSutizeii über K!iilt|illanzeii überhaupt. (Schluss. Dr. C. H. Schultz bringt die 23 bis jetzt be- kannten Arten, je nach der Grösse der Blüthen- körbchen, in 3 Gruppen. Es ist dieses zwar ein relatives Merkmal, was aber trotzdem hier natür- lich wird. I. Kleinblüthige. (Eriocoma Kth). Zahl- reiche kleine Blüthenkörbchen bilden einen meist mehr oder weniger gedrängten Blüthenstand. Die breiten Spreublättchen erscheinen wollig und mit einer etwas zurückgekrümuiten Spitze. Die ge- stielten Blätter sind bisweilen drei-, selten mehr- lappig, meist nur gezähnt, gesägt oder gekerbt und stets drei-nervig. 1. M. floribuuda (Eriocomaj Kth nov. gen. et sp. amer. IV, p. 264 t. 396. Die Blätter be- sitzen eine ziemlich eirunde, meist aber etwas delta- förmige Gestalt, sind schwach gesägt und werden gegen den gedrängten Blüthenstand hin allniähhg kleiner; an diesem selbst erscheinen sie schmal -el- liptisch. Die Spreublätter sind sehr wollig. Eine- nicht hinlänglich bekannte Pflanze. 2. M. tomentosa de la LI. et Lex. in DC. prodr. V. 464. Die eirunden Blätter haben oft eine herzförmige Basis und sind grobgekerbt, bis- weilen selbst eingeschnitten, setzen sich aber nie bis in den gedrängten Blüthenstand fort. Bisweilen sieht man unterhalb der Blattfläche am Blattstiel noch einen, selten zwei blattartige Anhängsel. Ueber- haupt ist die Pflanze schon im Vaterlaude vielge- staltig, vielleicht auch deshalb, weil sie in den Gär- ten Mexikos als Arzneipflanze kultivirt wird. Sollte de Candolle's M. floribnnda nicht vielmehr hier- her gehören? 3. M. Olivae C. H. Schultz-Bip. n. sp. Am Guadalajara von Dr. Oliva im Jahre 1855 ent- deckt. Sie zeichnet sich durch kleine (1^ Zoll lange) eiförmige und gesägte Blätter aus, die auf der Unterfläche ausser der weichen Behaarung noch mit in der Substanz liegenden Drüschen versehen sind. Charakteristisch sind ferner die völlig unbe- haarten Spreublättchen. 4. M. microcephala 0. H. Schulz-Bip. n. sp. Von dem dänischen Reisenden Liebmann entdeckt. Die elliptischen (2^ Zoll langen und 9 bis 10 Li- nien breiten) Blätter verschmälern sich in einen ge- flügelten Stiel und haben ebenfalls auf der Unter- fläche sichtbare und in der Substanz liegende Drüs- chen. Ausgezeichnet ist die Art durch die kleineu und wenigblüthigcn Blüthenkörbchen, welche ausser- dem einen sehr gedrängten Blüthenstand bilden. Die Spreublättchen sind sehr zottig. 5. M. xanthiifolia C. H. Schulz-Bip. n. sp. Ebenfalls von Liebmann entdeckt. Die ziemlich grossen Blätter (3 — G Zoll lang, 2^- — 3 Zoll breit) sind dreilappig und gesägt, verschmälern sich aber nach der Basis keilförmig und haben daselbst keine Zähne. Ihre Oberfläche ist ausserordenthch scharf. Die kleinen Blüthenkörbchen sind zahlreich und be- sitzen zottige Spreublättchen. 6. M. triloba C. H. Schultz-Bip. n. sp. Steht der vorigen nahe, hat aber weichhaarige Blätter, die auch nicht selten .'j-lappig sind. Ueber das Va- terland weiss man nichts Näheres. 7. ]\I. ternifolia C. H. Schultz-Bip. n. sp. Die länglich -lanzettförmigen Blätter sind nur schwach gezähnt und bilden zu 3 einen Quirl an dem Sten- gel. Im Uebrigen ähnelt sie der M. tomentosa, zu der sie auch de Candolle als Abart stellt, sehr. IL Mittelblüthige. Zahlreiche Blüthenkörb- chen von mittlerer Grösse bilden einen doldentrau- big-rispigen Blüthenstand. Die rhomboidalisch-eiför- migen oder eirund - lanzettförmigen Blätter haben häufig an ihrer Basis noch blattartige Anhängsel. Die fast völlig unbehaarten Spreublättchen laufen in eine bisweilen gekrümmte und stets stechende Spitze aus. 8. 31. arborescens D(J. prodr. V, 565. Die lanzettförmigen Blätter sind fast ganzrandig und haben eine i-auhe Oberfläche. Die Spreublättchen besitzen eine hakenförmig gekrümmte Spitze. Es ist eine der schönsten Arten des Geschlechtes, wel- che der bekannte Münchener Reisende, Graf Kar- winsky, auch im botanischen Garten zu Mexiko unter dem Namen M. floribuuda fand. Diesen Na- men würde die Art mit Recht führen, wenn er nicht schon an eine weniger schöne Art vergeben wäre.*) 9. M. uncinata C. H. Schultz-Bip. n. sp. Die Entdeckung dieser Art verdanken wir wiederum dem dänischen Roisenden Liebmann. Die rhom- boidalisch-eiförmigen (4 Zoll langen, 2 Zoll breiten) Blätter sind mehr oder weniger dreilappig, sonst *) M. frutescens Mair. in DC. prodr. V, 565 ist nach genauen Untersuclningen gar keine Moniauoa, .sondern eine Aldama, und hat von C. H. Schultz den Namen A. Mon- tauoa erhalten. Aldama bildet übrigens mit Sclerocarpus und einigen anderen eine besondere Gruppe. 407 aber fast ganzraiulig, und besitzen an ihrer Basis blattartige Anhängsel. Ihre Oberfläche ist rauh. Die Spreublättehen haben eine hakenförniige Spitze. 10. M. Karwinskyi DC. prodr. V, 565. Gleich der M. arborescens eine sehr sehöne Art mit einem grossen, ziemlich schlaffen Blüthenstande, wo ausser- dem aber noch die 5 — 7 beim Trocknen röthlich sich färbenden Strahlenblüthchen mehr in die Augen fallen. Der Stengel ist ziemlich behaart und die rundlich-eirunden (3 Zoll langen und 2^ Zoll brei- ten) Blätter sind oben schärflich, unten hingegen fast ganz unbehaart. Die Bezahnung ist am Rande nur schwach. Die kurzen Spreublättchen endigen mit einer graden Spitze, (^raf Karwinskj^ ent- deckte diese Art. Als Synonym gehört hierher M. clematidea Walp. in Linn. XIV, ;3ü9. 11. M. crenata C. H. Schultz Bip. n. sp. wurde von dem Reisenden de Berghes entdeckt. Wäh- rend bei der vorigen Art die beiden seitlichen Blatt- uerven ebenfalls gleich aus der Basis entspringen, geschieht es hier und bei den übrigen Arten dieser Abtheilung über der Basis des Mitteln erv's. Uebri- gens sind die eiförmigen (3 Zoll langen und 14 Li- nien breiten), aber mit kurzer, keilförmiger Basis versehenen Blätter gekerbt und auf der IJnterfläche filzig. Charakteristisch erscheinen die steifen und dicken Blüthenstiele. Auch hier laufen die Spreu- blättchen in einer graden Spitze aus. 12. M. Aschenbornii C. H. Schultz-Bip. n. sp. Von dem Reisenden Aschenborn gcsannnelt und dem Berliner Herbar mitgetheilt. Hier sind die dreieckig-eiförmigen Blätter gesägt und auf der Unterfläche nur an den Nerven und Hauptästen kurzhaarig, sonst aber glatt. Hinsichtlich des ver- dickten Blüthenstieles und der Spreublättchen mit grader Spitze stimmt diese Art mit der vorigen überein. Sie wurde von C. H. Schultz früher für M. frutescens gehalten. 13. M. atriplicifolia C. H. Schultz-Bip. in Seem. bot. of Herald (ex p.). Schon früher von Jussieu und Desfontaines als Verbesina atri- plicifolia (DC. prodr. V, (313) beschrieben. Die Pflanze hat eiförmig -dreieckige (2 Zoll lange und li Zoll breite) Blätter, welche auf der Unterfläche weichhaarig sind. Ausgezeichnet sind im Gegen- satz zur vorigen Art die schlanken Blüthenstiele. Die Zahl der Blüthenkörbchen ist gering, während die Spreublättchen eine grade Spitze haben. 10 Strahlenblüthchen stehen ringsherum. 14. M. gracilis C. PI. Schultz-Bip. n. sp. Wie- derum eine Entdeckung des dänischen Reisenden Liebraann. Die kurzen, nach beiden Enden aber verschmälerten Blätter sind auf der Oberfläche sehr rauh, auf der Unterfläche hingegen so glatt, dass die netzförmige Aderung deutlich hervortritt. We- gen der ebenfalls schlanken Blüthenstiele hat sie ihren Artnamen erhalten. Auch hier haben die Spreublättchen eine grade Spitze. 5 Strahlenblüthchen. 15. M. ovalifolia DC. prodr. V, 566, wächst in der columbischen Provinz Pamplona, wo die Rei- senden Seh lim und Funck sie entdeckten; frü- her jedoch wurde sie schon bei Santa Fe de B^;- gota wiederholt gefunden. Die eirunden oder eiför- migen Blätter haben eine graufilzige Unterfläche und sind schwach gesägt. An ihrer F^asis befinden sich noch auf beiden Seiten blattartige Anhängsel. Auch hier laufen die Spreublättchen in eine grade Spitze ans. 16. M. hibiscifolia Benth. Compos. Centro- amer. 89, wurde von dem dänischen Botaniker Oerstedt in Central- Amerika, und zwar im Staate Costarica, gefunden. Leicht erkenntlich ist sie an den grossen, 5- bis 7-lappigen Blättern, welche aber ebenfalls an der Basis einige blattähnliche Anhäng- sel besitzen. Ferner ist die Spitze der Spreublätt- chen, wie bei der vorigen Art, grade. 17. M. quadrangularis C. H. Schultz-Bip. n. sp., ist an dem viereckigen Stengel, der in dem ganzen Geschlechte sonst nicht vorkommt, sehr leicht zu erkennen. Die ebenfalls grossen (bis 7 Zoll langen und fast 6 Zoll breiten) Blätter von eiförmig-dreieckiger Gestalt haben nur bisweilen oder unbedeutend blattähnliche Anhängsel an ihrer Basis. Auch hier laufen die Spreublättchen wiederum in eine grade Spitze aus. Die Unterfläche ist bald behaart, bald fast ganz ohne Haare. Sie wächst in der columbischen Republik Venezuela, wo sie von den Reisenden Funck, Schlim und Äloritz entdeckt wurde. HL Grossblüthige (Uhdea Kth). Weniger zahlreiche, aber grosse Blüthenkörbchen bilden einen schlafi'en Blütheustand und haben einen Hüllkelch mit zurückgeschlagenen Blättehen. Die Spreublätt- chen laufen stets in eine grade Spitze aus und die Blüthchen der Mitte sind stets kurzhaarig. Die grossen Blätter erscheinen fiederspaltig und besitzen in der Regel einen geflügelten oder gar keinen Stiel. 18. M. bipiunatifida C. Koch, wurde vom preussischen Konsul Uhde zu Matameros in Mexiko entdeckt und kam 1845 in den botanischen Garten nach Berlin, von wo aus sie weiter verbreitet wurde. Kunth nannte sie zuerst in einer Versammhuig des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues des Jah- res 1847 Uhdea pinnatifida, im Herbste desselben Jahres jedoch U. bipiunatifida. Brongniart in Paris lernte die Pflanze viel später kennen und gab ihr den Namen Montagnea heracliito lia (Rev. hört. ann. 1863, p. 369). Eine der schön- sten Blattpflanzen, welche wir besitzen. Sie hat sehr grosse, doppelt- und einfach-fiederspaltige Blät- 408 ter mit einer ziemlich rauhen Ober- und einer weich- filzigon Unterfläche. Der Blattstiel ist weniger ge- flügelt, als dass an ihm mehre Paare nach seiner Basis zu allmälilig kleiner erscheinende blattartige Anhängsel sich befinden. l'J. M. elegans C. Koch übertrifi't fast die vo- rige noch an Schönheit. Wie sie nach Europa ge- kommen, wissen wir nicht; in den Handel kam sie aber von Wien aus durch den Handelsgärtner Abel unter dem Namen Uhdea bipinnatifida vera. Sie ist von der vorigen, mit der sie sonst im Ha- bitus grosse Aehnlichkeit besitzt, durch die Form der Blätter unterschieden, da diese so lang als breit, bei jener fast doppelt länger als breit sind. Ihre fiederspaltigen Abschnitte sind sehr ungleich, indem das unterste Paar sehr klein, jeder des da- rauf folgenden hingegen sehr gross ist und eigent- lich aus 2 zusammenhängenden und wieder gelapp- ten Theilen besteht. Das dritte Paar ist wiederum klein, der mittelste Abschnitt endlich am obern Ende dagegen sehr gross und gelappt. An dem Blattstiele sind weder blattartige Anhängsel, noch Flügel bemerkbar. Blüthen zu beobachten, haben wir noch keine Gelegenheit gehabt. 20. M. speciosa DC. prodr. V, b(ib. Die Blätter sind hier und bei den folgenden Arten stets nur einfach -ficderspaltig und werden auch nicht so gross. Beide Flächen fühlen sich weich an, die obere ist jedoch mehr zottig, die untere fa,st filzig. Der Blattstiel ist buchtich -geflügelt, während der mit Ausnahme der Spitze ziemlich unbehaarte Sten- gel gestreift, selbst etwas eckig erscheint. 21. M. grandiflora DC. prodr. V, 565. Hier sind die Blätter weniger einfach-, als unregelmässig doppelt-fiederspaltig, doch keineswegs in der Weise, wie bei der M. bipinnatifida. Die Oberfläche fühlt sich rauh an, während die Unterfläche weich- haarig erscheint. Die Flügel am Blattstiele sind flach, nicht kraus, wie bei der vorigen Art, und gezähnt. 22. M. pyramidata C. H. Schultz-Bip. n. sp. Eine vom Dr. Oliva am Guadalajara und ausser- dem von Aschenborn in Mexiko entdeckte und den beiden letzten Arten im Habitus ähnliche Art. Die fiederspaltigen Blätter sind auf der Oberfläche sehr rauli, auf der Unterfläche dagegen ziemlich unbehaart und glatt, so dass das Adernetz sichtbar wird. Der geflügelte Blattstiel ist gezähnt. Be- inCrkenswerth ist noch der filzige Hüllkelch. 23. M. mollissima Brongn. im hört. Paris. Die fast nur gelappten, nicht fiederspaltigen Blätter fühlen sich auf der Oberfläche rauh, auf der grau- filzigen Unterfläche hingegen sehr weich an. Nach dem uns vorliegenden Exemplare fehlt ein deutli- cher Blattstiel. Wurde im Jahre 1851 in Paris kultivirt. Jfeunittnn's niodoriie Anlage ihs Gartons am Hawsf und der städtischen Villa. Bis jetzt liegt uns allein das erste Heft vor, obwohl das aus 3 Heften bestehende Werk Ende des Jahres 1864 fertig sein sollte; aus ihm ersehen wir aber schon, dass es in jeglicher Hinsicht dem entspricht, was es eben will. Angezeigt wurde das Werk schon früher; wir kommen aber nochmals darauf zurück, weil wir es empfehlen können und wollen. Trotz aller in neuester Zeit erschienenen Werke über bildende Gartenkunst ist es so eigen- thümlich gehalten, dass es in der That eine Lücke ausfüllt. Dazu kommt, dass die Ausstattung und der Preis der Art sind, dass es selbst der weniger bemittelte Gärtner kaufen kann, wenn er sich be- lehren will. Nach unserer Ansicht ist es aber noch mehr ein Buch für Guts- und Grundbesitzer überhaupt, als für Gärtner. Dass man auf dem Lande viel zu wenig dafür sorgt, seine Umgebungen sich an- genehm und möglichst freundlich zu machen, haben wir schon manchmal ausgesprochen. Als Herr niuss man selbst Sinn für Verschönerungen haben und die Gelegenheit, seinen Geschmack auszubilden und in Ausführung zu bringen, grade auf eigenem Ge- biete in Anwendung bringen. Und ist es nicht der Herr, so ist es die Dame des Hauses, welche sich besonders um die Ausschmückung der Zimmer und überhaupt des ganzen Hause 5 bekümmern und dem Gärtner gegenüber Interesse an den Tag legen soll. Geschmack lässt sich nicht lernen, man kann ihn aber durch Beispiele verbessern. Der Verfasser, Hofgärtner der reizend gelegenen Villa des Prinzen Albrecht von Preussen bei Dresden, stellt keine Prin- zipien auf, wie man sie in manchen anderen Bü- chern der Art findet, sondern führt Beispiele auf, ■wie sie ilim in seiner Praxis vorgekommen sind, und erläutert sie durch eine kurze Beschreibung, der zum bessern Vcrständniss ein kolorirter Plan zu Grunde liegt. Wer diese mit Aufmerksamkeit liest, wird bald finden, worauf es ankommt, um die schönsten Seiten abzugewinnen. So schwierig auch das TeiTain hier und da ge- wesen ist, so herrscht doch durchaus bei aller Net- tigkeit und Eleganz eine grosse Einfachheit. In solchen Fällen, wo die Anlagen hauptsächlich nur das Wohnhaus schmücken, gleichsam umrahmen sol- len, muss die Gartenkunst sich der Architektur mehr bequemen, als es sonst der Fall ist. Nach unserer Ansicht hat der Verfasser hier uas richtige Maass getroffen. Dass die Einleitung kurz ist, billigen wir, auf das instruktive Verzeichniss der Gehölze machen wir aber besonders aufmerksam. Verlag vou Karl Wieg and t in Berlin, Koramaudanten-StrasBC No. 62. Druck der C. Fe is ter'sclien Buchdruekerei in Berlin, Zieten-Platz Ko. 2. Wochenschrift des Vereines znr Keföi-deriiiiä; des (larteiihaiies in den Könii>l. Prenssisehen Staaten tili- Cnärtiierei und PflaiBzeiikiflncle« Redakteur : Professor 13r. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 52. Berlin, den 31. Dezember 1864. Preis des Jahrgang^es 5j^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. X. — Suiiiita^, ileii S. Jaiiiiai' 1805, TliUags ^13 liiir, liiitlct iiu Eii^lisclicii Hanse (ifluhreiistrasse 4'J) eine Versainiiiliiiig «les Vereiues zur Itcfürileruiig des Gartenbaues statte wozu die geehrten illilglietlcr eiiigeladeu werden. Allerlei aus der (Gärtnerei und i'flanzenknnde. X. Der Verein zur BeförderLing des Gartenbaues hat einen grossen Verlust erlitten und mit ihm die gesamnite Gärtnerei. Am 25. Oktober starb der Grossherzog'lich-Oldenburg'sche Hofgarten-Inspektor Julius Friedrich AVilhelm Bosse zu Olden- burg im Vüllendeten 7(5. Lebensjahre. In seiner Jugend schon zeiclniete er sich als Praktiker und Schriftsteller aus und fand in lieidcu Hinsichten Anerkennun &■ Bereits im Jahie US 14 ■d£ wurde er zum Hofgärtner nach Oldenburg berufen und wirkte als solcher bis zum Jahre 185(j, wo anhaltendes Unwohlsein ihn zwang, um den Abschied einzu- j konnnen. Er verliess (Jldenburg, um nach Del- I meuhorst überzusiedeln. Doch rief ihn die Sehn- • sucht schon nach wenigen .Jahren nach Oldenburg zurück. Kurze Zeit nach der Gründung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Bei'lin, im j Jahre 1823, wurde Bosse wegen seiner Verdienste um die Gärtnerei zum Uhren -llitgliede desselben ernannt und hat in der ganzer Zeit, zuletzt aller- dings weniger, mit ihm in reger Verbindung ge- standen. Schreiber dieses erfreute sich besonders des Verkehrs mit ihm und eriiielt stets auf das Bereitwilligste die gewünschten Aufschlüsse. Schon in den zwanziger Jahren gab er seinen „Blumen- freund" heraus, der bereits 1831 die zweite Auflage erlebte. Im .Jahre 1829 erschien auch sein voll- ständiges Handbuch der Gärtnerei, was ihm einen besonderen Kuf verschaffte. Von diesem wichtigen Werke wurde 1859 und 1860 die dritte Auflage in 3 starken Bänden ausgegeben. Wir sind jetzt im Stande, über die bevorste- hende Pflanzen- Ausstellung in Amsterdam nähere Kachrichten zu bringen. Die einzusendenden Ge- genstände müssen mit Einschluss einer genauen Liste bis zum 2(3. März 1 8(55 angemeldet werden und bis zum 4. April eintreffen. Am 5. schon um 9 Uhr Morgens, tritt das Preisriciiteramt im Indu- strie-Palastc zusammen, um Berathungen zu halten, resp. die Preissprechung zu beginnen. Die feierliche Eröffnung wird erst am 7. April stattfinden. Wäh- rend der Tage vom 8. bis 12. Apiil ist dem Pu- blikum der Zutritt zur Ausstellung gestattet. Nach dem Schlüsse wird eine Versteigerung aller derje- nigen Pflanzen und zur Gärtnerei in Beziehung stehenden Gegenstände der Ausstellung stattfinden, welche die Besitzer zu veräussern wünschen. Die Bedingungen, unter denen dieses geschielit, werden später näher bekannt gemacht werden. Diese $lin- richtung wird namentlich den Handelsgärtncrn sehr angenehm sein, da diese dadurch des Rück-Trans- portes enthoben und durch den Verkauf selbst be- kannter werden. Damit die tropischen Pflanzen nicht bei der frü- hen Jahreszeit durch Kälte leiden, wird ein Tlieil des Industrie- Palastes besonders dafür eingerichtet 52 410 und mit ilcii nöthigen Heizungen versehen. Es sind bereits aueh Sehritte getlian, dass alle Gegenstände, welelie ans dem Auslande kommen, au der Grenze uieht weiter aufgehalten werden. Ebenso wird man sieh bemühen, eine Herabsetzung der Fraelit auf den Eisenbahnen zu bewirken, sowie für die Mit- glieder des Preisrichteranites inid des Kongresses eine Ermässigung des Fahrgeldes herbeizuführen. In einer der letzten Nummern der Wochenschrift hat ein ungenanntes Mitglied einen Brief von Jo- seph Faxton, einer der bedeutendsten Gartcu- künstler und Garten-Architekten Englands, in einer Ilebersetzung gebracht; es sei uns erlaubt, heute Auszüge aus einem zweiten Briefe Paxton's, wo er wöchentliche Ausstellungen empfiehlt, zu bringen. Man hat nämlich von Seiten des Londoner Garten- bau-Vereines eikannt, dass unsere grossen Ausstel- lungen, wie sie jetzt sind, keineswegs mehr den Anforderungen entsprechen und den Einfluss auf die Hebung des Gartenwesens nicht mehr wie frü- her ausüben. Aus dieser Ursache hat man einen Au.-schups erwählt, der Vorscliiäge zu Keoi'ganisa- tiouen der Ausstellungen machen soll. Joseph Paxton wurde zum Vorsitzenden ernannt. Tn dem Briefe, welcher unter den Mitgliedern des Gartenbau-Vereines zirkulirte, werden 5 Punkte hervorgehoben, welche für die Einrichtung wöchent- licher Ausstellungen sprechen. 1. l)ie Zahl der Aussteller würde wesentlich zunehmen, sobald auch gewöhnliche Pflanzen, aber von guter Kultur, ausgestellt werden können, ohne von der Pracht und Seltenheit oder Neuheit sol- rhrr, wie sie bei Gelegenheit der grossen Ausstel- lungen vorkommen, verdunkelt zu werden. Der- gleichen Aussteller könnten sich beliebig eine Zeit wählen, wo sie mit ihren Pflanzen kommen wollen. 2. Man würde dadurch eine weit bessere Kennt- niss von dem Zustande des Gartenwesens erhalten. o. Die ausgestellten Pflanzen könnten mit Aveit grösserer Hube und Be(juendiclikeit betrachtet und beurtheilt werden, als es bei grossen Ausstellungen möglich ist. Der Einfluss auf wissenschaftliche Gärt- nerei würde dadurch aber auch "-rösser. 4. Die engen Grenzen, Avelche das Programm bei grossen Ausstellungen zieht, würden weiter ge- steckt. Füv die Fortschritte der Gärtnerei gewiss ein wiciitiger Umstand. o. Die Details müssten bekannt gemacht wer- den. Die grossen Ausstellungen brauchten deshalb nicht beeinträchtigt zu werden und würden diese überhaupt, wie früher, ihren gewölmlichen Lauf gehen. Man hat sich bereits auch an die Königin mit der Bitte gewendet, dass die Königlichen Gärten an diesen Ausstellungen Antheil nehmen möchten. In Folge dessen sind die Direktoren derselben be- auftragt worden, die wöchentlichen Ausstellungen zu beschicken. Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieses Beispiel aucji einen guten Einfluss auf Pri- vate ausüben wird. Joseph Paxton nennt eine Anzahl von Pflan- zen, von denen es ganz besonders gewünscht wird, dass Schaupflanzen herangezogen werden. Da es auch die Leser der Wochenschrift interessiren dürfte, so geben wir hiermit das Verzeichniss: Acacia, Achimenes, Allamanda, Alocasia, Ama- ryllis, Anemone, Anthurium, Antirrhinum, Aj)he- landra, Aphelexis, Arum, Aster, Auricvda, Azalea, Balsamine, Bcgonia, Berberis, Bougainvillea, Bou- vardia, Bromelia, Budleja, Cactus (Cereus, Opuntia etc.), Caladiuui, Calcetdaria, Callistemon, Calochor- tus (Cyclobothra), Camellia, Oanipanula, C'anilytuft (Iberis), Canna, Carnation (Garten -Nelke), Ceano- thus, Chrysanthemum, C'ineraria, Cistus (und Heli- anthemum), Clcmatis, Clerodendron , Cockskomb (Hahnenkamm), Convallaria, Correa, Cottonplant (Baumwollstaude), Crassula (Kalosanthes u. s. w.), Orinum, Crocns, Croton, Cnphea, Cycas, Cyclamen, Cytisus, Dahiia (Georgina), Daisy (Tausendschön- chen), Daphne, Delphinium, Deutzia. Dicentra, Diefteubachia, Dionaca, Diosma, Disa, Dorstenia, Double flowering peach (gefüllte Pfirsiche) and Chcrry (gefüllte Kirsche) u. s. w., Draba, Dracaena, Epacris, Eranthemum, EriostemoD, Erythrina, Es- callonia, Euphorbia, Fcrns (Farne), Ficus, Fritil- laria, Gardenia, Gentiann, Geranium, Gesnera, Gla- diolus, Gloxinia, Heath (Halden, Erica), Hedyehiuni, Heliotropium, Helleborus, Hepatica, Hibiscus, Holly- hock (Stockmalve), Honeysuccle (Caprifolium), Ho- vea, Hoya, Hyacinthus, Hydrangea, Iris, Ixia u. s. w. , Ixora, Jasminum, Lantana, Lapageria, Lilac (Syringa), Lilien, Lobelia, Lupinus, Lychnis, Ma- gnolia, Maranta, Mertensia, Mignonette (Reseda), Miniums, Mosses (hier wohl Sclaginellen ), Musa, Myrtus, Narcissus, Nasturtium, Nemopliila, Nerium, Oenothera, Olea, Orchideen, Greopanax, Palmen, Pandanus, Pansy (Stiefmütterchen), Passionflower (Passionsblume, Passiflora), Pca (wohlriechende ^^ ik- ken?), Pelargonium, Pentstemon, Paeonien, Petu- nien, Phlox, Pinielea, Pink (Feder-Nelke), Pinus, Pitcherplant (Nepenthes), Polyanthus, Puppy (Pa- paver), Potentilla, Primula, Pyrcthrum, Eannnculus, Rhododendron, Rocket (Hesperis matronalis), Rosa, Salvia, Saxifraga, Scabios%, Scilla, Sedum, Solanum, Spiraea, Staticc, Stock (Levkoje), Tliea, Thibaudia, Tulipa, \'accinium, ^^^llota, Verbena, Vcronica, Vio- let (Veilchen), Dogtooth- Violett (Eryt'aronium), Rus- sian-Violet (?), Wallflower (Lack), Viicca, Ziiniia und andere mehr. Das Programm des Londoner Gartenbau-A ercines 411 für das Jalir 1860 ist ausgegeben und entliält Man- ches, was aucli für uns von Wichtigkeit ist. Was zunäclist die grossen Ausstell inigen anbelangt, so werden diese wiederum, wie tVülier, aut' einen Tag- beschränkt. Dass ganze Woclien für Ausstellungen den Pflanzen keineswegs zuträglich sind, davon hat man sich wohl allenthalben überzeugt: und doch dauern sie bei uns in Deutschland meist länger, und zwar in der Regel nur des eitlen Gewinnes halber. Das ist ein Krebssehaden vieler unserer deutschen Vereine, dass sie durch Ausstellungen ihre Finanzen verbes'sel'n wollen. Man bedenkt aber nicht, dass man dadurch mehr schadet als nützt. Wer seine Pflanzen lieb hat, der wird nie und nimmer seine mit Sorgfalt erzogenen "Exem- plare in eine Ausstellung senden, welche längere Zeit dauert. Selbst nach dem ersten und zweiten Tage haben die Pflanzen nicht mehr ihr frisches Ansehen und können die Besucher, welche An- sprüche machen, nicht mehr ganz befriedigen. Alle Ausstellungen sollen am Sonnabend statt- finden und dreierlei Art sein, und zwar grosse Aus- stellungen 3 Mal im Jahre, spezielle und endlich wöchentliche. Der speziellen Ausstellungen sollen 8 sein, die zum grössten Theil in den Frühling fallen. Sie haben ohne Zweifel einen grossen Werth, da man hier bei bestinnnten Florblumen sieht, was in dieser Hinsicht geleistet werden kann. Berück- sichtigt sind von dem Londoner Gartenbau-Vereine: Hyazinthen, Kamellien, frühzeitige Azaleen und die- sen entsprechende Blüthensträucher, Orchideen, Pe- largonien, Liliaceen und Amarvllideen, Blattpflanzen und endlich Farne mit anderen, diesen sich an- schliessenden Pflanzen. Von den wöchentlichen Ausstellungen ist be- reits gesprochen. Da hier hauptsächlich sich Pri- vate betheihgen, so sollen auch keine Geldpreise, sondern nur Medaillen und Certifikate vertheilt wer- den, dagegen will man bei den grossen und spe- ziellen Ausstellungen nur Geldpreise ausgeben. Dass Parzellen des Gartens des Londoner Gar- tenbau-^'ereines an Handelsgärtner abgetreten wer- den, damit diese daselbst Pflanzen, mit deren Kul- tur sie sich hauptsächlich beschäftigen, in schönen Exemplaren zur Kenntniss der Liebhaber bringen, ist schon früher mitgetheilt worden. Auf diese Weise hat Henderson ein Stück Land zur Ver- fügung bekommen, wo er 50,000 Stück Tulpen- zwiebeln gelegt hat. "\^'enn diese im Frühjahre blühen, möchte wohl ein seltener Genuss geboten werden. Auf gleiche Weise werden Waterer und Godefroy ein Zelt sich erbauen, um unter dem- selben im nächsten Frühlinge ihre schöne Samm- lung von Rhododendren in ausgesuchten Exempla- ren auszustellen. Endlicli hat man auch den Vorschlag gemacht, sich mit allen Vereinen der Provinzen in engere Verbindung zu setzen. J\lan ist überzeugt, dass dadurch die Gärtnerei selbst , aber auch Liebe zu Pflanzen und Blumen ungemein geföi'dert wird. Wir haben mehrmals über die Erträge des Obst- und Gemüsebaues in andern Ländern, besonders in Frankreich, lierichtet, ohnlängst auch einen kurzen Artikel über den Bestand an Obstbäumen in Böh- men gebracht, wir wollen in dieser Hinsicht jetzt Einiges über den Bestand der Obstbäume und die Erträge des Obstbaues in Württemberg sagen. Der Obstbau scheint hier schon lange sich der besonde- ren Aufmerksamkeit der Fürsten und der Regierung erfreut zu haben, so dass auch in den Volksschulen Unterricht darin gegeben werden musste. Nach Mittheilungen des Württembergisehen Staats-Anzei- gers, welche in der Monatsschrift für Pomologie wiedergegeben sind, nahmen bereits im Jahre 1833 in den Volksschulen von 42 Orten 8000 Kinder an dem Unterricht über Obstbau Antheil. Es ist sehr zu bedauern, dass man nichts darüber erfährt, wie jetzt, wo der Obstbau grade in Württemberg eine noch höhere Stufe seiner Ausbildung erhalten hat, die Betheiligung der Jugend ist. Im Jahre 1853 wurde eine Zählung der Obst- bäume in ganz Württemberg vorgenommen. Dar- nach ergaben sich : KonioUstbäume Steiiiobstbäurae 1. im Neckarkreise . . . 1,742,413 879,881 2. im Schwarzwaldkreise 1,040,854 855,014 3. im Jaxtkreise ..... 1,073,882 1,038,717 4. hn Donaukreise .... 860,953 499,360 Z usam^nen 4,724,102 3,273,572 Bei einer mittleren Ernte wird von diesen Bäu- men 0,717,501 Simri*) Kern- und 1,360,253 Sinn-i Steinobst gewonnen. AVird das Sinn-i im Durch- schnitt zu 4^ Fl. bezahlt, so ergibt sich die Summe von über 4 Millionen Gulden, welche in reichen Obstjahren, wie 1847 und 1860 sich leicht verdop- peln könnte. Der Ertrag in einem Mittcljahre ist veranschlagt: 8inu-i Kernobst 8imri Steinobst 1. im Neckarkreise . . . 2,757,583 369,886 2. im Schwarzwaldkreise 1,566,812 369,886 3. im Jaxtkreise 1^179,655 380,053 4. im Donaukreise .... 1,213,561 179,534 Im ganzen Lande 67717,611 1,360,253 In den Jahren 1853 bis 1862 hat man zusam- men 42,337,344 Simri Kern- und 7,108,921 Simri Steinobst geerntet, was im Durchschnitt auf jedes Jahr über 4 Jlill. Simri Kern-, aber nur j',, Mill. *; 8 Simri bilden in Württemberg- einen Schefl'el, der 3J g-rösser als der preussische ist und sieh zu diesem verbält wie 3,2-246 : 1,0000. 52* 412 das Ende September d. J., fand eine Pflanzen- und Obst-Ausstelliuig statt, bei der ein Aussteller eine Sammlung aller Aepfelsorten, welelie guten Cider gaben, zur Verfüguug gestellt liatte. Es waren lauter kleine, unschcinlielie Friklite, die auch kei- neswegs mundeten. Von Seiten der Pariser Handelskammer sind unter Anderem auch interessante Notizen über den Gemüsebau in der kaiserlichen Residenz gegeben. Darnach haben sich die Gärten, wie in allen grossen Stiidten, in der neuesten Zeit innerhalb der Stadt sehr gemindert. Es wurden nämlich im Jahre 18G0 nur noch gegen 400 Hektaren zum Gemüse-, zum Pilumenbau sogar nur noch 7(i Plektareu benutzt. Die grüssten Gemüsegärten befinden sich im Süden der Stadt Paris und zwar westlich im Arrondisse- ment de Vaugirard und östlich im Arrondissement de Xeuillv. Es sind im Ganzen 5G8 selbständige Gemüse- züchter vorhanden, von denen G sich nur mit dem Anbau von Champignons beschäftigen, so dass im Dnrchschnitt Jeder ein Terrain von 70 Aren be- baut. Alle zusammen machen für 4,933,001» Frs Siniri Steinobst ergibt. Das obstreiche Jahr 1862 gab allein l(;,30r),050 Simri Kern- und 3,140,.637 Simri Steinobst. Die Verwerthung des Obstes beginnt, nament- lich im Württemberg'schen, ebenfalls eine grössere Ausdehnuug zu erhalten. Die Verbesserung der Obstdörren, wie wir sie vor Allem dem Inspektor Lucas verdanken und wie selbige bereits auch in mehrern Ländern eingeführt wurde, hat namentlich dazu beigetragen. Aus dem Württemberg'schen wird sehr viel gedörrtes Obst nach Amerika aus- geführt. Auch die Bereitung des Obstweins oder Ciders nimmt von Jahr zu Jahr in Württendjcrg zu. Jlan berichtete uns, dass man daselbst im vo- rigen Jahre sogar Obst eingeführt habe, um den Bedarf an Cider im Inlande zu decken. In Frankreich ist der Cider das Hauptgetränk der Arbeiter auf dem Lande. Während man bei uns ziendlch alle Sorten Aepfel dazu uimnit, wer- den jenseits des Eheines, besonders im nordwest- lichen Frankreich, nur diesem Zwecke eutsprechende Sorten angebaut. Hauptsächlich geschieht dieses in der Bretagne. Ronen und Caen treiben einen nicht unbedeutenden Handel mit Cider nach Aussen. In beiden Städten haben ferner zu diesem Zwecke Ausstellungen, verbunden mit einem bezüglichen Kongresse, stattgefunden. Man einigte sich über die Sorten, welche den besten Cider lieferten, ^^"äh- rend unserer zweiten Anwesenheit in Paris, Geschäfte, also verdient der Einzelne im Durch- schnitt jährlich 8700 Frs. Unterstützt werden sie durch 779 Arbeiter imd 550 Pferde. Die Zahl der Mistbeetfenster beträgt 12,000. Wie gross die Kul- tur der Melonen ist, ersieht man daraus, dass allein gegen 000,000 Glasglocken bei ihrer Anzucht ge- braucht werden. Wenn wir früher schon hier und da ausge- sprochen haben, dass das Leben als solches in Paris wohlfeiler, als in anderen grossen Städten des nörd- lichen Deutschlands ist, so eisieht man dieses auch aus der Bezahlung, welche die Arbeiter der Ge- müsezüchter erhalten. Von 100 solcher Arbeiter bringen es 8 nur täglich über 2 Frs (16 Sgr.), von 100 Frauen sogar nur (i über 1* Frs (14 Sgr.). Von den 497 Männern, welche in den Gemüsegär- ten arbeiten, verdienen 115 täglich nur 1, 135 hingegen 1.', von 282 Frauen dagegen 40 nur 1 und 52 1-J Fvi, 82 hingegen nur 75 und 27 so- gar nur 50 Cent. (6 und 4 Sgr.). Es sei uns erlaubt, schliesslich noch ein Paar bei uns eingegangene Verzeichnisse von Pflanzen zu besprechen. 1. Rosengärtnerei von Ernst Metz in lloch- heini bei Erfurt, Verzeichniss derselben. Es ist nicht zu leugnen, dass Gärtner, welche sich mit einer Kultur speziell beschäftigen, auch etwas Tüch- tiges leisten können, zumal wenn sie den Pflanzen, welche sie in Massen heranziehen, mit besonderer Liebe ergeben sind. AVir erhalten hier in dem Verzeichnisse nur eine Auswahl des Besseren, was in der Eosenzucht, namentlich in neuester Zeit, ge- leistet ist; was nicht entspricht — und die Masse dessen, was jährlich in den Handel kommt und, wenn auch noch so schleclit. doch sehr gepriesen wird — ist nicht gering. In einer Beilage zum Verzeichnisse erhalten wir auch nähere Nachrichten über die Metz' sehe Eosengärtnerei. 2. Verzeichniss richtig benannter C)bst-, Baum- und Strauch-Sorten des Gartens der Sektion für Obst und Gemüse der Seh lesischen Gesell- schaft für vaterländische Kultur in Breslau. Wir wünschten wolil, dass in allen Provinzen der- gleichen A'ereinso-ärten existirten, wo man sich fort- während bemüht, nur das Tinte zu vermehren, und zu verbreiten, und zwar auch nur das Gute, was unter den dortigen klimatischen Verhältnissen ge- deiht und auch lohnende Erträge . gibt. Eben des- halb empfehlen wir schlesischen (.Grundbesitzern die (Obstbäume in den genannten Gärten, um daraus ihren Bedarf zu entnehmen und sich von der Güte derselben zn überzeugen. Verlag von Karl Wieg- an dt in Berlin, Komm.indanten-Slr.isse Xo. 62. Drnck der C. Fci.s ter'schen Bnehdruekcrei in Berlin. Zieten-Pl.itz Nu. 2. Allgeiiieiiies liilhilts-Verzeiehiiiss. Verzeiclniiss der Abhandlungen. Die Kultur der Aep t'el-Kordon.s. Vom Baumscliul-Besitzer Müller in Strassburg. 127. Allerlei aus der Gärtnerei und PHauzenkunde. 1. '25. 58. 97. 132. 169. 211. 281. 365. 374. 409. Alocasia Veite hii C. Koch und Lowii Hook. 89. Alocasia Veitchii C. Koch. 254. Die neuesten Seidel 'sehen Alpenrosen oder Rhododen- dren. 119. Borsig's Amar}' llisflor. 63. Mittel gegen Ameisen. 264. Ampeln zur Zimmer-Verzierung. 33G. Die Anthurieu mit grossen, herzförmigen Blättern. 195. Aralia Leroana C. Koeli, eine noch nicht besclu'iehcne Blatt- pflanze. 369. Arendsee und die feinere Obstzucht des (irafen v. 8chlip- peubach. 233. Arundo Kakao Steud. (conspicua Hook, fil.j. Ein neues Ziergras aus Neu-Secland. 209. Dr. Paul Aschersou's Flora der Mark Brandenburg. 238. Astrapaua Wallichii Ker. 16. Die Frühjahrs- Ausstell ung des Vereines zur Beförderung- des Gartenbaues, am 3. April. 113. Die I'"'es t-Ausst ellun g des Vereines zur Beförderung des (iartenbaues in den Tagen des 19. u. 20. Juni. 201. Die. Pflanzen- und Bl umen - Ansst ellun g der Gesell- schaft der Gartenfreunde in Berlin. 128. Die internationale Ausstellung von Pflanzen, Blumen und anderen (iegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. Aprfl bis I.Mai in Brüssel. 145. 156. 165. 174. 181. 188. Die allgemeine Ausstellung von Pflanzen, Blumen und allen mit dem Gartenbau in Verbindung stehenden Gegen- ständen zu Amsterdam, im Frühlingc des Jahres 1865. 345. Die zweite inte r n a t i o n a 1 e Pflanz e n - u u d B 1 u ni e n - A u s - Stellung u. s. w. im Anfange des Frühjahres IS 65 zu Amsterdam. 225. Die erste Pflanzen- u. Blum en- Au sstel lun;;- zu Frank- furt a. O. 194. Die Pflanzen- und B lunien- Ausstell ung des Stettiner Gartenbau-Vereines, am 27. u. 28. Juni. 221. Bericht ülier die Ausstellung der Sektion des Gartenbau- Vereines in Breslau vom 18. April 1864. Von Graf von Ho Verden 136. Eine Kritik der englischen Ausstellungen. 379. Pflanzen- Ausstellung zu Am.sterdani. 409. Ausstellungen des Gartenbau-Vereines zu London. 411. Die Baums eh nie n von Andre' Leroy in Angers 298. Eine Entstehung von Bäumen mit hängenden Aesten in Folge der Veredlung. Vom Hofgärtner Jäger in Eise- nach. 200. Belgique horticole. Jahrgang 1863, 2. Hälfte. .Jahrgang 1864, 1. Hälfte. 324. Beschorneria yuccoides der Gärten. 186. Birnen der Federation des Societes d'hortieulture en Belgique. 118. Birnen in schieflaufenden Kordons fCoi'dons obliques). Vom Baumschulhesitzer Müller in Strassburg. 343. Gutachtliches L'rtheil über neuere u. einige ältere Birnen. 265. Drei Blattpflanzen des Warmhauses (Miconia chaetodoa Naud., Phyllagathis rotundifolia Bl. und Sphaerogyne la- tifolia Naud.). 241. Einige Blattpflanzen- Gruppen im Freien. Vom Eosen- gärtner Her g er in Köstritz. 77. Karl Borchers' Anleitung zur Vervollkommnung des Obst- baues im nördlichen und mittleren Deutschland. 24. Die Gründung des botanischen Gartens der Tniversität Greifswald. Festrede vom Professor Dr. Munter, Di- rektor des Gartens. 137. 149. Botanical Magazine. 1863, 2. Hälfte. 53 Mittheilungen über Inhalt und Einrichtungen der Gewächshäu- ser des Königlichen botanischen Gartens der Univer- sität Breslau. Vom Prof. Dr. Göppert. 41. Der G harlatanismus in der Gärtnerei. Vom Abbe von Beauniont. 110. Ci rkular- Verfügung über die Beförderung der Ob.stkultur durch die landwirth.schaftlichen Akademien. 401. Cordyline indivisa vera (aureo-lineata) aus Samen gezogen. Vom Handelsgärtner Stelzner in (ient. 404. Coryanthes picturata Rchb fll., eine neue, zu eraptVli- "iende Orchidee. 368. üeber die Doppelgestaltigkeit der Blut heu i Dlnior- pliismusj. Vom Professor Dr. Braun. 52. Drahtgeländor für Spalierbäume, Wein und dergl. Vom Baumschulbesitzer Mart. Müller in Strassburg. 102. Ueber Düngung mit Meersalz. Von Mobitz -Vater, Mit- glied im C'onseil des Arrondi.ssement von Lyon. Tvebst einer Bemerkung des Dr. Filly. 21. .Job. H. El) ermann. 57. Ueber Vermehrung der E nc cp h al art os. Von C. Bouche, Insjiektor des Königl. botanischen Gartens in Berlin. 297. 414 Tirust Euder's Index Aroiilearum. 344. Die Wonderful-Erbse. Von H. Scliiebler in Celle. 80, Einiges über die Ernährung- der Pflanzen und über das Düngen. Von Dr. C. Filly. 121. Ferdinand Eintel manu. 6. Dr. Otto Florenz' Anleitung zur genaueren Kenntniss der .seliiidlichen Garteu-Insekteu etc. 280. The Florist and Pomologist. Jahrgang 1863 und Jahr- gang 1864, 1. Hülfte. 332. Die 3 Friedhufe der Stadt Paris in gärtnerischer Hinsicht. 370. Bericht über die Künigliclie G ärtn e r-Iv e h r a u s t al t und Landesbaumschule zu Potsdam für das A'erwaltungsjahr 18f?-. Von C. Beuche. 185. Ankündigung einer Gärtner-Lehranstalt in Köthen (Her- zogtlium Anhalt) in der Kunst- und Handelsgärtnerei von Goeschke. 23. Ein Garten des nordwestlichen Frankreichs. 359. Ueber sogenannte Garten- Nameu. Von Dr. P. Ascher- .son. 110. Notizen der Pai-iser Handelskannner über den Gemüsebau in Paris. 412 Ueber verrottete Gerberlohe als Erde zur Pflauzenknltur. Vom Königl. Garten-Inspektor C. Pouche zu Berlin. 51. Neue Varietäten der Gurke (Cucumis sativus). Von J. G. Meyer in Ulm. 70. Ueber Rittersterne oder Hippeastrum, insbesondere Heu- serianum Karst, und proccrnm Duch. 17. 30. 37. Horaninow' ]>rodromus Monographiae Scitamiuearum. 46. Horticultenr franfais. Jahrgang 1863 u. 1864, I.Hälfte. 269. 278. Illustration horticole. Jahrgang 1863, 2. Hälfte. 285. Jahrgang 1864, 1. Hälfte. 294. Ivoy's Ameliorat ionen zu Pian in den Haiden (Landes) hei Bordeaux. 329. Wie behandelt man die Kamellien, um viel Knospen zu er- halten und wie verhindert man deren Abfallen? Vortrag, gehalten vom Knnstgärtner Dam mann in Görlitz. 298. Die Sibirische Kürbelrübe Vom Kunst- und Handels- gärtner Krüger in Lübbenau. 8. Karl Koch 's Hülfs- und Schreib -Kalender für Gärtner und Gartenfreunde auf das Jahr 1865. 384. Berufung eines internationalen Kongresses für Garten- bau durch den Bund der vereinigten belgischen Gartenbau- Vereine nach Brüssel. 65. Julius Kühn's Untersuchungen über das Mutterkorn. 142. Comte Leouce de Lambert^'e: le fraisier, sa ))otanique, son histoire, sa culture 152. Neue Pflanzen von Linden in Brü.ssel. 276. Dr. L i V i n g s t o n e 49.281. William Lobe's künstliche Düngmittel und Komposte. 400. Ueber Maiblumen-Trei berei. Von P. Sorauer. 47. Montan oa und Uhdea nebst historischen Notizen über Blatt- pflanzen überhaupt. 393. 406. Einige Worte über den Melonenbaum (Carica Papava L.) 231. Leopold Müll er 's Beiträge zur Förderung der Obstkultur und Obstkunde in Deutschland. 368. Murray'.s Kiefern und Tannen Japan's. 40. Die Zwerg- Nelken von Verviers. 396. Neumann's moderne Anlage des Gartens am Hause und der städtischen Villa. 408. Der Stand des Obstbaues im Kanton Zürich. Vom Seminar- lehrer Kohl er in Küssnacht. 81. Ueber den Stand des Obstbaues im Herzogthum Meiningen. Vom Medizinal-Assessor Jahn in Meining-en. 129. Das Pflanzen der Obstbäume. Von Martin Miiller in Strassburg a. Rh. 107. Die Obst bäum zucht in Böhmen. 398. Der Niederländische Obstgarten des pomologischen Ver- eines in Boskoop bei Gouda. Groningen. J. B. Wolters. 1864. 271. Ueber den Zustand der Olpstkultur in Sclilesien. Bericht von Dr. K Fickert. 198. Erträge des Obstbaues in Württemberg. 411. Bericht über die Erfahrungen in Kurhessen hinsichtlich der in Naumburg n. d. S., Gotha und Berlin empfohlenen Obst- sorten. 340. Ueber das K e r n - O b s t im Herzogthum Kobui'g. Vom Ober- Lieutenant Donau er in Koburg. 382. Die Sammlnng von Kern-Obst des Vereines für Pomologie und Gartenbau in Meiningen während der Pomologen- Versammlung in Görlitz. Bemerkungen vom Medizinal- Assessor .Jahn in Meiningen. 226. Bericht über die Obstzucht in Kurhessen. Eingesendet vom Gartenbau-Verein in Kassel. 247. Die chinesische Zwerg- Orange. 388. Die Seh metterlings- Orchideen (Phalaeuojisis Bl.). Vom Obergärtner Krau.s. 377. Overduin und die gärtnerischen Zustände auf Walchcren. 101. Blühende Palmen des Berliner botanischen Gartens. 152. Paris und seine Anlagen. 309. Eine Sitzung des (iartenbau-Vereines in Paris. 337. Der Park zu Monceau. Von A. Stelzner. Handelsgärtner in Gent 94. Joseph Paxton's Brief über englische Ausstellungen. 410. E. Petzold u. G.Kirchner 's Arboretum Muscaviense. 230. Ueber P flan zen-Eruä hrung, Boden-Erschöpfung und Boden- Bereicherung. Von Dr. Schultz- Schul tzenst ein 180. Aus den Pf lanzen- Verzeich nissen einiger Handelsgärt- uereien. '320. 326 Der deutsche Pomologen -Verein. Vom Kittergutsbesitzer V. Böse auf Emmabrug bei Laasphe. 254. Der pomolog'ische Garten in Braunsclnveig. Vom Medi- zinalrath Dr. Engelbrecht. 50. Programm zur Preisbewcrbuug für das 42. Jahresfest des Vereines zur Beförderung des (Gartenbaues, am 19. Juni 1864. 12. Progranun für die Preisbewerbung bei der Frühjahrs-Ausstel- lung des Vereines zur Befürderuno' des Gartenbaues , am 2. April 1865. 257. Programm zur Preisbewerbung für das 43. Jahresfest des Vereines zur Beförderung des Gartenbaties , am 18. Juni 1865. 391. Programm für die Ausstellung von Obst, Gemüsen, Blumen, Pflanzen, Gartenplänen n. s. w. , vom 7. bis 10. Oktober 1864 in Kassel. 288. Revue horticole, Jahrgang 1863 und 1864, 1. Hälfte. 244. 200. Die Hybridation und Sämlingszucht der Rosen. Vom K. K. Oberförster Rudolph Geschwind. 335. Notizen über Rosen. S'on K. Achilles, Obergärlner in El- beuf. 143. Auswahl von Rosen. Vom Rosengärtner Herger in Köstritz. 84 Ueber Rosensämlinge. Von Paul Sorauer. 207. Der Garten des Baron v. Rothschild in Boulogne bei Paris. 318. Scheydecker's und Grube's Anleitung zum Obstbaum- schnitt und zur Rebenzuc.ht. 400. Schiebler's Taubenapfel. 64. Scutellaria Mociniana Benth. Ein Halbstraueh mit ro- then Blüthen Mit einer Abbildung. 313. Ueber die sogenannten Somm er-Endivien. Vom Hofgärtner Jäger in Eisenach. 45. Die neuen Sommergewächse des Freilandes. 67. 78. 86. 415 Kinlf^ij Worte über die Kultur der Sonerilii m iirg-ari taoea Liudl. Vom Obergärtner Bücsü iu JJerliii. 330. Der Spargelküfcr, der Eugerliug und der Maulwurf im Siiargclbcete. Vortrag, gebalten von Dr. GoU.scb in Gör- litz. 308. Die Oscberslebeuer Stiofmüt terobc n. (Punsee's). Von C. Scbwauecke iu Oscher.sleben. 215. Ueber die Einführung imd Kultur der Torenia jjlantagi- nea I5entb. (Ceratostigma plantaginea Höchst.). Von C. Bouche, Inspektor de.? Konigl. botanischen Garten.s in Berlin. 29-1. 298. Van Honttc's Blunienzwicbelflor iu Gent. 217. Beriebt über die 4. Ver.s amnilung deutscher Pomologen, Obst- und Genuisezücbter iu Görlitz. 208. 312. 434. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues am 3. Januar. 9. 435. am 31. Januar. 33. 43i;. am 28. Februar. 73. 437. am 3. April. 105. 438. am 8. Mai. 153. 439. am 29. Mai. 177. 440. am 19. Juni. 193. 441. am 31. Juli. 249 442. am 28. Au- gust. 273. 443. am 25. Seiitember. 305. 444. am 25. Oktober. SGI. 445. am 27. Xoyember 385. Die Verseil öncrungen in den Provinzen Frankrelcbs. 321, Das Versetzen grosser Bäume in vollem Blätter- und Blü- thenscbniuck im August. Vom Hofgärtner Meyer in Sanssouci. 389. Bericht über den Betrieb des Versuchsfeldes des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues. Vom Köulgl Inspektor C. Bouche. 90. Ueber die zu Gera im Freien blühende Victoria reglii. Von Theodor ßemy, 7. Vilmo r in -An dr le ux : tlenrs de pleine terre. Vom Ober- gärtner Kraus. 118. Chemische Untersuchungen über das Wachsthum der Pflan- zen im Dunkeln. Von Dr. C. Filly. 316. Neue Waldreben - Blondl Inge von besonderer Srliönlieit. 405 Ueber einige Weisstanneu. 62. A. Wörmann's Garten-Ingenieur. 159. 360. Wredow's Gartenfreund. 11. Auflage. 239. Die chinesische Wucherblume oder Chrysanthemum In- dlcum. 13. 416 IL Inhalt des Allerlei. lieber den Akkli matisations- Garten in Algier. 98. Akklimatisations-Garten von Bordean.x. 134. Anacharis Alsina.strn m bei Potsdam. 284. Anticry ptogam als Mittel gegen die Weiiikranklieit. 61. Die botanischen Unterhaltnngen von Auerswald. 213. Kongress und Ausstellung in Amsterdam im Jahre 186.5. 212. 410. Paxton's Vorschläge zu den Ausstellungen in London. 410. Die Brüsseler Ausstellung! 58. 97. Kongrcss und Ausstellung zu Erfurt. 211. Die Ausstellung in Wien im Jahre 1865. 98. 211. Konkurrenz von Bouquet halte rn bei der Gartenbau-Gesell- schaft in London. 60. Ceratochloa australis als Futtergras von Metz & Co. 135. Verbrauch des Ciders in Frankreich. 412. Cocospalme im Garten des Herzogs von Northumburland. 26. 283. 365. Abfälle von Cocosnussschal en. 4. Freiherr v. d. Decken. 5. Elektrizität als Ursache der PHanzcn-Kraukheiten. 284. Brief von Fortune über die ött'entlicljen 0 arten China's. 99. Gärtner- L ehr- Anstal t iu Kötlien. 25. Professor Morren's Uebersicht über den Gartenbau Bel- giens. 171. Die Londoner Gart enb au- Gese lisch aft stellt Handels- gärtnei-n Land in ihrem Garten zur Verfügung zur Schau- stellung von Grup]icnpflanzen u. s. w. 61. X'eber die Ausbildung von Lehrern des Garteubaues. 283. Gartenbau-Schule iu Kew. 134. Gart enb au- Ver ei n e in Deutschland. 59. T'eber Pariser öffentliche Garten-Anlagen. 170. Garten- Et ab] issement zur Verschönerung von Paris. 169. Der Gemüsebau in Paris. 412 Keue Georgincnf ornien. 374. Ilooibrenk's Weinkultur. Anwendung derselben durch Jac- quesson in der Champagne. 3(J6. Hooibrenk's Befruehtungs-Metliode. 1. 283. 3C5. Hudelet 's Methode der Verpackung der Weinaugcu. Gl. Ingelrest's Annuairc d'horticulture. 60. Schädliche Eigenschaften der Kartoffelu. 213. Erfahrungen von Mobitz pere über Kochsalz. 214. Landesbaumschule iu Braunschw'eig. 25. Lederstreifen zum Etiquetten-Anbinden. 99. Andre Leroj- in Angers. 365. lieber das Etablissement von Andre Lero.y. 170. Mac Intüsh: book of the garden. 58. Mann. 5. Murray's Vorlesung über Koniferen. 284. Musa Ca vendi shi i. 26 Aktien-Gesellschaft zur liebung des 01)stbaues in Hannover. 26. Zm- Hebung des Obstbaues. 282. über Obs tba u m zuc h t Frank- Oeffentliche Vorlesungen reich. 99. O b stbaumzucht in Frankreich. 134. Obst-Erträge in Württemberg. 411. Ueber Obst- und Geniüseproduktion Frankreichs. 374. Die Herausgabe eines illustrirten Obstwerkes iu Holland und eines ähnlichen in Deutschland. 172. Befruchtung' der Orchideen nach Darwin. 284. Neue Palmen West-Afrika's, von Mann entdeckt. 27. Gewinnung des Palmöls aus der Oelpalme. 27. Geitner's Pal mensammlu n g in Zwickau. 214. Zur Parthenogenesis 5. 214. Personal-Notizen über Karl Fintelmann, Sello, He- ring, Kühne, Wilke und Heutze. 132. Senn holz und Seh och. 133. Flotow, Neuner, Co urtin, Maj-er. 169. Neuner, Müller. 212. Treviranus 215. Xavier de Bavay, Spruce, John Smith, Elias Fries, Are- schong. 281. Borchers, Nedzielsky. 282. Schacht, Jung huhu. 374. Bosse. 409. Nene Pflanzen des Reisenden Seil. 60. Das pflanzen-physiologischo Institut vonVille in Paris. 365. Pflanzen- Präparate von L oh m ei er in Breslau zur Er- klärung der natürlichen Familien. 211, Tausch von Photographien schöner Bäume. 25. 284. P 0 ni ol ogische Gesellschaft in Gent. 133. P omologischer Verein für das Königreich Hannover. 59. Ueber das Kneipen der Triebe des Rosenkohls. 283. Rosensendung von Edinliurgh nach Labore. 283. Ueber den Verbrauch von Rosen während eines Winters iu Paris. 213. Niedergehakte Rosen. 27. Ueber den Samenbau in (-||uedlinburg. 212. Wilson Saunders Vortrag über Pelargonien. 284. Professor Schacht's Untersuchungen über die beste Zeit zum Fällen der Bäume. 13ö. Professor Schübler's Versuche mit Koclisalz. 135. Seh wein fürt' s Reise nach Afrika. 135. Gärtnerischer Schwindel beim Verkauf der Ptlanzen in Paris. 215. Dr. Spach in Paris. 365. Blendling zwischen Sprossenkohl und Kopfkold. 26. Steudner und B cur mann. 5. Preiügekronte Tafel -Aufsätze von March in Brüssel. 26. Thecbau in Ostindien 27. Madame Tinne's und v. Heuglin's Reisen iu Afrika. 135. Das Verpflanzen der Obstbäume im August. 367. Ueber das Verpflanzen der immergrünen Gehölze in Körben. 366. Verzeichnisse von Handelsgärtnereien. 5. 28. 61. 100. 135. 173 375. 412. Wcinbereitung durch die Centrifugalmaschine. 61. Augenstccklinae der Weinrebe. 61 Der Weinstock und der Wein voiri Dr. Mohr. 28. Wein- und Erdbeerzucht iu Nordamerika. 3. Zuckersorgho China's. 3. 417 III. Verzeicliniss der Pflanzen-Namen. Abies Albertiana Murr. G3. amabilis G3. ApoUinis Lk. G2. Alcocfjuiana Lindl. 40. bifolia Murray 63. bifida S. et Z. 40. ceplialonica Endl. G2. 290. Douglas! l>. iirnia S. et Z. 40. Fortunei Murr. 40. grandis G3. ho- molepi.s S. et Z. 40. Hookeriana Murr GS. Jczoen.si.s S. et Z. 40. 293. 301. Jezoousis Faxt, et Aut. 40. Kilmpfori Lindl. 40. lasiocarpa Hook. 63. Lowiana Gard. 63 ma- gnifica Murr. 63. Menzie.sii 5. mi- crospernia Lindl. 40. Moriudo 30L Nordmanniana 290.301. panacliaica Held 62. Pattoniana Jeff. 63. pe- (tinata 293. Pindrow 30L polita S. et Z. 40. Eeginae Ameliae 62. spectabilis 301. trigona 301. Tsuga S et Z. 40. Veitchii 40. Webbiaua Liudl. 40. Williamsoni Newb. G3. Acacia cordata 165. Drummoudii 1G5. Acer Pseudo-Platanus 261. Achinienes Ver.scbaffeltü 205. Acliirida viriditlora Hort. 47. Acrocomia .sclerocarpa 168 Acro.s tlclium alcicorne 174. callae- folium 174 grande 174. Actaea foetida 274. Adcuium obesum A. DC. 53. Adliatoda marmorea 158. Aecbinea f'ulgen.i 251. Aeride.s odoratum 204. Lerpantae 204. niaculatum 1G7. suavissimuni 167. AetbioueniH coridifolium DC. 325. Agave attenuata 164. 166. Besseriana 164. EUemeetiana 164. Kumpliii 166. xylonacantlia 164. 16G. Aglaonenia commutatum 158 182. Agnostus integrifolius 279. .^inuatus 279. A I nus japonica 275 Aloca.sia cuprea C. Kocb 89. 90. 254. Lowii Hook. 89. singaporensLs 183. Veifcliii C. Koch 89. 90. 254. ze- brina IGG. Alsopliila australis 174. contaniinan.s 174. denticulata 175. t-legantissima 175. latebro.sa 158. mexicana 174 procera 174 ran Geertii 175. Aniarautu.s niclancbolicus 94. Aniarylli.s ambigua (.Sweet) 21. ar- dens 32 augu.sta 32. aurautiaca 37. Belladoua 31. Beatrum 37. Blumen- auana 38 bra.silicn.sis 20. breviflora Sweet 21. Brookesii 32. Carnarvoni 21. Cartoni 39. Colvillei 30. Coo- peri 32 croeata Gawl. 32. dubia 37. cquestris Herb. 18 31. formosa 30. fulgida bot. reg. 32. fulvovirens Schott 39. Gardneri Seub. 37. 39. gi- gantea 17. glaucescens Mart. 37. glo- riosa 30. Goveni 37. Gravinae 20. Haylockii37 Herbertii31. Imperatrice de Bresil 17. inclila 32. inconstaus 37. intermedia 31. intermixta 31. inversa 21. Johnsoni 20. 32. Lind- leyi 39. Lindseyi 39. lugubris 31. magnitica 30 major 32. maranensis 31. niiniata R. et P. 31. procera 158. Principis Salm-D. 30. pulcher- rima 31. pulchra 31. pulverulenta 37. Reginae 32. reticulata Herit. 28. robusta A. D. 39. rutila Gawl. 32. saaguiuea 32. sarniensis 18. spectabilis 20. 31. spathacea 32 Staffurdiae 39. striatifolia 28. Tet- taui 38. uuguiculata Morr. 39. vit- tata 20. venosa 21. Amphidonax australis C. Koch. 211. Aiiacliaris Aisinastrum 284. Aiiagallis grandiflora 67. ß. sangui- nea 67. latifolia 67. Monelli G7. lini- folia 67. Anchonianes Hookeri Schott 55. Angiopteris hypoleuca 175. pruinosa 175. Teysmanniana 175. Willinkii 175. Anhalonium prismaticum 164. Anthurium Augustinum 166. Bou- cheanum C. Koch 198. costatum C. Koch 197. cordatum 198. cuculla- tum C. Koch 198. glaucescens 181. grandii'ulium Kth 198. Hookeri 181. Humboldtianum Kth 197. Lauchea- num C. Koch 198. Lindenianum C. Koch 198. metallicum Lindl. 196. nymphaefolium C. Koch 197. ochran- thum C, Koch 197. Ottonianum C. Koch 181. palmatuni 181. po!y- rhizon 197. rubiünervium Kth 197. Scherzerianum 158. Selloum C. Koch 198. Aphelandra Liboniana 182. Aquilegia bicolor Pers. 295. cana- riensis 295. fragrans 295. glauca 295. glandulosa Fisch. 295. grandiflora 295. Moorkroftiaua Wall. 205. olympica 295 pubifiora Wall. 295. specio.sa 295. spectabilis Lem. 295. Witt- manniana 295. Arachis hypogaea 53. Aralia argyrea 175. argentea 175. eucullata 175. formosa 175. guate- malensis 175. Hendersoni 175. ja- ponica 166. 369. latifolia 175. Le- roana C. Koch 369. Palmetto 176. spinosa 369. umbraculifera 175. van Geerdtii 175. Araucaria imbricata 166. brasilien- sis 301. Areca alba 168 285. Baueri 1C8. horrida 1G8 rubra 168 Verschaf- feltii 168, Artemisia annua L. 67. Arund o conspicua 178. 209. austra- lis Less. 209 Kakao Steud. 209. Aspidium comosum 175. Frizelliae 190. Sieboldii 175 Warszewiczii 174. Asplenium microphyllum 175. Niet- neri 175. rhachirrhinae 175 Aster chinensis 67. 93. tanacetifolius 78. Astrapaea penduliflora 16. Wallichii Ker 16. A s t r o c a r y u m aureo-pictum 1 68 Bor- aigianum" 158. 166. 168. Diureki 168. niexicanum 168- Astrophytum myriostigma 164. Aucu ba japonica L. 159. 294. Haeria chrysostoma F. et M. 67. Balantium antarcticum 174. Sello- wianum 174. Ballota nigra 259. B a 1 s a ni i n a 93 Berberidopsis corallina Hook. 269. Beschorneria Dekosteriana C. Koch 187. tubiflora Kth 188. yuccoides 186. 157. BiUbergia Beaucarneana 176 Biotii 202. humilis 176. Legrelli 176. qua- dricolor 250. Bignouia jasminoides Cuningh. 269. Blakea camelliflora 60. Blechnum boreale cristatum 190. Boehmeria bifida 158. Boisduvalia Douglasii Spacli 67. Bomaria multiflora 333. Bowenia spectabilis Hook 53. Brahea dulcis Mart. 285. Brassavola Digbyana 204. Bromelia Carolinae 205. Brom u s Schraderi 1 34. Bryonia erythrocarpa 262. Burlingtonia decora Lern. 56. Burrielia chrysostoma F. et G. 67. Caladium bicolor 277. potiolatuiu Bot. Mag. 55. spectabile 278 Calamus decretus 27. de Gabon 168. Imperatrice Marie 158. montanus 168. Verschaffeltii 168. viminalls 168. Calathea pavonina 277. picturata 4. 158. 285. Calceolaria punctata Vahl 54. Calliopsis cardaminaefoliae hyhr. 93. Callirlioij involucrata A. G. 67. ver- ticillata 67. Campanumoea japonica 273. Cam py lo bo try s Verschaffeltii 166. Canna metallica 205. Carica Papaya 231. Carludovica rotundifolia 28. Carpinus Botilus 264. Caryota excelsa 167. Rumphii 167. Catasetum trimerochilum Lein, 285. cernuum Rclili. til. 56. trifidum Hook. 56. Cattleya elegans Ch. Morr. 29 j. Exo- nicnsis 5. grandiflora 167 labiata 204. Mossiae 5. Mossiae Reineckiana 204. speciosissiraa 204. Stelzneriana 167. Ceauothus thyrsoideus 274. Oedrus Deodara 290. Celosia atrosanguiuea v. H. G7. ar- gentea G7. purpurea 67. pyramida- lis 67. Cephalotus follicularis 274. C e r a to s tig m aplantagineaHochst.294. Ceropegia Bowkeri Harv. 54. (iard- ueri Tliwait. 296. Ceratozamia Ghiesbrecbtii 168. Ceroxylon andicola 1G8. Chamaecyparis Nootkaua IGG.sphac- roidea Spach 189. C h a m a c d 0 r e a Arembcrgiana 152. Cas- periana 152. desuioncoides 152. ela- tior 152. glaucifolia 168. resinifera 152. scandens 152. 53 418 Chamaeranthemum reticulatum 158. Chaniaerops Hystrix 166. melano- cautlia Lern. 159. 168. inultitida 158. xaiitliacantba 168. C h a r 1 w o o (1 i a fragrantissinia Lern. 167. Chiinonauthus fiagrans 293. Chrysanthemum coronarium 67. in- dicum 13. japanen.se 286. 324. si- nense laciniatura 324. Cibotinni princeps 174. ivgale 158. Citrus Daldai 158. Clarkia pulchella 262. Claviga 174. Cleisostoma cras.sifoIium 167. Clematis Fortunei 325 333. Fran- cofiirtensis 405 Guascoi 405. Jack- manni 405. lanuginosa 405. patens 405. rubro - violacea 405. Viticella 405. Clerodendron Bethunianum 205. Cley era japonica 158. Climocandra obovata 158- Coburgia 28. Coccocyp.selum cupreum 158. Coccoloba Gigas 174. Cocos Bonueti 168. flcxuosa 168. schizophylla 168. Coenopteris japonica 175. Coleus Meetianu.s 68. scutellarioides Miqu. 67. Verschaffeltii 68. C'olouasia albo-violacea 182. C'olumnea scaudens Hort. 263. spe- ciosa Presl. 263. Convolvulus althaeoide.s L. 262. Oordyline aureo -liueata 404. cau- naet'olia 167. Danneeli 203. indi- visa 166. indivi.sa vera 404. spe- ctabilis Kth 167. superbiens 167. Cornus florida 278. Correa elegaus rosea 165. ventricosa 166. Coryanthes picturata Kchb. fil. 368. Corypha Gebanga 168. Cotoneaster bu.xifolius 291. denti- culatus Humb. 302. Crassula rosularis Haw. 54. Crescentia Libonia 158. macro- pbyHa 174. regalis 174. Criuum Rueppelianum Kth 250. Crusea cocciuea DC. 263. rubra Ch. et Schi. 263. Crj-ptomeria elegan.s 158. japonica 290. 301. Cucurbita digitata A. Gr. 262. Cunuinghamia sinensis R. Br. 40. 240. 290. Cupressus Lawsoni Murr. 285. 290. Lindleyana argentea 189. macro- carpa 290. Cyanophyllum speciosum 174. Cyathea Beyrichiana 174. dealbata 174. funebris 174. medullaris 174. Cyperus Neesii 206. Cyphomaudra fragrans 325. Cypripedium barbatum 207. Lovvii 167. Tillosum 167. Cyrtomium Fortunei 190.. Dahlia Decaisneana 262. imperialis RoezI 99. Damnacanthus indicus 158. Dasyliriou glaucophyllum 166. jun- ceum 166. Datura atroviolacea plenissima 68. co- chinchineusis 68. fastuosa 68. Nil- hummata Dan. 68. Darallia diversifolia 174. Delpbinium Ajacis 307. alopecu- roides 333. ornatum Boucht' 307. Dendrobium Canibridgeauum 167. Dalbüusiauum 167. Fitchyanum 74. macropliyllum 167. nobile 74. pul- cherrimum 74. Deutzia crenata 294. 333. Dianthus chinensis pumilus 94 con- cinnatus Lern. 68. 295. Gardnerianus Hort. 68. japonicus 295. Heddewigii 68. 295. laciniatits 68. hybridus mul- tiflorus 261. Maulei 261. semperflo- rens 261. Ver.scliaffeltii 205. Diceutra cucuHaria DC. 75. Dichorisandra vittata rubra 205. Dicksonia antarctica 5. Mac Ar- thurii 175. rubiginosa 174. squar- rosa 174. Didimopanax mexicanum 175. Dieffenbachia Baraquiniana 159. 296. humilis Poepp. 159. 182. 296. robusta C. Koch 296. Seguine Schott 296. spectabilis 158. Diervilla floribunda Sieb. 287. mul- titlora Lern. 287. D iraorpho th eca Barberiae Harv 269. Diplacium grande 174. pubescens 174. Shepherdi 174. Dipteracanthus affinis X v. E. 53. D i s a graiidiflora 332. Disicocactus biformis 164. Distylum racemosum 158. Dor^'opteris Alcyonis 174. Dracaena Ehrenbergii 167. Fintel- manni 167 frutico.sa 167. guatema- leusis 166. 167. Lennea 167. mau- ritiana 167. phrynioides 158. um- braculifera 166. Dracophyllum pungens 158. Drosera binata 158. fibeuus pinnata Desf. 68. Eeheveria metallica 182. agavoides 159. Echites melaleuca 182. Echium creticum Fall. 68. rubrum 68. Elaeis guineusis 27. Elate sylvestri.'? 168. Encephalartos Altensteinii Lehm. 263. brachyphyllu.s Lehm. 263. caf- fer Miqu. 263. cycadifolius Lehm. 263. elongatus Lehm. 263. horri- dus Lehm. 263. 297. lanuginosus Lehm. 263. Lehmannii Eckion 263. longifolius Lehm. 263. pungens Lehm. 263. tridentatus Lehm. 263 Encholirion Jonghii 176. Epidendron amabile 377. Stamfor- dianum 167. Epiphyllum latifrons 164. Eranthemum tuberculatum Hook. fil. 53. 158. verbenaceum 206. Eremospatha cuspidata 27. Hookeri 27. macrocarpa 27. Ericoma Kth 406. Eriopsis rutidibulbon 205. Eria elegans 165. myristiformis Hook. 56. obesa Lind. 56. Erica elegans 165. Erythraea ramosissima Pers. 68. Erythrochiton Hypophyllanthu.s 168. Eucalyptus Globulus 263. 287.363. Eucharis amazouica 5. Eugenia australis 74. Euphorbia pulcherrima 279. Eustoma Ru.sselianum 263. Euthalis maerophylla 250. Eutoca Ortgiesiana Heer 68. *agraea imperialis 158. Fats ia japonica 166. Ficus Aulfa 174. Cooperi 158. Por- teaua 158. 174 i'ragaria chrj-sauthaZoll. et Morr. 152. Grayana 152 nilagirica 152. Franciscea calycina 269. Fraxinus excelsior monophylla 275. Ornus 293. Freycinetia nitida 202. Fuchsia Miellezii 274. Fugosia cuneiformis Benth 54. ha- keaefoüa Hook. 54. Furcraea Bedinghausi 325. Gaillardia Bosselaari 68. Drum- mondii DC. 68. raarginata 68. picta 68. 93. pulchella Foug. 68. Garde nia octomera Hook. 53 ra- dicans 264. Gcntiana asclepiadea 275. Gesnera cinnabarina rosea 270. la- teritia 165 libanensis 279. Tria- naei 270. Gilia laciniata R. et P. 68. Gleichenia dealbata 175. dicarpa 175. microphylla 175. Globba nutans'fol. vitt. 182 Gloxinia maculata l'Herit 286. G ly ptüs trobus heterophyllus 301. Godetia ro.seo-alba 69, 93. Gomphia Theophrasta 174. Gonatanthus sarmeutosus 203. Goodyera Donüniana 159. Veitchii 159. Grovillea pteridifolia 159 Guizotia Schimperi Schulz-Bip. 69. Gymnogramme Pearcei 157 G y m n o 3 1 a c h y u m aureo-reticulatum 74. Verschaffeltii 74. 285. 325. Gynerium 211. Gypsophila muralis 259. ÄMcbeclinium atrorubens 157. ma- cropliyllum 157. Hechtia argentea 176. Ghiesbrechtii Lern 176. 286. Hedera colchica 291. Roegneriana291. Hedysarum capitatura 69 Helenium atropurpureum Kth et Bche 287. Helianthus annuus uniflorus 69. ca- lifoinicus insignis 69 centrochlorus 69. macrophyllus giganteus 69. 93. Heliconia aurantiaca 55. brachy- spatha Hook 55. Helleborus abschasicus 11. antiquo- rum 11. guttatus 11. olympicus II. Hemitelia horrida 174. Herincquia floribunda Den, 279. Hibiscus grossulariaefolius Lindl. 54. Huegelü Endl. 54. Humboldtii 69. hispidus Mill. 69 quinquevulnerus 64. Rosa sinensis 188. Wravae Ldl. 54 Higginsia refulgens Hook. 269. Himanthophy llum miniatum 166. Hippeastrum ambigniun Herb. 21. aulicum 11. 21. 37. 38. Bahieuse Roem. 37. barbatum Herb. 37. bul- bulosum Herb. 31. breviflorum 21. calyptratum Herb. 39. crocatum 32. 419 equestre Herb. 31. 32. fulgidum 32. glaucescen.s 37. glaucoiilijlium Hook. 39. Heuserianuni 11. 17. 39. Mar- tiaiium Roem. 31. 32. niiniatum Herb. 31. occidentaie 31. organense Hook. 11. 39. iirocerum Ducb. 17. 38. pronum C. Kodi 37. pnlveru- lentum 32. 37. psittacinnm Herb. 39. Retinae 19.20. retieulatuni Herb. 28. 30. robustum 11.38. rutilum 32. so- landrifolium Herb. 1 9. steuopetahim 37. stylosiiiii Herb. 31. .snbbarba- tuni Herb. 32. ung-uiculatuiii Herb. 32. vittatum Herb. 20. 21. Warcze- wiczianum A. Dietr. 38, Hippomane longifolium 174. Hole US nigerriinus 3. Homoiautb u.s viscosus DC. 55. Hor.'fieldia aculeata 206. Hunnemannia funiarioides Sweet 69. Hydra ngea Eiigeniae 158. «I acarauda Caroba 296. digitalifiora Lern. 296. gloxiniaeflora 296. Janibosa niagnifica 158. 206 Hex Aquifoliiim L. 264 Loureiroi Stoud. 264. Iinpatiens Noii-me-tangere 53. ludigofera mj'sorensis 203. tincto- ria 275. Jocbronia graiidiflorum Bentb 266. Ipomoea piirpurea tricolor 94 Iriartea ventricosa Mart. 296. Isotypiis ro.saefloriis Krian. 279. Juglans intermedia pjriformi,? 246. Vilmoreana 246. Jmaulfu.ssia anielloides Nees 69. Klngia australis 158. liacccsperma laeve 27. opacum 27. Lapageria rosca 279. Laportea Teysinanniana 158. Stimu- lans 158. Lari,x japonica Carr. et Murr. 40. Kaempferi 293. Icptolepis 40. Lastraea Goldiana 190. ])atens 175. Latan ia aurea 168. glaucophylla 168. rubra 167. 168. Lavatera magnifiea 275. Lecbenaultia splendens 279. Leopoldia 28. Leopoldini a pulclira 168. L euch tenbergia Princi])is 164 Lewisia rediviva Pursh 54. Libocedrus cliileusis 293. Libonia floribunda 325. Ligularia Hodg.soni Hook 55. Ligusticuui Levisticum 275. Ligustrum Kellcrianum 250. Lilium auratum 280. 296. Linum grandiflorum 62. perenne 52. trigynum 279. usitatissimum 52. Lii)eria micropliylla 274. Lisiantbus Russelianus 263 Livistona Birroo 106. chineiisis 152. Hoogendorpii 168. Llarea cordifolia 175. Lobelia bicolor Sims 69. Cracoviense 69. erinoides 69. Erinus L. 69. ß. kermesina 69. grandiflora stellata 69. ß. superba 94. niarmorata 69. Pax- toniana 94. speciosa 69. Lojnaria cycadaofolia 175. fluviatilis 175. uuda 175. Patersoni 175. Lonicera flava 278. liirsuta Eat. 278. parviflora Lara 278. Lupinus albo-coecineus 78. atrovio- laceus 78. elegans Humb. 78. gua- temalensis 78. Hartwegii Lind. 78. Moritzianus 78. mutabilis Sweet 78. nigrescens 78. persicus 78. pubes- cens 78. pulcbellus 78. venustus tricolor 78, versicolor 78. Lycbnis fulgcns L. 324. Senno Sieb. 324. 333 Sieboldii 76. Lytrum Salicaria 52. JT» a c h a e ra n t li e r a tanacetifolia N. v. E. 78. Machaerium firmum 278. Mac Iura aurantiaca 290. Macro ch ordinm nudiuseulum 170. Madaroglossa Douglasii C. Koch 79. Magnolia grandiflora 291. Gallissa- niere 299. Lenne 333. Malope malacoides 78. Malva bryoniaefolia 78. miniata Cav. 78. Mami Ilaria nivea 164. Mandevilla suaveolens 291. Mappa fastuosa 158. Maranta van den Heckei 4. 158. Marattia cicutaria 175. Cooperi 157. macropbylla 174. Marsilea Drummondii 250. Salva- trix 250. Martinezia Lindeniaua 168. Mattbiola annua 69 tricuspidata R. Br. 78 Mauritia cavana 168. Maxi Ilaria Deppei 205. Maximiliaua regia lö8. Medinilla Sieb. 174. Meistera cernua 158. Melaleuca fulgens 202. M e 1 i a Azedaraeh 209. Mclastoma Lindeni 241. rotundifo- lium 243. Mentha 52. Mesembr ian t h emum nodiflorum L. 78 Metrosideros rubrifolia 202. Meyenia erecta Beuth. 263. Voge- liäna Benth. 53. Miconia chaütodon Naud 241. leu- coneura 53. Lindeni 241. niarmo- rata 206. pulveriilenta 53. Microstylis discolor Lindl. 55. Microsoruni irreguläre 174. Mimulus cupreus Veitch 78. pardi- nus 78. tigrioides 78. Monodora grandiflora 278. Montagnea s. Montanoa. Montanoa arborescens DC. 406. Aschenbornii Sch.-Bip. 407. atripli- cifolia Scb.-Bip. 407. bipinnatifida C. Koch 34. 407. erenata Sch.-Bip. 407. elegans C. Koch 408. flori- bunda Kth 406. frutescens Mair. 406. 407. gracilis Sch.-Bip. 407. grandiflora DC. 408 beracleifolia Brongn. 33. 262. 394. 407. hibisei- folia Benth. 407. Karwin.skyi DC. 407. microcepbala Seh -Bip. 406. mollissinja Brongn. 408 Olirae Sch.- Bip. 406. ovalifolia DC. 407. py- ramidata Sch.-Bip. 408. quadrangu- laris Sch.-Bip. 407. speciosa DC. 408. teruifolia Sch.-Bip. 406. to- mentosa de la Llave et Lex. 406. triloba Sch.-Bip. 400. uncinata Sch.- Bip. 406. xanthiifolia Sch.-Bip. 406. Musa Cavcndisbii 26 Sapientum 55. vittata V. H. 55, Mvitisia Clcniatis L. Hl. 325. decur- rens 325 Mvanthus ceruuus Lindl. 56. Uremesia compacta 93. Nemopbila anriculaeflora 78. discoi- dalis elegans punctata 78 dise. niar- morata 94. insignis 79. Nepentbes Doniiniana 175. vittata 176. iibyllamphora 205. Nephelaph vll um scapigerum Hook. 55. Nephrolepis uudulata 174. Nerium obesum For.sk. 53. odorum 250. Nicolaja magiiifica Horaii. 47. Nicotiana wigandioides 262. Nolana lanceolata Chois. 278. para- doxa violacea 94. Ociinuni carnosuni Lk et 0. 79. O do nt oglossuni Pescatorei 167. Odontosoria aculeata 175. Ocnocarpus dealbatus 168. minor 168. Oeuothera micrantha 79, Olea Aquit'olium 264. ilicifolia 264. Olfersia scandeus 175. Oucidium crispum 167. Oncocalmus Manni 27. Ononis filicaulis Salzni. 79. pubescens 79, variegata L. 79. Ophelia unibellata Wigbt 54. Oreopanax dactylifoliiim 155. 166. elegans 175. lanigerum 175. pelta- tuiii 175. Origanum sipyleum 274. Ornithogalum capitatiim Hook. 55. Orobus atropurpureus Desf. 79. Osmanthus Aquifolium Sieb. 264. diversifolius 264. Fortunei 264. Oxalis Acetosella 53. "a courin a edulis Aubl. 74. Paeonia arborea alba gigantea 159. Montan 286 Pallisota Barteri 205. Pandanus Amher.stiae 174. Blaneoi ]74. Candelabruni 174. cariccsus 174. gracilis 174. latissimus 166. 174. sianiensis 158. Paratropia Standisbii 175. Passiflora coerulea 279. Pclargoiiiurn Endlicberianuni 285. Bowkeri 284. patulum 284. pelta- tum 284. schizojietalum 284. Pentaraphis floribunda 279. Perilomia cordifolia 315. Petunia bybrida picturata 79. mira- bilis 79. Phalaenopsis amabilis Bl. 164. Ldl. 377 378 ambigua Rchb. Hl. 378. Aphrodite Rchb. iil. 378. Cornucervi Bl. et Rchb. til. 378. Korthalsi Rchb. fll. 378. dclicio.sa Rchb. til. 378 De- vrieseana Relib. til. 378. equestris Rchb. fil. 378. grandiflora 378. Hebe Rchb. fil 378. intermedia Lind. 378. rosea Lindl. 378. Schilleriana Rchb. fil. 74. 269. 378. sumatrana 378. violacea Hort. 378. zebrina Hort 378. 420 Philoden dron crassipcs 181. Wend- landii 203. Phl ego j) teris trichioides 175. Plilox Drummondü 79. P h r ji gf in i t e s 211. Phry n inin albo-vaginatuni 277. brun- nescens 277. dcnsum 277. lineur- pureus compactns 79. Robinia Pseud-Acacia 260. Roemeria hybrida DC 79. Rosa Manetti' 294. 300. Budbeckia Neunianni 190. Rupala Caleyi 175. complicata 175 corcovadensis 165. crenata 175. ele- gantissima 158. 175. glaucophylla 175. Liboniana 175. magniüca 175. mexicana 175. Wabal glaueescns 168. Saccolabium guttatum 204. Salisa gloxiniaoHora Reg. 286. Salvia Horminura L. 79. pratensis 52. Saponaria calabrica Guss. 79. mar- ginata 79. multiHora 79. Sarcopodium psittacoglos.sum 56. Sarmienta rcpcns 158. 175. 205. Saurauja sarapiquensis 158 Saxifraga Fortunei 295. pyramidalis 202 Scabiosa atropurpurea 86. 93. Schizostylis coccinea 380. 295. Sciadopitys verticillata 40. 301. S colo pendr ium alatum 174. visco- sum 174. Scntellaria alpina L. 313. altissima L. 313. aurata Benth. 285. coccinea Kunth 314. Coluinnae All. 313. Co- staricana 315. iVuticosa Dcsf. 313. galericulata Humb. 313. Havanensis Jacq. 314. Hartwegi Benth. 314. ja- ponica Dne 313. incarnata Vcnt. 314. lateriflora L. 313. Lindeniana DC. 314. lupulina L. 313. macrantha Fisch. 313. Mociniana Benth. 313. orientalis L 313. pinnatitida 313. peregrina L. 313. ])ur|mrascens Sw. 314 scarlatina PL et Lind. 314. splendens Lk. 314. Trianaei PI. et Lind. 315. Ventenatii Hook. 314. villosa Hook. 314. Sedum Fabaria 159. Sieboldii 285. Selaginella Galeottii 175. Lyallii 175. reticulata 175. stenophylla 175. Wallichii 175. Senecio elegans 80. nauus coeruleus 94. pyramidatus DC. 55. Serissa foetida fol. aur. 285. Sideroxylon ligustrifolium 290. Silene Elisabethae Jan. 55. pendula L. 86 Psendo-Atocion Dcsf. 86. re- gia Sweet 86. rubella L. 86. Simaruba grandis 174. Sipho campy 1 0 s corymbiHonis 60. Solanu^ aetbiopicura L. 80. 87. Asteroitcs Jaqu. 87. erythrocarpum E. Meyer 87. esculentum 87. fra- grans 225. heterogonura 87. jasmi- nnides Paxton 269. Lycopersicnm 86. Melongena L. 87. ovigerum Dun. 87. pterucaulon Dun. 87. Sodomaeum L. 86. texanum Dun. 87 wigan- dioides 262 Zuccaguianum Dun. 87. Sonerila mai-garitacea Lind. 339. Sorghum glyc.ycbylon 3. nigrum 3. Sp atbi pliy lluni longirostre 203. Sphaeralcea acerifolia T. et Gr. 54. Sphaerogyne latifolia Naud 205. 241. 244. Spiraea amurensis 275. Spraguea umbellata Torr. 87. Stachys corsica 203. Staun ton ia hexapliylla 158. Stauranthcra grandifolia Bentli. 54. Staurostigma zebrinum 278. Sfenocarpiis Cunninghanii 279. si- nuatus 279. Steno gastra coccinea Hook. 295. Sterculia Blancoi 158. Steffensonia grandifolia 167. 168. Stokesia cyanea l'Her. 263. Stry ebnes Curare 278. Nux vomica 278. toxicaria 278. Stuartia grandiflora 158. \M.acca pinnatitida 166. Tacsonia Vanvolxemü Funck. 285. Tagetes signata Barsl. 93. rar pu- mila 87. Taxodium distichum 293. semper- virens 290. 293. Taxus hibernica 164. pyramidalis 164. Thalia argentea 277. Thea viridis 291. Theophrasta imperialis 166. pun- gens 174. Thrinax barb.adensis 108. elegans 167. 168. gracilis 168. Robiniana 168. Thuja aurea 290. gigantea 5. 290. occidentalis 293. orientalis 293. p.yg- maea 189. Vervaeneana 189. Thujopsi.s dolalirata 293. Tiilandsia viridiflora 176 Torenia plantaginea Benth. 294. Torrej'a nuclfera 301 Uhdea bipinnatiüda 394. 395. 407. bipinnatifida vera 407. pinnatifida 34. 262. 394. 407. Uro spat ha (nicht Uro st igma) 278. 387. Vanda Cathcartii 167. suavisllö 167. Verbesina atriplicifolia Desf. 407. gigantea 262. microcephala 263. piunata 263 pinnatifida 262. 263. Sartori 202. Viburnum grandiflorum 291. Kete- leeri Carr. 260. rngosum 291. Vieia amphicarpa 53. Viola mirabilis 53. Viola tricolor auriculaeflora 88. mar- ginata 88. m ixima 87. 88 ])elar- goniflora 88. picturata 88. striata 88. Vitis amurensis 275. Sieboldii 275. Victoria regia 7. Warscew ic/, el la pulclierrima 60. Webbia ]iinifolia DC. 55. Weigelia floribunda 287. Wellingtonia gigantea 293. Wetten ia mayensis 168. X a n t h o s o m a belophylhim pallidum 278. Xantboxylon alatum 5. Y u c c a aloifolia 292. canaliculata 166. conspicua 167. Draconis 167. fila- meutosa 292. flaccida 292. glauca 291. gloriosa 291. Parmentieri 166. ))endula 291. plicata 291. recnrvata 291. striata 292. Treculoana 292. Zalacca Wagncrii 168 Z am ia.Baraquiniana 158. caffra rar. serr.ata 168. lanuginosa 167. Leh- manni 167. longifolla 168. l^>Og!g-=^- Schnellpre'sciiilruck der C. 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