mi m 5 }l! ^ilil ■iiliiililliilii li 1865 WOCHENSCHRIFT DES VEREINES ZUR BEFÖRDERUNG DES GARTENBAUES IN DEN KÖNIGLICH PREUSSISCHEN STAATEN FÜE GÄRTNEREI und PFLANZENKÜNDE. '4$ Redigirt von dem General - Sekretair des Vereines, Professor Dr. KARL KOCH. IX. Jahrgang. BERLIN. VEELAG VON KAEL WIEGANDT. 1866. u Wochenschrift des ^&^* Vereines /Air Beförderung des Gartenbaues in den Königi. I'renssischen Staaten für Redakteur : Professoi- Dr. Karl Ivoch, General-Sekretair des Vereines. No.1. Berlin, den 6. Januar 1866. Preis des Jahrjranges 5J^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Die Amarantaceen der Gärten und speziell eine vor einigen Jahren erst eingeführte buntblättrige Art. — Die Verwü- stungen des botanischen Gartens bei Caleutta. — Die Blattpflanzen des frcieu Landes. Sonntag, den 14. (iiicllt 7.) Januar ISOti, pünktlich um II Uhr, findet im Englischen Hanse (illohrenstr. 4!)) eine Yersaninilung des Vereines zur Beförderung des (Jartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Die Aniiirantaecen der Gärten und speziell eine vor einigen Jahren erst eingeführte buntblättrige Art. Seit fast einem Jalirzeliendc wurde eine kleine buntblättrige Amarantacce iu Berlin unter dem Na- men Acliyranthes pp. eingeführt und von dem verstorbenen Prof Klotzsch als Alternanthera paronycliioides und von uns einstweilen als Te- leauthera polygonoidcs bestimmt. Untersuchun- gen der Blüthen wiesen uns darauf hin, dass man hier eine Teleanthera- und nicht eine Altern an thera- oder Achyranthes-Art, welche letztere Ansicht Pro- fessor Passerini in Padua später hatte, vor sich habe. Welche der Teleanthera- Arten sie aber sei, oder ob sie gar eine bis jetzt noch nicht beschrie- bene Pflanze darstelle, Hess sieh, da man es mit <^iner buntblättrigen, also mit einer mehr oder we- niger veränderten Pflanze zu thun hatte, nicht so rasch ermitteln. Wir hoft'tcn später noch, wenn wir Samen erhielten , durch die Aussaat mehr im Stande zu sein, ein bestimmteres Urtheil abgeben zu können. Seitdem ist nun, wie schon gesagt, ein Jahr- ze?.4;nd fast verflossen. Es sind uns leider von Sei- ten der Gärtner weder Samen, noch junge Pflanzen zugestellt worden. «So sind wir nun schliesslich doch, ohne vollständiges Material in der Hand zu haben, gezwungen, über diese Art etwas zu veröf- fentlichen, können aber allerdings eine mehrjährige Beobachtung dabei zu Käthe ziehen. Von Berlin aus scheint die Pflanze auch nach Pa- ris und nach Italien gekommen zu sein. Prof Pas- serini in Padua ist der erste Gelehrte gewesen, der sie, und zwar als selbständige Art, unter dem Namen Aehyranthes picta (Giard. 1862 — 63, p. 515) besehrieb und der später, nachdem er sie in der internationalen Ausstellung in Amsterdam wie- derum gesehen, in dem Berichte darüber nochmals auf sie aufmerksam machte. In diesem Jahre ist sie endlich auch von Bel- gien aus in den Handel gekommen, und zwar zu- gleich mit 2 anderen ähnlichen Arten, durch das bekannte Etablissement von A. Verschaffelt in Gent. Lemaire, der Bearbeiter des Journals ge- nannter Gärtnerei, der Illustration horticole, hat in derselben allen drei Pflanzen Namen und, in Beglei- tung von illuminirten Abbildungen, Beschreibungen von ihnen gegeben. In Betreif dieser noch näher zu bezeichnenden buntblättrigen Amarantacce stimmt Lemaire weder mit uns, noch mit Klotzseh oder Passerini über- ein, denn er hält dieselbe für eine Form der be- kannten Alternanthera sessilis, einem bekannten Unkraute warmer Länder. Ausser diesen 3, hat sie aber noch in den Gärten eine ganze Reihe anderer Garten -Namen, von denen wir später sprechen werden, erhalten. Sie ist selbst neuerdings wiederum als Jeilium tricolor aus England zu uns gekommen. Da sie bereits anfängt, auch ausserhalb Berlins allgemein zu gefallen und gewiss in wenigen Jahren in vielen 1 Gärten von Blumen-Llebliabern verbreitet sein wird, so möchte es den Lesern der Wochenschrift von Interesse sein, nicht allein in botanischer HinsicJit über sie etwas zu erfahren, sondern über ihre Kul- tur und über ihre Anwendung ebenfalls Belehren- des zu vernehmen. Das Letztere hat Obergärtner Gaerdt, einer der Ersten, der die Pflanze im Freien zur Anwendung brachte, uns versprochen. Wir wollen nun zum besseren Verständnisse ver- suchen, zunächst einige Worte im Allgemeinen über die Familie, zu welcher sie gehört, zu sagen und dann zu den Arten derselben speziell übergehen, welche für den Gärtner und für den Liebhaber eine Bedeutung haben. jMehre von diesen Pflanzen sind schon sehr lange in Kultur und erhöhen auf diese Weise den Weith unserer botanischen und g;eschielit- liehen Schilderung. Die Amarantaceen sind hauptsächlich Kräuter, welche die Tropenländer vor Allem bewohnen und daselbst die Chenopodiaceen der nördlichen Hemi- sphäre vertreten. Sie stellen mit diesen meist Un- kräuter dar, lieben zum grossen Theil humusreichen Boden und begleiten die Menschen auf ihren Wan- derungen. Ausserdem kommen sie vorherrschend auf wüsten Stellen und selbst in Wüsten, vor Al- lem in soleheu, welche sich durch Salzgehalt aus- zeichnen, vor. Da die Amarantaceen im Allgemei- nen nicht gross werden, viele selbst nur eine sehr kurze Lebensdauer besitzen, die Belaubung ferner in keinerlei Hinsicht in die Augen fällt und end- lich auch die Blüthen auf einer niedrigen Stufe der Vervollkommnung stehen und ein unseheinliches Aeussere haben, so sollte man kaum glauben, dass dergleichen Pflanzen auch gärtnerischen Werth ha- ben könnten. Eine Art, Amarautus Blituni, der sogenannte „kleine Meier" ist sogar ein bei uns schwer zu vertilgendes Unki-aut in Gärten, auf Höfen u. s. w. Ehe wir ims weiter über die Familie der Ama- rantaceen aussprechen, sei es uns erlaubt, vor Allem über das Wort Amarantus und über seine richtige Schreibart etwas zu sagen. Bekanntlich wird es bei uns ganz gewöhnlich Amaranthus geschrie- ben; die Schreibart Aniarantli ist sogar in unserer deutschen Sprache gewöhnlich geworden. Das Wort Amarantes ist aber griechischen Ursprungs und be- deutet etwas, was nicht verwelkt, also in diesem Falle eine Immortelle. Bei den Römern war es überhaupt in dieser Bedeutung, besonders bei Dichtern, wie Vir- gil und Ovid, viel in Gebrauch. Die unrichtige Schreibart Amaranthus scheint schon im Mittelalter entstanden zu sein. Bei fast allen Völkern hiess die Pflanze damals Liebesblume (Fior d'amore bei den Italienern, Fleur d'amour bei den Franzosen, Flower amour bei den Engländern). In Deutschland nannte man sie wohl auch Floranior oder schlecht- weg Flormor. Man war deshalb der Meinung, der Name Amarantus sei aus Amor und anthos (im Griechischen die Blume) entstanden. Schon die Bo- taniker des 16. Jahrhundertes wiesen diese Ablei- tung zui-ück, leiteten aber das Wort vom griechi- schen Alpha privativum, von maraeneiu, d. h. wel- ken, und von authos, die Blume, ab, während doch, wie oben angedeutet, Amarantes bei den Griechen schon die Bedeutung von unverwelkt hatte und spä- ter auch auf eine spezielle, nicht verwelkende Blume angewendet wurde. Unter Amarantus, resp. Ama- rautluis verstand man aber im Mittelalter bald den heutigen Fuchsschwanz (Amarantus caudatus), bald die Celosie. Welche Pflanze die Lateiner oder gar die Griechen unter erstercni Namen begriffen haben, lässt sich heut' zu Tage wühl kaum noch ermitteln. Amarantaceen sind bis jetzt nahe an 500 be- schrieben. Wie gesagt, sind es mit geringen Aus- nahmen, Kräuter, inid zwar mit abwechselnden und gegenüberstehenden Blättern, welche letztere in der Eegel einen ganzen, bisweilen aber auch einen ge- sägten oder gezähnten Rand besitzen. Die Blüthen sind sehr klein und werden von 3, selten 2 Deck- blättern, welche Linne für die äussere Blüthenhülle, also für den Kelch, hielt, umgeben. Die eigentliche Blüthenhülle ist einfach und besteht aus 5, meist trockenhäutigen, oft gliinzend -weissen, oder roth-, auch gelb-gefärbten Blättern. So klein die Blüthen auch sind, so erhalten sie doch dadurch, dass sie dicht gedrängt beisammenstehen, wie es namentlich bei den Fuchsschwanz-Arten, bei den Celosien, bei den Goniphrcnen u. s. w. der Fall ist, und eine Aehre oder einen Kopf bilden, auch für den Blu- menliebhaber bisweilen eine' Bedeutung. Die fünf Staubgefässe sind nicht immer sämmtlich entwickelt; dagegen findet mau bisweilen noch 5 andere, aber stets mehr oder weniger verkümmerte, dergestalt dazwischen stehen, dass alle 10 an der Basis mehr oder weniger zu einem Kranze verwachsen sind. Die Frucht ist eine häutige, sogenannte Schlauchfrucht, welche bei vielen Arten in der Mitte ringsherum sich löst. Der obere Theil fällt in diesem Falle in Form einer Jlütze ab. Am nächsten verwandt sind die, wie gesagt, auch in ihrem Vorkommen ähnlichen Gänsefuss- pflanzcn oder Chenopodiaceen. Einzelne durchgrei- fende Merkmale zur Unterscheidung beider sind selbst gar nicht vorhanden, so dass man viellittht besser tliäte, beide zu einer Familie zu vereinigen. Die trockenhäutigen, meist regelmässige Blüthenstände bildenden Blüthen, oft von 3 Deckblättern an der Basis umgeben, und die Stellung der Staubgefässe auf dem Blütlienboden , sind noch die Merkmale, welche am besten unterscheiden. Man bringt die Amaraiitaceen in 3 Gruppen, von (Ionen die erste der Celosieen Früclite mit meli- rcrn Samen besitzt, während die der übrigen nur einen einzigen einschliesseii. Von ilmen sind die Gompliren een, also die zweite Gruppe, mit ein- t'achrigen, die A eli^yrantheen hingegen, d. h. die Arten der dritten Gruppe, mit zweit'äehrigen Staub- beuteln versehen. Die Celosieen haben durchaus abwechselnde und die Gomphreneen durchaus ge- genüberstehende, die Achyrantheen aber beiderlei Blätter. Unter den Pflanzen der ersten Gruppe, den Celosieen, ist vor Allem der Hahnkamin (Celosia cristata) zu nennen. Dieser Ilahnkamm ist wohl eine der ältesten Gartenpflanzen, die sich in dieser Hinsicht vielleicht der Kultur der Kosen anschliesst. Eine Geschichte dieser Pflanze möchte wohl auch ein Stück Geschichte der ersten Kultur- Mensehen im südöstlichen Asien sein. Wir meinen hierunter keineswegs das im Norden Ostindiens vorherrschend wohnende Volk der Indier, von denen der gernia- nisch-indisclie Volksstamm ausgegangen ist, sondern vielmehr die in den wärmeren Ländern des südöst- lichen Asiens ausgebreiteten Malaien und Chinesen. Leider sind wir nicht im Stande, Näheres über die Kultur des Hahnkammes Im Vaterlande anzugeben, "wir wissen auch nicht, welche Kolle er dereinst da- selbst gesj)ielt hat. Vielleicht Hesse sich etwas aus älteren, besonders Geschichtswcrkcn jener Völker entnehmen. Nach Kumph scheint es sogar, als wenn die Pflanze erst aus Japan in Ostindien ein- geführt worden wäre. Vielleicht kam sie auch aus China dahin, und zwar auf gleiche Weise, wie es mit der sogenannten indischen Eosc und mit der indischen Azalee der Fall gewesen Ist. Der Hahnkamm war und ist noch bei den Hindu's eine Gartenpflanze im eigentlichen Sinne des Wortes, die, ohne Geruch, nur der cigenthüm- liclien Gestalt, sowie der schönen Farbe halber, kultivirt wird. Wie es scheint, ist sie schon sehr zeltig, wahrscheinlich durch Ostindieufahrer, nach Europa gekommen. Sonderbar, dass die Araber, welche doch manche Kulturpflanze Ostindiens mit sich in die Heimath gebracht und von da weiter nach Westen verbreitet haben, nicht auch den Halin- kannn mit sich führten. Es beweist, dass dieses Volk zu praktisch war, um auch Luxuspflanzen, die nicht einmal Geruch hatten, einzuführen. Die erste bestimmte Kunde von der Pflanze erhalten wir durch 2 Niederländer, durch Dodoens odiir Dodonaeus, der sie bereits 1563 in seinem Cruydeboek (Kräuterbuch) beschrieb, und durch de 1 Obel oder Lol)el, der sie in seiner Geschichte der Pflanzen, und zwar in dem Nachtrage der Ad- versarien (p. 95) ebenfalls unter dem Namen Ama- rantus purpureus veröffentlichte. Johann Bau- hin gab ihr aber zuerst den Namen Amarantiis cristatus. Wahrscheinlich ist es aber, dass der Hahnkamm noch früher bekannt war und schon von dem Leibarzte des Grafen von Nassau, Bock in Saarbrück, gcwölnilich Tragus genannt, unter dem Namen Flormor beschrieben wurde. Seine Celosie Ist gewiss eine andere Pflanze. Bei Ihm erfahren wir aber auch Näheres über diese letztere Benennung, welche von den Wallonen entlehnt wurde und demnach keineswegs, wie allgemein von Bo- tanikern und Nicht-Botanikern behauptet wird, aus dem Griechischen stammt. Wenn auch die Form, wo der Kamm eine rothe Farbe besitzt, zuerst als die am meisten in's Auge fallende eingeführt sein mag, so scheinen doch schon zeitig auch Formen mit dunkel- und scharlachrother, mit goldfarbiger und mit gelber Farbe in Europa gewesen zu sein. Die Bewohner der Niederlande (einschliesslich das ganze Flandern mit dem fran- zösischen Antheil) und des Wallonenlaudes scheinen sich in den alten Zelten ganz besonders mit der Kultur dieser Pflanzen beschäftigt zu haben. Auf den ersten Blick wird wohl Jeder, der nur die geringste Einsicht in die Kcnntniss der Pflan- zen besitzt, sich sagen müssen, dass der Hahnkamm, wie er sich unseren Blicken darstellt, ursprünglich nicht so beschaffen gewesen sein kann, sondern ein Kunstprodukt, vielleicht auch ein durch Zufall her- vorgebrachtes Naturspiel darstellt. Man nennt in der Wissenschaft dergleichen breitgedrückte Sten- gel, wie sie der Hahnkamm besitzt, bandartige oder fasciirte. Erst unlängst ist in einer Versammlung des Vereines von einem solchen bandartigen Sten- gel bei einer Kürbispflanze gesprochen worden. Die ursprüngliche Form des Stengels oder viel- mehr des Blüthenstandes ist die rundliche, wie wir sie auch noch an einzelneu Exemplaren, die diese Urform angenommen haben, sehen. Linn^ hielt diese Urform für eine besondere Art und beschrieb sie unter dem Namen Celosia coccinea, während er die Form mit bandartigem Stengel als Celosia cristata bezeichnete. In den CJärten kommt die erstere hingegen gewöhnlich unter dem Namen Ce- losia purp Urea vor. Eine andere Form hat Linne Celosia castrensis genannt. Dass der Hahnkamm von den früheren Botani- kern mit den Fuchsschwanz- oder Amarantus-Arten zu einem Genus vereinigt worden war, Ist anfangs angedeutet worden; und in der Tbat besitzt der Blüthcnstand der ursprünglichen Form auch grosse Aehnlichkeit mit dem der zu genanntem Genus ge- hörigen Arten. Die Frucht ist aber eine ganz an- dere, da sie mehre Samen einschliesst. Dieser Um- stand veranlasste Linnt', dem Beispiele Vaillant's 1» zu folgen uud den Ilaluikamni als den Typus eines besonderen Gesclilechtes zu betracliten. Dass die Benennung Celosia zuerst aber von Bock ange- wendet wurde, Laben wir bereits erwäbut. Die Habnkiünnie sind bekanntlich jetzt seLr be- liebte Pflanzen, die aber doch wegen ilirer etwas schwierigen Kultur weniger von den Bkunenliebha- beru selbst, als vielmehr von Gärtnern, herangezo- gen werden und in grossen Mengen auf die Märkte kommen. Man kultivirt bereits eine Menge Formen, hohe und niedrige, sowie fast in allen Niiancirun- gen vom Weiss und Gelb, bis zu dem dunkelsten Roth. Die Form, wo der Kamm eine beträchtliche Breite erreicht und selbst einen Durchmesser von einem Fuss und mehr erhalten kann, hat man spe- ziell mit dem Beinamen des Riesen -Hahukammes belegt. Ausser den verschiedenen Formen des Hahn- kammes kommt, obwohl nicht so häufig, auch noch die Celosie mit silberweissen Blüthenständen (Celo- sia argentea L.) in den Gärten vor. Eine breit- blättrige Form ist als Celosia margaritacea eben- falls schon von Linnu als selbständige Art unter- schieden worden. Warum man ihnen jetzt weniger Aufmerksamkeit widmet, begreift mau nicht. Noch während der grossen Ausstellung in Erfurt im vo- rigen Herbste sahen wir vorzüglich kultivirte Exem- plare in verschiedenen Formen. Nach Sprengel's Geschichte der Pflanzen kannte schon der als Pro- fessor 1565 in Tubingen verstorbene Fuchs die breitblättrige Form, was wir bezweifeln, da wir vielmehr die ursprüngliche Form der Celosia dar- unter versteheu würden. Sprengel irrt gewiss hier ebenso, wie in Betreff der Celosia cristata, welche schon Plinius gekannt haben soll. Früher befanden sich auch andere Arten dieses Geschlechtes, wie Celosia paniculata L., virgata Jacq. und trigyna L. fil. in den Gärten, werden wohl auch noch hin und wieder iu botanischen In- stituten kultivirt, für den Blumenfrcuud haben diese über nur einen sehr untergeordneten Werth ; es fin- den sich deshalb die Namen nur noch ausnahms- weise in den Samen- Verzeichnissen vor. Dasselbe gilt von der zu derselben Gruppe gehörigen Deerin- gia baccata Retz (celosioides R. Br.). Mchr,sieht man dagegen Dccringia Amherstiana Wall., die jedoch wegen ihrer einsaniigcn Frucht mit Recht neuerdings einen anderen Namen, Rodetia Am- herstiana, erhalten hat und folgerecht auch in eine andere Gruppe, in die der Achyrantheen, ver- setzt wurde. Dort wird noch einmal von ihr die Rede sein. Wir gehen zu den Pflanzen der zweiten Gruppe, zu den Achyrantheen, über. Es sind vor Allem die Fuchsschwanz- oder echten Amarantus- Arten, welche seit langer Zeit bereits die Aufmerksamkeit der Gartenfreunde auf sich gezogen und wegen ihrer leichten Vermehrung seit Jahrhunderten schon den Weg bis iu die entferntesten und entlegensten Dörfer gefunden haben. Man konnte lange Zeit unsere Bauerngärten sich nicht ohne Afrikanen (Tagetes erecta und patula), Todtenblumcn (Calen- dula officinalis), Sonnenblumen (Pleliauthus annuus) und Fuchsschwanz denken. Und nun erst in Ita- lien, wo der Fuchsschwanz, zwischen dem Maise von selbst hervorkommend, mit seinen langen und meistens überhängenden Blüthenständen, die manch- mal so dicht und dick sind, dass der bezeichnende Beiname der Pflanze sich von selbst eingefunden ha- ben mag, einen eigenthünilichen Anblick darbietet, zumal noch dabei Maulbeerbäiliuc und kurz gehal- tene Eschen den Festons ähnlich von Baum zu Baum sich schlingenden Weinreben zur Stütze die- nen und das vollendete Bild einer nord-italienischen Landschaft zu geben vermögen. Man besehe sich den sogenannten Paradies-Garten in Sanssouci und man hat ein treues Bild davon, was ein Meister in der bildenden Garteukunst, Lenn^, angefertigt hat. Hauptsächlich ist es Amarantus eaudatus, der ebenfalls mit der Celosie den Namen der Lie- besblume oder Floramor im ^Mittelalter, wo mau noch nicht die Mannigfaltigkeit unserer heutigen Blumenwelt kannte, führte und über die ganze be- wohnte Erde, wohin die Kultur des Menschen ge- drungen und wo die Pflanze ein ihr zusagendes Klima fand, sich fast verbreitet hat. Eben deshalb und weil der Fuchsschwanz so ohne Mühe und Zu- thun wächst, hat er allmählig in der Meinung un- serer jetzigen Garteubesitzer und Blumenliebhaber viel verloren. Während er noch vor einem halben Jahrhunderte fast iu allen Gärten gefunden wurde und in der Zeit, wo Willdenow seine Beschrei- bung der Amarantus- Arten (im Jahre 1790) schrieb, selbst noch in hohem Ansehen stand, wird er jetzt in Luxus prangenden Anlagen vermieden und sorg- sam ausgejätet! So beherrscht auch der Hang nach Neuerungen, die Mode, die Blumcnliebhaberei. Das ursprüngliche \'aterland des Fuchsschwan- zes mit übelhängenden Blüthenständen (Amarantus caudatus) möchte wohl Ostindien sein; wir sind so- gar geneigt, vielleicht alle Arten dieses Geschlech- tes nach der Alten Welt zu versetzen und demnach für die Arten, wie A. hypochondriacus L., von denen man die wärnieru Länder Amerika's als Va- terland bezeichnet, erst eine Einwanderung anzu- nehmen. Grade eben jetzt genannte Art steht den Formen des Fuchsschwanzes mit aufrecht steljenden Blüthenständen (A. paniculatus L.) und noch mehr dem A. spcciosus Sims, die beide bestinmit urs2)rünglich ostindische Pflanzen sind, so nahe, dass man geneigt sein könnte, sie von einer der beiden Arten ebenfalls nur als Form zu betrachten. Wir Laben ja gleich anfangs darauf aufmerksam gemacht, dass Amarantaceen überhaupt, wie unsere sämmt- liclicn Unkräuter, zumal auch viele von ihnen nur solche sind, gern wandern. Die 3 genannten Arten, von denen A. cauda- tus durchaus grün in der Belaubung ist, A. pani- culatus L. schon sehr oft einen rothen Schiiinner besitzt und A. h) pochondriacus L. sich durch eine eigeuthUmliche grüubrauue Färbung, die zur Benennung Veranlassung gab, auszeichnen, haben zwar ursprünglich rothe Blüthenstäude, die Farbe derselben erscheint aber auch hin und wieder grün- gelblich und selbst weiss. Da wo das letztere der Fall ist und die BlUthenstände überhängen, hat man die Form in den Gärten A. pendulus ge- nannt, wählend die Form mit aufrechten gelblich- grünlichen Blüthenständen von Willdenow A. stri- etus genannt wurde. Formen, die in der Stellung der schönen rothen Blüthenstäude zwischen dem A. caudatus und paniculatus stehen, haben schon von Linn^ die Namen A. cruentus und sanguineus erhalten. Vor 300 Jahren kultivirte mau eine rie- sige Abart des A, caudatus mit dem Beinamen gi- ganteus, wo die Blüthenstäude eine Länge von 3 Fuss und mehr besassen. Dagegen wird der Fuchs- schwanz mit gelben oder grünlichen Blüthenständen (A. flavus L. ) für eine gute Art von unseren jetzigen Botanikern gehalten. Ebenso beschreibt Linne schon eine Art als A. hybridiis, wo von den rothen, grünlichen oder gelblichen Blüthenähreu die mittelste sehr lang ist, während die seitlichen klein bleiben. Bei A. chlorostachys W'illd. ist dieses Merkmal auch, aber in ;_eringerem Masse, ausgeprägt, der Blüthenstand besitzt aber eine grüne Farbe. Endlich ist die Art, welche von Linn^ den Namen der traurigen (A. tristis) erhalten hat, am wenigsten zu empfehlen, zumal auch die grau- grüne Färbung der Bclaubung wenig Eindruck macht. Eine Zusammenstellung der verschiedenen Fuchsschwanz-Arten zu einer (jruppe möchte aber iluch zur Abwechslung in grossem Gärten dienen können und einen eigenthünjliclien Keiz haben. Wir kommen schliesslich noch zu einer Ania- rantus Art, welche wegen der Stellung des knäuel- föimigen Blüthenstandes in den Winkeln der Blät- ter gar nicht den Namen „Fuchsschwanz" verdient, trotzdem aber zu den elegantesten, man möchte sa- gen, vornehmsteu Pflanzen überbau j)t in der Gar- teiiklmst gehört. Eine Abart davon mit dunkel- rothbraunen Blättern, die man sogar früher als die riauptart kannte, ist wiederum von Neuem unter dem Namen A. ruber in den Plandel gekonmieu. Wegen dieser eigenthümlichen Färbung des Laubes hat Linn^ Veranlassung zur Benennung A. me- lancholicus genommen. Es ist nicht zu leugnen, dass diese Abart, ähnlich den Perillen, den Coleus- Arten u. s. w. zu Massen- Anpflanzungen in beson- deren Beeten, namentlich auf Rasen, benutzt, sich sehr gut ausnimmt. Auch A. melancholicus befindet sich schon sehr lange in unseren Gärten. Ganz besonders wurde eine mehr gedrängt wachsende Abart, wo die Blät- ter sehr bunt, nämlich roth, gelb und grün gefärbt sind, seit dem 1(3. Jahrhunderte in den Gärten knl- tivirt. Der schon früher genannte Botaniker Lo- bel aus Ryssel oder Lille hat auch sie — so viel wir bis jetzt nachzukommen vermochten — zuerst, und zwar schon mit dem Namen A. tricolor in seinem Adversariis (pag. 95) aufgeführt, in gewöhn- lichem Leben wurde sie aber Papageienfeder ge- nannt. Eine Form, wo nur 2 J'arben (roth oder gelb und grün) deutlich hervortreten, hat von dem Italiener Nocca den Namen der zweifarbigen, A. bicolor, erhalten. Während die Pfauenfeder in wärmern Ländern, besonders in Italien und in Spa- nien, bald allgemein verbreitet wurde und sich da- selbst in Gärten häufig vorfand, ist ihre schwierige Kultur, nicht weniger aber auch das rauhe Klima des Landes, Ursache, dass beide Abarten in nörd- licher gelegenen Gegenden nicht allgemein wurden und in Volksgärten Deutschlands gar nicht Eingang fanden. Sie werden daselbst stets auch auf Luxus- gärten beschränkt bleiben, wo Gewächshäuser oder wenigstens Warmbeete zur Verfügung stehen. Es ist aber sehr zu bedauern, dass sie neuerdings auch hier immer seltener Anwendung findet. In Töpfe gepflanzt und diese auf Stellagen, in Voihöfen, auf Fluren u. s. w. mit anderen Blüthen- und Blattpflan- zen angebsacht, nehmen sie sich wegen der bunten Färbung sehr gut aus. W^ir bemerken schliesslich nur noch, dass man philologischer Seits geneigt ist, sie für die Gomphrena des Plinius zu halten, dass diese Ansicht aber eine ganz irrige ist. Die Römer kannten genannte Pflanze gar nicht. Vielleicht dürfte es den Lesern der Wocheu- sehrift noch von Interesse sein, zu erfahren, dass mehre Amarautus- Arten in wärmern Ländern, selbst in Süd-Europa, besonders aber in ihrem ursprüng- lichen Vaterlande, in China und Japan, als Gemüse, ähnlich dem Spinate, gegessen werden. Es sind dieses besonders A. oleraceus L., ein Name, der sich auch auf diese Anwendung bezieht, und A. viridis L., 2 Arten, die man neuerdings, weil die Schlauchfrucht nicht, wie bei den echten Amaran- tus-Arten, in der Mitte ringsum sich löst, als den Typus zu einem besonderen Genus betrachtet, dem man den Namen Euxolus gegeben hat. (Fuvtsclzunf; foltjt.) 6 üic Yeiwüstuisgeii des hofanisthcH fiailciis bei (£r. Karl K^och, General-Sekretair des Vereines. No.2. Berlin, den 13. Januar 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug dnrch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Georg .ScIi ui t tspahn, Ilot'garten-Direktor und Direktor des botaui.scheu (jarteus in Dannstadt. — Die Amarautacouii der Gärten und sinziell eine vor einigen Jalireu erst eingefiilu'te buntljlättrige Art. — Ueber Baumschnitt. Suiiiitag, ileii U. Jniiiiar l$(i(i, |iJiiiktlich iiiii II Ihr, findet iiu Englischen Hanse (illohrcnstr. i'i) eine Veisaiunilnng des Vereines zur Itettirdcruii!; des ilartenlianes statt, wuzu die geehrten illitgliedei' eingeladen werden. (jieori^ Scimittspalin. Hofgarten-Direktor und Direktor des botanischen Gartens in Darmstadt. Das .Jalir 1865 luit der butaiiisclieii W'i.sseu- •chaft iiiul der Gartenkunst maneiie lierbe \'eilu.ste gebracht; nocli gegen den Selihis.s des eben abge- laufenen Jahres haben wir wiedei-uni einen ilann durch den Tod verloren , dem bei tiefer wissen- schaftiieher I>ildung aucli praktiseiie Kenntnisse zu Gebote standen. Dezember iinterlae- der Hofgarten - Direktor Georg Friedrieh Schnitt- spahn in Darnistadt einer langen, zum Theil sogar sehmerziiaften Krankheit und am 24. begleiteten ihn zalilreiehe Freunde und Bekannte, die zum '^l'heil früher seine Schüler waren, auf dem letzten Wege zum Grabe. Wir haben den Verstorbenen nicht allein gekannt, er ist uns selbst ein lieber Freund gewesen. Gleiche wissenschaftliche Interessen hatten uns vor 15 Jahren einander näher geführt, gleiches Streben vereinigte uns um sn mehr, als es ausser- dem noch einer grossen Aufgabe galt: den Obstbau Auf eine wissenschaftliche Grundlage zurückzuführen, dadurch ijin zu fördern und zur Quelle eines Er- werbes zu machen, der in national - ökonomischer Hinsio^it von Bedeutung werden muss, in manchen Gegenden bereits geworden ist. Georg Friedrich Schnittspahn wurde am 3. Januar 1810 geboren, hatte also beinahe sein f^6. Lebensjahr erreicht. Sein Vater war Hofgärtner im sogenannten Grossherzoglichen Bosket und be- sass ausserdem noch einen älteren Sohn und 4 Töch- ter. Inmitten dieser ziemlich ansehnlichen Familie wuchs Georg heran und beschäftigte sich bereits .als Kind gern mit den Pflanzen, welche von seinem Vater herangezogen waren. Zeitig wurde er jedoch auf wissenschaftliche Studien hingewiesen, denn er hatte das Glück, die botanischen Vorlesungen des Baurathes Hess, der damals für einen tüchtigen Botaniker galt und eine Reihe älterer und jüngerer Leute von Zeit zu Zeit um sich versammelte, mit anhören zu können. Die grosse Liebe zur Wissen- schaft, die selbst zum Enthusiasmus sich steigern konnte und die der Lehrer sein ganzes Leben hin- offenbarte, ging ebenfalls auf den begabten dur Schüler über. Als ein Theil des Schlossgartens durch die Mu- nificenz des damaligen Grossherzogs Ludwig I. zu einem botanischen Garten umgewandelt wurde, be- fand sich der junge Schnittspahn unter Denen, welche hülfreicbe Hand darboten. Vor Allem be- mühte er sich, die durchaus nöthigen Pflanzen an- zuschaffen imd machte zu diesem Zwecke Exkur- sionen in die nahen und fernen Berge. Als Gärtner- Lehrling bei seinem \'atcr einge- treten, verwendete er seine freie Zeit hauptsächlich zum Botanisiren oder um sich in der botanischen Wissenschaft zu vervollkomnnien. Diese rastlose Thätigkeit blieb dem Grossherzoge nicht unbekannt. Als er kaum die Lehrzeit bestanden, wurde er zur weiteren Ausbildung nach dem botanischen Garten Das reichlich ihm hier darge- 2 in Paris gesendet. 10 boteuc Material gab ihm tiefere Blicke in die Wis- senscliaft und machte ihn vor Allem auch mit den Pflanzen anderer Länder, hauptsächlich den tropi- schen, bekannt. An Kenntnissen bereichert, kehrte er nach Darmstadt wieder zurück, um von Neuem der gärtnerischen Praxis sich zu widmen. Kaum 21 Jahre alt, wurde er aufgefordert, au der lundwirtlischaftlichen Lehranstalt des Ur. Pabst, des bekannten Landwirthcs, der bald darauf als Di- rektor der landwirtlischaftliclien Akademie nacii El- deua, später nach Hohenhcim, bcrul'en wurde und jetzt in Dcutscli- Aitenburg einer gleichen Anstalt vorsteht, in Kraiinichstein den botanischen Unter- richt zu ertheilen. Freudig trat er in diese schwie- rige Stellung und erwarb sich bis zum Jalire 1838, wo Pabst Darmstadt verliess, die Anerkennung der vorgesetzten Behörde und die Liebe seiner Schüler. In dieser Zeit machte sich auch das Bedürfniss einer Erweiterung des botanischen Gartens fühlbar. Wiederum war es der damals 2G -jährige Georg Seh ni t tspahn, dem die Ausführung und damit auch die oberste Leitung desselben übertragen ward, liim ist es hauptsächlich zu verdanken,' dass auch die Regierung die Wichtigkeit eines solchen Insti- tutes für allgemeine Bildung, besonders aber für die Zöglinge der Gewerbeschule, immer mehr ein- sah. Der botanische Garten wurde 1841 mit der Gewerbeschule in nähere Verbindung gebracht und Schnittspahn erhielt damit den Auftrag, den Un- terricht über Botanik, Zoologie und Waarenkunde an der Gewerbeschule zu ertheilen. Diese ehren- volle Stellung hat er auch bis kurz vor seinem Tode unter allgemeiner Anerkennung behauptet. Aber auch ausserhalb dieses seines bestimmten Wirkungskreises war Schnittspahn im höchsten Grade thätig. Als man im Jahre 183.Ö das Be- dürfniss fühlte, sich enger an einander zu schliessen, und deshalb einen Gartenbau - Verein in's Leben rief, befand er sich unter den Gründern desselben und wurde auch alsbald zum stehenden Sekretär ernannt, als welcher er ebenfalls bis kurz vor sei- nem Tode fungirte. Er besorgte die Herausgabe der Vereinsschriften, in denen sich manche vorzüg- liche Aufsätze gärtnerischen und botanischen Inhal- tes befinden. Wir erinnern nur an die Monographie von Sempervivum, eine der besten i3earbeitungen der Art, die Schnittspahn zum Verfasser hat. Als man 1845 bemüht war, einen naturhistori- schen Verein für das Grjsshcrzogihum in's Leben zu rufen, war es wiederum Schnittspahn, der da- für thätig war. Leider fehlte aber doch der rege Sinn für ein solches Institut; nach wenigen Jahren ging der Verein, der so nützlich hätte sein können, aus Mangel an Theilnehmern wieder ein. Hauptsächlich hat sieh Schnittspahn um die Kenntniss der -Flor seines eigenen Vaterlandes grosse \'erdienste erworben; im Jahre 1836 gab er eine Flora desselben heraus, die solche Anerkennung fand, dass 10 Jahre darauf sich das Bedürfniss einer neuen Ausgabe herausstellte. Auch diese war nach kurzer Zeit wieder vcrgritfcn und es nachte sich eine neue Bearbeitung nöthig. Bereits ist sogar eine vierte Ausgabe erschienen. Eine besondere Vorliebe hatte er für Dickpflanzen, vor Allem für Cra-sulaceen. Eifrig sammcllc er die verschiedenen Arten und studirte sie in seinem botanischen Garten. Die Sammlung von Hauswurz-Arten oder Sempcrvivum's ist wohl die grösste und vollkommenste, welche über- haupt existii t. Wollen wir nur wünschen, dass die- selbe erhalten bleibt und ihr Erbe sie mit gleicher Liebe pflege. Neben der Wissenschaft huldigte Schnittspahn auf gleiche W^eise allen Zweigen der Gärtnerei. I^r war zunächst ein guter Pflanzenztichter. Als der botanische Garten zum dritten Male verlegt wurde, hob er die Nothwendigkcit von besseren Gewächs- häusern hervor und setzte es auch durch, dass neue von besserer Einrichtung, vor Allem aber ein ge- räutniger Wintergarten, gebaut wurde. Die Anlage war nicht allein von ihm entworfen, er hatte sie auch zur Ausführung gebracht. Der botanische Gar- ten war für Darmstadt einer der schönsten Punkte. Als wir vor einigen Jahren ihn besuchten und er- fuhren, dass binnen Kurzem der botanische (harten zum vierten Jlale verlegt werden sollte, theilten wir mit ihm die Betrübniss darüber. PjS waren dieses Mal nicht etwa Gründe, wie früher vorhanden, die eine Erweiterung wünschenswerth machten, denn er war gross genug, um noch einmal so viel Pflanzen aufzunehmen; die schönen Räumlichkeiten sollten zu anderen Zwecken benutzt werden. So musste er abermals die Verlegung eines so schwierigen In- stitutes übernehmen, nachdem es ihm erst nach lan- gen Jahren gelungen war, dem botanischen Garten die Einrichtung zu geben, die sich als vorzüglich bewährt hatte. Kurz vor seinem Tode war er da- mit zu Ende. Als im Jahre lS4St sein älterer Bruder starb, wurde er als dessen Nachfolger zum Grossherzogli- chen Hofgarten-Direktor ernannt. Auch in diesem seinem grosseren Wirkungskreise ist er nach allen Seiten hin thätig gewesen. Das Aesthetische der Gartenkunst, in dem er schon Manches geleistet, trat damit in den Vordergrund. Als einer besonders gelungenen Schöpfung gedenken wir hier der j;_eizen- den Anlagen des Jagdschlosses Krannichstein; die jetzige Gestaltung des Grossherzogliclien Schlossgar- tens verdaidvt ihm ebenfalls seine Entstehung. Wir haben schon mehrfach auf die Vielseitig- keit Sciinittspahns aufmerksam zu machen (iele- 11 geiilieit geliabt, wir dürfen aber aucli nlclit versäu- men, niitzntlu'ilen, dass er nicht weniger für den landwirthscliaftlichen Gartenbau Interesse hatte. In dieser Hinsieht wollen wir nur auf seine Bearbei- tung der Futtergräser hinweisen. l)i(? Gemüsekul- tur suebte er auf wissensehaftlielie Prinzipien zu- rüekzuführen und die Nomenklatur zu vereinfachen. Vor Allem aber war er ein tüchtiger Poraolog und widmete sicli grade in den letzten 15 Jahren mit besonderer ^^Jrliebe der Obstkenntniss und dem Ubstbaue. Er besass einen eigenen Garten, in dem er fortwährend pomologische Studien machte und hauptsächlich den relativen Werth der verschiedenen Obstsorten festzustellen suchte. Das Obst-Sortiment, was er auf diese Weise zusammengebracht hat, war gar nicht unbedeutend. Mit der grössten Uneigen- lüitzigkeit theilte er an Alle die Pfropfreiser mit, welche für die Verbesserung ihrer (Obstanlagen Sinn halten. Als im Jahre 1 853 der ^'crein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin auf Jahre später sein Bedauern darüber aus und beklagte die Indifferenz der Gärtner selbst in einem so wichtigen Geschäftsbetriebe. Schnittspahn nahm 1860 in Berlin auch an den Veihandlungen zur Gründung des Deutschen pomologischen Vereines Antheil und hat als Mit- glied desselben bis an seinen Tod gewirkt. lS(>o war er wiederum unter Denen, welche der 4. Ver- sammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter in Görlitz beiwohnten. Bis dahin war er gesund und rüstig; sein Geist strebte immer vorwärts. Im An- fange des verflossenen Jahres fühlte er sich plötz- lich angegrirten; von ]\Ionat zu Monat w-urde sein Zustand schlimmer und selbst bedenklicher. Er ging im Juni nach Karlsbad, wo er sich einigermasseii erholte. Nach Darmstadt zurückgekehrt, hofl'te so- gar der Arzt, ihn vollständig wieder herzustellen. Doch es war anders beschieden. Es kam im Herbste ein Rückfall, der von Woche zu Woche bedenkli- cher wurde und schliesslich am 22. Dezember sei- nem thätigen Leben ein P^nde machte. Schnittspahn besass eine gedrungene Gestalt, die keineswegs die rastlose Thätigkeit, welche er sein ganzes Leben hindurch an den Tag gelegt, ahnen liess. Dagegen sprach aus seinen Gesichts- zügen eine seltene Gutmüthigkeit, wie sie sich auch stets bei ihm beurkundet hatte. In seinen Augen lag aber stets etwas , was seinen Geist verrieth. Besonders wenn man wissenschaftliche Gegenstände mit ihm verhandelte, wurde er sehr lebendig. Alle, die ihm näher standen, verlieren an ihm einen treuen Freund, Wissenschaft und Praxis haben aber einen Mann verloren, der manches Gute zu Tage geför- dert hat und noch hätte fördern können. Die Amai'JiHtaceeii (Gartenz. 21. Jahrgang S. 297) zu Ehren des Letzteren G. Haageana, obwohl sie in den Gärten bereits den passenden Namen G. aurantiaca führte. Ein Jahr später (1854) lernte sie auch Decaisne in Paris, dem sie durch Vilmorin- Andrieux mitgetheilt war, kennen und beschrieb sie in der Revue horticole (4. Ser. III, IGl) von Neuem unter dem Namen G. coccinea. Die Farbe des ziemlich grossen und mehr eiförmigen Blüthenkopfes ist aber keineswegs scharlachroth, wie man aus dem Decaisne' sehen Namen verniuthen sollte, sondern vielmehr oran- genfarben. Da die Pflanze gegen rauhe Witterung nicht so empfindlich ist, als G. globosa, so ver- diente sie eigentlich den Vorzug; trotzdem scheint sie aber keineswegs die verdiente Anerkennung zu finden, denn bereits wird sie wiederum in den Gär- ten seltener. Eine dritte Art dieses Geschlechtes ist G. pul- chella Mart., welche von dem unglücklichen Ber- liner Reisenden Sello in der Nähe von Montevideo entdeckt wurde, aber erst in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre durch Veitch in London direkt eingeführt wurde. Die Pflanze besitzt im Aeussern Aehnlichkeit mit Trichiniuin Manglesii, jedoch ist die F^arbe ihrer Blüthen dunkeler. So hübsch auch diese Pflanze sich präsentirt und so vielseitig sie als Immortelle gebraucht werden kann, haben 14 wir sie doch nirgends mehr in den Gärten gefiiu- den. Es wäre Schade, wenn sie wiederum aus den- selben verseil wunden sein sollte! Eben so wenig ist es uns gelungen, 2 andere Arten, die noch etwas früher, als die letztere, in den Handel kamen, lebend zu beobachten: G. of- t'icinalis !Mart. und macroeephala St. Hil. Die Blüthenköpt'e, bei der ersteren orangenfarbig, bei der letzteren rosaroth, sind hier weit grösser und haben bei halbkugeliger Gestalt einen Breiten-Dureh- messer von 2 und o Zoll bei einer geringeren Höhe. Beide Bilanzen sind übrigens für ihr Vaterland (Süd- Amerika") von der grössten Bedeutung, weil sie ge- gen allerhand Fieber, besonders gegen Weehseltieber, vorzügliche Heilmittel darstellen. Ihr einheimischer Name Tara todo (gegen alles) deutet auf das grosse Ansehen, was sie in Brasilien besitzt. Die Iresinen sind meist amerikanische Kräu- ter, wo am Ende der Aeste und des Hauptstengels die kleinen, meist silberweissen Aehren oft ziemlich umfassende Rispen bilden, die in Immortellen-Bou- quets etwas Leichtes zu geben vermögen. Leider sind sie aber fast ohne Ausnahme auf das Warmbaus gewiesen und verlangen im Vergleich zu dem, was sie darbieten, zu viel Sorgfalt. Li Kultur waren früher schon Iresine celosioides L. und elatior Rieh., welche beide häufig mit einander verwechselt werden. Neuerdings sind noch I. Y)olvmorpha Mart. und graeilis Mart. et Gal. dazu gekommen, ohne jedoch besonderen Eingang gefunden zu haben. Mehr Aufsehen hat Iresine Herbstii Hook. (Aehy- ranthes Verschaffeltii Lem.) gemacht. Da bereits über diese Pflanze ausführlich gesjirochen wurde (7. Jahr- gang 141, 302 und 350). übergehen wir sie hier. Schliesslich kommen wir zu der Pflanze, von der wir ausgegangen sind, zu der xVchyranthes sp. der Gärten und zu dem Genus, in welches diese gehört, zu Teleanthera, resp. Alternanthera. Wie Passerini dazu kommt, unsere Aehyranthes sp. in dem Genus Aehyranthes beizubehalten und sie des- halb Ach. picta zu nennen, begreifen wir nicht, da, abgesehen von dem ganz verschiedenen Habitus der Aehyranthes- Arten, unsere Pflanze einen ein- fächrigen und keineswegs, wie Passerini behaup- tet, einen zweifächrigen Staubbeutel besitzt. Wir würden glauben, dass Passerini eine andere Pflanze vor sieh «rehabt hätte, wenn er nicht die in Am- sterdam während des dortigen internationalen Kon- gresses ausgestellte kleine buntblättrige Amarantacce selbst für seine Pflanze erklärt hätte. Die buntblättrige Aehyranthes sp. der Berliner Gärten hat also einfächrige Staubbeutel und zwi- schen den eigentlichen Staubbeutel tragenden Staub- gefässen befinden sich noch silberweisse Orgaue (Staminodien), welche mit den Staubfäden selbst von der Basis an mehr oder weniger verwachsen sind. Sie würde demnach eine Alternanthera sein, wenn die Staminodien schmal wären, ist aber eine Teleanthera, weil diese breit und geschlitzt erschei- nen. Eine genaue Untersuchung der Blüthe hat uns dieses kennen lassen. Nimmt man beide Ge- nera an, so ist unsere Pflanze eine Teleanthera. Ob die beiden (Venera Alternanthera und Te- leanthera übrigens als solche festzuhalten sind, ist eine andere P^rage, die wir wohl verneinen möch- ten. In Betreff' der Staubgefäss- und Starainodien- Bildung lässt sich die Grenze nicht so scharf schei- den; man kann selbst in Verlegenheit kommen, ob eine Art in das eine oder in das andere Genus ge- bracht werden soll. Es kommt dazu, dass die Ar- ten beider Gesclilechtcr zum Theil einander sehr ähnlich sind. \'iel eher sind wir geneigt, die Arten von Teleanthera als besonderes Genus zu tuiter- scheiden, welche schon durch langgestielte Klüthen- köpfchen im Habitus unähnlich sind und deshalb mehr den Gomphrenen gleichen, ausserdem aber durch eine gegliederte Blüthenbasis sich auszeich- nen. Jlartius in München hat sogar aus den hier- her gehörigen Arten 2 Genera: Brandesia und Mogiphanes, gemacht. In diesem eben näher bezeichneten (ieschlechte oder, wenn man will, Untergeschlechte von Telean- thera gehören auch einige Pflanzen, welche schon längere Zeit in den Gälten kultivirt wurden. Als Gomphrena brasiliana hatte Liune schon eine Art, als G. brasiliensis hingegen Jacquin in Wien eine andere beschrieben, die beide sich zwar ähneln, aber doch verschieden sind. Martins hat beide als Jlogiphanes-Arteu, und zwar die erstere als M. straminea, die andere als Jl. brasiliensis bezeichnet, während IM oquin - Tandon, der die Amarantacecn für den de CandoUe'schen Prodro- mus bearbeitet hat, und in dieser Bearbeitung nur die Genera Alternanthera imd Teleanthera nach oben angegebenen Unterscheidungs-Merkmalen fest- hält, die erstere Teleanthera brasiliana, die an- dere T. dentata nennt. Eine dritte Art aus die- sem Untergeschlechte, resp. Geschlechte kommt in den Gärten sehr oft unter dtnn falschen Namen Aehyranthes procurrens vor, während sie von Jaequin vielmehr unter dem Namen Ach. porri- gens beschrieben und abgebildet wurde. Jetzt heisst sie Teleanthera porrigens Moqu. Die hellrosa-farbenen Blüthenköpfchen sind hier weit kleiner, als bei den zuvor genannten Arten. Ausser der buntblättrigen Aehyranthes sp. sind von Ambr. Versehaffelt noch 2 Arten in den Handel gebracht worden, welche beide der erstem sehr nahe stehen. Unsere Pflanze hat Lemaire in der Illustration horticole Alternanthera sessi- 15 lis var. anioeiia, liic aiuleren liiiigegen A. spa- thulata und Teleaiithera f'icoidca genannt. Wir vermochten die Verschat'felt'sche A. sessilis anioena naeii (original -Exemplaren niclit von unse- rer Gartenpflanze zu untersclieiden. Dass A. spa- tliulata spezifisch verschieden ist, bezweifeln wir ebenfalls. r)a wir der Freundlichkeit von Ambr. Verschaffelt ein Original - Exemplar verdanken, sind wir später, wenn uns Blüthen und Früchte zu CJebote stehen, im Stande, bestiiumter darüber zu entscheiden. Was endlich die Teleanthcra ficoi- dea anbelangt, so ist diese wohl sicher eine gute Art. Der Bau der Staubgefässe,, wie er in der Abbildung angegeben ist, lässt allerdin<:;s eher eine Alteruantlicra-Art vermuthen. Wir hofl'en, später ebenfalls Gelegenheit zu haben , diese buntblättrige Pflanze mit Blüthen und Früchten zu untersuchen, und werden dann nicht ermangeln, unsere Ansicht auch auszusprechen. Für jetzt interessirt uns zunächst nur die Achy- ranthes sp. der Berliner Gärten. Wir wollen zuerst eine Beschreibung geben und dann uns über den Namen, welche sie führen niuss, aussprechen. Sie stellt eine buschige, niedrige und kaum 3 — 6 Zoll hoch werdende Pflanze dar, welche von der Wur- zel oder von dem an seiner Basis etwas holzigen Stengel aus eine Anzahl wenig oder gar nicht ver- zweigter Aeste treibt, welche grade in die Höhe steigen. Zahlreiche Blätter mit einer eirund lanzett- förmigen, bisweilen auch rhomboidalischen Fläche von 6 bis 7 Linien Länge, die sich plötzlich in einen gleichlangen Stiel verschmälert, stehen ein- ander gegenüber und sind bunt- (nändich grün-, roth- und gelb-) gefärbt. Dichte Behaarung ist nur an den Stengelknoten vorhanden; sonst befinden sich aber noch ausserdem am Stengel und am Blattstiele einzelne Ilaare, nicht aber auf den Blättern. Die Blüthen bilden kleine Blüthenköpfchen in den Winkeln der Blätter und werden von o eirun- den und kleinen Deckblättchen eingeschlossen. Von den zu einer kaum 3 Linien langen Röhre verei- nigten silberweissen und länglich - lanzettförmigen Blüthcnblättern sind die äusseren mit langen Haaren besetzt; ausserdem hat aber von diesen das nach aussen stehende noch in der Jlitte von der Basis aus einen länglichen Flecken von brauner Farbe. Die ziemlich breiten Staminodien sind geschlitzt und werden von den einfächrigen Staubbeuteln über- ragt. Die beiden Früchte , welche uns zu Gebote standen, lösten sich in der Mitte ringsum. Was schliesslich den Namen anbelangt, so sind wir zwar immer noch der Meinung, dass sie eine interessante aufrechtwachsende Form der Telean- thera polygonoides bildet, wenigstezis haben wir im Bau der Blüthe zwischen beiden Pflanzen kei- nen Unterschied gefunden. Möglicher Weise stellt sie aber doch auch eine eigene Art dar. Da be- reits Passerini sich zuerst als Botaniker des Bei- namens jpicta" bedient hat, so tragen wir auch kein Bedenken, diesen ebenfalls zur Bezeichnung unserer buntblättrigen Amarantacee zu gebrauchen und sie deshalb Teleanthera picta zu nennen. Synonyme sind ausser Achyranthes picta Pass. noch Alternanthera sessilis amoena Lern, und A. paronychioides Klotzsch, sowie die Garten- namen A. variegata. Teleanthera Betzigiana und endlich Jeiliuni tricolor. lit'lici' HaiEiiischiiitt. Wir haben im vorigen Jahrgange (S. 233) be- reits einen Vortrag van Beucker's aus Antwer- pen über Ikhandlung der Obstbäume, der während des botanisch-gärtnerischen Kongresses in Amster- dam gehalten wurde, den Lesern der Wochenschrift mitgetheilt; es ist uns jetzt ein anderer \'ortrag, der den Baunischnitt behandelt, von dem Verfasser mitgetheilt worden. Wir glauben im Literesse der vielen Obstfreunde zu handeln, wenn wir auch die- sen mit Erlaubiiiss des Verfassers in der Wochen- schrift zur Kenntniss bringen. Er ist kurz und präcis und enthält den ganzen Baumschnitt gleich- sam in nuce, so dass Jedermann, der sich nur eini- germassen mit diesem Gegenstande beschäftigt hat, den Kern der Behandlung, worauf es eigentlich an- kommt, herausfinden wird. Verfasser des Vortrages ist van Hülle, Li- spektor des botanischen Gartens in Gent. Mit Vor- liebe beschäftigt dieser sich seit Jahren damit, die Behandlung des Obstbaumes auf rationelle Grund- lagen zurückzuführen. Bereits hält er schon seit niehrern Jahren vor einem gemischten Publikum Vorlesungen über diesen Gegenstand und erfreut sich dabei einer allgemeinen Anerkennung. Bei der im vorigen Jahre neugegründeten Gesellschaft für Obstbau und Obstkenntniss in Gent nimmt van HuUe ebenfalls eine einflussreiche Stelle ein. Doch hören wir, was er in Amsterdam gesprochen hat. „Meine Herren, in keinem Lande vielleicht ist die Obstbaumzucht im Grossen so allgemein ausge- breitet, wie bei Ihnen in Holland. Spalier- und überhaupt Formenbäume findet man dagegen weni- ger. Obschon Sie auf diesen, wie auf Hochstäm- men, in der Eegel viel Obst erndten, wenn die Ge- gend günstig ist, so möchten Sie doch wohl besse- res erhalten und jedenfalls schönere Bäume haben, wenn Sie diese anders behandelten und vor Allem einen besseren Schnitt in Anwendung brächten. Ich vermag nicht einzusehen, warum das, was Ihrp 16 Nachbanij die Belgier, gut tindoi), bei lliueu schlecht sein sollte. Es scheint mir fast, als wenn der Grund darin liege, dass Sie nicht rationell verfahren, dass Sie vielleicht auch nicht mit den Fortschritten in der Bcliandlung des Obstbaumes genug bekannt sind, die in neuester Zeit gemacht wurden. Gestat- ten Sie mir deshalb, Urnen meine Ansicht auszu- sprechen. Die Art und Weise der Behan'llung der Obstbäume bei uns ist weit rationeller, als bei Ihnen. I Ich werde mich vorzugsweise jetzt auf Formen- bäume beschränken und von Hochstämmen absehen. Wenn ein gewöhnlicher Hochstamm eine schöne Krone hat, so ist es genug; man bekümmert sich "wenig, woher sie kumnit, und wie sie zusammenge- setzt ist. Jeder Obstbaum muss aber aus ganz genau bestimmten Theilen bestehen, nämlich: 1. aus den Häuptästen, die dem Baume die Form geben, daher eben kräftig sein müssen und nie Früchte geben dürfen; 2. aus den Tragästen, die regelmässig und nicht zu rasch auf einander folgen, auch kurz sein ' müssen. Sie dürfen nur selten Früchte tragen und- meistens nur einen, zwei, höchstens drei kleine Zweige haben. Diese sind 3. das eigentliche Fruchtholz, zum Tlieil selbst oder ferner 4. nur zukünftiges Fruchtholz. So verstehen Sic es wahrscheinlich auch. Was Sie aber nicht zu beobachten scheinen, ist, dass jeder Theil auch seine Bestimmung hat und diese immer behalten muss, so dass in keinem Falle die Hauptäste für Früchte benutzt werden dürfen. Ebenfalls^ müssen die Tragäste in demselben Zu- stande bleiben und dürfen nie (oder selten) in Haupt- äste umgeändert werden. Die Hauptäste und ihre [ Verlängerungen sind daher immer von den Tragästen schon von weitem zu unterscheiden, weil sie viel stärker sind, als diese, welche hier kurz, mager und ■ mehr oder weniger kiüppelich erscheinen. Es ist . weiter nöthig, dass die Aeste weit genug von einan- | der stehen, damit Luft, Wind und Sonne dazwischen durchdringen kann. Diesen Unterschied in den Ver- zweigungen, den wir beobachten, ist das besondere Kennzeichen unserer Bäume; er erleichtert den Schnitt gar sehr, weil jeder Ast und jeder Zweig immer dasselbe zu thun hat. Die Hauptsache ist demnach, den Unterschied festzuhalten. Damit dies gelingt, lässt man während des Sommer» die Ver- längerung, öfter auch die Vergabelung der Haupt- äste frei wachsen, so lange sie eben kräftig blei- ben. Ist dieses nicht der Fall, so müssen die stärk- sten ein wenig gebogen werden. Alle die andern i Zweige aber, die Fruchtholz werden müssen, sind früher oder später, ein oder m;ehre Male einzukneipcn. Bei dem Winterschnitte muss man einerseits zusehen, dass das Fruchtholz sich fortwährend er- neuert, und andererseits, dass zwischen den verschie- denen Hauptästen das Glcicligewicht bestehen bleibt. Beim ersten Funkte ist zu beobachten, dass, wäh- rend diese Zweige Früchte geben, andere in ihrer Nähe neue Frnchtzwcige für das nächste Jahr an- setzen, w^as aber nur durck ihren kurzen Schnitt geschehen kann. Wenn das Gleichgewicht zwischen den verschie- denen Ilauptästen nicht vollkommen besteht, muss man die schwächeren länger schneiden, die stärke- ren aber viel kürzer. Sie in Holland thun ganz das Gegentheil. .\nders verhält es sich mit allzu- schwacheu Fruchtzweigen, die stets besser kurz, als lang geschnitten werden. Ilauptäste, (welche immer Holzäste sind), geben, je länger man sie schneidet, (^namentlich wenn sie zwischen stärkeren stehen, die man kurz schneidet), destd mehr Triebe, und na- türlich auch um so mein- Blätter. Nun! sind es nicht diese, welche den Suft nach sich ziclien und ihre allgemeine Muttei', auf welcher sie stehen, kräftig machen? Es fehlt mir die Zeit, jetzt noch mehr über den Baumschnitt zu sagen. Es ist aber schon viel, wenn man nur weiss: 1. wie ein Obstbaum gebildet sein soll; 2. wie einfach und unveränderlich seine Theilc sind; .3. wie man die Zweite im Summer kneipt und im Winter schneidet. Natürlich ist es mir unmöglich, hier in einigen Minuten das zu sagen, wozu ich mehre Wochen brauche, wenn ich es meinen unter mir stehenden Gärtnern lehren will. Ich hoffe wenigstens, durch diese wenigen W^orte die Aufmerksamkeit der Lieb- haber angeregt zu haben, und bin bereit, Ihnen, wenn Sie es verlangen, weitere Erklärungen zu ge- ben, hier oder bei den Bäumen, welche wir auf der Ausstellung antreffen. Das neue Verzeichuiss der Samenhandlung und Handelsgärtnerei von Ernst Benary in Erfurt über Gemüse-, Gras-, Feld-, Wald- und Blumen- Samen für das Jahr 181)6 ist erschienen und wird auf frankirtes Verlangen franco zugesendet. Ferner theilen wir mit, dass das Verzeichniss der E. Benarv'sclicn l'flanzen-Sammlungen eben- falls bereit liefft. Verlag von Karl Wiegandt in I>ci-liii, Koch-Stras3C Nu. "JL', Druck iler C. !•' e i s ter'schcii BuchdrucUerei (L. Mewes), Berlin, ZicltMl-Platz Xu. :;. Wochensehrift Vereines zur Keförderiiiij»; des (ilarteiibaues in den Königl. Freussischeii Staaten für da'ärtiierei iiiad JPIIitia%e9al48ii3fide« Redakteur : I*i-ofessor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No.3. Berlin, den 20. Januar 1866. Inhalt; Die buntblättriu-c Alternanthere. Geschichte, Verwendung- und Kultur. Vom übergärtner Gaerdt in Moabit bei Berlin. — Paterson's Kartoft'eln. — Nenrolaena bicolor (Scliistocariiha) Less. Von Dr. C. Schultz -Bip. iu Deidesheira. — Vilni orin- Andri eux & Co. fleurs de pleine terre. 2. edition. Suiiiitag, ilcii 28. Januar 1866, |)iiiiktiich um II Uhr, liiiilct im Englischen Hause ( moiirciistr. 49) eine Veis.tmmluug des Vereines zur Itcrünierung des Gartenbaues statt, wozu ilie gcelirtcn Dlitglietler eingclaileu werden. Freitag, den 26. Januar, lindct dagegen in der Wohnung des (ieneral- Sekretärs (llai'en|)latz 4) eine Versammlung der Dlilglieder des Obstaussclinsses statt, woran aber auch Mitglieder des Vereines überhaupt Antheil iiehmcii können. Die buntblätti'ige Alternanthere. Geschichte, Verwendung und Kultur. Vom Obergartner Gaerdt iu Moabit bei Berlin. In einer der letzten Sitzungen des Vereines ■wurde durch den General- Sekretär auf eine neue von Anibr. Verscliaffelt in Gent in den Handel gebrachte buiitblättrige Amarantacee aufmerksam ge- macht. Sie führt den Namen Teleanthera ficoidea, lind ist in der Illustration hortlcole, und zwar auf der 440. Tafel, abgebildet. Sie erinnert mich leb- haft an eine, dieser sehr ähnlichen und bei uns schon seit nichrern Jahren bekannte Art, über die ebenfalls, und zwar schon mehrmals, in den Ver- sammlungen des Vereines berichtet wurde und die un- längst den General-Sekretär Veranlassung zu einer ausführlichen Abhandlung über die in Kultur be- findlichen Amarantaceeu gegeben hat. Wie viele Amarantaceen, so haben auch diese beiden, nur un- scheinbare Blumen, selbst nur wenig in die Augen fallende Blüthenstäude, welche gar nichts zu den Keizeu des den Blättern beider Pflanzen höchst eigenthümlichen Farben-Kolorits beizutragen vermö- gen. Nur diesem verdanken aber beide ermähnte Amarantaceen ihren gärtnerischen Werth. Ich will nun versuchen, über die eine, und zwar über die in Berlin jetzt allgemein verbreitete Art, ausführlich mich auszusprechen. Da das Botanische bereits gegeben ist, so werde ich mich nur über Ge- schichte, Kultur und Verwendung auslassen. Das Interesse wird für eine Pflanze erhöht, wenn man ihre nähern Verhältnisse kennt. Zwar verhehle ich dabei keineswegs, dass meine darauf bezügliche Mittheilungen für manchen Leser dieser Blätter nichts Neues bringen werden; den meisten Lesern, der Wochensclnift möchten sie aber doch willkommen sein. Leider hat auch unsere Pflanze, wie wir aus erwähnter Abhandlung ersehen haben, dem moder- nen Schicksale, mit vielen Namen überhäuft zu werden, ebenfalls nicht entgehen können. Die Be- nennung Teleanthera, welche bis jetzt noch wenig bei Gartenfreunden und Gärtnern gebräuchlich ist, möchte schwierig Anerkennung finden; deshalb mag es mir wohl gestattet sein, mich hier zur besseren Verständigung des in Berlin wenigstens gangbaren Namens Alternanthera zu bedienen. Ich will übri- gens bemerken, dass sie zuerst nur unter der Be- zeichnung der Familie, zu der sie gehört, also als „Ainarantacea" bekannt wurde. Später hiess sie Achj- ranthcs sp. Indessen wurde der Gattungsname Al- ternanthera sehr bald hier allgemein bekannt und gangbar, was mich um so mehr veranlasst, ihn auch ferner beizubehalten, als Professor Koch ja an und für sich meint, dass das Genus Teleanthera doch schliesslich wiederum mit Alternanthera vereinigt werden müsste. AVann und von wem die Alternanthera picta iu Europa eingeführt worden ist, scheint bis jetzt noch nicht ganz festgestellt zu sein; als Thatsache kann ich jedoch anführen, dass ich sie zuerst, und zwar bereits im Frühling 1858, unter den herrlichen Pflanzenschätzen des Hofgärtners Th. Nietner in Schönhausen bei Berlin, und zwar gleich in grö-s- 3 18 serer Anzahl, vorfand. Es veranlasste mich dieser Umstand zu der Meinung, sie möchte von dessen Sohn Joh. Nietner, der sich noch auf Ceylon be- findet, von dort eingesendet worden sein*). Ob sie überhaupt schon vor dieser Zeit in irgend einem Garten vorhanden gewesen ist, darüber ist nichts bekannt und bleibt zu erforschen übrig. Zur Verbreitung in den Gärten trug wesentlich die Eigenschaft ihrer leichten Vermehrung bei. Durch die Freigebigkeit des Hofgärtners Nietner erhielt audi ich einige Exemplare, von denen ich schon nach wenigen Monaten eine solche Anzahl junger Pfiänzchen angezogen hatte, dass ich im Stande war, selbst noch im Laufe des Jahres 1858, diese weiter verbreiten zu können. Die ersten Pfiänzchen dieser Anzucht nebst zeylanischen Far- nen, M'elche ebenfalls von Joh. Nietner stammten, wurden an den botanischen Garten in Kew gesen- det. Aber auch ausserdem habe ich im Laufe der folgenden Jahre sie zu öfteren Malen nach Eng- land seschickt. Auch auf dem Kontinente ist sie von mir und Anderen nach allen Eichtungen hin verbreitet worden; so dass ich glauben sollte, sie müsse jetzt eine in den Gärten ganz aligemein be- kannte und auch zur Anwendung gebrachte Pflanze sein. Indessen neueren Nachrichten nach scheint meine Voraussetzung sich doch nicht in der erwar- teten Weise zu bestätigen, namentlich schliesse ich dies aus Mittheilungen, welclie mir aus England und Frankreich von sachkundigen Fachmännern zu- gegangen sind. Wenn wir in Betracht ziehen, dass die Alter- nanthera zu einer Zeit sich bemerkbar machte, wo fast leidenschaftlich überall nach buntblättrigen Pflan- zen gejagt wurde, so darf es nicht auffallen, dass sie eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ausser dem eigentlichen Farbenkolorit gab beson- ders der ganze Habitus der Pflanze ziemlich deut- lich zu erkeunen, dass sie auch zu einer allgemei- nen Verwendung und zum Schmuck des Gartens geeignet sei: eine Eigenschaft, die stets jeder Pflanze einen dauernden Werth zu geben vermag. Um da- rüber möglichst sichere und baldige Gewissheit zu erlangen, versuchte ich schon 1859, wahrsclieinlich zum ersten Male überhaupt, sie in dekorativer Weise im Garten im Freien zu verwenden. Wie es stets zu geschehen pflegt, werden meist alle erste Ver- suche nur im geringen Masse angestellt; dasselbe geschah auch mit unserer Alternanthera picta. Schon dieser erste kleine Versuch genügte voll- *) Damit stimmt iilicreiii, dass in dem Küingliclieu Plerbar in Berlin noch ein getrocknetes Exemplar der Pflanze von Klotzeli als Alternantliera paronycliioidcs sich befindet, was die Bemerkung enthält „vom Hofgiirtner Nietner in Schöu- hausen 1858 erhalten." Die Redaktion. ständig, um über ihren Werth, speziell für diese Zwecke, sowie über ihre besonderen Eigenschaften überhaupt, urtheilen zu können. In Folge dessen ist sie auch seit jeuer Zeit ganz in die Kategorie der empfehlenswerthesten Gruppenpflanzen eingereiht. Indem ich iin-cn W^erth als Gruppenpflanze her- vorhebe, glaube icii auch in der Lage zu sein, jene bevorzugte Eigenschaften, welche sie charakterisiren, näher bezeichnen zu können. Zunächst nenne ich den kurzen, gedrungenen W^uchs, in Folge dessen die Pflanze ohne künstliche Hülfsmittel, wie Nieder- haken und Beschneiden, nie aus ihren Grenzen tritt, was besonders bei den Arrangements des herrschen- den Styls in der Landschaftsgärtnerei sehr schätz- bar ist. Ferner ist sie vermöge ihres eigenthümll- chen Kolorits der Blättchen geeignet, fast mit den meisten der bekannten Gruppenpflanzeu gefällige AnSchliessungen einzugehen und dadurch ange- nehme Wirkungen hervorzurufen. Vorzüglich eignet sie sich auch zu einfachen Einfassungen der Beete mit Blüthensträuchern jeder Art .und Höhe. Selbst- redend wird der Eflfekt jeder Pflanze gesteigert oder vermindert, je nachdem Sonne, Licht und Schatten einwirken und je nachdem die Auswahl der zur Seite zu stellenden Pflanzen stattgefunden hat, fer- ner auch durch die Art und Weise der Aufstell ung selbst. So z. B. präsentirt sich die Alternanthera in scharf iinienartiger Anpflanzung am vorzüglichsten, namentlich wenn sie begrenzt wird von Gewächsen mit zarten grünen Blättchen und Blüthen von blauer oder weisser Farbe, wie Lobelia Erinus var. gran- diflora und Niercmbergia gracihs es sind. Dagegen erreicht der Effekt bei breitweiser Massenpflanzung einen bei weitem geringeren Grad. Da bekanntlich Beispiele überhaupt eine bessere Anschauung und Erläuterung zu geben vermögen, so möchte ich mir wohl erlauben, einige, in Bezug der Verwendung der Alternanthera picta, indessen nur solche, hier anzuführen, die ich meiner Praxis entlehnen kann. Ich setze dabei voraus, dass man dergleichen, in's Gebiet der Landschaftsgärtnerei ge- hörige Beispiele niemals wie eine Schablone irgend eines Stubenmalers betrachten wird, weil zwisciicn beiden ein himmelweiter Unterschied stattfindet. Bei dieser Gelegenheit darf ich mich wohl zunächst als Grundlage, auf den in der Wochenschrift, Jahrg. 4, S. 248 vorhandenen Bericht über ein von mir ar- rangirtes Blumenbeet beziehen. Dasselbe bildete damals, wie noch heute, einen Theil eines in sich begrenzten, zusammenhängenden Schmuckplätzchens des meiner Leitung anvertrauten Gartens. Nichts darf auf einem solchen Plätzchen zu oft sich wie- derholen, es müssen vielmehr Abwechslungen in solchen Tableaus stets stattfinden. Diese Abwechs- lungen können natürlich nur durch eine mannig- 19 faltige Zusammenstellung der Pflanzen neben einan- der erzeugt werden. Darauf gestützt, wollte ich mir erlauben, hier einige derartige Zusaninicnstel- hingen, als Beispiele i\bcr die Verwendung und Nützliihkcit der Alttrnaiithera folgen zu lassen. Das erwäliiite Beet bildet ein keilförmiges Oblong mit kurzer dreickigcr Basis. Es ist diese Form nicht etwa als eine Bedingung zu betrachten, es kommt gar nicht darauf an, welche Form es darstellt, wenn es nur in seiner Ausdehnung länger ist, und die Breite gegen 3 Fuss beträgt. Er^te Bepflanzung: Die Umfassung des Beetes besteht aus niedrig- gehaltenem Buchsbauni. Die erste, dem Buchsbaum zunächststehende Eeihe, bildet in zweizölliger Ent- fernung von demselben und mit ihm in allen Rich- tungen parallel-laufend: Nierembergia gracilis, von dieser 6 Zoll weit entfernt Alternanthera picta, von dieser ebenfalls in G- zölliger Entfernung Lobelia Erinus var. grandiflora, und die Öchlusslinie, als Mittelstreifen, Centaurea candidissima. Die Linie mit Centaurea candidissima wird nur aus jungen, kräftigen Pflanzen gebildet. Das ganze Beet erscheint in 7-reihiger Aufstellung und bietet einen angenehmen Anblick dar. In Ermangelung der Centaurea candidissima verwende ich auch gern weifsblättrige Spielarten von Pelargonien, wie Flower of the Day, oder den gclbblättrigen Golden Cliaine. Bei Verwendung dieser Pelargonien ist beson- ders darauf zu achten, dass alle BlUthenstiele sofort entfernt werden, weil die Pflanzen hier lediglich durch die Blätter, nicht durch die Blüthcn, wirken. Zweite Bepflanzung: Zunächst des Buchsbaumes in 2-zölliger Entfer- nung eine Reihe Lobelia Erinus var. grandiflora, von dieser 4 Zoll entfernt, eine Reihe Alternanthera picta, nächst dieser 4 Zoll entfernt Cerastium to- inentosum, diesen schliesst sich wiederum in 4-zölli- ger Entfernung die Alternanthera picta an. Die MitteUinie bilden blaue \'erl)enen. Statt des Cera- stium tomentosum nehme ich auch Sedum carneum. Bei dieser Bepflanzung erscheint das Ganze 9-reihig. Auf Gruppen, deren Durchmesser nach allen Richtungen nicht viel difl'eriren und gegen 5 Fuss betragen, gleichviel, welche Formen sie bilden, ver- binde ich die Alternanthera mit folgenden Pflanzen: Calceolaria rugosa oder auch C. amplexicaulis, im Mittelpunkt mit einem Terrain von 18 Zoll Durch- messer, daran schliesst sich in 6-zölliger Entfernung Phalacraea coelestina, an diese scharlachrothe Ver- benen, nächst diesen weisse Verbenen, als Schluss- kreis in 2-zölliger Entfernung von der scharfen Buchsbaumkoutur Alternanthera picta. 2. Gruppe: Die Mitte ist gebildet von irgend einer Spielart der Scharlach -Pelargonien, bei ähnlicher Flächen- Eintheilung, wie auf voriger Grup}}«. Nach diesen Pelargonien bilden die nächste Reihe: Gnaphalium eximiuni, daran schliesst sich ein Kreis blauer Vei-- benen, neben diesen Alternanthera picta, den Schluss nächst der Kontur Cerastium tomentosum. 3. Gruppe: In der Mitte Pyrethrum Parthenium fl.pl. Der erste Kreis besteht aus hochrothen, vielblumigen Verbenen, an diesen Lobelia Erinus var. grandiflora, worauf Alternanthera jiicta folgt. Der Schlusskreis besteht aus Sedum carneum. Es Hessen sicii noch viele dergleichen Beispiele anführen; indessen diese werden zur Genüge dar- thun, wie verschiedene Zusammenstellungen unter Mitbetheiligung der Alternanthera picta stattfinden können. Auch niedrige Blattpflanzen oder Gräser in der Mitte, mit der Alternanthera umpflanzt, bil- den gefällige Gruppen. Es bleibt mir nun noch übrig. Einiges über die Kultur dieser nützlichen Pflanze anzuführen. Im Grunde genommen ist dieselbe sehr einfach. Da wir im Allgemeinen nicht bestrebt sind, Sa- men von der Alternanthera zu gewinnen, um sie zu vervielfältigen, sondern sie ebenso leicht aus Stecklingen erziehen, so glauben wir dem Letzteren den Vorzug geben zu müssen. Wir beginnen mit der Anzucht der zur Ueberwinterung nöthigen E.xem- plare ungefähr Mitte August; indessen ist bis Mitte September noch kein versäumter Termin. Die Art und Weise, wie die Gefässe zur Aufnahme von Steck- lingen bestellt werden müssen, betrachte ich als eine bekannte Sache, um so mehr, da für die Alternan- thera keine Ausnahme von der allgemeinen Regel nothwendig ist. Nur in Betrefl' der Erde will ich bemerken, dass ich einer sandigen, leicht Wasser durchlassenden Ilaideerde den Vorzug gebe; damit ist aber keineswegs gesagt, dass andere Erden dazu nicht tauglich wären. Mit der Auswahl der Stecklinge braucht mau nicht im mindesten ängstlich zu Werke zu gehen, denn jedes Aestchen eignet sich, namentlich in der angegebenen Zeit, dazu und bewurzelt sich auffällig willig. In Anbetracht dessen kann man auch die Verrichtung des Steckens selbst vertrauensvoll den weniger geübten jungen Gärtnern überlassen. Nacii- dem diese immerhin reizende Arbeit beendet ist, wer- den die Gefässe mit ihrer jungen Besteckung in ein geschlossenes Beet, jedoch nicht von einem zu ho- hen Wärmegrade, gestellt. Die nächste Pflege be- steht nun darin, die kleinen Stecklinge geschlossen zu halten, bei Sormenscliein sie leicht zu beschatten und täglich einmal gegen Abend sanft zu überbrau- sen. Bei solcher Behandlung sind nach Verlauf von 10 — 14 Tagen alle Stecklinge bewurzelt, und es 3' 20 gehört zu den Ausnahmen, wenn einer, selbst bei weniger sorgfältiger Pflege, verdirbt. Sehr bald sind die jungen Pflänzchen mit ihren Wurzeln vollstän- dig in den Gefässen etablirt, wo ihnen auch als- dann reichlich Luftzutritt und die ungestörte Ein- wirkung der Sonne nicht mehr verkürzt werden darf. Sonne ist die grösste Wohlthat für die jun- gen Alternanthercn. Dem Wachsen der Pflanzen angemessen ist auch das Wasser zu reichen. Dies alles sind, wie ich wohl sagen darf, sehr leicht zu erfüllende Bedingungen und ausserdem ausreichend während der ganzen Herbstzeit. Mit dem Eintritte des Winters und während desselben verlangen die bisher mit der allereinfach- sten Pflege zufrieden gewesenen Pflänzchen einige Aufmerksamkeit. Diese besteht darin, dass man ihnen vor allen Dingen einen hellen und möglichst trockenen Platz dicht unter dem Glase der oberen Fenster eines Hauses, dessen Temperatur sich zwi- schen 10 — 14 Grad Wärme bewegt, anweist, .aus- serdem aber auch mit dem Bewässern nicht zu frei- gebig zu Werke geht. Niedrige Temperatur, Feuchtigkeit, schwere, lange Wasser haltende Erde: dies sind den Alter- nantheren während des Winters gefährliche rnid den Tod herbeiführende Dinge. Die Sonnenstrahlen des Monates März, welche überhaupt alle unter dem Glase lebende Pflanzen zu neuen Thätigkeiten anreizen, verfehlen auch nicht, auf unsere Alternanthere in belebender Weise zu wirken. Es ist damit zugleich der Zeitpunkt ein- getreten, sie aus den vielen gemeinschaftlichen Ge- fässen zu erlösen und sie einzeln in 3-zöllige Töpfe, aber wiederum in recht sandige Erde, zu pflanzen. Nach dieser Operation behagt den Pflänzchen ganz besonders ein massig erwärmtes Mistbeet, dessen Deckmaterial aus ziemlich trockener Lohe oder fri- schen, groben Sägesjiähnen von Kiefernholz besteht, worin sie bis zum Eande des Topfes eingesenkt werden. Nicht nur anfänglich, sondern 2 — 3 Wo- chen nach dieser Aufstellung, halte man sie ge- schlossen; die nöthige Luft erneuert sich in genü- gendem Masse beim Begiessen, welches jedoch nur bei sonnigen Tagen und sehr massig vermittelst einer feinen Brause geschehen niu_ss. Aber die volle ]"jinwirkung der Sonne gewähre man ihnen, so oft fie sich am Hoi-izonte zeigt. Ich wiederhole noch- mals: die Sonne ist den Alternanthercn die grösste Wohlthäterin. Bei einer solchen Behandlung sind die Pflänzchen in einigen Wochen so weit heran- gewachsen, dass man, im Fall die Zahl der vorhan- denen Exemplare zu geringe ist, um Arrangements y.u machen, mit dem Vermehren von Neuem begin- nen kann. Sind noch grössere Quantitäten erfor- derlich, so hat man nur nöthig, eine Parthie Pflan- zen recht geschlossen und feucht zu halten; sie schaffen in der feuchten Luft an den unteren Glie- dern in kurzer Zeit Luftwurzeln. Durch die feuchte Luft leidet zwar das Kolorit der Blättchen, dieses bildet und zeigt sich aber bei nachherigem trocke- nen und sonnigen Standorte wieder. Gegen Ende April oder Anfang ]\Iai nahet die Zeit, die Pflanzen für ihre Bestimmungsart mehr vorzubereiten. Sie erhalten daher von da ab nach und nach immer mehr Luft; schliesslich werden die Fenster zeitweise ganz entfernt und nur bei etwa zu befürchtenden Nachtfrösten aufgelegt. Die Alternantheren lu's Freie auszupflanzen, darf man nicht vor dem 18. bis 20. Mal wagen, denn sie sind sehr empfindlich gegen Reif und Frost. Beim Aussetzen der Pflanzen habe ich ge- funden, dass es besser sei, sie ebenso wenig auszu- topfen, wie mit fetter Erde zu umgeben. Durch beide Manipulationen werden sie zu einem viel üp-. pigeren Wachsen verleitet, wodurch das schöne Ko- lorit und somit Ihre Hauptwirkung verloren geht. Man senke sie lieber sammt den kleinen Töpfchen, in welchen sie sich befinden, in die Erde, und zwar so tief, dass die Bänder derselben gegen 1 Zoll tief unter die Erde kommen. Je sonniger die Lage Ist, in welcher man sie aussetzt, desto schöner werden die Pflanzen. Das Wiedereinpflanzen gänzlich ausgetopft ge- wesener Exemplare ist nicht zu empfehlen, denn In den meisten Fällen geschieht es zu spät in der Jahreszelt, vvo die Pflanze sich nicht mehr In der zur Erzeugung neuer Wurzeln nothwendigen Thä- tigkeit befindet; ohne neue Wurzeln Ist sie aber unvermögend, sich während des Winters zu erhalten. Paterson's Kartoffeln. Seit. einigen Jahren machen einige neue Sorten von Kartofi^eln, welche Paterson & Sohn in Dun- dee In Schottland aus Samen erzogen haben, gros- ses Aufsehen. Am 10. November v. J. hat man den Züchtern zu Ehren ein grosses Gastmahl ge- geben, wobei ein Ehrengeschenk überreicht wurde. Bereits haben wir eine Sorte In diesen Blättern, die Victoria-Kartoffel (s. vor. Jahrg. S. 50), ange- zeigt; von Seiten des Inspektors Bouche, der im Auftrage des Vereines zur Beförderung des Garten- baues Kultur- Versuche damit anstellte, Ist ebenso vortheilhaft darüber in einer der Sitzungen des ge- nannten Vereines berichtet worden, als von Seiten des Professor Koch, der an andern Orten Gele- genheit hatte, Kultur- Versuche damit in Augen- schein zu nehmen. Aus englischen Zeitschriften vor Allem vernehmen wir zum grossen Theil nur sehr 21 günstige Berichte über die anderen Sorten, welche jenseits des Kanales vielfach im verfldssenen Som- mer versucht worden sind. Die bekannte Samen- handlung und Handelsgärtnerei von Schiebler & Sohn in Celle, der wir schon die Einführung der Viktoria-Kartoftel im vorigen Jahre verdanken, bringt jetzt auch die übrigen Sorten auf den deutschen Markt. Alles dieses bestimmt uns, den Lesern der Wo- chenschrift, zumal unter ihnen viele Landwirthe sich befinden und auch Gärtner vom Fache an der Kcnntniss dieser Sorten ein Interesse haben dürf- ten, einige Mittheilungen darüber zu machen. In Dundee, einer bedeutenden Stadt Schottland's, lebt seit Jahren ein Gemüse- und Obstgärtner William Paterson, der von frühester Jugend an sich mit besonderer Liebe mit der Kultur der Kartoffeln be- schäftigte. Da seit 40 Jahren schon in Schottland die Kräusel-Krankheit bei den Kartoft'eln ziemlieh häutig vorkam, so dass die Pflanzen mehr oder we- niger darunter zu leiden hatten, so bemühte er sieh vor Allem den Ursachen dieser Krankheit nachzu- forschen und kräftige Pflanzen, die am besten Wi- derstand leisten konnten, zu erziehen. Im Jahre 184G kam die jetzige Kartoffelfäule auf die verheerendste Weise nach Schottland und rief mehre Jahre hintereinander Misserndten hervor. Professor Johuston erhielt 1847 von der Regie- rung den Auftrag, die Ursachen der Krankheit zu erforschen zu suchen und womöglich auch ein Mittel zu finden. Paterson schloss sich ihm an. Die grosse Noth war für ilin ein neuer Sporn zu fer- neren Untersuchungen und Beobachtungen. Aus allen Gegenden der 3 vereinigten Königreiche und selbst vom Kontinente Hess er alle Sorten von Kar- toffeln kommen , die nur aufzutreiben waren , um damit Versuche anzustellen, und beobachtete alle .Jahre von Neuem das Wachsthum der Pflanzen von dem I^nterbringen der Knollen in den Boden bis zur Herausnahme der neuen Kartoffeln aus der Erde. Er fand, dass die feinern Kartoffeln, die in der Regel auch weniger kräftiges Kraut haben, am er- sten erkrankten und viele dieser Sorten allmählig j ganz und gar zu Grunde und verloren gingen, da- gegen widerstanden die rohern Wirthschafts-Kartof- feln mehr. Schliesslich kam er zu dem Resultate, dass je kräftiger eine Pflanze gewachsen und je ge- sunder sie war, sie auch am wenigsten zu leiden hatte. Aus dieser Ursache bediente er sich zur weiteren Aussaat nur der Knollen von den besten Pflanzen. Es ist dieses ein Umstand, anf den unsere Land- 1 wirthe bei den Kartoffeln nicht genug, man möchte I vielmehr sagen, gar keine Aufmerksamkeit verwen- : den. So viel wir auch Gelegenheit gehabt haben, auf den verschiedensten Gütern Kartoffel-Kulturen zu beobachten, so haben wir doch nirgends gefun- den, dass Landwirthe eine Auswahl der Pflanzen gemacht hätten, deren Knollen sie zur Aussaat be- nutzen wollten. Es geschieht ja bei dem Getreide, man gibt selbst höhere Preise, um gutes Saatkorn zu erhalten, warum nun nicht bei den Kartoffeln? Hier nimmt man im Gegentheil oft die kleinsten, Knollen, welche gar nicht ausgewachsen sind oder zerschneidet die grösseren wohl noch, um am Fut- ter zu sparen. Auch der Gärtner sucht im Allgemeinen zui' Samengewinnung die besten imd kräftigsten Pflan- zen von seinen Gemüsen und Florblumen; selbst der Gartenbesitzer isst nicht seine ersten und besten Gurken oder Salatköpfe, sondern lässt diese zur Samengewinnung stehen. Von einer Auswahl der Kartoffelpflanzen weiss aber weder der Gärtner, noch der Liebhaber etwas. Man kann in der That diesen Widerspruch kaum erklären. Nur kräftige Eltern geben bei den Menschen und Thieren eine gesunde Nachkommenschaft; bei den Pflanzen und ebenso bei den Kartoffeln verhält es sich gar nicht anders. Will. Paterson beobachtete, wie bereits an- gedeutet, die Kartoffeln fortwährend auf dem Felde; er fand, dass der Mehlthau, d. i. der betreffende Kartoffelpilz (Peronospora infestans) gewöhnlich zu Ende Juli (bei uns Anfang August) sich einstellte, und zwar um so mehr, je schwüler die Witterung war, und dass immer die schwächlichen Pflanzen zuerst und am meisten ei'krankteu. Schliesslich kam er zu dem Resultate, dass der Keim dieser Krankheit zwar in der Kartoffel selbst Hege, dass aber bestimmte atmosphärische Einflüsse vorhanden sein müssten, welche als die Ursachen des Ausbre- chens dieser Krankheit anzusehen wären. Ans Allem, was wir in den verschiedenen Zeit- schriften über Pater so n's Kartoffeln gelesen haben, wozu auch die eigene Erzählung seines Verfahrens bei Gelegenheit des am 10. November v. J. ihm zu Ehren gegebenen Festessens gehört, geht zwar her- vor, dass William Paterson trotz der mikrosko- pischen Untersuchung, die er angestellt haben will, mit dem Wesen der Kartoflelkrankheit nicht be- kannt war und er von alle dem, was die Wissen- schaft gethan, nichts oder nur wenig wusste. Er war aber ein guter Praktiker und Beobachter und kam damit zu dem bestimmten Resultate, dass die Kartoffelpflanze möglichst zu erkräftigen sei. Er hatte ferner gefunden, dass die im Allge- meinen schlechte Behandlung der Kartoffeln von Seiten der Landwirthe und Gärtner, hauptsächlich aber wohl, dass zur Aussaat der Knollen keine 22 Auswahl der Pflauzeu getroffen würde, allmählig die Kartoffel mehr oder minder degenerirt habe, dass diese in der Kegel nicht mehr im Stande seien, den feindlichen atmosphärischen Einflüssen den DÖthigen Widerstand zu leisten, und deshalb ergrif- fen würden. Paterson war sogar der Meinung, dasä diese Degenerirung von Jahr zu Jahr zunähme und dass wir schliesslich die Kartoffeln ganz und gar verlieren könnten. Es ist dieses eine irrige Ansicht, die manche Naturforscher aber sogar mit ihm getheilt haben. Diese kamen ebenfalls zu dem Schlüsse , dass die Kartoffeln durch Aussaaten von Samen zu regenerircn wären. Wenn jene Natur- forscher dabei aber zu keinem llesultate kamen und sehen raussten, dass ihre aus dem Samen erzogeneu Pflanzen ebenso gut erkrankten, als die älterer Sor- ten, so liegt die Ursache darin, dass sie wenig oder gar nichts für Erkräftigung ihrer Samenpflanzen thateu, dass sie bei der Auswahl der Pflanzen zum Samen keine Auswahl getroffen hatten. Grade hier- auf legte aber William Paterson, wie gesagt, viel Werth. Er zog aus allen Gegenden (irossbritan- uiens Nachrichten ein, welche Sorten der Krankheit im Allgemeinen am meisten widerstanden. Er fand schliesslich, dass dieses grade schlechtere Wirth- ' schafts-Sorten waren. Trotzdem benutzte er diese aber zur Samengewinnung. Auffallend ist, dass ein solcher rationeller Kar- toftelzüchter, wie Paterson, nicht gewusst zu ha- i beu scheint — er erwähnt wenigstens nichts davon • — dass dieselbe Sorte, wenn man sie viele Jahre hindurch in derselben Gegend gebaut hat, schhess- j lieh schlechter wird und ausartet. Damit zeigt sie sich natürlich auch der Krankheit zugänglicher. Es imterliegt keinem Zweifel, dass viele Laudwirthe hier sehr viel gefehlt haben. Schon durch einfa- chen Fruchtwechsel hätten sie sich oft bessere und gesündere Pflanzen erziehen können und hierdurch sieh wenigstens einigerraassen gegen die Krankheit gesichert. Die Sorten, welche Paterson zur Samenge- winnung benutzte, waren 2 in England sehr ver- breitete Wirthschafts- Kartoffeln: York Regent und White Eock. Im Jahre 1854 begannen die Aus- saat-Versuche und wurden bis in die neueste Zeit fortgesetzt. Bei der Erziehung der neuen Sorten legte er die grösste Sorgfalt an den Tag; es wur- den nur kräftige Pflanzen erzogen. Nur die Säm- linge, welche etwas Vorzügliches lieferten, oder we- nigstens die Aussicht eröffneten, behielt er bei und kultivirte sie weiter. Wie aufmerksam er gewesen sein muss, erläutert ein Beispiel. Paterson hatte unter Anderem auch eine blaue Sorte mit ebenso gefärbtem Fleische erhalten, die sonst allen An- sprüchen nachkam, aber diesen Fehler des blauen Fleisches besass. Mehre Jahre wurde sie hinter- einander gebaut, um möglicher Weise eine Ausar- tung der Knollen in weisses Fleisch zu erhalten. Im fünften Jahre zeigte sich auch in der That eine einzige weissfleischige Knolle, die denn nun allein, während er die übrigen nicht weiter kulti- virte, zur Vermehrung benutzt wurde und jetzt nun eine der vorzüglichsten Kartoffeln darstellt. Leider haben wir, wenigstens aus den Zeit- schriften , welche uns zu Gebote standen, nirgends etwas Spezielles erfahren, wie Paterson bei seinen Samenpflanzen verfahren ist. Wie es uns vorliegt, hat er Alles dem Zufall überlassen. Mögliclier AVeise hätte er aber sichere und schnellere Kesul- tate erhalten, wenn er Kreuzungs- Versuche ange- stellt und damit versucht hätte, bestimmte Eigen- schaften überzutragen. Es ist dieses ein Gegen- stand, der auch für die A^'issenschaft vom grössten Interesse gewesen wäre. AVir haben in Preussen landwirthschaftliche Akademien und ausserdem noch Ackerbauschnlen und chemische A'ersuehs- Anstalten; sollte es nicht wünsehenswerth sein, dass in diesen rationelle A^ersuche nach jeder Eichtung hin ange- stellt würden? AVir wissen, dass bereits auf 2 Aka- demien von Seiten der dortigen Institutsgärtner an und für sich schon der Prüfung und A'ervollkomm- nung der Kartoftelu Jahre lang eine besondere Auf- merksamkeit zugewendet wurde, aber ohne diesen Punkt in's Auge gefasst zu haben. Im Jahre 1863 machte Paterson zuerst seine A'ei'suche bekannt. Schon damals erregten sie cros- ses Aufsehen. Das Jahr darauf wurden 16 Acker*) mit den Sämlingen bestellt und eine besondere Prü- fungs-Komniission, aus 15 Personen bestehend, er- nannt. Das Resultat war ausserordentlich befriedi- gend. Alle Pflanzen hatten ein gutes Ansehen und gaben folgende Erträge auf der Quadrat-Elle (3 eng- lische Fuss) : 1. Paterson's Regent 7i Pfund, 2. Paterson's Mageuta oder Forfarshire Red 6 Pfund, 3. New Pertshire Red 10 Pfund, 4. Paterson's Blew lOi Pfund, 5. Paterson's Red 10 Pfund, 6. A'ictoria 12 Pfund, 7. Scotsh Blue 1 H Pfund, 8. Irish Bluc 111 Pfund, 9. Goliath Kidney 8J Pfund, 10. Seedhng Rock 8 Pfund. *) Das preussisehe Zollpfund verhält sich zum englischen, wie 1,0000:0,11072, der preussisehe Fnss zum englichen, wie 1,0000:0,9711, endlich der preussisehe Morgen zum englischen Acker wie 1,0000 : 1,5819. 23 Neiiiolaeiia bieolor (Schistocarpha) Less. Villi Dr. C. Scliul tz - Bip. in Deidcslieim. Zu den schönsten Blattpflanzen, welche man seit länger als einigen Jahrzehenden in Berlin mit Er- folg kultivirt, gehört Schistocarpha bieolor; als solche ist sie bereits in der Wochenschrift (4. Jahr- gang, S. 244) in einer ausführlichen Abhandlung über Blattjjflanzen ans der Familie der Körbchen- träger von Karl Koch näher bezeichnet worden. Es sei uns erlaubt, auf sie zurückzukommen, da sie jetzt im Systeme, unserer Ansicht nach, keine rich- tige Stellung hat, obwohl Lessing selbst von der nahen Verwandtschaft mit Neurolaena überzeugt war. Wahrscheinlich legte er bei seiner Bearbeitung der Körbchenträger einestheils auf die Stellung der Blät- ter, welche bei unserer Pflanze gegenüberstehend, bei den Neurolaena- Arten aber abwechselnd sind, anderntheils auf das Vorhandensein von Strahlen- blüthchen bei Schistocarpha, zu grossen Werth, ab- gesehen davon, dass er der irrigen Meinung war, Neurolaena und Schistocarpha hätten keine Spreu- blättchen auf dem Blüthenlager. Gegenüberstehende und abwechselnde Blätter bei Arten eines und desselben Geschlechtes sind je- doch in der Abtheilung der Helianthcen, wohin un- sere Pflanze gehört, gar nicht selten; wir berufen uns auf das ebenfalls hierher gehörige Geschlecht Verbesina, aus dem wir bereits nach Koch's citirter Abhandlung mehre Arten als Blattpflanzen kultiviren. Ebenso kommen bei den Heliantheen Genera mit Arten , wo Strahlenblüthchen vorhanden sind und wo diese fehlen, vor. Ein Beispiel hierfür ist das Genus Bidens, das einzige, was aus der Abtheilung der Heliantheen bei uns vertreten ist mid wo beide Formen der Blüthenköpfchen, mit und ohne Strah- lenblüthchen, bei einer und derselben Art vorkom- men. Der grosse Linne selbst hat beide Formen einer und derselben Art sogar als zu verschiedenen Geschlechtern gehörig beschrieben, indem er die mit Strahlenblüthchen Coreopsis Bidens und die ohne Strahlenblüthchen Bidens cernua genannt hat. Dieser Umstand allein gibt uns schon einen Fingerzeig, wie vorsichtig wir bei Aufstellungen von xVrten sein müssen. Es gibt in den entwickelten Pflanzen kein einziges llerknial, was nicht unter gewissen Umständen verändert werden könnte. In Betreff der Schistocarpha bieolor kommt aber noch etwas hinzu, was ihre Stellung im Systeme und ihre richtige Benennung erschwerte. Wie oben bereits erwähnt, hatte Lessing ihre Verwandtschaft mit Neurolaena R. Br. richtig erkannt; sonderbarer Weise stellt er sie aber in der „Linnaea", wo er sie (im 6. Bande, S. 387) zuerst beschreibt, zu den Anthemideen, später jedoch, in seiner Monographie der Compositen (pag. 387) mit Neurolaena zu den echten Senecioneen. Zuerst richtig gestellt finden *'ir Schistocarpha in der bereits erwähnten Abhand- lung über Blattpflanzen von Karl Koch. Die Abtheilung der Senecioneen unterscheidet sich durch stets abwechselnde, weichhaarige oder völlig-unbehaarte Blätter, durch ein nacktes Blüthen- lager und durch eine haarige oder selten borstige Krone, während die Heliantheen meist gegenüber- stehende und oft mit steifen und kurzen Haaren besetzte Blätter und ein mit Spreublättchen verse- henes Blüthenlager haben. Die Haarkrone fehlt entweder ganz und gar, oder ist hautartig und kro- nenförmig, oder besteht endlich aus steifen, grannen- ähnlichen »Spreublättchen. Lessing begeht ausserdem in Betreff der Spreu- blättchen, die wir bereits vorher erwähnt haben, einen zweiten Irrthum, indem er eine ganz andere und im äusseren Aussehen himmelweit verschiedene Pflanze, Perymenium discolor, als Synonym zu Schistocarpha bieolor zieht. Dieser Umstand ver- anlasste den altern de Candolle, -den letztern, weil altern Namen für beide Pflanzen wieder herzustellen und blieb demnach in demselben Irrthume. f^s un- terliegt keinem Zweifel, dass de Candolle Schi- stocarpha bieolor gar nicht gekannt hat und nur der Autorität Lcssings gefolgt ist; er berichtigt aber dessen Fehler in Betreff der Beschaffenheit des Blüthenlagers bei Neurolaena, ohne aber dadurch veranlasst zu werden, unserer Pflanze die richtige Stellung bei den Heliantheen zu geben. Da uns von allen Seiten reichliches Material zur besseren Kenntniss der Arten beider Genera zugekommen ist, so glaubten wir auch im Interesse der Liebhaber von Blattpflanzen und der Gartenbe- sitzer, die neben ihrer Liebe zu Pflanzen und Blu- men noch ein höheres wissenschaftliches Streben be- sitzen, die Resultate unserer Untersuchungen in Be- treff dieser so beliebten Blattpflanze mittheilen zu müssen; eine ausführliche botanische Abhandlung werden wir nächstens veröftentlichen. Wir sind näm- lich zu der Ucberzcugung gekommen, dass Schi- stocarpha bieolor trotz der Strahlenblüthchen und trotz der gegenüberstehenden Blätter kein selbstän- diges Genus bildet, sondern nur eine Abtheilung der seit dem Jahre LS32 von Robert Brown auf- gestellten Neurochlaena. Heut' zu Tage, wo all- jährlich so viel Pflanzen eingeführt werden, ist Ver- einfachung der Namen besonders wünschenswerth. Wir fühlen uns selbst noch veranlasst, ein zwei- tes Genus, was Professor Fenzl in Wien unter dem Namen Neilrcichia aufgestellt hat, mit Neu- rolaena zu vereinigen und nur zur Bezeichnung einer zweiten Abtheilung zu verwenden. Wie Schi- stocarpha bieolor, so hat auch dieses weisse Strahlen- 24 blütliclicn, aber in luclircrn Eoilieu, so dass die An- zalil der übrigen Sclicibenblüthchen gering ist und nur 12 bis 15 beträgt. Endlicli gehört noch eind Pflanze, welche von de Candolle in einer ganz anderen Uuterfaiuilie, in der der Eupatorineen, unter dem ganz falschen Namen Bolbostylis triangu- laris (prodr. VII, 2(3riii)iiiruiigcii. 2. t iir die schönste Gruppe besonders o'ut kultivrrter Pflanzen in mindestens o 12 Exemplaren ein Preis von . . 10 3. Für die schönste Gruppe Jlarktpflan- zen in mindestens l2P]xemplaren ein Preis von 10 4 — 7. Für je eine aus mindestens 12 besonders gut Icnltivirten Exemplaren der nämlichen Spezies bestellende Gruppe von Jlarktpflanzen, 4 Preise zu je 5 Thlr, zusammen .... 20 ('. .Sciiniipilaiizvii. 8. Für die beste Kulturpflanze ein Preis von 10 'J — 15. Für einzelne, besonders gut kul- tivirte Schaupflanzen 7 Preise zu je 5 Thlr, zusammen 35 D. ^eue Eiiiführuiigeii. IG. u. 17. P\lr Pflanzen, welche hier zum ersten Male ausgestellt werden und welche soweit ausgebildet sein müs- sen, dass ihre P]i genseh aften erkenn- bar sind lind eine grössere Verbrei- tung als Zier- oder Nutzpflanzen vor- aussehen lassen, 2 Preise von je 5 Thlr, zusammen 10 E. Abgescliiiittciie Ulumeii. 18. Für abgeschnittene Sortiments-Blu- men oder für Bouquets ein Preis von 5 F. Obst uiiil (ieiuüsc. 19. Für das beste Obst ein Preis von 20. Für das beste Gemüse ein Preis von G. Zur Verfügung der Preisrichter. 21 — 24. Vier Preise zu je 5 Thh-, zu- sammen 5 20 Summa 150 Thlr. 25- il. Ehren -Diplunie. 31. Sechs Ehren-Diplome, von den Preisrich- tern nach ihrem Ermessen zu vcrtheilen. Berlin, den 14. Januar 1866. Verfügiiiig iperrn iHiiiißers für lanliiüirtlifdiaftltdir Injclcgrnljcitcn, lirtrcÜV-lld die Stillung einer lledaillc für gärtnerische Leistungen. Zur Belohnung ausgezeichneter Leistungen im Gartenbau habe ich eine Medaille von 30 Linien Durchmesser gestiftet, deren Stempel jetzt in der Arbeit begriffen sind, und die ich künftig als An- erkennung des Staates für Leistungen der obenge- dachten Art zu verleihen beabsichtige. Für die im Juni d. J. stattfindende Ausstellung am Jahresfeste des Vereines setze ich je eine in Silber ausgeprägte Medaille für die Erfüllung nach- stehender Preis-Aufgaben aus: 1. für eine reichiialtige, der Jahreszeit angemes- sene Zusammenstellung vorzüglich kultivirter Gemüse ; 2. für eine vorzügliche Leistung irgend welchei' Art auf gärtnerischem Gebiet, welche von einem über 4 Meilen von Berlin entfernt woh- nenden Aussteller eingesandt wird; 3. für eine womöglich in mehrern Exemplaren auszustellende, nach einer neuen, von besonde- rem Erfolg begleiteten und näher zu besehrei- benden Kultur-Methode gezüchtete Pflanze, de- ren Kultur nach den bisherigen Erfahrungen mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist. Die Zuerkcnnung der Preis-Medaille übertrage ich dem von dem Vorstande des Vereines einzu- setzenden Preisrichteranite, jedoch imter dem Vor- sitze eines von mir zu ernennenden und dem Verein seiner Zeit bekannt zu machenden Commissarius, dessen Zustimmung zur Gültigkeit eines zusprechen- den Beschlusses der Preisrichter erforderlich sein soll. Im Falle einer Gleichheit der Stimmenzahl entscheidet die Ansicht meines Commissarius. Ich ersuche den Vorstand des Vereines, die ge- stellten Preis- Aufgaben und deren Bedingungen durch die Wochenschrift des Vereines zur öftentlichen Kennt- niss zu bringen, und überlasse dem Verein dabei, sofern das angemessen gefunden wird, die erste Preis- Aufgabe durch Bestimmung einer gewissen Zahl als Minimum der auszustellenden Gemüsesorten zu ver- vollständigen. B e r 1 1 11 , den 8. Januar 1866. Der Minister für die I.TiiiIwirthscliaftlichen Angelegenheiten. r. Selchow. 32 Dr. Klatfs l^orböcut|d)c ^Anlagm-flor. T^uter diesem Nameu hat der uus aus eiuzelneu Abhaudluugen , besonders systematischer Natur und in Otto's Garten- und Bhunenzeitung veröflentlicht, bekannte Verfasser ein Weriicheu von gegen G Bo- gen übergeben, was uns Gelegenheit geben soll, von dem Inhalte unserer Anlagen genauere Kenntniss zu nehmen und die darin befindlichen Gehölze kennen zu lernen. Es ist gewiss eine verdienstliche Arbeit, hauptsächlich für die Bewohner Hamburgs, in deren Anlagen und Gärten aus allen Ländern der gemäs- sigten Zone Gehölze kultivirt werden. Wenn auch dem grossen Publikum es vollkommen gleich ist, wie die Bäume heissen, in deren Schatten es lust- wandelt und welche Nameu die Blüthensträuclier haben, deren Blütheu sie erfreuen, so gibt es doch auch wiederum Viele, w^elche sich gern zu beleh- ren wünschen. Der Verfasser nennt sein Buch „Norddeutsche Anlagen-Flor". Da vermissen wir denn doch eine grosse Menge von Gehölzen, welche in Norddeutsch- land kultivirt werden; es sind selbst uiclit alle Bäume und Öträucher darin, die in den Anlagen und Gär- ten Hamburgs und Umgegend vorhanden sind. W^ir müssten uns sehr irren, wenn wü' nicht die schwarze inid graue Hikkorynuss, die beiden Silberliuden, den Ehus glabrum u. s. w. daselbst gesehen haben soll- ten! Soll das Buch auch noch für Berlin und Pots- dam geschrieben sein, so möchte nocli mehr als die Hälfte fehlen, ja selbst das Buch hätte noch einmal so stark sein können. Wenn der Verfasser sich da- bei auf Aschersou stützt und meint, dass dieser in seiner Flora der Mark alle kultivirten Gehölze aufgenommen hätte, so irrt er sich gewaltig; in ge- nanntem vortreft'lichen Werke ist nur ein Bruchtheil der Anlagen-Flor enthalten. Doch abgesehen davon, so ist das, was der Ver- fasser gibt, gut bearbeitet und wird dem Unkundi- gen immerhin ein Leitfaden sein, der ihn belehrt. Es sind 94 Gehölze beschrieben und in systemati- scher Folge aufgeführt. 2 Tabellen, eine zum Be- stimmen und eine für das Linne'sche System, er- leichtern hier das Nachsuchen. 30 Tafeln geben ausserdem in schwai-zen Darstellungen Ansichten der Blätter. <)! eiieral - (larteii - Direktor L e ii ii e. Am Dienstag, den 23. d. M., früh 7 Uhr, starb nach mehrwüchentlichen Leiden in Folge eines Ge- hirnschlages der General - Direktor Dr. Lenn^ in Sanssouci bei Potsdam im 77. Lebensjahre, ein Mann, der unter 3 Königen Grosses in der bildenden Gar- tenkunst geschaflen und eine Reihe ausgezeichneter Werke jetzt der Nachwelt hinterlässt. Die Garten- kunst hat an ihm viel, sehr viel verloren. Flora's Jünger und wer sonst von denen, die ihn kannten, Ptlanzen und Blumen liebte und manchmal in seineu grossartigen Anlagen sich erging, standen am 26. d. M., Nachmittags 2 Uhr, trauernd au seinem Sarge und gaben ihm auf dem letzten Erdengange nach dem Grabe das Ehrengeleit. Einstweilen jetzt, w^o wir selbst ergriffen sind, die traurige Kunde von seinem Tode; doch, wir hülfen bald im Stande zu sein, ausführlich über die- sen Mann, der einzig da stand in seinem Wirkungs- kreise, ausführlich berichten zu können. Wir erlauben uns auf folgende Pflanzen auf- merksam zu machen, welche in dem bekannten Gar- ten-Etablissement von Jos. Baumann in Gent in grösserer Anzahl zu billigen Preisen vorhanden sind, und zwar um so mehr, als diese in gesundem und kräftigem Zustande sich befinden: 12 Abies Nordmanniana . 12 Araucaria imbricata (2^ Fuss) 12 Cedrus Deodora (6 Fuss) . 12 Cedrus Libani (5 Fuss) . 12 Cuprenus Lawsoniana (5 bis 6 Fuss) 170 bis 200 100 Thuja aurea 100 bis 500 100 Wellingtouia gigantea . . . öOObislOOO 100 Spiraea Nobleana .... 15 100 Ehododendrum hybridum . . 300 bis 500 100 Kalmia latifolia in Knopen . 100 bis 125 100 Deutzia creuata fl. pL, stark . 40 6 Andromeda floribunda . . 30 100 Kamellien mit Knospen . . 125 100 „ „ „ stärkere 150 bis 200 100 Asclepias tuberosa .... 20 bis 30 12 Cordyline indivisa vera . . '^'-^ n 6 Cyrtanthus obliques, stark . ^- n 1 Erdbeere Docteur Nicaise. . f , 12 . , , . . 6 , 100 , , , . . 40 , IS bis 24 Fr. 180, 30, 170 bis 200 , 7> 5) V r: n 71 !? !J •n 71 71 Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Koeli-Strasse No. 22. Druik der C. F eis ter'scheu Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Zieteu-Platz No. 2. Woehenselirift des Vereines zur ßeförderiin^ des (larteiibanes in den Köniffi. Prenssischen Staaten für f-ärtiterei iiiiil Pnaiizeiikiiiftde« Redakteur : F»i-olessor- I>i-. Klarl Ivocli, General-Sekretair des Vereines. No.5. Berlin, den 3. Februar 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug dureli den Buchhandel, als auch franco durili alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: l>ie Sauer'schen Xie.sswurz-Blendliuge. — Alleik-i aus der Gärtnerei und Pflauzenlauule. 1. Die Sauei'.schen Niesswiiiz-BleiidSiHge. Seit langer Zeit sind wir gewolnit, alle Jajire, tmd zwar gleich im Anfange, blüliende Pflanzen der Seliwarzen Niesswurz ans dem Oriente durch den Universitätsgärtiier Sauer ausgestellt zu sehen. Mit besonderer Vorliebe beschäftigt sich dieser spe- ziell mit ihrer Kultur und fand, dass diese interes- santen Pflanzen sich auch zum Treiben eigneten und dann bisweilen schon im November, meist aber im Dezendx'r und Januar, ilire schönen und gros- sen Blütben entfalteten, also zu einer Zeit, wo es ausserdem nicht viele Blumen gibt, obgleich grade das Verlangen darnach gross ist. Nicht zufrieden mit ihrer Kultur, versuchte er auch durch Kreuzun- gen der weiss- mit den brauiiblüliende'n Arten Blend- linge hervoi-zurufen, deren Blumen, wenn auch grade nicht schöner waren, so doch die Mannigfaltigkeit vermehrten. Dass er mit Geschick und Glück ope- rirt hat, davon legte namentlich die Sammlung von 12 blühenden Pflanzen, welche er in der 458. Ver- sammlung des Vereines ausstellte, Zeugniss ab. Wie aus dem Berichte über die Versammlung zu ersehen ist, erhielten diese 12 Niesswurz-Blend- hnge einen solchen Beifall der Anwesenden, dass der vortragende Eath und Decernent in Gartenbau- Angelegenheiten des Ministeriums der landwirth- schaftlichen Angelegenheiten, Geh. Ober-Reg.-Rath Heyder, den Universitätsgärtner Sauer autforderte, mit seinen Pflanzen von der Konkurrenz um den Monatspreis zurückzutreten, da er die Absicht habe. dem Herrn Minister darüber Bericht zu erstatten und ihn zu einer andern Belohnung vorzuscldagcn. In der darauf folgenden 4i^[}. Versammluns: des Vereines am 28. Januar hat auch der Vorsitzende desselben, Geh. Ober-Rcg.-Ratli Knerk. ein Schrei- ben Sr. Excellenz mitgetheilt, wonach dem Univer- sitätsgärtner Sauer für seine mehrjährigen Versuche, die orientahschen Niesswurzarten blumistisch zu ver- vollkommnen und sie zu Florblumen heranzuziehen, die silberne SIedaille zugesprochen ist. Da voraussichtlich Gärtner und Blumenfreunde an diesen neuen Florblumcn auch ferner noch ein besonderes Interesse haben werden, so sei es mir erlaubt, dieses duri'h einige naturgeschichtliche und ihre Kultur betreflende Notizen noch zu erhöhen. Unfer Niesswurz (llelk'borus) verstanden die Alten gewichtige Pflanzen, deren "Wurzeln sie besonders als Arzneimittel gegen allerhand Geisteskrankheiten, auch gegen Creiläehtnissschwäehe, benutzten. Ein beiälhmter griechischer Arzt, mit Namen Melampos, soll sie zuerst gegen Wahnsinn angewendet und die Töchter des Königs Prätos davon geheilt haben. Nach Plinins wurde auch Drusus durch Gebrauch der Niesswurz von der Fallsucht befreit. Nach Be- richten der alten Griechen wuchs sie hauptsächlich auf der Insel Antikyra im ägeischen Meere, dem Berge Oeta gegenüber; wie man heut' zu Tage Kranke in's Bad sendet, wurden zur Zeit der alten Griechen Wahnsinnige und Nerven- Leidende nach Antikyra geschickt, um die Wurzel frisch zu ge- brauchen. Die Alten unterschieden schon 2 Niesswurz- 34 Arten, eine schwarze und eine weisse. Die letztere stammt von einer Pflanze aus der Familie derMelantlia- ceen und heisst jetzt Veratrum album, die erstere wird liingegen durch 4 Arten rcpräsentirt, welche im Südosten Europa's und im Oriente wachsen und über welche wir jetzt näher sprechen wollen. Für sie hat Linne die alte Benennung Helleborus beibehalten. Ueber die Ableitung dieses Wortes scheint man nicht im Klaren zu sein; die, welche man gibt (von helcin das Leben nehmen und bora die Speise, weil nach dem Genüsse der scharfen Wurzel das Leben in Gefahr sei), genügt mir nicht. Die Arten der Schwarzen Kiesswurz gehören in eine Ptlanzenfamilie, deren Arten sich durch mehr oder minder giftige Eigenschaften auszeich- nen, nämlich eu den Haluifuss- Pflanzen oder Ka- nuuculacecn. Ich erinnere an den scharfen und büsen Hahnfuss (Ranunculus acris und sceleratus), von denen der erstere leider auf unseren Wiesen wächst, der letztere hingegen mehr auf feuchtem Gartenlande als Unkraut vorkommt. Von Delphi- nium Staphys agria, einer Eittersporn-Art, werden die scharfen Samen in Form eines Absudes oft ge- gen Ungeziefer bei den Thiereu gebraucht, wäh- rend der Sturmhut (Aconitum Napellus) auch, be- sonders bei den Homöopathen, als narkotisches ]ilit- tel eine wichtige EoUe spielt. Die Arten der Schw'arzen Niesswurz (Hellebo- rus) wachsen vorzugsweise in Gebirgen des mittle- ren und südlicheren Europa's, doch mehr im Osten, als im Westen, ferner im kaukasischen und ponti- schen Gebirge, sowie in Kleinasien, und haben zum grossen Theil eine sehr frühe Blüthezeit int Jahre; in gelinden Wintern kommt es selbst voi', dass einige, wie Helleborus niger, schon im Dezember blühen und deshalb auch bei mehrern Villkern, be- sonders den Deutschen, Engläaidern und Franzosen den Namen Weihnachtsblume und Weiliuachtsrose führen. Li dem Univcrsitäfso-arten zu Pjcrlin lia'ben sich eben Ende .Januar die Blüthcnstengcl von Hel- leborus purpurascens in die Höhe gehoben; es steht selbst zu erwarten, dass sie bei Fortdauer gleicher milder ^Vitterung bald iin-e P>lüthcu vollständig ent- falten werden. Die Pflanzen niit vollkommeneren Blütlien ha- ben bekanntlieh eine doppelte Blatthüllo, welche die Staubgefässe und Stempel einschliesst. Die äussere ist in der Eegel grün und heisst Kelch , wälirend die innere meist gefärbt, d. h. nicht grün erscheint und den Namen Krone oder Blume führt. Bei dem Geschlechte der Schwarzen Niesswurz tritt aber das Eigenthfimliche ein, dass die 5 ziemlich grossen Kelchblätter zum Theil eine blendend- weisse, roth- braune oder hellgrüne Farbe besitzen, während die röhrenförmigen und um die Hälfte kurzem Blumen- blätter zu 10 und mehr umgekehrt pappelgrün, bisweilen auch gelbgefärbt erscheinen. Linne und viele seiner Nachfolger wollten deshalb wegen der Farbe den Kelch als solchen nicht anerkennen und behaupteten, dieser fehle und die 5 grossen Blätter seien die Krone. Diese selbst belegte man mit dem Namen Honiggefäss oder Nektarien; es ist dieses eine Benennung für Organe zwischen Krone und Staubgefäss oder Stempel, mit dem die frühem Bo- taniker nicht recht wussten, was sie damit anfangen sollten. Die Blüthen, welche man nach der Farbe des Kelches weiss, braun oder grünlich nennt, kommen hei den meisten Arten unmittelbar aus der Wurzel, und zwar in der Regel vor den neuen Blättern auf einem dicken Stiele, der sieh nach oben ein- oder mehrmals gabelförmig theilt, zum Vorschein und hängen in der Regel über. Weniger entwickelte Laubblätter finden sich nur au den Theilungeu des Blüthenstengels vor. Die eigentlichen Laubblätter kommen aus dem dicklichen Wiarzelstocko hervor, stehen auf ziendich langen Stielen und sind zusam- mengesetzt. jLin gebraucht diesen Ausdruck bei Blättern, wo die Bhittfläche aus 3, .5, 7 u. s. w. besonderen Blättchen besteht, die seitlich stehen oder von einem Punkte an dem obern Ende des Blatt- stieles entspringen, (icschieht dieses im letzteren. Falle regelmässig, so nennt man das Blatt tlngcT- förmig, hängen aber dife 2 oder 3 äussersten mehr oder weniger zuvor noch durch einen gemeinschaft- lichen kurzen Stiel zusammen, so entstellt das Blatt, was man fussförmig nennt und bei den Arten der Schwärzet^ Niesswurz vorhanden ist. Grade die fussförmige Theilung der oft gt'gen 1 Fuss im Durchmesser enthaltenden, in der Regel aber etwas kleineren Blätter gibt der Pflanze um so mehr etwas Eigenthümliches, als die Fäibung, wenigstens der Oberfläche, eine dunkelgrüne ist. Bei den getriebenen Niessw ui-zarten sind die Laub- blätter mit den, eine sehr lange Zeit dauei-nden Blüthen schliesslich zusammen vorhanden, und sie treten, zumal jene nur wenig über sie hervorragen, in einen freundlichen Gegensatz; die Schönheit von beiderlei Farben wird dadurch um so mehr erhöht. Äfau bringt die Niesswurzarten, wo die Blätter am Stengel sich nur unvollkommen entwickeln, je nach der Dauer in 2 Gruppen. p]utweder sterben die Blätter im Herbste schon vollständig ab; in diesem Falle sind sie hautartiger Natur und die Nerven-Aeste mit den Adern treten auf der Ünti^r- fläche nicht weiter hervor. Es ii^t dieses mit den meisten Arten der Fall, welche in Jlitteleinopa vor- kommen. Oder die Blätter sind von einer derberen Konsistenz und widerstehen den gelinderen Winter der wärmeren Länder, wo sie vorkommen, bis zu 35 dein Früli jalirc, wo sie diii'cli die aliiiiähllg sicli entwickelnden neuen Blätter verdrängt und ersetzt werden. Kommen die Arten, wenn dieses der Fall ist, bei uns in das Freie und die Pflanzen eifrieren überhaupt nicht, was n]an durch ]-)edecken im AVin- tcr leicht vermeiden kann, so gehen aber doch im letzteren Falle die Blätter in dei' Kcg(d im Herbste oder ducli im Verlaufe des Winters ebenfalls zu Grunde. Besser unterscheidet man diese südländi- schen Arten von denen Jlittel-Europa's durch die auf der Unterfläche der Blätter sehr hervortreten- den IS'ervenäste und Adern. Man hat eine Menge von Arten unterschieden, die man schliesslich auf 15 reduzirte; aber selbst diese Anzahl ist noch zu gross; ich bin geneigt, nur U oder höchstens 10 Arten anzunehmen, während die übrigen, welche man oft als selbständig an- genommen und beschrieben hat, zum Theil nicht einmal Abarten, sondern nur unwesentliche Formen darstellen. Ich beschränke mich Jetzt auf die südländischen Arten, wolche Universitätsgärtner »Sau er zu seinen Kultur-Versuchen angewendet hat. K'h bemerke nur noch, dass man mit Linnci lange Zeit eine Art mit im \Vintcr ausdauernden Ijlättern, wclelie aber vor- zugsweise in JlittelEuiojia wächst inid ihrer weis- sen, um Weihnachten heiiun erscheinenden Blüthen halber schon seit langer Zeit in den Gärten kulti- virt hat, für die Jlutterpflanze der .schwarzen Niess- wurz der Alten hielt und ihr deshalb in der Svste- matik den Namen Helleborus niger gab. Diese hinlänglich bekannte Pflanze hat zwar ebenfalls Blätter von derberer Konsistenz, ihre Nervenäste und Adern treten aber auf der Unterfläche nicht so deutlieh hervor. Von ihr wird später noch die Hede sein. Universitätsgärtner Sauer kultivirte seit län- gerer Zeit fast sämmtliche Arten der Schwarzen Niesswurz, welche man unter den Namen der orien- talischen verstand und die imtcr verschiedenen Na- men beschrieben wurden. Der echte weissblühende H. orientalis Lani. ist incht in Kultur und unterscheidet sich durch seine auf der Unterfläche behaarten Blätter. H. olymiHcus Lindl. besitzt ebenfalls weisse Blüthen, welche bisweilen nach der Basis zu eine grünliche Färbung besitzen und während der Blüthezeit nicht schon flach ausgebreitet sind. Gewohnlich steht der Blüthenstengel später zwischen zwei Blättern. Er wächst in der europäischen Türkei und im nördli- chen Oriente. IL guttatus A. ]^r. besitzt die grossesten Blüthen von blendend - weisser Farbe, welche nur an der Basis der Blumenblätter, und zwar auf der innern Seite, mit feinen rothen Punk- ten besetzt sind. Sie breiten sich schon zeitig flach aus. Auch hier sind in der Regel 2 Blätter vor- handen, welche den Stengel einschliessen. Diese Art wurde von n)ir zuerst im Jahre 183ü entdeckt und zwar auf den südlichen Abhängen des Kaukasus; in den vierziger Jahren kamen lebendige Pflanzen nach Petersburg, von wo aus sie weiter verbreitet worden sind. Ausgezeichnet ist die Art durch die feinen rothen Punkte, welche sich an der Basis der Blumenblätter befinden. Eine vierte Art ist H. purpurascens W. et K. mit braunrotlien, lange Zeit glockenförmigen Blüthen, deren Stengel in der Kegel nur von einem Blatte begleitet wird. Naeh- dem ich wiederholt und erst jetzt in diesen Tagen, allerdings nur getrocknete, Exemplare des echten Helleborus purpurascens W. et K. direkt aus dem Vaterlande Ungarn erhalten habe, unterliegt es mir keinem Zweifel mehr, dass Helleborus abchasi- cus A. Br. nur eine heller blühende, H. colchi- cus Keg. dagegen eine dunkler blühende Abart des H. purpurascens darstellt. Diese beiden wachsen in dem westlichen Kaukasus luid wurden vor ungefähr 18 Jahren eingeführt. AVas man in der Regel in den Gärten als H. purpurascens kultivirt, ist übri- gens gar nicht selten die rothbraun-blühende Abart von H. viridis, v.elel)C als H. atrorubens W. et K. beschrieben ist und zu den Arten mit weicheren Blättern gehört. Ich gehe nun zu den Kultur- Versuchen des Universitätsgärtners Sauer über. Als die schönsten fast sämmtlieher Niesswurz-Pflanzen, welche in Kul- tur sich befinden und auch im botanischen Garten zu Berlin gezogen wurden, sind wohl H. guttatus und purpurascens, und zwar von letzterer beide Formen, die hell- luul die dunkelblühende, zu be- trachten; sie sind auch zu den Kultur- Versuchen gewählt worden. Im Jahre 1851 machte Univer- sitätsgärtner Sauer seine ersten Versuche, indem er Helleborus guttatus und abchasicus gegenseitig befruchtete^ indem der Blumenstaub vermittelst eines Pinsels auf die Narben aufgetragen wurde. Für die, welche vielleicht ebenfalls Versuche anstellen wollen, theile ich mit, dass die Samen -an einer und der- selben Pflanze nicht auf einmal reifen; man ist des- halb gezwungen, häufig nachzusehen, damit bei dem Aufspringen der Balgkapseln diese nicht verloren gehen. AA'ie man die Samen gesanunelt hat, muss man sie auch gleich wieder aussäen. In diesem Falle gehen sie schon nach 5 bis 0 Monaten auf, während man sonst weit länger, 8 bis II Monate, warten muss, ja selbst den Fall haben kann, dass sie gar nicht aufgehen. Ueber die Art und Weise des Aussäens ist nach den mir freundlichst zuge- stellten Mittheilungen Sauers nichts Besonderes zu bemerken, ebenso nicht über die Erde, welche man dazu nimmt, oder über die weitere Behandlung. 5»= Man maclit es liier, wie bei eleu Aussaaten von Sa- men anderer Stauden. Nai:h 4 und 5 Jahren blüiiten die ersten Pflan- zen. Es wurde natürlich eine Auswahl gemacht und die besten Formen dienten nur zur Anzucht. Es war intere.ssant zu sehen, wie die kleinen rothen Punkte an der Basis der w^eissen Blumenblätter bei einigen Pflauzeu weit mehr hervortraten und auch dichter standen; ihre Farbe ersciiien in sofern et was anders, als sie mehr braunroth waren, also der der Blumenblätter von H. abchasicus ähulicher er- schienen. Umgekehrt hatten die Blüthen einiger Exemplare der braunrothen Reihe in sofern eine Veränderung erhalten, als sie heller geworden wa- ren und zum Theil weisslich-grüne Spitzen erhalten hatten. \'on den Punkten jedoch vermochte man nichts zu bemerken. Nach und nach wuchsen die Pflanzen kräftiger und stärker heran, und erhielten damit auch ein schöneres Ansehen. Einige wurden zuerst im Jahre 1860 in der Januar -Sitzung des Vereines ausgestellt und erhielten durch Zusprechung eines Preises die verdiente Anerkennung, welche den Universitätsgärtner Sauer zu weitern Kreu- zungs - Versuchen veranlasste. Unterdess vervoll- kommneten sich die Blumen immer mehr, so dass im Januar 1SG4 eine zweite und im .Tanuar 18(55 eine dritte Preis-Zusprechung folgte. Diese zweiten Kreuzungs- Versuche fanden mit Helleborus guttatus und purpurasccns im Winter 1861 statt. Es war absichtlich H. purpurascens ge- wählt, weil seine rJütlien weit dunkler sind. Die im ersten Frühlinge gewonnenen Samen wurden im .Juni ausgesäet und erst im März 1862 gingen junge Pflanzen hervor. In diesem Jahre erschienen die ersten blühenden Pflanzen, welche einige neue Formen gaben, aus dieser Aussaat. Diese mit den besseren der ersten Kreuzung wurden am 14. Ja- nuar in der 458. Versammlung zum 4. Male zur Konkurrenz gestellt und erhielten die höchste An- erkennung, welche ihnen werden konnte: ein P^xem- plar der jetzt erst angefertigten silbernen ^ledaille für Garten- Erzeugnisse durch den Herrn Minister der landwirthschaft liehen Angelegenheiten. Im vorigen Winter ist die dritte Kreuzung, und zwar wiederum einerseits mit H. guttatus und an- dererseits mit H. abchasicus und puipurascens ge- macht worden. In einigen Jahren erst werden wir hiervon die Erfolge sehen. Für jetzt interessiren uns die besseren Formen der ersten und zweiten Kreuzung, welche in 12 Exemplaren in der vorletz- ten Versammlung des Vereines ausge^itellt waren. Es kann nicht meine Aufgabe sein, diese 12 ausgestellten rflaiizen näher zu bescliieiben ; es würde wohl aucli nicht weiter lohnend sein, da die Abweichungen zum Theil nur unbedeutend sind. Einige mochten es aber doch verdienen und zwar vor Allem die beiden, welche in der Färbung der Blume gleichsam die Extreme bilden. Die eine im Wachsthum und in der Farbe der fl;i lusgebrcitetcn Blüthe dem H. guttatus gleich, zeichnet sich durch dunkelere lüul zahlreichere Punkte an der Basis der Blumen- blätter und durch breitere, sowie dunkeler gefärbte Blättchen an den Laubblättern aus. Sic hat den Namen zu Ehren der Fra'u Minister von Sel- chow erhalten. Die andere Form hat umgekehrt sehr dunkele Blüthen, aber von dem Umfange des H. guttatus, jedoch nicht flach ausgebreitet, sondern etwas glockenförmig zusammengeneigt. Ihr ist der Name des Herrn Ministers von Selchow beige- legt worden. Was die übrigen interessanteren Sorten anbe- langt, so haben die Blumenblätter der einen, welche den Beinamen „ reticu latus" führt, eine hraunrothe Farbe, aber durch dunkelere Aderung schachbrett- artig unterbrochen. Bei einer vierten Fcjrm sind die Blüthen weit kleiner, etwas konka\' und ebenfalls dunkeler geädert; ausgezeichnet ist bei ihnen ausser- dem die etwas hervorgezogene weisslich -grünliche Spitze. Endlich gedenken wir noch einer fünften ■ Form, welche den Namen ,.multiflorus" verdiente. Die Blüthenstengel verästeln sieh aussergewöhnlich und tragen eine Menge hellbraun- röthlicher, aber kleinerer Blüthen in schwacher Glockenturm. Schliesslich sei es mir noch erlaubt, daran zu eruinern, was ich beieits schon früher (s. vorigen Jahrgang der Wochenschrift Seite 376) niitgetheilt habe, dass der bekannte Blumengärtner Ranton- net, jetzt Direktor des Etablissements der Com- pagnie horticole in Ilyferes, ebenfalls Blendlings- Versuche mit Niesswnrzarten gemacht hat, m eiche zu Erfolgen führten. Ran tonn et hat sich bei sei- nen Kreuzungen aber anderer Arten als der Uni- versitätsgärtner Sauer bedient, nämlich des II. ni- ger und einer braunroth blühenden Art, welche er H. atrorubens hvbridus nennt und vun dem be- kannten Iiosengärtner Victor Verdier in Paris ■ erhalten haben will. Wenn wir uns aber nach der I in der Revue horticole (Jahrg. 1865 zu Seite 232) ■] gegebenen Abbildung ein Urtheil über die zuletzt genannte Pflanze erlauben dürfen, so ist diese kei- neswegs H. atrorubens W. et K., wcldie eine Ab- art von H. viridis L. dai'stcllt, sondern ebenfalls lU purpurascens W. et K., vielleicht auch eine der lieiilcii bereits früher bezeichneten .Abarten: II. ab- chasicus A. Br. oder colchieus Reg. Es unter- liegt keinem Zweifel, dass die weissbliihenden For- len, welche Sauer erzogen hat, mit blendend reinen Farbe, welche durch lothe Punkte unterbro- chen wird, schöner als die Ran tonnet'schen sind. 37 AlkTlei ans der (lärtiierei und Pflanxeiikniide. ]. Wir können nach unserer Ansiclit die JJittliei- lungen verscliiedencr Natur ans dem grossen Ge- biete der Gärtnerei und Pflanzenkunde niclit besser beginnen, als wenn wir über ein Institut, was im vorigen Jalire in Relgien in's Leben getreten ist und gewiss von grosser Bedeutung für Obstbau und Poniologie werden wird, berieliten. Belgien ist un- bedingt das Land, wo die Gärtnerei am liöchsten steht und von wo aus auch am meisten in dieser Hinsicht geschieht. Die Eegierung unterstützt mit nicht unbedeutenden Rütteln. AVir haben schon frü- her einmal Gelegenheit gehabt, uns iiierübei- auszu- sprechen (s. vor. Jahrg. der Wochenschr. S. 21 ?j). xVnzucht von Blumen oder von Obstpflanzen ist dem Belgier, man möchte sagen, zur zweiten Natur geworden. AVer von Aachen nach Brüssel oder nach Paris reist, hat Gelegenheit von dem Coupee seines Eisenbahnwagens zu sehen, wie selbst in den Dör- fern jedes Plätzchen benutzt ist, um eine (,)bst-Py- ramide oder ein Spalier oder ;uH'h eine Pieilie von Nelken und andern Blumen darauf zu pflegen. P'ast in allen Städten werden öft'entliche Vorle- sungen über gärtnerische Gegenstände gehalten, wo Jedermann Zutritt hat. Den Bewohnern der Dör- fer wird die llieilnahme in sofern möglich gemacht, als sie selbst auf den Eisenbahnen nicht unbedeu- tende Erleichterungen durch Herabsetzung des Fahr- preises erhalten, wenn sif den Vorlesungen beiwoh- nen wollen. Die Eegierung, welche zum Theii die Vorträgehaltenden honorirt, hat ausserdem 2 Exami- nations-Kommissioncn ernannt, welche auf Verlan- gen den Einen oder Andern der Theilnehmer an den Vorlesungen einer Prüfung unterwirft und ein Diplom ausstellt. Solche geprüfte Gärtner erfreuen sich eines besonderen Ansehens und werden sehr gesucht. Eis unterwerfen sich aber auch Privatleute bloss der Ehre halber einem Examen. Bei Gelegenheit eines solchen Examens machte man aber die Erfahrung, dass der Unterricht nicht an allen Orten ein gleicher, zum Theil selbst irra- tionell sei, ja dass selbst ausserdem in der Pra- xis hier und da noch Jlethoden bei der Behanillung des Obstbaumes in Anwendung gebracht werden, welche mau sonst schon lange als veraltet betrach- tet. Auch bei dem LTuterrichte in der Benennung der Obstsorten herischte keineswegs die gewünschte T'ebereinstimniung. Auf die Anregung eines der tüchtigsten Praktiker, des auch den Lesern der Wochenschrift als solchen bekannten de Beucker in Antwerpen trat deshalb eine Reihe vnn ilännern znsammen, um gemeinschaftlich diese Uebelstände in Berathung zu ziehen und möglichst zu beseitigen. Am 23. Oktober 1864 traten die Mitglieder der beiden ExamiTiations-Konmiissionen zu einer Bera- thung zusanmien. Es wurden noch andere Sach- verständige dazu gezogen und am IL Dezember die Statuten der in's Leben zu rufenden Gesell- Schaft, welche den Namen Cercle professoral pour le progv&s de l'arboriculture en Belgique (Vereini- gung Sachverständiger für den Fortschritt in der Baumzuclit Belgiens) führen sollte, berathcn. Die Gesellschaft trat bald darauf in's Leben und wurde auch alsbald von der Eegierung anerkannt. Dieser Cercle professoral besteht aus 4 Klassen, zunächst, wie oben angedeutet, aus Sachverständi- gen (Professeurs), welche den eigentlichen Kern bil- den, ausserdem aus angehenden Sachverständigen (Candidat-professeurs), aus unterstützenden Mitglie- dern (Menibres protecteurs) und aus Ehren - und korrespondirenden Mitgliedern. Der Sachverständige hat, in sofern es verlangt wird, vor seiner Authahme nach Vorschrift noch eine Aufgabe (Thfese) zu bc- . arbeiten, von deren Lösung es abhängt, ob er Mit- glied werden und in die erste Klasse eintreten kann; als angehende Sachverständige gelten die Schüler der Garten- und Landbauschulen, diejenigen, welche vor einer der Prüfungs-Kommissionen eine P'rüfung be- standen haben, und wer sonst vom Vorstande als würdig betrachtet wird. Die übrigen Mitglieder wer- den vorgeschlagen und bei geheimer Abstimnuuig aufgenommen. 15 Sachverständige bilden den Vorstand, dem ein Direktor vorsitzt, während ein General Sekretär die Geschäfte leitet. Alle Jahre wird ein Drittel des Vorstandes nengewählt. Alljährlich werden 3 Versammlungen abgehalten, denen jedes Sachver- ständigen-Mitglied beiwohnen muss, in soi'trn nicht triftige Grüude vorliegen ; ist dieses nicht der Fall und er versäun)t eine Sitzung, so wird er mit 10 Francs bestraft. Der Beitrag beträgt nur 5 Francs jährlich. Die Einnahmen dienen hauptsächlich zur Besoldung des General -Sekretariates und des her- auszugebenden Bulletins. Ausser den eben besprochenen Zwecken des Cercle professoral hat dieser sich noch zur Aufgabe gestellt, alles was in Betrefl" der Baumziicht und alles dessen, was darauf Beziehung hat, veröffent- licht wird, einer Beurtheilung zu unterwerfen, ge- stellte P'ragen zu beantworten und eingelaufene Ab- handlungen, in sofern sie für würdig erachtet wer- .Talirc zu vcröfl'entlichei ]'u,l- tlen, in dem alle letin abzudrucken. Eine Anzahl der tüchtigsten Pomoh gen und Obstzüchter, vvie de ]5eucker in Antwerpen, van Hülle in Gent, die Lehrer an den Garten- und 38 ObstbaumscLulen in Gent und Vilvorde, wie E. Ro- digas, ('iej)in, Pynaert, Burvenich, Wauters, der Dirclitor der Gartenbauschule in Gent selbst, van Iloutte, der Direktor der Königl. Gärten in Laeken, Gaillv u. s. w. sind bereits dem Cercle bei- getreten, zum Direktor desselben ist van d er Hecke de Lerabeke, der Vorsitzende der Genter Garten- bau-Gcsellscbaft, zum General- Sekretär Dr. Rodi- gas in St. Troud ernannt. Bereits liegt uns der erste Jahrgang des Bulletins vor, worin von Allem, was im verflossenen Jahre geschehen, Rechnung ab- Die beiden Abband! l'vnaert's: gelegt wird. über die älteste Geschichte des Ubstbaues und Ver- such der Lösung der Frage: degenerircn schliesslicli unsere (JbstbäumeV sind so interessant, dass wir vielleicht später einmal darauf ziuückkommen. Am 7. Dezember v. J. haben sich die Edinbur- "her und die Neukalcdonische Gartenbau Gesellschaft in Edinburgh vereinigt, um von nun an gemein- schaftlich einem Ziele: der Förderung aller gärtne- rischen Interessen, nachzustreben. Wir wissen nicht, wann die erstere der beiden genannten Gesellschaf- ten gegründet wurde, wir vermutlien aber, dass sie. erst dui'cli eine Trennung der seit dem Jahre 1809 bestehenden Neukaledonischen Gesellschaft hervorge- gangen ist. Wollen wir wünschen, dass diese Ver- einigung zum Nutzen und Frommen der Gärtnerei bestehen und sie sich den Ruf und die Bedeutung wiederum verschatl'en möge, wie früher, wo die Neu- kaledonische Gartenbau-Gesellschaft in den ersten Jahren ihres Bestehens sich eines grossen Rufes zu erfreuen gehabt hat. Mit der Neukaledonischen Gesellschaft ist auch der Name eines der bedeutendsten Notabilitäten der Gärtnerei in Schottland und in Grossbritannien über- haupt verknüpft. Dr. Patrick Neill trat bereits bei der Gründung der Gesellschaft im Dezember 1809 als Sekretär ein und verwaltete das Amt auf eine solche Weise , dass ihm mehrmals von Seiten derselben öifentlichc und thatsächliche x\nerkennun- gen zu Theil wurden. In die Zeit seiner Vervval- tung fällt auch die Glanz-Periode der Gesellschaft. Als im Jahre 1817 eine Kommission, aus o Mit- gliedern bestehend, nach den damaligen Niederlan- den gesendet wurde, um von den neueren Obst- nnd Gemüse-Sorten daselbst Kenntniss zu nelimen, um ferner die besseren derselben in Schottland ein- zuführen und schliesslich Verbindungen mit den grösseren Garten-Etablissements daselbst anzuknüp- fen befand sich auch Patrick Neill unter ihnen. Den im Druck erschieneneu Berieht über diese Reise verdankte man hauptsächlich ihm. 4 Bände Memoiren sind von der Neukaledoni- schen Gesellschaft veröfi'entlicht und geben von ihrer Thätigkeit Kunde. Der erste Band erschien in dem Jahre 1814, der zweite 1818, der dritte 1825 und der vierte 1829. Ausserdem bestand die Thätig- keit der Gesellschaft hauptsächlich in der Unterhal- tung eines Versuchs - Gartens, der zwar im Jahre 1811 einen kleinen Anfang nahm, sich aber durch glückliche Verhältnisse immer mehr an Umfang und Bedeutung ausbreitete, bis er schliesslich als Krons- institut gleichsam und der Gesellschaft gegen einen geringen Pacht überwiesen in der nächsten Nähe des botanischen Gartens bedeutendere Versuche an- stellen konnte. Eine Anzahl der tücjitigsten und bekanntesten Gärtner Schottland's, wie James Bar- nett, Mac-Nab und Evans haben ihn der Reihe nach vorgestanden. F^s scheint jedoch, als weun mit dem Tode Pa- trick Neill's im Jahre 1851 der Garten sowohl, als die ganze Gesellschaft allmählig eine geringere Thätigkeit entfalteten und damit an Bedeutung ver- loren. Zwar stiftete Patrick Neill noch ein Legat von 500 Pfd St., um mit den Interessen alle Jahre einen tüchtigen schottischen Gärtner zu belohnen. AVir haben seitdem fast nichts mehr von ihr ver- nonnneu, als jetzt, wo nun eine Vereinigung der beiden Edinbnrgher Gartenbau-Gesellschaften stattge- funden hat, und der Versuchsgarten direkt mit dem botanischen Garten in Verbindung gebracht ist, zu gleicher Zeit aber in ein Arboretum umgewandelt wurde. Zum Andeidicn an diesen wichtigen Ab- schnitt ist zu Ehren Sir AVilliam Gibson Graigs, dem man diese \'erbindung hauptsächlich zu ver- danken hat, am (j. November vorigen Jahres, ein Lebensbaum, der nach ihm Tl)uja Graigiana Jetfr. genannt wurde, gepflanzt "^vorden. Von grossem Interesse sind die fernereu Be- strebungen des Londoner Gartenbau-Vereines nach allen Richtungen hin, Liebe zu Pflanzen und Blu- men zu fördern. Wir haben schon mehrmals Ge- legenheit gehabt, darüber zu berichten. Wie wir jetzt aus seinen Proceetlings (Berichten über ihre Thätigkeit) ersehen, ist bereits für den 14. Juni eine Ausstellung (schon die zweite) für Pflanzen, welche von Damen in ihren Zimmern erzogen wer- den, ausgeschrieben. Die ausgestellte Pflanze muss sich wenigstens ti Wochen im Besitze der Ausstel- lerin befunden haben und von der Dame in dieser Zeit selbst gepflegt sein. Nicht unbedeutend sind die Preise, welche ausgesetzt sind. Der erste be- trägt 10 Pfd St., also 6G| Thaler, der zweite hin- gegen 7, der dritte 3 Pfd St., also 39| und 17 Thaler. Wir werden später Gelegenheit nehmen, darüber zu berichten. Am (j. November starb Thomas Bridges, im GO. Jahre, als er eben von einer wissenschaftlichen Reise aus Nicaragua zurückkehrte, am Bord des Schiftes Moses Taylor. Als Botaniker und Ornitho- 39 ]r- Karl lüoch, General-Sckretair des Vereines. No.7. Berlin, den 17. Februar 1866. Preis des Jahrg-anges ö^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auclj franco durch alle Post-Anstalten des deuts'cli- Österreichischen Post- Vereines. Illlialt: Der Türkenbund (Martagou) , besonders Lilinm ponticura und Szovitsianum. — Aufforderung zu Berichten über die Obstzustände in den verschiedenen Ländern Dcut^ichlands. — Die Sccliollcn-Niiss. Suiiiitit?, ili'ii 25. Fcliiiiar, iiiiiiktlicli um II llir, fiinict iiu Kiislischcii Siaiise (Ihilirciistr. 4'J) eine Versamiiiliin; des Vereines zur Beionlenms des (iailenliaiies statt, ««»zu die geehrten .liitslicder eingeladen werden. Freitag, den 2;j. S'eä)riiar, Abends ö Ihr, findet dagegen in der Wohnung des «ieueral-Sekietiirs eine Vcrsaniuiliing der illitgiicder des (H) ' ' dLEriiitii, :iiut,iiiis V Uli, iiiiiiui iiti^<:j;^i:ii in ucr fTiMiiiuii^ lies wciiti«u-i?riticiiiis eine TVisaiiiiniiii Istausschusses statt, woran aber nneh JUitgüeder des Vereines überhaupt Autheil uehmeu kunueu. luiu Der TlirSvenhiiiäd (.^lartagoii). l)esi>iidcrs liiliiiiii {»oiiticiim iuul SzovitsiauüU). \ ielkirlit geline;! es uns dui-eli diese Abliand- ;, Liebhaber und Gärtner von Neuem auf eine Keihe von Lilien annueiksani zu nuiclien , welelie unter dem Namen „Türkenbund" sehou lange be- kannt sind und früher viel liiiutiger in Gärten ge- funden wurden, gewiss auch zu den sebönsten Gar- tenl)lumen gehören. Die Einfühniug einer neuen Art, welche wir im dahre 184,-5 im Fontiseheii Ge- birge, also in dem :-üdlirhen Tbeile des alten, viel- fach besungenen Kolebis am Sehwarzen Meere, zu- erst entdeckten und unter dem Namen Lilium pon- ticum beschrieben haben, giljt uns um so mehr die nächste Veranlassung dazu, als dieser 'J'üi-kcnbund allgemein mit einer anderen Art, mit Lilium Szo- vitsianum, verwechselt wird. Durch die Vermitte- lung eines Deutschen, mit Namen ]ieycr, der jetzt in Jjorschom, dem Sommeraufenthalte des Grossfür- sten-Statthahers der kaukasischen Lande und nicht weit von Tiflis, der früheren liesidenz der georgi- schen Könige, als flofgärtner angestellt ist, haben wir jetzt eine Jlengc von Zwiebeln dieser Pflanze aus jenen entfernten Gegenden erhallen, welche inii billige Preise bei dessen Bruder in Chemnitz (Ge- treidemarkt No. 10) zu beziehen sind. Der deutsche Name 'i'ürkenbund bezieht sich auf die eigenthümliche Gestaltung der Plume, in- dem die () Blumenblätter sich rückwärts rollen und dadurch das Ansehen eines Turbans, der bei den Türken luid Arabern gewöhnlichen ivopfbedeckung, erhalten. So cliarakteristiscli auch diese von den übrigen Lilien so sehr abweiciiende Form der Blume, wenn sie vollständig ausgeprägt ist, erscheint, so kann sie doch knnm zur Feststellung eines Unter- gesehlechtes benutzt werden, weil einestheils LTeber- gänge zur regelrechten Form vorhanden sind, an- derntheils bei einigen Arten sich die 131unienblätter erst später rückwärts rollen. Es ist dieses beispiels- weise bei Lilium monadclphum der Fall.- i\Ian könnte hier selbst meinen, 2 verschiedene Arten vor sich zu haben, wenn man 2 Exemplare in verschiedenen Entwiekelungs-Stadien sieht. Man hat sich auch in der That täuschen lassen und die Pflanze in dem Stadium mit zurückgebogeneu Blu- menblättern als eine bestmdere Art beschrieben. Der bekannte englische Gärtner Loddiges theilte dem frühern Herausgeber des botaincal Magazine, Gawier, ein solches Exemplar mit, von dem eine Zeichnung angefertigt wurde, um diese in genannter Zeitschrift (auf der 140Ö. Tafel)- erscheinen zu las- sen. Schult es, Vater und Sohn, hielten deshalb die hier dargestellte Pflanze für eine von Lilium monadelphicum verschiedene Art und nannten sie Lilium Loddigesianum, Wir sehen eine andere Art: Lilium concolor, das eine Mal mit abste- henden inid das andere Mal mit etwas zurückgebo- genen Blumenblättern, abgebildet. 7 50 Der lateinisclie Xame Martagoii soll ursprüng- lich Martigcnus, d. i. Sohn des llars, lieissen iiiid entstand erst in der späteren Zeit. So weit wir natiizukoninien verniögon. gebrauchte ihn unter den Botunikern zuerst Jlatli. Lobel aus Lille in den tVaiizösisehen Niederlanden mit der näheren Be- zeichnung pChyniistarum" (also der Alchyniisten) in der zweiten Hälfte des IG. .lahrhundertes. Aus dieser näheren Bezeichnung schon ersehen wir, dass die Wurzel bei den Alchymisten in Ansehen ge- standen haben muss; und in der That wurde sie aucji benutzt, um Gold zu machen. Damit stellt auch wohl ein zweiter deutscher Name, welchen die Pflanze besitzt: Goldwurz, in Verbindung. Mögli- cherweise hat die goldgelbe Farbe der Zwiebel die Goldmacher erst veranlasst, von ihr Gebrauch zu machen. Die Zwiebel wurde aber auch mit der A ffodill Wurzel , die vnn Asphodelus luteus stammt und die man früher als Arzneimittel gebrauchte, vielfach verwechselt und führte in den Apotheken auch den Namen: falsche Afiodillwurz (Kadix As- phodeli spuria I. Es ist eine grö.ssere Anzahl von Türkenbund- Arten bekannt, von denen ein Theil auch in unse- ren Gebirgen, besonders in den Alpen und Pyre- näen, vorkommt. Einige wachsen im nördlichen Amerika, andere in China und im Oriente, sowie in Sibirien. Man kann sie in 2 Gruppen, je nach der Stellung der Laubblätter, bringen, in sofern diese auf einzelnen Punkten des Stengels gedrängt und mehr oder weniger (]uirlförmig stehen, oder zer- streut, also ohne besonders bemerkbare Ordnung, dem Stengel angereiht sind. Wir bemerken, um nicht zu wiederholen, dass alle Türkenbund- Arten das Gemeinschaftliche haben, dass die Blüthen über- liängen. A. Zu den ersteren, mit mehr oder weniger quirlförmigen Blättern, gehören 4 Arten: l. Lilium Martagon Ij. Der gemeine Tür- kenbund ist eine in unseren Laubwäldern sehr ver- breitete Pflanze, die aber in unseren Gärten, wenn auch nicht grade im Schatten gepflanzt, recht gut aushält und daselbst nicht weniger eine Zierde dar- stellt. Sie verlangt nur, wie alle Lilien, einen zwar lockeren, aber guten, an Humus reichen und daher nahrhaften Boden. Aus den gelben Zwiebeln konnnt ein meist brauner Stengel, an dem die elliptischen Blätter zu 5 bis -8 in einen Quirl gestellt sind, hervor und endigt mit einer Traube. Die auf ge- bogenen Stielen überhängenden Blüthen haben eine rosafarbig- violette Farbe und sind ausserdem nocli mit duukelpurpur-farbenen kleineu Flecken versehen. Die Blumenblätter gehen mit den Spitzen bei ihrer vollendeten Krümmung wiederum nach vorn. Mau hatte früher mehre Abarten, wo die 151ü- then ganz weiss und wo sie ganz rosafarben oder dunkelroth waren. Die Abarten mit gelben und gefüllten Blüthen haben wir nicht gesehen. Die letztere befindet sich aber in der Sammlung von van Houtte in Gent. Der Türkenbund blüht im Juli und August. 2. Ijiliuni superbum L. führt diesen Namen mit Recht, denn es ist eine der schönsten Lilien, die wir Liebhabern nicht genug empfehlen können. Nord-Amerika ist ihr A'aterland. Sie wird weit grös- ser (bis 5 und selbst (J Fussj, als der eben aufge- führte Türkenbund der Alten Welt und unterschei- det sich zunächst schon durch seine ebenfalls weit grösseren inid feuiig-orangenrothen Blüthen, welche nach der Basis zu jedoch goldgelb gefärbt sind, aber durch purpurrothe kleine* Flecken unterbrochen er- scheinen. Sie bilden ott zu 20 und ÖU am Ende des Stengels eine Pvramide, weshalb sie früher auch unter dem Namen L. pvramidatum in den Gärten vorkam, und dauern lange Zeit. Bei ilen Pflanzen unserer Gärten ist der Blüthenstand in der Regel grösser und reicher, während die E.xemplare, welche uns getrocknet aus dem ^'aterlande zur N'erfügung standen , nur wenige Blüthen dicht beisammen an der Spitze des Stengels besassen. Die Laubblätter sind zwar ebenfalls ellijjtisch, wie bei dem gewöhn- lichen Türkenbund, aber weit schmaler und ausser- dem auch haut artiger. Endlich hat die Zwiebel eine blendend-weisse Farbe. Die Blumen kommen bei uns iiu August und September zum \'orschein, in wärmeren Gegenden scbdU im Juli. Ij. v. Houtte ratliet, sie in Rho- dodendron-Gebüsch zu pflanzen, wo dann die pracht- vollen Blüthen im Juli und August aus dem ge- sättigten Grün der Rhododendren herausragen und sich wunderschön pi-äsentiren. Bei uns müssen die Zwiebeln im ^^'inter eedeckt werden. Als L. carolinianum Mich. (L. Michauxii Poir., L. autumnale Lodd.) hat man eine kleinere Abart unterschieden, wo weniger Blüthen vorhanden sind und die Blätter keine Spur von Nerven zeigen. .3. Lilium canadense L. unterscheidet sich Schon durch die cigenthümliche Zwiebel, welche Sto- lonen tieibt, von den beiden vorhergehenden Arten, ebenso durch die am Ende des 4 bis 5 Fuss hoch werdenden Stengels in geringer Zahl doldenförmig zusammengestellten Blüthen, deren Blattei- bei Wei- tem nicht so sehr zurückgebogen sind, als bei dem gewöhnlichen Türkenbünde, mit dem abci lieh gleich gross sind. Die Farbe ist gelb oder roth, aber von kleineren braunen Flecken unterbro- chen. Die Form mit rothen Blüthen ist unter dem Namen L. pen du liflorum Red. beschrieben. Die Laubblättcr sind kurz und breit-elliptisch. Gewöhn- lich bilden sie zu 4- — 6 einen Quirl und zeichnen 51 sich tlurcli o dcnitliclie Nerven aus. Sie blülit im Juli. \'aterlancl ist ebenfalls- Nord- Amerika, und zwar vorherrschend sind es die nördlichen Staaten imd Canada. Unter dein Namen Ij. pcnduluin CeJs befand sich früher eine Form dieser Pflanze in den Gärten, die -vvcdil aus der Kreuzung mit einer roth- und gioekenfürnjig- blühenden Art jiervorgegangen sein mag. Die Hlumenblätter sind nur wenig znrück- gebogeu und haben mit Ausnahme des goldgelben Randes eine feurige Seharlachfarbe. Die Laubblätter sind schmäler, länger und bilden in grösserer Anzahl einen Quirl. 4. Liliuni maculat um '1 hunb. ist uns nur aus der Abbildung bekannt und scheint sieh, jetzt we- nigstens, niciit in Kultur zu befinden. Ihre IMu- nien sind noch weniger zurückgeschlagen inid ha- ben eine fleischrothe, aber purpurroth-gefleckte Blume. Die Laubblätter sind schmal und werden von zahl- reichen Nerven durchzogen. \'atcrland ist Japan. B. Zu den Türkenbund-Arten, welche die Blät- ter sämnitlich zerstreut besitzen, gehören folgende Arten : 5. Liliuni speciosum Thunb., in den Gärten als L. lancifoliuni bekannter. Unter dem letzlern Namen wurde sie in den Handel gebracht; dieser ist jetzt noch bei Gärtnern und Licldiabern so ge- bräuchlich, dass die Wenigsten ihren eigentlichen Namen kennen. Der berühmte Iveisende und Bo- taniker Thunberg jedoch hat eine ganz andere Pflanze als L. lancibdiuni beschrieben, eine Art, welche zur Abtheilung der echten Lilien mit glok- ken- oder tricditerförmigcn Blüthen gehört. L. spe- ciosum blühte zuerst im butaniscjien Garten zu Oent im ,];ihre ls;i2 und erregte natürlich damals grosses Aufselien. Der ältere Jlorren beschrieb einige Jahre später als L. Broussartii die Porni mit ganz weissen Blüthen, während diese sonst eine zarte Fleischfarbe besitzen, die durch purpurrotlie, meist erhabene Flecken unterbrochen ist. 3Ian kul- tivirt aber auch dunkler blühende Sorten. Ganz besonders ist es, neben van Floutte in Gent, Lie- big in Dresden, der sich mit der speziellen Knltur der Pflanze und mit der Vervollkommnung der Blüthe beschäftigt hat und noch fortwährend beschäftigt. Die Prachtlilie — tienn das bedeutet L. specio- sum — hat die grössten IMüthen, ( 4 Zoll im Durch- messer ist eine gewöhnliehe Erscheinung), welche ziemlich entfernt am oberen Theile des 4 und 5 Fuss hohen Stengels stehen und auf graden abste- henden Stielen plötzlich seitlich oder gar nach unten gerichtet sind. Die dunkler gefärbten Erhabenhei- ten treten besonders auf der unteren Hälfte der Blumenblätter hervor. Die Blüthen beginnen im Juli sich zu entfalten und dauern bis in den Sep- temb<'r. Die ebenfalls entfernt stehenden Blätter haben meist einen kurzen Stiel und eine längliche, aber zugespitzte Gestalt; bei einer Länge von 4 und 5 Zoll besitzen sie eine Breite von 10 bis 20 Linien. Das \ aterland ist Nord- Japan, besonders die Halbinsel Korea. Deshalb halten sie selbst auch bei uns in dem nördlichen Deutschland ziemlich gut aus, wenn sie im Winter nur mit Vorsicht gedeckt werden. Im Freien verlangen sie während der Som- merzeit stets etwas Schatten imd vor Allem eine leichte, aber doch fette und humusreiche Erde, von der besonders ihre Entwickelung abhängt. Besser kultivirt man sie in Töpfen. Sie vermehrt sich wohl leicht durch die Zwiebclschuppen, es dauert aber 3 bis 4 Jahre, bevor die Zwiebel blühbar wird. Man kann die Stengel auch, bevor sie ihre Blüthen ent- falten, in einzelne Stücken sehneiden und diese in ein feucht warmes Beet stellen, wo aus dem Win- kel der Blätter Zwiebeln hervorkommen. Liliuni auratum Hort, ist wohl ein Blendling, dem hauptsächlich L. speciosum zu Grunde liegt, gehört aber wegen seiner Blüthen mit wenig zu- rückgeschlagenen Blumenblättern nicht zu den Tür- kenbunden. G. Lilium tigrinum L. führt seinen Namen: Tigerlilie mit Recht, denn mehr als ijci irgend einem anderen Türkenbünde ist die Blüthe mit dunkelern, fast schwarzen Flecken versehen; ausserdem befin- den sich noch gegen die Basis der ]3kiineiiblätter erhabene Stellen, welche aber eine gelbe Farbe be- sitzen. Diese Lilie wird wohl am grössten und blüht am reichlichsten. Besitzt man grosse Zwie- beln, so erscheint bisweilen am Ende des Stengels eine Pyramide von 50 — üO zinnober-farbigen Blü- then, welche einen herrlichen Anblick gewähren. Die ziemlich (5 — 7 Zoll) langen Laubblätter haben eine schmal -elliptische Gestalt und sind von zahl- reichen Nerven durchzogen. Vaterland ist China. Ihre Blüthezeit fällt eben- falls in den Juli und August. Sie hält mehr aus, als die vorige, und bedarf eigentlich nur in schnee- losen und kalten Wintern eine Decke. Da sie an und für sich in den Winkeln der Blätter Zwiebeln bildet, so ist auch ihre Vermehrung leicht. Steckt man in dem ersten und zweiten Jahre die Zwiebeln nur oberflächlich in die Erde, so erkräftigen sie sich leichter, als wenn sie tiefer liegen. 7. Lilium monadelphum Bieb. schliesst sich hinsichtlich der Schönheit der Tigerlilie an, von der sie sich jedoch wesentlich unterscheidet. Die Blü- then besitzen oft die Grösse von 3 Zoll im Durch- messer und haben eine scliönc gelbe Farbe, welche durch blutrolhe Punkte unterbrochen ist. Im An- fange hat die Blüthe eine breite Trichterform, nach 52 der Befruchtung biegen sich aber die Blumenblätter zurück, doch nie in der Weise, dass die Spitze iiitli( ii hängen in geringerer Anzahl und auf zienilicJi langen Stielen am obern Theile des Stengels übci- und sind ebenfalls, besonders ge- gen die Basis hin, mit dunkleren Punkten besetzt. Die Pflanze ist auch als L. flavum Lam. beschrie- ben worden und kommt ferner in den Samen -\^er- zeichnisscn als L. c halcedon icnm luteum vor. ]\lau besitzt aiudi Formen mit röthlichcn IMi'i- then, wahrscheinlich Blendlinge mit L. chalccdoni- cum L., in sofern überhaupt L. pyrenaicum nicht, wie manche Botaniker auch meinen , eine gelbblü- hende Abart der zidetzt genannten Pflanze sein sollte. Ihre Kultiu- ist leicht, da sie bei uns sehr gut im Freien aushält. Grisebach hat eine ähnliche Art unter dem Namen !>. albanicum beschrieben, die sich aber nicht in den Gärten befindet. Sie scheint in der Kegel einblüthig zu sein und sich hauptsächlich durch sehmaiere Blumenblätter zu unterscheiden. ]]. Lilium elialcedonicunj L. ähnelt der vorigen Art in der Form der Blüthc und dass die Blumenblätter mit ihren Spitzen wiederum nach vorn sich schlagen, nur haben sie eine schöne rothe Farbe und sind mit g-leichförmigen, unbedeutenden Erha- benheiten versehen. Die Laubblätter sind aber viel kleiner, als hei I^. pyrenaicum, stehen gedrängter und liegen dem Stengel fast an; am oberen 'i'heile des Stengels sind sie noch kleiner. Xm- am Bande erscheinen sie mit steifen JHärehen besetzt. Sie stammt aus dem' Oriente. Ihre Kultur ist der der vorigen gleich, die Zwiebeln müssen je- doch bei scimeelosem Winter aus Vorsicht gedeckt werden. 12. Lilium ])omponium L. wird in den Gär- ten ganz gewöhidich mit der vorigen, welcher sie allerdings sehr nalie steht, verwechselt. Die P^arbe der Blüihe neigt .«ich mehr dem Oraiigenrotlien zu und wird duieh dunklere Punkte unterbrochen. Nach imseren Beobachtungen biegen sicii auch die Spitzen der Blumenblätter nicht wiederum nach vorn. Auch die Laubblätter verhalten sich in sofern anders, als bei der vorigen Art, weil sie vom Stengel mehr abstehen und nur am Rande, nicht aber auch an ollte jeder ^litarbeiter dar- nach streben, dass jede Sorte, welche er aufgenom- men hat, so weit es nur irgend möglich ist, den bei den grossen Ausstellungen versannnelten Pomo- logen zur Nachprüfung vorgelegt werde. Finden sieh in einer Gegend ganz besonders geschätzte Sorten, welche noch nicht beschrieben sind, vielleicht nur einen provinziellen Namen be- sitzen, oder deren Name nicht sicher ist, so muss das dabei bemerkt werden, in sofern man sie doch aufnehmen zu müssen glaubt. Bei einer in einer Gegend neu eingeführten Sorte sollte immer bemerkt werden, wie lange sie daselbst schon bcobaelitet ist. Wir werden für eine übersiclitliche Zusammen- stellung dieser Berichte sorgen, und es wird dieselbe eine sehr werthvolle jährliche Vereinsgabe bilden, da sie in aller Kürze die vielen in ganz Deutsch- land gemachten, für jeden ObstzUchter nützliehen Erfahrungen enthält. Es kann gar nicht zweifelhaft sein, dass durch eine soh.'he gemeinsame Thätigkeit der Deutsche Obstbau sich ganz bedeutend heben und das Inter- esse daran sich noch merklieh steigern dürfte. Auch hoffen wii-, dass für dieses nützliche, nationale Un- ternehmen sich eine ausreichende Anzahl Deutseher Pomologen und Obstzüchter bereit erklären wird. Sind wir gleich noch nicht iu der Lage, alle 00 pomologischen Kräfte unseres Vereines genau zu kennen, so haben wir doeii vorläufig l'olgendes Ver- zoiclinisH rndtc sich ertVeuen kann. Wenn man die Nuss in die Erde bringt, so konnnt nach '.) Monaten das erste Blatt hervor; wie- deium dauert es so lange, bis das zweite und dann das dritte und ort erseheint. Dabei ist das Eigenthümliehe vorhanden, dass die einzelnen über- einanderstehenilcn ]31ätter aus einer Rinne der Mit- telrijipe des (hirnnter belindlichen Pdattes herauszu- treten scheinen. Der Stamm braucht 30 Jahre, be- vor die Blüthenknospe sich zeigt. In der männli- chen Pflanze bildet diese einen o Fuss langen und 3 Zoll dicken KoUien, di'r von zaldreichen, in einer Spirale stehenden Deckblättern besetzt ist. aus deren Wiidceln die Blüthen entspringen. Deren Entwicke- lung geschieht so langsam, dass es oft 8 und selbst 10 Jahre dauert, bevor auch die obersten sich ge- öfl'net haben. Die weiblichen Plüthen befinden sich an einem festen und steifen Stiel in Zickzaekform und wer- den viiu .") grossen Deckblättern unvgeben. \'on diesen endigt das änssei-ste mit einer steifen, lan- zettförmigen Spitze, welche in einer besonders von der Natur eingerichteten Vertiefung der Mittelrippc des obersten Blattes eintritt und dadurch den Stiel in den Stand setzt, die grossen Früchte, deren bis- weilen 10 und 11 sich entwickeln und dann zu- sammen 4 CentPiCr wiegen, besser xu tragen. In der l!er.chdruckerei (L. Mewes), Berlin, Zieten-Platz No. 2. Wochenschrift Vereines zur Beförderjiiijj; des Garteiihaiies in den Koni»;!. Prenssischen Staaten für Cvärtiierei und Pflaift^eifikuifide« Redakteur : Professor Dr. Karl KLoch, General-Sekretair des Vereine». No. 8. Berlin, den 24. Februar 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buclihandel . als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. illhalt: Peter Jo.seph Leuuc, Genenil-Direktor der Königlichen Gärten. — Der Central-Park in Neu-York. — Der Gartenbau- Verein in Hilde.'^heini. Sonntag, den 25. Ccbniar, pünktlich um II (Ilir, findet im Englische» Hause (Iflolii'cnstr. 49) eine Versammlung des Vereines zur Bcförilcruiis «Ics (iartciibaucs slatt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Peter Joseph Lenne, General - Direktor der Königlichen Gärten. Als wir im vorigen Honimer dio Nachricht von dem am (j. Juni 1865 erfolgten Tode l'axton's brachten und mit seinen Land?leuten den \'erhi.-t eines Mannes bedauerten, der auf die .'Vusschmük- kung und Verschönerung des Inselreiehes einen ! grossen Einfluss ausgeübt luiltc, ahnten wir lüeht, dass uns naeli 7 Monaten ein gleiclier \eilust tref- fen, dass der Mann, dem nielit allein ]5ei-lin und Potsdam oder selbst Preussen, sondern das gesamrate Deutschland für das, was er gesehaften oder wozu er wenigstens hülfreidie Hand geboten, zu grossem Danke verpfiieiitet sind, dann nieiit mehr unter uns wandeln würde. Waren doch nur wenige Monde verflossen, wo wir iim wahrend der grossen Aus- stellung in Erfurt noeji lebens- und thatkräftig, wie er über ein halbes Jahriiundert gewesen, sahen und die Fri5elie seines immer noch jugendlichen Geistes bewiandert iiatten. Frohen Muthes eilte er Mitte Heptember von da nach seiner kaum fertigen \'iiia bei Koblenz, wo er dereinst sein vielbewejrtes Le- ben zu schliessen gedachte. Er kehrte im Oktober nach Sanssouci zmück. Ein Unterleibsleiden, was er vor 2 .lahi-en glücklich überstanden , ergrifi' iim von Neuem ; auch dieses Mal schien es noch einmal überwunden zu werden; da trat eine Nervcnscliwäclie dafür ein. 4 scliwere T.age durchlebte er und am 23. .Januar, früli 7 Uhr, unterlag er einem Nervenschlag, So war iiim nicht ver- gönnt, den 15. Februar, wo er vor nun 50 Jahren in die Dienste Fricdricli AA'ilhelms III. getreten und seitdem nocii zweien preussischen Königen treu ge- dient, mit den Vielen, welche sich angeschickt und Vorbereitungen getroffen, festlich zu begehen. An- statt die sciiöne Jubelfeier in diesen Blättern zu schildern, wie wir uns früher gedacht, widlen wir nun versuchen , ein Bild von seinem tliatenreichen Leben zu geben, und ihm damit, auch in diesen Blättern, einen Denkstein setzen, 200 Jahre sind verflossen, als ein Gärtner aus dem Lütticher Lande, wo dessen Familie sich sclion lange vorher eines grossen Rufes in der Kunst, schöne Pflanzen heranzuziehen und sie gescbmack- voli zu verwenden, erwoiben liatte, auf den Kuf des damaligen Kurfürsten von Köln nach Poppels- dorf bei Bonn, dem kurfürstliclieu Sommer -Auf- enthalte, übersiedelte, um als Hofgärtnei- die Pflege des dortigen Lust- und Hofgartens zu überneiimen. August in le Neu — denn so schrieb sich ur- sprünglich die Familie — kam im Jahre 1(3G5 nach Bonn, Es geht dieses aus einem Briefe hervor, der uns vorliegt und worin Augustin Ic Neu am 31. März 1G92 um Erstattung von oßti Gulden, welclie zur Herstellung des kurfürstbclien Lust- und Hofgartens nach der französisclien Belagerung von ilnu verausgiibt worden waren, unterthänigst bittet. Bis auf den Vater des jetzt verstorbenen Ge- neral Garten-Direktors verwalteten fortwährend Nacli- 8 58 kommen des Augustin le Neu den Hofgarten iu Poppelädorf bei Bonn. Diesem selbst folgte sein 8(din i\Iaximilian Heinricli, den später Huber- tus le Neu ersetzte. Dessen Sohn, Kunibertus, war der Grossvater unseres Lenne, dessen Vater, ebenfalls Peter Joseph in der Taufe genannt, den .Familiennamen in Lenne umwandelte. Peter Joseph Lenne, der Sohn, wurde am 2'J. September ITb'J zu Bonn geboren, hat also ein Alter von 7(5 Jahren und nicht vollen 4 Monaten erreicht. Sein Vater, ein für seinen Stand sehr gebildeter Gärtner, gab dem Sohne eine gute Er- ziehung und nahm ihn nach absolvirteni Schul-Un- terrichte in die Lehre, damit er ebenfalls zu einem tüchtigen Gärtner herangezogen werde. Sein Stre- ben nach weiterer Aursbildung führte ihn bereits im Jahre 1811 nach Paris, wo er unter Desfontaines als Garten -Gehülfe im botanischen Garten daselbst eintrat. Er besuchte flcissig die botanischen Kol- legien und machte die Bekanntschaft der damals in Paris lebenden botanisch-gärtnerischen Notabilitäten, besonders Thouin's. Versailles zog ihn ungemein an, denn hier war ja der Stvl des geistreichen Garten- künstlers le Notre noch in seiner Reinheit vor- handen, während sonst sich mei^t nur unbedcu- tende Nachahmungen vorfanden. Noch lieber ver- weilte er in dem nahen Trianon, wo der Gründer des natürlichen Systemes lange Jahre segensreich ge- wirkt hatte. Wir erinnern uns noch der Stunden, in denen er uns selbst ilittheilungen machte und mit Begeisterung von den noch vorhandenen Bäu- men, welche Jussieu selbst gepflanzt hatte, sprach. Auch die Baukunst fesselte ihn um so mehr, als sie damals noch in Paris die Gartenkunst in ihrem Gefolge besass und diese deshalb mehr oder minder von ihr abhängig geworden war. Leime hatte aus- serdem das Glück, dem bekannten Baumeister Du- rand persönlich bekannt zu werden. Eifrig befleis- sigte er sich unter ihm architektonischer Studien. Nach Bonn in das väterliche Haus zurückgekehrt, blieb er nur kurze Zeit daselbst. Es trieb den stre- benden jungen Mann, der schon zeitig eine beson- dere Vorliebe für den künstlerischen Tlieil der Gärt- nerei an den Tag gelegt hatte, vorwärts. Wo konnte auch sein Geist mehr Nahrung finden, als in der Natur selbst? Er begab sich zunächst nach der Schweiz und von da nach Süd-Deutschland, wo be- sonders in ^lünchen Sckeil, der wohl zuerst in Deutschland dem natürlichen Gartenstvle (.Teilung verschafl't hatte und dessen herrliche Anlagen lange Zeit ihn fesselten. Ging Lenne auch später sei- nen eigenen Weg, so hat er doch Sckeil in der Ciruppirung des Gehölzes, in der Benutzung der I-Iewegungen in deji Konturen als Meister vor sich gehabt; Lenne brachte aber den Gegensatz der Wald- und Ilain-Parthien zu den Wiesenflächen in ein gefälligeres Ebenuiass, obwohl es in seinen spä- teren Arbeiten wiederum etwas vernachlässigt wurde. Der Friedrich -'VA'ilheltns- Garten in Magdeburg, wo das Ebeimiass in seltener Vcdlcndung zur (üeltung gebracht wurde und der neue Theil des Thiergar- tens mit seinen meisterhaft gelungenen Wasserpar- thien , wo aber doch die Schattenparthicn bereits das Uebergewicht erhalten haben, sind neben dem Friedensgarten Lenn(5's gelungenste Werke; in der Eigenthümlichkeit der Durchführung sind sie aber sehr verschieden. Doch wir wollen nicht voreilen und Lenne jetzt von München nach Wien begleiten. AVien zeich- nete sich damals durch Anlagen mannigfacher Art aus. Volksgärten in der gelungensten Durchfüh- rung, Kaiserliche Hofgärten im grossartigsten Stvle, Schmuckgärten, auf das Sauberste ausgestattet, auf der einen Seite bereits eine der Natur entlehnte An- ordnung iu dem englischen Style, auf der anderen noch steife holländisch -französische Nachahmungen, nicht immer im, wenn auch bizarren, so doch schö- nen le Notre'scheii Style durchgeführt, gaben Lenne reichliche Nalnung für seine Ausbildung, aber auch Stoff zu neuen (.Tedanken, zu neuen An- sichten. Der Umgang mit geistreichen Männern, von denen Jacquin, der damalige Direktor des bo- tanischen Gartens, in seiner wissenschaftliehen Bil- dung obenan stand, gab ihm jene Vielseitigkeit, de- ren er grade in seiner Lebensrichtung speziell be- durfte. Die grösste Zeit seines Wiener Aufenthaltes brachte er aber in Scliönbrunn zu. Hofgärtner Boos daselbst, ein Freuml seines Vaters, nahm den jungen Lenne zu sich und sorgte in Allem auf eine vä- terliche Weise für ihn. Auch Sckeil, der den Auftrag hatte, für den Garten des Schlosses Laxen- burg neue Pläne zu entwerfen, scheint ihn empfoh- len zu haben. An der Durchfülirung der Pläne hat wahrscheinlich Lenne Antheil genommen, selbstän- dig ist er jedoch dabei nicht gewesen. Im Jahre 1815 kehrte er nach Bonn zurück. Hier privati- sirte er eine kmze Zeit bei seinem Vater und be- schäftigte sich damit, auf seine eigene Hand Ver- schönerungs- Pläne für Koblenz zu entwerfen, was in den letzten französischen Kriegen ungemein ge- litten hatte. Üb ihn der damalige Hofmarschall und Gar;cn- Intendant v. Maltzahn schon in \^'ien hatte ken- nen gelernt, oder ob dieser in jener Zeit am P>er- liner Hofe gewichtige Mann erst durch die Koblen- zer Pläne auf ihn aufmerksam wurde, ist uns eben- falls nicht bekannt. Durch besondere Empfehlung des Ober-Landforstmeisters Plartig an den Hofmar- schall v. Maltzahn trat Lenne in Folge einer be- 59 sonderen Kuhiiicts-Ordre vom 15. Februar 1810 als Garten-Geselle (wie damals die GarteiiGeliülfen noch genannt wiird<'n) in iSanssoiici bei Potsdam ein. Geb. Ober-Banratli Öebulze war damals < lartcn-Direktur und hatte die obere Aufsieht über diu Königlielien Gärten bei rutsdam; Lenni5 stand unter ihm und hatte wiederum das (liück, mit besonderem A\'ohi- wollen aufgenommen zu werden, so dass er schon im folgenden Jahre als Garten-Ingenieur vereidigt wurde. Die vorausgegangenen Kriege hatten natürlich auch auf die Königliehen Gärten, besonders auf Sanssousci, einen nachtbeiligen Einfluss ausgeübt. Das französisische Regiment, welches leider mehre Jahre auf ganz Pieussen lastete und in seiner gan- zen Härte sieh kund gab, hatte auch in Sanssouci nicht unbedeutende Vcrwü-itungeii sich zu Schulden kommen lassen. In den wenigen Jahren des Frie- dens war zwar durch die l'"ürsorge Friedrich Wil- helms III. Manches schon geschehen; man hatte aber nur immer dem Einzelneu seine Aufmerksam- keit gewidmet, ohne einen Plan für das Ganze zu Grunde zu legen. Da kam Lenn^ und deutete vor Allem auf die Nothwendigkeit eines Prinzipes hin, dem sich alles Andeie unterordnen oder we- nigstens ansehliessen müsste. Die Gärten von Sanssouci und sonst bei Pots- dam waren zwar keineswegs in dem grellen Zoj)f- style, in den man auch in Deutschland ziemlich all- gemein verfallen war, angelegt, aber doch herrschte die grade Linie mehr oder minder vor. Beschnittene Hecken mit allerhand Figuren, wie man sie damals verlangte, ]5uehsbaum-Arabesken mit gefärbten Glas- kugeln, welche noch heut' zu Tage unterhalb der Bildergallerie vorhanden sind, spielten aber auch in Sanssouci und in den übrigen in der Nähe befind- liclien Theilen eine grosse Polle. Schon unter Friedrich ^Villielm IL, der sehr viel Sinn für Natur- Schönheiten hatte, dem natür- lichen Style deshalb in hohem Grade huldigte und ihn allentlialben, wo es ging • — zunächst in dem Neuen Garten, den er bereits im Jahre ITtSo an- legen liess — zur Geltung gebracht hatte, war Hof- gärtuer Kyscrbeck bemüht gewesen, den alten Styl zu verdrängen und namentlich krummlinige Wege an die Stelle der graden zu setzen. Da die Pietät des Königs aber keineswegs erlaubte, mit einem Male Alles umzugestalten, so liess beispielsweise Eyserbeck, wenigstens zum Theil, die Hecken nicht mehr schneiden und wusste Manches noch aus- serdem dem neuen Style unterzuordnen. Er hatte selbst die Absicht, die Terrassen von Sanssouci in einen Grashügel umzuwandeln, scheiterte aber an dem festen Willen des Königs. Lenne' bemühte sich vor Allem, das Terrain kennen zu lernen, studirte aber zu gleicher Zeit auch die Geschichte der verschiedenen Gärten, um nicht in den Fehler Eyserbeck's zu verfallen. Den ersten grossen Aufti'ag, den er als Gai ten-Ingenieur erhielt, war der, den sogenannten Keuen Garten, wo man die Axt bereits zu viel angelegt hatte, in einen Englischen Park umzugestalten. Keineswegs war es aber ilvr ganze Garten, der auf einmal in Angiift' genommen wurde, da der Kö- nig durch eine frühere Lichtung, die wohl viel zu bedeutend gew-esen sein mag, in seiner grossen Liebe zu Bäumen sich nicht wenig gekränkt fühlte, son- dern nur einzelne Theile wurden nach und nach, allerdings nach einem zu Grunde liegenden Prinzip, umgeändert, so dass es eigentlich U Jahre (von 1816 bis 1826) bedurfte, bis der Neue Garten (freilich einiger späteren L^mänderungen noch ungerechnet) seine jetzige Gestaltung erhielt. Es liegen uns Pläne, wie dieser in jener Zeit ausgesehen haben mag, zwar nicht vor, man sieht aber doch, dass iiim für seine Anordnungen reich- liches Material, namentlich schöne grosse Bäume, zu Gebote standen. Der Neue Garten bei Potsdam gehört ohne Zweifel noch heut' zu Tage, wo seit- dem noch so viel Anderes und Grossartiges iu's Leben gerufen ist, zu den bedeutendsten Anlagen der Havel-Insel, auf der Potsdam liegt. Wenn wir wünschten, dass ein gleichmässigeres \'erliältniss der ofl'encn Grasfläehen zu den Gehölzen, um den rei- zenden Bewegungen am Saume der Ilaine und A\ aldstücken besser folgen zu können, durchgeführt worden wäre, so spricht tlieses zwar nur ein Laie aus, der aber doch mit N'orliebe seit vielen Jahren in der Natur selbst, sowie in künstlichen Anlagen, Studien gemacht hat. Es kommt dazu, dass einzelne, wenn auch sonst schöne, so doch an sich zu dichte Bäume, besonders Silberlinden, den liasenfläehen, auf denen sie stehen, wiederum nicht wenig Baum entziehen und damit die Wiesenfläehen noch kleiner, den Ge- gensatz zwischen diesen und den Gehölzen illuso- risch machen. Trotzdem ist aber der Gedanke, den Lennc^ bei der Umgestaltung zu Grunde legte, mei- sterhaft durchgeführt. Wir haben fast bei jedesma- ligem Durchgehen des Parkes Gelegenheit gehabt, neue Sehöniieiten, auf die wir früher nicht geachtet, aufzufinden und uns ihrer zu erfreuen. Klein-Glienicke, was damals dem Fürsten Har- denberg gehörte, kam an die Reihe. Der Park hatte damals bei Weitem nicht die Ausdehnung, wie jetzt. Wir vermögen über die Anlage nichts zu sagen, da seitdem unendlich viel durch die Hand seines jetzigen hohen Besitzers geschehen ist. Zwi- schen dem Schlosse in Potsdam und der Havel liegt ferner der Lustgarten, der, in seiner jetzigen Ge- staltung und seinen Zwecken vollkommen entspre- 8' 60 cliend, im Jalire 1818 von Leime neu angelegt wurde. Wiederum einen GIaHzj)nnkt der Lenn^' sehen Arbeiten finden wir in der Pfaueninsel. Leider wird diese heut' zu Tage viel zu wenig von Fremden, noeli seltener von Berlinern besuclit; und doch bie- tet sie so viel Schönes dar für Den, der die Natur liebt, aber auch so viel Interessantes für Den, der für vaterländische Geschichte ein Herz in der Brust trägt. Friedrich Wilhelm IlL hat einen gros- sen Theil grade seines })atriarchalisehen Lebens auf der Pfaueninsel zugebracht. Sie war sein Lieblings- Aufenthalt bis zu seinem Tode. Damals befand sich noch eine reichliche Menagerie daselbst, die jetzt auf wenige Vögel beschränkt ist. Aber die herrlichen Bäume, besonders stattliche Eichen, Ailantus, Hik- kory's u. s. w., sind geblieben und — gewachsen. Wir können nicht umhin , namentlich Fremde auf den Besuch der Pfaueninsel um so mehr aufmerk- sam zu machen, als der W^eg auf der einen Seite dem Wasser entlang, auf der anderen hingegen von einem bewachsenen Höhenzuge, der hier Glienicke begleitet, reizend ist. Die Pfauen - Insel wav bereits im Jalire 1793 wiederum in Königlichen Besitz gekommen. Frie- drich Wilhelm 11. fuhr oft aus dem Heiligen See, der an einer Seite den Neuen Garten begrenzt, der Havel entlang nach der Pfauen -Insel, wo ihm be- sonders der dortige Eichenbestand gefiel. Auch Friedrich Wilhelm III. liebte vor Allem diese Insel und Hess alsbald nach seinem Eegierungs-An- tritte sie verschönern und wohnlich machen. Gern vei'weilte er mit der Königin Louise daselbst, bis die unglücklichen Kriege auf lange Zeit ihn seinem Lieblings - Sitze entführten. Kaum war aber der Friede wiedergegeben, so eilte er nach Sanssouci und seiner geliebten Insel, welche er im Jahre 1816 zu seinem Sommer-Aufenthalte zu machen beschloss. Die Ackerfelder wurden wieder in Wiesenflächen umgewandelt und ein Park in dem neueren Style angelegt. Der erst vor 2 Jahren verstorbene Ober- Hofgärtner Ferd. Finte Imann hat das Verdienst gehabt, die Umarbeitungen nach dem Lenne'schen Plane damals dui'chzuführen und die Insel damit nach und nach zu einem wahrhaft königlic'ien Aufent- halte umzugestalten. Berühmt wurde sie durch ihre herrliche Hosen -Sammlung, welche 140 Quadrat- vuthen einnahm und allein über 3000 hoch- und halbstämmiee Eosenstöcke enthielt. Die Fasanerie war schon zeitig vom Neuen Garten nach der Pfaueninsel versetzt, mit dem Ankauf der Karls- ruher Menagerie im Jahre 1818 wurde sie aber zu einem zoologischen Garten umgestaltet, der sich zu seiner Zeit eines grossen Rufes ei'freute. (Fortsetzung folgt.) Der Central - Park in Aeu-York. Zu den grossartigsten Unternehmungen, welche in der neuesten Zeit in Neu -York in Angrifi" ge- nommen sind, gehört wohl auch der Central -Park. Die berühmt gewordene Croton -Wasserleitung, die einzig in der Welt dasteht, und alle Bauten der Art, welche je im Alterthnme und in der Neuzeit ausgeführt sind, übertrifft, versieht bereits die her- anwachsende Stadt der Neuen Welt mit dem nöthl- gen Trinkwasser. Welche Anstrengungen und Ko- sten dieses verursacht hat, genüge hier ein Beispiel. Um das Wasser auf die Insel zu leiten , auf der Neu-York liegt, musste eine Brücke von 1450 Fuss Länge gebaut werden, welche, 114 Fuss über dem Wasserspiegel hoch, von 1.') mächtigen Pfeilern ge- tragen wird. Kaum fertig, denn 1842 wurde die Wasserlei- tung der OcflVntliclikeit übergeben, dachte man von Neuem daran, durch eine Schöpfung anderer Art nicht weniger für das Wohl der Bewohner zu sor- gen. Eis genügte nicht, das eine Element der Stadt zu bieten; neben Wasser ist eine gesunde, reine Luft das wichtigste Bedürfniss einer grossen Stadt. Im südöstlichen Theile Neu -Yorks liegen die Eeservoirs fiU- diis Wasser. Grade die darum lie- gende Gegend wählte man um so mehr, um frische Luft durch Anlage eines Parkes mit grossen Rasen- flächen, allerhand Baumgruppen und Strauehparthien mitten in der Stadt zu schaffen, als ihr sumpfiges Terrain und der schmutzige Aufenthalt verwahr- loster Jlenschen daselbst bis dahin Ursache gewesen waren, dass sich oft Miasmen bildeten und allerhand Krankheiten hervorgerufen wurden , welche nicht allein in diesem Theile pestilenzartig wütheten, son- dern bisweilen sich auch über andere gesunde Stadt- theile ausbreiteten. Ganz besonders war es der äus- serste Theil des heutigen Central-Parkes im Süden, wo der Abschaum der Menschheit, die Hefe der Stadt Neu-York, die Sentina rei publieae, um mich mit Cicero eines Ausdruckes zu bedienen, sich seine Wohnstätte gegründet hatte. Ueber 300 solcher Spelunken und menschlicher Wohnungen wurden in einem Jalire niedergerissen; aus dem gewonne- nen Baumaterial fertigte man hauptsächlich die 4^ Fuss hohe Mauer rings um den Central-Park an. Unsere Volksgärten sind ofi"en; man hat zu je- der Tagesstunde Zutritt. Selbst spät des Abends bis in die Naclit hinein kann man in ihnen lust- wandeln und nach heissen Tagen die Kühle des Abends geniessen. Nicht so in Neu-York. Wie die lichtgcbeude Sonne sieh verbirgt, werden die Thore zum Park geschlossen und Derjenige verfällt in Strafe, den man noch in den Gängen und Wegen findet. Für die späte Abendzeit muss sich der Be- 61 wohner Neu-Yorks eine andere Gegend suchen, wo er frische Luft schöpfen, wo er sich von des 'J'ages Last und Hitze wieder erholen kann. Neu- York ist trotz seinen bereits nach Millionen zählenden Einwohnern noch sehr jugendlich. Zwar schon 1633 von Holländern angelegt, dalirt sich seine Bedeutung doch erst seit der Unabhängigkeits- Erklärung der Vereinigten Staaten in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhundertes. Das Merkmal unserer alten Städte: krumme und enge Strassen, in die bisweilen kaum die Sonne scheinen kann, sucht man vergebens in ihr. Aber doch stellte sich mit der Vergrösserung das BedUrfniss nach grossen freien Plätzen nicht allein, sondern auch nach mit Bäutnen bepflarizten Anlagen, besonders in den bei- den letzten Jahrzehenden, immer !nehr heraus. Be- reits im Jahre 1851 fasste man den Plan, etwas der Art in's Leben zu rufen. Da man aber gleich anfangs etwas Groseartiges im Sinne hatte, was be- deutende Mittel in Anspruch nehmen würde, so zo- gen sich noch 2 Jahre dahin, bevor man bis zu einem festen Entschlüsse kam. Es wurde eine Kon- kurrenz ausgeschrieben, an der sich .33 Garten-In- genieure betheiligten. Wiederum vergingen 3 Jahre, bis ein Plan zur Durchführung angenommen wurde. Olmsted und Vaux heissen die Künstler, welche bei dieser Konkurrenz den Sieg davontrugen. Noch fehlten aber immer die nöthigen Geld- mittel, denn nicht weniger als 17 Millionen Dollars (zu 1 Thlr 12 Sgr.) wurden zur Anlegung des Cen- tral-Parkes veranschlagt. Die Hälfte dieser Summe allein war nothwendig, um das nöthige Terrain zu schaffen. Durch besondere Akte vom 17. April und 29. September 1857 wurden schliesslich auch diese Geldmittel sicher gestellt; somit nahm man auch das grosse Werk in Angriff. Neu-York hat zum allergrössten Theil regelmäs- sige, grade Strassen, die rechtwinkelig sich schnei- den. Die breiteren, welche eine Eichlung von Süd- west nach Nordost haben, führen den Namen Ave- nues, die übrigen, welche von Südost nach Nord- west gehen, werden einfach Strassen (Streets) ge- nannt. Da sich die grossen Ecservoirs der Croton- W^asserleitung ziemlich in der Mitte der Gegend, wo der Central-Park angelegt werden sollte, befan- den, so hatte man auf diese Weise gleich anfangs hinlänglich Wasser und vermochte ohne grosse Ko- sten nach allen Theilen des Parkes hin Röhren zu legen. 770 Acker*) Landes, welche die regelmäs- sige Figur eines länghchen Viereckes von 2^ Meile Länge und ^Meile Breite**) bildeten, waren erworben. *) Der preussisclie Morgen verhält sich zum nordamerika- nischen Acker, wie l,oooo : 1,5849. **) Die preussische Meile verhält sieh zur nordamerikani- schen, wie l,OüüO : 0,2136, ist also fast 5 Mal grösser. Damit die Bewohner der durch den Central- Park getrennten Stadttheile aber nicht in ihrem ge- schäftlichen Verkehre gestört wurden, legte man gleich anfangs 4 Verbindungswege in einer Weise an, dass diese zu jeder Zeit passirt werden konnten, ohne die Spaziergänger im Parke auch nur im Ge- ringsten zu stören. Man kann sich wohl denken, dass die belebteren Strassen einer Stadt, wie Neu- York, den ganzen Tag hindurch nicht wenig mit Menschen und zum Theil selbst mit Vieh angefüllt sind. Um die Verbindungswege auf diese V/eise herzustellen, gehörte, wie man daraus ersieht, die ganze Erfindungsgabe dessen dazu, der es auszu- führen hatte. Da das Terrain hügelig ist, so gehen die Verbindungswege bald durch grossartige Tunnel, bald auf Dämmen, aber immer in einer Weise, dass der, der innerhalb lustwandelt, sie gar nicht beniCikt, am allerwenigsten aber in seiner Neigung zum Ge- hen oder Fahren gestört wird. Das wellige Terrain des Central-Parkes bot aus- serdem Mancherlei dar, was der Künstler zu seinem Vortheile benutzen konnte. Die Hügel und Hügel- reihen besassen eine verschiedene Höhe und erho- ben sich selbst bis zu 135 Fuss; zwischen ihnen befanden sich wiederum Thal- und Schlucht-ähnliche Senkungen, zum Theil von Wasser ausgefüllt, zum Theil aber auch nur mehr oder weniger sumpfig. Dazu kam der zum Theil felsige Boden, durch den man ein sehr brauchbares Material zur Anlegung von romantischen Parthien erhielt, wenn auch an- dererseits er auch bei der weiteren Bearbeitung und Planirung manche Schwierigkeiten dargeboten ha- ben mag. Die beiden Reservoirs, von denen das alte aus 2 viereckigen Bassins von 30 Acker Flächeninhalt besteht, während das neue aber eine unregelmässige, krummlinige Figur von 106 Acker Inhalt darstellt, bringen den Central-Park in 2 ungleiche Theile, von denen der nordwestliche kleiner ist, 160 Acker enthält und nur erst im Allgemeinen in Angriff genommen wurde, während der südöstliche Theil mit 331 Acker Landes zum grossen Theil fertig ist und bereits vielfach benutzt wird. Auf beiden Seiten der Reservoirs befinden sich auch noch 135 Acker Landes. Bei der jetzt folgenden Beschreibung des Par- kes beschränken wir uns hauptsächlich auf den süd- östlichen Theil. Der Gartenkünstler ist um so grös- ser, je mehr er das gegebene Terrain zu benutzen versteht; in gegebenem Falle ist es meiner Ansicht nach meisterhaft geschehen. An der nordwestlichen langen Seite des Parks befindet sich in der Nähe der grossen Reservoirs ein schöner freier Platz, Manhattan -Square; an seiner südlichen Ecke be- gann früher eine ziemlich tiefe Eiusenkung, welche 62 sich quer durch den Park his zu seiner slidlichsten Ecke erstreckte und auf beiden Seiten von ziemlicli iohen Hügeh-eihen cingei'as.st winde. Diese Hiigel- reihen bilden in der Mitte ihrer l^ängen - Ausdeli- iiung kleine Piateaii's von gegen 1 U Acker Landes. Das südliche Thal (soutliern v,illcy genannt) ist mit den beiden Hügelreihen der Haupttheil der gan- zen südöstllclien Hälfte, die gewöhnlich als Nieder- park (wegen senior tiefern Lage im V'erhältniss zum jiordwestlielien Tlieile, dem Oberparke) bezeichnet wird; an dieses Tiial mit seinen Hügelreihen ist alles Uebrige gleichr^ani angelehnt und gruppirt. An Ijeiden Knden erscheint das Thal breiter und weiter; deshallj wurden auch beide Stellen zu Seen-artigen Wasserbehältern benutzt. Der obere See hat die bedeutende Grösse von 2ü xVckern und zieht sich von Nordwesten nach Südosten um eine Hügelreihe (Ranible) herum. Seine Konturen sind in der Weise geschnitten, dass der Phantasie des Spaziergängers hinlänglich Spielraum gegeben wird, die Entfernungen ganz anders auszudehnen, als es in der That der Fall ist; so ziehen sich zum Theil Zungen Landes in das Wasser hinein und decken alles, was dahinter liegt; anderntheils dringen Buch- ten wiederum tief in das Land, imd das die Ufer begrenzende Gebü^eh erlaubt scheinbar den Blicken nicht, den Lauf des Wassers, was hier aber ein Ende hat, weiter zu verfolgen. So wähnt sich der, ■dem die Oertlichkeit nicht genau bekannt ist oder dem der Plan nicht vurliegt, auf einem weit gross- artigeren und vielmehr umfassenderen Terrain zu befinden. Die 'j'äuschung möchte nni so natürlicher sein, als der Künstler auch im Stande ist, durch die Mannigfaltigkeit im Laube der Gehölze einzelne Punkte dem Auge scheinbar weit ferner hinauszu- rücken. Der andere Wasserbehälter im änssersten Süd- ost des Central- Parkes ist weit kleiner (5 Acker enthaltend), zieht sieh aber ebenfalls in einem Halb- monde mit vielfach-geschlungenen Konturen um ein scheinbar vorgeschobenes breites Stück Land, was ausserordentlich felsiger Natur ist und bereits be- pflanzt wurde. Was sonst rings um den See liegt, ist noch roh und wird später in Angriff genommen werden. Ein zweites Thal beginnt ziendich an derselben Stelle, wie das erste, oder stellt vielmehr von ihm nur ein Nebenthal dar. Es schneidet den Park an dem alsbald näher zu besehreibenden Theile, der den Namen Ramble führt, f|uer durch und wird des- halb Centrallhal (central vallev) genannt. Es ist weit enger, als das erste Thal, wird aber ebenfalls auf beiden Seiten von, wenn auch nicht so hohen Ufern umgeben. Das Land, was auf der einen Seite bis zum grossen See sieh erstreckt, auf der andern hin- gegen bis zu dem alten Reservuir reicht, ist bereits eine fertige Anlage und wurde mit ungemeiner Sorg- falt bearbeitet; es scheint selbst das Joujou der Künstler zu sein. Es ist der Theil, welcher den Namen ßamble führt. Dieses. Wort lässt sich im Deutschen nicht gut übersetzen und bedeutet ein tmhersclnveifen ohne eigentlichen Zweck. Li der Tliat ])ie1en auch die vielfach in sich verschkinge- nun h'usspfadc dieses Theiles Gelegenheit, sich zu ergehen und entweder in dem Düster der Sehatten- gänge nach dem See hin sieh willkürlich Gedanken hinzugeben und ein inneres beschauliches Leben zu führen, oder auf der entgegengesetzten Seite, nach dem alten Reservoir hin, von grossen Rasenflächen umgeben und den schönen blauen Himmel über sich, sich in die weite Welt zu versetzen. Obwohl mitten in einer der grössten Städte der Welt, ja sogar unmittelbar in der nächsten Nähe des am mei- sten benutzten Verbindungsweges, wo viele Menschcu und Massen von Vieh sich den ganzen Tag neben einander bewegen, sieht und merkt man in dem Eamble von alle dem nichts und glaubt das Drän- gen und Treiben der geschäftlichen Welt unendlich weit von sich. Während dieser Verbindungsweg iu der Illrde iu Form eines Tunnels weitergeht, steht nicht weit davon auf einer der höchsten Stellen des ganzen Parkes ein J'hurm , von wo aus man sich einer herrlichen Aussicht über den ganzen Park er- freut. Dieser 'i'hunn ist jedoch nur provisorisch vorhanden, um die Arbeiter zu übersehen. Von einer schmalen Landzunge im Westen des Rainble führt eine ziemlich lange Brücke über dem See, an einer Stelle, wd er sehr eingeengt ist, nach der entgegengesetzten Seite auf eine breite Halbin- sel, von der man, am südöstlichen L'fer weiter ge- hend, Zinn grossen Springbrunnen gelangt. Dieser liegt wiederum am Ende einer breiten Bucht, au deren Ufer man einen herrlichen Blick nach dem gegenüberliegenden Ramble besitzt. Entgegengesetzt erhebt sich eine Riesentreppe von seltener Schön- heit und ausgeschmückt mit Ornamenten aller Art und führt auf das Central-Plateau, auf dem ein schöner L-?12 Fuss langer ^Veg von 35 Fuss Breite und auf jeder Seite von 2 Alleen Ulmen eiugefasst nach dem entgegengesetzten Ende fühlt. Diese Riesentrep])e ist so cigenthümlicher Art, dass sie w(dd einer näheren Besehreibung werth ist. Sie besteht eigentlich aus o Theilen, von denen der mittlere doppelt so breit und von einem ^'iadukt überbaut ist, während die beiden seitlichen aber offen liegen. 8 Pfeiler tragen den Viadukt und theilen den unter ihm liegenden 'Jheil der 'J'reppe wiede- rum in 7 schmale Gänge, durch die man aufwärts- steigend nach dem eben näher bezeichneten Weg des Plateau's gelangt, die seitlichen oder eigentlicLeu Od Freitreppen korres]iuijdiren liingegeii mit den We- sren zuisclieu den Ulmen-Reihen. Um diese eigentliche Baiuut verständlielier zu machen, bemerken wir znnäclist, dass in dem gan- zen Parke durchgeführt ist, dass die dreierlei Wege: für Fussgänger am schmälsten, für Reiter etwas breiter und für Wagen am breitesten, sich einander nirgends kreuzen. Entweder füint der eine durch einen Tunnel unterhalb weiter und der andere geht auf der Oberfläche entlang oder der eine wird durch einen Viadukt getragen und der andere setzt sich auf ebener P]rde fort. Bei dieser Einrichtung wird der Spaziergänger nie von einem Reiter oder Wa- gen inkommodirt; es können Kinder viel mehr freien Willen haben, ohne dass man einen daher rollenden W^agen oder ein wildes Pferd zu fürchten brauchte. Auf der nordwestlichen Spitze des Ccntral-Pla- teau's erfreut man sich einer herrlichen Aussicht; sie ist selbst ein Knrrespondenzpunkt mit dem früher beschriebenen Tliurme des Ramble's. ilan wollte aber niclit allein den Fussgängern, sondern auch den Reitern, sowie denen, welche spazieren faliren, Gelegenheit geben, diese Aussicht zu geniessen. Aus dieser Ursache machte man in der Mitte der nörd- lichen Endspitze des Plateaus eine ziemlich tiefe, schräg abführende Aushöhlung und legte in dieser den mittleren Theil der grossen Treppe, während man von aussen seitlich durch die stehen gebliebe- nen Ränder des Plateau's, auf denen vorn die bei- den Fi-eitreppen aufwärts steigen, die Fahrw-ege in Form von Tunneln führte. Die Tunnel beider Ränder stehen wiederum durch den eben näher be- zeichneten Viadukt, von dem aus der Blick eines- theils nach dem See und dem gegenüberliegenden Ramble, anderntheils nach dem zwischen den Ulmen dahin führenden Hauptwege ermöglicht wird, in Ver- bindung. Nordwestlich und westlich von diesem Plateau befinden sich 2 grosse Rasenflächen, nur hier und da von Felsen unterbrochen. Die eine hat 15, die andere 10 Acker Areal. Ein Fahrweg führt zwi- schen beiden durch, während 1? tusspfade die grös- sere durchschneiden. Diese beiden Rasenflächen ge- ben ein ganz anderes Bild und tragen zur Beruhi- gung des Auges, was durch die vielerlei Felscnpar- thien und Baumgrupj)irungen zu vielseitig bis daher in Anspruch genommen war, sehr viel bei. Auch das Aujre bedarf einer Erl louing; und diese wird gewiss durch eine Grasflächc am besten gegeben. Diese beiden Rasenflächen haben aber auch noch einen andern Grund, der leider bei unseren noch so schönen Anlagen viel zu wenig berücksichtigt ist. In der Regel macht man nämlich Anlagen und Volksgärten nur für die Erwachsenen; als wenn die Kinder, grade weil sie zu ihrer körperlichen Aus- bildung der freien Luft und einer angemessenen Bewegung mehr als jene bedürfen, hier keiner Be- rücksichtigung verdienten! Die guten IMütter blei- ben lieber zu Hause und verziehten oft auf die An-' nelimlichkeit eines Spazierganges im Paik oder im V(dks-Garten, weil sie ihre Kinder zu sehr behüten müssen und (iefahr laufen können, entweder zur Strafe gezogen zu werden oder zu sehen, dass Rei- ter und Wagen in ihrem raschen Trabe sehr leicht Unglück anrichten können. So viel uns bekannt ist, hat von unseren Gartenkünstlei'n nur der geist- i'eiehe Fürst Pückler-Muskau in seinem neuen Parke in Branitz darauf Rücksicht genommen. Wir erlauben uns daher auf unsere Beschreibung des ge- nannten Parkes hinzuweisen. Wir schliessen unsere kurce Schilderung des Centrai-Parkes in Xcu-York und hoffen, dass wir in einigen Jaln-en im Stande sind, auch den oberu Theil nälicr zu beschreiben und schliesslich unsere Ansicht über das Ganze auszusprechen. W^ie wir vernommen, ist man bereits sehr weit vorgerückt und können wir bald einer Vollendung entgegense- hen. . Von grossem Interesse ist, dass man im obe- ren Theile auch ein Arboretum, also eine Sammlung von allen im Freien aushaltenden Gehölzen, anlegt. Es ist dieses um so gewichtiger, als die amerikani- schen Gehölze keineswegs sämmtlich so genau stu- dirt sind, als es zur vollständigen Kenntniss noth- wendig ist. ^^ ir freuen uns aber, dass der sonst hauptsächlich praktische Amerikaner hiermit auch seine Achtung vor der Wissenschaft an den Tag legt. Ihr IJartt'ülpaii-Vereiii in Ilildt'sheiii!. Am 21. Januar hat der Gartenbau -Verein in HiU'.esheiin sein 1 U-jähriges Bestehen durch eine be- sondere Versannnlung gefeiert. Seitdem in Hanno- ver selbst ein Gartenbau- Verein, mit dem Inten- danten der Königlichen Gärten, v. Malortie, an der Spitze, vor einigen Jahren sich neu gebildet hat, war jener gezwungen, seinen ursprünglichen Namen ^Hannoverscher Gartenbau-Verein" in „Hil- dcsheimcr" umzuwandeln. Wir haben schon früher uns erlaubt, über ihn und seine Thätigkeit zu be- richten; es sei uns demnach gestattet, auch jetzt wiederum auf ihn zurückzukommen, und zwar um so mehr, als er mehr im Stillen wirkt und sich auf Ilildesheim und Umgegend beschränkt. Das hat auch sein (iutes, da man dabei weniger seine Kräfte zersplittert und demnach auch mehr leisten kann. Auch der Hildesheimer Gartenbau -Verein hat Gärtner und Laien zu Mitgliedern. Während die Ersteren aber leider häufig in den Vereinen eine passive Rolle spielen und Alles den Laien überlas- 64 seu, denen doch mehr oder weniger das Verständ- niss und die Praxis abgeht, so finden wir hier eine Anzahl gebildeter Gärtner, welche sich ]\IUhe geben, durch Demonstrationen und \'orträge aller Art zu belehren. Denselben ist es wohl hauptsächlich zu verdanken, dass die Liebe zu Pflanzen und Blumen auf eine erfreuliche Weise in luid bei Hildesheim zunimmt. Da der Verein selbst keine Schriften herausgibt, dem wir übrigens beistimmen, so wer- den die Vorträge in öffentlichen Blättern auch zur Kenntniss des grossen Publikums gebracht. Da- durch erspart man zunächst nicht wenig an den geringen Mittehi, welche an und für sich derglei- chen Vereinen in der Regel niu- zu Gebote stehen, ferner erstreckt sich aber auch die AVirksamkeit des Vereines auf ]S'icht-Mitglieder desselben, von denen vielleicht Mancher dadurch für ihn gewonnen wer- den kann. Wir verdanken dem Vorstande des Hildesheimer GartenbauA'ereines einen schriftlichen Bei-icht über seine Wirksamkeit im verflossenen .Jahre, in dem auch die gehaltenen Vorträge aufgeführt sind. Die Auswahl der Gegenstände ist sehr gut. Möchten doch andere Gartenbau-Vereine in gleichem Masse wirken! Es dürfte von Interesse sein, die wichti- geren Gegenstände, über die gesprochen ist, hier zu nennen; vielleicht greift man anderwärts diesel- ben auf und behandelt sie auf eine andere Weise. Dergleichen Gegenstände waren: Welche Obstsorten eignen sich zu Anpflanzun- gen an öffentlichen Wegen und in frcigelegenen Gärten? lieber die Kesultate der letzten Gemüsc-Erndte in der Hildesheimer Gegend. Ueber die Übst-Erträge der Anjifianzungen an Strassen, aus offiziellen Quellen nacligcwiesen und ermittelt. Ueber Auswahl von Eosen. Ueber die Vortheilc und ^'orzüge stlbstgezoge- ner Garten-Sämereien. Ueber das Treiben und die dazu geeigneten Blüthensträuchcr. Ausser diesen Vorträgen werden aber auch Mit- theilungen gemaclit, brauchbare, besonders neue Garten -Instrumente vorgelegt und erklärt, schöne ]51umen und Pflanzen, zu enipfehlcndes Obt u. s. w. hier und da ausgestellt und Sämereien zur \'erthei- lung gebracht. All jährig findet auch, gewöhnlich Mitte Juni, eine gro isere Ausstellung statt. Eines der thätigsten Mitglieder des Hildeslieimer Gartenhau - Vereines, der Kunstgärtner und Baum- schulbesltzer .1. Butterbrodt, hatte bereits vor 2 Jahren eine (Jbstliauschule gegründet, au der während dieser Zeit 22 Schüler ausgebildet wurden. In diesem Jahre ist sie zu einer Gartenbauschule erweitert, in der 3 verschiedene Stufen gegründet sind. Da wir noch keineswegs viel Anstalten der Art haben, diese aber heut' zu Tage eine Nothwen- digkeit sind, so wird es gewiss Manchen interessi- ren , etwas Näheres darüber zu erfahren. Beson- ders Gutsbesitzern möchte es angenehm sein, zu er- fahren, wo sie ihren vielleicht in Betreff' der Be- handlung der Obstbäume nicht sehr erfahrenen Gärt- neiui ein wenig Unterricht crtheilen lassen könnten. 1. Zur Erlernung der landwirthschaftlichen Gärt- nerei ist ein 1-, 2- oder 3 -jähriger Kursus festge- setzt, je nachdem die Schüler Zahlung leisten (100 Thalcr bei ein-, 60 bei zweijähriger Lehrzeit) oder nicht (bei dreijähriger Lehrzeit). Grade an solchen, für landwirthschaftliclie Gärtnerei erzogeneu Leuten fehlt es uns am meisten. Luxus-Gärtner haben wir viel zu viel. Dergleichen passen nicht auf's Land und fühlen sich unheimlich daselbst. Der landwirth- schaltliche Gärtner bedarf aber ebenso gut Kennt- nisse und Intelligenz und vermag erstere nur in einer zu diesem Zwecke speziell eingerichteten An- stalt zu erhalten. Die Schüler können am 1. April und am 1. Oktober eintreten. 2. Zur Erlernung des Obstbaues ist die Zeit vom 15. März bis zum 15. Mai festgesetzt. Das Honorar (einschliesslich Kost und Wohnung) be- trägt 25 Thaler. 3. Zur Erlernung der Benutzung des Obstes ist nur die Zeit von 1 Woche nothwendig. Hier können auch Frauen und Mädclien, und zwar so- bald 4 zusammentreten, Plnteiricht für ein Honorar von 5 Thalcrn erhalten und zwar während der Mo- nate Oktober und November. Schliesslich bemerken wir noch, dass ebenfalls ein Seidenbau-Kursus von li Monaten eingerichtet ist, wobei Unterricht, Kost, Wohnung mit 17 Thlrn berechnet ist. Wir machen darauf aufmerksam, dass von Sei- ten der Samenhandlung von Martin (irasshoff in Quedlinburg (Provinz Sachsen) das Verzciehniss ausgegeben ist. Ein Blick in dasselbe lässt die Peich- haltigkeit erkennen. Samen von allerhand Gemüsen, von Gartenblumen, von Feld-, \^'ald- und Luststräu- chern sind daselbst zu beziehen, vor Allem verdie- nen aber die neuesten englischen, französischen und deutschen Pracht - Georginen, ferner verschiedene Warm- nml Kalthaus-, sowie ein schönes Sortiment von Schlingpflanzen, von Land- und Topfrosen, von Kartofi'cln, von Weinen und andern Pflanzen, Beach- luDg. Auch landwirthschaftliche Sämereien, beson- ders von weissen Zuckeirunkclrüben, glatter Cichorie, Riesen- und andern Mohrrüben-Sorten, verschiedenen Getreide-Sorten und Grasarten sind vorräthig. Auf frankirte Anfrage werden Kataloge franco zugesendet. Verlag von Karl Wie »an dt in Berüu, Kocli-Sti-.i.säe No. 22, Druck der C. Feis ter'.selien Bucbdruckerei (L. Stewes), Berlin, Zieti'u-Plalz No. 2. Woehensehrift des Vereines zur Befördeniiis: des (lartenb.anes in den Köiiis;!. Frenssischen Staaten tür Gärtnerei und Pflaifizenkuntle« Redakteur : I*r*oressor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No.9. Berl in, den 3 . März 1866. Preis des Jahrganges öj Tl. r., sowohl bei Bezug durch den But des deutsch -österreichischen lihandel, als auch franco Post- Vereines. durc . alk P ost-Anstalten Inhalt; Eine Pete Rosengärtnerei in r Josepli Lenne, Köstritz. Von einem General-Direktor der Laien. — Königlichen Einige Worte über die Gärten. (Fortsetzung.) Anordnungen in Ausstellungen. — Eine Roscngäitnerci in Köstritz. Von einem Laien. Im 4. Jahrgänge der Woclieiisclirift (S. 1 84) brachten Sie uns eine Si^izze über die 3 Haiidels- gärtnereien in Kösiritz, einem unbedeutenden Orte des Fürstenthums Reuss und zwischen Gera und Zeitz gelegen, wo der Besitzer einer jeden ein besonderes Ziel vor Augen hatte und eben deshalb rieht unbedeutende Erfolge erreichte. Die Geor- ginen Sieckmann's haben lange, selbst in dem mit gleichen Züchtungen stolzen Inselreiche, die ver- diente Anerkennung gefunden und werden selbst jenseits des grossen Oceans gewürdigt, die Portu- lak - Röschen und andere Florhlumen üeegen's schmücken jetzt die Gärten der ganzen civilisirten Welt und die Rosen Herger's haben allenthalben da Eingang gefunden , wo man die Königin der Blumen liebt, (bestatten Sie mir, die Gelegenheit zu ergreifen, auf die letzteren zurückzukommen. Der Besuch der Ausstellung in Erfurt veranlasste mich, eine Tour über Weimar nach dem reizend gelegenen Jena, wo ich vor fast .3 Jahrzehenden eine kurze Zeit weniger den Studien obgelegen hatte, als dass ich vielmehr die bald anmuthigen, bald romantischen Umgebungen mit ihrer reichen Flor kennen lernte, zu machen. Anstatt von da durch das schöne Saalthal nach Naumburg zu ge- hen, zog ich dieses Mal vor, Köstritz, was Sie im oben erwähnten Aufsatze so hübsch geschildert ha- ben, zu besuchen. Nie hätte ich geglaubt, im September noch so viele Florblumen vorzufinden, als es in Köstritz in der Herger'schen Rosengärtnerei der Fall war. Es versäume daher ja kein Blumen- und speziell Rosen -Liebhaber, wenn er eine Vergnügungsreise macht uuil nach Thüringen und dem Usteilande kommt, oder vielleicht nach Bayern gehen will, die Richtung von Weissenfeis über Zeitz zu nehmen und einen Tag in Köstritz zu ver^^'eilen, damit er sich die Freude mache, den dortigen Rosenschmuck in Augenschein zu nehmen. Kann man den Be- such in der Rosenzeit vornehmen, um so besser; es wird der Eindruck unbedingt grossartiger sein; aber ausserdem zu jeder anderen Zeit, wie ich mich dieses Mal im Herbste überzeugt habe, ist hin- länglicher Rosenschmuck vorhanden, um sich von der Wahrheit meiner Aussage zu überzeugen, so lange nicht sehr unfreundliches Wetter den nahen WMnter ankündigt. Diese Reise nach Köstritz lässt sich jetzt um so mehr fast ohne allen Zeitverlust bewerkstelligen, als bereits von Weissenfeis die Ver- bindung mit der baverischen Bahn bei Gössnitz in der allernächsten Zeit dem Publikum übergeben wer- den wird. Schon die Aufnahme von Seiten des freundli- chen Besitzers und nicht weniger der Eintritt in den reizenden Garten, wo der Raum dicht hinter der Wohnung eine Art Pleasnre-Ground bildet, von dem aus man allerdings in keinen Park, sondern in die Rosenbaumschule gelangt, macht einen ange- nehmen Eindruck. 20 Morgen sind hier nur mit Rosen bepflanzt! Man kann sich denken, welche Massen von Rosenstöcken darauf ihren Platz haben. 9 66 40 — 70,000 ist die gewülinliche Zahl. So viel auch ausgekauft wird, so ist doch immer so viel Vor- rath wieder vorhanden, dass die leeren Stellen bald ausgeglichen werden. Es ist eine bekannte Sache in der Wissen- schaft, wie in der Gärtnerei, dass man da, wo man sich eine bestimmte Aufgabe stellt, also sich kon- zentrirt, man etwas leisten kann. 20 Jahre ist es nun her, dass Herger sich sjjeziell nur mit der Rosenzucht beschäftigt. Man wird mir zugeben, dass man in dieser Zeit aucli etwas Erfahrungen sammeln und, wenn man diese benutzt, etwas lei- sten kann. Ebenso schafft man sich ailniählig einen guten Grundstock von Pflanzen an, der, indem man den Ausfall stets durch neue .Anzuchten deckt, sich gleich bleibt. Solche schöne Hochstämme von 5 und 6 Fuss und andere bis 12 Fuss Höhe habe ich kaum wo anders gesehen. Aber auch die Halbstänime be- fanden sich in der besten und sorgfaltigsten Kultur. Für mich war der Aufenthalt in dieser nur aus Rosen bestehenden Baumschule, sowie der, wenn auch kurze, Umgang mit dem Besitzer um so an- genehmer und lehrreicher, als der Letztere mir über Alles auf das Freundlichste iMittheilungen machte. Grade diese Jlittlieilungen dürften vielleicht auch das Interesse der Leser der ^^'(lch(•nschrif't in An- spruch nehmen. Nur zu niedrigen Veredlungen be- dient sich H erger der eigenen Sändinge, wo aber gleich auf den Wurzellials aufgesetzt wird; jedoch auch zu Halbftämmen eignen sich nach seinen Er- fahiungen dcrgleiclien Interlagen sehr gut. Das Verfahren wurde mir zwar auch mitgetheüt, da Sie es aber schon friihei' einmal in der Wochenschrift zur Kenntniss gebracht haben (4. Jahrg. S. 129), so will ich hier keine Wiederholung bringen. \^erlangt man jedoch Hochstämme von 5 — G, oder gar zu 10 — 12 Fus.a, wie z. B. beiden Trauer- rosen, so würde die Anzucht aus Samen zu lange dauern und auch zu viel Raum und Mühe in An- spruch nehmen, die schliet? Ich gebe zu, das Umbiegen verursacht bei starken Stämmen gi-osse Mühe, ist selbst bisweilen unmögliih; es nun lit ferner dann das Umwickeln nnt Strcdi n. s. w. viel Kosten und Sorgfalt. Ich werde aber auch ganz anders im Sommer belohnt. Während schwache Stämme auch schon in wenigen Jahren zu Grunde gehen, halten starke viele Jahre aus. Man kann ja luit den letz- teren in der Weise Vorkehrungen trefl'cn, dass man die Stämme mit zarteren und empfindlicheren Sorten nur im Schutze anpflanzt, während man nur solche mehr exponirt, welche nicht so empfindlich sind. Herger erzählte mir, dass er selbst im Früh- jahre oft die Umgebungen von Köstritz durchschweife oder zuverlässige Leute, die auch mit der Heraus- nahme gut vertiaut sind, in entferntere (liegenden sende, um in Hecken vor Allem kräftige Wildlinge herauszusuchen. Diese Wildlinge wachsen erst im Schatten und unter dem Schutze der Plecke auf, erkräftigen sich mid treten dann hervor, um nun den vollen Genuss des Lichtes und der Luft zu haben. Solche Stämme aus der Wildniss haben ein ganz anderes Ansehen, als die, welche mit noch so grosser Sorgfalt im Garten aus Samen erzogen wer- den. Allerdings kann mau nicht jeden Wildling brauchen, wenn er selbst noch ein so schönes An- sehen hat; er nuiss auch ein gutes Wurzelverraögen haben und in der Lage sein, sich auch, ohne zu grosse Verwundungen zu geben, leicht ablösen las- sen. Damit ist aber immer noch nicht alles abge- than. In der H erger'scheu Rosengärtnerei werden die ans der Wildniss herausgenommenen Rosenstämme auch ferner gut gepflegt; es wird viel Sorgfalt an- gewendet, dass sie ringsherum gutes Wurzclvermö- gen erhalten. Die Manetti Rose wurde nur zu niedrigen Ver- edlungen benutzt, machte sich aber dabei ganz vor- züglich. Die Frage, welche Sie in einer der letz- ten Nummern der Wochenschrift (Seite 4;')) stellten, ob nämlich die !Manetti-Rose auch als Unterlage in unseren klimatischen Verhältnissen gedeihe? wäre damit zum Tlieil beantwoitet. Man niüsste nur noch Veredlungen auf Hochstämme versuchen. Mir schien es, als wenn Herger noch keinen grossen Vorrath an Manctti-A\ ildlingcn besässe. Da die Ma- netti-Rose aber, wie Sie mitgetheilt haben, aus Steck- lingen gut wächst, so könnte man sich wohl rasch einen ansehnlichen Vorrath heranziehen. Nach Herger sind Bonrliim Kemontanten und besonders die brillanten, dunkelfarbigen Rosome- nen jetzt auf Ilochstiimmen von ö — 7 Fuss die be- liebtesten; siillcn die Stämme aber noch höher sein, dann passen nur wenige Remontanten, wie Alexan- drine Baclunetcff, Baronne l'revcjst, Jules ]\Iargottin, Lion des corabats, Mad. Trotter, Pius IX., Triomphe de l'exposition de Paris und einige andere. Die übrigen kommen in solcher Höhe nicht gut fort und verkümmein lüild, abgesehen davon, dass sie nie eine hübsehe Krone bilden. Noch besser sind zu dieser Hcdie Centifolien, Moosrosen, Sorten der Rosa alba und die C'c^'öhnhcl.en Hybriden zu verwenden. 67 Beim Veredeln muss man überhaupt sehr auf die Eligeiitliüinliclikeiten der einzelnen Sorten lUuk- sicht nehmen, damit man nicht etwa sclnvaehwach- sende auf Hochstämme, stark wachsende hingegen auf Ilalbstämme oder noch niedriger anbringt. Es ist daher immer Liebhabern anzurathcn, beim Ankauf von Sorten sieh mehr auf die Besitzer von liaum- sehulen zu verlassen und denen die Auswahl anheim zu stellen; man nui-s nur genau angeben, wozu man die Kosen haben will. Wir haben jetzt eine Anzahl von speziellen Rosengärtnern, welche gewiss dem Vertrauen ihrer Abnehmer licchnung tragen und nur gute Waare liefern. Dagegen kann ich nicht genug warnen, von Hausirern zu kaufen. Das Wohlfeilste ist oft grade das Iheuerste. Ich habe anfangs gesagt, dass der ]3esnch der Ilerger'schen Rosengärtnerei gleich beim Eintritt Freude macht. Auch Sie fanden sich nach Ihrer oben citirlen Beschreibung beim Eintritt angenehm berührt und haben über einige Gruppen von Blatt- pflanzen, die Ihnen besonders zusagten, Mittheilung gemacht; gestatten Sie mir daher, dass auch ich jetzt einige der Gruppen des Herger'schen Plea- sure-Ground's beschreibe, da diese von den früheren mehr oder weniger abweichen, und die l'flaiizen nenne, welche dieselben zusammensetzten. Die grosse Gruppe von ItJ Kuss Durchmesser hatte in der Mitte einige Elxemidare des Klarinetten- Rohres (Arundo Donax) in schönster grüner Farbe eingenommen. Um dieses herum war anstatt des früheren, nicht so dunkelcn Blumenrohres, was den Namen Canna discolor führt, eine der neueren, fast dunkelbraun -laubigen Sorten, nändich Canna nigri- cans, angebracht. Die einzelnen Exemplare hatten eine Höhe von 5 und 6 Fuss. Es folgte ein Kreis der buutblättrigen Abart desselben Klarinetten-Roh- res, wo die Blätter fast eine ganz weisse Farbe be- sitzen, und einer hohen Scharlach -Lobelie, welche beide miteinander abwechselten. Den dritten Kreis bildete Coleus Verschafteltii in braunrother Färbung, worauf eine grüne Buclisbaum - Einfassung als äus- serster Ring die ganze Gruppe umsäumte und gleich- sam als Rahmen abschloss. Von dem wirklich grossartigen P^ffekt, welchen namentlich die weissen Blätter und die feurigen Scharlachblüthen der Lobelien zwischen dem dun- kel-, fast schwarzbraunen Laube des Blumenrohres nach innen und dem Braunroth des Coleus nach aussen machten, hat man in der That keinen Be- griff, besonders wenn die Aussicht aus einer gewis- sen Entfernung erfolgte. Ich hatte im vorigen Jahre am Comer See in Italien und auf den Boromeischen Inseln, besonders auf den Prachtvillen Melzi, auf Bellaggio, Carlota, Frizzoni u. dergl., auch in den neuen Anlagen des Giardini publici (öffentlichen Gartens) in Mailand, Blattpflanzen-Gruppen von be- sonderer Schönheit gesehen, aber einen solchen Ein- druck, wie diese, hat keine auf mich gemacht. Eine andere Gruppe von ziemlich gleicher Grösse bestand in der Mitte aus einigen J'^xemplaren des Helianthus californicus, der ziemlich dicht beblättert ist und auf etwas steifen Zweigen die tellerförmigen grossen Blumen trägt, während ringsherum stattliche Exemplare des Riescn-Fuehsschwanzes (Aniarantus gi- ganteus) mit überhängenden rothen Blüthenständen und grünem Laube standen. Dieses letztere wurde zum 'J'heil gedeckt durch etwas kleinere Exemplare der PcrillaNankincnsis, deren eigenthümliche schwarz- braune Farbe wiederum für davorstehende Exem- plare des blutrothen Aniarantus melancholicus (ge- wöhnlich als ruber in den Gärten) einen Hinter- grund bildeten. Den Schluss machte ein Kreis der silbergrauen Cineraria maritima in buschig-herange- zogcnen einjährigen Samenpflanzen. ICine dritte Gruppe zeichnete sich in der Mitte durch breitgezogene und starke Exemplare des Ania- rantus monstrosus aus, die von einem Ringe der Pe- rilla Nankinensis umgeben waren. Es folgten nun 2 Ringe niedriger Exemplare des Aniarantus me- lancholicus; ein Ring des auf der Erde sich aus- breitenden Cerastium tomentusum bildete gleichsam den Schluss. ländlich gedenke ich noch einer ovalen Gruppe auf schönem, grünem Rasen. Dunkel-laubige, aber Scharlach -blüthige Lobelien (Lobelia Salterii) von nicht unbedeutender Höhe nahmen die Mitte ein; darum zogen sich buschige Exemplare des (Joleus Verschaffeltii. Ein anderer Kreis aus jungen Pflan- zen der Centaurea candidissima machte den Schluss. Form und Farbe der Blätter der letzteren nahmen sich im Rasen reizend aus. Einige Worte üOiT öie ilnorömingcii in llusllcfluugcn. Die Zahl der Pflanzen- Ausstellungen nehmen alle Jahre zu; zum Theil haben sie einen bedeu- tenden Umfang genommen und verlangen ausserdem noch so bedeutende Geldmittel, dass es wohl ge- rechtfei'tigt sein möchte, auch in der Wochenschrift sich dahin auszusprechen, welche Ansprüche man einestheils heut' zu Tage von Pflanzen-Ausstellungen machen kann und welche Zwecke diese anderntheils verfolgen. Dem Professor Reichenbach in Ham- burg hat die Amsterdamer Ausstellung Gelegenheit gegeben, jetzt, wo die dritte internationale Ausstel- lung in London bevorsteht, sich über den Zweck auszusprechen. Es ist nicht zu leugnen, dass Man- 9' 68 chcs, was er darin sagt, sehr zu beherzigen ist und Uebelstände siiii eingescliliclien haben, welche künf- tighin möglichst vermieden werden müssen, im All- gcnicinen vermögen wir jedoch unserem Freunde und Kollegen keineswegs beizustimmen. Was will man mit den Ausstellungen? fragt Reichen bach mit Recht. AVill man etwa _nur anui- siren, dass man Jlusik- Korps vielleicht noch bei einer feenhaften Bekuehtung aufstellt, damit die Be- schauer sich in irgend einen Garten ans den ilähr- eiien der Tausend und Einen Nacht versetzt lu se- hen glauben, oder sollen nicht vielmehr die Fort- schritte in der Gärtnerei vor Augen gelegt, die Gärtner selbst zu grösserem Wetteifer angeregt und überhaupt die Menschen mehr für Pflanzen- und Blumenzucht angespornt werden V Gewiss müssen diese o Punkte vor Allem bei Ausstellungen fest- gehalten werden. Würde man sie aber erreichen, wenn man die Reiehenbach'schen Vorschläge, die er aus dem (Gebrauche der früheren englischen Aus- stellungen entlehnt haben will, durchführt? Wir be- zweifeln es durchaus und fürchten im Gegentheil, dass eine so trockene Ausstellung ohne alle ästhe- tische Grundlage nur Fachmänner und sachverstän- dige Liebhaber, und auch diese nur zum Tlieil, interes- siren möchte, das grosse Publikum aber, bei dem doch grade Liebe zu Pflanzen und Blumen erweckt werden soll, bald wieder die Räume verlassen würde, wo, so schön auch die einzeln aufgestellten Pflanzen herangezogen sein möchten, es schliesslich langweilig werden müsste. Reichenbach verlangt nändich die Aufstellung nur einzelner Pflanzen, und zwar je nach den Aufgaben die verwandten nebeneinander, aber ohne allen weiteren Zusammenhang. Das mag recht bequem für die Ordner sowohl , wie für die Preisrichter sein. Für beide will man aber doch nicht die Ausstellung allein machen! Wir haben im Deutschen 2 Ausdrücke für das französische und englische Wort „ Horticulture"; aus ihnen ersieht man, dass Ilorticultuie (d. i. Garten- bau) eine doppelte Bedeutung besitzt. „Gärtnerei' bezeichnet die praktische, „Gartenkunst' die äthe- tische Seite. Grade aber die letztere ist es, welche Reichenbach zwar einmal erwähnt, deren Würdi- gung er aber verwirft. 1 nd dudi mu^s grade die ästhetische Seite bei Ausstellungen, namentlich wenn sie grossartiger Natur sein und auf das Gemüth des Men^chen wirken sollen, im Vordergründe stehen. Mit dem kalten Verstände erweckt man keine Liebe. Die Aufstellung der Pflanzen, wie sie für die Kri- tik der Preisrichter am bcqninisttn erscheint, ist sicherlich die alleischicchteste für Liebhaber und Laien. Man hat dies in England aucii eingesehen und weicht ('einiiach in der neuesten Zeit von dein früheren Verfahren mehr oder weniger ab. Welche Bedeutung der Gärtner in Deutsehland selbst auf Geschmack und ästhetische Anordnung legt, geht daraus hervor, dass selbst Handelsgärtner sich auch gern Kunstgärtner nennen, ein Name, der sonst Privatgärtnern vorzugsweise zukonnut. Der Fran- zose unterscheidet ebenfalls den Jardinier, dessen erste Aufgabe die ästhetische Seite des Gartenbaues ist, von dem Horticulteur, dem Handelsgärtner. Li Berlin hat der Verein zur Beförderung des Gartenbaues zweierlei Ausstellungen. Li der einen, welche gewöhnlich am ersten Sonntage im April stattfindet, soll, wie es früher in England der Fall war und zum Thcil noch ist, die Einzelpflanze als solche ihre Berechtigung erhalten. Es gilt dieses namentlich von den sogenannten Schaupflanzen. Dass aber aucli diese möglichst zu einem harmonischen Ganzen vereinigt werden, versteht sich von selbst. Allerdings hat der Ordner hier, wo er sich nicht frei bewegen kann, eine sehr schwielige Aufgabe; er muss viel Geschmack haben. Nächstdeni handelt es sich bei dieser Art von Ausstellungen um neue Pflanzen oder um neugezüchtete Formen und Hy- briden. Eine solche Ausstellung wird immer eine beschiänkte sein und verlangt in der Regel keinen grossen Raum. In Belgien veranstaltet man eben- falls dergleichen. Diese werden aber fast nur von Sachverständigen besucht und haben auch nur einen einseitigen Erfolg. Grosse, und vor Allem internationale Ausstel- lungen haben, wie die Sommer-Ausstellung des ge- nannten Vereines, ganz andere Tendenzen. Das Progiamin verlangt hier stets Gruppen. Dass hier das Einzel- Exemplar zu Gunsten des Ganzen zu- rücktreten muss, sagt schon der Begriff „Gruppe". Allerdings könnte bei Gruppen ein Jloinent, welches auch Reichen bach berührt, ohne jedoch weiteren Werth darauf zu legen, besondere Berücksichtigung verlangen: das Pflanzen -Geographische. Welchen wissenschaftlichen und zugleich interessanten Werth würde es z. B. haben, wenn Jemand eins jener Botkets von Blüthensträuchern, wie sie in den Sa- vannen Nord-Amerika's oft vorkommen und für un- sere landschaftlichen y\nlagen ein Vorbild gegeben haben, nachahinte. Welches Interesse würde nicht eine Lrwalds-Nachbildnng haben? Und sollte diese wirklich .'o schwer sein, wo grössere botanische Clärten und selbst Haiidelsgärtnereien das !Mateiial besitzen? Ein Bild von einem australischen Walde möchte ferner den Mann der Wissenschaft ebenso sehr, wie den Laien, interessiren. Das wären Auf- gaben, die solchen grossartigen Ausstellungen, wie die nächste internationale Ausstellung in London werden wird, wüidig sein müssten. Nicht minder wichtig sind die systematischen, aber immer zngleidi ästhetischen Aufstelhingeii, wie 69 sie schon seit längei'er Zeit bei den grösseren Aus- stellungen in Berlin, Brüssel, Gent, Amsteitlani, Pa- ris u. s. w. zum Theil sehr gelungen durehgctülirt wurden. Gruppen von Proleaceen, Dracäneen, Ilaide- artigeu Pflanzen, neuholländischen Papilionaceen u. a. waren innner in den Ausstellungen des Kontinentes vorhanden und trugen zur Verschönerung nicht we- nig bei. Leider niusste man oft nur bedauern, dass solche interessante Gruppen sehr oft keinen günsti- gen Ort, wo sie bequem und Uiit Jlusse besehen und selbst studirt werden konnten, zugetheilt be- kommen hatten. Wenn Reichen bach sogar gegen die Imiien Pflanzen sich ausspricht, welche die kahlen Wände decken oder auch nur als Staßage dienen sollen, so erkennt mau den strengen Gelehrten daran, dem alles zuwider ist, was die Wissenschaft nur ciniger- raassen beeinträchtigen könnte. Für den Botaniker hat eine Brennessel oder sonst ein Unkraut mehr Werth, als die schönste Karaellie oder Azalee, die der Liebhaber oft um sehr hohe Preise kauft, weil er das Schönheitsgefühl kaum kennt und sich nur von der Wissenschaft leiten lässt. Eine gärtnerische Aus- stellung kann aber mit keinem Herbarium verglichen werden, was dem Systeniatiker zwar unentbehrlich ist, bei dem Laien aber sehr wenig oder gar keinen Eindruck machen dürfte, in sofern die Pflanzen nicht etwa von der bekannten Dame in Triest, die deshalb mit vielen Botanikern in Tausch-Verbindun- gen steht, getrocknet worden sind. Haben doch Männer, die sieh selbst zwar Botaniker nennen, für die aber bei ihrer Pflanzen-Unkenntniss und sonsti- gen Einseitigkeit noch ein besonderer Name erfun- den werden niuss, das Herbarium mit einem Heu- haufen verglichen und damit sieh selbst als Botani- ker ein Armuths-Zengniss ausgestellt. Wir kommen schliesslich zu der Reichenbaeh entgegengesetzten Ansicht, dass nändich grade bei grösseren Ausstellungen, wenn sie ihren Zweck nicht durchaus veifehlen sollen, das ästhetische Moment vorherrschen muss und dass die Ausstellungen des Kontinentes vor den älteien englischen unbedingt den Vorzug haben. Das schliesst aber keineswegs aus, dass wir uns den übrigen Rügen Reiehen- bach's vollkommen anschliessen. Preisrichter kom- men in nicht gei'inge Verlegenheit, wenn sie nach dem Gewissen ein Urtheil abgeben sollen, und sie vermögen es nicht, weil die zu beurtheilenden Ge- genstände nicht bei einander stehen, sondern zum 'J'heil sehr entfernt, oft in beliebigen Ecken befind- lich sind, leider sogar bisweilen aus der Masse des Angekommenen gar nicht aufgefunden werden. Doch wir wollen auch gerecht sein und wenig- stens entschuldigen. Wir sind beinahe seit 2 Jahr- zehcnden vielfach bei Ausstellungen beschäftigt ge- wesen und glauben deshalb ein Urtheil zu haben. Es ist in der That keine Kleinigkeit in einer oft sehr kurzen Zeit eine grosse Aufstellung möglich zu machen, zumal die Einsender sehr oft den Ter- min nicht einhalten und dann noch die unbilligsten Foiderungeu machen, um ihren Pflanzen einen gu- ten Platz zu verschaffen. Es häuft sich in der Regel am letzten Tage das Material auf eine W^eise, dass schliesslich nicht mehr durchzukommen ist und man alles noch über's Knie brechen muss. Nach unserer Ansicht sind auch die vielen Preis- richter — in Brüssel, Gent und Amsterdam waren es über Hundert — ein Hemmschuh für eine rich- tige Beurtheilung. Es finden sich in diesem pralle viele Mitglieder der .Jury vor, die weder die nöthige Pflanzenkenntuiss haben, noch etwas von der Kul- tur verstehen. Gleich einem Al[i und inhaltsschwer drücken diese Unkundigen aber auf den Ausspruch. Man wähle ja nur wenige Preisrichter für bestimmte abgegrenzte Gegenstände, etwa 3. Diese müssen aber einige Tage vor dem Ausspruche sich schon einfinden, damit sie Zeit haben. Alles gehörig zu betrachten. Ist dieses geschehen , so wird in der Stunde, wo der Ausspruch erwartet wird, jedes Mit- glied hinlänglich vorbereitet sein. Feter Joseph Leime, General - Direktor der Königlichen Gärten. (Fortsetzung.) Durch alle diese Ausführungen, welche den Al- lerhöchsten Beifall fanden, erhielt Lenne schon da- mals einen Ruf, der selbst über die Grenzen seines speziellen Vaterlandes hinausging. Sein Königlicher Herr, Friedrich Wilhelm IlL, wusste das 'J'alent zu ehren und ernannte ihn im Jahre 1822 zum Garten- Direktor, als welcher er neben dem Geh. Ober- Hofbaurath Schnitze bis zum Jahre 1828 fun- girte, damit aber das ganze Direktorium allein über- nahm. Im Jahre 1820 hatte sich Lenne beieits mit Friederike Voss, der '^l'ochter des damaligen Ilof- gärtners in Sanssouci, einer liebenswürdigen Dame, verheirathet, welche das gastfreundliche Haus für Jeden, der da ein- und ausging, angenehm zu ma- chen verstand. Die Ehe ist kinderlos geblieben. Wir verlassen auf kurze Zeit Potsdam und seine LTmgebungen, wo Lenne in kurzer Zeit Vieles aus- geführt hatte, um ihn in einer anderen Thätigkeit zu erblicken. Lenne war einer der Stifter des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues in den Kö- niglich Preussischen Staaten zu Berlin. 1 1 Männer waren es, welche den tiedanken fassten, eine Ver- einigung von Männern zu Stande zu bringen, um 70 ■die Liebe zu Pflanzen und Blumen zu fördern und zu diesem Zwecke die gesammte Gärtnerei in iiner praktisclien und kUiistlcrisclien Seite zu lieben. Un- ter diesen Männern befanden sich der über -Präsi- dent V. Viucke, der (ieli. Ober- Finanzratli Lu- dolf, die Professoren Hermbstädt und Link, so- wie endlich der Garten -Ligenieur Lenne. Einer nach dem Andern ist bereits vom irdisclien Schauplatz abgetreten, Lenne zuletzt, aber der Geist, den diese Männer in dem Vereine kundgegeben haben, lebt fürt und fort. Es war am 18. Juni 1822, als diese 11 Männer zusammentraten, um die Statuten zu beratlien und sie der Allerhöchsten Genehmigung zu unterbreiten. Schon am 4. Juli wurde die Königliche Kabinets- Ordre zur Genehmigung ausgefertigt. 2 IMinister waren es besonders, die Freiherren v. Altenstein und V. Seil uck mann, welche dem neuen Vereine gleich anfangs ihre besondere Gunst zuwendeten. Au der ersten Sitzung am 1. Dezember desselben Jah- res nahmen bereits einige 80 Mitglieder Antheil; nnter ihnen befand sich bereits Louis Mathieu, der Nestor der jetzt lebenden Berliner Gärtner und der Einzige, welcher ans jener Zeit übrig geblieben ist und sich fortwährend in guter Gesundheit befin- det. Pflanzen und Blumen pflegend, wie früher. Mit einer seltenen Kührigkeit trat dieser Verein in's Leben. In der 2. Sitzung am 5. Januar 182i5 entwickelte Lenne schon seine Idee der Anlegung einer Landesbaunischule und setzte mit beredten und überzeugenden Worten die Gründe für eine solche Anstalt klar und deutlich auseinander. I^as Bcdürf- niss, seine Umgebungen zu verschönern, sei ebenso vorhanden, als die Nothwendigkeit, durch Anzucht von Massen veredelter Obstsorten Denjenigen das Material iu die Hand zu geben, womit sie grössere Anpflanzungen zu machen vermöchten. Gleich mit dieser grossen Baumschule sollte aber auch eine Un- terrichts-Anstalt in der Weise in's Leben gerufen werden, dass die Schüler des Potsdamer Seminar's darin Unterricht, besonders in der Obstzucht und in der Anlegung von Hecken, erhalten und auch Lehrlinge angenommen werden könnten. Doch der letztere I'lan änderte sich in sofern, als man über- haupt die Gründung einer Gärtnerschule in Schö- neberg am botanischen Garten ins Auge fasste. Diese Gärtnerschule wurde schliesslich zu einer Lehr- Anstalt mit 3 Stufen eingerichtet, in welche junge Leute im botanischen Garten zu 15crlin als Lehr- linge für 1 Jahr eintraten, daneben aber theoreti- schen Unterricht erhielten, und später zur weiteren Ausbildung in Sanssouci bei Potsdam einen höheren Kursus von ebenfalls 1 Jahre durchmachten. Die- jenigen Gärtner, welche bei der gehörigen Befä- higung noch die 3. Stufe als Kunstgärtner zu ab- solvircn wünschten, wurden ferner 1 Jahr lang in der höiieren Gärtnerei unteirichtet. Mit Gharlottenhof beginnt eine neue Aera für die Königlichen Anlagen. Friedricii Wilhelm III. war mit neuen Ansichten aus Italien zurückgekehrt und auch der damalige Kronprinz, nachheriger Kö- nig Friedrich Wilhelm IV., hatte aus jenem Lande der Kunst und des heiteren Himmels für seinen strebenden Geist neue Nahrung mit daheim gebracht. Der Kronpiinz war gewöhnt, am Tor- now in der Havel zu baden; der Weg dahin war jedoch von Sanssouci ziemlich weit, deshalb ergriff" der König die Gelegenheit, ein kleines Gut von 120 Morgen, welches damals schon Gharlottenhof genannt wurde, zu kaufen und es dann dem Kron- prinzen im Jahre 1825 zum Weihnachts-Gesehenk zu machen. Wenn auch schon mit dem Tode Friedrichs des Grossen und mit der Thronbesteigung Frie- drich Wilhelms IL der letzte Nachhall der Re- naissance verklungen war, so niusste doch noch eine geraume Zeit vergehen, um nach und nach zu einem edleren Style zurückzukehren. Es bedurfte dazu aber auch der Vereinigung solcher Männer, wie sie hier wirkten, noch mehr aber solcher Fürsten, von denen der Eine den höheren Sinn für das Schöne in der Brust trug und die nöthigen Mittel der Aus- führung bereitwilligst zur Verfügung stellte, der Andere aber als Kenner der Antike der Entwicke- lung der Kunst im Mittelalter bis in die neueste Zeit mit der grösstcn Aufmerksamkeit gefolgt war. AVenn Schinkel die Kunst des Aitcrtluunes von Neuem uns vorführte, so hatte sein gcistreiclier Schü- ler Persius die Architektonik des Mittelalters uns zu versinnlichen gesucht. Diese beide aber mit der Neuzeit zu verbinden, dazu schien Friedrich Wil- helm IV. selbst berufen; ihm zur Seite stand der Garten-Direktor Lenn(5, die geistreichen Gedanken seines königlichen Herren ausiührcnd und selbst schaffend. Mit der Schcnkungs-Urknndc von Gharlottenhof erhielt der Kronprinz 2 von Lenn^ angefertigte Pläne, einen laudwirthschaftlichcn und einen land- schaftlichen. Es war keine leichte Aufgabe, eine Nachahmung des Alterthumes und des Mittelalters, wo die Gartenkunst gleichsam nur das Kelief, und selbst oft dieses nicht, sondern nur den Rahmen der Baukunst darstellte und in unbedingter Abhän- gigkeit stand, darzustellen, ohne den das Landschaft- liche bedingenden Pflanzen ihr Recht, wenn auch nicht zu verkümmern, so doch zu beeinträchtigen. Es kommt dazu, dass das gebotene Terrain, aus Sand und Sumpf bestehend, wohl das ungünstigste war, was man sich denken konnte. Schon die Umgestaltung des Wohnhauses zu 71 einem Schlösschen im griechischen Style und die darum angefertigten Anlagen bewiesen die Möglich- keit selbst der innigsten Verbindung des antiken Baustyles mit dem neuesten und edelsten Garten- style, wie er in Deutschland, anfangs durch Sckell, später aber durch Fürst Pückler - Muskau und Lenn^, einen erhöhten Ausdruck erhalten hat. Die weitere Durchführung in der Gärtner-Wohnung und schliesslich im Pompojanischen Hause mit den wohl ebenfalls zuerst in Deutschland angebrachten Veranden und Festons grünlaubiger Schlingpflanzen, sowie mit dem italienischen Garten, wo allerdings die in der neuesten Zeit zur Gfeltutig gekommenen Blattpflanzen den Mais, den Fuchsschwanz u. s. w. verdrängten, haben dies auch glänzend dargelegt. Die ganzen Anlagen, nebst den Baulichkeiten, inuss- ten sich erst aus sich selbst heraus entwickeln und konnten keineswegs nach einem glcicii im" Anfange festgesetzten Plane ausgeführt werden. Es verging ein Jahrzehend und mehr, ehe Chailottenhof Das wurde, als welches wir es jetzt sehen. Im Jahre 1822 war auch der Sommer- Aufent- halt des verstorbenen Staats-Kanzlers, des Fürsten V. Hardenberg, in den Besitz des Prinzen Karl V. Preussen übergegangen. Lcnne erhielt auch hier den Auftrag, Pläne zu entwerfen und ra- thend zur Seite zu stehen; einen noch grösseren Kinfluss hat jcdocii auf die ersten Anlugen l' ürst Pückler-Muskau ausgeübt, obwohl der hohe Be- sitzer Alles bis in die neueste Zeit leitete und auch nur seine Ideen zur Ausführung brachte. Prinz Karl ist daher im eigentlichen Sinne des Wortes der Schöpfer einer der geistreichsten Anhigen, die jetzt existiren. Wenn Charlottenhof, wie angedeu- tet, die gelungene Verbindung des Alterthumes mit der Neuzeit darstellt, so repräsentirt Glienicke in einer seltenen Vollendung den neuesten Gartenstyl. Wohl nicht leicht hat Fortuna einem Künstler so gelächelt, alsLenne. Was hätten alle die geist- reichen Ideen genutzt, wenn ihm nicht fortwährend (lelegenheit geworden wäre, dieselben zu verwirk- lichen? Die Ideen der Mensehen stehen meist im Widerspruche mit der Wiiklichkeit und können auch in der Regel nicht ohne Weiteres in diese übergehen. Es bedarf der Gelegenheit, dieselben anzupassen. Nur durch Uebung gelingt es, allmäh- lig die (icgensätze der Idee unil der Wiiklichkeit zu versöhnen und auszugleichen. Diese Gelegen- heiten hatte Lenne in reichlichem Masse. Aber noch mehr wollte ihm das Geschick wohl, denn er diente .3 Königliehen Herren, die nicht allein Silin für das Schöne hatten, sondern auch wnssten, dass die Kunst vor Allem auf die Veredlung der Menschen einwirkt. Friedrich Wilhelm IV. hatte aber ausserdem ein seltenes Verständniss; er leitete und verfolgte mit der gespanntesten Aufmerksam- keit die Ausführung, der in der Regel seine eige- nen Ideen zu Grunde lagen. Niemand erkannte dieses auch melir, als Lenne. Oft gab er es bei öffentlichen Gelegenheiten kund. Noch vor Kurzem hat er dies gethan , als er im vorigen Herbste zu Erfurt bei dem dortigen Banket für die iiim dargebrachten Aufmerksamkeiten Worte des Dankes aussprach. Doch wir kehren zur speziellen Thätigkeit Lenne's zurück. Im Jahre 1824 erhielt er von Seiten dos Ober-Bürgermeisters in Magdeburg den Auftrag, den Plan zu einem Volksgarten in Blag- deburg zu entwerfen, und, als dieser genehmigt wurde, auch zur Ausführung zu bringen. Leider haben wir den Friedrich- Wilhelms-Garten — denn diesen Namen erhielt der besagte Volksgarten — in seiner ersten Anordnung nicht gesehen; die Eisen- bahn und ausserdem noch verschiedene städtische Gründe waren Ursache, dass ihm später Terrain entzogen, ihm auch nicht mehr die Aufmerksamkeit gewidmet und er schliesslich mehr oder minder in andere Bahnen gelenkt wurde. Es liegen uns aber die Pläne voi-. Einzelne Paitliien des Gartens be- zeugen noch klar und deutlich den Geist, welchen Lenne' mit grossem Erfolge in den Volksgarten zu legen versuehte. Richtiges V\'rliältuiss der Rasen- flächen zu den Gchölz-Partliien, meisterhaft gelegte Wege, die sich nirgcmis in der Fernsicht dem Auge darbieten, reizende Gruppen, grössere Gt:hölz-Par- thien und wiederum einzelne Bäume, Alles in der schönsten Harmonie zu einander und zu dem Ra- sen! Wir bedauern, dass uns Zeit und Raum fehlt, um uns ausfüliilieh über dieses Kunstwerk Lenne's auszusprechen. Während des französisch -russischen Krieges im Jahre 1812 waren eine Anzahl guter Sänger aus dem russischen Heere in die Gefangenschaft von York gefallen und später auch vom Kaiser Ale- xander nicht zurückverlangt worden; sie wurden deshalb dem 1. Garde-Regiment zu Fuss einverleibt. Als der Kaiser 1825 gestoiben war, beschloss der König Friedrich Wilhelm III. die noch lebenden Sänger in einer besondeien Kolonie anzusiedeln und jedem einzelnen Veteran ein russisches Haus zu er- bauen und zur Wohnung anzuweisen. Die noch von Friedrich dem Gi-osscn angelegten Maul- beer-Pflanzungen waren daselbst grösstenllieils ein- gegangen, so dass das Terrain die nöthigen Räum- lichkeiten darbot. Am i]\. März 1827 wurden die fertiircn Hänser und die ebenfalls im russischen Stvle gebaute Kirche übergeben. Alexauilrowka wird lei- der von Berlinern und von Ficniden viel zu wenig gewürdigt. Lenne hatte auch hier den Plan ent- worfen und die Verschönerungen durchgeführt. 72 Man glaube aber ja niclit, dass Lcnn^ über dem Schönen das Nützliche vergessen hätte. Er trug viel dazu bei, dass dem Obstbau eine grössere Aufmerksamkeit gewidmet wurde, und war in dieser Hinsicht, besonders im Vereine zur Beförderung des Gartenbaues, ungemein thätig. Die Anregungen, welche von Thüringen aus, besonders durch Si ek- ler und Dittrich, gegeben waren, machte er zu den seinigen; sie sind nicht ohne Einflnss für die Mark Brandenburg geblieben. Näheres darüber fin- det man in dem ersten Bande der Verhandlungen des genannten Vereines. Nächstdeni interessirte sich Lenn^ auch für Anpflanzungen aller Art, beson- ders von Alleebäumen, und vertheilte aus der T.an- desbaumschule auf die freigebigste V^^eise nach allen Seiten hin. Hauptsächlich waren es Schulen auf dem Lande und überhaupt öffentliche Anstalten, die sich, um Gehölze zu Anjitlanzungen, Verschönerun- gen u. s. w. bittend, an den Direktor der genannten Anstalt wendeten und, soweit möglich, auch befrie- digt wurden. Mit dem Regierungs-Antritte Friedrich Wil- helm's IV. im Jahre 1840 begann auch für Lenn^'s schöpferisches Talent eine neue Epoche. Die frü- heren Könige hatten, wie wir bereits hier und da schon angedeutet haben , eine Vorliebe für irgend einen Theil der ziemlich umfangreichen Havel-Insel und wendeten diesem besondere Aufmerksamkeit zu. So war manches Einzelne und Schöne entstanden; es fehlten aber die Verbindungen und der durchaus nöthige Zusammenhang, um eine Einheit herzustel- len und die ganze Insel in eine grosse Anlage mit landschaftlichem Charakter, in der die Stadt Pots- dam den Mittelpunkt bildete, umzuwandeln. Dieser grossartige Gedanke muss den König schon lange beschäftigt haben, denn wie wäre es sonst möglich gewesen, dass so rasch zum 'J'heil entgegengesetzte Punkte in Angriff genommen und in der kürzesten Zeit einem glücklichen Ziele entgegengeführt wer- den konnten. 2 Männer waren es aber, welche ihrem Königlichen Herrn hülfreich zur Seite stan- den und dessen ureigene Idee auch zur Ausführung bi'achten: Lenne und Persius. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, Alles, was da geschehen, der Reihe nach vorzuführen; wir können nur dem Interessanteren und Wichtigeren ims zuwenden, um damit zu zeigen, wie Lenne's ganzes Leben mit den Verschönerungen der Pots- damer Insel, mit Verschönerungen, die einzig in der Welt dastehen, auf's Innigste zusammenhängt. Der König hatte sieh eine doppelte Aufgabe gestellt, deren Lösung und Vereinigung sehr schwierig war. Bei den Verschönerungen sollte nämlich auch den geschichtlichen Erinnerungen Rechnung getragen werden. Der eigenthüniliche Charakter einer frühe- ren Zeit durfte demnach nicht in dem neueren Style völlig untergehen, ja selbst nicht zu sehr in den Hintergrund treten; er musste im Gegentheil hier und da um so mehr gewürdigt werden, um ein desto klareres Bild von jener Zeit zu verfolgen. So wur- den beispielsweise die Berceau's an der Bilder-Gal- lerie erneuert, die Terrassen mit Marmor-Ornamen- ten aus alter Zeit besetzt und dem entsprechende Grotten angelegt. Selbst die geschlungenen Buchs- banin-Garnirungen mit den Schnüren von Glasperlen durften nicht fehlen. Man tritt hier gleichsam in eine neue Welt ein, ohne dass ein scharfer Gegen- satz zwischen dem Alten und Neuen sich kund gibt. 5Ian hatte die Absicht, für Berlin einen zoolo- gischen Garten ins Leben zu rufen und den Ort dazu bestimmt, wo bisher die Königliche Fasanerie vorhanden gewesen. Dieser Umstand und manches Andere gaben Verlassung, einem Theile der Pots- damer Insel, der ausserdem in der nächsten Nähe von Sanssouci und Charlottenhof lag, um so mehr seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, als bisher grade hier zum Tlieil eine Vernachlässigujig stattgefunden hatte, ja sogar verwilderte Parthien sich vorfanden. LenntS's Plan, wie er nach des Königs speziellen Ideen ent Gi'ad während des ^A'inters ge- halten wurde. Die Entfernung der Krone vom Oberlichte betrage gegen 8 Zoll, während der Stamm selbst von der ]^^ Fuss starken Jlauer noch 6 Zoll abstehe. Das Haus selbst liege 15 Zoll tie- fer, als das äussere Erdreich. Da die Wurzeln 2 Fuss tief in die Erde gewachsen, so könnten wohl Aeste unter dem Fundamente nach der äusseren Erdschicht gedrungen sein. Als im darauf folgen- den Winter einige weichere Pflanzen in das Ge- wächshans gebracht wurden, so machte sich die Erwärmung des Hauses bis auf lU Grad nothwen- dig. Bis dahin hatte der Baimi reichlieh getragen. Im Spätherbste 18G4 wollten die Knospen jedoch nicht anschwellen, vertrockneten schliesslich und fielen ab. Erst im März zeigten sich spärlich Blät- ter und ]>lüthen ans neugebildeten Knospen; im Sommer waren wiederum neue Zweige vorhanden, an denen sich jedoch nur schlafende Augen be- merkbar machten. Im vorigen Herbste schien sich der Jjauin normal entwickelt zu haben, wurde ausgeschnitten und gehörig mit seinen Zweigen angeheftet. Die Wärme wurde wiedeiuni auf lOGiad erhalten. Dabei ergab sich alsl)ald dasselbe, wie im vorigen .hihre: die Knosiien wollten nicht anschwellen und ver- trockneten schliesslich. Aus diesem Grunde wurde im Januar das äussere Erdreich am Hause aufge- rissen, Dung in die Grube gebracht und stark be- gossen. Ausserdem wurden täglich Stamm und Aeste mit einem nassen Schwamm 1 und 2 Mal be- feuchtet, die Zweige hingegen bebraust. Die Laub- knospen scheinen allerdings nun angeschwollen und es zeigen sich Blätter. Kaufmann Karstedt wünschte von Seiten Sach- verständiger Aufschluss und womöglich Jlittel zur Abwehr dieser Kalamität. ISach der Ansicht der anwesenden Gärtner möchte es an Wasser gefehlt haben, und zwar ganz besonders in der Zeit, wo der Baum angetrieben worden wäre. In dieser Zeit kann ein Pfirsichbaum nie genug Wasser erhalten und werde in dieser Hinsicht sehr oft gefehlt. An- derntheils wurde auch bemerkt, dass die Wurzeln möglicher Weise unter dem Fundamente nach aus- sen gedrungen und dem starken Forste ausgesetzt gewesen wären. Li beiden Fällen müsse man sich von dem Zustande der äussersten Wurzeln über- zeugen. Professor Koch legte das von Seiten des Ge- schäftsführei'S des deutschen pomologischen ^'creins, Lispektiir Lucas in Reutlingen, nach den JBesehluss- nahmen des vorbereitenden Ausschusses in Naum- burg a. d. S. ausgearbeiteten Programmes der 5. allgemeinen \'ersaunnlung der deutschen Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter vor. Dasselbe sei am 2.3. Februar von Seiten des hiesigen pomologischen Aus- schusses geprüft und mit Ausnahme einiger A'erän- derungen in Betrcfl' einer schärferen Fassung dem Lihalte nach vollständig angenommen worden. Es werde nun alsbald erscheinen und versendet wer- den. Der Tag der Eröffnung der Veisaramlung werde der 30. September sein und die ^'e^samm- lung selbst 4 'Lage währen. Li Betrcfi" der in den früheren \'ers;immlungen zur Sprache gekommenen Abnormitäten bei den Obstbäumen hatte Ilittergutsbesitzer v. Böse auf Emmaburg bei Lasphe in Westplialen ebenfalls Beobachtungen gemacht, welche er dem Professor Koch brieflich mitgetheilt hatte. Da diese allge- meines Literesse besasseii, brachte der letztere den betreftenden Theil des Briefes zur Kenntniss: „In der AVochcnschrift haben Sie mehrfach Ausschreitungen der Natur hervorgehoben, welche 10' '6 die ungewöhnliclie Witterung des Jahres 18G5 liervorrief. Gestatten Sie mir dazu die Bemer- kung, dass das zweimalige Blühen eines Ubst- baumes eben nicht zu den ausserordentlichen Fällen gehört, dass vielmehr einzelne Sorten fast alljährlich 2 Mal blUlicn. l>ahin gehört z. 11 die Holländische Butterbirn. Sie blüht alljährlich 2 Mal, wenigstens bei mir, setzt auch von der zweiten Blüthe Früchte an, die aber nur in gu- ten Jahren zeitigen. Anssergewöhnlich ist es aber, wenn Obstbäume zweimal blühen, zweimal Frucht ansetzen und beide Früchte zu gleicher Zeit reifen. Dies war 1S6Ö der Fall bei Kirke's schönem llambour und dem Gewürzkalvill. Diese Früchte der zweiten Blüthe hatten nur j der normalen Grösse, allein sonst alle Eigenschaften der Frucht, so die Färbung, den Geschmack, die Dauer u. s. w. — Von einem Hochstamme der Reinette Breda hatte ich in der ersten Hälfte des Oktobers die Früchte nach und nach gebro- chen, da begann er neu zu treiben und am 11. November stand er in voller Blüthe. Erst nach dem Eintritt der Kälte, wir hatten — 7 Gr., ver- , lor er die Blätter. Autfallender noch ist das Verhalten eines Kirschbaumes. Ein im Frühjahr verpflanzter Stamm der Guigne de fer, 3-jährige Kronen- Veredlung, stand am 2. Februar d. J., also zu Lichtmess, in voller Blüthe. Das sind alles Fälle, die wir schwerlieh auf den rechten Grund zurückführen. Auffallend war 1 8Gö das häufige Vorkommen des Sonnenstichs bei den Aepfeln. Er zeigt sich in einem gelben Fleck in der Röthe der Son- nenseite; unter diesem Fleck ist das Fleisch ent- weder gleich saftlos und pelzig oder wird dies auf dem Lager. Der Frucht selbst geschieht dadurch eben nur der örtliche Schade. Dagegen zeigte sich ein anderes T^ebel mehrfach, nämlich das Verderben oder Gährcn des Saftes, in dessen Folge die Haltbarkeit schwand. An einzelnen Früchten bemerkte man ein Einfallen und Hart- werden der Schuale auf kleinen Stellen; diese färbten sich allmählig dunkel oder grau und gin- gen zuletzt in's Braune über, womit dann der Eintritt der Fäulniss bezeichnet war. Dies traf hier vorzugsweise den Eothgestreiften walzenför- migen Schlotterapfel, der sonst gegen Ostern am besten, jetzt in keinem Exemplare Weihnachten erlebte." Garten-Inspektor Bouclie theilte als einen Zu- satz zu der Besprechung über Obstbäume folgen- des interessante Faktum mit. Im Jahre IPf)? habe er einen Baum der Bim Supr^me Coloma gepflanzt, welcher so enorm kräftig wuchs, dass derselbe im Jahre 18G4 einen Stamm-Durchmesser von 7 Zoll und eine 9 Fuss breite Krone besass. Die Rinde des Stammes war überaus glatt, ohne alle Risse. Im Frühlinge 18G4 blieb der Baum hinsichtlich des Triebes sehr zurück, was ihm sehr auffallend erschien; nach einigen Tagen bemerkte er, dass sieh die Oberhaut des Stammes in horizontalen, dünnen Streifen, ähnlich wie bei den Birken, ab- löste; nach genauerer Untersuchung fand sieh, dass die |- Zoll dicke Rindenschicht vollständig schwarz und erfroren war, während sich die Basis des Stam- mes unterhalb einer Veredelungsstelle und die Kro- nenäste über einer solchen als ganz unversehrt er- wiesen, was ort'enbar bewies, dass der Baum zwei- mal veredelt worden war, die erste Veredelung, die den Stiimm bildete, aber eine gegen Frost empfind- liche Sorte (wahrscheinlich die sogenannte Moskauer Zuckerbirn) war. Da sich nun unter der beschä- digten Rinde auf dem Holzkörper des Stammes hie und da einzelne linsengrosse Kallusbildungen zeig- ten, so liess er, um das Gauchigwerden zwischen Rinde inid Holz, sowie P^äulniss der beginnenden Kallusbildung zu vermeiden, die Rinde vollständig ablösen, den Stannn mit Kuhmist und Lehm be- kleiden und mit Leinwand umwickeln. Im ersten Jahre (18G4) wuchs der Baum nur sehr spärlich und erhielt sieh kaum am Leben, im folgenden Jahre (18G5), wo im Herbste der Verband abge- nommen wurde, zeigte sich eine vollständig gesunde Riudenschicht; das Wachsthum des Baumes war wieder ein lebhafteres geworden, so dass er sogar 50 Stück recht grosse, auch sehr wohlschmeckende Früchte trug und nun als geheilt zu betrachten ist. Obgleich Zweifel vorhanden waren, dass der Baum diese Operation überstehen würde, ist er gegenwärtig überaus zahlreich mit Blüthenknospen bedeckt. Garten -Inspektor Beucht legte ferner 2 Pfir- sich-Okulanten vor, welche ihm durch Schamal ans Jungbunzlau zugesandt waren; einer derselben war auf Schlehdorn (Prunus spinosa), der andere auf Prunus divaricata oder Myrobolana oknlirt. Die >Samen der Pr. divaricata wurden Schamal von dem Referenten im November 18G4 zugesandt, weil diese Pflaume sehr saftreiches, glattes Holz besitzt und deshalb auch zur Veredlung sehr geeignet er- scheint, um so mehr, als es ein sehr raschwüchsi- ges Bäumchen sei. Schamal äussert sich über diese beiden Unterlagen für Pfirsichen in folgender Weise: „1. Die Primus divaricata keimt sehr bald und wächst vorzüglich kräftig und schön, ja viel schöner, als die St. Julien-Pflaume, von wehdier ich eben jetzt eine Parthie aus Frankreich erhielt. 2. Die Pr. divaricata nimmt die Okulation vorzüglich gut an. Von den vorerwähnten 52 77 Oknlanten sind mir 5 Stück, und dies liiichst walirscliL'iiilicli aus Aiilass' der ^'el•\vel)dllng eini- ger ant' Ptirsiilireiseiii iiäiifig vnrkoinniciideti blin- age dicht an der mit Jlaulbcerbäu- inen aus Friedrich des Grossen Zeit bepflanzten Chaussee, welche es von dem eigentlichen Sanssouci trennt, einen günstigen Ort darbot, wo man sieh zurückziehen konnte, um in ländlicher Einfachheit zunächst etwas auszuruhen und dann vielleicht alles das Herrliche, was man gesehen, noch einmal vor seinen Augen vorüberziehen zu lassen, so erfüllt CS jetzt, wo noch mehr Zerstreuung geboten ist, diese Aufgabe um so mehr. Leider wissen aber selbst nur wenige Bewohner des nahen Berlin's diesen anmuthigcn Aufenthalt gehörig zu würdigen. Wir unsererseits kennen auf der ganzen Insel kei- uen zweiten Ort, wo man nach reichlichem Genüsse eine, wenn auch nocdi so kurze Zeit, angenehmer und beschaulicher verweilen könnte. Das hiesige Pai'adels-Gärtl soll, gleich dem W^ie- uer, einen Weingarten der Lombardei darstellen. Es breitet sich auf der ersten sanften Erhebung des westlichen Theiles der schon mehrmals erwähnten Anhöhe aus. Schon im Jahre 1840 hatte Hofgärt- ner H. Sello, um die früher schon einmal mit Nachdruck betriebene Seidenzueht wieder zu heben, Jlaulbeer-Aupflanzungen daselbst gemacht. An den Bäumen pflanzte er raschvvachscnde Weinrebensorten Nord-Amerikas, um sie als Festons von dem einen Stamm zum andern zu führen, und legte ferner gradlinige Wege an, welche, und das galt ganz besonders von dem, der sieh an dem einen Finde der Chaussee parallel zieht, zum Thcil Pergola- artige Laubengänge dadurch bildeten , dass ange- brachte Stakete mit allerhand Zierkürbissen be- pflanzt wurden. Wenn dann im August und Sep- tember die Kürbisfrüchte in den mannigfachsten Formen über dem Haupte des hier vielleicht in innerer Betrachtung Wandelnden herabhingen und auf den Rabatten der mit Mais bepflanzten Beete rothe und gelbe Fuchsschwanz-Arten, Mirabilis-Bhi- men, Afrikanen, Bingel- und andere Blumen, wie selbige noch heut' zu Tage in Ober-Italien beliebt sind, den Blicken sich darboten, so konnte man sich in der That nach jenen Gefilden der Po-Ebene versetzt glauben und auf Augenblicke vergessen, wo man sich befand. Um jedoch einen plötzlichen Uebergang aus dem Waldesgrunde des nahen Sanssouci zu vermei- den, hatte Sello schon den Rand des letzteren mit allerhand Blattpflanzen geschmückt und die hier be- findlichen alten und eben deshalb malerischen Maul- beerbäume auf beiden Seiten der Chaussee ebenfalls mit der amerikanirK'hen Isabellen-Rebe umschlungen, um sie auf gleicl:e Weise zu Guirlanden zu be- nutzen. Wir erlauben uns hier zu bemerken, dass H. Sello das grosse Verdienst gebührt, nicht allein in dieser Hinsicht zuerst die Initiative ergriffen zu haben, sondern dass er auch zuerst dem landschaft- lichen Werth der Blattpflanzen einen Ausdruck ge- geben hat. Der Eindruck eines lombardischen Weins-artens wird durch das von Persius erbaute Impluviura mit dem dasselbe einschliessenden Peristyl noch mehr erhöht. In der Mitte der Cisterne befindet sich das Piedestal mit dem Reh, was vom Adler überfallen wird und anstatt des nicht ästhetischen Blutes einen hellen Wasserstrahl ausspeiet, rings um den Peristyl die herabhängenden Lauben-Guirlanden und endlich die durch buntes Glas hervorgerufene magische Belenehtung, besonders der Escadra, ver- mögen wohl eine längere Zeit die Blicke des Be- schauenden zu fesseh). Das Impluvium wurde 1845 vollendet und es ist, so viel wir wissen, die letzte vollendete Arbeit des genialen Baumeisters, der bald darauf mitten in der Blüthe seiner Jahre und sei- nes Schaffens vom irdischen Schauplatze abgerufen wurde. Zwischen der Stadt, und zwar nach dem Bran- denburger Thore zu, und Sanssouci liegt Marly oder der Friedens -Garten, eins der gelungensten Werke LenntVs. Hier im abgeschlossenen Räume verweilte Friedrich Wilhelm IV. in der letzten Zeit seines bewegten Lebens am liebsten, hier lust- wandelte, besonders des Morgens, einer der geist- reichsten Monarehen in völliger Zurückgezogenheit. Friedrich Wilhelm IV. hatte gleich nach seinem Regierungs- Antritte die Absieht, eine Kirche für die ärmeren Bewohner der hier in der Nähe lie- genden Vorstadt zu bauen, scheiterte aber anfangs an den hohen Forderungen der Grundbesitzer für das nöthige Terrain. Da entschloss der König sich, den von seinem erhabenen Vorfahr, Friedrich Wilhelm L, im Jahre 1715 angelegten Küchen- Garten, welcher eine Nachbildung des unter Lud- wig XIV. existirenden Gartens in Marly, der zwei Stunden von Versailles lag, werden sollte, dazu zu benutzen, und mit dem übrigen Terrain für sich selbst einen angenehmen Aufenthalt, in Form eines Privatgartens, zu verschaffen, wo er ungesehen von der neugierigen Menge in der freien Natur sich er- gehen konnte. Zu diesem Zwecke wurde noch ein Grundstück angekauft. 80 Der Plan zur Friedens-Kirche wurde von Per- sius entworfen; er hatte dabei die Basilica di ISan demente in Rom zu Grunde gelegt, während der Thurm einer andern römischen Basilica, der Santa Maria di Cosmedin, entlehnt i.^t. Den Bau der Kirche übernahm unter JStiiler's Oberleitung der jetzige Geh. Über- Ilotljaurath Hesse. Vollendet wurde sie 1849. Y.\n Öumpf ist an der Seite der Kirche zu einem See, in dem die Mauern sich spie- geln, umgewandelt. Dem entsprechendes Gehölz, besonders silberblättrige und Trauerweiden, zieren die gebogenen Ufer, so dass der Anblick der Kirche an dieser Seite in der That reizend ist. Nicht min- der hat Leun(5 auf der andern Seite den vierecki- gen Klostergarten durch allerhand immergrünes Ge- hölz vortheilhaft ausgeschmückt und dadurch dem Ganzen neue Reize verliehen. Der Marlj'-Garten selbst, der sich vor dem Vor- hofe mit dem Christus als Friedensfürsten ausbrei- tet, hat zwar nur 20 Morgen Areal, bietet aber reiche Mannigfaltigkeit und viele Schönheiten dar, wie man wohl kaum sonst auf einem so engen Räume finden mag. Dem Hofgärtner Meyer wurde I die Ausführung übertragen. Der Point de vue ist der erhöhte Vorhof. \'on hier aus zieht sich ein etwas bewegter Rasengrund, der stets, wie über- haupt das Ganze, auf das Sauberste gehalten wird, bis an das entgegengesetzte Ende, wo von Sans- 1 souci aus der Eingang ist. Die Konturen des Wald- saumes auf beiden Seiten, die vorgescliobenen Bos- kets und die dadurch bedingten Unterbrechungen, die angebrachten BlumenParthien und Blattpflanzen- Gruppen sind meisterhaft und lassen kaum noch etwas zu wünschen übrig. Auch der Baumschlag i.?t durchaus gelungen. Ein Hauptweg führt mitteu durch die waldarti- gen Anpflanzungen auf beiden laugen Seiten. Bald j umgibt feineres Gebüsch, aus dem Blumen theil- weise einen angenehmen Duft verbreiten, den Wan- derer, bald ist der Wald aus gewöhulicherem Ge- hölz zusammengesetzt und dichter bepflanzt, bald kommt nach innen des Gartens eine oflene Stelle und gegenüber präsentirt sich eine mit besonderer Sorgfalt gepflegte Grujipe oder ein Blumen-Parterre. An einzelnen passenden Stellen sind auch Kunst- Gegenstände, besonders Statuen, aus dem schönsten carrarischen Marmor angefertigt, aufgestellt und tra- gen zur Vermein ung der abgeschlossenen Bilder bei. In der That reizend ist aber eine durch Waldes- Dickicht geführte Thalschlueht, freilich en minia- ture, wo Alpen-Pflanzen aus dem bayerischen Hoch- lande freudig wachsen. (Schluss folst.) Ilprfettuf üon -Konifprcii uiiD ttiiöcrcn Jjefjöfjeii ößs -freifmiiles ,yi tne&eii öci MiM. \'or nun 2 Jahren nahm der \'erkauf der Aga- veen-Sammlung des Partikuliers van der \'innen in Brüssel die Autmerksainkeit der Liebhaber im hohen Grade in Anspruch, es dürfte dieses nicht weniger njit den Gehölzen der Fall sein, welche jetzt durch den Notar Vermeulen, und zwar un- ter der, Leitung von Ambroise Verschaffelt, in 2 Gärten in Lacken bei Brüssel am 20. März und die folgenden Tage zum Verkaufe kommen. Diese Gehölze sind meist ansehnliche Pflanzen und beste- hen grösstentheils aus Koniferen. Bei der grossen Liebhaberei, welche namentlich für letztere herrscht, erlauben wir uns darauf hinzuweisen, und speziell einige zu nennen. Von Abies Nordmanuiana kom- men 12 Exemplare von 2 bis 3 Fuss, gegen 40 von 1^ Fuss, 1 eiullieh zu G Fuss Höhe zum Ver- kaufe, ferner von Abies Pinsapo 20 Exemplare von 1^ bis fast 2^, 1 von fast 5 Fuss Höhe, 2 Hima- laya-Cedern von 10, 1 Libanon -Ceder zu 8 Fuss, 8 Exemplare Larix Kaenipferi zu 3 bis 5 Fuss, 1 Torreya Myristica von 10, 1 Retinispora pisifcra von ö Fuss Höhe. \'vn anderen Gehölzen i-t vor Allem auf die Sananlung von Hex, von Eichen, hohen Buxus, Cydonia japonica, von den neuesten gefüllten Amygdalus u. s. w. aufnicrksam zu nuichen. Vielen Lesern der W^oehenschrift wird es ange- nehm sein, zu erfahren, dass der frühere Obergärtner Pasewaldt des Rentiers Danncel in Berlin, wel- cher ersterer Jalne lang bei den Ausstellungen des Vereines eine nicht unbedeutende Rolle spielte und wegen seiner vorzüglichen Kultur, besonders von Blüthensträuchern , aber auch durch neue Einfüh- rungen sehr oft Preise davontrug, in Oharlottcnburg bei Berlin eine Handelsgärtnerei gegründet hat und nun bemüht ist, allerhand 151üthensträucher und Flor- blunien in ilassen heranzuziehen und zum Verkaufe zu stellen. Ausserdem werden aber neue Einfüh- rungen ebenfalls bei ihm in erster Reihe stehen. Da sein Bestreben dahin geht, den Ruf in der gärt- nerischen ^^'elt sich zu behaupten, so darf man auch zu seinen Pflanzen das volle Vertrauen haben. Wir machen darauf aufmerksam, dass das Pflan- zen-Verzeichniss No. 78 Von A nibr. Verschaffelt für Frühling und Sommer 18G6 eben erschienen ist und unter anderen wiederum eine Reihe interes- santer Pflanzen enthält, welche die Beachtung der Liebhaber verdienen. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Koth-Strasse No. 22. Druck der C. F e i.s ter'schen Buchdruekerei (L. Mewes), Berlin, Zielen Platz No. 2. Woeliensdirift des Vereines zur Hetörderniiir des (larteiibaues in den Köiiisl. Preiissisclieii Staaten für Gärtnerei iiiid Pfl[aii%eiikiiiicle. Redakteur : Professor Dr. Kl a, r 1 Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 11. Berlin, den 17. März 1866. Pre is des Ja hrganges 5^ Thlr , sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch des deutsch - österreichischen Post- Vereines. franco durch alle Post-Anstalten Inhalt: Mittheilu (Schluss. ngeii übe Die r neuere und neueste Pflanzen. - Grossherzogliche Gartenbauschule - Peter Joseph Lenne, in Karlsruhe. G en oral -Direktor dei König- icheu Gäi-ten. Mittheilungeu Über neuere und neueste S*flanzen. 1. Abutiluu Stria tum Dicks. fol. var. Leider ■wird die nicht- buntblättrige Hauptart jetzt iiiclit nielir so häufig kultivirt, wie frülier, obwoiil sie cineu der dankbarsten Blüthensträucher darstellt und auch während der besseren Jahreszeit im Freien sehr gut angewendet werden kann. Wir haben sie hochgezogen, in Boskets angebracht oder auch vor r. Karl Koch General-Sekretair des Vereines. No. 12. Berlin, den 24. Mf 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezugr durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die in Frankreich lebenden Rosenzüchter und die neuesten Sorten Rosen. — Allerlei ans der Gärtnerei und Pflanzen- kunde. II. — Mittheilungen über neuere und neueste Pflanzen. (Fortsetzung.) Die in Frankreich leheiideii Koseiiziichter und die neuesten Sorten Rosen. Wir haben in der 9. Nummer aus dem Keise- berichte eines Liebhabers die Beschreibung wohl des gröfsten Rosen -Etablissements in Dcutsciiland, der Herger'schen Rosen-Gärtnerei in Köstritz bei Gera, gegeben; es sei uns jetzt gestattet, die Män- ner zu nennen, deren Intelligenz und Mühen wir die vielen neuen Sorten von Rosen, welche alle Jahre in den Handel kommen, verdanken. In den Rosen -Verzeichnissen stehen in der Regel hinter dem Namen der Rose noch die Namen der Züchter eingeklammert. Wir sind oft nach den letzteren gefragt. Auf jeden Fall nimmt es unser Interesse in hohem Grade in Anspruch, auch die Namen Derer zu wissen, welche das Verdienst besitzen, die Rosen gezüchtet zu haben. Frankreich ist von jeher das Land der Rosen gewesen; diese haben seit Karl dem Grossen in der Geschichte des Landes eine Rolle gespielt. Eben deshalb wollen wir hier versuchen, eine Liste der- jenigen Franzosen und einiger Belgier zu geben, welche durch die An- und Neuzucht von Rosen sich ausgezeichnet haben. L A. Nap. Baumann, Handelsgärtner in BoU- willer (Elsass). 2. Bruant & Co., Handelsgärtner in Poitiers. 3. Cornelissen, Handelsgärtner in Brüssel. 4. Crousse, Handelsgärtner in Nancy. o. 6. 8. U. lU. IL 12. 13. 14. 15. IG. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. Dämaizin, Handelsgärtner in Lyon. Ducher, Handelsgärtner in Lyon. Fr. Fontaine, Handelsgärtner in Chatillon bei Paris. Gautreau, Handelsgärtner in Brie-le-Comte (Champagne). Geoffre, Direktor der Gewächshäuser des Prado in Marseille. Gonod, Handclsgärtner in Lyon. Granger, Handelsgärtner in Suisnes (Cham- pagne). Guillot fils, Handelsgärtner in Lyon. GuiUot p^re, Handelsgärtner in Lyon. Guinoiseau, Handclsgärtner in Augers. Fr. Lac härme, Handelsgärtner in Lyon. Lartay fils, Handclsgärtner in Bordeaux. Ledechaux, Handelsgärtner in Vilecresnes (Seine et Oise). Leveque et fils, Handelsgärtner in Paris. Liabaud, Handelsgärtner in Lyon. Märest, Handclsgärtner in Paris. Margottin, Handelsgärtner in Bourg-la-Reine (unweit Paris). Mille-Mallet, Handelsgärtner in Araiens. Moreau-Robert, Handelsgärtner in Angers. Pierre Oger, Handelsgärtner in Caen (Cal- vados). Jean Pernet fils aine et Co., Handels- gärtner in Lyon. Portemer fils, Handelsg. in Gentilly (Depar- tement der Seine). Pradel, Handelsg. in Montauban (Guienne). 12 90 28. 2'J. 30. 31. Quettier, IlaiKlelsgiutucr iu Jleaux (Depar- tement der Jlarne). Rousseau, Haiulelsgärtuer iu Grby -Öuisues sgiirtner Obcrgärtiier iu l'aiace (^laiue bei A. Lcrov iu (Champagne). Touvais, Ilaude et Loire). T r o u i 11 a r d Angers. 32. Cliarles Verdier fils, Ilaudelsgiirtner inParis. 33. Vietor Verdier t'ils aine, Handelsg. in Paris. 34. Jean Verscliai'felt, Ilandelsgärtner in Gent. 35. Vigueron, Ilaudelsgärtuer in Orleans. Wir bemerken, dass iu Dcntsehlaud nur eine Gärtnerei existirt, wo Rosen gezüehtet werden. Das Klima ist nicht geeignet, gute Samen hervor- zubringen. Diese Gärtnerei ist die von iSonpert & Nottiug in Luxemburg; sie ist auch für die meisten deutsehcu Gärtner für Rosen die Vermitt- lerin zwischen Deutschland und Frankreich. Was nun die neuesten Rosen anbelangt, welche in diesem Jahre in den Handel kommen, ?o ver- danken wir Soupcrt & Notting ein Vcrzeichniss derselben, was bereits einigermassen gesichtet ist. Wir bemerken zu ilcn Widersprüchen, welche f^ich in den L'rtheileu über den Werth bestiuuutcr Rosen tinden, dass zunächst dabei viel vom Geschmacke abhängt, dass aber auch die Kultur einen sehr gros- sen Einfluss auf die Entwiekelnng der Blume aus- übt. Die Luiterlage ist ebenfalls wichtig. Wenn diese schlecht genährt ist und aus dünnen oder bran- digen Stämmen besteht, kann sich unmöglich eine vollkommene Blume entwickeln. Wir ratheu demnach auch jetzt Liebhabern, in anerkannten Gärtuereien lieber einige Groschen mehr zu zahlen, als seinen Bedarf von herumziehenden Händlern zu beziehen. Von den beliebten öfterblühenden Blend- lingen (^hybrides reraontantes) sind zu empfehlen: \. Abel Grand (Damaizin): Blume gross, rosa, seidenartig. 2. Abraham Lincoln (^Duchcr): sehr gross, schwärzlich- purpurroth. 3. Alba mutabilis (Eng. Verdier): gross, weiss und rosa überhaucht. 4. Alfreil Cnlomb (Ijacharme): ceutifolicuartig, feuerroth. 5. Aurore Boreale (Ogcr): gross, Icuchtend-roth. (i. Camille Bernardiu (Gautreauj: gross, leuch- te:Kl-roth, weiss-berandet. 7. Carl Coers (Grani;er): sehr gross, dunkclroth. 8. Charles R o uillard (E. Verdier): gross, zart- rosa, in der Jlitte leuchtend. 9. Chevalier Nigra (Ch. Verdier): gross, zart- rosa, gute Form. 10. Comte Alphon sc de Seren je (Touvais): sehr gross, ilitte rosctteuartig, roth. 11. 12. 13. 14. 15. IG. 17. 18. : 19. 20. 21. 99 24. 25. 2G. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 3G. 37. 38. 39. Danae (^Touvais): gross, durchsieht ig-kirschroth. Empiereur de Jlcxique (Jean ^'el•schaifelt): gross, leuchtend-dnukclroth. Exposition de Brie-Comtc-Robert (Grau- ger): sehr gross, lenchtend-roth. Fanny Petznld (Fontainej: dachziegelförmi- ger Bau, hcUiosa iu weiss. Feit Brillant (itorean): kugelförmig, feuer- roth, weiss-gestreift. Fischer Holmes (Eng. Verdier): dachziege- liger Bau, scharlachroth. Franz Goeschke (Sonpert & Notting): gross, beinahe gefüllt, lebhaft roth. Frc'deric Bihorel (Damaizin): gross, violett- roth, iu der Mitte karniin. Gloirc de Duell er (Ducher): gross, schiefer- farbig, iu der Jlitte purpurroth. Gustave l'ersin (Fontaine): sehr gross, feu- riges Purpurroth. Hippolite Flaudrin (Damaizin): gross, leuch- tend-rosa. John Grier (Eug. Verdier): gross, kugelför- mig, in Büscheln blühend, hellroth. Jean Ch erpin (Liabaud): sehr gross, purpiir-, iu der Mitte hellroth. Jean Lambert (Eug. Verdier): sehr gross, feuerroth. Jeaune de Laval (Morean): gross, kugelför- mig, seidenartig-rosa. Josephine de ISeauharnais (Guillot fils): sehr gross, zart-rosa. Laceptde (Ch. Verdier): flach, leuchtend-roth. La tendresse (Oger): gross, becherförmig, hellroth. Louis Noisette (Ducher): kugelförmig, kar- moisin. Mad. Baptiste Desportes (Trouillard): gross, rosa, rcichblühend. Mad. Brice (Moreau): sehr gross, beinahe flach, lila-rosa. Mad. Eugfene Appert (Trouillard): gross, lachs-rosa, leicht blühbar. Jlad. Gillon (Cionod): sehr gross, dachzie- geliger Bau, lachs-rosa. Mad. Host (Gouod): gross, in Büscheln blü- hend, fleischfarbig, rosa-punktirt. Mad. la comtesse de Pallakao (Pernet): sehr gross, zart-rosa, in weiss übergehend. Mad. la raarquise de Mac-Mahon (Pernet): gross, hellrosa. Madem. Marguerite Dombraiu (_ Eug. Ver- dier): sehr gross, kugelförmig, rosa. Jladem. Marie Rady (Fontaine): sehr gross, dacliziegeliger Bau, leuchtcnd-roth. Marcella (Liabaud): gross, becherf., lachs-rosa. 91 40. Jlousselinc (Touvais): becherförmig, zart- fleischt'arbeii, durdisiclitig. 41. Maximilicii, eiiipereiir de Mexiqne (Per- iiet): gross, fast gefüllt, rotli. 42. Pliue ((juillot fils): sehr gross, saminetartig- ziniioberroth. 43. Prince de Poreia (Eng. Verdier): gross, duukel-ziiinoberrotli. 44. President Mas (Giiillot fils): sehr gross, glänzeiid-])Ui-piirroth. 45. Professeur Ducliartre (E. Verdier): gross, in Büscheln blühend, hellroth. 46. Prüde nee Besson (Laeharme): selir gross, fast gefüllt, karniinroth. 47. Purpu rin (Liabaiid): gross, purpurroth-nüanc. 48. Souvenir Abraham Lincoln (E. Verdier): karnioisin mit feiierroth. 49. Souvenir du ddeteur Janiain (Lacharme): gross, bläulich-violett. 5(1. Triptolemo (Oger): leuchtend -scharlachroth. 5L William Rollisson (E. Verdier): gross, ku- gelförmig, leuchtend-kirschrosa. Aus der Ecilie der Bourbon-Poscn sind dagegen aufzufuhren: 52. Jules Cesar (K. Verdier): gross, in Büscheln blühend, dunkel-kirschroth. 53. Le florif^re (Soupert & Notting): fast ge- füllt, karniinroth in Piosa übergehend. 54. Mad. Charles Baltet (E. Verdier): gross, Ln Büscheln blühend, dachziegeliger Bau, zart- rosa. 55. Mad. Cornelissen (Cornclissen): sehr gross, flach, weiss mit Rosa-Anflug. 56. I^Iadem. Charlotte Dasdan (Vigneron): gross, hellrosa mit Silberschein. 57. Madem. Jenny Gaj' (Guillot fils): flcisch- farbig-weiss, reich blühend. 58. Souvenir du president Lincoln (Moreau): samraetartig-karminrotb. Von Theerosen sind gezüchtet: 5"J. Ambroise Pare (Moreau): flach, liellrosa, lachsfarben und kuj)ferig. üU. Mad. Retornaz (Guillot p^re): gross, gelb- lich, Mitte kupferig. Endlich ist auch eine neue remontirende Moosrosc in den Handel gekommen: 61. Marie Leczinska (Moreau i: kugelig, hell- roth, reicliblüheud. Allerlei .ms der (üäitiierei und Pllaiizi'iikimde. IL Li Frankreich sind von Seiten der Regierung bekanntlicli in den verschiedenen Gegenden mit Ausstellnngeu verbundene landwirthschaftiiche Feste eingerichtet, wobei aucii von Seiten des Staates nicht unbedeutende Geldpreise und Jledaillen zur Ver- tlieilung komnien. Solcher Feste werden in diesem Jahre 12 stattfinden. Obwohl es in der Kaiserli- chen Verfügung mit bestimmten Worten heisst, dass alle l^iodeii - Produkte bei den Preisen konkurriren können und unter diesen auch Sämereien, Gemüse, Früchte u. s. w. genannt werden, ist man doch lauge zweifelhaft gewesen, ob die Produkte des Garten- baues zulässig sind. Nur ausnahmsweise erhielten diese bisher hier und da einen Preis zugesprochen. Li Folge dessen ist von Seiten der Gartenbau- Gesellschaft in Nantes beim landwirthschaftlichen Ministerium die Bitte gestellt, den Gartenbau, der bereits in Frankreich den 21. Theil des Bodens ein- nimmt, in seinen Erträgen aber sehr bedeutende Summen abwirft, bei den llauptprcisen (Primes d'hon- neur), welche bei Gelegenheit der 12 landwirthschaft- lichen Feste zur Vertheilung kommen, den Garten- bau und seine Produkte mit der Landwirthschaft auf gleichen Fuss zu stellen. Der Minister hat sich dahin ausgesprochen, dass dieses schon nach der ersten Verfügung über die Feste Wille des Kaisers gewesen, dass er aber zur Beruhigung noch ein- mal die bestimmte Zusicherung geben wolle, dass alle Bodenprodukte, demnach auch die des Garten- baues, auf gleicher Stufe mit denen der Landwirth- schaft ständen. Die Gartenbau-Gesellschaft der oberen Garomie hat sich in einem Liunediat-Gesuche sogar an den Kaiser selbst gewendet und die grosse Bedeutung des Gartenbaues hervorgehoben, so dass dieser dem Landbaue vollständig gleichberechtigt dastehen und zur Theilnahme an der Konkurrenz zu den Haupt- preisen zulässig sein müsse. Da nun der Kaiser die Berechtigung ebenfalls anerkannt hat, so untei- liegt es jetzt keinem Zweifel mehr, dass von nun an auch die Produkte des Gartenbaues bei den land- wirthschaftlichen Festen in grosserer Anzahl ver- treten sein werden. Bei dieser Gelegenheit ist auch die Summe der Zuschüsse, welche die 58 speziellen Gartenhau-Ver- eine in Frankreich jährlich erhalten, zur Kenntniss gekommen. Wir haben diese viel grösser gehalten, als sie in der Tiiat sind, denn 25,000 Franks (aller- dings ausser den Medaillen, welche ausserdem noch von dem Kaiser und der kaiserlichen Familie zur 92 über Naclit herzustellen. Mit einer eigen- reiche den Nauuii Ter.tel wurden sehr g-russe Bäume, dhne Geringsten Verfügung gestellt werdet)) ist keine hohe Summe für ein Land, wie Frankreich, wo doch sclion lange Zeit der Gartenbau eine bedeutende Eoile spielt und wo auch von Seiten der Gartenbau - Vereine eine grosse Thätigkeit entlaltet ■wird. Es ist vor Jahresfrist so viel von dem Ver- pflanzen grosser Bäume gesprochen worden, als wenn dieses eine neueste oder doch wenigstens neuere Erfindung sei, und doch ist sie schon vor 100 und selbst vor 200 Jahren in Anwendung ge- kommen. In der Harbke'schen wilden Baunizucht wird schon erwähnt, dass in Kassel in der Mitte des vorigen Jahrhunderte.s grosse Linden mit einer Maschine herausgehoben und verpflanzt wurden. Eine solche ist in der Uffenbacli'schen fteise (1, S. 24 ) V. J. 1753 erwähnt. Als man Marlv bei Versailles unter Ludwig XIV. in der küizesten Zeit zu einem königlichen Garten im grossartigsten ]\Iassstabe um- wandeln wollte, übernahui es der Karmelit>'r-Mönch Sebastian Truchet. der in den Jahren KJfiT bis 1729 lebte und als Mechaniker einen Kuf hatte, fertige Alleen — wie es in Fontenelle's Bericht heisst thiimlichen Maschine, (diable) erhielt sie nur im Geringsten zu beschneiden, herausge- nommen und in den bestimmten Alleen und Avenue's eingepflanzt. Es wird erzählt, dass Ludwig XI\'. eines Tags in Marlv zu dem Mönche Triich et sasrte: .es fehlt hier eine Avenue, man muss sie machen!" „Wohl Sir!" antwortete der Mönch. Nach Verlauf von einigen Tagen stand sie da. ,.^^ ie war es möglich, eine solche Avenue in der kürzesten Zeit zu machen, das kann nur mit Hülfe des Teufels geschehen sein," rief Ludwig XIV. „Hier ist der Teufel," sagte der Mönch, auf seine Maschine zeigend, „welcher uns möglich gemacht hat, den königlichen ^A'illen so rasch zu erfüllen. Euere Majestät können ruhig schlafen, dem Teufel sind wir nichts schuldig." Seit- dem behielt die Maschine den Xamen Teufel. In dem uns eben zugegangeneu Märzhefte des Horticulteur franoais finden wir interessante Notizen über Früh-Gemüse und frühes Übst in Paris. Im Januar gab es schon Bohnen, freilich das Pfund zu 25 Fr. (6a Thaler); die Erbsen konnnen aus Al- gerien und werden mit den Schalen das Pfund zu 2 und o Fr. in den Strassen verkauft. Der Spargel wird in Bündeln (bottes), deren Umfang nicht an- gegeben wird, zu iiolien Preisen verkauft; der Al- gier'sche verliert auf der Reise seinen fieschniack und wird deshalb nur mit 2 und 3 Fr. bezahlt, während der in Paris gezogene 40 und .")0 Frank kostet. Kartoffeln kommen ebenfalls zum Theil aus Algerien, um mit 3 Frank das Pfund bezahlt zu werden. Diese sind aber nicht gut und eigentlich vorjährige, welchen man durch Einlegen in Wasser wiederum ein besseres Ansehen gegeben hat. Pa- riser Kartoffeln kosten das Doppelte. In demselben hoiien Preise stehen die Erdbeeren, von denen das Stück im Januar mit 1 bis Ij Er. (8 bis 12 Sgr.) bezahlt wurde. Trauben, und zwar Gutedel (Ciiasselas), werden aus Treibereien der letzten Erndte entnommen, Blaue (Gros noir, wahr- scheinlich der Frankenthaler oder Black Hamburgh) kommen aus England. In Paris verkauft man auch im ^^'inter Töpfe mit Beben, an denen die Trauben hängen. Es sind dieses aber keine getriebene Trau- ben, sondern vom vorigen Herbste, obwohl der Blatt- schmuck frisch ist, der jed(jcli Treibens hervorgerufen wurde. erst in Folge des L)as ^'erfahren dabei ist füllendes: Man hat Re- ben an einer ]Mauer bis zur Erde schnitten und lässt das Fruchtholz lang fast zurückge- gehen. Im Herbste giäbt man in der nächsten Nähe Töpfe ein, in die man die noch mit den Früchten behan- genen Beben einlegt. Gegen den rauhen AViuter und die Kälte werden sie durch Strohdecken ge- schützt. Im Januar schneidet man die angewur- zelten Reben vom Stocke ab und bringt den Topf in ein warmes Haus zum Treiben. Hier schlagen alsbald die Blätter aus und die wenig eingetrock- neten Beeren schwellen wiederum etwas an. In diesem Zustande werden sie zimi Verkaufe gestellt. Zu Epernav in der Champagne hat Ficus sti- pulata Wendl. (nicht Thunb., unter dem Namen F. scandens bekannter, und wegen der Rasehheit, mit der die Pflanze, besonders in warmen Gewächshäu- sern. [Mauern überzieht, sehr beliebt), geblüht, leider hat der Besitzer aber, wie es scheint, versäumt, die Frucht an Professor Miquel in Utrecht, der sicli speziell mit der Untersuchung der Ficus-Arten be- scliäftigt hat, zu senden, um dann zu erfahren, ob wirklich die Pflanze mit dem von ihm beschriebe- nen Urostigma infestum, wie er glaubt, identisch ist. Woher wir die Pflanze unserer Gewächshäuser erhalten, wissen wir nicht; sie war bereits in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhundertes in Kultur. Nach Poiret, der sie zuerst als F. scandens beschreibt, soll sie aus Portugal, wo sie regelmässig blühe, nach Paris gekommen sein. Thiinberg's F. stipulata ist sicher eine andere Pflanze. Die 3 Blüthenstände oder Feigen fanden sich keineswegs in den Theilen der Pflanze vor, welche an der Mauer emiiorkletteni, sondern in den ober- sten Zweigen, welche überhingen und einen dichten Buscii bildeten. Merkwürdiger Weise ist die Frucht für die dünne, schwache Pflanze ziemlich gross. Sie verhält sich demnach grade umgekehrt, wie die von unserem Gummibaui der Ziujmcr (l'rostigma 9; elasticum), wo sie im Verliiiltiiiss der grossen und starken l'flanze ziemlich klein erscheint. Nach Giiidon, dein Besitzer des besagten Exemplars in Efjernay, hat die Fiuelit von Ficus stipiilata die Orösse einer kleinen Keinette, eine ovale (iestalt und eine glatte, smaragdgrüne Farbe. Wie bei allen Feigen, ist auch hier der Gipfel eingedrückt und lässt die Oett'nung in das Innere erkennen. In der Versammlung der Sektion für Obst- iind Gartenbau der Schlesisciien Geseliscliaft für vaterUindische Kultur in l!re^lau vom 14. Februar kam auch die Kultur der chinesischen Bananen (^Jlusa chinensis Sweet, in den Ci arten häufiger als ]\J. Cavendi>hii kidtivirt) in Wasser zur Sprache. Ubergurtner Beickert in liaiuleu (^Oberschlesien) hatte ein Fxemplar der Bfianze im Kübel bis an den Wurzellials in ein grosses Aquarium gestellt, wo im Sommer die Temperatur bis zu 1'5, im Win- ter niclit unter lö Grad erhalten wurde. Im näch- sten Jahre erhielt die Musa einen grösseren höl- zernen Kasten, wo sie ungestört weiter wuchs und im 3. .lahre blühte, um im September einige Früchte zur Ueife zu bringen. Das ^lalerische wurde noch gehoben, dass an der Wurzel auch 2 zweijährige Schösslinge in gleich tViscliein und schönem Blät- teischmuckc sich befanden. Auf gleiche W^eise ge- dieh ein Kxenij)lar der Musa zebritia im Wasser. Ein Wurzelstock mit 4 Schösslingen der M. chi- nensis erhielt sich sogar über ein Jahr im Wasser Ireischwimmend. Dieses Verfahren, die Bananen - Pflanzen im Wasser zu ziehen, ist keineswegs neu, sondern schon oft mit Erfolg geschehen. Alle zu Musa ge- hörigen Arten sind zwar keine eigentlichen Sumpf- oder Wasserpflanzen, sie wachsen jedoch gern an feuchten Stellen und an den Ufern von Bächen und Flüssen. Wir gehen zu den Jahresberichten einiger (Jar- tenbau-Vereinc über. In dem 3. Berichte der Leipziger Gartenbau- Gesellschait wird unter Anderem mitgetheilt, dass der Übergärtner Lauche in Abt-Naundorf während der September - Ausstellung im Jahre 1864 eine Sanimking von 755 Gehölzen, welche im Freien aushalten, gehabt habe. Ob in Kübeln oder in ab- geschnittenen Zweigen? wird nicht gesagt; auf je- den Fall hat die Sammlung aber die Aufmerksam- keit der Besucher auf sich gezogen. Solche Samm- lungen haben einen, grossen Wertli für Ausstellun- gen; von Seiten der Gärtner sollte deshalb mehr Sorgfalt darauf verwendet werden. Mancher Lieb- haber wird bestimmt, die eine oder andere Pflanze sich anzuschaffen, wenn ihm eine gute Auswahl vor die Augen kommt. Ganz besonders machen wir ausserdem noch auf die Stauden aufmerksam. Diese in den frühe- ren Zeiten in den Anlagen und in Gärten weit mehr angewendeten Pflanzen werden leider jetzt viel zu sehr vernachlässigt; mid doch machen sie verhältnissmässig die geringste Mühe und belohnen sehr. Eine Sanmilung ausgesuchter Stauden würde gewiss in Ausstellungen nicht verfehlen. Effekt zu machen und nuuKlien Liebhaber bestimmen, sich in seinem Garten ebenfalls eine solche anzulegen. Der 5. tJahresbericht des Erzgebirgischen Gar- tenbau-Vereines in Chemnitz bezeugt ebenfalls die ausserordentliche Thätigkeit seiner Mitglieder. In allen Versammlungen des Vereines werden lehrreiche Vorträge gehalten, die in dem Berichte im Auszuge mitgetheilt werden. I>s s.illtc dieser ( iebrauch, über bestimmte Gegenstände zu sprechen, in allen Gar- tenbau-Vereinen eingeführt werden, da er unserer Meinung mich in liohein Grado anregend wirkt. Es können ja inuner mich nach Beendigung des- selben \'crhandlungen über den Gegenstand statt- finden und ausserdem praktische Mittheilungen ge- macht werden. Das Zusammeidiommen der Mitglieder ohne eigentlichen spezielleren Zweck und ohne zu wissen, was man eigentlich will, hat grosse Nach- theile und ist Ursache, dass dann Manches gespro- chen wird, was ohne Bedeutung ist und nicht selten eine Wiederholung von früher (besagtem darstellt. Unter den vorhandenen Thematcn, über die in den Versammlungen des Erzgebirgischen Vereines ge- sprochen wurde, sind mehre von grösserem und weiteretn Interesse vorhanden. Es gilt dieses be- sonders von den Vorträgen über bürgerlichen Gar- tenbau, über Zimmerpflanzen, über den Wertli ver- schiedener Düngerarten, über die Gefahren der Obstbaumkultur im Erzgebirge, über Anlagen von Alleen und Schattengängen u. s w. Dieser Gebrauch, regelmässig vorbereitete Vor- träge über den einen oder anderen Gegenstand in den Versammlungen zu halten, findet unter Ande- rem auch bei dem Gartenbau-Vereine in Frankfurt am Main und bei dem Schlesischen Oentral-Verein für Gärtner und (lartenfrennde statt. Ans früheren Jahresberichten des ersteren haben wir schon mehr- mals Gelegenheit gehabt zu sprechen und werden diese gewiss auch später noch finden. Wir be- schränken uns daher jetzt auf den Bericht des zu- letzt genannten Vereines, ^'on Vortrügen, die hier ausführlich mitgetheilt sind, machen wir unter An- derem auf den des Baumschulbesitzers v. Drabi- zius über französische Birnsorten aufmerksam, da er praktischer Natur ist und Erfahrungen mittheilt. Dass manche Birnsorten vorzugsweise auf Wild- ling, andere auf Quitten gedeihen, ist eine bekannte Thatsache, die aber in der Kegel von den llandels- gärtiiern ausser Acht gelassen wird. Im genann- M' ten Vortrage wird uns eine Reihe Sorten aufge- führt, die nicht auf Quitten gedeihen; noch wich- tiger scheint uns die Liste der Birnsorten, welche bei uns nur schwach treiben und daher aus unseren Baumschulen und Anlagen giinzlicb verbannt wer- den müssten. In dieser Hinsicht können die \'erzeichnisse der französischen, zum Theil aucli der belgischen Baum- schulbesitzer uns als \'orbild dienen. So schlecht (allerdings auch mit rühmlichen Ausnahmen) im All- gemeinen die Pflanzen- und Blumen -Verzeichnisse in Frankreich sind und in Fehlern sich oft über- treffen, so sind dagegen die Verzeichnisse der Dbst- baumschulen im Gegentiicil mit der grössten Sorg- falt und Cienauigkeit bearbeitet. Dass der Obstbau in den Vorträgen eine her- vorragende Stelle einnimmt, können wir nur billi- gen. Die Vorträge Hannemann's und Ilanke's über den FeldUbstbau wären wohl einer weiteren Verbreitung werth. Ebenso verdient der Vorschlag Üppler's, Versuehsgärten bei den Seminarien an- zulegen, Beachtung. Durch Lehrer, welche mit der Land-Jugend sich beschäftigen imd demnach einen grossen Einfluss ausüben, lässt sich Liebe zum Ubst- und l'flanzenbau am besten verbreiten. Litercssant ist auch W inderlieli's Vortrag über den zoologi- schen Garten in Breslau; vor Allem aber erlauben wir mis eine ]\littheilung über eine Erfindung des Kaufmanns und Chemikers Justus Fuchs, Blu- men zu konserviren, zu machen. Die Blumen, ■welche man zu erhalten wünscht, werden in eine oben offene (jllas-llalbkiigel gcseidit und diese dann mit einer eigentliümlichcn durchsichtigen Flüssigkeit, ■welche der Erfinder ^Crystallin" nennt, ausgefüllt. Eine Glasscheibe wird, wenn die blasse erstarrt ist, darauf gedeckt und das Ganze umgekehrt. Der- gleichen Gläser sind in einem geheizten Zimmer l Jahr lang ohne weitereu Verschluss dem Lichte und dem Temperatur- Wechsel ausgesetzt gewesen, ebne dass die Durchsichtigkeit nur im Geringsten gelitten hätte. Ob das direkte Sonnenlicht einen Einfluss ausübt, darüber liegen noch keine Versuche vor. Jedenfalls hat die Erfindung grossen Werth, da ein Mittel, unsere Florblumen in Gestalt und Farbe für längere Zeit zu erhalten, bisher gefehlt hat. Das Trocknen im Sande hat, so sehr es auch gerühmt wird, seine Uebclstände, die auch daraus hervoi'gehen, dass es docli im jUlgemcinen so selten in Ausführung gebracht wird. l)er Vortrag über die Frühlingsflor in Blumengär- ten vom Kuustgärtner Perring hat so viel Inter- esse, dass wir geneigt sind, eine früher schon be- gonnene Arbeit über im ersten Frühjahre blühende Pflanzen wieder aufzunehmen. Das vorläufige Programm zu der am 22. Mai d. J. in London stattfindenden internationalen Aus- stellung ist veroftcntlicht und von Seiten der Be- wohner London's und überhaupt England's werden im Interesse der Ausstellung und des Kongresses fortwährend grosse Anstrengiuigen gemacht. Der Lord Jla\-or der Stadt London hat die Guildhall (das städtische Kathhaus), was den schönsten und grössten Saal besitzt, für das Bankett zur Verfü- gung gestellt. Es ist sejir zu bedauern, dass der Kongress von Seiten der Deutseiien, wenigstens was die Botaniker der L'niversitäten betrifft, nicht sehr besucht werden wird, da die Zeit im Mai, wo Ende April erst die A'urlesungen begonnen haben, eine höchst ungünstige ist. Eins von den 12 landwirtlischaftliclien Festen i'rankreiehs, welche mit Ausstelbingcn und Preiszu- sprechungen verbunden sind und von denen wir oben gesprochen haben, findet auch vom 25. bis 27. Mai in Strasburg statt. Für dasselbe ist eben- falls eine Konkurrenz für Gärtner und Gartenfreunde ausgeschrieben und in Folge dessen eine Pflanzen- und Blumen-Ausstellung beabsichtigt, woran auch ISIcht-Franzosen sich betheiligen können. Nicht we- niger als 44 Medaillen verschiedenen Werthes wer- den zur Krönung den Preisrichtern zin- Verfügung- gestellt. Ueber Ausstellungen ist weiter mitzutlicilen, dass in den Tagen vom 2U, bis 24. April eine erste all- gemeine österreichische Ausstellung von bedeuten- dem Umfange in Wien stattfindet, wobei ausser einer grösseren Keihe von Preisen auch 2 Kaiser- Preise (40 und 10 Dukaten) zur V'ertbeilung kom- men. Eine zweite wird mit der grossen land- und forstwirthsehaftlichen Ausstellung, welclie unter dem Protektorate des Erzherzogs Karl Ludwig in den Tagen vom 15. bis 2o. Mai in's Leben gerufen wird, stattfinden. Ausser verschiedenen Privat- und den eigentlichen Vereinspreisen sind hier auch noch 8 Monatspreisc zur Verfügung gestellt. FAne grössere Ausstellung findet ausserdem noch vom 27. März bis 4. April in Frankfurt a, IM, statt, worüber schon früher berichtet worden ist; hinzu- zufügen ist nur, dass auch von Seiten der Stadt noch 12 Extrapreise den Preisrichtern zur Verthei- lung überwiesen wurden. Ferner wird in Dresden vom 28. März bis 3. April eine Frühjahrs- Ausstel- lung stattfinden, ebenso in Gotha vom 2t). bis 2U. Mai. ^Vucii wird die 4. Konferenz der vereinigten Gartenbau- Gesellschaften dieses Jahr in Leipzig sein und damit eine vom 28. bis 31. Juli dauernde Ausstellung verbunden werden. Endlich ist die Früh- jahrs-Ausstellung des Erzgebirgischen Gartenbau- Vereines in Ciienniitz für die Tage vom 29. März bis 3. April ausgeschrieben. 95 Mitthc'ilungen Über neuere iiiicl neueste PHan/ien. (i'ortsiMzunt'J 35. Ciiieraria argentea vera sdll eine scliöne silberbUittrij^e Blattpflanze sein. Wir kennen sie niclit, veimntlien aber, dass es Senecio Cinera- ria (Cineraria maritima) ist, die wir tVülier oft un- ter diesem Namen in den Gärten gesehen liaben. Cineraria Bfinrgaei und pa])vracea sind dage- gen 2 Wandelblumen (C'inerarieii der Gärten, Pe- rieallis Webb), vvelclie die in unseren Gärten als Cineraria eruenta lauge kultivirte l'Hanze an Grösse übertreten. Die erstere vcm beiden ist weit später auf den Kanaren entdeckt, müelite aber kaum eine gute Art sein. Der bekannte Monograph der Körb- clientriiger, C. 11. iScliultz in Deidesheini, hat sie unter dem Namen Doronicum Bourgaei besehrie- ben, muss aber, in sofern sie sieh selbständig er- weist, Pericallis Bourgaei heissen. Die Blätter sind mannigfach geformt, meist leierformig einge- schnitten und nur auf der Unterfläclie mit einer spinnewebiirtigen Behaarung versehen. Die ziem- lich grossen Bliithcn haben eine vi(dette Farbe. Die andere Art, Pericallis papvraeea Webb, ist schon gegen 40 Jahre bekannt und zuerst als Senecio papyraceus DC. beschiicben worden. Sie unters(dieidet sieh wesentlich durch herzförmige, aber eckig-gezähnte Blätter, die durchaus unbehaart sind; an dem langen Blattstiele befinden sich dage- gen steife Ilaare. Die StrahlenblUthcheu haben eine hellblaurothe Farbe, während das Blüthenkörbchen sonst dunkel-purpurviolett erscheint. 3G. Clematis aristata R. Br. wurde bereits früher in den Gärten kultivirt, scheint aber wieder verloren gegangen zu sein, so dass man sie jetzt als neu eingeführt betrachten kann. Es ist ein Ranker mit ganzen und dreizähligen Blättern und diöeisehen weissen Blüthen. Den Namen der ge- grannten (aristata) liat diese Art erhalten, weil die Staubbeutel mit einer grannenartigen Verlängerung versehen sind. Vaterland ist Neuholland. Hinsicht- lich der Schönheit steht diese Art der Cl. patens, lanuginosa Lindl. und anderen schon länger belieb- ten Arten weit nach und verdient deshalb von Seiten der Blumenliebhaber wenig Beachtung. Als Clematis leptophylla microphvlla wird von Frankreich aus ebenfalls eine ncuholländische Art empfohlen, welche durch iln- feines Laub und durch ihre hellgelben, eine Dohlcntraube bildenden Blüthen besonderen Reiz erhält. 37. Cliantlius Dampieri A. Cunn. ist mit Recht, seitdem mau ihre Kultur versteht und sie als einjährige Pflanze im warmen Mistbeete behan- delt, beliebt, da sie eine der schönsten Pflanzen dar- stellt. Man hat von diesem neulndländischen Schraet- terlingsbliithler bereits einige Formen erzogen, die jetzt in den Handel konuuen. Die eine blüht weiss uikI die andere dnnkelroth. Ob der purpurbraune dunki le Fleck ebenfalls, wie bei der Ilauptait, vor- handen ist, wird nicht gesagt. 38. (Jlitoria Ternatea L. ist eine selir alte Liane oder Schlingpflanze mit lilafarbigen und weis- sen Blüthen, die aber kaum noch in botanischen Gärten gefunden wird. Neuerdings ist eine ge- füllte Abart, und zwar mit beiderlei Farben, in den Handel gekommen, die auch die Beachtung der Lieb- haber verdient. 31). Coceinia Mackeunii Naud. ist eine Cu- curbitacee von Süd- Afrika, welche sich durch schar- lachrothe und weiss -marmorirte Früchte von der Grösse eines Taubeneies auszeichnet. AVie die übri- gen Arten dieses fieschleehtes, so ist auch diese eine sehr zu cm])fehleude Schlingpflanze mit .")-lappigen Blättern. 40. Collinsia candidissima. I^nter diesem Namen hat man von Frankreich ans neuerdings die weissblülicude Form der C. bic(dor Benth., einer kalifornis(d]en Sonimcrpflanze aus der Familie der Maskenblüthler (Personaten), in den Handel gebracht. 4L Cordia thyrsiflora S. et Z. ist eine hol- zige Asperifoliacee aus Japan, deren Einführung wir dem bekannten japanischen Reisenden v. Siebold verdanken. Die Pflanze hat Aehnlichkeit mit un- serer Eaiuweide (Ligustruni vulgare) und ist durch- aus unbehaart. Ihre eirund-elliptischen Blätter sind scharf gesägt und die weissen Blüthen bilden eine dichtgedrängte Rispe. 42. Corydalis bracteata Pers. wird jetzt von Neuem als Staude empfohlen. Sie stammt aus Si- birien und ist gegen unsere kältesten W'inter nicht empfindlich. Da sie im ersten Frühjahre schon ihre gelben Blüthcntrauben hervorbringt, ist sie um so mehr zu empfehlen. Aehnlichkeit hat sie mit der bekannteren C. nobilis. 43. Corynocarpus laevigatus Forst, wird in botanischen Gärten schon längst kultivirt, ist aber jetzt auch von Seiten der Handelsgärtner in Be- trachtung gezogen und bereits als neue Einführung in den Handel gekommen. Es ist ein neuseeländi- scher Baum mit lederartigen, dunkelgrünen und glän- zenden Blättern, aber unscheinlichen Blüthen, der keineswegs vor andern immergrünen Gehölzen den Vorzug verdient. Früher hielt man ihn für eine Mvrsincc , jetzt hingegen hat man ihn in die Fa- milie der Anacardiaceae gestellt. 44. Crinodendron Palagua Mol. ist ein chi- lenischer Baum aus der Tiliaceen- Abtheilung der Eläocarpeen mit immergrünen Blättern, der bis jetzt weniir bekannt war und hoft'entlich nun einer bes- 96 sereu Kenntniss entgegengeführt win). Aus dem Winkel der elliptischen Blätter kommen die Blü- then mit aiit'rcchten IMiiniciiblättcrn einzeln auf stei- fen Stielen hervor und sind etwas fleischig. Das Genus Crinodendron unterscheidet sich von Tricus- pidaria nur dadurch, dass die Blumenblätter an der Spitze ganz und nicht 8-lappig sind. 45. Crinum australe Herb, und flaccidum Herb, sind 2 neuholländische Sehönlilien oder Ania- ryllideen, welche früher in den Gärten, besonders Englands, häufig sich vorfanden und mit Eifer kul- tivirt wurden. Leider hat sich die Liebe für diese Zwiebelgewächse , wenn auch nicht ganz verloren, 80 doch sehr gemindert; in jeglicher Hinsicht, schon ihrer Mannigfaltigkeit, sowie ihrer Schönheit und Grösse der Blumen halbei-, nehmen sie unsere Auf- merksamkeit in Anspruch. Wie alle Crinum's und Hjmenocallis-Arten einen angenehmen Geruch ver- breiten, so auch diese. Bei Cr. australe Herb., was richtiger nach B. Brown Cr. pedunculatiim heis- sen müsste, erhebt sich aus der Mitte der an der Spitze kappenförmigen Blätter der Schaft mit meh- rern blendendweissen Blüthen, deren 4 Zoll lange Röhre jedoch sieh etwas ins Grünliche neigt. Bei Cr. flaccidum sind hingegen die Blätter sehr schmal, schlafl' und rieracnförniig, während die et- was breiten Blumen-Abschnitte von ebenfalls weisser Farbe nicht zurückgebogen sind, sondern schief ab- stehen. 46. Cucurbita argvrosperma ist eine Kür- bis-Art aus Mexiko genannt worden, wo die rund- lichen Früchte schöne weisse Samen einschliessen, welche als Dessert gegessen werden. Das Essen der Kürbiskerne geschieht übrigens im Oriente sehr oft; zu diesem Zwecke werden sie zuvor geröstet. Ebenso wenig, wie diese Art, kennen wir Cucn- meropsis Mackennii, eine holzartige Cucurbi- tacee mit grünen Früchten, welche heller und so- gar ganz weiss gestreift sind. 47. Cyperus lucidus R. Br. ist ein neuhol- ländisches Cypergras, dessen dreieckiger Stengel an der Basis mit sehr langen, weichen und dreinervi- gen Blättern vei'sehen ist. Der Blüthenstand bildet eine Dolde mit gegen 12 Strahlen, von denen aber jeder Strahl an seiner Spitze wiederum fingerförmig in dichte Aehrchen getheilt ist. Die Pflanze wird zur Dekoration im Freien empfohlen, wir bezwei- feln jedoch, dass sie Beifall finden wird; auf keinen Fall kommt sie unserem Cyperus Papyrus gleich. Was als Cyperus Lacour empfohlen wi)-d, s(j11 eine kleine Miniaturpflanze mit schneeweissen Blü- thenköpfchen sein und wird, besonders für Aquarien, angepriesen. 48. Cytisus glabratus soll grosse gelbe und wohlriechende Blüthen haben. Wir wissen nicht, ob es dieselbe Pflanze ist, welche Link unter die- sem Namen beschrieben hat und wahrscheinlich eine verwandte Art uusei-es Besenginsters (Spartium scoparium L.) darstellt. 4U. Daphniph vUu m Roxburghii Baill. ist zwar den Botanikern eine längst bekannte Pflanze Ostindiens, aber bis jetzt noch nicht in den (järten gewesen. Roxburgh machte sie zuerst als Fla- courtia inermis bekannt und später wurde sie von Wight unter dem Namen Goughia iiilgeren- sis (neelgherensis) besihrieben und abgebildet. Es ist ein (tcIiöIz aus der Euphorbiacecn-Abtheilung der Buxeen und demnach mit unserem Buchsbaum verwandt. Sein Stamm wird jedoch höher und die breit-länglichen Blätter haben eine lederartige Kon- sistenz, während der Rand ganz ist. Sie sind weit grösser, als bei genannter Pflanze. Die Blüthen stehen in ihren Winkeln und sind unbedeutend, in- dem sie nur eine unvollkommene Hülle mit 8 Staub- gefässen oder einem Stempel besitzen. 50. Datura fastuosa L. Huberiana ist eine Form mit grossen und gefüllten Blumen von hell- violetter Farbe, welche die Beachtung der Liebha- ber im hohen Grade verdient. Sie wurde von den Gebrüdern Ch. Huber in Hv^res gezüchtet und Ist im Sommer fürs freie Land nicht genug zu em- pfehlen. Eine sehr ähnliche Form mit etwas klei- neren Blüthen kam früher unter dem Namen Brug- mansia Wagmanni Paxt. in den Handel. 5L Dianthus dentosus Fisch, ist die kauka- sisch-sibirische Form des D. Seguieri Vill., wo die schönen grossen Blüthen ziendich lang gestielt sind und die am Kelche stehenden Deckblätter kaum die Länge der Kelchröhre besitzen. ITnter dem Namen D. versicolor war sie Vorjahren schon in den Gär- ten; als D. pratensis Bieb., guttatus Bieb., ibe- ricus Wind, und caucasicus Sims wurde dagegen eine ähnliche Form mit längeren Deckblättern, als D. montanus Bieb., Fischeri Spreng, und col- llnus W. et K. endlich eine Form mit gedräng- teren Blüthen früher und wird hier und da noch jetzt kultivirt. So schön auch alle diese Formen mit der Hanptart sind, so s-tchen sie doch in dem Garten eines Liebhabers den neuesten Sorten der Chineser- und Kaiser-Nelken, wie sie hauptsächlich durch Be- nary in Erfurt in den Handel gekommen sind, an Schönheit weit nach. Auch Haage & Schmidt bringen eine neue gefüllte Chineser-Nelke von weis- ser Farbe, aber mit blaurothen Streifen versehen, als D. chinensis coronatus flore pleno in den Plan- del. Schliesslich empfehlen wir auch noch die Kar- thäuser-Nelke der Gärten (D. barbatus) mit weissen und dichtgcfullten Blumen, welche von Frankreich aus als D. hybrid us Marie Pare in den Handel ge- kommen ist. (Forlsetzung folgt). Verlag Ton Karl Wiegandt in Berlin, Koch-Strasac No. 22, Druck der C. Fe is ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Zieteu-Platz No. 2. Woehenselirift des Vereines zur Beförderniij»; des Gartenbaues in den Köiiis;!. Trenssischen Staaten für («'lirtiierei cbiicI Pfli^Bi^seiBkiaBfide« Redakteur : JPi'ofessor I>r. Karl I^och, General-Sekretair des Vereines. No. 13. Berlin, den 31. ]März 1866. Preis des Jahrgang:es 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel . als aiich franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhält: Die alten und histori.scli nieikwürdigen Bäume in Braunschueig und Umgegend. Vom Eegistrator Sack. — Kohl als Zierpflanze. — Mittheilungen über neuere und neueste Pflanzen. (Fortsetzung.) — Die Pflanzen- und Blumen- Au.s.stel- lungen in Wien vom 20. bis 26. April und vom 15. bi.s 23. Mai 1866. Suiiiitag, lätter von dun- kelgrüner Farbe ziendich gedrängt stehen, so dass in der Tliat das Ansehen einer kleinen Palme ge- geben ist. Der Federkohl, auch Plumage-Kohl genannt, hat seinen Namen von den feingeschlitzteii und dabei sehr krausen Blättern und ist eine Form un- seres sogenannten Grüu-, Winter- oder Kraus-lvohles. Schon als Gemüse kennen wir 2 Sorten, von denen die eine mattgrün, die andere braungrün gefärbt erscheint und beide hoch und niedrig gezogen werden können. Der letztere führt auch den Na- men Braunkolil. Diu Ziersorten sind bald weiss, bald rosagefärbt, so dass aber in der Pegel immer noch grüne Farbe dazwischen erscheint. Sind beide Farben in gleichem Verhältnisse vorhanden, so füh- ren sie in Verzeichnissen den Beinamen: roth- oder weissgescheckt. Eigenthilmlieh ist die Sorte, wo auf den Ner- ven der krausen Blätter sieh Knospen bilden und zu Aesten oder Pflänzchen heranwachsen. Ein sol- ches Blatt haben wir vor Jahren von einem Blu- menfreunde aus Darnistadt mitgenonnnen luid im botanischen Garten mit dem Stiele in Erde setzen lassen. Hier sehlug es Wurzeln und begaini sich zu verästeln. Diese Eigcnthi'unlichkeit des l'roliti- rens kommt auch an buntblättrigen Sorten vor und nimmt sich daselbst noch besser aus. Zu den Ziersorten kann auch der Kohl von Neapel (Chou fris(^' de Naples) gerechnet werden. Dieser besitzt einen kurzen, dicken Stengel mit in der ]\Iitte flachen, am Bande aber gefransten Blät- tern. Ebenso dürfte der russische oder Buda-Kohl von zwergigem Wüchse und wegen seiner schönen rothen Färbung im Frühjahr ebenfalls als Zierkohl verwendet werden. Wenn auch, bis jetzt noeli nicht zu diesem Zwecke gebraucht, so wollen wir doch in dekora- tiver Hinsieht auf den Kavalier- oder Iwiiikohl, von dem eine wenig abweichende Form wiederum als Tagelöhnerkolil (Gottagers Kaie) von Eng- land aus emptohlcn ist, aufmerksam machen. Als Einzelpflanze ninnnt er sich grade mit andci-n, be- sonders hell- oder buntblättrigen Pflanzen fiut aus. Er erreicht oft eine HöIic von 6 Fuss; die horizon- tal abstehenden, dunkelgrünen Blätter sind schirmartig. 13" 100 ^litthcilung'cn iilier iiciieie luid neueste l*flaiizeji. (Fortsetzung.) 52. Dictamiius Fraxinella graiuliflorus ist die grossblühencle Form des D. albus L., wie wir sie schon längst in botanischen Gärten kennen. Wir bemerken übrigens, dass der Beiname ^albus" sich • keineswegs auf die ßlüthe, die roth und weiss sein kann, sondern auf die weisse Wurzel bezieht. Der Diptam ist eine der schönsten Stauden, welche wir besitzen, und sollte in keinem grösseren (iarten fehlen. Von ihr erziililt man, dass Linn(?'s Tochter, als sie an einem heissen Abende mit einem Lichte in die Nähe der Blume kam, eine Entzündung des ausgedunsteten ätherischen Oelcs herbeigeführt habe. Spätere Versuche sind' niisslungen. Man wird aber stets die Entzündung herbeiführen und sich ein schönes Schauspiel bereiten, wenn man erst die Blüthentranben abblühen lässt und dann mit einem brennenden Öchwefelholzclien in die Nähe der un- tersten unreifen und dicht mit Drüschen besetzten Früchte kommt. In einem Nu entzündet sich das ätherische Oel und eine grössere oder kleinere Flamme umgibt die ganze Traube, sich über der- selben verlierend. 53. Als Dieffenbachia gigantea bringt A. Vcrschaffelt in Gent eine neue Art in den Han- del, welche durch ihre eigenthümliche Zeichnung (weissgefleckte und weissgebänderte Blätter, sowie tigerartig-gefleckte Blattstiele; wohl zu den schön- sten Blattpflanzen dieses Geschlechtes gehört. Wir haben sie in Amsterdam gesehen (8. Jahrgang der W'ochenschrift S. 166). 54. Digitalis canariensis L. ist ein baum- artiger Fingerhut der Kanaren, welcher schon sehr lange in unseren Gärten befindlich ist und wenig- stens in den botanischen sich erhalten hat. Er wird jetzt während der guten Jahreszeit in's P'reie em- pfohlen und möchte auch daselbst einen passenden Platz finden. Die schmal-elliptischen, oben glänzen- den und unten graufilzigen Blätter stehen dicht am obern Thcile des Stengels und der wenigen Zweige, welclie mit einer dichten Aehre schmutzig-goldfar- bener Blüthen endigt. Ihr eigentlicher Name ist übrigens Isoplexis canarien sis Lindl. Denselben gärtnerischen Werth hat die nah verwandte Art I. Sceptruin Lind!., welche nur auf iladeira vor- kommt und hellere Blüthen besitzt. Die Familie ist die der Personalen oder Maskenblüthler. 55. Dodeeatheon Jeffreyanum ist eine in Kalifornien wachsende Art des sonst schon haupt- sächlich durch 2 Arten (ileadia L. und integrifolium Jlchx) vertretenen Geschlechtes, welche sich durch ihre Grösse auszeichnet. Die Blätter werden über Fuss lang und zwischen ihnen erhebt sich der Schaft bisweilen selbst bis 2 Fuss Höhe und ist mit vielen Blüthen besetzt, deren zurückgeschlagene Blumen- blätter von oft 1 -J Zoll Länge eine weisse und hell- rothe Farbe besitzen. Die Pflanze gehört in die Faniile der I'rimuhueen. 5t3. Dracaena nutans ist bereits im li. Bande der Wochenschrift (S. 213) besprochen, wir kommen aber doch wiederum auf sie zurück, da sie mögliciier Weise eine selbständige Art darstellt. Wir haben vor einigen Jahren bei dem Kunst- und Ilandels- gärtner Beuckelaer in Brüssel (leider wissen wir nicht mehr unter welchem Namen) grosse Exem- plare gesehen, die sich schon im Habitus von der allerdings nah verwandten Cordyline snperbiens C. Koch (der Dracaena indivisa der Gärten) unter- schied, wenn uns auch nicht gelang, sie näher zu charakterisiren. Sie wächst weit rascher, als die eben genannte Art und bleibt bis an die Basis des Stengels mit den etwas breiteren Blättern besetzt. Einen Vorzug hat sie ausserdem noch dadurch, dass sie weit mehr rauhe Witterung und selbst einige (irad Kälte verträgt. Aus dieser Ursache kann sie im Freien mit mehr Vortheil angewendet werden, wenn man sie nur gegen heftige Winde, damit die Blätter nicht leiden, schützt. 57. Dracaena, richtiger Cordyline specta- bilis wird wiederum unter den neueren Pflanzen aufgeführt. Ist sie dieses auch keineswegs, denn im Berliner botanischen Garten wird sie seit 25 Jahren wenigstens schon kultivirt und ist bereits von Kunth im Jahre 1848 beschrieben worden, so gehört sie doch ohne Zweifel zu den zu em- pfehlenden Blattpflanzen. Aehnlich der C. congesta (stricta der Gärten) ist sie zwar weniger eine Zim- merpflanze, weil sie zu rasch wächst, um desto mehr verdient sie aber in Kalthäusern als Blattpflanze verwendet zu werden, vielleicht auch während der guten Jahreszeit im Freien. Vm Irrungen zu ver- meiden, bemerken wir, dass eine Form mit schlaf- feren Blättern in Berlin schon lange als Dracaena longifolia kultivirt wird. Ebenso sind wahrscheinlich Charlwoodia fragrantissima und coerulescens, welche durch Li hon bereits 1848 in Belgien eingeführt wurdeiij nur Formen derselben Cordyline spectabilis (s. 1. Jahrg. d. Wochensclir. S. 357 und 3. Jahrg.. Seite 5). 58. Dracuncnlus canariensis Kth ist klei- ner, als die europäische Dr. vulgaris, und verdient mit ihren grossen Pduinenscheiden, aus welchen, wenn sie sich öffnen, ein unerträglicher Gestank nach einem Cadaver hervorkommt, dieselbe Beach- tunr^ Schon aus dieser Ursache möchten wir sie- aber nicht in kleineren Gärten empfehlen; wohl aber könnte sie in grösseren, auch wegen ihrer ab- 101 son. Elettaria Pininga Miqu. ist eine Scita- minee .lava's, welche zuerst als Donacodes Pi- ninga Bl. beschrieben ist, bisher aber in den Gär- ten nicht kultivirt wurde. Gleich andern Arten dieses Geschlechtes, von Aniomum u. s. w. kommen die Blüthen in Form einer eiförmigen, dicht mit ziemlich grossen Deckblättern besetzten Aelire un- mittelbar aus dem fleischigen und etwas kriechen- den Wurzelstocke hervor, während die elliptischen Blätter aus besonderen Knospen und an besonde- ren Stengeln sich befinden. Ueber Fai'be der Blü- then vermögen wir nichts zu sagen. 64. Eranthemum Cooperi Hook, und tu- berculatum Veitch sind 2 neuerdings aus Kale- donien eingeführte, niedrige Sträucher aus der Fa- milie der Akanthaceen, die wegen ihres Blüthen- reichthumes und dass sie schon in kleinen Exem- plaren blühen, gute Marktpflanzen zu werden ver- sprechen. l)ei der letztern, welche wir bei Fl ei- nem ann und auch bei anderen Handelsgärtneru in Erfurt in grösserer Jlenge sahen, haben die blendendweisscn Blüthen eine solche Aehnlichkeit mit dem Jasmin, dass man sie leicht damit ver- wechseln könnte. E. Cfioperi hat dagegen weisse Blüthen mit einem rosafarbigen Flecken auf der Unterlippe. Bei dieser Pflanze sind auch die dun- kelgrünen und lederartigen Blätter schön. Sie soll, im Sommer ins Freie gepflanzt, üppig wachsen und immer fort blühen. 65. Erynglum bromeliaefolium de Lar. ge- hört zu den interessanten Arten dieses Umbellife- ren-Genus, welche viel eher Monokotylen zu sein scheinen und zum Theil selbst den Agaveen ähn- lich aussehen. Die Pflanze besteht aus einer Art Rosette von sehr schmalen lanzettförmigen Blättern, welche eine ziemliche Länge haben, von parallelen Längsnerven durchzogen sind und am Rande steife pfriemenförniige Zähne besitzen ; aus ihrer Mitte er- hebt sich der fast blattlose Stengel mit 2 gegen- überstehenden Blättern an der Basis des Blüthen- standes, der aus einigen kopfförmigen Dolden be- steht. 66. Erythrina Vespertillonis Benth. bildet einen niedrigen, sehr stachlichen Baum mit eigen- thümlich -gestalteten Blättern, welche, weil sie mit fliegenden Fledermäusen verglichen wurden, Veran- lassung zur Benennung gegeben haben. Sie be- stehen nämlich aus 3 spiessförmig-3-lappigen Blätt- chen, von denen das mittelste in eine lange Spitze ausläuft, die beiden seitlichen und viel grösseren dagegen abwärts gebogen sind und oben abgestutzt erscheinen. Die Blüthen sind denen der übrigen Arten ähnlich und haben, wie diese, eine schöne rothe Farbe. Vaterland ist Neuholland. Wir be- merken , dass alle Erythrinen während der gnteu 102 Jahreszeit für das Freie iilclit geiuig empfohlen werden können , zumal sie im Winter gar keine Aufmerksamkeit verlangen und mit jedem Winkel fürlicb nehiiien. G7. Escallonia lemantlia Eemv und illi- nita Presl sind, gleich den tibi igen Arten dieses aus chilenischen Blüthensträuchern hauptsächlich be- stehenden Geschlechtes aus der Fam.ilie der »Saxi- frageen, niedrige und ausserordentlich i-eichblühcnde Gehölze, die leider in Nord - Deutschland nicht im Freien aushalten, während sie schon im mittleren Frankreich einen nicht geringen Schmuck der Zier- gärten ausmachen. Fi üher wurden sie bei uns auch weit mehr in den Kalthäusern kultivirt, machen aber jetzt allmählig leider zum Theil weniger schö- uen Pi3auzen Platz. Die Blätter der E. leucantha sind umgekehrt- eirund, gezähiielt und auf beiden Flächen unbehaart, während die ö -blättrigen weissen ]51üthcn Ixispen ' bilden. Wir bemerken, dass wir unter diesem Na- : men aucii die weissblühende Abart der E. rubra ] Pers. gesehen haben. E. illinita hingegen zeich- net sich durch die drüsige Oberfläche der ebenfalls umgekehrt-eirunden und gezähuellen Blätter aus, ein Umstand, der Veranlassung zum Ijcinamcn, welcher ^beschmiert" bedeutet, gegeben hat. Die Blüthen Laben ebenfalls eine weisse Farbe und stehen am Ende der Zweige in einer ziemlich grossen llispe. E. illinita ist übrigens schon früher einmal ein- geführt gewesen und befindet sich noch in einigen botanischen Gärten. G8. Eucalyptus calophylla Lindl. führt ihren Namen, der schönblättrig bedeutet, mit Pecht und dürfte neben der E. Globulus Labill. als Blatt- pflanze im Freien eine Stelle verdienen. Es kommt noch dazu, dass sie, gleich dieser, rasch wächst und ein Steckling in einem Sommer G bis 8 Fuss hoch werden kann. Wir haben sie in dem grossen Ver- mehrungs-Garteu bei dem Boulogner Parke für die Pariser Verschönerungen nebst vielen andern dieses Geschlechtes gesehen, welche versuchsweise daselbst kultivirt wurden. Wenn sie übrigens mit abwech- selnden und länglich - lanzettförmigen Blättern au- gegeben wird, so bezieht sich dieses nur auf die Zweige, welche zu gleicher Zeit auch blühen oder doch wenigstens auf ältere Bäume, da bei Jüngern Pflanzen, wie es bei E. Globulus ebenfalls der Fall ist, die rundlichen Blätter nicht allein gegen- über stehen, sondern zu 2 sogar verwachsen sind, so dass der Zweig in der Mitte beider steht. Von E. calophylla stammt zum Theil das rothe Gummi Neuholland's. Mehre Encalyptcn Neu- holland's haben nämlich die Eigenthümlichkeit, dass im Innern des umfangreichen Baumes ein rothes und steiniges Gummi abgesondert wird und sich daselbst ergiesst. Dadurch entstehen grosse Plöh- lungen, welche durch dieses Gummi ausgefüllt wer- den. Es ist dieses ebenfalls mit E. robusta Sm. der Fall, einem andern riesigen Baume dieses Ge- schlechtes aus Neuholland, der ebenfalls jetzt in den Handel gekomnieu ist. Es wird die Leser der Wochenschrift auch in- tercssiren, zu erfahren, dass von der zuerst in Pa- ris im Freien verwendeten E. Globulus, welche übrigens auch in den Gärten unter dem Namen E. glauca DO. vorkommt und im ^'aterlande eine Höhe von über 300 Fuss erreicht, hauptsächlich die Rinde und die Früchte wegen ihres Aromas als Gewürz benutzt werden. Von einer vierten Art, der E. gigantea Hook. fil. wird wiederum das Holz als Bauholz benutzt, ist aber auch unter dem Namen west -au>tralisches Mahagonv-Holz in Eng- land eingeführt worden. Auch diese Art ist neuer- dings in den Handel gekommen, aber unter dem Namen E. Jlahagony. Eine 5. Art, welche in den Verzeichnissen aufgeführt wird, ist E. eostata Ferd. Müll.: wir haben noch nicht Gelegenheit ge- habt, sie kennen zu lernen. 69. Eucryphia eordifolia Cav. ist ein gros- ser schöner Baum aus Cliiloe und Valdivia, also aus einer ziemlich kalten Gegend Süd- Amerika's, so dass vielleicht unsere Winter, wenn man das Gehölz einigermassen schützte, wenig schaden dürften. Die herzförmigen,^ gekerbten Blätter stehen einander gegenüber imd sind lederartig, während die im Winkel derselben einzeln stehenden Blüthen unbe- deutend sind und die Vierzalil in ihren Blüt'ien- hüUen besitzeil. Vielleicht gelingt es, von dieser noch keineswegs im Systeme hinlänglich festgestell- ten Pflanze Blüthen zu erhalten und sie genau zu untersuchen! Endlicher macht aus ihr eine eigene Familie, Hooker und Lindley stellen sie zu den Kosaceen, wohin sie gewiss nicht gehört, und An- dere haben sie schliesslich bei den Chlaenaceen untergebracht. 70. fjUpatorium W'einmannlanum Keg. et Koern. befindet sich in einigen botanischen Gärten als E. glabrum und glaueum; obwohl Regel schon 1 8.Ö8 darauf aufmerksam machte, so ist die- ser zu empfehlende Strauch mit halblederartigcn, glatten und bisweilen graugrünen Blättern, welche eine ziemliche Breite^»itzen, und mit den dolden- traubigen Rispen am Ende der Zweige auch Han- delsgärtnern zu empfehlen, da sich die Blülhen- zweige besonders gut zu Bouquets eignen. Vater- land ist wahrscheinlich Brasilien. 71. Auch die in den botanischen Gärten, so- wie in den Privatsamndungen von Dickpflanzen seit sehr langer Zeit schon kultivirte säulenförmige Euphorbia canariensis L. wird unter den neuen 103 b Tliiilulirungen genannt. Gewöhnlich verästelt sie sich und die Aeste erheben sich Kandelaber ähn- lich, we.*halb die Pflanze aiit" jeden Fall einen pit- toreskeren Anblick darbietet, als der Säulen-Kaktus. E. canariensis L. hat nur 4 bis (i Kanten, wäh- rend bei der verwandten E. o t'fiei naruni L. deren 9 bis 13 vorhanden sind. 72. Eurybia dentata Ilook. til. ist eine jener neuholländischen strauchartigen Astern mit weissen Blüthenkörbchen, welche ähnlich den übrigen, be- reits in botanischen Gärten, so z. B. in Berlin kul- tivirten Arten sich anschlicssen und duix-h ihren Blüthen- lieichthuni sich auszeichnen. Wir haben uns stets gewundert, dass die f^urybien so wenig Beifall bei den Handelsgärtnern gefunden haben, da tie sich nuinnigfach verwerthen lassen. Vielleicht gibt diese neue australische Art dazu Gelegenheit. 7o. Eustrephus latifolius K. Br. ist wie- derum eine längst bekannte Pflanze, und zwar aus der Familie der Asparagineen, welche aus den Gär- ten verschwunden zu sein scheint. Sie wächst in Neuhollaud und bildet ein halbhulziges Schlingge- wächs. Die elliptischen und völlig unbehaarten Blätter sind sehr kurz gestielt und von 7 ziemlich starken Nerven Linien Länge, aber nur 4 Linien Breite haben dagegen eine glän- zende Oberfläche, auf der die netzförmige Aderung sehr hervortritt. 79. Geblera suffruticosa F. et M. ist ein sibirischer und nord- chinesischer Halbstrauch aus der Familie der En])horbiaceen, und zwar zur Ab- theilung der Buxeen gehörig, der schwerlich den Blumenliebhabern Geschmack abgewinnen dürfte. Die Form der Blätter scheint sehr zu ändern. Die Blüthen sind unbedeutend und diöcisch. 80. Gentiaua Fortuuei Hook, wurde zwar bereits 184'J durch Standisli und Noble, wenig- stens in Fingland, eingeführt, scheint aber auf dem Festiande keine Verbreitung erhalten zu haben. Es ist aber eine der schönsten Arten dieses Geschlech- tes mit grossen, blauen Blüthen, welche im Winkel der Blätter einzelne oder am oberen Theil des Sten- gels und der Aeste zu mehrern vereinigt sitzen. Die dreinervigen Blätter haben eine Länge von L} bis 2 Zoll und stehen einander gegenüber. 81. Gonospermum elegans DC ist ein Halb- strauch , den Argyranthemum's oder strauchartigen Gänseblumen der kanarischen Inseln ähnlieh, aber die BlUthenkörbchcn haben keinen. Strahl, der sich jedoch in der Kultur gezeigt hat. Seine Verwen- dung im Freien ist dieselbe. 82. Grevillea Hillii haben wir noch nicht gesehen, wissen auch nicht, wo oder ob die Pflanze beschrieben ist. Sie soll ein hübsches Aeussere ha- 104 ben und kderartige Blätter, ahiilicli denen des Agno- stus sinuatus, besitzen. 83. Greigia sphacelata Heg. ist eine selir interessante Bromeliacee mit seitenständigem Blü- tlieustande, der iu dem Winkel eines unteisten Blattes einen diehten und stiellosen Ko}]t bildet. Es ist eine Dekorations- Pflanze , wie wir deren mehre aus dein Genus Bromelia besitzen. Die selir schmalen, bis '.] Fuss langen, fleiseliig-lederartigen und in dei- JJitte rinnentörmigen Blätter stehen dicht gedrängt an dem sieh nur wenig erhebenden Sien- gel, sind am Rande mit kurzen und breiten iSla- chelzähnen besetzt und besitzen ein freudiges Giiin. Die wenig herausrageude, am unteren Theile röh- renförmige Krone besitzt einen aufrcehten und o- theiligen »Saum von hellrother Farbe. Nach Regel ist Greigia sphacelata dieselbe Pflanze, welche bereits liuiz und Pavon als Bromelia sphace- lata beschrieben haben. 84. G u t ierrhezia g ymnosper moides A. Gr. wird wiederum von Seiten einiger Handelsgärtner als Zierpflanze empfohlen, obwohl sie kaum gärtne- rischen Werth besitzt (s. 1. Jhrg. d. ^^^ S. 06 u. 87). 85. Gyneriun) argenteuui kermesinuni ist eine unbedeutende Abart der männlichen Pflanze des Pampasgrases, wo der Blüthenstengel eine helle schmutzig -rosarothe Farbe besitzt. Die weibliche Pflanze mit blendend-weissen Blüthenstengeln wird immer die schönsten Exemplare zur Dekoration bil- den. G. argenteum roseum vermochten wir nicht zu unterscheiden. 86. Habranthus pratensis Herb, ist eine bra- silianische x\maryllidee, die früher in den Gärten, namentlich Englands, viel kultivirt wurde. Zwischen den linienförmigen, auf dem Eüekcn rundlichen Blät- tern kommt ein 2 Fuss hoher Schaft mit 2 bis 4 glockenförmigen, scharlachrothen Blüthen hervor. 87. Hellen ia coerulea R. Br. ist eine Scita- minee aus Neuholland, ähnlich den rispentragenden Alpinien. Sie bildet 6 bis S Fuss hohe Stengel mit kurzgestielten und elliptischen l>lättern, welche gegen die Spitze hin oft eine röthliche Färbung haben. An der Spitze der Stengel kommt die ein- fache Rispe hervor, wo die i lUthenstiele 3 weiss- lich-gelbliclic Blüthen tragen. Der l:5einame „coe- rulea" bezieht sich auf die Frucht, welche reif eine bläuliche Farbe erhält. 88. Hemerocallis distieha Dünn ^nit gefüll- ten Blüthen gibt schon Thunberg mit gefüllten Blumen an, in Europa wurde sie aber erst im Jahre 1859 oder 1860 durch Veitch eingeführt. Wir haben bis jetzt noch nicht GelegeiJieit gehabt, diese hübsche gelbe Taglilie zu sehen, hoflentlich aber wird sie in den Gärten jetzt beliebter. 89. Hibiscus cannabinus L. ist zwar keines- wegs in den Gärten eine neue PflanS'.e, im Gegen- theil schon lange, wenigstens in den botanischen, kultivirt, auf jeden Fall aber zu empfehlen. Sie treibt einen 4 bis 6 Fuss hohen Stengel mit zieiu- licli grossen 3- und ö-theiligen Blättern. Die blass- gelben Blumen besitzen in der ilitte eine schwarz- rothe Basis. Es ist ein Sommei-gewäehs. 90. Hibiscus macrophyllus Roxi), stellt zwar eine Staude dar. blüht aber oft schon im ersten Jahre. Er treibt ebenfalls aufrechte Stengel mit grossen, rundlich -herzt'örmigeii Blättern, welche iu eine Spitze ausgezogen sind und ;uif beiden Flä- chen eine filzige Behaarung besitzen. Die l->lüthen bilden endständige Rispen. 91. Hibiscus speciosus Ait. ist eine dritte krautartige Art dieses Geschlechtes, den beiden vo- rigen im Habitus idmlich und mit luindförmigeu Blättern, während die Blumen eine prächtige dnn- kelrothc Farbe besiizen. In den \ ersehönerungen von Paris und sonst in Frankreich wird mit dem Beinamen „roseus" jetzt eine hellerblüliendc Form kultivirt, welche allgemeinen Beifall findet. [)2. Unter dem Namen Hibiscus triiolor du Japon führen die (iebrüder Huber in Hveres eine Art in ihren \erzeichnissen auf, welche zahlreiche und sich verästelnde Stengel von 4 bis 6 Fuss Höhe treibt und an dem oberen Theile mit grossen, rosa- farbenen Blüthen sich bedeckt; deren Blumenblätter haben an der Basis tlunkelrothe Flecken. Die Pfianze soll iu Massivs auf freien Plätzen sieh wunderschön ausnehmen. ^^ ir kennen die Pflanze nicht, haben sie auch bis jetzt noch nirgends beschrieben gefun- den. Von H. tricolor der belgischen Gärten (^Coo- peri Veitch), einer neukalcdonischen Pflanze, ist sie wesentlich verschieilen. (Forlsctzung folgt.) Die Paii,^cu= Ulli) Jlfumcthilusllcffuugcii in Wien vom 20. Iiis 20. .Ipril uiiil vom 15. bis 23. ^ai ISGCt. Die Direktion der K. K. Gartenbau Gesellschaft iu Wien erlaubt sich im Namen der Gesellschaft, zur gefälligen Betheiligung mit Zusendungen an den beiden Pflanzen- und Blumen- Ausstellungen aufzu- o fordern (s. S. 94 der Wochenschr.). Da von sämmtliclien österreichischen Bahnen, sowie von der Donau-DaniptVchiflYahrts-Gesellschaft, bedeutende Tarif-Ermässigungen für Fracht und auch für einen etwaigen Begleiter bewilligt vorliegen, so wird die Direktion auf \'erlaiigen nicht ermangeln, die zum Genüsse dieser Ermässigung nothwendigen Certifikate zu übersenden. Programme stehen auch durch die Redaktion der Wochenschrift zu Gebote. Im Xameii der Direktion : iler (leiicral-ISekretitr Beer. Verlag vou Karl W i e gr a n d t in Berlin, Kocli-Strasse Nu. 22. Dnu-li der C. Fe i.s ter'seheu Buohdruckerei (L. Mewes), Berlin, Zieteu-Platz No. ü. Wochenschrift des Vereines zar Beförderung des Gartenbaues in den König;!. Prenssischen Staaten für Cnärtnerei und PflitEB^eiiE4iBBBde« Redakteur : Ir*i'oressox- Dr- riarl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 14. Berlin, den 7. April 1866. Preis des Jahrganges 5^ Tlilr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; Die internationale Gartenbau- Ausstellung und der botanische Kongress in London vom 22. bis zum 25. Mai. — I Sonntag, den 8. Apiil, l'riihjiilirs-.liisstcllun;; im Englischen Hause (Itloiirensti'. 4*JV Daselbst lintle( an dem- selben Tage, >achniiltags 2 Ihr, eine Versaniniluiig der i)li(glieder des Vereines zur Itci'ürderung des (Gartenbaues statt, worauf (um 3 l'hr) ein gemeinscliaftlicbes littagsessen erfolgt, wozu die geehrten Mitglieder eiugeladen werden. Die iiiteriiatjonale Gartenbau - Ausstellung und Der öotttiiij'djc 3vonijrc^ in £oui)oii vom ;3S3- l^is zum ;ü*5. 3Xai l??*öC5- Ald von Brüssel aus im Frühlinge 18i)5 Männer der Praxis und der AYiäsenschaft aufgefordert -wurden, eine allgemeine Ausstellung von Pflanzen und sonstigen mit dem Gartenbau im Zusammenhange stehenden Gegenständen, an welcher alle Kultur-Völker Antheil nehmen sollten, in's Leben zu rufen und damit einen Kongress zu verbinden, wo gewichtige Fragen der Wissenschaft und der Praxis zur Ver- handlung kommen sollten, hatte es allgemeinen Beifall und die Tage vom 24. April bis zum 1. Jlai 18G5 in Brüssel haben bewiesen, dass es zeitgemäss war. Ein Jahr später fand in Amsterdam Ausstellung und Kongress statt. Jetzt laden die Bewohner des Inselreiches, wo Gartenbau schon seit langer Zeit mit Vorliebe getrieben und bereits in einem solchen blühenden Zustande sich betindct, wie es auf dem Festlande nur in einzelnen Gegenden der Fall ist, zur Beschickung einer Ausstellung und zur Tlieil- nahme an einen Kongress für den 22. bis l!5. Mai nach dem Garten der Königlichen Gartenbau -Ge- sellschaft in 8üd-Kcnsington, einem iStadttheile Londons, ein. Man macht bereits die grössten Anstrengungen, um den Gä.-tcn und Fremden das Scliönste und Beste vorzuführen, was die vereinigten 3 Königreiche in dieser Hinsiclit besitzen. Es ist ausserdem aber noch eine Reihe von Männern zusammengetreten, welche sich zur Aufgabe machen werden, (iäste imd Fremde mit den Privat-Gärtcn Londons und Umgegend vertraut zu machen, welche einestheils auf dem Kontinente sich bereits eines grossen Rufes erfreuen, anderutheils das Grossbritannien Eigenlhüra- liche, besonders in der bildenden Gartenkunst, besonders vorzuführen im Stande sind. Ln Verhältniss zu denen des Festlandes sehr grosse Geldpreise (im Ganzen 2i)00 L.-bt., also Iß, (JOGI Thlr) sind einem besonders dazu ernannten Preisrichteramte zur Krönung des Besten und Vor- züglichsten, was au-gestellt ist, zur Verfügung überwiesen. Man hat ausserdem die Mittel herbeigeschafft, um die nöthigcn Einrichtungen nach allen Seiten hin zufriedenstellend zu airangiren. Mit Eisenbahu- und Dampfschifffahrts-Gesellschaften sind ferner Uebereinkummen getroffen, damit das Fahrgeld für Per- sonen und AusstelJungs-Gegenstände ermässigt werde. 14 106 Die Königin selbst ist Patronin, der Kronprinz, Prinz von Wale?, Patron iles ganzen Un- ternelimens, eine Anzahl der im Staate und dnrcli Gebnrt aiisgezeiclinete Personen haben ihre Bereitwil- ligkeit angezeigt, als Vize-Präsidentun einzutreten. Von ihnen nennen wir nur die Herzöge von Mal- borougl), Rutland, Buccleuch, Newcastle, die Earls von Breadalbane, Dartniouth, Cowper, Craven, Manvers, ■Vane, Granviile, Ducie, Grosvenor, Lennox, die Viscounts Powersoourt, Hill, Eversley, die Lord-Bischöfe von Wincester, Oxford, Bath und AVells, sowie von Rochester, die Lords Headley, Clcrniont, Lindsay, W. F. Cowper, ISisbet Hamilton u. s. w. Dem vollziehenden Comite wird Sir C. Wenthworth Dilke, Bart., dem als Stellvertreter J. Jackson Blandy Esqu. beigegeben ist, Vorsitzen, während Professor Bentley, ferner W. Bull, E. Easton, C. Ed- nionds, J. Fleming, R. Fortune, J. Gibson, Lee, Dr. Masters, T. Osborn, W. Paul, J. Staudish, C. Turner, Veitch und B. S. Williams Jlitglicder sind. Schatzmeister ist Sir Daniel Cooper, Bart., als Sekretäre fungiren dagegen: Th. Moore, Berth. Seemann und Rub. Hogg, denen noch als Assistenten: Contts and Co. und Barcia v, Bevan and Co. beigegeben sind, als Prukuiator endlich Fladgate, Clarke and Finch. Der botanische Kongress wird durch A. de Candolle, Professor der Botanik in Genf, geleitet. Für den Kongress sind noch zu einem besonderen Comite zusanuTiengetreten: Babington, Professor der Botanik in Cambridge, Bateman, Baxter, Kiuator des botanischen (iartens in Oxford, J. J. Bennet, Kustos der bo- tanischen Abtheilung am In-itischen Museum, Bentley, Professor am Kings-College, M. J. Bcrkelev, Exa- minator in der Botanik an der Londoner Universität, W. Carruthers, B. Clarke, Dr. Alexander Dickson, Charles Darwin, Daubeny, Professor der Botanik an der Universität von C)xford, Dr. .1. E. Gray, Dr. Hogg, Alderniann Masters, Giles Munby, Janies Mo. Nab, Kurator des botanischen Gartens in Edinburgh, John Miers, A. G. Moore, Di-. D. Moore, Direktor des botanischen Garten in Glasnevin, Thomas Moore, Kurator des botanischen (iartens in Chelsea, W. Mudd, Kurator des botanischen Gartens in Cam- bridge, Colonel Munro, Andrew Murray, W. Paul, Dr. R. C. A. Prior, Thomas Rivers, J. G. Veitch, Dr. Welwitsch, Dr. Wight, James Yates. Pjhren-Sekretär ist Maxwell T. Master^. Veranlassung zu diesem Kongress hat die freundliche Aufnahme und die Gastfreundschaft gegeben, welche Botaniker und Gärtner Grossbritanniens von Seiten ihrer Kollegen auf dein Festlande gefunden haben; es hat sich dieses ganz besonders bei Gelegenheit der beiden frühein, ebenfalls mit Ausstellungen verbundenen botanischen Kongressen in Brüssel und in Amsterdam kundgegeben. Das Comit(? hott't, dass nun auch festländische Botaniker und Gärtner ein freundliclies Zuvorkommen und nicht minder herzliche Aufnahme in Clüthe ausgestellt (offene Bewerbung): 1. Preis: 4, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 9 L.-St. 3. 1 neue Pflanze in Blütlic, eingeführt in Europa durch den Aussteller und nicht im Handel zu finden (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 4. 1 neue Pflanze, nicht in Blüthe, eingeführt in Europa durch den Aussteller und nicht im Handel zu finden (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 5. 12 neue, aber verschiedene Pflanzen irgend einer Art, blühend oder nicht blühend (offene Bewerbung): 1. Preis: 6, 2. Preis: 5, 3. Preis: 4, 4. Preis: 3 L.-St. . . 18 L.-St. 6. 6 neue, aber verschiedene Pflanzen irgend einer Art, blühend oder nicht blühend (offene Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 5 als solcher ausgeschlossen) : I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 7. IG verschiedene Warm- oder Kalthaus-Pflanzen in Blüthe (Liebhaber-Bewerbung): 1. Preis: 25, 2. Preis: 20, 3. Preis: 15, 4. Preis: 10 L.-St. . 70 L.-St. 8. 12 verschiedene Warm- oder Kalthaus-Pflanzen in Blüthe (Handelsgärtner-Bewerbung): 1. Preis: 15, 2. Preis: 10, 3. Preis: 7, 4. Preis: 5 L.-St. . . 37 L.-St. 9. lO verschiedene Warm- oder Kalthaus-Pflanzen in Blüthe (Liebhaber-Bewerbung): 1. -Preis: 15, 2. Preis: 10, 3. Preis: 7, 4. Preis: 5 L.-St. . . 37 L.-St. 10. G verschiedene Warm- oder Kalthaus-Pflanzen in Blüthe (Liebhaber- Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 7 und 9 als solcher ausgeschlossen): 1. Preis: 7, 2. Preis: 5, 3. Preis: 4, 4. Preis: 2 L.-St. ... 18 L.-St. 11. G verschiedene W^arm- oder Kalthaus- Pflanzen in Blüthe (Handelsgärtner-Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 8 als solcher ausgeschlossen): 1. Preis: G, 2. -Preis: 5, 3. Preis: 4, 4. Preis: 3 L.-St. . . 18 L.-St. 12. 6 verschiedene Warm- oder Kalthaus-Lianen oder Schlingpflanzen in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: ,3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 13. Die schönste Warm- oder Kalthaus-Pflanze, blühend oder nicht blühend, nicht unter 12 Fuss Höhe (offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3 L.-St 12 L.-St. 14. 12 verschiedene Warm- oder Kalthaus-Blattpflanzen, ohne Rücksicht auf Blüthe, cinschliesslieh buntblättrige Pflanzen, ausgenommen jedoch Begonien und Kaladien (Liebhaber-Bewerbung): 1. Preis: 15, 2. Preis: 10, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3. L.-St. . . 33 L.-St. 15. 12 verschiedene Warm- oder Kalthaus-Blattpflanzen, ohne Rücksicht auf Blüthe, einschl. buntblättrige Pflanzen, ausgenommen aber Begonien und Kaladien (Handelsgärtner-Bewerbung): 1. Preis: 15, 2. Preis: 10, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . 33 L.-St. *) 1 Pfund Sterling ist gleicli GJ Tlialer unil ijat 20 Schillinge zu 12 Pences. 108 16. 6 verschiedene Warm- oder Kalthaus-Blattpflanzen, ohne Rücksicht auf BUithe, ein- schliesslich buntblättrige Pflanzen, ausgenommen aber Begonien und Kaladien (Liebhaber-Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 14 als solcher ausgeschlossen): 1. Preis: 7, 2. Preis: b, 3. Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. ... 17 L.St. 17. 12 verschiedene buutblättrige Gewächshaus-Pflanzen, ausgenommen Begonien und Kaladien (offene Bewerbung): ' 1. Preis: 10, 2. Preis: 7, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . 25 L.-St. 18. 20 verschiedene technische und offizinelle Pflanzen (offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 19. 20 verschiedene ausdauernde Ziersträucher mit abfallendem Laube, in Blüthe, Azaleen ausgenommen (offene Bewerbung): 1. Preis: 10, 2. Preis: 7, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . 25 L.St. 20. 20 verschiedene ausdauernde Zierbäume und Sträucher mit abfallendem Laube, durch Schönheit ihres Laubes ausgezeiihuet, Koniferen ausgenommen (offene Bewerbung): 1. Preis: 10, 2. Preis: 7, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . 25 L.St. 21. 20 verscliiedene ausdauernde Schlinggewächse mit abfallendem oder immergrünem Laube, blühend oder nicht blühend (offene Bewerbung): I.Preis: 7, 2. Preis: 5, 3. Preis: 3 L.-St. . 15 L.-St. 22. 20 verschiedene ausdauernde immergrüne Bäume und Sträucher, Koniferen aus- genommen (offene Bewerbung): 1. Preis: 10, 2. Preis: 7, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . 25 L.-St. 23. 12 verschiedene neue ausdauernde immergrüne Bäume und Sträucher, Koni- feren ausgenommen (offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 24. 50 verschiedene ausdauernde Alpenpflanzen und Stauden in Blüthe (offene Be- werbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 25. 50 verschiedene ausdauernde bunte Alpenpflanzen und Stauden (offene Bewerb.): 1. Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 26. 9 Kästen mit einjährigen Pflanzen, ausgezeichnet wegen ihres Effektes und zur Ver- tretung der Blumenbeete (offene Bewerbung): I.Preis: ?,, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. §. 2. Sauimlungen, aus bestininiten Familien bestehend. 27. 50 exotisclie C)rchideen aller Art in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 30, 2. Preis: 15, 3. Preis: 10 L.-St 55 L.-St. 28. 20 verschiedene exotische Orchideen in Blüthe (Liebhaber-Bewerbung): I.Preis: 25, 2. Preis: 20, 3. Preis: 15, 4. Preis: 10 L.-St. . 70 L.-St. 29. 12 verschiedene exotische Orchideen in Blüthe (Handelsgärtner-Bewerbung): 1. Preis: 10, 2. Preis: 7, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . 25 L.-St. 30. 10 verschiedene exotische Orchideen in Blüthe (Liebhaber-Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 28 und 31 als solcher ausgeschlossen): I.Preis: 12, 2. Preis: 10, S.Preis: 7, 4. Preis: 5 L.-St. . . 34 L.-St. 31. 6 verschiedene exotische Orchideen in Blüthe (^Liebhaber-Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 28 und 30 als solcher ausgeschlossen): 1. Preis: 6, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. ... 15 L.St. 32. 6 verschiedene exotische Orchideen in Blüthe (Handelsgärtuer-Bewerbung, der Be- werber ist bei No. 29 als solcher ausgeschlossen) : 1. Preis: 5, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. ... 14 L.-St. 33. 1 neue Orchidee, zum Erstenraale in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 34. 1 exotische Orchidee in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 109 35. 10 verschiedene buutblättiige Orchideen: Anecochilus, Physurui?,- Macodes, Goodycra v. f. w. (offene Bewerbung): 1. Preis: b, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 36. G verschiedene Palmen (offene Bewerbung): I.Preis: 15, 2. Preis: 10, 3. Preis: 5 L.-St 30 L.-St. 37. .3 verscliiedene l^almen (oflene Bewerbung): 1. Preis: 7, 2. Preis: 5, 3. Preis: 3 L. St . 15 L.-St. 38. Die grösste und schönste Palme ((jffene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 39. 3 verschiedene Cycadeen (Cycas, Zamia, Dioon u. s. w., offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 40. 3 verschiedene Pandanaceen (Pandanus, Carludovica u. s. w., oft'ene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.St. 41. Die grösste und schönste Pandanacee (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St G L. St. 42. 12 verschiedene Warm- oder Kaltliaus-Farne (Liebhaber-Bewerbung): I.Preis: 10, 2. Preis: 7, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . 25 L.-St. 43. 12 verschiedene Warm- oder Kalthaus-Farne (Handelsgärtner-Bewerbung): 1. Preis: 7, 2. Preis: 5, 3. Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. . . . 17 L.-St. 44. G verschiedene Warm- oder Kalthaus-Farne (Liebhaber- Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 42 als solcher ausgeschlossen): 1. Preis: 4, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2, 4. Preis: 1 L.-St. . . . 10 L.-St. 45. 6 verschiedene Warm- oder Kalthaus-Farne (Handelsgärtner -Bewerbung, der Be- werber ist bei No. 43 als solcher ausgeschlossen): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 46. 6 verschiedene neue Gewächshaus-Farne (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 47. G verschiedene neue ausdauernde Farne (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St G L.-St. 48. 24 verschiedene ausdauernde Farne, Arten oder Abarten (offene Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: 3, S.Preis: 2, 4. Preis: 1 L.-St. . . . 11 L.-St. 49. 12 verschiedene ausdauernde Farne, Arten oder Abarten (Liebhaber- Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 48 als solcher ausgeschlossen): I.Preis: 4, 2. Preis: 3, S.Preis: 2, 4. Preis: 1 L.-St. . . . 10 L.-St. 50. (j Baum- Farne in wenigstens 3 Arten (offene Bewerbung): I.Preis: 15, 2. Preis: 10, 3. Preis: 5 L.-St 30 L.-St. 51. 3 verschiedene Baum-Farne (oft'ene Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 50 als solcher ausgeschlossen): I.Preis: 7, 2. Preis: 5, S.Preis: 3 L.-St 15 L.-St. 52. Das schönste Baum-Farn (offene Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: .3, S.Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 53. 12 verschiedene L vcopodiaceen (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis": 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 54. 6 verschiedene L vcopodiaceen (oft'ene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 55. 10 verschiedene Aroideen, ausgenommen Kaladien (offene Bewerbung): I.Preis: 7, 2. Preis: 5, S.Preis: 3 L.-St 15 L.-St. 56. 6 verschiedene exotische Araliaceen (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 57. 6 verschiedene Bromeliaceen in Blüthe (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 58. 12 verschiedene Marantaceen (oft'ene Bewerbung): I.Preis: .5, 2. Preis: 3, S.Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 59. 25 verschiedene Zwerg-Cactus (Mamillaria, Echinocactus u. s. w., offene Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: 4, S.Preis: 3 L.-St 12 L.-St. 110 60. 6 verschiedene liolie Cactus (Epipliyllum, Cereus u. s. w.) in Blüthe (offene Bewerbung") : 1. Preis: 5, 2. Preis: 4, S.Preis: .3 L.-St 1 2 L.-St. 61. 12 verschiedene ausdauernde Taxin een (offene Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: 4, S.Preis: S L.-8t. ." 12 L.-St. 62. 12 verschiedene ausdauernde Koniferen, Taxineen ausgenommen (offene Bewerbung): I.Preis: 15, 2. Preis: 10, S.Preis: .0 L.-St SO L.-St. 6S. 12 verschiedene ausdauernde Koniferen, Taxineen ausgenommen (offene Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 62 als solcher ausgeschlossen): I.Preis: 7, 2. Preis: 5, S.Preis: S L.-St 15 L.-St. 64. 12 Gewächshaus-Koniferen in wenigstens 6 Arten (offene Bewerbung): I.Preis: 10, 2. Preis: 7, S.Preis: 4 L.-St 21 L.-St. §. 3. Sammlungen, bestimmte Geschlechter vertretend. 65. 10 immergrüne Berbcris (einschliesslich Mahonia) in wenigstens 5 Arten oder Abarten (offene Bewerbung): I.Preis: S, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 66. 3 Aucuba's nvit Beeren, irgend welche (offene Bewerbung): I.Preis: S, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 67. 2 Musa's (offene Bewerbung): I.Preis: 4, 2. Preis: S, S.Preis: 2 L.-St 9 L.-St. 68. 12 verschiedene Caladium's (offene Bewerbung): I.Preis: 7, 2. Preis: 5, S.Preis: 3 L.-St 15 L.-St. 69. S verschiedene Anthuriuni's, blühend oder nichtblühend (offene Bewerbung): I.Preis: S, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 70. 6 verschiedene Nepenthcs (offene Bewerbung): I.Preis: 8, 2. Preis: 6, S.Preis: 4 L.-St 18 L.-St. 71. Die schönste Nepenthes (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 72. 9 Sarracenia's in wenigstens 6 Arten (offene Bewerbung): 1. Preis: 10, 2. Preis: 7, S.Preis: 5 L.-St 22 L.-St. 73. l(t verschiedene Begonia's mit bunten Blättern (offene Bewerbung): I.Preis: 4, 2. Preis: S, S.Preis: 2, 4. Preis: 1 L.-St. . . . 10 L.-St. 74. 6 verschiedene Begonia's in ]51üthe (offene Bewerbung): 1. Preis: S, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 75. 1 Allamanda in Blüthe (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St S L.-St. 76. 1 Croton (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St S L.-St. 77. 1 Clerodendron in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2 Preis: 1 L.-St.' 3 L.-St. 78. 1 Ixora in Blüthe (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 79. 1 Dipladenia in Blüthe (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 80. 3 verschiedene Kalthaus-Rhododendren in Blüthe (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 81. 10 verschiedene Kalthaus-Eriken in Blüthe (offene Bewerbung): I.Preis: 10, 2. Preis: 7, .S.Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . . 25 L.-St. 82. 10 verschiedene Kalthaus-Eriken in Blüthe (Liebhaber-Bewerbung): I.Preis: 6, 2. Preis: 5, S.Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. . . . 16 L.-St. 8S. 20 Kalthaus-Eriken in wenigstens 10 Arten und in Töpfen von nicht mehr als 10 Zoll Breite (offene Bewerbung): I.Preis: 7, 2. Preis: 5, S.Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. . . . 17 L.-St. 111 84. 1 Kaltliaus-Erica in Blüthc (offene Bewerbung): I.Preis: ;5, 2. Preis: 2 L.-St 5 L.-St. 8."). 10 vcrscliiedene Kalthaus- Yucca's, Beaucarn ea's, Dasjlirium's u. s. w. (offene Bewerbung) : I.Preis: 10, 2. Preis: 7, S.Preis: 5, 4. Preis: .S L.-St. . . . 25 L.-St. 86. 10 verscliiedene Dracaena's und Cordyline's (offene Bewerbung): I.Preis: 10, 2. Preis: 7, .S.Preis: 5, 4. Preis: S L.-St. . . . 25 L.-St. 87. ß Lilien in Biiithe in wenigstens S Arten (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 88. 0 Liliuni auratnni in Biütlie und in Töpfen von niclit mehr als 10 Zoll Breite (offene Bewei-bung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, S. Preis: 1 L.-St G L.-St. 89. 24 Agaveen in mindestens 12 Arten oder Abarten (offene Bewerbung): 1. Preis: 10, 2. Preis: 7, *3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . 25 L.-St. 90. 10 versehiedeue Azaleen (offene Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: S, S.Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 91. 12 verschiedene Amaryllis in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 4, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 9 L.-St. 92. G verschiedene Amaryllis in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, S. Preis: 1 L.-St G L.-St. 93. 1 Orangenbaum in Blüthe oder Frucht (offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3 L.-St.' 12 L.-St. 94. 12 Orangenbäume u. s. w. in Blüthe oder Frucht (offene Bewerbung): 1. Preis: 7, 2. Preis: 5, 3. Preis: 3 L.St 15 L.-St. 95. 6 Bongai n villaca's in Blüthe, irgend welcher Art (offene Bewerbung): 1. Preis: S, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 9G. 1 KnoUen-Trojiaeolum in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 97. 12 verschiedene Kap-Pelargonien in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 4, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 9 L.-St. §. 4. Sainmlungeu, bestimmte Arten mid Abarten betreftend. 98. 3 ausdauernde Rhododendron arboreum in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 99. 1 ausdauernder Rhododendren arboreum in Blüthe (offene Bewerbung): I.Preis: S, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St G L.-St. 100. 30 ausdauernde Rhododendren in Blütlie, in wenigstens 15 Sorten (offene Bewerb.): 1. Preis: 15, 2. Preis: 10,, 3. Preis: 7, 4. Preis: 5 L.-St. . . 37 L.-St. 101. 12 verschiedene ausdauernde Rliododendren in Blütlie (offene Bewerbung, der Be- werhcr ist bei No. 100 als solcher ausgeschlossen): 1. Preis: 6, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. . . 15 L.-St. 102. 8 verschiedene Gewächshaus- Azaleen in Blüthe (Liebhaber-Bewerbung): I.Preis: 12, 2. Preis: 10, S.Preis: 7, 4. Preis: 5 L.-St. . . 34 L.-St. 103. 8 verschiedene Gewächshaus-Azaleen in Blüthe (Handelsgärtner-Bewerbung): I.Preis: 12, 2. Preis: 10, S.Preis: 7, 4. Preis: 5 L.-St. . . 34 L.-St. 104. G verscliiedene Gewächshaus-Azaleen in Blüthe (Liebhaber-Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 102 als solcher ausgescldossen): 1. Preis: 7, 2. Preis: 5, S. Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. ... 17 L.-St. 105. G verschiedene Gewächshaus-Azaleen in Blüthe (Handelsgärtner-Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 103 als solcher ausgeschlossen): I.Preis: ß, 2. Preis: 4, S.Preis: 3 L.-St 13 L.-St. 106. 3 verschiedene Gewächshaus- Azaleen in Blüthe (Liebhaber-Bewerbung, der Be- v.crber ist bei No. 102 und 104 als solcher ausgeschlossen): 1. Preis: 4, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 9 L.-St. 112 107. 3 verschiedene Gewächsliaus-Azaleen in Biütlie (Handelsgärtner -Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 103 und 105. als solclier ausgeschlossen): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 108. 1 Gewächshaus- Azalee in Blüthe (oÖene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2 L.-St 5 L.-St. 109. 20 Gewächshaus- Azaleen in Blüthe in wenigstens 10 Sorten; höchstens lO-zollige Töpfe (offene Bewerbung): , I.Preis: 10, 2. Preis: 7, 3. Preis: 4, 4. Preis: 3 L.-St. . . 25 L.-St. 110. 10 verschiedene Rosen in Blüthe und in 13-zölligen Töpfen (offene Bewerbung): I.Preis: 12, 2 Preis: 7, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. , . . 27 L.-St. 111. G verscliiedene Eosea in Blüthe und in 13-zölligen Töpfen (Liebhaber-Bewerbung): 1. Preis: 7, 2. Preis: 4, 3. Preis: 2 L.-St 13 L.-St. 112. G neue Rosen nach 1863 — 64 in den Handel gebracht, in irgend welchen Töpfen, (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L. St 6 L.-St. 113. 1 Rose in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 114. 20 verschiedene Rosen in Blüthe in höchstens S-zölligen Töpfen (offene Bewerbung): 1. Preis: 6, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. . . . lö L.-St. 115. 6 verschiedene Baumrosen in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 116. 25 verschiedene Rosen, 3 Büschel abgeschnittener Blumen von einer jeden (offene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 117. 25 verschiedene Rosen, 3 Büschel abgeschnittener Blumen von einer jeden (Liebhaber- Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 118. 30 verschiedene Hex (offene Bewerbung): I.Preis: 10, 2. Preis: 7, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3. L.-St. . . 25 L.-St. 119. 1 Paar baumartige Laurustin (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 120. 1 Paar Lorbeerbäume in Pyramide (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 121. 1 Paar baumartige Lorbeerbäume (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 122. 1 Paar baumartige Laurus lusitanica (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 123. 1 l'aar baumartige Hex (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 124. 1 Paar baumartige Buxus (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St C, L.-St. 125. 1 Paar immergrüne Gehölze in Baumform (der Bewerber ist bei No. 119 — 124 al> solcher ausgeschlossen, offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2. 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 12G. 12 verschiedene Pelargonium zonale in Blüthe, ausgenommen die in Bouquct blü- henden (^Nosegay) und die buntblättrigen (offene Bewerbung): L Preis: G, 2. Prei.s: 4, 3. Preis: 3 L.-St 13 L.-St. 127. 12 verschiedene Pelargonien in Bouquets, blühend, oder Blendlinge davon in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: G, 2. Preis: 4. 3. Preis: 3 L.-St 13 L.-St. 128. 12 verschiedene buntblättrige Pelargonien (offene Bewerbung): 1. Preis: G, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3 L.-St 13 L.-St. 129. 6 verschiedene hochgezogene Pelargonium zonale in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 113 130. 6 verschiedene buntblättrige Pelargonien (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 131. 12 verschiedene Pelargonien als Schaupflanze und in Blütbe, in höchstens 8-zölligen Töpfen (Handelsgärtiicr-Bewerbuiig) : 1. Preis: 10, 2. Preis: 7, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . 25 L.-St. 132. 10 verschiedene Pelargonien als Schaupflanze und in Blüthe, in höchstens ,S-zölligen Töpfen (Liebhaber-Bewerbung): 1. Preis: 10. 2. Preis: 7, 3. Preis: 5, 4. Preis: 3 L.-St. . . 25 L.-St. 133. 6 verschiedene Pelargonien als Schaupflanze und in Blüthe, in höchstens 8-zölligen Töpfen (Liebhaber-Bewerbung, der Bewerber ist bei No. 132 als solcher ausgeschlossen): 1. Preis: 5, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. ... 14 L.-St. 134. 6 verschiedene Phantasie- (Fancy-) Pelargonien als Schaupflanze und in Blüthe, in höchstens 8-zölligen Töpfen (Handelsgärtner-Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. . . . 14 L.-St. 135. () verschiedene Phantasie-Pelargonien als Schaupflanze und in Blüthe, in höchstens 8-zöIhgen Töpfen (Liebhaber- Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3, 4. Preis: 2 L.-St. . . . 14 L.-St. 136. 1 Pelargoniun\ in Blüthe (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 137. 12 verschiedene krautartige Calceolarien in Blüthe (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 138. 8 verschiedene strauchartige Calceolarien in Blüthe (oflfene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 139. 12 verschiedene Stiefmütterchen in Blüthe, in G-zölligen Töpfen (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 140. 12 verschiedene Phantasie-Stiefmütterchen in Blüthe (offene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2 Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 141. 24 verschiedene Stiefmütterchen in abgeschnittenen Blumen (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St. 10 sh., 2. Preis: 1 L.-St., 3. Preis: 10 sh. . . 3 L.-St. . 142. 50 Tulpen in abgeschnittenen Blumen, in nicht weniger als 25 Sorten (offene Bewerb.): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 143. 12 Reseda in Blüthe, in 5-zölligeu Töpfen (offene Bewerbung): I.Preis: 1, 2. Preis: 15 sh 1| L.-St. 144. 3 Rcseda-Bäumchen in Blüthe (oifene Bewerbfing): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St. . . ' 6 L.-St. 145. 3 hochstämmige Heliotropien in Blütlie (offene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 146. 6 verschiedene Heliotropien in Blüthe (offeae Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1, 3. Preis: 10 sh 3i L.-St. 147. 6 verschiedene Fuchsien in Blüthe, in höchstens 13-zölligen Töpfen (Handelsgärtner- Bewerbung) : I.Preis: 4, 2. Preis: .3, 3. Preis: 2, 4. Preis: 1 L.-St. . . . 10 L.-St. 148. 6 verschiedene Fuchsien in Blüthe, in höchstens 13-zölligen Töpfen (Liebhaber- Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: 3, S.Preis: 2, 4. Preis: 1 L.-St. . . . 11 L.-St. 149. 3 verschiedene und hochstämmige Fuchsien in Blüthe (ofl"ene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 150. 25 verschiedene Gladiolus in abgeschnittenen Blüthenständen (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 151. 6 verschiedene Garten-Nelken in Blüthe (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 152. 12 Feder-Nelken in Blüthe, in 3 oder mehr Sorten (off'ene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 153. 6 verschiedene krautartige Päonien in Blüthe in Töpfen (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 114 154. (j Töpfe Malblumen in Blütlie (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.St. .' 3 L.-St. §. 5. Eiirene Züchtungen. 155. Eine neue Züclitinig von irgend einer Florblunie, mit Namen (offene Bewerbung): Ehren-Urkunden. 15(5. Ein neuer Garten-Blendling, mit Namen, mit Ausnahme der gewöhnlichen Florblumeii (offene Bewerbung): Ehren-Urkunden. 157. Eine neue Garten- Abart, welche aber nicht in No. 155 oder 150 enthalten sein darf, mit Namen (offene Bewerbung): Ehren-Urkunden. 15S. Eine neue selbstgezüchtete Frucht irgend einer Art, mit Namen (offene Bewerb.): Ehren-Urkunden. 159. Ein neues selbstgezüch tetes Gemüse irgend einer Art, mit Namen (^offene Bevverb.): Ehren-Urkunden. §. (3. Früchte. Alle Früclitc, mit Ausnahme der von Xo. l'.iO nnd 200, müssen reii und für die Tafel geeignet sein. ICtO. 10 Teller mit getriebenem Obste, von denen höchstens 2 Teller eine Sorte enthalten dürfen (offene Bewerbung): I.Preis: 10, 2. Preis: 7, 3. Preis: 5 L.-St 22 L.-St. 101. Ananasj 1 Frucht von der , Queen" (offene Bewerbung): • 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 102. Ananas, 1 Frucht von ,der Glatten Cayenne' (offene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 103. Ananas, 1 Frucht von ^Providence" (offene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 104. Ananas, 1 Frucht von „Charlotte von Rothschild' (^offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 1G5. Ananas, 1 Frucht irgend welcher Sorte (offene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 160. 5 Weintrauben in ebenso viel Sorten (offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 4, 3. Preis: 3 L.-St 12 L.-St. 107. 0 Weintrauben (offene Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 168. 3 Trauben von „Black Hamburgh" (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 169. 3 Trauben irgend einer anderen dunkelblauen Sorte mit Muscat - (jeschmack (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 0 L.-St. 170. 3 Trauben irgend einer anderen dunkelblauen Sorte ohne Muscat- Cieschniack (offene Bewerbung) : I.Preis: .3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 0 L.-St. 171. 3 Trauben von „Muscat of Alexandria" (offene Bewerbung): I.Preis: .3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 0 L.-St. 172. 3 Trauben irgend einer anderen weissen Sorte mit Muscat-Geschmack (offene Bewerb.): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 173. 3 Trauben irgend einer andern weissen Sorte ohne Muscat-Geschmack foff'ene Bewerb.): 1. Preis: 3, 2^ Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 0 L.-St. 174. Die beste einzelne Traube irgend einer dunkelblauen Art (offene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 115 175. Die beste einzelne Traube irgend einer weissen Art (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St . 3 L.-St. 170. 4 verscliieilene Weinstöcke in Töpfen mit Fruclit (offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 2. Preis: 1, 3. Preis: 3 L.-St .12 L.-St. 177. 2 verscliiedene Weinstöcke in Töpfen mit Frucht (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St . (5 L.-St. 17K. 1 Melone irgend einer grünfleischigen Sorte (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 10 sh 2| L.-St. 17!'. 1 Älelone irgend einer scharlachfleischigen Art (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 10 sh 2| L.-St. ISO. Pfirsiche in 3 Sorten in 3 Exemplaren (offene Bewerbung): 1. Preis: 4, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 9 L.-St. 181. 6 Pfirsiclie irgend einer Sorte (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 182. 3 Neetarinen, 3-Sorten in 3 Exemplaren (offene Bewerbung): 1. Preis: 4, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 9 L. St. 183. 6 Neetarinen irgend welcher Sorten (oii'ene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 184. G Feigen irgend welcher Sorten (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.St, 2. Preis: 15 sli., 3. Preis: 10 sh 21 L.-St. 185. G Sorten Stachelbeeren, 25 Exemplare von jeder (offene Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 18G. 3 Sorten Staclielbeeren, 25 Exemplare von jeder (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 187. Stachelbeeren irgend welcher Sorten, 25 Früchte (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St. 10 sh., 2. Preis: 1 L.-St., 3. Preis: 15 sh. . . 31 L.-St. 188. 10 Töpfe mit Stachelbeeren in Frucht (offene Bewerbung): I.Preis: 3, ^ Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 189. Kirschen, 30 von irgend einer dunlcelen Sorte (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 10 sh 21 L.-St. 190. Kirschen, 30 von irgend einer hellen Sorte (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 10 sh 21 L.-St. 191. 30 Himbeeren irgend einer rothen Sorte (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 10 sii 21 L.-St. 192. 20 Himbeeren irgend einer weissen Sorte (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 10 sh 21 L.-St. 193. Sammlung von Orangen, Linionen, Citronen u. s. w. ausländischer Zucht (offene Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: .3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 194. G Tangierine-Orangen-Bäume in Fruclit, in Töpf('n oder Kästen (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, .3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 195. Sammlung von ausländisclien Früciiten (offene Bewerbung): I.Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 19G. Bananen, schwerste Traube (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 197. G Fruchtbäume, Muster-Exemplare für Mauern und Spaliere darstellend (offene Bew.): I.Preis: .3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 198. G Fruchtbäume in Muster-Exemplaren für's freie Land (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 199. 12 Obstbäume in Kübeln zum Treiben, in Frucht (Keife nicht bedungen, offene Bew.): I.Preis: b, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 200. G Obstbäume zum Treiben und in Frucht in Töpfen (Reife nicht bedungen, offene Bew.): I 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 116 §. 7. Gemüse. Die Gemüse müssen in einem Zustande, unmittelbar für die Küche, ausgestellt werden. 201. Getriebenes Gemüse, 6 Arten, — Salat ausgenommen (offene Bewerbung): 1. Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St (5 L.-St. 202. Gemüse, niclit getrieben, 6 Arten, Salat ausgenommen (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St G L.-St. 203. 10 Sorten Salat (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St ' 3 L.-St. 204. 50 Stück Spargel (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 10 sb 2i L.-St. 205. Die 12 dicksten Spargel (offene Bewerbung): 1. Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 10 sb 2i L.-St. 206. Champignons (offene Bewerbung): I.Preis: 10 sh., 2. Preis: 5 sli I L.-St. 207. 24 Sorten getriebene Nieren-Kartoti'eln (offene Bewerbung): I.Preis: 10 sh., 2. Preis: 5 sh J L.St. 208. 24 Sorten getriebene runde Kartoffeln (offene Bewerbung): • I.Preis: 10 sh., 2. Preis: 5 sh I L.-St. 209. 50 getriebene Französische Bohnen in Hülsen (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 10 sh 2{ L.-St. 210. Eine halbe Metze Erbsen (Peck gegen Is Metze pr., offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 1 0 sh 21 L.-St. 211. 1 Gcbund von 24 Früh-Caroten (offene Bewerbung): I.Preis: 15 sh., 2 Preis: 10 sh U L.-St. 212. 1 Gebund von 24 Früh-Weisserüben (offene Bewerbung): I.Preis: 15 sh., 2. Preis: 10 sb U L.-St. 213. 1 Paar Gurken (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh U L.-St. 214. Die schönste Gurke (offene Bewerbung): I.Preis: 10 sh., 2. Preis: 5 sh | L.-St. 215. Die längste Gurke (offene Bewerbung): 1. Preis: 10 sh., 2. Preis: 5 sh ] L.-St. 216. Der schwerste Khabarber, 12 Stengel (offene Bewerbung): I.Preis: 1 L.-St., 2. Preis: 15 sh., 3. Preis: 10 sh 2 i L.-St. 217. 3 Kohl-Köpfe (offene Bewerbung): I.Preis: 15 sh., 2. Preis: 10 sh U L.-St. 218. 3 Stauden Blumenkohl (offene Bewerbung): 1. Preis: 15 sb., 2. Preis: 10 sh U L.-St. 219. 3 Stauden Broccoli (offene Bewerbung): 1. Preis: 15 sh., 2. Preis: 10 sh. . .' H L.-St. 220. Neu eingeführtes gutes Gemüse, zur Zucht in England geeignet und keine Garten- Abart (offene Bewerbung): Ehren-L'rkunde. § 8. Bouquets und sonstige, ans natürlichen Blumen angefertigte Gegenstände. 221. 3 Tafel-Blumenstücke (offene Bewerbung): 1. Preis: 7, 2. Preis: 5, 3. Preis: 3 L.-St 15 L.-St. 222. Tafel-Bluniensehalen (offene Beweibung): I.Preis: 5, 2. Preis: 3, 3. Preis: 2 L.-St 10 L.-St. 223. Blumenständer für Gesellschaftszimmer (offene Bewerbung): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, S.Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 117 224. Pflanzenkästen für Gesellschaftszimmer mit den geeigneten Pflanzen (oflfene Bewarb.): I.Preis: 3, 2. Preis: 2, 3. Preis: 1 L.-St 6 L.-St. 225. 1 Fenster-Gärtclien mit den dazu geeigneten Pflanzen (offene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St. . . : 3 L.-St. 226. Pflanzenkästen vor das Fenster mit den geeigneten Pflanzen. Der Kasten kann von irgend einem beliebigen Material sein, darf aber nicht mehr als 3\ Fuss Länge bei 10 Zoll Breite haben (oftene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 227. 3 Ampeln mit den geeigneten Pflanzen (off'ene Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 228. 1 Braut-Bouquet (oflenc Bewerbung): 1. Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 229. 3 Ball-Bouquets (oflcne Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. 230. 3 Haar-Garnirungen oder sonstiger Kopfputz (off'ene Bewerbung): I.Preis: 2, 2. Preis: 1 L.-St 3 L.-St. §. 9. Geräthe, Zeichnungen u. s. w. Der Vcrwaltungsratli des Kunst-Vereines (Society of arts) hat seine Bereitwilligkeit kundgegeben, Preise bis zu 50L.-St. für Gegenstände in No. 231 und 232 zur Verfügung zu stellen; das vollziehende C'omite hingegen überlässt den Raum zu deren Aufstellung und crtheilt Ehren-Urkunden nach Verdienst (s. nächste Seite). 231. Garten-Geräthe (offene Bewerbung): Ehren-Urkunden. 232. Garten-Verzierungen (offene Bewerbung): Ehren-Urkunden. 233. Kübel für Urangebäume (offene Bewerbung): 1. Preis: 5, 1. Preis: 3 L.-St ie I>en.tsclie Hagel -Vcrsicheriings-iiescllschaft für (5ärtncrrifn un^ frnftcrfdjcibeu zu Berlin übernimmt aiuh m < lirscm Jahre Versicherungen gegen Hagckchädeu an 1. Fensterscheiben in Wohn- und Gewächs- häusern und Mistbeetfenster, 2. Gewächsen unter Fensterscheiben iu Mist- beeten, Treibhäusern, sowie im Freien, 3. Wein- und Obst-Erndten zu den billigsten Prämien. Diese auf Gegenseitigkeit gegründete Gesell- schaft hat seit der langen Zeit ihres Bestehens sich das Vertrauen ihrer Mitglieder in vollem Masse er- worben. Unterstützt von den bedeutendsten Fach- männern, stellt sie die Hagelschäden in gewissen- hafter Weise fest. Mit alleiniger Ausnahme des Jahres 1849 hat die Anstalt ihren füntjährigen Mitgliedern alljähr- lich namhafte Dividenden und so auch iür das ver- flossene Jahr 18(jö 11 Ir*i-oceiit I>ivi(lenr. liLarl K^och, General-Sekretair des Vereines. No. 15. Berlin, den 14. April 1866. Preis des Jahrganges öj Tblr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Einige Worte über die Mohnpflauzen oder Papaveraceen der Gärten, besonders über Bocconien. .4ni iiäclistcii Sonntag um lli liir winl Kunst- und llanilclsgartner Spatli in seinem Caiten (Kö|tniciicrstr. 148) die Vortrüge über Obstbaumzuciit beginnen, au denen Mitglieder und i\iciit-?Iitglieder .Intbeil nclimen können. Einige Worte iillL'V die Mohupüanzen oder Papaveraceen brr ©(Utrii, besonders über ISoeconien. Wir besitzen eine Anzahl von Pflanzen, welche haupt.-iächlich die nördlithe gemässigte Zone bewoh- nen, Kräuter sind und durch einen weissen, gelben oder rötlilichen Lebenssaft sich auszeichnen. Dieser Saft enthält meist einen narkotischen Ötoft", der in wärmeren Ländern vom gewöhnlichen Jluhn, des- halb Papaver somniferum genannt, gesammelt und getrocknet wird, um als Opium in den Handel zu kommen. Bei dem bekannten Öchöllkraute (Che- lidonium majus) ist er orangegelb, bei dem Blut- kraute (Öanguinaria canadensis) hingegen roth gefärbt. Auch die Blüthen haben eine L'ebereiu- stimmung, indem in ihren einzelnen Theilen die Vierzahl vorherrscht: ein zwei-, selten drei-blättriger Kelch, eine vier-blättrige Krone, in der Regel zahl- reiche Staubgefässc, in deren Zahl die 4 aufgeht, und endlich ein ein-fäciiriger Fruchtknoten, der bis- weilen zur schotenähnlichen Kapsel wird. Die beiden Blüthenhüllen haben das Eigenthümliche, dass sie rasch abfallen. Bei der Krone herrscht die gelbe, weniger die weisse Farbe vor, doch kommt auch die rothe, sehr selten jedoch die blaue vor. In gärtnerischer Hinsieht würden die Mohnpflan- zen einen grösseren Werth haben, wenn ilne Blu- menblätter nicht so rasch abfielen, ein Uebelstand, der dadiu'ch einigermassen wiederum ergänzt wird, dass die Blüthen sich rasch von Neuem erzeugen. We- gen dieses Reichthumes an Blüthen befinden sich unsere Garten-Mohne (Papaver somniferum j schon lange in Kultur, besonders die gefüllten Sorten, von denen man den Feder- und den Päonien-Mohn unterscheidet. Bei letzteren ist der Bau der Blumen dem einer l'äonie seiir ähnlich, während bei den ersteren die Bhmienblätter geschlitzt erscheinen. Eine dritte Form hat man als Papaver Mur- sellii unterschieden. Hier wächst die ganze Pflanze gedrängt und die Blätter sind etwas kraus, die weissen Blüthen besitzen jedoch anders- (roth-lila-) gefärbte Spitzen. Litcressant ist die Abart, wo die Staubgefässe sich In kleine Kapseln umgewandelt haben; sie wird meist als Papaver monstrosum aufgeführt und hat das IlLigenthümliche, dass sie sich durch Aussaat ziemlich erhält. Von dem sogenannten Klatsch-Mohn (Papaver Rhoeas), der namentlich in Mittel- und Süd-Deutsch- land viel wild im Getreide wächst und neben der Kornblume einen grossen Schmuck der Getreide- Felder bildet, so wenig auch der Landwirth ihn liebt, besitzen wir ebenfalls eine gefüllte Form, die in den Gärten meist als Ranunkel- Mohn (P. ra- nn nculiflorum) vorkommt. Schade, dass dieser schöne Mohn, der, besonders auf eigenen Beeten und dicht gesäet, sieh sehr gut ausnimmt und in den Gärten der Landbewohner meist auch noch viel gefunden wird, in den Städten zu den seitnern Gar- tenblunien gehört. Als Staude verdient der Alpen-Mohn, P. nudi- 15 126 caule L., Beaclitiiiig. Er erhielt seinen bftanischen Namen (nacktstengelig), weil der l>lütheiisteiigel, mit Ausnahme der Basis, nicht mit Blättern be- setzt ist. Die Farbe der Blumen ist weiss, gelb und orangefarben, ein Umstand, der hauptsäclilieh Veranlassung gegeben hat, dass mehre Arten daraus gebildet wurden: alpinnm, pyrenaieum DC. und croceum Led. Noch mehr ist P. Orientale L. mit seiner Ab- art P. bracteatum Lind), zu empfehlen. Es bildet einen dichten Busch mit grossen und haarigen Blät- tern nnd 3 Fuss hohen Stengeln, welche, wie die Aeste, an ihrer Spitze Blüthen von G bis 9 Zoll im Durchmesser und von dunkelscharlach- oder blnt- rother Farbe hervorbringen. Als Einzelpflanze auf Rabatten nimn)t sich diese Staude vorzüglich axis. Anch P. lateritium C. K., die ebenfalls eine Staude darstellt nnd im nördlichen Oriente wächst, verdient wegen seines Blüthen - Reichthumes Em- pfehlung. Der Horn-Mohn (Glaucium) hat seinen Na- men von der schoten- ähnlichen und deshalb mit einem langen Hörn verglichenen Kapsel; er wurde ebenfalls hin und wieder empfohlen und wird auch noch fortwährend in den Verzeichnissen der Han- delsgärtner aufgciührt, möchte aber bei der grossen Auswahl von Blumen kaum eine Stelle in den Gärten verdienen. Es sind hauptsächlich 2 Arten, die auch schon in Süd -Deutschland vorkommen, welche von Zeit zu Zeit in den Gärten kultivirt wurden. Gl. lu- teum Scop. hat gelbe Blüthen und Schotenkapseln, mit warzenförmigen Erhabenheiten bedeckt. Bei einer Abart geht die Farbe der Blüthe in's Ocher- farbige über; sie wird auch unter dem Namen Gl. fulvum Sm. als eigene Art beschrieben. Die zweite Art hat rothe Blumenblätter, deren Basis aber einen schwarzen Flecken besitzt, und Kapselschoten, welche mit Borstenhaaren bedeckt sind. Sie führt den Namen Gl. cornienlatum Curt., wird in den Gärten wohl auch Gl. rubrum genannt. Diese Art ist weit schöner, als die vo- rige, besonders die Abart, wo der schwarze Fleck an der Basis mit einem w-eissen Rande versehen ist. Allgemein verbreitet sind in den IMumengärten und auch sehr zu empfehlen die Eschscholtzien, nordamerikanisdu' Sommergewachse. Sie haben in die Länge gezogene Kapseln und stellen niedrige Pflan- zen mit feingefchlitzten Blättern und von graugrü- ner Farbe dar. Da die schwachen Stengel sich zum Theil auf die Erde legen und mit ihren blühenden Enden in die Plöhe erheben, so tritt die gelbe oder orangenrothe Furbe der ziemlich grossen Blüthen um so mehr hervor. So rasch die Blumen auch ausfallen, so rasch erneuern sie sich auch. Man muss sie gleich (möglichst frühzeitig) auf das für sie bestimmte Beet aussäen, wo sie schon in kurzer Zeit dasselbe bedecken und mit Blumen schmücken. Auch zu breiten Einfassungen passen sie sehr gut. Ein Vorzug ist, dass sie auf dem schlechtesten Sand- boden und in der grellsten Sonne gleich gedeihen. Am bekanntesten ist Eschscholtzia califor- niea Cham. Sie wurde zwar schon im Jahre 1792 von Menzies entdeckt, blieb aber unbeschrieben, bis sie Chamisso, der die Kotzebue'sche Ent- deckungsreise mitmachte, in Kalifornien wiederum auffand und sie zu Ehren seines Begleiters Esch- seholtz, der die zoologischen Interessen vertrat, so nannte. Englischer Seits wurde dieser Gelehrte mit dem kurfürstlichen Leibarzte Dr. Elsholtz, der in den Jahren 1G23 bis 1088 zu Berlin lebte und eine Flora der Mark Brandenburg schrieb, ver- wechselt, als wenn Ersterer der Sohn des Letzteren sei; Liudley änderte deshalb den Gesehlechts-Na- men Eschscholtzia ni Chryseis um. Als E. calif(rrnica werden gewöhnlich 2 Arten, die aber vielleicht doch nur Abarten sind, kultivirt. Die eine ist in der Regel orangefarben und führt deshalb auch den Namen E. crocea, während die andere, E. Douglasii Beiiili., hellgelbe IJlütheu mit dunklem Fleck an der Basis besitzt. Diese klimmt auch weis^blühend vor. E. tenuifolia P)cnth. wird eine diitte hellgelb ■ blühende Art ge- nannt, welche ebenfalls kaum spezitisch verschieden sein dürfte. Dasselbe Ansehen und dieselbe Anwendung hat Hunnemannia fumariaefolia Sweet aus Mexiko; sie möchte schliesslich auch nur eine Eschscholtzie sein. Hunnemann war ein Blumen-Liebhaber in London, der oft den Vermittler zwischen dem Insel- reiche und dem Kontinente machte und 1839 ge- storben ist. Eigenthümliche Pflanzen bildi't der Stachelmohn (Argctnone) und vertritt die Disteln gleichsam in dieser Familie, indem die Abschnitte der buchtig- gezähnten und dem Stengel ansitzenden Blätter in stechende Spitzen auslaufen und ausserdem die Mit- tehippen der Blätter, bei mehrern Arten auch der Stengel , sowie endlich die länglichen oder mehr eirunden Kapseln, mit steifen, oft auch stechenden,. Borsten dicht besetzt sind. Durch die schöne, meist freudig -grüne Belaubung nimmt sich diese Pflanze um so schöner aus, als die (bei A. mexi- eana L.) gelben, sonst aber weissen oder gelblich- weisshchen Blüthen sehr gross (bei A. Hunnemanni 0. et Dietr. 4 bis 5 Zoll im Durchmesser) sind und in dem Grün der Blätter zu sitzen scheinen. Es ist zu bedauern, dass der Stachelmohn, als eine in wäinicrcn Ländern (in Mexiko) wachsende Pflanze, gegen unser Klima, wenigstens in dem 1-27 ersten Früliliiige, empfiiulllcli ist und aueii, wenn njan iliii u'ulit vorher sdion in warmen Beeten oder in Töpfen ausgesüet, resjj. wolil aiieh sciion einmal verpflanzt bat, nicht reite Samen bringt. Thiit man aber dieses und bringt iiin bei sicherem Wetter in's Freie, so blüht er schon zeitig und ist als Gruppen- pflanze sehr gut zu gebrauchen. Leider ist er all- mäblis: wieder aus den Gärten verschwunden. Mau hat nicht weniger als 8 Arten beschrieben, von denen 4 (A. Hunnemanni 0. et Dietr., gran- diflora Sweet, platyeeras Lk et 0. und albi- flora Sims) weiss blühen, 3 andere (mexicana L-, Barkleyana Grab, und ochroleuca Sweet) besitzen aber gelbe Blüthen. Dazu kommt noch A. rosea Hook., die wir niclit kennen und die auch nicht in den Gärten zu sein scheint. Mehre von den ersteren möchten jedoch nur Abarten, ja viel- leicht nur Formen sein. Eine unserem Gartenmohn ähnliche Pflanze, aber mit grossen blauen Blüthen, ist Meeonopsis Wallichii Hook., während die von uns früher schon erwähnte M. aculeata Rojie purpur-violette Blüthen besitzt und mehr den japanischen Ane- monen gleicht. Beide Pflanzen sind mit selir stei- fen und selbst stechenden Borsten besetzt und Stauden des Himalaja, die bei uns wahrscheinlich gar nicht aushalten; doch wären Versuche anzu- stellen. M. cambrica Vig., eine Staude der Py- renäen, hat gelbe grosse Blumen. Mehr unserem Schöllkraute ähnlich im Habitus ist eine Pflanze Nord-Anierika's, welche den Namen Stylophorum diphyllum Nutt. führt, früher auch als Meeonopsis diphylla DO. beschrieben wurde. Sie hat gi-osse gelbe Blumen. Endlich erwähnen wir noch ?> Pflanzen, welche von England aus früher empfohlen wurden, aber keine Berücksichtigung in den Gärten der Lieb- haber verdienen. Sie haben mit ihren schmalen, zum Theil weidenähnlichen Blättern auch einen ganz anderen Habitus. Dondromecon rigidum Benth. ist sogar ein buschiger Strauch, den Veitch aus Kalifornien einführte. Seine einzelnen Blumen ha- ben eine schone und glänzende Farbe. Mehr Ver- wendung verdient der aus gleichem Lande stam- mende Platystemon ealifornicus von einjähriger Dauer und daher wegen seiner halb weissen, halb gelben Blüthen auf Beeten und zu Einfassungen einigerma^sen brauchbar. Ebenfalls Sommergewachs ist Platystigma lineare Benth., dessen gelbe, doch im Ganzen kleine Blithen auf langen Stielen stehen. An Schönheit steht die Art nach. Sanguinaria canadensis L. endlich ist eine in der Erde kriechende Staude, welche ihren Na- men „Blut kraut" von dem rothen Lebenssafte, der alle llieile durchzieht, erhalten hat und gehört zu den Frühlingsblumen. Blätter und Blüthen kommen einzeln aus di-m Boden und bedecken eine grössere und kleinere Erdoberfläche. Die letzteren sind ziem- lich gross und haben eine schöne weisse Farbe, während die ersteren auf langen Stielen sich befin- den und aus einer rundlich - handförmig - gelappten Fläche bestehen. Auf Rabatten bildet sie im Früh- jahre eine angenehme Erscheinung. Schliesslich bleibt uns noch Bocconia mit den 'd Arten, welche beschrieben sind, übrig. Alle ;> stellen sehr hübsche Blattpflanzen dar. Die eine bildet eine buschige, mehrstengelige Staude und stanmit aus China und Japan, während die beiden anderen halbstrauchartig sind und Peru zum Vater- lande haben. Von den beiden letzteren ist, so viel wir wissen, Bocconia integrifolia H. B. K. nicht in den Gärten und auch von beiden die weniger zu cnjplclilcnde Art. B. frutescens L. ist eine schon längst bekannte Pflanze, welche bereits in der Mitte der ersten Hiilt'te des vorigen Jahrhundertes sich schon in Kultur befand, allerdings aber nur in Ge- wäi hshäusern kultivirt wurde. Da sie sich hübsch baut, ihie ziendich grossen und fiederspaltigen Blät- ter eine angenehme Farbe haben und die aufrech- ten, mit einer grossen Rispe unscheinlicher l'lüthen endigenden Stengel eine Höhe von oft 6 P'uss er- reichen , so hat man sie seit einigen Jahren als Blattpflanze in's Freie empfohlen. So leicht sie auch aus Stecklingen wächst und in warmen Jahren rasch emporsteigt, so haben wir sie doch bis jetzt nur einzeln im Freien angewendet gesehen. Brauciibarer und selbst vorzuziehen ist Bocco- nia cordata Willd., welche ITüö von dem engli- schen, eine Gesandtschaft nach China begleitenden Arzte, Dr. Staun ton, eingeführt und seitdem in botanischen Gärten kultivirt wurde. Üeber ein hal- bes Jahrhundert befindet sie sich daselbst, ohne dass sie in die Gärten der Liebhaber überging. Nur in grösseren Parks sah man sie hier und da auf den längs der breiteren W'ege sich hinziehenden Ra- batten, z. B. in dem von Weimar schon im An- fange der zwanziger Jahre. Man muss sich wun- dern, dass sie selbst in Berlin und Umgegend, wo man fast ein halbes Jahrhundert schon nach Blatt- pflanzen sucht und diese mit Vortheil anwendet, noch nicht in Verwendung gekommen ist, obwohl sich seit sehr langer Zeit schon schöne Exemplare im botanischen Garten daselbst befinden. Es kommt noch dazu, dass ihre Kultur auch nicht die geringste Mühe macht und die Pflanze selbst, ohne auch nur im Geringsten zu leiden, unsere liärtesten Winter aushält. Sie würde trotz aller Vorthcile noch nicht in Anwendung kommen, wenn man nicht durch eine allerdings auch schönere Abart, welche durch die 15* 128 preussisclie Expedition nach Ost-Asien von Neuem eingeführt wurde, auf sie aufmerksam geworden ■wäre. Inspektor Bouclie hat dieselbe bereits als Abart und mit der näheren Bezeichnung ^japoniea" in Regel's Gartenflor (14. Jahrg. Ö. 230) beschrie- ben. Sie zeichnet sich durch einen eleganteren Ha- bitus und durcl) tiefer eingeschnittene, aber auch etwas grössere Blätter aus. Haage & Schmidt in JCrturt haben sie bereits in ihrem reichhaltigen Verzeichnisse als Dekorations-Pflanze aufgeführt; sie verdient auch die Empfehlung, wie man aus der bildlichen Darstelkuig ersieht. p^~' Wahrscheinlich ist Bocconia cordata .Jcdduensis Sieb, in den belgischen Verzeichnissen dieselbe Pflanze. Die krautartige Bocconia des östlichen Asiens unterscheidet sich übrigens von der halbstrauchar- tigen Peru's dadurch, dass in dem Fruchtknoten mehre waudständige Eichen vorhanden .sind, wäh- rend bei dieser das eine bodenständig ist. Dies war dem berühmten englischen Botaniker R. Biown genug, um aus der Pflanze ein besonderes Genus autzustellen, welches er zu Ehren seines Freundes Alexander Maeleav, der zur Zeit seiner Anwe- senheit auf Neuholland Kolonial-Sekrctär von ISeu- Südwales war, nannte. K. Brown nennt übrigens das Geuus Macleya nicht Mackleya. Kober'sche Schlagnummer - Pressen. A^'ir theilcn mit, dass die Schlagnummer-Pressen der Blei-Etiquetten für Gärtner, welche bei der letzten grossen Ausstellung in Erfurt einen Preis erhielten und von Kober Ä Metz ausgestellt wa- ren, jetzt zu herabgt setzten Preisen, und zwar das Stück zu 2i Thaler, bei Abnahme von wenigstens \ Dutzend ä Stück 23 Thaler von August Kober in Eifurt, der ji'tzt den Verkauf für sich allein übernommen hat, zu beziehen sind. Die Nummern sind von feinem englischen Stahl angefertigt, und extra gehärtet, also von grösster Dauer. Geschnittenes Blei zu den Etiquetten wird nach jeder beliebigen Stärke das Pfund zu 5 Sgr. ver- kauft. Verlag von Karl Wieg an dt in Uerliu, Dessauer-Strasse No. 2. Dnuk der C. Feis ter'sehen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Zieteu-Platz No. 2. Wochenschrift des Vereines zur Bei«irderuiig des (larteiibaues in den König;!. Trenssisclien Staaten für fnärt^iBierei und Pflaiizenkiiude« Redakteur : I*i-ofessor' I>i'- Karl Koch: General-Sekretair des Vereines. No. 16. Berlin, den 21 . April 1866. Preis des Jahrganges b^ Thlr. sowohl des bei Bezug durch den Buchhandel , als deutsch - üsterreiehischen Post- Vereines inch franco durch alle Post- Anstalten Inhalt: Die Frülijalirs - Ausstellung und neueste Pflanzen. (Fo des Vereines zur Beförderung tsetzung). des Gartenliaues, am 8. April . — Mittheilungen über neuere Sonntag, ileii Vi, April, pünktlich um II (Ihr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49), eine Versammlung iler Dlitglieiler des Vereines zur Üutörderung des (iartenhaues statt, wozu die geehrten .llitglieder eingeladen werden. 8iiuntag, den 33. .Ipril, il| lihr, wird Kunst- und llandelsgiirtner Späth in seinem Carten (höpnickerstr. US) die Vurträgc über Okstbaumzucht, au deueu illitglieder und Nicht-Mitglieder Autheil uehmeu können, furtsetzeu. Die Irüfjjttfjrs =iliis|le(l'uii9 des Vcreiues zur BeJordcniiig des Gartenbaues, am 8. April. Wie in deu tVUhcreu Jahren, so fand die Früh- jahrs-Ausstelluug auch dieses Mal wiederum in dem vordem und in einem seitlichi^n iSaale des %Engli- schen Hauses statt. Bereits 2 Jaiirzeheude sind verflüSätn, seitdem diese Frülijahrs - Aussteliuiigen, hauptsächlich durch den damaligen General -Sekre- tär, Hofgärtner G. A. Fintelmann auf der Pfaueu- insel, angeregt, in's Leben gerufen worden waren (s. 18. Band der Verhandlungen Ö. 318 und 326). Während bei den Fest-Ausstellungen die ästhetische Aufstellung der Pflanzen im Vordergründe stand, so sollte hier der einzelnen Pflanze mehr Rech- nung getragen werden. Vorschrift war, dass diese einzeln und auf eine Weise ausgestellt werden sollten, da.ss man sie rings umgehen und beschauen konnte. In dieser ersten Frühlings-Ausstellung vor nun 2U Jahren (am b. April 1846) waren bereits schon 40 einzelne Schaupflanzen und 60 neue pjinfüh- rungen vorhanden; man ersieht daraus, welchen An- klang die G. A. Fintelmann'sche Idee schon zu jener Zeit hatte. ^ Es dürfte wohl von Interesse sein, Vergleichun- ■ gen der bis jetzt stattgefundenen 21 Ausstellungen B^ anzustellen, um daraus zu ersehen, in wie weit sie I und welche Veränderungen bei den ausgestellten Pflanzen nach und nach stattgefunden haben. Wir behalten uns dies für ein anderes Mal vor. Der Grundgedanke, für die Frühjahrs- Ausstellung auf die Anzucht einzelner Pflanzen besondere Sorgfalt zu verwenden und diese ausserdem mit besseren Nah- rungsmitteln zu versehen, so dass sie schliesslich eine beträchtliche Ausdehnung erhielten, war übri- gens dem englischen Gebrauche entlehnt. Lange j Zeit wurde das von G. A. Fintelmann in Vor- schlag gebrachte Wort „Mastkultur'' benutzt, bis später die einzelnen, auf diese Weise herangezoge- nen Exemplare den Namen „Kulturpflanzen" erhiel- ten, der neuerdings wiederum in die passende Be- nennung „Schaupflanze" (der englischen entspre- chend) umgeändert worden ist. Eine Pointe in der Kultur dieser Schaupflanzcu lag ausseidcm hauptsächlich noch darin, in mög- lichst kleinen Töpfen auch recht grosse Pflanzen zu erziehen. Es ist nicht zu leugnen, dass selbst die besten und schönsten Pflanzen in übermässig- grossen Töpfen sich nicht gut ausnelunen und auf das ästhetische Gefühl des Schauenden einen unan- genehmen Eindruck machen. Ein praktischer Gärt- ner bemerkte unlängst ganz richtig, als er einmal dieselbe Pflanze von 2 verschiedenen Züchtern, und zwar die eine in einem grossen, die andere in einem kleineren Topfe sah, dass der W^erth des ersteren 2, die darin enthaltene Pflanze hingegen nur 1 Gro- schen betrage, während im letzteren Falle der Topf 16 130 mir C) Pteniiige koste, die Pflanze selbst dagegen einen Wertli von 4 tJroschen besitze. In den ersten Frühjahrs-Ausstellnngen, wie wir aus den darüber angefertigten Berichten ersehen können, waren die Mastkiilturen oder Schaupflauzen sehr verschiedener Art, später erliielten die Haide- Pflanzen (Ericeen, Epakrideen, Diosnieen und die Haide-ähnliehen Thymeläaeeen ) nebst neuholländi- sehen Sehmetterlingsblütblern und Akazien den Vor- zug. In den letzten Jahren traten allniählig die Azaleen und Orchideen in den Vordergrund. Diese waren auch in der diesjährigen Frübjahrs-Ausstel- lung wiederum neben Rosen und Hyazinthen haupt- sächlich vertreten. Was nun die am 8. April stattgefundene Aus- stellung anbelangt, so hat diese durch die Schön- heit der einzelnen Exemplare, nicht weniger aber auch durch die Zusammenstellung, allgemeinen Bei- fall gefunden. Die letztere verdankte man speziell dem Ordner, Obergärtner B oese, der es vor Allem verstand, die Harmonie der Farben zu wahren, ein Umstand, der leider nicht immer, am wenigsten in französischen und englischen Ausstellungen, gewahrt wird. In dem einen vorderen Saale der Ausstel- lung zog eine lange, breite Tafel an der hinteren Seite sich dahin, während an der vorderen Wand und an den Fenstern Tische die zur \'erfügung gestellten Pflanzen aufnahmen. Die beiden Giebel- seiten hatten besondere, ziemlich breite Stellagen erhalten. Der zweite Saal hat leider nur an der Fensterseite das nöthige Licht, daher auch nur hier Ausstellungen einiger Pflanzen geschehen waren. Die eine Giebelseite rechts an der Eingangs- tliür im ersten vorderen Saale war mit einer Gruppe von verschiedenen blühenden Pflanzen des Königl. botanischen Gartens besetzt; Inspektor Bouch^ hatte sie selbst arrangii't. Grosse Haide-Pflanzen ( Erica arborea und mediterranea in verschiedenen Sorten) nahmen mit Sparmannien und Polygalen den hintern Theil ein und bedeckten zum grossen Theil die Wand. Chorozemen, Gnidien, Pimeleen, IMuraltien, kanarische Genisten, Correen u. s. w. in mittlerer Grösse standen davor, während kleinere Boronien, Diosmen, Elranthemum's, Azalea anioena, Claytonien, Primeln, Epimedien, Kennedyen, Velt- heimien u. s. w. im Vordergrunde standen. 2 Pflanzen waren es aber besonders, welche die Aufmerksamkeit der Zuschauer um so mehr in Ans])rucli nahmen, als Glasglocken über sie gestellt waren, damit die ihnen nöthige feuchte Luft vor- handen war. Die eine war Drosera dichotoraa, den bei uns wachsenden Arten dieses Geschlechtes durch die Drüsenborsten und sonst zwar ähnlich, aber doch weit höher und durch die gabelästige Yertheilung besonders bemerkbar. Die andere stellte eine schmalblättrige Nepenthes dar, indem der ziem- lich lange Blattstiel eine allmählig sich erweiternde Röhre bildet, die auf der einen Seite in die kurze, breit-lanzettförmige Blattfläche auslief. Diese meist kleinbleibende Pflanze stammt aus Kalifornien und heisst deshalb auch Darliugtonia californica. Gehen wir auf der Fensterseite weiter, so be- gegnen wir zunächst einem Tische, mit Maiblu- men besetzt, welche vor Allem die Aufmerksan;- keit der Damen auf sich zogen. I^esonders waren es die 4 Pyramiden, von denen die beiden grösseren eine Höhe von 2i; Fuss und an der Basis einen Durchmesser von L3 Zoll besassen. Maiblumen bil- den bekanntlich in Bei-lin einen nicht unbedeuten- den Handelsartikel und werden in grossen Mengen in treibfähigen Exemplaren hauptsächlich nach dem Norden Euro]ia's, nach Riga, Petersburg u. s. w. vertrieben. Fliuer der grössten Züchter dieser Blu- men ist C. F. Chon^ (vor dem Frankfurter Thore), der auch die hier aufgestellten Exemplare (ausser- dem noch in lli Töpfen) in besonderer Kultur- Voll- kommenheit zur Verfügung gestellt hatte. Kunst- und Handelsgärtner Späth hatte den • nächsten Tisch mit Hyazinthen besetzt, eine xius- wahl der Sorten sowohl, als der Exemplare, wie sie wohl auch nur in Berlin vorkommen. In be- sonders guter Kultur und den Liebhabern am mei- sten zu empfehlen, waren vorhanden: Rouge bril- lante, Marie Katharina u. Mars: roth, Incomparable de Baiin: sehr zart-rosa, fast weiss, König von Hol- land: mennigfarben-orange, Emilius: hellblau, Baron van Teyll: dunkelblau, Gi-aud blanche imperiale und Mammuth : weiss. Ein Tisch mit getriebenen Blüthensträu- ehern des Universitätsgärtners Sauer folgte. Wir erinnern' uns lange nicht, diese in solcher Vollkom- menheit gesehen zu haben , als es dieses Mal der Fall war. Das gelinde Wetter im Winter war es keineswegs, welches das Treiben begünstigt hatte; es waren vielmehr die hellen Tage, welche wir dieses Mal in grösserer Anzahl, als sonst, gehabt haben. Der falsche Jasmin (Pliiladelphus corona- rius) und Spiraea Rcevesii hatten eine solche Blü- thenfülie, wie man sie selbst im Frühjahre im freien Lande und unter den günstigsten Verhältnissen, nicht grösser sehen kann. Dasselbe galt von der weissblühenden Prunus chinensis fl. pl. und von P. triloba. Die Hortensie besass die BlUthen mehr grün. Besonders hübsch nahmen sich aber ausser- dem noch Rhododendrum eiliatum und Amj-gdalus Persica, letztere mit nclkenartigen, gefüllten Blü- then, aus. Dicht daneben stand im Fenster eine Blumen- Etagere, welche ein Gehülfe im Universitätsgar- ten, Bar leben, mit vielem Geschmacke augefertigt 131 liatte. Auf der obersten Etage befand sicli z;ut- blättriges Veniisliaar (Adiantuni Capillus), auf der zweiten waren Blüthentrauben der Scilla sibirica (oder azurea), mit kurzen gefärbten Kispeu einer Agrostis - Art untermengt, im Saude eingesteckt, während die fadenfönnigeu Stengel der Isolepis l'arlaturi, in wagerechter Richtung und strahlenför- mig ringsherum über den Rand der Etage gelegt waren. Die unterste und grösstc Etage trug Blu- men und Blüthenstände der verschiedensten Art und Farbe: Chorozemen, Schneeglöckchen, Akazien, (Jonoclinium janthiuum, ]5riza media u. s. w. Wie- derum fadenförmige Isolepis - Stengel ragten über den Rand strahlenförmig heraus. Abermals folgten auf einem besonderen Tische Hyazinthen in schöner Auswahl und in seltener Kultlirvollkommenheit. Kunst- und Handelsgärtner de la Croix (Langestr. No. 2G) hatte diese freund- lichst zur Verfügung gestellt. Liebhabern empfeh- len wir aus dem Sortimente: Norma und Madame Hudson: rosa, Kmeline: hellroth, Montblanc: weiss, Jlouarque du nionde: weiss mit grünen Spitzen, Camper: hellblaue Röhre, weisser Saum, Grande Vedette, Regulus und Iris: hellblan, Ürondatus: blau, Heroine: kleine gelbe BlUthen mit grünen Spitzen, Grand blas: lilafarbig. Rosen in vorzüglicher Kultur nahmen den nächsten Tisch ein. So schön sie waren und in so seltener Vollkommenheit die Blumen auch prang- ten, wie man sie kaum zur eigenthchen Blüthezeit im Freien zu sehen gewöhnt ist, so erfüllten doch grade diese vor Allern die Mitglieder des Vereines mit Trauer, denn der, der sie mit Liebe und Sorg- falt gepflegt und herangezogen, der Kunst- und Handelsgärtner Christoph (vor dem Frankfurter Thore) war wenige Tage vorher vom Schauplatze seiner rastlosen Thätigkeit, und zwar in einem Alter von nur .34 Jahren, abgerufen worden. Hofgärtner ]\Iorscli in Cbarlottenliof hatte ein Sortiment sogenannter Alpinen ausgestellt. Die heutige Gärtnerwelt versteht darunter keineswegs allein Alpenpflanzen; diese haben nur Veranlassung gegeben, Stauden mit kurzem, gedrängtem Wüchse, bei denen oft der Blüthenstengel aus der Erde un- mittelbar hervorkommt und die übeidiaupt nur die Höhe weniger Zolle besitzen , mit diesem Namen zu belegen. Triteleia uniflora, Muscari pallens sind l'flauzen der Ebene, werden aber doch zu den Al- pinen, besonders in solchen aus getriebenen Exem- plaren bestehenden Sammlungen, gerechnet. Reich waren die Primeln vertreten, nämlich durch 5 Ar- ten. Pulsatilla patens gehört zu den Pflanzen, die man seltener sieht; ebenso die Orchideen Ophrys apifera und Orchis Robertiana. Wir begegnen am Schlüsse unserer Wanderung an dieser Fensterseite einer Schaupflaiize, der Ach v- ranthes Verschaffeltii in länglicher Eiform und bei 27 Zoll Breite mit einer Jlöhe von 2-?; Fuss. Die braunrothen Blätter mit ihren dunkeleren Ner- ven und Adern waren ohne jeden Tadel und be- deckten die ganze Pflanze. Sonst ist Achyranthes Verschafl'eltii keineswegs eine Pflanze, die sich leiclit und gut baut und die ausserdem in der Kultur heike- hg und empfindlich ist. Dieses schöne Exemplar hatte der Obergärtner Eggebrecht aus dem Gar- ten der Frau Banquier Wagener gezogen. Wenden wir uns zu der grossen Tafel im Hin- tergrunde des schmalen Saales. Die bekannten Blu- menfreunde, die Gebrüder Reichenheim, hatten wiederum durch ihre Obergärtner, wie man seit Jahren auch nicht anders gewöhnt ist, Vorzügliches geleistet. Schau- und andere Pflanzen des Kom- merzieurathes Leonor Reichenheim (Obergärtner Boese) waren am untern Ende der Tafel haupt- sächlich gruppirt, während der Obergärtner Kraus im Garten des Rittergutsbesitzers Reichen heim das obere Ende der Tafel mit seinen Erzeugnissen eingenommen hatte. Im Programme waren auch Zusammenstel- lungen vorgeschrieben, theils von unbestimmten Pflanzen. Auf diese Weise hatte man durch den Obergärtner Boese eine Gruppe von H Legumi- nosen und eine andere von eben so viel Exempla- ren, wo aber Orchideen hauptsächlich nur vertreten waren. Dergleichen Zusammenstellungen haben stets ihren besonderen Reiz. Acrides Veitchii, wo zwi- schen den Blättern eine Risjie mit 8 Aesten her- vorragte, Aerides Fieldingii, Ei'iopsis biloba mit 2 langen, herabhängenden Trauben brauner Blüthen, aus denen die weisse und rotbpunktirte Lippe und die grüne Stempelsäule heraussahen, Dendrobium nobile mit (i Trauben ziemlich grosser Islüthen von weisser Farbe, aber mit purpurfarbener Lippe. Alle überragte Vanda Roxburghii coerulea mit ihren hell- blauen Blüthen. Als sechste Pflanze war hier eine Schale mit Pothos argyraea zugesellt. Unter den 6 Leguminosen verdiente vor Allem die blau-blühende Hovea Celsil, welche vor Jah- ren oft als eine schwierige Sehanpflanze aufgestellt wurde, Beachtung. Es war eben so, wie das, aber weit grössere Chorozema varium, in Ballonform gezogen. Dillwynia Henchmanni hat leider zu kleine Blätter und zu kleine gelbe Blüthen, um gleich den vorigen, zu imponiren. Als hohe Kro- nenpflanzen mit ihren mehre Fuss im Durchmesser enthaltenden Kronen überragten Acacia ignorata und platyptera, sowie Telline (Cytisus oder Ge- nista) ramosissima. Betrachten wir gleich die beiden anderen Schau- jjflanzen desselben Besitzers, so nahm vor Allem 16* 132 ein Exemplar der lledinilla magiiifica, fleren Namen die Beschauenden zum Theil mit dem be- rühmten, dureh die neueste Me verbeer'pche Oper mehr beicannt gewordenen, aber gar nieht in AtVika wachsenden Giftbaum Mancinilhi (Hipjxjmone Man- cinilla L.) verwechselten, die Aufmerksamkeit in hohem Grade in Anspriuh. Es war in der Tliat ein stattliches Excnijdar von 5 Fuss Breite mit IG in allen Stadien der Entwickehnig vorhandenen Blüthenrispen. Eine derselben, wo die obersten ro- safarbenen Deckblätter fast horizontal abstanden und der übrige Theil elegant herunterhing, hatte nicht weniger als 16 Zoll Länge. Die andere Schaupflanze war ein ziemlich hohes und sich im oberen Tlieile verästelndes Exemplar der chinesischen Ericee: Enkyanthus reticula- tus, mit prächtigen, glockenförmigen Blumen dicht besetzt. Vom Obergärtner Keinecke war aus dem Gar- ten des Geh. Ober - Hofbuchdruckers v. Decker ein eigenthümlicher Blendling ausgestellt, den dieser durch Befruchtung des Hippeastrum Heuserianum mit dem Blumenstaube des Hippeastrnm Johnstoni erhalten hatte. Von letzterer Pflanze, dem der Blendling sonst am meisten gleicht, unterscheidet dieser sich durch eine bedeutendere Höhe. Die hell- rothe Farbe der Blume mit dem grünlichen Nerven in der Mitte machte einen angenehmen Eindruck. Ausserdem verdankte man aber dem Obergärtner Rein ecke noch ein Exemplar des Cyclamen per- sicum in seltener BlüthenfüIIe. Ein anderes Exemplar derselben Pflanze war vorhanden, was die Kunst- u. Handelsgärtner For- ke rt & Sohn in Charlottenbnrg selbst aus Samen gezogen hatten. Obwohl erst 5 Jahre alt, so trug es doch nicht weniger als 50 vollständig entwickelte Blüthen in weisser Farbe und ausserdem noch zahl- reiche Knospen. Auch der Kommerzienrath Kricheldorf in Buckau bei Magdeburg hatte durch seinen Ober- gärtner A. Schlie einen Beitrag geliefert. Es war ein stattliches Exemplar der Epacris Candida. Zahlreiche Zweige erhoben sich und waren bis in die Spitzen mit weissen und zart-rosafarbenen Blü- then bedeckt. Es war eine Schaupflanze, wie man sie nicht häufig auf Ausstellungen gesehen hat. Vom Obergärtner Neumann war dagegen aus dem Garten des Kommerzienrathcs Eavene in Moa- bit ein baumartig-gezogenes Exemplar der Acacia pulchella ausgestellt, deren Krone nicht weniger als 4 Fuss im Durchmesser hatte. Schade, dass man diese hübsehe Akazie, welche früher in den Gärten der Liebhaber so oft gezr)gen wurde, jetzt nebst den verwandten mit kleineren Blättern so selten sieht. j Auch L'niversität.-gärtner Sauer hatte ebenfalls einige Schaupflanzen zur \'orfügning gestellt. Zum ersten ^Male sahen wir Ooii ocli ni um panamense • mit 9 blühenden Stengeln. Die Pflanze ähnelt 1 zwar dem C janthiiium, möchte aber doch ver- schieden sein; ob sie schon beschrieben ist, wissen wir nicht. In den Gärten kommt sie auch als 0. macrophyllum vor: auf jeden Fall ist die Pflanze dieses Namens, welche de CandoUe als Hebecli- nium macrophvilum beschrieben hat, eine andere. Diese blüht auch weiss. Die beiden anderen Schaupflanzen des Königl. Universitätsgartens waren 2 Farne: Adiantum cu- neatum und Asplenium Belangeii. Endlich verdankte man dem Königl. botani- schen Garten ebenfalls eine Schaupflanze, näm- lich den immer noch nicht hinsichtlich seiner syste- matischen Stellung nach hinlänglich erkannten Cis- sus porphy rophy llus, der auch unsererseits schon mehrmals bei Berichterstattungen besprochen wor- den ist. Das vorstehende Exemplar erfreute sich einer besonders guten Kultur, denn die saunnctar- tigen und von rotlien Nerven und Adern durchzo- genen lilätter befassen zum Theil bei 4 Zoll Breite eine Länge von ö Zoll. Die Pflanze selbst befand sich in einer Schale von 22 Zoll Durchmesser. Wir kommen zu den schönen Pflanzen des Rit- tergutsbesitzers Moritz Reichenheim, die haupt- sächlich, wie schon gesagt, den oberen Theil der langen Tafel eingenommen hatten und vom Ober- gärtner Kraus zur \'erfüguug gestellt waren: Or- chideen, Azaleen und dreifarbige Nasturtien oder Indische Kressen (Tropaeolum tricolor). Unter den ersteren machen wir zunächst auf die hohen Exem- plare zweier Van den aufmerksam. Vanda tricolor naevia hatte o Blüthentiauben und jede mit 12 Blü- then, V. suavis hingegen ö Blüthentraubcn , jede mit 10 Blüthen im Durchsclinitte. Reizend war eine Trichopilia suavis mit ihren grossen weissen und einen angenehmen Duft verbreitenden Blüthen, die dieses Jlal weniger in einem Kranze auf dem Rande des Topfes ausgebreitet waren , wie wir es früher gesehen, als dass sie vielmehr an der etwas sich erhebenden Pflanze zwischen den Blättern eine kurze Pyramide bildeten. Die blendend - weissen Blüthen einer vierten Orchidee: Phalaenopsis ama- bilis, glichen in der That fliegenden Schmetterlin- gen, ein Umstand, der ja auch zur Beilegung des Geschlfcchts-Namcns ^^cranlassung gab. C'yprijiedium hirsutissimum ist, wie die meisten übrigen Arten ; dieses Geschlechtes, ein dankbarer Blühei-, der Mo- nate lang erfreuen kann, ebenso Aerides Veitchii. Die beiden dreifarbigen Indischen Kressen wa- ren imi einen Draht - Ballon gezogen. Aus dem freundlichen Grün der Blätter ragten Tausende der 1 33 liauptsäclilicli rotheii, am Bibern Theil aber scbwar- zi'M und gelben BlUthen hervor. Wir küiiinieii zu den [) Azaleen, von denen eine jede ein Jlustcr-Exenijilar darstellte. Es waren niedrige Kronen - Bännu'lieii mit einem kaum fuss- lansen Stamme. Nur bei einzelnen bestimmten Öor- ten. besonders l)ei A. Kubens, waren die dunkel- grünen und meist aucli etwas glänzenden Blätter zwischen den Blumen sichtbar, bei den meisten an- deren Sorten sab man aber nur die letzteren. Die Kronen waren bald mehr flach, bald mehr gewölbt, die Töpfe hatten dagegen im Verhältniss zur Krone nur einen kurzen Breiten-Durchmesser; so befand sich z. B. die eben genannte A. Rubens mit einem I>urchmesser von 22 und einer Höhe von 16 Zoll, doch nur in einem 13-zölligen, Baron Hügel sogar bei einem Durehmesser von 32 Zoll in einem 15- züUigen Topfe. Die 28 Zoll im Durchmesser ent- haltende A. Baron de Vrifere, eine der schönsten ihres füeschlechtes, hatte sogar nur einen 1 1-zölli- gen Topf. Von den übrigen Azaleen gefielen uns vor Allem: Module und Ktendard de Flandre mit schönen rosenrothen, Eoi Leopold m't lachsfarbigen, Göthe und La Geante mit weissen, zum Theil aber auch roth - gebänderten, Papiiionacea mit kupferro- tbeu Blütlien. Bei Magnifica haben diese zwar eine rosenrothe Farbe, der Rand ist aber weiss. Wenden wir uns der hintern Giebelseite zu, so hatten daselbst, mit Ausnahme der beiden Ecken, wie gleich anfangs angedeutet wurde, die Chone- schen Azaleen den ganzen Raum eingenommen. In der einen Flcke befand sich ein Fliederbusch von 4.^ Fuss Höhe und 3|- Fuss Breiten- Durchmesser und ir; einem seltenen BliUhenschmucke. Und doch enthielt der Breiten-Durchmesser des Tojifes, in dem sich die Pflanze befand, nur 12 Zoll! Mit welcher Sorgfalt sein Besistzer, der Kunst- und Handels- gärtner David Bouch^, die Pflanze gezogen ha- ben muss, kann man daraus ersehen. In der andern Ecke hatte der Universitätsgärt- uer Sauer G hohe Blüthensträucher des Kalthauses aufgestellt: 3 Akazien, 1 Rhododendron arbureum, 1 Choroze'jia ilicifolium und endlich Spartocytisus al- bus B. W., der seit längerer Zeit schon unter dem i Namen Spartinni cjiiinquangulare in den Gärten kul- tivirt wird. Die Cbone'schen Azaleen enthielten die beson- ders neueren Sorten, welche durch den Besitzer in Massen vertreten waren. Hierüber später Spezielleres. Im zweiten Saale hatten Kunst- und Handels- gärtner Späth und Lackner einen Tisch mit pon- tischen Alpenrosen oder Rhododendren besetzt, wie diese als Marktpflanzen hier zum Massenver- kauf herangezogen werden. Es waren lauter Sor- ten, die sich gut präsentiren und in der Kultur leicht zu behandeln sind. Wir nennen aus ihrer Zahl: Grand Arab mit dnukelbhitrotlien Blüthen, Etoile des jardins dagegen mit Blüthen, welche am Rande ziemlich dunkel sind, aber nach Innen zu heller werden; C'unninghair)i white hüt, wie der Bei- name auch andeutet, weisse, Speitabile schön-rothe, Lady Dorothe Kelville lilafarbige und Napoleon Banmann hellkirschrothe Blüthen. Wiederum war eine Hyazin then-Sannnlung ausgestellt, welche ein Liebhaber, Maler Böttcher, herangezogen hatte und welche sich ebenfalls in guter Kultur befanden. Von ihnen nennen wir als besonders hervorragend den blauen Nimrod, den fast weissen und gefüllten Grossfürst und (irandeur de Merveille, sowie endlicli die gelbfavbige Ida. Es folgten kleinere Gruppen, meist mit neuen und neueren Einführungen. Aus dem botani- schen Garten verdankte man feiner dem Inspektor Bouche eine interessante, zum Theil weissblättrige Selaginella ^lartensii var. coinpacta und eine unbe- nannte Aroidee, die aber nur ein grosses Exemplar der Abart versicolor des Xanthosoma nigricans dar- stellte. Kunst- und Handelsgärtner W. Lauch e an der Wildparkstation bei Potsdam hatte kleine Exemplare der reizenden Palme Verschaf feltia splendida und der buntblättrigen D ieffenbachia gigantea ausgestellt. Es ist nicht zu leugnen, dass beide zu den besten Akquisitinnen der Neuzeit gehören. Es gilt dieses auch von der dunkelroth - und gefüllt- blühenden Pfirsiche, welche neuerdings unter dem Namen Amygdalus Persica dianthiflora in den Han- del gekommen ist. Ausserdem verdankte man ge- nanntem Gärtner noch eine blühende gelbe Rose (Jaune d'or) und 2 grosse Exemplare des geflamm- ten weissen Kardinal-Apfels der letzten Erndte. Auch aus dem Kommerzienratli-Reich enheim- schen Garten hatte Obergärtner Boese 3 bei uns noch nicht auf Ausstellungen gesehene Pflanzen ge- bracht. Das kraus- und glänzend -blättrige Farn, Todea snperbiens, ist leider so zart, dass es unter einer Glasglocke gehalten werden muss. Cy- pripedium concolor steht an Schönheit aiuleren Arten nach, dagegen verdient Rhododendron virgatum Beachtung. Da mehrmals in den Versammlungen des Ver- eines von buntblättrigen Kohlsorten, wie sie früher zu Dekorationen verwendet wurden und neuerdings, besonders in England, wieder benutzt werden, ge- sprochen war, so hatte Kunst- und Handelsgärtner Barrenstein in (.'hai-lottenburg ein solches Exem- plar mit ziemlich breiten und weisslieh -gelb um- säumten Blättern ausgestellt, was auch Beifall ern- tete, owohl die Wenigsten wussten , was sie vor sich hatten. 134 Auch Kiiust- und Handclsgärtuer Pasewaldt in Charlottenbiirg hatte einige neue Pflanzen aus- gestellt, auf die wir hiermit aufmerksam machen wollen. Dracaena limbata ist eine eigenthüm- liche Pflanze, deren feste Bestimmung wir erst dann vornehmen können, wenn wir Blüthcn untersucht haben. Die Blätter, in der Farbe deneu der Cor- djline ferrea^ in der Gestalt aber denen der Cordy- liue rubra gleichend, sind so ausgezeichnet, dass sie der Verniuthung Raum geben, man habe hier eiocu Blendling beider vor sieh. Das zwar schon längst beschriebene, aber von uns bisher noch nicht unter- suchte Nidularium Innocentii war in Bliithe vorhanden. Diese ist weiss und erliebt sich mit ihrer langen Röhre ziemlich hoch, so dass sie mit den oben glänzend-grünen, unten braunen Blättern einen angenehmen Kontrast bildet. Auch Abutilon megopotamicum (vcxillarium E. Morr.) erschien zum ersten Jlale auf unseren Ausstellungen und ist, da es leicht aus Stecklingen zu wachsen scheint und alsbald blüht, zu empfehlen. Aspidium (nicht Athyriuni) Frizelliae ist eine inter- essante, schmalblättrige und am Rande nur wenig gelappte Form unserer einheimischen Pflanze. Auch 2 schöne neuere Azaleen verdankte man dem Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt, die beide zu em- pfehlen sind: Azalea indica Distinction und alba insignis. Azaleen, und zwar neuere Sorten, hatte auch J. Hoffmaun ausgestellt. Nächst A. Distinction, deren hellrothc Blumen einen weissen Rand haben, verdient vor Allem Friedrich der Grosse mit ziem- lich grossen, rothen nnd gefüllten Blumen, unbe- dingt eine der besten Akquisitionen, welche in neue- rer Zeit gemacht sind, die Beachtung der Liebhaber. A. coronata semiduplcx und Adolph von Nassau sind zwar schon länger bekannte, aber jedenfalls stets zu empfehlende Sorten. Schliesslich wollen wir auch auf die Hoffmann'sche Amaryllis: Prinzess Ma- thilde, aufmerksam zu machen. Von grossem Interesse war die Samndung von Zier-, hauptsächlich von buntblättrigen Gehölzen des freien Landes, welche der Baumschulbesitzer Lor- berg ausgestellt hatte. Am interessantesten waren die Eichen-Arten, welche in 25 Arten und Formen vertreten waren. Vor Allem zogen die Formen un- serer gewöhnliehen Sommer-Eiche die Aufmerksam- keit der Liebhaber auf sich. AVer hätte glauben mögen , wenn man sich nicht mit den Abändenm- gen einigermassen vertraut gemacht hatte, dass For- men, wie die der Quercus asplenifolia, pcctinata und hlicifolia einer und derselben Art angehören! Das- selbe galt von den Formen unseres Wallnussbaumes, wo die Formen mit ungefiederten, mit doppelt-ge- fiederten und ausserdem geschlitzten, sowie auch mit krausen Blättern, gar nicht zusammen zu ge- hören schienen. 2 Sammlungen von Wandelblumen (Ciuerarien), beide aus Exemplaren von dichtem und gedrängtem Wüchse bestehend und in den numnigfachsten und feurigsten Farben prangend, waren vorhanden. Die eine hatte der Kunst- und Handelsgärtner Dra- wicl in Lichtenberg ausgestellt. Liebhaber und Freunde von Blumen, welche gern dergleichen Pflanzen von solcher Schönheit besitzen, machen wir ganz besonders darauf aufmerksam. Die andere Sammlung hatte der Obergärtner Boese aus dem Garten des Kommerzienrathes Rcichenheim ausge- stellt. Diesem verdankte man auch eine Schaupflanze der alten Amygdalus pumila mit rosenrothen und gefüllten Blüthen, Abart der Prunus ehinensis. Ein Sortiment Rosen aus dem Garten des Kunst- und Handelsgärtners Chone legte Zeugniss ab, dass man in Berlin ebenfalls Rosen zu treiben versteht und auch in den Sorten eine hübsche Aus- wahl Liebhabern zur Verfügung stellen kann. Schlies.slich gedenken wir noch einer Sammlung von allerhand Stauden aus dem Königlichen bo- tanischen Garten. Viel zu wenig machen sich Ge- wächshausbesitzer die Freude, dergleichen zeitig an- zutreiben, um schon vor dein Erwachen der Vege- tation im Freien blühende Pflanzen des Gartens, wenigstens im Zinnner, zu haben und damit an den Frühling erinnert zu werden. Unter den hier ge- triebenen Stauden befanden sich verschiedene Stein- brech-Arten, Primeln, Arabis albida, Thlaspi viola- scens, das gewöhnliche und sibirische Leberblümchen, Corydalis- und Epimedium-Arten u. s. w. Mittheihiugen Über iiciieie iiitd iieiii'slc l'liaii/ieii. (rorlsetzuiif^.) 116. Lithraea venenosa Miers möchten wir nur mit grosser Vorsicht empfehlen, denn die Pflanze stellt eins der giftigsten Gehölze Chilis dar , welche an Heftigkeit noch den Gift-Sumach übertreßen soll. Es ist übrigens ein Strauch mit abwechselnden und elliptischen Blättern von leder- artiger Konsistenz und mit unscheinliehen, eine gipfel- oder seitenständige Rispe bildenden Blüthen. Das CJenus Lithraea möchte kaum von Rhus ver- schieden sein und gehöi't mit diesem in die Fainihe der Anakardiaceen. Humboldt hat übrigens die Pflanze zuerst entdeckt imd sie als Mauria simpli- eifolia beschrieben. 117. Lomatia Fraseri R. Br. bleibt auch im Vaterlande Neuholland ein niedriger Strauch von kaum 6 bis 8 Fuss Höhe und hat eirund- 135 I liingliclie, grobgezähnte und lederartige Blätter, auf eieren beide Flächen das Adernetz deutlich hervor- tritt. Die Behaarung verliert sich nach und nach auch auf der untern Fläche, während sie au den jungen Trieben seidenglänzend erscheint. Die gel- ben Blüthen stellen achscl- und gipfclständige Trau- ben dar. 118. Lyell nis graudiflora Jacq. var. gi- gantea ist eine Form mit sehr grossen Blüthen, die aber ausserdem durch Aussaaten, ebenfalls wie bei L. Haageana der Gärten, eine verschiedene Fär- bung haben und bald weiss, bald rosa, bald Schar- lach erscheinen. 119. Machaeran thera glabra kennen wir nicht und wissen auch nicht, wo sie beschrieben ist. Sie soll eine L| bis 2 Fuss hohe Staude bil- den, welche aber auch gleich der bekannten M. tanacetifolia (als Aster bekannter), wenn der Saiue frühzeitig ausge.'äet wird, im ersten Jahre blüht. Die Pflanze verzweigt sich ungemein und ist dicht mit sehr grossen Blüthenkörbchen besetzt. Deren Strahl besitzt eine violette, die Scheibe eine gelbe Farbe. Gleich der M. tanacetifolia möchte sie sehr zu empfehlen sein (s. 7. Jahrg. der Wochenschrift S. 78). 120. Malva califurnica ist Sidalcea califor- nlca A. Gr. (Sida calilornica Nutt.), ein gegen 15 Fuss hoch werdendes Kraut mit kreisrunden, aber an der Basis herzförmigen und eingeschnitten- gesägten Blättern, welche auf beiden Flächen mit einem grauen , weichen Uebcrzuge versehen sind. Die purpurfarbigen Blüthen bilden hier endständige Trauben. 121. ilalva lateritia Beg. wurde zuerst in Zürich kultivirt und scheint zu den vielen Formen Süd-Afrika's zu gehören, welche in den früheren Zeiten in Kalthäusern sich häufig vorfanden, auch an den Fenstern der Liebhaber kultivirt wurden und wegen ihrer langen Blüthcndauer sehr beliebt wa- ren. Jetzt findet man sie fast nur noch in den botanischen Gärten, wo sie wegen ihrer sehr leich- ten Kultur Wühl kaum verschwinden werden. Neuer- dings hat man sie zuerst von Frankreich aus als Stecklinge während der guten Jahreszeit in's Freie gebracht (s. 7. Jahrg. S. 7 8), wo sie den ganzen Sommer hindurch blühen. Die vielen Arten, welche bereits beschrieben sind, möchten sich auf sehr we- nige, vielleicht nur auf 2 reduziren. Dass auch ^I. lateritia mit ihren ziegelrothen Blüthen eben- falls nichts weiter ist, als eine Form >uid in der nächsten Nähe von M. capensis steht, unterliegt keinem Zweifel. Will man schöne Pflanzen haben, muss man innner Stecklinge machen, ältere Exem- plare werden in Blättern und Blüth.en kleiner und unscheinlicher. 122. Mappa fastuosa ist eine sehr interes- sante Dekorationspflanze von den Philippinen mit schildförmigen, etwas rötlilichen Blättern, welche in das Genus Homalanthus gehört und vielleicht eine neue Art darstellt. Wir haben sie in der interna- tionalen Ausstellimg zu Brüssel 18G4 zuerst gesehen. Linden hat sie eingeführt. Zu Mappa populifolia, einer neuholländischen Art, zu der man sie im bota- nischen Garten in Kew stellt, gehört sie keinesfalls. 123.' Mappa moluccana Spr. befand sich in den zwanziger Jahren schon einmal in den bo- tanischen Gärten, und zwar als Trewia hernandi- fdlia Roth. Audi Linne kannte diese Euphorbiacee der ]\Iolukken schon und hat dieselbe als Ricinus Mappa beschrieben. Sie ist als Blattpflanze sehr zu empfehlen, jedoch nur für Warmhäuser, und besitzt so grosse schildföi inige Blätter vun eirund- zugespitzter Gestalt und mit fllziger IJnterfläche, dass diese, den Servietten und Tischtüchern ähnlich, benutzt werden, um Speisen darauf zu stellen. Die unbedeutenden IJüthcu bilden einfache und zusam- mengesetzte Trauben und sind von grossen Deck- blättern umgeben. 124. Marumia niuscosa Bl. stellt eine java- nische Mclastomatee mit rankendem Stengel dar. Ihre auf der Oberfläche glänzenden und ganzran- digen Blätter sind auf der Unterfläclie mit einem rostfarbenen Filz bedeckt, während die rötlilichen Blüthen winkelständige Scheindolden bilden. 125. Matthiola tricuspidata E,. Br. hat ihren Namen von den .3 Spitzen am oberen Ende der Schoten und ist eine jährige Pflanze, ähnlich der Malcolmia maritima R. Br. (Cheiranthus maritimus L.), der sie aber an Schönheit nachsteht. 12G. Maxim 0 witsch ia chinensis Rupr. ge- hört zu den rankenden Magnoliaceen, welche unter dem Namen Schizandraceen auch als eigene Familie betrachtet werden. Die Pflanze wurde früher schon unter dem falschen Namen Kadsura chinensis Turcz. beschrieben. Sic steigt im Vaterlande, Nordchina und im Amurgebiet, an Bäumen empor und über- ziehet diese. Die rosenrothen Blütheu kommen zu gleicher Zeit mit den in Büscheln zusammenste- henden, breit -elliptischen und gestielten Blättern aus einer Knospe hervor und haben, wie auch die rissige Rinde des Stammes, einen angenehmen Ge- ruch. Eigenthümlich ist der stielförmige ßlüthen- bodeii in der weiblichen Blüthe, indem dieser später sich bis zu 2 und selbst 3 Zoll verlängert und zur Zeit der Fruchtreife eine Menge scharlachrother Beeren trägt. Da diese Liane unsere kältesten Win- ter aushält, so ist sie sehr zu empfehlen. 127. Maytenus chilensis DC. ist ein neuerer Name für M. boaria Mol., einer chilenischen Cela- strinee, deren Blätter als Gegengift des kaustischen 136 Stoßes der Litlirafta veucnosa Miers Im V'ater- Liude allgemein benutzt werden. Es ist daher gut, dass beide Pflanzen zu gleicher Zeit eingeführt sind. Die Blätter werden eint'aeh auf die Gesi;h\vulstc gelegt, welelie durch den Saft der zuletzt genann- ten Pflanze auf dur Haut hervorgebracht sind. May- tenus boaria bildet übrigens einen kleinen Baum mit abwechselnden, lederartigen und elliptischen Blättern, in deren Winkel die nnseheinlichen, grün- lich-wcissen Bliithen stehen. 128. Maytenus niagellanicus Hook. fil. ist eine andere Art dieses Geschlechtes, welche neuer- dings eingeführt wurde. Die eirund - elliptischen Blätter sind gezähnt und ebenfalls lederartig, aber \ öUig unbehaart, während die jungen Zweige weich- haarig erscheinen. Die kurzgustielten Blüthen ste- hen einzeln in den Blattwinkeln. 129. Meisteria ceruna S. et Z. ist ein eigeu- thümhcher Strauch Japan's aus der Familie der Eri- caceeu. Die rundlichen Zweige stehen im Anfange fast quirlförmig beisammen und tragen an ihrer Spitze wiederum dicht gedrängt und rosettenartig die keilförmigen, am Rande mit boi-stenförmigen Zähnen dicht besetzten, aber abfallenden Blätter. Die glockenförmigen Blumen, deren 5 Lappen wie- derum in 3 linienförmige Abschnitte gctheilt sind, schliessen 10 begrannte Staubgefässe ein. Die Blü- then selbst bilden eine gipfelständige und überhän- gende Aehre. 130. Melia Toosendan S. et Z. ist ein klei- ner Bauin, unserer bekannten Melia Azedaraeh L. ähnlich und gleich dieser in der guten Jahreszeit im Freien zu verwenden, wo sie sich mit den iast horizontal-abstehenden und doppelt-gefiederten Blät- tern zur Dekoration sehr gut ausnimmt. Auch hier sind die kleinen Blüthen weiss, der Staubfadeu- lling aber violett. Die gelblichen und rundlichen Früchte sind fleischig und mehr als doppelt grösser, als die bei Meha Azedaraeh L. Vaterland soll China sein. 131. Meliüsma myriautha S. et Z. ist ein anderes japanisches Gehölz mit eirund -elliptischen oder elliptischen, gesägten und abwechselnden Blät- tern, deren Oberfläche mit anliegenden, aber dem blossen Auge kaum sichtbaren Haaren besetzt sind. Dagegen bedecken auf der Unterfläche kurze rost- farbene Haare die in Menge hervortretenden Ner- ven. Zahlreiche Blüthen bilden gipfelständige Rispen. 132. u. 133. Melothria Regelii ist uns eben so unbekannt als Momordica pterocarpa. Beide sind rankende Cucurbitaceen aus wärmern Ländern. Die erstere besitzt gelappte Blätter und kleine weisse Blüthen. Auch die ovalen Früchte sind klein. Momordica pterocarpa hat ebenfalls, und zwar 3- und 5-lappige Blätter und in sofern iuter- es.sante und von der gewöhnlichen Form abwei- chende Früchte, als diese von der Grösse einCg Hühner- Eies sind und 8 oder 10 flügelartige Kan. ten haben. Wir verniuthen, dass es eine Lufi'a ist 134. Mertensia virgiuica DC. ist eine Staude Kord-Anierika's aus der Familie der RauhbläLtler oder Asperifolien, welche als I'ulmonaria virgiuica schon seit sehr langer Zeit in butanischen Gärten kulti- virt wird, aber auch in dei.en der Liebhaber eine Stelle verdient, da die ziemlich grossen Bliithen mit violetter Röhre und blauem Saume gegen das schöne, dunkle Grün der elliptischen Blätter sich sehr gut ausnehmen. 135. Metaplexis Staun tonii R. et S. wird in den Verzeichnissen als japanischer Zierstrauch augegeben, die Pflanze dieses Namens ist aber eine holzige Liane aus der Familie der Asklepiadeen. Ihre herzförmigen und völlig unbehaarten Blätter sind auf der Uiiterfläche blaugrün und besitzen einen Zoll-langen Stiel, in dessen W'inkel die un- regelmässigen Scheindolden sich befinden. Die klei- nen Blüihen haben eine auf der oberen Fläche be- haarte Krone. 136. Mimosa natans Roxb. (Desmanthus na- tans W^illd.) wurde lange Zeit in dem Viktoria-Bas- sin des botanischen Gartens zu Berlin kultivirt, v, o sie, mit ihrem gegliederten und von einer schwam- migen Rinde umgebenen Stengel und den zarten, doppelt-gefiederten Blättern, auf dem Wasser schwim- mend, eine Zierde darstellte. Leider ist diese Pflanze ausgegangen. In dem Geitner'schen Verzeichnisse wird wiederum diese Mimosa natans aufgeführt, wes- halb wir Liebhaber darauf aufmerksam machen. Aus- serdem besitzen wir aber noch eine andere Pflanze dieses Namens, welche der jüngere Linn^ beschrie- ben hat. Vahl nannte diese letztere wegen ihres mehr oder weniger dreieckigen Stengels M. tri- quetra, Willdenow hingegen Desmanthus tri- queter. Auch diese ist sehr beaehtenswerth. (Fortsetzung folgt.) Beim Eintritt des Frühlings erlauben wir uns auf die Garten-Listriimente und Geräthe aufmerk- sam zu machen, welche in der bekannten Fabrik der Gebrüder Dittmar in Heilbronn (^Königreich W'ürttembergj zu haben sind. Sowohl wegen ihrer vorzüglichen Arbeit, als auch wegen der billigen Preise haben diese schon seit vielen Jahren allge- meine Anerkennung gefunden und werden nach allen Ländern entsendet. Gartenmesser aller Art, Okulir- Und Veredlungsmesser, Hacken, Baum- und Rosen-Scheeren, Baumkratzer, Obstbreeher, Pflan- zeuspritzen, Rechen, Spaten, Giesskannen und was sonst im Obst-, Wein- und Gartenbau von prakti- schen Geräthen gebraucht wird, findet man daselbst in vorzüglicher Auswahl. V = ,. I TO- ; .. r Woehenselirift des Vereines zur Bet'örderuii^ des (larteiibaiies in den K<'»iii^i. Prenssischen Staaten für fvärtiierei und PflaHzeiikiiiBcle« Redakteur : Ir*i'ofessoi' I3r- Karl üocli. General-SeUretair des Vereim;». No. 17. Berlin, den 28. April 1866. Preis des Jahrelanges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreicliischen Post- Vereines. Inhalt: 461. Versammlung • des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 8. April. — Die Chone'scheu Azaleen. I'eber einige englische Erbsen. — Mittheilungen über neuere und neueste Pflanzen. (Fortsetzung). — Suiiiitag, tlcii 2*J. A|ii'il, |>üiiktlit:h um II Ihr, tinilct im Eiiglisclicn Hause (ITlohrciistr. 4*J), eine VersnmmluH; der Mitglieder des Vereines zur Itel'örderuiig des Garteubaues statt, wozu die geehrten illitglieder eingeladen werden. 401. V<'i'saiiimliiiis^ des Vereines zur ßeförderiiiii; des Gartenbaues, am 8. A])ril. Der Vorsitzende, Oelieimer Ober-Regicrungsratli ]\iicrk, theilte mit, dass der Verein leider den Yer- iuft zweier Mitglieder zu beilanern habe, die stets dem Vereine treu zur Seite ge.standen und ihn in seinem Streben wesentlieli gefördert hätten. Der Eine, Landrath v. Lysniewskv in Sensbnrg, war bereits iii der ersten Sitzung des Vereines im Jahre 1823 demselben als Mitglied beigetreten, gehörte ihm also nicht weniger als ;53 Jahre an, der An- dere, Kunst- und IlandelsgLirtner Christoph (vor dem Frankfurter Tliore), hatte sieh zwar erst seit wenigen Jahren dem Vereine angesehlossen, sieh aber auch in dieser kuizen Zeit demselben mit gan- zer Seele gewidmet. Noch für diese Ausstellung liatte er treulieh gesorgt und ein Sortiment von Rosen herangezogen, welches allgemeinen Beifall tand und auch, wie wir sehen werden, von Seiten der Preisrichter anerkannt wurde; er erhielt den lloscnpreis. Als der Vorsitzende aufforderte, zum ehrenden Andenken an beide Verstorbene von ihren Sitzen aufzustehen, erhoben sich alle Anwesenden. Weiter fühlte sich der Vorsitzende gedrungen, und zwar zu gleicher Zeit im Namen der Anwe- senden, allen Denen, Gartenbesitzern und Gärtnern, welche zur Verschönerung der Ausstellung beige- tragen, sowie dem Obergärtner Boese, der als Ordner die einzelnen Pflanzen zu einem harmoni- schen Ganzen verbunden, und endlieli den Männern, die das schwierige Amt der Preiszusprechnng übei-- nommen, Dank auszusprechen. Garten-Inspektor Bouclie kam auf die knorri- gen Auswüchse der Wurzel bei Taxodium distichum zurück und theilte mit, dass er an den Hofgärtner Schoch in Wörlitz bei Dessau geschrieben, um Nachrieht über die dortigen Auswüchse zu erhalten. So häutig diese auch dort, namentlich in der Nähe des Wassers, vorkommen, so habe dieser iloch nie eine Knospen -Entwickelung dabei bemerkt, selbst die Veisuche seines Vaters, selbige künstlich bei Anwendung von Wärme liervorzulocken, seien miss- lungen. Professor Koch machte Mittheilungen über die grossen Ausstellungen in London, Strasburg und Wien und hielt es um so mehr für erwünscht, dass Mitglieder des Vereines dieselben besuchten, als die- ser speziell dazu aufgefordert worden wäre. Da leider der Verein nicht in der Lage sei , auf seine Kosten Abgeordnete dahin zu senden, so fordere er wohlhabende Mitglieder auf, die Gelegenheit zu ergreifen, um die Ausstellungen in Augenschein zu nehmen. Er seinerseits gehe mit besonderer Un- terstützung von Seiten Sr. Excellenz, des Herrn Ministers der landwirthschaftlichen Angelegenheiten, nach London und werde es ihm eine besondere Ehre sein, den Verein daselbst zu vertreten. Kunst- und Handelsgärtner Späth theilte mit, dass er am nächsten Sonntag, also den 15. d. M., um 11,' Uhr den Kursus über Obstbaumzucht be- ginnen werde und zwar in seinem Garten (Köpe- 17 138 \'on)iittags 1 1 Uhr, iiicker-Strassc 148). Der Vürsitzende maelite iiocl)- mals darauf aufmerksam, dass auch Nicht-Mitglieder des Vereines Aiitheil nehnieu könnten. Inspektor Boiiche theilte ferner mit, dass schon jetzt aus dem Versuchsgarten des \'ereines Stiefmütterchen und Malven abzugeben seien; spä- ter ständen auch Verbenen, Fuchsien, ('upheen u.s.w. zur Verfügung. Für diese sei die Zeit der Ver- theilung: der 15. Mai; Anmeldungen dazu niüssten demnach vor der genannten Zeit geschehen. Der Vorsitzende glaubte, dass auch in diesem Sommer der Wunsch vieler Mitglieder sein würde, die Monats-Versammlungen auf die Abendzeit eines Wochentages zu verlegen. Er schlage dafür den letzten Dienstag im Monate vor. Da beigestimmt wurde, so wird die erste Sommer-Sitzung im bota- nischen Garten am Dienstag, den 21*. Mai, Abends (5 Uhr, stattfinden, wähl end die vorhergehende April- Versammlung noch im Englischen Hause, und zwar am Sonntag, den 2!l. d. M. beginnen wird. Schliesslich wurde der Vorsitzende des Preis- richteramtes, Apotheken-Besitzer Augustin, aufge- fordert, den .Ausspruch der Preisrichter mitzutheilen. Darnach erhielten; I- CTreldpi-eisse aus dem Jahres-Beitrage Sr. Majestät des Königs. (, Zusaiuiiieustelluiigcu gut kiiltivirtcr Pliaiizeii. 1. Für G Stück reichblühender Eriken in G Ar- ten oder Abarten. Nicht zuerkannt. 2. Für G Stück reichblühender Leguminosen in G Arten. Nicht zuerkannt. o. Für G Stück reichblühender Cyclamen's in 3 Arten oder Abarten. Nicht zuerkannt. 4. Für eine Zusammenstellung von G Pflanzen in mindestens o Arten: dem Obergärtner Boese im Garten des Kommerzienrathes Reichenheim. It. Scliauplliiiizvii. 5 Preise für je eine ungewülinlicli reieli- u. scbönblüliende Pflanze. 5. Für Medinilla magnifica des Obergärt- ners Boese im Garten des Kommerzienrathes Rei- chen heim, j G. Für Vanda tricolor naevia des Ober- gärtners Kraus im Garten des Rittergutsbesitzers j Reichenheim. 7. Für Epacris Candida des Obergärtners Schlie im Garten des Kommerzienrathes Kri- cheldorf in Magdeburg. 8. Für Azalea Nymphe des Obergärtners Kraus im Garten des Kommerzienratlies Rei- chenheim, j 9. Nicht zuerkannt. 1 ('. >t'uc Eiitfühniiigcii. 10. Für Amygdalus Persica dianthiflora des Kunst- u. Handclsg. Lauche in Potsdam. 11. Für Azalea Friedrich der Grosse des Kunst- u. Handelsg. Ho ff mann. U. (ictriebeiie I'llaiizeii. 12. Für eine Aufstellung getriebener, blühen- der (jeliülze des Universitätsgärtners Sauer. 13. Für eine Aulstellung von 12 Stück getrie- bener blühender Rosen. Nicht zuerkannt. 14. Für eine Aufstellung blühender Hyazinthen in mindestens 20 Sorten des Kunst- u. Handelsg. de la (Jroix. 15. Desgleichen. Nicht zueikannt. 16.. Für eine Zusammenstellung von mindestens 3 Sorten baumartiger Päonien. Nicht zuerkannt. 17. Für eine Aufstellung blühender Amaryllis. Nicht zuerkannt. 18. Für eine oder mehre Sorten getriebenen Gemüses oder in Gefässen gezogenen Obstes. Nicht zuerkannt. 11- I^rivatpi-eiss dos Geheimen ()ber-Regieruügsratlies Knerk. 19. Für eine Aufstellung von 12 Stück getrie- benen Rosen in mindestens 3 verschiedenen Sorten der Frau Kunst- u. Handelsg. Christoph. III- _-Viissgeli^llene Ir*i-eise. Mit densclbcu wurden gekrönt: 1. Die Gruppe des Königl. botanischen Gar- tens (Lispektor Bouche). 2. Die Cincrarien des Kunst- und Handelsg. Drawiel in Lichtenberg. 3. Die Azaleen -Gruppe des Kunst- und Han- delsgärtners Chone. 4. Amygdalus pumlla fl. pl. ros. ii>loiiae. 1. Für die Alpinen - Gruppe des Hofgärtners Morsch in Charlottenhof. 2. Für die Stauden-Sammlung des Königl. bo- tanischen Gartens (Inspektor Bouche). 3. Für den Amaryllis-Blendling des Obergärt- ners Reinecke im Garten des Geh. Ober-Hofbuch- druckers V. Decker. 139 Die Clioiiesdieii Azaleen. Die Samniliiiig von Azaleen, neueren nnd älte- ren Ursprunges, welelie von Seiten des Kunst- und Ilandelsgärtners Chone (vor dem P^rankt'urterTliore) in der Frühjahrs-Ausstellung des A'ereiiies zur Be- förderung des Gartenbaues am S. April vorlianden waren, erfreuten sicli eines allgemeinen Beifalles; es dürfte deshalb wohl das Interesse der Leser der AVochensehrift in Anspruch nehmen, noch Näheres darüber zu vernehmen, um bei einer Auswahl für das nächste Jahr auch die besseren Sorten heraus- zufinden. Nach unsei'er und Anderer Ansicht möch- ten folgende der neueren Sorten, am meisten zu empfehlen sein : 1. ]\eine des Blanclies. Die Königin der Weissen wurde von Vervaene dem Vater, einem unserer erfahrensten luid tüchtigsten Azaleenzüchter in Gent, aus Samen herangezogen. Die Pflanze baut sich besonders gut imd besitzt ziemlich grosse Blüthen von zwar glänzend-weisser Farbe, die aber {loch später einen schwach -gelblichen Schein er- halten. 2. Concordia stammt aus demselben Garten- Etablissement in Gent. Die Blume besitzt einen runden Bau und ist halbgefüllt. Die glänzend-rothe Farbe wird durch eine dunkel-purpurrothe, fast ganz schwarze Zeichnung unterbrochen, ein Umstand, der der Blume einen besonderen Kciz verleiht. 3. Triomphc de Gand, ebenfalls von Ver- vaene dem Vater gezüchtet und mit ausserge- wöhnlich grossen IJlumen versehen. Deren Farbe ist amarantroth, aber ein glänzendes Orange unter- bricht sie in der Mitte. 4. Souvenir de Princc Albert haben wir früher schon in dem Etablissement des Züchters selbst, Jean Verschaffelt in Gent, und zwar in schon grossen Exemplaren, gesehen. Sie gehört un- bedingt zu den schönsten Sorten, welche in der neuesten Zeit eingeführt sind und ist würdig, zum Andenken an den Prinz -Gemahl Albert in Eng- land so genannt zu sein. Sie ist halbgefüllt und hat einen wellenförmigen Rand von weisser Farbe, während die Blume sonst ein herrliches Rosa mit karminrother Schattirung besitzt. 5. Senator Kessler heisst eine regelmässig- gebaute Azalee, welche die als tüchtige Blumen- züchter bekannten Gebrüder M ardner in Mainz gezüchtet haben. Die Blume ist besonders flach und bat eine scharlachrothe Farbe, welche aber auf den beiden oberen Abschnitten durch eine kräftige dunkele Zeichnung unterbrocheu ist. 6. Reine des Beautös verdient ihren stolzen Namen: „Königin unter den Schönsten." Sie ist aus dem Etablissement von Ambroise Verschaf- felt in Gent hervorgegangen und besitzt in der Blume eine angenehme Form. Ihre Grundfarbe ist lachsfarben-rosa, unterbrochen durch dunkel-kar- moisinrothc Flecken auf den Abschnitten und durch einen Rand von ziemlicher Breite. 7. Brunhild verdankt ihre I'^ntstehung Lie- big in Dresden. Die Blume besitzt einen nicht inibcdcutcnden Umfang und hat eine glänzende Zinnoberfarbe, die aber durch eine dunkelerc Zeich- nung unterbrochen wird. 8. Cyclop ist wiederum ein Erzeugniss Lie- big's in Dresden. Die ausserordentlich grosse Blume hat eine mehr glockenförmige Gestalt bei gutem Bau. Die Farbe ist ein feuriges Zinnoberroth, was aber durch eine dunkelere Zeichnung unterbrochen wird. \). Schneewittchen ist eine der lieblichen Azaleen, welche wir seit einigen Jahren erhalten haben und ebenfalls aus der Gärtnerei von Li obig in Dresden hervorgegangen. Die Blume ist regel- mässig gebaut und besitzt einen ziemlich grossen Umfang. Eigenthümlich ist, dass aus dem reinen und matten Weiss die glänzenden Adern besonders hervortreten und dadurch sichtbar werden. 10. Sydy ist ebenfalls von dem in der Neu- zucht von Blüthensträuehern ausserordentlich thäti- gen Gärtner Liebig in Dresden in den Handel gebracht. Der Bau ist zwar regelmässig, aber der Rand gekräuselt. Die Farbe erscheint als ein bläu- liches Karmin, was durch eine sehr dunkele, fast schwarze Zeichnung unterbrochen wird. 11. Prince of Orange. Aus dem Etablisse- ment von Todnian in Eltham in der englischen Grafschaft Kent hervorgegangen. Die Blume ist sehr gefüllt und hat emen reizenden Bau. Ihre Farbe ist gleichmässig kupferroth. 12. Vittata rosea crispiflora stannnt aus England. Ks ist dieses eine Sorte, welche sieh am frühesten treiben lässt. Sie besitzt kleine Blumen mit sehr wellenförmigem, mehr gekräuseltem Rande und von weisser Farbe, die aber durch rosarotlie Streifen unterbrochen wird. 13. Alba flore pleno fimbriata ist eben- falls englischen Ursprunges. Sie baut sich sehr hübsch und blüht leicht, weshalb diese Sorte eine der besten Handelspflanzeu zu werden verspricht. Die rein-weisse Blume ist sehr gefüllt und besitzt einen bedeutenden Umfang. Ihr Rand ist gekräuselt. 13. H orten se ist wiederum ein Erzeugniss von Vervaene in Gent und gehört zu den neueren Erscheinungen, welche gute Marktpflanzen zu wer- den versprechen. Sie blüht leicht und sehr reich- lich. Die Blume ist ziemlich gross und hat eine helle Rosafarbe, die aber durch ziemlich breite Streifen unterbrocheu wird. 17" 140 Von den neueren Sorten dürtten noeli Beach- tung verdienen: Andreas Hot'er; Ferdinand v. Schill, Fürst Blücher, Grossherzogin Ma- thilde v. Hessen, Ignea crispa, Lützow, Mad. Anibroise Verschaifelt , ^lozart, Nymphe, Theodor Körner, William l'iill, Hercules und Wilhelm Sester. Es sei uns erlaubt, doch auch nucli aut" einige ältere, aber doch weniger verbreitete Sorten auf- merksam zu machen, die sich sehr gut bauen und sich ausserordentlich leicht treiben lassen, daher auch vortreffliche Marktpflanzen geworden sind. 1. Antoinette l'heleraann: diinkelroth und gefidlt. 2. Bernhard Andrae: leuchtend - ruth und gefüllt. 3. Herrn ine: ganz besonders schöne Form der Blume, rund und gefüllt. Die Farbe ist weiss, aber unterbrochen von rothen Streifen. 4. Prima Donna: sehr schön rotli und gross- blumig. ;"). Thusnelda: gefüllt und bläulicli-roth. Schliesslich nennen wir noch als empfehlens- werth: Herzog Adolph von Nassau, Herzogin Adelaide von Nassau, Aurelie, Mad. Michel, Etendard de Flandre, Friedrich Dreise und Prinzessin von Preussen. ileßer einige engfirdje Mkw. In den letzten Berichten (Proceedings) der Lon- doner Gartenbau- Gesellschaft hat Kobert Hogg über die Erfolge der Kultur-Versuche mit den neue- sten Erbsen Nachricht gegeben, die auch uns in Deutschland, zum Theil wenigstens, von Interesse sein mochtei:. Bekanntlich haben die Engländer in der Vervollkommnung dieser Hülsenfrucht es am weitesten gebracht; eine Reihe vorzüglicher Sorten sind allmählig über den Kanal herüber gekonnnen, um auch bei uns allgemeine -:Vnwcndung zu finden. W^ie aber nicht Alles, was als „neu'' angepriesen wird, wirklich neu ist, so verhält es sich auch mit meh- rern Erbsen-Sorten. J\Ian weiss ja, wie es mit sol- chen neuen Gemüsen zugeht, das W^enigste wird rationell gezüchtet, das IMeiste dagegen verdankt man dem Zufalle, l iid auch hier kommt das Alte wiederum bisweilen zum Vorschein. Oft entsteht eine neue Sorte einfarli dadundi, (lass eine alte unter besonders günstigen Verhält- nissen kultivirt wird und dadurch auch vorzüglicher erscheint. Ist es ein Handelsgärtner, wo dieses ge- schah, so kommt der nun erhaltene Samen mit neuem Namen in den Handel. Häufig, und dann kann man gleich den Ursprung erkennen, wird nur die Bezeichnung , vervollkommnet" davor gesetzt; noch schlimmer ist es aber, wenn ganz andere Namen gewählt werden, von denen man vermuthen mUsstc, sie bedeuteten etwas ganz Neues. Unter dem Namen Dillistone's Early kulti- virt man seit mehrern Jahren schon eine Früh- Erb--e , welche zuerst im Jahre auf den Märkten ei'scheint. Sie ist aber weiter nichts, als unsere be- kannte und ebenfalls schon längst beliebte „Fr üh e Mai-Erbse', welche früher, wo die Eisenbahnen noch nicht fernere Umgebungen London's mit der ]\Ietropi>!e in den innigsten Kapport versetzten, als Kaily Kent, d. h. Frühe Kenter Erbse, täg- lich die Märkte derselben versah. Prinz Albert liebte diese ihm ohne Zweifel noch aus seiner Hei- math bekannte Erbse ungemein, ein Umstand, der gärtnerischer Seits benutzt wurde, um ihr den Na- men Prinz Albert zu geben. Als solche ist sie auch bei uns hinlänglich bekannt und beliebt. Aus- serdem hat sie noch mehre Namen erhalten; bei der Anpreisung hiess es gewöhnlich, dass die neue Sorte einige Tage früher reife. Von der Frühen Mai -Erbse unterscheiden sich ausserdem kaum Garter's First, Dickson's First, Best Earley um! Sutton'.s Ringlcader (d. 1'. Sutton's Rädelsführer). Im Jahre 18(ilJ, wo äliidiche V'ersuche gemacht wurden, war die Reifzeit oder vielmehr der Tag, wo die noch unreifen Samenkörner als junge Erbsen auf den Markt kamen, der 22. Juni. Die Aussaat hatte mau den 19. Februar gemacht. Während da- mals also die .frühe Mai-Erbse erst in der zweiten Hälfte des Juni als Gemüse benutzt werden konnte, war dies im vorigen Jahre schon am 5. Juni der Fall, obw(dil die Aussaat später als im Jahre 1860, nämlich erst am 3. April, geschah. Sie hatte dem- nach bei der bekannten extremen Wärme des vo- rigen Jahres eine fast noch eiinnal so rasche Ve- getation gehabt. Miniers No. 1, ebenso Carpenter's Express Express Rival ist die gewöhnliche frühe Treib- Erbse (ordinary Early Frame). Sutton's longpodded Tom Tliuiub (Suttons laughülsige Zwerg-Erbse) ist die alte Beck's Gem. Prinzess Royal unterscheidet sich kaum von der alten gewöhnlichen Mark- Erbse. Fortyfold (die 40-fältige) gehört zu den vor- züglichsten runzlicheux Mark - Erbsen mit gutem Wachsthum und mit einer Höhe von gegen 4 Fuss. Die Hülsen ähneln etwas denen der Blue Scimitar (der blauen oder vielmehr grauen S(diwert- Erbse) und schliessen 8 bis !> Samen ein. Premier heisst wiederum eine ganz vorzügliche Early Frani ist gleich Sangsters 141 iiinzlielie Jlark-Eibse in der Art von Jlaclpan's l'rolific. Eine gut zu untersclifideiKle Art ist ]51ue Ex- celsior (diu blauu lioliu). Bei 4 bis 5 Fuss Höhe bat ?ie einen kräftigen Wuclis und trägt ungemein leiclilicli. Die Hülsen enthalten 8 bis il Körner und ähneln denen der Vietoria-Mark-Erbse, sie un- terscheidet sich jedoch durch die Farbe, die mehr denen der Orauen Preussischen gleicht. Carter's Surpriso ist identisch mit Flax's Imperial, May Prolific hingegen mit Brittish Queen. Turner's Wondert'ull, Carter's Prince ot' Wales, Carter's Prinzess of \yales und York- shire Hero sind unter sich und auch der Mac- lean's Favorite so ähnlich, dass sie sämmtlich als eine und dieselbe Sorte angesehen werden können. Mittlioiluno'en Über neuere und neueste Pflanzen. (Fortsetzung.) 1.-57. Haage & Schmidt in Erfurt führen eine Miniosa tricolor als eine sehr seltene Art auf. Eine Mimose dieses Namens haben wir riirgends be- schrieben gefunden und kennen sie auch nicht. Sollte 138. Wni dem an und für sich gi-ossblühenden der Name eine \'erweclislung mit M. tritjneti'a sein? Mimulus cardinalis Dougl. mit schöner Öchar- lachfarbe hat man eine Form mit noeh grösseren Blüthen in den Handel gebracht. Ausserdem haben Haage & Schmidt in Erfurt von der gefleckten Form des M. eupreus ^'eitch, welche als ^I. par- t uns aber unbekannt. 165. Plagjantlius pulcliellus Hort, wurde zuerst als Sida pulchella ]3onpl. beschrieben und dann als Abutilon pulcliellum von Sweet abge- bildet, ist <]emnach eine alte Gartenpflanze, die wir jedoch lange nicht mehr gesehen haben, daher als neu eingeführt betrachtet werden muss. Es ist ein Strauch mit herz- lanzettförmigen und ungleich-ge- zähnten Blättern, deren L^nterfläche mit sternförmi- ger P)eliaarung besetzt ist. Die weissen Blüthen stehen einzeln in den Blattwinkeln. 166. Podocarpus chilina Rieh, kommt in den Gärten als P. saligna vor und gehört zu den schö- nereu und zu empfehlenden Arten dieses Taxineen- rieschlechtes aus Chili. Die schmalen und weideu- ähnlichen Blätter haben eine freudig -grüne Farbe und besitzen bei einer Breite von 3 bis 4 Linien eine Länge von 3 bis 4 Zoll. Das Gehölz ver- ästelt sich ungemein. 167. Podocarpus spinulosa R, Br. ist be- reits in botanischen Gärten vielfach vorhanden und kommt auch unter dem Namen P. pungens Don und excelsa Lodd. vor. Das Gehölz baut sich etwas schmal und hat oft ein bräunliches Ansehen. Seine steifen und stechenden Blätter haben eine linien-lanzettförmige Gestalt und breiten sich ziem- lich flach aus. An Schönheit steht es anderen Ar- ten nach. < 168. Pollia japoniea Thunb. ist eine wenig verästelte, bis 2 Fuss hohe und mit rauhen Haaren besetzte Staude aus der Familie der C'U liis ü(J(!» Fr. Auch Laurustin - Bäume (^Viburnum Tinus) in Gefässen und mit seliöncn Kronen sind daselbst zu haben^ das Paar von .'Jö Fr. an, ebenso Buchshaum- Pyramiden, ebenfalls in Gefässen, das Paar zu 35 bis 7U Fr. Wer sieh näher unterrichten will, kann von dem Besitzer auf fiankirte Anfrage die betretfenden Verzeichnisse fi'anco zuffcseiidet erhalten. M\)M]f Jlfuiiini|',inicficfii n. ucurjolT. Crö-Ilrdjiöeen vun llaagu ix ^^ellmilU in Erfurt. Kajiisehe Blumenzwiebeln, besonders aus den Familien der Schwert- und Scliönlilien (Irideae und Amaryllideae), wurden früher mit Vorliebe kul- tivirt. In Holland und in Belgien findet man sie noch vielfach in den Gärten der Liebhaber; sie bil- den selbst auf Ausstellungen in grösseren und klei neren Sammlungen nicht selten eine Zierde. Den Bemülmngen der Kunst- und Handelsg. Haage ä Schmidt in Erfurt ist es gelungen, eine nicht ge- ringe Anzahl der schöneren und deshalb auch am meisten zu emjifchlenden Arten in Zwiebeln direkt aus dem A^alerlande zu beziehen, besonders haben die Geschlechter Babiana, Brnnsvigia, Gladio- lus, Ilacmanthus, Ixia, Lachenalia, Moraea, Trichoncma und Vieusseuxia reichlich Vertre- tung gefunden. Die Preise sind, ganz besonders in Dutzenden , so niedrig gestellt, dass auch weniger Bemittelte sich dergleichen anschafl'en können. Fast noch mehr W^'rth haben die neuhollän- di sehen Erd- Orchideen, als von diesen nur sehr wenige bisher in unseren Gärten kultivirt wurden. Möchten Liebhaber deshalb nicht die Gelegenheit vorüber gehen lassen, um sich auf eine leichte Art eine Sammlung anzulegen. Wir werden nicht ver- säumen, in den nächsten Nummern der A^ ochen- schrift eiiie Abhandlung über sie zu bringen, um die Leser der Wuchenschrift mit diesen interessan- ten Pflanzen mehr vertiaut zu machen. " Verzeich- nisse kann man direkt von Haage & Schmidt in Erfurt beziehen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessaucr-Strasae Nu. l;. Druck der C. F e is ter'schen Buclidruckerei (L. Mewes), Berliu, Zieteu-Platz No. ü. Woehensehrift des Vereines xiir Keförderiiiig; des (larteiibaues in den liüiiiis:!. I^renssischen Staaten für Cfärtiierei iiiid Pflaiizeiikuiide. Redakteur : Professor I>r. Karl lüoch., General-Sekretair des Vereines. NO. 18. Berlin, den 5. Mai 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Fünfte Allgemeine Versammlung deutsclier Pomologen, Obst-, Wein- und Gemüsezüchter in Reutlingen vom 30. September bis 3. Oktober 1866, verbunden mit einer Ausstellung von Obst, Trauben, Weinen und Oeriithen. — Mittlieilungen über neuere und neueste PHanzon. (Fortsetzung). Sonntag, ilcn 6. Mai, 11^ Ihr, wird Kunst- unii llandelsgärtner Späth in seinem Garten (köpiiirkerstr. 148) die Vorträge über Obstbaunizucht, an denen Mitglieder nnd Pücht-DIitgUeder Antheil nehmen können, fortsetzen. Fünfte AlloeiiiL'liie" Versam nilun o; deutsclier Pomologen, Obst-, Wein- und (lemüse-ZiicIiter in I4c«tlin9cu ^ om 30- September bis 3- Oktober 1S66, verbunden mit einer Ausstellung von Obst, Trauben, Weinen und Geräthen. Nach dem Beschlüsse der 4. Versanniilung deutsclier Pomologen, Obst- und Gemüse-Züchter in Görlitz wurde das Mandat der Zusammenberufung der h. ^^cräammluug wieder in die Hand des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten in Berlin, des Begründers dieser Versammlungen, gelegt, wobei der Wunsch ausgcsproclien wurde, dass der Verein der von der Htadt Keutlingen ergangenen freundlichen Einladung möglichst Pechnung tragen möchte. Nachdem der genannte Verein in seiner 45.5. Versammlung am 27. September 1865 eine Vorbe- rathung gehalten, wurde in der 45(). Versammlung vom 29. Oktober 18()5 der einstimmige Beschluss gefasst, die 5. Allgemeine Versammlung deutscher Obst-, Wein- und Gemüsezüchter nach lieutlin-gen auszuschreiben. Der General-Sekretär, Professor Dr. Koch, erhielt den Auftrag, zunächst mit dem Geschäftsführer des deutschen Pomologen-Vereines in Reutlingen, Garten-Inspektor Lucas, sich in Verbindung zu setzen und die 'J'heilnahme des besagten Vereines herbeizuführen, dann aber in Gemeinschaft mit diesem dem Vorstande der Stadt Reutlingen den Beschluss mit der Bitte zur Kenntniss zu bringen, die nöthigen Vorkehrungen zum Empfange der Theilnehmer und zur Aufstellung der Sammlungen zu treffen. Zu gleicher Zeit wurde von Seiten des Berliner ^'ereine9 behufs der nöthigen Vorbereitungen ein Ausschuss ernannt, der ausser den bereits erwähnten beiden Mitgliedern, noch besteht aus: Dem Gymnasial-Direktor Dr. Fickert in Breslau, Hofgäitner Maurer in Jena, Rittergutsbesitzer von Reuss auf Lossen bei Brieg, Kunst- und ITandelsgärtner Späth in Berlin und Stadtrath Thrän- hardt in Naumburg a. S. 18 Von Seiten des deutsclicn Pomologen- Vereines traten dagegen als Mitglieder zu: Freiherr v. Böse auf Emniaburg bei Laasplie, Medizinalrath Dr. Engelbreoht in Braunscliweig, Ajiotheker Felileisen in Reutlingen, Medizinal-Assessor Jalin in Meiningen, Superintendent Oberdieck in Jeinsen bei Hannover, Stadtrath Single in Stuttgart und Geheimer Regiernngsrath von Trapp ia AViesbaden. Am 6. Januar hielten die Mitglieder des crsteien Ausschusses in Naumburg a. S., dem C'rte, wo die erste Pomologen- Versammlung 1853 stattgefunden, eine Sitzung, und t'assten über die näheren* Anord- nungen für die Versammlung sowohl, als über die Einrichtungen bei der Ausstellung folgende Beschlüsse: 1. Die b. Versamndung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüse-Züchter findet in Reutlingen am 30. September statt und wird bis zum ."». Oktober währen. '2. Garten-Inspektor Lucas wird ersucht, in Gemeinschaft mit dem Stadtschultheiss Grathwohl und dem Ober-Anitniann Hörn er in Reutlingen, einen besondern Ausschuss zu ernennen, der für die \'ersannnlung sow(jhl, als tür die Ausstellung, die nöthigen ortlichen Vorbereitungen in Reutlingen trifft. ;). Da die Theilnahme der Gemüse-Züchter bis jetzt sehr gering gewesen und deshalb Erfolge nicht erzielt sind, ist von Fragen und Einsendungen, das Gemüse und dessen Anbau betreffend, ganz abzusehen, während der .'i. Versammlung aber der Vorschlag zu machen, dass das Gemüse fernerhin bei den künftigen Pomologen-Versammlungen überhaupt auszuschliessen sei. Dagegen müsse dem ^^'einbau und dem ^\'eine mehr Aufmerksamkeit in der Weise gewidmet werden, dass schon im Programme darauf Rücksicht genommen werde. 4. Von speziellen Fragen wird in der 5. Versammlung abgestanden, dagegen ist es von der höchsten Wichtigkeit, von den Fortschritten in der theoretischen und praktischen Pomologie und im Obst- und Weinbaue Kenntniss zu erhalten. Aus dieser Ursache werden Berichte über bestimmte Theile der Pomologie, des Obst- und Weinbaues von besonders dazu ernannten Mitgliedern abgestattet, worauf eine allgemeine Debatte erfolgt. Wegen der nöthigen Eintheilung der Zeit darf ein Bericht nicht über K», die Verhandlung nicht über IT) Minuten dauern. Ist der Gegenstand nicht erschöpft, dann wird unter dem Vorsitze des Bericht- Erstatters ein Ausschuss ernannt, der unter beliebiger Theilnahme von denen, welche sich für den Ge- genstand interessiren, in einer Abendstunde die Verhandlung zu einem möglichen Abschlüsse bringt. Das Referat darüber erfolgt am andern Morgen. Anderweitige Vorträge sind dem Präsidenten vorher einzureichen oder wenigstens darüber Mit- theilungen zu machen. Der Ausschuss mit dem Präsidenten entscheidet über die Znlässigkeit. 5. Der Präsident eröffnet und schliesst jede Sitzung, hat die Tagesordnung festzustellen und die Protokolle zu prüfen und zu unterzeichnen. In der letzten Sitzung, Mittwoch den 3. Oktober, liegt ihm ob, zuerst die Frage über die G. Versammlung deutscher Pomologen zur Erledigung zu bringen. (3. In der Ausstelluug sollen Obst- und Traubeusorten, Geräthe und ^lodelle für Obst-, Wein- und Gartenbau, sowie Obst- und Traubenprodukte, als Weine, Obstmoste, Obstsäfte, getrocknetes und eingemachtes Obst, sowie überhaupt alles, was auf Obst- und Weinbau Bezug hat, vertreten sein. Wün- schenswerth sind auch Ananas, Jlelonen, interessante Kürbisse, Tomaten, Eierfrüchte u. dergl. Ferner werden Topfobstbäume mit Früchten versehen, sowie junge Obstbäume, Hochstämme und Formenbäume angenommen. Sollen diese erhalten werden, so müssen die Aussteller selbst dafür sorgen. Freier Gar- tenboden steht nicht zur Verfügung. 7. Da es nicht die Absicht ist, Massen von Obst zu haben, sondern nur solches, von dem ein Nutzen für Wissenschaft und Praxis oder auch für den Aussteller und die (xegend, worin dieser wohnt, hervorgeht, so werden nur darauf hinzielende Sammlungen angenommen. Ungeordnete Sammlungen ohne Namen und Kummern werden zurückgewiesen. Es ist wUnschenswerth, dass Gartenbau-, pomologische oder landwirthschaftliche Vereine die Angelegenheit in die Hand nehmen, hauptsächlich aber dafür Sorge tragen, dass nur das in ihrer Gegend geschätzte und demnach auch zu cmiifciiiende Obst mit seinem Provinzial- und wo möglich zugleich mit dem -wissenschaftlichen Namen und in geordneten Sammlungen eingesendet wird. In zweifelhaften Fällen wird der vorbereitende Ausschuss in Reutlingen auf portofreie Anfrage darüber Auskunft ertheilen. Nur in dem Falle, wo die Sammlung in einer besonderen Beziehung zur Ausstellung steht, werden die Transportkosten zurückerstattet, in allen übrigen Fällen treten die Aus- steller selbst dafür ein. Ein besonderer Ausschuss entscheidet darüber. 8. Um Schon vor der Erötihung eine gewisse Uebereinstimmung in der Nomenklatur herbeizu- führen, werden 4 Mitglieder des deutschen Pomologen-Vereiues: Superintendent Oberdieck, Medizinal- Assessor Jahn und die Kunst- und Handelsgärtner Maurer und Späth, einige Tage vorher in Reutlingen 147 eintreffen inul letztere beiden die Aufstelhing, die ersteren liingegen die mögliehstc Bericlitigung der Kamen der Saniinlimgen übernehmen. Ansserdeni liabeu die übrigen oben genannten Jlitglieder des Auiä- schusses sieli in die Arbeit, die ver.sehiedencn Früclite nnd Gruppen derselben betreffend, gctheilt, so dass ein Jeder von ihnen sieb sebon vorher in die Systematik einer bestimmten Frneht oder Gruppe, hanpt- süelilieh auf Grund des illnstrii'ten Ilaadbuehes, hineinarbeitet. Um die provisorisclie Kevidirung, sowie übeiiiaupt die Auti-teliung, zu erleichtern, ist es notliwendig, il;iss bis zum 1. Öejiteniber eine Anzeige über Inlialt und nnget'ähi-en Unjt'ang der Sammlung an den vorbereitenden Ansscliuss der ö. l'umologen - Versammlung in Reutlingen gcmaeht wird. Der Transport ist so einzurichten, dass die Obst betreffenden Gegenstände bis spätestens zum 'JH., Sammlungen von Ge- räthen, Modelle und ähnliche Sachen aber schon bis zum 22. September am Ausstellungsorte eintreffen. Für alle Sorten Obst nnd Weintrauben ist Eiliraclit der grösseren Sicherheit wegen zu empfehlen. ü. Es sind 2 Listen der ausgestellten (gegenstände anzufertigen, von denen die eine diesen bei- gelegt wird, die andere in dem Aviso-Briefe direkt mit der Post einzusenden ist. In der ersteren werden die Berichtigungen eingetragen, um dann dem Aussteller später wieder übergeben zu werden, die andere bleibt zurück. Auf das Obst, in soweit es möglich ist, werden von Seiten des Ausstellers die im Ver- zeichmsse korrespondirenden Nummern mit einer guten Dinte geschrieben, im TTebrigen kleine Zettel mit den betreffenden Nummern angeklebt. Der Name ist ausserdem am besten nach vorliegendem Formulare auf einem Zettel von starkem Papiere einzutragen. 26. Purpurrother Cousinot, hier Jagd-Apfel. Guter Winter-Ajiffl, sehr kräftiger, daiicrliaftcr Baiuii. Nanie des Ausstellers: Ist für die Frucht nicht einmal ein Proviuzial- Namen vorhanden, so bleibt die Stelle auf dem Zettel leer und nur die übrigen Bemerkungen werden eingetragen. Von jeder Obstsorte sind 3 oder 4 Exemplare einzusenden. Damit die Verzeichnisse möglichst gleichmässig angefertigt werden ist beifolgendes Schema Nuiiiinor der Sainnilmig" : Xaiiie lind Wcilinurt des Einsenders: Kmnmor der Sorten. Gewöhnliche Benennung der Obstsorten und deren Vorkommen. Am }Ioclist.-xnini, an einer Pyramide, am Spalier oder am Cordon gezogen. Wuchs, Gedeihen und Tragbarlteit des Baumes. Reife und Haltbarkeit, Güte und Benutzung der Frucht. Pomologischer Namo und Bemerkungen der Kommission. (Bleibt für den Einsender unausgefiillt.) 1. G 0 1 d - R e i n c 1 1 e , nur in Gärten, wird liäufig gejitianzt. 1 Pyramide. ' Kräftiger, 1 hüchg-ehender Wuch.s, 1 trägt fast jährlich. Kovcmbcr bi.s Januar; vorzüglich, Tafelfrucht und auch zu Obstwein. Winter-Gohl]iarmäne. 2. Glas-Apfel; an Strassen häufig verbreitet. Hochstamm. Starkes Holz, etwas flachkronig, sehr fruchtbar. Winter; hält 1 Jahr, gute Tafelfrncht, aus- gezeichnet zu Obstwein. Cliampagner-Rcinette. 3. nur in Gärten, einzeln Spalier. Wildwachsendes Holz, buschige, kugelförmige Krone, sehr reichtragend Herb.stbirn für die Tafel, .ixicli zum Dürren sehr gut. Wildling von Motte. 13" 148 aufgestellt, was auf Kosten der 5. \'ersaniiiilung deutscher Pomologen gedruckt und auf portofreie An- frage jedera Aussteller umsonst zugesendet v.ird. Die letzte Rubrik, den wissenscliaftliclien Namen be- betretfeiid, wird in diesem Schema leer gelassen, da dieser von Seiten der betrettenden Ausschüsse wäh- rend der Poniologen-\'ersammlung, in soweit es möglieh ist, eingetragen werden soll. 10. Der jiomologische Ausschuss wird durch ö Poiuologen (Freiherr v. Böse, Professor Dr. Engelbrecht, Medizinal-Assessor Jahn, Garteu-Ins])ektor Lucas und Superintendent Uberdieck) ein Kornial-Soriiment, hauptsächlich von den in den früheren Versamndnngen empfohlenen Obstsorten, schon vorher aufstellen. Zu diesem Zwecke niuss es jeder Aussteller sieh gefallen lassen, dass aus seiner Samm- lung das eine oder andere instruktive l'jxeniplar zur Vervollständigung des Normal - Sortimentes heraus- genommen wird. Das ausgestellte Obst selbst fällt nach der Ausstellung, in sofern nicht speziell und schriftlich darüber verfügt ist, dem Ausschusse zur Verfügung anheim. Die Sitzungen der Versammlung finden in dem grossen Saale des Gasthauses ^zum Kronprinzen" statt, während die Aufstellung der eingelieferten Gegenstände in den beiden Sälen der Fruchtiuille auf dem Markte erfolgt. Die Eröffnung geschieht am Sonntag, den 30. September, im grossen Saale des oben genannten Gasthauses, Vormittags 11 Uhr, durch den Vorsitzenden des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues oder durch dessen Stellvertreter, worauf Superintendent Ober die ck, als ältestes Mit- glied im Vorstande des deutschen PomologenVercines, einige Worte sjirechen wird, vnn dann dem Stadt- schultheiss Grathwohl zur Bewillkomninnng der Gäste seinen Platz zu übergeben. Nachdem die beiden Geschäftsführer der b. Versammlung ilcutscher Pomologen noch einige Mittheilungen gemacht haben, wird zur Wahl des Präsidenten, des ^'iee-Präsidenten und zweiei' General-Sekretäre gesehritten. Sodann erfolgt die Wahl von Vorsitzenden und Sekretären für ftdgende 5 Abtheilnngen: a) für naturwissenschaftliche Themen, b) füi' spezielle Punudogie, e) für praktischen Obstbau, d) für Pomolügie, c) für Weinbau. Damit sämmtliche Wahlen gehörig vorbereitet werden können, erfolgt schon den Abend vorher eine Vorbesprechung. Die Ausstellung ist für die Mitglieder der Versannnlung am 80. September schon früh von 7 Uhr an zugänglich, damit diese rasch eine Uebersicht über die eingesendeten Sammlungen erhalten; für das Publikum kann dieses erst um 1 1 Uhr geschehen, wo, wie gesagt, die Versammlung eröffnet wird. Auch Damen ist es gestattet, den Sitzungen beizuwohnen. Die Eintheilung der Zeit ist in der Weise geschehen, dass auch an den übrigen Tagen die Stunden von 7 bis 10 Uhr des Morgens in der Ausstellnng nur den Mitgliedern zur Benutzung frei- stehen. In dieser Zeit geschieht auch die Untersuchung und Bcnrtheilung der eingesendeten Weinproben. Von 10 bis 1 Uhr finden die Sitzungen im grossen Saale des Kronprinzen statt, worauf ein gemein- schaftliches ^littagsessen folgt. Die Stunden von 2 bis G Uhr werden durch Exkursionen ausgefüllt, wäh- rend von (> bis 8 Uhr Sitzungen der 5 verschiedenen Abtheilungen stattfinden. Der übrige Theil des Abends dient zur geselligen Vereinigung. Die General- Versammlune: Exkursionen finden statt: 1. Nach dem Centralobstgarten des deutschen Ponudogen-Vereines in Mähringen, wo zu gleicher Zeit ein ländliches Fest veranstaltet werden wird. 2. Durch die Weinberge nach dem Scheibcmgipfel, um den Fremden einen Ueberblick über den einen Theil der schwäbischen Alb zu vcrschatlen. 3. Ueber Pfullingen nach dem Lichtenstein. Nach dem Schlüsse, also am 4. Oktober, findet, wenn möglieh, noch eine Exkursion nach Ho- henhcim und nach der Königlichen Wiilielma bei Canstadt statt. Andere Exkursionen nach Hohenzollern, Urach u. s. w. sind von Peutlingen aus sehr leicht zu unternehmen und stehen in dem Belieben der Gäste. 149 Der vorbei-eitt'inlc Ausscljii;S in Keutlingcn ist bereit, .TeJem, der sicli an iliii iVamo wendet, die DÖtliige Auskunft zu eitlieikn, ganz besijndeis wird ir Ijeraülit sein, i'ür Wcdinungen Sorge zu tragen. Wer Privat Wohnungen benutzen will, findet diese, und zwar für die ganze Zeit von 4 und f) Tagen (einscLliesslitli Bedienung und Katfee), je naeli der eleganteren Einrichtung, das Zimmer mit einem Bett zu 2 und 3, mit 2 Betten zu i) und 4 Thaler. Wünsehensweith ist, dass die Anmeldungen reehtzeitig, niögliehst bis zum 1 . September, gesehehen. Am 29. und 30. September werden bei jeder Ankunft eines F.isenbahnzuges einige Mitglieder des vorbereitenden Ausschusses, die durch rothe Schleifen erkennbar sind, auf dem Bahnhofe sein, um die Fremden zu empfangen und sie durch besondere Führer nach ihren Wohnungen geleiten zu lassen. Wer diese letzteren nicht besonders bestellt hat, sie aber naclitiäglich wünscht, begiebt sich in das Lokal des Wohnungs- Ausschusses (am Tage in der Fiuchtschale auf dem Harkte, am Abende im Gasthof zum Kronprinzen an der Station), um Näheres zu erfahren. Wer als Mitglied der f). Versammlinig deutscher Pomologen aufgenommen werden will, hat sich im Aufnahme-Bureau, was sieh im grossen, neben dem im oberen Stocke liegenden Zimmer der Frucht- halle befindet, bei dem Stadtpfleger Wagner alsbald nach seiner Ankunft zu melden, als solches sich einzuschreiben und 1 Thaler zu zahlen. Dafür erhält man auch später den Bericht über die Versamm- lung und Ausstellung. Als Mitglied hat man das Recht, zu jeder Zeit die Ausstellung zu besuchen, allen Sitzungen beizuwohnen und an den lOxkursionen 'J'heil zu nehmen. Damit man als solches erkannt werde, wird ein besonderes Abzeichen, ein Band mit den Reutlinger Stadtfarben, ausserdem aber noch eine nicht abzugebende Karte für den Besuch der Ausstellung zugestellt. Auf dem Bande sowohl, wie auf der Kaite, wiid die Nummer, unter der das Mitglied in der Liste verzeichnet ist, aufgetragen. Die Mitglieder des deutschen l'omologen - Vereines erhalten ebenfalls , um sich gegenseitig zu erkennen, ein besonderes, von jenem aber verschiedenes Abzeichen. An jedem Tage wiid ein besonderes ]jlatt ausgegeben, worin die Namen der angekommenen Mit- glieder mit Angabe ihrer Wohnungen aufgeführt sind, wo ferner Mittheilungcn über alles das, was ge- schehen soll und was den Tag vorlier vorgenommen war, enthalten .sind. Endlich soll es dazu dienen, die Mitglieder unter sich in engerer Verbindung zu erhalten. Dieses Tageblatt ist in dem Anmelde-Bureau jeden Tag unentgeltlich in l'>mpfang zu nehmen und wird auch während der Sitzungen auf dem Bureau Berlin und lleutlingen, den L Mai LSGC. niedergelegt werden. JDie ©cfd)flftsfülirtt der 5. Allgemeinen Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter Karl Kocli. Eclxiai-cl X-iXxcas. Mittheilunoen Über neuere und neueste Pfiauzen. (Fortsetzung.) 173. Punica nana wurde bereits von Linne als eigene Art beschrieben und soll aus Süd-Ame- rika oder von den Antillen stammen; auf jeden Fall ist sie aber nur eine Abart unserer gewöhidichen Granate. Neuerdings scheint sie wiederum mehr in den Handel zu kounnen. Fs ist eine der besten Marktpfianzen , welche man besonders in Hamburg schön sieht. Neuerdings ist eine Form mit grösse- ren Blüthen (als nana grandiflora) in den Handel gekommen, welche noch mehr Empfehlung verdient. 174. Quadria (nicht Qnadrya) hete rophylla E. et P. ist eine chilenische Proteacee, welche schon früher als Quevina Avellana von Molina be- schrieben wurde und auch den eben erwähnten Na- men führen muss. Sie stellt eine interessante Kalt- hauspflanze dar, welche in mehrfacher Hinsicht un- sere Aufmei'ksamkeit verdient. Zunächst ist sie, gleich anderen Proteaccen, eine schöne Dekorations- pflanze mit ungleich -gefiederten, ziemlich harten Blättern, welche bisweilen die bedeutende Länge eines Fusses erhalten können, aber in der Regel kleiner bleiben. Aus ihren Winkeln kommen die unbedeutenden Blüthen in Form von behaarten Trauben. Die einer Kivsche an Grösse gleichen Steinfrüchte schlicssen einen öligen Kern ein, der einiffcrmassen nach dem der Hasehiuss schmeckt und allgemein im Vaterlande genossen wird. 17;"). Quillaja Jlolinae DC. und Smegma- dermos DC. sind 2 fiehölze, den Spiräen zunächst verwandt und ebenfalls aus Chili stammend, welche nicht minder unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, da ihre Rinde bei uns unter der Benen- 150 miug Cortex Qiiillajae als rJaä beste Keiniguiigs- iiiittel für allerlei Stoffe erkannt ist. Im Vaterlaude wurde die Kinde schon lange zu diesem Zwecke benutzt, wiilirend sie bei uns erst seit wem'gen Jah- ren eingeführt ist. ]5eide ülirigcns sehr nahe ste- hende Arten sind die erste von Jlolina, die andere von Poiret, zuerst unter dem ISanicn (iHiillaja tSa- ponaria beschrieben, bis de Ca nd olle zuerst auf ihre Verschiedenheit aufmerksam machte. Der Bei- name SüKgniadernios bedeutet eine Rinde, welche zum Reinigen gebraucht wird. Beide Pflanzen bil- den nicht hohe Bäume mit ganzrandigen, dicken und lederartigen Blättern. \'on den 3 bis 5 Blü- thcn, welche meist an der Spitze kurzer Zweige stehen, ist die mittelste ein Zwitter, während die seitlichen männlicli sind. 176. Ueber Reidia glauceseens Miqu., die jetzt von Groene wegen in Amsterdam empfohlen wird, haben wir bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift ;j,es])rochcn (Ö. 22). Die kurze Be- sclireibung Groene w egen's, wobei die Pflanze mit einer Ötadtmannia verglichen wird, ]>asst übrigens nicht zu unserer Pflanze und vcrnuithcn wir, in sofern sie korrekt gegeben ist, eine andere. Eine zweite Art, welche Groenewcgen eingeführt hat, fiilirt den Namen R. palustris. Uns ist diese völlig un- bekannt. Melleicht ist .sie eine der ö Arten, welche in Wight's Abbildungen ostiudischer Pflanzen dar- gestellt sind. 177. Rhexia virginica L. und ]\Iariana L. sind interessante Stauden aus der Familie der Me- lastomateen, die uin so mehr Empfehlung verdienen, als sie Pflanzen repräsentircn, welche sonst vorherr- schend in den wärmeren und hcisseren Gegenden vorkommen. Die crstere hat viereckige Stengel und breitere Blätter, während diese bei der letzte- ren schmaler und die Stengel rund sind; beide Pflanzen sind aber mit steifen Haaren besetzt und tragen letztere hellrothblaue, erstere fast weisse Blü- then. Diese sind auch kleiner, als bei Rh. Jlariana. 178. Rhododendron Jcnkinsii Th. Nutt. ge- hört zu den interessanten Alpenrosen, welche der Reisende J. Booth in den vierziger Jahren im öst- lichen Himalaya, besonders in Bhutan, entdeckte. So viel wir wissen , sind die Blüthcn noch nieht beschrieben, sollen aber eine trichterförmige Gestalt haben und denen des bereits bekannteren Rh. ca- melliaeflorum gleichen. Die Pflanze bildet einen Strauch von 5 bis 7 Fuss, dessen Zweige eine braunrothe Farbe besitzen, die lederartigen Blätter dagegen auf der Unterfläche anfangs blaugrün, spä- ter braun sind. 179. Rhododendron Metterniehii S. et Z. ist eine sehr interessante japanische Art, welche ebenfalls eine trichterförmige Krone hat. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie 7 Abächnitte, deren sonst in der Pegel nur 5 vorhanden sind, besitzt. Die i-uthen Blüthcn sind übrigens noch grösser, als bei Rh. niaximum und bilden an der Spitze der Acste in geringerer Anzahl dichte Blü- thenstände. Die länglichen Blätter haben auf der Uuterfläehe eine; dichte rostfarbene ]3ehaarunir. 180. ]?hodostachys littoralis soll eine Bro- meliacee sein, welche in Chili zu Hause ist und sich durch grosse Blumen von Rosafarbe auszeich- net. Wir kennen sie nicht, da wir sie bis jetzt nirgends beschrieben gefunden haben. 181. Rhus ternatifolia ist neuerdings erst, wenn wir nicht irren, durch Veitch aus Hakadate in Japan eingeführt worden. Wir haben die Pflanze noch nieht gesehen, wissen auch nicht, ob sie schon irgendwo beschrieben ist. 1<82. Rhy nciiocarpa ^V elwitschii Naud. ist wiederum eine rankende Cucurbitacce aus dem tro- pischen Afrika, welche ihren }vamen zu Ehren ihres Entdeckers, des bekannten Reisenden Welwitsch, erhalten hat. Die ausdauernden Cucurbitaceen heis- ser Länder sind zum grossen Theil in der Kultur sehr schwierig, da sie in den Gewächshäusern nicht recht gedeihen wollen und im Winter meist zu Grunde gehen. Diese möchte übcrhaujit grade nicht zu empfehlen sein. Sie hat ein graugrünes Ansehen und besitzt tief i5 und 5-theilige, etwas fleischige und brüchige Blätter. Die auf einer und derselben Pflanze getrennten Blüthcn sind unseheinlich und die eiförmigen Beeren haben eine rothe Farbe. 183. Rosa chlorocarpa kennen wir nicht. Der Beiname deutet auf grüne Früchte, durch welche sich diese Art auszeichnen soll. Näheres über sie haben wir ebenfalls nicht erfahren und wissen nur, dass sie von dem Fakane- Gebirge Ja- pan's stammen soll. 184. Dagegen ist Rosa rugosa Thunb. eine schon längst bekannte und auch schon früher in den Gärten vorhandene Art, welche der R. cam- tschatica wegen der dicht mit staehlichen Borsten besetzten Stengel am nächsten steht. So interes- sant sie deshalb auch ist und in einem Rosen-Sor- timente eine Stelle einnehmen muss, so würden doch Liebhaber vom Fache an dem nicht hoch werdenden, über und über mit stechenden Borsten besetzten und ziemlich grosse, hellrothe Blumen tra- genden Blüthenstrauchc nicht lange (jefallen finden. 185. Rudbeekia amplexicaulis Vahl (jetzt Dracopsis amplexicaulis Cass.) ist eine schon längst bekannte und auch schon früher hier und da in den tJärten der Liebhaber kultivirte Pflanze aus der Familie der Körbchenträger und wird jetzt wiederum in einigen Verzeichnissen als etwas ganz Neues vorgeführt. Grossen Werth hat dieses nord- 151 amerikanische Sommergewäclis grade nicht, lässt sich aber wegen der langgestielteii Blumen gut zu Bouquets gebrauchen. 18G. lludbeckia speciosa Wender, ist eine echte Art dieses Geschlechte?, aber ebenfalls schon seit dem Jahie 1829, wo sie beschrieben wurde, in den Gärten. Obwohl sie wegen der grossen, goldgelben, in der Mitte purpurfarbigen liluthen- körbchen, die auch langgestielt sind, von Seiten der Liebhaber gewiss üeachtung verdient, so sieht man sie sehr selten in deren Gärten; wir empfehlen sie deshalb mit neu eingeführten Arten, da sie sämmtiich unbehaart sind, während die uns bisher in den Gärten bekannten stets eine oft ziem- lich dichte Behaarung besitzen, in der Kultur leich- ter. Wir haben bereits fiiihcr über einise Sau- raujen in einer besonderen .Vbhanillung (f). Jahrg. S. 292) gesprochen und daselbst ancii eine neue Art aufgestellt. Seitdem sind aber, besonders durcii Linden in Brüssel, noch mehre Arten mit einst- i weilen vorläufigen Namen in den Handel gekommen. Ausser diesen werden aber jetzt wiederum in dem Verzeichnisse von Maage & Schmidt in Erfurt G unbehaarte Arten bekannt gemacht, die sämmt- iich schon beschrieben sind. i) derselben: Saurauja bracteosa DC, bra- cteolata DC. und tristyla DC., sind schon län- ger bekannt. Die beiden letzeren besitzen ellip- tische, gezähnelte und völlig unbehaarte Blätter, während diese bei der erstem eine herzförmige Ba- sis haben und ziemlich breit sind. Auch S. pen- dula Bl. hat die oben breiteren, aber zugespitzten Blätter völlig unbehaart, während die winkelständi- geu Blüthenstände überhängen, ein Umstand, der zur Benennung Anlass gegeben hat. S. leuco- phloeaKorth. besitzt etwas schmälere und elliptische Blätter, zeichnet sich aber ausserdem durcli ein- blüthige Blüthenstiele aus, während diese sonst, und auch bei den vorhergenannten, mehiblüthig erschei- nen. S. leprosa Korth. endlich ist die einzige von diesen (j Arten, wo die elliptischen Blätter, wenn auch grade nicht behaart, so d liüch werdende und buschig-wachsende Pflanze ist mit einem grautilzigen Feberzuge, ausserdem aber noch über und über mit Stacheln besetzt. Die an der Basis etwas ungleichen, fast herzförmigen und 6 oder 7-lappigcn Blätter stehen am obern Theile des Stengels gepaart und das eine von ihnen ist kleiner. Die bläulich-violetten und ziemlich grossen Blüthen stehen zu 1 bis 'S auf graufilzigen Stielen und besitzen einen später grösser werdenden und fast glockenförmigen Kelch, der mit der Fruchtreife allmählig seine Behaarung verliert, dagegen treten iiber auf ihm die hellgelben Stacheln um so mehr hervor. Die rundliche, 1 Zoll und mehr im Dureh- messer enthaltende Beere ist anfangs grün und weiss- gescheckt, wird aber schliesslich gelblich. 198. Solanum Fontanesianum Dun. gehört zu den interessanten Arten, wo die becrcnartigcn Früchte von dem mit Stacheln besetzten Kelche eingeschlossen werden. Es ist eine 1-jährige Pflanze, deren Vaterland man nicht genau kennt, denn bald wird Mexiko, bald Nordafrika angegeben. Die ganze Pflanze ist mit sternförmigen Ilaaren und mit gel- ben Stacheln besetzt und wird kaum 4 Fuss hoch. Ihre fiederspaltigen Blätter sind einen halben Fuss laug und die Hälfte davou breit und am Rande sehr kraus. Lange Haare, welche auf beiden Seiten beiindlich sind, geben ihnen ein graugrünes Ansehen. 3 bis 4 unregelmässige und gelbe Blüthen befinden sich auf einem gemeinschaftlichen Stiel. 199. Solanum rcciinatum l'lh'r. gehört zwar in die Abtheilung des Bittersüsses, hat aber einen aufrechten, etwas saftigen und gefurchten Stengel von kaum '2 bis o Fuss Höhe. Die ganze Pflanze ist völlig unbehaart. Die oft ti Zoll langen IMätter sind meist fiederspaltig, bisweilen aber auch ganz. Die schönen, azurblauen Blüthen bilden kurze 'Trau- ben und haben in der Mitte einen kleinen weisslich- gelbliehcn Stern. Die essbaren Beeren erreichen die Grösse einer Pflaume und haben ein grünlich-gelb- liches Ansehen. Vaterland ist Peru. Die Pflanze wird oft mit dem neuholländisehen S. laeiniatum Ait. verwechselt. Dieses besitzt aber einen etwas holzigen Stengel und kleinere violette Blüthen, so- wie rundliche Beeren. 200. Solanum verbaseifoli um L. haben wir bereits in der Abhandlung über Blattpflanzen aus der Familie der Solanaceen (3. Jahrg. S. 281) be- sprochen und empfidilen. Wir führen es wiederholt an, als es bei uns doch im Allgemeinen seltner in Anwendung gckonunen ist. Die hauptsächlich auf der Unterfläche sehr filzigen Blätter haben eine eirund-längliche Gestalt und die gestielten, gabel- ästigen Traubendolden stehen am Ende kurzer Zweige nnd haben kleine und weisse Blüthen. Auch die Beeren sind klein und haben die Grösse einer Kirsche. 201. Sonchus macranthus Poir ist der alte Jaequi n'schc fr uti cosus und Jacquini DC, über den und dessen Anwendung für die bessere Jahres- zeit im Freien als sogenannte Blattpflanze wir schon früher gesprochen haben (4. Jahrg. S. 227). Es ist eine strauchartige Saudistel, deren fiederspaltige Blätter eine ziemliche Grösse erhalten und am Ende des einfachen Stammes stehen. S. arboreus DC. ist eine andere Art desselben Geschlechtes, die wir in jener Abhandlung nicht eiwähnt haben. Sie ist ebenfalls strauchartig, wächst auf Teneriffa und un- terscheidet sich durch weit dünnere Blüthenkörb- chen. Im Uebrigen, besonders in der Form der Blätter, stimmt die Art mit jener überein. 202. Spart ocytisus nubigenus Webb ist ein sehr hübscher Ginster von der Insel Teneritta, welcher dort auf den höchsten Spitzen des Gebir- ges wächst und deshalb den bezeichnenden Namen ^iu den Wolken erzeugt" erhalten hat. Linnt? der Sohn nennt ihn sogar Spartium supranu- bium, d. h. über den Wolken. Früher fand er sich unter dem Namen Spartium und Cytisus fragrans Lam. in den Kalthäusern der botanischen Gärten, scheint aber daraus verschwunden zu sein, so sehr er auch wegen seiner weissen und ausser- ordentlich wohlriechenden Blüthen Beachtung ver- dient. Die Blätter fallen zeitig ab oder konnnen gar nicht zur Entwicklung. (Schiuss folgt.) Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse Nu. 2. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. MewGs), Berlin, Zieten-Platz No. i. Woehenselirift Vereines ztir Hefördeniiis: des . inneren Bau und Leben der Pflanze, Systemkunde, Nomenklatur, Ciartcn-Physik, Vermehrungen, Gemüsebau, Sameiil)au, Behandlung der Pflanzen im Allgemeinen und im Besonderen, Baumschniit, Weintreiberei u. f. w. Wie sehr das Interesse für alle diese Gegenstände in Belgien wach ist, ersieht man daraus, dass ausser Gärtnern aus allen Ständen der bürgerlichen Gesellschaft Zu- hörer sich eingefunden hatten: Mitglieder der Re- gierung und sonstige Beamte, Professoi-en des Athe- näums und der Universität, Advokaten, Mediziner, Kaufleute u. s. w. Da man nicht voraussetzen kann, dass Jedermann sich für alle Gegenstände gleich I interessirt, sondern in der Regel nur ein spezielles Interesse vorhanden ist, so wurde der Gegenstand des Vortrages jedes Mal vorher durch die Zeitungen bekannt gemacht. Inspektor Bouche machte ^littheilungen über die ausgestellten Pflanzen. Ober Namen beschrie- ben. Die aufrechte Pflanze hat im Anselien ganz die Gestalt unseres gewöhnlichen Klappertopfes (llhi- nanthus major Ehrb.), unterscheidet sich aber durch schönere Blüthen, welche eine rosarothe und weisse (nicht gelbe) Farbe haben. 223. Trochod endron longifolium wird als ein neues japanisches Ziergehölz angegeben. Wir kennen es nicht, sondern nur T. aralioides, ein ebenfalls japanisches Gehölz, was ausserordentlich an die Dendropanax-Arten im Wachsthum erinnert und trotz des Mangels einer Blüthenhülle und der zahheichen Staubgefässe viel eher zu den Aralia- ceen, als zu den Winteren, gerechnet werden dürfte. 224. Tnpa P>ridgesii A. DG. ist eine halb- strauchartige Lobeliacee aus Chili, welche bisweilen die Höhe von 4 bis 6 Fuss erreicht, ohne alle Be- haarung erscheint und einen einfachen Stengel be- sitzt. Dieser ist mit schmalen, elliptischen und ge- zähnten Blättern besetzt, welche ausserdem an ihrer Basis herablaufen. Die rosafarbigen Blütiien bilden eine lange Traube. 225. Tupa polyphylla G. Don stellt eine andere Art dieses Geschlechtes dar, welche aber ebenfalls, wie die vorige, schon vor einigen Jahr- zehenden in den Gärten kultivirt wurde, jedoch bei dem Liebhaber weniger Beifall eihielt. Und doch blüht sie vom Monate Juni bis August, gleich den hohen Lobelien, in der schönsten Pracht. Die Blätter haben bei T. polyphylla eine eirund- lanzettförmige Gestalt und sitzen am Stengel, wäh- rend die Blüthen tlnnkelpurpurroth gefärbt sind. Vaterlantl ist ebenfalls Chili. Ob Tupa ignescens eine selbstständige Art bildet oder nur die Form einer der bekannten Ar- ten ist, wissen wir nicht. 226. Als Veronica fruticosa glauca wird eine niedrig -bleibende, aber holzige Veronica -Art aus Neuholland empfohlen, welche sich durch sehr kleine und blaugrüne Blätter auszeichnen soll. Ihre Blüthen haben eine weisse Farbe. Wir haben sie nirgends beschrieben gefunden und vernuithen, dass sie der V. diosmaefolia A. Cunn. oder buxifo- lia Benth. nahe steht. 227. Eine andere, aber nur halbstrauchige Art ist Veronica perfoliata R. Br., welche früher schon einmal sich jn den Gärten befand und in der That auch eine sehr hübsche Pflanze darstellt. Sie wird zieudich hoch und besitzt ebenfalls ein blau- grünes Ansehen. Die gegenüberstehenden, eirunden Blätter sind 1 bis 1| Zoll lang und wachsen an der Basis zusammen, ein Umstand, der zur Benen- nung Veranlassung gab. Die zieudich grossen pur- purvioletten Blüthen bilden ziemlich grosse Trauben. 228. Vicia globosa Retz ist eine der V. sa- tica L., also unserer Futterwicke, sehr naiiestehende Art. Die Pflanze des Handels scheint aber einer anderen Art anzugehören, denn sie wird als klet- ternd angegeben und ihre blauen Blüthen sollen kugelige Blüthendolden bilden. 229. Waitzia grandiflora F. Müii. ist eine 160 der sciiöiistcn Imp.iortL'lleii , welche in der letzten ' Zeit eingeführt worden sind nnd verdient unsere volle Beachtung. Sie steht zwar der W. uurea j Steetz (JJorna nitida Lindl.) nahe, ist aber in allen ihren Tlicilcn weit grösser. Die einen Zoll im Durehmesser enthalte). den Blüthenkörbchen stehen in ziendieher Menge dicht Ijeisanimen und ähneln unseren gewöhnlichen Strohhhnncn. Die sitzenden j und lanzettförmigen Blätter sind, auch auf der Un- 1 terfläche, weit weniger behaart, als es bei AV. aurea I der Fall ist. ! 2o0. Waitzia aeiiminata albo - purpurea wird eine Form der Waitzia acuminata genannt, wo die Hüllsehuppen der Blüthenkörbchen eine ama- rautrothe Farbe haben. Sollte diese aber nicht viel- mehr eine W. corymbosa Wendl. (Morna nivea Liudl.) sein? Dagegen halten wir die W. acumi- nata citri na für eine Form mit hellem Hüllschup- pen und sind geneigt auch W. corymbosa sul- phurea der Gurten dazu zu rechnen. ?ilöglicher Weise stellen beide Formen aber auch die Art dar, welche Steetz als W. snlphurea beschrieben hat. 231. Weigela arborea grandiflora ist wohl die echte W. grandiflora (Diervilla) S. et Z., ob- wohl die Höhe des besagten Blüthenstrauches 12 bis 15 Fuss angegeben wird. Die zoU-langeu und triehterförniigen Blüthen bilden gabelästige Blüthen- stände und haben anfangs eine grünlich-gelbliche, später wcinrothe Farbe. Als Weigela arbores- ceiis versieolor ist dagegen jetzt die W. japo- nica Thunb. (rosea Lindl.) in den Handel gekom- men, welche bekanntlich ebenfalls während des Blü- hens ihre Farbe ändert, indem diese vom Gelbgrüu durch Weinroth zum Dunkelroth übergeht. Schon Siebold hat übrigens schon auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und deshalb die Pflanze Dier- villa versieolor genannt. Von grösstem Interesse ist die Weigela, welche jetzt unter dem Nanjen W. biformis in den Han- del gekommen ist. Wahi-scheinlieh ist sie ein Blend- ling. Die Zweige haben nämlich, zweierlei Blüthen, indem diese bald ziemlich gross und dunkel -rosen- roth erscheinen, bald klein und blassrosa und ge- streift sind. Wie man sich wohl denken kann, gibt dieses dem Strauche während der Blüthenzeit einen ganz absonderlichen Anblick. Wir sind sehr begierig, diesen interessanten Strauch kennen zu lernen, da er einigermasseu an den bekannten Cytisus Adami erinnert. Während hier aber nur bisweilen die beiden Mutterpflanzen zum Vorschein kommen, scheint es bei W. biformis regelmässig der Fall zu sein. 232. Schliesslich nennen wir noch einen iriter- essanten Blendling, der aus Mvosotis azorica imd alpestris erhalten worden ist und j(;tzt unter dem Namen Mvosotis sem perilorens lmp(5ratrice Elisabeth im Handel sich befindet. Nach Ilaage & Schmidt in Erfurt, welche die ganze Auflage käuflich an sieh gebracht haben, zeichnet sich dieser interessante Blendling dadurch vortheilhaft aus, dass er vom Anfang Juni bis spät in den Herbst blüht und im Winter ansdauert. Man kann ihn deshalb im Freien und in Töpfen ziehen und wird er immer einen Reichthum schöner blauer Blüthen haben, die auf Terrassen, Treppen u. s. w. eine Zierde bilden. ßepfl Uebt «iii/iUiig von Ei,seiil)iiliiidiimiiieii. Ans der Feder des Garten -Inspektors Lucas haben wir eine sehr interessante Abhandlung er- halten, die auch in besonderen Abzügen erschienen ist. Es sind Vorschläge zur Bcpflanzung von Eisen- bahudämmen und zur Umfriedigung der Bahnlinien mit Obstbäumen und nutzbringenden Gehölzarten. In Betreff der letzteren haben wir andere Ansich- ten und würden deshalb auch andere Vorschläge machen; was aber die Anpflanzung von Obstbäu- men anbelangt, so verdient diese die grösste Be- achtung. Es handelt sich hier zunächst von den bei Eisenbahnen oft in grossen Ausdehnungen vor- kommenden Böschungen, die gewöhnlich mit Espar- sett oder Luzerne bepflanzt werden. Lucas em- pfiehlt hier Kordons und Spindelbäume oder Säuleu- Pyramiden. Abgesehen von der Nützlichkeit im Allgemei- nen, wobei wir auf die Abhandlung s(dbst verweisen, ist noch ein Umstand vorhanden, der besonders von Gewicht ist. Man weiss, wie gering im Allgemeinen die Bahnwärter bezahlt werden und dass deren auf langen Strecken noch mehr angestellt werden könn- ten. Würde man diese Leute in der Behandlung solcher Obstgehölze etwas unterrichten lassen, was wenig Zeit in Anspruch nimmt, so könnten diese nebenbei noch einen Erwerbszweig sich verschaffen, der ihnen ganz besonders Gelegenheit bieten dürfte, ihre Aufmerksamkeit auch auf die Bahn mehr zu haben, so dass weder an dieser, noch an den da- bei laufenden Telegraphen-Drähten etwas beschädigt werden kann. Abgesehen davon , möchten diese Kordons und Pyramiden hauptsächlich während der Blüthe- und während der Fruchtzeit einen ange- nehmen Anblick darbieten. Verlag vou Karl Wiegandt in Berliu, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes) Berlin, Zieteu-Platz No. 2. Woehenselirift de? YereiiH's />iir Kefönleniiio; des <>artciihaiies in den Höiiigl. I*reii8sisclieii Staaten für Cwärtiierei und Pflaiizeiikuitde. Redakteur : Professor 13i:". Karl Kl och, General-Sekretair des Vereines. No. 20. Berlin, den 19. Mai 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel . als aiicl; franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt; (irif'fiiiia Bluiiienavia C. Koch et Bouclie und die Schönlilien oder Amaryllideen überhaupt. — Allerlei aus der Gärtnerei uud Pflanzenkunde. IH. — Einfluss des Edelrei.ses auf die Unterlage. (iriniiiiii Ithiiiieiiavia C. Koch et Boiiohi' iniil bie Sd)önlilien oicr .Amarglliliccii übcrljaiipt. Schon im vorletzten Winter erhielt Inspektor Boucht' von Dr. l^lumenau aus der deutschen Kolonie von Santa ( 'atharina in Brasilien die Zeich- nung einer Aniaryllidee, welche in jenen Gegenden allgemein wächst, leicht blüht und eine Zierde dar- stellt, mit der Bemerkung, dass mit leichter Mühe Zwiebeln eingesendet werden könnten, in sofern ein Interesse dafüi' vorhanden sei. Im vorigen Jahre kamen auch einige Zwiebeln im botanischen Gartsn an und wurden eingesetzt. Wie man aus dem Be- richte der AprilA'ersammlung des Vereines ersieht, hatten bereits diese Zwiebeln einen Stengel mit 4 bis 7 Blüthen getiieben, welche allgemeinen Beifall fanden, sowohl wegen der Farbe und Form, als auch wegen der Leichtigkeit, mit welcher diese her- vorzukommen scheinen. Es unterliegt keinem Zwei- fel, dass dieses Zwiebelgewächs, welches in die Fa- milie der Schönlilien oder Amarvllideen gehört, eine der glücklichsten Akquisitionen der Neuzeit dar- stellt, und, zumal wenn sie sich leicht vermehren Hesse, eine Moile-, ja selbst JTarktpflanze zu werden verspricht. Wir sind demnach dem Dr. Blumenau zu Danke verpflichtet und glauben gerechtfertigt zu sein, wenn wir ihm zu Ehren diese Pflanze Griffinia Blumenavia nennen. Dr. Blumenau hat sich aber auch ausserdem vielfach um Einführung brasilianischer Pflanzen ein Verdienst erworben; hauptsächlich war es der bo- tanische Garten in Berlin, dem dieselben zugesendet wurden. Wir erinnern nur an die Abart des Hip- peastrum anlicum Ker, welche von dem einen der frühern Herausgeber der allgemeinen G arten zeitung, Dr. A. Dietrich, erst Amaryllis, dann Hippea- strum robustum genannt wurde und leider jetzt ebenfalls wiederum seltner zu werden anfängt. Die ersten Zwiebeln genannter Pflanze erhielt der bo- tanische Garten in Bei'lin durch den Dr. Blume- nau im Jahre 1848. Die Pflanze wurde daselbst lange Zeit unter dem Namen x\niarvllis sp. de Santa Catharina und Blumenauana kultivirt. Was nun die seit vorigem Herbste eingeführte neue Amaryjlidee anbelangt, so gehört sie zu den echten Amaryllideen , und zwar in das Geschlecht Griffinia. Bevor wir speziell zu ihrer Beschrei- bung übergelien, möchte es wohl für viele Leser der Wochenschrift von Interes-e sein, etwas Nähe- res über ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse uud über ihre Stellung im Systeme zu vernehmen. Viel- leicht gelingt es uns, auf diese W^eise das Interesse für die Amaryllideen im Allgemeinen wiederum zu erwecken, da es wohl wenige Familien gibt, welche für den Luxusgärtner so viel Schönes darbieten, als grade diese. Die Amaryllideen oder Schönlilien, welchen pas- senden deutschen Namen der ältere Reichenbach in Diesden noch einzuführen das Verdienst gehabt hat, gehören zu den monokotylischen Pflanzen, die man im crewöhnlichen Leben als Lilien unterscheidet o und welche sich durch eine ziemlich grosse Blume, mit schönen Farben geschmückt, auszeichnen. Viele 20 162 von ihnen Laben nur ein periodisclies Leben, indem sie im Jalire, dureh eine grössere Wärme und da- durch erfolgte Trockenlieit bedingt, eine kürzere oder längere Zeit ruhen. Diese Lilien hat die ^^'is- senschaft in melire Familien zerlegt, von denen besonders ö für die Cfärten ein besonderes Literesse iiaben. Bei 2 Familien, den Aniaryllideen und L'i- deen (Schön- und Schwerthlien) steht die Blüthen- liiille oder eigentliche Blume auf dem Fruchtknoten, bei den anderen 8, Liliaceen im engeren Sinne, Asphodeleen und Colchiceen, wird dagegen dieser von ihr eingeschlossen. Schön- und Schwertlilien unterscheiden sich selbst nur durch die Anzahl der Staubgefässe: die erstereu haben deren (j, die an- deren nur .3. Die Schönlilien sind In unseren nördlichen Ge- genden in geringerer Anzahl vertreten, desto mehr in allen wärmern, besonders heissen Ländern und auf der Südhälfte der Erde, aber mit Ausnahme Neuholland's und der sonst zu dem fünften Erd- theil gerechneten Inseln , vor Allem dagegen im südlichen Afrika. Sie lieben meist ofi'ene Gegenden, wo sie dem Lichte und der Sonne recht ausgesetzt sind. Dieser Umstand mag auch La-sache der rei- chen Farben-Entwickelung sein, welclie sich in der Blume der Schöulilien ausspricht. Solche otl'ene Gegenden, wie deren besonders im südlichen Afrika und in Amerika vorkommen, sind aber in der eigent- lichen heissen und regenlosen Zeit der Trockenheit in einer Weise ausgesetzt, dass nur wenige beson- ders dazu organisirte Pflanzen ohne Unterbrechung daselbst existiren können. L)ie meisten stellen eine Zeit lang ihre Vegetation ein und ziehen sich auf einen Theij, den man Zwiebel nennt, zurück, wäii- rend alles Andere abstirbt. Sobald aber der erste Regen wiederum erscheint und der Boden neue Feuchtigkeit erhält, erwacht in der nur nocli als Zwiebel erscheinenden Pflanze neues Leben. Die in der fiüheren Vegetation angelegte Knospe be- ginnt Ihre Entwickehnig und im Kurzen steht die ganze Pflanze in schönster Biüthenpracht. Die Zahl der bis jetzt beschriebeneu Schöu- lilien mag gegen 70(t betragen. Die Zahl möchte siih wahrscheinlich auch noch für spätere Zeiten festhalten lassen, wenn man bedenkt, dass unter ihnen viele nur Abarteri und Formen sind und mit der Zeit wohl eingezogen worden möchten, andere dagegen noch entdeckt werden. Wenige von ihnen haben keine Zwiebeln, sondern dafür büscheligc oder knollige Wurzeln. Während sonst am Sten- gel der Schönlilie keine Blätter vorknnnnen und jener sich in F(irni eines sogenannten Schaftes er- hebt, existiren doch auch einige, wo dieses der Fall ist. Es sind dieses die Alströmerien, südamerika- nische Pflanzen, welche ausserdem auch noch einen anderen Bluthenstand besitzen und deshalb vielleicht ebenso, wie ialliilduiig erhalten, liijchst bar- barisch klingen. In Gardeners Chronielc wird darant" aut'nierksam gemacht, dass in einigen (iegenden P'nglands die grosse Brenn-Nessel als Gemüse, besonders anstatt des Spinates, gegessen wird. So viel wir wissen, geschieht dieses noch in Schweden und geschah frü- her, bevor wir noch die grosse Auswahl von Ge- müsen hatten, wie sie uns heut' zu Tage zu Ge- bote stehen, auch bei uns, besonders in Schlesien. Aber nicht allein die jungen Blätter sind dazu be- nutzt worden, auch die ersten hervorbrechenden Keime wurden gleich denen des Hopfens verwendet. Bei dieser Gelegenheit sei es uns erlaubt, auf eine andere, bei uns im ersten Frühjahre iil gröss- ter Menge wildwachsende Pflanze, den Scharbock (Eanunculus Ficaria), aufmerksam zu machen, da dieser, gleich den Eebinschen und der Brunnen- kresse, besonders als Salat genossen, eine sehr ge- sunde und wohlschmeckende Speise liefert. Als Spi- nat zubereitet, möchte sie zu weichlich sein; sie müsste wenigstens irgend einen passenden Zusatz erhalten. Man sucht jetzt viel nach kleinen, nicht grünen Pflanzen zu Einfassungen auch mit dergleichen Blü- thenpflanzen zu Arabesken, Schmuckbeeten u. s. w. abwechselnd. England, wo jetzt dergleichen mehr als irgend wo in Anwendung kommen, hat deren eine grössere Auswahl, als wir; es dürfte deshalb wohl vom Interesse sein, auf einige, welche bei uns nicht oder nur wenig in dieser Hinsicht bekannt sind, aufmerksam zu machen. So wird zunäelist in England nebst Cerastiiuu tomcntosum am meisten Stacliys lanata zu Einfassungen benutzt. Dass die weissfilzigen Blätter ganz dazu geeignet sind, zweifeln wir gar nicht, die Art des Wachsthumes schien uns aber nicht passend und dann treibt die Pflanze rasch Blüthenstengel, die zu sehr hervor- treten, um schön zu erscheinen. Möglicher Weise kann aber die Behandlung einen Einfluss auf die Pflanze ausüben, dass sie sieh mehr an der llasis verästelt und dichte Rosetten bildet. Auf jeden Fall verdient die Pflanze von Seiten der Gärtner Berücksichtigung. Stachys lanata ist zwar eine südeuropäische Art, die aber bei uns sehr gut aus- hält; sie ähnelt unserer ebenfalls silbcrgranfilzigen St. germanica, ist aber in allen Theilen kleiner. Nächstdem wird Alyssum spinosum L., eine Südwest-europäische Pflanze, die schwerlich im Win- ter bei uns aushält, gerühmt. Es ist eine niedrig- bleibende, kaum einige Zoll hoch werdende und gleich von der Basis an sieh auch sehr verästelnde ' Pflanze von graugrüner Färbung. Im Vaterlande, besonders anf trockenen, sonnigen Stellen Spaniens, verwandeln sich oder endigen die Zweige in Dor- nen, während in der Kultur, besonders auf gutem Boden, dieses weniger der Fall i^t. Daher glauben wir wohl, dass die Pflanze sich dazu sehr eignet. ; In England wird sie in Töpfen herangezogen und dann in's Freie gebracht. Wahrscheinlich verhält sie sich wie Alyssum maritinuim und andere süd- ländische Pflanzen, dass sie ursprünglich zwar halb- strauchig ist, bei uns sich aber auch wie eine ein- jährige Pflanze verhält. Eine dritte Pflanze, welche in England ganz gewöhnlieh zu Einfassungen gebraucht wird, ist das buntblättrige Knäuelgras (Dactylis glomerata fol. var.). Es ist dieses eine vorzügliche Akquisi- tion, die wir nicht genug empfehlen können. Bei uns ist es schon lange bekannt, ohne aber je, we- nigstens so viel uns bekannt ist, im Grossen ange- wendet worden zu sein; es wird mehr als Seltenheit in Töpfen gezogen. Es kommt noch dazu, dass das bunte Knäuelgras sieh sehr leicht vermehrt und jede aus dem kiu-zen Wurzelstocke hervortretende Knospe abgenommen werden kann. Im Kurzen ver- mag man sich einen grossen Vorrath anzuschaffen. Bisher haben wir die Orchideen hauptsächlich nur von der ästhetischen Seite gekannt und auf sie aufmerksam gemacht. Auf den Ausstellungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues spie- len diese stets eine grosse Holle. Zwar wird auch hier und da Vanilla aromatica oder doch wenigstens \. planiculmis gezogen; man zeigt die erhaltenen schotenähnlichen Früchte aber nur als eine Seltenheit. Schon seit längerer Zeit sind die wohlriechen- den Blätter des Angrecnni fragrans Pet. Th., einer Orchidee ans Madagaskar, getrocknet unter dem Namen Faham- oder Faam-Thee, auch als Theo Von Bourbon, bekannt; sie wurden aber bis- her mehr als Arzneimittel gegen Lungenleiden be- nutzt. Seit Kurzem ist der Thee aber in Paris, gleich dem chinesischen, als ein angenehmes Ge- tränk eingeführt. Es befinden sieh daselbst 2 Sor- ten, eine wohlfeilere, das Pfund zu 2J- und eine theuere, das Pfund zu .') Franks im Handel. Wahr- scheinlich wird der Thee allmählig auch bei uns ein- geführt werden. Interessant ist es, dass dem Faham- Theo derselbe wohlriechende Stoff, der in unserem Waldmeister, der Tongobohne u. s. w. enthalten ist, zu Grunde liegt. Die Pflanze ist, wenigstens auf dem Kontinente, sehr selten. So viel wir wissen, ist sie nur in dem Besitze von Schiller in Hamburg, in dessen Gar- ten sich bekanntlich die grösste Sammlung von Or- chideen befindet. Im botanischen Garten zu Berlin blühte seit 168 tieni Drzcmbcr 18r. Klarl Koch., General-Sekretair des Vereines. No. 22. Berlin, den 2. Juni 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch frauco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die Bohaiidliuig der K(.'rnnl>stbäume. Vorträge des Kunst- und Handelsgärtners Späth. — Die gärtnerischen Anfg-alien des Bundüs der belgisclieii (jartenbau-Vereine. — Die Bronieliaceon in botanischer und in gärtnerisch-ästlietischer Hin- sicht. Nelist Beschreibung- einiger neueren Arten. — Einige gärtnerische Bemerkungen. Vom HofgHrtner G. A. Fintcl- mann auf der Pfaneninsel. — Dr. Robert Hoffmann's theoretisch-praktische Ackerbau-Chemie Dienstag, den 5. Juni, Abends 0 Ihr, findet im Paluicnhausc des butanischen (iartens eine Versammlung der Mitglieder des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu dieselben eiugeladen werden. Die Behandlung der Kernobstbänmc. Öortrlißc iirs fiunll- un^ ilfluiclsgiirtncrs Bpiitlj. I. üie ^ViTLpflaiizixiig- Obvvolil ts nicht meine Al)?ielit war, in diesem Frülijahre mit den Demonstrationen über die Obst- baunikultur zu beginnen, so will ich deunoch, von mehreren Seiten dazu veranlasst , schon jetzt den Anfang niai;hen. Da die Vegetation jedoch bereits sehr weit vorgeschritten ist, kann ich das Thema bei der Kürze der Zeit, die noch für Demonstra- tionen geeignet sein dürfte, nicht nach allen Seiten hin behandeln und werde mich daher für dieses Frühjahr auf die Kultur des Kernobstes beschränken. Der Zweck, den ich bei den Vorträgen im Auge habe, ist, die Obstbaumfreundc und Garten- besitzer mit der rationellen Behandlung der Obst- bäume vertraut zu machen und sie vor dem Scha- den zu bewahren, der ihnen aus der unrichtigen Behandlung derselben gar zu oft erwächst, nicht nur in Bezug auf das Anwachsen der Bäume nach dem Pflanzen, sondern auch auf das jährliehe Be- schneiden derselben, was, wenn es nicht gut ausge- führt wird, Krankheit und mangelhafte Tragbarkeit zur Folge hat. Ich möchte sie dann aber auch ganz besonders mit dem Schnitte der sogenannten Formenbäume näher bekannt machen, da diese neuere Art und Weise, die Obstbäume zu ziehen, jetzt auch bei uns anfängt , sehr beliebt zu werden und es nur Wenige unter den Gärtnern gibt, die sich damit beschäftigen, Gärten von Privatleuten zu unterhal- ten, die diesen Schnitt gründlich verstehen, die Be- sitzer also und die Liebhaber der Formenbäume ge- nöthigt sind, sich selbst Kenntniss über den Schnitt derselben zu verschaffen. Ich werde demnach, da ich nicht weiss, wie weit manche der Herren mit der Obstbaumkultur vertraut sind, auch auf die einfachsten Arbeiten, welche dabei vorkommen, zurückgehen, die Vielen von ihnen schon bekannt sein werden, und werde nach einander die Arbeiten besprechen, die von der Entnahme aus der Baumschule bis zur Fruchtei-ndte erforderlich sind. Die günstigste Zeit, um die Obstbäume zu verpflanzen, ist der Herbst, sobald die Blätter an- fangen zu fallen, und das Frühjahr, ehe sie anfan- gen auszutreiben ; man kann indessen zu jeder Jahreszeit, selbst mitten Im Sommer, Bäume mit Erfolg verpflanzen, und gibt es Pflanzengattungen, wie Koniferen und die meisten immergrünen Ge- hölze, welche im Mai und Anfang August mit dem sichersten Erfolge verpflanzt werden. Bei den Obst- bäumen aber erfordert das Verpflanzen im Sommer ganz besondere Vorsicht und sorgfältige Behand- lung, ist daher nur in Ausnahmefällen, wenn ört- liche Verhältnisse die Wegnahme eines Baumes durchaus erfordern, zu empfehlen. 22 178 Mau muss dann, wenn man die Sommerpflan- zuug ausführen will, ziinäehst alle Blätter des Bau- mes abpflücken, um das Einschrumpfen der Rinde, was in Folge der starken Ausathmnng und des VerdaraptVns der im Stamme befindllclicu Feuch- tigkeit an den Blattoberflächen sogleich erfolgen würde, zu verhüten. Beim Ausgraben sucht man die Wurzeln möglichst unverletzt zu erhalten und taucht sie sofort in eine bereitstehende breiartige Mischung von Lehm und Kuhdünger, um sie durch den nassen Ueberzug, der daran hängen bleibt, ge- gen das Vertrocknen zu schützen. Alsdann pflanzt man sie schnell an Ihrem Bestimmungsorte in schon vorher geöftnete Pflanzlöcher, giesst sie mehrmals sehr stark an und sorgt dafür, dass, bis sie ange- wachsen sind, die sie umgebende Erde gar nicht trocken wird. Beim Ausgraben der Bäume im Allgemeinen muss mau besonders darauf sehen, die Wurzeln unbeschädigt und nicht zu kurz heraus zu bekom- men und muss sie dann sofort wieder mit Erde bedecken, tun das Eintrocknen und, wenn man sie über Winter liegen lässt, das Erfrieren derselben zu verhüten. Sollte im Herbst das Laub noch nicht ganz abgefallen sein, so muss man, aus dem- selben Grunde, wie beim Verpflanzen der Obst- bäume im Sommer, alle noch festsitzenden Blätter losreissen. Ehe man die Bäume wieder einpflanzt, be- schneidet mau die Wurzeln; es gehen jedoch die Ansichten darüber, in welcher Weise man dies thun muss, weit auseinander. Die Einen sagen, man müsse die Wurzeln so lang, wie nur irgend mög- lich, lassen und sind der Ansicht, dass die Wurzeln auf ihrer ganzen (Oberfläche Nahrung aus der Erde saugen und demnach dem Baume um so mehr Nah- rung zugeführt wird, je grösser die AVurzeln sind; Andere dagegen, und unter ihnen namentlich einige bedeutende französische Obstbaumzüchter, behaup- ten, dass die langen Wurzeln, sowie auch die Nebenwurzeln, vollkommen überflüssig sind, ja so- gar, dass lange Wurzeln nicht so gut sind, wie kurzgeschnittene. Schon de la Quintinye gibt In seinem berühmten Werke „Principes d'horticul- ture" den Rath, beim Verpflanzen der Bäume alle Faserwurzeln ganz abzuschneiden und die Pfahl- wurzeln bedeutend zu verkürzen. Die Anhänger der letzteren Ansicht behaupten, dass die Faser- wurzeln nach dem Verpflanzen absterben und der Baum immer neue Wuizelu treiben niiisse, um sich zu ernähren, diese neuen Wurzeln aber viel kräf- tiger und schneller wachsen, wenn sie aus den kurz- geschnittenen Haujjtwurzeln entspringen, als wenn sie aus den Nebenwurzeln oder den vom Stamme weiter entfernt stehenden Enden der langgeschnit- i tenen llauptwurzeln hervorkommen. Sie begründen diese Behauptung, indem sie sagen, dass die Wur- zeln nach dem \'erpflanzen nur an den Schnittflä- chen der Enden Nahrung aufnehmen, bis sie neue Wurzeln getrieben haben, der Weg für die aufge- nommene Nahrung aber bei den kurzgeschnittenen Wurzeln nicht so gross Ist bis zum Stamme, wie bei den langgeschnittenen Wurzeln. Ich halte dafüi-, dass beide Ansichten nicht für alle Fälle richtig sind, denn wenn die Einen des- halb die Wurzeln lang lassen , weil sie behaupten, dass dieselben an ihrer ganzen Fläche Nahrung aufnehmen, so beruht dies nach den pflanzen-phvsio- logischen Forschungen auf einem Irrthum, indem diese nachgewiesen haben, dass die älteren Wurzeln von einer Schicht abgestorbener Zellen bedeckt sind, die keine Lebensthätigkeit äussern, daher auch keine Nahrung auinelmien können, sondern diese nur durch die jungen Wurzeln, die noch eine lebensthätige Oberhaut haben, zugeführt werden kann. AVenn man also beiin Verpflanzen der Bäume nicht die jungen Enden der Wurzeln, die noch lebensthätig sind, aus der Erde herausbekommen kann, was bei grösseren Bäumen in den meisten Fällen bei der gewöhnlichen Handhabung nicht möglich ist, oder wenn diese jungen Wurzeln nicht vor dem Ver- derben geschützt werden können, da sie, wenn man sie auch nin- verhältnissmässig kurze Zeit bei dem Transportiren oder beim Pflanzen selbst der Luft aussetzt, absterben oder wenigstens an der äussern Decke, der sogenannten Wnrzelhaube, vertrocknen, so kann es auch keine A'ortheile bringen, die Wur- zeln sehr lang zu lassen; es wird sich in solchen Fällen empfehlen, den kurzen Wurzelsehnitt anzu- wenden, bei dem man besonders darauf achten muss, dass er mit einem scharfen Messer ausgeführt werde, weil durch die am Schnitte freigelegten Stellen der Baum die erste Nahrung aul'nehmen muss. Hier sind dann die Behauptungen der Ver- theidigcr des kurzen Wurzelschnittes vollständig am Platze. Anders verhält es sich jedoch bei Bäumen, die gut verzweigte Wurzeln haben und so aus der Erde herausgenommen sind, dass die mit einer thä- tigen Oberhaut versehenen jüngeren Wurzeln un- verletzt am Stanmie geblieben sind; wenn man bei diesen dafür sorgt, dass die Rinde lebensthä- tigen AA^n-zeln vor dem Eintrocknen geschützt wird, so braucht mau dicsellien nicht kurz wegzuschnei- den, sondern wird sehr wdlil thun, sie dem Baume zu erhalten und kann sicher darauf rechnen, dass sie nicht absterben, sondern wesentlich zur Ernäh- rung des Baumes beitragen werden. Hat man nun eine P)aumpflanzung in wenig kultivirten oder nicht rigolten Boden vorzunehmen, 179 so tliiit mau gut, üie rflanzlöclier inögliehst lange vor dem Pflanzen zu machen, und zwar in der A\'eise, dass man die obere Erde dielit beim Pfianz- loche auf einen Hauten bringt, die untere dagegen etwas entfernter, getreinit von dieser, legt. Beim Pflanzen selbst bringt man nun die obere, frueht- bare Erde zuerst in das Loch, damit die "Wurzcl- enden sogleich gute Nahrung vorfinden, die untere dagegen schüttet man über diese und ist dieselbe durch den Hinzutritt der Luft bereits verbessert worden. Pflanzt man Hoclistämiue und will diese au Pfähle binden, so muss man sehr vorsichtig sein, dass man die Bänder nicht so fest anlegt, dass sie ein Heruutersinkeu des Baumes verhindern, denn der Baum steht in der aufgelockerten Erde und sinkt mit dieser allraählig hinunter, während der Pfahl tiefer, gewühnlich bis auf die feste Erde geht und sich nicht mit liinuntersenken kann. Ist also der Baum am Pfahle fest angebunden, so sinkt nur die Erde, und es werden die Wurzeln von der- selben entblösst, was schon den Tod ganzer Pflan- zungen verursacht hat. Hat man eine Obstbaum-Anpflanzung in Boden, der einen sehr hohen Wasserstand hat, zu machen, so dass zu befürchten ist, dass die Wurzeln des Wassers wegen nicht tief in die Erde eindringen können, was in späteren Jahren, wenn die Wurzeln die Nahrung immer weiter entfernt vom Stamme aufsuchen müssen, Krankheit und Tod des Baumes herbeiführt, so wendet man die Plügelpflanzung an. Diese besteht, wie schon der Name andeutet, darin, dass man an der Stelle, wa man den Baum pflau- zcn will, die Erde umgräbt, dann darauf einen Hügel von guter Erde aufwirft und auf diesen den Baum pflanzt, und zwar so, dass man um den Stamm herum noch einen Erdkranz zum Begiessen machen kann. Es bietet die Hügelpflanzung aus- serdem noch den Vortheil, dass die Luft besser zu den Wurzeln gelangen kann; sie ist daher für schweren Boden, auch wenn das Grundwasser nicht zu fürchten ist, sehr zu empfehlen, wogegen sie in leichtem Boden nicht gut ausgeführt werden kann, da hier die Hügel sehr bald austrocknen würden. Nach dem Pflanzen ist ein starkes Begiessen doppelt nothwendig, nicht nur, um dem Baume die nothwendige Feuchtigkeit zu geben, sondern auch, um zu verhüten , dass imter den Wurzeln hohle Stellen bleiben, die beim Anschütten der Erde leicht vorkommen können , durch das Einschlemmen der Erde mit Wasser aber sicher ausgefüllt werden. Wenn ein Baum gepflanzt ist, fragt es sich, wie weit man seine Krone beschneiden soll. In früherer Zeit hat mau in der Regel die Kronen bis auf 1, ja selbst bis auf i und noch we- niger ihrer bisherigen Grösse verschnitten und sagte sich dabei, dass man dadurch das Gleichgewicht zwischen den so sehr verkürzten Wurzeln und der Krone herstellen wolle, unter der Annahme, dass der Baum seine"" Nahrung nur allein durch die Wurzeln empfange und die kurzen Wurzeln keine laugen Zweige ernähren können. Es hat sich je- doch gezeigt, dass Bäume, an denen man die Krone ganz wenig oder gar nicht beschnitten hatte, bes- ser und freudiger fortwuchsen , als die stark be- schnittenen, und sind daher Viele zu dem Gegen- theile der früheren Praxis übergegangen, nämlich die Kronen beim Verpflanzen gar nicht zu be- schneiden. Geht man aber auf die Ursache des kümmer- lichen Wachsthumes bei zu stark beschnittenen Bäumen zurück, so ist sie wohl besonders darin zu finden, dass man bei dem zu starken Schnitte den Bäumen alle guten Blattknospen geraubt hat, solche in Folge dessen nur nnt grosser Mühe aus- treiben können und aus den schwachen Knospen immer nur schwächliche Triebe hervorbringen. Es ist ferner zu erwägen, dass, wenn man bei dem Verpflanzen die Zweige eines Baumes gar nicht beschneidet, diesem nicht so sehr viel mehr Nahrung von den Wurzeln zugeführt werden muss im Vergleich zu stark beschnittenen Bäumen, als man vielleicht bei dem ersten Anblicke glaubt, son- dern es ist im Holze der Pflanzen selbst, bereits im Jahre zuvor, so viel Nahrungsstoff' abgelagert worden, dass es nur der Wärme und der nöthigen Feuchtigkeit bedarf, um die abgelagerten Stoffe umzuwandeln und daraus die ei-sten Blätter zu er- zeugen. Sobald die Blätter aber ausgetrieben sind, nehmen sie sehr wesentlich an der Ernährung des Baumes Theil, denn die Pflanzen nehmen nicht nur ihre Nahrung aus der Erde, sondern auch einen grossen Theil derselben aus der Luft auf, und wird die aus der Erde entnommene Nahrung, die als ein sehr dünner Saft zu den Blättern aufsteigt, an der Blattfläche konzeutrirt, durch den Einfluss der Luft umgewandelt und steigt dann wieder im Baume hinunter, um die Verdickung des Cambium-Ilinges, der sich unter der Rinde befindet und in welchem die grösste Lebensthätigkeit stattfindet, zu bewir- ken, sowie auch zur Bildung neuer Wurzeln und neuer Zweige beizutragen. Wenn demnach die guten Blattknospen fehlen, wird der Saft im Baume viel später in lebhafte Cirkulation kommen, als dies bei Bäumen, die mit guten Blattknospen versehen sind, der Fall ist. Man hat deshalb aber doch noch nicht nöthig, die Bäume im ersten Jahre nach dem Pflanzen ganz unbeschnitten zu lassen, sondern mag sie so- viel beschneiden, dass ihnen eine hinlängliche Menge 22* 180 gut ausgebildeter Blattkiiospen bleibt, um mit Leich- tigkeit die ersten Blätter entt'alteu zu können. Durch dies geringe Beschneiden der ]5äume verhindert man, dass sich eine zu grosse Menge von Blättern vor dem Anwachsen des Baumes entwickelt, die, wenn die Wurzeln nicht recht gut und verzweigt sind, bei anhaltender Trockenheit im Frühjahre einen Stillstand in der Vegetation, ja selbst den Tod des Baumes herbeiführen kann. 3Ian hat eine solche Erscheinung in der Regel nur bei späten P^rühjahrs- Pilanzungen zu befürchten, seltener dagegen kommt sie bei zeitigen Herbstpflanzungen vor, die im All- gemeinen auch in anderer Hinsicht den ersteren vorzuziehen sind. Der grösseren Sicherheit wegen wird es daher immer zu empfehlen sein, die Zweige der frisch gepflanzten Obstbäume etwas zu beschnei- den und zwar nach Massgabe der Menge der Zweige und der Güte und Verzweigung der Wurzeln. In Fällen, in denen man zweifelhaft ist, um wieviel man die Zweige verkürzen soll, wird es inniier bes- ser sein, dieselben lieber etwas zu lang zu schnei- den, als ihnen zu wenig gut entwickelte Blattknos- pen zu lassen. (Fol'tsetzung folgt.) Die gärtnerische» Aufgabe» büs ßiinks icr bclgifdicn ©ndcnbiiu-Üercinc. die „Fe- Wie früher schon, so hat auch jetzt deration des societes d'horticulture de Belgique" wie- derum eiue Reihe von Aufgaben zur schriftlichen Bearbeitung und demnächstigen Veröffentlichung ge- stellt, die von grosser Wichtigkeit sind. In keinem Lande ist der Garteubau so organisirt, wie in Bel- gien; aber eben deshalb sind auch nirgends solche Erfolge, wie in Belgien, vorhanden. In England habeu der jetzige botanische Kongress und die da- mit verbundene internationale Pflauzen-Ausstelluug ebenfalls Gelegenheit geboten, die sämmtlichen Gar- tenbau-Vereine des Inselreiches zu gemeinschaftli- chem W'irken zu vereinigen. Wir wollen hoffen, dass damit ebenfalls Erfolge errungen werden, die selbst um so bedeutender sein müssen, als die Hülfs- mittel jenseits des Kauales weit grossartiger sind. Diese Vereinigung der verschiedenen (iartenbau- Vereine zu gemeinsehaftlichem \\ ii ken schliesst kei- neswegs deren Selbständigkeit aus, im Gegcntheil, diese ist m Belgien, wie in Lngland, vollständig gewahrt und muss auch unserer Ansicht nach ge- wahrt bleiben. Es gibt aber eine 31 enge Fragen, die über den beschränkten Kreis der kleineren, ja vielleicht auch der grösseren Garteubau-\ ercine hin- ausgehen und vor Allem bedeutendere Mittel ver- langen. Wir wollen nur der Einführung seltener Pflanzen, guter übst- und Gemüse-Sorten u. s. w. gedenken. Alle Vereine verwenden hierauf eine grössere oder geringere Summe, die oft ohne wei- teren Nutzen au-gegeben wird, denn was zu Ver- suchen angekauft wurde, war ohne Kenntniss aus- gesucht. In England besitzt der Londoner Gartenbau- Verein grosse Gärten und Versuchsfelder, wo man Massen fremder Pflanzen einführt; es werden so- gar Pflanzen - Sammler nach fremden Ländern ge- sendet. Von dem gezogenen Vorrathe an fremden Pflanzen erhalten die kleineren Vereine in den Pro- 'vinzen das, was ihnen passend ist und ihnen zu- sagt. Sie selbst suchen nun ihrerseits wiederum das Beste zu verbreiten. So währt es nicht lange, und das in der That Schöne und Gute findet sich allenthalben in der Provinz vor. Der Bund der belgischen Gartenbau - Vereine hat sich weniger diese Aufgabe gestellt, als dass er durch Ausstellungen, hauptsächlich aber durch die Schrift zu wirken sucht; er will den Gärtner sowohl, als den Liebhaber, belehren, sein Interesse erwecken und erhalten. Er war es, der den Ge- danken von internationalen Ausstellungen und bo- tanischen Kongressen anregte und auch zur Aus- führung brachte. In dem alljährlich veröffentlichten Bulletin wird Rechenschaft von seinem Tliun ge- geben, und es werden Abhandlungen aller Art ver- öffentlicht, besonders solche, deren Bedürfniss vor- lag und für deren Bearbeitung bestimmte Preise ausgesetzt wurden. Das Programm für Aufgaben, deren Lösung im Jahre 18(10 und 1867 geschehen soll, ist bereits ausgegeben und liegt uns vor. Es dürfte auch für die Leser der Wochenschrift von Interesse seiu, sie kennen zu lernen, weshalb wir nicht austehen, diese hiermit zur weiteren Kenntniss zu bringen. 1. Geschichte der Gärtnerei in Belgien und Kenntniss des inneren Zusammenhanges mit den Fortschritten der botanischen Wissenschaft; die Zeit der hauptsächlichsten EinführunL;en in Belgien; die Erforschungen fremder Länder (in Betreff der Gärt- nerei) durch Belgier; Gründung und Geschichte der hauptsächlichsten Gartenbau-Etablissements; all- gemeine Uebersicht des jetzigen Zustandes der Gärtnerei in Belgien. 2. Zusannnensetzung und Analvse dei' verschie- denen kulturfähigen Bodenarten, hauptsächlich aber derjenigen, welche in der Gärtnerei verwendet wer- den, wie Ilaide- und Laub- Erde, Humus, Kom- poste u. s. w. 3. Bau der Gewächshäuser, Auseinandersetzung der herrschenden Prinzipien darüber mit genauen Angaben über Lage, Material, äussere. Form, Ar- 181 chitektur, Heizung ii. s. w. und Darlegung der ver- scliiedeiien Kategorien. 4. Gemüsezucht, einschliesslich Treibereien, be- sonders der Ciiainpignonzucht, mit der näheren Er- örterung, ob diese nicht eine grössere Ausdelmung und Verbesserung in Belgien zulässt, und zwar mit Rücksicht auf den inncrn Verbraucli und auf den Expoi-t, sowie mit xVngabe der dahin fülirenden Mittel. ö. Theorie der Düngung und Eiutheilung des Bodens in verschiedene Schläge mit Berücksichti- gung der Mittel, die Erschöpfung des Bodens wie- derum aufzuheben und dessen, was in dieser Hin- sicht von Seiten der Wissenschaft geschehen; Rei- henfolge der Gemüse, wobei der Boden verhältniss- mässig am wenigsten angegriffen wird. G. Geschichte und monographische Bearbeitung irgend einer Pflanzengrupjie, welche in Belgien hin- länglich vertreten ist, nicht schon früher bearbeitet wurde und demnach auch bereits in dem Bulletin der Föderation abgedruckt wäre. 7. Gegenseitiger Eiufluss der Unterlage und des Edelreises. 8. Naturgeschichte der schädlichen Insekten, Spinnen u, s. w. in den Gewächshäusern und An- gabe der Mittel zu ihrer Vertilgung. 9. Geschichte der Krankheiten, welchen in Bel- gien die Tannen, besonders durch Insekten und Kryptogamen, ausgesetzt sind, mit Angabe der Mit- tel zu ihrer Vertilgung. 10. Eiufluss des Stickstoffes für sich und in Verbindung mit der Vegetation. 11. Anleitung zum Treiben von Blüthensträu- chern und Blumen und der jetzige Standpunkt der Physiologie über das Vorrücken der Blüthezeit bei imseren Kulturpflanzen. 12. Monographie der Farne in botanischer und gärtnerischer Hinsicht. 13. Monographie der forstlichen Nadelhölzer in botanischer und gärtnerischer Hinsicht. 14. Anwendung von Düngemitteln bei Luxus- Pflanzen. 15. Theorie und Praxis der verschiedenen Pleiz- Apparate, einschliesslich der Lüftung, in den Ge- wächshäusern. ICi. Werth der van Mons'schen Theorie mit Angabe seiner säinmtlichen Schriften und seiner ausseidem ausgesprochenen, den Obstbau betreffen- den Ansichten. 17. Abhandlung über die Birnen-Krankheiten. 18. Abhandlung über den aufsteigenden Saft mit Angabe der Ursache, der Natur, der Kraft und der Schnelligkeit. Es ist nicht zu leugnen, dass unter diesen 18 Aufgaben die meisten für die Gärtnerei nicht we- niger, als für die Wissenschaft, das grösste Inter- esse haben. Wir fordern deshalb ebenfalls vor Al- lem Praktiker Deutschlands auf, über die eine oder andere Frage ihre Erfalnungen niederzuschreiben und dann der Oeffcntlichkeit zu übergeben. Sind diese Erfahrungen zu einem Ganzen zusammenge- stellt, so dass der Gegenstand bis zu einem gewis- sen Punkte etwas Abgeschlossenes darstellt, so zwei- feln wir gar nicht, dass der Buchhändler ein ent- sprechendes Honorar zahlt und demnach die Bear- beitung auch einigermasscn lohnend ist. Kleinere Abhandlungen, welclie nicht viel Baum einnehmen und hauptsächlich nur Erfahrungen enthalten, sind wir bereit, in den Spalten der Wochenschrift auf- zunehmen und auch demgemäss zu honorlren. Die Federation hat für jede der 18 xVufgaben eine Medaille im Werthe von 100 bis 500 Franks oder, in sofern es gewünscht werdjen sollte, eine gleiche Summe Geldes festgesetzt. Ein Ausschuss, aus 3 Mitgliedern bestehend, wird den Ausspruch thun. Die Abhandlungen dürfen nicht schon ge- druckt sein; bei ihrer Einsendung ist anstatt des Namens eine Devise beizufügen, während der Name in ein versiegeltes Billet eingetragen sein muss, so dass dieser auf keine Weise vor der Eröffnung des letzteren erkannt werden kann. Die Abhandlungen sind in flämischer oder französischer Sprache zu schreiben und werden mit der Einsendung das Eigenthum der Federation, welche sie in ihren Ar- chiven niederlegen wird. Sobald der Druck ge- schieht, haben die \'erfasser das Recht auf 100 Frei-Exemplare. Auch können sie auf ihre Kosten eine zweite Auflage drucken lassen. Die Abhandlungen sind bis zum 15. Oktober 18G6 an den Vorsitzenden des Bundes der belgi- schen Gartenbau - Vereine, A. Royer in Namur, oder an den Sekretär, Professor Dr. Morrcn in Lüttich, einzusenden. Alle Aufgaben, welche bis zu dem angegebenen Zeitpunkte nicht gelöst sind, werden für das Jahr 1867 nochmals ausgeschrieben. [)ic KromelKicceii in botanifd)Cc mxü in gärtncrifd)-iilll)cti|'d)fr ^inrid)t. Nebst Htsolireibmig- eiiiig-L-r iiuiiltou Aiku. (Schluss.) Gehen wir schliesslich zu einigen neuen, so viel wir wissen, noch nicht beschriebenen Arten über: I, Billbergla angiistifulia. Folia crebra, basilata, deinde elongato-lanceolata, coriacea, superne lucida; Flores omnes bractea magna colorata fulcrata; Sepala basi connata, segmentis elon- gato-lanceolatis. 182 Eine aiif»gezeiL!infcte, in manchen Stücken von den übrigen Billbergien wesentlich abweicliende Form, so dass sie wenigstens ein gutes Subgeniis darstellen möchte. Die Blätter sind weit zaldrei- cher, als es sonst bei den Billbergien der Fall ist, und umfassen sieh mit ziemlich breiler Basis (fast 2 Zoll). Dann verschmäleru sie sich alimälig bis zur Spitze und besitzen auf diese Weise eine Länge von 14 bis 16 Zoll. Ihre Substanz ist lederartig und weit fleischiger, als es sonst bei den Billber- gien der Fall ist; auch sind sie nicht flach, son- dern bilden oben eine Rinne. Während die Ober- fläche glänzend- und freudig-grün ist, erscheint die Unterfläelie grau-piinktirt. Da die l^lättcr im An- fange wenig abstehen, so schliessen sie auch nur einen schmalen Becher ein. Der Schaft ist kürzer, als die Blätter, tritt also wenig aus dem Becher hervor. Rothgefärbte Hoch- blätter bedecken ihn und gleichen den Deckblättern, welche an jeder der ungestielten Blüthen behndlich sind. Sie haben eine länglich -lanzettförmige Ge- stalt und sind ungefähr 4 Zoll lang. Der kurz- längliclie Blüthenstand umfasst nicht viele Blüthen, die durchaus unbehaart sind. Auf dem 6 Linien langen Fruchtknoten stehen 3 lanzettförmige und an der Basis etwas verwachsene Kelchblätter von 8 bis 10 Linien Länge und sind nur wenig kür- zer, als die röthlichen Blüthen, die sich später nicht spiralförmig zu rollen scheinen , sondern aufrecht- stehend bleiben. Die zahlreichen Eichen sind stumpf und besitzen keinerlei Anhängsel. II. Pirpniieava Lüddemauniana. Folia aequilata, superne semielliptica, opaca; Seapus brevis, strictus, leviter flocosso - punctatus; Inflorcscentia thyrsoidea, ramis brevis.simis 2 — 4 flo- ris; Petala parva, pallide rubra. Wir fanden diese, im äusseren Habitus den klei- neren Billbergien ähnliche Art im Garten des Kuust- und Handelsgärtners Lüddemann in Paris unter dem Namen Aeehmea Lüddemauniana, den ihr Brongniart gegeben hatte. Ob sie in irgend einem französischen Journale beschrieben ist, wissen wir nicht. Brongniart ist geneigt, sein Genus Aeehmea (Lamprococcus) in ausgedehnterem Sinne zu um- fassen und alle den Billbergien ähnliche Pflanzen dahin zu rechnen, deren Eichen aus dem oberen Winkel der Fächer herunterhängen. Das ist aller- dings bei seiner Aeehmea Lüddemauniana und bei Lamprococcus fulgens der Fall, aber nicht bei den übrigen Lamprococcus-, resp. Aeehmea- Arten, de- ren Eichen am obern Theile der Centralplacente in einem Kreise stehen. Wir halten Lamprococcus und Pironueava für 2 zu unterscheidende Genera oder Subgenera. Bei den Arten des zuerst ge- nannten Geschlechtes ist der Blüthenstand stets ge- färbt, und die Blüthen sind, mit Ausnaiime des Lam- jirococcus fulgens, in der Weise kurz, dass der Fruchtknoten fast eine halbe Kugel bildet und 3 aufrechte, etwas fleischige und oben abgestumpfte Kelchblätter trägt. Die Eichen scheinen eine ver- schiedene Gestaltung und auch nicht allenthalben dieselbe Lage zu haben. Bei L. nnniatus und glo- meratus stehen sie, wie oben schon gesagt, an deni oberen Theile der Centralplacente in einem Kreise und besitzen keine Aiüiängsel, bei L. Laurentianus, welcher übrigens sich nicht von L. Weilbaehii unterscheiden dürfte, zielien sich die länglichen An- hängsel an der ganzen Centralplacente herab, wäh- rend sie endlich bei L. fulgens vom oberen Winkel herabhängen und mit einem lanzettförmigen An- hängsel versehen sind. Eben deshalb und wegen des in die Länge gezogenen und weniger fleischi- gen Fruchtknotens möchte L. fulgens, trotz der stumpfen Kelchabschnitte, eine Pironneava sein oder es wäre hiermit gesagt, dass Lamprococcus nur ein Subgenus von Pironneava wäre. Pothuava Gaud., die im Habitus dem letztern sehr nahe steht, unterscheidet sich durch dickwan- dige Fruchtknoten und durch längs der Central- placenta horizontal abstehende und in einer schlei- migen Masse nistende Eichen. Die mit einer ste- chenden Granne versehenen Kelchblätter hat dieses Genus mit Pironneava gemein und unterscheidet sich dadurch von Lamprococcus. Was nun unsere Pironneava Lüddemauniana anbelangt, so bilden nicht sehr zahlreiche Blätter von 14 bis 1(5 Zoll Länge und 1^ bis kaum 2 Zoll Breite einen kurzen Becher und sind auf der Ober- fläche matt -dunkelgrün, während die Unterfläche durch zahlreiche weisse Punkte ein grauliches An- sehen besitzt. Bis zu dem obersten Drittel sind sie gleich breit, während sie von da in einem ellip- tischen Bogen in eine stechende Spitze auslaufen. Am Rande ziehen sieh kurze und an der Basis breite Zähne von grüner Farbe dahin. Der steife Schalt hat eine Länge von 8 bis 10 Zoll, ist stielrund und mit weissen, aber abwisch- baren, fleckigen Punkten besetzt. Die wenigen, mit breiter Basis ansitzenden Hochblätter haben im Durchschnitt die Länge eines Zolles, werden bald trockenhäutig und besitzen eine schmal -lanzettför- mige Cxestalt. Der etwas lockere Strauss besitzt bei j Zoll Durchmesser die Länge von 3j- Zoll und die sehr kurzen Aeste sind an der Basis von einem kurzen Deckblatte umgeben luid tragen 2 bis 4 läng- liche Blüthen. Der im Verhältniss grosse Frucht- knoten hat, wie die kurzen, später sich zusammen- neigenden und mit einer aufrechten, kurzen Granne versehenen Kelchblätter eine hellgrüne Farbe, wäh- 183 reud die schmalen, nur wenig licrausragenden und später spiralfürmig-zusammengerollten ]'lumcnblätter liellrotli gefärbt sind. Die mit einer ziemlich lan- gen Granne versehenen Eichen hängen aus dem oberen Winkel eines jeden Faches herab und füllen später das ganze Fach aus. in. Brcmielia [laucifiora C Koch. Folia carnoso-crassiuscula, lineari-lanceolata, ca- naliculata, supra lucida, remote denticulata; Flores brcviter pcdicellati, in capitulum pauciflorum ad apicem pedunculi brcvissimi congesti^ Öepala oblongo- lanceolata, brunnea; Corollaetubus albus, lamina coerulca. Diese seit längerer Zeit schon im botanischen Garten zu Berlin kultivirte Pflanze gehört zu den kleinsten Arten des Gesclslechtes und ist an den schmalen, rinucnförmigen und oben glänzenden Blät- tern, sowie an dem armblütbigen Kopfe sehr leicht zu erkennen. Im Waehsthum ähnelt sie den bei- den schon früher beschriebenen Arten B. tristis Beer und denticulata (J. Koch und bildet, wie diese, kurze Stolonen mit aufwärtssteigenden Pflanzen. Die unteren , im oberen Theile zurückgebogenen Blätter sind verhältnissmässig viel kleiner, kaum einige Zoll lang, währeml die übrigen eine Länge von 12 bis 14 Zoll erreichen, aber nur eine Breite von kaum 6 bis 8 Linien besitzen, im oberen drit- ten Theile aber lanzettförmig sieii allmählig zu- spitzen. Die konvexe Unteiflädie ist mit zahlrei- chen Punkten besetzt und hat deshalb ein grau- grünes Ansehen. Am sehr emporgehobenen Rande stehen ziemlich entfernt kleine, stachliche Zähne. Tief in dem Becher sitzt der aus 8 bis 12 Blü- then bestehende Kopf auf einem kaum zolllangen und mit weissen Hochblättern besetzten Stiele; auch die einzelnen, sehr kurzgestielten ]51Ulhen haben an der Basis ein weisses, die Hälfte derselben errei- chendes Deckblatt und erhalten die Länge eines Zolles, von dem J auf den blendcnd-weissen Frucht- knoten und ebensoviel auf die oben zusammenge- neigten braunen Kelchblätter kommt. Eben so lang, als diese sind , ragt die im oberen Theile blaue Krone heraus, deren o Blätter bis zur Hälfte ver- wachsen sind. Anfangs schlagen sich diese etwas zurück, dann legen sie sich wieder zusammen. Die ziemlieh hoch verwachsenen Staubgefässe sind ziem- lich gleich lang und der kaum überragende Grifi'el endigt mit einer aus 3 Spiralen bestehenden kopf- föimigen Narbe. An der Spitze der Fächer befin- den sich die länglichen Eichen. Eiüi^e gärtnerische ISeinerkiEiigeii. Viiiu Hotiiiirtucr G. A. F i n t l-1 iii ;i u u auf der rt'aueniiisel. Gestatten Sie mir, zu Einigem, was an ver- schiedenen Stellen der Wochenschrift in den letzten Wochen gesagt wurde, noch Eemeikungen hinzu- zufügen, theils um zu ergänzen, theils um zu be- richtigen. Unter den neuen Pflanzen (S. 141) führen Sie ein Ocimum inelissodorum auf, was einen star- ken Geruch nach Citronen - Melisse besitzen soll. Vor länger als 30 Jahren erhielt ich ein Basilicum, das ebenfals diesen Geruch besass, von dem dama- ligen Institutsgärtner Bouche unter dem Namen 0. zeylanicum. Jlir erschien es als eine Form des gewöhnlichen O. Basilicum, während die Pflanze, welche die älteren Botaniker unter dem Namen 0. zeylanicum (0. sanctum, suave und gratissimum der Späteren) verstanden, sich bekanntlich wesentlich durch Behaarung, sowie durch einen ausdauernden und mehr strauchartigen Habitus auszeichnet. Ferner gedenken Sic in Ihrer Abhandlung über Papaverareen des Papaver Mursellii. Ich habe lange darüber nachgedacht, woher wohl der Name stammen möchte? und bin schliesslich zu der An- sicht gekommen, dass er eine Verstümmelung des W^ortes Marseille sein dürfte. Es sind 40 Jahre wohl verflossen, seit ich von einem Blumisten aus Holland, von dem damals berühmten Voorhelm Schneevüogt in Harlem, regelmässig Ranunkeln, Anemonen und Marseiller Tazetten bezog. Als Ge- schenk legte dieser mir oft etwas Samen eines ge- füllten Mohnes, der die nähere Bezeichnung „Mar- seiller" hatte, bei. Diese Sorte war aber nichts weiter, als der später unter dem Namen Papaver Mursellii in den Handel gekommene Mohn. Einige Jahre später erhielt ich ihn aus der Demmler- schen Handelsgärtnerei in Berlin als Pap. Mar- schallii, unter welchem Nanjen er sich ebenfalls in einigen Samen- Verzeichnissen noch hier und da befindet. Es ist ferner (S. 122) der strauchartigen Iberis gibraltarica gedacht, die gewiss auch Beachtung verdient. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf eine andere Art oder vielmehr Abart auiinerksam machen, welche früher unter dem Namen Iberis lusitanica*) kultivirt wurde und sich durch blen.- dend-weisse, sehr grosse BInmen auszeichnet. Sie stammt aus Frankreich und möchte vielleicht wie- der von dort bezogen werden können. Auf jeden "") Was wir als Ib. lusitanica aus dem Ijotaiiisclien Garte u zu Berlin erhalten haben, war bald Ib. aniara, bald Ilj. piunata. In Frankreich ist mir auf meiner letzten Reise keine Ib. lusi- tanica vor^rekommen, wohl aber die hier näher bezeichnete Form unter dem Namen Thlaspi blanc Julie iiuc oder Iberis amara hesperidiflora. D. Red. 184 Fall ist es eine Abart der Iberis amara, da meine Exemplare nach melirern Jahren Aussaat in diese allmälig übergegangen sind. In dem Berichte über die FrUhjahrs-Ausstellung erwähnen Sie auch die interessante Form des Aspi- dium Frizelliae, die wohl iS'ieniand, dem nicht Uebergänge vürgekonimeu sind, für eine blosse Form unseres gewöhnlichen weiblichen Farnes hal- ten möchte. Aber schon der Herausgeber der deut- schen Flor, W. Koch, gedenkt deren nicht weni- ger als 5. Ich besitze jetzt eine Pflanze des A. Frizelliae, welche üppig treibt und vielleicht im Stande ist, einen solchen Uebergang zur Haupt- form, dem echten A. Filix femina, hervorzubringen. In diesem Falle steht Ihnen das Exemplar zu Ge- bote. Sie scheinen das Genus Athyrinm, das be- kanntlich Roth schon aufstellte, nicht anerkennen zu wollen und mögen Recht haben. Der früher genannte Florist W. Koch beschreibt aber die Pflanze als ein Asplenium, während der Schwede Swartz sie allerdings als ein Aspidium betrachtet. Da Sie in einer der letzten Nummern (S. 140) über einige Erbsen-Sorten gesprochen, so wünschte ich wohl, dass sie in einer der nächsten Veranlas- sung nehmen, darauf aufmerksam zu machen, dass man beim Prüfen von Hülsenfrüchten doch auch den Ertrag mit in Vergleich ziehen sollte. Sichere VerhältnisszaJilen lassen sich nur durch reife Erndten von unbcpflücktcii Rabatten gewinnen. Es hat sich mir dies besonders in zwei Fällen als sehr wich- tig erwiesen. Neben der alten Mai - Erbse habe ich etwa (i Jahre hindurch Prince Albert zum Vergleiche kultivirt. Weder ich, noch der alte, scharfäugige Gcnnlsegärtner, dem die Pflege per- sönlich oblag, haben irgend einen anderen Unter- schied aufgefunden als das stetige Uebergewicht der Erträge in reifen Erbsen nach Maass und Gewicht. Seit 3 Jahren (jetzt ist das vierte) baue ich als erste Stabel-Erbse Prince Albert und diese erscheint mir wirklich als Earlv May improved. Der andere l'all ist dieser: Zur zweiten Aus- saat (als Folger- Erbse) verwende icli seit vielen Jahren nur eine runzelsaniige Sorte und diesen allein gebührt der Name Mark- (Marrow-) oder Zucker-Erbse. Jede Sorte, welche Schiebler in Celle mir nach seiner Ansicht als eine der besten der Sippe empfahl, habe ich auch bis vor .3 Jahren in vergleichende Kultur genommen. Wondcrful hatte ihre Vorgänger besiegt, sie kämpfte darnach mit Ringleaders, Bests, Rivals, Champions, Impro- veds, und ist noch ein mal Sieger, aber nicht durch Köstlichkeit, denn darin ist sie von einigen neueren Sorten, die noch dazu hübsch niedrig bleiben (3^ bis 4 Fuss hoch werdend), erreicht worden, sondern durch ihre Erträge und ihre Wetterfestigkeit. Jene waren stets hölier, als bei anderen Slark- Erbsen, diese aber bewährte sich in den beiden Jahren 1804 und ISüö, die anderen gaben die halbe Aus- saat (d. h. Fehlerndte), Wonderful die ö- fache (auch kein grosser Ertrag von nnbciiflüekten Gar- ten-Erbsen), d. i. das Klfache der andereren. Meine Folger- Erbse ist also bis jetzt Wondeiful. Aber weder diese noch den Prince Albert will ich durch meine Auslassungen als die absolut besten Sorten ihrer Sippe hervorgehoben haben. Dergleichen Ab- solute gibt es wohl überhaupt nicht; die genannten sind mir nur die besten für meine Lokalität. Die mir bekannte, durchaus beste Spät-Erbse ist für mich Mammuth. Diese Sorte würde meiner Ueberzeugung nach weit und breit Anerkennung finden — mir ist sie vor Jahren als die beste der Danziger Gegend empfohlen — wenn sie nicht so überaus grosse Körner hätte. Sehr oft ist es vor- gekommen, dass ein zufälliger Tischgast im August von der Schüssel dicker Scliotenkörner nur einen halben Lötfei voll entnommen hatte und bedenklich auf meine 2 Lötfei voll blickte; wie er sie aber einmal gekostet, machte er seinem Erstaunen durch Worte Luft und langte zum zweiten Male zu. Er versicherte mich sodann, dass er verwundert sei, so reife grüne Erbsen nicht mehlig zu finden. Eine andere Untugend der erwähnten Sorte ist, dass die Pflanze 8 Fuss hohe Stabein braucht. Meine allerfrüheste Schote ist übrigens eine Krup-Erbse, Namens Münchener Zwerg. Auch sie erhielt ich von Schiebler & Sohn in Celle. Dr. Itobcrt MoffiuaiHis ti)covrti|'ri)-pval!tirri)f ,,\d;rrbau-(tl)rmic. Mit Abbildungen und Talii-dlen. Auch für den (iärtner wird es immer mehr zur dringenden Nothwendigkeit, dass er sich, wenn auch keine eingehende, so doch eine allgemeine Kennt- niss der von der Wissenschaft erforschten Natur- gesetze verschaffe, da ein wahrhaft rationeller Gar- tenbau ohne derartige Kenntnisse nicht denkbar ist. Zu diesem Ende können wir aber vorstehend ge- nanntes Buch allen Lesern dieser Blätter um so mehr empfehlen, als sich der Verfasser fern von allen Hypothesen hält, sondern nur das lehrt, was thatsächlich erforscht ist. Eben so phrasenlos ge- steht der Verfasser ein, was wir noch nicht bestimmt wissen, was also noch zu erforschen bleibt. Die Ackerbau- Chemie umfasst nicht allein die Chemie, sondern auch die Physiologie, Mineralogie, Geo- gnosie, Botanik und Meteorologie. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessaucr-Straüse No. 2. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Zieteu-PIatz No. 2. Wodiensehrift Vereines xnr ßef ordern iis; des Gartenbaues in den Könii^l. Prenssischen Staaten für fwärtiierei iiiid Pllaiizenkiiitde. Redakteur : IProfessor Dr. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 23. Berlin, den 9. Juni 1866. Preis des Jahrganges 5^ Tlilr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. ■..:•■■:■ Inhalt: Die internationale Ausstellung in London wiiln-end der Tage vom •22. bis 25. Mai. — Das VerhUltni.ss der Frucht zum Baum. Ein Fingerzeig für (Jbstzüchter. — Trillium sessile L. und discolor Gray. Zwei zu empfehlende Stauden. — Ludwig Seh röter 's Hau^gärten. — Japanischer Mais mit gestreiften Blättern. (Band-Mais.) Ucgen iler bcvoistchciiileii kiicgs-Eicigiiisse ist in der Vcisamiiiliiiig am 5. Juni eine Gcucral-Versaninilnng für Sonnlag, den 10. ,hini, Vurmittiigs nin 11 llir, im Englischen Hause ausgeschrieben wurden, um die Frage zur Entschei- dung zu bringen, ob unter den obualtendcn l niständen die Eest-.insstellung noch stattlinden soll l 'In recht zahlreicher Theilnahmc au der Geueral-Vcrsamuilnng wird freundliehst aufgefordert. Die internationale Äusstelhing; in Tiondon luiiljrfiili bcr Cije uom 22. bis 25. Bai Die Selinsncht, endlich iiacli dem Lande zu geben, wo die Gartenkunst im cdel.steu , weil der Natur entlehnten Style ihren Anfang genommen, wo ferner die Kultur der Pflanzen am höclisten stehen sollte, wo eudliih jährlich eine nicht geringe Menge von Pflanzen, theils aus fremden Plrdthcileu eingeführt werden, theils durch die Sorgfalt und den Flciss des Gärtners erst in dieser Weise ent- stehen, war endlich erfüllt. Ich folgte der freundli- chen Einladung um so mehr, als mir von Seiten des Chefs des landwirthschaftlichen Slinisteriums mit dem mir bekannten Wohlwollen ]\littel zur Verfü- gung gestellt wurden, und kam schon einige Tage vor der Eröft'nung in London an , um mich doch einigcrmassen schon vorher etwas zu orientiren. Es war mir dieses um so nothwendiger, als ich durch Berichte und Erzählungen eine abweichende Ansicht von dieser Weltstadt gehabt und Manches mir ganz anders gedacht hatte. Zwar war ich frü- her, besonders während meiner vierjährigen Reise im Oriente, vielfach mit p]ngländern umgegangen, hatte sogar in englischen Familien gelebt, aber doch war mir das Leben in England selbst fremd ge- blieben. In Bädeker's Reisehandbuch, was mir übrigens ausserdem sehr gute Dienste geleistet hat, steht z. B., dass der Engländer dem Fremden nicht freundlich entgegenkomme; dass man erst in einigen Familien bekannt sein müsse, um, wie bei uns, zu- vorkommend behandelt zu werden, war mir ausser- dem auch vielfach mitgethcilt worden. Ausser von Polizei-Männern erhielte man nur selten von Eng- ländern Auskunft, und wenn man diese noch so freundlich frage. Ich liebe auf Reisen in fremden Ländern mit dem Volke umzugehen, da dieses die einzige Art ist, dieses einigcrmassen kennen zu lernen; es wurde mir schwer, grade in England, wo mir so viel Neues und Schönes entgegentreten sollte, von einer lieb- gewonnenen Sitte abweichen zu müssen. Jedoch schon nach kurzer Zeit fand ich in England eben- falls, was ich bei allen gesitteten Völkern gefunden, dass man den Fremden freundlich entgegenkam und jhnen allenthalben Auskunft zu geben bereit war. So wagte ich es auch alsbald, ohne grade beson- ders der englischen Sprache mächtig zu sein, allein durch die Strassen, besonders der Vorstädte, zu gehen, um von den gärtnerischen Zuständen der- selben Kenntniss zu nehmen. Schon in der Einladung hatte der Ausschuss mit dem Vorstande in London, welche beide die Vorarbeiten und die Leitung der internationalen Ausstellung und des botanischen Kongresses über- nommen, ausgesprochen, dass besonders die Gast- freundschaft, welche englische Botaniker, Gärtner und Pflanzenfreunde auf dem Festlande, vor xVllem während der beiden intelnationalen Ausstellungen 23 186 in Brüssel und Amsterdam, gefundeu, Veranlassung gegeben habe, den Bewohnern des Festlandes eben- falls den Beweis zu liefern, dass man auch in dem Inselreiche versteht, die Gastfreundschaft, diese so schöne und zugleich edele Tugend, zu würdigen. Jedermann, der der freundlichen Einladung gefolgt ist, wird mir gewiss darin beistimmen, dass von Seiten der Engländer in der That auch Alles ge- schah , um den Fremden den Aufenthalt so ange- nehm als möglich zu machen. Man überbot sich in Festlichkeiten, welche den letzteren zu Ehren gegeben wurden, und trat allenthalben mit Zuvor- kommenheit, ja man muss gestehen, mit Herzhch- kelt, ihnen entgegen. Die internationale Ausstellung fand auf dersel- ben Stelle statt, wo die erste Welt-Ausstellung zu Stande gekommen war, in Süd-Kensington, einem der schönsten westlichen Stadttheile des grossen Lon- don's, niclit weit von dem bekannten Kensington- Museum und dicht am Garten der Königlichen Gar- tenbau-Gesellschaft, von dem ihn nur die Querge- bäude trennten. Der Garten selbst stand in sofern mit der Ausstellung in Verbindung, als er in den Tagen vom 22. bis 25. Mai den Besuchern geöffnet war und man die dort auf beiden Seiten befindli- chen Hallen zur Aufnahme der zum Gartenbau ge- hörigen Gegenstände benutzt hatte. Es war dieses eine um so grössere Annehmlichkeit, als man sich von den Anstrengungen des Sehens einigermasseu hier wieder in der freien Luft erholen konnte. Man hatte auch Musikchöre aufgestellt, um eine Abwech- selung herbeizuführen. Die Ausstellung geschah unter 7 Zelten, doch so, dass Licht auch von oben einfallen konnte und hinreichend und überall gleich vorhanden war. Die Zelte selbst standen genau zusammen und waren nur durch die eisernen Träger von einander ge- schieden, so dass man ungehindert von dem einen in das andere gehen konnte und auch die aufge- stellten Gruppen von dem einen Zelte in das andere ragten. Nur Orchideen, Aroideen, neue Pflanzen 11. s. w. waren durch eine Leinwand- Wand von dem,! übrigen Eaume getrennt und nahmen das äusserste ! Zelt nach Osten ein. Die Länge der Zelte betrug nicht weniger als 420, die Breite aller 7, welche dicht neben einan- der dachförmig aufgestellt waren, hingegen 245Fuss. C)bwohl nur an den Seiten der am äussersten lie- genden Zelte, sowie am Ende derselben. Wände, um den ganzen Eaum abzuscbliessen, vcu'handen waren, so wird man sich doch kaum einen Begriff davon machen können, welche Menge Leinwand gebraucht wurde. Nach einer Mittheilung, welche ich in einer politischen Zeitschrift fand, waren von ihr nicht weniger als 162,980 Quadratfuss nöthig. Ma« war dieses Mal in der Aufstellung der Pflanzen von dem in England gewöhnlichen Ver- fahren abgewichen, indem man dem Aesthetischen mehr Rechnung getragen hatte. Wie man mir be- richtete, geschah früher die Aufstellung in der Weise, dass jede ausgestellte Pflanze einen Ständer erhielt , um den man bequem ringsherum gehen konnte. Es war dieses auch um so mehr noth- wendig gewesen, da jede Pflanze eine Schaupflanze war und zu ihrer Beurtheilung auch eine Aufstel- lung verlangte, wo sie nach allen Seiten hin be- sehen werden konnte. Bei Gelegenheit der grossen Industrie- Ausstellungen, wo selbst die Produkte eine ästhetische Aufstellung erhalten hatten, konnte man in Betreft" der Pflanzen um so weniger zurückblei- ben, als diese ja an und für sich dem Schönheits- Gefühl noch mehr huldigen mussten. Man hatte damals dekorative Aufstellungen versucht, ohne je- doch, nach den uns zugekommenen Berichten von Augenzeugen, Kesultate erreicht zu haben, im Ge- gentheil waren bei beiden Pflanzen- Ausstellungen grosse Verstösse gegen die Aesthetik vorgekommen. Wenn ich auch keineswegs mit der Aufstellung, wie sie in den Tagen vom 22. bis 25. Mai statt- gefunden, im Ganzen zufriedengestellt war und Manches, besonders bei der Felsengruppe, anders gruppirt gewünscht hätte, zumal so schönes Ma- terial zu Gebote stand, so muss man doch auch andererseits anerkennen, dass der Gedanke, der dem Ganzen zu Grunde lag, ein zweckentsprechender genannt werden konnte. Der Boden war wellen- förmig bewegt; man hatte in der Regel die Gruppen auf den Höhen der Wellen angebracht, während die sehr geräumigen Wege die Niederungen einnahmen. Vor Allem nahm sich die bereits erwähnte Felsen- parthie sehr gut mit dem Wasser aus; ebenso wa- ren die beiden seitlichen, abschüssigen Ebenen, die mit Rhododendren treffend bepflanzt waren, gut an- gelegt. In Betreff der Aufstellung von Pflanzen blieb leider jedoch bei der ersteren viel zu wün- schen übrig und hätte Manches mit leichter IMühe besser arrangirt werden können. Jedem Aussteller war es selbst überlassen wor- den, seine Pflanzen so aufzustellen, wie er es für gut hielt. Eigentliche Dekorations-Pflanzen waren, ausser 4 schönen Baumfaruen aus dem Sydeniiam- Palast, nirgends zur Verschönerung des Ganzen an- gebracht. In den Ecken des grossen Raumes hatte man Koniferen- Sammlungen aufgestellt, während die Blüthensträucher sich mehr in der Jlitte be- fanden. Da jede Pflanze Schaupflanze oder neue Einführung war, so hätte man auch, wenn man sie näher zusammengestellt hätte, einen Fehlgriff gemacht; so war stets zwischen 2 Exemplaren so viel Eaum vorhanden, dass ein jedes für sich be- 187 » seilen und deninacli aiicli beurtlieilt werden konnte. Es wurde dieses inn so mehr erleichtert, als der zu Aufstellungen benutzte Raum in der Regel eine hügelige Erhöhung bildete. Schmale rothe, wenig sichtbare Bänder bildeten die Grenze zwischen den Pflanzen der verschiedenen Aussteller, so dass auch dieser Umstand das Schonheitsgcfühl nicht beein- trächtigte, während der ganze Hügel mit seinen Pflanzen im Gcgcntheil etwas Abgeschlossenes, für sich Bestehendes bildete. Die Frage, ob in einer Ausstellung von Pflan- zen das ästhetische Prinzip, welche auch in London ■wiederum zur Sprache kam, massgebend sein soll, bedarf meiner Ansicht nach gar keiner weiteren Erörterung, denn sie beantwortet sich von selbst mit „ja". Dass man namentlich Pflanzen, bei deren Erziehung der Gärtner schon das Schonheitsgcfühl walten lässt, nicht wie Soldaten der Reihe und der Grösse nach, wie es in der That einmal der Ku- rator einer ausländischen Universität von dem Di- i'ektor des dortigen botanischen Gartens . verlangte, aufstellt oder, wie in einem IJerbar, in systemati- scher Folge nicht neben einander anreiht, ist eine Sache, die gar keiner weiteren Besprechung bedarf. "Wird doch jeder Fabrikant oder Kaufmann seinen AVaurcn nicht minder eine möglichst schöne Auf- stellung geben! Und Gärtner sollten es in Pflanzen- Ausstellungen nicht? Auf der andern Seite darf aber das Schönheits- gefüld bei Ausstellungen auch nicht zu sehr in den Vordergrund gestellt oder gar übertrieben werden; noch weniger sind Mittel, um das Landscliaftliche zu erhöhen, in Anwendung zu bringen, sobald da- durch der eigentliche Zweck verfehlt wird. Leider geschieht dieses aber auf dem Kontinente gar zu oft. Wasserkünste aller Art, Felsenparthien, Brük- ken mit Wasserfällen u. s. w. treten in den Vorder- grund und die Ausstellungs-Pflanzen sind Neben- sache. Solche landschaftliche Ausschmückungen mö- gen in grossen Parks ihre Berechtigung finden, in Ausstellungen sind sie völlig verfehlt. Wenn in kleineren Städten Deutschlands das Dekorative in den Ausstellungen oft vorherrscht, so liegt der Grund meist darin, dass dort in der Kegel die Kultur der einzelnen Pflanzen zu schlecht ist, als dass diese einzeln betrachtet werden könn- ten. Man sucht durch das dichte Zusammenstellen der einzelnen Exemplare schlechte Kultur zu ver- decken. Gartenbau -Vereine sollten gegen derglei- chen Ausstellungen ihren ganzen Einfluss zur Gel- tung bringen und dahin zu wirken suchen, dass alle Pflanzen, welche zur Ausstellung kommen, auch möglichst gut kultivirt sind und demnach auch ein- zeln betrachtet werden können. Nur wenn auch das Einzelne seine Berücksichtigung erhält, ist eine Pflanzen-Ausstellung gerechtfertigt und wird weiter nicht verfehlen, ihren Einfluss auszuüben. Die Londoner Ausstellung enthielt nur Pflan- ; zen von ausgezeichneter Kultur; eben deshalb be- i zweifeln wir, dass irgend eine Ausstellung, die iVü- , her stattgefunden, ihr an die Seite gestellt werden kann. Sie war in der That einzig in ihrer Art. Nicht weniger als 344 Aussteller hatten das Beste, was ihre Gärten besassen, zur Verfügung gestellt. Dass der allergrösste Theil derselben aus Englän- dern bestand, lässt sich wohl denken. Schaupflanzen aus weiter Ferne möchten auch wohl kaum so gut und unbeschädigt in London angekommen sein, um daselbst mit englischen Züchtungen wetteifern zu können. Dieses mochte wohl auch die Ursache sein, warum das Ausland in London verhältnissmässig sehr wenig vertreten war, denn unter den 344 Aus- stellern befanden sich 325 aus dem Liselreiche und nur 19 vom Kontinente. Von diesen waren wie- derum 8 Franzosen, 7 Belgier, 2 Deutsche und 2 Holländer. Um so ehrenvoller war es aber für die Ausländer, und vor Allem für die Belgier, dass Einer von den letzteren (Linden in Brüssel) in der Abtheilung der neuen Pflanzen doch den ersten Preis davongetragen hat. Ich wiederhole nochmals: die Pflanzen der Aus- stellung in London befassen fast ohne Ausnahme eine vorzügliche Kultur, und doch war es monoton, so auffallend dieses auch klingen mag. Die Blü- thensträucher herrschten zu sehr vor. Aber selbst in ihnen sprach sich deshalb eine Einförmigkeit aus, weil in der Regel sich dieselben Arten immer wiederholten und zu oft vertreten waren. Es be- trifi't dieses nicht etwa allein die chinesischen Aza- leen, welche meist in 5 bis 7 Fuss hohen Pyrami- den vorhanden waren und mit ihrem immer sich wiederholenden Roth und Weiss das Auge schliess- lich ermüdeten; es gilt dieses mehr oder minder auch von den sonst in meisterhafter Kultur befind- liehen Eriken und von den übrigen, diesen entspre- chenden Pflanzen. Dieselben Arten und Formen kamen zu häufig vor. Erica Cavendishii, ventri- cosa, tricolor, Adenandra speciosa, Boronia tetran- dra, Pimelia Hendersoni, Dracoph^yllum gracile, Eriostemum intermedium, Genetyllis tulipifera, Po- ! Ivgala Dalmaisiana waren zu oft in gleicher Schön- heit vorhanden, obwohl sonst jedes Exemplar in allen Ausstellungen des Kontinentes eine Zierde ge- wesen wäre. Es fehlten vor Allem Blattpflanzen des Warm- hauses, wie wir sie bei uns, selbst in Ausstellungen kleinerer Städte, zu sehen gewohnt sind; sie waren nur in einzelnen Exemplaren unter den neueren und neuesten Pflanzen vorhanden. Die Aroideeu 23* 188 ■waren in dieser Hinsicht reich vertreten, weniger Dracäneen und \ ucceen, mehr noch Agaveen; Ara- liaceen, Theophrasteen und diesen sich anschlies- sende Pflanzen fanden sich ebenfalls nur in sehr geryiger Anzahl vor. Selbst die Baumfarue, sowie die des Warmhauses, fehlten in grösserer Menge; dagegen fanden sich solche Farne wiederum zahl- reich vor, welche (in England) im Freien vorkom- men und gedeihen. Von der grossen und in jeg- licher Hinsicht auch für die Gartenkunst und für Ausstellungen wichtigen Familie der Bromeliaceen war nur eine einzige Art voi-handen. Bevor ich in das Einzelne übergehe, möge es mir erlaubt sein, auf einen Gegenstand aufmerksam zu macheu und diesen unseren Ausstellern zur Be- rücksichtigung zu empfehlen. Es sind dieses die Etiketten. Unsere Aussteller legen auf deutliche und gute Etiketten viel zu wenig Werth; besonders in Gruppen sind die Pflanzen sehr oft mit gar kei- nen Jsamen versehen oder diese sind auf so kleine Etiketten geschrieben, ausserdem aber noch so an- gebracht, dass sie im eigentlichen kSiinie des Wor- tes für den Besucher der Ausstellung gar nicht existiren, dieser sich also in Betreff des Namens nicht belehren kann. In den Räumen der interna- tionalen Ausstellung in London fanden sich dage- gen die Namen der Pflanzen sehr leserlich ge- schrieben, und zwar auf grossen und runden Eti- ketten, vor; diese selbst waren am Ende eines weit herausragenden Stabes angebracht, so dass die dar- auf befindlichen Namen selbst aus grösserer Ferne gelesen werden konnten. Fünferlei Pflanzen waren es besonders, welche in der Londoner Ausstellung einen grossen Ein- druck auf mich gemacht haben und welche in dieser Plinsicht in keiner der früher von mir besichtigten Ausstellungen in solcher Vollkommenheit vorhanden waren: die Rosen, die Pelargonien, besonders die buntbliittrigen , die haideartigen Schaupflanzen, die Masse der Orchideen und schliesslich die Weintrau- ben. In diesen 5 Punkten stand die Londoner Ausstellung, wie gesagt, unerreichbar da. Ich beginne bei der Spezifizirung niit den Blütliensträucliern und zwar zunächst mit den Rosen. Als ich vor nun 4 Jahren in Mainz in der ersten allgemeinen deutschen Ausstellung ge- triebene Rosen fand, wie ich bis dahin die Königin der Blumen in solcher Vollkommenheit noch nicht gesehen, wähnte ich mit manchem meiner Freunde, dass eine solche Kultur nicht überfroffen werden möchte. Und wie weit wurden die schönen Rosen von Mainz jetzt von denen in London übertroffen! Blumen von oft 5 und selbst G Zoll im Durchmes- sei" gehörten keineswegs zu den Seltenheiten, die Pracht der Farbe trat aber aus dem gesättigten Grün des vollkommen entwickelten Laubes in der schönsten Harnionie hervor. 8 Aufgaben waren gestellt mit 25 Preisen, die zusammen aus nicht weniger als 79 Pfund Sterling (53(.)s Thlr) bestanden; nach unseren kontinentalen Verhältnissen gewiss eine hübsche Summe für eine einzige Flur, die allerdings auch die erste Berück- sichtigung verdient. Die bei uns ebenfalls hinläng- lich bekannten Rosenzüchter Paul t^ Son, sowie William Paul, hatten das Meiste und Vorzüg- lichste geliefert. Es dürfte von Interesse sein, die Namen der Sorten zu erfahren, welche, obwohl bei uns zum grössten Theil bekannt, besonders den Beifall der Besucher in England erhielten. Unter den remontirenden und Bourbon - Rosen bemerkte ich demnach besonders: Victor Verdier, Jules Mar- gottin, Fran^ois I^acharme, Olivier Delhorame, Laelia, Vicomte ^'ig■uier, Elisabeth Vigneron, General Jac- queminot, Scnytcnr Va'i'sse, Auguste Mie, Charles Lawson, John lloppcr, Paul Perras, Professor Koch und Beautv of ^^";lltha)n ; unter den Theerosen hin- gegen: Souvenir dun ami, President, Jladame ^\ il- lermoz, Vicomtesse de Cazes, Duc de Magenta, Madame Daniaizin, Comtesse de Brossard und Alba rosea. Von den NoisetteRosen sah ich schliesslich ein schönes Exemplar der Celine Forestier. (Fortsetzung fulyt.) Das Yerliältiiiss der Fruclit zuiii liauiii. Ein Fingerzeig für Obstzüchter. In der eben erhaltenen Nummer der Revue horticole hat ein Obstzüchter in Montreuil bei Paris eine interessante Abhandlung über die Krankheiten der Früchte oder vielmehr über das Verhältniss derselben zum Baume, dem sie entnommen, veröf- fentlicht, auf die wir im Interesse des Obstbaues etwas näher eingehen wollen. Wenn auch die Zeit zum Glück vorüber ist, wo man den Obstbaum mit einem Forstbaume verglich , den man nur zu pflanzen habe, alles Uebrige, und ganz besonders das Fruchttragen, sei dem lieben Gott zu überlas- sen; so gibt man ihm doch immer noch nicht die Sorgfalt, welche er um so mehr verdient, um fei- nere und bessere Früchte hervorzubringen. Der Obstzüchter Lahaye schreibt in besagter Abhandlung, dass ihn ein genaues Studium gelehrt habe, dass nicht ungünstige Witterung, vor Allem Nebel, wie man gewöhnlich glaubt, die Flecke auf den Früchten, besonders auf Birnen, hervorliringe, sondern dass diese einen tieferen Grund haben. Die Art und Weise, wie der Baum in seiner ersten Jugend behandelt ist, wie er veredelt wurde, wie 189 er seinen Standort erhielt und wie man den Scbnitt handhabte, hat zunächät auf die spätere P^ntwicke- lung des Baumes einen sehr grossen Einfluss, nicht minder aber auf die Schönheit der Frucht. Gut ist es, den Baum jung zu pflanzen, ihn nicht un- nöthig zu verschueidcn oder gar zu verstümmehi und mit einer Sorte zu veredehi, die ihm möglichst verwandt ist. Auf den letzteren Umstand, der in Frankreich sehr berücksichtigt wird, legt man lei- der bei uns in Deutschland, selbst zum Theil in besseren Baumschulen, nur wenig Werth. Befindet sich der Baum in einem kräftigen Zu- stande und man will gute Früchte haben, so ist es vor Allem nothwendig, dass die Kinde des Stammes und der Aeste möglichst rein und glatt erhalten werde. Man muss die grösste Sorgfalt darauf ver- wenden, alte abgelebte Rindenstücke, da sich gern Moose und Flechten an ihnen erzeugen und sie auch ferner allerhand schädlichen Insekten einen guten Aufenthalt geben, zu entfernen und dem- nächst das richtige Verhältniss zwischen Laub- und Fruchtaugen her^itelleu. Dies geschieht bekanntlich durch das Einkneipen (Pinciren) am besten , ohne dabei jedoch des Guten zu viel zu thuu. Alte Rinden faulen, besonders bei regnerischem Wetter, sehr leicht und die dadurch erzeugten Flüs- sigkeiten werden in den Kreislauf des guten Nah- rungssaftes, den sie dadurch verschlechtern, gebracht.' Daraus ergibt sich eine Reihe von ungünstigen Zu- ständen, welche während der ganzen Vegetation, vom Ausschlagen der Blätter und von der Entwik- kelung der Blüthen an bis zur Vollendung der Frucht, ihren Eintluss geltend machen. Man schiebt heut' zu Tage sehr oft die Schuld der sclilechten Früchte auf das Degeneriren der Sorte, die sich, wie man sagt, überlebt habe. Es ist dieses eine ganz falsche Ansicht, denn Lahaye hat grade bei dergleichen Sorten, welche sich über- lebt haben sollten, bei rationeller Behandlung des Baumes die schönsten Früchte erhalten, während diese bei neueren Sorten, wenn die Bäume nicht gut behandelt wurden, schlecht ausfielen. Mit der Auswahl der Edelreiser ist man keineswegs in der Regel sorgfältig genug. Nimmt man diese von gesunden, kräftigen Aesten und bringt sie auf ent- sprechende Unterlagen, so kann man sicher sein, dass auch die älteste Sorte, die sich schon längst überlebt haben soll, ebenfalls vorzügliche und nicht degenerirte Früchte gibt. Ausserdem üben aber auch die Boden -Verhält- nisse einen mächtigen Einfluss auf die Schönheit der Früchte aus. Und warum sollten sie es auch nicht, da die Wurzeln des Baumes im Boden sich befestigen und die Aufnahme von Nahrungsst offen vermitteln? Der beste Boden ist nach Lahaye's Meinung, wenn auch nicht grade ein jungfräulicher, so doch ein möglichst frischer und in der Kultur junger. Gemischte Erden, namentlich wenn sie durch Dünger allmählig eine schwarze Färbung er- halten haben, führen eine Anzahl nachtheiliger Wir- kungen mit sich. Thoniger und dem entsprechender Boden hat oft Bleichsucht und ähnliche Erschei- nungen zur Folge. Sumpfiger Boden und Fluss- ränder sind dagegen (ift Ursache, dass die Früchte, wenn auch nicht grade Flecken, so doch eine Menge kleiner und grauer Punkte erhalten, welche nicht allein die Schönheit der Früchte beeinträchtigen, sondern auch auf ihre Aufbewahrung nachtheilig einwirken. Es sind dieses Eri'ahrungen, die wenig- stens in der, Umgegend von Paris gemacht sind. Lahaye erzählt von einem Birnbäume (St. Ger- main), der die ganze Facade eines Hauses bedeckte, an dessen Stamm leider aber immer ein Haufen schmutziger Stoffe und Kothes lag. Die Folge da- von war, dass die Früchte alle Jahre Flecken er- hielten und trotz aller Mühe, die man sich gab, nicht lange erhalten werden konnten. Dabei war trotzdem die Rinde des Stammes und der Aeste in der grössten Sauberkeit erhalten. Schlechte Dünste üben im Allgemeinen den- selben Einfluss aus. Befinden sich Birn - Spaliere an den Wänden von Ställen und es sind Thüren oder sonstige Oeflnungen vorhanden, durch welche die Dünste aus dem Innern mit den Spalieren in Berührung kommen, so kann man sicher sein, auch fehlerhafte und schlechtere Früchte zu erhalten, wenn diese vielleicht auch äusserlich gut aussehen. Auf gleiche Weise erhält man von Birnbäumen mit späten Früchten, wo Geflügel mancher Art seinen Aufenthalt hat, dergleichen, welche ausserdem eine lange Zeit währen, obwohl sie dabei oft gross sind und in der Regel auch ein gutes Aussehen be- sitzen. Im Frühjahre 18ü5 machte Lahaye in der Nähe von Paris folgende Beobachtung. Der Winter hatte, wie in Deutschland, bis zum 1. April, wo es zu thauen anfing, gewährt; damit trat aber das schönste Wetter ein. Alle Birnbäume, welche in einem guten Zustande sich befanden und dem ent- sprechend behandelt worden waren, schlugen rasch aus und waren bald mit Blüthen und Blättern be- deckt. Jede Knospe enthielt S bis 10 ziemlich grosse Blüthen. Bei den schlecht gehaltenen Bäu- men kamen diese aber nur unvollkommen zur Ent- wickelung, ein Drittel blieb sogar ganz zurück oder ging zeitig wieder zu Grunde. Auch die Blätter, welche im Allgemeinen später erschienen, hatten kein gutes Ansehen und kräuselten sich etwas. Es ergoss sich selbst bisweilen eine gunnnige blasse auf die Oberfläche und trug zur Verderbniss der- 190 selben wiederum bei. Niciit wenige Knospen waren sogar überhaupt nicht ausgetrieben. Wenn man nun sagt, dass der Nebel und die sonstigen ungünstigen Witterungs- Verhältnisse des April die Flecken bedingen, so fallen bei dem wun- derschönen Monate des vorigen Jalircs diese Gründe ■weg. Und doch fanden sich dieselben Flecken, wie früher, an den Früchten vor, obwohl es ausserdem sehr wenig geregnet hatte und der ganze Sommer ein ausnehmend warmer und schöner gewesen war. Lahaye beobachtete genau, dass jeder Regen, der bei gut gehaltenen Bäumen den besten Einfluss aus- übte, bei schlecht gehaltenen im Gegentheil nach- theilig einwirkte. Grade die grosse Wärme des Sommers begünstigte nach einem liegen die Fäul- niss der abgestorbenen Rinde und die Aufnahme der schlechten Stoti'e in den allgemeinen Kreislauf. In je schlechterem Zustande die Rinde des Stam- mes und der Aeste sich befanden, um so häufiger und zahlreicher zeigten sich die Flecken und um so weniger hielten sich die Früchte für die Dauer der Zeit. Ausserdem fielen Viele, denen im An- fange gleich die gute Nahrung zu sehr fehlte, schon zeitig ab. Lahaje hatte in dem Fruchtkeller seine Win- tei-früchte genau verzeichnet und fand durchaus, dass das Ansehen und die Früchte, ebenso wie ihre Haltbarkeit, im genauesten Zusammenhange mit dem Zustande des Baumes standen. Auch wenn er es nicht schriftlich angemerkt hätte, würde er doch im Staude gewesen sein, die Bäume zu bezeichnen, von denen die Früchte entnommen waren. Von der Untersucliung der Früchte ist Lahaye auf die der Kerne, resp. Samen, übergegangen und hat auch hier den innigsten Zusammenhang gefunden. Wie die Früchte von schlecht gehaltenen Bäumen bemüht sind, die schlechten Substanzen, welche sie mit dem Nahrungssaft erhalten, auf der Oberfläche auszuscheiden und damit durch das stellenweise An- sammeln und Eintiocknen die fleckigen Stellen ent- stehen, so verhält es sich auch mit den Kernen, resp. Samen. Man sieht dieses zwar schon an den Samenschalen, und zwar vorherrschend am obern Theile, noch mehr aber, wenn man diese entfernt, an den Kotyledonen. Namentlich besitzen die Wiutcr-Dechantsbirnen, welche von schlecht gehaltenen Bäumen entnommen sind, stets Flecken; untersucht man die Kerne, so findet man auch diese mit einer gummösen, oft kör- nigen Masse überzogen. Setzt man die Untersu- chungen etwas genauer fort, so sieht man kleine Stücken der klebrigen Masse mit Spuren der Des- organisation auf den Samenschalen, besonders nach dem einen dickeren Ende zu. Es ist eigenthümlich, dass diese Erscheinung bei fleckigen Früchten kei- neswegs nur bei einzelnen Kernen zu sehen i^t, alle haben sie gleichmässig. Diese Untersuchungen gaben Lahaye ferner Gelegenheit, noch eine andere Bemerkung an feh- lerhaften und schlechten Früchten zu machen. Es kommt nämlich vor, dass der Keim bisweilen schon in der Frucht an den Kernen bis zu einem ge- wissen Punkte entwickelt ist. Diese Kerne kommen bei der Aussaat auch früher hervor. Ausserdem, und namentlich bei den ersten Blättern, findet sich aber nichts Bemerkenswerthes vor. Eine weitere Folge der schlecht entwickelten Knospen und der aus ihnen hervorgegangenen Blü- then ist nach Lahaye das Fehlschlagen der Kerne in den Früchten , so dass deren in den einzelnen Fächern nur wenige vorhanden sind. Ob dieses wirklich immer der Fall ist, möchten wir bezwei- feln, da es eine bekannte Thatsache ist, dass das Fehlschlagen der Embryonen bei den Thieren und der Samen bei den Kulturpflanzen seinen Grund auch in einer zu reichlichen Ernährung hat. Wir haben dieses ganz besonders bei riesigen Exem- plaren der Belle Angevine und anderer Birnen, die wir in Frankreich zu untersuchen Gelegenheit hat- ten, gesehen. Eigenthümlich ist es, dass Lahaye im Allge- meinen an den Aepfeln weniger Fehler fand ; es möchte dieses darauf hindeuten, dass der Apfelbaum auch weniger empfindlich ist. Bei dem Steinobste traten die Unterschiede in den Kernen oder Man- deln , welche von guten und schlechten Bäumen stammten, ebenfalls weniger deutlich hervor. La- haye stellte besonders \'trgleiche mit Früchten von älteren und jüngeren Spalierbäumen an, wobei sich in der Regel fand, dass die der letzteren sich in einem bessern Zustande befanden; bei den erstercn hingegen waren sie zum Theil ganz fehlgeschlagen oder doch ruiizlicli. Bei I'firsichbäuracn , wo ein Ast aus Alter abzusterben im Begriif ist, sind die Kerne bereits im schlechtesten Zustande, ja sie schlagen selbst mehr oder weniger fehl und sind unvollkommen entwickelt. Eine schlecht geformte Steinfrucht wird stets auch einen schlechten, entweder unvollkommen oder doch wenigstens nicht vollständig entwickelten Kern einschliessen. Wo die Fruchtzweige schadhaft sind, werden auch die Kerne mehr oder weniger die Spuren der Verkümmerung und des Verderbnisses an sich tragen. Sobald ein Pfirsichbaum vom Mehl- thau befallen ist, sind auch die Früchte fleckig und die Krone ist mehr oder weniger erkrankt. Auf gleiche W^eise verhält es sich mit den Aprikosen-, Pflaumen- und Kirschbäumen, resp. Früchten. Lahaye hat schliesslich auch vergleichende 191 Untersuchungen angestellt, wie sich die Sämlinge von den Früchten, welche gut oder schlecht gehal- tenen oder mehr oder weniger erkrankten Bäumen entnommen sind, verhalten. Dazu gehört allerdings eine längere Zeit, als er bis jetzt darauf verwendet hat. Aber doch möchte schon jetzt als richtig an- genommen werden können, dass Pfirsiche von be- fallenen oder sonst kranken Bäumen auch nur Säm- linge von einer schlechten Konstitution geben, denen man es schon ansieht. Dergleichen Sämlinge müssen ohne Weiteres weggeworfen werden. Tiilliiini sessile L. iiiid discolor (iray. Zwei zu empfehlende Stauden. Oft schon haben wir eine grössere Berücksich- tigung der Stauden emiifohlen, besonders für grös- sere Gärten, wo nicht bedeutende Mittel zu Gebote stehen und wo man diese doch stets mit Pflanzen und Blumen geschmückt haben will. Wir empfehlen deshalb jetzt 2 Pflanzen aus der Familie der Smi- laceen um so mehr, als auch die Blätter bunt ge- zeichnet sind und daher zu denen gehören, welche neuerdings von Liebhabern besonders gesucht wer- den. Beide Pflanzen verdienen vor vielen anderen, welche in den Sammlungen buntblättriger Pflanzen aufgefiihrt werden, um so mehr den Vorzug, als die Zeichnung auf den Blättern nicht erst in Folge der Kultur oder irgend einer anderen Ursache ent- standen, sondern ursprünglich vorhanden ist und in der Xatur der Pflanze liegt. Nur die eine wird hier und da unter den buntblättrigen Pflanzen mit der näheren Bezeichnung „foliis variegatis" aufge- führt, als wenn es eine Hauptform gäbe, wo die Zeichnung auf den Blättern nicht vorhanden wäre. Trillium sessile ist schon sehr lange in botani- schen Gärten, denn Philipp Miller kennt es schon in der Mitte des vorigen Jahrhundertes, während Tr. discolor erst gegen das Ende der zwanziger Jahre in England eingeführt und durch die Abbil- dung im botanical Jlagazine (auf der 3097. Tafel) bekannt wurde. In die Gärten der Privaten und Handelsgärtner scheint die Pflanze damals nicht weiter gekommen zu sein^ denn wir haben sie nir- gends in einem Verzeichnisse gefunden. Neuerdings hat aber der KvTnstgärtner Gorpe in Berlin, wel- cher sich längere Zeit in Nord-Amerika aufgehalten hat, das Verdienst, sie von Neuem eingeführt und dem botanischen Garten in Berlin mitgetheilt zu haben, wo wir sie in diesem Jahre zuerst blühend beobachten konnten. Trillium mag jetzt ungefähr 12 bis 15 Arten zählen, welche sämmtlich in Nord-Amerika wachsen. Die Zahl derer, die beschrieben sind, ist aber grös- ser, da Formen für Arten gehalten wurden. Es sind lauter Pflanzen, welche unserer einheimischen Paris quadrifolia L. sehr ähnlich sind und auch das- selbe Wachsthum haben, sich aber dadurch unter- scheiden, dass bei letzterer die Vier-, bei Trillium hingegen die Dreizahl vorherrscht. Darauf haben auch die Benennungen Uerba Paris, welche schon Konrad Gesner und Dodonäus gebraucht und die keineswegs dem Trojaner Paris entnommen, sondern wegen der 2-paarigen Blätter und Blüthen- theile gebraucht wurden, und Trillium (mit der Drei- zahl) ihren Ursprung erhalten. Paris quadrifolia ist bekanntlich eine narko- tisch-wirkende Pflanze, die bei den Botanikern des Mittelalters sogar den Namen Solanum furiosum führte; von den Arten des Geschlechtes Trillium sind zwar keine sehr giftigen Eigenschaften bekannt, aber doch werden im Vaterlande Wurzel und Bee- ren als scharfe Büttel bei verschiedenen Krankheiten benutzt. Dieses mag wohl auch die Ursache sein, warum die Botaniker vor Linne auch diese als Nachtschatten oder Solanum aufführten. Trillium discolor Gr. ist schöner, als Tr. sessile L., weil die breitereu Blätter, welche am Ende des sonst nackten und G — 9 Zoll hohen Sten- gels die einzige sitzende Blüthe umgeben, deutlicher mit helleren und ziemlich grossen Flecken gezeich- net sind. Beide sonst nahe stehende Arten unter- scheiden sich ausserdem noch dadurch, dass die grünen, schmal - elliptischen Kelchblätter bei Tr. sessile viel kürzer sind, als die braunen Blumen- blätter, während das Verhältniss beider Blüthenhüll- theile bei Tr. discolor weniger ungleich ist. Bei dieser überragen die Staubgefässe den Fruchtknoten mit den Narben kaum etwas, bei jener bedeutend. Ludwig Schrötei's Haiisgärteu. Liebe zu Pflanzen und Blumen bricht sich immer mehr Bahn. Das ersieht man aus den zahlreichen kleineren und grösseren Schriften, welche in neue- ster Zeit über den Gartenbau handeln oder einzelne Theile daraus zum Clegenstande einer Bearbeitung ma- chen. Vorliegendes Buch, was den Inspektor der Gärt- ner-Lehranstalt in Köthen, Ludwig Schröter, zum Verfasser hat, umfasst das Ganze. Sein Augen- meik ist dabei hauptsächlich auf den Liebhaber be- rechnet, der in kleineren Orten der Provinz wohnt, wo ihm zwar Land genug, aber nicht übermässige Mittel zu Gebote stehen. In dieser Hinsicht ent- spricht das Buch seinem Zwecke; es wird Jeder- mann eine Anleitung, wie er es am besten macht, erhalten und dadurch in den Staaid gesetzt sein, seine nächste Umgebung zu verschönern. Das ist ja schliesslich die Aufgabe eines jeden gebildeten Menschen. 192 Der Verfasser bringt sein Bucli in 4 grosse Theile; in dem ersten beliandelt er den Blumen- garten. Es scheint uns. als wenn er diesen mit be- sonderer Vorliebe behandelt hätte, denn er spricht mit Leichtigkeit und Kürze von Allem, was zu diesem notlnvendig ist. Besonders muss die letztere Vielen, denen die Auswahl schwer wird, angenehm sein. Viele Autoren fehlen dadurch, dass sie durch Aufführung einer langen Keiiie von Pflanzen, luiter denen dann doch nothwendiger Weise auch immer uiittelmässige sein werden, den Laien unsicher ma- chen und dieser schliesslich bisweilen gar keine Auswahl trifft, während wenige ciiipfuhleiie Pflan- zen den Liebhaber viel mehr dazu bestimmen, sel- bige sich anzuschaffen. iJan muss den Laien gar keine Auswahl lassen, und ihn bestimmt auf einige Pflanzen hinweisen. Tnter den Ampelpflanzen ver- missen wir die Hartwegia comosa (Anthericum vi- viparum der Gärten). Auch dürfte unser gewöhn- licher Gundermann ( Glechoma htderaceum) ganz vorzüglich dazu sich eignen. T^nter den Hyazinthen haben wir einige sehr verbreitete Sorten nicht ge- funden und hätten dagegen andere gern vermisst. Im zweiten Theile, der vom Gemüsegarten handelt, wird nur auf das, was zur gewöhnlichen Hausmannskost gehört, llücksicht genommen; fremde Gemüsesorten, sowie künstliche Methoden, sucht man vergebens. Wir freuen uns, dass der Verfasser einen grossen Werth auf das Gewinnen der Säme- reien legt. Wer gutes Gemüse bauen will, muss sich auch den Samen selbst heranziehen, denn nur dann weiss er, dass er ihn von den besten Pflan- zen und Frücliten genomnien und demnach auch wiederum vorzügliche Waare erhalten mu>s. Auch der Obstgarten erliält Beachtung, freilich in zu grosser Kürze. Wer Obst heranziehen und sieh belehren will, der muss allerdings etwas lesen, was speziell darüber handelt. Auf 40 Seiten lässt sich nicht viel sagen, zumal doch auch die Auf- zählung und Beschreibung der zu empfehlenden Sor- ten ausserdem Raum in Anspruch nimmt. Wie kom- men aber die Erdbeeren unter die Fruchtsträucher? Im letzten Theile, der die Gewächshäuser, Mist- beete und Erdmagazinc behandelt, erhält man nur aphoristisch Kenntniss von dem Einen oder Andern. Wir hätten gewünscht, dass der Verfasser dafür lieber seine Erfahrungen über Zimmcrkultur mitge- theilt, da grade hier die meisten Laien oft rathlos sind. Das Verpflanzen der Topfgewächse und das Treiben der Zwiebelgewächse ist recht gut behan- delt, dagegen halten wir die Abschnitte über das Treiben der ßlüthensträucher und der Ananas in dem Buche für überflüssig. Etwas sehr Wichtiges vermissen wir schliesslich: das Begiessen. Grade hier wird am meisten gefehlt! JtipanUchor }lais mit «rci^treifton Blättern. (6flnJr-iH.iis.) Wir haben diese buntblättvige Pflanze von dem Kunst- und Handelsgärtner E. Benary in Erfurt für den hiesigen botanischen Garten bereits erhalten und vermögen demnach ein Urtheil über sie abzu- geben. Auch erhielt sie bereits in London die ver- diente Anerkennung. Allen Denen, welche sicli für Dekorationspflanzen dieser Art interessiren und ilnen Garten mit einer neuen Zierde schmücken wollen, können wir den Band-Mais nicht genug empfehlen. Er wurde durch Thomas Hogg aus Japan be- zogen. Der Band -Mais erreicht eine Höhe von 5 bis 6 Fnss. Seine Blätter sind gleichmässig gestreift und bandirt, so dass grüne und weisse Streifen, welche letztere übrigens im ersten Stadium ihrer Entwickekuig auch rr- Karl Koch, Geueral-8ekretair des Vereines. No. 24. Berlin, den 16. Juni 1866. Preis des Jahrg-ang-es 5^ Thlr., sowohl bei Bezug- durch den Buclihandel. als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreicliischen Post- Vereines. Inhalt: 463. Versammlung; des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 5. Juni. — Der Obstbaum eine sehr genügsame Pflanze. Vom Pfarrer Fischer in Kaaden bei Saatz. — Die internationale Ausstellung in London während der Tage vom 22. bis 25. Mai. (Fortsetzung) — Graf Leonce de Larabertye's Blattpflanzen des freien Landes. 463. VcrsauiiiilHii«^ des Vcreiiips zur Beförderung des (iarteiikaiies, am 5. Juni. Der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierutigsratli Knerk, theilte die erfreuliche Nachricht mit, dass Se. Majestät der König geruht haben, wiederum eine goldene Medaille behufs der Krönung des Be- sten in der Fest - Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Leiiler seien aber die obwaltenden jioliti- schen Zustände in unserem Vaterlande keineswegs der Art, dass man sieh leichten Herzens einer tVoh- lichen Vereinigung, ja überhaupt der Freude hin- geben könnte. Es sei selbst die Frage, ob nicht auch Gärtner und Garteubesitzer selbst unter dem Drucke der Verhältnisse, wo jeden Augenblick der Krieg auszubrechen drohe, Lust und Liebe, Pflan- zen auszustellen, verloren hätten. Aus dieser Ur- sache sei bei ihm die Frage herangetreten, ob es nicht gerathener sein möchte, die Ausstellung, wenn auch nicht ganz und gar aufzugeben, so doch we- nigstens bis zu einer Zeit hinauszuschieben, wo eini- germassen wieder Ruhe eingetreten wäre. Die Fest- Ausstellung sei jedoch durch einen Paragraphen der Statuten vorgeschrieben, sie könne demnach nur durch einen Gesellschafts- Beschluss, der in 2 aufeinander folgenden Versammlungen vor- bereitet sei, aufgehoben werden. Er schlage des- halb vor, den Gegenstand noch heute in Berathung zu ziehen und für nächsten Sonntag noch eine Ge- neral-Versammlung auszuschreiben, in der ein end- gültiger Beschluss nach nochmaliger Vorbcrathung gefasst werden könnte. Der Vorschlag fand allge- meine Zustimmung; es wurde demnach auch die General- Versammlung auf Sonntag, den 10. Juni, Vormittags 11 Uhr, im Englischen Hause festge- setzt. Die nöthigen Anzeigen werden durch poli- tische Zeitungen sowohl, als durch die Wochenschrift erfolgen. Rentier Sonntag machte Mittheilungen über die Beglückwünschungs-Adrcsse, welche er zugleich mit dem Fecht- und Turnlehrer Lübeck und dem Kunst- und Ilandelsgärtner Hoffmann im Namen des Vereines dem langjährigen Mitgliede, Oberför- ster Schmidt in Forstliaus Blumbeig bei Kasekow, der sich grosse Verdienste um Hebung des Obst- baues und um Kenntniss der Obstsorten erworben, zu seinem 50 -jährigen Jubiläum überreicht hatte. Er habe den Jubilar im besten Wohlsein und so rüstig angetroffen, dass man sich wohl der HoflP- nung hingeben dürfe, derselbe werde noch lange auf gleiche Weise in seinem Wirkungskreise den Obstbau fördern. Oberförster Schmidt habe ihn beauftragt, dem Vereine seinen tiefgefühlten Dank auszusprechen, was er hiermit gctban haben wolle. Inspektor Bouchci berichtete über die ausge- stellten Pflanzen, welche dieses Mal nur der bota- nische Garten zur Verfügung gestellt hatte, unter denen aber sehr interessante Arten sich befanden. Vor Allem ist die schwarze Lilie zu bemerken, welche schon Linn^ kannte und unter dem Na- men Liliura camtschatcense beschrieben hat. 24 194 Später erkannte man ?ie richtiger für eine Fritil- laria und Gawler bildete sie als solche in dem bo- tanical Magazine (tab. 1216) ab. Die Farbe der überhängenden Blüthen ist sehr dunkel, nämlich schwarzbraun. Obwohl sie sicli schon länger als ein Jahrhundert in Kultur befindet, so i.st sie doch nie allgemein geworden, ja fast gar nicht in die Gärten der Liebhaber gekommen. ITnd doch ver- dient sie auch schon deshalb, weil sie sich treiben lässt, Empfehlung. Die kleinen Zwiebeln, welche brutweise an der Basis des Stengels sich befinden, weichen von denen, wie sie sonst bei Fritillaria vorhanden sind, ab und erinnern an einige Gagea- Arten. Es ist demnach die Frage, ob es sich doch nicht nach genauerer Untersuchung herausstellen sollte, dass die Pflanze den Typus eines besonderen Genus besitzt. Von Seiten der Gärtner wird dieses in der Regel auch angenommen, denn sie führt bei ihnen meist den Namen Sarana cam tschatica. Die Zwiebeln sind nämlich essbar und führen gleich anderen, z. B. denen des Türkenbundes (Lilium Mortagon), bei denen es auf gleiche Weise der Fall ist, in Kamtschatka und im östlichen Sibirien den Namen Sarana. Campanula Leitweini wurde seit einigen Jahren erst bekannt und gehört in die Nälie von C. Medium, der sie aber an Schönheit nachsteht. Ueber sie ist bereits im 5. Jahrgange der Wochen- schrift (S. 164) gesprochen. Ferner möchte Kun- zea leptospermoid es ein zu empfehlender Blü- thcnstrauch sein, sowie Delph iniuni decorum, eine zu berücksichtigende Staude aus Kalifornien. In Betreff des buntblättrigen Maises, der in Deutsch- land durch Ernst Benary in Erfurt eingeführt wurde, bezweifelte Inspecktor Bouch^ die unbe- dingte Konstanz durch Aussaaten, da immer ein grosser Theil niclit buntblättrig erscheine. Die Er- fahrungen der Gärtner seien hierüber sehr verschie- den ausgefallen. Der Eine hätte aus Samen sehr viele buntblättrige Pflanzen erzogen, der Andere dagegen sehr wenige. Landrath v. Humbert auf Ilohenkränig bei Schwedt a. d. 0. hatte eine Menge Blüthentrauben der Paulownia imjierialis eingesendet. Der Baum steht im Schutz und ist trotz des vorausgegangenen starken Frostes jetzt noch mit Blüthen überfüllt. Wahrscheinlich ist er eins der ältesten Exemplare in Deutschland, da er bereits vor fast 30 Jahren ge- pflanzt worden. Die Einführung der Paulownia ge- schah übrigens von Frankreich aus im Jahre 1841, wo Graf Cussy in Paris Samen von einem engli- schen Schifi'skapitän erhielt und diesen dem dama- ligen Inspektor des botanischen Gartens daselbst. Neumann, zur Verfügung stellte. Doch behauptet V. Sieboldt, die Pflanze schon fiiilier eingeführt zu haben. Schwedt a. d. 0. möchte der nordöst- lichste Punkt sein, wo die P. imperialis bis jetzt ge- blüht hat. Endlich hatte noch der Obergärtner Boese einen Blüthenstcngel der Heliconia strelitziae- flora zur Verfügung gestellt und mitgetheilt, dass die Pflanze ausserdem noch in den Gewächshäusern des Kommerzienrathes Reichenheim blühe. Professor Koch berichtete sodann über seine Reise nach London, besonders über die daselbst stattgefundene Ausstellung von Pflanzen, Blumen u. s. w. Da bereits der Anfang des Berichtes in der vorigen Nummer der Wochenschrift begonnen hat und die Fortsetzung rasch folgen wird, so ver- weisen wir darauf. Er behielt sich ausserdem noch vor, über die grossartigen Parks in London selbst, sowie überhaupt über den Zustand der englischen Gartenkunst von Zeit zu Zeit einige Mittheilungen zu machen. Es war die Wahl der verschiedenen Ausschüsse für die einzelnen Zweige der Gärtnerei u. s. w. vor- genoi: jinmen. Darnach wurden gewählt: I. In den Aussehuss für Obst, Gemüse, Nutz- und Handelspflanzen. Kunst- und Handelsgärtner Späth, Baumschul-Besltzer L o r b e r g, Kunst- und Ilandelsgärtner Lackner, Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, Fecht- und Turnlehrer Lübeck. II. In den Aussehuss für Erziehung von Blumen und für Treiberei. Garten-Inspektor Bouch^, Obergärtner Gaerdt, Universitätsgärtner Saue r, Hofgärtner Morsch, Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt. III. In den Aussehuss für Gehölzkuude und bildende Gartenkunst. Hofgärtner JI e y e r, Hofgärtner B ras eh, Obergärtner Reinecke, Thiergarten-Inspektor H e n n i n g, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann. IV. In den Aussehuss für Revision der Kasse, Entwerfung eines Etats und für Besichtigung und Äevision der Bibliothek. Gymnasial-Direktor Dr. August, R cell nungsrath M a r e s c h , Kammergericlitsi'ath Vogel, Präsident v. Kries, Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu. 195 Der Obsthaiiiii eine sehr geiiiigsame Pflanze. Vom PlaiTer Fisclier in Kaadcn bei Saatz. Ich bin nicht dafür, dass man Gründe, welche der Kultur anderer landwirtliscliaftlichen Pflanzen dienen, mit Obstbäumen bujiflauzt. Nicht nur lei- den erstere unter letzteren durch Schatten, durch ungleiche Vertheilung von Eegen, diircli Zurück- prallen der Sonnenstrahlen, durch Bedeckung der Unterfrüchte mit Laub u. s. w., sondern auch viele vorzunehmende Arbeiten werden dadurch erschwert und die Baumstämme durch die anzuwendenden Ge- rätho mannigfaltig mehr oder weniger so beschä- digt, dass sie kränkeln und vor der Zeit absterben. Es bleiben demungeachtet noch Plätze genug für den Obstbaum übrig, wie z. B. die Wege, Grä- ben, breitere Eändcr, Triften, öde Plätze und etwas steilere Anhöhen. Auf allen diesen Plätzen scha- det der Obstbaum nicht leicht einer Kidturpflanze; er wird hier sogar oft noch sehr nützlich , indem er das Erdreich befestigt, den Wuchs der Weide- pflanzen begünstigt und einen wohlthuenden Schat- ten bei sengenden Sonnenstrahlen gewährt, sowie das Klima verbessert. Ich habe an Gräben, wo das rieselnde Wasser die Wurzeln der Obstbäume bespielte, die schönsten derselben mit den edelsten Früchten gesehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Obstbaum noch recht üppig gedeiht, wo man die obere Erd- schicht ziemlich tief wegnahm und ihm nur noch den kieseligen, ganz steril scheinenden Untergrund liess, wo nur noch einige wilde, pereunirende Un- kräuter, aber keine landuirthschaftlichen Kidturpflan- zeu, um so weniger einjährige, wachsen konnten. Am meisten scheint der Obstbaum Abhänge zu lieben, die der Pflug nicht mehr leicht bearbeiten kann. In vielen Gegenden gedeiht der Obstbaum sogar noch besser auf mitternächtigen Abhängen, als auf anderseitigen. Man lasse sich durch den anscheinend unfrucht- baren Boden von der Besetzung desselben mit Obst- bäumen nicht abschrecken; nur wähle man dazu kräf- tige, reich -bewurzelte Stännne und mache für sie recht tiefe inid umfangreiche Gruben. Auf Anhöhen, wo das Wasser leicht abfliesst, ohne in die Tiefe zu dringen, suche man durch kleine Gräbchen, die schief herabgeführt werden , das Wasser zu den Obstbäumen zu leiten, wenn es stärker regnet. Findet der Baum im Boden nur genug mine- ralische Nahrungsstoffe, so ist er zufrieden; seine zahlreichen und breiten Blätter können Kohlensäure und Ammoniak aus der Atmosphäre genug zufüliren. Aus einer etwas länger dauernden ungünstigen Witterung macht sich der Obstbaum nicht viel. auch wenn diese ein ganzes Jahr lang dauert; er sagt: „ich kann warten und ausdauern; es wird wieder die Zeit mit günstigerer Witterung kommen, wo icli das Versäumte einholen kann; ich bin ja nicht das Kind eines Jahres, sondern habe ein Le- ben von 50 bis lüO Jahren und darüber. Zudem habe ich ein sehr zähes Leben und so manche \ev- wundung schadet mir wenig oder gar niclit. Mein innerer Körper kann sogar mehr oder weniger ab- gestorben sein und in Verwesung übergehen; er kann die Herberge von einer Welt von kleinen Thieren sein : ich grüne, blühe, trage Früchte und lebe noch lange fort. Selbst Hagel und Blitz sind selten im Stande, mir das Leben zu rauben." Die Wurzeln des Obstbaumes breiten sich durch das ganze lange Leben desselben immer weiter nach den Seiten und nach der Tiefe hin aus; selbst im Winter findet kein Stillstand statt, da der Frost die tiefgehenden Wurzeln nicht erreichen kann. In der Tiefe finden sie immer noch Feuchtigkeit genug, wenn andere Kulturpflanzen vor allzu grosser Trok- kenheit verschmachten oder wohl gar zu Grunde gehen. Diese können die Ungunst der Witterung nicht lange ertragen, sie können nicht leicht war- ten, da sie eine kurze Vegetation und Eile haben, dieselbe zu vollenden. „Aber," könnte man sagen, „der Obstbaum hat einen so starken Körper mit sehr vielen, nach allen Seiten gerichteten starken Armen; er ist ein wahrer Riese unter den Pflanzen; er bringt jährlich unzäh- lige Bätter hervor, welche er im Herbste wieder fallen lässt und die für ihn verloren gehen; er prangt fast jährlich mit einem Blüthenmeer und setzt Früchte an, welche zusammen oft mehre Cent- ner schwer sind und ilmi gleichfalls geraubt werden. Für das Leben seines riesigen Körpers und dessen stete Vergrösserung, für das Treiben von Blättern und Blütlien, für die Ernährung seiner massenhaf- ten Früchte: welche Menge von Nahrungsstoffen braucht er dazu? Woher nimmt er diese?" Ich habe schon erwähnt, dass die Wurzeln des Baumes, eben seiner Eicsengrösse verhältnissraässig entsprechend, zahlreich und ausgedehnt sind; dass sie beständig weiter vorrücken, um frische Nahrung im Boden aufzufinden und aufzunehmen; dass sie selbst im Winter in diesem Geschäfte nicht ruhen. Der Obstbaum ist aber auch sehr haushälterisch mit den aufgenommenen Nahrungsstoffen. Ehe er die Blätter abwirft und der Wind diese nach allen vier Weltgegenden zerstreut, zieht der Baum einen grossen Theil der wichtigsten Nahrungsstofie aus seinen unzähligen Blättern zurück und bewahrt sie in seinem Stamme, in seinen Aesten und Zweigen auf für die Vegetation des künftigen Jahres. Da- rum hat das abgefallene Laub so wenig Nahrungs- * 24'' 196 Stoffe für die Thiere und wird von denselben selten als Futter genommen, während sie das grüne Laub 80 gern fressen. Mo hl sagt: Schon geraume Zeit vor dem Ab- fallen der Blätter tritt eine belräehtliche Abnahme ihrer Saftfülle ein, während die Rinde der Zweige um diese Zeit oft auffallend von Saft strotzt." „In Uebereinstimmung hiermit," sagt Freiherr v. Lie- big, jZeigt die Analyse der Asche der Blätter, dass der Alkali- und Phospborsäure-G ehalt derselben un- mittelbar vor dem Abfallen abnimmt; die abgefal- lenen Blätter enthalten, awf die Blättermasse be- rechnet, so geringe Mengen davon, dass sich die Schädlichkeit des Waldstreurechens durch ihre Plin- wegnahme kaum erklären lässt." Der Obstbaum ist nicht nur sehr haushälterisch mit seinen NahrungsstoiTen, sondern er trifft auch Vorsorge für das künftige Jahr, damit gleich im brennenden Frühjahre ein hinreichender Vorrath von Nahrungsstofien in seinem Leibe vorhanden sei, nm allsoglcich Tausende von Blüthen, Blättern und Früchten ansetzen zu können. Diese Vorsorge geht etwa nicht erst im Herbste an, sondern beginnt schon im August. Von da ab erzeugt der Baum kein Holz mehr; alle Kohlen- säure, welche der Baum durch die Blätter auf- nimmt und assimilirt, wird zur Erzeugung von Nah- rungsstoffen für das ktluftige Jahr verwendet; an- statt Holzfaser wird jetzt Amylon (Stärke) gebildet und durch den Augustsaft in allen Theilen der Pflanze verbreitet. Aus diesem Amylon entsteht im nächsten Frühjahre der zuckerige, gummiartige Saft in solcher Menge, dass sich nur daraus das fast plötzliche Erscheinen von so vielen Blüthen, Blättern, Früchten und Trieben erklären lässt. Dies sind die Ursachen, warum der Obstbaum auf einem, dem Anscheine nach sehr sterilen Boden, wo höchstens noch einige perennirende Unkräuter lind keine Kulturgewächse mehr gedeihen, wo der Pflug seine Dienste versagt, dennoch sehr gut fort- kommt und schöne und reichliche Früchte trägt; er ist nebenbei noch ein Schmuck eines solchen öden Bodens. Ich sah in fast lauter Basaltgeröllen die Beurre blanc so üppig wachsen, dass ich den Baum und seine Fiueht kaum mehr kannte. j Bei der Kultur eines solchen öden Bodens mit Obstbäumen versuche man es erst mit wenigen Bäumen, und zwar wähle man von jeder Obstgat- tung einige derselben, um zu sehen, welche am besten gedeiht; erst dann volltühre man die Kultur im Grossen. Bei einem nach jeder Seite hin sich abdachenden Hügel wird man die Probe auf jeder Seite, sogar in verschiedener Höhe, anstellen müssen. Die iiitcrimtioiiale Ausstellung in London tulilircnJi kr digc uom 22. bis 25. iHai. (Fortsetzung.) Wie sehr die Pelargonien in England beliebt sind, ersieht man schon daraus, dass dafür nicht weniger als 11 Bewerbungen mit 36 Preisen aus-, geschrieben waren. 140 Pfund Sterling (also 973^ Thaler) wurden behufs der Krönung den Preisrich- tern zur Verfügung gestellt. Der Engländer liebt die Pelargonien in doppelter Hinsicht, indem er die Alten, welche zur Gruppe des Pelargonium zonale gehören und meist diesseits, aber auch jenseits des Kanales als Geranien bezeichnet werden, haujJt- sächlich im Freien zu Gruppen, Massivs u. s. w. verwendet und sie deshalb auch als Bedding plants (Beetpflanzen) bezeichnet, während er die übrigen zur Topfkiiltur benutzt und von ihnen grossblnmige und Phantasie-, auch wohl noch fianzösische (frencii) unterscheidet. Oft schon hatte ich von den ausgezeichneten Schaupflanzen der Pelargonien im Inselreiche ver- nommen; in der That leisten auch die Engländer grade hierin sehr viel. Nur ausnahmsweise sehen wir auf den Ausstellnngeu des Kontinentes Exem- plare in der Kultur- \'ollkomraeuheit, wie sie hier gleich zu Hunderten vorhanden waren. Freilieh können Schaupflanzen von einem solchen Durch- messer (2i bis 4 Fuss) nicht, wie man sich wohl denken kaini, in einem und selbst nicht einem Paar Jahren herangezogen werden; sie bedürfen bei län- gerer Zeit der sorgsamsten Pflege. Obwohl Eng- land weit mehr wie Deutschland als das Land, wo Alles mit Dampfesschnelle betrieben wird, bezeich- net werden kann, so hat man doch jenseits des Kanales bei den Kulturen der Pflanzen weit mehr Ausdauer und Beharrlichkeit, als diesseits. Es gilt dieses selbst in noch höherem Grade von den als- bald zu erwähnenden Schaupflanzen aus der Ab- theilung der Blütheusträucher des Kalthauses, be- sonders der haideähnlichen Pflanzen, wo eine Reihe von 8 und 10 .Jahren bei der Kultur einer Pflanze keineswegs ein langer Zeitraum ist. Der wohlhabende Pflanzen-Liebhaber des Kon- tinentes dagegen will nicht alle Jahre dieselben Schaupflanzen in seinen Gewächshäusern sehen; er verlangt Wechsel und Mannigfaltigkeit in seinem Garten. Der Engländer, welcher übrigens mit sei- nen Gärtnern keineswegs so häufig wechselt, als dies bei uns gescliieht, und ihn auch weit besser bezahlt, indem er dessen Verdienste wohl zu wür- digen weiss, freut sich dagegen, wenn er dieselbe Schaupflanze mehre Jahre hintereinander, wenn nur stets in grösserer Vollkc.mmenheit, sieht. Dieselben 197 Exemplare erscheinen deslialb nielire Jahre hin- durch auf den Ausstellungen uud werden wohl auch auf verschiedenen Ausstclhinsfen eines und desselben •lahres benutzt. Es kann das Letztere auch leich- ter geschehen, als bei uns, da die Ausstellungs- Pflanzcn einestheils in den luftigeren Zelten weni- ger leiden, anderntheils auch nur einen Tag ausge- stellt werden. 8 -zöllige Töpfe waren für die Pflanzen ausge- schrieben. Wenn man jenseits des Kanales, wie bei uns, solche Töpfe darunter versteht, welche oben 8 Zoll Weite haben, so war dieses Mass allerdings keineswegs allenthalben bei den Schaupflanzen der Pelargonien eingehalten; man schien von Seiten der Preisrichter hiervon Abstand genommen zu ha- ben. Trotzdem war der Topf immer im Verhält- niss zu dem bedeutenden Umfange der Pflacze klein zu nennen und trat zu dieser, wie mau es leider auf dem Kontinente, und besonders in Belgien und Frankreich, keineswegs in)nicr findet, in ein rich- tiges Ebeiimass. 12 und 10 Schaupflanzen zu Grup- pen vereinigt, wie sie Charles Turner, Wood and Ingram, John Dobson and Sons und John Fräser, oder die Blumenhebhaber T. T. Drake durch den Obergärtner T. Baile}' und Barclay durch den Obergärtner Donald ausge- stellt hatten, vermochten einen hohen Genuss zu gewähren, der wohl allein schon eine weite Reise nach London belohnt hätte. Da die Schaupflanzen der Pelargonien zu einem grossen Massiv vereinigt waren und nicht, wie die Rosen, zerstreut standen, so war der Ueberblick in der That grossartig, eine Auswahl zu treflfen aber dagegen fast unmöglich. Wie bei den Rosen, so dürfte es auch hier von Interesse sein, zu erfahren, welche Sorten benutzt waren. Da sich dieselben in der Regel in den ver- schiedenen Sammlungen wiederholten, so konnte man einestheils hieraus ersehen, welche Sorten am mei- sten beliebt waren und sich durch Schönheit aus- zeichneten, anderntheils aber auch, welche zu einer solchen Kultur sich hauptsächlich eigneten. Ich nenne: Ariel, Norma, Pericies, Desdemona, Sir Colin Campbell, The Belle, Butterfly, Peacock, Rosa Bon- heur; ferner von den Phantasie - Pelargonien: Fair Rosamond, Fairest of the fair, Puck, Evening star, Lady Craven, Delicatum, Ellen Beck, Roi de Phan- tasie und Edith. , '•* Aus der Zonale-Gruppe besass man neben Beet- auch Topfpflanzen, letztere also auch in grösseren Exemplaren. So hatte unter Anderem J. H. Ler- mitte durch seinen Obergärtner Birse 6 Pflanzen mit flachgezogener Krone, welche 4^ Fuss Durch- messer besassen, ausgestellt. Von den ersteren nah- men die buntblättrigen vor Allem meine Aufmerk- samkeit in Anspruch. Es waren fast nur Sorten mit 3- und 4-farbigen Blättern, wo das Grün, Gelb, Weiss und Rosa in der Regel in gleichem Vei-hält- nisse sich vorfand. Man nuiss bedauern, dass diese bei uns in Nord-Deutschland im Freien etwas em- pfindlich gegen klimatische Verhältnisse sind und demnach keineswegs in solcher Schönheit, wie ich sie in England gesehen, sich entfalten können. Es wurde wirklich schwer, zumal die bunt- blättrigen Pelargonien zerstreut im Ausstellungs- Lokale standen, zu sagen, welchem Aussteller die Krone gehöi-te? Ich will zwar den Preisri(^htern nicht vorgreifen, auf mich machte aber die Samm- lung von Henderson and Son .den grössten Ein- druck. Fitz Patrick, Edwinia, Sophia Dumaresquc, Lucy Grieve, Harry und George Henderson ge- fielen mir aus dieser Sammlung am meisten. Doch waren nicht weniger die Sammlungen von John Fräser, John Halley, Lermitte und Saltmarsh and Son von Besuchern der Ausstellung vielfach umstanden. Wir wollen noch auf einige Sorten, welche zum Theil auch bei uns bekannt sind, auf- merksam machen: Gold Plieasant, Mountain of Snow, Mrs Pollock, Glowworm, Cloth of _gold, Little beauty, Queen of queens, Countess of Warwicks, Man of Kent und Sirius. Was wir bei uns gewöhnlich als Scharlach-Pe- largonien bezeichnen , auch wenn sie rosafarbige oder weisse Blüthen besitzen, nennen die Englän- der richtiger Nosegay-, also Bouquet-Pelargonien. Von ihnen waren 2 Sammlungen vorhanden, welche William Paul und John Salter ausgestellt hatten. Orange -Nosegay, Crimson queen, Wood-Nymph, Amy Hogg und Scarlet dwarf gefielen mir am meisten. Was schliesslich die gewöhnlichen Zonalc- Pelargonien anbelangt, so fanden sich hiervon noch 8 Sammlungen vor, unter denen sich die von Edm. Wood, Frau Treadwell (Obcrg. James AVinterj, Drummond und Ch. Turner besonders auszeich- neten. Unter den Sorten gefielen mir: Beule de feu, Lord Palmerston, Cerise unique, Admiration, Rose Rendatier, Virgo Marie, Eva, Dr. Lindley, Beule de neige und Bonnie Dundee. Ich wende mich anderen Florblumen zu, die im Allgemeinen nicht alleift in geringerer Mannig- faltigkeit vorhanden waren, sondern auch (mit ge- ringen A\isnahmen) in weniger Sammlungen. Eine Ausnahme machten die Stiefmütterchen, welche reichlich, sowohl in abgeschnittenen Blumen, als auch in Pflanzen, ausgestellt waren. Auch in Be- zug auf die Stiefmütterchen stehen wir auf dem Kontinente den Engländern weit nach. Es ist we- niger die Grösse, wodurch sich die englischen Blu- men auszeichnen , als vielmehr die Reinheit und Schönheit der Zeichnung, sowie nicht weniger die Konstanz in der Erhaltung einer Zeichnung, welche 198 man jenseits des Kanales erzielt hat. Es kann nicht meine Aufgabe sein, in das ICinzehie einzugehen; aber doch möchte icli auf das schöne VerhäUniss des Auges, also der Mitte der Blume, zu der übri- gen, stets reinen Farbe aufmerksam machen. Die englischen Stiefmütterchen sind in der Hegel weni- ger bunt und konzeiitriren sich meist in einer Hauptfarbe, die aber auch un) so schöner hervor- tritt, während bei uns das Bizarre meist die Tleber- hand besitzt. Von den zahlreichen Sammlungen, welche vorhanden waren, gefielen mir die von John M'Pherson und Henry Hooper am besten. Nicht weniger war dies bei den Tulpen der Fall, zumal sie ebenfalls reichlich vertreten waren. Obwohl die kleineren Blumen aus der Giuppe der Tulipa praecox und suaveolens besonders zum Trei- ben in Deutschland vielfach kultivirt werden, so ist doch die Liebhaberei für die grussblühenden Sor- ten, vor Allem für das freie Land, bei uns weit weniger vorhanden. Man sieht wohl in keineren Städten und auf dem Lande Tulpen, wie man sie vor niehrern Jahrzehenden besass, aber in der Voll- kommenheit der Blume, wie diese durch die Kunst des Gärtners neuerdings erzeugt wurde, findet man sie bei uns nur ausnahmsweise in den Gärten der Lieb- haber. Sammlungen von Tulpen, wie sie vor Allem Charles Turner ausgestellt hatte, verschafften dem Blumenliebhaber einen hohen Genuss. Die lli tterstci'ue oder Amarvllis waien durch 3 Sammlungen vertreten. Die Blumen zeich- neten sich sämmtlich durch ihre Grösse und durch ihre horizontale Stellung dem Beschauer gegenüber aus und Hessen im Allgemeinen wenig zu wünschen übrig. Für mich war die Sammlun.; von James Veitch and Sons die schönste, weshalb ich mir aus ihr zu empfehlen erlaube: Prince hereditaire: hellroth mit weissem Sterne, Stephenson: roth mit hellrothen Mittelstreifen, Enfant cheri: weiss mit rothem Sterne, Anderson: ponceau und nach dem Schlünde grün- und gelb-gestreift, und Belladonna: weiss- umrandet, roth - gestreift, in der Mitte jedes Abschnittes ein gelbes Band. Ausserdem hatten noch B. S. Williams, Rob. Parker und der Pflanzenliebhabcr Barclay durch seinen Obergärtner Young Rittersterne ausgestellt. Liliiim auratum fängt in England bereits an, allgemeiner zu werden, denn zahlreiche Exemplare waren von 5 Ausstellern vorhanden, sämmtlich in bester Kultur. Die von Charles Turner hatten die meisten, 2 Exemplare sogar 5 Blüthen an einem Stengel. Maiblumen waren in 7 Sammlungen vorhan- den. So schön sie auch, besonders im Laube, waren, so standen doch unsere Berliner, wie ich sie auf der letzten Frühjahrs-Ausstelliing gesehen, nicht nach. Auch die krautartigen Pantoffelblumen oder Calceolarien , welche ausgestellt waren, zeugten von einer Vollkommenheit, wie wir sie bei uns nur ausnahmsweise sehen. Die Zeichnung war wiede- rum im Allgemeinen weniger bizarr, als bei uns; auch die Farben befanden sich in einer besseren harmonischen Verbindung. Ich kann nicht sagen, dass von den 6 vorhandenen Sammlungen eine ge- ringer als die andere gewesen wäre. Auch strauch- artige Calceolarien fanden sich unter dem Namen „aurea floribunda" vor und zeichneten sich durch den Reichthum der Blüthen, welche dichte Sträusse bildeten, aus. Die Nelkenzeit ist allerdings noch nicht da; die vorhandenen Pflanzen vermochten mich auch nur wenig zu befriedigen. Dasselbe war mit den Heliotropien der Fall. Die zwergigen Hahnen- kämme hatten allerdings die frühe Zeit für sich, standen aber denen, wie wir sie in Berlin zu sehen gewöhnt sind, an Vollkommenheit weit nach. Aus- gezeichnet waren dagegen die Gauklerblumen oder Mimulus von William Bull, besonders die Sorte, wo auch der Kelch in eine zweite Blumen- krone sich umgewandelt hat. Doch haben wir in Erfurt und Arnstadt nicht minder schöne und voll- kommene Blumen davon gesehen. Die Gloxinien waren weniger als mittelmässig und standen in der Vollkommenheit des Baues der Blume, wie wir diese bei uns zu sehen gewöhnt sind, weit nach. Allgemein gefielen die Reseda-Bäumcheu um so mehr, als sie ihre Wohlgerüche weithin verbrei- teten. Die Bäumchen hatten eine Höhe von '6^ bis 4 Fuss und eine runde Krone von etwas mehr als 1 Fuss Durchmesser. Nicht weniger als 7 Be- werber hatten sich eingefunden. Die Bäumchen von C. Leach, welche sein Gärtner Watson erzogen hatte, schienen mir die besten zu sein. Aber aus- serdem fanden sich Reseda -Pflanzen in 5 -zölligen Töpfen vor. Fuchsien waren hochstämmig in einigen Samm- lungen vorhanden. Ihre Kultur macht bekanntlich wenig Schwierigkeiten; ebenso kann man sie rasch aus Stecklingen bis zu nicht unbedeutender Höhe erziehen. Dass die hier ausgestellten Exemplare vor denen des Kontinentes einen Vorzug gehabt hätten, vermag ich nicht zu sagen, im Gegcntheil wäre ich geneigt, dienmsrigen noch vorzuziehen. Gleich den Rosen, Pelargonien und anderen Blumen bilden auch die Azaleen Lieblings- BlU- thensträucher der Engländer. In der That waren diese auch in solcher Anzahl vorhanden, dass sie wohl zu sehr vorherrschten. Man muss dieses um so mehr aussprechen, als die rothen, violetten und weissen Blüthen, welche die 6 — 8 F'uss hoben Pyra- miden fast bedeckten, gar zu grosse Flächen ein- 199 nahmen und fast gar nicht durch Grün in üiren doch etwas grellen Farben gemildert worden waren. Von grösseren Blattpflanzen umgeben würden sie wohl einen ganz anderen Eindruck auf den Be- schauer gemacht haben. Die Azaleen waren fast ohne Ausnahme sehr gut kultivirt. Auf die Grösse lege ich geringeren Werth, da dieses von den Jahren abhängt, in wel- chen die einzelnen Exemplare in Kultur gestanden haben. Auch in Belgien, und besonders in Gent, habe ich nicht minder grosse Exemplare gesehen, ebenso in Berlin. Ich eriimere nur an die wun- derschönen Exemplare, welche aus dem Nauen'- schen und ganz besonders aus dem Danneel'schen Garten stammten, und schliesslich, eben weil sie zu häufig wiederkehrten, von den Preisrichtern oft nicht, wie sie es verdient hätten, gewürdigt wurden. Ich wiederhole es nochmals: die Azaleen der Londoner internationalen Ausstellung waren schön und in im- ponirender Menge vorhanden; aber doch war ich keineswegs von ihrer Kultur so überrascht, wie ich es in Betreß" der Eosen und sonst gewesen; hier fand ich das Vollkommenste, was ich je gesehen. Absichtlich spreche ich dieses aus, weil ich viel- fach in London selbst, hauptsächlich von Englän- dern, aber auch von Kontinentalen, die Behauptung aussprechen hörte, dass die ausgestellten Azaleen in Vollkommenheit, wenn auch nicht der einzige Glanzpunkt der Ausstellung gewesen, so doch in erster Eeihe gestanden hätten. Diese gerühmte Voll- kommenheit, besonders der Blumen, habe ich kei- neswegs in dem Masse und durchaus gefunden. Ich meinestheils verlange zunächst von einer untadel- haften Azalee, dass die Blumen rein und in Form und Farbe gleich sind. Bei vielen Exemplaren war dieses jedoch nicht der Fall: es befanden sich bei einigen mit ursprünglich roth - blühenden selbst ganze Aeste mit weissen Blumen. Es mag dieses für einen Botaniker Interesse haben, für die ästhe- tische Gartenkunst ist es ein Anstoss. Noch häu- figer kam es vor, dass unter den Sorten mit ein- farbigen Blumen sich auch von diesen gestreifte vorfanden. »Selbst die Form der Blume war nicht immer durchaus regelrecht. Wie grossen Werth man auf Azaleen in Eng- land legt, ersieht man daraus, dass 8 Bewerbungen ausgeschrieben und dabei den Preisrichtern nicht weniger als 27 Preise mit der Totalsumme von 143 Pfund Sterling (also 953^ Thlr) zur Verfügung- gestellt waren, also nur 3 Pf. St. weniger, als für die Pelargonien. Alpenrosen oder Rhododendren fanden sich in weit geringerer Anzahl vor, als Azaleen, was ich um so weniger begriff, als diese ßlüthensträu- eher in England ebenfalls sehr beliebt sind; ferner hält ein grosser Theil derselben jenseits des Kaua- les auch im Freien aus und die Mannigfaltigkeit der Sorten und Arten ist grösser, als bei uns. Nur 5 Bewerbungen hatte man dafür ausgeschrieben, von denen die eine ausserdem auf 3 wirkliche Arten beschränkt war. Grade von Alpenrosen hatte ich gehoff"t, etwas Ausgezeichnetes zu sehen, vorzüglich aus der Reihe derer, welche aus Sikkim und Bhu- tan eingeführt sind, da die letzteren nur selten bei uns blühen, viele von ihnen sogar auf dem Konti- nente noch gar nicht geblüht haben. Es wäre in- teressant, zu erfahren , was die Ursache der gerin- geren Beachtung dieser schönen Blüthensträucher schon im Programme zur internationalen Ausstel- lung ist, warum ferner die durch Hooker, Booth u. s. w. schon vor längerer Zeit eingeführten Arten des östlichen Himalaya gar keine Berücksichtigung erhielten, ja fast gar nicht vorhanden waren? Auch die meist gelbblühenden Arten der Gebirge auf den grossen Sunda -Inseln waren weder im Programme berücksichtigt, noch in der Ausstellung vorhanden. Sollten diese in der That zum grossen Theil rei- zenden Alpenrosen jenseits des Kanales schon das Interesse verloren haben? Es wäre wirklich sehr zu bedauern. Auf mich machte die Alpenrosen-Sammlung von Lane and Son, welche auf der einen Seite der Felsengruppe aufgestellt war, einen angenehmen Eindruck, da die 30 Sorten Stecklingspflanzen einen Durchmesser von gegen 2 — 2^ Fuss hatten und jede 3 und 4 grosse Büschel vollkommener Blumen trug. Nächstdera verdiente die Sammlung von Charles Noble (die ich vergebens im Kataloge suchte) und Standish Beachtung. Aus der des letzteren nenne ich noch Rhododendron Lindleyi mit sehr gros- sen, glockenförmigen und weissen Blumen. Ein prächtiges Fixemplar des Rh. F"'alconeri verdankte man ferner William Bull. Ich gehe zu den übrigen Blüthensträuchern, besonders aus der Gruppe der haideartigen, über. In ihrer Kultur sind, wie bereits schon ausgespro- chen, die Engländer Meister. Eriken und diesen im Habitus ähnliche Pflanzen werden leider bei uns alle Jahre seltener; mit voller Anerkennung ge- denke ich noch der Pflanzen, welche vor 10, 15 und mehr Jahren auf unseren Ausstellungen i\\ Berlin, besonders im Frühjahre, vorhanden waren und auch zum Theil, wenn auch nicht an Grösse, so doch an Kultur, mit den englischen Exemplaren der Londoner internationalen Ausstellung wetteifern konnten. 4 verschiedene Bewerbungen hatte mau allein für Zusammenstellungen und Einzel - Exem- plare von Arten und Abarten aus dem Genus Erica, und zwar mit 14 Preisen, die zusammen die Summe von G3 Pfund Sterling (420 Thlr) betrugen, aus- 200 geschiiebi'n. Die Betheiligung war besontlers von Seiten rler Liebhaber ziemlich gross, denn niL-lit weniger als 10 hatten ihre Gärtner veranlasst, Sehaupflaiizen davon zur Verfügung zu stellen. Die meisten Exemplare waren in rundlicher oder eiför- miger Gestalt gezogen und besassen einen Durch- messer von 3 und 4, selbst aber auch von 6 Fuss. Am liiuifigstcn fand ich Erica Cavendishii, ele- gans und ventricosa (in mehrern Formen) Vfrtreten. Es war wirklieh schwer, zu entscheiden, welchem Aussteller die Palme gehörte; ich will auch dieses auszusprechen den Prcisrichtcj'n überlassen. Mir gefielen bei der, trotz aller gewissenhaften Benuz- zung der Zeit meines Aufenthaltes leider immer noch flüchtigen Bcschauung vor Allem: Erica coccinea minor vun J. Philpott (Obergärtner Wheeler), E. suaveolens superba von E. Cole and Sons in Manchester, E. Cavendishii von Thomas Canniug (Obergärtner Abr. Morse), E. perspicua nana und propendens von J. J. Blandy (Obergärtner In- gram), E. ventricosa magnifica von W. Leaf (Obergärtner Thos. Page), E. aristata superba von T. Hobson (Obergärtuer Kelland), E. oblata und depressa von Frau Tredwell (Obergärtner Peed), E. elegans und depressa*) von Thom. Jackson and Son, sowie endlich E. Westphalin- gia des Earl Pearcv (Obergärtuer Kemp). Die grösste Erica hatte Fräulein Sa vage durch ihren Gärtner James Cvpher geliefert, nämlich eine Erica Cavendishii von fast 6 Fuss Höhe und 5 Fuss Durchmesser. ftraf Leoiic(^ «Ic Lambortyes ßlaüpflaiizeii des freien lüiiides. \A'ir haben bereits im Aufanae dieses Jahres das erste Heft von „Les plantes ä feuilles orne- mentales en pleine terre" des Grafen L^once de Lambertye (S. 8) besprochen; es liegt uns jetzt' das nächste Doppelheft vor. Der Verfasser fährt mit der Aufzählung der besonders in und bei Paris in Anwendung gebracliten Blattpflanzen fort. So- lanum-Arten wurden in dem ]. Hefte beschrieben, die Canna- Arten, welche man in den Verschöne- rungen von Paris sieht, sind es, welche im 2. Hefte Berücksichtigung gefunden haben. Auch hier ist es wiederum Berlin, was sich um die Einführung des Blumenrohres (oder der Canna-Artcn) im Freien das erste Verdienst erworben hat; wahrscheinlich sind sogar Canna -Arten die ersten Ptianzen wär- merer Länder gewesen, welche auch im Freien bei *) Dieses Kxemplar war für lljPf. St. (70 Thlr) zu rerkaufeu. uns während der guten Jahreszeit in Anwendung kamen. Es war bereits Anfangs der zwanziger Jahre, als der Vater des jetzigen Lispektors im botani- schen Garten zu Berlin, Bouch(5, Canna- Arten zu sammeln begann und selbige in dem Garten der damaligen Gärtner-Lehranstalt, dem er vorstand, im Freien zur Anwendung brachte. Später kultivirte er vielleicht die grösste Menge von Arten und For- men, welche je zusammengekommen ist. Auch wis- sensehaftlicli beschäftigte er sich mit diesen inter- essanten Ptianzen und hat im Manuskript eine Mo- nographie hinterlassen, deren Herausgabe bis jetzt leider verzögert worden ist. Weiter folgen nun die übrigen Blattpflanzen in alphabetischer Reihe. Dass der \erfasser nur den Acanthus niger Mill. kennt, der grade bei uns am wenigsten aushält, fällt auf, da doch schon A. spinosus und mollis den Architekten des Alterthu- mes wegen ihrer ornamentalen Blätter bekannt wa- ren. Wn wollen die übrigen xVrten nur nennen, um den Lesern der W^ocheuschrift vorzuführen, was in Paris gebraucht wird, und noch hier und da einige kurze Bemerkungen anknüpfen. Alternan- thera paronychioides. Amarantus melancholicus. An- dropogon Halepensis. Aralia papyrifera. Artemisia annua und argentea. Arundo Donax. Bambusa nigra, viridi-glauccseens und ^Metake. Bryopliylluni calycinum, eine keineswegs zu empfehlende Pflanze, höchstens für Steinparthien passend. Centaurea ci- nerea und gyninocarpa. Coleus Verschafieltii und scutellarioides. Colocasia esculenta (soll wohl C. antiquorum und cuchlora heissen?). Cosmophyllum cacaliacfolium. Cyperus alternifolius und Papyrus; von ersterer nennt der \'erl"asser nur nebenbei die buntblättrige Abart, welche aber weit mehr den Vorzug verdient. Die buntblättrige Georgine. Da- tura arborea. Dracaena angustitolia und australis; muss heissen Cordyline superbiens und australis. Elj'mus arenarius; vor diesem Grase warnen wir. Eucalyptus Globulus und gigautea. Fatsia japonica. Gnaphalium lanatum (der Gärten), (iynerium ar- genteum. Hebeclinium macrophyllum. tleracleum villüsum ist H. persicum. Humea elegans. L-esine Herbstii. Lamiuru maculatum; wächst von selbst fast allenthalben. Mentlia rotuudifolia fol. var. Mon- tagnaea elegans und bipinnatifida. Mui-a Enscte. Nicotiana glauca und wigandioides. Panicum pli- catum. Pelargonium zonale. Peuisetum Inngistylum. Perilla Nankinensis. Phormium tenax. Pircunia (nicht Picurnia) dioica. Ricinus africanus. Salvia argentea. Senecio Cineraria, Ghiesbrechtii und Petasites. Sin- clairea discolor. Urtica macrophylla. Verbesina gi- gantea und pinnatifida. Viuca major. Wigandia macrophylla. Silybuni eburneum. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Slrasse No. ü- Druck der C. F e is ter'sehen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Zieten-Platz Na. ü. Woehenselirift Vereines zur Befördermi": des (ilarteiihaiies in den Könisl. Prenssischen Staaten für fwärtifierei iiEifi PflitBs^eBBkiBiBfle« Redakteur : General-Sekretair des Vereines. No. 25. Berlin, den 23. Juni 1866. Preis des Jalirganges ö^ Thlr., sowolil bei Bezug durch den Buchhandel . als auch t'ianco durch alle Post-Anstalten des deutsch -üsterrek-hisclic'n Post- Vereines. Inhalt; 464. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 10. Juni. — Ausspruch der Preisrichter liei der Fcst-Ausstelluug, am 17. u. 18. Juui. — Die Behandlung der Kernobstbiiume. Vorträge des Kunst- und Handelsgärtners Späth. (Fortsetzung.) — Die internationale Ausstellung in London während der Tage vom 22. bis 25. Mai. (Forts.) 464. Ycrsauiiiiliiiig des Vereines zur BeföiMleriiiig des Clartenbaiies, aiu 10. Juni. Zweck dieser Versamnilung war die Entschei- dung über die Frage , ob unter den obwaltenden Umständen die Fest- Versammlung stattlinden solle oder uiebt? Es kam noch dazu, dass von Seiten einiger Gärtner auf die Thatsache ein Gewicht ge- legt wurde, dass am 23. Mai des Nachts ein Frcst stattgefunden, der grosse Verluste im Freien ange- richtet hatte, in Folge dessen z. B. die Erdbeeren erfroren wären. Andererseits wurde geltend ge- macht, dass diese keineswegs in der Weise statt- gefunden, dass an der Befürchtung Raum geben müsse, es beeiuträchtige die Ausstellung in einer Weise, dass derselben ein grosser Nachtheil ent- stände. Nach langer Verliaiidluug wurde sodann der Bescliluss gefasst, die Ausstellung doch noch am nächsten Sonntage, und zwar, wie bereits früher beschlossen worden sei, in dem grossen Saale der Königlichen Thierarzneischule zu veranstalten, da- gegen das Festmahl dieses Mal ausfallen zu lassen. Der Vorsitzende werde ferner Sorge tragen, dass die P'est- Versamnilung ebenfalls in einem Lokale der Thierarzneischule stattfinden könne. Für die Ausstellung wurden als Ordner ernannt: Hofgärtner Brasch in Monbijou, Obergärtner Boese, Kunst- und Handelsgärtner Lackner. Zu Preisrichtern hingegen: Apotheken -Besitzer Augustin, zu gleicher Zeit als Vorsitzender, Plofgärtn er Brasch, Kunst- und Handelsgärtner Feicht, Obergärtner Gaerdt, Hofgärtiier Giessler in Glienicke, Kunst- und Handelsgärtner Hoffraann, Kunst- und Handelsgärtner Lackner, Kunst- und Handelsgärtner Lauche in Potsdam, B.aumschul-Besitzer L o r b e rg, Kunst- und Handelsgärtner L. iMathieu, Hofgärtner Morsch in Charlottenhof, Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt in Char- lottenburg, Obergärtner liei necke. Endlich ernannte noch der Vorsitzende einen Ausschuss, bestehend aus dem Gymnasial-Direktor Dr. August, Obergärtner Gaerdt, Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, Kammergerichtsrath Vogel, der Vorschläge zur AVahl eines neuen Vorstandes machen sollte. Schliesslich theilte der Vorsitzende, Geh. Ober- Eegierungsrath Knerk, noch ein Schreiben Sr. Excellenz, des Herrn Ministers der landwirthschaft- lichen Angelegenheiten, mit, in Folge dessen der Geh. Ober-Regierungsrath Heyder als Königlicher Kommissar bei der Vertheilung der 3 Staats -Me- daillen ernannt sei. 25 202 Ausspruch der Preisrichter über »He l'flaiizcii der Fcst-.Viisstelliiiigi, aiii 17. iinil IS. Juni. Nach dem unterm 14. Januar d. J. für die heu- tige Fest-AussteUuiig festgestellten Programme be- schlossen die Preisrichter Folgendes: I. IHc von Sr. Hajcstiit ilcm Könige Ulcrgiiitilisst bewilligte goltleiie Hlcilaille für die Gcsammtlcistnng wurde dem Komracrzicn- rath Reichen heim (Obcrg. Boese) zugesprochen. 11. Preise des Vereines. A. Link's Preis. 1. Für eine ausgezeichnete Leistung in der Gärtnerei; fällt aus. n. Gi'uppirmigeu. 2. Für die schönste Gruppe besonders gut kul- tivirter Pflanzen in mindestens 12 Exempi. 10 Thlr: dem Königlich botanischen Garten (Inspektor Bonch('). 3. Für die schönste Gruppe Marktpflanzen in mindestens 12 Exeniphiren 10 Thlr: dem Kunst- uud Handelsgärtner Günther in Charlottenburg für Pelargonien. 4 bis 7. Für je eine aus mindestens 12 beson- ders gut kultivirten Exemplaren der nämlichen Spe- zies bestehende Gruppe von Marktpflanzen 4 Preise zu je 5 Thlr: a. dem Hofgärtner Brasch für die Gloxinien, b. dem Kunst- und Handelsgärtner Günther in Charlottenburg für die Skarlet-Pelargouien. Nummer 6 und 7 fallen aus. C. Scliauijflanzen. 8. Für die beste Schaupflanze ein Preis von 10 Thlr; fällt aus. D bis 15. Für einzelne, besonders gut knltivirte Scliaiipflanzen 7 Preise zu je 5 Thlr: a. dem Maiu'ermeister Paetow für Cleinatis la- nuginosa, b. dem Kunst- und Handelsgärtner Allardt für Saccolabium guttatuni splendens, c. dem botanischen Garten (Insp. Bouche) für Astrapaea Wallichii. Nummer 12 bis 1 .ö fallen aus. D. Neue Eiiituhniiigeu. 16 und 17. Für Pflanzen, welche hier zum ersten Male ausgestellt werden und welche so weit ausgebildet sein müssen, dass ihre Eigenschaften er- kennbar sind und eine grössere Verbreitung als Zier- oder Nutzpflanzen voraussehen lassen, 2 Preise zu je ö Thlr: dem Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt in Charlottenbni'g für Eranthemum tuberculatum. Nummer 17 fällt aus. E. Aljgeschnittciie Bluniun. 18. Für abgeschnittene Sortiments-Blunien oder für Bouquets; fällt aus. F. Obst und Gemüse. 19. Für das beste Obst: dem Kastellan Getto in Freienwalde b Thlr. 20. Für das beste Gemüse: der Kunst- und Handelsgärtner Wittwe Chri.stoph 5 Thlr. G. Zur Verfügung der Prei.srichter. 21 bis 24. 4 Preise zu je 5 Thlr: a. aus dem v. Decker'schcn Garten dem Ober- gärtner Reinecke für Brownea grandiceps, b. dem Kunst- und Handelsgärtner de la Croix für 11 Stück Hortensien. Nummer 23 und 24 fallen aus. II Eliren-Diplonie. 25. Dem C)bergärtner Buder zu Plattenberg für Gurken. Die Preisrichter erkannten ausserdem den aus- gestellten Pflanzen aus dem (larten des Ritterguts- besitzers Reiclienheim (Obergärtner Kraus) einen Preis von 10 Thlr zu. Die von Seiten eines hohen landwirthschaftlichen Ministeriums nach dem Ministerial - Reskript vom 8. .Januar d. J. zur Verfügung gestellten 3 silbernen Medaillen konnten wegen unzureichender Konkur- renz nicht zugesprochen werden. Ebenso nicht der von Ihrer Excellenz, der Frau Staats-Minister von Mühler ausgesetzte Preis von 2 Fricdrichsd'or für den besten Tafelaufsatz. a. u. s. L. Heyder. Atigustin. Carl Lackner. L. Mathieu. Gaerdt. Giesler. Morsch. Die Behandlung der Reruobstbäume. llotträjc ks üuiift- uü ij.inklsglütncrs Spätlj. (Forlsetzung.) II. r>er Sclinitt. Wir haben gesehen , dass es in den meisten Fällen nicht zu empfehlen ist, den Winterschuitt bei Kernobstbäumen sogleich nach dem Pflanzen auszuführen, thells weil man dadurch denselben zu viel gute Blattknospen raubt, was das sclinclle An- wachsen beeinträchtigt, theils weil die im ersten 203 Jahre iiacli der Pflanzung gewonnenen Triebe zu scliwach siiKi, um sie zur J5il(luiig des Gerüstes der ])äume gebrauchen zu können. Man wird denniaeh den ersten Selinitt erst ungefälu' tin Jalir nach der Pflanzung ausführen. Als geeignetste Zeit für den Schnitt dürfte das Frühjahr zu betracliten sein, wenn nicht Uiehr sehr starke Pruste zu befürcliten siml und die Saft-Cir- Iculation noch nicht zu lebhaft geworden ist. Unter gewissen I'mständen ist es jedoch vortheiliiaft, im Oktober und der ersten Hälfte des November zu sehneiden, oder im Juli und August, wenn es sieh mn das Ausschneiden von Zweigen, handelt. Beim Öchnitte selbst liat man zunächst zu unterscheiden, ob die einzelnen Triebe Ilauptzweige werden und zur Bildung des Gerüstes des Banmes beitragen sollen, oder ob sie nur zu Fruchtästen bestimmt sind. Hiernach muss sich die Behandlung dersel- ben von ihrer Entstehung an richten. Beschäftigen wir uns zunächst mit den Zwei- gen, die zur Bildung des Baumgerüstes, d. h. des Stammes und der Hauptzweige dienen sollen. Will nian einen Stamm ziehen, der nicht von Seitenzweigen bedeckt wird, wie dies bei Hoch- und Halbstämmen der Fall ist, so muss man dafür sorgen, dass er recht grade und stark genug v.lrd, um seine Krone, ohne von einem Pfalde unter- stützt zu werden, tragen zu können. Bei Sorten, die von Natur einen graden Wuclis und ausserdem die Neigung haben, viel Seitentriebe zu machen, ist dieses sehr leicht. Man hat nur nöthig, die Veredelung Ende Mai oder jVufangs Juni, wenn sie o bis 5 Zoll lang getrieben ist, senkrecht anzubin- den, was bei okulirten Stämmchen an dem eigens zu diesem Zwecke stehen gebliebenen Zapfen des Wildlings, der ungefähr 2 Zoll lang ist, geschieht. Ich setze hierbei voraus, dass alle Stämmchen dicht über der Erde veredelt sind, wie dies bei Kernobst wohl in allen guten Baumschulen der Fall ist, in- dem man selbst für schwachwüchsige Sorten den Stamm nicht aus dem Wildlinge erzieht, sondern durch Vercdeking dicht über der Erde mit einer starkwüchsigen Sorte bildet und dann in der Kro- nenhöhe die schwachwüchsige aufsetzt. Die Seitenzweige lässt man während des Som- mers ungehindert wachsen und sorgt nur dafür, dass die obersten derselben den Mitteltrieb, welciier den Stamm bilden soll, nicht unterdrücken, indem man ihre krautartigen Spitzen abkneipt. Beim Winterschnitte ist es rathsam, die starken Seitenzweige gänzlich abzuschneiden, die sehwachen dagegen und die Spitze, die den Stamm bilden soll, unbeschnitten zu lassen. In manchen Baumschulen schneidet mau sämmt- llche Seitenzweige ab, um schnell die Stammhöhe zu erreichen und glaubt, dass all der Saft, der auf die Ausbildung der Scitenzweige verwendet wird, für den Stamm nutzlos verloren geht. Die Folge dieser Behandlung ist jedoch, nanientlicli wenn die Seitenzweige konsequent schon bei ihrer Entstehung entfernt werden, dass man, statt kräftige Stämme, die sich selbst aufrecht halten, schwäciilicdie Kuthen erhält, welche viele Jahre hindurch an Pfählen be- festigt werden müssen, wenn sie der A\'ind nicht abbrechen soll und bei denen stets ein Missverhält- uiss zwischen der Stannnstärke und der Krone statt- finden wird. Die Seitenzweige sind durcliaus nicht, wie jene Obstbaumzüciiter glauben, nutzlos oder wohl gar schädlich für die Entwickelung und Stärkung der Stämme, sondern sogar von grosser Wichtigkeit für dieselben; denn man kann behaupten, dass ein Baum um so stärker wächst, je mehr Blätter er hat. Schneidet man alle Seitenzweige ab, so ver- liert er die Mehrzahl seiner guten Blattknospen und ist daher nicht im Stande, im Prühjalire sogleich so viel Blätter zu entwickeln, wie nuthwendig sind, um ihn von Anfang an in recht lebhafte Vegetation zu versetzen. Man muss demnach nur so viel Sei- tenzweige abschneiden, als erforderlich ist, um dem IIaui)ttriebe, der den Stamm bilden soll, den stärk- sten Saftzufluss zu sichern, damit er sieh kräftiger und schneller, als die Scitentriebe, entwickelt. Viele Baumzüchter suchen dasselbe Resultat da- durch zu erzielen, dass sie beim Winterschnitte alle Seitenzweige bis auf ein Drittel oder ein Viertel ihrer bisherigen Länge verkürzen. Weshalb aber soll mau so viel Zweigtheile, die grade nur die kümmerlichsten Augen tragen, welche die Seiten- zweige besessen haben, am Stamme lassen, während mau die besten Augen, die an den oberen Thellen der Zweige sich befinden, wegschneidet? Nimmt man bei ziemlich gleichmässigen Seitentrieben drei Viertel derselben gänzlich weg und lässt ein Viertel unbesehnitten, so erreicht man das erstrebte Eesul- tat ebenso vollkommen, als wenn man alle Zweige bis auf ein Viertel ihrer Länge zurüekschncidef, und hat den Vortheil, ein Jahr nach dem Schnitte drei Viertel der Wunden, die durch die Wegnahme der Scitenzweige schliesslich am Stamme immer ent- stehen müssen, bereits überwachsen zu sehen. In manchen Baumschulen schneidet man jähr- lich den Stannn bis auf zwei Drittel der Verlän- gerung vom letzten Jahre zurück, um denselben dadurch zu stärken. Man hat dies jedoch nicht nöthig, wenn man zu seiner Stärkung genug Seitenzweige hat stehen lassen. Es gibt indess Übstbaumarten, die keine Neigung haben, eine ge- nügende Anzahl Seitentriebe zu bilden, und für diese wäre ein solches Zurückschneideu, was sie 204 dazu zwingt, wohl zu empfehlen. Da aber unter der Schnittstelle, wo aus einem der obersten, immer- hin seitlich stehenden Augen der Zweig, welcher die Verlängerung des Stanuues bilden soll, entsteht, immer eine kleine Krümmung am Stamme bemerk- bar bleiben wird, selbst wenn man auf 1 — 2 Zoll an der Spitze die Augen ausschneidet, um au dem so gewonnenen Zapfen den darunter entstandenen Zweig, schon wenn er 3 — 5 Zoll Länge erreicht hat, anbinden zu können, so ist es vorzuziehen, schon im Sommer die krautartige Spitze des Haupt- zweiges abzukneipen. Hierdurch erreicht mau das- selbe Resultat, wie beim Zurückschneiden, auch wächst bei jungen krautartigen Zweigen das oberste seitliche Auge nicht, wie bei holzigen Trieben, in einem Bogen, sondei-n ganz senkrecht aus, so dass ein Anbinden gar nicht erforderlich ist. Hat der Stamu\ die erforderliche Höhe und ge- nügende Stärke, um sich selbst tragen zu können, erreicht, so schneidet man die Spitze ab und bildet aus den 3 — 4 obersten Zweigen die Krone. Jähr- lich schneidet man dann die Zweige um i ihrer Länge zurück, so lauge sie ein kräftiges Wachs- tlunu zeigen, und entfernt die gänzlich, welche sich kreuzen oder zu nahe aneinander stehen und den Zutritt von Licht und Luft bis in das Innere der Krone beeinträchtigen. Während mau die Hochstämme hauptsächlich zur Bepflanzung von öffentlichen Wegen, Chausseen, Baun]gütern, Ackerfeldern u.s. w. benutzt, zieht man für Haus- und kleinere Gemüsegärten die Zwerg- formen, wie Pyramiden, Spaliere, Kesselbäumchen, Schnurbäumchen u. s. w. denselben vor, theils, weil die Früchte an den letzteren eine viel grössere Vollkommenheit in Bezug auf Grösse, Geschmack und Färbung erreichen, theils weil sie durch ihre Form wesentlich zur Verschönerung der Gärten bei- tragen und die Früchte sich dem Auge der Vor- übergehenden besser präsentiren und daher mehr Freude machen. Man wählt für die Zwergformen bei der Ver- edelung als Unterlage für Birnen die Quitte, für Aepfel den Splittapfel (Doucin) und den Paradies- Apfel. Eine Ausnahme hiervon machen die Birn- sorten, die auf Quitten nicht gedeihen und die von Natur schon einen schwachen Wuchs haben. W^ill man aus einer einjährigen Veredelung eine Pyramide ziehen, so schneidet mau ein Drittel ihrer Länge ab und führt den Schnitt dicht über einem gut ausgebildeten Auge, das die Verlängerung des Stammes bilden soll, aus. Die Seitenzweige, welche bis zu einem Fuss Hohe von der Erde entstehen, bricht mau sobald wie möglich aus, und von den höher stehenden so viel, dass, wenn man die Zweige nach allen Richtungen gleichmässig um den Stamm verthellt, diese von einander in einer Entfernung von i bis 1 Fuss stehen. Hauptregel für die Er- ziehung der Pyramiden ist, dass sämmtliche Seiten- zweige, die zum Gci-üst dienen sollen, direkt aus dem Hauptstamme entspringen müssen und nicht aus anderen Seitenzweigen. Es dürfen denuiach an den Seitenzweigen nur Fruchtzweige sich befinden, über deren Schnitt wir später sprechen werden; mit diesen müssen sie aber von der Basis bis zur Spitze ganz gleichmässig besetzt sein und darf sich keine leere Stelle am Zweige zeigen. Will ein Auge des Stammes, was an einer Stelle steht, wo man einen Seitenzweig der Gleichmässig- keit wegen haben muss, nicht freiwillig austreiben, so zwingt man es dazu, indem man dicht über dem- selben mit dem Messer einen Einschnitt bis in die junge Holzschicht, in einer Breite von ungefähr 2 Linien, macht, der, je nach der Stärke des Stam- mes, i bis s seiner Peripherie umfasst. Durch diesen Einschnitt wird der aufsteigende Saft verhindert, au dem schwachen Auge vorüberzugehen , er ergiesst sich sehr reichlich in dasselbe und zwingt es zum Austreiben. In dem darauf folgenden Jahre, beim zweiten Winterschnitte, muss mau sich bestreben, das Gleich- gewicht unter den verschiedenen Zweigen herzustel- len. Hierbei ist zunächst zu beachten, dass die mehr nach oben stehenden Zweige gewöhnlich stär- ker treiben, als die unten am Stamme sich befin- denden, da der Saft immer grosse Neigung hat, nach den höchsten Theilen des Baumes zu steigen. Es müssen daher die unteren Zweige durch den Schnitt gestärkt werden, indem man sie laug oder, wenn sie gegen die oberen sehr zurück sind, auch gar nicht beschneidet. Die zu stark wachsenden schneidet man sehr kurz , um sie zu schwächen, oder nimmt sie ganz weg, wenn sie nahe au der Stammspitze stehen. Im letzteren Falle treiben aus dem kleinen Wulste, den man beim Abschneiden dicht am Stamme stehen lässt, die Adventivknospen aus, von denen man den an dieser Stelle gewünsch- ten Zweig erziehen kann. Der Grund, weshalb durch den laugen Schnitt die Zweige gestärkt, durch den kurzen dagegen geschwächt werden, liegt wiederum, wie wir schon bei den Hochstämmen gesehen haben, in der grös- seren Menge von Blättern, welche die langgeschuit- tenen sofort im Frühjahre erzeugen. In ihnen wird viel früher eine lebhafte Saft-Cirkulation entstehen, als in denen mit wenig Blättern, und hat sich erst der Saft gewöhnt, im Frühjahre stärker in einen Zweig sich zu ergiessen, als in den anderen, so thut er dies auch während des ganzen Sommers. Die Spitze und die Seitenzweige beschneidet man ungefähr in dem Verhältnisse beim zweiten 205 I Schnitte, dass jeder Zweig dieselbe Länge hat, wie (las Staimnstück vom Entstehungspmikte des ersteren bis zur Spitze. Sind mm z. B. die untersten Zweige einer Pyramide, die 1 Fuss über der Erde entsprin- gen, 14: Fuss lang geschnitten, so tnuss man den Stamm auch 1^ Fuss über ihrem Ausgangspunkte, also 2^ Fuss über der Erde, abschneiden. Bei ge- wöhnlichem Wüchse wird man den Stannn in jedem Jahre um 1 bis l..| Fuss verlängern können, und muss man beim Zurückschneiden darauf achten, dass das Auge, auf welches man schneidet, dem, auf welches man im .lahre zuvor geschnitten hatte, entgegengesetzt steht, weil sonst der Stamm nach einer Seite wachsen oder eines Pfahles bedürfen würde, um grade zu werden. Die Seitenzweige schneidet man auf ein kräftiges, nach aussen ste- hendes Auge, damit die Verlängerung nicht nach innen wächst, wo sie sich mit den darüber stehen- den Zweigen kreuzen und Verwirrung hervorbrin- gen würde. Den Schnitt selbst führt man in der Weise aus, dass man der Basis des Auges gegen- über das Messer einsetzt und dicht über die Spitze des Auges wegführt. Das Zurückschneiden der Zweige im Allge- meinen um ungefähr ein Drittel ihrer Verlängerung ist erforderlich, weil bei den meisten Obstsorten nur die Augen der oberen zwei Drittel der Zweige aus- treiben, wenn man sie unbeschnitten lässt, das un- tere Drittel aber kahl bleibt und nicht nur voll- kommen nutzlos ist, sondern auch dem Baume ein schlechtes Ansehen gibt. Hat man den Zweig zu- rückgeschnitten, so erhält man auf der ganzen Länge ziemlich regelmässig nebeneinander-stehende Triebe, die leicht zu Fruchtzweigen auszubilden sind. Ist einer der oberen Seitenzweige so kräftig, dass man glaubt, ihn durch das gewöhnliche Zu- rückschneiden nicht mit den anderen in's Gleich- gewicht bringen zu können, so macht man dicht unter demselben einen Einschnitt mit dem Messer, oder bei stärkeren Zweigen mit der Handsäge, ebenso, wie wir sie bei schwach -wachsenden Zwei- gen oder Augen, die nicht austreiben wollen, über denselben machen. Die Folge davon ist, dass der aufsteigende Saft durch den P'.inschnitt verhindert wird, sich in reichlichem Masse in den darüber- stehenden Zweig zu ergiessen und dieser somit ge- schwächt wird. In den folgenden Jahren lässt man die oberen Seitenzweige im Verhältnisse zu den unteren länger v.erden, als beim Schnitte im zweiten Jahre, muss aber immer darauf achten, dass die untersten die längsten bleiben. Das beste Verhältniss, um ohne grosse Mühe das Gleichgewicht in der Vegetation bei bereits aus- gebildeten Pyramiden zu erhalten, und durch die ge- Seitenzweige zu verhindern, dass der Saft seinem natürlichen Bestreben, nach der Spitze des Baumes zu steigen, zu sehr folgt, ist, wenn sie drei 5[al so gross sind, als ihr grösster Durchmesser beträgt. l^ebersteigt der Durchmesser dieses Verliältniss, so werden die Scitcnzweige zu viel Saft absorbiren und die Spitze des Stammes wird zu sehr schwächt werden. Ausser der gewöhnlichen Pj'ramideuform sind besonders noch Spindel-Pyramiden, Schnurbäumchen (Kordons) und Spalicrbäunie beliebt. Die Spindel -Pyramiden, auch Säulen genannt, pflanzt mau liauptsächlich da, wo man viel Sorten auf einem kleineu Räume vereinigen will, da ihr Durchmesser nur ungefähr 1 Fuss beträst und sie mithin in einer Entfernung von 2 bis 3 Fuss ge- pflanzt werden können; sie bieten aber auch noch den Vortheil, dass alle Fruchtzweige direkt aus dem Hauptstamme entspringen und die Früchte da- durch vollkommener werden, denn sie bestehen nur aus einem graden Stamme, der von unten bis zur Spitze, gewöhnlicii in einer Höhe von 15 — 20 Fuss, gleichmässig mit Fruchtzweigen besetzt ist. Hierzu kommt noch, dass die Sonne alle Früchte mehr, als bei gewöhnlichen Pyramiden, bcscheinen kann, diese also auch eine schönere Färbung und mehr Süssig- keit bekommen. Der Schnitt der Säulen ist sehr einfach; man schneidet vom Stamme in jedem Jahre ein Drittel der Verlängerung des letzten Jahres ab und sorgt dafür, dass der oberste Trieb, der die neue Ver- längerung bilden soll, grade wächst, alle Seiten- zweige aber behandelt man als Fruchtäste. Ebenso leicht sind die horizontalen Schnur- bäumchen, gewöhnlich Kordons genannt, zu ziehen. Sie dienen hauptsächlich zur Einfassung von W^egeu und bieten, als reich mit Früchten besetzte Obst- Guirlanden, einen prächtigen Anblick während des Sommers und im Herbste dar. Man vei-wendet besonders gern Aepfel hierzu, weniger Birnen. Nimmt man Aepfel, so wählt man Exemplare, die auf Paradies- Apfel, als der am schwächsten wachsenden Unterlage, veredelt sind. Mau kann indessen auch auf Sphtt- Apfel (Doucin) veredelte Stämmchen, die man vorzugsweise für Pyramiden und Kesselbäumchen anwendet, hierzu gebrauchen, und ist die letztere Unterlage für trockenen Boden sogar vorzuziehen. Für Birnen nimmt man zu dieser Form nur auf Quitte veredelte Bäumchen , da die auf schwachwachsendom Wildling veredelten, die man mit Vortheil noch für Pyramiden , besonders bei den Sorten, die auf Quitte nicht gut gedeihen, anwenden kann , für Schnurbäuinchen fast immer noch zu stark wachsend sind. 206 Zur Anlage von liorizoiitalen Sclmurbäuniclicn spannt man, 1 Fuss vom Wege entfernt, einen über- zinkten ]{lisenclratli in der Höhe von 1 Fuss, indem mau iiin anf kleinen Pfählen mit Dralitösen befe- stigt und veruiittelst eines Drahtspanners die nö- thige Spannung gibt. Jlan pflanzt darauf die Apfel- bäuniclien, wenn sie auf Paradies-Api'el veredelt sind, in einer iMitfcrnung von ö Fuss^ sind sie auf iSplilt- Apfel veredelt, (j bis 7 Fuss, und die auf (i)uitte veredelten ]3irneu 7 bis S Fuss entfernt. Man unterscheidet einfatdie und doppelte Sehnur- bäumehcn. Bei beiden geht der Stamm senkrecht 1 Fuss ioch bis zum Draht und wird bei den ein- fachen, nach einer »Seite gebogen, an demselben wagereeht befcsti.t, und sobrdd er den nächsten Stamm, der dieselbe llichtung haben nuiss, erreicht hat, mit diesem genau, wie beim Veredeln durch Annäherung, zusammengebunden, so dass in kurzer Zeit die Stännne zusanimcnwachscn und zuletzt die ganze lieihe wie ein ]5aum erseheint, der in Ent- fernungen von 5 bis 7 Fuss Stämmchen mit Wur- zeln hat, von denen man dann sogar einzelne weg- schneiden kann, ohne zu riskiren, dass der darüber stehende wagerechte Theil abstnbt. Die dopj)elten Sehnurbäumchen theileu sich 1 Fuss über der F^rde in 2 Zweige, die man nach entgegengesetzten Seiten au dem Di-ahte anheftet und, wenn die Spitzen der Bäume sich berühren, diese ebenfalls zusammen veredelt. Da aber hier die Zweige, wie ihre Saftbewegung, eine entgegen- gesetzte llichtung haben, so wird das Zusammen- wachsen kein sehr inniges werden und kann man nicht darauf rechnen, dass in Krankheitsfällen der Wurzeln eines einzelnen Baumes oder bei anderen ungünstigen umständen derselbe von den benach- barten ganz ernäln-t werden kann. lieber einer solchen lieihe von Sehnurbäum- chen kann man -J Fuss höher noch eine zweite zie- hen, für welche man die Stämmchen in der Mitte zwischen je 2, die zur Ijildung der unteren dienen, jjflanzt. Sämmtliche Seitenzweige der Schnurbäume wer- den als Fruchtäste behandelt. (Schluss folgt.) Die iiitcriultioiiale Aiisstelliiiig in London löüljrcnli irr l^t uom 22. bis 25. iHai. Ich schliesse hier die Blüthensträucher des Ge- wächshauses an , • welche in ii hiermit zur öirentlichcii Kcuiidiiss, «lass Avr obwalteiuien liustänKlc halber die 5. Versaiuniliiiig; «leiitscher Poniologcii, Obst- und (ileinüsezächtcr in Rcutlinr- Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 27. Berlin, den 7. Juli 1866. Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Die Ixoreu und Pavetten. Bliitheusträucher des Warmhauses. ^ Die internationale Ausstellung in London während der Tage vom 22. his 25. Mai. (Fortsetzung.) — Ob.st-Erträge der Domäne Peruz in Böhmen. Vom Pfarrer Karl Fischer in Kaaden bei Saatz. Mir bi'iii;;eii die traurige Kunde, dass der liufgärtner Karl Finte Im aiiii in Ciiarlotteiiburg in vorij^er Viielie gestorben ist. Er trat dem Vereine bereits im Anfange des Jahres 1825 bei. l'eber ein su tbiitiges IHilglied werden wir alsbald besondere Nachrichten bringen. Die Ixoren und Pavetten. ^liitl)ni|lräuti)fr ics Ä^arm^auffe. In meinem Berichte über die internationale Aus- stellung in London habe ich auch der schönen Schau- pflanzen gedacht, welche von einigen Ixoren vor- handen waren, und diese auch der Beachtung der Gewächshaus -Besitzer empfohlen. In der Monats- Versammlung am .5. Juni hatte Inspektor Bouche unter Anderem auch eine Ixora ausgestellt, weiche als nicht Fuss-hohe Samenpflanze bereits dicht mit blendend-weissen Blüthen besetzt war. Den Samen hatte der botanische Garten durch den leider vor Kurzem verstorbeneu Eegierungsrath Wichura, der bekanntlich die preussische Expedition nach Ostin- dien begleitete, erhalten. Diese Pflanze, welche sich bei näherer Untersuchung als Ixora barbata Roxb. herausstellte, mag mir jetzt Gelegenheit geben, über die Ixoren , einschliesslich die generisch nicht ver- schiedenen Pavetten, zu sprechen und einige Arten derselben Pflanzen-Liebhabern des Kontinentes sehr zu empfehlen. Schon Linne hat beide Genera, Ixora und Pa- vetta, aufgestellt, leider ihnen aber falsche Diagno- sen gegeben, die zum Theil selbst in die neueren systematischen Werke, z. B. in Endlicher's Ge- nera plantarum, übergegangen sind. Linne legt die Unterschiede beider Geschlechter auf Narbe und Frucht. Letztere soll bei Ixora 4-, bei Pavetta da- gegen 2- und 1-samig sein, während die Narbe bei dieser ganz, bei jener 2-theilig angegeben wird. Doch nennt Linn^ selbst später bei anderen Ge- legenheiten die Narbe bei Pavetta indlca ganz rich- tig 2-theilig. Beide Geschlechter haben aber 2-fäch- rige und 2-eiige Fruchtknoten, sowie 2-tlieilige Nar- ben, und sind demnach generisch gar nicht von ein- ander unterschieden. Will man beide Genera, we- nigstens als Subgenera, beibebaken, so könnte man vielleicht besser zu Ixora die roth-, zu Pavetta die weissblüheuden Arten bringen. Diese Vereinigung beider Linne 'scher Ge- schlechter hat übrigens schon La mark im Jahre* 1789 durchgeführt (Enc. meth. III, 343), indem er Pavetta einzog; sein Landsmann A. Richard that weit später zwar dasselbe, behielt aber umge- kehrt Pavetta als Genus bei und rangirte in dieses nun die Ixora-Arten ein. Wir folgen Lamark, als dem, der die Vereinigung zuerst in Anregung ge- bracht hat. Was beide Namen anbelangt, so ist der eine, Pavetta, indischen Ursprunges. Mit diesem Worte bezeichnet man nämlich im Vaterlande die Linnd- sche Pavetta (jetzt Ixora) indica. Die Botaniker vor Linne hielten die ihnen bekannten Arten von Pavetta und Ixora dagegen für Jasmin und be- schrieben sie auch als solche. Ixora soll schliess- lich nach ßheede (hört, malab. II, 18) der Name eines indischen Gottes sein, dem die blühenden Zweige der Ix. coccinea dargebracht wurden. Nach Will. Jones existirt aber gar kein indischer Gott dieses Namens (asiat. rech. IV, 254); möglich kann es aber sein, dass Ixora mit Isvara, was ein Bei- 27 I 218 iiame des indisclieu Siva, des Glücksgottes, ist, ver- wechselt worden wäre. Ixoren und Pavetteu kommen nur in den wär- meren und heissen Ländern Asiens und Afrika's vor und wachsen als Sträucher in dortigen Wäl- dern. Ixora coccinea und Bandhuca sind in Ostindien heilige Pflanzen, welche von den Dich- tern in ihren Gesängen oft genannt und auch be- sungen wurden. Wegen ihrer brennend-rothen Farbe führen diese beiden auch bei den dortigen Bewoh- nern den tarnen Waldflamme, ein Name, der von Euraph als Flamma sylvarum zur Bezeichnung beider Pflanzen benutzt wurde. Wurzel und Rinde vieler Arten haben ferner einen eigenthümlichen Bitterstoff und werden deshalb von den Eingebo- renen als Arzneimittel gegen verschiedene Krank- heiten beiUitzt. Endlich geniesst man im Vaterlande von einigen Arten, z. B. der Ixora coccinea, caffra u. s. w., die Früchte. Die Zahl aller Ixoren beträgt gegen 80, aller Pavetten gegen 70; das vereinigte Genus Ixora zählte demnach jetzt gegen 150 Arten. Bei näherer ITntersuchuiig möchte jedoch ein grosser Theil der bis jetzt aufgestellten Arten spezifisch nicht ver- schieden sein, so dass man die wirkliche Anzahl aller Ixoren vielleicht nur auf gegen 100 Arten berechnen könnte. In neuerer Zeit sind wiederum einige Arten mit neuen Namen eingeführt; diese haben jedoch noch keiner botanischen Kontrole unterlegen und müssen demnächst auch auf sich beruhen. Die Ixoren gehören in die Familie der Rubiaceen , und zwar zunächst in die Abtheilung der Coffeaceen. Die Zahl derei-, welche sich noch in Kultur be- finden, ist gering und übersteigt sicher nicht sehr die Zahl 20. Es ist eine eigenthümliche Erscheinung, dass trotz der grossen Anzahl jährlich eingeführter Pflanzen die Anzahl derer, welche jetzt in Gärten, selbst mit Einschluss der botanischen, kultivirt wer- den, gegen die, welche in den Zeiten von WIll- denow, Jacquin, Desfontaines und Aiton vorhanden waren, wohl kaum grösser geworden ist, denn in der Eegel sind die meisten schon zeitig wie- derum verloren gegangen. Die damaligen Botaniker machten genaue ^'erzcichnisse der von ihnen kul- tivirtcn Pflanzen; in der heutigen Zeit, wo im For- schen die physiologische Seite in den Vordergrund getreten ist, geschieht dieses leider nicht mehr. Das ist der Grund, warum man jetzt weder eine Ucber- sicht der Zahl, noch eine Kenntniss der vertretenen Familien und Geschlechter haben kann. Man ist mehr oder weniger in dieser Hinsicht rathlos. Was die Kultur der Ixoren im weiteren Sinne anbelangt, so verlangen die meisten, besonders die Ostindiens, welche in feuchten Wäldern vorkommen. auch eine feuchte warme Luft. Leider werden sie aber von Ungeziefer sehr heimgesucht, so dass vor- sichtige Lüftung, wenn irgend möglich, anzurathen ist. Während des Sommers befinden sie sich in Warmbeeten viel besser, als in Häusern; es thut ihnen sogar ganz gut, wenn sie eine Zeit lang ins Freie, aber in gutem Schutz gegen Wind, und be- sonders gegen die Sonne, kommen. Man kann sie auch während der guten Jahreszeit einige Zeit in ein beschattetes, aber sonst luftiges Kalthaus brin- gen. Im Winter bedürfen sie viel Licht und müs- sen daher dem Fenster so nahe als möglich stehen. Da sie iu dieser Zeit ruhen, sind sie weniger warm und etwas trockener zu stellen. Das Versetzen ge- schieht meist im ersten Frühjahre, wo alsbald eine rasche Vegetation folgt. Wasser bedürfen sie in dieser Zeit viel, besonders während des Blühens. Die Erde muss deshalb besonders locker sein, da- mit sich in ihr keine Säure bilden kann, welche rasch schlechte Wurzeln und in Folge dessen Krank- heit mit zahlreichem Ungeziefer bedingt. Eine gute Haide-Erde mit Stücken von Kohle, etwas Lehm und Sand ist die beste Mischung. Ausserdem thut den Pflanzen auch häufiges Spritzen wohl. Die Vermehrung geschieht am besten durch Stecklinge in einzelnen Töpfen, denen man eine warme Unterlage gibt, oder auch durch Niederlegen der Zweige und Anwurzeln der Stelle, welche mit Erde bedeckt ist. Am besten ist zu diesem Zwecke ein Beet, wie man es zum Treiben der Gurken und Melonen benutzt, nur bringt man auf den Mist an- statt Erde eine dünne Schicht von Asche und gräbt die Töpfe bis zur Hälfte ein. Da sämmtliche Arten schon klein blühen und in grösseren und älteren Exemplaren im Blühen nachlassen, so thut man wohl, immer neue Pflanzen sich heranzuziehen. Dass sie aber auch in grossen Exemplaren ihre leichte Blühbarkeit nicht zu ver- lieren brauchen, wenn man ihnen nur die gehörige Sorgfalt widmet und immer junges Holz schafl't, davon haben die Schaupflanzen auf der Londoner internationalen Ausstellung Zeugniss abgelegt. Man erzählte mir jedoch, dass die Pflanzen, trotz ihrer Grösse von 4 und 5 Fuss Durchmesser, zum Theil doch nur wenige Jahre alt wären. Während man bei uns Stecklinge meist aus jungem Holze macht, geschieht dieses in England nur aus altem, und zwar solchem, wo bei gedräng- tem Wachsthume die Internodien kurz sind und also eine Reihe bis dahin schlafender Augen noch zur Entwickelung kommen können, welche gleich vom Anfang an die Pflanze buschig machen. Indem man 2 Jahre hindurch gehörig auskneipt und be- schneidet, lässt man sie erst im dritten Jahre,, wo sie bei dieser Behandlung schon ansehnlich werden, 219 blühen. Die auf dem Kontinente übliche Vermeh- rung durch Pfropfen verwirft man in England durchaus, weil mau auf diese Weise nur schlechte, am unteren Theile nackte Pflanzen erhält. I. Weissblühende Arten. 1. Ixora barbata Roxb. war bereits schon im Jahre 1823 in England, scheint aber damals nicht in die Gärten der Liebhaber gekommen zu sein; um desto wichtiger ist es nun, dass durch die prenssische Exj)edition nach Ost -Asien Samen der Pflanze nach dem botanischen Garten in Berlin ge- sendet wurde und die weitere Verbreitung des in hohem Grade zu empfehlenden Blütlieustrauches demnach jetzt geboten ist. Die Blätter stehen, wie bei allen hierher gehörigen Arten, einander gegen- über und sind selbst an kleinen Pflanzen ziemlich gross, bis über 5 und 6 Zoll lang. Ihre Gestalt ist zwar länglich, doch aber so, dass sie nach der Basis zu etwas schmäler werden. Die blendend-weissen Biütlien bilden ziemlich grosse und zusanniiengesetzte Doldentrauben und haben dünne Röhren, an deren Ende die 4 breit- länglichen oder eirunden Abschnitte sich flach aus- breiten. Charakteristisch für die Art ist der Um- stand, der auch zur Benennung Veranlassung ge- geben hat, dass am »Schlünde der Röhre sich blen- dend-weisse und haarähnliche Fäden befinden. 2. Ixora cuneifolia Roxb. kam bereits 1822 in den Handel. Sie ähnelt zwar der vorigen, steht ihr aber in mannigfacher Hinsicht nach. Zunächst bleibt sie kleiner, als diese, und wird nie so bu- schig. Ihre Blätter sind schmäler und haben, wie auch der Beiname schon anzeigt, eine verlängert- keilförmige Gestalt. Während ferner die Kelch- Abschnitte bei der vorigen Art lanzettförmig, also zugespitzt sind, erscheinen sie hier länglich und am oberen Theile abgerundet. 3 u. 4. Ixora arborea Roxb. und undnlata Roxb. sind 2 einander nahestehende Arten, welche gegen das Jahr 1820 eingeführt wurden und wohl die kleinsten Blüthen, die noch nicht die Länge eines halben Zolles besitzen, haben. Die länglichen oder elliptischen Blätter sind am Rande mehr oder weniger wellig. Der Blüthenstand ist bei Ixora arborea sitzend und 3-theilig, während er bei Ix. undulata mehr eine doldentraubige Rispe bildet und gestielt erscheint. Die Blumen-Abschnitte schla- gen sich hier auch zurück und die weisse, fast durchsichtige Frucht ist 2-kuöpfig. Beide Arten blühen erst im August. 5. Ixora lanceolaria Colebr. zeichnet sich durch schmal -elliptische Blätter aus, welche ziem- lich dicht stehen. Der gedrängte Blüthenstand wird in der Regel von Sommertrieben überragt und die schmalen Blüthen mit ebenfalls schmalen Ab- schnitten besitzen eine mehr grünlich-weisse Farbe. Seit den vierziger Jahren ist sie in Kultur. (j. Ixora acuminata Roxb. besitzt ebenfalls elliptische Blätter, welche sich aber durch ihre blau- grüne Färbung von den übrigen Arten dieses Ge- schlechtes wesentlich unterscheiden. Die oberen um- fassen den Stengel. Die Blüthen haben sehr breite, eirunde Abschnitte. Eingeführt im Jahre 1824. 7. Ixora blanda Ker kam bereits schon zu Ende des vorigen Jahrhundertes, und zwar als Ix. alba, nach Europa und befand sich früher viel in den Gärten; neuerdings scheint sie jedoch, gleich den vorhergenannteu, wiederum seltener geworden zu sein. In mannigfacher Hinsicht verdient sie aber vor den genannten den Vorzug, zumal ihre weissen, später jedoch gelblich-werdenden Blüthen einen sehr angenehmen Geruch besitzen. Sie haben ausserdem die Länge eines Zolles und bilden grosse dolden- traubige Rispen mit rothen Stielen. Leicht erkennt- lich ist die Art dadurch, dass die an der Basis breiten Nebenblätter rasch in eine stechende Spitze auslaufen. Hinsichtlich der Blattform unterscheidet sie sich wenig von Ix. arborea und barbata. 8. Ixora Pavetta Roxb. (Pavetta indica L.) befindet sich schon seit 1791 in unseren Gärten, wo sie wegen der wohlriechenden Blüthen sehr beliebt ist. Auch sie wird jetzt leider seltener. Ihre elliptischen Blätter sind hautartiger, als bei den bis jetzt genannten Arten und haben mitein- ander verwachsene Nebenblätter. Die grossen Blü- thenstände bilden eirunde Rispen, die Abschnitte der Krone haben hingegen die Hälfte der l^änge der Röhre. Ausgezeichnet ist diese Art durch die lang-herausragenden Griffel. 9. Ixora caffra Poir. (Pavetta caftra Thunb.) ist eine Art, welche in Süd -Afrika zu Hause ist und von dort bereits 1816 in den Gärteir Europa's eingeführt wurde. Sie verlangt deshalb auch eine Stellung in's Kalthaus und kann mit weniger Sorg- falt behandelt werden. Von allen Arten hat sie die kürzeste Blumenröhre, die nur wenig länger als .die Blumen-Abschnitte ist. Die Blüthen bilden fast eine einfache Dolde und zeichneu sich ausserdem noch durch sehr schmale, fast borstenförmige Kelch- blätter aus. Die Laubblätter sind ebenfalls liautar- tiger, haben aber die Form, welche hauptsäclilich in diesem Genus vorkommt. 10. Ixora jucunda Thwaites wächst auf den Bergen Ceylons und ihre Einführung gehört der neuesten Zeit an. Zum ersten Male blühte sie in Kew im Jahre 1860. Ihre etwas lederartigen Blät- ter besitzen eine sehr verschiedene Grösse und ha- ben eine umgekehrt-eirunde und keilförmige Gestalt, während die scharf- zugespitzten Nebenblätter röth- 27 ^' 220 licli sind. Die Blüthen stehen dicht gedrängt und Ijesitzen eine 14 Linie lange Röhre mit 4 flach- ausgebreiteten und eirund- zugespitzten Abschnitten von 5 Linien Länge. II. Mit rothen oder orangefarbenen Blüthen. 11. Ixora laxiflora 8n:. hat zwar weissliche Blüthen, aber mit röthlichem Anfluge und von an- genehmem Geruch. Der Blüthenstand ist sehr aus- gebreitet und schlaff, ein Umstand, der diese Art von den übrigen leicht unterscheiden lässt. Die elliptischen Blätter lauten ausserdem noch in eine lanzettförmige Spitze aus. Auch diese Art wächst nicht in Ostindien , sondern im tropischen Afrika, lind wurde, wie die folgende, erst in den vierziger Jahren eingeführt. 12. Ixora odorata Hook, kommt auch als Ix. longifoHa und Breonis vor und stellt eine der prächtigsten Zierpflanzen dar, zumal die dicken, lederartigen Blätter von verkehrt-eirund-keilförmiger Gestalt auf der Oberfläche eine schöne dunkelgrüne Farbe besitzen. Die sclimalröhrigen Blüthen haben anfangs eine hellröthliche Farbe, die aber später sich mehr oder weniger verliert und zuletzt in ein Braungelb übergeht. Sie besitzen ausserdem einen angenehmen Geruch und bilden eine ziemlich dichte und zusammengesetzte Traubendolde. Vaterland die- ser Pflanze ist nicht Ostindien, sondern Madagaskai'. Im Jahre 1844 wurde sie bereits eingefülut. lo. Ixora rosea Wall, zeichnet sich durch ihre späte Blüthezeit aus, die bis in den Spätherbst dauert. Ihre elliptisch-keilförmigen Blätter sind auf der Unterfläche etwas behaart. Die rosa- oder fleisch- rothen Blüthen sind ziemlich lang und bilden etwas lockere und zusammengesetzte Doldentrauben, welche bereits im Juli erscheinen. Eingeführt wurde diese Art im Jahre 1819, und zwar, gleich den meisten übrigen dieser Abtheilung, aus Ostindien. 14. Ixora flammea Salisb. ist wohl die erste Art dieses Geschlechtes, welche bei uns eingeführt wurde, und zwar bereits gegen das Ende des 17. Jahrhundertes. Sie ist später auch als Ix. coccinea Curt., speciosa Wiild. und stricta Eoxb. beschrie- ben. Die Blätter haben die gewöhnliche elliptische Form der meisten Arten dieses Geschlechtes, die feurig-scharlachrothen Blüthen von fast Zoll-Länge bilden aber sehr dichte, ziemlich kopfförmige und zusammengesetzte Doldentrauben. Sie ist in unseren Gärten noch am meisten (als coccinea) verbreitet und stammt aus China, wird aber in Ostindien kultivirt. 15. Ixora coccinea L. wird gewöhnlich, da unter diesem Namen von den Gärtnern meist die vorige verstanden wird und auch die nächste diesen Namen führt, als Ix. grandiflora Ker aufgeführt. Sie besitzt lederartige, dunkelgrüne Blätter, die an der Basis meist herzförmig sind und dem Stengel ansitzen. Die sehr grossen (oft 1' Zoll langen) Blüthen stehen weniger gedrängt, als bei der vori- gen Art, und besitzen eine dunkele Scharlachfarbe. Das Jahr 1814 wird als das der Einführung an- gegeben. 16. Ixora Bandhuca Roxb. steht der vorigen Art sehr nahe, hat aber stengelumfassende Blätter und hellere Blüthen, die wiederum eine dichtere Doldentraube bilden. Eingeführt wurde sie ein Jahr später, als die vorige, nämlich im Jahre 1815. Sie ist es, welche nebst der vorigen in den Wäl- dern Ostindiens eine Art Unterholz bildet und wegen ihrer, fast das ganze Jahr hindurch erscheinenden rothen Blüthen bei den Eingeborenen den Namen , Brennendes Feuer" führt, eine Benennung, welche Rumpli mit Flammula svivarum wiedergegeben hat. 17. Ixora Griffithii Hook, wurde als Ix. hydrangeaeformis in den Gärten eingeführt und ist die Art, welche wohl die grössten Blätter in diesem Genus besitzt; diese haben auch weniger eine elliptische, als vielmehr eirund-längliche Gestalt. Die ziemlich grossen Blüthen sind anfangs gelb, werden dann orangenfarbig und zuletzt mehr oder weniger roth. Sie bilden ziemlich dichte Doldentrauben. Sie ist in den vierziger Jahren in imsere Gärten gekommen. 18. Ixora crocata Lindl. ist wiederum eine chinesische Pflanze und besitzt etwas lederartige, elliptisch-keilförmige Blätter. Ihre ziemlich grossen Blüthen sind schön orangenroth gefärbt und bilden flache Doldentrauben. Sie wurde im Jahre 1822 unter dem Namen Ix. chinensis eingeführt. 19. Ixora javanica D(J. ähnelt allerdings der vorigen, unterscheidet sich aber durch die weniger dicht stehenden Blüthen , welche auch eine mehr dunkel- mennigrothe Farbe besitzen. Dadurch be- kommt die Art auch einige Aehnlichkeit mit Ix. coccinea. Vaterland ist Java. Sie blühte zum ersten Male im Jahre 1848 in London. 20. Ixora salicifolia DC. ist ebenfalls eine javanische Art, welche bereits im Jahre 1846 einge- führt wurde. Sie zeichnet sich durch ihre sehr schmalen Blätter, welche auch Veranlassung zu der Benennung gegeben haben, vor allen übrigen Arten dieses Geschlechtes aus. Die Blüthen haben eine prächtige dunkelrothe Farbe und unterscheiden sich ausserdem noch durch die lanzettförmigen Abschnitte. Die in den Gärten als Pavetta borbonica vorkommende, seit nicht langer Zeit von der Insel Bourbon eingeführte Pflanze ist Pyrostria pply- morpha A. Rieh., ebenfalls eine, und zwar ver- wandte Rubiacee. 221 Die iiitci'iiatioiiale Äiisstcliiiiig in London roäljtcnli bcr €r. Karl Ivocli, General-Sekretair des Vereines. No. 28. Berlin, den 14. Juli 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. illiialt: Telior Pflaiizenkästcn. — Die internalionale Ausstellung- in London während der Tage vom 22. bis 25. Mai. (Fortsetzung.) — Uelier Ver.sendnng von Pflanzen. — Der Niederländische Obstgarten. 8. bis 12. Lieferung. Leber FflanKenkästen. In grossen Städten sind die wenigsten Blunien- Liebliaber im Besitze eines nouli so kleinen Grund- stücices und müssen zu den Zinmiern ihre Zuflucht nehmen, um darin einige Lieblings-Pflanzen zu zie- hen. Wir haben in Berlin dergleichen Liebhaber, welche es in der Pflanzenzucht im Zimmer ziem- lich weit gebracht und nicht unbedeutende Erfolge gehabt haben. Ein solcher Pflanzen-Liebhaber kul- tivirt beispielsweise einige GU verschiedene Palmen; wir haben früher einen anderen gehabt, der sogar die so schwierigen Anecochilus- Arten Jahre lang in seinem Zimmer mit Erfolg pflegte. Man ersieht hieraus, was Liebe und Sorgfalt grade bei den Pflanzen vermag, zumal, wenn man rationell dabei verfährt und von den gegebenen Verhältnissen mög- lichst Herr zu werden sucht. Vor mehrern Jahrzehenden war es, besonders in kleineren Städten des mittleren Deutschlands, Sitte, vor den Fenstern lange Kästen aufzustellen und darin verschiedene Blumen zu ziehen. Leider hat dieses jetzt sehr nachgelassen; in grösseren Städten ist es noch seltener und hier und da selbst polizeilich untersagt, da durch zufälliges Herunter- fallen der Blumentöpfe manches Unglück geschah. Während der letzten internationalen Pflanzen-Aus- stellung in London waren dergleichen Kästen mit passenden Pflanzen ausgestellt und zu verkaufen; wir haben aber leider in der Stadt selbst, sowie in den Vorstädten, wenig Häuser gesehen, wo derglei- chen Kästen vor den Fenstern angebracht waren. Wo es aber der Fall war, nahmen diese sich sehr gut aus. Es sind nur wenig Blumen und Pflanzen, die in solchen Kästen gedeihen. Li der Kegel brennt die Sonne, in sofern die Häuser an der Mittags- seite ihre Vorderfront haben, so sehr, dass, wenn , nicht der gehörige Schutz gegeben wird, die Pflan- zen schon bald leiden und schlecht werden. Eini- germasseu zärtliche Pflanzen wollen gar nicht ge- deihen oder verlangen wenigstens besondere Vor- kehrungen, die aber leider in der Regel etwas kost- spielig sind. Hin und wieder flndet man ein ganzes Fenster als Vorderseite eines kleinen Gewächshauses, was sich rückwärts in das Zimmer erstreckt, benutzt. Dergleichen Miniatur- Gewächshäuser enthalten oit, besonders wenn man für gehörigen Luftzug gesorgt und den nöthlgen Schutz gegen brennende Sonnen- strahlen gegeben hat, selbst zärtliche Pflanzen iu gutem Zustande. Neuerdings haben die sogenann- ten Aquarien Gelegenheit gegeben, auch Glaskästen \ zusammenzusetzen, wo nur kleinere Pflanzen gezo- gen werden. Recht hübsche Kästen der Art haben wir in Berliner und überhaupt deutschen Ausstel- lungen gesehen; wir erlauben uns vor Allem auf die aufmerksam zu machen, welche Kunst- und Handelsgärtner Benda in Berlin (Magazinstr. IG) mit vielem Geschmacke angelegt und zum Verkaufe gestellt hat. Der innere Raum ist durch kleinere j Tuffsteine und Schlacken landschaftlllcli benutzt; 28 226 kleine Farne und Selaginellcn, sowie andere, keinen grossen Umfang einnehmende Pflanzen sind so ein- gesetzt, dass man Isein Gefäss sielit. Dieses ist zum Theil auch ganz und gar vermieden. Diese (ilaskästen bestellen in der Regel aus einem Eisen- oder Zink-Gestell mit besonders durch- sichtigem und hellem Glase und sind in der Weise angei'crtigt, dass die obere Dachseite aufgeschlagen werden kann, um Luft zu geben und den darin aufgehäuften feinen Wasserdunst von Zeit zu Zeit entfliehen zu lassen. Auch kann man, wenn man die Dachseitc völlig zurückschlägt, beliebig Verän- derungen im Innern vornehmen. Nicht immer ha- ben wir am Boden Abzugslöcher gefunden, durch die das überflüssige Wasser einen Abfluss hat und auch ein Luftstrom eintreten kann. Diese Verbindung des Innern mit dem Aeussern allein ist jedoch keineswegs genügend. Die Pflan- zen gedeihen dabei nicht lange und müssen oft erneuert werden. Es setzen sich bald an den an- gebrachten Steinen, aucli an der inneren Seite des Glases, die ersten Anfänge von Algen an und ma- chen das Glas bald mehr oder weniger undurch- sichtig. Nicht minder unangenehm ist die Feuch- tigkeit, welche sich, besonders bei Teniperaturwecli- sel, ebenfalls auf der innern Seite der Glasscheiben niederschlägt. Man sieht sich gezwungen, um nur einigermassen diese durchsichtig zu machen und das Vergnügen zu haben , das Innere zu sehen , von Zeit zu Zeit mit einem Lappen zu reinigen, wobei manchmal auch das Glas zerbrochen wird. Um diese beiden LTebelstände zu vermeiden, ist es vor Allem noth wendig, dass ein gehöriger Luftwechsel vorhanden ist. Wie dieser in Gewächs- häusern von der grössten Wichtigkeit für das Ge- deihen der Pflanzen ist, so nicht weniger hier. Der Engländer Atkins, welchem wir bekanntlich schon manche Bereicherung verdanken, hat, wie wir aus einem Berichte in der neuesten Nummer des Gar- deners Chronicle (S. 161) ersehen, einen Glaskasten konstruirt, der unserer Ansicht nach dem Zwecke völlig entspricht. Der Glaskasten kann eine beliebige Form er- halten, auch mit Zierrathen versehen sein. Der At- kins'sche hat eine länglich-viereckige Gestalt mit einem breit -abgestutzten Dache, dessen Flächen zu den senkrecht-stehenden Seiteuwänden ungefähr einen Winkel von 35 — 40 Grad bilden. Die horizontal- liegende oberste Dachfläche kann auf der einen Seite bis zu 4 Zoll Zwischenraum in die Plöhe ge- hoben werden. Am Tage wird sie, je nach dem Bedürfnisse, etwas, meist nur 1 Zoll, gehoben, so dass die Luft willkürlich eintreten kann, des Nachts hingegen bleibt die Oefi'nung geschlossen. Die eine schmale Seite ist ferner in der Weise eingerichtet, dass die Glasfläche hier in einem be- sonderen Rahmen gefasst ist, der, in einer senk- rechten Rinne des Gestelles liegend , sich bewegen und willkürlich in die Höhe gezogen, resp. herab- gelassen werden kann, wenn man irgend eine Aen- derung im Innern vornehmen will. Die Vorrichtung dazu kann Jedermann sich beliebig anbringen. Der Glaskasten selbst ruht auf einem anderen sehr flachen, aus Blech angefertigten Kasten, dessen untere Hälfte etwas vorspringt, während die obere durchlöchert ist, damit Luft eintreten kann. Die Löcher brauchen auch nur auf den beiden langen Seiten zu sein, um dadurch diesen unteren Kasten tragfähiger zu machen. Durch die Löcher tritt die Luft zunächst in den unteren und von da durch den durchlöcherten Boden in den oberen Kasten, um die hier vielleicht stagnirende Luft durch die Oeffnung der Dachfläche zu treiben. Der Boden des eigentlichen Glaskastens ist, wie eben ange- deutet, ebenfalls mit Löchern versehen und wird in der Weise mit zerschlagenen Thonscherben oder grobem Kiese ungefähr 1 Zoll hoch in der Weise bedeckt, dass ringsum gegen 1^ Zoll Breite davon frei bleibt. j Durch diese Vorrichtung zirkulirt beständig ein j Luftstrom von unten nach oben, sobald die oberste 1 Dachfläche etwas in die Höhe gehoben wird, und 1 führt die überflüssige Feuchtigkeit mit sich fort. Es wird sich diese demnach nicht an den Glas- I Scheiben anschlagen und diese dadurch verdunkeln j können. Die Pflanzen selbst werden erkräftigt und gedeihen in dem Behälter so gut, wie in jedem Gewächshause. Des Nachts hält man, wie oben schon gesagt, die Dachfläche geschlossen. Es wird sich dadurch bei niederer Temperatur eine Art Tliau bilden, der zur besseren Vegetation ebenfalls wesentlich beiträgt. Es versteht sich von selbst, dass, je nach dem Bedürfnisse, gespritzt oder eigentlich nur gebraust werden muss, besonders während der warmen Som- merzeit. Das überflüssige W^asser wird durch den Kies oder die zerschlageneu Scherben durchsickern und durch die Löcher des Bodens in den unteren Raum kommen. Ein irgendwo angebrachtes Loch mit einer Röhre an der Stelle einer Seite dicht über dem unteren Boden wird genügen, das hier sich allmählig ansammelnde Wasser ebenfalls abzu- führen, sobald man das gewöhnlich mit einem Stöp- sel verschlossene Loch nur öflFnet. Was den Inhalt eines solchen Pflanzenkastens anbelangt, so muss die Erfahrung am meisten leiten. Es versteht sich von selbst, dass nur kleine Pflan- zen Anwendung finden können, die Liebhaberei der Besitzer ist aber sonst massgebend. 227 Die iiitci'iiatioiiale AusNtelliiiig in Loii<1<»ii iDlilircnb bcr Ciijc uoin 22. bis 25. ülai. (Fi)rtsetziing.) Aus der Zahl der 1 1 Bewerbungen für Farne ersieht man, dass diese Pflanzen wiederum in Eng- land sehr beliebt sind; da die Preise jedoeli aber im Allgemeinen niedriger gestellt waren , als bei den Orchideen u. s. w., so kann man wiederum den Hehluss ziehen, dass sie doch nicht in so hohem Ansehen, als die letzteren, stehen. Die Summe der Preise, welche für sie ausgesetzt war, betrug 140 Pfund .Sterling ('J73ä Thlr), also grade so viel, wie ; für Pelargonien. Wie Palmen in stattlichen Exemplaren fehlten, so auch Baumfarne. Was in Brüssel der Ausstel- lung einen grossen Reiz gab, das waren hauptsäch- lich die dort aufgestellten wunderschönen Baum- farne. Der Gärtner des Krystallpalastes in Syden- ham hatte nur einige zur Verfügung gestellt, die eine ziemliche Grösse hatten; alle übrigen waren klein. Es fehlte unter ihnen auch die Mannigfal- tigkeit, denn dieselben Arten: Dicksonia antarctica, Alsophila australis, CVathea nieduUaris, dealbata u. s. w. wiederholten sich. Von grossem Interesse waren dagegen einige der neueren Einführungen, welche James Veitcli and Öons und James Backhuu sc and Son aus- gestellt hatten. Ich nenne von letzterem: Asplenlum resectum und alternans, sowie Trichomanes foeni- culaceum und Gleicheuia cryptocarpa, von ersterem: Asplenlum Novae Galedoniae, Davallia alpina und Lomaria ciliata. Aber auch von Will. Bull waren einige interessantere Arten vorhanden: Adiantum Lindenii und velutinum, Litobrocchia undulata und tripartita. Als Schaupflanzen waren von Farnen in aus- gezeichneter Kultur und in bedeutender Grösse eine Gleichenia Spelnncac von 5 Fuss Durchmesser und sehr dicht gewachsen, ausserdem Asplenium Kidus avis, vorhanden; beide hatte der Herzog v. Nor- thumberland durch seinen Obergärtner Fairbairn ausgestellt. Von besonderer Schönheit waren auch die zwar schon länger bekannten , aber doch stets zu empfehlenden Farne: IMarattia Cooperi, Lomaria gibba und Leptopteris superba. Letztere ist leider etwas schwierig in der Kultur und verlangt vor Allem eine sehr feuchte Luft. Weniger ist dies mit Lomaria gibba, die leider bei uns, wo die frü- here Liebhaberei für Farne ebenfalls fast ganz und gar verschwunden ist, kaum noch gefunden wird, der Fall. Sie baut sich prächtig, besonders wenn, wie in diesem Falle, der neue Trieb feingefiederter Blätter grade in die Höhe steigt. ^lan verdankte diese nebst einigen anderen James Veitch and Sons. Thomas Jackson and Son hatten eben- falls einige Farne des Warndiauses zur Verfügung gestellt, die zwar ebenfalls auf Empfehlung An- spruch machen können, bei uns aber schon mehr und länger bekannt sind. Eben dasselbe gilt von den Warnihausfarnen von Will. Bull; hier herrsch- ten baumartige Farne vor und die Exemplare er- schienen auch deshalb grösser. Es waren Preise an den Pflanzen angeheftet. So konnte man eine Dicksonia antarctica cinnamomea für 10, eine Glei- chenia semivestita für 15, eine Alsophila contami- iians für 8 Guineen (resp. für 70, 105 u. 56 Thlr) kaufen. In der Sammlung von Frau Aiston (Oberg. W^ill. Brown) befand sich die interessante Form, welche nach dem Züchter Gymnogramme Weten- halliaua genannt ist und ausserordentlich krauses Laub besitzt; in der von J. W. Taylor (Oberg. Barnard) mache ich auf Cyathea Cooperi und Al- sophila Mifpielii, in der von James Yates (Oberg. Will. Taylor) auf Microlepia strigosa und Davallia bullata, in der von R. Hanbury (Oberg. Isaac Hill) auf eine schöne Marattia clcutaefolia auf- merksam. Von grösstem Interesse für mich waren die Sammlungen von Freiland-Farnen, da diese meistens aus Formen und Monstrositäten unserer gewöhnli- chen AA'aldfarne bestanden. In dieser Hinsicht ver- dienten vor Allem die Sammlungen von John Sal- ter, James Ivery and Sons und William Bull Berücksichtigung. Es wäre wohl von wissenschaft- lichem AA erthe, wenn ein Botaniker sich der Mühe unterzöge und eine genaue Beschreibung der jetzt vorhandenen Formen unserer Waldfarne gäbe. Von As])lenium Filix femina waren allein einige 20, von Aspidium Filix mas aber nur wenige, dagegen wie- derum von Aspidium aculeatum (einschliesslich A. angulare) gegen \'2 vorhanden. Auch Scolopen- drium officinarum war reich an Formen. Kleinere Sammlungen der Art hatten auch einige Liebhaber zur Verfügung gestellt. AVeniger werthvoll fand ich die Lycopodia- ceen, von denen 3 Sammlungen, jede zu 12, 6 hingegen, jede zu ti Arten, vorhanden waren. Et- was Neues, wie ich In früheren Ausstellungen ge- sehen, fand ich nicht. Allerdings ist man, was Vollständigkeit der Sammlung und Kultur- Schön- heit der Exemplare anbelangt, in Deutschland, be- sonders im Nordosten, etwas verwöhnt. Die reichste Sammlung von Lycopodiaceeu hat jetzt unbedingt der botanische Garten in Berlin. Araliaceen waren in Brüssel und in Amster- dam reichlich vorhanden und trugen, da sie mei- stens auch stattliche Exemplare bildeten, zur Aus- 228 sclimückiuig des Ganzen sehr viel bei; hier fanden sich nur 2 Sammlungen, jede zu 6 Exemplaren mit bekannten Arten, vor. Die Sammhing von James Veitch and Sons zeiclinete sich durch schöne Exemplare aus. Bananen, diese reizenden Blattpflanzen der Gewächshäuser und der Ausstellungen, habe ich nur in .3 Exemplaren gesehen. Für Blattpflanzen der Gewächshäuser im Allgemeinen hatte man 3 Bewerbungen ausgeschrie- ben. Die verschiedensten Arten befanden sich in den vorhandenen Sammlungen neben einander, meist ohne jedes ästhetische Prinzip. 5 Gärtner hatten dergleichen zu 12 imd 1 zu (> ausgestellt, 6 Lieb- haber dagegen dergleichen zu 12, 12 endlich zu ü. Es ist nicht zu leugnen, dass manches Schöne und i manches Interessante sich unter den hier vorhan- denen Pflanzen befand, dieselben Arten wiederholten sich aber in der Hegel zu oft. Im Allgemeinen waren die Exemplare auch etwas klein, was beson- ders im Verhältniss zu dem grossen Räume der ganzen Ausstellung auffiel. Schön und zugleich harmonisch war die Zu- sammenstellung von Linden in Brüssel; sie enthielt unter Anderem 7 Theophrasteeu, die von James Yates (Oberg. Taylor) zeichnete sieh hingegen durch gut gezogene Cvcadeen aus. Auch Madame Legrelle d'Hanis hatte aus Antwerpen eine Sammlung zur Verfügung gestellt. In der Zusam- menstellung der Lady Louisa Ashburton (Oberg. Will. Grass) befand sich eine reizende buntblätt- rige Ananaspflanze, in der von R. S. Williams ein grosser buntblättriger Pandanus. Buntblättrige Pflanzen der Gewächshäuser waren in 5 Zusammenstellungen vorhanden; etwas Besonderes habe ich ebenfalls hier nicht gefunden, zumal dieselben Pflanzen sich auch zu oft wieder- holten. Croton pictum, Yucca tricolor und (juadri- color, Alocasia maci-orrhiza fol. var., die buntblätt- rige Ananas u. s. w. waren hauptsächlich vertreten. Ausser Madame Legrelle d'Hanis (Oberg. Ver- voort) aus Antwerpen waren es Handelsgärtnereien, die hier das Material zur Verfügung gestellt hatten. Eine Pflanze jedoch verdient noch besonders nicht allein genannt, sondern auch empfohlen zu werden. Es ist dieses der Neuseeländische Flachs (Phormium tenax) mit breiten, hellgelben Rändern. Das grosse Exemjjlar von James Veitch and Sons war be- sonders reizend. Von Interesse waren die Pflanzen der Gewächs- häuser, welche in irgend einer Beziehung zum Men- schen stehen. Leider wurden sie von den Besuchern der Ausstellung gar nicht in der Weise gewürdigt, wie sie es wohl verdient hätten. Wahrscheinlich hätte man mehr Aufmerksamkeit darauf verwendet. wenn man bei dem Namen zugleich gesagt hätte in welchem Verhältnisse die betreffenden Pflanzen zu dem Menschen stehen. Die besten und werth- vollsten Pflanzen der Art hatten Linden in Brüs- sel und Will. Bull in London geliefert. In der ersteren befanden sich beispielsweise die Mutter- pflanzen der edlen Chinarinde, des echten Zimmet- baumes, der peruanischen Koko-Nuss, des Polysan- derholzes, des Tolubalsames, der amerikanischen Guttapercha, der Nux vomica, in der letzteren die Mutterpflanze der Kardamomen, des Perubalsames, der Cubeben, des japanischen Talges, der rothen Chinarinde u. s. w. Doch auch die Sammlung von Osborn and Sons in London und van Hülle in Gent nahmen mehrfach das Interesse der Anwesenden in An- spruch; doch befanden sich in beiden mehr ver- breitete und daher auch bekanntere Arten. Dracäneen waren in 5 Zusammenstellungen zu 10 Exemplaren vorhanden. Mit wenigen Aus- nahmen verniisste ich grosse, stattliche Exemplare, sonst befanden sich aber die Pflanzen in guter Kul- tur. Mit Ausnahme einer eigenthümlichen Zwischen- form der Cordyline superbiens (Dracaena indivisa der Gärten) und australis, die sich aber nicht in einer von diesen Sammlungen, sondei'n ausserdem im Lokale befand und deren Besitzer ich nicht kenne, habe ich gar nichts Neues gesehen. In der Sammlung von Will. Bull befand sich ein schö- nes Exemplar der erst seit Kurzem eingeführten echten Cordyline indivisa mit einem Fuss - hohen Stamme. Nächstdem zog wiederum die Sammlung von James Veitch and Sons wegen der schö- nen Pflanzen meine Aufmerksamkeit am meisten auf sieh. Die Dasvlirien (einschl. die Pincenectien) hatte mau mit den Yucca's zu einer Bewerbung zusammengestellt. Die buntblättrigen Yukken waren besonders in der William Bull'schen Sammlung hübsch. Neues war nicht vorhanden. Die Pince- nectien, die man neuerdings auf dem Kontinente, besonders in Belgien , in stattlichen Exemplaren nicht selten sieht, waren hier sehr mittelmässig. Agaven sah ich zwar in grösserer Anzahl, aber doch fast nur in denselben Exemplaren, wie ich sie besonders in der Ausstellung in Amsterdam und selbst in Brüssel bereits gefunden. Es gilt dieses vor Allem von der sonst ausgezeichneten Sammlung von Jean Verschaffelt in Gent. In der von Ambr. Verschaffelt in Gent zeichneten sich wiederum die Formen der Agave Verschaf- feltii aus, deren ich ebenfalls schon in dem Berichte der Amsterdamer Ausstellung und in den Amster- damer Agaveen- Studien im vorigen Jahrgange der Wochenschrift gedacht habe. LTnter den inländi- 229 sehen Sammlungen war die von Charles Pfers- dorff unbedingt die beste; nächstdem erwähne ich noch die von B. S. Williams. Von dem niedrigen Cactus, wie den Echino- cacten, Maniillarien u. p. w., waren 4 hübsche Samm- lungen vorhanden, welche manches Interessante ent- hielten, hohe und Säulen - Cactus fanden sich dage- gen nur in einer einzigen Sammlung, welche noch dazu unbedeutend war, vor. Dass immergrüne Gehölze und Koniferen jenseits des Kanales sehr beliebt sind, ersah man auch aus den mancherlei Aufgaben, welche grade hier gestellt worden waren. Für beide besitzt aber freilich das vereinigte Königreich ein glückliches Klima: feuchte Luft und gleichmässige Temperatur, die beide auf dem Festlande in einem weit gerin- geren Grade vorhanden sind. Für Taxineen und Kalthaus -Koniferen hatte man besondere Aufgaben gestellt. Sehr interessant erschienen die (j Zusam- menstellungen von Taxineen, wo die Formen des gewöhnlichen Taxbaumes hauptsächlich vertreten waren. Leider war die Zeit zu kurz, um die Ge- legenheit zu Studien zu benutzen. Mehre neue, oder doch mir wenigstens bis dahin iinbekannte Formen sah ich in den Sammlungen von Ch. Lee und John Standisli. Von ersterera erwähne ich die Taxus tabularis von 4 Fuss Durchmesser. Ausserdem waren aber noch einzelne Exemplare der schöneren Taxusformen als Schaupflanzen aus- gestellt. Die Araukarien von Will. Bull bestan- den zum grossen Theil aus stattlichen Exemplaren. Die angegebenen Preise zeigten, dass die Koniferen jenseits des Kanales im Allgemeinen noch höher be- zahlt werden^ als bei uns in Deutschland, Die grössten Sammlungen von Freiland -Koni- feren, von denen freilich manche nur unter engli- schem Himmel gedeihen, hatten Waterer and Godfrev, James Veitch und John Standish ausgestellt. In der ersten befand sich eine Cupres- sus Lawsoniana von wunderschöner blaugrüner Fär- bung, die als C. Lawsonia argentea aufgeführt war. Llnter den b kleineren Sammlungen interessirte mich am meisten x-. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 29. Berlin, den 21. Juli 1866. Preis des Jahrganges 5 j Tblr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franoo durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Hofgärtner Karl Julius Fintelmann. Eine biographische Skizze. — lieber Missbildung einer Rosenblütlic und der sogenannte untere Fruchtknoten. — Die internationale Ausstellung in London wahrend der Tage vom 22. bis 25. Mai. (Schluss.) Dienst»;;, den 31. Juli, Abends G l'hr, findet im Palnicnliause des botanischen Gartens eine Versanimiung des Yereincs znr Betorderung des Vartenbaucs statt, wozn die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Uofgärtner Karl Julius Fintelmann. Eine biographische Skizze. Von Neuem hat der Verein ein Mitglied ver- loren, welches ihm fast von seinem Entstehen au angehörte und die lange Zeit von 4 Jahrzehenden treu und willig, mit Rath und That zur Seite ge- standen; aber auch der Kreis von Männern, welche bereits seit den zwanziger Jahren mit und unter ihrem Meister Lenne berufen waren, den König- lichen Gärten in und bei Berlin und Potsdam nicht allein in Preussen und Deutschland, sondern auch noch ausserhalb seiner Marken Ruf und Ansehen zu vcrschaften, ist wiederum mehr gelichtet. Es kommt im menschlichen Leben nicht selten vor, dass ein bedeutender Mann auch Diejenigen findet, welche mit ihm harmonisch zusammenwirken und ilui in den Stand setzen. Tüchtiges und Grosses zu leisten. In den Königlichen Gärten in und bei Berlin und Potsdam hatte sich mit Lenn^ eine Anzahl tüchtiger Gärtner vereinigt. Die Fintel- mann's, die Nietner's und die Sello's werden mit den Lcnne's den Ruf in der gärtnerischen Welt auch im Tode behaupten, den sie im Leben sich errungen. Karl Julius Fintelmann war der Sohn des Handelsgärtners Friedrich Wilhelm Julius Fin- telmann in Berlin und Neffe des vor 2^ Jahren ebenfalls in Charlottenburg verstorbenen Vorgängers und Oberhofgärtners Ferdinand Fintelmann tmd wurde am 2U. September 1794 in Berlin geboren. Schon in erster Jugend legte er eine grosse Vor- liebe für Gärtnerei an den Tag, die auch im väter- lichen Hause jede Unterstützung fand. Der Vater liess dem strebsamen Sohne eine gute Erziehung ertheilen und gab ihn in seinem IG. Jahre zur weiteren Ausbildung nach dem wenige Jahre vor- her gegründeten botanischen Garten in Berlin, wo er in dem damaligen Lispektor Otto einen tüch- tigen Lehrmeister fand. Bis zum Jahre 1813 blieb er daselbst. Die allgemeine Begeisterung der damaligen Zeit ergriff auch den jungen Gärtner und am 15. Fe- bruar 1813 schloss er sich dem freiwilligen Jäger- Korps an, um das Vaterland vom fremden Joche befreien zu helfen. In den unglücklichen Schlach- ten von Lützeu, Bautzen und Dresden kämpfte Karl Fintelmann in den Heeren Preusscns gegen den übermächtigen Feind, nahm aber auch Theil an der Leipziger Völkerschlacht. Als nun die Preussen siegreich vorwärts drangen und den Krieg selbst auf französischem Boden fortsetzten, befand sich Karl Fintelmann wiederum unter den Käm- pfern und hatte schliesslich noch das Glück, dem Einzüge in Paris am 31. März 1814 beizuwohnen. Er kehrte alsbald darauf zurück und wurde am 11. Juli desselben Jahres entlassen. Wenige Wo- chen später (am 25. August) erhielt er die Denk- münze für die Kriegsjahre 1813 und 1814. Karl Fintelmann trat bald wieder in den praktischen Gärtnerdienst ein und war vom Jahre 1815 bis 1818 erster Gehülfe auf der damals im 29 234 Empoiblülien begriffenen Pfaueninsel. Um sicli auch wissenscliat'tlich auszubilden, erhielt er die Erlaub- niss, im Winterhalbjahre 18'7i8 nach Berlin zu ge- hen, um daselbst botanischen Kollegien beizuwoh- nen. Link war wenige Jahre vorher (1815) an die Stelle Willdenow's gekommen. Er war auch der Mann , welcher junge Leute für die Botanik begeistern konnte. So vorbereitet begab sich Karl P'intelmann im nächsten Frühjahre auf Reisen, und zwar zunächst nach Wien, dessen Gärten da- mals ebenfalls in grossem Ansehen standen. Da- selbst blieb er 6 Monate und wandte sich darauf nach Westen, mir auch im Auslande die Zustände der Gärtnerei kenneu zu lernen. In den haupt- sächlichsten Gärten von Belgien und Paris brachte er längere Zeit zu. In Frankreich w'ar es, wo er .sich besonders mit der Obstzucht vertraut machte und für diesen Theil der Gärtnerei die Vorliebe fasste, welche er bis zu seinem Tode an den Tag legte. Am Ende des Jahres 1820 kehrte er nach Ber- lin zurück und hatte alsbald das Glück, als Ober- gehülfe für das Sanssoucier Revier angestellt zu werden. Als o Jahre darauf die Hofgärtnerstelle am Neuen Palais erledigt wurde, konnte mau keine passendere Persönlichkeit finden, als Karl Fintel- mann, der denn auch am 30. Januar 1824 sein Amt autrat. Neben der Beaufsichtigung der Ver- schönerungen um das Neue Palais hat der jedes- raalioe Hofgärtner hier auch die Wein- und Pfir- sich- Anpflanzungen an den Talut-Mauern unterhalb Belvedere zu bewachen und die dortigen Arbeiten zu beaufsichtigen. Mit Liebe widmete er sich vor Allem der Pflege der dortigen Obstgeh'ölze. Die besagten Talut- Mauern lullten die Terrassen in ihrer Lage und dienen zugleich Weinreben und Pfirsich - Spalieren als Wand. Um diese weniger abhängig von den besonders im ersten Frühjahre oft eintretenden un- günstigen Witterungs-Verhältnissen zu machen, ist die Vorkehrung getroffen, dass sie durch 3 Fuss von den Mauern entfernte Fenster geschützt wer- den können. Die Fenster werden erst gänzlich entfernt, wenn keine Nachtfröste und sonstige rauhe Witterung mehr eintreten; bis dabin öffnet man sie aber während des Tages, je nachdem das Bedürf- niss vorhanden ist. Diese Vorrichtung hat den Vortheil, dass Pfirsiche und Weinreben zur rechten Zeit im ersten Frühjahre, sobald die Sonne die Knosjjcn zur Entfaltung antreibt, ausschlagen und ruhig sich entwickeln können. Dadurch ist es auch nur möglich, dass eine Anzahl spät-reifender Sorten von Weintrauben aus dem südlichen Italien und anderen wärmeren Gegenden, z. B. den Cybebcn, selbst unter dem Breitegrade von Berlin nicht allein gedeihen, sondern sogar in einigermassen günstigen Jahren sehr gute und schmackhafte Früchte her- vorbringen. Die Sammlung von Reben- Sorten, welche an diesen Talut-Mauern gezogen werden, ist ziemlich gross; es ist eine Auswahl der besten, welche sich in Kultur befinden. Oft, und ganz besonders wäh- rend der Ausstellungen der deutsehen Pomologen- Versammlung in Naumburg a. d. S., in Gotha, in Berlin und in Görlitz , erregten die Trauben der Talut-Mauern am Neuen Palais, sowohl wegen ihres Aussehens, als auch wegen ihres Gehaltes und vor /Vllem wegen des Geschmackes, bei Laien und Ken- nern nicht geringes Aufsehen. Es galt dieses be- sonders von den südlichen grossbeerigen Sorten, welche man bei uns sonst in dieser Vollkommenheit nur sehr selten sieht. Karl Fintelmann begnügte sich aber keines- wegs mit der Kultur der Weinreben, er versuchte nicht umsonst auch auf die Veredelung derselben einzuwirken. Durch Kreuzungen mannigfacher Art, um gute Eigenschaften überzutragen, gelang es ihm, neue Sorten von vorzüglicher Qualität zu erziehen. Wir nennen besonders eine von ihm gezüchtete Sorte, die auch schon eine weite Verbreitung ge- funden hat und sich bei Kennern eines grossen Ansehens erfreut. Es ist dieses Lenne's Ehre. Als im Jahre 1823 die Gärtner - Lebranstalt in Berlin und Potsdam von Seiten des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in's Leben geru- fen wurde, bedurfte man in Sanssouci auch eines tüchtigen Lehrers für die Obstbaumzucht. Karl Fintelmann wurde mit dem Unterrichte beauf- tragt. Die vielen Gärtner, welche zu jener Zeit aus der Anstalt hervorgegangen sind, werden noch Zeugniss ablegen, mit welchen E]folgen der Unter- richt gegeben wurde. Besonders wirkte er, dass er von dem, was er vortrug, selbst ergriffen war und mit Enthusiasmus die Obstzucht betrieb. Erst als die Gärtner - Lehranstalt im Jahre 1850 einer Reorganisation unterworfen wurde, schied er als Lehrer aus. Im Anfange des Jahres 1825 trat er dem Ver- eine zur Beförderung des Gartenbaues als Mitglied bei. In der langen Zeit von 41 Jahren nahm er auch an Allem auf das Eifrigste Theil, was von diesem aus für die Vervollkommnung der Pflanzen- zucht im Allgemeinen und im Speziellen geschah. Natürlich war und blieb der Obstbau immer seine liebste Beschäftigung. Lange Zeit war er Mitglied, meist sogar Vorsitzender in dem Ausschusse für Obstbau und trat erst in diesem Jahre aus, da ihm der Besuch der Abend - Sitzungen, besonders im Winter, schliesslich zu beschwerlich wurde. An allen Ausstellungen des Vereines bis fast iu die 235 neueste Zeit nahm er ebenfalls redlichen Antheil, indem er eiuestheils vorzügliche Erzeugnisse seiner Obst- Anpflanzungen einsendete, anderntheils aber oft als Preisrichter fungirte. Durch seine Thätigkeit bei dem Vereine hatten auch wir Gelegenheit, mit ihm in nähere Verbin- dungen zu treten. Sehr oft wurde uns Gelegen- heit geboten, seine Kenntnisse in Anspruch zu neh- men und ihn um Auskunft zu bitten. Aber auch bei wissenschaftlichen Untersuchungen, welche wir mehrfach bei Obstgehülzen anstellten, unterstützte er uns stets mit der grössten Bereitwilligkeit und führte selbst Experimente aus, an deren genauer Durchführung uns im Interesse der Wissenschaft sehr viel gelegen war. Als in der zweiten Hälfte der dreissiger Jahre ein Verein tliatkräftiger Männer zusammentrat, um durch die Herausgabe eines gärtnerischen Lehrbu- ches einem damaligen Bedürfnisse abzuhelfen, be- fand sich auch Karl Fintelmann unter ihrer Zahl. "Wiederum war der Obstbau und die Obstkenntniss seine Lieblings - Beschäftigung, die er beide mono- graphisch bearbeitete. Die Hand - Bibliothek für Gärtner, an der ausser ihm noch Dr. A. Dietrich, Professor Legier, Hofgärtner Th. Nietner (in Schönhausen) und Hofgärtner G. A. Fintelmann (auf der Pfaueuinsel) gearbeitet haben, hat leider keineswegs die Verbreitung gefunden, welche ein so durchdachtes und auf praktischer Anschauung beruhendes Werk verdient hätte. Obwohl es in den Jahren 1837 bis 1841 bereits erschienen, ver- dient es doch noch vor den meisten neueren W^er- ken der Art den Vorzug. Sehr viel Schuld daran hat wahrscheinlich der etwas hohe Preis, den die 5 Abtheilungen in 13 Bänden haben. Bis zum Jahre 1 )^64, also 4U Jahre lang, war Karl Fintelmann Hofgärtner am Neuen Palais. Nicht allein seine vorgesetzte Behörde, sondern Je- dermann wird ihm das Zeugniss geben, dass er nach allen liiclitungen hin die Stelle ausfüllte und seinen Königlichen Herren treu gedient hat. Da starb zu Ende des Jahres 18G3 sein Onkel, der Oberhofgärtner Ferdinand Fintelmann in Char- lottenburg, und er wurde bestimmt, dessen Stelle einzunehmen. Nur 21 Jahre lang war ihm hier der Wirkungskreis vergönnt. Er starb nach kur- zem Krankenhlger am 25. Juni und wurde auf dem Bornstedt- Kirchhofe bei Potsdam, wo auch seine treue, ihm im Jahre 1850 bereits vorausgegangene Gattin Ilosalie, geborene Ballenstädt, begraben liegt, beigesetzt. Wer Karl Fintelmann näher gekannt hat, wird ihm das Zeugniss eines edlen, thätigen und kenntnissreichen Mannes geben; aber auch wer ihm ferner stand, lernte schon bald seine guten Eigen- schaften kennen. Als tüchtiger Gärtner war er, wie bereits erwähnt, weit und breit bekannt, auch im Auslande. Von dort aus wurde mehrfach auch sein Wissen in Anspruch genommen. So bekam er z. B. vor längerer Zeit aus Schweden eine be- sonders ausgewählte Sammlung dortigen Obstes, um die schwedische Nomenklatur desselben mit der deut- schen in Einklang zu bringen. W egcn seiner Ver- dienste um die Obstzucht wurde er von Seiten mehrer Gartenbau-Vereine, wie derer von Hamburg, Erfurt, Magdeburg u. s. w., zum Ehren - Mitgliede j ernannt. Aber auch von Seiten seiner vorgesetzten I Behörde wurden ihm Zeichen der Anerkennung ge- geben. Im Jahre 1857 erhielt er den rothen Adler- orden vierter Klasse, im Jahre 1863 hingegen den- selben dritter Klasse mit der Schleife. Er hinterlässt ein einziges Kind, eine Tochter, welche im Jahre 1843 sich mit dem jetzigen Forst- und Oekonomierathe Fintelmann in Breslau, sei- nem Vetter, vermählte. ieber Misshildinis; einer Itoseiiblütlie unli ier foflcnanntc untere ftudjtliiioten. Der Freundlichkeit des Baumschul - Besitzers Ijorberg in Berlin verdanke ich 2 Exemplare der Missbildung einer Rose, welche wohl im Stande sind, über die Natur des sogenannten unteren Frucht- knotens einige Auskunft zu ertheilen. Diese beiden Eosen- Exemplare, welche der Kosa gallica ange- hören, haben die Eigenthümlichkeit, dass sie keinen unteren Fruchtknoten oder keinen sogenannten zu- sammensewachsenen Kelch besitzen. An der Basis der Blüthe stehen zunächst, den 5 Kelch-Abschnit- ten entsprechend, 5 Blätter, die von den gewöhn- lichen Laubblättern nicht verschieden sind und da- her aus einem allgemeinen Blattstiele und 5 Blätt- chen zusammengesetzt erscheinen, in einem Quirl zusammen. Hierauf folgen, die eigentliche Blume bildend, gegen 12 rothgefärbte und ziemlich grade in die Höhe stehende rundliche Blätter, während schliesslich 5 an der unteren Hälfte verwachsene, an der oberen aber hautartige und freie Organe in der Mitte befindlich sind. Diese 5 Organe ent- sprechen genau den 5 Stempeln. Eine Spur von Staubgefässen ist nicht vorhanden. Leider waren die Exemplare nicht mehr ganz frisch, als ich sie erhielt, so dass eine genauere Untersuchung der Beschaffenheit und des Inhaltes der die Stempel vertretenden Theile nicht gut mög- lich war. Ob übrigens noch besondere Resultate erhalten worden wären, möchte jedoch eine Frage p-ewesen sein. Auf diese Weise sind die Missbil- düngen in den voi'hegenden Exemplaren in deui 29* 236 Zustande geblieben, wie sie sich gebildet hatten, und können Jedem, der sich dafür interessirt, zur Ansicht gestellt werden. Auch in diesem Jahre habe ich mich wälirend der Blüthezeit behufs ihrer Feststellung und Cha- rakterisirung speziell mit der Untersuchung der Ar- ten des Genus Kosa beschäftigt. Die Resultate wer- den in der deiiinäthst erscheinenden Dendrologie veröffentlicht werden. Dabei war ich einmal eben- falls so glücklich, dieselbe Missbildung, wenn auch nicht in einer so ausgeprägten Weise, bei einer Zimmetrose aufzufinden. Die 5 in der Mitte ste- henden Organe sind jedoch in diesem Falle weni- ger deutlich als Stempel ausgebildet und haben eine durchaus mehr blattartige ISatur. Es sei mir gestattet, diese Gelegenheit zu er- greifen, um über die Katur des sogenannten unteren Fruchtknotens meine Ansicht auszusprechen. Die meisten Botaniker halten bekanntlich dieses Organ immer noch als ein aus den sogenannten Frucht- blättern, die zusammengewachsen wären, entstan- denes. Ich meinerseits dagegen habe mich daran gewöhnt, mit meinen Augen nur das zu sehen, was wirklich vorhanden ist, und lege nie etwas hinein, was nicht vorhanden war oder geschehen ist. Trotz mannigfacher Entwickehmgs-Geschichten, welche ich bei Pflanzen mit dem unteren Fruchtknoten beob- achtet, habe ich doch niemals gefunden, dass bei dem letzteren, selbst nicht in dem allerfrühesten Zustande, eine Trennung in einzelne Theile vor- handen gewesen wäre. So weit mir bekannt ist, hat auch sonst kein Botaniker bei einem unteren Fruchtknoten eine Trennung in mehre für sich be- stehende Theile gesehen. Wie denmach, nur der Theorie zu Liebe, in deren Folge jeder Stempel aus blattartigen Organen zusammengesetzt sein soll, auch bei einem unteren Fruchtknoten eine ursprüng- liche Trennung in einzelne Theile, die man aber nie gesehen, annehmen kann, begreife ich allerdings nicht. Wahrhaft komisch ist aber die Ansicht, welche einmal ausgesprochen wurde, dass der untere Frucht- knoten die sogenannten Blattstielkissen im zusam- mengewachsenen Zustande darstelle, da bekanntlich diese erst sehr spät, wenn das Blatt lange schon in seinen einzelnen Thcilen fertig ist, entstehen. Es spricht doch jeder logischen und demnach ver- nünftigen Ansicht Hohn, dass eine Verwachsung irgendwo stattgefunden haben kann , wo nie eine Trennung gewesen ist. Der untere Fruchtknoten und die daraus ent- sprungene untere Frucht entsteht nach meiner An- sicht nicht allein, sondern auch durch genauere Un- tersuchungen, auf gleiche Weise, wie der Apfel und die Feige, durch einseitige Vermehrung der Rand- zellen an der Spitze einer Achse (des Blüthen- stieles), also 'durch Ueberwallung, und unterscheidet sich nvu' dadurch von den genannten Früchten, dass bei ihr die Eichen, beim Apfel hingegen die Stem- pel oder wenigstens die Fruchtknoten, resp. die Früchte bei der Feige, endlich die ganzen Blüthen, ' resp. Früchte, von einer die Form eines Bechers annehmenden Umwallung eingeschlossen werden. Wenn kein Mensch die allerdings eigcnthümliche Erscheinung des ITeberwallens bei der Feige in Zweifel zieht und in diesem Falle noch kein Bo- taniker bis jetzt von einem ursprünglichen Getrennt- sein in einzelne Theile gesprochen hat, so sieht man wirklich nicht ein , warum man durchaus bei der völlig gleichen Entstehung eines unteren Frucht- knotens ebenfalls, und zwar auch dem Sprachge- brauche zuwider lautend, eine Verwachsung anneh- men will, wo ebenfalls nie eine Trennung" stattge- funden hat. Zum besseren Verständniss für diejenigen Leser der Wochenschrift, welche nicht ganz vertraut mit dem Gegenstande sein sollten, erlaube ich mir, auf den Bau und die Bedeutung der Blüthe im Allge- meinen und auf die des Fruchtknotens im Beson- deren etwas näher 'einzugehen. Jede Pflanzen-Art würde, da die einzelnen Lidividuen nur eine be- schränkte Dauer haben, zu Grunde gehen, wenn nicht die A'orrichtung von der Natur getroffen wäre, dass, durch eine gewisse Vorrichtung bedingt, die man den Akt der Zeugung nennt, einzelne Theile sich von der Mutterpflanze loslösen können, um als neue selbständige Lidividuen denselben Lebenslauf durchzumachen. Diese selbständig-werdenden Theile führen bei den höheren Pflanzen den Naujen Em- bryonen und sind von besonderen Organen, welche sich zugleich von der mütterlichen Pflanze ablösen und den Namen Samen führen, eingeschlossen. Die eben erwähnte Vorrichtung, durch welche sie ent- stehen, ist ein Zusammenwirken zweier polaren Kräfte, welche wir als das männliche und weibliche Prinzip bezeichnen. Diese beiden polaren Kräfte haben in bestimmten Zellen ihren Sitz, welche am Ende einer Achse (d. h. eines Stengels, Astes oder Zweiges) zur Entwickelung gekommen sind. Damit die Bildung dieser zarten Zellen unge- stört von den äusseren Einflüssen geschehen kann, so hat die Natur dafür gesorgt, dass es innerhalb bestimmter Organe geschieht und diese in der Ke- gel durch blattartige Theile so lange einen Schutz, eine Decke, erhalten, bis sie vollständig geschehen ist. Die Decke besteht, wie gesagt, aus blattarti- gen Theilen, die sich in der Regel in Form und oft auch in Farbe, abweichend von den anderen, den sogenannten Blättern und gedrängt aufeinander folgend, stets am obersten Theile einer Achse (d. h. des Stengels eines Astes oder eines Zweiges) ent- 2S7 ■wickeln. Diesen obersten Theil der Achse mit den männliclien und weiblichen Orgauen, sowie mit den Decken, nennt man die BlUthc, den in der Regel ebenfalls etwas abweichend gebildeten Träger aber den Blüthenstiel. Die obersten Spitzen dieses Blüthenstieles neh- men in der Regel die eingeschlossenen Zellenkom- plexe ein, welche als sogenannte Eichen das weib- liche Prinzip repräsentiren und mit der einschlies- senden Hülle den Namen Stempel führen; darauf folgen blattartige Organe in meist fadenförmiger Gestalt, in deren oberem Theile die Zellen für das männliche Prinzip sich befinden. Sie werden Staub- gefässe genannt. Stempel nnd Staubgefiisse, oder eins von beiden, müssen jede Blüthe enthalten, nicht aber finden sich immer Decken vor. Diese Blüthen- decken sind oft in sofern unter sich verschieden, als die äusseren noch eine grüne Farbe besitzen und dann als Kelch bezeichnet werden , während die inneren gefärbt sind und den Namen Krone führen. Die die Eichen einschliessende Hülle oder der Stempel ist doppelter Natur. Entweder besteht er ursprünglich aus blattartigen Organen, welche schon sehr frühzeitig zusammenwachsen und damit eine Höhlung einschliessen, oder es bildet sich an der Spitze der Achse ein Rand, der allmählig sich mehr erhebt und schliesslich ebenfalls die Wand einer Höhlung (den sogenannten Fruchtbecher) darstellt, in der die Eichen befindlich sind. Staubgefässe und Blüthendecken stehen in diesem Falle entweder am oberen Ende oder an der Basis des Randes. Im ersteren Falle nennt man den Fruchtbecher „Un- teren Fruchtknoten", für den letzteren Fall hinge- gen, wie er am schönsten bei den Schmetterlings- blüthlern vorhanden ist, hat man keinen besonderen Namen, indem man glaubte, dass er ebenfalls erst aus blattartigen und m-sprünglich getrennt gewe- senen Theilen bestanden hätte. Eine Entwicke- lungsgeschichte, die sehr leicht bei Cercis Siliqua- strum, Caragana arborescens u. s. w. zu machen ist, wird aber das Unrichtige dieser Behauptung darlegen. Diese einfache Darlegung über die Entstehung der Blüthe ist hoflfentHch verständlich genug, um scheinbare Abweichungen von selbst zu erklären. Dergleichen abnorme Zustände, wie die oben be- sprochenen Rosen zeigen, kann man noch liäufiger bei den Doldenträgern sehen. Doch sind hier die ' Blüthen sehr klein, so dass eine genaue Untersu- chung Schwierigkeiten macht. Untersucht man die Blüthen eines Doldenträgers, besonders aus dem Genus Pleracleum, so findet man nicht selten männ- liche Blüthen, wo die Umwallung der Spitze der , Blüthenspitze, durch die der untere Fruchtknoten I gebildet wird, ebenfalls nicht geschehen ist. l Rosen- und Apfelfrucht unterscheiden sich nur dadurch, dass bei der letzteren die Fruchtknoten zu gleicher Zeit unter sich und mit der inneren Wand des Fruchtbechers verwachsen sind, was bei der Rose und ebenso bei der Frucht von Calycan- thus nicht geschieht. Untersucht man die Frucht einer Cotoneaster-Art, so findet man aber die eigent- lichen Früchte nicht unter sich, wohl aber mit der Innern Wand des Fruchtknotens verwachsen. Der auf dem Fruchtbecher stehende Kelch schlägt sich zur Zeit der Fruchtreife nach innen und verwächst schliesslich mit dem übrigen Theil zur Scheinfrucht, die man im gewöhnlichen Leben wegen ihrer Klein- heit als Beere oder wohl auch als Beeren - Apfel bezeichnet. Die internationale Aiisstellnng in liondon roälircnl) bcr Cage uom 22. bis 25. iHat. (Schluss.) Ich gehe zu den neuen Züchtungen und Pflanzen über. Leider gestattete mir die Zeit nicht, über die ersteren Notizen zu machen; ich kann also nur den Eindruck wiedergeben, welchen die neuen Florblu- men und Beetpflanzen im Allgemeinen auf mich gemacht haben. Zum Theil habe ich ihrer schon früher gedacht, wo ich über Florblumen gesprochen. Ich wiederhole, dass die Engländer hierin Meister sind und es mit Erfolg versuchen, reizende Farben und Formen in der Blume, sowie schöne Zeichnungen auf den Blättern hervorzubringen. Am meisten scheint ihnen dieses bei den Pelargonien und Stiefmütter- chen gelungen zu sein. Man hätte kaum bei den ersteren eine solche Mannigfaltigkeit für möglich halten sollen! Und doch werden alle Jahre neue Formen erzogen, die mehr oder weniger von den älteren abweichen. Ausser den Henderson'schcn, bereits früher erwähnten buntblättrigen Pelargonien möchten noch die von F. and A. Smith, Salt- marsh and Son, Hoyle, Carter and Co., so- wie Perkins and Sons besonders genannt zu werden verdienen. Die Kaladien von Afred Bleu in Paris habe ich schon besprochen; sie enthalten trotz der neuen Namen meist alte Formen. Von grossem Interesse war für mich ein Blendling von Anecochilus xan- thophyllus und Goodyera discolor, welcher den Na- men Anecochilus Dominii fülirt, wenn es wirk- lich ein Blendung sein sollte, was ich jedoch be- zweifeln möchte. Ich komme schliesslich zu den neuen Pflan- zen. Sicherlich war die Anzahl derselben während der internationalen Ausstellungen in Amsterdam und 238 besonders in Brüssel grösser, der gärtnerische Wertli dagegen hier höher. Neue Pflanzen von solcher vollendeten Schönheit, als hier aufgestellt waren, möchten kaum je zusammengestanden haben. Im Programme wurde verlangt, dass die Pflanzen noch jiiclit im Handel seien; es waren deshalb auch mehre vorhanden, die bereits auf einer, ja selbst auf beiden Ausstellungen sich befunden hatten, da- mals aber noch nicht im Handel gewesen waren. In England scheint man den gärtnerischen Werth neuer Einfiihruugen nicht so hoch zu halten, wie auf dem Kontinente, wo für sie in der Eegel die höchsten Preise ausgesetzt werden. 6 Bewerbungen mit 20 Preisen waren zwar ausgeschrieben, aber nur 6o Pfund Sterling (420 Tblr) dafür zur Ver- fügung gestellt. Die grösste Anzahl neuer Pflanzen hatten Lin- den in Brüssel und dann James ^'eitch and 8ons in Chelsea gebracht. Letzterer hatte sich bei allen 6 , Ersterer nur bei 5 Bewerbungen be- theiligt. Dieselben Pflanzen kamen oft bei mehrern Bewerbungen vor. In der Sammlung von 1 2 neuen Pflanzen Linden's befanden sich: Anthurium ma- gnificuni als regale, ist bereits besprochen (S.291). Bignonia oruata vom Rio negro in Brasilien be- sitzt länglich-lanzettförmige Blätter von 6 Zoll Länge und oberhalb der Basis 3 Zoll Breite. Ein ziemlich breiter, silbergrauer Streifen durchzieht die Mitte von der Basis bis zur Spitze. Eranthemum igueum aus Peru verdient besonders empfohlen zu werden. Es baut sich buschig und zeichnet sich durch ocher-leberfarbige Mittel- und Seitenner- ven auf .grünem Grunde aus. Echites rubro-ve- Dosa vom Rio negro besitzt auf den Blättern eine rothe Aderung, ähnlich wie bei Echites nutans (Hae- madyction venosum). Dieffenbachia Wallisii vom oberen Amazonenstrome. Mancttia mctal- lica aus Peru hat Blätter von leberbrauner Fär- bung, ausserdem aber den Habitus der übrigen Arten dieses Geschlechtes. Maranta virginalis ähnelt der Calathea pi- cturata (Maranta van den Heckei), die 3 Längs- bänder besitzen aber eine silbergraue Färbung. JJaranta roseo-picta vom oberen Amazonenstrom habe ich bereits auf den Ausstellungen in Amster- dam und Erfurt gesehen. Wie die vorige scheint auch diese Art niedrig zu bleiben. Das Blatt ist dunkelgrün, glänzend; es ziehen sich aber 3 Längs- streifen von prächtiger Rosafarbe von oben nach unten. Die Unterfläche und der kurze Stiel sind braun gefärbt. Dichorisandra vittata vom Rio negro in Brasilien baut sich wie eine Bambusa Me- take und besitzt länglich-lanzettförmige Blätter von 6 Zoll Länge und 2 Zoll Breite. Die Mitte ist braungrün, dann kommen weisse Bänder auf beiden Seiten; die übrige Fläche hat eine einfach -grüne Farbe. Phil öden dron Lindeni aus der Republik Ecuador schüesst sich im Habitus dem Philoden- dron latifolium (Sellowianum Hort.) an, die Ober- fläche unterscheidet sich aber durch eine bronzirt- braungrüne Färbung, welche au die derer von Re- musatia vivipara erinnert, aus, während der Stiel ; mit weichen Borsten, wie bei Philodendron crinipes, j besetzt ist. Scindapsus pictus von den Philip- pinen besitzt schiefe, nicht eingeschnittene Blätter I mit graumarmorirter Zeichnung. Tradescantia ! undata von Maynas in Brasilien zeichnet sich durch etwas quer-wellenförmige Blätter von 4 Zoll Länge und oberhalb der Basis 3 Zoll Breite aus. Auf je- der Seite befinden sich auf der hellgrünen Ober- fläche 3 dunkelgrüne Längsstreifen. In 3 anderen Sammlungen Linden's von je 6 neuen Pflanzen fanden sich zum Theil dieselben Arten vor, ausserdem aber noch: Cyanophyllum spectanduni aus Maynas in Brasilien. Dichori- sandra musaica aus Maynas ist nicht allein die schönste iiires Geschlechtes, sondern es möchten überhaupt wenige Pflanzen existiren, welche mit dieser reizenden Pflanze wetteifern können. Die Blätter folgen rasch aufeinander, so dass die Pflanze ein mehr buschiges Ansehen erhält. Den Beinamen hat sie wegen der mosaik-artigen Zeichuung auf den Blättern erhalten. Maranta Lindenii aus dem östlichen Peru ähnelt im Wachsthume und auch hinsichtlich der Blätter der M. Veitchii. Diese sind jedoch etwas kleiner, als bei genannter Art, am oberen Ende spitzlaufend und weniger breit. Die Mitte der Ober- fläche ist gelblich - hellgrün, dann folgt auf jeder Seite ein helleres Band, die Unterfläche dagegen hat, mit Ausnahme eines gclblich-weissen Mittelstrei- fens, eine braune Farbe. Maranta lllustris vom oberen Amazonenstrome steht wiedenmi der Cala- thea jjicturata nahe und möchte mit dieser eben- falls dem Genus Calathea angehören. Dass Ma- ranta velutina ebenfalls vom oberen Amazoneu- strome wirklich eine Marantacee ist, möchte ich bezweifeln. Die Oberfläche der Blätter hat eine hellgrüne Farbe, welche gegen die Mitte hin sam- metartig wird. Maranta prineeps^ ebendaher, ähnelt dem Phrynium metallicum im Habitus und in den Blättern. Die breite Mitte auf der Ober- fläche der letzteren ist dunkel-, der übrige Theil hellgrün. Psychotria nivosa stellt einen reizenden Blü- thenstrauch dar, auf den ich hiermit besonders auf- merksam gemacht haben will. Ob es wirklich eine Psychotria ist, müssen erst nähere LTntersuchungen lehren. Die schneeweissen, eine doldentraubige Rispe 239 biklenden Blüthen siiul dicht mit ebenso gefärbten Zotten besetzt. Smilax marmorea vom Rio negro bat herzförmige und, wie der Beiname auch sagt, marmorirte Blätter. Als Apocynea nova aus dem östlichen Peru iuitte Linden eine andere Liane mit grau-marmorirteu, G Zoll langen und 3 Zoll breiten Blättern, als Gesnera nova aus Peru hin- gegen eine Pflanze mit leberbraunen und etwas auf- getriebenen Blättern ausgestellt. Schliesslich nenne ich von Linden noch eine interessante Pflanze, wahrscheinlich eine Rapatea, die sich nicht in dem offiziellen Verzeichnisse fand. Die Blätter hatten eine spiralförmige Stellung, wo- bei eins aas dem andern hervorkam, indem die scheidenartigen Ränder der Blattstiele des einen Blattes stets das nächste Blatt einschlössen, bis schliesslich die schmale und 7 Zoll lange Fläche durch eine Verlängerung des Stieles hervorgescho- ben wurde. Ansehnlich und nicht weniger bemerkeuswerth waren die neuen Pflanzen von James Veitch and Sons. Was zunächst die Sammlung von 12 Arten anbelangt, so ähnelt Coleus Gibsoni aus Neuka- ledonien allerdings dem C. scutellarioides im Wachs- thumc und hinsichtlich der Form des Blattes, dei'en Aderung aber eine braune Färbung besitzt. Dar- winia fimbriata aus Neuholland ist ein Blütheu- strauch, den Genetyllis-Arten ähnlich und auf jeden Fall auf gleiche Weise zu verwenden. Er scheint schon in kleinen Exemplaren zu blühen. Die über- hängenden und den Blüthen der Tulpen ähnlichen Blüthenstäude besitzen hellrothe Hüllblätter. Eine reizende Erscheinung ist Bertolonia guttata aus Madagaskar. Am Rande der breit-länglichen Blät- ter von dunkelgrüner Farbe ziehen sich rundliche, 2 Linien im Durchmesser enthaltende Flecken von heller Rosafarbe rings herum. Eine andere Ber- tolonia sp. besitzt eirunde Blätter von hellgrüner Farbe, welche aber durch einen blendend ■ weissen Mittelnerven unterbrochen wird. Sie stammt aus Peru. Ueber Maranta Veitchii habe ich bereits in den beiden letzten Jahrgängen der Wochenschrift wiederholt gesprochen, auch ist sie von mir als Phrynium Veitchii (S. Jahrg. S. 370) beschrieben. Begonia Pearcei aus Peru ist ebenfalls zu empfehlen. Sie gehört zu den emporsteigenden Arten und besitzt braune Blätter mit grünen Ner- ven. Deren Länge beträgt 4, die Breite hingegen 3 Zoll. Croton aucubaefolium der Neuen He- briden gehört zu den Formen des Codiaeon chry- sosticton (Croton pictum). Aphelandra sp. n. gleicht in der Blattform und in der Blattzeichnung der A. Leopoldii. Längs des Mittelnerves zieht sich aber ein ziemlich breiter, hellgelber Mittelstrei- fen hindurch. Die buntblättrige Aracea besitzt an den Blättern mit G — 7 Zoll Länge und 4 Zoll Breite die Nervatur der Philodendren. Von den 2 neuen Aralien hatte die eine 7 feine, schwarz- grüne Blättchen und braune, dünne Stiele, die an- dere hingegen schien mehr buschig zu wachsen. 11 linienförmige und etwas wellige Blättcheu mit rotliem Mittelnerv bildeten das fingerförmige Blatt und hatten bei einer Breite von 2}^ Linien eine Länge von 4 Zoll. Beide Arten sind in Neukale- donieu zu Hause. Was endlich die Thuja sp. aus Japan anbelangt, so halte ich diese für eine mon- ströse Form der Biota orientalis. Ausserdem hatten James Veitch and Sons nocli 2 Sammlungen neuer Pflanzen, jede mit 6 Arten, eine Sammlung mit 3 Arten und 9 einzelne Pflanzen ausgestellt. Auch hier wiederholten sich zum Tbeil dieselben Pflanzen. Coleus sp. aus Neukaledonien ähnelt dem C. Verschafteltii und be- sitzt rothbraune Blätter mit grünem Rande. Dicf- fenljachii Pearcei aus Peru steht der D. varie- gata nahe und hat wie diese einen weissen Mittel- streifen, ausserdem aber weisse Flecken auf den Blättern. Croton sp. der Salomons - Inseln ist wiederum eine Form des Codiaeon chrysostic- ton (Croton pictum), wo die langen Blätter dicht gedrängt an der Spitze des Stengels stehen. Ara- lia undulata aus Neukaledonien. Acalypha tri- color von den Neuen Hebriden scheint eine kraut- artige Pflanze mit eirund-lanzettförmigen und braun- roth grünen Blättern zu sein. Palavia flexuosa ist eine Malvenähnliche Pflanze aus Peru, welche keine grosse Bedeutung erhalten wird. Eranthemum sp. von den Salo- mons-Liseln. Rhododendron Brookeanum von der Lisel Borneo. Primula cortusoldes amoena aus Japan ist eine zu empfehlende Form mit grossen rosafarbenen Blüthen mit weissem Auge. Endlich Phyllanthus variegatus von den Neuen Hebri- den besitzt rundlich - eirunde Blätter, welche am oberen Theile der Zweige allmählig ganz weiss werden. William Bull hatte 9 neue Pflanzen ausge- stellt, unter denen Bertolonia m a r g a r i t a c e a aus Brasilien am meisten Beachtung verdiente. Diese Pflanze möchte kaum von der B. guttata in der Veitch 'sehen Sanmilung verschieden sein und weicht nur dadurch ab, dass die Farbe der rundlichen kleinen Flecken rings um au dem Rande eine weisse ist. Siphücampylos fulgens aus Südamerika hat gewiss wegen der Leichtigkeit, mit der die Pflanze blüht, auch für Handelsgärtner Werth, da- gegen möchte die Malvacee Malope australis aus Neuholland wenig Eingang finden. Der buntblätt- rige Phajus graudifolius nimmt sich dagegen wiederum sehr gut aus. Dieffenbachia eburnca 240 aus Südamerika mag wohl die Form einer bekann- ten Art sein, verdient aber wegen der elfenbein- l'arbencn Blattstiele, welclie auch Veranlassung zur Benennung geben, Beachtung der Pflauzenliebhaber. Die beiden Urospatha's: splendens und specta- bilis haben wir schon früher besprochen (7. Jahrg. S. 387); ich konnte wenigstens keinen Unterschied von denen finden, welche ich nun vor fast 2 Jahren bei Linden in Brüssel gesehen. Eranthemum argyroneuron aus Peru. Samyda nobilis aus der Provinz Santa Katharina in Brasilien. Von den 6 neuen Pflanzen aus der Arthur Henderson'scheu Gärtnerei: ßhynchospermum jasminoides variegatum, Gardenia florida variegata, Bambusa Fortunei varicgata, Rhapis flabelliformis fol. var., Peperomia variegata und maculosa hatte ich nur die erste noch nicht gesehen. Sie nimmt sich sehr gut aus. Die 6 neuen Pflanzen von E. M. Stark in Edin- burgh habe ich leider übersehen. Aus der Sammlung 6 neuer Pflanzen von J. Standish sind mir nur Pinus tabulaeformis aus der Tartarci, von der ich bereits früher (S. 229) gesprochen, und Rhododendron Lindleyanum, mit grossen weissen Glockenblumen, aufgefallen. Endlich waren noch von neuen Pflanzen von A. Verschaffelt in Gent ausgestellt: Zamia vil- losa aus Süd-Afrika, ist fast noch welliger, als Z. laiiuginosa, mit der sie grosse Aehnlichkeit besitzt. Gumphocarpus grandiflorus aus Süd - Afrika desselben Besitzers habe ich übersehen. J. Stan- dish hatte ebenfalls eine Clematis Fortunei coerulea, ausserdem aber noch ein interessantes Farn: Athyrium Goeringianum tricolor, was aus Japan oder China stammte, ausgestellt. Adiantum Farleyense aus Westindien ist eine sehr buschig-wachsende Art, welche von Ro- bert T. Veitch und Gol. Miles ausgestellt war. Ein drittes Farn, Lomaria Bellii, was aus Neu- kaledonien eingeführt war, verdankte man Thomas Short, ebenso eine australische Livistona mit dem Beinamen Dennisonii. Die geschlitzte Form der Rhus glabra, welche von Thibaut und Ketel^er in Paris ausgestellt war, hatte ich vor 2 Jahren im Jardin des plantes, wo sie entstanden ist, gesehen. Es ist eine reizende Form, die Beachtung verdient. Ich komme zu den Gemüsen und Früchten. Bekanntlich liebt der Engländer kein Gemüse; man darf sich auch deshalb nicht wundern, wenn die Gemüse, mit wenigen Ausnahmen, nicht allein we- nig vertreten, sondern im Allgemeinen auch recht schlecht waren. Spargel und Kohl, wie beide hier vorhanden, möchten wohl kaum auf dem Festlande gewürdigt worden sein. Selbst Erbsen, denen man in England doch im Allgemeinen eine grosse Sorg- falt widmet und von denen wir alljährlich neue und vorzüglich sein sollende Sorten von jenseits des Kanales erhalten, ebenso die Bohnen, Hessen mich unbefriedigt. Dagegen schienen mir Porree, und vor Allem die Kartoffeln, ausgezeichnet. Auch die Gurken Hessen nichts zu wünschen übrig. Ganz anders verhielt es sich mit den Früchten, besonders mit den getriebenen, worin die Engländer Meister sind und wohl von keinem anderen Volke übertroffen werden. Von Weintrauben war so viel und so Vorzügliches vorhanden, als wäre es die Zeit der Weinlese. Da mir zum Theil Gelegenheit zu kosten geboten wurde, so vermag ich auch die vorzügliche Qualität der Beeren zu konstatiren. Diese glänzenden Erfolge in der Weinkultur müssen um so mehr gewürdigt werden, als die Weinbeeren, wenn sie ihre vorzüglichen Eigenschaften erhalten sollen, bekanntlich viel Licht bedürfen, was ihnen aber grade jenseits des Kanales weniger geboten wird, als auf dem Festlande. Es hätte wohl auch wissenschaftlichen Werth, näher zu erforschen, wo- durch man in England, trotz des grösseren Man- gels an Licht, so vorzügliche Weintrauben erzieht, wie man sie auf dem Festlande unter weit günsti- geren Verhältnissen kaum erhält. So vorzüglich Melonen, Kirschen, Pfirsiche und Erdbeeren auch waren, so möchten doch, wenigstens die Pariser Treibgärtner, und selbst die Hamburgs, nicht nachstehen. Ananas fanden sich ebenfalls in grosser Menge und in einer Kultur- Vollkommenheit vor, wie man sie bei uns kaum oder doch nur sel- ten sieht. Von den ausgestellten Exemplaren habe ich allerdings keins zu kosten Gelegenheit gehabt, wo mir aber sonst Ananas geboten wurde, machte ich von Neuem die Erfahrung, dass diese Frucht, im nordöstlichen Deutschland gezogen, wenn auch im Durchschnitt weit kleiner und unansehnlicher, doch durch Feinheit im Aroma und im Geschmack den Vorzug verdient. Aepfel vorjähriger Erndte waren in einigen Sammlungen vorhanden und Hessen hinsichtlich des äusseren Ansehens nichts zu wünschen übrig. Maschinen, Instrumente, Ornamente, Heiz-Appa- rate und was sonst mit dem Gartenbau im Zusam- menhange steht, war in den grossen Hallen des Gartens aufgestellt. Diesen ebenfalls zur Anferti- gung eines Berichtes die nöthige Aufmerksamkeit zuzuwenden, dazu fehlte mir gänzlich die Zeit und die unumgänglich nothwendige Müsse. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strassc No- 2. Druck der C. F eis ter'schen Buelidruckerei (L. Mewes), Berlin, Zieten-Platz No. 2. Wochenschrift des Vereines zur Beförderniig; des Oartenbanes in den Köiiigl. Prenssischeu Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde» Redakteur : I*r*oressor I>r. Karl Xvocli, General-Sekretair des Vereines. No. 30. Berlin, den 28. Juli 1866. Preis des Jahrganges b^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Auswahl schöner Pelargonien. — Allerlei zus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. — Noch eine Rosen-Missbildung. Dienstag, den 31. Juli, Abciiils C Ihr, findet im Palnienhause des botanischen üartens eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Ulitgliedcr eingeladen werden. Auswahl schöner Feiargoiüen. Die ausgezeichnete »Sammlung von Pelargonien des Kunst- und Haiidelsgärtncrs Günther in Char- lottenburg in der letzten Fest- Ausstellung des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues gibt uns Gelegenheit, einige Worte über diese reizenden Florblumen des südlichen Afrika's zu sprechen, um das Interesse der Blumenliebhaber noch mehr auf sie zu lenken. Seit den letzten 10 und 15 Jahren hat man bei den Pelargonien angefangen, nach be- stimmten Prinzipien zu züchten, während man bis dahin willkürlich den Blunienstaub der einen Art nahm und iim auf die Narbe einer anderen auftrug, um dann die von der letzteren erhaltenen Samen auszusäen. Man nahm wohl auch den Samen irgend eines wohlgefälligen Blendlings, um durch die Aus- saat neue Formen und Sorten zu erziehen. Die Kreuzung war wohl auch ohne alles Zuthun, also von selbst, geschehen. So entstand allmählig eine sehr grosse Anzahl Von Sorten, die je nach dem Lande, wo sie ge- züchtet worden waren , die Namen der deutschen, englischen und französischen Pelargonien enthielten. Dietrich führt in seinem Garten -Lexikon bereits im Jahre 1807 weit über 100 verschiedene Arten und Formen auf; er kultivirte selbst in den Gross- herzoglichen Gärten in Weimar und Eisenach deren 116. Aber schon vor ihm, in den beiden letzten Jahrzehenden des vorigen Jahrhundertes, existirten Blendlinge und Abarten von Pelargonien, vor Al- lem in England. Nach Beendigung der Freiheitskriege wurde die Blumenliebhaberei bei allen zivilisirten Völkern wie- derum mehr wach; es war besonders kurz vor und in den zwanziger Jahren, wo mau der Erziehung neuer Formen von Pelargonien wiederum eine be- sondere Sorgfalt widmete. Von dem liandelsgärtner Colville in England ist bekannt, dass er es so- gar fabrikmässig betrieb. In Deutschland, und zwar in Wien, lebte ein Privatmann, Staats-Centralkassa- Offizier Jakob Klier, der bei der Anzucht neuer Formen und Sorten mit den Engländern wetteiferte. Jenseits des Kanales war es Sweet, in Deutsch- land hingegen Trattinick, die in grösseren Wer- ken die schöneren Sorten abbilden Hessen und be- schrieben. Bis in die fünfziger Jahre hatte man, wie ge- sagt, von den zahlreichen afrikanischen Arten, die in Europa allmählig eingeführt waren , willkürlich gekreuzt, obwohl bereits die Engländer nach und nach angefangen hatten, sich auf wenigere Arten, hauptsächlich auf Pelargonium cucullatum, cordatum, capitatum, crispum, grandiflorum u. s. w. zu beschrän- ken. In Frankreich war es Duval, der Gärtner des reichen Privatmannes James Odier in Paris, welcher 2 bestimmte Arten: Pelargonium dia- dematum und quinquevulnerum, zu einer hö- heren Vervollkommnung zu bringen suchte und einen solchen Erfolg erhielt, dass den im Jahre 1852 zu Paris ausgestellten Sorten der erste Preis zugesprochen wurde. Diese selbst und die, welche man später nach gleichen Prinzipien, auch anderer- seits in Frankreich, gezüchtet, erhielten von nun 30 242 den Namen der Odier'scben Pelargonien. Sie zeichnen sich im Allgemeinen durch mehr abgerun- dete, nicht sehr grosse Blumen, deren säramtliche Blumenblätter oder nur 2 mit einem sehr grossen, purpurnen Flecken versehen sind, sowie ausserdem durch einen wohlgefälligeren Wuchs, aus. Wenig früher hatte man in Frankreich schon die Phantasie- (Fantalsie- oder englisch Fancy-) Pelargonien als eine besondere Abtheilung dieser Florbluraeu unterschieden. Diese sind noch ge- drängter im Wüchse und besitzen regelmässigere, fast kreisrunde luid kleinere Bliithen mit inarkirten Farben. Die Sorten mit möglichst grossen Blumen, welche hauptsächlich in England gezüchtet werden, führen dagegen in der Regel den Xamen der gross- blüthigen in den Verzeichnissen; hier und da wer- den sie auch als englische bezeichnet. Diese eben näher bezeichneten o Gruppen von Pelargonien zieht man iu Töpfen. In welcher Schönheit dergleichen in der letzten internationalen Ausstellung in London vorhanden waren, ist in dem Berichte über dieselbe mitgethcilt worden. Man be- sitzt aber auch eine Reihe anderer Sorten, welche im Freien sehr gut gedeihen und deshalb haupt- sächlich zu Gruppenpflauzen benutzt werden. Hier sind es besonders 2 Arten: Pelargonium zonale und inquinans, von denen man mit der Zeit ebenfalls eine grosse Anzahl von Formen gezüchtet hat. Die erstere der beiden genannten Arten hat auf den Blättern, einige Linien vom Rande entfernt, einen dunkler -gefärbten Halbkreis, der zur Benennung ^zonale" Veranlassung gegeben hat, während die andere dunklere Blätter besitzt, die, wenn man sie zwischen den Fingern drückt, einen rostfarbenen Anstrich erhalten. Dieses war der Grund zur Be- nennung „inquinans", d. li. beschmutzend. Die letz- tere blüht ursprünglich hell-scharlach, jene hingegen blutroth. Schon seit ziemlich langer Zeit hat man von beiden Arten auch Formen erzogen, wo der Rand eine weissliche oder gelbe Farbe besitzt. Ferner ist es neuerdings gelungen, in Betreff des dunkler- gefärbten Halbkreises Modifikationen in der W^eise hervorzurufen, dass sich ihm, nach innen anschlies- send, nocli andere, und zwar gelb- und roth-gefärbte Kreise anlagern, so dass schliesslich das Blatt 3- und 4-farbig erscheint. Von diesen buntblättri- gen Pelargonien unterscheidet man deshalb auch 3- und 4-farbige als besondere Abtheilungen. Die Blüthen bilden bei allen aus P. zonale und inquinans entstandenen Sorten meist auf längeren Stielen ziemlich dichte Dolden und haben ursprüng- lich, wie bereits gesagt, eine rothe Farbe. Wie man einestheils grosse Sorgfalt darauf verwendete, möglichst bunte Blätter zu erziehen, so gab man sich auch anderntheils Mühe, die Menge der Blü- then zu vergrössern, diese zu vervollkommnen und bei ihnen eine grössere Mannigfaltigkeit in der Farbe hervorzurufen. Bei uns heissen die Sorten dieser Reihe gewöhnlich Scharlach-Pelargonien, ob- wohl die Blüthen oft auch hellrosa und selbst weiss sind. Bezeichnender führen sie deshalb bei den Engländern den Namen Bouquet- (Nosegay-) Pelargonien. Bevor wir die Sorten nennen, welche uns in der Sammlung des Kunst - und Handelsgärtners Günther in Charlottenburg am meisten gefielen, sei es uns erlaubt, über die systematische Stellung, über die Verbreitung und schliesslich über die Na- men der Pelargonien einige Worte zu sagen. Pelargonien und Erodien waren früher mit den Geranien vereinigt. Aber schon Job. Burmann in Amsterdam unterschied in der 1. Hälfte des vo- rigen Jahrhundertes Geranien mit regelmässigen und mit unregelmässigen Blüthen, zu welchen letzteren die Pelargonien gehören, während l'Heritier das Verdienst besitzt, bereits in der 2. Hälfte des vori- gen Jahrhundertes diese als ein besonderes Ge- schlecht aufgestellt zu haben. Im gewöhnlichen Leben nennt man aber die Pelargonien immer noch Geranien; in England bezeichnet man dagegen mit dem letzteren Namen meist nur die Reihe von Sor- ten, welche von P. zonale und inquinans gezüchtet worden sind. Was die geographische Verbreitung der echten Geranien anbelangt, so gehören diese der nördli- chen gemässigten Zone der Alten Welt an, wäh- rend die Pelargonien fast ausschliesslich in Süd- Afrika vorkommen. Doch sind diese neuerdings auch in Ostindien aufgefunden worden. Kotschy in Wien hat dagegen eine Art (Pelargonium Endlicherianum) im südlichen Klein-Asien ent- deckt, während wir sie zu gleicher Zeit im nörd- lichen Klein-Asien, und zwar im pontischen Ge- birge, aufgefunden haben. Die Namen Geranium imd Pelargonium beziehen sich auf den langen , schnabelähnlichen Griffel inmitten der Blüthe und das erste Wort be- deutet Kranich-, das zweite Storch-Schnabel. Ln Systeme hat man aus diesen Pflanzen eine eigene Familie gebildet, welche den Namen der Geraniaceen führt. Wohl thut man aber mit dem jüngeren Hooker und mit Bentham Recht, noch die Oxalideen und Tropäolaceen mit ihnen zu vereinigen. I. Unter den Odier'scben Sorten der neueren und neuesten Zeit möchten wir folgenden Sorten, den Vorzug geben: Achille: dunkelrosa mit schwarzpurpurnen Flecken. 243 Anna Duval; duiikellila mit ebenfalls dergleichen Flecken. Anna Masson: roth mit dei-glciclicu Flecken. Diaphanthus: scliarlacli mit dinikeljnirpurnen Flecken. Galathea: dunkcllilarosa und purpiir gefleckt. Gloire d'Arras: rosa und purpur gefleckt. Ininiitable: dunkelviulett mit lielliila und weiss einget'asst. Leo: karmoisinroth und tief purpur gefleckt. Leander: glänzend-rosa mit schwarzbraun. Madame Lemoine: lilakarmin, weiss eingefasst. Maramuth: rosa mit karmoisin und schwarzpurj)ur. Mithridate: leuchtend-zinnober. Mira: lilagrau mit schwarzgrau. Pologne: karmin und weiss umsäumt. Reine des vierges: weiss mit schwarzbraunen Flecken. Souvenir: lila von violett durchzogen. Tbeophraste: karminscharlach mit Lila-Schein. Thcspe: rosa mit dunkelbraun. Aeitere gute Sorten sind: Austerlitz: zinnoberscharlach auf weiss. Belle blanche: weiss mit Purpurflecken. Bicolor: helllila mit violett. Cyclope: sammetartig-karmin. Comte de Borghi: rosakarmin mit schwarzbraun. D e m 0 s t h e n e s : orangekarmin. Diamant: scharlachorangc mit weiss. Eugöne Dufresne: leuchtend kirschroth. La belle Alliance: rosa mit orange. Louise Miellez: dunkelkirschroth. Madame Ingelrelst: zartrosa mit purpur. Madame Lelandais: pfirsichroth m. schwarzbraun. Manetti: lila mit schwarzbraunen Flecken. Montblanc: schneeweiss mit Purpurflecken. Napoleon IIL: rosa und schwarzbraun schattirt. Koi des feux: Icuchtend-karmin. Rolliusoni: kannin und rosa eingefasst. Striatum elegans: weiss und lila gestrichelt. Surprise: rosakarmin mit weiss. II. Scharlach- oder Bouquet-Pelargonien neuereu und älteren Ursprunges: Amelie Griseau: salmrosa. Aurora: auroraroth. Beaute de Suvesnes: rosalila. Comte de Morny: karminrosa. Diamant; salmrosa. Etoile de Polaire: Scharlach mit weiss. Feu de Malakoff: dunkelroth mit weiss. M^riraac: leuchteud-roth. Monsieur Barillet: schneeweiss. Monsieur G. Nachet: leuchtend-zinnober. Scarlet de globe: leuchtend-scharlach. St. Fiacre: orangeroth. Tintoret: purpurkarmin, III. Buntblättrige Sorten sind zu empfehlen: Amelie Halphen: Laubblätter weiss mit Rosa- Zone. Bijou: blendend- weiss eingefasst. Emperor: weiss eingefasst. Golden admiratlon: goldgelb eingefasst. Golden fleece: maigrüne Blätter. Kenilworth: karminrothe Zone mit gelblichgrün. Marginatum: weiss eingefasst. Mr. Lennox: silberweiss eingefasst. Mrs. Pollock: vierfarbige Blätter. Perfection: weiss eingefasst. Quadricolor: vierfarbige Blätter. Reine d'or: goldgelb eingefasst. Sunset: rosa mit Mai- und Dunkelgrün. The Countesse: karminrothe Zone. Allerlei aus der Gäitiierci und l*flaiizeiikiiiide. V. Für den landschaftlichen Charakter einer Ge- gend haben alte und grosse Bäume, selbst wenn sie ihrem Verfall entgegengehen, noch grossen Werth, durch Sturm und Blitz beschädigt verleihen sie so- gar in malerischer Hinsicht einen eigenthümlichen Reiz. Der geistvolle Fürst Pückler hat in der Nähe seines früheren Besitzthumes in Muskau alte und verstümmelte Eichen angekauft und suchte sie auf alle Weise in ihrer zum Theil grotesken Form zu erhalten. Park-Inspektor Petzold, dessen Für- sorge jetzt die herrlichen Anlagen daselbst anver- traut sind, behandelt fortwährend im Geiste seines Meisters dergleichen Bäume. In den früheren Zeiten hatte man für alte und grosse Bäume weit mehr Aufmerksamkeit, ja man möchte sagen, Verehrung, und verzeichnete ?ie in Chroniken und sonst. Es wäre wohl zu wünschen, dass man wiederum über die Existenz von derglei- chen Bäumen um so mehr Nachrichten sammelte, als sich oft auch geschichtliche Notizen an sie knüpfen. Leider verschwinden sie jetzt, wo Grund und Boden einen hohen Werth erhalten hat und eine möglichst grosse Rente abwerfen soll, immer mehr. In England ist es anders; dort sucht man fortwährend dergleichen zu erhalten und sammelt auch eifrig Nachrichten von ihnen. So finden wir in der. eben uns zugegangenen Nummer 275 des „Farmers" eine Notiz über 2 Eichen, welche wir hier mittheilen wollen. 30* 244 Die eine Elche befindet sich bei dem Dorfe Marton, nicht weit von Congleton, und besitzt 2 Fuss über dem Boden einen Umfang von 49 (eng- lischen) Fuss. Der Stamm hat noch bei 51 Fuss Höhe vom Boden einen Umfang von 411, bei 7 Fuss einen von 37 Fuss. Leider ist er bereits hohl und besitzt 2 grosse Löcher, durch die man in die 9.} Fuss im Durchmesser enthaltende Höhlung eintreten kann. Gewöhnlich wird sie von ihrem Eigenthümer be- nutzt, um einen ziemlich grossen Pflug und ausser- dem noch ein ansehnliches Fass darin aufzubewah- ren. Nach einer gemachten Berechnung müsste der Baum bereits ein Alter von 1,500 Jahren ha- ben. Trotz des hohlen Stammes befindet sich der Baum noch in einem massig-kräftigen Zustande und belaubt sich alle Jahre auf eine erfreuliche Weise. Wir haben früher einmal Gelegenheit gehabt, über die Produktion von Erdbeeren in den Ver- einigten Staaten zu sprechen (s. vorigen Jahrg. d. Wochenschr. S. 107); in einer Nummer der New- york-Times wird jetzt mitgetheilt, dass ein einziger Erdbeerzüchter jetzt während der Erdbeerzeit in Neuyork allein täglich für den Verkauf von Erd- beeren 500 bis 1000 Dollars*) Erlös hat. Was für eine Ausdehnung muss das Feld haben, wo täglich eine solche Menge Erdbeeren abgepflückt werden kann und welche Arbeit gehört dazu, diese zu pflücken? Dieser, nächst dem bekannten Erd- beerkönige Knox in Pittsburg wahrscheinlich grösste Erdbeerzüchter der Welt heisst W. J. Duncan. Li einer der letzten Ausstellungen des Londo- ner Gartenbau-Vereines waren G Feigen vorhanden, welche zusammen ein Gewicht von 2 Pfund und 6 Unzen **) hatten. Bei einer früheren Versamm- lung wurden aus dem Garten des Earl of Stair in Oxenford Castle ebenfalls Feigen ausgestellt, von denen eine 9| und eine andere 8 Unzen wog. Das möchten wohl die grössten Feigen gewesen sein, die bis jetzt kultivirt worden sind. Sie gehörten zu einer Sorte, welche ziemlich allgemein in Eng- land angebaut wird und den Namen Castle Ken- nedy-Feige führt. Die Frucht zeichnet sich nicht allein durch Grösse aus, sondern wird auch wegen ihrer Schmackhaftigkeit gerühmt. Es kommt noch dazu, dass dieser Feigenstrauch gegen Witterungs- Verhältnisse nicht empfindlich ist und stets reichlich trägt. Zu den interessantesten Pflanzen, welche wir durch die Expedition des „Herald" kennen gelernt haben, gehört Parmentiera cerifera Seem., ein Baum aus der Verwandtschaft der Crescentien und *) Der Dollar oder amerikanische Thaler ist gleich 1 Thlr 12 Sgr. 10| Pf. preussisch. *") Ein jireussisches Pfund verhält sich zu dem englischen, wie 1 : 0,n72ij. Das englische Pfund hat 16 Unzen. mit diesen und einigen wenigen anderen Gehölzen eine besondere Gruppe der Familie der Bignonia- ceen bildend. Er besitzt nämlich eigenthümliche Früchte von blendender Weisse und bei oft 4 Fuss Länge die Form eines Wachslichtes, so dass ein mit solchen Früchten besetzter Baum das Ansehen eines Lichterbaumes hat. Die Bewohner Panama's, wo derselbe wild wächst, haben ihm deshalb den Namen Palo de velas (d. h. Lichterbaum) gegeben. Die Früchte werden nicht von den 5Ienschen, wohl aber von dem Vieh, gern genossen und sind sonst mit den Gurken zu vergleichen. Eine andere in Jlexiko wachsende Art, welche deshalb auch den Namen Parmentiera ednlis führt, gehört dage- gen zu den Lieblingsspeisen der dortigen Bewohner. Die interessante Parmentiera cerifera Seem. befindet sich bereits in Kultur; dem Etablissement von neuen Einführungen von AVilliam Bull in Chelsea, jetzt einer Vorstadt London's, gehört das Verdienst, sie eingeführt zu haben. Wenn wir auch kaum iu unseren Gewächshäusern das Ver- gnügen haben werden, den Baum mit Früchten zu sehen, so möchte er doch so viel Interesse haben, dass er Gewächshaus-Besitzern empfohlen werden kann. Es kommt noch dazu, dass er mit seinen dreizähligen Blättern auch ein freundliches Ausse- hen besitzt. Am 14. Juni fand von Seiten der Londoner Gartenbau- Gesellschaft eine Ausstellung statt, die zwar klein war, aber wegen der Ursachen, welche sie hervorgerufen, unsere Aufmerksamkeit verdient. Es kamen nämlich nur Privatpreise zur Verthei- lung. Bei uns gehört es leider noch zur Selten- heit, dass Privatpreise ausgesetzt werden , während es in England eine gewöhnliche Erscheinung ist. Leider hat man sich bei uns zu sehr daran ge- wöhnt, dass bei Allem der Staat die Initiative er- greifen soll, während jenseits des Kanales dieser sich wenisrer darum bekümmert. Sind doch selbst die Universitäten zum Theil, z. B. die in London, Privat-Institute; wichtige Stellen, besonders solche, welche die öffentliche Aufklärung betreft'en, werden ebenfalls zum Theil niclit, wie bei uns, von Män- nern verwaltet, welche eine hohe, ihrer Stellung würdige Besoldung erhalten, sondern Männer aus höheren Ständen, welche die nöthigen Kenntnisse besitzen, vertreten sie, und bringen aus ihren eige- nen Mitteln zur Hebung des Institutes, dem sie als Kurator vorstehen, nicht selten bedeutende Opfer. So hatte bei der Ausstellung zu London am 14. Juni der Präsident des Londoner Gartenbau- Vereines, der Herzog v. Buccleuch, 4 Preise aus- gesetzt, wogegen von Seiten der Eigenthümer des Gardeners Chronicle 3 Preise dazu bestimmt waren, solche Pflanzen zu krönen, welche von Damen in 245 ihren Zimmern gezogen worden waren. Bei uns in Deutschland ist die Blumcnliebhaberei bei den Da- men noch grösser, als in England und in Frank- reich; man sieht weder jenseits des Rheines, noch jenseits des Kanales in den Zimmern der Damen so viel und so oft Blumen und Blattpflanzen, als es bei uns, besonders im nordöstlichen Deutschland, der Fall ist. So eine freundliche Erscheinung die- ses auch ist, so würde die Blumenliebhaberei im Zimmer bei xms gewiss noch mehr zunehmen, wenn bei Entwerfung der Preis-Programme von Seiten der Gartenbau- Vereine ganz speziell auf Zimmer- pflanzen und deren Kulturen Rücksicht genommen ■würde. Unter den Pflanzen, welche Londoner Damen ausgestellt hatten und die auch gekrönt wurden, befanden sich unter Anderem ein Adiantuni cunea- tum von besonderer Schönheit, obwohl es 2 Jahre lang nur im Wohnzimmer einer Dame gewesen war, sowie 2 Exemplare der Davallia canariensis. Das eine derselben hatte sich 5, das andere sogar 9 Jahre in dem Wohnzimmer der betreffenden Da- men befunden. Wenn man weiss, wie schwierig grade Farne, welche stets eine feuchte Luft ver- langen, im Wohnzimmer zu kultiviren sind, so wird man auch das Verdienst der 3 Damen ermessen können. Noch grösser fast möchte dieses bei der vierten Pflanze, welche gekrönt wurde, gewesen sein, da diese eine Orchidee, ein Cypripedium barbatum majus, mit 5 Blüthen war. Ausserdem fand ein mit Maurandia Barclayana und Lonicera aureo-reticulata umwachsenes Draht- gestell in Ballon-Gestalt Beifall. Wir möchten auch auf die Zusammenstellung dieser beiden Pflanzen aufmerksam machen. Am 8. und 9. Juli hat in Brie -Comte- Robert in der Champagne der zweite mit einer Ausstellung verbundene Kongress von Rosenzüchtern stattge- funden. Auch der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin war zur Theilnahme aufge- fordert, musste aber leider der politischen Verhält- nisse halber auf die Theilnahme verzichten. Es ist interessant, dass grade in Brie- (Jomte -Robert, wo zur Zeit der Kreuzzüge durch den Grafen Robert de Brie aus dem Oriente Rosen, deren Blumen man seitdem bis gegen das Ende des vorigen Jahr- hundertes im Grossen zu Spezereien verwendete, eingeführt wurden. Zu welcher Art oder Sorte von Rosen die damals eingeführten gehört haben, lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit ermitteln. Wahrscheinlich war es eine gefüllte Essig - Rose (Rosa gallica fl. pl.), von der die dunkelfarbigen Sorten, als Sultan- und Serail- Rosen bekannt, frü- her allgemein in den Gärten kultivirt wurden. Da ihre Kultur bis zu den Zeiten vor der grossen französischen Revolution, hauptsächlich in dem Städtchen Provins, der ursprünglichen Resi- denz der Familie des oben genannten Grafen, im Grossen betrieben wurde, erhielt sie auch den Na- men Rose de Provins, eine Benennung, die nicht mit der von Rose de Provence verwechselt werden darf. Mit der französischen Revolution hörte die grosse Kultur dieser Rose im westlichen Theile der Champagne auf; es trat aber allmählig nach den Freiheitskriegen, besonders mit den zwanziger Jah- ren, die Kultur der jetzt beliebten Sorten, beson- ders der remontirenden Rosen, an deren Stelle. Ausser Brie-Comte-Robert nahmen aber noch 1 1 Ort- schaften in der nächsten Nähe an der Rosenkultur im Grossen Antheil. 90 Rosenzüchter haben da- selbst jetzt gegen anderthalb Millionen Rosenstöcke zum Verkauf, gewiss eine ansehnliche Summe, die aber doch lange nicht ausreicht, um in Frankreich den Bedarf zu decken. Wir wollen nur der gros- sen Rosenkulturen Anger's, wo allein wiederum An- dre? Leroy grosse Massen heranzieht, gedenken. Diesen grossartigen Roscnkulturen in und um Brie-Comte-Robert wird jetzt auch von Seiten der Regierung die nöthige Aufmerksamkeit gewidmet. Sowohl von Seiten des Ackerbau-Ministers, als von Seiten des Departements der Seine und Marne, in dem genannter Ort liegt, werden die Kongresse und Ausstellungen durch Geldmittel unterstützt. Die Gesellschaft der Rosenzüchter in und bei Brie-Comte- Robert gibt bereits eine Zeitschrift heraus , welche fast ausschliesslich der Kultur und der Kenutniss der Rosen ihre Spalten öffnet und uns im ersten Hefte vorliegt. Wir werden später noch Gelegen- heit haben, darüber zu berichten. Literessant ist die Zusammenstellung, welche man in Württemberg In Betreff der Erträge des Weinbaues gemacht hat. Demnach kommen auf 100 Jahre: nach der Menge nach der Güte 42 gute, 48 gute, 6 mittlere, 21 mittlere, 52 schlechte Jahre. 31 schlechte Jahre. Zu den Pflanzen, welche neuerdings in Paris durch das Grosse Garten -Etablissement der Stadt Paris in der Avenue von Eylau, dem Boulogner Wäldchen gegenüber, emgeführt worden sind und Beifall finden, gehört auch Saccharum aegyptia- cum, eine Zuckerrohr- Art in der Form des Sac- charum Ravennae, welches letztere bekanntlich bereits mehrfach zur Dekoration im Freien, ähnlich dem Pampas-Grase, empfohlen ist, aber doch keine allgemeine Verbreitung gefunden hat. Saccharum aegyptiacum wurde zwar bereits schon vor fast 60 Jahren von Willdenow nach einem Exemplare, was in der Nähe von Memphis gefunden war, be- 246 schrieben, ist aber bis in die neueste Zeit doch eine mehr unbekannte Pflanze geblieben, bis sie der Di- rektor des botanischen Gartens in Bordeaux, Du- rieu de Maisouneuve, der bekanntlich die noch unter Louis Philipp stattgefundene wissenschaft- liche Expedition nach den südlichen Grenzen Al- geriens begleitete, von Neuem entdeckt hat. In Frankreich selbst eingeführt ist das Gras aber erst vor wenigen Jahren, auf Veranlassung des eben ge- nannten Botanikers, durch Letourueux. Es vermehrt sich auf gleiche Weise, wie das Pampasgras, und möchte wohl auch unter gleichen Verhältnissen, wie dieses, d. h. im Winter bedeckt, bei uns aushalten. Die langen und elegant im Bo- gen etwas überhängenden Blätter zeichnen sich, gleich einer Form des echten Zuckerrohres, durch einen weissen Mittelstreifen aus. Als Einzelpflanze wächst es buschig und erreicht eine Höhe von oft 12 und 13 Fuss. Was ihm aber einen besonderen Reiz verleiht, das sind die Blüthenrispen nach dem Verblühen, wo die weissen Haare der Blüthen mehr aus denselben heraustreten. Bei dem Pampasgrase haben bekanntlich nur die weiblichen Pflanzen den reizenden Haarschmuck an den Blüthen. Eine zweite Blatt- oder Dekorationspflanze ist Wigandia Vigieri. 8ie zeichnet sich vor der bekannten W. caracassana durch eine bedeutendere Grösse in allen ihren Theilen aus. Die Blätter be- sitzen bei einem Breiten - Durchmesser von 2 oft eine Länge von 3 Fuss und haben auf der Unter- fläche eine mehr hervortretende silbergraue Farbe. Barillet, Chef des Pariser Etablissements, verdankt sie einem Pflanzen -Liebhaber in Nizza, dem Frei- herrn V. Vigier, dem zu Ehren sie auch ihren Beinamen erhalten hat. Die dritte Pflanze endlich ist ein Gummibaum oder Ficus, dessen Einführung von dem Pariser Handelsgärtner Rougicr-Chauvifere geschehen ist; woher er bezogen wurde, wissen wir nicht. Er hat, im Vergleich zu unserem gewöhnlichen Gummi- baume, breitere Blätter von einem helleren Grün und wird in dem eben erschienenen Verzeichnisse des besagten Etablissements als Ficus Chauvieri aufgeführt. Bei dieser Gelegenheit erlauben wir uns, noch auf einen dritten Gummibaum aufmerk- sam zu machen, der noch mehr, als der gewöhn- liche, kältere Witterung verträgt. Es ist dieses Ficus australis Wilkl. oder rubiginosa Desf., der neuerdings von Gasparrini wiederum als üro- stigma rubiginosa beschrieben wurde. Er stammt aus Neuholland und wird bereits in manchen Hau- delsgärtnereien Berhn's gezogen , ohne aber eine allgemeinere Verbreitung bis jetzt gefunden zu ha- ben. Fjr verästelt sich leichter, als der gewöhnliche Gummibaum, hat deshalb vor diesem einen Vorzug. Wurmstichige Aepfel bringen den Obstzüchtern bekanntlich oft sehr grossen Schaden; es muss dem- nach ein Mittel, was dieses verhindert, von grossem Werthe sein. Von Seiten der Gartenbau -Gesell- schaft der Rhone in Lyon ist ein solches Mittel bekannt gemacht worden, was Hülfe versj)rieht und demnach wohl wichtig genug ist, um auch in wei- tereu Kreisen bekannt zu werden, und zwar um so mehr, als es nicht kostspielig ist. Dieses Mittel be- steht aus Weinessig, der, mit 10 Theilen Wasser vermischt, kurz vorher, bevor die Blüthen sich ent- falten, auf diese gespritzt wird. Alle Lisekten, die ihre Eier in die Blüthen der Fruchtbäume legen, können die Verdunstung des W'einessigs nicht ver- tragen und fliehen Blüthen, welche damit bespritzt sind. Lässt sich dieses Mittel auch weniger in grös- seren Obstgärten anwenden, so verdient es doch auf jeden Fall bei Spalieren, Kordons und selbst Pyra- miden Anwendung. Grade hier, wo man nur schöne Früchte heranzieht, ist der Verlust derselben durch Würmer um so empfindlicher. Es wäre wohl zu wünschen, dass bei uns Versuche damit angestellt würden. Man hat jedoch dabei zu beachten, dass der französische Weinessig in der Regel stärker als der unsere ist und dass man daher bei der Mi- schung von ihm ein grösseres Quantum nehmen müsäte. Wir stehen nicht an, eine Mittheiluug über Vertilgung der Maikäfer, welche uns eben von John Bootli in Hamburg zugekommen, zur wei- teren Kenntniss zu bringen. „In Nummer 20 Ihrer Wochenschrift sehe ich einige Mittel zur Vertilgung der Engerlinge ange- geben. Es wundert mich, dabei gar nichts von dem Mittel, was ich hier anwende, zu finden, um dem Maikäfer gründlich Garaus zu machen." jVor ungefähr lU Jahren wurden wir auf das Allerempfindlichste von dem Engerlingsfrass heimge- sucht; ganze Rhododendren- und Koniferen-Anpflan- zuugen gingen verloren, ebenso litten die Kornfel- der. Bei solchen Verwüstungen hören alle künst- lichen Mittel mehr oder weniger auf. Wir grifi'en zu dem sehr einfachen : den Staar (Sturnus vulga- ris) zu kultiviren. Wir Hessen gegeu 100 Brut- kästen von der allereinfachsten Konstruktion ma- chen; siehe da! im Frühjahre waren sie alle besetzt." „In welch' kolossalem Masse diese Thiere alles LTngeziefer fressen, darüber finden Sie Spezielles in Lenz' Naturgeschichte. Wenn der Maikäfer aus der Erde kommt oder vielmehr kommen will, so ist der Staar da; er holt ihn förmlich heraus, pickt mit seinem Schnabel auf dem Erdboden herum und findet ihn so. Fast bei jedem Loche, woraus ein Maikäfer entschlüpft, findet man zugleich die Flü- gel und das sonst nicht Geniessbare, Beweis genug, 247 dass der Maikäfer keine Minute sich seines Lebens erfreut hat." „Wir liessen die Brutkästen vermehren und mögen jetzt gegen 175 — 200 haben. Wenn Mai- käfer da wären , so würde jede Haushaltung sich nicht mit 100 den Tag über begnügen; da wir aber seit der Zeit nicht viele hier mehr haben, so ist das Quantum natürlich geringer. „Maikäfer- Jahre haben wir in den letzten 10 Jahren, seit Einführung der Kästen, genug gehabt. Der Engerlingsfrass, wie wir ihn wiederholt hier gehabt haben, ist nicht wieder vorgekommen und im Vcrhiiltniss zu früher ist das Auffinden der En- gerlinge bei tiefer Bearbeitung des Bodens weit geringer.' Wir haben früher über das wiederholte Blühen und Fruchttragen unserer Obstbäume Mittheilungen gemacht. Freiherr von Böse auf Emmaburg bei Laasphe in Westphalen theilt uns von Neuem in einem Briefe vom 9. Juli mit, dass die meisten Birn- und Pflaumen- (nicht Zwetschen-) Bäume be- reits (Mitte Juli) in voller Blüthe stehen. Es ist dieses namentlich bei Napoleons Butterbirn, Clair- geau, ßachelier, unter den Pflaumen bei der Kö- nigspflaume von Toui-s, der Viktoriapflaume u. s. w. der Fall. Die Bäume blühen jetzt ebenso voll, wie im Frühjahre. Freiherr v. Böse findet den Grund in der ungewöhnlichen Ueppigkeit, welche iu diesem Jahre in der Natur herrscht. Ein ähnliches W'achs- thum ist demselben in den 25 Jahren seines dorti- gen Aufenthaltes nicht vorgekommen. Er hat aus- serdem Grasstücke, wo der dritte Schnitt bereits über einen Fuss hoch steht, während die beiden vorausgegangenen, jeder 2^|-Fuss lang, abgeschnitten werden mussten, weil sie sich legten. Und doch standen die Gräser keineswegs in Blüthe. Eine jede Quadratruthe lieferte hier im Durchschnitte gegen einen Centner Dürrfutter, gewiss ein unge- heurer Ertrag. Es ist mehrmals bereits über Anpflanzung von Obstbäumen auf Feldern die Eede gewesen; auch sind früher schon in diesen Blättern vergleichende Mittheilungen über die Erträge derselben sowohl, als auch der Unterfrucht, gemacht worden, welche darthaten, dass eine Beeinträchtigung der letzteren in den meisten Fällen (bei Hafer und Gerste, sowie , bei Hackfrüchten) gar nicht oder (bei Eoggen und Weizen) nur wenig stattfindet, in sofern die Obst- bäume in gehöriger Entfernung stehen und stets gehörig gelichtet sind. Professor Fischbach in Hohenheim hat in dem Württembergischen Wochen- blatte für Land - und Forstwissenschaft eine inter- essante Abhandlung über die Bepflanzung der kah- len Albweiden mit Bäumen gegeben, wo die un- mittelbaren Vortheile der letzteren auf die Weide I selbst nachgewiesen werden. Da dasselbe auch von I den Obstbäumen gilt, dürfte es für Viele auch von ! Interesse sein, die Ansichten Fischbach's zu ver- j nehmen. I „Bei gleichniässig vertheiltem Baum wuchs wird I der Zutritt des Windes zum Boden zwar nicht ab- ' gehalten, aber wesentlich gemildert und damit die Verdunstung der Bodenfeuchtigkeit gehemmt. Noch mehr muss dieses der Fall sein hinsichtlich der zeit- weisen Abhaltung der Sonnenstrahlen. Da der Schatten des Baumes nämlich nie stehen bleibt, sondern mit dem wechselnden Stand der Sonne sich regelmässig verschiebt, so wird deren wohlthätiger Einfluss im Laufe des Tages dem grössten Theil der Fläche zu Gute kommen, aber nur allmähhg, und darum nicht leicht in eine nachtheilige Wir- kung ausarten können, denn dem Sonnenschein folgt immer wieder bald Schatten nach und dieser ge- stattet den von zu grosser Erwärmung ermatteten Weidepflanzen alsdann eine wohlthätige Erholung." „Diejenigen Flächen freilich, welche unmittelbar von der Krone des Baumes überschirmt sind (d.h. diejenigen, welche senkrecht unter der letztern lie- gen), leiden manchmal, namentlich bei lange anhal- tender Dürre, durch Brennen, aber auch dann nicht auf ihrer ganzen Ausdehnung, sondern, hoch ange- schlagen, nur auf etwa einem Viertheil, nämlich demjenigen, welches auf der vSüd- oder Südwest- seite des Stammes liegt." „Dieselbe Ursache aber, die hier Nachtheil bringt, ist zu einer anderen Jahreszeit, wenn das Futter knaj)p zu sein pflegt, im Frühjahre, von Vortheil; ich glaube annehmen zu dürfen, dass eben dieser Vortheil den vorhin berührten Ausfall mehr als ausgleicht. Die Krone des Baumes hindert be- kanntlich die nächtliche Erkältung durch Ausstrah- lung derjenigen Wärme, welche der Boden über Tag empfangen hat, und in Folge dieses Umstan- des erhält sich der letztere die Temperatur des Ta- ges so ziemlich auch während der Nacht. Wenn daher nicht überschirmte Flächen an kalten Früh- liugsmorgen Frost haben, so sind die Schirmflächen unter den Bäumen frostfrei und das meist auch zu der Zeit, wo die Kronen der Laubhölzer noch un- beblättert sind." „Die viel verbreitete Meinung, der Schatten des Baumes fördere die Frostwirkung, ist eine durch- aus irrige. Allerdings kann man leicht wahrneh- men, dass im Schatten eines Baumes (ausserhalb seiner Schirmfläche) der Eeif länger liegen bleibt, als an den Orten , welche alsbald nach Aufgang der Sonne von deren Strahlen getroffen werden. Diese Thatsache hat aber nur eine vortheilhafte und keine nachtheilige Wirkung. Es ist nämlich unbestreitbar, dass Erfrieren bei jungen Pflanzen 248 um so sicherer uiul in um so höherem Masse ein- tritt, je schneller und unvermittelter der Uebergaug von der niederen Nacht -Temperatur zu der höhe- ren Temperatur des Tages erfolgt. Es werden dem- nach die nach Sonnen- Aufgang im Schatten eines Baumes stehenden Weidepflanzen weniger leiden, als die von der Sonne alsbald beschienenen und um so weniger, je länger der Reif liegen bleibt, je langsamer sie anfthauen." „Weil der Schirm des Baumes die nächtliche Wärme-Ausstrahlung hindert, erkältet sich der Bo- den auch im Sommer über Xacht weniger, ebenso die darauf ruhende Luft, und da ihre Wärme des- wegen in der Eegel nicht unter den Sättigungs- punkt herunterkommt, entsteht dann auch kein Thau. Weil daher die unter dem Baumschirm ste- henden Weidepflanzen dieser Art von Wasser- Zu- fuhr, zum Theil auch des direkten Regens entbeh- ren und unter dem Reflex der Sonnenstrahlen vom glatten Stamme der Bäume noch besonders zu lei- den haben, vertrocknen sie manchmal im- hohen Sommer, aber nur dann, wenn die schützende Wir- kung der Baumkronen nicht im Stande ist, den Vorrath au Winterfeuchte so lange zu sichern." „Diese nachtheilige Seite der Ueberschirmung tritt übrigens um so weniger hervor, je höher die Krone über dem Boden steht, so dass man es bis auf einen gewissen Grad in der Hand hat, den Schaden auf ein Minimum zu reduzireu." Noch eine Iti^scii-Hissbildiiiig. In der vorigen Nunuuer habe ich über die Missbildung einer Rose Mittheilung gemacht, es sei mir erlaubt, noch eine ähnliche, von der ich eben beim Durchblättern des vorigen Jahrganges des Gardeners Chrouicle eine Nachricht gefunden, zu besprechen. Diese Missbildung gehört in die Ka- tegorie der sogenannten Rosenkönige, wo mitten durch die Blüthe die Achse sich verlängert und an ihrer Spitze eine zweite Blüthe trägt, ist aber doch eigenthümlicher und wiederum von der Weise, wie der Rosenkönig sich zeigt, auch abweichender Be- schaflenheit. 5 zum Theil gefiederte und an der Basis ver- wachsene Kelchblätter umfassen eine Menge getarb- ter Blumenblätter in mehrern Reihen. Von dem Fruchtbecher (oder zusammengewachseneu Kelche) ist keine Spur vorhanden, dagegen setzt sich der Blüthenstiel in der Mitte der Blumenblätterquirle fort, d. h. es erhebt sich die Achse über einen Zoll hoch und trägt wiederum eine ursprünglich wohl aus fünfen zusannuengesetzte Blüthe in der Weise, dass die 5 miteinander verwachsenen, aber flachen Fruchtbecher seitlich stehen, während die Achse in der Mitte sich zum zweiten Male fortsetzt. Dieser flache Fruchtbecher, von der Form eines flachen Blüthenbodens bei den Körbchenträgern (Kompo- siten), hat aber keine horizontale, sondern eine ver- tikale Stellung. Am etwas umgebogeneu Rande stehen einige Reihen kleiner Blumenblätter, dann folgen mehre Reihen Staubgefässe , während die Mitte von Stempeln eingenommen wird. Betrachtet man diese 5 ringsum stehenden und zu einer einzigen verwachsenen Blüthe in ihrem Zusammenhange und ihre Bestandtheile in der Rei- henfolge von unten nach oben, so sind zunächst an der Basis mehre Reihen Blumenblätter vorhanden, dann folgen mehre Reihen Staubfäden, die weiter oben durch Pistille ersetzt werden. Es kommen wieder Staubgefässe, welche weiter oben durch zahl- reiche Blumenblätter, in jeglicher Hinsicht den un- teren gleichend, eingeschlossen sind. Aus der Höhlung, welche durch die senkrecht- stehenden flachen Fruchtbecher oder Blüthenbodeu eingeschlossen wird, tritt die Achse oder die Fort- setzung des Blüthenstieles, resp. des Stengels, her- vor und trägt, kaum 1 Zoll lang und in einen Quirl gestellt, 5 regelmässig gebildete, wenn auch kleinere Laubblätter und setzt sich darüber noch bis zu einer Länge von 1 Zoll fort. Gegen die Spitze hin befinden sich 2 nur aus 3 Blättchen be- stehende und etwas weiter oben noch 2 längliche, einem Deckblatte entsprechende Blätter, zwischen denen ein Blüthenstiel mit einer Knospe sich erhebt. Diese eigenthümliche Missbildung möchte noch mehr, wie das in der letzten Nummer angegebene Beispiel, die eigenthche Natur eines Fruchtbechers, resp. eines unteren Fruchtknotens, erläutern. Da es im Interesse der W'issenschaft liegt, dass dergleichen iustruktive Missbildungen gesammelt wer- den, so erlaube ich mir, Gartenbesitzer und Gärtner freundhchst zu ersuchen, wenn denselben dergleichen vorkommen sollten, sie zu meiner Kenntniss zu bringen, resp. mir möglichst frisch zuzusenden. Es gilt dieses nicht allein von Rosen, sondern auch von anderen Pflanzen. Wenn dergleichen Missbildungen auch nicht immer Vorgänge im Pflanzenleben zu erläutern vermögen, so haben sie doch immer ein Interesse für den Forscher, dieser lernt dann we- nigstens die Abweichungen von den normalen Zu- ständen kennen. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Drui-k der C. Feis ter'scheu Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Zieten-Platz No. 2. Woehensehrift des Vereines znr Itet'örderiiiig des r. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 35. Berlin, den 1. September 1866. Preis des Jahrganges 63 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 467. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 21. August. — Botanical Magazine. Jahrgang 1865, 2. Hälfte. Jahrgang 1866, I.Hälfte. — Justus Ee imann 's Obst-Orangerie. 467. Versainiiiliing des Vereines zur Beförderung r-. Karl rCoch, General-Sekretair des Vereines. No. 36. Berlin, den 8. September 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Gärtnerische Skizzen aus Neuseeland. — Botanical Magazine. Jahigang 1865, 2. Hälfte. Jahrgang 1866, 1. Hälfte, üeber Thlad-iantba dubia Naud. Vom Inspektor des Küuigl. botanischen Gartens zu Berlin, C. Bouclie. Gärtnerische Skizzen ans Neuseeland. Es dürfte für die Leser der Wochenschrift ge- wiss wohl Interesse haben, auch einmal etwas von den Zuständen der Gartenkunst bei unseren Anti- poden zu erfahren; so nehmen wir Gelegenheit, aus den im Jahrgange 1865 des Gardeuers Chronicle vorhandenen Mittheilungen Bericht zu erstatten, wie es jetzt in Christchurch , der Hauptstadt der Graf- schaft Canterbury auf Neuseeland, aussieht. Es wird noch aus den Zeitungen erinnerlich- sein, dass erst vor Kurzem die wilden Ureinwohner Neuseeland's der immer weiter um sich greifenden Kultur auf ihren beiden Inseln aufs Aeusserste sich widersetzten, zum Glück aber schliesslich doch unterlagen. Dieser hartnäckig geführte Kampf endete mit der völligen Unterwerfung der Ureinwohner, die immer mehr zu Grunde gehen werden, je mehr daselbst die Civili- sation um sich greift. Neuseeland wurde bekanntlich erst 1840 von den Engländern factisch in Besitz genommen, nach- dem schon vorher Niederlassungen von Seiten eng- lischer Unterthanen geschehen waren. Von dieser Zeit an beginnt erst die Civili.is 31. Oktober 186'7'. Im näcbsteu Jahre findet bekanntlich eine internationale Industrie -Ausstellune: in Paris statt und ist es die Absicht der Kaiserl. Französischen Ceutral-Kommission, mit derselben eine Ausstellung von Pflanzen, Obst und Gemüse zu verbinden. Ein innerhalb des Raumes für die allgemeine Ausstellung auf dem Marsfelde befindlicher Garten von .50,000 Quadrat-Meter Fläche ist für die Aufnahme der Erzeugnisse aus der Pflanzenwelt bestimmt; es bietet solcher gewiss Kaum genug, um diesen eine vortheilhafte Auf- stellung zu gewähren. Die deutsche Gärtnerei hat in den letzten Jahren einen so bedeutenden Aufschwung genommen, dass sie mit derjenigen anderer Länder, selbst solchen, wo diese schon seit lauger Zeit mit besonderer Auf- merksamkeit betrieben wurde, in die Schranken treten kann. Wenn sie nun auch zum Theil schon im Auslande anerkannt ist, so hat man sich doch gerade bei uns noch zu sehr daran gewöhnt, besonder!» neue Formen von Blumen und Gemüse, nur aus dem Auslande zu beziehen. Die Anerkennung der Er- zeugnisse der deutschen Gärtnerei ist ferner auch deutscher 8eits selbst keineswegs in erwünschter Weise geschehen. Gewiss wird daher eine Anerkennung im Auslande, wie sie möglicher Weise durch die inter- nationale Ausstellung ausgesprochen werden dürfte, eine günstige Rückwirkung zu äussern nicht ver- fehlen. Es liegt aber auch im Interesse der pi-eussischen Gärtner, eine Gelegenheit zu ergreifen, wo sie ihre Erzeugnisse zur bessern Kenntniss des Auslandes bringen können. Von Seiten der Kaiserl. Französischen Central -Kommission der internationalen Industrie -Ausstellung ist nicht allein auf das Freundlichste zur Betheiligung aufgefordert, sondern es wird bei einer Dauer von 7 Monaten, welche die internationale Industrie- Ausstellung in Paris in Anspruch nimmt, auch die Möglichkeit geboten, Blumen, Früchte und Gemüse, wie diese die verschiedenen Jahreszeiten bringen, auszustellen. Die bisherigen Ausstellungen boten wegen der beschränkten Zeit, während welcher sie stattfanden, nur Gelegenheit, diejenigen P]r- zeugui.sse, welche grade in den für sie bestimmten Tagen ihre vollkommene Entwickeluug erlangt hatten, 38 306 auszustellen. Jeder Gärtner und jeder Gartenbesitzer weiss aber, dass er oft ausstellungswürdige Erzeug- Bisse zur Verfügung hat, wenn keine Ausstellung stattfindet. Es ist nicht eine Ausstellung, welche nächstes Jahr in Paris sein wird, sondern es sind deren eigentlich 14, welche von 14 zu 14 Tagen auf einander folgen. Jede einzelne Ausstellung ist nur auf diejenigen Erzeugnisse berechnet, welche in der Regel während der für sie bestimmten 14 Tage am vollkommensten sind. Bis jetzt hat man sich in dem folgenden Programme nur im Allgemeinen ausgesprochen und die Erzeugnisse, auf welche man in den einzelneu Ausstellungen (besonderen, Bewerbungen, Concours im Programme) Rücksicht nehmen will, nur angedeutet, spezielle Programme werden aber für jede der 14 Ausstellungen, resp. Bewerbungen, noch später zur besseren Kenntnissnahme veröft'eutlicht werden. Die Königl. Preussische Central- Kommission für die im Jahre 1867 in Paris stattfindende inter- nationale Industrie-Ausstellung hat sich mit dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten in Verbindung gesetzt, um für eine eventuelle Theilnahme preussischer Gärtner eine gemeinschaftliche Leitung und eine gewisse Einheit herbeizuführen. Es ist zu wünschen, dass, wie in Betreff der anderen Sektionen der internationalen Industrie- Ausstellung, auch die preussischen Gärtner als zusammengehörig mit ihi-en Erzeugnissen in Paris erscheinen. Die Königlich Preussische Central -Kommission hat deshalb durch eine im Staatsauzeiger vom 21. August d. J. veröffentlichte Bekanntmachung die Gärtner und Gartenbesitzer aufgefordert, mit ihren Garten -Erzeugnissen im nächsten Jahre in die Schranken zu treten imd Diejenigen, welche dieses zu thun die Absicht haben, ersucht, hiervon spätestens bis zum 1. Februar 18G7 eine Anzeige zu machen. Da möglicher Weise Rückfragen nöthig werden, so ist es sehr erwünscht, dass diese noch früher ge- schehen. Die Königl. Preussische Central -Kommission wird dafür Sorge tragen, dass die Erzeugnisse diejenige Aufstellung erhalten, wo und wie sie sich dem Auge am vortheilhaftesten präsentiren. In wie weit die Kosten des Transportes auf die Staatskasse übernommen, resp. in wie weit wenigstens eine Erleichterung derselben wird gewährt werden können, unterliegt noch der Erwägung und bleibt späterer Mittheiluug vorbehalten. Damit mm die preussische Gärtnerei im nächsten Jahre zu Paris würdig vertreten wird und ihren Garten -Erzeugnissen, gleich anderen, die gebührende Anerkennung zu Theil werden kann, richtet der unterzeichnete Vorstand des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues ganz besonders an Garten- bau- und landwirthschaftliche Vereine, in sofern bei letzteren der Gartenbau eine spezielle Sektion bildet, das Ersuchen, in ihrem Kreise dahin zu wirken, dass Gartenbesitzern und Gärtnern die nöthigen Mit- theilungen gemacht werden, um sie zu bestimmen, mit ihren in irgend einer Hinsicht preiswürdigen Er- zeugnissen sich zu betheiligen und auch Kenntniss zu geben, in sofern noch ein besonderer näherer Aufschluss sich nöthig machen sollte. In verschiedenen Gauen des preussischen Vaterlandes werden zum Theil einzelne Erzeugnisse, besonders Slarktpflanzen, Gemüse u. s. w., massenhaft erzeugt und kommen für, wenn auch immer noch lohnende, so doch im Verhältniss geringe Preise in den Handel. Es ist aber bekannt, dass in den frü- heren internationalen Industrie- Ausstellungen eine Reihe anderer industrieller Erzeugnisse grade wegen ihrer Wohlfeilheit die Aufmerksamkeit der ausländischen Konsumenten erregte und damit dem preussischen Produzenten ein vortheilhafter Markt eröffnet wurde. Sollte nicht bei gärtnerischen Erzeugnissen der- selbe Fall eintreten können! Der General-Sekretär des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten, Professor Dr. Karl Koch in Berlin, welcher zum Mitgliede der Central -Kommission für die internationale Industrie -Ausstellung zu Paris ernannt worden, ist bereit, nicht allein auf bezügliche An- fragen Auskunft zu ertheilen, sondern auch alle die Ausstellung betreffenden Mittheilungen anzunehmen. Berlin, den 8. September 1866. Der Vorstand des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten. linerli. Sonntag. C Bouclie. A.. Braun. Karl Kocli. 307 Konfiiftatiuc Jioiiimiriioii für Die iiiterimtioiiafe ^]ttrteuöau=»Eus|le(liiug.*) illgcmeiiics Prograiiiiii der Ausstellung. Art. 1. Wiilirend der Dauer der allgemeinen Ausstellung von 18(37 wird vom 1. April bis zum 31. Oktober eine internationale und die ganze Zeit hindurch andauernde Gartenbau- Ausstellung stattfinden. Ein innerhalb des Raumes für die allgemeine Ausstellung auf dem Mai-sfelde befindlicher Garten von 50,000 Quadrat-Meter Fläche ist für diesen Zweck bestimmt. Die Erzeugnisse werden, je nach ihrer Eigenthümliclikeit, in Warm- und temperirten Gewächs- häusern, unter Zelten, auf Gallcrien oder völlig im Freien untergebracht. Art. 2. Vom 1. April bis 31. Oktober werden nach und nach vierzehn internationale, den Gar- tenbau betreffende Bewerbungen eröffnet werden. Jeder Aussteller, welchen die von der Kaiserlichen Kommission ernannte konsultative Kommission zu einer dieser Bewerbungen zugelassen hat, hat seine Erzeugnisse während der ganzen Dauer dieser einen Bewerbung, welche nicht über 14 Tage beträgt, iu dem Ausstellungs-Lokale zu lassen imd während dieser Zeit selbst dafür Sorge zu tragen. Die Transportkosten fallen den Ausstellern zur Last, jedoch wii-d diesen von Seiten der französischen Eisenbahn-Gesellschaften eine Ermässigung von 50 Prozent gegen die bestehenden Tarife bewilligt werden. Art. o. Die Anmeldungen der französischen Gärtner sind an den Staatsrath, General-Kom- missar der allgemeinen Ausstellung von 1867 im Lidustrle -Palast, 4. Thor, Champs-Elysees (Conseillier d'Etat, Commissalre gön^ral de l'Expositlon universelle de 1867 au Palais de ITndustrle, Champs Ely- s^es, porte No. IV.), wenigstens zwei Monate vor der Eröffnung der betreffenden Bewerbung, zu richten. Die Aussteller werden wenigstens einen Monat vor der Eröffnung der betreffenden Bewerbung benachrichtigt, ob ihre Erzeugnisse zugelassen werden. Jede Anmeldung muss, ausser dem Namen und dem Wohnorte des Ausstellers, eine nähere Be- zeichnung des auszustellenden Gegenstandes (Art oder Abart), die Art seiner Aufstellung, den zu bean- spruchenden Raum, endlich die Zahl der Körbe, Gruppen und Klumps (Massivs), welche einzunehmen beabsichtigt wird, angeben. Eine erste, vor dem 28. Februar 1867 abzugebende Deklaration hat die Bewerbungen genau anzugeben, an welchen der Aussteller während der Dauer der Ausstellung Theil zu nehmen wünscht. Die Anmeldungen der ausländischen Gärtner sind dagegen an die von Ihrer Regierung für die Ausstellung eingesetzten Kommissionen zu richten. Die Liste der von diesen zugelassenen Aussteller wird alsdann durch den betreffenden ausländischen Kommissar einen Monat vor der Eröffnung der be- treffenden Bewerbung an den Staatsrath, General -Kommissar (Conselller d'Etat, Commissalre g^n^ral) eingesendet. Dieselbe muss auf gleiche Weise, wie es hinsichtlich der Anmeldungen der französischen Gärtner bemerkt ist, ausser dem Namen des Ausstellers, die Erzeugnisse, welche dieser auszustellen gedenkt, die Art und Weise der Aufstellung, den Raum, den die Erzeugnisse einnehmen werden imd endlich die Zahl der Körbe, Gruppen und Klumps (Massivs), welche der Aussteller auszufüllen beabsichtigt, genau angeben. Art. 4. Die im Art. 2 angegebenen vierzehn Bewerbungen sind, wie folgt, geordnet: Erste Bewerbung, eröffnet den 1. April: Kamellien, Koniferen, Gehölze, Stauden, Erikaceen, getriebenes Obst und getriebene Hülsenfrüchte. Zweite Bewerbung, eröffnet den 15. April: Rhododendron arboreum, getriebene Früchte, Hya- zinthen, Pflanzen des temperirten Hauses. Dritte Bewerbung, eröffnet den 1. Mai: Orchideen, Azalea indica, Tulpen, Blattpflanzen und Pflanzen des temperirten Hauses. Vierte Bewerbung, eröffnet den 15. Mai: Azalea indica und pontica, Rhododendren, Orchideen, Blattpflanzen des Freilandes. Fünfte Bewerbung, eröffnet den 1. Juni: Orchideen, Rosen, Pelargonien, Blattpflanzen und Küchen-Gewächse. Sechste Bewerbung, eröffnet den 15. Juni: Pelargonien, Rosen, Orchideen und Früchte der Jahreszeit. *) Diese Kommission wird aus den Herren: Bronguiart, Mitglied des Institutes, als Präsident; Alpliaud als Vice-Präsident; B ari llct-D eschamps als Sekretär; Decaisne, Mitglied des Instituts; Bouchard-Huzard; Hardy; Ki- viere; Vilmoriu (Henri), bestehen. 38' 308 Siebente Bewerbung, eröffnet den 1. Juli: Pabnen, Warmhauspflanzen, Sommergewächse und rrüchte der Jahreszeit. Achte Bewerbung, eröffnet den 15. JuU: Aroideen, neue Einführungen, Sommergewächse und Früchte der Jahreszeit. Neunte Bewerbung, eröffnet den 1. August: Panachirte und buntblättrige Pflanzen, Gladiolen, Fuchsien und Früchte der Jahreszeit. Zehnte Bewerbung: eröftnet den 15. August: Blattpflanzen, Sommergewächse, Farnkräuter und Früchte der Jahreszeit. Elfte Bewerbung, eröffnet am 1. September: Küchen -Gewächse, Blattpflanzen, Georginen und Früchte der Jahreszeit. Zwölfte Bewerbung, eröftnet den 15. September: Georginen, verschiedene Pflanzen und Früchte der Jahreszeit. Dreizehnte Bewerbung, eröffnet den 1. Oktober: Früchte (allgemeine Bewerbung) und ver- schiedene Pflanzen. Vierzehnte Bewerbung, eröftnet den 15. Oktober: Fornibäunie (Spaliere, Pyramiden, Kordons V. s. w., allgemeine Bewerbung). Ein allgemeines und spezielles Programm dieser vierzehn Bewerbungen wird später veröffentlicht. Art. 5. Die exotischen Pflanzen erhalten während der beiden ersten Tage jeder Bewerbung im Centralgarteu der internationalen Ausstellung innerhalb des Krystallpalastes ihre Aufstellung und werden erst hierauf in die für sie besonders bestimmten Gewächshäuser gebracht. Art. 6. Es besteht eine besondere Sektion der internationalen Jury für die ausgesetzten Preise aus 24 Mitgliedern, von denen 12 Franzosen sein müssen; sie wird von der Kaiserlichen Kommission unter dem Titel: „Jury der Gruppe für die lebenden Erzeugnisse und Muster anderer, mit dem Garten- bau zusammenhängenden Gegenstände (Jury du Groupe des Produits vivants et sp^cimens d'^tablissements de l'horticulture)" eingesetzt. Jsaeh den von dieser Gruppen-Jury gemachten Vorschlägen wird die Kaiserliche Kommission fünf Tage vor der Eröft'nung jeder Bewerbung ein internationales Komit(? von Hülfs- Mitgliedern der Jury ernennen, welche aus der Zahl der hervorragendsten Gärtner des In- und Auslandes gewählt werden. Die Mitglieder dieser Jury haben bei der ersten Bewerbung, welche unmittelbar nach ihrer Ernennung eröffnet wird, über die ausgestellten Erzeugnisse ihr Urtheil in Betreft' des relativen Werthes derselben abzugeben und diese selbst darnach in vier Kategorien einzutheilen, und zwar mit der nähereu Be- zeichnung: für die ersten, zweiten, dritten Preise und für ehrenvolle Erwähnungen. Die Arbeiten der Jury beginnen an demselben Tage, wo die Bewerbung eröffnet wird, und müssen in 2 Tagen beendigt sein. Die Preise i;nd ehrenvollen Erwähnungen werden sofort veröffentlicht, indem an den betreffenden Erzeugnissen der Ausspruch angeheftet wird. Die Preise selbst, sowie ehrenvolle Erwähnungen, werden aber noch nicht nach jeder Bewerbung bestimmt ausgesprochen, sondern dem Aus- steller nur als Anspruch auf eine der grossen Belohnungen gut geschrieben, welche auf den Vorschlag der internationalen Jury erst am Schlüsse der allgemeinen Ausstellung zuerkannt und verthellt werden. Art. 7. Die Belohnungen, welche von der intei'nationalen Jury für die Erzeugnisse des Acker- nnd Gartenbaues, sowie der Industrie, zuzuerkennen sind, erfolgen nach dem Keglemeut der Kaiserlichen Kommission über die Belohnungen, welches durch das Kaiserliche Dekret vom 9. Juni 1866 seine Be- stätigung erhalten hat: Grosse Preise und Geldbewilligungen im Gesammtbetrage von Zweihundert fünfzig Tausend Franken; Hundert goldene 3Iedailleu zum Werthe von Tausend Franken eine jede; Tausend silberne Medaillen; Drei Tausend bronzene Medaillen; Fünf Tausend (höchstens) ehrenvolle Erwähnungen. Alle Medaillen haben die gleiche Form und das gleiche Gepräge. Ein durch dasselbe Reglement eingesetzter oberer Eath, welcher aus sieben und zwanzig Mit- gliedern besteht, und in welchem der Präsident und der Vice -Präsident der Gruppen -Jury des Garten- baues Sitz haben, ist beauftragt, die eben aufgeführten Belohnungen unter die verschiedenen Gruppen von Erzeugnissen zu vertheilen. Er wird folglich den Antheil an der Gesammtzahl der oben erwähnten Belohnungen bestimmen, welcher den Ausstellern von lebenden Erzeugnissen und anderen, mit dem Gartenbau zusammenhängenden Gegenständen zu Gute gekommen ist. 309 Art. 8. Die Jury für die den Gartenbau betreffende Gruppe hat am 20. Oktober 1867 eine allgemeine Uebersicht der Preise nach den verschiedenen Stufen, sowie der ehrenvollen Erwähnungen, welche nach der Reilic der vierzehn Bewerbungen zugesprochen sind, anzufertigen. Hierauf wird sie unter Berücksichtigung der Zahl und der Stufen der Preise, sowie der ehrenvollen Erwähnungen, welche ein und derselbe Aussteller erlangt hat, die grossen Preise, die Geldbewilligungen, die goldenen, silbernen und bronzenen Medaillen, welche ihr vom oberen Rathe zur Disposition gestellt worden sind, zuerkennen. Besondere Certifikate werden die von dem gekrönten Bewerber während der Dauer der Aus- stellung erlangten Preise und ehrenvollen Erwähnungen aufführen. Der Präsident der konsultativen Kommission. Bi'o 11 aniart . Der Sekretär. IBai'illet - Descliamps. Die unterzeichnete Kommission, indem sie zur Betheiligung an dieser Ausstellung einladet, ersucht diejenigen Gartenbau- Vereine , Gärtner und Gartenbaufreunde, welche daran Theil nehmen wollen, ihre Anmeldungen nach Massgabe des Art. 3 der Bekanntmachung abzufassen und dieselben spätestens bis zum 1. Februar 1867 unter Adresse der Kommission: Berlin, Wilhelmsstrasse No. 79, einzureichen. Die Mittheilung der näheren Bestimmungen wegen des Transports bleibt vorbehalten. Berlin, den 18. August 1866. Die Königl. Central-Kommission für die Pariser Ausstellung von 1867. Uelbrilclt- L'llorticiilteiir fran^ais ii. Florist and Ponioht^i^lst. Jalirgaug- 18(55. Wir beginnen mit dem Horticulteur francjais. Bouvardia leiantha Benth. ist eine der schönsten Arten dieses Geschlechtes, welche, wenn wir nicht irren, schon vor längerer Zeit durch den botanischen Garten in Zürich eingeführt wurde; sie ist benutzt worden, um mit verwandten Arten Blendlinge her- vorzurufen. Eine solche ist die bekannte B. Oriana. Es ist schade, dass die Bouvardieu, zu Blumen- Parterre's u. s. w. sehr passenden Blumen, in der neuesten Zeit wiederum mehr vernachlässigt werden. Aus dieser Ursache ergreifen wir gern die Gelegen- heit, wieder auf sie aufmerksam zu machen, nachdem der bekannte Blumenzüchter Lemoine in Nancy einige neue Formen im vorigen Jahre in den Handel gebracht hat. Die eine derselben, splendens, ist auf der ersten Tafel abgebildet. Sie hat schwach- rothe, grosse und dichte, Doldentrauben bildende Blüthen. Nocli grösser sind die Doldentrauben, selbst (nach den Angaben des Horticulteur fran^ais) bis 15 Centimeter (über b^ ZoU) im Durchmesser enthaltend bei floribunda; die Blüthen haben eine rosa-cochenillenrothe Farbe, welche im Herbste sich dem Orangenroth nähert. Wenn die ziemlich ebenso gefärbten Blüthen selbst aber ebenfalls eine bedeutendere Grösse besitzen (3 Mal grösser, als der Typus), so führt die Form den Beinamen grandis. Lithospermum fruticosum L. (tab..3) stammt von den Azoren und Kanuren und stellt ein strauch- artiges L. purpureo-coeruleum L., welches bekannt- lich in Bergwäldern des mittleren und südlichen Deutschland wild wächst, dar. Ob es grade den Liebhabern gefallen wird, möchten wir bezweifeln ; doch mag es iminerliin in botanischen Gärten eine Stelle finden. Pelargonium Endlicherianum Fenzl (tab. 5) wurde von England aus, wie wir früher einmal mit- getheilt haben, empfohlen, um mit kapischen Arten neue Formen hervorzurufen; ob es aber wirklich dazu benutzt ist und Resultate gegeben hat, wissen wir nicht. Auf jeden Fall ist es auch eine Art, welclie dem Blumenliebhaber wegen der schönen, hellrothen und ziemhch regelmässigen Blumen zu empfehlen ist. Vor einigen Jahren war es auch in den Gärten hier und da zu finden, scheint aber wieder verloren gegangen zu sein. Interessant ist es, dass diese Art wahrscheinlich die ist, welche am nördlichsten wächst, da sie von Dr. Kotschy auf dem Taurus, von uns ziendich zu gleicher Zeit auf dem pontischen Gebirge gefunden wurde. Sonst kommen die Pelargonien zum grössteu Theile in Süd- Afrika vor und werden auf der Nordliälfte durch die ächten Geranien und Erodien vertreten. Doryanthes excelsa Corr. (tab. 9) wird den Lesern der Wochenschrift noch aus der Fest-Aus- stellung des vorigen Jahres (8. Jahrg., S. 203) im Gedächtniss sein; sie hat bereits im botanischen 310 Garten zu Paris geblüht und Veranlassung zur Be- schreibung und Abbildung gegeben. Es ist nicht zu leugnen , dass sie eine der interessantesten und brauchbarsten Dekorations - Pflanzen darstellt , die aber noch einen besonderen Reiz erhält, wenn sie an der Spitze eines langen allgemeinen Blüthen- stieles die zahlreichen inid ziemlich grossen Blüthen von der schönsten rothen Farbe zu einem kopt- artigen Blüthenstande zusammengedrängt, besitzt. Bekanntlich gehört sie zu den Agaveen, aber Neu- Holland ist ihr Vaterland. Knowltonia rigida Salisb. (tab. 6) ist eine für den Botaniker interessante Ranuuculacee, welche aber weniger dem Blumenliebhaber gefallen möchte. Sie ist in Süd-Afrika zu Hause und besitzt auch eine entfernte Aehnlichkeit mit einigen Duldeublüthlern. Die mehrfach-gedreiten Blätter sind lederartig, haben ein schönes duukeles Grün, sowie eine lederartige Konsistenz, und kommen unmittelbar aus der Erde hervor. Eben dieses ist auch mit dem allgemeinen Blüthenstiel der Fall, welcher am oberen Ende einen unregelmässigen Blütheustand mit sitzenden und ge- stielten Scheindolden trägt. Die ziemlich 1 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen haben eine weiss- lich - grüne Farbe. Salvia dissimilis Boupl. (tab. 12) wurde zu- erst, wie aus einem getrockneten Exemplare im naturhistorischen Museum zu Paris hervorgeht, von Bonpland in Peru entdeckt, ist aber bis jetzt noch nicht beschrieben gewesen. Der botanische Garten zu Paris erhielt vor einigen Jahren aus dem tro- pischen Amerika Samen. Es ist eine zu empfeh- lende Ai-t mit verästelten, einen grossen Theil der ganzen Pflanze einnehmenden Blüthenstäudeu und mit schönen rothen Blüthen. Mit S. Heerii Reg., womit sie von H(5rincq verglichen wird, hat sie wenig Aehnlichkeit; wir möchten sie der S. longi- styla Benth. am nächsten stellen. Wahrscheinlich ist sie aber doch eine der vielen Arten, welche be- reits beschrieben sind. Rhododendron Maddenii Hook. fil. (tab. 20) ist eine der Sikkim-Arteu, deren Kenutniss wir dem jetzigen Direktor des botanischen Gartens in Kew, Hooker fil., verdanken. Leider fangen auch diese interessanten Alpenrosen des östlichen Himalaja, welche vor einem Jahrzehend grosses Aufsehen machten, und von denen man sich so viel für unsere Gärten versprach, an, selbst in England noch seltner zu werden, als bei uns. Vorliegende Art bildet einen Strauch von 6 bis 8 Fuss Höhe, ziemlich buschig wachsend. Seine dicken, lederartigen und länglich-lanzettförmigen Blätter sind oben glänzend- grün, unten rostfarben. An der Spitze der Zweige befinden sich 2 oder 3 kurzgestielte Blüthen von weisser Farbe. Sie haben ausserdem eine trichter- förmige Gestalt und eine Länge, sowie einen Durch- messer des Saumes von gegen 4 Zoll. Ungnadia speciosa Endl. (tab. 15) ist eine interessante Rosskastanie aus Neu-Mexiko imd Texas, welche leider bei uns nicht gut aushalten will: sie muss wenigstens im Schutze stehen und im Winter gedeckt werden. Vielleicht sind die Rheingegenden und überhaupt der Süden aber günstiger und möch- ten deshalb Kultur-Versuche daselbst wünschenswerth sein. Die Blüthen bilden eine lockere Traube und haben viel Aehnlichkeit mit denen unserer Aesculus rubicunda. Doch baut sich der Baum etwas leichter und die Blätter sind gefiedert, ein Umstand, der die Art wesentlich unterscheidet. Garrya elliptica Dougl. (tab. 13) hält leider, wenigstens gewiss nicht im nördlichen Deutschland, ■aus und ist bei uns ziemlich unbekannt. Wir haben diesen Strauch, welcher eine Höhe von 9 bis 12 Fuss erreichen kann, mehrfach in Frankreich gesehen. Er stammt aus dem nördlichen Kalifornien. Seine breit- elliptischen Blätter sind lederartig und stehen ein- ander gegenüber. An der Spitze kurzer Aeste be- finden sich mehre überhängende Aehren, welche nicht geringe Aehnlichkeit mit den männlichen Kätz- chen der Weissbuchen haben. Die Stellung dieses Strauches im Systeme ist noch keineswegs fest be- stimmt. Interessant ist deshalb eine Notiz in Gar- dener's Chrouicle, dass eine Veredelung auf Aucuba japonica stattgefunden haben soll. Cereus Bertini Geis (tab. 14) gehört zwar zu der Cereen-Abtheilung der Echinocereen, möchte aber vielmehr eine eigene Gruppe darstellen. Es ist eine niedrige Pflanze von länghcher Gestalt und oliveu-grüner Farbe. 12 Furchen gehen von oben nach unten. Ausgezeichnet ist der Kaktus durch die hakenförmig gekrümmten Stacheln von nicht unbedeutender Länge. Er scheint leicht zu blühen und bringt dann die Blüthen zu 5 und mehr an der Spitze hervor. Diese haben eine trichterför- mige Gestalt und eine etwas schmutzig braun-gelbe Farbe, welche gegen die fleischrothen Narben einen angenehmen Kontrast bildet. Die Art stammt aus Patagonien, wo sie zuerst der Kapitän Gels, später der Kapitän Bert in, dessen Namen sie trägt, ent- deckte. Cereus Roemeri Eugelm. (tab. 23) stammt aus Texas und scheint zu den kleineren Arten zu ge- hören, welche höchstens eine Höhe von 8 und einen Durchmesser von kaum 2^ Zoll besitzen. Er hat eine freudig -grüne Farbe und scheint an seiner Spitze die ziemlich glockenförmigen Blüthen von heller Kochenillen- Farbe leicht hervorzubringen. Üeber Iresine Herbstii (tab. 7) ist schon im 8. Jahrgange der Wochenschrift (S. 141), über Li- bonia floribunda (tab. 8) im 6. Jahrgange (S. 265), 311 über Prunus triloba (tab. 10) ebenfalls im G. Jahr- gange (S. 197) gesprochen. Wir gehen zu den Florblumen über, welche im Jahi-gange 1865 des Horticulteur frant-ais eine Ab- bildung und eine Besprechung erhalten haben. Triomphe de Pontoise (tab. 2) ist ein perenni- render Rittersporn aus der Gruppe des D. elatum, zu Ehren der Stadt Pontoise genannt, wo ihr Züchter, der Handelsgärtner Remy, lebt. Die Pflanze erreicht bisweilen eine Höhe von 5 Fuss, wovon allein 2 Fuss auf den dichten und verästelten Blüthenstand kommen. Die gefüllten Blumen haben 5 bis 7 Blätter, von ultramarinblauer Farbe im äusseren Umkreise, während die inneren violett-rosa gefärbt erscheinen. Von den Gloxinien, wo ausserhalb der Krone noch der Anfang einer zweiten vorhanden ist, haben wir schon mehrmals gesprochen. Etwas Neues er- fahren wir in dem Texte zur 11. Tafel, wo eben- falls eine bildliche Darstellung vorhanden ist, nicht. Lantana ßougier- Chauvi^re (tab. 16) wurde von Ferrand in Marseille gezüchtet. Während man bis jetzt grade den Sorten den Vorzug gab, deren einzelne Blüthenköpfe in ihrer Färbung sich möglichst veränderten, will man jetzt grade solche haben, wo die Farbe die ganze Blüthenzeit hindurch dieselbe bleibt. Eine solche ist nun die hier abgebildete, welche durchaus orange-scharlach- rothe Blumen besitzt. Pose Marguerite Dombrain (tab. 17) heisst eine der schönsten Remontanten der neuesten Zeit, welche wir dem bekannten Rosenzüchter Eugtine Verdier fils ain^ in Paris verdanken. Schon das herrliche Grün zeichnet das Laub aus. Die grosse, sehr volle Blume hat eine angenehme Rosafarbe und befindet sich einzeln am Ende der Zweige. Verveine Anna Gerard und Belle Alliance (tab. 18) gehören zu den sogenannten italienischen Verbenen, welche sich durch gestrichelte oder ge- bänderte Blumen auszeichnen. Die erstere wurde von Lemoine in Nancy gezüchtet imd besitzt weisse Blumen, deren Abschnitte in der Mitte durch ein rothes Band durchzogen sind; die andere hingegen erhielt Laloy in Louhans (Depart. der Saone und Loire) aus Samen. Hier kommen zu dem breiten rothen Bande auf weisser Grundfläche noch kleine rothe Schmitzen. Neue, sogenannte panachirte Petunien, von denen die zuerst erschienene unter dem Namen Inimitable in den Handel kam, sind in der Handels- gärtnerei von Chat^ fils in Paris erzogen worden und haben im Horticulteur franc^'ais eine Beschrei- bung und Abbildung (auf der 19. Tafel) erhalten. Bei Petunie Chat^ fils ist der Grund der Blume weiss, wird aber unterbrochen durch einen blauen und geäderten Stern, dessen 5 lanzett-förmige Strah- len am Ende der Buchten, wo 2 Abschnitte zusam- menkommen, verlaufen. Ausserdem zieht sich vom Rande der Mitte der Abschnitte noch ein violettes Dreieck herab. P. Beaute des parterres hat ebenfalls weissen Grund; es ziehen sich aber 5 rolhe Strahlen vom Schlünde der Blume nach den fünf Buchten und setzen sich auf beiden Seiten firt. 5 sehr schmale Strahlen, mit jenen abwechselnd, verlaufen sich dagegen in der Mitte der Abschnitte. La Renommee besitzt endlich rothe, aber weiss- umsäumte Blumen, welche ausserdem noch in der Mitte einen Stern mit breiten, weissen Strahlen haben. Calceolaire E. Hamel (tab. 21) heisst eine strauchartige Calccolarie, welche Blumen, sehr ähn- lich denen unserer jährigen Calceolarieu, nämlich mehrfarbig, besitzt vmd deshalb unsere Aufmerksam- keit verdient. Man A-erdankt sie dem Haudelsgärt- uer Baudry-Hamel in Avranches (Departement Manche). Gefüllte Pelargonien aus der Gruppe der Bouquet-Pelargonieu besitzen wir bereits seit einigen Jahren. Das Verdienst, sie herangezogen zu ha- ben, gebührt einem Blumenliebhaber in Clermont- Ferrand, Namens Martial de Chanflourd, der leider vor einigen Jahren gestorben ist. Bereits im Jahre 1854 erhielt er die ei-ste halbgefüllte Form, welcher er den Namen „Auguste Ferrier" gab, und welche wegen ihres Reichthumes scharlachro- ther Blüthen immer noch Beachtung verdient, 1859 dagegen entstand ihm eine durchaus gefüllte Form, der im Horticulteur francais (tab. 23) der Name des Züchters selbst: Martial de Chanflourd, ge- gegeben ist. Als Invicible scarlet ist eine Form unserer wohlriechenden Wicke (Lathyrus odoi-atus L.) von Seiten der Londoner Gartenbau-Gesellschaft gekrönt worden, welche auch unsere Beachtung verdient. Sie wurde von Stephan Brown gezüchtet rmd ist im Horticulteur francjais (auf der 24. Tafel) ab- gebildet. Ueber die wohlriechende Wicke und ihre Foi-men haben wir bereits im 4. Jahrgänge der Wo- chenschrift (S. 399) eine besondere Abhandlung gegeben. Schliesslich gedenken wir noch einer Bii-n, die in Frankreich neuerdings gezüchtet wurde und den sehr bedeutungsvollen Namen Prince imperial de France erhalten hat. Es ist ein Erzeugniss von dem bekannten Birnzüchter Gregoire-Nelis rmd verdient unsere Beachtung in hohem Grade. Vor Allem trägt der Baum schon zeitig, denn ein auf Quitte veredelter Hochstamm hatte bereits im drit- ten Jahre Früchte; ferner wächst derselbe sehr rasch und baut sich durchaus gut, so dass er wenig Sorgfalt in Anspruch nimmt. Die anfangs amber- 312 farbige, spätei- orange - ochergelbe, mit dunkleren Punkten dicht besäete Frucht ist weniger hoch als breit (3.|- u. o Zoll) und erscheint am Stiele etwas eingezogen. Die dünne Schale schliesst ein schmel- zendes und saftiges Fleisch von angenehmem, ge- würzhaftem Gcschmacke und lachsrother Farbe ein. Ihre Zeitigung erfolgt im Dezember und Januar. Wir gehen zu den 12 Abbildungen über, die sich in der englischen Zeitschrift „The Florist and Pomologist (Jahrg. 18(i5)" befinden. 3 Pelargo- nien neueren Ursprunges sind zunächt darin be- sprochen. Als Indian yellow ist (auf der I.Ta- fel) eine derselben von Donald Beaton in den Handel gebracht und gehört zu den Bouquet- ( Scharlach - ) Pelargonien. Sie zeichnet sich durch grosse und reiche Bouquets aus. Die Farbe der Blumen lässt sich schwierig beschreiben und ist ein Mittelding von Orange und Scharlach. Die Blätter sind mit einer dunkelen Zeichnung versehen. Ein zweites, zu derselben Gruppe gehöriges Pelargonium führt den Namen Aray Hogg (tab. 6, pag. llo) und besitzt denselben Ursprung. Die Dolden und Blüthen sind noch grösser und haben eine prächtige hellrothe Farbe. Die dunkele Zeich- nung auf den grossen Blättern scheint sehr hervor- zutreten. John Hoyle (tab. 7, S. 136) heisst da- gegen eine grossblüheude Sorte, deren Ursprung nicht angegeben ist. Sie hat herzförmige, schwach- 5 -lappige und scharf- gezähnte Blätter. Von den 2 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen haben die beiden oberen Blätter, mit Ausnahme des rothen Saumes, eine schwarz-purpurviolette Farbe, während die 3 unteren roth, von dunkleren Adern durchzo- gen und mit weisser Basis versehen sind. An nie (tab. 2, S. 17) heisst eine Verbene, die zur Gruppe der italienischen gehört und von Coo- ling in Bath gezogen wurde; sie ist der Prinzess von Wales sehr ähnlich, welche ihren Ursprung Turner verdankt. Die Farbe der Blume ist ein angenehmes Eosa, welches aber durch einen rothen Stern unterbrochen wird. Die Strahlen gehen mit- ten durch die Abschnitte und erweitern sich nach oben zu. Der Obergärtner von W. J. Blake in Danes- bury bei Welwin, A. Pearsons, hat neuerdings Achimeues gezüchtet, welche allgemeinen Beifall gefunden haben und sich durch ihre reiche Färbung auszeichnen. Rose queen hat, wie der Name auch sagt, eine rosenrothe, Aurora eine karmoisinrothe und Stella eine violette Farbe (tab. 5, S. 89). Skinnia oblata Th. Moore (tab. 8, S. 116) ist eine neue Art, welche durch Fortune ans China eingeführt wurde und besser noch, als die bekannte Sk. japonica in England aushalten soll. Sie scheint grösser zu werden und ein robusteres Ansehen zu haben. Sonst verdient sie, gleich der genannten und gleich unserer bekannten Ardisia crenulata als Fruchtstrauch Empfehlung. Durch ihre rundlichen Beeren, welche fast ungestielte Trauben bilden, be- sitzt sie auch Aehnhchkeit mit den weiblichen Pflan- zen der Aucuba japonica. Auch diese ist im Florist (auf der 4. Tafel) ab- gebildet und (S. 64) beschrieben worden. Da wir sie aber schon oft in der Wochenschrift erwähnt haben, so übergehen wir sie hier. Waitzia grandiflora Ferd. Müll. (tab. 3, S. 240) schliesst sich den 3 bekannten Arten dieses Geschlechtes, welche wir bereits in unseren Gärten haben, an (s. 8. Jahrg. S. 80), hat aber noch grös- sere Blüthenkörbchen, die selbst denen unserer ge- wöhnlichen Strohblumen gleichen. Sie kommen dicht gedrängt am Ende des Stengels hervor und haben, gleich der W. aurea (Morna nitida Ldl.), eine gold- gelbe Farbe. Narcissus juncifolius (aus Versehen auf der 11. Tafel graminifolius genannt) ßequ. wächst in den Pyrenäen und auf der pyrenäischen Halbinsel und verdient durch den Reichthum der Blüthen die grösste Aufmerksamkeit der Blumenliebhaber. Im freien Lande muss diese Narzisse gut gedeckt wer- den, wenn sie nicht ausfrieren soll. Zum Treiben ist sie sehr geeignet und nimmt sich mit den klei- nen gelben Blumen, welche einzeln oder gepaart an der Spitze der Stiele stehen, zwischen den schmalen, grasähnlicheu Blättern sehr gut aus. Phalaenopsis Lüddemanniaua ßchb. fil. (tab. 12, S. 256) ist erst vor Kurzem besprochen. Hepatica angulosa (tab. 9, S. 184) ist zu- erst von uns vor nun 6 Jahren (s. 3. Jahrg. S. 174) empfohlen worden, ohne aber von deutschen Gärtnern berücksichtigt zu werden. Nachdem sie nun im Auslände fast durch alle Journale Empfehlung erhalten, wird man sie wohl schliesslich auch aus Belgien und England kommen lassen. Es sind uns von Seiten Ernst Benary's in Erfurt eine Anzahl von Verzeichnissen von Harle- mer Blumenzwiebeln, von Knollengewächsen, sowie von Sämereien zur Herbstsaat und zur Frühtrei- berei zugegangen. Wir erlauben uns um so mehr auf diese aufmerksam zu machen und sie der Be- achtung zu empfehlen, als die Handelsgärtnerei von E. Benary sich von jeher eines guten Rufes er- freut. Den Lesern der Wochenschrift in und um Berlin, sowie denen, welche sie vermittelst einer Buchhandlung erhalten, wird das Verzeichniss bei- gelegt, denen, welchen sie aber durch die Post zu- kommt, wird es nur auf Verlangen von E. Be- nary in Erfurt selbst frauco zugesendet. Verlag von Karl Wiegaudt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), BerUn, Zieten-PIatz No. i. Wochenschrift des Vereines znr Beförderniig des Garteobanes in den Eöuigl. Frenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : IPx-ofessor- Dr. Karl Kocli, General-Sekretair des Vereines. No. 39. Berlin, den 29. September 1866. Preis des Jahrganges 63 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten • des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Bericht üher die vom Gartenhau-Vereine für Neu-Vorpommern und Rügen in Stralsund während der Tage vom 13. bis 16. September 1866 veran.staltete Ausstellung von Pflanzen u. s. w. Von Prof. Dr. Munter. — Der Park Monceau in Paris. — Beitrag zur Kultur der Wistaria (Glycine) chinensis. Vom Obergärtner Grüger zu Hüneru bei Ohlau. Bericht über die vom Gartenbau-Vereine für Neu- Vorpommern und Rügen in Stralsund während der Tage vom 13. bis 16. September 1866 veranstaltete lus)iclliing uon pPcmun, abgcfdjiültcnfii ßlumtn, ®l)|i, ®mn\t Ulli liinimiriljfdjaftlidjcn IJroIiuktEii hs Pannen- mit £l)ictrcid)s. Von Prof. Dr. Munter, Direktor des botanischen Gartens in Greifswald. Wenn auch nicht unmittelbar unter den Klän- gen der Siegesmärsche unserer im frühen Morgen- grauen am 1.3. September heimkehrenden Landwehr, so doch wenigstens nur einige Stunden später, öffneten sich um 1 1 Uhr Vormittags desselbigen Tages die Eingangspforten des Königlichen Exer- zierhauses auf dem Frauken -Krön werke zu Stral- sund, um den Bewohnern dieser altberühmten Han- dels- und ehemaligen Hansestadt die in jenen weiten Räumen In geschmackvoller Weise zur Aufstellung gelangten Produkte der Gärtnerei und des Land- baues Neu -Vorpommerns und Rügens vorzuführen. Unzweifelhaft ein gewagtes Unternehmen in einer Stadt, welche niemals zuvor eine derartige Schaustellung in ihren Festungsmauern einschloss und noch dazu nach einem so gewaltigen Bruder- kriege, welcher während des Sommers zahlreiche aktive Gärtner von ihrer bisherigen friedlichen Be- schäftigung auf das Schlachtfeld hinausführte und denselben statt des ' Spatens das Schwert, statt des Obstpflückers das Zündnadelgewehr in die Hand drückte. Aber Dank der Zähigkeit und Elastizität un- serer tapferen Pommern, die bewiesenermassen ebenso furchtlos in das dichteste Granatenfeuer hinein-, so- wie den kanipfgewohnteren Söhnen der Pussta und kroatischen Militärgrenze entgegen gingen, als sie mit Kraft und Ausdauer sich den schweren An- strengungen des Feld- und Garteubaues zu unter- ziehen pflegen, Dank diesen unvergleichlichen, echt nationalen Eigenthümlichkeiten ward es möglich, fast in derselben Stunde, wo sich der Janustem- pel schloss, den der Flora und Pomona zu eröffnen. 17 verschiedene Dörfer und Städte mit 28 Aus- stellern (den freiwillig spendenden botanischen Garten zu Hamburg eingeschlossen) hatten freudig das Beste hergegeben, was, zum Theil ganz unvor- bereitet, ihnen zur Disposition stand, um, wie es die Absicht bei der Ausstellung war, die Thränen der hinterbliebenen Wittwen und Weisen trocknen zu helfen, deren Versorger für des Vaterlandes fer- neren Bestand, für dessen Glück und Ruhm ihr Leben eingesetzt und auf dem Felde der Ehre ge- blieben waren. Das Exerzierhaus, welches noch wenige Tage zuvor kriegsgefangenen Oesterreichern zur Ruhe- statt gedient hatte und dessen Benutzung zu dem angestrebten Zwecke von der Königlichen Komman- dantur gern gestattet wurde, war Seitens einer Kom- mission des Rathes zu Stralsund, den Herren: Po- lizei-Direktor Tamms, Konsul Israel und Fabri- 39 314 kant Mackenthun, in wenigen Tagen innen und aussen umgewandelt und zweckentsprechend herge- stellt worden, so dass die Kommissare der Ausstel- liings-Kommission, Kunst- und Handelsg. Ziegler und Ötadtgärtner Becker in Stralsund, in der kur- zen, ihnen zur Disposition stehenden Zeit die zahl- reichen Ausstellungs-Objekte in angemessener Weise zur AufstelluDg bringen, ßasenbeete, Blumen -Bos- kets, sauber gehackte Sandpfade u. s. w. anzulegen, genug einen Lustgarten hinzuzaubern vermochten, wie man ihn in einer wohlgepflegteu ötleuthchen Anlage nicht besser zu sehen gewohnt ist. Durfte man nun, sowohl in Rücksicht des be- absichtigten patriotischen Zweckes, sowie in Rück- sicht der Zeitumstände während des Sommers und endlich in Rücksicht des frostreichen Monates Mai an die Stralsuuder Ausstellung billigerweise nicht den Massstab anlegen , den ein so ganz und gar nur dem Frieden angehörendes und eigentlich nur im Frieden gedeihendes Unternehmen in Anspruch zu nehmen erheischt, so gab dieselbe, der theilweisen Improvisation ungeachtet, dennoch den glänzenden Beweis, dass der alte Satz: „luter arma silent Mu- sae" nicht immer berechtigt ist, und sicherlich nicht in den Leistungen des Gartenbau- Vereines für Neu- Vorpommern und Rügen seine Berechtigung fand. Freilich hatten 14 von den im Programme vom 15. Februar c. aufgestellt geweseneu 54 rein gärt- neriscben Aufgaben keine oder doch wenigstens nicht vollständige Lösung gefunden; auch waren IG von den 27 rein landwirthschaftlichen Aufgaben unbeantwortet geblieben; allein dafür war die Be- werbung um den Preis zahlreicher Aufgaben so gross, dass die 15 Preisrichter alle Mühe hatten, um nach mehrstündiger Berathung zur End- Ent- scheidung zu kommen, eine Beschlussfassuug, die grade dieses Mal um so schwieriger war, als die vom Gartenbau-Vereine im Januar d. J. adoptirten „Neuen Grundsätze bei dem Prämiirungs- Verfahren ausgestellter Gegenstände" bei der gegenwärtigen Ausstellung zum ersten Male zur Richtschnur dien- ten und zur Geltung kamen. Die von einer Kommission von 6 sachkundigen Vereins-Mitgliedern unterm 15. Februar c. zur Be- werbung aufgestellten Preis - Aufgaben waren in 6 Sektionen eingetheilt und für dieselben eine Summe von 1Ü5 Thalern in baarem Gelde, 8 grosse und 10 kleine silberne, 2 grosse und 2 kleine bronzene Medaillen Seitens des baltischen landwirthschaftli- chen Central-Vereiues und zu kleinerem Theile aus den Fonds des Gartenbau-Vereines bewilligt worden. Der 1. Sektion der Preisrichter, welche 14 Auf- gaben zu beurtheilen hatte (Aufstellung von Pflan- zen des freien Landes, des Kalt- und Warmhauses) standen 64 Thaler zur Verfügung. Der 2. Sektion (abgeschnittene Blumen und Ar- rangements, 16 AufgabenJ: 29 Thaler. Der 3. Sektion (Obstbäume und Obst, 9 Auf- gaben): 43 Thaler. Der 4. Sektion (Gemüse, Rüben und Kartof- feln, 14 Aufgaben): 39 Thaler. Der 5. Sektion (landwirthschaftliche Produkte des Pflanzenreiches, 15 Aufgaben): nur Medaillen mit Diplom. Der 6. Sektion (landwirthschaftliche Produkte des Thierrciches, 12 Aufgaben): 10 Thaler und Me- daillen mit Diplom, jedoch mit der Massgabe, dass auch die 4 ersten Sektionen vorkommenden Falles über Medaillen zu verfügen hatten, so weit der wohlwollendlichst verliehene Vorrath reichte. Von den durch die hochherzige Munifizenz des baltischen landwirthschaftlichen Central- Vereines so reichlich zur Disposition gestellten Prämien wurden 149 Tha- ler, 8 grosse und 8 kleine Medaillen für völlig ge- löste Aufgaben Seitens der Preisrichter-Kommission bewilligt. Beweis genug, dass, ungeachtet der zur Geltung gekommenen, bisher imgekannten Strenge, des wirklich Preiswürdigen so viel vorhanden war, dass, auch abgesehen davon, wenn 30 Aufgaben entweder gar nicht in Angriff genommen oder doch unzulänglich bearbeitet waren, eine für provinzielle Verhältnisse so ungewöhnlich hohe Summe in baa- rem Gelde und in Medaillen zur Prämiirung ver- wandt werden musste. Von den 3 genannten Konkurrenten um die erste Aufgabe: „reichhaltigste Gruppe blühender und nicht -blühender Topfgewächse in geschmack- voller Aufstellung," für welche im Ganzen 222 di- verse Arten in 564 Töpfen eingegangen waren, erhielt die durch 249 Einzelpflanzen und 65 Arten repräsentirte Gruppe der Kunst- und Handelsgärtner Ziegler und Brämer in Stralsund den Preis (12 Thaler). In derselben erschienen u. A.: Jubaea spectabilis, Dioon edule, Latania borbonica, Dra- caena stricta, brasil. u. s. w., Pothos cord., Musa discolor, sinensis u. s. w., Pandanus graminifohus, Gvmnogramme Laucheana, Phyllocladus trichoma- noides, Eugenia Ugni u. s. w. l'ni No. 2 des Programmes: „Sammlung gut- kultivirter Dekorations- Pflanzen für Glashaus und Salon in mindestens 10 verschiedenen Arten" kon- kurrirten ebenfalls 3 Bewerber mit 69 Arten in 79 Töpfen. Der Preis (10 Thaler) wurde der Ein- sendung des botanischen Gartens zu Greifs- wald zu Theil, einer Sammlung, in welcher Dri- mys Wiuteri Forst., Quercus Suber, Artemisia ar- borescens L. , Chamaedorea resinifera Wendl., Ca- rica monoica Desf., Lagetta lintearia Lam. und an- dere trefflich kultivirte Pflanzen auftraten. Der ebenfalls recht hübschen Sammlung des 315 Kunst- und Handelsgärtuers Macks in Greitswald mit Khapis flabellifoimis, Aletris fragrans, Agave americana var. , Gyncrinm argenteum, Dracaena rubra, Latania borbonica, Selaginelien, Adiantum foruiosum , Thuja aurea u. s. w. in theihveise vor- züglichen Exemplaren Murde die grosse silberne Medaille als Extra-Ehreupreis zuerkannt. Für No. 3: „Sammlung gut kultivirter Deko- rations- Pflanzen für den Gartenrasen, dem Klima unserer Provinz angemessen," traten 2 Beveerber auf mit 61 Arten in 67 Töpfen. Die Kommission des Preisrichteramtes ertheilte jedoch keiner Samm- lung den dafür ausgesetzten Preis. Um No. 4: „3 in Töpfen kultivirte vorzügliche Schaupflanzen" konkurrirten 2 Bewerber mit 9 Ar- ten in y Töpfen. Der Preis wurde dem Ritterguts- besitzer ßewoldt in Wiepkenhagen (Kunstgärtner Schenz) zu Theil für ganz vorzüglich kultivirte Coleus Verschaff'eltii, Dasylirion acrostrichum, Agave filifera und geminiflora. Den Preis für No. 5: , Sammlung gut kultivir- ter buntblättriger Topfgewächse des Warm- und Kalthauses in mindestens 40 Varietäten" trugen Ziegler und Brämer in Stralsund davon. Die Gesammtzahl der koukurrirenden Arten betrug 119 in 202 Töpfen. Die prämiirte schöne Sammlung bestand aus 145 Töpfen mit 74 verschiedeneu Ar- ten, unter denen Alocasien; Caladien, Pandaneen, Musen, Dracaenen, Bambusen, Cyperus alternifo- lius, Cissus- Arten, Weigelia rosea fol. var. u. s. w. über Salvia argentea, Centaurea gymnocarpa, Far- fugium grande, Saxifraga umbrosa fol. var. hervor- ragten. Die Bewerbungen um den Preis für Scharlach- Pelargonien, unter denen zum ersten Male 2 pracht- Tolle, gefüllt-blühende erschienen, sowie die mehr- fachen Bewerbungen um den Preis für Fuchsien, fand vor dem Auge des strengen Preisrichteramtes, ungeachtet der Schönheit und Mannigfaltigkeit der aufgestellten Sortimente, keine Gnade. Für Verben en, Petunien, Celosien u. Posen war leider eine eigentliche Konkurrenz nicht ange- meldet worden, daher eine Preis -Ertheilung unter- bleiben musste. Dagegen wurde von 2 Bewerbern um den Preis für Koniferen (4 Thaler) gekämpft, der schliesslich der Sammlung des botanischen Gar- tens zu Greifswald zufiel. In derselben ragte eine Araucaria excelsa Ait. von 18 Fuss Höhe mit unverletztem, sogar mit Tertiärzweigen reichlich versehenem Geäst so bedeutend hervor, dass sie als Einzelpflanze von seltener Schönheit im Centrum des Ausstellungs-Gebäudes aufgestellt werden musste lind mit vollem Eechte die Bewunderung des Pu- blikums fand. Eine Callitris quadrivalvis Vent., Dammara Brownii, Ables Smithiaua Loud. , Podo- carpus spicata R. Br., 4 diverse Cupressus- Arten in Pracht -Exemplaren, schlössen etwaige Zweifel über die Preiswürdigkeit der Sammlung unbedenk- lich aus. Der Preis für Succulenteu konnte leider nicht ertheilt werden, da die 3 Besitzer vorzüglicher Cacteen-Sammlungen im hiesigen Bezirke, des weiten Transportes wegen Gefahr besorgend, um den Preis nicht konkurrirt hatten, was begreiflich allgemein bedauert ward. Um den Preis für Was- serpflanzen im Aquarium war leider ebenfalls kein Bewerber aufgetreten. Unter ausdrücklicher Verzichtleistung auf jede Konkurrenz hatte der botanische Garten zu Hamburg In Anbetracht der durch die Ausstel- lung zu erstrebenden Ziele eine sehr wertlivolle Sammlung von 42 Arten In 51 Töpfen (franco Ausstellungs- Gebäude) zur Verloosung eingesandt, unter denen z. B. Chrysodium crinitum, Alocasia metallica , Curcuma Roscoeana u. A. zum ersten Male auf diesseitigen Ausstellungen erschienen und sicher unter den Händen der glücklichen Gewinner zur Zierde und Vermehrung neuvorpommerlscher Ptlauzenschätze beitragen werden. Den 15. Preis für abgeschnittene Rosen eigner Zucht erhielt unter den beiden aufgetretenen Bewerbern der Garten des Rittergutsbesitzers Ba- ron von der Lanckeu- W^akenitz zu Lipsitz [Rü- gen] (Kunstgärtner Weser), obschon unter den Rosen des Kunst- und Handelsgärtners Dehmlow viel Schönes erschien. Um die 16. Preis-Aufgabe: „Reichhaltigstes Sor- timent Astern in mindestens 8 guten Varietäten, kein blosses Farben-Sortiment," konkurrirten 2 Be- werber mit so gutem Erfolge und In so umfängli- cher Welse, dass sowohl der herrlichen Sammlung des Kammerherrn v. Behr-Vargatz (Kunstgärtuer Donau), als auch der reizenden Sammlung von Ziegler und Brämer in Stralsund der volle Preis zuerkannt werden musste. All' die schönen For- men und Farben, die man während der grossen Erfurter Ausstellung 1865 zu sehen Gelegenheit hatte, traten neben noch neueren wieder auf. Der Liberahtät des Kammerherrn v. Behr-Vargatz verdankte die Ausstellung überdies die zahllosen Astern, welche den Rasen in zierlichen Arabesken dekorirten. Von den beiden Konkurrenten um die 17. Auf- gabe: „Georginen In mindestens 30 Spielarten," erhielten Ziegler und Brämer in Stralsund den Preis für eine Suite, die weit über die Anforde- rungen hinausging. Neben den beliebten Sorten sah man interessante Neuheiten in ungewöhnlicher Reinheit der Form und Mannigfaltigkeit der Farben. 39* 316 Den Preis für das reichhaltigste Sortiment Stiefmütterchen (Peus(5es), deren Zeit im Sep- tember grösstentheils vorüber zu sein pflegt, trug wiederum Kammerherr v. Behr-Vargatz (Kunst- gärtner Donau) für eine Suite herrlich gezeich- neter und gebauter Formen davon. Für abgeschnittene Immortellen wurde die umfangreiche Kollektion des Kunst- und Haudels- gärtners Förstner in Greifs wald prämiirt. Der Preis für das reichhaltigste Sortiment Gla- diolus, der Gegenstand der 20. Aufgabe, für die 2 Bewerber aufgetreten waren, wurde der tarben- und glutlireichen Sammlung des Kammerherrn v. Behr-Vargatz (Kunstgärtner Donau) zuerkannt. Fand sich auch unter den Gladiolen der nicht prä- miirten Sammlung manch' Einzelnes von hervorra- gender Bedeutung, so war doch die von Leise in Paris direkt bezogene Kollektion in solcher Schön- heit und Mannigfaltigkeit noch nie zuvor in Neu- Vorpommeru zur Anzucht gebracht und zur Schau gestellt worden. Die reizenden Blumenstäbe mit ihren grossen und im buntesten Schmucke pran- genden Blüthen, in mit Wasser gefüllte Weinfla- schen eingesetzt und diese verdeckt auf einem Gras- Sandhügel geschmackvoll zusammengestellt, bildeten zu nicht geringem Theile den Attraktionspunkt der Besucher und würden selbst in Berlin Gegenstand der Beachtung und Anerkennung geworden sein. Unter den nicht zur Konkurrenz eingesandten abgeschnittenen Rosen verdienen die wenigen des Handelsgärtners Behm in Stralsund noch Erwäh- nung, z. B. Comtesse de Brabant, General Bertrand, Louise Odier, Triomphe de Wosar u. A., die in der That jeder grösseren Sammlung zur Zierde gereicht haben würden. Für das geschmackvollste Arrangement eines Blumentisches mit lebenden Topfgewächsen ward kein Preis bewilligt und auch das hübsche und ge- schmackvolle Terrarium von Ziegler und Brämer wurde nicht als vollständige Leistung für diese Auf- gabe angesehen. Das Arrangement von Früchten zu einem Fruchtkorbe (Aufgabe 22), welches man dem Rittergutsbesitzer Reimer in Güst (Kuustgärtner Metz 1er) verdankte, erhielt Verdientermassen den Preis. Für das geschmackvollste Arrangement von frischen Blumen zu einem Blumenkorbe (Auf- gabe 23) wurde das von Ziegler und Brämer in Stralsund angesehen und prämiirt, sowie das gefäl- lige Arrangement von frischen Blumen zu einem Tafelbouquete, welches Kunstgärtner Weser (Rittergutsbesitzer Baron von der Laucken-Wa- kenitz zu Lipsitz-Rügen) ausgestellt hatte. Den Preis für das geschmackvollste Arrange- ment von frischen Blumen und Pflanzen zu einem Kopfputze für Damen (Aufgabe 25) er- hielt Kunst- und Handelsg. Macks in Greifswald. Dagegen musste einem Jeden der beiden Kon- kurrenten für Aufgabe 26: „geschmackvollstes Ar- rangement von frischen Blumen und Pflanzen zu einem Kranze" wegen gleich vorzüglicher Leistun- gen der volle Preis zuerkannt werden, welcher nach der Bestimmung des Looses für den Einen der Preis- gewinner (Kunst- und Handelsgärtuer Förstner in Greifswald) in einem Geldpreise, für den Andern (Kunst- und Handelsgärtner Macks in Greifswald) in einer kleinen silbernen Medaille bestand. Dieselbe zwiefache Preis-Zuerkennung fand statt für die gelungenen Lösungen der 27. Aufgabe: j geschmackvollstes Arrangement von frischen Blu- men und Pflanzen zu einem Ballbouquete." Die zarten und äusserst geschmackvollen Bouquets von Ziegler und Brämer in Stralsund und Macks in Greifswald gaben einander nichts nach. Die Lösungen der ?> nächsten Aufgaben No. 28, 29 und oO: „geschmackvollste Arrangements von getrockneten und gefärbten Blumen zu einem Blumenkorbe, einem Kranze und einem Ball- Bouquete," sprachen für den merkbaren Fort- schritt auf diesem Gebiete der Kunst - Industrie, welchen die Fabrik des Kunst- u. Handelsgärtners Förstner in Greifswald seit der Amsterdamer Aus- stellung gemacht hatte, und verdienten den ihnen zuerkannten Preis im vollsten Grade. Die Aufgabe No. 32: „reichhaltigstes Sortiment von nach französischer Methode erzogenen Obst- bäumen eigener Kultur, in Körben oder derglei- chen aufgestellt", war nur vom Kammerheri'n v. Behr-Vargatz (Kunstgärtner Donau) in Angriff genommen, aber dafür auch Sorge getragen, dass die von A. Lep^re selbst eingerichteten und noch alljährlich mehrfach persönlich von demselben inspi- zirten Obst- Aulagen des Vargatzer Gartens in in- struktiven Exemplaren repräsentirt waren. [Ein be- sonders glücklicher Zufall wollte es, dass der be- rühmte französische „Baumfabrikant", Alexis Le- pere, die Ausstellung besuchen und an der Ge- neral-Versammlung des Vereines am ersten Ausstel- lungstage persönlich Anthell nehmen konnte. Auf den Vorschlag des Vereins-Ehren-Präsidenten, Gra- fen V. Krassow, dem mit Einstimmigkeit Folge gegeben ward, gehört der liebenswürdige, für die Obstbaumzucht so hoch begeisterte Obstbaumzüch- ter Fraukreieh's Alexis Lepfere fortan dem Ver- eine als Ehren-Mitglied an.] Aufgabe 33: „Reichhaltigstes Sortiment selbst- gezogener Hochstämme diverser Obstarteu iu vorzüglich schönen Exemplaren, in Körben u. s.w." blieb, der mehrfältigen grossen Baumschulen des 317 Regierungsbezirks ungeachtet, ohne alle Beantwor- tung, während es doch im Interesse der Baumschul- Besitzer und Baumzüchter liegen musste, Proben ihrer Leistungen aufgestellt zu sehen. Auch die Baumschule Eldena's bethoiligte sicli bei dieser Frage leider nicht. Die 34. Aufgabe: „Reichhaltigste Sammlung richtig benannter Aepfel und Birnen in schö- nen und charaktei'istischen Exemplaren" stellte es in das Belieben des Ausstellers, ausser selbsterzo- genem, auch anderweitig akquirirtes Obst zur Schau zu stellen. Unter den eingegangenen Bewerbungen war die reiche und schöne Sammlung des Regie- rung»-Präsidenten, Grafen v. Krassow zu Divitz (Kunstgärtner Ganschow), welche jedoch nur aus selbstgezüchteten Früchten bestand, mit dem er- höhten Preise gekrönt. Unter diesen, von einem Privatgarten (!) ausgestellten Obstsorten fanden sich 50 diverse Apfelsorten, an welchen die rothe Som- merscheibe, der Grosse weisse astrachanische Som- merapfel, Pfere Reinette, Eother imd Weisser Kri- nitz-, der Graveusteiuer, der Holl. Traubenapfel, Seedling Jeffreys, Pommerscher Krummstiel, Saurer Kopfapfel, Grosser rothgestreifter Mönchsapfel u. s.w. durch Grösse und Schönheit hervorstachen. Unter den 32 diversen Birnsorten sprachen die Napoleon's Butterbirn, die Jakobsbirn, die Tafelbirn, die Grosse Winter-Pfundbirn u..s. w. besonders an. Die beigefügten 7 Sorten Weintrauben, 2 Sor- ten Johannisbeeren, 3 Sorten Stachelbeeren, 4 Sor- ten ausgezeichneter Wallnüsse, 3 Sorten Haselnüsse neben Quitten, Mispeln, Himbeeren, Erdbeeren, Hagebutten, Pfirsichen, Feigen, Kastanien, Zieräpfeln und Melonen gaben fernereu Beweis für den Um- fang der Divitzer Kulturen, deren Produkte sich mit Recht ailseitigster Anerkennung erfreuten. Die Ertheiluug des Preises für Lösung der Aufgabe 35: j, Sammlung von Aepfeln und Birnen in niindestens 30 verschiedenen Varietäten und cha- rakteristischen und vorzüglichen Exemplaren eigner Zucht"' wurde wegen der mehrfachen Bewerbungen schwierig. 2 eingegangene Sammlungen ragten unter den übrigen entschieden hervor, und be- schloss daher auf den Vorschlag der Preisrichter- Kommission der Gesanimt-Vereiu, den beiden Kol- lektionen, sowohl der des Kammerherrn v. Behr- Vargatz (Kuustgärtner Donau), als auch der des Freiherrn v. Sobeck- Zarrenthin (Kunstgärtner Gülzow) gleichwerthe Preise zu ertheilen. Die Vargatzer Sammlung enthielt nur nach französischer (Lepferc' scher) Methode erzogenes Kernobst, die Zarrenthiner dagegen Obst von deutschen Sorten und Hochstämmen des freien Landes. Unter den Vargatzer Aepfeln ragten hervor: Weisser Astrachaner, Reinette de Canada, Calville blanc. Imperiale. Unter den Birnen: Ddlices d'Har- deupont, Doyenne d'hiver, Beurre Clairgeau, Gol- mar d'Aremberg, Doyenne St. Michel, Violette Ber- gamotte. Ausserdem vorzügliche Pfirsiche als Bei- lage: Violette hative, Peach u. s. w. LTnter den Zarrenthiner Aepfeln ( 30 Sorten ) zeichneten sich aus: Herbst-Strichapfel, Kohlapfel, Holland. Flamme, Schneeapfel, Kirke's Rambour, Langlois Sonderglei- chen, Florentiner u. s. w. Unter den Birnen: die Beurre Napoleon, Herbst- Bergamotte, Beste Birn, Gute graue Birn u. s. w. In Begleitung dieser Kernobstsorten erschienen ganz ausgezeichnet ent- wickelte Citroneu und Pomeranzen. (Schluss folgt.) Der Park Moiiceait iii Paris. Der Park Monceau wurde bereits im Jahre 1778 durch Carmontel für den bekannten Finanz- mann Grimod de la Reynicire, dessen Sohn an- deren Genüssen huldigte und ein berühmter Ga- stronom war, in schon damals anerkannter Eleganz hergestellt. Noch vor der Revolution kam er in den Besitz des Herzogs v. Orleans und das Volk nannte ihn wegen seiner eigenthümlichen Einrich- tung „Folies de Chartrcs". Napoleon I. schenkte den Park seinem Kanzler Cambac^res unter der Bedingung, ihn in seiner Eleganz zu erhalten; da die Unterhaltung aber zu viel kostete, so gab dieser ihn dem Kaiser wieder zurück. Gleich nach der Restauration kam er von Neuem in den Besitz der Familie Orleans, die ihn bis zum Jahre 1852 be- hielt, wo Nanoleon III. bekanntlich die Orleans'- schen Güter einzog. Erst im Jahre 1860 wurde er ein öffentlicher Garten und in seiner jetzigen Gestaltung von Alphand hergestellt. Seitdem ist die Unterhaltung und die jährliche Bepflanzung durch Barillet-DLSchamps, unter dessen spezieller Leitung alle Squares und öffentlichen Plätze von Paris stehen, besorgi und zur allseitigen Anerken- nung durchgeführt worden. Es ist schon vor mehrern Jahren In der Wo- chenschrift von Selten eines belgischen Gärtners eine Beschreibung des Parkes gegeben worden; und doch dürfte eine neue Mittheilung darüber um so mehr die Aufmerksamkeit der Leser auf sich zie- hen, als der Park Monceau neuerdings wiederum viel genannt wird. Er ist der Stolz der Pariser, wo mau die vornehme Welt oft lustwandeln und fahren sieht. Nichts geht dem Pariser über seinen Park Monceau. Er hat Recht, denn er ist mit sei- ner Eleganz, mit seiner Feinheit, aber auch mit seinen VVidersprüchen und dem Haschen nach aus- 118 serliclicm Glanz ganz und gar in ilmi vertreten. Ein Park im echt alt-englisclien Style, in den man sich grade aus dem Geräusche der grossen Welt zurückziehen will, um sich ruhig seinen eige- nen Gedanken ühcrlassen zu können und nicht weiter beachtet zu sein, ist dem Franzosen zuwider. Der Haujjtzweck seines Lebens: die Auimerksam- keit Anderer auf sich zu ziehen, aber auch Andere beobachten zu können, geht ihm in einem solchen Parke verloren. Er verlangt einen gleich ihm ge- putzten Park, wo seine elegante Toilette gesehen wird und wo er Toiletten sieht. Alles muss sauber und nett sein, was ihn umgibt. Wie er an seiner Kleidung das Auffallende und Bunte liebt, so wer- den mit gleicher Sorgfalt auf den Käsen die aus feurig-blühenden Blumen bestehenden Klumps oder Massivs erhalten, wie man sie bei uns nur aus- nahmsweise in Schmuckgärten findet. In den Ge- sträuch-Parthien, aus denen wieder einzelne Bäume herausragen, ist Alles zwar freudig-grün, aber Blu- men mit möglichst grellen Farben schliessen sie ein. Nirgends sieht mau dürre Aeste, wie es leider bei uns in Deutschland nicht selten vorkommt; selbst trockene oder nur gelbe Blätter werden sorgfältig entfernt. Vor Allem sind es aber die Wege, wo, man möchte sagen, kaum ein Strohhahn zu finden ist. In der Anfertigung seiner Wege scheint über- haupt der Franzose einen Vorsprung vor uns Deut- schen zu haben, denn diese sind stets, selbst in grösseren Anlagen , wie es im Bois de Boulogne der Fall ist, fest und angenehm zu gehen, während in Deutshland die Kieselsteine in der Begel zwi- schen den Füssen rollen und das Gehen beschwer- lich machen. Aus dem Anfangs Gesagten geht hervor, dass die französischen Anlagen sich wesentlich von den deutschen unterscheiden. Auf eine feine DetailH- rung kommt es dabei dem Franzosen nicht an. Er will Efi'ekt machen und die Sinne betäuben; dazu gebraucht er aber nicht die bis in das Kleinste sich verbreitende Sorgfalt, wie sie nur dem wahren Ken- ner anspricht, sondern Massen sind es und blen- dende Farben, welche er verlangt. Uebergäuge in den letzteren und harmonische Verbindungen fesseln ihn nicht; es müssen gleich Hunderte feurigrother Bouquet-Pelargonien zusammen stehen oder 60 bis 100 grosse Blattpflanzen von Wigandien, Solauums 11. s. w. ragen, aber immer einzeln stehend, auf einem ovalen Beete aus kleinen, den Boden be- deckenden Blumen hervor. Blau-blühende Lobelien imd unsere nur aus Warmhäusern uns bekannte Zebrina pendula oder Tradescantia zebrina spielen hier eine Hauptrolle. Dass die Stäbe und Stützen für die Blattpflanzen dabei sehr deutlich zu sehen sind, zum Theil selbst über diese hervorragen, gibt den Franzosen weiter kein Acrgerniss, ebenso we- nig, wie hier und da die Stroh-Ueberreste von dem früher daselbst vorhandenen Pferdedünger. 2 oder höchstens 3 Pflanzen sind es nur, welche die Klumps oder Massivs bei den Franzosen bilden, während man bei uns harmonische Zusammenstel- lungen mehrer Blatt- und Blüthen- Pflanzen liebt. In den deutscheu Klumps ist Alles berechnet: die Grösse, die Farbe des Laubes und der Blumen, aber auch die Form der Blätter. Ebenso wenig dür- fen die Pariser Gesträuchparthien und Boskets nicht ohne feurigen Blüthenschmuck sein, indem sie von einer, zwei und selbst drei Keihen mehr oder min- der hoher Florblumen, ebenfalls wiederum in mög- lichst in die Augen fallenden Farben, umgeben sind. Die Sträucher pflanzt man, ohne sich weiter um ihre Konturen zu bekümmern. Einzelne herausra- gende Spitzen sind daher keine Seltenheit und Ab- rundung imd augenehme Bewegungen fehlen. Noch störender sind für einen Deutschen die aus ihnen herausragenden kleinen Bäume, die man auf gleiche Weise im Wachsthum sich selbst überlässt und die daher ebenfalls mehr oder minder in Spitzen endigen. Die Massivs haben zwar eine verschiedene Grösse, jedoch besitzen sie meist eine längliche Form mit einem Längs-Durchmesser von 12 bis 20 Fuss; der Boden, auf dem sie befindlich sind, ist stets etwas gewölbt. Wenn wii* die hauptsächlichsten von ihnen etwas näher angeben, woraus sie bestehen, so wird es am meisten verständlich sein. Musa chlneusis oder Cavendishii in 4 bis 6 Fuss hohen Exemplaren imd unsere gewöhnliche dunkel-purpurfai'bene Ska- biose. IMusa paradlslaca in doppelt höhereu Exem- plaren, aber mit durch den Wind sehr zerzausten Blättern und Selaginella deutieulata. Musa's werden sich nirgends im Freien gut ausnehmen, wenn der Ort der Anpflanzung nicht sehr gegen Wind und Wetter geschützt ist. Niedrige Rosen, aus denen das bei uns fast gar nicht angewendete Gras, Sae- charum Eavennae, hervorragt. Begonia discolor und acerifolla (nigra). Tupidanthus Pückleri (Aralla oder Scladophyl- lum pulchrum der Gärten) und die kleine rothe Bouquet- Aster. Cordyllne australls mit Sanvitalla procumbens. Senecio Petasites und kleine blaue Lobelien dazwischen. Cosmophyllum eacaliaefolium (Ferdinanda emiuens) und Agathaea coelestls. Co- locasia antiquorum und Balsaminen. Wigandia ca- racasana und Tradescantia zebrina. Aralia papyri- fera und ebenfalls Tradescantia zebrina. Grün- blättrige Canna's und Alyssum maritimum fol. var., was bei uns meist als Alyssum oder Berteroa Ben- thaml bekannt ist. Solanum amazonieum und Eu- patorium glabellum. Ficus Chauvierl und Phlox Drummondll. Dieser Ficus Chauvieri ist eine zu 319 empfehlende Art, die noch härter, als unsere Ficns elastica zu sein scheint. Sonst waren als Gruppenpflanzen noch henutzt: Solanum Rantonnetii, eine sehr hübsche Art, reich- lich mit blauen Blüthen besetzt und leider ebenso wenig, wie Solanum aniazonicum (oder japonicum) bei uns bekannt, aber zu empfehlen; Plumbago coe- rulea; Indigofera Dosua; Erythrina Grus galli und laurifulia; mehre Solanum- Arten, von denen S. ma- crantlium (Warszewiczii Hort.) bei uns noch kaum in Anwendung gekommen ist, mehre Verbesinen, Uhdea pinnatifida u. s. w. Um auch von der Zusammensetzung der Ge- hölzgruppen, wie sie im Park Monceau, aber auch sonst in Paris vorkommen, einen Begriff zu geben, mögen ebenfalls einige Beispiele folgen. Eine Gruppe schöner buntblättriger Hex von niedrigen Fuchsien umgeben. Eine hervorragende Linde, umgeben mit Flieder und Weissdorn; dann nach aussen Hex und Aucuba japonica, worauf orangenfarben - blühende Lantanen ringsherum sich zogen. Eine dichte Aza- leen-Gruppe von (3 Eeiiien der buntblättrigen Al- ternanthera spathulata umgeben. Catalpa syringae- folia und Celtis occidentalis in der Mitte, dann ringsherum niedriger chinesischer Flieder, der wie- derum an seiner Basis von dem reizenden gross- blühenden Pelargonium, was den Namen Gloire de Paris erhalten hat und selbst das schlechteste Wet- ter im Sommer verträgt, eingefasst wird. Heizend nahmen sich die buntblättrigen, fast durchaus gelb- lich-weiss erscheinenden Gruppen des Acer Negundo fol. var. aus. Dazu nun noch eine Reihe ' einzelner Pflanzen in schonen Exemplaren, welche zum Theil wiederum an ihrer Basis von niedrigen Blumen oder bunt- blättrigen Pflanzen umgeben waren. So eine recht hübsche Musa Ensete von der Verbena Maouetti, eine Araucaria imbricata von der Tradescantia ze- brina u. s. w., sowie Einzel- Exemplare von Thuja aurea und stricta, Cedrus Deodara, Juniperus re- curva, Phoenix sylvestris, Datura fastuosa und ar- borea, mehre Solanum-Arten, die bei uns als Blatt- pflanzen dienen, hier baumartig, so S. robustum, hyporrhodium, laciniatum, quitoense, ferner Bambusa Metake, Eucalyptus Globulus, so gross, dass man bereits die verschiedenen Blattformen sah. Von den grossen Lobpreisungen, welche man vor einigen Jahren dieser Pflanze machte, möchte mau allmäh- lig zurückkommen. Phytolacca dioica als schöner Baum. Argyranthemum oder Chrysanthemum fru- tescens als kleiner Baum mit vielen Hunderten, de- nen unserer grossen Gänseblume vöüig gleichen Blumen nahm sich sehr gut aus. Der Park Monceau bildet ein Oblong von ge- gen 27 Morgeu. 2 grosse und breite Fahrwege führen mitten dui'ch und kreuzen sich. Sie sind so breit, dass 3 W^agen neben einander fahren kön- nen und werden auf das Sauberste gehalten. P^twas erhöhte Fusswcge ziehen sich an den Seiten dahin und sind mit zaiilreichen Drahtstühlen besetzt, auf denen der Spaziergänger beliebig ruhen kann. Die übrigen Wege sind viel schmaler und in geschlun- gener Manier angelegt. Besonders schön ist die Einfalirt von der Westseite, von dem Boulevard Malesherbes aus. Das grosse eiserne Staket, was den ganzen l'ark einschliesst, wird hier auf beiden Seiten des breiten Fahrweges von hohen Remon- tanten- Rosen, welche ihrerseits wiederum von li bis 2 Fuss hohen Souvenir de Malmaison-Rosen an ihrer Basis besetzt sind, gedeckt. Ausser den bereits erv/ähnten Klumps, Grup- pen, Boskets, Gesträuch - Parthien und Einzelpflan- zen sind auch schöne einzelne Bäume vorhanden, welche zum Theil noch aus der Zeit der ersten Anlage des Parkes bestehen mögen. Rosskastanien und Ahorn sind am meisten vertreten; nächstdein finden sich aber auch schöne Platanen und Eschen vor. Die letzteren besonders haben ein schlankes Ansehen und besitzen zum Theil ihre hohen Stämme dicht von Epheu umwunden. Wenn schon diese Bäume zum landschaftlichen Charakter nicht wenig beitrugen, so waren doch ausserdem noch einige Punkte besonders landschaftlich gehalten. Es be- trifft dieses besonders einen aus Felsen zusammen- gesetzten Hügel, der eine Grotte mit einem Wasser einschliesst. Die Felsen waren zum Theil mit Epheu und Cotoneaster buxifolia bezogen, während aller- hand immergrünes, weniger anderes Gehölz, wie Buxus baleai'ica, Rhododendren u. s. w., dazwischen Wurzel gefasst hatte. Einige Agaven und Yukken hatte man auf Felsen angebracht. Weiter unten am Hügel standen auch Bäume, besonders Akazien, Pappeln, Platanen u. s. w. Das eben erwähnte Wasser von (für die Um- gebung) ziemlicher Breite setzt sich in Schlangcn- windung fort und endet mit einer teichartigen Er- weiterung, welche auch eine kleine Insel mit (wenn wir nicht irren) zwei Erlen einschliesst. Ruinen, hauptsächlich aus einzelnen oder mehr zusammen- hängenden Säulen bestehend, ziehen sich ringsherum und sind zum Theil mit Epheu umzogen, so dass sie um so mehr ein ehrwürdiges Ansehen, wie es allerdings mit der sonstigen grossen Eleganz des Parkes etwas im Widerspruch steht, haben. Schöne hohe Bäume erhöhen das Landschaftliche, so dass man sich selbst ganz wo anders hin versetzt glau- ben könnte. Das Terrain des ganzen Parkes ist zwar wenig, aber sehr angenehm und wohlgefällig bewegt, was um so mehr hervortritt, als alleuthalben da, wo 320 keine Anpflanzungen vorbanden sind, der schönste Basen sich befindet. Derselbe wird aber auch nicht allein hier, sondern überhaupt in ganz Paris, auf eine Weise gepflegt, wie es bei uns kaunj bei sol- chen Dimensionen und nur in kleineren Gärten und Anlagen geschieht. Beitrag zur Kultur der Wisfaria (dllvcinc) chincnsis. Vom Obergärtuer Grüger zu Hünern bei Oblau. Eines der schönsten Schlinggewächse, die wir besitzen, ist unstreitig diese Wistarie. Wer sie ein- mal in ihrer BlüthenfüUe gesehen hat, wird mir gewiss beistimmen. Im Monat Mai, noch ehe sich die gefiederten Blätter entfaltet haben, kommen die blauen Schmetterlingsblumen, in langen Trauben zu- sammengestellt, mit einem solchen Reichthume, wie kaum eine andere Pflanze ihn besitzt, hervor. Und doch findet man diese reizende Pflanze keineswegs so allgemein verbreitet, als sie es ver- dient; auf dem Lande wird sie selbst hier und da noch in Töpfen kultivirt, wobei man sich nicht über ihr kümmerliches Ansehen wundern darf. Diese Unkenntniss der Kultur der Pflanze, zu der auch noch ihre einigei-massen schwere Vermehrung kommt, mag der Grund sein. Wenn ich mir auch vorhersagen darf, dass ich vielen meiner Kollegen nichts Neues berichte, so bin ich doch überzeugt, dass ich Manchem, der in der Provinz zurückge- zogen lebt und die Wistarien gern auch in ihrer Schönheit entfaltet haben möchte, einen Gefallen thue, wenn ich hier meine Erfahrungen mittheile. Die Hauptbediugung bei ihrer Kultur im Freien ist, dass man iiir einen trocknen Standort gibt. An einem nur etwas feuchten Orte werden die äusserst empfindlichen, etwas fleischigen Wur- zeln faul. Nächstdem muss man aber für einen leichten, trotzdem aber doch kräftigen Boden sor- gen. In unserem nordischen Klima verlangt die Wistarie den Winter über eine Bedeckung, etwa •wie der Wein. Die langen Triebe werden nach der Blüthe, etwa Mitte Juli, etwas gestutzt, um dadurch die Entwickehmg der Blüthenaugen für den nächsten Frühling mehr zu erkräftigen. Am besten ist es, sie an Mauern und Wänden zu haben, welche über- haupt etwas Schutz gewähren. Hier wächst die Pflanze auch so rasch, dass sie in Kurzem grosse Strecken überzieht und selbst (bei Häusern an den Giebelwänden) auf dem Dache sich ausbreitet. Die Vermehrung geschieht auf folgende Weise. Im Frühjahr, selbst auch noch im Juni, werden starke Wurzeln von dem alten Stocke abgeschnit- ten und in etwa 2 — 3 Zoll lange Stücke getheilt, um diese in einem lauwarmen Beete, was mit Saud, der mit leichter Mistbeeterde gemischt ist, unterzu- bringen. Schon nach einigen Wochen sieht man aus jedem Wurzelstücke ein Auge zur Entwicke- lung kommen, welches, sobald es ausgetrieben hat, in einen mit leichter, aber etwas Lehm und mehr Sand enthaltende Erde gefüllten Topf gepflanzt wird. Es versteht sich wohl von selbst, dass diese Töpfe mit den jungen Pflanzen anfangs noch unter Fenster gestellt werden und man so lange, als die letzteren ihre Nahrung noch aus dem Stück Holz (also nicht aus der Erde) entnehmen, vorsichtig mit dem Giessen sein muss. Durch zu viel Feuchtig- keit würden die jungen, allmählig sich bildenden Wurzeln faulen, anstatt sich zunächst zur Aufnahme von Nahrung aus der Erde zu erkräftigen. Im November, wo die jungen Pflanzen bereits ein kräftiges Wurzelvermögen besitzen, werden sie in einem kalten Hause oder in einem trockenen Keller frostfrei überwintert, wobei sie nur im Falle gar zu grosser Trockenheit etwas begossen werden dürfen. Im Frühjahre pflanzt man sie an Ort und Stelle. Eine andere Vermehrungsart ist folgende. Im April, wenn man die Banken anbindet, legt man sich einige jüngere auf die Seite und macht, wenn man damit fertig ist, unter jedem Auge der letz- teren einen Einschnitt, etwa wie man Nelkeusenker anfertigt. Die so vorbereiteten Ranken werden hierauf in eine etwa 3 Zoll tiefe Rinne der Länge nach gelegt und leicht mit Erde bedeckt. Nur bei grosser Trockenheit wird etwas gegossen. Im Juli oder Anfang August, wo bereits unter jedem Auge sich die nöthigen Wurzeln gebildet haben, nimmt man die Rauken wieder heraus, theilt sie in so viel Stücke, als Augen voi'handen sind und pflanzt sie in Töpfe. Im Uebrigen werden sie auf gleiche Weise behandelt, wie es bei der vorigen Vermeh- rungsweise angegeben ist. Am 20. September, Nachmittag 2| Thr, entschlief sanft der Chef der llandelsgärtnerei Fr. A. Ilaagc jun. in seinem 71. Jahre, nachdem er längere Zeit schon gekränkelt hatte. ^Yir bringen diese traurige Kunde allen den vielen Freunden und Verehrern des Verstorbenen und be- halten uns Näheres für eine der nächsten Nummern vor. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessaner-Strasse No. 2. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, ZietenPlatz No. 2. Wochenschrift des Vereines znr ßeförderniig des Gartenbaues in den König;!. Prenssischen Staaten für f-ärtiierei und Pflaiizeiikunde. Redakteur : I*i-ofessor Dr. Karl Koch, Geiieral-Sekretair des Vereines. No. 40. Berlin, den 6. Oktober 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt; 468. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 25. September. — Bericht über die vom Garten- bau-Vereine für Neu-Vorpommern und Rügen in Stralsund während der Tage vom 13. bis 16. September 1866 veran- staltete Ausstellung von Pflanzen u. s. w. Von Prof. Dr. Munter. (Schluss.j — Die Pommersche Obst- u. Gehölzschule. 468. Yvrsrn ^önigl. JJrruljifdjcn Staaten, am 1$. Juni 1867. Allgemeine Bedingungen. 1. Zur Preisbewerbung sind Gärtner imd Garten- Liebhaber des In- und Auslandes berechtigt, sie seien Mitglieder des Vereines oder nicht. 2. Ausser Pflanzen, abgeschnittenen Blumen, Ge- müsen und Früchten sind auch Garten -Verzie- rungen, Sämereien, künstliche Dungstofte und sonst auf Gärtnerei Bezug habende Gegen- stände zulässig. 3. Die Gegenstände der Preisbewerbung verblei- ben Eigenthum der Besitzer. 4. Die deutlich zu etikettirenden Pflanzen und sonstigen Ausstelluugs - Gegenstände sind, von einem doppelten Verzeichnisse begleitet, wel- ches mit Namen und Wohnungs - Angabe des Ausstellers zu versehen ist, spätestens bis zum 17. Juni, Mittags, einzuliefern. Nur Früchte, Gemüse und abgeschnittene Blumen werden noch am ersten Ausstellungstage bis 7 Uhr Morgens angenommen. Eine gleiche Ausnahme soll noch für einzelne, besonders empfind- liche Pflanzen gestattet werden. Die Entschei- dung darüber, ob solche Pflanzen bei der Ver- theilung der Preise konkurriren können, hängt von dem Ermessen der Preisrichter ab. 5. Die Pflanzen müssen sich, ebenso wie die Töpfe, Stäbe und sonstiges Zubehör, in einem zur Ausstellung geeigneten Zustande befinden; andernfalls können sie von den Ordnern zu- rückgewiesen werden. 6. Die Aussteller haben in ihren Verzeichnissen 342 lü. 11. 12. 13. ausdi'ÜLklicli auzugebeu, um welche Preise des Progiamines sie sich luit den eingesendeten Gegenständen bewerben. Dagegen Handehide ]iaben es sich selbst beizumessen, wenn ihre Einsendungen nicht die gewünschte oder gar keine Berücksichtignug bei den Preisrichtern finden. Das Arrangement für die Ausstellung über- nehmen die vom Vorstande ernannten Ordner, welche allein berechtigt sind, die eingelieferten Gegenstände anzunehmen, den Platz zu deren Aufstellung anzuweisen und den Empfang in den Duplikaten der Verzeichnisse zu beschei- nigen. Die Aufstellung der Ausstellungs- Ge- genstände kann jeder Einsender an dem von den Ordnern anzuweisenden Platze selbst be- wirken oder auch den Ordnern überlassen. Alle Einlieferungen müssen bis zum Schlüsse der Ausstellung am zweiten Tage Abends aus- gestellt bleiben; doch können Früchte und die nach No. 4 als besonders empfindlich bezeich- neten Pflanzen nach vorgängiger Verständigung mit den Ordnern schon am Abend des ersten Tages zurückgenommen werden. Die Zurücknahme der ausgestellten Gegenstände beginnt am 2t). Juni, Morgens 7 Uhr. Aus- nahmen hiervon sind nur unter Genehmigung der Ordner zulässig. Das Preisrichteramt besteht aus tt Vereins-Mit- gliedern , deren Berufung dem Vorstaude zu- stellt, welcher zugleich den Vorsitzenden er- nennt. Selbst- Aussteller sind ausgeschlossen. Zur Bcschlussfähigkeit leichen 5 Mitglieder aus, deren Zahl im Falle der Unvollstäudig- keit der Vorsitzende des Preisrichteramtes aus anderen Mitgliedern des Vereines zu ergänzen befugt ist. Bei etwaiger Stimmengleichheit gibt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag. Die Preisrichter erkennen auf Geldpreise und Ehren -Diplome. Die gekrönten Gegenstände werden nach Abfassung des Urtheils durch den Vorsitzenden des Preisrichteranites und durch die Ordner als gekrönt bezeichnet; zu- gleich sorgen die letzteren für die Anheftung der Namen säramtlicher Aussteller bei ihren Ausstellungs-Gegenständen. Der Besehluss des Preisrichteramtes wird durch den Vorsitzenden des Preisrichteramtes oder dessen Stellvertreter in der Versammlung des Vereines mitgethcilt. Die etwa nicht nach Massgabe des Program- mes zugesprochenen l'rcise werden den Preis- richtern anderweitig zur Verfügung gestellt. Die Bäume, in welchen die Ausstellung statt- findet, sowie die Namen der Ordner und der Preisrichter, werden später bekannt gemacht. X*i*eis - Aufgaben. I. Preise des Vereines. A. l.iiik's l'rris. 1 . Für eine ausgezeichnete Leistung in der Gärtnerei 20ThIr. B. (irii|i|iiniiii;i'n. 2. Für die schönste Gruppe besonders gut kultivirter Pflanzen in mindestens 12 Exemplaren ein Preis von . . 10 , 3. Für die schönste Gruppe Marktpflau- zen in mindestens 12 Exemplaren ein Preis von ^^ n 4 — 7. Für je eine aus mindestens 12 besonders gut kultivirtcn Exempla- ren der nämlichen Art bestehende Gruppe von Marktpflanzen, 4 Preise zu je 5 Thlr, zusammen .... 20 „ C. ^>c1iaiiiilliinzcn. 8. Für die beste Kulturpflanze ein Preis von 10 , 9 — IF). Für einzelne, besonders gut kul- tivirte Schaupflanzen, 7 Preise zu je 5 Thlr, zusammen 35 ^ D. Neue Eiiifiibniii^i'!). 16. u. 17. Für Pflanzen, welche hier zum ersten Male ausgestellt werden und welche soweit ausgebildet sein müs- sen, dass ihre Eigenschaften erkenn- bar sind imd eine grössere Verbrei- tung als Zier- oder Nutzpflanzen vor- aussehen lassen, 2 Preise von je 5 Thaler, zusammen 10 „ E. Aligi'scliiiiili'iii' ItliiiiK'ii. 18. Für abgeschnittene Sortiments-Blu- men oder für Bouquets ein Preis von 5 „ F. Obst Uiid CiMiiüse. 19. Für das beste Obst ein Preis von 5 „ 20. Für das beste Gemüse ein Preis von 5 ^ C. Zur Vt'il'üjuiig ilcr PieisiicIiliT. 21 — 24. Vier Preise zu je 5 Thlr, zu- sammen 20 j Summa 150 TTiTF. Ebi'i'ii-I)i|iluiui'. 25 — 31. Sechs Ehren-Diplome, von den Preisrich- tern nach ihrem Ermessen zu vertheilen. II. Preis der Frau Minister v. M tili 1er. 32. Für die am meisten in ästhetischer Hinsicht gelungene Zusammenstellung von Blumen in irgend einer Form, wo hauptsächlich Rosen vertreten sind 2 Frd'or. Berlin, den 21. August 1866. 343 Erste Verfügung ^frrii ißiiiidfrs kr Idubuiirtlifdi.iftlidjcii Jlngclcgcnljfilen, betreffend die Stiftung' einer Medaille für gärtnerische Leistungen. Zur Belohnung ausgezeiclineter Leistungen im Gartenbau habe ich eine Medaille von 30 Linien Durchmesser gestiftet, deren Stempel jetzt in der Ai'beit begrirt'en sind, und die ich künftig als An- erkennung des Staates für Leistungen der obenge- dachten Art zu verleihen beabsichtige. Für die im Juni d. J. stattfindende Ausstellung am Jahresfeste des Vereines setze ich je eine in Silber ausgeprägte Medaille für die Erfüllung nach- stehender Preis- Aufgaben aus: 1. für eine reichhaltige, der Jahreszeit angemes- sene Zusammenstellung vorzüglich-kultivirter Gemüse; 2. für eine vorzügliche Leistung irgend welcher Art auf gärtnerischem Gebiete, welche von einem über 4 Meilen von Berlin entfernt woh- nenden Aussteller eingesandt wird; 3. für eine wo möglich in mehrern Exemplaren auszustellende, nach einer neuen, von besonde- rem Erfolg begleiteten und näher zu beschrei- benden Kultur-Methode gezüchtete Pflanze, de- ren Kultur nach den bisherigen Erfahrungen mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist. Die Zuerkennung der Preis-Medaille übertrage ich dem von dem Vorstande des Vereines einzu- setzenden Preisrichteramte, jedoch unter dem Vor- sitze eines von mir zu ernennenden und dem Verein seiner Zeit bekannt zu machenden Kommissarius, dessen Zustimmung zur Gültigkeit eines zusprechen- den Beschlusses der Preisriclitcr erforderlich sein soll. Im Falle einer Gleichheit der Stimmenzahl entscheidet die Ansicht meines Kommissarius. Ich ersuche den Vorstand des Vereines, die ge- stellten Preis-Aufgaben und deren Bedingungen durch die Wochenschrift des Vereines zur öffentlichen Kennt- niss zu bringen , und überlasse dem Verein dabei, sofern das angemessen gefunden wird, die erste Preis - Aufgabe durch Bestimmung einer gewissen Zahl als Minimum der auszustellenden Gemüsesor- ten zu vervollständigen. Berlin, den 8. Januar 1866. Der Minister für die landwirthscliaftliclien Angelegenheiten. T. Selcliow. Zweite Verfügung. Auf den Antrag des Vorstandes vom 23. v. M. will ich dem Verein die demselben bereits für seine diesjährige Fest-Ausstellung zugesagten, aber nicht zur Verthcilung gelangten' 3 in Silber ausgepräg- ten Medaillen von Neuem für die im Jahre 1867 stattfindende Fest- - Ausstellung unter den Bedin- gungen des Reskripts vom 8. Januar d. J. zur Ver- fügung stellen. Berlin, den 7. September 1866-. Der Minister für die landvvirthschaftlichen Angelegenlieiten. V. Selcbow. Der raofjfticrijeiiöe Steffjapfef. (Datiira suareolcus llumb. et Ituiipl.) In England macht jetzt ein grosses Exemplar dieses Stechapfels, wo gegen tausend Blüthen zu gleicher Zeit entfaltet sind, mit Recht grosses Auf- sehen. Von nah und fern wandert man nach dem Landsitze der Lady Cullum in Hardwick; Photo- graphen haben selbst um Erlaubuiss gebeten, das in dieser Weise noch nie Vorhandene aufnehmen zu dürfen, um die seltene Pflanze, wenigstens im Bilde, der Nachwelt zu hinterlassen. Nicht weniger als 4000 Menschen sollen an einem Tage den Garten genannter Dame besucht haben. Die Pflanze befindet sich im freien Grunde eines Kalthauses imd nimmt nicht weniger als (?) 300 Qnadratfuss Fläche ein. Der Stamm hat eine Länge von 10 Fuss, wie weit sicli ausserdem die Krone noch in die Höhe erstreckt, wird nicht gesagt. Die Stellung der zahl- reichen Aeste scheint etagenmässig zu sein, so dass die grossen und blendend-weissen Blüthen sich dem Auge um so mehr präsentireu. Diese selbst haben eine Länge von 11 Zoll und erweitern sich alhnäh- lig, so dass die Oeffnung selbst den Durchmesser von 9 Zoll besitzt. In England hat man dieser Pflanze wegen der röhrigen , aber sich nach oben immer mehr erweiternden Gestalt der Blumen den Namen: Angels Trumpets, d. h. Engel - Trompete, gegeben. Der wohlriechende Stechapfel hat ausserdem noch deshalb einen grossen Werth, dass seine Blü- then gegen Abend einen sehr angenehmen Geruch, wie auch schon der Beiname andeutet, verbreitet; gegen Mitternacht wird dieser Geruch am stärksten, besonders in stillen und warmen Nächten. 344 Bei uus ist die Pflanze ebeufalls sehr beliebt; man hat sie in Kalthäusern, pflanzt sie aber noch lieber im Sommer in's Freie, wo sie die ganze gute Zeit hindurch ihre Blüthen reichlich entfaltet. Mit diesem Umfange, wie sie jetzt in Hardwick vor- handen sein soll, möchte sie jedoch wohl kaum irgendwo auf dem Kontinente vorgekommen sein; wir sahen sie jedoch auch ziemlich gross in Paris, wenn wir nicht irren, in den Champs Elysees, aus- serdem auch in den Verschönerungen irgend einer deutschen Eisenbahn-Station. Da die Pflanze sehr leicht zu behandeln ist, sich auch durch Stecklinge rasch vermehrt, so wäre doch zu wünschen, dass sie in öffentlichen Aulagen noch mehr und häufiger Anwendung fände, als es geschieht. Das besagte Exemplar in der Nähe einer Eisenbahn - Station machte, zumal wir gezwungen waren, etwas länger, als gewöhnlich, uns daselbst aufzuhalten, allgemei- nes Aufsehen, so dass selbst Reisende, die sonst grade nicht viel Interesse für Blumen während der Unterhaltung verriethen, sich nach dem Namen der Wunderpflanze erkundigten. Bei uns führt sie meist den Namen der baum- artigen Brugmansie (Brugmansia arborea), auch wird sie wohl hin und wieder Datura arborea genannt. Der bekannte Botaniker des ersten Jahr- zehendes unsere? Jahrhundertes , Persoon, hielt nämlich die baumartigen Stechapfel - Arten , wo der Kelch auf der einen Seite tief-geschlitzt ist imd die Staubbeutel zusammenkleben, für Typen eines be- sonderen Genus, was er zu Ehren des damaligen Professors der Naturgeschichte an der Universität Leiden Brugmansia nannte. Der wohlriechende Stechapfel ist in Peru, wie es scheint, auch in Mexiko und in Brasilien, zu Hause ; er wird wenigstens daselbst in Gärten an- gebaut. Mit der echten D. arborea L., für welche er in der Regel gehalten wird, hat er allerdings den Habitus gemein, unterscheidet sich aber wesent- lich, wie es zuerst Willdenow nachgewiesen hat. Diese eben genannte Art scheint jedoch nicht in Kultur zu sein. Während bei der kultivirten Art die Blätter fast ganz unbehaart sind, erscheinen sie bei der echten D. arborea mit einem feinen Flaum bedeckt. Die Blüthen sind bei dieser noch grösser und namentlich die Abschnitte weit mehr in die Länge gezogen. Auch ist der Kelch regelmässig und die Staubbeutel kleben nicht zusammen. Es wäre wohl zu wünschen, dass Reisende, welche nach Peru kommen, Beobachtungen über diese Art an- stellten, ob sie nicht doch, trotz der angegebenen Verschiedenheiten, nur eine Abart darstellt? Noch besser wäre es, wenn Samen eingesendet würden und man sich Pflanzen erziehen könnte. Auf jeden Fall wäre seine Einführung auch eine Bereicherung unserer Gärten. Wir haben noch einen weissblühenden, baum- artigen Stechapfel. Er kommt meist als D. ar- buscula und frutescens in den Gärten vor und bleibt im Allgemeinen niedriger. Es ist dieses D. cornigera Hook. (bot. mag. tab. 42.Ö2). Hinsicht- lich der Behaarung stimmt die Pflanze mit der ech- ten D. arborea überein ; sie hat auch mehr in die Länge gezogene Blumen-Abschnitte. Eine gefüllte Abart von ihr ist in den Gärten als Datura und Brugmansia Knightii bekannt. Die fmii)u)i[lfjr[f)ttftfidje >t]ttrteiif)im|'ff)ufc in Kai-lsi'iilie- Wir haben schon mehrmals Gelegenheit gehabt, von dieser seit einigen Jahren erweiterten landwirth- schaftlicheu Gartenbauschule in Karlsruhe zu spre- chen; trotz der im verflossenen Sommer sehr un- günstigen Verhältnisse war sie doch im Allgemeinen recht zahlreich besucht. Allein zur Erlernung des Obstbaues hatten sich nicht weniger als 33 Schü- ler, ausserdem noch 13 Lehrer und Privatpersonen, eingefunden; Zöglinge überhaupt waren 54 vorhan- den , unter ihnen befanden sich auch 2 Ausländer. Wie aus früheren Berichten hervorgeht, theileu sich die Zöglinge in die eigentlichen Praktikanten, welche einen bestimmten Kursus durchzumachen haben und in der Anstalt selbst wohnen, und in Hospitanten. Das 70. Verzeichniss der Handelsgärtnerei von Ambr. Verschaffelt in Gent für den Herbst 1866 und den Frühling von 1867 ist eben erschienen und bereits den Lesern der Wochenschrift, welche in Berlin wohnen oder diese durch den Buchhandel erhalten, zugesendet worden. Der Besitzer wird es denen, w^elche sich deshalb franco an ihn wenden, auch franco durch die Post zukommen lassen. Wie früher, so ist auch dieses Verzeichniss wiederum reich an Pflanzen aller Art und wird eine reiche Auswahl geboten. An Neuheiten finden sich be- sonders Blüthensträucher, vor Allem Rhododendren, vor, hauptsächlich machen wir aber auf eine neue Theerose, Rose Th^ Isabelle Sprunt, aufmerksam, die von Buchanan in Neu- York gezüchtet wurde. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feis ter'schen Buehdrnckerei (L.Mewes), Berlin, Zieteu-Platz No. i. Woehensehrift des Vereines zur Befördernng des i:*. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 43. Berlin, den 27. Oktober 1866. Preis des Jahrganges 6^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Neue Dichorisandren mit bunten Blättern aus dem Linden' sehen Etablissement in Brüssel. — Von Berlin nach Paris. Botanisch-gärtnerische Skizzen. (Schluss.) — Aphorismen über das Wachsthum. — Das Etablissement von Jean Ver- se h a f f e 1 1 in Gent. Sonntag, den 2S. Oktober, Vormittags um 11 Uhr, findet im Englischen Hause eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. j^eue Dichorisandren mit hniiten Blättern aus bem finkn'fdlEii ®tnblilTemcnt in ßrülfel. Während meines letzten Aufenthaltes in Brüs- sel hatte ich Gelegenheit, in dem Linden 'sehen Etablissement neuer Einführungen 2 reizende Di- chorisandren, welche dann einige Tage später in London mit Recht die Aufmerksamkeit der Blumen- liebhaber auf sich zogen (s. S. 238), zu sehen; auf dem Rückwege von London nahm ich die Gele- genheit wahr, beide Arten genauer zu untersuchen, und bin nun im Staude, eine Beschreibung zu ge- ben, sowie eine Diagnose zu stellen. Dichorisandren hatte ich bis jetzt nur 7 in den Gärten gesehen. Ueber dieselben habe ich bereits schon einmal in der Wochenschrift (2. Jahrg. S. 341) gesprochen. Am meisten verbreitet sind D. thyr- siflora Mik. und ovata Mart., von denen jede eine besondere "Gruppe repräsentirt; die ersteren haben nämlich einen perennirenden, sich wenig verästeln- den Stengel, der eine Höhe von 6 Fuss und mehr erreichen kann. Zu diesen gehört D. thyrsiflora. Die anderen haben Stengel, welche, wenn sie ge- blüht haben, absterben; die Pflanze zieht, wie der Gärtner sich ausdrückt, ein. D. ovata ist eine solche Pflanze. Man könnte vielleicht noch eine dritte Gruppe annehmen, wo die Pflanzen mehr krautartig er- scheinen, buschig wachsen und nie eine bedeutende Höhe erreichen. Die hierher gehörigen Arten glei- chen unseren Stauden in Betreff" der weichen Tex- tur der Stengel, welche mit ihrem unteren Theile der Erde aufliegen und daselbst auch Wurzeln schlagen; ausserdem aber dauern sie mehre .Jahre. Während indessen bei den beiden vorigen Grup- pen die Stengel am unteren Theile meist nur mit Blattscheiden besetzt sind, am oberen hingegen die Blätter in bestimmten Entfernungen stehen, folgen bei den Arten der dritten Gruppe die Blätter kurz auf einander und Blattscheiden ohne Blattflächeu sind fast gar nicht vorhanden. Repräsentanten dieser dritten Gruppe sind die beiden Arten, welche ich beschreiben will. Zu der ersten Gruppe mit hohem, bleibendem Stengel gehört noch von den Arten, welche bei uns in den Gärten kultivirt werden: D. vittata rubra und alba, während D. leucophthalmos Hook. u. oxypetala Hook, in der zweiten Gruppe einzureihen sind. D. marginata Schlecht, scheint mit der in Gärten befindlichen D. vittata disco- lor identisch zu sein; diese gehört wohl zur 3. Gruppe. Was die D. vittata rubra u. alba anbelangt, so stellen diese ohne Zweifel Formen einer einzigen Art mit schmal -elliptischen Blättern dar, welche nur durch die auf beiden Seiten befindliche karminrothe oder weisse Längsbinde sich unterscheidet. Diese Bin- den sind übrigens allein im jugendlichen Zustande der Pflanze vorhanden und verlieren sich mit dem Alter derselben. Endlich hatte Linden früher noch eine D. argentea-marginata im Handel. Leider erinnere 43 346 ich mich ihrer nicht mehr genau; wahrscheinlich möchte sie aber nur eine D. vittata alba sein, wo die silberweissen Längsbinden sich, mit Ausnahme der grünen Mitte, über die ganze Blattfläche er- streckt haben. Ob übrigens diese D. vittata mit ihren 3 Formen schon beschrieben ist oder nicht, lässt sich nicht sagen. Professor Seubert in Karls- ruhe hat in Martins' Flor von Brasilien die Com- melinaceen bearbeitet; da ihm aber nur Herbariums- Exemplare zu Gebote standen, so ging ihm das ausserodentlich wichtige Moment in der Vegetation verloren. I, Dichorisandra musaica C. Koch et Lind. (Wochenschrift IX, 23S.) Humilis glaberrima; Folia approximata oblonga, subsessilia, in pagina superiore transverse, lineata in inferiore brunnea, vagiua margiue ciliata; Panicula ovata; Petala sepalis breviora, bicoloria. So schöne Arten auch in der neuesten Zeit aus diesem Genus eingeführt sind, so möchte doch D. musaica vor Allem den Vorzug verdienen. Die Pflanze baut sich buschig und eignet sich deshalb besonders zu einer Schanpflanze herangezogen zu werden. Sie scheint nicht höher als 14 Fuss zu werden, bleibt aber in der Regel noch niedriger und be- sitzt gestrichelte Stengel von kaum Fedcrkiels-Stärke. Behaarung ist an diesem ebenso wenig vorhanden, als an den Blättern. Nur die kurzen und umfas- senden Scheiden besitzen am Bande Wimperhaare. Was die Blätter anbelangt, so haben sie eine etwas harte, aber immer krautartige Konsistenz. Ihre Länge beträgt bei vollständig entwickeltem Zustande und am oberen Theile des Stengels — die unteren sind stets kleiner — über 7, die Breite hingegen fast 4 Zoll. Ein Stiel ist fast gar nicht vorhanden, sondern die Blattfläche geht unmittelbar in die kurse Scheide über. Während die Unter- fläche eine hellbraune Farbe besitzt, ist die Ober- fläche dunkelgrün gefärbt. Von dem gradeaus-lau- fenden Mittelnerven gehen auf jeder Seite in der Regel 9 Neben- oder sekundäre Nerven in einem spitzen Winkel ab und laufen eiuander ziemlich parallel in einem schwachen Bogen zur Seite und nach oben. Zwischen diesen Nebennerven befinden sich in zahlreichster Menge und in der Quere ziem- lich breite Striche von sehr hellgrüner Farbe, die der Oberfläche des Blattes ein mosaik-artiges An- sehen geben. Am Ende der Stengel befinden sich zahlreiche Blüthen iind bilden einen ziemlich gedrängten und eiförmig - länglichen Strauss. Sie haben längliche Kelchblätter von weisser Farbe, aber von einem grünen Mittclnerven durchzogen, während die um ein Drittel längeren Kernblätter doppelfarbig: blau und weiss, sind, und zwar in der Weise, dass bei 2 derselben die weisse Farbe nur die Basis, bei dem dritten aber die ganze untere Hälfte einnimmt. Die blauen Staubbeutel stehen aufrecht und sind mit den kurzen, weissen Staubfäden um die Hälfte kleiner, als die Blumenblätter. Auf dem 3 -furchi- gen, oben braunen Fruchtknoten steht ein blauer, fadenförmiger Griff'el von der Länge der Staubge- fässe. II. Dichorisandra undata C. Koch et Lind. (Wochenschrift IX, 238.) Huniillima; Caulis brunnesceus, pilosus: Folia approximata, ovata, breviter petiolata, superficie in- ter nervös laterales transverse undulata, in pagina superiore discoloria, in inferiore brunnea, margine ciliata. Diese fast nicht minder schöne Art bleibt weit niedriger, als die vorige, da sie kaum 9 Zoll hoch wird. Zahlreiche behaarte und braune Stengel ent- steigen dem Boden und machen die Pflanze sehr buschig. Aus dieser LTrsache imd wegen der als- bald zu beschreibenden schönen Färbung der Blät- ter eignet sie sich noch mehr zur Schaupflanze, als die vorige. Die eirunden, aber doch spitz - zulau- fenden Blätter haben bei einer Breite von 2|- bis 3 Zoll eine Länge von 4 Zoll und stehen durch einen kurzen und am Rande gewimperten Stiel mit der ebenfalls kurzen und umfassenden Scheide in Verbindung. Mit Ausnahme langer Wimperhaare am Rande ist das Blatt unbehaart. Die Oberfläche ist doppelfarbig. Während sie im Allgemeinen eine dunkelgrüne Farbe besitzt, zieht sich längs des Mittelnerves ein über 4 Linien breiter, längs der 3 seitlichen Nerven (auf jeder Seite) aber ein um die Hälfte schmälerer und band- artiger Streifen von silbergrauer Farbe in demsel- ben schwachen Bogen, wie der Nerv selbst läuft, von der Basis nach oben. Die Unterfläche ist da- gegen durchaus braun. Was aber die Pflanze besonders kenntlich macht und die Ursache zur Benennung gab, das sind die wellenförmigen Erhebungen, welche zwischen den seitUchen Nerven in der Quere sich erheben und rasch aufeinander folgen. Zwischen dem äussersten Seitennerven und dem Rande selbst ist aber das Blatt flach. Bis jetzt haben wir noch keine Blüthen ge- sehen, wir hoften aber eine Beschreibung derselben noch uachti-äglich liefern zu können. Vaterland bei- der Dichorisandren ist, wie das der anderen Arten, Brasilien, und zwar die Provinz Maynas, woher sie Linden direkt durch seinen Sammler bezog. 347 Von Heil in nach Paris. polani|dj-ii.ulncril"rijc .Shiisni. (ScUIusp.) In der alten ehrwürdigen Stadt Mecheln (Ma- lines der Franzosen) suchte ich meinen Freund, de Cannart d'Hamale, Vorsitzenden des dortigen Gartenbau-Vereines, auf. Es gibt wohl wenig Men- schen, die so sehr dem Gemeinnützigen ergeben sind und bei vielen Opfern nach allen Seiten hin eine solche Thätigkeit entfalten, vor Allem aber ihrem Vaterlande so leben, als de Cannart d'Ha- male, Senator des Königreiches Belgien. Mag man sagen, was man will, Belgien ist, trotz aller Partei- Umtriebe, ein glückliches Land, die Belgier sind brave, gute und ausserordentlich thätige Menschen. Der Wohlstand, welcher unter Karl V. in Belgien herrschte, wird wiederkommen, wenn auch auf an- dere Weise. In keinem Lande steht die Gärtnerei auf einer so hohen Stufe, als grade wiederum in Belgien; nirgends gibt es auch so viele Blumen- und Pflan- zen-Liebhaber, als in genanntem Lande. Man kauft Pflanzen um die höchsten Preise und kultivirt sie mit einer Sorgfalt, wie man es ausserdem nur aus- nahmsweise findet. Während der Versteigerung von Agaveen und ähnlichen Pflanzen vor nun 2? Jah- ren in Brüssel aus der Sammlung des bekannten van der Vinnen, wurden Exemplare der Agave Verschafleltü mit fast 700 Franken bezahlt. 300 und 400 Franken waren gewöhnliche Preise für an- dere, gut kultivirte Arten. Die belgischen Pflanzen-Liebhaber weichen da- durch von den meisten deutschen ab, dass sie nie mehr xVrten kultiviren, als sie in ihren Gewächs- häusern bequem unterbringen können, so dass jede Pflanze sich, unbehindert von der andern, selbstän- dig zu entwickeln vermag. Deshalb besitzen be- sonders Exemplare, welche viel Raum beanspruchen, wie Agaveen Dracäneen, Theoplu-asteen und an- dere Blattpflanzen in Belgien meist ein Ansehen, wie wir es bei unseren deutschen Pflanzen-Liebha- bern nur selten in der Weise beobachteten. Man sieht hier erst recht, welchen dekorativen Werth dergleichen Pflanzen haben. Ich besinne mich noch einer Agave attenuata des Baron v. Osy in Ant- werpen von bedeutender Grösse, wo auch nicht der geringste Makel sich vorfand. Obwohl der Garten des Senators de Cannart d'Hamale mitten in der Stadt sich befindet, so hat er doch durch Ankauf von anliegenden Grund- stücken allmählig eine ziemlich freie Lage erhalten, so dass Sonne und Luft ungehindert Eintritt ha- ben. Ein nicht grosses Wasserbassin mit Trauer- weide, Panipasgras u. s. w. auf der ringsum sich zie- henden geringen Böschung befindet sich dem eigent- lichen Wohn- und Gartenzimmer, von dem ein Al- tan mit Trc])pe herabführt, gegenüber. Hohes Ge- büsch, zum Theil aus Blüthensträuchern bestehend, deckt die Mauer, welche hier die Strasse begrenzt. Der Garten zieht sich nach der einen Seite hin, sich alsbald erweiternd. Hier ist der eigentliche Schmuckgarteu mit schönen Rasenflächen und aller- hand Massiv's und Arabesken. Es herrscht hier das Mittel zwischen dem Pariser und dem Berliner Geschmacke, jedoch war der letztere überwiegend. Reizend nahmen sich die Bordüren mit Festuca glauca aus. Das durchaus gleichfarbige Blaugrün genannter Pflanze trat aus dem Saftgrün und zum Theil vor dem Braunroth des Coleus Verschaffeltii um so mehr hervor. Auf dieses Gras, was Mackoy in Lüttich geliefert und bei uns noch nicht in An- wendung gekommen ist, mache ich aufmerksam, rathe aber, es dem Auge nicht zu nahe zu brin- gen, da die steifen und harten Blätter der Schön- heit in der Nähe Abbruch thun. In einer nordwärts liegenden Einbiegung, wo die Mauer dahinter ebenfalls durch Gebüsch ge- deckt war, befand sich eine Felsengruppe mit Aga- veen und ähnlichen Pflanzen. Sie war zwar nicht gross, enthielt aber zum Theil seltene Exemplare. Zum ersten Male sah Ich hier in voller Blüthe Agava e yuccaefolla Hook, und der Gärten. In meinen Amsterdamer Agaveen-Studlen (8. Jahrg. d. Wochenschr. S. 104 u. 110) habe ich nachgewiesen, dass die ursprüngliche, zuerst von Redout^ In seinem grossen Lilrenwerke (Tom. V, tab. 328 und 329) beschriebene A. yuccaefolla eine ganz andere Pflanze Ist, als die der Gärten, und welche Hoo- ker später in ^lem botanical Magazine (tab. 5213) beschrieben und abgebildet hat. An besagter Stelle Ist dieser letzteren deshalb der Name Agave Hoo- ker I gegeben worden. Die Pflanze steht der A. dealbata am nächsten und treibt, wie diese, einen sehr hohen und einfachen Schaft hervor, wo die grünlich -gelblichen Blüthen, von kleineu Deckblät- tern gestützt , paarweise daran sitzen. An der Pflanze von Mecheln hatte er bereits eine Höhe von 14 Fuss. Hooker gibt sogar 20 Fuss hoch an. Die echte Redoute 'sehe Agave yuccaefolla schllesst sich den krautartigen, besonders der A.spicata, an und treibt, wie diese, nur einen Schaft von 3 Meter. Die härtlichen Blätter sterben aber wahr- scheinlich nicht Im Winter ab. In der Abbildung von Hooker Ist übrigens ein kurzer Stamm angegeben, der an dem Exemplare In Mecheln fehlte. Das Kalthaus enthielt zwar nicht viele Pflan- zen, aber alle, besonders die grossen Farne, befan- den sich In untadelhafter Kultur; es war trotz der 43* 348 Kleinheit landschaftlicli gehalteu. Die Wände er- schienen mit Aroideen, Bromeliaceen, Ficus scan- dens und barbata, Farnen u. s. w. nicht sehr dicht bedeckt, so das« die schwarzen Steinstücke, welche man dem ebenfalls schwarzen Mörtel eingefügt hatte, hier und da sichtbar wurden. Das Orchi- deenhaus war im Umbau begriflen. Senator de Caunart d'Hamale theilte mir mit, dass auch er früher ungemein durch Ungeziefer, besonders Scha- ben (Blatta), gelitten, diese aber durch mit Zucker gemischten Arsenik, welchen er in Muscheln uud zwischen die Steine gestreut, in Kurzem vollständig vertilgt habe. Was endlich das W^armhaus anbe- langt, so enthielt dieses hauptsächlich Blumen aus der Familie der Gesneraceeu. Ausserdem waren aber Gloxinien und Achimenes im freien Kasten vorhanden, wo sie sich in reichster Blüthenfülle entfaltet hatten. In Brüssel nahm das Garten-Etablissement der neuesten Einführungen von Linden von Neuem einen vollen Tag meine Aufmerksamkeit in An- spruch. Man mag auch in noch so kurzen Zwi- schenräumen dahin kommen, mau findet nicht allein etwas Neues, sondern auch etwas Schönes. Eben wurden wiederum Kisten mit Pflanzen, wenn ich nicht irre, aus Neuseeland erwartet; aus Brasilien waren erst vor Kurzem deren angekommen. Es lohnt sich in der That für Systematiker, alle Jahre eine Reise nach Brüssel zu macheu, nur um Kenut- uiss von dem Linden 'sehen Etablissement und dem, was es in der Zeit erhalten, zu nehmen. Und was bietet in dieser Hinsicht Belgien ausserdem! Ich habe bereits früher schein das Linden 'sehe Etablissement (5. Jahrg. d. Wochenschr. S. 203) be- schrieben und kann mich demnach auf das dort Gesagte berufen; ich werde auch fn den nächsten Nummern der Wochenschrift noch einige neue Pflanzen; welche erst vor Kurzem daselbst eingeführt wur- den, beschreiben und wegen ihrer Schönheit sie Pflanzen-Liebhabern empfehlen; aber doch muss ich auf Einiges zurückkommen. Auf dem Kontinente besitzt ohne Zweifel Linden von allen Handels- gärtnereien die bedeutendste Sammlung von Orchi- deen, die gewiss mit der von Veitch & Söhne in England rivalisiren kann. Das Neueste findet man sicher bei ihm, zumal bei den Einführungen seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf Orchideen ge- richtet ist. Ich fand eine seltene Auswahl in schö- nen Exemplaren und viele in BJüthe. Es erlaubt mir weder Zeit noch Raum, hier ausführlich über sie zu sprechen. Nächstdem sind es Aroideen, von denen Lin- den alljährlich Neues einführt; man muss bedauern, dass diese zur Dekoration einzig dastehenden Pflan- zen, welche eine Zeit lang bei Liebhabern eine her- vorragende Stelle einnahmen, neuerdings nicht mehr in der Weise angewendet werden. Für Zimmer sind Anthurien , Monsteren, Scindapsus und Philo- dendren hinsichtlich ihrer leichten Kultur und Dauer den Dracäncen ebenbürtig, eine Reihe derselben nimmt aber auch mit den lichtarmen Räumen im Hintergrunde der Gewächshäuser fürlieb und hätte dann einen Vorzug.. Andere Arten und Formen, besonders der Abtheilung der Kaladieen, vor Allem Xanthosomen, Colocasien und Alocasien, liefern zu Gruppen im Freien schätzbares Material. Endlich hat Linden bei seinen Einführungen aus tropischen Ländern den bunten Pflanzen, welche die Franzosen als oi'uöes von den plantes panachees unterscheiden, besondere Aufmerksamkeit zugewen- det. Die Fülle, welche man hier findet, ist ausser- ordentlich. Aus den meisten Familien sind deren vertreten , am häufigsten finden sie sich jedoch in den Familien der Scitamineen, besonders in der Abtheilung der Marantaceen, ferner in denen der Apocynaceen , Akanthaceen und Rubiaceen, vor. Man kann nur bedauern, dass für die meisten der- selben ein Warmhaus und sorgfältige Behandlung nothwendig ist, welches erstere leider nicht jedem Blumenliebhaber zu Gebote steht. Wenn schon die- sem letzteren ein seltener Genuss zu Theil wird, wenn er die niedrigen Häuser, in denen diese bevor- zugten Kinder der Flora sich befinden, durchwan- dert, so möge man sich noch an die Stelle eines Botanikers versetzen, der ausserdem noch die Freude hat. Manches darunter zu finden, was bisher der Wissenschaft unbekannt geblieben war. Es wird ihm hier Gelegenheit geboten, manches Neue zur weiteren Kenntniss zu bringen. Linden führte midi endlich in den offenen Garten hinter den Gewächshäusern. Auch hier sah ich Vielerlei, was für den Pflanzenfreund um so mehr Interesse haben dürfte, als diese Pflanzen we- niger Sorgfalt verlangen und (in Brüssel wenigstens) im Freien aushalten. Es waren krautartige Pflan- zen und Gehölze vou dekorativem Interesse. Doch ich musste am Abend Brüssel verlassen. W'eun der Tag auch noch länger angedauert hätte, er wäre immer noch viel zu kurz gewesen , um von Allem Kenntniss zu nehmen. So konnte ich auch hier nur einen flüchtigen Blick auf den reichen Inhalt des Gartens werfen. Gent war mein nächstes Ziel, diese Metropole der nicht allein kontinentalen Gärtnerei, sondern dieser überhaupt. Die Namen van Houtte, Ver- schaffelt, van Geert u. s. w. reichen, jeder allein schon, hin, um dem Pflanzen-Liebhaber, aber auch dem Botaniker, zu sagen, dass ich mich auf klassi- schem Boden befand. Ich berufe mich auf eine frühere Skizze, welche ich von Gent gegeben (siehe 349 5. Jalirg. d. Wocliensclir. S. 213). Ein Besuch bei dem Vorsitzenden der ältesten Gartenbau-Gesellschaft, welche eben die in Gent ist, van der Hecke de Lembeke, gab mir Gelegenheit, auch dessen Gar- ten nach langer Zeit wiederum in Augenschein zu nehmen. Dieser steht mit dem Hause in der näch- sten Verbindung und liegt mitten in der Stadt. Auch hier ist das Kaltliaus landschaftlich ge- halten; man tritt aus dem Wohnzimmer ein und glaubt unter freiem Himmel zu promeniren. Ruhe- bänke und Tische laden zum Sitzen ein. Man kann auf den ersteren ein beschauliches Leben für die Zeit, welche man frei hat, führen; man kann ein Frühstück einnehmen oder die Damen beschäftigen sich mit ii'gend einer Arbeit. Dieses Komfortable ist auch noch etwas, was in den Gärten, und na- mentlich in den Gewächshäusern der Vornehmeren bei uns in der Regel fehlt. Es fängt jetzt aller- dings auch in Deutschland an, hierin etwas besser zu werden. Der Kommerzienrath Raventi hat in Moabit bei Berlin die Verbindung der Gewächs- häuser mit den Räumen seiner W^ohnung in einer Weise liergestellt, die seinen Kunstsinn bewahrheitet. Auch im Bors ig' sehen Garten in Berlin wird eine ähnliche Verbindung jetzt hergestellt. In dem Garten der Gartenbau- Gesellschaft be- findet sich ein schönes Ausstellungs- Gebäude, über das ich schon früher gesprochen habe (s. 5. Jahrg. S. 82). So bedeutend es auch ist, so reicht es doch jetzt nicht mehr aus. Die letzten internationalen Ausstellungen in Brüssel, Amsterdam und London haben gezeigt, was jetzt gegen früher vorhanden, und die Ansprüche gesteigert. Gartenbau und Pflan- zenhandel sind gegen 10 Jahre zurück von einer Bedeutung geworden, die man, wie vieles Andere, früher nicht ahnte. Im nächsten Jahre ist wiederum der 5-jälirige Cyclus, in dem die Genter Garten- bau-Gesellschaft grosse Ausstellungen hält, abgelau- fen und es steht demnach wiederum eine bevor. Da aber Paris bereits seine Programme zur näch- sten internationalen Pflanzen - Ausstellung ausgege- ben, so hat man von Seiten Gent's das Jahr 1868 als das ihrer Ausstellung gewählt. Zu diesem Zwecke ist fast der ganze vordere Raum am bis- herigen Ausstellungs-Gebäude bereits in Angriff ge- nommen, um dieses bedeutend zu vergrössern. Nur ein Tag war für meinen Aufenthalt in Gent beistimmt. Ich beschloss demnach, diesen ein- zigen Tag dem grossartigen Etablissement von L. van Houtte zu widmen. Ich fand den überaus thätigen Besitzer über der Bestimmung einer Ii-idee, deren Zwiebel aus Bi-asilien bezogen war. L. van Houtte besitzt eine hübsche Bibliothek, welche be- ständig durch neuere systematische Werke berei- chert wird. Trotz seiner nicht geringen botanischen Kenntnisse macht L. van Houtte gar keine An- sprüche als Gelehrter und steht fortwährend mit Botanikern in Deutschland und in Frankreich in Verbindung. In dem Etablissement von L. van Houtte in Gent sind auch deshalb die Pflanzen im Allgemeinen richtig bestimmt, weshalb dieses einen grossen Vorzug vor den meisten anderen der ' Art besitzt. Bekanntlich gibt L. van Houtte seit dem Jahre 1845 die „Flore des serres" heraus, von der bereits die (j ersten Hefte des 16. Bandes erschie- nen sind. Kein Werk gibt ein so genaues histo- risches Bild von der Gärtnerei seit den vierziger Jahren, als die „ Flore des serres". Eben deshalb j muss man bedauern, dass dieses wichtige Werk nicht mehr so rasch, als früher, erscheint, da der Herausgeber In seinem grossartigen Etablissement leider zu sehr beschäftigt Ist, um noch viel Musse- stunden für die Bearbeitung des ersteren herauszu- finden. L. van Houtte besitzt selbst eine Stein- druckerei, worin eine nicht geringe Anzahl, beson- ders jüngerer Leute, beschäftigt werden, um die Abbildungen herzustellen. Eben hatte man daselbst die schönen Palmen in Arbeit, welche neuerdings hauptsächlich von Ihm eingeführt sind und zum Theil bereits schon eine grosse Zierde unserer Ge- wächshäuser darstellen. Ich mache die Abonnenten auf den Inhalt der nächsten Lieferungen deshalb aufmerksam. Es machte mir um so mehr Freude, die Zög- linge der mit dem Etablissement verbundenen Gärt- ner-Lehranstalt eben von einer achttägigen Exkur- sion in den Ardennen zurückkommen zu sehen, als der Sohn eines meiner Berliner Freunde sich dar- unter befand. Die Gärtner-Lehranstalt nimmt ohne Zweifel nuter allen Anstalten dieser Art in Europa den ersten Rang ein. Ohne grade wissenschaftlich gebildet zu werden, bekommen die Zöglinge bei dem guten Lehrer-Personal doch einen Begriff von dem, was WIsseuschait heisst und welche Bedeutung diese grade für die Gärtnerei besitzt. Hauptsächlich wer- den sie aber In allen Zweigen der Gärtnerei prak- tisch unterrichtet, wozu um so mehr Gelegenheit geboten wird, als diese sämmtlich vertreten sind. Es ist in der That eine nicht geringe Arbeit, alle Gewächshäuser des van Houtte'schen Etablis- sements durchzugehen, wenn man nur einigermassen sich mit Ihrem Inhalte vertraut machen will. Von der Besichtigung des übrigen Theiles des grossen Gartens, wo besonders auch die Obstbaumzucht und die Anzucht von Hyazinthen, Tulpen und an- deren Zwiebel-, sowie Knollen -tragenden Pflanzen, im Grossen betrieben wird, stand Ich gleich anfangs ab. Vor Allem Ist die grosse Ordnung und die Sauberkeit in allen Gewächshäusern nicht genug 350 anzuerkennen. In dieser Hinsicht ist in Deutsch- land noch Manclies zu verbessern, so viel auch in den letzten Jahren dafür geschehen ist. Das Palmenhaus betrat ich zuerst, wo die neuen Einführungen hauptsäclilich vertreten waren. Wel- cher Anblick! die herrliche Verschaffeltia splen- dida mit ihrem Kebenbuhler, dem Phoenicopho- rium Borsigianum (Sechellarum), nicht etwa ein- zeln, nein, sogleich in Hunderten freilich kleiner Exemplare, man möchte fast sagen, waldartig zu sehen! Es wird schwer, der einen vor der andern den Vorzug zu geben. Wenn Linne überhaupt die Palmen die Fürsten unter den Pflanzen nannte, so sind diese beiden Arten die Fürsten unter den Palmen. Zwar scheinen sie keineswegs eine be- deutende Höhe zu erreichen, desto imposanter sind aber die rundlichen oder eirundhchen und gefalte- ten Blätter, wie sie wagerecht von dem Stengel ab- stehen. Verschaftoltia splendida ist weit schlanker mid scheint auch rascher zu wachsen, als Phoeni- cophorium Borsigianum , von der bekanntlich das grösste Exemplar im Borsig'schen Garten zu Moa- bit bei Berlin sich befindet. Da die Preise für beide Pflanzen keineswegs mehr so hoch sind und jugendliche Exemplare nur 25 und 30 Fr. kosten, so können auch weniger bemittelte Liebhaber die beiden herrlichen Palmen kaufen. Wer mehr ge- ben kann, thue es, um seine Freude gleich an her- angewachsenen Exemplaren zu haben. Da wir wissen, dass die meisten Palmen auch in den Zimmern aushalten und es Liebhaber gibt, die nahe an 80 verschiedene Arten iu denselben kultiviren, so machen wir, besonders auch Damen, auf diesen Zimmerschmuck aufmerksam. Es gilt dieses ganz besonders von den reizenden Areken der neuesten Zeit, die allerdings Herrn. Wendland, imser tüchtiger Palmenkenner, in anderen Ge- schlechtern untergebracht hat. Vor Allem zu em- pfehlen ist Oncospermum Vanhouttcanum, die als Areca nobilis in den Handel kam und nach H. Wendland die echte A. rubra Bory sein soll, während die der Gärten demnach noch unbeschrie- ben zu sein scheint. Während diese völlig ohne Stacheln ist und daher wohl auch eine echte Areca darstellt, ist die Bory'sche Pflanze d. N. mit diesen dicht besetzt und schliesst sich in dieser Hinsicht den Astrocaryen an. Areca speciosa heisst jetzt Hyophorbc amaricaulis. Stamm und Blattstiele sind weiss- bestäubt, so dass die die dunkel - kastanienbraune Farbe nicht deutlich hei-vortritt, während die gros- sen Blätter von schöner grüner Farbe wie mit Fir- niss überzogen sind. Zu demselben Genus gehört auch Areca Verschaffeltii, im Ansehen der Arenga saccharifera, aber eleganter und durch die gelbe Spindel ausgezeichnet. Wir machen ferner auf Leopoldinia pulchra, von der ebenfalls die zurückbleibenden dicken Nerven der Blattscheiden zur Anfertigung von Besen gebraucht werden, auf- merksam, ebenso auf sämmtliche Thrinax- Arten, von denen besonders T. gracilis und gram in ea für Zimmer zu empfehlen sein möchten. Weniger ist das der Fall in Betreff der reizenden Acan- thophocnix crinitus mit der silberweissen Unter- fläche der Blätter. Zuerst kam zuletzt genannte Pflanze als Colamus dealbatus und dann als Cüla- mus Verschaffeltii in den Handel. Es hiesse den mir vorgeschriebenen Raum für diese Skizzen überschreiten, wollte ich auf gleiche Weise, wie ich es hier in Betreff' der Palmen ge- than, auch die interessanteren Pflanzen der anderen Häuser durchnehmen. Ich verschiebe dies auf eine andere Zeit, denn ich zweifle nicht, dass mir doch wieder über Kurz oder Lang Gelegenheit geboten wird, nach Gent zu kommen und von Neuem das Etablissement von L. van Houtte zu besuchen. Nicht umhin kann ich aber, die verehrten Leser der Wochenschrift noch in das für die Gesneraceen be- stimmte Haus zu führen. So viel ich weiss, war L. van Houtte der Erste, welcher nach einem bestimmten Plane durch seinen damaligen Ober- gärtnei-, dem jetzigen Chef des botanischen Gartens in Zürich, Ortgies, Kreuzungen zwischen 2 ver- schiedenen Arten von Gesneraceen iu Ausführung brachte. Seit dieser Zeit ist L. van Houtte fortwäh- rend bestrebt gewesen, Blendlinge heranzuziehen; es ist nicht zu leugnen, dass er eine glückliche Hand hatte. Seine ersten Tydäen - Blendlinge schmücken noch jetzt bei den Liebhabern die war- men Gewächshäuser, besonders die, in denen Or- chideen gezogen werden, aus. Seitdem hat sieh allerdings ihre Anzahl nicht unbedeutend vermehrt und es sind Blendlinge mit auderen Arten hinzu- getreten. In dieser Hinsicht stehen die NägeUen und Achimenes oben an. Von der gleich interes- santen, als schönen Eucodouopsis naegelioides ist erst iu der letzten Sitzung des Vereines die Eede gewesen (Seite 321). Diese Mannigfaltigkeit und Schönheit iu den Zeichnungen der Blumen , wie solche zu Tausenden sich in dem langen Gewächs- hause hinzogen, vermochte den Blumenfreund, der dergleichen noch nicht gesehen, in Erstaunen zu setzen. So wichtig auch dergleichen Bleuduugs- Versuche für den Physiologen sowohl, als auch für den Blu- misten sein mögen, besonders wenn sie, wie hier, prinzipiell durchgeführt sind, so ist doch der Sy- stematiker, welcher sich mit den reinen Arten und etwa noch mit den Abarten und Formen, wie diese 351 in der Natur von selbst vorkommen, beschäftigt, iii einem solchen Hause völlig rathlos und ist am Ende seines Wissens angelangt. Er staunt zwar das, was erreicht wurde, an, bedauert aber vielleicht, dass ihm damit die reinen Arten genommen sind. Aphorismen über das Wachsthiiiii. Die Frage, ob die Pflanzen am Tage mehr wachsen, als des Nachts, ist im Allgemeinen zu Gunsten des Tages entschieden, obwohl Praktiker in der Gärtnerei stets das Gegentheil behaupteten. Botaniker erklärten die Täuschung, weil der Zeit- raum, wie sie meinten, in der Nacht, nach welcher man eine Pflanze gesehen habe, grösser als am Tage sei und man in der Regel nicht daran denke, son- dern nur das Faktum des Grössergewordenseins in's Auge fasse. Nach Duchartre in Paris, dem wir eine von uns hier benutzte Abhandlung über diesen Gegen- stand verdanken (Journ. de la soc. d'hortic. de Par. 1866, p. 212), ist Ventenat der Erste gewesen, der das Längen-Wachsthum beobachtete. Es blühte im Jahre 1793 im botanischen Garten in Paris Furcraea gigantea zum ersten Male und wurde von ihm beschrieben. Dabei gibt er an, dass der Blü- thenschaft im Verlauf von 77 Tagen eine Länge von 74 Meter erreicht habe. Genaue Messungen hat er nicht angestellt, wohl aber bemerkte er, dass das Wachsthum am Tage mehr betrug, als des Nachts. Nach ihm war es erst der vor einigen Jahren verstorbene Professor E. Meyer, welcher genaue Messungen mit dem Blüthenschafte der Amaryllis Bel- ladonna während der Tage vom 4. bis 15. Septem- ber 1827 anstellte. Bei dreimaliger Messung (um 6 Uhr des Morgens, um Mittag und um 6 Uhr des Abends) fand er, dass das Wachsthum am Tage fast noch einmal so schnell war, wie des Nachts. (Siehe Verband], d. Vereines z. Beförd. d. Gartenb. V, S. 110.) Einige Jahre später hat wiederum E. Meyer Blätter vom Weizen und von der Gerste und da- rauf Meyen die Haferpflanze zum Gegenstande von Messungen gemacht und beide haben gefunden, dass das Wachsthum ebenfalls während des Tages am stärksten war. Mulder hingegen erhielt schon 1829 bei einem Blatte der Urania speciosa grade ein entgegengesetztes Resultat: das Wachsthum war grade umgekehrt des Nachts über noch einmal so stark, als am Tage. Im Jahre 1843 stellte ebenfalls Harting von Neuem Versuche mit der Hopfenpflanze an und fand, dass, wenn er den ganzen Tag von 24 Stun- den in 3 Abschnitte brachte, die grösste Verlänge- rung während der ersten Zeit in den Vormittags- stunden bis 3 Uhr am stärksten, später jedoch bei bereits mehr herangewachsenem Stengel grade dann am schwächsten erschien. Es waren dann die Stun- den von 3 Uhr Nachmittags bis 1 1 Uhr Nachts, wo sich das W^achsthum am stärksten zeigte. Zu gleicher Zeit hat Munter ebenfalls Messungen an- gestellt. Später geschahen sie auch in England. Die letzten Messungen haben wohl Martins, Gas- pary und Sachs gemacht. Die des ersteren in- teressiren ganz besonders, indem er nachwies, dass einige Pflanzen am Tage, andere des Nachts mehr wachsen. Bei unserer gewöhnlichen Agave ameri- cana ist am Tage das Wachsthum grösser, während es umgekehrt bei Dasylirien des Nachts überwiegt. Nicht weniger interessant sind ferner die Beobach- tungen des Professors Duchartre in Paris, wel- cher dergleichen im vorletzten Sommer an 5 ver- schiedenen Pflanzen gemacht hat. Diese wuch- sen sämmtllch im Durchschnitt des Nachts mehr, als am Tage. Nur an einigen Tagen, und zwar an solchen, wo der Himmel bedeckt war, oder wo es sogar regnete, stellte sich beim Weinstock das W^achsthum zu Gunsten des Tages heraus. Bei schönem Wetter war dagegen das Wachsthum bei Nacht beträchtlich grösser gewesen. Prof. Martins in Montpeillier hat von Neuem das Wachsthum des Schaftes eines Dasylirion acro- trichon in diesem Jahre beobachtet und dieses wie- derum bei Nacht grösser gefunden, als bei Tage. Es sind diese Beobachtungen um so wichtiger, als sie früher schon einmal bei derselben Pflanze an- gestellt waren und dasselbe Resultat gegeben hatten. Es dürfte sicher auch das Interesse der Leser der Wochenschrift in Anspruch nehmen, über die letzten Messungen des Wachsthumes von Dasyjii'ion acro- trichon etwas Näheres zu erfahren. Martins selbst hat seine Abhandlung in der Revue horticole (Jahrg. 1866, p. 354) veröfi'entHcht. Es war am 4. Juni, als der Gärtner an dem besagten Dasylirion acrotrichon (gracile mancher Gärten) bemerkte, dass der Schaft hervorbrechen wollte. Den Anfang der ersten Streckung kann man demnach wohl mit dem 1. Juni beginnen las- sen. Der Schaft mass am 4. Juni bereits 85 Ceu- timeter*). Es wurde anfangs nur 2 Mal des Ta- ges, früh Morgens um 6 und Abends um 6 Uhr, gemessen. Bis zum 14. Juni geschah das Wachs- thum rascher; von da nahm es ab und am 23. Juni Abends war es nicht mehr zu bemerken. *) Es wird nochmals wiederbolt, dass der Preussische Fuss sicli zum Meter verhält, wie 1 : 3,1862, dagegen hat der Centi- meter 4,588 (also etwas über 4-i-) Zoll. 352 Der Schaft besass am genauuteu letzten Tage eine Höhe von 2 Meter 88 Ccntimeter, so dass im Durchschnitt 12^- Ccntimeter auf eleu Tag kamen; für die ersten 11 Tage betrug das Wachsthum je- doch alle 24 Stunden l'J, für die letzten 12 hin- gegen nur 6^- Centimcter. Es war des Nachts stets bedeutender, denn während es zwischen 6 Uhr des Jlorgciis und 6 Uhr des Abends im Durchschnitt etwas über 4 Centimeter betrug, war der Schaft in der Zeit von 6 Uhr des Abends bis ü Uhr des Morgens im Durchschnitt fast um das Doppelte ge- wachsen. Die grösste Streckung am Tage geschah am 5., des Nachts hingegen vom 10. zum 11. Juni. Das Wachsthum des Nachts verhielt sich demnach zu dem am Tage, wie 1:0,63. Vom 11. Juni an wurde alle 3 Stunden gemessen und da fand sich das grösste Wachsthum zwischen o und 6 Uhr des Morgens, hierauf zwischen 9 Uhr des Abends und Mitternacht. Bei allen diesen Untersuchungen ist jedoch ein Moment noch nicht hinlänglich aufgeklärt. Zwi- schen Wachsen und Strecken ist nämlich immer noch ein Unterschied. Unter Wachsen versteht man eigentlich nur das Bilden von neuen Zellen ; es können diese sich aber auch nur, hauptsächlich durch Aufnahme von Wasser, strecken. Dadurch wird ebenfalls nicht weniger eine Vergrösserung bedir.gt. Am allerdeutlichsten ist das Letztere bei dem bekannten Kiesen-Bovist zu beobachten. Am Abend ist der in allen seinen Theilen fertig -gebil- dete Pilz auf einer Wiese oft sehr schwer zu fin- den, weil er noch klein imd unbedeutend ist. Wenn man dann, besonders nach einem warmen Regen, am Morgen auf dieselbe Wiese kommt, findet mau nicht selten 6 bis 9 Zoll und mehr im Durchmes- ser enthaltende Exemplare. Diux'h die Messungen von Martins ist zuerst nachgewiesen, dass bei manchen Pflanzen das Wachs- thum am Tage, bei anderen des Nachts bedeuten- der ist; es können sich selbst nahestehende Pflan- zen, wie Agaven und Dasylirien, ganz entgegen- gesetzt verhalten. Dieses war Jul. Sachs (Hand- buch der Experimental-Physiologie der Pflanzen, S. 32 und 71) völlig unbekannt. Es ist aber eine andere, sehr gewichtige Frage, welchen Einfluss bei diesem normalen Wachsthume Licht und Wärme ausserdem haben? Da scheint sich denn herauszustellen, dass Wärme, in sofern die nöthige Feuclitigkeit vorhanden ist, das Wachs- thum stets vermehrt, nicht aber Licht; umgekehrt trägt Mangel oder völliger Abschluss des Lichtes, eine Zeit lang wenigstens, zur Verlängerung jun- ger Organe und namentlich zur Streckung der In- ternodien wesentlich bei. Wir sehen dieses bei allen Gewächshauspflanzen, denen Licht fehlt, wir sehen dieses bei den im Frühjahre treibenden Kar- toff'elu im Keller. Es findet hier zwar ebenfalls eine Neubildung von Zellen statt; diese ist aber, wenigstens bei den Pflanzen, die im Lichte wach- sen, unter dem Einflüsse des Lichtes stärker, die Streckung der Zellen hingegen geringer. Das Ctttöfil'l^ßiiieiit 1)011 '}. üerfcfjuffcft in ijciit. Eben ist uns ein Verzeichniss desselben zuge- kommen. Da es eine reiche Auswahl von Pflan- zen, hauptsächlich des Kalthauses, enthält, die zu den beliebtesten, auch bei uns, gehören, so halten wir es für Pflicht, Liebhaber von Neuem darauf aufmerksam zu machen. Am reichsten sind die Sammlungen von chinesisch-indischen Azaleen, von Rhododendren, welche letztere, wenigstens jenseits des Rheines und in Süd- Deutschland, den Winter über im Freien aushalten oder doch nur wenig ge- deckt zu werden brauchen, von Kamelhen und von Dickpflanzen, hauptsächlich von Agaveeu. In letz- terer Hinsicht hat Jean Verschaffelt unter allen Handelsgärtnereien die bedeutendste Sammlung; es kommt noch dazu , dass die grösseren Exemplare sich stets in guter Kultur befinden. Ferner machen wir auf die Sammlung von Au- cuben aufmerksam. Von der männlichen Pflanze werden 6, von der weiblichen sogar 13 Formen kultivirt. Wir haben schon mehre Male auf die Schönheit, besonders der letzteren, aufmerksam ge- macht und wiederholen hiermit unsere Empfehlung. Ein einigcrmassen schön -gezogenes Exemplar,, mit feurig - scharlachrothen Früchten bedeckt, gibt im Kalthause, aber auch in jedem nichtgeheizten Zim- mer, was nur frostfrei gehalten werden rauss, um so mehr eine grosse Zierde, als die Früchte sehr lauge, fast noch länger, wie bei Ardisia crenulata, hängen bleiben. Am 7. d, M. starb «Icr Obcriiintuiitiiii liartiii (irashoff, Besitzer einer der grösstcn 'ittne, aber keine Kinder. >Vir behalten uns vor, Näheres uoch über ihn zu berichten. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse Nu. 2, Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, ZietenPlatz No. 2. Wochenschrift des Vereines zar Beförderung; des dlartenbanes in den König;!. Preassischen Staaten für No. 44. (wärtnerei und Pflaiizenkuiide. Redakteur : I*r'ofessor" I>r. Karl Kocli, Geueral-Sekretair des Vereines. Berlin, den 3. November 1866. Preis des Jahrganges Sj Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Friedrich Adolph Haage. Eine biographische Skizze. — Bulletin du Congres international de botanique et d'hor- ticulture, reuni a Amsterdam le 7. — 11. Avril 18G5. — Die Pflanze von Dr. Ern.st Hallier und Dr. Fr. Eochleder. Friedrich Adolph liaage. Eine biographische Skizze. Wir haben bereits in der 3'J. Nuinraer der Wo- chcnsehritt die traurige Kunde von dem am 20. September erfolgten Tode des Chefs einer für ganz Deutschland, man möchte sagen, für ganz Europa bedeutenden Gärtnerei gebracht. Damit ist wieder einer der Männer, welche auf die Entwickelung des deutschen Gartenwesens der neueren und neuesten Zeit einen grossen Einfluss ausgeübt haben, aus dem Kreise Derer, die fortwährend noch dafür wir- ken, geschieden. Friedrich Adolph Haage ge- hört einer Gärtner-Familie an und hatte als Mit- glied derselben gleich in seiner ersten Jugend eine seltene Liebe für die Erziehung von Pflanzen und Blumen an den Tag gelegt. Eifurt, seine Vater- stadt, war damals schon mit seineu Kulturen be- rühmt. In Erfurt war es wohl auch, wo, wenig- stens die deutsche Gärtnerei, sich von der Land- wirthschaft, von der sie bis dahin einen integriren- den Theil gebildet, sich emanzipirte und wo ihre Jünger schon länger zu einer besonderen Genos- senschaft sich vereinigt hatten. Die Geschichte der Erfurter Gärtnerei ist ausserordentlich wichtig. So viel wir wissen , ist man auch von sachkundiger Seite mit einer Bearbeituug beschäftigt; leider ste- hen ihr dadurch aber viele Schwierigkeiten entgegen, dass sehr wenige Aufzeichnungen aus früherer Zeit vorhanden zu sein scheinen, in sofern diese nicht etwa in den Archiven des alten Kurfürstenthumes Mainz , wohin die Stadt Erfurt vor der Einverlei- bung in das Königreich Prcussen gehörte, vorhan- den sind. Wie es scheint, wanderte ein Vorfahr Fried- rich Adolph Haages erst gegen den Anfang des 18., oder schon zu Ende des 17. Jahrhundertes in Erfurt ein. Woher? haben wir bis jetzt nicht er- fahren können; nur so viel ist gewiss, dass der erste Haage, der nach Erfurt kam, bestimmt ein Gärtner war. Der Grossvater des eben Verstor- benen, Johann Heinrich Haage, wurde im Jahre 1738 oder 1739 geboren und beschäftigte sich hauptsächlich mit der Anzucht von Gemüsen, wozu er den v. Ziegler'schen Garten im Dreienbrunnen in Pacht hatte. Für die Leser der Wochenschrift, welche mit den speziellen Lokalitäten Erfurt's nicht bekannt sind, theile ich mit, dass dieser sogenannte Dreienbrunuen aus einem im Süden der Stadt lie- genden Höhenzuge, dem Steiger, hervorkommt und eine sehr fruchtbare Niederung mit reichlichem Was- ser, was Sonnner und Winter eine ziemlich gleiche Temperatur besitzt und deshalb in den kalten Mo- naten nie zufriert, versieht. Das Wasser wird in breite Kanäle, die sogenannten Klingen, geleitet und zum Theil zur Kultur der berühmten Erfurter Brunnenkresse, zum Theil aber auch zum Bewäs- sern der grossartigen Gemüse- Anpflanzungen, benutzt. Johann Heinrich Haage wurde fast bei allen seinen gärtnerischen Arbeiten von seiner Frau, einer geboruen Engelhardt, wesentlich unterstützt. Die- ser zulezt erwähnte Mann wird allen Denen be- 44 354 kanut sein, welche die Bescbreibuiig des Dreien- brunnens von Christian Reinhardt kennen. Ne- ben seiner Geniüsegärtnerei betrieb er übrigens auch nuch, und zwar, wie es scheint, gleich anfangs nicht unbedeutend, Landwirthschaft; diese uiuss ihm selbst später Hauptbeschäftigung gewesen sein, denn sein ältester, im Jahre 1763 geborner Sohn, Franz Anton Haage, der Gründer der Handelsgärtnerei dieses Namens, wurde schon im jugendlichen Alter dieser gewidmet und später mit ihrer Leitung auch be- auftragt. Die Gärtnerei hat Franz Anton Haage zwar nicht erlernt; er legte aber für sie fortwäh- rend eine grosse Liebe an den Tag. Es wird des- halb nicht auffallen, dass er mit seiner Selbstän- digkeit und Verheirathung die Landwirthschaft auf- gab und sich ausschliesslich der Gärtuerei widmete. Von seinem Schwiegervater erhielt er zu diesem Zwecke das Grundstück, welches auch jetzt noch im Besitze seiner Familie ist, kaufte später aber noch den Reinhardt 'sehen Garten im Dreien- brunnen und behielt ausserdem den v. Ziegler'- schen ebenfalls ferner in Pacht. Im Dreienbrunnen legte er sich mit aller Energie auf die Kultur der Brunnenkresse und trieb mit ihr in den benachbar- ten Städten, besonders nach Weimar und Gotha, einen bedeutenden Handel. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhuudertes hatte man weder so vie- lerlei Gemüse, noch stand eine solche Auswahl von Sorten zu Gebote, wie jetzt. Es scheint auch, als wenn die Brunnenkresse zu jeuer Zeit und bis in die dreissiger Jahre, wo duixh die Eisenbahnen allmählig für die Gärtnerei sich eine neue Aera eröffnet hatte, weit lieber und allgemeiner genossen worden wäre, als heut' zu Tage. Aus meinen Ju- gendjahren erinnere ich mich noch der mit Brun- nenkresse beladenen Wagen, welche des Mittwochs und Sonnabends auf dem Markte von Weimar stan- den. Um geringe Preise wurden die kleinen, dicht zusammengebundenen Bündel der Brunnenkresse noch in den zwanziger Jahren rasch verkauft. Der spätere Grossherzog von Weimar, Karl August, liebte ebenfalls die Brunnenkresse und ersuchte noch im vorigen Jahrhunderte Franz An- ton Haage, diese nach seiner Residenz zu ver- pflanzen. Das geschah auch. Da Fr. A. Haage aber zu wenig Zeit dazu hatte, so liess er die Anpflan- zungen hauptsächlich durch seinen jüngsten Bruder Joachim ausführen. Die Uhr, welche er nach der Ausführung vom Herzog zum Geschenk erhielt, glaubte er auch diesem übergeben zu müssen. Sie soll sich noch in dessen Familie befinden. Wo die Brunnenkresse in Weimar angepflanzt wurde, weiss ich nicht; denn ihre Kultur muss, da man später gar nichts mehr davon wusste, bald wiederum auf- gegeben worden sein. Wahrscheinlich wurde sie in einem Bache des sogenannten Sternes in der Nähe der Schlossbrücke, wo noch jetzt viel Brun- nenkresse sich befindet, angepflanzt. Joachim Haage wird als ein schöner Mann gerühmt. Er etablirte sich ebenfalls, aber später, in der Neuen Gasse in Erfurt. Er ist der Vater von Martin, von Franz und von Friedrich Haage. Der älteste von diesen war bekanntlich ein bedeutender Gemüsezüchter, dem man auch die Züchtung des berühmten Erfurter Zwergblumen- kohles verdankt. Leider ist er vor einigen Jahren im besten Jlannesalter gestorben. Der zweite Sohn von Johann Heinr. Haage hiess Nikolaus, wurde im Jahre 1765 geboren und ist der Vater von unserem Friedrich Adolph. Er erhielt bei dem Hofgärtner Wehmeier in Ich- tershauseu (zwischen Gotha und Erfurt gelegen) eine vorzügliche gärtnerische Erziehung, und ver- heirathete sich, nachdem er selbständig geworden, mit der Tochter eines Postbeamten, Namens Nehr- lich. Diese Frau soll auf das Geschäft und auf dessen Hebung einen grossen Einfluss ausgeübt ha- ben. Leider verlor Nikolaus Haage sie zeitig durch den Tod. Er verheirathete sich dann zum zweiten Male. Er selbst starb während der Blockade im Jahre 1813 und hinterliess 6 Söhne und 1 Tochter. Friedrich Adolph war der zweite Sohn und wurde am 21. März 17,96 geboren. Da er beson- ders begabt und sehr thätig war, so nahm sein Onkel, Franz Anton Haage, dessen Gärtnerei, wie schon erwähnt, damals blühte, sich seiner be- sonders au. Seine gärtnerische Ausbildung erhielt er jedoch bei dem Hofgärtner Johann Heinrich Seidel im Königl. Orangengarten in Dresden, wo- selbst er am 1. September 1811 eintrat. Als er 3 Jahre darauf in das väterliche Haus zurückkehrte, war eben der Königliche Aufruf zur Befreiung des Vaterlandes erschienen. Er trat als Freiwilliger bei den Jägern ein und machte den Feldzug bis zur Einnahme von Paris mit. Nach dem Frieden kam er zu seinem Onkel Franz Anton als Gehülfe und blieb bei demsel- ben bis zum Jahre 1822, wo er alsdann einen klei- nen Garten pachtete und mit einem Kapitale von — 100 Thalern seine Selbständigkeit begann. Wenn man noch bedenkt, dass ihm im zweiten Jahre ein Hagelwetter heimsuchte und ihm viel schadete, so wird man ihm gewiss weder Fleiss und Energie, nocli Intelligenz und Kenntnisse, absprechen kön- nen, wenn man erfährt, dass er schon sehr bald sich so viel erübrigte, um ein Stück Land käuflicli zu erwerben und dieses zu einer Gärtnerei umzu- gestalten. Von Jahr zu Jahr kaufte er etwas dazu und schuf sich schliesslich ein Etablissement, was 355 bald von grosser Bedeutung wurde und Iieute noch zu den ersten Gärtnereien Deutschlands gehört. Wer mit der Eisenbahn über Weimar nach Erfurt koinrat, bemerkt zur Seite, wenn er durch das Thor gekommen ist, allerhand Anpflanzungen, besonders während der guten Zeit eine Menge Cactus- Arten zwischen Felsen und grossen Steinen. Daselbst be- findet sich die Haage'sche Gärtnerei. Es liegen uns die Verzeichnisse derselben von ihrem Anfange an vor; es dürfte demnach nicht ohne Interesse sein, die während der ersten 3 Jahr- zehende ihrer Wirksamkeit eingeführten oder ver- vollkommneten Pflanzen einer näheren Betrachtung zu unterwerfen und darnach auf die gärtnerischen Zustände jener Zeit, zunächst Thüringens, einen Schluss zu ziehen. Die ersten 15 Kriegsjahre die- ses Jahrhundertes waren überwunden; auf die grosse Hungersnoth im Jahre 1S17 folgte reicher Erndte- Segen. Es konnte nun auch wiederum die Gärt- nerei, welche, gleich Wissenschaft und Kunst, Frie- den verlangt, gedeihen und daher rasch zu Erfolgen kommen. Es hatte sich allerdings schon vor den zwan- ziger Jahren die alte Liebe zu Blumen bei den Thüringern wiederum eingefunden und die Gärten, selbst der Landbewohner, waren von Jahr zu Jahr schöner geworden. Einen grossen Einfluss auf die rasch zunehmende Liebe für Pflanzen und Blumen übte der damalige Grossherzog von Weimar, Karl August, dadurch aus, dass er in den Anlagen seines Lustschlosses Belvedere bei Weimar einen Mustergarten mit kostspieligen Gewächshäusern an- legte und in diesen eine Menge der seltensten Ar- ten zog. Als guter Pflanzenkenner reiste der Gross- herzog einige Male nach England , um in eigener Person Pflanzen zu kaufen. Garten und Gewächs- häuser waren Einheimischen und Fremden auf das Liberalste geöffnet. In dem Garten von Belvedere wurden vielleicht in den zwanziger Jahren die mei- sten ausländischen Pflanzen in dem heutigen Deutsch- land kultivirt. Friedrich Adolph Haage stand aber fortwährend mit Belvedere in Verbindung. Wir haben uns bereits auch dahin ausgespro- chen, dass überhaupt in den zwanziger Jahren der Grund zu den späteren grosseia Erfolgen der Gärt- nerei und der Gartenkunst überhaupt gelegt wurde. Die Zahl der eigentlichen Gartenblumen war in jeuer Zeit noch gering; man beschränkte sich haupt- sächlich auf einige, deren möglichste Vollkommen- heit man zu erstreben suchte. Der Wohlstand war damals noch keineswegs der Art, dass bei Privaten der Luxus der Gewächshäuser hätte Fuss fassen können. Es gab in den zwanziger Jahren nur we- nige reiche Leute , welche für Gewächshäuser be- deutende Suramen zur Verfügung stellen konnten. Desto mehr cxistirten in jener Zeit, im Ver- gleich zu unserer, die Sammlungen bestimmter, im Freien aushaltender Lieblingsblumen. Es waren de- ren besonders 2, welche die meisten Verehrer hat- ten: Nelken und Aurikeln. Die Liebhaberei für Tulpen , Hyazinthen und andere Zwiebelblumen herrschte während der zwanziger Jahre weniger diesseits, als vielmehr jenseits des Rheines vor. Mit besonderer Vorliebe zog Fr. A. Haage Nelken heran. Während er im Jahre 1824 nur 50 Sorten zum Verkaufe stellte, betrug 2 Jahre später die Zahl derselben schon 400. Es war aber nicht allein die Garten-Nelke, die man zu vervoll- kommnen suchte, es geschah dieses auch mit der China-Nelke, von der man schon damals eine gross- blühende als Dianthus japonicus besass, und mit der Garten- Karthäuser- Nelke (D. barbatus). Mit Aurikeln, sowie mit den verwandten Primeln, scheint Fr. A. Haage sich weniger beschäftigt zu haben. Eine ausgezeichnete Sammlung, besonders der letz- teren, befand sich aber in Belvedere. Levkojen sind Blumen, welche in Thüringen mehr als irgendwo anders gepflegt werden und da- selbst nicht allein zuerst ihre Vervollkommung er- halten haben, sondern fortwährend noch einer hö- heren Vervollkomnmung entgegen geführt werden. Die Zahl der Sorten Sommer-Levkojen betrug an- fangs der zwanziger Jalire 50, eine Zahl, welche 1830 auf 64 stieg. Winter-Levkojen gab es 1828 16 Sorten, während vom Lack nur 4 Sorten kul- tivirt wurden. Auch die Meerstrands-Levkoje war zu jener Zeit sehr beliebt, während man sie jetzt kaum noch sieht. Nächstdem weiKlete man den Astern viel Auf- merksamkeit zu; die Zahl ihrer Sorten war 1830 bereits bis auf 18 gestiegen. Ferner gehörte die Balsamine zu den Lieblingsblumen der Thüringer; zu derselben Zeit kultivirte man von ihnen schon 16 Sorten. Kittersporn, und zwar der gefüllte des gewöhnlichen, der wild unter dem Getreide wächst (Delphinium Consolida), sowie der süd- europäische (D. Ajacis), waren ebenfalls in mehrern Sorten (5 und resp. 8) vorhanden. Eine sehr beliebte Blume war schliesslich Mirabilis Jalappa, von der man zeitig 7 Sorten kultivirte. Schade, dass diese so wenig Mühe machende Florblume jetzt so wenig in Gärten benutzt wird; es gilt dieses auf gleiche Weise von der gegen Abend den angenehmsten Geruch verbreitenden M. longiflora. Auch unsere jetzt noch beliebte Ipomea pui-- purea oder Pharbitis hispida war bereits im Jahre 1824 mit 6 Sorten vertreten. Der Spanische Pfef- fer (Capsicum annuum) existirte ebenfalls in meh- rern (8) Sorten und war eine beliebte Pflanze der Bürger, welche sie mit der Eierpflanze (Solanum 44 f 556 Melongena) ebenfalls in mehren Sorten vor ihren Fenstern aufstellten. Es ist zu bedauern , dass beide Pflanzen jetzt so sehr vernachlässigt werden. Garten - und Klatsch - Mohn (^Papaver somniferum und Ehoeas) wurden in den Gärten vielfach in gefüllten Sorten, deren man bereits mehre besass, gezogen. Auch die Malven (Stockrosen) erhielten besondere Aufmerksamkeit; man versuchte nicht vergebens, zunächst in den Farben eine grössere Mannigfaltigkeit zu erzielen, während man später .sein Augenmerk darauf richtete, die Blumen ge- drängter und mehr zu gleicher Zeit blühend zu er- halten. Die Strohblumen (Helichrysen) existirten da- mals bereits, aber nur in der ursprünglichen Form, dagegen hatte man von der Papierblume (Xeran- themum) schon mehre Sorten. Eine sehr beliebte Blume jener zwanziger Jahre war der Flos afri- canus oder die Studentenblume (Tagetes erecta und patula); doch kultivirte man damals noch wenige Sorten. Dasselbe galt auch von der Ringel- oder Todtenblume (Calendula officinalis), welche mit der vorigen und der Sonnenblume (Helianthus annuus) auf dem Laude am meisten verbreitet war. Als Pflanze, welche man kaum noch in unseren Gärten sieht, die man damals aber ziemlich allge- mein antraf, nenne ich den Venusspiegel (Campa- nula Speculum), blau- und weiss-blühend. Ebenso hatte mau häufig die S})riuggurke (Momordica Ela- terium oder Ecbalium agreste) , weniger als Zier-, sondern mehr als Vexir-Pflanze, wegen der leicht sich lösenden und dann den saftigen Inhalt mit Gewalt ausstreuenden Früchte. Man liebte damals Scherze der Art und kultivirte deshalb auch ziem- lich häufig die sogenannte Vexir-Nelke (Agrostemma coronaria), au der man riechen iiess, um mit den steifen und spitzen Kelch-Abschnitten etwas in die Nase zu stechen. Unsere Nasturtieu oder ludischen Kressen (Tropaeolum majus vmd minus) wurden da- mals noch ängstlich im Gewächshause erzogen, und zwar nur in der ursprünglichen Gestalt. Dasselbe galt von Schizanthus pinnatus, der 1829 zuerst erschien. Ausser den genannten Blumeii fand man in den zwanziger Jahren in den Gärten mehre Fuchs- schwanz-Arten (Amarantus), Adonis aestivalis und autumnalis, Chrysanthemum coronariura und -jarina- tum, welche letztere Blume jetzt wieder Mode ge- worden ist, Iberis amara und umbellata. Erdbeer- Spinat (Blitum), Lavatera trimestris, Malva mau- ritanica, die rankenden: Adlumia cirrhata und Cvsti- capnos africana, sowie die wohlriechende Wicke (La- thyrus odoratu.s), Convolvulus tricolor, Cacalia oder Emilia sonchifolia, die gewöhnliche und Moschus- Kornblume (Centaurea Cyanus und moschata, auch suaveolens), das weisse Gedenkemein (Omphalodes linifolia), mehre Ziunien, natürlich auch Reseda, die Skabiose, bereits in einigen Sorten, Stiefmütterchen (allerdings nur in wen'gen Farben), einige Sileuen (S. pendula, Armeria u. s. w.) und Oenotheren, fer- ner den kapischeu Senecio elegaus, Sanvitalia pro- cumbeus (eine der ältesten Rabattenpflanzen), Po- lygonum Orientale, das grosse Flittergras (Briza maxima) und gegen die dreissiger Jahre auch be- reits Gilia capitata. Als Blattpflanzen dienten be- reits mehre Ricinus-Arten. Alle diese Blumen wurden im Garten von Fr. A. Haage, welcher, um sich von Franz Antou Haage zu unterscheiden, zu seiner Firma noch die nähere Bezeichnung „junior" hinzugefügt hatte, in grosser Menge gezogen, um den Samen zu verkau- fen. Dieses Samen-Geschäft, zu dem auch die Ge- müse-Sämereien gehörten, gab die hauptsächlichste Einnahme der Gärtnerei. Der Anbau von Sommer- Gewächsen, von Florblumeu und von Gemüsepflan- zen nahm deshalb auch den grössten Theil des der Gärtnerei gehörigen Landes ein. Später wurde auch auf die Anzucht von Stauden, Rosen, einigen anderen Blütheusträuchern des Kalthauses, von Neu- holländern , weniger von Warmhauspflanzen , Auf- merksamkeit verwendet. Was. die Stauden anbelangt, so waren diese in den zwanziger Jahren sehr beliebt. Man pflanzte sie, zumal sie wenig Mühe machten, gern auf Ra- batten an. Auch in Parks und grösseren Aulagen fanden sie mannigfache Anwendung. Es dürfte von Interesse sein, diejenigen, welche hauptsächlich da- mals sich vorfanden, hier aufzuzählen: Mutterkraut, Doronicum- Arten, Tausendschönchen oder gefüllte Bellis perenuis (in 5 Sorten), Helianthus- Arten (4), Löwenmaul, Dracocephalum-Arten, Ehrenpreis (Ve- ronica) (25), Akelei, hoher (perennirender) Ritter- sporn (10), Sturmhut (Aconitum) (5), Adonis ver- nalis, Helleborus - Arten (4), Fingerhut (4), Geis- kraut ( Galega officinalis ) , Päonien (5) , orientali- scher Mohn, perennirende Lupinen, rother Baldrian, Polemonium coeruleum, Rudbeckien (5), Echinops sphaerocephalus, Hieraclum aurautiacum, verschiedene perennirende Astern und Goldruthen (Solidago) (10), Dictamnus albus, Campanula Medium, die Glocken- blumen-Arten (4) mit lilienartigen Blumen oder Adenophoren, die jetzt leider ganz aus den Gärten verschwunden sind, 2 dunkelroth-blühende Allium's, ferner 21 Iris, 6 Lilien, Affodill, Ilemerocallis, As- clepias incarnata, mehre perennirende Lein -Arten, Morina persica, Moluccella lacvis, Phlox-Arten (13), Trollius - Arten (4), Thalictrum's (5), krautartige Spiraeen, Tradescautien , Hedysarum coronarium, gefülltes Seifenkraut, zweierlei gefüllte Ranunkeln und gefüllter Seharbock, Lathyrus latifolius in meh- S57 rern Sorten ii. a. ; hauptsächlich spielte aber die Viola matronalis eine sehr grosse Rolle. Unter die- sem Nameu verstand man nämlich die weissblühende und gefüllte Abart der Hesperis matronalis. Keine Blume war damals, besonders wegen ihres vorzüg- lichen Geruches, so beliebt. Selbst Bauern beschäf- tigten sich mit ihrer Anzucht, um im ersten Früh- jahre die jungen Pflanzen, später die abgeschnitte- nen Stengel massenweise auf den Markt der Städte zu bringen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Viola matronalis in keiner Hinsicht den be- sten Sorten der Sommer - Levkoje naehstebt; man kann um so mehr, als Kultur und Vermehrung sehr leicht sind, nicht begreifen, warum sie fast gänzlich jetzt aus unseren Gärten verschwunden ist. Nächst- dem war die Feurige Liebe (Lychuis chalcedonica fl. pl.) bereits in 5 Sorten beliebt, ausserdem noch die gefüllte Pechnelke (L. Viscaria). Endlich nennen wir die Georgine, deren Blumen anfangs der zwan- ziger Jahre freilich ein ganz anderes Ansehen hat- ten, als jetzt. Ln Jahre 1829 kultivirte Fr. A. Haage erst y Sorten. Im Kalthause wurden in den zwanziger Jahren eine Menge Pflanzen, zum Theil sehr sorgsam, ge- halten, die wir jetzt im Freien haben und höchstens in Warmbeeteu kultiviren. Dahin gehört vor Allem das Christusauge (Coreopsis tinctoria), Commelina coelestis, Hemerocallis japonica, Helenium quadriden- tatum, Liebesapfel (Lycopersicum), die Chrysanthe- men, die Pfauenfeder (Amarantus bicolor u. tricolor), Hahuenkamm, Gomphrenen, Christusthräne (Coix Lacrymae), ein Gras, welches jetzt fast gar nicht mehr gesehen wird und damals wegen der thränen- artigen Früchte sehr beliebt war, Ageratum, Alstroe- meria Pelegrina, mehre Cleomen, die man jetzt auch nicht mehr sieht. Von den jetzt so sehr beliebten Blütliensträu- chern der Azaleen , Rhododendren und Kamellien findet man in den Verzeichnissen von' Fr. A. Haage jun. während der zwanziger Jahre nur nebenbei Erwähnung; es waren damals auch von ersteren fast nur die pontischcn und amerikanischen Arten, welche man hier und da kultivirte. Auch auf Rosen und ihre Neuzüchtung verwendete man damals noch nicht die ausserordentliche Sorgfalt, wie jetzt. Centifölien und Essigroseu, diese aber be- reits in zahlreichen Sorten, fanden sich viel in den Gärten , die Monatsrosen , chinesisch - indischen Ur- sprunges, wurden dagegen nur in Töpfen kultivirt. Diese waren es, welche man an den Fenstern der Wohnzimmer, besonders in kleineren Städten, auch auf Dörfern, allgemein sah. Von anderen Blüthensträuchern spielten bereits einige Schmetterlingsblüthler eine Rolle , so Coro- nilla glauca, Indigofera tinctoria, Chorozema ilicifo- lium (seit 1829), Genista candicans, Ijotus jaco- baeus, Sutherlandia (Colutea) frutescens, auch Cyti- sus elongatus und purpureus, welche damals noch im Kalthause kultivirt wurden , ferner Mimosa pu- dica, Datura fastiiosa und suaveolens (als arborea), Asclepias curassavica u. s. w. Als Fruchtstrauch war Ardisia crenulata, wie jetzt, sehr beliebt. Aus- serdem hatte man hauptsächlich Eurybia (Aster) argophylla, die man jetzt gar nicht mehr sieht, zu jener Zeit aber wegen des moschusartigen Geruchs der Blätter häufig vorhanden war, Browallia elata und demissa, Heliotrop, Hemimeris urticaefolia, Pe- largonien*), Sparmannia africana, Solanum Pseudo- capsicum, Viburnum Tinus, Malva capensis, Lan- tana Camara, strauchartige Calceolarien, Salvia coc- cinea und vor Allem eine Reihe Neuholländer, als Akazien, Melaleucen , Metrosideros und Leptosper- men. Endlich war Anthurium (Pothos) violaceum die erste Aroidee, welche nebst Caladium bicolor in Anwendung kam. Von krautartigeu oder doch weicheren Pflan- zen zog man in Töpfen in den zwanziger Jahren: Verbena Aubletia, eine Mutterpflanze unserer heu- tigen Verbenen, Gloxinien, Achimenes coccinea (Cyrilla), mehre Canna's, mehre Ocymum's, Aga- panthus umbellatus, 3 Begonien (hirta, spathulacea und discolor). Baumwollenpflanze, als Lianen: Gly- cine rubicunda und bimatulata, einige Dolichos-Arten, Billardiera scaudens, einige Basellen, die man jetzt gar nicht mehr sieht, Thuubergien, Blumenbachia insigais und Maurandien. Ihnen schliesseu sich be- sonders die kleinfrüchtigeu Cucumis- Arten, wie: C. Chate, Prophetarum u. Dudaim, ferner Momordica Balsamina und Charantias, an. ZierkUrbisse waren übrigens auch schon sehr viel, und zwar natürlich im Freien, angewendet. Martynia proboscidea wurde wegen der Gemshorn- ähnlichen Früchte gezogen. Als Dickpflauzen waren damals in der Haage'- schen Gärtnerei nur 1 Cactus und 1 Stapelia vor- handen, obwohl damals Cactus und Stapelien, so- wie Aloen, schon bei Liebhabern eine nicht unbe- deutende Rolle spielten. Interessant ist schliesslich noch, dass Biota (Thuja) orientalis und Chamaecy- paris thuioides damals nur im Gewächshause kulti- virt wurden. Blattpflanzen, welche damals bereits in und bei Berlin und Potsdam ziemlich allgemein in Anwen- dung kamen, fanden sich noch nicht im Handel. Die Liebhaberei dafür verbreitete sich erst in den dreissiger Jahren von Berlin aus weiter. *) Damals zwar im H a a g ff ' scheu Katalog uuljedeuteuJ, docli aussBrdem sehr verbreitet. Im Park von Weimar waren bereits vor den zwanziger Jahren Massif's von Pelargonien, wie man sie jetzt in Paris sieht, vorhanden. (Fortsetzung folgt.) 358 Bulletin du fongres international de liotaniqiic et dlior- ticiiltiire reuui ä Amsterdam le 7.— 11. Avril 1805. Die Zeit hat uns bisher nicht erlaubt, vorhe- gendes Bulletin in der Wochenschrift zu bespr,e- chen, obwohl es nun bereits mehre Monate sich in unserem Besitze befindet. Ein Bericht der damit verbundenen internationalen Ausstellung von Pflan- zen scheint nicht offiziell herausgegeben zu werden; um so mehr freut es uns, dass wir, und zwar schon kurz nach dem Schlüsse derselben, einen solchen in der Wochenschrift gegeben haben (s. vor. Jahrg. S. 153), in dem wenigstens eine gewisse Ausführ- lichkeit vorhanden ist. Was von anderer Seite über die Ausstellung veröftentlicht wurde und uns zugekommen ist, möchte kaum auf eine Vollstän- digkeit Anspruch machen können, so dankenswerth es auch sonst gewesen sein mag. Wir haben uns schon an anderen Stellen dar- über ausgesprochen, wie sehr es bedauert werden niuss, dass dergleichen grosse, den Botanikern ein reiches ^laterial zur Verfügung stellende Ausstel- lungen so wenig oder eigentlich gar nicht für die Wissenschaft ausgebeutet werden. Es wäre grade Aufgabe eines Kongresses gewesen, hier zu for- schen. Dafür hat man allerhand Fragen zur Dis- kussion aufgeworfen, welche doch nicht zur Erle- digung kommen konnten. Die gewiss zum grossen Theil daukenswerthen Abhandlungen konnten auch ohne Kongress gedruckt werden und hätten ohne Zweifel zu demselben Resultate geführt. Doch es mag dem sein , wie es wolle , es wird gewiss vielen Lesern der Wochenschrift von Inter- esse sein, zu wissen, was in den Tagen vom 7. bis 11. April des vorigen Jahres in Amsterdam ver- handelt wurde. Man hatte den Kongress in eine theoretische und praktische Sektion gebracht, was gewiss manchen Vortheil darbot, anderntheils aber die Männer der Praxis, da beide Sektionen zu glei- cher Zeit tagten, abhielt, an den Verhandlungen über reine Wissenschaft Antheil zu nehmen, wäh- rend imigekehrt die Botaniker von den Verhand- lungen über die angewandte Wissenschaft und über Gärtnerei ausgeschlossen waren. Die Zahl der Theilnehmer lässt sich um so we- niger mit Bestimmtheit sagen, als in den offiziellen Verzeichnissen nicht wenige Männer aufgeführt sind, welche ihre Theilnahme zwar augekündigt hatten, aber nicht erschienen waren. Diesen Fehler, der sich schon in den ersten in Amsterdam gleich an- fangs ausgegebenen Listen vorfand, hätte man aber doch in dem offiziellen, ein Jahr darauf veröffent- lichten Bulletin vermeiden müssen. Umgekehrt wa- ren mehre Theilnehmer, ohne sich vorher angekün- digt zu haben, nach Amsterdam gekommen und fehlen jetzt in den Verzeichnissen, in denen sie sieh allerdings selbst einzutragen versäumt hatten. Ferner sind manche Namen doppelt, einmal im Haupt- Verzeichnisse und dann wieder im Supple- mente, eingetragen worden. Eine Einrichtung war während der Kongress- zeit in Amsterdam getroffen, die vorzüglich war und die man so sehr in Brüssel und noch mehr in London vermisst hatte: man hatte ein bestimm- tes Lokal, das Matrosen -Kaft'eehaus, wo man sich jeden Abend finden konnte. Wenn etwas beige- tragen hat, den Kongress in Amsterdam nutzbar zu machen, so war es gewiss diese auch mit vielem Geschick geleitete Einrichtung, welche noch um so mehr Anerkennung verdiente, als stets Holländer vorhanden waren, um sich der Fremden auf das Angelegentlichste anzunehmen. Eine solche Auf- merksamkeit, wie hier von Seiten der Einheimischen an den Tag gelegt war, verdient den Dank Aller, welche den Amsterdamer Kongress besucht haben. In der offiziellen Liste beträgt die Zahl der Theilnehmer 42(J, und zwar: 197 Holländer, 99 Belgier, 64 Franzosen, 41 Preussen, Norddeutsche ausserdem noch 12, dagegen 13 Süddeutsche, ferner 14 Eng- länder, 4 Russen, 4 Schweizer, 2 Dänen, 2 Italiener, 1 Spanier und 1 Schwede. Es war von Seiten des vorbereitenden Aus- schusses ■ für den Kongress in Amsterdam lange vor der Eröffnung eine Aufforderung erlassen, wo- nach Fragen, resp. Abhandlungen zum Vortrage und zur Diskussion eingesendet werden sollten; dergleichen waren 36 angemeldet. Auf alle näher einzugehen, erlaubt uns weder Zeit noch Raum; es wird demnach genügen, wenn wir die Leser der Wochenschrift auf die wichtigsten aufmerksam ma- chen u»d ausserdem auf das ziemlich umfassende Werk hinweisen. I. In der Sektion der reinen Botanik, wo Pro- fessor Fee aus Strassburg präsidirte, möchten fol- gende'Fi'ageu von weiterem Interesse sein: 1. Kanu man bei Pflanzen mit völlig getrenn- tem Geschlechte dem Samen schon ansehen, ob er eine männliche oder weibliche Pflanze gibt? und welche Kennzeichen hat manV Die Frage war von Belhomme, Direktor des botanischen Gartens in Metz, angeregt und besonders vom ' Professor Kar- sten in Berlin bejahend beantwortet. 2. Professor Casj)ary in Königsberg trug eine Abhandlung über durch Pfropfen erhaltene Blend- linge vor und stützte sich dabei auf die bekannten Orangen, wo die Frucht aus 2 oder 3 Früchten verschiedener Arten zusammengesetzt erscheint, auf 359 Cytisus Adami und auf einen Rosenstrauch, wo eine weisse Moosrose und eine gewöhnliche Centi- fohe an verschiedenen Zweigen vorkamen. Was das Letztere anbelangt, so sind dergleichen Fälle bei Rosen gar keine Seltenheit und neuerdings auch von Carrifere in der Revue horticole viel besprochen worden. Es handelt sich aber hier nicht um zwei Arten , owohl auf einem und demselben Rosen- strauche das Erscheinen von Blumen, welche zwei verschiedenen Arten angehören, sicher nicht zu den Unmöglichkeiten gehört und vielleicht nur versäumt ist, zu beobachten, sondern um zwei Formen. Orangen, aus 2 imd 3 verschiedenen Früchten be- stehend, sind, neuerdings wenigstens, von Naturfor- schern nicht wieder gesehen worden, doch kann deren Wiedererscheinen wohl unbedingt zugegeben werden. Hier handelt es sich aber wahrscheinlich ebenfalls nicht um zwei Arten , sondern wiederum nur um zwei Formen. Dergleichen Erscheinungen kommen auch bei den Aepfeln vor, wie auch An- dere schon beobachtet haben. Ein Gastwirth aus Ratibor sandte uns vor mehrern Jahren einen sol- chen Janus- Apfel, wie ihn die Pomologen nennen, wo die eine Hälfte Streifling, die andere hingegen Reinette war. Was endlich den in der neuesten Zeit wiede- rum so viel besprochenen Cytisus Adami anbelangt, so wäre es vor Allem zu wünschen, dass damit vielfach experimentirt würde. So viel uns bekannt ist, hat noch Niemand Kreuzungs-Versuche mit C. Laburnum und purpureus angestellt, wohl aber wer- den in fast allen Baumschulen von irgend einer Bedeutung Zweige von dem letzteren auf den er- steren gesetzt, ohne dass je etwas dem C. Adami Aehnliches vorgekommen wäre. Da wir in Celle, Köln, Donaueschingen und gewiss noch an manchen anderen Orten C. Adami in sehr grossen Exem- plaren haben , wo die beiden Eltern oft ziemlich regelmässig abwechselnd an einem 2-jährigen Aste erscheinen, so würde vielleicht schon eine genaue anatomische Untersuchung solcher Exemplare, wenn auch nicht völligen Aufschluss, so doch Erläuterung geben. Von Seiten des Professor Morren aus Lüttich und Dr. Regel aus Petersburg wurde Caspary's Annahme, dass durch Pfropfen ebenfalls Blendlinge entstehen können, entschieden widerlegt. 3. Van Hülle, Chef des botanischen Gartens in Gent, sprach über die Mission der botanischen Gärten und wünschte, dass diese weit mehr, als es bisher geschehen, in das praktische Leben eingreifen möchten. Dr. Regel aus Petersburg hielt es eben- falls für sehr wünschenswerth, aber leider seien meist die botanischen Gärten so kärglich mit Mit- teln versehen, dass man schon zufrieden sein müsse. wenn sie nur einem Zwecke entsprächen. Manche kleine botanische Gärten hätten auf diese Weise schon sehr viel geleistet. Es sei, selbst für grosse Institute, ein grosser Fehler, alle möglichen Pflan- zen zusammenzuraffen, man müsse darnach streben, nach den gegebenen Mitteln die Pflanzen auch gut zu unterhalten. Man beschränke sich ferner lieber auf einzelne Familien und deren wissenschaftliche Bear- beitung oder auf Unterstützung anatomischer und physiologischer Ai'beiten. Besser Einzelnes muster- haft, als Vieles mangelhaft. 4. Einen sehr interessanten Vortrag hielt der Direktor des botanischen Gartens In Petersburg, Dr. Regel, über die Idee der Art, wobei er zu glei- cher Zeit die Darwin'sche Ansicht, dass noch immerfort neue Arten entstehen, mit vielem Ge- schick widerlegte. In so einem Falle dürfe mau das Feld der Thatsachen nicht verlassen, wenn man sich nicht der Gefahr aussetzen wolle, auf Trug- schlüsse zu kommen. Es lässt sich nachweisen, dass während unserer ganzen Kulturgeschichte, und selbst so lange Menschen existiren, keine neue Ar- ten entstanden sind. Nicht Alles, was als Art be- schrieben wurde, Ist aber wirklich Art. Diese kann nicht nach einzelnen Blumen und Früchten oder Zweig-Fragmenten aufgestellt werden. Wo dieses geschieht, liegt oft nur Leichtsinn zu Grunde, wenn es auch andererseits zugegeben werden muss, dass nicht immer zur festen Begründung einer Art aus- reichendes Material vorhanden ist. Dazu gehört die ganze Entwickeluugs- Geschichte, ihre Formbil- dung In früherer Jugend und im späteren Alter, fer- ner dieselbe je nach Boden, Lokalität und Klima. Wie die Arten überhaupt gebildet oder geschafi^eu wurden? jetzt schon beantworten zu wollen, dazu Ist unsere Wissenschaft noch nicht reif genug; das werden wir (nach Regel) schwerlich, auch mit all unserem Scharfsinn, sicher ergründen können. IL In der 2. Sektion der angewandten Botanik und des Gartenbaue.:;, wo Prof Koch aus Berlin den Vorsitz führte, dürften folgende Vorträge Inter- esse In Anspruch zu nehmen besonders geeignet sein. L Van Hülle, Chef des botanischen Gar- tens In Gent, sprach über die Systeme des Baum- schnittes. Hierüber Ist bereits In der Wochenschrift (S. 15) Mittheilung gemacht. Der Verfasser ging von der Ansicht aus, dass nicht allein der Baum- schnitt, sondern überhaupt der Obstbau rationell behandelt werden müsse, wenn er die höchsten Er- träge geben solle, und wurde darin durch den Han- delsgärtner de Beucker in Antwerpen unterstützt (s. vorigen Jahrg. der Wochenschr. S. 233). Das Verfahren der Holländer beim Baumschnitte wurde von beiden Gärtnern für irrationell erklärt. Baum- schulbesitzer Ho oft man aus Boskoop bei Gouda 360 ■wiess dagegen nach, dass man auch in Holland bei der Anzucht der Obstgehölze, wenn auch vielleicht auf andere Weise, doch stets nur rationell verfahre. 2. Professor Koch aus Berlin sprach über No- menklatur der Pflanzen und wünschte vor Allem, dass bei Benennungen vim Sorten und Formen der Blumisten nicht lateinische oder lateinisirte Beina- men, sondern beliebige andere Namen gegeben würden, so z. B. die Namen anerkannte!- Blumisten, aber ohne lateinische Eiidigung, französische Be- zeichnungen u. s, w. Ferner rügt er den Uebel- stand, dass viele Handelsgärtner neu eingeführten Pflanzen ohne Weiteres Namen geben und findet einen Grund darin, dass es jetzt wenige Botaniker gibt, welche sich mit Systematik beschäftigen. An- derntheils schliessen diese zum Theil sich sehr oft vornehm gegen Gärtner ab. 3. Baltet, Handelsgärtner aus Troyes, beban- delte die Frage, ob die einzelnen Sorten unserer Kulturpflanzen im Verlaufe der Zeit degeuei'iren? und welche Mitttel es dagegen gebe? Der Redner ist gegen die Ansicht Derer, welche eine allmäh- lige Degenerr.tion und in Folge dessen ein Aus- sterben für möglich halten, und sucht diese viel- mehr in der schlechten Behandlung der Pflauzen von Seiten ihrer Besitzer. An diese Frage schloss sich: 4. Die Abhandlung von Pynaert, Professor an der Gärtner-Lehranstalt in Gent, an: Ueber die Nothwendigkeit, von Neuem Aussaaten zu machen, um kräftige Pflauzen zu erhalten. Der Verfasser ist entgegengesetzt der Meinung, dass unsere Kul- turpflanzen nur eine bestimmte Zeit existiren kön- nen und deshalb allmählig schwächer werden, bis sie schliesslich aussterben. III. Unter den Abhandlungen, welche einge- sendet wurden, aber nicht zum Vortrage kamen, machen wir auf folgende aufmerksam: 1. Professor Munter aus Greifswald: über Gicht oder das sogenannte Gichtig- oder Radig- werden des Weizens und anderer Grasfrüchte. 2. Alfred Wesmael aus Mons: Betrachtun- gen über Blendlinge. 3. Robert Warner aus London: Erfahrungen über Doppel-Glashäuser. 4. Professor Munter aus Greifswald: Beitrag zur ferneren Begründung der Lehre vom Genera- tionswechsel aus der Gruppe der Pilze. Auf diese interessante Abhandlung werden wir später zurück- kommen. Auch über die anderen Näheres mitzu- theilen, fehlt uns Raum und Zeit. Die jJf[aii,^c t«ii Dr. Ernst llallier iiiiii Dr. Fr. Korlii«>r- KZarl Kocli, , . General-Sekretair des Vereines. No. 45. Bei-liu, den 10. November 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 469. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. Oktober. Eine biographische Skizze. (Fortsetzung.) — Friedrich Adolph H a a g e. 409. V«rsaiiiiiiliiii^ des Vereines zur Beförderung des (ilart«'nl>iHies, am 28. Oktober. Der Vorsitzende, Geheimer Ober-Regiermigsrath Knerk, theilte die traurige Nachricht mit, dass wiederum 2 Miglieder, ein wirkliches, Oberamtmann Grashot't in Quedlinburg, und ein korrespondiren- des, Baunischiilbesitzer Job. Scbamal in Jung- bunzlau, dem Vereine durch den Tod entrissen wären, die grosse Verdienste um die Gärtnerei ge- habt und lange Zeit den Verein in seinem Streben unterstützt hätten; er fordere die Anwesenden des- halb auf, um das Andenken solcher Männer zu ehren, sich von ihren Sitzen zu erheben. Professor Koch sprach über ein interessantes Werk vom Inspektor Dr. Lucas, was demnächst erscheinen werde, und machte auf dessen Wichtig- keit aufmerksam. Das illustrirtc Handbuch, was unter den Auspicien des deutschen pomologischen Vereines erschienen sei und mit dem 6. Bande ge- schlossen werde, habe im Auslande nicht weniger, als im Inlande, die verdiente Anerkennung gefun- den; es sei ein echt-deutsches, d.h. in allen seinen Theilen gründlich bearbeitetes Werk, was jedem Po- mologen unentbehrhch sein müsse. Es werde aller- dings dem Anfänger schwer werden, sich in ihm bei seiner Ausführlichkeit durchzuarbeiten. Zu die- sem Zwecke habe auch schon Dr. Lucas einen Leitfaden zum Bestimmen nach dem besagten Hand- buche geschrieben. Diesem schliesse sich nun jetzt ein anderes an, was in nuce, zum Theil mit Ab- kürzungen, Alles gebe, was zum Erkennen und zur Beurtheilung der Frucht nothwendig sei und ausser- dem mehre Tafeln von Durchschnitts -Zeichnungen der Früchte enthalte. Zunächst seien es nur die Aepfel, welche auf diese Weise bearbeitet worden wären. Für ihn seien die Abbildungen von der gröss- ten Wichtigkeit, weshalb er grade über diese sich ausführlicher aussprechen wolle. In verschiedenen Versammlungen des Vereines sei schon oft darauf hingewiesen, wie wichtig die Durchschnitte für das Erkennen der verschiedenen Früchte seien, in so- fern sie richtig gemacht wären. Leider sei dieses aber keineswegs immer der Fall; selbst in den neue- sten pomologischen Werken hätte man sie oft mit einer Oberflächlichkeit angefertigt, die mit der son- stigen Gründlichkeit in direktem Widerspruche stehe. Grade im Durchschnitte, und zwar hauptsächlich der Länge nach, würden stets die wichtigsten Merkmale zur Unterscheidung der verschiedenen Früchte ge- boten, weil sie am wenigsten veränderlich seien. Bau des Kernhauses, Tiefe des Kelches und des Fruchtstieles, Länge des Raumes bis zum Kelch und bis zum Stiel haben sieh bei den verschie- denen Sorten sehr uugleich erwiesen. Dr. Lucas habe nun, anstatt Abbildungen der Früchte im vollkommenen Zustande zu geben, nur Längsdurch- schnitte gemacht und bringe auf diese Weise nächst der Form die charakteristischen Theile des Innern vor die Augen. Dass diese Längsdurchschnitte mehr 45 362 scheraatiscb und ideell seien, indem aus einer Reihe geraachter Durchschnitte das JMittel genommen wor- den, könne nur gebilligt werden. Jetzt schon weiter in die Details einzugehen, hielt Professor Koch nicht für nothwendig; dazu müsse das ganze Werk fertig vorliegen. Wün- schenswcrth möchte es aber auf jeden Fall sein, wenn wenigstens in dem Werke zu gleicher Zeit auch eine bildliche Darstellung gegeben würde, wie Aepfel zur Zeit der Blüthe aussehen und wie die Veränderungen bis zur Frucht allmählig geschehen. Professor Koch glaubte, dass es vielleicht für die Anwesenden von Interesse sein dürfte, auf die ganze Entwickelungs-Geschichte des Apfels einmal zurück- zugehen und von seinem Anfange vor dem zweiten Triebe des der Frucht selbst vorausgehenden Jah- res zu beginnen, um die vollendete Frucht zu ver- stehen und heurtheilen zu können. Man nenne zwar den Apfel eine Frucht, diese sei er aber, in soferu man nicht, wie der Land- wirth, für Frucht Alles, was die Menschen von den Pflanzen geniessen, dafür erkläre, eben so wenig, wie die Erdbeere und die Feige, obwohl im gewöhnli- chen Leben auch diese beiden „Früchte" genannt würden. Mit der letzteren habe der Apfel eine und dieselbe Entwickelung; er unterscheide sich nur dadurch, dass in dem konkav sich bildenden ober- sten Tlieile des Fruchtstieles nur die Fruchtknoten, resp. Früchte, eingeschlossen würden, während in der Feige die ganzen Blüthen enthalten wären. Um diese abweichende Bildung zu verstehen, müsse man wissen, dass das Wachsthum eines Zweiges so lange an seiner Spitze fortgehe, bis dieser durch eine Blüthe begrenzt werde. Zu deren Anlegung und weiteren Entwickelung würden stets die besten Nah- rungssäfte verwendet. Der oberste Theil jedes Zwei- ges, auch des Blüthenstieles, sei ein Kegel, der im letzteren Falle sich aber nicht verlängere, indem die Blüthe rings um ihn, die spätere Frucht aber, oder der Fruchtknoten, auf der Spitze stehen. In der Regel höre damit der Zellenbildungs-Prozess, durch den der Zweig sich verlängere, auf. Höre er nicht vollständig auf, wie es bei man- chen Pflanzen der Fall sei, so werde das AVachs- thura, da, wie eben gesagt, der Gipfel des Stieles durch Blüthen oder Blüthentheile begrenzt sei, seit- lich geschehen müssen. Dadurch bilde sich aber eine Ueberwallung, die schliesslich so gross werden könne, dass die ganzen Blüthen oder nur die mit- telsten Theile derselben, also die Fruchtknoten (bei der Apfelblüthe) oder die Eichen (bei den soge- nannten oberständigen Blüthen, Flores superi), von der Umwalluug eingeschlossen seien. Diese Um- wallung werde oft fleischig oder saftig und enthalte alsdann die sämmtlichen Nahrungsstoffe (Eiweiss, Gummi, Zucker, Stärkmehl u. s. w. nebst wässrigen Theilen), welche sonst die Fruchtschalen besitzen und Ursache seien, dass diese Theile gegessen wer- den können. Dieser Umstand möge, nebst der Aehnlichkeit der Umwallung mit einer Frucht, Ur- sache gewesen sein, dass man auch diese, die am besten als Fruchtbecher bozeiclmet werde, im ge- wöhnlichen Leben Früchte nenne. Betrachte man diese becherförmige Umwallung zur Zeit der Blüthe, so finde man, dass sie ein kreiseiförmiges Ausehen habe und sich von oben nach unten verschmälere. Nach der Blüthe beginne, aber stets in geringerem Masse, von Neuem bei dem Apfel nach unten und nach oben, also eine dop- pelte, bei der Birn (in der Regel) nur nach oben eine schwache Urawallung, in Folge dessen zur Zeit der Reife bei beiden Scheinfrüchten der bleibende Kelch, beim Apfel aber auch ausserdem noch der Stiel wiederum in einer grösseren oder kleineren Vertiefung liegen. Apfel und Birn unterscheiden sich aber auch ausserdem durch den inneren Bau. Die einzelnen Früchte, welche nach aussen mit der inneru Wan- dung der Umwallung (oder des Fruchtbechers) ver- wachsen sind und im gewöhnlichen Leben als Fä- cher (auch als Kerngehäuse) betrachtet werden, ste- hen beim Apfel aufrecht, erscheinen auch meist nach innen mit einander verwachsen und sind an der Spitze schief abgestutzt. Aus dieser, und zwar nach innen zu, steigen die Griffel in die Höhe und verwachsen , da sie dicht neben einander liegen, meist mit einander zu einer Säule, welche sich oft noch aus der Vertiefung, in der der Kelch befind- lich ist, erhebt, gewöhnlich aber wieder weiter oben in die einzelnen Griffel sich auflöst. Bei der Birn stehen die einzelnen Fruchtknoten oder Fächer nicht aufrecht, sondern divergiren nach oben, meist in einem Winkel von 4.^)", die Griflfel entspringen dagegen an der Basis der Fruchtkno- ten, resp. Fächer, und sind mit diesen selbst ver- wachsen , nicht aber unter sich. Im Gegentheil schliessen sämmtliche Griffel eine weitere oder en- gere Röhre ein, welche sich selbst oft noch ober- halb der Fruchtknoten fortsetzt und in der Vertie- fung, in welcher zur Zeit der Fruchtreife der Kelch liegt, mündet. Die Griffel sind auch weiter oben völlig frei von einander, wohl aber oft durch Haare mit einander verbunden. Ferner berichtete Professor Koch über eine Obstsammlung, welche er vom Gutsbesitzer For- man zu Bergen in Norwegen vor 3 Wochen er- halten und legte einige Exemplare aus derselben J vor, welche sich durch Grösse und Schönheit aus- f zeichneten. Wenn man bedenkt, dass noch 10 Grad nördlicher, als Berlin, so schöne Früchte wachsen 363 können, so begreift mau die iiiclit, welche bei uns im Nordosten Deutschlands behaupten , dass das Klima zu rauh sei, um mit Erfolg Obst zu bauen. Unter den norwegischen Früchten befanden sich unter Anderem : Kaiser Alexander mit einem Durch- messer von 4 Zoll, Gravensteiner von schönstem Ansehen, 34- Zoll hoch und 3 Zoll im Durchmesser, Prinzcnäpfel, wenig kleiner und schmäler, dagegen waren allerdings Kalvill, Himbeer-Apfel und andere vcrhältnissmässig klein geblieben. Sommeräpfel, wie die beiden Astrachaner, waren noch nicht passirt; überhaupt schienen Früchte, deren Reife bei uns mehre Jlonate auseinander liegen, in Norwegen in der Eeifzeit einander naher gerückt zu sein. Es befanden sich unter den Früchten auch einige, welche bekannte Sorten darstellen sollten, wie den Borsdorfer, aber im Geschmack, sowie im Ansehen, weit verschieden zu sein scheinen. Sollte wirklich das Klima einen solchen Einfluss ausgeübt oder nicht vielmehr eine Verwechselung der Namen stattgefunden haben? In Betreff der we'ssen But- terbirn war das Letztere bestinnnt der Fall; die norwegische Frucht dieses Namens schien eher die "Windsorbirn (nach Oeneroth's schwedischer Pomo- logie) zu sein. Die rothe Bergamotte war so klein geblieben, dass sie nur die Grösse einer Wallnuss besass, ebenso der Tauber.apfel; beide hatten aber sonst im Aeussern das Ansehen derselben Früchte, wie sie bei uns gezogen werden, auch ziemlich den- selben Geschmack. Die ganze Sammlung bestand aus 25 Sfirten Aepfel, die im Durchschnitt in 4 gleich-ausgebilde- ten Exemplaren vorhanden waren, aus 8 Sorten Birnen, aus 6 Sorten Pflaumen, unter denen auch die Damascener blaue Pflaume und die Reneklode sich befanden, 1 Sorte Aprikosen und 1 Sorte Kir- schen. Leider hatten die meisten der letzteren durch den langen Transport sehr gelitten, so dass sie zum Theil mehr oder weniger angegangen, ja selbst ver- fault waren. Weiter berichtete Professor Koch über Dr. Oeneroth's schwedische Pomologie, welche jetzt vollständig vorliegt. Es war schon früher über das 1. Heft dieses Werkes in einer Versammlung be- richtet worden und ausserdem eine besondere Beur- theihmg desselben gegeben (S. 264); das Urtheil, was damals ausgesprochen, wird bei Einsicht des gan- zen Werkes noch mehr bekräftigt. Vielleicht möchte es noch von Interesse sein, zu erfahren, wie viel Obstsorten unter dem 60. Grade nördlicher Breite in Schweden gedeihen? In genanntem Lande hat der Golfstrom, der für das milde Khma einiger Buchten auf der Westküste Norwegens von grossem Einflüsse ist, keine Bedeutung; und docli gedeihen daselbst 12 Sommer-, 11 Herbst- und 36 Wiuter- Aepfel, also zusammen 69 Sorten, ziemlich gut. Mit einer Reihe anderer Aepfel sind bereits Ver- suche angestellt worden, ein bestimmtes Resultat ist aber noch nicht erlangt. Auch mit Birnen werden durch Dr. Oeneroth noch vielfältige Kultur- Versuche gemacht. Es ge- deihen (freilich bei grosser Sorgfalt) bereits Ib Sommer-, 11 Herbst- und 5 Wiuterbirnen, zusam- men 31 Sorten. Interessant ist, dass die Birnen, im hohen Norden fast noch mehr zu ändern schei- nen, als bei uns. Dr. Oeneroth hat bildliche Dar- stellungen von einzelnen Sorten gegeben, von denen man kaum glauben sollte, dass sie zusammengehö- ren. Kirschen-Sorten sind 25, Pflaumen sogar 48 Sorten angegeben. Aprikosen und Pfirsiche, sowie Quitten, sind zwar aufgeführt, möchten aber stets Fremdlinge bleiben. Vom Schalenobste werden Hasel- und Wall- nüsse , von ersteren 4 Sorten , aufgeführt. Auch Beereufrüchte fehlen nicht. Himbeeren und Brom- beeren mögen in Schweden noch gedeihen, auch wohl Erdbeeren, von denen sogar 10 Sorten be- schrieben sind, aber Weintrauben wohl kaum unter freiem Himmel reif werden, während die Reben ge- wiss im erhöhten Masse zu schützen sind. Endlich legte Professor Koch noch Früchte des Pirus spectabilis vor, welche 8- bis 10-fächrig waren. Streng genommen, müsste man daher diese Art mit dem Genus Ainelanchier vereinigen, mit dessen Arten sie sonst nur eine entfernte Aehnlich- keit besitzt, während das Gehölz der Pirus pruni- folia im äusseren Ansehen so nahe steht, dass beide Gehölze (ohne Blütlien und Früchte) oft nur sehr schwer zu unterscheiden sind. Ebenso gibt mau in dem Genus-Charakter von Pirus jedes Fach als nur mit 2 Samen versehen an; Professor Koch hat aber schon im Jahre 1853 gezeigt, dass mehre Apfelsorten, z. B. Roseiiäpfel, Hasenköpfe u. s. w., mehr als 2 Samen in jedem Fache enthalten. Der in Dresden verstorbene Geh. Rath v. Flotow be- stätigte diese Angaben nicht allein später, sondern theilte selbst Beispiele mit, wo er bis 7 Samen in einem Fache gefunden habe. Ein generischer Un- terschied zwischen Cydonia und Pirus ist demnach gar nicht vorhanden. Hofbuchdrucker Hänel aus Magdeburg hatte Fruchttrauben der Paulownia imperialls mit der Mittheilung eingesendet, dass dieser japanische Baum nicht allein in diesem Jahre ausserordentlich reich geblüht, sondern auch Früchte angesetzt habe. Jede Traube enthielte im Durchschnitt 16 bis 20 Früchte. Die Ursache dieses reichlichen Blühens liege in dem vorausgegangenen sehr milden ^\ inter. Die Paulownle habe nämlich, gleich vielen Gehölzen wärmerer Länder, wo der Winter sehr gelinde sei, 45* 364 die Eigenthümlichkeit, ihre Blüthen scliou im Herbste bis zu einem selir vorgerückten Stadium zu bringen und sie ohne allen Schutz dem rauhen Winter aus- zusetzen, während sonst unsere Gehölze ihre Blü- then nur wenig im Spätsommer und Herbste ent- wickeln, ausserdem aber noch in den Knospenschup- pen Decken haben, welche schlechte Wärmeleiter sind und reichlichen Schutz gegen die Kälte ge- währen. Rentier Lange hatte ein Exemplar der Cam- panula pyramidalis von fast 6 Fuss Höhe ausge- stellt, um auf die Pflanze aufmerksam zu machen. Vor einigen Jahrzehenden war diese eine Lieblings- blume in kleineren Städten und auf dem Lande. Sie wurde daselbst viel in Töpfen kultivirt und vor die Fenster gestellt, wo sie den ganzen Sommer über sich mit Blumen bedeckte. Bei vorliegendem Exemplare war dieses noch in der gewiss späten Jahreszeit der Fall, obwohl es bereits den ganzen Sommer hindurch geblüht hatte. Auch Inspektor Bouch^ empfahl sie allen Liebhabern und rieth, die abgewelkten Blüihen abzukneipen, damit der Nahrungssaft nicht zur Ausbild luig der Früchte, .sondern zur Neubildinig von Blütlieu verwendet würde. Kunst- und Handelsgärtner Emil Liebig in Dresden hatte ein blühendes Exemplar der Tricyr- tis hirta, einer japanischen Melanthacee aus Japan, eingesendet, was reichlich mit Blüthen bedeckt war. ]Nach Professor Koch, der diese seit einigen Jah- ren eingeführte und auch bereits mehrmals in der Wochenschrift erwähnte Pflanze öfters auf verschie- denen Ausstellungen gesehen hatte, sei es ein sehr zu empfehlendes Knollengewächs, was grade um die jetzige Zeit blühe und einen Schmuck für das Zimmer darbieten könne. Er habe eine Pflanze bereits 3 Wochen vor einem Fenster seines Zim- mers gehabt und glaube, dass vielleicht noch eben so viel Zeit vergehen könne, bis dieses allerdings kräftige Exemplar völlig verblüht sei. Mau dürfe übrigens die Pflanze nicht mit einer ähnlichen und weit kleineren, welche einige Jahre früher aus dem Himalaya-Gebirge eingeführt worden sei, verwech- seln, die keineswegs dieselbe Empfehlung verdiene. Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt legte Proben einer langen, rothschaligeu, aber gelbflei- schigen Kartoffel unter dem Namen „Salat-Kartof- fel" vor und empfahl diese besonders zum Salat, weil das Fleisch nicht, gleich dem der meisten an- deren Sorten, durch den Essig, und selbst nicht, wenn die Kartoifelschnitte längere Zeit darin lie- gen, hart werde. Ferner übergab Inspektor Bouche eine Petei-- silienwurzel, welche die Gestalt einer unregelmäs- sigen Selleriewurzel besass und auch dem äusseren Ansehen nach sehr leicht damit verwechselt wer- den konnte. Ober-Kaplan Jen de in Neuzelle bei Frankfurt a. 0. hatte eine Garten-Karthäuser-Nelke (Dianthus barbatus) eingesendet, wo der gedrängte, Trugdol- den-ähnliche Blüthenstand anstatt in die Breite, sich in die Länge entwickelt hatte und das Ansehen einer zusammengesetzten Aehre besass. Inspektor Bouche berichtete über einige Grä- ser, welche Kunst- und Handelsgärtner Krüger in Lübbenau eingesendet hatte und als Futtergräser empfahl. Es waren Arten aus den Geschlechtern der Hirse, der Kolbeuhirse und der Aegyptischen Hirse oder des Sorgho. Dass alle diese grossen Futterwerth haben, unterliegt keinem Zweifel, die meisten der vorliegenden Gräser gehören aber wär- meren Ländern an und bringen nur in sehr gün- stigen Jahren reife Körner. Nach den Mittheilun- gen des Kunst- und Handelsgärtners Krüger jedoch waren seine sämmtlichen Gras-Arten in diesem aller- dings luigünstigen Jahre gereift. Ausserdem em- pfahl Letzterer die blaue Riesen-Kohlrabi, von der er ebenfalls ein Exemplar eingesendet hatte und welche, namentlich jnng, als zartes Gemüse em- pfohlen werden kann. Hofgärtner G. A. Fiutelmann auf der Pfauen- insel theilte mit, dass die in der Wochenschrift (S. 344) erwähnte Datura arborea während der dreis- siger Jahre in den Gärten gewesen sei. Obwohl sie an Schönheit die Datura suaveolens weit über- treflTe, stehe sie aber in sofern nach, als sie keinen Geruch besitze. Dieser Umstand widerspricht aber den Angaben der Eingebornen Peru's, wonach die Blü- then dieser Art grade des Nachts einen sehr star- ken, dem des Moschus ähnlichen Geruch besässen. Inspektor Dr. Lucas hatte eine Zange einge- sendet, welche in seinem eben erschienenen pomo- logischen Kalender beschrieben ist und ein Instru- ment darstellen soll, welches das unsichere Pince- ment und (Jassement bei den Obstgehölzen vertre- ten soll. Es werden nämlich die Vegetatlous-Zweige mit der Zange gepresst und oberhalb der Pressung über den beiden nächstfolgenden Blättern mit dem- selben Instrumente, an dessen oberem Theile eine Vorrichtung dazu vorhanden ist, abgeschnitten. Dr. Lucas glaubt das, was sonst durch Pincement und Cassement bezweckt wird, besser und sicherer mit diesem Instrumente erreichen zu können. Direktor August sprach über die Anwendbar- keit der Spitzen von Erodiensamen zu hygroskopi- schen Beobachtungen und zeigte ein von ihm ein- gerichtetes Hygroskop vor, zu welchem nicht die ganze, vielfach gedrehte Spitze des Korns, sondern nur ein kleiner, zweckmässig ausgewählter und noch eigens dazu präparirter Theil derselben angewendet 365 war. Der angebrachte Zeiger gibt die Luftt'euch- tigkeit mit ziemlicher Zuverlässigiceit an und zeigt beim Behauchen augenblirkhclie Veränderung der Stellung, wodurch die Empfindlichkeit des Instru- mentes bewiesen wird. Die Angaben dieses Hy- groskops entsprechen der relativen Feuchtigkeit in der Luft und es kann die Skala so eingerichtet werden, dass sie angibt, wie viel Prozente die Luft von derjenigen Wassermenge enthält, die sie bei dem vorhandenen Temperaturgrade im Ganzen auf- zunehmen im Stande ist. Der hygroskopische Be- standtheil des Instrumentes, etwa 3 Linien lang, muss von reifem Samen genommen werden. Es ist Erodium Manescavi angewendet worden, was Referent durch Inspektor Bouche erhalten hatte. Die Dauerhaftigkeit, etwa der des spanischen Roh- res gleichstehend, bedingt einen längeren Gebrauch des Hygroskops, das leichter zu handhaben und viel billiger herzustellen ist, als das bekannte Haar- Hygrometer von Saussure und das Fischbein-Hy- grometer von Deluc. Dem rationellen Gärtner kann dieses Hygroskop nützlich werden, um den Feuchtigkeits-Zustand der Luft in den Glashäusern zu prüfen und zu reguliren. Ein Hygroskop dieser Art wird sich für 15 bis 20 Silbergroschen her- stellen lassen. Der Baumschulbesitzer L. Späth legte verschie- dene Birnen und Aepfel von bedeutender Grösse und sehr gutem Geschmacke vor , welche er an jungen Spalier- und Schnurbäumchen von auf Quitte veredelten Birnen und auf Paradies- oder Johannis- Apfel veredelten Apfelbäumchen gezogen hatte. Der- selbe bemerkte hierbei, dass die Zwergobst- und Formbaum-Kultur, besonders in den letzten Jahren, sehr in Aufnahme gekommen sei. Man habe jetzt in der Regel nicht, wie früher, die Geduld, nach einer Anpflanzung 10 — 15 Jahre auf Erträge zu warten, wie dies bei einigen Obstsorten, z. B. dem Edlen Winterborsdorfer und Gravensteiner Apfel, erforderlich sei, wenn sie auf Wildstamm veredelt sind, sondern man verlange schnelle Erfolge und' wolle schon 1, höchstens 2 Jahre nach der Pflan- zung Früchte sehen. Dies sei jedoch mit Sicher- heit bei der Mehrzahl der Obstsorten nur zu er- reichen, wenn man sie auf schwachwüchsige Unter- lagen veredele, und wähle man hierzu für Birnen die Quitte, für Aepfel den Paradies- und den Splitt- Apfel, für Kirschen die Weichsel- Kirsche und für Pflaumen die Schlehe. Die Zwergobstbäume bieten ausserdem aber auch noch den Vortheil, dass sie grössere und auch schönere Früchte liefern, als die Hochstämme, und bei richtiger Behandlung durch ihre Form als Pyramiden, Palmetten oder die als Einfassung der Wege dienenden Schnurbäumchen (Kordon's genannt) den Gärten zu grosser Zierde gereichen. Es sei daher nicht daran zu zweifeln, dass man in kleinen Hausgärten bald mehr Zwerg- obstbäumchen als Hochstämme anpflanzen werde. Von den vorgelegten Früchten wog eine Birn von einer dreijährigen Veredelung der Colraar d'Arem- berg 1 Pfund, ein Apfel von einem zweijährigen Schnurbäumchen des Calvill St. Sauveur war noch schwerer. Fiiodricli Ad<»i{)li lEaage. Eine biographische Skizze. (Fortsetzimg:.) Mit den dreissiger Jahren nahm die Ilaage'- sche Gärtnerei einen bedeutenden Aufschwung, in- dem sie allmählig die übrigen Zweige ^er Gärtnerei, nur mit Ausnahme der Obstbaumzucht, in den Be- reich ihrer Wirksamkeit zog. Auf Gewächshaus- Pflanzen wurde sogar eine besondere Aufmerksam- keit verwendet. Es liegt uns ein Verzeichniss der letzteren, das erste, was ausgegeben wurde, aus dem Jahre 1831 vor, wo bereits nahe 1,700 Gewächs- haus-Pflanzen (Arten, Abarten und Formen) aufge- führt sind. Bis dahin waren nur Samen- Verzeich- nisse vorhanden. Unter den nahe 1,200 Kalthaus- Pflanzen sind vor Allem die Pelargonien (227), die Kamellien (120) und die Eriken (125) vertreten. Den letzteren schlössen sich nur 3 Epacris, aber 12 Diosmeen, 5 Phylica- Arten, 2 Gnidien und 4 Correen an. Die indisch -chinesischen Azaleen ste- hen auch noch in den dreissiger Jahren gegen die des Freilandes, die aber damals ebenfalls meist nur im Kalthause gezogen wurden, zurück. Die Zahl der Sorten sämmtlicher Azaleen betrug 35. Rho- dodendren fingen erst an, beliebt zu werden. Aus- serdem wurden noch Kalmien,' Andromeden imd Arbutus, ferner 9 Daphne-Arten, sechserlei Granat- sträucher, achterlei Myrten, aber 37 Citrus -Arten, resp. Formen, kultivirt. Man sieht, wie damals die letzteren beliebt waren. Auch Fuchsien waren im Jahre 1831 schon in 15 Sorten, resp. Arten vor- handen, strauchartige Calceolarien, anfangs in 10, im Jahre 1838 aber in 25, Polygala's (incl. Mu- raltia) in 5, Casuarinen in 4, auch Cyclamen in 4 Arten, resp. Abarten, vorhanden. Die neuhollän- dischen Schmetterlingsblüthler, besonders mit einfa- chen Blättern, wie Callistachys-, Gompholobium- und Oxylobium-Arten, sowie Oarmichaelia, Genista canarieusis, kamen damals in die Mode, ebenso die baumartige Päonie, die China-Primel u. s. w. Fer- ner erschienen im Handel: Verbena Melindris, wo- mit die grosse Reihe der Formen eröffnet wurde, zumal als später noch V. teucriifolia Blendlinge her- vorrufen half, Hustonia coccinea, eine Reihe Magno- 366 licu, Lescheuaultien, EccreinocaipuÄ scaber, die Ci- nerarien ii. s. \v. Bignonia (Tecoma) radicans wurde iiOL'h im Kaitiiar.se gezogen. Selir gross war die Zalü der Topfrosen. Noisette- uud Öemperflorens- Kosen spielten eine grosse Rolle, denn von den ersteren wurden iin Verzeichnisse des Jahres 1831 nicht weniger als 185, von den anderen sogar 275 Sorten genannt. Zum ersten jMalc werden auch Fett- und Saft- pflanzen aufgeführt, und zwar nicht weniger als 175 Arten und Abarten, von denen allein auf die Kakteen 117 kommen. Ein besonderes Kakteen-Ver- zeichniss wurde 183-1 ausgegeben. 1839 erschien ein anderes mit über 400 Arten und Formen, die bereits wissenschaftlich geordnet erschienen. Dagegen ■waren nur 16 Aloen, 13 Mescmbrianthemeu, 6 Eu- pliorbien, nuj- 3 Stapelien und sogar nur 2 Agaven "Vorhanden. Unter den Warmhaus-Pflanzen sind besonders Hibiscus-Arten, Begonien (bereits 1 1 Arten), Ficus (8), Gardenien (5), Gloxinien (6), Gesnereu (3), Jasmin (6), Passifloren (24), Hibiscus (16), Vinca (4) , Euellien (3) , Justicien (4) , Strelitzieu (3), Canua's (13, im Jahre 1838 aber 18), Dracaenen (5) zu nennen. Von Zwiebel - Gewächsen fanden sich 24 Amaryllis (im weiteren Sinne), einige Cri- num's und Pankratien vor. Tulpen, Hj-azinthen und Xarzissen wurden nur nebenbei kultivirt; ihre Kultur hat bis heut' zu Tage keine Rolle gespielt. Doch zog man vielfach Iris anglica, hispanica und Susiaua, einige Ijilien, Lachcnalien (in 4 Sorten) u. s. w. Ranunkeln und Anemonen, welche bei uns heut' zu Tage fast ganz aus der Mode gekommen sind, wurden in den dreissiger Jahren viel kultivirt. Endlich gedenken wir noch der Georginen, von denen bereits 70 Sorten aufgeführt werden. Die Zahl der Stauden hatte sich in den dreis- siger Jahren sehr vermehrt. Selbst in verschiede- nen kleineren Städten gab es Liebhaber, welche sich Sammlungen anlegten. Die grösstc war da- mals in dem früher erwähnten grossherzoglichen Sommersitze Bclvcdere bei Weimar. Die Zahl der Glockenblumen betrug nach dem Haage' sehen Ver- zeichnisse im Jahre 1831 noch 14, 1838 aber 26, die der Akelei-Arten 19, der Rittersporn- Arten 21, von denen 8 allein Formen des Delphiniinn chi- neuse waren, Sturmhut-Arten 6, Aetäen 4, Ranun- culus 15, unter ihnen mehre gefüllt, Anemonen 11, Päonien 34, Clematis 10, G cum- Arten 5, Chelonen 7, Pentstemou's 21, Fingerhut -Arten 12, Dracoce- phalum- Arten 13, Veronica 11, Enzianen 24, Lö- wenmaul 10, darunter gestreift- blumige als Antir- rhinum caryophyllaceum, Betonica- Arten 5, Monar- den 5, Phlomis 5, Salbei-Arten 10, Primula-Arteu (Aurikel und Primel ausgeschlossen) 17, die rei- zende Götterblume (Dodecathiou Meadia), die man leider jetzt fast gar nicht mehr sieht, in 3 For- men, Phlox -Arten, in den dreissiger Jahren sehr beliebt, 48 Arten und Formen, unter ihnen auch schon Phlox Drummondii in einigen Formen, ferner Polemonieu 5, Statice-Arten 10, Lobelien 9, Bal- drian-Arten 6, Skabiosen 7, Helianthns-Arten 6, Centaurcen 15, Coreopsis- Arten 4, Achilleeu 10, Gaillardien 4, Rudbeckien 5, Liatris-Pflanzen, die kaum noch in botanischen Gärten vorkommen und doch Empfehliuig verdienen, 6, Ervngium- Arten 7, Heracleura-Arten bereits 5, welche nebst Rhabarber schon damals als Blattpflanzen im Handel waren, Potentillen 15, unter denen formosa und atropur- purca bereits zu Kreuzungen benutzt wurden, Frau-, coen, die man leider auch nicht mehr sieht, 3, Se- dum's 8, Saxifragen 14, Orobus- und Lathyrus- Arten 15, Astragalus 17, Hedysarum-Arten 6, Lu- pinen 22, Hypericum-Arten 5, Sonnenröschen oder Helianthemuin- Arten, in den dreissiger Jahren eben- falls sehr beliebt und ein grosser Theil gefüllt, 18 Arten und Abarten, Mohnpflanzen 10, Silenen 11, Lychnis- Arten und Formen 14, Nelken 26 Arten und Abarten. Die Zahl der gewöhnlichen Garten- und China-Nelken hatte sich ausserdem noch 'ver- mehrt. Schliesslich nennen wir noch eine Florbhune, welche in den dreissiger Jahren ebenfalls mit gros- ser Vorliebe gezogen wurde, jetzt aber leider im Allgemeinen doch noch gar nicht in der Weise in den Gärten sich vorfindet, als sie es verdiente. Es sind dieses die indischen Chrysanthemen, denen Fr. A. Haage ganz besonders in dieser Zeit seine Sorgfalt zuwendete. Ein Verzeichniss vom Jahre 1837 zählt nicht weniger als 62 Formen auf. Es dürfte von Interesse sein, zu erfahren, wo- her und auf welche Weise die grosse Menge von Stauden, welche gegen das Ende der zwanziger und während der dreissiger Jahre in den Gärten kultivirt wurden, gekommen ist? Daraals nahm nämlich ein Mann von grossen Kenntnissen und einer bedeutenden Thätigkeit die erste Stelle im kaiserlichen botanischen Garten in Petersburg ein; es war dieses der Staatsrath Fischer. Seine wei- ten Bekanntschaften im ganzen russischen Reiche benutzte er hauptsächlich dazu, um durch diese Samen und Pflanzen aus entfernteren Gegenden, vor Allem aus Sibirien und aus den transkaukasi- schen Landen, zu erhalten. Uud was er bekam, suchte er zu vermehren, um es auch anderen, zu- nächst botanischen Gärten, mitzutheilen. Auf diese Weise kamen dergleichen Stauden, wenn sie zu gleicher Zeit gärtnerisches Interesse darboten, auch in die Handelsgärtnereien, um von da schliesslich in die Gärten der Liebhaber verbreitet zu werden. 367 Fisclier bat um die Kenntniss der Pflanzen, be- sonders der gemässigten uördiichen Zone, sehr grosse Verdienste gehabt, die lange noch nicht genug ge- würdigt wurden sind, und war einer der bedeutend- sten Botaniker seiner Zeit. Zieniliili zu gleicher Zeit trug zur Kenntniss lind Einführung von Pflanzen aus den Vereinigten Staaten ein anderer Gelehrter, Douglas mit Na- men, wenn auch auf andere Weise, sehr viel bei. Ihm verdanken wir vor Allem eine Menge der schönsten Blumen, welche wir zum Theil noch jetzt in unseren Gärten kultiviren. Die damals beson- ders rührige Gartenbau-Gesellschaft in London hatte den jungen Jlann, mit den nöthigeii Mitteln ver- sehen, bereits in den zwanziger Jahren nach Nord- Amerika gesendet, wo er besonders die Nord-West- küste und Kalifornien durchforschte. Seine Unter- suchungen setzte er bis in die drelssiger Jahre fort. Später begab er sich nach den Sandwich - Inseln, wo der unglückliche auf der Insel Oahu auf die kläglichste Weise nm's Leben kam. Oft, sehr oft, ist dieses das Geschick von Männern, welche, von W^issensdrang getrieben, nach fernen Landen zie- hen. Die Mit- und Nachwelt vergisst leider nur zu bald das, was diese für Opfer auf dem Altare der Wissenschaft dargebracht haben, und Andere tragen den Kulim davon, weil sie die Resultate vor- j öftentlichen. ] Wir wenden uns den Sommer- Gewächsen und Florblumen der dreissiger Jahre zu. Clarkien, Eu- | charidien, Clintonien, Collomien, Collinsien, Gilicn, Phaeelien, Nemophilen, Eutoken, Nemesien, Nola- nen, Mimulus u. a. m. kamen aus Nord -Amerika und zieren zum grossen Theil noch unsere Gärten. Einige von ihnen sind Florblumen geworden und haben hinsichtlich der Form eine grössere Vervoll- kommnung erhalten oder es ist grössere Slannigfal- tigkeit in der Farbe hervorgerufen. Nicht weniger war dieses jedoch auch mit anderen Florblumen der Fall, welche schon früher in den Gärten sich vor- fanden. Die Zahl der Sorten bei den Sommer- Levkojen betrug bereits lUO; Winter-Levkojen und Lack waren weniger gefügig, weshalb die Zahl ihrer Sorten nie gross wurde. Auch hinsichtlich der Astern geschah in den dreissiger Jahren we- niger; ihre Vervollkommnung und grössere Jlannig- faltigkeit war den letzten Jahrzehenden vorbehal- ten. Die Zahl der Balsaminen-Sorten betrug gegen das Ende der dreissiger .Jahre 32. Von Florblumen, deren Sortenzahl besonders zunahm, nennen wir Salpiglottis, Petunien, Schizan- thus, Zinnia elegans, Gauklerblumen (Mimulus), Ta- getes oder Studentenblumen, Ohristusauge (Core- opsis tinctoria). Vor Allem wurde aber durch die Einführung von Viola altaica und ihrer Kreuzung mit unserem gewöhnliclien Stiefmütterchen (V. tri- color) der Keigen zu den Formen und Farben in der Blume erofl'net, wie wir sie jetzt in grösster Pracht besitzen. Weniger war dieses noch mit den Nasturticn (Tropaeoluni majus und minus, wozu noch Lobbianum kam) der Fall; die Mannigfaltig- keit der Sorten beginnt erst mit den vierziger .Jah- ren. Auch die Jungfer in Haaren (Nigella) wird in den Kreis der Veränderungen gezogen. Dazu kommen noch einige neue Pflanzen, so die kapische Charieis Neesii (Kaulfussia amclloidcs), mehre Oenotheren, besonders Godetieu, jährige Lu- pinen, die bald zu Kreuzungen Veranlassung geben. Als Immortelle der dreissiger .Jahre ist Ammobium alatum zu nennen. Die Zahl der jährigen, in den Gärten verwendeten Solanen war bis pjude der dreissiger Jahre 7. Dazu kamen alsbald Cupheen, und zwar zuerst silenoides, die niedliche Nierem- bergia, die kleinen blaublühenden Lobelien, die Eschscholtzien, Calandrinien, Sednm coeruleum, Po- dolepis-Arten, ßudbeckien, Tithonia tagetiflora und Stevien , welche beide letzteren aber doch nicht Eingang in den Gärten fanden. Interessant ist es, dass man in den dreissiger Jahren anfing, in de- korativer Hinsicht auf Gräser einen Wertli zu • le- gen; doch benutzte man zunächst nur die grösseren, besonders Sorghum - Arten, als Blattpflanzen. In diese Zeit fällt auch der Gebrauch des Maises. Zu den Blattpflanzen gehörten auch schon die bereits früher genannten Ricinus- Arten, die in 8 Abarten vertreten waren. Auch der bunte Mangold (Beta brasiliensis meist genannt) und der bunte Kohl wurden in den dreissiger Jahren sehr viel herange- zogen und zur Dekoration benutzt. Knollen- und Zwiebelpflanzen sind in den Ver- zeichnissen der dreissiger Jahre, wo ihre Anzahl bereits nicht wenig zugenommen hatte, unter be- sonderen Ueberschriften aufgeführt. Es gehören hierher: Gloxinien, Gesneren, Oxalis, Begonien, Cy- clamen's, Arum's, Canna's und Tuberosen, welche letztere leider jetzt so sehr vernachlässigt werden. Sonderbarer Weise wurden auch Kartofleln dabei aufgeführt. Die gewöhnlichen Blumenzwiebeln, Ra- nunkeln und Anemonen übergehe ich, da bereits über sie gesprochen ist. Die Kaiserkronen waren in mehrern Abarten, Lilien in 22 Arten und Ab- arten, Sehwertlilien in VJ Arten und Abarten (aus- ser den früher genannten mit Zwiebeln), Gladiolus in 5 Arten, welche den Grund zu den späteren zahlreichen Sorten legten, Hemerocallis durch 8 Ar- ten, Convallarien (im weitereu Sinne) durch G Arten, Lauch durch 5 Arten vertreten. Unsere einheimischen Orchideen, die jetzt wiederum, und mit Recht, be- hebt werden, hatte Fr. A. Haage unter den Stau- den aufgeführt. 368 Für Luxus - Gehölze sind, mit Aiisuahmc der Koniferen , die in den vierziger Jaiircu schon ein Lieblings -Artikel waren, ebenso wenig, wie Obst- Gehölze, in der Plaagc'scben Gärtnerei von Be- deutung geworden, obwohl Handel damit getrieben wurde. Dagegen fand mit Sämereien , besonders iiordamerikanisciier Gehölze, ein nitlit unbedeuten- der Handel statt. Ferner wurde mit den dreissiger «Jahren auch ein hauptsächliches Augenmerk auf Heranziehung ökonomischer Pflanzen behufs der Samengewinnung verwendet. Wir wenden uns zu den vierziger Jahren. Damit hatte die Gärtnerei im Allgemeinen, beson- ders die Erfurter, einen grossen Aufschwvuig ge- nommen. Auch andere und ältere Handelsgärtne- reieu genannter btadt waren vorwärts gegangen, neue dagegen entstanden, die zum Theil ebenfalls, und zwar rasch, eine grosse Bedeutung erhielten. Erfurt wurde die Metropole der Blumenzucht und des Pflanzenhandels für ganz Deutschland. Da wir hoffentlich im Verlaufe der Zelt schon noch Gele- genheit finden werden, ausführlich über Erfurt und seiue Gärtnereien in den beiden letzten Jahrzeheu- den zu sprechen , so wollen wir deshalb für jetzt nur noch die vierziger Jahre in derselben Weise und nach den Materialien der Haajre'schen Gärt- nerei schildern und für die spätere Zeit uns auf diese besonders anzufertigende Abhandlung berufen. Was zunächst die gewöhnlichen Gartenblunien und überhaupt die Öonmier- Gewächse in den vier- ziger Jahren anbelangt, so wurden die vorhande- nen immer mehr der Vervollkommnung entgegen- geführt. Die Zahl ihrer Farben-Nuaucirungen und überhaupt der Sorten mehrte sich von Jahr zu Jahr. Die Levkoje war es vor Allem, welche sich in der Gunst der Liebhaber erhielt, namenthch seit- dem man für die ganze gute Zeit im Jahre blü- hende Pflanzen haben konnte. Man hatte bereits Kosen , welche im ersten , und deren , welche im letzten Theile des Sommers, und wiederum deren, welche im Herbste im vollen Blüthcnschmuck stan- den. Gleich wie bei Rosen, besass man aber auch Levkojen, welche den ganzen Sommer hindurch blühten. Diese letzteres nannte man Kaiser - Lev- kojen, ein Name übrigens, welcher in Berlin eine Sorte von Winter-Levkojen bezeichnet. Die Zahl aller Sorten von Sommer - Levkojen betrug Ende der vierziger Jahre nicht weniger als etwas über 160. Die Vermehrung der Sorten der Winter- Levkojen war dagegen nicht bedeutend gewesen, ebenso die Sorten des Lacks. Von ersteren exi- stirten deren 32, von letzteren aber nur 12. Noch mehr hatte man wesentliche Abänderun- gen in der Gestalt der einzelnen BlUthchen in dem Blüthenkörbchen der Astern erzielt; in jeder Rasse vermehrte man von Jahr zu Jahr die Zahl der Nuancirungen in der Farbe. Ende der vierziger Jahre hatte man Feder-Astern 36, Pyramiden-Astern 32, Kugelpyramiden-Astern 14, Anemonen-blüthige Astern 14, Zwergformen derselben Rasse b und endlich Zwerg-Astern 30, zusammen also 121 Sor- ten. Auch die Balsaminen waren noch mannigfal- tiger, als in den dreissiger Jahren, geworden: 30 gewöhnliche, 12 Rosen-, 14 weissgefleckte oder Ka- raellien- und endlich 7 Zwerg-Kamellien-Balsaminen, zusammen 63 Sorten. (Schluss folgt.) Bei der Anfrage nach Obst- und Ziergehölzen, welche fortwährend an uns gestellt wird, erlauben wir uns auf die Reichsgräflich - Schwerin'schen Baumschulen zu Tamsel an der Obstbahn aufmerk- sam zu machen. Dieselben stehen unter der Lei- tung des Schlossgärtners Silex, eines tüchtigen Pomologen, der an den allgemeinen Versanunlun- gen deutscher Pomologeu seit ihrer Gründung im Jahre 1853 regen Antheil genommen hat. Bei der Anzucht von Obstgehölzen liegt es ihm daran, im Sinne dieser Vcrsaninilungcn, nicht eine grosse Menge verschiedener Sorten, sondern nur eine Aus- wahl, und zwar hauptsäclilicli die, welche in dem- selben empfohlen wurden, in kräftigen und gesun- den Exemplaren darzubieten. Was die Luxus-Ge- hölze, Allee- und Zierbäume, anbelangt, so sind in den Baumschulen alle die in grösserer Auswahl vorhanden, welche zur Anlage von Parks, für Gärten u. s. w. gebraucht werden. Die Preise sind sehr billig. Es ist uns eben ein Verzeichniss des Etablisse- ments neuer Einführungen von Linden in Brüssel (No. 20) zugekommen, welches eine Reihe der in- teressantesten Pflanzen enthält. Wir machen unter Anderem auf Passiflora macrocarpa, eine Art, welche bereits in England als Fruchtpflanze ange- baut und von uns im nächsten Allerlei der Wo- chenschrift besprochen werden wird, aufmerksam. Von den reizenden Marantaceen ist so oft in der Wochenschrift gesprochen worden, dass wir hier diese nur anzudeuten brauchen. Als Blattpflanzen verdienen neben dem bereits besprochenen Authu- rium magnificum noch Anthurium regale inid Phi- lodendron Lind., fürs freie Land der der Aralia spi- nosa ähnliche Dimorphanthusmandshuricus Beachtung. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dcssauer-Straaso No. L'. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Tereines zur Befordernng des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : I*rofessor I>r. Karl !Kocli9 General-Sekretair des Vereines. No. 46. Berlin, den 17. November 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt; Hymenocallis biflora C.Koch et Bouche. Eine neue Prachtgilge aus Brasilien. — Friedrich Adolph Haage. Eine biographische Skizze. (Schluss.) — Die Sammellust der Gärtner. Von C. Clauss im botanischen Garten zu Karls- ruhe. — Die grosse russische Ausstellung ethnographischer Gegenstände im April 1867 in Moskau. Sonntag, den 35. Nurember, Vormittags um II Uhr, findet im Englischen Hause eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des (iarteubaues statt, wozu die geehrten Jlitglieder eingeladen werden. Hymenocallis biflora C. Koch et Boiiche. €ine neut J)rad)tr|ilge aus 6rafilien. Wir haben bereits im 4. Bande der Wochen- schrift (Seite 9) eine Bearbeitung der Prachtgilgen oder Hymenocallis - Arten gegeben und auf diese, dem wärmeren Amerika angehörigen Zwiebelpflan- zen, aufmerksam gemacht. Wir ergreifen jetzt, wo im Königlichen botanischen Garten in Berlin im Verlaufe des Spätsommers eine neue Art geblüht hat, die Gelegenheit, von Neuem die Prachtgilgen zu empfehlen. Besitzer von Warmhäusern können sich in der That keinen schöneren und angeneh- meren Schmuck für die Winter- und zum Theil auch für die Sommerzeit verschaffen, als diese Gil- gen mit den grossen, schneeweissen Blüthen, aus denen lange Fäden, Staubbeutel mit orange-gefärb- tem Staube tragend, hervorragen. Das schöne Grün der riemenförmigen und ungestielten oder eiförmi- gen und gestielten Blätter erhöht den Reiz der Blüthen, welche beständig einen angenehmen, oft nur zu starken Geruch verbreiten. Wenn diese zarthäutigen Blüthen auch keine lange Dauer ha- ben, so sind doch in der Regel mehre Blüthen an der Spitze des Schaftes vorhanden , welche nach und nach sich entfalten. Die Kultur der Prachtgilgen ist nicht so schwie- rig und ähnelt der der gewöhnlichen Amaryllis' und noch mehr der der Crinum's. Wie diese bedürfen sie der Wärme und des Lichtes, aber keiner gros- sen Feuchtigkeit, wenn sie in Vegetation sind. Am besten gedeihen sie in dieser Zeit in einem Warm- beete. Obwohl nur ein Theil der Arten völlig einzieht, d. h. zu gleicher Zeit alle Blätter verHert, so bedürfen doch auch diejenigen, wo dieses nicht geschieht, eine Zeit lang der Ruhe; in diesem Zu- stande verlangen sie nur sehr wenig Wasser. Die völlig einziehenden Arten werden dagegen in der Zeit der Ruhe ganz trocken gehalten. Die TTm- pflanzung geschieht vor dem Beginn der Vegeta- tion; dabei muss man mit den dicken Wurzeln vor- sichtig sein, darf auch nicht zu enge Töpfe geben. Nach Inspektor Bouch^ vertragen viele, be- sonders die mit gestielten Blättern, die Zimmerluft und können demnach während der Blüthezeit auch zum Schmucke der Wohnungen benutzt werden. Man braucht dann nach ihm gar nicht ein Warm- haus zu besitzen, da ein Warmbeet oft noch bes- sere Dienste thut. Die Vermehrung geschieht, wie bei den Ama- ryllis' oder Hippeastren, durch Brut. Man kann auch Samen gewinnen. Um kräftige, blühbare Pflan- zen aus Samen zu erhalten, bedarf man allerdings mehr Zeit. Da der Samen sehr fleischig ist, so muss er alsbald nach der Reife auf feuchte Erde gelegt werden. Das Würzelchen dringt in dieselbe und zieht den Embryo nach, um alsbald den An- fang einer Zwiebel zu bilden. Die vorliegende neue Art hat den Namen Hy- menocallis biflora erhalten, weil sie stets 2-blüthig 46 370 vorkommt. In dieser Hinsicht ähnelt sie Formen der H. rotata, welche aber in allen ihren Theilen kleiner ist imd auch nur in den südlichsten Staa- ten Nord-Amerika's, sowie in Mexiko, vorkommt. Im Habitus und auch hinsichtlich der grösseren Anzahl von Eichen in jedem Fache steht sie der H. pedalis, von der H. insignis gewiss nicht ver- schieden ist, am nächsten. Hier liegen aber die weit kürzeren Blätter dem Boden auf. Hinsichtlich ihrer Blätter ähnelt H. biflora übrigens auch der H. caribaea, welche aber eine mehrblüthige Dolde und nur 2 Eichen in jedem Fache besitzt. Man hat übrigens viel zu viel Arten aufge- stellt; es fehlen auch für diese gute, auf Beobach- tungen in der lebenden Natur sich stützende Dia- gnosen. In der anfangs von uns citirten Monogra- phie haben wir nach dem reichen, im botanischen Garten in Berlin zu Gebote stehenden Material versucht, Ordnung hineinzubringen; es wäre aber zu wünschen, dass dies auch anderwärts geschehe. Hymenocallis biflora: Folia perennantia, pa- tentia, lorata, sed basl angusliora; Scapus biflorus; Tubus corollinus lacinils longior; Corona denique expansa, paene rotata; Loculi germinis 4 aut ü ovulis praediti. Der botanische Garten zu Berlin verdankt diese schöne Art dem Gärtner Schottmüller, der die preussische Expedition nach Ost -Asien begleitete und Zwiebeln aus Brasilien einsendete. In Berlin ist bereits reichliche Vermehrung vorhanden, um gegen andere Pflanzen eingetauscht werden zu können. In voller Vegetation hat die Pflanze die unge- fähr 2 Fuss langen Blätter ringsum gestellt. Diese besitzen, ausser dem untersten, sehr verschmälerten und rinnenförmigen Drittel, eine schmal -elliptische Gestalt und in der Mitte eine Breite von If Zoll. Ihre Farbe ist ein dunkeles Grün ohne hervortre- tenden Glanz. Die Blätter sterben sämmtlich auf einmal ab. Der zweischneidige Schaft erhält oft eine Länge von 2 Fuss und trägt an seiner Spitze immer nur 2 Blüthen, welche sitzend sind und an ihrer Basis grössere und kleinere trockeuhäutige Deckblätter von hellbrauner Farbe haben. Die schlanke Blu- menröhre ist durchaus weiss und besitzt eine Länge von 5^ Zoll, während die schmalen, mit einer Rinne versehenen Abschnitte nur 4 Zoll lang sind. Der Kranz in der Mitte der Blume ist anfangs breit- trichterförmig, wird aber rasch noch offener und erscheint schliesslich fast radförmig. Die Zwischen- räume zwischen den Staubfäden laufen spitz zu. In jedem Fache des Fruchtknotens befinden sich 4 oder 6 Eichen. Friedrich Adolph H.iage. Eine biographische Skizze, (Schlusf.) Von Blumen, deren Mannigfaltigkeit ebenfalls im erhöhten Masse zunahm, nennen wir vor Allem die Pantoffelblumen oder Calceolarien. Bisher hatte man diese als Warmhauspflanzen und sogar als hol- zige Gewächse kultivirt, bis man endlich in Eng- land ihre Natur als Florblume erkannte und sie in sofern zum Theil als zweijährige Pflanzen be- handelte, als man den Samen im Spätsommer oder im Herbste aussäete, sie den Winter hindurch sehr kalt hielt, damit sie sich gut bestockten, und im Frühjahre dann die Freude hatte, sie im reichsten Blüthenschmucke zu sehen. Auf gleiche Weise ge- schah es mit den sogenannten Wandelblumen oder Cinerarlen, deren Mannigfaltigkeit und Schönheit alle Jahre ebenfalls grösser wurde. Wir nennen ferner: Petunien, Salpiglottis, Clar- kien, Gaillardien, Tagetes, Senecio elegans, Coreo- psis (Calliopsis bicolor), Schizanthus, Löwenmaul, wo besonders eine 4 -farbige Sorte unter dem Na- men Antirrhinum eximium Aufsehen machte, Phlox Drummondii, hauptsächlich seitdem die feurig-schar- lach-blühende Form entstanden war, Portulak, Gau- klerblumen (Mimulus), 3 -farbige Winde, Godetien und Strohblumen, namentlich seitdem zu der gelb- blühenden Art (Helichrysum bracteatum) noch eine weissblühende (H. macranthum) gekommen war; eine schneeweisse (wahrscheinlich das echte H. ni- veum) war als H. robustum sehr beliebt. Auch die Stiefmütterchen gingen von Jahr zu Jahr einer grösseren Vollendung entgegen; vor Al- lem machte eine Form mit purpur-violettblauen Blu- men als Viola irioides Aufsehen und gab Veranlas- sung, dass man gewisse Sorten durch Aussaat fest- zuhalten suchte. Aus dem südlichen Amerika hatte man dagegen wiederum einige neue Verbenen ein- geführt, welche ebenfalls Veranlassung zu wieder- holten Kreuzungen gaben und auch wohlriechende Formen durch die weissblühende Verbena teucrioi- des hervorbrachten. Auf gleiche Weise waren neue Nemophilen (discoidalis und maculata) eingeführt und vermehrten, da auch hier Kreuzungs- Versuche angestellt wurden, die Zahl der Arten und Sorten bis auf 10. Endlich entstanden auch vom Garten- und Klatsch-Mohn neue Formen, unter diesen Pa- paver Murselli, über dessen Namen Hofgärtner Fln- telmann auf der Pfaueninsel in der Wochenschrift berichtet hat. Aber auch ganz neue Florblumen wurden ein- geführt, von denen jedoch manche wiederum, so schön und empfehlenswerth sie auch waren, aus den Gärten verschwunden sind. Wir nennen hier: 371 Limnantlius Douglasii, Lopezia mexicana, die rei- zende Zwergpflanze Grammanthes gentianoideS; Leptosiphon androsaceus, Silene orientalis und com- pacta, die reizende Immortelle Rhodantlie Manglesii, die Schlingpflanzen: Cajophora lateritia, Ehodoclii- ton voliibilis und Scypbantbus elegans (eigentlich Gewächshauspflanzen, welche nur im Sommer in's Freie gebracht und daselbst mit Vortheil verwendet wurden), ferner Brachycome iberifolia, mehre (7) Cupheen, Lupinus nanus und Hartwegii, Viscaria oculata, Saponaria multiflora, Gypsophila elegans, für Bouquets ausgezeichnet, Erysimum Perofl'skia- rum u. s. w. Andere Florblumen, welche nur in der guten Jahreszeit im Freien gedeihen oder überhaupt auf das Gewächshaus angewiesen waren, sowie feinere Blüthensträucher, waren nicht weniger der Soi'g- falt und der Intelligenz der Gärtner unterworfen gewesen und hatten zu Resultaten geführt. Die Zahl der Formen der gewöhnlichen Nasturtien (Tro- paeolum niajus, minus und Lobbianum) wuchs, es wurden aber auch neue Arten eingeführt, welche zur Bedeckung von Mauern, Staketen u. s. w. dien- ten, so Tr. pentapbyllum, Moritzianum, peregrinum, tricolor u. s. w. Ihnen schlössen sich alsbald zu gleichen Zwecken Lophospermen an, ferner ver- schiedene Cucurbitaceen , wie Cyclanthera pedata, die ausgezeichnete Pilogyne suavis u. s. w., sowie neue Formen der Thuubergien, vor Allem aber Trichtcrwinden. Ipomoea kermesina, rubro-violacea, tyrianthina, Learii u. a. m. werden leider heut' zu Tage viel zu wenig benutzt. Georginen hatten bereits in den entferntesten Dörfern deutschen Bodens Verbreitung gefunden. Eine Gärtnerei in Köstritz bei Gera beschäftigte sich fast ausschliesslich mit der Vervollkommnung ihrer Blumen. In der Anzucht stand auch die Gärtnerei von Fr. A. Haage, wie aus einem reich- haltigen, uns vorliegenden Verzeichnisse vom Jahre 1841 hervorgeht, nicht nach. Nicht weniger war dieses mit den Nelken der Fall; es scheint die ge- wöhnliche Garten- und die schottische oder Feder- Nelke (^Dianthus Carj-ophyllus und pluraarius) sogar zur besonderen Liebhaberei Fr. A. Haage's jun. gehört zu haben. Von der ersteren wurden in dem Verzeichnisse von 184.5 nicht weniger als 500, von den letzteren 51 aufgeführt. Neben den zwergigen Lobelien aus der Abthei- lung der Lobelia Erinus, deren Verwendung zu Einfassungen und auf Beeten, hauptsächlich zu Ara- besken, von Jahr zu Jahr zunahm, sind es auch die grossen Arten dieses Geschlechtes, wie Lobelia fulgens, cardinalis u. s. w., welche durch neue Sor- ten vermehrt wurden und fortwährend im Freien mannigfache Anwendung fanden. Auch Oxalis-Arten, vor Allem O. tetraphylla (esculenta), wurden zu Einfassungen benutzt und liefern auch ein sehr gu- tes Material dazu. Dagegen dienten zum Schmuck der Beete, ausser den schon früher genannten Pflan- zen aus der grossen Abtheilung der Monokotylen, vor Allem Iris -Arten, noch Gladiolus und Alströ- merien, selbst auch die mit etwas windendem Sten- gel (Bomareen). Ferner traten Lilien mehr in den Vordergrund, seitdem v. Siebold uns durch Ein- führung mehrer Arten aus Japan mit deren Schön- heit bekannt gemacht hatte. Den grössten Beifall fand Liüum speciosura, in den Gärten unter dem Namen lanceolatum bekannte!-. Eine Pflanze verdient noch Erwähnung, weil sie als Topfpflanze, aber auch im freien Lande wäh- rend der Sommerzeit, wegen des eigenthümlichen, leichten Baues ihrer Blüthenstände Effekt machte; es ist dieses die leider auch jetzt wiederum nur we- nig gesehene Humea elegans. Auf gleiche Weise verhält es sich mit mehrern , wegen der Farben- pracht und des Reichthumes der Blüthen ausge- zeichneten Salbei-Arten, welche aus Brasilien stam- men und in den vierziger und fünfziger Jahren allgemein verwendet wurden. Vor Allem gefiel die bereits früher schon erwähnte Salvia patens (ma- crantha der Gärten) mit dem herrlichen Blau der Blüthen. S+auden fingen bereits an, wiederum mehr ver- nachlässigt zu werden, seitdem in den Haus- und Lustgärten die graden Wege mit den Rabatten auf beiden Seiten, wo sie hauptsächlich eine Verwen- dung gefunden hatten, und die ebenfalls gradlinigen Beete den geschlungeneu Pfaden und den zum Theil mit Arabesken und Blattpflanzen geschmück- ten Rasenplätzen Platz machten. Doch gab es deren immer noch neue, welche eingeführt oder neugezüchtet wurden, um für eine kürzere und längere Zeit in den Gärten verwendet zu werden. Dahin gehören die Phlox aus der Abtheilung der paniculata und decussata, eine Reihe echter Sta- ticen, Rudbeckia diseolor, fulgens und Drummondii, die Mutterjiflanzen des kaukasischen Insektenpul- vers: Pyrethrum roseum und carneum, von denen man alsbald die prächtigen Formen und Blendlinge erzog, wie sie jetzt immer noch einer grösseren Ver- vollkommnung entgegengeführt werden , Päonien, zahlreich an Arten und Formen, welche letztere besonders von der weissblühenden , meist als P. edulis in den Gärten befindlichen P. alba gezüchtet wurden, Potentillen in neuen Züchtungen, zu denen auch alsbald gefüllt-blühende kamen, Pentstemon's, deren Anzahl, einschliesslich der Formen, auf 29 gestiegen war, Lupinen, wo allein L. polyphyllus in 6 Formen kultivirt wurde. Auch die Zahl der Centaureen nahm zu, bc- 46* 372 sonders gefiel C. americana allgemein; ebenso die der Coreopsis, wo C. Drummondii oder basalis schon länger beliebt war, ferner die der Akelei's, wo haupt- sächlich Aquilegia Skinneri wegen der rothen Farbe ihrer Blüthe beliebt wurde. Von A. vulgaris hatte man allein bereits 7 Formen. Zu den bekannteren Anemonen (einschliesslich die Küchenschellen oder Pulsatillen) kam die chinesische A. coronaria, zu den Dracocephalen hingegen das hübsche D. gran- diflorum. Viele der beliebteren Florblumen und Blüthen- sträucher der Gewächshäuser, welche wir schon aus den dreissiger Jahren kennen, wurden einer grös- seren Vervollkommnung entgegengeführt, so Gloxi- nien, Achimenes, zumal A. longiflora dazu kam und die Anzahl der Blendlinge vermehren half, Ges- neren, Azaleen, Rhododendren, Chrysanthemen, Fuchsien, Lantanen, vor Allem aber Pelargonien und Kamellien, welche letztere in dem 1847 von Fr. A. Haage jun. herausgegebenen Verzeichnisse von Topfpflanzen in nicht weniger als 236 Sorten aufgefülirt wurden. Die Eisenbahnen hatten bereits ihren Einfluss zur Geltung gebracht, denn Belgien, das Land der Gärtuerei, wo die Topfpflanzen lange schon, wie iu England, allgemeine Handelswaare geworden waren, hatte auch die entfernteren Gauen Deutschlands damit versehen. Noch mehr waren in den vierziger Jahren die chinesisch-indischen Eosen in Töpfen beliebt. Han- delsgärtnereien von irgend einem Umfange liatten grosse Sortimente zur V^erfüguug der Liebhaber gestellt. Fr. A. Haage kultivirte damals 122 Sem- perfiorens, 52 Bourbouroseu, 49 Noisetterosen und 126 Theerosen. Bereits hatten auch die remonti- renden Rosen angefangen , eine grössere Verbrei- tung zu erhalten. Es waren 36 remontireude Hy- briden und 8 remontireude Bourbouroseu vorhanden. Es galt dieses nicht weniger von den Amaryl- lis (Hippeastren), wo besonders A. aulica, welche in den fünfziger Jahren wieder unter dem Namen A. robusta als Neuigkeit erschien, A. vittata, Re- ginae und bulbulosa (unter welchen Namen Kunth aber mehre Arten zusammengeworfen hat) in einer Menge von Blendlingen und Formen erschienen. Reichere Liebhaber hatten zwar schon längst Samm- lungen ausgesuchter Blumen, allgemeiner sah man jedoch diese erst mit den vierziger Jahren. Ama- ryllideeu wurden überhaupt mehr gezogen, seitdem Herbert, ein Liebhaber und Gelehrter Englands, sich zugleich mit diesen Zwiebelgewächsen wissen- schaftlich beschäftigt hatte. Unter den 65 Zwiebel- gewächsen des Warmhauses, welche in dem bereits genannten Kataloge von 1847 aufgezählt sind, fin- den sich fast nur Amaryllideen vor. Seitdem von Berlin aus, den Engländern nach- folgend. Schaupflanzen, d. h. hauptsächlich Blüthen- sträucher, die durch gute Kultur einen bedeutenden Umfang, vor Allem aber einen enormen Reichthum von Blüthen erhielten, auch sonst beliebt waren, kamen auch Pflanzen, welche sich besonders dazu eigneten, man möchte sagen, in Mode. Es war die- ses hauptsächlich mit den neuholländischeu Schmetter- lingsblüthlern, sowie mit den Haiden und den an- deren, im Habitus diesen ähnlichen Pflanzen, der Fall. Sie wurden damit auch an und für sich be- liebt. Es gab Liebhaber, welche sich besondere Sammlungen von Eriken anlegten. Deshalb sind in dem Verzeichnisse von 1847, was im Ganzen 3,700 Arten, Abarten und Formen, die in Töpfen gezogen wurden, aufzählt, hauptsächlich diese bei- j den genannten Kategorien von Pflanzen vertreten. j Was die Haide-ähnlichen Pflanzen zuerst anbe- i langt, so sind aufgezählt: Eriken 270 Arten und Abarten, Epakris 24, Correen 25, Diosmen 15, Pimeleen 17, Phylica's 6 und Gnidlen 2, die neu- I holländischen Schmetterlingsblüthler waren dagegen mit den übrigen exotischen Hülsenträgern oder Le- guminosen als eine besondere Abtheilung im Ver- zeichnisse aufgeführt. Manche von den damals in zum Theil reichlicher Anzahl der Arten vertretenen Geschlechter sind heut' zu Tage aus den Gewächs- häusern der Liebhaber fast völlig verschwunden. W^enn wir auch noch hier und da Bossiäen, Chori- zemen vor Allem, Clianthus, Dillwynien, Hoveen, Indigoferen imd Pulte.näen begegnen, so sucht man doch meist vergebens Podolobien, Oxylobien, Gom- pholobien, Daviesien, Callistachys, Brachysemen und Burtonien in den Gewächshäusern der Liebhaber. Länger haben sich die Swainsonien erhalten, weil sie während der guten Zeit im Freien Anwendung finden konnten. W^enn auch die rankenden Schmetterlingsblüth- ler aus der Abtheilung der Phaseoleen oder boh- nenartigen keineswegs und zu keiner Zeit, wie die vorigen, von Seiten der Liebhaber eine solche Be- achtung erhielten, so wurden sie doch vielfach kul- tivirt. Jetzt findet mau Glycinen, Hardenbergien, Kennedyen und Ziehyen fast nur noch in grösseren botanischen Gärten. Aus der Abtheilung der Ge- nisteen, welche den wärmeren Ländern der gemäs- sigten Zone angehören, kultivirte man damals da- gegen einige Arten, wie Spartium junceum imd mul- tiflorum, hauptsächlich Telline (Cytisus) cauariensis, von der eine grossblühende Art als Cytisus gran- diflorus beliebt war, und microphylla, letztere unter dem Namen Cytisus Atleyanus. Diese beiden Tel- linen sind noch beliebte Marktpflauzen. Die sogenannten Neuholländer, besonders Pro- teaceen, holzfrüchtige Myrtaceen und Akazien, die eine lange Zeit in den Gewächshäusern der Lieb- 373 haber in reichlicher Menge sich vorfanden und im Sommer im Freien aufgestellt wurden, fingen be- reits wieder an, seltener zu werden und allmählig aus den Gärten der Liebhaber, wenigstens in grös- seren »Städten oder in deren Nähe, zu verschwin- den. Dagegen fanden sie sich noch fortwährend in den Provinzen vor. Nur einige Akazien, beson- ders aus der Gruppe der Akazia pulchella und ver- ticillata, waren in den vierziger Jahren beliebt und haben sich selbst noch jetzt als Schaupflanzen er- halten. Die Anzahl der Proteaeeen in dem mehr- mals genannten Haage' sehen Verzeichnisse war aber immer noch sehr gross, denn sie betrug fast 100 Arten und Abarten, während holzfrüchtige Myrtaceen über 50 aufgezählt wurden. Ich wende mich noch zu anderen Gewächshaus- pflanzen, welche in den vierziger Jahren eine Rolle spielten. Es waren dieses beispielsweise die Ery- thrinen , welche im Sommer zum Theil schon in's Freie gepflanzt wurden und noch zu diesem Zwecke gezogen werden ; 8 Arten und Sorten sind unter den Knollengewächsen aufgeführt. Ferner wurden auch strauchartige Ehrenpreis-Arten oder Veronica's aus Neuholland, zumal sie, wie jene, zu Kreuzungen geneigt waren und zahlreiche Blendlinge von gärt- nerischem Werthe entstanden, alsbald beliebt. Seit- dem Clematis patens (als azurea bekannter) ihre Neigung zu Form- Veränderungen einmal bekundet hatte, so entstanden der Reihe nach rasch zahl- reiche Formen, zu denen noch Blendlinge kamen, als man mit Gl. Viticella und anderen ähnlichen Pflanzen Kreuzungs- Versuche angestellt hatte. In den Warmhäusern kultivirte man dagegen Aeschy- nanthus-Arten mit ihren meist rothen Blüthen, zu- mal sie als Ampelpflanzen benutzt werden konnten. Ihre Zahl betrug damals 10. Ferner mehrte sich die Zahl der Begonien-Arten; in den Haage'schen Verzeichnissen waren deren bereits 24 vorhanden. Am meisten fand man bei Liebhabern B. argyro- stigma, und zwar selbst nicht selten vor ihren Fen- stern, ebenso B. manicata. Allgemeiner sah man ausserdem damals noch B. heterophylia. Von den Clerodendren war lange Zeit die be- kannte Volkamere (Clerodendron fragrans) mit ge- füllten Blumen selbst bis in die Hütten der ärm- sten Leute um so mehr gedrungen, als sie grade in dergleichen an Dünsten und an Stickstofi'- Ver- bindungen reichen Luft der Wohnungen zu gedei- hen schien. Dasselbe war auch mit dem sogenann- ten Rosen-Geranium der Fall, was in unseren Ge- wächshäusern gar nicht gedeihen will und deshalb selten geworden ist, aber schon in den zwanziger Jahren selbst auf den Dörfern Thüringens und Sachsens allgemein war. Clerodendren hatte man j bereits 18 und unter ihnen die reizenden Arten ' Gl. splendens und Kaempferi. Auch die Francis- .ceen fingen an, allgemeiner verbreitet zu werden. Aus der Familie der Akanthaceen fanden be- sonders Justicien und Aphelandren wegen ihrer rei- chen und gedrängten Blüthenstände Beifall. Gegen das Ende der vierziger Jahre erschienen auch die buntblättrigen Arten , deren Zahl sich bald rasch vermehrte. Durch die Einführung der Pitcairnia (Puya) Altensteinli, der Guzmannia tricolor und des Cryptanthus (Tillandsia) zonatus war man auch auf die Bromeliaceen aufmerksam geworden. Orchideen der tropischen Urwälder fingen an, ihre Liebhaber zu haben , die Mannigfaltigkeit der Arten beginnt aber, mit wenigen Ausnahmen, erst mit den fünf- ziger Jahren , wenigstens in Deutschland. Jedoch kultivirte Fr. A. Haage bereits 300 Arten. Die grösste Sammlung von Orchideen befand sicli übri- gens damals (für Deutschland) in Flottbeck bei Altona. Doch hatte auch die Schiller' sehe Samm- lung in der Nähe schon eine grosse Bedeutung. Für Palmen und für Farne fing erst die Liebha- berei an. Von Warmhauspflanzen nennen wir schliesslich noch die Torenien , welche als Ampelpflanzen gar nicht durch andere Pflanzen zu ersetzen sind; auch sie fangen leider wiederum an , in den Gewächs- häusern der Liebhaber seltener zu werden. Eine Pflanze nennen wir jedoch noch, da sie durch Fr. A. Haage eingeführt wurde, leider aber bis jetzt, so schön sie auch ist und alljährlich in dessen Gärt- nerei in blühendem Zustande oft bewundert wird, zu keiner allgemeinen Verbreitung gekommen ist: Lisianthus Russelianus. Auch die Einführung des jetzt noch allgemein beliebten Grases, Isolepis se- tacea, stammt aus dieser Zeit. Mit den vierziger Jahren begann auch in der Haage'schen Gärtnerei die Sammlung von Dick- pflanzen, hauptsächlich Kakteen, allmählig eine Aus- dehnung zu erhalten, welche diese bald zu einer der grössten in Deutschland machte. Das neueste Verzeichniss gibt Kunde davon. Es ist schon frü- her erwähnt worden, dass Fr. A. Haage eine be- sondere Liebhaberei für Koniferen hatte und sich bei Vergrösserung der ganzen Gärtnerei auch be- mühte, die Zahl dieser jetzt so sehr gesuchten Pflan- zen zu vermehren. Sie beträgt in dem Verzeich- nisse von 1847 bereits 125 Arten und Abarten. Wir kommen nun zu einer Zeit, die uns nahe liegt. Eine Handelsgärtnerei, und wenn sie noch so umfangreich wäre, konnte nicht mehr einen sol- chen Einfluss ausüben, wie früher; Liehe zu Pflan- zen und Blumen ist allgemein geworden. Mit dem grösseren Bedürfniss nach Pflanzen, mit der Ver- mehrung und Verschönerung der Gärten ging die Vergrösserung bestehender und die Gründung neuer 374 Handelsgärtnereien Hand in Hand. Es existirt jetzt kaum Wühl noch eine Stadt im ganzen Deutschland, ■wenigstens im Nord -Bunde, wo nicht wenigstens <; ne Handelsgärtnerei existirte. Wir haben uns ebenfalls vorgenommen, wie schon erwähnt, die Ge- schichte der Erfurter Gärtnereien in den letzten beiden Jahrzehenden zum Gegenstände einer be- sonderen Abhandlung zu machen; wir stehen des- halb jetzt von einer weiteren Verfolgung der Ge- schichte der Gartenblumen ab, kommen aber noch einmal auf die Persönlichkeit Friedrich Adolph liaage's selbst zurück. Ein Jlann mit solcher Thätigkeit übte auf seine Umgebungen einen grossen Einfluss aus und regte •vor Allem junge Leute, welche sich der Gärtuerei widmen wollten, in hohem Grade an. Die Zahl derselben, welche bei ihm ihre Ausbildung gefunden haben, ist ziemlich gross. Im Jahre 182G verheu- rathete er sich mit Henriette Gnüge und fand iu ihr bis zum Jahre 1857 eine Lebensgefährtin, welche ihm in Allem treulich zur Seite stand. 7 Jahre also wurde sie vor ihm von dem irdischen Schauplatze ihrer Thätigkeit abgerufen. Als durch die Anregung des Kriegs - Gouver- neurs von Erfurt, General v. Hedemann, ein Ver- schönerungs-Verein in's Leben gerufen wurde, der sich besonders angelegen sein Hess, die unter dem Namen ^Steiger" bekannte und mit -Ciehölzen be- wachsene südliche Anhöhe mit Anlagen zu verse- hen und durch Wege die schöneren Aussichten den Spaziergängern bequemer darzubieten, nahm Fr. A. Haage ebenfalls Antheil. Jetzt bietet der Steiger einen der beliebtesten Aufenthalte und V^ergnüguugs- orte der -Erfurter dar. Es mögen aber auch Fremde nicht versäumen, einen Ort zu besuchen, wo ihnen so viel Schönes geboten wird, zumal der Weg über den Dreienbrunneu führt und das Dorf Hochheim mit seinen zahlreichen Kulturen in der Nähe liegt. Fr. A. Haage erfreute sich einer allgemeinen Liebe imd Anerkennung in seiner Vaterstadt; das- selbe wurde ihm aber auch von ausserhalb reich- lich zu Theil. Eine grosse Reihe von Gartenbau-' Gesellschaften ernannte ihn zu ihrem Ehren- oder korrespondlrenden Mitgliede, anderen trat er bei. Dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues ge- hörte er seit dem Jahre 1830 an. Bis in die neueste Zelt nahm er regen Antheil an dessen Be- strebungen. Im Jahre 1862 erhielt er durch Ver- leihung des Adlerordens 4. Klasse von seinem Kö- nige eine besondere Gnade. Fr. A. Haage war in seinem ganzen Leben fast gar nicht krank gewesen. Da stellten sich im Jahre 1860 asthmatische Beschwerden ein, die ihm manchmal sehr lästig waren, bisweilen aber auch za. vergehen schienen. In den letzten beiden Jah- ren steigerte sich jedoch sein Uebel in einer Weise, dass er zeitweise das Zimmer hüten musste. Schliess- lich wurde ihm jeder Ausgang sogar schwer und endlich selbst unmöglich, das Feld seiner Thätig- keit, den liebgewonnenen Garten, zu besuchen. Er starb, wie wir bereits anfangs ausgesprochen haben, am 20. September 1866. Ein Jahr vor seinem Tode hatte Fr. A. Haage noch das Unglück, seineu zweiten Sohn Fritz, einen jungen, talentvollen Mann, der sich haupt- sächlich der Anzucht landwirthschaftlicher Samen gewidmet hatte, durch den Tod zu verlieren. Er hinterlässt jetzt noch 6 Töchter, von denen 5 ver- heirathet sind, und 2 Söhne, Ferdinand und Adolph, welche unter gleicher Firma das Geschäft fortführen. Beide letztere haben sich längere Zeit in England aufgehalten und in den grössten Han- delsgärtncreicn daselbst konditionirt; Ferdinand hat auch bei Aug. Nap. Baumann im Elsass ziemlich ein Jahr zugebracht. Die 8aiiiiucllii8t der (lärtiiei'. Von C. Clauss im botanisclieu Gai-teu zu Karlsruhe. Bei Gärtnern, besonders bei denen, welche nicht über viel Land zu verfügen haben, findet sich oft der eigenthüniliche Trieb, nicht allein recht viel, sondern auch Vielerlei zu kultiviren. Dagegen wäre im Allgemeinen nichts einzuwenden, denn es liegt gewiss zugleich auch darin ein Streben nach einem Weiterkommen und nach Vervollkommnung. Aber leider wird bei diesem Streben nach grossen Samm- lungen nur gar zu leicht das rechte Ziel und das wahre Gute verfehlt. Unter dem Vielen wird sich zunächst manches Mittchuässige, ja sogar manches Schlechte finden. Noch grösser wird der Nachtheil, dass bei grossen Mengen die Pflege und demnach auch die Güte des Einzelnen mehr oder weniger leiden muss. Die Kulturen können nicht die Höhe der Vollkommenheit erreichen, als es bei Wenigem der Fall gewesen wäre, wenn man nicht über sehr bedeutende Mittel verfügen kann. Niemand kennt wohl alle Pflanzen, welche aus fremden Ländern eingeführt und kultivirt wurden. Vom gärtnerischen Staudpunkte aus verdienen wenige im Garten gezogen und gepflegt zu werden. Selbst botanische Gärten sollten nicht planlos sammeln, sondern je nach den Bedürfnissen die nöthige Aus- wahl treffen. In Luxusgärten ist die Sucht, Vie- lerlei zuhaben, aber noch schädlicher; es widerspricht schon den ästhetischen Zwecken. Da darf nur das Schönste und dieses ausserdem nur in bester Kul- tur vorhanden sein. Das Neue ist nicht immer schön und kostet viel Geld, was diejenigen Gärtner, 375 welche nicht über grössere ]\Iittel verfügen können, am meisten bedenken sollten. Diese Samraeiliist ist bei vielen Privatgärtnern noch mehr in Betreff der Abarten, Blendlinge und Formen der Fall. Es sind oft schon herrliche Ro- sen, Fuchsien, Verbenen, Petunien u. .s. w. vorhan- den; es genügt aber nicht, man lässt neue kom- men und behält selbst die mittelmässigen , welche man schon hatte, noch bei. Was unter den neuen Sorten schlecht ist, wird ebenfalls sorgfältig aufbe- wahrt. So kultivirt man schliesslich eine grosse Menge von Sorten, welche kaum zu 10 oder höch- stens zu 20 Prozent Werth haben. Würde der ästhetische Genuss, welcher bei einem Privatgarten immer in vorderster Reihe stehen muss, nicht weit grösser sein, wenn anstatt der 100 Sorten wohl ebenso viele Exemplare, aber nur in 20 der besseren Sorten vorhanden wären? Ja selbst anstatt der 100 Exemplare nur 50 oder selbst nur 30, aber in voll- kommener Kultur, würden gewiss auf das Schön- heitsgefühl einen grösseren Eindruck machen. Die Sortenzahl einiger Florblumen, von denen die genannten obenan stehen und zu denen man noch die Azaleen, Rhododendren, Kamellien, Pelar- gonien u. s. w. reclmcn könnte, hat eine Plöhe er- reicht, die jede Auswahl unmöglich macht. Selbst ' wenn man nur die auswählte, welche noch ein lo- bendes Prädikat zur Seite haben, ist deren Zahl für die meisten Privatgärten noch viel zu gross. Man erhält dabei auch keineswegs immer die besten. Man werfe nur einen Blick auf die Verzeichnisse der Floristen und Handelsgärtner! Dem eigentlichen Verzeichnisse einer beliebten Florblume oder eines bekannten BlUthenstrauches geht in der Regel ein kleineres Verzeichniss der Anpreisungen der vor- letzten Jahre und diesem eins der neuen Züchtun- gen des letzten Jahres voraus. Natürlich sind diese vor Allem schön, wenn auch theuer genug; hat man sie sich angeschafft, so bedauert der wahre Blumenfreund oft weniger das Geld, was diese neuen Sorten ihm gekostet, als vielmehr die Mühe und die Pflege. Vielleicht hatte er noch dazu, um den nöthigen Platz für die Neulinge zu haben, schönere Sorten weggeworfen. Das Anpreisen neuer Sorten, ganz besonders im Auslande, geschieht leider oft mit einer Gewis- senlosigkeit, die man nicht genug rügen kann. Bei unseren Florblunien hat es keineswegs den Nach- theil, wie bei Rosen, noch mehr bei Obstgehölzen, wo man mehre Jahre warten muss, um schliesslich etwas Gewöhnliches zu erhalten. In den letzten .Jahren sind Rosen aus Frankreich in den Handel gekom- men, die trotz der grossen Lobpreisungen auch nicht die geringste Anerkennung und Berücksichtigung verdienten. Weil der betreffende Züchter mehre Jahre auf ihre Anzucht verwendet hat, liält er sich für berechtigt, um seine gehabten Kosten zu decken und schliesslich auch etwas dabei zu verdienen, seine mittelmässigen Neuheiten anzupreisen und um hoJie Preise zu verkaufen. Dasselbe ist in Betreff der neu eingeführten Pflanzen der Fall. Kein Etablissement von irgend einer Bedeutung glaubt heut' zu Tage seinem Rufe nicht hinlänglich genügt zu haben, wenn es nicht etwas Neues aus fremden Ländern eingeführt hat. Die Erde ist zwar gross und es wachsen noch viele Pflanzen, welche unsere Gärten zieren könnten, iu manchen Ländern , trotzdem ist aber nicht Alles, was eingeführt wird, schön oder, um mich techniscli auszudrücken, preiswürdig. Man will aber durch die Einführung sein Geld wieder herausschlagen, nebenbei auch etwas verdienen, und so gibt man bekannten Pflanzen neue Namen und mittelmässi- gen werden alte von Pflanzen beigelegt, welche bisher noch nicht eingeführt waren imd welchen man damit einen guten Klang geben möchte. Wenn auch diese Thatsachen feststehen und die Charlatanerie, obwohl sie in der neuesten Zeit, wo immer mehr gute Firmen sich zur Geltung bringen, geringer geworden, noch nicht aus der Gärtnerei verschwunden ist und ebenso wenig, wie in allen industriellen Handelszweigen, verschwinden wird, so thut mau aber doch selbst solchen Han- delsgärtnern, welche mit Lobpreisungen zu ver- schwenderisch umgehen, grosses Unrecht, wenn man ihnen bei diesem nicht genug zu rügenden Uebel- stande allein die Schuld beimisst; weit mehr liegt sie an den Käufern. Der Gärtner, welcher nicht fort- während darauf sinnt, etwas Neues zu bringen, wel- cher ferner das Schöne, was er hat, nicht rasch zur Kenntniss bringt und dabei bisweilen auch nicht Lobpreisungen spart, würde sehr schlechte Ge- schäfte machen. Der Handelsgärtner muss heut' zu Tage auch Kaufmann sein und alle Mittel in Be- wegung setzen, um seine gute Waare an den Mann zu bringen. Die Konkurrenz ist zu gross, um nicht Alles zu thun, wenigstens so lange, bis man sich einer allgemeineren Anerkennung erfreut. Aber nicht alle Privatgärtner und Pflanzen- liebhaber haben eine solche Samnielwuth, von der ich oben gesprochen und welclie hauptsächlich der Anzucht und Verbreitung mittelmässiger Blumen und Pflanzen mittleren Werthes Vorschub leisten: sie möchten ebenfalls das Schöne und Preiswürdige, was die Neuzeit bringt, wenigstens so weit ihre Mittel reichen, sich für ihren CJarten anschaffen. Leider werden auch diese häufig getäuscht. Der Gärtner aber selbst wird nicht überall Kenntniss von den zahllosen Pflanzensorten erlan- gen. Darum müsste es für den Gartenbau und 37ß für sein Gedeihen zweckmässig sein, wenn fach- kundige Männer sich vereinigten, um alljährlich ein Verzeichniss der besten Sorten aller Florblumen und Blüthensträucher, welche im vorletzten Jahre gezüchtet waren, und der in derselben Zeit einge- führten Pflanzen zu bearbeiten. Ein solches Ver- zeichniss würde sich bald als nothwendiger Rath- geber für jeden Gärtner imd jeden Pflanzenlieb- haber erweisen. Für eine einzelne Person kann natürlich die Ausarbeitung eines solchen Verzeich- nisses kein Werk sein , sondern es sind unbedingt sehr viele Kräfte nöthig. Diese Männer zusam- menzubringen, mag seine Schwierigkeiten haben. Noch besser wäre es deshalb, wenn Gartenbau- Ver- eine, denen Blumen- und Pflanzenzucht natürlich vor Allem am Herzen liegt, dahin streben wollten, Männer von Ruf und den nöthigen Kenntnissen zur Uebernahme dieser Arbeit zu bewegen. Unter der Leitung eines grossen Gartenbau-Vereines würde es Vertrauen für die Vortrefflichkeit des Verzeich- nisses und für die Gediegenheit in der Auswahl der Sorten ei-wecken. In welchen Grenzen ein sol- ches Verzeichniss zu halten sei, das wäre eine an- dere Frage, die ich jetzt nicht erörtern will. An- zunehmen wäre jedoch, dass, je umfassender das Werk würde, es um so nützHcher werden müsste.*) *) Der Vorschlag ist scliou oft geraacbt worden; andern- thcils oxistiren eine Reihe von Gartenbau -Vereinen, wie zu Berlin, Breslau, Kassel, Frankfurt a. M. u. s.w., die fast all- jährlich ihr Urtheil über das, was eingeführt wird, besonders ülier neuere Florblunieu und Gemüse , abgeben. Auch in der Wochenschrift erscheint alljiihrlich eine Besprechiing der neu eingeführten Pflanzen, abgesehen davon, dass ausserdem noch über dergleichen, hier und da auch über Sortimente von Flor- l>lumen und Blüthensträucher, berichtet wird. Das Letztere hat seine Schwierigkeiten , da der Geschmack stets mehr oder we- niger individuell ist. Wohl zu berücksichtigen ist aber — und das gilt noch mehr von dem Gemüse, als von den Florblumen — dass das Gelingen einer bestimmten Kultur nicht selten von der Lokalität abhängt und dass man den Pflanzen oft keineswegs die Pflege angedeihen lässt, welche nothwendig ist. Anm. d. Red. Die gro|t ruflifd)e iusfttllung ft[)no(!irapl)irtl)et (Segenflflniif im April 1867 in Moskau. Man bereitet sich bereits in der alten Metro- pole des weissen Herrschers, wie früher, und auch jetzt wohl noch, der Selbstherrscher aller Reussen von den mehr gelbgefärbten Mongolen und Tataren genannt wurde, in Moskau zu einer grossartigeu und gewiss sehr interessanten Ausstellung vor. Kein Reich besteht aus so verschiedenen Völkern, wie das russische und in keinem, wenigstens von den eui'o- päischen, sind diese seit Jahrhunderten, ja selbst Jahrtausenden, sich so gleich geblieben, als in dem russischen. Wenn wir hier in einer botanisch-gärtnerischen Zeitschrift auch eine ethnographische Ausstellung besprechen und darauf aufmerksam machen, so liegt der Grund darin, dass man dabei hauptsächlich auch den Erzeugnissen pflanzlichen Ursprunges und überhaupt der Flora Rechnung tragen wird. Bei dergleichen, noch auf einer niederen Stufe stehenden Völkern, wie sie Russland besitzt, spielen die Rohprodukte aus dem Pflanzen- und Thierreiche stets eine grosse Rolle. Mau wird demnach alle Gegenstände, welche dem Pflanzenreiche entnom- men sind und in irgend einer Beziehung zu den Bewohnern im weiten russischen Reiche stehen, zur Schau stellen, aber nicht allein diese, sondern auch die Pflanzen , denen sie entnommen wurden. So wenigstens theilt man uns mit und fordert uns auf, auch die Aufmerksamkeit der Leser der Wochen- schrift auf diese Ausstellung zu lenken. An Gegenständen, welche bei einer solchen ethnographischen Ausstellung auch dem Pflanzen- und Blumenfreunde Interesse darbieten würden, kann es hier nicht fehlen, zumal mancher dei'sclben eine Pflanze, die er kultivirt, mit mehr Aufmerksamkeit betrachtet, wenn er weiss, dass sie in irgend einer Beziehung zum Menschen steht. Die Zahl der Nah- rungsmittel vor Allem, welche im russischen Reiche wohnende Völker hauptsächlich dem Pflanzenreiche entnehmen, ist nicht gering. Zwiebeln uud Knollen vieler wildwachsender Pflanzen werden in Russland selbst roh gegessen. Die Zwiebeln mehrer in Si- birien wachsender Liliaceen werden auf diese Weise genossen , bringen aber auch oft schöne Blumen hervor, welche in unseren Gärten eine Zierde dar- stellen können. Andere Pflanzen dienen in Russ- land vielfach zu technischen Zwecken, wir erinnern nur an den Lindenbast, welcher bekanntlich in sehr grossen Mengen aus dem nördlichen Russland allen zivilisirten Völkern, welche Handel treiben und al- lerhand einzupackende Gegenstände ausführen, zu- gesendet wird. Auch die Kleidung wird zum Theil aus dem Pflanzenreiche entlehnten Stoff'en in Russ- land bereitet. Noch fehlt uns ein Programm, was spezielle Mittheilungen macht; es wäre deshalb sehr zu wün- schen, dass dieses recht bald erschiene, damit man zeitig auf eine gewiss nicht allein interessante, son- dern auch wichtige Ausstellung aufmerksam gemacht würde, bevor man in dieser Hinsicht anderweitig über seine Zeit verfügt. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Deäsauer-Straase No. 2. Druck der C. F e is ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 1. Wochenschrift des Fereines zar Bet'örderniig des Garteiibanes in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : I^x-ofessor I>r. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 47. Berlin, den 24. November 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vejeines. Inhalt: Martin Jakob Grashoff. Eine biographische Skizze. — Allerlei aus der Gärtuerei und Pflanzenkunde. VII. — Rudgea macrophylla Beuth. und uivosa Berk., 2 Blüthensträucher des Warmhauses. Sonntag, den 25. >uvcniber, Vormitlngs nni II Uhr, lintlet im Englischen Hause eine Versammlung iIcs Vereine» zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Martin Jakob («rashoff. Eine biographische Skizze. Mäimer, in iiiedertn Sphären geboren, welche durch die Energie ihres Geistes sich aber heraut- gcarbeitet und im bürgerlichen Leben eine Ötelhuig sich errungen, liaben stets in unseren Augen in einer höhereu Achtung gestanden, als andere, die das, was sie waren, ohne ihr besonderes Zuthun geworden, man möchte sagen, denen es von selbst zugetallen war. Diese Achtung steigerte sich rmi so mehr, wenn solche Männer auch durch Beispiel einen Eiufluss auf ihre Umgebung ausgeübt hatten, der von Folgen begleitet war. Wenn auch nicht immer, so haben doch sehr häufig dergleichen Män- ner für irgend eine Richtung einen Impuls gege- ben, der bald von Bedeutung wurde und segens- reich auf den Wohlstaud einer Gegend einwirkte. Martin Jakob Grashoff, dessen plötzlicher Tod unlängst in diesen Blättern zur weitern Kennt- niss kam, war ein solcher Mann. Als er den Sa- nienbau in dem zweiten Jahrzehende dieses Jahr- hunderics mit einfachem Gemüsebau begann, da lebten allerdings schon einzelne Gärtner in der alten Kaiserstadt am Harze, in Quedlinburg, sämmt- lieh aber ohne Bedeutung. Der wenige Samen, den man damals schon vielleicht in Quedlinburg für fremde Länder zog, wurde von Braunschweiger Händlern, welche den Norden Europas hauptsäch- lich damit versahen, aufgekauft und weiter geführt. Aber selbst in Braunschweig hatte der Samenhan- del zu der Zeit noch lange nicht die Bedeutung, wie er sie in dem benachbarten Quedlinburg jetzt besitzt und wie er hinsichtlich des Gemüses und der bekanntesten Blorblumen wohl am höchsten steht. Nur Erfurt vermag hier und da zu wett- eifern und nimmt selbst hinsichtlich der feineren Florblumen einen höheren Standpunkt ein. Mögen, besonders in England, Samenhändler existireu, deren Geschäfte einen noch weit grösseren Umfang ha- ben, jenseits des Kanales und jenseits des Rheines wird man ater nirgends eine Gegend finden, wo Gemüse und Florblumen behufs des Samenbaues in solch'er Ausdehnung angebaut werden, als in Quedlinburg und in Erfurt. Martin Jakob Grashoff war der Sohn einer armen Gärtner- Familie in Quedlinburg und wurde am 19. Dezember 1796 geboren. Wenige Wochen fehlten also, als er am 7. Oktober d. J. starb, an seinem 70. Lebensjahre. Kümmerlich ernährten sich die Eltern von dem Anbau wenigeu Gemüses, was in Quedlinburg selbst verkauft wurde. Der Knabe wuchs heran und musste schon zeitig die Eltern in ihrer Hände Arbeit unterstützen. Welche mit- teimässige, ja man möchte sagen, unbedeutende Schul- bildung er unter diesen Verhältnissen erhielt, kann man sich denken. Doch schon bald war dem Jüng- linge das Häuschen mit dem kleinen Garten daran zu eng und der Vater sah sich veranlasst, noch kleine Parzellen (im Ganzen 34 Morgen Flächen- 47 378 Inhalt) zu pachten, um ebenfalls Gemüse darauf zu bauen. Die Eltern scheinen zeitig gestorben zu sein oder der überaus thätigc und umsichtige 8ühn er- warb sich schon anfangs der zwanziger Jahre eine Selbständigkeit, in Folge deren er den Grund zu dem jetzigen grossartigen Etablissement legte. Im Anfange betrug das Terrain, was ihm zur Verfü- gung stand, kaum 5 Morgen. Mit Hülfe seiner Frau, einer gebornen Sachtleben und StiefscliM-^e- ster des Vaters von dem Chef der jetzigen Han- delsgärtnerei Samuel Lorenz Ziemau, bearbeitete er den Grund und Boden allein. Keine und selbst die härteste Arbeit nicht scheuend, erwarb er sich von Jahr zu Jahr etwas, mit dem er das Geschäft vergrösserte. Aeltere Leute erzählten uns, dass er selbst au den Wochenmärkten das Gemüse auf dem Karren nach der Verkaufsstelle brachte und seine Frau es übernahm, den Einzelverkauf zu vermitteln. Es mag 40 Jahre her sein, als Grashoff einen Thcil des jetzigen Gartens von 3Ä Morgen Flächen- inhalt und mit einem kleineu Häuschen versehen, pachtete und einige Zeit darauf auch käuflich er- warb. Damit begann das jetzige Etablissement. Die eigenen Kräfte reichten bald nicht mehr aus; es nuissten hier und da zur Hülfe Tagelöhner ge- halten werden. Später wurden Kühe und schliess- lich auch Pferde angeschafft, die er aber selbst versorgte. Seine rastlose Thätigkeit kannte keine Grenzen. Der Gemüsebau allein förderte ihn bald nicht mehr genug; er fing au, sein Land hauptsächlich zur Samen - Gewinnung zu bebauen. Zu diesem Zwecke knüpfte er mit Samenhändlern in Braun- schweig Verbindungen an und verkaufte au diese den gewonnenen Samen. Doch schon bald erkannte er die Vortheile eines direkten Samen- Verkaufes und machte zu diesem Zwecke eine Reise nach Lübeck, was damals, wie auch jetzt noch zum Theil, die Verbindungen mit den skandinavischen Ländern vermittelte. Damit war der Weg. zu seinem gross- artigeren Samenban eröffnet. Ein Stück Land nach dem andern wurde angekauft und ein Garten in oder in der Nähe der Stadt erworben. Bald stand Martin Jakob Graslioff in Qued- linburg nicht mehr allein, die Söhne anderer Gärt- ner der Stadt wetteiferten mit ihm in gleichem Streben und mit gleichem Glücke. In erster Reihe ist Heinrich Mette, über dessen schönen Garten erst unlängst berichtet worden ist, zu nennen. Bald darauf erweiterten auch Sam. Lor. Ziemann und A. Keil holz ihren Samenbau, während die Ge- brüder Dippe erst 1845 das Geschäft ihres Vaters übernahmen und es rasch zu der Höhe brachten, auf der es sich jetzt befindet. Der späteste unter den Quedliiiburger Gross- Samenzüchtern und Sa- menhäudlern ist A. Gebhardt. So ist Quedlinburg mit seiner Feldmark, die bald selbst nicht mehr ausreichte, ein grossartiger Garten geworden. Anstatt Getreidefelder und Wie- senfluren sieht man grosse Strecken mit einem und demselben Gemüse, mit einer und derselben Flor- blume bedeckt, und jene selbst sind eigentlich nur Oasen mitten im Gartenbau. Wege und Anger sind mit Obstbäumen, besonders mit Aepfeln, l'iirnen und Pflaumen bepflanzt, und verleihen, vor Allem im Frühjahre, für das Auge einen Schmuck, der nicht wenig zur Verschönerung des Ganzen beiträgt. Und wenn im Spätsommer und im Herbste die ge- färbten Früchte an den Bäumen hängen, erhält die Gegend einen neuen Reiz. Niedrige Höhenzüge, zum Theil mit Gehölz bewachsen, zum Theil aber auch die oft bizarr-gestaltetcn nackten Felseu und Felsenmauern zeigend, umgeben die freundliche Stadt mit ihrem Schlossbergc, auf dem vor lauger Zeit Deutschlands Kaiser sich allein der Wohlfahrt ihres Reiches widmeten und noch nicht in den un- seligen Römerzügen deutsches Blut vergeudeten. Und über diesen Vorhöhen ragt im Süden der Harz mit dem an Sagen reichen Brocken hoch em- por und ladet den Wanderer ein, die romantischen Thäler und Berge zu besuchen. Die sogenaunte Separation oder vielmehr Zu- sammenlegung der Grundstücke hat in Quedlinburg sehr frühzeitig, wenn wir nicht irren, schon zu Ende der drelssiger Jahre begonnen. Um die Stadt wa- ren viele Anger und Triften, letztere für die Schafe, welche um so mehr auf diese beschränkt waren, als durch die Ausdehnung des Samenbaues der da- mals noch herrschenden Dreifelder-Wirthschaft nach und nach alles bebaute Land entzogen wurde. Zahl- reiche Quellen kommen am Fusse der Hügelreihen hervor und haben zum Theil die Niederungen, wenu auch nicht immer sumpfig, so doch in einer Weise feucht gemacht, dass der Boden nicht zum Getreide-, zum Gemüsebau nur in beschränktem Masse taug- lich war. Umgekehrt lagen auf unbedeutenden Er- höhungen, welche sich in bestimmten Richtungen dahinzogen, Steingeröll, ja selbst grössere Steine und Felsen, welche ebenfalls wiederum eine regel- rechte Bebauung mehr odei- weniger unmöghch machten. Dergleichen Lokalitäten wollte, obwohl sie in ihrer Qualität als die niedrigsten im Werthe beur- theilt wurden. Niemand haben, während umgekehrt grade Martin Jakob Grashoff sie gern gegen besseres Land eintauschte. Denn grade an solchem für unfruchtbar gehaltenen Lande konnte sein schaf- fender und umsichtiger Geist sich am besten ver- suchen. Keine Mittel und keine Arbeit scheuend, 379 wurden dergleichen nasse oder gar versumpfte Nie- (lerui)gen, ebenso die mit Steinen wie besäeten Hö- lien, bald in fruchtbaren Boden umgewandelt. Hier zog er Gräben oder suchte durch unterirdische Röh- ren den Boden hinsichtlich der Feuchtigkeit einem iiornialen Zustande cntgegenzuführen , dort ver- brauchte er die Steine zu Bauten oder zur Anle- gung von Wegen. Hinsichtlich der Verbesserung des Bodens in der Umgegend von Quedlinburg hat Jlartin Jakob Grashoff grosse Verdienste ge- habt, seine Felder gehören in der Quedlinburger Feldmark unbedingt zu den besten. Obwohl von Jahr zu Jahr der Wohlstand zu- nahm und das Geschäft blühender wurde, gönnte er sich und seinem Körper kaum Ruhe. F^v war die Seele des Ganzen, er leitete Alles persönlich, und doch hatte er noch so viel Zeit, dass er hier und da selbst angriff und mit seinen Leuten ar- beitete, um sie zu grösserem Fleisse anzuspornen. Bis auf wenige Jahre vor seinem Tode hatte er die Gewohnheit, den Hausgarten dicht an seiner W^ohnung im Frühlinge selbst umzugraben und zu bepflanzen, auch den ganzen Sommer hindurch zu besorgen. Er stand sehr früh auf und ging spät zu Bett. Im Jahre 1848 starb seine Frau, mit der er über 27 Jahre treu zusammengestanden hatte. Sie lange Zeit in Allem, was hat ihn redlich die c'anze 1 er thar, unterstützt und dadurch viel zu dem Auf- schwünge seines Geschäftes beigetragen. Ein Mann, wie er, konnte um so weniger allein stehen, als seine Ehe dm-ch keine Kinder gesegnet war. Er fühlte das Bedürfniss eines engeren Anschlusses von Neuem und vcrheurathete sich zum zweiten Male mit der Tochter eines anhaltinischen Pfarrers bei Köthen, Hermine Günther. Eine bessere W^ahl vermochte er wohl kaum zu treffen: bis zu seinem Tode hat er in glücklichster Ehe mit ihr gelebt. Auch diese ist kinderlos geblieben. Der immer grösser werdende Sanienhandel, be- sonders seitdem auch hindwirthschaftliclie Pflanzen, vor Allem die Runkelrübe mit der Vermehrung der Runkelrüben-Zuckerfabriken, in den Bereich des Anbaues gezogen ■\\urden, nöthigte ihn, noch mehr Land zu erwerben. Die Feldmark Quedlinburgs war aber bereits durch ihn und seine Kollegen in dieser Hinsicht sehr in Anspruch genommen. Als die Königliche Domäne W\>sterhausen, welche mit ihren Ländereieu dicht au der Quedlinburger Feld- mark liegt, von Neuem verpachtet werden sollte, befand er sich unter den Bewerbern und erhielt, als tüchtiger Wirth hinlänglich bekannt, den Vor- zug. So nahm er sie im Jahre 1848 auf 24 Jahre in Pacht. Da das dazugehöi'ige Land sich vollstän- dig dem gleich verhielt, wie es um Quedlinburg gewesen und zum Theil noch war, so wurde ihm damit von Neuem Gelegenheit geboten, zu melio- rircn. Wir haben vor nun 14 Jahren Gelegenheit gehabt, die damaligen Zustände der Domäne kennen zu lernen und sie wiederum vor 2-'- Monaten zu sehen; wir vermögen demnach zu beurtheilen, was in dieser Zeit zu ihrer Verbesserung geschehen. Im Jahre 1859 war die Separation in Qued- linburg zu Ende; die Grundbesitzer haben damit ihre Grundstücke mehr zusammen und beieinander liegen und können sie demnach auch noch leichter bewirthschaften. Es ist dieses bei dem Anbau von Gemüsen und Florblumen um so nothwendiger, als hier weit mehr Arbeit und Sorgfalt verlangt wird, als bei dem Getreidebau. Martin Jakob Gras- hoff besass iu der letzten Zeit in der Quedlinbur- ger Feldmark als Eigenthum gegen 300 Morgen, dazu kommen aber noch 4.") jMorgen Gartenland, was auf 4 Grundstücke vertheilt ist. Der Garten am Hause ist nach und nach so vergrössert wor- den, dass er jetzt nicht weniger als 20 Morgen enthält. Zu diesem gegen 350 Morgen Land Eigen- thum gehörten für seine Kulturen noch gegen 300 Morgen Pachtland in der Feldmark Quedlinburg und die 700 Jlorgen enthaltende Domäne Wester- hausen. Von diesen 1345 Morgen Land wurden allein jährlich gegen 1000 Morgen zum Samenbau verwendet; auf dem übiigen Lande wurde, natür- lich nur des Wechsels der Frucht halber, Getreide gebaut. Der SamenliandeJ hatte bereits eine solche Ausdehnung erhalten, dass der selbstgebaute Samen, namentlich der Runkelrüben, gar nicht ausreichte, sondern der Besitzer sich gezwungen sah , alljähr- lich nicht geringe Mengen desselben noch aus den benachbarten Dörfern aufzukaufen. So streng Martin Jakob Grashoff in seinem Geschäfte und vor Allem ein grosser Feind der Faulheit und des Nichtsthuens war, so hatte er doch ein so gutes Herz, dass er selten Jemand, der ihn ansprach, nie aber einen Leidenden ohne Gabe von sich gehen Hess. Die Armen von Qued- linburg haben ungemein viel an ihm verloren und alle Ursache, ihn zu betrauern. Im hohen Grade liebte er auch die Gastfreundschaft und hatte gern Gäste bei sich. Trotz seiner ihm zur zweiten Na- tur gewordenen Thätigkeit dachte er dann nur daran, Freunden und Gästen Freude zu machen. Da das Geschäft in bester Ordnung war und er es nur zu leiten brauchte, so konnte er auch ganzo Tage seinen Freunden widmen. Er liebte es vor Allem, mit diesen Parthien nach dem nahen Harze zu machen und trug dabei auf eine rührende Weise Sorge, dass seinen Gästen in keiner Weise etwas abging. Um diese bei sich selbst bequemer und, ohne dass diese sich durch ihn oder seine Leute 47 "^ 380 auch nur im Geringsten zu geniren hätten, logiren zu lassen , erbaute er vor mehrern Jahren ein be- sonderes, mit dem Wohnhause im Zusammenhange stehendes Haus, in dem einige Zimmer nur für die Gäste eingerichtet waren. Obwohl Martin Jakob Grashoft", wie an- fangs ausgesprochen, fast gar keine Schulbildung erbalten, so war er doch, trotz seiner grossen Ge- schäfthchkeit, stets bemüht gewesen, sich weiter aus- zubilden. Wir haben fast alle Jahre Gelegenheit gehabt, ihn zu besuchen. Tage lang begleiteten wir ihn bei seinen Inspektionen der verschiedensten Kulturen, besuchten aber auch in seiner Gesellschaft allein oder mit anderen Fremden den Harz, wobei er stets der liebenswürdigste Wirth war. In seinem eigenen Geschäftskreise, dem Anbau von Pflanzen, war er belehrend; Manches verdanken wir ihm. Aber auch als Gesellschafter befriedigte sein Um- gang um- so mehr, als er auch in den sogenannten humanen Wissenschaften nicht unbewandert war. Vor Allem liebte er sein Vaterland über Alles und konnte sich t'ef betrüben, wenn er glaubte, dass diesem irgend etwas angethan wäre. Treu hing er seinem Könige an. Vor 3 Jahren wurde er zum Königlichen Oberanitmann ernannt und erhielt als- bald darauf auch die lusignien der 4. Klasse des Hohenzolleru- Ordens. Dem Vereine zur Beförde- rung des Gartenbaues gehörte er seit dem Jahre 1851 an und nahm den innigsten Antheil an Allem, was diesen betraf. Häufig machte er Mittheilungen über interessante Formen von Florblumen und Ge- müsen. Martin Jakob Graslioff hat in den 70 Jah- ren seines Lebens nicht recht gewusst, was Krank- heit war. Sein durch Arbeit und massiges Leben erstarkter Körper unterlag schliesslich der Geissei, welche in diesem Jahre grade in den wohlhaben- deren Familien oft namenloses Unglück gebracht hat, der Cholera. Vor 24 Monaten fanden wir ihn noch im besten Wohlsein; ihm stand damals nichts ferner, als der Gedanke des Todes. In der Nacht vom 6. zun) 7. Oktober brach die unheilvolle Krank- lieit bei ihm aus und schon am frühen Morgen (ge- gen 7 Uhr) trat Lungenlähmung ein, so dass er schon nicht mehr im Stande war, seinen letzten Willen aufnehmen zu lassen. Nachmittags 3 Uhr war sein Geist entflohen. Das schöne, grosse Etablissement wird hoffent- lich für immer bleiben und zunächst von der trau- ernden Wittwe, welche mit den 3 Kindern einer Stiefschwester das Erbe antritt, fortgeführt werden. Es arbeiten jetzt bewährte Männer in ihm, unter Anderen ist der Geschäftsführer bereits seit dem Jahre 1845 in dem Etablissement. Allerlei aus der (lärtiierci nnd Pflaiizeiikimde. VII . Bekanntlich glaubt man , dass Salomon zu sei- nem berühmten Tempelbau in Jerusalem in den Cedern des Libanon so sehr gelichtet habe, dass seitdem diese schönen Bäume sich im genannten Gebirge nur noch einzeln vorfänden und wohl dem gewissen Untergänge bestimmt wären, wenn man nicht europäischer , besonders englischer Seits mit aller Aufmerksamkeit und Sorgfalt darüber gewacht hätte, dass die wenigen Bäume erhalten würden. Nun weiss man zwar noch gar nicht mit Bestimmt- heit, ob Salomon wirklich nur Cedern oder auch noch andere Bäume, was wenigstens wahrscheinlich sein möchte, zu seinem grossartigen Tempel ge- braucht hat; so viel steht aber fest, dass im Hima- laja die dort wachsende Ceder (die Deodara) eben- falls in früheren Zeiten zu gleichen Zwecken viel verwendet wurde. Die Ansicht Derer, welche meinen, dass die Ceder des Libanon aussterben werde, ist jedoch zu- nächst eine irrige. Dass sie wirklich, namentlich in den nördlichen Theilen genannten Gebirges und auch im Taurus, noch waldartig vorkommt, ist schon früher durch Reisende mehrfach bestätigt worden; nach Berichten in Gardeners Chronicle kommt sie aber auch im Süden des Libanon, und zwar auf beiden Abhängen, ebenfalls au einzelnen Stellen in grosser Menge vor. Der amerikanische Missionär Jessup, dem man diese letztere Mitthei- lung verdankt, nennt besonders 5 Orte, wo dieses der Fall ist. Einen Wald östlich von Ain Zahalteh schätzte Jessup auf 10,000 stattliche Bäume. Die türkische Regierung verkaufte leider vor einigen Jahren diesen herrlichen Wald an einen einheimi- schen Scheich, der Bäume niederhauen Hess, nur um Pech zu gewinnen und durch dessen Verkauf sich zu bereichern. Zum Glück schlug dieses Un- ternehmen aber fehl un'd so wurde gegen die ur- sprüngliche Absicht der türkischen Regierung we- nigstens ein grosser Theil der Bäume gerettet. In England macht (nach Gardeners Chronicle) jetzt eine buntblättrige Wellingtonie grosses Aufsehen. Der Besitzer erhielt im September des Jahres 185G von Low 3 Sämlinge, welche alsbald ausgepflanzt wurden. Im nächsten Jahre zeigte sich an einem solchen Sämlinge, und zwar nur an einem Zweige, eine geringe gelbe Färbung, die mit jedem Jahre aber bedeutender wurde iind bereits 1860 sich über die ganze eine Seite, 1862 sich fast über die ganze Pflanze erstreckte. Im Jahre 1864 war sie so allgemein, dass selbst Zweige aus dem alten 381 Holze, welche sich unterhalb des ersten gefärbten Zweiges (nun Astes j befanden, gelb -gefärbt oder wenigstens gelb-panachirt erschienen. Da das Exemplar 3 Mal versetzt wurde, so blieb es auch im AVachsthume etwas zurück; trotz- dem hat es jetzt eine Höhe von 13 Fuss 2 Zoll lind einen Stamm-Umfang von 2 Fuss 8 Zoll. Der Trieb von diesem Jahre betrug nicht weniger als 2 Fuss 8 Zoll. Im vergangenen November wurden 6,00U Stecklinge davon abgeschnitten, so dass der Baum, wie man sich denken kann, in dieser Zeit sehr schlecht aussah; trotzdem hat er aber in die- sem Jahre von Neuem auf eine Weise getrieben, dass man ihm die Verstümmelung kaum noch an- sieht und seine neugetriebenen Zweige wiederum ein mehr oder weniger gelbfarbcnes Ansehen be- sitzen. Eigenthümlich ist, dass da, wo die Nadeln fast durchaus goldgelb gefärbt sind, auch der Stamm dieselbe Farbe hat, wo sie aber nur panachirt (grün und gelb) erscheinen, ist dieses auch hinsichtlich des Stammes der Fall. Wir haben mehrmals aufgefordert, uns Nach- richt von alten und starken Bäumen zu geben. W^ir erhalten jetzt von einem Berliner Mitgliede des Vereines, dem Fecht- und Turnlehrer Lübeck, folgende Notizen: 1. Im Havelbruche (in der Mark Brandenburg), links vom Wege, der von dem Dorfe Pausin nach der Oberförsterei Brieselang führt, steht die soge- nannte Königs- Eiche mit 8 bis 9 Fuss im Durch- messer. In einer Höhe von 30 Fuss theilt sie sich in 3 mächtige Aeste. Leider ist der Baum jetzt im Absterben. 2. Eine andere Eiche von 9 Fuss Durchmesser steht bei Oegeln unweit Beeskovf und ist kernge- sund. Einer der schönsten Bäume in der Mark. Nicht weit davon, und zwar bei dem Dorfe Krü- gersdorf, finden sich noch andere Eichen vor, auf die aufmerksam zu machen ist. 3. Reisende, welche den Thüringer Wald auf- suchen und die Tour von Arnstadt nach Ilmenau nehmen, mögen nicht verfehlen, die Eiche an der Chaussee in Augenschein zu nehmen, da sie zu den herrlichsten Bäumen der Umgegend gehört. Leider ist ihr Stamm in Folge des Chaussee- Baues zum Theil verschüttet worden. 4. Grosse Rothbuchen befinden sich im Ely- sium bei Buckow am Tornow-See, ebenso im Ba- rnther Forst (gleichfalls in der Mark Brandenburg). Eine derselben mit 5 und 6 Fuss Durchmesser ist als Königs-Buche daselbst bekannt. In Grossbritannien, besonders in Schottland, macht jetzt eine Passionsfrucht wegen ihres Wohl- geschmackes Aufsehen und scheint einer allgemei- neren Kultur entgegengeführt zu werden. Wallis, der bekannte Reisende Linden 's in Brüssel, hat die Pflanze eingeführt und ihr auch wegen der gros- sen Frucht den Namen Passiflora macrocarpa gegeben. Er fand sie am Rio negro zwischen 4" 8' n. B. und 39* 10' s. Br. Bereits erscheinen jen- seits des Kanales die Früchte schon, gleich den Paradiesfeigen oder Bananen, auf den Märkten. Sie sind ziemlich gross und haben eine eiförmige Ge- stalt. Die grossten, welche man in Schottland ge- zogen, besassen bei einem Durchmesser von 5-^ eine Länge von 8 Zoll und wogen nicht weniger als 4 Pfund. Wallis gibt deren aber im Vaterlande sogar zu S Pfund an. Die Passionsfrucht hat bekanntlich denselben Bau, wie unsere Melonen, man geniesst aber nicht das Fleisch unter der Rinde, wie bei der zuletzt genannten Frucht , sondern die saftige Schicht, welche die Samen umschliesst und bei der Melone grade weggeworfen, bei der Wasser- Melone oder Arbuse aber ebenfalls gegessen wird. Der Ge- schmack soll ein Mittelding zwischen Melone und Ananas und ausserordentlich angenehm sein. Ob- wohl das eigentliche Fleisch unter der Rinde ohne Geschmack ist, so meint doch der Verfasser der Abhandlung in dem „Farmer" (p. 442), dem wir das hier Gesagte entlehnen, dass es gekocht oder auf irgend eine andere Weise vielleicht ebenfalls mit Vortheil verwendet werden könnte. Passiflora macrocarpa hat einen viereckigen Stengel, grosse längliche Blätter und weisse und purpur-violette Blüthen; sie mag deshalb wohl der P. quadrangularis am nächsten stehen, vielleicht so- gar nur eine grossfrüchtige Abart sein. IhrWachs- thum ist ausserordentlich rasch. John Laing in den Pitcairly Gardens, welcher Früchte von bedeu- tender Grösse, wie wir sie angegeben, in Edinburgh ausgestellt hatte, gibt auch in derselben landwirth- schaftlich- gärtnerischen Zeitschrift eine Kultur- Me- thode an, die wir hier mittheilen wollen. Es ist bereits 6 Jahre her, dass derselbe Pas- siflora macrocarpa kultivirt. Im ersten .Tahre hat er die Pflanzen in einem Topfe gezogen, während sie im zweiten Jahre in den freien Grund eiues Warmhauses gepflanzt wurden , und zwar in eine Mischung von Lehm, Torf und Flusssand, mit dem nöthigen, bereits verrotteten Dünger versehen. In jedem Jahre treiben sie eiuen rankenden, holzigen Stengel von gegen 20 Fuss Länge, der, um immer frisches und junges Holz zu haben, jeden Frühling wiederum dicht über der Wurzel weggeschnitten wurde. Schon im März blühten dann die jungen Triebe und die erste Erndte fand im Juni, eine zweite im September statt. Die Blüthen, von denen John Laing Früchte haben will, werden künstlich befruchtet; damit die Pflanze sich nicht überträgt, 382 lässt mau deren am Stengel nur 20 für eine jede Erndte. Sobald die befruchteten Blüthen die Grösse eines llüiinereies erhalten haben, entfernt mau die übrigen Blütlientlieile. Ausser der P. macroearpa kultivirt John Laing auch noch P. quadraugularis, welche in Schottland meist den Namen P. Bouapartei führt, und behandelt sie auf gleiche AVeise, nur mit der Ausnahme, dass 25 Blüthen befruchtet werden. Wir bemerken, dass in England alle Passionsblumen, wenn sie Früchte tragen sollen, in den Gewächs- häusern künstlich befruchtet werden müssen. Darin scheint uns der Grund zu liegen, warum mau in Deutschland weniger häutig Früchte sieht, doch kom- men dergleichen auch hier und da vor. In England und Schottland werden aber ausser den genannten beiden noch mehre Passionsblumen wegen ihrer ess- baren Früchte, welche, wie in ihrem Vaterlande, dem wärmeren Amerika, jenseits des Kanales eben- falls den Namen Grenadillen führen, kultivirt. Es ist besonders P. edulis Sims, zumal diese am we- nigsten Wärme verlangt und deshalb auch im Kalt- hausc gezogen werden kann. Ihre purpur-violetten Früchte sind kleiner, als bei P. quadrangularis, und haben bei 1,' Zoll Durchmesser eine Länge von 2 Zoll. Sie wächst in Brasilien und wird oft mit der echten P. inearnata L., welche in den süd- lichen Staaten Nord - Amerika's zu Hause ist und weniger schmackhafte und etwas kleinere Früciite vou hellgelber Farbe besitzt, verwecliselt. In Wcstludieu wurden hauptsächlich P. lauri- folia L. und nialiformis L. kultivirt. Bei der ersteren sind die Samen vou einer säuerlichen, aber gewürzreichen Pulpe umgeben, welche den Durst ungemeiu löscht. Die gelben, aber weiss-puuktirten Früchte werden deshalb, ähnlieh den Grauaten im Orieute, im Munde und an den Zähnen mehr- aus- gedrückt, als gegessen. Bei P. nialiformis L. ha- ben die schmutzig -braungelben Früchte eine runde Gestalt luid die gelbe, etwas säuerliche Pulpe ist gelatinös. In Peru wird P. tiliaefolia L. wegen der essbaren Früchte, welche hier ebenfalls eine runde Gestalt und eine bunte (gelbe und rothc) Farbe besitzen, kultivirt. Diese 3 genannten Arten sind auch in England in Kultur. Endlich findet man noch in enghschen Gärten eine bisher nicht beschriebene Art, welche den Gartennamen P. Hul- liti führt; ihre Früchte sollen sehr gross sein und hinsichtlich des Aroma's noch die Ananas über- t reifen. Wir haben in dem Berichte über die Londoner internationale Ausstellung von den wunderschönen Eosen gesprochen, welche vor Allem der bekannte Eoseuzüchter William Paul daselbst ausgestellt hatte. Derselbe theilt jetzt in einer besonderen Abhandlung ein Verfahren mit, wodurch die Blu- men sich schöner erhalten. Es besteht einfach darin, dass man die Töpfe hinsichtlieh ihrer Staud- orte häufig wechselt. Aus dieser Ursache hat er auch seine Freiland - Rosen in Töpfen und äiulert deren Standort von Zeit zu Zeit. Für zartere Ro- sen verlangt William Paul überhaupt (auch für England), dass sie in Kalthäusern oder Beeten her- angezogen werden. William Paul besitzt in seinem Etablissement das ganze Jahr hindurch blühende Rosenstöcke. Für diesen Zweck hat er 3 verschiedene Zeiten, wo er sie blühen lässt. Die erste Zeit bcgi'eift die Monate Mai bis November, wo sie also im Freien blühen. Damit beginnt eine zweite Reihe, wo die Blüthen nur zurückgehalten sind und erst vom No- vember bis Februar zum Vorschein kommen. Der dritte Satz Rosen, der vom Februar bis Ende April seine Blüthen entfalten soll, wird künstlich heran- gezogen. In dem Berichte über die Verhandlungen des botanisch-gärtnerischen Kongresses im vorigen Jahre zu Amsterdam haben wir auch der Abhandlung des Professors Caspar v in Königsberg über durch Ver- edelung entstandene Blendlinge erwähnt. (Jaspary stand bis dahin allein mit seiner Ansicht da. Seit einem Jahre hat aber ein Blumenfreund, Louis de Bazillac in Bagu5res de Bigorre, dieselbe Behaup- tung aufgestellt (Journ. de la soe. d'hortic. de Paris 1865, pag. 655). Er stützt sich hierbei auf zwei Thatsachen. Im Mai 1864 okulirte er auf Wildlinge eine Rose, mit Namen Lady Warender (sehr ähnlich der Baroune Prevost, wenn nicht dieselbe). Au dem abgeschnittenen Zweige, dem er die Augen entnahm, . blieb schliesslich am untersten Theile noch eins der- selben übrig, was sehr wenig entwickelt war. Die- ses hob Louis de Bazillac vorsichtig aus und trug es auf einen kräftigen, zweijährigen Ast einer Centifohe über. Nach kurzer Zeit löste sicii der Blattstiel, zum Zeichen, dass das Auge angewach- sen war. Als der Verband jedoch später abgenom- meu wurde, fand de Bazillac die Kinde rings um dieses zwar noch grün, das Auge selbst war aber so klein geblieben, wie es vorher gewesen war. Im nächsten Jahre trieb jedoch das Auge und der Zweig brachte 2 sonderbar gestaltete I31üthen hervor. Ihre untere Hälfte war näudich vollständig Centifolie, die obere hingegen in der Form der Rose Lady Warender, nicht aber in der Farbe der Blumenblätter, welche ebenfalls die der Centifolie war. Louis de Bazillac schliesst nun ganz ähn- lich, wie Caspary bei den Orangen, die aus 2 ver- schiedenen Früchten zusammengesetzt sind, dass hier eine Vermischung der Säfte beider Rosen stattge- 383 funden luibe und dadurcli der Grund gelegt sei, dass diese sonderbaren, aus 2 verschiedenen Rosen bestehenden beiden Blumen entstanden wären. Eine andere Thatsache, welche aber gar nichts mit der vorhergehenden gemein hat, war eine, die bereits schon mehrfach beobachtet ist, ohne dass Jemand bis jetzt geglaubt hätte, dass man es hier mit Blendlingen zu thun habe. Louis de Ba- zillac besass nämlich auf einem kräftigen Wildlinge eine aufgesetzte Rose, welche er, weil sie nicht reraontirte, mit einer remontirenden, der Rose G^- n^ral de Jacqueminot, vertauschen wollte. Zu die- sem Zwecke schnitt er alle Aeste der Krone bis auf 4 ab und okulirte diese mit Augen der ge- nannten Rose. Im ersten Jahre kamen keine Blü- thcn zum Vorschein, wohl aber im nächsten Früh- jahre. Diese Blüthen waren aber weit dunkler, sammetartiger und widerstanden hinsichtlich der Farbe mehr der Sonne und dem Regenwetter. L. de Bazillac hat dieser neuen, aus General de Jacque- minot hervorgegangenen Rose den Namen ^Gloire de Bagnferes" gegeben. Der Gegenstand gab in der Sitzung des Pa- riser Gartenbau- Vereines vom 9. November 1865 Gelegenheit zu Diskussionen. Dnchartre prote- stirte zunäclist gegen den Missbraiich des Wortes Blendling (Hybride), den man für das Produkt der Fiinwirknng des Blumenstaubes einer Art auf das Eichen einer andern Art festhalten müsse. Mit Recht hob ferner Brongniart hervor, dass man nicht einmal dergleichen Form-Veränderungen, wie sie wohl auch bei Veredlungen vorkommen könn- ten, Abarten (Varietäten) nennen dürfe, da sie nur durch Uebertragung von Theilen eines Individuums erhalten werden können. Weder Verdier der Vater, noch Riviere, hat- ten übrigens bei dergleichen doppelten Veredlungen (Contre - Greffes) eine Veränderung in der zuletzt aufgesetzten Sorte gesehen, so viel sie auch deren gemacht hätten. Man bedient sich der doppelten Veredlungen bei Obstgehölzen, besonders bei Bir- nen, und bei Rosen, wenn die aufzusetzende Art schwachwüchsig, die Unterlage dagegen kräftig und raschwüchsig ist. So bedient sich Riviere der Manetti-Rose als Zwischen -Unterlage für zartere Sorten; ebenso gebraucht er auf gleiche Weise als Zwischenstanim sehr oft die Pastoren -Birn (Poire de Cure). Dergleichen Form-Veränderungen kommen nach einer späteren Abhandlung von Margottin (Journ. de la soc. d'hort. 1866, p. 34) bei Rosen gar nicht selten vor; mit der Rose General Jacqueminot hatte er dieselbe Erfahrung gemacht. Am häufigsten er- hält man sie, wenn man auf kräftige Unterlagen veredelt. In der Regel besitzen dergleichen Ver- änderungen aber keine lange Dauer und gehen bald wieder zurück. Auf schwachen Unterlagen haben gestreifte Rosen oft die Eigenthümlichkcit, dass sie die Streifen verlieren. So wird aus den gestreiften Rosen Panachee d'Orl^ans und Madame Desiree Giraud die ungestreifte Baronne Prevost, aus der gestreiften l'riomphc d'Amiens die Tingc- streifte G<^neral Jaccpieminot, aus der gestreiften Perpetuelle Coline Dubos die ungestreifte Rose du Roi. Bekanntlich kommt es oft vor, dass Obstbäume aus zu grosser Ueppigkeit der Vegetation nicht tra- gen wollen. Es sind schon viele Mittel, wie das. sogenannte Aderlassen u. s. w., dagegen empfohlen worden, ohne dass aber eins zu einem bestimmten Resultate gefüin-t hätte. Der Lehrer Brenn ig iu Mainbernheim schlägt in der pomologischen Zeit- schrift j,Pomona" (S. 141) ein Verfahren vor, von dem er guten Erfolg gehabt haben will und wel- ches hier mitzutlieilcn wir nicht anstehen. Praktiker, die es in Anwendung bringen, bitten wir aber, un* Kunde davon zu geben, in wie weit und ob die Angabe überhaupt gegründet ist. Genannter Lehrer Breunig schlägt nämlich in diesem Falle vor, die Erde am Stamme bis zu den grösseren Wurzeln wegzunehmen und diese selbst in der Mitte zu spalten. Ein dazwischen gesteckter Stein erhält die Wunde offen. Hierauf wird die Erde wieder darüber gedeckt. Eine sehr heilsame Einrichtung in manchen Erb- ländern des österreichischen Kaiserstaates, um den Obstbau zu heben und die Anpflanzungen zu ver- mehren, ist der Unterricht, welchen die Schuljugend im Obstbau erhält; Baumschulen, die zu diesem Zwecke angelegt werden, dienen dabei als Unter- richtsmittel. Wir haben es schon manchmal aus- gesprochen und können es nicht oft genug wieder- holen, dass bei uns, im östlichen Norddeutschland, der Obstbau hauptsächlich deshalb noch nicht den Standpunkt erreicht hat, den er in anderen Gegen- den einnimmt, weil die Jugend auf die Bedeutung des Obstbaues niclit, oder wenigstens doch nur aus- nahmsweise, aufmerksam gemacht wird. Anpflan- zungen von Seiten P^inzelner helfen nicht so viel. Wenn aber erst im Volke selbst neben diesem Be- wusstsein von der Bedeutung des Obstbaues auch Liebe zu den Obstbäumen vorhanden ist, so wer- den auch nicht mehr die häufigen Frevel und Be- schädigungen vorkommen, über welche jetzt so viel geklagt wird. Piin Knabe, der einen Obstbaunr selbst gepflanzt hat und mit ihm umzugehen ver- steht, um gute Früchte zu erhalten, wird gewiss auch einen fremden Baum achten und ihn nicht beschädigen. Im Herzogthume Salzburg besteht, wenn auch 384 nicht durchaus, doch iu einigcu Dörfern diese heil- same Einrichtung, dass besondere Baumschulen exi- stiren, wo der Schuljugend Unterricht im Obstbau gegeben wird. Von den 21 Ortschaften sind es 9, die dergleichen besitzen. Seitdem nimmt im ge- nannten Herzügthume der Obstbau auf eine erfreu- liche Weise zu. Wenn die Knaben herangewachsen sind, bringen sie Liebe zum Obstbau in ihren neuen Beschäftigungen (wenigstens auf dem Lande) mit und sind oft L^rsache, dass neue Anpflanzungen ge- niacht werden. Während im Jahre 1864 die Zahl der Obstbäume daselbst nur 112,365 betrug, waren im vorigen Jahre bereits deren 306,68'J vorhanden. Bekanntlich sind Württemberg und Böhmen die Länder in Mittel-Europa, wo am meisten Obst gebaut wird; während jedoch in Böhmen das Obst hauptsächlich dazu dient, ausgeführt zu werden, geschieht dieses zwar in Württemberg auch, die Bewohner genannten Landes verzehren aber selbst noch weit mehr, theils frisch und getrocknet, theils aber auch verwerthet, besonders als Cyder oder Fruchtwein, als sie ausführen. Der Württemberger hat sich so sehr au seiu Obst gewöhnt, dass er eigentlich gar nicht ohne dasselbe leben kann; er kommt iu den Jahren einer Misserndte, wie in die- sem, in nicht geringe Verlegenheit und bezieht sein Obst dann um ziemlich hohe Preise aus dem Aus- lande. So berichtet Lucas in dem neuesten (10.) illu- strirteu Monatshefte für Obst- und Weinbau, dass er in diesem Herbste einem Balmzuge mit 18 Wa- gens, die mit Obst aus der Schweiz beladen und für Württemberg bestimmt waren, begegnete. Fer- ner befanden sich auf der Schweizer-Seite des Bo- densee's etwa 10 Schifl'e, ebenfalls beladen mit schweizerischem Obste für Württemberg. Endlich ■waren auch namhafte Sendungen Obst aus dem Grossherzogthume Hessen und aus Baden ange- laugt. Der Preis stellte sich für den Centner Most- obst auf 3^ bis 4 Gulden, also 2 Thlr 8 Sgr. Nur dann wurden niedrigere Preise bezahlt, wenn sich viele Süssäpfel darunter befanden, die bekaunthch für Anfertigung von Most nur einen sehr geringen Werth haben; dagegen zahlte man für Matäpfel, Keinetten u. s. w. auch höhere Preise. Rudgca macrophylla Benth. und nivosa Berk. 2 ß[ütl)cn^räud)tr ks ttliirml).iu|'cs. Wir haben zur Zeit über 2 Blütliensträucher berichtet, welche wir dem Etablissement der neuen Einführungen von Linden in Brüssel verdanken und von denen der eine, Psychotria leucantha, daselbst vor einigen Jahren eingeführt wurde (siehe Wociienschrift VI, S. 118). Verglelchuugen belehr- ten uns jedoch schon damals, dass diese Pflanze von P. leucocephala, welchen Namen Brongniart der schon anfangs der vierziger Jahre im botani- schen Garten zu Paris kultivirten Pflanze gegeben hat, nicht verschieden ist. Der andere Blüthenstrauch ist Psychotria nivosa, welche wir im Frühlinge d. J. bei Lin- den selbst und später in der internationalen Aus- stellung in London gesehen haben (s. S. 238). Wir sind vielfach darüber gefragt worden, welchen Werth der Blüthenstrauch in gärtnerischer Hinsicht besitze? und wiederholen dasselbe Urtheil, was wir bereits ausgesprochen, dass der Blüthenstrauch in jeglicher Hinsicht die Empfehlung der Liebhaber verdient. Schon als kleiner Steckling von nur einigcu Zoll Höhe bedeckt er sich am Ende der Zweige dicht mit blendend- weissen Blüthen, welche das Eigeu- thümlichc haben, dass sie mit ebenfalls niihh- oder schneeweissen dicken Zottenhaaren bedeckt sind und ausserdem eine ziemlich lange Dauer haben. Wir hoffen, dass der Blüthenstrauch recht bald eine grössere Verbreitung erhält, und zwar um so mehr, als er aus dem oberen Flussgebiete der Parana (also dem südwestlichen Brasilien) stammt und dem- nach auch im Kalthause, wenigstens zeitweilig, ge- halten werden könnte. Berkeley hat neuerdings beide Blütheusträu- cher untersucht und eine kleine Abhandlung darü- ber in dem Journal der Londoner Gartenbau - Ge- sellschaft (p. 154) veröffentlicht. Darnach stehen beide Pfl;uizeu zwar den Arten des Genus Psycho- tria sehr nahe, müssen aber, weil sie eine klappige Kuospenlage und grundständige Eichen im Frucht- knoten besitzen, dem Genus Eudgea eingereiht werdeu. Am 9. November starb der Magister der Pharmacia, Johann Nepomuk Sieben fr eud, in Tyrnau in Ungarn in seinem 58. Lebensjahre. Alle die , welche im Jahre 1860 die dritte Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter in Berlin besucht haben, werden sich noch des Mannes erinnern, dessen Verlust jetzt für die Pomologie nnd den Obstbau TJngarn's sehr gefühlt werden mag. Er stand mit den hervorra- gendsten deutschen Pomologen im steten Verkehr und nahm an Allem, was in Deutschland hinsichtlich des Obstbaues geschah, den regsten Antheil. Verlag vou Karl Wiegaudt iu Berliu, Doäaauer-Strassc No. - Druck der C. Feis ter'scheii Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, WUhelms-Platz No. l. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des (Jartenbanes in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : ^Professor I>r. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 48. Berlin, den 1. Dezember 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Das Bluraenfest im Boulogner Wäldchen bei Paris. — Obst-Erträge im westlichen Frankreich. — Dictionnaire de Po- mologie jiar Andr>5 Leroy. fflüs ßlumtnfeft im ßoulogner Mällidjcn bei |)aris. p]s sind 12 Jahre verflossen, als die Stadt Paris das in jeglicher Hinsicht theiire Geschenk des Bou- logner Wäldchens (Bois de Boulogne) vom Kaiser erhielt und damit die Verschönerungen , wodurch sich die heutige Kaiserstadt nicht allein von dem Schmutzorte der Pariser (Lutetia Parisiorum), wie Paris von den Römern genannt wurde , sondern auch von der Residenz der französischen Könige bis auf Louis Philipp wesentlich unterscheidet, begannen. Millionen hat es gekostet, um das ein- fache Wäldchen zu dem, was es heute ist, umzu- gestalten. Mag die Anlage auch vom ästhetischen Standpunkte aus noch so viel Mängel haben, vor Allem die Wasser viel zu wünschen übrig lassen: es bleibt immer ein grossartiges Werk, zu dessen Vollendung man mit unendlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, und das Joujou der Pariser vor- nehmen und bürgerlichen Welt. Vielleicht ist es uns ein anderes Mal vergönnt, über das Boulogner Wäldchen ausführlich zu be- richten, oder die nächstjährige Industrie-Ausstellung gibt einem Sachverständigen Gelegenheit, sich den beliebten Aufenthalt der Pariser zum Gegenstande einer Skizze zu machen: für jetzt wollen wir nur eines Festes eigenthüniiicher Art gedenken, welches im Wäldchen von Boulogne • in den ersten Tagen unserer diesjährigen Anwesenheit in Paris gefeiert wurde. Unser verehrter Freund, J^ari llet - Des- champs, Clief der Pariser Verschönerungen, in so weit diese durch Pflanzen und Blumen bedingt sind, der Fleuriste de Paris, wie er genannt wird, war der eigentliche Festgeber und lud uns freundlichst ein, wenigstens, da wir zwei Tage zu spät kamen, dem zweiten Theile beizuwohnen und bei der Ver- theilung von Preisen an junge Gärtner gegenwär- tig zu sein. Der Namenstag des heiligen Fiacre, des Schutz- patrones der Gärtner in ganz Frankreich, der 30, August, ist alljährlich den vielen Gärtnern in dem Wäldchen von Boulogne, sowie in dem grossarti- gen P^tablissement, man möchte sagen, in der Blu- menfabrik, welches alle öifentlichen Orte der Stadt Paris mit den nöthigen Pflanzen und Blumen ver- sieht und gegenüber dem Boulogner Wäldchen dicht an dem Thore der Stummen (Porte de la Muette) liegt, ein Fest und wird in der Regel auch mög- lichst glanzvoll gefeiert. Man begnügte sich in diesem Jahre nicht mit dem einen Tage des 30. August, sondern die damit eröfl'nete Pflanzen- und Blumen- Ausstellung währte bis zu dem darauf fol- genden Sonntage, also noch .3 Tage länger. Der letzte, der 2. September, schien sogar der Haupt- tag zu sein, wo alle Festlichkeiten sich möglichst konzentriren sollten. Wer ist der heilige Fiacre? das war unsere erste Frage; welche Verdienste hat er um die Gärt- nerei? unsere zweite. Vergebens war aber unser Bemühen in Paris, auch nur im Geringsten etwas über eine Persönlichkeit zu erfahren, deren Namens- fest alljährlich mit nicht geringem Aufwände von 48 386 Kosten und Mühen gefeiert wird. Unter unseren Freunden in der Kaiserstadt hatten wir leider kei- nen Theologen , der wenigstens in den Lebensbe- schreibungen der Heiligen hätte nachsehen können; denn dort hätten wir Auskunft erhalten müssen. So warteten wir bis zu unserer Rückkunft nach Berlin und erfuhren nun aus dem 6. Bande der Acta sanctorum (der 30. August) endlich, wer der heilige Fiacre, der Schutzpatron der Gärtner, sei. Warum aber dem heiligen Fiacre speziell diese Ehre wurde, da, wie allgemein bekannt ist, viele Heilige mit der Kultur des Gemüses sich beschäf- tigten, haben wir aus den uns zu Gebote stehen- den Büchern doch nicht ergründen können. Es müssen auf jeden Fall aber gewichtige Gründe vor- handen gewesen sein, die wahrscheinlich in einem anderen Werke angegeben sind, was uns unbekannt und demnach nicht zugänglich ist. Interesse hat die Sache auf jeden Fall. Selbst Protestanten dürfte eine Mittheilung über das Leben des Schutz- patrones der Gärtner willkommen sein, zumal da- mit ein gewiss nicht geringer Beitrag zur Geschichte der Gärtnerei, die überhaupt noch ganz im Argen liegt, geliefert würde. Aus der ersten Geschichte des heiligen Fiacre weiss man nur, dass er ein Schotte war, sein Va- terland aber schon zeitig verliess, um nach Frank- reich zu gehen, wo bereits im 7. Jahrhunderte der Bischof Faro in Meaux (eine bekannte Stadt , 4 Meilen von Paris) in grossem Ansehen stand. In einem angrenzenden Walde lebte er lange Zeit als Einsiedler hauptsächlich von dem Gemüse, was er sich selbst baute. Sein frommes Leben daselbst zog alsbald eine Menge Gläubige nach seiner Hütte und Alle wurden, so lange sie blieben, von dem Ertrage seines Gärtchens genährt. Da aber auch Kranke von ihm geheilt wurden und ausserdem viele Wunder durch ihn geschahen, so strömten immer mehr Menschen herbei, die zu speisen die Erträge des Gärtchens schliesslich niclit mehr aus- reichten. Da wandte sich der heilgic Fiacre au seinen Vorgesetzten, den Bischof von Meaux, und bat um mehr Land. So viel wurde ihm gewährt, als er im Verlaufe eines Tages mit einem Graben umge- ben könnte. Rasch ging er an die Arbeit, und siehe! die Erde öffnete sich allenthalben da, wo sie mit seiner Hacke berührt wurde. Das sah eine Frau, und darüber erschrocken, eilte sie zum Bi- schof, um den Einsiedler als Zauberer anzuklagen. Zur Rede gestellt, setzte sich der fromme Mann, über das ihm angethanc Unrecht tief betrübt, auf einen Fels und — ein neues Wunder geschah. Der harte Stein gab nach und nahm die Form eines bequemen Sessels an. Hatte der heilige Fiacre schon bis jetzt den Ruf der Frömmigkeit gehabt, so steigerte dieser sich von da an um so mehr. In Massen strömten von Nah und Fern Menschen her- bei, um Trost und Linderung ihrer Schmerzen zu suchen oder nur, um den frommen Mann zu sehen. Alle aber wurden gespeist von den Erträgen des nun bedeutend erweiterten Gartens, den er fort- während selbst bearbeitete. So soll er ein langes Leben geführt haben. Mitten im Boulogner Wäldchen hat man einen ziemlich grossen Raum, Pr<; Catalan, abgesperrt. Hier werden Sonntags Konzerte gegeben; aber auch manches Andere wird geboten, um die vergnügungs- süchtigen Pariser herbeizuziehen. Im Pre Catalan stiegen vor 3 Jahren jene Luftschiffer empor, welche das Unglück hatten, in der Lüneburger Haide mehre Stunden laug geschleift zu werden, bevor der Ballon von Bauern festgehalten wurde. Der Kapellmeister des Pr^ Catalan, welcher damals die Luftreise mitge- macht hatte, trug vor 2 Jahren, als wir ebenfalls in Paris waren, noch den Arm in der Binde. Auf diesem Pro Catalan finden alljährlich auch die Fest- lichkeiten zu Ehren des heiligen Fiacre statt.; Am 30. August wurde die Ausstellung durch Barillet-Deschamps eröffnet, naclidem zuvor die Preisrichter zusammengetreten waren , um ihr Ur- theil abzugeben. Aus Nah und Fern hatte man sich betheiligt. Ein gcnieinscbaftliches Eissen ver- einigte gegen Abend die Gärtner des Boulogner Wäldchens und des gegenüberliegenden Etablisse- ments, aber auch manche gärtnerische Notabilität uud ausserdem Liebhaber von Blumen und Pflan- zen hatten Einladungen erhalten. Gegen ein Ein- trittsgeld von 5 Franken (H Thli-) war Jedermann berechtigt, nicht allein die Ausstellung zu sehen, sondern auch an den besonders gegen und während des Abends bis spät in die Nacht hinein stattfin- denden Festlichkeiten, zu denen auch ein solenner Ball gehörte, Antheil zu nehmen. Dasselbe wieder- holte sich am darauf folgenden Sonntage (2. Septbr). Die Aufstellung war zum Theil in einer lan- gen, überdeckten Halle geschehen, zum Theil hatte man die Pflanzen im freien Lande zu Gruppen ver- einigt oder unter vorhandenen Zelten augebracht. Ein Ueberblick über das Ganze wurde um so we- niger möghch, als auch Bäume, besonders Eichen, benutzt waren, um den unter ihnen aufgestellten Pflanzen gegen die heissen Strahlen der Sonne Schutz zu verleihen. Dergleichen Ausstellungen haben anderntheils aber vor denen in geschlossenen Räumen dadurch einen Vorzug, dass man Alles mit mehr Müsse und in freier Luft betrachten kann. Freilich gehört gutes Wetter dazu, was Niemand machen kann. Unter den Florblumeu spielen bekanntlich die 387 Gludioliis und Boiiquet- Pelargonien in Paris eine grosse Rolle; auch hier waren diese hauptsächlich vertreten. Die beiden Verdier's, Eugen u. Karl, liatten Sammlungen von den ersteren geliefert, die das Stdiönste ihrer eigenen Zucht zur Kenntniss brachten: grosse, schöne Blumen von wohlgefälli- gem Bau und fast in allen Farben prangend. Nur etwas fehlt noch den Gladiolus und bleibt dem Gärtner für sein weiteres Streben offen. Bekannt- lich besitzen nämlich diese schönen Florblumen am allgemeinen Blüthenstengel die Richtung nur nach einer Seite: ?ic würden sicji aber ohne Zweifel weit schöner ausnehmen, wenn sie ringsum im Kreise ständen. Die Rosen hätten wir, wenn auch die Zeit eine ungünstige war, besser und vollkommener in Paris erwartet. Allerdings war ihre Aufstellung auf einem Rasenstücke, was am wenigsten beschattet und daher der Sonne sehr ausgesetzt war, nicht günstig. Mit den Rosen, welche wir im Frühjahre während der inter- nationalen Ausstellung in London gesehen, konnten sie freilich gar nicht verglichen werden. Grade Paris, wo und in dessen Nähe alljährlich ausge- zeichnete Sorten in den Handel kommen, musste narli unserer jMeinung auch hier schöne Blumen liefern. Mehrmals haben wir in unseren früheren Be- richten der erst vor wenigen Jahren in den Han- del gebrachten Flor -Nelke gedacht und diese rei- zende Form, besonders wegen ihrer Haupt-Blüthe- zeit, die in den Herbst und selbst in den ersten Theil des Winters fällt, empfohlen. Von ihr waren im Pr6 Catalan 4 Exemplare von grossem Umfange und reichlich blühend vorhanden, welche die 3 Hauptformen mit weissen, mit rothen und mit rothen, aber weiss -gesprenkelten Blüthen zeigten. Unter den übrigen Florblumen haben wir nichts Beson- deres gefunden. Auffällig war es uns, dass keines- wegs die Mannigfaltigkeit darin in der Weise vor- handen war, wie wir sie bei uns bei Ausstellungen zu sehen gewöhnt sind. Von Gewächshaus-Pflanzen waren einige Samm- lungen von Agaven vorhanden, die einiges Inter- esse darboten; weniger befriedigten uns die Koni- feren, zumal auch die einzelnen Individuen zum Theil nicht besonders gut kultivirt waren. Den Glanzpunkt der ganzen Ausstellung bildeten aber die Palmen von van Houtte in Gent und die Blattpflanzen, besonders Marantaceen, von Linden in Brüssel um so mehr, als ihre Kultur eine vor- zügliche war. Ueber beide haben wir schon mehr- mals gesprochen, so dass wir sie hier übergehen können. Am letzten Tage, einem Sonntage, fand wiede- rum ein feierlicher Akt statt, der leider aber durch plötzlich eingetretenen heftigen Regen unterbrochen wurde: die Zusprechung von Preisen an junge Gärtner. Es ist dieses eine lobeiis- und nachah- mungswerthe Einrichtung, welche man ebenfalls dem Floristen von Paris, Barillet-Deschamps, verdankt. Die Preise bestehen nicht aus Geld, sondern aus lehrreichen Büchern , Kupferwerken und anderen, für den Gärtner wichtigen Gegenständen, welche zum Theil aus den Mitteln der Garten - Direktion angekauft, zum Theil von Privaten als Geschenke überwiesen werden. Die Zusprechung und l'eber- gabe der Preise geschieht öffentlich; in der Regel wohnt auch eine grosse Menge von Menschen, da Jedermann Zutritt hat, der Feierlichkeit bei. Auf einer schönen und grossen Rasenfläche war eine erhabene Tribüne erbaut, um die herum die jungen Gärtner sassen, während auf entfernteren Bänken die Fachgenossen und wer sich sonst dafür inter- essirte, Platz genommen hatten. Es machte für uns einen angenehmen Eindruck und bezeugte die unpartheiische und gerechte Zusprechung der Preis- richter, dass den ersten Preis ein Ausländer, und zwar ein Belgier und hervorgegangen aus der tiärt- nerschule von van Houtte in Gent, erhielt. Diese Elinrichtung ist für die Ausbildung der jungen Gärtner so wichtig, dass wir sie wohl auch bei uns einführen könnten; wir erlauben uns des- halb, das von Barillet-Deschamps für die wäh- rend des letzten Blumenfestes stattfindende Preis- Vertheilung entworfene Programm mitzutheilen. Es besteht aus 8 Paragraphen: § 1. Nur G arten -Gehülfen sind berechtigt, an der Preisbewerbung Antheil zu nehmen. § 2. Die Prüfungen finden am Abend oder des Sonntags in besonderen Sitzungen statt. Ort, Tag und Stunde werden jedesmal vorher festgesetzt. § 3. Ein bestimmtes Programm über die vor- gelegten Fragen wird für jede einzelne Sitzung durch die Examinatoren, welche aus der Zahl her- vorragender Gärtner gewählt werden, aufgestellt. § 4. Die Preisbewerbung findet für jede der 4 hauptsächlichsten Abtheilungen, aus denen die Gärtnerei besteht, statt; und diese sind: a. Blumen- und Pflanzenzucht, und zwar: Vermehrung, Behandlung, Verwendung und Nomen- klatur der Pflanzen des Warm-, des gemässigten und des Kalthauses, sowie der Orangerie und des freien Landes, Ausschnnickiuig der Gärten, Bau und Aufsicht der Gewächshäuser, Kästen u. s. w. b. Gehölzzucht, und zwar: Wahl des Bodens, Vermehrung, Behandlung, \'erpflanzung, Schnitt, Ver- wendung, Nomenklatur, Krankheiten, schädliche Thiere, Mittel zu ihrer Zerstörung; rationeller Schnitt der Obstgehölze. c. Gemüsebau und Treiberei. Wahl des 48* 3H8 Bodens und Lage des Gemüsegartens; Behandlung des Gemüses im Freien, in Beeten, Kästen u. s. w., Nomenklatur der Gemüse; Behandlung und Nomen- klatur der Arten und Sorten der zu treibenden Früchte. Bau uud Aufsicht der Treibhäuser und Treibkästen. d. Gartenkunst im Allgemeinen, und zwar die allgemeinen Prinzipien der Pflanzen-Physiologie und der Botanik. § 5. Garten - Gehülfen , welche sich in irgend einer der genannten Abtheilungen in der Gärtnerei um einen Preis bewerben wollen, haben sich vor dem 22. laufenden Monates zu melden und zu be- stimmen , in welcher Abtheilung sie examinirt sein wollen. § 6. Ausser einem besonders zu diesem Zwecke angefertigten Diplome erhalten Diejenigen, welche am besten die Prüfung bestanden haben, zu glei- cher Zeit, wo auch die feierliche Vertheilung der Preise, welche Ausstellern für Pflanzen zugespro- chen sind, geschieht, ebenfalls Preise, bestehend aus die Gärtnerei betreflenden Werken uud aus gol- denen Medaillen. § 7. Ein besonderer Preis, bestehend aus 12 Bänden, wird dem Preisrichteranite für den Garten- Gehülfen zur Verfügung gestellt werden, der in Physiologie und Botanik besonders gut bestand. § 8. Der Ausscbuss, welchem die Vorberei- tungen zum Blumenfeste obliegen, behält sich das Recht vor, Garteu-Gehülfen, deren Aufführung keine gute gewesen ist, von der Preisbewerbung auszu- schliesseu. Es ist nicht zu leugnen, dass diese Prüfungen viel für sich haben und wohl im Stande sind, junge Leute, die überhaupt für Gärtnerei Lust und Liebe besitzen, zu grösserem Fleisse und zu eigenen Stu- dien zu ermuntern. Wir billigen vor Allem, dass Examinatoren nur aus dem Stande der Gärtner selbst genommen werden. Paris hat eine Eeihe sehr tüchtiger Männer, so dass deren Wahl nicht schwer fallen konnte. Namen, wie Rivi^re, Gels, Courtois- Gerard, Barillet, Burel, Ermens, Foret, Rouillard, Lezier (der berühmteste Ge- müsezüchter in Pai-is), Leroy, Andrd, Rafarin und Carrit^re, welche dieses Mal die Prüfungen übernommen hatten, bürgen für den Ernst, mit dem diese Einrichtung in's Leben gerufen und durchge- führt wurde. Nicht weniger als 23 Garten-Gehülfeu hatten sich zu den Prüfungen gemeldet und zwar 10, um sich in der Blumen- und Pflanzenzucht, 4 in der Gehölzzucht, 3 in der Gemüsezucht und in der Treiberei und 8 in Physiologie und Botanik prüfen zu lassen. Von diesen erhielten 4 für gut be- standene Prüfung in den beiden letzten Fächern, 4 in der Blumen- und Pflanzenzucht, 3 in der Geliölzzucht und 2 im Gemüsebau ausgesetzte Preise, so dass demnach 10 als nicht genügend befunden wurden. " Obst-Erträge im westlichen Fniiikreicli. Der bekannte Pomologe und Obstzüchter Du Breuil, dessen Cours th^orique et pratique auch bei uns die verdiente Würdigung gefunden, hat im vergangeneu Jahrgange der Revue horticole (Seite 235) eine sehr interessante Berechnung der Kosten bei der Anlegung eines Obstgartens bei Tours, der Hauptstadt der allerdings sehr milden und frucht- baren Touraine (im westlichen Frankreich), um die höchsten Erträge zu erzielen, gegeben, welche letz- teren wohl manchen unserer Obstzüchter in Erstau- nen setzen möchten. Eben deshalb haben wir uns erlaubt, den Artikel, welcJier diese Berechnung ent- hält, ins Deutsche zu übersetzen und hier wieder- zugeben. Man wird daraus lernen, bis zu welcher Höhe, allerdings imter den günstigsten Umständen, der Obstbau bei gehörigem rationellen Verfahren und bei vollständiger Sachkenntniss gebracht wer- den kann. Wenn wir auch anerkenneu, dass der Obstbau in den letzten Jahren bei uns in Deutschland grosse Fortschritte gcniauht hat, so bleibt doch noch selir viel zu thun übrig. Der sogenannte feinere Obst- bau (Pyramiden, Spalier- und Schnurbäumchen oder Kordons) ist noch keineswegs von uns Deutschen hinlänglich gewürdigt. Selbst von Männern, welche sonst die grosse Bedeutung des Obstbaues im All- gemeinen vollständig erkannt haben, wird er, wenn auch grade nicht als Spielerei , so doch für eine vornehme Beschäftigung gehalten, welche nur von reichen Leuten und Liebhabern betrieben werden könnte und in volkswirthschaftlicher Hinsicht keine Bedeutung habe. Wenn nun schon der Umstand von grosser Wichtigkeit ist, dass der feinere Obstbau vor Allem J berufen ist, die Kenntniss der Obstgehölze zu för- " dcrn und deshalb eine Schule für den Obstbau dar- stellt, dass ferner grade er durch seine in Ge- schmack uud Grösse aussergewöhnlichen Früchte Liebhaber heranzieht, so hat er doch auch in volks- wirthschaftlicher Hinsicht seine Bedeutung, nament- lich wenn er in der Nähe grosser Städte, wo reiche Leute wohuen, oder wenn Eisenbahn-Stationen, Aus- fuhr-Häfen u. s. w. vorhanden sind uud der Absatz gewahrt ist. In diesem Falle kann aber der feinere Obstbau selbst noch eine grössere Einnahme ver- schaflTen, als der gewöhnliche Obstbau mit Hoch- stämmen. 389 Wir Deutsche sind allerdings in der Beurthei- lung guter Früchte vor den Franzosen und Bel- giern weit zurück; man zahlt deshalb bei uns auch noch }iicht die Preise, wie sie in Frankreich vor Allem gezahlt werden. Während man für gute Weioe in Deutschland oft sehr hohe Summen aus- gibt, kann man sich nie entschliessen, für eine gute Pflirsiche oder für eine gute Birn 10 bis 15 Sgr. zu zahlen. Auf dem Ijaude ist es noch weit schlim- mer, wo der Bauer einen sauren oder herben Apfel nicht selten aus lauter Pietät einem feineren vor- zieht; was sein Vater gut gefunden und was er als Kind gern gegessen, wird stets für ihn einen gros- sen Werth behalten. Wie viel Mühe kostet es oft, um einen Landmann dahin zu bringen, dass er einen gesunden Baum mit mehr oder weniger den Holzäpfeln ähnlichen Früchten urapfropft. Er be- greift noch nicht, dass da, wo ein Baum mit schlechten Früchten sich befindet, auch einer mit guten stehen kann, ohne dass ihm der letztere viel mehr Mühe zu machen braucht. Rings um Paris befinden sich nicht wenige Ortschaften, deren Bewohner sich fast ausschliess- lich vom Obstbau ernähren; wir erinnern an das in dieser Hinsicht weit und breit bekannte Mon- treuil, wo Lep^re seinen Wohnsitz hat und Sonn- tags öffentliche Vorträge über die Behandlung des Obstbaumes hält, die viel besucht werden, obwohl ihre Beiwohnung bezahlt werden muss. Einige Morgen reichen hin, niclit etwa nur um die Familie zu ernähren, sondern sie auch wohlhabend zu machen. Wir könnten Lepfere selbst als Beispiel anführen, denn das von ihm mit Obst, hauptsächlich Pfirsi- chen, bebaute kleine Grundstück bringt ihm jähr- lich verhältnissmässig eine bedeutende Rente. Soll der Boden die höchste Rente geben, so muss man ihn auch selbst zu b,earbeiten im Stande sein. Es gehört der Fleiss, die Ausdauer, vor Allem aber auch die Intelligenz des Besitzers dazu. Selbst die vorzüglichsten, aber bezahlten Arbeiter können diesen nicht ersetzen. Die wohlhabendsten Obstbauer in Montreuil und anderen Orten bei Pa- ris haben in der Regel auch nur ein Besitzthum von höchstens einer Hektare (oder 4 Morgen). Die- ses kleine Grundstück gibt iimen aber eine jähr- liche Rente, wie sie bei uns kaum kleinere Güter von mehrern hundert Morgen und einigermassen gutem Boden geben. Du Breuil, der Verfasser der folgenden Abhandlung, verlangt sogar für den höchsten Ertrag, dass das Grundstück höchstens nur 1 Hektare umfasst. Die von ihm gemachten Kosten-Anschläge beziehen sich nur auf ein solches. Es ist bereits gesagt worden, dass alle Bedin- gungen gegeben werden müssen, welche ein feinerer Obstbau verlangt, wenn er die alsbald aufzuführen- den höchsten Erträge geben soll; dazu gehört aber auch das nöthigc Anlage- und nicht weniger ein ausreichendes Betriebs-Kapital, um Alles vorbereiten und herstellen zu können. Mancher Leser der Wo- chenschrift möchte aber über eine Summe von 12,000 Thlr Anlage- Kapital und über 6,000 Thlr Betriebs-Kapital, welche eine Besitzung von 4 Mor- gen, wenn auf ihr feineres Obst herangezogen werden soll, verlangt, erstaunen, ihre Verwendung vielleicht sogar für unmöglich halten. Und doch wird man sich bei der alsbald folgenden Detaillirung von der Nothwendigkeit eines solchen Kapitales zu diesem Zwecke überzeugen. Ein solcher Obstgarten müsste zunächst ein längliches Viereck mit einer Lage von Norden nach Süden und mit einer Länge von 150, dagegen einer Breite von 67 Meter*) bilden. Die Mauern wären so zu legen, dass sie, mit Ausnahme der Nordseite, von der eigentlichen Grenze des Grundstückes 3 Meter abstehen und eine Höhe von ebenfalls 3 Meter besitzen. Sie sind aus Pis^ anzufertigen, doch müs- sen die Fundamente und die Ecken, resp. Elnden, sowie alle 10 Meter eine Schicht aus Backsteinen gemacht werden. XJm bei etwaigem ungünstigen Wetter, besonders bei Frost, den an den Mauern befindlichen Spalieren den nöthigen Schutz zu ge- ben, hat man einen aus Ziegeln bestehenden Vor- sprung von 12 Centimeter auf beiden Seiten des Daches anzubringen. Ein lebendiger Zaun muss auf 3 Seiten das Grundstück einschliessen und in seiner Integrität von Zeit zu Zeit durch ein Gitter unterstützt werden. Die Vertheilung des Bodens geschieht folgeu- dermassen. Eine Rabatte von 1?- Meter Breite zieht sich, mit Ausnahme der Nordseite, am Fusse der Mauer nach innen , worauf ein gleich breiter Weg folgt. Das übrige Terrain wird wiederum durch einen 1^ Meter breiten Längs- und <,)uerweg in 4 gleich grosse Felder gebracht und jedes dieser Felder wiederum durch 1 Meter breite Wege in 9 Beete von 2 Meter Breite zerlegt. Das Terrain selbst muss (natürlich die Wege ausgenommen) auf das. Beste vorbereitet sein. Nur die besten, am meisten verlangten, und am höchsten bezahlten Sor- ten von Obstgehölzen dürfen gepflanzt werden. Einer der grössten Fehler unserer deutsehen Obst- züchter ist, dass man viel zu viel Sorten kultivirt. Der Franzose hat in der Regel nur sehr wenige Sorten, deren Kultur er deshalb auch genau kennen lernt. Grossen Mengen einer oder weniger Sorten verschafft man viel leichter einen Markt, als ge- *) 1 Meter ist gleich 3,i8G Fuss, 1 Centimeter liingegen gleich 4,588 Zoll und endlich 1 Millimeter gleich 0,459 Linien. 1 Kilogramm enthält genau 2 Pfunde. 390 ringen Mengen vieler Sorten. Du Breuil verlangt sogar für seinen Obstgarten mit den höclisten Er- trägen nur eine Biru und einen Apfel, nämlich die Winter-Deehantsbirn und den Weissen Winter-Kal- vill, Früchte, die sich in Paris allerdings sehr gut und zu den höchsten Preisen verkaufen und auch eine lange Dauer haben. Die Birnstämmchen werden in schiefen Schnü- ren (Kordons) mit 40 Centimeter Entfernung von einander an die Mauer gepflanzt und an daselbst befindlichen Drabtgittern von galvanisirtem Eisen befestigt. Ausserdem kommen auf die inneren 36 Beete doppelte Contre-Spaliere in vertikalen Bäum- chen mit 30 Centimeter Entfernung und in Reihen, welche 14 Centimeter Raum zwischen sich haben. Was die Apfelstämmchen anbelangt, so sind diese in Form horizontaler Kordons an dem Rande der Rabatten und Beete anzupflanzen. Wollte man bei Tours auf geeignetem guten Boden einen Obstgarten von 1 Hektare oder 4 Mor- gen Umfang anlegen, so würden A. Die Kosten der Anlagen betragen: 1. Preis des Landes 5,000 Francs, 2. 434 Meter Mauerläuge (Pis^), zu 8 Francs den laufenden Meter 3,472 , 3. 367 Meter lebendigen Zaunes, l.| Francs der Meter 550 „ 4. 367 Meter provisorischen Gitterwerkes zur Unterstützung des Zaunes, 1 Franc der Meter 367 , 5. Bearbeitung des Bodens, und zwar: a. 364 Kubikmeter Mist für alle Beete mit einem Flächen -Inhalte von 3,643 Quadratmeter, 8 Fr. der Kubikmeter, einschliesslich die Arbeit des Unterbringens 2,912 Francs, b, Umarbeitung des Bodens der Beete und der Wege bis zu 1 Meter Tiefe, 20 Centimes der Meter .... 2,000 „ 4,912 , 6. Spaliere und Schnurbäumchen (Kordons), und zwar: a. Gitterwerk von galvanisirtem Eisendraht 2,461 Quadratmeter, 40 Cent, der Meter, die Legung inbegrifi'en 984 Francs, b. runde Kienholzpfähle, kyanisirt und von 14 Centimeter Stärke, sowie 3}^ Meter Höhe, um selbige in der Mitte der Beete in einer Entfernung von 6,27 Meter autzu- stellen, 11 in jedes Beet, zusammen 396, das Stück 2 Fr. 792 , c. galvanisirter Eisendrabt zur Befestigung der Pfähle, 4,214 Meter mit einem Gewichte von 168 Kilogramme, 90 Fr. das Hundert Kilogramme lol „ d. galvanisirter Eisendraht zur Befestigung der Latten, 41,184 Meter mit einem Gewichte von 1,176 Kilogr. 1,045 „ e. 408 Spanner für die Drähte, 10 Fr. das Hundert . . -^^ v f. Kienholzlatten von 15 Millimeter Stärke und l^^ Meter Länge zur Befestigung der Spalierbäume: 12,825 Meter, 1 Fr. das Hundert Meter 128 „ g. Arbeit zur Anlage der Spaliere 30 Tage zu 2| Fr. 75 ^ h. 500 Kienpfähle für die Apfel-Schnurbäumchen, 10 Fr. das Hundert -'0 „ i. galvanisirten Eisendraht: 5,900 Meter mit einem Ge- wichte von 170 Kilogr 153 „ k. 84 Spanner 9 „ 1. Arbeit zur Anlage der Schnurbäumchen 8 Tage . . 20 „ 3,447 , 17,748 391 6,335 Francs, ■ 760 , 95 „ 7,190 Francs, 7. Bäume, und zwar: a. Ankauf von LS, 105 Stämmchen der Winter-Decliants bim, einjährige Veredelung, 35 Fr. das Hundert b. Ankauf von 3,840 Stämmchen des Weissen Winter- Kalvills, einjährige Veredelung auf Paradies-Unterlage, 20 Fr. das Hundert c. Herrichtung der Stämmchen, Eintauchen in einen dicken, nahrhaften Kothbrei und Einiiflanzen, 30 Tage . 8. Sonstige jährliche Ausgaben bis zum fünften Jahre, und zwar: a. Hülfe zur Bearbeitung des Bodens 600 Francs, b. Streu zur Bedeckung des Bodens bis zu einer Stärke von 5 Centimeter, um die Austrocknung zu vermeiden 800 ^ c. Interessen des Anlage -Kapitals von 24,938 Francs zu 5 Prozent . ' 1,246 „ d. Amortisation (mit Ausnahme der Ankaufs - Summe der Hektare) auf 40 Jahre vertheilt 419 ^ Auf 5 Jahre gibt es zusammen . 15,720 „ Es erreichen demnach die ganzen Anlage- und Unterhaltungskosten bis zum fünften Jahre die Summe von 40,658 Francs. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. B. Jährliche Kosten der Unterhaltung vom sechsten Jahre an: Hülfe zur Bearbeitung des Bodens 600 Francs, Streu zur Deckung des Bodens 800 Dünger alle 3 Jahre 182 Kubikmeter, beträgt für das Jahr 485 22,166 Schachteln für je 12 Früchte zum Einpacken, 40 Fr. das Hundert . 8,866 Papierspähne und Seiden-Papier, 5 Centimes die Schachtel 1,108 Transport der Früchte bis zur Station in Paris für 22,166 Kisten mit einem mittleren Gewichte von 500 Kilogr 3,712 Transport bis zur Gemüse- und Fruchthalle, 5 Fr. für 1000 Kilogr 277 Abzug des Wiederverkaufs (5 für 100) 2,967 Bau eines Frucht - Magazins und eines Schuppens zum Einpacken 25,000 Fr., Interessen dieser Summe zu 5 Prozent 1,250 Amortisation der Bausumme auf 34 Jahre, jährlich 735 Interessen für das Anlage-Kapital 1,246 Amortisation des Anlage-Kapitals auf noch 35 Jahre 712 Total-Summe der jährlichen Ausgabe 22,758 Francs. C. Dagegen verhält sich vom sechsten Jahre an die Einnahme: 5 Birnen auf den ]Meter Länge des betreffenden Astes geben bei 56,456 Meter jährlich 282,280 Stück, von denen das Hundert im Durchschnitt zu 20 Fr. verkauft wird. Ganze Einnahme für Birnen jährlich 56,460 Franc», 5 Aepfel auf den Meter geben bei 5,760 Meter Schnurlänge 28,000 Stück, von denen das Hundert im Durchschnitt zu 10 Fr. verkauft wird. Ganze Ein- nahme für Aepfel jährlich 2,880 „ 59,340 Francs. Stellen wir die Bilance, so ist bei einer jährlichen Einnahme von . . . 59,340 Francs eine jährliche Ausgabe von 22,758 „ entgegen zu setzen; es bleibt demnach ein Rein-Ertrag von 36,582 Francs jährlich. 392 Dictioiiiiaire de Poiuologie par Andre Leroy. Ul't scliou ist uns Gelegenheit geworden, über einen Mann zu sprechen , der ohne Zweifel die grössten Baumschulen besitzt, welche es jetzt über- haupt geben mag. Dieser Manu, Andre Leroy in Angers, hat seit mehrern Jahrzehenden sich mit der Anzucht von Obstgehölzen aller Art beschäf- tigt und auch selbst eine Reihe edler Früchte aus Samen herangezogen. Eben deshalb fühlte er vor Allem das Bedürfniss einer wissenschaftlichen Po- mologie, in der zu gleicher Zeit das Obst der frü- heren Zeiten mit dem unserer Tage verglichen werde. Wir haben in Frankreich, wie in England und Deutschland , zwar bereits ausgezeichnete po- mologische Werke, wo der Gegenwart möglichst Rechnung getragen wird, aber in keinem ist mit der nöthigen Schärfe alles das, was in früheren Jahrhunderten über bestimmte Früchte geschrieben ist, also das Geschichtliche, in der Weise behandelt, dass man alsbald bei jeder Sorte erfahren könnte, wann und wo diese entstanden? Die geschichtlichen Angaben findet man in der Regel nur bei neueren Früchten und selbst da nicht immer mit der noth- wendigeu Genauigkeit. Die pomologische W^elt wird demnach Leroy in Angers Dank wissen, wenn er jetzt ein W^erk als die Frucht von Studien vieler Jahre veröffentlicht, wo von jeder Frucht die Ge- scliichte möglichst kritisch gegeben wird. Dieses Werk wird den Titel führen: Diction- naire de Pomologie, contenant Fhistoire, la descriptiou, la figure des fruits anciens et des fruits modernes les plus göu^ralement connus et cultiv^s, und in 5 Bänden in gross Oktav erscheinen. Die beiden ersten Bände ent- halten nur Birnen und kostet jeder von ihnen 6.^ Franken. Sie sind bereits unter der Presse und werden demnach bald erscheinen. Wir machen des- halb schon jetzt Pomologen und Obstzüchter darauf aufmerksam und bemerken, dass es nur von dem Herausgeber Andre Leroy in Angers zu beziehen ist. Hofientlich wird dieser sich jedoch auch mit einem deutschen Buchhändler in Verbindung setzen und dadurch den Ankauf in Deutschland erleichtern. Bekanntlich ist man diesseits und jenseits des Rheines jetzt zum Theil der Ansicht, dass jede Obstsorte nur eine Zeit lang dauert und dann zu degeneriren beginnt. Es gibt selbst Botaniker, die behaupten, dass keine Sorte länger existiren könne, als der Baum, von dem sie abstammt. Und jetzt kommt einer unserer tüchtigsten Pomologen und Praktiker und sagt uns, dass es noch Früchte gebe, welche bereits zur Zeit der Alten existirten. Wenn wir auch dergleichen Behauptungen für zu kühn halten und der Meinung sind, dass unsere Kennt- niss der Früchte aus dem Alterthume leider sehr gering ist, so hat doch Leroy, was wir einstweilen nach mündlicher Mittheilung — denn das ganze Werk liegt uns noch nicht vor — aussprechen können, mit ziemlicher Sicherheit nachgewiesen, dass es nocii jetzt Früchte gibt, deren Existenz- bereits mehre Jahrhunderte lang nachgewiesen wer- den kann. Dieses behauptete Degeneriren gewisser Früchte liegt demnach mehr in der schlechten Be- handlung derselben , als in dem Greisenalter der Bäume, wo organische Geschöpfe an Kraft und Energie abnehmen. Vielleicht finden wir auch einen Grund von dem Verschwinden mancher älterer Sor- ten, dass wir in den letzten Jahrzehenden so viel ausgezeichnete Früchte erzogen haben, in Folge dessen manche ältere und minder gute vernachläs- sigt wurden. Es gilt aber nicht allein der Geschichte der verschiedenen Obstfrüchte, welche Leroy kritisch zu beleuchten sucht, es ist auch die gegebene Bfe- schreibung des Baumes und seines Wachsthumes, sowie der Früchte selbst, vorzüglich. Jede Sorte ist monographisch gehalten und gibt ein abgeschlos- senes Ganze. Durch die bildliche Darstellung eines Längsdurchschnittes der Frucht im einfachen Um- risse erhält man ein Bild von seiner Gestalt. Von dem Innern Bau, und ganz besonders von der Form und Lage des Kernhauses, ob mehr nach unten oder mehr nach oben in der Frucht, von der Beschaffenheit und Entfernung des Kelches einerseits vom letzteren, andrerseits von dem Gipfel der Frucht selbst u. s. w., so wichtig diese xYnga- ben in der Zeichnung auch gewesen wären, ist lei- der Abstand genommen. Jede Monographie einer Sorte zerfällt in 4 Ab- thcilungen: 1. Beschreibung des Baumes mit An- gabe seiner Fruchtbarkeit und seiner Kultur, 2. Be- schreibung der Frucht mit Angabe ihrer Reifzeit, resp. Lagerreife und ihrer Qualität, 3. Geschichte der Sorte und endlich 4. Bemerkungen aller Art. Ln letzten Abschnitte wird Alles aufgenommen, was von der Norm abweichend ist oder was andere Pomologen bemerkt haben. Allen Pomologen und Obstfreunden empfehlen wir das Buch eines Mannes, der sich in Frankreich eines grossen Rufes erfreut. Verlag von Karl Wieg and t in Berlin, Dcssaner-Stras5e No. 2. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms Platz No. 4. Wochenschrift des Vereines zur Befördernng des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : I^r'ofessor I>r- Karl Koch., General-Sekretair des Vereines. No. 49. Berlin, den 8. Dezember 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 470. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 25. November. — Mittheilungeu über den Obst- bau in Werder. Von Rudolph Goethe. — Blüthen- und Fruchtzweige des Erfurter Gartenbau-Vereines. 470. Vcrsaiuniliiiig des Vereines zur Itefönieriiii!; des Garteubaiies, am 25. November. Der Vorsitzende, Geheimer Ober-Regierungsrath Knerk, machte wiederum Mittheiluug von dem Dahinscheiden dreier Mitgheder des Vereines, deren Verlust für diesen und für die Gärtnerei überhaupt tief betrauert werden müsse. Aber auch die Wis- senschaft habe durch den Tod der berühmten Rei- senden und Naturforscher v. Siebold und v. Nord- mann Jünger und Förderer 'verloren, deren Ruf nach Jahrhunderten noch ein wohlbegründeter sein und bleiben werde. Der erstere von beiden war es, der uns eigentlich erst bestimmtere Kunde von Japan gebracht hat, nachdem er viele Jahre da- selbst in Gefangenschaft gewesen. Dadurch wurde ihm die nöthige Zeit und Müsse gegeben, Materia- lien zu sammeln aus der Geschichte und Naturge- schichte eines Landes, was bisher für unsere Kennt- niss mit einem undurchdringlichen Schleier umhüllt zu sein schien. Nur wenigen kühnen Männern, wie Kämpfer aus Lemgo im Lippe-Detmold'schen, war es vor ihm (in der zweiten Hälfte des 17. Jahr- hundertes) gelungen, nach Japan zu kommen und uns oberflächliche Nachrichten von dem unbekann- ten Lande zu bringen. Was v. Siebold durch Einführung schöner Zierpflanzen aus Japan für Bo- tanik und Gärtnerei gethan, das haben wir wohl nicht nothwendig, weitläufig zu berichten, unsere Gärten und Gewächshäuser thun es uns kund. Ph. Fr. V. Siebold war Im Jahre 179G zu W^ürzburg ffeboren und starb am 18. Oktober 1866 zu München. AI. V. Nordmann hat dagegen grosse Ver- dienste um die Flora und Fauna des südlichen Russlands und des kaukasischen Gebirges. Von dessen südwestlichen Abhängen brachte er uns die prächtige Edeltanne, welche nach Ihm ihren Namen 1 erhalten hat und gewiss jetzt In nur wenigen Gär- i ten fehlen dürfte. Wenn mau weiss, dass v. Nord- I mann oft an asthmatischen Beschwerden litt, dabei einen hinkenden Fuss besass, so dass er nicht ohne Krücke gehen konnte, so wird man den Mann um so mehr bewundern, der es unternahm, anstren- gende Reisen in wenig erforschten, zum Thell wil- den Ländern zu macheu. Er war uns ein lieber Freund, dessen Gastfreundschaft wir vor Allem auf der Rückkehr aus dem kaukasischen Gebirge In Odessa, wo er damals Professor der Botanik war, erkannt hatten. Vor mehrern Jahren bereits wurde er In gleicher Eigenschaft nach der Universität Helsiugfors in Finnland, wo er, wenn wir nicht irren, geboren war, versetzt. Noch im vorigen Jahre erfreuten wir uns seiner liebenswürdigen und zugleich belehrenden Gesellschaft während des bo- tanisch - gärtnerischen Kongresses in Amsterdam. Seine wissenschaftliche Bildung hat er übrigens hauptsächlich in Berlin, wo er mehre Jahre lebte, und später In Paris, erhalten. Die Anzeige von dem Tode des dritten Mit- gliedes, der dem Vereine durch den Tod entrissen wurde, des ungarischen Poraologen Johann Ne- 49 394 pomuk Sieben fr eud in Tyrnau ist bereits in der Torletzten Nummer der Wochenschrift mitgetheilt worden. Der Vorsitzende forderte, nachdem er einige Bemerkungen über das Leben dieser 3 Männer ge- geben, die Anwesenden auf, sich zu ihrem Anden- ken von ihren Sitzen zu erheben. Das ungünstige Wetter mochte wohl Ursache sein, dass nur aus 2 Gärten ausgestellt war. Kom- merzienrath Kavent; hatte durch seinen Obergärt- ner Behrends eine 12 Fuss hohe Dracaena (Ale- tris) fragrans von vorzüglicher Kultur ausgestellt. Die breiten, freudig-grünen Blätter waren von oben bis fast an die Basis des Stammes vorhanden. Der- gleichen Pflanzen, in geschützten Lagen im Freien ausgestellt, imponiren ungemein und geben der Um- gebung einen besonderen Reiz. Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt aus Charlottenburg hatte eine buntblättrige Gardenia florida und eine neue Dracäne ausgestellt. Die erstere bildete frülier mit durchaus grünen Blät- tern wegen des Wohlgeruches ihrer BlUthen einen be- liebten Strauch des Warmhauses, ist aber neuerdings über alles das Schöne, was eingeführt wurde, sehr vernachlässigt. Vielleicht bringt die buntblättrige Form sie wiederum in Ansehen. Die neue Dra- caena besass den gewiss korrumpirten Namen cen- data (wahrscheinlich caudata?) und hat schmale Blätter, welche weit gedrängter stehen, als bei irgend einer anderen Art. Ausgezeichnet ist sie ausserdem noch durch die zwar feinen, aber immer deutlich sichtbaren Zähne. Wenn wir nicht irren, haben wir sie in England unter dem Namen Dracaena congesta gesehen. Sie steht zwischen der Cordy- line rigidifolia und stricta (congesta der norddeut- schen Gärten), verdient aber wegen ihres gedräng- ten Habitus unbedingt den Vorzug. Von Seiten Pasewaldt's war auch schöner, kräftiger Porrde, der mit „aus Reuen" bezeichnet war und in genannter Stadt im Grossen angebaut wird, ausgestellt. Wegen seines Wohlgeschmackes verdient er empfohlen zu werden. Ferner übergab derselbe eine Petersilien - Wurzel von besonderer Grösse und Schönheit. Schliesslich machte Professor Koch noch auf das gefüllte Scharlach-Pelargonium jGloire de Nancy", was er in Nancy als Massiv gesehen und welches in dieser Verbindung einen ungemeineti Effekt gemacht hatte, aufmerksam und theilte mit, dass es bereits in dem Besitze des Kunst- und Handelsgärtners Pasewaldt sich be- finde und von diesem bezogen werden könne. Inspektor Bouche übergab eine Abbildung der Amaryllis Alberti, welche durch den Rentier Laurentius in Leipzig von der Lisel Cuba be- zogen wurde, wo sie der Sohn des Leipziger Kunst- und Handelsgärtners Albert auf der Rabatte des Gartens eines Plantagen-Besitzers aufgefunden und von wo er sie nach Leipzig gesendet hatte. Sie ist im alleinigen Besitze der Laurentius'schen Gärt- nerei und eine schone und deshalb zu empfehlende Pflanze, welche keineswegs mit der früheren ge- füllten Amaryllis zn verwechseln ist. Die Lau- rentius'sche Amaryllis Alberti ist weit mehr ge- füllt und gehört wahrscheinlich zu der AmaryUis crocata. Inspektor Bouche legte ferner einige Sorten der ägvptischen Hirse (Sorghum vulgare) vor, die er durch den bekannten Reisenden Dr. Hartmann (jetzt Lehrer an der landwirthschaftlichen Akademie in Proskau in Schlesien) aus Abyssinien erhalten hatte. Es sei interessant, dass die Körner (Ka- ryopsen) der Sorghum - Arten , welche in südlichen Ländern gewachsen sind, frei in den Spelzen lie- gen und auch nicht im Geringsten mit diesen ver- wachsen sind oder auch nur zusammenhängen. Je nördlicher das Land aber ist, in dem die Körner gereift sind, um so mehr ist das Letztere der Fall. Auch die sogenannte Dogghe, eine Pennisetum-Art, welche bereits in der Appendix zum Samen- Verzeichnisse des Berliner botanischen Gartens unter dem Namen P. cordofana von A. Braun beschrieben wurde, befand sich unter den Hartmann'schen Sämereien. Diese, sowie die Sorghum- Arten , bilden hübsche Blattpflanzen, welche mannigfach zur Dekoration verwendet werden können. Professor Koch bemerkte dabei, dass neuer- dings eine Sorghum -Art unter dem Namen S. ta- taricum in den Handel gekommen sei und beson- ders von Frankreich aus verbreitet werde. Dieses Sorghum sei jedoch eine alte bekannte Pflanze, die sich schon mehrmals in den Gärten befunden habe, aber immer, weil sie nur in sehr guten Jahren reife Körner hervorbringe, wieder daraus verschwinde. Dieses Sorghum habe bereits Willdenow im An- fange dieses Jahrhundertes als Holcus, dann aber als Sorghum cernuum beschrieben und besitze die Eigenthümlichkeit, dass der obere Theil des Sten- gels nach dem Verblühen sich allmählig umbiege, so dass schliegslich der gedrängte Blüthenstand nach unten stehe, ein Umstand, der auch Ursache zur Benennung gegeben habe. Inspektor Bouche sprach über die Viktoria- Kartoffel und empfahl dieselbe zum Anbau, wobei er auf die vorgelegten Knollen von bedeutender Grösse hinwiess. Es sei dieses die Sorte, welche vor einigen Jahren der Schotte Paterson (s. Seite 20 und vor. Jahrg. S. 45 u. 317) in den Handel gebracht habe und vielleicht auch die beste. Trotz der Grösse habe die Kartoffel ein feines Fleisch und empfehle sich auch für die Tafel. Eine gute 395 Eigenschaft sei ferner, dass die Knollen an sehr kurzen Stolonen sich befinden und demnach auch beim Herausnehmen wenig Mühe verursachen, dass sie ferner eine lange Dauer haben und selbst bis zum Juni des künftigen Jahres sieh ziemlich frisch erhalten. Professor Schultz - Schultzenstein sprach über die Abstammung uud den Nahrungswerth der Nour-toak-Wurzel. Diese Wurzel ist ohne Angabe des Namens der Pflanze, der sie angehört, in grös- seren Mengen, der Centner zu 5 — 9 Thlr, wie es scheint über Alexandrien in den Handel gebracht worden und als vorzügliches Nahrungsmittel, mit Attesten von Carus in Dresden, gleich dem Arrow- root, empfohlen worden. Sie kommt in grobgepul- verter, fein zerschnittener Form, auch in ganzen Stücken, vor, die jedoch iu Berlin schwer zu ha- ben waren und von denen Professor Schultz- Schultzenstein nur eine kleine Quantität zur Un- tersuchung von Lampe, Kauffmann & Co. er- hielt. Die Abstammung lässt sich aus dem anatomi- schen Bau der Wurzel errathen. Es sind feder- kieldicke, hellbraune, ^' — !<*- Zoll lange knorpelharte, fast hornartige Stücke, die mit scheibenförmigen Stengelknoten vermengt sind, welche rund herum die Narben tragen, an denen die Wurzeln gesessen haben. Schon dieses morphologische Verhältniss deutet auf eine synorganische Pflanze, wie die Li- liengewächse. Dies bestätigt noch mehr der ana- tomische Bau derselben. Der Querschnitt der auf- geweichten Wurzel zeigt, unter dem Mikroskop be- trachtet, einen von einem fleischigen Rindenparen- chym umgebenen Gefässbündelkreis, dessen Inneres noch mit Mark erfüllt ist, während die Wurzeln der dichorganischen (Dikotyledonen) Pflanzen in der Mitte niemals Mark, sondern gleich von der Mitte strahlenförmig auslaufende Gefässbündel zei- gen. Eine nähere Vergleichung der Nour - toak- Wurzeln mit verschiedenen frischen Wurzeln von Liliaceen zeigte bald die grösste Aelinlichkeit mit dem Bau der Wurzeln der Asphodelus- und Ere- murus-Arten mit fleischigen Wurzeln. Doch schei- nen die Nour -toak- Wurzeln von mehrern Spezies herzurühren, wie ja auch die Salep- Wurzeln von mehrern Orchis - Spezies gesammelt werden. Der Bau verschiedener Stücke des Nour-toak zeigt sich nämlich in der verschiedenen Dicke der fleischigen Rinde, in der verschiedenen Grösse des Gefässbün- delkreises und des von diesem eingeschlossenen Mar- kes verschieden. * Viele Stücke stimmen im anatomischen Bau ganz mit den Wurzeln von Asphodelus ramosus überein. Diese Wurzeln sind auch schon äusser- lich daran zu erkennen, dass dieselben gegen das untere Ende keulenförmig verdickt sind, und solche keulenförmig verdickte Wurzelstöcke finden sich unter dem Nour-toak sehr viele. Die Arten der von Biebersteln von Asphodelus getrennten Gat- tung Eremurus haben, wie auch die Asphodelus- Arteu, nicht alle fleischige Wurzeln. Die letzteren aber, wenigstens alle von mir untersuchten, sind ganz cylindrlsch und niemals am Ende keulenför- mig. Solche cylindrische Wurzelstöcke kommen unter Nour - toak auch vor, und demnach scheinen auch Wurzeln von einer Eremurus - Art, die flei- schige Wurzeln hat, darunter zu sein; doch stim- men die Wurzeln, welche ich von Eremurus cau- caslcus aus dem hiesigen Königlichen Herbarium untersucht habe, im Bau mit den Nour-toak- W^ur- zeln nicht überein. Was nun die Nährkraft der Wurzel anbetrifft, so ist bekannt, dass Im griechischen Alterthum die Wurzeln von Asphodelus ramosus als Speise der Todten im Elyslum betrachtet wurden und darum die Sitte vorhanden war, die überall In Griechen- land häufige Pflanze auf die Gräber zu setzen. He- siodus rühmt sie sogar als ein köstliches Gericht in Verbindung mit Malven; Theophrast aber sagt, dass die Asphodeloswurzel nur von den Armen be- nutzt werde. Ueber die Nährkraft der Wurzel müssen die darin sich findenden nährenden Bestand- theile entscheiden. Das gelbgraue, feine Pulver der Wurzel gibt schon, mit kaltem Wasser angerleben, einen äus- serst zähen Schleim, so dass ein Skrupel des Pul- vers hinreicht, 4 Unzen Wasser dickschleimig zu machen. Dieser Schleim Ist in seinen Reaktionen dem arabischen Gummi ähnlich und unterscheidet sich dadurch von dem Algenschleim, dass dieser sich nur durch das Kochen der Algen in Wasser auflöst, wie Carageen und Fucus amylaceus oder F. spinosus (Agar-Agar). Dieser Schleim Ist nun aber auch der einzige Bestandthell, der als Nähr- stofl" in der Wurzel vorhanden Ist. Die Wurzel enthält, ausserdem auch nicht eine Spur von Eiweiss oder Kleber; denn das mit kaltem Wasser aufge- quollene Wurzelpulver bleibt beim Erhitzen bis zum Kochen eine klare, schleimige Flüssigkeit, ohne im Geringsten zu gerinnen, was sogleich geschehen würde, wenn, wie etwa In der Kartoffel, etwas Ei- weiss darin vorhanden wäre. Ferner ist ebenso wenig die geringste Spur von Stärkmehl In der . Wurzel zu finden; weder zeigen sich Stärkmehl- kügelcheu durch das Mikroskop, noch die geringste Stärke-Reaktion beim Zusatz von Jod. Auch fin- det sich kein Zucker, weder Traubenzucker noch Rohrzucker, in der Nour-toak-Wurzel. Sie lässt sich daher durch Hefe auch nicht In Gährung ver- setzen. Hieraus ist ersichtlich, dass die Wurzel zu- 49* 396 nächst zum Brodbackeii nicht zu gebrauchen ist, weil es ihr an Stärke, Kleber und Zucker fehlt. Weil sie aus diesen Gründen nicht in Gährung zu versetzen ist, kann sie auch keineswegs zur Brannt- weinbrennerei benutzt werden und ist die Wurzel ihren Bestandtheilen nach mit der Kartoffel nicht im Entferntesten zu vergleichen. Als Nahrungsmittel betrachtet, steht die Nour- toak-Wurzel weit unter dem Salep, dessen Knollen noch ziemlich viel Stärkmehl enthalten, und ist allenfalls nur dem Gummi arabicum zu vergleichen, das, mit Milch zubereitet, in Afrika genossen wird. Die Angabe des Theophrast, dass nur arme Leute im alten Griechenland die Affodillwurzel zu essen pflegten, findet ihre Begründung in dem Mangel aller besseren Nährstoffe. Dass diese Wurzel im Alterthum mj-thologisch als Speise der Todten in der Unterwelt betrachtet und die Asphodelos-Pflanze symbolisch deswegen auf die Gräber gepflanzt ist, darf also nicht zu dem Glauben verleiten, dass diese Wurzel ein gutes Nahrungsmittel für lebende Menschen sei, da sie selbst für Pflanzen -fressende Thiere weniger Nährstoffe, als etwa die Topinam- bur-Knollen, darbietet. Ob und wie sie für tech- nische Zwecke zu verwerthen ist, lässt Professor S c h u 1 1 z - S c h u 1 1 z e n s t e i n dahingestellt. Kunst- und Handelsgärtner Niessing In Zeh- denlck machte Mittheilungen über Anacharis Al- sinastrum und deren immer grössere Ausbrei- tung. Bekanntlich wurde sie vor mehrern Jahren durch den hiesigen botanischen Garten aus Schott- land bezogen, wo sie unter dem Namen , Wasser- pest" deshalb eine berühmte Pflanze geworden war, weil sie plötzlich so uugemein sich vermehrte, dass sie die dortigen Kanäle fast ganz ausfüllte und so- dann selbst der Schltffahrt mehr oder weniger hin- derlich war. Die Sache wurde jenseits des Kanales bald auf eine Weise übertrieben, die In's Lächer- liche güig, und erregte deshalb allenthalben die grösste Aufmerksamkeit. Seit einigen Jahren ist es aber, auch in England und Schottland, wieder ziem- lich still. Man hört jetzt nur hier und da nebenbei noch etwas davon, die übertriebenen Gerüchte sind aber gänzlich verschwunden. Auch bei uns erregte die englische Wasserpest vor einigen Jahren, als sie aus dem botanischen Garten in die Havel gekommen war und sich da- selbst so sehr ausbreitete, dass sie namentli'ch Wer- der gegenüber in dem genannten Flusse und im Schwielower See sehr grosse Flächen einnahm, all- gemeines Aufsehen und selbst Besorgniss, sie möchte auch unserer Schifffahrt hinderlich werden. In der neuesten Zeit Ist jene wiederum wach geworden, da sie immer mehr sich ausgebreitet hat. Wie alle sich rasch vermehrenden Pflanzen aber grade zu Ihrem AVachsthurae bestimmtere Bedingungen verlangen, wenn sie diese aber gefunden haben, in der That auch sich ungemein vermehren, so Ist es ebenso mit Anacharis Aisinastrum der Fall. Während das Was- ser der Havel an einzelneu Stellen Ihr sehr gut zusagt, will sie in der Spree nicht recht gedeihen. In einigen der märkischen Seen hat sie sich unge- mein vermehrt, in anderen ist es weniger des Fall. Dass sie unserer ScliiftTahrt gefährlich werden sollte, scheint man nicht Ursache zu haben befürchten zu müssen, dagegen wird sie der Vermehrung der Fische, die an und für sich bei uus In den letzten Jahrzelieuden abgenommen haben, gewiss um so günstiger sein. Kunst- und Handelsgärtner Niessing thellte ferner mit, dass er In diesem Jahre Eaupen des Oleander-Schwärmers (Sphinx Nerii) auf den Blät- tern der Vinca major beobachtet habe; es scheine demnach, dass diese auch von den Blättern anderer Apocyneen, als denen unseres Oleanders, leben könne und dadurch die Möglichkeit geboten sei, dass dieser schöne Nachtfalter auch bei uns heimisch werden könne. Ferner hatte Insjjektor Bouche einige Felgen mitgebracht, um den Vortrag des Prof. Koch in der letzten Versammlung des Vereines über die Bildung derselben, sowie der Apfelfrüchte und des sogenannten unteren Fruchtknotens, zu erläutern. Am meisten sei dieses bei Ficus ulmifolia der Fall, wo an der sogenannten Frucht, die oben nur einen gewölbten, becherartigen Blüthenboden darstelle, sich noch Spuren blattartiger Gebilde befinden. Nach Professor Koch Ist dieses übrigens eine Er- scheinung, welche auch bei Aepfeln gar nicht sel- ten vorkommt. Zu gleicher Zeit legte Inspektor Bouche auch Blüthenstände von Dorstenien vor, wo diese flach ausgebreitet sind und an der obcrn Fläche die Blüthcn tragen. Professor Koch machte die Mittheilung, dass ein bekannter Photograph in London, Vernon Heath mit Namen, die Mitglieder des Ausschusses der im Frühjahre in London stattgefundenen inter- nationalen Pflanzen - Ausstellung, zu einer Gruppe vereinigt, photographirt habe und dass diese Gruppe ein hübsches Bild von fast 11 Zoll Breite und 7^ Zoll Höhe darstelle, was zu G Schillingen (2 Thlr) zu beziehen sei. Er erlaube sich, besonders Gärt- ner auf diese Publikation aufmerksam zu machen, da auf dem photographischen Bilde sich die her- vorragendsten Gärtner nebst einigen mit der Gärt- nerei in engster Verbindung stellenden Personen befänden. Es dürfte wuhl das Interesse der Leser in Anspruch nehmen, wenn hier die Namen in al- phabetischer Eeihe aufgeführt werden: Professor Bentley, William Bull, Richard Dean, Ed- 397 ward Easton, Charles Ediiionds, Robert For- tune, John Gibson, Dr. Kobert Hogg, Char- les und John Lee, Dr. Masters, Redakteur des Gardeners Chronicle, Thomas Moore, Thomas Osborn, William Paul, John Standish, Char- [ les. Turner, James und Harry J. Veitch und B. 8. Williams. Zu gleicher Zeit theilte Professor Koch mit, ilass derselbe Photograph auch ein grosses Bild der internationalen Ausstellung in London angefertigt habe. Dieses sei noch zu beziehen und koste 1 Guinee (7 Thlr). Einer der Sekretäre des Ausstellungs- Ausschusses, Richard Dean, ist bereit, Liebha- bern auf dem Kontinente als Vermittler zu dienen, in sofern man sich an ihn wenden wolle (Nr. 8, Deumark villas, London W.) Obergärtner Emil Bouche in Lossen bei Brieg hatte das Blatt einer geschlitzt - blättrigen Rothbuche eingesendet, was in sofern von den übrigen Blättern abwich, als es mehr in die Länge gezogen und weniger eingeschnitten erschien. Der Baum war in diesem Frühjahre in dem Parke des Rittmeisters v. Reuss auf Sonnenberg bei Koppitz gepflanzt worden und besass oben in der Spitze nur 2 Zweige, wo diese Eigenthümlichkeit vorhan- den war. Obergärtner E. Bouche hat diese als Veredelung auf Wildling benutzt und hofft, dass auf diese Weise die Form nicht allein erhalten, sondern auch weiter verbreitet werde. Professor Koch theilte mit, dass die neuerdings eingeführte Yams-Batate, Discorea Decaisneaua, von der behauptet worden sei, dass sie besser bei uns aushielte, nichts weiter darstelle, als die weib- liche Pflanze der D. Batata.s, von der man bis jetzt nur männliche Exemplare gesehen habe. Weiter machte derselbe auf 2 Pflanzen auf- merksam, welche in England auf Schmuckbeeten im ersten Frühjahre zur Verwendung kommen. Ausser Zwiebelpflanzen besitzen wir- bekanntlich wenige Pflanzen, welche wir im Anfange des Früh- jahres zu Einfassungen, Arabesken u. s. w. gebrau- chen könnten. Dergleichen Verschönerungen fan- gen deshalb in der Regel erst Mitte Mai bei uns au. Es sei aber doch gewiss vielen Liebhabern wünschenswerth, dass man auch noch früher einen Schmuck in seinem Garten besitze, dessen man sich bei den einzelnen schönen Tagen, die gar nicht selten im Monat April und noch mehr in der ersten Hälfte des Monates Mai vorkommen, erfreuen könne. Zu Arabesken und Schmuckbeeten in dieser frü- hen Zeit seien 2 sonst schon als Sommergewächse bekannte Pflanzen: Collinsia verna und Anthe- mis chia, zu verwenden, in sofern man selbige schon im September das Jahr vorher entweder gleich an Ort und Stelle oder erst in Schalen aus- säe. Dergleichen Pflanzen haben in diesem Falle auch ein gedrungneres Ansehen, verästeln sich von der Basis des Stengels an und bedecken sich rasch über und über mit Blütben. Collinsia verna sei bekanntlich eine nordamerikanische, niedrig blei- bende Scrophularinee, deren Blüthen eine blaurothe Farbe besitzen, während Anthemis chia zwar eine Hunds-Kamille vorstelle, aber mit ihren weissen und zahlreichen Strahlenblumen in dieser Jahreszeit doch eine angenehme Erscheinung darbiete. Nach Inspektor Bouch(j haben wir mehre solche Pflanzen, welche sich im Herbste selbst aus- säen und dann gleich im ersten Frühjahre blühen; iu der Regel seien auch die Blütlien in diesem Falle grösser und schöner. Er mache deshalb auch auf die mehr liegende Veronica Buxbaumil aufmerk- sam. Diese Pflanze blühe im Sommer bei Weitem nicht so gross und schön, als im ersten Frühjahre. Ausser Collinsia verna säen sich aber auch die mei- sten übrigen Arten dieses Geschlechtes von selbst im Freien aus. Es gelte dieses ferner von den Collomien. Professor Koch machte auf eine Stelle im 3. Hefte des' Journals der Londoner Gartenbau-Ge- sellschaft (pag. XLV) aufmerksam, wo von einem Rubus Girondianus gesprochen werde, welcher aus der Blumenstrasse in Berlin vor einigen Jahren nach London gekommen sei. Ein Rubus dieses Na- mens sei, so viel er wisse, hier völlig luibekannt; er vermuthe aber, dass der Name eigentlich Rubus Gireoudianus beissen solle und dass dieser nichts weiter darstelle, als R. australis, der durch den früheren C)bergärtner in Berlin und jetzigen Gar- ten-Inspektor Gireoud in Sagan vor mehrern Jah- ren gezogen und verbreitet worden sei. Der Vorsitzende, Geheim. Ober-Regierungsratb Knerk, ernannte einen Ausschuss, der die Mög- lichkeit einer grossen, sogenannten internationalen Pflanzen - Ausstellung für Berlin iu Berathung zie- hen solle. Dazu gehörten um so mehr Vorberei- tungen, als Berlin selbst noch kein Lokal besitze, wo dergleichen Ausstellungen stattfinden könnten; eine Stadt, wie diese, dürfe aber, am allerwenig- sten in der jetzigen Zeit, hinter den Hauptstädten weit kleinerer Länder, wie Holland und Belgien, in dieser Hinsicht zurückbleiben. Bekanntlich habe der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den letzten Jahren seine Fest-Ausstellungen deshalb schon in kleinerem Massstabe gehalten, um dadurch Geld für eine grosse internationale Ausstellung zu ersparen. Für nächstes Jahr habe Paris bereits eingeladen und für 1868 sei schon von Petersburg aus die Aufforderung ergangen, mit Vorschlägen hervorzutreten, um eine in der russischen Kaiser- 398 Residenz in's Leben zu rufende internationale Pflan- zen-Ausstellung nach allen Seiten hin nützlich zu machen. Es bleibe demnach für Berlin das Jahr 1869 oder 1870 übrig. Welter theilte der Vorsitzende mit, dass der letzte Sonntag im Monat Dezember der Tag vor dem Sylvester -Abend und wohl nicht geeignet sei, zu einer Versammlung des Vereines benutzt zu werden, da die meisten Mitglieder sich wohl nicht gern so kurz vor dem Schlüsse des Jahres von ihren Fa- milien trennten; er glaube deshalb, in sofern zuge- stimmt würde, die nächste Versammlung auf Sonn- tag, den 6. Januar, festsetzen zu können und werde Sorge tragen, dass dann nach dem Schlüsse der Ver- handlungen ein gemeinschaftliches Mittagsessen da- mit verbunden werde. Das Nähere solle übrigens seiner Zeit noch durch die Wochenschrift bekannt gemacht werden. Mt^eifungeii üöet Öeii i)ö)löttu iii Werder. Von Rudolph Goethe. Auf einer kleinen Insel mitten im breiten Fluss- bette der Havel liegt, 2 Stunden von Potsdam ent- fernt, Werder, ein Städtchen von 1,200 Einwohnern. Werder gilt weit und breit für sehr betriebsam; seine Dampf-Ziegelöfen liefern ihr gesuchtes Fabri- kat zu vielen grossen Bauwerken, fünf Brauereien versenden das berühmte Werdersche Bier nach Ber- lin und dessen Umgebungen, aber noch weit bedeu- tungsvoller ist der Obstbau, welcher hier in gross- artiger Weise mit den besten Erfolgen betrieben wird. In der Hoffnung, dass sich vielleicht der eine oder andere Obstzüchter dafür interessirt und sich durch diese Zeilen bewogen finde, seinen Bäu- men noch mehr Sorge und Pflege zuzuwenden, oder dass gar diese Mittheilungen die Veranlassung zu neuen Obst-Anlagen werden, will ich hier das, was ich während meines kurzen Aufenthaltes in Werder von dem dortigen Obstbau sehen und erfahren konnte, kurz auseinandersetzen. Wenn man von Potsdam mit der Eisenbahn nach der Station Werder kommt, muss man von dem Bahnhofe eine kleine halbe Stunde an dem Wasser entlang gehen, ehe man die Brücke er- reicht, welche Werder mit dem Festlande verbindet. Längs dieses Weges ziehen sich flache Hügelreihen am Ufer hin, ungefähr 1 Stunde lang und | Stunde breit, in der Richtung von Nordwesten nach Süd- osten. Diese Höhen werden „Weinberge" genannt und auf diesen bauen die Werderaner ihr berühmtes Obst. Selten wird sich aber auch eine Lage besser zum Obstbau eignen! Die ganze dazu benutzte Fläche von ungefähr 1,800 Morgen Ausdehnung ist von drei Seiten mit AVasser umgeben, ein Umstand, welcher sichtlich auf das Gedeihen des Obstes ein- wirkt; ausserdem halten die bewaldeten Höhenzüge auf dem jenseitigen Ufer der Havel den Ostwind ab und gestatten so der Sonne, ihre volle Kraft auf den flachen Weinbergslehnen zu entfalten. Der Grund und Boden besteht aus Sand ohne bemerkbare erdige Beimischung; der früher als Untergrund vor- handene Lehm ist zum grössten Theil von den Zie- geleibesitzern weggeholt worden und so blieb nur der leichte Sandboden übrig. Trotzdem aber er- ziehen die Werderaner in demselben ein Obst, was zu dem vollkommensten und schönsten gerechnet werden kann und besonders dazu bestimmt ist, die Tafeln grosser Herren zu zieren. Das Geheimniss liegt in der Düngung und werden wir unten sehen, wie dieselbe ausgeführt wird. Die Weinberge sind fast regelmässig und vor- herrschend mit Süss- und Sauerkirschen im Qua- drat bepflanzt, und zwar laufen die Reihen bei einer Entfernung von 15 — 18 Fuss in der Rich- tung von Südwesten nach Nordosten, so dass die Sonne den grössten Theil des Tages dazwischen scheinen kann. Ausser den Kirschbäumen findet man aber noch Aepfel, Birnen, Pflaumen und in der Nähe der Weinbergshäuser Aprikosen, Pfirsi- che und Nussbäume. Alle diese Bäume sind schon von Natur in Folge des armen Bodens in Zwerg- form gewachsen und erreichen gewöhnlich nur eine durchschnittliche Höhe von 12 — 18 Fuss. Der Stamm erhebt sich meistens nur 2 — 3 Fuss über den Boden imd dann beginnt die vielverzweigte kugelförmige Krone, an welcher, ausser bei der Entfernung von dürren Aesten, nichts geschnitten wird. Diese niedrigen Kronen haben den bedeu- tenden Vortheil, dass man alle Früchte bequem ab- pflücken kann, ohne erst Leitern anwenden zu müssen; das Werdersche Obst ist eben deshalb so gesucht und wird so hoch bezahlt, weil man es durchgängig pflückt und in Folge dessen ohne Flecken zu Markte bringt. Zwischen den Baum- reihen stehen überall Weinstöcke und in der Nähe der Weinbergshäuser Himbeeren, Stachelbeeren, Jo- hannisbeeren und Erdbeeren, ja sogar Feigenbäume, deren Früchte in dieser günstigen Lage gut ge- deihen. Da die Bäume in dem gehaltlosen Sandboden ohne Nachhülfe schwerlich gute Erndten geben würden, düngt der Weinbergsbesitzer alljährlich seine Bäume, wo möglich mit verrottetem Kuh- dünger, und zwar so, dass er in dem einen Jahre längs durch die Reihen hin an den Hügeln ent- lang 1^ Fuss tiefe Gräben zieht, in welche der Dünger kommt, und In dem andern Jahre die Gräben quer durch die Reiben von oben nach 399 unten aufwirft, so dass der Dünger ein Jahr um's andere wieder auf derselben Stelle untergebracht ■wird. Da mir wohl bekannt ist, dass man sonst Kirschen nicht gern düngt, weil man dadurch leicht den Harzfluss hervorruft, so sah ich mich ganz be- sonders nach dem etwaigen Auftreten dieser Krank- heit um, fand aber nirgends eine Spur davon, was wohl dadurch zu erklären ist, dass bei der grossen Dürftigkeit des Bodens der Dünger nicht so leicht schädlich wirken kann. Im Uebrigen lässt es der Weingärtuer seinen Bäumen nicht an Pflege felden, indem er den Bo- den immer locker und unkrautfrei erhält, ja ich habe sogar viele Theergürtel zum Schutz gegen den Forst-Nachtschmetterling gesehen, jedenfalls ein deut- licher Beweis von rationeller Obstkultur. Auch wer- den die Bäume durch das sorgfältige Abpflücken des Obstes sehr geschont. Das Obst selbst erreicht bei dieser Behandlungs- weise eine ganz besondere Vollkommenheit, Grösse und Wohlgeschmack, so dass die schönste Auswahl davon stets für die Königliche Tafel in Berlin an- gekauft wird. Was die Sorten anbelangt, so fand ich bei genauerer Untersuchung, dass es meistens Sämlinge sind, welche für die dortigen Verhältnisse besonders passen; werthlose Sorten werden nicht gebaut. Der Weingärtner schneidet eine schlechte Sorte sofort herunter und pfropft den Baum um, bis er mit dem Resultate zufrieden sein kann. Die Benennungen sind durchweg Provinzial-Naraen; neue Sorten finden nur sehr scliwer Eingang und ist den Leuten dieser Widerstand nicht zu verdenken, indem sie schon eine ganz vorzügliche Auswahl be- sitzen und ausserdem manche sonst sehr werthvolle Sorte nach angestellten Proben bei den dortigen Verhältnissen von ihrer Güte viel verlor, während umgekehrt Versuche, die man mit den in Werder einheimischen Sorten in anderen Obstgegenden ge- macht hat, misslungen sind. Als Ausnahme davon nenne ich die sogenannte Werdersche frühe Herz- kirsehe. Da sich das Obst weit besser zu Wasser, als auf der Eisenbahn, transportiren lässt, so haben sich die Obstzüchter Werder's zusammengethan und ein Dampfschifl^" gemiethet, welches alltäglich, im Winter ausgenommen, von Werder nach Berlin fährt und so die grosse Hauptstadt mit Tafelobst versieht. Von dort wird ein Theil des Obstes nochmals ver- laden und geht sogar bis nach Petersburg. Die Art und Weise der Verpackung ist sehr einfach, indem man nämlich das Obst in sogenannte Tienen legt und bei warmem Wetter mit Laub bedeckt. Eine Tiene ist ein rundes, nach oben erweitertes Holzgefäss, welches i Berliner Schefi'el Obst fasst. An den Tienen sind die Namen der Besitzer ein- gebrannt und werden dieselben sorgfältig in das Dampfschift' verladen und nach Berlin transportirt. Zur Kirschenzeit zieht das Schifl:' gewöhnlich noch mehre Eibkähne voll Obst mit sich. Die Preise sind ganz enorm, der Güte der Waare aber entsprechend, und ich führe einige an, von deren Richtigkeit ich mich in Berlin und Pots- dam mehrfach überzeugte. So kostet z. B. eine Tiene Kirschen 1 Thlr, für Aepfnl schwankt der Preis zwischen 15 Sgr. und 2 Thlr für die Tiene, je nach dem Jahrgang, eine Tiene Himbeeren ent- hält durchschnittlich 40 Pfund, das Pfund kostet 5 Sgr., macht 6 Thlr 20 Sgr., eine Tiene Apriko- sen oder Pfirsiche wird mit 5 — -7 Thlr bezahlt, Wein mit 5 Thlr. Ich mache hierbei nochmals darauf aufmerksam, dass schlechtes Obst gar nicht zu Markte gebracht wird und dass man in Folge dessen das Obst von Werder dem auswärtigen ge- schüttelten Obste immer vorzieht und es dem ent- sprechend auch besser bezahlt. Um einen Ueberblick über das Ganze zu ge- winnen, erkundigte ich mich bei dem Sekretär der Dampfschifffahrts- Gesellschaft nach dem Versand, um darnach einen Durchschnitts -Ertrag berechnen zu können. Es stellte sich heraus, dass jährlich durchschnittlich 5,000 Thlr an Transportkosten ein- genommen werden. Die Tiene kostet bis Berlin 1 Sgr. 3 Pf. Fracht, was einen jährlichen Versand von 120,000 Tonnen ergibt. Ausserdem werden noch jährlich gegen 40,000 Tienen mit der Eisen- bahn befördert, so dass sich eine Totalsumme von 160,000 Tienen annehmen lässt. Davon ist [ fei- nes und 4 gewöhnliches Obst. Den geringsten Durchschnittspreis angenommen, ergeben: 40,000T. feines Obst, IT. 4Thlr = 160,000Thlr, ' 120,000T.gewöhnliches,lT.lThlr = 120,000Thlr, Summa 280,000Thlr. Diese ganz bedeutende Summe vertheilt sich auf die Fläche von 1,800 Morgen dermassen, dass auf den Morgen 155J Thlr jährlicher Durchschnitts- Ertrag kommen. Dabei ist aber ein Steigen der Obstpreise hei ungünstigen Obstjahren durchaus nicht ausgenommen. Ich führe nur beispielsweise an, dass in diesem Jahre | Scheflfel echter Stettiner bereits 2 Thlr kostet. Wenn man nun nach den Bearbeitungs- und Erndte-Kosten des Obstes fragt, so stellt sich aller- dings heraus, dass ein grosser Theil des Gewinnes für Dünger verausgabt wird, indem eine zweispän- nige Fuhre Dünger 6 Thlr kostet und ausserdem noch in die Weinberge hinauf geschaft't werden muss. Audi gilt der preussische Morgen Wein- bergs-Land 3—400 Thlr. Die sonstigen Ausgaben sind aber gering, weil sich einmal der Weingärtner 400 seinen Bedarf au Bäumen selbst zieht und andrer- seits alle nötliigen Arbeiten ebenfalls thut, so dass sich immer noch ein erheblicher Reingewinn er- gibt, der den Betrieb der Obstzucht in Werder als einen sehr lohnenden Erwerbszweig hinstellt. Ich schliesse nun meinen Bericht in der Hoff- nung, dass diese Thatsachen vielleicht Manchen von Neuem zu grösserer Thätigkeit und Sorgsamkeit im Obstbau anspornen mögen , indem er aus den angeführten Zahlen erkennt, bis zu welcher Ertrags- fähigkeit sich der Obstbau durch richtige Pflege bringen lässt. und Fruchtzweige Blutheu- irt0 (Erfurter (Sarttnbau-Drrcincs. Unter diesem Namen hat der fleissige Sekretär des Erfurter Garteubau- Vereines, Theodor Rum- ple r, über die Thätigkeit desselben seit dem Jahre 1861 berichtet; es schliessen sich demnach die Blü- then- und Fruchtzweige dem 1. Theile der Verhand- lungen, ilittheiluugeu und Resultate, neue Folge, an und bilden gleichsam den 2. Theil. Während jener die Berichte über die Jahre 1860 und 1861 enthält, liegen in diesem die vom Hei'bste 1861 bis zum Herbste des vorigen Jahres vor. Im Durchschnitte wurde in der ersten Hälfte eines jeden Monates eine Versammlung gehalten, wo man allerhand Mittheiluugcn machte. Von Interesse war die Versammlung vom T.Juli 1863, weil damit eine Ausstellung von Sommer-Levkojen verbunden war, um in ihre Eintheilung ein -wissenschaftliches Priucip zu bringen und schlechte, des Anbaues nicht werthe Sorten zu verbannen. Es geschah dieses theilweise mit der Lavendclblättrigen. Mit dieser werden 10 Hauptformeu aufgeführt und von diesen die Farben der Blumen rektifizirt. Mit Recht wurde die Benennung „englische Sommer-Levkoje" verpönt, da das Verdienst, diese Florblume auf eine hohe Stufe der Kultur gebracht zu haben, nicht England angehört, sondern Erfurt, wo schon seit langer Zeit diese des Samengewinnes halber gebairt und von wo aus der Samen nach allen Ländern der zivili- sirten Erde versendet wurde. Eine Geschichte der Levkoje überhaupt gehört, wie die anderer Flor- blumen, zu den frommen Wünschen, die ihrer Er- füllung entgegensehen. Den Haupttheil des Buches nimmt die Beschrei- bung der mit dem 2. Kongresse deutscher Gärtner und Botaniker verbundenen Ausstellung ein. Wir haben bereits selbst in der Wochenschrift darüber ausführlich berichtet (s. vor. Jahrg., S. 297) und können demnach das hier Gesagte übergehen. Wir bemerken jedoch, dass man eine gute Uebersicht und ein gesundes Urtheil über das, was in den Tagen vom 9. bis 17. September in Erfurt ausge- stellt war, erhält. Es folgt dann der Kongress. Fragen waren so viele aufgestellt, dass man lange Zeit bedurft hätte, um sie nur einiger Massen gründ- lieh zu bearbeiten; man darf deshalb keineswegs erwarten, dass hier etwas Ausserge wohnliches her- vorgegangen wäre. Wir bewundern nur, dass der Berichterstatter aus dem, was hier zu Tage geför- dert wurde, so gut herausgekommen ist und es zu einem Ganzen vereinigt hat, um ein klares Bild von der Thätigkeit des Kongresses zu erhalten. Wir sind kein Freund von dergleichen Kon- gressen, da in der Regel nur wenige Resultate her- auskommen, die mit den grossen Anstrengungen dazu keineswegs in einem Verhältnisse stehen. Oft liegt der einzige Vortheil darin, dass man sich gegenseitig persönlich kennen lernt und über manche Dinge sich besser aussprechen kann, als es durch Briefe hätte ge- schehen können. Unserer Ansicht nach wäre es viel besser, man verwendete die Zeit auf die Ausstellung. Grade in Erfurt hätte in dieser Zeit, wo reichliches Material vorhanden war, sehr viel geschehen können. Man hatte 2 Jahre früher, wie wir oben gesehen haben, einen so guten Anfang gemacht mit den Levkojen; warum arbeitete man nicht weiter? Wir bezweifeln, dass irgendwo wiederum die Florblumen auf einer Ausstellung so reichlich vertreten sein werden, wie in Erfurt. Wir wüssten wirklich auch nicht, wo es sonst auch gescheheu sollte. Auf den Inhalt der Verhandlungen einzugehen, wird man nicht erwarten wollen; wen es iuteressirt, der mag das Buch selbst in die Hand nehmen. Etwas Neues wird schwerlich darin gefunden wer- den. Das Einzige, was uns interessirte, das waren die Verhandlungen über den Obstbau. Verlag von B. F. Voigt in Weimar und vor- räthig in allen Buchhandlungen: Sie ^iergcfjöfje öer ^a.ik\\= unt) JJttrfe-iliilttgcii. Alphabetisch geordnete Beschreibung, Kultur und Verwendung aller bis jetzt näher bekannten Holzpflauzen und ihrer Abarten, welche in Deutsch- land und Ländern von gleichem Klima im Freien gezogen werden können. Nebst Bemerkungen über ihre Benutzung zu anderen Zwecken und mit einer Einleitung über die Bewirthschaftung der Baum- schulen, wie über Anzucht, Pflanzung und Akkli- matisation der Gehölze. Ein Handbuch für Gärt- ner, Baumschulen- und Gartenbesitzer, Forstmänner u. s. w. von Hermann Jäger, Grossherzogl. Sachs. Hofgärtner in Eisenach. Gr. 8, geh. 3 Thlr 15 Sgr. = 6 Fl. 18 Kr. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feis ter'scheu Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für (pärtiierei und Pflaiizenkiinde* Redakteur : I*i-ofessor 13r. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 50. Berlin, den 15. Dezember 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Bericht über die im Jahre 1865 im Versuchsgarteu des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues angestellten Kultur- Versuche. Vom Garten-Inspektor C. Bouche. — Revue horticole. Jahrg. 18G5, 2. Hälfte; Jahrg. 1866, 1. Hiilfte. — Der deutsch-preussische Garten in Paris. Bericht über die im Jahre 1865 im Versuchsgarten des Vereines angestellten Kultur- Versuche. Vom Garten -Inspektor C. Bouche. Im Allgemeinen war der Betrieb des Kiiltiir- stückes derselbe,' wie in den Vorjahren; es wurden die aus anderen Gärten bezogenen Sämereien von Blumen, Gemüsen und Nutzpflanzen angebaut, um Samen zu erndten, verschiedene neue Sorten von ausdauernden Florblumen, Obststräuchern und Erd- beeren angepflanzt und vermehrt, um sie den Mit- gliedern des Vereines zugänglich zu machen. Für die Samenzucht wurde Sorge getragen. Pflanzen zur Bepflanzung von Sommergruppen und Topfge- wächse für die Verlosung in den Monats- Versamm- lungen wurden angezogen, und ist in jeder Hin- sicht auf die Mannigfaltigkeit der zu bauenden Artikel nach Möglichkeit Rücksicht genommen wor- den. Leider verbietet die Beschafteuheit und die Beschränktheit der Mittel die Anzucht und Kultur vieler, den Mitgliedern sehr erspriesslicher Pflanzen, weil bekanntlich der Ver.^uchsgarten nur einen Mor- gen gross ist und allein Mistbeete, aber kein Ge- wächshaus besitzt. Es muss daher die Kultur auf solche Pflanzen beschränkt werden, die im Freien gedeihen, oder im Laufe eines Sommers unter Fen- sterschutz heranzuziehen sind, oder in frostfreien Kästen sich überwintern lassen. Der Verfasser hält sich zu dieser Bemerkung verpflichtet, indem von auswärtigen Mitgliedern, die den Versuchsgarten nicht kennen, oft eine Menge von Gewächshaus- pflanzen verlangt werden, welche Gesuche aus dem oben angeführten Gründen abgelehnt werden müs- sen, während bei dem Vorhandensein eines, wenn auch nur kleinen Gewächshauses unendlich mehr geleistet werden könnte. Auch das Jahr 18G5 konnte keineswegs als ein günstiges für die Pflanzenkultur betrachtet wer- den, weil es im Frühlinge sehr lange kalt und rauh blieb und der Sommer grösstentheils kühl und trocken war; nur in der zweiten Hälfte des Juli stellte sich wirklich warmes Sommerwetter ein, während den ganzen Juli hindurch der Regen ge- fehlt hatte und sich erst Anfang August, der im Allgemeinen sehr kühl war. Regen einstellte. Der September erschien zwar im Ganzen warm, aber sehr trocken, so dass die Pflanzen das in ihrer Ausbil- dung Versäumte nicht nachholen konnten. Gegen Ende dieses Monats stellte sich bei + 3 Gr. des Morgens Reif ein, der aber die Pflanzen nicht be- schädigte. Am 6. Oktober Morgens hatten wir .3 Gr. Kälte, so dass nicht nur alle zarten Gewächse er- froren, sondern auch viele härtere beschädigt wur- den, wodurch die letzten Aussichten auf Sommer- erndte sich vollständig vereitelten. Erst am IL die- ses Monats regnete es seit dem 25. August zum ersten Male wieder. Wie kühl der Sommer war, darüber lieferten Gurken, Kürbisse und Bohnen die sprechendsten Beweise, indem sie entweder schon vor dem Frucht- ansatz abstarben, oder keinen reifen Samen lie- ferten. 50 402 I. Gemüse. a. Bühnen. 1. Stauden-Pyramiden-B. besitzt einen sehr üp- pigen hohen Wuchs, trägt reichhch, reifte aber in diesem Jalire etwas spät, ist aber zum Kochen im grünen Zustande sehr zu empfehlen, weil sie zart, fleischig und von gutem Geschmack ist. 2. Frühe, grau - weissschaalige Zwerg-B. von niedrigem Wüchse, trägt sehr reich und ist im grü- nen Zustande von ungemein zarter und weicher Be- schaffenheit, wobei noch zu bemerken ist, dass die Hülsen keine Fäden haben. 3. Frühe Sechs - Wochen - B. hat einige Aelm- lichkeit mit der Pyramiden-Stauden-Bohne, nur reifte sie spät und lieferte etwas strohige Hülsen. 4. Neueste rothbunte, gelbhülsige Wachs -B., welche schon im vorigen Jahre gebaut wurde, be- währte ihre früheren guten Eigenscliaften , indem sie viele fieiscliige Hülsen trug, die gekocht einen angenehmen Geschmack hatten. 5. Üeberfluss- (Abondance-) B., ebenfalls schon früher kultivirt, trug -in diesem Jahre reichlich und lieferte zarte, wohlschmeckende Früchte. fi. Neue Riesen-Wachs-Schwerdt-B. von Algler trug spärlich, aber recht ansehnliche grosse, flei- schige Bohnen, so dass ihr Anbau fortgesetzt zu werden verdient. 7. Kiesen - Zucker -Brech-B. mit wachsgelben Hülsen, entwickelte sich trotz des kühlen Wetters frühzeitig und lieferte eine Menge sehr langer, flei- schiger, zarter Hülsen und ist daher zu empfehlen. 8. Kleinste Zuckcr-Brcch-B. reifte zwar etwas spät, woran das \'\'etter Schuld sein mochte, war aber sehr reichlich mit kleinen 2 — o Zoll langen Hülsen besetzt, die, grün, sehr mürbe und zart waren, und sich im jungen Zustande zum Einma- chen vorzüglich eignen; die kleinen rundlichen Körner dürften trocken ein gutes Wintergemüse geben. Einige andere, neu bezogene Sorten von Stan- genbohnen kamen bei dem schlechten Sommer nicht zur vollen Ausbildung und können daher nicht be- nrtheilt werden. b. Erbsen. \K Isherwüods-Railway-Kneifel-E. eine sehr voll- tragende Sorte, deren Körner lange Zeit zum Grüu- koclien brauchbar bleiben. lU. Sutton's neueste, langschotige Tom-Thumb- Kneifel-E. von niedrigem Wüchse, und reichlichem Ansätze ziemlich grosser Hülsen mit wohlschmecken- den Körnern. 11. Early AVonder-Kneifcl-E. hat ebenfalls einen niedrigen Wuchs, ist ziemlich früh und trägt reichlich. 12. Shanley's hohe, weisse Mark - E. besitzt einen hohen Wuchs von 4 — ,ö Zoll, trägt ziemlich reichlich, lange vollkörnige Hülsen; sie ist beson- ders deshalb zu empfehlen, weil sie eine der spä- testen Sorten ist, also noch grüne Erbsen zu kochen liefert, wenn die andern schon vorüber sind. An- dere, schon früher gebaute Erbsen-Sorten, z. B, Erbse des Ueberflusses, Bisliop's frühe weisse Mai- Erbse, Dillcstone's early prolific (früheste), Erfurter grosse grüne Klucker, Eugenien-Mark-Erbse, frühe Daniel O'Eurke, Harrissons-Ruhm und mehrere an- dere bewährten ihre früher gerühmten Eigenschaften, c. Gurken. 13. Weisse, sehr dicke, lange Arnstädter-Bie- sen-G. Obgleich sie sehr gross wird und zartes Fleisch besitzt, so fand sie in diesem Jalire keinen Beifall, weil sie nicht ertragreich genug war. 14. Himalaya-G. Ist ebenfalls hinsichtlich der Grösse eine sehr gute Sorte, trug aber nur spär- lich. Die Gurken gediehen überhaupt schlecht; jedoch bewährte sich hinsichtlich der Widerstands- fähigkeit gegen ungünstige Witterung die grüne chinesische und York's prolific. Unler Fenstern lieferten gute, sehr lange Früchte die Berliner Schlangen- und Arnstädter Eiesen-Gurke. d. Kohl. a. Weisskohl oder Kraut. 15. Baccalancr W.-K. hat ovale, ziemlich grosse, aber lockere Köpfe, die aus zarten Blättern beste- hen, weshalb sich diese Sorte nicht gut zur Aufbe- wahrung für den Winter und zum Einmachen eignet. 1(). Griechisches Centner-Kraut. Es bildete sehr grosse, flache und überaus feste Köpfe, die sich im Winter gut erhalten lassen, weshalb diese Sorte, die sich jedoch kaum von dem grossen Braunschwei- ger Kraut unterscheiden lässt, zu empfehlen ist. 17. Battersea-Kraut, mit spitzen, etwas lockern Köpfen, deren Blätter sehr zart und feinrippig sind. Alle ovalen und spitzköpfigeu Weisskohlsorten ge- deihen besser in festem, schwerem, als in lockerem, sandigem Boden. 18. Berliner frühes, flaches Kraut, mit nur massig grossen, sehr flachen Köpfen, die sich aber schon frühzeitig entwickeln, weshalb die Sorte em- pfohlen zu werden verdient. b. Kothkohl. 19. Grosser, holländischer R.-K. bildete auch in diesem Jahre ganz vorzüglich grosse und feste Köpfe, die sich zwar erst spät ausbilden, sich aber sehr gut im Winter conserviren lassen. Neben diesen wurde noch der gewöhnliche Ber- liner und der kleine frühe Bothkohl oder blutrothes Salat-Kraut augebaut, welche ebenfalls cmpfohleir zu werden verdienen; die letzte Sorte besonders m ihrer sehr feingerippten Blätter halber. 403 c. W irsing- K oiil. 20. Englischer, grün, gekrauster W. scheint eine sehr unbeständige Sorte zu sein, indem sich darunter der Capische fein-gekrauste Waterloo- und Viktoria- Wirsing befanden. 21. Erfurter, grosser, goldgelber W. mit sehr grossen, sich im Herbst entwickelnden, zartblättri- gen, goldgelben Köpfen; eine sehr zu empfehlende Sorte, die aber, um sie während des Winters gut zu erhalten, im Herbst mit den Wurzeln in Kästen oder Gemüsekellern eingeschlagen werden muss, weil sie ihrer Zartheit halber, in Erde vergraben, leicht fault. 22. Erfurter, grosser, gelber W. ist ebenfalls sehr zart. Die Köpfe sind flach und überaus dicht. Nach mehrjährigen Erfahrungen sind hinsicht- lich des Ertrages folgende Wirsing-Kohl-Arten für unsere Verhältnisse des Bodens und Klima's als die cmpfehlenswerthestcu zu betrachten: Ulmer niedri- ger früher-, Ulmer grosser später-, Drumhead-, de Vertus-, Victoria-, Waterloo- und Capischer feinge- krauster Wirsing, sowie Chou Marcelin, welcher im Herbst gepflanzt wird, als die härteste Sorte gut überwintert und im nächsten Jahre sich früh- zeitig ausbildet. e. Kohlrabi. 23. Blaue Kiescn-K., welche schon früher ge- baut worden ist, bewährte i-ich wiederum als sehr gross und bis sehr sjjät in den Herbst hinein weich und schmackhaft bleibend; durch eine spätere Aus- saat Glitte Mai kann mau Knollen von 8 — -10 Pfd schwer ziehen, die sich bis zum Frühlinge vorzüg- lich halten und geniessbar bleiben, so dass sie als eins der besten derartigen Nahrungsmittel der är- meren Volks-klassen betiachtet werden können. Ihr steht hinsichtlich der Grösse, Schmackhaftigkeit und Dauer die weisse Bastard-Kohlrabi ebenbürtig zur Seite. f. Mohrrüben. a. Caroten. 24. Boitzeuburger-C, eine gute, etwas längere Sorte als die Duwiker-Carote, nur nicht ganz so zeitig. Von den Caroten sind die Duwiker-, Hol- ländische frühe Treib- Carote für Mistbeete und kürzeste, frühe, stumpfe für das freie Land am meisten zu empfehlen. b. Lauge Jlohrrü^ben. 25. Lange Horn'sche frühe M. ist empfehlens- werth für's freie Land und besonders, wenn sie vor AVinter gesäet wird, weil sie alsdann vollständig zur Zeit der grünen Erbsen ausgebildet ist. 26. Pastinak, neue Sutton's Student- zeichnet sich durch besonders dicke und lange Wurzeln aus, so dass sie der neuen Imperial mindestens gleich zu stellen ist. Die Pastinak- Wurzeln sind nur im All- gemeinen als Nahrungsmittel uicht sehr beliebt, so dass sie wenigstens bei uns keine grosse Verbrei- tung finden werden. g. R a d i e s. 27. Scharlachrothe, ovale R. sind besonders zart und entwickeln sich schneller, als andere Sorten. 28. Scharlachrothe, halbweisse, ovale II. be- sitzen dieselben Eigenschaften, so dass beide Sorten empfohlen werden können. Dahingegen finden die langen Beck'schen Radies im Publikum keinen Beifall. h. Rüben. 29. Amerikanische rothe, runde R. Sie ist fast kuglich, mit einer rothen Oberhaut verseheu und erreicht einen Durchmesser von etwa 2 Zoll; säet man sie im Frühlinge möglichst zeitig aus, so kön- nen die Rüben, welche von angenehmem Geschmack und teigig sind, Mitte Mai geerndtet werden. 30. Schneeball, früheste weisse R. hat dieselbe Form, wie die vorige Sorte, nur ist die Oberhaut von blendend weisser Farbe. Sie ist ebenfalls von gutem Geschmack und frühzeitiger flntwickehing. Beide Sorten gedeihen und schmecken am besten, wenn man sie auf sehr schwach gedüngten, sandi- gen Lehmboden bauet; in leichtem und zumal stark oder frisch gedüngtem Boden werden sie so gross, dass man sie für Futterrüben halten möchte, sind wässrig und haben einen faden Geschmack. (Schluss folgt.) Kevue horticole. Jahrgang 18G5, 2. Hälfte: Jahrgang 1866, 1. Hälfte. Seit einigen Jahren ist im Jardin des plantes ein neuer Blüthenstrauch eingeführt, der auch un- sere Aufmerksamkeit verdient. Es ist eine Myr- tacee mit holzigen Früchten, wel.'he eine grosse Aehnlichkeit mit Metrosideros rubusta zu haben scheint und aus Neu-Kaledonien stammt. Die oran- genfarbenen Blumenblätter besitzen eine ziemliche Grösse, so dass die Blüthen selbst noch weit mehr in die Augen fallen. Dieser Umstand und die ge- ringere Anzahl weniger verwachsener Staubgefässc haben Brongniart und Gris veraulasst, aus dieser Pflanze und einigen anderen, welche sich anschlies- sen, ein neues Genus aufzustellen, was sie zu Ehren des Professors der Chemie am Museum Fremya ge- nannt haben, diese hier empfohlene Art heisst da- gegen F. aurautiaca (tab. 29, zu S. 310).*) Rhododendron Hodgsoni (tab. 7 u. 8, p. 191) ist bereits früher (S. 294) besprochen worden. Die *) Wir bemerki-'n, da.s.s die Tafeln 1 bis 24 sich auf die erste Hälfte des Jahrganges 1866, hingegen die Tafeln 25 bis 46 auf die zweite HLtlfte des Jahrganges 1865 beziehen. 50* 404 Farbe der Blüthen ist liier violett angegeben, wäh- rend wir sie nur rotligefärbt kennen. Pacliira a t'leurs blanclies (tab. 10, p. 208) ist keineswegs Pacliira insignis Sw., woran übrigens schon der Verfasser Do um et zweifelt, sondern ge- wiss P. aquatica Aubl. (princeps L. fil.), ein Baum (juiana's, mit gelblichen Blüthen. Die Pachiren, in unseren Gärten als Karolineen bekannter, ver- dienen unsere Beachtung, da die sehr grossen Blü- then, wenn einmal die Pflanze eine gewisse Höhe erreicht hat, leicht und alljährlich zum Vorschein bringen. Leider bedürfen sie dann schon etwas hohe Warmhäuser, die allerdings den wenigsten Blu- menfreunden zu Gebote stehen. Im Palmenhause des botanischen Gartens in Berlin sind einige Exem- plare der echten P. insignis vorhanden, deren noch grössere Blüthen eine rotlie Farbe haben. Die Laub- blätter sind fingerförmig und erinnern einigermassen an einige Jatropheen und Ai'aliaceen, sonst schlies- sen sich die Pachiren den Bombax-Arten an, mit denen sie zur Familie der Stereuliaceen gehören. Sehr interessant ist die Beobaclitung Dou- met's, dass die Samen 2 und 3 Embryonen ent- halten, die zu gleicher Zeit sich entwickeln und junge Pflanzen geben. Die Frucht hat eine grosse Aehnlichkeit mit der des Kakaobaumes (Theobroma Cacao) und führt deshalb den Namen „wilder Ka- kao." In Deutschland ist mir nicht bekannt, dass eine Pachira-Art Früchte getragen hat. Unter dem Namen Momordica Baisami na leucantha (tab. 34, pag. 349) hat Naudin eine weissblühende Abart der uns schon längst bekann- ten Pflanze beschrieben, welche er aus Port-Natal durch den Direktor des dortigen botanischen Gar- tens, Mac-Ken, erhalten hat. Ob diese unser Klima besser aushült, als die Hauptart, die bei uns nur in einem sehr feuchten Warmhause, z. B. in einem Viktoriahause, in grösster LTeppigkeit gedeiht, in Paris aber schon an sehr geschützten Mauern wächst, niuss die Erfahrung zeigen. Naudin ergreift die Gelegenheit, zu gleicher Zeit noch einige andere enipfehlenswerthe Cucurbitaceen zu nennen. Momordica pterocarpa ist eine andere Art, welche aus Abyssinien stammt und sich, wie der Name auch sagt, durch geflügelte Früchte, die etwas grösser, als ein Hühner-Ei sind, auszeichnet. Die Pflanze scheint niclit sehr zu klettern, denn sie wird kaum höher als 1 Meter. Eine dritte Pflanze, welche ebenfalls nicht höher wird, ist Ce- phalandra diversifolia. Im Vaterlande und in wärmeren Gegenden scheint sie durchaus monöcisch zu sein , während im Klima von Paris sich Pflan- zen nur mit männlichen oder nur mit weiblichen Blüthen zeigten; die letzteren brachten aber keine Früchte hervor. Der Name bedeutet , verschieden- blättrig". Die Pflanze hat nämlich zu gleiclier Zeit herzförmige und tief-getheilte Blätter. Endlich hat eine vierte Pflanze den Namen Lagenaria sphae- rocarpa erhalten, weil die grünen, aber wcissmar- morirten Früchte von der Grösse eines Straussen- Eies eine rundliche Gestalt besitzen und demnach, wie wir bereits in unserem Berichte der letzten Sitzung des Vereines zur Beförderung des Garten- baues (S. 322) aussprachen, mit dem Geschlechts- Namen im Widerspruch stehen. Die Pflanze war übrigens schon früher, aber unvollkommen, bekannt und wurde durch Meyer zuerst beschrieben; Son- der gab ihr später den falschen Namen Luffa sphaerica. Sie stammt aus Port-Natal, von wo- her der schon genannte Mac- Ken Samen sendete. Ueber Achyranthes Verschaffeltii (tab. 31, p. 631) ist bereits im vorigen Jahrgange der Wo- chenschrift (S. 141 und 350) gesprochen worden. Plibiscus speciosus Ait. (tab. 23. 24, p. 230) ist eine sehr zu empfehlende Staude, aber keines- wegs die Pflanze, welche hier abgebildet und mit einem schwachen, sich windenden Stengel darge- stellt ist. Die echte Pflanze dieses Namens wächst in den südlichen Staaten -Nord-Amerika's und nicht in Brasilien, woher die abgebildete zu stammen scheint, da sie durch v. Martius nach dem botanischen Garten in München kam. Auf jeden Fall kann man sie aber empfehlen. Die Pflanze ist völlig unbe- haart und besitzt fast fingerförmig-gelappte Blätter mit ziemlich schmalen Abschnitten, aus deren W^in- keln die grossen, rotheu Blüthen hervorkommen. Gossypium herbaceum (tab. 14, pag. 131) ist bekanntlich die Mutterpflanze unserer sogenann- ten kurzen Baumwolle uud wurde neuerdings auch im Süden Frankreichs augebaut. So viel wir er- fahren haben, werden jedoch Kulturen im Grossen daselbst nicht zu Resultaten führen, wenn wir auch zugeben, dass das dortige Klima nicht ungünstig sein mag. Die Arbeit und auch der Boden sind beide in Frankreich viel zu theuer, um mit einem Produkte, was bereits von anderer Seite sehr wohl- feil geliefert wird , konkurriren zu können. Die Baumwollen-Pflanze ist übrigens ein hübsches Som- mergewächs, was sich hinsichtlich der Blüthen den einjälirigen Hibiscus - Arten anschliesst und wohl auch eine Stelle in dem Garten eines Liebhabers haben könnte. Solanum Warszewiczii Hort, (zu S. 430 des Jahrganges 1865) ist unbedingt eine der vorzüg- Hchsten Blattpflanzen, welche nicht genug empfoh- len werden kann. Die Pflanze erreicht eine ziem- liche Höhe und baut sich ganz vorzüglich. Auch die grossen, tief - fiederspaltigen Blätter haben eine angenehme Form. Was ihr aber einen besonderen Beiz gibt, das sind die zahlreichen, starken Sta- 405 clieln. Nach einem baumartigen Exemplare in dem srrosscu Garten -Etablissement der Pariser Verschö- nerungen, dem Eingange des Bois de Boulogne gegenüber und unweit der Porte de la Muette, be- sitzen die ziemlicl) grossen Biütlien eine weisse Farbe. In den Pariser Gärten haben wir diese Art auch imter dem Namen S. aculeatissiraum gefunden. Welches der richtige Name der Pflanze ist, wissen wir nicht, behalten uns aber vor, die in unseren Gärten befindlichen Blattpflanzen des Genus Sola- num von Neuem zu bearbeiten. Solanum crinitum (zu S. 110 des Jahrgan- ges 18ÜÜ) heisst eine andere, demselben Genus an- gehörige Art, die zwar schon längst botanisch be- kannt ist und bereits schon von Lamark beschrie- ben, aber erst durch den Berliner botanischen Gar- ten, zunächst in den deutschen Gärten, eingeführt wurde. Bei uns ist sie hinlänglich bekanut und braucht deshalb nicht weiter besclirieben zu werden. Montagnea heracleifolia Brongn. (zu Seite 110 des Jahrganges 1866) ist die ebenfalls vom Berliner botanischen Garten aus im Jahre 1847 eingeführte Uhdea bipinnatifida, welche von uns später als Montanoa bipinnatifida (7. Jahrg. S. 407) beschrieben wurde. Auch sie stellt eine der rei- zendsten Blattpflanzen dar. Viburnum davuricum Pall. (zu S. 309 des Jahrganges 1865) ist ein sibirischer Blüthenstrauch, der in unseren Anlagen eine Stelle verdient, leider aber nur sehr wenig verbreitet ist. Im Wachs- thume und in der Benutzung steht er unserem Vi- burnum Lantana nahe, nur treten die weissen Blü- thenstände um so mehr hervor, als die Blumen- kronen nicht rad-, sondern trichterförmig sind. Castanea ves-ca microcarpa (tab. 33, pag. 350) ist eine höchst interessante Form der essbareu Kastanie mit sehr kleinen Früchten, welche in einem Walde bei Mcdoux unweit Bagn^res de Bi- gorre, den berühmten Pyrenäen -Bädern des alten Königreichs Bearn, gefunden ist. Der Baum besitzt einen 30 Meter hohen und 1 Meter vom Boden einen 4-i Meter im Umfange habenden Stamm ohne Aeste, während die Länge der nur mit kurzen und ziemlich wasserecht abstehenden Aesten besetzten Krone nur noch 10 Meter beträgt. Sonst baut sich der Baum ähnlich unserer Rothbuche. Die Kastanien sind so klein, dass sie kaum grösser sind, als unsere Buchnüsse. Wenn abei- Professor Mär- ten s in Montpeillier, der diesen Baum beschreibt, glaubt, dass die kleinfrüchtige Abart die Urform sei und dass die Früchte erst in der und durch die Kultur die Grösse, wie selbige jetzt ist, erhalten habe, so beruht dieses auf einer falschen Ansicht, wie er sich überzeugen könnte, wenn er die noch jungfräulichen Urwälder von Kastanienbäumen des ' kaukasischen und anderer Gebirge des Orientes be- suchen wollte. Sind allerdings die Früchte hier kleiner, als die besseren Maronen, welche wir aus Italien erhalten, so haben sie doch immer noch im i Verhältniss zu den Buchnüssen eine sehr erhebliche Grösse. Im Wachsthnme unterscheidet sich der kleinfrüchtige Kastanienbaum gar nicht. Abies Nordmanniana (tab. 18, pag. 172) ist bereits bei uns so bekannt und verbreitet, dass wu" eine nähere Beschreibung für nicht nöthig halten. Die gegebene Abbildung ist übrigens nach einem Exemplare, was sich in besonderer Schönheit im Garten von Krelage in Harlem befindet, ange- fertigt. Wir gehen zu den in der Revue horticole ab- gebildeten Monokotylen über. Doryanthes ex- cessa (tab. 45 und pag. 465) hat im Jardin des plantes zu Paris im Anfange des vorigen Jahres geblüht. Bekanntlich — wir haben bereits mehr- fach Gelegenheit gehabt, von ihr zu sprechen — ist sie die einzige Agavee, welche dem 5. Erdtheile, Australien, angehört. Es ist eine schöne Dekora- tions-Pflanze, welche nur, wie übrigens alle Aga- veen, viel Platz in Anspruch nimmt. Schade, dass nach dem Blühen die Pflanze abstirbt, zum (ilUck aber, ähnlich wie bei unserer Agave americana, Schösslinge treibt, -welche abgenommen werden kön- nen. Das betreffende Exemplar muss sehr alt ge- wesen sein, denn Hoiillet, Chef der Warmhäuser daselbst, hatte sie bereits seit 25 Jahren in Kultur gehabt. Der Blüthenschaft besass eine Höhe von 4,30 IMeter und nahm sich mit den am oberen Ende befindlichen und kopfförmig-zusammengestellten Blü- then von rother Farbe sehr gut aus. Anthurium magnificum (tab. 35, pag. 372) wurde fast zu gleicher Zeit doppelt eingeführt durch den brasilianischen Reisenden Lindig in den Jar- din des plantes in Paris nnd durch den Reisenden Braam in das Linden'schc Etablissement in Brüs- sel. Wir sahen die Pflanze zuerst bei Letzterem nud haben sie bereits im 8. Jahrgange der Wochen- schrift (S. 136) beschrieben. Wir werden später nochmals auf sie zurückommen. Caladium Lamartini (tab. 28, pag. 292) und C. Barral (tab. 4, pag. 32) sind Formen des C. Poecile, welche Apotheker Bleu in Paris aus Sa- men erzo.ren bat und welches wir bereits vor 2 Jahren während einer Versammlung des dortigen Gartenbau-Vereines im Jahre 1864 und von Neuem während der letzten internationalen Pflanzen -Aus- stellung zu London im eben vergangenen Frühjahre gesehen haben. Ataccia cristata Kth (tab. 6, pag. 51) ist eine bei uns bekannte Pflanze, welche besonders in dem Borsig'schen Garten in Moabit bei Berhn 406 in einem stattlichen Exemplare jälirlith ihre brau- nen und eigenthümlich gebildeten Bliithen entfaltet. Sic ist mehr barock, als schön, nud macht selbst wegen der abweichenden Farbe der doldenförmig an der Spitze des Schaftes befindlichen Blüthen einen unheimlichen Eindruck. In den Gärten kommt sie übrigens häufiger unter dem Namen Taeca in- tegrifolia vor. Sarcopodium unifloruui (tab. 16, pag. 153) ist bereits schon im Jahre 1847 aus Java nach Europa gekommen und wurde zuerst durch Lind- ley beschrieben, der überhaupt das Genus auf- stellte. Diese Art gehört zu den kleineren Orchi- deen , welche an Holzstücken oder alten Rinden kultivirt werden müssen. Sie bestehen aus ein- zelnen, dicklichen Blättern, welche an ihrer Basis eine zwiebelähnliche Anschwellung besitzen. Hier werden die Nahruugsstofte zur Ernährung der ein- zeln auf einem Blattstiele stehenden Blüthen und der jungen Knospe bereitet. Die Blüthen selbst sind, besonders die äusseren Blumenblätter und die bauchig-aufgetriebene Lippe, sehr entwickelt und be- sitzen eine ochergelbe Farbe, welche durch rothe Punkte unterbrochen ist. Von Florblumen werden in der llevuc horti- eole empfohlen: italienische Vcrbenen (tab. 26, pag. 27 1^ Unter diesem Namen versteht mau be- kanntlich die gebänderten Sorten, welche zuerst in Italien gezüchtet wurden. Ein Handelsgärtner zu Louhans im Departement der Saöne und Loire, Laloy mit Namen, hat mit ihrer Neuzueht Glück gehabt und bringt die besseren Sorten in den Han- del. Von diesen sind: Monsieur Barral: weiss- und hellroth-, Gasparin: weiss- und blutroth-, sowie Madem. Barral: weiss- und lila-gestreift abgebildet. Die Verbene, welche den Namen Populaire führt und eine panachirte Sorte darstellt (tab. 7, pag. 71) ist schon früher besprochen wurden (8. Jahrg. S. 397). Phlox decussata Croix de St. Louis (tab. 37, pag. 390) ist eine interessante Form, wo die rothen Blumen auf der einen Seite des Randes der Abschnitte mit einem weissen Streifen versehen sind, der sich mehr oder weniger herumzieht. In- teressant ist die dargestellte Pflanze, weil ein Ast nur Blumen von blendend - weisser Farbe besitzt. Dieser Dichroismus, wie man wissenschaftlich das Vorkommen von zweierlei gefärbten Blumen an einer und derselben Pflanze nennt, kommt nicht selten vor, so bei Rosen, am häufigsten bei Azaleen. Vom Löwenmaul (Antirrhinum niajusj, was die Franzosen Kalbsmaul oder Kalbsrachen (mufle de veau oder Gueule de veau) nennen, existiren seit einigen Jahren sehr hübsche Formen, von de- nen die in Berlin lebenden Mitglieder des Vereines sich im Vereinsgarten überzeugt haben werden. Einige derselben sind in der Revue horticole (tab. 39, pag. 411) abgebildet, stehen aber zum Theil den Berlinern nach. Pelargonium la ville de C!aen (tab. 42, p. 432) ist eine in der Stadt Caen durch den dorti- gen Handelsgärtner Evrard aus Samen erzogene grossblüliende Sorte, welche im Habitus der in Pa- ris sehr bekannten Sorte Gloire de Paris ähnlich sieht, sich aber wesentlich dadurch unterscheidet, dass die weit grösseren und rothen Blumen etwas gefüllt sind. Pelargonium Gloire de Corbeny (tab. 10, pag. 91) lieisst dagegen eine Sorte der Bouquet- (Scharlach-) Pelargonien mit prächtigen, fleischrothen Blüthen, deren Farbe aber nach dem Rande zu all- mählig heller, fast ganz weiss wird, während ausser- dem die Blumenblätter von blutrothen Adern durch- zogen sind. Die Laubblätter besitzen einen schwach- gefärbten Halbmond. Die Sorte ist ein Sämling von dem Kunst- und Ilandelsgärtner Babouillard in Corbeny, einem kleinen Orte des Departements der Seine und Oise. Jlehrblüthige Tulpen (tab. 43, pag. 4,ö0) findet man auch bei uns hier und da. Ein Blu- menliebhaber, Poulin zu Coulanges-sur-Yunne, gibt sich die Mühe, diese Eigenthümliehkeit festzuhalten und hat deshalb schon seit längerer Zeit in dieser Hinsicht Kultur-Versuche gemacht. Er hält melir- blüthige Tulpen für einen Gewinn der Gärtnerei. Das sind Ansichten. ICs unterliegt keinem Zweifel, dass dabei die Schönheit und Grösse der einzelnen Blume leidet. Interessant ist es aber auf jeden Fall, durch Poulin's Bemühungen zu erfahren, dass hier von keiner Verästelung die Rede ist, sondern dass die Blumen sämmtlich schon in der Knospe angelegt sind, bevor der Stiel erscheint und dass nur später die sich bildenden Stiele bis zu einer gewissen Höhe verwachsen. Es kann dem- nach auch bei dem breiten, allgemeinen (durch Ver- wachsung melirer) Stiel von keiner Fasciirung (band- artig-gewachsenem einfachen Stiele) die Rede sein, wie der Verfasser der betreffenden Abhandlung glaubt (s. übrigens S. 40). Dass die Gladiolus jenseits des Rheines nicht allein Lieblingsblumen sind, sondern auch mit Er- folg neu gezüchtet werden , ist schon oft in der Wochenschrift ausgesprochen worden. Hauptzüchter in Paris sind Loise (quai aux fleurs 3) und Eu- gene Verdier fils aine (Rue Dunois 3). Vom Letzteren sind 2 Sorten in diesem Jahrgange der Revue horticole (tab. 1, pag. 8) abgebildet worden, welche in der That Beachtung verdienen. Beide sind roth-, die eine mehr Scharlach-, die andere mehr blutroth und weiss-gestrichelt. Letztere führt 407 den Namen: Marquise de Pompadour, erstere: Em- pereur Kapoleon (früher Mareclial Vaillant). lieber Sanvitalia prociunbens fi. pl. (pag. 70) haben wir sehon mehrmals gesprochen; wir ergreifen aber wn Neuem die Gelegenheit, diese reizende Öommerpflanze zu empfehlen. Rose Triomphe de Ronen (tab. 11, p. 110) heisst eine neue Kose, welehe im Jahre 18()2 aus Samen der liose General Jacqueminot gefallen ist. Im Habitus gleicht sie derselben auch, hat aber hellrothe, ziemlich grosse Blüthen , deren sehr in die Länge gezogener Fruchtknoten auch eine Ab- stammung von der Damascener Rose andeutet. Der Gärtner Gar^on in Rouen hat sie gezüchtet. Canna Depute Henon (tab. 15, pag. 150) wurde in Lyon gezüchtet und dadurch erhalten, (lass man Canna l'ie IX, eine Form der nepalensis, mit dem Blnmenstaube der C. Bonnetii, der Form einer Art mit dunkelgrünem Laube und blutrothen Blumen, befruchtete. Unserer Ansicht nach ist sie im Wachsthnme eine echte Canna nepalensis, die sich gewiss nicht von C. glauca unterscheidet, deren gelbe Blüthen am unteren Theile roth-gefiirbt sind. Früchte sind ebenfalls abgebildet. Vom Kern- obste hat man immer in Frankreich , und denmaeh jetzt auch hier, die Birnen bevorzugt. Nicht we- niger als 7 sind dargestellt. Poire Besi Ques- soy d'ete (tab. 32, pag. 332) ist eine zwar schöne, wie es scheint, ziemlich alte Birn, aber erst 1802 von de Liren d' Airol es in seinen Notices pomo- logiques beschrieben. Sie stammt aus einem kleinen Orte der Bretagne, aus Gueranda, und unterschei- det sich durch ihre frühzeitigere Reife von der ge- wöhnlichen Besi Quessov, die erst gegen den Winter hin reift, während sie bereits im Monat Sep- tember genossen wird. Sonst ist sie ihr sehr ähnlich, hat eine rundliche Gestalt und wird ziemlich gross. Ihre schliesslich orangefarbene und selbst auf der Sonnenseite rothe Haut wird durch weisse Punkte unterbrochen. Das feine Fleisch ist mindestens halb-schmelzend imd sehr süss. P,oire Olivier de Serres (tab. 44, pag. 451) wurde im Jahre 1847 von Boisbunel aus Samen der Bergamotte Fortunee erhalten und ähnelt ihr auch. Es ist eine Spätbirn, die erst im März ge- nossen werden kann. lin-e anfangs grünliche, auf der Sonnenseite ocherfarbige Haut wird später mehr oder weniger goldgelb und selbst rostfarben. Zahl- reiche graue Punkte sind vorhanden. Sie besitzt ein feines, weisslich-gelbliches, zuckeriges und auch aromatisches Fleisch. Poire coloree de Juillet (tab. 40, pag. 405) wurde ebenfalls im Jahre 1847 durch Boisbunel aus Samen erhalten, trug aber erst 1857 gute Früchte. Diese haben eine umgekehrt - eirunde Form und ihre gelbe Schale besitzt eine rothe Son- nenseite. Sobald sie im Juli sich zu färben an- fängt, nniss sie gebrochen werden, aber noch 14 Tage liegen bleiben. Das sehr schmelzende und butterige Fleisch schmeckt süss und gewürzhaft. Poire Melanie Michelin (tab. 5, pag. 51) ist ein Sämling der alten Sparbirn (Epargne) von Quintinye und gehört ebenfalls zu den Frühbirnen. Sie reift noch 14 Tage früher, als jene, und niuss ebenfalls vor der Reife gebrochen werden. Sie besitzt eine flascheniörmige Gestalt, sowie eine hellgrüne Farbe, während das weisshche Fleisch sehr saftig, zuckerreich und etwas säuerlich ist. Auch diese Birn -wurde im Jahre 1847 durch Boisbunel ge- züchtet. Poire Amelie Leclerc (tab. 7, pag. 70) ent- stand in der Obstschule von Leon Leelerc in Laval, dessen Verdienste schon van Mens durch, Benennung einer besonderen Birn zu ehren wusste. Die Frucht hat eine umgekehrt-eirunde Gestalt und eine anfangs hellgrüne, aber berostete Schale, die später gelb, auf der Sonnenseite selbst hellziegelrotli wird. Das sehr schmelzende Fleisch ist zuckerreich und gewürzhaft. Sie reift Ende October. Poire Passe-Crassane (tab. 13, pag. 130) ist wiederum ein Sämling Boisbunel's, gehört aber zu den Winterbirnen, die erst im Februar und März lagerreif werden. Sie ist der ächten Crassane ziemlich ähnlich, ebenso gross und erhält schliesslicli ein durchaus rostfarbenes Orange. Ihr Geschmack ist ausserordentlich gut und zeichnet sich durch süsses und gewürzhaftes Fleisch aus. Poire Docteur Pigeaud (tab. 17, pag. 172) stammt zwar aus Belgien, wo sie aus Samen bei dem Major Esperen entstand, erhielt aber durch Dupuy Janiain in Frankreich ihren Namen. Sie besitzt eine eirundliche Gestalt und schliesslich eine oclierfarbige Haut, die auf der Sonnenseite aber auch gelbroth werden kann. Der Geschmack ver- hält sich leider nicht immer gleich und das Fleisch Ist oft mehr oder weniger schmelzend, bisweilen selbst sehr knackig (cassante). Sonst ist es süss und etwas aromatisch. Die Lagerreife ist im Herbste. Pomme Grelot (tab. 3, pag. 31) hat die Form und die Grösse unseres Toiuienapfcls, aber eine prächtige rothe Färbung, welche an die unseres Rosenapfels erinnert. Das weisse und körnige Fleisch ist durch rothe Streifen unterbi'ochen, etwas trocken und säuerlich, aber ohne Gewürz. Trotz des guten Ansehens hat die Frucht für die Tafel keinen Werth und wird daher in der Normandie, wo sie entstan- den ist, nur zur Anfertigung von Cyder gebraucht. Dean 's Codlin (tab. 11, pag. 111) wurde von den bekannten Obstznchtern Jamin- Durand in Bourg-la-Reine unweit Paris bei einem Liebhaber in 408 Chesluiiit (Grafschaft Herts) gefunden und erhielt diesem zu Ehren den Namen Dean's Codlin (d. i. Dean's Apfel). Er besitzt eine rundlich-eirundliche Form und eine gelbe Farbe, welche nur auf der Sonnenseite von zerstreuten, braunen, kleinen Flecken unterbrochen wird. Sein gclblich-weissliches Fleisch ist etwas säuerlich, sonst aber angenehm. Im Monat September kann er genossen werden. Wir gehen zu den Steinfrüchten über. Brug- nou Jenny de Thouare (tab. 25, pag. 270) ist eine Nektarine, welche auf der Sonnenseite sehr geröthet ist und besitzt einen weinigen, zuckerigen, aber kaum gewürzhaften Geschmack. Jacques Jalais erhielt die Sorte aus Samen der Peche- Brugnon Jalais. Peche Pavie de Tonneux (tab. 38, pag, 392) ist ein Erzeugniss von Andre Leroy in Angers .und gehört zu den Spätsorteu, welche erst im Sep- tember reifen. Sie ist gross, denn sie hat oft 4-1 Zoll Durchmesser, rund und zeichnet sich durch eine tiefe Furche aus. Ihre Fai-be ist goldgelb- grünlich, auf der Sonnenseite aber stark geröthet. Das sehr angenehme Fleisch ist weiss mit Ausnahme der Stelleu , wo es dem Kerne anhängt und roth erscheint. Peche Ileath Cllngstonc (tab. 22, pag. 211) ist eine englische, sehr sjjät reifende Sorte, welche deshalb für uns in Deutschland, selbst im Süden, gar keinen Werth hat, so vorzüglich sie auch sonst sein mag. C^rise May-Duck (tab. 40, pag. 411) ist eine ilaikirsche, welche aus England stammt. Ihr Be- sitzer in Frankreich machte hierbei die interessante Beobachtung, dass Lohdcn, welche am Stamme her- vorkommen und bisweilen Früchte tragen, zu Edel- reisern benutzt, bessere und zahlreichere Früchte geben. Es wäre interessant, durch weitere Versuche zu erfahren, ob dieses hier zufällig ist oder ob es sich durchaus so verhält. Bigarreaii jaune de Dochmissen (tab. 41, pag. 431) ist eine gelbe Knorpelkirsche, welche aus der Krim stammt und durch den früheren Direktor daselbst, Hartwiss, auch bei uns verbreitet wurde. Schliesslich gehen wir zu den wenigen Sorten Beerenobst über: Framboise Belle de Fontenay (tab. 10, pag. 91) ist eine bei uns längst bekannte imd wegen ihrer Fruchtbarkeit sehr zu empfehlende Himbeere, welche neuerdings auch unter dem Namen Victoria und Belle d'Orl^ans in den Handel gekommen ist. Fraise doeteur Nicaise (tab. 3G, pag. 374) Ist vielleicht die grösste Erdbeere, welche ganz ge- wöhnlich 2 Loth wiegt, aber auch das Doppelte ■wiegen kann und ein hahnenkammartiges Ansehen, sowie eine rothe Farbe, besitzt. Ob sie aber trotz- dem unseren bekannteren besseren Sorten gleich kommt, bezweifeln wir. Dagegen werden 3 Sorten, welche neuerdings eingeführt sind, durch den be- kannten Erdbeerzüchter Gloede in Sablons (Seine und Harne) als vorzüglich empfohlen (tab. 2, pag. 9). Bijou ist ein Sämling von de Joughe in Brüssel. Die Pflanze wächst gedrungen luid macht wenig Ausläufer; ihre rothe Frucht ist dagegen njittlerer Grösse und hat eine länglich-eiförmige Gestalt. Das weisse Fleisch ist sehr saftig, süss und gewürzhaft. Premier wurde von Eaffet, dem Gärtner des ver- storbenen Lord Palmcrston, gezogen und hat eine rundliche Gestalt, ist auch bedeutend grösser, als die vorige. Das zart rosafarbene Fleisch hat einen sehr angenehmen, gewürzreicheu Geschmack. Fairv queen ist endlich in Frogmore, den berühmten Treibereien der Königin von England, entstanden und hat zwar dieselbe Form, wie die vorige, ist aber noch grösser und rosa -orange gefärbt, woge- gen das ausserordentlich wohlschmeckende Fleisch weiss ist. 3et i)eiil|'(fj=))rciir}il"ffje i|ar(eii in paris. In der am 11. Dezember stattgefundenen Sitzung des für Berathung und Organisirung des deutsch- preussischen Gartens in Paris ernannten Ausschus- ses theilte Professor Koch mit, dass Hofgärtner Meyer in Sanssouci die Oberleitung übernommen habe. Von Seiten der Gartenbau-Vereine in Erfurt und Köln wären hauptsächlich Zusicherungen der umfassendsten Art eingegangen; Berlin werde ge- wiss nicht zurückbleiben, wo es gelte, unsere Gärt- nerei im Auslande zu zeigen und patriotische Ge- sinnungen an den Tag zu legen. Die Ausstellung beginne am 1. April nächsten Jahres; da müsse be- reits der dcutscli-preussisciie Garten in seinem gan- zen Schmucke prangen. Hofgärtner Meyer wolle mit Zwiebelblumen, Hyazinthen und Tulpen um so mehr beginnen, als grade die Zwiebelzucht Bcrlin's eine naturwüchsige Kultur sei. Es sei ein Ausschuss hierzu ernannt, bestehend aus den Kunst- und Handelsgärtuern d e la Croix (Lange Strasse 26), Hoffmann (Köp- nicker-Strasse 131) und Späth (Köpnicker-Strasso 148). Mitglieder des Vereines, welche Blu- menzwiebeln zur V e r f ü g u n g stellen können und wollen, werden freundlichst ersucht, bis Mittwoch (einschl.) den 19. Dezember einem der genannten Mitglieder Anzeige zu machen, resp. Rücksprache zu nehmen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister'sehen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift des Tereiiies zur ßefördernii^ des Garteiibanes in den Köiii^I. Prenssischen Staaten für («ärtiierei und PflaEizenkuaide. Redakteur : JPi-ofessor Dr- Klarl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 51. Berlin, den 22. Dezember 1866. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die inturuationalen Pflanzeu-Ausstelhuigeii in Pai-is, vom I.April bis 31. Oktober 1867. — Bericht über die im Jahre 1865 im Versuchsgarten des Vereines zur Befürderung- des Gartenbaues angestellten Kultur-Versuche. Vom Garten- Inspektor C. Bouclie. Dk iiiteriiatloiiali'ie Pllaiizcii - Aiissteiäinsgen in Fiiiis. vom 1. April bis 31. Oktober 1867. Die Zeit rüclit näher lieran, wo die vierte iu- tcniatioiiale lodu.strie- Ausstellung in Paris eröftnet werden wird: das Jahr, in welchem wir jetzt leben, zählt nur noch wenige Tage und macht seinem. Kaeht'olger, wo andere Dinge uns geboten werden Süllen, Platz. Wenn der AVinter dann seine weis- sen Locken abgeschüttelt haben wird und die laue Luft des neuen Frühlings Flora's Kinder in der kaiserlichen Residenz an der Seine aus ihrem Schlummer erweckt hat, da ladet wiederum selbst der Kriegsgott Mars auf seinem Felde zum Wett- kampfe ein. Nicht aber aus Eisen und Stahl sind die Warten gesehmiedet, mit denen daselbst ge- kämpft werden soll; es sind die unsichtbaren Waf- fen einer höheren Intelligenz, welchen man eben- falls Erfolge verdankt, würdig des von Gott bevor- zugten Menschen. Aus allen Ländern der zivilisirten Erde werden Erzeugnisse, wie sie in grösster A'ollkommenheit der menschliche Geist ersonnen, in den ersten bei- den Monaten des neuen Jahres nach Paris gesen- det, um daselbst auf dem Marsfelde aufgestellt zu werden. Wo noch im Anfange dieses Jahres Sol- daten für das Krieges- Handwerk erzogen wurden, werdeil vom 1. April des nächsten Jahres ab Re- präsentanten aller Völker der Erde, in soweit sie auf Zivilisation Anspruch machen, friedlich neben- einander einhcrwandcln und erschauen, was zum allgemeinen Wettkampfe eingesendet wurde. Das. ganze Marsfeld ist den Erzeugnissen der Industrie, aber auch der Kunst und zum Theil der Wissen- schaft zur Verfügung gestellt; alle Völker haben ein Anrecht, hier in die Schranken zu treten. Ein kurzes Oblong inmitten des Marsfeldes, nicht weniger als öl Morgen Flächen -Inhalt um- fassend, wird überdacht und einen Industrie-Palast, aus Eisen und Glas nur bestehend, darstellen, iii dem alle Gegenstände, welche gegen Wind und W^etter einigermassen empfindlich sind, aufgestellt werden. Ringsherum, mehr als den doppelten Flä- chen-Inhalt einnehmend, zieht sich ein Park und lässt eben so wenig den ursprünglichen Zweck des Marsfeldes vermuthen. Wie das Innere des Indu- strie-Palastes je nach den gemachten Ansprüchen unter den verschiedenen Völkern vertheilt ist, so hat auch jedes Volk ein Stück Park angewiesen bekommen, wo es noch allerhand Gegenstände, die in jenem keinen Platz gefunden, noch aufstellen kann. Von preussischer Seite wird das hier zuge- wiesene Stück Park in einen Garten umgewandelt werden, wie wir ihn in Berlin und anderen Städten des preussischeii Staates zu sehen gewöhnt sind. Auf derselben Seite des Parkes nach der Mili- tärschule zu, und zwar in der nordöstlichen Hälfte, die von der südöstlichen Seite durch den breiten, aus dem Industrie - Palaste herausführenden Haupt- weg getrennt wird, haben Flora und Pomona, und zwar von dem bei Weitem grössten Theil, ebenfalls 51 410 Besitz genommen und laden die Gärtnei- nnd alle die, welche sich mit Pflanzen- und Blumenzucht beschäftigen, ein, das Schönste, was sie erzogen, zu bringen. 14 Mal sollen die Ausstellungen wechseln, so dass in jeder Jahreszeit Gelegenheit geboten wird, das, was dieser eigenthümlich ist, zur Schau, resp. zur Konkurrenz zu bringen. Der ganze Pflanzen- Ausstellungs- Raum wird von einem Gitter umfasst werden, so dass er gegen das übrige Marsfeld abgeschlossen ist. Ob hier vielleicht ein besonderes Eintrittsgeld bezahlt wer- den soll, geht aus dem Berichte, wie er uns in der Revue horticole vorliegt, nicht hervor. Vier Zugänge führen von aussen in das Innere und von diesen bildet der an der Ecke, wo die Avenue de la Motte-Piquet mit der Avenue de la Bourdonnais zusammenstösst, die Hauptpforte. Der General-In- genieur der Wege, Brücken und Aulagen von Pa- ris, Alpliand, hat den Plan entworfen und der Chef der Pariser Garten -Verschönerungen, Baril- let-Deschamps, wird die Pflanzen-Aufstellungen übernehmen. Aufgabe des Künstlers ist, auf dem gegebenen, leider nur zu beschränkten Räume dem Beschauer ein Bild von dem landschaftlichen Charakter Frank- reichs und anderer Länder zu geben, indem die verschiedenen Pflanzen zu Gruppen zusammenge- stellt werden. 2 Bäche schlängeln sich durch die Wiesengründe und nehmen ihren Anfang in einer malerischen Felsen-Parthie. Mit Ungestüm brechen sie daselbst hervor, bilden hier und da einen, wenn auch kleinen Wasserfall und sammeln sich schliess- lich in einem grösseren , See-ähnlichen Bassin. In diesem wird man Exemplare jener so berühmten Karpfen aus Fontainebleau erblicken, von denen erzählt wird, dass sie Franz I. selbst in die dorti- gen Wasserbecken eingesetzt habe. Tausende von Wasser- und Uferpflanzen werden sowohl das grosse Bassin, als die beiden Bäche, schmücken. Man wird Thalien, Aponogeton's und unter den prächtigen Seerosen auch jene riesige Victoria regia erblicken, die noch jetzt in grösseren und kleineren Städten zur Zeit der Blüthe eine Menge Schaulustiger her- beizieht. In der grotesken Felsen-Parthie, aus der diese beiden Bäche hervorkommen, hat man auch 2 künst- liche Grotten mit Stalaktiten angebracht, um da- selbst 2 Aquarien, eins für SUsswasser-Pflanzen und Thiere, das andere für die Bewohner des Meeres, aufzustellen. Der Fremde sieht sich hier aiif ein- mal nicht auf, sondern sogar unter den Grund und Boden mächtiger Landflüsse und des Meeres ver- setzt, denn über ihm sind die Aquarien, deren Was- ser von des Tages Helle erleuchtet wird, und wer- den von steinernen Pfeilern getragen. 18 Gewächshäuser verschiedener Konstruktion, die von konkurrirenden Fabrikanten hier aufgestellt werden, sind in dem Garten der internationalen Pflanzen - Ausstellung vertheilt und dienen zu glei- cher Zeit zur Aufnahme der ausgestellten Pflanzen. So kann Jedermann gleich Kenntniss nehmen, wie ihre Einrichtung sich zu ihrem Inhalte verhält. Aber nicht alle Pflanzen bedürfen in der besseren Jahreszeit einer Aufstellung in geschlossenen Ge- wächshäusern, im Gegentheil verlangen viele im Sommer freie Luft, um sich für den Winter zu erstarken. Auch für solche Pflanzen ist gesorgt. Auf hü- geligen Erhöhungen stehen Zelte in verschiedenen Gestalten, sämmtlich aber der jetzt herrschenden Eleganz entsprechend und zum Theil den barocken Ansprüchen Rechnung tragend. Bei gutem Wetter sind sie offen, so dass die Luft allenthalben freien Zutritt hat, wenn es aber regnet oder ein starker Wind sich erhebt, da werden Gardinen herabgelas- sen, so dass den Pflanzen der nöthigo Schutz ge- gen ungünstige Witterung gegeben wird. 3Iit die- sen Zelten wechseln chinesische Kiosk's und Schwei- zerhäuschen auf eine gefällige Weise ab. In die ersteren will man , wie man uns während unserer letzten Anwesenheit in Paris mittheilte, die Bou- quets, in deren Anfertigung Paris schon seit sehr langer ,Zeit sich eines besonderen Rufes erfreut, aufstellen. Wir zweifeln nicht, dass die jetzige Art der Zusammenstellungen von Blumen, wie man sie vorzugsweise die französische nennt, allerdings mit dem Geschmacke der Chinesen mehr übereinstimmt, als mit der lebenden Natur. Welchen Zweck die Schweizerhäuschen haben, ist uns zur Zeit noch unbekannt. Mitten im Garten der internationalen Ausstel- lung erhebt sich ein grosses, mit monumentalen Verschönerungen ausgestattetes Gewächshaus, was den Namen Krystall - Palast führt und bei einer Tiefe von 37 eine Länge von 50, eine Höhe aber von 20 Meter besitzt. Es ist zu den Versamm- lungen der Preisrichter nnd der Mitglieder des Kon- gresses (in sofern dieser noch, wie es jedoch nicht scheint , Kusammengerufen wird) bestimmt. Aber auch die eingelieferten Pflanzen jeder einzelnen Aus- stellung, welche sich bekanntlich von 14 zu 14 Ta- gen wiederholt, werden hierher gebracht, damit sie mit leichterer Mühe dem Urtheile der Preisrichter unterworfen werden können. Sobald der Ausspruch geschehen, kommen die Pflanzen erst, nnd zwar nach ihren ästhetischen Ansprüchen, in die übrigen zerstreut liegenden Gewächshäuser, resp. unter die Zelte. • In einem mehr abgeschlossenen Theil des Gar- tens, und zwar nach einem Winkel hin, wird ein 411 Ampliitlicater erbaut, um ein botanisches Diorama aut'zunehmcn. Wir haben scheu früher mitgetheilt^ dass die Centrai-Konimission der Pariser Industrie- Ausstelhnig- sich bemühte, den Besuchern der letz- tem auch ein iilares Bild von den verschiedenen ^'egetations-Zuständen, wie sie in der Alten, sowie in der Neuen AVeit vurkommen, dadurch zu geben, dass sie riiotographien von dergiciclien Zuständen aus allen Ländern anfertigen liess, aber auch Andere aufforderte, ihr zur beliebigen Benutzung derglei- chen zur Verfügung zu stellen. Wir geben uns gern der angenehmen Hoffnung hin, dass dieses recht vielseitig geschehen ist, denn auch die Wis- senschaft, die Geographie der Pflanzen, wird da- durch nicht unwesentlich befördert. Wir haben bereits in No. 38 der Wochenschrift das allgemeine Programm der internationalen Pflan- zen-Ausstellung in Paris gegeben und können hier darauf hinweisen. Es ist vor Kurzem aber noch ein anderes veröftentlicht worden, in dem speziell auf die einzelnen Bewerbungen (Concours) einge- gangen wird. Der Eaum erlaubt uns nicht, das Ganze wiederzugeben, zumal später uns wohl noch Gelegenheit geboten werden dürfte, von Zeit zu Zeit über einzelne Ausstellungen zu berichten und dann zugleich auch die Bestimmungen der nächst- folgenden mitzutheilen. In der 1. Ausstellung, welche vom 1. bis 14. April währen wird, sind 120 Bewerbungen ausgeschrieben; davon konuuen allein 11 auf Ka- nicUien, U auf krautartige Farne, 4 auf Orchideen, 4 auf Bromeliaceen, 4 auf Primula chiiiensis, 3 auf Cyclamen's, 3 auf ]\Iagnolia grandiflora, 3 auf Yuk- ken, .0 auf getriebene Sträucher, 4 auf Amaryllis, 4 auf neu eingefülirte Gewächshaus-Pflanzen, 6 auf selbstgezüchtete Sämlinge, G auf Eriken, 15 auf Formenbäume. In der 2., vom 15. bis 30. April dauernden Ausstellung sind 16 Bewerbungen allein für Ko- niferen ausgeschrieben, ferner 10 für Cacteen, 4 für Agaveen, 2 für Aloen und 2 für Dasylirien und Bonaparteen*), 4 für Blattpflanzen des W^armhau- ses, 3 für Lycopodiaceen, 3 für Lack, 2- für Stief- mütterchen, 4 für Eosen, nur 2 für Gewächshaus- Khododendren, eben so viel für Epakris sowohl, wie für Eriken. Im Ganzen 72 Bewerbungen. Bei der 3. Ausstellung vom 1. bis 14, Mai linden 67 Bewerbungen statt, davon 8 für Ge- wächshaus-Azaleen, 8 für Rhododendron arboreum, 4 für neue Pflanzen , 5 überhaupt für blühende Pflanzen, 4 für baumartige, 2 für krautartige Päo- nien, 4 für Eosen, 3 für Tulpen, 3 für Ananas, *l Sollte die Kedaktioii des Prograinnies nicht gewusst haben, dass Bonaparteen echte Agaven sind? 4 für getriebene Früchte, 2 für Clematis, 2 für Ixien und Sparmannien u. s. w. In der 4. Ausstellung, wo 75 Bewerbungen ausgeschrieben sind und welche vom 15. bis 31. Mai dauert, sind hauptsächlich berücksichtigt: die Pal- men mit 15, die Cycadeen mit 5, die Azaleen des freien Landes mit 5, die anderen mit 4, die Rosen mit 4, die Rhododendren des freien Landes mit 7, die Calceolarien mit 4 , die Kalmien mit 2 , die krautartigen Päonien mit 3, Gemüse mit 3, W"ein- trauben mit 2 Bewerbungen. Dagegen kommen bei der 5. Ausstellung, welche vom 1. bis 14. Juni währt, von den 85 Be- werbungen : 9 auf Orchideen, 8 auf grossblühende, 5 auf Phantasie-Pelargonien, 5 auf Kaladien (mit Knollen), 4 auf Blattpflanzen des Warmhauses, 4 auf Verbenen, 3 auf Calceolarien, 3 auf chinesische Päonien in Töpfen; ferner auf Pflanzen des freien Landes, und zwar: 5 auf Rhododendren, 4 auf Aza- leen, 6 auf Rosen, alsdann 5 auf abgeschnittene Rosen, 3 auf Gemüse, 3 auf getriebene Früchte u. s. w. Die 6. Ausstellung., vom 15. bis 30. Juni, zählt 83 Bew^erbungen, und zwar unter Anderem: 14 für Rosen, 4 für Pandaneen, 4 für gros.sblü- hende und 3 für Phantasie-, auch 3 für Bouquet- (Scharlach-) Pelargonien, 4 für Orchideen, 5 für Marantaceen, 3 für Blusen, 6 für Begonien, 3 für Theophrasteen, 2 für Aurantiaceen , 4 für Verbe- nen, 3 für krautartige Päonien, 2 für Kirschen, 4 für Erdbeeren u. s. w. Von der 7. Ausstelluilg, welche vom 1. bis 14. Juli währt, neimen wir aus der Zahl der 67 Bewerbungen, besonders die Pelargonien und zwar mit 7 die Bouquet-, mit 4 die buntblättrigen und mit 2 die reinen Arten, ferner Baumfarne mit 5, zu den Menschen in Beziehung stehende Gewächs- hauspflanzen mit 2, Nepenthes luit 2, Gloxinien und Petunien, jede mit 4, Farne des freien Landes mit 4, abgeschnittene Rosen mit 4, Kirschen und Erdbeeren, jede mit 3 Bewerbungen. Auf die 8. Ausstellung vom 15. bis 31. Juli hat man 64 Bewerbungen verwendet. Von diesen kommen: (j auf Nelken, 6 auf Pflanzen des Ge- wächshauses überhaupt, 4 auf Lantaneu, 4 auf Pe- tunien, 3 auf perennirende Phlox, 3 auf Phlox Drummondii, 3 auf Pentstemons, 3 auf Hortensien, (im weiteren Sinne), 4 auf Stein-, 3 auf Beeren- Obst-Gehölze, 3 auf Melonen u. s. w. Die 9. Ausstellung vom 1. bis 14. August zählt 66 Bewerbungen, von denen wir nur die vor- züglichsten nennen: Fuchsien mit 6, Gladiolus mit 4, exotische Schlingpflanzen mit 3 , Passifloren be- sonders mit 2, Heliotrop mit 4, Georginen mit 3, Nelken mit 3, Rosen mit 5, perennirende Phlox 51* 412 mit 3, Hortensien (wiederum im weitereu Sinne) mit 3, Kernobst mit o, Steinobst mit 4, Beeren- obst mit 3 lind Weintrauben mit 2 Bewerbungen. Von den 82 Bewerbungen der 10. Ausstel- lung, welche vom 1.5. bis 31. August dauert, machen wir auf folgende aufmerksam: 12 für Aroi- deen, 3 für Gesneren, 3 für Achimenes, 3 für Ery- thrinen, 4 für Fuchsien, 3 für Pentstemons, 4 für Astern, 3 für Balsaminen, 3 für gefüllte Zinnien, 4 für Gladiolus, 2 für exotische Wasserpflanzen, 3 für Kern-, 3 für Steinobst, 3 für Pfirsiche u. s. w. Von den 60 Bewerbungen der 11. Ausstel- lung, welche am 1. September beginnt und am 14. aufhört, möchten folgende das Interesse der Leser der Wochenschrift besonders in Anspruch nehmen: 7 für Georginen, 4 für Dracäneen, 3 für Crotou's, 2 für Allamanden, 2 für Sommergewachse überhaupt, 2 für Astern, 2 für abgeschnittene Eo- sen, 3 für ^A eiutrauben, 2 für Feigen, 3 für Wald- bäume, welche am Besten zur Bewaldung gebraucht werden können. Für die 12. Ausstellung, vom lo. bis 30. September, hat man endlich 53 Bewerbungen aus- geschrieben. Davon sind 4 auf Araliaceen, 4 auf Canna, 4 auf Solanum's, 2 auf blühende Hibiscus sinensis, 2 auf Mohn, 3 auf abgeschnittene Geor- ginen, 3 auf Gladiolus, 2 auf Bambusen, 7 auf AVeintrauben u. s. w. verwendet. Ueber die Bewerbungen der 13. (vom 1. bis 14. Oktober) und der 14. (vom 15. bis 31. Oktober) liegen uns keine Details vor. Wir erlauben uns noch einmal darauf hinzu- weisen, dass der Preussische Garten mit der inter- nationalen Pflanzen -Ausstellung gar nichts gemein hat und nicht mit ihr verwechselt werden darf. Leider ist dieses aber hin und wieder, selbst von Seiten einiger Garteubau-Vereine, geschehen. Der preussische Garten hat zunächst eine handelspoliti- sche Aufgabe, in sofern den preussischen Gärtnern Gelegenheit geboten wird, mit solchen Pflanzen, die für den auswärtigen Handel bestimmt sind und des- halb in Massen herangezogen werden, im Auslande zu erscheinen und sich möglicher Weise Absatz zu verschaffen. Deshalb nehmen alle im preussi- schen Garten aufgestellten Pflanzen an keiner Be- werbung Theil. Solche Pflanzen sind z. B. Gummibäume und andere Blattpflanzen, wie Dracaeneen, Dasylirien, Plektogynen u. s. w., ferner Blumenzwiebeln (die sogen. Berliner), Epheu, Hortensien, Pelargonien, Verbenen und andere Teppich-Pflanzen. Die hier eingesendeten Pflanzen werden zu gleicher Zeit ästhetisch aufgestellt, damit der Be- schauer zu gleicher Zeit ihre Anwendung kennen lernt. Ein bekannter Künstler hat den Plan zu diesem Schmuckgarten von ziemlich 4 Morgen Flä- chen-Inhalt entworfen und ist man bereits mit den ersten Arbeiten des Planirens u. s. w. beschäftigt. Was nun noch die internationale Pflanzen-Aus- stellung anbelangt, so machen wir nochmals alle die, welche sich hier betheiligen wollen, auf die nä- hei-en Bestimmungen des Programmes aufmerksam. Zuwiderhandelnde haben es sieh selbst zuzuschrei- ben, wenn ihre Pflanzen zurückgewiesen werden oder auch, wenn sie sonstige Unannehmlichkeiten haben. Eine wichtige Bestimmung ist, dass von Seiten Derer, die irgend etwas ausstellen wollen, mögen dieses Pflanzen, Obst oder Gemüse sein, die Anzeige zunächst bei der preussischen Central- Konnnission, speziell bei dem betreflenden Mitgliede, dem diese Abtheiluug überwiesen ist, dem Profes- sor Dr. K. Koch, General - Sekretär des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin, gemacht werden niuss. Von hier aus geschieht dann die Anmeldung in Paris. Da diese bereits 1 Monat vor jeder der 14 Ausstellungen, wo man die Pflan- zen u. s. w. ausstellen will, in Paris sein miiss, so ist es nothwendig, dass sie noch 14 Tage, also im Ganzen l^ Monate, früher in Berlin eintrifft. Bericht über die im Jahre 1865 im Versuchsgarten des Vereines angestellten Kultur- Versuche. Vom Garten- Inspektor C. Boiiche- (Scliluss.) i. Salat. a. Binde-Salat. 31. Pariser gelber Binde-S. Unterscheidet sich nur wenig durch etwas gelbere Herzblätter von dem Sachsenhäuser Salat. W^ie bei allen Binde-Salaten müssen die aufrecht-stehenden Blätter etwa 14 Tage vor dem Gebrauche zusammengebunden werden, wo- durch sie zarter und wohlschmeckender werden. b. Geschlitztblättrige Salate. 32. Chou de Naples-S. bildete 1 Fuss breite, sehr feste Köpfe, die aus geschlitzten Blättern be- standen und dem Salat ein eigenthümliches Ause- hen gaben. Die Blätter sind gelb, sehr fleischig, zart und von vorzüglichem Geschmacke; die Köpfe stehen lange, bevor sie in Samenstengel übergehen, so dass diese Sorte sehr empfohlen zu werden ver- dient. Nur scheint sie bei uns schwer reifen Sa- men zu machen, da die Bildung der Blüthenstengel langsam und spät erfolgt. 33. Malta-S. hat im Wuchs und in der Blatt- form Aehnlichkeit mit dem vorigen, nur waren die 413 Köpfe etwas kleiner; sonst besitzt er dieselben gu- ten Eigenschaften. c. Ganzblättrige Salate. 34. Pariser Zucker- S. Ist eine der vorzüg- lichsten Sorten ; die Köpfe sind gross, sehr fest- schliesscnd, zart, von gutem Geschmack und stehen lange, bis sie Samenstengel treiben. .3.5. Non plus ultra -S. Die Köpfe sind zwar klein, aber sehr fest und von langer Dauer. Auch schon früher gebaute Sorten, als: Fau- lenzer, Bruinegul und Grosser Schwcizer-S., be- währten ihre frühere Vorzügliehkeit. Bei dieser Gelegenheit wollen wir auf eine Sa- latsorte aufmerksam machen , die schon seit fast 40 Jahren in dem Garten von David Bouehe in Berlin sowohl auf Jlistbeeten, wie auch im Freien, gezogen wurde und bis jetzt ei'halten ist, und auch auf dem Versuchsfelde des Gartenbau -Vereines ge- baut wird, weil hinsichtlich des Geschmackes und der Zartheit der Blätter es die vorzüglichste Sorte sein dürfte. Dieser Salat bildet keine selir festen Köpfe, so dass die meisten Blätter eine grüne Farbe behalten, dennoch' aber sind sie, selbst noch die älteren, so mürbe, dass sie mit Leichtigkeit auch von Jemand, der keine Zähne hat, mit dem Gau- men zerkleinert werden können. Dabei fehlt den Blättern jede Bitterkeit, die sich bekanntlicli mit der Zunahme des I'deichens in festen Köpfen, also bei recht gelben Salat-Sorten, steigert. 3G. Sauerampfer, Neuer mangoldblättriger Rie- sen-, hat allerdings sehr grosse, zarte Blätter, sonst aber vor dem de la Cite und Belleville keine be- sonderen Vorzüge. II. Gewächse für ökonomische und technische Zwecke. Kartoffeln. 1. Viktoria-K. Eine aus England stammende, von W. Paterson in Dundee aus Samen erzogene Kartoffel, die hinsichtlich des Wuchses und der Knollenbildung sehr eigenthümlich ist. Die etwa 3 — 3i Fuss hohen Stengel sind straff, fast aufrecht- stehend imd verästeln sich wenig, so dass sie den Boden nicht viel bedecken. Die Knollen sind weiss, rauhhäutig, oval und platt-gedrückt. Da diese Sorte die Eigenthümlichkeit besitzt, nur ganz kiu'ze Sto- lonen zu bilden, so sitzen auch die Knollen dicht an der Basis der Stengel zusammengehäuft, so dass man jede Staude mit Leichtigkeit durch einen aus- gehobenen Spatenstich auf einmal herausnehmen kann. Die Viktoria -Kartoffel scheint sehr ertrag- reich zu sein, denn von 3 Kartoffeln, die 20 Loth wogen, wurden 40 Pfund Kartoffeln geerndtet, wo- bei jedoch zu berücksichtigen ist, dass hierbei auch der Ertrag von 15- — 20 Steeklingspflanzen, die von den 3 Mutterknollen gemacht und in's freie Land gesetzt wurden, inbegriffen ist. Die Mehrzahl der geerndteten Knollen wog 6 — 8 Loth, während einige der grossesten 20 Loth wogen; im Verhältniss wa- ren nur wenige kleine darunter. Die Kartoffel ist im gekocliten Zustande weiss, sehr meldreich, fein und von vorzüglichem Geschmacke, wobei sie den grossen Vorzug besitzt, dass sie bei mittelfrüher ßeifzeit — denn die Erndte fand Mitte September statt — sich sehr lange gut und schmackhaft er- hielt. Für das folgende Jahr wurden 9 Stück Knollen in einem trockenen Keller, wo sie nicht austrieben, aber auch nicht schrumpften, aufbewahrt und Anfangs August dieses Jahres gekocht, wobei sieh ergab, dass sie, wie frisch aus der Erde ge- nommene Kartoffeln, eine rauhe Haut hatten, so reichlich platzten, dass sie fast zerfielen, überaus mehlreich und von ganz vorzüglichem Gesehmacke waren. Dennoch verdient diese Kartoffel, wenn sie auch für den Landwirth nicht lohnend genug sein sollte, als eine vorzügliche Speisekartoffel empfohlen zu werden. Der Boden, in dem sie gepflanzt wurde, war ein feuchtgründiger, massig -gedüngter Sandboden. Einige Knollen, auf feuchten, etwas moorigen Boden gepflanzt, zeigten Spuren von Krankheit, während die im Sandboden gewachsenen vollständig gesund waren. 2. Cailloux-K., ebenfalls eine englische Sorte, lieferte von | Pfd Aussaat bei der Erndte 18 Pfd meist grosser Knollen. Mohrrüben. 3. Neue, grosse, grünköpfige (orange) ßiesen-M. ist eine Art, die eine bedeutende Dicke und Länge erreicht und daher für ökonomische Zwecke von grosser Wichtigkeit. 4. Grosse, weisse, grünköpfige Riesen-5L steht hinsichtlich des Wuchses und der Nutzbarkeit der ersteren nicht nach, scheint aber weniger süss zu sein. Beide Sorten haben die Eigentiiümlichkeit, sich oft um 2 Zoll über die Erde zu erheben, wenn auch der Boden tief gelockert ist. 5. Gelber Bastard-Mais seheint eine frühe und ergiebige Sorte zu sein, indem er trotz des kühlen Sommers vollständig reif wurde. G. Runkelrüben. Von diesen wurden die Rothe Flaschen-, Weisse Oberndörfer- und Zucker- Imperial -R. gebaut und können sämmtlich als sehr ertragreich für Zucker- fabrikation und zum Viehfutter empfohlen werden. Taback. 7. James- River -T. erreichte eine Höhe von 5 Fuss und war reichlich mit fast 2 Fuss langen, breiten Blättern besetzt, nur wurde der Samen nicht reif. 8. Connecticut-T. war nicht ganz so hoch im 414 Wüchse und lieferte wenig er grosse Blätter, wäh- rend doch ein Tlieil des Samens reifte. III. Zierpflanzen. 1. Agrosteniina (Viscaria) Cocli rosa hybrida coccinea, eine hübsche, neue, einpfehleuswerthc Ab- art dieser sehr alten , 1713 bereits eingeführten Handelspflanze mit duukelcn, fast feurigrosenrothen Blumen; sie eignet sich nicht nur für Einfassungen ■der Blumenbeete, sondern auch zur Topfkultur. 2. Anagallis grandiflora mit verschiedenen Ab- arten gehört unstreitig zu der A. fruticosa Vent., von der man die rothblühende A. culliiia Schousb. imd die blaublühcnde A. ]\lonclli Kouss. genannt hat. Es sind eigentlich kleine Herbststräucher, die sich gut aus Stecklingen vermehren und an einem hellen, trocknen Platze des Kalthauses sich über- wintern lassen, auch vorzüglich zur Bepflanzung von Sommergruppen passen, wo sie vom Juni bis Herbst ununterbroclien in grosser Fülle ihre zierlichen Blü- then entfalten. Früher wurden sie vielfach als Topfpflanzen kultivirt und gern gekauft. Da sie aber bei rechtzeitiger Aussaat und in etwas mage- rem Boden, in's freie Land gepflanzt, alljährlich reifen Samen tragen, so behandelt man sie jetzt als einjährige Gewächse. Durch Vermischung der beiden ursprünglichen Farben von Roth und Blau haben sich noch eine Anzahl anderer Färbungen in Lila, Eosa und Bläulichroth gebildet, so dass man jetzt im Besitz folgender Varietäten ist, als: A. grandiflora superba in Roth, Scharlach, Blau und Lila, ferner A. grandiflora Eugenie, Napoleon und sanguiuea; leider sind diese Sorten aber sehr unbeständig, wenn man sie aus dem Samen zieht, und müssen daher, um sie zu erhalten, durch Steck- linge vermehrt werden. 3. Von Autirrhinum majus sind besonders einige neue Zwergformen als neu zu empfehlen, vorzugs- weise zeichnet sich durch Blüthenfülle A. majus nanum Tom Thumb aus. 4. Aster chinensis. Die Mannigfaltigkeit der Aster, welche seit 1731 in unseren Gärten einge- bürgert ist, nimmt mit jedem Jahre zu, so dass sie nicht nur zu einer immer grössei'eu Vollkommen- heit gelangt, sondern auch die Farben vermehrt und neue Formen hinsichtlich des Wuchses und des Blüthenreichthumes entstehen. Leider wird die blumistische Klassifikation immer schwieriger, indem sich nun eine Menge Uebergangsformen aus einer in die andere bilden. Von den hohen Formen sind besonders empfehlenswerth : Viktoria -Aster in eini- gen neuen Farben, hinsichtlich des Baues wohl die schönsten; La süperbe, himmelblau mit weissen Spitzen; neue päonienblüthige Kugel-Aster in Vio- lett, Purpur, Dunkel- und Helllila. Unter den Zwergformeu, die sich sehr gut zu niedrigen Grup- pen und für Topfkultur eignen, zeichnen sich aus: Zwerg-Pyramiden-Aster in Himmelblau und Vv'eiss, sehr dankbar blühend; frühblühende Zwerg - Chry- santhemum - Aster in Plell- und Dunkelblau, Rosa, Fleischfarben und Silbergrau; Zwerg-Bouquet- Aster, welche überaus dankbar blüht; Bolze's neue Zwerg- Bouquet- Aster von noch grösserer Eegelmässigkeit und Fülle der Blumen; die Miniatur-Bour. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 29. Dezember 1866. Preis des Jahrganges 5^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VIII. Suniitag, tieii 6. Januar, Vormittags um II l'hr, findet im Englisciien Hause eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geclirten Mitglieder eingeladen werden. Dem Vunsciic vieler litglieder gemäss soll nach der Sitzung, pünktlich um 1 Uhr, ein gemeinschaftliches Mittagsmahl (das Courert zu 1 Thlr) stattlinden. Theilnehmer werden ersucht, im Englischen Hause selbst bis Sonnabend Abend ihre Namen einzu- senden, damit der Platz rcserrirt werden iiaun. Allerlei ans der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VIII. Leider ist in Paris ein Plan durch Umstände vereitelt worden, dessen Ausführung grade für die Zeit der internationalen Industrie- Ausstellung von der grössten Wichtigkeit gewesen sein möchte. Es waren nämlich unter dem Vorsitze des bekannten Gemüsezüchters Laizier in Paris die vorzüglich- sten seiner Kollegen zusammengetreten, um die Art und Weise, wie in und bei Paris die Gemüsezucht getrieben wird und die bekannten glänzenden Er- folge gibt, durch Nachbildung auf einem bestimm- ten Kulturfelde allen denen, welche sicli dafür in- teressiren, zur nähern Einsicht und besseren Kennt- niss zu bringen. Diese Nachbildungen sollten eine Art Schule für die Gemüsezucht im Allgemeinen bilden. Eine besonders dazu ernannte Konnmission wurde mit der Ausführung aller Arbeiten, wie sie der Reihe nach aufeinander folgen, betraut. Anschläge am Orte, wo die Schule eingerichtet ist, sollten den, der sich damit bekannt machen will, stets belehren, wie eine Veränderung stattfindet; man wollte zei- gen, wie Gemüsezucht rationell betrieben werden muss, so dass weder Zeit noch Raum verschwendet wird. Wenn man am Morgen ein Stück Land abräumt, muss es am Abende bereits wieder be- stellt sein. Da zu diesem Zwecke auf dem Marsfelde nicht der hinlängliche Raum vorhanden war und ausser- dem auch schon zu anderen Zwecken, hauptsäch- lich um den vorhandenen Maschinen Gelegenheit zu geben, in Thätigkeit zu sein, die Seine -Insel von Billancourt mit einem Flächen-Inhalte von nahe 22 Hektaren (über 80 Morgen) von Seiten des Central - Ausschusses der Pariser Industrie - Ausstel- lung in Anspruch genommen war, so sollte auch den vereinigten Pariser Gemüsezüchtern das nöthige Terrain auf dieser Insel bereits im August zur Ver- fügung gestellt werden. Leider wurde aber weder dieser Termin der Uebergabe eingehalten, noch hatte man auch später die versprochene Herstellung des Bodens in einem guten Kulturzustande, sowie die Vorarbeiten zur Aufstellung von Kästen, Mistbee- ten u. s. w. gemacht, so dass selbst der Angrift' der gärtnerischen Arbeiten nicht wenig hinausgeschoben worden wäre. Man hätte aber selbst von Seiten der Pariser Gemüsezüchter über diese Hindernisse hinwegge- sehen, wenn nicht ein anderer Umstand dabei zur Sprache gekommen und schliesslich in's Gewicht gefallen wäre. Es ist auch uns in Deutschland Kunde von den grossen Ueberschwemmungen und 52 418 von dei' grossen Wassersnoth , welche Frankreich im Allgemeinen beti-offen, geworden. Alle Gemüse- züchter von Paris nnd Umgebung haben im ver- flossenen September mehr oder weniger darunter gelitten. Es herrscht aber allgemein in Paris der Glaube, dass, wenn vor dem Beginnen des Win- ters dergleichen Ueberschwemmungen sich einstellen, diese im nächsten Sommer sich wiederholen. In Folge dessen verlangten die Pariser Gemüsezüchter von der Central ■ Kommission der Pariser Ausstel- lung eine gewisse Garantie gegen dergleichen Er- eignisse, die diese aber unmöglich zu geben im Stande war. Niemand wollte sich aber auf das Ungewisse, auf ein Geld und Zeit beanspruchendes Unternehmen einlassen, und so zog der Gemüse- züchter Laizier zugleich im Namen seiner Kolle- gen seinen Antrag zurück. Seit Darwin seine Gedanken über den Ur- sprung der jetzt lebenden Pflanzen und Thiere ver- öffentlicht hat, gibt es viele Naturforscher und selbst Praktiker, welche die Existenz von festbestehenden Arten leugnen und schliesslich die Ueberzeugung erlangt haben wollen , dass alle unsere Versuche, Arten festzusetzen , schliesslich zu nichts führen. Trotzdem hat bisjetzt noch Niemand nachgewiesen, dass irgend eine Pflanzeuart, welche mit Bestimmt- heit einmal existirt hat, verschwunden ist, noch dass eine neue entstanden wäre. Ebenso wenig ist der Uebergang einer wahren Art in eine andere beob- achtet werden. Es müsste dieses schliesslich, in so- fern man die Art als wandelbar und umänderungs- fähig hält, doch wenigstens einmal geschehen sein. Diese Ansicht von der Wandelbarkeit der Ar- ten wird in neuester Zeit vor Allem in einem gärt- nerischen Journale vertreten, was in Frankreich, aber auch ausserdem, sehr verbreitet ist, in der Ee- vue horticole. Besonders ist es hier der jetztige erste Redakteur, Carri&re, der diese Ansicht vertritt und von Zeit zu Zeit Beispiele zu ihrer Bestäti- gung herbeibringt. Es gibt aber auch viele Bota- niker vom Fache, welche ebenfalls die Art für wan- delbar erklären und damit bei zweifelhaften Fällen die Frage, ob ein Pflanzen -Exemplar der einen oder andern Art angehöre'? für alle weiteren Unter- suchungen abzuschneiden meinen. Bei der jetzt herrschenden Abneigung gegen die systematische Botanik und bei den von Jahr zu Jahr für ihre Bearbeitung sich mehrenden Schwierigkeiten sind aber Ansichten der Art weiteren Forschungen im hohen Grade hinderlich und selbst schädlich ; sie halten jede wissenschaftliche Entwickelung auf und führen schliesslich zum Dilettantismus. Aufgabe der Männer, welche die W^andelbar- keit der Art aussprechen, ist es vor Allem, wie schon gesagt, Beweise zu bringen; so lange sie sich aber in vagen Redensarten, denen meist auch Studien im Studierzimmer nnd nicht in der freien Natur zu Grunde liegen, bewegen, hören sich ihre geistreich scheinenden Worte recht gut an und mö- gen auch auf Laien, die nichts davon verstehen, einen Eindruck machen, einen Anspruch auf wis- senschaftliche Forschung haben sie aber gar nicht. Wenn z. B. Carri&re in der Revue horticole (p. 424) behauptet, dass Acer Opalus, opulifolium, po- h-morphum (Spach), neapolitanum nnd crcticnm nur Formen des A. Monspessulanum seien, so bleibt er uns zunächst den Beweis schuldig. Dass die vier zuerst genannten Namen Formen einer und dersel- ben Art darstellen, wissen wir übrigens schon lange, ebenso aber auch, dass A. Monspessulanum eine sehr gute, von A. opulifolium (oder eigentlich A. italum Lauth, welches der älteste Name ist) wesent- Hch unterschiedene Art darstellt. Wie kam dann Carri^re auf den Gedanken, A. Monspessulanum und opulifolium als ineinander übergehend zu erklären? Auf die Beantwortung dieser Frage lässt er sich gar nicht ein. Auf jeden Fall muss man aber doch voraussetzen, dass er we- nigstens mehrfache Aussaat - Versuche von beiden Arten gemacht und aus Samen einer und derselben Art wirklich beide Arten erhalten hat. Wir wollen dieses selbst zugeben. W^ir wissen aber auch, dass beide strauchartige Ahorn -Arten schon sehr lange in Kultur sind, und ebenso, dass Kulturpflanzen, in sofern sie nahe bei einander stehen und mit einander verwandt sind, leicht Kreuzungen mit ein- ander eingehen und schliesslich Blendlinge hervor- rufen. Ein solcher Blendling möchte z. B. A. cre- ticum der Gärten, zum Theil wenigstens, sein. Säet man dann die Samen' solcher Blendlinge aus, so können möglicher Weise die beiden ursprüngli- chen Arten wiederum ebenso zum Vorschein kom- men, wie es selbst oft bei anderen Blendlingen der Fall ist, wo man aus Samen beide Eltern-Pflanzen wiederum erhält. A. Monspessulanum und opulifolium ändern aber auch an und für' sich sehr, ein Umstand, der Ur- sache gegeben hat, dass einerseits Verwechslungen beider Arten geschehen, andrerseits Formen als Arten beschrieben sind. Dergleichen Formen der einen Art ähneln bisweilen auch Formen der an- dern, so dass es schliesslich schwierig ist, die Art, zu welcher die eine oder andere Form gehört, zu bestimmen. Ferner herrscht bei den Botanikern leider in Betreff der Namen der Pflanzen nicht immer Uebereinstimmung; A. creticum Tratt. und Spach ist z. B. eine Form des A. opulifolium, viel- leicht auch ein Blendling dieses mit A. Monspessu- lanum. A. creticum L. ist hingegen unzweifelhaft nur eine Form des A. Monspessulanum. 419 Will man aber über die spezitische Natur des A. Monspessulanum und opulifolium bestimmte Aus- kunft haben, so genügen nicht einige oberflächliche Untersuchungen, die man vielleicht noch dazu mit getrockneten Exemplaren im Herbarium gemacht hat, sondern man muss beide da, wo sie wild wach- sen, aufsuchen und vielfach vergleichen. Dazu ge- hört allerdings viel Zeit, aber auch manche Opfer sind damit verbunden. Und selbst dieses genügt noch nicht. Es müssen vielfache Aussaaten, wobei ebenfalls alle Vorsicht anzuwenden ist, gemacht und diese selbst wiederholt werden. Dass eine solche Untersuchung nicht in einem, auch nicht in einem Paar Jahren zu Ende gebracht werden kann, ver- steht sich von selbst. Nur wenn Allem möglichst Rechnung getragen ist, kann man auf Wissenschaft- iichkeit Anspruch machen. Am 18. Dezember fand im Saale des Odeon's zu Plannover eine General- Versammlung des han- noverschen Pomologen - Vereines statt, zu dem fast alle tüchtigen Pomologen eingeladen waren und sich auch, wenigstens was die Norddeutschlands anbe- langt, eingefunden hatten. W'ir nennen vor Allem unseren ehrwürdigen Superintendenten Oberdieck, den Medicinalrath Engelbrecht, den Hof-Garten- meister Borchers u.s.w.; aus Süddeutschlands sollte Garten-Inspektor Dr. Lucas kommen. Wichtige Fragen liegen vor und werden zur Verhandlung kommen. Vielleicht sind wir später im Stande, weitere Mittheilungen darüber zu ma- chen. Von besonderer Wichtigkeit scheint uns die Besprechung über die richtige Obstnutzung, wenn möglich, unter Anführung von Kosten- und Ertrags- Berechnungeu. An den letzteren fehlt es uns aber immer noch, und wo sie vorhanden sind, hat man nicht jedesmal Allem Rechnung getragen; die Be- rechnungen sind nicht so sicher und zuverlässig, als sie im ersten Augenblicke erscheinen ; sie sind aber, besonders für Regierungen, von der grössten Wich- tigkeit. Mit sehr wenigen Ausnahmen haben bis jetzt öffentliche Anpflanzungen von Obstgehölzen den Erwartungen nicht entsprochen ; die meisten ver- langen alljährlich Zuschüsse, da sie nur geringe Er- träge geben. Im Westen unseres Vaterlandes ha- ben sich selbst einzelne Regierungen deshalb leider in der Lage befunden, nicht allein von ferneren Obst- Anpflanzungen abzustehen, sondern auch die vorhandenen wiederum eingehen zu lassen. Wir haben uns schon mehrmals über die Gründe ausgesprochen, welche hauptsächlich schon in der ersten Anlage zu suchen sind; dass aber das Obst, namentlich wenn reicher Segen vorhanden ist, nicht so verwerthet wird, als es bei besserer Kenntniss sein müsste, trägt ausserdem ebenfalls zu einer ge- ringeren Rentabilität solcher Obst - Anpflanzungen nicht wenig bei. Man gehe nach W^ürttomberg, nach der Normandie und anderen Ländern, und man wird sich wundern , welche wirthsciiaftliche Bedeutung dort das Obst hat, weil die Anpflan- zungen auf rechte Weise geschehen, und man ver- steht, das Obst zur rechten Zeit zu verwerthen. Dieser ersten Besprechung scbliesst sich eine zweite an, die nicht weniger wichtig ist und eigent- lich der ersten hätte vorausgehen sollen; es ist die- ses die Besprechung der Baurascliuleu, welche ge- sunde und gut gezogene Stämmchen mit richtigen Namen liefern. Plier liegt der Kernpunkt. Ferner muss man die Sorten kennen, welche an bestimm- ten Lagen am besten gedeihen und die höchsten Erträge geben. Der hannoversche Pomologen -Verein gibt eine Zeitschrift heraus, welche 4 Mal im Jahre erscheint und interessante Aufsätze enthält. So finden wir in der jetzt ausgegebenen zweiten Lieferung vom Superintendenten Oberdieck eine Uebersicht der- jenigen Obstsorten, welche bei uns zur Anpflanzung vorzüglich zu empfehlen sind. Dieser Abhandlung schliesst sich eine andere an , welche den Medizi- nalrath Engelbrecht zum Verfasser hat und eine Auswahl der hier zu Lande zu pflanzenden Obst- sorten enthält. Da diese Abhandlung ein Extra- blatt der pomologischen Zeitschrift bildet, so ist sie wahrscheinlich auch einzeln im Buchhandel zu ha- ben und kann durch diesen bezogen werden. Schliesslich wollen wir die Gelegenheit ergrei- fen , um auf die Thätigkeit und Wirksamkeit des hannoverschen Pomologen-Vereines aufmerksam zu machen. Wie fast immer bei Gesellschaften das Gedeihen von der Persönlichkeit des gescliäftsfüh- renden Sekretärs abhängt, so verdankt auch der hannoversche Pomologen- Verein seine Erfolge, die trotz der in der letzten Zeit schwierigen Umstände erlangt sind, hauptsächlich auch seinem Sekretär v. d. Decken in Ringelheim, der in rastloser Thä- tigkeit sich seinem Amte widmet und keine Opfer und Mühen scheut, um Pomologie und Obstbau zu fördern und zu heben. Berühmt ist John Standish in Bagshot bei London durch seine Obst-Treibereien und überhaupt durch seine Obstzucht. Er besitzt wahrscheinlich das beste und ausgesuchteste Sortiment von Wein- reben. Eine lange Erfahrung kommt seinen viel- seitio-en Kenntnissen zu Gute. John Standish hat sich besonders in neuerer Zeit bemüht, die Eigenschaften gewisser Trauben auf andere überzuj- tragen, um diese dadurch einer grösseren Vervoll- kommnung entgegen zu führen. Seine Kreuzungen haben erfreuliche Resultate gegeben. Es dürfte deshalb wohl von Interesse sein, diese, welche im 3. Hefte des Journales der Londoner Gartenbau- 420 Gesellschaft (S. 135) niedergelegt sind, auch bei uns zur weiteren Kenntuiss zu bringen. Vor Allem verwandte John Staudish seine Aufmerksamkeit darauf, die Muskatrebe frühzeitiger und die Frontignan -Beere grösser zu machen, den Sorten mit grossen Beeren dagegen einen besseren Geschmack zu verleihen, sowie einige der frühzei- tigeren zu verbessern. Seine Versuche begann er mit der cirundbeerigen Muskattraube von Alexan- drien , bekanntlich eine der schwierigsten in der Kultur, und dem ruudbeerigen Trouvereu Muscat, welcher lange Zeit bis zur Zeitigung seiner Trauben braucht. Letztere hat aber eine vorzügliche Beere, obwohl ihr Geschmack am wenigsten das eigen- thümliche Aroma besitzt. J. Standish glaubte hier durch Kreuzung früh- zeitige Trauben zu erhalten, und er hatte Recht. Von der letzteren trug er den Blumcnstaub auf die Narbe der ersteren über. Er säete die Samen aus und erhielt imgefähr 30 Sämlinge, von denen nicht 2 einander glichen. Die ersten 3 Pflanzen, welche blühten, erhielten schwarze Beeren. Bei der einen Pflanze waren diese ziemlich gross, eiförmig und besassen steife Stiele. Ihr Geschmack war vorzüg- lich, obwohl der muskatartige Geschmack sich nur in sehr geringem Masse vorfand. Die beiden an- deren Pflanzen gehörten zu den spätreifenden und rundbeerigen, waren aber ohne Bedeutung. Im nächsten Jahre hatten noch 10 bis 12 an- dere Pflanzen sich so weit erkräftigt, dass sie Früchte hervorbrachten. Eine Pflanze besass Bee- ren von weisser oder goldgelber Farbe und zu gleicher Zeit mit der Hambro-Traube reifeud. Ihr weiniger Geschmack war vorzüglich, aber hinsicht- lich des Muskates um die Hälfte schwächer. Die Beeren hatten ferner steife Stiele und hielten sich lange Zeit. Eine zweite Pflanze besass sehr kleine Beeren von der Grösse einer Johannisbeere und mit dem stärksten Muskat - Geschmack versehen; sonst besass sie völlig das Ansehen der Alexaudrien- Muskattraube. Alle übrigen hatten nichts beson- ders zu bemerken. Einen anderen Versuch stellte John Standish mit der General-Marmora- Traube, die wahrschein- lich nichts weiter ist, als ein weissbeeriger Sämling der Hambro'-Traube, an, indem er sie mit Burchart's Amber Cluster befruchtete. Er bezweckte damit, eine frühzeitige Sorte heranzuziehen, üeber alle Erwartungen ging auch eine weisse, durchsichtige Beere, gleich der letztern, aber volle 5 Wochen früher reifend, hervor. Gewiss ein grosser Gewinn! Neue Kreuzungen wurden zwischen dem Blanc de Sauniur und dem Chasselas musquö, sowie zwi- schen dem letzteren und der Cedronelle gemacht. Die Folge waren Sämlinge von so vorzüglicher Qualität, dass sie selbst den Chasselas musqui^ und die Frontignan - Traube übertrafen. 2 von ihnen hatten auch, wenn die Sonne auf sie schien, einen süssen Geruch nach Orangeblüthen. An Wohlge- schmack und Produktivität möchte kaum eine der bekannten Sorten ihr zur Seite stehen. Die Beere ist ziemlich gross, zum Theil wie bei der Frontignan- Traube. Schliesslich» stellte John Standish noch Kreu- zungen an zwischen dem Chasselas musque und dem Long noir Durant, welcher letzterer eine grosse eiförmige Beere von schwarzer Farbe, aber von geringerem Geschmacke, besitzt. Aus dieser Kreuzung kamen Beeren von fast allen Farben, schwarze, hellrothe, graue u. s. w. hervor. Sämmt- lich waren sie aber rund. Hier war Chasselas mus- que Mutterpflanze. Bei einem andern Versuche, wo der Blumenstaub auf die Narbe des Long noir Durant übertragen wurde, gingen merkwürdiger Weise dieselben Resultate hervor. Diese Versuche von Johu Standish sind ge- wiss von der grössten Wichtigkeit , da bestimmte Eigenschaften einer Beere auf eine andere übertra- gen und dadurch neue Sorteu erhalten wurden, die zwei gute Eigenschaften zu gleicher Zeit besassen. In der Regel verfährt mau bei Kreuzungen keines- wegs immer auf gleiche Weise rationell, sondern befruchtet ohne bestimmte Zwecke, ja thut selbst dieses nicht einmal. Mau säet nur die Samen der einen oder anderen Sorte ohne alle vorausgegangene Befruchtung aus, wobei man es natürlich dem Zu- fall überlässt, was daraus hervorgeht. Man darf sich deshalb auch nicht wundern, wenn man bis- weilen aus lOC), ja selbst aus 1000 solcher Säm- linge nichts Besonderes heranzieht. Die 3^ttuiu|'ff)ufeu ooii Ä. teroij in .fliiijers. Es ist in der Wochenschrift schon früher mit- getheilt worden, dass A. Leroy in Angers sein Verzeichuiss von Gehölzen, besonders von Obst- bäumen, in 5 Sprachen: in französischer, deutscher, englischer, spanischer und italienischer Sprache ver- öftcutlicht. Wir macheu, dazu aufgefordert, darauf aufmerksam, dass die deutsche Ausgabe in der Buchhandlung für Gartenbau -Literatur von F. W, Otto in Erfurt auf fraukirte Briefe und Einsen- dung von 6 Sgr. (auch in preussischen Postmarken) franco zu beziehen ist. Vertilg von Karl Wiegandt in Berliu, Desaauer-Stratise No. li. Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei (L. Mewcs), Berlin, WUholms-Platz No. 4. Allgemeines Inhalts - Verzeichniss. I. Verzeichniss der Abhandlungen. Hochstämme von A epfel bäumen. 48. AHerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. 37. 91. 164. 213. 243. 298. 380. 417. Die buntblättrige Alterna nthere. (Jescliichte, Verwendung, Kultur. Vom Obergärtner Gaerdt. 17. Die Amarantaceen der Gärten und speziell eine vor eini- gen Jahren eingeführte buntblättrige Art. 1. 11. Anthurium regale und Maranta Lindeui. Vom Geh. Ober- Kegierungsrath Hey der. 298. Einige Worte über die Anordnung in Ausstellungen. 67. Die Frühjah rs- Ausstel lu ng des •Vereine.s zur Beförderung des Gartenbaues, am 8. April. 129. Versammlung und Fest-Ausstellung des Vereines am 17. und 18. Juni. 210. Die internationale Ausstellung in London während der Tage vom 22. bis 25. Mai. 185. '^196. '206. 221. 227. 237. Die internationale Gartenbau -Auss teil ung und der bota- nische Kongress in London, vom 22. bis 25. Mai. 105. Die grosse russische Ausstellung ethnographischer Gegen- stände im April 1867 in Moskau. 376. Die intk'rnationalen Pfla uzen - Auss tellungen in Paris, vom 1. April bis 31. Oktober 1867. 409. Die Ausstellung von Pflanzen, Früchten und Gemüsen, ver- bunden mit der internationalen Industrie-Aussellung in Pa- ris, vom 1. April bis 31. Oktober 1867. 305. Bericht über die Ausstellung von Pflanzen, abgeschnittenen Blumen u. s. w. in Stralsund, vom 13. bis 16. September. Vom Professor Munter. 313. 323. Die Choue'schen Azaleen. 139. Die alten und historisch merkwürdigen Bäume in Braun - schweig und Umgegend. Vom Registrator Sack. 97. Ueber Baumschnitt, von van Beucker. 15. Ueber Bepflanzung von Eisenbahndämmen. 160. Von Berlin nach Paris. Botanisch - gärtnerische Skizzen. 337. 347. Blattpflanzen des freien Landes. 8. Das Blumen fest im Boulogner Wäldchen bei Paris. 385. Botanical Magazine. Jahrg. 1865, 2. Hälfte, und 1866, 1. Hälfte. 284. 291. Aus dem botanischen Garten in Breslau. 329. Die Verwüstungen des botanischen Gartens in Calcutta. 6. Die Bromeliaceen in botanischer und gärtnerisch - ästheti- scher Hinsicht. Nebst Beschreibung einiger neueren Arten. 170. 181. Bulletin du congres international de botanique et d'horticul- ture, reuni ä Amsterdam le 7. — U.Avril 1865. 358. Der wohlriechende Stechapfel (Datura suaveolens). 343. Neue Dichorisandren mit bunten Blättern aus dem Lin- den'schen Etablissement in Brüssel. 346. Ueber Verbesserung des Bodens durch Dung Stoffe. 249. 260. 270. 278. Einfluss des Edelreises auf die Unterlage. 168. OlofEneroth's schwedische Pomona. 264. Ueber einige englische Erbsen. 140. Ueber einige in Gardeners Chronicle beschriebene Farne. Jahrgang 1865. 253. Hofgärtner Karl Julius Fintelmann. 233. Karl Fischer's Obstfreund und Obstzüchter. 46. Die gärtnerischen Aufgaben des Bundes der belgischen Gartenbau -Vereine. 180. Gärtnerische Skizzen aus Neuseeland. 289. Die Grossherzogliche Gartenbau schule in Karlsruhe. 88. Der deutsch-preussische Garten in Paris. 408. Blüthen- und Fruchtzweige des Erfurter Gartenbau-Ver- eines. 400. Der Gartenbau-Verein in Hildesheim. 63. 69. 78. 85. Martin Jakob Grashoff. Eine biographische Skizze. 378. Griffinia Blumenavia C. Koch et Bouche und die Schön- Lilien oder Amaryllideen überhaupt. 161. Friedrich Adolph Haage. Eine biographische Skizze. 353. 365. 370. Die deutsche Hagel - Versicherungs - Gesellschaf t für Gärtnereien und P'ensterscheiben in Berlin. 124. Die Pflanzen von Dr. Ernst Hallier und Dr. Fr. Rochle- der. 360. Dr. Robert Ho ff mann 's theoretisch - praktische Ackerbau- Chemie. 184. L'Horti cul teur fran(;ais und Florist and Pomologist. Jahrgang 1865. 309. Hymenocallis biflora C. Koch et Bouchö. Eine neue Prachtgilge aus Brasilien. 369. Illustration horticole und Belgique horticole. 2. Hälfte 1865. 172. Die Ixoren und Pavetten, Blüthensträucher des Warmhauses. 217. Paters on's Kartoffeln. 20. Klatt's norddeutsche Anlagen-Flor. 32. Kohl als Zierpflanze. 99. Friedrich Koock's Behandlung des Weinstockes in Nord- Deutschland. 176. Graf Leonce de Lambertye's Blattpflanzen des freien Lan- des. 200. Peter Joseph Lenne, General - Direktor der Königlichen Gärten. 57. 69. 78. 85. Leroy' Dictionnaire de Pomologie. 392. F. J. Linck's katechetischer Unterricht in der Obstbaum- zucht. 336. 53 422 Japanischer Mais mit gestreiften Blättern. 192. Verfügung des Herrn Ministers für landwirthscliaftliche Ange- legenheiten, betreffend die Stiftung einer Medaille für gärtnerische Leistungen. 31. 343. Einige Worte über die Mohnpflanzen oder Papaveraceen der Gärten, besonders über Boccunien. 125. Der Park Monceau in Paris. 317. Neurolaena bicolor (Schistocarpha) Less. Von Dr. Schultz- Bip. 23. Skizzen, den O bstb au betreffend. Vom Pf arrer F i s c h e r. 332. Mittheilungen über den Obstbau in Werder. Von Rudolph Goethe. 398. Der Obstbaum, eine sehr genügsame Pflanze. Vom Pfarrer Fischer. 195. Die Behandlung der Kernobstbäume. Vorträge des Kunst- und Handelsgärtners Späth. 177. 202. Obst- Erträge der Domäne Peruz in Böhmen. Vom Pfarrer Fischer. 223. Obst-Erträge im westlichen Frankreich. 388. Der Niederländische Obstgarten. 231. Die Ponimer'suhe Obst- und Gehölzschule. 328. Aufforderung zu Berichten über die O bst- Zustände in den verschiedenen Ländern Deutschlands. 54. Die Parks und öffentlichen Gärten in London. 265. 273. Der Central -Park in Neuyork. 60. Auswahl schöner Pelargonien. 241. Notizen über neue Petunien. Vom Kun.st- und Handelsgärt- ner Thalacker. 336. Mittheihmgen über neuere und neueste Pflanzen. 81. 95. 100. 121. 134. 141. 149. 157. Ueber Pflanzenkästen. 225. Hermann Pompper's Schule des Gärtners und Gartenfreun- des auf dem Gebiete der Botanik. 176. Programm für die Preisbewerbung bei der Frühjahrs- Ausstel- lung des Vereines im April 1867. 303. Programm zur Preisbewerbmig für das 44. Jahresfest am 17. Juni 1866. 30. Programm zur Preisbewerbung für das 45. Jahresfest am 23. (nicht am 18.) Juni 1867. 341. Just US Reimann's Obst-Orangerie. 288. Revue horticole. Jahrgang 1865, 2. Hälfte. Jahrg. 1866, 1. Hälfte. 403. Bourbon- uud Manetti -Rose. Geschichtliches. 44. Ueber Missbildung einer Rosenblüthe und der sogenannte untere Fruchtknoten. 235. Eine Rosengärtnerei in Köstritz. 65. Noch eine Rosen-Miss bildung. 248. Die in Frankreich lebenden Rosen Züchter und die neuesten Sorten Rosen. 89. Rudgea macrophylla Benth. und nivosa Berk. 2 Blüthen- sträucher des Warmhauses. 384. Die Sammellust der Gärtner. Vom Obergärtner C. Clauss. 374. Die Sau er 'sehen Niesswurz-Blendlinge. 33. Georg Schnittspahn, Hof-Gartendircktor und Direktor des botanischen Gartens in Darmstadt. 9. Ludwig Schröters Hausgärten. 191. Die Se ch ellennuss. 56. Ueber Thladiantha dubia. Vom Inspektor Bouche. 295. Trilliura sessile L. und discolor Gray. 2 empfehlens- werthe Stauden. 191. Der Türkenbund (Martagon), besonders Lilium ponticum und Szovitsianum. 49. Le Verger. Publication periodique d'arboriculture et de po- mologie, dirigi^e par M. Mas. 255. Das Verhältniss der Frucht zum Baum. Ein Fingerzeig für Obstzüchter. 188. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Garten- baues : 458. am 14. Januar. 26. 459. am 28. Januar. 41. 460. am 2ö. Februar. 73. 461. am 8. April. 137. 462. am 29. April. 154. 463. am 5. Juni. 193. 464. am 10. Juni. 201. 465. am 17. Juni. 209. 466. am 31. Juli. 257. 467. am 21. August. 5!81. 468. am 25. September. 321. 469. am 28. Oktober. 361. 470. am 25. November. 393. 465. Versammlung und Fe.st - Au.sstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 17. und 18. Juni. 209. Fünfte allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst-, Wein- und Gemüsezüchter in Reutlingen, vom 30. Septem- ber bis 3. Oktober. 145. Ueber Versendung von Pflanzen. 230. Bericht über die im Jahre 1865 im Versuchsgarten des Vereines angestellten Versuche. Vom Inspektor Bouche. 401. 413. Vilmorin Andrieux & Co. fleurs de pleine terre. 2. edi- tion. 24. Aphorismen über das Wachsthum. 351. Joh. Wesselhöft's Rosenfreund. 304. Beitrag zur Kultur der Wistaria (Glycine) chinensis. Vom Obergärtner G rüg er. 320. II. Inlialt des Allerlei und der Verhandlungen des Vereines. Agaven-Blendlinge von Jean Verschaffelt in Gent. 155. Peruanische Alströmerien. 29. Entwickelungs-Geschichte des Apfels. 362. Ueber den Begriff von Art. 214. 338. 418. Die verschiedenen Ausschüsse des Vereines. 194. Die nächste grosse (internationale) Pflanzen- Ausstellung in Berlin. 397. Privatpreise bei Ausstellungen in London. 244. Die internationale I ndus t rie- Axisstel hing in Paris. 322. Die internationale Pflanzen- Ausstellung in Petersburg im Jahre 1868. 164. Ueber einige starke Bäume, besonders des Havellandes. 381. Werth alter Bäume in Anlagen. 243. Bastard -Er Zeugung durch Veredlung. 382. Mittel, Blumen zu konserviren. 94. Breun-Nessel als Gemüse und Scharbock als Salat. 167. Ueber die Cedern des Libanon. 380. Kunst- und Handelsgärtner Christoph. 137. Die Darwin'. sehe Theorie. 214. 338. 418. Der Naturforscher und Schuhmacher Thomas Eduard. 165. 425 Collinsia candidissima Hort. 95. C'oniiindra dissecta 296. glauca 296. Conyza lobata L. 24. Cordia tliyrsiflora S. et Z. 95. Coreopsis auriculata L. 84. Drum- nioiidii T. et Gr. 84. Cordyüne australis 228. cannaefolia 212." densifolia 212. spectabili.s Kth 100. .superbien.s C. Koch 228. CorydalLs bracteata Pers. 95. Corynocarpus laevigatus Fönst. 95. Criiiodeudron Palagua Mol. 95. Crinum anstrale Herb. 96. cras.sifo- limii 210. fiafc'idiim Herb. 90. pe- dunculatiim R. Br. 96. Cryptomeria japoiiica elerummondianii.s Beuth. 292. Marumia muscosa Bl. 135. Matthiola tricuspidata R. Br. 135. Maxiilaria leptosepala 223. Max i mowits chia chinensis Rupr. 135. Maytenus chilensis DC. 135. magel- lanicus Hook. til. 135. Meconopsis aculeata Royle 127. di- phylla DC. 127. Wallichi'i Hook. 127. Mei.steria cernua S. et Z. 136. Melia Toosendan S. et Z. 136. Meliosma nivriantha S. et Z. 136. Melothria Regelii Hort. 136. Merklinia rosea Reg. 74. Mertensia virginica DC. 136. Mesemh ri a n the mii m acinaci forme 294. rubrocinctum Ldl. 294. Metaplexis Stauntouii R. et S. 136. Microcachrys tetragona Hook. fil. 295. Microlepia strigosa 227. Miltonia anceps Rclih. fil. 285. ce- reola Lem. 174. Miiuosa natans Roxb. 136. tricolor Hort. 141. triqueta 136. 141. Mimulus cardinalis Dougl. 141. cu- preus Veitch 141. pardiiius Hort. 141. 415 quinquevulnerus 415. ti- griuus Hort. 141. Mirabilis Jalapa 355. longiflora 355. Mogiphanes brasiliensis Mart. 14. straminea Mart. 14. Momordica Bal.saniina 296. Balsa- mina leucantha 404. Charantias 296. pterocarpa Naud. 136. 404. Monochaetum ensiferiim Naud. 141. Monophy llaea HorsfieklüR. Br. 141. Montagnea heracleifolia Brongn. 405. Montanoa bipinnatifida C. Koch 405. Mulinnm sjjiiiosuin Pers. 141. Mussaenda luteola Del. 292. Mutisia retrorsa Cav. 141. Myosotis seni])erflorens 160. M y r s i n o p h V 1 1 u in asparagoides VVilld. 287. jVarcissus juncifolius Requ. 312. Nepenthes hvbrida maculata 221. 259. Nephrodium molle 25.5. Neurolacna hicolor C. H. Seh -Bip. 23. eupatorioides C. H. Seh. -Bip. 23. lobata C. H. Sch.-Bip. 23. Nico tia na grandiflora purpurea 141. Nigella atropurpurea 141. Noiana lanceolata 415. Ocimum melissodorum Hort. 141. 183. zeylanicum 183. Odontoglossum anceps 285. Bicto- niense Lindl. 174. Hystrix Bateni. 174. naevium 222. Warneriaimiu Rchb. fil. 174. Oenothera canariensis 415. Lamar- kiana 415. versicolor 415. Oncidium ampliatnm majus 222. bi- callosum Lindl. 174. Philippsianum 222. .sarcodes 222. sessile 222. Oncospermum Vanhoutteanum 350. Osbeckia rubicunda Arn. 141. vir- gata Don. 142. Ä: achira insigiiis 404. Pachypodium succulentum DC. fil. 294. Palafoxia Hookeriana T. et Gr. 142. 294. Pal a via flexnosa 239. Palumbina Candida Rchb. fil. 285. Panda n US elegantissiraus 223. java- uicus 223. Linnaei Gaudich. 142. variegatus 223. Veitchii 223. Panicura mandschuriciim Max. 142. Papaver bracteatum Lindl. 126. fu- gax Poir. 142. lateritinm C. Koch 126. Mar,schallii 183. monstrosum Hort. 125. Mursellii 125. 183. nu- dicaule L. 125. Orientale L. 126. i'anunculiflorum Hort. 125. Rhoeas L. 125. somniferum L. 125. Paris quadrifolia L. 191. Parmeutiera cerifera Seem. 241. edulis 241. Passiflora edulis Sims 382. Hulliti Hort. 382. incarnata L. 382. lau- rifolia L. 382. macrocariia Hort. 381. nialiformis L. 382. quadrangularis L. 382. Patersonia sempervirens K. et P. 123. Paulownia imperialis 194. 363. Pavetta börboniea Hort. 220. caflTra Thb. 219. incarnata Bl. 142. iu- dica L. 219. Pectis angiistifolia Torr. 142. Pelargonium diadcmatum 241. End- licherianuin Feiizl. 309. quinquevul- uerum 241. 427 Pennisetum cordofanum A. Br. et Bouche 395. Pentas carnea Bentli. 142. kermesina van H. 142. Peperomia ariaefolia 212. 293. ma- culosa 240. marmorata Hook. fil. 293. variegata 240. Pericalli.s Bourguaei C .Kocli 95. pa- pyracea Webb 95. Peri.'itropli e lanceolaria N. v. E. 292. Petunia nraltiflora 142. Perymeniiim discolor Le.ss. 23. Pbaenocoma prolificum 207. Phaju.s giandifloius l'Her. 83. 239. virgatus DC. 83. Phalaenopsis Lüddcmanuiana 285. 312. Porteaua 222. .sumatrana 285. zebrina 285. Philodendron Carj-opliyllus 142. Lindenii 238. Phlox Dnimmondü 415. NeLsoui 143. Phormium teuax fol. var. 259. Phoenicophorium Borsigianura C. Koch 350. Phrynium Veitcbianum C.Koch 208. 286. Phycella coru.scaus Lindl. 143. Physostigina veneuosum 330. Phyllanthus variegatus 239. Picea Lowiana 229. Pilo gyn e suavüs 296. Pin US tahulaeforniis 229. Pironneava Lüddemanuiana C. Koch 182. Pisonia Iongiro.stris Groencvv. 143. Pithecol ob iiim pruinosum Benth. 143. Pittosporum bicolor Hook. 143. crassifolium Solaud. 143. eugenioi- des Cunn. 143. umbellatum Grtn. 143. Plagianthus pulchellus Hort. 143. Platystemon califoruicus 127. Platystigma lineare Benth. 127. Pleroma elegans 207. 258. Podocarpus ehilina Rieh. 142. ex- celsa Lodd. 143. puuicea Don 143. saligna Hort. 143. spinulosa R. Br. 143. Pollia japonica Thunb. 143. jnirpu- rea 257. Polychilus Oornu cervi Lindl. 286. Polygon um filiforme Thunb. 143. pi- ctnm Hort. 144. sachaliense F. Schm. 144. Portulaca grandiflora 415. Prunus cerifera Ehrh. 77. diyaricata Led. 77. Myrobalana Aut. 77. Psammisia longicolla Hook. fil. 293. Psychotria uivosa 238. leucantha 384. Pterostyrax hispidum S. et Z. 144. Pty chosperma Alexandrae Hort. 144. Punica nana L. 149. Pyrostria polymorpha A. Rieh. 220. Qjuadria heterophylla R. et P. 149. Quevina Avellana Moll. 149. Quillaja Molinae DC. 149. Smeg- madermos DC. 149. Rapatea sp. 239. Reidia glaucescens Miqii. 150. palu- stris Groene\v. 150. Rhexia Mariana L. 150. virginica L. 150. R hinan thus Trixago L. 159. versi- color Lam. 159. Rhododendron Brookeanum 239. Falconeri 199. Hodgsoni Hook. fil. 294. 403. Jenkinsii Th. Nutt. 150. Lindleyi Hort. 199. 240. Maddenii Hook. fil. 310. Metternichü S. et Z. 150. Rhodostachys littoralis 150. Rhodotypus kerrioides 322. Rh US glabra 240. ternatifolia Veitch 150. Rhynchocarpa Welwitscliii Naud. 150. Rhy uchospermum jasraiuoides 207. Ricinus purpureus compactus 415. Rodetia Amherstiana Moqu. 1. 12. Rosa chlorocarpa 150. rugosa Thunb. 150. Rubus australis 397. Girondianus 397. Rudbeckia amplexicaulis Vahl 150. fulgida Ait. 150. speciosa Wender. 150. ♦-«** Rudgea macrophylla Benth. 384. ni- vosa Berk. 384. Rum ex Lunaria L. 150. Äaccharura aegyptiacum 24-5. Ra- yenuae 245. Salpiglottis variabilis 416. Salvia dissimilis Bonpl. 310. Halleri Fisch. 151. pratensis Inpinoides 151. Sibthorpii Sm. 151. Samyda nobilis 240. Sanguinaria canadensis L. 125. 127. Sapindus Mucorossi Gaertn. 151. Sa- ponaria 330. Sarana camtschatica 194. Sarcopodium uniflorum 406. Saurauja bracteolata DC. 151. bra- cteosa DC. 151. leprosa Korth. 151. leucophloea Korth. 151. tristyla DC. 151. S c b istocarpha bicolor Kth 13. Sciadopitys verticillata 229. Scilla Cooperi Hook. fil. 287. Scindapsus pictus 238. S c o 1 0 p e n dr i u m ofticinarura 227. 254. Scopolia Orientalis Dnu. 122. Scorzonera deliciosa Guss. 151. Scutellaria aurata Lern. 292. Mo- ciniana Benth. 258. 282. Selen ipediura caudatum 222. Senecio papyra^us DC. 95. Serapias epidendroides Rots 286. Sida californica Nutt. 135. pulchella Bonpl. 143. Sidalcea californica A. Gr. 135. Sileue pendula L. 152. quadridcntata Pers. 152. Siraaruba e.xcelsa 330. subcymosa 330. Siphocampy los fulgens 239. Skimmia (nicht Skinnia) oblata Th. Moore 312. Smilax marmorea 230. Solanum cinereum R. Br. 152. cri- nitum 404. Fontanesianum Dun. 152. reclinatum l'Ht'r. 152. yerbascifolium L. 152. Warszewiczii 404. Sonchiis frutico.sus Jacq. 152. Jac- quini DC. 152. macranthus Poir. 152. ophora macrocai^pa Sm. 101. paraxis imlcherrima Hook. fil. 288. partium supranubiura L. 152. partocytisus nubigcnus Webb 152. pathodia fraxinifolia H. B. K. 157. phacelc caiupanulata Benth. 157. piraea chamacdryfolia L. 157. con- fusa Reg. et Körn. 157. digitata Willd. 159. media Schmidt 157. mol- lis C.Koch 157. Reovesii Lindl. 157. sj'ringaeflora Lemoine 158. fach j- tarphe ta bicolor Hook. fil. 292. tachyurus praecox S. et Z. 158. tatice floribunda Hort. 158. 212. Halfordii 206. macroptera Webb 158. 212. pectinata Ait. 158. profusa 206. taur anthera graudifolia Benth. 212. tenactis speciosa Lindl. 158. tephanotis floribunda 207. tylocoryne fragrans Bl. 158. tylophorum di])hyllnm Nutt. 127. yniplo cos japonica DC. 158. luci- da S. et Z. 158. neriifolia Hort. 158. yncarpia laurifolia Ten, 158. yringa amurensis Rupr. 158. jjl acca integrifolia 406. Tacsonia yan Voixemii Funk. 293. Taxus tabularis 229. Teleanthera brasiliana Moqu. 14. Betzigiana Reg. 15. dentata Moqu. ficoidea Lem. 15. porrigens Moqu. 14. Telopia speciosissima R. Br. 159. Thibaudia cordifolia H. B. K. 293. coronaria Hook. fil. 294. ocannensis Hort. 294. Thladiantha dubia 258. 295. Thrinax gracilis 350. graminea 350. Tilia da.systyla Stev. 284. euclilora C. Koch' 284. Tillandsia xiphioides Ker 287. Tradcscantia undata 230. 346. Trewia hernandifolia Roth 135. Trichinium alopecm-oides Lindl. 12. niacrocephalum Preiss 12. Blanglesii Lindl. 12. Trichomanes foeniculacea 223. Trichopilia crispa 222. Galeottiana A. Rieh. 285. picta Lem. 285. tor- tilis 222. Turialvae Rclib. fil. 285. T ri chosan thcs colubriua Jacq. 159. cucumerina L. 159. palraata Ro.xb. 159. Tricyrtis hirta Hook. 159. 364. Trillium discolor Gray 191. sessile L. 191. Trixago apula Stev. 159. versicolor C. Koch 159. Tro chodendron aralioides 159. lon- gifolia 159. Trochostigma polygamum S. et Z. 80. Tropaeoluin Lobbiaiium 416. ma- jus 416. Tupa Bridgesii DC. fil. 159. ignescens Hort. 159. polyphylla G. Don. 159. Uhdea bipinnatifida Kth 405. Ungnadia speciosa Endl. 310. U r o s p a t h a spectabilis 240. splendens 240. 428 W^ a n d a cristata superba 222. Veronica perfoliata R. Br. 159. Verschaffe! tia splendida 350. VibTirnuiii davuricuni 405. Vicia globosa Retz 159. ^iVaitzia aeuminata 159. corym- bosa Wendl. 159. grandiflora F. Müll. 159. 312. sulpburea Steetz 159. Warczewiczella velata Rchb. fil. 286. Weigela arborea grandiflora 160. ar- borescens versicolor 160. biformi.s Hort. 160. Well ington ia gigantea fol. var. 380. Wigandia Vigieri 246. Wi.staria chincnsis 320. X anthochy mu.s pictoriu.s 330. Xanthosoma atroviridis 282. nigri- cans 282. Xeranthemum annuum miiltiflorum 416. m ncca Toneliana Hort. 175. Zamia villosa 240. Zinnia Haageana Kl. 416. 423 Frühzeitige Entwickeliing von Pflanzen. 43. Das Befallen.sein der Erbsen. 39. Ueber Prociulitiou der Erdbeeren. 244. 301. üeber den Geruch einiger Eupatorien. 155. Der Faam-Thee von Angrecum fragrans. 167. 2 Frühlingsblumen für Arabesken. 397. Der preussische Garten im Park der internationalen In- dustrie-Aus.steIlung in Paris. 259. 283. 323. 339. Der Gartenbau, besonders seine Stellung zur Landwirth- schaft in Frankreich. 91. Der Erzgeb irgische G artenbau-Verein in Chemnitz. 93. G arten bau- Verein in Frankfurt a. M. 93. Die Leipziger Gartenbau-Gesellschaft. 93. Die N eukaledonische Garteubau-Gesellschaft. 38. Preis - Aufgabe über das beste Buch über Gemüse, von der Gartenbau-Gesellschaft in Marseille gestellt. 164. Die zur Zeit der internationalen Industrie-Ausstellung in Paris projektirte Gemüse-Schule. 417. Früh-Gemüse in Paris. 92. Eine lebende Holzwespe in einem Stücke Kiefernholz. 259. Behandlung der Hyazinthen und Tazetten im Sommer. 215. Erodien-Saraen als Hygrometer. 364. Paterson'sehe Kartoffeln. 28. Ueber die Keimfähigkeit der bei uns gewonnenen Samen nordamerikanischer Gehölze. 165. Kokosnuss als Staarkasten. 74. Der po ni o logische Kongress in Melun. 300. Theodor Kotschy. 298. Krankheiten der Aepfel. 28. Berkeley's Untersuchungen über eine Krankheit auf den Blättern von Orchideen. 43. Krankheit des Pfirsichbaumes. 75. Die 12 landw irthschaftl ichen Feste Frankreichs. 94. Leroy's Dictionnaire de pomologie. 157. Lucas' Anleitung zur Kenntniss des Obstes. 361. Mittel gegen Maikäfer. 246. Baron C'hartier's Dünger zur Vertilgung der Maikäfer- Larven. 77. 216. Die Medaille für ausgezeichnete Leistungen im Gartenbau. 26. 321. Missbildungen an Koniferen, besonders bei Ta.xodium di- stichum. 73. Mistel- und Loranthus- Schmarotzer. 302. Ueber weitere Vertheilung von nicht zugesprochenen Monats- preisen. 41. Behandlung einer Masa Cavendishii im Wasser. 93. Ueber Nomenklatur des Gemüses. 166. Ueber Nomenklatur der Pflanzen. 302. _ Alex. V. Nord mann. 393. Die Nou r- To ak- Wurzel. .395. Obst-Anpflanzungen mit Unterfrucht. 247. Ueber Zwerg- und überhaupt Formen-Obstbäume. 365. Abnormitäten beim Blühen der Obstbäume. 75. 247. Mittel, Obstbäume zum Tragen zu bringen. 383. Späth's Vorlesungen über Obstbau. 42. 73. 137. 153. Ueber Unterricht im Obstbau. 383. Ueber Förderung des Obstbaues und die Pomologen - Ver- sammlungen. 213. 419 Ueber Obst-Erträge. 384. Eine Obstsammlung aus Norwegen. 362. Ueber Obst ■ Wildlinge. 299. Die Lucas' sehe Obstzange. 364. Oeneroth's schwedische Pomologie. 363. Orange mit fingerförmigen Blättern. 28. Papier aus Seggen oder Rietgräsern angefertigt. 156. Ueber Kultur der Passionsfrüchte. 381. Ueber das Blüheu der Paulownia imperialis. 363. Petroleum gegen die Schwarze Fliege. 261. Ueber das gegenseitige Ausschliessen der Pflanzen mit bun- ten Blättern und mit gefüllten Blüthen. 166. Pflanzen- Verkauf bei Ausstellungen. 164. Garten -Pflanzen, welche 'einen langen Transport aushal- ten. 39. Pflanzen zu Einfassungen und für Arabesken. 167. Die Photographien der Mitglieder des Ausschusses für die Londoner internationale Pflan^n-Ausstellung. 396. Der Hannoversche Po niologen-y erein. 419. Marius Porte. 298. -^ Monstrositäten der Primel. 42. Eine China-Primel mit grünen Blüthen. 28. Prunus divaricata (Myrobalana) als Unterlage zu Pfirsi- chen. 76. Berathungen zum Programme für die Fest - Ausstellung im Jahre 1866. 26. Das Frühjahrs-Programm für 1867. 281. Der beste Grassamen für Rasen. 77. Die beste Zeit, Rosen zu pfropfen. 157. Der Ros en -Ko ngress in Brie-Comte-Robert. 245. 260. 301. William Paul's Ansichten über Rosenkultur. 382. Ein Rosenpreis der Frau Minister v. Mühler. 153. Verhältnisse der S a m e u zur entstehenden Pflanze und des Edelreises zum veredelten Baume. 39. Das Jubelfest des Oberförsters Schmidt in Forsthaus Blum- berg. 193. Ueber Seifenrinden und Seifenwurzeln. 156. Obrist V. Siebold. 393. Die mehrblüthige Tulpe. 40. Eine neue Veredlungs-Methode. 323. Das älteste Verpflanzen grosser Bäume. 92. Die 5. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter in Reutlingen. 25. 75. 155. 260. Eine neue Vervielfältigungs-Methode von Zeichnungen auf Gyps. 259. Öffentliche Vorlesungen über Obstbau und überhaupt gärt- nerische Gegenstände in Belgien (Cercle professoral). 37. Geschichtliches über die den Gartenbau betreflfenden Vor- träge. 154. Naturhistorische Vorträge in englischen Fabrikstädten. 299. Die Wasser]) est (Anacharis Aisinastrum) und ihre Verbrei- tung in Norddeutschland. 396. Wein-Erträge in Württemberg. 245. Gefährliche Folgen des Weinpilzes. 40. John Standish' Kreuzungs-Versuche mit Weinreben. 419. Verfahren, Weintrauben lange zu erhalten. 92. Weir, der letzte Reisende der Londoner Gartenbau - Gesell- schaft. 39. Eine buutblättrige Wellingtonie. 380. Mittel gegen das Wurmst i chig werden des Kernobstes. 246. Eine grosse Yamswurzel aus dem tropischen Asien. 75. 424 III. Verzeichniss der Pflanzen-Namen. Abies Albertiana Murr. 229. Nord- manniana Stev. 405. Abronia fragrans Nutt. 294. Abutilon megopotanicum Mart. 134. pulchellum Sweet 143. striatum fol. var. 81. vexillarium Morr. 134. Acalypha tricolor 239. Acaiithop hoen ix crinitus Wendl. 350. Acanthus niger 200. Achyranthes argentea Lam. 12. as- pera 12. crispa 12. la)\ata, L. 12. picta Passer. 1. 14. 17. pofrigens Jacq. 14. procurrens Hort. 14. spa- thulata Lern. 15. VerschaflFeltii Lern. 14. 131. 404. Acrophyllum veno.s«m 208. Act ine IIa grandiflora T. et Gr. 81. Actinidia Kalomicta Maxim. 81. po- lygama Hort. 81. Adansonia digitata L. 7. Adiantum folpodcs 255. Farlerense 240. Lindeuii 227. velutinum' 227. Adonis aestivalis L. 81. Aechmea Weilbachii van H. 27. Aijrides japonicum Rchl). fil. 222. Aeschj'nan t Lu.s zeylanicus Gardu. 81. Aerva javanica Juss. 12. lanata L. 12. sanguinea Hort. 12. sanguino- leuta 12. Agave Hookeri C. Koch 347. juccae- folia Red. 347. Agrostemma Coeli rosa L. 414. Allamanda catluirtica 207. Hender- soni Hort. 174. Allium tulipaefloruni 210. Alsophila contaminans 227. Miquclii 227. Alstroemeria den-^siflora Herb. 287. Alternanthera paronychioides 1. 15. 17. 258. sessilis I. sessilis amoeua Lern. 15. 173. spathulata Lern. 173. varicgata Hort. 15. 258. Alyssum deutatum Nutt. 82. Amarantesia brasiliensis Hort. 258. Amarant US bicolor Nocca 5. cauda- tus L. 4. chlorochacbys Willd. 5. cruentus L. 5. flavus L. 5. hybri- diLs L. 5. hypochondriacus L. 4. melancholicu.s L. 5. oleraceu.s L. 5. paniculatus L. 4. pendulus Hort. 5. ruber Hort. 5. sanguineus L. 5. spe- ciosus Sims 4. strictus Willd. 5. tri- color L. 5. tristis L. 5. viridis L. 5. Amaryllis Albcrti 394. Belladonna 351. Amherstia nobilis 7. Ammi niajus L. 83. Visnaja Lam. 83. Anacharis Aisinastrum 396. Auacyclus radiatus Lois. 82. AnagaUis grandiflora 414. Anecochilus Dominii Hort. 237. Anemone angulosa Lam. 121. 174. Angraecum citratum Batem. 222. Ansellia africana 222. Anthemis purpurascens Hort. 82. Antirrhinum majus L. 414. rupestre DC. 82. Anthurium eordatum 221. grande 221. magnificum 221. 238. 405. re- gale 238. 297. Sche.rzerianum 211. 221. Apbelandra humilis 207. macran- tha 207. Aralia undiiata 239. Arcca nobilis 350. rubra 350. spe- ciosa 350. Verschaffeltii 350. Argem one albiflora Sims 127. Bar- klaj-ana Grab. 127. grandiflora Sweet 127. Hunnemanni 0. et D. 126. me- xicana L. 126. ochroleuca Sweet 127. platyceras Lk et 0. 127. A r g y r a n t h e m u m frutescens Webb 82. gracile 82. ochroleucum Webb 82. speciosum 82. Armeria plautaginea 210. A rtcmisi a japonica Thunb. 82. Arthrotaxis tetragona Hort. 295. Aster chinensis 414. Aspidium aculeatum 227. angulare 227. 254. Filix mas L. 227. 254. Frizelliae Hort. 184. 254. molle 255. A.splenium alternaus 227. Filix fe- mina 227. 253. Hemionitis 253. He- mionitis eristatum 253. Nidus avis 227. Novae Caledoniae 227. pul- cherrimum 254. resectum 227. A t a c c i a cristata 405. Atberosperma moschata Lab. 82. Atliyrium Goeringianum tricolor 240. Aubrietia Campbellii Hort. 82. 173. deltoidea 173. Mooreana Hort. 82 purpurea fol. var. 83. Azalia mollis Bl. 82. Bahia lanata DC. 83. Balsamita grandiflora Dsf. 83. vir- gata Dsf. 83. Batemannia grandiflora Rchb. fil. •286. Begonia baccata Hk. fil. 293. Digs- welliana Hort. 83. dipetala Grab. 83. geranioides Hook. fil. 293. nia- labarica 83. Pearcei 239. 293. B c 1 1 e n d e n a montana R. Br. 83. Berberis congestiflora Gay. 83. Val- diviana Hort. 83. Bertolonia guttata Hook. 175. 239. 291. margaritacea 239 Bignonia argyraea violacea 212. or- nata 238. Billbergia amoena Lindl. 172. an- gustifolia C. Koch 181. Glymiana de Vr. 172. iridiflora N. v. E. 172. Leopold! Hort. 172. Liboniana de Jonghe 172. pallescens C. Koch 172. Forteana Brongn. 172. pulcherrima C. Koch 172. pyramidalis Lindl. 171. Rohani de Vr. 172. rubra Hort. 172. splendida 282. stipulata Brongn. 172. viridiflora H. Wendl. 172. Wetherclli Hook. 172. Wioti Hort. 172. zebrina Lindl. 172. Bisnaja major Hort. 83. Blumea macrophylla DC. 83. Bocconia cordata Willd. 127. fru- tescens L. 127. integrifolia H. B. K. 127. Bougainvillea spectabilis 7. 208. Bouvardia floribunda 309. leiantha Benth. 309. Oriana 309. Brassia verrucosa 222. Bridgesia spicata Hook. 39. Bromelia pauciflora C. Koch 183. sphacelata R. et P. 104. Brownea grandiceps 212. 1 Brugmansia arborea 344. Knightii I 344. Wagmanni Faxt. 96. Buginvillea spectabilis 7. 208. Burlingtonia fragrans 222. C/alandrinia umbellata 414. Calathea tubispatha Hook. 287. Veit- chii Hook. 286. Calceolaria hyssopifolia H. B. K. 292. Calliopsis diversifolia 84. Callirrhoe pedata nana 414. verti- cillata 414. Calycomis verticillata 208. Campanula carpathica bicolor 84. Leitweinii 194. pyramidalis 364. Capraria lanceolata L. fil, 103. Castanea vesca L. ß. microcarpa 405. Cattleya labiata 222. Mossiae 222. Mossiae Mariannae 222. Skinneri 222. Cedronella cana Hook. 84. Celosia castrensis L. 3. coceinea L. 3. 84. cristata L. 3. lactea Hort. 12. lanata L. 12. margaritacea L. 4. paniculata L. 4. trigyna L. fil. 4. virgata Jacq. 4. Cepha-Iandra diversifolia Naiid. 404. quinqueloba 291). Cereus Bertini Cels 310. Roemeri Engeln). 310. Ceratostemma coronaria Lind. 294. Ceropegia sororia Harv. 292. Cestrura aurantiaeuni Lindl. 84. Chaenestes lanceolata Miers 84. Chamaeranthemum Beyrichii N. v. E. 292. Cheiranthus anuuus 414. Marshallii Gardn. 84. ochroleucus Hall. fil. 84. Chenopodium auricomum Lindl. 84. C h r y s a n t he m u m carinatmn Suhousb 84. 414. multicaule 414. Chrysoeoma denticulata Jacq. 83. Cineraria argentea vera 95. Bour gaei Webb 95. papyracea 95. Circaea mollis S. et Z. 85. ■, Giema tis aristata R. Br. 95. Fortu- j nei coerulea 240. leptophylla micro- ' phylla 95. Clianthus Dampieri 95. 173. Clitoria Ternatea L. 95. Coccinia Mackenuü Naud. 95. Codiaeon chrysostictum 239. Coleus Gibsoni 239. DESS \ y\ij ^'<» Vor! V V 3 5185 00260 2546 11 §mi> iip ■iiiiiii: iiU iillli iliia^iatiiv